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ZEITSCHRIFT
fCB
VEBGLEICHENDE
SPRACHFORSCHUNG
AUf DSU nkanrcE der
mDOOERMANISCHEN SPRACHEN.
BKOnOyDffr
A. KUHN.
E. KUHN Fvti J. SOHMIiyt.
BAND XXIX. NEUE IT^LGE BAKlt IX.
EBsreti UÄD zwKnia «ki't.
GÜTERSLOH,
DBDUK tnO) VEKLAG VOK C. RERTELSMANN.
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Inhalt
Zur >a('hri(-lit,
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tiJgtii W(idi«o zur AB^ftbu ^Hmtgeti »inl. Die Aanh Anfr
I WiirtreüisUfra bedm^lu Ver/JiiJCTUiiir HrA eine fnlbei« Ausübe
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Otto Unrriutiawitz
Antiqnariats-ßnchhaiidJnDg in Loipzig.
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Ankauf ganzer Bibliotheken
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Vfriiig Tim C. Bfrti'lsniiiiin In (illtyreluh.
Mytlioldjiischc Stiidieu
Adalbert Kuhn.
UeraiLsgeselieii von Ernst Kuhn.
Krnttir lliiiiil:
llKriilikuiin Uea Feuur» luid ilf» Oiillirli'iinki
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ZEITSCHRIFT
FÜR
VERGLEICHENDE
SPRACHFORSCHUNG
AUF DEM GEBIETE DER
INDOGERMANISCHEN SPRACHEN.
BEGRÜNDET
VON
A. KUHN.
HERAUSGEGEBEN
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NEUE FOLGE BAND IX.
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GÜTERSLOH.
DRÜCK UND VERLAG VON C. BERTELSMANN.
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Inhalt.
S«ite
Zur Physiologie und geschichte der palatalen. Von Rudolf Lenz. l
Sigma in Verbindung mit nasalen und liquiden im griechischen. Von
Felix Solmsen. I. 2 in Verbindung mit nasalen. 1. cap.
Idg. nasal + s und s + nasal zwischen vocalen ... 59
2. cap. ürgr. nasal + a + consonant. 8. cap. Nasal + inlaut.
sekundärem a oder auslaut. idg. s, II. Z in Verbindung mit liquiden 329
Miscellen zur griechischen grammatik. 12. Über die behandlung von
a in Verbindung mit q, l, v , ^i. 13. Über attische contraction
nach ausfall des vau. 14. txaaxog. 15. dit^fo. Von Jakob
Wackernagel 124
Die korinthischen vaseninschriften. Von PaulKretschmer 152
Über das Verhältnis der schrift zur spräche. Von Fr. Burg. . 176
Kachtrag zu der abhandlung in b. XXYII 481-545. Von E. Krum-
b ach er 188
Cella. Von F. Wilbrandt 192
Apollon-Agni. Von L. v. Schroeder 193
Zwei verkannte aoriste. Von WilhelmSchulze . . 230
Miscellen. Von Wilhelm Schulze 255
Arica. Von Chr. Bartholomae . ' 271
Beiträge zur kenntnis der gatha's II. Von Chr. Bartholomae 293
Avestisch hUidj^. Von F r. B u r g 358
Irish Glosses and Notes on Chalcidius. Von WhitleyStokes . 372
Irish Sterns in s. Von WhitleyStokes 379
Berichtigung. Von P. Kretschmer 880
Über den dialekt der attischen vaseninschriften. Von Paul
Kretschmer 381
Der arische akk. plur. mask. der i-, ^' und r-stämme. Von Chr.
Bartholomae 483
Die arische flexion der adjektiva und partizipia auf n^. Von Chr.
Bartholomae 487
Sach- und Wortregister. Von FelixHartmann. . . . 589
Druckfehler und berichtigungen ^1^
Bemerkung [zu s. 381 AT.]. Von Paul Kretschmer . .618
Zur Physiologie und gescMclite der palatalen.
Einleitung.
Ich beabsichtige im folgenden eine zusammenhängeiide
physiolog^che darsteUung der sog. palatalen und mouillierten
laute zü versuchen. Die aufgäbe der lautphysiologie im dienste
der Sprachwissenschaft ist, das wesen der lautgesetze zu ana-
lysieren und dadurch die lücken auszufullea, welche die histo-
rische lautlehre lassen muss. Ich sage „lassen muss"; denn
nehmen wir den günstigen fall , dass die historische lautlehi-e
zur erklärung eines lautwandels einige mittelstufen mit Wahr-
scheinlichkeit angeben kann, z. b. k =- kj ^ ij ^ C ^ s, so
hat sie damit doch nur einige meilensteine gesetzt auf dem
langen wege der möglichen zwischenlaute, und die physiologie
muss erst beweisen , dass diese meilensteine auch an dem
richtigen, an ein und demselben wege stehen; sie muss den
weg von einer Station zur andern im einzehien verfolgen, ganz
abgesehen davon, dass die historische lautlehi'e meistens nur
buchstabenreihen liefern kanu, deren lautwert selbst erst ge-
nauer bestimmt werden muss. — Wenn die physiologie das
leistet, so vermag sie schon viel ; mehr verlange man vorläufig
nicht; vor allem nicht, dass sie nun auch in jedem falle be-
weisen könne, warum dieser laut diesen, jener jenen weg
einschlägt, warum derselbe laut anter denselben bedingungen
in dieser gegeud sich anders verhält als in jeuer. In einigen
ßLllen können wir allerdings schon heute die lösung solcher
fragen beibringen oder wenigstens vermuten, in anderen fallen
wird es die Zukunft können, wenn erst bessere und reichere
physiologische materialien aus den modernen dialekten ge-
sammelt sein werden ; — viele rätsei werden aber wohl nie
gelöst werden. Den inneren grund zu finden, warum ein laut
sich weiter entwickelt oder nicht, waram er sich grade so
und Dicht anders gestaltet, das dürfte ebenso schwer sein als
Zrilicbiirt flu THgL fipinchl. N. IZ. r. 1 u. 3. 1
g Jtadolf Lenz,
exact zu beweisen, dass aus einer eichel nie eine fichte hervor-
wachsen kann. Wir wollen lieber versnchen in die physio-
logischen eiuzelheiten eines laatwandels einzudringen, oder
allgemeine gesichtspunkte fUr bestimmte gruppen von Ver-
änderungen suchen, nur dUrfen diese letzteren nicht so allge-
mein und unbesümmt sein wie die oft gemissbrauchten worte
kraftersparnis, sprechbarkeit, wohUdang und dergl. —
Meine aufgäbe wird zanächst rein physiologisch sein, so-
dann aber auch spracbgesctiichtlich , indem ich die im theo-
retischen theüe gewonnenen resultate auf die überlieferten
sprachlichen Vorgänge anwende. Beide male muss ich eine
kritik der früheren ansichten vorausschicken, bei denen ich
mich möglichst kurz fassen will in der hoffiiung, dass meine
Untersuchungen, wenn sie sich als stichhaltig erweisen, mit
der Widerlegung einiger hauptpunkte ein weiteres eingehen
auf die eiuzelheiten flberfllissig machen werden.
Um alle missverständnisse zu vermeiden, mnss ich eine
Übersicht Über das physiologische System aller hierher ge-
hörigen sprachlaute voranschicken und mit einigen worten
motivieren. Der hauptfehler aller früheren Untersuchungen war
eine mangelhafte eintheilong der lautgebiete. Erst Traut-
mann und noch besser Seelmann haben eine feste grund-
tage gegeben; ich schliesse mich im wesentlichen an sie an.
Gbersteht Ober simntlidie denUl-, alTeoUr- und palaUlUnt«. ■)
Gebiet äe& fe- Gebiet des he-
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Bten tlieilcä. weglichen
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') Man wird in der vorstehenden t&belle leicht Trautmanna Bjstem
mit einigen abweichungen wiedererkennen. Die nasalen frikatiren, B-
und L-laute sind nur der kürze wegen ausgelassen ; ich bezeichne sie wie
die nasalen vocale durch ^ : q etc. Abweichend von dem gewOluüicbeD
scheide ich principiell zwischen apicaler ond dorsaler iirtJculation der
lange; der verlauf der arbeit vird hinl&ngUch »igen, dass diese scheiduig
Zur Physiologie und geschichte der palatalen. ^
Die eintheilung der lautgebiete und ihre grenzen.
Es sei mir gestattet, hier etwas ausführlicher über diesen
gegenständ zu sprechen, weil es von der höchsten Wichtigkeit
ist, dass endlich einmal eine eintheilung gewonnen wird,
welche genügend ist und berechtigt von allen Physiologen und
sprachforschem angenommen zu werden. — Welchen anfor-
derungen hat eine solche eintheilung zu genügen? — Ich
meine: 1. sie muss die groben anatomischen Verhält-
nisse berücksichtigen; 2. sie muss den Verhältnissen
der häufigeren sprachlaute entsprechen und 3. mög-
lichst fest und unverrückbar sein. Aus dem ersten geht
hervor, dass man zahne, Zahnfleisch, harten gaumen und
gaumensegel zu trennen hat, was in der regel auch geschehen
ist, am besten bei Seelmann (ausspräche des latein nach
physiologisch-historischen grundsätzen, Heilbronn 1885,
p. 243 ff.).
Was besagt nun die zweite forderung? — Meiner ansieht
nach nicht, dass etwa flir die deutschen, französischen und
englischen laute ein System aufgestellt werde, welches für die
russischen oder schwedischen vielleicht nicht passte,^) sondern
dass die grosse der unterabtheilungen so angesetzt wird, dass es
sprachgeschichtlich nothwendig ist. Den index der dorso-alveolaren ge-
brauche ich nur, wo die articulation zweifelhaft sein könnte, aber mit be-
gtimmtheit angegeben werden kann ; in gleichem falle kann man die apico-
alveolaren mit dem index 1 bezeichnen. Als unterabtheilung zu den api-
calen rechne ich die linguo-frontalen , die mit dem zungenblatt {„hlade^*)
articuHert werden (Seelmanns coronale). Dass ich nicht überall wie
Trautmann drei «-laute ansetze, geschieht absichtlich. Warum bei den
dorso-praepalatalen zwei reihen angesetzt sind, ergiebt sich aus dem ver-
laufe unserer Untersuchung. Die dentalen kann man noch in interdentale
and postdentale eintheilen. Reducierte, unvollkommen gebildete laute be-
zeichne ich durch ^ oder ^ ; den zwischenlaut zwischen i und j mit y.
1) Ich stehe damit im gegensatz zu Lyttkens und Wulff, welche
Svenska spräkets Ijudlära (Lund 1885) p. 107 sagen: „Hvarje spräk
bar dock utvalt vissa stallen och delar, hvilka företrädesvis användas,
och Qppställningen af serier blir därför delvis beroende af det spräk, hvars
Ijud skola behandlas, i det att blott de serier behöfva upptagas, af hvilka
det ifrägavarande spriket begagnar ett eller flere Ijud.*^ In diesem falle
müsste man eben für jede spräche ein besonderes system aufstellen , was
zu endlosen Schwierigkeiten und Unklarheiten führen würde. Nur wer
aUe sprachen mit demselben massc misst, wird ein klares bild ihrer gleich-
heiten und Verschiedenheiten mit leichtigkeit erhalten.
1*
leicht ist jeden beliebigen laut möglichst pi-äcis zu bestimmen.
Die eintheÜung muss zunächst auf der mittelliiiie des gaumens
geschehen, wo die meisten articulationen stattfinden; sodann
dürfen aber auch die unterabtheilungen weder zu gross noch
zu klein sein. Da nun die verschlusse der zunge in der regel
etwa ein centimeter breit sind (die Zungenspitzenverschlüsse
meist etwas schmaler, die zungenrückenverschlüsse in der
praepalatalgegend meist etwas breiter), so durfte circa 1 cm
als dorchschnittsmass wohl das richtigste sein. Dem ent-
spricht am besten Seelmanns eintheilung; Trautmann (die
sprachlautc im allgemeinen und die laute des eng-
lischen, französischen und deutschen im besondern,
Leipzig 18H4— 1ÖÖ6) sowie Lyttkens & Wulff (1. c.) weichen
nur wenig davon ab. Ich schliesse mich eng an Seelmann
an, doch muss ich, um der diitteu anforderung zu genügen,
einige anmerkungen hinzufügen, ndt denen ich nicht im Wider-
spruch zu meinen vorgängem zu treten hoffe, sondern ihre
andeutungen nur exact ausführen will.
Was zunächst die gestalt des Oberkiefers und gaumens
betrifll, so bin ich durch eigene Untersuchungen zu dem re-
sultat gekommen, dass die meisten abbildungen in lautpbysio-
logischen werken ungenau oder falsch sind; insbesondere Ist
die Wölbung am praepalatum meist viel zu flach. ') Eine
anzahl von wachsabdrücken, die ich selbst hergestellt habe,
beweisen mir zur genüge, dass gröbere Verschiedenheiten des
gaumens (abgesehen natürlich von pathologischen Veränderungen)
jedenfalls selten vorkommen. Man will allerdings gefunden
haben, dass der gaumen bei den kulturvülkeru im laufe der
zeit (durch mangelhaften gebrauch der zahne) kleiner ge-
worden ist und dass z, b. die Oberkiefer der neger grösser
und breiter sind als unsere; doch glaube ich nicht, dass dieses
auf die Sprachentwicklung, wenigstens nicht auf die folgenden
Untersuchungen grossen einfluss haben kann. Eingehendere
forschungen hierüber sind mir nicht bekannt; jedenfalls wäre
es wüuschenswerth und interessant, dass konstatiert würde,
ob sich z. b. bei den einzelnen europäischen Völkern bestimmte
■) Dies gilt leider such von der kane bei Techmer, xur ver-
»nscbaulichung der lautbildong, Leipzig IBSä, firauchbar ist die
Abbildung in seiner Phonetik II. tftb. I.; aur notfa aacb das Schema bei
Zar Physiologie tinil geschichte der palataleD.
ahweichimgen von dem, was wir als normal hetrachten, häufig .
finden oder nicht.')
Die alibildnngen, die ich gehe, sind nach meinem eigenen
gaamen gemaclite medianscimitte des wachsabdiiicks ond pro-
jectionen des gipsabgusses und zwar in lebensgrösse, weil da-
durch die anschauüctikeit sehr erhöht wird. Die a b w e i -
chungen, welche ich selbst gefunden habe, sind folgende:
i. der bau und die Stellung der scImeideÄäbiie kann anders
sein; ilie zald der backzäline schwankt auch bei erwachsenen
zn'ischen 4 und Ö, doch ist der platz, den sie zusammen ein-
nehmen, ziemlicli gleich gross; 2. die alveolen können in der I
mittellinie etwas mehi- oder weniger stark convex sein als hei
mir; doch beträgt die abweichiing nach beiden seiten kaum
mehr als ein millimeter; 3. die Wölbung am palatnm dui-um
kann etwas (selten mehr als 1 mm) mehr oder weniger hoch
sein; 4. am stärksten variieren die wellenförmigen erhöhnngen
anf den alveolen nach läge, zahl und ausdehnung, sowie die
breite des kiefers und gaiimengewölbes. Die gesammtausdeh-
nuDg vum anfang des zabnfieisches bis zum weichen gaumen
war in allen von mir untersuchten fällen ziemlieh gleich (c. 47
bis 49 mm). Die eintheilung ergiebt sich demnach am besten
80 , dass man für die drei tlieile des palatum durum (prae-,
medio- und postpalatum) je 11 mm oder etwas mehr nimmt,
dann bleibt fllr das alveolargebiet ein rest von 13—14 mm.
Die greuzlinie zwischen medio- und postpalatum, senkrecht
auf der mittellinie , trifft ungefähr zwischen den dritten und
vierten ba^kzahn je nach grosse und zalil derselben. Die
grenze zwischen prae- und mediopalatum kann senkrecht oder
etwas nach liiuten geneigt, von der mittellinie zu den zahnen
(hintere grenze des zweiten backzahns bei mir) führen. Von
diesem endpunkte aus ziehe man auch die vordere praepalatal-
grenze; was dann zwischen dieser und den zahnen liegt, gilt
als alveolargebiet. Den oberen theil des alveolargebietes an
■) Bei einem zalinarzt, der mir mehrere hundert gipsnbgüMe Ton
^Dnifii (wie sie behufs anfertigung künstlicber zahne gemacht werdeo)
Bur verfdguDg stellte, fand ich aU^rdings eine ganze anzah! abweichender
Ulilnngen. Kine Btatistik nach diesen abgüssen wurde aber ein falsches
biUI ergeben, da eben grade die unregel massig gebauten kiefer auch die
»cblecbtesten zihne haben und der mechanischen bilfe des ftnttes iiitehr
bedftrfen als nonnalgebildete ; letztere kommen aber für uns allein in
tatncht
g Rudolf Lenz,
der praepalatalgrenze bezeichne ich zuweilen mit „supra-
alveolar".
Das velargebiet vom harten gaumen bis zum Zäpfchen
(ungefähr 30 mm) lässt wegen seiner Veränderlichkeit (beweg-
Uchkeit) keine ganz exacte grenzbestimmung zu. Ich theile
es durch mittelsenkrechte in prae- und postvelar.^)
1. Zur phyBiologie der palatalen.
I. Historischer theil.
Der gegenständ der folgenden Untersuchungen sind, wie
ich schon im eingang angedeutet, die sog. palatalen und mouil-
lierten laute; wie man aus der Übersicht auf p. 2 ersehen
wird, bezeichne ich diese laute als „dorso-praepalatale",*)
womit ihre Stellung im System genau bezeichnet ist. Ehe ich
nun meine eigenen ansichten entwickele, vnR ich kurz zeigen,
welches der gegenwärtige Standpunkt der lautphysiologen die-
sen lauten gegenüber ist und wie man allmählich zu ihm ge-
kommen ist.
Zur Charakterisierung der heutigen ansichten wird es ge-
nügen, wenn wir betrachten, was Sievers und Trautmann
über unseren gegenständ sagen, jener als repräsentant der
sogenannten englischen schule, dieser als ihr gegner.
Sievers (grundzttge der phonetik zur einführung
in das Studium der lautlehre der indogermanischen
sprachen, Leipzig. 2. aufl. 1881; 3. auf. 1885) giebt keine
streng nach gebieten geordnete eintheilung der consonanten;
über seine auflfassung unserer laute kann jedoch kein zweifei sein.
Unsere apico-praepalatalen entsprechen den sogen, milrd-
dÄa%a-lauten (cacuminalen, cerebralen und wie sie sonst noch
genannt sein mögen) des altindischen. Sievers sagt nun aus-
drücklich bei besprechung dieser laute (phon.* p. 51, =^ p. 59 f.):
„Dorsal gebildete nebenformen dieser klasse giebt es meines
Wissens nicht, die angegebene zungenstellung lässt ihre bil-
dung nicht wohl als möglich erscheinen." Unter „angegebene
zungenstellung" sind die worte: „Die Zungenspitze ist hier
^) Wie beim palatum durum drei theile anzusetzen ist nicht rathsam,
aber das ganze mit Trautmann und Lyttkens & Wulff als eins zu
betrachten geht wegen der grosse noch weniger an.
<) Ich verstehe unter „palatalen** alle zwischen zunge und palatum
durum gesprochenen laute.
Zar Physiologie und geschichte der palatalen. 7
nach dem ganmendach auf- und znrückgebogen^ zu verstehen.
Dass von einem zurückbiegen des zungenrttckens nach dem
gaumendache nicht wohl gesprochen werden kann, ist richtig;
aber warum soll man ihn nicht bis zur bertthrung mit jener
stelle aufbiegen können? — Sievers widerspricht sich im
folgenden selbst. Er sagt (phon.* p. 53 =' p. 61) von den
„Palatalen^: „Unter palatalen verstehen wir die durch arti-
culation des mittleren zungenrttckens gegen den harten gau-
men gebildeten /c-ähnlichen verschlnsslaute und die diesen ent-
sprechenden Spiranten" (z. b. slav. fc-laute vor sog. „weichen"
oder „palatalen" vocalen). „Man sieht, dass bei der ausdeh-
nung des articulationsgebietes , das sich von der hinteren
grenze der alveolen (!) bis zum weichen gaumen erstreckt,
wieder eine grosse mannigfaltigkeit von lauten möglich ist."
Ist denn das gaumendach hinter der grenze der alveolen nicht
der ort, wo die „cerebralen" gebildet werden und keine dor-
sale articulation möglich sein soll? — Und wenn die arti-
cnlationssphäre der „cerebralen" noch so klein wäre: dass ein
punkt des gaumens vom zungenrücken nicht berührt werden
könnte, wäre eine so auffallende thatsache, dass Sievers sich
deutlich aussprechen musste. Ich finde in seinen worten einen
augenscheinlichen Widerspruch, wie er nur bei dem vollstän-
digen mangel einer klaren abgrenzung der articulationsgebiete,
welche leider für die englische schule charakteristisch ist, ent-
stehen konnte.
Trautmann setzt zunächst (sprachlaute § 193, 194) zwei
apico-praepalatale fricativlaute , ^ und ß (und f, i), dazu §
210 als explosive (} und t (die „cerebralen"); dann aber §
195 noch ein paar fricative „ganz abweichender bildung" (wir
wollen sie mit S und i bezeichnen). „Ist bei ^ p) die Zungen-
spitze auf- und zurückgebogen, so ruht sie bei § unthätig hinter
den unteren Schneidezähnen und ihrem dämme, und die enge
wird zwischen dem vordergaumen und dem vordersten theil
der mittelzunge gebildet ; kieferwinkel im zweiten grade, grund-
geräusch C4, mittle obergeräusche stark. Der laut macht den
eindruck eines mitteldinges zwischen s und /- Unser § ist,
wenn mich meine erinnerung nicht täuscht, das § der Polen.
Sehr geläufig ist es auch dem geborenen Leipziger, der an-
1) Ich setze meine transscription ein and lasse Trautmanns^ ab-
sichtlich ans.
g Rudolf IjOdz,
statt mich gleich pech usf. mU gleiS pe6 sagt, sowie der ge-
gend von Bonn und Köln."
Von den entsprechenden explosiven sagt er § 211: „Die
enge der Schleifer i und § in den gleichortigen verschluss
fibergefuhrt, giebt die klapper O und K. Sie sind häufig in
den slavischen sprachen, finden sich aber auch in deutschen
mundarten. "
Dazu giebt Trautmann folgende anmerkung: „Die klap-
per O und K erscheinen — und entsprechendes gilt von den
Schleifern £ und ^ — in der entwicMung der sprachen mei-
stens als mittelstufen zwischen gJc und dt. Das lat. Cicero
{Ki)e€Q(ov) hatte zuerst zwei mittelgaumen-fc; J^ik^ero; später
wurden daraus zwei vordergaumen-Z, und zuletzt im it. dce-
rone zwei ts. Ganz auf die gleiche weise ging das altengl.
ceap (got.* haup) durch Keap hindurch in das neuenglische
cheap {tUp) über."
Was Trautmann in § 195 sagt, ist richtig; dagegen
täuscht er sich in betreff der dem § entsprechenden verschluss-
laute. Die von ihm angegebenen liegen weiter hinten und
entsprechen unserem vordersten x, sie sind wesentlich mittel-
gaumenlaute (mediopalatale), und die eigentlichen dorso-prae-
Palatalen fehlen bei Trautmann. Genaueres wird sich im
laufe der Untersuchung zeigen.^)
Über die mouillierten laute sagt Sievers (phon.* p. 142
= ^164) folgendes: „Unter mouillierung oder palatalisie-
rung versteht man gemeinhin die Veränderung, welche ein be-
liebiger consonant durch die vorausnähme der mundarticula-
tion eines i oder j erfährt, d. h. durch eine dem i entsprechende
dorsale erhebung der vorderzunge und eventuell spaltförmige
erweiterung der lippen, mögen nun die letzteren geöfl&iet oder
geschlossen sein. Ein solcher mouillierter konsonant ist selbst-
verständlich ein ebenso einheitlicher laut als jeder beliebige
nicht mouillierte." Sievers fuhrt dann eine anzahl beispiele
aus romanischen und slavischen sprachen an. Die labialen
sollen durch die mouillierung in ihrer bildung nicht beeinflusst
1) Seelmann, der zwischen Sievers und Trautmann zu stehen
scheint, mag den fehler hei Sievers bemerkt haben; er setzt in der theo-
retischen Übersicht (1. c. p. 245) keine dorso-praepalatalen an, obwohl er
später bei beschreibung des lat. c und g vor hellen vocalen diese laute
theilweise bis ins praepalatum vorrücken lasst und also in denselben fehler
verf&llt wie Traut mann.
Zur Physiologien und geschiebte der palataleu. 9 I
werden, rlagegen mnss bei den Zungenlauten „ein compro-
miss zwischen den zwei sich kreuzenden articulationen ein-
treten." Die gutturale {gleich unseren velaren) sollen der
monülienuig nicht fähig sein, sondern erst palata] werden müs-
sen. Die cerebralen und apico-alveolaren „widerstreben
einigermassen der niouillierung (wenigstens was die
zungenstellnng betrifft), dagegen sind die dorso-alveo-
laren ganz besonders für sie geeignet."
Trantmann (§ 325) betrachtet ebenfalls die mouillierten
als einheitliche laute. Sie verdanken ihre entstebung einem
nachfolgenden i oder j; „aber das t oder j ist nichts selb-
ständiges mehr in den jerierten conaonanteu der Küssen,
den nh, Ih der Portugiesen, den g», gl der Italiener u. s. f.,
sondern i.<<t vom vorhergehenden consonanten sozusagen
aufgesogen worden. Die mittelzunge verhält sich ähnlich
wie beim j: „ähnlich! beim j bildet sie enge, bei der hervor-
bringnng irgend eines (I) mouillierten consonanten ver-
schluss (!) mit dem mittelgaumen (!)." § 816 fuhrt Traut-
mann weiter ans: „Der laut li ist ein genäselter klapper, ein
D, bei dem sich die mittelzunge so breit und voll an den
mittelgaumen legt, dass beim abziehen derselben, bei der Iß-
»ong des verschlusses, ein ./-artiges nebengeräuseh erklingt."
Nebenbei wird bemerkt, dass es auch „mittelgauminge" ohne
nnd ebenso „vordergaiiminge" mit und ohne dieses neben-
geräusch gebe.
Beide definitiouen lassen zu wünschen übrig. Sievers
sagt nichts näheres über den „compromiss", Trantmann ge-
braucht dafür die worte „sozusagen aufgesogen" ; es wäre doch
wünschenswerth, dass beide sich der bildlichen ausdmclisweise
enthalten hätten und klar angedeutet, wie man sich den Vor-
gang denken soll.
Älit welchem recht Sievers mouillierte labiale, die doch
zwei articulationsstellen haben (cf. phon. *p. 143 = *p. 165)
als einheitliche laute bezeichnet, ist mir auch unklar. Bin
mouilliertes p, wie es auch sei, hat doch zwei zeitlich nacheinander
folg^ende articulationen an zwei Örtlich verschiedenen stellen.
Bei Trautmann ist ganz klar, dass er immer nur an
monilliertes n und l denkt. Bei diesen hätte wenigstens der
mediopalatale verschluss noch einen sinn, obgleich wir sehen
werden, dass der verschluss bei diesen lauten wesentlich
10 Rudolf Lenz,
praepalatal oder sogar supraalveolar ist. Die § 816 berührte
grosse des verschlusses ist richtig und auch schon von Hof-
fory als wesentlich erkannt. Auch daran dass beim ab-
ziehen der zunge das nebengeräusch entstehen soll, ist etwas
wahres, insofern eine eigenartige verschlusslösung allerdings
ins spiel kommt; durch „abziehen^ der zunge vom mittelgaumen
würde aber doch wohl nur eine art Schnalzlaut entstehen kön-
nen, woran nicht zu denken ist. Die Verallgemeinerung des
mediopalatalverschlusses auf alle mouillierten laute ist aber auf
alle fälle ein missgriff, man bekäme ja sonst für mouilliertes
p, m, ty 8 etc. (Trautmann spricht allgemein von den jerier-
ten consonanten der Russen) ein px, my, fx, sh etc., woran
man gewiss auch nicht denken kann.
Über die von den Sprachforschern so oft erwähnten sogen,
„palatalen" oder „quetschlaute" finden wir bei Sievers
und Trautmann sehr wenig. Den laut des ital. c vor i be-
zeichnen beide als ts.
Wie die auffällige Unklarheit über die mouillierten laute
zu erklären ist, werden wir beim verfolgen der entwicklung
der physiologischen ansichten über diese laute ziemlich klar
sehen. Ich wiU so kurz wie möglich zusammenstellen, was
mir das wichtigste scheint.
Einer der ältesten bekannten lautphysiologen Juan Pablo
Bonet hat in seinem buche „Reduccion de las letras, y arte
para enseflar a ablar los mudos, En Madrid 1620" p.
111 und 148 schon richtig erkannt, dass das mouillierte n der
Spanier und Italiener ebenso gebildet wird wie einfaches n
„anadiendole el apretar la lengua en el paladar" [indem man
die zunge noch dazu an den gaumen festdrückt], von einem
nachklingenden j-laut weiss er nichts, der unterschied von n
und ü ist für ihn gering aber doch vorhanden. Bei der be-
schreibung des span. cha hebt er ebenfalls richtig hervor, dass
das ganze vordere drittel der zunge an den gaumen angelegt
sei, die hauptarticulationsstelle aber etwas weiter vorn liege. ^)
Kempelen, le Mecanisme de la parole etc. Vienne
1791*) reiht ebenfalls 7l und l' unter die einfachen laute ein
1) Ich hoffe ein andermal gelegenheit zu haben, etwas aosführlicher
über dieses seltene, für romanisten sehr interessante buch sprechen zu
können.
s) Mir liegt nur die französ. Übersetzung vor.
Zur Physiologie uod gescJiichte der palalalen, H
und sagt P- 322: „La diff^rence de ce son (li) aus deiix pr6-
cMens (« uiid u) ne conaiste encore que dana un ehangement
de la Position de la langue qui ici ne se l^ve nl par sa pointe,
ni par sa partie post^rienre, mais s'^löve par le centre et
fenae le canal de la bouche en s'appuyant an palaia." Für
die klangliche Unterscheidung der drei n ist die grosse des
bmt«r dem zungenverschluss abgesperrten raumes massgebend.
Die abbildnng zeigt, dass er den verscIUuss etwas zu weit
nach hinten ansetzt. Granz entsprechend ist das l' als dorsales
prae-mediopalatales l angesetzt. Von einem j-nachklang ist
nichts erwähnt. Der erste, bei dem ich liiervon etwas gefunden
habe, ist E. F. F. Ohladni „über die liervorbringung der
menschlichen aprachlaute (in Gilberts annalen der
physik bd. 76. Leipzig) 1824. Es heisst p. 201: span. fl,
pg. nA, frz. it. (pi „sind nichts anders, als eine Verschmel-
zung des ii mit einem schnell darauf folgenden niittetlaat
zwischen i und j," das entsprechende wird von V gesagt. Wie
wir hier den anfang m der unglücklichen verschraelznngs-
theorie für die mouillierten laute haben, so bietet uns der
nächste physiologe den ersten ansatz zur erklärung der pala-
talisierung eines k zum t' durch parasitische lauteinachiebung.
K. M. Rapp (Versuch einer Physiologie der
Sprache et«, bd. I. Stuttgart und Tübingen 1836) constatiert
p. 55 ein mittelgebiet zwisclien den h- und f-lauten, in dieses
setzt er die sanski'. palatalen mit der bezeiehnung jsch als
Maate. Den ganzen Vorgang der palatalisierung theilt er
(p. 105 ff.) in drei phaaen: I) Guttural-affection: „die Ver-
bindungen Kt, XI im neugriechischen und ke, ki, kö, kü, ge, gi,
gö, ffü iu den nordischen sprachen haben sich im anlaut mit
solcher energie produciert, dass sich ein mittellaut,
der den schlaglaut unterstützt, in die mitte zwischen-
«chob." Dieser laut war j-artig, wurde aber gleich zu x'
(etwa = unserem /).
2) Lingual-attraction: ans kj (kx') wird ij (tS) etc.
3) LingualauflOsung; die explosion fällt fort, also
bleibt S, s, s et«. Der fehler, den Eapp begeht, ist, dass er
die entetehung des j-lautes durch eine besonders energische
ausspraclie erklärte, ffir welche ja aber dnrcliaus keine be-
rechtigung nachweisbar ist. Wir werden diesen fehler bis in
die neuste zeit wiederholt finden.
I
k
Ruilolf Lenz,
Glücklicher als Rapp und in der beobaclitnng der tbat-
sacben sogar ausserordentlich fein und scharf war ungefähr zu
derselben zeit Rudolf von Raumer (Die aspiration und
die lautverschiebung. Leipzig 1837). Er beweist ^.34 ff.)
zunächst, dass die skr. palatalen einfache laute gewesen seien
(weil sie metrisch nicht position bilden), dass also skr. c nicht
gleich tsch sein könne.
Nun stelle das indische aiphabet zwischen die gutturalen
und dentalen, die nach aller walirscheinlichkeit iinsereni deut-
schen Je und t entsprächen, zwei reihen, die palatalen und die
lingualen, letztere sollen etwas liinter den dentalen gesprochen
werden und unser m-h solle dazu gehören. Zu den palatal^
stelle man aber y , das höchst wahrscheinlich unserem j ent-
spräche, also müssen wir c erhalten, „wenn wir die mittel-
zunge da ganz an den gaumen schliessen und dann mit dem-
selben gegendruck des banches, der zu jeder harten mnta
erfordert wird, plötzlich öfihen, wo bei blosser annäherung der
Organe j entsteht. Wer den versuch machen will, der spreche
zuerst ka, dann je, und nun schliesse er da, wo bei je die
ritze am engsten ist, ganz, und er wird bei einiger Übung
einen laut erhalten, der dem k sehr nahe verwandt und ein-
fach ist. Niu" dass er einen ganz leisen nacbball bören
lässt, der dem j ebenso nahe steht als dem leisesten, mög-
lichst weit hinten gesproclienen ä." Erst in der weiteren ent-
wicklnng sei der anfangs kaum hörbare nachhält zum lingualen
(= apico-praepalatalen) Zischlaut geworden und habe zugleich
„den stummlautenden theil der palatale in seine lingualreihe
vorgezogen." Sanskr. f solle man lieber wie ch in sichel
sprechen, wenn man den richtigen in derselben gegend wie j
mit „möglichst enger ritze" gesprochenen Zischlaut nicht her-
ausbringe.
Wenn man das gesagte scbematisch darstellte, würde man
die reihe k ^ k' ^ kx -^ t5 bekommen. Bedenklich ist bloss,
dass Raumer meint, dass der ziscblaut gewissermassen in der
entwicklung dem A' vorangeschritten sei ; vor allem aber durfte
er nicht s als lingual (apieo-praepalatal) ansetzen; das war
jedoch nicht seüie schuld allein, die natur der s-laute wai- da-
mals noch ziemlich unbekannt und itat, c vor i ist noch bis vor
kurzem oft als t -(- ^ aufgefasst worden. Im übrigen gehören
die bemerkungen R. von Raumers zu dem besten, was je
Zur Physiologie und geschichte der palatalen. 13
über die palatalen gesa^ ist. Doch scheinen sie vor allem
von den Physiologen nicht genug beachtet znsein; die richtige
Würdigung fanden sie jedoch bei A. Schleicher (znr ver-
gleichenden Sprachengeschichte, Bonn, 1B48), der auf
der von Ranraer gelegten gruudlage weiter ging. Er sagt
dem Raunierschen k' entspreche genau die traditionelle aus-
spräche von skr. ri. „Es ist dies der laut des franz. gn in
Coluyne, campaf/iie, des poln, ri in broii u. s. w. Folgt auf
dieses palatale A ein vocal, so glaubt man fast nj zu hören,
es entsteht durch die Öffnung des verschlusses eine art i
Spirans, dies gilt ebensowohl vom frz. 'j>i als vom skr. ri." —
Das palatale l ist nach ihm ein einfaches am gaumen gespro-
chenes l Der nachhall des k' entsteht durch die Öff-
nung des Zungenverschlusses (p, 138). Diese letzte be-
merkung ist von grosser Wichtigkeit, sie ist tliatsächlich die
einzig richtige erkläning fiir den überlang des /: zum t", für
die entstehung des sogenannten parasitischen j.
Wesentlich richtig tässte auch Kndelka (Analyse der
laute der menschlicheu stimme. Linz 1856 und Sitzungs-
ber. der k. Akademie zu AVien math.-naturw. kl. bd. 28
p. 3—62) die mouillierten laute auf. Poln. i i werden an der
mitte des gaumens, d. h. dem höchsten punkt der convexität
(also praepalätum) mit dem zungenrücken hervorgebracht ; die
zangenspitze dabei nach abwärts gebogen (cf anal. p. 16).
ri ist der nasal der dritten articulationsstelle seines Systems
(zungenrücken und vordergaumen); „übrigens haben alle
laute, die an der dritten articulationsstelle entstehen,
den mouilU-charakter. Dieser Charakter kommt nur
der dritten articulationsstelle zu; wenn daher herr
Brücke behauptet, dass sich alle arten des v mouillieren las-
sen, also auch jene die an anderen articulationsstellen ent-
stehen, so mag dies in dem sinne, wo die mouiUierung durch
ein angehängtes jut bewfrkt wird, seine geltnng haben, nicht
aber in unserem sinne (sitÄungsber. bd. 28. p, 62)." Um ein
richtiges aii zu sprechen, brauche man nui' bei der articulatiou
vou an die Zungenspitze mit dem tinger auf dea boden der
mondhülile niederzudrücken.
Kudelka nimmt also, und wie wir .sehen werden ganz
mit recht, eine specteile articulationsstelle füi- alle mouillierten
14 Badolf Leii£,
laute und nur für diese in anspruch. Nur ist ungenau, dass
er diese stelle nicht scharf genug von den dorso-alveolaren
(Brückes t^ l^) trennt.
Gombiniert man alles, was Raumer, Schleicher und
Eudelka sagen, so bekommt man ein durchaus richtiges
bild von den mouillierten lauten; räthselhaft bliebe nur noch
die art und weise wie bei der Verschlusslösung (Schlei-
cher) der laute einer bestimmten articulationsstelle (Kudelka)
jener leise nachhall, der sich weiter entwickeln kann (y. Bau-
mer) entsteht. Dieses combinationsresultat ist nun leider von
keinem Physiologen gezogen worden. Im gegentheil geht die
erkenntniss der mouillierten laute in Deutschland seit dem jähre
1856 rückwärts bis auf die gegenwart und zwar, wie ich
meine, hauptsächlich durch die schuld Brückes, der in der
zeitschr. filr die österreichischen gymnasien bd. Vn (1856)
seine „Physiologie und Systematik der sprachlaute** ver-
öffentlichte. Er fasste die mouillierten und alle jerierten slav.
laute als äusserliche Verbindungen mit j (y^) oder x OfO- I^*"
mit fiel natürlich die möglichkeit diese laute als einheitliche zu
fassen, weil, wie Brücke in seiner nachschriff zu Kudel-
kas au&atz (sitzungsber. bd. 28 p. 77 ff.) behauptet, auch
diejenigen mouillierten laute, welche nicht wie das mouillierte
slav. t und d verschlusslaute seien, sich nicht in ihrer totali-
tät continuierlich hervorbringen Hessen; das sollte sich beson-
ders auf rl und T beziehen. Nun sind aber /l, T, n, I gerade
so gut verschlusslaute wie t, d und f, cT, können also des-
halb nicht total continuiert werden, wozu S, i jedoch als fri-
cativlaute eben so gut im stände sind als s, z. Die äusserliche
auffassung Brückes fand bald Widerspruch, doch beging man
den fehler, dass man alle bei B. angeführten mouillierten als
einheitliche laute auffasste, also auch die von Brücke richtig
bezeichneten 6y^, Tpy}^ my^ etc. So ist z. b. ganz werthlos, was
Merkel (physiologie der menschl. spräche; physiolo-
gische laletik, Leipzig 1866 p. 270 ff.) über diesen gegen-
ständ sagt. Wie weit er von einer richtigeren anschauung ent-
fernt war, zeigt die bemerkung, es gäbe überhaupt kein fc am
harten gaumen (cf. p. 159 ff. bes. 163), daher sei Brückes
Scheidung in vorderes (palatales) und hinteres (velares) fc
„überflüssig und unphysiologisch"!
2ar Physiologie und gesctucKte der palatalen. 15
Am nächsten kam dem wahren Sachverhalt Enmpelt
(das natürliche System der sprachlante, Halle 1869).
Er stellt (1. c. p. 29) folgende zwei reihen auf:
1) denti-palatales: ü if d! 6 i T
2) palatales: / K g x /•
Ad. 1) sagt er p. 86: ^Die bildnng der hier in rede
stehenden laute geschieht so, dass man mit dem vorderen con-
vex gemachten theile des zungenrückens den vorderen theil des
gaumens berührt, während die Zungenspitze nach vorwärts ge-
bogen und gegen die unteren Schneidezähne gestemmt ist.^
Die mutae dieser klasse sind nach p. 87 die jerierten t d des
russ. und die poln. quetschlaute, ü, V sind die bekannten sp.
f^f tlf Ve- ^f '^ ®*^- ^^ ausspräche nj, nx, Ij, Ix wird aus-
drücklich als falsch bezeichnet. — Die palatalen sind etwas weiter
hinten articuliert; hierher gehört nach p. 95 slav. Jce, ki, das
„etwas eigenthümlich dünnes^ hat. Eumpelt schliesst also an
Eudelka an, mit dem er auch den fehler gemein hat, dass
er *' (f r n' nicht genug von den dorso-alveolaren t^ d^ P n*
scheidet. Hoffory (Phonetische Streitfragen KZ. XXTTT
(1876) p. 525 ff.) meinte geradezu. Rumpelt werfe wie Eem-
pelen beide lautreihen vollständig zusammen, was nach meiner
ansieht durchaus nicht der fall ist. Hätten Rumpelt und
Kempelen eine exacte gebietseintheilung gehabt, so würde
man sehen, dass ihre mouillierten denti-palatalen hinter Brü-
ckes dorsalen articuliert werden sollten; Eempelens ab-
bildung weist sogar an die hintere praepalatalgrenze.
Hoffory selbst folgt Brücke in der annähme, dass alle
dentalen (also auch t^ und t* (unser t) mouilliert werden kön-
nen, und verschliesst sich damit selbst den weg seine bessere
erkenntnis über die echten t' T etc. (nach ihm f^ V^) zur vollen
klarheit zu bringen. Er meint (1. c. p. 528) aus seinen be-
merkungen solle hervorgehen, „dass wir die mouillierung
als eine den ganzen lautkörper durchdringende eigen-
schaft, die aUen dentalen verschluss-, reibe-, b- und nasal-
lauten mitgetheilt werden kann, betrachten müssen." Was
das für eine eigenschaft ist, und wie man sich dieses „durch-
dringen des ganzen lautkörpers" zu denken hat, geht aus der
definition (?) nicht hervor ; dass die mouillierung nichts facul-
tatives aller sog. dentale ist, hat Kudelka schon richtig
erkannt.
Rudolf Lenz,
Der unterschied zwischen '' und T* soll nur sein, dB88~
bei f* eine grössere strecke der alveolen bedeckt sei
als bei /*. Ebenso bei l' und i''; bei letzterem „ist nicht nur
die Zungenspitze, sondern auch der vordere theil des zung;en'
körpers gegen das obere Zahnfleisch gestemmt; beim l* und P
findet analoges statt." — Schade, dass Hoffory nicht auch
genau ausgeführt hat wie F^ mouilliertes apico-praepalatales /
hervorgebracht werden soll; er würde gefunden haben, dass
die cerebralen nicht nur wie Sievers meint (cf. oben p. 9)
der mooillierung „einigermassen widerstreben," sondern dass
eine solche bei ihnen überhaupt nur im Brückeschen sinne
möglich ist, gegen den sich Hoffory verwahrt. Sein l'^ ist
nicht apical, sondern trontal und praedorsal, also dem l' sehr
ähnlich, dürfte aber schwerlich das praepalatalgebiet so er-
reichen wie es zum mouillierten I' notwendig ist. — Ebenso
wie t werden alle mouillierten dentallaute gebildet, indem
„ein grösserer theil der zunge gegen den gaumen gestemmt
wird" als bei den nicht mouillierten: — der ausdruck „gan-
men" ist sehr ungenau, man sieht doch nicht ein, wie beim
interdentalen ( z, b,, wenn es mouilliert werden soll, die znnge
sich an den gaumen anstemmen soll.
Auf diesen bemerkungen H o f f o r y s scheinen Si e v e r s'
und Trautmanns angaben wesentlich zu beruhen.')
>) Weitere bemerkungen über hierhergehörige laate werden im ferne-
ren Terlaafe der arbeit gelegentlich angeführt werden. Hier sei nur noch
kon bemerkt, dass Lepaius im Standard aiphabet, London 1863 p.
70, 71, TS die palalalclaisf recht gut bespricht; überhaupt sind die iingui-
sten von der confusion der pb^siologen leidlich frei geblieben, nur Brü-
ckos unrichtige ansichten tou den mouillierten lauten und vom i haben
ZBweilen schaden angerichtet. Auch Sweets bemerkungen (hanähaok
of plionetici, Oxford I8II p. 44, 4J , 151) bieten trotz der Unklarheit
ttionsalelle mancbes richtige.
Zur Physiologie und geathiclite der palatalec
n. Experimenteller theil.
jBotDm Dflgotium pUne nibii fkclunt, lod 1
qBEliv peTfcotigaem requirllui, qnilUaque nt
plariinuiii »piwrat, doplngM,
Cuaodui AmmiiQ, Suidui loinoni
LtiedDu. Bil. 17« (enle aoigklH! 1SSI) p. M,
Das einzige zuverlässige mittel, um die articulationsstelle
and -art eines palatal- oder alveolarlautes zu bestimmen scheint
mir das anfertigen vtm stomato&kopischen gaumenbildem
mit gefiirbter zunge.') Ich will über die methode, die vor-
tbelle und nachtheÜe dieser untei-sucliungen etwas ausführ-
licher reden, weil ich hrjift und wünsche, dass andere meine
experiaiente nacJimachen um meine resultate zu bestätigen
oder zu rectificieren ; denn bei einem ersten versuch, wie er
hier vorliegt, können doch vielleicht individuelle eigenthümlich-
keiten mit unterlaufen, sei's auch nur in kleinigkeiten. —
Ich mache die experiment« in folgenderweise: ziinge und
gaumen werden etwas abgetrocknet, darauf wird die zunge
mit einer raischung von chinesischer tusche, gummiarabicum
und mehl bestrichen, und nun der in frage stehende laut ein-
mal möglichst ungezwungen aber cnrrect articuliert. Es han-
delt« sich bei mir meist um consonanten ; ich begann die
articulaüon jedoch meist mit einem a, während dessen die
vorher au^estreckte zunge zur ruhe kommen konnte ; dadurch
wird die Sicherheit der bildimg erhöht. Soweit die gefärbte
zunge den gaumeu etc. berührt, wird derselbe schwarz gefärbt
und zwar um so deutlicher und schwärzer, je länger und
fester die ber&hrung war. Daher ergeben vocale wie i und
besonders fricativlaute, die man länger anhalten kann, die
besteu bilder. Die explosivlaute sind stimmlos am deutlichsten,
bei den stimmhaften ist wegen des geringen exspiraüons-
dnickes auch der articulationsdruck (die hemmung) schwächer, .
daher das bild oft auch umfänglich kleiner. — Ist der last ^
') Vergl. Grfltzner, Physiologie der stimme und spräche (in
Hermanns bandbach der physiotogie I, 2) p. !U» f.; Techmer PI
netik I, p. 30. Internal, zcitschr. 1.; SiL'rers, phonetik' p. 40 ^
ZlIlKknn IIU virgl. Sptiollf. K. F. IX. 1 □, !. ■>
18 Rudolf Lenz,
articuliert, so betrachte ich das bild mit ein oder zwei
spiegeln (je nach der läge), vei^leiche meinen gaumen mit
einem gipsabguss desselben, in welchen meine gebietsein-
theilung eingetragen ist, indem ich die grenzen der schwarzen
flecke zunächst nach meinen zahnen bestimme; zuletzt trage
ich das bild in eine bereitliegende projection*) meines gau-
mens ein.
Um sichere resultate zu bekommen, sind noch einige
Vorsichtsmassregeln zu beachten. Erstens möge man un-
mittelbar vor dem färben der ziinge die betreffenden laute
mehrmals articulieren und genau auf den klang achten, damit
man sicher beurtheilen kann, ob man beim experiment auch
wirklich den beabsichtigten laut richtig gesprochen hat. Man
wiederhole jedes experiment mehrere male möglichst zu ver-
schiedenen Zeiten um die resultate vergleichen zu können; sie
müssen gleich sein!
Zweitens aber, und das ist das schwierigste, wenn es sich
wie bei meiner Untersuchung um laute handelt, die der spräche
des Schreibers fremd sind: der experimentator muss
sicher sein, die laute überhaupt richtig, d. h. wie die
mehrzahl des volkes, in dessen spräche sich die laute finden,
sprechen zu können. Dazu gehört lange Übung, ein feines
ohr und volle beherrschung der articulatorischen organe, an-
forderungen, denen zu genügen manchem nie gelingt. Übung
kann sehr viel, aber nicht alles ersetzen ; ein guter lautphysio-
loge muss wie ein Sänger als solcher geboren sein. Ich selbst
glaube diesen anforderungen genügen zu können. Was die in
dieser arbeit besprochenen laute anbetrifil, so habe ich Nord-
und Südfranzosen in bezug auf Schriftsprache und dialekte
(bes. proveuQalische) genau geprüft, habe Italiener, Spanier,
Engländer und Schweden in bezug auf ihre ausspräche
untersucht und auch die slavischen mouillierten laute von
0 Solange es sich um die vordere hälfte des mundes (also nicht das
hintere velargebiet) handelt, ist es jedenfalls am einfachsten und sicher-
sten, die bilder auf die zahnebene zu projicieren; perspectivisch richtige
bilder sehen bei der geringsten Veränderung der Stellung des beobachters
zu verschieden aus. Warnen möchte ich auch vor derartigen Verkleinerungen
wie sie Tech m er (Phon. II. und Internat, zeitschr. 1) giebt. Ich halte
mehrere seiner bilder für ungenau. Ich gebe alle bilder in natürlicher
grosse.
L
Zur Physiologie und geschieht^ der palulalen. 19
geborenen Slaven gehört und sprechen gelernt, und — was
die hanptsache ist — ich habe überhanpt noch keinen laut
gehört, den ich nicht exact hätte nachsprechen können. Über-
dies sind einige Untersuchungen rein theoretischer art an sich
zweifellos. Ich darf also wohl hoffen, dass meine Unter-
suchungen auf relativ sicherster grundlage beruhen; mögen
andere constatieren , ob sie zu denselben resultaten kommen.
Ich verfahre in diesem theil der arbeit zunächst « priori,
ohne rücksicht auf sprachliche materialien. Der ausgangspunkt
ist allerdings eine aus der Sprachgeschichte gezogene ver-
mutiumg. welche später zur gewissheit werden wird, nämlich
dass die entwicklung des k vor e und i , wie sie z. b. in
den romanischen sprachen vorliegt, sich am einfachsten als
verschjehung der Verschlussstelle nach vorne darstellt. Es
handelt sich hier nur darum das verhältniss der palatalen und
alveolaren consonanten im lUlgemeinen darzustellen ; die einzel-
heiten werden sich dann später fast von selbst ergeben.
1. Palato-velarer verschluss (abbildung 1).
Spreche ich aka, wie ich es im deutschen zu sprechen
gewöhnt bin, so erhalte ich das bild l.b am gaumen; der k-
verschluss hat also auf dem grenzgebiet von postpalatum und
prsevelum stattgefunden, etwa wie abb. La angiebt. i
2. Postpalataler verschluss (abbildung 2).
Spreche ich das deutsche wort /^cke, so erhalte ich abb. 2 ;
der verschluss auf der mittellinie ist wesentlich postpalatal,
reicht aber auch schon bis in das mediopalatum. Auf den
beiden Seiten reicht die berühmngsstelle rechts bis auf den
erst«D backzahn, links etwas weniger weit. Das vorrücken
des verschlusses Iiat seinen grund darin, dass bei der arti-
cnlation des e der vordere theil des zungenrilckens etwas
gehoben ist, der verschluss wird da am gaumen gebildet, wo
die znnge ihm vorher oder nachher am nächsten ist. Die
nngleichheit auf beiden selten ist natürlich nicht nothwendig,
sondern iadividuell; aber sie ist nicht autfällig; auch Grütz-
ner articulierte etwas schief. Abgesehen davon, dass viele
menschen schon äusserlich durch schiefes öfEhen der mund-
winkel, einseitiges vorschieben der lippen, einseitiges lachen
20 Iludolf Lenr,
(oft auch verschiedene weite der augenöflhung) zeigen, dass
beide Seiten des gesichtes ungleich ausgebildet sind — abge-
sehen von dieser groben ungleichseitigkeit , ist vor allem
schiefe articulation des s im deutschen nicht selten, und ein-
seitige articulation des l war schon dem Johannes Wallis
(Tractatus grammatico-physicus erste aufl. 1653, sechste
1765 p. 28) bekannt. Ich glaube, dass ganz gleichseitige
articulation aller laute vielleicht seltener als man denken
sollte. 0
3. Mediopalataler verschluss (abbildung 3).
Auf der grenze von medio- und postpalatum etwas weiter
nach vom als nach hinten reichend, liegt der verschluss, den
ich beim deutschen k vor i bilde; die seitenränder sind noch
etwas weiter vorgeschoben, dadurch wird die unberührte stelle
an der mittellinie vor dem verschluss noch länger und schmaler
als auf abb. 2. Rückt nun der verschluss des k noch weiter
vor, bis nahe an die praepalatalgrenze , so erhalten wir ein
rein mediopalatales x. Dieser laut kommt im nhd. wohl
kaum vor, ist dagegen in den romanischen sprachen vor i
gebräuchlich z. b. frz. qtii it. chi, chiesa etc. Die zunge lässt
dabei auf dem praepalatum nur einen ganz schmalen streifen
unberührt (abb. 4). —
Der grösste theil des velum und das ganze post- und
mediopalatum liegen ziemlich wagrecht (d. h. nur in der mittel-
linie, die immer gemeint ist, wenn nichts anderes ausdrücklich
angegeben ist); daher ist das vorrücken des verschlusses ein
allmähliches und gleichmässiges und in folge dessen der unter-
schied zwischen praevelarem k in kugel und medio-postpala-
talem k in kind sehr gering. Nur die tonhöhe des k nimmt
zu, und zwar je weiter der verschluss nach vom rückt, um
so schneller. Dicht vor der prae-mediopalatalen grenze senkt
sich das gaumendach plötzlich stark nach abwärts und man
sieht auf der abbildung der zungenstellung desx, dass bei
1) Merkwürdig ist, dass sich bei mir die einzelnen laute verschieden
verhalten, l spreche ich gewöhnlich mit rechtsseitiger Öffnung, die dorsalen
articulationen sind alle rechts stärker (bes. bei t), Zungenspitzen-r spreche
ich etwas links von der mittellinie. Übrigens kann ich alle laute auch
gleichseitig hervorbringen. Das ganze ist ohne Wichtigkeit für die folgen-
üen Untersuchungen; ich wollte nur darauf aufmerksam gemacht habenl
Zar Physiologie und geschichte der palatalen. 21
einem geringen vorrücken des verschlusses das ganze
praepalatalgebiet mit einem male bedeckt werden
mnss. Während zungenrttcken und gaumen weiter hinten
nngef&hr im verhältniss von kreis und tangente standen, haben
wir in der praepalatalgegend zwei gleichlaufende bogen und
zwar sind beide so beschaffen, dass der zungenverschluss, der
das praepalatum bedeckt, auch noch in das mediopalatal-
oder in das alveolargebiet hineinragt. Also:
4. Medio-praepalataler verschluss (abb. 5).
Ein durch seine grosse berührungsfläche auffalliger ver-
schluss. Die druckrichtung der zunge ist noch wesentlich
senkrecht nach oben, der festeste theil des verschlusses liegt
dem gemäss an der vorderen mediopalatalgrenze. Bei der
lösung des verschlusses wird demnach zunächst wieder eine
schmale mittelrinne des praepalatum blossgelegt werden, die
von vom nach hinten fortschreitet, bis ein vollständiger durch-
bruch entstanden ist, der zunächst auch sehr schmal ist. Der
exspirationsstrom drängt sich daher nach der verhältniss-
mässig schwach explosiven Verschlusslösung zunächst durch
eine schmale enge, die erst einen augenblick später durch
weiteres senken des zungenrückens sich erweitert. Der laut
ist daher ein schwacher explosivlaut mit unmittelbar an-
schliessendem kurzen reibegeräusch , welches um so deutlicher
hervortritt, je langsamer die articulation vor sich geht. Der
laut ist k\ das sogenannte mouillierte k\ der fricativlaut
allein gesprochen ist natürlich ein praepalataler und zwar
entweder mit der hauptenge an der vorderen grenze des ge-
bietes ein § oder an der hinteren grenze ein /; denn da der
radius der zungenwölbung grösser ist als der des
eigentlichen praepalatum, so kann die hauptenge
nicht in der mitte des praepalatum liegen, und da
femer zwei schmale engen nahe bei einander nicht lautbildend
sein können, ^) so ergiebt sich , dass die vordere oder die
hintere enge wesentlich ist. Ebenso fällt der druckpunkt des
praepalatalverschlusses entweder me oben ins mediopalatum
oder ins supraalveolargebiet. Daher der ansatz von zwei
>) Die erste enge hemmt den exspirationsdruck so stark, dass er an
der zweiten keine reibung mehr hervorbringen kann.
22 Rudolf Lenz,
praepalatalreihen im lantsystem (p. 4). Meist scheint beim Ic
der fricatiye ansatz wesentlich 6 zu sein. Spricht man dieses
§ und unmittelbar anschliessend ein /(', so ist der verschluss
auf der mittellinie kleiner, als wenn man k' allein spricht;
der grund ist jedenfalls der, dass die verschlussarticulation
durch die enge vorbereitet und nun durch eine minimale be-
wegung genügend, wenn auch schwach, gebildet werden kann
(abb. 6).
ö. Alveblar-praepalataler verschluss (abb. 7).
Der hauptdruck hat jetzt die richtung nach vom und
ruht auf dem oberen- theil des alveolargebietes. Wenn also
auch von der abbildung 5 zu abbildung 7 ein regelrechtes
allmähliches fortschreiten des verschlusses vorzuliegen scheint,
so ist doch in der that ein sprung geschehen, da der druck-
punkt aus den vorher angegebenen gründen niemals in die
mitte des praepalatum fallen kann. Die lösung dieses über-
mässig grossen verschlusses geschieht ähnlich wie die des h\
Es bildet sich zunächst von hinten anfangend durch Senkung
der zungenmitte eine schmale rinne, durch welche der luft-
strom hindurch muss, ehe er den eigentlichen verschluss durch-
brechen kann. Auch dieser durchbruch ist anfangs schmal
und es ertönt daher im anschluss an ihn ein kurzer reibelaut
(wesentlich /). Der ganze laut ist t\ das sogen, mouillierte
f. Sein verschluss ist, zum theil in folge der convexität des
alveolargebietes, fester als der des k\ Spricht man y't\ so
beschränkt sich der verschluss auf eine schmale stelle des
supraalveolargebietes (abb. 8). Dieses ist nun aber über-
haupt die gewöhnliche form des ^'-verschlusses (abb. 9); der
laut ist genau derselbe wie der von abb. 7, woraus sich klar
ergiebt, dass der volle verschluss des praepalatum auf abb. 7
gar nicht nöthig, weil unwirksam ist. Trotzdem ist t' der
unmittelbar vor Ic liegende verschlusslaut und zwischen t'
und k' ist kein laut möglich.
Wir sind an einem der wichtigsten punkte unserer Unter-
suchung angelangt. Wir haben gefunden, dass durch blosses
vorrücken eines ursprünglichen Ä:-verschlusses bis zum prae-
palatum eine änderung im wesen der anfangs reinen
explosivlaute vor sich geht, indem dieselben einen ansatz von
§ oder X bekommen. Es ist dies der Vorgang, den man
Zur Physiologie and geschichie der palatalen. 23
bisher gewöhnlich als einschiebung eines parasiti-
schen jot bezeichnet hat. Die fraglichen laute k' und t'
sind weder reine k- noch reine f-laute, liegen aber offenbar
auf der grenze zwischen beiden. Es handelt sich also um
folgende punkte: 1. welches ist der unterschied zwischen
den ^ und den /c-lauten im allgemeinen; 2. in wiefern
unterscheiden sich t' und k' von ihnen und woher
kommt jener fricative ansatz; 3. welches ist also das
wesen der t'- und Ä'-laute? —
Was den unterschied zwischen t und k betrifft, so hat,
wenn ich mich recht erinnere, darüber nur Brücke ausführ-
licher gesprochen. Er meint, es komme wesentlich auf die
grosse des hinter dem verschluss liegenden hohlraums an, der
beim t eben beträchtlich grösser sei als beim k. Das kann
jedoch nicht richtig sein; zwei laute, die ceteris paribus nur
durch die grosse eines abgesperrten hohlraums verschieden
sind, müssten unbedingt wesensgleich sein nur mit ver-
schiedener höhe des eigentons, wie zum beispiel die ver-
schiedenen /c-laute vom postvelaren bis zum mediopalatalen,
die thatsächlich diesen Voraussetzungen entsprechen. — Man
könnte nun vielleicht vermuthen, dass die richtung des ex-
spirationsstromes bei der explosion, welche bei den Xr- lauten
wesentlich wagrecht, bei den Mauten mehr von oben nach
unten ist, oder dass der ort der articulation an und für sich
massgebend wäre — : auch das trifft nicht zu. Zum beweise
braucht man nur mit der Zungenspitze etwa am postpalatum
einen verschlusslaut zu büden (was bei nicht zu kurzem
zungenbändchen ganz gut möglich ist); dieser laut kann die-
selbe tonhöhe wie der gleichortige klamt haben, ist aber doch
seinem Charakter nach ein Maut. Auch der unterschied von
Zungenspitze und zungenrücken aUgemein gesagt, genügt nicht:
niemand wird ein dorso-alveolares t mit einem k verwechseln,
während dorso-alveolares und apico-alveolares t kaum im
klänge von einander zu scheiden sind. Es ergiebt sich also
mit nothwendigkeit . dass der vordere theil des zungen-
rückens und die Zungenspitze (beide für Maute geeignet)
und der hintere theil des zungenrückens (nur für /c-arti-
culation brauchbar) in einem bestimmten gegensatz ste-
hen. Das ist nun in der that der fall.
Jeder weiss und kann es sofort im Spiegel lieoba^;hteu,
Rudolf Leon,
dass die Zungenspitze (im weiteren sinne gefasst) viel beweg-
lictier ist als der übrige theil der zusgenmasse , welche diircii
das znngenbändclien auf den boden der mundhßhle so weit
festgehalten ist, dass sie sieb nur convex nach oben erheben
kann, während die Zungenspitze in ihi-er bewegung nach keiner
Seite behindert ist. Dazu kommt, dass grade die mittellinie
des zungenrückejis am meisten durch das ziiDgenbändcJien ge-
fesselt wird an der stelle, wo dieses unterhalb an der ziinge
festsitzt.') In folge dessen liegt, wenn das vordere uiediodor-
sum an den gegeniiberliegejiden theil des gaumens (d. i. die
I>raepa!atalgegend) angedrückt wird, der bauptdruck nicht auf
der mitte der zunge, sondern auf zwei niuskelsti-eifen , welche
der mittellinie parallel laufen und sich erst an der grenze des
prae- und mediodorsum allmäMit'h vereinigen. In folge dieser
eigenthümlichkeit sind alle Ä-verschlnsse in der mittellinie der
znnge weniger fest als an zwei punkten neben derselben, und
werden daher an dieser stelle zuerst gelöst, was am stärksten
am vorderen mediodorsum hervortritt, wo, durch die gestalt
des vorderen gaumendaches begünstigt, eine deutliche rinnen-
bildung stattfindet. Dagegen sind die verschlusse der Zungen-
spitze und des praedorsum in der mittellinie am festesten und
werden durchaus exact ohne jedes nebengeräusclt mit einem
schlage gelöst, während die verachlusslösung der fc-laute etwas
unreines, kratzendes hat, so dass bei starkem esspirations-
druck (z. b. in oberdeutschen bes. schweizer mundarten) leidit
ein hdia statt ka entsteht. Unvermeidlich aber ist ein ftica-
tiver ansatz in folge des schon angedeuteten zusamraentreftens
günstiger bedingungen beider articulierenden Iheile am prae-
palatum, also zunächst bei Je', welches sich von den weiter
hinten liegenden i-lauten nur Quantitativ nicht qualitativ
unterscheidet, insofern es die gewöhnliche lösnng der t- ver-
schlusse (also von der mitte aus) hat, nur dass in folge der
gestalt des gaumens die rinnenbildnng sich ein be-
trächtliches Stück nach vorne erstreckt nnd daher
leicht ein deutlicher fricativlaut {y'-S) jedenfalls aber
ein fricativer ansatz der Verschlusslösung sich an-
schliesst.
1) Den rQcken der Zungenspitze bis zu diesem punkte wollen wir prae-
dOTBum nennen, Jen rest des zu iige Drück cua bis zum kehldeckel in drei
gleiche theile getbeiU mediodorHuiu, post.dorsum and radix (linguae)-
Zur iihygirilogie und geschichic der pnlalalEn. 25
Etwas anders ist die natnr der /'-laute. Der eigentliche
(snpraalveolare) verschluss wird mit dem grenzgebiet von medio-
nnd praedorsHm gebildet und ist seinem wesen nach mehr t-
ais A'-versehlnss. Der fricative ansatz wird dadurch
liervorgerufen, dass unmittelbar hinter der haupt-
verschlussstelle die beiden mnskelstreifen seitwärts
der Zungenmittellinie sich a» das praepalatnm an-
legen, während die mittelliiiie entweder überhaupt
oder doch im entscheidenden moment der supraalveo-
laren verschlusslösung das praepalatnm nicht berührt,
sondern mit demselben eine lange rinne bildet, die.
meist bis ins mediopalatum reicht.
Der nnterschied zwischen den (- und fr-lauten besteht also
darin, dass die explosion der letzteren weniger rein ist als die
der ersteren; doch sind die fricativen elemeute bei der ver-
schlnsslösnng so gering, dass sie in keiner weise als selbstän-
dige laute aufgefasst werden kännen. Es giebt zwei laute,
welche mir akUBtisch in demselben yerhältniss zu stehen schei-
nen, wie ( und k. Ein absolut reiner verschlusslaut vielleicht
noch reiner als ( ist p, welches durch verscliluss beider lip-
pen hervorgebracht wird ; bildet man dagegen einen verschluss
zwischen der Unterlippe und den oberzähnen (ein laut, der
allenltngs selten vorkommt; er möge durch n bezeichnet sein),
80 ist die losung desselben wegen der Unebenheit der zahne
in ähnlicher weise unrein wie die Ar-laute.
t' und k' sind explosivlaute, welche von einem mehr oder
weniger deutlichen fricativen ansatz begleitet sind; dieser fri-
cative ansatz, welcher durch rinnenbildung hervorgerufen wird,
entwickelt sich bei den ('-lauten häufig zu einem deutlich ver-
neUmbaren /. Der ort der rinnenbildung ist in beiden tallen
das praepalatura, mit dem unterschiede jedoch, dass bei k' die
liauptversclilussstelle wesentlich an der rinnenbildung bethei-
ligt ist (was dem Charakter der A- -laute entspricht) , während
letztere beim t' erst unmittelbar hinter dem supraalveolaren
verschlnss einsetzt, aber meist viel stäJ'ker ausgeprägt ist als
bei Ar'.
Es entsteht nun die frage, ot wir k' und C als einfache
rnler als zusammengesetzte laute aufzufassen haben. Die
intwort hängt von der definition des „einfachen" lautes ab.
Ich möchte die einheit articulatorisch fassen im gegensatz zu
I
26 Rudolf Lenz,
der akustischen; dann müssen wir sagen: ^^Ein einfacher
laut ist ein solcher, der durch eine einzige articula-
torische bewegung hervorgebracht wird.**') Hiemach
haben wir V und V als einfache laute aufzufassen, da die hin-
und rttckbewegung der zunge eine gleichmässig fortschrei-
tende ist. Dass bei der letzteren ein momentanes reibegeräusch
entsteht, ist nicht die folge einer selbständigen, absichtlichen
bewegung, sondern eine durch die anatomischen Verhältnisse
hervorgerufene, unvermeidliche, unbeabsichtigte nothwendigkeit.
Ein mittelding zwischen einfacher und zusammengesetzter
articulation entsteht, wenn man z. b. bei t' unmittelbar nach
der Verschlusslösung eine pause in der bewegung der zunge
eintreten lässt, wodurch das t' zu einem t'y* wird. Diese art
laute will ich „combinationslaute" oder „combinierte
laute** nennen, weil in einem hin- und rückgang der organe
durch eine Unterbrechung der bewegung der akustische effeet
zweier selbständigen laute hervorgerufen wird.*)
Mit dem laute t sind wir in gewisser beziehung zu dem
äussersten punkte der Verschiebung gekommen, welche eine
Ä-articulation nach vorne machen kann. Bis hierher ist der
kieferwinkel beim vorrücken der articulationsstelle ziemlich
oder ganz gleich geblieben; dasselbe gilt von der läge des
apex linguae, nur dass das praedorsum durch die Verschiebung
der zungenmasse näher an die unteren Schneidezähne heran-
gerückt worden. Ein weiteres herabsinken der verschluss-
stelle über den gipfel der convexität der alveolen nach unten
ist, wie aus abbildung 9 ersichtlich, nicht möglich, ohne dass
0 Damit ist nicht gesagt, dass ich nur ein einziges organ bewegen
dürfe. Wenn ich ana spreche, wird am anfang des n gleichzeitig der
nasenverschluss geöffnet und die zunge zum alveolar verschluss gehohen,
am ende des n werden heide hewegungen gleichzeitig rückgängig gemacht.
Eine zusammengesetzte articulatorische hewegung haben wir z. b. bei x
(= ksy. 1. Der zungenrücken bildet postpalatalverschluss ; 2. die Zungen-
spitze hebt sich zur alveolarengenbildung, 3. der postpalatalverschluss ex-
plodiert (und es schliesst sich unmittelbar das alveolare reibegeräusch an),
4. die Zungenspitze geht zur ruhelage oder nächsten lautbildung über.
Hier haben wir (1 -f 3) + (2 -h 4) zwei articulationen, jede mit hingang
und rückgang der betreffenden organe.
*) Hierher gehörte die besprechung aller mouillierten laute; ich lasse
dieselben um den Zusammenhang der rein experimentellen betrachtungen
nicht zu stören, erst weiter unten folgen.
Zur Physiologie und gtschichle der palalal
27 I
der kieferwinkel etwas kleiner wird uiid das praedorsiim selbst I
sich hebt und in action tritt. Damit kämen wir in das gebiet!
der reinen C-articulationen , welche an und für sieh keine 1
riuuenbildnng nötbig maclieu. Eine zwiselienstufe giebt es in-
sofern, als man durch Verkleinerung des kieferwinkels und
weniger starke liebung des mediodoi-siim gegen das prae- und
mediopalatum allerdings eine art i'-laut hervorbringen kann, ^
des fricativer ansatz annähernd S ist (abbildung 10). I
Soll nun aber doch die articulationsstelle weiter nach 1
unten rücken, so sind zunäclist zwei Weiterentwicklungen des
f möglich. Unser (' ist aus einem einfachen explosivlaut k
entstanden; der fricative ansatz, welcher in der praepalatal-
gegend entstellen musste, kann sehr schwach sein; dann ist
es natiirlicli wohl möglicli, dass im alveolargebiet nun eine
reine (-arüciilation aus dem unreinen explosivlaut (' entsteht. ,
Wir haben also die entwieklungsreihe k ^ x =- k' ^ t' ^ t^. Dia J
Sprachgeschichte zeigt uns, dass diese entwicklung vorkommt;!
aber sie ist verhältnissmässig selten. Grewiihnlicher ist es, 1
dass der fricative ansatz des (' sich als selbständiger laut- j
wertli im akustischen geflihl des volkes fixiert hat; dann tritt '
an stelle der reinen (-articulation eine A:-artige, indem der
praedorsale alveolarverschluss zunächst nur auf der mitteliinie
gelöst wird , so dass wir statt i' den combiiüerten laut Ca*
erhalten (abbildung 11).
Ob nun der verschluss noch etwas tiefer bis zur grenze
von alveolen und zahnen sinkt, ist l^r den klang ziemlieh |
gleich ; es gehört dazu nur eine weitere Verringerung des ]
kieferwinkels und fortschreitende Iiebung des apex ; tritt dieser
ganz hinter den unt«rzähnen hervor, so bekommen wir statt
i*8* ein rein dentales iP. Damit ist thatsächlich die letzte
Verschiebung der verschlusssteile geschehen. Zu bemerken ist
nnr noch , dass statt des akustisch festgehalteuen t's' auch I
ein ('»' eintreten kann.
Die Sprachgeschichte legt uns nahe, dass ausser t', ts, rP l
(oder wählen wir für diese combinationslaute einfache zeichen: 1
t, r) noch ein gewöhnlich g bezeichneter und meist als ts auf-
getasster laut«omples als organische entwicklung von k, x auf-
mfassen sei. Wo setzt sich dieser ("-laut als organische fort-
entwicklung an die eben beschriebene lautreihe an? —
Die endgiltige beantwortung dieser frage ist sehr er-
28 RuJolf Lenz.
Schwert durch den umstand, dass mau auf ^auz verschiedene
weisen einen s-laut hervorbringen kann. Ältere phonetiker
haben oft den Urnen gebräucldiclien «laut für den einzig mög-
lichen genommen, andere baben die natur des s vollständig
verkannt;') füi- uns fallen mit den ganmenbildem alle zweifei
an der riehtigkeit des eigenen ansatzes fort.
Ich glaube deijenige ansatz hat die meiste Wahrscheinlich-
keit fiir sich, der die geiingste al)weiehung von der ursprüng-
lichen articulationsart zeigt. Das ist folgender;
Wenn wii- von (' ausgehend den mittelzungenrücJteu we-
niger heben als zum (' nothwendig ist ohne die verschluss-
stelle zu verschieben , so wh'd das vorher nach der mittellinie
zu stark gewölbte mediodorsum flacher werden. In folge
dessen wird der verschluss an den oberen alveolen breiter
explodieren als vorher nnd der fricative ansatz wird daher
nicht & sondern s klingen. Um ans ungefähr derselben zungen-
iage wie anf abbildung 10 ein t's zn sprechen, bedarf es
einer besonderen anstrengung,') und das i in abbildung 10
ist schon dem s' sehr nahe. —
Dieser ('-laut hat als fortsetzung von (' vor der entwick-
lung zu f' das voraus, dass er mit demselben gebiet der ziinge
gesprochen wird wie C, nämlich mit dem mediodorsum, wäh-
rend bei f das praedorsum den verschluss bildet, was sich
durch theilweises tarben der znnge sehr leicht sicher bestim-
men lässt. Das bild von <' auf abbildung 12 zeigt noch
deutliche rinnenbildting. Die explosion kliugt der des C sehr
I) So sprach, um nur eiuige beispide zu geben, Chladni nur ein
eigeDthümliclies i', Kaumer nnd selliat RiimpeU nur f TrautniaDB
dngeseii setzt meiner Ansicht nauL mit unrecht ausser den richtigen audi
einen dentalen J)-Iaut an. Brüclie's n'-/^ ist bekannt genug; auch Ljtt-
kens 4 Wulff sind ganz fehlgegangen in diesem punlite.
t) Man halle mir nicht entgegen, dass ich liiermit meiner sonstigen
ansieht Ober die unzulässigkcit eines ausdruckes wie: „dieser laut war xa
schwer; er wurde deshalb in . . . verwandelt'' widerspreche. Es giebt
laute, die nicht relativ sondern absolut schwierig sind; sie werden aicli
aber auch kanm als regelrechte sprachlauto finden. In unseren falle üt
die starke Wölbung de? vorderen mediopalatum von binten nach vorne ein
rein physikalisches bindernias für eine schmale rinnenbildung, wahrend eine
breite nicht schwieriß ist. — Aue diesem gründe babe ich auch oben p.
10 Trantnianns apicopraepalatales 7* ausgelassen. Man kann diemn
lant wohl bilden; aber ich glaube nicht, dass er irgendwo vorkommt und
deshalb gehört er nicht in daa sjstew.
Zur Physiologie and gescbicbte der palatalen. 29
ähnlich, nur dass der fticative ansatz aus dem klänge x schnell
zu i und ^ übergeht, so dass meist auf dem ä* der nachdruck
ruht; doch kommt auch ein ^-laut vor, bei dem das x^ stär-
ker hervortritt als das s^ ich bezeichne ihn mit h^ seinen fri-
cativen ansatz mit ^. Bei alle dem ist wohl zu beachten, dass
das richtige d ein einfacher unreiner explosivlaut oder ein
combinierter laut ist und genau in dem verhältniss eines f
steht. Es wäre durchaus falsch, unser <T als ^ + ^ aufzu-
fassen, die Zerlegung in t's bezeichnet nur äusserlich die
auseinandergezerrten theile des ö. Eine Weiterentwicklung
des d zu wirklichem ^V, vielleicht auch weiter zu t^i^ und
ähnlichen lautverbindungen kann eintreten; doch glaube ich,
dass dieses in der regel nicht der fall ist.
Ob eine spräche t' zu ^ oder zu f etc. weiter entwickelt,
hängt jedenfalls von bestimmten bedingungen ab ; wir finden
zu derselben zeit in derselben gegend immer nur eine von
beiden lautwandlungen und vorläufig ist noch nicht nach-
gewiesen, dass f und d mit einander direct verwandt sind.
Welcher art die bedingungen sind, kann ich nicht nachweisen,
doch glaube ich, dass die Weiterentwicklung des ff nach ( oder
ö hin von dem ausgang eines kampfes zwischen dem akusti-
schen gefühl und dem bewegungsgeffihi abhängt. Behält das
erstere die Oberhand, so tritt durch beträchtliche verscliiebung
der zungenlage ein ( ein, welches im klänge dem tf ziemlich
nahe steht; bleibt dagegen die zungenlage in der hauptsache
unverändert, so kann der klang stärkere Veränderung erfah-
ren, wie es bei dem wandel von t' =- <f der fall ist.
Für sehr wesentlich halte ich den umstand, dass ^, so viel
mir bekannt, immer mit sehr kleinem kieferwinket gesprochen
wird, meist werden die oberen und unteren Schneidezähne sehr
nahe an einander gebracht, wozu ein vorschieben des Unter-
kiefers nothwendig ist. Die.se bewegung des kiefer« steht
wahrscheinlich mit der weniger starken erhebung des me^lio-
dorsum gegen das mediopalatum in urnä/^hlichem zuj^ammen-
hang. Thatsache ist wenigstens, da/?s, wenn man den ^-ver-
schluss bildet und darauf die zalinreüjen in an^ejrel>erjer weiw^
nähert, die explosion <? erklingt ; die implohion de« t' und ^: i«t
vollständig die gleiche.
Ich glaube hiermit die phyriologiK^rhen eigenthündichkeit^n,
welche den verschlusshiuten der praepalatalgegend anhaften,
80 Rudolf Leu«,
im allgemeinen klar gelegt zu haben. Ich habe der '(
heit halber immer nur von dem stimmlosen einfachen explosiv-
laut gesprochen; es ist selbstverständlich, dass die stimmliaften
Verschlüsse ohne, und auch die mit anderweitigen Öffnungen
(also sowohl g. y, (J, d. t} als auch v. v, li, I' etc.) wesentlich
denselben Veränderungen unterliegen. Das einzelne will ich
weiter unten bei betrachtnng der sprachlichen beispiele genauer
ausflihren. Hier möge nur noch eine zusammenhängende be-
sprechung aller sogenannten mouillierten laute folgen.
Die sogenannten mouillierten laute.
In der historischen Obersicht habe ich schon mehrfach an-
gedeutet, dass es durchaus unzulässig ist, alle die laute, welche
im russischen jeriert vorkommen, ohne weiteres als eine
besondere tdasse von lauten aufzufassen. Kurz gesagt: nar
diejenigen von ihnen, welche sich als unreine explo-
sivlaute oder aus solchen entstandene combinierte
laute darstellen, haben anspruch auf einen besonderen
nameu; alle anderen sind, wie Brücke angiebt, Verbindungen
von zwei lauten, oder ganz gewohnliche, einfache consonanten
ohne besondere eigenthümlichkeit. Ich werde in zukunft den
aasdruck mouillierte laute deshalb raögliclist vollständig ver-
meiden; die laute müssen ohne ausnähme nach articulationsort
und -art bezeichnet werden. Die einfachsten sog. mouillierten
laute sind k' und (', deren natur nach dem oben gesagten
vollständig klar sein wird: sie sind wesentlich dorso-prae-
palatale explosivlaute, welche infolge bestimmter
anatomischer und physiologischer eigenschafteu der
articulierenden organe einen mehr oder weniger deut-
lichen fricativen ansatz haben. Spricht man diese laute
mit gleichzeitigem stimmton, so bezeichnen wir sie ^ und d*.
Wird bei der articulation eines ^ und (f die velar-pharyngale
nasenöfihung nicht geschlossen, so erhalten wir ein »' nnd ti
(letzteres ist das sog. mouillierte » der romanischen und sla-
vischen sprachen). Werden bei articulation eines d' durch
seitliche zusammenziehung der zungenmasse an den hinteren
backzähnen laterale öifiiungen gebildet, so ertönt statt if ein
f (mouilliertes 0-
Um eine deutlich hörbare explosion hervorzubringen ist es
nothwendig, dass vorher eine Inftcompression stattfindet, was
Zur pbysialngie und c;escbichte der palatalen
31
nur in einem allseitig geschlossenen ranme möglich ist, z. b.
bei p, b, t. d, k, g, l', d'. Die sogenannten nasale m, n, v sind
versclilusslaute, wie b, il, t/, mit denen sie in lippen- und zun-
genaiticulation vollständig übereinstimmen ; ihre verschluss-
lösuBg ist jedoch fast iinhürbar, da die luft, welche aus der
lunge hervorgetrieben wird, dui'ch die nase entweicht und sich
nicht im munde comprimieien kann. In ähnlicher weise ent-
weicht die Inft bei den /-lanten darch die seitlichen öfihungen
hinter dem verschlusse der zungenmittellinie. TrotJtdem also
die verSiChlusslösung in der regel fast unhörbar ist. mtissen
alle diese laute unbedingt als verschlusslante behandelt wer-
den, 80 gut wie die nasalierten vocale doch immer als vocale
bezeichnet werden. .Tede bezeichnung als liquide oder nasale
schlecJitweg fuhrt zu Unklarheiten. — Nach dem gesagten ist
klar, waiTim auch die Unreinheit der explosion, welche bei t'
und (f deutlich hörbar ist, bei dem ebenso articulierten A und
f kaum vernehmbar und also ein „mouilliertes" n. l ebenso
wenig nj, Ij sein kann wie ein n gleich »rf ist. Als combinier-
ter laut ist »t und t streng genommen auch nicht ;f/, f?', denn
die nasale bezw. laterale Öühung dauert während des j' noch
fort. Nun sind aber fiicativlaute mit gleichzeitiger neben-
öffnung. wie wir weiter unten im zusammenhange genauer
darstellen werden, als regelrechte sprachlaute kaum gebräuch-
lich; es kann deshalb leicht vorkommen, dass in demselben
moment , wo der nietliane verschluss der zunge bei (' und rf
gelöst wird, die laterale oder nasale üflfnung sich schliesst,
dann entsteht ein l'J, lif. Tritt der nebenverschluss ein, ehe
der hanptverschluss gelöst ist, so wird die luft in der mund-
liöhle comprimiert und die hauptverschlusslösuiig zur deut-
Ucheo explosion; dann müssen wir l' und ri als td', jid', oder
rd"/, Mj darstellen, dürfen jedoch nicht von der „einschie-
bnng" eines d oder d' sprechen, denn die zungenarticulation
hat nicht die geringste anderung erfahren; es ist kein nener
laut aufgetreten!
Wie II : d, ri .- tS so verhiUt sich v zu ^. v findet sich
mweilen als Vertreter von h, von dem es im klänge sehr we-
nig verscliieden ist; ebenso findet sich auch sicher ein (', das
dem ^ entspricht, ich will es vorkommenden falls T bezeich-
nMi. — SämratUche nasalen verschlusslaute und Maute können
naUlrlich auch stimmlos hervorgebracht werden. Als „moiiil-
32 Rudolf Leoz,
lierte" laute, d. h. unreine explosivlaiite sind also
nen ^ U a y' T A'; ff l' n v T A',
Die fricativlaute der praepalatalgegend x 3t * ^i * ^ ha-
ben durchaus dieselbe articulationsart wie die übrigen frica-
tiven, welche zwischen der zunge und dem palatum. velum
oder den alveolen und zahnen gebildet werden; charakteristisch
ist ihr sehr hoher ton. Dieselbeu uls „mouilliert« laute" oder
sonst wie besonders zu bezeichnen liegt keiu grund vor. Wie sie
gewöhnlich entstehen, werden vm au anderer stelle betrachten.
Die jerierteu labialen der Russen entsprechen genau den
schwedischen lantverbiudungeu mit j wie »y bj etc. Bei diesen
lauten kommen immer zwei arüculatiünsstelleu iu thätigkeit;
die lippen (bezw. unf«rlippe und oberzähne) und die hintere
praepalatalgegend {oder auch wohl das mediopalatum). In Ver-
bindungen wie bj imd pj (oder richtiger px. denn der ^'-laut
assimiliert sich im stimmton dem vorangehenden consonanten)
kann natiirlich die hebnng des mediodorsum zwar schon wäh-
rend des p-verschlusses erfolgen, aber doch erst nach der Öff-
nung desselben lautbildend wirken. Dasselbe wiid auch von
vj, fj gelten, insofern zunächst die labiale enge gebildet wird,
dann, während der labiale fricativ ertönt, die zunge gehoben
wird bis die hintere enge so schmal geworden, dass sie laat-
bildend wird, worauf die vordere enge zuräckgeht. Gleich-
zeitiges ertönen des v und / ist wohl möglich, aber schwerlich
gebräuchlich. Diese lautverbindungen haben akustisch viel
Ähnlichkeit mit combinierten lauten wie ('/, da im moment
der Verschlusslösung sofort ohne pause und Ubergangslante
durch die enge der reibeiaut ertönt; sie können aber wegen
der doppelten aiticulationsstelle niemals auf dieselbe stufe ge-
stellt werden wie die unreinen explosiven (' und h', welche
durch eine articulationsbewegung hervorgebracht werden.
Ein „mouilliertes r", das in seinem wesen dem d! ent-
spräche, ist scldechterdings unmöglich. Um ein r hervorzu-
bringen ist immer eine hebnng des zungensaumes nnthwendig,
was sich mit gleichzeitiger hebnng des mediodorsum nicht ver-
einigen lässt. Das polnische rs und böhmische r Iiaben nur
schwache Vibration des zungensaumes, der die articulation eines
i' unmittelbar folgt, oder es wird nur ein i' gesprochen mit
gleichzeitiger schwacher Vibration des zungensaumes. In den
romanischen spraclien wird meist entweder das r oder das j
Zur Physiologie uad geacliicbte der palatalen.
33
der nrsprflnglicheu Verbindung rj gauz aufgegeben, oder es
treten sonstige Veränderungen ein.
Was die sprtLchlicbe bezeichnung der sogen, mouil-
lierten laute betrifft, sü ist dieselbe entweder eine historische,
indem eine der hauptqueilen dieser laute zur bezeichnung des
späteren prodnktes beibehalten «nd verallgemeinert wird, so
im it. gii = H, gl = X, sp. nn ß = v, ü = t, oder eine phone-
tische. Letztere liegt besonders im prov. pg. rih = ti, Ut = l
vor; ebenso findet sieh nicht selten in alter und neuer zeit
ein ^ = ('; in der that war die Verwendung des h fllr
den fricaüven ansatz, da es sonst als lautzeichen nicht mehr
gebraucht wurde, ein sehr glücklicher gedanke; weniger gut
war ny hj, das ebenfalls häufig gebraucht wird.
Aus dem oben p. 31 f. gesagten geht hervor, dass ich den
laut des it. r()) e als einen dem t' naheverwandten aulfasse,
er kann also als „eine art mouillierter laut" bezeichnet
werden. Während über die echten mouillerten laute, wie ans der
oben gegebenen histoiischen skizze der älteren anschanungen
hervorgeht, grade in den letzten Jahrzehnten die unklarsten
ansichteo herrschten, ist die natur des c von einigen gelehrten
richtig erkannt worden. Ich will diese bemerkungen hier nach-
tragen. Ascoli gebührt das verdienst, die alte ansieht e sei
gleich ts oder gar t? zuerst erfolgreich angegriffen zu haben.
Er sagt in seinen Vorlesungen über vergl. lautlehre
des sanskr., griech. und lat. 1872 ausdrücklich, dass das
il. c in selce, uincere weder eui reines t noch ein reines *- ent-
halte, sondern ein momentaner complexlaut sei, dessen
verschluss „höher lünanf als bei den gewöhnlichen dentalen,
abo in der nähe der gaumenwölbung"') liege. Fast genau
ämelbe behauptet von dem entsprechenden slavischen laut
Pütebnja (Jagic's archiv für slav. phil, HI p. 358 anra.).
Bahler (leitfaden filr den elementarcursus des sans-
kriL Wien 1883) beschreibt die skr.-palatalen als „mouillierte
dmtale mit nachklingendem Zischlaut." Von den Physiologen
seheint, wenn ich nichts übersehe, Hoffory (der sich auf
Thoomen beruft) der einzige zu sein, der i? richtig auffasst.
Er sagt KZ, XXIII p. 539 f.; „Eine eigene art mouillierter
liate sind die, welche man im italienischen mit c(i), g(i).
') I. e. p. lOS des Originals,
MKbnri für itrgl. Bprubf. K. F.
^ tludolf teutj
im englischen mit ch, jy im magyarischen mit es, ds bezeichnet^
Sie sollen nach Hoffory, der sich auch auf Ascoli stützt,
nicht zusammengesetzt sein; von der articulationssteUe heisst
es: „Man wird schwerlich zu einem sichern ergebniss gelangen,
wenn man nicht eine neue dentale lautstufe annimmt, die
zwischen der alveolaren und der cerebralen ungefähr in der
mitte liegt." H. nennt sie gingival mit der bezeichnung t*
und sagt: „Die verschluss-, l- und reibelaute dieser klasse
kommen meines Wissens nicht „rein" in den sprachen vor; wenn
man aber f*, d^ mouilliert, erhält man genau das ital. c(i),
g(i). Bei der hervorbringung dieses lautes berührt nämlich die
zunge weder die alveolen der oberzähne noch das gaumendach,
sondern bedeckt mit ihrem vorderen theil eine strecke des gau-
mens, die zwischen diesen beiden extremen ungef&hr in der
mitte liegt." Alles dieses stimmt vollständig mit dem von uns
gefundenen überein.*)
2. Zur geschichte der palatalen.
I. Historischer theil.
Jedermann glaubt den Übergang von k in e
im all. raci aus roM einsueehen, und wie eohwie-
rig ist ei doch Ton k su e, d. i. fo, den we^ a«
finden I Er icheint bii jetct nicht gefunden. Wm
■ich häufig ereignet} da« glaubt man an reir-
itehen.
Mikloiichi Tergl. granmi. d. elar. spr. II
p. XIL Wien 1875.
Ehe ich dazu übergehe, die im vorigen abschnitt gewon-
nenen physiologischen resultate auf die Sprachgeschichte anzu-
wenden, will ich kurz berühren, wie man bisher diese Vor-
gänge zu erklären versucht hat. Es wird sich herausstellen,
dass die aus der Sprachgeschichte bekannten lautformen meist
in ihrer reihenfolge richtig erkannt sind; nur hatte die un-
M Charakteristisch ist die „neue dentale lautstofe.^ Derartige neue
lautstufen zu entdecken ist natürlich ein beweis für die vöUige unznl&ng*
lichkeit der angewandten gebietseintheilung. Dass t* d* Z« etc. nicht Yor-
kommen sollen ist ebenfalls sehr sonderbar; wir haben absolut sicher fest-
gestellt, dass Hofforys t» d^ etc. gleich unseren t' d' sind, also die
einzigen laute, die eventuell den namen „mouillierte'^ verdienen, von denen
H. a. a. 0. ausführlich handelt. Man sieht wie unklar die anschauungen
der „Verschmelzungstheorie'* in betreff der „mouillierten^ laute sind (cf.
oben p. 15).
Zut phjsiaingic und geschichte der paiaUlen. 3&
kenntniss der physiologischen beziehungen, welche von den
hiioptvertretern wie Äscoli mid Miklogich offen eingestanden
wurde, die nachtheilige folge, dass man dun Zusammenhang
einzelner lautstufen durch nicht belegte zwischenlaute klar
machen wollte, wodurch der wahre Bachverhalt oft nur dunkler
n-arde. Alle hier und da versü-enten bemerkungeu über „pa-
latalisiernng" zu sammeln , wäre zwecklos ; ich beschrfioke
mich aaf einige beispiele.
Am ausführlichsten hat sich von den Sprachforschern
Asculi in seiner vergleichenden lauttehre über die vor-
Uegendeu fragen ausgesprochen. Er sagt (1. c. p. 43')): „Zu
den bänfigsten affectionen der ursprünglichen consonanten
gehört im arischen Systeme , dass sich hinter einigen der-
selben ein parasitischer reibelaut, und 2war vorzugsweise
i {"jr ^ji hi usf.) ansetzt. Diese art die erscheinung zu be-
schreiben ist allerdings einigermassen bildlich, und wii- beque-
men nns in diesem und in anderen lallen derart zu einer
etwas metaphorischen spräche, um den feinheiteu der phy-
siologischen speciaiitäten auszuweichen; es wird indess
eine zeit kommen, wo wir durch dieselben immer eine weit
grössere anschaulichkeit gewinnen werden, als diejenige ißt,
in welcher wir uns jetzt dadurch, dass wir sie vermeiden, zu
behaupten meinen."
Der ausdruck „parasitischer reibelaut", den Ascoli nur
mit allem vorbehält gebraucht, war vielleicht nicht glücklich
gewählt, weil er viel zu bestimmt und klar war für eine ziem-
lich mannigfaltige sprachliche erscheinung, aber wenn wir
auch die oft recht äusserliche operationsweise mit diesem Para-
siten, welche nach Ascoli, zum theil auch wohl schon durch
ilm aufkam, nicht billigen können, so liegt doch jenem „para-
idtiiicben jot" eine physiologische eigentliümlichkeit zu gründe,
nämlich die oben erwähnte nothwendige rinnenbildung bei
donto-praepalatalem verschluss und der dadurch hervorgerufene
Qbergang von reinen explosivlauten zu unreinen.
In Zukunft wird man jedenfalls gut thuu, den bequemen
aW miHsverständlichen und ungenauen ausdruck „parasitischer
i-laut" zu vermeiden und durch eine für jeden einzelnen fall
') Ich citiere die selten de» original», die Ja in di^r deulecbea über-
HLnui angegeben <ind.
i
den Terhältnissen entsprechende beschreibuiig: der pliyslotogi-
sehen »inzelheiteii zu ersetzen. Ein aiisdruck, der „die fein-
beiteD der physiologischen specialitäten vermeiden" will, kann in
keiner physiologischen beschreibung gebraucht werden, ist also
höchstens in einer buchstabenstatiBtik, nicht in einer lantlehre
verwendbar. Zu dieser gefährlichen art bequemer ausdrücke
gehören noch manche anderen nicht minder beliebten, wie „quet-
schung", npalatalisierung", „erweichung", „Verhärtung", „Stei-
gerung" u. a. m. Mancher, der sie angewandt hat, wäre
sicher nicht im stände gewesen, sie an jedem einzelnen ort
durch eine deflnition oder eine beschreibung des physiologi-
schen Vorgangs zu ersetzen. — Es soll dieses weniger ein Vor-
wurf für die Vergangenheit als vielmelir eine wamuug fUr die
Zukunft sein.
Ausdrücke wie die angeführten sind nicht immer zu ent-
behren, sie gleichen der dämmerung, die dem tage vorausgeht,
sie bezeichnen einen geahnten aber noch nicht klar erkannten
Zusammenhang. Wer sich dessen bewusst ist, mag sie ge-
brauchen, wie Ascoli es an der oben citierten stelle thut.
Sobald wii- aber die ahnung dui-ch die erkenntuiss ersetzen
können, müssen wir dieselbe in jedem falle durch exacte be-
schreibung und deflnition an stelle eines nebelhaften wertes
wiedergeben.
Aus dem gesagten ergiebt sich, dass das, was Ascoli im
folgenden über den Ursprung des sehmarotzerlautes sagt, nicht
zur klarheit führen kann ; denn er hatte es in der that nicht,
wie er meinte, mit einem gewöhnlichen ;' zu thun.
Um nun den wände! k - «' zu erläutern, beginnt Ascoli
mit der Verschiebung des velaren k zum palatalen Je (etwa
unserem «), „dessen verschluss sich in der weise bildet und
löst, dass dadurch die entwicklung des palatalen vocals i und
sodann der ihm entsprechenden fricativa begünstigt wird."
Dann fÄhrt er fort (p. 202 f.) : „Dieser palatale dauerlaut, em
ausnehmend kecker eindringling, geht rasch von stufe zu stufe
in verwandte laute von immer grösserer stärke Über, indem
er den verschluss der ihm vorangehenden explosiva immer
weiter gegen die Zahnwurzeln vorschiebt, so dass, an einem
bestimmten punkte, es dazu kommt, dass die beiden elemente,
einerseits von dem streben die ausspräche zu erleichtern,
andrerseits von der akustischen atüuität fortwährend beein-
Zor Physiologie timl geechicbte der palaUlen.
37
ftasst, zu einem einzigen (c') zusammenschinelzen ; daher er- i
halten wir, fih- das sanskrit sowohl als für andere spracharten,
die approximative reihe: ¥ fcj ki "s ('s) k'.'y
Der schwerste einwand gegen diese reihe ist schon von
Schuchardt (KZ. XX p. 294) richtig gefunden; ft^ and *s
sind nicht belegt und zwischen fcj und tS steht ein tj. Eine
weitere eingehende Widerlegung wird nicht nöthig sein ; es ist
ja klar , dass von dem wirklichen emschieben eines i oder j,
and folglich auch von den Weiterentwicklungen und Wirkungen
dieses lautes keine rede mehr sein kann. — Eine ganz ahn- .
liehe reihe stellte Kapp*) auf: ki^k'i-k'ji-tji-(th) l ^'.jj''^- Auch |
diese enthält mehrere fehler. Ein fiir alle mal sei hier be-
merkt, da&s die Schreibung kj tj streng genommen überhaupt
unzulässig ist; man spricht entweder t/a oder t^ja oder tia,
abgesehen davon, dass mit tja meist gar nicht f/(i, sondern
t'a oder t'x'a gemeint ist. Sobald das / wirklich consonantisch
ist (also nicht j), assimiliert es sich ganz oder wenigstens
Uieilweise der stimmlosigkeit des fc oder (.
Der Wandel des k zu t darf nicht wie Schuchardt, Kapp
and sogar Seelmann (ausspr. des latein. p. 312 ff.) es '
that mit dem bekannten Wechsel von tl ^ kl zusammengebracht
werden. Ein Übergang von ts ^ ts (oder t' =" {) ist meines
Wissens noch nirgends belegt. Man sieht also, dass die un-
genaue auffassung des fricativen ansatzes von k' nnd f als
„parasitisches j" zu unrichtigen folgemngen gefilhrt hat.
Von anderen versuchen den Übergang von k zu ^ za er-
klären, will ich nur der Vollständigkeit halber die reihe ki khi
kji kx'i et«, anführen, welche von Karsten') eingehend zn"
begränden versucht ist. Es gehört wenig kenntniss der Phy-
siologie und Sprachgeschichte dazu in jener begrilndung fast
seile für seile grobe versehen und irrthiimer zu finden.
Gegen annähme eines parasitischen lautes erklärt sich
Windisch (Kuhn, beitr. z. vergl. sprachf. VHI p. 32 f.). \
>) k' — aoaetem ^, deagen nstur Ascnli richtig erkannt hat, cf. oben
^ S3.
<) Stefan Kapp, Die griectiischen und lateiniEcben gutturallaute
im Beu^echiRchen aiid in den romaniachen sprachen (Druck r. (jeroid's
SobA, Wien 18SS) p, 2S.
•) Gustav Karaten, zur geacbiehte der aitfranz. toosonantcnverbiu-
dnB;«'D. Freiburg tSM4, p, 21 (.
3g Rudolf Lenz,
Er meint <T sei = t^s; t^ entstehe aus dem vordersten k durch
Verschiebung des verschlusses nach vorne, s sei wahrscheinlich
dadurch entstanden, „dass von dem früher weiter oben am
gaumen stattfindenden verschlusse her wenigstens eine enge
geblieben war, durch welche nach explosion des t die luft hin-
durch strömt." Im ganzen genommen ist diese erklärung ent-
schieden besser als die unbegründete einschiebung des Para-
siten; ganz richtig ist sie allerdings auch nicht und passt
besser noch für t' (f/) als für d.^)
Besser ist die beschreibung, welche Emil Förster (zur ge-
schichte der englischen gaumenlaute, Anglia, Anzeiger Bd.
VII p. 72, 1884) von dem vorrücken der articulationsstelle im
praepalatalgebiet giebt. Nur ist es ganz unberechtigt die ent-
stehung des reibelautes (fricativen ansatzes) auf „eine stark
explosive ausspräche" zurückzuführen, die doch erst nach-
gewiesen werden müsste und in der that wohl nicht vor-
liegen kann.
Der ausfiihrlichste und auch wohl beste aufsatz über
unser thema dürfte wohl sein: Hans Kirste, zum sla vi-
schen palatalismus in Jagic's Archiv f. slav. philol. V
(1881) p. 377—390.
Kirste bespricht zunächst die frage „was ist ein pa-
latallaut?" Er betrachtet als solche das slavische ö ^ t' d
8 z 8 z\ Versucht man ein ^ gedehnt auszusprechen, sagt
Kirste, so ist der zweite theil des lautes sicher ein s, der
anfang ist jedoch kein i sondern A*, ein „dankalaut" nach
Kirstes bezeichnung, dessen verschluss zwischen den articula-
tionsstellen eines i und eines j liegt , an derselben stelle , an
welcher 8 als der dem k entsprechende stimmlose fricativ ge-
bildet wird. Versucht man von i zu t überzugehen (p. 380),
1) Wie unklar Windisch trotzdem diese Wandlungen anschaute zeigt
sich, wenn er p. 34 fortfährt: „Wie wenig man die annähme von parasi-
tischen lauten bei diesen entwicklungen nöthig hat, sehen wir an der fort-
Setzung von lat. ca- durch frz. cha- z. b. in choieur lat. ccXor, Hier giebt
es weiter keine erklärung des Überganges, als dass an stelle des ver-
schlusses am hinteren gaumen die enge getreten ist. Die für a nöthige
Stellung der sprachorgane mag dies hervorgerufen- haben." Das stimmte
doch höchstens, wenn man ck im französischen wie in dem deutschen
Worte ^^ach^*' ausspräche, während in der that die ältere ausspräche des
französischen ch Ö war. Mir ist ganz unverständlich, was W indisch sonst
gemeint haben mag.
Zur Physiologie und ge&ctichte der palataleo. 39!
,so merkt man deutlich , wie die ziingn sich sozusagen zu-
sainmeazieht, da beim ( bloss die verhärtete ziingenmitte arti-
cnliert, während die beim ;.- ebenfalls mitwirkenden seiten-
stßcke sich passiv verhalten."
Sehr ungenau ist, dass K. flir s ohne weiteres eine dorsal
supraalveolare ausspräche (etwa unser «') annimmt; das übrige
dilrfte wohl mit dem, was ich oben p. 24 gesagt habe,
übereinstimmen. 5Iit h ist ungefähr unser t' gemeint, doch
ist es nngenan, wenn K. meint, das« es dieselbe articnlations-
stelle habe wie ;, k sollte nach K. rein dorsat-praepalatal sein
und reiner explosiv ; ich bezweifle die mögUclUceit dieses lautes.
Über die mooillierung sagtEirste (p. 382): „Soll die ganka-
articolation des x schon bei der ausspräche des ( voraus-
genommen werden, so kann dies nur in der weise geschehen,
dass das ( kein reines ( bleibt, sondeiTi in A übergeht; das ;;
ist dann gleichsam in dem fr latent . . . Auf diesem wege
kommen wir aber zu keinem palatal, d. h. zu einem lant in
dem das / resp. j nicht verschwunden, sondern zu den danka-
lauten s und i geworden ist. Es muss deshalb eine solche
articulatioii des x(j) geben, bei der zwar die Verschmelzung
möglich, zugleich aber auch der reibelaut erhalten ist. Ein
xd) wird da am leichtesten als parasitischer laut sich ein-
stellen, wo die am meisten der Verhärtung fkhige Zungenspitze
attsser action tritt. Dies ist nun der fall bei der sogenannten
dorsalen bildung der an palataler articnlaüonstelle gebildeten
consonauten, bei der die Zungenspitze nach abwärts gekehrt
ist Ein auf diese art gebildetes ( wii-d schon aus dem gründe
einen weicheren Charakter tragen, weil der mittlere theil der
znnge nicht so stark veihäi-tet werden kann; ebenso aber
aacb das k, da dasselbe, was von der Zungenspitze, auch von
den seitentheilen der zunge gilt. Ebenso erklärlich ist es auch
(p. 383), dass, wenn der Übergang vom verschluss zum folgen-
den vocal nicht ganz schnell und mit vollkommen ge-
Daaer regulierung der exspiration vorgenommen wird,
«eil an das explosionsgeräasch noch ein reibungsgeränsch an-
hängte, ila der mitteltheü der 2unge nicht dieselbe articu-
lationsfahigkeit besitzt, wie der vordertheil. Statt der reinen
doreal-palata] gebildeten (' Ic' d' g' hört man deshalb leicht t'x,
tm wesentlichen stimme ich dem gesagten ziemlich bei;
40 RitJoir Lenz,
doch gelallt mir nicht, dass K. von der verschmelzungstheorie
ausgeht und da«& er das entstehen eines parasitischen lautes
von einer Unregelmässigkeit der exspiration abhängen lässt.
Wertvoll ist die genane beachtnng der articulierenden zungen-
tbeile, doch muss ich gestehen, dass ich grade diese benter-
kungen Kirstes erst verstanden habe, nachdem ich durch
ganz selbständige beobachtungen und experimente das wesen
der t- nnd A;-laute erkannt hatte.')
n. Sprachgeschichtlicher theil.
Es kann durchaas nicht meine absieht sein im folgenden
alle Wandlungen, die sich im bereiche dorso-praepalataler arti-
culaüon vollziehen, zu behandeln; dazu würde weder meine
kenntniss noch der räum einer Zeitschrift ausreichen. Es han-
delt sich hier nur darum, die experimentell gewonnenen resul-
täte mit einzelnen beispieleu der Sprachgeschichte zu belegen
und umgekehrt, einige sprachlich tiberlieferten entwicklungs-
reihen an der band der Physiologie zu ordnen und in ilirem
laufe zu verfolgen. Meine belege werde ich voraugsweise ans
den romanischen sprachen nehmen; je nielir wir uns in der
gegenwart: und historisch zweifellosen Vergangenheit halten,
um so sicherer werden wir stehen. Hier müssen wir den ge-
getzen und möglichkeiten lautlicher Veränderung nachspüren,
die so gewonnenen erkenntoisse werden uns dann befähigen
in lückenhaft überlieferte Sprachperioden reconstruierend ein-
zudringen.
Ich nehme entsprechend den drei hauptfactoren des phy-
sischen Sprachlebens: bewegungsgefühl, accent und tonempfin-
dnng, drei arten von physischem lautwandel an, nämlich den
articulatoiischen , acc«ntuellen und akustischen.*) Die beiden
ersten sind bei weitem die wichtigsten , zu ihnen gehßren die
meisten sogenannten ausnahmslosen lautwandlungen. Das ver-
hältuiss zwischen bewegungsgefUM und accent scheint in man-
cher beziebung ein gegensätzliches zu sein, und je nachdem
der eine oder der andere lautwandel das übergewicht be-
<) Daaa ichKiretcs au siirucks weise bo schwer Ycrständlicb finde, mag
vielleicht daher koturnoD, dasa ich seiner dissertation, auf die er gelegfiDt-
lich verweist, Dicht habhaft werden konnte.
■) Ich Terweiae fOr das einzelne auf die trefflicbea bcmerkungen in
FsdIb Frincipiea der «prachgescbichtc p. 40 ff.
Zur Physiologie und geschichte licr palalalen. 41
kommt, gestaltet sich der habitus der spratJie. Uas bewegiings-
gvfKhl strebt nach einem au8gleich der articulationsglieder
eines Wortes: der accent hebt einzelne theile desselben beson-
ders stark hervor nnd sondert sie dadurch von der umgfebnng
ab. Ks ist wohl kein zufall, dasa die energisch accentnierten
dentscheu dialekte, etwa vom schwedischen abgesehen, das ja
anch sein charakteristisches accentnationssystem hat, für den
artJculatorischen wandet im praepalatalgebiet (insbes. assinii-
lation von t- und ^-lauten au folgendes i) wenige oder keine
beispiele liefern, während die romanischen und slavischen spra-
chen, deren accent uns weniger energisch vorkommt, dnrcli
nichts so sehr verändert worden als durch die i- und y-lante,
die , grossen zerstÄrer des consonantismus der allermeisten,
wenn nicht aller sprachen" (Miklosich). Die consonanten-
wandlongeu der Tomaniscben sprachen sind fast ohne ans-
nahine articulatorische assimUatiouen , während ein grosser
theil der vocalveräuderungen , insbesondere die meisten soge-
nannten diphthongierungen accentuelle Wandlungen sind, d. h.
articulationsverändeniiigen , welche durch eigentlitimlichkeiten
des Bxspiratorischeu oder tonischen accents veranlasst wurden.
Im einzelnen liegen diese dinge noch in tiefe finstenüss ge-
httllt. ebenso wie das wesen des accentes im allgemeinen.
Zu den akustischen Wandlungen rechne ich es, wenn z. h.
ein <* zu t>s' wird, Welleicht auch wenn *tetnprer (lat. tempe-
rare) zn trempcr wird u. ä. Doch gestehe ich often, dass ich
ftber eine feinere eintheilung dieser dinge noch nicht im klaren
bin. — Zu den accentuellen consonanten Wandlungen wird man
wohl die germanische lautverscMebung rechnen dürfen, vlel-
leicJit auch den romanischen wandel von j zu d', mt zu li, U
za [ und die entstehung mancher doppelconsonans des itali-
enischen.
I. Vorschreitende') assimilation an praepalatale laute.
Ich habe im anfange des experimentellen theües gesagt, '
dass die entwicklung der ft-laute vor i und e in einer Ver-
schiebung der articulationsstelle nach vorne besteht und wir
sahen, dass bei einer solchen Verschiebung das k zunächst za
X =- ft" a- f etc. werden muss. Da nun die Sprachgeschichte in
■) Ich verstehe „Torsch reitend" rein örtlich in liezug auf die unpriLng-
lich veiter hinien liegende articulalionae teile der Haute.
42 Rudolf Lenz,
der that, wie wir gleich sehen werden, die dort theoretisch
aufgestellte entwicklungsreihe zeigt, so müssen wir nach dem
inneren zusammenhange des wandeis suchen. Derselbe ist
ohne zweifei folgender : Bei ausspräche eines i ist das medio-
dorsum stark gegen das prae- und mediopalatum gehoben;
wenn man also vor i ein x, k', t' articuliert, an stelle eines k,
so hat man den verschluss des k vom velum oder postpalatum
nach dem medio- oder praepalatum verlegt, also an die stelle,
an welcher der zungenrücken beim i dem gaumen am nächsten
kommt. Es gehört also offenbar eine geringere bewegung
dazu von einem x k' oder t' zu einem i überzugehen als von
einem k aus. Dass die Sprachgeschichte verhältnissmässig
selten ein k' überliefert, mag seinen grund einerseits darin
haben, dass ein k' vor i oder i + ^ocal wenig von einem x
verschieden ist, andrerseits aber auch darin, dass man bei ar-
ticiüation eines k' leicht mit der vorderen grenze des medio-
palatum die hervorstehenden alveolen berührt, so dass der
Übergang von k' zu t' ein sehr leichter ist; in folge dessen
kennzeichnet die schrift, die ja immer hinter der ausspräche
etwas zurückbleibt, das k' gar nicht, sondern geht direct vom
X zum t' über, ohne dass die Zwischenstufe k' dem Schreiber
zum bewusstsein gekommen. Mit welchem rechte aberMiklo-
sich^) jedes kj (= k') als t' auffasst und die existenz eines k'
leugnet, weiss ich nicht.
Articulatorischen principien zu folge müssten also die
sprachen bei t% oder dem gleichortigen äi stehen bleiben ; wenn
sie das nicht thun, so beruht der weitere wandel entweder
auf energieschwächung , durch welche an stelle des ver-
schlusses die gleichortige enge tritt (also x^' statt t'^ oder
der weitere wandel ist zunächst wesentlich akustisch {f =- f).
Ich bin wenigstens nicht sicher, ob man den wandel t' ^ f^
f^ ^ r auch als articulatorischen auffassen darf. (1)
Noch stärkere hebung der zunge als i hat ;, schwächere e.
Dem entsprechend müssen sich falle finden, dass eine spräche
k g vor ; schon verschiebt, aber noch nicht vor i und e, oder
dass nur vor letzterem keine Verschiebung eintritt. (2) Finden
wir nun dieselben lautstufen, welche aus ki entstehen, auch
ganz oder theilweise statt älteren ka, so müssen wir an-
nehmen, dass auch das a in diesen sprachen eine wenn auch
i) Beitr. zur lautl. der rumun. dial. lY. p. 46.
Zur Physiologie und geschichte der pHiaialeu, 43
^^ringe hebnng; der zimge gegen das praepalatiim verlangte (3).
Finden wir dagegen eine entwieklung des 4 vor einem o oder
u, so müssen wir als höchst walirscheinlich oder Rieber an-
nehmen, dass an stelle des o, jt frtihei' einmal ein i, e oder
höchstens o gestanden hat (4). Umgekehrt kann ein i, e, ö. W)
nach einem erhaltenen /(-laut in einer spräche, die sonst Je
vor i, e etc. verschiebt, erst zn einer zeit entstanden sein,
welcher diese Verschiebung nicht mehr statt fand (b). Denn ]
das darf man nie vergessen, jeder lautwandel vollzieht sich
nur innerhalb bestimmter zeitlicher gienzen, woraus hervorgeht,
dass das verhältniss zwischen bewegnngsgefiihl nnd accent
(bezw. anch akuatiachem gefiihl) sich verändern kann ; so lange
es gleich bleibt, kann derselbe wandel nicht aufliören und wo
ein neues ki entsteht, rauss es verschoben werden (6).
Zu erwarten wäre ansclieinend, dass die stimmhaften laute
(also in nnserm falle g) sich ganz entsprechend den betreffen-
den stimmlosen mit gleicher articnlation entwickelten. Das
trifil in der that oft zu (7). Doch habe ich schon oben (p. 17)
bemerkt, dass die articulationsbüder stimnihafter laute meist
schwäclier gefSrbt nnd oft auch umfänglich etwas kleiner sind,
als die entsprechenden stimmlosen, also ist ilire articulation
eine etwas andere, weniger energische, Demgemäss finden
wir häufig eine ungleiche entwieklung beider klassen (8),
insbesondere auch deutliche zeichen der geringeren articula-
tionsenergie bei stimmhaften (9).
Da das lateinische keine postpalatalen oder velaren M-
cativlante hat, so giebt es ilir die entwieklung solcher laute
Tor vorderen vocalen natiii'lich keine beispiele ; in welchen Ver-
hältnissen sie stehen müssten, werden wir weiter unten bei
der umgekehrten lautverschiebung sehen. Entwicklungen hin-
terer consonanten nach vorderen vocalen sind ebenfalls zweifel-
haft, da auslautende Ar-laute romanisch selten erhalten sind,
unter allen anderen Verhältnissen aber anschluss an den fol-
genden vocal eintritt (10).
Beispiele zu I.
(I). Beispiele für die lautstnfe k' aus lat. ci re sind mir
■icht bekannt, doch ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich
') Insofem ä die zangenstellung vod i, ö die von e h&t, mtlaaen sie arti-
cnUtoröcb ebenso wirkoa wie jene.
44 Ruilolf Li-nz,
solche in sardischen dialekten finden, W(tlche ja zum theQ (
lat. ci, ce als ki, ke (d. h. der ausspräche nach wohl xi, »e)
erhalten haben z. b. logudorisch: chiea = lat. cilhim, chelu
caelum, chera cera zum theil es zu / (d. h. wohl f) entwickeln;
reffit caecum, ^ihu cibum. ci ^ t'i ist ebenfalls selten, z. b. in
rfttischen dialekten') t'ena cena, fd caehtm. Die stufe f hat
vor allem das italienische (ciglio, cena> cielo), das dakontmu-
nische (fer caehim, finf coena, öinH giiinque; also lat. qtt und c
im drum, gleichbehandelt, öbrigens ist *ciaqtte gemeinromanisch),
das altpikanlisclie (chxre cera, rhiel caelum) nnd viele räti-
schen dialekte (fena, ^l und f^iel). Dagegen ist f bewahrt im
makedornmunischen und istrorumimischeu ^ar^ cera, finf
coena: fer caelum, ^irf coena): ebenso in rätischen (^wl, ^ena)
und italienischen dialekten (sij ciUiim, zedvr cedram). Sicher
ist f auch für das ältere provenzalische und französische,
ebenso, wenn anch nicht überliefert, für das älteste spanische
und portugiesische. Auf der letzten stufe f finden sich nur
wenige beispiele (z. b. im gebiete der französischen Schweiz),
meistens tritt hier statt r ein ^ ein , was wohl daraus zu er-
klären, dass die Unreinheit der explosion des r, welche durch
die Unebenheit der zahne hervorgerufen ist, den Übergang zum
vollen fricativlaut mit mehr oder weniger gestossenem (explo-
siven) anfang besonders begünstigt.
Die romanisch seltene anfangsstufe (' ist sehr gewShnlich
im schwedischen (t'eima =: kenim, t'il = Jäl).
Der Übergang zum fricativlaut durch Verlust der ver-
schlussbildnng findet sich auf allen stufen häufig. Im schwe-
dischen ist die ausspräche eines jeden t' als / "<i6r X ^^^
gebräuchlich ; (' ^ s ^ S findet sich im neupikardischen, räti-
scJten und italienischen; ( =- s im französischen, portugiesi-
schen, rätischen und italienischen, /i aus f oder j im spani-
schen, rätischen und französischen alpengebiet, welch letzteres
noch den wandel p ^ f kennt. Beispiele im einzelnen wer-.
den nicht nothwendig sein.
(2). Den sicheren beweis dafür, dass ki -)- voc. eher
verschoben wird als ki liefern die sardischen dialekte, welche
') Die rätiachen beispiele Bind meist aus (jartnors RätnroDtani-
Bcher grammatik (Heilbronn 19H3), die mmuDischen auB Mikloaichs
Beitragen zur lautlehre der rumu nie eben dialekte (Wiener
ftkad. eitzgsber. bd. 98—102, 1881—3. separat in 5 heften).
Zur phyaiologie und goachichte der pulatalen. 45
das letztere erhalten haben , für das erstere aber th , thi
schreiben, womit höchst wahrscheinlich t' gemeint ist; andere
schreiben auch schon s (= (). Im dakonim. wii'd cj + '"
zu {, während ci zu fii geworden, woraus man sehliessen muss, ,
dass ci + voc. bereits verschoben war, ehe die Verschiebung
von ci begann, da sonst nur ein resnltat aus beiden zu er-
warten. Almlich, nur nicht immer so klar, sind die Verhält-
nisse der anderen sprachen. Dass irgendwo nui- das i, nicht
aber e_ein ft verschoben hätte, ist mii- nicht bekannt; doch
werden wir einen entsprechenden Vorgang bei ( finden.
Dei' Übergang eines nach vorn verschobenen fc-lautes zu
(, welcher im griechischen n'i ceaaaQeg etc. als regelmässiger
Wandel vorliegt, tritt im romanischen immer nur vereinzelt
auf, z. b. rätorom. denoio, dinofo (gemmdum) , doch können
diese formen vielleicht auch aus denoio dinoüo entstanden sein.
Sicher acheint Haute Äuvergne: tita = qaitter, d'ati = d'agiii.
So lange ich diesen Wandel h ^ t nicht aus der gegenwart
irgendwo als regelmässigen gefunden habe, wage ich über
jene griechischen beispiele nichts weiteres zu sagen. Es müssen
irgend welche besonderen eigenthümüchkeiten vorgelegen haben,
welclie die regelmässige Weiterentwicklung einer Zwischenstufe
(' verhinderten, oder vielleicht einen Sprung von x zu (' her-
Torriefen, durch den sich das ganze vielleicht noch am leich-
testen erklärte.
(3). Eine Veränderung ursprünglicher Ä-Iaute vor a ist
bei weitem seltener als vor i und e. Da aber die entstehen-
den lautwerte (' ^ etc. nur durch vorschieben des k-vst-
schlasses erreicht werden, so sind wir genöthigt, auch hier
den grund der Verschiebung in einer eigenartigen articulation
des a mit Zungenhebung gegen das medio- und praepalatum
zn sehen, eine articulation, deren thatsächliche existenz keinem
zweifei unterliegt. Nicht selten wird dann bei weiterer ent-
wickinng der vocal vom consonanten abhängig und nähert
räch dem i, besonders in unbetonten silben. Das rätorom.
bietet folgende formen : canem : kan, Üan , Can : im inlaut ;
'bucca: Inika, hof'a, hoy'a, hoCa. Das altfranz. Cieti (chien) i
neben rhamp (campum); neuir. ist ^ zu s geworden.
Das altpik. geht in der verschiebimg nicht tiis ins prae-
palatnm, sondern nur bis ins mediopalatum, was schon genügt,
am da« a zu ie, statt zu e werden zu lassen ; kien {k jeden-
46 Rudolf Lenz,
falls = x). Es ist sicher, dass die gemeinfranz. wandlang von
ca =- öa (öie) zeitlich bedeutend später liegt als die von ci =-
fi; und zwar liegt sie ohne zweifei nach der fränkischen in-
vasion, während ci =- (t wenigstens in seinen anfangen weiter
hinaufreicht. Dazu stimmt, dass die germanischen k vor i, e
und a ebenfalls zu ö geworden sind (z. b. eschine skina,
eschemir skernen, choisir aus *chausir goth. kausjan). Wir
haben also zwei perioden der entwicklungen von i-lauten I.
lat. ci ce ca ^ ^i ^ (oder vielleicht nur t'H t'Se) ka; n. lat.
ci ce ca = (i ^e da, germ. ki ke ka = öi de du,^)
(4). Altfranz, goile (celat) weist auf älteres ceile, choisir
auf äausir, chose (causa) auf chause; mithin war der wandel
von lat. oder germ. au ^ o noch nicht vollzogen ais ca ^ da
eintrat. Vor einem rätorom. folt (calidus) liegt t'alt, vor t'ura
ein t'aura (capra).
(5). Die ausspräche des lat. qu wie k kann im franz.
erst entstanden sein nach der zweiten Verschiebung der pala-
talen; im rumunischen liegt sie jedenfalls vor der palatal-
Verschiebung, daher lat. qui dort äi und (i geworden. So
weist afr. coe neufr. qiieue auf lat. coda nicht auf cauda.
Ebenso ist absolut sicher, dass lat. ü nicht vor dem 6. oder
7. Jahrhundert den neufranz. lautwert ü gehabt haben kann.
ü hat dieselbe zungenstellung wie i, folglich müsste ein latein-
romanisches küra etwa des 3. jh. giire (füre), ein küre des 6. jh.
düre gegeben haben. Hatte also das ü jener alten zeit nicht
mehr seinen lateinischen lautwert, so konnte es höchstens ein
ü (mit zungenstellung von u, lippenstellung von i) sein. Das-
selbe gilt von dem aus ö entstandenen afr. ue. Finden wir
dagegen rätorom. t'ira (cüra) und t'ierp (corpus) so geht daraus
hervor, dass zur zeit des wandeis ü ^ ü ^ i im rätorom.
noch Palatalverschiebung eintrat, während die bewegung in
Frankreich zur zeit der entstehung des neufr. ü ^ ü schon
zum stillstand gekommen war. Mir ist es hiemach im aller-
höchsten grade zweifelhaft, ob jener wandel von ü ^ ü, wie
oft behauptet, keltischem einfluss zu verdanken.
(6). Dieser stillstand, der in den meisten romanischen
spradien seit mehreren Jahrhunderten eingetreten zu sein
scheint, hat für viele dialekte gar keine oder nur kurze gel-
>) Wandel von h vor a im slavischen bezeugt z. b. Jagiö Arch. f.
sl phil m, p. 870.
Zur Physiologie und geschirhte der palatalen.
47 i
tm^ gehabt. "Wann er eingetreten, lässt sich wohl immer rela- *
Üv bestimmen : z. b. im franz., wie wir sahen, vor dem Über-
gang des lat. qu za h, des ü ^ ü; im ital. vor wandet dea
anlantenden d ^ cht (ki), des ijui =~ cJü etc. Im rumunischen
scheint kein stillstand zu sein, wenigstens zeigt hier das junge
ki aus kl den tibergang zu t' z. b. clamat ^ Jciamf =~ i'am^
daneben vereinzelt (inmf; öam^, womit sich (' wieder als die
erste deutliche stufe der &- Verschiebung docuraentiert, indem
h' und K keinen besonderen graphischen ausdruek gefunden
haben. — Ein sehr schönes beispiel für eine dritte palatal-
bewegnng bietet unter anderem der dialekt von Tourcoing
(Pikardie). Das altpik. t' ist wie im franz. zu s geworden,
dagegen sind alle später entstandenen oder altpik. noch er-
haltenen k vor vorderen vocalen (i, e, ö, ü, a) zu e ver-
schoben: tc)dn altpik. kien (canem), tcheur (coear), tchandelle»
altpik. candeles fr. chandelles (*candeUas), tcban (quantum) etc.
In einem modernen text aus Saint-Cyr en Talmondais finde
ich die Schreibung thieur (coeur), das jedenfalls t'x'ör ge-
sprochen werden soll; ebenso thie (*eccum illos), in benach-
barten gegenden einerseits qjües, andrerseits tckies geschrieben,
woraus klar ist. dass diese Verschiebung dort noch im gange ist.
Genau entsprechende Vorgänge finden sich in den meisten,
wo nicht allen, italienischen dialekten.
(7). Italienißch und drum, g: lat. 3 = t': c (k); mmm.
4 ~^ ff wie t ^ k {z. b, ginocchio, genunke, ienukhi; drum.
doiä (glaticeüus) entsprechend fam^ (clamat); rätorom. d'at
(*gattus = cattus) wie t'ar (carrus); frz. jamhe (*gamba) wie
champ (campum), ebenso in Tonrcoing: djene (guerre), figüre
(figura) etc.
(8). Altfranz, f ^ k aber g ^ g, dasselbe ist fiir das
ait«Bt« spanisch-portugiesische anzusetzen. Es ist nicht nnmög-
licb, dass der wandel von gl später eintrat oder auf der stoCe
di länger stehen blieb als der von ki; doch möchte ich das
keineswegs bestimmt behaupten; zeigen doch patoisformen aus
der Vendöe neben quies (siehe oben) ein quenodju (kenogü)
= altprov. conogitt), Saint-Cyr djiaire (guerre) neben thiewr
(coeur).
(9). Der verlust der verschlussbildong üitt beim stimm-
haften laut wohl durchweg leichter und frtUier ein als beim
Btinunlosen: irum. neben k ^ f immer g ^ ^ (^crnnk^l' genit-
L
48 Rudolf Lenz,
euhim); drnm. oft i neben ^ (rer geht, iiiiere gener); ipt^m""
ebenso z neben rf. rätorom. ja( (*gattus) neben ("or, iafo
neben far.
(10). Im neugriechischen richtet sich die ausspräche des
/ nach dem folgenden vocal ; sie ist raediopalatal vor vorderen,
postpalatal oder velar vor hinteren vocaJen (incl. a). Im
deutschen richten sich diese laute entsprechend nach dem
vorhergehenden vocal. Wahrsclieinlich durcJi den vorgehenden
vocal beeinflusst sind die entwicklungen im rätorom. laV, lax',
let' neben läufigerem lak etc. (lat. lacus); ebenso wohl tftC =
lat. dico,
n. EUckschreitende assimilation an praepalatale laate.
Die sprachen, welche eine vorschreitende entwicklung von
fc-lauten vor j, i, e, (a) dui^chführen , zeigen wohl ohne aus-
nähme auch deutliche ausätze zu einer entgegengesetzten be-
wegnng bei den Mauten. Als Vorbedingung gilt dorso-alveo-
lare articulation der (-laute und eine starke hebnng des medio-
dorsum gegen das praepalatum vor oder nach der (-articulation,
durch welche der verschluss in das supraalveolargebiet rackt,
während die zungensjiitze hinter den unteren schneidezälinen
liegt. Dadurch wird (■■ zu (' oder t'S und der ('-laut kann sich
nun in der folgezeit noch weiter nach hinten oder auch wieder
zurück nach vorne zu einem f etc. entwickeln. Die Sprach-
geschichte zeigt, dass dieser wandel die reinen einfachen (-
laute meist nur vor j + voc. oder /, j, seltener vor i, wohl nie
vor e ergreift, dagegen sind l und n sehr leicht zu verschieben.
Man nennt diesen Vorgang bei (, d meist assibilation, bei
l, n mouiUierung; doch sind diese bezeichnungen viel
zu eng.
Der gewöhnliche Vorgang ist nun der, dass tHd zunächst
t^id dann t'x'd wird; hat dagegen i den accent, so tritt früher
oder später Verschiebung desselben auf den folgenden vocaj
ein; wir haben dann etwa iHa ^ t'ia ^ Cyia =- t'x'iü ^ ^x'^l
t'xa wii'd dann meist wieder t'a und bei weiterer entwicklung
^, so dass der rest des i ganz in dem Mcativen ansatz des
t' angegangen ist. Doch kommt es auch, wenngleich seltener,
vor, dass dieses zusammenfliessen nicht stattfindet, dann ist
das resultat t'ia ^ (iti (1). Bei weiterem zurücksehreit«n des
verschlusses wird t'ia zu k'ta oder xia; ein wandel von tia zu
Zur Physiologie imi! gcsrhichte der palatalen. 49 \
*o oder ka ist selten (2). Der stümnhatte laut verhält sich ■
entsprechend.
Wie u nichts anderes als ein nasaliertes d, m ein nasa-
liertes h ist, so können wii' für alle verschlusslaute ent-
sprechende nasale aufstellen. Spricht man ein <l! und lässt
während der ganzen daner der articulation die Inft dui-ch die
nase (velar-pharyngale Öfihung) entweichen, so ertönt statt
des (f ein »i (mouilliertes n). Dieses i'i hat ebenso gut eine
Implosion und exploslon wie it, nur ist die letztere besonders
wenig hörbar, was seinen gi'uiid darin hat, dass eine hörbare
explosion nur bei vorangehender compression der luft in der
muadhühle erfolgen kann, welche unmöglich ist, solange die
luft durch eine nasale (oder laterale) ö&ung entweichen kann.
Dem entsprechend ist natürlich auch der fricative ansatz des
M weniger vernehmbar als der des d'. Nun kommt es aber
erfahrungsgeraäss nicht selten vor, dass die nasale öffoung
während oder unndttelbar vor der losung des zungenver-
üchlusses geschlossen wird; dann wird der fricative ansatz
oder die ganze verschlusslösong wie bei d' klingen; wir er-
holten also statt « ein nj oder i'id'. Auf dieser stufe kann
dann rl natürlich dieselben entwicklungen bekommen wie iT,
also zu H*(/ >i^ ü^ uy werden. Wird der verschluss wie beim
Übergänge von d' ^ j, ^ ^ z' nicht mehr voll gebildet, so
bekommen wii- zunächst ein nasaliertes j z z etc. Diese art
laate mit zwei öl&iungen halten sich in der spräche jedoch
nie (ausser etwa dem /), da der exspü-ationsstrom zu schnell
entweicht und nicht genügende reibung an den rändern der
articulierenden organe findet. In folge dessen erfolgt auf
dieser stufe meist der verlust der nasalen ölfiiiing und wir
bekommen als auslänfer eines ursprünglichen /l ein 3 mit seinen
weiteren entwicklungen. — Ganz genau entsprechend wie bei
« ist die entwicklung des X (mouillierten 0. welches ebenfalls
die zungenarticulation eines d' hat; die der uasalöffiiung des
N entsprechenden öffiiungen bei /' liegen hinter dem zungen-
veischliws auf beiden seilen an den oberen backzähnen. Aus
t kann also entstehen Oi Xd, X§. t^i}; t§,ly; j, i', l, z; ausser
dem kommt durch verlust der seitJichen Sfbung auch ein-
Qbergang von jy zu /, g, vielleicht auch XiV ^ ti', Xg ^ § vor.
Der diesem entsprechende Vorgang bei ü ist mir aus keinem
»Vrachlichen beispiel erinnerlich.
MUdiHfl /nt 'orgl. BpricU!. N, F. B. 1 u. i. 4
50 Radolf Lenz,
Es ist klar, dass dieselben verschmelznngen , welche aus
tia t'a ^a werden lassen, auch bei nia =- üa lia >- Xa vor-
kommen.
Dass nicht nur vor, sondern auch nach i eine Ver-
schiebung von n l ^ i\ X stattfindet, habe ich schon ange-
deutet. Im übrigen ist das verhältniss der entwicklungen vor
; (y) i e wie bei t; ny ly entwickelt sich wohl immer, ni 1%
verhältnissmässig seltener, und vor e fehlt jede entwicklnng.
Dagegen scheint es, als ob ein nachfolgendes u vielleicht aadi
0 den fibergang von n ^ 7i bewirken könne; man muss dann
annehmen, dass die hebung der hinteren zunge bei u eine
gleichzeitige hebung des mediodorsum hervorrufe, wodurch
jene wan^ung erklärt wäre (3).
Verschiebung von s^ und z^ vor folgendem j y i ist nicht
selten. Das product der assimilation ist zunächst §, meist
aber erscheint es als s; ob dieses s '^ s durch die mittel-
stufe s' hindurchgegangen oder nicht, ist schwer zu ent-
scheiden. Nothwendig ist die mittelstufe § nicht. Dass S' oft
wieder zu s wird, kann nicht auffallen; ebenso wenig der
Schwund des ursprünglichen i in sia =- ^ia =- §xa ^ Sa oder
^ sa. Ebenso bietet eine weitere Verschiebung des s' zu x
X X etc. an und für sich nichts auffälliges, nur kommt man
damit aus dem gebiet der praepalatalen vollständig hinaus
und eine solche Verschiebung kann also nicht mehr durch etwa
folgende i- laute entstanden sein, denen sie ja vollständig
widerspricht. Ich will trotzdem hier auch auf diesen wandel
etwas genauer eingehen , einmal weil er ja eine nicht seltene
fortsetzung einer palatalentwicklung ist, und zweitens, weil
dieser Übergang und insbesondere der von z ^ x ^ ^f ^ ^
^ h noch vor kurzem als etwas ganz unerklärtes, wo nicht
unerklärbares angesehen worden. Von der aller Sprach-
geschichte höhn sprechenden erklärung des spanischen x ^
aus arabischem einfluss will ich schweigen; sie dürfte denn
doch wohl zu den überwundenen Standpunkten zählen. Aber
ist es denn viel besser, wenn Schuchardt und Miklosich
(vgl. beitr. z. rum. lautl. IV, s. 82) den regelmässigen wandel
d >- si im rumunischen auf eine altheimische spräche jenes
landes zurückführen wollen, während sich doch für jenen
wandel und den von ihm nur graduell verschiedenen von sia
Zur Physiologie und geachichte der palatalcn.
5t
3- 80. zia ^ ia in allen sprachen mit praepalatalentwicklung
beispiele finden lassen?
Der Wandel von si ^ si oder genauer si =- s'i (^ ^i)
ist, wie schun gesagt, weiter nichts als eine örtliche assi-
milatton beider articulationen ; der Übergang von s' =- ;( ^ x
dagegen die folge einer euergieschwächung. Sobald die prae-
palatale enge nicht mehi- genügend gebildet wird, nm die
uolbwendige reibimg. die nothwendige hemninng dem exspi-
Htionestrom entgegenzusetzen, so tiitt an stelle dessen eine
reibung an der stelle zwischen zungenräcken und gaumen ein,
an welcher beide Organe am nächsten stehen. Nun wird aber
zur engenbüdung in der postpalatalgegend und am praevelum
eine geringere entfemuug der zunge aus der indifferenzlage
verlangt, als bei praepalataler engenbüdung; daher darf man
ia der tliat den Übergang von s ^ ^ ^ x ^ ^ ^tc. oder
such den sprung » . . . x, dessen möglichkeit ich nicht leugnen
will, als folge einer energieverringerung ansehen. Geht diese
noch weiter, so kann die zungenarticnlation ganz aufhören,
dajin tritt aber eine engenbildung im kehlkopf an ihre stelle,
deren resultat ein 'i-laut ist, oder unter umständen auch eine
sUmmtonbildung. Irgend ein Substitut muss immer eintreten,
das verlangt das grundgesetz a,ller lautbildung, das
gleicbgewicLt von exspirationsdrnck und hemmung.
Icli «Btsinne mich nicht, dieses gesetz irgendwo in dieser form
gefunden zu haben, doch erklärt es viele thatsachen. Ohne
hemmung niüsste der exspirationsstrom wie beim atJimen
schuell entweichen , und konnte za keiner lautbildung dienen.
Wo die hemmuDg stattfindet, ist an und für sich gleichgiltig.
Bei den vocalen, welche ohne irgend welche reibnng in der
mtindhöhle gebildet werden, liegt die hemmung nur in der
Verengerung der Stimmritze zum tönen, in folge deren die
iüft nur langsam aus der lange entweicht. Eine anzahl con-
«laanten kommen mit und ohne stimmton vor; in letzterem
falle ist bei versehlusslauten die esplosion stärker als bei dem
eniapreclienden stimmhaften laut, bei reibelauten kann die
enge schmaler sein als sonst nöthig oder aber , und das mag
iu gewöhnliche sein, der exspirationstrom muss, um die
IaöÜiige reibnng hervoi-zurufen , schneller entweichen. Zum
t«weige versuche man, nachdem man voll eingeathmet hat,
on > und ein andeimal ein ^ (s mit stiinmton) zu sprechen,
.
Radolf Lphe,
man wird sehen, das» mnii ei» e viel länger aushalten kann
als ein s. Laute, welche dem luftstrom eine grosse öSEnung
bieten, wie alle nasalen, kominen deshalb vorwiegend stimm-
haft vor, laute mit mehr als einer Öffnung: (z. b. nasalierte
fricativlaute , nasales 0 *'ind sehr selten und wohl nie ohne
stimmton. Wenn solche seltenen laute mit zwei iiffiiungen
sich wirklich finden, werden sie doch immer nur sehr kurze
ilbergangslaute sein.
Hieraus erklärt sich auch der Verlust des stimmtons beim
Wandel s . . . ^ x. Sobald die zungenarticnlation soweit er-
schlafft ist, dass der durch den stimmton gehemmte exspira-
tionsstrom in der mundenge nicht mehr die nfithige reibung
hervorbringt, muss, wenn diese reibung (also der consonant)
gewahrt bleiben soll, die hemmung im kehlkopf aufhören,
wodurch der luftstrom hinreichend stark wird, um auch in
der erweiterten enge die genügende reibung zu finden.
Tritt die keldkopföffiiung nicht ein, so fallt der consonant
ganz weg ; an seine stelle tritt der reine stimmton, der natür-
lich sich dem vorhergehenden oder nachfolgenden vocal an-
schliesst und diesen dadurch verlängert. Wii'd bei stimmlosen
reibelauten die engenbildung zu achwach, so tritt, wenn keine
sabatitutionsenge im munde vorhanden (wie bei dem Übergange
f =~ ,c), kehlkopienge ein , entweder als k (z. b. der bekannte
Übergang f ^ h), oder als stimmton , der sich wieder dem
Tocalischen nachbar anschlieäst und sogenannte ersatzdehnnng
hervorruft. Oft ist auch wohl h die Zwischenstufe von conso-
nant und stimmton, z. b. in dem tlbei^ange ast ^ aht ^ at.
Die articulationspause kann jedoch auch, mag sie stimmlos
oder stimmhaft sein, durch einen benachbarten consonanten
ausgefüllt werden, der dann ebenfaUs ersatzdehnung ei-fährt (4).
Beispiele zu II,
(l). Lat. ti 4- vor. ist nirgends erhalten geblieben, und
die anfange dieses „assibilationsprozesses" gehen be-
kanntlich in eine ziemlich frülie zeit zurück. Doch wäre es
sicher falsch zu glauben, dass einmal im ganzen gebiet der
lateinischen spräche die ausspräche tsia (fia) für jene endung
bestanden hätte. In der zeit, in welcher zuerst Verwechselungen
von tia und cia vorkommen , wurden beide silben t'ia ge-
sprochen, diese stufe ist die gnindlage aller romanischen ent-
Zur Physiologie und geBchichte der palatulea. 53
wicklnngen ; auf dieser stufe verschwand das i in den meisten
dialeklen. indem es mit dem fricaüven ansatz des (' articnla-
torisch und akustisch zusammen fiel , und dann erst trat der
nbergang von t'^a ^ (a ein. In einer form (la hätte das t
nicht ohne weiteres schwinden können. Anch die allerdings
seltenere entwickjung (in =- ^a lässt sich nicht gut aus älterem
f«a, sondei-n leichter aus t'ia erklären. Man sieht also, dass der
ausdmck assibilation nicht passt. Im italienischen kommen
(ursprünglich jedenfalls dialektisch geschieden) \a und ffa
neben einander vor: giustezza justitia, mareo martius, iiizone
titionem; paiagio, pregio preÜum, ragione ratio/iem, also je
nach dem stimmton zwei verschiedene articulationen wie im
altfranzösischen ( aus c neben fl aus g. Im rätorom. finden
sich flir das suflix itia in den einzelnen dialekten : e(« ^ esa
=- ^; et'o =- esa; e\ia ^ ^ etst'y'a (eft'a) -^ e^ka; zwischen
ei'ia und effa mfl&ste man etwa eine form wie *t'f/'o ein-
schieben.
Für di -f VW-, bietet das j-ätorom. ebenfalls fast alle
theoretisch nahe liegenden formen: lat. media mie^a ^ mieia;
meila =- mfza ^ medt; alle diese formen gehen auf die nicht
erhalt«ne .stufe *me^a zurück, aus welcher auch meda erklärt
werden kann, durch den verhältnissmässig seltenen wandel
(T - rf.
Interessant ist der drum. Übergang tiotiem =- Aoie (arzf-
^ne 'arditimiem, te^ane titiotiPi»), wäiirend sonst ti -\- voc.
■nd ci + voc. zu ( geworden; man wird jedenfalls annehmen,
gewisse vocale unter umständen besondere verwandt-
irhältnisse mit <' oder f haben können. Entsprechend
celt ist auch *dioiiem : putrei}uHe (= putrldus -\- ionfm)
rfpe^ne und r^pehut': (rapidus -j- ionfm).
Übergang des ( vor i zu f ist seltener als ti -\- voc. ^ (;
er findet sich vor urspriinglichem i im rum. z. b. mrum. ksfenu
aus älterem k^^nu (catinus): inim, sap^ir mhtile, pje tibi;
dnun. (erm (terminua) aus älterem Herrn, also secundäre
bildnng. Ist t erst später aus e etc. entstanden, so fehlt
nwist die entwicklung: dj-um. tind? tcnda, aber es findet sich
audi (' t'imp tempus, womit wiederum (' als sichere ältere
stufe von f bewiesen ist. di entwickelt sich entsprechend, oft
mit articnlationsschwächnng dem allgemeinen gesetz der stimm-
l*ft«ii laute entsprechend: mrum. ^'»if, drum, eine (diiina)^
54 Rudolf Lenz,
vor secundärem i ist d erhalten: mmm. dinte (dentem) oder
d': d*inte. Das rätische zeigt auch die anderen entwick-
lungen: lat. dies: di ^ d!i ^ ^i =- ^i und ^ ^ di. di +
voc. ^ d'i ^ j zeigt z. b. das neapolit. jrwmo -^ diurnum,
(2). Übergang ti + voc. oder richtiger t' =- k' (und d'
^ ^) ist in der Normandie nicht selten: liguiere aus litiere,
sogar enque aus enquie (entier), Ouieu < Z>ieu. t vor i =- ft
ist selten; z. b. sardisch chiyinire = tinnire.
(3). ni 4- v^- und ii + ^^- zeigen in folgenden reihen
ungefähr die historische Ordnung ; mrum. aVu (aUium) ^ drum.
aj (ebenso altjfranz. V neufranz. j.) ; mrum. jiAe (trhiea) ^ drum.
vi;e; mrum. baAe ßafljfieiim) ^ drum. baje. Aus ß'u =- *filctu
oder ^jw =- *^'ii kann entstanden sein sicil. (Chiaramonte)
fi^^, (Noto) figghiu (auch ^Ku kommt in Sicilien vor) ; genues.
l' ^ if conseggio (consilium); sard. T ^ 4 öt-ste (= öujJu) oKium.
H ^ l§ findet sich altfranz. z. b. alge = aiWe ('♦oKiam^; T ^
lg ^ g im ital. dofeo :=- doHo ^ dolgo ^ doggo. ü ^ Ad' (im
auslaut 7lf ) rätorom. len und leM' aus lignum. /l ^ «^ und
»^ sardisch bingia und fri/i^a aus tnwea >► viüa; A ^ ng ital.
vengo tengo (vetiio Henio).
l ^ V vor i zeigt das rätische: glima -= Zima, glina -=
Zitia ^ iwwa (also secundäres i). n >- n nach i ist portug.
häufig: m^inho vicinum, bairüia vagina, farinha farina.
Durch t* ^0^ scheint der Übergang von w ^ n veranlasst
in formen wie span. flublo (*nubilum) fludo (nodum) it. gnudo
(nudum) und ähnlichen fällen; doch können hier vielleicht
auch andere gründe vorliegen.
(4). si + ^^^' ^ ^ sowie si ==- si findet sich mrum.
bes'ik^ vesica, bi*sare basiare, kam caseus; drum, disert aus
*disiert desertus, öireasf^ ceresia. mrum. siapte drum, sapte
irum. sapte aus *Sapte -< *siapte = septeni. Auf älteres 5
weisen auch span. jer^ra (= xerga) serica, jenabe sinapisj jimia
simia etc. portg. xico (= sico) siccus, xeringa siringa; neap.
scignia (= Hna) simia, bascio basiiim etc. Auf si =- SfiJ
führen neap. vaso basium, fasano phasiamis. Die italienische
Schriftsprache hat durch energiesteigerung das s[ij aus si -f-
voc. (richtiger ist wolil s[i] zu schreiben) zum gleichortigen
verschlusslaut (^ übergeführt: baccio.
Übergang von s und ^ zu x ^ ^^ (praevelares x) und
auch weiter zu h ist besonders in lothringischen dialekten
Zur Physiologie and geschichte der palaialen. 55
gebraachlich: frz. maison (tnezg), lothr. mö^g, in Remüly möhg,
ebenso plaisir, piäii -=- piähi. fi^. botiche Bemüly box, mouche
moxj Shnlich päx, slix, jflX ^^^ *p(^isy *celiee, *sis (franz. pais,
cerise, six).
Der fibergang von $ zn h oder x' x* (prae- oder post-
velarem fricatiy) existiert z. b. im bergamaskischen: hira sera,
cahtel casteUo. Sicher bestand er nicht selten im altfranzösischen
als in der Verbindung $ -f ^^^^* das s schwand; das be-
weisen grammatikerangaben/) mittelhochdeutsche reime und
altfr-anz. Schreibungen; es fand längere zeit ein schwanken
statt, ob schliesslich der völlige ausfall des s dem benach-
barten consonanten (besonders den sogenannten liquiden) oder
dem vorhergehenden vocal zu gute kommen sollte. —
Für weitere beispiele von s^x, i^x^f^x^h mag
es genfigen, auf das spanische, holländische, lateinische im
dlgemeinen zu verweisen.
m. Entstehung praepalataler consonanten durch
energiesteigerung.
Nicht auf assimilation zweier laute, sondern auf so-
genannter spontaner entwicklung, welche sich als überfuhrung
einer wesentlich praepalatalen enge in den gleichen verschluss
erweist, beruht der Übergang von j zu d' und dessen aus-
laufen!. Seltener ist eine derartige entwicklung bei rein
vocaUschem i, und eine ebenfalls als energiesteigerung auf-
zufassende entwicklung eines n^ l^ zu ü l'.
Es ist eine bekannte, wenn auch wohl im einzelnen noch
unerklärte erscheinung, dass sich oft die gruppe cans, + ^ +
vocal weiter entwickelt zu cons. + j [oder /] + vocal, indem
die enge, welche bei e zwischen zungenrücken und gaumen
gebildet wird, soweit verschmälert wird, dass das e durch i
i zum reinen consonanten wird, der sich im stimmton nach
dem vorhergehenden laute richtet. Geht die spräche noch
einen schritt weiter, so entsteht aus j x ^in d' t'. Dieselbe
*) Ich verweise nur z. b. auf Orthographia Gallica ed. Stürzinger
p. 8 und hoffe ein andermal ausführlicher über diesen punkt handeln zu
können, da ich die resultate der fleissigen arbeit von Köritz, übers
^or consonant im franz. Strassbg. 1885 zum grossen theil für un-
ncbtig halte und aus demselben schön geordneten material oft das gegen-
theil TOD dem folgere, was der verf. für richtig hält
56 Radolf Lenz,
entwicklong hat lat. i (j) fast in allen romanischen dialekten
genommen, auch wenn es im anlaut steht.
Im mmunischen wird jedes i nach consonant sehr energisch
(also mit schmaler enge) gebildet, alle ^ und A-laute wurden
dadurch zu assimilationen gedrängt; nach j9-lauten setzt jedes
i mit consonantischer enge oder verschluss ein, je nachdem
der labial fricativ oder explosiv ist. Dass dann nachträglich
der labial, insbesondere der verschlusslaut, leicht vollständig
schwindet, ist dadurch zu erklären, dass zunächst die lösung
eines j?- verschlusses unhörbar werden muss, sobald der ex-
spirationsstrom keinen druck auf den verschluss ausüben kann.
Dieses ist natürlich der fall, wenn die zunge, während die
lippen noch geschlossen sind, einen verschluss irgendwo im
munde z. b. am praepalatum (genauer supraalveolargebiet)
bildet. Die Implosion eines p ist überhaupt nur nach vocalen
hörbar; das p vor t' wird also ganz unhörbar, sobald es in
den anlaut der silbe tritt. An stelle des p tritt dann zunächst
eine pause, wie sie z. b. von Gärtner (rät. gram. p. 161) in
sajt'xa aus sapf^a sapiat überliefert ist. Später wird diese
pause durch Verlängerung des vocals, oder, und das ist wohl
das gewöhnliche, durch Verlängerung des consonanten ausge-
fällt, welche dann natürlich auch wieder schwinden kann. Ähn-
lich ist auch der Schwund eines v vor ; oder d' zu erklären,
indem die palatale articulation (enge oder verschluss) eher
ausgeführt wird als die labiale.
Wodurch die eigenthümliche entwicklung des i zu t'i d!i
x'i ji im mmunischen veranlasst ist, darüber wage ich nichts
bestimmtes zu behaupten; immerhin dürfte die einfache dar-
legung des physiologischen Zusammenhanges, welcher zweifel-
los ist, befriedigender sein als eine erklärung durch ein-
schiebung eines parasitischen j (pi ^ pji) und eines para-
sitischen t (pji ^ ptji), wie sie von Miklosich (beitr. zur
lautl. d. rum. dial. IV, p. 14) gegeben ist.
Wenn lat. nn, II im spanischen regelmässig zu 7i, V wird,
so mag als erklärung genügen, dass bei energischer bildung
des dorso-alveolaren verschlusses (die besondere energie ist
hier durch die lat. doppelconsonanz gerechtfertigt) leicht eine
vergrösserung der Verschlussfläche durch stärkere hebung des
mediodorsum gegen das praepalatalgebiet eintreten kann. Die
gaumenbilder zeigen deutlich, dass ein W (energisches V) ein
■ »
Zar Physiologie und geschichte der palatalen. 57
bfld liefert, welches zwischen dem gewöhnlichen P und V
ungefähr die mitte hält.
Beispiele zu IQ.
Im rätischen finden sich für anlautendes lat. j ß)
folgende stufen: lat. iuvenis: d'uv^i >- ifuvfti ^ zuv^i; ^oven
^ zoin ^ doin; dovev; yüv^. Die letztere form ist wahr-
scheinlich erst wieder aus d'üvfn entstanden und schwerlich
eine fortsetzung des lat. i. dovei:> kann sowohl aus 4^oven ^
*Soven =- *8ovm als auch direct aus doven entstanden sein.
Im mrum. und drum, ist die gewöhnliche stufe des lat. i wie
im itaJ. und aJtfranz. §: ijur juro; einige dialekte zeigen aber
auch schon dieselbe entwicklung wie im neufranz. if ^ z: zur;
diese letztere stufe ist auch die grundlage der neuspan. aus-
spräche des j wie x. In Sicilien findet sich vereinzelt für
jedes primäre und secundäre j die ausspräche ^ oder y; also
ghiustu ital. giusto. Die irum. form, zurd jurare, zuka jocare
geht natürlich nicht auf die drum, und mrum. form .^, sondern
neben dieser aus d' hervor.
Für die entwicklung des i nach labialen bieten die rumu-
nischen dialekte folgende formen: lat. pinus: t'inu; in einigen
gegenden noch pt'inu und auch py'inn, {pjinu geschrieben).
Solches erhaltenes p vor palatalentwicklung findet sich
auch im provenzalischen häufig z. b. apropdar neben aproöar
(*appropiare)^ ähnliches im rätischen, hi wird mrum. und
theilweise drum, zu d'i: albi ^ ald'ij corvi ^ corbi =- cord'i.
In denselben gegenden ist tn zu ji, fi zu xh ^^ zu 7li ge-
worden: jinu vinumy /im filum, durüiri dormire. Auch ein-
zelne Weiterentwicklungen sind überliefert, so ^er aus x'wr
ferrutHj auch sier und ser. Entwicklung eines verschlusslautes
nach V bieten z. b. auch rätorom. plcevd'a pluvia, ital. leggiero
altfranz. lefier Heviariiim, Der wandel mi =- ni zeigt wieder,
wie vollkommen richtig es ist, die sogen, nasale als verschluss-
laute zu behandeln, die analogie von mi =- ni und bi ^ d'i
ist vollkommen.
Für nn ^ n II ^ V mögen als beispiele genügen: span.
^'^0, caMy paüo; caballo, cuello, pollo; ähnliche beispiele bieten
vereinzelt viele roman. dialekte. Wenn das katalanische jedes
lautende l in V verwandelt, so werden wir diesen Vorgang
58 Rudolf Lenz,
ebenfalls aus einer energiesteigenmg, deren letzter gnind nns
freilich noch unbekannt, erklären.
Ich hofie, dass die angeführten beispiele genügen werden,
um zu zeigen, wie mannichfaltig die entwicklungsmöglichkeiten
im praepalatalgebiet sind; fast dreiviertel der Wandlungen,
welche die consonanten der romanischen sprachen aufweisen,
fallen in dieses gebiet; anderen sprachgruppen mag es nicht
viel besser gehen. Ich habe nur diejenigen Wandlungen ge-
nauer besprochen, welche möglichst klar und zweifellos sind,
und auch bei ihnen die beispiele nur vereinzelt bald hier bald
dort genommen, ohne in jedem falle die quelle zu eitleren.
Es handelte sich hier nicht um eine zusammenhängende dar-
stellung aller praepalatalentwicklungen der romanischen spra-
chen, sondern um theoretische erörterungen allgemein sprach-
wissenschaftlichen Charakters, für welche es genügte, die Über-
einstimmung der physiologischen resultate des experimentellen
theils mit einer sprachgruppe nachgewiesen zu haben. Wem
andere sprachen mit palatalen entwicklungen bekannt sind,
der wird dort für die meisten theoretischen entwicklungen
entsprechende beispiele finden.
Es harren noch eine unmenge zum theü schwieriger laut-
wandlungen, welche in unser gebiet fallen, der erklärung; vor
allem die consonantengruppen , welche ich gar nicht berück-
sichtigt habe. Einige dieser entwicklungen werden nach dem
vorhergehenden schon klar sein, auf einige andere werde ich
vielleicht gelegentlich zurückkommen.
Darf ich am Schlüsse der arbeit einen wünsch aussprechen,
so ist es der, dass andere meine resultate und besonders die
experimente nachprüfen- mögen. Bei einem ersten versuche
einer neuen methode (denn wenn auch die stomatoskopischen
bilder nichts neues sind, so ist es doch ilire zusammenhängende
anwendung auf die Sprachgeschichte) sind auch bei grösster
Sorgfalt fehler und versehen leicht möglich.
Mir wird es vollkommen gentigen, wenn nur einige leser
mit mii- die Überzeugung gewonnen hätten, dass wirklich
exacte physiologische Untersuchungen keine müssige Spielerei
sind, sondern der beste weg, die dunkelheiten der historisch
überlieferten lautveränderungen zu erhellen. Mögen Sprach-
forscher und Phonetiker gemeinsam daran arbeiten, dass der
Zur Physiologie und geBchicbte der palatalen. 59
gerechte Vorwurf Miklosichs, die phonetiker hätten „bis
jetzt die resnltate ihrer Untersuchungen noch nicht gar zu oft
auf die erscheinungen der einzelnen sprachen angewandt"
(beitr. zur lautl. d. rumun. dial. I, p. 6) nicht mehr allzulange
seine berechtigung behalte.
Berlin.
Rudolf Lenz.
Sigma in Verbindung mit nasalen und
liquiden im griechischen.
Die folgende Untersuchung umfasst sämtliche bei der
Verbindung von a mit nasalen und liquiden sich ergebende
lautliche Vorgänge. Seit Brugmanns dissertation de Oraecae
linguae productione s^ippletoria stud. 4, 59 flf. (1871) haben
sie eine zusammenfassende darstellung nicht gefunden; ihre
neubearbeitung rechtfertigt sich nicht nur durch die veränderte
aufassung sprachlicher tatsachen überhaupt, die sich seither
bahn gebrochen hat, sondern vor allem auch durch die fülle
des inzwischen ans tageslicht getretenen dialektischen materials.
I. ^ in Verbindung mit nasalen.
In die fülle der erscheinungen, welche sich beim zu-
sammentreffen von a mit fi und v ergeben, liat zuerst Osthoff
MU. 2, 45 f. licht gebracht durch die erkenntnis, dass zwei
Vorgänge von einander zu sondern sind: 1. die assimilation
des idg. s im wortinlaute vor und liinter nasal und die mit
ersatzdehnung verbundene Vereinfachung des geminierten na-
sals (z. b. X1^^ ^^S *xava6g, i'tprjva aus *€(pavaa); 2. der
gleichfalls unter ersatzdelinung stattfindende schwimd des na-
^Ls vor idg. s im wortauslaute und vor secundär im gr. ent-
standenem a im inlaute (z. b. Tovg rag aus rovg Tavg, Xsyovoi
aus ^IsyovTai und *A6yoyot = Xtyovri, ri&eCaa aus *Ti&6VTia),
Der scharfe unterscliied beider lautvorgänge tritt kräftig lier-
^or im lesb. thessal. ki^et. Lesb. und thess. zeigen im ersten
feUe geminierten nasal, z. b. lesb. /uijwog aus *iufjva6g, eipawa,
«P«vva aus *i'xQivaa, thess. vaTBQOfisivvia avvfisvvdvrovv , und
60 Felis SolmBeo,
haben damit den über^angsziistand vm der nrspr. läiligesiaJt
zn der aller anderer mundarten bewahrt, im zweiten hat das
lesb. den nasal vor o aasgestossen und den vorhergehenden
vocal zum i-diphthongen gemacht, z. h. to/j tai'i kdyomi r<-
9tiai, das thess. entweder den nasal erhalten, z. b. nävaa
SGD. 326, 2.^) Uito^tvauvait 'E>f^ii. ap/. 1884, 8. 222, oder
ihn unter ersatzdehnung aufgegeben, z. b. »«roixr/p«; SGD.
324, 4. ani}.ev9fpov9n'g SGD. 1308 (doch 8. n.). Das kret.
geht im ersten falle ganz und gar mit dem att. parallel, wäh-
rend im letzteren die eine hälfte seiner localen nnterdialekte
va unangetastet lässt; so hat die inschr. von Gortyn: 1) ivv-
<fuva n, 51. in, 34. üfiipäva/^fvoQ X, 37, 43. 48. x^tvai V, 43,
2) ei.et'9ipavg V, 54. rövg iy^aftfiirofg XII, 30. aiiyavg rävi
TV, 32. emanivaavg VI, 19. Uöctfi II, 34, f/ov<iay ITI, 19.
ävfavaiy X, .'^3. Kret. nnd thess. lehren auch die zeitliche
Verschiedenheit beider gesetze: die angleichung zu doppeltem
nasal, die alle dialekte entweder haben oder voraussetzen, ist
urgriechisch erfolgt, der vertust des nasals vor n, an dem die
beiden, wie auch das argivische und arkadische (s. u.) nicht
teil haben, kann erst im sonderleben der einzelnen dialekte
eingetreten sein. Zwischen beide erscheinungen schiebt sich
aber noch ein anderes, von Brugmann stud. 4, 76 f. erkanntes
gesetz, dem zufolge nasal vor a + cons. gemeingriechisch
schwand ohne dehnnng des vorhergehenden vocals, z. b. KtoTÖg
aus *)ifvnTÖg, tfnntiirig aus *()*/( ir-norjjc Und die in allen dia-
lekten verbreitete einfache ausstossung von v in auslautendem
vg, die von sandhi Verbindungen mit folgendem conson. aus-
gegangen ist. Die drei lantgesetze sind folgendermassen za
formulieren (vgl. Brtigmann gr. gr. § 45. 55 ff.):
1. Idg. s -\- nasal und nasal -f- s im inlaut« zwischen
vocalen ist urgr. zu doppeltem nasal assimiliert; im lesb. and
thess. hat sich die gemination erhalten, in allen anderen dia-
lekteu ist sie vereinfacht unter dehnung eines vorhergehenden
kurzen vocals.
2. In der lautgruppe nasal + « + cons., mag sie aus
■) Ich eitlere nach der Collitzschen aammlimg der dialektinschriften,
soweit 6ie beim abschluss des Torliegeodea teiles Tneiaer arbeit (mitte
juni d. j.| torgerückt iat, d. b. bis zum 1. befle des 3, bandes. Sonst be-
nutze ich von Bammelwerken Rübia inscr. antiquisaimae (IGA) und die bei-
den auflagen des Caucracheu delectua (C.' und C.'].
Sigma in yerbindang mit nasalen and liquiden im griechischen« 61
dem idg. ererbt oder urgr. neu entstanden sein, ist der nasal
gemeingr. yeridongen, ohne auf den vorhergehenden vocal eine
einwirkung auszuüben ; ausgenommen ist n -f- idg. ^ + i? was
zu vaa wird und unter 3. fällt.
3. Nasal -|- a im auslaut und im inlaut zwischen vocalen,
wenn es hier innerhalb des gr. neu entstanden ist, ist in
einem teile des kret., im argiy., arkad. und thess. unver-
ändert geblieben; in den anderen mundarten ist der nasal
ausgestossen , wobei der vorhergehende vocal im lesb. zum
i-diphthongen wurde, in den anderen dialekten dehnung erlitt.
Betreffi; des physiologischen hergangs bei den verschie-
denen arten der ersatzdehnung verweise ich auf Delbrück
sind. 1, 2, 138 ff. Brugmann stud. 4, 64 ff. und besonders auf
Sievers phonetik' 243 f.
1. cap. Idg. nasal -f ^ ^^^ ^ + nasal zwischen vocalen.
Eine relative chronologische bestimmung der urgriech. er-
folgten angleichung zu geminiertem nasal liefert die flezion
der griech. bezeichnung des „monats^ und das wort ä^og
sdinlter. Der nom. sg. der ersteren lautet nach den dialekten
▼erschieden: att. fitiv, ion. ^«V iT H^. Hymn. Hom. 3, 11.
Hes. Op. 557. Her. 2, 82 u. ö.), herakl. filig C* 40, 1, corcyr.
fi€iq C 89, 2, elisch ^iBvg SGD. 1151, 15. Dagegen stimmen
in den casus obUqui sämtliche mundarten ausser dem lesb.
und thess. in firivoq firivi fiijva etc. überein, und zwar nicht
bloss die, welche für «*) 17 haben, wie herakl. fujvoq C 40,
95. 101 , kret. ^jyyo^ C.« 1 19, 4, aitad. fi^va SGD. 1222, 29,
elisch ^fivoq SGD. 1155, 2. firjvoQ 1168, 7. fi^va 1159, 2, son-
dern auch diejenigen, welche für < £i haben: att. ^fp^oq, ion.
(Afjpoq — inschriftlich fifjvoq IGA. 500, 4 (Halikamass) und
auf der inschr. von Oropos in eretrischem dialekt (hgg. von
V. Wüamowitz-Möllendorff Hermes 21, 91 ff.) z. 6 — , rhod.
Miw'C* 180, 68. 73. ßitjyoq C.» 181, 72, nordgr. fiTjvoq, z. b.
akarn. SGD. 1379,11. aetol. 1425,1. phthiot. 1439, 3. 1450,
3. lokr. 1477, 1. 2. phok. 1524,1. delph. C* 204, 45.46; böot
fiufiq (Meister dial. 1, 222) aus ^^irjviq. Lesb. fifjwoq SGD.
214, 39. fiijrvtai 213, 12. thess. var€goßi€iy>/a 345, 40 bewei-
^) Mit ( ö bezeichne ich nach dem Torgange Ton Blass aosspr. des
Snech.« 8. 26 diejenigen lante, die ans < o dnrch enatzdehnnng oder con-
^'^ction mit i, resp. o herrorgehen nnd monophthongischer natur sind.
62 FeÜL Solmsen,
sen entstehong aus *fifjva' zu lat. mensis, ai. mos mäsam,
altbulg. mes§ci, air. mi mis. Die griech. flezion geht demnach
auf *^rjvg ^fjirivaoq zuTück; denn anch herakl. ^i/g ist nicht wie
ai. mas, altbaktr. mao direkter nachkomme des von J. Schmidt
ztschr. 26, 340 überzeugend erschlossenen idg. nom. sg. *me8{8),
sondern setzt, wie corcyr. fistg beweist, die Zwischenstufe
V^/y^ *iiiv<; voraus. Hätte nun das lautgesetz, nach welchem
langer vocal vor i, u, ^, v, q, X -\- cons. verkürzt wurde (Joh.
Schmidt ztschr. 23, 282 anm. Osthoff phil. rundschau 1,
1593 ff.), *fii\vq "^firjvaog noch beide in dieser form ereilt, so
wäre in den dialekten, die i zu €i entwickeln, nur *fÄuv6g
möglich, fifjvog unverständlich, fitjvog beweist, dass das kür-
Zungsgesetz auf *f^riva6g nicht gewirkt, d. h. nicht mehr dies,
sondern schon *jH9]w6g vorgefunden hat; *fir}vg dagegen, das
sein V urgr. behielt, musste ihm unterliegen und zu *f^ivg wer-
den. Aus *ßi€vg *firivv6g ist die flexion aller einzeldialekte
lautgesetzlich entsprossen, nur das att. und el. haben, um das
gleich hier mit abzumachen, den nom. sg. geändert. Im att
ist für V^'V nach den casus obliqui ^/fy eingetreten, wie /ay
/jjy in sämtlichen dialekten für regelrechtes */a5 nach ;fä-
vog x'jvk (vgl. J. Schmidt ztschr. 26, 387 und unten). Das
el. hat an stelle von */zi^g die merkwürdige form /devg ge-
schoben, die zwar vorläufig nur einmal, aber ganz sicher über-
liefert ist. Sehr ungerechtfertigter weise will G. Meyer gr. gr.'
s. 44 anm. 1 sie mit dem fluche der unglaubwürdigkeit be-
haften: sie ist offenbar analogiebildung zu Zsvg, veranlasst
durch das vollkommene zusammenfallen der casus obliqui:
fifjvog firivt /lijva wie Z?jv6g Zrjvi Zfjva.
Das soeben erzielte resultat wird bestätigt durch cJ/uo^
Schulter = ai. drhsas, got. amsa, lat. iimerus, umbr. onse. We-
gen der Übereinstimmung der verwanten sprachen in dem ö
hat man (ojnog auf *6/iaog zurückführen zu müssen geglaubt:
Fick wtb. 1», 19. Curtius grdz.^ 339. Osthoff MU. 2, 45. Das
ist lautgesetzlich unmöglich, denn wo o ersatzdehnung erfährt,
entsteht ion. att. stets ov, niemals od; das ergebnis von ^ofjLoog
hätte also nur *ovfjiog sein können. Auch die ausflucht, *o^<yog
zunächst durch dehnende kraft des nasals zu "^mfiaog werden
zu lassen (Curtius stud. 2, 173. Brugmann stud. 4, 87. J.
Schmidt vocal. 1, 113) verstösst gegen die lautgesetze; alle
dafür angeführten analogien hat der fortschritt der wissen-
Sigmt in Terbindang mit naMlen und liquiden im griechiadien. 63
sdiaft anders benrteflen gelehrt Es bleibt demnach nichts
wderes übrig, als w^iog anf orspr. *(oftaog znrfickznf&hren, das
zu ai dffisas etc. in demselben ablantsverhältnisse steht, wie
oS-wS-a Ut. Üdtu: o^to, ßwxmQ: ßoaxto ßorog, (Sip: oaac oxraX-
log lat öcuius ai. äkH altbnlg. oko lit. akis, d&im: hoai'x^oav,
ai. gäas gäm gr. ßmp: ai. gdm gr. ßot, ai. Apas ahd. ttoba:
ai. äpas lat. öptis (Bmgmann MU. 3, 109), gr. äga ßm^oc
o(p^Xfioi Hes.: gr. oQam got. vars, gr. dXivfj dlixQavov Ut.
tUektis: ai. aratnis gr. oXac^ayoy lat. til/ia got. aleina,^) Ut.
^fi/ca«: lat. jdoi«. Ob in dem bei Theokrit 29, 29 cod. c ste-
henden inofifiadiaiQ anch noch die schwache wurzelstnfe er-
halten ist, kmm man so lange nicht sagen, bis nachgewiesen
ist, dass es wirklicher, nicht künstlicher aeoUsmns ist ; keinen-
fidls darf man darin, wie es Cnrtins grdz.^ 339 tnt, die di-
rekte Torstofe von m^oq sehen. Anch mit der absonderlichen
Hesychglosse ifiiam' dfionlixai ist wegen ihres a, ihres b,
das durch die angebliche analogie von *yafiiato ans *ydfiaa>
(Cnrtins index schol. von Kiel sommersem. 1856, p. Vlll)
natürlich nicht erklärt wird, endlich wegen des intenrocali-
sehen a nichts anzufangen. Aber auch wfiaog wäre durch das
kürzungsgesetz zu *ofiaog ^wfioq geworden, wenn es zur zeit
der Wirksamkeit desselben noch so und nicht schon ^wfifiog
geheissen hätte.
Aber boten nicht auch *fi?jpy6g *wfifiog noch bedingungen
dar, unter denen das kürzungsgesetz wirken musste? Dem
schriftbflde nach allerdings; in Wahrheit aber wird niemand
die durch assimüation entstandenen rr, f^fi ßiT wirkliche y -f-
r, fi '\- fi halten, sondern sie sind unzweifelhaft geminaten
oder gar nur gedehnte consonanten in dem von Sievers phon.'
191 ff. definierten sinne. Wirkliche doppelconsonanz tritt wohl
überhaupt nur da ein, wo in Wortbildung oder Zusammen-
setzung zwei gleiche consonanten an einander treten, und viel-
leicht wird solche für gewisse fälle im gr. durch abweichende
behandlung der laute erwiesen. Auf composita \iie iryodw Ist
kein gewicht zu legen, wohl aber auf yerra yeryalog yfyvvuo,
an deren nicht vereinfachtem vy Curtius zur kritik s. 30 mit
redit anstoss nimmt. Bristols herleitung aus ^yey-fiu (bei
*) J. Schmidt toc 2, 309 sah in tJUyr, uiiJxonyoy rein laatliche deb-
ttQQg tos ^i- durch den einflon des i; das findet in den griech. laat-
l^tzen keine stütze and wird durch das lit überflüssig gemacht.
64 Felix Solmsen,
Wheeler griech. nominalaccent s. 35 anm.) leidet an anflber-
windlichen Schwierigkeiten. Die annähme einer vor der üb-
lichen assimüation von vfi zu fifi stattgehabten zu yv findet in
tatsächlichen lautyerhältnissen nicht die geringste stütze (vgl.
tloxv/Li/nai) und ist rein aus der luft gegrilBfen, und Übergang
in die deklination der fem. a-stämme ist für alle dialekte
ausser dem kret. mit //J/ua^ uvtpiSrjfJiaq zu /^^ua avtpiirj^a
Gort. V, 40 ebenso unerhört. Das rätsei löst sich vielleicht,
wenn wir annehmen, yswa sei gebildet mittelst des Suffixes
-va in noTva, fiigi/uva, nrdQva, sqbvvu ZU €Q€(a aus *€Qfß(o,^)
eX^Sva, noXidafjLVa, ofivQva (ion. afivgvrj). Das Verhältnis von
-ya ZU "Vä in noivi], axrjvij, noQvrj , sigi^Vf] , ßovXi^ auS *ßoXvä
ist auch nach Brugmanns (MU. 2, 199 anm.) versuch unauf-
geklärt ; es schliesst sich den anderen bei G. Meyer gr. gr.* s.
56 f. verzeichneten fällen an, in denen ä und ä sich gegen-
überstehen. Jedenfalls ist -vä da, und wir können es unbe-
denklich zur ableitung von yeyvä benutzen und den grund der
erhaltung des w vielleicht in der natur desselben als wirkliche
doppelconsonanz sehen. Ebenso ist möglicher weise (pewoq;
&dvaTog [. iviavjog] aus wzl. (psv = idg. ghefi + masc. oder
neutr. sufftx -vog gebildet, vorausgesetzt dass es nicht lesb.
oder thess. sprachgut ist.
Als resultat dieser betrachtungen ergiebt sich demnach,
dass die assimüation zu doppeltem nasal vor sich gegangen
ist vor dem wirken des urgr. vocalkürzungsgesetzes. — Ich
gehe nunmehr zu den einzelnen beispielen über, indem ich
dieselben nach dem vocale vor fi^, w ordne.
a. Lesb. afifxeq dfijH€(ov ä/Li/ni afifxa (Meister 1, 166), thess.
dfifii SGD. 345, 13. 14. 18. dfjifiiovv ib. 12, dor. afiiq (Ahrens
2, 258)^), böot. afiiq (Meister 1, 273), ion. att. ^fiftq zu ai.
asmor, got. uns, also aus *i}sme', *dajn6-.
^fjvsa ratschlage, listen = ai. darfisas n. altbaktr. datlhafüi-
weisheit, rat (Fick wtb. P, 103); noXvöjivsa' noXißovXov Hes.
0 Hom. iQiü) ^Qiofjiai ifgofjiai, att. ^Qo/iat gehen auf eine der ai. 8.
praesensclasse genau entsprechende urspr. flexion *fQiviLii *^QviLiai zurück,
die, in die thematische conjugation übergeführt, *iQi/ü) ^iqjofjiai, ergab.
>) Auf der 1. tafel von Heraklea z. 3 (C* 40), wo nach Ahrens
a. a. 0. und G. Meyer gr. gr.» s. 388 dfiig stehen soll, steht es nicht;
z. 51 derselben tafel beginnt mit -fjng, und am ende der vorhergehenden
ist d- untergegangen.
Sigma in yerbindaDg mit nasalen und liquiden im griechischen. 65
= ai. purudathsas reich an wnnderbaren taten. Griech. gnmdform
*Sävaog *Suwog; *i€vaog hätte *^€rvog ergeben. Got. ßudeisei
Schlauheit, list, das Joh. Schmidt voc. 2, 468 dazu gestellt hat,
macht Schwierigkeiten mit dem ersten ei, das weder aus 'an-
noch aus -et«- -in- vor s entstanden sein kann; für die nicht-
Verschiebung des d hat Schmidt analogieii beigebracht.
Dor. /«y xüvog (Epich. frgm. 103 Ahr.), ion. att. x^v xi^^^
zu ai. harhsäs, lat. anser, ahd. gans, altbulg. gqsi, Ut. iqsis
gans, also aus *xf^vg ^/ai^ao^. Der nom. hätte lautgesetzlich
im dor. wie im ion. -att. *xag zu lauten; er hat sein v und im
ion. att. sein tj von den casus obUqui bezogen (J. Schmidt,
ztschr. 26, 387) wie ^jJv (s. oben).
Dor. 6q>ävaf böot. *€(päva (iakiavdrto SGD. 488, B 73.
diaXiopaadfj ib. F 158)^), ion. att. £<pfiva aus ^eipävaa. Diese
bisher allgemein gangbare ansieht hat neuerdings Widerspruch
erfahren seitens Joh. Schmidts ztschr. 27, 322 anm. Nach
äun muss eiptjva auf *i(pävGa mit der vocalstufe von ai.
abhaksam gegenüber bhäjämi zurückgehen, einmal weil ion. att.
oTuq aus *aTavrg beweise, dass ä in diesen mundarten durch
ersatzdehnung zu ä, nicht tj werde, sodann wegen der att.
aor. auf -äva, die vor -äva kein q oder i haben wie ixoiläva
QQd die ihrerseits auf -ävaa zurückgingen. Ich kann dies
Dicht für stichhaltig erachten. Oben ist auf die prind-
pielle Verschiedenheit in der behandlung von urspr. intervoca-
lischem nasal + g und der von auslautendem nasal + a hin-
gewiesen worden. Speciell das kret. lehrt, dass die reduction
des urgr. geminierten nasals sehr wohl abgeschlossen sein
konnte, bevor der vertust des nasals vor a eintrat. Nicht
das geringste hindert, ähnliches auch für das ion.-att. voraus-
zusetzen, anzunehmen, dass die mit der Vereinfachung von w,
l^ß verknüpfte ersatzdehnung schon vor dem wandel von ü
^ rj erfolgte, die mit dem verklingen des nasals vor a band
in band gehende erst nachher. Bewiesen wird ersteres durch
das Schicksal von « vor urgr. Xk = urspr. Xv: ion. att. tjXog
aus fikkog in ydkXoi' rjXoi Hes. = lat. vallus, ion. att. ar^J/.^ =
dor. ajuXu aus lesb. thess. aTuü.u (vgl. wegen Xv Hübsch-
Diann, ztschr. d. d. morg. ges. 39, 93 anm. 3) und durch
^f**K X^ivog; diese nicht direkt gleich aL asma- hathsds zu
*) Versehentlich führt Meister 1, 278 viyovfir^yfy Korinua 2 als aor.
^^] das richtige (= *(oyvuiuy(y) steht s. 241.
ZeiUchtifi fftr TergL üpneht. N. F. DL 1 o. t. 5
66 Felix Solmsen,
setzen, wird man sich nur aus zwingenden gründen ent-
schliessen, und doch ist das eine notwendige folge von
Schmidts theorie, der sich denn auch Wackemagel ztschr. 28,
138. G. Meyer gr. gr.* s. 287 nicht haben entziehen können.
Somit wird auch Schmidts herleitung von ixoiXäva aus *^xo/-
Xävaa hinfällig, da sie lautgesetzlich nicht möglich ist. Auch
wenn sie es wäre, würden sich Schmidts ausätzen hindemisse
in den weg stellen, -ävaa soll nach ihm urspr. den denomina-
tivis zukommen, während die primären verba -äyaa hatten.
Woher dieser unterschied stammen soll, ist nicht abzusehen;
denn da, wie Mahlow die langen vocale AEO s. 13 ohne
zweifei richtig behauptet, die abgeleiteten verba in der Ur-
sprache nur einen praesensstamm hatten, die anderen tempora
aber erst im sonderleben der einzelnen sprachen nach der
analogie der primären schufen, so hätte nach vorauszusetzen-
dem *(f)avi(o *€<pävaa ZU *xoikavi(o UUr *exoikävaa entspringen
können. Man verfolge femer die historischen belege. Homer
hat nur eine einzige form auf -äva: ayl^fjQavrj O 347, sonst
stets 'fjva, und zwar nicht bloss von primären verben wie
dvatvo^at fiaivoo nanraivoD aaivoo xtXQatvco xviaivm (faivfo^
sondern auch durchgehends von abgeleiteten, nämlich Siaivto
(2 belege) svtpQaivo) (3) d^sQfiaivoa (1) tatvfo (5) XQatmVfo (8)
XQaiVfo (3) xvSaivm (2) Xf£a/Va> (2) /Ltsvsat'voD (2) fiva/vto (1)
ovofxaivfo (15) oQfjLUivoi (2) neiQaivta (2) nrjfjLaivm (1) atjfiaivw
(3) tsxtaivoo (4) TeQaa/voj (1) v(paiV(o (4) x^XtnatVfa (8). Diese
zahlen (69 gegen 1) sprechen nicht eben zu gunsten von
Schmidts ansieht, i^tJQüva allein repraesentiere das urspr. und
überall sonst sei auf die abgeleiteten verba die stammgestalt
der primären übertragen. Vielmehr wird Curtius vb. 2*, 301
recht haben mit der bemerkung, das ä von ii:^Qäva — wohl-
gemerkt mit Q vor ä — schmecke nach atticismus. Im att.
ist 'dva aus -avaa lautgesetzlich berechtigt hinter e i q, und
das ist in einer ganzen reihe von verben der fall: SvaxtQaivm
€Xd-Qaiv(o €v(p()atV(o XQatvta Xsiatvoj fAUQaivw /uiatvco l^Tjgatva)
nsQatv(a niaivm nixQafva} (taivm (das in die aualogie derer auf
urspr. -atv(o übergegangen ist) Tstgaiva) iyiaivm iyQatvm /Xi-
aiW. Sonst wechseln in klassischer zeit -riva und -äv« bei
denominativis. -^y« kann ich belegen bei &BQfiatv(o Eur. Ale.
758. Arist. Ran. 844. IvfjLuivofiai Eur. Hei. 1099. Isae. 6, 18.
Dem. 55, 11. ovo/natv(a Isae. 3, 33. nrjfiatva) Soph. Trach.
Sigma in Verbindung mit nasalen und liquiden im griechischen. 67
715. Oed. Col. 893. Plat. Rep. 364. Leg. 933. orj^iaivo}
Aesch. Choeph. 667 Dind. Eur. Herakl. 830. Thuc. 5, 71.
Xen. Cyr. 2, 3, 18. 8, 2, 17. Anab. 3, 4, 4. HeU. 2, 1, 22.
Isae. 7, 1. Dem. 28, 6. vipatvio Eur. Iph. Taur. 814. 817.
Ion J417. Arist. Lys. 586. 630. Plat. ffipp. Min. 368. Phaed.
87. Xen. Mem. 3, 11, 6. 7. /aUnatvto Isokr. 4, 102. Diesen
sieben verben stehen mit -äva gegenüber ia/vuivoo xsQdaiva)
xoiXaivm ogyatvco nsnaiv(o (belege bei Curtius a. a. 0.), sowie
iar, flava, das Xen. Hell. 1, 1, 2. 2, 1, 5. 28 ohne Variante,
Cyr. 4, 5, 36 in den besten hss. überliefert ist, und vielleicht
oXia&avai Xen. Anab. 3, 5, 11, das in den hss. mit vUoSrjvai
wechselt. Nicht wenige von diesen formen werden in die
texte hineingebracht sein erst in späterer zeit, in der die hin-
neigong zu -äva entschieden stärker wird (Eiemann bull, de
corr. hell. 4, 150. v. Bamberg jhber. d. Berl. phil. Vereins
Vin 1882, 206). Findet sich doch -äva in nachklassischer
zeit nicht nur bei abgeleiteten verben, die klassisch -jyy«
hatten, z. b. i&ig/xäva Aristot. Gen. An. 1, 21. Probl. 4, 14.
32, inschrifüich zuerst vfpävaari ^ ^®r 1- hälfte des 2. jh. aus
Delos bull, de corr. hell. 6, p. 25 z. 206, sondern sogar bei
primären, z. b. i'qäva Ael. V. H. 12, 33, 6f.iäva Ael. Hist. an.
2, 11 hss. (Hercher sfiriva)^ eaäva Com. frgm. (Apollodor) 4,
4o5 hss. (Meineke 'tjvu). Bei Schmidts theorie ergäbe sich
also der sonderbare historische verlauf, dass von den beiden
orspr. büdungsweisen eiprjva att. zunächst einen grossen teil
des hcotkäva von vornherein zukommenden gebietes eroberte,
dass dann aber mit einem plötzlichen riss in der continuität
der entwicklung letzteres dem ersteren nach und nach den
boden wider abgewann. Vielmehr liegt die sache offenbar so,
dass der -äva-typus innerhalb des att. neu aufkam, in klassi-
scher zeit noch auf enge grenzen beschränkt war und sich
aBmählich immer weiter ausbreitete, und den ausgangspunkt
desselben können wir getrost in den lautgesetzlichen -ävu-
aor. der zahlreichen verba auf -Qaivia -laivcj sehen, mit denen
die übrigen in allen anderen tempora vollständig überein-
stimmten.
Ist, wie ich hoffe, durch die vorstehenden erörterungen
^i^esen, dass trotz Johannes Schmidts behauptung entstehung
von i(p,jva aus "^stpuvaa nach wie vor möglich ist, so steht
doch auch, da ixoiläva für die bestimmung der urgr. form
5*
0g Felix SoluBen,
ganz in Wegfall kommt, nicht'« im wege, es mit SctSiut
"tfavau znrilckziiflUu-en. Zur entecheidung der frage haben
wir die Umgestaltungen ins äuge zu fassen, die die idg. voca-
lisation des s-aor. im griecb. erlitt. In der Ursprache hatte
derselbe im plur. du. ind. act. und im ganzen ind. med. schwache
wuraelgestalt, im sing, ind, act. dagegen in der ü-ö-reihe
langen vocal, in der f-o-r«ihe p. Reste des urspr. Verhält-
nisses in der ersteren liegen im gr. vor in äafitvoQ gegenüber
^o«ro (Schmidt ztschr. 27, 320) und iaräoav M 56. y 182
gegenüber iaxijaa (Schmidt ib. 322 anm, Osthofl' perf. 376).
In der gewöhnlichen flexiou iatrjaa — tdiijffav ist also der
vocalismiis des sing, durchgedrungen wie in altbulg. basü
hasf zu bod(^ , dachü da^ zu dami , vesä resf zu veäq,
rechä res^ zu rekq. Damit ist aber nicht ohne weiteres die
gleiche annähme fUi- nrspr. *i')fävaa "i'tpävaav gerechtfertigt,
denn beide verba unterscheiden sich in der wnrzelstufe des
praes. fut. {taiijfii orijow — *fttviu) ifiäviw), uud diese hat, wie
man behaupten darf, bei der Umgestaltung der urspr. aorist-
vocalisation eine rolle gespielt. tSfi%a trtiaa freilich können
nichts beweisen, da sie direkt aus *tSr}tta ^tTTjtiru (cf. ai,
äräikSam äjäisatn) entstanden sein kOnnen, wohl aber iou. att.
evtiua, lesb. svififictxo (Meister 1, 13ö), thess. awiiiwäyroi»
SGD. 345, 15, die nach dem über "firjvvni; *iüf^/iog gesagtes
nicht mit Hübschmann idg. voc^Isystem 141 anm. 1 auf *evriftoa,
sondern nur auf *tvfuaa zurückgehen können. Die zunächst
vergleichbaren ai. wzln. auf -an -am -ar zeigen im Hk drei
L stufen des wnrzelvocals (vgl. Delbrück altind. verb. a. 178);
1) -äth- -är- im ind. act. : ayä^Hsam ahhnrsam asvärsfäm
aspärsam ahärsani, 2) sehr selten a aus idg. ji, tii und f im
ind. opt. med.: agasmahi krss maslya; 3) -aO — atli- -ar- in
der regel im ind. opt. med. wie im coni. beider genera verbi:
ntaAsi amaAsata, maiishnahi maiXslrata matlsisthas mausig,
moABäi maAsasB maDsate mafisante; vaiisi, vat'iMmahi, vaüscOs,
vaAgat vaüsäma; krmtisate; narhsai ttaihsante; pathsi ayartista
aycuhsata, yathsate yaihsante, yarhsat ya^ltsatas ya^isan; aratH-
sta; darsista, darSatP, darsasi darsat: parsat; parsati parsat
parsathae parSatha parsmi, jiarsa (vereinzelte Imperativform);
bharsai; varSathas. Die letzte stufe -afi- -aiU- -nr- hat sich
ohne frage stark über ihr eigentliches gebiet ausgedehnt; von
an&ng an war sie aller wahrscheinUchkeit nach nur im coni.
Sigma in yerbindung mit nasalen und liquiden im griechischen. 69
act med. heimisch. Wenn sich ebenso im gr. *vf^a- über
den ganzen aor. ausgebreitet hat, so wird es nicht zu kähn
sein, diese uniformierung, die in Widerspruch mit der in farjy-
aa sarriaav Steht, auf rechnung des vocals von vifjito *xTfn«/)
vtfi&o xTBviw zu setzen. Die Wahrscheinlichkeit spricht also
auch für entstehung von tcpriva aus *e(f>avaa.
Lesb. xQowa (Meister 1, 145), thess. "^xquvvu in Kgawov-
vioi SGD. 345, 48, dor. xQava, ion. xpifyjy sind, wie Brugmann
Mü. 2, 173 erkannt hat, aus ^xQaa-vä entstanden, ebenso
a/Li(pixQävog zweiköpfig aus *-xQaa'Vog, dor. att. xägävov iou.
xaQtjvov köpf, att. xaoävog haupt, herrscher aus *xaQaa'-vo-,
Die Worte sind Weiterbildungen des in ai. ^rsän- n. und an.
kjarsi m. köpf vorliegenden w-stammes, der seinerseits von
einer wurzelform kers abgeleitet ist. Letztere liegt zwar in
den drei ablautsstufen vor: keis in an. hjard und lat. cemuus
kopfüber stürzend, wenn Fick wtb. P, 58 dies richtig aus
*eer8fiuu8 erklärt, kors in gr. xogof] schlafe, kjrs (kfs?) end-
lich in ai. glrsän- und gr. xQaa- xagaa-. Allein ai. giras n.
haupt, altbaktr. loc. pl. sarahu n. zu *sarai^h-, lat. cerehrum
aas "^ceresriim machen es sehr wahrscheinlich, dass diese
„wurzelformen" kers kors kfs ihren ausgangspunkt in einem
alten neutrum keres- k^res- kres-, resp. keros- k^ros- kros-
von wzl. ker in altbaktr. sara sara m. haupt, herrscher, gr.
xoQ xagog gehabt haben. Von demselben neutrum nun, aber
von einer anderen stammgestalt als kers etc. kommt wohl
auch das in seinem wurzelhaften bestandteile von xqjjvtj nicht
zu trennende xQowog quell aus *xQoav6g.
Assimilation von av zu w liegt höchst wahrscheinlich auch
vor in lesb. aeXdwa (Meister 1, 145), dor. aekäva (Ahrens 2,
134), ion. att. aski^vrj. Nach Meister a. a. o. ist noch nicht
zu entscheiden, was für ein laut dem v assimiliert worden sei:
aber weder ^oBlavia noch "^aslav/a können die grundform
sein, da ersteres in allen dialekten *asXaivay letzteres ion.
*<rda>iy, att. *a£\uvri ergeben hätte. Es liegt nahe, in oElawu
*) Diese vocalstufe in den praes. der 4. ai. classe ist mit Spitzer
Jwtlehre des arkad. dial. 7 als idg. anzusehen; zur bestätigung dienen
sUt. praes. wie vijq sijq (trotz Bremer PBr. beitr. 11, 58) meljq und
°<wnder8 steljq neben stilatij jemljq neben imati (aus *Tma/t ytmati^
zildq neben zidati, piiq neben pisaü (pisati ist unursprünglich).
70 FelvL Solmsen,
eine ableitong aas dem neutralen aa-stamme aeXag glänz mit
Suffix 'Vä zu sehen.
igavvog hom. dicht, aus *€Qaa'v6g, vgl. iJQuaaaro ^Quad^v,
ysXäyfjg Pind. aus *ysXaG-vi]g , Vgl. iyiXaaaa iysXda^fiv (Les-
kien stud. 2, 1 1 1 ff.). Wir kommen auf beide worte in ande-
rem zusammenhange zurück.
Unsicher ist die Zusammenstellung von X^vog, dor. Xävog
wolle, vlies mit altbulg. vlasü har (G. Meyer^ s. 177); wegen
russ. volosü etc. mttsste griech. */Xaavog die üefstnfenform
repraesentieren oder metathesis erlitten haben. Unsicher ist
auch Bezzenbergers (beitr. 1, 338) etymologie von hom. ?jpo^
(beiwort von x^^^^^)^ ß^ch der es in seinem ersten bestand-
teile mit gäth. qeflg sonne aus *svans identisch sein soll; ist
sie richtig, so geht ^voip auf ^a/ava-oxp zurück.
e. Hierher gehört ausser den oben s. 68 behandelten
aor. auf *-evaa *sfiaa die 1. sg. 1. pl. ind. und der inf. praes.
des verb. substanüvum, an die ich der Übersicht halber gleich
die in den bereich des 17 gehörige 1. pl. imp. anschliesse.
Vgl. Curtius vb. 1«, 150 ff. 2«, 113 ff. Brugmann gr. gr.
§112. 6. Meyer* s. 431 ff. 1. sg. ind. praes. urgr. *iaf^t' =
ai. äsmi altbulg. jesmi, daraus lesb. tju^t SGD. 307. Sappho
2, 15. 72 Bgk.*, thess. ii^^u SGD. 343, kypr. ij///' (belege bei
Deecke SGD. bd. 1, s. 75), el. ^>/ SGD. 1148, rhod. ijfii' IGA.
473, theräisch lyV/ dui'?) IGA. 446/47 , korinth. «>/ IGA. 20,
6 , böot. ei/iu (Meister 1 , 276) , hom. ion. att. si/n/. — 1 . pl.
ind. pr. urgr. *iaf4€v *€a/A€g zu ai. smas lat. sumus mit der-
selben einfuhrung des wurzelvocals aus dem sg. wie in altbulg.
jesmil, daraus hom. ion. si/ndv, theokrit. ei/ndg (Ahrens 2, 320)^);
att. ia^iv, von Eustathius auch als dor. angeführt und in dem
rhod. schwalbenliede Ahrens 2, 478 f v. 20 überliefert, kann
nicht mit Curtius vb. 1^, 150 als die erhaltene urgr. form an-
gesehen werden, wie att. ei/ut beweist, sondern hat sein a von
der 2. pl. iari bezogen. Warum nicht auch für si/Lii ein
*6a/Ai neu eingetreten ist, dafür wird sich kaum ein grund
anführen lassen. — Infin. urgr. 1) ^eafxsvai und *i'a/Mfy, daraus
lesb. afjifitvai (Meister 1, 140), bei Hom. 85 mal neben 5maligem
1) Die ansieht von P. Begnaud (revue de linguist. 19, 57 anm. 1),
€lfAiv gehe nicht auf *^0(jtiv zurück, sondern vertrete in gemeinschaft mit.
lat. ^s die starke form der wzl. es^ bedarf keiner Widerlegung.
Sigma in yerbindung mit nasalen und liquiden im griechischen. 71
siifABv and 141maligem $ivai {ßfiBvai tfjitv s. a.), thess. sfifiBv
SGD. 345, 20. 46, el. ^fisv SGD. 1153,2. 1172,19. 21. 23,
lakon. i\^itv IGA. 68, a 4. 6. C* 31, 3. 8, später dfAev C.«
30, 32 u. ö., herakl. ^fxsv C.^ 40, 75. 116 u. ö., messen, rlfitv
C* 45, 10, später tlfisv C* 47, 68. 82, kret. ^//jyi' Gort,
(stellensammlung bei Baunack s. 156. 167), später ^fXBv nnd
dfiBv, rhod. i^rifiHv C.« 176, 4 (4.jh.). ei^eiv G} 178, 2(3.jh.)
u. ö., koisch ^fisv C* 160, 7. 9 etc., ther. rifitv C* 148, E 17,
nordgr. «>€y (z. b. lokr. SGD. 1478, 3. 8. 9. 12. 15. 37. 40.
44. 46. 47), boot. bJ^bv (Meister 1, 279). 2) *iwai/) daraus
regelrecht ark. ^va* SGD. 1222, 10, hom. «?vat, Ion. Bhat —
inschrifUich z. b. aus Halikamass IGA. 500, 22. 24. 42 (ge-
schrieben EvaC), z. 27. 29. 34. 36 (geschr. Elvai), eretrisch
C* 553, 14 und auf der inschr. von Oropos Hermes 21, 91 ff.
z. 32 — , att. Bivav. Daneben haben die Eretrier und Chal-
kidier eine kürzere infinitivform gehabt, die ihr ganz specielles
eigentum gewesen zu sein scheint: b^biv auf der eben ange-
f&hrten inschr. von Oropos z. 30 und «iV auf einer inschr.
aus Olynth bei Dittenberger sylloge 60 nebst addit. a 3. b 5.
7. Dittenbergers schon a. a. o. ausgesprochene ansieht, dass
Biv nachbildung nach den infin. der thematischen conjugation
auf 'Biv sei, wird glänzend bestätigt durch die inf. didovy
z. 21. 33. TL&Btv z. 26. 41 der oropischen Inschrift. Ob übri-
gens bei den Eretriem auch bIv vorhanden war oder ob der
unterschied zwischen iUrv und Bivai. einen tatsächlichen
gegensatz der composita und des simplex verrät, der aus der
verschiedenen silbenzahl zu erklären wäre, darüber können
nur weitere fiinde von inschriften aufklärung bringen. — - 1 . pl.
imp. urgr. "^^ainBv *^afieg zu ai. äsma, daraus über ^ij/nfiBv
^riufifg hom. ion. att. ^/libv, dor. fffiBg (Ahrens 2, 326). Diese
agmalose form im verein zum teil mit ^a ^b hat Schwund
des G auch in formen, die es lautgesetzlich behalten mussten,
l)ewirkt: in der 2. pl., die nur noch vereinzelt im att. ^ojb,
^en^öhnlich aber schon seit Homer 12 557 iJtb heisst, und spo-
radisch in der 2. 3. du. ^tov rjrtjv (liss. Xen. Mem. 1, 2, 18.
^|*t. Soph. 243), während ^arov rjaxriv das herrschende ge-
blieben sind. Mediales rifxriv, das frühestens bei Eurip. vor-
^) Doch ist bei der unklaren entstehungsgeschichte der endung -vai
"^^ht 8icher, ob diese form wirklich so existiert hat und i^ytn elyai nicht
*^ nt^iv ilfiiy umgebildet sind (vgl. G. Meyer» s. 512).
72 Felix Solmsen,
kommt, ist nach ^v fjfuv etc. neugebüdet. — Alles das ist
ohne weiteres klar, Schwierigkeiten aber bereiten die formen
mit einfachem ^ ohne dehnung des s: inf. efXBvai 22 mal,
i'/Liev 11 mal bei Homer, i'^eiv auf einer inschrift aus Dodona
C.» 201, 2; 1. pl. i/idv CaUim. frgm. 294 bei Herodian 2, 930
Ltz. und Soph. Elektr. 21, wo sie Curtius stud. 8, 322. vb.
1*, 150 mit recht gegen Nauck verteidigt; 1. sg. i/u/, von
Kirchhoff Herm. 20, 158 f. auf einer alten thess. grabinschr.
im hexameter nachgewiesen. Curtius a. a. o. und zur kritik
s. 30 und Dehler de simplicibus consonis continuis in Graeca
lingua sine vocalis productione geminatarum loco positis Leip-
zig 1880, p. 54. 87 nehmen rein lautliche Vereinfachung der
gemination ohne ersatzdehnung an; eine solche ist indess hier
wie in allen fällen, in denen sie Oehler für geminierte liquida
und nasal behauptet, mit den lautgesetzen unvereinbar und
auch bei urspr. liquida oder nasal + / ™ ^tt- ^^^ scheinbar
eingetreten, während in Wahrheit nicht gemination die Vor-
stufe ist, sondern / einfach wegfiel. G. Meyer* s. 281 will
die thesis flir die blosse Vereinfachung verantwortlich machen,
allein ich bezweifle, dass diese hier oder in hom. eQB^a ägex-
Tog, die G. Meyer mit anfuhrt (s. u.), die kraft dazu be-
sessen hat, und zudem steht e/usiv auf einer prosaischen in-
schrift^). Es bleibt also nichts anderes übrig, als i/nsvai e/Lisp
sfiev sfxi mit Brugmann MU. 1, 6. 37, stand der Sprachwissen-
schaft s. 72 als analogiebildungen anzusehen. Brugmann
erblickt das muster in rt'&rj/ni, wegen jid^uai n&strjv = fiW
€ifjv; vielleicht können wir es mit mehr recht in ei/ni ich
werde gehen finden. Nach den parallelen eaai: iaai, t(o: ico,
ttjGi: if}(Ji, staai: i'coai, idv: idv , taav: l'auv , in denen der
charakteristische unterschied beider verba nur in dem e oder
t vor der endung zu liegen scheint, konnte zu l/isvaL l'/uev
inf. i'iLisv 1. pl. tfisvai. t/Li€v ifjiev geschaffen werden. Auch die
umgekehrte beeinflussung liegt möglicher weise in der Y 365
1) Auch auf der kret. inschr. GIG. 2554, die in Venedig neu aufge-
funden und von Comparetti museo italiano di antichitä classica 1 (1885),
141 ff. herausgegeben ist (ich verdanke ihre kenntnis herm Oberlehrer
dr. Richard Meister, dem ich überhaupt für die ausserordentliche Hebens-
Würdigkeit, mit der er mir verschiedene dialektische monographien lieh,
zu lebhaftem danke verpflichtet bin), steht z. 15 t^ufv, doch ist das neben
ifjLiv 38. 39. 46 gewiss ein fehler des Steinmetzen.
Signa in Verbindung mil naaaleo und liquiden im griechischen. 73
lang zu messenden ersten ailbe von ifiivm vor, wenn wir mit
G. Hermann opuac. 1 , Ü42 , dem I. Bekker in der Homer-
iinsgabe folgte , i'ftftivai lesen ; die bisherigen erkiärungen
wenigst^ens sind unzureicliend , sowohl die von Curtins vb. 2*,
IIö f.. der "ififvat mit lautgesetzwidriger contraetion ans *iV-
ftfvm will, als auch diejenige Osthofis MU. 4, 130, der in
'tfÄivai die stets hilfsbereite „nebentonige tiefstnfe" erblickt,
nnd Wackemagels ztschr. 25, 273. 279. G. Meyers» s. 4Ü9
ändemng in ti'/in-ui ist gewaltsam. Thess. ifn' ist sowohl bei
Brugmanns als auch bei der Ider vm^etragenen erklärung
nachbildung znr 1. pl. ifiev.
Es folgen einige ableitnngen von wzl. yec bekleiden, ai.
ViUate, lat. rr^tis. gr. iaf^ng en&^q iaftm ffiaa grdz.'' 376, ZU-
nftchst das mit suflix -fia gebildete nomen urgr. */fafia = ai.
montan decke, dessen regelrechte fortset^nngen lesb. e'fi/ia bei
grammatikem (Meister 1, 140) und bei Hes. in e'fifta- ifiäitov,
ye/i/iuza- ifiäiia, ätfi/iu' [in'^ov.] iftÜTiov,') dov. j^fta Gort.
m, 38. V, 40 und in der Hesychglosse y^,ua- i/tÜTiov, ion.
att. tifta sind. Schwiengkeiten macht ifiärtov mit seinem t.
Cmtias' grdz.^ 711 f. nnd Baunacks stud. 10, 74 erklärung
aaa */'"/*"- widerspricht den lantgesetzen , die gemeingriech.
Übergang von e in i vor conson. nicht kennen. Den richtigen
weg weisen die inschriften: i'i/taw'otQ auf dem alten keischen
steine IGA. 395, A 2, ci/iäiioy aaf der raysterieninschr. von
Ändania C* 47, 16. 17. 18. 19. 20. 21 nebst fiftntia/tög 15.
16. 24. 25. 27 lehren, dass ifiüjiov nichts als itacistische
Schreibung späterer zeit ist wie tTiou dir inschr. tnina (vgl.
6. Meyer' a. 128). Hesyehs iftuTif i/iüzta, das Cmtins und
Gaimack heranziehen, ist ganz aus dem spiele zu lassen ; denn
kein mensch kann wissen, ob es nicht auch blosser itacismus
oder böot. nrsprungs ist. — Im verbnm fand zusammenstoss
"»n 0 nnd fi im perf. med. statt; ich kann auf dasselbe erst
weiter onten in grösserem znsammenhange eingehen. Hier ist
nucli lias praes. zu behandeln. Urgr. 'jduwfu muss nach
den lautgesetzen ion. att. fivvfti ergeben, und so steht f 135
*ii<in'yvauy , Her. 4, 64 s-nfi'yvn&ixi. Aber schon Homer hat
"uneben 6 mal tyvt/n, das allerdings als aeolismus angesehen
^erden kann, und dies ist im att. die allein herrschende form,
"l Bmnack gtud. lü, 74 vermutet auf grund dea vorgeschlugenen «
»f«. beikiinft der gloMBe; wegen /i« ist das unmöglich.
:
74 Felix Solmsen,
in deren w man natürlich nicht mit Cortius vb. 1*, 169 die
Vorstufe von bIvv^ai sehen darf. Die richtige erkläning des
vv hier wie in allen verben auf -vw^ti hat meiner Überzeugung
nach Brugmann ztschr. 27, 589 ff. gegeben. Auszugehen ist
von den drei am frühesten belegten verben evw^i, l^dwvfu
(5 mal bei Hom., wzl. jös grdz.^ 627), aßdwv/ni (seit Hes. Op.
590, wzlform aßea), neben dem Hesych noch das wie sXpvfu
zu beurteilende l^ftvv/nsv (d. i. adeiyv/tiev)^)' aßevw/nsv erhalten
hat. Hier ist nach eaaoj eaaai earai, aßdaaai iaßia&pjv außea-
TO^, ii^oxTTai al^ojaTog l^(oat^Q zunächst für sivvfii *aߣtwfii
*l^(ovvfj,i *€avvjLii ^aßeavvfii ^^^mavvfjn, wider hergestellt und
dann av zu w assimiliert worden durch ein jüngeres gesetz,
vgl. IlfkoTiovvtjaog aus *n€Xenoa-vrjGog und alle composita mit
'Vrjdfog, deren erster bestandteü ein wort der 3. dekl. ist, im
gegensatze zu denen, deren erster teil nach der 2. dekl. geht
und die mit einfachem v geschrieben werden nach der von
Meineke zu Stephan. Byz. p. 121 s. v. IdQxovrjaog rein em-
pirisch aufgestellten, von Riemann revue de phil. 5, 156 gegen
die einwendungen Oehlers a. a. o. 12 *) sicher gestellten regel.
Nach evvvjLii aßivvvfii t^ajvvvini sind alle anderen praes. auf
'Vvvf^i, von denen ein grosser teil erst spät an stalle älterer
praesensbildungen tritt (vgl. Curtius vb. 1*, 169 ff.) und
niemals a in der Wurzelsilbe gehabt hat, gebildet (Leskien stud.
2, 108 ff. Brugmann a. a. o.): jj/Aqft'saa fi(jiq>uafxaL r^^qttiad'tiv:
d/Ä(fi€vvvjLiL = ixoQeaa xfxoQsajLiuL ixoQsad-rjv: xoQSVvvfii etC. Au-
stoss erregen könnte diese annähme nur bei denen auf - awv fu,
die von den Vorbildern sich im vocal unterscheiden, trotzdem
aber früher vorkommen als die auf -evw^t und die mehrzahl
derer auf -covvvfAi: nBTuvwfxi seit Arist., axedavvvfj,!. seit Xen.,
xsQuwvfxi XQB^avvvfii seit Plato. Aber bei iniraaa eaxiSaaa
ixigaaa war das bedürftiis einer derartigen neuschöpfung ein
weit intensiveres wegen des abweichenden vocals der urspr.
praesentia tutv^j^l Hom. Pind., axtdvfj/nL Hom. Find, fi-gm.
129 Bgk.^ Her. Thuc.^), xiQvrifXi Hom. Pind. Her. Hipp. Soph.
M Also auch ein anzeichen für den von Blass au8spr.> 95 ff. und
anderen verfochtencn laiitwert des C = o^.
>) In IlQoxovrfOiov im alt. teile der inschr. I6A. 492, b 2, das Oehler
u. a. ins feld führt, ist nach der orthographischen gewohnheit der att
Inschriften bis 550 v. Chr. die geminata einfach geschrieben; vgl. IIqoxov-
ptjalov im ion. teile (a 4).
*) xedaiiu bei Uesych xe^ötoyiai Apoll. Rhod. 4, 500 ist ebensoweni
Sigma in yerbindung mit nasalen und liquiden im griechischen. 75
Ear. Allst, (xigaftai xsQaioa xsQuoa sind nach Homer ver-
schwunden). Zu ixQifiaaa heisst allerdings das praes. auch
neuion. att. xge/na/nai neben xgi^/nvfiiLii, aber es wird eben von
den drei anderen mit fortgezogen sein, wie denn auch xQSfiav-
vvfAi mit die späteste der vier neubildungen ist. Bei späteren
findet sich eine reihe von verben , die früher auf vocal +
-wfLi ausgingen, mit -wvfxi geschrieben: xxeiwvfxi xxiwvfjLi
seit Xen., nwififvog App. Syr. 65. rivviovrsg Plut. Brut. 33,
fliwvw Theokr. 10, 51. Plut. Num. 14, ydwvjuai Heliodor
9, 1. Plut. Mor. 634. 1098, ravvwo in den hss. des Hippokr.
neben xaviw (Veitch* 621), Sa/wwrai Saiwwjo Saivwa&ai
Hesych. Es liegt Übertragung vor von l^dvwjLii. nsrawv^i, die
nach e^to-aa indra-aa in l^d-vvv/ni neru-wv/nt abgeteilt wurden.
Die adjectiva auf lesb. -swog (Meister 1, 138; bekanntlich
auch vielfach bei Homer), ion. att. -eivog (Leo Meyer vgl.
gramm. 2\ 565), dor. -t^vog gehen auf -eavog zurück und sind,
wie Leskien stud. 2, 100 ff. gezeigt hat, fast sämtlich auf
noch vorhandene «a-stämme zurückführbar. Besonderes bieten
nur diejenigen, welche vor -€iv6g einen vocal haben und con-
traction erleiden. Hom. dicht, cpaeivog zu t6 cpaog heisst att.
q>äv6g, bildet also einen neuen beweis für Brugmanns ansieht
(ztschr. 27, 197), dass « + « ion. att. zu ä wird (jt^av = *t4-
fiasiv). Danach ist auch hom. att. Sävog aus *6afsav6g zu to
6aog nicht, wie Wackemagel ztschr. 25, 278 wiU, durch con-
traction von as, sondern aus *6asiv6g entstanden, und dies
liegt tatsächlich vor in der Hesychglosse Sastvov xXavaifiov,
die H. Stephanus und Lobeck gewiss richtig in dasivov xavai-
(lov emendieren. « + * verschmilzt zu s: ion. att. xXsivog
{KXEvoyivijg keisch IGA. 396), dor. xXrjvog (koisch KXrjvayoQa
M. de corr. hell. 7, 481 z. 3. [K]Xrjvovg ann. de la soc. pour
Vencourag. des 6tudes grecques 9, 297 col. n z. 73 (so, nicht
l<^]ii/vofg nach Dittenberger vorlesungsverz. Halle wtsem.
1885/86 p. XVI), KXrivuyoQag ib. 301, col. V z. 27) ans *x;if-
/wvog *xlfBv6g, Daraus folgt, dass Curtius stud. 8, 465 und
Meister 1, 139 ()f«vo^ unrichtig aus "^öfBitavog zu to Siog her-
leiten, denn es wird auf inschriften, die diphthongisches sl und
^^^ altes wie dyantrccM Luc. Cal. 21; desgleichen trägt xedmoufyog
^P- Hhod. 2, 626. Nie. Alex. 458 den Stempel der nachahmung des hom.
*«?«/w an der stirn.
76 Felix Solmseo,
( nodi scheiden, ausnahmslos mit dem zeiche» desnste
geschrieben (s. die belege bei Blass auspr. * s. 2G anm. 57).
Auch kor. J/ENL4 IGA. 15, das Curtius zu seiner meinung
veranlasste, stimmt dazu; denn in Korinth ist, wie wir jetzt
wissen, t und echtes es frühzeitig zusammengefallen and in-
folge dessen auch letzteres nur mit E bezeiclmet (z. b. TIotE-
iäaiv häuäg Kuf den geherben tOrA. 20). 6fivög ist also direkt
von wzl. duei- mit snifix -no- gebildet. Lesb. Jtvvöfiaxoi
Jivtirifiiytji, die Meister anführt, werden wohl besser in be-
zlehnng gesetzt zu äCvo^ wirbel, Strudel, divat wirble im kreise
herum, lesb. nach grammatikern di'vrto. — Oehler s. 84 seiner
oben erwähnten dissertation fuhrt hom. i^ylvAtig B 647. 656.
Wej-icoidffrtt und cilyivöiii Hes. Theog. 214. 226 auf 'äpyia-
96-Jfvrg *äpyet'vöftyTg 'äQyivvöfiVT; , resp. *ciiy€a-yi>ffVTi zu-
rück und sieht darin Vereinfachung der geminatioa ohne
vocaldehnung. Ebenso wurde er wolU auch ^ttiiöy Jtvxyiv.
teavaifiav Hes. neben Sanvög erklären, wenn es mehr als ita-
cistische schreibang ist. Die sache scheitert schon daran, dass
fibergang von e in i in derartiger Stellung nicht zu erweisen
ist; Oehlers beispiele xTi'vyvui xaSi'wvfii sind nicht ans •xrcv-
vvfti "xa^ivvvfii entstanden. In allen di-ei fallen liegt meiner
meinung nacli das sehr häufige suffix -Ivd- (Leo Meyer vgl.
gr. 2', 562 fi".) vor. Oehlers Vermutung stfitzt sich, wie es
scheint, hauptsächlich auf die confusion, die in der Schreibung
der eigennanien mit 'Aoyfvvo- 'Agyivo- herrscht. Das arspr.
wird dies sein: 1) von dem regelrecht vom stamme dpyeo- in
iva^yiji aQyeiriijg rö "Agyog gebildeten äpytwöi ist das Deutr.
'Apyiwov name mehrerer Vorgebirge in Troas, auf Lesbos, auf
der erythraeischen halbinsel in lonien, an der ostküste Si-
ciliens; 2) von jenem hom. ÜQylvieig stammt die benemmng
der 'ApYivovo{>T)ui , wie die gewöhnliche Schreibung ist, und
des kret. berges 'Atiyivovg. Alle anderen schi-eibungen düifl^i
auf contamination beruhen: einerseits Apyewovaai Plut. prov.
107, andererseits ''A(iytyovaaai Thuc. 8, 101 im Vatic, Li^ye-
n'Sag GIG. 1949, "A&ytvov Ptol. 5, 2, 29.
Alle etymologien, die voraussetzen, dass f im ion. att.
durch ersatzdehnung zn etwas anderem als n werde, sind
hinfällig. So vor allem die gleichsetzung von ion. ^tiag i^ftog
mit ai. yäsniäd täsmad (Curtius grdz.^ 594. firugmann stud.
4, 101). Der. afcog TÜfioi (Ährens 2, 137) und besonders
Sigms in Verbindung mit aasalen und liquiden im griechiachen. 77
thesa. TÖ/to;- SGD. 345, 44 beweisen entstehiing aus idg.
'jä-m . , *tä-m . ., wie hom. ^oq dor. äg, hom. tjjog = ai. yä-
vat tävat auf idg, *;«-« . . *tä-u . . zurückgehen. Lautlich ent-
spreclien altbulg. jamo wohin, tamo dorthin. — Ebensowenig
trifft Ascolis (ztschr. 17, 403) herleitnng von ioii. att. ti/ia^
ilfÄtpa, dor. aftap üfiifju von wzl. vas leucliten das richtige,
da diese nach ausweis von gr. eajj, altbulg- imna, lit. vasarä
in der ^-o-reihe ablautet.
»j, Ausser den schon oben behandelten *fiijvg *fti]vaög
und ^ijafiev liefert die flexion von ^aSai = ai. äste material.
ÜKpr. *^afiui *r)aaai i^ajat ''^a/i{9u tjaV^t *'r,agzat, "r^afi^v
*^aao ^aro ^rjoftf^a ^a9e "Ijuijro, "^a/ierog r,a^i musste in
allen dialekten ausser dem Icsb. thess., aus denen belege
mangeln, ^fiat ijaai rjajai tjfif9a t]a&i Ijaiai, ijfii}V ^ao ^aro
ilfitSa ^uSe 170TO, rjutvoi rj<j9at ergeben. Diese flexion liegt
glatt erhalten vor bei Hom. und Her., ausser rjvzn P 153, der
ersten regung des triebes, die flexion, die in allen 1. und 2.
pers-, im ptc. und inf. der eines vocalisch auslautenden
Küinimes glich, ganz nach der analogle eines solchen zu ge-
stalten. Völlig ausgebildet ist er im att., wo das in prosa
fast ausschliesslich gebrauchte xiiS^fiai seinem wirken noch
günstiger wai': 3. pl. durchgängig xä&tjvTat gxädijvro xatf^vio,
3. sg. praes. immer leä.'trjTui , imp. xu^fjaio und ««Sifm, aber
bezeiehuender weise nur exütl-riTQ, da das verbum hier nicht
mehr als compos., sondern als simplex mit zweisilbigem voca-
lisch auslautendem stamme empfunden wui'de. Vgl. Curtius
vb. 1«, 152 f Osthoff MU. 4, 292 anm. G. Meyer^ s. 433.
In den dor. mundarten scheint sich nach der notiz in den
auecd. Paris. rV, 22, 2, dass die 1. sg. dort ^a/mti gelautet
habe, die umgekehrte richtung der analogie bahn gebrochen
*u haben ; daher schreibt Ahrens 2 , 574 bei Sophron frgm.
'^"^b ita»^aiat Statt des überlieferten xu9^tui.
«. Hierher gehören zunächst die aoriste auf -iva: tiiXiva
*y*o (lesb. «(.(w« Meister 1, 138; kret. x&tmi Gort. V, 43)
*!"'»■« iaiväfiriy, erstere drei seit Hom., letzterer zuerst bei
"^fod. Bei allen vieren war das v zunächst nur im praes.
*'* snfiisanlaut berechtigt und niuss sich von da ans im
f^'^'lerleben des griech. über die anderen tempora ausgebreitet
*^en. Lesb. xAfVvw xeiwat ai'vvofxat (Meister 1, 141) im ver-
'"^ mit der länge des i in hom. att. xä*cm x^tvto atyonai
L
78 Felix Solmgen,
lehren, dass als gnmdformen znnächst mit Curtins vb. 1*,
313 f. *xXiVico *xg/vi(a ^oiviofxni anzusetzen sind*. Warum an
solche schwerlich noch zu denken ist, wie Osthoff Mü. 4, 49
behauptet, ist mir unerfindlich: ihre ansetzung ist durch die
tatsächlichen lautverhältnisse geboten und weit mehr be-
gründet als die complicierten annahmen Osthoffs, die nicht das
mindeste überzeugende haben. Zu äQiva lautet das praes.
lesb. oQivvto, hom. dicht. oQivoi, und dies führt man wegen ai.
rinvati, das nach Whitney wurzeln etc. 139 in der Mäi-
träyanl-Samhita belegt ist, und got. rimm aus *rinvö auf
*o()/V/co zurück (Curtius vb. 1^, 250. Brugmann gr. gr. § 130).
Aber die entsprechung von ai. gr'mäti^) und *xX/Via>, lat. cemo
und *xQivi(o, ahd. swinu und ^aivio/tiai giebt uns ebenso gut
die berechtigung , dem ved. riiiäti fliessen, laufen lassen, alt-
bulg. rinq stosse, lit. rymi schlinge, schlucke ein urgr. *d(»#V-
i(o zur Seite zu setzen. Von lautlicher seite her ist eine ent-
scheidung zwischen *oqiv/(o und *o()/V|a> nicht zu treffen, da
das att., welches den ausschlag geben würde, je nachdem es
*ogivou oder *oQtv€o hätte, leider das verbum gar nicht mehr
kennt. Setzen wir aber *6Qiyi(o an, so wird mit einem schlage
klar, warum nur bei den genannten vier verben, nicht auch
bei T/Vo) q)&iv(o das v über das praes. hinaus verschleppt ist:
Tivoo (p&ivcD gehen, wie Wackemagel ztschr. 25, 262 einwiesen
hat, auf *ti'vfa} *(pd^iv/(o zurück. Nun ist aber die durch-
flihrung des v zweifellos nach dem muster der verba mit -av-
'€V' geschehen, bei denen das v von allem anfang an durch-
ging, und hier gab es zwar eine menge, die im praes. auf
-avico -svico endigten, aber nicht ein einziges auf -av/m oder
'€Vfco. Nach *xT€vi(o: *ixTev(Ta ist ZU *xX/Vifo etc. *€x)iiyaa
etc. geschaffen worden.
'i/ufQog Sehnsucht nebst ^I/liSqu ^I^SQag und i/iega' Tce ngog
Tovg xad'aQ/novg (pSQOfxsva avd'i] xai aT€q)avto/naTa aus ^lofifq-
ZU ai. ibias erwünscht ismäs ismas liebesgott, ahd. eisern^
altbulg. iskati lit. jeszkoti suchen (Curtius grdz.^ 402. Brug-
mann stud. 4, 102). Für i^sqqbi t/nsQocpcovog t^BQTM bci Sapph«
(Meister 1, 147) ist bei dem bekannten texteszustand
1) Diese praesensbildung gehört auch zu der mit xUy(a identisch
wzl. i;ri lehnen, vgl. das Petersb. wtb. s. v. 1 <;ri 1) am ende, aftW-
satii-i;Ti und die bemerkung Whitneys wurzeln 179 s. v. 1 p^; auch
'Cliriäre ist wohl aus der 9. praesensclasse entstanden.
Sigma in verbindang mit nasalen und liquiden im griechischen. 79
dichterin unbedenklich mit Brugmann i'^/u- zu schreiben, was
vielleicht in If^/nagaSog , wie ein söhn des Eumolpos heisst,
vorliegt (Pott ztschr. 9, 415). Über afi in ^laimjvfj ''hfÄf^vag
"laf^aQog (gleichfalls einem söhne des Eumolpos und namen
der Kikonenstadt) und in der Hesychglosse la/ABQu in der-
selben bedeutung wie tjue^a s. u.
Den zweiten bestandteil von kret. Srt^t Gort. Vn, 52.
Vm, 7. 12. 19. 32 erklären die brüder Baunack s. 45 f. mit
grosser Wahrscheinlichkeit aus *Tt^^t ^naf^i = altbaktr. ci-hm-i.
Es zeigt, dass das griech. die durch die Übereinstimmung des
arischen, slavolettischen , germanischen als idg. erwiesene
Stammeserweiterung -swi- der masc. neutr. pronominaldeklination
wenigstens im interrogativum nicht gar so frühzeitig ver-
loren hat. Von da aus fallt vielleicht licht auf die Ver-
drängung des alten acc. *t/V durch t/V«, die dann die durch-
führung des v durch die ganze flexion von r/? zur folge ge-
habt hat: im Verhältnis zu *T/'/u^t wird in *t/V eine endung
sich nicht mehr deutlich genug abgehoben haben und deshalb
noch a angefügt sein. *) Übrigens hat schon de Saussure
m^m. 118 anm. einen rest des -sm- im gr. entdecken wollen
in Hesychs TSfxfiar rm, wie er für tbivsl vorschlägt, aber
gewiss mit unrecht, da ai. häsmai lit. kämui = idg. "^qosmöi
ebenso wie ai. käsmäd got. hvammeh auf einen e-o-stamm
hinweisen und der loc. kdsmin nicht ausreicht, um für ^Ti-a/n-ai.
von einem consonantischen stamme auszugehen, worüber ein
anderes mal.
o. XQOvvog aus *XQoa-v6g S. 0. S. 69.
V. Die bildung des sigmatischen aorists von den primären
Verben auf -wco fligt sich der bei den verben auf -ivio ge-
fondenen regel, indem *'vv(fa mit Verschleppung des praesens-
^^denden v für älteres "^-rjvaa nur bei praesentien auf *-vvi(o
*) Auch die zweisilbigkeit in *il^jLit und *t/o « *t(aio mag dazu mit-
^^^^Tki haben; denn überhaupt spielt das streben, formen eines Systems
^ ^ezug auf die silben- und bei einsilbigen Worten selbst lautzahl gleich
j^ Hiachen, eine nicht unbedeutende rolle. Kret. iQityg Gort. V, 54.
-'^ 478, 8 trat für *TQ(yg ein, um gleiche silbenzahl mit den anderen
I ^^8 {tQ(€g T(}t(üy iQtof) herzustellen (Baunack s. 70 f.). — Altbulg. azü
j.'^^^t in fast allen modernen slav. sprachen ya. Ausgegangen sein wird
^^ einbusse des z von der Stellung vor anlautendem Sibilanten, durch-
^rungen aber, weil auch ty (ti) nur zwei laute enthält und überdies
^lisch auslautet, also/a gegenüber *jaz begünstigte.
gO Felix Solmsen,
eingetreten ist. Hom. att. nXvvco, hom. att. djuivio, hom. Jf-
Tvv(o gehen, wie die fut. nkvvco dfivvca ivTvvco zeigen, obwohl
meines wissens lesb. formen auf -vwio nicht überliefert sind
und trotz Osthoflfe Widerspruch (MU. 4, 49 ff.) auf *nlvyi(o
*ufjivvi(a *6VTvvi(o zurück, und dadurch rechtfertigen sich die
aor. enlvva fjfivva svhvva Sämtlich schon bei Homer, aus
*€nXwaa *afxvvoa *6viTvv(ja. Zu ion. att. övv(a ich gehe unter,
versinke existiert kein a-aorist; eSvaa ich versenkte gehört
zu dv(a. Dagegen hat hom. divto aus *dvvfw, vgl. ai. dhümti,
sein V nicht in die anderen tempora übertragen: aor. idvaa
n 297. Callim. frgm. 82. Das späte edvva Anth. 6, 217
kann natürlich für die urspr. bildung ebensowenig in betracht
kommen wie scp&iva Nicol. Rhet. 9, 3 (Walz). Bei den deno-
minativis auf -vvco, wie duQovvoa 6%vv(Oy aus *-vvi(a ist der
durchgehende aorist auf -vva ganz in Ordnung.
Ai. yusma- entspricht gr. *vajj,€-, dessen regelrechte fort-
setzer lesb. viLi/Li€ vfi(x€(av v/n/Lii v/ti^s (Melstcr 1, 167), dor.
vf^ig etc. (Ahrens 2, 258 ff.), ion. att. v/nsig etc. sind.
xQvfioq frost ist mit Brugmann stud. 4, 102 und J. Schmidt
voc. 2, 340 f. aus *xQV(Tiuog herzuleiten und zu xgva-zaXXog
eis, xgvaTatvcD mache gefiieren, x^vog frost aus *xQva'og, lat.
crusta, an. hrjosa schaudern zu stellen; wie Schmidt a. a. o.
gezeigt hat, kommen die worte, welche „frost, eis, kruste"
bedeuten, alle von einer wurzelform kreus.
L,vfAri suppe dürfte nach ai. yüs yüSam yüsas fleischbrühe,
lat. jüSy lit. jüs^^ schlechte suppe von Sauerteig, altbulg. jticha
suppe auf *\^va-fifi zurückgehen.
Wahrscheinlich haben wir auch ßvveto stopfe und das ein-
malige ßvv(a Her. 2, 96 in anbetracht des in der flexion und
den ableitungen durchgehenden a, z. b. ßeßva^ai ßvoxog ßvarga
und besonders ßvl^rjv ßv^ov nvxvov Hes. aus *ßva-äfjv *ßva'Sov
(Buttmann ausf sprachl. 2, 452. Pott etym. forsch. 11*, 1,
812. Blass ausspr.^ 97) aus *ßva-v€CD *ßva-v(o zu erklären.
Von derselben wzl. ist vielleicht mit G. Meyer ^ s. 9 ßowig
hügel aus *ßova'v6g abzuleiten; Fick wtb. 1^, 76 vergleicht
es mit an. kmm geschwür mit starker geschwulst. Endlich
ist hierher möglicher weise auch ßvvfj als bezeichnung des
meeres (Etym. Magn. 564, 45) und beiname der Ino Leuko-
thea (ibid. 217, 3. 243, 22. 564, 44) zu ziehen; Brugmanns
Sigma in Verbindung mit oasaten und liquiden im griechischen, gl
(stnd. 4, 9ä) herleittmg aus *ßv9-VTj zu /SuSoj tiefe ist laut^
gesetzlich nicht möglich.
Schliesslich sei noch Ficks etymologie von vvig vvvt^ pflug-
Bchar aus *vow,- ('/"wii) zu lat. vötnis vömer pflugschar
erwähnt (ztscbr. 22, 106), Das erst spät auftauchende' wort
schwankt in seiner form zu sehr, als dass man über seine
herknnft ins klare kommen könnte: u in vvig wird von den
dichtem kurz gebraucht, dagegen von Suidas für lang erklärt,
nnd die hss. sehreiben mehrfach vwii. Curtius grdz.'' 382
leit«t nach dem vorgange Plutarchs Uns vvvt] von tq ab.
o». ^/iOi aus *(^/ino;, nicht 'ö/ioog, s. oben. Ebenso-
wenig kann ü>'0$ kaufpreis nebst uivij lövsofiai zu lat. vettum,
altbulg. veno dos veinti vendere, ai. vamäft kaufpreis (grdz.^
322) nnd vielleicht got, asneis söldner, altsächs. asna zins
(Bezzenberger beitr. 5 , 1 76) aus *föavoQ erklärt werden.
Auch hier werden wir zunächst auf 'fiöavoi; zurückgehen,
d&s mit lat. veuum aus "vestium ai. vasnds sich der reihe
e - ö - ä einfügen würde. Allein ob tatsächlich wvo; aus
'/wivog, vemim aus "vemum entstanden sind, wird sehr in
frage gestellt durch altbulg. vmto, das nach den slav. laut-
gesetzen weder aus '■vesno hergeleitet werden kann, wie es
Miklosich lex. palaeoslov. 121 s. v., wenn auch zweifelnd,
tut, — vgl- pesni basni uzasnqti, noch aus *i-eswti, vgl- vesna
frühling.') An entlehnung ans lat. vemtm ist bei der stark
*) Clherhaupt kennt daa nralav. ersatzdehnung aller irahrscheinlichkeit
nkch nur in drei bestimmtea fällen: l. vor auslautendem m: acc. pl.
phij aas 'pJoilon» Über 'plod/ini 'ploddn, rqkg aus 'ronicani, das flir er-
eriii«B 'ronkni in dertielben «eiae eingetreten ist wie gr. 'uigäys für 'tä^rct
('|L J. Schmidt atscbr. 26, 338), Über 'ronkons 'ronlöm 'rq>iOR, konJi aua
'*wi;on» über 'konjSm 'kunjinii *konjin oder über *konjcnt *konjins 'kon-
W. Iri aua •[rinn über •(rin* *(i^n, »jnj aua 'sSnön« über *jBiiBn« 'jB-
*■>■; 3. bei »chirund des n in der rerbindung In, dessen T ^ idg. I, nickt
Wtwarhe stufe von idg. e ist, oder fio = idg. ßn + cons: üto teaticulus
"'rra lenes <^ llt. inkxlai irneiion, preuas. inxczt, lett. ik»tii, an. titta
'teticuliu; li)ko bast = preuss. lunkan, lit- litnka»; vyknqli Sa \it.junktA;
^^aeh Boch wohl suffix -itfi, besonders in -in-iit& = liL -ia-inkai, daa
'isUeichi mit gr. -»<!; verwant ist; 3. bei schwund eines n vor nasal:
""f las "ijirnf, Tgl. preiias. emnex tmratM« aus 'enjnn- (J. Schmidt ztscbr,
"> M7), atr. ainm; pomlnqli meminisse aua 'pomm-nqti zu miniti meinen
f^-iftt gedachtnis, llt. mmiti gedenke; Mikloaich lex palaeoslov. 6'i2
*^'\n es ili nebenform von pomfnqti memioisse anzusehen, allein es
^^'Bnit HO hanfig und in quellen wie glag- Cloz. vor, dass es schwerlich
^iliEhnn tnc »igL Bpnchf. N. F, IX. 1 n. (. Q
82 Felix SolmBen,
abweichenden bedeutnng, tue die westslav. aprachen teilen
(cech. vnio mitgift, poln. unano morgengabe) , schwerlich zu
denken, aber man wird sich auch zu gänzlicher trennimg des
slav. Wortes niclit enUcliUessen, zumal da veniti wirklich „ver-
keufen" bedeutet Die Verschiedenheit lässt sich erklären,
wenn wir von einer wzl. w" ausgehen und in der ai. bildung
da« 3uffiz -Bfio- erkennen , das ja in den idg. sprachen nicht
selten ist und bisweilen neben -uo- liegt (vgl. altbaktr. rdoki-
nas preuss. latixrias altlat. I-ösna aus *loticsm zu wzl. leuq,
lit. lepsnu. altlat. pema = pt-nna, nach Thumeyaen ztschr. 26,
314 aus *p€t'Snä, preuss. kirsnan ai. kfstfos neben altbolg.
Ömnii nnd femer lat. remus aus *ret-8mos, cf. triresmos CIL. 1,
195, 12, neben gr. s^iT-fiög; vgl. auch J. Schmidt beitr. zur
vgl. sprachf. 7, 243). Nach alledem also kann gr. wvos eben-
sogut urspr. 'ftöfog als '/äavog vertreten.
Dagegen sind sicliere beispiele einige ableitungen von wzl.
y'ös gürten: t^dvij Z'öfu aus "^löo-i'j; 'l^äa-fta-, für das auf-
fallende Zäfiaia Alkaios 15, 6 Bgk.* ist, da die genünation im
lesb. auch nach langem vocal bleibt (/ijjyyog fii^vviai), ^äftftaza
zu schreiben (vgl. i/t^i- oben s. 79). ^wo^a ist ganz späte
form, natürlich nicht mit erhaltung des urspr. n/t. Über fi»-
vvfit B. 0. 8. 74, über ft;<o^at t^iufr^ai s. u. a. 100.
Wenn der aufiallige aor. ävara P 25 (gegenüber regel-
mässigem mv6n{a)aio) richUg Und nicht mit I. Bekker daSix
das imperf. aivoio zu schreiben ist, so kann er aus 'lavaazo
entstanden sein.
nur verschiedene scbreibiing isi. pompiqli dürfte nncb einer mündlichen
Vermutung des herro prof. LeskJen auf *po-mfd-nqt\ zurückgehen zu der
in mqdrü weise, gr. ftnii9äni, fiiy» >;(ir,- i/fioyils Hes. , altbaktr. mazdso,
ai. rMilhä Weisheit (ßariholomae ar. forsch. 1, 13) »orliegenden wunel-
erweiteruDg mendh. Was für einen unter anderen faedingungen unter
ereatzdehnung eintretenden eonsonnnteuverlust von J. Schmidt voc. 1, 80 ff.
Mikloeicfa Tgl. gramm. P, äS. Ui3. ISS, 186 angeführt wird, ist mindeiteiu
im höchsten grade zweifelliaft, in vielen fällen aber ganz Bii^her anders
EU erklären. So entspricht ini'.'U patina, lebnwort aus lat. mcitta, ebenso
wie got. Ulis einer schon im latein. nasallosen form. Die s-aoriste eisiL^
rlehfi haiiii Bsü . die nach Miklosich aus 'i^ed-iü 'rek-iä Viod-sä *iSl-ilm
entstanden sein sollen, haben schon aus idg. zeit langen vocal, resp. diph^
tbong. äiimf., nach Miklosicb 12S. 146 aus 'St-mnf, geht vielmehr aiL^
*keitiinf zurück mit derselben vocalstufc, die in fliiifx brimf aus 'btr-n^^
nrimi «us »uert-nif und in den gleichartigen gr. bildnngen itl/ia ntia/i «
»ftCfta ^tüfia ififfia vorliegt.
Sigma in Verbindung t
salen und liquiden im griechiacfaen.
yQwi'oi aasgefressen, y^iövr; felsUöhle, g:rotte jedenfalls zu
yffäo» oage = ai. c/räsati verschlingen (Lottner ztsclir. 11, 197)
zu stellen, also ans "j-pwa-coc Vc""-*''; entstanden.
Hierhergehörige beispiele wären auch iler urgr. acc. sg.
Dom. pl. Dom. acc. du. masc. des comparativs , wenn man für
sie mit Johannes Schmidt ztschr. 2fj, 386 ff. ''ni.fi(oviia *nA«'-
tnpoti 'nltiotvat ansetzen dürfte. Die formen stehen und fallen
mit Schmidts reconatruetion der idg. comparativflexion , und
hier entbehrt die ansetzung der starken casus mit -iöns- aller
waJhrscheinlichkeit , da von -iöns- zm- mittleren sufBxgestalt
-ies- ond zur schwachen -is- auf keine weise zu gelangen ist.
Schmidt giebt s. 343 zwei wege dafür an'): sei die ent-
Btehong des ablautes in der Ursprache später als die Ver-
wandlung der urspr. norainativendung -{ms in -jös, so wären
zwei reihen schwächerer foi-men entstanden: 1. zu -iös- -ies-
-is-, 2. zu -iöns — iens- -ins-, und die ei^ste habe die allein-
herrschaft gewonnen. Aber ilire entsteiiung ist lautlieh gar
nicht möglich; denn die accentwirkung , die Ursache des ab-
lauts, trat doch in den fertigen casus ein, nicht von der nomi-
Qativgestalt aus, aus *-iöns-6s also hätte nui' *-ieiis-ös werden
können. Sei aber der verlust des nasals im nom. erst nach
entstehung des ablauts eingetreten , so hätten -ies- und -is-
für ur^pr. -iens- und -ins- den nasal nach analogie des nom.
eingebüsst. Dann ist nicht zu verstehen, warum diese ana-
logie nicht auch in deu starken casus, die noch dazu in ihi-em
Tocal mit dem nom. in weit höherem masse übereinstimmten,
gewirkt haben sollte.
Diphthong, ni^avyoi; nv^avvov kohlenpfanne aus *-ava-
*H *-ttuatiov zu Wzl. aus in atia s^avanjit xajavOT^g äf^^i-
«»otp(j 7rupai'ari75 (Vgl. Osthoff perf. 486 ff.).
oiV« stürmischer angriff, andrang trennt Bezzenberger
'*itr. 4, 334 von oi- in oiam, womit es gewöhnlich zusammen-
gebracht wird, und stellt es sehr ansprechend zu altbaktr.
^»ma zom, Impetus; gr. grundfonn also *oia^a.
Im anschluss an intervocalisches a -{- nasal ist zu han-
deln über:
') Er exempliflcii
•■* IfJiw- -DM- -m-
n Suffix des ptc. perf. act., deasua atureu Dach
g4 Felix Solmsen,
nrspr. ay and Ofi Im anlante«
Anlautendes av verliert durchweg das g\ die mehr oder
weniger sicheren beispiele sind (Curtius grdz.* 692. G. Meyer*
s. 246): vi(o schwimme vdm fliesse zu ai. snäuti sn&ti (eine
spur des urspr. anlauts in swsov O \\)\ vico vi^dxo spinne zu
air. snäthe faden, snäthat nadel (vgl. evvt] Herodian 2, 507,
22 Ltz. svwtjToq 2 596. fl 580. 17 97); viqia schnee vBiq)u es
schneit zu got. snaivs altbulg. sneffü (vgl. hom. dyarvitpog);
wog Schwiegertochter = ai. sniisä ahd. snur snor; vsvqov sehne
zu ai. snävan; voog verstand zu got. snutrs weise; vw)'aXa
näschereien zu dän. snage nach leckereien suchen ndd. schnö-
kern; vaQxtj krampf zu ahd. snerhan zusammenziehen; vaxij
feil zu got. maga kleid, mantel.
Gegenüber der einheitlichen behandlung von crv überrascht
die sehr verschiedenartige von anlautendem a^; es erscheint
dafür teils nur ^, teils nur a^, teils endlich /n und ofi
neben einander. Der grund dieses Schwankens ist ohne zweifd
verschiedene steDung im satze, und zwar wird, nach den im
wortinlaut geltenden gesetzen zu urteilen, g/h zu /x geworden
sein überall, wo sandhi eintrat, ausser nach auslautendem r:
nach vocalen durch die mittelstufe der assimilation zu fi/i,
nach consonanten, weil a zwischen consonanten ausfallt; in-
takt erhalten haben wird es sich, wo es frei stand und. hinter
V. Es begegnet:
1. nur /u in:
jLita eine aus *afxia, dazu nach Wackemagel ztschr. 28,
137 fimvvl^ aus *a^6Svv'i;
^Bidufo fjLuäiao} lächle ZU ai. smayate lächeln, altbulg.
smijati 8§ lachen grdz.^ 328 f. Ein rest der doppelconsonaw
in hom. (piXofifisidi^g aus ^cpiXo-aiuei^^g;
fiiXSto schmelze = an. stnelti, ahd. smilzu grdz.^ 243;
fiiqi^va sorge fi€QfX£Qog denkwürdig ^agrvg zeuge zu aL
smärati sich erinnern grdz.^ 330. Auch fi^Qog anteil, fietgo/iam.
erhalte anteil, ^ogog los, geschick ist mit Ebel ztschr. 5, 417
anm. zu derselben wzl. zu stellen trotz Curtius grdz.^ 331, da
die bedeutungen sich vereinigen lassen und hom. a/nf^ogog ^*
fioQB, sowie sllfiaQTUi (s. u.) für urspr. anlaut a^i sprechen;
fifjXov schaf = air. mit kleines tier, das schon Jakob
Grimm gesch. d. deutsch, spr.^ 33 zu an. smali kleinvieh stellte;
es liegt also der ablaut e : ä vor. Auf der tie&tufe stdit
28,
L
Signa in Terbindun^ mit nasiilen und liquiden im griechischen. g5
woUl anch ftak'Mi; ßocke, zotte von Schafwolle = *ff^«X-jfI(
„zum ftijXov gehörig" ;
2. nur ofi in:
aftiftdaXioi Q/^i^Syöi furchtbar, grässlich zn ahd. smerean
grdz.' 692.
autyo> lasse verschwelen, quÄJe, sitiafivyt^hi; hoai. a/4vyt-
föc Apoll. Rhod. Hesych elend, müliselig zu üt. smäugti wür-
gen, sticken (Fick wtb. 1', 835);
afii'Xi] messer afiilevo) schnitzle, a/itvvi; karst zn got. .90-
tuni^i bewirken, auasmipa Bchmied (vgl. Elnge etym. wtb. s.
V. Schmied);
in den etymologisch unklaren werten: u/^äia afi^^^ro afi<ö/u>
streiche, dazu ofitövij ofttöi Hes. windstoss; afuv9nQ afu'v&a
haasmaus, dazu Hesychs afu'g' /tii (aus *o^/v9;?): a^tijvog
bieneokorb; nfiii.a oder ofivXXa ein unbekannter fisch; oftr^iz
Schmirgel (bei Hesych auch n/iip/s); n^»rfi| schwiele. — Nur
bei Hesych sind tiberliefert: ann^KÖv' *a9afföy. ß^arixör. ä^ifiv;
v(*ifl.a»fi' iptavit, a/jiiuxTit' ifiovr^v unoTeXit; afitjfii'a' xiaaoQ.
Xai.xiS(ii; OfiOienpäovy' Tti aj^fj/ÄaTi%faS'ai tä^ yvyaiKag, aftoxög-
8ovi' Toig lüg ö^ovi fyxoi'Xov; ^j^oero? ; nfio^SovV owovatü^ay,
tiltn^itoyti' vnoxnQunixäg. äno läv fioQi'coy [?)' «'s nöa9utvt^;
Oftvh'x^' tov l^vyov ro j^rjfia, ev tfi 0 iaToflon'g xaS^Q/tooTati
nni^aySm;, das mit ai. marakatam zusammenhängt, aber
richer freradwort ist (grdz.* 537);
'i. afi und (i wechselnd in:
tifiixpoi und ftixfföi, ersteres P 757. Hymn. Hom. 4, 115.
^ppho 34 Bgk.* ion. altatt. , letzteres hom. (4 mal) altatt.
Beb« j»(i«ö( dor. (Ahrens 2, 104), Mi'xxa Mixi'yag böot. (Mei-
ster I, 26ti) ; sra lat. mica krümchen, mlcidus winzig (J. Schmidt
v«. I, 108);
ettüoog nor bei Hesych = ftii^oQ gtllhende metaUmasse,
w'rfoj nässe, fäulnis, (ivSaUoi feucht, faul; nach grdz.* 336
^1 mhd. snrni:
oftvfva myrrhe = ftv^^a, a/ivpiXo Archiloch. bei Athen.
'°> p, 688 = /tv^/'^u salbe, fti^oy wohlriechender pfianzensaft,
f'^ftty ftvQead-ai tUessen, rauschen; von Fick wtb. 1", 836 mit
^''^- smairjn- fett verbunden, was der vocaljsmus fraglich macht ;
afioyt^öi; Hesych = /lo^-tpös mflhselig, fiöyo; mtlhe, anstren-
^g zu lat. möles mölentus aus *mo!fs-les (W. Schiüze ztschr.
270 anm. 1). Dazu stimmt lautlich und begrifflich vor-
d^
86 Felix Solmsen,
züglich lit. smagtis schwer zu tragen, schwer zu ziehen, lett.
smags smagrs schwer von gewicht, lastend. Mit aiivysQog be-
steht wegen der vocalverschiedenheit keine urspr. verwant-
schaft, wenn auch vielleicht beide worte wegen der grossen
ähnlichkeit in laut und bedeutung eng assocüert waren;
folgenden Worten, die, soviel ich weiss, anknüpfnng in den
verwanten sprachen noch nicht gefunden haben: aftagayito
afiaQayiXfo afiagdaato dröhne, a/nuQuyva peitsche (Hesych) ÜB-
heu jLtaQclaao} fjtaQayva; a/nfjQiy^ neben /nijQiyl^ borste; a/utfJQiv&og
neben /m^Qiv&og faden, schnür, ^fjQvm winde, wickle, jucQ/Jng
faden, schnür; afitkai afiilng neben fiHa'^ ^tkog taxus-, eiben-
bäum; a/noiog neben /Liotog mürrisch; a/^vgog a/nvgaiva Aristot.
neben fxvQog iivQaiva meerfisch.
Es ist keineswegs sicher, dass allen diesen doubletten
urspr. ofA zu gründe liegt; vielmehr mag bei einzelnen der-
selben fi das urspr. sein. In ein paar controlierbaren fällen
nämlich, in denen fi allein etymologisch berechtigt ist, wech-
selt es trotzdem mit afx: ^vg = idg. *w?ls — of^ivg" 6 fivg
Hes.; anofiv(jü(o schnauze, /nvxrriQ nase, fii^a schleim zu ai.
muflcäti loslassen, lat. mücus schleim, air. miAcc schwein (grdz.*
162) — afiiaasTat' dno^vaaerai, afivutxrjQ* o juvxzfJQ Hes.,
fiv'^cjv und a^vicov bei Aristot. als name eines glatten schlüpf-
rigen meerfisches; /j.aQt'Xpj kleine glutkohle zu wzl. inaQ in
fjiaQ^aiQm etc. (grdz.** 567) — o/naQtltj Aristot. Mir. 41 ; /uakt^
Qog heftig, gewaltig, nach grdz.^ 594 zu ^aXa, lat. tnelius —
afiuXsQog ganz vereinzelt poet. de herb. 101 (nach Passow
s. V.)*). Diese fälle beruhen ohne frage auf Übertragung von
den Worten her, in denen der Wechsel etymologisch berechtigt
war; die urspr. ratio desselben wurde natürlich von der
spräche nicht festgehalten. Speciell bei a^vg mag noch augen-
blickliche anlehnung an a^iv&og a/uiv&a mitspielen.
Aasnahmen der lant^esetzlichen behandlnn^.
a) Urspr. anlautendes ay a^i hinter dem augment, der
reduplikation etc.
6WB0V evvrj ivvvfjrog dyapvi(pog (piXo/ii/n€i^j^g sfXjJiOQB aififJLOQ
können sämtlich als aeolismen angesehen werden, nötig i
1) übrigens könnte mau, da /unktQog bei Homer ausschliesslich
später sehr häufig als beiwort des feuers erscheint, auf den gedank
kommen, es zu lit. smilhitu dunstig werden, glimmen, smälkcut smä
dunst zu stellen, die sich, wie smelkiü ersticken (von pflanzen, die and
Sigma in verbindang mit nasalen and liquiden im griechischen. 87
das aber keineswegs. Schon Homer hat ivorjaa evfjaa, and
die spätere spräche hat bei allen einschlägigen verben ein-
faches Vy fi: evBov epfjoa eveitpe i/tieiS/oav efÄsXSov. Bei nnge-
störtem wirken der lautgesetze hätte *€av€ov zu *BiV£ov fOhren
müssen mit einem vom gewöhnUchen augment i- ganz ab-
weichenden fi*-, und darum blieb hier wie bei den verben mit
anlautendem q = fg, gq die alte form mit geminiertem nasal,
resp. Q. Aber auch der geminierte nasal stand noch im
Widerspruch mit der regel: dass der anlaut von vSco fiikSco
urspr. von dem von vd/na) vdo^ai /Lievco sich unterschied, konnten
die sprechenden nicht wissen, und deshalb trat nach vi/ico:
ivfjuov, (ihfto: tfiivov zu veoD sveov flir älteres ewiov, ZU /neXim
tfisXSov für *€fjifiBXSov ein. Dass wirklich der hergang so war,
lehrt schlagend der gegensatz der verba mit anlautendem p,
die bekanntlich hinter dem augment durchgängig qq haben:
hier ist qq bewahrt, weil anlautendes q fast ausnahmslos auf
fQ OQ zurückgeht, Iqq- also überaD lautlich berechtigt war,
ausser dem einzigen Qi^to förbe = ai. räjati, das gegen die
Übermacht der anderen nicht aufkommen konnte. Ganz die-
selben Verhältnisse zeigen die perf. vevofjxu vdvevxa vdvTj/Liai,
bei denen die altererbte reduplikations weise *aiavri^(jti *€<xvfj'
fiai etc. hätte ergeben müssen. Nur in drei perfektformen
haben die lautgesetze bis zum ende wirken können, in stjuaQ-
Tai et/naQTO sifxaQ^ivoq aus *a€a/naQTaL etc. ZU wzl. smer; der
schon sehr früh formelhafte gebrauch ist der grund der Iso-
lierung gerade dieser drei formen, die sich auch allein in der
lebenden spräche erhielten. Das perf. act., dem eine solche
formelhafte bedeutung nicht zukam, heisst hom. e/ti^oQs, vgl.
i/n/nogavTi' rsTsixotaiv Hes. Als aber gelehrte Sprachtätigkeit
das verschoDene juBiQOfiai wider ausgrub, bildete sie in pedan-
tisch regelrechter weise als perf. dazu ixB^oQrjxai Ap. Rhod. 1,
646. fiBfjLOQTjixivoq Nie. Alex. 229. Anth. 7, 466- ^B/tioQ/nivog
Ap. Rhod. 3, 1130. Lykophr. 430. Anth. 7, 700. Kaibel
epigr. graec. 414, 7 nach dem flir sie selbstverständlichen
vorbilde /nh^oa ^e/uBvrjxa. Nicht aufklärbar sind Bfißgarai*
BXfiaQxaiy i/Lißga/Liiva' Bi^aQiJiivt^ Hes., letzteres nach dem Etym.
erdrücken), smälktas stelle im walde, wo das holz dicht steht, lett püfmilk-
8tu versanden (vgl. Leskien lit. ahlaut s. 82) zeigen, aus einer grund-
bedeutung „dicht sein^ entwickelt haben.
gg Felix SolmseD,
Mafni- P- 334, 10 eigentUmlichkeit des Sophron und der
lakon. mandart. Es hindert nichts, sie als lautgesetzUche
fortsetznngen von 'aenft^axai 'atn^^afiiva anzusehen, aber
ebensowenig kann es bewiesen werden, da die combination
ofio sonst nirgends in der spräche auftrat. Mit mß^axo- ti-
ftupro Hes. weiss ich nichts anzufangen. — Wie die angmen-
tierten und reduplicierten formen sind mutatis motandis die
composita zu beurteilen.
. Angebliche
nnfachung des gei
als
dUi
Wie schon oben s. 72 bemerkt, nimmt Oehler de simpl.
cons. cont. 53 S. im anschlusse an andere gelehrte eine solche
in einer ganzen reihe von fällen an. Die lautgesetze ver-
bieten diese erklärung, wenn es auch, wie ich bereitwilligst
zugebe, in der raehrzahl der noch zu behandelnden fälle mir
nicht gelungen ist, eine andere zu finden.
;iä/(i;(i(); lüstern, keck zieht Curtius grdz.' 361 zn wzl.
las in i.iXai'oftai ans 'li-lao-io/tat, lat, lancivus etc. Vielmehr
birgt wohl ;ici- die schwache stufe zn Xi/- in l^m ich will aus
fX-i]-(i> (Bannack inschr. v. trort. s. 52) in sich. Denn dasa
auch das sufäx e in derartigen wurzelformen mit ä ablautet^
hat filr das genn, Bremer Paul-Br. beitr. 1 1, 274 ff. erwiesen
nnd hoffe ich flir das griech. ein andermal im Zusammenhang
nachweisen zu können (vgl. iti'fiitki}/ti — m'fiTiläfifv).
Ctfja gesottenes, absud soll nach Oehler s. 87 aus '^ttiftu
"i^ffiM" zu wzl. ^fd entstanden sein. Das ganz späte wort
ist zweifellos vom praes. iem aus gebildet nach lallen wie
ytvfdd neben yivfo, dQuviia neben »Quvm, /gi/ia neben ^p/o» u. ä.
Jiöyiiao^ leitet Ahrens Philol. 23, 210 aus 'Ji/n-tTw-
xioQ „Zeusfeucht", Savelsberg ztschr. Iti, 60 aus '^t/n-avvaoi
„Zeussohn" ab. Allerdings scheinen lesb. Zövwan^ SGD. 271,
A 5. B 3, thess. Jihvvvaoi SGD. 1329, 11 a 11. 33 fUr
urspr. doppelconsonanz zu sprechen, aber beide dialekte kenneiw
in ableitungen nur einfaches v. lesb. Jiovvnöäm^oi SGD. 319-
9. Jtnvvaio<i 2Ü5. 309. Jiovvai'oti 215, 4. 318, 35. ^low—
ai'otai 215, 11. 14. 34. 36. 41. 277, 9. vertrag der Aet«Ie=
und Mytilenaeer, hgg. von Fraenkel arch. ztg. 43 (I88£z=
8. I4L'ff., z. 29. thess. Jiovvmni SGD. 331, 11. Die andei
dialekte schwanken zwischen ^uövtaog nnd ^läyvoo^, ab<
Sigma in verbiDdimg mit nasalen uod liquiden im grirahJGclien. g9
nicht einmal ersteres ertrag herleitung: ans * Jifiiawam; , da
dann im ion. ov anstatt m erscheinen miisste. Homer bat nur
i 3i5 JiHwrai, sonst durchweg Jimvvnoi, und letztere form
brauchen auch Hesiod, Theognis, Find, (doch Isthm. 7, 5
Jtöyvaai;). die trag., Theokr., während es att. Jinvvnog heisst.
Boot, ist Jimvvao- Jnovnvno- Jtioviavno- das gewöhnliche
(vgl. Meister 1, 230), doch begegnet Jiowao- Jiovnvao- Jio-
yiovuo- daneben so häufig, dass kein grund vorliegt, es mit
Meister für nichtböot. auszugeben. Elisch liegt vor Jiow-
aiuxofQ SGD. 1172, 25, arkad. J^owo/m SGD. 1203, 12, aber
Jtmvvaioz 1246, A 4, herakl. Jiwvaoq C* 40, 7. 8. 13 u. ö.
Kret. scheint die echte form *Jtnvyvoo<; gewesen zu sein nach
Jiovyvat'av mitt. des arch. inst. 10, 92, wogegen das ständige
Jiwoaoi; der teischen asylinschriften (z. b. C 54, 20. C* 122,
8. 123, 10. 28. 124, H. 17) bei der durchsetzung derselben
mit ion. lautgebang, die bei dem namen des gottes doppelt
leicht eintreten konnte, nicht in betracht kommen kann. Ehod.
ist Jinwitaaräv C* 180, 43. Jinwai'ov C* 185, 2; aetol.
Jtövvaoi SGD. 1411. 5. Jtorvai'ov 1425, 2. JiovvimxoT<;
1411, 1;'». — Das sonderbare Jufvaifi auf einer alten inschr.
ans Anuorgos C 513 möchte ich vorläufig als fehlerhaft an-
sehen, — Alle diese formen sind vor der band nur auf urgr,
neben einander liegende Jiiav- und Jinv- zurückzuführen.
Die brüder Baunack, deren herleitung aus 'rfi-/ni;(jo; (inschr.
1. Gurt. 66 ff.) daran seheitert, dass sie das to niclit genügend
und das w falsch erklären — denn bei Vereinfachung von aa
wird der vorhergehende voeal niemals gedehnt — , werden
•Urin vielleicht recht haben, dass Jiövvno^ im letzten gründe
iDi' Zivi 'Jtöi; gar nichts zu tun hat, sondern nur volks-
Wymologisch damit associiert ist. Dass die Griechen eine be-
a'eiiung zu Ziv<; fühlten, zeigen JtvwaoQ Anakr. frgm. 2, U.
'^t 2 Bgk.* und Jfovväo^ auf einer ion. inschr. aus Erythrae
' ^**A, 494, ö. Nelimen wir an, dass in früher zeit in ähnlicher
*öt8e in JthvnoQ ein a eingefügt wurde, um vollständige
^^ichheit mit dem gen. sg. herbeizuführen (vgl. Jiöa-xov^oi
^"•l das durch den gebrauch des gen. sich als uralt erweisende
'^nSiitn^ JiötloTOi), m erklären sich durch dasselbe gesetz,
'^^* in fvvvfii nilfinöw^ijfig (o. 8. 74) gewirkt, lesb. Zöwvaog
' *S8. Jtovwtfoi; und besonders kret. Jtowvoi'uv.
esel soll nach grdz.'^ 402 ans *otnioq entstanden und
:
90 Felix Solmsen,
lehnwort aus hebr. aton eselin sein. Letzteres ist dorchaos
nicht ttber allen zweifei erhaben (s. A. Müller Bezz. beitr. 1,
294 f.), und wenn es das wäre, wie verhält sich das a von
lat. asinus zu gr. o? Wo ist das i aller anderen sprachen
(got. asilus, altbulg. osllu) im griech.? Also non liqaet.
Gleiches gilt von xo^iy har, das Fick wtb. 2', 60 und
andere zu altbulg. kosmä (vgl. altbulg. kosa, lit. kasä) stellen,
und von xvvdo} küsse, nach grdz.* 159 vielleicht zu ai. äu«
ktig amplecti, com. ctissin kuss, vgl. hom. i'xvGGa. Vermut-
lich haben wir für das griech. von xv- auszugehen, und sxvaaa
zeigt das bekannte aa (vgl. iravvoaa).
nv/narog der letzte wird grdz.^ 716 aus *nvofiaTog zu osk.
posmos der letzte, lat. pos post erklärt; dazu nach Curtius
a. a. 0. und Fick wtb. 1', 672 nvwog' 6 nQcaxvog, nvwial^siv'
negaiveiv (M. Schmidt schreibt beide male v[v]), nowia^eiy
natdixotg ;f(>^a^ai* noiviov yuQ 6 daxrvliog Hes., letzteres nach
Ahrens 2, 125 wegen des ov lakon. Die vergleichung scheitert
schon an dem v, das übrigens auch bei Joh. Schmidts (ztschr.
26, 24) erklärung von nvfjiaToq als Superlativ zu ano uni
dunkel bleibt.
c) Inlautendes a/ji.
Tatsächliche ausnahmen bilden eine anzahl perf. med.
und verbalnomina mit /t-suflSx von stammen mit schliessendem
CT, in denen nicht /*, sondern a/x vorliegt. Sie sind nur im
Zusammenhang mit aUen derartigen bildungen zu behandeln.
Die perfecta sowohl als auch die nomina zerfallen in vier
schichten, von denen die erste zu wurzeln oder stammen auf
dental, die zweite zu solchen auf urspr. or, die dritte zu voca-
lisch endigenden, endlich die vierte zu solchen auf v gehört.
Perfecta auf -a^««.
Bei der ersten abteilung nahm man früher allgemein an,
dass ü vor fx lautmechanisch aus dem dental hervorgegange
sei. Dem widerstreitet das häufige verbleiben von xfi d/n ^fi^^
z. b. in hom. silrilov^fisv inimd^fxBv und besonders in nominal—
bildungen wie eQSXfioq nor/Liog, oi/nrj (pgad/LKov, nvd-fjtrjV Qv&fio
iXxrj&juog. Daher haben Brugmann MU. 1, 81 anm. Jo^
Schmidt ztschr. 27, 313 mit recht Verschleppung des a a
formen behauptet, in denen es lautgesetzlich entstanden w
Sjgms in Verbindung mil nasalen und liquiden im griecbisclien, 91
wie i^i^gitmai. Bis auf wenige reute ;des lautgesetzlichen
znstandes bei den ältesten tliclitem (xcxo(iv9/ufvni Hom. niione-
«f^uSftiva Hom. ^invxaSutvov Sapph. xtxuSftivov Pind.) ist er
überall durchgedrungen. Auch '/'•ftiv gegenüber hom. i'Sfiev
ist anaJogiebÜdung zu imt.
Oanz ähnlicü liegt die sache bei der zweiten klasse, bei
der scheinbar ap zwischen vocalen unverändert geblieben ist,
während in Wahrheit auch hier das a von der 3. sg. etc. neu
bezogen ist (Joh. Schmidt a. a. o. Brugmann gr. gr. § 45.
IM). Die laatgesetze brachten paradigmata zu stände (z. b.
von WZl. C"»ff* *?w/icii t^u:,a)aai i^ioiTat ei;iöfit,9a fT^ioaS-f *6?wtt-
rat f^o>fieyt>g i^töad^ai etc.), in denen das vor den endungen
sich ablösende stammhafte element bald mit a, bald vocaliach
schloss, und diese wurden dahin uniformiert, dass zunächst
beide stammgestalten durchgefiilirt wurden, dann aber meistens
nnr die eine oder die andere sieh behauptete.
Das ff der vocalisch ausgehenden stamme im perf, ist
nicht zu trennen von demjenigen w, welches, ohne etymologisch
berecbtigt zu sein , das ganze verbalsystem durchzieht. Es
beruht auf Übertragung von den urspr. auf o endigenden.
Beide klassen fielen lautgesetzlich im fut. aor. act. med., zum
teil auch im praes, in ihrem habitus zusammen, z. b. yti-ato
tyn<aa aus 'yfva-ao) '(yfva-aa = xeXev-aw ixikev-rju, yev<o aU8
'ytra-m = xdfvto aus 'xfXfv-iro, lind damit war wechselseitiger
beeinflussDng tür und tflr geöffiiet. Wo hei ersterer a ge-
büehen war , wurde es nicht mehr als etymologisch not-
wendiges element empfunden und in das system der stamme
■nii vocaüschem auslaut Öbertragen , innerhalb deren es dann
Jioth auf eigene faust, ohne direkte Vorbilder aus der n-
Wasse, weit«rwucherte. .\m umfassendsten ist die Übertragung
^' «len verbalnominibus mit i-suffix, die vielfach ganz allein
*"*^ am frühesten a angenommen haben, dann folgt der aor.
"""i das ftit. pass., am schwächsten ist sie beim perf. med.,
"•ßtibar darum, weil hier auch bei der rau.sterkategorie afi
'*'t ft wechselte. Auch die zeiten sind zu scheiden; im laufe
. **' «pÄteren griech. spra<^hgeschichte gewinnt a stark an
^**^«fn. Die genaue feststellung des sprachzustandes während
^*" guten att. zeit ist im höchsten grade erschwert durch die
*»*nirerlÄssigkeit unserer hss., deren Schreiber, wie zuerst
92 Felix Solmsen,
flusse des Sprachgebrauches ihrer zeit häufig a eingefügt haben,
hier wie im perf. med. der zweiten schicht. Indessen ist es
für uns von keiner wesentlichen bedeutung, ob eine form 100
oder 200 jähre früher oder später das a angenommen hat —
das genau festzustellen, ist nur durch kritische prüfung jeder
einzelnen steUe möglich (reiches material bei Lobeck zu Aias
vs. 704. Wecklein a. a. o.) — , hier handelt es sich nur
darum, die muster, von denen die sigmatische bildungsweise
ausgegangen ist, zu ermitteln, die bildung ihres perf. med.,
rein auf der Überlieferung flissend, anzugeben und die voca-
lisch ausgehenden stamme , bei denen sich o irgendwo einge-
stellt hat — denn das perf. med. kann, wie bemerkt, von den
anderen formen nicht losgerissen werden — , namhaft zu
machen. Ich ordne das material nach dem vocal der den
stamm schliessenden silbe, obwohl natürlich die Übertragung
des a nicht innerhalb der grenzen der einzelnen vocale vor
sich gegangen ist.
ev: Für zwei verba erweisen die auswärtigen verwan-
ten wurzelschliessendes a:
yfvo} koste aus *y€va(o = ai. jtisäte grdz.^ 177: (iysia&fpf
Phot. yevarog Aristot. uysvarog Xen. yevareog Plat. yevarfjg
ysvaxriQiov) — pf. m. yiysvfiai Aesch. frgm. 238 Dind. Eur.
Hipp. 663 Nck. Plat. Leg. 762. Dinarch 2, 3. syiysvvxo Thuc.
2, 70.
Bvta senge aus *sva(o = ai. osati, lat. uro grdz.* 398:
{vtS-oV nvQisqiOov Hes. = varov Curtius Stud. 4, 202. evaxQo)
— pf. m. jjipsvjLievog Aesch. frgm. 321 Dind.
Es ist bisher nicht bemerkt worden, dass yevm sSca nicht
die lautgesetzlichen fortsetzungen von urgr. *y€va(o ^Bvato
sein können. Ion. tjdg att. s^og = lesb. avoog = urgr. *av(Toig
zu lat. aurora, dor. dg att. oig (aus *oog, voreukl. 02 CIA I
322, a 93), pl. cora (aus *oaTa) = hom. ovara, das als aeolis-
mus anzusehen ist, = urgr. *ovaog *ov(jaTa zu lat. auris zei-
gen, dass *yfia(o *{va(o ZU *y€(a *e(o hätten werden müssen;
tv muss also aus den anderen tempora, besonders dem fiit.
aor. act. med. wider eingeführt sein, und zwar in einer sehr
frühen zeit. Es waltet nämlich ein bemerkenswerter unter-
schied ob zwischen verben mit wurzelauslaut -eva- und sol-
chen mit '£v-; letztere haben das -«v- des ftit. aor. niemals
dem praes. wider zukommen lassen: &€(o, wzl. dheu (ai. dhä-
Sigma in Tcrbindaiig mit nasalen and liquiden im griechischen. 93
iHiti)^ trotz ^vaojuai; vd(o, wzl. sneu (ai. mäuti snavas), trotz
vsvaofiai erevaa ; nXda), wzl. pleu (ai. plävate), trotz nXevoojuai
enXivaa; nvioo, wzl. pneu, trotz nvivao^ai envsvaa; Qdco, wzl.
^eif (ai. srdvati)^ trotz ^eyao/aai i'QQsvaa, Aasnahmen von
dieser regel, d. h. wurzeln auf -fr-, die im praes., abgesehen
von Homer (vgl. oben), -sita haben, sind nur scheinbar: aevio,
wzl. qj^eUi (ai. cyävati cyävayati Pott etym. forsch. 2, 693.
Wackemagel ztschr. 25, 276), ist ein reines dichterwort und
ebenso zu beurteilen wie hom. ovara, ösio^ai Ssvriao^ai gegen-
über att. dio^ai isfiGo^ai etc. (vgl. Wackemagel a. a. o.). Zu
dfievaeadai dinevaao&ai , wzl. meu in lat. moveo, lit. mduju
streife, ai. kämamütas von liebe bewegt, setzt man nach dem
Etym. Magn. als praes. djusvca i^svofjiai an, s. die lexika und
Curtius grdz.* 323 f. vb. 1«, 224. Belegt sind nur fat. i^Bv-
aea^ai Pind. frgm. 23 Bgk.* nQüa/aevaerat Pind. Nem. 11, 13
Bgk.* aor. d^Bvaaa&ai Pind. Pyth. 1, 45. dfievodfievog Euphor.
nach Stephan. Byz. p. 35 Meineke s. v. ^Advgag. naQu^tvaai'
naQaXkd%ai, ixTQan^vai — nQoa/nevaai' nQ0aXXd'^aad'(4i, nagsX-
d'flv — djLtevaaodai* d/n€i'ßfad'ai, iuX^itv, nsQUKoaaad'ai — perf.
itijf^Bvaai' nuQaxexivfjaai (nach Lobecks emendation Bhemat.
p. 24 note) — Sia^ivxtjg (cod. -/uhrrjg, M. Schmidt -€v-)- xi/sv-
(TTfjg. dnajitov — diajusvarag' uXal^ovag, Sämtlich bei Hesych.
So lange eine praesensform in der litteratur nicht belegt ist,
können wir mit gutem gewissen *djii€(o ^dfido/aai ansetzen;
denn es ist dem Etym. Magn. zuzutrauen, dass es zu dem
frühzeitig in abusum gekommenen verbum, dessen fut. und
aor. in der litteratur vorkamen, auf eigene band ein praes.
bildete nach der analogie der denominativa auf -eim, mit
denen es das verbum wegen der zweisilbigkeit des Stammes
auf eine linie stellte. Tatsächlich wird *did€(o *d/n€Oftat
empfohlen durch die Hesychglossen d^ioar djnavgcSaai, ä/noi"
QOV noifJGai; Sia/iiaTaV dXa%!)Va, i'^aXXdxrrjv , WOZU vielleicht
auch das handschriftliche dia/neTj^g mit -tt- aus -ar-, die
eine solche praesensform voraussetzen. Ssixo benetze ist ety-
mologisch unklar, kann also auf *(f€t'(T-o) zurückgehen trotz
idtvdipf seit Hipp., vgl. dtpsvd^sig Arist. nach Suidas s. v. zu
*eva-a>, So bleibt nur vevo} nicke zu lat. nuo nütus. Allein
hier machen schon hom. vsvardl^a) und besonders att. wardt^o)
nicke, dessen a nicht auf griech. boden neu hineingekommen
sein kann, femer viaraXog waraXiog schläfrig sehr wahr-
94 Felix Solmsen,
scheinlich, dass dem griech. eine erweiterte wurzelform neue zu
gründe liegt, vgl. kleus in ahd. hlosen altbulg. slysati neben
kleu u. ä., und dann ist v€v(o ganz in Ordnung.
Übertragung des a liegt vor in:
Xsvio steinige aus *Xf]vi(o^): (iXeva&^v Soph. Xbvgtu' kidV'
ßokrjra Hes. X^varijg) — pf. m. — {ksva/Liog Aesch.).
xsXsvoo aus *x€kT]vi(o: {ixsuiadrjv Soph. xsXsvaTOQ Thuc.
xeXiVGTSog Plat. xsXevav^Q xeksvoTcog) — pf. m. xexeXevajLiai
Her. 8, 93. Xen. Cyr. 8, 3, 14. Luc. Dial. Deor. 20, 8.
Curtius vb. P, 3()6 f. 2^, 402 nimmt an, das a in diesen
beiden verben sei aus dem in der praesensbildung urspr. vor-
handenen i über i entstanden und wendet dieses erklärungs-
mittel überhaupt sehr häufig bei verbis an, fiir die sich
praesensbildung mittelst suflixes -ie- -io- nachweisen lässt.
Für xfXsvco scheitert es schon daran, dass nicht zu verstehen
ist, warum nicht auch in aUen anderen abgeleiteten verben
auf -evco sich das gleiche a aus i, 6 entwickelt hat. Im übri-
gen ist es lautlich überhaupt nicht zulässig, da Übergang von
inlautendem i in di ungeachtet der bemühungen Curtius' vb.
1*, 331 ff. grdz.^ 627 ff. mit den lautgesetzen im Widerspruch
steht. Dass xeXsvoo aus der grossen masse der denominativa
auf -€va}, zu der es urspr. gehörte, wie noch hom. xekswiao)
M 265. N 125 zeigt, heraustrat und der analogie von yevto
folgte, beruht wohl darauf, dass es seine urspr. bedeutung
„antreiber sein" (vgl. ^ 842 innovg juudriyi xeXsveiv) zu „be-
fehlen'^ u. ä. verschob und dadurch aus der kategorie der
1) ilci^üi ist von hom. att. Xdag nicht zu trennen. Bezzenbergers
(beitr. 2, 271) combination mit lit. ülä, air. ail fels kann ich nicht für
richtig halten, da metathesis von anlautendem dl- zu ka- vor/ kein
analogon hat und das ion. att. ä unerklärt bleibt Die einzige bislang
vorgebrachte vergleichung, die mit den lautgesetzen vereinbar ist, ist die
mit lit. revä fels, klippe (grdz.* 553). Gehen wir von föjf- als nominal-
stamm aus, so haben wir als urspr. flexion anzusetzen: *Xrivg *Xaj6g *Xi/a
pl. *Xtj/is *Xä/iüy etc., und daraus erklärt sich durch contamination das
ion. att. « in derselben weise i^ie in att. ijjaQ tpüQÖg aus *i/'jjp ^tpuQog
(hom. xlftJQttg xpttQiüv Schmidt ztschr. 25, 20 f.). *Xrif- liegt im att. noch
vor in xQtxralXtüjy Aesch. Agam. 666. xQaiaiXitp Eur. Elektr. 584 und
bei Hesych in x^araUiioy' i(fa(f>og ix axXrjqov kl&ov ycyovog und Kgatat-
Xtioy j Ni6ßfj. Danach werden wir Xevo) auf *Xt3viüj zurückführen dürfen
(wie ßaaiXiuia auf *ßaaiXf]viiü, cf. ßaoUij/og); Xivatj H^vaa können direkt
aus *Xvivau} *lXrjvaa entstanden sein.
Sigma in Terbindang mit nasalen und liquiden im griechischen. 95
verba auf -evo), welchen nach Curtius vb. 1', 368 die be-
dentnng ^sich verhalten, sich benehmen nach art einer person^
eigen ist, aasschied.
nXi(o schiffe, wzl. pleu ai. plävate, altbulg. plovq grdz.*
279 : (inXsva&fjv Babr. nksvardog Arist. nXsvarixog Theokr.) —
pf. m. ninXevainai Xen. Cyr. 6, 1, 16.
Trvdto blase, hauche, wzl. pneu ohne auswärtige ent-
sprechung: (iTtvevadrjv Theophr. änvsvarog Hom. nviVGriaco
Hipp. 7iV€v<TTix6g) — pf. m. ninveva/uai sehr spät (ninvvfiai
seit Hom.).
vico schwimme, wzl. sneu in ai. snäuti snavas grdz.* 319:
(v€vffT€og Plat. vsvarixog vevari^Q vsvartjg) — pf. m. — .
Qsa) fliesse, wzl. sreu ai. srävati grdz.* 352: {^evorog
Plut. Q€vaTix6g QfVGTaXiog) — pf. m. — .
n€Qtn€(pX€vafiivog Her. 5, 77 ZU neQKpXvco versenge rings-
um (sichere etymologie noch nicht gefunden grdz.^ 509, also
vielleicht auch urspr. auf sva- ausgehende wurzel). Ist a
fibertragen, so diente als anknüpAingspunkt nur das schwanken
zwischen a/n und jn im perf. med. Ein solches ist zwar histo-
risch nirgends mehr innerhalb desselben verbums belegt, aber
Zeugnis dafür legt die Hesychglosse xixsviar xexQvnxai ab,
die natfirlich nicht auf lautlichem wege a verloren haben
kann, sondern zu xexevarai hinzugebildet ist nach yiyevrai
neben *yiyevaTm u. ä.
av: Die etymologie ergiebt urspr. wurzelauslaut a in:
avto schöpfe (feuer), zünde feuer an aus *ava(o = an.
aiisa lat. haurio Osthoff perf 486 ff.: (i^avan^Q* xQsdyQa;
xaravarijg' xaraivarr^g Hes. nvQavaxfjg lichtmotte d'SQfxavaTQig
feuerzange) — pf m. — {evavafia Orph.).
&Qava} zerbreche, zermalme aus *d-Qavaüo zu lat. frushim
bissen (Walter ztschr. 12, 412 anm. Fröhde Bezz. beitr. 1,
193): ißd^Qavad^fjv Soph. S^gavarog Eur.) — pf. m. TS&Qav/Lisva
inschr. von Delos aus der 1. hälfte des 2. jh. v. Chr. bei
Dittenberger syll. 367, 27 — ri^Qavafxai Plat. Leg. 757.
Xen. Ages. 2, 14. Theophr. de sens. 2, 11. Plut. Caes. 19.
Auch hier muss das av im praes. aus den anderen tem-
pora restituiert sein. Die historisch vorliegenden praesens-
formen bieten nicht das gleiche kriterium zur Scheidung von
urspr. -ava- und -av-, wie ich es für -bvo- und -bv- nach-
gewiesen zu haben glaube; auch bei wzln. auf urspr. -av- ist
96 Felix Solmsen,
av ins praes. neu eingeführt. Doch weist manches darauf
hin, dass auch hier jener unterschied urspr. bestanden hat,
nämlich vam fliesse O 197. C 292 neben vatov i 222, wegen
vavei' Q€ei. ßXvl^fi; vavovac q€ovgi, wie für vaovai der alpha-
betischen reihenfolge wegen herzustellen ist, Hes. aller Wahr-
scheinlichkeit nach aus *ovd/(o entstanden (vgl. Curtius vb.
2*, 433); hom. i'xQae i'xQaov i^Qaerov berührte, ritzte gegen-
über xgavatj E 138. xgavaavTu Quint. Smym. 11, 76, deren
Zusammengehörigkeit J. Schmidt voc. 2, 289 f. erkannt hat,
während in ivexQf^ve Her. G, 75 av neu eingeführt ist; hom.
Xacav T 229 Xa€ t 230, wenn Curtius grdz.^ 363 im anschluss
an Aristarch ersteres richtig als dnokavffnxoig ix^ov auffasst,
im Verhältnis zu dnoXavw (wzl. lau)^ das im att. begegnet.
Dagegen finden sich nur mit -av- if/avoo berühre seit Hom.,
xvavco schabe, nage ab seit Eur. , die in ihrer bildung mit
XQfJtvco xQ^^ S^T^ gleichartig zu sein scheinen^), und nawa
(wzl. pau) seit Hom., doch weisen auch für letzteres vielleicht
die Hesychglossen afxna^aC navaar AaxoiVfq und djunaJ^ovrai'
dvanavovrai auf älteres *7ida) hin, ZU dem nal^co gebildet wurde
nach der im dor. beliebten manier, für -aa> -a?© eintreten zu
lassen (Ahrens 2, 285). iavca bringe die nacht zu gehört
nach Leo Meyer ztschr. 22, 530. Curtius vb. 2^, 395 f. zu
wzl. ues. Ob Hesychs vavta' Xiaaofiui, ixsTsvio (zu lesb. vavog,
hom. vTjog, att. vstog) gegenüber kret. vasvtj Gort. I, 39. 42
lesb., resp. altepisches sprachgut ist oder ob es wie navco zu
beurteilen ist, lässt sich nicht bestimmen.
a ist eingedrungen in:
dnokavto geniesse, wzl. lau lat. lücnim got. laun grdz.*
362: {dneXava&rjv dnoXavarog spät dnoXavarixog Aristot.) —
pf. m. dnoXdXavajuai Plut. Mor. 1089. 1099; dnoXiXav^ai
Philostr. 6, 19.
naxHü mache aufhören, wzl. pau lat. paucus grdz.^ 270:
{navaxioq Plat. navariJQ) — pf. m. — ; ndnav/Liai durchweg
seit Hom.
') In xpavio neben ip^to y\>^x^ ^f^j^x^ ^^ ^^' ^^os^ x^^^^ neben x*'^^^
zu einer wzl. ghan^ wie in X9^^^ XQ"^ ^^ ^i- ^^^ (Schmidt a. a. o.) and
in vaviü ytioi neben ytjxcj aL snäti zu wzl. san (Brugmann MU. 1 , 49)
liegt höchst wahrscheinlich ein ähnliches „suffix*^ a^ Yor, wie es s (Brug-
mann MU. 1, 1 ff.), ai (8. u.) u. a. sind.
Sigma in Terbindong mit nasalen and liqniden im griechischen. 97
tfßavco berühre: (iy/uvad-rjv spät) — pf. m. exl/avofiai
Hippokr. 7, 556 Littr6.
xa/Q> brenne, wzl. kau in ai. gönas flammenfarbig grdz.^
145: (xarsxavd'fi jirrixdSg, xursxavad'ri EXXfjvixcSg nach Moeris;
nvQtxavarog N 564 — att. xavrog; xavareiQU /J 342. M 316
— att. iyxavTi^g CIA. I, 324 a 22; xavarixog) — pf. m. — ;
xexavfiai durchweg.
xXai(o weine, wzl. kläu (etymon unsicher, nach W. Schulze
ztschr. 27, 472 zu germ. hlüdo- laut): {ixXaiadriv sehr spät)
— pf. m. xexXava/iiai spät, z. b. Lykophr. 273. Plut. Mor.
115; klassisch xixkav/uai Aesch. Choeph. 457. 731. Soph. Oed.
R. 1490 u. ö.
ov: Urspr. -owa- ergiebt die etymologie in:
axovco höre, wzl. kous (keus?) zu got. hausjan hören
Delbrück ztschr. 16, 271 ohne erklärung des a^): {^xola^tjv
Thuc. dxovarog Hymn. Hom. VT^xavardoo Y 14. dxovax^g) —
pf. m. ^xova/tiai spät Dion. Hai. Ehet. 11, 10. Luc. Philop. 4.
xQova) stosse, schlage aus *xQovaoi) zu altbulg. kruchü
brocken knmti abbrechen Joh. Schmidt voc. 2, 341 anm.,
dazu Ut. krüszti stampfen, lett. krauset stampfen: (JxQoia&rjv
Thuc. xQovaTSog Arist. xQ0v<nix6g) — pf. m. nQoaxexQovfievai
CIA. n, 720, B 14. 20. xixQovfxai Arist. Ach. 459. Xen.
Hell. 7, 4, 26. Dem. 6, 23, aber xixQovo/nai Plat. Theaet. 168.
Dem. 24, 37. Dion. Hai. 17, 4K.
Auch hier bewährt sich das Unterscheidungsmerkmal zwi-
schen 'ova- und -ov-. dxovco xgora) haben ov widerhergestellt,
während die lautgesetzlichen formen in dxrjxoa axo/f (hom.
dxovij) vni^xoog inrjxoog und in hom. XQoatV(o Stampfe Z 507.
O 264 vorliegen. Dagegen von wzl. lou trotz fut. kovaofiai
^) In dem „prothetischen*' a hier und in anderen fällen wie daxa^i^m
neben axat^oß, danalQta neben anatqta möchte ich die tiefstafige form der
idg. praep. en in sehen: *9, die auch in lit. in } steckt, während gr. iy,
germ. in^ prenss. en, lett. I die mittelstufe zeigen, lat. in zweideutig ist.
Bas griech. hat sonst durchweg Ton den beiden idg. formen aller praep.
(J. Schmidt ztschr. 26, 22 ff.) die stärkere beim verbum durchgeführt, die
schwächere aber auch in nUC^ =» ai. pi^dyati^ idg. *pi-8ddjfi (J. Schmidt
a. a. 0.). Eine dritte idg. form mit hochstufe *on wird erwiesen durch
<balg. on- in onvAta calceus (zu lit. aunu aüti fussbekleidung anlegen,
^t. ind'uo ez'uo), q- in qdoU tal neben dolü, qtri dnnnen, qtroba inte-
•^Jna, rie aus *on; q-: vu ^ sq-: .tu, worüber man Leskien dekL 4 yer-
Ifieiche.
2dt«chrift für TergL Spraohf. N. F. IX. 1 o. 8. ^
98 Felix Solmsen,
aor. skovaa hom. Xoe x 361. Xoov Hymn. Hom. 1, 120. Xotadai
Hes. Op. 749. xaraAoij Arist. Nub. 838, mit contraction lov-
ad'at ^216 und att. ion. tXov kXovfxfv Xovrai Xovvrai Xovadai
iXovfXfiv iXovTo iXovvTo, Hom. Xovsod'ai Z 508. O 265 ist
ebenso als aeolismus zu betrachten wie iXoisov Hymn. Hom.
5, 289. Erst in später zeit kommt Xovm auf, inschriftlich auf
der mysterieninschr. von Andania C* 47, 109 Xovofiivovg; bei
schriftsteilem der guten zeit ist der thematische vocal hinter
Xov- durch die späteren abschreiber verschuldet. — xoXavw
6q(w(o sind in ihrer bildung unklar; nach Curtius vb. 1*, 368 f.
gehen sie auf -ovioa zurück.
Demgemäss ist Übertragung des a zu statuieren in:
xoXov(o verstümmele: (ixoXovadrjv Theophr.) — pf. m.
xexoXova/aai Dio Cass. frgm. 57, 24 Bkk. ; xsxoXov/tiai Anth. 7,
234. Plut. Ages. 31;
Xoüo, wzl. hu lat. lavo grdz.* 368: {iXova^v Lykophr.
Xovaxioq Galen. Xovavrjg) — pf. m. XsXovajuai sehr spät; XdXov-
fiai durchweg seit E 6.
a; -acT- wird durch die etymologie erwiesen in:
asim schwinge, schüttle aus *a€iaa> = ai. tv^ati in heftiger
bewegung, erregt sein Fröhde ztschr. 22, 263. Wackemagels
einwand (ztschr. 25, 277), *GBia(o hätte nach den lautgesetzen
*(T6co ergeben müssen, ist nicht von belang; ei kann wie bei
yBvo) €v(a aus dem fut. aor. etc. wider eingeführt sein. Dazu:
{ioetadTjv Soph. asiarog Arist. (tsIotqov asiOTrjq) — pf. m.
asaeia/nai Pind. Pyth. 8, 94. Arist. Ach. 344.
Nachbildung in:
vtvo), wzl. qei ai. cäyate grdz.^ 488: (irsia&pjv inschrift-
Uch CIA. II, 795, f 33 (353 v. Chr.) dnoreKTTdog Xen.) —
pf. m. T€TH(jfiai (so ist fär das Thiajuai unserer hss. zu lesen^
Plat. Phaedr. 257. Dem. 24, 187. 47, 65.
Analogiebildungen in umgekehrter richtung, die mit xf
xsvxai auf gleicher stufe stehen, sind eQriQsivrai Apoll. Rho(^3
2, 320. ^Q^Q€iVTo ib. 3, 1398 zu igi^geia/uat.
ai: TJrspr. -aia- ist nirgends durch die etymologie siehe -_i
zusteUen. Ein teil der verba auf -a/cD steht im austai
mit Stämmen auf -i;- (-»-): xvu/co — xvriw, xpa/co — y^ij(o, nxa
— nB-nrri-mg ni-nrco-xa Mtw/Lia, naXaita — naXi^asis Her. 8,
nai'oa — nijQog nwQog, Curtius vb. 1*, 305 nimmt fllr na^'^m,
das er grdz.^ 268 = lat. pavio setzt, und xvai(Oy das er Gä^MzI
Sigma in Terbindong mit nasalen und liquiden im griechischen. 99
wzl. Jenas bezieht, Verschleppung des i aus dem praes. in die
gesamte flexion und nominalbildung an; solange nicht der
besondere grund, der gerade bei diesen verben eine so ge-
waltige ausbreitung des i hervorrief, angegeben ist, wird das
niemand glauben. Ficks erklärung des Verhältnisses der verba
auf -a/(o zu denen auf -ija> (Bezz. beitr. 9, 317) kann ich
ebensowenig wie seine ganze regel über den Wechsel von ;
und £, auf der sie beruht, für richtig halten; des näheren
darauf einzugehen ist hier nicht der ort. Wie xvj/co V"7® ^^V'
naXri- mittelst Suffixes e, so sind — darüber hinaus kommen
wir zunächst nicht — xvaita xf/aim mat(o naXaivD von den wzln.
ken (in idvig) hhas pet pel und vieUeicht auch das etymologisch
dunkle, aber mit ihnen ganz übereinstimmend flektierende
Qai'<o von einer wzl. sar oder m'i' niit suffix -ajr oder -ais-
abzuleiten, a geht von anfang an durch die ganze flexion,
die Wahrscheinlichkeit spricht also für -ais-; anderenfalls be-
ruht es überall auf Übertragung. In beiden fällen ist das at
des praes. wider aufgefrischt.
dnO' iia-Kvaiia SChabe: {-fxva/a&fjv Arist.) — pf. m.
iiaxexvaiajudvog Arist. Nub. 120.
\pai(o zerreibe: {if/aiarog) — pf. m. — (\pato/na, tpaifia
Hesych).
ntaica bringe zu falle, strauchle: (inraiad^v Luc. amai'
ajog Xen. svnraiOTog Hipp.) — pf. m. enraia/iidvog Appian
Büsp. 78 {nxatafia seit Theogn. Her.).
naXai'co ringe (von Curtius vb. l*, 340 unrichtig als deno-
minativum zu ^ ndXtj erklärt, vgl. J. Schmidt ztschr. 27,
294): {inaXaiad-fjv Eur. SvanaXaiaxog Aesch. naXaioxi^g SChon
& 246 naXaiöTixog naXaiaiga) — pf. m. nendkaia/nai Anth.
9, 411. Luc. Asin. 10 (doch naXaKj/LioavvTj schon hom.).
nai'<o schlage: {inai'a&tjv Aesch.) — pf. m. ijLininaia/nai
Athen. 12, 543.
QUiw zerschmettere: (jQgaiad'rjv QaiaTrjg xvvoQuiaTrjg d^v/noQ-
Qaiavi^g Sämtlich schon bei Hom. ; Quiart^giog Quiarojvnog) —
pf. m. — .
Nach diesen musteni hat sich gerichtet:
Saiofiai teüe (über die bildung s. u.): {daia^tg Eur.
Herakl. 914) — pf. m. — ; Sedatarai a 23 (sonst 6d6aojiiai
zu iaV'),
7*
Felix f«ülrasen,
Ol'- in oiflw aiae, nach Fick wtb. 1*, 219 zn ai. cÄt
gehen, treiben, fahren, lat. via: {oiu&i'uo/^ai Eur. oiVrög Her.
oifTTtoi Sopb.) — pf. m. naoutmai Luc. Paras, 2 (zweif).
Ist Ficks etymologie richtig, so ist wegen oi'am = atiam u. ä.
zu aftaä^anfiut oftfiro; oiii9ijnofiai o/otö; neugeschaffen.
tu: Wurzelauslaut -mo- ergiebt die etjinologie nur in:
!;mvyv/ii, wzl. jös lit. jCWi grdz.^ 627: {iZ<ia9t;v Cwtiröj
spät a^wffio; kret. C* 121, A 12. D 13. Cwot^p ?(5<Trßc*
Hom.) — pf. m. inschriftlich w7i*'?<oi«< CIA. II, 802 b 27. c 7
(349 V. Chr.). ät4^wiai ibid. 736, B 19 (nicht vor 307 v.
Chr.). äit!^atfiiyat ibid. 73f!, B 16, handschriftlich nepieZavTat
Athen. 14, 622; vgl. Suidas s. v. aiaiozai: Mai äif^caftivot
iftjai Qovxvdi'diji;; Hesych: tt^tofidroV eT^ioUfihoy Xiiävtj, H^iOftivoi'
napöfTtg. (Totftoi, Die hss. ziehen durchaus t^aiaftai vor,
wenn auch an einigen stellen iXo/iat daneben steht, z. b.
Her. 2, 85. 7, 69. Arist. Av. 1148. Thuc. 1, 6.
Muster oder nacbhildungen sind:
Xfiip^oi färbe aus '/ptüi^io: {s/Qtaa&^ijv Plat. ^gioimjfij —
pf. m. xe/^ajoftai Eur. Med. 497. Aristot. Meteor. 3, 4, je
nachdem der stamm ^pmo-, auf den doch wobl /poös xe'>'
zurückgehen, zu gründe liegt oder /pur- oder xe*^- ;
^äoftai bewege mich kräftig, je nachdem pw«- oder p»- zu
wzl. ureu wie wiulw von jili^ zu gründe liegt (Curtias vb. l',
170): {efiQiäijSijv Soph. aQQiaajog Xen. pwffKjp paioTixöc) — pf.
m. — ; eppw/fü/ durchweg, z. b. Eur. Her. 636- Thnc. 6, 1 7. 7, 15.
Sicher neubildungen liegen vor in:
yiyvtöaxto erkenne, wzl, ffiw in ai. jiiä- etc. grdz.' 178:
{iyvtöa9rjv Aesch. inschriftlich Udijvaioy V, 516 ff. z. 30 voa.
363/2 V. Chr. C." IGl, A 11 3. jh. aus Kos, s-her fifraytyyuia^-^
ftfTavtnti'aSi] ües. ; ^oiotÖ^ Xen. ayvioaiOQ ^om. dvatm'YvioaTi^ ^
C* 161, A 7. yvmaidog Plat. neben yvtoTÖi Hom. — 'j — '•— ^|
Soph. äyvoiTOQ Arist.; j^WitdJp yctöori^s) — pf. ni. f'yvmr/i^g-j
durchweg, z. b. Eur. Herc. für. 12S7. Her. 8, 110. Thuc.
38. Antiph. 5, 70.
xöü> schütte auf, ohne trage zu yjm aus "/^/m, wenn an_ -
in seiner bildung nicht klai-: {extönd-ijy Her. neben i^ii^
insclir. aus Troezen C* 62 , 30 , ;i;a)oros /coorpi's) — pf.
xixi^ufim Her. 2, 138. 8, 144. Com. frgm. (Plat.) 2. 679.
aifi^a rette: (cnuarfo; Eur. aäajQnv nt3btin eaä>9yjv amtS'
äigms in »erbindung mit naaalon timl li.jui
1 griechischen. lOJ
niddiji'ai a'^iog Hes. ffwrijp) — pf. ni. asaafiut Plat. Grit. 109.
110. Leg. 848, sonst überall atmoiTfiat, z. b. Aesch. Agam.
618. Soph. Ant. 314. Eur. Ipli. AiU. 1441. Xen. Anab. 5, 5,
8. Bea waliren sacliverhalt lehrt Suidas s, v. aciJWTut: aiaio-
Tui K«>i aiaot^ivo^ oi nakatol avev xov a . . . o'i Si vttoTtnot ,
ataata/tai. Mit dem ? in aiil^ia kann adnioufiui natürlich niclits ,
zii tan haben, ebensowenig aber nützt Curüus' ansetzung '
«ines 'aa6!;to neben auöio (vb. 2*, 401 f.), das nur auf der I
autorität des Etym. Magn. fusst, dafür aber morphologisch
VieiRpieÜos dasteht; denn üpun^iD deanöCw haben kein 'üp^öw
'itanöo neben sich und gehen sieher nicht auf *üeftöioj 'Sea-
jiftioi zurück. Die bei Suidas gegebene Chronologie berück-
sichtigt Curtins überhaupt nicht, und doch lelirt sie deutlich i
genug, dass aiamn/^ut blosse nachbildung zu tyvmafiui ist.
l>as ganze formensystem geht auf das denorainativum ouoa
aiuöam iaäiftau iauiüS^ijv zurück, das bei Hom. noch 80 vor-
liegt, infolge der Verdrängung des praes. durch o^^u» und der
L-oDtraction zu (twow iuiä&ijv aber seinen denominalen Charak-
ter einhüsste und demgeuiäss zuerst den accent in *saiöaa
'aiaäfiai nach t^iätrco: tl^ioau iXiafiui , yvraiiv/tat: (av-)dyyüifia
lyvmoftat ZU iooKra atatofiat verschob und weiter auch a an-
nahm. Ein ähnlicher Vorgang lässt sich verfolgen bei:
ßoäa schreie. Wo o und rj uncontrahiert bleiben, flektiert
es ganz regelmässig, wo aber cnatraction zu w eintritt, zeigt
es die neigung a anzunehmen: (ßcoar^fly schon ,11 124. iß<ö-
oV Her. 6, 131. 8, 124) - pf. m. — ; ßtßiofdvu Her. 3, 39.
13, ä: Ein verbum mit lu'spr. -i^a- -äa- ist nicht nach-
aiweigen, als nächste ninster sind hier im anschluss an Curtius
Tb. 2*, 398 einige verba auf -.'>u anzusehen, die das S- in die
iHsserpraesentische flexion verschleppt haben, vor allem die
i^elgebrauchten Tiiij'Ao tiq^S-m. Sie haben daneben auch prae-
seiitja anderer büdung und unterscheiden sich im fut. aor.
act. med. nicht von vocalisch endigenden. Die zahl dieser
'*H]SIer ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen, da einige praes.
*uf -3ui erst spät belegt sind und ebensogut junge neu-
"ilfiungen wie erbstücke aus älterer zeit sein können, -äo
K-omnit vor bei;
»Jijj- ffiUen: praes. vii'unkrj^n nÄJ^Sw Hom. (snlifö*»;»' Hom.
*«»i^ffroc Theogn. nXrjaTto; Plat.) — pf. m. neTtlijafiui Plat.
^p, 518. Andocid. I, 125. Babr. 60, 4.
L
102 Feli^ Solmsen,
TT^iy- verbrennen: praes. m'^ngri^i Aesch. nQri^w Hom.:
{inQi^(y&tjv Her. einQ^arog ^471. nQijaxriQ) — pf. m. ifÄnfngij-
(livog Arist. Vesp. 36, aber ndngfjafiai Her. 8, 144 (v. L
'TjfAai). Aristot. Probl. 12, 3, 3. Arr. Anab. 4, 24, 6.
xvjy- schaben: praes. xvijo) Hom. xvij^ Aristot.: {ixvi^o&fip
Arist. xvJjarig A 640 xv^arijQ xvrjaxQov) — pf. m. xaraxixr^i-
ofiai Arist. Plut. 973 (sehr zweif.).
V7J- nähen: praes. vdto Hesiod v/j&m Plat. : (— ; iv^&fp^
Plat. ivvvTjTog Hom.) — pf. m. vsv^judvfj CIA. 11, 757, 23, aber
vivvia^aL Luc. Philop. 14.
aiy- seihen: praes. aaco Her. aiydio Galen: [eai^a^v neben
iaijd'riv Dioscor. atjaxiog Dioscor. atjaTQOv) — pf. m. aeafj-
lievoq Hipp. 2, 569 Kühn. Dioscor. 1, 83. mfifxivog Com. firgm.
(Pher.) 2, 351, aber asatiafxivoq Hipp. 7, 132. 176 Liittr6.
Dioscor. 4, 152. hrfiafiiva' oeatjofjiiva Hes.
Dagegen liegt keine spur von einer praesensbildong mit
& vor bei:
XQTi- gebrauchen, orakel erteilen: praes. x9*i^ XQ^^»
XQrjOjLiat ;f^ao)Ma«; (^/(»/Jrr^jyy Pind. xQriajoq Hom. XQ^^'^^9''^^
— pf m. xixQrifiai Hom. und später, z. b. Aesch. Pers. 829.
Eur. Med. 347. Her. 1, 42. 7, 145. Isoer. 11, 33, aber xixQfi-
oiiai Her. 2, 147. 151. 3, 64. 7, 141. 220, fast überaU mit
V. 1. -Tjjiiai.
vf]' häufen: praes. vrj€(a vtjvsca vsod: {ivijud'^v Arr. neben
iv^&?jv vTjTog) — pf m. vevrjfiai Her. 2, 135. 4, 62. Thuc. 7,
87. Arr. Anab, 6, 26, 4, aber vevrjajuai Arist. Eccl. 838. Nub.
1203. Luc. Peregr. 35.
Squco thue, wzl. dgü lit. daratt grdz.^ 238: (idQaadrjv Thuc
SQaatsog Soph. dQrjaxriQ SQrjaxoavVfi Hom.) — pf m. SÜQäfiai
Eur. Herc. für. 169. Arist. Pax 1039. Thuc. 3, 54 (v. 1.
-aaiLtai), aber SiSgaofiai Heliod. 10, 38.
SiSQuaxta laufe, wzl. dga ai. dräti grdz."^ 237: (ji^grjaxotm
Hom. cidQfjfTTog udQaaxog, dQuaxi^g) — pf. m. — .
/ni/xv^axü) erinnere, wurzelform /tv« grdz.^ 311: (iinvijad
Hom. ä(A,Vfiaxog Soph. fivrjariog Plat. (.ivr^axig Hom. juvfjaxrj
fÄvriaxfOQ) — pf m. —; ^isfivrjfiai durchweg seit Hom.
^vaofiai freie aus *iiva-ioitiai „suche mir ein weil
OsthoflF ztschr. 26, 326: (f^vrjaxog /uvrjaxevco fivrjax^Q ßzvfjox-
seit Hom.) — pf m. — . Dass ein denominativum a hat, i^ss
allerdings auffallend, weshalb Bechtel phil. anz. 16, 10 Os*
Sigma in Terbindung mit nasalen und liquiden im griechischen. 103
hofBs elymologie für falsch erklärt, es findet aber eine stfltze
an hom. oQx^ari^Q oqx^^"^^^ oQXfjorvg ZU oQx^^f^^'^* Von diesen
bis zu fipfjarog ist nur ein schritt, den fxvaofiai bei der ganz
abweichenden entwicklung des zugehörigen nomens und der
einsilbigkeit, jdie es des Charakters als denominatiyum ent-
kleidete, mit leichtigkeit zurücklegen konnte.
l: Auslautendes a ergiebt die etymologie in:
X^tto bestreiche aus *xQioo} = ai. ghärsati grdz.* 204:
(iXQiodijv jifpiaroc Aesch. XQ'^'^^^^ ;|r(>t<7TiJ(>toi') — pf. m. xixQi-
fiai Her. 4, 195. Com. frgm. (Magn.) 2, 10. Callim. Dian. 69,
aber xixQio/aai Arist. frgm. 231 a. Hipp. 3, 430 L. Luc. Trag.
296; zwischen beiden schwanken die hss. Her. 4, 189. Com.
frgm. (Eub.) 3, 250. Xen. Cyr. 7, 1, 2. 5, 22 u. ö.
Eline etymologie mangelt bei ngtoo säge : (enQta&rjv Archil.
ngiarog Hom. nQi'ortjg ngiaj/jo) — pf. m. ninQiOfiai Plat.
Conv, 193. Hipp. 3, 242 L. nQiXto kommt erst seit Plat. Theag.
124 auf, kann daher schwerlich mit Curtius yb. 1>, 366 zur
erklärung des a verwendet werden.
v: Nur in
VW regne zu ai. sunoti keltern sümam milch, wasser
grdz.* 395: (vtrd-fjv Her.) — pf, m. sipvafjihoQ Xen. Ven. 9, 5.
Also nachbildnng nach XQ^^*
e:^) Die der tempusbildung zu gründe liegenden stamme
sind zu teilen in ein- und zweisilbige. Einsilbige auf urspr.
-€a- liegen vor bei:
hvvfjii bekleide, wzl. u<^s ai. väsate grdz.^ 376 (vgl. o. s.
13 f.): (ßaau} eaaa Hom. fjiLi<pi€ad'rjv spät i'adog iadi^g itps-
o^Qiq). Im perf. med. wurde hier wie bei allen verben, bei
denen vor dem sclüiessenden a des tempusstammes kurzer
vocal steht, durch die lautgesetze der stamm noch stärker
differenziert als bei denen, die diphthong oder langen vocal
davor haben. Ein ziemlich getreues bild der urspr. Verteilung
giebt der bestand der perfektformen von svw/ni bei Homer:
^«A^at (2 mal) €aam (1) ehai (l; V. 1. ^aruL darai), plusqu.
*<xoo (2) Saro (8) haro (1) ia&tjy (1) ei uro (1), ptc. eifxdvog
Cl5) aus lesb. i'/u/Lievog (Meister 1, 140). Hier musste natür-
^^h der ausgleichungstrieb mit doppelter stärke rege werden.
*) Vgl. zum folgenden die grundlegende Untersuchung Leskiens über
^c homer. futura und aoriste mit aa (stud. 2, 65 ff.).
104 Fei'" Solmaen,
In der tat ist im att. die eine der beiden stammgestalten
total verschwunden und überall ohne ausnähme der typus
kurzer vocal 4- " + endung durch alle personen gefthrt
worden, also tj/ifpün/tat i^fufi'taui etc., offenbar darniii, weil
der andere, gedehnter vo&al + endung, zu sehr von den
übrigen tempora abwich. . Die entgegengesetzte neigung de»
uniformierungstriebes haben wir bei Hom. in tiaro und tUat
zu sehen, für welches letztere allerdings Kirchhoff /iniat
schreibt.') Sonst hat sich bei t nirgends mehr eine spur der
asigmatischen stammgestalt erhalten.
aßevwfit lösche ZU wurzelform aßta- Job. Schmidt ztschr.
23, 300. Brngmann MU. 1, 19 ff. oben s. 73 f.: {foßtaaa Hom.
iaßsaüijv Ariat. aßiiiTÖg Nonn. äaßeiTTog Hom. aßiai^^ioi) —
pf m. eoßeafiai Hipp. 7, 274 L. Äristot. Meteor. 2, 3, 39.
Ael. Hist. An. 9, 54.
^eo) siede, sprudele aus *£;«'»"', wzl. jen ai. yämti ahd.
jesan grdz.^ 377: {iXenaa Hom. iUnSTjv spät i^foriK App.) —
pf. m. iXiafiai Hipp. 5, 324 L. tieopon. 10, 54.
i/w schabe, glätte, nicht aus *5^a>, sondern ans *lieato,
wie die contraktion im praes. im att. beweist; vgl. Wacker-
nagel ztschr. 25, 274, zu dessen beispiel sich äva^mv CIA.
n 167, 72. äiioloiaiv U add. SU b 11 42 gesellen. "geV«
und Srw sind bildungen mit verschiedenem suffix von wzl. qes
(Fick wtb. 1', 49); Stn- verhält sich zu qes wie aßta- zu
wzl. seg (Brugmann a. a. o). Demnach (f'injtja Hom. e^dalhi*
Plut. %eatiig Bv'itaroi Hom. ^tffrijp) — pf, m. ^taftai Arist.
frgm. 684. Hipp. 7, 430 L.
Tpdto aus *T(i^Tco = ai. trä^ati gräz.^ 225: lii^fana Hom,
aTQtaToi; Aesch. Tgearr}i;) — pf. m. — .
Sto- flehen in [S-saaaad-ai Hesiod ünöttfamg Hoin. noXv-
9taToc Callim. Oiitnog Hom.) — pf. m. — . Das praes. hata
*9eofiat gelautet, wie der übertritt in die flexion der deno-
minativa von (-o-stämmen in Itrjnü^ttvot- ahtjnäfirvot. Kpr^Ti^^
Hes. zeigt, vgl. it»^3rj<fio Soph. zu üxrjdsoi aus "äxtjätaica gegi
itKnätae Hom., axtjfitt Honi. XU mdofiat ailS *ä)itainfiai, atä^fit
Xeu. zu aiSenftat aus 'atSinioftat.
■) Das fi vom perf. und tod n/tic hat sporadisch weiltr um sich g
griffen m dem einmaligen tläfö; II 9 neben sonstigem ciicd; und lär*
wo Roedigera herleitung des i nua dem «timmtone des o (griech. eigi
und iota in wecbeelheziehung s. 13) unmöglich ist.
Sigma in Verbindung mit nasalen and liquiden im griechischen. 105
ürspr. sa-BtÄmme liegen bei folgenden zweisilbigen zu
gmnde:
TsXeto vollende, hom. Tsks/co ans 'rfA^oico zu ro riXog:
(reXeGoto Hom. neben rsXico STslfoaa Hom. lesb. ixfXia&fiv
Hom. TsXsari^g reXiartaQ TsXiarQia) — pf. m. TsreXeG/nai Hom.
und überall.
aiSioßiai schäme mich (neben al'Sofiai Hom.) aus ^ttiSsaio-
fiai zu aiSdg: {alSeaaofiui fjSeaaifitjv fiSdod'fjv Hom. aiSearog
Plut.) — pf. m. riSsafievog Dem. 23, 77.
uniofiai heile, hom. dxei'o^iai aus *dx€(Tiofiai ZU To axo^;
{^xsaadßAfjv Hom. ^xiaS'fjv Paus. axBarog Hom. dxsari^g dxsarfiQ
dxiaroDQ dxiaxQa äxiavQOv) — pf. m. — (axeafia Find.).
dxTjSdoD vernachlässige aus *dxriSiai(o zu dxf^Si^g: (dxrjSe-
axog Hom.) — pf. m. — .
VBixioa hadere, hom. vsLxstco aus ^vstxsaico zu ro i^fneo^:
(iwfixeaaa Hom. vsixeari^Q Hes. Op. 716 mit V. 1. veixrjTrjQ) —
pf. m. — .
*dxS^dofiai beschwert sein (hom. att. uy&ofiat) aus *dy&io'
iofiai zu To ay^og: {d/d-daofiai ijxS'dad'fjv att.) — pf. m. — ;
TJ/dTifiai spät, nach anderer analogie.
Wo bei zweisilbigen wzln. auf e (Ficks typus tere- 6ött
gel. anz. 1881, s. 1424 ff.) -ea- erscheint, ist die erklärung
äusserst schwierig. Alles wäre klar, wüssten wir, wie die
hom. aoriste auf -saaa -aaaa (die letzteren sind hier nicht zu
trennen) zu deuten sind; allein keine der vielen bisher vor-
gebrachten theorien über ihre herkunfb (Leskien stud. a. a. o.
Brugmann MU. 3, 83 ff. nebst anmerkung, Curtius vb. 2*,
399 ff. Bezzenberger beitr. 3, 159 anm. Mahlow ztschr. 26,
584 f. Fröhde Bezz. beitr. 9, 118) befriedigt. Das erste a
derselben kann man nicht, wie Brugmann tut, als form-
übertragung von den sigmatisch oder dental schliessenden
Stämmen auffassen; denn wenn man nicht das doppel-a als
urspr. annimmt, giebt es keinen berührungspunkt zwischen
beiden stammklassen. Es ist auch nicht mit dem a des passivs
über einen kämm zu scheren; denn dieses ist bei vielen
Terben, die bei Homer -aaa haben, niemals oder erst später
zu belegen, und in einer reihe von f&llen, wo es schon bei
Hom. auftritt, beruht es auf neubildung, für deren frühes auf-
kommen sich zum grossen teil besondere gründe beibringen
lassen. Ausgangspunkt derselben sind die aor. auf -aaa, die
106 Felix Solmsen,
mit den aor. der aufgezählten denominativa von fa-stämmen
und einiger von aa-stämmen, die ich unten hoffe nachweisen
zu können, zusammenfallen. Nach 6xiXso(q)a: inkiad^jv ist
zu 6aT6Q€a(a)a iaroQda&fjv , nach €y€kaa{a)a: iysXaG&tjv (s. U.)
zu iaxeSaa{a)a iGxsSaa&tjv gebildet.
uQ€ax(a mache gut, nach Leskien stud. 2, 98 zu dgea- in
dem nur einmal bei Aesch. belegten t6 ägog: {agioGOfiai Hom.
iJQeaad/Lifjv Hom. f}Q€ad'f]V Soph. d^sarog Her. dgeari^g) — pf.
m. — (dQ€G/niov phok. SGD. 1539, a 25); daneben dgeri^ a^«-
Taco Hom.
dQxecD wehre ab, schütze, nach Leskien 103 aus *a(»x6oia»
zu TO cigicog avruQXfjg noSuQXfjg: {d^xiow und iJQXsaa Hom.
dgxdaao} und iJQXsaaa Apoll. Rhod. TjQxeadTjv spät) — pf. m.
fJQxsa/nuL Stob.; daneben dQxerog Athen.
xoQ€ü) xogsaxca xoQsvvvfjn (sämtlich spät belegt) sättige,
nach Leskien 110 zu xogea- in Si^axogrig xaraxogi^g: (xogiato
Her. exoQsaaa Hom. €xoQ6a&f]v Hom. uxoQsarog Aesch. Agam.
756. Xen. Conv. 8, 15 u. ö.) — pf. m. xsxogeafiai Xen. Mem.
3, 11, 13. 14. Plut. Dem. 23; daneben fiit. xogi(o Hom. axo-
gercg Aesch. Agam. 1117. — dxogtjtog Y 2. Arist. Nub. 44.
xexoQri^ai Hom.
Für diese drei verba dürfte noch die herleitung von sa-
Stämmen zutreffend sein, für die ersten beiden wegen des
durchgängigen fiit. auf. -öaoi -aco, für das dritte wegen des
schon hom. ixoghS^fjv, während bei herkunft von einer wzl.
xoge- oder bei übertritt aus der flexion der denominativa auf
'sio) in die des typus tere- (Fick Gott. gel. anz. 1881, s. 1438)
*€xg(a&tjv (cf. iargco&fjv ixkt^&rjv) notwendig gewesen wäre.
Nur fut. xog€(o dx6g€Tog beruhen auf diesem übergange (vgl.
T€k€(o neben rekdaacj Hom.), dxogfjrog x€xogf]/nai auf Übertritt
in die flexion von cpiXeo). — Die folgenden verba hingegen
gehören wegen des fut. auf -fw dem typus tere- an, und a
erscheint bei ilmen erst naclihomerisch.
dk€(o mahle: fut. dXco att. nach Moeris und Suidas, akea-
aav ukejQig dkergeio} sämtlich bei Honi. , später dksrog dki-
Tfjg — (J in {ijkdad-ijv aksoTtog spät) — pf. m. dkfjke/nai Com.
frgm. (Amph.) 3, 303. Thuc. 4, 26 (v. 1. 'eo/nai), aber «AjJ-
kea/iiai Her. 7, 23. Diod. Sic. 3, 14. Arr. Anab. 6, 23, 6.
ifuto) erbreche mich zu ai. vämiti vamathus grdz.^ 324:
fut- ijn6(o Hom. att. {i/Luacj Hipp.) ijfifaau Hom. rifiid^i^v spät
Sigma in yerbindung mit nasalen und liquiden im griechischen. 107
ifiejoq Snid. efiSTog i/nsjLxog Sfitzi^Qioq — <j in ( — ) — pf. m.
ifjL^fiBOfim Ael. y. H. 13, 22.
oXb- verderben vgl. lat. db-ole-o: fut. homer. oXiofiai 6
mal, ion. att. iXico oXcS, oiXsaaa i'Xed'Qog oXeri^Q Hom. — a in
{oXiaato 2 mal oXeaoo 1 mal Hom. (oXda&fjv spät) — pf. m.
oXtikfO/uai spät.
aroge- ausbreiten vgl. ai. stdrl-man-: tat arogm att.
iarogeaa Hom. , schwache form (tt^co- — a in {iffTOQia&fjv
Hipp. aroQiartjg spät) — pf. m. ioxoQsofiai. Dio Gass. 74, 13.
Philostr. Apoll. 238, urspr. eargiofiai seit Hom.
xaXi-o} rufe vgl. lat. cale-ndae: fut. xaX€<o Hom. att.
(xaXdao} vereinzelt seit Her.) ixdXsaaa Hom. {xaXrjTtoQ KaXri^
aiog Hom. mit Übergang in die flexion der denominativa von
€-o-stämmen), schwach xXfj- — a in (xaXearog xaXsarfjg sehr
spät) — perf. m. — ; xixXfifxai seit Hom.
Iiayjofiai kämpfe neben fjiaj^ofiai (wegen fxaxnofisvng s.
Joh. Schmidt ztschr. 27, 294): fut. fia/Jofiai und /nax^ooinai,
inayiad/iif]V und Sfiaxfiaufitjv, afiux^stog fiax^f sog und fiaxfjTog
fiaxn^iog neben einander seit Hom. — a in (Jfiaxio&riv spät)
— pf. m. — ; fiEfiityrifiui Thuc. Es fand also hier frühzeitig
weitgreifender Übergang von der primären in die denominative
flexion statt.
iii' essen: idijSsrai X 56 (so nach Cobet miscell. crit.
305 für überliefertes iSi^Sorai), idfjrvg Hom. mit Übergang in
fie denominative flexion — a in (fj6ta&t]v Hipp. iSsarog Soph.
iSiaji^g) — pf. m. idi^deaiLiai Plat. Phaed. 110. Com. frgm.
(Antiph.) 3, 87.
ö: Urspr. Wurzelauslaut a in:
XiXat'ofiaL begehre aus *Xi'Xtta'io(xui zu ai. lasati begehren
'*t. lasciuiis grdz.-* 3G1 : {Xaarpj' nogvfj Hes. XdaravQog) — pf.
^'^/la« XsXifjiuvog , die einzigen bei Hom. belegten formen,
^^Iche lautgesetzlich aus "Xekiucinut *-u<jfxivog (für ^XsXiXaa-
^^i etc.) entstanden sind. Hätte sich das verbum in lebendi-
S^m gebrauche erhalten, so wäre in Ik^X/^/nai (*XfXiainai):
^ ^n/uaruL die letztere stammfonu durchgedrungen ; 'uXirjao
^^h'ijTo bei den nachahmern der hom. spräche (Theokr., Apoll,
"^lod., Orph.) sind daher vermutlich nur falsche folgerungen
^^ den beiden hom. formen.
fiutofiai trachte, strebe aus */nu<no/Äai, nach Curtius vb.
^', 303 f. vielleicht = aL masyati messen: (jidaooinui ifiaood-
Felix SolmseD,
ftijy sni'fiunjoi an^oji'fiaoTOg fiäaiig fiäart^ Sämüicll bei HohL
fiuiTjd-to Hesiod fmni^^ Soph. ftüat^o^ rhnd. C* 176, 14) —
pf. m, — (fiiiufia Plat.).
vai'to wohne ans 'vüalto ai. »äsate sich zusammentnii
grdz.* 314 f.: (tvaaaa fväa&ij» fiijayäaiiji sämtlich Hom.)
— pf. m. vlvaafiai sehr spät Dion. Per. ^)
anäia ziehe zn ahrt. fpanuaii, altbulg. pim kreuzige, lit.
jnnü flechte grdz.'^ 272. DiBse hegriftlich sehr aiispredieud«
zusammenstelhiiig lässt sicit lautlich nur aufrechterhalten,
wenn wir anäia = *spiisö setzen mit der bekannten woTBel-
erweiterung (vgl. 'uünio/iai = ai. mäsyati zn wzl. moi); ich
glaube nämlich mit Osthoff MU. 2 , 44 ff. 4 , 187 anm. trotz
äaaig, dass urspr. sonantischer nasal vor n -j- vocal das a
vor der verhauchnng nicht schützte, d. h. dass die Verwand-
lung desselben in a älter als die verhauchnng des n ist. Zn
aitüw ans *spiis6 stimmt vorzüglich das von anf'ang an dnrch
alle tempora durchgehende a: (tanunaa sanäaStjv imanunTog
<} Job. Schmidt itschr. !T, S9i erklärt ebenso intofini teile «■
'Sdainuai, gestützt auf iaaaoum {Jiraniiuir JfJitauni. DinKch an
schlieasen, nimmt er mit Curting vb. 1', 303 an, ät.ss das m aller aDderen
zngehärigen bildiingen im prseg. seine quelle hat. Auch hier wie o. i.
itB sieht man für die Übertragung des j auf das ganze verbalsystem
(Jnfoo^Ki tdiuaa/niy JittHintni und selbst Jnlrtifii) und sogar auf das
nomen (ifn/f inm'f Jnuyd;) nicht den geringsien besouileren grund, der
Ei e glaubhaft machte. Das m des praes kanu allerdings nicht, wie Curtiiu
vb P, in. 302 glaubt, durch rocalisierung des j in 'iJaipiini entstanden
Bein (s. J. Schmidt a. a. o), wohl aber durch neueinfübrung aus ialao/Ku.
fjaiaii/it/p, vgl. yiiui tvio ntlm. nai>vi XQiiiiai. Jiiaaouni (Jnoaiifiiir 3(3a —
a/ttti hindert nichts auf Jiiit'aifni zu beziehen. Die so gewonnenen wunel
formen ifni- und Säi- finden ihre einigung in einer idg. üj-wz!., der«
ablautsstufen repraesentiert werden durch iii. ilAti: däijali: adimahi: di/ät
Ton der stärksten stufe aus haben, wie häufig bei diesen wzln. <W. Schula
ztachr. 27, 420 ff.i, neubildungen nach anderen vocalreihen mit a *
alaltgefunden: ai. äalax dalam teil, blatt, lit. dalh teil, di^ssen verhfti
nia zu altbulg. itilü gor. doih sich auf diese weise erklärt, nicht dur
epentheae, von der weder das urslav. noch das urgerm. etwas weiss:
des anlautenden d im got, a. Schmidt voc. 2, 409 — oder hat entlehni
aus dem slav. stattgefunden ? Schlagend schiicBst sich diesen ablat:^ ts*
Verhältnissen dasjenige von Jiti-: drei- an, das die 3- qnalit&t des i^g-
vocals bezeugt. Eine genaue paralli?le findet ai. däti: ai. ddgaa Hthm^lg-
UHü got. daili gr. iFoi-.- ai. aitimahi: ai. dalas lit dalU gr. iät- an 0O^
Jßdjan ernähren: lit. p&at. mittag: altbulg. piiati ernähren: gr. yiäifM/fM
Jcosteu, essen.
L
Sigroa in Verbindung mit nasalen and liquiden im griechischen. 109
Hom. dvTt'anaaTog Soph. anaarixog in tan aar i^q) — pf. m.
ianafTjilui Her. 1, 59. Thuc. 6, 98. 8, 104.
Von den verben mit zweisilbigem stamme sind, wie ich
glaube, denominativa von «a- stammen zunächst iyiXaaaa iys-
XaiidTjv und fJQaaadfi^v iJQda&tjv, Die SUbstantiva ysXcog €Q(og
sind in ihrer Stammbildung bisher rätselhaft gewesen. Sie
schwanken in ältester zeit zwischen (o und o: hom. nom.
yiktog dat. yiXtp acc. ydXtop yiXio ydXov in den hss. schwankend;
nom. €Qog S 315. i^oog r 442. S 294 (von Bekker mit Eusta-
thius €Qog durchgeführt) dat. i'^tp acc. s'qov; bei anderen dich-
tem yiXtov €Q<og €Qog; nach grammatikem ist ydXog €()ng ^aeo-
lisch" (Meister 1, 158). Die normale ion. att. flexion ydXtog
ydXcarog, €Q(og €Q(orog, die jüngeren Ursprungs ist (J. Schmidt
ztschr. 26, 344), setzt einen nom. yiXoog igtog voraus. Das
gleiche schwanken liegt vor bei att. xiXmg tau gegen ion.
xäXog (c 260 xdXovg, Her. 2, 28 xaXov [v. 1. xaXcov], 2, 36
xttkovg) und bei att. Xaydg hase gegen Xayog bei Her. Epich.
Alexis. Dieser Wechsel deutet auf urspr. Zugehörigkeit zu
einer ganz anderen klasse und übertritt aus dieser in die
analogie anderer paradigmata. Sieht man genauer zu, so
liegen neben allen vier woiiien wzlformen des typus tera-:
yBXa-o} eQa-fAai xaXavQoip aus ^xuXu-fgoxp (grdz.*"^ 351), Xaya-Qog
Xaya-aaai (grdz.* 183), und das legt die Vermutung nahe,
dass wir es mit urspr. geschlechtigen aa-stämmen zu tun
haben, die allein noch in dem reigen von zweisilbigen s-
Stämmen fehlen, die nach Fick Bezz. beitr. 1, 231 ff. zu zwei-
silbigen Verbalstämmen oder wurzeln auf -s- -«- gehören;
yeXaa- igaa- liegen zudem wirklich vor in ysXävi^g eqawog
(vgl. 0. s. 70). Den nom. werden wir mit langem vocal und
o-ablaut anzusetzen haben, also yiXtag €Q(og; vielleicht sind die
COmposita mit xigag vxpixdQcog fieXayxsQtog xQvaoxsQcag belege
dafür. Nun musste eine urspr. flexion ydXcjg *ybXaaog *yiXaai
nach dem sonstigen verfahren der spräche bei ablautend flek-
tierten Stämmen zu yiXmg *ysXoog *y€XoC werden, und darin
dürfte der Ursprung des Schwankens zwischen a> und o liegen.
Trat noch beeinflussung seitens der masc. o-stämme hinzu,
die bei der Übereinstimmung des geschlechtes hier sehr wohl
stattfinden konnte, wenn sie auch in aiSdg *aid6og *aiS6a
nicht stattfand, und zu der vielleicht loc. *y€Xoi = loc. ol'xoi
den anstoss gab, so wurde acc. *y€Xoa zu yeXov, und damit
110 Felix Solmsen,
ist die historische flexion erklärt and das recht erwirkt, die
schwache Stammform in der flexion von yslata und tQu^ai
sQuofiai zu suchen. Die von yslata kann ganz denominativ
sein (yfXao) aus *yeXttai(o)\ die ausserpraesentischen tempora
sind wir gezwungen dafür zu halten, da die bildungsweise
der primären verba des typus tera- mit liquida vor dem a,
die Fick in dem mehrfach citierten aufsatz in den Gott, gel
anz. klar gelegt hat, *iyXrjd^riv *yey\rifiui. *yX?jTf)g erforderte.
Die von i'^a^ai. sQuofiui zeigt eine mischung primärer und
denominativer formen, die um nichts auffälliger ist als in den
von Curtius vb. 1*, 384 flf. aufgeführten verben, in denen die
denominalen formen von c-o-stämmen kommen.
ysXao) lache: (ysXdoo^ai. Xen. iyiXaoaa Hom. eysXandfiv
Thuc. yeXaajoq Hom. yfXaaxfiq yeXaarixog ysXaarvg ; yiXärng)
— pf. m. yeyiXaofxai spät Luc. Icar. 19.
€Qafiai igaofiai liebe ZU ai. äri-s verlangend, begehrend
(Fick Gott. gel. anz. 1881, s. 1425): (fJQaaadfAfjv Hom. ^gi-
a&pjv Alkm. igaatog Plat. iQuareito Aesch. igafTZj^g; igawog)
— pf m. iJQatTjiiui, spät Parthen.; kypr. igegäfiiva SGD. 68,
2 ist entweder wie XeX/fjjLiai (s. 107) zu beurteilen oder es
beruht auf Übergang in die flexion der denominativa auf -am
vom praes. aus; daneben igmog igarstvog iganZo) Hom.
Mischung primärer und denominativer flexion findet auch
statt bei:
ayafxut ayatofxui aus *uyufjio(xai (Leskien Stud. 2, 112.
Joh. Schmidt ztschr. 27, 294) dyaofiat bewundere: {dyaaaoiLiai
i^yaaaa/urjv Hom. ^yda&f]V Hesiod dyaavog Xen.) — pf. m.
ijyuGTo' €ve^6Gf](Tfv, i&av^aafv Hes. {uyuofia Soph.); daneben
dyaxog Hymn. Hom. 2, 337 (unsicher, Baumeister giebt igarog).
wQvri(xi x€Qa/nai xega/co aus *xfgdai(a (Leskien 114. Schmidt
a. a. 0.) xegdw mische zu ai. ^Irtds: {ixegaaaa Hom. ix€gdad7i\
Xen. xegaoTog Antll. xegudTtjg) — pf. m. xexdgaa/Liai Aristot
frgm. 508. Anacreont. i(3, 13 Bgk.* Dion. Hai. Compos. verl
24; daneben ixgd&rjv Soph. x€xgüf,iai dxgrjiog xgrixrig inixgfjai
Hom. Letztere formen zeigen, wie die wzln. von der
consonant + sga- eXa- in den bildungen, die dem eindringi
des a ausgesetzt sind, urspr. lauteten. Ein paar derselbe t
kennen a überhaupt nicht: nfga- in nigvfjfii ningdaxoD v 'i
kaufe hat nur ingdd'f]V ngäxog ningdfxai ZU fut. nBgixo h
gaaaa; T«Xa- in rdXäg (urspr. ptc. ZU *TdXdfn) nur rXijaof
Sigma in yerbindung: mit nflsalen and liquiden im griechisclien. m
rXfjTog TXrjfiojv neben TfXaaaat. Hesych ijaXaaaa. Bei nsXüua
iXttco liegen allerdings formen ohne und mit a neben einander:
fut. nsXouo eniXaaaa inXa^riv anXärog ndnXTjfiai neben nfXaa<o
Hymn. Hom. insXaa&ijv Hom. nsXaarfjg; Alt. iXaco ijXaaaa
iXuTog iXrjXafiUL iXari^Q Hom. fjXd&fiv att. neben iXfiaaco iXa-
axQew Hom. fjXaa&?]v Her. iXrjXaa^ui Hipp., allein in beiden
fällen entspringt das a aus dental auslautenden stammen, die
bereits bei Homer in nBXut,(a E 76G. iXfjXdSaTo ^ 86 vor-
liegen. ^)
Da bei den wzln. auf -e^a- -ufia- urspr. genau dieselben
Verhältnisse wie bei denen auf -BQa- geherrscht haben müssen,
so erklärt sich das nebeneinanderliegen der stamme Sfxä- in
hom. iS/nfJ&rjv affifjTog und Safiaa- in hom. iSa^aadrjv dSa-
fjtaarog nicht von einem einheitlichen *Safiufxi (in TlovXvSafiag
AaoSufiag) aus, sondern Safiaa- gehört zu dem seit Hes.
Theog. 865 neben SdjuvtjfiL und da^vdca gebräuchlichen praes.
Safiai^o}. — Anders steht es mit
xgi^fivfjfiL Hom. hänge auf, xQ^/nafiat Hom. hange zu got.
hramjan kreuzigen grdz.^ 155: fut. xgs^doo ixQifiaaa Hom.
XQifid&Qa — a in {ixQefidodrjv Eur. XQffiuoTog Soph. XQBfia-
axriQ) — pf. m. x£XfiSfiaa(A.ai Diod. Sic. 18, 26. Ein *XQB^d%(o
existiert hier nicht, die formen mit a müssen daher einen
anderen grund haben. Nach ixQa&rjv id^rjdyjv aSfipjrog kam
ihnen urspr. eine schwache, durch „metathesis mit vocaldeh-
nung" entstandene wzlform zu, die aber bei der besonderen
Constitution der wzl. kreina wegen des r zweisilbig sein
musste; ^xQafiä- (mit Qa = x) wird das richtige treffen. Sie
stand dem gleichfalls zweisilbigen xge/na- in xgdfiafiai xge/udco
^hcQSfjiaaaa weit näher als das einsilbige duüt- dem zwei-
silbigen SafjLU' oder xQd- xfQä-, und deshalb musste hier
ausgleichung zwischen beiden leichter und früher zu stände
kommen. Alle Vorbilder aber für eine consequente durch-
führung derselben wzlform durch das ganze paradigma hatten
a ausser iXd(o, welches schwankt: tga/uai fjodo&t^v, uya/nai
M Eine dritte stammgestalt ist ^Xnv- in ^Xnvyio, das, wie hom. (^S^ayio
ayof att. if^ayo» ayot aus *tf&ttyfia *äy/u} zeigen, nicht aus *il€tyjui ent-
standen sein kann, woran Curtius grdz.<^ 682. vb. 1^, 249 festhält. Es
verhält sich vielmehr ^luv-: iku- wie ayav- in dyiwog <tynv()6<;: ih/u-um
and femer wie ä^ou-^u (mit „echtem" ov, wie kypr. a-ro-u-ra SGD. 60,
20 zeigt): aQO-to, dXev-Qoy: rfilf-, fidkiv-{»oy: lat. moh-.
112 Felix Solmsen,
i^yaadjjv, iyiXaaaa eyeXaa&fjv, xd^a/nai sxsQoia&fjv und, W6Iin
man will, auch söufiaaaa iSa/uda&tjv, inekaaaa infXaa&fjv, und
SO ist es natürlich, dass zu xQe/na/uui ix^d/daaaa — ixgsfiaadyjv
xge/LiaoTog gebildet wurde. In derselben weise ist die zwei-
silbige wurzelform durch- und infolge dessen a eingeführt bei:
xakact) lasse los zu ai. hvrnäti (vgl. Fick wtb. 1^, 82):
{xaXaaio Hipp.) ixakaaaa Hymn. Hom. x^^^Q^^ — ^ ^ (^X^~
Xaad^fjv Aesch. x^X^aTriQiov ^uXuaTixoc;) — pf. m. xsxaXaafiM
Apoll. Rhod. 1, 744. Einen besonderen grund, warum gerade
hier *;^Xa- *x^^' aufgegeben ist, vermag ich nicht zu ent-
decken.
axiSvrjfii xidvrifjii zerstreue, wzl. ax^Sa- xsSu'y die auch in
der schwachen form so heissen musste (aus sqada-): fut.
axsSoa att. ioxdSaaaa ixdSaaoa Hom. — a in (ixsduaS'fjv Hom.
ifTxsSaijd'fjv Aesch. axeöuarog Plat.) — pf. m. iaxdäaa/LLai Her.
4, 14. Thuc. 4, 56. 6, 52. Plat. Conv. 221.
niTvrifxi 7i€TUfX(u breite aus: fut. avanezto att. (nebea
nBTuam) ineraaaa Hom. ninrä/Liui Hom. niräkov — a in
(insraad^fjv Hom.) — pf. m. nsnixaafiui Her. 1 , 62 (orac.).
Polyb. 33, 5 Htsch. Anth. 9, GhiS. Es ist in urspr. nta- das
B wider eingefügt.
dvvafjiai ich kann, nach Froehdes (Bezz. beitr. 9, 111)
ansprechender deutung = dvv-a-/nai zu lat. bonus. Dieselbe
ist mir wahrscheinlich wegen der zeitlichen Verteilung von
iSvvaa&fjv (Hom. Pind. Her.) und iäwfjl^rjv (att.), die darauf
hindeutet, dass erst allmählich die anlehnung an die verba
auf 'Vfjfxi 'Va/nai durchdrang, während das verbum urspr.
einer anderen klasse angehörte: SwuTog ^vvdrrjg Aesch. Pers.
678 Weckl. dwrjaoixai idvv^aufAtjv Hom. idvvTj&fjv — a in
{iSvvdadTjv ^vvaarfjg SvvdaTcoQ) — pf. m. — ; SeSvvrjfiai Dem.
Eine andere stammgestalt haben x\d(o, dXdoo ^Aaco, axdm
durchgeführt, wenn diese auf grundformen kela- (lat. -cello al
grnäti)^ ghela-, seqha- (lat. secare ai. chyati) zurückgehen
(Fick Gott. gel. anz. 1881, s. 1427. Froehde a. a. o. 109).
Jedenfalls verdanken sie ihr a der formtibertragung.
xXuto breche: i'xkaaoa Hom. — a in {ixXdadyjv Hom.
xXaoTog Anth. xXaaTdt,(o Arist.) — pf. m. xix\uofj.ai Thuc. 4,
34. Xen. Equ. 7, 6. Plat. Rep. 495.
^Xdo} (pXdio quetsche: t&kaaaa Hom. — a in {i^^kdadriv
€g)kdo&t]V Hipp. ^XaoTog Arist. &XdaTfjg d^Xäanig) — pf. m. r«-
Sigma in yerbindung mit nasalen und liquiden im griechischen. 113
^Xaafiai Theokr. 22, 45. Com. frgm. (Alex.) 3, 510. i'&Xaa/aai
Athen. 15, 699. ndfpXaainai Hipp. 3, 202. 232 L.
a/a<o ritze (Arist. Hipp.): ea/aaa Pind. — er in {ßa/i-
ad'pjv Hipp. a/aoTTfoc Dioscor. axaoTfjgta) — pf. m. taxotofxai
Dioscor. 3, 160. Heliod. 4, 3. Es geht möglicher weise auf
ax^^^ (Xen. Hipp.) zurück.
In die analogie der aufgeführten verba ist endlich auch
IXaaxofiai tXrifii tXafiai ich versöhne übergegangen, obwohl es,
wie der Wechsel zwischen dem auch dor. iXt]- (lak. ixfifff
IGA. 75, 2. kret. tlBog G? 116, 26. 117, 25) und JXa- und
Froehdes (Bezz. beitr. 9, 119) zweifelsohne richtige etymologie
aus *ai'(TX'fj-fii zu lat. consolari zeigt, urspr. mit suffix e — ä
gebildet ist. Die Übertragung ist von tXafxai = xge/näinat u. ä.
vor sich gegangen: (IXaGaofiai Hom. IXaaaainfjv Hom. ikaa&f^v
Plat iXaoToq Plut.) — pf m. — (iXaofioq Orph.).
o; o beruht auf nachahmung der urspr. zum t3rpus tera-
gehörigen verba:
ojuo- zu ofiwfii schwöre zu ai. am armsva schwöre ämlt
schwur (Aufrecht rhein. mus. 40, 160): o/nov/nai (o/noaaa Hom.
^o^tjv Isae. Dem. ofjLdfiofjiai Aesch. Arist. Dem. Andoc. and-
m% Soph. Gortyn XI, 28. dvayjnori intofjioTaq lokr. S6D.
1479, 10 — er in {cofiood-riv Xen. Hyper. Andoc.) — pf. m.
if^HooßAUL Eur. Rhes. 816. Dem. 7, 10. 22, 4. Aristot. Rhet.
1,15.
hofiai schmähe: (avoaaaixrjv Hom. ovoroq Find. Isthm. 4,
^ BgL* ovoTat,(o Hymn. Hom. 3, 30 — <j in (ov6a<joixai Hom.
^ifs^v Her. ovooToc; l 164) — pf. m. — .
v: Wurzelschliessendes o in:
ßvviio ßvyo) stopfe s. o. s. 80 : (ißvadtjv Luc. ßvarog Dem.
^' ßvT^y nXij&og Hes. Curtius stud. 4, 202. ßvffjQu ßil^fjv =
ßiiQ'ifpi) — pf. m. ßißvaixui 6 134. Arist. Thesm. 506. Vesp.
lllO. Her. 6, 125. Hipp. 8, 12. Auch hier hat Hesych wie
^ xixBvrai einen merkwürdigen rest des urspr. Schwankens
^'tfbewahrt in ^ißvxav (Teaaxjai, einer offenbar uralten form.
i-Sva- hassen zu ai. düsyati verderben, vgl. grdz.^ 244:
\^&vaaafifiv Hom. odvadijvar odvfjufj&ui, /oXio&tjVai Hes.) —
,P*- m. oiiadvöfiai € 423. oScidvaraL' äQyiaTai^, üidvoTui' fjxO'i-
'^ Hes.
onv/to heirate, nach Froehde Bezz. beitr. 3, 19 aus *o-
ZiHichxifl für rer^L Spracht N. F. IX. 1 a. 8. ^
114 Felix Solmsen,
nvo'ia) ZU ai. puSyati gedeihen: perf. m. änva^ai Dion. Hai.
19 n K
&v(o brause, tobe, opfere wzl. dheu und in altbulg. dychcUi
flare, ^varag dvadXa und vielleicht auch dviaq aus *dvinaq
und advuv ivsfiaivsTo. hgsx^v Hes. wzl. dheus (grdz.* 258 fc).
Sonst kommt a nur vor in Hesychs ^varag' uQsvg na^ä K^fj-
oiv, das auf mundartlicher Übertragung des ganzen Suffixes
'ijTäg beruht wie ndarag GtOTt, ü, 32. m, 54. IV, 2. 5. 20
zu naofiai,
^v(o schliesse mich (von den äugen und dem munde) nach
Leskien stud. 2, 92 von /nva-, nach Curtius grdz.^ 336 aber
vielleicht zu /nvxog' ätptovog; fivTig' 6 fi^ XaXcov Hes. , ai. mä-
kas stumm, lat. miitus: {ifivaa Hom. fxvaxrig fxvaxriQiov fivar^
x6g) — pf. m. — .
Urspr. auf -v- endigten:
Ivco schabe, kratze von wzl. qes (s. o. s. 104) mit suffix
eu u: {i^vadriv Plat. l^varog Her. ^varov Hom. l^vaxi'g |varpa
^vGTtjg ^varrjo) — pf. m. t^va/Liai Hipp. 8, 372 L. Aristot
Physiogn. 3.
mvo) speie = ai. sthtvati lat. spuo grdz.* 285: {inTva^iiP
Hipp. TiTvarog Aesch.) — pf. m. — {nrvo/na Hipp.).
Diejenigen auf v mit mehrsilbigem tempusstamme weisen
durchweg a mindestens in einem teile ihres formensystems
auf. Da sie morphologisch ganz dunkel sind, ist es vorläufig
das geratenste, ihr a als nachbildung nach den stammen auf
-£CT- -acT- anzusehen, veranlasst durch den aor. auf -vaa«
'vaad^fjv; möglicher weise liegen bei einzelnen u^-stämme zu
gründe, über deren existenz im idg. Froehde Bezz. beitr. 9,
116 zu vergleichen ist.
dt'va) vollende: fut. «vvco fjvvaaa Hom. dvvTog Sext. Emp.
dvtjvvTog Soph. dvvTixog — er in {dvvaaoixai Hom. ^viad^
Hesiod dwarog Xen. dvrjvvarog Hom. dvvajtxog) — pf. m. jj'iv-
a/iiuL Polyb. 3, 44.
ugvio schöpfe: iJQvaaa Hesiod tJQv&p]v Com. frgm. (Alex.)
3, 405. uQVTriQ dQVTuiva — rx in (fjgvad'rjv Hipp, d^variog
Arist. aQvtTTi^Q Her. CIA. IT, 817 B 24. 818, 20. dQvaxQig agv-
ajig dQVGTixog) — pf. m. — . Das a beider verba, das auch
bei Hom. Her. auftritt , kann schwerlich mit dem specifisch ^
att. T der praes. dvrrco uqvtco in Verbindung stehen.
ikvio fiXvio winde, krümme, hülle ein: ilvfiog akvxQov —
Sigma in Terbindong mit nasalen und liquiden im griechischen. 115
T in (iXvadTjv Hom.) — pf. m. — . eiXtxo flectiert fast aus-
schliesslich mit v: eiXvao) fiXvaa siXvdfpf siXv/Liai, doch {elXv-
7&fjv Ap. Rhod. 4, 35. Nonn. 4, 364).
eQvca ziehe mit kürzerer form qv = fgv: ftit. igvco Hom.
ngvaaa egvaaa Hom. eiQvfxai Qvxoq QxrrjQ QVfiog Hom. — (t in
[igvaaoiLiai Hom. eigiad^v Hipp, igvorog Soph. Qvaral^a} Qvara-
KTvc Hom. igvcTU^m) — pf m. BiQvafitti & 151. Arr. Ind. 35, 7.
igvfiai BiQVfiai igvouai eigvo/dai QVfiai gtofiai (sämtlich
Hom.) schütze: siQvaadfifjv iggiaa/n^jv gvodfirfv Hom. eQv/nai
Hesiod eqv^a Hom. iQvxco QVTijQ — er in {sQvaaofjLai Hom.
iggva&Tjv Diod. Sic.) — pf m. — .
SXx(o ziehe, erst sehr spät eXxvoo: etXxvaa Pind. — er in
[ciXxva&^v Aesch. eXxvariog Xen. eXxvaToil^o} Hom. fXxvarijg) —
pf. m. siXxvafiuL Her. 9, 98. Eur. Rhes. 576. Thuc. 3, 89. 6, 50.
*hXxvl^w, worauf Curtius vb. 1*, 365 das a beziehen will, wie
ignvooD eignvaa ZU dem seit Hom. belegten egnU^oD gehören,
ist nirgends überliefert, und vielleicht ist sogar eXxvm bei sei-
nem späten vorkommen erst zu iiXxvaa slXxvadyjv neu gebildet.
/Ltidvco bin trunken zu fii^, ai. madhu etc. grdz.* 259 f.:
ifiSdvaa — a in {i/nsdva&fjv Alkaios fis^axijg /nsSvarixog) —
pf. m. fiBfiidvafitti Athen. (Hedyl.) 4, 78. Anth. 11, 26. Da
im ai. neben madhu-, wenn auch nur vereinzelt, madhus-
vorkommt, so haben wir hier vielleicht ein denominativum von
einem t^«-stamme vor uns, worauf möglicher weise auch das
von Herodian bezeugte fie^ioD deutet.
xdwfiair ravtio dehne, spanne: fut. ravvco erdwaoa Hom.
rtraw^ai Galen — er in {TavvaaBxai Archil. iravvff&rjv Hom.
rawojvg Hom.) — pf. m. rsTavvaiLiaL K 156. S 135. € 68. t
116. Apoll. Rhod. 4, 161.
*; Ein verbum hat a im wurzelauslaut :
TiTiaota zermalme aus ^nuvaioo (s. u.) zu lat. pinsio ai.
pinäMi zermalmen grdz.^ 498: {inna^tjv Theophr. nnaxiog
Gteop. nTiarixog) — pf m. tnxiafxui. Arist. Ach. 507. Aristot.
H. A. 8, 7. Hipp. 1, 600. 8, 102 L.
a ist verschleppt in:
711- trinken, wzl. pöi, in fut. m'oixai aor. imov — a in
[niüTog Aesch. Prom. 480. nioTi^o marrioiov) — pf. m. — ;
nino fiai,
dita höre zu ai. avati beachten grdz.''' 386 kann in seinem
't<o nicht, wie Curtius vb. ]*, 301 meint, das praesenssuflSix
8*
116 Felix Solmsen,
'iß' 'io- enthalten, vgl. xa/co aus *xa/i», sondern sieht eher wie
ein denominaüvurn zu dem i-stamme in ai. ävi-s zugetan ans,
obwohl allerdings der aor. nachhom. ^i'a«, nicht, wie Cnrüns
a. a. 0. angiebt, ij'iaa heisst (z. b. Apoll. Rhqd. 1, 1023. 2,
19ö) — a in [indiarog Her. 2, 119) — pf. m. — .
oi(o 6to/nai meine gehört nach Hintner ztschr. 27, 607 zu
ol'<ov6g lat. avis vogel, wäre also gleichfalls denominatiyam:
— a in {(oiad'fjv Hom. dvoilarog O 39 dvoalaxi S 92) — pl
m. — . Warum gerade bei diesen beiden verben sich das a
eingestellt hat, ist mir rätselhaft.
Es erübrigt nun noch die vierte der s. 90 geschiedenen
kategorien, die perf. auf -a/nai von stammen auf y, die mit
-jn/Liai wechseln: neq>aGixui H 127 und später, riivaiiai Plat
Bep. 607, T€&riXvGfAtti Hipp. 2, 60 L., xsxoiliaaßAai Hipp. 9,
216 L., XsXinxvafiai Hipp. 4, 510 L., XsXvfiaafxai Her. 9, 112;
^Bfiiaofiai Thuc. 2, 102, e^aofiai Hipp, (uach Kühner), «5^-
Qaafiai Her. 1, 186. 7, 109, nena/va/nai Aristot. de mund. 4,
nsniQaofiai Plat. Farm. 145. 158, nsmaa^ai Fiat. Leg. 807,
atafifiaa^ai Her. 2, 39, vqtaaixai Her. 3, 47. Xen. Cyr. 5, 4,
48 nebst vqiriqiaaxui Herodian n 950 Ltz. v<pvg>aaTai Etym-
Magn. 785, 46; dagegen fi^xv/n/nai 2 180 und später, e^afificu
Theophr. Caus. plant. 3, 23, 2, i'itjQa/n/nat Com. frgm. (Alex:.)
3, 440, ativfifiai Lys. 4, 8. Dem. 14, 16. Auch in die verbal-
substantiva mit /*-sufl5x setzt sich dies schwanken fort: ßa-
&va/ÄU Theophl'., yU'ayQuofJiu Hipp., e/^&Quaixa' i'x^Qa HeS.,
TJSva/ÄU Arist., "kinaiJfxa Hipp., /uaQuo/nog Galen, /Liskaa^iog Hipp»
IxiXaafxu Flut., /LuaG/na Aesch., (xoXvofjLog Flut., ^aofia Soph.,
nXuTvafjia Tinion bei Athen.. vyQuafxa Hipp., vq>aafia y 21^$
(faa^a Aesch. , /aa^a (zu ;ra/Va)) Eur., /X/aa/ri« Hipp, und
vcpaiiilLia CIA. n, 678 B 67 (zwischen 378/7 und 367/6), xar-
uLoxv/n/nog kirchenschriftst. , nXdxvfjiixu Bekk. anecd. 1, 294»
27. Das lautgesetzliche ist -^c/««*, assimiliert aus *-viuai, und
-a/uai ist ohne zweifei von den verben der ersten drei kate-
gorien übertragen (Brugmann gr. gr. § 134). Allein eine blosse
weiterverbreitung ohne einen gemeinsamen punkt, an dem si^
anknüpfen konnte, ist immer eine missliche annähme, und viel'
leicht können wir jenen finden in der urspr. gestalt der peJ^'
sonen, die & in der endung haben. n€(pav^e n€<pav&ai laa*^
lieh aus *n6q>uva^€ *neg)uva&ui. herzuleiten (J. Schmidt ztscb^'
Sigma in Terinndong mit bbs^o ond liquiden im griechisdieiL 117
27, 319) ist nicht möglicb. da bei r — a — cons. nicht a,
sondern r wegfillL Andererseits haben wir aber anch kein
recht, in ihnen die alten endnngen -^ -dai ohne das im gr.
davor eingedrungene a za sehen (Osthoff ztschr. 23, 327 f.
Brogmann gr. gr. § 108. 146), da nicht abznsehen ist, wanun
nicht anch hier wie nberall -a&f -o&ai eingang gefunden ha-
ben sollten; denn ia:tao&ai iaTd),^tu krmnen sehr beqnem anf
*ianaQa&ai ^iarala&at zurückgehen. Die lantgesetzlichen fort-
Setzungen von *niq€tfü&f ^nfifira&m *:tfifaG&f *:ifqao^i er-
klären alles ; denn sie sind die berühmngspunkte mit igr^gfta&f
igfjpita&ai, el^toa^t H^üa&at etc., von denen aus nitfaauui nt-
g>aafi€Pog gebildet wurden. Dass sie später selbst durch eine
von der 3. sg. niqopxai ausgehende analogie wider verdrangt
wurden und das ftr das verbum charakteristische v wider an-
nahmen, beweist nichts gegen ihre urspr. existenz.
• • •
Die erste der vier schichten, in die auch sie zerfallen
(o. s. 90), die nomina zu dental auslautenden stammen, kann
das a nicht lautlich aus t, d, & entviickelt haben, wie die
lange reihe von worten mit unangetastetem tm, Su, &ti beweist :
noTfiOQy igerfiog, Xatrua, itferurj, dvrurj dvTfi^r Hom., aruj^
Hesiod ajfxoq Aesch. nebst uiTfia' (fXoi; dejuiv TO nysvua
Hes.;
oSfiii Hom. Find. (frgm. 129, 6 Bgk.^ Her. (1, 80. 2, 94.
8, 138 u. ö.) Aesch. (Prom. 115) Xen. (nach dem Zeugnisse
des Phrynichus ed. Rutherford p. 160, während unsere texte
oor^ij haben) Antiphon (nebst evoduta nach PoUux 2, 76), oiSua
Hom., xiSfiaxa Hipp., doduoq Hom., (fQaSuwiv Hom., Tä^ooy
Nonn. Anth. ISfAoavvri Hes. Theog. 377, eQiSfXMvto Hom., axv-
ifioivto Hom., "OjiXoSfiia; ark. SGD. 1203, 10;
nv^firjV Hom., xevd^fidfy xtvif/aog Hom.. ypu&uog Hom., o&ua
Nicand., xQijd/nov und die mit suffix -&jno- gebildeten nomina:
a) dod^fjLog Hymn. Hom. uQi&uog Hom. (nach Fick Bezz. beitr.
9, 314 zu germ. rima- zahl*)), ßu^fio; i^^pät ßa&ui'g Pind., yev
&fi6g Nicand., SsS-^o;, das vielleicht nach Valckenaer in i&iuot''
noXXoi', Ssofioi', nXoxa/Äoi Hes. steckt, Sv^fnj Callim. frgm. 539,
*) unverständlich ist mir Ficks aussprach a. a. o., das & sei hier wie
in S€aßji6s ia/^os ^ea/ÄÖs, alt &(»u6g if&juog (zu got, döms) „vielleicht pho-
netisch^.
11g Felix Solmsen,
s^fiff uTfiog. xanvog Xenrvg. dr/Lifj Hes. (zu tfjf^i fÜT *^-^jU^),
jy^^oc ion. inschr. IGA. 492, a8, de&fiog lakon. IGA. 68, A8.
B 12. epidaur. ^9^^. «(>/. 3 (1885) 65/66 z. 12. ^d^f^iov elisch
SGD. 1154, 3 (auf der platte GEQTMON), lokr. SGD. 1478,
46. rediiiiov böot. SGD. 488, 165. 169. 172. 175. re&ßÄOtpovXa-
xfov ib. 178, tavd^fiog Lykophr., t^fia Hom., xavd/iog Theophr^
nXav^fiog Hom. xXav^fjiovri Plat., va&^ovg' Tcig /ot()adcec Hes.,
noQ&fiog Hom., Qv^fAog Her., axag&^og Apoll. Rhod., ara^fiig
ara&fifj Hom. b) aQdtf&jnog Nicand. , ßX^x^^l^^^ Ael., ßgvxff-
d^fiog Opp., eiXv&^og Nicand., ikxfj&inog Hom., ivTj&fiog Hipp.,
xtjXrj^^og Hom., xivrjd^fiog Pind., xvvt,rid'^6g Hom., Xvxri^fiig
Sold., jutjvi&fiog Hom., juvxfjd-fiog Hom., öyxfj&fiog Luc, oqxI'
d-jLtig Hom., nfjitj&jnog Hipp., axiQxrj&^og Orph., wgv&^og Theokr.
Bei den von anfang an daneben liegenden mit a(i:
ßquofiog Orph., 6aa/n6g Hom., nXuöfxa Axistot. ;
üsiüfia Her., d(pXoiajn6g Hom., (zu nscpXoiSsvai' (pXvxraivov-
a&ai; dianicpXoiSfV SiaxBxyrai Hes.), ÜQSiOfAa Find., lafia" idQVfia.
XTiGfia Hes., id/tt»/' TiQocpaatg, avveaig, (pQovrjiTig Hes., xXvafia
Her., xria/na Dion. Hai., fiiofia' fiearcjfia Hes. (vgl. grdz.* 243),
oajur^ Aesch., axifJfiog Aesch., (pQaa^(ov' ngoae^^v Hes., y/siafia
Plat.; ä&QOia/na EuT., axovTiiSfia dxovTia/tiog Xen., uQfxoüfia
Eur., danaofiog Theogn. äanaa/na Eur., yVfOQiafia Xen., da-
veio/Lia Thuc, 6o^aa/na Eur., ed^iafxa Xen., eXaa/na Paus. iXa-
Gjuog Dio Cass., sfjinoSiafÄU Plat., iv&ovGiaa/Liog Plat., eQicfM
Hom., d^avfxaa^og Plut., xrigiafia Soph., Xaxxio^a Aesch., fis—
gia/uog Plat., va/uia/na Aesch. , "^OnXoofiiog att. achaeisch LjÖ
Bas-Foucart 11, no. 353, z. 18, nisa/nog Hipp., noQiofiog Plufc-,
axi'aafjiu Diod. Sic;
xXcüa^a Paus., eniXrjOfXfav AllSt. X9j(Tfioavv?j Hesiod, ntZofM^a
tau Hom. (zu wzl. nsv^- = idg. bhendh)^ niofia Plut., va/n^^i
dat. va/n/vrj Hom. (zu ai. yüdhyati kämpfen yxtdhmds kämpftet
grdz.^ 397), (aa^og Diod. Sic. gehen Job. Schmidt ztschr. 27,
314. Brugmann gr. gr. § 45 von den Suffixen -ofia -aß^oQ
-afitav aus, die denen mit blossem m ebenso zur seite stehen
wie solche mit -sn- -sl- einfacheren mit -n- -U. Dagegen is^
nichts einzuwenden, aber wir kommen damit nicht aus. NeböB
den Worten mit suffix -^/to- liegen identische mit -a/ao-, olu^^
dass die zugehörigen verba a kennen: a) ßaafiog ion., dvofM^n
Her. Aesch., l^safiog Hom. att., dvuxXavofAog Dion. Hai., ^^'
ofiog Eur., QVGfiog Archil. 66, 7 Bgk.* Callim.; b) nur ogjc^'
Sigma in yerbindung mit nasalen und liquiden im griechischen. 119
afiog Aesch., offenbar durch oQx^^'^^i ^QXI^'^^Q opjlfi^arvg ver-
uilasst Entsprechend beruht wohl auch in folgenden Worten,
deren zugehörige verba ebenso gestaltet sind, -afio- auf 'd-f^o-,
obwohl das letztere nur schwach und unsicher oder gar nicht
mehr bezeugt ist: Sdo/Lta Seafiog Hom., sa/nog bienenschwarm
Aesch. (zu €- in itj/ut), &Q(oa/n6g Hom., xkia/nog Hom., TQtoafioq
Hipp, and wohl auch in xvfjofia Xen. xvfjofiog Hipp. (vgl. xy//-
^-co), TiXi^a/Lifj Hesiod nkf^a/iov]^ Arist. nXijaixa Anstot. (vgl.
nh!i'^'w\ n^fjofza Hipp. (vgl. 7iQij-&-(o). Dass hier auf das
suffix -^fzo' von anfang an ein neues -afio- aufgepfropft, die
gnmdform also -d^o^o- ist, ist wenig wahrscheinlich, vielmehr
verdankt -a/^o- sein dasein ohne frage dem nebeneinander-
liegen von 'fiO' und -a^o- bei dental auslautenden stammen,
nach welchem zu -^^o- -afio- gebildet wurde.
Noch weit weniger genügt die annähme von urspr. neben
einander laufenden bildungen mit m- und $m-suffixen bei den
nominibus zu stammen auf a oder vocaj. Zwar wechselt bei
ihnen -/u- und -afi- in historischer zeit. Aber bei den voca-
üsch auslautenden verbieten die lautgesetze in a/n urspr. -sm-
zu sehen — denn dies hätte intervocalisch zu -^/u- -^u- wer-
den müssen — , und bei denen auf a werden in einer reihe
von fällen ältere bildungen mit -/*- aus wurzelauslaut a +
Suffixanlaut /n in jüngerer zeit durch -a/i- verdrängt. Diese
Ersetzung richtet sich fast durchgehends danach, ob das perf.
med. auf -a/iai oder -/tiui ausgeht oder, falls dies überhaupt
nicht gebildet wird, ob sonst im verbalsystem a herrscht oder
nicht. Grenau derselbe gesichtspunkt ist massgebend für die
verteüung der aju- und /u -bildungen zu vocalisch auslauten-
den Stämmen. Man sehe :
I. Sigmaüsch auslautende stamme (wo auslautendes a
^cht sicher ist, ist ein fragezeichen beigefügt) :
Yfvfia Arist. aus ^yeva-fAa: yeysv^iai.
V€vfia Aesch. aus *vsva-fjia: — .
— evavofxa Orph. : — {ß^uvarriQ xaruvarjjg nvQuvavtjg),
^Qav^a Aesch. aus *'/Quva-^ia — &Qava/iia Diod. Sic: T€'
*P«v^at — ja&Quva/nat,
— axovoua Soph. : fjxova/Liai.
xgov/ia Anst. aus *XQOvo-fjLu — XQOvofxa Anth. : xixQov/nai
"^ xixQovafiat,
— aeia^og Soph. oetofia spät: aiaeia/aat.
120 Felix Solmsen,
y/atfia' oXiyov Hes. — tpaio/na' oXiyov atxov Hes. : —
(rpaiarog). ?
— nratafia Theogn. : inrata fiai. ?
naXaifiovito Pind. Pyth. 2, 61 — naXaiGfioavvfj Hom., ni-
Xaiüfia Pind. : nsnaXaiafiat. ?
ininaifia' inimaiafia, nQooxo/tifia Hes. , vielleicht auch
natfia auf einer sehr alten münze von Gtortyn C* 114 = ge-
präge: nenaiafiai. ?
^cJ/ia Hom. aus *l^(oa'fia — ^cocr/ia spät: il^wfiat — s^toofiaa,
Qcififj Aesch. : tQQtofiai,, ?
XQ^f^a Aesch. aus *x9^^-l^^ (JS^- XQ'^^l^^ a^ol- Herodian
n (>07, 3) — xQtofia Theophr.: xi^Qi^ai — xixp^ofAai,
— ngtofia Theophr. : nengiofiai, ?
Bifia Hom. aus ßsa-^a (o. S. 73) — afiq>tBa§Aa Plat. : eiiAou
— ^BGfia Galen: el^safiat; Über ^dfia s. 0. 8. 88.
— '^da/iia Anth.: s^BO^ai.
— TsXsafia inschr. v. Karpathos aus dem ende des 4. oder
anfang des 3. jh. C* 171, 29: xexiUafiai,
[aiSrifiiav Xen. nach analogie der denominativa zu -^ -o-
stämmen: ^cfca^ae.]
— äxfafia Pind. dxeajuoV d-fQam/av. laxQBiav Hes. : —
(fjxda&fjv dxsarog); [uxrjfxa Hom. wie aiSfjfioDV.]
— uQiofxiov phok. SGD. 1539, a 25 (nach 181 v. Chr.):
— {fjQiad-rjV aQsaTog),
Xfjjiia Aesch. vielleicht aus ^Xaa-fia: XeXi'pjjLtai , vielleiclit
aber auch zu /X?j- in Xrjco (Baunack inschr. v. Gort. 51 f.).
— fiaofxa Plat. : — (int'fiaajog fiaarevo)).
— anaa/nog Soph. anaafia Plat. : Bonaafiai,
— yiXaüfia Aesch. : yeyeXaaiuai (spät, doch iysXdaST/y
yeXaarog),
— igafffiiog Anakr.: TJ^uafiai (spät, doch ^gaad'tjv ipa-
OTSVIO).
— ayaofia Soph. : rjyaofiai (nur Hesych, doch ijyaa&Tfr
dyaarog).
— xiQUGfia Jambl. : xsxeQaafiat,
— ßva/na Arist. : ßdßvajLiai,
— nr/a/Äa Strab. nria/nog Nicophon: enria^ai,
n. Vocalisch auslautende stamme:
a) solche, in deren System a erscheint:
if
Sigma in Terbindmig mit nMaleB nsd liquiden im griedüschen. 121
— ktvufAog Aesch. : — (Äfr^^jj» kfrari^'.
xfksvfia Sophr^ bei Her. Plat. in den hss. mit läUvoua
wechselnd, na^axAtvua PlaL — xAfvifua Aesch. xfl&vafiog
Gor. xfXfvafAoavrtj Her.: xfxiAfvnunt,
nytvfia AeSCh. : ninwvtAat.
Qivfia Her.: — .
— nfQiqXfvofAO^ sehr spät: niqXfvouai,
— anokavaiia Aeschin. : anoliXavouat (spät ebenso wie
dnoXdkavfiai , doch anoXavarixig.
xaranavfia Hom. : niTiavuai,
— y/avaßia Xen. Ephes. : fUfarauai,
xuvfia Hom.: xtxavuai.
xXavfjia Aesch.: xfxXav/uai: avaxXavaua; Dion. Hai. wahr-
scheinlich ans xXav9fiog, doch T^. anch xixXavouai spät.
— xoXoixJuara' xXaoßiaTa Hes. : xtxiXovauat neben xfxo-
XovfÄat.
yrtififj Pind. ypwua Aesch. — dviynoautt Luc. : tYVwauai.
Xp^fAu Aesch. — jwjua Diod. Sic. : xi/wnuai.
— atoofia sehr spät: aiomouai.
vfia nnr bei einem grammatiker. s. Lobeck paralipp. 420,
Mun. 33 — vofia Hipp. : i<f vofiiyog.
nXi^fi^ spät nXrffia' nXr^otouu Hes. nXf^ua&ijpai' nXtjadr^vai
Heg.: ninXfj/iai. Für nXijafifj nXr^Cfioyr^ nX^afia ist entstehnng
^ ^nX^^fA" das wahrscheinlichste, doch liegt anch ndnX^-
^/«ttt vor.
vg^fia/no Arist.: nfngrffiai. nor^oua wahrscheinlich ans
^9^^litt, doch anch ningtiafiai.
^^fitt bei Galen ans Hipp., der xvf^afiu hat: — (ixrrjG&fjv);
^fi^fia xpfiüfiog wahrscheinlich aus •jfyjy^/i-, doch auch hier
vielleicht xdxrfjafiai.
»jy/ia Hom. und durchweg: vivr^uai, später vivr^afiai,
XQ^fia Hom. uxQtjfAoavyrj Hom. — /orfOuo; Aesch. : xi^Q^-
igäfia handlung Aesch. — Sor^auoavvf] dienst Hymn. Hom.
M76: SdigäfAui, erst sehr spät dtSgäou^i; dgr^auoavytj nach
(I^m gieichbedentenden hom. dfßr^aroavyrj.
— Sgäofjiog laufen Aesch. Sofjauo^ Her.: — (ittl<K«af#tf
cti^tjajog),
fir^fia Hom. firrlfATj fiviifiiov: fjii^vtifiai.
122 Felix Solmsen,
— sfiBOfia Hipp.: ififj/Äsafiai.^)
[fiaxrifitov Hom.: fisjuax^inoii-]
— aisüfAa Batrachom. Plat.: iSriSBOfiat.
— xQBfiaafibq Hipp.: xsxQdfiaa/nai.
— Xdlaa/Lia Plut. ;^a>la(r^oc Dioscor.: xs^uXunfiai,
— axsdaofÄog Philo: iaxeSaofiai.
— nhaöfia Aesch. : nsTthaG/Liai.
— xkaa/iia Anth.: xixlaafiai; xlijfia AllSt. SChossling,
zweig der weinrebe ist nicht substant. verb., konnte also auch
nicht von xixXuafiui beeinflusst werden.
— d-'kuofxa Hipp. (pXaafia Hipp.: ti&XaafJtai ns(p'kaafiai,
— a;[UGfiu Hipp. : aaxctafiai,
— iXaGjuog Orph. tXaofia Zosim. : — (/Xacr^jyy iXaajoq).
— Iva/co^ '^vafÄU Hipp.: e^vafiui,
— nrva/tiog nxvafxu Hipp. : — {inrvadyjp mvaTog).
eXv/Liog Soph. i'XvfAa Hesiod: — (ikvad'fjv, aber ekvvQov)*
[siXv/Lia Hom. : sikv/nai,^
QVfiog Hom. Qv^a Aesch. : elgv/nai neben seltenem sl^vainai.
sQVfia Hom.: tQv(.iui.
— iXxvafiog Philo sXxvafia Dioscor. : stkxva/tiac
— juedva/Lia Septuag. : jusjuedvo/tiai.
— Tavv(T/ti6g Theod. Prodr. : rerdwafiui ;
b) diejenigen, die a weder im perf. med. noch sonst
irgendwo aufweisen, haben stets blosses ^u-suflix. Hierher
sämtliche ableitungen von den denominativis zu «- o-, ä-,
I-, V-, iyi;- Stämmen , femer: dyge/Litov, uqo/äu (aQcojLia nach den
denominativis), ßkif/nu, ß^cä/ua ß^djut], inhSrjfxa diaSrifjia uvu-
S?jjLiu — dvaSsfÄU (messen. C* 47, 22), do/w«, imar^iLif] inian^-
ficov, €vgf]/Lia, f^/ua fjfioyv, dvdSrjjLia im&fjfia — d^e/Lia , ^fia,
xXi'jua, XQu/Lia, XQifxa , nXvfxa, nofxa n^afiay argtofia , rkij/Ltary,
xv/uog. Die scheinbaren ausnahmen wie &eaf.i6g Ssafiog ^^a>-
a/uog rgcaaiuog glaube ich 0. s. 119 richtig auf -^^o- zurück-
geführt zu haben.
Es ergiebt sicli somit, dass die verbalnomina mit m-
suflix vom griech. Sprachgefühle, ohne dass eine etymologische
Zusammengehörigkeit bestanden hätte, an die personen des
1) ßJta/na Gloss. zu ßiS^o) , ohne dass a in der flexion des verbums
flberliefen wäre; es ist gebildet nach ^iofAn: |^w, ^ia/na: iito, xilBOfitt:
Sigma in Terbrndang mit nasalen und liquiden im griechischen. 123
perf. med. mit /i-suffix angelehnt wurden. Diese association
ist durchaus analog der zwischen den verbalabstrakten auf
-aig und den aor. auf -au bestehenden. Auf ihr beruht es,
dass der im perf. med. infolge analogischer Übertragungen
berechtigte Wechsel zwischen af^ und fi auch auf die nominal-
bildungen mit m-suflSx übertragen wurde. Vielleicht können
wir entsprechend auch bei den stammen auf dental das suffix
'Smo- ganz über bord werfen und auch bei ihnen den Wechsel
zwischen -o/no- und r d & + fio- als reine nachbüdung ansehen
nach dem zwischen -afiai -a/ne&w -ofiBvoq und x S ^ -{- fiai
fie^a (Jitvoq im perf., der nach den geringen erhaltenen resten
(s. 90) für eine frühe zeit in weitem umfange vorauszusetzen ist.
Zum schluss noch ein paar einzelheiten.
Wie oben s. 79 bemerkt ist, kann das ofi in 'lafiijvog
'lüfjirivfj "löfxaQoq iofiBQa nicht lautgesetzlich sein. Schon Brug-
mann MU. 2, 242 anm. hat das richtige angedeutet, a ist
in lautgesetzliches *f^- (vgl. ^Ifiiga i^fgog) oder auch schon
V.u- wider eingesetzt nach dem vielfachen schwanken zwi-
schen Gju und fi bei sigmatisch auslautenden wurzeln, mög-
Ücher weise unter dem beistände von anderen^ später ver-
lorenen bildungen von wzl. ais^ wie ^iorog = ai. isfäs u. ä.
öie gleiche erklärung trifit zu bei lafiaivec uvuxpvxBi. o^n.
dnoijnfxei und la/naaiv' avaxfjv^eaiv Hes. , mögen sie ZU der-
selben wzl. ais gehören oder nicht, wie ihre bedeutung wahr-
scheinlich macht.
/gaiofidü) nütze, helfe mit Curtius grdz.'^ 680. vb. 1^, 58
^- ö. auf einen adjectivstamm *xQöiaiino- zurückzuführen, der
gleich späterem /Qtjaijuo- sein soll, verbieten die lautgesetze.
^Qaiofzo' kann nicht durch epenthese aus *xQaaifxo- ent-
luden sein; denn vocalisches i bewirkt niemals epenthese.
^'^rdies hat /Qfjaifiog gemeingr. tj, nicht ä. Oben s. 98 f ist
^'^f das nebeneinanderliegen von stammen mit den suffixen
"'7'- und -«t- hingewiesen worden, wie xvfjw: xvatm, xfj/j(o:
^**'co,- Tiri;: nju/o) , nrj-: 7r«/a>. Vermutlich gab CS ebeuso
^^en X9^^- ein weiter nicht belegtes /^mi- , welches in XQ^*--
^^€co steckt. Daran ist das sufläx -cr^o- gefügt, das sich in
^^O oben aufgezählten fällen ablöste und weiterwucherte.
Für xoGjuog nehme ich mit Froehde ztschr. 23, 311 ent-
^hung aus *x6vG'^og zu lat. cens-eo an; es fällt demnach
^^ter das zweite der s. 00 f. formulierten lautgesetze.
124 ^^l^x Solmsen, Sigma in verbindang mit nasalen nnd liquiden.
In der im griech. hysterogen entstandenen lantgrnppe
ofjt wnrde das a tönend gesprochen; das zeigen die Schrei-
bangen ffC/M, C.u (beispiele bei Blass ausspr.* 76. G. Meyer*
s. 224 f.). In einem teile des kret. hat diese ausspräche
zum rhotacismus gefllhrt. Als beleg haben wir nur xogfiog
auf dem vertrage zwischen Gortyn , Hierapytna und Priansos
C* 41 {xoQfiovq A 41. K0Qixi6vx(ov A 4), auf einer von Haus-
souUier biül. de corr. hell. 9, 18 no. 3 hgg. inschrift von
Gortyn {xog/noi ixoQjui'ov im ersten teile gegenüber xhafimv
im zweiten nach Bticheler rhein. mus. 41, 310), in der Hesych-
glosse xoQfiiJTai' xoafirjrai. Die grosse inschrift von Gortyn
hat noch afi {xoafxiovtoq I, 51. exoG/niov V, 5), ebenso sämt-
liche andere kret. inschriften. Unter ihnen befindet sich keine
weitere aus Gortyn, wohl aber vertrage von Hierapytna mit
anderen gemeinden (z. b. C* 117, wo xoofiog z. 2. 4. 5.
C* 118, wo es z. 2. 7. 16), specieU mit Priansos C* 119, wo
es z. 1. 3. 30. 31 u. ö. Daraus darf man vielleicht den
schluss ziehen, dass der tatsächliche Übergang von of^ in
g/n eine localeigentümlichkeit von Gortyn gewesen ist, an
der die anderen kret. städte keinen teil gehabt haben.
(Fortsetzung folgt.)
Halle a./S., 27. october 1886.
Felix Solmsen.
Miscellen zur griechischen grammatik.
12. Über die behandlung von a in Verbindung mit
Q, X, V, fX.
Die behandlung des d vor (>, X, ^, v vollzieht sich naclL--
einfachem gesetz: die besonders bei folgendem fi häufigen fälle^^
hysterogen wieder eingeschlichener Sibilanten vorbehalten, wird^-
a regelmässig zu z d. h. im Aolischen tritt doppelung des con^ — -
sonanten, in den übrigen mundartcn bei q doppelung, sonslc>
dehnung des vorausgehenden vocals ein:
OQ: Z. b. 6QQS0V, BQQVrjV, ^QQOOq,
öX: iXvq (Osthoff ztschr. 23, 584) «tUiy u. s. w. von iavo> ^
rxtjini? (Fröhde BB. 9, 119), sicher x^f^og (Windisch ztschr. 27,
169). Man pfiegt mit letzterm Homers aiyvmoi ya/i^f/tawxB^
Jakob Wackernagel, Miscelleo zur griechiacheu grammatik. 125
ayxvUxtnai {n42S = x302), attzhg dyxvXoxt i'Xrig (r b58)
zusamtnenzubringen. Aber bei den Griechen ist ;t£(loc als be-
zeichnung des Schnabels der vögel selir selten ; noch schwerer
fällt ein gvaniinatischcr gegengrund ins gewicht. Wol leitet
schon Homer aus feniinina auf -ij adjectiva auf -»Js ab: *re-
(iaÄx«a vi'xtjv, wol auch eviivn vi.ei; 'AiSoi dm. Dass aber
aus neutra auf -05 gebildete adjectiva auf -rfi in die erste
declinatioD übergingen, ist bei ihm gänzlich unerhört. Ein
Übergang dieser art ist sogar im Attischen erst seit der mitte
des vierten Jahrhunderts zu constatieren , von welcher zeit an
fälle wie Navauciäov, TiiioxpaTov sich auf Inschriften vorfinden
(Meisterhans, grammatik der attischen inschriften s. 5i')- Die
bekanten accusative auf -?jv, die schon im fünften Jahrhundert
vorkommen und im vierten durchaus überwiegen (Meisterhana
a. a. 0.), gehören nicht hierher, sondern beruhen auf der all-
gemeineren analogie von paroxytoniertem- ag: -üy, -jjq: ~ijv, -tu;:
-mv, auch von -o;: -ov, -tg: -iv, --og: -w. Jener Übergang in
die erste declination setzt den zusammenfall der beiden 17 vor-
aus, den in eine frühere zeit als das vierte jahrh. zu setzen
«ir wenigstens für das attische keinen grund haben, — Hier-
nwh setze ich bei Homer äyxvio/ijiui, uyxvkoxijkrig ixn^
.klaue"). Dafür spricht aufs entschiedenste die Überlieferung,
"ie sie in alten nachahmuiigen vorliegt: Batr. 2ii5 «j^uio/iji«*
sJs beiwort der krebse, und, besonders beweiskräftig, Ar. Eq,
'97. 2()4 ßvftaai'erog uyxvXox^krjg , WO zwar die handschriften
"•sist 'X^i'Xijg gehen, aber -/^^S "icht nur durch die schollen
'^fzeugt, sondern durch vers 2ü4 f 1/ ä' üyiivloxtii.i]i; iai
~~ «üiö nov kiyn, oti dyxvKait; Tuf; /tgaiv aQTiül^fov ifs^fi
S^fordert wird. Das früheste ausdrückliche zeugnts für homerisch
"J(*'lij; mit fi giebt das lexikon des Apollonius. Aber es drang
"ie ganz durch, wie die Varianten zu / 302 zeigen. — D
"lurch meine Schreibung eine tautologie mit dem n 428 daneben
stehenden ya/tti/wwxfg erwachse, leugne ich, weil y. ursprüng-
•ich nicht „krummkrallig " geheissen haben kann, vielmehr yaft-
Vi; .krumm" (zuerst bei Aristoteles) aus jenem abstrahiert
^eint. Ich denke an Zusammenhang mit yafi(pri\^.
Das wort für „tausend" lautet correct äol. /Jkliot, dor.
i^'j^'i')', ion. /fr^ioi. Das viel besprochene i des attischen /j'i.io
Erkläre ich so. Für die Vervielfachung der tausendzahl diente
«u»er ;(ilioi mit vorgesetztem adverb {V 221) auch eine bahu-
126 Jakob Wackernagel,
vrlhibildung : hom. hvsa/jXoi, Sexaxi^oi, die sich zu sah&sram
genau so verhält, wie ducenti zu snarhv. Der accent auf der
ersten silbe bewirkte reduction von -ea- zu a mit stimmton:
-*;feTXoft zu -xtkoi, wie ^aXig ZU tXvq (Osthoff ztschr. 23, 584). Ähn-
lichen Ursprungs ist das i von axtSvrj^ty mxvri^i, aus denen es
auf xiQVrif.u (st. *xQaV7jiiii oder *xa()Vi7/it) und auf niXvafiai (st.
*nXavfxjnaL) Übergegangen ist. Ferner in m'avQsq mit a aus dem
starken stamm für ^nxvQsg, während in äol. niaavQBq boü dem
starken, n und v dem schwachen stamme angehört. — Aus
^X^^^^ drang hernach l auch in /e/Xiot ein [vgl. Spitzer, Ark.
Dial. s. 16 n.]
(Tv: 0Q€iv6g u. ähnl. (äol. -tvvo^, dor. -rjvog); t^tovtj; ^vog;
hom. eivvfii; Hes. t^sivv/usv; xagtjv(Opy xuQfjva , -xotQrjvog (ZU
beurteilen wie viow/tivog), x^aviov, fjfju'xQavov , xQtp^Tj, dessen rj
ionischen Ursprung erweist (neben Kgawdv) vgl. auch Brugmann
Mü. 2, 173 f. Dass, wo im attischen für av w erscheint, dies
auf jüngerm Sprachvorgang beruht, zeigt dei^selbe ztschr. 27,
592. Zu der dort gegebenen besprechung der auf -wfjaog aus-
lautenden composita wäre etwa nachzutragen, dass in CIA. I.
jiXa)n€x6vvfj(rog , UsXonopvfjGog, TlQOxovv^aog mit vv geschrieben
wird, XsQQovTjaog aber mit v.
öjfi: ijuiLii 'Bifxi -}]/Lii\ hom. ei/ntv ; fs/n/na — /sVfia — f^l^tx,
fstfitti; /Qt'jUjua — / Ol Litt ; ifUfQog; fjfiBV ; 7/uat, fj/bisd-a ; ^dof^a.
Saussure s. 118 anm. combinicrt Hes. Te/aiuar rstvei (nach ihm
zu lesen nvi) mit av. cahmaL Hierzu die I. plur. plusquampf.,
was man gemeiniglich übersieht. Wenn, wie jetzt die herr-
schende meinung zu sein scheint, altattisch einst das plus-
quampf. die endungen -17, -fjG{&a), -ft(v), -e/nsv, -ire, -soav
hatte, begreift man nicht, wie ei herrschender vocal des tempus
werden konnte; warum sollte das si der dritten sing, über
das rj der beiden ersten und über das s des plurals ein über-
gewicht gehabt haben? Und wenn das ei von der dritten sing,
ausging, warum blieb gerade die nächststehende form, die dritte
plur., von ei am längsten unberührt? Zu rjdri wie zu fiSsaay
müssen wir als I. II. plur. *fideo^6v — fidei/uev, *fidsaT€ postulieren.
Letzteres, zu isol.ert um sich zu halten, assimilierte sich das
eine mal an tjdeaav und wurde zu fiSsre (Eur. Bacch. 1345), das
andere mal an tjdei/Liev und wurde zu fjösiTe. So wird nun auch
die 1. sing. ffSeiv, wie sicher bereits Isocrates schrieb (Bruno
Keil, AnalectÄ Isocratea s. 123), und weiterhin die 2. sing.
Miscellen zur griechischen grammatik. 127
^deig verständlich. Im dorischen haben -saav, -ere auch ein
-e/Lieg erzeugt (Ar. Lys. 1098 insnop&s/usg); ein analoges atti-
sches '€fi€v mit Elmsley aufzustellen liegt kein grund vor. Man
beachte dor. ixexQarrjQixfjM^ , Hes. i^idtj/uev , sowie auch die
herakleotischen Infinitive auf -if/^cv (aus -ezmen).
Weniger einheitlich ist die bchandlung des a, wenn es in
der lautgruppe die zweite stelle einnimmt. KoQarj, riXaov,
viaoftai zeigen, dass hier in manchen fällen a sich hielt. Anderer-
seits erweisen i'tp&siQa, ^yynXa, heiva, dass auch bei derartiger
Verbindung des a diejenigen lauterscheinungen eintreten können,
welche wir bei vorangehendem a beobachten. Es gilt für diesen
Wechsel das gesetz zu finden. Ich beginne mit (fO.
1. oQQog aus *oQaog, dessen ton nach ausweis des germa-
nischen aus der grundsprache stammt, hat neben sich ovqu.
Da es niemandem beifallen wird, etwa den laut Wechsel zwischen
0 und ä in der endung für das schwanken in der behandlung
des or verantwortlich machen zu wollen, bleibt nur übrig den
accent als Ursache zu bezeichnen. Wie im germanischen silben-
schliessendes s tonlos bleibt, wenn der accent auf dem voraus-
gehenden vocal ruht, sonst aber tönend wird, so wurde im
griechischen, während orsos blieb, orsä zu orzä: offenbar beruht
ovQa auf letzterem und muss folglich äol. *oQQa, dor. *ciQd
gelautet haben. Leider fehlen uns hier Zeugnisse. Was man
mit miles. (OQij anfangen soll, weiss ich nicht. Übrigens wird
das OD von neuion. mv aus fidSv stammen.
Längst hat man ovQiaxog als deminutiv zu ogaog erkannt.
Glänzend bestätigt sich daran die regel: mit hinausschiebung
des accents hinter q läuft der Übergang von oqo in ovq
parallel. Dagegen dass oQQonvyiov (so z. b. CIA. 2, 742 B 6,
eine den letzten Jahrzehnten des 4. Jahrhunderts angehörige
inschrift) bei Aristoteles ovQont^iov lautet, ist aus angleichung
an ovQa zu erklären. Eine andere Umbildung ist og&oniyiov,
von Ammonius und Möris als vulgärform bezeugt. Der um-
stand, dass die gelehrten oQQog erklären müssen und über
dessen eigentliche bedeutung streiten, zeigt, dass das wort in
späterer zeit nicht mehr lebendig war. Daher musste sich
oQQonvyiov anderswo anlehnen. Bei Aelian kommt ovQu/og
„halmspitze" vor.
2. agarjv, sQOfjv (skr. fsan) — EiQa<pi(oTtjg äol. ^Eqqw
128 Jakob Wackernagel,
(peooTfjg (nach Sonne ztschr. 10, 103 mit skr. fsabha zusammen-
gehörig).
3. xoQüt] — xovQeig (Brugmann stud. 4, 116), xagia'
axga Hes. (Curtius stud. 1, 248 f.), xovQi^i „am schöpfe".
Für die erste Zusammenstellung kommt ausser Hesychs
zweifelhaftem xoQaevg' xovgsvg in betracht das wort xogatoTi^Qf
das Pollux 2, 32 und EM. 530, 50 als synonymum von xov^ev;
anführen; ferner xoQacarsvg, das Charon v. Lamps. fr. 9 (Ath.
12, 520 £) aufweist; xoQocoTiiQiov Charon a. a. o. und Hes.
anoxoQamoafjLsvaig und xoqoovv bei Hesych; endlich was Ath.
13, 565 A aus Chrysipp anführt, dass der erste, der in Athen
rasiert wurde, den zunamen xogar^g erhielt. Alle diese Wörter
beruhen auf einer bedeutung, die xoqoii gar nicht selten hat.
Aesch. Choeph. 282 und in der Hypsipyle braucht xogaai im
sinn von r^i/Bg und hat in den KriQvxsg den ausdruck ttv^kto-
xogaov (d. i. nvQQOXBq)a'kov oder 5av^oT()i/og) "kiovxog. Empc-
dokles V. 27 Karst. ^BlayxoQoog S' ^Aoaq>sttt. Vgl. auch die
adjective xoQaouSrjg „haarähnlich" (Plin. 37, 153), xogaoetg s.
xoQo^eig „behaart" (Orph. Lith. 492). — Allerdings xovqo,
meist nomen actionis, nur Aesch. Choeph. 226 „haarlocke" be-
deutend, will in diese zusammenhänge nicht hineinpassen, und
doch kann es seiner form wegen wiederum nicht das sein, was
die bedeutung erwarten lässt, eine ableitung von xsiqoo. Ich
glaube, ein normal gebildetes *xoqu glich sich an xovQsvg unA
dessen verwandte zu irgend einer zeit an, sei es zu der, da es
noch korzeüs oder zu der, wo es schon xovQsvg hiess. Docli
ist behutsamkeit am platze; denn z. b. KOYPON CIA. 2, 841,
6 (mit unsicherem accent, obwohl die herausgeber properispome-
nieren), worin Dittenberger Sylloge n® 391, anm. 5, eine aus
x€tQHv abgeleitete bezeichnung für „lignum sectum" erkennt,
sollte auch berücksichtigung finden. Sind am ende xovQsvg und
xovQu auf eine wurzel xega zurückzuführen?
xovgi^ {x 188 Tio 6* uq' inat'^avS'* eXsjfjv eQvaav xi fiif
tiaoo X.) hat Aristarch bereits richtig gedeutet („t^^ ^^o^^g inda-
ßojusvoi'')^ während Krates das wort thöricht mit veavixwg tiber-
setzte. Den Zusammenhang mit xoQOfj hebt EM. 533, 58 her-
vor. Wir haben uns wol aus xoQori ein *xovQtg abgeleitet zu
denken (vgl. innovQig), davon xovqi-I, wie Xa^, nv%.
Dass in xoQodfa u. s. w. , sowie in xooaeat (vfjaog rijg
^Icoviag xar avrixgv lujuov) oa blieb, bedarf der erklärung
Miscelien zur griecbischen grammalik.
129
■Bs^TJud xopoiV jiuy*) (Hes.) ist offenbar ein spätes Bclierz-
Rbilde. Dagegen xö^aig „köpf (im Thesaurus fehlend) mag
Ut sein: Apollodor und Apion im EL Gud. 338, '2b. 349, 12.
l 4. fi^ni} —- jovfjioi, worin ein dem ov vorausgehendes
lau durch das augment erwiesen wird, aus *vorseö ig. vorsejö
innen regen nuichen" anständiger als öf^ixtlv, das schon von
■er grundaprache her „harnen" hiess, und daher dieses ver-
Brängend. Dass das Substantiv oioay eine rückbildung aus dem
kerbum ist, ersieht man nunmehr aus den lautverhältnissen und
m auch der sache nach verständlich. Lateinisch arlna wurzelt
ID einer enttehnuug; das fremd wort hat den wert eines euphe-
atjsmus; vgl. pisseri. Man verzeihe, dass ich unmittelbar da-
neben ovQavöi nenne. Könnte es nicht, wie x^iäavög von
^liiJij stammt, aus einem temininum vorzä „regen" stammen?
ähulicli Bopp, vgl. gr. IIP, 453 anm. und Ploix, Mem. Soc.
Uiig. 4, 416. Dass das anlautende ov- unechter diphthong ist,
«vssen wir aus dor. ujiavo;, äot. copaco;. Für letzteres erwartet
man igoufni;. Ist mpavog richtig überliefert und echt dialek-
tisch, so beruht &)- auf oo oder ot und fällt das hier vor-
getragene dahin.
5. Sigmatischer aorist. Die allgemeine regel geht hier
dlWn, o in s* zu wandeln. Ganz natürlich, da zwar in ein-
DlbigeQ Stämmen der accent häufig auf die mit pn schliessende
tUbe fällt, aber doch gerade die meist gebrauchten formen , die
^ängulars indicativi, das augment betonen. Daher bei Homer
f'fpo Ttitpa (nebst äfuifi'^avxig B 426), sowie /ijeuro (nur S
2T0; Nanck schlägt ijVaro vor). Sonst hat Homer den reflex
''Od r/ nur bei zweisilbigem verbalstamm, wo die entscheidenden '
fifloen auch ohne augment pioparoxytoniert sind: iy^^uTo,
W'^lpf, xä^pf, /tfyt]Q(, rfx/iijpuTO; äeipav nebst awaeiQtTiti,
ffwfo, ifttfgaiio; oixTi'puTe; odvQiiftfvoq.
Bekantlich 6nden sich bei Homer abweichungen von der
KgeJ. Ausnahmslos bleibt a bei ö^wf^t : (B7i)mQaa, copfft(v), opdjj,
ift«Hiv, ignaftfV, öpofjrt, (dji}v^aeiuv, o^aag, opaaaa, n^aaoKf:
das ist eine glän^iende bestätigung unseres geseti^es; weil in
diesem verbum augment und wuriielvocal zusammenfiel, gab es
(ausser ein paar imperativ- und participialformeu, deren übrigens
keine belegt ist) bloss bildungen mit dem ton auf der wuvzel-
tilbe; daher po. Äol, nwö^oaKf« zeigt anbequemung an die
130 Jakob Wackernagel,
vulgäre aoristbildung. — Dazu kommen bei diesem verbum die
ebenfalls gesetzmässigen imperativformen oqoo, oqobo.
Ganz analog ist der fall von aQaQtaxoo: man vergleiche
in^Qaev, iv , . , ägas, agaov, agGug, ägoaVTsg mit aciQfV, a«-
Qav U, S. W.
Dagegen ist in dem dritten verbum, das in den drei be-
legen seines aorists qo durchführt, xvqoo mit den formen ivixvQOi
N 145, avyxvQcstav V 435 , xvQoag V 428 der grund, warum
die r5-fonnen über die r^'-formen siegten, nicht mehr wahrnehm-
bar. — Hiezu der conjunctiv (pv^aco a 21, neben welchem
andere aoristformen nicht belegt sind.
Der einzige aorist mit beiderlei formen ist der von KBiqm.
Hier scheint das activ rs, das medium rz zu haben: xigoB und
exBQoe je zweimal, dazu insxsQoe, xi^oavTsg, Siaxigaai ; im med.
anBXBiQUTO, xeigaad'ai und als Variante xeiQavjo; bleibt nur
xaxixBiQav ip 356. Die verschiedene behandlung des activs und
des mediums lässt sich wol begreifen ; im activ hat in der hälfte
der augmentierten und in allen augmentlosen formen die wurzd-
silbe den ton, ebenso im conjunctiv, im optativ (ausser der III.
dualis) , im halben imperativ , im particip. Damit vergleicbe
{i)x€iQaiLifjv, {ß)xBiQUfiB&ay XBiQüifÄBd'a, XBiQa/fifjv, XBiQafABVoq. Doch
will ich hierauf nicht zu grosses gewicht legen.
Ausser betracbt fällt dnoBQaB, dnoBQtrfi, dnod^aBiB , da die
ursprüngliche lautgestalt der wurzel unbekant ist.
Die späteren haben dann natürlich mit diesem homerischen
rs als mit einer epischen licenz gewirtschaftet. Alle beispiele
von rs in den obon angeführten aoristen, welche die dichter-
sprache liefert, sind für uns belanglos. Die prosa bietet nur
BxvQauy und auch dies nur Herodot (3, 77, z. 6: hixvQaa^;
4, 125, z. 2: bvbxvqobv) und die archaisierenden historiker der
kaiserzeit. Wichtiger wären belege von verben, die bei Homer
gar nicht oder nicht mit einem ()(y-aorist vorkommen. Aber
sicher voralexandrinisch sind nur &vfiov dsgatj (N. vovv dnafä^og)
Pany. fr. 13, 13 K. ; SiBQatjy StsQuai, SiBQoag bei Hippokrated
TiBQi aQ&Qcov 4, 107. 108.' 296. 300 Li. von iiBigco. Daz*
kommt Lykophrons (pd^BQoavrBg (v. 1003), dem homerischen fnt-
Siaqf^iQOBL nachgeformt; Hes. i'fBQOBv' ixvtjaBv (wol ein atexaa^
drinisches wagnis, nach 6iaq>&iQaBL); EM. 175, 39 (poQoa^"
6. Futurum. Durch die ausbreitung des futurums am^
Miacellen zur friechi scheu grammatik.
131
•dal über alle liquida fehlen hier der spätem spräche anlasse
loir Verbindung von g mit, o. Doch bietet Homer, der jene aus-
breitung ausser in xfQeeiv f 14fi nur bei verben mit i {üyytUtov)
Bnd y (d/itpavefiy, linoTturrTareovaiv, evipiiayeto, fiBfdio, irrj/tavioj)
kenat, einige belege der alten bildutigsweise, wo <t unmittelbar
die Wurzel trat. Bei dieser muste in allen formen activi
klod medii, ausser der I. plur,, einigen optativformen und dem
particip des mediums, der ton auf den vocal unmittelbar vor p
fallen. Unser gesell fordert deshalb qo. Genau so ist der
tatbestand : Ataif3if>au JV 025, oQaovaa (J) 335, Septiö/*«");
aas »epaoftat t 507. Vgl. noch ttvQaovreq bei Demokrit und
»c^vpoccrdat bei Pindar.
7, rs ohne rz in verwandten formen findet sich
bei Homer in ää^ao^ (aus 'de^aog) und seiner sippe; hefimto,
UQa»vio, tegnttai, xi^arivt (wonach dann auch nQaijvai, Ttp-
»iiUfVttt), Hes. yÜQoava' fp^vyava. K^^Ttg (Lobeck prOJI. 175, 3.
Ell. 1, 494: xä^oaya); /Je'">i- ^^^ ''c Spätem litteratur
lassen sich beifügen : «pffi/os (gewöhnlich ap^t/oi) ; äQoea-
Uiimvfi (Hes.), wenn es nicht von Hfidai kommt; dvpooi;; /ti^-
t»!?; jvpaii, Tt'^aog (Hes.)?; (pägtioQ; 0ÜQaaXoi;? Ob nögaco,
'ifaim/, tti^ataia noch genannt werden darf, weiss ich nicht.
8. rs ohne rs in verwandten formen ist, weil p/ und pj
1. 1. ähnliche Wirkungen hinterlassen wie r^, nicht immer leicht
™ erkennen. Vielleicht kann man nennen: ijmiffog äol. üneppo;
äor, anijpo;; »«pä dor. aiypn; littpaiivg??. Auf xnQvi^og dor.
"leihi ist wol nichts zu geben, da ersteres sich nur Ar. Av.
2M f. findet und hier eine komische Verdrehung sein könnte,
"lit welcher anklang an xf/pw bezweckt würde.
Bei der beurteilung der flexion von /«/? ist davon aus-
'igehen, dass bei Homer offenkundig (um vom nom. sg. ab-
'iiHcben) xfio- denjenigen casus, ableitungen (und composita)
%n ist, deren suftix (resp. zweites glied) vocalisch anlautet,
^ dagegen x^P' roit consonan tischen! anlaut der betr. wort-
file zusammengeht. Also /ffpa, x^H'^i "■ s. w., /n'(jErfai,
X^t'ot; exat Q-yyiiqo!;, rwo/e('pioi, /fip/;; dagegen /tpif'; x^?~
Wi», ;i[(p»'/jr(f, jfiptiti/, j^i^vißov, jjspvfV« *'!'»■ (iegen dieses
?Kelz sündigen unter mehreren hundert belegstellen bloss drei:
^m h x'9' ^ifi'o. Y 182 o- xfe' *<?"". ß 101 ^ x^e^
^»r, welche unter sich nicht bloss durdi die gemeinsamkeit
*iia Präposition und verbum, sondern auch dadurch ähnlich
132 Jakob Wackernagel,
und verwandt sind, dass die angeführten worte überall am vers-
schluss stehen. Wer nun erwägt, dass ausser in dieser phrase
überall gesetzmässig /ctp«' gebraucht wird (laut Seber an 83
stellen), wird zum schluss kommen, dass irgend ein dieser phrase
speciell eigentümlicher einfluss trübend gewirkt hat, ausgehend von
einer andern ähnlichen phrase, worin eine form mit ursprüng-
lichem € d. h., da € sich nur im dat. plur. findet, mit x^9^^
vorkam. Eine solche phrase liegt vor, und zwar ebenfalls im
versausgang: Z 482 = <Z> 82 iv x^Q^^^ edyixsv (vgl. h x^Qoi
vi^Bi im versinnem A AA\. 446. V 624. 797 u. s. w.). Wir
können also mit voller Sicherheit sagen, dass in dem einzigen
fall, wo Homer x^Q vor vocalischer endang bietet, dieses unter
dem directen einfluss von x^Q^'^' geschehen ist.
Wie nun die folgezeit? Im ganzen bleibt der homerische
gebrauch. So in den hymnen, wo x^Q^' 8*^ n\(M, vorkommt,
dafür freilich x^Q^> ^^^^ ^^^ einmal und zwar gerade in der
phrase, in welcher Homer /«(»i' hat: in dem verhältnismässig
jungen Panhymnus schliesst v. 40 mit sq x^9^ d^ijxsv. So bei
Hesiod, dessen einziges beispiel von unregelmässigem x^9' ^^^
0 595 = 747 vorliegende verausgang axa/nuTtjai /f()f(7ort liefert;
dass x^Q^*' ^^^ ^^^ andern formen des dat. plur. das muster
abgegeben hat, darf nicht verwundern. Doch hat Hesiod sechs-
mal /£/()£(T(ji ,• x^9^' ^st ihm ganz fremd. Die fragmente der
übrigen altern epiker bieten in vereinzelten beispielen /fr^o,
X^tQaqy ;f«'()f(7(ji, x^^Q^^ y nichts von der norm abweichendes.
Im ganzen ebenso die altern lyriker. Man liest bei ihnen ;t^i^^,
XHQi (Tyrt. 11, 25. Archiloch. fr. 93), (Alcm. fr. ^2 xnQk),
X^^Q^'^y X^^Q^^ ^^^5 worauf besonders aufmerksam zu machen
ist, x^^Q^''^ (Sol. 13, 50. 62). Dazu x^^9^X^^^^> ^Qox^^^oq,
inLxsiQsco,
Eine wesentliche Umgestaltung des gebrauchs tritt bei Si-
monides und Pindar und weiterhin bei den tragikem ein. In
den dem erstgenannten sicher zugehörigen fragmenten haben
wir je einmal einerseits x^'^9^^ ^^^ X^t^Q^v» andererseits x^Q^
Das fügt sich gut in den reicher belegbaren gebrauch des
Pindar ein. Hier finden wir das normale x^^Q' ™ ganzen fest-
gehalten im plural, wo x^^Q^^ einmal, x^'^9^^ ^^^ x^*9^ J^
7 mal vorkommen und^nur Ol. 2, 74 x^9^^ oder vielleicht
X^9^Q aufweist. Hingegen ist x^9' herrschend geworden in dal
sing. (7 mal x^9h 1 nial X^^9h fr. 169, 4 schwankend überliefert)
Miscellen zur griechischen grammatik. 133
und du. (Ol. 13, 95 x^Q^'^^ einziger beleg). Was also bei Homer
schwach begonnen hat, die ausbreitung von x^Q' ^^ ^^^ ^^^i^
pluralis auf den dat. sing., ist fast völlig durchgedrungen.
Weiter aber hat x^Q' ^^ch den gen. und acc. des Singular an-
gesteckt: 5 mal (mit einschluss der composita 7 mal) x^^Q^»
4 mal x^Q^ ; 5 ^^^ X^^9^^> 3 mal x^Q^^* ~~ ^^^ ^^^^^ *^f "^^^^
findet sich nur in der form /6/'(»€<t<ti (2 mal).
Aeschylus und Sophokles setzen Pindars weise so fort, dass
X€^' im gen. dat. dualis durchaus herrscht (36 x^9^^^> 2 ;fft-
Qoty) und im genetiv sing, und plur. stark überwiegt, nur in
den beiden accusativen seltener ist als x^^Q'i ^ dringt auch in
den nom. plur. {/j^q^q 2 mal, x^Q^i 3 — 4 mal), nur nicht in
den des dual. Doch findet sich auch /j'^Q^ ^^^ einmal, bei
Aeschylus. Was den dativ sing, betrifft, so sind bei Aeschylus
Xsi^Qi und x^9^' gleich stark vertreten; bei Sophokles überwiegt
xsgi- Man sieht, x^9' ^^^ unbedingt zulässige nebenform von
xeiQ' geworden. Dass sich der accusativ etwas mehr dagegen
sträubt, als der genetiv, erklärt sich daraus, dass dieser dem
dativ näher steht. Ausserhalb der flexion ist x^^Q' bewahrt,
ausser in x^Q^f^^^'i^ (Aesch.), x^Q^^^^^^^^ (Soph.).
Die gewöhnliche Atthis ist mit x^Q' sparsamer. Im Singular
kennt die komödie nur x^'^Q'y ^^^^ ^r- ^^' 11^2 ix ywai-
xfiag x^Q^^ gehört einem vers mit tragischem ausdruck und
rhythmus an, der Euripides in den mund gelegt ist. Dazu
kommt CIA. 2, 744 B 10 XEIfPI]. Im dual stäts x^^Q^; im
gen.-dat. das von Chörobosk. zu Theodos. s. 346 und danach
von den landläufigen grammatiken als normal bezeichnete x^Q^*^^
sicher bel^ nur in lyrischen maassen: Ar. Ran. 1348. 1366,
Autokrates (fr. com. Kock 1, s. 806) v. 4; x^^9^^^ ^^ anapäst
Ar. Eq. 826; x^Q^*^^ dem überlieferten ;f«(>(7iV näher, aber x^^-
Qotv metrisch möglich Phryn. fr. 36 K. (trimeter). Dazu CIA.
2, 742 A 14 (aus den letzten Jahrzehnten des 4. Jahrhunderts)
deutlich XEIPOIN. Man erinnere sich, dass auch Selon die
letztere form zweimal gebraucht. Im plural gilt x^^Q^^y X^^Q^<^>
X^igäv. Doch hat Ar. xh^<^ ausser in den beiden die tragödie
parodierenden versen Thesm. 912. 914 auch noch in dem ge-
wöhnlichen trimeter Vesp. 1193. — In ableitung und Zusammen-
setzung begegnet vor vocalen durchweg /6t()-,- lehrreich ist Eu-
polis zweimahges x^^QovinxQov (daneben x^Q^^^^'^9^^ ^^^ ^^
unsichrer Überlieferung) gegenüber x^Q^^y^- Inschriftlich X£I-
134 Jakob Wackernagel,
POTON- CIA. 1, 40, 5. 29 (424/3 a. Chr.). 1, 85, 5 (5. jh.).
Es verlohnt sich nicht, die Statistik weiter hinabzufahren,
• wol aber festzustellen, warum der Wechsel zwischen /w^- und
X€Q', wenn wir auf ihr ursprüngliches Verhältnis zurttckgehen,
sich durch den folgenden laut, vocal oder consonant, bedingt
zeigt. Dabei ist festzuhalten, dass x^^Q' unechten diphthong
hat (auf Vasen EYXEP02; CIA. 1, 61, 33 XE[P]0[N]; 2,
689, 7 XEPO [vLjtTQov]; euböisch TETEPEI XEPI IGA. 370)
und äol. durch x^QQ'y dorisch, arkadisch und delphisch durch
XrjQ' reflectiert wird. Eine grundform xW ist schon darum
unwahrscheinlich, weil -egj- sonst nur unter dem accent in d«i
einzelnen dialekten so wiedergegeben zu werden scheint; un-
möglich ist eine solche, weil x^QJ ^or consonanten sich als x^Q''
zeigen müsste, nicht als x^Q- Bleibt die rückführung auf x^Q^i
hier stimmt alles. Lautgesetzlich giebt x^9^'^^ *X^9^og, x^9^'
ai x^Q^h x^Q^''^*'^ /^(jj'ii//. Die formen x^^'q> X^^Q^> X^'^Q^f X^^'
Q^^i X^'^Q^^ haben ihr x^^Q- ^^s den casus mit betonter endung.
Wir dürfen aber kaum sagen, dass sie für x^Q^ (Timokreon
fr. 9 xh^ ano)^ *X^9^^ ^- s. w. Stehen. Der starke stamm
kann wol nicht anders als x^Q^^- gelautet haben. Dessen Ver-
hältnis zu övqxBQrjq und zu ved. hards „griff" bleibt noch zu
bestimmen. Die möglickeit, dass das griechische wort erst durch
annähme der bedeutung „band" aus einem neutrum zu einem
femininum geworden sei, scheint mir nicht ausgeschlossen.
9. Regelwidriges Qa{QQ) findet sich mßoQaov aravQov.
^HUtoi; xüQGov' xoQiuov Hes. , vgl. E. M. 540, 14 xgoaaovg'
oiovBi xoQoovg rivag ovrag; o^aot' twi» dgvojv ol saxctTOt yBVo-
fiBVoi (Nauck ogaui)\ oqüo- in naXivoQaog (Hom.), oQaoTTjg
Kritias 'Ofiih'ai bei Hdn. tt. fi, l. 40, 14), oQao&vQrj? (Hom.),
wenn dieses oqgo- richtig mit skr. fsvä zusammengestellt worden
ist, vgl. noch Äsch. oQaoXonstruL, sowie oQaoSaxvrj „(erdfloh?)";
negasig; Hegascpov}], Oegadcpaaaa, OeQQ^cparra; noQüvvoD,
noQaaivo} bei Homer in noQOvviovoa F411, noQUVVB, noQUaiVB
y 403. 71 347, bei den dichtem und Herodot auch in andern
formen vorliegend; nvQaogy nvQQog; ragaog nebst xagair^
(Simonides), &aQQta (Hes.). Von diesen ausnahmen fallen die
bloss durch Hesych überlieferten, da deren accent nicht als
sicher genug bezeugt gelten darf und die betr. Wörter zum teil
ganz dunkel sind, ausser hetracht. Ebenso, aus gleichfalls nahe-
liegenden gründen, die beiden mythologischen namen, für welche
Miacelleu zur griechiacbeii gr^immalik. 135
Eudem lakon. n^gitpävtia in betracht fällt. Ferner ist la^aög,
wie ^agai^, att, iÖuQSov ZU beurteilen d. h, es geht auf *Tp«-
aög zurück oder hat zum wenigsten eine solche form neben
sich gehabt, wie rpaaiü beweist, ein von Sophokles, Eupolis,
Ar. (Nub. 50: oltoy rpi^yö;, roaaiÜQ, e^tiov ntpiovai'ag) ge-
brauchtes wort, dessen nebenform laponj ich für die jüngere
halte. — Ob es 'öpoöi; oder 'opoo« hiess, lüsst das griechische
nicht erkennen; jedenfalls ist die gleichsetzung mit skr. j^sva
bedenklich, da man eher als aitinilischen reflex *lrSa oder *irsva
erwartete. Bleiben aopavvco und nv^aög: beide mir noch
rätselhaft.
Nicht habe ich aitppöt angeführt, dass bei Aesch, einmah
häufig bei Euripides, einige wenige male bei den komikern und
Xenophon vorkommt und als eine art nebenform des von Homer
an gebrauchten ort^tog gilt, Es kann nicht auf 'uTtpöos zurück-
gehen, weil der Übergang von pa in pp, der nach ausweis der
Inschriften (Meisterhitns s. 40) im gewühnlichen attischen späte-
stens am die mitte des fünften Jahrhunderts begonnen hat,
zwar andern niundarten nicht ganz abgeht, wie man aus eleisch
fätifiv, Alcmans jcäßp« ersehen kann, aber nicht nur Homer,
bu welchem deshalb üt^nppn; nichts mit 'o&ang zu tun haben
tuDii, sondern auch den tragikern bekantlich fremd ist.
Ebenso habe ich fälle wie l4gpt*päv, "Üppinno;, auch ^«p-
("'»■7 ~ /«rpiVij bei Seite gelassen : sie sind einfach beweise dafür,
<W auch po aus pi jener assimllation unterlag. Man kann
«lor. xöppoiv = xofi'jTiov und in gewissem sinne auch Res. ^rt'p-
t<"o- iiij^äy^t] aus ijf^aaaio vergleichen.
Bei is tiitt uns nur eine bescheidene zahl von beispielen
^t^^en. Es scheint dasselbe gesetz zu walten wie bei rs:
nioov, äKaog, wenn hier zwischen Ä und a nicht ursprünglich
^ dental stand. Auf homer. «iffo, 2. sing, zu uXto, will ich
weht zu viel gewicht legen. Im aorist haben wir neben der
Sß^Öhnlichen formation, *;ijiaro, äriTrjXa, (ijia, taifiijXa; ijyyuXa,
•»«riiia; itpiXuzo, nübst zugehörigen formen, das a durchgeführt
™/ii- (hom. ftXaav, /iXaui, eiXoiti, ftlaai;; ähnliches bei den
"^Jchtern der folgezeit) und »tX- (hom. ixtkauficy, xfXaai, xfXnd-
'pi, inhifAaty, BnixiXaui, intxiXattvTig; weitere, meist dichte-
"Khe belege, siehe bei Veiteh). Es verdient beachtung, dass
■"«Uw nur ^xiiXtt bildet. Ein ferneres beispiel liefert Semonides
"i 17; xai r^c Ömo&tv ÜQOO&ö^rjg [di]ijXaii/ti}y, von äXXo/iai.
136 Jakob Wackernagel,
Was mit EM. 428 , 28 : ^Xaaro ßovg ^Ißvxog naga ro rjXaaaxo
(fr. 55) anzufangen sei, scheint noch unermittelt. — Das futurum
liefert x^Aaco, von Äeschylus und ApoUonius Rh. dem analogen
aorist nachgeformt.
Vielleicht gehört mancher fall von äol XX gegenüber ion.
att. X mit länge davor hieher oder zu aX: aQyiXog, o/zikog,
nidlXov, coTftX^.
vö.
Osthoff und nach ihm Brugman nehmen an, dass rs, 1$
ursprünglich immer bewahrt und die in den sigmatischen aoristen
auftretende assimilation dieser lautgruppe von ns, ms her ent-
lehnt worden sei, bei welchen lauten die assimilation gesetz-
mässig sei (Brugmann, gr. gramm. § 45). Wie ich hoffe durch
die vorstehenden Untersuchungen den ersten teil dieser behaup-
tung berichtigt zu haben, so glaube ich auch von dem zweiten
teil, wenn auch mit weniger Zuversicht, abweichen zu dürfen.
— Das verbum vtao/iui, dessen Schreibung mit einem a allein
gut bezeugt ist, muss offenbar auf eine mit viva- beginnende
form zurückgehen. An und für sich kann auf diesen reduplicativ-
körper bloss o-fiai, wie in yiyv-ofiaiy oder -jo-fiai^ wie in
XiXaiofiai, gefolgt sein. Osthoff hat sich für das zweite ent-
schieden, um das verbleiben des a zu erklären, da nach seiner
meinung *vivaofiai, zu ^vivofxa^ werden müsste. Allein, dass ;
vorausgehendes a zu schärfen vermocht habe, lässt sich nicht
im geringsten wahrscheinlich machen. Wissen wir doch im
gegenteil, dass intervocalisches aj wesentlich gleich behandelt
wird, wie intervocalisches a. Nachdem wir aber wissen, dass
Qa am schluss einer accentuierten silbe sich hält, sonst aber zu
rz wird, ist es gestattet für ns ähnliches zu mutmassen. Es
stimmt hom. nstpeiasTat, geschrieben nsqfT^aeraL, dessen a ich
zeitschr. 27, 279 unrichtig beurteilt habe. Ferner eiaw, das
indess nicht als beweis dienen kann (Brugmann, sächs. berichte
1883, s. 195).
Dagegen wage ich nnatico, das Osthoff mit viaofiai zu-
sammenstellt, nicht geltend zu machen. Die attische form des
verbums, die an den beiden ältesten überhaupt sich findenden
belegstellen , Pherecr. fr. 183 K. und Aristoph. fr. 245 K,, über-
wiegend überliefert und, da das attische trotz dem in den
Schulbüchern aufgeführten yaQisoaa aa nicht kennt, einzig mög-
lich ist, nämlich nTirzüj, muss zuerst erwogen werden. Wo
HiBcellen zur griecbüchen gramraatik. 137
-rrco, 'TT«, -TTfoi' ausserhalb gutturaler wurzeln uod stamme
erscheint, ist es aus diesen entlehnt und zwar ist diese ent-
lehnung so sehr regel gewesen, dass der lautgesetziiclie reäex
TOn TJ, 9j sich nur in isolierten Wörtern wie fteoog, eaog, Btjaa
u. s. w. , aber in keinem präs., fem. auf a noch comparativ
erhalten hat (Vgl. Brugman, gramm. s. 36 anm.). Aber niiTtm
kann nicht auf diesem wege aus miam, das dann wieder aus
, •wwVffu) ertlärt werden könnte, entstanden sein. Denn erstens
stand das a von mt'üio dem guttnralischen oü-tt nicht so nahe,
wie demselben gewiss das dentalische a-aa stand ; und zweitens
bat jenes umschlagen des dentalischen a-aa in das gutturale
aa-TT dann nicht stattgefunden, wenn dem a-aa ein v ursprüng-
lich voranging: näaa, ti^ttaa, ovaa. Der Übergang von nri'vam'
nztam io nriVroi war also, wenn er wirklich stattfand, ein ganz
isolierter Vorgang. Er wäre um so auffallender , weil , wenn
xTiaio sich im attischen nicht halten konnte, viel näher lag zu
emiBu, €7tTta9i)V etwa *nxi%m ZU bilden. Übrigens haben wir
in njtaävt} WOl das Suffix -iTtivr; ; vgl. 9vaavog, jQÖiiavov, Xci'if/a-
vov U. a.
Dagegen finden wir iis zu m geworden in dem bei Homer
für die >^verba sehr reichlieh belegten sigmatischen aorist; a-
formen haben sich keine erhalten, da ^üaauTi v 180 (von qat'via)
nicht in betracbt kommen kann. Ebenso haben wir z durch-
geführt in x^v, n^y. In allen diesen fällen konnten formen
bestimmend sein, in welchen die mit ns schliessende silbe den
accent nicht hatte. In ^i^v, /j^v ist dann das v auch in den
DOminativ gedrungen. Der echte nominativ '^ujj; liegt bei Homer
u. ff. in der falschen Schreibung /<»; vor. Steht fi^vi} fUr
*ft^a^, oder hängt es mit ahd, mano u. s. w. zusammen?
Einen gegenbeweis wurde iijvos bilden, wenn di^enigen
recht hätten, welche mit Fick dasselbe zu skr. dätrtsas stellen.
Aber die bedeutungen „ratschluss, listiger anschlag" auf der
einen, „Wundertat" auf der andern seite liegen einander nicht
nahe. Auch müsste es nach den bekanten regeln der „ersatz-
dehnung" 'ättvog oder 'iävo^ heissen. Es liegt suffix -vog vor,
welches an die in dem futurischen conjunctiv ^m und in iääriv,
SiSaov enthaltene wurzel angetreten ist.
Für ms kann ich die geltung unserer regel nicht nach-
weisen. Neben aoristen wie tvu^u steht mfiog, das man auf
omsos zurückführt, und das deshalb *ovaag lauten sollte.
138 Jakob Wackernagel,
13. Über attische contraction nach ausfall des vaiL
Das gesetz, dass im attischen so aus e/o, oa aus o/a der
contraction nicht unterliegen, hat einige merkwürdige aus-
nahmen: vov/urjvia nebst dem seit dem fünften Jahrhundert be-
legten eigennamen NovjLtijvio^, wofür erst die hellenistische zeit
vBo/iiTjvia einsetzt; &ov' in manchen composita von O'cog, das
doch in rücksicht auf seine sonstige zweisUbigkeit notwendig auf
*&€/6g zurückgeführt werden muss; drog aus ofarog u. s. w.
Es kann sich für uns nur darum handeln, die besondere eigeor
tümlichkeit dieser Wörter ausfindig zu machen, der sie ihre
ausnahmstellung verdanken.
Als viog sich mit fii^v zu einem werte verband, erlitt es
keine andere Veränderung, die von lautlichem einfluss sein konnte
als das vortreten vor ein accentuiertes wort unter Verlust des
eigenen accents. Also muss dieser an dem übergange von so
in ov schuld sein. Dass zwei vocale sich enger an einander
schliessen, wenn auf sie eine accentsilbe folgt, als wenn einer
von ihnen selbst den accent trägt, leuchtet ein. Auf der In-
schrift von Naupaktos (IGA. 321) finden wir X)n(ovTicov, ^loig,
-tovg (z. 12, 14 bis, 39), aber z. 33 X)n6€VTi.
Von da aus wird der unterschied zwischen &€6g und Sovxv^
Sidfjg verständlich. Man erwartet, dass &€o- in allen den fäUeü^
zu &0V- werde, wo eine an dasselbe angeschlossene lautgrup^«
ihm den ton entzieht. Dies findet sich in der tat vielfach; dodi
giebt es zwei störende momente. Einmal herrscht die neigucms
etymologisch zu sein und die form des grundworts festzuhalten.
Daher ging zwar, als aus evd-sog mit -aiäv ein affectverbiim
gebildet wurde (OsthofT, MU. 2, 38), iv&so- bleibend i
iv&ov' über, weil der Zusammenhang mit &€6g nicht stark
empfunden wurde, um zur rückwandlung von dvv in dso amu —
treiben. Aber unter den composita, in denen &€6g das erst^3
glied bildet, haben die adjectivischen und appellativischen m
gesamt das lautgesetz der etymologie geopfert. Von den eigen — -^
namen gilt dies aus naheliegenden gründen nur in geringereni^^
mass. Aber doch führte die bezeichnete tendenz in der kaiser
zeit, welche ja auch veo/tirjvi'a statt vovfitjvia hat, zur allein
herrschaft von 0€o-. Der index zu CIA. III verzeichnet neben^-*^
ca. 200 individuen, deren namen mit Qbo- anfängt, kein ein
ziges sich Qov- nennendes. Störend war zweitens der umstand^
dass die verschiedenen casusformen im accent selten überein-^
i
Miscellen zur griechischen grammatik. 139
summten, und in folge dessen die eine Qbo- beliess, die andere
Bov" haben musste. Natürlich traten dann in den einzelnen
namen ausgleichungen ein, und damit wiederum discrepanzen
zwischen namen gleichen accents. In der besseren attischen
zeit verhält sichs nach dem index zu CIA. I, der über das fünfte
Jahrhundert auskunft giebt, und dem, was eine durchsieht von
CIA. II, 2 (welcher band unverhältnisniässig mehr namen ent-
hält als II, 1) für die folgenden Jahrhunderte ergeben hat, etwa
80 (die Ziffern bezeichnen die bände des CIA.):
1. Namen, die den accent durch alle casus auf einer der
beiden silben von d^so- bewahren, zeigen keine contraction:
9ityyviq I. II, QioWoq I {QivWoq I).
2. Namen, die den accent bald auf einer silbe von Qso-,
bald auf einer spätem silbe haben. Nur offen: QsoßLoq I. 11;
%i!ißovXoq II, QaoyvfjTog I. II, QsSSo^og II, QsoSorog I. II,
BiifiV9jaTog II, Qso^evog II, Gsono/nnog I. II, QeonQonog I,
BtoafjjLiogl^ 0e6q)aVTogII^ Qsotpfj/Äog U', QsoxaQigll', Gsoxgivijg
n, Beonidrig II, Qeo/Liijdfjg II, 0€on€i&f]g II, QsoTelrjg II,
^^oxaQrjg II; 0€OxX^g I. 11; Geofivij /acov ll\ Qsoxksia II. Offen-
heit und contraction wechselnd GsoStj/nog II — GovSTjfiog II,
SeiScogog I. 11 — QovScoQog I, Osoxgirog I. II — Qovxgirog
ö» OsoTifiog I. II — QovTifiog I, Qsoqii'kog II — Qoiq>ikog
U 433, 37, QsoqtQaaxog II — QovqtQuaxog II; Oeoysvrjg I. 11
Bovyevrig II (vgl. Qevyevrjg I), Qsofxivrig II — Qov/tiivijg I,
^^otpwfjg I. II. — &ovq>dv?jg I. — Nur contrahiert finden sich
^^^vfißgoTog I, QovfxoQog I, GoiSinnog I. IL
3. Namen, die den accent niemals auf einer silbe von 0£o-
a) Feminina masculiner namen der 2. klasse: Qsoysvigy
^^odl/Tfj, Ofoiciga, Oto/av/^arrj, 0€O(pi'k?j, sämtlich in II.
b) Aus namen der 2. klasse abgeleitete mannsnamen: offen
^^odfOQiitjg n, &€0^0Ti'St]g II, Qeotpt'kioxog II, dazu Geoioata
**; oflfen und contrahiert: Qeodoaiog II — Govdoaiog I. II,
^mifit'Stjgl — QovTi/iitd^g l; immer contrahiert: 0ovd(OQix^^^^
^ovtXa'Sfjg I. II, Qovxvdt'd^g I. II, QovfxoQiog II, 334, 54; vgl.
ö«mW II.
c^ Sonstige namen: QovStjg II, Qovdiudfjg II, vgl. Qev-
r«r«y I.
Man sieht, das ursprüngliche Verhältnis, so mannigfach es
^ durchkreuzt ist, lässt sich schön durcherkennen. Und
140 Jakob Wackernagel,
zwar, da die in der kaiserzeit zur herrschaft gelangte neigong
für etymologische ausspräche schon früher sich auszubreiten be-
gonnen hat, sehen wir deutlicher, je weiter wir zurückgehen.
In CIA. I ist stäts betontes Qeo- stäts offen; bald betontes
bald unbetontes Qeo- in 8 fällen offen, in 3 fällen in den einen
beispielen offen, in den andern contrahiert, in 5 fällen immer
contrahiert; nie betontes Öco- in 1 fall bald offen bald contra-
hiert, in 4 fällen contrahiert. Der eine fall gelegentlicher nicht-
contraction in der letzten kategorie {Geon/ii'Sfjg) kann als
ältestes sicheres beispiel etjrmologischer ausspräche gelten.
Bei den mit KXso- und Nso- zusammengesetzten namen
kann ich abgesehen von Nov/ni^viog kein KXov-, Nov- nach-
weisen; statt des erstem finden wir vereinzelt das auf KXsb-
beruhende KXsi.
Ähnlich erklärt sich die contraction von oa aus ofa zu a.
Dieselbe findet sich erstens in drog u. s. w., wo der accent
überwiegend auf die dem oa folgende silbe fällt. Allerdings
wäre man gegenüber von hom. ovarog, ovaxi u. s. w. geneigt,
die oxytonierung von «to?, coti', dai erst in die zeit nach voD-
zogener contraction zu setzen. Allein die durch die contraction
hervorgerufene zweisilbigkeit hat die oxytonese nicht hervor-
gerufen, sondern gerettet. Als an ou(s)i} das ablativische tos
antrat, hatte dieses den ton: ^oraro^, *oaro^, mxoq. Danach
die andern casus.
Dem zugehörigen nominativ pflegt man den echten v-
diphthong zuzuerkennen. Gegen die Überlieferung. Denn die
meines Wissens einzige inschriftliche belegstelle aus der zeit, wo
die beiden ov geschieden werden, CIA. 1, 322* ß 93, giebt 02.
Nun finden sich freilich von früh an vertauschungen zwischen
E = £1 und EI, 0 = ov und OY. Allein so häufig die vollere
Schreibung statt der kürzern ist, das umgekehrte findet sich
nur auf eng begrenztem gebiet. Cauer stud. 8, 231 weiss für
E als Wiedergabe des echten diphthongs st nur oXeiX^ov anzu-
führen, das dreimal mit EI, zweimal mit E geschrieben wird
(Meisterhans s. 67 anm. 590, wo Ephem. arch. 1884 p. 161/2:
oXsiXcov nach Riemann beizufügen ist); er entschuldigt die Un-
regelmässigkeit mit der „singularis natura huius formae". Ich
denke eher, dass das für das ältere Attisch vorauszusetzende
schwanken zwischen /tidt^cov und /istXcov einfluss geübt hat. Da-
zu das bekante JOKEl (Brugmann, MU. 1, 178). — Scheinbar
Miscellen zur griechischen grammatik. 141
häufiger findet sich 0 für den v-diphthong ov. Meisterhans
s. 30 führt ausser 2nOJlA2 = Snoviiag in der für ortho-
graphica ausser betracht fallenden insehrift CIA. 1 , 324 an :
1. BON auf der eleusinischen insehrift (Dittenb. Syll. nr. 13)
z. 40, worin ich ein sehr wertvolles zeugnis dafür finde, dass
die attiker noch im fünften Jahrhundert neben der neubildung
ßovv (CIA. 1, 31, 12: BOYN) die alte accusativform ßu)v im
gebrauch hatten. 2. Die genetive sing, und plur. TOTO, TOTON,
im ganzen elfmal in den aus 415 und 414 v. Chr. stammenden
Inschriften CIA. 1, 128. 133 gebraucht, neben TOYTO = tovjov
128, 8. 133, 8, welche dem Schreiber dieser Inschriften speciell
eigene Seltsamkeit offenbar im gen. sing, entsprang und dort
durch rein lautlichen einfluss der zweiten silbe oder durch mehr
begriffliche gleichsetzung der beiden silben bewirkt wurde;
vgl. gortyn. twtco. 3. 0, OJE, OJENA, OJEMIAI in
nacheuklidischen und darum für diese frage weniger gewicht-
vollen Inschriften, aber wie der erste blick auf die hierin über-
einstimmenden formen zeigt, jedenfalls durch einen bestimmten
noch unermittelten umstand bedingt (CIA. 2, 997, 3 A021H1
zeigt, dass sXovaa wirklich auf iXosaa beruht). — Man sieht,
dass rein unmotiviertes setzen von 0 für ov nicht vorkommt.
Immerhin wäre für ovq ein zweiter beleg willkommen. Er ist
indess wegen anderweitiger jenes 02 bestätigender tatsachen
überflüssig. 02 kann nur auf zusammenziehung beruhen, und
also, da *oBg als grundform nicht denkbar ist, auf solcher aus
'^ooq. Bekantlich führt auch A 109 ''Avjiq>ov ai na^ä ovg
akaasv iiq>Bi (neben Y 473 Sovqi xar ovg) auf eine zweisilbige
form. So richtig Curtius erläut. s. 67, der indess die jüngere
erst aus ovar- abstrahierte nominativform oag einsetzen wollte.
Jetzt bestätigt sich die angäbe der grammatiker, dass ovg
dorisch cog lautete (so auch Theokr. 11, 32), und erscheint
Theokrits (1, 27) adjectiv afjtqtiosg als correcte bildung, ob nun
das CO aus o/ hervorgegangen sei, wie in dorisch (Haxa, äaaiv,
toaTm&r^aüo (tarant. ara aus ^oara, wie n^arog aus *nQ6aTog)
oder einfach den langen compositionsvocal darstellt. Zu diesem
nomin. ouos verhält sich der stamm otis-ofi, oii^-n genau so
wie im sanskrit zu giras (worin dem -as auch die wurzel in
schwacher gestalt vorangeht) der stamm girsan, girsn. Ohne
Zusatz eines nasalen elements kommt der schwache stamm otia
in ivifiiov vor. Das -i in auris u. s. w. stammt aus dem dual
142 Jakob Wackernagel,
oder aus dem wort für „äuge" oder aus beidem. Dem au(8)'
dio ist skr. nian-dJiatf, worin inan- aus mam- schwächster
stamm von manas ist, in mehrfacher beziehung gleichartig.
Neben einander stehn im Attischen schon des fünften Jahr-
hunderts x^^^*3 (^^' Thesm. 18. 19) und x^^^ (Pherecr. in den
MsraXXifg fr. 108, 31 K.). Für das vierte jh. ist letzteres in-
schriftlich belegt durch CIA. 2, 834^ II 40. 841»» II 40. Hier
bricht sich, wie es scheint, unsere regel, da offenbar die einzige
auf der schlusssilbe betonte casusform, der genitiv plur., nicht
für das ganze paradigma die contraction bewirken konnte.
Allein vorerst ist zu beachten, dass beim selben Aristophanes
(Thesm. 57. 62) neben jfoaViy auch noch das verb x^aviw
vorliegt und dass dieses unserm lautgesetz nach ;rQiyct;Q) lauten
musste. Ganz wol konnten grundwort und derivat einander in
der weise beeinflussen, dass die einen xodvrj und xoctvewo, die
andern x^^^ ^^^ x'^'^^^^ sprachen. Allerdings las das aas-
gehende aJtertum das verbum nur an den beiden aristophanei-
schen stellen und kannte darum für x^'^^i^ keinen klassischen
beleg. Daher denn dieses von den Atticisten als unattisch ge-
brandmarkt wird. Die Inschriften scheinen hier nicht zu helfen.
Die ältesten beispiele für /wvfvco werden von den hellenistischen
autoren geliefert. So ruht die vorgetragene Vermutung auf
schwankender grundlage. — Allein ist die Identität von j^coin^
mit x^^^^ unzweifelhaft? Nicht nur erregt Hippokrates ;^covo^
bedenken; hom. avroxooivog erweist mit Sicherheit das daseicm
eines wortes, das zwischen /o und v einen langen vocal, wol den
eigentlichen e-teut, hatte und später denselben mit /o- zu /»-
zusammenfliessen Hess. Ich erinnere auch an das verbum, dessen
hellenistisches präsens x^^^^l^^ lautete, dessen attische formen
exovv y ixovTO, inf. x^^'^> /olcrto, exf^aa nebst x^l^^ ^^^ *XV^
zurückgehen.
Eigentümlicher natur sind die Schwierigkeiten, welche die
auf -wval ausgehenden Wörter machen, eine namentlich im Ioni-
schen verbreitete sippe. Es sind ausser /eiptovag sämtlich eigen-
namen: aus älterer zeit belegt etwa Jrjjucava^, "EQ/amva^, "^InnZ-
va%, nvdwva^, ^rj/umvai, Ti/ticöva^, Man pflegt sie auf >o-/aya§
zurückzuführen. Aber auch das Ionische sträubt sich gegen
diesen lautwand el; denn oa aus ofa findet sich auch dort nur
in den formen von oig contrahiert. Und wenn bei Homer ini-
ßdaofiaL, später ißtoas, inißmrog begegnet (Fick BB. 11, 262),
Miscellen zur griechiBchen grammatik. 143
80 darf die frage gestellt werden, ob hier nicht reflexe von
skr. gagyami u. s. w. vorliegen. — Auch ist autnUlig, dass fii«-
«TTiövag, das sicher auf nXtirrToäv(t£ zurückgeht, erst bei Pln-
tsrch begegnet, die älteien alle hier die otfene form brauchen.
Mir scheint der typus auf erweiterung von nameiisformen auf
'<ov zu beruhen, Tlväiövai auf JTi'Stloc u. s, w. Es ist eine im
anltlang an den vocativ mva^ gewagte aristokratische namens-
verschnörkelung. Vgl. was Brugman stud. 9, 398 n. giebt, ob-
wol gerade die von ihm behandelten fälle noch anderer dentung
fähig sind. Eine fernere analogie liefert ftiivxino).oq Eur. Hec.
121 (nebst aeschyleischem navitnoXiio) statt fiävji^ nach analogie
Ton otWnn ÄÄo^ , ovfi^aniAn^, Svijnöio;; vielleicht eine nähere
Rheaos 41 atgathi 'AQyokaq, eine art masculinbildung zu 'Aq-
yoliV. — Hiernach wird man die etymologischen grübeJelen über
2<ipwra| einsteilen können. Es verhält sich zu ynDrtrtx**!^ ähn-
lich nie im Aolischen ^xafiuvSgtäva'i zu Sxa/iavAitiävvfin'; und
darf als eine ursprünglich scherzhaft oder spöttisch gemeinte
Wldung gelten (vgl. CurtiuB, stud. 3, 121 anm.).
Es bleibt übrig dem wie ich hoffe nachgewiesenen laut-
gaetze die richtigen grenzen zu ziehen. Es gilt erstens nur,
-^^Bder accent folgt, nicht wenn er vorangeht, wie inXtov,
!4Mt Hcov u. s. w. zu erweisen scheinen. Und zweitens nicht,
Won der zweite der beiden laute natura oder positione lang
ist: hovovfttjv, vtaifoiK, io^rrj. Andererseits versteht sich von
«Mtt, dftss das gesetz auch für m gilt. Ich kenne freilich kei-
"Oi fall , wo es zur anwendung käme. Das unattische ifjri;,
nriucht auch, wenn man im ganzen Schulze's ansführungen
'eitscbr. 27. 604 zustimmt, nicht gerade aus wi/o- oder refo-
^Itgeleitet zu werden. Es kann sehr wol für vfjäTrj stehen.
Es ist, wie ich denke, beachtenswert in der ältesten periode
liö griechischen und dann wieder im attischen einfliisse des
*o»nt9 auf die laute wahrzunehmen. Die beiden hier nach-
Wlesenen sind kaum die einzigen. Man erlaube vorläufig noch
••wi weitem fall namhaft zu machen. Der comparativ nkti'cov
Migt bei Aristophanes und den andern komikern n nur im
MB.-acc. sing, neutr. in f verwandelt, sonst überall u: womit
ili« tragiker im ganzen übereinstimmen (vgl. Bamberg, jahresber.
des Berliner philo!. Vereins 1882 s. 203). Die insehriftiichen
!»%e bestätigen und ergänzen diea. Bis 350 v. Ch. haben wir
144 Jakob Wackernagel,
nur die zwei belege Dittenb. Syll. 13, 7 acc. sing. nXei'to (5. jL),
und CIA. 2, 1113, 4 nXsiovoq (erste hälfte des 4. jhs.). Für
350 — 300 V. Ch. sind belegt nXsitoVy nXsi<o; nXeoaiv, nkiovog,
nkeovcov; nXiov. D. h. das b bat sich von nXiov auf die an-
dern formen mit o ausgedehnt. — Legen wir wie billig den
gebrauch des fünften Jahrhunderts, der b bloss in nXiov hat,
zu gründe, so kann ich bloss ^inen unterschied finden, der die
neutralform von allen übrigen formen trennt: sie allein war,
bevor / wegfiel, circumflectiert und in folge dessen fiel in ihr
der hauptton auf das s, in den andern auf das v. Darum schwand
dort t früher.
14. ixaax oq.
In der erklärung des wertes exaaxoq ist man bis jetzt
stufenweise vor^'ärts gekommen. Das erste war, dass man als
anlaut des wertes vau erkannte: Dawes und Thiersch hatten
dies längst aus prosodischen erscheinungen der homerischen
spräche erschlossen , als Bekker /dxaarog geradezu in den text
des dichters einsetzte; vgl. die Verteidigung dieser schreibuns
durch Leo Meyer, zeitschr. 8, 167—171. 21, 356-363. Nach-
dem zuerst die Inschrift von Naupaktos (IGA. 321, 24. 26. 30>,
dann zwei eleische inschriften (IGA. 112 = ColUtz-Blass 1152
z. 4 und IGA. 113»> = Collitz-Blass 1154 z. 3) und die Inschrift
von Gortyn (s. Baunacks index) dieses / bestätigt haben, wäre es
töricht hierüber auch nur discutieren zu wollen. — Das zweite
war, dass Allen den Zusammenhang der silbe /s- mit dem re-
flexivstamm aufstellte. Unter dem vorbehält, dass der rest des
Wortes dazu passe, wird man auch hiermit einverstanden sein
müssen: vgl. das von Brugman, hom. textkritik s. 99 und MU.
3, 68 anm. vorgetragene. — Drittens: Den mit x beginnenden
teil des wertes brachte Allen mit dem pronomen indefinitum zu-
sammen: woran heutzutage natürlich nicht mehr gedacht wer-
den kann. Einleuchtend ist Leo Meyers (zeitschr. 21, 363) hin-
weis auf das auch schon früher mit fxaarog im allgemeinen
verglichene ixdg. Dieses ist bekantlich aus dem reflexivstamm
durch das suffix ig. hos abgeleitet, welches „unter absonderung
von" bedeutend im sanskrit als -gas ziemlich häufig belegt ist:
vedisch parvagas „gliedweise" d. i. „mit sonderung der glieder",
sthagas „je nach dem Standort" d. i. „mit sonderung der Stand-
orte" , manmagas „jeder nach seinem sinne" d. i. „mit sende-
Miflcellen nur griechischen grammatik. 145
rang der gesinnangen*' u. s. w. Entsprechend im griechischen
T 13 aXX* aye foi 6wfi€V TQinoSa filyctp tje Xißfjra \ dvSQaxag
„mann für mann" d. i. nicht alle männer vereint, sondern „mit
sonderung der männer''. Brugman MU. 3, 68 anm. zieht auch
das hippokreateische S. X. iyxag, das Galenos mit er ßä&fi er-
klärt, hieher, ohne eine begründung zu geben. Eine solche
wäre allerdings schwierig, da -xag in diesem worte seine be-
deutung ?ö11ig abgestreift haben müsste und andererseits das
wort offenbar mit iyxara zusammen gehört. — Also heisst ixig
„mit absonderung seiner selbst ** „für sich". Diese bedeutung
in ihrem YoDen umfange hat das selbständige ixag nicht mehr.
Nur das negative in seinem begriffe hat sich erhalten; zumeist
ist ein nominalbegriff ausgeiruckt oder vorschwebend, gegen-
über welchem absonderung besteht. Man hat richtig bemerkt,
dass bei Homer ixag sich insofern noch von tr^Xt unterscheide,
dass es sonderung, nicht weite der entfemung ausdrücke. Auch
darin lebt bei Homer etwas vom alten fort, dass es sich immer
um d)sondenmg des subjects handelt, m. a. w. dass ixag nie-
mals .von sich weg* bedeutet: an den beiden einzigen steDeiL
wo absonderung des als object gegebenen nominalbegriffs aus-
gesagt wird, ^ 8 uaf9 ii ^/fpij; ixiu; dvigwv aXifr^axamP und
• 33 akXa ixag rr^amw aMfjrir tii^ia Tr^a, ist die absondemog
to subjectsbegriflEs durch die des objectsbegriffs gegeben« Als
insDahmeo müssien ixasc^og, ixf^ßix^, ixatr^ßiXixfj^ gelten:
^ Osthoff hat sie perl 335 1 nach Hennanns Vorgang richtig
^ WZ. vdci gestellt. Die sfAtere zeit ist hierin vom ur?prüng]idien
^kommen: z. b. Eorip. fr. 905. 2 futim^Xiytnr S'ixi^ i^^-
V^ noXiag anitag. Und dass in der homerischen sfcache
tt«( ab locales adverb empfunden wurde, zeigt das nach ander-
nötigen amlngini gebOdeie ixafnr^ wdches übrigens nicht mehr
ibfiondenmg sondeni schlechtweg entfemung aussagt: K 179
Vprt aM9vtl ^wonach B 45^>.. f 25 ixai^iw Sd n würz ^«r'
<&ai, und zeigt rhrnfaiH 'atituA^ipj vorüber nadih^. — Ob
^ oadihcMBerisdie . aber imm4[Tfam aite dvixag «9»«; , «»A
»Aef mit OMK zssammeohängt ^m t^n^ \aAkt*' ^voik kntir
^*, wdBS kk Dcht.
Wie paaseod awrr»; ,fur sacfa jeder* «ich Uä ±it zi ?-
^thÜeBseiide ilteste hedemang toq ^xa; aa^diltötc. -jnLiäit y^
tidit aoszofilhreiL D^ßtimm bLeüA ai* vierte* -i^iv:^ rt 2s^su
146 Jakob Wackeniagel,
wie SO die endung -zog oder -arog befähigt war, von dem ad-
verb zum pronominalnomen hinüberzuleiten. Brugmann MU. 3,
69 anm. hält es für möglich, dass noarog als Vorbild gedient
habe. Aber erstens ist noarog allem anschein nach jünger als
heaarog. Wenn ein wort von verhältnissmässig so modemer
bildungsweise, wie noarog vermöge seiner herkunft aus den
ordinalia auf -oarog eines ist, erst noch in einem der alier-
spätesten teile der homerischen dichtungen belegt ist {m 288
noarov Sri trog iariv ;\ SO kann das unmöglich zufall sein.
Zweitens ist die bedeutungscorrelation zwischen noarog und
hcaarog eine schwache; ich zweifle, ob auf noarog je mit etwas
anderem als einem ordinale (mit einschluss von oXiyoarog, nol-
Xoarog) geantwortet wurde. Drittens konnte ixag nur dann
durch noarog zur bildung von exaarog befruchtet werden, wenn
neben noarog ein mit exdg gleichförmiges adverb stand, so dass
die gleichung entstehen konnte: x: hxag = noarog: *n6g. —
Brugmann stellt noch eine zweite Vermutung neben die eben be-
handelte: -rog sei Superlativsuffix. Allerdings finden sich bei
Homer adjectivische comparative und Superlative aus localoi
adverbien gebildet: tvrsQOv; ngorsQog, nQcSrog?; inigrigog,
vniqrarog; nagoirsQog neben naQoids. Aber alle diese wÖrter
drücken die läge nach der durch das localadverb bezeichneten
Seite hin aus, ähnlich wie aygorsQog, oQsarsQog, den nach dem
land, dem berg hin wohnenden bezeichnen : exaarog könnte also
nur „den am meisten abseits befindlichen" bezeichnen. Zudem
wäre durchaus *6xdorarog zu erwarten; vgl. das tatsächlich
neben txaariQw liegende txuardro),
Brugmanns versuche das -rog oder -arog als suffix zu er-
klären scheinen mir die einzig denkbaren; da sie dahinfallen,
wird man sich nach einem ganz andern weg umsehen müssen.
Um Jeder" auszudrücken diente in der grundsprache, allerdings
ohne die schärfe von sxaarog, sicher das indefinitum. Im Alt-
indischen finden wir (neben sama) kag cit und kag cana so ge-
braucht; auch die verallgemeinernde bedeutung von cit lässt
sich vergleichen. Lateinisch quis zeigt spuren davon; der ge-
brauch der ursprünglichen enklitischen quisque, cunique („jedes-
mal"), ubique u. s. w. schliesst sich daran an. Immerhin wäre
es unrichtig quotannis, quoimenslhns, quotkalendis (Plaut. Stich.
60), qiiotdiehis f cottidie dahin zu ziehen. Denn indefinites
qiiot kann nicht schlechtweg „alle" bedeuten ; auch müssten jene
SCiceÜG rar gncchischen gramroatik. 147
Wörter sparen der dem qnoi gebührenden cnklisis zeigen, was
sie nirgendi ihiia. Aus griechisch oarju6(}fti, oaixri ergiebt sich,
dass es nrsprüngücfa "quotamiL *quotMf*nseii, *qnoikalrudiw,
*qHotdies mit reLitivischem qnot hiess und erst nachher die
endung in anbequemung an den Satzzusammenhang alihitivisch
wurde. Völlig gleichartig ist in der um 407 a. Ch. gehal-
tenen rede [Lys.] 20, 23 aatov (d. i. oaut lauv) ovdtfttu; #TT(i«-
Tfiag anskiiff^r^^ WO oatov argaxfuov oviffiidi; noch deutlichfM*
gewesen wäre. — Das tt, das in rottidir zwischi'u Heiden ele-
menten steht, bat auch Osthoff, perf. s. 557 nicht wuii'^itml
erklärt. Havet Mem. Soc. Ling. 4, 280 sieht darin «mh d«Mii
cunqiie vergleichbares, im übrigen dunkles „affix"*. Sollu^ ^*>^ njit
Toi gleich zu stellen sein, das in oaai rot fj^inat die allht'it mit
einer gewissen eindringlichkeii betonen würde, also *h\> dWi^Ut
*quot'ti-dieSf wofür ntSLCh postridui und ähn]ich(;n rotii^Jtj «eintrat >
Die bedeutung Jeder" ist auch dem griechiwh<*n i/; mt-Ui
fremd, viel weniger als dem lateinischen quix. wofür idj auf 'iw'
handbücher der sjntax verweise. Ich mache irirvb<'Mjtifii'i<- u-u^Ji
auf tig Tiq „unusquisque** aufmerksam, wo di*? \nmi7At\\^uy d^'r
in mibestimmter menge an der handlunt? U'Uriijj^u-ij j/*-f.y;M'ji
durch das zahl wort ausgedrückt ist. N<x)j vjif; ;i:M-iy:w-*>- Oi*M*
▼ereiozelung auszudrücken wäre ein */x«; t«;, ixv, ü jm.u^-.*
iltesten bedeutung genommen. Lässt ricij vjl uü t-i» *'i\. *»*/
SU htaaroq finden ?
Johannes Schmidt zeitschr. 2."), I<3 f:rkjbr. vi* n! -»-•'*> -
•■d indefinit-formen riov, rtM, t*W, xiouin tu ••ii#«-v »n-
«0 Tf wechselnden stamme *Tfjo. Al^r ':.b' '.-..^-a •■:ui' •/.
Stammes ist für das griechi-^ci/r iiyi;- »- 1.»-. v.'
ihar höchst beweiskräftige kretiyjj^ r.-jv/
•Wa (auf der inschrift von Gort.Tj ».«un
ff »
iden genetiven auf a> au- '/'vv /u-^i;;:.,*:»:..-.
ig. fei^iaifi, /fj^i^ zurückaefüLr v»fr'.<: .;
;, o^roTo; auf einer Ünie. or-vi. l. -^ •
te begreiüicb. dass. da z: 'n, *-«^ ,.-
i existierte, im kreiLs^rrj^r „l •»--..
Iringtei Aber es lä*.-t -.--i ■.,:.; ^,
ii gerade in den dat;T 'j^. u-,^^
£ eingedrängt haben. Y> r*^:.r
ohne stonaig durch «j**n '.«^'i a^- .v.
l4ä Jakoli Wackernagel,
stamm sich die flexion des fragepronomens und
ursprünglich gestalten musste.
Während der nom. acc. sing, in der gnindsprache aus
stamm ft,i- gebildet worden zu sein scheint, rauss in den übrigen
casus Ajö- geherrscht haben, wenn auch nicht ausschliesshch.
So erhalten wir flir das älteste griechisch im singular das para-
digma: Tt'q, *xüo, *ni^, 'xiv; im plur. "tm; (oder *7to/?i, *Ttitm
= skr. kesam (oder nwv?), "notai, 'nvi (oder *n6yg?). Dazu
vielleicht Hea. timiac t(/V»i (Saussure, a. 118 anm.; im), sicher
«ÖT<pof, Tiö^v, nö^ u. s. w, : ich bemerke beiläufig, dass let»-
terem prakritisch kahiin «wo" „wohin" genau entspricht, to
auch jahirß, tahim und Ö9i, rödi einander gleich sind.
Wenn nun in den letztgenannten abgeleiteten formen der
anlaut n- sich one Schwierigkeit halten konnte, so war ihm diea
in der flexion. wo er von r-formen umgeben war, natürlich un-
möglich. Wir müssen hier r-formen (jiä, Torai, eventuell 'iw',
'räy, "röcf) geradezu postulieren. Dass diese postulierten [o^
men im griechischen tatsächlich vorhanden waren und mit ihnen
die überlieferten gleichlautenden formen z. b. des attischen gleich
zu setzen sind, wird durch den accent von Siw wenigstens em-
pfohlen, durch das Äolische mit grösster Sicherheit erwiesen.
Denn die einzige hier für genitiv und dativ der beiden nuineri
von Sang belegte form, der genitiv Sirw, den ÄpoUonius de
synt. s. 291 Bk. aus Sappho (fr. 13 Bgk.) überliefert und über
den Verwunderung zu äussern sich merkwürdiger weise noÄ»
niemand die mühe genommen hat, ist schlechterdings nur als
Eteitenbildung zu einem dativ 'Stiw begreifbar, der hinwiedenii*"-
nach äolischen lautgesetzen nicht aus *örTf>^ entstanden sein k&na
vgl. äfifiitov, v/ifieiav, aipfi'tov, i'ufV, traut, ixiiav, avvTsXitovTOH. —
Allerdings das ionische hat jw, Toiaiv durch i*'(j), rioiaiv ersetzt-
Aber es ist unnötig, dies aus hinzuuahme eines andern stamme^
zu erklären; das t stammt einfach aus dem genitiv, wie das
in äol. ti'u, Ti'nttitv, das auf lautgesetzlichem wege nicht aus
entstehen konnte, aus dem nominativ und accusativ. J. Schmidt
war von einer derartigen mutmassung nicht sehr weit entfemi*
als er zeitschr. 25, 93 der möglichkeit erwähnte, dass rf^, täviv
xsourt „zum genitiv nach unklar gefühlter analogie neu gebildet
wurden." Derartige einschübe sind nichts unerhörtes. Vielldcllt
ist das zeitschr. 27, 268 besprochene attische (^rn^i^s durch einen
solchen zu erklären, wenn die dort aufgestellte deutung nidit
Miscellen zur griechischen grammatik. 149
genfigen soHte. Auch kann man wenigstens fragen, ob der ioni-
sche genitiv masc. der ersten declination auf -cco sein s nicht
dem gen. plur. verdankt.
Für das neuionische ist jener zusatz des e in unserm pro-
nomen inschriftlich bezeugt : inschrift von Amphipolis CI6. 2008,
21: rdxyji [?] MX^^ oxetoovv. Dem Homer ist der zusatz viel-
&ch noch fremd. Zwar liest man
77 227 ovri rstf anivSsaxe dsäv, ots jurj Jii nargi.
X 502 Tif xs letp axi^aifjiv fxivoq xai x^^Q^9 ädntovg,
v 114 rd^ag vi retp Toäs tpaiveiq.
ß 114 T^ OT€ff T€ naxriQ xikerai.
(Zweisilbiges ricoy Q 387. C 119. v 200. v 192,- dreisilbiges
ixitov X 39.) Aber ganz sicher einsilbig sind up, ortf
A 299 ^xi T(f akXfp
M 50 avid T(f tnnoi nach Weils (Revue de philol. 4, 124)
evidenter besserung für das überlieferte oiSe ol tnnov,
M 328 = N 327 fjs ry si^og oQsiofisv ^i xig ijfitv.
X 32 ov6i jff äXia,
V 308 fifjii T^ ixqxiadai,
V 297 ^€ T(p aXX(p,
und ohne kürzung des auslautenden ^
ikf 428 ijji^iv or(f)w aTQ6g>&€VTi fi€Tdq>QBva yvfivad'Sirj,
0 664 jjjLisv OT(f)w l^toovai xai (f xararedvijxaai.
hy. ApoU. 170 xai xiw TSQnsa&e fiaXiaxa ;
ferner der dat. plur.
0 491 ^/wey oxioiaiv xviog vniQxsQov eyyvaXt^fj.
X 110 oaxig rcovd' €i9] ßaaiXsvg xai xotmv dvaaaoi.
An der letzten stelle bezeugt Didymus xotatv dvaaaoi im
sinne von xivwv dvdaaoi ausdrücklich als Aristarchs lesart. An
den andern stellen hat derselbe vielleicht durchweg formen ohne
« geschrieben , sicher M 428 , wo Didymus die form mit e als
^odoteische Variante anführt und unter hin weis auf /? 114 als
berechtigt anerkennt, eine bemerkung, die nur sinn hat, wenn
im Dormaltexte oxw stand, was hier auch die beste handschrift-
Bche Überlieferung bietet. Dagegen schrieb 0 491 Herodian
acher oxioiai. Wir sehen also, dass in der Ilias der dativ
siebenmal ohne €, einmal mit e, in der Odyssee (mit einschluss
der zweifelhaften stelle x 110) viermal ohne s, dreimal mit e
stdit. Allein schon aus diesen zahlen kann geschlossen werden,
daas die c-formen die jungem sind.
150 Jakob Wackemagel,
Jetzt kommt auch rdov bei Archilochus fr. 95 in den rech-
ten Zusammenhang hinein. Im Verhältnis zwischen genitiv und
dativ haben wir vier stufen : rdo — *n(p, xio — t^, xio — rej»,
riov — jsif: erst auf der letzten ist die völlige gleichartigkeit
erreicht.
Wir gewinnen nunmehr als älteste griechische flexion eines
SUpponierten *ey:aaxiq: *irxdaTtg, *6xaaTso, ixaartp, *6xaaTiv; aus
*eyaaT6o ward ixäuroo nach der gewönlichen nominalen weise,
genau wie äoL ottw für ottso eingetreten ist. Hernach *fxaa-
Ttg, *6xdaTiv ZU exaarog, exaarov. Ähnlich ist im plural «fo-
aroig die älteste form. Im neutrum lauteten die grundformen
wol *€xaaTi, *€xdaTa; hier muste sich die anpassung besonders
leicht vollziehen. Die proparoxytonese im nominativ und aceu-
sativ stammt aus der giösten klasse auf -arog auslautender
Wörter, den Superlativen auf -tarog, mit denen zudem eine ge-
wisse bedeutungsverwandtschaft besteht. — Zu den flexions-
formen des wertes kommt zuerst in der Telemachie sxaaro^
hinzu.
Und fxarsQog? Allen, stud. 3, 248, behauptet, dass es b^i
Homer nur fehle, weil es sich dem metrum nicht fügte. Mslh
könnte einwenden, dass es ja frei stand *HxdT€Qog zu sprechen,
so gut als eiycOuog Statt ivaUog, sivdrsgeg Statt ivdregeg (ig.
*yenafer; das altind. zeigt yena- auf der schwachen stufe t/^,
also yäti'; *€mTr]Q ist im griechischen nicht belegt, weil den
Attikern das wort überhaupt abhanden gekommen ist). Immer-
hin hat Allen recht, wenn er das dasein des wertes für die
homerische zeit behauptet.
Die bedeutungsverwandtschaft zwischen exdg, exu&ev und
uTSQ, dndxeodev hat eine raischform ixuTEQd^ev erzeugt. Dies^
muss von haus aus „abseits" bedeutet haben. Vielleicht ist
diese bedeutung für einige homerische stellen annehmbar, wie-
r 340 (= V 813) ot J' £715/ ovv irXuTfQ&ev o/Lii'Xoo dw^rj^O^oav,
Y 153 (von den göttern) äg oi fiiv iydre{)&£ xa&si'aro /ui/rtoooy-
Tf^. Aber anderwärts irrt das wort unverkennbar von seiner
etymologischen grundlage ab und bedeutet statt „auf der seite"
nunmehr „auf beiden Seiten". So yt 27 xvuvsol di SQuxovreg
oQWQs/aTo TiQoxi d€tf)rjv TQstg 'ixuTS{ß&\ ß 273. 319 und in der
Odyssee; in letzterer mit der neiierung, dass die dinge, welche
exuTBQ&sv sind, hier auch statt in einem gemeinsamen dual oder
plural zusammengefasst zu werden in ihrer Vereinzelung singu-
Miflcellen zur griechischen grammatik. 151
laiisch gegeben werden können: a 211 = a 335; C 263. — Diese
bedeutungsverschiebung von exareQ&e kann nur durch associ-
ation an ein wirklich vorhandenes ixdrsQog erklärt werden.
Zu exaarog einen comparativ zu bilden, aus einem wort
für qtiisque auch eines für uterqiie herauszuentwickeln, lag nahe.
Wie konnte sich nun der trieb nach einer derartigen bildung
hift machen? Gegen eine annähme, die gleichung x: txaarog =
noTCQog: noorog habe den massstab abgegeben, wodurch ixare-
Qog ohne weiteres erklärt wäre, gilt wenigstens ein teil der oben
8. 146 betr. noarog geäusserten bedenken. Dann könnte man
auch €XUT€gog: exaarog mit hom. ^rfiTsgog: Qjjiarog, XmnQog:
(XdiGTog) vergleichen; aber warum Qjjiarog, Xckarog eher als
sonst ein auf -arog auslautender Superlativ mit exaarog sollte
zusammengestellt worden sein, ist nicht abzusehen. Viehnehr
wird man eher so sagen müssen: fxaarog, wo es bloss von zweien
auszusagen war, wurde zuerst nach dem allgemeinen muster von
uTBQog, noTSQog, afiq)6T€Qov ZU *€xaar€Qog und dann nach dem
besondem von aregog zu exizegog.
15. u € i ä (O,
Skr. vadi' wird im griechischen sicher reflectiert durch av6jj
mit prosthetischem a und durch vidw, v6(o, das die Alexandriner
aus irgend welchem winkel hervorgezogen haben. Schwierig an
letzterm ist, wie bei vä(OQ, ino u. s. w. (?), v(pai'v(o, dass die
sonstige Übung grundsprachlich anlautendem ü, das nicht vor
Position steht, einen vocal vorauszuschicken {sv&ig = ig. üdhü, durch
dessen einfluss in nachhomerischer zeit das dazu gehörige tdv-
zu eidv' wurde, svvig vgl. skr. Ü7ia, svxof^iai für *iS;^o/iat als
sehwache form zu skr. vagh; svQvg = ig. urii, evxpjkog schwache
nebenfonn zu /dxrjkog) bei seite gesetzt ist. Dass af€i6(o seiner
bedeutung nach trefflich in diese sippe passen würde, ist bekant,
ebenso dass dieses verbum nirgends sonst etymologisch unter-
gebracht werden kann. Das ft macht allerdings Schwierigkeit,
aber man erinnere sich, dass der gleiche diphthong noch ein
zweites mal in einem griechischen reflex einer ig. aus t;e+ con-
sonant bestehenden Avurzel vorkommt: fstnetv. Wenn nun dort
nach Brugmanns treflfender erklärung (zeitschr. 25, 306) vei- auf
ig. veu- beruht, so müssen wir auch hier eine grundform *af€väa}
statuieren. Und da weiterhin eine solche wurzelform nur durch
reduplication und zwar eine reduplication , wie sie sich nur im
152 Jakob Wackernagel, Miseellen zur griechischen grammatik.
aorist findet, entstanden sein kann, ist in a-ffiS- der laaüiche
nachfolget einer reduplicierten aoristform enthalten, mit dem
unterschied von f^in-iiv, dass erstens dasselbe a vorgetreten ist
wie in aiS/j (vgl. aeaa) und zweitens der aoriststamm allge-
meiner verbalstamm geworden ist. Diese letztere umwandlang
hat darin ihren grund, dass n sonst dem präsensstamm ange-
hört; sie nahm also damit ihren anfang, dass der aor. ijfaiio9
sich mit iJQBiSov, inei^ov, i\iinov zusammengesellte und vom
imperfect aus weiter ausbreitete. Die Uias kennt ausser formen
des präsensstamms nur do/6ifiog und (in ii, im scbifEskatalog
und dem unechten verse N 731) doiSog, dotSij. Erst die Odyssee
bietet formen des sigmatischen aorists: aaioB, asiaov, aetaai
und des futurums: anao^syog. So wurde altes *^£Jov, *afii<o,
*d/od6g, *dfoStj, {*rift6sa oder) *rifidBaaa, *dfBSefo verdrängt.
Dass ein *avodam im altindischen nicht belegt ist, kann
um so weniger als einwand dienen, als avadisam im RV. nur
einen beleg hat. Auch nicht, dass /fin- die bedeutungs-
wandlungen von /ftJ- nicht mitgemacht hat. Nicht bloss wurde
ersteres durch seine grössere häufigkeit vor associationen besser
geschützt; auch die a-flexion desselben kommt in betracht,
endlich der umstand, dass die aufnähme von dfsii- in den
präsensstamm wol den weg nahm, dass der diphthong in schon
vorhandene formen desselben eindrang, während im griechischen
kaum je ein präsens aus Yveh vorhanden gewesen ist.
Basel.
Jakob Wackernagel.
Die korinthischen vaseninschriften.
Zu der folgenden Zusammenstellung korinthischer vasen-
inschriften veranlasste mich die erwägung, dass eine möglichst
vollständige Sammlung dieser inschriften, welche in gleichem
maasse das Interesse der Sprachwissenschaft wie der archäologie
beanspruchen, bisher noch nicht versucht worden ist.^) Es kam
*) So schrieb ich im Oktober 1886, in welchem monat ich die arbeit,
80 wie sie voriiegt, fertig stellte. Während sich der druck bis jetzt Te^
sdgerte, erschien mittlerweile die arbeit von Blass: dialektinschriften von
Xoriath, Kleonai etc. iu BB. XII (1887) 3. heft s. 169 ff. Da jedoch auch
Paal Kretschmer, Die korinthischen vaseninschriften. 153
mir besonders zu statten, dass herr Dr. Botho Graef, welcher
im frühjahr 1886 sämmtliche korinthische vasen des Louvre
untersuchte und die beischriften genau copierte, mir mit dankens-
werthester bereitwilligkeit seine diesbezüglichen aufzeichnungen
überliess. Auf diesen beruhen also die lesungen der 15 vasen,
n, 17 bis 31, von denen 10 — n. 17 bis 25, 31 — als anek-
dota gelten dürfen, während n. 30 mehrfache berichtigungen
erfahren hat. Ferner verdanke ich die richtigstellungen von
n. 13 und besonders 15 hm. prof. Robert, die von n. 4 hm.
prof. Petersen in Athen. Die vasen des königl. museums in
Berlin, n. 34 bis 37, habe ich selbst von neuem untersucht.
Bezüglich der schrift und Orthographie der korinthischen
vasen schicke ich folgendes voraus.
Kirchhoflf hat bekanntlich festgestellt (Alph.* 90), dass die
im korinthischen nebeneinander vorkommenden formen I und B
in der weise verwendet wurden, dass letztere e und tj = urgr.
S und s, erstere jenen durch secundäre dehnung von $ ent-
standenen laut bezeichnete, dem in anderen dialekten nach
reception des ion. alphabets theils £/, theils H entspricht. Dass
der vocal im korinthischen mit f t, nicht mit tj zu umschreiben
ist d. h. dass er ein geschlossener nach i hin neigender e-laut
war, folgt einmal daraus, dass er eben anders wie urgr. ^
bezeichnet wird. Sodann aber ist auch sicher diphthongisches
ei zuweilen durch I wiedergegeben, noreiädffov nontiap
ist auf den weihetäfelchen 25 mal mit I geschrieben, obwohl es
doch keinem zweifei unterliegt, dass et hier echter diphthong
ist. Denn abgesehen davon, dass alle archaischen Inschriften
den namen mit EI schreiben, weisen die formen mit oi im
lakon. arkad. und boiot. , die mit i im korinthischen selbst
(I6A. 20, 79. 68) und im ion. auf alte vocalabstufung oi: et: i.
Zweifellos echtes ei mit blossem I ausgedrückt zeigt ferner
APCIOM = ^^Qyetog auf n. 35. Daher kann /icoxl, (psiy^ n. 24
die frage nicht entscheiden, ob die endung der 3. pers. s. prs.
hier die Sammlung der vaseninschriften nicht ganz vollständig ist, femer
Im einzelnen sich vielfach ab weichungen finden und sämmtliche Inschriften,
auch die bisher unedierten, nur in Umschrift gegeben sind, so glaubte ich
meine Zusammenstellung auch jetzt noch — und zwar völlig unverändert
— dem druck übergeben zu sollen. Nur die Verweisungen auf meine
abhandlang über die attischen vaseninschriften, welche dieser arbeit ur-
sprünglich vorhergehen sollte, musste ich abändern.
154 Pftul Kretschmer,
echtes oder unechtes £i ist. Vielmehr ist auch hier echtes et
mit ^ bezeichnet. Vgl. att. SOAlS^l = Uetaiiog CIA. I, 373*
iiPAK/|^H^ = "^HQaxXBidijq auf einem att. grabstein aus der
mitte des 5. Jahrhunderts Kumanudes '^n. imrvfiß, 2951, mitt
d. ath. i. X 1885 p. 365 n. 10. KETAI = xetrai ebenda p. 370
n. 29. Auffallend ist, dass einmal I auch für t geschrieben ist:
lti(pirQ^Tav IGA. 20, 3. Aus allem geht hervor, dass im korin-
thischen die ausspräche von ursprünglich diphthongischem si
der des monophthongischen nach i hinneigenden e t = e^ sich
stark genähert hatte. ^)
Endlich bleiben noch die Schreibungen B für et und I für
e ZU erörtern. Sie finden ihre erklärung in der art, wie die
orthographische Verwendung von B und E überhaupt entstanden
ist. Da die letztere form, welche der ursprünglichen d. h. phöni-
kischen näher steht, ja in ihrer älteren gestalt mit derselben
identisch ist*), nur einen ganz speciellen, relativ seltenen e-laut,
die andere form B aber den gewöhnlichen und häufigsten langen
und kurzen ^-vocal bezeichnet, so kann B nicht aus E mit be-
wusster absieht zur Unterscheidung der ß-laute differenziert
worden sein, denn dann hätten wir die imigekehrten bezeich-
nungsverhältnisse zu erwarten. Nun ist B aus E ofifenbar in
der weise entstanden, dass man beim schreiben die drei quer-
hasten, um das dreimalige absetzen zu vermeiden, mit einander
verband und also in einem zuge bilden konnte. Eine mittelstufe
zeigen vielleicht zwei korinthische vasen in Berlin. Im namen
AB(ovi\ auf n. 35^) und Ev^a/oq auf n. 37 hat das epsiloa,
wie ich mich vor dem original überzeugen konnte, die (mit dex"
heta-form zusammenfallende) gestalt B; hieraus wurde durcl^
1) Wie echtes und unechtes ci, scheint auch diphthongisches an
monophthongisches ov früh im korinth. zusammengefallen zu sein, wL
aus der bezeichnung des letzteren durch OY hervorgeht, siehe Kirchhof
Alph.3 91. Im attischen gehört zu den frühesten belegen dieser schrei
weise "HQaxXiovg CIA. I 3Ö0, 2 (Meisterhans Gr. d. att. I. p. 11 f.) ua
V0T3N Aniov(g) rf. amphora Bdl. 1867, 213 f., .PAKVEOY^ KO-
^}f]^axUovg xd[(,)]<? Bdl. 1866, 181 (1. hälfte des 5. jahrh.).
«) Die phönik. form ist schräg geneigt, wie sehr oft auch noch i
korinth. und allen archaischen alphabeten; auf einigen altion. vasen t<
Naukratis liegt sie sogar horizontal, s. Fl. Petrie Naukratis I, 1886
XXXII, 3. 16.
>) Von der linken längshasta ist zum theil die färbe geschwand
Furtw&ngler transscribiert die beischrift unrichtig A6rtlg,
Die korinthischen vaseninschriften. 156
bequemere abrundung B. Ist dies der gang der entwicklung
gewesen, so kann sich dieselbe nicht in der lapidarschrift,
welcher es auf das absetzen nicht ankommt und in der so-
gar ein B wegen des materials schwerer zu bilden ist als E«
sondern nur in der cursivschrift vollzogen haben. ^) Ursprüng-
lich war also B weiter nichts als eine kursive nebenform zu E«
beide formen wurden nebeneinander in derselben weise wie
epsilon in allen anderen alphabeten verwendet d. h. für s, fj
und unechtes ei, in Verbindung mit i für echtes bi. Diese
Orthographie wird noch durch folgende inschriften repräsentiert :
einerseits ^M^ ei fit (dagegen mt IGA. 20, 6. 14. 15. 107) auf
n.5; noTBtäav IGA. 20, 109. 109» 111. 114(113?), AC»tAAM
iyyeiXag Berlin 834 = IGA. 20, 108», andererseits JIot^^ (Tay
20, 43», U&avJ^^a 20, 4 = U&avasa für 'A^avaia,
rBPAI096K 20, 5, wenn es = nsigaio&ev ist; fyQatp^v av^
dh^ 20, 36*. In Korkyra scheint die Verwendung von I für
unechtes c^ überhaupt nicht platz gegriffen zu haben, wenigstens
ist auf der grabinschrift des Menekrates IGA. 342 inoisi, auf
der des Xenvares 344 eifi mit ^^ geschrieben. Erst nachdem
beide formen in gleicher geltung eine zeit lang neben einander
bestanden hatten und das bedürfniss eingetreten war, unechtes
et durch ein besonderes zeichen auszudrücken, benutzte man
dazu, zunächst nur in der cursivschrift, die nebenform I.
Wie ursprünglich zwei epsilonformen ohne bedeutungsunter-
schied, lagen auch zwei betazeichen im korinthischen neben
«uander: beide kommen auf n. 27 vor: die seltnere, rückläufig
^1 in Ja't(poßog, treffen wir auch auf einer att. vase an (femer
^ Selinus, Melos etc.). Einen zweiten beleg für dieselbe (rechts-
'*^g N) sucht M. Fränkel auf einem geweihten ehernen frosch
^'ö berl. mus. nachzuweisen, arch. Jahrbuch I, 1886, 48—53.
öiese form ist darum interessant, weil sie von allen griechischen
(4-strichigen) betazeichen der phönikischen gestalt am nächsten
steht, aus der sie nur durch Öffnung des dreiecks hervorgegangen
^t.*) — Die andere ungleich häufigere korinth. betaform J* und
T-, abgerundet iP, wird mit der 5-strichigen phönikischen durch
*) Dags die cursivschrift schon so alt ist, ist nicht zu bezweifeln; vgl.
^. Wilamowitz Hom. untersuch, s. :U)7. G. Ilinrichs in I. Müllers Hdb.
d-klass. alt I, 415.
*) Vgl. jetzt auch die gortyn. form auf den von Halbherr gefundenen
•*«incn mus. ital. II 1886, l. puntata.
156 Pftiil Kretschmer,
die von Kirchhoff Alph.^ 100 auf münzen von Byzanz und die
ähnliche von Gollitz Hermes 22, 136 auf inschriften von Thera
nachgewiesene >r vermittelt. Endlich erscheint, worauf epi-
graphiker noch nicht aufmerksam geworden zu sein scheine,
eine ganz ähnliche form, nur umgedreht und abgerundet U auf
einer didrachme spätestens des 6. jahrh. aus Sybaris Sallets
ztschr. f. numismatik VII 1880 taf. IV 5.
Im allgemeinen sei noch bemerkt, dass die ansieht, wetehe
früher hinsichtlich der in Etrurien gefundenen gefässe geäussert
worden ist, als seien dieselben etruskische nachahmungen korin-
thischen fabrikats, bei dem heutigen stände der archäologischen
Wissenschaft keiner Widerlegung mehr bedarf.
1. Aryballos aus Karystos (?) auf Euboia. — Mus. d. arch.
gesellsch. in Athen Gollignon Gat. n. 182. Benndorf Gr. u.
sie. vb. taf. 30, 10. Heydemann Griech. vb. VII 3. GIG. 7380^
Kirchhoff Alph.» 89. Cauer Delectus* 79. Vgl. Pervanoglu.
Bdl. 1861 p. 47. Jahn einleit. p. CXLVII a. 1050. Dumont
et Chaplain Les c6ramiques de la Grece propre I 3. fasc. Pari^
1885 p. 234, 5.
Ritter mit seinem knappen zu pferde.
MOCDOITMOI^B "In(n)6aTQoq)0(: (ritter).
/^ATAT-On^B 'I^noßarag (knappe).
Dumont Peint. cer. de la Gr^e propre p. 24 a. 3 will dlie
beischriften als erklärende appellativa gefasst wissen; es sLiid
aber vielmehr eigennamen, die nur mit bezug auf den charakt^er
der dargestellten person gewählt sind. So heisst auf der koriatli.
vase n. 20 der wagenlenker "Avioxi'äag, auf der Arkesila3-
schale der aufseher bei der silphionverladung 2kt(p6iLiaxog u.s. w.
2. Oinochoe bei Lutrakion auf dem Isthmos von Korintli
gef. — Mus. der arch. ges. in Athen. Mitth. d. ath. Inst. JTV
1879 taf. 18, Rhusopulos p. 316 flf.
Viergespann.
AXA/^AM "AyapLag = 'A^ifiaQ? (wagenlenker) (i).
M0<AT1V? KvXXaqoq (pferd) («).
hNlMPQhm AvaUoXiq (pferd).
?VAy^A>0M KvXkaQog (pferd) (^
(DOfTON Ooi't(ov (pferd) (»).
M0J'A1A>IMA äaxaXaßog (eidechse).
(^) Vgl. kret. W/«^ayra GIG. 2554, 158/9. (^) KiXXa^f^ ^
ist der mythische name von Kastors Boss, so auf der Exekia^'
Die korinthiaehen vaseniuscUrifteii. 157
Tase MuB. Gregor. II 53 MdL II 22 KVVAPO^. Et. M. s. t.
KvXXaeog. (') (Por'rwv = „trabet".
3. Lagynos aus Kieonai. — Mus. d. arch. ges. in Athen
Collignon Cat, n. 181. Arch. Z. 1863 taf. ITö, Jahn p. 57 ff.
De Witte Rev. arch. N. S. VIII 274. Klein Griech. Vasen mit
Meistersign. 2. aufl. S. 29, 2, Schneider Troisdier Sagenkreis
1885 s. 115. Dnmont et Chaplain Les cer. de la Grßce pr. I
3, 1885 p. 234, 4.
Achill dem Troilos am brunnen auflauernd.
TtrtOA'^Art MtCPA®6 Ti/itaviäa^ ft' iyQatft (künstler-
inschrift).
AX«ABYM 'Axt^fi>Q-
rPO(/Ort (') Tpü)/ioc.
tAKOOft (') H«v3oc (pferd). .
ArtOXAM 'Aaißaq (pferd) (>). ^^M
mmit [KQ\io{v)[n»Yi {*) (mädchen). ^^H
PPEAA'OM C) JIe('«/<os. ''"5
Von demselben vasenmaler ist das weihetäfelchen in BerBn
846 IGÄ. 20, 1 mit der siynatur Tifiavidu^ *>eoi^t Bia. ~-
(*) Die ersten beiden buchstaben sind verletzt. (*) Vom I
fehlt die obere und untere querhaata, von 9 das kreuz in der
mute. (') U-aö^ui? zu noßiofittt aoßafföq aoßäq Vgl.
Xenoph, Reitk. 10, 1". Jahn a. a. o. und Einl. in d. vasens.
P- 64 las 2oßäz, vgl. Jeschonnek De nominibus, quae Graeci
Pecudibus domesticis indiderunt. diss. Königsberg 1885 p. 42.
C*) Jahn a. a, o. s. 61. (*) Collignon Cat. pl. IV 2: PPCArtOM.
In der abbildung der Arch. Z. a. a. o. ist das dritte zeichen
^ E, dessen mittlere querhasta nur in einem kurzen ansatz zu
•*«tehen scheint. Aber Loeschcke Arch. Z, 1876 s. IIG anm.
^ bemerkt: „Der dritte bucbstabe ist ein etwas misslungenes,
*W deutliches {."
4. Lekfthos, fundort unbekannt. Mus. d. arch. ges. in
Athen Collignon Cat. n. 249 pl. IV 9. Vgl. Dumont Revue
»tch. 1873 I p. 325. Kirchhoff Alph.' 90. IGA. 23. Ich be-
Diilzte eine genaue abschrift und beschreibung der Inschrift von
Pttersen-
Im allgemeinen bemerkt P. : „Ein von Kumanudis im kata-
\ (handschriftl.) geäusserter zweifel an dem alter der iuschrift
ist gewiss unbegründet: wo die oberflMhe des gefässes ver-
Klwuert oder corrodiert ist, hat gleichmassig auch die inschrift
1
i
ä
158 P&^ Kretschmer,
gelitten. Es scheint auch, dass gewisse winzige ansätze irgend
einer Substanz sowohl in den zügen der inschrift wie auf der
glatten Oberfläche sich finden. Die inschrift war ofifenbar be-
rechnet für die riickseite: sie beginnt am rechten ende der
darstellung oben dicht unter der Schulter des gefässes, das
vierte zeichen steht unter dem henkel, aber sie dehnt sich dann
bis in das bild hinein, gerade bis in die mitte desselben, aus/
Kampfscene. Auf dem bauch des gefässes das graffito:
»NOK/^KM^AOICNTOI SBvoxkijg MrjdoxQitM (inschrift des
schenkenden).
Die inschrift kennzeichnet sich als eine jüngere durch die
ungebrochene form des iota und das fehlen des vau in Sevo-
xX^g vgl. Sivftov auf u. 5, £'f >'/o>c;i^[^] IGA. 20, 40, korkjrr.
TiQo'^evfog 342, SsvfuQsog 344. — Das 7. zeichen beschreibt
Collignon a. a. o. als „un M mal commenc^ et abandonn^.^
Derselbe liest den zweiten namen 'B^oxp/rc/) (-toi), wozu vgl.
EPOAOPO^ auf einer att. rotf. Mcmnonschale München n. 404»
2 mal EPOOEMU auf der schale des Euphronios Klein VM.* 143_
Löschcke Arch. Z. 1881 s. 32 a. 13.: Sfvoxk^g /n* eimxi xoi
Nach P. ist der 8. buchstabe von links t*\ neben dem rechteM:^
Schenkel, jedoch ohne ihn zu berühren, zieht sich ein nüt d^^ar
haupthasta convergierender strich hin, welchen P. als „nichm.t
zugehörig" bezeichnet. Doch ist es kaum möglich, das zeiche :ii
anders denn als ein M aufzufassen. Das folgende M ist rech-"fc3
durch eine ritzung entstellt, wie sich dergleichen auch sonst a.'mj.f
dem geftisse finden. Das 11. zeichen, welches wie das 16. ui:=»€i
17. in dem köpf einer figur steht, ist, an und für sich betrachtet ,
zweifellos kein P, sondern A; unten wieder eine ungehörig«
ritzung. Bei dem 15. buchstaben ist das Instrument nach unt^D
ausgeglitten und hat so den strich unwillkürlich verlängert.
Wenn man das 11. zeichen als ein A auffasst, dessen ober"^
hasten, wie nicht selten (z. b. in IluXa/nr^drjg n. 16), über di«
basis hinausragen, so scheint die lesung Sevoxkijg MtjSoxg^ "
TQ)t oder Mt]doxoiToi dem thatbestand am meisten zu en*^*
sprechen. Zu dem namen vergleiche MfjdoxQirav auf ein^^^
angeblich korinthischen, nach Boeckh theräisclien inschrift Cl^^*
2469 **. Auszuschliessen ist jedenfalls Löschcke's Vermutung, cf^a
bei derselben das 15. zeichen unberücksichtigt bleibt und (L ^
14. kein ^ ist.
5. Aryballos aus Korinth. — Eigentum von Khusopulos ^^
Die korinthiBclien yaseninschriften. 159
Athen. Adl. 1862 tav. A, Rhusopulos p. 46 ff. Dumont et
Cbaplain Les c6r. de la Grece pr. I 3, 1885 p. 233, 2.
Männlicher köpf, rechts davon (gemalt)
A^K^TA^M^ (bustrophedon) Alvira i(i)f4i (inschrift des
besitzers) (^).
Darunter zum teil durch Schlangenlinien getrennt (ge-
malt, nicht eingeritzt)
H^KMM Mevdag.
hYrhtAM\ MvQfitSaq.
BVA^OM Eviixog.
AVMAKAP^AAM AvaavSQi'öag.
•AP^K/^^AM: XagixXi'äag (»).
ABI^OM Jeiaog.
IBKFON Eiv/tov.
(D>VI OQvt
(^) Die deutung bei Dumont et Chaplain a. a. o. peut-6tre
^^^sia ifii Je suis belle, digne d'eloge" ist sicher unrichtig.
(*^ Der erste buchstabe ist sehr undeutlich, Rhusopulos liest
^€^^uikiiag. Die form ist wol nicht itacistisch = XaQixUidag, son-
*^TO mit dem suffix -iSag von der kürzeren namensforra XaQi"
^^ — 0-^ = Xagi'xUijg abgeleitet. Ebenso ist -xX-i'J^$ neben 'xUt'i^g
^^xi den bleitäfelchen von Styra IGA. 372, 29. 30. 31. 428
QtaroxXtitjg neben 28 ^AQiaroxkst'dTjg und PATPOKVIA (zu
iTgo-xX-o-g) auf der att schwf. amphora in München 380
erklären. Über korinth. l4q)iTQi[Ta] IGA. 20, 2 neben
(piTQs/rav IGA. 20, 3 lässt sich wegen der dunklen etymo-
■■^^^e nicht entscheiden; im att. lautet der name, auch auf
^^n ältesten vasen, stets l^/nq^iTQtTtj l/iq^irgir^ (vgl. auch
p/rwy). Eorinth. noridav neben noreidav erklärt man
alter Stammabstufung.
6. Trinkschale aus Korinth. — Eigentum von Fr. Koromiläs
Athen. Adl. 1862 tav. B, Rhusopulos p. 56 ff. Wien.
orlegebl. HI, 1, 3. Vgl. Gerhard Arch. Anz. 1856 s. 187 f.
Xlichaelis Bdl. 1860, 117. CIG. IV praef. p. XVUI. C. Wachs-
^^uth Rhein. Mus. XVIII 1863 s. 580. Schneider Troischer
^^enkr. 49 a. 3. Dumont et Chaplain Les ceramiques de la
^r. pr. I 3, 1885 p. 235, 6.
A) Zweikampf zwischen Aias und Aincas.
MAI^A Aifag (1. vom köpf eines knappen) (^).
160 Paol
MA9A Ai/a^
HA^M^A Airia-.
B^OKABM 7n :i onlr^i knappe zu pferde).
^AOA Jilf09 zuschaaeiid,.
Bj Kampf zwischen Achilleos und Hektor
AXOABOYM W7iÄÄ«'o>s- (»).
4K)O^CZ a>oi>i|.
(^) Aias der Lokrer. ;'' Nominativ, nicht etwa gen. for
W^riAÄ^o; od. dgl Die erklärenden beisduriften stehen auf
den korintb., wie auf den chalk. vasen stets im Bom., nie
im gen.
7. Arybaüos aus Caere. — Eigentum von CasteUani in
Rom, aus dessen besitz nach Wien. Adl. 1866 tav. Q, Conze
p. 275 ff. Brunn Bdl. 1865 p. 140.
Kampfscene.
MA^^A Aiviag (einer der kämpfenden).
8. Amphora aus Caere. — Eigentum von CasteUanL Brunn
Bdl. 1865, 142.
Zwei Pferde, auf dem einen ein knabe mit der beischrift:
FA+VM /«/rc-
Der name /«/vg kehrt wieder auf der chaUdd. hydria ün
Brit. Mus. n. 474 = Gerhard Auserles. gr. vasenbilder 92.
Löscheke Arch. Z. 1881 s. 36 anm. Auf einer archaischen
hydria in Civitavecchia las Brunn Bdl. 1859 p. 129 FAYÄ
fa^vg ist wie fa^og (nicht fä^og!)^ name eines arkadischen
demiurgen Dittenberger Sylloge 167 = CoUitz DL 1181 A 36,
koseform eines unbekannten vollnaroens. Vielleicht gehört er
zu /i'faZ'fO = «a/co, fä/m /ä/a = j;/«, jy;^ jy.
9. Oinochoe (Olpe) aus Caere. — Aus den Galassi^scheii
ausgrabungen 1835; früher eigentum von Alibrandi in Roe
Gerhard A. V. 258, 1. Vgl. Jahn, einleit. s. 147.
Drei gruppen von je 3 anstürmenden kriegem.
M01AX XuQ(ov.
trfOH fi(OV (*).
(^) Gerhard las [l]äa(ov, da er die vase nicht als komth.
erkannte. Der name Ji(ov auch n. 11. 22. Das inlaatende
/ ist hier schon geschwunden, vgl. dagegen IGA. 20, 61. (!)
Die korinthischen Vaseninschriften. 161
arhard: [rxjijawy. Die namen Jimv^ Xagcov, /itov kehren
5 auf n. 11 wieder.
10. Oinochoe (Olpe) aus Caere. — Mus. etr. Gregoriano.
LI- 11 38a. Abeken Adl. 1836 p. 306 flf. Mus. Gregor. II
a. CIG. 7377, Cauer Delectus« 277.
Eampfscene.
AIFAM M/ag.
BBnOP ''Exr^oQ.
MAIHW Alviaq.
11. Hydria (Kalpis) aus Caere. — Mus. etr. Gregoriano.
Gregor. U, 17, 2\ Abeken AdL 1836 p. 310. CIG. 7374.
ÄUer Delectus* 76,
Ebeijagd.
MOAAAiDYAOn noXv(pafxoq (Jäger).
F^ON //'ö>v (Jäger) (i).
F^ON ji<ov dgl.
F^ON jifov dgl.
50^ A ^ifav dgl.
5(MA+ XaQ(ov dgl.
MOTASTMY.On no[X]vaTQaToq dgl.
iASO? KoQui (pferd) («).
{}) Im CIG. ist //(oy irrig als iw, ausruf der Jäger, ge-
^t, wie auf n. 30. (^) Unser „rappe" , pferdename auch auf
Ä. 27 und Pausan. VI 10, 6.
12. Trinkschale aus Korinth. — ^cprifi. uqx* 1885 ti/V. 7,
^phulis p. 255 flf. Aussenseite: Kriegsscenen. Innenseite:
^^ei sich anblickende mädchenköpfe, dazwischen:
NBJT^M NsßQig,
KAYKA KXvxa.
Sophulis a. a. o. 265 nimmt KXvxa für Kkv[T]d, ich
^sse es lieber als aus r;Lt;xa (att. rXvxrj) entstanden auf.
13. Amphora ä colonnette aus Nola. — Neapel (Mus.
Borbonico) n. 685. CIG. 7378.
Die vase, besonders auch die beischriften sind vielfach
Restauriert, das von Heyderaann als solches bezeichnete lasse
^ hier unberücksichtigt.
Seite A): Auszug zur Schlacht, zwei Viergespanne.
MA*^^1Va EvQVfiag (krieger vor dem 1. Viergespann).
MGI^B (über einem pferde, vor einem krieger) ''In{n)o/n . . . (^).
. . MAA (zwischen wagen und pferden, wohl auf den zweiten
^«itaclurift fClr vergl. Sprachf. N. V. IX. 1 u. 2. 1 1
162 PaoI Eretschmer,
hinter den pferden befindlichen kri^er bezüglich) Jäfi[oq]
(*) oder .... 6afi[og].
. 0T9)I K€to[q] verschrieben für '^Exrwl^] (krieger auf dem
1. Viergespann).
- . - OmM ''Inno- , .. (krieger auf dem 2. Viergespann).
M..VO (unter seinen pferden) rkv[^o[<; für Fkavxog? (').
ISA (vor denselben pferden) A^ . ,.
MOXOW^a (bustrophedon) EvqvXoxoi; (kri^er hinter dai
pferden).
(^) Nach Robert folgt auf i\ noch ein zeichen, das nicht
mehr genau zu erkennen ist. Demnach ist nicht Inno^ oder
**Innog, SOndem 'Inn6fi[a/og, ^Inno^[iS(ov, ^InnoalrgaTOg öder dgL
ZU lesen. (*) Derselbe name auf n. 22. (*) ^O^Y/3 rkvxog für
T\avxog steht auch auf der chalkidischen amphora mit dem
kämpf um AchiUs leiche CIG. 7686 (aber naZ^og CIG. 7381).
14. Amphora., fundort unbekannt. Museo arch. Etrusco in
Florenz. Löschcke Adl. 1878 p. 307 f.
Kampfscene.
A^FAM Ai/ag (der 1. krieger).
Der name des 2. kriegers ist unleserlich.
nVA^OM nvXiog (3. krieger) (i).
MAS AT TaQag (4. krieger) (*).
(^) Der name Hvltog z. b. ApoUodor. 11 5, 12, 2. (*)
Der heros eponymos der stadt Tarent heisst Td^ag; als
männemame findet sich Ta^ag auf der Inschrift von Tainaron
Cauer Delectus* 33 Z. 43. Vgl. TaQoxkag in Phalanna Collite
DI. 1329 II a 1.
15. Krater wahrscheinlich aus Caere. — Museo ^izio ed
etrusco in Florenz, aus der Sammlung Campana. Heydem&DD
Mitteilungen aus den Antikensammlungen in Ober- und Mittel-
italien. 3. Hall. Winckelmaunsprogramm Halle 1879 s. 87
n. 17. Die berichtigungen nach gütiger mitteilung von hriL
prof. Robert.
Seite A) Vier klinen, auf deren jeder mann und frau li^aif
davor tische mit speisen.
Von den beischriften bei dem 1. paar sind nur noch wenig»
reste erhalten. Bei dem 2. paar ist von dem namen des mannes
noch . . . AO . . . geblieben.
Bei dem 3. paar:
BPMAtOM 'Eg/xatog (mann) (}),
Die korinthischen Vaseninschriften. 163
Bei dem 4. paar:
MiDODTOM 2q>6QT0(; (mann) («).
^OTAII "EQttTt^ (frau) (*).
Seite B) Dreimal je ein krieger, neben ihm ein knappe,
eide zu ross.
Hinter dem 1. paar:
AAAA/*AFOM Aadifiafoq {%
Hinter dem 2. paar:
AAAAAAAM AaSifiaq.
Hinter dem 3. paar:
Da die vase aus der Sammlung Gampana stammt, ist sie
wahrscheinlich in Caere gefunden. (^) Nach der archaischen
Orthographie ist hier der aspirierte e-laut mit dem hetazeichen
t ausgedrückt. (*) Heydemann las unrichtig Miaivii. Zu der
kurzform SeXivt^ vgl. SeXivd auf einem att. grabstein Bull.
4e corr. hell. HI 356, 8 = Friederichs-Wolters n. 1033 und
^uf Kythnos CIG. 2373^, den männlichen vollnamen Sek/vixog
Ardu Z. 1850 taf. 21 aus IsXivo-vtxog (wie ''Ekkavixog aus
'Sliavo-yixog) d. i. der den epheukranz durch den sieg in
4en nemeischen spielen gewinnt (vgl. auch att. KaQvaro-vixog
^^vttiov X 524). Dazu die kurzform Sdktvig Collitz DL 1340.
P) Heydemann Vogrog? Doch ist dieser name so wenig wie
I ^i(irog sonst bekannt. (*) Heydemann las unrichtig 7a^T^ für
jfar^^. (*) Zu der bildung vgl. TaXaog Le Bas n. 137», Ja-
'oof, KQovaog, MaXaog, äkaog, thess. ^Egjnavov Collitz DI. 1300
WS 'EQiiafovy 'EQ/naov 1293. 1294. 1306. 1307 u. s. w.
16. Pyxis, fundort unbekannt, in Paris gekauft. — Eigen-
en von de Witte in Paris. Arch. Z. 1864 taf. 184, de Witte
P- 153 flf. Cauer Delectus* 80. Dumont et Chaplain Les c6r.
de la Grfece pr. I, 3, 1885 p. 232, 1. Klein Griech. vasen mit
Jtteistersign. 2. a. s. 29 f.
Fünf reiter, denen drei entgegenreiten. Die beischriften
sind nach Klein jetzt durch unvorsichtiges putzen des gefässes
verschwunden.
KIMTOP NioTcoQ.
nPOTBM^AAM (bustrophedon) nQWTrjaiXag.
POAAPIOM nodagyog (dessen pferd).
11*
164 Paul Kretsciimer,
PATPOK/OM naxQoxkog,
liAAlOM Bak/og (dessen pferd).
AX^y^y^BYM ^Axinevg.
IMAKGOM S{(j)dv&og (dessen pferd) (^).
BKTO. "ExT(o[()].
OPtfON ^Aqi'jwv (dessen pferd) (*).
AA^/^A'.. Mefiv[tov],
A^OON Akd(ov (dessen pferd) (').
XAPBMi^BIPAY^ XaQrjg fi eyQaxf/e (künstierinschrift).
Die gammaform C erscheint hier zu | vereinfacht (*) Zu
der Schreibung Saav&og vgl. vorläufig 9oQal^g n. 27. (*) Vgl.
in bezug auf das suffix noTsidä/mv IGA. 20, 7. 12. Das
erste zeichen ist wol nur ein schlecht geschriebenes oder ge-
lesenes A (leider ist eine nachprüfung der beischrift nicht mdur
möglich); ^Aqi{/)(ov ist ein bekannter pferdename (vgl. OISA «if
einer sf. hydria Arch. Z. 1866 taf. 209. CIG. 7642. APWN
Bdl. 1865 p, 54. Paus. VIII 25, 7 flf. Hesych s. v. ''Inneiog\
So las schon Hercher bei Heydemann Rhein, mus. 1881, 617.
Eust. II. 23, 346, der 'Aq£i<ov vorschreibt, wird schon durch
die angeführten att. vaseninschriften und die arkad. münzl^eDdeB
"EQifav Collitz DI. 1253 widerlegt. (») Für Ai^fov. Übrigens
bemerkte de Witte a. a. o. schon im jähre 1864: „Ce dernier
nom a presque entierement disparu."
17. Amphora ä colonnette aus Caere. — Louvre n. 35 =
Cat. Campana Serie II sala B n. 3.
Zwei krieger kämpfen über einem gefallenen, über welchem
der name BIPPOAYTOM "^InnoXvxog steht.
18. Amphora ä colonnette aus Caere. — Louvre n. 56 «
Cat. Campana II b n. 13. Vgl. Arch. anz. 1859 s. 100.
Seite A) Tanz.
MO^Nfl Eifvovg (der 1. der tanzenden).
0/^P^?OM ^0^{ß)Qixog (der 3.) (^).
MOSA^AAflCDO 'Oq>aav6Qog (der 4.) («).
Seite B) Zwei gefangene, an den füssen gefesselt, den köpf
in ein gestell {iilov Arist. Wölk. 592. Anakr. fr. 21, 9 Ber^^
eingespannt, eine frau bringt ihnen esswaaren. Ohne b»*
Schriften.
(^) Cf. VfxßQi(ov. Die auslassung von ß ist der von 6 in
^AvQo^ia/ri analog. Der name ist gebildet wie KWXKOt A^^ufi^
auf einer schwf. att. amphora Mitt. d. kais. dtsch. arch. 1. 1886,
Die korinthischen vascninschriften. 165
A 20 f . (cf. boiot. AstQixoQ Collitz DI. 791 g zu AEPO^ auf
einer att rotf. hydria Arch. Z. 1881 taf. 15), ferner PAIAIKO^
Äof drei rotf. schalen Klein VM.* 110, 2—4. Auf der inschrift
voa Tegea CIG. 1513. 1514 B 25 liest Newton Greek inscript.
of tle Brit M. n. 156 'Innixog UXs'^taiav, Bechtel bei
Collitz DI. 1231 ''Innixog. (*) Derselbe name Collitz DI. n. 750.
19. Amphora aus Caere. — Louvre n. 59 = Cat. Campana
t- Ä. 0. 47.
Seite A) Jugendlicher reiter, unter dem bauch seines pferdes :
POAVOOM n6Xv&og oder Ilokv&ovg = HoXv&oog.
Vgl. PEPieO^ rotf. krater Arch. Z. 1883 taf. 18; krater
in Wen, Sacken-Kenner n. 166; deinos aus Agrigent Gerhard
A. T. 329 f. ^VOO^ schwf. hydria in Berlin 1897.
20. Oinochoe aus Caere. — Louvre n. 34 = Cat. Campana
50. Vgl. Arch. Anz. 1859 s. 102* n. 23.
Viergespann.
MAZk^+O^HA "Avioxiioig (der wagenlenker) (^).
M/^OPTOABA^OM Aa/onroXs/^og (krieger) O.
H&nad) Oeg^g (das 1. pferd) (3).
MOOHAI Siv&og (das 3. pferd) (*).
iPAr^O \ BaXiog (das 4. pferd).
0 Im Arch. Anz. „Andokides" gelesen (!). ^Avi-oyJSag
att. 'Hvi'oxi^^g (Dion. Hai. III 46) von f^vi-oxog „zügel-
Wter". (^) Zum ersten dement Xäfo- {Xäo-g volk) vgl.
hilufog auf n. 39, Aavayrira CIG. 1466. Vgl. auch phryg.
^xivavo-Xafog , Axivavo-Xafav , Aafay[^]Tai. (') Vgl. aqfjLa
^i^Hv und OsQivixog name von Hierons rennpferd Pind. 0.
1, 18. P. 3, 74. O Sav&og („fuchs") und BaXiog („schocken")^
^ Achills rosse in der Ilias heissen , sehr oft als pferdenamen
«rf korinth. vasen , vgl. n. 3. 16. 22. 27. 37. Furtwängler
Vasens. zu n. 508.
21. Amphora ä colonnette aus Caere. Louvre n. 52 = Cat.
Campana 38.
Viergespann. Zwischen den füssen einer weiblichen figur
deutliche reste von buchstaben. Neben dem fuss einer zweiten
^BAI C..1?.
MA^? K{v)XoilSag] (links von dem manne auf dem wagen) (^).
1 ,,■ /^OS /«?' (frau auf dem wagen).
'rijj W^H tn(n)ot (über den köpfen der pferde).
OB •? (zwischen den bänden eines knaben).
IQQ Paul Kretschmer,
(^) Der name des mannes kann mit i nicht enden; da num
nach koppa einen labialen vocal — o oder v — erwartet, so
vermute ich Kvkotdag mit vergleichnng von MAAM)^^ auf
dem korinth. pinax Berlin n. 412 = I6A. 20, 47. Cf. KiXat,
Kv}.€i*^a[g] 'IGA. 305. Zu dem Wechsel von v und i vgl
^Yajdr^va n. 29.
22. Hydria aus Caere. — Louvre n. 58 = Cat. Campana 21.
Viergespann.
A^O^ JiV (frau) {^).
A^O^ Jiojv (r. vom köpf eines auf den wagen steigenden
kriegers).
AAA*OM Jufioq (über den armen des wagenlenkers) (*).
>101A+ XuQiav (krieger hinter den pferden).
lANeOM S.av&oq (pferd) (»).
XAA^OM BaUoq (pferd) (*).
F^O^ Ji(^ (r. von einer 2. frau).
(*) Beide iota sind verletzt. (^) Koseform eines mit Safio-
componierten voUnamens. Vgl. n. 15 und Jafio Flinders Petrie
Naukratis I pl. XXXIII n. 354. (') Von I ist nur die untere
hasta und der ansatz des querstriches erhalten. (^) Vom anfangs-
buchstaben fehlt die untere hasta.
23. Amphora. Fundort? Louvre n. 46.
Kämpferpaar.
AA^AAM Au'i6uq (zwischen den köpfen beider kämpfer,
auf den linken bezüglich) (*).
A^YP^OM MvQioq (hinter dem zweiten kämpfer) (*).
(0 Derselbe kurzname z. b. auch CIG. 1710. (*) Mvgio;
gehört zu derselben gruppe wie Mvgt'axog MvQivog Mvgof
u. s. w. Fick Griech. Personennamen 59. Die namensform Mv^tog
ist auch aus Epidauros zu belegen ^Eiprjfi, uqx- 1884, 28 «
Baunack Stud. auf dem gebiete d. griech. u. der ar. spr. 1 1,
188G p. 102 n. 73.
24. Kleine schale, fundort? — Louvre n. 38 (neuere er-
werbung, noch nicht publiciert).
Seite A) Faustkampf: eine nackte männliche figur mit
fiiustriemen versehen holt mit der rechten zum schlage geg«»
einen anderen mann aus, dessen nase schon von einem faost-
schlag blutet und der den köpf seinem gegner zugewandt sieb ^^^-
nach rechts zur flucht anschickt.
Die korinthischen vaseninschriften. Ig7
PYICTA (zwischen beiden faustkämpfern)_7ii;xra „(die beiden)
ta\i8tkämpfer\
\ FlOCp (bei dem linken zum schlage ausholenden kämpfer)
fifixii „er verfolgt". C)
OBVCI^ (bei dessen fliehendem gegner) (psvysi „er flieht**.
Als eine jüngere vase kennzeichnet sich die schale durch
das ungebrochene iota. (^) fidxsi aus ^/t-'/dx-ei. (vgl. idx(o
aas */i'/ax'0}, ioayjj aus V*-/®/**}) vö^ einem unbelegten
/tcoxa, icixm. Denselben stamm hat homer. imx/Liog Schlacht-
getiimmel, iaxjj dgl. (U. V 521, 739, wo ovrs itoxag, xqvosaaa
^IfM^xri i^ ^^™ hiatus noch das ursprünglich anlautende /
erkennen lassen), tmltq' di'io'^ig Hesych.
25. Amphora ä colonnette aus Caere. — Louvre n. 48.
Seite A) Kelterscene.
MO . IM (bei einer laufenden männlichen figur)?
. AT81ATM . (hinter einem Weintrauben austretenden manne)
.OTATO !B(»aTc»; (frau) (^).
WA A®0[OM] Kv{ji)a^oog (hinter einem manne) (^).
{*) Vor dem ny ist die Oberfläche der vase verletzt. ^Avt-
^Qirug „virtute excellens", gewöhnlich mit themenerleichterung
"^^^STog cf. KXsaQBTog EvaQSTog, Oaivagertj ^oaaaqixa
^- 8. w. (*) Hinter 0 findet sich noch der rest eines buch-
dtabens, dann ist die Oberfläche verletzt; es könnte also auch
^QaTo[xXBia] oder dgl. gelesen werden. Die beischrift erwähnt
Sil De Gorgone diss. inaug. Amstelodami 1885 p. 9. (*) Von
^en beiden letzten buchstaben sind nur noch reste erhalten, die
^ch aber gut zu OM ergänzen lassen. Vom dritten buchstaben
^ muss eine hälfte geschwunden sein, was bei der schlechten
^haltung der vase leicht mögUch ist.
26. Amphora ä colonnette aus Caere. — Louvre. C. Cam-
pana 6. Arch. Anz. 1859 p. 99. Bolte de monumentis ad
Odysseam pertinentibus Berlin 1882 p. 36. Schneider, Troischer
Sagenkreis 1885 s. 67. B. Graef Arch. Jahrbuch I 1886, 3.
Heft taf. 10 s. 192 fif.
Peleus liebeskampf mit Thetis.
PIABVM n?]Xevg.
Früher las man falsch [^06vaa]6vg und deutete die dar-
steüung auf Odysseus und Nausikaa Od. VI 127 fif. Graef
erkannte vor . . . evg noch TlrjX- und deutete danach die scene.
168 P&ul Kretschmer,
Der 1. buchstabe ist in der mitte, der 2. unten verscheuert,
vom 3. ist nur die rechte hasta erhalten.
27. Amphora ä colonnette aus Caere. — Louvre n. 32 =
C. Campana 20. MdL 1855 tav. 20. Wien. Vorlegebl. m 1, 1.
CIG. 7379. Cauer Delectus^ 78.
Rektors auszug (oder rückkehr?).
FAKAc^A faxaßa (homer. "Exaßtj) («).
lOT?^ ^XT(OQ {^).
^OH^A j4iv(o (mädchen).
K^A^^M Kiaviq (mädchen) {%
MIA10? KoQuliq) (pferd) (5).
MO+A^\Om« 'Ijtnofiaxoq («).
K^JT^ONAM KeßQiovag (Hektors wagenlenker).
MOeMAI Sav&og (pferd).
MOHO<D^AA Jaiifoßog,
A^I^IVAOn noXvleva.
K^MAN>M KsadvSQu C),
Seite B): Drei reiter, bei dem mittleren Schimmel steht
(^) Das 5. zeichen von r. ist bei Campana und im CIG. 5-8tri-
chig, in den vorlegeblättern M. Nach Graef ist es zum teil durch
schmutz unkenntlich geworden. (,*) Der ursprüngliche anlaut war
wahrscheinlich sv, vgl. /«'?: ?? aus *sveks. (^) Wegen der Schrei-
bung ?T verweise ich auf meine oben genannte abhandlung.
(*) Für Kvavt'g (?), Vgl. 'Ya/nfjva n. 29. Kiavt'g bedeutet nur
„eiuwohnerin von Ktog"". (^) IM wie in n. 16. (^) Durch den
letzten und drittletzten buchstaben geht ein bruch. C) Ksaav-
Squ = KaaaavSga auch auf einer tarentinischen vase. (^) fito-
vig won ficDv (auf n. 9. 11), wie arkad. XqKovig CoUitz Dl
1201 (Newton Greek inscr. of the Brit. M. n. 155 Uest Xsicovu;,
von *XQi(oVy vgl. ferner Asiavig CIG. 1455 etc., ^rQaxtavtg
(DiX(ov/g, Mfjxtov/g, Mv{)(ovig.
28. Amphora ä colonnette aus Caere. — Louvre n. 33 =
C. Carapana 23. MdL VI 33. Welcker A. D. V taf. 1
p. 261 ff. = Adl. 1859 p. 243 fif. Longperier Mus. Napolöa
III pl. 66. 71. 72.
Seite A) Herakles als gast bei Eurytos von Oichalia,
MOIOT To'^og (^).
KAYT^OM KkvTiog («).
Die korinthischen Yaseninschriften. 169
BYPYT^OM EvQvTioQ {%
Seite B) Eämpferpaare und Aias' Selbstmord.
MA^A M/ag («).
0>YM^YM 'Oivasvg (»).
(0 Bei Hesiod Schol Soph. Trach. 266 und Diod. IV 37
heisst der söhn des Eurytos To'^svg; dies und To'^og sind
verschiedene kurzformen eines mit rolo- zusammengesetzten
yollnamens. (*) Bemerkenswert ist, dass hier K statt ? vor ^v
geschrieben ist, vgl. dagegen n. 29. (*) Hesiod a. a. o. nennt
diesen söhn ^j/icoy, dem ein korinth. *Jäf-i'(ov (vgl. Saj-io-v
^i Alkman nach Priscian s. Curtius Et.* 231 f.) entspräche;
davon weicht Ji-Satfmv durch die angetretene reduplication
(Vgl. Ii-avqtog) und die Umstellung des vau ab. Letztere
^ruht wohl nur auf verschreibung. (*) In der literarischen
öberlieferung heisst der könig EiQvrog II. 2, 596. 730. Paus.
IV 3, 6 u. 0. Dergleichen Verschiedenheiten in mythischen
'^nen sind nicht selten. Vgl. Tolog, Jiäai'foov emf dieser
^^. (*) Über j:iq>iTog und jioXa vgl. Curtius Et.* 389.
/*o[^«] scheint auch auf dem weihtäfelchen IGA. 20, 3 ver-
fliegen. (*) Ebenso lautet der name n. 6. 10. 14, etrusk.
4i(wg MdL II 8. 9. (^) oder [jL]o^ifi6rig vgl. Jitov n. 9. 11. 22
^«w 22. 30. Jif[og] IGA. 20, 61 ist sehr unsicher, s. Furt-
Rangier vasens. zu n. 694. (®) Vom 2. buchstaben ist nach
^ef nur A deutlich (vgl. att. 'OXvTTfvc), was aber bei der
Schlechten erhaltung dieses und der folgenden zeichen zu >
^gänzt werden kann.
29. Amphora aus Caere. — Louvre n. 53 = C. Campana
49. MdL VI, 14. Welcker A. D. V Taf. 14, p. 253 flf. = Adl.
1858 p. 35 fr. Wien. Vorlegebl. III 1, 2. Robert Bild und Lied
»• 20 ff. anm. 19.
Tydeus tötet Ismene.
M0TV1? KXvTog (knappe zu pferde).
MOH^nvi?^san n^Qi^u^evog.
MVaaVT TvSeig.
AM^HMVB 'Yafi^va (0.
170 PftuI Kretschmer,
O Für Ta/ujyya, boiot. ^lofiftva,
30. Hydria aus Caere. — Louvre n. 60 = Campana 2. Adl.
1864 tav. 0. P. Conze p. 183 flf. Cauer Delectus* 74.
Prothesis einer leiche (Achilleus), rings klagende fraaen
(Nereiden), denen folgende namen beigeschrieben sind.
KreOP .... KX€on[drQa] (^).
?VAAAT00A KviiiaT{o&6)a (*).
Q) Conze und Penelli haben nur KTB (von B fehlt die längs-
hasta), es ist aber noch OP und vom A ein ansatz zu erkennen.
(^) Conze las die folgenden namen /tot, aka^ot, xvXatoi
fioL und fasste sie als „una espressione ]di lamento delle donne'
auf. Obwohl dergleichen beischriften auf archaischen vasen-
bildern vorkommen, z. b. in der darstellung der prothesis auf
dem att. schwf. pinax Benndorf Gr. u. sie. vb. 1 oi'^ot olfiioi,,
so kann doch hier kein zweifei sein, dass wir wirkliche frauen-
namen vor uns haben. //<{! findet sich oft auf korinthischen
gefässen, vgl. n. 21. 22 und ist identisch mit (att.) Y», dem
epitheton der argivischen Hera und namen ihrer mythischen
priesterin, SLm*fia-(6i „die starke" (kurzform von ^lo-xaarri
od. dgl.), wie korinth. fi(ov, att. ion. 7q>i' aus *fiü''(ov. Zu
der Wiederholung desselben namens auf einer vase vgl. 3 mal
fitov n. 11,2 mal ^vXKuQoq n. 2. (*) ^Afxa&M (nicht alad-ot,
das t^ ist sicher) = "A/tia&w von ufia&og staub U. V 587,
meeressand, düne, ist wie der folgende ein Wereidenname , cf.
UfzadBia II. 18, 48, Vafxa&f] Hesiod. Th. 1004. yAMABH
rotf. deinos MdL I 38. Overbeck H. G. 8, 7. Vafia&a (He^
mione) CIG 1211 = Cauer Del* 61, C 14. (*) Der 3. buch-
stabe ist, obwol in der mitte verletzt, noch als h (nicht r) zu
erkennen; auf T folgen zwei in der mitte verscheuerte kreisa
Genau analog ist die beischrift auf einer rotf. kylix in München
n. 331: lAOOTAA^V)! (der strich am ende gehört wol nicht lur
beischrift?). Entweder sind beide beischriften Kv^ar&oa zu
transscribieren, mit schwund des unbetonten vocals (wie in 7k-
ndhciiog "'Axarog) aus Kv/tiaT0-&6a Vgl. KvfiaTO-&ofi WürzbUTg.
Antik. III 397, und Kvjua&of] Kv/no&otj Heydemann comment.
Momms. p. 171 — oder Kv/naTo-^a durch themenerleichterung
Die korinthischen vaseninschriften. 171
aus KvfiarO'dv'a, wie Kvfiond^og aus Kvfzto-doog , Ilokv&og auf
n. 19, Jai^og u. a.
31. Amphora ä colonnette aus Caere. — Louvre n« 51 =
G. Campana n. 37.
Kampfscenen. Die zum teil zerstörten beischriften sind fast
sämmtlich unleserlich; es liegt also wol das bekannte verfahren
der Vasenmalerei vor, sinnlose buchstaben nach art von bei-
schriften als schmuck anzubringen. Bei einem krieger steht
KM . . M, bei einem zweiten [M]VI OM Mt;X(X)oc (?) u. s. w.
Andere korinthische vasen des Louvre mit unleserlichen in-
schriften übergehe ich.
32. Krater aus Capua. — Brit. Mus. 559. Inghirami Monum.
Etrusc. 56. Müller-Wieseler A. D. I 18 n. 93. CIG. 7373.
Cauer Delectus* n. 75.
Eberjagd, bei den Jägern stehen die beischriften:
MAAVIOn iloXvcT«^ 0).
AKT^CDATAH ^AvTiq^axag,
FOAVCDAM no)ii(pag («).
MOSOAVa EvSioQog.
MOnWHAT ndvrinnog {%
MOiOAvion nokvS(OQog,
O Durch sog. themenerleichterung slvls noXvSd/iag. (*) Auf
Aemselben wege aus nokvqxlrag. O Vgl. KQaTinnog,
^ivxmnog etc. und ^Eninnov auf einem amphorenhenkel
Joum. of Hell. stud. VI 1885, 193.
33. Fragment einer vase aus Naukratis. — W. M. Flinders
I'etrie: Naukratis Part 1 1884— 85. London 1886pl.XXXmn. 330.
Neben einer gemalten figur ist als beischrift eingeritzt:
MYiTA axQvg (^ajuarQvg, MäxQvg, TldrQvg od.
dgl, Kosename auf -vg).
MOAS Bkog (2d^ivBXog, ""Ex^log^ MdveXog cf.
MENEVO^ Bdl. 1865, 142 od. dgl).
Vor den buchstaben bricht das fragment ab.
34. Amphora aus Caere. — Berlin n. 1652. MdL X 52,
lÄchcke AdL 1878 p. 301 flf.
Seite A) Perseus Andromeda von dem meerungeheuer be-
freiend.
MY8M<ffln nsQastJg,
OTOM x^Tog O.
172 Paul Eretschmer,
Seite B) ein mann auf einem ithypballischen esel reitend.
ONOM ovog.
M0+9A1Va EvfaQxog (*).
(^) Der 6. buchstabe ist zum teil durch einen bruch zer-
stört. (*) Durch T geht ein bruch. (^) EvfaQx^9 wie kypr-
EvfayoQco, Eiffdv&tjg etc. G. Meyer Griech. Gr.* s. 168 f.
35. Amphora ä colonnette aus Caere. — Berlin n. 1655.
Mdl. X 4. 5, Robert Adl. 1874 p. 82 flf.
Seite A) abschied des Amphiareos.
^<t>s^noH UipidQfjog c),
W>YAi}IJi EvQvSi'xa (2).
A^N^PPA Aivi'nna.
AMAHA10MAA J auojavua{G)a.
A1V<D^1^ 'EgiffvXa.
XATON BuTiov.
N^ H0B1 Ati^vig (»).
MO^TOm^B "Innoriiav.
M^A^M^AAB 'AlifiriSfig,
Seite B) leichenspiele zu ehren des Pelias. Unter Aer
henkel die drei Preisrichter:
M0TM)IA"-^x(a)<7rog.
A>»OM 'AQystog.
(DBPBM OsQrjg.
Wettfahren, die lenker der einzelnen gespanne heissen:
MOMA<DN^ Eiffa/Liog,
SOTMA)! KdrfT(oQ,
AAA^ATO. U6/xaTo[g].
ArAMTOP AXdoxmQ.
^VOMAn^B "In[7i)aüog.
Unter dem zweiten henkel ringkampf zwischen
PBrBYM TlriXsvg und
M0M?1Am^B 'Innulx{i)ixog (*).
(^) Zu dem schwund des nasals vgl. Aunv&og n. 39. (*) E^^
facsimile bei Furtwängler hat an 4. stelle |, es ist aber auf d^'
original die seitenhasta von K, obwohl die färbe fast verschwt»^'
den ist, noch zu erkennen. (^) Die beischrift geht von o\y^^
nach unten linksläufig vom köpf eines mädchens aus, welcli^
hinter dem gespann des Amphiareos steht und dem wagC"
lenker eine schale zum trunke reicht. Erhalten ist 1, darauf B
Die korinthischen Taseninschriften. 173
(= 9 8. oben), von dessen linker seitenhasta jedoch nur noch
reste vorhanden sind, dann C, die linke hälft e eines 0, sodann
H; hier unterbricht die Zeichnung des armes des mädchens und
der zügeUeinen die beischrift, unter den leinen ^ in schwachen
spuren und dicht daneben M. So erhalten wir die lesung Asfo-
w'c et CIG. 1455 u. s. w., fLtoviq n. 27 und die daselbst auf-
geführten analogen namensbildungen. Da die Oberfläche zwi-
schen den zügeln verletzt ist, so kann dort noch ein buchstabe
gestanden haben, der verloren gegangen ist, und die lesung
^^ov{T)iq (so Furtwängler nach Robert Adl. 1874 1. c.) ist nicht
^Yisgeschlossen , aUein sichtbar ist nichts mehr von einem T.
(*) Vgl. oben zu n. 29, 4.
36. Skyphos aus Korinth. — Berlin n. 967. G. Treu Arch.
Z. 1881, 256.
Vorderseite: Zwei krieger, zwischen ihnen
POrvrACAA und rechts vom heim M TloXvla'iSaq.
Vom namen des anderen kriegers ist nur der anfangsbuch-
stabe n erhalten.
Das Vau ist in IloXvXaiSaq schon geschwunden, vgl.
^atiag n. 23.
37. Hydria aus Vulci. — Berlin n. 1657. Mus. 6tn n. 2141.
Jahn ehdeitung s. 147. CIG. 7830.
Krieger sich rüstend.
ACANOP UyaviOQ^ (krieger).
HAnAA Jifiaq? (krieger) {}),
fOPOl XoQip (mädchen).
BVMAXOM Ev/naxog (krieger).
iAKeOM Sav&og (pferd).
Die beischriften geben sich als jUnger zu erkennen durch
die ungebrochene gestalt des iota und 0 für 9. (^) Furtwäng-
^^: Janag? Im letzten zeichen sind die mittleren hasten zu
^r etwas gekrümmten linie vereinfacht, wie in ]Avri(pttTag n.
32, vgl. sade IGA. 546, Höhl Imagines V 16. Vermutlich ist
^ifiag zu lesen, indem im my die beiden mittelstriche ähnlich
^e im sade auf einen einzigen reduziert sind.
38. Pyxis aus Korinth. — München n. 211 (früher im be-
^1 6\z von Dodwell). Müller- Wieseler A. D. I 3, 18. Abeken
A4L 1836 p. 309. Birch History of ancient pottery* p. 188.
Uu Die griech. vasen taf. III 1. Dumont et Chaplain Les cera-
it| %e8 de la Grece pr. I 3 p. 233 s. n. 3. CIG. 7.
174 Pai^ Kretschmer,
Auf dem deckel eberjagd.
(D^rON OiXwv (Jäger).
eBPMAKAWM QsQoavSQoq (Jäger) (*).
PA?ON /laxcoy? (Jäger) (»).
AKA^KTAM "AvSQvxaq (Jäger).
MAK^M aaxiq (frau) (S).
ATKA'-^Axa (frau).
AO^MAXOM JoQi^axoq.
ACAA^BA^KOr UyafjLSfjivwv,
(^) Vom zweiten buchstaben ist nur die längshasta mit
einem ansatz in der mitte erhalten. (^) Der erste buchstabeist
etwas verletzt, sieht aber — nach dem facsimile bei 0. Jahn
— eher wie P als r aus; indessen ist Jahns lesung ^axor
doch vielleicht richtig, wenigstens ist ein name ilax»y sonst
nicht bezeugt. Vgl. auch Rhusopulos Adl. 1862 p. 51, Wachs-
muth Rhein. Mus. XVIII (1863), 580, Dumont et Chaplain a. a. o.
(') aäxi'c dor. = isri%{(; (Vgl. argiv. aaxog insch. von Epi-
dauros ^EcpTjin. uqx. 1886 p. 158 flf., z. 11. 17 etc., aaxixav
Theokr. I 10) haussklave oder -Sklavin (cf. oixdrvjg oixittg)
Arist. Vesp. 768 und schol. ^ xax oixov d^sgdnaiva (vgl. Hesych.
s. V. apjxt'g, Poll. III 76). ^^x/g als name einer sUavin:
Pherekrates in den ""AyQioi frg. 10 Kock. Vgl. Dumont et Cha-
plain a. a. 0.
39. Kleines kugelrundes gefass (aryballos) aus Aigina. —
Kgl. museuni für arch. und altert, in Breslau, früher eigentum
von Schaubert in Athen. A. Rossbach D. arch. muis. an der
univ. zu Breslau 2. aufl. VII 1 B I 5 p. 117. Welcker Alte
denkmäler III taf. 6, s. 257 flf. MdL III 46. Cl. Konitzer,
Herakles und die Hydra. Gruss zur feier des 50-jähr. jubil. der
univ. Breslau 1861. Dumont et Chaplain Les cer. de la Grece
pr. I 3, 1885 p. 236, 7.
Herakles' kämpf mit der hydra.
KOrAI^OM fiolufog (1).
MfllAAS^B (im kreis geschrieben) "HQaxktjg (*).
AHA0A (von oben nach unten hinter der göttin) l^&dva (^
rAPVöOM Aafjt)nv&og (wagenlenker auf dem rechten ge*
spann (*).
MY01 (bei einer sirene links) ? (^).
(^) In bezug auf das anlautende f vgl. Hesiod. Th. ÜX
Schild des Herakles 77. 102. 467 etc., etrusk. Vile, cf. korinÜi.
Die korinthischen raseninschriflen. 175
/'V*/''w* ßitaviqy fiifiTog (s. oben n. 28, 5). üeber Xafo-
vgl. n. 20 a. 2. («) Welcker las "H[Qa]x[Xi\o{v)q , aber die bei-
schriften stehen auf korinth. vasen nie im genetiv. Konitzer
giebt die obige lesung. (') Von Welcker tibersehen. Auf dem
korinthischen pinax IGA. 20, 4 heisst die göttin ^A^avaia.
{*) 'Welcker falsch ra(>t;oio^ Fagioioq Tanv^og? — ji d-
»v^off gebildet wie 2/iiixv&og M/xvd^og I/hlxv&i] (Mitt.
d. ath. 1. X 1885 p. 77), If^ixv^iiov, Mi^xv^og, FoQyv^
^og, Sa^v&a (Notizie degli scavi 1880 p. 34 und Carapanos
öodone XXVII 2 = Collitz DI 1351). Konitzer erinnert ab-
reisend an „Lapithe". Vielmehr steht Aanv^og mit der be-
kannten auslassung des nasals (cf. korinth. '^9 *«(> 170 j, 1^9 1-
^Qiixa) ^ Aa^inv^og ZM Aafintov. (^) Konitzer verzichtet
Ä^eine deutung der beischrift a. a. 0. p. 33.
Sikyoniseh, nicht korinthisch, wegen der form des e X
^ die folgende vase : Amphora ä colonnette aus Caere. — Ber-
lin n. 1147. MdL n 38 B. Adl. 1836, 310. Overbeck Her. Gall.
22, 1. 0. Jahn, Einleit. p. 147. CIG. 7376. Kirchhoff Alph.» 90.
Zweikampf zwischen
MYX1I+A "AxiXtvg und
MXA*N0N Miiivcov.
Deines aus Caere. — Sammlung Castellani in Rom. Bdl.
1865, 241. Brunn Probleme p. 11. Bdl. 1876, 114. Kirchhoff
Alph.» 9L IGA. 22. Klein VM« 40, 5. Journal of Hell. stud.
VI 1885 p. 28.
Am mundrande herum die Signatur des attischen vasen-
^alers
E)tfEKIA^A*EPOIE«
^d die sikyonische inschrift des besitzers (Charopos) oder des
^ie vase schenkenden (Epainetos):
XPAIA'XTOMA^XAOKXN+APOPOI
Die eingekratzten inschriften auf der schale aus Caere (?),
j^tzt in Würzburg, welche Urlichs früher (Verzeichnis der
^tikens. d. univ. Würzburg, heft I n. 81 s. 49) für gefälscht,
Neuerdings aber (beitrage zur kunstgesch. s. 24 f. taf. 9) für
^t erklärt hat, sind , wie ich jetzt überzeugt bin , zweifellos
'öodem. Ist schon die form der schale (vgl. Urlichs 1. c. taf. 9)
worauf mich herr prof. Robert aufmerksam machte, welcher
176 PaqI Eretschmer, Die korinthischeii vaseninschrifien.
das original gesehen hat, — die attische des 5. Jahrhunderts, t
zeigt eine vergleichung der inschriftea Selbst mit den entspr
chenden auf der amphora der Sammlung Campana, n. 27, da
erstere von dem falscher mechanisch genau (lOT?^ und AM8X^
linksläufig, KBMANA^A rechtsläufig) nach diesen copiert word*
sind. Zudem ist es ohne beispiel — vergebens bemüht si
UrUchs, analogien beizubringen — , dass auf emer vase oh
jede darstellung mythische namen angebracht würden. Der f)
scher hat die schmucklose schale etwas interessanter mach
wollen.
Berlin. Paul Kretschmer.
Ueber das verhältniss der schrift zur sprach
„Staunenswerth ist noch die Unklarheit und gleichgültigkei
mit der viele fachmänner über das eigentliche wesen der sprad
demente hinweggehen.^ Dies urtheil hat in den dreiundzwanzi
Jahren, seit Moritz Thausing es ausgesprochen,*) nur wenig a
anwendbarkeit und berech tigung verloren. Wie gross die gross
zahl derartiger fachmänner noch heute sei, auch nur annähern
zu ermitteln, darauf verzichte ich; zu zeigen jedoch, wie stau
nenswerth jene Unklarheit und gleichgültigkeit zuweile
ist, dazu veranlassen mich die öffentlichen Vorlesungen, weld
ein nicht nur in seinem vaterlande, sondern auch bei uns vie
fach anerkannter schwedischer fachmann, J. A. Lundell, em
vorigen jahres „über die rechtschreibungsfrage" gehalten ui
unter dem titel „Om rättstafningsfrägan" in Stockhohn :
anfang dieses jahres herausgegeben hat.*)
Wie für Sievers so besteht auch für Lundell die sprac
nicht aus lautenden und lautlosen elementen, sondern nur a
lauten, und wenn er ein paar mal in derselben bedeutung 'V
laut „Clement" oder „Sprachelement" sagt, so kann das leicht d
eindruck machen, als wollte er sich durch anwendung dieses U
minus über den klaffenden unterschied seiner Sieversschen in
der ihm nicht unbekannten jüngst von Flodström vertheidigt(
1) Das natürliche lautsystem der meDSchlichen spräche, Leipzig 1^*
") Dem guten, was jene Vorlesungen enthalten, bin ich in einer W
zeige derselben (DLZ 1S86, Nr. 31) gerecht geworden.
Fr. Burg, Über das Yerhältniss der schrift zur spräche. 177
.fifassung hinwegtäuschen. Lebhaft erinnert es an Flodström
\>., wenn Lnndell p. 25 beim aussprechen des wertes ft« zwischen
Kuxd u nicht nur die Stimmbänder und lippen, sondern auch die
mge ihre läge verändern lässt und ein „interregnum zwischen
erschiedenen sprachlauten, ein mixtum compositum von aller-
land übergangslauten oder gleitlauten (glidningar), welche keinen
(l&tz im System haben, ^ constatiert. Aber wie verträgt sich
damit die darstellung p. 6, aus der man nichts anderes ent-
nehmen kann, als dass in den worten upp, ätt, ack das p, t, k
erat durch die lösung des lippen-, zahnzungen-, gaumzungen-
\erschlusses hervorgebracht werde, und wie der für diese sprach-
demente gewählte name „explosions laute"? Und in welchem
wibegreiflichen Widerspruche hierzu steht wiederum die be-
schreibung dessen, was beim aussprechen des wertes malt ge-
schieht (p. 24), indem sie als einzige thätigkeit der zunge bei
hervorbringung des t, also auch als letzte thätigkeit der zunge,
nüt unrecht nur verzeichnet , sie stemme sich „mit der spitze
wri den Seiten gegen die oberzähne, so ^ dass der weg ge-
sperrt ist" ! 1)
So wenig wie Sievers ist Lundell sich darüber innerlich
Bar, von welchem obersten gesichtspunkte aus er die sogenann-
ten sprachlaute charakterisieren, eintheilen und benennen soll.
Severs aber ging doch wenigstens idealiter von dem „akusti-
schen gesammtwerthe" aus — was freilich ungefähr so verkehrt
^»r, als wollte ein naturforscher bei betrachtung der minerale
^on dem geustischen (geschmacklichen) gesammtwerthe ausgehen
•^ und definierte den „einzellaut" als einen gewissen „schall."
Lundell dagegen bekennt sich gar nicht ausdrücklich zu irgend
einem Standpunkte und antwortet auf die frage, was ein „sprach-
W sei, p. 51 und 52 folgendermassen : „Während wir spre-
chen, strömt luft aus den lungen durch den Sprachapparat, kehl-
kopf, Schlund, nase und mund. Die sprachorgane nehmen jedes
Rr sich gewisse Stellungen ein, wodurch sie auf die ausströmende
Inft einwirken und in dieser lautwellen von einer gewissen be-
schaffenheit hervorbringen. So lange sämmtliche organe eine
gewisse Stellung behalten, so lange sind auch die akustischen
Qgenschaften der ausströmenden luft unverändert, ihr eindruck
*) Zur articulation des schwedischen wortes malt gehört, gerade so
^ wie zu der des deutschen wortes halt, auch die lösung des zahn-
'''^[«nTerschlusses.
Z«itiehrift ffur rergl. Sprachf. N. F. IX. 1 u. 2. 12
178 Fr. Burg,
auf das ohr unverändert, und so lange währt ein und derselbe
sprachlaut. So bald nur ein einziges oi^an seine läge ändert,
auf eine andere weise als vorher fungiert, entsteht ein neuer
sprachlaut oder ein neues Sprachelement. ^
Das ist nicht fisch und nicht fleisch und noch weniger eine
definition oder antwort auf die gestellte frage.^) Aber auch ohne
Seite 51 und 52 gelesen zu haben, wird derjenige, der auf-
merksam bis Seite 22 gefolgt ist, durch die hier aufjgestdlte
gruppierung derjenigen „sprachlaute'', deren „bildung^ bis dahin
untersucht worden, nicht mehr überrascht werden. Die curiose
tabcllc sieht so aus:
tonlos tönoid
cxplosionslaute Ih t, k b^ d, g
frictionslaute fy^jf ^f h ^
r-lautc, welche in gewissen sprachen und mund-
arten frictionslaute sind, in andern eine
eigene gruppc vorstellen: zitterlaute . . r
rcsonanzlaute
a) mit nasenresonanz und hilfsresonanz im
munde tw, w, »
b) mit blosser mundresonanz die vocale.
Der hohe werth, der in dieser tabelle den articulations-
Stellungen beigemessen ist, springt wohl von selbst in die äugen. —
Von welchem obersten gesichtspunkte aus der orthograph
die sprachelcmente zu betrachten habe, das hängt natürUch da-
von ab, was die aufgäbe der schrift — genauer der buchstaben-
schrift — ist.
Lundells erste untwort (p. 45) auf diese letztere frage,
lautet: „Der zweck der schrift scheint im allgemeinen kein
anderer zu sein als in gewissen fällen die gesprochene
Sprache als mittheilungsmittel zwischen menschen zn
ersetzen.*' In seiner zweiten antwort (p. 51) „ist die auf-
gäbe der schrift, genauer bestimmt, laut für laut, buch-
0 Beiläutig sei bemerkt, dass auch Flodströms definition des sprich*
elcments unvollkommeu ist, allerdings nur formell unvollkommeiL Sie
lautot : »Das , was hervorgebracht wird — sei es nun laut oder nicht -
indem luft aus den hingen herausgetrieben wird und die sprechorgane eitf
gewisse Stellung in verbinduug mit einem gewissen grad Ton spannoBf
innohaben.'' BB VIII p. 16.) Danach wäre also auch z. b. der pfiff ei
ipso ein sprachelemeut.
über das Yerhältniss der schrift zur spräche. 179
gtal) für büchstab dem ströme des Sprechens zu folgen/
Nachdem er seine hörer oder leser sodann darüber, was ein
sprachlaut sei, mit den bereits angeführten werten aufgeklärt
und „den speciellen zweck der schrift, deren ideale form" er
mcht, näher als einen praktischen, keinen wissenschaftlichen,
bestimmt hat, fordert er (p. 54): „Für eine praktische
Bchrift soll man in Unterscheidung und bezeichnung
verschiedener sprachlaute nicht weitergehen, als jeder
iDissig begabte und mit allgemeiner Volksschulbildung
Msgerttstete mensch leicht mitkommen kann," oder —
»nicht weiter als dazu nötig ist, dass das geschriebene wort
I ach leicht und sicher, d. h. ohne zweifei und ohne gefahr eines
feUgriffs, beim leser mit der entsprechenden lautvorstellung von
dem gesprochenen werte, welche er in seinem innern bewahrt,
Msociieren kann."
Auch was dies heissen solle, wagte ich anfangs nicht mit
fc^timmtheit zu entscheiden und ich bezweifelte sehr, dass Lun-
Wl selbst darüber vollkommen mit sich einig gewesen; denn
■~ sagte ich mir — wäre er das gewesen , so wäre nicht ein-
Msehen, warum er nicht entweder — nämlich wenn „laut-
^WBteDung" so viel heissen soll wie „ gehör s Vorstellung" —
statt „gesprochenen werte," wie früher, „gehörten werte" ^) oder
•her statt „lautvorstellung" vielmehr „aussprachsschema," „aus-
^ntchsvorstellung, " „bewegungsvorstellung" gesagt hat. Jedoch
Wtere stellen, besonders die seiten 74 und 75, bringen die
^rtscheidung: Lundell war mit sich einig, aber — ich kann
^durchaus nicht mit ihm sein.
Die frage ist die : bezeichnen die buchstaben von den sprach-
<>fganen des lesers auszuführende bewegungen, genauer : von den
^rachorganen des lesers bei aus den hingen ausströmender
Wt einzunehmende, innezuhaltende und wiederaufzugebende stel-
longen (Stellung im weitesten sinne gefasst, so dass gespanntheit
Bot darin einbegriffen) ? oder bezeichnen sie von den sprach-
wganen des lesers hervorzubringende schalle und pausen? —
^on der andern seite betrachtet : bezeichnen die buchstaben von
*öi Sprachorganen des Schreibers eingenommene, innegehaltene
^ wiederaufgegebene Stellungen ? oder bezeichnen sie von den
') Wie „geschrieben" zu „gesprochen", so verhielte sich „gelesen",
•^ wenigstens „gesehen", „sichtbar", zu „gehört".
12*
180 Fr. Burg,
Sprachorganen des Schreibers hervorgebrachte schalle und
pausen ?
Dass man nicht allein laut und flüsternd, sondern audi
Stumm, ja ohne alle bewegung der sprachorgane, lesen und eben
so, ja sogar nach dem dictat eines nur hör- und gar nicht sicht-
baren Sprechers, schreiben kann, kommt hierbei gar nicht in
betracht oder vielmehr nur in soweit, dass, wer so lesen und
schreiben kann, aus der sorgfältigsten beobachtung an sieh
selber ausser in ausnahmefällen ein moment weder für die äne
noch für die andere alteiiiative zu gewinnen vermag. Wer be-
reits Übung im lesen und schreiben hat, der liest und schreibt
überhaupt so zu sagen begriffe. Aber wer keine Übung hat? —
Der ungeübte, namentlich das kind, liest und schreibt,
und wenn ihm selbst das auch noch so wenig bewusst
ist, nicht schall- und Pausenzeichen, sondern be-
wegungs- oder vielmehr Stellungszeichen.
„Die orthograpliie aller gebUdeten Völker des abendlandes
— so hat Brücke schon vor 30 jähren gesagt — beruht auf
einem gemeinsamen grundprincip , nämlich auf dem, durch an-
einander gereihte zeichen eine reihe von einander folgenden
Stellungen der sprachwerkzeuge anzugeben. Da es von einer
Stellung zur andern nur immer einen kürzesten w^ gibt, so
ergeben sich die zu machenden bewegungen, die sprachbewegon-
gen von selbst. Die buchstaben sind wie eine reihe von merk-
steinen, welche der Schreiber dem leser hinlegt, damit dessen
äugen und zunge seinen schritten folgen können. So oft dieses
princip auch mit füssen getreten ist, so lässt es sich im ganzen
doch niemals verkennen, und die Verstösse gegen dasselbe rühren
teils davon her, dass die ausspräche sich geändert hat, die
Schrift aber geblieben ist, teils von dem übel angebrachten eifer
kurzsichtiger Weltverbesserer, seltener, wie es scheint, von de»
Ungeschick der ursprünglichen bauleute. Das princip an und
für sich ist so natürlich, so einfach und so praktisch, dass 66
wohl nie mehr bei construction eines neuen gebäudes verlassen
werden wird." *) — Aber die Wahrheit dieser auffassung ist wenig
anerkannt und natürlich noch weniger, ja vielleicht niemals und
nirgend, ausgenutzt worden.
Was Flodström gegen diese auflFassung einzuwenden hat,
») ürundzüge der physiologie und Systematik der sprachlanteS p. 123 1
I
über das yerhältniss der schrift zur spräche. Igl
oder — wie er sich ausdrückt — dagegen, „dass z. b. a nicht
den laut bezeichne, welcher hervorgebracht wird, indem die luft
ausgeathmet wird und die sprechwerkzeuge eine gewisse läge
(die a-lage) innehaben, sondern dass a bezeichne, dass die luft
ausgeathmet werde und die sprechwerkzeuge die a-lage inne-
haben^, ist folgendes (Bezzenbergers beitrage VIII, p. 33 f.):
»Es wird wohl niemand behaupten wollen, dass die notenzeichen
nicht die töne selbst bezeichnen, sondern die thätigkeit, durch
welche dieselben hervorgebracht werden. Und eben so ist es
mit der spräche. Es war, wie wir gesehen, der erste grosse
schritt in der geschichte der schrift, die spräche — das aus-
drucksvollste mittel für die versinnlichung des gedankens ~ zu
der bezeichneten spräche werden zu lassen und zwar natür-
lich die gehörte spräche, das akustische phänomen. Die
idee der schrift ist, das äuge an stelle des ohrs seinen dienst
leisten zu lassen, und da das ohr das resultat der sprechthätig-
kdt wahrnimmt, nicht die thätigkeit selbst, so muss auch das
äuge als die zeichen des resultats, nicht die zeichen der thätig-
keit wahrnehmend gedacht werden."
Vergleiche und bilder beweisen nicht; sie verdeutlichen im
besten und vielleicht seltensten falle. Es soll dies noch kein
Vorwurf gegen Flodström sein ; denn seine parallele zwischen
note und buchstab soll vielleicht gar nichts beweisen. Aber
was soll sie? Soll sie bedeuten: „wer a sagt, muss auch b
sagen"? Soll sie bedeuten, dass es unmethodisch sei in den
huchstaben — sagen wir vorläufig: — thätigkeitszeichen zu
8dien, wenn man in den noten tonzeichen sieht? Beweisen, wie
gesagt, kann sie das nicht ; sie kann es nur behaupten und das
iirtheil über die richtigkeit dieser unbewiesenen behauptung
Wöbt somit dem leser überlassen. Vorausgesetzt nun, es wolle
wirklich niemand die ansieht vertreten, „dass die notenzeichen
Dicht die töne selbst bezeichnen, sondern die thätigkeit, durch
wdche dieselben hervorgebracht werden," so leuchtet mir für
Jöein theil die richtigkeit jener unbewiesenen behauptung noch
keineswegs ein. Leuchtete sie mir aber ein, so wäre die erste
folge davon die , dass ich Flodström selbst unmethodisch fände ;
denn er selbst sieht p. 33 f. in den sogenannten verschluss-
»nsonantbuchstaben zeichen für die „Stellung und thätigkeit
ler sprach Werkzeuge", weder zeichen für schalle noch für pausen.
Ober das verhältniss der schrift zur spräche. 183
keneswegs zu erkennen gegeben, dass er „principe in subjec-
tnrem sinne verstanden haben will ; denn er sagt p. 51 , man
konnte gegen die behauptung, dass bei den verschlusslauten
dtf zeichen für weiter nichts als für den verschluss stehe , ein-
lenden, „dass doch schwerlich die erfinder der zeichen p, t und
i mit diesen etwas anderes als den laut hätten bezeichnen
loDen,'* entgegnet dann aber: „so schlagend dieser einwand
aof den ersten anblick erscheint, so zerfällt er doch bei näherer
betrachtung in nichts. Die consonantenzeichen sind ursprüng-
lidi nicht als solche erfunden , sondern als Silbenzeichen , und
erst später sind sie durch einführung eigener zeichen für die
mit ihnen zu silben verbundenen vocale auf ihren jetzigen
lautwerth reduciert worden. Dies zeigen in verschiedener aber
gleich deutlicher weise die d^vanägarl und die semitischen alpha-
bete. Von der Intention des erfinders kann also nicht mehr die
rede sein ..." In subjectivem wie in objectivem sinne ist die
idec der schrift von Flodström unrichtig bestimmt , schon weil
die bilderschrift dabei unberücksichtigt geblieben , welche nach
äun selbst „eine begrififsschrift , ein versuch, ohne Vermittlung
der Sprache das gedachte unmittelbar für das äuge zu versinn-
ÜAen", ist. Aber sehen wir auch von der bilderschrift ab, so
ist Flodströms eigentliche bestimmung der schriftidee so, dass
wir „idee" nur und höchstens in subjectivem sinne nehmen
können, die auf diese bestimmung gestützte f olgerung mit ihrem
»gedacht werden" — statt des zu erwartenden „gedacht
Worden sein" — aber derart, dass wir „idee" in objectivem
öme fassen müssen. „Idee" in objectivem sinne gefasst, reicht
Jlodströms bestimmung lange nicht aus. Sagte er: „die idee
der schrift ist, die band an stelle der Sprachorgane ihren dienst
leisten zu lassen," so reichte das weit eher hin; denn es kann
wohl etwas geschrieben werden ohne gelesen zu werden —
itreng genommen allerdings nur, wenn es mit geschlossenen
eder abgewandten äugen oder im finstern geschrieben wird — ,
^ nichts kann gelesen werden ohne geschrieben worden zu
8Qn. Dieser mangel entgeht Flodström nicht ganz, er gesteht
ibn sogar nachträglich, wenn auch unklar, ein; aber an der
Folgerung, dass das äuge des lesers als die zeichen des resul-
^, nicht die zeichen der thätigkeit wahrnehmend auch von
^ heute gedacht werden müsse, wird er trotzdem nicht irre.
Sonnenklar ist es, dass die buchstaben für eine gewisse
184 Fr. Burg,
classe von menschen absolut nichts anderes sind und sein können
als bewegungs- oder vielmehr Stellungszeichen, nämlich für die
sogenannten taubstummen. Hätte der einzelne buchstabe an
sich von anfang an gar keinen werth für den taubgeborenen
oder ganz früh ertaubten, sondern nur der buchstabencomplex,
der ein geschriebenes wort ausmacht, d. h. wäre für ihn die
buchstabenschrift von vorne herein eine begriflfsschrif t , so wäre
es zwar begreiflich, dass er schreiben lernt, aber nicht, dass er
auch lernen kann worte, die er noch nie geschrieben gesehen,
nicht kennt und nicht versteht, z. b. worte aus einer ihm völlig
fremden spräche, laut vorzulesen. Wären ihm die buchstaben
vollends schall- und Pausenzeichen, also zeichen für voi*stelIungen,
welche uns durch diejenigen Sinneswahrnehmungen übennittett,
an denen es ihm gebricht, wären die buchstaben ihm das, so
wären sie ihm gar nichts, so könnte er sie nie und nimmer
verständig benutzen. Ein blindgeborener oder ganz früh er-
blindeter kann wohl lernen einen körper, den er auf allen
Seiten abtasten kann, selbständig in thon nachzukneten, am ende
auch auf einer wachstafel oder dgl. den umriss solches körpers
selbständig zu entwerfen, aber nie und «nimmer den umriss einer
am himmel stehenden wölke, und gar ein „Sonnenuntergang im
walde", von einem solchen blinden selbständig gemalt, wäre
sicher für alle andern sterblichen ein unlösbarer rebus.
Aber auch das kind, das ganz normale kind, liest und
schreibt nicht schall- und Pausenzeichen, sondern steUungszeichen.
Woher käme es sonst, dass sich beim stummen lesen und
schreiben seine sprachorgane so oft augenfällig bewegten? Was
hülfe ihm diese ihm selbst unhörbare bewegung? Und woai
vollends wiederholte sonst das kind beim dictatschreiben lauüos,
d. h. ohne luft aus den lungen herauszutreiben, die vom lebrer
ausgeführten bewegungen und Stellungen der sprachorgane?
Die schalle des wortes hat es ja vom lehrer gehört, und halt
etwa die schallvorstellung nicht vor , bis es das wort zu ende
geschrieben, was nützte ihm die blosse bewegung der sprach-
organe, wenn ihm die buchstaben wirklich und eigentlich schall-
zeichen wären? es reproduciert ja die schalle gar nicht!
Die gehörten schalle, die schallempfindungen, verstärken die
in der seele von früheren gelegenheiten her vorhandene schaü-
Tor?tellung; diese schallvorstellung weckt die ebenfalls von
früheren g'el^enheiten her in der seele ruhende bewegungs-
filier das verhältniBs der sclirift z
spräche.
185
•iir stellungsvorsteHung iiml diese letztere verstärkt das kind
ivnl Wiederholung der bewegungen und Stellungen.
Ds93 es die heweguiigen und Stellungen, wenn es darf,
Doch lieber hörbar, d. h. flüsternd oder laut, wiederholt als un-
bwbar, das liegt wesentlich daran, dass die hörbare wieder-
ynng, aber nicht etwa deshalb, weil sie hörbar ist, die
Iwir^ngen und Stellungen vollkommener, genauer wiederholt
»k riie unhörbare , nebenbei daraii, dass die hörbnrkeit ihm
die controle der riehtigkeit seiner bewegungs- oder stellungs-
vonteliiing ermöglicht, ja gebietet. Läge dem kinde, nachdem
es Jas wort vom lehrer gehört hat, nur an der nochmaligen
»eratärkung der schall Vorstellung, so miisste ihm ja eine Wieder-
holung durch den lehrer die eigene Wiederholung vollkommen
ersetzen. Tbatsächlich aber thut selbst mehrfache Wiederholung
giUjA den lehrer das nicht.
^BBhrt das kind , wenn es nicht nach dictat , sondern selb-
MpHg schreibt, die bewegungen und Stellungen ebenfalls heher
■wnisr als unhörbar aus, so hat die hörbarkeit als solche
wiederum nur durch die so ermöglichte controle der bewegungs-
•*iler Stellungsvorstellung actuelleu werth für das kind. Dass
'Üe iu der seele vorhandene schal! Vorstellung durch die neue
'Chiüempfindung verstärkt wird , hat keinen actuelleu werth,
^eichvlel ob die schallvorstellung hier wie heim dictatschreiben
Ö©T Wecker der bewegungs- oder steilungavorstellung ist oder
"lieht Dass sie es nicht zu sein braucht, beweist der taub-
stumme. Aber angenommen auch , die schallvorstellung ist hier
Bltiäiblls dasjenige , wodurch die bewegungs- oder stellungs-
*wstellung erst geweckt wird, so muss ja die schallvorstellung
Stiun vor der neuen Verstärkung stark genug gewesen sein,
'ö« die bewegungs- oder stellungsvorstellung zu wecken ; denn
*ese letztere musste ja selbstverständlich zur ausführung der
*>w«giingen und Stellungen, da es sich hier nicht um reflec-
*«8che bewegungen handelt, bereits wach sein.
Anders vielleicht beim lesen. Hier kann die hörbarkeit als
*Ww durch die Verstärkung der schallvorstellung vielleicht mit-
""Ut actuelle bcdeutung haben: denn hier wird die schallvor-
*'*'liing, wenn überhaupt, erst durch die bewegungs- oder
**0niigavor8tt'llung geweckt und es ist dann nicht geradezu undenk-
, dass sie (die schallvorstellung) bei diesem oder jenem kinde
^^ der Verstärkung durch die neue schallempfindung zu schwach
•**esen sein kann — zu schwach, natürlich zur Wiedererkennung
186 Fr. Burg,
des im geschriebenen worte, im buchstabencomplexe, steckende
begriffes. Der hauptwerth aber der hörbaren bewegangen und
Stellungen, die ein kind, wenn es für sich liest, mit den sprach-
organen ausführt, li^t sicher nicht in der hörbarkeit, sondern
in der Vollkommenheit dieser bewegungen und Stellungen, mit
der die hörbarkeit nun einmal verbunden ist. Der wesenükhe
unterschied zwischen einem kinde, welches nur hörbar lesen
kann, und einem andern, welches beim lesen die sprachorgane
bloss unhörbar zu bewegen braucht, besteht darin, dass die
bewegungs- oder Stellungsvorstellung in dem ersten der Ver-
stärkung durch eine vollkommene, genaue, in dem andern nur
der Verstärkung durch eine unvollkommene, ungenaue bew^ungs-
oder Stellungsausführung und -empfindung bedarf. Bedarf die
bewegungs- oder Stellungsvorstellung weder der einen noch der
andern Verstärkung, so kann das kind ohne jede bewegung der
Sprachorgane lesen.
Dass normaler weise beim selbständigen, stummen schrä-
ben und lesen die schallvoi-stellung gar nicht wach werde, wiD
ich, wie schon aus dem gesagten zu ersehen ist, durchaus nicht
behaupten, aberLundells ansieht, dass sie, und nicht vielmehr
die bewegungs- oder stell ungs Vorstellung, beim lesen der zdt
und der Wichtigkeit nach die erste sei, ja dass beim stunmioi
lesen — vom stummen schreiben sagt Lundell das nur zufällig
nicht eben so unzweideutig — die bewegungsvorstellung gar
nicht, sondern nur die schallvorstellung wach gerufen werde
(p. 74 f.), diese ansieht glaube ich widerlegt zu haben«
Nur derjenige, scheint mir, könnte eine lücke innerhalb
meiner argumentation finden, der behaupten wollte, dass in der
seelc zwei Vorstellungen — in unserm falle also die bewegungs-
oder Stellungsvorstellung (a) und die schallvorstellung (b) — mit
absoluter, idcalvoUkommener gleichzeitigkeit geweckt werden
können, oder dass eine dritte Vorstellung (c) zunächst die eine
(a) jener beiden Vorstellungen und sofort danach die andere (b)
derselben eben so unmittelbar, wie sie die erste (a) geweckt hat,
d. h. ohne betheiligung dieser ersten (a), wecken könne. Das wird
aber niemand behaupten wollen und noch weniger beweisen können.
Ob abc-bücher und rechtschreibungslehren bisher und
fürderhin dem kinde beizubringen suchen, dass a den o-laut
und h den i-laut bezeichne, das geht uns hier nichts a».
Dieselben bcobachtungen wie am abc-schützen lassen sich tt
dirm im lesen und schreiben geübten nur in den ausnähme^
. über das yerhältniss der schrift zur spräche. 187
fillen machen, dass ihn seine geübtbeit in stich lässt, nämlich
venn er ein ihm ungeläufiges wort lesen oder schreiben, nament-
lidi wenn er es nach dictat schreiben will. Man dictiere einem
fldireiber ein ihm bis dahin ganz unbekanntes wort, etwa eines
m einer ihm völlig fremden spräche , und wäre es auch nur
einsilbig, man wiederhole es ihm deutlich, er wird dennoch, be-
vor er es schreibt, einen nahezu unwiderstehlichen drang, es
MMibziisprechen, fühlen, selbst wenn ihm die schriftliche wieder-
gebe dann (nach seiner eigenen mündUchen Wiederholung) nicht
die geringste Verlegenheit verursachen sollte.
Die buchstaben können einfach schon deshalb nicht be-
wegungszeichen sein, müssen vielmehr einfach schon deshalb
Btellungszeichen sein, weil die Sprachorgane beim sprechen so
^e vei^schiedene bewegungen machen , dass zu deren directer
bezeichnung die bei irgend einem europäischen volke übliche
uzabl von buchstaben, selbst nach dem eingeständnisse derer
nicht im entferntesten ausreicht, welche in den buchstaben
ifg^d anderes als ausschliesslich Stellungszeichen sehen, die
fcwhstaben dagegen in der üblichen anzahl zur bezeichnung
•Herstellungen, welche die organe beim sprechen einnehmen,
Dttehalten und wiederaufgeben, fürs praktische leben gerade ge-
ligai. Nehmen wir eine spräche an, zu deren Schreibung 29
fcBchstaben verwendet würden, nämlich 18 sogenannte consonant-
tnd 11 sogenannte vocalzeichen , und nehmen wir ferner an,
Ü88 in dieser spräche nie zwei consonanten oder zwei vocale
*ttf einander folgten, sondern dass auf je einen consonanten
ouner je ein vocal und auf je einen vocal immer je ein conso-
ntot folgte, dass aber jeder vocal auf jeden consonanten und
jeder consonant auf jeden vocal folgen könnte, schon zur schrei-
iwig einer solchen spräche brauchten wir , wenn die buch-
tUben bewegungszeichen wären, nicht weniger als 29 X 28
-[18 X 17 + 11 X 10] = 396 buchstaben; wie viel erst
ar Schreibung einer spräche, in der auch consonantenverbindun-
W und diphthonge vorkommen ! Das, was beimiesen zwischen
den Zeilen, oder vielmehr zwischen den buchstaben gelesen
^en muss, das, was beim schreiben ungeschrieben bleibt,
^ also nicht die Stellungen, sondern die bewegungen der
Wchorgane.
Sind die buchstaben Stellungszeichen, so kann die aufgäbe
* Schrift, der schrift, die wir nun einmal glücklicher weise
•ken, nur die sein, dem ströme, oder vielmehr dem laufe,
188 Fr. Barg, Ober das verhältniss der schrift zur spräche.
dem gange des Sprechens Stellung für Stellung, buchstab für
buchstab zu folgen — natürlich mit mehr oder weniger rück-
sichtslosigkeit , je nachdem die schrift sprachwissenschaftUche
oder praktische zwecke verfolgt — und das oberste princip des
orthographen bei Charakteristik, eintheilung und benennung der
Sprachelemente kann nur dasselbe sein wie das des sprach-
physiologen, nämhch die Untersuchung, beschreibung , Unter-
scheidung der Stellungen, der lagen der sprachorgane bei hervor-
bringung jener elemente.
Berlin, juni 1886. Fr. Burg.
Nachtrag zu der abhandlung in b. XXVII
481—545.
Zu dem dortselbst (s. 481 ff.) gegebenen Verzeichnis von abkürzongen
kommen noch:
Achill. — JiflytiOig rov iZ/tAA^wf. W. Wagner, trois potoes du moyen-
äge. Berlin, 1881.
Alex. — Biog l^Xf^äydQov, W. Wagner, trois poämes etc.
Lyb. — r« xccia ^ivßiOTQoy xcu 'PoJäjuyrjy. W. Wagner, trois po6mes etc.
Mehrere wertvolle bemerkungen und zusätze finden sich in
den eingehenden besprechungen , welche den „beitragen zu
einer geschichte der griechischen spräche" zu teil wur-
den und auf die ich kurz verweise: Berliner philol. Wochenschrift
IV (1884) 1164—1167; Wochenschrift für klass. philologie H
(1885) 10—12; philologische rundschau IV (1884) 1618-161»;
bayr. gymnasialbUitter XXI (1885) 567—569; American Journal
of philology V (1884) 509—513; revue critique XVm (1884;
449—457; rivista di filologia XIII (1884) 165—170.
Meine beweisführung bezüglich der etymologie von dxofta
hat bei Gust. Meyer, Morosi und andern Zustimmung gefimdea;
doch erregte die auffallende accentverschiebung bei einzelnen
noch immer bedenken , und ich verhehle mir auch jetzt nodi
nicht, dass die gründe derselben in unserm werte dunkel sind.
Je unumstösslicher wir deshalb auf historischem wege die iden- | j
tität von dxjiiijv und axo/u^ erweisen können, desto mehr be*
rechtigung erhalten wir, das wort axo/nrj selbst geradezu als
sicheres beispiel solcher regressiven bewegung des
accents zu verwerten, ohne dass wir die gründe der erschö*
nung in diesem falle erklären können. Ich glaube deshalb keitf
eulen nach Athen zu tragen, wenn ich zum historischen beifäft
K. Krambacher, Nachtrag zu der abbandluDg in b. XXVII 481—- 545. Igg
noch einige belege füge, die sich im weiteren verlaufe meiner
lectüre ergeben haben.
Bei Simeon Seth De alim. fac. ed. B. Langkavel lesen wir
s. 29: (og axfxriv vsyiQov ov. Ziemlich häufig treffen wir axft^v
bei den christlichen hymnendichtern z. b. ed. Pitra (Analecta
Sacra spicilegio Solesmensi parata. Paris, 1876) s. 63, 1 und 2.
102, 6. 125, 22. 128, 14 etc. Für die erklärung der ana-
ptyxis des o ist es vielleicht von bedeutung, dass in den zwei
besten handschriften dieser kirchenpoesien , in den codd. Pat-
menses 212 und 213 statt ax^uj/y öfter dyfn^v geschrieben ist
z. b. cod. 213 fol. 3', 123', 136', 145'. Zu den von mir s,
513 gegebenen beispielen vulgärgriechischer anaptyxis vgl. jetzt
noch Hatzidakis, /Askinj 98 und Mondry-Beaudouin , ^tude 58.
In Alex, findet sich neben in 1383. 2579. 3164. 3774.
4752) viermal ixui^v, nämhch v. 1103. 1705. 2323. 3546, wäh-
rend axofÄTj vergeblich gesucht wird. In dem schwerlich viel
später zu datierenden Achill fehlt sti und dxfi^v; dagegen steht
ixofAtjy V. 1183 OTi dxofifj ovx iyv(OQi(T€g tov no&ov fiov tov to-
aov und V. 1503 IlavTgovxXe, dxofirj ovx e'fia&sg ncSg xqovv rag
twxageag; Ebenso lesen wir in Lyb. statt iVt oder dxinTjv neun-
mal dxofifj (V. 445. 480. 1485. 1540. 1723. 2110. 2474. 2640.
3427). Zwei verse dieses gedichtes bestätigen die früher (ausser
den allgemeinen gründen) nur auf Glyk. 178, Erophile I 2 und
die form vonBova^ gestützte ansieht, dass der betonung dx6f49j
eine ältere dxofn^ voraufging, neben welcher in einer gewissen
zeit wahrscheinlich die betonung axo/nrj gleichzeitig bestand, bis
endlich letztere die Oberhand gewann. Wir lesen v. 1424: tov
^m^ ovx iyvwQiaeg, ovSi iavvrv/Jg tov und V. 3779 iyto
f^iifivTjv axofjLTj Sianoivav ovx i^Qovv. Die bedeutung des
I' Wortes ist auch an diesen stellen stets „noch", „noch dazu". —
Den excurs über die geschichte des griechischen accentes
(8. 521—529) könnte ich durch eine bedeutende zahl neuer be-
'^ bereichern ; doch beschränke ich mich auf eine auswahl
des wichtigsten :
I. Zurückspringen des tones. ersQovg Achill. 561. iAcr-
*fpa? Lyb. 1896. yvcigt/utov Lyb. 2975. /novvTog Achill. 1496.
0 Die von mir (s. 516) erwähnte mittheilang Legrand's, dass in Kreta
^»Of^ gehört werde, scheint auf einem irrthume zu beruhen. Wenigstens
teilten die Kreter, welche ich inzwischen auf einer orientreise zu befragen
elegenheit hatte, entschieden in abrede, dass die genannte form in ihrer
limat existiere.
190 K. Krombacher,
avTog, avxri etc. Achill. 1409. Alex. 2526. 5523. 5559. Lyb.
395. 819. 824. 841. 858. 865. 919 und an vielen andern steDen.
aniSm dnexei Achill. 559. 1257. 1263. Lyb. 135. 225. 313. 511.
870. 879. 992. 1248 u. s. w. {dneSco ist vielleicht durch indam
beeinflusst. Lyb. 282. 397. 689).
IL Progressive bewegung.^) dsvögw Achill. 1255 (ed.
falsch SivSQov), Lyb. 3362. 3363. 3366. 3369. 3371. 3375.
3391. 3393. 3538. 3541. oUyix; Lyb. 1237. 2032 (herzustellen),
3367. 3391. 3426. 3463. 3549 (herzustellen). riq>€Qav AchilL
178. snoixav Achill. 525. 1075. 1554. Lyb. 194. 1057. 1576.
iJwxfy, icTwxay Achill. 1472. 1504. Lyb. 3487. ed^i^uv Achill.
1734. syQatpav Lyb. 850. 855. 868. 916. iyyi'^av Lyb. 24ia
if^d&av Lyb. 2948. inaaxiffav Lyb. 3492. imaaev Achill. 87.
Lyb. 1046. mdijs Achill. 865. 1626.
Besonders wichtig ist, dass die thatsache eines so auffalleo-
den accentes, wie airog, Ssvdgov und okiyog von neuem reichlicb
bestätigt wird. Vgl. jetzt noch Mondry-Beaudouin, etude 81 f.
Es folgen weitere belege zu den in der abhandlung über
yvvfj, yvvfjg behandelten erscheinungen : Alex. 4034 (Überschrift)
st^ht in der ausgäbe von Wagner der dativ ywt; natürlich ist
zu schreiben yvvfi; v. 4038 desselben gedichts lesen wir äßü
acc. yvvi^v. — Zu den übrigen a. a. o. erörterten scheni6D
(scheinbare erstarrung der flexion, metaplasmen etc.) erwähne
ich: Tov naxrjQy r^v /lhjttjq, itjv ^vyaTrjQ Achill. 329. 864; fi»
^EQißv Achill. 943. 1246. Lyb. 530; o Xi(ag tov Xdcov (löwe) Adnl
1750. 1324. 1485. 1526; Bv^uvrog als gen. (ähnlich wie nJ
IltvdaQog) Alex. 1179. 1199 (Überschrift); xvQig als voc Achl
884. 1021, ebenso co (pilog Lyb. 2356. 2511. 2704. 2850. 3S(Ä
3660; fj yrjg Lyb. 2110. 7idvT(av noXsiav Alex. 933. <tv> rff^t'
ixivaig anaai Alex. 5492. kvO-evrcov tcöv xvijincov Alex. 3(W&
xpah'dcov ixxonivroDV Alex. 3097. twv oixuiov tcSv ovraiv Alö.
1382.
Zum capitel des comparativs und Superlativs*) notiere idi
») Bezüglich des dorischen accentes vgl. jetzt noch ^itov. Be^tuof^
y,<Pikokoyiy.{ci if;ioiv.iü')Oft<;''. 'Ky Tioyioirj, Schimpff, 1885. S. 269— S71
*) Zu den folgenden formen vgl. die notiz in den Excerpta Barocdtü
(Lexicon Vindobonense ed. Aug. Nauck. Petropoli, 1867. s. 324) ,ßa(ifi*'
TiQOg liJio Tr^g ytyixtlg hin.oy , jiunttog ßaoft6ji()og , Onavltog /jiiriQi* *^
ht Atoyvlog ufiCoyoiifoog vnfnTfnohfQog n , xai '/H^6T9Q0g xal ^fhl-
QOg xni nXf-iOJfoog. oig Jf xai tov v:i(o0^iTixov rb n(itüTiaTOg" CtC. ÜbB
doppelgradaiion im lateinischen s. Ott in JJ. 187ö, 787 ff. und £. WÜlfSi
Lateinische und romanische comparatiou s. 42—49.
Nachtrag zu der abhandlung in b. XXYII 481—545. 191
mXX€og Achill. 281. Lyb. 1067. xuXlidrsgog Lyb. 2232. xcc-
ArsQog Lyb. 1758. iXarrcoTSQog Achill. 1008. fisi^oregog Alex.
L4T. SinXdrBQog Lyb. 3451. dyad-farsQog Alex. 4573. nXstoi
lex. 4393. xaXXt'aTarog Alex. 796. xaXXiaroraTog Alex. 2738.
937. 4784. xaxKTToraTog Alex. 4004. 4013. fieys&iaraTog Alex.
332. 3408. 4318. 4388. 5428. 5773. fieyiaroraTog Alex. 2211.
407. 3897. 4184. 5300. xQariaTiraTog Alex. 2372. fiovcirarog
ilex. 3394. 3463. 4513. ndw nXovaKOTdTov Achill. 28. nayv
veadcaraTJTV Alex. 4267. Xtav io/vgoraroi Alex. 4213.
Für die rubrik des halbgelehrten missverständnisses bietet
dne besonders reiche ausbeute Alex.; der wunderliche Verfasser
dieses gedichtes hat offenbar viel in alten autoren geblättert;
dabei bemerkte er unter anderem , dass die vorväter im gegen-
tttz zu seinen Zeitgenossen sehr häufigen gebrauch vom casus
ilativus machen ; diese schöne kunst sucht er ihnen abzugucken ;
dodi ergeht es ihm wie dem lehrUng des Zauberers und er wird
die dative, die er gerufen, nicht los. So construiert er mit dativ
nicht nur die verba des gebens, zukommens u. s. w., welche in
der spräche der logik und somit auch im altgriechischen diesen
ttSQs verlangen , sondern stattet auch solche , die in der alten
griätät und in allen verwandten sprachen ein accusativobject
Wben, mit dem dativ aus ; er schreibt av yovv iav vix^aji;
^•* (v. 1855); dgxiXrjGTfi (poßovfitvoi xaxiajff MuxbSovl (v.
i9iO); icigoig noXXotg o ßaaiXtvg , , . anaai xaxsnXovTi^s xoig
«f»W?o^fyoi5 (v. 2410),- 071BQ idv ahfjarjg fioi (v. 2423); nqo-
^^wttg Toig vioig (v. 1165); xuTSfinodiXovadv fjiot (v. 3294);
^ HTTfid-uoLV ovsidog jLidya xaxaXafxßdveL (v. 6544) ; xai nqog
W» foyov änXil^ov ^LovXio r^ xaxiarip (v. 5955) U. S. W.^) Selbst-
^*8tandlich setzt er auch allenthalben iv mit dativ, wo die alt-
Pittfcische rede sig mit accus, verlangen würde z. b. v. 1172
^ ^ vavaiv tiaiQx^a&ai; V. 1207 dn^X&sv iv xotg (xigsaiv;
' 1386 üißd^ovTUL Tovg oq>sig äajiBQ dya^oSa/fiovag (piQOvng
*^^^ohoig; V. 2477 iX^v h t(^ rs/nivH; ähnlich v. 2626.
ä2&3871. 4416. 5809. 5837. 5903. 5979. Vgl. die KZ XXVU
"** ^geführten beispiele.
Sdten begeht er den umgekehrten fehler und gebraucht
*^»tcus. statt des dativs z. b. v. 2572 ij nifAxjjovaiv 'AXt^av-
. ')Ein ähnliches missverständnis scheint schon dem Leo Diaconus (10.
rjT*) begegnet zu sein, der TiQoiQ^noutti regelmässig mit dativ con-
^•t; 8. ed. B. Hase p. 203 (= p. 422 der Wiederholung im Bonner
192 F. Wübrandt, Cella.
Sgov (St. IdXB^avägif) rovg QijroQag rovg 6ixu; Y. 3527
Tfi äaSa Tov avToC nSkov oäbv deixvvcov; V. 5290 eSsil^i
ikxi^avSQov KavSaxij . . (es zeigte dem Alexander Kandake
Big St. €v steht V. 2512. Obgleich die spräche dieses gedi
noch verhältnissmässig rein und ziemlich fliessend ist, kam
doch den einfluss der zeit nirgends verleugnen. Der veiCi
verrät etwas altgriechische erudition und zeigt zuweilen l
geschmack und sprachliches verständniss ; trotzdem doliij
formen, Wörter und constructionen, die völlig modern sind« ,j
gedieht steht also bezüglich der spräche in der mitte zwi||
jenen werken, die eine durchaus altgriechisch aflfectierte
hafte spräche gebrauchen und jenen, welche dem lel
Strome der vulgären rede freien lauf lassen und höchstoil
bedürfniss hier und da altgriechische Wörter einstreuen,
sind hier gröbere Vulgarismen ziemlich selten ; formen wie
^fjxvm u. s. w. fehlen, das y irrationale, stets ein zeichea.;
loser Schreibweise, suchen wir vergebens; dagegen
sich, wie wir sahen, zahlreiche erscheinungen ein, die
gebiet der künstlichen analogiebildung und des gelehrten
Verständnisses gehören. Vielfach finden sich auch sp
byzantinischen hof- und kanzleistiles z. b. in dem bri
Darius v. 3G75 flf.
München. K. Krumbache
CeUa.
Dass aus stoflhamen durch deminutivendung indi
namen denominiert werden, kommt oft vor. so von Si
XaXxog /gvaog: ctgyvQiov /ukxi'ov /qvgi'ov (-münze), von
vog: (jyoLviov (-strick), von otjog: aixiov (brot), von fxsXi
Tiov (trank aus honig und wasser), von xrjQog: xtjQiov (
Das letzterwähnte fiilirt uns zu cera (= xTjQog, wachs]
rüla (wachsstift). Sollte nicht schon lange Vorbildung
letztgenannten Wortes ein ganz gleichlautendes entstJ
band in band aber mit einem sehr viel häufigeren gel)
durch Synkope (mit nachfolgender assimilation) zweisübl
worden sein? Cerüla: *cerla: cella? Vgl. puer: pu<
stiria: stilla, aarrig: Stella, süra: Sulla (Vanicek).
Doberan i. M. F. Wilbrand
'** ' - •
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N
N
y, «abBmä«. Cdlt
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A^ Kln^liliolT:
Über (lio Entsiehnngftzeit
erodotischeiiGeschichtsworkes.
Zwei aicadciiiiavhc! Abhandlangcn.
IV, S9 a fr. *, IjOO M-
Stadjen zur Geschichte
des
griechischen Alphabets.
Hil eioer Karte nnil «wei Alpli*b«ttB.ftt)n.
vm. ISO s. KT. 8. n M.
Pr. 0. J»ser:
4
Geschichte der CTriechen.
MB Aiihildiinfca, S i:iirunolillii>grapl>i(^a ii. i Kktten.
CK, ii«J *, CT, 1 T^ii M„ teil. H,tti M,
Geschichte der Römer. j
1^1 AI>hil(lunK.*au, V (JbraanlillmgrApbiiio a. 9 Karlu
XVI,^<ID a KT. a. 1^ bL, geh. A,W >t
Vi^rltttf von ('. Berti'lKinaiiu Iii <>fltoi'sluh.
*1
iflag von ('. Bcrtt'lsiuuiiii lii GttU'i'Bloh.
Deutsche Ms^liologie,
Jueob (>rlmiii.
4. AuKgubc, liesnrKt von S. H. BCeyar.
a Dunilo, jeder Ituud 12 M.
Deutsche GrammatO
Jacob Grlmiu.
2. vermehrter Abdruck, besorgt von WUh. Scheret
BaaO I. n. II. tu». 3a M.
Buid in. «rachelot !n eEolgieii MonaU-u.
Kleinere Schrifte]
»llhclm Otrlmni.
Hcrau^^ehcD Ton Gust. Hinrichs.
Viflfter Kftiul. Preis !S~lä .M.
^ Katalog No. 1 15 (Vergicicbeade (imnmatik tter milDuerj
Sprache») voti Stmmet &. Co. in I.ei[izi^.
-Urtn-Agiii.
•»ü'lcii. hat meines
aiACHFORSCB: *- ™
Verklärung
ATTF DEU GKBIETE DKB
bOGERMANLSCHEN SPRjiCHEN.
BEGBÜXDET
A. KUHN.
EL KÜHN uxu 3. SCHMIDT.
IaND SXIX. neue FOUiE IlANl) IX.
DRITTES t'NÜ VIKRTES IlEtT.
GÜTERSLOH.
pXSCK DJTO VERLAG VON C. BEnTELRMASN.
■iirla^ von f. Bcrtflsinaiiii In Gütprsluh.
Deutsche Myt>">v
US. Tot) WhitI«* 8t«kK4:^
iy Stok«a ^ *
vlimer
, . Oll C. BertdHiiiaim in GQt«r8lo1i. ,
4. Ai" -- ■ ■ - -■' ■ -- ■■
Mythologische StiidieD
Adalbert Kuhn.
Uurausgespl'eii voii Ernst Kuhn.
Krsier Itaml:
Die Uerabkunlt des Feuer» und de» (iStj
Zweiter Tprinekrlpr AMrnck,
rv. 2»i' S- gl. H Preis 0 M,
lli-rniaii dirlium:
Zehn ansgewälütp Essays zar Kinfiihru
Studium der Neueren Knnstl
Zwatc vermehrte AiiHngo. Geh. 8 M,, in Lcinw
Inbalt: Dii> Vtna« von Milo. ~ RaphAol un<l "^
fiKraceni. — AIhrochi Ddrer. — Uonihita Verhiiltnis /.
Jacitli ABniUa ('arsten«. — ItKrlhi uuil I'eier von I'nnn !:
l'oter Tou ConiPliuB. — Sthinkel, — Krust Cn^l^^^ ■■ .. .
A iibaug; HAtii Himmeirfihrt vdd Timo. — Zwei ikul i ;„.
BCcklln. ' Daniel Chodowkeki'« Knniticrrahrt i<n Jahre iw:i. - Jioc
tag Haphauls. — Raphaul nnil lUs Sem Tcsiami-nt. — ItaUentseka
hüHten iii'3 (jualtroccnto. — Die Staiulltildcr Aluxanili^ra und
Humboldt vor Uer k, Universität zu Berlin. — IteRisttr.
Otto IlarrafüMoivitx
Antiquariats-Bucliliandluiig in Leipzig.
SperialilfU: Linffinslik.
tiraxsea, stiwühliefl Lager *nn AVorken aiia ulkn Zweigen der !^n
•rkalt«n und der fcliuiHlM^hen i'hl1i(l»iEle , wurüixT julirliib mehren
Ealatoge erirbfini^n, iWo. atiT VerlniiKi'ti uralin uiid Irniik« xiisexandt
Ankauf ganzer Bibliotheken
sowie BinzolDcr Werke von Vr'ui-th.
Oebllllte Aner))ieliinj;en findi-n eine reelle unil cuulante Krtedi
ApoUon-Agni.
Etymologie.
Die etymologie des namens IdnokXcov zu finden, hat meines
Wissens noch nicht gelingen wollen. Die mannigfachsten ver-
suche dazu sind gemacht, doch ist eine überzeugende erklärung
nicht bekannt geworden. Ohne mich auf eine besprechung jener
zahlreichen, ohne befriedigendes resultat gebliebenen versuche
einzulassen, will ich die aufmerksamkeit der forscher auf ein
yedisches wort lenken, welches, wie ich glaube, direct mit ^An6\-
Xwv zusammen zu stellen ist und den Schlüssel zur erklärung
jenes schwierigen namens darbietet. Wir finden RV 6, 1, 6
das wort saparyenya „der zu verehrende", als beiname des Agni,
tine ableitung des denominativ-stammes mpary „verehren". Dieses
wort scheint mir in form und bedeutung in der that zu jinoX-
knr ZU stimmen. Das d der ersten sylbe von ^AnoXXojv geht
auf altes sa zurück, wie dies auch bei ddeX(p6g, ddeXipeog, d^sX-
^fttoc der fall ist^) (= ind. sagarbha, mfjarhhya, d. i. couterinus);
das r ist zu X geworden und diesem X das folgende / assimiliert.
.Am schluss des wertes muss eine Verstümmelung eingetreten
^iein, durch welche das io oder jo des ursprünglichen stanmies
loren gegangen wäre, ein process, der bei einem alten, viel
ibrauchten eigennamen wohl unbedenklich wird angenommen
m dürfen. Die bedeutung „der zu verehrende, der ver-
igswürdige" dürfte als epithcton eines gottes überhaupt,
ibesondere aber gerade dieses gottas durchaus passend or-
dnen, und wird die annähme, dass in ^AnoXXiav in der that
itlich nur ein epitheton steckt, um so wahrscheinlicher, wenn
die überaus häufige und offenbar sehr alte Verbindung
foc ^AnoXXoyv wohl beachtet. „Ooißog, der zu verehrende"
le diese Verbindung ursprünglich bedeutet haben.^)
*) Das anlautende rf von linoXXioy ist für gewöhnlich kurz; doch er-
Bint es in den viersylbigcn casus in der arsis auch als n, offenhar aus
Jritchen gründen.
>) Der vorliegende aufsatz war schon vor mehreren monaten abgc-
0M6II und befand sich in den hünden der redaction dieser Zeitschrift,
«rhielt ich durch die liebenswürdigkeit des herrn prof. Johannes
MtMhrifl Ar rergl. Sprachf. N. F. IX. 3 u. 4. 13
194 L. V. Sdiroeder,
Das (Icnominativum sajyary, sajyaryati kommt im Rigveda
über 40 mal vor und hat über «30 mal die bedeutung „jemand
verehren". Das object dazu sind götter und göttHche wesen.
Bei weitem am häufigsten wird dasselbe auf Agni oder das
antlitz des Agni (agnor anllann) angewandt, nämlich c. 17 mal;
ein mal auf Agni und Soma (KV 1 , 93, 8) ; ein mal auf Agni und
Indra (RV 6, 60, 1). Indra oder die „kraft des Indra"" ist c 8
mal das object zu saparj/: andre götter erscheinen vereinzelter
von diesem verbum abhängig; so die Maruts 1 mal, Trita 1 mal,
die Deväs 2 mal. Die einzige stelle, wo die form saparyenya
erscheint, zeigt uns dieselbe als beiwort des Agni.
Suchen wir aus diesen umständen einen anhaltspunkt zur
bcstimmung des ursprünglichen wesens des ApoUon zu gewinnen,
so werden wir unmittelbar darauf hingewiesen, dass derselbe
wohl ein licht- und fcuergott gewesen sein dürfte, mit Agni
ursprünglich identisch oder doch ihm nahe verwandt.
Beziehung zu licht und feuer.
Um nun zu prüfen, ob die etymologie uns auf eine richtige
fährte gebracht hat, werden wir die frage aufwerfen müssen,
welche eigenschtift denn nach ansieht der kenner griechischer
mythologie den grundzug im wesen des Apollon ausmacht. Wir
erhalten fast einstimmig die antwort, dass Apollon in erster
hnie als ein gott des lichtes anzusehen ist.*) Man betonte dabei
Schmidt iu licrlin folp:eii(lo äusserst iiitorosstintc notiz. In dem am 24.
febr. a. c. ausgcgehoneii liclte IX X der Sitzungsberichte d. kgl. preuss.
akad. d. wiss. hat Euting zwei bilingue phünikisch-kyprische inschriften
mit den beiuerkuugen Deccke's zu den kyprischcn theilen publiciext. In
der ersten derselben begegnen wir dem dativ lou \'i,i tiXtoyi. Dazu be-
merkt Deecke p. 120: ^Neu ist fVrner ILitiimr, da scmst kypriscfa nur
l4;i6[A.\hny vorkümmt ; es ist aber eine eclit kyprische bilduug und steht,
für ^H;it'K[un\ woraus in andern diah^kten \l;itlkun' ward, wie alMay ai^^
*itk'noy = gem. gr. ukkioy ist> — Ich brauche kaum liervorzuheben ,
vortrefflich die neuentdeckte form ^titikioy zu unserer etymologie (1^.7<i^
k(oy , ll:itÄ.J.v)y = supariftiji/a) stimmt, und spreche daher nur herrn pr**
Schmidt meinen besten dank für die interessante mitthoiluug aus.
«) Treller, der in s. „Griech. mythologie" Apollon einen gott
sonne und des lichtes nennt, wofür ihn schon die alten erklärt hk%t ^^
fügt bedeutsam hinzu: „Nur ist er l'reilich nicht die sonne bloss als
scheinung, in dieser wandernden, am himmol auf- und absteigenden
des Helios, sondern die sonne ist nur die hervorragendste erscheinung
naturkraft, welche unter allen griechischen göttorn vorzüglich dieser "v«
tritt, der herrlichen, feierlichen, im erhabensten sinne des wertes göttüchea
i
Apollon-Agni. 195
früher ganz besonders die beziehung des Apollon zur sonne und
erklärte ihn für einen alten Sonnengott, indessen lässt es sich
doch wohl deutlich erkennen, dass Apollon erst später zum
sonnengotte gestempelt wird. Der alte Sonnengott ist Helios;
als dieser im laufe der zeit verblasste und in den hintergrund
trat, nahm Apollon seine stelle ein, wozu er durch seine eigen-
schaft als lichtgott im allgemeineren sinne einen anhält bot. Die
älteste stelle, in welcher Apollon als Sonnengott gefasst wird,
findet sich nach v. Wilamowitz im Phaethon des Euripides.^)
„ Aber die orphische speculation mag schon ein bis zwei menschen-
alter früher diese Irrlehre aufgebracht haben" — fügt der ge-
nannte gelehrte dieser wichtigen mittheilung hinzu. Auch C.
Robert, der herausgeber der neuesten, noch nicht vollendeten
(4.) aufläge von Preller's griech. mythologie, hebt es hervor, dass
weder im cult noch in volksthümlicher poesie und kunst jemals
Apollon dem Sonnengott gleichgesetzt wird; diese gleichsetzung
gehöre vielmehr stets der speculation an.*)
Apollon ist der Vertreter des lichtes im allgemeinen und
seiner geheimnissvollen quelle, er ist — wie Preller richtig
sagt — „der lichtgott schlechthin, im lichte geboren und im
lichte wohnend." Darauf deutet auch schon der hauptname,
welchen dieser gott bei Homer trägt; denn dass 0ocßog mit
g>aog, (pco;, q)atv(o, skr. WZ. hhd zusammen hängt, hat die grösste
Wahrscheinlichkeit für sich.^) Er heisst ferner schon bei Homer
natur des lichtes, der siegreichen feintlin von allem unholden und wider-
wärtigen und der alldurchdringenden Ursache von allem schönen und har-
monischen. Apoll ist der lichtgott schlechthin, im lichte gehören und im
lichte wohnend** u. s. w. Vgl. Prellcr, Griech. Myth. 3. aufl. 1, 188 (ich
citiere stets nach dieser aufläge).
>) Dort wird Helios angeredet: \4jt6XXtov J' iy ßQorois ö()9^ü}s xcclji,
oaiig r« aiyioyi* öyouni* oMe i^cuuoymy. Vgl. v. Wilamowitz im Her-
mes XVni, 406.
«) Ebenda bd. 1 p. 231 anm. Robert schliesst daraus, „dass die
bedeutung als Sonnengott mithin in historischer zeit dem hellenischen volke
vollständig entschwunden war." Nein, sie war gar nicht ursprünglich.
Sie gehört in Griechenland der speculation an, ganz ebenso wie in Indien
die gleichsetzung des Agni mit der sonne!
«) Im übrigen ist die bildung des wortes noch nicht recht deutlich.
Die WZ. hhä „leuchten, strahlen" wird im IIV nicht selten von Agni ge-
braucht (während andre synonyme wurzeln, z. b. vas „leuchten, aufleuch-
ten" und sür „strahlen" so gut wie ausschliesslich von dem lichte der
himmelskörpcr gebraucht werden; bhä gilt für beide arten des lichtes).
13*
196 L. V. Schroeder,
Xvx^yfvi^g iin lichte geboren.^) Er heisst Xvxeiog, Xvxiog „der
lichte" und ist der nationalgott Lykien's, des lichtlandes.*)
Mit dieser bedeutung des Apollon als eines lichtgottes im
allgemeinen lässt sich die des indischen Agni vortrefflich ver-
mitteln, denn dieser ist keineswegs bloss das irdische feuer, das
opfcrfeuer oder heerdfeuer; auch Agni darf als ein gott des
lichtes im allgemeinen bezeichnet werden, der in geheimniss-
voller mystischer beziehung zu dem urquell alles lichtes steht,*)
wenn er auch vorwiegend im irdischen feuer, im opferfeuer er-
scheint. Oft ist in den liedern des Rigveda von der dreifachen
geburt des Agni die rede; an drei statten wird er geboren: am
himmel als sonne, in der luft als blitz, auf der erde als feuer.*)
So wird denn auch Agni geradezu in der sonne gefunden und
kann der sonne gleichgesetzt werden/'') Aber diese auflfassung
trägt stets den Stempel priesterlicher speculation an sich; die
natürhche und ursprüngliche ist sie nicht.
Andrerseits finden wir auch bei Apollon, wie mir scheint,
deutliche spuren einer nahen beziehung zur irdischen feuer-
erscheinung. Insbesondere merkwürdig ist mir in dieser bezie-
hung die stelle des homer. hymnus, wo Apollon, nachdem er
Das davou abgeleitete nomen hhf'iSy bhaas = griech. r/w^*, (fciog bezeichnet
sogar iu allen 17 stellen, wo es im Rigvetla erscheint, ausschliesslich das
licht oder den schein des Agni. Das damit zusammengesetzte hhärjika
ans hhds-rjiku „von licht strahlend'' kommt im Rigveda 4 mal vor, stets
als epitheton des Agni; hhasabJa „durch licht glänzend od. sichtbar*^
kommt nur 1 mal vor und ist ebenfalls epitheton des Agni; desgleichen
bJidtrakshas „die kraft des lichtes besitzend, lichtstark** od. „durch das
licht stark, siegreich.** Wenn wir demnach in */>o/,^os ursprünglich auch
das glänzende licht des feuers suchen, so wäre der vedischc Sprachgebrauch
damit in bester Übereinstimmung.
1) Aehnlich heisst Agni RV 1, Ul, 7 ^ucljauman.
5») Die nahe beziehung Apollon's zum wolfe beruht aller wahrscheii\^
lichkoit nach nur darauf, dass der griechische name dieses thieres — iüVo^
- so merkwürdig mit dem worte für licht ikux, kuxt/) zusammen klingt«
3) Vgl. über Agni's wesen unter anderm A. Barth in seinen vortreff^
liehen Religions de Tlndc p. 8: „Agni, cn efiet, n'est pas seulement
Ic fcu terrestre et le feu de l'eclair et du soleil; sa veritable patrie est ie
ciel invisible, mystique, sejour de Teternelle lumiere et des premiers pria-
cipes de toutes choses."
*) Zu dem dreifachen Ursprung Agni's vgl. z. b. RV 10, 45, l flg.
^) So heisst es RV 10, 88, ü, bei nacht glänze Agni als feuer,
morgens gehe er als sonne auf.
1
Apollon-Agni. 197
als delphin die Kreter nach Krise geführt, ans land steigt (v.
440 flg.):
^v&' ix Vfjog 0Q0va€v ava%, imasQyoq j4n6XXcov,
uaTSQL etäa/itevog (.liaig rjfxaxi, xov 6* dno noXXai
anivd'aQidsq ncormvTO, aeXag S* Big ovQavov ixeV
ig d' uSvxov xatidwe Sia tqitioÖcov iQixifxwv,
iv i' ao oys (pXoya 6aie, ni(favax6/Lisvog ra ä xijXa,
Tiäaav de KQiOtjv xarf/sv aiXag' al d' oXoXv'^av
KQiaatoov aXo/^oi, xaXXiXmvo/ ts d'vyaTQsg,
Oot'ßov vno Qinfjg' [xiya yuQ Seog bIXbv 'dxaarov.
ApoUon selbst macht hier durchaus den eindruck einer
feuer er scheinung: funken sprühen von ihm aus, sein glänz
leuchtet auf zum himmel, er fährt in das heiligthum, er zündet
die flamme!
Es erscheint mir durchaus nicht unwahrscheinlich, dass der
d reif US s, welcher zu Apollon in so naher beziehung steht, ur-
sprünglich ein feuergefäss war, in welchem das heilige feuer
loderte.^) Auf dem dreifusse sitzend fährt Apollon über das
meer zu den Hyperboreern; so zeigt ihn eine prächtige attische
vase des 5. Jahrhunderts;*) auf dem dreifuss sitzend erscheint
er auch auf einem votivrelief von dem söhne des Bakchios.^)
Wenn die Pythia auf dem dreifuss sitzend orakelt, so erscheint
sie zunächst als stellvertreterin Apollon's, weiterhin als stell-
vertreterin des heiligen feuers, des alten heiligen Orakelspenders.
Dem widerspricht der umstand nicht, dass das älteste Orakel
in Delphi ein orakel der Gäa gewesen sein dürfte ; es ist dort ja
>) Herr prof. Loeschcke, dem ich für eine ganze reihe wichtiger
hinweise hei dieser arbeit sehr zu dank verbunden bin, macht mich darauf
aufmerksam, dass unter den mykenischen vasen sich auch ein feuertopf
mit buckeln, auf drei füssen, findet. Diese form ist nicht nur aus
Mykenae und lalysos nachgewiesen, sondern — worauf ich hier ein ge-
wicht legen möchte — auch ausDaulis^ welches bekanntlich in Phokien
unweit Delphi gelegen ist (vgl. Furtwängler und Loeschcke, Myke-
nische vasen, formentabelle 114). Ich knüpfe daran die bemerkung, dass
an dem heiligen feuergefäss der Inder, der ukhd oder feuerschüssel, gerade
auch buckel (pf eiler form ige erhöhungen, zitzen oder brüste, stana) ange-
bracht waren, 4 oder 8 an der zahl, also weniger als auf dem er-
wähnten griechischen feuertopf. Ob hier an uralten Zusammenhang zu
denken ist, überlasse ich kundigeren zur prüfung.
«) S. Furtwängler in Roscher's lexikon der mythologie p. 467.
8) S. Furtwängler a. a. o. p. 458.
198 L. V. Schroeder,
(loch offenbar später der ApoIIocultus und das Apolloorakel zu
dem der Gäa hinzugekoninien , mit ihm combiniert. Dass die
apollinische religion mit dem chthonischen götterdienste auch
sonst in eigenthümlicher weise verschmilzt, resp. sich durch-
kreuzt, ist eine bekannte thatsache (vgl. Preller a. a. o. 1, 206).
Warum dies aber in Delphi eintritt, wird, wie mich dünkt, erst
durch meine auffassung von dem ursprünglichen wesen ApoUon's
deutlich. Aus der erde stiegen dämpfe auf, und es ist begreif-
lich, dass man dies zunächst als äusserung der erde fasste.
Aber da es dämpfe waren, mochte man wohl auf einen tief-
verborgenen sitz heiligen feuers schliessen. Das wanderbare
und geheimnissvolle der erscheinung musste solchem feuersitz
eine hervorragend wichtige, tiefe, mystische bedeutung geben.
Dort mochte man den verborgenen ort ahnen, wo der feuergott
waltet, und unwillkürlich fallen einem die verborgenen Stätten
des Agni, die f/ulfi/n pathhu , ein, von welchen die vedischen
dichter reden.M
Apollon scheint auch auf verschiedenen münzen, namentlich
von Amphipolis (c. 400 vor Chr.) , deutlich als feuergott be-
zeichnet ; wir sehen da auf der einen seite den Apollokopf, auf
der andern eine fackel. Solche münzen kennen wir auch von
Klazomcnai, Katane und andern orten.*)
Als die (ifriechen — so erfahren wir bei Plutarch Aristid.
c. 20 — nach der schlacht bei Plataeae wegen der darzubrin-
genden opfer in Delphi anfragten, gab ilmen der pythische gott
(Ion bescheid, einen altar des Zeus Elcutherios zu errichten,
opfer aber nicht eher darzubringen, als sie alles feuer im lande,
welches durch die barbarcn verunreinigt sei, ausgelöscht und
neues feuer von dem geineinsaincn heerde in Delphi angezündet,
hätten. Otienbar um dem feuer möglichst seine heiligkeit zvii
erhalten, musste die fackel, welche am heiligen feuer in Delpl^^i
entzündet war, in möglichst raschem laufe, ohne dass sie dool
verlöschte, an den betreffenden andern ort getragen werdea-^
Deli)hi, der sitz Apollon's, erscheint hier als der ort des heiligt'
feuers x«r' iioyrjv, gleichsam als ursitz aller geweihten feuer.
0 Vgl. RV 1, 72, 6; 10, 53, 10.
*) Vgl. Furtwiiiiglor in Koschcr's lexikoii der mythol. p. 404.
^) Ich ♦•ntnelimo diese intoress.aiite notiz einem aut'satz von Weckleio t
welcher aus der erzjihlung des Phitarcli unzweifelhaft riclitig die ursprün^'
liehe hedeutung des fackelwettlaufs als leuerübertragung erscldiesff*-
S. Hermes VII p. 446.
Apollon-Agni. 199
Aber noch mehr. Auch Delos, das als hochheiliger sitz
Apollon's und statte seiner geburt allein Delphi ebenbürtig ge-
achtet werden könnte, lernen wir in ähnlicher eigenschaft ken-
nen. Die insel Lemnos war eine statte uralten Prometheus-
und Hephaestosdienstes. Aber Philostratus berichtet (Heroic. p.
740 ed. Olear.), dass diese insel alljährlich gereinigt und alles
feuer auf ihr für neun tage ausgelöscht wurde. Ein festschiff
holte feuer von der heiligen insel Delos {ix J^kov nvQtpoQsi).
Wenn das schiff vor der zeit, bevor die üblichen reinigungen
vollendet waren, ankam, so durfte es nicht landen oder vor
anker gehen, sondern musste auf dem meere umhertreiben, bis der
Zeitpunkt gekommen war. Nachdem das schiff gelandet, wurde
das feuer in die häuser und in die Werkstätten, die mit feuer
arbeiteten, vertheilt, und das betrachtete man als den anfang
eines neuen lebens.^) Auch Delos also ist hier Ursprungsland
des heiligen feuers!
Es läge im anschluss hieran sehr nahe, J^Xog, das geburts-
land des Apollon, den sitz des immer heiligen feuers, etymo-
logisch mit iai'oo (aus Safico) „entzünden" zusammen zu stellen
(wovon Ss^^a, 6säav/Liivog ; 6aig brand, fackel; daXog feuerbrand).
Die entsprechende Sanskrit-wurzel ist du „brennen", wovon däva
der brand, insbesondere der Waldbrand, abgeleitet ist. Delos
wäre damit als feuerland oder brennland bezeichnet.
Wir haben auf griechischem boden vielleicht noch ein an-
deres solches feuerland oder brennland. Ich meine Ithaka, wo
Apollon verehrt wurde, wo er seinen schattigen hain hatte
{äkaog üKiBQov txatfjßoXov j4n6kXa)Vog Od. 20, 278). Odysseus
selbst war nach v. Wilamowitz' interessanter Untersuchung ein
apollinischer held;*) er war ursprünglich wohl Apollon selbst.
0 Ich entnehme auch diese wichtigen notizen Wecklein a. a. o. p.
447. 448.
*) Vgl. V. Wilamowitz, homer. Untersuchungen p. 112—114. — Es
mag dabei noch auf einen merkwürdigen umstand aufmerksam gemacht
werden. Odysseus schiesst mit dem bogen durch die äxte. Darf man
dabei wohl daran erinnern, dass Agni im RV öfters entweder selbst ein
beil, eine axt genannt oder mit einer solchen verglichen wird, oder „mit
der axt versehen" heisst? Es wird RV 1, 127, 3 von ihm gesagt: er be-
siegt die bösen wie ein beil (para^u = niUxvg), RV 4, 6, 8 wird er
einem scharfen beil verglichen (para^u iigma) ; RV 6, 3, 3 heisst es : „wie
ein beil (nomin.) die zunge vorstreckend verzehrt er das holz." Mit para^ru
synonom ist das wort vä^i die axt, und auch dies kommt in Verbindung
200 ^' ^' Schroeder,
Am neumondfeste, dem feste des Apollon, siegt der heim-
kehrende held mit der apollinischen waffe, dem bogen, üto
die bösen, die ihm sein theuerstes gut rauben wollen. Ich weise
auf spätere abschnitte dieser Untersuchung hin, in welchen der
beweis erbracht ist, dass jene waife auch die waffe des Agni
war; dass das neumondsfest gerade auch ein fest des Agni war,
— und ich knüpfe daran die frage : liegt es da nicht nahe, den
namen der insel ^I&uxt] von der wurzel idh entflammen, anzün-
den, intrans. flammen (erhalten auch im griech. al'dw a. a.) ab-
zuleiten, welche wurzel im Rigveda so oft und ganz überwiegend
häufig gerade von Agni gebraucht wird?
Würde, heiligkeit, reinheit, kathartische bedeutung;
Weisheit; priester- und prophetenthum.
Gehen wir nun etwas näher auf den Charakter des Apollon
ein, so tritt uns in demselben eine eigenthümliche würde, feier-
lichkeit und heiligkeit hervor, die keinem andern griechischen
gott in gleichem maasse eigen ist. Gerade beim vergleich mit
Zeus, der auch ein lichtgott ist und sonst manche berührungs-
punkte mit Apollon darbietet, aber auch mit der irdischen, siim-
lichen natur vielfach in beziehung steht, hebt Preller hervor,
dass „Apollon's Charakter, namentlich der des pythischen gottes,
durchweg ein hochfeierlicher, ernster und würdiger bleibt, auch
in seiner liebe und in seinem hass. Immer ist seine gestalt von
einer heiligen würde und majestüt wie umflossen, und selbst die
leichtfertigste dichtung hat nicht gewagt, von diesem gotte
unehrerbietige Vorstellungen zu verbreiten."^)
mit Agni vor. Es heisst RV 8, 29, 3: „Er allein, der beständige untex"
den göttern, trägt in der liaiid ein eisernes beil" (ra^l df/asi)\ RV 8, lö»
23: „Wenn er mit luitter heopfort ist, dann hebt und senkt Agni dsfcS
]>eil." Er wird RV 10, 20, 6 genannt „der mit dt-r axt bewaffnete" (räc'"
mant), — Die herstelliing des näheren Zusammenhangs zwischen Agn-ia
welcher axt und axtträger zugleich ist, und dem durch die äxte, reöil>-
deren ösen, schiessendeu Odyssous wird vielleicht durch kenner der gri©^
chisclien sage noch besser aufgehellt werden. Mir scheint, dass sich hier"
die erinnerung an beide waffen des feuergottes, bogen und axt, erhalten
hat, und dass sie in der bekannten weise combiniert sind, um die kun^
des pfeilschützen deutlich zu zeigen, ohne das heil ganz fallen zu lassen.
— Uebrigens kommt auch Aj>ollon mit dem doppelbeil ausgestattet vor.
Vgl. Röscher, Lex. d. myth. p. 438.
0 Vgl. Preller, Griech. mythologie, 3. aufl. 1, 188. 181».
Apollon-Agni. 201
Damit hängt aufs engste die ethische reinheit und heilig-
keit, die xa&uQorfjg und äyvorrfg in dem wesen dieses gottes
zusammen.
Dieser charakterzug des ApoUon stimmt vortrefflich zu dem
feierUch-priesterlichen wesen des Agni im ßigveda. Auch ihm
sind würde, majestät, heiligkeit und reinheit eigen; schon darum,
weil seine eigenschaft als Tpriester ßotar) so oft und so be-
deutsam hervorgehoben wird. Er ist der ehrwürdige, verehrungs-
würdige (saparyeiiya, Hya, %ieyiya)\ er ist heilig und voll heil
(rtävan, gandanm; cf. RV 1, 77, 2); er ist wahrhaft gross (RV
10, 4, 4); er ist rein und lauter {(guci).
Mit seiner reinheit und heiligkeit hängt auch die kathar-
tische bedeutung Apollon's zusammen; sie passt vortrefflich zu
dem alten licht- und feuergott.^) Man mag damit vergleichen,
dass auch Agni angefleht wird, die sünde fem zu halten (RV
1, 189, 1).
Wir sehen aber noch eine andere, hier sich eng anschliessende
Seite in Agni's wesen bedeutsam hervortreten. Er ist der weise,
der einsichtsvolle, der begeisterte seher, der Weisheit schenkende
und begeisterung schaffende. Das wort medhira „weise" wird
mit verliebe gerade ihm beigelegt; ein synonymes wort ist
medhya, das ebenfalls von Agni gebraucht wird; auch das wort
cikitvas „weise, einsichtsvoll" wird vorwiegend von Agni ge-
braucht; dieselbe bedeutung hat sein epitheton pracetas?) Er
heisst allwissend (viQvavid)\ mit seiner Weisheit reicht er über
das firmament hinaus (RV 5, 17, 2); keiner übertrifft an Weis-
heit ihn (RV 5, 3, 5; ähnlich RV 1, 72, 1). Er wird häufig
havi genannt, ein weiser dichter oder seher; auch kavikratu
„eines dichters einsieht besitzend"; ebenso rshi; ebenso vipra
ein begeisterter seher oder dichter; ja er wird ein „himmlische
werte redender seher" genannt (vi2n'a dyukshavacas RV 6,
15, 4). Den weisen Agni fragt man um rath (RV 1, 145, 1 flg.).
Er ist der einsieht schaffende (medhäkära)\ von ihm kommt
Weisheit (RV 7, 3, 10); er ist der begeisterer (vipodM),
^) Man vgl. die ableitung des wertes feuer, griech. nvQ von der warzel
pü „reinigen, läutern**, von welcher auch das skr. pävaka kommt, eig. wohl
„reinigend, läuternd, hell strahlend", auch als name des Agni im gebrauch.
*) Auch das häufige epitheton des Agni jätauedas möchte ich er-
klären „angeborenes wissen habend*^ oder „der das wissen erzeugt habende"
(cf. krtahrahman).
202 L. V. Schroeder,
Es braucht wohl kaum besonders hervorgehoben zu werden,
wie passend sich zu diesem zug in Agni's wesen die hohe wds-
heit Apollon's vergleicht, durch welche er zum gott der künste
und Wissenschaften werden konnte. Apollon selbst ist dichter
wie Agni, dichter und sänger zugleich (vgl. Furtwängler a. a. o.
p. 463). Ist bei den Indern Agni der begeisternde, so ist es
bei den Griechen Apollon, von welchem die musische und
■
poetische begeisterung, der iv^ovaiaa/nog stammt.*)
Und ferner:
Ist Agni der begeisterte, himmlische worte redende scher,
der weise, den man um rath fragt, der hehre priesterliche ver-
mittler zwischen menschen und göttern — vielleicht die am
meisten bei ihm hervortretende eigenschaft — , so dürfte sich
am ende daraus auch sehr passend Apollon als orakelgott,
als gott der mantik erklären, — ein vergleichungspunkt von
hervorragender Wichtigkeit. Apollon selbst heisst ein prophet
des Zeus, Jtog noocpi^Tfjg,^) gleichwie Agni ein seher (vipra),
priester und seher zugleich genannt wird.^)
Der Sänger, den Agni begeistert, er geräth in hohe ent-
zückung, er ruft: „Auf thun sich meine obren (eig. sie fliegen
auf), auf thut sich mein äuge, auf thut sich dieses licht, das
mir ins herz gesetzt ist; es eilet fort mein geist, in die ferne
sinnend; was soll ich reden jetzt, was soll ich denken?" (RV
6, 9, 6).
Das ist das indische vorbild der begeisterten Pythia und
jener andern apollinischen propheten, deren geist hellschauend
in die zukunft schweift.
Beziehung zu gesang und musik.
Auch für die musikalische seile Apollon's , die übrigens ia
der ältesten zeit noch weniger hervortritt, allmählich sich stärker
entwickelt, sind wir bei Agni keineswegs ohne analogie. Das
rauschen und knistern des feuers wird als ein singen aufgefasst.
Die Wurzel jar bedeutet singen, und eben dieses wort wird
häufig von Agni gebraucht; ja es heisst im Rigveda, gleichsam
um jedes missverständniss auszuschliessen : „an der spitze seiner
1) Vgl. Preller a. a. o. l, 221 flg.
•) S. Aeschyl. Eum. 19.
•) Vgl RV 1, 127, 1.
J
Apollon-Agni. 203
flammen rauscht (oder tönt) er (Agni) -wie ein Sänger oder
als ein sänge r'' {rebho najarate ßV 1, 127, 10). Es heisst
auch: lauttönend ist Agni wie die Marutschaar (tuvishvani RV
1, 127, 6). Wie nahe übrigens in jener alten zeit gesang und
dichtung mit einander zusammen hängen, ist wohl nicht nöthig
besonders zu beleuchten; der dichter ist auch sänger zugleich,
und „dichter" (kavi) wird ja Agni gerade mit verliebe genannt,
wie wir oben bereits gesehen haben.
Beziehung zu den häusem und Wohnsitzen der
menschen.
Wir finden Apollon femer in naher beziehung zu den
häusem^ und Wohnsitzen der menschen. In dieser eigenschaft
heisst er bei den Aegineten Jio^ariTviq „der zum hause ge-
hörige". Ebenso heisst er Oixhag der hausgenosse. ^) Damit
hängt wohl auch der Apollon dvQutog (dyvuig) zusammen, dem
zu ehren überall konische pfeiler an den thüren und auf den
vorhöfen errichtet wurden, neben welchen man den gott auf
einem altar mit einfachen opfern und gaben verehrte.*) Darum
gilt Apollon weiter als gründer und schutzherr von Städten und
colonien; als solcher heisst er Krtarfjg, Oixiarijg. Er gilt als
führer und schirmer der colonistenschaaren (!^y^Tco(), "Ayfjri^g,
^Agxfjyh^g); ihm werden in der regel die zur gründung der
colonie ausziehenden glieder der gemeinde geweiht,') er schafft
ihnen ihre neuen Wohnsitze.
Diese seite im wesen des Apollon erinnert uns unmittelbar
an einen der wichtigsten, am meisten hervortretenden züge im
wesen des vedischen Agni. Wie oft wird dieser gerade gefeiert
als der hausherr (gr^iaimü, dampati), der zum hause gehörige,
der hausgenosse (damünas), der hausfreund, der liebe gast
(atitlü)j der hausherr oder Stammesherr (vi^pati). Er bewohnt
alle häuser (vgl. RV 10, 91, 2), er schützt habe und haus-
genossenschaft (RV 7, 15, 3. 2); er wird angefleht, den sängem
überall guten wohnsitz zu schaffen (RV 8, 73, 6).
Es ist seine eigenschaft als hausfeuer, als trauliche
1) KaQviiog Otxiias Corp. inscr. n. 1446, 7. Paus. 3, 13, 3. 4. Her«
mann, Gott. alt. § 53, 14.
«) Vgl. Preller a. a. o. 1, 219.
8) Vgl. Röscher, Lex. d. myth. p. 440; auch 441. 439.
204 L. V. Schroeder,
flamme des heimischen heercles, die dem Agni zu dieser stdluog
verhilft, und eben dieselbe eigenschaft muss ursprünglich auch
dem Apollon imiegewohnt haben, sie liegt seiner erscheinung
als Jco/LiaTtTrjg und Oixdrag ZU gründe.^) Sie lässt ihn auch
zum städtegiünder , zum gotte der colonisation werden, denn
eben die Übertragung des heimischen heerdfeuers in die neuen
sitze darf als das wichtigste moment bei diesem thun bezeich-
net werden.
In engem Zusammenhang mit dieser anschauung steht es
offenbar, wenn Apollon auch als mythischer ahnherr, stammgott,
Stammesvater und vorfahr gefeiert wird, in welcher eigenschaft
er die beinamcn nargwog, TTQonaicog, yeveTojQ erhält.*) Wir
dürfen da wohl wiederum daran erinnern, dass auch Agni öfters
pitar „der vater oder der ahnherr" genannt wird.
Von dem Apollon dyvisvg redend, sagt Sauppe neuer-
dings: „Hujus ApoUinis, qui omnis salutis vindex esse credebatur;
religionis antiquissimae similem fuisse etiam Patriti speciem
existimo, ita ut in quaque domo Jovis Hercei et Apollinis
Patriti sacra, quod familiam eam inde a primo origine salvam
servavissent et ut futuro etiam tempore sospitent et super-
stitent, pie culta fuerint."^) Müssen wir da nicht wieder un-
willkürlich an den indischen Agni, den hausbewohner, den haus-
hcrrn, den stammesherrn, den vater denken, von dem es so
oft in den vedischen liedern heisst, dass er in jedem hause,
haus für haus (fjrlic f/r1t(-, (hime damr) entzündet flammt und
seinen gnädigen schütz verleiht?
Beziehung zu den heerden, zum vieh.
Deutlich erscheint ferner Apollon als beschützer der heerden,
des viehs. Als solcher trügt er die beinamen 'Em^ii^hog, Uo/fi-
viog, No/uiog, Onacov /tiTJkoyv, MuXotig u. a. Als hirte tritt er
») Wie unpassend wäre hier ein alter eigentlicher Sonnengott!
*) Vgl. Röscher a. a. o. p. 438 flg.
3) Vgl. H. Sauppius, commentatio de phratriis atticis p. 9, in dem
Index scholarum in Academia Georgia Augusta per sem. hib. a. 18»6
hahendarum, Gottingae. — Ich erinnere übrigens auch an das oben
erwähnte bringen des heil, feuers aus Delos nach Lemnos, wo es dann in
den häusern und den Werkstätten, wo man mit feucr arbeitete, vertheilt
wurde.
ApoUon-Agni. 205
in verschiedenen sagen auf; er nährt die Stuten des Eumelos,
er weidet die heerden des Laoraedon und des Admetos. ^)
Aber auch Agni ist beschützer der heerden, denn um seine
trauliche flamme sammeln sich in düsternächtlicher zeit mensch
und vieh, und mit seinen pfeilen scheucht er die bösen dämonen
zurück, die das vieh verderben wollen. Dem bösen zauberer,
welcher den kühen die milch wegträgt.oder wegtrinkt, soll Agni
das haupt spalten, soll ihn treffen mit seinem strahl an ver-
wundbarer stelle (RV 10, 87, 16. 17). Agni wird angefleht, die
heerden zu schützen (RV 1, 67, 5. 6; 1, 72, 6); er ist reich
an rindern (1, 79, 4); er schenkt heerden (1, 127, 10). Ja, er
wird ein hirte genannt (gopä), ein beschirmer des viehs, und
der Sänger wehklagt, dass böse menschen ihn seinen kühen
vorenthalten; er wünscht ihn zu erlangen und bittet ihn, dass
er ihm vieh zutreiben möge (RV 5, 2, 5). „Ich sah aus fernem
land ihn kommen mit einer heerde, schlicht und wenig glänzend,"*)
erzählt der Sänger (RV 5, 2, 4). Und es heisst in einem liede:
„Diese gnade leuchtet selbst dem thoren ein, dass um dich, o
Agni, den entflammten, zur nachtzeit das vieh sich lagert" (RV
3, 9, 7). 3)
Beziehung zu den zelten und zum morgen.
ApoUon gilt als Ordner der zeiten. Der anfang des monats
war ihm heilig, daher er vsofitjviog heisst. Das in der Odyssee
beschriebene fest des Apollon {Xvxaßag}^ das einzige fest eines
gottes, welches uns bei Homer überhaupt geschildert wird, ist
aller Wahrscheinlichkeit nach ein neumondsfest (vgl. Od. 14, 162
Tov jLiiv q)divovxoq /ti?]Vog rov d* iara^svoio). Näheres Über
diese seine eigenschaft vgl. man bei Welcker, griech. götter-
lehre I p. 466 flg. Man beachte auch seine bezeichnung als
Agni erscheint im Rigveda nicht nur als kundig der zeiten
(vidvän rtün), sondern geradezu als herr der zeiten {rtupati,
s. RV 10, 2, 1); und es heisst, dass er die zeiten in der ge-
») Vgl, Röscher a. a. o. p. 433.
«) Ich lese sumddyäthamy als ein compositum.
B) Das ist übrigens auch anderorten ähnlich. Wenn wir in Livland
auf dem lande, im freien, auf der wiese oder am waldrande eine einsame
feuerstelle finden, so sind wir gewohnt, den Ursprung derselben auf „hüter-
jungen** zurückzuführen.
206 L. y. Schroeder,
hörigen folge vertheilt, resp. geordnet hat (RV 1, 95, 3 rfÄ«
vidadhdu). Das neu- und vollmondsopfer, welches als das älteste
Opfer und als die grundform aller späteren opfer betrachtet
werden muss, ist in seinem kerne ein opfer für Agni, denn die
hauptspenden desselben sind ein kuchen für Agni und ein solcher
für Agni-Soma (resp. Indra-Agni), woran sich noch die speode
für Agni Svishfakrt, d. h. Agni den heilschafiFer , anreiht (vgl
Hillebrandt, Das altindisehe neu- und vollmondsopfer p. 107.
112. 117).
Wir finden Apollon ferner in beziehung speciell zu dem
morgen. In solcher eigenschaft wird ein Apollon des morgen-
roths, imo^, auf der insel Thynis verehrt. Ebenso finden wir
in Kreta den Apollon der frühe, i'i'uv()og genannt (ivavQO) be-
deutete dort soviel als ^qi; vgl. Welcker, Griech. götterlehre I
p. 469; lies. s. v.).
Wer den Veda kennt, weiss, dass dem Agni in der frühe
des morgens sein opfer dargebracht wird und wie oft man sein
erwachen in frühster morgenstunde feiert. Er heisst daher im
Rigvedu m^lutrhiulh^ d. h. mit der morgenröthe wach, früh-
morgens erwachend, der frühe — ein beiwort, das man gewiss
mit recht unmittelbar mit den beiwörtern ^mog und evavpo;
bei Apollon vergleichen darf. Auch die bezeichnung des Agni
als vivasvant wird vielleicht ähnlich zu fassen sein als „der
morgendliche" (man vgl. das Petersb. Wörterbuch s. v.).
Kriegerischer Charakter; bewaffnung mit pfeil und
lanze.
Neben diesen friedlichen Seiten des Apollon tritt aber auch
der kriegerische Charakter dieses gottes bedeutsam hervor. Er
wird geradezu für einen kriegsgott erklärt ;0 als solcher führt
er die beinamen Botjd()6uto:;, Bou&6og, 2:TQuTuytog,^) Er er-
scheint als krieger gewappnet, mit der lanze ^) oder mit bogen
und pfeil bewehrt. Insbesondere führt er die letztere waffe.
Er heisst darum auch 'Aff/jicoQ, \-IoyvooTo'ing, KkvTorotog^
^ExarrjßoXoi; , 'ExurrjßeXtTtjg. Als pfeilschütze tritt er bekannt-—
») Vgl. llosohcr a. a. o. p. 435 flg.
«) Den letzteren namen trägt er anf einer insclirift von Rhodos;
Röscher p, 437.
■) Für die hewaffnnng Apollon's mit der lanze vgl. man Furtwängler
a. a. 0. p. 449 (hanptbild von Amyklac, Paus. 3, 10, 1).
.^
Apollon-Agni. 207
lieh schon bei Homer auf. Er ist ein rächender, strafender
gott, der durch seine ferutreffenden pfeile unheil und tod den
schuldigen sendet.
So erscheint auch Agni als ein gewaltiger krieger, nach
indischer sitte auf dem Streitwagen fahrend, mit pfeil oder lanze
bewehrt. Mit seinen flammenpfeilen vernichtet Agni die bösen
dämonen, kobolde, zauberer, Rakshasen und Asuren. ^) Er wird
der schütze (astar) genannt (RV 4, 4, 1; 10, 87, 6), der mit
geschossen versehene held (lieshasvant gurtidh 6, 3, 3); der
scharfe geschosse besitzende {tigmaheti 4, 4, 4); als ein mäch-
tiger bogenschütze (garyahan) bricht er die bürgen. Er schleudert
seine pfeile, seinen speer (islni, garya, galya, garu, rshti tapiir-
agra); scharfe geschosse hat er, die Rakshasen zu tödten.^)
Er ist der feindetödter (vrtrahaii), der die feinde am besten
tödtende (vrtrahantama); er schützt vor den feinden (RV 7, 1,
13. 15); er weicht vor keinem siegreichen bogenschützen zurück
(1, 127, 3); er brennt die feinde weg (7, 1, 7); er trägt beute
davon als siegreicher held (1, 74, 3); erschlägt die bösen nieder
wie ein beil {paragur na druhanitarah RV 1, 127, 3).^)
Als tödter der Rakshasen, als beschiimer vor allen feinden
tritt Agni in dem liede RV 4, 4 deuthch hervor:
„Erhebe dich, Agni, spanne deinen bogen, brenne nieder
die feinde, du besitzer scharfer geschosse! Wer uns anfeindung
bereitet, du flammender, den brenne nieder wie dürres gestrüpp!"
(RV 4, 4, 4).
Hier sehen wir Agni als bogenschützen erscheinen, ohne
dass darum sein elementares wesen irgend verdunkelt wäre.
*) asurdhanj vgl. RV 7, 13, 1. — Herr prof. Loeschcke macht mich
auf folgendes aufmerksam. Wir finden bei Otto Jahn, Memoric dell*
Institato Archaeologico bd. II p. 19 münzen von Kaulonia, Apollon zeigend,
wie er mit der rechten hand, in der er einen zweig hält, zum schlag aus-
zuholen scheint gegen einen, bisweilen geflügelten, kleinen dämon, der auf
dem linken arm vor ihm flieht, indem er den köpf zurückwendet. — Wir
sehen hier den Agni rakshohan^ asurahan, vrtrahan in der griechischen
Umwandlung gleichsam leibhaftig vor uns. — Man vergleiche dazu Furt-
wängler a. a. o. p. 453, der es namentlich betont, dass diese münzen
von Kaulonia sehr alt sind.
*) iigmäyudhä räkshase hdntavä u RV 5, 2, 10.
3) Dass Agni auch mit der axt bewaffnet auftritt, habe ich bereits
früher ausgeführt; desgl. dazu bemerkt, dass auch Apollon in einer, jeden-
falls aus sehr alter zeit stammenden auffassung mit dem doppelbeil aus-
gestattet wird (Röscher a. a. o. p. 438).
208 L- ▼• Schroeder,
Agni den dämonentödter (rakshohan) , den vernichter der
bösen zauberer (yatndMna) schildert vor allem das lied RV
10, 87 mit lebhaften färben. ^)
Die flammenpfeile , die flammenspeere des Agni, wir er-
kennen sie in den pfeilen, in der lanze des Apollon wieder.
Von besonderem interesse ist dabei noch die bezeichnung ^mfa
od. gdlya für das geschoss, resp. die pfeile des Agni, dorn
gdlya ist etymologisch aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem
griech. tlI^Xov zusammen zu stellen, und dies gerade ist die be-
zeichnung der geschosse des Apollon bei Homer! Man vgl. II. I,
53. 383. h. Ap. 444. KriXov wird nie von menschlichen ge-
schossen gebraucht, ebensowenig das ind. garya od. galya. Für
die etymologie vgl. man Curtius' grundzüge.
Äussere erscheiniing, jugend und Schönheit
Apollon ist der ewig jugendliche, schöne gott, ein
stiittlicher heldenjüngling. In dem homer. hymnus wird er
V. 449. 450 geschildert avtQi Bidofxivoq dtl^tjt^ « xgarBQ^ rc
TTQOjd-i^ßfj — also jung, aber kräftig zugleich (vgl. auch Preller,
») In dem Hede RV 10, 87 kommt v. 5 auch die bitte vor: „0 Agni
spalte du des zaubercrs feil (od. haut)!" Muss man dabei nicht an de«»
von Apollon geschundenen Marsyas denken? — Wenn wir nun für Mac^"
avctg eine etymologie suchen , so müsste nach den lautgesetzen dafür i**^
Sanskrit eine form vifshtt erwartet werden. Dies könnte nur von dc^
Wurzel mrsh, marsh herkommen. Diese wurzel heisst „vergessen, vemac-1'"
lässigen", und kommt gerade in Verbindung mit Agni wiederhol entlich itu
RV vor. Agni ist derjenige, welcher seine Verehrer nicht vergisst,
nicht vernachlässigt. RV 1, 71, 10 heisst es: 0 Agni, vergiss oder ver-
nachlässige nicht unsere von den vätern angestammte freundschaft (mii f'*^
agnc sakhifä pitrifäni prä juanthhhthält)', w\^nn er ins wasser geht, so wir**
er angefleht, die rückkehr nicht zu vergessen (nd tat tc aijne pramfs^^
nirdrtnnam RV 3, 0, 2); er, der weise, vergisst weder das erste noch ei**
späteres wort {nd mrshijatc RV 1, 145, 2). Kr ist der nichtvergessend«»
nichtvernachlüssigende. Darum darf man aber auch ihn nicht vergessen
und vernachlässigen; wer solches thut, ist ein frevler. Agni wird nder
nicht zu vernachlässigende" genannt (apravi)'shi/a) und zwar er allcifl
unter allen göttern; desgl. sein opfer „das niemals zu vernachlässigende
(RV 4, 2, 5). Und die Säuger bitten den gott, die habe des reichen, der
ihn nicht verehrt und es versäumt, vergisst, ihm gaben zu spenden, jenem
zu nehmen und ihnen zu bringen (RV 8, 4r>, ir> ifds tt reriT^ ndd(;ur^
pramamdrsha fnaijhdttai/c cet.). Marsyas wäre demnach einer, der den gott
vernachlässigt, versäumt , missachtet. Mir scheint das vortrefflich xa
passen.
Apollon-Agni. 209
griech. mytK. 3. aufl. 1, 234). Auch die bildende kunst stellt
Apollon jugendlich und bartlos dar (s. Furtwängler a. a. o. p.
450). Er erscheint als ideales vorbild der männlichen Jugend,
welche offenbar aus diesem gründe seinem schütz und schirm
speciell geweiht ist. Darum heisst er xovQOTg6(pog , darum er-
scheint er als vorstand der gymnasien und palästren (vgl. Preller
a. a. 0. 1, 217; Röscher a. a. o. p. 442).
Ebenso wird nun auch Agni jung und schön gedacht. Er
erhält mit Vorliebe das epitheton yuvayiy d. h. der junge, ju-
gendliche, der Jüngling; er wird der junge weise genannt (RV
5, 1, 6); er heisst häufig ajara, d. i. der nicht alternde, der
ewig junge. 0 Dabei wird er schön und ansehnlich genannt
(kalyana, »udrg, susamdrg, dargatüy suyi'atika); er heisst „schön
von allen Seiten" (vigvatah suprafikali RV 1, 94, 7); um seine
Schönheit (vapiis) wird gebuhlt (1, 144, 3). Er, der junge, wird
von den Sängern angefleht, das alter ihnen fern zu halten, sie
jung bleiben zu lassen:
Das alter mindert Schönheit gleich dem nebel;
Vor solchem übel magst du uns bewahren. (RV 1, 71, 10)
Das haar (gehömtheit).
Einen wichtigen vergleichungspunkt bildet auch da? haar,
welches in der .erscheinung des Apollon eine nicht unbedeutende
rolle spielt. Apollon ist durch starken haarwuchs ausgezeichnet.
Er heisst bei Homer dxsgaexoinrjg , d. i. mit langem, nicht ge-
schorenem haare. Nach der Schilderung des homerischen hym-
nus wallt ihm das haar auf die schultern nieder und umhüllt
dieselben; er wird dort bezeichnet als x^^'^TI^ eikv/nivog evQeag
iSfiovg (v. 450). Auf den ältesten bildwerken fällt dem Apollon
das haar lang in den nacken herab; erst später wird dasselbe
dann aufgenommen, in eine flechte oder zöpfe gebunden u. dgl.
(vgl. Furtwängler a. a. o. p. 450 flg. 455 flg.). Flechte oder
zopf sind dem Apollon aber nicht charakteristisch, nur von der
länge und stärke des haares lässt sich dies behaupten; die be-
handlung desselben richtet sich nach der mode und dieser ge-
mäss sehen wir später das haar mehr oder weniger kunstvoll
geflochten.^) Die färbe des haares ist nach den dichtem blond
») Weiter ab liegt es wohl, wenn er auch der jüngste, der jtingst-
geborene (yavishtha, yarishthya) genannt wird.
<) So belehrt mich herr prof. Loeschcke.
Z«it«chrift für vergL Spracht N. F. IX. 3 u. 4. ][4
210 ^-'- ^' Schroeder,
oder golden. Apollon heisst darum /^vaoxo/ij;^, ;if^vcroi^i^o$;
er ist eine lichte Jünglingsgestalt mit langen goldenen Iodi[en
(vgl. auch Preller a. a. o. 1, 234).
Auch Agni erscheint durch starken haarwuchs ausgezeichnet
Seine flammen werden als hnarbüsche (^ikliä) oder lange haare
aufgefasst und so bezeichnet ; daher ist ^ikhin, mit einem haar-
busch versehen, später geradezu eine häufige bezeichnung des
feuers. Ein öfters vorkommendes, dem Agni beigegebenes epi-
theton ist ^ocishke^ay d. h. dessen haupthaare flammen sind,
flammenhaarig. RY 1, 164, 44 scheinen feuer, sonne und wind
als die drei langhaarigen bezeichnet zu sein (kegin). Die flam-
men des Agni werden auch personificiert und dann als lang-
haarige Jungfrauen bezeiclmet (cufiuvali keginVi RV 1, 140, 8).
„Berühre des himmels rücken mit deinen schöpfen oder haar-
büschen", d. h. den flammen, wird zu Agni gesagt (RV 7,2, 1).*)
Die färbe seines haares ist blond oder golden. Er heisst hari-
ke^n mit gelbem haar, blondhaarig; hiravyakega mit golde-
nem haar.
Also auch Agni ist eine lichte Jünglingsgestalt mit stark
entwickeltem goldenem oder goldgelbem haar.
Im anschluss daran mag noch erwähnt werden, dass wir
in Acpytis auch einen Apollon kennen, der hörner auf dem
haupte trägt, xeneuifj^ d. i. der gehörnte genannt (vgl. Welcker,
Gricch. Götterlehre 1, 471.) Von Agni wird es öfters gesagt,
dass er hörnor hat; er wetzt seine hörner, um den bösen dä-
mon zu durchbohren (KV 5, 2, 9); er schüttelt seine hömer
(RV 1, 140, 6; 8, 49, 13). Bei beiden göttern ist indessen
dieser zug nur ein verliältuissmässig selten hervortretender.
Abstammung, geburtsgeschichte und erste
entwicklung.
Apollon gilt als söhn des Zeus, daher er Jionaig genannt
wird. Ebenso heisst es von Agni, dass er söhn des himmels
sei (Dijäiis = Zslq). „Agni, du bist der söhn des Dyäus" —
so beginnt RV 3, 25. Als Agni's niutter wird dort die erde
*) upa spTf^a dinjih\\ sann stiXpdil}. — Bei golegeuheit des „Schopfes*^
von Agni kann ich eine notiz nicht unterdrücken, welche Furtwängler
über eine bildung des Apollon giebt: flocken auf der schulter, haare in
die Stirn fallend, im nacken ein schwerer, an a Itert h tt m liehet
erinnernder schopP (a. a. o. p. 402).
ApoUon-Agni. 2ll
genannt. Ob diese mit Leto zu identificieren ist, mag vorläufig
dahingesteDt bleiben.^) Agni heisst divijä der im himmel ge-
borene ; diviyoni dessen mutterschooss' im himmel ist , aus dem
himmel geboren;') offenbar ist dabei an das blitzfeuer gedacht.
In einem hymnus (RV 1, 71, 5) wird erzählt, Agni habe einst
dem grossen vater Dyäus (nidhe pitrS dive) erquickenden labe-
trunk (rasa) gebracht u. dgl. m.
Von hervorragendem interesse ist die geburtsgeschichte des
Apollon, wie uns dieselbe namentlich im homerischen hymnus
berichtet wird.
Flüchtig muss Leto, die den jungen gott im schoosse trägt,
irren von land zu land, vergeblich eine statte suchend, wo sie
ihn gebären möchte. Kein land will sie beherbergen; daran ist
Hera's neid und eifersucht schuld, — ein jedenfalls nicht sehr
alterthümUcher zug der griechischen sage. Die bedrängte irrt
von Kreta nach Athen, und weiter entlang der griechischen, der
thrakischen und der asiatischen küste, bis sich ihr endUch das
kleine, steile, ärmliche felseneiland Delos als letzte Zufluchtsstätte
bietet. Aber auch Delos nimmt sie nicht ohne weiteres auf.
Das kleine eiland fürchtet sich, der gewaltige, stolze gott werde
es verächtlich mit seinem fusse in das meer hinein stossen, so
dass die mächtigen wogen über dasselbe hinrauschen, ein Wohn-
sitz für meerpolypen und robben, und er selbst werde dann ein
anderes, besseres land sich zum wohnsitz erwählen und dort
seinen tempel errichten lassen. Darum soll Leto erst schwören,
dass in Delos sich das erste heiligthum des neugeborenen gottes
erheben werde. Ein feierlicher schwur der göttin beruhigt die
») Dass yirjTüj eigentlich die „verborgene" bedeute und als die dunkle
nacht zu deuten sei, wie früher wohl behauptet worden ist, dürfte sehr
fraglich sein. An einen Zusammenhang mit lad', lay&dyti) ist keinesfalls
za denken. Hesiod th. 406 wird sie xvaydnenkog genannt, mit dunklem
gewande, was am ende auch von der schwarzen erde sich sagen Hesse.
Wenn man Job. Schmidt's werthvollen aufsatz über „indogermanisches
^ aus di in der nominalflexion** (diese zeitschr. XXVII, 369 flg.) wohl be-
rdcksichtigt , so erschiene räti oder vielmehr gesteigert rätdij als grund-
form zu ^irjTtjS. Könnte das wort nicht am ende wirklich mit dem skr.
rdti zusammen hängen und demnach etwa bedeuten „die Spenderin, die
schenkende'^, was als beiwort der erde ganz passend wäre? An einen
xosammenhang mit rätri die nacht wird man dagegen wohl nicht denken
dürfen.
s) RV 1, 148, 2 heisst es, dass Agni im höchsten himmel geboren sei
(parame vyomani).
14*
212 L- V. Schroeder,
besorgte insel (s. li. Ap. v. 61—90). Die gebärende Leto aber
schlingt beide arme um eine palme {(potvi'i), sie stützt die knie
auf den weichen rasen, — da sprang das licht hervor, — Apol-
lon war geboren (vgl. h. Ap. v. 117 flg.). Liegt hier nicht eine
deutliche erinnerung an die geburt des feuers aus dem hoke
vor, die so oft in den hymnen des Rigveda gefeiert wird ? Wozu
sonst das umklammern der palme V df^qi de q)otvixi ßake nrjx^i
— da springt licht hervor {ix d'a&ogs tiqo <p6mgi€) — der
feuerfunke ist geboren !0
Aber noch andre wichtige und bedeutsame züge sind in
diesem mythus enthalten.
Agni wird oft der „söhn der wasser", der aus den wassern
geborene — a2)äm nnpät — genannt. Liegt nicht ein nachklang
dieser auffassung auch in der sage von Apollon's geburt? Nir-
gends auf dem gesammten fostlande wird der schwangeren
mutter eine statte geboten, — da erbarmt sich das meer der
verzweifelnden, es bietet ihr die kleine, steile felseninsel dar,
und dort erst, inmitten der wasser, fast aus den wassern her-
aus erblickt Apollon das licht der weit. Ja, bei Pindar finden
wir die sage, dass Delos als wüster fels im meere umhergetrieben
sei und erst als es zur geburtsstätte Apollons werden sollte, mit
ragenden säulen im gründe des meeres befestigt wurde.*) So
ist dies keine normale insel, fast könnte man sagen, Delos sei
ursprünglich ein theil des meeres selbst gewesen. Und hiermit
scheint auch der zug im homerischen hymnus zusammen zu
hängen, dass das eiland sich fürchtet, Apollon werde es in das
meer hineinstossen , so dass die woge darüber hinspült und es
verschwunden ist in der salzigen fluth. Agni wird im Rigveda
der „meerumkleidete" g^nditmi (samudravdsas)\ man könnte dem
Apollon in seiner geburtsgeschichte dasselbe epitheton geben.
Es heisst RV 2, 1, 1 von Agni, er sei aus den wassern, aus
dem fels hervor geboren (adhhyäs — drmanas pari) ; so wird Apol-
lon auch aus dem meere, aus dem felsigen Delos geboren. Di^
wasser, aus welchen Agni stammt, sind offenbar die wölken---
wasser, der fels ist der wolkenfels. „Von der wolkeninsel, vo
») Die palme auf Delos, welche so in engem zusammenhange mit d^r
geburt des Apollon stand, war seit alters berühmt und wird schon Od. 6,
162. 163 erwähnt. Die spätere sage nennt einen Ölbaum (vgl. Preller m.
a. 0. 1, 193 anm.).
>) Preller a. a. o. 1, 192.
i
ApoUon-Agni. 213
der halde herab kommt Agni her, heisst es RV 1, 144, 5^)
— es ist das feuer, das als blitz aus der wölke fährt. ÄhnUch
RV 10, 4, 3: „von der wolkeninsel kommst du herab auf ab-
schüssiger bahn." Im meere der luft, aus der wolkeninsel wird
Agni geboren. Er heisst das licht des felsens oder das Hcht
aus dem f eisen {J)lianür ddreli RV 7, 6, 2), weil er aus dem
wolkenfels stammt.
In der griechisjchen sage hat sich das luftmeer zum irdi-
schen meere umgewandelt, die wolkeninsel, der wolkenfels in die
felsige, steile insel Delos, ja selbst das umherschwimmen, wel-
ches der wölke als charakteristische eigenthümlichkeit innewohnt,
hat sich erhalten ; wir erkennen es in jenem merkwürdigen zuge
der griechischen sage, dem gemäss Delos einst als wüster fels
im meer umhergetrieben sei!
Auf andere beziehungen des Apollon-Agni zum wasser wer-
den wir später näher eingehen; hier müssen wir zunächst den
neugeborenen gott in seiner ersten entwicklung weiter verfolgen.
Bei der geburt des ApoUon — so erzählt der homerische
hymnus — waren die göttinnen in grosser anzahl um die mutter
versammelt; sie empfangen den neugeborenen, sie jauchzen ihm
zu, sie hüllen ihn in ein leuchtendes laken (iv cpaQsC kevxio), sie
umwickeln ihn mit goldenen binden, und Themis reicht ihm
nektar und ambrosia zur nahrung dar, denn die brüst der
mutter nimmt er nicht. Als aber der junge gott die ambro-
sische speise genossen, da bewegt er sich kräftig, die goldenen
binden halten ihn nicht mehr, es lösen sich alle die fesseln, er
erhebt die stimme und verlangt nach der kithara und dem
bogen. Dann schreitet er dahin über die erde, und die göt-
tinnen staunen ihn an, ganz Delos aber erscheint wie von gol-
denem glänze erfüllt (xqv(j(v ßsßgt'&fi; vgl. h. Ap. v. 120—136).
und dann erhebt er sich, schnell wie ein gedanke, empor zum
%mp und tritt in die wohnung des Zeus, unter die staunenden
Setter hinein ; in ambrosische gewande gehüllt , die kithara im
^^^^ spielt und singt er unter ihnen, herrlich und hoch aus-
^hreitend; ein glänz umstrahlt ihn, und Schimmer geht aus
^^Q seinen füssen und dem schönen gewande (h. Ap. v. 182—
*) dhdnor ddhi praimta ä sei rv-vati; das wort dhanu „düne, am meere
^^ im meere hervorragendes festland, iusel," bezeichnet im RV — wie
*^*^oii ^j|g petersb. Wörterbuch deutlich ausspricht — die im luftmeer
^^Mniinenden wölken.
L
214 L- ▼• Schroeder,
206). — Es ist der goldglänzende funke, der sogleich, wenn
er die ihm angemessene nahrung erhalten, mächtig anwächst
und in herrlicher Schönheit den blicken sich bietet, in gold, in
goldene flammen gekleidet, die weit mit seinem glänze erfüUoid,
knisternd, rauschend, wie ein sänger singend, angestaunt und
mit Jubel empfangen, — eine hehre wundererscheinung.
Wer die Agni-hymnen des Rigveda kennt, der weiss, dass
dies keine phantasien von meiner seite sind, sondern in der
that charakteristische züge der geburt des feuergottes.
Ich will, der grösseren deutlichkeit halber, einige ver-
gleichungspunkte specieller hervorheben und durch einzelne her-
ausgegriffene stellen des Rigveda näher beleuchten. Weibliche
wesen, genien, Jungfrauen, mütter umgeben den Agni bei seiner
geburt; sie nähren ihn und alsbald zeigt er seine kraft; rasch
wächst er an, wird schöner und schöner, nimmt strahlende ge-
wande an und erfüllt die weit mit seinem glänze.
Man vergleiche folgendes:
Eben geboren wächst Agni empor durch die kräuter, die
er verzehrt, wenn ihn die mütter durch das fett wachsen lassen
(Rv 3, 5, sy)
Es Hessen ihn, den schönen, wachsen die sieben (d. h. vie-
len) rastlos thätigen frauen, den strahlenden, röthlichen mit
macht (RV 3, 1, 4).
Erstaunlich ist das wachsthum des zarten kindleins, das
doch nicht zu den muttcrkühen saugen geht; wenn ihn die
euterlose nun geboren hat, dann wächst er schnell und geht
alsbald auf botschaft aus (RV 10, 115, 1).^)
1) Wenn es bei den Griechen gerade Themis ist, welche dem neu-
geborenen gott nektar und arabrosia reicht, durch welche er so rasch
emporwächst, so erscheint auch das vortrefflich hierher passend. Denn
(^t/Liig bedeutet ja eigentlich die alte satzung, die geheiligte Ordnung; das^
wort enthält dieselbe wurzel wie das vedische dhäman und ist ihm aucl
im Suffix verwandt, wenn auch nicht direct identisch; dhanian aber be- ^
deutet die Satzung, den heil, brauch, insbesondre gottesdienst und opft
Es würde also die personificierte heilige Ordnung in gestalt der S^fiis dei
ApoUon nektar und ambrosia reichen, wie es bei den Indern die hei^
Ordnung, das opfer, die opfergabo ist, die den Agni nährt und so
emporwachsen lässt.
^) Man vgl. den zug in der Apollonsage, nach welchem der gott nid
die brüst der mütter nimmt; merkwürdig heisst die mütter des Agni
euterlose**. — Allerdings heisst es nun aber RV 3, 1, 10 er sog an viel
i
ApoUon-Agni. 215
Kaum geboren zeigt sich Agni's kraft, rasch ergreift und
verzehrt er die speise (RV 4, 7, 10). .
Da er genährt ward, erstrahlte er und nahm lichte gestalt
an; es flössen ströme von süssem trank und fett, wo er, der
starke, anwuchs; mit strahlenden gliedern durchmisst er den
luftraum, in licht sich kleidend nahm er tadellose Schönheit an
(RV 3, 1, 8. 5).
Du, Agni, hast strahlend mit deinem glänze schon bei deiner
geburt beide weiten angefüllt (RV 7, 13, 2; ähnlich auch 6, 10, 4).
ÄCt strahlendem glänze hat Agni, der schöngliedrige , als
er geboren war, alle orte angefüllt; die mütter, die ihm die
nahrung bringen, kommen heran zu ihm, der durch die speise
wächst; in prächtige gewänder gehüllt steht Agni da im nabel
der erdeO (RV 10, 1, 1. 4. 6).
Er nimmt die höchste, herrliche Schönheit an; er vereinigt
sich mit der götterschaar (RV 1, 95, 8).
Endlich will ich noch auf ein merkwürdiges, zwar vielfach
dunkles, aber doch sehr interessantes lied des Rigveda (5, 2)
aufmerksam machen, in welchem die geburt des Agni mit eini-
gen originellen zügen ausgestattet ist, die wiederum für die
vergleichung mit dem Apollon-mythus von bedeutung zu sein
scheinen. So werden darin namentlich auch Schwierigkeiten und
gefahren bei der geburt des licht- und feuergottes angedeutet.
Ich hebe die hauptgedanken hervor:
Lange trägt die mutter den knaben geheim verborgen um-
her, im mutterschoosse zusammengekrümmt, und giebt sein
antlitz selbst dem vater nicht zu schauen, — viele jähre wächst
er als embryo (garbha), dann aber gebiert ihn die mutter, —
man sieht den glänzendfarbigen seine waflfen schärfen, er erhält
Hektar (oder richtiger ambrosia, amrtam) als speise, — nun
können sie ihn nicht mehr fangen, jetzt ist er ja geboren u. s. w.
(vgl. RV 5, 2, 1—4).
Die beziehung zum wasser.
Die eigenthümliche und wichtige beziehung des Apollon-
Agni zum wasser ist uns schon oben bei den geburtsmythen
mütter brüsten. Sollte das in übertragenem sinne nur darauf hindeuten,
dass ihn eben viele frauen oder mütter nähren? £r saugt auch RV 5, 1,3.
») Wer denkt hier nicht an Delphi, den nabel der erde (y!jg
216 L- ▼• Schroeder,
deutlich entgegen getreten. In dieser hinsieht ist aber noch
mehr zu bemerken.
Der homerische hymnus erzählt uns die merkwürdige sage/
dass Apollon als delphin in das meer gefahren sei^) und in
solcher gestalt die Kreter, welche er im meere schiffend an-
trifft, zur griechischen küste am südabhange des Parnasses ge-
leitet, wo er ans land springt und sie als strahlende Mer-
erscheinung empfängt. Sie begründen dann seinem willen gemäss
dort das heiligthum von Krise (vgl. h. Ap. v. 391 flg.). Apollon
wurde als JeXcpiviog auf Kreta verehrt und ist sein dienst aller
Wahrscheinlichkeit nach von Kreta nach Krise und Delphi ge-
konmien. Wir linden denselben cultus auch auf Aegina sowie
auf manchen andern inscln und Vorgebirgen, namentlich in iea
attisch-ionischen Wohnsitzen von Milet bis Massilia. In dieser
cigenschaft wird Apollon auch als herr über das meer gefeiert,
dessen stürme er schweigen heisst. Dahin gehört wohl auch
der cultus des Apollon lAvaifutog auf der kleinen insel Anaphe
und der des Apollon auf dem Vorgebirge Leukatas (s. Preller
a. a. 0. I, 207). Man kann vielleicht auch an die oben er-
wähnte meerfahrt des Apollon auf seinem dreifuss erinnern, die
uns ein schönes vasenbild erhalten hat.^)
Von Agni wird nun auch nicht bloss erzählt, dass er aus
den wassern stammt, er heisst auch „der im wasser sitzende",
der ^schnelle oder rüstige taucher" (apsn^^had, vigäha turiii
RV 3, 3, 5) ; die Bhrigu fanden ihn im sitz der wasser und
brachten ihn zu den wohnungen der menschen (2, 4, 2); im
schooss der wasser griffen ihn die mächtigen auf (4, 8, 3). Es
wird namentlich erzählt , dass er ins wasser fährt oder sicli
flüchtet und dort in gestalt verschiedener thiere sitzt oder sictv
versteckt hält. Es heisst, dass er als stier ins wasser geht-,
ohne sich zu benetzen (10, 4, 5); im schooss der wasser wonL^B
gross der büffel (10, 8, iv, gleich einem schwan im wasser ziscbi.t
er (1, 65, 9).^) Er wird gebeten, wenn er in die mütterlichöii
wasser eingegangen sei, die riickkehr nicht zu vergessen; und
1) V. 399 flg.: cuhfii) 6 lolat avyt-t'ttio ^l^oißog 'A.iökkior,
ytji thoff, xici xtiiu Jiikioo /ntyn /f ^ti^oy Tf.
«) S. Preller a. a. o. 1, 207.
») Man wird hier vielleicht daran erinnern dürfen, in wie naher ^
Ziehung Apollon zum schwane steht.
ApoUon-Agni. 217
es Heisst: es fanden ihn die weisen wie einen löwen im wasser
sitzend (apsu s'unhäm iva gritäm; s. RV 3, 9, 2. 4). Sehr
wichtig ist in dieser beziehung das Ked RV 10, 51, in welchem
ausführlich erzählt wird, wie Agni in einen dichten balg gehüllt
sich in das wasser geflüchtet; er wird gesucht und gefunden,
aber nur das versprechen, dass ihm reich geopfert werden solle,
bewegt ihn, wieder hervorzukommen — wie ApoUon das wasser
wieder verlässt, um in dem heiligthum zu Krise sich verehren
zu lassen.
Man hat diese mythen von Agni in ansprechender weise
durch hinweis auf das natürliche verhalten des feuers im wasser
zu erklären gesucht. Ein feuerbrand wird ins wasser gesteckt;
zischend verschwindet das feuer; wo ist es geblieben? Es hat
sich im wasser versteckt, antwortet der mythenbUdende geist.*)
Sehr möglich, dass die sache sich so verhält. Jedenfalls
wird man die analogie zwischen dem als delphin ins wasser
fahrenden, darin schwimmenden und dann wieder hei-vorkom-
menden Apollon mit dem in gestalt verschiedener thiere oder
auch nur „in einen dichten balg gehüllt" im wasser sich ver-
steckenden, auch wieder daraus hervorkommenden Agni nicht
verkennen können.
Im anschluss an diese betrachtungen muss ich noch auf
einen merkwürdigen etymologischen Zusammenhang aufmerksam
machen. Agni wird im Rigveda oft als garhha bezeichnet, d. h.
embryo, leibesfrucht, keim oder sprössUng, und zwar auch ge-
rade als garhha apani, d. i. spross der wasser. Das wort garbJia
bedeutet ausserdem auch noch bauch, mutterleib, das den keim
umschliessende. Nun ist dieses wort garhha schon lange erkannt
worden als etymologisch verwandt mit dem griech. dsXif^vq der
bauch, dskg)i'g, tvog (was man als bauchfisch übersetzt hat), wo-
von Jskipivtog abgeleitet ist. Curtius hat damit — wahr-
scheinlich mit recht — auch den namen JsX(foi\ boeot. B€X<poi',
zusammengebracht^) und vermuthet, dass der ort diese be-
zeichnung wohl von seiner läge in einer tiefen schlucht erhalten
habe. Die etymologische Zusammengehörigkeit dieser Wörter
hat die grösste Wahrscheinlichkeit für sich und ist, wie ich
glaube, allgemein zugestanden. Ist es nun nicht merkwürdig
») Ich erinnere mich einer solchen erklärung aus dem colleg von Roth
in Tübingen.
*) Man vergl. Curtius' grundzüge, nach dem index.
218 L- V. Schroeder,
und kann es wohl zufall sein, dass Agni garbha apäm genannt
wird und ApoUon gerade als dsXtpi'g, JeXipiviog im wasser er-
scheint, um die Kreter dorthin zu geleiten, wo sich bald sein
neues heiligthum j€k(poi erheben soll? Der Singular dieses na-
mens, Jsktpog, würde etymologisch buchstabe für buchstabe
identisch sein mit indischem garbha, dem namen des Agni. Hiess
nicht am ende Apollon wirklich in uralter zeit JBXq>oq (— garbJia),
und ist nicht eben daraus der name Jektpoi entstanden , viel-
leicht zuerst als bezeichnung einer ihm anhängenden priester-
schaft ^) und darnach des von dieser bewohnten ortes? Ist die
Ursache dafür, dass Apollon sich gerade in einen delphin ver-
wandelt, nur in dem zusammenklang von ^€Xq>ig und Jekgtoi
zu suchen,^) oder hängt dies noch anders zusammen? Es li^
auf der band, wie vortrefflich der gott gerade in seiner eigen-
schaft als deXcpog = garbha (embryo) zum nabel der erde
passen würde, welchen namen bekanntlich Delphi trägt. Ich
will mir nicht anmassen, die sache allseitig aufhellen und sicher
stellen zu können; dass aber ein naher Zusammenhang statt-
findet, scheint mir gewiss, und^ebenso, dass derselbe höchst auf-
fallend und merkwürdig in das ganze gebäude unserer theorie
von der ursprünglichen identität des Apollon und Agni hinein
passt.
Beziehung zu den OXsyvai'BhrigxL
Im homerischen hyninus wird uns erzählt, dass Apollon,
den ort suchend, wo er sein heiligthum gründen möchte, zu den
Phlegyern kommt (v. 278 flg.):
T^sg 6* ig OXeyxHav dvÖQtov noXiv vßQiaTouov,
OL zliog ovx aXiyovreg int /&ovi vaierdaaxov
€V xuXfj ßrjaarj, Kfjfpiauhg iyyvd-t Xt/nv/jg.
Aber er mag bei ihnen nicht weilen, sie sind ja ein freches,
hochmüthiges geschlecht; er schreitet weiter nach Kgiati am
^) Dafür Hessen sich analoge fälle anführen. Man könnte an die
AWhaant erinnern, die „bienen", priesterinnen der Artemis in Ephesos;
an die TavQoi, opferdiener des Poseidon in Ephesos, so genannt bei Athe-
naeus p. 425 K (s. Preller a. a. o. 1, 468); ferner daran, dass der priester
des Zeus ^Ivxiuog zum wolfe wird (Preller, a. a. o. 1, 101); endUch viel-
leicht auch daran, dass die Satyrn des Dionysos iQct'yoi genannt werden
Aeschyl. frg. 202.
'^) Vgl. oben den Zusammenhang von ).6xo<; wolf und kvx- licht, wo-
durch der wolf wohl erst zum heil, thier ApoUon'ß wurde.
Apollon-Agni. 219
abhang des Parnass und dorthin holt er sich dann, wie oben
erzählt, in gestalt eines delphins die Kreter.
Die Phlegyer sind ein merkwürdiges, uraltes mythisches ge-
schlecht, wohl halbgöttlicher art, denn sie treten in Verbindung
mit Kentauren und Lapithen auf. Es ist schon vor mehreren
decennien von Weber und A. Kuhn erkannt worden, dass
dieselben mit den vedischen Bhyigu zu identificieren sind. Der
name, insbesondere in der form Okdyvg, deckt sich ganz mit
Bhjdgu. Auch die Bh|igu sind ein uraltes mythisches geschlecht
halbgöttlicher art. Sie stehen beide in naher beziehung zum
feuercultus. Darauf deutet schon die etymologie, denn es liegt
diesen namen die wurzel yAcy, bhräj od. bhrj (cf. hhargas glänz),
lat. flog in flagrare u. dgl. m. zu gründe, welche flammen, fun-
keln, blitzen bedeutet. Aber mehr als das. Es heisst ganz
direct im Rigveda, dass Mätarigvan, der von Roth und Kuhn
schon vor jähren für den indischen Prometheus erklärt worden
ist, das feuer gerade zu den Bh^igu gebracht habe (cf. RV 1,
60, 1; 3, 5, 10); während an andern stellen gesagt wird, die
Bhyigu selbst hätten das feuer aufgefunden und zu den men-
schen gebracht, sie hätten es erzeugt, entzündet u. dgl. m.^)
Bei den Griechen steht Prometheus, der feuerbringer oder feuer-
erzeuger, ebenfalls in naher beziehung zu den Phlegyern. In
ihrem lande, bei Panopeus in Phokis, wurdö die erde gezeigt,
deren sich Prometheus zur bildung der menschen bedient haben
soll, woraus schon Kuhn auf solche nähere beziehung ge-
schlossen.^) Die Oksyvat'BhTign dürfen also für ein altberühm-
tes geschlecht erklärt werden. Aber sie waren stolz und über-
müthig und das brachte sie zu fall. Die identität der beiden
geschlechter wird bis zur evidenz erwiesen durch den sdiönen
nach weis von Weber (Ztschr. D. M. G. IX p. 242), dass dieser
zug der sage von den Phlegyern und der von den Bhrigu ge-
mein ist. Die OXeyvai werden ihres übermuthes wegen zu
harten höllenstrafen verdammt, und Bhrigu wird nach einer
legende des Qatapatha-Brähmana wegen seines übermuthes ver-
urtheilt, die höllenstrafen anzusehen. Diese sage vom übermuth
und der strafe der (DXtyva/ -Bhrigu muss daher bis in die indo-
1) Man findet die betreffenden stellen beisammen in Grassmann's Wörter-
buch s. V. bhrgu.
2) S. Kuhn, Die herabkunft des feuers und des göttertrankes p. 19;
Müller, Orchomenos p. 184.
230 L. V. Schroeder,
germanische zeit zurückreichen, und man hat aus ihr aDein
den schluss gezogen, dass schon in' der indogermanischen urzeit
ein ort für die bösen nach dem tode geglaubt wurde. ^)
Wie haben wir nun die flüchtige berührung zu deuten, in
welche wir im homerischen hymnus den ApoUon zu den PUe-
gyern treten sehen?
Die antwort liegt nahe.
Ein alt«s, einst hochangesehenes geschlecht, das zuerst das
feuer erlangt, zuerst dasselbe bei sich beherbergt und verehrt,
— es ist durch seinen übcrmuth den göttem verhasst geworden,
und der heilige licht- und feuergott geht darum jetzt stob an
ihm vorüber und sucht sich Verehrer bei andern stammen.
Welche schuld, welcher übermuth es war, der die Phlegyer
und Bhfigu straffällig machte und sie die gunst der götter ver-
scherzen Hess, können wir nicht mit völliger bestimmtheit sagen.
Indessen scheint mir hier eine vermuthung doch sehr nahe zu
liegen. Das bringen des feuers, welches diesem geschlecht oder
einem mit demselben verbundenen heros zugeschrieben wird,
fasst die griechische sage deutlich als frevelhaften übermuth und
selbstherrlichen trotz gegenüber den göttem auf, daher Prome-
theus in bekannter weise leiden muss.*) Der Rigveda lässt diese
auffassung zwar nicht erkennen, doch mag auch sie der legende
des ^atap. Brähmana vom übermuth des Bhrigu ursprünglich
zu gründe liegen. Denn wenn hier der übermuth des Bhpgu
darin gesehen wird, dass er sich in bezug auf sein wissen dem
Varuna überlegen glaubt , so scheint es mir keinem zweifd zu
unterliegen, dass dieser zug der legende nicht alt ist, vielmehr
eine ältere motivierung verdrängt hat. Eine weitere bestätigung
für meine auffassung finde ich in der griechischen sage, der ge-
mäss die Phlegyer den tempel des Apollon angreifen, um ihn
zu plündern , d. h. nach meiner auffassung um das feuer zu
rauben.^)
Wir verstehen jetzt den homerischen hymnus: der gross^^
gott, der die heilige, segenbringende flamme als gnadengeschen!
1) Vgl. Weber a. a. o.; auch Kuhn, Die herabkunft des feuers u^^i
des göttertrankes p. 22; Zimmer, Altiiid. leben p. 410; Kaegi, D -«
Rigveda p. 218.
*) In bildlicher darstellung wird übrigens auch Prometheus (gleich i ei
Phlegyern) im Tartaros gestraft, wie mir herr prof. Loeschcke mittheü^- -
») Vgl. Paus. IX, 36, 2; auch X, 7, 1.
i
Apollon-Agni. 221
den sterblichen bietet, er geht an dem geschlecht der feuer-
räuber stolz vorüber.
Beziehung zu den Xa^iTsg-haritas.
Max Müller, Leo Meyer u. a. haben, wie mir scheint,
mit recht die griechischen Xagirsg mit skr. haritas, plur. von
harit „das lichte, falbe ross", zusammengestellt. Man vergleiche
namentlich die darlegung Max MüUer's in der 2. serie seiner
Vorlesungen über die wiss. der spräche p. 350 flg. Im Veda
werden die sonnenrosse haritas genannt und diese sind nach
M. Müller mit den Xagirsg ursprünglich identisch. Curtius,
ein gegner dieser ansieht, meint, dass die sache nur dann an-
nehmbar wäre, „wenn sich wirklich eine bestimmtere parallele
zwischen den XagiTsg und den sonnenrossen aus der griechischen
auffassung ergäbe. ''^) Eine solche liegt nun aber allerdings
nicht vor.
Indessen sehen wir etwas näher zu! Auch die flammen des
Agni werden haritas, falbe, goldfarbige rosse, resp. stuten ge-
nannt , mit denen er dahin fährt auf seinem wagen. Könnten
es daher nicht ebenso gut die haritas des Agni sein, mit wel-
chen die griechischen Xagnsg ursprünglich identisch wären?
Und in der that, wenn wir dies annehmen, so ergiebt sich ein
überraschender erklärungsgrund für die von vornherein so über-
aas auffallende Verwandlung der goldenen rosse in schöne Jung-
frauen, denn die flammen des Agni werden im Veda ja auch
langhaarige Jungfrauen genannt (RV 1, 140, 8); sie sind der
Phantasie des alten dichters bald rosse, goldgelbe, röthliche Stu-
ten (RV 1, 14, 12), bald Jungfrauen, welche Agni gern hat,
und die sich an ihn klammern;*) die sich vereinen und zer-
streuen, die er aber doch festhält (1, 140, 7); wie gut lässt es
sich da begreifen, dass die rosse, die Stuten bei den Griechen
sich in Jungfrauen umgewandelt haben!
Die beziehung des Apollon zu den Chariten ist bekannt.
Sie gehören zu seiner Umgebung ; mit den Musen vereint tanzen
und singen sie.^) Auch die bildende kunst führt uns diese be-
ziehung vor äugen. Der aus der Dädalidenschule hervorgegan-
gene Apollon von Delos, der uns in nachbildungen auf münzen
») 8. Curtius, Grundzüge- der griech. etymol. 4. aufl. p. 120.
») Tdm agruvah ke^infh säffi ht rehhire RV 1, 140, 8.
») S. Preller a. a. o. 1, 396.
222 L- ▼• Schroeder,
erhalten ist, hielt in der linken den bogen und auf der rechten
die drei Chariten mit musiLalischcn instrumenten (s. Furtwängler
a. a. 0. p. 450). Wie schön stimmt auch dies wieder zu unsrer
hypothese! Der zum Apollon gewandelte Agni führt noch seine
tanzenden, knisternden flammen, die goldenen rosse, die zugleich
langhaarige Jungfrauen waren, mit sich! Wenn der delische
Apoll die Chariten in der hand hält, so ists, als redete von ihm
jene stelle des Rigveda (1, 140, 7), in welcher es von Agni und
seinen flammcnjungfrauen heisst: die sich (tanzend) vereinigen-
den und zerstreuenden, er hält sie fest!
Die zahl der Chariten ist nicht fest bestimmt, so wenig
wie die der harifas des Agni. Die Hias kennt ein ganzes ge-
schlecht derselben; gewöhnlich aber ei-scheinen ihrer drei.^) Es
wäre übrigens nicht unmöglich, dass auch die Musen, die mit
den Chariten oft verbunden erscheinen, auf jene Jungfrauen, die
den Agni umgeben, d. h. seine flammen, zurückzuführen sind.
Musen und Chariten sind vielleicht ursprünglich ein geschledit
// fjy aa og-J) d j a S,
Eine andere Zusammenstellung, die mir schon lange wahr-
scheinlich ist, schliesst sich hier unmittelbar an. Wir haben im
Veda ein wort pdja.^' für licht, glänz, dessen grundbedeutung
Grass manu ganz richtig angiebt als die „des funkelnden,
strahlenden lichtes, besonders wie es vordringt und sich aus-
breitet über himmel und erde." Daraus entwickelt sich weiter
die bcdeutung „kräftiges vordringen, kräftiger andrang." Es
wird dieses wort wohl mit recht zu dem ahd. ftincho, nhd.
fiinhij funkeln gestellt (s. (irassmann s. v.); imjas der funke,
das funkelnde, vordringende licht geht von Agni aus und steht
in nächster beziehung zu ihm. Mit pdjafi aber ist, wie ich
glaube, das griech. wort Tltjyuoog zusammen zu stellen, welches
») Dio, wie es scheint, alterthümlichcii namen dor zwei Chariten in
Sparta — Kh-^ä und ^lutfyyu klang und schimmcr (s. Preller a. a. o. I^
390) — hatte man auch den loncliteuden, singenden Hammen des Agni ge^
hen können. — Am eingang der Akropolis von Athen war ein heiligthnncm.
der Chariten als thorhütender gottlieiten ; als solche hatten sie dort einfe-»^
mystischen cult (vgl. Otto Jahn, entführung dor Europa p. 37). Sollte ^i
diese Chariten nicht zu Apolhm Ovotüo^, dyiifi.:, dem haushütenden, ^n
näherer beziehung stehen? — Die Chariten heissen auch xovooi{i6(^>ot {^S^
Otto Jahn a. a. o. p. 37); auch mit diesem epitheton schliessen sie sich
wohl an Apollon, der ja gerade der xov{}OT{)6ifOs ist.
i
ApoUon-Agni. 223
unmittelbar auf eine (theoretisch anzunehmende) adjectivische
hüdxxng päjasa „funkelnd, strahlend, kräftig vordringend" wei-
sen würde. ^) Das feurige flügelross der Musen würde demnach
ursprünglich, seinem elementaren wesen nach, der feurige funke,
das rasch vordringende, kühne, siegreiche licht sein. Wie schön,
wie passend als grundlage für die spätere begriffsentwicklung !
Ob Zusammenhang mit ntjyi^ quelle vorliegt, wäre weiter
zu untersuchen. Vielleicht liegt ein solcher nur in der gemein-
samen abstammung von ein und derselben wurzel; dann müsste
njyyi} die quelle als die funkelnde, blitzende, helle bezeichnen.*)
Die griechische sage lässt aus dem fusstritt des Pegasos die
quelle Peirene in Korinth sowie die des Helikon entspringen
(Strabo 8, 21 p. 379). Wenn dies auf alter sage beruht und
nicht, wie sich wohl vermuthen lässt, lediglich durch den ety-
mologischen zusammenklang von Ili^yaaog und ntjyt} ins leben
gerufen ist, so müsste jene ""Innov xQtjv?] ursprünglich wohl
ein licht- oder funkenquell gewesen sein. Die beziehung des
n^aaog als Musenross zu ApoUon, dem herm und führer der
Musen, erscheint nahe genug, fast ebenso nah, wie die beziehung
des indischen päjas zu Agni. Und wie schön sehen wir hier
wieder den personificierten und vergeistigten funken, den kühn
vorstrebenden lichtglanz neben seinem herrn und urquell, dem
hochpersönlich ausgebildeten alten gott des lichts und feuers
stehen, während im Indischen päjas und Agni beide noch im
wesentlichen das unpersönliche der elementaren macht sich be-
wahrt haben! Das zusammenstimmen von n^yuaog und päjas
ist nur eine weitere bestätigung dafür, dass ich recht habe,
^Anokkajv mit Agni Saparyenya zu identificieren.
Wenn in der griechischen sage Pegasos auch in Verbindung
^) Ich sehe, dass schon A. Kuhn pdjas und Jlfjyaaog zusammen ge-
*^^/t hat, diese ztschr. I p. 461. Er bringt Jl/jyaaog mit nijyyvfti und
^^J'cJf »dick, stark, kräftig" zusammen; dazu pdjas kraft, stärke, gewalt,
5^**»« als eigenschaft des Agni. Kuhn hält es für kaum zweifelhaft, dass
. ^'^^aaos von einem neutrum jtfjyag-päjas stammt und der starke, kräftige
^^^. — Da nun aber päjas eigentlich licht, helle, Schimmer bedeutet,
'^^^bte Curtius, der sich zuerst Kuhn angeschlossen hatte, diese zu-
^^^menstellung fallen lassen zu müssen (vgl. grundzüge der griech. etymol.
,.* ^^. p. 268), welche in der that erst bei unserer auffassung in das rechte
^t gerückt wird und überzeugend erscheinen dürfte.
*) Vgl. dazu das verhältniss von (fQ^aQ und got hmnna zum verbum
^^^nan mit den bemerkungen von Curtius a.a.O. 5. aufl. p. 303. — E. K.
224 L- ▼• Schroeder,
mit dem donnerer Zeus erscheint, so ist unmittelbar ersichtlicli.
dass wir es hier mit dem blitzfunken zu thun haben.^) Auch
konnte er seiner natur entsprechend sich mit lichtgottheiten wie
Eos, Athene und Artemis verbinden. Besonders wichtig aber
ist die enge beziehung des Pegasos zu dem ursprünglich lyki-
schen heros BeXlsgotfcov oder B€)iAeQoq>6vTf]g , dem tödter einer
reihe mythischer ungethüme.^) Es ist wichtig, dass Bellerophon
ursprünglich in Lykien heimisch ist, dem lichtlande, wo der
cultus des Apollon herrschte. Man hat den Bellerophon selbst
für einen alten lykischen licht- und Sonnengott erklärt,') und
das wird im wesentlichen richtig sein. Er ist, wie ich vermuthe,
ursprünglich nur eine abzweigung oder abspaltung, eine ins
heroische übersetzte erscheinungsform unseres alten Apollon-
Agni. Wäre die von Pott aufgestellte gleichung Bellerophon =
Vptrahan richtig, so hätte man daran zu erinnern, dass Agni
wiederholentlich vrtrahan, auch im Superlativ vrtrahantama ge-
nannt wird. Da dieselbe indessen die klippen der lautlichen
Prüfung nicht glücklich umsegeln kann, begnügen wir uns, dar-
auf hinzuweisen, dass auch Agni oft als tödter böser dämoni-
scher wesen genannt wird.**)
Beziehung zur siebenzahl, auch vierzahL
Im mythus und cultus des Apollon spielt die siebenzahl
eine rolle: sie ist hier, wie auch in andern culten, eine heüige
zahl. Apollon wird geboren als das kind der sieben monate;
heilige schwane ziehen bei seiner geburt sieben mal um die
insel; am siebenten Thargelion soll er geboren sein (Preller
a. a. 0. 1, 193); der siebente jedes monats war ihm heilig; er
heisst 'Eßdoueto;;, ^Eßdo/nuyhf]^, 'Eßdofiayfrfj^ (Roscher a. a. 0.
p. 425).
Eine wohl ebenso grosse rolle spielt die siebenzahl bei Agni.
Sieben eifrige frauen nährten den Agni (KV 3, 1, 4); sieben
schösslinge gehen von ihm aus (G, 7, 6): sieben statten durch--
wandert er (10, 122, 3); dem opfer schafft er sieben statte^
>) Vgl. Preller a. a. o. l, O,').
«) Vgl. Preller a. a. o. 2, 78 Hg.
3) Preller a. a. o.
*) Max Müller's annalimo, ,UXXfoo wäre = skr. rarrara zu setten,
was ein zottiges iingethüm bedfuton könnto, hat sehr viel für sich (s. diese
ztschr. V p. 146 flg.}-
Apollon-Agni. 226
(10, 8, 4); sieben opfrer flehen ihn an (10, 122, 4); er wird
von sieben priestem gesalbt (3, 10, 4); sieben priester preisen
ihn (3, 10, 4); er hat sieben löflfel (1, 58, 7), sieben zügel
(saptaragmi) ^ sieben köpfe (saptagirslian) , sieben söhne (1,
164, 1) ; seine rosse haben sieben zungen (saptajihva) u. dgl. m.
Da nun aber die siebenzahl im Yeda oft eine unbestimmte
Vielheit bedeutet , da femer diese zahl auch in beziehung zu an-
dern göttem ähnlich hervortritt, so will ich auf diesen punkt
kein grosses gewicht legen. Vielleicht aber steckt doch auch
hier altererbtes darin. Wenn wir z. b. von dem Apollon in
Amyklae hören, dass er auf einem sitz inmitten sechs anderer
sitze (also auf dem siebenten) sass, so werden wir unmittelbar
an die sieben statten des Agni erinnert u. dgl. m. (vgl. Welcker,
Griech. götterl. 1, 473).
Bei den Lakedämoniem soll es einen Apollon gegeben ha-
ben, der vier bände und vier obren hatte (s. Welcker a. a. o.
1, 473). Ich kann nicht umhin dabei daran zu erinnern, dass
in einem liede des Rigveda Agni vieräugig genannt wird {catiir-
aksha RV 1, 31, 13). In einem andern liede wird der Agni
Narägamsa als ein viergliedriger , mit vier gliedern versehener
bezeichnet {caturaüga RV 10, 92, 11).
Adalbert Kuhn's ansieht von der Identität des Apollon
und Budra.
Der hochverdiente, geistvolle begründer der vergleichenden
mythologie, Adalbert Kuhn, hat 'AnoXktov mit einem andern
vedischen gotte, mit Rudra, in näheren Zusammenhang zu brin-
gen gesucht; er erklärt sie nicht geradezu für ursprünglich
identisch, hält die gegenseitige berührung der beiden götter-
gestalten aber doch für so nahe, dass dieselbe mit hoher Wahr-
scheinlichkeit in die vorindische zeit zu setzen sei (vgl. diese
ztschr. III p. 335). Ihm ist Grohmann gefolgt,^) auch Kaegi
stimmt ihm bei,^) und neuerdings ist auch von Bradke wie-
derum auf die möglichkeit dieser Zusammenstellung hingewiesen
worden.') Dass ich dieser ansieht des hochverehrten forschers
nicht beipflichten kann, ergiebt sich schon aus der ganzen vor-
>) Grohmann, Apollo Smintheus, Prag 1862, p. 4.
s) Kaegi, Der Rigveda, die älteste literatur der
anm. 138.
•) P. T. Bradke in der Ztschr. D. M. G. IT
Z«itflchrift fttr TergL Spnohf. N. V. IX 8 Q. 4.
226 ^' ^« Scliroeder,
stehenden erorterung, durch welche ich die ursprüngliche iden-
tität des Apollon und Agni dargethan zu haben glaube. Ihr
steht auch das einstimmige urtheil der specialforscher auf dem
gebiete der griechischen mythologie entgegen, welche durchweg
in Apollon einen ursprünglichen lichtgott erkennen, der adi
vortrefflich mit unserem Ägtii Saparyenya vermitteln lässt, aber
von Rudra, dem gott der stürme, doch gar zu weit abliegt
Ihr ist auch die etymologie nicht günstig, denn während sapar-
yeiiya beiwort des Agni ist, und das verbum sapary in c ^1%
aller fälle des Rigveda von Agni gebraucht wird, kommt es mcht
ein einziges mal in beziehung auf Rudra vor. Nichtsdesto-
weniger muss es uns von Interesse sein, die gründe kennen la
lernen, welche den berühmten mythologen zu dieser Zusammen-
stellung bewogen.
Wir müssen zuvörderst bedauern, dass Kuhn diese frage
einer eingehenden erörterung nicht unterzogen, vielmehr diesdbe
nui* mehr oder weniger flüchtig gestreift, ihre lösung mehr an-
gedeutet als ausgeführt hat. Er sprach von der berUhrung des
Rudra mit Apollon zuerst in der Hall. lit. ztg. juni 1846 p.
1075 und machte dort namentlich auf den bogen, welchen bdde
götter tragen, aufmerksam. Er führte dann in dieser Zeitschrift
III p. 335 eine reihe weiterer gründe für diese Zusammen-
stellung an. Die von ihm am letzteren orte erwähnten be-
rührungspunkte sind im wesentlichen, kurz wiedergegeben, fol-
gende :
1) Apollon und Rudra sind beide bogenschützen.
2) Apollon heisst dxiaiog, uxbotwq und ist vater des Askle-
pios; Rudra kennt „tausend heilmittel'', ist „der beste der
ärzte."
3) Die haartracht.
4) Wie Apollon Xo^tag heisst, was man auf die Orakel-
Sprüche bezieht, so Rudra vankxi „der krumme^ ; beide namen
bezeichnen nach Kuhn den im wirbelsturm nahenden gott.
5) Wie dem Apollon die Artemis, so steht dem Rudra die
Schwester Ambikä zur seite.
6) Wie Apollon von der maus den namen Smintheus hat
und die bildsäule des Skopas eine maus zu seinen füssen zeigte,
so ist dem Rudra die maus heilig.
7) Eine art cither heisst rudri {kvga ist vielleicht = rudra),
so dass auch darin berühr ung mit dem musengotte vorläge;
Apoilon-Agni. 227
auch wird die musik der Marut, der söhne des Rudra, oft er-
wähnt.^)
Zu punkt 1 ist zu bemerken , dass auch Agni als bogen-
schütze erscheint, desgleichen mit der lanze bewaffnet, die Apollon
ebenfalls zeigt. — Hinsichtlich des punkt 3, der haartracht, ist
schon oben dargelegt, dass dieselbe gerade bei Apollon und
Agni vortrefflich stimmt (dazu auch die haarfarbe;. Wenn
Kuhn ein gewicht darauf legt, dass Rudra's haar in einen ge-
waltigen knoten geschürzt ist (daher er auch kapardin heisst)
und dass in der kunst das haar des Apollon meist hinten auf-
gebunden und in einen knoten geschürzt war, so habe ich schon
oben darauf hingewiesen, dass diese tracht dem Apollon nicht
charakteristisch ist ; gerade in der älteren zeit erscheint er in
poesie und kunst nur mit starkem haarwuchs, erst später
wird der mode gemäss zopf oder flechte beliebt; es würde dieser
umstand also gerade eher eine trennung als eine Zusammen-
stellung von Rudra und Apollon begünstigen, denn Rudra ist in
der that der flechten träger , der alte Apollon ist es nicht. —
Punkt 4 fällt schon dadurch in sich zusammen, weil vaflku
nicht richtig wiedergegeben ist; es heisst nicht krumm, sondern
etwa »sich tummelnd, sich hin und her bewegend." — Zu punkt
5 bemerke ich: eine Schwester des Rudra, Ambikä, kennt der
Rigveda nicht; nur in der Väj. S. und im Qat. Br. wird eine
solche flüchtig erwähnt; wir wissen aber gar nichts näheres von
ihr und haben keinen grund, sie mit Artemis zusammen zu
stellen. — Punkt 6: Die beziehung des Rudra zur maus ist
eine ziemlich vage. Sie wird in der Väj. S. als ihm gehörig
bezeichnet, ihm geweiht; wenn man aber bedenkt, wie leicht
man es gerade in jener literatur mit allen möglichen Zusammen-
stellungen nimmt, wird man diese thatsache nicht zu hoch an-
schlagen. Was Apollon betrifft, so ist die ableitung seines,
übrigens auch durchaus localen, namens Sjuiv&evg von a/iiv&og
maus noch nicht als sicher gestellt anzusehen.') Auch spielt die
>) Vgl. auch Die herabkunft des feuers u. g. p. 202. Kuhn hebt es
selbst a. a. o. der zeitschr. hervor, dass er die bezüge da nur andeute,
und fügt hinzu, dass dieselben sich noch bedeutend vermehren Hessen.
Daza ist es, wie schon erwähnt, leider nicht gekommen.
«) Falls Ebel recht hatte (diese ztschr. VII p. 227. 228) die wurzel
math, manth als ursprünglich smath^ smanth anzusetzen, wozu er durch
erwägnngcn ganz anderer art gelangt, so würde i:uiy^evgy welches er be-
reits zu dieser wurzel stellt und durch .schütze** übersetzt, zu einer wurzel
celangen, welche gerade das erzeugen des feuers durch reiben oder quirlen
bedeatet, könnte also gerade für die theorie ApoUon-Agni aufs beste ver-
15*
228 ^- ^* Schroeder,
maus bei ApoUon nur eine untergeordnete rolle, die beziehong
Apollon's zu ihr trägt einen mehr localen Charakter, und man
wird auf diese berührung nicht gar zu viel gewicht legen, wenn
man bedenkt, dass ApoUon zu einer ganzen langen rdhe von tMe-
ren in beziehung steht, und zwar zum theil in weit näherer
beziehung; so z. b. zu dem wolf, dem delphin, dem reh, der
ziege, dem Schafbock, dem schwan, dem geier, dem habicht, iem
mben, dem greif, der eidechse, der heuschrecke (vgl. Röscher
a. a. 0. p. 443). Ausserdem ist aber noch besonders hervor-
zuheben, dass dem ApoUon die mause nicht heUig sind, er er-
scheint vielmehr als vertUger, als abwehrer derselben (s. PreUcr
a. a. 0. 1, 161; Röscher a. a. o. p. 431). Daher setzt auch
die ApoUon-bildsäule des Skopas den fuss auf die maus (s. Furt-
wängler a. a. o. p. 457). Die maus scheint nur eins von den
schädUchen thieren, resp. gewürmen zu sein, die Apollon tödtet,
resp. vor denen er schützt, wie der ApoUon Tlagviniog bei den
Aeolern in Asien die heuschrecken abwehrt (s. Preller a. a. o.
1, 202), wobei man wieder daran erinnern darf, dass Agni
allerlei böse oder widerwärtige wesen vernichtet oder abwehrt.
— Punkt 7: dass in späterer zeit eine laute die Rudra-laute
genannt wird, besagt nur wenig; die etymologie Xf^a -.rtidrä
ist höchst fraglich. Übrigens aber ist es keine frage, dass der
pfeifende Sturmwind Rudra mit seinen söhnen, den Marut, ein
musikaUsches element in sich trägt; ein solches haben wir aber
auch bei Agni nachgewiesen.
Es bUebe somit eigentlich nur ein einziger punkt übrig,
von welchem ich zugebe, dass in ihm eine beachtenswerthe Über-
einstimmung zwischen Apollon und Rudra vorliegt, welche von
Agni nicht behauptet werden kann. Es ist dies punkt 2, die
heilkraft, welche beiden göttern zugeschrieben wird. Indessen
wäre da wohl noch die frage aufzuwerfen, ob die beziehung
Apollon's zur heilkraft wirklich alt ist, ob sie nicht vielmehr
einer späteren entwicklung angehören dürfte. Dafür möchte in
der that der umstand sprechen, dass bei Homer nicht ApoUon,
sondern Uaii^ojv als der götterarzt erscheint. Die heUende seite
des ApoUon könnte sich vieUeicht aus der sühnenden, kathar-
tischen bedeutung dieses gottes entwickelt haben. Wie dem
auch sei, — in keinem faUe ist dieser punkt allein im stände,
unserer beweisführung die spitze zu bieten.
werthet werden. Ich lasse es vorläufig dahiDgestclit, ob die Sache so so
erklären sein dürfte.
Apollon-Agni. 229
Schluss.
Ich halte also an der gleichsetzung des Ootßog ^AnoXXtav
mit dem Agni Sapai-yeyiya der Inder fest und gebe mich der
hoffnung hin, dass die von mir gebotene darlegung von der
ursprünglichen wesensgleichheit der beiden götter auch andre
überzeugen wird. Von dem neugewonnenen ausgangspunkte aus
wird es vielleicht gelingen, noch in manche bisher dunkel ge-
bliebene frage der Apollonforschung, in sage, mythus, cultus und
kunst, licht hinein zu tragen. Dass dies möglich ist, glaube ich
durch den vorUegenden aufsatz hinlänglich dargethan zu haben.
Es ist reizvoll und fesselnd, die gestalten des Agni und
des Apollon, dieser ursprünglich verwandten und doch so ver-
schieden entwickelten götter neben einander zu betrachten. Der
indische gott zeigt seine naturbedeutung meist noch sehr deutlich
und unverfälscht; er ist im ganzen wenig persönlich gestaltet,
überall bricht sein elementares wesen als „feuer" durch. Ganz
anders der griechische Apollon, der eine der kunstvollsten und
bewunderungswürdigsten Schöpfungen hellenischer gestaltungs-
kraft auf mythologischem gebiete darstellt. Er ist bis ins ein-
zelnste fein ausgebildete persönlichkeit, deren elementares wesen
nur gleichsam noch im kerne brennend und leuchtend wahr-
genommen wird. Agni repräsentiert im vergleich mit Apollon
mythengeschichtlich ein weit zurückliegendes Stadium, und nie
darf bei der vergleichung dieser gesichtspunkt ausser acht ge-
lassen werden. Der indische gott ist wie ein älterer bruder,
der vor dem unendlich viel höher und weiter entwickelten jün-
geren bruder doch den einen Vorzug voraus hat, dass er uns
von dem gemeinsamen Ursprünge beider, von dem alten, väter-
lichen heerde, auf welchem sie einst als eine heilige flamme
loderten, wichtige künde zu geben vermag.^)
Dorpat. Leopold von Schroeder.
1) Für diejenigen, welche sich mit der von mir gegebenen etymologie
des namens './/rdAAoi^ nicht befreunden können, bemerke ich, aass das
wesentliche resultat meiner Untersuchung — die ursprüngliche identität
TOD Apollon und Agni — auch dadurch nicht alteriert werden kann, dass
man die richtigkeit jener etymologie in frage stellt. Das gewicht der ver-
ffleichend-mythologischen gründe würde dadurch nicht verringert werden.
ifir hat die betreffende etymologie als Wegweiser bei der Untersuchung ge-
dient. Sie hat mich auf den richtigen weg geleitet, und selbst in dem falle,
dass man sie discreditieren wollte, bliebe doch die thatsache unerschüttert
b€»tehen, dass der weg der rechte war und zu dem richtigen ziele führte.
Sollte dieser umstand nicht auch ein günstiges vorurtheü für die etymo-
logie erwecken?
230 Wilhelm 8chaUe,
Zwei verkannte aoriste.
I.
Dass ici/co, lay/i mit vau anlauteten (fi'ßaxoo ; fi-fax^ wie
Sida/rj; WZ. /a;f in ()vaft]/jig, lat. vagire). beweist ausser «wo-
yoq die stattliche reihe homerischer verse, die vor diesen
Wörtern dehnung einer auslautenden kurzen silbe aufweisen
(Spitzner de versu gi-aec. heroico 25. 38, 41. 129 sq. Hofifmann
Qu. hom. II 63. Knös de digammo 60). yiveTo /«a/jj J 456.
M 144 = O 396. n 366. lla&sv fia^^ S 1. vno fia^^g 0 275.
di ftaxfi Tl 373. T()(Jofi; fiu/f^ P 266. {fuh ia/ri Scut. 441).
Die verse 0 384. X 43. h. hom. Cer. 420 MsXixfi la^^ ^f ge-
statten die einfilhrung des digamma, ohne sie zu verlangen;
dass der hiatus in MfXirri 7. in dieser fi-age jeder bedeutnng
baar ist, lehren 127. 170. 174. 213 desselben hymnus. K-
gammalose formen des nomens (^d^iuxriv Hes. Theogon. 708;
(T(p'luxri Scut. 404; Tiax^v h. hom. XIII 3. Quint. Smym. VI
174. cf. auch d^uix^joav Ai)oll. Rliod. II 06. Quirit. Smym. IV
205. IX 465. X 210) kennt Homer noch nicht. Lägen an den
zuerst angeführten stellen nur die reste eines älteren, vor-
homerischen sprachzust^uides^) vor, denen die tradition zu einer
künstlichen fortexistenz im heldengesange verholfen, so wäre
die gelegentliche Verwendung der vocalisch anlautenden form,
durch die sich der dichter als kind einer jüngeren zeit ver-
rathen würde, mit noth wendigkeit zu erwarten. Aus ilirera
gänzlichen fehlen in der Ilias - die Odyssee kommt niu* mit
X 43 in betracht — darf man mit Sicherheit folgern, dass der
Verlust des digamma in f««/// erst einer späteren epoche de
Sprachentwicklung angehört. Beim verbum sind die falle desss?;
hiatus und der Verlängerung nicht minder zahlreich, ftif
1) Dass zur zeit der ontstchuug der homerischen gedichte das va.'O
noch ein lebendiger laut war, das zu erweisen genügt der einzige
Sl 154 OS /tt^fi. Denn dass mit Bekker IL Bl. I 138. Nauck M^l
rom. IV 584. Cobet Mise. crit. 265 nach anleitung von £1 183 (of a" a^ft) 90
und nicht anders zu schreiben ist, liegt auf der band.
Zwei verkannte aorieta
fiaxoy JbOG = P3I7. ftfyu ftäxta» P 213. J 160 (Seilt. 451).
ttfu^daUa }täx,<av £ 302 = Ö 321 = Y 285. // 785. T 41.
Y 382. 443. ^ 81. üuv /lä/ovrog A 463. titfala }>äynVT<%
I 393. }ityn fiäxoyji; H 421. äk /(«jijovrf; 3 454. /t^a ftö-
;(ovffa E 343. x 323. {fttyäXu uk/ovaav h. hoin, Cer. 81).
aftipt-^a^vtav B 316 (redupHcationslos wie /foiai, jf^jfaiut
nuii einig« andere mit / anlautende verba). Die richtige er-
kläruiig dieser form, die man weder mit Knieger § 28, 3, 3.
Kiieliner ind. verb. s. iuxito. Curt. verh. ü' 168. G. Meyer
§547 p. 415 in äftif-m/vrav zerlegen noch mit fibelangebrach-
ten ändeningen («cio;i[urav Heyne; li/tfia/vtav Christ lauüehre
181. uftjffa/yluv Ahrens Rh. Mus. II 178. d/Aipi/Jovaay Son-
lendam Ebel. s. v.) behelligen darf, gab, wie ich nachträglich
au» Ebeling ersehe, bereits ein anonymns im Centralblatt 1869
p. 1243. — Weder fUr noch gegen digamma sprechen Z 468.
0 341. Der einRlhrnng des / widerstrebt ein vera des T (424
ij ptt nai «f njnuTOin' läymv «jjt fiiövvxuz /nnoug), dem Chnst
durch die keineswegs plausible conjectnr Bentley's ht n^änot-
atv ewv aufhelfen zu können glaubte. Die Verweisung auf
M 315 Avxi'otai fitia nnonoiaiv furäfttv ijäe fiü/tjg xavaTfi'gtjg
ümftoXti<iat entscheidet selbstverständlich nichts; mir scheint
es natflrllcber und dem zusammenhange angemessener, stellen
wie A 296 iyi npoiro»!» ßtßijxti (ef. O 635. H 258) heranzn-
öehen und ev n^iöxotat unmittelbar mit f/e zu verbinden:
jSprachR und lenkte die rosse in die ersten reihen."
Stets nlme digamma erscheint das in H. nnd Od. 20 mal
'«gegnende imperfectum la/ov. Nach dem vorgange anderer
^^i Naack auch in dieser form das digamma durch consequente
"" den kritischen noten empfohlene textänderungen wieder-
'"'rüustellen versucht. Durch leichte correctur liess sich dies
•'Teichen A 482. ;9 428. .^ 228 ^tj-ÜA' iaxi; ^219 Sie r';o;Kf,-
^ 403. / 50. Jtf 835. E 860. S 148 in.'axov: 2 29. O 'lO
f"Yü\' iit^nv, an welchen stellen die buchstaben x, r, n getilgt
werden. Tiefer muss man schneiden N 822. 834. P 723, wo
'"* i'i'axt einem Z 3' ifi'axs platz machen soll; J 125 /ley'
'"Jr*», wo iftayn', V 216 titya d'l'axt, WO rö 3'i/i'axe vor-
^'^'^hlagen wird; B 333. 394 ftty' i«/o>, wo man die wähl
"*' Zwischen ä'emfiuxov und Si ifiaxnv. Y 62 endlich alro
"' 'axt, von welchem verse Goebel Z. f. ö. G. 1876, 248 eioea
""«"kwürdigen gebrauch macht, und * 395 Tiifit J'j'a/t nit^ij
232 Wilhelm Schalze,
hat Naack anangetastet gelassen. Bei Hesiod schreibt FUch
(die hesiod. gedichte 1874) Seat. 382 fiiya fia^ov und giebt der
fonn TtBQiaxs Theogon. 678, die Choeroboscus EM 92, 10 (cf.
Lobeck Eiern. I 290). Kuehner § 53, 5, C, d ans neQuax^ her-
leiten, Hennann Orph. 820. Elem. doctr. metr. 51. GroettÜBg
z. St. Ahrens Diall. IT 357. Krneger Diall. § 12, 2 anm. 11.
Fnehrer Philolog. XLIV (1885) p. 56 und andere mit ä£^-
oi/jTai Theog. 733 vergleichen, Paley (s. Hesiod. ed. Koechly-
Kinkel XXXITI) nnd Nanck M61. gr. rom. IV 625 {dh i/taxi)
ans der weit zn schaffen sich bemUhen, das zeichen der cor-
niptel: dagegen lässt er in dem ,,hymnenfragment^ Theogon.
68—74 (vgl. note auf p. 34) ein negi Sl,ax€ 69 anbeanstandet
Scnt. 382 beruft er sich auf die lesart des cod. Voss. (XV saec.)
fuya 'laxov, die mv jedoch als unverfälschtes zeognis alter
Überlieferung anzusehen und zu verwerten kein recht haben.
Denn wie die Schreiber einiger codd. Scut. 451 (vgl. andi die
ann. crit. zu x 323) das überlieferte fiiyä Taxov nach 382
fuyaX' 'laxov in ^uyal! laxov verdorben haben, so hat der Schrei-
ber des cod. Voss, oder seines archetypus einmal umgekehrt
die lesart von vers 382 (und ^ 506 = P 317) auf 451 fälsch-
lich übertragen. Ähnliche Übertragungen finden sich in der
Überlieferung des älteren griechischen epos auch sonst. Dar-
nach kann von einem gut „überlieferten" ^leyä taxov nicht die
rede sein.
Die einfache aufzähhmg der von Nauck für nothwendig
erachteten änderungen reiclit, glaube ich, hin, um zu zeigen,
dass dies kritische verfahren, das die offenkimdige gleichartig-
keit der einzelnen fälle vollkommen verwischt, den Stempel
der unWahrscheinlichkeit an der stirn trägt. Was soll sodann
die Verlängerung der reduplicationssilbe in ijlaxov, /fax^r,
über die sich billigerweise schon Hartel Z. f. ö. G. 1876, 640
gewundert hat, wälu'end Leo Meyer V 938 f taxov einfach
registriert, ohne sich über die natur der länge auszusprechen?
Nur Osthoff hat MU IV 195, wo er die von Curtius verbum P
133 und G. Meyer § 478 gebilligte, mit den übrigen Zeug-
nissen, die für Homer's zeit durchaus fiax^y /'«/^ erweisen,
unvereinbare* erklärung der fonn iuxov als eines mit dem aug-
mentum temporale versehenen imperfectums mit gutem gründe
zurückweist, eine rechtfertigung des langen vocals in der re-
Zwei verkannte aoriste. 233
dnplicationssilbe versucht, der ich jedoch keinerlei beweiskraft
beizumessen vermag. Zwar kennt das Sanskrit i in der redupli-
cationssübe , aber, abgesehen von den reduplicierten aoristen,
deren bildung durch ganz eigenthümliche, euphonische gesetze
geregelt scheint (Huebschmann Idg. vocalsystem 61 sq.), nur
bei wurzeln auf l (Whitney § 676); wozu das von Kluge PB
Vin 342 ans licht gezogene german. rlraimi treflSich stimmt.
ntnTto, auf das sich Kluge beruft, ist, wie auch Brugmann
gesehen hat, nach ginzto umgestaltet; ntq>avax(o femer, das
die alten technici nicht ganz zutreffend als einziges beispiel
seiner art bezeichnen (Lobeck Technolog. 83), und xixdv(o
(= hom. xlxotvw), das man ohne genügenden grund durchweg
in das daneben überlieferte xiyyavia hat ändern wollen, ver-
danken die dehnung der folgenden aspirata, der man die fahig-
keit, vorausgehende Silben durch eine art von positionswirkung
zu verlängern, nicht wird bestreiten können (vgl. 0. Schneider
Callimach. I 140. G. Meyer § 213 p. 190 u. a.), obwohl sich
die bedingungen, unter denen dieselbe sich bethätigt, zur zeit
unserer kenntnis völlig entziehen. rixaivovTsq endlich, das
Hesiodus Theog. 209 sibi permisit ut hinc Titanum nomen extri-
caret Lobeck Elem. I 158, beruht auf etymologischer Spielerei.
Es fehlt also durchaus an genügenden parallelen, denen wir
zu glauben verpflichtet wären , dass ein präsens jlfix^ ^*^^
den bildungsgesetzen der griech. spräche überhaupt mög-
lich ist.^)
Dazu kommt, dass sich Nauck öfters in die nothwendigkeit
versetzt sieht, seinem principe theile des sprachlichen aus-
drucks zu opfern, die man nur ungern entbehrt; so fxsya V
216 (auch B 333. 394. J 125) , ini H 403. / 50 äg €q)a&\
ot i* aqa navrsq smaxov vhg ji/auSv fxvd^v ayaaadfJLevoi /fio-
fAfideoq, womit man vergleiche ^ 310 sqq. (0 542) cSc "Extooq
dy6^fv\ ini ds TgtSeg xsXaSrjaav, TBxTO()t iäsp ydg infjvrjaav xaxa
fi^fTiaovTi, N 822. 834. (vgl. Callimach. h. ApoU. 102.) Dass ineya
und ini an den genannten stellen unentbehrlich seien, will ich
») Die ausfühningen Knös', der an vermeintliche digammadehnungen
in r^ii^r,, fydios (d. i. hdljiog , wie bereits Legerlotz KZ. VII 299 richtig
erkannt hat, ohne bis jetzt überall gehör gefunden zu haben; iydiog:
iydiof »« nayyvxios: nayyvxog) erinnert, können auf sich beruhen.
234 Wilhelm Schulze,
damit keineswegs behauptet haben (vgl. z. b. B 333. 394);
doch wird man nicht umliin können anzuerkennen, dass solche
Streichungen vne die eben berührten dem Naack'schen ver-
fahren keineswegs zur empfehlung gereichen.
Wackemagel, der Z. XXV 279 eia/ov (aus i/iaxov) em-
pfolüen hatte, bekennt noch XXVII 275 an dieser seiner an-
sieht, die Monro's beifall gefunden hat (hom. gramm. p. 292),
festhalten zu müssen. Mir scheint durch diesen verschlag im
gründe nichts gewonnen ; denn um die digammaverletzung im
anlaut los zu werden, müssen wir jetzt in 20 versen eme
nicht minder anstössige contraction im wortinnem in den kauf
nehmen, die zu veitheidigen ein paar vereinzelte fäUe wie
fiöov ji 112, T 292. X 194. k 162 (oft efiäov Nauck Mel. gr.
rom. II 408), sl'ajo 2 596 (efsoTo M 464. h. hom. Ven. 86.
zu perf. fearai; efiaaajo K 23. 177. sfiaaaT % 529) um SO
weniger gentigen, als sie sich leicht beseitigen oder anders
erklären lassen; worauf ich bei anderer gelegenheit zorfick-
kommen werde. Zwar ist es eine allgemein anerkannte that-
sache, dass inlautendes digamma früher geschwunden ist, als
anlautendes; wir sind jedoch in keiner weise berechtigt, dem
vau in ijiuyov den character eines inlautenden consonanten
zuzusprechen. Mochten die vioq^ dst'dio, nokhg u. s. f. bereits
in homerischer zeit des / verlustig sein, so lange fidx(o, fiayJi
in curs blieben, hiess das imperfectum ifiayov und nicht h'a/ov.
Und selbst, wenn es iiuyov gelautet hätte, würde die contrac-
tion zu eiuye den homerischen lautgesetzen zuwiderlaufen; mir
wenigstens ist aus dem homerischen wort- und formenschatze
kein sicheres beispiel bekannt, das an so zahlreichen stellen
die contraction zweier ursprünglich durch digamma getrennter
vocale zuliesse. Die — meist vereinzelten — fälle, in denen
trotz des / contraction erscheint, beruhen, so weit es sich,
nicht um interpolationen handelt, durchweg auf trtibung der^
überliefern! g oder auf absichtlicher modernisierung {ßrjvai fBr
ßtjuEv u. s. f.); andere wie naioi, ergstuy xlaiw kommen bfei
richtiger erklärung ausser betracht. Im allgemeinen gilt flLr
Homer die regel, dass einstiges digamma zwischen vocalen
contraction und synizese durchaus verhindert. Eine eigen-
artige ansieht hat Hartel H. Stud. III 37 unter zustimmungr
von Rzach dialect des Hesiod 387 (vgl. 383), Smyth El p. 60
Zwei rerkannte aoriste. 235
und Fick vorgetragen, der die von Hartel postulierten formen
vl'a/ov, invtaxov^) in seinen homertext anfgenommen hat. Bei
anderen ist Harteis ansieht auf lebhaften Widerspruch ge-
stossen, so bei Clemm C. Stud. IX 412 sq. Flach BB 11 14
anm. 12. Wackemagel Z. XXVn 275; auch Curtius verhält
sich ablehnend grdz.^ 565, ebenso Christ D. p. 161 sq. Und
in der that muss man gestehen, dass schon die ausserordent-
lich geringe zahl von belegen,*) die Hartel und seine anhänger
für ihre hypothese, nach der anlautendes / in Verbindung mit
folgendem kurzen vocal metrisch die stelle einer länge oder
zweier kürzen auszufüllen geeignet ist, beizubringen vermocht
haben, ein in seiner tragweite nicht zu unterschätzendes argu-
ment gegen dieselbe bildet, da wir bei dem ziemlich häufigen
vorkommen des digamma im wortanlaut mit gutem gründe
erwarten dürften, auf schritt und tritt den bestätigungen der
Hartel'schen regel zu begegnen. Doch findet sich nirgends
viöeip, nirgends viov, nirgends vaäetv, vakijvai, vukig, vdva'^,
vdxag, vixaarog, vexfjßokog, vexoiv, vinog, vhfjg, vhog, vona.
Und angesichts dieser thatsache soll man glauben, dass in
/luxco niclit weniger als 20 mal vocalisation des / eingetreten
sei! Nur ganz gesicherte und jeder anderen auflfassung unzu-
gängliche beispiele könnten uns veranlassen, für das ange-
deutete misverhältnis den bösen zufall allein verantwortlich
1) Fick's berufuDg auf den so gewonnenen reim (nvtttxov vug l-fxatwy
lUas p. 535 lässt sich natürlich als argument für Hartel nicht verwerthen.
Beiläufig möchte ich fragen, ob der reim Hq^hviki aynotH'rtyio sicher
steht, iqfn ist neben dQ^ir, dqn recht wohl denkbar, und dyfQdfKt/ufyoi'
ttyaQTiäactyTfg hat Hesych (s. Fick Od. 2).
s) Die fälle der vocalprothese vor digamma wie // i xoat ffdya u. s. f.
in diese frage hineinzuziehen, ist baare Willkür, da wir keinerlei vernünf-
tigen grund haben, die möglichkeit eines solchen f- Vorschlages zu leugnen.
Zudem sind die ausserhomerischen fTxoat, etQye, tiQvam, tlXt^m schwerlich
anders als aus ^/(xoai, fjfQyf (vgl. das von Smyth EJ 57 ganz unglücklich
behandelte hom. f(Qyt) u. s. f. zu erklären. — Solche fälle von digamma-
verletzung ferner, in denen die quantität nicht alteriert wird (l'Jpw?, VAto?
z. b. Z 886. 478 Fick BB IX 204), sind zunächst bei Seite zu lassen. Wenn
die Prüfung derjenigen fälle, in denen uns die quantitätsverhältnisse eine
controlle gestatten, ergeben sollte, dass Homer sich in der that die vo-
calisation des anlautenden digamma, durch welche dasselbe den werth
einer more erhält, gelegentlich erlaubt hat, so mag man 17Jlfo»' schreiben;
ergiebt sich das gegentheilige resultat, so hat man sich mit der digamma-
verletzung in den genannten worten eben in anderer weise abzufinden.
236 Wilhelm Sclmlxe,
ZU machen. Sehen wir uns darauf hin einmal die paar Me
an, in denen Hartel die ecksteine gefunden zu haben glaubte,
die das ganze, luftige gebäude seiner auch in anbetracht der
weiteren entwicklung der griech. spräche nicht eben wahr-
scheinlichen theorie tragen und stutzen sollten.
viaaai muss dem Curtius'scheu //ffffaai (=//Saaai wie/«-
laat = ffji^aai, Über welche form Brugmann MU in 18 nicht
überzeugend handelt) weichen; vgl. verb. TP 157 anm. Leipz.
Stud. m 198 sqq. Wackemagel KZ. XXV 266. Osthoff Mü
IV 64. Perfect 397. Joh. Schmidt Z. XXVI 324; Brugmami
Gr. Gr. § 137 ; anders G. Meyer § 550 p. 417. — Wackemagd's
noXv/iSfog (att. nokvlSog; zur Schreibung vgl. TloXitSog IdU-
xaQvaaaevg Dittenberger Sylloge 6, 46. 60. V saec, RoXv/deiog
thessal. Cauer« 409 = ColUtz I 345, 84) Z. XXV 261. XXVH
275 ist ohne bedenken, ungeheuerlich dagegen HarteFs JZoXr-
viäog; unrichtig auch Knös 120. Christ D. E 148. Osthoff MU
IV 63. Smyth EI p. 68. — Wenn Hartel P 5 ngiv iiSvta (ebenso
Rzach 383 bei Hesiod Theogon. 887; anders Flach) zu lesöi
empfiehlt, geht er von der richtigen ansieht aus, dass der ho-
merische dialect in diesem femininum die vocalsteigerung ver-
schmäht (Ahrens Rh. Mus. II 176; vgl. auch La Roche H. T.
286 sq.); der eingestandenermassen vorhandene anstoss lässt
sich aber ebenso gut durch die von Fick D. p. 501 vorge-
schlagene athetese der verse P 5 und 6 beheben , die unbe-
schadet des Zusammenhangs fallen können, vgl. z. b. E 299 sq.
ov nqiv ys idvia verlangen Doederlein und Flach BB 11 15 not.
14, ov nQoa^s fidvla vermuthet Christ; unrichtig Osthoff MU
IV 63. — E 487 will Hartel hvov xuUvre navayQöv schreiben
statt des überlieferten, von Hermann de metris 66. elem. doctr.
metr. 41. Rasch de productione syllab. brev. in Diade 13 sq.
Westphal Metiik« 96. Brugmann C. Stud. IV 166 sq. mit
unzureichenden gründen vertheidigten alovrs, Bentley, Heynft,
Gerhard lect. Apoll. 107, Nauck halten Xtvov navdyQoio äkovrs^
für die ursprüngliclie lesart, eine vermuthung, die an der ua-
homerischen correptio attica in navayQoio scheitert; SitÜ Phil.
XXXXIII 5 und Yiok Dias p. 374 zu E 487 denken an ;/V»^o
ukovTB navdyQov, ohne ZU erwägen, dass die cäsur xara rixtt^-
Tov TQoxatov bei Homer verpönt ist und die gelinge zahl tob
stellen, an denen sie erscheint, nimmermehr durch coigectur
Zwei verkannte aoriste. 237
vermehrt werden darf.*) Doederlein's ivaXovTs und Curtius'
iakovrs verdienen keine berücksichtigung. Die lösung der
Schwierigkeit ist einfach genug. Dass aUvrs unhomerisch ist,
muss zugegeben werden; dass es neuionisch sein kann, lehrt
ein schon von Sittl angezogener vers des Hipponax fr. 74,
1 B*. Damach ist alles in bester Ordnung, wenn wir die
Worte c5^ d^ptai h'vov aXovTS navayQOv ävdgaai, die sich ohne
irgendwelche Schädigung des metrums oder des Zusammenhangs
herausheben lassen, als zuthat eines ion. rhapsoden späterer
zeit ausscheiden (s. Nauck zu ^p 48) und aus £ 487 sq., ohne
einen einzigen buchstaben zu verändern, 6inen vers machen:
fHijnaig Svainivhaatv eXiop xai xvQ^a yivfja&s. Neuion. aX6vT€
hat sein ä durch Übertragung aus dem indicativ iaXoDv (= ^iu-
X(ov) erhalten; ähnlich a|at nach ia^a (= ijfal^a), wofern der
circumflex gesichert ist (Lobeck Paralipom. 400). Den Hartel-
schen beispielen hat Fick unter Verweisung auf Hes. dßtvx-
rog vivt,m o 162 (att. ivl^oai) hinzugefügt, dessen zeugnis nicht
eben schwer wiegt, da herkunft und bildung keineswegs auf-
geklärt sind. Froehde erinnert an lat. jugere; auch könnte
i rCa> ein rein onomatopoetisches, etwa von einer vorauszusetzen-
den interjection iv gebildetes wort sein (Herm. X 125. MU IV
185 adn. 2. Callim. h. Ap. 97 trj tij). Ein zwingender grund,
tvl^co und ßlvl^ot} (att. tvl^ot)) flir identisch zu halten, liegt
nicht vor; auch in der bedeutung decken sich beide verba
nicht völlig; vgl. P66. :^572. o 162 mit Ahrens n47 not. 18.
Damit sind alle fälle vermeintlicher vocalisation eines an-
lautenden / erledigt mit ausnähme des einzigen iaxov, das
man unter diesen umständen durch vl'axov zu ersetzen kein
recht mehr hat.
Um eine befriedigende erklärung der diesem Präteritum
eigenthümlichen scheinbaren digammaverletzung zu finden, ist
es nöthig, sämmtliche stellen, an denen formen von fiax(o be-
gegnen, auf ihren syntactischen character hin genauer zu
untersuchen.
/idxco ist seiner form nach ein deutliches praesens und
findet dementsprechend an allen stellen, deren Verzeichnis ich
0 Auch sonst kümmert sich weder Fick noch Sittl um diese beob-
achtang G. Hermann's. Jener bietet IL p. XXV (fo.uoe xe xvd^taai xai
a^kri; dieser wagt a. a. o. 16 der unzweifelhaft richtigen Nauck'schev
lesong (fV^ixro ein fehlerhaftes ^ifAag dh iixxo yvvaixl zu substitllidre
238 Wilhelm 8chulze,
bereits oben gegeben habe, als präsens (bz. jiayov als imper-
fectum) Verwendung. Recht augenfällig ist die imperfecta
bedeutung V767 in der beschreibung des wettlavfes: S^^OSv-
aevg d^iev iyyvd^v, avtag onia^ev i/via rvnre noieaai, na^o;
xoviv diLKpi/vd-^vat' xad ä^ uqu foi x((paX^g /€ dvriniva dtoq 'Odva-
OBvq aul Qififfu &f(ov' fia/ov 6' ini navrsg Iti/atoi Vi'xtig /if-
l^dvo), /tidXa de aneiäovii xikBvov, an welcher Stelle es sich
deutlich um die wiederholten ermunternden zurufe der menge
handelt; den besten commentar liefert Theokrit XXII 91 in
der Schilderung des faustkampfes zwischen PoUux und Amy-
kus: Beßgvxeg 6* inavjsov, ot 6* iriofod'BV ^goofg xqutsqov 17o-
Xvd€vx€a ^aqavvBaxov (iterativ!). Auch J 506 (=P317) /cooiy-
aav i* vno t€ nQo^ayoi xai q>aiäif.iog "Ext(oq , ^AQyiiot de ^iya
fiaxoV f€QvaavTO Ss Vfxgovg, Idvaav ds nokv ngoTegoa ist die
auffassung der form/tcc;fov als imperfectum recht gut möglich.
Der satz ^Agyeioi — jiuyov führt nämlich die erst mit jb^v-
aavTo di fortschreitende erzählung nicht weiter, sondern tragt
gewissermassen eine das hauptereignis (/(agfjaav) begleitende
handlung nach, vertritt also einen paiticipialsatz vde fiaxovronf
l4gyfi(ov;^) man hat demnach etwa, wie folgt, zu übersetzen:
„Rückwärts wichen die ersten des kampfs und der strahlende
Hektor unter der Grieclien geschrei; die aber'^) entzogen die
toten, drangen sodann noch tiefer hinein." Voss' Übertragung:
„Aber die Danaer schrien laut auf" lässt sich zwar mit dem
zusammenhange der stelle nicht minder gut vereinigen, wird
aber der gi'ammatik nicht gerecht. Die interpunction (komma
nach fiaxov) habe ich meiner auffassung entsprechend (kolon
an derselben stelle) geändert.
Das particip hat deutlich präsensbedeutung h. hom. Cer.
81 0 J* vno ^6(fov rjsQOfvxa ägna^ug tnnointv dyev fuyiXa
la^ovoav (20 agnd^ag J' dixovuav ini yQVöioiaiv oyoiatv rfl
iXotpvgoiiidvrjV ; Vgl. auch 432 Sq.); T 41 ß!j nuQu &ipa daXaa-
arjg dVog A/ikXsvg ojueQ^aXda fid/(ov , WO die absicht des
Achilles, die Acliäer zusammenzurufen, selbstverständlich ein
>) Cf. X 237 Tff/(o>; ^i*/.V*i> , cilkoi ö^n-ioa&f fth'ovotr, WO der TCW
auch {(Xktoy *V7. fifyoyrioy erlaubt hfttte (Bekkrr H. Bl. 272); E 581 3/i'-
dütyn ßttk* i]yloyoy, o J* i^.itatnf(ff uMyvyag SAiiovg, /fQ^uttJiip dyx^i^
rvxtijy; S477 ty&* I4xctttag Unounyoy BonoTiOy ovinoi Jovoi df^i xi^^'
yyiJT(i) ßfßauji' o J' vi^fkxn no^ohv u. a. ni.
«) Wegen der anknüpfung des satzes /^praroTo (St cf. z. b. J4Miq«
Zwei verkannte aoriste. 239
mehrmaliges id/jiv nöthig machte (vgl. jB 97. 0 687) ; deutlich
wohl auch P 212 ^uera de xXssTOvg inixovQOvg ßij qu fiiya fia-
Xtov (vgl. P 88), während an den übrigen stellen die aoristische
auffassung (vgl. M 207. 71 566) ebenso gut möglich ist wie die
imperfectische (vgl. II 430. 1 30. Soph. 0. R. 1252. Theokr. XXV
70). Wegen A 463 vgl. unten s. 248. Demgegenüber ist es im
höchsten grade bemerkenswerth, dass 'taxov an einer reihe
von stellen aorist sein muss, an allen aorist sein
kann; nicht minder bemerkenswerth , dass der homerische
Sprachgebrauch auch T 424 den aorist zu verlangen scheint,
d. h. dass in allen denjenigen versen, die digamma-
Verlust zeigen, den betreffenden verbalformen
aoristische bedeutung zugesprochen werden muss
oder kann.^)
Dass in den homerischen gleichnissen der gebrauch des
imperfectums und des plusquamperfectums unzulässig ist, hat
G. Hermann Opuscula 11 43 sq. endgültig festgestellt; vgl.
auch Fr. Franke über den gnomischen aorist der Griechen in
den berichten d. sächs. ges. d. wiss. 1854 s. 76. Krueger Diall.
§ 53, 10, 4. Kuehner § 386, 8 mit anm. 2 (H* p. 138; cf.
!!• pag. 217 anm. 1). 0 272 und wohl auch A 549 las Ari-
starch richtig iaasvavro (Arth. Ludwich Aristarch's hom. text-
kritik dargestellt nach den fragmenten des Didymus I 333).
J 483. P 435 ist mit G. Hermann statt des überlieferten ns-
fvxsi bz. iari^xei vielmehr nsqjvxji bz. eaTijxji zu schreiben,
wofern man nicht vorzieht, an den genannten stellen reste
der ursprünglichen conjunctivbildung (je/dofiev, nsnoi&ofiev) an-
zuerkennen, n 633 hat man die wähl zwischen dem indic.
perf. oQcoQe (D Vind. Eustath.; ev naiv oQa)Q€ schol. A), der
alten conjunctivform oQdQn (Aristarch., Ludwich a. a. o. 412)
und der gewöhnlichen oQcoQtj. M 156 viqidäsg S* äg mmov
1) Die erste niederschrift des hier mitgetheilten aufsatzes stammt aus
dem sommer des Jahres 1884; erst vor wenigen monateu bekam ich Monro's
hom. grammatik zu gesicht, in der ich auf p. 27 folgende bemerkung finde:
^axe iE an aorist II. 18, 219 and may always be so in Homer. Monro hat
jedoch von dieser richtigen beobacbtung keinerlei gebrauch zu machen
Teretanden; denn p. 292 ist die rede von dem imperf. t^a^ov, das er wie
Wackemagel in itte^oy geändert wissen will. Nicht viel später fiel mir
Alfr. Zickler de causis duplicis formae aoristi graeci 1865 Viadr. in die
binde, der p. 18 sq. die offenbar zu weit gehende behauptung aufstellt,
diM ifix*» l^ei Homer omnibns locis aoristische bedeutung habe.
240 Wilhelm Schulze,
flpai;* gehört das imperfectum dem hauptsatze an ; vgl
8. V. (5c pag. 499 liuke col. mitte. Dass inrifvor 11 487 eine
wirkliclie aoristforni ist, bezweifelt Iieute niemand mehi-; das-
selbe gut von inkiio ß480. Das« exXvov (im gleichnis J45ö.
N 303) seiner bedeutung nach aorist ist, wird ziemlich aIlg^
mein zugestanden; Buttmann IJ s. v. ; Ahrens foi-meiilehre'
§ 88 anm. 3, dem Clenim Z. XIX 143 besser nicht wider-
sprochen hält«, Alfr. Zickler a. a. o. 19- Delbrueck Synl.
Foi-sch. r\' 112. Osthofi' MU IV 17. Fick H. 106. Vgl. nU-m
ijVfi Tii9oyto {toi ä' örpiVocioc äxovaav ß 423); cxXvti — Ti'fiiiaa;
— iVao .^453; i'xXve^ — r,X9ff Sapph. 1, 7 sq. B*. (cf. Pmil.
Isthm. V (VI) 42 sq.); liif'f — ^^^'ov K 47 (vgl. K 275 sq.)
h. hom. Cer. 172; inti — i'xXvey f 652. li 297. $ 150. t 93.
h. hom. in 21G; txlve f 771 - ^xovmt- -^381; »Ivo- /672.
X 311 ~ axovat 2 35. Über jeden zweifei erhaben ist der aori-
stische chaiacter in den Sentenzen A 218. / 5C9 (neben üvriaar).
ß 335. Auch an stellen wie Aesch. Agam. ö58 K. Soph. Trach.
608. Phil. 681. Eurip. Iph. Taur. 1323. Phoen. 921. Pherecrat
fr. 145, 1/2 Kock mag hier erinnert werden. Homer kennt
noch kein präsens xiiitu, das, erst bei Hesiod. üpp. 72G auf-
tauchend, bei den tragikem nicht selten ist (Aescb. Agamemn.
827. 1017; perfectisch wie «xovto z. b. Soph. Trachin. 63. 747.
Philoktet 261). Es dürfte demnach das präsens xiweo, da»
man zunächst ohne rücksicht auf seine geschichte im griechi-
schen aus khi-iü herzuleiten geneigt ist, vielmehi' als eine
ziemlich junge neubildung aus dem aoriste zu betracliteu sein,
für welche ei-scheinung es an parallelen nicht fehlt, IxXvov aor.
ist aus dem unthematischen aoriste (a[To(, xifÄ) durch übertritt
in die o-conjugation (vgl. lactco) entstanden; dadurch erledigt
sich das bedenken Osthoffs MU IV 17 (cf. p. 14), durch welches
allein ich mich übrigens nicht würde abhalten lassen, ixkvw
dem thematischen aoriste zuzuweisen, ebensowenig wie sich
Osthofi' selbst hat abhalten lassen, neben tfSiTo aor. p. 54 ein
aoristpräsens kslüyäte p. 3öl anzuerkennen. ixQÜf (im gleich-
nis Tl 352), das von den alten {inexiiaov ^nedtvio, taQ/ttio«'^
HeS. ivenfnov Eustath. 1063, 24. en^Xftov /iträ ßkäßt;^ schoi.
Szüß 50), Ü. Hemiann, Franke, Zickler 18, Krueger, Delbrneck,
Monro 25 füi' das aoiistsystem in anspruch genommen wirÄ,
während andere (z. b. L. Meyer Z. XXII 4GS) von einem
gar nicht zu belegenden präsens y^^ ausgehen, keuozeiclm^
I Zwei verkannte aorirte. 241
ich i? 45. 9 69 deutlich als aoi-ist. Dass ß 45 xuhov eftneot
Wk^i Sota' To fjbv Tiarip' iaSXov dniäXeaa, vvv ä'av itai noXir
Wfl^o* (sc. xaKov i'itnfat foi'xiy), fiijTspt ftoi jucjjffi^pes intj^paof
ichoii die conciimität des ausdnicks fiir den aorist spricht,
iegt auf der band. Da die freier hier wie tp 69, wo die worte
^tf4ivcg aiti mit den infinitiven zu verbinden sind, ihr achara-
les treiben im hause des Odysseus noch nicht eingestellt
laben , ist nur das präsens , das die fortdauer des Unwesens
ichildert („meine mutter umdrängen mit unwillkommener be-
irerbung" ß 45 ; „hereindrängt" y 69 Voss), oder der aorist am
Äfttze, der den beginn desselben bezeichnet („ihr überfielt meine
lütter"; „bracht in unser haus ein"), ohne seine fortdauer in
gegenwart auszuachliessen (cf. z. b. e 303 sqq. yetpitoat
ifQiotJ^ci ovpavov tvgiiy Zfiig, itufia'^f di növjov, smane^-
\avm ä' ütUat). Das imperfeetum würde die handlung mit
iotbwendigkeit als eine sich in der Vergangenheit entwickelnde
rscheinen lassen, an der die gegenwart keinen theil mehi' hat.
Llmlicb liegen die dinge 0 369. Auch x 64 ist der aorist
zusammenhange angemessen. Ebenso wie die bedeutung
|»richt die lautfomi für aoristische auffassung. i/pitoi-') gehört
Imlicb [so schon Doederl.] zu lat. ingniere (zu s 396 cf. morhi
xgnatnt in remiges Liv.; zu JI 356 T^ütaatv e!iexQ<'OT *«-
fruit Italis Verg.). Die wurzel ist gkrm: ghrii (lit. griättti,
(riötnflM,- grüti Pott EF. Hb 2 p. 744; unrichtig Osthoff MU
EV 15)- «ite«/* steht demnach mit jäStlv, iöSeff, näxiöv auf
tiuer linie (G. Meyer § 526). Nur an zwei stellen wird man
<) Terwandt ist auch iaxQi^s Tom ungestüm der aogrcifer S1 347. 360
ttd der Btünne E 5S5 (cf. tnrbidaa imber aqua ruit Vergil; tem-
H«M mit Tacit.; auch M 347 mit M 28ö]. Die Überlieferung führt
'Wnitif anf ifXQi^i bz. auf das aua dieser form entstandene C^^fij;
iPit. ^Qäf^i), das man demnach dem wertschätze der lonier, die ala
ot Urheber der durchgreifenden muderDisJerung der homeriacben spräche
■maaehen sind, wird zugaatehen müssen. Homer selbst scheint jedoch die
Weitere form Cnypril/jijV (.- Cuzi."'/'i'' = ^u'u»o,t«j'.;c: iijn^yis) gebraucht
*" ^beo; denn wegen der einigermassen anslöasigen contraction in Cn-
^Vtt, iaxQtm'iy wird man Leo Meyer I* 650 recht geben müssen, wenn er
^^liltt, iaxsdiiur zu schreiben vorachlägC. Eine spur dieser form hat
■'eijcli uns aufbewahrt, dessen iox^äaeis' (Hanivulovs (vgl. die Ton M.
°^nidt beigebrachte stelle des EM 408, 37 Co^gdüK — (Samraluiv) wohl
** Öze«^«*- (C = €) entstellt ist. — xe'»^".'! E '38. {yx^avu, Herodot VI
*& und fern zu halten.
rergL Spriehf. N. F. IX. ». Jg
242 Wilhelm Schulze,
das imperfectum im gleicknis unbeanstandet lassen mflssen,
0 274 ovd' aga xi aq>i xij^rjfiBvai ouaifiov ^sv und O 495 ov^'
aQu TT, ys fu'kwfABvat, aiai^ov ^ev; aber bei der ausnahme-
stellung, die das verbum substantivum im allgemeinen, sem
imperfectum im besondem {^ev eigentl. perfect? Job. Schmidt
Z. XXVI 316) einnimmt,^) und bei der grossen anzahl home-
rischer gleichnisse, die Hermann's regel durchaus bestätigen,
genügen diese beiden obendrein eigengearteten stellen — im
gründe ist es nur eine einzige — keineswegs, um den satx
zu begründen , dass die homerischen gleichnisse auch die Ver-
wendung des imperfectums gestatten.
Nach diesen erörterungen kann es meines erachtens nicht
weiter zweifelhaft sein, dass die homerische syntax sowohl
E 860 = Ä 148 oaaov r swaux^iXot iniaxov ij «Tfxa/ciJLot')
als auch 2 219 dg S' — ore t Xa^B aakniyl gebieterisch eine
form des aoristes fordert. Zu 2 219 vgl. auch noch 217 jJwf«
(218 9>^^|ccTo), zu dessen veranschaulichung das gleichnis
eingelegt ist. — Für die aoristische bedeutung der form ütx^
in den yersen JS 228 sq. rgig fiiv iniq rufpgov fjityak' lax^ ^oc
Idxi-k^svg, TQig Si xvxfj&pjaav Tgäeg xkeeTOt t imxovQOi berufe
ich mich trotz E 432'-436. 0 167-^169. U 783-784. Y 442-
445 nicht auf 217 fjvaf (218 (f^aiyiuTo; 221 «(»iCiyXiJ ipmi;
yivBTo), auch nicht auf das offenbar parallele xvx^^croy,
sondern berufe mich nur auf den constanten homerischen ge-
brauch, der in Sätzen dieser art auf xQig fitv-TQig Se in beiden
gliedeiTi ausnalimslos aoiiistformen folgen lässt ; vgl. E 436 sq.
© 169 sq. n 702 sq. 784 sq. J 155 sq. Y Üb sq. O 176 sq.
(qp 125 sq.) \ 206 sq. und vor allem A 462 TQig fjiiv hiux
ijvG€v (nicht fjvTBi, obwohl das metinim auch diese form zuge-
lassen haben würde) oaov xeqalrj yids qxojog, xQig i* aiiv^
^) Selbst der gnome ist i,y in Verbindung mit äqa nicht fremd; TgL
Tlieokrit XXX 16 töJ* «» f,g loUov, Simon, fr. 88; doch sind beide stellen
nicht zu trennen von den bei Krueger 53, 2, 6. Diall. 53, 2, 4 undKueh-
ner II* 126 § 383, 5 behandelten.
8) Aristarch erklärte (schol. V S U8. Eustath. 972, 60) ivyia bz. iif
•^tlhi txoyieg, las also, ohne zweifei nach handschriftlichen Zeugnissen,
^yyeäx^i^ot , Jexäxft^ot (Hesych. ^exctxiti^or ifexttxigx^kiot), Dass Ali-
Btarch's crklüruug abgeschmackt ist, kann nicht wohl zweifelhaft sein;
ebensowenig aber auch, dass er in bezug auf die Schreibung einer Tortflg*
liehen Überlieferung folgte, deren zeugnis auch wir respectieren mflflM;
vgl. die chiische inschrift Cauer* 496.
s) Über utey handelt nr. 2.
Zwei Terkannte aoriste!. 243
ftaxovTog äQfjiq)iXog MeviXaog (nachgeahmt von Theokiit XTTT
58 sq. TQig fi6v "Ylav avasv, oaov ßadvg rJQvye Xaifiog' xqig S'
ag 0 natg vnaxovasv, dgaiä (T Txsro <p€ova). Vgl. Ap. Rhod. IH
654. IV 478. Vergil Georg. I 281 sqq. IV 384 sq. Aen. 11 792
sq. m 566 sq. IV 690 sq. X 685 sq. 885 sqq. XI 188 sqq.
629 sq. ; anders geartet und als exemplum sui generis bei seite
za lassen ist Aen. VT 32. — ^ 333 sqq. äg stpar , ^AqyLoi Sh
liiy laxov (= B 394) — äficpi äi vijsg afisqSa'kiov xovaßfjaav
ävGoonroav in l^xauiv — ^v&ov inaivi^a avreg X)dvaa^og &stoio
lassen sich fllr den aorist abgesehen von dem participium
avaavToov (nicht ävTevvTODv)^ auf das ich kein besonderes ge-
wicht legen zu sollen glaube, zwei grttnde geltend machen.
inaiveVv heisst bei Homer durch worte oder sonstige äussere
zeichen seine Zustimmung zu erkennen geben (vgl. besonders
a 64); es fallen demnach die handlungen des taxsiv und des
inaivBtv zusammen. Da nun das aoristparticip , das meistens
„etwas dem verbum, an welches es sich anschliesst, vorher-
gegangenes^ (Krueger § 53, 6, 7; vgl. auch Classen be-
obachtungen 96. 114 sqq.) zu bezeichnen pflegt, in der regel
nur in Verbindung mit einem aoriste (oder einem gleich-
wertigen tempus, Z. b. dem praes. histor. naxa^ag xaraßaXkiO
Lysias I 25) auch zum ausdruck gleichzeitiger handlungen
geeignet zu sein scheint, so darf man mit einiger Wahrschein-
lichkeit von dem particip (inaivi^aavrsg) auf den character des
hauptverbums (laxov) schliessen. Dazu gesellt sich folgende,
durchschlagendere erwägung. Das imperfectum würde in diesem
zusammenhange doch wohl bedeuten, dass Ulixes fiaxovTcov
^Agyamv, unter den zurufen der menge, geredet habe, vgl.
T338 <iS^ €(paTO xkaiiov, ini Ss axsvaxovTO yd^ovreg, die natür-
lich die Worte des Achilles mit ihren seufeem begleitet
haben. Vers 280 aber, der die auflforderung zum schweigen
(amnäv Xaov avtoysi) enthält (vgl. auch T 81) , und 333 sq.
0^91 Si viJBg ofjLBQSaXiov xovaßfjaav dvaavTcov v. It4, lassen
keinen zweifei darüber bestehen, dass der dichter an unserer
stelle nur den nach beendigung der von ülixes vor der ver-
««nmlung gehaltenen rede losbrechenden beifallssturm im äuge
gehabt hat. Wer darnach noch an dem imperfectum festhalten
2U können glaubt , der lasse sich durch Homer selbst eines
•>«8eren belehren: 0 542 = :^ 310 <3^ "Extioq äyoQsv , ini äh
*(fiig x$Xd37jaav, ^xrogi fiev yctQ inffyTjaav (Ap. Rhod. IV 206).
16*
Was filr B 333 gilt, findet natürlich auch auf H 404 =
/ 5U S)g iifad'i oT d'ä^a ttavitg ini'uxoy vit^ ^jraitö»', fivSoi
dyatjaäfitfoi JiofjijSeoi anwendung. Ganz ähnlich ist wohl
auch N 822 im 3' iuxt iaö; 'Ayatäv.
Weiter bitte ich mit einander zu vergleichen O 10 sqq.
hl 6' intaov fityälip nujaytfi, ße^/t ä' uina ^ifÖ^a, o;|;Ä«i J
aftipi nepi fifyäi.' ta^oy UUd ff» 387 avv 3' i'nsaop fttfäi^
natäyiji, ß^ü^f 3' tv^fla /Sw*, äfiipi 6i aäXjuyiey f^eyaf ovfa-
cöf; 1 395 afiiQdu).iov 3i ftiy ^/4a>ttv, ntpi il' iajft nfipjj
und g 541 sq. TrjX^ftaxos 3i ftiy' eWrap^v, ufiipi 3s ääfta
a/itQSaXfov xoväßtjae (cf. auch B 333 sq. TheogOD. 839;
h. Iiom. Cer. 38 ^xi"*** ^' o^^mv no^vtpai tcai ßiväia nivtm
ifcovji vn' «Sowirij, welchem verse einst ^iy ^nai^ev oder ein
ähnlicher ausdruck voraufgegangen sein muss; Kallimacb. h.
Del. 255 sq, ini 3' — einav itpu» fteXoi, avTi'xa 3' ai3^Q jfwi-
Kio; avTi^xn"^) i ^ 216 ** nvQfi Jifafiijv (Boreas und Zephy-
ros), fiiya i' i'a/< *eanj<tai; ntp und ß 79 (VSopt (Iris)
fttii.avt noVTf;), infaxovüyrjaf di Xi'iivr; (cf auch M 460 niai ii
Xt'düi ti'aio ßgiSoavvtj, fidya 6' ufiifii niiXat (lixov; x 469 ev Si
Ußtjxi ntat in^firf, Kavaxioe äi ;faAxo4; H 267. M 396.
K ISl. 409. 441. 530. 0 647 sq. R 566. Y 260. 277. 0 408.
593. * 190. CT 397. y 48). In keinem der genannten fiÜle
vermag ich das imperfectum durch homerische beispiele zu
vertheidigen ; auf Theog. 858 ist nicht viel verlass, da «rroro-
jfijff« nahe liegt; vgl. jedoch 678 sqq.
P 723 STti 3' laxe Xoiog ofitai^tv Tfaixög, tag ^i'3om
vixw fat'govxug j4xaiov; hat das imperfeetum vielleicht eine
parallele an T 283 <ö; /ße, — xvfdvtj Xi'y' exu«i.f (x 454. 9
223); doch ist der aorist mindestens ebenso angemessen; vf^-
/21. 408; Soph. El. 750. Theokr. 22, 99 xfXä3^aav, ti^ iSov;
24, 23 iv$vg uvaiv, OTnog xaxü 9tjqi' tivfyvw, 55 (Ö; fi3eyiO,
läx^oav; E. X 407 xt^xuuf jiöovau; Theoknt 17, 64. 26, \%
Avtovoa nQÖxu yiv üvhiQuyt Attviiv 'läoSau; auch die treflich
etwas andei-s gearteten stellen f 847. 869. ? 117. Kalüm-
h. Apoll. 102. Apoll. Rhod. n 96. UI 1254 darf man wolil
zur vergleichung heranziehen.
Dass J 125 *7ie( Togov txftve, Xi'y'^e ßioQ, vevQ^ 3i f^^'
(«/*►, ai.10 d' öioxög und Y 62 cäftiofv 6' inivep9i /eväS
hi^tov ' -'li' d/ii''>ai d' ix »QÖvov akro Kai' i'axt die dUTÜÖ
Zwei verkannte aoriste. 245
kein vorurtheil getrübte unbefangene auflfassung dem aorist
den Vorzug geben wird, hoffe ich zuversichtlich.
Als AntQochos dem Achilleus den tod seines freundes ge-
meldet hatte, da 2 23 ä^q>OTiQfiGiv x^9^^^ fXcoi^ xwiv ai&ako-
caauv ;|fCi;aTO xax xstpaXtjg, ^agiBV S' fl^X^^^ ngoaoDnov' SfiMai
iJ« — die, wie wir annehmen müssen, das verzweifelte ge-
bahren des beiden vom zelte aus wahrgenommen und seine
veranlassung mit richtigem instincte alsbald errathen hatten
— dvfiov dxfjx€^€vai^ /itsyaX' Ya^ov^ ix Se dvQal^e e^ga/nov d^iq>^
IdX^^^f^ SattpQOva, x^Q^^ ^^ naaai arij^fa nsnXijyovTO (aorist
nach Classen beobachtungen lOU); )^fj=J), Xv&ev 3' vnd yvta
fsxaatfjg. In diesem zusammenhange ist der aorist, der die
Wirkung der trauerbotschaft auf die dienerinnen und den
ersten ausbruch ihres Schmerzes berichtet, meines erachtens
mehr am platze als das imperfectum, das die äusserungen
desselben in ihrer entwicklung schildert; von Antilochos, der
nach vers 17 unter thränen seine botschaft ausrichtet, heisst
es dagegen durchaus passend oSvqbto 32. Dem gedanken
angemessen ist Voss' Übersetzung: „aufschrien sie".
Über N 834 ini ä' 'laxe und N 835 imaxov ist nichts
weiter zu sagen, als dass an beiden stellen eine aoristform
zulässig ist; vgl. noch die s. 244 u. gesammelten stellen V
847 u. s. f.
Hesiod Theogon. 678 kann nsQtaxs aorist sein so gut wie
eafiaqaytjaE 677; nicht minder l'axov Scut. 382 (vgl. h. hom.
Cer. 38).«)
A 479 sqq. xotai^v S* l'xjusvov ovqov Ui fixafSQyog^AnoXXcjv,
ot f iarov artjffavT dvd &' iajia Xsvxd ndruaaav' €V i' avsfiog
TiQfjasv /niaov iffriov, dficpi ^e xvfxa aTs/Qfj noQcpvqsov fisydX'
Tax^ vrjog iovafjg. rj 6* i'd^sv xard xvfia SianQr^aaovaa xikev-
^v (ähnlich ß 420 sqq.) brauchen wir nicht an das die fahrt
des Schiffes dauernd begleitende rauschen der wogen zu
denken; vielmehr wird durch lax^ die in dem augenblicke,
wo der wind sausend in die ausgespannten segel fährt {ng^oev)
und das schiff vorwärts zu treiben beginnt, im wasser ent-
stehende bewegung bezeichnet sein {vfjog iovcfjg = indem das
0 [Vgl. Gemoll zu h. h. Cer. 246; mit */^ 368 die formel fidaxiUv «T
iXaay. Unrichtig Mekler Beitr. z. Bild. d. gr. Verb. 55 sqq.]
') 7t€Qi (f ttt^e yala fi^Xaiya Theogon. 69 mag immerhin imperfectum
sein; für eine frage der homerischen grammatik kommt dieser vers
schwerlich in betracht
246 Wilhelm Schulze,
schiff sich in bewegung setzt); cf. A 46. Ganz ähnlich liegen die
Verhältnisse in dem satze ev S' avefiog nQtjatv fiiaov larimf, wo
der dichter den aorist zu gebrauchen mit recht kein bedenken
getragen hat , obwohl der wind natnrgemäss in die segd za
blasen fortfahrt. Stellen wie Hes. Scut. 341 sqq. roi (T in
o/Lioxkijg Qifiq)* i'cpsQov &oov aqfia xoviovreg nedioio' — Tif piaroya/i^e
()€ yaia; 308 sq. tu 6' inixgoreovTa ndjovjo aQfiaxa xcHijcn',
6711 Sb nl^juvai /Ltdy aif;r6t;i' würden sich nur dann zur ?er-
gleichung eignen, wenn an den betreffenden Homerstellen die
abfolge der verse eine andere wäre: etwa ^ ö' e&sBv —
djuifi ie xvfia arfiQfj 7ioQq>vQeov jueyak' iciX^-^) DäSS der dichter
unserer verse dem Präteritum l'axs seinen platz vor der
kurzen Schilderung der eigentlichen fahrt {ed-sev) angewiesen
hat, scheint mir einige gewähr für die richtigkeit der von uns
vertretenen deutung zu bieten.
T 424 fj QU xai €v tiqüotoio' ia^tov i'^s fimv^aq innotg
verlangt die analogie der beiden einzigen genau vergleich-
baren Homerstellen 0 353 sq. ot äi aiv orry nayrsg o/uoxXij-
aavreg e'xov fBQvaoQfiajag tnnovg und II 378 tJ q ex ofio-
xkijaag einen aorist.
Wir haben gesehen, dass fiax^o, dessen digamma in zahl-
reichen Versen der homerischen gedichte die unverkennbarsten
spuren seines daseins hinterlassen hat, an anderen stellen
vocalisch anzulauten scheint, während /laxi^ sein vau durchaus
festhält ; wir haben sodann bewiesen, dass wir an allen diesen
stellen berechtigt, an den meisten bei unbefangener prüfimg
geneigt, an einigen gezwungen sind, die betreffenden formen
des verbums idxo) dem aoriste zuzuweisen, während sich für
sämmtliche verse, die consonantiscli anlautendes fiaxto entr
halten oder enthalten können, die präsensbedeutung genügend
rechtfertigen Hess. Dass hier eine Wechselbeziehung besteht
und dass demnacli nur eine solche liypothese befriedigt, die
den scheinbaren digammaverlust und die aoristische bedeutung
in gleich plausibler weise zu erklären vermag, wird kein
verständiger bezweifeln wollen: damit sind alle bisherigen,
oben bereits aus anderen gründen zurückgewiesenen versuche
>) Vgl. die nachahmung bei Quint. Smyrn. VII 394 sqq. ytjvs (T i^ety
xard n6vT0y — nogt^vQfoy cT ^x(iT€QO-€ TifQi TQOTiiy tßQcexs (imperfectaml
bei Hom. allerdings aorist) xvfin; cf. auch XIV 416 Xa((^€€(-7i€Q(ttxiv
(Ap. Rhod. I. 543). Quintus hat den Homer offenbar falsch interpretiert
Zwei verkannte aoriste. 247
mdgUtig gerichtet. ^) Des räthsels lösung ist gefunden, sobald
man sich von der autorität der handschriften und der gramma-
tiker, überhaupt der pseudoüberUeferung zu emandpieren und
ausschliesslich auf den boden der wirklichen Überlieferung zu
stellen wagt.
Was nöthigt uns denn, imaxov, nSQiaxov in in-iaxov,
nsQ'i'axov bz. neQua^ov und nicht vielmehr in im-axov, neqi-
uxov (= emfaxov, uBQi-faxov) ZU zerlegen? Was zwingt uns,
ENnPQTOISIAXÜN in iv ngtovoia iaxcov und nicht viel-
mehr in iv TiQüiroLffi dx(ov (= /^/coy) umzusetzen? Nach dem
mitergange des digamma waren n^ciroiai dx^ov und ngdroia
lax^v nicht leicht auseinander zuhalten;^) wenn nun damals
letztere lesung bevorzugt wurde, so ist das unter diesen
umständen flir uns, die wir wissen wollen, wie man den
vers recitierte, als das digamma noch ein lebendiger laut war,
völlig irrelevant.
Durch die einftthrung dieses nicht durch combination ge-
wonnenen, sondern thatsächlich überlieferten aoristes fax^tv^^)
>) Den zufaU wird hoffentlich niemand anrufen. Man yergleiche ein-
mal den thatbestand bei Quint. Smyrn. IV 256 (faustkampf des Aiax und
Diomedes) laoi tf ivd-a xal iy&a fiiy laxoy fiaoQÖioyreg' oV fi\v-&nQav-
roytis »rk; IV 198 oT d* IxäTeQ&fy Hgydot kevaaoytes inltt/oy aXXvdig
älXog. Homer gebrauchte bei ähnlicher gelegenheit /itexoy, Theokrit
ixtwTioy. IV SS9 sq. fi(ya tf taxoy iy&a xai iy&a kaoi inOTQvyoyng
ivö^iyitüy fiiyog äyd^eSy, XI 430 /n^ya <f taxoy a/uqOTiQtüd^sy, Aiyilag
fikr-xilivaty (433 sq. vlbg dh fjieyenxolifjiov l^xik^og ÜQyehvg ix^Xive),
XI S8S mglaxi anter lauter imperfecten. VII 336 sqq. (Jtjtdtififta) vUog
£lXoTt /u.iy nov eify^y dufpix^d'^taa fxiy tce^ey, nkkote cf avic xlaiey
ini ffUJ0h XIV 483 ne^lce^s d* aihy ito^ ßQvxo/niy^ dUyetycl, An diesen
und einigen anderen (VI 170. XIII 102. 460. XIV 31) stellen ist das im-
perfectum mehr oder weniger deutlich. Ein aoristisches taxoy finde ich
fiiya (f ttexi TgtSioy oidag Tvdeidao nia6yTog IV 261; vgl. ol (T idxn^ay
ApolL Bhod. II 96. Andere stellen sind zweifelhaft.
•) Vgl. Epicharm fr. 65 Ahr. A. X) Zsvg fi^ixdUae Tiaonl yigayoy
Unuiy.
B. Vf nufiTidytiQoy 6ipoy, cj räy, 6 yiqayog,
A. li)X oÖTt yiQuyoy, dXX i^aydy yd toi Uy(o. Dass die elision im grie-
ehiflchen die vocale gänzlich beseitigte, scheint mir trotz Kuehner I* 182
und 6. Meyer § 150 p. 141 sq. absolut sicher. Die bekannte Hegelochos-
anekdote beweist gar nichts; yaXSjy ÖQüi und yak^y' 6q(6 sind nur durch
den accent, dorch diesen aber bei correcter ausspräche genügend von ein-
ander geschieden.
*) Das zagehörige fatarum (vgl. /adfiy: dd^aui) liegt« vielleicht vor in
248 Wilhelm SchaUe,
Über dessen bildung ich kein wort zu verlieren brauche, wird
man an allen stellen der lautlehre, die gegen jede digamma-
Verletzung in piaxto einspruch erheben muss, und der syntax,
die aoristformen fordert, in gleicher weise gerecht: juc^ola
ffaxovy OTB TBjfixfy im Se ffaxs, nsgi 6h ffdx€, fieya ii
ffaxf, f^iya ffaxov, Y 62 xai evaxe.
Ob man diese änderung auch im Scutum vornehmen darf^
wage ich nicht zu entscheiden (entstehungszeit 650—600 nach
von Wilamowtz-Moellendorf Hom. untersuch. 352 anm. 35).
Die hier vorgetragene hypothese macht die annähme noth-
wendig, dass /myaXa ttxov, rs uxs u. s. f. unter den händen
der rhapsoden consequent in ^tyaX' 'taxs, t l'axf umgestaltet
wurden;*) aus dieser annähme jedoch einen einwand gegen jene
hypothese herzuleiten, hat nur der ein recht, der AioXov und
^HoaxXrjog u. s. f. ZU vertheidigeu den muth hat; wer anders
denkt, wird zugeben, dass die vorgesclüagenen textändenmgen
nicht kühner sind als beispielsw^eise die durchgehende, trotz
Ludwich a. a. o. II 250. 457 n. 417 unumgänglich noth-
wendige Umsetzung von -xkfjog in -xkieog. — Es erübrigt, die
verlängenmgen vor fdx^v und die form evaxe zu erklären.
lies. ^^/ axtiafttti (Buttmann Lexilog. II 118. Lobeck Eiern. I 75 n. 4);
das particip in lies, nxovace (nxovatt cod.) xQavydCovaa. Aus dem futoram
ist ein neues präsens d/tio erwachsen, das Ilgen h. h. Fan. 18 inm^o-
Xfova »V^ft erkannt hat (Buttmann a. a. o., dem ich jedoch nicht bei-
stimmen kann in betreff der verse h. h. Cer. 480 und h. h. Ven. 258, wo
vielmehr atöun ;f/;fff7«i zu schreiben sein dürfte; ;f//aer«t futur. zu /a'ffxw;
vgl. ;f/;a(ri nttQn lo /lo i6 x^Q^'* KM. 811, 30, angeführt von B. Suhle de
hymno homerico IV Progr. tStolp 1876 77 p. 14). Wer, gestützt auf die
verse A' 47. 276 xkdyinyiog dxovaay. II 76. ;' 337. J 505 uiyal" hlviv
ni^ötjauyios. I 497 t/xhy^tcut'yov ifc i- (ci^iftjoayTOg dxovaey, (f 210, ÄUCh
./ 463 (}ify /tä/oyioi den aorist verlangt (vgl. jedoch .4 397, auch & 95.
634. Ar. Ach. 776), der mag /f(/)«/drro? (aor. wie keXdxoyro h. hom.
Mcrc. 145) schreiben und vermuthcn, dass Zenodot dieselbe form auch 2
160 (jnioxf in^y(( idxioy las; an der genannten stelle soll nämlich ein
unmögliches ax^oy Zenodot's lesart gewesen sein, wie Aristonicus berichtet
>) Es ist nicht undenkbar, dass die nachhomerischen lonier (axoy f^
aorist zu betrachten eine art von berechtigung hatten. Wenn sie n&mlich
das dem homerischen dialect fremde (Herodian II. pros. zu E 802. 54J
geffcn Tyrannio; La Roche IIT. 285), von Flach BB. II 18 ohne genügenden
grund als specifisch attisch bezeichnete praesens irtx(o) Cdenom. von iaj^i)
kannten, so mochten sie "iccxoy zu diesem präsens in dasselbe verh<nii
rücken, das ihnen von xivn^o): fxivnoy . yoato: tyooy, arvyito: Itnvpf
her geläufig sein xnusste.
Zwei Terkannte aoriste. 249
Ich nehme an, dass fayßv^ etwa wie ß^a/fi^v, ein isolierter,
wegen der bedeutungsgleichheit später dem präsens fiaxto
zngetheilter aorist der wz. svegh ist; vgl. altsächs. swögan
rauschend einherfahren; ags. swögan sausen, prasseln (cf.
Beow. 3146 stvögende Ug und V 216 fiiya üffaxe &€amSa€g
nvQ\ sweg getön, klang, schall, lärmen ; got. svegnjan dyaXXia-
^Biv; svögatjan arsval^Biv, fisya ffa^ov ist demnach mit uno
ffio; BvaxB mit evaSe (d. i. ^evfais, ^e/faSs, ^eafaie) ZU ver-
gleichen. In bezug auf die Verlängerung vorausgehender
kfirzen mag der aorist //axov nicht ohne einfluss auf das
präsens /^a/a> geblieben sein; doch lassen sich ftSyd fuix^ov,
Se /laxovreg auch rein metrisch erklären.
Die form svaxs verbirgt sich vermuthlich unter dem an-
geblich aeolischen Jav/f Ahrens I 37, 13; die reihenfolge der
entsteUungen war diese: bHuxb, eav/j, lav/j (veranlasst durch
die beigeschriebene erklärung l'axB).
n.
aiov gilt wohl allgemein fDr das imperf. eines mit sufBx
-10 gebildeten präsens. Diese ansieht ist unverträglich mit
der syntactischen Verwendung der genannten form, die für
den Verfasser des h. h. Cer. offenbar den aoristen Ijxovaa ixXvov
gleichwerthig war, wie folgende stellen beweisen: 25 ovSi
tig ijxovasv -et /nrj aiev ^Exarrj ; 251 rijg S* au Sta d'sacav
verglichen mit 39 T!jg S" exXvs norvia f^tirfjg (cf. 172) und 285
Totf de fcavfjv iaaxovaav (cf. 57. 67). Ebenso handgreiflich ist
die aoristbedeutung Hes. Opp. 9 xXv&i fiSav d/mv ts, ^) demnach
>) Euehner's paraUelen II* 168 sind unglücklich gewählt. lC6iiitjv ist
sicher aorist (» *aead6firiy) Buttmann II s. v. U(a Koegel FB. VII 192 anm.
?C'fti X 878 mag immerhin aus *a(dio/jtai entstanden sein (6. Meyer § 893.
Osthoff PB. VIII 141 ; anders, aber schwerlich richtig Bartholomae Z. XXVII
360). Über xXvto s. oben s. 240. dnvluv heisst bei Homer stets y(yafitix4ym
(Cobet V. L.» 78); vgl. A^ 428 sq. mit i? 318; 2 883. J 798. /J 336 (natür-
lich erst nach der hochzeit). o 21. H 268, wo xal ariv xtxX^a&ai Umoui^
hinzugefügt wird; N 878 (cf. S 268). 77 178. ß 207; dazu Find. Ilthm.
III 77 **H߀ey önvifi, XQ^^^'"^ olxtav ofval xui ya^ßQ6g "Hquc* M^ und
x$(jSy haben die form und den accent der aoristparticipia. äym^ , t^^m^
sind zur formel erstarrt und geniessen die rechte einer lolohM; IbrMt
eigentlichen platz hatten beide wohl in sätzen wie y 441 fjXvikiy h i^uKd
fAoio (f(Q(oy, — Auffällig ist allerdings aiyv/Äfyog , i. b. « llft; fffi, aucti
M. Schmidt Fleckeis. Jahrb. bd. 73, 87.
250 Wahelm Schulze,
wohl auch Sappho 1, 6 B^ aioiaa nriXvi €KXvBg anzueriLeimen;
möglich auch Alcaeus fr. 45 B*. Find. Pyth. HE 27. 91. Das8
der homerische Sprachgebrauch A 463 den aorist verlangt,
lehren die oben s. 242 gesammelten stellen; auch hat Theokrit
in der nachahmung dieser verse den aorist {ynoMovasp) ange-
wandt. Mit J 222 0? 6* cig ovv aiov fona^ naaty OQiv^
dvfioq halte man zusammen Y 380 ragßfjaag ot äxovae; N
757. /?297. € 150 inBi exXvov; ^372. (> 492 tog ovv axovaiv,
n 211. V 161. 0 379. 2 530; sodann die zahlreichen stellen,
wo CO? f/id'ov, dg fi'Se, dg ivotjaa, ol S' iSg ovy evofictv oder
ähnliche Wendungen erscheinen, z. b. B29 inei-fiSov, naatv
oQiv&rj &viLi6g, n 278 sqq. a>^ ejiiovxo -naaiv oQtvdTi &vfiog.
Mit O 388 (X 532) äu vgl. 2 35 axovae; mit i 401. « 415
(x 118. 5 266 = () 435) ot ik ßo^g d/ovrsg etpoi'rmv, V 199
vLQatov atovaa rjX&e, 0 378 xrv7i€V agamv ditov, o» 48 i;X^
dyyeXifjg atovoa Vgl. x 556 axovaag dvoQOvas, A 603 ixovong
fXjuoXf, K 354 eaxfj dovnov axovaag^ Euripid. Hippolyt. 899 K.
xgaryrjg axovaag aijg dqnxo/nfjv; mit V430 dg ovx diovri fcfoi-
xdg Vgl. h. h. Mercur. 92 iSdv fiij ifdv sivai xai xwfpog dxoi*
aag (d. i. xainfg ISdv ovx idovri eixivai U. S. f.); mit J2 508
a/og yivBTO (f^Snyyrjg dt ovx i Vgl. JT 76 x^Q^' > P694 xaxiaxvyi
fivd'ov axovaag, K 189 ns^/ovSf yaQ ahi xsxQUfpaS^ onnox
int Tt}d(ov dtouv i6vx(ov (richtig erklärt z. b. von Doederlem
z. St. und Faesi: onnoxs indirect fragend wie nach einem
verbum des erwart ens) scheint mir der aorist passender, A
532 nXjjyijg d/ovxeg (n[u(p' f^(f}€QOV &o6v uQ^a ist er Statthaft
Für txXvov (aor.) las Zenodot ft 42 vielmehr fjiov, in welcher
form man auf den ersten blick den regelrechten ionischen Ver-
treter des sonst üblichen, wohl aeolischen aioy (augmentiert
nach Ebel Z. III 137. L. Meyer XXII 530. Curtius Gramm.
§ 235 I) p. 88 und anderen) erkennt; Aristonicus, dem wir
die kenntnis der Zenodoteischen lesart verdanken, fertigt
dieselbe mit einem ebenso apodictischen wie unbegründeten
yeXoi'cog ab. — Auf grund des vorgelegten materials muss
man meines eracht^ns aiov dem aoristsystem zuweisen und
dement.^prechend dtovzfg, diotaa schreiben. Diese accentuation
ist schon im alterthum empfohlen worden ; denn aus Herodian's
bemerkung zu 11 508 dtovxi {dvxi xov dxoiaavxi schol. V):
dg Xfyovxr ovxcog xai j-lgtaxaQxog darf man schliessen (Ebel.
j
Zvrei verVaunte aoriate. 261
s. V.), dass ein grammatiker — etwa Tyrannio?') cf. Herodtan
ta n 827 — riiötti verlangt hatte (cf. Herodian zu P 539
KuranifvtDV ^pf'ffTtijj/oc WQ jffivoiv, worüber zu vergleichen
ist desselben bemerkung zu R 508). Diese aut' richtiger be-
obachtung bernhende ansieht über die accentnation des partic.
dimy scheint jedoch bei niemandem beifall gefunden zu haben.
Der aorist ü/iov entstammt einer wurzel avis (Avis?);
Ma9fa»ai (= üfia-3fa9ai G. Meyer § 106): *äüiz-dio (in
audio; oboedio aus *6bo(v)idio = *6b-aviedio) = ioÄa; sa^i'ia;
initoToi Apoll. Rhod. IV 366 (Gerhard lect. Apoll. 45),
enataroi (codd. inäiotaQ) Herodot II 119, VIII 128 = <puvt-
pöc, xaTÜqnupoc Hesycli. Die gnindbedeutung der wz. avis
ist die der sinnlichen walirnehmung ; verwandt sind skrt. ävish
(vgl. die im PW, angeiuhrten composita ävishki-tainaeas,
a}tämaktij;tapä})äs Mann mit tnaiaroQ), das mit der präpos. a
componiert scheint, vishaya, dessen ursprüngliche bedeutung
noch in cakshurvisUaya gesichtskreis , Sehweite (d. i. die ge-
Bammtheit des mit den äugen wahrgenommenen), i;ravanavi-
tltaya börweite, rav&r avisltaye (PW, s. v. vishaya) = „wenn
■) Noch in einem Anderen falle ist Tyranoio'B ansieht Kum scbaden
anaerps homertextes lange bei seite ge-schoben worden, tiu wird trotz
bäufiger sjnjzese bei Hnmer nacb consonanten nirht contrabtert; in einer
im vergleich zu der masae der unversehrt erhaltenen tai kleinen zahl von
Tersen, die ui statt t.u bieten (Lobeck Eiern. II 9S sq. luo. Christ. II. I
139), iDuss das ( durch conjectur wiederhergestellt werden; dass dies ver- .
fiahrea bei liävi (iliu'mi ji 11S) unzuläsBig ist, ergiebt sich mit nothwendig-
iKit aoa der einfachen beobachtung, dass in diesen formen das t conse-
qaent fehlt (vgl. dagegen ftJiia ä 135. n 236; (]i3(oioi Cauer" nr. 491, 31
UaliksmassJi woraus gefolgert werden darf, dass hier überhaupt keine
conuacLion stattgefunden hat, sondern dass an den betreffenden steilen die
den bekannten uonjunctiven /tiitofity. -nr genau entsprechenden formen
ftUia, Jidmit b«. jtldovat anzuerkennerk sind (vgl. ö'ia' iv jfläm z. b.
nit £ 58 ö(/()' li Tiäaai f(tifii). Natürlich ist dann auch Z 150 fftSijt
h. ftliui, O 20J /(/cfp bs. jtläu u. 8, f. zu schreiben. Das alles hatl«
■cbon Tyrannio richtig erkannt (lö tiäiü Tvgayrliar fitr ßagvrei, 'i^/trrn^-
/« Jt ntgioni^ v *"' ntiaifoi' Herodian zu o 174; Uffiaia^j/"^ neQian^
tUjs Mui oÜiioi tnmpätiiafy ^ ngnOipdla ders. ZU Z lüO; Vgl. auch 2U i
III; La Roche HT. S38). Trotzdem sind die günzlicb unhomeri sehen
eotUBDCtive tlJä, tlitiäaiv in den texten unbeanstandet weitergeführt
worden, bis endlich Fick den echten formen zu ihrem rechte verhelfen,
ohne von seinem Vorgänger Tyrannio zu wissen. — Wegen Leo Meyer'a
fani unkritischer bebandlung der hom. sjuizese genügt es auf Cauer' nr.
252 Wilhelm Srhiilze,
die sonne nicht scheiut" zn tage tritt. Ans cakshurvuhaya
und älinlichen composita konnte ntan leicht die im skrt. fibliclie
bedeutong „bereich, gebiet" abstrahieren. Die form der wureel
ams (Avis?) ist an sich nicht aiifialliger als fihevÄ a. 8, t,
doch vermag ich weitere parallelen nicht lieiznbringen.
Neben Ijjiov gab es einen sifmiatisclien aorist 'Ijjtiva,
dessen contraliierte form (vgl. fiäea) Herodot K 93 begegnet,
wo mit ABC ewpTf statt des gewöhnlich vorgezogenen AtiJ««
zu schreiben ist;') wenn Apoll. Rhod. sich I 1023. 11 195
Sa^iou erlanbt, so beweist das nichts weiter, als dass er dia
von ihm vorgefundene form ETJHiSA, wie gar nicht anden
zu erwarten, gründlich misverstanden hat. Bei Hes. ist «««-
am' ccia9ea9tti, fnaxotaai , ntinÄJ»'«!; äaaVTtg' aia^fttfot Zt
schreiben (hialaai, ai'oavTn; cod.). Die formen junger dicJiter
(Veitch 8. v.) kommen nicht in betraclit.
Das präsens lantete in ursprunglichster gestalt 'äftfin,
woraus regelrecht ("ä/ti'u», •«/«n, '«««) 'ää hätt« verdu
') D%aa bei Ilcrodot Überall }i (statt '^if] geBchrieben werden naiv,
hat Wackernagel gesehen. — Wer n'/uiBlitpoi oliteiraiot droauätatM
äimiliitiK iSKt'^nBicuiniOf nnUfiiiäitiiOt -iniog öTtni'iiuifpOE o;f«riiaJtMK
ttfttiiitqot- imot ffilKiitQOf u. a. m. (Ilerod. VUI 13. IV SOS. TI M.
VUI 105, 108. IX 78. Vni 183. VI 47. VII 49 his. VII 47, 48, I.X 104.
Tin Sa. III 155. VIII lOS, V U. VII l&l) sagt, dem kaoD ein ttUiiitaint
III 85, V 5 {Stein p. LXIV) unmöglich zugetraut werden. IIa nun ^r
olxniaiajoi in der that überliefert ist — olrrniiiaiof P d ist offenbar
conjecinr, oUnoiatoi Prisciaa r die fälschlich eingeschleppte vulgilrfona
— ,' wird man ülxr,6tutQi als die echtherodoteiache form anerkennen ood
demgemäsB — entgegen dem für uns in keiner weise bindenden ostu der
haadscbriften — wohl auch ßaniigoi, ßaail^i u. b. f. einföhren müssen.
Da nur OIKHIOTATO^ - ohae leaezeichen — für wirklich überliefert
gelten darf, auch, soviel ich weiss, thataachen, die fur Herodot's leit die
diärese in otxijioc u. s. f. erweisen, nicht vorliegen, so ist ea eine nma-
lüBsige petitio principii, wenn Bredow 155. 117 und Kaefaner § IM, 1
anm. 3 olxisiöiaioi in a/tv'"'"" "c ibidem wollen. iQoit'lioy belegt R«naer
C. Stud. I 1, 1S6 aus Hipponax ; die contraction ist also jünger als Hip)»-
nax, wahrscheinlich älter als Rerodot-, denn dass die umgestaltang der
vorauszusetzenden, aus 'oix>iiia-imos entstandene» form 'olnpiiintin in
oltriitnioi bereiU der vorherodoieischen zeit euzuschreiben ist, scheiiit
(niiriäeöiftoi (Stein 1. 1.; z. b, IX T neben ^(Qdnifi^ugof) zu bewwjsii,
an dessen stelle wir auderenfalU (nni/Jibijaio; zu erwarten einigen grunl
hätten. Jedes HlOX der ion. ioBchriften ohne weiteres in >;iof nouitnll'a
(so dem brauche der herausgeber folgend Wackernagel Z. XXTII l'i^i
haben wir kein recht.
Zwei verkannte aoriste. 253
müssen; jedoch konnte *a/£co das verlorene i leicht zurück-
erhalten, wie folgende gleichung zeigt: Xei'x/jio: ilmov: Uitko
= *d/€iaai: a/iov: x; X = d/eito. In derselben weise ist das
i in an'fo wiederhergestellt (aus aetaai und i'aioy; cf. aiovra
Anakreon fr. 49 B* aor. nach Ahrens Philol. IV 61 not. 11).
Die ältere form hat vielleicht Alcaeus neben der jüngeren
bewahrt; vgl. fr. 26 odcov und 22 B* aeiwv.
ds/to erscheint leicht verdorben Hes. Opp. 213, wo die
lesart sämmtlicher codd. äxove ein in den text gedrungenes
glossem ist, das die echte vom EM 43, 5 bewahrte lesart du
(^Hai'oäog, €v (av al.) die d'ixrjg, dvxi tov dxove) ausgetrieben
hat.^) Für ^ r£^ dxovovTeaai vetoTUTfj d/nqfindXjjTat a 352 las
Plato laut Rep. IV, 424 B, über welche stelle La Roche HT.
32 ganz falsch urtheilt, vielmehr !j ng deiSovrsaai xtA; Longin
dagegen prolegom. ad Hephaest. Gaisf. 142 diovreaai, woraus
sich mit ziemlicher Sicherheit die ursprüngliche lesart deiov-
reaai gewinnen lässt. Die darnach für das Platocitat an-
zunehmende corruptel hat parallelen genug; vgl. / 414
t{x)(ofii; Kaibel nr. 634 dyijQa{T)og; S 249 aXXorerj: aXXoTsafj;
O 680 avvasiQsxai: avvaysiQerai; 2 601 &ifjaiv: S^ihfiaiv; H
342 iovaa: yq, s^ovaa schol. V; s 132 (E 88) ixdiaaas: ixi-
aaae; n 425 xs^oXtaaro: xBy^oXdauTO Plutarch, cf. A 467;
Herodot I 216 vofioq: voog Krueger; Kallimach. h. Apoll. 17
diovTsg; deiiovrsg cod. G.*) a 353 hat cod. D düiv mit da-
rüber geschriebenem dxoieiv, es scheint das eine an die un-
richtige stelle gerathene spur der ursprünglichen fassung des
Verses 352 zu sein. Auf Hesych. deioig' dxovoig; inaaug
(von der buchstabenfolge gefordert, snaUig cod.) ist kein
verlass. Über angeblich aeschyleisches dt(o s. Veitch s. v.
Wie dstSto zu aJco, so wurde dstta zu dvo; hierher ge-
hören vermuthlich dsr dxovei; ustb' dxovere Hes. , sicher
indsiv Euripid. Herc. für. 772. Auch bei den prosaikem, vor
allem den ionischen, ist die zusammengezogene form statt des
») Ähnlich Opp. 394. — Vertauschung synonymer verba z. b. txlvoy
{^loy Zenod.) ß 42; fxkvoy {ijxovoy Vrat.) N 757. — a 11, J 412.
') Besonders häufig bei dem a der tempusbildung (La Roche Hom.
Untersuch. 273); dass dieser fehler alt ist, zeigt CIAtt. I 322a. 7 iyQu/Li-
fdäitvae, wofür der usus iyQtt/u/uäKvi verlangt, cf. Cauer C. Stud. VIII
436. — Herakl. fjL^fjuad^ioaütyiai Cauer* 40, 106 aus fiifAiad^tataytat^ (coni
perf.) verschrieben?
254 Wflhelm Schoke,
zwar ttberlieferten , im ionischen dialect aber schwerlich zu
rechtfertigenden inalto (vgl. aor. inr^B) einzoffihren; Herodot
ni 29 inaovreg aidrjQitov; Heraklit ed. Bywater fr. 73 omc
inacav oxjy ßatvoi. Als wirklich überliefert darf ja nnr
EHAIii angesehen werden, fär dessen richtige anffitssung das
Zeugnis der alten grammatiker und der handschriften voll-
ständig bedeutungslos ist. Freilich hat Herodot nicht aS»,
sondern äeiSm; aber es lässt sich leicht erweisen, dass die
durch die Überlieferung z. t. mit seltener einmfithigkeit be-
zeugte, von den neueren bald acceptierte bald nach den aller-
bedenklichsten prinzipien uniformierte herodoteische Ortho-
graphie in vielen stücken den Standpunkt einer betrachtlidi
älteren zeit festhält, während sie daneben in anderen die
lebendige spräche der gegen wart widerzuspiegeln scheint;
unter die letztgedachten fälle ist auch inaw zu rechnen (con-
traction von a/e in agiarov ni 26. VI 78 bis. Vn 120; vgl.
auch inaQsi Cauer* nr. 478).
Nach Attika sind äioi, das dem tragischen dialogvers
fremd ist (Härder de a vocali 37), und inaito durch dichter
und Philosophen importiert (Kock zu Aristoph. Wolken 650-
Wackemagel Z. XXVII 276). Da «Vco aus Homer, Pindar
und den lesbischen dichtem vermuthlich nur in aufgelöster
fonn bekannt war, lag es nahe, auch dem compositum inato
seine vermeintliche urform zurückzugeben; so lesen wir demi
z. b. Aesch. Suppl. 725 K, ov^iv snaiovxsq; Soph. Ai. 1263
enaifü (darnach äico), woraus wir für unsere zwecke wenig-
stens so viel entnehmen können, dass das a in inato lang war.
Das präsens «Vw K 160. 0 130. 248. « 298. o 11 [pQoaq
Apoll. Soph.). Pindar. Isthm. V (VI) 25 (av6* codd.; etwa
uviBi?), Pyth. I 14 uTvC^exai ßouv TliBQidwv aiovxa (cf. QuiQt
Smyrn. IV 130 ut'ovaa regnero; A 474. t// 308 Teqnft aiiowi»)
ist entweder wie yCkv(a aus dem aorist entstanden oder in
«/-/co zu zerlegen (wz. av in skit. xii av, pra av aufrierken;
lit. ovytis sich im träume zeigen Fick BB II 196). sl. jave
ist zweifelhaft (*e'Vois = ä-vish?).
Ob das dor. aiev -inaia&avBfy&ai Hes. ai€v oder d/sv zu
betonen ist, muss dahingestellt bleiben.
Eine spur des digamma hat sich erhalten in der Hesych-
glosse inuvior uxovoi d. i. inavioi; Vgl. Pindar Pyth. U 28,
"2wei verkannte aorisM.*
WO Boeckh ä*drav für uvÖTar au8 dem Aug. D, m 24, wo
er dieselbe lesart aus dem Aug. D und dem Ven. F notiert.
Die Hesychglosae «'«jtfV oTi^init; äxot«; Kvneioi ist offen-
bar eontaininiert; den zweiten theil findet man bei Cyrill 39
(angeführt von M. Schmidt) als ufxufg- dxovnf, wofür man,
da K und la einander sehr ähnlich sehen, ufiautg vermuthen
darf. In «/«? (d/ts M. Schmidt Z. IX 292; vgl. C"isV, ?of;)
erkennt man unschwei' einen verwandten der kyprischen
/fmja, ijieiog (Deecke-Siegismimd C. Stnd. VEI 222. G. Meyer
p. 139). äijf; liess sich bei anwendung griechischer buch-
Btaben nicht wohl anders sclu'eibeu ; vgl. pamphyi. iiapü ;
fhtfu G. Meyer a. a. o.
Bnrgsteinfurt, den 6. oct. 1880.
Wilhelm Schulze.
Miscellen.
I.
1. uXftaov stellt man mit recht zu wz. Vi (got. Jeipus
Obstwein u. s. f.) Smyth EI p. 23. Das gr. wort ist ent-
standen aus Heitvom, grundbedeutung „weingefäss"; unmittel-
bar verwandt ist das eben genannte got. leijnts, zu dem es
«ich verhält, wie skrt. uts-a zu vSo^, fttXiröv xrj^i'or Hesych zu
fteXi(T). Dadurch wird fUr das got. wort ei (Kremer PB VTII
403), wenn auch nicht erwiesen, so doch wahrscheinlich. Ost-
hoff MU rV 113 hatte nach lit. lyttts dem germanischen I^us
ursprüngliches i gegeben.
2. äX4%a3 heisst „abwehren, helfen"; die bedeutung „rächen",
die den sonst synonjTuen ttfita^ttv, dfivvttv bekanntlich nicht
fremd ist, geht ilim gänzlich ab. Demgemäss finden wir auch
das Verbalsubstantiv «AktiJp durchweg in der bedeutung „ab-
webrer": mmSv öAxi^^ia x«/ dvdpäv i 531. ip 340. aQ^i^)
■) ArUUrcb soll ',t(itia gelesen haben (La Roche H. T. 203 sq., Didj-
100 bei Arth. Luilwich Aristarch's homer. Teitkrit. l «8); das
ibtich. Die llber die lesnrteu ihres meinters liekanntlich nicht
^nOgend unterrichteten (Ludwich a. a. o. 38 aqq.) Aristarcheer (und
leren mit ihnen) haben sich tauschen lassen durch die kurze DOtiE
Vani
ÜXiiTi}^ S 100. 213. Hes. Tbeog. 657. Scut. 29, 128. üilxrffa
vaiamy Pind. PjiJi. III 7. Nur S 485 komint man mit dieser
erklärung nicht aus. Akamas, der an der leiclie seiaes bradeis
den Proraai^lios getötet , ruft den Argivem zu : tpffüZioy *(
ifitv Ilföna/oi äfSftijftfi-og tvöfi ty^tt e/if^, iV« /oj n xttaifr^-
TOiö yt Tiotv^ dr/ffiiy tjja' atirof. i^ «ui xf 115 ttjrftmt »jjf
yttoTov fvi fifiiyäpoia' aQtng älxrijpa XiniaSat. „Seht, wie ich
den Piomachos erlegt liabe, auf das» nicht lange unbezahlt
bliebe die busse, die Uir mir fllr den tod des bruders schuldet.
Zu demselben zwecke {jtä *ai-, wegen der tinalen bedeatung
des dativs vgl. Classen zu Thucyd. III 82, 2. Meisterhaus § 46ii
p. 98 n. 757) wünscht mancher mann im falle eines gewalt-
samen todes (xf) einen verwandten, nämlich als Vollstrecker
der räche (yövow \tfivo^l)V Schol. D), im hanse zurflckznlassen."
Das nackte tw, das einen finalsatz vertritt, dessen Inhalt in
den vorangegangenen worten gegeben ist, erhält nach home-
rischer sitte durch den prädicativisch zu fassenden zusatz
ügeoE a.\*xriaa eine nachträgliche, im interesse der dentlichkeit
mindestens wünschenswerthe erläuterung. Die bedeutung „ab-
wehrer des unheils" (Voss unrichtig „des Streits abwehrer",
das würde griech. «Ifj^ji^pa ^läyr^^ Y 396 heissen) Hesse sich
nur durch die annähme rechtfertigen, dass der ausdruck an
unserer stelle als appositionelle bestimmung des substantivunu
•pnaxiiv fungiere und ganz allgemein auf den „streitbaren"
mann gehe. Nun deutet aber der Zusammenhang klärlich auf
ein ereignis hin, das Homer sonst als ö(.ij («pos) zu bezeichnen
pflegt; unter diesen umständen wird jeder unbefangene hürer
— und aus solchen setzt sich doch das pubUkum des dichters
zusammen — die worte ä^iog älxr^(ia zunächst auf dieses
ereignis bezogen und in ihnen schwerlich eine Umschreibung
des begriö's streitbarer tapferkeit gesuclit haben. Da nun dem
dichter die absieht, seinen zuhürern räthsel au^ngeben, nidit
cTiR Toü (ui 'Aittoitt^iiaq (ähnlich noch Didymus Sin toü w ,'Aqiai" 'Jfl-
muQXos), die natürlich nichts weiter besagt, als dass Aristarch für e'fit
oder rftxof vielmehr Wptmc gelesen habe. 'Aijc-i (5 4S5. ^ IIS in em«i»
tbeile der handBchriflen überlicfi^rt, von Eustath. bezeugt] ist entstelU tu
(fpfOf (vgl. den kritischen apparat zu 3 485, Z 213, Eustath. xu ä Mi)l
ÜQtoe aber ist der regelrechte geneiiv eines von Hesych überliefeneo, »«
tigi nur durch das suffix unterscIiiedeneD Donieaä il^ai [-ßläßot iix«i9i»)
und hat mit 'Afiii oiclita 211 thuD.
Miscellen. 257
zugetraut werden kann, s. z. b. Ameis Fleckeis. jahrb. bd. 73,
626, müssen wir die zuletzt angedeutete interpretation als
den intentionen desselben nicht gerecht werdend verwerfen.
Wenn andere unter agog (a^jj) den schaden vei-stehen wollen,
der aus der Unterlassung der räche erwachse (infelix enim
praedicatur qui vindicem mortis non invenerit Ebel. s. v. «p^),
80 ist das ein hoffentlich nicht ernst gemeintes interpretations-
kunststück.
Es bleibt also dabei, dass ageog dkxrfJQa E 485 mit q)6vov
TifiiOQog, mortis vindex Ebel. s. v. aXxri^g gleichbedeutend ist;
daraus folgt, dass uns hier ein von «'Axrijp „abwehrer'' ver-
schiedenes wort vorliegt. Ich schreibe ag€og /aXxj^Qu und
vergleiche das laut für laut entsprechende latein. tiltor = volctor.
Das nebeneinander von aQrjg dXxn^Q und agsog /uXxtj^q
ist nicht verwunderlicher, als es caedis vindex neben caedis
index sein würde.
3. Über die bedeutung des ana^ Xsyofisvov d/nviov y 444
((f' ifivtov €ix€, WOfftr Zenodot fälschlich Safxvtov?) = dyystlnf
Tft ilg 0 6ixov%ai rov o(f>axxofA£VOv ro aJ/na herrscht seit den
tagen der alten grammatiker einhelligkeit ; nicht so über die
herkunft. Fick vergleicht skrt. nimna; Osthoff sagt Z. XXin
86: „griech. dftv/ov lässt sich natürlich von der wurzel am
(Forschungen I 28 sqq.) nicht trennen;" vgl. Curtius grdz.^
323. Durch die notiz des Herodian z. st. (Lentz n 138), der
wir die kenntnis eines synonymen, bei den Hierapytniem einst
gebräuchlichen Wortes ai/nvi'ov verdanken, bin ich auf eine ganz
'andere föhrte geleitet worden. Der spir. len. beweist nichts
ftr ursprünglich vocalischen anlaut, g = ß wird vor v zu /u;^)
mithin darf man als grundform *aafxßviov ansetzen und dieses
nach analogie des erwähnten ai/uviov auf ein nomen *aafißv'
Wut zurückführen, in welchem man unschwer das bis jetzt
etymologischer anknüpfung entbehrende lat. sangueri wieder-
eikennt.
4. mürti heisst ^körper, gestalt"; für mitrta (eigentlich
ngeronnen = gr. ßgorog geronnenes Mut Bugge Z. XIX 446)
^de ich auch die bedeutungen „gestaltet, körperhaft" an-
?^8eben; darnach darf man getrost ein gr. *ßQ0T6v „körper"
*) dfAv6g, iQBfivog, ae/Liy6g, lv^v6g' yvfjyög Hes. — *yvfiv6g (cf. Xix/uäy
*^ *rixfiäv) — » »krt nagnd,
ZtitMhrift Ar TtrgL Spfaehi: K. F. DL S n. 4. 17
258 Wilhelm Schaixe,
erschllessen. Unter diesen umständen trage ich kein bedenken,
für aamdoq dfifißgoTfjg die Übersetzung „corpus undique tegenn^
der herkömmlichen „hominefn (eig. mortalem) undique legend
vorzuziehen.
5. avTodiov & 449 ^auf der stelle" rechnet Fick Od. 12
unter die homerischen beispiele angeblich aeolischer psilose.
Nach sadyäs, sadivas ^to day, at once" Whitney § 1122 i
lässt sich avToSiov ebenso gut in airo-dtov (grundbedentong
y,an demselben tage" cf. avvfjfiaQ; später durch leicht begreif-
liche bedeutungsverschiebung „auf der stelle") auflösen; ?^
das vermuthlich hierhergehörige iySoSiov Hes. Curtius grdz.^ 236.
6. 0 375 fg. f^fjS* onoT av Tgottj fiaXcQ^ Ttvpt naoa
datixtti xaiofxdvrj, xaimai S' aQijioi vleq l^xaicav (vgl. Y 316 %.,
WO daiofÄivfj, datcooi.; doch fehlen beide verse im palimpsest)
sind im höchsten grade anstössig, so lange man datixat als zu
6ai<o = Safifo gehörig betrachtet. Die athetese des verses
376 beseitigt den anstoss in ungenügender weise; denn einmal
ist selbst einem interpolator ein ganz ungriechisches ia(j:)9jTM
xai(/)ofthrj , xaiX/)o)ai nicht zuzutrauen; zum andern wfirde
man an stelle des singulären 6a(j)jjTai etwa ia(j)jjtj erwarten
(vgl. SaßBi, ixdaßii Hesych; ixa?] Hom.). Auch scheint das
präsens dem zusammenhange angemessener als der aorist
Wer zunächst nur den gedaiiken ins äuge fasst, wird dem
Worte dufjrai unbedenklich die bedeutung ^zerstört werden"
geben (naa anok^rai ci. Nauck); wenn sich nun diese be-
deutung auch formell rechtfertigen lässt, so wird man damit
jeden anstoss als hinweggeräumt ansehen dürfen, ^afjrai ist
= *da-'ifjrai Und deckt sich mit skit. ddyate zerstört; vgl die
im PW. s. day- angeführten stellen durvartur bhlmo dayate
vanani Rgv. VI 7, 5. agnir vi'träni dayate puriiiii X 80, 2.
dayate gehört in dieser bedeutung zu wz. da schneiden, wie
eine vergleichung des PW. s. 6? rf«, vi da; vi-day- lehrt, und
hat mit dem lautlich identischen day-ate (wz. dai in dahvfiC)
theüen, ertheilen, zutheilen, besitzen nichts gemein, da-ya^^
und d-yati sind satzdoppelformen.
vi dä^) bedeutet „zei-stücken, zerkleinem; zertheilen, zer-
trennen, zerstören: soinani vidyadbhir grävabhUjt sutam TS.
26, 4, sthirä cid annä dayate vi jambhail} Rgv. IV 7, Ift
^) Um di'vido streiten n dhn und vi dn (Hör. Sat. I 1, 100).
Miscellen. 259
Darnach glaube ich es wagen zu dürfen, ^islBiari {fiBXnari ra/mty
ii 409. t 291. a 339 zu vergleichen mit xgsovgyfjSov Siaanaaai
Herodot III 13; gliederweise od. menihratim ist eine falsche
Übersetzung) für diese wurzel in anspruch zu nehmen (fisU-
fi-S'Xi; cf. niravatti Whitney § 1157b; dvatta Joh. Schmidt
Z. XXV 56. Huebschmann Idg. Vocalsystem 33 sq.). /nske-
ist aus dem paradigma fxiUoq, fxiUi, /udkea nach Untergang
des a abstrahiert, später ist das s solcher composita, das man
dem € des wertes t^eUcogog und seiner — vorauszusetzenden —
genossen gleichstellte, hier wie doit in o verwandelt {tsi/o-
f^u/ia). Ahnlich ist es bekanntermassen dem s in der stamm-
bildung ergangen, vgl. noch ^a/ahag Dittenberger Sylloge 331
= ifj/uorrjg,
7. Zu 6^v äi fiiv aqfaatfj fsnioov Xiße' rw Si fot vaae
SaxQvoquv nXija&sv, d'aksQrj 6'i foi sa/jro (pojv^ („es stockt ihr
die stimme" Voss) <^ 704 sq. (= P 695 sq.) bieten die schollen
HPQ folgende bemerkung: al Idgiaragxov i'axsro' yslotoL yUg
tiaiv Ol yQa(povr€g ia/BTO, ävri rov iyivsro, Dass die sache
umzukehren und eaxero Aristarch's lesart ist, saxero dagegen
als ysXotov bezeichnet wird, kann nach dem Wortlaute des
scholions nicht zweifelhaft sein (vgl. Lehrs bei Arth. Ludwich
a. a. 0. I 548 z. st.), wird auch von Nauck H. I p. XI zuge-
standen. An der thatsache, dass an unserer stelle einige caxero
lasen, wird dadurch nichts geändert. Eine grammatikerconjectur
kann diese lesart, die jedem deutungsversuche aus griech. sprach-
mittein widersteht, nicht sein; wenn Didymus dieselbe lächer-
lich nennt, so hat er dabei eine ganz unsinnige erklärung {dvri
Tov iyivBTo) im auge, an die sicherlich niemand im ernste ge-
dacht hat. Es wird also eaxBxo eine handschriftliche Variante
gewesen sein, die vieUeicht schon Aristarch vorfand, aber
verwarf. Ob es sich hier nun um einen gleichgültigen Schreib-
fehler oder um ein unverächtliches zeugnis alter Überlieferung
handelt, lässt sich mit Sicherheit nicht entscheiden. Dass
Aristarch der lesart eoxBxo, die er für abgeschmackt zu halten
kaum umhin konnte, das verständliche und dem zusammen-
hange angemessene ia/jvo vorzog, beweist nur, dass auch
diese form überliefert, wenn man will, gut überliefert war,
beweist aber nicht im geringsten, dass i'axBvo in der that d?
echte lesart repräsentiert. rJQaro („erwarb") z. b. ist i
gezeichnet überliefert, und doch unterliegt es meines enu
IT*
260 Wilhelm Schulze,
keinem zweifei, dass ^(jaro bei Homer überall dem von Cobet
geftindenen rJQsro (Mise. cht. 401), dessen der einzige Ensto-
tbjus zu H 510 erwäknung zu thun scheint, das feld räumen
muss. Da nun i'axsro eine, wie mir scheint, annehmbare er-
klärung zulässt, bin ich geneigt, in i'axBro eine voralexan-
diinische, recht naheliegende conjectur zu sehen, die das
unverständliche iaxero zu ersetzen wohl geeignet war.
i'axfTo steht für "oi-ax-exo und gehört zu skrt sa-^at
fem. hemmnis, hindemis; äsagcat nicht versiegend. Die wurzel
sak vermag ich in dieser bedeutung sonst nicht nachzuweisen
{pxvoq? vgl. aoxvo^).
8. Beispiele tiir anlautendes ev = je giebt Leo Meyer
Vgl. Grammatik I'* 316 (aeol. EvQvailuoq Meister I 113).
Dahin gehört wohl auch svvS dor. = ev(oxovftai Gregor. Corinth.
356, auf welches wort ich durch Kleemann de universae
creticae dialecti indole 34 aufmerksam geworden bin. svi =
*€vGa(o = */saa(o, womit man das schwerlich zu visan bleiben
gehölige got. vi2:ön {vizondei in azetjam 1. Timoth. 5, 6 =
anarakdoGu; cf. auch gavUneigs im vitoda = avy^ofiai r^
vojLiM Eoem. 7, 22; ei mip frijöndam meinaim bive^au =
Iva fisra rmp g)ik(ov fiov ivg)Qav&<o Lucas 15, 29) vergleiche;
s. auch Fick II. XI sq. über got. iusiza,
9. daUQov öaxQv z. b. il 794 befriedigend zu erklären,
ist meines wissens bisher nicht gelungen. Im hinblick auf
il 1G2 dioiQva jet^uT i'ffVQov (/ 570. ^ 16. ^ 260. q 103),
a J73 duxuvoiüt necfVQjueyfj uf^qu ngiatonov (^522); Scut. 270.
Sopliokl. El. 106 ddxQvai /nvdaUfj; Aesch. Pers. 537 sq. K.
diu^vdaXaoig duxQvai xoknovg rd'/yovai füldt man sich versucht,
^uUfjov duxQv an ^oUQog, dokv(o anzuknüpfen und hinsichtlich
der bedeutung dem Aeschyleischen dia^vdaUoig äaxQvai im
wesentlichen gleichzusetzen, ^uke^ov daxQv ist plural (Mahlow
AEO 157). — Das richtige Verständnis des ausdrucks muss
früh geschwunden sein (x 457 &. yoov, wofüi' Aristophanes
arvysQov las).
10. Der vers Hes. Scut. 146 Tor xai odovriov fikv nX^ro
oTo/tia ksvxu &€6vT(av (nachgeahmt Theokrit XXV 158 iv 1%
/IcoQu ^€ovo7j nach Meineke's conjectur und Kaibel Epigr.
1046, 83) bleibt anstössig, so lange man &hiv „laufen"
heranzieht; (kevxu) ddeiv heisst vielmehr ^(hell) glänzen" (cf.
141 kevx<f; 142 vnoku/Linig, fueivio; 143 XafinofiBVOV ; 145 Xafi"
i
.V
MieceUen, 261
no^ivoiai) und ist verwandt mit skrt. dhav waschen, blank
machen; dhavala weiss. Dieser vermuthimg gereichen die
Hesychglossen ^og' — Xa/LinQog, d-Oioaai' — Xa/LiTiQvvai ZU
erwünschter bestätigung. Hesych ed. M. Schmidt 11 298, 38
ist nach anweisung der buchstabenfolge und unter vergleichung
der vom herausgeber aus C. 171 beigebrachten glosse &aUtov'
xadugov fur das überlieferte ^Xbiov xu&uqov vielmehr zu
schreiben ^aXitov (oder &akiov; cf. Hes. juoysiovTi Ahrens n
210)' xa&aQoV xai ^Xiov. &aUiog und dwXiog sind auS
*&ofaXiog (cf. dhavala und rgo/aXog) regelrecht contrahiert.
11. Dass &0Q6g' dqfQoiiaiaarrjg Hes. ZU d'Qfoaxco, d^oQVvod^ai
(d. i. bespringen) gehört, bedarf keiner bemerkung; dagegen
will mir die unmittelbare Zusammenstellung der nomina d^oQog
Herodot n 93 und ^oqti JR 101 „männlicher samen" mit
den genannten verben (z. b. bei Wheeler Griech. Nominal-
accent 70 flu.) nicht recht einleuchten. S^oqvi entspricht genau
dem skrt. ihärä ström [Fick I*' 1 15], das mit dhäv (Huebschmann
Idg. Vocalsystem 58) sicherlich nichts zu thun hat; wenn &Q(6ax(o
wirklich verwandt ist, muss sich die grundbedeutung „rinnen,
laufen", die man in &oqj^ noch durchflihlt (vgl. skrt. retas)^
im griechischen zu der des springens specialisiert haben.
Auch bei dhärä schneide, schärfe denkt Huebschmann
a. a. 0. 59 an dhäv (blank machen); ich möchte lieber von
einer wurzel &(o „schärfen" ausgehen, deren -vo- particip in
&o6g „spitz" (vrjaoi doai Buttmann Lexilog. I 64. idocoaa i
327) vorliegt. Solcher participia hat die griechische spräche
noch mehrere, z. b. *6ä'/6g zerschnitten, zerstört in 6aft%siv;
*&('/6g (zu xidyifxi) in *d^ej€(o {^i^rj/ni, d-irjaut Hesych); *6ai'f6g^)
in Saiijaai' Md'^ai Hesych.
12. xoQUipog' noiog oQVtg Hesych in xoQV-(pog (vgl. ^iXv-cpog
und *€X'v6g = iXXog) zu zerlegen und mit xogciv^, cornix zu
verbinden (Brugmann MU 11 240), ist möglich; ebenso mög-
lich, das gr. wort aus xf^Q^9^^ herzuleiten (vgl. /jt'f,urkov,
OQvvixtSfjg Bechtel Thas. Inschriften nr. 7. 1. col. 4 mit des
herausgebers anmerkung, wohl auch dvrjxovg heben dvrj/ovg
Meisterhans 36 not. 331) und lit. zvirb-lys zu vergleichen.
>) Dass ^tt^fAüjy etc. auf ^aifjfjiojy etc. zurückgehen, lehrt das gleich-
bedeutende Jai-/Li(oy Archiloch. 3, 4 B«. Heraklit. ed. Bywater fr. 97.
Plaio Cratylus 398 B. Dadurch erledigen sich die combinationen L. Meyer's
I* 64. Huebschmann's 137. OsthofPs bei Wheeler 63 not. 2 und anderer.
262 Wilhelm Schnlza,
13. usrat^f (Hes. Opp. 394 pu^naq tu /niral^B jjran'^cov
nrcoaafi; xiL) mit den ortsadverbien auf -C« zusammenznsteUen,
ist wegen der abweichenden bedentung misslich. Ich schlage
deshalb vor, tu jlut at^e zu schreiben und a^f = skrt. adya
„heute" zu setzen; tu iner «?€ bezeichnete ursprünglich die
zeit, die auf das „heute" folgt, konnte aber leicht in die all-
gemeinere bedeutung „in der folgezeit" übergehen (vgl. sadU
vas; avTO'Stov nr. 5). In dem a- = a- scheint ein pronominales
Clement zu stecken; vgl. hö-Jdie = a-Jdyä Froehde BB VII 121.
14. vtjUeg rn^iuQ ist eine bekannte homerische Umschreibung
des begriffes „tod". Man pflegt, so viel mir bekannt ist, das
vriXsiq dieser redensart fiir identisch mit yjyAciJ^ „mitleidslos"
(z. b. vriUiq I 497. 11 33. 204; vtjXei x^^^v) ™ halten, doch
scheint es mir angemessener von einer grundform *yöÄf/iJc
auszugehen, so dass der tag des todes vielmehr als „unver-
meidlicher" {dXf/ofiai; vgl. £0 29 /hoiq' oA.OiJ, Trjv ov rig dkev-
uTo oq x€ ydvrjrai; Calliu. 1, 12) bezeichnet wird.
(fvyd}v vno vfjXsig r^/uaQ O 57 heisst dann mit ergänzung
eines selbstverständlichen begriffes: entronnen dem tode, dem
dauernd niemand entrinnen kann. Auch die worte Dolon's
K 443 jjd fi€ Sf^aavTfg h'nfT avTodt vrj)M dea^M gewinnen an
bedeutungsvollem Inhalt, wenn wir das adiectivum auf die
unmöp^lichkeit der flucht beziehen (vrjXti deuuw = fessebi, die
kein entkommen d. i. d)Jua^ui gestatten; Pind. P. II 41 atpvx-
rot yviontdai). Zweifelhaft ist vfjUid; yfJQug h. hom. Ven. 246.
14. Der ort, an welchem die an einem wagenrennen theü-
nehmenden wagen umwenden, wird durch eine vvaaa markiert
V 338. 344; ilirer bestimmung p:emäss ist dieselbe in be-
trächtliclier entfernung aufgestellt (vgl. ar^ufjvs Si Te^tfiaT
'AxiXUiq T^Xo&ev iv Uno jiedm ^ 358 mit 333) und wird
daher passend als die ^entfernte" bezeiclmet. Das zunächst
aus *(Tvv(Tau (vgl. «710 rvvijatjg "P 758. ^9^ 121, WO die dehnung
trotz Hartel und G. Meyer § 288 p. 247 mit einiger Wahr-
scheinlichkeit auf alte doppelconsonanz schliessen lässt)^) ent-
standene vvaaa ist gebildet wie ini-aoa, lutra-aoa, Über welches
1) Beiläufig bemerke ich, dass sich das von anderen gemuthmasste
smcr (in /ioi(>€<, (VficcQuu; z. b. Osthoflf PB VIII 545) im griech. deutlich
nachweisen lässt. Für xa/nuoQo^ = *xcu /no()og hat Hesych xriafioQog*
6vair^vog, welche form sich nur aus xki auoQog erklären lässt, xdftuoQog
ist eine bildung jüngerer zeit.
Miseelton. 263
wort unrichtig Koegel PB Vm 116 anm.; *snu „fern, ent-
fernt": *8a7iu in sanutdr, das mit sanitür vielleicht verwandt
(Curt. grdz.5 741. Joh. Schmidt Z. XXV 95 anm. 1), aber
sicher nicht identisch ist*) = pi, dhi, va: api, adhi, ava u. s. f.
Sobald der spräche die kenntnis der ursprünglichen bedeutung
abhanden gekommen war, übertrug sie das wort auf gegen-
stände gleicher oder ähnlicher form (darüber s. V 327 sqq.)
und verwandter bestimmung ohne rticksicht auf ihre ent-
femung; vgl. V758. & 121 Tofat 6' ano vviaofjg rharo igifiog,
WO die vvaaa den ausgangspunkt des wettlaufes bezeichnet.
15. waiat^io schlafen; schläfrig, nachlässig sein (vvorayf^og'
Snvog Hes., der auch waraX/og' vnvrjkog hat) bringt man ge-
wöhnlich unter Verweisung auf das deutsche „einnicken" in
Verbindung mit vfvardl^eiv; ohne die unzulässigkeit dieser
annähme behaupten zu wollen, stelle ich ihr folgende gleichung
gegenüber: avaraXiog: uvaXiog etwa = vvaraXeog: lett. mattdlde
„schlafratze" Bielenstein; vgl. lit. snäudi^u, snäusti = lett.
snaufchu, snauß; snüstu, snüdau, snüsti schlummern; u;tsnäudie
Leslden-Brugmann Lit. Volkslieder und Märchen 253 z. 21
V. o. übersetzt Brugmann 364 z. 15 v. o. so, wie man vvaral^(o
zu erklären pflegt, „einnickte." — Diese deutung würde noth-
wendig sein, wenn des Hesychios waraXcomäv ganz sicher
stünde; denn schlaftrunkene äugen kann man haben, nicht
aber „nickende" oder „einnickende".
16. noad-fj: noad-cov, aad'fj: aadwv; xQid-^ Hes. : xgtdwv
Hes. (vgl. auch afiOQitovsg' inoxoQiOTixiag ano t(ov ilioqicov Hes.
mit ofioQdovV avvovaittl^siv) = q>ttXXog: *(pdXX(ov mensch oder
tier mit grossem (paXXog (cf. näso, mento u. s. f.). "^(paXXoov
entspricht genau niederdeutschem buUe. Grdf. ist wahr-
scheinlich Hhlno-, vgl. fulls = *plnos. Lit. bullus wird ent-
lehnt sein.
II.
1. Z. XXVn 307 weist Joh. Schmidt für die präposition
iw die schwächere form y. nach. Belege flir dieselbe bietet
auch das griechische. Das trotz Brugmann C. Stud. VIT 24
anm. von xaxagov {ol firj xara yXöoaaav XoyaSa o^iXovvrsg ro
») Oder gehört nanu zu «anu, snuhhU rücken, wie y6a<f'i zu ytoroyf
Ob ävfv (N 556), äytvd-t, dndvtv&e zu *nanu gehören, muss ich dahin-
gestellt sein lassen.
264 Wilhelm Schulze,
xgaviov X. Uyovm Eustath. 1796, 58) zu trennende (Fritzsche
a. a. 0. VI 322) axaQoq' a^juatvsi xov iyxiipakov EM. 45, 13
entspricht den gleichbedeutenden eyxagog und lyxpog Hes.
(Lobeck Paralipomena 308) offenbar auf das genaueste; a
(d. i. y) demnach = iV, sv-.
Piud. Ol. n 78 TlrjXtvq TB xai KitSfjtoq hf Totaiv dkeyonai
(schol. dQi&/iiovvTaL, avyy.aTaX€yovTai) und Alkman fr. 23, 2
B*. ovx iydt} Avxaiaov sv xa/iiovatv dXdym (schol. avyxaragi&fi.)
— einen dritten beleg aus jüngerer zeit giebt Lobeck Eiern.
I 40 — wird das gewöhnliche dXiya) {dXeyvvto; dkeyetvi;,
aXyoq?) dem zusammenhange nicht gerecht; vielmehr liegt an
diesen stellen deutlich ein compositum von Uysiv „zählen^
(r 188. t 335. S 452) vor. « = s^i (cf. dXexxonQ) zu setzen,
ist wegen der construction h xotaiv bz. xafiovaiv nicht ge-
rathen; deshalb ziehe ich es vor, das wort aus *^'legö {\i =
iv) ZU erklären (cf. vno/ßovi'oig i v aQi'&ftiog Ap. Bhod. I 647;
t^tooTg ivaQi'&jLtiog Theokrit Vn 86). Das von Boeckh im
Pindarcommentar angezogene aXiS^ar imXi^ai Hes. ist, wie
M. Schmidt's anmerkung lehrt, fernzuhalten.
2. ßijvai, dijvaiy (p&ijvai U. S. f. sind auS ßä(/)evai, d{/)rj'
{,f)€vaL, (fd-ä(f)€vaL zusammengezogen (Wackemagel Z. XXV
273. Bnigmami Gr. Gr. § 146, 3). Uncontrahiertes (p&advai
ist auf uns gekommen in der Hesychglosse xpaivac (p&äaai
y^Ttiauad-ai (em. Lobeck ; (p&cKjui, xrtaui cod.). Wegen des
anlautenden xjj = (p& vgl, Hes. xparäa&ui (G. Meyer § 253
p. 223) U. xparrjoaL mit (fS^aTi^atj' (f&uatj uud </)^o)ari;(T«"
q)&uasi xTt^aufT&ai, wonach Lobeck die glosse, von der wir
ausgingen, verbessert hat.
3. Wenn Wackernagel Z. XXV 277 aov^iai, aova&ai ans
(TOfOLica herleitet (vgl. iaaofjfLievoV T€&oQvßt]iLi€VOV, (og/nfjuivov
Hes.), so nimmt er auf dtuvono&ai etc. nicht die gebührende
rücksicht. Glücklicherweise hat uns Hesychius eine form
auftewahii , die über ilire entstehung keinen zweifei lässt,
(Toovrai' (pBvya, Stcoxerai. Man hat demnach von aoog {aovi
Hes.) oder <jo6g^) (cf &oog; Ahrens n 352, 14) und einem
1) pvy 10t {uol) aöjg nfnvg dk(&Qog N 773. x 28, € 805 hat das über-
lieferte aiTtg uncontrahiertes aoog verdrängt, das demnach schon die
Urheber dieser änderung mit aoog = odog identificiert haben. SoHte man
nicht vielmehr ooog (= xiouog) schreiben und übersetzen müssen: nun
bricht jach über dich (mich) herein das grause Verhängnis?
Miscellen. 265
davon abgeleiteten verbum (tooco „in schnelle bewegung setzen"
auszugehen, dessen medium die bedeutung 6g/tiä<y&ai haben
kann, aoovjnut, aoovrai wurden regelrecht in aovfiaiy aovxai
contrahiert und gaben in dieser form zu der neubildung aovao'
i'&i, og/ua veranlassung. Im dorischen haben wir aow/Liat,
crocarat bz. aco/uai, acorac ZU erwarten und finden unsere er-
wartung bestätigt durch die freilich nicht ganz unversehrte
Hesychglosse aow/urjv' OQ/uci/xfjv, wonach adovro' (oq/ucSvto,
^()/ovTo in aoSpTo zu ändern sein dürfte/) sodann durch die
in demselben lexikon erhaltenen acS/Liar cgnco JcoQietg, awxac
oQjLiära/, eg/jTaif noQsvsxai ; Vgl. auch Ahreus 11 204, der ein
unmögliches aoo/aai zu gründe legt, offenbar verftUirt durch
die zwar übliche, aber verkehrte ansetzung eines verbums
/oco. xovv Hei^odot. 11 137. /cJy I 162, /oV Thuc. 11 102. ixovv
e/ovTo 75, f/cocra, yßf'^"' (auch boeot. Collitz I 491, 5. 16) =
/ofostVy /ofocov, X^f^^'' etc., x^/^f*^^ (von /oo^ = /otJ^' /eS^a
Hes. ; vgl. /ß/^^ nag^x^^^ Herodot. I 185. ;fco^aTa ^fovv 11
137. Vin 97. /mi^^ /«avT«c V 8. Thuc. H 76, 2). Das im
griechischen so unendlich häufig am unrechten platze er-
scheinende a in der tempusbildung (ixda&fj Herodot. 11 11.
137. x€X(o(j/ÄaL II 138. Vin 144. rvfißoxfooTog Soph. Antig.
849) hat sich vermuthlich erst eingestellt, als man die büdungs-
weise der formen *ixcod7]v, *xf/a).iiai, *x^^^^ (= ^xoddyjv u. s. f.)
nicht mehr verstand; vgl. ißoja&tjfjuv Herodot VI 131 neben
ßfßtoueva m 39, in/ßcoTov Auakreon fr. 60 B* (a> = ojy); die
ursprüngliche form awsxd&fj steht Cauer^ nr. 62, 30, Lobeck's
„a fixum est in exvaad^"' Elem. 11 114 widerlegend.
4. Cobet erklärt Mise. crit. 213 AAwo? richtig aus AXo-
atoq (vgl. rsXoaio Cauer Delectus* nr. 196), ist aber im irr-
thum, wenn er auch rila aus rsloa glaubt herleiten zu dürfen.
Mit Felwog ZU vergleichen ist "H^famog (vom arkad. Heraea:
sonst 'Hgauig, plur. ^Hquijg Larfeld Sylloge inscript. boeoti-
carum p. XXX n. 2, dessen deutungsversuch schwerlich
jemandes beifall finden wird) Cauer* nr. 258 (cf. Add. p. 352),
dessen grundform ^HQaoat[ov) gleichfalls erhalten ist Cauer*
nr. 470a p. 354. -utog sondert sich deutlich von dem thema
1) Allerdings könnte, wie koina bz. Aoiai (Acuoi/ro Callim. Fall. 73) sein
ov bz. w aas Xova<a, (Xovaa (= koiata , iXöfaa) bz. (ktaaa (cf. XüirtJQtOp
Caner^ 41, 184), so auch atoorro sein w aus vorauszusetzenden formen wie
*iaa(s}fiai, bezogen haben.
266 linihelin Sehalse,
des stadtiiamens Tf ao- bz. 'Hono- ab. Da zwischen dem ihema-
ausganp: o und der silbe «i ein consonant geschwunden sein
niuss, ist die wahrsclieinlichkeit äusseret gering, dass wir es
hier mit einem wirkliclien suffixe zu thun haben, und die ver-
mutlumg liegt nahe, dass ^Hguo-aiog, reXo-aiog eigentlidi
composita sind (etwa von der art unserer nomina auf -tum,
-lieit). Damit ist die mögliclikeit einer erklärung gegeben:
Tfloouifo; heisst ursprünglich ,,bewohner von Gela"; ^rt
scr „sich aufhalten bei, besuchen, bewohnen, zum anfenthalts-
orte erwählen"*. Wegen der weiteren bedeutungen ^dienst«
leisten, seine achtung bezeigen, einer sache obliegen, pflegen,
üben" vgl. man lat. roJere, das doch auch in agricola und
iHcola erschemt. Dass die Griechen reloatog nach dem unter-
gang des inlautenden digamma, das zwisdien vocalen bekannt-
lich früher geschwunden ist als hinter consonanten (yid neben
xnorj: daher 'Hnfimogl)^ \>ie ein adi. auf -atog behandelten,
spricht natürlich nicht gegen unsere vennuthung; deckten sich
doch die \^&r^v-]aroi, Grjß']aroi nach laut und bedeutnng fast
genau mit den TfAo-laro/, *A/o/ao-]aroi.
5. Das doppelsigma in iXuaffui u. s. f. ist zuerst richtig
erklärt worden von Bezzenberger BB IV 159, dem sich
Jlahlow Z. XXVI o8o im wesentlichen anscldiesst. Die ur-
sprüngliche tlt^xion dieser aoriste war vennuthlich folgende:
sg. -sfi>w, phir. -ssnf (vjrl. vcUlcsiii: vidsnt Osthofl^ Perfectum
3!>7). Das grit^chische verallgemeinerte die plnralfomien, das
sanskrit diejenijren di^s singulars: ayäsisham. Griecliischen
aoristen wie ihiatTut , Hteanut müssen demnach im skrt. einst
formen ixiii 'isliishant cntsproclien haben, die dann in bekannter
weise (vgl. srapatj/ai aus srffpaf/i/äjf/fii Job. Schmidt Z.
XXV II i^Hö)^) verkürzt worden und mit den von hause aus
auf 'if^hani endigenden aoristen zusammengefallen sind. Bei
diesei* auft'assung werden die von Brugmann MU III 83 anm.
gegen Bezzenberger's liypotliese erhobenen einwendungen hin-
fällig.
Muss man nun sämmtlielie gi-iechische aoriste von voca-
lisclien verben, deren <r (M^ialten ist, auf -.<?5 formen zurück-
führen? Diese frage dürfen wir meines erachtens verneinen.
Mahlow's argumentAtion : ^dass auf solche 5,s^-formen der gne-
0 skrt. plnasa schnupfen = plfnaj-nasn? cf. lat. pltuiia. Doch ▼?'•
Osthoff Mü IV 225.
Misoellen. 267
chische aorist der vocalischen verba zurückgeht, zeigt die
erhaltung des er; wäre das a in beiden tempora — aor. und
futur. — einfach gewesen, so konnte es unmöglich erhalten
bleiben," halte ich nicht für zwingend, da die Verhältnisse in
beiden tempora so verschieden waren, dass sie in der behand-
lung des a recht wohl auseinander gegangen sein können.
Im futurum (= coni. aor.) oksaco hat das a seinen platz stets
zwischen zwei vocalen; der aorist dagegen hatte (oXeaju,
foXeavT neben coXeag, (aXeaj, coXsaftev, (oXeare Vgl. Joh. Schmidt
Z. XXVI 328). Gehen wir nun von der, soviel ich sehe,
durchaus zulässigen Voraussetzung aus, dass die in historischer
zeit übliche flexion des aoristes mit durchstehendem a erst
eingeführt worden ist, als a zwischen vocalen bereits unter-
gegangen war, so begreift sich der gegensatz zwischen oXem
futur. und (oXfau ohne Schwierigkeiten: äXeaa, SXdaco coni.
haben ihr a von den formen (oXsag, (oXear, (oXeare bezogen,
der zu selbständiger geltung (als fiitur.) erhobene coni. aor.
oXeo} dagegen war bereits aus dem aoristsystem ausgeschieden
und dadurch dem einflusse desselben entrückt. Wenn später
oXeao) futur. u. dgl. auftauchen, so sind das neubildungen
nach der gleichung sxQBxfja: TQsxpw = äXeaa: x.
Dass die griechische spräche nun in der that aoriste mit
einfachem, nicht aus aa entstandenem und trotzdem erhalte-
nem a besessen hat, lässt sich vielleicht durch folgende Zu-
sammenstellung wahrscheinlich machen. Auf den herakl. ta-
feln Cauer Del.^ nr. 40. 41 ist geminiertes a und das diesem
vermuthlich gleichweilhige aus xa entstandene aa nach kur-
zem vocal durchaus erhalten: iaa^rai I 138. 151. 160. 163.
177. iaoovTui 112. 145. 179; dative auf -uaai (= ytsi Joh.
Schmidt Z. XXV 590 sq.) I 50. 104. 158. 175 iäaaadiuB&a (=
iiaTo.')) n 28. 54. 60. 68. 76. 83. 90. 96. 102. 109. Diesen
zahlreichen fallen, in denen aa erhalten ist, steht gegenüber
o/Lioauvreg I 118. Die annähme eines fehlers vdrA aus-
geschlossen durch die thessal. Inschrift Collitz I 1332, auf der
») (fm^outti (d. i. ^a-xfofiui; *J((i6g part. pass. von dn schneiden
Brugmann Mü III 99) hat seine tempora nach nrcTto/utu , ndaaa&ui, ni-
naax€u Sl 642 {wz, pat) gebildet; vgl. das von *fatu8 abgeleitete /a/cor mit
seinem partic. fassus. Das praes. cTw/w ist eine neubildung aus dem aor.
^daatcad^tu (nach dem muster y(th): ynaaai); vgl. auch Joh. Schmidt Z.
XXVI 294.
268 Wilheliii Schnlze,
wir iaaofievav 4041 (vgl. Cauer* nr. 409, 16 saota&Biv; 14.
18 xaroixevTsaai) neben ojnoaavreg 25 lesen. Vgl. femer Cauer*
121 cret. Sdaaaa&ai C 39. D 7 neben ofionai A 10. B 35. In
diesem zusammenhange gewinnt auch der thatbestand bei Epi-
charm, dessen dialect nach aus weis von iaai fr. 130 Ahrens,
iaa 125, saaetj 98 geminiertes a noch nicht vereinfacht hat,*)
erhöhte bedeutung: undleaa fr. 71. xaUaai 19, 1. 20. 65.
ciXeaaa fr. 148 kommt als ganz unsichere conjectur nicht in
betracht (jus o> asaaunoXarega; vdw a' äX$aaa noXi nakairigav
Ahr.). Damach wird man filr das urgriechische mit einiger
Wahrscheinlichkeit einen ähnlichen zustand (etwa TJXaaaav ne-
ben (Sfiocav; entsprechend €[?]7jaaav neben €[?]fiaav) erschlies-
sen, wie er fßr das sanskrit bezeugt ist, das neben ayäsishanif
agäsisham (RV.) ajpräs, alias, dhäsathas u. s. f. bildete. Bei
Homer und den Aeolem haben die (rrr-büdungen die mit ein-
fachem a ausgestatteten aoriste zu sich herübergezogen [o/uog'
aai K 328. Cauer« 430 A 16. B 30); bei Epicharm {oXiaai
neben oXiaaai P647; xaXiaat, neben ^aXsaaui n 693) kann
sicli die entwicklung in umgekehrter richtung vollzogen haben;
jedoch lässt sich die frage mit Sicherheit nicht entscheiden, da
xaXeauiy oXiaai möglicherweise ursprünglich der kategorie der
mit einfachem a gebildeten aoriste angehörten.
Mahlow's ansieht Hesse sich den beigebrachten Zeugnissen
gegenüber nur unter der Voraussetzung aufrecht erhalten, dass
ojuoaaai, xaXeaaat , oXeaaai nach dsix-Gui (Sstf^ai), Xvaaij in
welchen formen nur einfaches a (nach langem vocal aus ca
lautgesetzlich entstanden) gehört wurde, zu ofi6-aai, xaXiaat,
oXeoui umgestaltet worden sind ; duaaaa&ai müsste dann dieser
Umwandlung entgangen sein, weil man das r in Saxio^ai als
wurzelhaft betrachtete. Doch scheint mir diese annähme schon
deshalb keinen beifall zu verdienen, weil formen mit einfachem
a nach kurzem vocal für drei (vier?) von einander un-
1) Aus odiftatcui fr. 98 hat Ahrens durch eine ebenso scharfsinnige
wie evidente conjectur odtfu larcut {iaüu^i'tu Bergk Opusc. ed. Peppm. II
263 not.) gemacht; darnach wird man auch fr. 26 Taaiii anzuerkennen
haben. Doch beweisen diese formen nichts für die lautgesetzliche behand-
lung des aus cTa hervorgegangenen oa , da laaavTi und das aus ihm e^
wachsene taoccui Joh. Schmidt Z. XXVI 324 eine Umgestaltung nach !ai(
erfahren haben können; vgl. taufy , das sein a von Ta-rt erhalten haben
muss (Joh. Schmidt Z. XXVI 313).
Miscellen. 269
abhängigedialecte (Herakl., Sjrrak.; Thessal., Kret.?) be-
zeugt sind.
6. Denominative von ä- und a-stämmen gingen nach aus-
weis der contractionsproducte {tifia, neigarai) im attischen
dialect im präsens stets auf -äiö aus; nur 6i\pijv, neivfjv und
vielleicht fiuUirjv (? Cobet VL* 130 sq.) machen eine aus-
nähme. jnaXxifjv kommt jedoch sofort ausser betracht, da i!j
unmöglich lautgesetzlich aus täs entstanden sein kann; die
annähme, dass es sein tj der analogie der eratgenannten ver-
ben verdankt, hat bei der nicht wegzuleugnenden Zusammen-
gehörigkeit der drei begriffe „hungern, dürsten, frieren'* nichts
befremdliches, dixpfi, neivfi sind entstanden aus Jit/zaci neivaei;
vgl. aeol. n€iva(ov r 25. n 758. 2 162, ^ixpamv X 584, wel-
cher form das archilochische dixpioDv fr. 68 B* (= SiipjjcDv ; vgl.
Ma/acav = Maxi(ov u. s. w.) genau entspricht, wonach Hero-
dot I 133 n€iv(BvTag ZU berichtigen ist. 6ixfja€i, netvan lassen
sich auf *^i}paaiü), *neivaaj^ zurückfuhren (vgl. giydo), i(f()CD(D
= *^iy(aaiü), *idQ(oai(o). *di\päaiei, *7i€iväaieL sind abgeleitet
von *6i\päa, *neivä<j d. i. *dipti'äs, *pefii'äs, die ich mit igt-
fjQsg, n£Qi7]Qg Alkman fr. 149 B*, no&'txeg Cauer« 10 B 9 auf
eine linie stelle. *dipti'äs (*peni'ä8) heisst durstig (hungrig),
eigentlich wer vor durst (hunger) äret (= *ä^.). Dass die wz.
ä8 mit Vorliebe von den quälen des durst es (zu xiQaa}, torreo)
gebraucht wird (Tantalus aret ; faux arens ; sitis arens ; aridus
viator), ist bekannt; ^petii-äs zu rechtfertigen genügt die be-
rufung auf den heisshunger und stellen wie Apoll. Bhod. I
1245 ^Q ayqiog Xtfiff ald^ofiBvog; Callimach. h. Cer. 67 Ufiw
ai^va xQaregov; Quintüian 12, 8 fames ignea, 12, 9 fames
urit (vgl. femer Xif^w yevoixo %fiqog Hipponax fr. 9 B*). Auch
aidona Xi/nw Hes. opp. 363 wird nicht sowohl den „schwarzen"
(La Roche bezeichnung der färben bei Homer 10 anm. 2) als
den „heissen" (Pape s. v.) hunger bezeichnet haben.
Eine genaue parallele zu *peni'äs hungrig bieten xaxi&^g*
UTQoq^og afineXog; xaxi^iq' XifJLtiqig; xaxi&a' kififiQu Hesych,
welche worte deutlich mit wz. a*^ zusammengesetzt sind, xax-
gehört, wie Bezzenberger gesehen hat BB IV 357, zu got.
hührusy huggrjan; die starke form liegt vor in xevxei' nsivä
(aus Phot. citiert von Lobeck Ehemat. 60). Als grundbedeu-
tung setzt Bezzenberger „noth, elend** an; andere wege wei-
sen gvAa xdyxuva O 364. a 308 (= aia nakat a 309) ; noXvxay-
270 Wilhelm Schuhe,
xia Si'if/av A 642; xuyxaivfC d-aXnfi, '^fjQa/vft : xttyxofiirtf^
irjQuq T(p (poßtf (gründlich mLsverstanden von Fritsch C. stni
VI 335. Curt. Verb. P 258); xayxakdog* xaraxfxavfiipog; xixfnh
kor xaxoi' axkriQoi xva/tioi Hes., welche formen sämmtlich aef
eine wurzel xayx brennen, dörren zurfickgehen, auf die idi
auch hührus, xaxi&d, xevxei zu beziehen geneigt bin. Mit der
angenommenen gnmdbedeutung verträgt sich auch der ge-
brauch des lit. kankfi (quäl, leiden) sowie des altnord. ha =
got. *hühan („plagen, quälen, z. b. von den leiden des him-
gers** Bugge BB III 102); vgl. gr. äiti (wz. däv in Satw u.
s. f.); skrt. tapas, ^oka?
xaxoTfjg, xuxa Unglück, leiden (z. b. v 200, 203); xaxw-
aaT€ V 99 (vgl. ävotaot v 195), arojuaxaxfj können ^eichfalls
hierher gehören, doch macht die sonstige Verwendung des adi.
xaxog (ahd. huoh spott, hohn; huohön = xfjxal^m; letzteres hin-
sichtlich der bedeutung = xaxiXw] Huebschmann Idg. vocal-
system 154 erinnei-t an zd. kam klein) Schwierigkeiten.*)
Als der Grieche xax-i&i^g bildete, war die erinnenmg an
die grundbedeutung des ersten bestandtheües natürlich er-
loschen; ebenso ist das germ. *hunh'^ hung" seiner eigentlichen
bedeutung vollständig entftemdet.
7. Wie savya'Shthfir. dessen erklärung Mahlow gefunden
hat Z. XXV 2S sq., scheint gebildet TloAvxToaQ, das sich durch
sein patronymikon TloXvxroQ/df]^ als noni. agent. auf -far aus-
weist (wz. xTfj; vgl. schon Pott EF* II b 3 p. 3(59); grdf.
7iokvxTT(oo (od. -kst-). Wegen der bedeutung {nokvxTrjutov E
G13) vgl. ß 397 sq. UolvxxmQ. djvfiog /tur o yioTi'. Der dich-
ter ist hier wie auch sonst Svo/na&frtxog (Aristonic. zu Z 18).
Zweifelhaft ist Tini-aro(ja Tl 695.
Skr. gnru: lat. grav-is =^ sarya'Jshthar : terre-], campe-Jstris.
Wz. std fungiert hier in allgemeinerer bedeutung, vgl. supersies.
caele-st is kann man etwa übersetzen qni Matio}iem (cf. |fvoara-
aig, gra(TO}!tasi}>) hahvt ui raelo: grdf. caeU-sttis. An wz. ^äin
caelestis, tfnrcstris dachten bereits Bopp und Schweizer-Sidler
Z. IV 309. Wenn alid. ('iri-Jst = skrt. go-Jshtha ist (Bezzen-
berger Z. XXII 27() sqq.: anders Osthoff XXIII 317), so darf
man got. avist7' n. schafstall, ^naviatr (gamristroti begraben)
*) Allerdings heisst xaiuö? sowohl x«xüs' (vgl. got. haunt niedrig, de-
müthig) als axlfiQog (zu xa/w); vgl. Hes. gl. 1917, ferner 1906 xavafor
xaxöy, xanvQÖy und 1918 xav{>6f' xaxos.
Miscellen. 271
auf 'St'trom (wegen der Verwendung des suff. tr zur bezeich-
nnng des ortes vgl. Osthoff forsch. I 135 sq., zur bedeutung
auch gr. ßovaraaig) zurückflihren (anders Bezzenberger und
Osthoff an den angefUirten orten).
8. „Das s (z) des nom. sg. fällt weg nach r, wenn ein
kurzer vocal unmittelbar vorhergeht: mir, haür, an^ar, unsar;
dagegen nach langer silbe bleibt s: akrs, hörs, skeirs, sv^s,
gäurs. Abweichend ist nur der einmal belegte nom. stiur^
Braune got. gramm. § 74, 2. Aus diesem thatbestande scheint
sich zu ergeben, dass in stitir dem r ursprünglich weder ein
langer vocal noch ein diphthong vorausging, d. h. dass stiur
von hause aus zwei- bz. dreisilbig war : *stirüras (ür wie in
fidurdögs), *sti'iiras ist entstanden aus *stivuras vgl. Paul
PB Vm 162 sqq. Sievers 86 sq. Osthoff MU IV 306. 312 und
deckt sich genau mit skrt. sthaviras (-iras = -p^os), das auf
eine wurzel sthevA (got. stiur jan; gr. ajo/ia): sthü (sthüra;
gr. arv'Xog) Huebschmann Idg. vocalsystem 19 zurückgeht.^) —
Moeller PB VII 502 anm. 2 setzte eine grundform *8teuAros,
gen. stuAresjo an, doch muss, wenn ich ihn recht verstehe
(464 anm. 1), daraus nach seiner ansieht im germanischen
zweisilbiges *8tmros geworden sein. Die übrigen namen des
stieres sind wohl fem zu halten.
Burgsteinfurt, den 6. october 1886.
Wilhelm Schulze.
Arica.
I. Zur bildung der 1. sing, praes. akt.
Im altindischen hat die thematische und unthematische
klasse in der 1. sing, praes. akt. one untei-schied das suflBx
-mi: dsmi — bhärami. Das gleiche gilt von der spräche des
jungem avesta : ahmi — barami, sowie von der der altpersischen
keilinschriften : amlj — darajamij. In meinem altiranischen ver-
bum, s. 23, § 4 f sind als indikativformen auf a, a ausser den
gathischen ußa und va/isia nur noch drei angefürt: nmnia
*) Davon zu trennen sind aravQÖg, instaurare; skrt. sthn-vara: ara-
v^6g (wz. Bthä) OB ilivB^tQog: igv^QÖg»
272 ^^^- Bartholomae,
(oder mahiia) jt. 10. 106, hafßia j. 8. 3 und üstaiä j. 13. 3,
vsp. 3. 1 ff. Die beiden ersten — in j. 8. 3 lies ha/isaja, v^.
die neuausgabe — sind sicher 1. sing. opt. med.; cf. verf.,
arische forschungen II, s. 66. Aber auch für a^taiä ist diese
fassung weitaus die warscheinlicliere. In j. 13. 3 lesen wir:
ratüi ammii ratii.s asiaiay in vsp, 5. 5 dagegen ratü^ ffiwrfi-
maid^ ratfii^ astaiamaid^. Das spricht dafiir, dass auch astaiS
zum medium gehört. Wie mmiia für *maniaia eingetreten ist,
so staia für *,stalaia: 1. sing. opt. med. des i-praesens. —
Hingegen sind in § 1 und 238 meines altiranischen verbums
(s. 22 und 158) aus der thematischen konjugationsklasse 23
vei*scliiedene »* «-formen des jungavestischen und altpersischen
aufgezält.
Ganz anders liegt die sache für die spräche des altern
avestÄ, der gatha's. Hier besteht noch in vollster strenge die
ursprachliche Scheidung: die untliematischen praesensstämme
haben -?wi, die thematischen gehen auf -0 {-a) aus. Es gibt
keine form, die sicli gegen diesen satz geltend machen Uesse.
Für flfü^mij. 44. 7 muss die richtige bedeutung und erklämng
eret noch gefunden werden. Mein versuch in arische for-
schungen n, s. 164 ist schon desshalb nicht zu halten, weü
die handschriften fast ausnamslos fralßni bieten. Geldner,
drei yasht, s. 39 stellt j^auamf zu va = van + ^*'. d. h., um es
anders ausdrücken, auami wäre nach Geldner als eine
sekundäre praesensform aufzufassen, aufgebaut auf aorist-
formen wie *ä'va't(i (zu vau- wie ä-ga-fa zu gam-f a wäre nr-
spracldich ü) : eine immerhin mögliche, wenn schon nicht seliX"
warscheinliche erklärung. Icli ziehe es vor mit Ml 1 u. a-
auami zu lesen, d. i. ar. *a-ji^'«-'///, zu ucffi- „heischen, wollen* ;
über am (oder qum) aus anui cf. verf., B. B. XIII, s. 64»
A. F. III, s. 57. *ua}nni ist zu beurteilen wie ai. kiihis.
krtha, hhärti, vartti, hanni u. änl. — Wie Geldner die von
•
ihm in der ausgäbe vorgeschlagene trennung von auBniirü J-
4fJ. 10 hl aufm i ra zu rechtfertigen gedenkt, ist mir nicht klar.
Die gathischen ?/ii-formen sind: ahmt 3, mraomx, va^fi^i
3, vahml (j. 34. 2, Geldner vahm?),^) staoml (j. 43. 8, Geld-
ner stanmi),^) zaozaomi, hahmi: zusammen 7 an 11 steUen.
Drnen stehen auf selten der thematischen koigugation 16 *•
»j Vgl. \erf., A. F. II, s. 106.
*) Über die herkuaft des au in ai. stüümi cf. verf., a. a. o., ■. Sit
Arica. 273
rmen an 54 stellen gegenüber, nämlich: aköia, tißä, kaia,
luä, fra^sia, fraua/i^ia 7 (darunter 6 gleichlautende stellen),
iflHä 3, spasia, bäpröia, welche ich für sicher indikativisch
"achte, wärend aohaiä, isasa, isia, Ißaia, Ki/ihima, peresa 23
9 gleichlautende stellen), ja$a 5, j^Ka, zhaia 3 teils für
B^reifelhaft, teils für sicher konjunktivisch gelten müssen.
Die Übertragung des -mi ist also nicht arisch, sondern
ie ist erst in verhältnissmässig später zeit erfolgt, und auf
eiden dialektgebieten in durchaus selbständiger weise. Vgl.
AZU G. Meyer, griech. grammatik, § 444.
n. Zur bildung der 1. plur.
1. Zu j. 40. 4 ist die 1. plur. hisKamaidf bezeugt. Über
die richtigkeit der Überlieferung kann durchaus kein zweifei
obwalten. Eine anzal von handschriften bietet his/cimaid^ :
das i wäre nach § 5 meines handbuchs zu beurteilen. Die
arische grundform ist auf alle fälle mit *sisKamadhai anzu-
setzen: eine 1. plur. praes. med. zur 3. sing. akt. *sisakti =
ÄL 8i$aktiy av. hishafiti Schwierigkeit aber macht das a zwi-
schen stamm- und personalendung. Im handbuch, § 305 nam
idi es als konjunktivzeichen. Das ist verkehrt. Vielmehr ge-
hört a zum suflix. -amaid^ fürt auf idg. *'rpmedhm. Die idg.
gnmdform ist also *sisk2tpmedhai. Das avestische K statt k
^ruht auf Übertragung.
2. Eine zweite 1. plur. mit am^ = fiim^ ist gimama jt. 24.
32: 1. plur. aor. akt. zur wurzel gtem- „kommen"; g ist vom
Singular her übertragen. Grundform ist * giriim-rftme. In der
'Sprache wurde flektirt: *gem'nif *gem'S, ^gem-t; *gfpfn''
V^ und ^e-gifL-me, *gih'tey ^griim-nt und "^e-gm-y^t Im veda
^ davon zu belegen: a-gamam, a-gan, a-gan; a-gama, gata
^d gata, gaman und agman. Im avestischen: — , gBn j. 46.
^2, --; gimama, — , gimen j. 45. ö (mit übertragenem g) und
^^emen j. 46\ 11 (= ai. ^gman). Die 1. plur. ganma ist
ebensowenig ursprünglich als die 2. ganta. Ai. gdman ist kon-
junlrtiyj gaman kann konjunktiv, aber auch = idg. ^g^m-^t
^; dasselbe gilt von av. gimen.
3. daidiama jt. 24. 58: 1. plur. perf.^akt. zu dhia- „war-
^^dunmi, seiii augenmerk richten auf—". Grundform ist ^dhe-
4. Imtama y 41. 4, hmma j. 70. 4, jt. 10. 75: 1. plur.
IiJütlirtfl not fifiL 0V8Mli£ V. y. JX. • v. 4. 18
274 Chr. Bartholomae,
opt. Jior. akt. zu hhau- „werden" (oder auch zu dem erweiterten
hhua-, vgl. Thurneysen, B. B. VIII,. s. 285 ff.). Ich
nehme hier ?// als eine ahgeküi-zte sclireibung für mh v0.
tamtki gegenüber ai. iauvija und verf., handbuch, §91a. lÄe
form zerlegt sich also in: ha-ii-nma. Entsprechend gebildet
ist das altpersische hlja. 3. sing., das einen starken optativ-
stamm *hii'iia' voraussetzt: vgl. Osthoff, zui* geschichte des
peifekts, s. 426. Aus um*. '^hu-Ua-t ist auf altpersischem
gebiet zunächst '^w-ija-ty dann die liistorische form b-ija her-
vorgegangen. Auch av. haid. bniilß, biiiares. huiqn können =
^hü'iia^^ gesetzt werden.
5. f)aminma j. 6Y>. \2 = 7L 30, 1. plur. opt. aor. akt. zn
f/iPm- ^kommen". Grundform ist *//2>i'-i-'i«>w^. Das ^ beruht
wiederum auf Übertragung.
Nunmehr begi'eift man auch die übrigen optativformen
mit kui-zem a vor dem personalsuflBx, über die ich im hand-
buch, § 291 noch im unklaren war. Die 2. plm*. opt. buiata
(jt. 13, 147) verhält sich zur 1. plur. bifiama^) ganz wie im
gotischen die 2. plur. peif. bundup zur 1. plur. buudum (aus
"^bhndh'iiimr), a und u sind beide aus der 1. plur. übertragen.
Im gotischen hat auch noch die 3. plur. buudun zur gestaltung
der 2. beigetragen; cf. die note. In j. 71. 11 scheint Imiaia
als 3. sing. med. zu fungiren. Ebenfalls 2. plur. akt. ÜJt
ddiata j. 8. 5, W. 11, 68. 12, n. -V. 11; doch lässt sich ddiata
auch als injunktivform zum stamm daia- ziehen, der in den
gatha's in dnif/tP j. -57. 1 1 und däiaß j. 34, 12 u. ö. vorhegt.
Entsprechende optativformen des veda sind dnlnjät und duhljan.
Aus dem altin<lischen ist mir eine analoge bildung der L
plur. nicht bekannt. Die lTir\s arische vorauszusetzenden gründe
formen wie ^paptamä, '^sujshona. "^mzdamd aus *}H*pUiime eti:^,
wui'den liier nach dem niuster von tat>thmä, dadh'nm u. ^.,
deren i auf indogermanisclies sehwa zurückgeht, in jW7>/i»i<i
,<fa,sA'/;;/((, spdimd umgestaltet. Vgl. verf., Kuhn's literaturbla«
I, s. IS f. und Hübschmann, idg. Vokalsystem, s. 11. Ost-
hoff's abweichende erklärung des „ binde vokals i" (zur ge-
>) 3. plur. akt. des optativs auf -en = idg. -^f kommen im aresta W
unthematischcn stammen nicht vor. Gd. />i9n, das Osthoff, morph. oate^
suchungen IV, s. 294 = idg. *si}jt setzt, ist doch wol mit rflckncbtiaf
die 1. sing. Jiicm und die jungavcstische 3. plur. hj^ (vgl. noch jtßiV^
buiqnt daipiqn) auf ar. "^s-iü-nt zurückzufüren. Doch YgL ai dmkl^h.
Arica. 276
schichte des perfekts, s. 394 ff.) kann ich desshalb nicht billi-
gen, weil sie nicht auch aufs avestische passt. Das ai. ga-
gmirB könnte zwar aus *gegmi-rai entstanden sein. Aber das
ir in av. vaozirein jt. 19, 69 kann keinesfalls auf pr zurück-
gefürt werden, da dies im avestischen stäts durch ar ver-
treten wird; verf., K. Z. XXVII, s. 204 f. Da sich nun aber
das i in av. vaozirem von dem i in ai. gagmirB, agagmiran
unmöglich trennen lässt, muss Osthoffs erklärungsversuch
für verfehlt gelten. Vgl. noch verf., A. F. II, s. 97 ff.
dvhair^ j. S. 22 (v. 1. dvhair^) ist konjunktiv des perfekts; vgl.
jt. 10, 45, 13, 64, wo er thematisch gebildet ist. — Dem ave-
stischen -amu in gimama entspricht, wie schon angedeutet,
genau das gotische -um in qB^n-um, Das lateinische -imtis in
ssdimus etc. kann ebenfalls aus -jpw^ hervorgegangen sein.
Und auch das griechische -ajusv braucht keineswegs sein a so
erhalten zu haben, wie G. Meyer, griech. grammatik,* §551
es annimmt. Die 1. plur. perf. akt. aus pet- muss eben doch
schon in der urzeit *peptriinie gelautet haben.
ni. Zur bildung der 3. sing. perf. akt.
Ausnamen können dazu dienen, die regel zu bestätigen.
Im rgveda gilt die norm, dass die 3. sing. perf. akt. langes
a hat, sofern die wurzel auf 6inen konsonanten ausgeht; z. b.
tatätia, dadära, Uik&ja, aber tmtämbha, dadär&a, viv^a. Das
gleiche ist flir die spräche der gatha's anzusetzen, trotzdem
hier nur 3 foimen vorkommen, in denen der wurzelvokal vor
einfacher konsonanz steht: nBnüsa j. 5^. 15 = ai. nanäSa, hi-
saia j. ^5. 1 = ai. ^aja und tatasa j. 29, 6. Die ausname,
die in dem letzten beispiel vorzuliegen scheint, erweist deutlich
die richtigkeit der regel. In der arischen grundsprache stand
hier der vokal vor einer doppelkonsonanz ^^, cf. ai. tatäk^a.
Das a in nanasa — nrniosa und das a in tatäkßa — tatasa sind alt-
ererbt. — Im jungem avesta ist der alte unterschied zwischen
der 1. und 3. sing. perf. akt. verwischt (vgl. verf., altir. ver-
bum, § 59), ebenso wie in der spätem indischen literatur.
IV. Zur flexion des konjunktivs.
I. In meinem altiranischen verbum habe ich nur eine
einzige 3. plur. des konjunktivs verzeichnet, bei welcher die
primärendung (-nti, -ntai) hinter kurzem vokal erscheint: die
18*
276 Chr. Bartholomae,
.<f-aoristfonn vnrc^enfi j. 4ö. 3. Dagegen sind formen auf
'(Infi und dnt^ (ar. -fl/<f") recht häutig bezeugt; cf. a. a. o.,
s. 48 f.. 56 f. Aus dem indischen werden bei Delbrftck,
altind. verbuiu, § 112 nur drei mediale koigunktive auf -ü-wtf
angetiirt: hpiavauir' , namutr und mqsaNte (Whitney 's ind.
gramm. liat nur die letzten beiden). Im aktiv, so wiri be-
hauptet, hat die 3. plui'. konj. immer die sekundäre endang;
cf. Whitney, a. a. o., § 560.
Aus dem gathadialekt kommen zu der eben erwänten form
1. varek'Hti (sigm. aor.) noch folgende hinzu:
2. hiiuiHti'/ca j. 4ö. 7 : aor. zu hhaw ;, werden". Vgl. dazu
ai. hliHvaui > av. hua (v. 18. 29), 1. sing. Eän praesens
6. klasse von hhau- gibt es nicht.
3. radenU j. 33. 2: aor. zu radli- „zurecht machen, — han-
deln; empfangen '^. Vgl. dazu ai. radhati RV. 10. 63. 6, ein
deutlicher konjunktiv, parallel mit karat gebraucht. Auch
radhat — radaj) ist konjunktiv ; radem j. x?9. 9 (ai. Orradham)
injunktiv.
4. jaotjantP y 30. 10: aor. zu jaug- „anschirren, verbin-
den; sich vereinen "*. Vgl. dazu ni. jö^atü. Die konjunktivische
bedeutmig von jaof)^^ steht ausser frage: „dann werden sie
sich in der schönen wonung . . . vereinigen**. Das prae-
sens von ftuf/- tlektirt nach der 7. klasse. Alle belegbaren
avestischen fiaiucu gehören dem aorist an ; auch jao/imaidi' jt.
J. 1; vgl. Creldner, Studien I, s. 109 und wegen des suf-
tixes verf., altir. verbum, s. 25 f.
II. i'ürs vedische wiid, wie schon erwänt, die existenz
von konjunktiven auf -uti von Whitney (und ebenso von
Delbrück, altind. verbum, s. 191 f) in abrede gestellt. Gam^
mit unrecht. Ludwig, rigveJa IV, s. 229 und V, s. 265
gibt wenigstens für eine form auf -utif viüanti RV. 8. i
17, 28. 4 die mögliclikeit konjunktivischer fassung zu. In d&x
tat sind beide stellen — jätha radnisja sanävö . . vaMnti . .
tätlu'd luaf ; jätlui väMiuti dt-väd täfhvd asat — derart, dass aji
der konjunktivischen bedeutung von väSianti nicht der geringste
zweifei bestehen kann ; man vergleiche dazu 1, 165. 7, 8. &0.
4, 55. 4 und aus dem avesta j. }^9. 4.^ Aber auch an der kon-
') Auf die änlicbkcit dieser avestastene mit den xitirten vediiclitfB i
habe ich schon altir. verbum, s. 190 hingewiesen. Vgl auch Nailic^'r J
Bezzenberger's beitrage VlI, s. 237. Ich halte sie aber doch nur ftaVff m
rein zufällige. ■
Arica. 277
junktivischen form von viUanti kann meines erachtens nur der
anstoss nehmen, der unsere indischen grammatiker für kano-
nische bücher ansieht. Die wurzel t/a-?- bildet ihr praesens
im arischen nach der 2. und nicht nach der 1. klasse. Im
avesta kommen nur unthematische formen vor; vgl. verf.,
altir. verbum, s. 69. vasal) j. 29. 4 (cf oben) ist deutllcli kon-
junktlv ; ebenso vasen v. 6, 6, 15. 46 : jf^i . . vasen . . kupa . .
vereziqHy d. 1. „angenommen sie wollten (das und das tun),
wie sollen sie sich dabei verhalten" ; vgl. dazu v. 13. 29 u. ö.
Aus dem rgveda wird 6ine thematische form angefiirt: dvcu^at
2. 22. 1. Der samaveda liest statt jäthävcu^at vielmehr jätha-
vaAam. Aber auch wenn avaM. richtig überliefert ist, so be-
weist das noch keineswegs, dass auch andere thematische for-
men, wie *vä^ami u. s. w. gang und gäbe gewesen wären.
Vereinzelt kommen thematisch flektirte formen ja tiberall vor.
Und gerade fiir die 2. und 3. sing, praet. akt. war die neu-
bildung nach analogie der thematischen konjugation entschie-
den begünstigt, da hier die unthematisch gebildeten formen im
indisclien den auslautsgesetzen zu folge vielfach zusammen-
gefallen und somit undeutlich geworden waren.
N ei SS er, Bezzenberger's beitrage VII, s. 216 ff. stellt
zu väfianti noch zwei weitere beispiele dieser konjunktivbildung:
gämanti 7. 34. 20 und karanti 10. 48. 7. — Das praesens der
Wurzel gani' wurde im arischen ausschliesslich nach der incho-
ativklasse flektirt: gnKha- — fjasa-. Die bei Grassmann-
wörterbuch, sp. 382 unter stamm III aufgefiirten formen wnd
sammt und sonders dem aorist zuzuweisen. Augmentirt Kind
darunter nur zwei: äganiam (4 mal) und aganmt 10. W. 7.
Beide haben unzweifelhaft aoristische bedeutung, Zar «rateni
cf. Delbrück, altind. tempuslelire , s. 72. An d«r letzt-
zitirt^n stelle sagt der arzt zum kranken, indem «r
sen lager tritt:
ajam mätujäm pita \ [jäm givatur agamaf
„der hier (d. i. ich) ist als mutter, der hier alf
hier als leben jetzt herangetreten"^, was m tmI hmiKL 4^ «.4
„der kranke soll jetzt gewissermassen neu «raev: aw ««r^-^
werden". Die bildung ist wie die von momt «ti
beurteilen, gamam 7. 89. 1 — nach m<i — mmsmäir «/*.'
'Oty -atha^s, -ama- und gdm-an sind « i^h^ sbt v
maJi^i nach form und bedeutung
278 ^^' Bartholomae,
fmntti) kann einem idg. '^g^^mnf('U) entsprechen; cf. oben s.
273. (jamantu dagegen, sowie gam4ipia, gam^m und gami-
mahi sind wie aganiat als neubildungen anzusehen, veranlasst
durch die 1. sing, gäinam oder 3. plur. gamän (d. i. *jr»j»m5f)
des praeteritums.^) Eine neubildung ist auch das ganz ver-
einzelt stehende gathä 8. 21. 16; hatä: hatliä = gata: gatha.
Im avestA kommt ausserhalb des Inchoativs keine weitere
praesensform vor. Die konjunktivische bedeutung von gdmanü
st^ht ausser frage. Ebenso die von karanti. Das praesens
der Wurzel kar- bildet« sich im arischen nach der 5. klasse:
kpwmi — ktrenaomiy knuauml. Die scheinbar der 1., 2. (und 8.)
angehörigen praesensformen sind neubildungen; so Äff/uw,
kftha, kämt 1. 174. 7 (deutlich aoristisch gebraucht, paralld
mit kar \md ArPt)^ o. 31. 11 (unklare stelle), kuru, htrmas;
vgl. verf., ar. forschungen ü, s. 87 f. Alle andern bei Grass-
mann, sp. 337 unter stamm 11 aufgezalten formen sind als
ächte konjunktive anzusehen, [kar^ti 4. 33. 5 ist nicht mit
dem padapathain knra '-\- Ui, sondern in karä, Is. + ^^i ^^'
zulösen.] So ist z. b. karatas 10. 40. 2, von Neisser, a. a. o.
s. 217 als praesensform erklärt, sicherlich futurisch; ich ttber-
setze: „wo werdet ihr abends sein, wo seid ihr morgens ge-
wesen. Asvinen? avo Averdet ihr einkehr halten, wo habt ihr
übernachtet?^ karns 6, 18. 14 — Neisser, a. a. o. — nehme
icli final. karäwahP fK 108. 14, 10. 59. 2, 156. 2 voluntativ;
warum letzteres der form nach <lurchaus Indikativ sein soll,
sehe ich nicht ein; vgl. zum suffix verf, K. Z. XXVII, s.
212. Auch die dualformen kamiam und karafam sehe ich als
ächte konjunktivformen an; cf unten. Das altiranische kennt
nur praesensformen nach der 5. klasse.
p]iue \ierte vedische form auf '(inti ist ua^^anti 6, 28. 4.^
aus dem unthematischen aoiist der wurzel na^- „zu gründe
gelirii'^. mu^anVi steht parallel dem unzweifelhaften konjunkti^'
dahhaÜ; cf :
na in )iasa}tt} nd (Jahhnti täskarö \
d. i. „die (werden =) können nicht zu ginmde gehen, kein dieb
kann ihnen schaden tun (den kühen, welche . . .)." Aucli
)idsf(n und m,<!anta haben konjunktivische bedeutung. Letz-
teres ist auch der form nach konjunktiv. Das praesens von
^) gama bei Delbrück, altind. vcrbiim, s. 40 und 140 beruht wo
auf einem versehen.
Arica. 279
naS' wird im arischen nach der 4. klasse gebildet: ndiijati
ni. Nach Whitney's regel, ind. grammatik, §560 mttss-
ten die 2. und 3. du. akt. karatam und karatam als thema-
tisch gebildete injunktivformen genommen werden; so N eis s er,
a. a. 0., s. 217. Ihre konjunktivische bedeutung ist in 1, 23.
6, 7. 65. 2 — 4. 55. 3 ist mir nicht klar — unzweifelhaft.
Ich sehe aber nicht ein, warum man sie nicht auch der form
nach sollte als konjunktive erklären dürfen. Die suffixe -tarn,
'täm kommen auch noch in andern konjunktivformen vor ; z. b.
didajatam, gugö^cdam, mümöJcatam, jak^atam: welche von den
sichern konjunktiven dtddjasi, ^lufö^asu rmimöJcat, jak?at loszu-
reissen und als ausnamsweise thematisch und aus dem mitt-
lem stamm gebildete injunktiv-(imperativ-)formen zu deuten
— Whitney, a. a. o., § 814 — mir weder nötig noch richtig
scheint, jak^atäm übrigens nimmt Whitney selbst, entgegen
dem § 560, als ächten konjunktiv, § 893. Ich halte dafilr,
dass alle 2. und 3. personen, nicht nur die des sing» akt., den
konjunktiv im arischen mit beiden endungen, der primären
und der sekundären bilden konnten. Als belege fiire ich an:
für die 2. plur. akt.: ai. mumö/cata, pipajatay raranäta
{1. 171. 1; der akzent ist sicher falsch überliefert); av. merez-
dataj, 33. 11; —
fiir die 2. plur. med. : av. va^dödum j. 53. 5, perfekt, und
mazddvhödüm j. 45. 1, sigmatischer aorist; formen mit der
primärendung kommen im avesta nicht vor; —
für die 2. sing. med. : av. dävha j. 34. 1 ; —
für die 3. sing, med.: av. mainiata y 45. 11 (so fast alle
^«üdschriften ; die in meinen ar. forschungen 11, s. 181 vor-
geschlagene änderung ist abzulehnen) und daresata j. 30. l
(^f- unten); —
für die 2. du. akt.: ai. karatam, didujatam, ()u()ö?atam,
^^^^^niöKatam (cf. oben); —
fiir die 3. du. akt.: ai. karatam j jak^atayn, av. dvhaß.tein
^ X3. 12 (d. i. dvhatem; verf, ar. forschungen 11, s. 16).
Für die 2. und 3. dual. med. habe ich keine belege. Es
^ das wol begreiflich. Sind ja doch auch die formen mit
P^märendungen nur ganz spärlich bezeugt.
Erwänen will ich hier noch, dass Geldner, Kuhn's zeit-
sdirift XXVni, s. 262 auch eine 1. sing. konj. akt. mit se-
280 ^r. ßartholomae,
knndärendnng stAtiürt: av. vld({m j. 32. 6, zur wurzel midh-.
Ich halte jedoch diese erklärung nicht für richtig; vgl. ar.
forschungen II, s. 182, ETI, s. 31.
V. Zur bildung der 3. plur. praet. akt.
Im Ranskrit lauten die 3. pers. plur. des reduplizirten
praesensstamms dada-y dad- („geben"): praes. dddati — da-
datP: praet.: ndadur — adadata; imp.: doMtu — dddo^»».
Die dabei zur Verwendung gelangten personalendungen sind
der reihe nach ins ursprachliche zurückversetzt: -j»ti, -gtoi.-f
(genauer -p-)? ^U^^^* 'V^^^r 'litöm. Dabei fallt die dritte, wie
man sieht, völlig aus dem ramen der übrigen heraus. Die
form ddadur ist auch gewiss eine junge bildung; das suffii'^f
war ui*sprünglich nur im perfekt und vielleicht im unthemati-
sohen aorist heimisch, nicht aber im praesenspraeteritum. Tat-
sächlich kommt im veda einmal neben sonstigem dbibliarur die
form ahihhran vor. Aber auch sie muss für unursprünglich
gelten. Entsprechend der imperativform ddd/üu aus *dedni
+ u (Thurneysen. Kulnvs Zeitschrift^ XX\^I, s. 174 f.)^)
und der medialen ddadafa aus *e dednio sollte man die 3.
plur. praet. akt. in der form *ddadat aus *e ded\jt erwarten.
Im veda ist mir -rrf als ausgang der dritten pluralis nirgend
aufgestossen: dagegen glaul)e ich ihn mit Sicherheit aus den
gatlia's belegen zu können, und zwar in folgenden formen:
1. ^(isnj)). ^U. \\ wurzeri///?- .,vei*stossen. verscheuchen". Cf.:
joi .'ippfitam nnwiifnn \
Jitrahid ntmdii hm^Ifdiwi i^ldusö \
dHs.sitin/Hxnn nf^mmtf/t • . . .
nrihio }}uis (1-^(1 ,<imdn/) . . .
d. i. ..Welche die heilijre Armati. die von deinem kenner, ^
Mazdali. gesegnete, durch l>öses tun verscheuchen . . ., vor
denen turwar soll man zurückweichen ..." Im veda eat-
spräche : r . . 'irdmnf'nti . . dti^KjriHfn'i nvarfahur phhjas . . .
Die pluralische l^edeutunir von c«yj'//> steht ausser frage. Aiici
der zendist hat den plural: ^'rdhiHJ»')). Justi, handbucli,
s. 124 erklärt daher: .. . impf. X sir. (kollektiv)." Ebenso
auf s. 22;^ rnii'y*tiK'iifr y .*>7. 1. Aber auch dies ist plural-
form: virl. verf.. ar. foi^sohuniren 11. s. 61 f.
^ ■ Der vokal der nNhiplikationssilbo tut nicht« zur sache.
Arica. 281
2. O'igerejsaj) j. 32, 13, wurzel garih- „(weh)klagen*'. Cf.:
ja fiSapra grehmö^) hisasaß \
aJcistdliia demän? mmiaohö \\
avlwuS fnarefitarö*) aJiia ja^Ra inazid \
figerezap kam? \\
pivahia niqpranö dütim |
ß,w paj) daresaf) asahia '|
d. i. „Wenn Grelima die reiche im haus des schlechtesten
Sinns einnehmen wird und die, welche die Zerstörer dieses
lebens sind, o Mazda, dann werden sie wehklagen voll Ver-
langens nach der hotschaft deines propheten, welcher sie ab-
halten wird den Asa zu schauen." Vgl. Gel du er, Kuhn's
Zeitschrift XXVin, s. 258, 263, 302 f.; verf., ebd., s. 23.
hisasaj) ist inchoativform zu sais-, verf., B. B. XTII, s. 75.
Zur metrik cf. verf., A. F. TT, s. 19 f. Die fassung von figerezap
als 3. plur. ist durch das pluralische ?i der letzten zeile geboten.
3. dada]) j. 32. 14, wurzel dha- „setzen". Cf.:
dliia grPhmö a.häipöi \
711 kauaiasUlp JiratüS fnljdadaj) \\
vareKahiKa fraulhja \
hiaß vmintn dregnwitem auö || . . .
d. i. „Auf seine (des propheten) Unterdrückung richten Grehma
und die Kavi's schon lange ihre anschlage und bestrebungen,
weil sie beflissen sind dem satan zu helfen." Vgl. verf., ar.
forschungen n, s. 105 ff., Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXVIII,
s. 258, 263. Beide machen den fehler kauaia.^^ hier anders
zu nehmen als in j. J6. 11 ; es ist hier wie dort nom. plur.
So wird nun aucli das folgende vls^nta deutlich.') dregud xar'
€$. ist der erzketzer, der satan; vgl. z. b. j. 31. 20, wo aJifim
dreguantö ungefär in demselben sinn gebraucht ist, wie dmgö
deman? j. 49, 11, ol 14 und dnigö damnn j. 46. 6. — hiapKa
der dritten zeile steht für ahyniJca hiafi „und darauf dass — ";
der damit beginnende nebensatz steht syntaktisch dem aJiia . .
a.höißöi der ersten zeile gleich.
Die spräche der gatha's hat nicht nur in lautlicher und
flexivischer, sondern auch in syntaktischer hinsieht das gepräge
>) Geldner gerdhmö. Über ihm aus ar. a.fm cf. verf., B. B. XIII, 8. 66.
*) Geldner mara^. Vgl. auch j. 31. 18 c.
») Zur Verbindung von vlsentn mit dem infinitiv cf. j. 8. 4.
282 Chr. Bartholomae,
höchster altertflmlichkeit.^ Man wird daher gnt tun, flberall
wo die Syntax verderbt erscheinen will, sich recht ernstlich zn
fragen, ob man denn anch wirklich nicht nur den sinn der
stelle, sondern auch jedes einzelne wort ganz richtig gefasst
habe. Ist das subjekt ein plural, so muss auch das verbran
im plural stellen: — mit einer ausname, die aber erst recht
geeignet ist die hohe alteitümlichkeit des gathadialekts zu er-
weisen: zum neutralen plural tritt das verb im Singular; Tgl.
Delbrück, synt. forschungen IV, s. 20 f.; Mahlow, AEO,
s. 72, Die belege für diese konstruktion sind:
j. 29, 4: mazdd sahnrP umirUtö \
ja. ei Vau er ez Ol imrl.KipiJ) || . . .
jäHa varesait^ aipi,läpip \\
d. i. „Mazdah ja ist's, der am besten die anschlage . . . kennt
die sowol, welche fiiiher gemacht wurden, wie die, welche
künftig gemacht werden **; vgl. verf., A. F. IQ, s. 36 f. —
j. 28, 2: alajifa amp liaRa \
jäis rapautö daid'tp hapr^. \\
d. i. „die belonungen der gerechtigkeit , welche sie, die gott-
getreuen in wolbehagen versetzen"; jais steht ftir jci,U, vgl.
die Schreibung znstäista^ j. S4. 4, oO, 5 und die Varianten zu
j. :il, 18, 44. 14. Auch jals in j. oO. 7 dürfte in jä.ls (^wenn
ihr sie antreibt") zu zerlegen sein.^) S. noch das folgende. -
j. 4.9. 4: jaPsam noip Ituarsfflis vas duhjnrstä ||
„da nur ihre Übeltaten, nicht ihre guttaten sie ergötzen";
httarstais = ""tä + />•.' verf., B. B. XIII, s. 82. —
j. ÖO. 5: nntsiä auauha \
easfnisfä ja nd JjRprr dniffjf \
^Die oft'enbaren hüten, (li(^ handgreiflic.lien. welche uns in wol-
behagen versetzen"; vgl. verf., K. Z. XXVIII, s. 47. —
j. 46. 8: paitinorjrp.ta nhmal fjasoij) dud^fiavha \
taiiU'^'m a jfi nn lnnjidtöis' paidj) \
)U)iJi dfUf)'iat(ns kfl/itj) mazda du(i?saoha ,;
d. i. „zurück wende er (der schaden) sich, ilim selber sollen
») Dass es bieriu auch das altpersische weitaus überragt, bedarf katU»
besonderer Versicherung.
«) So ist auch huJiiaßmii j. 53. 8 = hu/ßaßm -h TS; die folgend«»
formen auf -rqm sind lokalive sing, von theraen auf -ff, vgl. die ins*"*'
mentale auf -a neben -aizt und verf., A. F. II, s. Iö4, III, s. 55 f. dad^
ist 3. plur., cf. a. a. o. II, s. 61 f., III, s. 33 f., wo noch varatn j. SO' ^
32, 12 hinzuzufügen, dagegen daresai^ j. 30, 1 zu streichen; vgl. 8.289i^
J
Arica. 283
die (geplanten) frevel auf den leib kommen, was es auch fllr
frevel sein mögen, so dass sie ihn (= und ihn so) abhalten ein
frohes — nicht ein elendes — leben zu füren, o Mazdah.**
duafsaoha ist beide male nom. plur.; vgl. verf., A. F. IT,
8. 105 f. Zu paitjßog'^ ebd., s. 16 und B. B. X, s. 275 ff. —
j. 50. 10: jäRä vohtl fcasniqm are^aß manavliä \
d. i. „und was sonst (quaeqiie) frommen sinns betrachtet zu
werden verdient." —
j. 43. 7 : spentem ajt pivä mazdä mmghi ahurä \
hiaß mä vohu pairh()asafi manavliä \
d. i: „als den heiligen, o Mazdah, erkannt' ich dich da, o gott,
als mich die frommen gedanken (d. i. die religiöse begeiste^
rung) überkamen." Zarathustra hat, wie alle religionsstifter des
Orients, seine ekstasen gehabt, in deren verlauf er die gött-
lichen Offenbarungen empfangt. Vgl. noch j. 45. 9, 11, 13, 15.
manaüM ist nom. plur., vgl. oben zu j. 46. 8. —
j. 30. 1: ja raoK^hls daresatä tiruäzä \\
d. i. „damit (alle) geheimnisse im lichte gesehen werden."
Cf. verf., ar. forschungen ü, s. 118 f. daresatä ist 3. sing,
konj. aor. med. — Auch j. 51. 4 — kuffrä merezdxkä afistaß
— mag hierher gehören. Doch könnte merezdikä auch nom,
sing. fem. sein, wie ai. dx^ikä RV. 10. 108. 3. Die Übersetzung
von j. 32. 7 — ja göiä senghait? — bei Geld n er, Kuhn's Zeit-
schrift XXVm, s. 257 halte ich nicht für richtig. Nur
Einmal kommt es vor, dass ein neutraler plural nicht mit der
singularform des verbums verbunden ist. Die stelle lässt aber
auch deutlich genug den grund dieser ausname erkennen; cf.
j. 33. 1 : j^hiäJcä himemiäsait^ \
miPahiä jälcä höi ärezuä \\
d. i. „und bei welchem sich das wäre und das falsche ein-
ander ausgleichen." Vgl. verf., a. a. o. III, s. 61 f. Die
mehilieit der Subjekte musste hier notwendig auch im verb
zum ausdruck kommen, miäsait?^ ist 3. dual, med., cf. unten.
VI. Zur bildung der 2. und 3. du. med.
Den indischen grammatikem gelten als suifixe für die 2.
person: -äth^, -äthäm, flir die 3.: -äfr% -ätäm. Dabei wird für
die thematische konjugation vorgeschrieben „der wandel des
anlautenden ä zu s", also hhdretlw etc. J. Schmidt, Kuhn's
Zeitschrift XXVI, s. 12 zerlegt vähethe in väha + ithe und
284 Chr. Bartholomae,
nimmt i oder i als schwäclmng von ä. Dass diese erklftrnng
nicht richtig sein kann, hat schon W. Schulze, a. a. o.
XXVn, s. 427 ausgesprochen. Schulze setzt als starke
suflSxform -äitJw (daraus -ätlip) an, als schwache 'Ithe. So
lässt sich allerdings das verhältniss von vaJiBths zu dvitäOa
begreifen: vorausgesetzt, dass Schulze's (und J. Schmidt'»)
regel: „r7j vor konsonanz wird a^ wirklich in dieser fassimg
richtig ist, was hier nicht weiter untersucht werden soll. Aber
auch so erweist sich Schulze's erklärung als unzureichend,
wenn wir nämlich, wie notwendig zu tun, auch die dritte reihe
von dualen medialformen berilcksichtigen, auf welche besonders
Roth, Kuhn's Zeitschrift XXVI, s. 59 f. aufmerksam gemacht
hat: d. s. jene formen, welche mit blossem -tP, -thp (oder auch
mit -atP, -athP) gebildet sind. Von -äithe aus vermag ich
weder auf -thP noch auf -athP zu kommen.
Die existenz dieser dritten (und vierten) reihe wird durch
folgende formen erwiesen:
1. Ai. /cikethp KV. o. 66. 4, 2. du. perf. med. zu kai-.
Nach Grassmann, Wörterbuch, sp. 446 filr /cikjatliPy nach
Ludwig, rigveda IV, s. 108 für fcikjSthe stehend. Beides
unmöglich. RiketliP enthält den mittlem statt schwachen per-
fektstamm — vgl. ßfjöpimdj vivPMir etc., av. fciköiteres — und
das suifix -thP.
2. Ai. (hdhlthrhn AV. 2, 12. 5, 2. du. praet. med. zu
dhai'. Das suifix ist dentlicli -thäm.
3. Ai. träslfhäw. 4 mal im tristubhausgang trdslfhäm
nah, z. b. RV. 4. 55. 1. Vgl. Ludwig, a. a. o. IV, s. 62.
Die form lässt eine doppelte Zerlegung und erklärung zu : ent-
weder trfisi-thfh)K 2. du. opt. aor. med., oder trät^-itlulm, 2. du.
inj. aor. med. mit jener gestalt des suifixes, die oben s. 283
für vältPthäm angenommen wurde. Ich nehme träsUhäm als
injunktiv. — Die tatsache fiTilich, dass die metrik überall — v^ —
statt , also *träsifh(hn verlanpft (cf A. Kuhn, Kuhn's
beitrage III, s. 122), ist gleichgültig. Im avesta sind optative
mit kurzem i bezeugt-, cf. m/tniimadi/cfh vcrezimä j. 36. 3 und
im veda muss auch in ganz sichern Optativen das überlieferte
2 kurz gelesen werden, z. b. Inja, räsija RV. 7. 32. 18.
— SuflSx 'Ithäm.
4. Ai. adJntäm RV. 10, 4. 6, 3. du. aor. med. zu dJiä-^
Auch diese form lässt sich auf doppelte weise erklären. E^
AricÄ. 285
ist entweder a-dh-ltäm oder a-dhl-täm zu zerlegen. Ich ziehe
die erste Zerlegung vor. dh- ist die schwache wurzelform
von dhä-; doch vgl. Hübsch mann, Vokalsystem, s. 10, 18 n.
Jedenfalls ist adh^ medial. Zu übersetzen ist: „wie zwei . .
ränber mit zehn stricken haben sich jetzt die beiden (bände)
an ihn gemacht". Suffix -Itäm.
5. Ai. jamate RV. 7. 37. 3, 3. du. konj. aor. med. zu jam-,
snffix 'te. Cf. Roth, a. a. o. Es ist zu übersetzen: „Gewont
bist du ja, o Maghavan , das schenken ; mag es sich um die
Verteilung grosser oder kleiner gaben handeln: dein* beiden
mit gut gefüllten arme werden nimmer mit ihren wonnig-
lichen schätzen kargen." Einen praesensstamm jama- gab es
im arischen nicht. Das praesens von jam- wurde ausschliess-
lich inchoativ gebildet: ja/clia — jasa-. Alle bei Grassmann
unter stamm I (sp. 1092) angeflirten formen sind aoriste.
Allerdings hat jamam RV. 10. 49. 3 imperfektbedeutung. Aber
der dichter jener hymne zeigt auch sonst, dass ihm das zur
Unterscheidung der zeitarten nötige feingeflil durchaus abging.
Imperfekt (kpiavam 1, ävam 3), aorist (däm, bfmvam, sak^i
1 etc.) und perfekt {dade 2) haben für ihn ganz die gleiche
bedentung.
6. Ai. patjatB RV. 5. 54. 8, 3. du. praes. med. von patja-;
cf. Roth, a. a. 0. Es ist zu übersetzen: „(Diese beiden Schwe-
stern) fassen alle geschlechter zusammen, sie wanken nicht,
obwol sie die grossen götter tragen ; das bewegliche, das feste
haben die beiden in ihrer gewalt, das all und das eine, das
laufende, das beflügelte." Suffix -te.
7. Av. dcu2^d$ j. 30. 4, 3. du. perf. med. von dhä-. Ich
halte diese fassung jetzt für warscheinlicher als die in ar.
forschungen II, s. 121 f. vorgeschlagene. Denn varatä in der
folgenden Strophe ist 3. plur., nicht sing. (cf. oben s. 282); das
widerrät die dort versuchte Verbindung der beiden Strophen.
Es ist zu übersetzen: „Als die beiden geister . . zusammen-
gekommen waren, da haben sie festgesetzt . . . Darauf ent-
schieden sich: dafür, das schlechteste zu tun der lügnerische
von jenen beiden geistern, für das recht aber der heiligste
«"eist und diejenigen, welche ..." Suffix ist -t?, dazd^ steht
^ ar. *dhaedhm aus dha-dh-tai.
8. Av. vereiiuait$ j. 31. 17, 3. du. praes. med. von uar-;
^u^fti [st ^ait^. Zu übersetzen ist: „ob der fromme oder der
286 Chr. Bartholomae,
ketzer sich zum besseni bekennt?'' Wir setzen, weil der satz
disjunktiv, den Singular. Es ist aber durchaus logisch den
dual zu gebrauchen , denn die tätigkeit des verbs wird ja in
der tat von beiden Subjekten ausgesagt.
9. Av. minsaitf j. 33, 1, 3. du. praes. (7. klasse) med.
von mai$'. Vgl. oben s. 283. Suffix -ait?.
Dazu noch nach Geldner, Studien I, s. 96:
10. Av. dapaitf v. 4. 4 f. 1 ^ j j •. j
- , . .^ 4 . i« 3. du. praes. med. mit den
11. Av. marezaitf y, 4, A t ) ^ *^ ^ ,
i o 4 r * * fii 1 1 o Suffixen 't^ oder -ait^,
12. Av. karait^ jt. 10, 113. J
Alle drei formen sind aber so wenig sicher, dass ich sie im
folgenden bei seite lassen werde. Man beachte auch, dass sonst
im jungem avesta die medialen dualsuffixe der 3. person 1>
(= ar. th), nicht t haben; vgl. verf., altir. verbum, s. 52 f.
und unten.
Zu dem angefürten beweismaterial kommen dann noch in
zweiter linie jene dualformen des rgveda, welche zwar mit
dem ausgang -äth^y -ät überliefert, von den dichtem aber nach
ausweis des metrums mit kurzer paenultima gesprochen wor-
den sind; und zwar: (UätP 1. 25. 6, 136. 3, 144. 6, 6. 66. 2,
8. 31. 6; (Wdhi^ 1. 2. 8, 15. 6, 151. 8, 9, 5, 67. 1; (t^ätP 2.
41. 5, flsäthP 1. 182. 3, anüfiäfäm 8. 8. 12. Sie alle stehen
am schluss einer gajatri- oder dzagatizeile mit jambischem aus-
gang. Die andern bei Kuhn, a. a. o. zitirten formen lasse
ich bei seite.
Stellen wir nun die eben besprochenen dualformen mit
den gewönlichen des veda und avesta zusammen, so erhalten
wii* fiir's arische folgende suflixe:
I. 1. -atai, 3. dual., = ai. -äte av. (gd.) -äilf; im
praesens: ai. hrnvate;
perfekt: ai. mamnätv, av. mamanäitQ,
2. 'Utai, 3. dual, = ai. -atP, av. (gd.) -ait^; im
praesens: ai. [^äsatüy hdschr. äsäip]^ av. verenua'xt^'j
perfekt: ai. [^d^ate, hdschr. äMtv].
3. 'itai, 3. dual.; = ai. -itP^ av. (gd.) -<ff ; im
thematischen praesens: ai. hharetv;
thematischen perfekt: ai. vavi'dhptc (AV.);
koujunktiv: av. gama^ti.
Arica. 287
4. 'tai, 3. dual., = ai. -tP, av. (gd.) -ff; im
praesens: ai. patjate;
perfekt: av. dazd^;
konjunktiv: ai. jamats.
II. 1. 'äthai, 2. dual., = ai. -äihSy av. (jungav.) -äipp (fun-
girt als sufiix der 3. dual., cf. oben); im
praesens: ai. Uakßäthe, av. feäi^ (jt. 19, 46; cf.
Geldner, drei yasht, s. 33);
perfekt: ai. tnamnäthB;
konjunktiv: ai. i'dhäth^y träsäthe; s. auch -cUhai,
2. -athaiy 2. dual., = ai. atM; im
praesens: [ai. *äsathe, hdschr. äsäthe];
perfekt: [ai. *ä.Mlw, hdschr. ä^äthB];
konjunktiv: ai. jrdhathe, trämthe; s. auch -äthai,
3. 'itJiai, 2. dual., = ai. ithe, av. (jungav.) -ip^ (flir
die 3. person gebraucht, cf. oben); im
thematischen praesens: ai. vartHs; av. Icaröipf;
konjunktiv: ai. dMih^, varBths, av. isöipf.
4. 'thai, 2. dual,, = ai. -tlie; im
perfekt: ai. KikWi^,
in. 1. 'ätäm, 3. dual., = ai. -ätämy av. -ätqm; im
praeteritum: ai. ajuk$ätäm;
Optativ : ai. ju^jätäm (RV. 7. 42. 1) , av. vereeiätqm
(j. 48, 5); cf. Verf., B. B. XIH, s. 80.
2. 'ätam, 3. dual., = av. -ätem; im
praeteritum: av. asruätem,
3. -atäm, 3. du., = ai. -atäm; im
praeteritum: [ai. *anü^atämy hdschr. aua^ätäm];
4. 'Itäniy 3. dual., = ai. -Uäm; im
praeteritum: ai. adh'itäm, ahvaßtim,
5. 'Itam, 3. dual., = av. 'Itetn; im
praeteritum: av. duiditem, gasa^iem.
T\, 1. 'äthäm, 2. dual., = ai. -äthäm; im
praeteritum: ai. jufi^äthäm;
2. -UAäm {'ithäm, cf. s. 284), 2. dual., = ai. -Ithäm; im
praeteritum: ai. träsWiäm, avindethäm.
3. 'thäm, 2. dual, = ai. -thäm; im
praeteritum: ai. didhlthäm.
Die indischen konjunktivausgänge -ä/f?, -ä/f/iß beruhen auf
nenbildungen ; vgl. verf., Kuhn's Zeitschrift XXYII, s. 214.
288 Clir. Barthoiomae,
Aber nach deren abstreichung bleibt noch eine fttUe von suffii-
formen übrig, welche man unmöglich alle auf urtypen znrfick-
fiiren darf. Die manclifaltigkeit begreift sich nur bei der an-
name, dass die verschiedenen ursprünglichen snffixe sich
gegenseitig beeinflusst haben, ^^'elche gestalt dieselben hatten,
können wir nicht eimitteln, da ja die übrigen sprachen uns
völlig im stich lassen. So viel aber lässt sich mit hoher war-
scheinliclikeit behaupten, dass jedes der vier suffixe — 2. per-
son, 3. pei^on, primär, sekundär; dass das perfekt besondere
suüixe gehabt habe, ist nicht anzunehmen — ursprünglich
zwei verscliiedene formen, aber auch nicht mehr als zwei, ge-
habt hat: eine betonte und eine unbetonte. Betont, so nehme
ich au, hatten die einen den anlaut äi (daraus dann später ä^
vgl. oben s. 284), die andern a; unbetont die erstem l, die
letztem 0; von den Sekundärsuffixen hatte das eine kurzen,
das andere langen vokal vor dem sclüiessenden m. Standen
z. b. in der Ursprache neben einander die formen ( — die qua-
lität der a- vokale ist one bedeutung — ): ^stpiuätai, *stpiui'
taiy Hhereltai und andei^seits: *stpiudthaif "^stpiuthai, Hhere-
thai: so wäre das ai: stpivathe eine neubildung zu sipyvhif^
bhdrethe zu hhärüiv, patjate zu "^patjafhs u. s. w. Im avesta
erstreckte sich der gegenseitige einfluss der dualsuffixe auck^
auf den konsonantismus ; in den jungem teilen desselben steht
z. b. Karoipc (mit p aus ar. th) im sinn des ai. kärä^.
iranischen scheinen auch die aktiven und medialen dualsuffix«
wechselseitig auf einander eingewirkt zu haben. In j. IS.
steht vaokätarc und vduerezätnrP, im zendpeldeviglossai' ja^tc
tare. Alle drei formen sind in(likati\isch zu nehmen, -ate» ^
entspricht dem ai. -«/?(>*, wie in der 3. plui*. -are dem ai. -u^'-
Das lange a der andern beiden bildungen wird vom mediun^^
her — mamamntP steht daneben — bezogen sein. Oder ver:^'
hält sich -aiare = -ainr zu äiare wie -äit^ zu -aii^?
VII. Zur bildung des sigmatischen aorists.
I. Im rgveda haben die .9-aoriste aus «-wurzeln im vC^^'
dikativ des aktivs ä, im ganzen konjuiiktiv a — bei beide2==^^
mit nur ganz wenigen ausnamen — , sonst a oder 0. In de^^^
gatha's ist die Verteilung der verschiedenen wurzelformen d:::^^^
folgende :
1. Die aktiven indikativformen im singular — belegt ni
Arica. 289
2. und 3. person — haben ä. Dass das ä nrsprün^ch anf
den «ingnlar beschrankt gewesen sei, ist längst behauptet
worden; cf. J. Schmidt, Enhn's Zeitschrift XXV 11, s. 322 n.,
G. Meyer, griech. grammatik, § 530 n. a. Durch das ga-
thische wird der beweis dafür erbracht. Cf. däis j. 43. 10,
2. sing, zu dhai-; — därest j. 43. 13 = dörest j. 49. 2 zu
dhar-; — vqs j. 49. 4 zu uan-; — sqs j. 4tf. 19, 43. 11, 2.
und 3. sing, zu Shand-, aL aKhän; — täst j. 44. 7 zu talis-.
2. Die konjunktiyformen beider genera haben — mit äner
aosname — a. Cf. nafsaß zu 7iair, ^* ni^at; — fisnaosäi zu
ksnau-; — sraosänf zu ^au; — varesänf zu u«^-; — varmiitly
vareSentl, varesaitf zu uarz-; — m^ghäi zu nian-, aL mqsäi;
— vsnghaitl, vsnghaß zu ifaw-, ai. vqsat; — g^nghaii^ zu
gafii-f aL cf. agtm; — vci^SaJt j. 48. 1, va^sefit? zu woA-.
3. Sonst liegt a vor:
a) Im (dual und) plur. des aktivs im Indikativ; belegt
nur die 2. und 3. plur. Cf. ^huwsen zu k^naw; — praostä
j. 34. 3 zu traw; — venghen zu u(in'.
b) In den medialen indikatiyformen. Cf. döisä j. 51. 2,
2. sing, zu dhajt; — praostä j. 4tf. 7 zu trau-; — ptmrözdüm
zu tx^arä-; — mBnghi = menht, mqstä zu man-, ai. twö«, amqsta;
— fräst, frastä zu praS-, skr. apra^a; — fto^^a zu hhag-, aL
c) In den medialen Imperativformen : varesuä j. 53. 3
zu uari-; — ferasuä zu pro^-.
d) Im medialpartizip Jisnaosemnö zu ksfiaw- — Eine anzal
der unter 3 b und c au%e Arten formen könnte man auch zum
einfachen aorist stellen wollen. Der umstand aber, dass sie
a haben, nicht 0, begflnstigt meine einstellung unter den
sigmatischen aorist. Ursprünglich freilich dürfte a auf den
konjunktiv beschränkt gewesen sein. Oflfenbar aber wurde das
a von da aus schon im arischen massenhaft verschleppt. VgL
de Saussure, memoire sur le syst, pr., s. 191.
4. Die Wurzel erscheint in der schwachen form:
a) In den medialen indikativformen nishnmidi, am^hmaidi
zu man-, ai. cf. mcmja. shm ist der lautgesetzliche Vertreter
von ar. asm; cf. verf., Bezzenberger's beitrage Xin, s. 66.
b) Im medialpartizip disemnäi j. 51, 1 zu dhai-, ai. dJiU
^amär^jäs; cf. verf., B. B. XTTT, s. 72 f.
ZAXatikaAfi für vergl. Bpimchf. N. F. IX. 8 a. 4. 19
29Ö Chr. Bartholomaä,
c) Im konjunktiv nä^ämä j. 44. 13 zu nanä-. ä ist ?.
Vgl. dazu ved. d^k^ass zu dar^-.
n. Die is-aoriste wurden im arischen one zweifei ganz
wie die s-aoriste gebildet. Im gathischen haben sich deren
nur sehr wenige erhalten : eine konjunktivform mit dem wurzel-
vokal a: fimeulsä zu ksnau-,^) und zwei mediale indikativ-
formen mit 0: Jcium und Kiuistä zu kaw; vgL hierüber verf.,
a. a. 0., s. 66 f.
Von der indischen grammatik verflirt nam ich firüher auch
sreuim j. 28. 7 als 1. sing. akt. des w-aorists. Das ist falsch.
Es liegt nicht der mindeste anlass vor, s^eul^ von ^raotä,
sraotu, a$7^uätem etc. loszureissen. Zudem kommen sonst iS-
aoristformen aus $7'au' im arischen nicht vor ; auch würde man
nach dem, was oben s. 288 f. über den 5-aorist ausgefiirt wurde,
wenigstens *sräuini erwarten dürfen. — sreuim gehört zum
einfachen unthematischen aorist. Das l ist dasselbe, wie in
sählp, ai. äslt, brdvlmi etc. Danach ist das arische forschungen
n, s. 68 gesagte zu berichtigen.
Auch ai. akramlm, agrahhlm und avadhlm sehe ich für
einfache aoriste an, nicht für sigmatische. Ebenso auch alle
2. und 3. sing, der altern spräche, welche auf -t^t, -If aus-
gehen und kurzen wurzelvokal vor einfacher konsonanz auf-
weisen; im rgveda: akraml^, dvadhl^, mdthi^y sjyJiari^y dh'amltj
agrahhlt, avadhlt, mdthit, asvanit (letzteres nach Whitney,
wurzeln, s. 201 imperfekt). Es gibt im rgveda nur eine
sichere i^-aoristform , welche im sing. ind. akt. vor einfacher
konsonanz kurzen wurzelvokal (ä) hat: akramisam, und diese
findet sich in einem zweifellos ganz späten lied, dem Zwie-
gespräch zwischen Pururavas und der Urvasi {10. 95. 2).
Verzeichniss der besprochenen stellen des rgveda
und avesta.
I. Rgveda.
5. 54. 8
s. 285 8. 28. 4
s. 276
4. 33. 5
278 10. 4. 6
284
1) j. 28. 1, wo zu übersetzen: „damit ich es dem willen des VohumaD&h
und dem sticrgeist recht mache. '^ Danach ist meine Übersetzung in ar.
forschungen II, s. 136 zu ändern. — Die a. a. o. III, s. 20 vorgeschlagene
Zusammenstellung von ^$na)f- mit ai. hnu- ist schwerlich zu halten; vgl
j
Arica. 291
6. 28. 3
8. 278
40. 2
s. 278
7. 37. 3
285
49. 1 flf.
285
8. 20. 17
276
60. 7
277
11. Avesta.
j. 28. 1
290
j. 33. 1
283
2
282
34. 9
280
29. 4
276
43. 7
283
30. 1
283
4ß. 8
282
4
285
49. 4
282
10
276
50. 5
282
31. 17
285 f.
7
282
5^. 7
283
10
283
31
281
61. 4
283
14
281
55. 8
282
Münster W., 25. november 1886.
Chr. Bartholomae.
Nachträgliches zu s. 271 ff.
Zu s. 272, z. 33 f. vgl. jetzt Geldner, K. Z. XXVIH,
8. 402. Aber n in offener silbe geht stäts auf ar. a zuiiick,
und rä als instr. sing, ist eine sehr fragwürdige foim. Das
thema ist r^-.
Zu s. 276, z. 19 ff. vgl. jetzt Geldner, B. B. Xu, s.
94, 99. Futurischer konjunktiv ist jao()ant$ auf alle fälle.
Aus dem jungem avesta stellt sich dazu noch eretmuant^
j. 52. 3 als 3. plur. konj. praes. med.
Zu s. 278, z. 18: karHi ist karä iti oder auch karam
üiy cf. Roth, K. Z. XXVI, s. 56. Jedenfalls ist zu über-
setzen: „der älteste sagte „ich will zwei becher machen", der
jüngere sagte „drei lasst uns machen", der jüngste sagte
„ich will vier machen".
Zu s. 280 f.: Füi* eine weitere 3. plur. praet. akt. auf
-ajf dürfte daidiqp ^ 44. 10 anzusehen sein. Ich übersetze :
„(ob) sie gehorsamen sinns in worten und werk recht beob-
achten werden die von dir verfügten {prä.istis als kompo-
situm, cf tismä.ufidäis j. 43. 11, verf., B. B. XIII, s. 86 f.)
bestimmungen {mm als akk. plur. mask.) meines glaubens";
19*
292 Chr. Bartholomae,
die Wurzel ist dhiä-. Gegen Geldner's Übersetzung der
letzten zeile in E. Z. XXVIII, s. 264 f. halte man meine
bemerkungen zur stelle in A. F. n, s. 171.
Sollte daidiaß in jt. 13. 12 — hdss. daidajaj^, dtdlß, dldejf
— eine 3. plur. opt. perf. akt. zu dhä- sein? Doch vgl. s.
274 n.
Zu s. 282, s. 26: Auch japäis in j. 33. 1 ist in japä +
ts zu zerlegen. Is bezieht sich auf ratüs der folgenden zeile.
Also „wie er sie dann ausftlren wird ... die bestinunungen
. , ." Die ganze erste Strophe ist gewissermassen eine Über-
schrift. Im übrigen s. verf, A. F. HI, s. 61 f.
Zu s. 282, p. 27 ff.: Vgl. jetzt Geldner, JL Z. XXVm,
s. 410.
Zu s. 283, z. 17 ff.: Vgl. jetzt Geldner, B. B. XII,
s. 95, wonach dieses beispiel zu streichen. Dagegen ist hinzu-
zufügen :
j. 30. 7 : ahmäiKä fisaprä gasap
manavhä vohü asäJcä
„und auf unsre seite traten die Khsathra^s mit Vohomanah
und Asa". ahmäUlä steht dem a^semeni der vorhergehenden
Strophe gegenüber. tiSaprä, nom. plur., ist wie lat Catoim,
gr. JhQixUeg im sinn von „solche wie . . ." gebraucht. Un-
richtig verf., A. F. n, s. 123 f, Geldner, B. B. XII, s.
93, 98. — Ein zweites beispiel für diesen pluralgebrauch ist:
j. 32. 12: jäiS grehmä amj) varatä
karapä /iSaprem/cä Isanqni dru^em
„von welchen leute wie Grehma der warheit vorgezogen
wurden (s. 282 n.), und der Karpau und die herrschaft derer,
welche der lüge anhängen".
Zu s. 284, z. 37 f.: Allerdings ist in *i^ija, *räsija das
kurze l das ältere, vgl. Osthoff, M. U. IV, s. 293. Wie
aber *räbya nach 7'äsita zu räsija wurde, so konnte auch von
der 1. sing. etc. aus das kurze i in die andern formen ein-
dringen.
Zu s. 286, z. 4: Im griechischen steht bei ij der plural,
cf. Krüger, griech. sprachlehie'^ I. 2, s. 265.
Münster W., 27. juli 1887.
Bthl.
Beitr&ge zur kenntniss der gatha's II. 293
Beiträge znr kenntniss der gatha's 11/)
26. Die gathische verbalbildung und -flexion.
Zusammenstellung aller in den gatha's, den gebeten a-
airiPma-isiö und japa-ahü-vairiö und im jasna haptangliäti
(j. 35. 3 — 41. 6) vorkommenden formen des verbum finitum
(mit angäbe aller belegsteilen), sowie der partizipialstämme
und der Infinitive, soweit sich diese deutlich an einen tempus-
stamm anschliessen.
Sämmtliche wurzeln sind gleichmässig in mittlerer form
angesetzt, d. h. so wie sie im sing. akt. des einfachen unthe-
matischen praesens erscheinen würden, und zwar, bequemerer
vergleichung halber, in arischer lautgestaltung. Wo mir diese
irgend zweifelhaft erschien, steht * davor.
Die arischen Vertreter der indogermanischen palatalen
verschlusslaute sind durch .% k bezeichnet, jener der palatalen
tenuis vor spirans durch ^ (ar. ^.9 = gr. ?, xt, yyff)\ s und S
gehen entweder auf ursprachliche Spiranten oder auf palatale
verschlusslaute zurück. Die indogermanischen velaren sind
mit ky g gegeben, ausser vor i, wo K, g.
Bei manchen wurzeln ist es unsicher, ob sie mit kurzem
oder langem vokal anzusetzen sind, z. b. ap- oder dp-. Ich
habe in diesen fällen stäts d6n vokal eingestellt, welchen mir
die gathischen formen vorauszusetzen schienen. Solche wurzeln
sind durch □ markirt.
f vor einer form bedeutet, dass ich in meiner lesung von
der neuausgabe abweiche. Es sind dann die Varianten ein-
zusehen.
! vor einer form zeigt an, dass dieselbe one handschrift-
liche gewär ist. Die lesarten der handschriften sind dann
unten beigefügt. Ich habe tunlichst wenig korrigirt.
Andre gelegentliche anmerkungen beziehen sich nur auf
die lesung dieser oder jener form.
° vor oder hinter einer form besagt, dass dieselbe in
dieser gestalt nur komponirt vorkommt.
Aktiv- und medialformen sind durch ; — getrennt.
») Cf. diese Zeitschrift XXVIII, s. 1 ff.
>) S. jedoch Verf., arische forsch. II, s. 54 ff.
294 ^^^' Bartholomae,
Augmentlose praeterital- imdkonjunktivformen mit sekundär-
endungen sind nur dann auseinandergehalten, wenn sie ausser-
lieh deutlich gescliieden sind. Die metrik (cf. verf., gädä's,
s. 6 ff.) habe ich dabei, als nicht ausschlaggebend, anberück-
sichtigt gelassen; s. jetzt verf., A. F. HI, s. 11 ff.
Unter „ imperativ "* sind nur die formen eingestellt, welche
stäts und ausschliesslich imperativische bedeutung haben.
Schwierig ist, wie bekannt, die reinliche Scheidung zwi-
schen den einfachen praesentieu und aoristen. Ich habe dabei
stäts auf den veda und das jüngere avesta bezug genommen.
■ vor pr. soll andeuten, dass ich die folgenden praesensformen
tilr sekundäre bildungen halte.
In den bedeutungsangaben suchte ich mich möglichst zu
beschränken. Gleichwol war ich, wollte ich deutlich sein,
gezwungen, zwei oder noch mehr bedeutungen beizusetzen.
Ich bemerke übrigens ausdrücklich, dass die angegebenen be-
deutungen nur fllr die spräche der gatha's gelten sollen.
Die abkürzungen bedürfen keiner erläutenmg. Nur das
eine möchte ich hervorheben, dass ich mit der bezeichnung
„starker i^nirzel vokal "* stäts a (vrddlii) meine. Die wurzel-
vokale in ai. tatäna 3 s. und tutäna l s. gelten mir nicht für
etymologisch gleichwertig.
I. Fornienverzeichniss.
Vorangestellt sind jeweilig die wurzeln, welche ausse^«
dem wurzelvokal noch einen weitern sonoren (i, u, >', t^, ''» ^**-
hinter oder vor jenem besitzen.
A. Praesens.
I. Thematische pracseiitien.
1. Praesensstamm = wurzel + ^•
a) Erste form.
Stamm = ni. y + <^-
2 sf(j- „reihen, zum kämpf ordnen^,
ko.: %hain 32. IG.
*f^aifh- m. j?^/ri „weihen",
pr.: .7rti^f 34. 2.
maik' „sich vermischen, sich ergiessen".
p.: mafkaintib' 38. 3.
Beiträge zar kenntniss der gatha's IL 295
uain- „sehen".
pr.: va^nahl 31. 13.
prt.: ^u<i?>^ta 2p. 30. 2.
i.: ^uüfna 46. 2.
inf.: va^navhi^ 32. 10.
uaizd' „schleudern, schwingen gegen — ". [5]
prt.: vöildaß 32. 10.
saik' „(wasser) aus-, vorgiessen, tränken",
prt.: ha^lcaß 46. 15.
daw „verlangen nach — ".
p.: dauqs 31. 10.
bhaw „werden, entstehen".
pr.: bauaitl 30. 10, hauaintl 33. 10.
prt.: hamb 28. 11, 30. 9.
krau^' „schreien, wehklagen",
i.: firaosetitqm 53. 8.
bhaudh- m. pafi „unterweisen". [10]
p.: hdodantö 30. 2.
mrauk' „zerfallen",
p.: mraoKqs 53. 7.
bhar- „tragen, bringen".
pr.: haraitl 31. 12, 50. 6, 38. 1.
i.: barana 2p. 30. 9.
smar- „im gedächtniss haben, — behalten",
pr.: marentl 43. 14.
p.: fnarentö 31. 1.
argh' „wert sein".
prt.: arefjaj) 50. 10.
mardh- „vergessen". [15]
pr.: nmredaitl 51. 13.
uardh' „stärken, gedeihen lassen",
prt.: vareden 49. 4.
2 uan- „gewinnen, siegen über — ".
pr.: vanaintl 39. 2.
0.: vana^ma 31. 4.
nam- „sich beugen vor — ".
pr.: f)iem$ 44. 1.
296 C^^' Bartholomae,
*dwawi- „erhöhen *'.
pr.: d^^aiti 44. 6.
^ans' „verkünden". [20]
pr.: s^nghaitltö, 6, s^nghamahl 31. 1; — s^nghaxiffd-l.
iai' „verehren".
pr.: jazait? 32. 3, jcusamaid^ 37. 1, 2, 3', 4, 5, 38. 1*, 2,
3, 4, 39. 1, 2>, 3, 4.
ko.: jazai 33. 4, 50. 4, 51. 22.
p.: jazenmdvhö 51. 20.
^iazd' „zurückweichen",
prt.: situdajf 34. 9.
uadh' „sich beweiben",
p.: vademm 53. 5.
2 u(tS' m. ä „als wonung beziehen",
ko.: ^MosäJi? 33. 5.
hrap' „tun, verrichten". [25]
pr.: firapaitl 40. 1.
*rap' „(sich) halten zu -— , beistehen",
prt.: rapm 51. 18.
i.: rapa 49. 1.
0.: rapöis 41. 4.
p.: rapantö 28. 2.
>md- „tadeln, schmähen",
p.: nculentö 33. 4.
*ma.<5- „schenken".
prt.: musatn 3s. 54. 1.
ariÄ- „cognoscere".
p.: adas 46. 4.
Oa;?- „gelangen zu — , erlangen". [5-^
0.: apa^ma 41. 2.
ai- „treiben, antreiben",
ko.: azapa 50. 7.
$akh' „lernen, merken",
pr. : sasapa 30. 11.
sak- „vereint sein, sich zu tun machen mit — , folgen",
pr.: JuiKait? 34. 2, 46. 16, 48. 4, haJcaint^ 45. 2, hoKi^
33. 9.
Beiträge zur kenntniss der gatha's II. 297
ko.: haXdnt? 48. 12.
p.: ha/cimnö 43. 12, liaJcsnma 44. 10.
tafiS' „zimmern, bilden, schaffen".
prt.: ta^ö 3t. 11, 44. 6, 51. 7, tasaß 29. 1, 7, 47. 3.
daks' „erstarken". [35]
prt.: dafisaß 43. 15.
bhaks' „verteilen; anteil haben an — ".
pr.: baJisaitl 47. 5, 50. 3.
i.: haJisohua 33. 10.
saks' „antreiben zu — ".
ko.: hafisai 46. 10.
^gaw „verkünden, verheissen".
pr.: gäuä 46. 19.
^duär- „gehen, laufen",
prt.: duärenta 30. 6.
O^ar- „verbinden; sich verbinden". [40]
pr.: särenti^ 51. 3.
p.: säremnö 32. 2.
suar- „vertraut machen mit — -".
p. : Uaremnö 32. 8.
iak' „wünschen",
ko.: jeka 51. 2.
ia^' „wünschen",
prt.: jasaj) 32. 1.
ko.: ja^a 28. 1, 8, 49. 8, 51. 21, 54. 1.
p.: jasqs 49. 12.
^uäp' „abgrasen, verwüsten",
prt: %apajf 32. 10.
'^prad' „gross machen; — werden". [45]
pr.: fradent^ 43. 6.
prt.: fradö 34. 14, 46. 12, frodap 33. 11, 46. 13.
0.: fradöij) 44. 10.
inf.: fradaihh? 44. 20.
b) Zweite form.
Stamm = schw. Y '\- a.
bhai' „in furcht setzen",
■pr.: bi^nt^ 34. 8.
298 Chr. BartholomM,
2 aiS- „streben nach — ; erlangen, herankommen^,
pr.: isapa 45. 1, iSenti 46. 9.
ko.: iSaß 44. 2, iMnü 45. 7.
p.: isentö 30. 1.
uaidh' „ergeben sein, sich widmen",
ko.: vidaiti 51. 6, v'idaj> 53. 4.
uai$' „bereit — , beflissen sein".
pr.: vlsamada^ 41. 5, vlsent^ 48. 10.
prt.: vismta 32. 14.
diau" „leben". [
pr.: '^nyiwJii 31. 2.
p.: gmntö 31. 3.
ffUilffi^' = giu^ oder (}lu^.
diaw „streben, verlangen nach — ".
p.: diuäninem 31. 20.
ghaus' „hören, achten auf — ".
prt.: güsata 3s. 29. 8, güsödüm 45. 1.
i.: gäsahuä 49. 7.
marzd' „verzeihen".
ko.: mereHata 2p. 33. 11.
sparith' „begehren".
prt.: sperezata 3s. 31. 16.
2. Praesensstamm = wurzel + .^'/t + a, Inchoati
a) Erste form.
Stamm = schw. Y + sh -f ^•
"^narp- „abnehmen" (vom mond).
pr.: nerefsaiti 44. 3.
gam- „kommen".
pr.: gaMmaidP. 36. 1, 3, 4, 5, 39. 5.
pit.: gasö 43. 6, 12, gaml) 30. 6, 7, 43. 7, 9, 11, 1*
51. 15, gasata 2 p. 28. 3; — ga^a^tem 30. 4.
ko.: gasai 28. 2, 50. 8, 51. 22.
0.: gasöij) 46. 8.
jam- „halten, holen",
pr.: ^i^s^ 53. 6.
pra,^' „jfragen, sich befragen mit — ".
prt.: peresaj) 29. 2, 43. 7.
Beitrftge zur kenntniss der gatha's U. 299
i.: peresä 43. 10.
ko.: peresa 31. 14, 15, 16, 44. 1—20; — peresai 44. 12,
peresäit? 31. 12, 13.
p.: peresqs 51. 5.
b) Zweite form.
Stamm = schw. Y -\- a -\- $h -\- a.
ais' „streben nach — ; erlangen, herankommen",
ko.: im^a 31. 4.
0.: isasöip 50. 2.
p.: isasqs 51. 19.
f^iS' „verfügen über — , inne haben",
prt.: hlsasaß 32. 13.
3. Praesensstamm = wurzel + i + ^t.
a) Erste form.
Stamm = schw. V -\- i -}- a.
ais' „in bewegung setzen, antreiben".
pr.: fra^sia 49. 6. fra^sjßirnahi 35. 4.
ko.: isia 48. 8.
fra^siP: = fra + ^l^-
'^h' „verlangen".
ko.: iziai 33. 6, 49. 3.
niS' „befeinden, hassen",
p.: dmhisißyü? 34. 4.
^is' „sich jfreuen".
pr.: pisifinti 44. 20.
p.: pisiasü 50. 2.
^ ^' „streben, verlangen nach — ". [5]
pr.: dlui^inti 44. 13.
"^ou- „gedeihen lassen; ackerbau treiben",
prt.: fmiö 48. 5.
p.: ßuiantö 49. 4, ßuimti 49. 4.
>^augh' „lügen",
p.: dnujyayitö 31. 15.
'y-i' „betätigen, wirken, tun",
pr.: verezianiahl 35. 7.
prt.: vereejßß 47. 2.
300 Chr. Bartholomae,
i.: vereziötü 35. 6.
ko.: vereziqn 35. 6.
inf.: verezi^idiai 33. 6.
1 man- „erdenken, halten für — ; gelten fttr — ".
pr.: ^nanj^f 44. 12.
prt: mainianta 34. 8, 45. 11.
ko.: mainiata 3s. 45. 11.
^iazd' „znrfickweichen". [10
p.: sudiamna 32. 4.
uaks' „wachsen lassen, stärken; wachsen, erstarken".
pr.: ^itisj^itl 44. 3.
prt.: ufisiö 31. 7.
i.: tdisia 33. 10.
p.: f asaolisiantd 33. 9.
asaolis^: = asa + ^f^s^-
uaph' „besingen, preisen **.
pr.: xLfia 43. 8.
ko.: ufianl 28. 3.
spa^- „sehen, ansehen für — **.
pr.: spasiß 44. 11.
^hua- „rufen, anrufen".
ko.: ^baia 33. 5, 46. 14, 51. 10.
p.: zhai^nt^ 49. 12.
ka- (aus feim-) „wünschen",
pr.: kaia 33. 6.
ksa- „walten, macht haben über — , beherrschen",
pr.: fisaiehi 44. 15, /isaiapa 48. 9.
).: Jjsaia 28. 7.
ko.: fisaiä 50. 9.
p.: Ifsaiwitö 29. 2; — Jisaiamnö 31. 19.
i (i^- „geben, zuteilen",
ko.: diai 29. 8.
^^- m. |9afi „sich rüsten gegen — ".
prt.: -fsiödflm 48. 7.
sha- „schneiden, verwunden",
ko.: siap 46. 8.
*ia- „festhalten, aushalten in — ".
pr.: zaiapa 53. 7.
Beiträge zur kenntniss der gatha's ü. 301
b) Zweite form.
Stamm = m. Y + i + a.
bhar- „tragen, bringen",
ko.: bairjdntf 32. 15.
uak' „ansagen, nennen",
pr.: vasi^t^ 44. 11.
ua^h' „faren, heimfttren".
p.: vaziamnahiö 53. 5.
na&' „zu gründe gehen, abgeben von — ".
p.: nasiantö 32. 4.
<ra- „schützen". [5]
inf.: Ipramdiai 34. 5.
Hdss. : Jn-aiäidiai, Jyraiödiai.
1 da- „geben, zuteilen"; — dha- „setzen, festsetzen, tun,
schaffen",
pr.: dai^( 31. 11.
ko.: daiaß 34. 12, 43. 1, 12, 46. 10, 50. 5.
2 da- jjin schütz nehmen vor — ".
ko.: daiaß 29. 7.
4. Praesensstamm = wurzel + ^ + i + ^•
Stamm = m. K + ö + i + ^t.
Uädh' „zurückstossen, — drängen".
0.: vadaiöiß 29. 2.
5. Praesensstamm = wurzel -{- si -\- a. Futurum.
Stamm = m. Y -{- si -\- a.
äaw „helfen".
p.: saosjßntö 45. 11.
uah' „ansagen, nennen".
pr.: vatiHa 30. 1, 46. 15, 51. 8, Hatisia 44. 6, 45. 1—6.
6. Praesensstamm = red. wurzel + 5 + ^- Desi-
derativum.
a) Normale form.
Stamm = red. (i) schw. y -f- ^ + ^t.
*ksnaw „sich anschliessen an — , willfaren, es recht machen",
prt: mtihiusö 45* 9#
302 Chr. Sartholomae,
ko.: fciJiSmiSa 49. 1.
inf.: RUihixisö 32. 8.
dhar- „halten, festhalten",
pil.: dldaresata 3 s. 46. 7.
Udr- „erwälen, sich bekennen zn — ".
prt.: vluaresö 45. 8.
dhravgh' „befestigen, festhalten*^,
pr.: dldra^zöduii^ 48. 7.
mavgh' „feiern". [5]
prt.: mitnagzö 45. 10.
dhrajth' „festsetzen",
prt.: diderezö 44. 15.
gia- „das leben fristen",
pr.: fi^isentl 39. 1.
b) Analogistische formen.
^ waw- „gewinnen, siegen über — ".
i.: vlu&nghutü 53. 5.
dabh' „betrügen, hintergehen",
inf.: ditveaidiai 45. 4.
7. Praesensstamm = Wurzel -\- a 4- i + a. Kaussa-
tivum.
a) Erste form.
Stamm = st. J/" + a + i + «•
dbhau' „betören".
prt.: d<ihauaiaj) 31. 17.
$raU' „hören; bekannt werden"; kauss.: verkünden".
0.: srauaia^yna 49. 6.
inf.: fn'auai^uli^ 29. 8.
dhar- „halten, festhalten".
prt.: darniö 32. 1, däraiaj) 31. 7.
hhan- „krank sein"; kauss.: „krank machen".
prt.: bqnaien 30. 6.
ä man- kauss.: „aufhalten, im wege stehen". [l
pr.: mauaiciti 49. '2.
iat' „streben, sich beeifem"; kauss.: „anregen".
i.: Ijataiii 36. 2.
Beiträge zur kenntniss der gatha's IL S03
Hdss. : jataia, ja taia, jatia.
iiat' „kundig sein"; kauss.: „kund tun",
pr.: vateiainahi 35. 7.
i.: vatöiötü 35. 6.
dabh' „betrügen, hintergehen",
pr.: dabamtl 43. 6.
rafiS' „schädigen".
inf.: rasaj^nh? 49. 3.
b) Zweite form.
Stamm = m. Y ■{- a -\- i -{- a.
1 udid' „kennen lernen, wissen"; kauss.: „ankündigen".
pr.: ^m^daiamahl 36. 6, 41. 1.
iauk' kauss.: „entflammen".
prt.: saoKajßp 32. 14.
taru- „überwinden".
prt.: tauruaiama 28. 6.
*u«*'d- „helfen, verteidigen gegen — ".
0.: varedajß^ta 50. 3.
uarz' „betätigen, wirken, tun". [5]
p.: varezaiantö 45. 4.
daks' „erstarken"; kauss. „erstarken lassen",
i.: daJisaia 33. 13.
2 ras- „abspenstig werden, abfallen"; kauss.: „abspenstig
machen",
prt.: rdvhaien 32. 12.
c) Dritte form.
Stamm = schw. K + ^ + i + ^•
raud' Jammem"; kauss.: Jammern lassen",
prt.: urfidöiata 44. 20.
raup- kauss.: „schaden anrichten",
pr.: iirüpai^inti 48. 10.
8. Praeseusstamm = stark red. wurzel -\- i -{- a.
Intensivum.
Stamm = stark red. schw. K + i + ^•
8 ras- „abspenstig werden, abfallen".
304 Chr. Bartbolomae,
pr.: IrariSj^ntl 47. 4.
ko.: Irarisiqn 32. 11.
Hdss.: rares^.
9. Praesensstamm = nominalstamm ■■{- i -^ a,
Denominatiyum.
isudh' „busse"; den.: „busse tun, abbitten**,
pr.: isüidiamahi 36. ö, 38. 4, 39. 4.
namas' „demut**; den.: ^sich demütigen",
pr.: nemahiämahl 36. 5, 38. 4, 39. 4.
aka- „unheU"; den.: ^^unheü drohen, böses anwfinschen^.
pr. : aköjfl 51. 8.
^isa- „trank, saft"; den.: „rürig sein**,
p.: isaiqi^ 50. 9.
suätra- „glück, wolergehen"; den.: „wolergehen wünschend [5]
pr.: ha^öia 43. 2.
II. Unthematische praesentlen.
1. Praesensstamm = wurzel.
St. stamm = m. J/^; — schw. stamm = schw. y.
ai' „gehen".
pr.: aitl 31. 14, ^mntl 49. 11.
prt.: idüm 33. 7.
them.: «ja^ 31. 20.
i.: idl 46. 16, ^iantü 51. 3.
ko.: aj^il 34. 6, 46. 1, 50. 9.
0.: ^i«^ 46. 6.
p.: ^iantein 46. 5.
äitl: = ä + o^^tl, — ^iäp: = iiäp,
fisai' „weilen, wonen".
pr.: sa^iti 33. 5, 43. 3, 46. 16.
pai- „verscheuchen",
pr. : pipä 63. 6.
kais' „vereprechen, zusichern".
■pr.: Kihnahi 39. 4, Klsmahi^ 35. 5, 41. 1.
duais' „befeinden, hassen". l^J
pr.: daibUenti 32. 1.
deiträge zur Icenntniss der gatha^s Tl. 306
iS" „verfügen über — , inne haben",
p.: hisas 45. 4.
atf- „herantreten an — *^.
pr.: fsuaitf 3p. 29. 3.
ko.: sjßuäi 33. 8.
U- „im Stande sein, vermögen",
ko.: taua 28. 4, 50. 11.
raw 7, sagen, verkünden".
pr.: mraoml 53. 5; — mmi^ Is. 49. 3.
prt.: mraos 34. 13, 43. 12, niraoß 32. 2, 12, 45. 5, 46.
9, 51. 19, mraotä 2p. 43. 11.
them.: mrauaß 29. 3, 45. 2.
L: mraotü 31. 17.
ko.: mrauaiti 51. 8.
0.: mruiäp 46. 5, 51. 8.
aw „hören; bekannt werden". [10]
■pr.: sTMif Is. 33. 7.
aw „loben, preisen",
pr.: fstaomi 43. 8.
p.: stauas 34. 6.
^Ugh' „sagen, heissen".
pr.: aogemada^ 41. 5.
prt.: ao^l 43. 8, oojiä 43. 12, aogedä 32. 10.
ko.: oo/^äi 50. 11.
Ud' Jammern"
prt.: raostä 3s. 29. 9.
'»•- „senden, sich aofinachen".
pr.: eret$ 44. 12.
them.: rent$ 46. 3.
^ n- „schlagen". [15]
prt: ^sn 2s. 48. 10.
f c/i- „gefallen finden an — , verlangen; ergötzen",
pr.: f ^iftjmi 44. 7.
-*- „wollen, bestimmen",
pr.: vasemi 29. 9, 43. 1, 44. 3, vasi 34. 12, 43. 9, 44.
^«itocbrift flkr TergL Bprachf. N. F. IX. 8 n. 4. 20
306 Clir. Barthobmae,
16, vastl 29. 8, 46. 14, usuahi 46. 16, umuAxU.
4, tismahi^ 41. 5.
prt.: tiStä 2 p. 29. 2.
ko.: vctsaß 29. 4.
0.: usiä]) 50. 2.
1 uas' „kleiden, anziehen^,
pr.: vast^ 30. ö.
3 if as- „verehren, anbeten**,
pr.: •\vaJiml 34. 2.
1 as' „sein". [20]
pr.: oAmi 32. 8, 46. 2^ o/w 32. 7, 34. 11, 43. 7«, 47. 3,
51. 3, 36. 3*, astl 35. 6, stä 32. 3, 34. 6, heiiti 3a
10, 44. 16, 45. 6, 51. 10, 1\mti' 51. 22.
prt.: OS 34. 8', dhua 29. 5, Blimä 29. 11, 34. 1, 43. 10.
i.: zdi 31. 17, astu 53. 8, li^itü 33. 7, 53. 8.
ko.: at)hä 50. 11, avlmitl 30. 11, 31. 5, 22, 50. 3, 53. 7,
avhat 29. 4, 9, 30. 4, 7, 9, 31. 5, 6, 9, 16, 32. %
33. 3, 44. 19^ 45. 3, 47. 4, 48. 4, 9, 49. 7, 53. 5,
7, avhen 31. 1, 4, 14, 48. 12, 49. 11, 89. 1.
0.: hi^m 43. 8, 50. 9, hiA 41. 3, ImP 43. 15, 16», 44.
17, 35. 3, 40. 4, hiämü 30. 9, 40. 4, Uätä 50. 7,
hjm 51. 4.
p.: ha^s 47. 4, hap 35. 6, hätcim 44. 10.
sap' „nachstreben",
pr.: saiM 31. 22.
sas' „impetrare".
pr.: hdliml 34. 5.
kiCi' „sich behaglich fülen, weilen",
pr.: siQinti 37. 2, 39. 3.
p.: si({s 44. 9, Si^itibiö 53. 8.
ifä- m. a „anblasen, anfachen",
prt.: V 43. 4.
dhd' „setzen, festsetzen, tun, schaffen". Pi
■pr.: dai7iti 32. 15.
them.: dadui^ 46. 15.
2)fl- „bewaren, abhalten",
prt.: päj) 32. 13, 46. 4.
ko.: pdvh? 49. 10.
0.: päiäjf 46« 8.
Beiträge sor kenntniss der gatha^s IL 307
*rät' ^anhängen; zu teil werden",
pr.: rastl 53. 9.
$äS' ^lehren *^.
pr.: sosti 48. 3.
prt.: sähijf 50. 6.
i.: sästü 45. 6.
a. Anhang. 2. sing. imp. akt. auf -si
Form = m. )^ + ^•
dhai' „wamehmen, sein augenmerk richten auf — ".
däisl 33. 13.
2. Praesensstamm = red. wurzel.
St. stamm = red. m. Y; — schw. stamm = red. schw. y.
a) Erste form.
Mit einfacher reduplikation.
ai- „gehen **.
pr.: fimöhl 46. 9; — ^iöi 31. 2.
• • — . •
1 ar- „senden, sich aufmachen",
i. them.: iratn 53. 8.
inf.: fireidiäi 44. 14.
gar 2h' „(weh)klagen".
prt.: ^igereeaß 3p. 32. 13.
dans' „weihen, einweihen".
prt.: didqs 3s. 49. 9.
them.: didainhf Is. 43. 11.
sak' „vereint sein mit — , sich zu tun machen mit — , folgen",
pr.: hisicamaid? 40. 4. [5]
dhia- „wamehmen, sein augenmerk richten auf — ".
prt.: daidiaß 3p. 44. 10.
1 da' „geben, zuteilen",
i.: dasuä 33. 12.
inf.: dcLst? 34. 1.
dhä' „setzen, festsetzen, tun, schaffen",
pr.: daed? 3s. 46. 8, 51. 6, 19.
1 da' „geben, zuteilen"; — dhä- „setzen, festsetzen, tun,
schaffen".
20*
308 Chr. Barthoiomte,
pr.: dadäiti 33. 14, dademaht 39. 4, dademahi^ ^. 5, 41.
1, dadaiti 3p. 46. 1; — dad^ Is. 28. 4, dademaidf
35. 9, 41. 3.
them.: dadent^ 31. 14.
prt.: doM 31. 9, 11, 34. 15, dadäjf 30. 7, 11, 31. 21,
32. 10, 46. 7, 13,. 51. 21, 53. 2, 4, 38. 4>, daidiji
28. 2, 43. 14, 16, 46. 2, doda^ 3p. 32. 14; - da-
edüm 53. 5.
them.: dadaß 29. 9, 27. 13, daden 30. 8.
i.: dadätü 3 p. 53. 8.
0.: daidltä 3s. 43. 2, 46. 18.
inf.: dazdiäi 44. 1.
ma- m. i>ra „befehlen". [10]
pr. them.: mlmapä 32. 4.
*i^ä- „festhalten, aushalten in — **.
pr. them.: Bozentl 30. 10.
iÄÄ- „Verstössen, verscheuchen**,
prt.: eazap 3p. 34. 9.
b) Zweite form.
Mit verstärkter reduplikation. Intensivum.
dai^' „zeigen**.
prt: daf daist 51. 17.
2 uaid' „finden, verschaffen, bewirken**,
prt. them.: ^uöiutd? 44. 11.
ko. them.: vöiuldaiti 30. 8.
ihau' „ausgiessen, weihen**,
pr.: zaozamnl 43. 10.
2 räS' „abspenstig werden, abfallen**,
p.: frärisö 49. 2.
3. Praesensstamm = wurzel -f wau-, + nw*
St. stamm = schw. Y + wöti^-/ — schw. stamm - schw.
V + nu'.
a) Erste form.
Stamm = schw. Y + f^CLU^, wu-.
kai' „scheiden, sich entscheiden fttr — **.
prt: Kinaoß 46« 17.
p.: Ki7iuatö 46* 10<
Beitiftge zur kenntniss der gfttba'g II. 309
^raw „hören; bekannt werden",
p.: surunuatasf^ 35. 4.
kar- ^machen, bereiten **.
ko.: -fkerenaon 30. 9.
l^ar- „erwälen, sich bekennen zu — *^.
pr.: verenuait? 3d. 31. 17.
gzhan- „zerstören; vergehen''. [5]
p.: -^ ^zönuamnem 28. 3.
spa^" „sehen; ansehen für —^.
pr.: Ispasntipä 53. 5.
Hdss.: spasupä u. a.
a. Anhang. Praesensstamm = stark red. wurzel +
nw- Intensivum.
Stamm = st. red. schw. Y -f wi^.
ans- „erreichen; reichen, bringen **.
prt.: qsasniUa 3 s. 48. 1.
Hdss.: qsamtä, c^autä.
b) Zweite form.
Stamm = schw. Y + a^iau-j anu-,
dabh' „betrügen, hintergehen",
prt.: debenaotä 2p. 32. 5.
deben^: = dben^,
sphä' „proficere".
prt. them.: spmuaß 51. 21.
4. Praesensstamm = wurzel + ^^"f '*-•
St. stamm = schw. Y + '^"/ — schw. stamm = schw.
V + n:
a) Erste form.
Stamm = schw. Y + ^^^'f ^*"'
prai' „lieben; um gnade angehen",
ko.: frinäi 49. 12.
p. them.: frlnsmna 29. 5.
sau- „anregen, verhelfen zu — ".
pr.: hunaitl 31. 15.
1 par- „füllen".
i. them.: perenä 28. 10.
310 Chf* Bartholomae,
uar- „erwälen, sich bekennen zu — ".
pr.: vereng 46. 3, verentf 43. 16, 51. 18.
prt.: verenätä 3 p. 30. 6.
ian- m. pati „an-, aufaehmen**.
prt. tbem.: ^änatä 2p. 29. 11.
b) Zweite form.
Stamm = schw. Y -f (ifiä-, an-.
prai' „lieben, um gnade angehen",
pr.: -ffriqnmahl 38. 4.
saw „anregen, verhelfen zu — ".
pr.: -fhuqnnwhl 35. 5.
i;har- „erzürnen, kränken".
0. them.: zarana^mä 28. 9.
5. Praesensstamm s wurzel mit nasalinfix.
St. stamm = schw. V (n + a); — schw. stamm = seh
V Wh
kais- „versprechen, zusichern",
prt.: JcUias 3s. 32. 5, 44. 6.
mai-^- „mischen; sich vereinigen",
pr.: mianait^ 3d. 38. 1.
prt.: minas 2s. 46. 14.
2 uald' „finden, verschaffen, bewirken",
pr.: vhtnsü 31. 15.
prt.: vistä I-is. 46. 17.
mark' „zerstören; (sich) bringen um -— ".
pr.: merengediii^ 53. 6, merenliait^ 3p. 31. 1.
0.: imraßial) 45. 1.
inf.: nifrengediai 46. 11.
mard- „gefärden, verkümmern",
prt.: mörenden 32. 11, 12.
them.: movendap 32. 9, 10.
marz' m. ni „wegschaffen, vertreiben",
inf.: nierqMiäi 44. 14.
an$' „erreichen; reichen, bringen",
prt.: qStä 3s. 43. 14.
0.: qsia Is. 50. 2.
Beiträge zur kenntniss der gatha's 11. 311
B. Perfekt«
St. stamm = st. K; — i^- stamm = m. Y; — scbw.
s stamm schw. y.
1. Erste form.
Mit reduplikation.
a) Mit einfacher reduplikation.
1 sai' „drängen, fesseln",
pr.: hisajä 38. 29. I.
kait- „verstehen, bedacht sein auf — ; sich zeigen",
pr.: Jciköiteres 32. 11.
raudh' „abhalten, verhindern an -— ".
prt.: iirüraost 51. 12.
1 ar- „senden, sich auftnachen".
i.: aresua 33. 12.
2 ar- „zurüsten, bereit stellen".^) [5]
pr. : -färöi Is. 33. 9, äröi 3 s. 34. 3, 60. 5.
2 par- „abhalten".
pr.: pafr? 3s. 49. 1.
2 uan- „gewinnen, siegen über — ".
pr.: vaonare 39. 2.
an^' „erreichen; reichen, bringen",
prt.: ma/ista 3s. 32. 6.
inf. : anaS$ 44. 14.
iat' „streben, sich beeifem".
pr. : jöipema 28. 9.
uak- „ansagen, nennen". [10]
pr. : vao/iema 34. 5.
na^' „zu gründe gehen, abgehen von — ".
pr. : fi^nosa 38. 32. 15.
p. : nqsud 51. 13.
1 as' „sein".
pr.: dvharB 33. 10, 44. 20, dvlrnre"^ 45. 7, 51. 22.
ko.: dvhama 32. 1, 49. 8.
tafiS' „zimmern, bilden, schaffen",
pr.: tatasa 3s. 29. 6.
>) Bei der korrektur zugefügt; Tgl. K. Z. XX VIII, s. 409.
312 Cl^r. Bartbolomae,
c<aÄÄ- „lernen, merken",
prt.: sasken 53. 1.
dha- „setzen, festsetzen, tnn, schaffen". [15]
pr.: dadapa 40. 1, 41. 5; — daed? 3d. 30. 4.
*urai' „freude machen, erfreuen",
ko.: vaorozapa 50. 5.
b) Mit verstärkter reduplikation.
dhar- „halten, festhalten",
pr.: dadr^ 3s. 51. d.
uarz- „betätigen, wirken, tun",
pr.: vauerezöi 3s. 29. 4.
kan- „gefallen finden an — ".
pr. : Kafi'Piars 44. 13.
i U(i>i' „gefallen finden an — , verlangen; ergötzen",
p. : vaumts 28. 8.
2. Zweite form.
One reduplikation.
ai$' „macht haben über — , vermögen",
pr. : w^ 3 s. 50. 1.
ko.: isai 28. 4, 43. 9, 50. 11, isaniaid^ 35. 7.
p. them. : isemnö 46. 6.
1 uaid' „kennen lernen, wissen".
pr.: va-(7da Is. 28. 10, 34. 7, 45. 4, vöisfa 2s. 28. 10,
32. 6, 46. 10, vam 3s. 31. 2, 51. 22, 35. 6.
pit. : ^uöizdilm 33. 8.
i. them.: va^da 46. 2.
ko. : va^da 48. 9; — va^Mdüm 53. 5.
0.: vldiaj) 48. 9.
p. : viduä 29. 6, mdnsö 34. 9; — va^dena 34. 7.
them.: va^demno 28. 5, va^damnö 43. 14.
^ap- „gelangen zu — , erlangen",
p. : apanö 33. 5.
"^kagh- „gewären",
pr. : Jcagema 37. 3.
prt.: fcagedö 2p. 51. 20.
p.: ßagud 46, 2,
Beiträge zar kenntniss der gfttha's II. 313
C. Aorist.
I. Thematische aorlste.
1. Aoriststamm = wurzel + a.
Stamm = schw. Y -}- a.
maiJth" „berieseln'',
prt. : mizm 44. 20.
2 uaid' „finden, verschaffen, bewirken",
prt.: vidaß 51. 5.
i. : vida 49. 1.
bhaw „werden, entstehen",
p. : budintls 38. 3.
san- „erwerben, verdienen".
ko.: hanänl 44. 18, hanaß 54. 1.
0.: hanafma 41. 4.
p.: hanent$ 44. 19.
nta^- „schauen auf — , bedacht sein auf — ". [5]
prt.: ffisö 46. 2.
ko. : i/isai 28. 4.
ksa- „walten, macht haben über — , beherrschen",
prt.: fis^ta 48. 5.
i. : lissntqm 48. 5.
0.: fisafta 41. 2.
*ksta' „sich einstellen",
prt.: fistuß 51. 4.
*za' „festhalten, aushalten in — ",
0.: zafma 41. 4.
,^as' „lehren".
i.: sm 28. 11, 34. 12.
0.: slsöiß 43. 3.
2. Aoriststamm = red. wurzel + 8,.
Stamm = red. schw. Y -\' a.
a) Erste form.
Mit einfacher reduplikation.
uak' „ansagen, nennen".
prt. : vmHas^ 39. 4. v(wKaJ) 29. 6, 34. 10, 45. 3. ^uaokama
35. 9, 38. 5.
314 Chr. Bftrtholomae,
i.; vaolca 31. 3, 5, 34. 15, 44. 1—19, 48. 2, ^woofe 3^
12, 46. 7.
ko.: vaoRa^ Is. 45. 3, vao/cap 31. 6.
0.: vaoKöinia 35. 3.
inf. : vaoKaühf 28. 11.
na$' „zu gründe gehen, abgehen von — **.
prt: nqsaj) 53. 6, 7.
b) Zweite form.
Mit verstärkter reduplikation. Kaussativer aorist
uar- „erwälen, sich bekennen zu — **; kauss.: „bekehren",
ko.: vänrait? 47. 6.
0.: väuraiä 31. 3, vauröiniaidl 28. 5.
IL Uuthematische aorUte.
1. Aoriststamm = wurzel.
St. stamm = m. Y] — schw. st. = schw. y,
kai" „scheiden, sich entscheiden für — ".
prt.: smtu 3p. 30. 3, 6.
ko.: Kaiapä 46. 15.
prai' „lieben, um ^nade angehen'^
p.: fr'iänahia 46. 12.
kait' „verstehen, bedacht sein auf — ; sich zeigen**,
prt: (iKiMn 3s. 51. 11.
kaith- „warnehmen, sich angelegen sein lassen",
prt.: kista 3s. 51. o.
them.: Köipap 46. 9.
ko.: /coipait? 33. 2.
kais- „versprechen, zusichern".
prt.: Msrm 46. 18, Ms 31. 3, 47. 5, fcöiM ib. 10,50.-
51. 15.
i.: /ciMl 44. IG.
maifh- „hinausstossen aus — , verjagen",
prt.: möist 46. 12.
ko.: möipaj) 46. 4.
0.: mipjaj) 53. 9.
aw „unterstützen, helfen",
prt.: auare 29. 11.
Beiträge zur kenntniss der gatba's II. 315
au- ^verlangen nach — ".
prt.: dahen 53. 1.
daben: = dben.
hau- „schütteln, aufrütteln".
prt: du^idl 29. 5.
dua^: = dtcua^.
hau- „werden, entstehen". [10]
ko.: buainti^ 45. 7.
0.: buiamä 41. 4.
bua^: = bum^; — buia^: = buiiß^.
'•au- „hören".
prt.: sreulm 28. 7, sraota 2p. 30. 2, 33. 11, 45. 1; —
asruatem 30. 3, asrudüm 32. 3.
i.: .^raotü 45. 6, 49. 7*, 9.
sruä^: = sniuä^-
t/Ä- „sich heimisch fttlen".
prt.: fraotita 3s. 48. 1.
fraofita: = fra + üfita,
dugh' „schieben".
prt.: faogeßa 3s. 46. 8.
aogeßtä: = aogeta, dreisilbig.
raudh- „ängstigen".
ko.: firaodaitl 51. 13, /iraodaß 46. 11.
haus' „hören, achten auf — ". [15]
prt.: fffista 3s. 31. 18, 19.
lug- „anscliirren, verbinden; sich vereinen".
prt.: jaof/ej) 44. 4, jH{f^n 46. 11, 49. 9; — jü/ita 49. 9.
ko.: jaof)a 50. 7, jao^ant? 30. 10.
jaogep: z^^eisilbig.
ar- „senden, sich aufinachen".
prt: ärein 43. 10.
%r- „machen, bereiten",
prt.: fcörep 44. 7, 45. 9.
i.: keresua 40. 1.
ko.: Karaitl 51. 1, ffcaraß 46. 4; — -flcaran? 44. 17.
har- „halten, festhalten",
prt.: dereta 44. 4.
c: drita 46. 5,
316 ^r* Bartholomae,
bhar- „tragen, bringen". [20]
i.: baretu 33. 9.
uar- „erwälen, sich bekennen zu — **.
prt.: \areta 31. 10, varemaidl 32. 2, varata 3p. 30. 5,
32. 12.
ko.: varanl 53. 4.
0.: vairlmaidi 35. 3.
ardh' „fordern, gelingen lassen",
ko.: aredaj> 50. 11.
gar;th' „(weh)klagen".
prt.: gerezda 3s. 29. 1.
ko.: gerez^ 32. 9, gerezöi 46. 2.
dar^' „sehen, erblicken".
prt.: daresem 43. 5, 45. 8.
ko.: daresanl 28. 5, daresata 3s. 30. 1.
dhars' „sich heranwagen; heftig andringen". [25]
p.: dareSaJ) 33. 7.
uardh' „stärken, gedeihen lassen",
p. : varedaitl 28. 3.
uari:' „betätigen, wirken, tun",
prt.: vares 39. 4.
0.: verezima 35. 3; — vereziatqm 3d. 48. 5.
1 man- „erdenken, halten fllr — ; gelten flir — ".
prt: mPnghä 39. 4, mwtta 31. 7, 19, 33. 6, 51. 16.
ko. them.: menai 45. 3.
0.: maininiadi^ 35. 3.
2 na 71^' „erreichen, gelangen zu — ".
ko.: nqsaß 51. 16.
$ans' „verkündigen". [30]
prt.: sqsta 2p. 29. 1.
0.: sahiaj) 44. 1, 9.
gani' „kommen".
prt.: ()m 2s. 46. 12, ^gemen 46. 11.
them.: f^gemapta 3s. 44. 8.
i.: gaidi 28. 6, 29. 1, ()antü 44. 16, 54. 1.
ko.: ^ima 29. 3, (jamaitl 30. 8, f)iniaiti 48. 2, gimap 43.
4, 12, 44. 1, 46. 3, 48. ll^ Oimen 45. 5; — ^
nux^t? 44. 15.
Beiträge zur kenntniss der gfttha^B II. 317
0.: gamid 36. 2', ^amiaj> 43. 3, gBmiaß 44. 11, gamiämä
40. 2, 41. 6.
^gemen: = gmeyi, einsilbig. — ^gemaßtä: = gmatä.
iam- „halten, holen",
prt.: ^iantä 3 s. 32. 9.
ko.: ^jßmait^ 31. 13.
uak- „ansagen, nennen".
L: üKcim 48. 9.
uaks' „wachsen lassen, stärken; wachsen, erstarken",
prt.: va^st 34. II.
them.: vafisaß 48. 6.
ko.: vafisaß 31. 6.
grabh' „ergreifen, erfassen". [35]
prt.: grobem 31. 8.
pra$' „fragen, sich befragen mit — ".
prt: frasBm 43. 9.
p.: peresman&ng 30. 6.
2 as- „säen, pflanzen",
prt.: 05 3s. 31. 9*.
sak' „vereint sein, sich zu tun machen mit — , folgen",
i.: skantü 53. 2.
gä' (aus gam-) „kommen",
prt.: gäß 46. 6.
1 da' „geben, zuteilen"; — dhä- „setzen, festsetzen, tun,
schaffen". [40]
prt.: dqm 32. 6, dd 34. 15, 43. 1, 2, 4, 5, 46. 6,
47. 6, 49. 8, 51. 9, dds^ 28. 7, 39, 4, däp 29. 10,
31. 18, 44. 3, 5', 45. 4, 48. 4, 6, 49. 7, 51. 14, 53.
1, 3, 37. P, dämä 34. 3, 45. 8, data 29. 10, 31. 5,
33. 8, 34. 6, 14, 43. 13, darB 43. 15; — disä 43. 7,
data 3 p. 29. 2, 44. 20.
i.: däidl 28. 6, 7*, 51. 2, 7, 18, 40. 2, 3. 41. 6, dätü
51. 17.
ko.: dähi 53. 9, däitl 44. 19, dc^n 45. 5, 47. 1; — dän^
44. 19, ddvh^ 36. 1, ddvhä 34. 1, 44. 18, däit^ 44.
19, ddnt^ 48. 11.
0.: dy{m 44. 14, diäp 43. 10, 45. 9; — diä 43. 8, diätqm
38. 48. 7.
318 Chr. Bartholomae,
p.: dantö 32. 4.
diä: = dliä.
sthä' „stehen, sich stellen",
p.: \staj) 46. 4.
Hdss.: hqs faß (statt hqstaj)).
rädh' „zurecht machen, — handeln; empfangen",
prt.: rädern 29. 9.
ko.: rädaß 61. 6, rädenti 33. 2.
a. Anhang:. 3. sing. aor. med. auf -i.
a. Erste form = st. Y + ^•
^raw „hören, bekannt werden".
sräul 32. 7, 8, 46. 10, 63. 1.
uak' „ansagen, nennen".
vflAri 43. 13, auä/ci 36. 6.
ß. Zweite form = m. J/" + i
mraw »sagen, verkünden".
mram 32. 14.
mraol: = mraul»
uat- „kundig sein".
^uaiti 44. 18.
2. Aoriststamm = wurzel + ^•
St. stamm = st. Y; — m. stamm = m. Y'^ — schw. stamm
= schw. Y-
a) Mit s.
dhai' „warnehmen, sein augenmerk richten auf — ".
prt.: däis 43. 10; — doiM 61. 2.
p. them.: -fdisevinäi 61. 1.
nai' „fftren".
ko.: nafSa]) 31. 20.
*k^nau' „sich auscldiessen an — , willfaren, es recht machend
prt.: Iimaosen 30. 5.
ko. them.: IßnaoSäi 46. 1.
p. them.: lisnaoseninö 46. 18.
trau- „schirmen, erhalten".
prt.: praoitä 2p. 34. 3; — praostä 3s. 46. 7.
Beiträge zur kenntniss der gathft's II. 319
6raii' „hören; bekannt werden". [5]
ko.: sraoMn^ 30. 4.
dhar- „halten, festhalten".
prt.: därest 43. 13, d&f'est 49. 2.
uar- „erwälen, sich bekennen zu — **.
ko.: varemn^ 61. 1.
smar- „im gedächtniss haben, — behalten",
ko.: viare/isait? 51. 10.
fifar^- „schneiden, bilden, schaffen",
prt.: ptvaröHam 29. 1.
pwarözd^: = pivarid^,
uar^' „betätigen, wirken, tun". [10]
i.: -[varesud 53. 3.
ko.: varesaitl 33. 2, 46. 19, vareSenti 45. 3; — varesaitf 29.
4, 33. 1.
1 man- „erdenken, halten für — ; gelten flir — ".
prt.: mPjighi 31. 8, 43. 5, 7, 9, 13, 15, mBhhl 29. 10,
mqstä 45. 11, mehniaidi 46. 13, amehmaidi 35. 7.
ko. them.: nwnghäi 43. 4.
1 uan- „gefallen finden an — , verlangen; ergötzen".
prt.: vqs 3s. 49. 4.
2 ua7i' „gewinnen, siegen über --".
prt: vBnglien 39. 2.
ko.: vB^iglmiti 48. 1, vBnghaß 48. 2.
1 na 71$' m. nis „wegbringen, wegschafi'en".
ko.: nämmä 44. 13.
$hand' „offenbaren; sich offenbaren". [15]
prt.: sqs 2s. 46. 19, sqs 3s. 43. 11.
gam- „kommen".
ko.: ^e^ighati^ 31. 14.
Mak' „ansagen, nennen".
ko. : va/isaj) 48. 1 ; — vaJimdf 32. 4.
pra^' „fragen, sich befragen mit — ".
prt.: fra.si 45. G, fraStä 47. 3, 49. 2, 51. 11.
i.: fei'asiid 53. 3.
talis' „zimmern, bilden, schaffen".
prt.: täst 44. 1.
ä^O Odr. Bartholomaief,
bhag- „anteil haben an — ".
prt.: balßä 3s. 31. 10.
trä' „schützen".
prt.: präzdüm 34. 7.
dhä' „setzen, festsetzen, tun, schaffen ".
ko.: ddvhödüm 45. 1.
jpä- „bewaren, abhalten",
ko.: pdvh? Is. 28. 11.
$hä' „schneiden, verwunden",
prt.: säzdüm 31. 18.
sthä' „stehen, sich stellen",
ko.: stdvhäj) 60. 4.
D^är- „verbinden; sich verbinden",
prt.: särstä 3s. 49. 5.
B^räg- „schreiten, wandeln",
ko.: tcruälisaj) 34. 13.
♦l^rflji- „freude machen, erfreuen**,
p.: uruosaj) 44. 8.
a. Anhang. 1. sing. konj. med. auf -asai.
Form = m. Y -\- asai,
1 räS' „gönnen".
rdvhavhöi 28. 8.
b) Mit is,
kau- „es absehen auf — , erhoffen".
prt.: Jciulsl 51. 15, KiuiStä 3s. 34. 13.
Jciu^: = Jcu^.
"^ksnau- «sich anschliessen an — , willfaren, es recht machen^
ko.: fisneulsä 28. 1.
II« Warzelverzeiehniss.
adh' „cognoscere": A I 1 a.
^ap' „gelangen zu — , erlangen": A I 1 a. B 2.
a7i^' „erreichen; reichen, bringen": AII3aa;5. Bla.
ai' „gehen": A 11 1; 2 a.
ai^' „macht haben über — , vermögen": B 2.
Beiträge zur kenntniss der gatha's II. 321
1 ais' „in bewegung setzen, antreiben": A I 3 a.
2 ai^<i' „streben nach — ; erlangen, herankommen'*: A I
b; 2 b.
aiih' „verlangen": A I 3 a.
aw „unterstützen, helfen": CHI.
auJc' „sich heimisch fülen": CHI.
1 augh' „schieben": CHI.
2 augh' „sagen, heissen": A II 1.
1 ar- „senden, sich aufmachen": A II 1; 2 a. B 1 a. C 11 1.
2 ar- „zu rüsten, bereit stellen": B 1 a.
argh- „wert sein": A I 1 a.
ardh- „fordern, gelingen lassen": CHI.
1 OS- „sein": A II 1. B 1 a.
2 as' „säen, pflanzen": CHI.
ai' „treiben, antreiben": A I 1 a.
"^kagh- „gewären": B. 2.
kaii' „gefallen finden an -— ": B 1 b.
kal- „scheiden, sich entscheiden für—": AH 3 a. CHI.
kalt' „verstehen, bedacht sein auf—; sich zeigen": B 1 a.
n 1.
kaith' „wamehmen, sich angelegen sein lassen": CHI.
kais' „versprechen, zusichern": A II 1; 5. CHI.
kaii' „es absehen auf — , erhoffen": 0 11 2 b.
kar- „machen, bereiten": A 11 3 a. CHI.
-Um'- „schauen auf — , bedacht sein auf — ": C I 1.
kä- (aus kam-) „wünschen": A I 3 a.
krap' „tun, venichten": A I 1 a.
kraudh- „ängstigen": CHI.
kraus- „schreien, wehklagen": A I 1 a.
ksä- „walten, macht haben über — , behenwheii'*: A I
a. C 1 1.
*kstä- „sich einstellen": CIL
*ksnau' „sich anschliessen an — , willfareii, i» Po^M
lachen '': A 1 6 a. C II 2 a, b.
tisaj- „weilen, wonen": A II 1.
gam- „kommen": A I 2 a. C II 1; 2 a,
'^gajth- m. jmH „weihen": A I 1 a.
gar^h- „(weh)klagen": A II 2 a. 0 U h
gä- (aus gam-) „kommen": CHI.
^^'«ü- „verkünden, verheisseu": A 1 1 JU
Zeitschrift für vergl. Sprachf. N. F. IX. 8 u. 4, J^
322 Chr. BartEoIomae,
grabh' „ergreifen, erfassen": C 11 1.
gghan- „zerstören; vergehen": A II 3 a.
ghan- „schlagen": A II 1.
gJiaus' „hören, achten anf — ": A I 1 b. C 11 1.
Kiaw „herantreten an — ": A II J.
Kiä' „sich behaglich Allen, weilen": A II 1.
^iaw „leben": A I 1 b.
^iä- „das leben fristen": A I 6 a.
taJiS' „zimmern, bilden, schaffen": A I 1 a. B 1 a.
C n 2 a.
tuw „im Stande sein, vermögen": Aul.
taru' „überwinden": A I 7 b.
tuar$' „schneiden, bilden, schaffen": C IT 2 a.
trau- „schirmen, erhalten": C 11 2 a.
trä' „schützen": A I 3 b. C II 2 a.
daks' „erstarken": A I 1 a; 7 b.
dahh' „betrügen, hintergehen" :Al6b;7a;n3b.
dans' „weihen, einweihen": A II 2 a.
dai$' „zeigen": A II 2 b.
daw „verlangen nach — ":AIla. CHI.
dar$' „sehen, erblicken": C 11 1.
1 da- „geben, zuteilen": A I 3 a, b; II 2 a. CHI.
2 da' „in schütz nehmen vor —": A I 3 b.
dbhau- „betören": A I 7 a.
diau- „streben, verlangen nach — ": A I 1 b; 3 a.
*duan^' „erhöhen": A I 1 a.
duais' „befeinden, hassen": A I 3 a; 11 1.
^duär- „gehen, laufen": A I 1 a.
dhai' „warnehmen, sein augenmerk richten auf — ": A II
1 a. C II 2 a.
dhau- „schütteln, aufrütteln" : C 11 1.
dhav' „halten, festhalten": AI6a; 7a. Blb. CII
1; 2 a.
dhars- „sich heranwagen; heftig andringen": CHI.
dJuh „setzen, festsetzen, tun, schaffen": A I 3 b; U 1;
2 a. B 1 a. CHI; 2 a.
dhiä' „wamehmen, sein augenmerk richten auf — ^ A
II 2 a.
dhravgh' „befestigen, festhalten": A I 6 a.
dhraugh' „lügen": A I 3 a.
Beiträge zur kcnntniss der gattia's H. 323
dhrazh- „festsetzen": A I 6 a.
pa'i' „verscheuchen": A II 1.^)
*j>ai5- „sich freuen": A I 3 a.
1 par- „füUen": A H 4 a.
2 par- „abhalten": B 1 a.
pä- „bewaren, abhalten": A II 1. C II 2 a.
praj' „lieben, um gnade angehen": A 11 4 a, b. CHI.
2/t'a^' „fragen, sich befragen mit — ": A I 2 a. CHI; 2 a.
"^präd- „gross machen; — werden": A I 1 a.
""psau- „gedeihen lassen; ackerbau treiben": A I 3 a.
hliaks- „verteilen; anteil haben an — ": A I 1 a.
hlmg- „anteil haben an -— ": C II 2 a.
hhan- „krank sein": A I 7 a.
hhai' „in furcht setzen": A I 1 b.
hhau- „werden, entstehen": A I l a. C I 1; II 1.
bhaudh- m. pati „unterweisen": A I 1 a.
bhar- „tragen, bringen": AIla;3b. CHI.
nad' „tadeln, schmähen": A I 1 a.
1 nath^' m. nis- „wegbringen, wegschaffen": C II 2 a.
2 na)u<i- „erreichen, gelangen zu — ": C II 1.
warn- „sich beugen vor — ": A I 1 a.
nai' „füren": C II 2 a.
^tmrj)' „abnehmen" (vom mond): A I 2 a.
naji' „zu gründe gehen, abgehen von — ": A I 3 b. B 1 a.
I 2 a.
mavgh- „feiern": A I G a.
1 man- „erdenken, halten für —; gelten für — ": A I 3 a.
U 1 ; 2 a.
S man- kauss.: „auflialt^n, im wege stehen": A I 7 a.
viaik' „sich vermischen, sich ergiessen": A I 1 a.
maith' „liinausstossen aus — , verjagen": C 11 1.
mai^' „mischen; sich vereinigen": A II 5.
maiih' „berieseln": CIL
mark' „zerstören; (sich) bringen um — ": A 11 5.
niard- „geförden, verkümmern": A II 5.
mardh' „vergessen": A I 1 a.
Diari' m. 7n „wegschaffen, vertreiben": A II 5.
marH' „verzeihen": A I 1 b.
») Bfei der korrektur zugefügt; vgl. K. Z. XXVIII, s. 410.
Ol iH
324 (^br- Bartholomae,
*wa^- „schenken": A I 1 a.
wiä- m. pra „befehlen": A II 2 a.
mrau' »sagen, verkünden": Aul. C 11 1 a ^.
mrauk' „zerfallen": A I 1 a.
iat- „streben, sich beeifem": A I 7 a. B 1 a.
iaw- „halten, holen": A I 2 a. CHI.
iaug- „anschirren, verbinden; sich vereinen": C U 1.
iaz- „verehren": A I 1 a.
iäk' „wünschen": A I 1 a.
iä$' „wünschen": A I 1 a.
naJc' „ansagen, nennen": A I 3 b; 5. B 1 a. C I 2 a;
11 1, a a; 2 a.
uaks' „wachsen lassen, stärken; wachsen, erstarken":
A I 3 a. C n 1.
uat' „kundig sein": A I 7 a. C II I a /J.
uadh' „sich beweiben": A I 1 a.
uaph' „besingen, preisen": A I 3 a.
1 ifan- „gefallen finden an — , verlangen; ergötzen":
A n 1. B 1 b. C n 2 a.
2 mn- „gewinnen, siegen über — ": A I 1 a; 6 b. IB
1 a. C n 2 a.
1 uo'ld' „kennen lernen, wissen": A I 7 b. B 2.
2 mid- „finden, verschaffen, bewirken": A n 2 b;
CIL
midh- „ergeben sein, sich widmen": A I 1 b.
uaiH' „sehen": A I 1 a.
ual^' „bereit — , befiissen sein": A I 1 b.
ualzd- „schleudern, schwingen gegen — ": A I 1 a.
mr- „erwälen, sich bekennen zu": Al6a;n3a; 4
C I 2 b; II 1; 2 a.
'^m'^d- „helfen, verteidigen gegen — ": A I 7 b.
uardh' „stärken, gedeihen lassen": A I 1 a. C 11 1^
uarz' „betätigen, wirken, tun": A 1 3 a; 7 b. B Ik
C n 1; 2 a.
ua^^' „wollen, bestimmen": A 11 1.
1 ms' „kleiden, anziehen": A II 1.
2 uas' m. ä „als wonung beziehen": A I 1 a.
3 uas- „verehren, anbeten": A II 1.
rn^h- „faren, heimfüren": A I 3 b.
%ä' m. & „anblasen, anfachen": A 11 1*
fieitrftge zur kenntniss der gatha's II. 325
Uädh' „zurückstossen, — - drängen": A 1 4.
^uäp' „abgrasen, verwüsten": A I 1 a.
Hyrö^- „schreiten, wandeln": C n 2 a.
*uräJ:' „freude machen, erfreuen": B 1 a. C n 2 a.
ra/jS' „schädigen": A I 7 a.
*rap' „(sich) halten zu — ; beistehen": A I 1 a.
raud' „jammern": A I 7 c; II 1.
raudh' „abhalten, verhindern an — ": B 1 a.
raup- kauss. „schaden anrichten": A I 7 c.
*rät' „anhängen; zu teil werden": A n 1.
rädh' „zurecht machen, — handeln; empfangen": CHI.
1 räS' „gönnen": C II 2 a «.
2 ras- „abspenstig werden, abfallen": AI7b;8;n2b.
^akli' „lernen, merken": A I 1 a. B 1 a.
Hns- „verkündigen": A I 1 a. C II 1.
^au- „helfen": A I 5.
^auk' kauss. „entflammen": A I 7 b.
^ü' m. pati „sich rüsten gegen — ": A I 3 a.
D.^är- „verbinden; sich verbinden": A I 1 a. C 11 2 a.
^äs- „lehren": A n 1. CIL
^iazd' „zurückweichen": A I l a; 3 a.
^raw „hören; bekannt werden": AI7a; 11 1; 3 a.
II 1, a a; II a.
.^hand' „offenbaren; sich offenbaren": C II 2 a.
Mrt- „schneiden, verwunden": A I 3 a. C 11 2 a.
sak' „vereint sein, sich zu tun machen mit — , folgen":
I 1 a; II 2 a. C II 1.
saks' „antreiben zu — ": A I 1 a.
sap' „nachstreben": A 11 1.
eapi' „erwerben, verdienen": CIL
1 sai' „drängen, fesseln": B I a.
2 sai' „reihen, zum kämpf ordnen": A I 1 a.
saik' „wasser aus-, vorgiessen, tränken": A I 1 a.
sais' „verfügen über — , inne haben": A I 2 b; 11 1.
saU' „anregen, verhelfen zu — ": A II 4 a, b.
SOS' „impetrare": A 11 L
stau- „loben, preisen": AUL
sthä' „stehen, sich stellen": C II 1; 2 a.
sparih' „begehren": A I 1 b.
«po^- „sehen, ansehen für — ": A I 3 a; 11 3 a.
326 ^^^' Bartholomae,
sphä' „proficere**: II 3 b.
smar- „im gedächtniss haben, -— behalten": A I 1 a. C
n 2 a.
$uär- „vertraut machen mit — " : AI 1 a.
Mn- m. pati „an-, auftiehmen": A II 4 a.
*^ä' „festhalten, aushalten in — ": A I 3 a; n 2 a. C 1 1.
^Jiau' „ausgiessen, weihen": A n 2 b.
^har- „erzürnen, kränken": A II 4 b.
i/iä- „Verstössen, verscheuchen": A II 2 a.
ihuä' „nifen, anrufen": A I 3 a.
Die nominalstämme zu den denominativen s. A. I. 9.
Münster W., 20. dezember 1886.
Chr. Bartholomae.
Anmerkungen und nachweise zu s. 294 ff.^)
A. I. 1 a) 1: B. B. XIH, s. 85. — 2: A. F. H, s. 106.
— 3: A. F. III, s. C2. — 4: Die ,wurzer vain- ist eigentlidi
wol praesensstamm zu iffly- nacli der 9. ind. klasse. — 5:
B. B. XIII, s. S7. — 10: B. B. XII, s. 96. — 12: K. Z.
XXVII, s. 249; A. F. II, s. 131. — 15: K. Z. XXVH, s. 579.
- IS: A. F. II, s. 155. — 22: B. B. XIII, s. 87. -23:
K. Z. XXVIII, s. 19S. - 24: K. Z. XXVÜ, s. 580. - 25:
K. Z. XXVII, s. 287: B. B. XIII, s. H8. — 28: A. F. H,
s. \:\\l — 2i>: Die wurzel ndh- auch im nominalstamm ai.
ivldhä-, av.. ap. mdd-; K. Z. XXV 111, s. 15 f. — 31: K. Z.
XXIX, s. 2S2. - 32: B. B. XIII, s. S3. — 38: B. B. XIII,
s. S5. — 40: K. Z. XXVIII, s. 2()0. — 41: B. B. VM,
s. 20(). — 42, 4:^ A. F. II, s. lis. —
b) ■): K. Z. XXVII, s. 1!)7; B. B. XIII, s. U
— 4: K. Z. XXIX, s. 2S1.
^ a) 1: B. B. XIII. s. 74 f.
b) 2: K. Z. XXIX, s. 2^1.
.V a) 1: K. Z. XXVIl . s. .579. — 4: B. B. XIII,
s. 77; B. B. XII, s. 9S. Zu übersetzen: ,, danach frage ich fc
welchen es freude macht, wenn ihnen zu lieb . . .'• — 5: K. Z.
XXVII, s. 235. - 10: B. B. XIII. s. S7. — 11: anders R
') Die Ziffern vor: beziehen sich auf die nummern der wurzeln un°
Stämme in der bei den einzelnen lenipusstäuimen eingehalteneu reihenfolg^-
Beiirftge zur kenntniss der gatha's IL 327
XVm, 8. 408 ff. — 12: A. F. HI, s. 44. — 16: B. B.
, s. 75. — 17: A. F. III, s. 57. — 18: B. B. Xm, s.
- 19: B. B. xm, s. 74. — 20: B.. B. XHI, s. 79.
b) 2, 3: A. F. H, s. 174. — 7: A. F. IH, s. 55.
6 a) 1: B. B. XHI, s. 90. — 2, 3: A. F. II, s. 90.
b) 1: A. F. n, 8. 90. — 2: K. Z. XXVII, s. 357.
7 a) 6: K. Z. XXVH, s. 586. — 9: A. F. H, s. 57.
b) 2: A. F. II, s. 108. — 3: Die ,wurzel' taru-
igentlich ein praesensstamm , cf. ai. taruts. — 4: K. Z.
an, s. 32.
c) 1: B. B. Xn, 8. 98.
8. 1 : A. F. n, 8. 32.
9. 3, 5: B. B. XHI, s. 65. — 4: cf. ai. ißdvän.
II. 1. 3: K. Z. XXVm, 8. 410. — 6: K. Z. XXVIH,
)2 f. — 7: A. F. m, 8. 33. — 12: K. Z. XXIX, s. 272.
5: B. B. XIII, s. 67, 72. — 16: B. B. XHI, s. 64 f. —
K. Z. XXIX, 8. 272, 291. — 19: A. F. U, s. 106. —
B. B. xm, s. 66; A. F. m, s. 38. — 22: K. Z. XXVm,
)3. — 29: K. Z. XXVm, 193. — 24: B. B. Xm, s. 84.
7: K. Z. XXVIII, 8. 202. — 28: K. Z. XXVm, s. 36.
2 a) 1: A. F. II, 8. 71 ff. — 2: A. F. n, s. 69 f.
: K. Z. XXIX, 8. 281. — 4: B. B. Xm, 8. 86 f. — 5:
;. XXIX, 8. 273. — 6: K. Z. XXIX, s. 292. — 9: Z. D.
i. XXXVm, 8. 117; K. Z. XXIX, 8. 281, 282. — 10:
;. XXVm, 8. 260. — ll: B. B. XII, s. 100; XHI, 8. 79.
2: B. B. Xm, s. 280.
b) 2: K. Z. XXVIII, s. 262; Z. D. M. G.
:^^II, s. 127. - 3: a. f. n, s. 106. — 4: a. f. m,
5 a) 2: beachte A. F. II, s. 67. — 4: K. Z. XXK,
15 f. — 5: A. F. III, s. 33. — 6: B. B. XIII, s. 81. Zu
setzen: „den wolstand, den — jeme akk. sing. fem. —
lei dem anhänger — rapcmöi! — der lüge seht, ..." —
I. B. xm, 8. 81.
b) 1 : B. B. XIII, 8. 60 f. — B. B. XIII, s. 62.
4 a) \ : A. F. III, s. 38. — 4: A. F. II, s. 89, 62.
b) 1, 2: B. B. XIII, s. 64. — 3: B. B. Xm,
l f.
5. 2: A. F. II, s. 170; m, s. 61; K. Z. XXIX,
328 ^r. Bartholomae,
s. 283. — 3: B. B. XIH, s. 78. — 5: B. B. XIH, 8. 74. -
7: B. B. Xm, 8. 77 f.
B. i a) 1: K. Z. XXVIII, s. 263. — 5: K. Z. XXVIH,
8. 409. — 8: B. B. XIII, s. 65, 78. — 11: K. Z. XXVm,
s. 264. — 14: A. F. II, 52 f. — 15: K. Z. XXIX, s. 285.
2. 2: Z. D. M. G. XXXVIII, s. 123. — 3: K.Z.
XXVII, 8. 580. — 4: B. B. XHI, s. 82 f.
C. I. 1. 5: B. B. XIII, s. 75 f. — 6: B. B. Xm, s. 751
— 7: Geldner, Studien I, s. 157 ff. — 8: B. B. Xm, s. 79.
— 9: K. Z. XXVra, 8. 36.
-^ b) 1 : B. B. Xni, 8. 79 f.
II. 1. 1 : A. F. II, s. 61 f. — 3: K. Z. XXVm, s. 200.
— 3, 4: B. B. xm, s. 81 f. — 5: Geldner, stodien 1,8.
134 ff; K. Z. XXVm, s. 206; A. F. H, s. 179 ff Zn j. 31.
3 ist zu Übersetzen: „Da du, o schaffender geist, durch das
feuer und das opfer (den fortgang des opferwerks) mittdst
der beiden reibhölzer deine Zustimmung zugesichert hast, . . .'
— 7: A. F. m, s. 64. — 8: K. Z. XXVIE, s. 194. Es ist
wol daMen zu lesen: praet. perf. — 9: A. F. HI, s. 39 f. -
10: K. Z. XXIX, s. 273, 276. — 11: K. Z. XXIX, s. 290.
— 12: B. B. xm, s. 81. — 13: K. Z. XXIX, s. 282 f. -
16: A. F. II, s. 16. — 17: B. B. XIII, s. 72. — 18: B. B.
XIII, s. 71 f. — 20: anders K. Z. XXVIII, s. 409. -21:
B. B. XIII, s. 71; K. Z. XXIX, s. 282, 285. — 26: themafeh
würde die form varedmitt lauten. — 27 : B. B. XIH, s. >*0. —
31: K. Z. XXVIII, s. 29; B. B. X, s. 275. — 33: K. Z.
XXVIII, s. 31. — ;$7: A. F. III, s. 2«. — 40: A. F. ü,
s. 62 f., 6.5, 182; III, s. 41. — 41 : hq-'^ta/) = „sofort".
2 -a) l: B. B. XIII, s. 72 f; teilweise anders K.Z-
XXVIII, s. 403 f. — 5: K. Z. XXVTI, s. 580. — 6: Geldner,
drei yaslit, s. 137. - s: K. Z. XXVIII, s. 49. — 11: B. B-
XTIli s. 66. — 12: B. B. XIII, s. 82. — 14: K. Z. XXß,
s. 290. — 15: B. B. XIII, s. 86. — 17: A. F. H, s. 133;
K. Z. XXVIII, .s. 260. 22: B. B. VIH, s. 209 f , A. F.
III, s. 56. — «. B. B. XIII, s. 79.
b) 1 : B. B. XIII, s. m f.
Nicht aufgenommen sind nachstehende formen:
ahifm j. 33. 13. Verderbt. Wol 1. sing, perf akt
seäila j. 35. 6. Verderbt. 3. sing. imp. akt.
Beiträge zur kenntniss der gatha's II. 329
firüniäj) j. 46. 5. Wol abl. sing.
dähuä j. 50. 2. Ist lok. plnr. ; B. B. Xm, s. 77 f.
frafra j. 46. 10. Ist doppelt gesetzte praeposition , = ai.
präpra; cf. Collitz, Verhandlungen d. V. intern. Orientalisten -
kongresses, II. 2, s. 287 flf.
röiinven j. 31. 7. Ist inflnitiv; B. B. XIII, s. 76 f.
spf>7edänl j. 53. 4. Zu lesen visperedä als instr. sing. ;
K. Z. XXVIII, s. 197.
siasKiJ) j. 32. 16. Cf. K. Z. XXVHI, s. 265 und B. B.
Xin, s. 73.
haßl j. 43. 4. Ist lok. plur. ; B. B. Xm, s. 84 f.
Münster W., 1. august 1887.
Chr. Bartholomae.
Sigma in Verbindung mit nasalen und
liquiden im griechischen/)
2. cap. Urgr. nasal + a + conson.
Der nasal ist gemeingriech. ohne dehnung des vorher-
gehenden vocals gescliwunden. Die beispiele sind (vgl. Brug-
mann stud. 4, 76 f. her. d. sächs. ges. d. wiss. 1883, s. 187.
Osthoff perf. 591 ff.):
xsarog gestickt aus *x€VGT6g zu xsvT€co,
xoajiiog aus *x6va/tcog ZU lat. ce>iseo (Froehde ztschr. 23, 311).
dsGjiorrjg aus *Ssfia-n6Trig ZU ai. pdtir dan, altbaktr. def\g
patü. Der regelrechte nom. zum gen. *6i^g ist S6^; er hat
das m schon in idg. zeit ebenso eingebüsst wie die masc. und
fem. n-stämme ihr n imd es auf gr. boden nicht widerher-
gestellt, weil die casus obliqui ausser gebrauch gekommen
waren.
*) Dieser aiifsatz war in seiner ursprünglichen fassung gegen ende
vorigen Jahres abgeschlossen und mitte Januar d. j. der redaktion ein-
gesant worden. Wackernagels inzwischen erschienene abhandlung über
das auch von mir behandelte thema (o. s. 124 ff.) veranlasste mich zu
einer Umarbeitung des abschnittes über liquida -f a. Dagegen glaube ich
an meiner ansieht über die Verbindungen von nasalen und a Wackernagel
gegenüber festhalten zu dürfen, habe deshalb die betr. abschnitte völlig
unverändert gelassen.
330 Felix SolmMD,
Die 3. pl. imper. med. auf -ra&m -oadwv aus *-ovadw
*'Ova&wy, wie dvikoo^w imjtuk6a9wp; die belege bei G. Meyer*
S. 499 f., wo aber el. ÄraaaTw nendario SGD 1168, 7. 8 als
unsicher zu streicheu sind, da sie nach dem Inhalte der
inschrifb ebenso gut 3. sg. vde pl. sein können, dagegen hinza-
zufttgen ist el. n^coarcov SGD 1159, 12 aus *TtfAo6a9wp oder
*rijnioadwv,
-xoarnq in den ordinalia von dreissig an aus *-xoiT-roc
*'Xovax6q. Mit recht zieht Osthoff a. a. o. diese herleitung
der aus *'xaaTog = *'knt-t6}i (vgl. ai. tri)U^tatnas) vor. Ifit
unrecht dagegen will er -saxsQoq -iaxaxoq im comp, superi.
der adj. auf *'f€vxg aus ^-fivaxsQoq *-/ivaxäxog herleiten. In
Wahrheit sind sie aus *'/afTxsQog ^-/aaxaxog = ai. -vattaras
'Vattamas durch blosse einführung des € aus den starten
formen auf -/evx- hervorgegangen, wie schon V. Henry 6tude
sur Tanalogie s. 169 anm. 4 erkannt hat. Denn dass dies
der herrschende zug der ausgleichung bei dem soffixe ist,
beweisen /aouaaa /agÜGoi aus ^yaQifsx'la *x^Qt'/fxci f3r
*yaQi'faxia*yaQi'jax(ji; CS ist also ganz unberechtigt, bei/«^«-
axiQog /aouaxaxog einen anderen gang derselben anzunehmen.
Die auf v endigenden praepositionen vor einem mit ri +
cons. oder ? = od anlautenden worte. Der lautgesetzliche
zustand liat sich erhalten in der coniposition bei avv: avaxfv-
(il^fiv nvoTTuv (7V(Tju (rliod. r.- 181, 35) (TvoxQaxsvaavx(ov (fl).
Z. 80) nvaxot(fftv ovlfvyvvrut Gv^r^xerv avl^tjv und bei av ov
auf epidaur. inschr. *) uotuc 59, 112. uGxudug 80, 53 und in
ein paar Hesy(*liglossen: den lesb. oder thess. oaxanxo)' ava-
tixunrca ; ooruoav' uviart^dav ; naxad'f/g' €%ayx(aviG&Big und der
lakon. cixxuGL' dvdfrxfj'h aus *u(Txu&i, vor einem substantiviun
regelrecht bei iv auf att. und anderen inscluM iaxi^lrj CIA. IV,
27, a 59. I, 45, 1(3. 61, 7. H, 86, 14 u. ö., wovon sich
6(rGXJ^lr} CIA. I, 103, 2. 'Ad^rfvaiov VI, p. 270, 4 wohl nur
orthogi'aphiscli untei-sdieidet und woraus auch eiaxtjXri CIA. I,
52, a 3. II, 553, 8 infolge des /-gehaltes des a entstanden
ist, wie die Schreibung mit EI beweist, rhod. iaxdka C 176,
3. kret. ioxaka C} 62, 23. Aber die volle gestalt der praep.
hat sich vereinzelt aucli hier neu eingestellt: awaxQciasi CIA
M Ich citiere diese nach der ausgäbe von Baunack (stud. auf
gebiete des griech. etc. I, 1).
na in rerbindung mit nasalen und liquiden im griechischen. 331
l, 61. lesb. avvaxam SGD. 306, 5; hom. dvardg T 269
avaxBTog, epid. avay/aaai 59, 40. avaxi{a)aaq 59, 99.
32. 42, lesb. ovaxa^eiaaq SGD. 232, 8; att. h OT[ri\ji]
, 64, b 2. thess. h araXXag SGD. 345, 21. eretr. iv
1* 553, 16, und sie ist in unseren texten durchgeführt
vor einem substantivum und bei iv vor subst. und in
tion {ivaxsva1^€iv svanovdoq),
ige nasallose praes. auf -^co neben nasalierten anderen
bus und ableitungen aus *->'?co = *'vaSm. Zunächst,
Brugmann gr. gr. s. 40 anm. 1 aufinerksam gemacht
ütkmX^ neben saakniy^a GuXniyxTijg auS *(TaX7iiyyi(o
^(o zum stamme aaXmyy-, 6aakni%a aaXnixrijg sind
[v. Bamberg jhber. d. Berl. phil. ver. 8, 195 f.) und
mgen von aaXntX(o aus nach durchweg nasallosen
wie arfjgiXo} iaTrjgt^a arrjgixTijg, jnaaTtXm iftaari^a
rjQ, GTiXü) lang« atixTog, ebenso wie die noch jüngeren
u aalniGTrig auf gleichsetzung von aaXmXto mit praes.
t> = urspr. *-/Jia> beruhen. Demgemäss haben wir auch
(pog/LiiXo) auf *avQiyyi(o (poQ(.uyYi(o ZU üVQiy% (poQfJ.iy%
uführen, obwohl hier die nasallosen formen früher ein-
i sind und die nasalierten nur noch vereinzelt vor-
savQiyla nur Orph. Arg. 998 neben der von Hermann
mmenen v. 1. iovQiia, die sonst (Ar. Plut. 689) ebenso
(jvQi'^o) avQi'io/tiai (Or. Sib. 5, 253. Luc. Bis accus,
jin. 10) allein belegt ist und auf der auch das seit
id Dem. übliche praes. ovQtTTo) fusst, avgiyxrag Theoer.
J, 9. 34 Ziegl. gegen avQixrtjg Orph. Hymn. 8, 11.
, 73, 1. 237, 8. — (poQf.uyxTug Find. Pyth. 4, 176 mit
rag und nach den lexicis auf einer inschr. aus Orcho-
jegenüber (pog/Luxr/jg Ar. Ean. 232. Anth. 9, 308, 2.
)ion. 24, 238. q>oQ/tuxTog Soph. frgm. 15 D. atpogfxixxog
Eum. 332. Der frühzeitige gebrauch der letztgenannten
sich daraus, dass von (pogiuXco fut. und aor. überhaupt
)rkommen. arrjQiXta dagegen, das seit Homer nirgends
ttfweist, ist fraglos nicht direktes denominativum von
, und demgemäss ist auch das Verhältnis von argo-
, von dem weder andere tempora noch ableitungen
men, zu oTgofpaXiyS, zweifelhaft. Wohl aber gehören
nXa^o) und xXa^ü). Entstehung aus *nXdyyico *xXdyyioD
n die seit Hom. durchgehenden nXayiof^ai mXay^a
332 ^cli^ Solmsen,
inkayx&fjv nXayxTog^) lind hom. «cXa/g« aesch. nkäyl^to, derCB
nasal neben hom. xexXtjya i'xXayov, die die worzel als xXäy-
xXuy- erweisen, nicht zn verstehen ist, wenn man seine quelle
nicht in einem urspr. praes. *xXayyiw sucht (vgl. xXayyri
lat. dangw). In historischer zeit (seit Ar.) ist er vom fiit
aor. auch in das perf. xixlayya fut. 3 x(xXa/|o/iai verschleppt
worden. Damit gewinnen wir nach dem, was Osthoff Mü. 4,
325 ff. perf. 297. Kluge Paul-Braunes beitr. 9, 180 über
das auftreten von media an stelle von tenuis im wurzelaushint
in nasalinfigierenden praesentien bemerkt haben, das rechte
xXa^ü) mit got. hlahjaji zusammenzustellen; zum bedeutnngs-
übergang vgl. altbulg. IclegTdati schreien von vögeln — lit
Ueg^ti laut lachen. Wahrscheinlich ist auch XiXto (Nicand.)
neben hom. h'y%s aus *Xtyyi(a entstanden und Xt'^co aus *ilvy-
yio>, vgl. Xvyiy docli ist das hier bei dem fehlen anderer
tempora nicht auszumachen; Xvy^ioq kann flir *XvyYfi6q stdien.
Die in allen dialekten belegbaren falle, in denen wort-
schliessendes vq das v ohne dehnung des vorhergehenden
vocals verloren hat: die acc. pl. auf -oq -äg, die nom. sg.
masc. von v- und vr-stämmen auf -äg sg, die praep. ig aiw
€vg^), liaben ihren Ursprung in der Stellung vor conson. anlant,
wie Brugmann ber. d. sächs. ges. d. w. a. a. o. erkannt hat
Seine aufstellung liat schnell bestätigung gefunden durch die
insclirifb von Gortyn. Hier sind die alten Verhältnisse fast
unverändert beim acc. pl. des artikels: 8 mal rog rd^ vor
*) Ob die grammatikernotiZf dass f;u;iA«Corr« = tmjik^aaoyin bei
Sappho (c habe (Herodian ed. Ltz. II, 929, 19. anm. zu 585, 20\ nicht
auf der rein äusserlicbon beobachtung beruht, dass attischem ij aeol. «
gegenübersteht, während in Wahrheit das aeol. nur eine altertümlichere
bedeutung von ;iktt!;o) festgehalten hat, lasse ich dahingestellt. Unrichtig
ist, beiläufig bemerkt, wegen des « Osthoffs (perfekt 469) deutung voi
^«C« aus *f.i(iyyiu.
2) Letztere liefert ein interessantes beispiel dafür, dass eine sprich-
liehe Veränderung , die in einem ganzen Sprachgebiet zum durchbrach ge-
kommen ist, jünger sein kann als eine andere, die sich nur über eioM
teil dieses gebietes erstreckt, durch die also eine dialektische differenxieniig
bewirkt ist. Die neubilduug h'<; für urspr. alleiniges iv ist auf einen tdl
der griech. mundarten beschränkt (vgl. Brugmann ber. d. säcbs. ges. d.
w. 1883, s. 181 f.). Wo sie aber vorliegt, wird sie von dem ans be
schäftigenden lautwandel betroffen, muss also älter sein als diieser, and
doch gilt dieser für sämtliche dialekte!
Sigma in Terbindung mit nasalen and liqoiden im griechischen. 333
cons., 7 mal rovg Toyg vor voc. und nur 2 mal rovg vor cons.,
und vielleicht auch bei ivg: 7 mal ig vor cons., 1 mal ivg vor
voc. in ivo'St'fj V, 36, wie EN2EIEI mit Comparetti am
besten dem sinne nach aufzufassen sein dürfte (anders Baunack
8. 39. Meister Bezz. beitr. 10, 144). Sonst gehen freilich die
beiden formenreihen ohne rücksicht auf den folgenden anlaut
durcheinander, und ebenso ist es in allen mundarten, die beide
bewahrt haben. Die meisten haben eine derselben zur allein-
herrschaft gelangen lassen, verfahren aber keineswegs durch
alle drei formenkategorien consequent, vgl. u. Nur in einigen
accosativen, die in ihrer fiinktion unkenntlich geworden waren,
hat sich der Schwund des nasals an der stelle, wo er be-
rechtigt war, erhalten: in den ortebezeichnungen auf -at^e wie
jiS-tjval^s ^vQal^€ aus *j4davavad€ etc. (Osthoff a. a. 0. 596 f.)
bis auf das auch nach Osthoff unaufgeklärte xa/^äl^e und in
den von Brugmann grundriss § 204 sehr ansprechend ge-
deuteten SixaanoXog /noyoatoxog = * dixava-nokog * fxoyova-Toxog.
Dagegen ist eazB bis, das Brugmann ber. a. a. o. 187 gleich-
falls als isoliertes beispiel geltend macht, nicht stichhaltig.
Wegen lokr. delph. evre soll es auf *6Vj ts zurückgehen,
allein dem widerspricht das elische. Dies besitzt i'ara SGD.
1151, 2, die praep. aber heisst auch beim acc. iv, nie ig oder
*^g, es kann also nicht ein urspr. evrs einem nicht vor-
handenen *ivg gefolgt sein. Für Igts ist an Burdas (Kuhn-
Schleichers beitr. 6, 89 ff.) und Wheelers (griech. nominalacc.
22) combination mit ai. accha, altbulg. este, lat. usqtie fest-
zuhalten. Lokr. delph. evrs könnte man zur not als anlehnung
an iv auffassen, geratener wird es sein, es von i'arf zu
trennen und mit got. und bis = *iite zu verbinden.
Für die Chronologie des lautgesetzes ergiebt sich: der
Schwund des nasals trat ein, nachdem dentale vor a weg-
gefallen waren und nachdem yi ? geworden war. Bei den
scheinbaren ausnahmen war schon Brugmann stud. 4, 77 auf
dem richtigen wege. bamiaxai iansiad?jv stehen für laut-
gesetzliche *£an£aTaL *ianiadrjv, indem nach ^anivata i'ansvaa,
vielleicht auch noch ^iamv^/nai (vgl. o. s. 90 f.) der nasal
wider eingefügt wurde und nun das im nächsten capitel zu
besprechende lautgesetz T^irkte, ebenso xfxiXiarai sxvXtadTjv
lllr *X€xvXlaTai *ixvktad7jv. Wegen neiojnu aus *n€v&af4a S.
Brugmann gr. gr. § 55 ende.
334 Felix Solmsen,
3. cap. Nasal + inlaut. sekundärem a oder auslaut
idg. s.
Die dialekte gehen hier weit auseinander. Es ist nötig,
zunächst die hergehörigen ßille in dem lautstande des ion.-
att. , wo der nasal unter dehnung des vorhergehenden vocab
(a zu ü 0. s. 65) verklungen ist, aufzuzählen; danach be-
spreche ich das verfahren der anderen dialekte.
Ionisch-attisch.
1. Wortinlaut:
a) Nasal + urspr. g ist nach dem wirken des in cap. 1
behandelten lautgesetzes neu eingetreten:,
«) dat. pl. der nicht abstufenden y-stämme : Qfiyutm "^EX-
krjai aus *Qfjyinrv(fi *"ElXäv(iij die für *QrjYf4lwi *^EkXäyvi nach
den anderen dat. auf -ai neugebüdet sind;
ß) fut. 3 pass. von wurzeln mit auslaut. v, vgl. Wacker-
nagel ztschr. 27, 279: necfi^aeai P 155 zu q>atvw; urspr
*ns(pdvo€Tat wurde zu *ns(paw€TaL, wurde aber nach rfr«?!«-
TUL etc. T^iderhergestellt. *n€(pavosTut: nd(pävTai= riTSv^frai:
T6TVXTUI; *7i€(puvaeTUL hätte *ni(paasTai. ergeben. Gleiches
nimmt Wackernagel a. a. o. an für netpi^asat N 829. / 217.
nsffi^ofTai 0 140 zu wzl. ghen, indem er nach dem Verhältnis
von T6Tevi;sTai: Tervxxat ns(fftaeat nfifstoerai schreiben ^^ill.
Das ist unnötig: die 3. pl. nacpuvTui E 531. O 563 für urspr.
*ne(f.vaTui = idg. (ghe')ghn'ntai zeigt, dass in der 3. sg. ni(fa-
jai der stamm vocalisch auslautend empfunden wurde, und
danach sind necfrjasai ns(prjasTai neu gebildet;
y) si(T(o, falls Brugmann ber. d. sächs. ges. d. w. 1883,
s. 195 mit recht in *6va(o eine analogiebildung nach 6^co sieht
und nicht vielmehr mit Benfey wzUex. 2, 48 und Bezzenberger
beitr. 9, 334 von *tvTiio (gebildet wie tiqüocd aus *nQ6n<o)
auszugehen ist. iaco ist auf alle fälle anlehnung an ig.
b) Nasal -\- a -\- cons. ist nach dem wirken des in cap.
2 besprochenen lautgesetzes neu eingetreten:
«) ianeiarui eoneio&tjv, xexvkcaTut ixvkta&fjv S. 0.;
ß) nHa(.ia»
c) Urspr. nasal -f- i<lg- '**' + i^g- ^*
dat. pl. der stamme firiva- und yhva-: *fnfjvaGi* *;fayff«f
von denen das erstere über jurjvai' (kret. Gort. VII, 46) n
jLiTjat', das letztere über *xavat' zu ^^at' wurde, aber im ion.
Sigma in rerbindung mit nasalen und liquiden im griechischen. 335
att. nach xrjvo; etc. zu /rjai umgestaltet wurde, wie */o^
zu x^v,
d) Nasal + dental + idg. s + vocal, worin der dental
urgr. dem a assimiliert wurde:
a) ftitur und ^-aorist von wzln. auf nasal + dental:
nt/aofiui aus *7i€v&aof4aiy xsiaofiai aus *xs^'^(JOjLiai, anstaco
bonstaa aus ^anivdato *€an€väaa, ixvkiaa ijXlaa auS *ixvXiviaa
*ijkiväaa ZU xvXiväco dXtvdo), wie schon Brugmann stud. 4, 94
richtig annahm. Dass ixvXiaa TJXiaa nicht von xvk/co dXi(o aus
gebildet sind, in denen Curtius vb. P, 363 denominativa von
verlorenen i-stämmen vermutet, lehren die historischen belege:
aXi'(a ist überhaupt nicht belegt, und xvXim taucht erst bei Ar.
Vesp. 202 auf und gewinnt nach und nach weitere Ver-
breitung, vorher erscheint nur xvXMm, resp. xvXivdsu} xaXivSito
(bei Hom. 24 mal). Es ist also umgekehrt das praes. xvXim
erst zu ixiXiau ixvXta&^v xsxvXiafiai nach xovtfo: ixovlaa,
firfvtofÄai: ififjvladfitjv y iätm: i'dlaa gebildet und ebenso perf.
i^i^Xixa Ar. Nub. 33 zu TJXiaa;
ß) dat. pl. von stammen auf -vr: naai aus ^ndvTai,
ti^toi aus *Tid^€VTai, Xiyovai aus ^XdyovroL, detxvvai aus
SstXVVVTGl.
Ausnahme: xivaat ¥^337, das neubildung flii' ^xsroai nach
t^xim ist.
e) Nasal + t ^ + i? was zu nasal + ^ wurde:
o) fem. der stamme auf -vx: näaa aus *ndvTia, aräaa
AUS "^ordvria, ri&staa aus *Tidsvxia, Movaa aus ^Movxiu
Movaa aus *äid6vTia, deixvvaa aus ^^eixvvvtia:
ß) eventuell fi'aco, s. o.
f) ürspr. nasal -\- x x + i, was zu nasal + aa wurde:
die COmparative aaaov aus *ay/jov und d^daatov iXdaawv
aus *^y;^aiv *eXdyxi<^v für urspr. *&€yxi^v (cf altbaktr. tqsyäo)
*äiyyj(ov (altbaktr. refljyö J. Schmidt ztschr. 25, 156). Warum
Wer die angleichung an die positive nur bis zur annähme des
") in naoGcov ßuaaoDv aus *ndxi(ov *ßd&i(jDv für urspr. ganz
gleichartige *ndyxifoy (ai. häihlnyas) *߀v&i(ov (cf ßevdvq) bis
2ur ausstossung des nasals gegangen ist, wird sich schwerlich
je begreifen lassen. Wenn der nasal vor ? = *yi ohne, vor
ffa = *xi *xX mit dehnung wegfällt , so beruht dies darauf,
^ aa ebensowenig er -f a ist wie w in */nt]vv6g v -j- v
(0. 8. 63).
336 Felix Solmsen,
g) Urspr. nasal + idg. « + i:
a) nxiaau) vtaaofiai aus *nrtvai(o = lat. piiisio *vivaiofiai
(Osthoflf verb. i. d. nominalcomp. 339). Auf länge weisen fftr
vi'aaoftai die fortwährenden Schreibungen vstaaofiai ve/aofim
vtao/iiai hin; nriaato ist ZU selten belegt, als dass gleiche
Varianten verlangt werden könnten, allein die conseqaenz
fordert L *nTtvai(o ^vivaiofiai hätten dem in cap. 2 behandelten
gesetze verfallen mttssen, hätten sie zur zeit der Wirksamkeit
desselben noch diese gestalt gehabt. Brugmann gr. gr. s. 42
setzt dies tatsächlich voraus , aUein das i weist darauf hin,
dass schon vorher ai zu aa assimiliert war;
ß) xaaaiTfQog Stellt Windisch in grdz.* 665 anm. zu ai
haihsäs messing, metallenes geföss, kaihsya messingen, kaiiisyam
messing. Vielleicht ist also aa der reflex von ai. -sy-, und
dann ist ebenfalls xaaaixsQoq anzusetzen.
h) Urspr. -m, das zu -vai wurde:
a) die primärendung der 3. pl. act. -nti: kBkixäai ans
XeXvxavTi, eiai aus ivTt\ Xeyovai auS kayovri, Qfjyyvai aus ^jfy-
• •
vvVTi, Xiytaai aus Xiy(avTi, Über ngi^'^oiai A 17. 20. Xaßifoi
B 15 der cliüschen inschi\ IGA. 381 s. W. Schulze Hermes
20, 493 anm. 1 ;
ß) die adjektiva auf -lo- von stammen auf -vx: yBQovoir^
aus yeQvVTiog y ^xovaiog uxovaiog id^skovatog negtovaiog uSoioio;
(Baunack stud. I, 1, 24); danach nvyovaiog zu m^dv -ovo;.
Die gi'össte anzahl stellen die einwolinemamen auf -oiato;:
1) die zu Städtenamen auf -ovau aus *-ovri« gehörigen aus
'OVTiog: Qalnovaiog ZU QuAnovaa, ^vQuxovaiog ZU ^VQaxovotUy
dazu auch ^A/joovaiog zu IM/Jqcov -ovTog; 2) die zu Städte-
namen auf -ovg aus -oeig = *-6/evTg gehörigen aus *'Ofhuo;
*-oeiaiog (vgl. jliut^oiv aus *iuia&6eiv): ^eXivovaiog ZU !SeXivov;,
SoXovaiog ZU 2^oXotig (Her. 4, 43 JSokoeig), l4v&efiovato; ZU
^Av^ffiovg (weitere beispiele für beide klassen bei Leo Meyer
ztschr. 7, 414). Bei 1) begegnet auch -oaiog nebst -00^^
z. b. ^^xHtuxoatog auf der arkad. insclir. SGD. 1200, 1, auf der
agrigent. C.^ 199, 9. 13. 19. 24 und liandschriftüch ebenso
wie ^vijaxoaai (Pape-Benseler wtb. d. gi\ eigenn.' 1460 £)•
Beide sind ebensowenig aus *'6v(jiog *-ovaa entstanden "^a^
axjuoai aus ^ax/iiovai, sondern aus *-6Tiog *-0Tia, die für
*'uriog *-aTi« mit schwaclier form des stammbildungssuffixes
in anlehnung an -ovriog *-oyriw eingetreten sind. Das vor-
midii]i£7swt>b^ mirc v«rWtr?n dipri: #«Umk-
ixsnt T-tfL -^2»^- Tic otat snffist -^r--. '•
ß ii'm. sc oerieiairäL i-iaiiiuim- . dir ihn mit > >iDdfGb .
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knrzimgsgedetz nkht Mehr in kmA mur. divli i$4 Anc^
dass sie ach der «nakicie v«m^ ^*^¥m "h^viü^c
CDtsoeisn hAben. — Die aasnahmen ^^^n-c bei Hq>fi^r. tM'^M
iiL«u^ md nsjoiM^ bei granun. haben ihr i an$ d^ \>a:^ii$
<Miqin ha^^zf^iL wie umgekehrt von ^^Mt>^ aii$ efvrilant. ^i^««;^
^. 10. 1^ nach o^ri; eprt^hi ond anderaiUn^ ^^«r«» Hmmc
nenge&^iiafien sind.
Von den g^meingr. entstandenen satJhU^fH>elti^mw«i d^v
mit r^ rr» schliessenden worte ist im io«. att. dit^ ant^xwa
tische allein erhalten: denn die aiH\ i>l auf «^^ ^^ und das
ptc. dijoa^ bei Hesiod werden, da sie In^i How. )i:Analich
>) n^oßiuiati^ l/iia^ioio» erklären Pott ot. tot^^K, U\ t. St4 UrH^^
mann stad. 4, 93 ans TlQO^ttXiy&iOy , l<ii<r^ti »^nw. I A^t w^'hnii^^s^'W <ft^t
stehong ist nnmöglich, da ^ Tor i nicht assibilion >Ki\>l v^*V<»'>'^<^ /^vii
&iog Ti^vyd^tog), Tielmehr sind die namon dor In^wohwor \x\w ll|^^i^>«fi%ttK
lifiä^vy^og nach der grossen niasse derer auf %u\%x m\\\tU\ «Ihnns» «ut^
fixes gebildet, gehen also auf ^JlQofiaUyd^-iuo^ **.<M«r^M i-^ i^mK «unckv
Z«itochxift mr TeigL Sprach! N. F. DL 9 a. i. ^l)
338 Felix Solmsen,
fehlen, mit recht als dorismen betrachtet (Rzach. jhb. f. phü.
supplbd. 8, 465). Nur für ivg erscheinen bei Hom. und att
beide gestalten, im jüngeren ion. hat der dialekt der zwölf-
Städte und der kykladen ig duixhgeführt, wie die inschriften*)
und Herodot zeigen, auf Euboea dagegen scheinen beide
formen sich gehalten zu haben: auf der inschr. aus Amphi-
polis C* 551, die für s constant ci schreibt, steht z. 17 iarf
kfjv, aber auf der aus Oropos Hermes 21, 91 ff. z. 2. 8. 13 et;.
Dialekte mit anTerftiidertem va.
Die grammatiker (Ahrens 2, 104) kennen als solche das
argivische und kretische. In der tat ist aus ersterem
Toivg IGA. 38; Aiyivai avg 'AUiavögsiavg Le Bas-Fouc. 115 a
je 13 mal, rovg vlovg inschr. aus Epidaur. 52, 2 belegt, und
deshalb ist rag svsqyeaiag Le Bas- Fouc. 116 b mit u anzu-
setzen. Indessen steht auf diesem Standpunkte nur Argos
und dessen nächste Umgebung {TiQvvg)\ die eigentliche argo-
lische halbinsel unterscheidet sich wie in der schrift, so audi
im dialekt. Auf den epidaur. inschr. heisst es stets -ovg -of
dg (neben eg)^ in Hermione rdg Le Bas-Fouc. 159 h, 19.
vnoLQyovaav GIG. 1193, 8. rovg ib. 18. 23 U. ö. Big ib. 25. 28
u. ö. und in Troezeu insioQv/&eiaag C.^ 62, 37. Für den
auslaut ist aus Troezen bisher in nicht zweideutigen fallen nnr
der anteconsonantisclie typus belegt: rog avkog C* 62, 42.
ig ib. 5. 20. 21. 27. 28. 29. 34. 42, während die quantitüt in
Tag J^coQvag rag ib. 46. TQig 55 zweifelhaft bleibt.
Auch in Kreta erstreckt sich, vde die inschriften lehren,
die erhaltung des va durcliaus nicht über die ganze insel.
sondern nur auf eine ganz bestimmte anzahl von Städten,
nämlich :
Gortyn: grosse inschr. vixaaavai imonivaavg /tiot^arg Baunack
24 tf., daneben der anteconsonantische typns rog tw^^^'
o/LiüGug ig.
C.^ 42 (vertrag zwischen Gortyn, Hierapytna und Prian-
SOS, entweder aus Gortyn oder Priansos, nicht aus Hiera-
pytna, S. U.): Tovg '[fQunvTViovlg] 11. rov^ 28 bis. tcogfiO^i
») Nur C.« 510 (aus Samos, kurz nach 322 v. Chr.) steht ds i- !'•
19. 31. 86, allein die inschrift hat verschiedene att. formen (z. b. noUui^
7. "Hqci^ 37), und zu diesen ist auch iig unbedenklich zu rechoen.
Sigma in Verbindung mit nasalen und liquiden im griechischen. 339
41. ravg 23. (poivtxavg 28, daneben &i6g 64. 80. ildog 71.
rog 86. Sc 57. — ig 17. 19 bis. 21. 23. 27. 28. 29.
Le Bas HI, 381 (inschr. von Mylasa, nach Alexander):
— ; FoQTvviog 5. Kv(0(Tiog 5. Tug 8. ig 2.
itos: IGA. 478: rguvg 8, daneben
C* 40 (vertrag zwischen Lyttos und Olus vor 220
y. Chr.): rog BoXosvriog 2. 10. rog 7. ig 9.
C.^ 41 (gleicher vertrag): Avxuog 3. o6og 6. Tag 6 bis.
.ig 4. 11. 12.
iansos: Ilgiavaog ÜQtavauvg C.^ 42, 4. 6. 13. 33. 51. 59.
C.« 119 (3. Jh.), 3. 5. 8 u. ö. C* 65 (mitte des 2. jh.),
1. 2. bull, de corr. hell. 3, 430 (2. hälfte des 2. jh.)
nr. 4, 3. — C* 65 (aus Teos): nginovaav 16, daneben
Tfjiog 13 — siaijViYxe 9 noivrj,
lossos: C* 132 (2. jh.): lovaa 21. rijutovaa 22. unodMvau
23. nud^iaxavaa 25. xajanXiovai 36. ixnkiovai 37. tovc 47.
xaTa^Vay^ 23. xuQiravg 23, daneben to^ 9. 21. 37. 50.
xoofiog 9. xuXog xdya&og 21. av^()(U7roc 25. iayovog 32.
U&ijvaiog 50. Tuc 23. i^ 25. 30. 37. 44. 45. — f«V 19 ist
um so sicherer Vulgarismus, als e = tj: svigysjijv 24.
^fifv 31. 35.
C.« 129 (Teos): — ; rog 12. 14. 16. roiovrog 12. 13. xoa-
^05 16. Tfjiog 18. Ttt^ 5. ngsyyevTug 14.
Le Bas m, 61 (Teos): — ; avjog 17. iyyovog 17.
Äto: C* 54 (Teos): ngovnag/ovaav 19. ngsiysvjdvg 4, .da-
neben Toc 30. i^ 31.
C* 125 (Teos): ngovndg/ovaav 21, daneben xpaq^iaufievog
12. «rro^ 13. nagaiTiog 13. to^ 34. i^ 35. — ndaag 17.
ÄttcT/i' 21 werden Vulgarismen sein.
Comparetti mus. it. di ant. class. 1 (1885), 141 ff. (ver-
trag zw. Lato und Olus): inofioauvai 17, daneben vixa-
»dg 38. vdaog 9. Ixardgog 18. 47. 49. rog 18. 41. 42. 80.
ttiTO^ 36. 666g 37. x€ifidvo[g] 42. ngsiyrfiug 22. jug 25.
26. 28. 37 bis. aydlag 25. 28. avv^ifxa^ 26. ^svixdg 37.
^/Va^ 37. iogTug 42. «^ 4. 8. 17. 31 bis und durchweg.
Z. 60 giebt C. dyov[auv\, was schon mit dem ov gegen
den dialekt (^EXovam'fo 3. ßo)\' 11. 20 etc.) verstösst;
auf der Photographie kann ich nur AFO erkennen, also
wohl ayovaav»
C* 120 (vertrag von Lato und Olus mit Knossos, ende
340 Felix Solmsen,
des 2. Jh.): xgi&dvai 3G. iiLiiLi€vov[a]i 38, daneben -^ano;
9. \)koyTiog 9. iyyvog 32. Kv(OGiog 33. 56. xvQiog 55. to;
1. i^ 16. 19. 24. 26. 27. 29. /nT^ai'v 56 wohl xoiyjj, vgl
si'xoai 33. TToXfi^ 1. Tovde 15. ßovkevaafiivoLg 51 (ö = (o).
Rhaukos: C.^ 127 (Teos): vnuQxovoav 6. Troyaa^ 9. "PcoxfW^ 3.
avTovg 6.
Vaxos: C* 122 (Teos): navaag 7. r7ra(>;foyaa^ 16, daneben
TiQtiysvTug 5. Jj 11.
Polyrrhenia: C* 126 (Teos): navaag 6, danach dürfte. «;
11 vulgaiismus sein.
Unbekannt woher: CIA. 11, 547 (3. jh.): nQo%evovg 10. avyxB-
xXiifidvovg 12. ngsaysvravg 12, daneben ji&avatog 2. ra;
5, wenn es nicht als atticismus rag ist.
Le Bas III, 383 (inschi\ von Mylasa, nach Alexander):
Tovg a 5. 7. 8. [noXijravg a 5. övvaarayg a 8. KQfjraiiavg
a 4. navravg a 5.
Dagegen ist in folgenden Städten v vor a unter ersatz-
dehnung geschwunden:
Hierapytna: C.^ 116 (vertrag mit kleruchen): naaag 15. im-
naai 15. svoQxmai 25, daneben ro^ 14. 23 bis. 26. ^iog
15. 23. 26. xaQTiog 24. iXiog 26. Zweideutig, wenn auch
wahl^SCheinlich -äg, arukag Xidtvug 4. Nv/nipa; 14.
ndaag 15.
C.'^ 117 (vertrag mit Lyttos, etwa 220 v. Chi\): ndoa;
15. 21. ft'0(>xcJaf 18. 24, daneben &s6g 15. 18 bis. 21. 24
bis.TÄ^ 18 bis. 24 bis. ato^ 18. 25. 6^ 1. 2. 3. Zwei-
deutig rag arulug 10. Nviifag 15. 21. ndoag 15. 21.
C.2 11« (vertrag mit den Magneten, nach 220): — ; ro;
7. 13. 14. xoG/Liog 7. t-^ 7. 8. Zweideutig nQBaßevra; 3.
13. 14.
C.'^ 119 (vertrag mit Priansos, ende des 3. jh.; e^ muss
das exemplar von Hierapytna sein): ngovnaQ/daaig 0.
Mcoai 19. icaaag 24, daneben (avta/ndvog 15. davsi^o/nevo;
15. xvQi'og 16. Tog 17. 20 bis. 23. 26 bis. 28 bis. 55 bis.
Gl. vi/iiog 17. 20. 26. 28. xsifievog 20. 26. 28. xagnog 23.
dXXdlog 38. iyyvog Gl. G7. i^ 21. 22 bis. 33. 36. 38. 56.
Zweideutig imya^/ag 12. rdg 56. 76. dsxdrag 56. ardkag
76. — fi$ 11 wohl vulgärform wie anBiQsv 18 (gegen
^fiev 12. 16. nuQayyrj'koiVTt 43) und sicher oti>' 22 (ö stets
= co) u. a.
Sigma in Verbindung mit nasalen und liquiden im griechischen. 341
Mnemos. 1, 119 (Teos): edjaav 4, daneben to$ 11. sig 5
Arkadia: C* 57 (Teos): ndaag 19. nSaiv 27. nQovnaQx^^^^
28, daneben \pa(pi'C,o^evoq 14. avjog 14. naquiTiog 15. joq
41. sq 43. Zweideutig nQSiyBVxaq 4.
C.^ 63 (Teos): naaaq 8; Tovq 10. 11. 24. AotTTOvc 10. 24.
&£otq 11. 24. £«? 34 wahrscheinlich Vulgarismen, vielleicht
aber doch echtes dialekteigentum, C.^ 57 und 63 schwanken
für ö zwischen w und ov {rS> 51, 10. 19. 43. dyaSw 57,
15. IdaxXanivS 57, 43. nQovnagxtoaav 57, 28. ßcaXo^dvoi
63, 29. MtjvoSoTca 63, 48. ^iowaiw 63, 49 und noiov-
fievoi 57, 9. Tov 57, 19. 63, 9. 33. 34. Oihnnov 57, 20.
dnearuTow 57, 24. ovv 57, 26« 63, 29. ßovko/iivoi 57, 31.
MrjVoSoTOv 63, 5. Jiovvaiov 63, 5. ödfxov 63, 9. l^axXamov
63, 34.' (forvat 63, 36) und für € zwischen 17 und et
{^fiiv 57, 31. 34 und svxctgiarstv 57, 27. Tra^yaxaAerre 63,
33). Daneben roq 44. tt^joS^Vo^ 49. Zweideutig ngeaßsv^
rdq 4. 44.
Allaria: C.^ 58 (Teos): vnuQxcaaav 7. iciaiv 19. nagaiTitaq 13.
r^i'co? 28, daneben «vto^ 7. Toq 28. Zweideutig uQsaßevxdq
3. Vulgär f«V 25, doch ist hier wie C.^ 39 € durchweg = si.
C} 39 (vertrag mit Faros): jusrixcaaiv 15. 18, daneben
iq 20. 21. 22. Vulgärformen vndQxovaav 5. of^ 3 und
dkkdkäq 6, wenn es nicht -äq ist.
Dreros: C* 121 (vertrag mit Knossos, ende des 3. jh.):
Ttdaaq A 36. B 37. nora/Liovq A 34. d-sovq A 35. B 34.
C 5. 9. JgrjQiovq B 15. Kvtaaiovq B 16. TOvq B 34. 35.
C 5. 13. iXaovq C 6. iyyivo/nivovq C 13. Jievraxoaiovq C 26
(auch sonst ö - ov, ausser in ßcok-), daneben roq uvroq
C 9. iq C 18. 31. Zweideutig ^Qcodaaaq A 33. xgdvaq
A 34. ndaaq A 36. B 37. avvioixoaiaq B 21.
*.ptera: C.« 130 (2. jh.): näaav 5.
C* 131 (2. Jh.): iiadycDGi 8. i^aycaai 9, daneben 7r()o5«'oc
5. avToq 5. fiV- 8 nicht im dialekt, der für i stets tj hat.
Bull, de corr. hell. lH, 418 ff.: ivrvvxdvioaiv nr. 6, a 6,
daneben ixyovoq 2, a 6. 6, b 5. ngo^hoq 9, b 7. iyyovovq
1, a 6 nicht im dialekt, wo ö stets = co.
C* 128 (Teos): nQovndgx^f^^^ 8. Tfdaav 23. ndai 51, da-
neben Toq &B6q 19. 30. 53. Tfj'ioq 39. 43. 47. tpikog 40.
ia^o^ 44. davkoq 45. «vto^ 48. ivoxoq 48. i^ 50. 55.
342 Felix Solmsen,
Zweiiewtig TiQfyyevTag 61. Vulgär ovaiy 27. toiJ^ 57. iiqdß,
Mnemos. l, 121 ff. (Teos): — ; rog T^tog 9. ig 3.
Zu welcher gruppe die folgenden gehören, ist nicht zh
entscheiden , da nur inschriften aus Teos vorliegen, auf denen
die betr. formen alle vulgär sein können:
Istron: 0.^ 123: nuaag 17. näoiv 25. uQOvnaQxovaag 26. ^a-
(fianfievovg 12. avjvvg 13. naQuiriovg 14. rovg 39. 42.
eig 41. Für f und o stehen durchgängig ei and ov.
Zweideutig nQBoßevxag 4.
Biannos: C* 62: nQovndQxovaav 20. xov^ 33. 38. avrovg 38.
7r()o|fVoi;^ 38, daneben rog 7. Mnemos. 1, 124 f. z. 9.
xoaiiiog 7. i^ 17. 24. 37. Mnemos. 1, 124 f. z. 11. Fflr
ö wechseln a> und ov. Zweideutig ngeYY^vrag 5. iaonoh'-
rag 25. ngsaßevzng 33.
Erannier: C.^ 61: nuaag 16. ^levovaa 25. T^iovc 23. 39. toi!^
42, daneben toc &Bog 20. «rro^ 39. 47. 48. nQo%ivog 47.
ic 29. ov und 0) wechseln. Zweideutig nQsyy^vxag 5. 42.
h^oA/t«^ 39.
Eleutherna: C.^ 56: v7iaQxov\aav\ 6. oloiv 21. avrovg 7.
nuQaiTiovg 12 (im gen. Sg. 0 = 0)). dnoaraXfig 16. ?rfu-
(jP^f/V 18 (« = «0- Zweideutig tw^ 15.
Sybritia: C* 53: ndaug 27. rovg 26 (ßovko/Äsvoi 15, aber
ßcoXu 2).
Kydon: C.^ 124: t/'? 11. 22 (f = si, doch schwerlich dialek-
tisch), daneben xpaift'^uutvog 12. arrog 12. naguiTiog 13.
T/yi'o^ 24. Tog 24. Zweideutig nQeaßswag 4. — EudUch
noch
unbekannt woher: Le Bas III, 382 (aus Mylasa) : — ; rog 1.
2. 8. 9. Zweideuti«: Ji'vaartt^ 9.
Der unterschied ist keineswegs zeitlich, sondern räumUch,
und zwar ist v vor a geblieben im mittleren teile der msel
und im westlichsten zipfel , in Polyrrhenia , geschwunden im
(östlichen und westliclien teile. Genauere grenzen festzustellen
ist bei dem unzureichenden material und der beschaffenheit
der teischen inschriften nicht möglich. Dass die dialekt-
verschiedenheit mit den alten ethnograpliischen unterschieden
der bewohner im Zusammenhang st^ht. wage ich nicht zu
vermuten. Im auslaut ist, abgesehen von den archaischen
inschriften, meistens die anteconsonantische form durchge-
drungen.
Sigma In Verbindung mit nasalen und liquiden im griechischen. 343
Unsere inschriften zeigen, dass va in weiterem umfange
geblieben ist als die grammatiker wissen. Auf thessa-
1 i S C h e n steht navaa SGD. 326 , 2. "ksixoQBvaavaa ^E(f, dg^»
1884, s. 222, und man ist nicht verpflichtet, darin mit Brug--
mann gr. gr. s. 42 anm. 1 neubildungen an stelle von näaa
etc. nach naw-og etc. zu sehen, sondern es sind einfach die
erhaltenen urgr. formen. Für den inlaut giebt es vor der
band kein beispiel, das widerspräche, und im auslaut ist
höchst wahrscheinlich die formenreihe, die v schon gemeingr.
verloren hatte, zur alleinherrschaft gelangt: rog SGD. 346, 3.
11. 12. 20. 24. 41. 45. rayog 3. 11. 24. 41. noU/iog 12. ere-
Qog 13. d'^iog 13. arrog 42. svegyersg 361, B 9 und, danach
ZU urteilen, rag 345, 43. 47. q)vXag 19. notag 20. Tafiiag 20. 46.
arakXag XiS'iag äväg 21. 44. iniaroXag 43. 47. ugofivafiovstaag
xai uQxiSavxyaq)OQBZaag 372, 3 f. utaTOixxigäg 324, 4 in einem
epigramm wird schon durch das -Ig-^ wofür thess. -igg- zu
erwarten wäre, der nachahmung des epischen dialekts ver-
dächtig, und änBlBv^sgovd^Big 1308 ist mit Reuter und Prell-
witz als form der xotvif anzusehen.
Ähnliche ausbeute liefern die arkadischen Inschriften,
für den inlaut mit xgivcavoL SGD. 1222, 5. xBleviovai 15. nagBxd^
lavai 28, für den auslaut mit rog imawiara/^ivog 1222, 51
und den zweideutigen Sagx/nag 1222, 23. igymvriaag (resp.
-ijoag) 1222, 12. 37. änvSoag 1222, 13. Die Vermutung
Brugmanns, der ^agx/nug liest, dass x vor i sich im ark. zu a
gewandelt habe erst nach ablauf des gesetzes, welches *öagx'
fiuvg zu Sag/udg machte (gr. gr. s. 42), ist unwahrscheinlich,
weil überall sonst, insbesondere aucli im kypr. (s. u.), der
Wandel von n in oi vorher vollzogen war, und sie ist un-
nötig, weil Tog iniavviaxa/iidvog geradezu rät, dagxf^dg und
igyafvfjaag dnvSoag ZU lesen. Eigennamen wie Movaatog SGD.
1209. eBk(pova/(ov 1181, B 34. 1252, 1. 0BX7iovat(ov 1253 b
Verden schon durch ihr ov gegenüber ark. co = ö der nicht-
Zugehörigkeit zum dialekt überführt. Ob auch acc. pl. auf
^ovg -avg und ptc. auf -av^ existierten oder ob die anteconso-
üantische form den sieg erfochten hat, ist bei der trümmer-
haftigkeit unseres materials nicht zu sagen; wahrscheinlicher
ist bei dem schweigen der grammatiker über die erhaltung
von VG das letztere. Gegen diese kann auch das kypr. nicht
zeugen mit Ilaaayogav SGD. 60, 21. di/Ä(6oig SGD. 69; denn
344 l^elix Solmsen,
da es auch e^oDoi 60, 31. tcom 60, 31. (pQovitol 68, 4 hat, so
spricht nichts gegen die annähme, dass erst in seinem sonder-
leben V vor a geschwunden ist, wolü im zusammenhange mit
der allgemeinen neigung des dialekts, einen nasal vor cons.
zum nasalen nachklang des vocals herabzudrücken. Ob im
auslaut 'Oq 'äg oder -w^ -ag aus *'Ovg *-ai'^ stand, ist nicht
zu entscheiden, da das silbenalphabet kurze und lange vocale
nicht scheidet. Deecke SGD. I, 1 flF. schreibt -mg (^av^ganaq
60, 3. i/jiufiivoDg 60, 3. xancog 60, 30 etc.), zweifellos also
auch "üg {fv/igysat ag 71. /Qi^rag 60, 28. 29 etc.), allein wir
sind genau ebenso berechtigt, -og und -äg anzusetzen.
Lesblsch nnd elisch.
Das lesbische steht in der behandlung von va allein
da: V ist geschwunden, der vorhergehende vocal aber zum i-
diphthongen geworden. Über den physiologischen hergang
vgl. G. Meyer^ s. 123 , die beispiele s. bei Meister 1 , 78 ff.
Trotz der nahen verwantschaft mit dem thess. hat das lest,
im gegensatz zu demselben im auslaut von den beiden urgriech.
typen den antevocalischen durchgefilhrt , nur neben eig findet
sich wie im ion.-att. auch ig (Meister 1, 193).
Ein ähnlicher lautttbergang wie im lesb. ist für das
elische behauptet worden. Festzuhalten ist zunächst, dass
im wortinlaut v vor a unter ersatzdehnung ausfallt: näaav
S(tJ). 1172, 12. nufTuv ib. 26. dvTU7rodtdco(T(Ta ib. 17 uud dem-
gemäss 11 56, wo o und w in der schrift nicht gescliieden
werden, z. 3 ^tx(id(d)iO(T((. Danach sind die Verhältnisse im
auslaut zu beurteilen: im uoni. sg. ptc. 1158 (vorion. alph.)
&i(7Ag z. 2. anodOg z. 3 und im acc. pl, bei dem 2 typen zn
sondern sind:
I. ohn(5 / (nur auf insc-ln*. vorion. alpliabet-s) :
a) 0- St.: 1. -O^: /«oo/aJO^ 1150, 6. eUv^igOg 1161,
3. iuQOg 11()1, 4. jLiuvuGi'Og 1168, 5.
2. -Oo: rOo 1150, 6 — das auf der platt«
stellende yvOuuv rOo i\uo\0^iuOg ist leichter
mit Rölil als yvOfiav (inf.) tOq i[aQ]ouaO;
denn mit Blass als yvO/tiuv (acc. sg.) rO<$>
i[uQ]o/naO<g> ZU lesen.
b) fx- St.: 1. 'ftg: xuj&vjdg 1151, 6. 12. nevvaxaTiagll^i
2. daQxinäg 1154, 3(?). 1158, 4. ^rac 1162,5.
2. -«(>: dtxaQ' Toi'5 XQuag. ^HXetoi. HeS.
Sigma in Verbindung mit nasalen und liquiden im griechischen. 345
n. mit i:
a) 0- St.: 'Oiq: aUoiQ 1172, 8. &€aQotQ 1172, 10. toiq
1172, 10.
b) ä -St.: 1. -aig: fivaig 1152, 3. 1157, 4. xarSvraig 1152,
4. 1157, 4.
2. -atg: xara^iaiQ 1172, 16.
Hier handelt es sich um die frage: ist -oig, -at^ -atQ lautlich
aus -ovQ -avq entstanden, wie zuerst Cauer del.* s. 136 ver-
mutet hat, oder haben wir es mit Übertragung der dativformen
in den accus, zu tun , wie von Wilamowitz-Möllendorff ztschr.
f. gymn. 1877, s. 649 behauptet hat? Eine lautliche deutung,
die befriedigend erklärte, warum der lautwandel nur im aus-
laut eingetreten ist, giebt es nicht. Versucht ist sie zwar
von Osthoff perf. 26 ff. Er geht aus von der von ihm lit.
centralbl. 1879, spalte 1096 aufgestellten ansieht, das schwanken
der älteren el. inschriften zwischen auslaut. q und g beruhe
auf urspr. satzdoubletten mit q vor tonlosem, z vor tönendem
anlaute, und meint, t habe nur aus dem stimmtone des urspr.
z hervorgehen können. Lautgesetzlich sind ihm also nur -oiq
und -0?, -uiQ und -«^, durch wechselseitige contamination
'Oof 'Uig und -ag entstanden. Diese annähme zeichnet sich
nicht eben durch einfachheit aus, und es wäre merkwürdig,
wenn gerade im el. nur z, nicht auch n t aus sich hätte ent-
wickeln können, während überall sonst gemeingr. und einzel-
dialektisch i sich gerade so gut aus dem tonlosen wie aus
dem tonenden dentalen Zischlaut entwickelt liat; vgl. gemein-
gr. la^i aus *G&i, d. i. sthi, nicht zdhi, den lesb. Übergang
von voc. + nasal + <j in voc. -{- i -}- g, chiisch uQtj'^oiGt,
kußtaai (s. 0.), die in verschiedenen dialekten nicht selten
vorliegende Schreibung von €ia statt sa (J. Schmidt voc. 1,
112. G. Meyer* s. 124). Auf der anderen seite findet Wila-
mowitz' annähme, die durch G. Meyer herr prof. v. W.-M.
und die griech. dial. s. 23 ff. nicht als widerlegt gelten kann,
eine kräftige stütze in 2 stellen, an denen umgekehrt die
accusativform dativisch fungiert (vgl. Ahrens bei Daniel Bezz.
beitr. 6, 246): 1150, 1 U fgarga rOg 'AvanOlg] xai rO[g]
Msran/Og UUd 1153, 1 ^A fgarga xotg XaXaSgiOg xai Jiv-
xaXiOvi, während sonst auf den rhetren die namen der bürger-
schaften, zwischen denen sie zu stände kommen, stehend im
dat. erscheinen. Blass SGD. a. a. o. schreibt zwar ebenso
346 Felix Solmsen,
wie Daniel a. a. o. 258. 262 to(Oc l4vaiTo[ig] xai ro[ig] Mtxa-
nto(t)g und XakaäQio(i)Q, aber eine stelle stützt die andere,
und es ist kaum denkbar, dass in 1150 der grayenr drei mal
hintereinander sich in gleicher weise geirrt haben sollte —
denn nach den raumverhältnissen hatte die platte auch Idpat-
tO[c] (Blass zu 1150). Röhls annähme (IGA. 118), rOg Uvtu-
jOg xai rOg MsTumOg seien syntaktisch accusative, widerlegt
Blass a. a. o. Somit haben wir für das ältere el. ein schwan-
ken zwischen dativ- und accusativform zwischen beiden casus
zu statuieren, das wie immer mit dem siege der einen form,
hier des dativs, endet. Echte acc. der form nach sind nur
die unter I aufgeführten und die eben besprochenen dativisch
gebrauchten. Sie alle wie auch anoSOg kommen nur auf
Inschriften vor, die zwischen o und « nicht scheiden, es ist
also nicht auszumachen, ob -og -äg oder -w^ -äg aus -oyg -apg
zu lesen ist ; die bisherigen herausgeber freilich transskribieren
alle '(og, aber ohne zureichende gründe.
Die flbrigren dialekte
behandeln va genau wie das ion.-att. Nur ein unterschied
besteht: in einer reihe von ihnen trat der zusammenfall von
e mit f/, o mit ov später ein als im ion.-att., und infolge
dessen wurde bei einfüliruiig des ion. alphabets e mit JFf, ö
mit ß bezeichnet. Beide laute sind aber darum keineswegs
mit urspr. rj und co in der ausspräche zusammengefallen;
denn diese behalten durdi alle zelten ihre alten zeichen, jene
nehmen im laufe der zeit die grapliische bezeichung von et ov
an, fallen also mit diesen im lautwerte zusammen. Dadurch
wird bewiesen, dass lak. ugarjg CIG. 1464, 9 nicht aus *aQasvg
entstanden, sondern direkt für uQ(7rjv eingetreten ist; denn im
1. jh. v. Chr., dem die Inschrift angehört, ist e im lak. schon
durchweg mit ei zusammengefallen. Von den alten doppel-
formen im wortauslaut (ausser ivg ig) hat in den meisten
dieser dialekte die antevocalische gesiegt, die anteconsonan-
tische hat sich im acc. pl. gehalten nur im älteren delpli-
(C.2 204 Toc 13. 14. 26. 45. ovog 14. Aiyivfuog 17. 39. aivog
20. CIG. 1690, 6 oitlog neben häufigem odeXovg) und auf
einigen dor. inseln des aegaeischen meeres, nämlich Ther«
nebst seiner colonie Kyrene, Anaphe (C* 154, 14 rog deogl
Astypalaea (Koss inscr. ined. II, 159, 3 dya&og), Kos (C
Sigma in yerbiodiing mit nasalen und liquiden im griechischen. 347
161 3. jh. Toq 8. 19. 20. 24. 30. 70. 89. SvaBniyvtoaToq 7.
dvayfyQUfifidvog 8. 78. evSa/nog 20. anodafioq 24. ag^afxivoq 21.
€%ay$vfxivoq 31. anoyQaxlJafxivoq 71. dnoygaqiOjLisvoq 82. norava-
yQaffOjLihoq 99. emßaXXo^ivoq 89. — C* 162 3. oder 2. jh.
nQo^vfiOTsgoq 18. «vro^ 18. ro^ dsaq 23. at;TO^ 24. — C* 163
3.2. jh. atVo^ 6. 9. roq 8. 9. 18. 19. dya&oq 8. ^«o^ 9. vo^oq
18. Trar^/o^ 19, daneben avrovq 15. — C.2 164 3/2. jh. roq 4),
Telos (C.^ 170 ixyovoq 7). Dass sie in älterer zeit hier und
im nom. sg. auch andere gekannt haben, lehren beispiele bei
Hesiod Tyrtaeus Alkman Stesichorus Epicharm, sowie Theokrit
Rhianus (Ezach jhb. f. phil. supplbd. 8 , 401 . Morsbach stud.
10, 6), nfjjLiäväq auf einer dor. grabschrift bei Kumanudis
lEntyQ. IdjT. iniT, 16, 7. ytaXuq wQuq z. 2 des rhod. schwalben-
liedes. Eine besondere Stellung nimmt infolge seiner engen
Verbindung mit dem folgenden werte hq ein, das als iq auch
in dialekten erscheint, die sonst den anteconsonantischen typus
eingebüsst haben: im lak. (C* 26, 8 iA AaxsSaifiovu , das
wohl = 6c A., nicht ^ h A. ist),^ herakl. (C* 40, 17. 22. 33.
38 u. ö.), rhod. (C.« 176, 3. 12. 177, 8. 10 u. ö. — Gela C.«
198, 9. Agrigent C.« 199, 11. 22. 26 neben stq C.« 176, 16.
177, 11. 24 u. ö. — Gela C* 198, 13. 24. 25. 26. Agrigent
C.« 199, 23).
Der Vollständigkeit halber sei noch darauf hingewiesen,
dass auslaut. v entsprechend der behandlung, die es sonst
erfährt, anlaut. a assimiliert wird, z. b. sq Id^iw CIA. I, 188,
35. naaavSiuaavjoq lesb. SGD. 311, 4 (beispiele bei G. Meyer*
8- 264). Dass die angleichung in der schrift und wohl auch
^ der ausspräche selbst häufig nicht eintritt, ist bei dem stets
lebendigen bewusstsein der normalen form des ersten teiles
^<At zu verwundem. Wo va im inlaut nach dem wirken des
^"^u behandelten lautgesetzes neu entstanden ist, ist es un-
^f^ändert geblieben, z. b. aSQwotq, xv/navatq; n€(pavaai, wenn
*® 2. sg. perf wirklich so geheissen hat.
n. ^ in Verbindung mit liquiden.
1. cap. (j + liquida.
Es findet urgr. assimilation zu geminierter liquida statt;
^^ anlaut muss diese ohne weiteres zu einfacher reduciert
>) Ob aaf den alten lak. inschr. die acc. pl. auf -0£ nicht auch teil-
^^ »> -of sind, ist natürlich nicht zu sagen.
348 Felix Solmsen,
werden, im Inlaute bleibt sie im lesb. thess., in allen anderen
dialekten wird sie unter ersatzdehnung vereinfacht.
(JQ.
Die beispiele fiir den anlaut s. bei G. Meyer* s. 174 f.,
wo aber durchaus nicht alles sicher ist, für den inlaut
kenne ich:
argiov uy/avgog aus *uvaQ-iov *-avag-ogf Vgl. ai. tisrä^f
lit. axiszrä grdz.* 400. Die wurzelstufe ist entweder gleich
der von agiarov frühstück aus ^aia-iQ-iajov oder gleich der
von fi(oq aus "^äiaiiq UUd fieQioq i\qi auS *ät;<T-f ^- ^).
O^gavQog aus ^dgava-Qog ZU wzl. &Qava- 0. S. 95.
TQriQ(av TQfjQoV iXaqiQov. äsiXov. ra/i. nXotov fiixQov Hes.
ZU wzl. tres (vgl. ai. tramra^)^ aus "^xQBOQog aber wegen des
ri nicht herleitbar. tqi^qwv kommt nur im ep. dialekt vor;
bei Ar. wird es Av. 575 direkt als hom. ausdruck angef&hrt,
und Pax 1067 steht es in einer persifflage des ep. orakelstfles.
Das gleiche gilt von oTorjong, wenn man es hierher ziehen
will; auch dies steht bei Ar. Av. 912 als Homerdtat. So
darf man auch wohl die Hesychglosse demselben sprachkreise
zuschreiben und von ^rQua-Qog = *tjs-r6s ausgehen.
Evoog vielleicht aus "^Elo-nog zu wzl. eus (grdz.* 398).
Weitere beispiele für un^est^irte lautgesetzliche behand-
lung von (70 im inlaute vermag ich nicht aufzutreiben; manche«
ist nocli dafür vorgebradit worden, nichts stichhaltig. Es ist
möglich, dass (fulrjQng dor. (fuhxoog wegen thess. 0akavva und
lat. Fnlorü Fnlisn auf *(paXaa-Qog zurückgeht (Prellwitz de
dial. Thess. 30), aber es ist ebenso gut möglich, dass ein
«-stamm substituiert ist wie bei nfrzafT^joog i^vvijgog TQvxrjQk}
die Oehler de simpl. cons. 68 unrichtig aus *'€iTQ6g ableitet,
und wie ßXaßsQog ^«Af()Oi; xoujfQog xQvsQog arvysQog analogie-
bildungen nacli f-o-stämmen und nicht auf *-eaQ6g zurüci-
zuführen (C-urtius stud. 2, 17V). Oehler a. a. o.) sind. —
Bezzenberger beitr. 5, 104 erklärt oveiQog aus *6vfaQog, orap
aus *oi'fFo zu lat. timhra: selbst Bezzenbergers theorie von den
silbebildenden cunsonauten zugegeben, hätte ^ovgq zu *o<too
führen müssen, ovotrtog (Meister 1, 86), dessen entstehung
0 Diese Worte lehren, dass das kürzungsgesetz erst nach schwood
von intervocalischem o zur Wirksamkeit gekommen ist.
Sigma in Terbinduog mit nasalen und liquiden im griechischen. 349
durch epenthese zu bezweifeln keine veranlassung mehr vor-
liegt, seitdem kret. fiot^a Gort. lH, 28. IV, 41. 43. /ia/6-
fjLoiQov X, 53 ans tageslicht getreten ist, und wohl auch
Hesychs uvaigov ovuqov weisen auf "^ovBQioq hin. — Ebenso
leite ich i^oiQavoq, nach Bezzenberger beitr. 4, 331 aus "^xota-
Qavoq und ZU altlat. coirare, paelign. coisatens gehörig, aus
*xoQ'iavoq her und stelle die Wurzelsilbe zu altbaktr. sara
sara^ gr. xuq (wzl. ker kor vgl. o. s. 69). — l^iOQog stellt Fick
wtb. 1^ 183. 731 zu wzl. jes; möglich ist das nur, wenn man
von *l^(oa'Q6g ausgeht, wahrscheinlicher aber, dass ^(OQog zur
wurzelform ^fj- gehört (G. Meyer^ s. 43) oder dass es = alt-
bulg. jarU rauh, heftig ist; vgl. zur bedeutung die Hesych-
glosse l^ooQog' ivegyjjg. zu/ig. — Hom. neuion. iQog lesb. igog
aus ^ta-gog zu erklären (Osthoff MU. 4, 149) verbietet das
lesb., das *iQQog haben müsste; denn hinter langem vocale
bleibt die geminierte liquida so gut wie hinter kurzem, vgl.
flijwog fij^wsai /(^t^/za. — küQog leiten Curtius grdz.^ 361 und
Leo Meyer vgl. gramm. P, 489 aus ^Xaa-Qog zu wzl. las in XiXai-
ofjtai lat. lüscwus etc. ab ; mit unrecht, wie das ü zeigt. Meiner
meinung nach geht es auf ^kaa-sgog zu dieser wzl. oder auf
*Xa/-€g6g zu uno-Xav-io, vgl. Xae Xdoov 0. S. 96, zurück; bei
Homer steht es überall hinter der caesur im dritten fusse,
kann also überall noch Xasgog gelesen werden, und daraus
erklärt sich auch Xagdrarog, d. i. Xaegdrarog ß 350. ~ End-
lich 2€ig, das Bechtel phil. anz. 16, 14 anm. aus Hvesr- zu
lit. tvisku glänze erklärt: allein die grundbedeutung der lit.
Sippe (bei Leskien ablaut s. 91) scheint die des lauten ge-
ränsches, poltems, knallens, und damit ist 2€tg nicht zu ver-
einigen.
Wie es kommt, dass bei den Worten mit urspr. anlauten-
dem ag und fg — dies ist hier nicht zu trennen — hinter
dem augment, der reduplikation und dem ersten compositions-
gliede regelrecht gg erscheint und nicht einfaches g — ent-
weder den lautgesetzen entsprechend mit dehnung des vorher-
gehenden vocals oder wie bei denen mit urspr. anlautendem
av ofi ohne diese — , habe ich o. s. 87 darzulegen gesucht.
Einen fall der ersteren art wollen Bailly m6m. de la soc. de
lingoist. 1, 345 ff. Curtius vb. 2^, 147 in si'gtjxa sig^/nai aus
*fi/gfixa etc. finden: aber die Vermutung G. Meyers^ s. 476 f.,
es sei von */B-/dgfj-xu auszugehen, wiid bewiesen duich den
350 Felix Solmsen,
gegensatz von att. igQtj&fjv aus *€'fQi^-^v und ion. tigi^f
(Her. 4, 77. 156 U. ö.) aus ^i-fSQi-^fjv^) ; *fS'fiQrj'Xa*fe'figti-
fiai: *i-/iQ6'^fjv = ijvQtj-xa rjvqri'fiai: ijvQd'&fjy, ^Qij-xa jpjy-
fiai: fiQi'&rjv etc. Einfaches q dagegen begegnet tatsädUich
bei Homer 28 mal {i^dnrofiev igst^ov egeia) neben 50 maligem
gg hinter dem augment. Es beruht auf neubüdung von gä^m
etc. aus nach analogie aller anderen verba mit anlautendem
einfachem conson. Diese aber drang nicht durch wie bei
denen mit urspr. anlaut. av a/i, weil sie hier keine stütze an
verben mit urspr. einfachem g im anlaut fand. Tauchen dodi
auch im perfekt vereinzelt nach dem allgemeinen verfahren
bei der reduplikation formen mit ge- auf {gsgvnmfiiva ^ 59.
gegama/Liivtf Auakr. frgm. 166 Bgk.* gegrtfdui Pind. frgm. 314
Bgk.^), aber die alte bildungsweise behält doch immer die
Oberhand. In gleicher weise beruhen dfKpigvvf} a 50. 198.
ngogiovxoq (Z> 260. cüxi;()cff) E 598. agiXTOV T 150. dvagoißiä
fjL 105 neben der alten compositionsweise mit gg {avaggotßid
/u 104) gewissermassen auf neucomposition der einzelnen be-
standteile, nicht auf nachahmung überkommener typen, wie
äßgoTog S 78 neben altem ä/ußgorog. Beide arten sind
lebendig geblieben : iaogonoq CTG. 2059, 18 — taoggonog Thnc.
1, 105. 7, 71. oivQ€7ii^g Pind. Ol. 9, 91 — x9^^^99^^^^ ^*-
4, 178. xgvaogvTovg 8oph. Ant. 950. /gvoogoov Eur. Bacch.
154. (oxvQoav ib. 569. unogaivovxui CIA. I, 125, 5. 128, 5 —
ünoQgatvovTui I, 120, 5. 121, 4. TTugugv/nuTu 11, 794, d 60 —
nagaggviiiaTa II, 795, f 85. keisch diagavdf, IGA. 395, A U
— [(^lajggutvfiv ib. A 15. kret. digi^aiog Gort. IX, 36 —
dnogoTjd^tVTL XI, 17.
Beispiele für den anlaut sind nur Xj^yco und Xvl(o (G-
Meyer* s. 177), für den inlaut:
Lesb. x^^^^^i- 1^- /'y^'o/ ion. /eilioi att. /iXioi aus */f^^'
zu ai. sa-hnfira^ altbaktr. ha-zaum,
dgavlvg aUS *&()uva-\6g, wzl. &quv(t- (o. S. 95).
iXijtii und seine sipi)e aus ^ai-ffl- zu lat. comölari (Fröhde
Bezz. beitr. 9, 119). Im einzelnen machen die zugehörigem
bildungen ausserordentliche Schwierigkeiten. In dem grössten
1} iQ(^id'fjy bei Hippokr. und späteren ist klarlich sekundäre bildaDj^*
Sigma in Verbindung mit nasalen und liquiden im griechischen. 351
teile sehe ich das suflSx ö; ä, *aiaXfi-: *aiaXa- (ik?j&i: iXä&i
tXaaxofzai) = nifinkfi-: nifjLnXa- = ni^nQtj-: nifinga- etC. Für
die urgr. ß-qualitÄt sind beweisend kret. iXsog C.^ 42, 71. 75.
C* 116, 26. 117, 7. 18. 25. 121, C 6 aus tXjjfog wie yQafi-
fiaxioq C* 121, A 8 aus ^yQa/nfiaTTJfog, wonacli an lak. Hrj/og
IGA. 75, 2 festzuhalten ist, und iXkeog bei Hesych, das wegen
kX lesbisch (vgl. ßaai'Xeog SGD. 281, C 25) sein dürfte (lies
yxxeog); bei Her. 4, 94. 6, 91 ist also mit Stein iXsog zu schrei-
ben. Von *GiaXä'' aus ist gebildet aeol. iXXaog, ion. att. iXäog
(1639. ri78. Hymn. Hom. 28, 10 Gem. und später gebräuch-
lich), iXäg IXävTog aus iXdsig Herodian 11 318, 35. 657, 16.
TXäog A 583. Hymn. 4, 204. Hes. Op. 340. Aesch. Eum. 1040
und ein paar mal bei Alexandrinern (vgl. Herodian U, 625,
24 ff.), wofür Thiersch griech. gramm. § 168, 2, 3. 184, 15.
Nauck bull, de Facad. 26, 190 f. an den drei ersten stellen
XXriog schreiben wollen, dürfte, falls es berechtigt ist, contami-
nationsbildung aus iXriog und IXaog sein. Anomal wäre bei
dieser auffassung nur aor. iXaaaofiaL y 419. tXaao/Liia&a A
444. tXaaa^jai Ap. ßhod. 3, 1037 für zu erwartendes "^tXijaä'
fxfiv; noch weniger stimmen tXaaaa^svoi A 100. tXaaaeai A
147. sfvXaaaa&ai orac. Her. 7, 141, femer txdovrai B 550.
tXafiai Hymn. 20, 5. IXäead^ai Ap. ßhod. 2, 847, tXuQog mit l.
Ich vermute, dass urspr. neben *at-aA-^- *ai-(jA-a- ein stamm
♦acAa- *£Aa- lag und dass dieser sein s nach *iAA- in l und
schliesslich im verbum nach iXti^i tXdaxofiai in l (vgl. noch
tXaao orac. Plut. Sol. c. 9. iXaa&ai Orph. Arg. 942) ver-
wandelte^); umgekehrt hat Theokrit Ep. 13, 1 tXaaxeo nach
den obigen Vorbildern gewagt. Urspr. perfektformen sind lesb.
ekXadi Herodian U, 499, 19. 605, 8. eXXare Callim. frgm. 121.
Eine solche steckt vielleicht auch in der Hesychglosse etXijg
£1' iXscog si: L. Dindorf hat dafilr eiXfjg' iXecag sl coiyiciert,
und das kann eine höchst altertümliche 2. sg. perf., nur mit
-^ für urspr. -^a, sein; der spiritus lenis erklärt sich bei Zu-
gehörigkeit zum asiatisch-ion. dialekt. Aus perfektischem *fiA-
sind wohl auch mit anlehnung an das i des praesens tX^xj^ai
q> 365. tX^xoi Hymn. 1, 165 und später und iXuorr iXagw.
iXi(p Hes. hervorgegangen.
Alle sonst noch vorgebrachten beispiele kann ich nicht
1) Danach ist das oben s. 113 gesagte zu berichtigen.
352 Felix Solmsen,
flir richtig lialten, insbesondere scheint mir Stokes' (Bezz. beitr.
9, 87) etymologie von /jikog lesb. ;f£AAo^ aus '^xi^Xog = air.
hei an x^^^^l ^^ scheitern; vieUeicht ist von */Ä-i'og aus-
zugehen.
Wortauslautendes a assimiliert sich anlautendem X: kret
Totk kf]iov(Ti Goit. V, 32. TiX A,^^X, 33. lak. ik Aux^SatfiovaC}
26, 8. Auf einer stufe damit steht iWvaiv exXvaiv. Kg^rt;
Hes. aus ^i'a-Xvaiv.^)
2. cap. Liquida + g.
Qö und Xa.
Wackemagel (o. s. 126 ff.) hat erkannt, dass es von der
Stellung des accents abliing, ob urspr. ga und wohl auch la
im urgriech. unverändert blieben oder zu qq XX assimiliert
wurden. Nur über die giihide, warum im aor. von den ver-
schiedenen Stammformen, die das lautgesetz schuf, bei der
mehrzahl der verba auf g X zwar die mit assimilation, bei
einigen wenigen aber doch die nicht assimilierte durchgedrun-
gen ist, giebt auch er keine genügende auskunft. Die assi-
milierte Stammgestalt hatte lautgesetzlich einzutreten: im act
im ganzen sing., der 3. du., 3. plur. ind., der 3. du. opt, der
hälfte der Imperativformen und in einigen wenigen participial-
casus , im med. in der 1 . sg. 3. du. ind. opt., sämtlichen l
plur., der hallte der inipei-ativformen und allen casus des par-
ticips; ga ka blieben unverändert in allen anderen formen,
ferner bei weglassung des augments im sing, und der 3. plur.
ind. act. Nunieriscli war also die letztere Stammgestalt weit-
aus überlegen, und auch von einem häufigeren gebrauche z. b.
der 1. und 2. sg. als der 1. und 2. plur. ind. act. kann nicht
die rede sein. Aller voraussieht nach hätte also die Stamm-
form mit ga A(T die überhand gewinnen müssen, zumal da sie
auch durch die sonstigen aor. mit a Unterstützung fand. Wenn
dennoch weitaus die meisten verba die assimilation durch-
getührt haben, so muss eine ganz besondere analogie im spiele
») Boot, thess. ark. kret. ^V vor cons. = fi beruht wohl nicht auf
einzeldialektischem Übergang von 4* in a — das würde voraussetzen, dass
fÜ durch alle Stellungen durchgeführt worden wäre — , sondern ist die
vor anlaut. x lautgesetzlich berechtigte form, die in diesen mundarten vor
conson. verallgemeinert wurde, wahrend in den anderen dialekteu ^x durch-
drang. Vgl. büot. toxtfJtxten, gegen atl. ixxaiöixu.
Sigma in Verbindung mit nasalen und liquiden im griechischen. 353
jwesen sein. SteUen wir zunächst einmal fest, welche verba
>erhaupt zu dieser häufigeren kategorie gehören. Bei Homer
nd es: eXsipaiQOfxai ivai'QO) iyd-aiQm xuS'aiQci} jnsyaigto Tsxfiai-
ffiai xaiQco, i€Q(o, dysiQOi afi^ta iyeiQto ijuetgto xetQct) (doch
U.) ntiQ(Oy oixTtQCD, oövQOfxai oXocpvQO/ÄUi, aXXo^tti amakXta
Xko} nuXXia acpdkXto, dyyskXü) 6(pekX(o^) axikkoD^) ajikkcD {im-
m-) rikkto, (piksto; sie sind sämtlich mit suflSx -ie- -io- ge-
Idet ausser dsgoo (ptkico. Dagegen hat von den zu den aor.
it ga ka {ijQoa cogaa sxvQoa ttfVQoa anoegaa sekaa sxskaa
iBQaa) gehörigen praesentien kein einziges -ie- -io-. Zu ^gaa
sisst es uQaQiaxto y zu (agaa oqvv/hl, ZU hkaa eikoj aus *f€k'V(o
Tgl. Hübschmann ztschr. d. d. morg. ges. 39, 93 anm. 3).
^ass xvQüD (pvQ(o auf *xvgi(o *(pvQi(o zurückgehen, ist nicht zu
rweisen, da lesb. *xvqq(o *(pvQQ(o fehlen. Nichts hindert sie
(lit Tvqxo q>Qvy(o xpvx(o auf eine linie zu stellen. In der tat
Miben bei (pvQO) die ableitungen v, insbesondere (pvQao), und
im aor. bieten die hss. Nie. Ther. 693 (pvQaov, Ap. Ehod. 2,
59 (pvgaai. Neben xvqüd liegt zwar xvgdw, doch können beide
sich verhalten wie rvqxo : ixvqtriv, (pQvyo) : 6q>Qtfyi]V, xfjvya) : sxfw-
Pf9. Bei xvQ^a xvQGUL schwaukeu die hss. zwischen acut und
drcumflex, so hat der Laur. A Soph. Oed. Col. 247 xvQoai,
ü>. 1404 avyxvgaai. Lobeck paralipp. 417 erklärt sich flir
ersteren, Nauck führt letzteren durch; die entscheidung hängt
l^lich von der auffassung des praes. ab. dnoegae gehört
JMit, wie Curtius grdz.* 345 will, zu dem von ihm unrichtig
^ *ffgaa} erklärten iggca, mit dem es begrifflich nichts zu
tttn hat, sondern, wie Ahrens schon vor fünfzig jähren (ztschr.
'• d. altertumswiss. 1836, s. 807) vermutet hat, zu änovgag
^^ijvga {dnsvga). Zu exekaa ist das praes. schon in hom. zeit
^erschollen; von oxekkto lautet der aor. wxeika, beides nach-
'^om. Nur ein aor. widerspricht scheinbar: exegaa, das 7 mal
^^n 4 maligem i'xsiga belegt ist, zu xsigco. Die von Wacker-
"^Ägel s. 130 hervorgehobene Verteilung auf act. und med., der
<) Hier hat unser Homertext den aeolismos öq^ilXeiey n 651. j3 334.
*) axjjJUie *f^ 191, das höchst auffallend ist, aber wegen des sinnes
^icht mit Lobeck auf axalho bezogen werden darf. Sicher liegt auch hier
flache transskription von axEkfte vor für oxilkm; in att. zeit waren
^^168. und fut. aor. von der wurzelform axik- ungebräuchlich, gebrauch-
^h dagegen axk^ao/nai faxktjy iaxhixa mit 17. iytaxijktj Nie. Ther. 694 ist
Utfach nachahmong der hom. form.
ZtitMhrtft tax TttKl. Sprachf. N. F. IX. 8 tu i. 23
354 FeUx Solmsen,
schon yardxfiQav xfj 356 \\iderspricht , Ist sicherlich barer Zu-
fall, der grund der Unregelmässigkeit anderswo zn snchen
Schon Wackemagel hat o. s. 128 von ganz anderen gesichts-
punkten aus eine wurzelfoim qei's vermutet. Eine solche mu&ste
in einer reihe von verbalformen mit den wzln. auf einÜEidies
Q zusammenfallen : xaxaQ/uat ixdQ&rjv xa^rdog aus *xixaQafiu
*ix€Qa&t]v *xaQaT€og, und diese zogen das verbom ganz in die
analogie von dys/gco deiQO) dys/^co nsiQm (f&€iQ{o. Die letzten
reste der ureprünglichen wurzelgestalt sind ausser xovgsig und
xovQa (Wackemagel a. a. o.) die hom. aoristformen mit ^9.
Dieser Vorgang findet ein vollkommenes analogen an dem
nebeneinanderliegen von d/udgdco und dfifi'Qct}, die nicht gemein-
schaftlich auf "^(i/naQico zurückgehen können, wie Curtias grdi.*
651 meint. Vielmehr ist d^iiQto neuschöpftmg zu ^fid^^
(d/nsQ^^g X 58), das lautgesetzlich aus *tjjLidQa&9jv entstanden
ist, vgl. ndQ&ui IL 708 aus ^ndgadai, und zwar ebenfalls sehr
alte neuschöpfung , da es schon Hes. Theog. 801 steht und ^
322 in der fassung, die die stelle bei Plat. Leg. 777 hat, wäb-
rend unser jetziger text ein ganz anderes verbnm bietet Dass
die gleiche neubüdung nicht auch bei den anderen verben mit
wurzelauslaut q(t, q^, (^^ eintrat wie rdgaw d^do} ndgim nd^dn,
liegt, daran, dass von keinem derselben diejenigen formen im
gebrauch waren, die den auistoss dazu geben konnten.
Wie koiinuen nun gerade nur die verba mit praesenssuffix
-iV'- 'io' nebst dtQco und (ftUco dazu, die assimilierte stamm-
gestalt zu verallgemeinern? Die antwort ist, dass sie allein
unter dem eintiuss der verba auf v fi, bei denen die assimÜÄ-
tion des o lautgesetzlicli durch alle formen ging, stehen ; denn
von diesen bilden einen sigmatischen aorist nur die auf *'ari<»
*-fi'ia> *-iviü) "^'vvico, diejenigen der (f-o-klasse, die den wurzel-
vocal f haben: dejuco vif.i(o /ndra), und eines auf -fco; yafim
Dagegen hat keines mit nasalem praesenssuffix wie xa^w
Ttfipco einen solchen, nach dem oQWfxi *j:dkv(o, und es gieM
kein verbuiu auf urspr. -t«!'«, nach dem xvqcd ifv^m sich
hätten richten können. Die erst nach Homer erschemenden
formen sind lediglich aoriste mit ersatzdehnung und durchweg
von praesentien auf -io- -io-: tituiqü) aai'Q(o, eigo} and^
q'd^ei'fjo)^), ivQO) (TvQco, uyukXco &d)J*(o, oxdkk(o, tAAco und der
») Was arkad. i^i^iinu ÖGD. 1222, 0 ist, liisst sich nicht mit sicberheit
Bagt'D, l>is weiteres Diaterial für die bildung der aor. der rerbtL waf fi r ^ l
Sigma in Terbindang mit nasalen und liquiden im griechischen. 355
grossen masse der denominativa. Nur vereinzelt nnd in später
oder künstlicher spräche wird das alte princip durchbrochen:
einerseits awBt'kaQ' avvsiXrjaaq Hes. (pvQaq Luc. Prom. 13 (aus
einem dichter), andererseits (p&eQaag Lycophr. 1402. ädgatj
Panyassis bei Athen, ü, 36, vs. 13. etpsQasv exitjaev und
eareXaev sarsiXsv Hes., letztere beiden gewiss ebenso wie die
beiden ersten reines kunstprodukt eines Homemachahmers.
Wie zu xoXaaadai' ixsTfvaai Hes. das praes. gelautet und ob
es überhaupt je eines gegeben hat, ist nicht zu sagen. Auf-
f&llig sind nur SUgatig ^ugaai duQoag in der pseudohippo-
krateischen schrift ntgi uq&qcov Litträ 4, 108. 108. 296; an
der zweiten stelle steht übrigens ^utgai in margine. Da die
Attiker nur ÖLstQai brauchen und dies auch Hippokr. 7. 52 L.
steht, so ist dUgaai gewiss unursprünglich.
Die vocalverhältnisse in den aoristen der verba auf q X
sind genau dieselben wie bei den verben auf fi v, die ich oben
s. 65 ff. dargelegt habe. Auch hier ist bei der ausgleichung
durchweg die mit dem praes. übereinstimmende vocalstufe zum
siege gelangt; man hat also kein recht axrjXsiB etwa, um die
ttbertieferte lesart zu retten, auf *GxriXaei€ zurückzufuhren, und
en9]Xa geht nicht, wie J. Schmidt ztschr. 27, 322 anm. 1 will,
auf *€näXaa, SOUdem auf "^i'naXaa zurück, vgl. ari^Xt] ^Xog 0.
8. 65. Besondere erwähnung verdienen nur die att. aoriste
von algto ütXXofiai xa&aiQw. aigon, das im att. allein vorhanden
ißt, während Homer und Herodot vorwiegend dsiQco gebrauchen,
kann nicht durch contraktion aus diesem entstanden sein (Brug-
mann ztschr. 27, 196 ff.), ^ga agai dagegen müssen aus
fjaga deCgai entstanden sein und können nicht auf einer linie
mit den aor. auf -äva stehen, wie Kühner ausf. gramm. 1*,
625. 759 f. will.t Das beweist das ion.: von einem ä-typus
kann hier keine rede sein, und doch hat Her. neben ijetQa
detgag ^ga dgag, formen, die gegen änderungsversuche nach-
drücklich in schütz genommen werden durch inagsi 3. sg. coni.
z. 2, inagag z. 9 der auguralordnung von Ephesos IGA. 499.
in diesem dialekt beschafft ist. Vielleicht ist in demselben nach der sonst
zwischen futar und sigmat. aorist herrschenden Übereinstimmung de? Stam-
mes auch bei diesen verben der stamm des aor. dem des fut. ((f^(Qw)
gleich gemacht, äi^jig' ägfjg' ßaardapg Hes. ist wohl eher falsche trans-
skripiion der älteren Schreibweise AEPH12 als arkadisch. Mit (pägar
iifpaiytiy. nJJxtiy Hes. ist nichts anzufangen {(fagatf),
23*
S66
Felix SolmseD,
Von nXi.ofiat wäre der lautgeset^liclie oot^I^T^
Hierüi wurde der aDterschieil zwischen augmenüertem
uud augnientloseu anderen niodi vermiäist und deshalb nacb
^Qäfii}V üpäfttvog äi.äfj.tvoi (ÄriMt. Av. 1395) gebildet. Des
aor. von xa9a/(in> ist insclirüllich reichlich belegt; äyaKaS^fwtt
CU. n add. 834b, I 47 (329/8 v. Chr.). xo^^fant V W-
1883, p, 119/120 z. 43. p. 121,22 trgm. « 51. frgm. /? 19. ««-
;>.7(>ui ili. p. 119^20 z. 49 (329/8) nelien ar-axa^räpR^uevo; CLL
n 1054, 8 (2. hälfte des 4. jh.). xa^äeuoff«. del. inschr. 3.jIl
bull, de con-. hell. 5, 468. xaSüpa« del. insclir. 2. jh. ib. 6, 23
z. 185. 24 z. 194 zeigen, waim die neubilduog exäSüga (:ko-
Sw'^a = -dva: -aivm) aulgelcouimen ist^ uad bestätigeD Phrymch.
p. 76 Kuth.
Bei der autzählimg der aoriste mit qo sind selbstverstind-
lieh diejenigen unberücksichtigt gebUeben, deren qq auf gn«
zurückgeht: tj/it^au seit Hom. zu afti^äm, ^^aa seit H/u.
Hom. 8, 3 zu ä^dw, t7i$^au seit Hom. zu nepft», ic^og Qlönt.
Sm. 9, 386. repoov Nie. Ther. 693. ti^aaio ib. 709. Tf^a« ib.
9li zu Tsgaw xi^aofiai, ttsQatV efißijaiy Hes. zn lat. (errw
(grdz.''' 225), Sie wie (üe anderen müssen in gleicher wei«
beti'üflen werden von dem att. lautgesetze, durch welches fo,
gleichviel welchen ui'spniugs, zu ^^ angeglichen wnrde, und
zwar nach ausweis der inschrüten (Meisterhans s. 40 t) vor
der mitte des 5. jh. Indessen ist nur ein beleg dafür zu fin-
den: eW(ißaTo' f'^tj^üy&Tj Ues., was man nicht als aeuliinuiB
ausgeben darf (Meister 1, 138), da das aeol. pn unverändert
lässt. Für gewöhnlicii aber scheint pa nach den anderen Ter-
ben widerhergestellt zu sein, vgl. nd^aj) Plat. Prot. 34Ü, eine
parallele zu der ui'gr. widereinluhrung des intervocal. a.') U«
gleiche ist der fall bei den dat. pl. wie tfjjpoi' und bei d«D
verbalnomina auf -oif wie «poic iye^aig xädapaii, soweit (Je
nicht überhaupt erst nach voUzug des lautwaudeb neup!-
schaffen wurden. Doch heisst es äy«pp(; CIG. 5785, 12 itaä
bei Hesych äya^^ig («^«pp«^?)' «f^potat;. ^' nlijSoi tiymytji P^
«j-oppiV öyopK. a&paiati uud rrppi;: letzteres ist nicht verW*
Substantiv, erstere vielleicht wegen des « resp, o nicht als
■) Ein weiiereB seitt-'nBtück bieiei das argivisclie. Es verhaucbi e iti-
ichen vocalen, ilaker (n«i/iif IGA. 43. 14a. Aber die jüngere iDscblift*^'
SS h&t z, 4 6fiokoy>i<ittyiiay, In dieser form ist also du a cweinuil i""
loiea uud zweimal neu eingefüturi worden.
Signa in Verbindung mit nasalen and liquiden im griechischen. 357
solche empflinden. Wie weit und zu welcher zeit ausserhalb
des att. die assimilation zu qq stattgefunden hat, ist bei der
dflrftigkeit unseres materials nicht zu bestimmen. Inschriftlich
begegnet sie auf steinen von Thera: ©aQv/uaxa IGA. 444. 0a-
0vfiaxog 449. QaQvmokB/nog 463 und auf dem helme des Hieron
IGA. 510 TvQav , wozu die beispiele aus Epicharm stimmen,
die Ahrens 2, 102 f. beibringt. Ahrens führt weiter, abge-
sehen von Theokrit, belege aus lakon. dichtem und eine Hesych-
glosse mit dem ethnikon ^dxcovsg an, aber qu ist unverändert
in lak. uQatjg CIG. 1464, 9 aus dem 1. jh. v. Chr. (Vulgarismus?).
Ich erlaube mir zu Wackemagels ausführungen einiges
wenige hinzuzufügen. Zunächst zwei von Johannes Schmidt
aufgestellte etymologien, die das gesetz bestätigen: /Z^^aX^o^
XiQonovg aufgesprungene fiisse habend, /«(>«? riss an der hand
xa x9^^ = fti. ghdrsati, ghrstds aufgerieben, geschunden, wund
(voc. 2, 332) und die Hesychglossen ßsQQov daav; ßeiQov
Saav zu russ. vorsa har auf tuch oder wollenzeug, lit varsä
flocke von wolle oder hären (voc. 2, 20). Doch kann letzteres
auch mit lat. rebiirrus = hispidus (Fick wtb. 2^ 177) und Ana-
kreons ßsQßigiov ärmliches kleid zusammenhängen. Ist Joh.
» Schmidts vergleichung richtig, so ist ßeggov lesbisch-thess.,
ßii^iv gehört irgend einem dialekt der 'doris mitior' an.
Lak. IlriQStpovsia' nBQGsq>6vsia, Aaxtavsg Hes. UUd [Tt\tiQi'
^va auf einem helme aus Locri Epizephyrii SGD. 1486 ver-
hält sich zu IliQüetpov' vielleicht wie pindarisches dxsiQsxo/nag
Pyth. 3, 14. Isthm. 1, 7 zu homer. dxsQaexofifjg Y 39, d. h.
Rtj^t' ist vom praesens-, TIbqob' vom aoriststamm gebildet,
oder ersteres beruht vielleicht auf volksetymologischer anleh-
fillllg an *ni]Q(o = ne/QO).
Meisters (1, 148) herleitung von hom. ovQog etc. berg aus
Vopa- zu ai. varS-man widerspricht dem gesetze. Sie schei-
tert schon an den formen der dialekte. Homer hat ovQog
*^(IHog, aber daneben oQog oQsaxwog oQBOTSQog ogsariug. Bei
Her. schwanken die hss. zwischen ovQog und oqogy Bredow
rieht ersteres. Stein letzteres vor ; die tragiker sprechen mit
•»P«o^ ovQsaißcorrjg vielleicht für ersteres. Die att. prosa kennt
J^nr 0^0^, aber die tochter des Erechtheus heisst 'ÜQsi'Svia.
Ke dor. form ist mQog (Callim. hymn. Cer. 52 und Theokr.).
Bei Sappho 94 endlich steht in den hss. ovgBat. Homer und das
*tt. verbieten überhaupt auf einen Spiranten zurückzugreifen,
^ ♦
358 ^elix Solmsen, Signa in Terbindung mit nasalen and liquiden.
man darf daher bei Sappho nicht oqqsoi schreiben. Schreibt
man (oqboi, so verhält sich (ogog: oQog = ßivdog: ßa^g = niv-
&og : na&og. Nun ist co urgr. und ion. att. offene länge, o ab^
geschlossene kürze, und ich meine, dass durch qualitative an-
gleichung wie in fiälkov an /nakiara (Schmidt ztschr. 25, 156
anm. 2) und wie sie auch bei den contaminationen von tj und
M zu a in xpag käug (o. s. 94 anm. 1) und von oi und e zn
0 in noSa, wenn es auf ^ttco^« zurückgeht, zu gründe liegt,
hier o, d. i. geschlossene länge entstanden ist.^) ^ÜQBidvia ent-
ging ihr als eigenname. (ogog o^tog gehört vielleicht zu lit
üla SIT. aily die in demselben ablautsverhältnisse stehen.
Halle a. S. Felix Solmsen.
Avestisch hisiäiäp.
Jt. Vin, 52—55 haben nach Geldners Übersetzung K. Z.
XXV, 474—475 folgenden Inhalt:
„52. Denn wenn ich nicht [o Qpitama Zarathustra] jenen
Stern Tistrja — so hoch an heiligkeit — so hoch an ehr-
Würdigkeit — so hoch an liebenswürdigkeit — so hoch an
bertthintheit — als mich den herrn selbst geschaffen hätte,
(53.) um entgegen zu treten , abbruch zu thun , herr zu wer-
den, feindschaft zu vergelten jener unholdin Missivachs, welche
die menschen höhnend Gutwachs nennen,
54. so würde auf erden jeden tag
und jede nacht
die unholdin Misswachs
der ganzen menschheit
eine schlinge überwerfen
bald hierliin bald dortliin sclileichend.
55. Denn der prangende leuchtende Tistrja
bindet [jenej Pairika
mit zwiefachen, dreifachen, unlösbaren, mit allen fesseln ge-
rade so
wie tausend männer,
welche an kraft die stärksten sind,
einen einzelnen mann binden würden."
1) Vermutlich ist ebenso ion. att. 7tovg (rP///OJr CIA. I, 322 a 99ü.ö.)
aus *nüjs durch angleichung an noJös entstanden.
Fr. Barg, Avesttfch hwU^fi. 359
Mag nun auch an dem Inhalte dieser vier Paragraphen
dem ganz unbefangenen leser einiges sonderbar erscheinen, so
hätte ich doch an der wesentlichen richtigkeit der Übersetzung
vielleicht nie gezweifelt, ginge der urtext — nicht der über-
lieferte, nein, ginge nur der, den Geldner selbst aus dem
fiberlieferten herausschält, ohne rest in diese Übersetzung auf.
Der Paragraph 54 lautet bei Westergaard ohne erhebliche
Varianten:*) hamah^ zl m^ ida aiqn hamajä vä fisapö hd pai-
rika yä du^jßiria mspah^ a/ohm^ astuatö paröip pairipnem
aohuqm aud-hisidiäp oKa pairilca duaraiti.
Die Worte von hd pairika an versificierte Geldner schon
in seinem buche „Über die metrik des jüngeren Avesta", Tü-
bingen 1877, § 139, wo er sie „als handgreifliches beispiel,
wie kopflos oft unwissende redactoren oder abschreiber ähnlich
klingende stellen durcheinander geworfen," anführt und, wie
üblich, mit aui m^ äei^ da^ö-dätö paröip pairiptiein avhuqm
aud'darefiqn sadaieiti Vd. XVIII, 19 vergleicht, folgender-
massen :
hd pairika yä du^iäiria
m$pah^ avheu^ astuatö
[paröip] pairipnem [avhyqm] aua hisidiäp
äJca pairika duaraiti,
meinte aber, „die stelle wäre nach ausscheidung der einge-
klammerten Worte etwa so zu übersetzen: Die misswachs
bringende Pairika würde von der ganzen irdischen weit besitz
ergreifen hin und her rennend."
Dieselben worte bis auorhisidiäp teilte dagegen Bartho-
lomae „Das altiranische verbum", München 1878, pag. 211,
unter auslassung von mspahp avheu^ astuatö, so ab:
hd pairika yä dui^iäiria
paröip pairipnem avhu(l't^
auahisidiäp ,
übersetzte sie: „so würde längst die pairika des misswachses
den Untergang aller wesen herbeigeführt haben", fügte aber
dazu die note: „? — aua hisidiäp ist eine unform, man ver-
1) Ich translitteriere buchstab für buchstab nach Bartholomae's tafcl
»^Handbuch der altiranischen dialekte'', Leipzig 1883, p. 176 und führe
^ese translitteration auch in citaten aus solchen arbeiten, die eine andere
translitteration befolgen, durch, sofern keine Veranlassung vorliegt eine
mnsnahme bei ihnen zu machen.
360 Fr. Burg,
langte entweder hi^fidläp oder sis^idiäjf wurzel?; und washeisst
paröip i)airilniein avliuani Vd. XVIII, 19?"
Beide fragen Bai-tholomaes beantwortet Gteldner in einer
anmerkung zu seiner Übersetzung, K. Z. XXV, 483 f., und so
charakteristisch wie für jenen die bündige Verwerfung der
fonn hisidiäj), so charakteristisch ist filr diesen die bündige
rechtfertigung derselben.
Während er „Metrik" § 139 nur erwähnt, dass sich un-
sere Jast-stelle mit hilfe der Vendidad-stelle berichtigen lasse,
meint er K. Z. XXV, 483, „beide stellen berichtigen sich
wechselseitig", und nachdem er, einerseits mit berufung auf
das metrum, andererseits auf Varianten gestützt, in Vd. XVIU,
19 me gestrichen und aui in aua geändert, constatiert er:
dies j.aua gehört zum verbum; in der dritten zeile ist es noch-
mals wiederholt; aua-aud-^cidai^iti entsprechend dem au^ihisi-
diäjK Daraus folgt wiederum, dass hisidiäp in Jt VÜI, 54
eine reduplicierte form der wurzel sad ist, eine nuss, die die
zendgrammatiker knacken müssen. Modemer theorie entspre-
cliend wäre die erklärung, dass hisidiäp nach analogie von
liispösiMem gebildet sei."
Und bei dieser übrigens keineswegs von ihm ganz nen
erfundenen^) herleitim^ aus sad- beruliigt sich Geldner auch
K. Z. XXVII, 243, wo er dies sad- ausdrücklich mit skr. 2.
cad-, lat. md- etc. identificiert.
Diese herleitung ist aber — vorausgesetzt selbst, dass er
mit seiner emendation und erklärung von Vd. XVIII, 19 den
uagel auf den köpf getroffen hätte — durch nichts gerecht-
fertigt.
So besonnen und richtig es ist, zu einer steDe, die wir
interi)retieren wollen, parallelen zu suchen, so voreilig und
falsch ist es selbstverständlich, jede stelle, welche mit unserer
älinliclikeit hat, von vorne herein und unbedingt für eine voll-
kommene parallele zu erklären. Zu was für Interpretationen
und etymologien wäre sonst die philologie auf schritt und
tritt gezwungen!
Den beweis dafür, dass ,Mi(a-au(i-mdaieitv^ und „am^^isi-
diajr dem zusammenhange nach ein und denselben verbalbegriff
enthalten müssen, bleibt uns Geldner stillschweigend schuldig;
») Vgl. hierselbst pag. 371 fussnote.
Avestisch hinidinp.
er begnügt sich damit, die stelle aus Vd. XVIII, 19. nach
einigen Worterklärungen und nachdem er nocli Westergaards
darenan mit berufüng auf Varianten in darenam^') emendiert
hat, zn übersetzen : „Damit nicht der teuflische Äzi ( ) mei-
nei- seele ( ) schlinge und fesael umwirft" und dann den
auf sein ni-sprüngliches mass und metnim reducierten pai'a^
graphen Jt. VIII, 54 analog zu ttliertragen.
Dem beweise vollends, daes die grammatische combination
von hisidia/) mit mdaiciti angesichts der ihm bekannten ave-
stischen lantgesetze oder analogiebildungen zulässig sei, be-
kennt er sich mit den von raij- bereits citierten Worten offen
nitiht gewachsen. Den einzigen verzweifelten kunstgriff, mit
dem er die „nuss" allenfalls „knacken" zu können vermeint,
charakterisiert er selber dnrch das pikante prädikat: „moder-
ner theorie entsprechend" genugsam.
Ancb hat weder jemand anders die von Geldner zu for-
dernden beweise erbracht noch werden dieselben je erbracht
werden können.
Hier litsst also das exempel einen rest, und zwar einen,
der noch manchem ausser mir zu tragen mehr als peinlich ge-
blieben sein dürfte.
Zur beseitigung der Schwierigkeit giebt es im wesent- I
liehen folgende mittel: entweder wir ändern hisidiap in eine
regelrechte causativforra der wnrzel avest. sml- = skr. ä. {•ad- '
um — dazu aber wären wii- nur befiigt, wenn erwiesen wäre,
dass hier absolut nur eine solche forni sinn gäbe — oder wir
emendieren hisidiajt in irgend einer andern weise — dabei
wäre der willkür tttr und tor geöfliiet — oder aber wir wider-
le.gen die behauptung Bartholomaee, dass hisidiaß eine unforra
Sei, indem wir es als eine regelrecht aus irgend einer wurzel
Abgeleitete form erweisen. Ergiebt sich dabei eine bekannte
Wurzel nnd passt zugleich die von ihr abgeleitete form der
bedeutnng nach einigermassen in den Zusammenhang unserer
stelle, 80 sind wü- am ziele; ist nur das erstere der fall oder
aber ergiebt sich eine bisher unbekannte wurzel, so sind wir,
wenn auch nicht bis ans ziel, so doch immerhin einen schritt
vorwärts gekommen.
') Spiegel and DanneBteter: derenqm. Genau darenqm hat, nach
e Spiegele apparkt, keine handiichrift.
362 Fr. Burg,
Wir werden natürlich zuerst den letzten weg einschlagen,
also versuchen die form hisi^iap zu retten.
Schon lange vor Bartholomaes und Geldners zeit hat man
in unserm hisidiaj) eine reduplicierte verbalform ericannt oder
doch zu erkennen geglaubt. Für diese auffassong sprechoi
ja überlaut sowol syntaktische erwägungen wie der ansgang
'iapy der sich genau mit dem der 3. sg. opt. act. eines athe-
matischen tempusstammes deckt; setzt man diese alinnng ver-
suchsweise als richtig voraus, so ist — und war schon lange
vor 1877 — der ursprüngliche anlaut der Wurzelsilbe leicht
zu finden: Da ursprachliches s nach i hätte zu ? — geschrie-
ben auch allenfalls fih, cf. Bartholomaes „Handbuch" § 149,
anm. 2 — oder doch allermindestens — cf. vedisch sisice etc.
— zu h werden müssen , und andererseits das dem skr. f
entsprechende avest. s durch Sy und nicht durch ä, reduplidert
sein müsste , so lässt sich unser s nur mit dem avestischen s
der inchoativstämme (Jasa-y jam- etc. auf eine stufe stellen.
Da dieses s aus ursprachlichem sk^ — nach Bartholomae sk^h
— hervorgegangen, so ist es, wenn wir mit Osthoff PBB. Vin,
544 den reduplicationstypus SE-ST- „für den ursprünglichen
und in der gi-undsprache noch einzig vorhandenen" halten,
um kein atom verwunderlicher, dass eine mit diesem s- an-
fangende Wurzel in der reduplication h- aufweist, als dass die
mit sk-y sk-, st-, sp' beginnenden wurzeln mit /*- reduplicieren.
Dass andererseits urspracliliches sk^ auch unmittelbar hinter i
hier als avest. s erscheint, kann mindestens den nicht befrem-
den, der mit Bartholomae („Verbum" p. 117 f.) Anm- als in-
choativstamm von i^u- oder („Handbuch" § 278) isa- eben so
wol als inclioativstamm von ni- wie von ai^- zu deuten wagt,
vermutlich aber auch den nicht, der mit Brugmann („Grund-
riss der vergleichenden grammatik", Strassburg 1886, bd. I,
§ 589, 2) *fs -f sk^o schon „in der zeit der idg. lugemein-
schaft" zu *uik^6 werden lässt.
Eine avest. mit ,s- und doch nicht uranfänglich mit Jc^-
anlautende und auf -d (-d) ausgehende wurzel ist nun zwar
längst bekannt, die wurzel avest. send-, sad- („scheinen** etc.),
aber mit der ist hisidiaj) des wurzelvocals wegen unvereinbar;
das hoclitonige seitenstück zu unserm -sid- kann nur -a^- (oi'h
'öi' oder -ia- vocalisiert gewesen sein.
Eine wurzel avest. b-id-, deren s- wir, da ihre auswärtige
Avestisch hisidiäp, 3g3
Verwandtschaft nicht angegeben, versucht sein könnten in dem
uns erwünschten sinne zu deuten, hat Geldner K. Z. XXV,
415, bei einer, wie mich dfinkt, recht wenig passenden ge-
legenheit, aus „sf^-dy siazd, sidi söidi$" erschlossen. In «t^d-,
und also auch wol in siazd-, kann aber die wurzel avest.
»id die nebenbei bemerkt zunächst wol in zwei wurzeln
sid' hätte zerlegt werden müssen — schwerlich stecken ; denn
das aus theoretisch erschliessbarem d (dJi) -f d (dh) entstan-
dene zd bleibt auch nach anderen vocalen als a, a erhalten,
geht nicht in ^d über, wie schon der gegensatz von vista- zu
^i^tor, skr. vittor zu dvisHa-, von skr. hödhi („merke") zu
ästö^wam, sogar der von skr. viddhi zu vivi44hi mehr als
wahrscheinlich macht, avest. gerezdüm^ väizdüm etc. vollends
geradezu beweisen.^) Dass in dem allein und nur einmal —
Jt. XV, 47 — belegten nominativ sidi^, welchen Geldner K. Z.
XXV, 415 nicht übersetzt, eine wurzel avest. sid- enthalten sei,
ist allerdings wahrscheinlich, und dasselbe gilt für den gleich-
falls allein und nur einmal — J. LVIII, 1 — belegten accusativ
neutr. söidi?, dem Geldner K. Z. XXV, 415, teils — und vor-
nehmlich — wol erst auf grund der vermeintlichen Verwandt-
schaft mit sißzd'j teils wegen der nachbarschaft und syntak-
1) Diejenigen belege in Justis „Wörterbuch^, welche dieser regel wider-
sprechen — er citiert z. b., hier und in manchen analogen fällen mit
Spiegel und anderen gelehrten sich begegnend, unter i. üid- (cf. auch
«Grammatik** § 70) ein vöi:^äi&i aus J. XLIU, 13 — beruhen entweder auf
Khlechter lesung resp. Überlieferung oder sind an falscher stelle einge-
ordnet Geldner speciell hat diese regel oft, z. b. auch bei seiner erklä-
ning des vöizd- in J. IX, 81. XXXII, 10 ausser acht gelassen. £r ist
„Metrik" p. 141, K. Z. XXV, 193 völlig sicher, in diesem v^d- „der er-
weiterten form" „einer wz. vid = skr. vidh, vyadh*^ auf die spur gekom-
o^ zu sein. Jedoch oö^d- gehört zweifellos zu skr. vid- (cf. auch ve(ta')
ood sein ^ l&sst sich nur entweder auf idg. g^ oder wie die ^ von sizd-
^d m^d' auf idg. z zurückführen. Das 2, welches diesen letzten ^ in
l^id- und miqzd- zur seite steht, können wir natürlich der wurzel-
^oc^lisation halber in persona neben dem 2: von vöi;^d' in keinem falle zu
^ppen hoffen. — Dass Hübschmann K. Z. XXIY, 154 Roths Schreibung
'^tlödüm (mit f) erneuert — die doch offenbar belanglos ist, da Roth
^lb«r die nackte wurzel siazd- (mit 2) schreibt — und diesen fehler sogar
^ 4ie nackte wurzel verschleppt, hat schwerlich irgend welchen tieferen
^^^d. — Schliesslich sei erwähnt, dass Brugmanns angaben über das
*^8t. Schicksal des uranfönglichen d + rf (dh) „Grundriss" bd. I, § 470,
\ ^91 mindestens irreführend sind; nur § 476 steht etwas zugleich rieh-
^E^ und klares darüber.
364 Fr. Burg,
tischen coordiniertheit von vereprem, die bedentnng „ver-
scheuchung" beilegt.
Aber selbst wenn wir mit Greldner gleich noch die weitere
Voraussetzung machen, dass die in sidi^ und söidi^ zu ver-
mutenden wurzeln avest. sid- identisch seien, so dflrfte es
doch herzlich schwer fallen, die bedeutungssphäre dieser vnatd
avest. sid- ausschliesslich aus dem zusammenhange, in welchem
jedes jener beiden worte steht, durch combination ganz sicher
zu ermitteln, um sodann durch etwa glückliche heranziehung
sinnverwandter wurzeln aus andern sprachen her über den
anlaut dieser wurzel avest. sid- endgiltig zu entscheiden.
sidU^ steht in einer langen aufzählung von beinamen oder
Umschreibungen des windes, speciell zwischen einerseits bulitif
(wol — namentlich wegen des unmittelbar voraufgegangenen
baoJca — : „ßvxTtjg'') und andererseits geredö (wol: „heuler");
die bedeutung „scheucher", welche ihm Geldner vermutlich
vindicieren möchte, passt also ganz gut in den Zusammenhang
und, obwol viele andere bedeutungen eben so schön pass-
ten, wäre doch vielleicht mancher ganz von selbst gerade auf
„scheucher" verfallen.^) Dagegen in taj> söidiß taj> verfem
dudemaid^ hiap neni^ . . . das söidi? durch „verscheuchung"
— und vereprem, wie öeldner KZ. XXV, 415 thut, durch
*) Die vier worte haoka^ huJiti^y sidi^ und geredö übersetzt Spiegel:
„der reine (?)", „die reinheit," „die Vollkommenheit" und „der heulende*
und commentiert: „Bao/ca habe ich zweifelnd „der reine" übersetzt, was
freilich mindestens eine correctur in bao^a voraussetzt; das darauf folgende
huffiiß^ das doch wohl von bH§ abzuleiten ist, könnte dazu Veranlassung
geben. Sidi^ „Vollkommenheit" sehr zweifelhaft, nur nach dem zusammen-
hange."
C. de Harlez übersetzt sie: „le purificateur ," „la purete," „le succes"
und „le caverneux", indem er zum zweiten die note fügt: „Oa plntöt 1ä
proprete" und zum dritten die note: „Ou ce qui fait accomplir les evenc-
ments. Comparez Ssc. ^ad triompher, gadri = jishnus" (sie!).
Darmesteter übersetzt sie: „the Quick of intelligence," „Deliverance,"
„Weifare" und „the Burrow", indem er das erste selbst als zweifelhaft
bezeichnet, für das dritte die lesung sudif vorschlägt und zum vierten be-
merkt: „Gereda is the burrow of an Ahrimanian creature (see Vend. HI,
10 [33]; VII, 24 [Ol]); Vayu, in that half of him that belougs to theEvil
Spirit, is the seat (the burrow) of Ahriman; but with bis better half, he
struggles against the fiend and destroys him."
Geldner übersetzt K. Z. XXIV, 143 baolca durch „befreier", h^9
durch „befreiung".
Aveatisch hhittißß. 365
(■'ehr" — zu übersetzen dünkt mich so gesucht, dass ich
zeugt bin, jeder vorurteilslose würde eher auf meiner seite
, wenn ich den sinn jenes gebetanfanges dahin erraten
te: „als waffe, als wehr legen wii- an die andacht . . ."')
dass das tertium comparationis zwischen „waffe" und
id" einzig und allein das „scheuchen" sein könne, wird
and behaupten.
Also die wui-zel unseres hisiiiäji ist, abgesehen von eben
ir form, vorläufig aus dem Avesta seihst nicht sicher zu
fen; wir müssen uns an die verwandten sprachen wenden.
1 hier scheint eine wurzel sk'id- (dit-) bisher noch nicht
eckt zu sein, aber wer weiss, ob daran die sprachen und
; etwa die Sprachforscher schuld sind!
Der vorhin angeführten wnrzel avest. send-, sad- (schei-
etc.) entspricht anerkanntermasseu im skr. chauä-, chad-.
) oder ungenauer, aber deutsi-her: „A!a wehr und waffe legen wir
adacht BD ..." ^ Übrigens lege ich auf die Übersetzung des dadt-
gerade durch ^wir legen an" kein so grosses gewicht; meinet-
Q mag es auch bedeuten sollen: „wir machen (za unserer wehr
raffe die andacht)" odtr dgl.
ipiegel übersetzt: „Diesen nutzen, diesen sieg geben wir: nämlich das
. . ." und commentiert : „Söiiti$ ist iin. Uy. und wird von der tra-
mit Büntzen" übersetzt. Ea ist eben so schwer, sich von der richtig-
diescr iradition zu überzeugen, als eine andere genügende erklllrung
Gilden. Wie schon Jastl richtig bemerkt hat, kann sciifi> nicht von
mmen, man mti.'iste denn naoidif lesen, woCtir aber die handachriften
sprechen. Das wort scheint auf eine Wurzel si oder vielleicht aach
irQckzugehen , die wir aber nicht kennen. Verepra habe ich mit
' übersetzt, so übersetzt auch die tradition an anderen stellen, aber
an der nnsrigen; die huKväreschübersetzuug scheint es mit 1DK3
ich' zu geben, so haben es auch die neueren tibersclzer rcratanden,
it diese bedeutung unwahrscheinlich, obwohl sie sich alleufatls ely-
lisch begründen liesse,"
Uerau mnss ich bemerken, dasa, nach GeLdner's ausgäbe, zwei faand-
ten, nämlich K. i und S. wirklich mdidif bieten; Jedoch liest auch
m nach wie ror sfüditi.
'.. de Harlez übersetzt: „Nous otTrona cet (acte de cultc) qui dffend et
je, cette pri&re . . ." und fügt zu „deCend" die lehrreiche noie:
hia. Hae. sidh. sedhämi" (siel).
'on Darmesteter ist mir keine Übersetzung dieser stelle bekannt, doch
ich erwähnen, dasa auch er, wenigstens bei oder zur crkUrung von
■ert/wa- („Jttudes irauienaes" bd. U, 18U), meint: „ecrtpra semble
ler .cuirasae'*; sonst übersetzt et vereßra- allerdinga wol nur durch
im*, nvictory" etc.
366 Fr. Burg,
Nach diesem Verhältnis ergäbe sich fiir avest. s^id- im skr.:
chid' — eine ja vielbelegte, auch in anderen sprachen reich-
lich vertretene und ihrer indogermanischen bedeutnngssphilre
nach vollauf gesicherte wurzel, die nur den einen fehler hat,
dass sie stets mit sk-- (sJ^h-) und nie mit sk^- angesetzt wird.
Bartholomae giebt „ Handbuch '^ § 118 als einzigen ihm
bekannten beleg für arisch /f = (apers.,) avest. Ic den praesens-
stamm sUindaia- und identiflciert diesen, unter vergleichong
von üyj%(a resp. lat. sc'mdere, wiederholt vollkommen mit skr.
chifidaya-, einem praesensstamme , der mir, beiläufig bemerkt,
sonst nie, wenigstens nicht als belegbar, begegnet ist. Eben
so setzt Brugmann in seinem „Grundriss" avest. fJcifid[ai^H]
= skr. chindl'inäsy -anti] und führt beides auf eine idg. wurzel
sk^haid in seiner Schreibung sqhaid zurück; cf. bd. I,
§ 354, § 475, § 478, § 553, 3. Aber nirgend findet sich in
jenem „Handbuch" eine andeutung noch in diesem „Grundriss"
eine regel, dass idg. sk^h unter bestimmten bedingungen zu
skr. ch werde. Ja, setzen wir auch als Brugmanns wahre
herzensmeinung voraus, dass die wurzel idg. mit s -f 'J^^*
aspiriertem k^ angelautet habe, wir finden doch bei ihm
immer nur die regel , dass idg. sk\ k^sk^ u. s. w. im skr. ch
(cch) ergebe; cf. § 400, § 557, 2, § 401, § 589, 2, § 352.
In seinem der hauptsache nach, wie mir scheint, ver-
fehlten aufsatze über „Indogermanisch k^h in den arischen
dialekten" KZ. XXVII, 306 tf. hat Bartholomae freilich einen
weg ven-aten, auf welcliem skr. ch- aus skVi-, wenigstens vor
den vocalen e, / etc., hervorgegangen sein soll. Er stellt
hier pag. 368 die discrepanz zwischen ski*. y.skhälute — chäh^
der zwischen ,,s})ä^as — pdi^yati'' etc. gleich und erklärt diese,
wie, principiell mit ihm übereinstimmend, auch Brugmann
(„Grundriss" bd. I § 589, 3 und öfter), durch die hypothese
eines idg. sandhi, welcliem wurzelaulautendes s- vor cons.i
unmittelbar nach gewissen consonanten, zum opfer gefallen
sei, während es bei unmittelbar vorausgehendem vocal intact
geblieben. Damit scheint auf den ersten blick auch zwischen
skr. chind' und avest. sKind- friede gestiftet — wenn schon,
beide „etymologisch gleichzusetzen", dann nicht mehr möglich.
Aber sehen wii- etwas genauer zu , so kann es uns nicht ent-
gehen, dass die hauptstütze jener hypothese, eine stütze, deren
sich freilich Bartholomae und Brugmann gar nicht bedienen,
ATestisch hisi^^ß. 367
in unserem falle versagt: die perfectformen der wurzel skr.
spag- zeigen ausnahmslos das s- erhalten, ein *papage, *päpage
oder *p s ge giebt es nicht, sondern nur ein pa sp age; dagegen
lautet die wurzel skr. chid- im perfect gerade so an wie im
praesens, es heisst cichide wie chindhi, Ist nun trotzdem
der anlaut von clmidhi mit dem von pägyati auf eine stufe zu
stellen?
Ich glaube, nicht. Denn die erklärung, welche J. Schmidt
KZ. XXVn, 333 für das -ch- von mfirchati etc. gegenüber
dem 'kh- von mürhhor (cf. got. -malsk') etc. gegeben hat,
und welche auf die von Bartholomae selbst KZ. XXVII, 367
sanctionierte hjrpothese einer bedingten „Vermischung der
beiden gutturalreihen" hinausläuft, ist sowol auf das ch-
von chala- wie von chid- durchaus anwendbar und verdient
vor Bartholomaes erklärung deshalb bei weitem den Vorzug,
weil in den meisten durchsichtigen f&llen skr. ch (eck)
deutlich auf dentale muta — aspirierte oder unaspirierte —
+ k^ oder auf s -{- k^ oder endlich auf gewisse consonanten-
gruppen, deren letzter bestandteil s -{- k^ gewesen, zurück-
geht, und wir vorläufig mit der hypothese auskommen, dass
es in allen übrigen — durchsichtigen und undurchsichtigen —
fällen analog zu erklären sei.
Genau so wie mürchati neben mürkhä- ist aller Wahr-
scheinlichkeit nach also, mutatis mutandis, skr. chidrä- neben
lit. skedrä aufzufassen, d. h. der wurzel skr. chid- entspricht
idg. : sk^idr oder — den Verfechtern der idg. tenuis aspirata
zu liebe und weü es darauf mir hier nicht ankommt — sk^hid-.
Und hiervon kann avest. hisidiäjt die reduplicierte 3. sg. opt.
(praes. oder) perf. act. sein.*)
Machen wir jetzt die probe, ob hisidiäj) als eine form der
wurzel skr. chid- auch der bedeutung nach einigermassen in
den Zusammenhang von Jt. VHr, 52—55 passt, so bemerke
ich vorweg, dass ich nicht umhin kann, mich Geldner's text-
redaction von § 54 anzuschliessen , d. h. paröijt und avhuqm
zu streichen, dass aber derjenige, welcher diese Streichung als
unberechtigt oder gar unmöglich erwiese, dadurch eben so
1) Avest sUindaicL' dagegen kommt wol weder von sk^id- noch skHd-^
sondern ist wahrscheinlich zu sktMa- („hruch") zu stellen wie slci'^ba%a' zu
sktmba»»
L
J Fr. Burg,
wenig meine erklärung von hisidfäji schon wii
wie derjeiiige, welcher nur fiir pairiptiem eine von den im
folgenden vorgeschlagenen abweichende bedeutung sicher er-
mittelte.
pairipuem hat Geldner etjTnologisch KZ. XXV, 483 M?
spreobend ans „pain-tim, dessen specielle l>edentang !a
Äresta klar zu tage tritt", erklärt.') Wenn er aber als eben
diese specielle bedeutung, von der aus er zn „nmgamaiig,
schlinge" für imiripm-m gelangt, hinstellt: „umwinden; jemanden
mit einem strick umbinden , absperren , abhalten" und als
beweis — fante de mieux — nur „J. LXXI, 15 pairi tf tanaiia
. . . uniänem ha^a a/eiytäp aohaoji ,ich ^ill deine Seele von
der hölle fernhalten'" beibringt, so ftbei-rascht die kfllulifät
seiner Synonymik. Auch in dem correäpundierenden satze J.
XIX, 1 bedeutet jtairi-ian- weiter nichts als „femhalteD";
nur kann man ihm liier die nuance unterlegen; „verweisend
fernlialten, verstossend ausschliessen," während J. LXXI, 15
das „feiTihatten" su ^iel ist wie „rettend , beh&tend fern-
halten."') Beide male ist ja sogar angegeben, auf welche
distance, auf wie viel abstand, femgehallen wii-d. Wo Don
in aller weit umwindet man, umbindet man jemand gleich mit
einem stricke, nur um ihn von einem bestimmten terrain oder
dgl. fernzuhalten? Hier zu laude wird umgekehrt das lerrajn
oder dgl., von dem man leute fernhalten will, umwunden, aiit
einem stricke nmbnnden — falls es nicht etwa durch kdnst-
lichere mittel abgesperrt: ivird. „Umwinden; jemandeo mit
einem strick umbinden" ist also ungefähr eben so wenig ito
im Ävesta zu tage tretende specielle bedeutung von pniri-tow-
wie die im ski. zu tage tretende specielle bedeutung thh
Neriosenghs vi^lPHhayünü. Knüpft man pairijinem überhaiilil
an pairi-tan- an und geht man von der wii'klichen im Avesti
klar zu tage tretenden specielleu bedeutung dieses verbs aift
so kann man für paiitpiiem höchstens zu den bedeutüngeu-
„femhaltung, sperre, wehr, Umfriedung, gi-enze" oder dgl g«'
■) n» Umgang lieh ist dieae et;mologie keincsfalla; scIidd «eil u'''
jede beliebige bub ihr für jiairipna- gefolgerie bedcutong dieBem gUfl""*
aueh {lana beilegen läBsl, wenn man -pna- ah blosses themasaffix betnchK')
wie, nach ihren riberseuiingen zu urleilea, maoche bisher gcthan iutlf-
') Spiegel gebraucht beide male: hinweg btingen, C. de Bt^
J. LXXI: elever ^au dessuB), J. XIX: eloigner, 6cart«r.
Avestisch hisidiaß. 369
langen. Indes denke ich eben so wenig daran, eine dieser
bedeutungen zu decretieren wie über die Geldnersche den
Stab zu brechen; denn für die letztere könnten leicht schon
die beiden stellen sprechen, an denen pairijnieni sonst noch
vorkommt, der oben pag. 359 bereits angeführte passus Vd.
XVm, 19 — wiewol ich der Geldnerschen lesung aua daretiqm
sadaifiti und Übersetzung: „fessel umwirft" nicht recht trauen
kann — und Vd. XIX, 28—29. Hier heisst es, dass nach
dem tode des menschen die teufel hinterher pairijmem kere-
netit^ oder — wie Westergaards K 9, vielleicht beachtenswert,
schreibt — pairijniem dereniflti^) und dass zu ende der dritten
nacht einer der teufel die seele des sündigen todten bastem
vädai^ti („gebunden wegführt").^)
I) Sonstige yarianten (nach Westergaard and Spiegel zusammen):
pairipnem kerenMi^ — kerenenti; pairisinem kerenent^j pairiinem — / pairi
sinem kerenenti,
') Die pehlevi-übersetzungen, für deren erklärung ich den herren prof.
Sachau und dr. Andreas verpflichtet bin, werfen beide male nur ein so
unsicheres licht auf den Avesta-text, dass selbst die Verehrer der tradition
hier betrachtlich von ihnen und unter einander abweichen.
Der passus Yd. XVUI, 19 soll nach Spiegel („Commentar**) etwa be-
sagen: mich „möchte der von den Da^was geschaffene Azis^ angreifen, „er
strebe zu entreissen die seele'' oder „er kommt zu entreissen die seele".
Justi („Wörterbuch'') übersetzt ihn: „zu mir würde Azi vorher (. . .)
mit kämpf zur entreissung der weiten kommen.''
Hang („Essays"'): „the demon-formed Azi (. . .) may get at me, he
leems clinging around (my) life."
C. de Harlez: „(Sans cela) Azis la cr^ature des dövas viendrait m'as-
gailÜr; il veut m' enlever la vie."
Darmesteter: „Here comes Azi, made by the Da^vas, who is about to
strire against me, and wants to put out my life."
(pasUa) pairipnem kerenenti da^va Vd. XIX, 28 soll nach Spiegel
(„Commentar" , wo als Rückerts Übersetzung angeführt: „nachher machen
die Daewas Umkreisung oder anstrengung" und als Kossowitschs : „postqnam
tentamen fecerint da^vi") bedeuten: „die Daewas unternehmen kämpf";
nach Justi ungefiUir dasselbe.
Haug („Essays"*): „[(Paz.) . . . when the . . . demons make destruction
(of his life)]."
C. de Harlez: „alors les d^vas . . . vicnnent röder autour (de lui) . . .'*»
wozu u. a. bemerkt wird : '„pairipnem k. ils fönt une allee autour. On pour-
rait tradnire aossi: Les d^as fönt une attaque."
Darmesteter: „then the . . . Da^as assail him".
Zu dem hastem des folgenden § citiert Darmesteter, mit Verweisung
auf Yend. Y, 8, aot dem pehlevi-commentar: „"Every one has a noo^e
ZeiUehxift fttr rergl. ^nclii. K, F. IX. 3 a. 4. 24
370 Fr. Bw«.
Bei Geldnei-s bedeutung „umgarnung, schlinge" fBgt sich
nun auci'hisidiäjf etwa in dem sinne „zenisse", „könnte zer-
reissen^ so vorzüglich in den Zusammenhang, dass man bei
einiger Überlegung, aber ohne jede etymologische grübelei, zu
allemächst gerade diesen sinn in aua-hisidiäj) suchen müsste.
Denn wenn es in § 55 heisst, dass der stem die unholdin
„bindet" oder — wie wii' ädarezai^iti mit eben so viel recht
tibersetzen dtirfen — „gebunden hält", was ist da natürlicher,
als dass die unholdin, wenn jener stem nicht wäre oder nicht
so mächtig wäre, wie er ist, ihre „umgamung", ihre „schlinge^
jeden augenblick zeiTeissen könnte, um unter der ganzen
menschheit — nicht umher zu schleichen, nein — umher
zu rennen, umher zu „tollen"!
Da sich nur bei Geldners auflfassung von pairipuem das
zl des § 55 — und zwar im sinne eines parenthese einleiten-
den „nämlich" — völlig ungezwungen anschliesst, während
bei jeder andem auslegung von pairi])nem viel eher ein „aber*
im anfang von § 55 zu erwarten wäre,^) so stehe ich nun-
mehr nicht länger an. Geldners deutung von pairipuefn sogar
zu empfehlen.
Stösst man sich jedoch — was man schwerlich nötig hat
— au dem genitiv vlspah^ avhcnif astuatö, etwa weil dieser
gen. zu voller — ich möchte sagen: concreter — geltung
nur kommt, wenn man ihn gedanklich zu Cilia pairUca dm-
raiti zieht, von dem er im texte durch pairipne>n aya-/</.s>
diäj) getrennt ist, so mag man ilin mit pairipnem verbinden,
letzteres etwa: „gehege", „einfriedigung", auch „umkreis^
„Weichbild"^ oder dgl. übersetzen und auci-hisidiäj} etwa:
„durchbräche", „könnte diu^chbrechen", und mit dem ei des
§ 55 mag dann auch fernerhin jeder sich nach seiner weL>e
abzufinden suchen.
cast around bis neck : whcn a man dies , if he has been a righteous maD,
ibe noose falls from bis neck; if a wicked, tbey drag bim with that noose
down iiito bell"."
1) Dieselbe empfindung haben auch C. de Harlez und Darmesteter
gehabt, die (vgl. nächste fussnote) jmirißmm auch hier ganz anders fassen
als Geldner; sind sie doch so kühn ;:7 geradezu durch „mais" resp. ^but*^
zu übersetzen. — Das ;:7 unseres eigenen paragrapben, des § 54, das nicht
allein bei Geldner, sondern auch bei Darmesteter, C. de Harlez und Spiegel
eigentlich gar keinen Widerhall gefunden, und das Justi mit „nemlich*
übersetzt, Hesse sich deutsch wol am ehesten durch Ja*^ ausdrücken.
Avestisch hhldj^lf. 371
Selbst so könnten wir mit unserer probe noch ganz zu-
frieden sein.^)
Dass die vorhin erwähnten worte sid'is und söidk dieselbe
Wurzel wie hisidiäß enthalten, bleibt zwar nach wie vor
zweifelhaft, ist aber immerhin nicht unwahrscheinlich; denn
suchen wir die skr. ebenbilder dieser worte, so finden wir im
PWb. einen, allerdings nichts weniger als vedisch belegten,
stamm chidi- und als seine erste bedeutung: „der da ab-
reisst", ein epitheton, wie wir es uns für den wind nicht
besser wünschen können; ein *chedis verzeichnen BR. aller-
dings nicht, aber eine andere ableitung aus derselben wurzel,
chidirä-, hat angeblich geradezu die bedeutung „schwert".
Die grammatischen Schlüsse, die man aus hisidiäß als
einer reduplicierten form der wurzel ski\ chid-, indem man
nunmehr den spiess umkehrt, zu ziehen berechtigt ist, liegen
80 auf der hand, dass ich auf ihre darlegung verzichten zu
können glaube.^)
Berlin, märz 1887. Fr. Burg.
») Spiegel, Justi, C. de Harlez und Darmesteter behalten selbstver-
ständlich paröiß und avhuqm bei, der letzte ergänzt sogar das aua nach
Vd. XVIII, 19 zu a^a'(^cr€nqv^,
Spiegel übersetzt (cf. Übersetzung und „Coramentar") : „so würde alle
tage und nlle nachte diese Pairika Duzhyäirya krieg führen gegen die
ganze mit körper begabte weit, sie würde die seele angreifen, indem sie
umherläuft;'^ wobei jedoch di^raiti das hauptverbum, hifddjpj) untergeordnet
sein soll.
Justi („Wörterbuch** sub pairißna- und sad-): . . . „würde mir hier"
. . . „vorher in der ganzen weit wiederholt kämpf gegen die weiten be-
werkstelligen, indem sie umherläuft.**
Beide bezeichnen hisidjßj) als intensivum von sad-, das Justi im
, Wörterbuch** aUerdings noch sowol mit skr. ^ad- wie mit apers. ßad-
identificiert.
C. de Harlez: „alors cette Pairika-Duzhyäirya viendrait tous les jours,
toutes les nuits, combattre le monde corporel; cette möchante assaillirait
le monde vivant de toutes parts.**
Darmesteter: „Then all day long, all night long, that Pairika Du2-
y&irya would wage war against this material world of mine, wanting to
extinguish its life, and she goes on, rushing upon and around it.**
*) Leider erst nach der drucklegung obigen artikels entdecke ich,
dass Hübschmann bereits ZDMG. XXXVIII, 425 dieselbe erklärung der
form hisidjfiß wie ich gegeben hat.
24*
372 Whitley Stokes,
Irish Glosses and Notes on Ghalcidins.
The Bodleian library contains a manuscript of Chalddins'
translation of and commentary ou the Tinmeiis of Plato, which
has been used by Fabricius,^) described by O'Conor,*) and
mentioned by Wrobel.^) The codex, which is marked Auet F.
3. 15, is a small quarto, containing 68 folios. Three hand-
wiitiiigs are discernible ; but all are Irish , and all of the
twelfth Century. The Chalcidius, with which the codex be-
ging, is entitled in red ink: „Ossio Calcidius", and then in black:
„Ossius liispaniae episcopus fuit. Calcidius uero archidiaconns
fuit.'^ The Chalcidius ends at fo. 24 b. Then comes an astro-
nomical treatise de die , de nocte etc., and , lasüy , there is,
according to O'Conor, a treatise on the Oategories of Aristotie.
Most of the foUowing glosses, and all the following notes,
were discovered and transcribed by Mr. C. Plummer. He
generously sent me liis transcript, which on 14 March last
I collated with tlie ms., discovering five additional glosses.
Li the present paper the glosses and letters in paren-
thesis are in the ms. interlined.
fo. 2 b, 2. uereor tarnen ne ß nad necma), ut sunt uagi
(ina'nul) palantesque nee certis propiiisque sedibus ac domicilis,
pliilosophoruni mores etc. [Wrobel p. 10].
3 b, 1. iarfps in left margin, opposite Narrabat ergo (vd
euim) grandis natu etc. [Wrobel p. 12, 11. 4, 5].
71), 2. utrum (+ riadr) emim (sie) ex duobus contiiieret
omnia iion, ut opinor, liciueret etc. [Wrobel, p. 27, 1. 20].
13 b, 2. Qui quidem aestus propterea et initio et nnnc
us(iue sensus eogiiominantur maximos uiolentosque motus cientes
cum naturali deriuatione iugiter et sine intermissione effluente
circuitus aniniae quasi quibusdam turbinibus simul quatiunt
illum (iiiidem prouidum eins ccnisultumque motum, scilicet eius-
(lem curculi (sie) cuius est orbicidata circumuolitAtio (f estus)
statuentes et contra quam (} midds) illa mouetur operantes
imperiumque eins respuentes. I have not ventured to pmictuate
») At the end of the secoud volume of his editiou of S. HippolytQS,
Hamburg, 1718.
«) Bibliotheca MS. Stowensis, 1818, vol. i. pp. 399. 400.
') riatouis Timaeus interprete Chalcidio, Lipsiae, 1876.
IrUh Glosses and Notes on Chaicidius. 373
this sentence, wliicli I do not understand, even in Wrobel's
edition [Wrobel p. 48, U. 12—19].
14b, 1. Nnnc uero diuinae prouidentiae spectari pensum
("«f erniud) conuenit ex membrorum rationabili conformatione
quae suscipiei^o nitali nigori caelestis adparabat prospicientia
[Wrobel p. 50, U. 13—15].
14b, 2. Est autem caput praeter ceterum corpus honora-
tius et optimati quodam eminentia, cui reliqua membra domi-
nanti parent et obsequuntur iure meritoque subiecta ne sine
sede humiliter in imo plane iacens asperas, cum moueretur,
terrenarum lacunarum offensiones procliuitatis (\ süas) et item
declioitatis (\ sis) in curruret (sie) maxime cui esset necesse
cuncta motuum genera experiri [Wr. p. 50—51].
15b, 1. hie docet plani specidi et rotinidi naturam, Dex-
trae porro partes que sunt sinistrae uidentur in eisdem spe-
culis insolito quodam more [in marg. + in nähen des isinleith
cli in scäith uel e contra], propterea quod dexteris partibus
nisus contra sinistram partem speculi, sinistris item contra dex-
teram positis, motu facto corporis ex aduerso partes eins unde
motus fit, gesticulatur motus imago [Wr. p. 54].
15 b, 2. Licet enim corporea sint fundamenta (+ strumenta)
omnium sensuum, quod tamen sentit, alienum (ocns se) a na-
tura corporis excipit sensus puro et incorporeo uigore [Wr.
p. 55).
16a, 1. Sed quod ex omnibus quae sunt intellectum pru-
dentiamque habet, sola (6n) anima [in marg. in alio sola est
anima] hoc porro inuisibile [Wr. p. 55].
16 b, 1. Nobis uero causa dicenda denionstrandaque uide-
tnr diuini muneris quod prouidentia commenta est salubriter
•wictenus. Deum (eni) oculos hominibus idcirco dedisse, ut
dentis prouidentiae circuitus etc. [Wr. 57]. Here, under hac-
tenus, is written bid fere uel foedere in aliis libris.
18b, 2. Estne aliquis ignis seorsum positus et incommu-
^cabilis item ceterae species, quas concipientes mente dicimus
*^iiiper separatas a coetu corporearum specierum fore arche-
*ypa exemplaria rei sensilis, an haec sola sunt quae uidentur
^^laeque corporis intentione sentimus, nee praeter haec ulla
^t uspiam sed frustra praesumitur [in marg. vel -untur]
^^ [in marg. + conda^] intelligibiles species, quarum sint
374 Whitley Stokes,
imagines sensiles, easque nihil aliud esse quam nerba? [Wr.
p. 65.]
21 a, 2. lower margin : is mithig imthecht tdnic inld fechtsa,
23 a, 2. eundem explens (} aforcenna) circnlum (Xu.
annis). ^
23 b, 2. eadem nanque Stella Veneris motatis annnatiin
uicibus nunc Vesper nunc Lucifer appellatur (\ hliadain tair
dofurgaib rengren, bliadmyi tiar dofurgaib ind[e]gaid funid
grene)
media uero tam staturae (\ delbce) quam uelocitatis.
24b, between tlie columns: pila f liathroit
24b, 1. quod ß anmn) eo maxime aflSrmant.
25 a, 1. quanto inferior angelis tanto est ceteris morta-
libus superior in marg. \ ar isindnim astuichtarclm atat aingU,
35b, bottom margin: ade nime follsig hisJat doronad
a(r)raier isindeclais.
36b, bottom margin: Mauron graece nigrum latine inde
moerio et inde Mauritania ciuitas Maurorum + nigrorum et inde
sldn cesad Maurorum + nigrorum et inde meare/i + syner addita
litter a s.
icualge rosmbm imhdlhuhea fortir gid cur on 7 ni icill
37 a, bottom niargin: gobio uel gobios graece fabric^ns
latine dicitur unde dicitiir goha.
38a, top margin: Delerus + defectus aetate. a graeco
laram uel delaram + defectus aetate + defectus lira + recto
ordine aetates lira gi-aece rectus ordo aratr[i] \atlne dicitur
delero hailedaigim ase.
39a, top marg. feil molasse mnoclit
61a, top marg. ade ropreid sei tuihcnada 7 coti .^lan
62b, top marg. feil henedict indiii tanic nmite diu chmiri
praicepta
68 b, left marg. [a]utentica persona (+ inp^rso chninmnil).
per ma foi (f apud francos) «f per meam fidem. ma fan (apud
romanos)
68 b, bottom marg.
Marfan milid niac noem neirt
ropsciafh diten diän diarctirp
7'omniain gabriel gobo secht
aringalar nanfial nolc.
Irish Glosses and Notes on Chalcidiiis. 375
Commentary.
2b, 2 7iad n-ecma (quod non accidat) = nad n-ecmai Ml.
15 d 5. 22 c 8. nad-n G. C. 741 : ecmai the dependent form
of the act. s-ivX. sg. 3 of aith-cnm-angim , see Thurneysen,
Rev. Celt. VI. 137.
inaind pl. nom. msc. of inandf 0. Ir. inanu 'the same'.
Here inaind means that uagi and imlantes are s}'nonyinons.
3b, 1. laH^s is obscure to me. If the scribe meant iaüe's
the gloss might be read iaiiecht (after going); but this would
yield no appropriate meaning.
7 b, 2 da de „which of the two?" Here cia is the inter-
rogative pron. = W. pivy, and de (also in cechtar de, nechtar
de, G. C. 349) seems to be a genitive dual = Skr. tayos, 0.
Bulg. tojn, cia de f cia dih, O'Dav. p. 76, s. v. dellui.
13 b, 2. The glossator here seems to have taken quam to
be the conjunction: andas is the Middle-Irish form of Old-Ir.
in daas, indas „quam est*^ G. C. 716, 717.
14b, 1. eiiiiud, better erniud, is the verbal noun of as-
renim „I give" (Kev. Celt. VI. 144), where as is the pretonic
fonn of the prep. ess = Lat. ex, and renim is = Gr. nsgvfj^i.
14 b, 2. süas is the Old Irish adverb soos (gl. sursum)
Wb. 20 a, also sim, formed jfrom the prep. 6s, üas (W. iich
supra) by a prefix which has not yet been explained. And
sis (deorsum) is the coiTesponding adverb formed in like
manner from the prep. is, W. is (inferior), G. C. 612, 634.
15b, 1. The marginal gloss means „the light ray in the
left half of the shadow, vel e contrw^. The gender and declen-
sion in Old-Iiish of ruithen (= ru-ten) are as yet uncertain.
It niakes its plural nom. , dat. and acc. as if it were a stem
in 5, ten = Hepnos, Zend tafnaüh?
15b, 2. ocxis se is obscure to me. ocus of course is the
common conjunction „and", urkelt. agnusto-s. cognate with Lat.
angustus and Gr. uy^i, the c (= gg) arising, as often, from
pretonic gtu So Old Irish t (dd) arises often from pretonic dn,
and p {hb) from pretonic bu, Compare the Teutonic law,
Brugmann, Grundiiss § 534.
16 a, 1. 6u is also obscure. Perhaps the glossographer
376 Whitley Stokes,
has misplaced it, and it should be connected with hoc the
third Word after sola. See G. C. 327. 353.
16 b, 1. The Md (est) in the gloss is the 3d sg. pres.
ind. of the verb. subst.
18b, 2. con-dai (ut sint, co-no-taf), as in Sg. 188b:
condat anman-som dano hriaihardi (ut sint ipsa qnoqne nomina
verbalia).
21a, 2. „it is time to go: the day has now come.*^
23 a, 2. In aforrenna (gl. explens, i. e. finiens) we have
the act. pres. indic. sg. 3 of the verb forceiinaim, a denomi-
native of tlie ä-conjugation, from forccnn (W. gorphen) „end**.
Tliis mode of expressing the present participle with the aid
of the conjunction an (cum) is very common. Compare an
dti-n-ercliain (gl. profetans) ÄH. 15 d. ar-remi-r-oid (gl. prae-
mitens) 31c and other examples in G. C. 709. In the plural
we sometimes have the secondary tense: an dummecitis (gl
dispicientes) Ml. 34 c. no-n-enaHaigti^ (gl. eneruare cupientes)
34 d. an num-findbadnigtis'Se (gl. beatificantes me) 39 d. an
con'damm'ucbaitis'se (gl. me . . . eflferentes) 39 d.
23 b, 2. „one year in the east it rises before the sun:
one year in the west it rises after suuset." Here dofinyaib
is the independent form of the act. pres. ind. sg. 3 of the
verb of which turgabail (with the accent on the lirst syllable)
is the verbal noun.
ddhw is the sg. gen. of delh (form) = W. delw.
24b. Uatlmnt (ball), gen. liathrote, Uaihritw, is one of a
class of ?-stems wliich preserve the ending of the gen. sg.
proper to the i-declension. Others are: carric (rock), gen.
cairce: ciVd (recess), gen. nVüe: cuing (j'oke), gen. ruhige:
eim (hilt). gen. einic: elt (herd), gen. eite: elit (doe), gen. elte:
fcis (feast), gen. fcise: forhricr (reward), gen. fochricce: gtiir
(cry), gen. gäre: gein (birth), gen. gene: id (tie), gen. ind Ide
LU. 62a: i}i(tilt (handmaid), gen. inailte: inchxnn (brain), geu.
inchhuw: Inib (herb), gen. Inhcv: saill (bacon), gen. saille:
srdd (street), gen. sniitc: ficchtmain (week), gen. sechtmaine:
taidcJtrkr (ransoni), gen. taidcltrecn^: tvshnitli (defect), gen. U'S-
huithc: trrhhiit (tribulation), gen. trchlaite, With these genitives,
in which -r = i-os (or i-Ub- in the Ogmic Toranias, Ercias and
. . omonged'uu^) . wo may apparently compare Greek genitives
Irish Glosses and Notes on Chalddios. 377
like noki'oq. The ordinary sg. gen. in 0 (ex ös) of the Irish
i-8tems seems due to a borrowing from the u-declension. In
return, the w-declension appears to have borrowed its pl.
nom. in i (= i-eSy cf. nokuqj or Bs, cf. Lat. ovBs) from the i-
declension.
If these views be correct, my reference in Bezzenberger's
Beitraege, XI. 81, 82, of carric, cuil, elit, fochricCy inaiUy
liathrait, liiib, taidchricc and tesbiiith to the t-declension should
be cancelled as erroneous.
24 b, 1. auA'Sin is = the acc. sg. of the neut. article plus
the adverbial t (G. C. 351), plus the demonstrative, sin „illud",
not „hoc*^, as it is wrongly rendered in G. C. 347.
25 a, 1. ^forit is in the heaven thatis highestthat angels
are." Here uachtarchu is the comparative (here used for the
Superlative) of iia^htarach, sg. dat. uachtaruch, Saltair na
Bann 2452. The Superlative occurs in the dat. sg. udchtar-
chom in Saltair na Rann, 669.
35b. „0 God of heaven! reveal the robbery which ha,s
been committed last night in the church." The adverb arraier
is speit areir in one of the poems in the Codex of S. Pauls
Kloster and in O'Donovan's Grammai* p. 265. Its connexion
with Skr. rätri is possible.
36 b. Here the first four words of the gloss are taken
form Isidorus Hispalensis XII. 55: Mauros niger est. Nigrum
enim Graeci /navgov vocant. The words j^slan cesad Maurorum"
seem an inaccurate Quotation from the Galendar of Oengus,
October 15: Pnm-cJiesad Murorum. Mearen seems the Welsh
mtvyaren and smer (for smer) is the Irish for blackberry
(rubtis).
In the note I do not understand the words fortir gid dir
on. The rest means „In Cualnge (?) I wrote this leaf . . .
and not in a church."
37 a. goha „smith", sg. gen. gobann, dat. on gobaind (gl. a
fabro) H. 318, p. 81, col. 3, W. gof. A somewhat similar note
occurs in a Dublin glossary, H. 2. 16, col. 114: GobaB 7 goibenn
•f 0 Goibhninn .üi. faithi fis la geinti + Mathu, Nuadu, Goib-
nend. Matha enim graeco f disce interpretatur, unde dicitur:
fa math denad fa math fogles. Nuada + noo enim graece
intelligo. Gobio quoque graece fabricans. So in the copy of
378 ^Vllitley Stokes,
Cormac's glossar}' in the Yellow Book of Lecan : goba + gobio,
fabricans latine, and in H. 3, 18, p. 82, col. 1, gaba a uerbo
gobio + oi-no.
38 a. Here the annotator seems to have made a mess of
Isidorus: „Delirus mente defectus per aetatem duo rov Ifjoav
vel quod a recto ordine et quasi a lira aberret. Lira enim
arationis genus, etc. The Irisli hdledai^fim is a denominatiye
verb cognate with bailethach , hailedach (deranged) , which in
the official edition of the Ancient Laws of Ireland is variously
understood as meaiiing „dead*^, „madman" and „evilly sitaated".
See vol. I. 50, 244 and III. 2.
39 a. „Mo-laisse's festival tonight. (April 18).**
61a. „0 God! let Tuilecnaid's way be smooth, and mj
he come safe!*^
62b. „Benedicts festival (21 st March). Today came
my tutor from his tour of preaching."
68b. „the authentic person.** The adj. caiamaü occars
also in Serglige (lonculainn, 40: mß rigain catamail acot^im
(thou hast no authentic queen).
The quatrain at the end means:
Älay Martin the soldier, holy son of strength,
Be a shield of safeguard to us, to our bodies!
May (Gabriel up to seveu tiines protect us
Froni the shameful, e\il disease!
Tlie ^Martin liere referred to is S. Martin of Tours: the öa*
briel is the Arcliangel: f/oho sorhf would be in Old Irisli co-
fo'So.rhf. The >/ in the adj. n-anfidl is transported from tle
acc. sg. gnlar: the n in tlie adj. n-oh- is transported from tlie
acc. s<r. (fnfiah
«
The ('elts seem to have studied (!halcidius, and there i^
sonie reason to tliink that tlie knowledge of Plato possessed
by Johannes Scotus Erigena was obtained through the medinio
of Clialcidius' translation and comnientary. It might therefore
be well to search the Continental niss. of Clialcidius (f»^
example, the four at Vienna) for Irish or British glosses.
There are none. it seems. in the two mss. at Cracow.
15th April 1887. Whitley Stokes.
Irish Sterns in 8. 379
Irish stems in s.
In this Zeitschrift (XXVIII 292, 293) I added six Irish
neuter nouns to the twelve which Ebel and Thurneysen had
referred to the 5-declension. I have since found three, perhaps
four more, namely all (rock, cliflF), delg (thorn, brooch), gruad
(cheek), and, probably, ten (fire).
all (rock, cliif), sg. nom. all n-glainey Feiire Oengusso, Jan.
6. gen. oc clicchi for hru inn aille (playing on the edge of the
diff), Book of Lismore, fo. 20. a. 2. dat. nolexctlie fon aill a
mhlegon (their milking was cast under the cliff) LL. 115 b. acc.
immon n-all, Fled Bricrenn, Windisch wörterb. p. 359. dual
acc. itir da n-all, ibid.
delg (thorn, brooch) : sg. nom. inani hB a Jidelg and (unless
the thorn be there) Sg. Incant. delg n-iaritid (a brooch of iron)
Lü. 96b, gen. bla deilge dae, Laws III 290, do ftuiscalad a
deilge, Rawl. B. 512, fo. 35. b. 1. dat. dia deilg, LL. 161b.
acc. atchiti delg 7i-and olladhol de 6r (I see there a huge brooch
of gold) LU. 91a. pl. nom. noi iidelce oir (nine brooches of
gold) LU. 94. delgi inirnd a fimia (his hair [like] pins of iron)
LB. 202 b. dat. de delgU) sciach (of thorns of hawthorn) LU.
89 a. acc. im deich n-deiki defrca diorda (round ten red gilded
brooches) LU. 83 b. cen delgce itidib, (without brooches in them)
LU. 93.
gruad (cheek): sg. nom. gruad (gl. mala) Sg. 14a. dual
nom. da ngrxtad, LU. 126 b, 1. 23. sg. gen. grüadi (leg. grüade\
Windisch Wörterb. 604. dual gen. gruad ibid. pl. gen. inyian
gruüde (gl. genarum) Ml. 39c 14. dat. gruadih (gl. genis, gl.
maxillis) Gild. Lor. 114, 124. acc. dir forbru 7 gruade Ml. 39e
12. fr'iKna gruade ibid. 39 c 15.
ten (fire) and its Compound ru-then, ruitJien (glänz, strahl,
Windisch) sg. nom. ruthen, LU. 28 a. dat. tein, Windisch Wörterb.
817. ruihin ibid. 751. acc. ar thein Sanct. h. 14 (leg. ar then\
mithin Rawl. B. 512, fol. 5b, 1 (leg. ruithen): pl. nom. rtuthjii
(leg. ruithne) LL. 248a. dat. ruithnih, Rawl. B. 512, fol. 5b, 1.
acc. ricthni (leg. rHthne\ Thrce Hom. 4.
As to the cognates of these words: in all initial jß may
have been lost and II may represent an urkelt. Is. If so, we
380 Whitley Stokes, Irish stems in «.
may connect it , not only with Gr. nekXa' Xt'&og, Hesych., NImL
fels, but with Vcdic j)ai<hya. Skr. pashaiia, which come respecti-
vely from *pahia and *pals(ina (Fortunatov, B. Beitr. VI. iVt).
Of delg the only cognates appear to be As.'telgan (gl. virgattuni),
Mhd. zeige, fjrnad (W. gnuld, urkelt. groudos) seems to beir
the samc rclation to urdeutsch grauta (asächs. grot, nhd. gross)
that Skr. gan^a (from *gnrnda, *granda) bears to Latin grtm-
dis: possibly, also as Lat. niala and max'üla to magnus. Lastlj,
teil, vorkelt. tepnos is = Zend tafnaüh.
London, 17. febr. 1887.
Whitley Stokes.
Berichtigung.
Meine bemerkung s. 1 75 f. dieses bandes , dass herr prof. Robert dis
schale aus Caere in WOrzburg selbst gesehen habe, beruht auf
irrihume.
Paul Kretsehmer.
ferliij! vnn C. BiTtflsiiiiimi In GdU'rsloli.
HtTtnaii Ciriiniii;
Fünfzehn Essays.
Krste Folge.
t terli. imd «cria. AiitluRv. nph. V TA., v^. in i.ml. Iii,>u M.
^ä&slt: VolLain iin<I>'raDhr«ic]L, — FrioilriKbil^rtirdHP anilMMAttUv.^
iiietiM! m luliea. — ScfadWi und (tuclhc. — Uiwltie iin<J die WublverWAii
Ibklten. — Goatb« tisi! SolriluL — (Iwiüir und Luüe ädiiler. — Hnbifl^
IIB Klvi*i» GrabclBUe. — Ixrd Vjfw uud Lcl^ llunl. — Alcuwikr i
BmlKiMl. — ^clileiariueber. — llerra mo Vsrii1i«ireiu Tagclitielirj'. -
L^— DsDte and <lk> letzten Kiiui|>fe In lulHn. — lUlph Wuldo Uuonoa.^
Fönfzclin Essays.
liuae Folge.
Qiii. H,ci> H.. in Lwil. fi-li. lU U.
Wit- Iw tkUler Wieru. - Kctiliüicl ab ArrhlUibt dvr Mudt Berltn.'S
inclit ItiOfTtiitik) von Krictlrinb tggvf». — Diu Italin^ ivb £phanu.
lli«DisrJi» To>lii!ulua|t<^ — UiP üakriiui inn Kl'iriuis. - t^ngel luid Liebl
Du TboAlof du Ucnopt IIi.>lnrlcli Jullui mi BnuiDidiirrig. •
■ älunn lu d«r BtiarbpHoiif; nm ßrytipo uui) Unvotiuil. — A)lll|
t Tragödie Mimt. — HaotlcU L'kuahter, — llaptisel» vigaae I
liaUfn Itallmlndiihiiu Msduoai-n xu l>riiNiu<i iind OnniuiUilt -.
Ml dts UodfmclDS ABiorlMck TMillolboln. — Ooriielln^ ujvJ dii- «rabj
f Jalirc iiKb IftiWi
Fünfzehn Essays.
Driltc Folge,
'icb. •* M, in l.wd. K«li, i> M.
Inltall: VnrliMniTknnf. - R»lpli W»ldn KmerMm. — Fioniiui«,
laion au rtniccn nodjcJiiim Iianiua oad Mkhelanxcln*- — [tBjihal
nie Vas Athen. - AlicIuilMiiiL'tigi Harkvpliasv In der Üocriittd nm San 2
I.— lUphACli Madnima dl Turanuuv« auf ilom bcrliimr Museum.-
ICwd Sllcbp ton Friedrieb W'clicr; l.Tuian« Inliadw nud lliiiim)i->uh" l.i«)ij
t l'iirLralt dt» KrAimiui vitii UoitentonL — H'k Knuii-liuiig i
tum JJr. l-'au«L — Italpli W«ldo Üolcnnn nber Uiifttb« i
Cetinnpul au» d<-iu Knitliiit^liiui ■■ I. Uoetli«, dei SdirilbifUd
tv. der OicIiUT. — lteitiR& vun Ainim. - Ifk Itriidcr flniaJI
I (Irfmni. fl. .laratt <lrimiii. 3. Lndwiit Knil Oriiuni. -
lenJdbrlBCT Gotmilstaff. — Aflsclm l'VuvrUdi. - Zwei Darcncbo Knpf^
Ifdie. — Itapliaolf Oalatra fo Aet PAnieiin« au Kau, — Hapliat-U i
L — ItcffiaK^r utMT alt« tIoi lUode.
teriag von C. HtTtt'lHmann In ftHtwi
Nfirben rrNchlriirn!
Kleinere Schriftei
Willielin <jrlmiu.
Oaatav Hinricfam. -%
%'l««4«r Band.
i'rciJi U AI. (Ui<^ « OioAe suuuiiiini tl;M Mj"]
Inhilt 4«* IV. BaiHirNi Fr^uluili« Gntimal.
daJik, Mit .Vacbirlijrcn. — Zum FroitUak. — McekB
Frelilank. ~ '/au (iMclileliie de« HeUiis. — INi- fltniMirfi
AlbauuBisuhe Mtrclmn, — Spanistlic Mürclien, — D«r8
7.vn TiätTmüTtlten. - Tblorfabeln bsl Jeu SfeikMa
riior fino TUittrfnhpl ili-i Dfttirhii. - HolioutiRltl m eitin fJk
Die Bijtbiiwhn Bcdt^uiuni^ ilr* Wolfei.
[Jii>Bi. — Vulk«KpiI aiit dttm MvliaohpiT
MclKfrlioder, — BrucliBtlh^kif «•iner ü.
iruneiiB. — Per Iloseiiganen. — IIt'' l
l'ükknntcti Uoiliciil totii Kont-Dganeu. — I
ilber Gudrun. — Kmlciiiini; ««r Vuili- m
Erek. — Herklit (liier ein«? kirvliü.lin l.minjM iun iiml .iie I
aiilnde in llc»8«n. — IlffrirJir «Vr il^scti-^titwOifii In S
Hi^riclit Utior life Sle!Iiin|t >i[*r lireicrune M il«M J
und dinii Ade) in Ileeen. — CbrimologiMk^ j
SckriritHi Wilhelm Orimms. — Kfifisiif m it» i
'Pcntinaoil NVnide.
EITSCHRIFT
VEßGLEIC:HENDE
lACHFORSCHUNG
AVV DEM (IKItIKTK PKR
K»(iEUMAMSCHEX SPRACHEN.
BBäKtlKUEl'
TlOt
A. K T7 H N.
OSBAtlSaEaEBKIV
E. KUHN mn) J. SOHMIST.
> XXIX, NEUE FOLffE HAND IX.
tÜXFTBS tntn SECHsTRfl nKFT,
GÜTEHSU1R
|l(TK IWD VERLAß VON C BBKTEUrMAXS-
1 ft fi N.
1
1 II li a 1 1.
Taihcr d<>n likkiit int «iiffrltnp namuM'lirifuiK, Von fnM K^vtivl
per arikdir mfck pliit. nndt. i1«r i-, r imil i-tU«iMi \nm I.V
Nt'HiT Vi'rliu; ton Bn-ilkopf A liarU*! Ju Ldtnij^
Kiirzgpfa.stiti'
albanesische Gramma
iii Lia-ti-ilUi'Vuii und '»lofi^Mir
Gustav Meyw.
nUlil. »nf'..ii,al<-ij }.M>.\, Mnurt. I... .,-.t,i,.k», .i.u Murili-T., iöhli - li
HDiI I.lcilitrii tH»ebriid nnil mit i-iiwiD knAirpno, TT>n nijiiMlMctu'biui Ihi
hegUilitirn ninnur aatfpatailAt, »nlli'n die kinl\lhriuis in doi <i|udiiuri <]i
uoientauen.
Otto llai*ru]i!io%«ll2
AntiqiiariuU-ßiichluiiuUiiiiL: in Ijeip7.i$,
SpechiUlOf: Lhujuisfik.
QnMW«. lewUillW latfr mn WprVrn au» illon Zmtcai dur flfi
wkano« iiD«1 Avt klaatlwlirn rirllnlir«)^, viTliWf jAlirllrt niehTW*
KtUalOfD «ifM-lll-iniMi. iti.- uul' Vrtl.m^ri] vrilij um) fraukn iiJifcMfedl
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VIII. ID» n. fr. ^ ü M.
: Ueber den dialekt der attischen vasen-
I Inschriften.
1 Wenn die griechischen vaseninschriften bisher von seilen
r Sprachwissenschaft nur in äusserst geringem maasse berück-
jhtigong gefunden haben, so hat dies seinen grund offenbar
[-'der unzugänglichkeit des materials, besonders des nach
ichlass des IV. bandes vom GIG neu hinzugekommenen, und
der Unsicherheit der lesungen, die in den meisten fällen eine
melle beurteilung nicht ermöglichen. In der that wird eine
ichöpfende benutzung dieser inschriften, wie überhaupt eine
Dauere historische darstellung der griechischen Vasenmalerei
it möglich sein, wenn die uns erhaltenen gefässe vollständiger
d besser publiciert sind, als dies im allgemeinen bis jetzt
jkhehen ist. Doch wird darum die griechische grammatik
dit warten müssen, dum defliuit amnis, sondern die einzelnen
gebnisse, soweit sie als gesichert gelten können, auch jetzt
lion zur benutzung heranziehen dürfen. Eine Zusammen-
hang mehrerer der interessantesten fälle giebt die folgende
»Iiandlung.
Es ist in der natur der sache begründet, dass diese in-
briften immer nur einen geringen umfang haben : es sind zum
lerwiegenden teile lediglich namen: töpfer- und malersigna-
len, fabrikmarken, beischriften zur erklärung der dargestellten
eoen und figuren, stereotype prosit-formeln , die namen
idiÖDer knaben^, hier und da wohl auch verse, Sentenzen und
ignunme oder gar kurze dialoge; aber dies wenige genügt,
D für die künde der uns sonst so gut wie unbekannten
l^dialekte die wichtigsten beitrage zu liefern. Da die
nptmasse der uns erhaltenen griechischen gefässe, welclte
idiriften tragen, aus attischer fabrik stammt — die sitte,
GMbriften auf den vasen anzubringen, war bei den einzelnen
Italischen stammen und in den einzelnen perioden verschie-
A — , so wird uns im folgenden hauptsächlich nur die attische
Igärsprache zu beschäftigen haben. ^)
<) In den späteren abschnitten ist daher bei den attischen vasen
liexknnft nicht erst ausdrücklich bemerkt.
Sttt««lirift Ar rergL Sprachf. N. F. IX. 5 u. S. 25
382 P&^ Kretschmer,
Allgemeines über die griechischen vaseninschriften.
Die mit dem pinsel gemalten vasenaufschriften sind, im
gegensatz zu den eingeritzten, welche in der regel vom besitzet
der vase erst nachträglich angebracht worden sind, gleichzeitig
mit der Verfertigung des gefässes entstanden/) ihr dialekt und
ihre entstehungszeit wird demnach durch die provenienz und
lebcnszeit des vasenmalers bestimmt. Letztere beiden fragen
lassen sich meist nur durch combination verschiedener umstände
beantworten: durch den fundort des gefässes, den Charakter
der Schrift und die mundart der bcischriften selbst, endlich
durch die form der vase sowie den stil der auf ihr ange-
brachten Ornamente und darstellungen. Danach ergiebt sich
folgende classitication der mit gemalten aufschriften versehenen
gefdsse. ^)
1. Rhodische vasen. Der Euphorbos-teller , in Kameiros
gef., j. im Brit. Mus. Conze Verh. d. Phil.-Vers. in Hannover
18G4, abg. Salzmann Necropole de Camiros pl. 53. Da seine
beischrifteu noch im argiv. aiphabet geschrieben sind (h = l)
und die Ilhodier nach der inschrift von Abu-Simbel IGA 482,
auf der Telephos von lalysos in ion. aiphabet (aber rhod.
dialekt) schreibt, sich schon im 6. jh. v. Chr. der ion. schrift
1) Zuweilen siud jedoch, besonders auf unteritalischen gefassen, auch
die vom vasenfabrikanten abgefassten inschriften eingeritzt z. b. auf der
Perservase alle bcischriften ausser Jltooiu und den Ziffern auf dem zahl-
tisch, öfter namentlich auch meistersignaturen, z. b. von Ilieron, Charitaios;
in den noch weichen thon eingedrückt und dann gcfirnisst sind die in-
schriften auf der von Körte Arch. Z. 1871>, 'Jö beschriebenen vase.
-) Abkürzungen: Mdl, Adl, Bdl = Monumenti, Annali, Bullettinc^^
deir Instituto.
Klein VM = W. Klein: Die griechischen vasen mit meistersignature' „^^
Wien 1«S3. 2. aufläge 1887. ^
El. cer. — Lenormant et de Witte: Elite des monuments ceramog^--.,
phiques. Paris 1844 ff.
Gerhard A. V. = Gerhard Auserlesene griech. vasenbilder 1840:;;:
Die übrigen abkürzungen werden ohne weiteres verständlich sein
Die folgende aufzählung verfolgt nur den praktischen zweck, eine ti
sieht über die sprachwissenschaftlich nutzbaren vaseninschriften zu ge^
Die inschriften auf rhod., knid., thas. etc. amphorenhenkcln habe iclm
Seite gelassen. — Die litteratur zu jeder einzelnen vase ist im folge
immer möglichst kurz angegeben und die wahrscheinlichste lesong
gewählt, ohne dass die abweichenden jedesmal besonders bemerkt w
lieber den dialekt der attischen vaseninschriften. 383
bedient zu haben scheinen/) so ist der teller noch ins 7. jh. zu
datieren, wohin ihn auch sein altertümlicher stil weist.
Eingeritzte rhodische inschriften verschiedenen alters
und in ion. aiphabet auf vasen, die auf der Insel selbst ge-
funden worden sind, hat Smith Journ. of Hell. Stud. VI 1885
p. 371 fif. publiciert.
Mehrere melische vaseninschriften sind jetzt in Naukratis
gefunden worden. Flinders Petrie Naukratis I 1886 pl. XXXIII
n. 237—239, 352—354.
2. „Kyrenäische" vasen. Mit inschriften versehen ist
nur die Arkesilas-schale aus Vulci im Cabinet des medailles in
Paris abg. Mdl I 47. Micali Storia degli ant. pop. ital. 97.
Welcker A. D. III 37. Vgl. Brunn Probleme s. 34, Löschcke
De basi Spart, p. 12 fif. Klein Euphronios^ 36. 2. aufl. 77.
Puchstein Arch. Z. 1880, 185 f. 1881, 215 f. Milchhöfer
Anfänge der kunst 172. CIG 7757. Kirchhoflf Alph.* 65 f. mit
beischriften in dor. dialekt und „rotem" aiphabet. Ihre her-
kunft ist noch streitig, sie wird von Klein in Sparta oder
Sikyon, von Milchhöfer in Kreta, von Puchstein am wahrschein-
lichsten in Kyrene angesetzt. Die zeit ihrer fabrication ist
mindestens das 6. jh. v. Chr.
3. Unbekannt ist die provenienz der amphora des Praxias
CIG 8287. Kirchhofif Alph.» 114. Klein VM^ 31 mit + = $,
y = /, A = X^).
4. Korinthische thonwaaren. Zu den ältesten zählen
die bemalten weihtäfelchen des Berl. Mus. IGA 20. Furtwäng-
1er Beschreibung der vasensamml. I s. 47 ff. Antike Denkmäler
I 1887 taf. 7. 8. Unter den vasen mögen die ältesten, wie
die Dodwell-vase (s. oben s. 173 f. n. 38) noch ins 7. jh., die
jüngsten, wie die hydria aus Vulci in Berlin 1657 (s. 173 n.
37), schon ins 5. jh. gehören. Ihre herkunft aus Korinth ist
durch den dialekt und das mit den korinthisch-korkyräischen
Steininschriften übereinstimmende aiphabet der beischriften, so-
wie durch die in Korinth selbst gefundenen pinakes und vasen
hinreichend gesichert.
5. Sikyonische vasen. S. oben s. 175.
1) Kirchhoff Alpb.* 40. 48.
*) Das auf einem der henkel stehende APA^OE ist ein später hinzu-
gefügter etruskischer name, cf. Fabretti CII 2050. 2058 etc. Corssen Spr.
d. Etr. I 269 u. ö.
25*
384 ^aul Kretschmer,
6. Von den niy kenischen thonwaaren trägt nur eine
schvvarzlackierte terracotta, die Scliliemann in der obersten
schuttlage der Akropolis fand, aus dem 6. jh. (Schliemann My-
kene 129. Tiryns 52. 96) eine inschrift IGA 29.
7. (Kleinasiatisch-)ionische vasen aus dem 6. jh.
Amphora aus Caere mit darstellung der gigantomachie im Loavre,
Cat. Campana lUb 39, abg. Mdl VI. Vil 78. Üverbeck Kunst-
myth. Atl. IV 8. Jahn Adl 1863 p. 248 erklärte sie falsch
für attisch, Brunn Probleme s. 29 und Sittl, Philol. XIJII 1883
s. 1 1 f . für pseudo-attisch und caeretanisciie nachahmung, Klein
Euphronios 2. auti. 1886 p. 72 für eretrisch. Nach der mund-
art der beischriften und dem gebrauch von H = j; ist sie sicher
ionisch, vielleicht aus Keos oder auch aus Kleinasien. Aus
ionischem gebiete stammt auch die Phineusschale mit der Ver-
folgung der Harpyien durch die Boreaden in Würzburg (\m
3. heft n. 354, Bdl 1865 p. 50. Mdl X 8. Wien. Vorl^ebL
C 8, 3a, Urlichs Beitr. z. Kunstgesch. s. 30), auf welcher 4-
strichiges sigma, H= fj (""HTH^, unrichtig ist die bemerkung von
V. Wilamowitz Ztschr. für Gymuasialw. 1884, 11), Q = »
(PPIX0Q sie!), A = >1 CKAAAIO geschrieben ist; v. Duhn Heidel-
berger Festschrift 1882 s. 109 vermutet milesischen Ursprung,
vgl. Kleiu Euphronios- p. 72 f. — In denselben kreis scheint
ferner die in Kameiros gefundene vase (Salzmaun Necropole de
Camiros pl. LVIi 2) zu gehören, deren bild eine Vorstellung von
Jongleuren und gauklern vor versammeltem pubUcum zeigt
Einem der Zuschauer werden die worte in den mund gelegt;
KAAO^TOIKVBI^TEITOI.
Sicher ionische vaseninschriften sind neuerdings in grosser
anzahl durch die ausgrabungen der Engländer in Naukratis zu
tage gekommen. Unter denen, welche diese vasen dem mile-
sischen Apollo oder den Dioskuren weihten, befinden sich auch
Dorier (Elinders Petrie Naukratis. Part I London 1886 pl-
XXXli 104. 122, über Melier s. oben 1.) und Lyder.*) Ei»
Karer ist vielleicht ^Xrjvpjg pl. XXXllI 235 cf. Herodot. II 154,
unter den loniern ein Teier pl. XXXII 209 vgl. XXXV fOO
und wahrscheinüch (Hdt. II 178) viele Milesier. In Naukratis
selbst fabricierte gelasse Journ. of Hell. Stud. VIII 1887 p. H^-
ij PI. XXXll ü. 212: lLi6kX]m'i U^dv^ , von C. Smith falsch "Jqt^^^'
gelesen^ das 3. zeichen ist kein A? sondern Aj dessen rechte hast«^ ^^
öfter, über die basis ein wenig hinausragt.
Ueber den dialekt der attischen vaseninschriften. 385
8. Kleinasiatisch-ionisch ist wahrscheinlich auch die alte
vase des Aristonothos aus Caere (niit 4- und 3-strichigem
sigma), welche Furtwängler Bronzef. aus Olympia p. 45 noch
ins 7. jh. setzt, mit der darstellung der Wendung Polyphems
und einer Seeschlacht, j. im Mus. Etr. Cap. in Rom, abg. Mdl
IX 4. Adl 1869, 157. Klein VM^ 27. Die form M3^I013
enoiasv weist nach Knidos. Vgl. Newton Discov. pl. 4 n. 81, 12
notaaiy n. 91, 14 nsnoUet auf knidischen bleiplättchen.
9. „Chal kidische" vasen aus dem 7.-6. jh.; über ihre
berkunft s. unten. Zu den von Kirchhoff Alph.* 123 flf. zu-
sammengestellten gefässen mit beischriften kommen noch folgende
hinzu, vgl. Brunn Probleme p. 29 ff. Klein Euphronios^ 64 ff. *)
1. Amphora Brit. Mus. 584, abg. Gerhard A. V. 323.
CIG 7583, vgl. Morgenthau, Ueber den Zusammenhang der
bilder auf griech. vasen diss. inaug. Leipzig 1886 s. 42 anm. (A):
AOEKAIE, EPAKVE^, ^3>10YS3> rrjQvovrjg (dagegen TaQvfovfjg
auf der amphora CIG 7582). (B): 3IA>130A U&rjva/t], ^V3^fln
negaetg, KEI>E^ (dagegen Natg CIG 7460).
2. Krater in Würzburg Urlichs Verz. der Antikensamml.
ni n. 315 p. 170, abg. Gerhard A. V. 322. Baumeister Denkm.
Abb. n. 778 3>13^3B 'EX^vn» ^MAT TlaQig, nA*A01<MA
UySQo/iiuxrjy 10T>I3 "'ExTcoQ, ^3^011^3)1 Ksßgtovrjg.
3. Amphora aus Chiusi, j. in Florenz n. 1784. Bdl 1870
p. 187, Adl 1881 p. 170 anm., Arch. Jahrbuch I 1886 s. 89
anm. 12: MsfivOf^, AVIVVEV^ (rückl.), [:^]KTIVOyO^ (rückl.),
EO^, eETI^, [^i;]TOME>OK (rückl.).
4. Hydria im Brit. Mus. nach Löschcke Arch. Z. 1881
8. 36 anm. 23 mit einer kampfscene zwischen ANTIOVO^,
POVVAOPO^, MEAON, ^OIAITMA Uvriatog, ^VVAl Fd/vg*).
Zweifelhaft ist chalkidische herkunft bei folgenden vasen:
die hydria aus Kameiros abg. C. Torr Rhodes in ancient times
I885pl. 6A mit den beischriften BEKTOP, KEBPIoNE-, ^0)IVAV
iDXavxog erklärt Löschcke Arch. Z. 1881 s. 39, wol nur
Mregen der form des gefiisses (vgl. Arch. Z. 1866 taf. 209), für
Httisch. Das hineinziehen der lotosblüte in die darstellung ist
^ber gerade für chalkid. stil charakteristisch, und dass sich der
*) Eine publication sämmtlichcr chalkidischcr gefässe ist demnächst
^on Löschcke zu erwarten.
*) Der name Päyrvg findet sich auch auf der korinth. amphora oben
t. 160 0. 8.
386 I'aul Kretschmer,
export chalkidischer vasen auch nach Rhodos gewandt hat,
bezeugen die kylix in Berlin n. 1672 und andere von Smith
Journ. of Hell. Stud. 1884 publicierte trinkschalen. Das Vier-
gespann in Vorderansicht findet sich genau ebenso auf chaDri-
dischen wie auf attischen vasen dargestellt: vgl.* D. de Luynes
Descript. de vascs peints pl. .^. 14; Arch. Z. 1885 taf. 16;
Mus. Gregor. II 66, 4; Gerhard A. V. 61.^)
Nicht publiciert ist die lekythos im museum von Syrakus
Gerhard Adl 1835, 38. Braun Bdl 1839, 8. CIG 7612 mit
AOEA'AIE, hEPAKVE^, KVKA'O^, ^B^A i^A^riq)', V in WpaxXiyc
ist wol nur ein verscheuertes B. — Auf einer rotf. vase der
Sammlung Canino (Kramer Ueber d. styl und d. herkunft der
bemalten griechischen thongefasse s. 62. CIG 7580) ist AN>-
POMÄVE ^AvSQOfiuyrj gelesen worden.
Die Münchener amphora 1108 erklärt Brunn wegen ihres
Stils für altatt., wogegen der gebrauch des koppa in ^VM?V?
nicht geltend gemacht werden kann.
10. Attische vasen.
a) Von den ältesten vasen geometrischen stils trägt
eine kanne vom Dipylon \4&fivaiov IX 1. heft anhang. Mitt. d.
Ath. I. W ISSl p. 106 ff. eine eingeritzte Inschrift; sie gehört
vielleicht noch ins 8. jh. v. Chr. Aus der dem sogenannten
Dipylonstil folf?<'nden ])crio(le des frühattischen stils sind keine
gefiisse mit aufschriften bekannt. S. Böhlau Arch. Jahrbuch
II 1887, s. 33—00. Taf. 3-5.
b) Schwarzfigur ige vasen aus dem 6. — anfang des 5.
jh. Die FraiiQois-vase von Klitias und Ergotimos mit ca. lOO
beischrifton im Museo Archeologico in Florenz abg. Mdl IV 54 ff •
Adl 1868 t<af. D. Wien. Yorleg. II 1 flf.: über die beischrifteti
s. I^runn Bdl 18(;3 p. 188, 0. Jahn Einleit. in d. Vasens. I^-
Ludw. p. CLVII. Schütz Hist. alph. Att. Weizsäcker Rhei^'
Mus. 1878 ff. (32.-35. Bd.). Hoydomann Mitt. aus den A*^
tikcns. in über- und Mittclital. 3. Hall. Winckelm. Progr. 18 ^'
s. S3 f. Klein VM^ 32 if. CIG 8185. Unter den vasenmale?-»-'
gehören einige, wie P'xekias und Nikosthcnes, welche nc* ^
koppa schreiben, ins ende des 0. jh.
c) Rotfigurigc vasen. Da der Übergang von der schwa^^'
0 Kino kürzlich in Atlicn jrofundone rlialkid. vasr mit beischrifteu '^^^
^^^^\^, ^OTICPI erwähnt Studniczka Ardi. Jalirh. II 1887 s. ir).lanm. ^^
üeber den dialckt der attischen vaseninschriften. 387
figurigen zur rotfigurigen technik sich allmählich vollzog', so ist
eine strenge chronologische Scheidung beider techniken nicht
möglich, sie wurden eine zeit lang neben einander ausgeübt.
Auf grund der thatsache, dass im kehricht des von den Persern
480 zerstörten alten Parthenons rotf. gefässscherben gefunden
worden seien (Ross Arch. Aufs. I 138 ff. II 330 ff.), glaubte
man die existenz der rotf. technik vor 480 v. Chr. annehmen
zu müssen. Diese datierung wird durch neuerdings auf der
Akropolis gemachte funde bestätigt, s. vorläufig Studniczka
Wochenschr. f. klass. Phil. 1887 s. 764 f., 967; vgl. auch Dörp-
feld Mitt d. Ath. L 1885 s. 275 ff. 1886 s. 337 ff. [S. jetzt
Studniczka Arch. Jahrbuch II 1887 s. 135 ff., Dümmler ebenda
s. 168 ff.]
a) Vasen strengen stils, früher der Kimonischen zeit (490
bis 440 Klein Euphronios* 1886) zugewiesen, von Studniczka in
das 6. jh. und den anfang des 5. jh. (bis 480 v. Ch.) gesetzt.
Die mehrzahl der bekannten att. meisternamen gehört dieser
Periode an.
ß) Vasen schönen stils, früher in die zeit des Pheidias
(F. Winter Die jüngeren att. vasen 1885), von Dümmler in die
des Polygnot gesetzt. Nur wenige meisternamen sind bekannt:
Epigenes, Aristophanes und Erginos.
y) Vasen in freiem stil aus dem 4. jh. Die beischriften
zeigen rein ion. aiphabet. Hydria des Meidias im Brit. Mus.
1264 abg. Gerhard Akad. Abh. taf. 13 f. Wien. Vorleg. IV
1. 2. Klein VM« 203 ff. CIG 8487.
11. Boiotische vasen. Sie unterscheiden sich durch ihren
Stil, besonders auch die gefässform von den attischen. Die
vasen des Ssol^oroq und ra^rjStjg geben sich auch schon durch
die namensform der fabrikanten als boiot. zu erkennen. Att.,
nicht boiot. ist die lekythos des IlQoxXerjq in Berlin 2202 aus
Tanagra. Vielleicht arbeitete Prokies, wie wahrscheinlich Teisias
(Klein VM* 212), in Boiotien, war aber aus Attika gebürtig.
Unter den unteritalischen vasen können wir deutlich zwei
gnippen unterscheiden, zunächst:
12. Tarentinische vasen. Durch ihren fundort, die städte
Apuliens, durch den dor. dialekt der beischriften sowie den ge-
brauch des Zeichens V für den hauch wird eine reihe stilistisch
verwandter vasen nach Tarent gewiesen. Die Verwendung des
Zeichens h in Tarent und dessen tochterstadt Herakleia wird
388 P&^ Kretschmer,
durch münzen beider Städte (Cat. of the Greek Coins in the
Brit. M. Italy 161, 6. 174, 104. 176, 123. 180, 157. 185, 190. 190,
225. 228, 27. 229, 33. 38. 230, 39. 40. 43 etc. Friedländer-
Sallet Das kgl. Münzkab.« 723. 725. 726 u. v. a.), ferner durA
die in Tarent gefundenen bleiplättchen Notizie degli scavi 1880
p. 34 und durch die gesetzestafeln von Herakleia bezeugt Vgl.
auch hA in der anfrage der Tarentiner an das orakel von Do-
dona Blass Rhein. Mus. 34, 160. Vfi^Luaiiliov auf diskosscheiboi
aus Tarent Journ. of Hell. Stud. IV 1883 p. 156. Tarentinische
vasen mit h sind
1. die Perservase aus Canosa in Neapel n. 3253. Wien.
Vorleg. VII 6. CIG 8447 c mit den beischriflen hEAAAl,
^Aaia, IlsQaai, Jagetog, l4na . . . Für tarent. Ursprung dieser
vase spricht auch das Zahlzeichen Y = / fiir /j'Xia auf dem
diptychon des persischen Staatsschreibers, welches noch aus
dem lakon.-tarent. aiphabet stammt. Die attische zifferreihe
war damals in Tarent noch nicht eingeführt. 2. Amphora
mit Volutenhenkeln aus Ruvo in Petersburg 422. Mdl. V
11 f. 0 verbeck Her. Gall. 20, 4: HA^QN, 'E^fiaq, "Exxto^,
IlQiu^oq, NdarcoQ , ji/LKptlo/og , l^xikXevg, ^HgaxX^g , Kakat^i
MrjSua. 3. Eben solche amphora aus Ruvo in Berlin 3245.
Gerhard Ges. akad. abh. taf. 19: hHPAKAH., 'Eguäg, Uüa;,
[2]eldvu, Mlata]. 4. Amphora aus Altamura in Neapel
3222. Mdl VIII 9. Wien. Vorlog. E 2. CIG 8425b:
hHPAKAEIAAl, 'Ef)/Liäg, Tloivai , Mfyd^a, ^OQtpsvg , Ataxo;,
TQtoTiToXsjLiog, [Pad(x]fiuv&v;, ^Hou[xA^g], 5. Skyphos in Neapel
2875. CIG 8391: NIKAhHPAKAH^ (sie). 6. Amphorafragm. in
Neapel 2668: A^IKAhHI«KAH^. Ferner wol auch der krater mit
Phlyakenscene aus Bari Brit. Mus. 1433, oft abgeb. El. cer. I
36 etc. CIG 8351. Heydemann Arch. Jahrbuch I 1886 s. 290f.
(vgl. anm. 106) mit hHPA, JuiWaXog, 'EyfvuXiog.^)
0 Attischen (hellenistischen) dialekt bei der anwendung von h zeigen
die beischriflen zweier apul. vasen: der volutcnamphora aus Ruvo mit der
leicheufeier des Archemoros in Neapel 3255 abg. Gerhard Akad. Abb.
Atl. taf. 1. Overbeck Her. Gall. IV 3. CIG 8432: hmiunvk»;, 'Ju(f[i]äocoi^
JioyvGog, £'.vy€ü)gy Mfutu, K^ov^ixti u. s. w. und der gleichfalls aus Ru'^^
stammenden amphora in Petersburg 350 abg. Compte-Rendu 1862 pl. 4- ^•
CIG IV praef. p. XVIII: Vioocu Ilti(kiö Toiniökfiiog Ndkog 'JtfQO^iti'.]
J/jutjif]Q. Das zeichen, mit dem if «*(/)« im anlaut auf der apul. amph^*^
in Wien mit Aias und Kassandra (Overbeck Her. Gall. 27, 1. MüU^''
lieber den dialekt der attischen vaseninschriften. 389
Stilverwandte vasen mit dor. inschriften, wie z. b. die Wien.
Vorleg. I 3, 2 abgebildete u. v. a., dürfen wir demnach ebenfalls
nach Tarent verweisen. Andrerseits sind wir aber nicht be-
rechtigt, jede vase, auf der h vorkommt, für tarent. zu erklären.
Denn es ist durchaus nicht erwiesen, dass dieses zeichen in
Tarent erfunden worden und ursprünglich auf diese Stadt be-
schränkt gewesen ist. Es findet sich auch auf münzen von Meta-
pont: hVriEIA Friedländer-Sallet Das kgl. Münzkab.« 728 und Cat.
of the Greek Coins in the Brit. M. Italy 245, 62. hOMONOIA
ebenda 244, 59, von Kroton hIAPON Rev. numismatique XV
325, auf einer münze von Ausculum AYhYSKAI Cat. of the
Greek Coins a. a. o. 131 , 1 und überhaupt im oskischen (s.
Mommsen U. D. 216), und an noch anderen orten herrschte
schon zu Aristoteles' zeit (cf. El. soph. p. 177 b 3) der gebrauch
des Zeichens als nuQaa^fiov, ^) Wir dürfen demnach einige vasen
rait h, wenn gründe dafür sprechen, für campanisch erklären,
zumal da auf einer in Pompeji gefundenen vase (Robert Bdl
1875 p. 56 flf.) ein ähnliches zeichen erscheint.
13. Campanische vasen. Zu diesen zählen vor allem
die vasen des Asteas, welche, mit ausnähme 6ines gefässes,
sämmtlich in Campanien (Nola und auch Paestum) gefunden
worden sind. Ihre beischriften zeichnen sich durch den ionischen
dialekt, gemischt mit dor. formen, sowie durch den eigentüm-
lichen gebrauch des h aus. Er schreibt nämlich nach diesem
zeichen für tj nicht H, sondern noch nach alter Orthographie E:
hEPAKAH^ auf der vase in Madrid, wie der in Neapel 2878.
Eine noch nicht publicierte hydria des Neapler museums n.
2870. Bull. Napol. V 1847 p. 103 mit dem Parisurteil, welche
diese eigentümlichkeit teilt (hE[(>a oder -o^],* E ist nicht ganz
erhalten, aber sicher), ebenfalls ion. rj und dor. ä neben ein-
ander zeigt C^&fjvuifj^) IdfpQodtra) und auch in Campanien (S.
Maria di Capua) gefunden worden ist, werden wir deshalb dem-
Wieseler A. D. 1, 7. CIG 7092) geschrieben ist, ist unklar, die ganze
eingekratzte inschrift TQ(i'no(y) UQi[i)(c (?) wahrscheinlich modern, vgl. Jahn
Einleit. p. 119 A. 865.
») Vgl. Blass Ausspr.a 78 und in I. Müllers Hdb. d. klass. Alt. I 283.
lieber das angebliche hJoifwg CIG 2919 z. 3 s. Le Bas n. 1051.
a) Harrison Journ. of Hell. Stud. VII 1886 p. 200 liest A0ANAIH (?).
Die echtheit der inschriften kann wegen der beischrift Tldotg statt *Ali-
^aydQog schwerlich bezweifelt werden.
390 I'aiil Kret8chnier,
selben Asteas zuschreiben dürfen, zumal da nach einer gütigen
mitteilung von hrn. prof. Heydemann auch der stil der d&r-
stellung zu dieser annähme stimmt und die künstlerinschrift
bei der starken beschädigung des gefässes verloren gegangen
sein kann.
Daneben bleibt aber immer noch eine grosse menge von
unterital. vasen verschiedener gattung, denen ein bestimmtes
lokal anzuweisen noch nicht gelungen ist. So zeigt z. b. die
amphora in Berlin 3257, welche ihrem Stil nach als apulisch za
bezeichnen ist, ion. dialekt: EvvojLUfj, Evdv/i/tj, ebenso die le-
kane aus Gnathia in Neapel n. 2296. CIG 8362c mit Khi-
^ivtjf *j4Xi'tjf Nfjaa/f], Neapel n. 3235: 0(y}Qavi'i]g u. s. w.
Furtwängler sondert aus den unteritalischen vasen eine
klasse aus, die er nach ihren vorwiegend lucanischen fundorten
als lucanische bezeichnet. Ältere exemplare dieser gruppc
lehnen sich in der gefässform und im stil der darstellung an
die attische Vasenmalerei des ausgehenden 5. jh. an, in anderen
eigen tümlichkeiten , wie den rotellen, bilden sie die fortsetzung
der alten italischen Vasenfabrikation. Gefässe dieser klasse,
welche charakteristische Inschriften trügen, sind jedoch nock
nicht bekannt.
Ein einheimischer nicssapischer vasenmaler scheint Lasiim
zu sein.
Während im allgemeinen mit dieser localisicrung der ge-
fässe der dialekt ihrer inscliriften übereinstimmt, ja dieselbe
z. t. überhaupt erst bc^Mündet, giebt es doch eine grössere an-
zahl von ausnahmen, welche bisher noch nicht die richtige
beurteilung gefunden haben. Die mundart, die wir auf den
korinth. vasen angewandt finden, ist eine durchaus einheitliche,
sie weist keine einzige unkorinthische form auf. Dagegen bieten
die sog. chalkidischen vasen neben nanien, welche ein ent-
schieden ionisches, und anderen, die wenigstens kein unionisches
gei)räge an sich tragen, einige nicht rein ionische formen:*)
XoQa CIG 7459, I^aU 7460, ruiwfovrjg 7582 (mit ion. tj'^^
zweiten gliede!).^*) Fick Homer. Odyssee s. 10 f. veranlasste
*) ücbrigcns ist nicht zu vorpjessen, dass dies unter beinahe ^ö
narnensbeiscliriften nur 3 formen sind.
') Der Schwund des vau braucht im ion. keineswegs erheblich alt ge-
wesen zu sein und kann sehr wol in der entstehungszeit der homerischen
gedieh te erst begonnen haben. Im att. ist er erst nach Wandlung von «
Ueber den dialekt der attischen vaseninschriften. 391
dieser umstand, die heimat jener ganzen vasenklasse in Himera
zu suchen, wo nach Thukyd. VI 5 qxovij fiiv ^fTa|v xtjq rs
XaXxiiitov xai JooQiäoq ixQa&tj. Nun stehen aber die chal-
kidischen vasen mit dieser dialektmischung keineswegs allein:
sie findet sich, wie schon oben bemerkt worden, auch auf den
gefässen des Campaniers Asteas: auf dem krater in Madrid
Klein VM* 206, 1 steht "loXaog Mavfa neben MsyuQrj UXxin^vfj ;
auf der Kadmosvase in Neapel 3226 Klein VM« 208, 4: Kqtj-
vairi, Oijßrj, ^A&^vfj, *), und ähnliches kommt auf anderen unter-
italischen gefässen vor. — Ist denn aber ferner Himera die
einzige griechische Stadt, deren bevölkerung sich nachweislich
aus dementen verschiedener hellenischer stamme zusammen-
setzte? Rhegion ist beispielsweise, wie Himera, von Chalkidiern
und messenischen verbannten angelegt worden, cf. Strab. VI
p. 257. Ueberhaupt ist diese erscheinung nicht auf die colonien
allein beschränkt: die mischung verschiedener dialekte ist nament-
lich auch auf den attischen gefässen zu beobachten, und hier
bietet die grössere menge erhaltener exemplare der Untersuchung
reicheren stoff dar.
Die Provenienz dieser vasen aus Attika kann als so ge-
sichert betrachtet werden , dass eine aufzählung der einzelnen
argumente hier unnötig ist. Auf gefässen nun , die ihrem stil
nach als zweifellos attisch gelten müssen, sehen wir zuweilen
echt dor. formen ausschUesslich oder neben att. geschrieben.
Auf der Berliner amphora des Exekias (n. 1720, abg. Ger-
hard Etr. und Camp. Vb. taf. 12. CIG 8154. Klein VM* 39, 3):
^OA^O. ['I]6Xaog neben .... 30A U&tj[vui^a]. Auf einem rotf.
oxybaphon (abg. Adl. 18G0 taf I. Winter Die jüngeren att.
vasen 1885 s. 70): AMAa/neia; auf einer pelike (aus Vulci,
abg. Mdl II 14. Overbeck Her. Gall. 1, 3) GIAIPOAA^,- auf
einem rotf. stamnos (Neapel 3089, abg. Millingen Peint. de
zu ff eingetreten. Diese letztere aber ist, wie ich an anderer stelle darzu-
thun hoffe, durchaus nicht so alt, wie man allgemein annimmt, jedenfalls
jünger als die Wanderung der lonier nach Kleinasien — dies beweist z. b.
ion. Mfjifot gegen kypr. Mndoi apers. iMnda — und berechtigt daher
keineswegs dazu, eine frühe Scheidung sämmtlicher griech. mundarten in
a- und i;/ -dialekte anzunehmen. [Die kürzlich gefundene weihinschrift des
Kaxiers Fi(ftxQ(CT(dtjs erhebt die relativ späte existenz von ion. vau über
jeden zweifei.]
') Seinen eigenen namen schreibt der malcr stets liaari«^ , nicht
392 Paul Kretschmer,
vases pl. 33. 34. Mus. Borb. V 5): AAIANEIPA, auf der rück-
sei te nVAAAES; auf einer rotf. amphora (Brit. Mus. n. 785,
abg. Mdl I 8. Abb. d. Berl. Akad. 1853 taf. 3. 6. CIG 7697.
Vgl. 0. Müller Adl 1832 p. 377. Bolte De monumentis ad
Odysseam pertinentibus Berl. 1882 p. 27) heisst eine Siraie
HIMEPOflA,- auf einer rotfigurigen hydria (Millingen Anc uned.
mon. 6. Gerhard Ges. akad. Abb. taf. VIII 9. Roscher's Lexi-
kon der Mytb. p. 1257/8): AO^ CA(og att. 'Ew^) neben KAVE;
auf dem fragment einer rotf. vase im Museo Bocchi zu Adru
(n. 404, abg. Schöne Antichita del museo Boicchi tav. I):
KAAAIOPA neben fO]IAirOAH^; auf einer schwarzf. amphora
in München n. 380: PONTMEAA neben MENEVEO^,- auf ein»
hydria in Würzburg III n. 131 Gerhard A. V. 308: ANOVYA
HEAE^IVA neben AN0VVE MVPTAVE,- auf einer rotf. kylix in
München n. 331: KAVVKA; auf der rotf. Parisvase in Berlin
(n. 2633, abg. Gerhard Apul. Vasenb. taf. C. Overbeck Her.
Gall. 10, 5; „zweifellos attisch" Furtwängler) EPMA^ AOA^A
neben AOPOAITH; auf der Kadmosvase in Berlin (n. 2634, abg.
Gerhard Etr. u. camp. Vb. taf. C 1—5. Wien. Vorlegebl. I 7.
CIG 8426): PO^EIAAA/ EPMA^ 0HBA AAMATAP APEAAQN
APTAMI^ neben A0HNA, NIKH; auf der Talosvase Wien. Verleg.
IV 5 f. POAYAEYKA^ neben ^AjLKfiTQtrrj, Zrjrfjg u. s. w.
Die annähme, dass alle diese formen auf dorische poesie
zurückgehen, wie wahrscheinlich MOI^A (jnotau = luovaa nach
Clem. Alex. Protr. p. 19 vgl. G. Meyer Gr. Gr.^ p. 102 aiol
und bei Pindar) in dem hexameter auf der Berliner Durisvase
(n. 2285, der vers steht auf einer papyrusrolle, die ein lehrer
in den bänden hält) auf den anfang eines aiol. gedichts, kann
in einzelnen fallen richtig sein, ist aber keinesfalls im allg^
meinen zutreffend. Dies geht namentlich auch aus der bekannten
ölvase hervor (im Mus. Gregor, abg. Mdl II 44 b. Adl 1837
p. 183. Panofka B. a. L. 17, 8. 9. Vgl. vor allem Robert
Bild u. Lied p. 82 ff. CIG 8120). Auf dieser schwarzf. amphora
ist ein ölverkauf dargestellt: dem käufer, der öl aus einem
grösseren gefäss in ein kleineres umgiesst, werden die werte in
den mund gelegt:
oIEVPATEP AI DE PVoV^IO^ /^EN..
'ß Zev nareQ, ui&a nXovoLog yfv[oi'inuv] „0 vater ZeuS, 1^
mich reich werden!". Auf der anderen seite ist das gefäss
bereits gefüllt und der händler ruft dem unzufriedenen käufer zu:
üeber den dialekt der attischen yaseninschriften. 393
EAE MEW EAE PLEO/ PARBEBAKE
N
^dt] fiiv, ijSrj nXeolv], naqaßißuxBV „es ist SChon ZU viel, CS
ist schon daneben gegangen". In dieser mitten aus dem Volks-
leben, aus dem treiben auf dem athenischen markt heraus-
gegriffenen scene spricht der ölhändler in dor. dialekt {al^s,
nuQßeßäxBv). Wie ist diese erscheinung zu erklären?
Auf diese frage giebt uns folgende bemerkung des zeit-
genössischen Verfassers der schrift Vom Staate der Athener
II 3 antwort: i'nsira, gKovijv näaav dxovaavreg [oi l4^']Vctroi]
ii^Bki^ttVTO TOVTO fiev ix rijg, tovto dk ix rrjg' xai oi fiiv "EkXTjvsg
' idia fjiäkkov xui <p<ovti ^^' SiaiTTj xai a/z/^art /()cJi^Tat, ^A&tj-
yaioi 6€ xexQafiivfj i'^ anavTcov t(ov ^^Ellriviov xai ßaQßdgcov,
Da die bevölkerung des attischen binnenlandes in weit gerin-
gerem maasse als die der Stadt Athen selbst mit fremden ele-
menten in nähere berührung kam, so musste sich auch ihre
spräche reiner und einheitlicher erhalten als die städtische. Wie
stark der gegensatz zwischen beiden dialekten zu Herodes At-
ticos zeit bemerkbar war, zeigt eine stelle aus einem briefe des
Sophisten an Julian (bei Philostratos Vit. sophist. p. 238). Herakles-
Agathion antwortet da auf die frage des üerodes, wo er seine
Sprache gelernt habe, denn er scheine ihm nicht ungebildet
zu sein: ij fieaoysia, €g)?j, rijg uitrixijg dyad-ov äiiaaxaXetov
ivdqi ßovXofiivia diaXiysad'ai, oi fikv yuQ iv ua dor et jidrjvatoi
fua&ov äe^^ofievoi QQaxca xai ILovxixd (leiQaxia xai i% akXoav
i&vSv ßaqßaQfov '^wegQVfjxora 7iaQaq)d'€tQ0VTai, naq avröjv Trjv
^fcoi^v fiäkXov ij '^vfißdkkovrai rt avrotg ig evykajrtiav, rj (isoo-
yeia di dfiixrog ßagßdgoig ovaa vyiaivsi avrotg ly g)(ovri , xai ^
yXmjTa j^v dxqav ^AidtSa dnoxpdkkei. Auf einen unterschied
in der spräche von Stadt und land weist auch Sextus Empiricus
Adversus grammaticos 1, 10 p. 264 (p. 650 Bekker) und die
daselbst citierte Aristophanesstelle (= Kock frg. n. 685) hin:
nokkai yuQ, g>aatv, etai avvj^d^eiat xai akkrj fisv ji&ijvatwv, akk?j
ii jiaxedaifiovtcov, xai ndkiv Id&fjvaioiv 6iaq)dQovaa fiiv ij nakatd,
(irjkkayfiivfj 66 tj vvv. xai ov^ rj avirj fiiv icov xaid ttjv dyQOL-
. «/av, rj avrrj äs rcov iv aaret SiaTQißoVKav. nago xai 6 xcofiixog
^iyei jigiaToqtdvfjg'
iiakexTov exovra fiiarjv nokecog
(WT dcTBiav vno&^kvTiQuv
ovj' dyikev&€Qoy vnayQoixojbQav,
394 Paul Kretschmer,
Hieraus geht hervor, dass die spräche der niederen volks-
klassen besonders in der Stadt Athen selbst in folge des regen
handelsverkehrs , der die verschiedenartigsten nationen dort zu-
sammenführte, ausserordentlich viel fremde elemente in sich
aufgenommen hatte. Wir können uns hierüber nicht wundem,
ja wir müssen es erwarten, wenn wir diese volksklassen sdbst
auch nur kurz ins äuge fassen. Bei der im jähre 309 v. Chr.
von Demetrios von Phaleron veranstalteten Volkszählung (Kte-
sikles bei Athen. VI 272 b) ergab sich, dass die zahl der Sklaven
in Attika 400 000, die der metoiken 10000, betrug gegenüber
nur 21000 eingeborenen Athenern. „Es war gesetz in Athen",
heisst es in Apost. Proverb. XIV 19 (Corpus paroem. ed
Leutsch II p. 011), „als metoiken (itvoi) aufzunehmen jeden
Hellenen, der es wollte.**^) Namentlich das band werk, das be-
kanntlich den vornehmen Athenern höchst verächtlich dünkte,
lag zum weitaus grössten teile in den bänden von fremden
und dass unter diesen nicht nur andere hellenische, sondern auch
barbarische stamme vertreten waren, bezeugt uns der Verfasser
der Schrift neQi noQtov (mitte des 4. jh. v. Chr.) II 3: Aviolxai
Ogvyeg xat 2ivQoi xai äkkoi navxoöajiot ßuQßaQOi' nokkoi yu^
TotovToi T(ov jLieroixcDv. Von zahlreichen künstlem wissen wir be-
kanntlich, dass sie aus dem ausländ nach Athen kamen: Kallon
von Aigina (Loewy Künstlerinschr. n. 27), Alkamenes, Poiygnot
von Thasos u. s. >v., auch der dichter Ion von Chios (V CIA I
395), vgl. Kirchhoff Hermes 5 (1871), (JO. Sodann aber war vor
allem die sklavenbevülkcrmig aus den mannigfaltigsten elementen,
namentlich auch aus nichtgriechischeii nationen zusammengesetzt.
Da es sitte war, die Sklaven nach ihrer heimat als Thraker,
Syrer, Lyder etc. ym benennen,-) so sind wir im stände, mittelst
») V. Wilamowitz Demotika der att. metoeken Hermes 22 (1881) s.
107—28. 211 — 09 liat nachzuweisen gesuclit, dass für die fremden in
Athen die prostasie eines einzelnen Atheners nicht erfordert war. Unter
solchen umständen ist der starke zuzug von fremden nach Attika begreif-
licher als bei der bisherigen annalime, nach welcher die metoekeu dienten
eines att. bürgers sein mussten.
'-') Ilellad. bei Phot. 532 b. 35: ror^ oixnu^ i6 ^\y iiUoy n:io loi
yiyovg ^xillovy, oior Jiroor, Aicoiioyic, Miöicr, Viiicy. Schol. Plat. Lacn-
oi ;nd((iüi lujy Elh',yv)y unh Kumöy X(ci (■^{ify/.äty lov^^ Joi'^otv tnoioif^^*
iyd-ey tov^- d'oidovi; Accncii- iuyoita^oy xcei (^otjxug xiü iiig Oovlovg Sonf
jccs xcii Kati{iug, Vgl. auch hvpothesis zu Arist. Plut. V to Ka^^^^
iU^Xt^yiiöjueyoy i6y öoCkoy Jißoi' AaQti; ;«(,> oi öovXot. Aelian. V- ö*
Ueber den dialekt der attischen vaseninschriften. 395
der namen auf die herkunft ihrer träger zu schliessen. So
erfahren wir aus einer poletenurkunde CIA I 277, dass in der
sklavenfarailie des metoiken Kephisodor im Peiraieus, eines der
415/4 V. Chr. wegen des hermen- und mysterienfrevels ver-
urteilten, eine Thrakerin, ein Thraker, ein Syrer, ein Karer,
zwei Illyrier, ein Skythe, ein Kolcher, ein karischer knabe und
ein Melitener (wie Köhler Monatsber. d. Berl. Ak. 1865 p.
541 ff. ergänzt), also sieben verschiedene barbarische nationali-
täten vertreten waren. ^)
Dass nun auch die verfertiger der vasen, die töpfer und
maler, sich wie alle handwerkerstände fast ausschliesslich aus
freien metoiken und Sklaven, die unter einem imaruTrig für
ihre herren arbeiteten, jedenfalls aber zum teil aus nicht atti-
schen dementen rekrutierten, ist von vornherein nicht zu be-
zweifeln und geht überdies aus ihren namen zur genüge hervor.
Unter diesen begegnen uns einmal solche, die uns als echt
attisch bekannt sind: ^Avdoxid'rjg, ]/iQiaTog)dvrig, /^tortfiog, ^Eq/xo-
yivTjg, Evl^ideog, Evcpgoviog, Kqitcov, MsyaxXijg, NiaQ^og^ Ssvo-
xX^g u. a. , sodann andere, die zwar griechisches, aber wenig
attisches gepräge an sich tragen: VavQig, JovQig, rXavxvTijg,
Mvamog^), XiXig^), Viag und ^lUvog, Oivriag und Jsivid^rjg
u. s. w. Endlich aber erscheinen auch namen, die uns über die
nicht-griechische herkunft ihrer träger nicht im geringsten in
zweifei lassen. Da lesen wir auf archaischen schwarzf. gefässen
(verzeichnet bei Klein VM* 43 flf.) 7 mal die Signatur ""Afiaaig
inoitjaev und auf einer rotf. schale (im Cabinet des medailles in
Paris, abg. Luynes Vases 6tr. etc. pl. 44. Klein VM^ 149) t/^^a-
o[ig 6yQa\f/€v]. Der töpfer wie der maler trug also einen ägyp-
X 14: *pQvyag (f4 xai Avdov^ iQyaattxtoiiQOvg , dovX^vHy cT^. Lehrreich,
Qm die provenienz der Sklaven in der hellenistischen zeit zu bestimmen,
sind namentlich die von Wescher und Foucart gesammelten delph. in-
Schriften. Vgl. Stark in Eos I 1864 p. 633 ff., im allgemeinen auch
Büchsenschütz Besitz und erwerb im altert. 118.
») Vgl. auch die schifferliste aus der 1. hälfte des 4. jh. CIA II 959
C 4 Titag, 5 'AoovQiog , 11 TQtßaXkog, 16 2:vi}0s. ^itQn[rjJt6y] a b 12
^eist nach Lykien, wo der name nicht bloss mythisch war, cf. CIG 4242.
4269 b. 4303 k. Cousin und Diehl Bull, de corr. hell. X 1886 p. 44.
») Derselbe name scheint auf dem von Kirchhoff Alph.* p. 97 anm. 2
mitgeteilten fragment einer argiv. Verlustliste z. 5 vorzuliegen.
*) Der name begegnet auch in Arkadien, CoUitz DI 1252, 2.
396 Pa»l Kretschmer,
tischen namen (AÄHMaS). Auf einer scherbe von der Akro-
polis (Tsuntas ^Eg)?]^, uqx- .1885 p. 54) steht:
^6KH0VVA0^IE/'//PAy^////
[6noii]]a6v, 0 Aväog t[y\Qaq^cf{£v]. Als maier von weihtäfelchen
nennt sich ein Skythe (pinakes abg. Benndorf Gr. iL sie Yb.
taf. 4. 'E(frifi. oLQx. 1885, taf. 3. Klein VM* 48):
liO^KVeE^EAPAO^EN
'0 2xvdi]g i'yQag)(T£v.^) Zum gebrauch des artikels, der uns
deutlich zeigt, dass man die namen völlig als ethnika fühlte,
vgl. jj 2xv&aiva Arist. Lys. 184, ^ Ggarra Wesp. 828, tiJi'
GQatrav Frieden 1138, ij 2vQa 1146 (namen von Sklavinnen).
Eine schwarzf. kannc älteren Stils trägt die Signatur eines
Kolchers +0V+0^ (Berlin n. 1732, abg. Gerhard A. V. 122 f.
CIG 8239. Klein VM^ 48). Zum thrak. stamme der Bryger zählte
wahrscheinlich der bekannte vasenmaler Brygos (nach de Witte,
vgl. Stephani Compte-Rendu 1870/71 p. 265. ürlichs Der vasen-
maler Brygos Würzburg 1875). Ferner kommt ein Sikaner als
meister (^IKANO^EPOIE^EN auf einem rotf. teller WelckerRh.
Mus. N. F. VI 390. CIG 8288 b. Klein VM^ 116), ein Sikeler
als maier vor (^IKEVG^EAPACp^ENauf einer panathenaiischen
preisamphora aus Tarent in Neapel n. 112, 848, vgl. P. J.
Meyer Arch. Z. 1884 s. 239. Klein VM^ 86). Epigenes schreibt
in seinem namen die nichtattische gammaform C auf dem kan-
tharos im Cabinet des medailles in Paris (Adl 1850 tav. H. L
Wien. Vorleg. B 9. CIG 8158. Klein VM« 186): EPICENE^,
aber in den beischriften Ov>iuUy(ov und ^Aya(.i£fjLV(av die ion.
form r. Er war also wohl kein geborener Athener.
Dass die spräche einer so bunt zusammengewürfelten be-
völkerung fast weniger den Charakter des attischen, als eigen-
tümlichkeiten vernüsclit aus allen griechischen mundarten, an
sich trug, werden wir den oben citierten antiken Zeugnissen
gern glauben und werden die klagen über die vnoßaQßuQiXovrH
nuiduycoyoi' (Plat. Lys. 223a) begreifen, welche den athenischen
knaben von Jugend auf an jene vulgäre spräche gewöhnten. Es
*) 2.xr^/;? als Personenname kehrt in Athen auf einer daselbst ge-
fundenen dem Schriftcharakter nach mit dem maler der pinakes gleich-
zeitigen weihinschrift wieder. 'Eifn!^- «C^/- ^^^'^ s. 37 n. 6, Loewy hi-
Schriften griech. bildhauer n. 17: K()iiioy '^i&fjt'air^ 6 J^xv&ov «V[^*W
. . . i]7ioifi. Skythen bildeten bekanntlich und zwar schon früh (Klei^
Euphronios^ U3) die i)olizeimannschaft in Athen.
üeber den dialekt der attischen vaseninBchriften. 397
konnte daher nicht fehlen, dass auch diese seite attischen Volks-
lebens den spott der komödie herausforderte. Der megarische
dialekt des bauem, der sein schweinchen zum markt nach
Athen treibt (Arist. Acharn. 729 ff.), der boiotische des fisch-
und geflügelhändlers (Acharn. 860 ff. und in Eubulos' Antiope
Eock frg. (U) n. 169), die ionische mundart des Zuschauers im
theater (Arist. Frieden 47 f.), das lakonisch des Herolds aus
Sparta (Arist. Lysistr. 980 ff.), vor allem aber das geradebreche
des tölpelhaften skythischen polizisten (Arist. Thesmoph. 1001 ff.)
und das fast ganz unverständliche kauderwelsch des TrihäUers
(Vögel 1615. 1628 f. 1678 f.) und des persischen gesandten
Pseudartabas (Acham. 100. 104) — dies alles vom dichter,
offenbar zu komischer Wirkung, dem athenischen publikum auf
der bahne vorgeführt (vgl. nsgi xa/itpiiag X d 7 p. 27) giebt
uns ein getreues bild von dem mischdialekt jener bevölkerungs-
klassen. Aber auch die von barbarismen wimmehide vulgäre
Sprache des gemeinen Atheners wurde gebührend gegeisselt: so
vom komödiendichter Piaton in seinem „Hyperbolos" die rede-
weise dieses ungebildeten lampenfabrikanten, der oXiov (d. i.
ol^on mit spirantischer ausspräche des g nach hellen vocalen,
wie in der Berliner volksmundart) für ohyov, ijjTcifZfjv statt
6tj[T(6/z7jv sage (Kock frg. 168. Herodian. U 926, 5), und der-
selbe diditer brachte die mutter des demagogen Kleophon „bar-
barisch redend ** auf die bühne (Schol. Arist. Frösche 681). Frei-
lich warf man auch diesen leuten barbarische abstammung vor.
Dies mehr oder weniger mit fremden elementen durchsetzte
Tulgärattisch ist die spradie jener von ungebildeten handwerkem
abgefassten aufschriften auf den att. vasen: dorismen u. dgl.
wurden schon oben zahlreich angeführt und barbarismen, wie
das jigraf^ovlia (verdreht aus ^Agre/ziata) im Jargon des
Skythen finden wir wieder in dem läya/iiaf^cov (statt ^iya/Äifi-
iffop), ji<pQ0Tti7i (statt l^(pgoiiT?j) , Ko^XijQaaTrj , xaXuog (statt
KaXXtar gaTTj , xaXXiarog), Tvragsag (statt TuvSagsoDg) u. S. W.
auf den schalen des Hieron und Makron, und manches andere,
das wir für verschreibung halten, mag vielmehr die wirklich
gebrauchte corrumpierte wortform irgend eines syrischen oder
phrygischen Sklaven sein.
Was von den attischen vasenaufschiiften nachgewiesen
Würden, gilt in gleicher weise von allen ähnlichen dialekt-
kreuzungen. Auch in den .campanischen colonien und überhaupt
Zoitaehrift Itir Tergl. Spracht N. F. IX. 5 o. 6. 26
398 Pa«il Kretschmer,
allen grossgriechischen Städten war die bevölkemng und daher
auch die vulgäre spräche eine gemischte, und mehr oder weniger
war dasselbe, nach den zeit^n verschieden, in allen hellenischen
Staaten der fall. Jo}QO(p€a,^) die sich auf einem felsen von
Naxos verewigt hat, ist sicher keine Naxierin, das zeigt nicht
nur a statt 17, sondern auch der Spirantenwechsel 9 statt ^,
wie er im boiotischen, auch im aioUschen und vielleicht im
thessalischen früh eintrat. "Eoviag AvaayoQaq, avridaq aof
den bleitäfelchen von Styra IGA 372, 108. 233. 416 sind, wie
schon G. Meyer Gr. Gr.* s. 58 annimmt, keine lonier. —
Daher wird man, wie ich glaube, bezüglich der herkunft der
sogen, chalkidischen vasen vorläufig bei der ansieht von Kircb-
hoff stehen bleiben müssen, dass sie entweder in Chalkis selbst
oder in einer chalkidischen colonie fabriciert sind. Es ist vid-
leicht wahrscheinlicher, dass sie aus der mutterstadt stammen;
aber entschieden kann dies erst werden, wenn ausgrabungen
an ort und stelle eine grössere anzahl von gefässen an das
tageslicht fördern.
Die attischen
Schrift.
Die gestalt der schriftzeichen ist für die datierung der
vasen und mithin auch der sprachlichen erscheinungen in ihren
inschriften von Wichtigkeit, aber nicht allein ausschlag gebend,
weil die individuellen gewohnheiten der vasenmaler verschieden
waren, der eine später als der andere von den älteren zu den
modernen formen überging.
Das älteste Stadium attischer schrift repräsentiert das epi-
gramni der Dipylonvase. Danach nahm A. v. Schütz Hist. alph.
att. noch 13 entwicklungsstufen an, die aber in den vasen-
inschriften vielfach nicht auseinanderzuhalten sind. Die mit dem
pinsel aufgetragenen und oft recht flüchtig geschriebenen zeichen
können nicht in allen einzelheiten immer so genau beurteilt
werden, wie die mit dem meissel gearbeitete lapidarschrift A
ist häufig von A A, E von ^, K von K , M von M, N von Af
^) Denn so, nicht .iooo'ha (IGA 411), steht auf dem stein nach
Martha's revision der Inschrift Bull, de corr. hell. IX 1885, p. 495, 1
Ihre gefährtin Kaoiuiyr^ kann natürlich aus Naxos, jedenfalls nur »us
ionischem oder attischem gehiete gebürtig sein.
Ueber den <iiatekt der attischen vaseninscbriften. 399
nicht ZU unterscheiden. Durch den Charakter des materials ist
auch die oft mehr abgerundete gestalt der buchstaben bedingt.
Au eiiizeiheitfin sei folgendes bemerkt.
Die älteste liegende gestalt des alpha ~y , genau der phöni-
kischen entsprechend, ist bekanntlich nur auf der alten Dipylon-
kanne erhalten, — Parallel statt quer ist der mittelstrich ge-
zogen auf der Helenaschale des Hieron und Makron (in Acerra,
abg. Gaz. arch. 1880 pl. 7 f. Wien. Vorleg. C 1. Klein VM*
172, 24); l in 'AtfQodt'if, Aivm, aber A in AU%avS^oi;, A in
Mäxfov. Diese form findet sich auch sonst vielfach, so auf
einer unterital. vase aus Ruvo CIG H444, auf Aigina, Samos,
in Tbessaiien, auf münzen von Delphi (Catal. of the Greek
Coins in the Brit. M, Centr. Gr. p, XXIS), Methyrana (Fried-
länder-Sallet Das kgl, Münzkab." n. 76), Kreta und besonders
in Italien,
Zu einem punkt ist die querhasta reduciert in & {vgl, o
aus ©) z. b. auf der schwf. hydria in Berlin 1909, auf der
rotf. amphora in München 329, der Erichtboniosvase Mdl X
39 = Wien. Vorleg. B 12, dem lotf. arybatlos aus Kyme in
Neapel Racc. Cum. 239, abg. Fiorehi Vasi Cum. 8. CIG IV
praef. p. XVIII, neben A. Ebenso ist alpha in Megara (Mitt,
d. ath. Inst. VIQ 181) und auf münzen von Akragas und Ka-
tane (Greek Coins in the Brit. M. Sicily 6, 9. 7, 29; 42, 6. 43,
12) geschrieben, i und A sind demnach überall vorkommende
nebenformen von A, deren wähl lediglich von der willkür des
Schreibers abhing,
Ueber die früh regulierte gestalt von i B ist nichts zu
bemerken. Nur findet sich einmal, auf einer att. schwf. amphora
in München 124 (Gerhard A. V. 223. Overbeck H. G. 15, 12),
die nichtattische form M im namen *0Mtf9'3Q ^ü"" '^>}i'<f>ßos
neben B in BOMO> ßtofiog. Diese betaform ist wahrscheinlich
von dem korinth. original, das der att. maler copierte, herüber-
genommen, denn genau dieselbe findet sich auf emer korinth.
amphora aus Caere im Louvre n. 32, oben 3. 168 n. 27 (vgl.
B, löö) in demselben namen.
Die gewöhnliche form des att. gamma A t trägt auf einem
rott stamnos in München 415 (Mdl VI 27 A) in der Öffnung
Unten einen punkt: 3M3^Aa raXijvi; name einer nymphe. Hier
ist der punkt nur eine willkürlich hinzugefügte Verzierung, wie
sie auch in der Öffnung eines Q auf einer lukanischen deckel-
L
400 Paul Krolscbmer.
vase in Berlin 3197 erscheint.') Der querstrich im
gamma des hundenamens röpyof auf der schwf. amphora aos
Corueto Mdl XII 9 und in rkavxojy auf der kylix Salzmam
Nfcropole de Camiros pl. GO beruht auf verschreibung. Die '
nichtatt. form des gamma C schreibt, wie schon erwähnt, Epj-
genes in seinem namenszug. .
Das schon für alpha und gamma verwandte zeichen i wird i
endlich auch für delta gebraucht, aus dessen gewöhnlicher ge- i
stalt A es durch reduction der querhasta entstand. Nament-
lich hebt es Duris {Heibig Adl 1873, 53 t.>, aber auch \
sonst kommt es nicht selten vor, sowohl auf schwf, (Mus, ^tr, i
1499. 1500. 1606. s. Jahn Einleit, p. 187 A. 1241) ah auch
rotf. gefässen: Mdl IX 53; II 17 ^ Brit. Mus. 805 = Gerhard |
Ä. V. 155; ebenda 163 Memorie d, I. II taf. 4, 4; Arch. Z.
1875 taf. 10; auf der satyrvase des Brygos Wien. Vorf^.
Vni 6. Klein VM* 183, 8.
Die labiale Spirans vau ist bekanntlich im att. dialekt früh
(aber erst nach trübung des ä in >;, wie att. nÖQtj aas Vop^,
)>o()/ä beweist) geschwunden und ein zeichen für diesen laut
bisher im attischen nicht nachzuweisen gewesen. Die lesung
Comparetti's Mus. Ital. I 1885 p. 232 auf der rotf. amphor»
in München 410 (abg. Gerhard A. V. 168. CIG 7737) ><Aw
ist sehr unwahrscheinlich. Nur auf öiner att. vase sind wir,
wie es scheint , gezwungen , ein vau anzunehmen. Auf der
schwf. hydria mit dem kämpf des Herakles mit dem löwen in
Brit. Mus. 454 (abg. Micali Storia degli antichi pop. it. 69.
CIG 7559), die ihrem stll und den übrigen beischriften nach
(Ä)A0E«AIA, HEfAKVES,B)AVK«E^E,taV)IA13H,AlA«aeA.
HEPMEJ) für att. gelten muss, ist der name von Heraktes' ge-
fährten EIOVEO* d. i. /loknoq geschrieben. Der labiale spinnt
im anlaut dieses namens ist mehrfach bezeugt: auf dem koriath.
aryhaüos, oben s. 174 n. 39: F^OJ^ApOM, auf etrusk. spiegeln
IVM, SAtfl] Bdl 1841, 141, Gerhard Etr. Spiegel taf. W-
128. 142. 255 B. C. Der erste bestandteil des namens ist
J18-0-, derselbe wie in '/tu korinth. /iwi, chatk. fuä, 'bov, kor.
') In der mitte hat 0 (und ebenso 0) einea punkt aaf der rermj*'
orkuDde von Halikarnasa IGA äOO, auf einer elateischen und ejoer U'
edierten attischen inachrift (Bull, de corr. bell. X 1886 p. 3dT f.). S«
mag die erklilrung ron Wilamowitz Homer. Unters, a. S89 der ton Fv"
vorEuzieben sein.
üeber ilcn dialekt der attischen vaseDiagchriften. 401
fi'tav, '/a'ovt; aus 'jtsäjo\tQ, lat. vir-es aus vis-es (nicht analogie-
bildung nach glires, wie Stolz Lat. Gr. p. 200 annimmt), cf.
i-5 h-ti;, t-ffi, fi'ifiTog Curtius Et.* 389.') Zu erörtern ist nur
die gestalt iles vau, die auf der att. vase drei statt zwei ansätze
zeigt und aiso mit der des epsilon zusammenfällt. Dennoch
glaube ich weder, dass hier verschreibung vorliegt, noch dass
EiöXBcoi zu lesen sei. Denn die form E für p oder C ist auch
sonst vielfach nachzuweisen: zunächst auf einer chalk. amphora
mit Silenen und Mainaden [CIG 7460. C. Durand 145. Kirch-
hoff Alph.* 125) ElO für CIO /iw cf. CIG 7459, besonders aber
auf boiotischen inschrifl«n: IGA 293 = Collitz DI 467 ist /ava-
%t-3oTog, CIG 1569c = Collitz DI 491 z. 3 .^«-.1,05, IGÄ 235 =
Coli. 695 /txa^,'<ar, CIG 1565 = Coli. 719 2. 7 jotxi'ag, Keil
Syll. inscr. Boeot. n. 49 = Coli. 716 /t}.ap/iovTtg im anlaut mit
E geschrieben. Hierher gehören ferner die fälle, aus denen
Meister Gr. Dial. I 255 ein boiot. fiao- für iVo- aus /lajo-
herleiten zu können glaubte. Schon P, Cauer Wochenschr. f.
klass. Phil. I 1884 n. 33 (s. 1032 ff.) bezweifelt mit recht, daes
die Boioter bei der Zähigkeit, mit der sie das / festhielten, den
anlaut «i'to- überhaupt je gekannt haben. Wunderbar wäre es,
wenn nun / gerade nur in den fällen geschwunden wäre, in
denen auch ein ganz anormaler vocalübergang stattgefunden
hätte (denn ein jeiuo- findet sich nirgends), Beide Unregel-
mässigkeiten werden beseitigt, wenn wir in E einen ausdruck
fiir / sehen. Es ist also Kumanudis l/tä^vuiov IV p. 378 =
CoU. 942 z. i) /laojyhav], nicht *iVoT[Aiac], CoU, 1121 /too-
Ti'fia, 1122 /(orö, 764 /laöxXia, 716 jilaQx^ovrtq zn lesen. Dass
in der that E hier ein zeichen für vau ist und nicht, wie Cauer
annimmt, nur schreib- oder lesefehler vorliegen, wird noch durch
folgenden umstand wahrscheinlich. Neben der gewöhnlichen
griecb. form des epsilon E mit 3 queratrichen findet sich und
zwar ausschliesslich im boiot. und dem damit eng verwandten
phryg. aiphabet eine form % (IGA 130. 152. 306 und auf dem
Midasgrab Joum. of the Roy. Asiat. Soc. 1883 XV pl. 1
p. 120 ff.J mit 4 ausätzen.*) Es wäre an und für sich schwer
>) AaBällig iBt natürlich ein attisches vau auch im 6. jh., allein es
Itann «u Boiolien entlehnt sein, wo bekanntlich lolaos zu hause ist.
>) Auf dem frag'nienl eines pinax mit der Kigantomachie, das in Eleo-
üs gefandeD ist, erscheint ( im nameo '^i^^is neben C in ['E]tfidliig 'Etfif*-
JfX- IBSe uf. U, 12. Studniczka Arch. Jabibacta I 1886 p. Sl f. Anm,
402 PauI Eretschmer,
begreiflich, warum die schon nicht geringe zahl der querhasten
im phön. He ^ von den Boiotem noch um eine yermehrt
worden sei,^) und es ist kaum zufall, dass | nur in demjenigen
aiphabet epsilon bezeichnet, in welchem nach unserer annähme
E für Vau steht. War letzteres der fall, so fiel die form des
yau mit der gewöhnlichen vierstrichigen E des epsilon im boiot
zusammen und man musste hier darauf bedacht sein, die zeichen
von einander zu differenzieren. Dies konnte entweder durch
hinzufügung eines querstriches in der epsilonform geschefaoi,
und so entstand | = £, oder durch fortlassen eines querstricbs
in der vauform, so dass F oder C oder N = / war. Diese ent-
wicklung würde sich mit der annähme Glermont-Ganneau's
M61anges Graux p. 460, Taylor's The Alphabet n 83, ffinrichs'
in Müllers Hdb. d. kl. Alt. I 392 berühren, die die vaufonn
aus dem benachbarten E = e ableiten. Indessen scheint mir
diese ganze methode der herleitung wenig empfehlenswert, zu-
mal da schon im semitischen , in der archaischen schrift alt-
hebräischer münzen, formen vorliegen, aus denen sowohl f als
auch E = / abgeleitet werden können.*) Endlich sei noch
erklärt den pinax mit recht für boiotisch. Aber für attisch wird man die
amphora in Würzburg n. 389 Urlichs Beitr. z. Kunstgesch. taf. 14, 8. 39 ff.
mit der göttin Athena halten müssen, auf deren schilde das att. aiphabet:
ABAAlIHO steht. Da jedoch die vase zu der klasse der archaisieren-
den panathcnäischen amphoren gehört, so wird durch dieselbe das epsilon
mit 4 querhasten für das attische nicht absolut sicher bewiesen.
1) In Eleutherna (Mus. ital. II 188G p. 161 ff.), Knossos (p. 175 ff.)
und auf vasenfragmenten aus Naukratis (Petrie Naukratis I pl. XXXII
132, vgl. die schrifttafel) ist sogar die zahl der hasten um eine yermindert,
so dass F dort == « ist. In Eleutherna war dies möglich, weil das vaa
daselbst eine andere gestalt hatte (vgl. die folg. anmerk.); aus Koossos
haben wir keine belege für /. lu dem aiphabet von Veji (Röhl Imagines
V 16) steht an 5. stelle ^, dann ^!
*) üeber die entwicklung der vau formen geben jetzt die interessanten
kret. inschriften, welche Halbherr und Comparetti Mus. ital. 11 1886,
1. puntata publicieren, wichtige aufschlüsse. Mir scheint sich zu ergeben,
dass die griech. zeichen für consonant. und vocal. u auf drei semitische
repraesentanten zurückgehen.
I. Aus der gewöhnlichen phönik. gestalt des vau entstand das pamphyl-
^ und die vauform der inschriften von Eleutherna und Vaxos (vgl. auch
Halbherr Mitt. d. k. dtsch. Inst. Rom. Abt. 1886 p. 84 ff.), sowie der
münzen letzterer Stadt (Sworonos Z. f. Numism. XIV 1886 s. 88 A^ ^2),
welche sich von der pamphylischen durch die Verlängerung der mittleren
hasta (wol nur zum zwecke der differenzierung von ^ = >/) unterscheidet.
üeber den dialekt der attischen vaseninschriften. 403
bemerkt, dass auch auf etrusk. spiegeln E für F = f steht z. b.
Adl 1859 tav. L, Mdl VIII 56, 2, Gerhard Etr. Spiegel 234
in den namen Menrfa, Efas und umgekehrt N auch für e
(Jerhard a. a. o. 260 (Menle), 255 C (Hercle). Ueber E in
latein. inschriften = /* s. Hübner^^Exempla Script, epigr. p. LVIL
I = zeta hat auf der rotf. vase Mdl VI. VII 56 wohl nur
irrtümlich in der mitte der längshasta einen querstrich nach
rechts.
H hat auf rotf. vasen ausser seiner bedeutung als blosser
hauch auch die des aspirierten c-lautes: i und 17, eine be-
zeichnungsweise, welche uns recht deutlich macht, wie in manchen
alphabeten, so schon in dem altertümlichen von Thera und
mehreren ionischen, das zeichen von der bedeutung eines
hauches zu der eines gewissen c-lautes nach Schwund des
hauches in der ausspräche übergehen konnte Qi, hrj, rj):
Rotf. kanne abg. Mus. Greg. II, 5, 2. Overbeck Her. Gall.
26, 12. Michaelis Parthenon p. 139. CIG 8411: HAENH "EXivi^.
Rotf. oxybaphon aus Nola, abg. Brunn Suppl. z. d. St.
über d. Bilderkr. v. Eleusis taf. 3. Baumeister Denkm. p. 423.
Winter Jung, att V. 70, 5: HPME^ 'EQfiijq, HKATE "Eniri].
Rotf. oxybaphon im Brit. Mus. Gab. Pourtalös taf. 27. Miliin
Peint. d. vas. ant. 11 13. CIG 7440. Heydemann Satyr- u.
Bakchenn. s. 16. Winter a. a. 0. 70, 8: HPME^.
Rotf. lekythos der S. Durand abg. Millingen Anc. uned.
mon. I 6. CIG 7530: HO^ "Bw?.
Rotf. amphora aus Capua in Petersburg (Ermitage) n. 1683
Gompte-Rendu 1872 taf. V. Minervini Mon. ined. t. 4: H0<.
Rotf. schale im Brit. Mus. 820: HPAKVE^ "HQauXTjq.
Rotf. krater im Wiener Antiken-Cabinet n. 276. Millingen
Peint de vases 51: HPAKAE^ (neben MKH, XPY5H).')
Schwf. hydria der S. Campana IV— VII 212 HPAKVEO^?
Schale ebenda 466 ^3^)IASH.
IL Das aDgemein griech. Y, V für den vocal u entspricht der moabit.
form der Mesainschrift.
in. Die verbrei totste gr. vauform ^ (3) , daraus D , wird durch die
^estalt des Zeichens auf gortyn. steinen (Mus. it. 1. c. p. 194 n. 32. 33.
208, 53/54. 217, 77/78 u. a.), bei welcher die zweite hasta vom Scheitel-
punkte des winkeis, resp. der mitte der rundung ausgeht, mit der form
auf althebr. münzen vermittelt.
») Die abbildungen bei Millingen a. a. 0. und Arch. Z. 1845 taf. 35, 1
sowie eine Zeichnung vom Grafen Lamberg haben HPAKAH^.
Rotf. schale aus Caere Mdl V 35. CIG 8350 vgl. Bnnm
Probleme p. 14: HPA nebeu E = i-
Dieselbe Orthographie kennen auch noch andere archüsche
inschriften vgl. Röhl in B ursian-MüIler's Jb. 1883 IH p. 14,
Robert Archaeologische Märchen 1886 s. 198 anm. Anf ia
nas. weihinschrift der Nikandre IGA 407: Bxrjßnii^ (die aus-
lagsung des t ist kein Schreibfehler, wie Dittenberger , Blas
nnd G. Meyer annehmen), auch einer chiischen Bull, de con.
hell. VII 254: HxijßÖlXi^], auf einem relief in Villa Albani Zoegi
Bassiril. ant. I 25. Wien. Vorlegebl. IV 12 (die echthelt der
Inschrift ist wohl mit unrecht bezweifelt worden) HPrtHt, auf
dem korinthischen krater oben p. 162 n. 15: Bpftatog, auf der
i. von Mctapont Notizie degli scavi 1882, p. 119. Röhl Imag.
XV, 5 HPAK/Ert, sogar noch auf der i. des Amphiareostempels
am Oropos 'Ef^fi. äpjf. 1885 s. 94 z. 46, vgl. v. WilamowiU
Herm. XXI 1886 p. 98 HtPE iandlQug]. — Ebenso ist wahr-
scheinlich auch B auf der in Sparta gefundenen rätselhaften
marmortafel IGA 56 zn verstehen. Den einfachen hauch kann
hier B nicht bezeichnen, da es zwischen den beiden consonanteo
K und K steht, und vocalische bedeutnng = ij (vgl. Röhl dazu)
ergiebt keinen sinn. Auf der 1. zeile lässt sich abtrennen
TOKBK, wonach Hirschfeld Bdl 1873 p. 190 noch einen winkd,
Velsen Arch. Anz. 1855, 73* f. some Dressel und MUchhofor
Mitt. d. ath. I. II 433 A las. Auf derselben und auf der
2. zeile, die von r. nach 1. läuft, muss den raumverbältnissen
nach zunächst noch je eio bnchstabe gestanden haben, dann
folgt Q\, darauf eine liicke. So erhalten wir die lesung
TOKBKAt[0]^0[K] riv 'E>caßlo]i.o\v].
Der Übergang der th etaform 0 in 6 hat sich auf stein-
inschriften schon im 6. jh. vollzogen. Der Peisistratosalur
{CIA IV 373e. Röhl Imag. XXXI 20) ca. 527—510 v. Oir.
hat noch ® und diese ältere form findet sich auch noch ftnf
rotf. vasen strengen stils: auf einer schale des Euphronios im
Louvre Wien. Vorleg. V 1 , auf der Kroisosvase Mdl I 54.
Welckcr A. D. lU taf. 33. CIG 7756. Sonderbar ist B für OS
in OALBVBIOJ, während «n erster stelle Q steht, auf derkotjle
des Hieron ini_tLouvre (Mdl VI 19. Wien. Vorleg. C 6. Klein
VM' 170, 17), ebenso auch auf einer elisclien Inschrift IGA IZO.
Die erklärung von Brunn Probl. p. 12 ist nur
hang mit seiner ganzen hypothese haltbar.
lur im zusi^ffl^^l
üeber den dialekt der attischeü vaecninBchrifteD,
405
Dass A die ursprüngliche att. gestalt des lam da -Zeichens
■war, welche erst später durch chalk. v verdrängt wurde, be-
wdst die Dipylon-kanne : Kirchhoff Mitt. d. ath, I. VII 108 f.')
Neben der letzteren form findet sich auf att. vasen vereinzelt
auch eine, bei der die querhasta nicht unten, sondern in der
mitte ansetzt: h, y.
Graffito auf einem gefässfuss von der athen. Akropolis
Benndorf Gr. u. sie. Vb. Taf. 29 n. 15: AKHA+JIK^O ^^f«-
pltta. Rotf. schale in Petersburg n. 886: KAhOt neben KAVöj-
Schwf. amphora aus Chiusi Bdl 1867 p. 213 f. VOTiN ^jjtoü
(sie). Diese form ist also nicht auf Argos beschränkt, sie
findet sich ausser in Ättika auch noch in Boiotien: IGA 204,
ferner nach E. Curtins bei Keil Syll. inscr. Boeot. n. 446. =
Coli. DI 468, vgl. 783, vielleicht auch IGA 242; boiot. ist
wahrscheinlich auch die gemalte inschrift auf einem schalendeckel
aus Phaleron Benndorf Gr. u. sie. Vb. Taf. 30, 6:
TKKKOJri'ErtKAO KvxXoq ntjfiiiSov {?].
Das koppazeichen ? ist auf att. schwarzf. vasen mehrfach zu
belegen. Die von Kirchhoff Alph.* 81 f. aufgeführten drei falle
sind keineswegs die einzigen im att., wie Meisterhans Gramm,
d. att. I. p. 2 zu glauben scheint. Abgesehen von den stein-
inschriften CIA I 355 und IV 373 begegnet es auf einer jetzt
verschollenen vase des Exekias (Klein VM* 38, 1, abg. Gerhard
A. V. 107. GIG 8155), wo ein ross
KAVIfOME
genannt ist, während im namen des anderen nv^nxöftt] K vor
0 geschrieben ist.
Auf der FrauQois-vase ist ein hund mit
?0PA+y
KÖp«| „rabe", „rappe" (nicht 'Pöpa? Brunn Bdl 1863, 189) be-
wichnet, als hundename auch bei Pol!. V 4, 7 bezeugt.
Auf einer schwf. amphora mit der Athenageburt und aus-
zag zum kämpfe im Brit. Mus. 564. Mdl DI 45. CIG 7402 :
ETE0?VOS
'BxiMXoQ, nicht EPEOPVOJ (nach hrn. prof. Robert).
Kantharos im Berl. Mus. 1737, abg. Gerhard Etr. u. camp.
Vb. Taf. 13. CIG 7383:
I) Wahncheinlich ist auch io Boiotien fi die Ursprung liehe form und
cnt vor cbalk. V gewichen. Das phrygigche and lemnische Alphabet bftt
406 P&^ Kretschmer,
PATPO?VO^.
Nikosthenes, von dem etwa 70 gefässe erhalten sind,
schreibt auf Einern seinen namen noch mit koppa (Berlin 1801.
Klein VM« 75)
Vgl. zu der form des koppa die chalk. vase CIG 7686.
Fragment einer schwf. vase mit der gigantomachie von der
athen. Akropolis Byjy^. aQx- 1886 Taf. 7:
3nO?V3
name eines Giganten, vom herausgeber p. 86 Ev*6n7jg, von
M. Mayer Die Giganten und Titanen Berlin 1887 s. 301 wohl
richtig EvQ(6n7j[g] oder EvQa)n€[vg] gelesen.
Amphora in München 1108. CIG 7611. KirchhofiF AlpL*
126 (att. nach Brunn Probleme 32, s. oben):
Kvxvvg,
Trinkschale in Würzburg in 400:
A^?0KIA
vgl. K. Wernicke Arch. Z. 1885 s. 252 a. 4, der darin den Wi-
men des att. meisters 2ax(oviSfjg vermutet. Mit ^Aaxwv/ilij;]
vgl. boiot. faaxoilv^ao] CoUitz DI 422, jiaxciväag Arist. Wesp.
1191 etc.
Krater der S. Campana II sala b. 27
VV?0^
Avxog,
Dittographisch K? (s. unten):1n
K?VEVNI0^
auf der araphora in Berlin, 1704 abg. Mdl IX 55.
Auf einer schwf. hydria Adl 1866 Taf. R steht bei einer
nach rechts eilenden Gorgone
^OT^O
was Heydemann Rhein. Mus. XXXVI 1881 p. 471 n. 10 ?ifro;
= xrjTog liest. Auffallend ist, dass koppa hier vor palatalem
vocal (urgriech. rj cf. korinth. xrjrog) steht.
Die Stellung von sigma, 3- wie 4-strichigem , ist sehr
mannigfaltig. So erscheint oft ^ in rechtsläufiger, S in links-
läufiger Schrift. Häufig ist auch liegendes M M.
Auf den rotfigurigeu vasen der zweiten periode , nach 440
V. Chr., herrscht im gebrauch von att. und ion. schrift das be-
kannte schwanken. Dasselbe zeigt sich aber auch schon in den
üeber den dialekt der atliscben v
iDBcliriften.
407
jöngsten werken der vorigen periode. Brygos schreibt seinen
namen auf seinen früheren vasen noch mit A = j- und j, auf
seinen späteren mit ion. r und ( : Urlichs Brygos s. 2. Ein
ausnehmend frühes beispiel von rein ion. schrift auf einer att.
schwarzf. vase bietet die amphora von Capodimonte Mitt. d.
kais. dtsch. urch. Inst, 1886 Rom. Abteil, p. 20 f. Auf einem
in Athen gefundenen gefasa Berlin 4017 steht eine „mit der
Verfertigung gleichzeitige ionische inschrift." Duris, der sonst
nicht ion, aiphabet anwendet, schreibt auf der schul-vase in
BerHn 2285 in dem hexameter auf der papyrusrolle EVPQN
ivgojy für evpQovv aus svpQoov mit Q statt 0 für unechtes ov.
In der Übergangsepoche tritt die irrtümliche Schreibung
von H für t, Q für o, wie sie Kühler Mitt. d. ath. I. X 1885
8. 363 ff. 378 für att. Steininschriften nachweist, auch auf den
vasen ungemein häufig auf z, b. OHTIt schalejaus Kameiros
Journ. of philology VII 1877 pl. A. It; AKOlAQJ amphora des
Gab. Pourtalt'S n. 279; DtQ/'VSQ* J/öwaog kratcr ebenda n.
146, abg. Panofka Gab. Pourtales Taf. 27. GIG 7440, j. im
Brit. Mus. Heydemann Satyr- u. Bakchenn, s. 16; TEPSDOATA
krater aus Unteritahen , Brunn suppl. zu d, Studien über d.
bilderkreis v, Elensis taf. 3; KANOAPQt Cat, latta n. 537.
Schöne Comm. Momms. s. (^57; AAKIrtAXQJKAVQt MilÜn PeJnt.
de vas. gr. I 9. Panofka eigennamen mit xaXöi; Taf. I,^5^und
Mdl I 9, 3, Panofka a. a. o. Taf. I 6; MeXi€v<; KAAQ< Rev.
arch. N. S. XVII p. 349 u. s. w. Vgl. Heydemann vasens. v.
Neapel zu n. 2871. Adl 1878 p. 225. Ueber 'nXvaatvg s. unten.
Sogar noch im 4. jh. findet sich diese Schreibweise : ■ Mcidias
schreibt EPOlHiHN. Dass auf derselben vase ij teils mit E, teils
mit H bezeichnet wird, ist ebenfahs nicht selten: in demselben
»ort z. b. auf der erwiilmten schale aus Kameiros TAAENH
/alijvjj; PEAEYJ neben ATAAA/'TH auf einer rotf kylix im
Cab. des mcdailles Gaz. arch. 1880 pl. 14. Ebenso 0 neben Q
für (o z. b. auf der zuletzt bei Dumont et Chaplain Les c^ra-
«Diques de la Grece propre pl. XXI f. abgeb. vase: KISSO neben
■»OPD-
Vielfach schwankend ist auch die bezeichnung von mono-
phthongischem ov, H, das vorwiegend noch durch 0, E, zum teil
aber auch schon durch OV, El wiedergegeben wird. Auffallend
frühe beispiele dieser Orthographie sind
• PAKVEQY^KQ.E 'tfJpaxXfo«; x^tgln Bdl ia66, 181. VOTJ'»
^>lToi schwf. amphora Bdl 1867, 213, *V0T3»' Gerhard A. V,
22 = El. c^r. II 56 und PEPITOVi /I«p/(3)ovc (Jerhard A. V.
168 auf rotf. amphoren, die Klein VM* 196 dem EuthymidK
zuweist, LETOV^ schwf. hydria Gerhard A. V. 20 f. CIG 7419.
In derselben periode ^findet man auch irrtümlich E, 0 für
diphthongisches ti, ov geschrieben z. b. auf der rotf. oinochoe
in Berlin 2661 (El. c6r. I 97. CIG 8372): PAOTO? für moijti
gegen PAOYTQN auf einer schale derselben zeit (Brit. Mus. 811.
Gerhard Trtnkscb. u. Gef. Taf. H. Mdl V 49), PLOV^IO* auf
der amphora mit dem ölverkauf.')
Die ionische form des lamda wechselt häufig mit der atti-
schen auf derselben vase z. b. Brit, Mus. 785. 808, vgl, CIA
I 189. Dabei hat ion. lamda nicht selten eine kürzei'e hasta,
/, A, eine gestalt, welche nach Köhler Mitt. d. ath. I. X 1885
8. 365 auf att. steinen nur zweimal vorkommt.
Vierstrichigcs sigma wird auf vasen schon sehr froh ga-
braucht, so bereits auf einer schwarzf. iekythos im raus, der
arch. gesellschaft in Athen n. 233.
Dittographien, dadurch hervorgerufen, dass zur zeit dw
erst aufblühenden attischen thonwaarenindustrie der athenische
vasenmaler die darstellungen und beischriften korinthischer ge-
fässe CDpicrte und dann zur erläuterung korinthischer zeiclien
die entsprechenden attischen beifügte, nahmen Kaibel Adl 1673
p. 112 und Löschcke Arch. Z. 1876 s. HO auf zwei schwant
amphoren an: Berlin 1704. Mdl IX 55 hat Hermes die ba-
Schrift K?VEVNIOS für KvnjjnoQ, (korinth. ? = att. K) vni
Zeus ASEV^, dem ein korinth. AfcVrt zu gründe gelegen haben
soll (korinth. k = att. E). — Mdl VI 56 soll lAbV* graphische
contamination eines att. Ztv^ und korinth. Jevg sein.*) Diese
erklärung scheitert an dem umstände, dass, wie der Berliner
pinax IGA 20, 66 lehrt, im korinthischen Ztv^, nicht -rf«'! ge-
sprochen wurde,*) KftfcAfiof verdankt sein K? dem schwanken-
') Oder ist o^ in nXavio: monophthoiigiBch und product einer M"'
traction? Vielleicht ist nioüiot aua 'ni6j-i~to~s (gebildet wie rentKX'
nv^ttos u. dgl.) entstanden und gehört zu nlds. lat. pUores, floinmi.
*) Ebenso t. WilamowitB Homer. Uotersucli. s. 305 anm. W«k[^
nagel Ztschr. 21, -JtlH. Klein EuphTonioB' b. 14 anm. erklärt sich gefftx
diese annähme, ohne aber einen bestimmten grund geltend machen lo kdun^'i-
•) Vereinigt findet aich i — i und d für C nur in Megara. Aber d«*
Ton dort ans einfluss auf die att, Tasenfabrication geübt ward«, ist «JcW
Ueber den dialekt der attischen TsecniDachrifteii. 409
den gebrauche der zeit, in der das koppa im altischen ausser
Verwendung zu kommen begann. lA in lAEV* ist pleonasti-
scher ausdruck für Ci wie die Schreibung o^. Zur erklärung
von AkEV^ weiss ich nur das ultimum refugium: Terschreibung
für dor. Jd^ anzufübren.
Diltographisches E neben H (vgl. Wackernagel Ztschr, 27,
268 zu innEHf Dittenberger Syll. d. 56) liegt in KATAIHE
xuiu^ij auf einem trinkgefass aus Athen (CIG 545. Benndorf
Gr. u. sie. Vb. p. 51} vor, auf welchem sonst jj schwankend
mit E (in d^axfi^v) und mit H (in Kfifpiaotpiöviog ij xvhl) aus-
gedrückt ist.
Interpunktion mit 2 oder 3 punkten findet steh nicht
selten z. b. Xa^iraioi i inoieatv ifi : tv Klein VM* 51, 2
■ KkioifQÜätq STioüffff ■ "AftaaliQ iy^aifat] Klein VM' 149. Auf
der rotf. amphora in München 410 (Gerhard A. V. 168. CIG
7737) scheint ein kreuz als worttrennungszeichen zwischen x'^tgs
and &r](Tev; ZU dienen.
Vocale.
Wechsel von a und t.
Ein unbetonter kurzer vocal erscheint mehrfach zu einem
laut getrübt, der mit E bezeichnet ist.
Auf dem fragment eines rotfigurigen atamnos (im besitz
von R. Manclni in Orvieto, Klein VM* 201 n. 4) sind die buch-
staben
EXJ
N
erhatten, welche, da die vase genau einer anderen [Heibig Bdl
IS73 p. 167 f.) mit der Signatur des Hermonax gleicht, als
fE^fio]ytxi ^ erganzen sind.
Auf einem rotf. aryballos in Neapel (n. 3352 abg. Bull.
Napol. Arch. N. S. V 2) ist eine Nereide als
VErtAOE
statt faftü&ij (Hesiod. Th, 2C0) bezeichnet.
Bemerkenswert ist, dass auf dor. vasen Keadvä^a für Kaa-
vävSffa geschrieben ist: so auf der korinth. amphora oben s.
168 n. 27 und ferner auf einer tarentin. amphora in Wien (aus
der S. Lamberg, v. Sacken und Kenner Samml. des k. k. Münz-
et. Antiken-Cabin. n. lOO, abg. Arch. Z. 1848 Taf. 13, 6. MüUer-
IVieseler A. D. 1, 7. CIG 7692):
410 P&qI Kretschmer,
KE^ANAPA.
In dem kleinen dialog zwischen bahn und gans auf der
unterital. amphora in der S. des prinzen Napoleon (Fröhner cat
d'une coli, d'ant. n. 100 p. 67. abg. Fröbnet Choix de vases
gr. pl. 7, 3) ruft die letztere
OTONEAETPYrONA statt cS tov dXsxvQvova.
Der att. töpfer Archikles schreibt seinen namen auf dner
schwarzfigurigen vase (in München CIG 8141) und auf einer trink-
schale (im Brit. Mus., früher S. Durand n. 999 CIG 8138. Klein
VM« 76, 2)
AP+EKLE^
Von dieser form zu der ^Aqx^^^^ (vase im Brit. Mus., abg. Pa-
nofka Mus. Blacas Taf. 16, 1. 2. CIG 8137 Klein VM« 76, 1)
war nur ein schritt.
Wechsel von a und o.
Gelegentlich erscheint a nach o hin gefärbt. Auf einer
rotf. amphora aus Nola (Neapel n. 3091):
KOJO^HOPOV^
^V00^II310)I
xoXog 6 novg? für xakog o navg,
xoXtj Tj novg für naXti tj navg.
Auf einer rotf. schale in Neapel n. 2633:
^lOnOH
0 noig für o naig'
In dem distichon der unterital. amphora in Neapel n. 2868
(CIG 8429. Kaibel Epigr. gr. n. 1135):
für /iiaXaxrjv malve. Antiphanes und Epicharm gebrauchten
nach Athen. II, 58 d /noXoxrjg und /xoXoxag (gen.) für fiaXixrj;i
korkyr. MoXoxag Dittenberger Syll. 320, 4. Blass BB XII, 3. heft
Das epigramm unserer vase, das wahrscheinlich aus dem aristo-
telischen peplos stammt (0. Jahn Einl. in d. vasens. K. Ludwigs
in München p. CXXIV) , hat bei Eustath. Od. X p. 1698, 25
fiaXaxfjv. Vgl. unten dtxcpo^oXov.
Das att. ^axoc (Thom. Mag.) gegenüber homer. ^xo^ er-
hält einen inschriftlichen beleg auf dem Troilosstreifen der Fran-
Qois-vase, wo der thron des Priamos als
®AK0^
bezeichnet ist.
Üeber den dialekt der attischen vaseninschriften. 411
Merkwürdig ist die 2 mal belegte form
KAMO^
des satyrnamens Käfioq auf einer vase der S. Coghill CIG 8379
und der S. Hamilton CIG 7462. Vgl. Heydemann Satyr- und
Bakchennamen 5. Hall. Winckelmanns Progr. 1880 s. 21. Wahr-
scheinlich ist ä rest eines alten ablautsverhältnisses (ä : oo) und
in das nomen übertragen, wie in att. ^axoq^ homer. ^xoq zu
Auf einer schwarzfigurigen hydria in Würzburg (Brunn
Bdl 1865, 54. Urlichs Verz. d. Antikens. d. Univ. Würzburg
m n. 138 p. 31) trägt ein pferd den namen
+OVAPAO^
Jeschonnek De nominibus quae Graeci pecudibus domesticis in-
diderunt diss. Königsb. 1885 p. 38 f. erklärt dies sehr bequem
„male pro J2oJa(>yoc." Xm'kaQYoq vergleicht sich dem dor. x^"
XaQyotq Soph. Elektra 861 und bedeutet demnach „schnellhufig.^
Im ersten glied scheint ein *x^^ ^^ stecken, das zu att. x^H
dor. /äXa „huf** in ablautsverhältnis steht.
Rätselhaft ist auch v für a in
EKVBE^
statt ^Exaßrjg auf einer att. rotf. vase (abg. Gerhard A. V. 203.
GIG 7659). Das folgende ß hat wahrscheinlich labialisierend auf
den vocal eingewirkt.
Wechsel von e und o.
Auf labialisierung beruht auch o aus e vor ^ in
TPIPTOAOMOS
für TQinToXe/iiog auf einer trinkschale aus Vulci (abg. Mus. Gre-
gor, n 76, 2. CIG 7435). Vgl. G. Meyer Gr. Gr.« § 25.
In dem oben citierten distichon der Neapler vase ist
A^(DOAOAOK
für da(p6d€kov geschrieben. Dasselbe schwanken zwischen e und
0 vor X findet bekanntlich in homer. böot. oßekog, gortyn. megar.
delph. oisXog, att. SitoßsUa gegenüber att. oßoXog statt. Auf
einer att. archaischen schwarzf. amphora (Adl 1882 tav. H) steht
0^380
oßBXd du. in der bedeutung „obolen" (münze), vgl. oßsXog CIA
IV 3. c. z. 5 (vor 444 v. Chr. vgl. Meisterhans Gr. der att.
Inschr. p. 9), sonst oßoXog im att. Riemann Rev. de phil. 1881
p. 173.
%ti PaqI Kretsclimflr,
fePOI««ON
für snot'tjatv in der sigaatur des Nikosthenes (Berlin n. 1801, '
ungenau Bdl 1879 p. 4, Klein VM* 75, 1) mag nur verschrie-
ben sein, da die von gleicher hand herrührende Signatur des
Aoakles auf derselben viise snot'ijaev hat.
Dagegen ist in dem mehrfach auf vasen vorkommenden
Jltp^ifpuTTa für Ilf^aeipaira nicht phonetischer wandet von t
in o anzunehmen, sondern der im griech. so beliebte composj-
tionsvocal o ist hier an die stelle des t getreten.
Wechsel von o und i
lora in |
Dem obigen 'E*vß^i analog ist
tOMV9l3fl
Jtj/^vßoi fUr Ji}t)f>oßoi auf einer att. schwarzf. amph(
München (n. 124 abg. Gerhard A. V. 223. Overbeck Her. Gall.
Taf. 15, 12. CIG 7675). Auch hier folgt auf den in » über-
gegangenen vocal ein labial.
Der umgekehrte lautwandel liegt vor in
OAOMPOt
für VlvfiTiog auf einer unterital. amphora in Neapel (n. 3235,
abg. Mcmorie dell' Acc. Ercol. IV 1 Taf. 8 f. CIG 8412; vgl
über die Inschriften besonders Heydemann Die Vasena. des Mus.
Nazionale zu Neap. s. n. 3235), dessen o G. Meyer Gr. Gr.' §
90 für nur graphischen ausdruck des kurzen u-lautes hält. V^
böot. Söf*ipo^oi;, '^ftöyia^. Uebrigens könnte in "OXo/tnot wie
in üaiföSoXoQ SßoXög T^tnioi-Ofioi; das zweite o durch
toriscben einfluss des vorhergehenden o veranlasst sein.
Wechsel von v und t.
Der später durchgedrungene Übergang von v = ü in t, den
man mit recht für die ältere zeit im allgemeinen leugnet (>■
G. Meyer Gr. Gr.* § 92) , ist , wie aus der vertauschung vtai •
und ( auf vasen folgt, in der vulgärsprache schon früh, wau
auch nur vereinzelt aufgetreten.
Auf korinthischen vasen Kiavi'g aus Kvayi'i (? oben s. 168
n. 27), Kaoi\Öac] aus Kvi.ot'äaQ (s. 165 n. 21), umgekdirt T«-
^jjya aus '/o^ijv« (s. 169 n. 29); vgl. MwoTai^o^ auf ooff
münze von Gortyn, wo das vorhergehende m labialisierend ^
wirkte, anders ist kret. "^Ynnäy^av, 'Ynjzaai'av zu erkläre.
Ueber den dialekt der attischen vaseninschriften. 413
Auf einer kylix des att. vasenmalers Hieron (früher in der
S. Canino Cat. 6tr. 12. CIG 8219. Klein VM* 166, 7):
AIONI^IAENE^
statt Jiovvaiysvfiq.
Auf einer schale von demselben meister (im besitz des ba-
rons Spinelli in Acerra, abg. Gaz. archeol. 1880 Taf. 7. 8; vgl.
p. 63. Bdl 1879 p. 150. Arch. Z. 1882 s. 3 ff. Wien. Vorlegebl.
C, 1. Klein VM« 172, 24) :
KPI^EY^ KPI^EI^
statt XgvatvQ, XQvatjig,
Auf einer hydria des Hypsis Bdl 1883 p. 166. Klein VM«
199, 2:
AIONI^IA
Auf einer rotfig. amphora in Madrid steht nach M^lida
Los Vasos Griegos del museo arqueol. nacion. Madrid 1882 p. 27 :
AIONISOS
Auf einer rotf. vase aus Glusium (abg. Mdl IX 42, 3. Wien.
Vorlegebl. D 12, 2 b. Schreiber Kulturhistor. Bilderatlas Lpz.
1885 Taf. LXm, 3):
OAI^.EV^
X)Xia[a]svg statt ^OXvaasvg.
Das auf dem halse einer kleinen auf Kythera gefundenen
lekythos (im museum der archäol. gesellschaft in Athen n. 752.
Vgl. Pervanoglu Arch. Anz. 1864 p. 283) eingeritzte epigramm hat
AAKPIONPOH
daxQioov für 6axQV(ov Qorj.
Der name des Heros Eponymos Munichos ist auf einem
att. rotf. aryballos strengen Stils (2. hälfte des 5. jh. , Neapel
Racc. Cuman. n. 239, abg. Fiorelli Vasi Cumani tav. 8. Vgl.
CIG IV praef. p. XVm. Winter Die jung. att. vasen s. 57, 1) :
MONI+0^
geschrieben, die nach ausweis der älteren att. Inschriften (CIA
1 215, 9. 273 f. 15. IV 191, 3 u. s. w.) gewöhnliche Schrei-
bung ; mit V zuerst 306 v. Chr. CIA II 247, 6. Vgl. Herwerden
Xiapidum de dial. att. testim. p. 8. Meisterhans Gramm, d. att.
Inschr. p. 13. Ahrens Rhein. Mus. 17, 362. v. Wilamowitz Aus
Kydathen p. 137 f. anm. 62.
Mfwvvxog enthält ein anderes suffix wie Movyi^og, hat
idso sein v nicht durch phonetischen wandel von l in v. Das
Ton 6. Meyer Gr. Gr.* s. 107 unerklärt gelassene akvKog ist
ZtitTChrift für Tergl. Spraohf. N. F. IX. 5 a. 6. 27
414 P&ul Kretschmer,
nicht aus äXixog entstanden, sondern mit dem suffix -uko- abge-
leitet, vgl. ai. vär^uka, k^odhtüca u. s. w. ^Ekevhvpia auf d^
Damonon-Stele I6A 79 ist nicht aus ^EXsvaivia hervorgegangen:
das V kehrt in dem monatsnamen von Olus ^Xsvaiwiog Bull,
de corr. hell. III 1879 p. 292 z. 8 wieder (gegen ["E\XBvamei
GIG 2554). ^EXsvavviog enthalt ein im griech. mehrfach ver-
tretenes suffix 'tu-, während ^Eksvatvtog mit -ti- gebildet ist,
vgl. oQx^^"^^^ neben oqxv^^^'
Auf einer rotf. unterital. amphora (abg. Adl 1840 Taf. N.
Arch. Z. 1853. Taf. 54, 1. GIG 8422) steht
IPPOAAMEYA
statt ^InnoSoLfiBia,
Vocalquantität.
Zu einer graphischen Unterscheidung der vocale nach ihrer
Quantität sind die Griechen anscheinend nicht gelangt; denn
H und Q bezeichneten zunächst auch qualitativ von E and 0
verschiedene vocale. Vielleicht darf man indessen vermaten,
dass das verfahren in der Orthographie der italischen Völker,
lange vocale durch gemination auszudrücken (Ritschi Oposc IV
142 flF. Gorssen Ausspr. P 14 if.), auf ein älteres griech. Vor-
bild zurückgeht. Vgl. auch Ross Arch. Aufs. II p. 542 ff. That-
sache ist, dass mehrfach auf Inschriften doppelte vocale ge-
schrieben sind, wo wir einen gedehnten erwarten. So auf einem
altkorinth. pinax Berl. Mus. 608, IGA 20, 21 :
POTfAAA
noTeiSu[vi]. Auf einer schwarzf. amphora in München n. 53
(GIG 7656b)
k\kkS Aiüq.
Auf einer schwarzf. trinkschale aus Athen C^cpf^fi, dQx» ^^^
Taf. 5, 2):
M00V01A
jinoXkoyv.
Auf einem schwarzf. gefiiss des Nikosthenes (Brit. Mns.
563. Klein VM^ 58, 19)
NIKO^OENEE^
Nixoad'avrjg,
Auf der Iliupersis-schale des Brygos (im Louvre abg. Heyde-
mann Iliupersis Taf. 1. Wien. Vorlegebl. VIII 4. Urlichs Beitr.
z. Kunstgesch. Taf. 18. Klein VM^ 180, 4) steht im innenbild
lieber den dialekt der attischen vaseninschriften. 415
links von einer weiblichen figur, die einem bärtigen mann eine
schale kredenzt,
BQtoesg für Bgiafig, contrahiert aus Bgiatj^g, wie ßaatXfig (auf
einer rotf. vase im Vatican abg. Mus. Gregor. 11, 4, 2. Adi 1847
tav. V. Winter Jung. att. vasen 56, 1. CIG 7758, BA^IAE^)
aus ßaaiXfjig, königin.
Auf einer schwarzf. amphora des Taleides (Berlin n. 1762.
CIG 8293. Klein VM« 47, 4):
POIEE^EN
i€)noifja€v. Vgl. auch ^MllOOie = Beoipäfjg IGA 372, 138
(Styra), auf einer Inschrift von Koronea Bull, de corr. hell. IX
1885 p. 427 n. 40: KA(DIUOAQPA = KatpTaoSoiga (cf. n. 44
rot ig).
Dass dennoch in allen diesen fällen auch nur verschreibungen
> vorliegen können, will ich nicht in abrede stellen. Die in
römischer zeit auf griechischen Inschriften nicht seltene doppel-
schreibung langer vocale z. b. MAAPKO^ in dem epimeleten-
verzeichnis CIA 11 952, 15 beruht ohne zweifei erst auf einfluss
italischer Orthographie.
Behandlung von tjo.
Die von J. Wackernagel Ztschr. 27, 265 als urgriechisch
angesetzte form des mythischen namens Amphiarsvos erhält
eine inschriftliche bestätigung durch
AM(D^AP^OM und ^^>^nO^A
auf der korinth. Amphiareos-vase in Berlin (n. 1655 s. oben s.
172 n. 35) d. i. ldfi(pidg?jog.
Auf einer schwf. amphora aus Clusium Bdl 1867 p. 213 f.:
^OaSAlONA
jiy<pidQB(og.
Auf einer schwf. lekythos aus Caere Adl 1863 tav. G, Ko-
scheres Lexik, d. Myth. p. 295:
OS
AeiAPE
Auf einer lekythos aus Caere (Bdl 1844 p. 35. CIG 7710):
AOIEPEO^
\i(jii)qniQ€(og , Vgl. jifi(pi€Qaa name des Amphiaraos-festes in
der kaiserzeit, cf. Köhler zu CIA II 471. IH 1177, z 42. 1198
27*
416 P&ul Kretschmer,
z. 29. Auf einer rotf. hydria (abg. ^dl III 54. Overbeck H».
Gall. 4. CIG 7709)
^OaSAlOMA
jifi(pidQf(og. Dagegen die durch volksetymoiogische anlehnoog
an dgdo/iui später gebildete form ^Afiq>idQaog: auf einer rott
hydria schönen Stils aus Attika (Berlin n. 2395, abg. Ai*ch. Z.
1885 Taf. 15):
AMOIAPA
A^(fiidQa\oq\, auf einer rotf. hydria aus Caere (abg. Overbeck
Her. Gall. 3, 7):
SOAAAKDMA
und auf der grossen unterital. Archemoros- vase in Neapel n.
3255 (CIG 8432)
AM(DIAPAO^
Wegen der form auf der korinth. vase ist es ausser zweifei,
dass der name dor. Iti/LKpid^rjog, homer. jif4,<ptdQfjog (o 244. 253),
neuion. ^Af^cpidgeog, att. A/Liq)idQB(og ZU schreiben ist.^)
Dass ltiXxfi€(ov, nicht 'Akxitiuioav die att. form der klassi-
schen zeit ist, beweist [!^X]KMEON auf einer schwf. amphora
aus Clusium Bdl 1867 p. 213 f. und
AAKMEQN
auf [einer rotf. hydria schönen stils (Berl. Mus. n. 2395, ans
Attika, abg. Arch. Z. 1885 Taf. 15). Damit stimmt überein
UXxiuayy/^tjg CIA I 433. Col. III 10. II 946, 14. Vgl. Cauer
Curt. Stud. VIII 269. Meisterhans Gramm, d. att. Inschriften
16, Ukx/Luojvog auf dein stein von Tenos im Brit. Mus. CIG
2338, Newton Gr. Inscr. of the Br. M. II n. 377 z. 43. Ion.
Alxjiuiov aus (dor.) AXx/nucapy contrahiert l/iXxjtidv statt IdXxuäy
gen. AAxuuy-og, aus Akx-in'dftüv , vgl. korinth. noreiSaftoy
IGA 20, 7. 12. Nach An. Oxon. II 337, 4 schrieb Euripides
Akxjutoiv, nicht yikx/nui(ov und der lyrische dichter nennt sich
nur Akx/nucov oder Alx/ndv. Vgl. arkad. Alx^av ColUtz DI
1181 B 24.
Merkwürdig ist
KPAQN
für Kqscov auf einer apul. vase aus Ruvo Cat. Jatta 423 abg-
1) V. Wilamowitz Ilerm. 1886 p. 107 f. leitet den namen von iagos 9^'
zunächst gehört er jedoch zu dem cu-stainra itt()evg , aus dem er mittelst
des o-suffixes erweitert ist, wie ion. «()/t/ofwf aus ifQevs; *.4u(ftdQrio; ^
deutet also „erzpriester'^. l4u(ftdQ>jg bei Pindar Nem. 9, 24 ist wie la^l^
als analogiebildung zu erklären.
üeber den dialekt der attischen vaseninschriften. 417
Heydemann üeber e. nacheuripid. Antigone Berl. 1868 Taf. 1.
Wien. Vorlegebl. III 3. CIG 8428. Kqokov scheint nicht zu den
dor. namensformen TifioxQtjvv, ^EQ/tioxQpjvv = Tt/tioxQi^tov, ^Eq/ho-
xQrf(av auf der liste von Telos Cauer Delectus* 169 C 3. 6. 6
zu stimmen (zu rjv = rua vgl. bv — sto in yisvxagog ABvxaQioq
I6A 372, 221. 222, thas. d^svQovg etc.). Die annähme eines
hyperdorismus wäre nicht glaublich. So bleibt nur übrig, a in
Kqucov als kurz und im ablautsverhältnis zu 37 (in xQrimv) ste-
hend aufzufassen vgl. ;^()a£a^at: xQ^i^^^^ ^- ^* Für xQsitov
KQBiovaa bei Homer ist vielleicht xQijtov xQtjovaa zu schreiben.
Auf einer att. schale aus Kameiros Journ. of philology VII
1877 Taf. A. B. Winter Jung. att. V. p. 50 I n. 7 lautet der
gen. von ^AQtjg
APHO^
"jiQfjog statt des zu erwartenden ''AQSfag "jiQsog, Jedoch ist auf
dieser vase auch Qhig mit H geschrieben, s. oben.
Die i-diphthonge.
i ist in diphthongischer Verbindung mit a und 0 den com-
ponenten angeähnelt und zu £ = e* geworden. Vgl. G. Meyer
Gr. Gr.« § 113.
Auf der korinth. deckeldose des Chares:
A^eOK
beischrift als name eines pferdes At^tav = Ai^mv oben s. 163,
16. Vgl. auf den altkorinth. pinakes des Berliner museums IGA
20, 4: A&avasa, 20, 5: IlsQaso&sv.
Auf einer att. rotf. vase im Brit. Mus. n. 786 (aus Vulci,
Mdl n 25. Cat. Durand n. 411. CIG 7746):
AEePA
= Aid'Qa.
Auf einer rotf. amphora in Paris (abg. Mdl I 54. 55. CIG
7756):
KPOE^O^
= KQotaog, Vgl. auch R. Meister zu Collitz DI n. 1134.
Dieser lautwandel ist bekanntlich vorzugsweise eine eigen-
^ttmlichkeit des dialekts von Tanagra und Plataiai.
Schwund des i in den i-diphthongen belegt G. Meyer Gr.
^*'-* § 155 auch mit beispielen aus att. (nicht „ion.") vasen-
^^iftchriften. Die formen inofjaev, A&rjvia u. dgl. sind auch
418 * Paul Kretschmer,
sonst so reichlich bezeugt, dass ich mir die auüzäbluog der
belege auf den vasen ersparen kann. Bemerkenswert ist nur
H|5(DA^T0^
statt ''ff 9) ataroc auf einer kotyle des Nearch (abg. Benndorf
Gr. u. sie. Vb. Taf. 13, anders Klein VM* 38) und
HEOA^TO^
auf einer rotf. pelike in München n. 776.
Eine rotf. Hischylos-schale der Sammlung Feoli Bdl 1865,
55, j. in Würzburg III 357 hat
HOPA^KAVO^
und auf der rückseite
KAVO^OPA^ (sie)
xakog 6 nag Statt natg. Vgl. HEPA^ KAVE d. i. 17 nag xciif
auf einer rotf. amphora im Brit. Mus. 857. CIG 7823.
Rotf. vase in Perugia Heydemann Mitteil, aus d. Antiken-
sammlungen in Ober- und Mittelitalien s. 112
HOPA^KAAO^
Vgl. Hesych niof^a = nsta/na (?). Diese nur graphische auslassung
des t vor a -]- consonant hängt mit der erzeugung eines i in
Aiox^aß^i' IGA 549, Geianuvg Meister Gr. Did. I 242, bwot.
Qi6q)eiaTog; yvjtivaoiatg (pikonovt aig CIA II 482 Z. 21. 44 U. dgl.
zusammen. Cf. J. Schmidt Voc. I 112. Man vergleiche auch
den Vorgang im engl.: altn. geispa, me. gaispen später gaspen^
ne. gasp; altn. hei^kr, me. Orm: heggsk, Wright's Dict.: baisk,
Wycliffe: ki^k gegenüber altn. heilly me. heilen y ne. Am?; altn.
sveinn, nie. swein, ne. swabi.
Auf einer Hieron-schale (Petersburg n. 830, abg. Mdl VI
22. Wien. Vorlegebl. A 8. Klein VM* 169, 15):
OONIX^
für n^otvil. Vgl. ion. 6ean6vri<riv IGA 501 (Kyzikos)?
Aussprache von si.
Hier ist vor allem eine weitverbreitete falsche ansieht zu
berichtigen. Der heilkundige Kentaur heisst im guten Attisch
XiQtov, nicht Xe/gcov, der begleiter des Dionysos 2{kf]v6g, nicht
^fiXfjvog, der von Theseus bezwungene räuber ^xtQcovj nicht
2x€t'Qo)v, Schreibungen dieser namen mit st habe ich auf vasen
nicht zu entdecken vermocht. X/pcoy, Ixiqcov, ^ilrivog sind
demnach nicht beispiele eines frühzeitigen Übergangs von a ^
üeber den dialekt der attischen vaseninschriften. 419
i. Vgl. G. Meyer Gr. Gr.* § 115. Blass Ausspr.* 51. Reinach
Traitä d'öpigraphie grecque 1885 p. 264 n.
Für XiQmv haben wir belege schon aus 'dem 6. jahrh. Auf
der nicht att. Praxias-vase (s. oben):
yiPOK.
Auf dem hauptbilde der Frangois-vase :
Schwarzf. amphora in Mühchen (n. 380, abg. Gerhard A. V.
227. Overbeck Her. Gall. Taf. 7, 5. CIG 7687):
+IPON.
Amphora des Phanphaios im Louvre C. Gampana Vin 70.
Klein VM« 96, 26:
+IPON.
Kotf. vase aus Chiusi (abg. Overbeck Her. Gall. 8, 7.
Adl 1832 p. 123. CIG 7400):
KIPOM
Botf. schale im Berl. Mus. n. 4220:
+IP0^
Auf einem rotf. napf mit der darstellung des Schulunter-
richts (Berl. Mus. n. 2322, abg. Panofka B. a. L. Taf. 1,
11. Eigenn. mit xaXo^ Abh. d. Berl. Ak. 1850 Taf. 3, 11. CIG
7870. Klein VM* 146) trägt eine auf einer bücherkiste liegende
gefältelte rolle die aufschrift
4-IPONEIA
eine Sammlung von Sprüchen, wie die dem Hesiod zugeschrie-
benen XtQiovog vnodijxat..
Ein att. topf er fiihrt den namen Xi'gtav: auf einer kleinen
schale (abg. Mus. Gregor, n. 229. P. J. Meyer Arch. Z. 1884
8. 239. Klem VM« 79):
+IP0KEP0IE^EN
Dementsprechend ist auch, wie P. J. Meyer a. a. o. mit recht
behauptet, auf dem in Athen gefundenen fragment eines schwarzf.
gefässes (abg. Benndorf Gr. u. sie. Vb. XH, 5):
IIDOKEPOIE
XiQtav inoui ZU lesen, nicht Xstgcov, wie Benndorf und Klein
VM p. 86 2. aufl. p. 216 schreiben. Denn der erste jbuchstabe,
durch den gerade der bruch hindurchgeht, kann an undffür sich
ebensogut ein +, wie E sein und die übrigen ; belege zwingen
uns zur ersteren annähme.
Auf einem unterital. krater mit einer komödienscene (Brit.
420 P&ul Kretschmer,
Mus. 1297 abg. Lenormant et de Witte: El. cöram. II, 94. Wien
Vorlegebl. III 9. Schreiber Kulturhist. Bilderatlas Lpz. 1885
Taf. 5, 11. H. Heydemann Arch. Jahrb. I p. 287. CIG. 8359):
+IPQN
Im GIG 7648 ist auf der schwf. vase abg. Gerhard A. V.
183 (Peleus übergibt seinen söhn dem Chiron) die beischrift
neben dem Kentauren als M0SI1+ gelesen, eben nur in d«
irrtümlichen meinung, dass die Schreibung mit n die richtige
sei; auf der vase selbst sind, nach der abbildung bei Gerhard,
nur unleserliche buchstabenreste zu erblicken. Vgl. femer noch
Xt[Q(ov?] auf einem geschnittenen stein Arch. Jahrbuch I 1886
p. 127.
2iXfjv6g ist durch folgende fälle bezeugt: auf dem untoren
streifen der Fran^ois-vase (Hephaistos' zurückfuhrung in den
Olymp) :
^IVEKOI
Auf einer schwarzf. schale des Ergotimos in früharchaiscbem
Stil (aus Aigina, j. in der S. Fontana in Triest abg. Gerhard
A. V. 238. Bdl 1830 p. 129 flF. Heydemann Satyr- u. Bakchen-
namen 1880 s. 13. CIG 8184. Klein VM« 37):
^IVENO^
Auf einem rotf. aryballos aus Trachones bei Athen (schöner
Stil, alt. H. Berl. Mus. n. 2471, abg. Dumont Cöramiques de la
Grece propre pl. 12 f. Furtwängler S. Sabouroflf Taf. 55. Adl
1876 p. 226. Heydemann a. a. o. s. 12):
^lAENO^
Auf einer rotf. kylix in München (n. 331. CIG 7398) steht
über einem bärtigen satyr, der mit beiden armen einen grossen
weinschlauch presst, um wein in eine amphora zu lassen:
^IIANO^TEPPON HEAV^HOINO^
SiXavog tIqtkov fjdvq oivog (= o oivog).
Auf einer apul. prachtamphora (S. Jatta n. 1093 abg. W
Heydemann a. a. o. Bdl 1886, 122. CIG 8380):
^lAHNO^.
Vgl. auch 2iXfjv6g CIA I 33, 3, SiXavog (Megara) Cauer
Del.2 105, 6.
IxiQoyv: auf einer Eupbronios-schale (im Louvre abg. Wien.
Vorlegebl. V, 1. Bdl 1872, p. 190 fif. Klein VM^ 141, 7):
^011)1^
I
j
Üeber den dialekt der attischen vaseninschriften. 421
Auf einer streng rotf. schale in Berlin (n. 2288, abg. Pa-
nofka Tod des Skiron 1837 Taf. 1 f. CIG 7723):
^KIPON
Auf einer rotf. schale mit den Theseusthaten im Museo
nacional zu Madrid (M^lida: Los vasos Griegos del Museo
arqueol. nacion. Madrid 1882 p. 40):
[5]KIPQM.
Ebensowenig ist an itacismus zu denken bei der namensform
MIVI+0^
auf einer schwarzf. amphora in München (n. 379, abg. Lau
Griech. vasen Taf. 12 n. 1, CIG 7634), die man versucht sein
könnte mit Metkixog lautlich zu identificieren. Auf den atti-
schen steinen laufen die formen fiiXtxo- und fisiXtxo- einander
durchaus parallel. „Zeus gnadenspender" ist auf drei votiv-
reliefs aus dem 4. jh. (alle im Peiraieus gefunden Bull, de corr-
hell. Vn 1883 p. 508 n. 1 ; n. 7 ; lE(p. dgx- 1886 s. 49) in der
form Ju MiXixitot genannt. CIA I 4 ist nur .... Ux^'oi er-
halten. In der kaiserzeit: Mikix^g als personenname CIA III
1132, 26. 19; 1639. Dagegen haben drei andere attische votiv-
reliefs des 4. jh. (Verz. der ant. Skulpturen im Berl. Mus. n.
722 und Bull, de corr. hell. 1. c. p. 507 pl. 18; p. 510 n. 9)
Jii MsiXiximi, die namensform Meikixog erscheint CIA 11 963,
61. 111,1039, 3 und hiermit übereinstimmend in Phokis MetXi-
Xiog Bull, de corr. hell. XI 1887 p. 346 n. 15, in Larisa Jii
MiiXixitf Mitt. d. ath. Inst. XI 1886 s. 336 C, auf Delos Msi-
Uxi[ov] CIG 2309 II 4, in Chalkis MeiXixiov 2150, in Alaisa
MsiXix^etov 5594 r. col. 16. In dem arkad. namenverzeichnis
Collitz DI 1246 D 6 heisst ein mann MstXtxco[v], mit E ist^das
monophthongische st bezeichnet in arkad. MaXi^xifoi Le Bas n.;337.
Neben einander laufende formen mit si> und t, wie sie im
att. vorUegen, hat auch der boiotische dialekt: Collitz DI 495
MeiXilxiv] (das wäre dor. Mr^Xtxiot), aber Ju MiXixv xrj Mi-
XiXTj auf dem thespischen votivrelief Bull, de corr. hell. IX 1885
s. 404 n. 15.
Derselbe Wechsel von bl und t tritt auch in den anderen
wortformen desselben Stammes auf: M/Xcov und dazu gehörig
auch MiXtco MiXrid^rjg u. s. w.^) gegen boiot. MsiX/tov Collitz
0 Vgl. Cortius Etym.» 330. Es verhält sich jyidTlng: MlXujy^wie 4>iX-
422 Paul Kretschmer,
DI 938, 2, MfiAiijog 476, 38. Hesych. f^iXXog' ßgaivg, jtatVo^;
agyog' iniXXog' ßgaSvg; vm/jki^g' 6 fjiiXog' axQ^oxog (cf. 8. Y.
vtoxiXsia) gegen homer. fist'kia, fjisiXt'aam etc. — Sehen wir
noch Alkaios' (ABXXixofinÖB hinzu, so haben wir in unserm bOe
genau dieselben vocalverhältnisse wie in homer. iwsix^Xoi^ ti-
xu^lXot, att. ;{fi1^oe und /fileoi, lakon. etc. xJjXioi, bei. /«Xmi,
lesb. x^^^^oi. Wie sich nun diese formen vermittelst ai. sahasra
avest. hazanra auf urgr. *xfoXo' neben *;^taXo- zurückfuhren
lassen, so müssen auch die vocale in fjieiXo-, fieXXo-, fiiXo- aus urgr.
€ rcsp. I durch dehnung in folge von consonantenassimilaticm
entstanden sein. Welche laute assimiliert sind (Xa oder aX?),
muss die etymologie entscheiden.^) Das i neben dem e ist jeden-
falls ebenso zu beurteilen, wie in den von Gurtius Etym.^ 711
und 6. Meyer Gr. Gr.* § 58. 59 verzeichneten fällen, denen
aber noch manche andere anzureihen sind. Das Verhältnis von
X^ig ai. glids (suffixloser locativ), lat. heri, here (aus ghes + *) ^
X^iJ^og, XixQi'Og zu Xixgog XixQi<pig, st. nsr: mrvrjfxi XL S. W. macht
die annähme wahrscheinlich, dass s in folge von accententziehuog
in einen reducierten vocal übergegangen ist , welcher schon im
urgr. durch i (resp. v, litau. i) repräsentiert wurde.*) Da das fo-
und ro-suffix in der regel betont war , so dürfen wir x^^ ™
^exdxtXot etc. auf urgr. */t(TXo«' zurückführen, neben welchem
*X^(jXioi, genau so lag, wie X^xQ^og neben Xixgogy wie fulo;»
fxiXXog neben /us/Xta, Die frage, welche idg. vocalverhältnisse
hier zu gründe lagen, muss einer besonderen Untersuchung vor-
behalten werden.
Der Personenname , der uns aus der litteratur in den for-
men Xsi'Xwv und XtlcDv bekannt ist, lautet
+ IVOW
auf einer rotf. schale (1. hälfte des 5. jh.) im Brit. Mus. n. 821*.
Jahn, dichter auf vasenbildern Taf. VI. Klein VM* 119, 1. X/W
steht auch in der alten freilassungsurkunde aus Olympia IGA
552 = CoUitz DI 11()1. In der kaiserzeit findet sich Xstlm CIA
III 190a. 1102 z. 22. 1128 z. 48. Die etymologie dieses na-
mens ist nicht klar (zu ;ffrAo^? ;ff/).£o/?j.
KUTAPXO^ für KXeiraffx^^ ^^f 6^^^^* amphora des Taleides
aus Agrigent (Miliin Vases peints II 61. Jahn Ber. d. sächs.
») Curtius Etym.ö 320 vergleicht ksl. müu, lit. myliu etc., got rdi^^
ahd. mxlii^ doch liegt in diesen formen idg. i vor.
*) S. jetzt Wackernagel oben s. 126.
Ueber den dialekt der attischen vaseninschriften. 423
Ges. d. Wiss. 1867 Taf. 4, 1. CIG 8292. Klein YW 46, 1)
scheint fireilich vulgären itadsmus zu zeigen. Aber
PATPOKLIA
auf der schwarzf. amphora in München n. 380 braucht nicht =
navQoxXsia ZU sein, sondern kann mit suffix -lo- von HarQo-
nkog abgeleitet sein, vgl. oben s. 159.
Sonderbar ist Jvvsixsrv: auf einem schwarzf. gefass in der
art der panathenäischen preisampboren (abg. Gerhard A. V. 247.
CIG 7761b, vgl. Urlichs Beitr. z. Kunstgesch. p. 54 anm.):
AVNEIKETV:HIP0^:WIKAI
von Grerhard Jvavixrjtov innog vLxa gelesen.
Beiläufig sei hier bemerkt, dass att. fjiii^tov für das auf
oksiXmp reimende (iBiXmv ausser Bull, de corr. hell. YIU 470
auch in der auf einem rotf. stamnos (Berlin n. 2188. CIG 8346.
Schoene Comm. Momms. 652), eingekratzten Inschrift {Avdia
lAÜ^m etc.) bezeugt ist.
Aussprache von bv.
Für die entwicklung des diphthongen bv zu bu und s ist
ein sehr früher beleg
EBOLO^
für Evßokog, wie ein hund in der darstellung der kalydonischen
eberjagd auf der Fran^ois-vase genannt ist.^) Vgl. die revision
der beischrift durch Heydemann Antikensamml. in Oberital. s.
83 f. Dieser form reiht sich chronologisch ECVMAYO^ für
EvdvfjLaxoq und EAAKIDE^ für EvaXxtÖTjg auf bleiplatten von
Styra IGA 372, 114. 81 an. Dann kommt erst ivoiag für svvot ag
CIA n 616, 19 (mitte des 2. jh. v. Chr.) und die anderen von
G. Meyer Gr. Gr.* § 121 gesammelten fälle. Vielleicht war hier
der zweite bestandteil v nicht ganz geschwunden, sondern zu
halbvocalischem u geworden, wofür es an einem graphischen \
ausdruck fehlte. Diese stufe ev oder ef liegt schon in B/®^~
für Ev&€T[og] auf einem alten korinth. pinax IGA 20, 101 =
Berl. Mus. n. 419 vor, die analoge av im lokr. Na/naxticov
IGA 321 z. 40 und vielleicht dem nax. dfvrov 409, vgl. G.
Meyer a. a. o. Zahlreiche analoge beispiele bietet jetzt das
Kretische: Museo Italiano II 1886 n. 63 d/rog, 32 dfrag,
^) Denselben namen führt ein jüngling, der einen bogen trägt und die
spitze eines pfeils prüft, auf einer rotf. schale in München n. 1229. CIG
7825. Vgl. auch Ei^^vßokog.
424 Paul Kretschmer,
77,78 dfToVy 81 afxoyqy 8384 z. 3 U/kwviy 71 xiro/tog, 33
. . ff& . . , 53'54 äfz€/vaaa&ai, 80, 2 a]/i;Tay (wie nax. a/vxw)
auf gortynischen Inschriften; auf steinen von Eleutberna p. 163
n. 3, 2 d/Tovg, 161 n. 2 »/to . .?, in Vaxos p. 129 n, 1/2 z. 9
ano/SSdv, 146 n. 6, 3 «/Tjy/i . . . u. s. w.
Vocal seh wund.
Kurze vocale in unbetonten silben sind in der vulgärsprache
geschwunden, in Wirklichkeit wahrscheinlich viel regelmässiger
als sich aus den Inschriften ergibt. Man hat gerade in den
hierher gehörigen fällen bisher irrtümlich stets verschreibung
angenommen, die zwar in einzelnen nicht völlig ausgeschlossen,
aber schwerlich in allen zutreffend ist Die existenz eines ex-
spiratoriscben accentes in der vulgärsprache, wie sie dieser
vocalschwund voraussetzt, ergiebt sich auch aus axoQaxiZm, das
auf ein vulgäres \ xogaxag = ig xoQuxag schliessen lässt
Auf der korinth. Amphiareos-vase des Berliner museums
(n. 1655, oben s. 172 n. 35) ^InnaX^f^og für ^InnaXxifiog. Hier
beweist das koppa, das nur vor labialen vocalen angewandt wird,
deutlich, dass i nicht durch verschreibung ausgefallen, sondern
vom Schreiber überhaupt nicht gesprochen worden ist. Ebenda;
MOTM>IA
^AxoTog für ""AxuaTog.
Auf den bleitäfelchen von Styra tritt die erscheinung
wiederholt auf: IGA 372, 3G: ^ON^+OT^flA "Ao{i)GT6lfvog, 73:
DEMOKRTOS Jrjuoxo(iTog, 278: VRIAEM X{a)Qi6pjfzog, Zu
^AQfJTolevog vgl. AP^TANAPIAA \4Q[i)nTuvdQi6a auf einer rhoi
inschrift (Zerlentis Mitt. des ath. Inst. 1885 s. 94).
In den Signaturen attischer vasen findet sich 5 mal inoitiay
für ino/rjaev: auf einer schwarzf. amphora im Brit. Mus. n. 554*
(abg. Gerhard A. V. 207. Arch. Z. 1846 Taf. 39, 2. 3. Klein
VM^ 43, 2, s. jedoch Löscheke Arch. Z. 1881, 31):
POIH^N
auf einer schwarzf. schale des Chelis im Cabinet des m^ailles
in Paris (Mus. etr. 1915. Klein VM« 116, 1):
EPOIE^N
auf einer schwarzf. Pamphaios-schale aus Orvieto (j. in Neapel
P. J. Meyer Arch. Z. 1884 s. 240. taf. IG, 1. Klein VM*91,()):
EPOIE^N
auf einer schwarzf. schale des Archikles Klein VM* 76, 3:
tJeber den dialekt der attischen vaseninscliriften. 425
noiE^N
auf der rotf. schale des Aristophanes und Erginos im Berl. mu-
seum (n. 2531, abg. Gerhard Trinksch. u. Gefässe IL III. Over-
beck Kunstmyth. Atlas V 3. Wien. Vorlegebl. I, 5. GIG 8182.
Klein YW 184, 1):
EPOIE^N
Das V hatte hier sonantische function (inoitjay), wie bei uns in
fesp, gehtjii, sivipy wie wir für lesen, gd>en, singen zu sprechen
pflegen.
Auf einer panathenäischen preisamphora (Brit. Mus. 569.
0. Jahn Einleit. p. CU. GIG 33):
TOKA0EKE0KA0I.OK:EMI
wv ji&ijv?jdi€)v a&X(ov BtfjLi. Auf ebensolcher vase der S. Cam-
pana IV— Vn n. 23:
TOMAOENEOMAOVOM
Der att. meister Archikles signiert auf einer schwarzf. kylix
(Brit. Mus. abg. Panofka Mus. Blacas Taf. 16, 1. 2. GIG 8137.
Klein VM* 76, 1) mit
APXKtE^
(auf der anderen seite !^(>;^ixA€?), dessen Vorstufe ^Aqx^^^q wir
schon oben kennen gelernt haben.
Auf einer Memnon-schale (Mus. Campana Sala I 134, j. im
Louvre. Klein VM p. 54, 16) ist eine männliche figur auf einem
Viergespann stehend, vor demselben Hermes, als
OUEV^ (?)
wohl = X)\{v)tBvq (Klein Euphronios s. 13 anm. 3) bezeichnet.
Doch s. über diese Inschrift unten.
Auf der Hieron-vase im Berl. Mus. (n. 2291, abg. Gerhard
Trinksch. u. Gef. Taf. XL XII. Wien. Vorlegebl. A, 5. GIG 8220.
Klein VM« 168, 14):
AtEX^NAPO^
^eben "AUxoaviQo[q\.
Auf der schwarzf. oinochoe des Kolchos (Berl. Mus. n. 1732.
%• Gerhard A. V. 122 f. Vgl. Heydemann Adl 1880 p. 86
^ 13 und Rhein. Mus. 1881 (XXXVI) s. 468 f. CIG 8239. Klein
VM» 48):
HO+M
^^[05] für ''Ox^/^og (?) gebildet wie aXxiinog, inavi/nog, noQifioq.
Auf einem streng rotf. krater (Berl. Mus. n. 2180, abg.
426 Pftul Kretschmer,
Arch. Z. 1879 Taf. 4, von Klein VM* 197 dem Euthymides
zugeschrieben) steht links von einer jünglingsfigur die beischrift:
von Furtwängler ''Inn{aQ)xog ergänzt, vielleicht aber = "Inniojxog.
Vgl. argiv. X)xin(n)<ov IGA 40, 6.^)
Auf einem rotf. gefässfragment (Mus. Bocchi in Adria n.
390. Schöne Antichitä del museo Bocchi Uv. XII, 14. CI6 7796):
APPOOAOROM
l4nn{o)k{X)6d(OQog. Das fragment einer ion. vase aus Naukratis
Flinders Petrie Naukratis I pl. XXXni 265 hat ..nAAQ..
j4]nXX(o[vog.*)
Auf einer schwarzf. amphora, „di Stile avanzato** (HellMg
Bdl 1879 8. 246 f.):
HE>A^PO^KAV0^
^E^aanog für ^Qaainnog xakogf
Auf einem gerät, dessen eine seite mit der darstellung des
raubes der Leukippiden durch die Dioskuren geschmückt ist
CEq)?]fi, uQX' 1885 mv, 5, la):
I /^////TDO<
Ku[a]T{o)Qog.
Auf der Perser-vase (Neapel n. 3253. abg. Mdl IX 50. 51.
Wien. Vorlegebl. VII 6a) hat das diptychon des Schreibers die
aufschrift :
TAAA'
TAH
Zweifelhafter sind folgende fälle:
Euthymides, der söhn des Folios, schreibt auf einem psykter
(in der S. Bazzichelli in Viterbo abg. Adl 1870 tav. 0. P.
Klein VM« 196, 7):
HOPHO
0 Il[o)h'ovy auf der andern seite: EvdvfitSsg syQatpasv 6 TloUo
SV y€ vaiyj. Vgl. auf einem rotf. napf (aus Böotien, j. im Berl
Mus. n. 2875) „sehr flüchtig gravirt":
») Der name Hipparchos war nach der ennordung des tyrannen w
Athen verpönt. Daher scheint es mir geratener, '*l7in(o)xos oder aocb
*'ln7i(i)xog (s. zu diesem nameu oben s. 165) zu lesen als zu der erklärung
von Studniczka Arch. Jahrbuch II 1887 s. 165 f. zu greifen.
») Hiervon zu trennen ist thess. "AnXovyog Collitz DI 345, 22. H
"AnXovyi 368. 372, wo der ausfall des vocals auf alter stammabstufung «"
beruhen scheint.
üeber den dialekt der attischen Taseninschriften. 42^
OAIAC
Verschreibung liegt wohl vor in:
AEINEIPA
r Jfji{a)v€iQa auf einer rotf. trinkschale der S. Bruschi in
imeto (Klein VM« 185).
Vocalanaptyxis.
Svarabhakti kommt individuell in volksdialekten sehr leicht
. Stande. Aristophanes (Kock frg. I 525) sagt vulgär TsXe-
jaaijg für TeXfitjaaijg. Curtius Etym.* 730. Auf vasen sind
ei fälle von vocalentfaltung nach q: auf einer schwarzf.
büssel älteren stils (gef. in einem brunnen auf Aigina, aber
t. , nicht aiginet. wegen der anderen beischrift ^A^vaia Berl.
US. n. 1682, abg. Arch. Z. 1882 taf. 9 p. 197 ff.) sind auf
r einen seite zwei geflügelte Schreckgestalten stürmisch nach
chts eilend dargestellt; rechts läuft von oben nach unten die
ischrift
APEPKIA
r ^Agnvia n. du. die beiden Harpyien. jigcnvia vermutet
irtwängler Arch. Z. 1882 s. 203 auch in API//// auf der ion.
lineusschale in Würzburg abg. Mdl X 8, vgl. Brunn Bdl
165 p. 50: „la terza lettera non ci sembrb una P frammen-
ta, ma una semplice l" Et. M. 138, 21 jigBnvtai. Vgl.
ich Fick Homer. Odyssee s. 2. 320. Die wurzelgestalt ä^en
: jedoch möglicherweise schon alt.
Auf einer schwarzf. hydria in Florenz (im Mus. Egizio et
trusco. Heydemann: Mitt. aus d. Antikens. in Oberit. 1879
88 flf. Körte Adl 1877 p. 179 ff.):
HEPEME<
ir "E^fi^g. Rotf. schale im Louvre Cat. Campana Serie IV—
Hn. 691. Klein VM* 135:
TEPOPOW
ir Tignav, namen eines Silens.
Sonderbar, auch wenn man verschreibung annimmt, ist a in
HI^A+VVO^
uf der schale des att. meisters Hischylos (München n. 1160.
5IG 8229 b. Klein VM« 99, 10) und
EA+^EKIA^
uf einem seh warf, gefäss (gef. in Korinth, j. im museum des
428 P&ul Kretschmer,
cultusministeriums in Athen, abg. Benndorf 6r. u. sie Yb. UL
30, 11 p. 54. Klein VM^ 41, 10. Comparetti Museo ItaUano I
1885 p. 232).
Vulgär eingeschobener compositionsvocal scheint o zu sdn in
TPIOnTOAEMO^
auf der grossen unterital. rotf. amphora mit Orpheus in der
unterweit (in Neapel n. 3222, abg. Mdl Vffl 9. Valentin Or-
pheus u. Herakles Berl. 1865 taf. 1, 4. Adl 1864 p. 286) für
Tgintoksfiog,
Consonanten.
Uebergang von media in tenuis.
Die media ist in die tenuis oder vielleicht nur in die sog.
reducierte oder stimmlose media übergegangen in
NIOPH
für Ni6ß?j auf der Meidiasvase (vgl. Conze Arch. Z. 1858 s.
131 gegen Pyl Arch. Z. 1856 s. 191. Stark Niobe u. d. Fio-
biden Lpz. 1863 p. 160 anm. 8) und in der meistersignatar
MEKAKVE^EPOIE^EN
MBxuxXijg für MsyaxXrjg inoi'fjaev auf einer in Attika gefiui-
denen rotf. pyxis schönen stils (im besitz des Barons L. Hursch
in Paris, abg. Fröhner Cat. Barre pl. VIT. Klein VM* 205).
Auf der innenseite einer korinth. trinkschale C^q^rju, ao/. 1885
ntv. 7, s. oben s. lOl n. 12) mit zwei mädchenköpfen ist bei
dem einen
KOVKA
beigeschrieben, letzteres vielleicht Kkvxa aus rkvxu, vgl. Awj;
Arist. Ekkl. 43. Frösche 1343. Pherekrat bei Athen. X 430 e,
ferner auf der schale des Archikles und Glaukytes München
333, auf der rotf. schale aus Kameiros Journal of Philology
1877 taf. A. B. Cf. xkuvxiocov (Hes.) = yXavxiooov,
Ueber TvruQsog für TwduQecDg siehe unten.
MoX xog.
Auf einer rotf. vase (abg. Lenormant et de Witte El.
ceramogr. II, 112. CIG 8386. Heydemann Satyr- u. Bakchenn
p. 21) ist ein satyr als
MOAKO^
in der beischrift bezeichnet : MoXxog = MoXnog eigenname z. b.
auf der inschr. von Samos E. Curtius Inschr. u. Stud. z. Cresch.
Üeber den dialekt der attischen vaseninschriften. 429
y. Samos p. 27 n. 8 z. 1, vgl. M6kn?j name einer Bakchantin auf
der chalkid. vase in Leyden (abg. Roulez Ghoix de vases du
muste de Leide pl. V. GIG 7459). Dazu stimmt die glosse des
Hesych: fislxioV {xgi^Vfj, vvfjL(fai.) naiyviov. n in fii\n(ü fiokn^
geht demnach auf idg. k2 zurück.^)
Uebergang von 6/li in afi.
Man hat in neuerer zeit den früher allgemein ange-
nommenen Übergang von dentalen vor ^ in a geleugnet. Joh^
Schmidt Ztschr. 27, 313 f. Brugmann M. U. I 81 anm. Gr. Gr.
§ 43. 45. 55. 59. 134. Zunächst muss man von den dentalen
T von vorn herein ausnehmen, das auch im ngr. noch im all-
gemeinen bewahrt ist, während 6 und & längst zu interdentalen
Spiranten geworden sind, nojfioq, aTfiog, iqierim^, iQsjfiog,
närfiog, AuTfioq u. dgl. können also nicht gegen jenen laut-
übergang geltend gemacht werden, und das einzige ijwa/Äai zu
awvTO} oder ävvo} hat G. Meyer Gr. Gr.* § 280 richtig beurteilt.
Ferner ist auch ^ vor /u, wenn es durch vorhergehendes q oder
a geschützt war, sicher nicht zu a geworden, vgl. aQ^fxoQ
Gxagdfiog nOQ&jLiog ia&f^og aa&fna, ebenso 6 in UQ^/Äog. Wie es
nun auch mit diesen noch keineswegs aufgeklärten fragen stehen
mag, jedenfalls wird man in folgenden fällen phonetischen wandel
von dfi in afi zugestehen müssen.
Auf der Frangoisvase ist ein Jäger bei der kalydonischen
eberjagd in der beischrift mit
A^METO^
bezeichnet: "Aaiiritog unzweifelhaft aus "A-ifirixog invictus.
Auf einer kleinen rotf. amphora mit dem hochzeitszug des
Kadmos und der Harmonia („di stile piuttosto avanzato^ , aus
Lecce in Calabrien. W. Heibig Bdl 1880 p. 186, abg. Wien.
Vorlegebl. C 7, 3; mitte des 5. jh.):
für KaS/iiog. Dazu vgl. Kaa/itXog Mnaseas bei Schol. Apoll.
Rh. Argon. II 917 neben KuifxiXog Phavorin., Kdöf^TjXog Nonn.
IV 89, name eines Kabiren. Die vulgate ansieht ist wohl
auch heute noch, dass Kiä/aog ein ausländisches wort sei
und auf hebr. p^p zurückgehe. Nicht wenig spricht dafür,
was die form anlangt, dass ein gebirge an der ostgrenze
>) Die früheren crkläruogen der beischrift als /uakxug, fjiaXaxög sind
unrichiig.
Zeitacbrilt fttr rergl. Spnushi: N. F. IX. 5 u. 6. 28
430 I^ftul Kretschmer,
Kariens Kdi/Äog heisst d. i. „das östliche''. Vgl. Kiepert Alte
Geogr. § 114 anm. Die karische Stadt Priene hiess auch
Kadfiog Strab. XIV p. 636, Hesych s. v. Kdtßiog. Als per-
soDennamen findet sich Kd^/uog auf Thasos Bechtel Abh. d.
Gott. Ges. 1885 n. 5, 5. 20, 4. Vgl. auch O. Crusius Beitr.
zur griech. Mythol. u. Religionsgesch. Jahresber. d. TboiMS-
schule in Lpz. 1885/86. Kad/xikog deutete Movers Phon. I 521
*^s ^j< ^onp. Aber selbst wenn man eine der etymologien aus
dem griech. vorzöge, von denen die annehmbarste vielleicht die
von WZ.' xad ist (Kadfiog = xw/tiog Vgl. V. Wilamovdtz Isyllos p.
187), so wäre es doch unglaublich, dass Kaaafiog auf der att
vase mit suffix -smo-, Kdi/aog mit -fno- gebildet seL Eine
selbständige bildung des namens im att. ist überhaupt aus-
geschlossen, da name wie sagenfigur specifisch dem thebanischeo
kreise angehören. Das gleiche gilt von folgenden beiden namen.
Eine lokrische coionie an der Westküste von Bruttium heisst
wie die quelle, an der sie liegt, MiSfia bei Hekat, bei Steph.
Byz., Strab. VI 256 (f. 1. Miiaina), auf münzen hing^en
(Mionnet Description d. med. ant. I p. 316, Carelli Numomin
Italiae vet. tab. CCII, tab. 174, Catal. of the Greek Coins in
the Brit. Mus. Italy 369 ME2MAIiiN, Millingen Anc coins
of Greek cities pl. II 1 p. 21 neben MEJMAIQN Head Hi-
storia numorum London 1887 p. 89 u. s. w.), von Koros (Et M. s.
Mda/ua) und von Apollodor (bei Steph. Byz.) wird sie Miofia
genannt (h. Mesima-fl). — Gegenüber VnXoSjLiiag (gen., name
einer der fünf phylen von Mantineia) auf der arkad. inschrift
Foucart bei Le Bas Voy. arch. n. 352p. z. 10. CoUitz DI n.
1203 steht auf der achäischen Rev. arch. XXXII (1876) p. 96,
Lebas-Foucart Megar. et Pelop. n. 353, Dittenberger Syll. n
178 z. 18 (vgl. Spitzer Lautlehre des arkad. Dial. 1883 p. 55):
^OnkofT/mov ; Vgl. Zevg 'OnXoa/uiog in Karlen Aristot. part. an.
III 10, "Hqu 'OnkofTjLua Lykophr. G14.
Das lautgesetzlich zu erwartende 'I/ufjv6g statt 'lo/urivog (cf.
%uQa) findet sich auf einer vase des Asteas Klein VM^ 208, 4:
IMHNOt
Uebergang von cf in A.
Der auf griech, Sprachgebiet seltene Übergang von cf in l
ist sicher nachweisbar im namen Vävaasvg. Die auf vasen
vorkommenden formen dieses namens sind folgende.
Üeber den dialekt der attischen yaseninschriften. 431
Auf der korinth. amphora oben s. 168 n. 28 ^Oivaeig.
FranQoisvase (auf dem obersten streifen des bauchs mit
dem wagenrennen zu ehren des gefallenen Patroklos):
OVVTEV^
Schwarf. Kantharos älteren Stils Berl. Mus. n. 1737, abg.
Gerhard Etr. u. camp. Vb. taf. 13, 1—3. CIG 7383:
OVVTEV
Schwf. Hydria, früher in der S. Campana serie IV— VII
D n. 1118. Arch. Z. 1859 p. 140* n. 129, Urlichs Skopas s.
136 f.
^VITVJJO
Schwf. stamnos ebenda A n. 46:
VV rO];it;[T€i5^].
Dolonschale des Euphronios im Cabinet des m^ailles in
Paris abg. Mdl II 10. A. Wien. Vorlegebl. V 5. CIG 8208.
Klein VM» 140, 5:
V3TV^0
Schale des Hieron mit dem Palladiumraub Petersburg n.
830, abg. Mdl VI 22. Wien. Vorlegebl. A 8. Klein VM»
169, 15:
OVVTTEV^
Rotf. aryballos mit der gesandtschaft an Achill Berl. Mus.
n. 2326. abg. Arch. Z. 1881 taf. 8:
OVVTEV
Kotyle des Hieron mit der ngsaßsia im Louvre, abg. MDI
VI f. 19. Wien. Vorlegebl. C 6. Klein VM« 171, 17 hat diese
beischrift übersehen:
OVVTTEV^
Rotf. krater aus Caere früher in der S. Campana IV ff.
877, Arch. Z. 1846 s. 285. Odysseus und Penelope, vgl. Arch.
Z. 1853 s. 110. 1859 s. 139.* CIG 7699:
OAVTEV^
Rotf. schale mit Mifivtov naXoQ (im Louvre, früher Mus.
Campana Sala I 134. Klein VM 54, 16) :
OVTEV^
= ^01{v)tbv<; Klein Euphronios* s. 96 (vgl. oben), aber VM*
123, 19:
OVVTEV^.
432 I^&ul Kretschmer,
Amphora (Mus. etr. 527, abg. Gerhard A, V. 199. Over-
beck Her. Gall. 19,8; vgl. Schneider D. troische Sagenkreis s. 28.
CIG 7676):
OV.TEV
Schwf. oUa in Neapel (n. 3358, abg. Adl 1865 tav. F, Wien.
Vorlegebl. C 8, 2):
OVV^E V^
Rotf. amphora (Brit. Mus. n. 785, abg. Mdl I 8. Adl 1829
p. 284. Abh. d. Berl. Akad. 1853 taf. 3. n. 6. 6 a. CIG 7697.
Bolte De monumentis ad Odysseam pertiuentibus. BerUn 1882
p. 26. Sirenenabenteuer):
OVV^EV^.
Rotf. skyphos in Chiusi (abg. Mdl IX 42. Wien. VorlegebL
D 12, 2b. Schreiber Kulturhist. Bilderatlas taf. LXIII, 3:
'AvTicpuTu wäscht Odysseus die füsse):
OAI^EV^
Rotf. skyphos aus Corneto (Berl. Mus. n. 2588, abg. Mdl X
53. Wien. Vorlegebl. D 12, 3. Genick Griech. Keramik 1884
taf. 17, 1. Adl 1878 p. 222 flf. Freiermord) :
QAV^^EV^
Apul. amphora der Sammlung latta (abg. R. Rochetto Mon.
inedits I pl. 7(), 7):
Unterit. rotf. vase in Neapel (n. 3235 abg. Memorie dell'
Acc. Ercol. IV 1 taf. 8. 9; vgl. über die inschriften Hevdemann
im catalog der Neapler vasensammlungen. CIG 8412):
OAE^t^EY^.
Nur ^V^ ['0Äi;r]5i'^ ist erhalten auf der Iliupersisschale des
Euphronios Herliu 2281. Arch. Z. 1882 taf. 3. Klein Euphro-
nios^ 150 rt.
Ausserdem kommen auch die homerischen formen Wvaoii;,
'0()vntvg vor z. 1). CIG 7698. Mus. Hlacas XII, 1. Overbeck Her.
Gall. 31, 1.
Dass 'OkvTTsvg als die echt attische form des namens zu
betrachten sei, kann nach den gegebenen belegen nicht be-
zweifelt werden; das zunächst im att. zu erwartende VSvtuv^
findet sich nirgends und ist vielleicht aus dissimilationstrieb
vermieden worden , wie bekanntlich auch nuTTco utvitü) (aber
üeber den dialekt der attischen vaseninschriften. 438
TöTTco/) nicht vorkommen. Die form ^Odvaasvg bei den att.
Schriftstellern stammt natürlich aus der spräche Homers. Aber
auch noch in anderen dialekten wie dem aiolischen scheint ^ in
diesem namen zu X geworden zu sein; das boiot. und thessal.
hat vielleicht auch, wie das att., ^Odvrrsvg in ^OkvTrevg gewandelt.
Eustath. ad II. p. 289, 39 überliefert: Kai o Vdvaosig de
nov ^OXvaaevg xai tj ^Odvaasia *OXtaasia. — Quintilian schreibt
dem aiol. ^Okiaaevg zu: 14, 16: m' 'OSvGoeig, qu^m Olissea fece-
rant Aeolis, ad Ulixeyi dediicUis est. Die lesarten sind verschieden.
Der Bambergensis und Bernensis haben dksea, woraus Jordan
Krit. Beiträge z. Gesch. der lat. Sprache s. 39 für den arche-
typus DISSEA „mit leichter verschreibung" statt OLISSEA (oder
AI25EA statt 0AI55EA?) folgert. Das von Plut. Marcell. 20
überlieferte OiXf^ov^ sowie das nach Diomedes Ars gramm. ed.
Keil I p. 321 , 29 von Ibykos gebrauchte Olixes (A , nlixis B),
ferner OvXiisvg bei Priscian. VI 92 will Jordan a. a. o. p. 42 ff.
als griechisch nicht gelten lassen, sondern sieht diese form als
durch das lat. Ulixes beeinflusst an. Lesen wir aber den hexa-
meter des Ibykos:^)
^ÜXi^r^g (oder ^SiXv^fjg) yioxeiaiudijg ^Odvaev^ 6 nokviXag
d. i. Olixes (rhegin. form), des Arkeisios enkel, der (all-
bekannte) „Dulder Odysseus" (homer. formel), so ist von der
form ^ii)J§f]g durch die angeführten vaseninschriften sowohl a>
CQXvaaevg, ^Qdvaaevg), als auch X, als auch t COUoGsvg), auf
welches letztere ich indess kein grosses gewicht legen will, 2)
als schon griech. nachgewiesen, und nur § kann Schwierigkeiten
») Schneidewin Ibyci rcliquiae p. 139 f. und Bergk Lyr. gr.* p. 657
lasen: OiU/^iy? l^QXiiatädtjg X)duafifg 6 .iokvt)i(cg. Bergk» p. 1001 f. (frg. 11)
ixftkiixo <r X)Xv'i€vg liQXfiatatfas X)^L>afVt: 6 JOJiviX(i<;.
*) Das t für i' kehrt in diesem namen auf griecli. gebiet freilich spät
noch einmal wieder: auf einem relief im palast Rondanini (abg. Overbeck
Her. Gall. taf. 32 n. 3 nach Gal. omer. III 50. Gal. mythol. 174, 635),
einem fragment der tabula iliaca, steht zweimal OAI^^EY^. Es ist
vielleicht nicht zufall, dass das i (statt « im altlat. = gr. v) in lat. Cri-
«da, Creisita auf praenestinischen bronzen (Garruci Syll n. r>24. .'»26) und
in etrusk. Crisitha (Corssen Etrusker II 257), das Jordan p. 55 gesteht
nicht erklären zu können, in dem oben auf einer Hieronschale nach-
gewiesenen KotofLs^ KQiatji]; Vorgänger hat. Vergleichen wir XjMaafvg
t)^taö(vs ^'Itöytaog Jioviatyivqg (s. oben) KQiaiv<; jKtnatji'g und ^YaufJyit,
80 gewinnt es den anschein, dass im griech. v vor dorn dentalen zisch-
434 P&ul Kretschmer,
machem. Es ist natürlich unmöglich, dass dieses aus aa ent-
standen ist, sondern wir müssten annehmen, dass ^iilii;
dialektisch mit anderem suffix gebildet sei, wie ^OSvaasig, in
derselben weise etwa, wie sich att. SitTog rgitTog und ion.
dilog TQilog gegenüberstehen. Aber es ist jedenfalls ebenso un-
möglich, dass „im munde der Osker das scharfe aa in den doppel-
laut ks umgesetzt wurde^ (Jordan p. 44). Osk. Santia aus gr.
Eav&t ag, lat. muftus, SestitiSj sescenti aus mixtuSj Sextius, sex-
centi u. s. w. zeigen eine Vereinfachung der lautgruppe x in «,
die auch gr. 5 erfahren hat; vgl. kret. Jeaio) CIG 2598,
^Bvoq)iXov CIG 2585, älter schon Toaaiq (s. unten). Aber
dass umgekehrt osk. x aus s auf phonetischem w^e hervor-
gegangen wäre, ist eben so wenig nachzuweisen und wäre
auch ebenso schwer zu erklären, wie ein 5 aus a. Will man
also nicht eine ganz willkürliche corruption der griech. form im
munde der Osker annehmen — eine annähme, die eben eine
wissenschaftliche lösung der Schwierigkeit unmöglich machen
würde — , so wird man vorläufig das dreimal und bei ganz
verschiedenen gelegenheiten bezeugte ^SiU%tjq resp. OiXi^tv;
anerkennen müssen. Rätselhaft bleibt allerdings manches in den
formen dieses namens, der Wechsel der anlautenden vocale (vgl.
^OdvaoBvq, ^SiSvaasvqy 'SiXvaoevg) wie der singulare Wandel von
6 in X.
Was die übrigen italischen formen des namens anlangt, so
stellt sich dem Olyxis auf der wand des gebäudes der Euma-
chia in Pompeji CIL IV 1982 Add., das Jordan p. 42 als
contamination der griech. und lat. form betrachtet, an die seite
OLEXIVS auf einer münze aus der zeit des Antoninus Pius
(sogen, n. contorniatus Eckhel D. N. VUI 309, abg. Wiczay
Mus. Hederw. II 411 n. 32. Taf. 10, 11. Sabatier Medailles
contorniates 1860 pl. 13, 17), auf der Odysseus unter dem
Widder dargestellt ist. Etrusk. Utti^e, TJduze, U&tiste (Corssen
Etrusker I 840) schliesst sich enger an ion. ^Oövaatvg an. Der
von 0. Müller Etrusker^ II 291 erwähnte sardonyx-scarabaeus
mit der aufschrift JJlnxe (Adanii Storia di Volseno I 31) ist
laut eher als sonst dem lautwert i sich genähert hat — eine phonetiscli
Wühl hegreifliche erscheinung, namentlich wenn wir an die erzeugung einw
I vor a denken in Aiox^ußKJ), IGA 549, hoiot. (^eiamfvs, Bioifuaiog, 1»^'
uoian w. dgl. Wir brauchen demnach wohl kein altital. *UUxes, *Crv'
xida anzusetzen.
lieber den dialekt der attischen vaseninschriften. 435
nach Deecke nicht etruskisch und der von Gerhard Bdl
1834 p. 119 n. 43 besprochene angeblich etr. cameol mit
VAI^ (?), jetzt im Berliner Museum, ist nach dem urteil von
G. Treu gefälscht, s. Corssen Spr. d. Etr. II s. 642.
Derselbe lautwandel von ^ zu X, aber dann wohl auf
italischem gebiete, ist vielleicht eingetreten in
AA^IMO^
namen eines vasenmalers auf einer unterital. prachtamphora im
Louvre (abg. Miliin Point, des vases ant. 11 37. 38 Overbeck.
Her. Gall. taf. 28, 1. Klein VM* 210), wenn 0. Jahn Einleit.
p. CCXXXI diesen namen mit recht dem messap. Jal^i/uag, auf
den tafeln von Heraklea Jal^ifioq gleich setzt; vgl. lucan. in-
Schrift IGA 547 Jaai/nog, Dasim(i)vs Mommsen Unterital. Dial.
p. 80.
Schwund von nasalen vor verschlusslauten.
Ein vor einem verschlusslaut stehender nasal ist auf att.
vasen vielfach graphisch nicht ausgedrückt.
Auf der Frangoisvase :
ATAVATE
für ^AtuXuvxti
IA0Y>1
für vvfKpai; Vgl. wq)i(ov IGA 399 (Siphnos).
Auf einer schwarzf. amphora älteren stils (Berl. Mus. n.
1704 abg. Mdl IX 55. Adl 1873 p. 106 fif.)
AO
jiq>[iTQiT9]] für ji/LKpiTQiTfj ZU ergänzon.
Auf der Sosiasschale in Berlin (n. 2278 abg. Mdl I 24.
25. Antike Denkmäler I taf. 9. 10. CIG 8291. Klein VM«
148, 2):
ITnilOOA
^A(o)ipiTQiT€ für *Afiq>ixQiTrj, Dass der kreis 0 für >1 ver-
schrieben sei, ist nicht wahrscheinlich; er ist vielmehr wohl ein
angefangenes O? das der vasenmaler vergessen und nochmals
geschrieben hat. Vgl. auf den korinth. täfelchcn im Berl. Mus.
n. 828 = IGA 20, 3: AO^T^ETAK U{iii)(piTQBiTav, Berl. Mus.
486 = IGA 20, 2: ^AT^(DA A(ji)(piTQt\Ta].
Auf der Berliner Durisschale mit darstellung des schul-
^terrichts (n. 2285, abg. Mdl IX 54. Arch. Z. 1873 taf. 1.
436 Paul Kretschmer,
Wien. Vorlegebl. VI 6. Klein YW 155, 9) steht in dem heia-
meter auf der rolle, die ein lehrer in der band hält:
AOI
statt dfiq)i', obwohl das metrum in der ersten silbe eme länge
erfordert:
Motaa, fioi d{iLi)(pi ^xdfiavSQOV €iQ{Q)(ov ev^ofiai dst[¥)S(v,
Zu d(pi Vgl.
jiifidgfjog für IdfKpittQTjog auf der korinth. Amphiarcosvase in
Berlin (n. 1655 oben s. 172 n. 35), aber auf der anderen sdte
unter dem henkel AMO^APBOM.
Auf einer lekythos aus Caere (Bdl 1844 p. 35. CIG 7710):
AOIEPEO^
Auf einer schwf. lekythos aus Caere, j. in Madrid Adl
1863 tav. G:
OS
AeiAPE
Auf einer rotf. schale in München (n. 404, abg. Inghirami
Gal. Omer. II 238 f. Panofka Abh. d. Berl Akad. 1849 p.
93 f. CIG 7679. Klein VM* 121, 14):
und auf der Anakreonvase im Brit. Mus. (n. 821 abg. Jahn
Dichter auf Vasenbildern taf. 3. CIG 7760. Klein VM« 122, 17):
NV0E^
Nvq)r]g für Nvjuffrjg kurzname, vgl. NvffrdtoQog CIG 3155 z. 8
(Smyrna).
Auf einem rotf. skyphos aus Orvieto im Wiener Antiken-
cabinet (abg. Wien. Vorlegebl. E 12, 2):
NV0H
vvcprj = vvjufffj.
Auf einem rotf. stamnos (Cat. Durand n. 231 , abg. Ger-
hard A. V. 80. El. ceram. II 109. CIG 7528) ist ein ross im
gespann der Eos
VAPON
genannt: für ytu/umov oder Adf^nog Od. \p 246.
Ebenso
VAPO^
auf der rotf. vase Gerhard A. V. 79. CIG 7529. Vgl. karpi^^'
statt luiu\fj€Tui (von Aafußuvo}) auf einer inschrift von Mü^^
Ueber den dialekt der attischen vaseninschriften. 437
O- Rayet Rev. arch. XXVIU p. 106. W. Karstea De titul.
ionic. dialecto comm. Halle 1882 p. 29.
Auf einer rotf. hydria aus Vulci (mit AiayQOQ xakog, abg.
Mus. Gr^or. H 8, 2b. CIG 7843. Vgl. Studniczka Deutsche
Litt.-Z. 1887 s. 982 gegen Klein VM* 130, 1):
OVVOIOAOPO^
"OktKiii)ni6d(ogog, Vgl. "Oktmog IGA 559, "OXvn/ov IGA\ 565a,
[^0]Xvniov IGA 565b auf waffenstücken aus Olympia, deren
Provenienz nicht zu bestimmen ist, cf. Kirchhoff Arch. Z. 1879
8. 160; ""OXvnig für ^'OXv/Ämg nach Lolling auf der inschril't von
Phigaleia IGA 93. Collitz DI n. 1214.
Auf der schale des Hieron in Berlin (n. 2291 abg. Gerhard
Trinksch. u. Gef. taf. XI f. Wien. Vorlegebl. A 5. Arch. Z.
1882 s. 1. CIG 8220. Klein VM» 168, 14):
ASAAMIT
Tt^a{v)SQa und
^03SATVT
Tvrageog statt TvvSageoog, Hier ist mit dem Schwunde des
nasals zugleich die folgende media in die tenuis umgewandelt
worden. Umgekehrt ist im pamphylischen neäexatdexa = nsvjs-
xaidexa, yevoSai = ysvtavTai U. S. W. IGA 505.
Auf einer vase in Palermo (Achill und Aias mit einander
spielend CIG 7657):
AIATO^
Ai'a[v)TOg; Vgl. naXXuuäeg = naXXavrßsg Kallimach. hymn.
V 42.
Auf einer rotf. hydria im museum der archaeol. gesellschaft
in Athen (n. 517, Heydemann Rhein. Mus. XXXVI 1881 s.
409 f. n. 6) steht auf der schriftrolle in den bänden der Sappho :
IITEPOETI EHEA
Auf der schale des Aristophanes und Erginos in Berlin
(n 2531 abg. Gerhard Trinksch. H. III. Overbeck Kunstmyth.
Atl. V 3. Wien. Vorlegebl. I 5. CIG 8182. Klein VM« 184):
EKEAAAO^
''ExeXaSog Statt ^EyxeXadog (Gigant). Damit vgl.
^0AAA3H>I3H
^ExeXadog auf der ion. Gigantomachievase in Louvre (abg. Mdl
VI. Vn 78. Adl 1863 p. 243 ff.).
Auf der schale des Archikles und Glaukytes in München
438 Paul Kretschmer,
(n. 333, abg. Gerhard A. V. 136. Mdl IV 59. CTG 8139.
Klein VM* 77, 4) steht neben den henkeln
l^^lf^ und zweimal SH^S\
2(ptxg für 2(ptyt Mag auch boiot. Orxa (Hesiod. Th. 326,
Otya Hesych.) die ursprüngliche form sein (vgl G. Meyer Gr.
Gr.^ § 295), das vulgäratt. Stpt^ ist jedenfalls davon unabhängig.
Auf dem fragment einer schwarzf. vase aus Naukratis Arch.
Jahrbuch I 1886, 127: "AXi^aS^og.
Vgl. noch die Zusammenstellung analoger fälle bei G. Meyer
Gr. Gr.* § 294, zu der hinzuzufügen ist: POPAAE^ POPIh
auf bleitäfelchen von Styra IGA 372 n. 319! 320, von R. Meister
Fleckeisens Jahrb. 1882 s. 525 no(j4)naifjg (wie XapfiiSfj;),
n6(ji)nig gelesen mit vergleichung von namensformen irie
Tlofinog no/tiniSfjg ^AvSQonofinog, OOAAIO^ ebenda n. 119 ffir
^OjLKpaXiog nach v. Wilamowitz Lectiones epigraphicae Ind. schoL
Gott. 1885/86 p. 12. MEAAVETE iu€yakfj{v)T6 CTA I 374
©AKOTOU d-av6{v)Toi{v) in der alten att. gcabinschrift CIA I
472. Nachträglich ist der nasal hinzugefugt auf der inschrift
des Amphiareos-heiligtums von Oropos ^Eip. oIqX' 1885 p. 94
z. 17. Arkad. ""Okvmg ist schon oben citiert. Aehnlich argiv.
^OXimSag inschr. von Epidauros ^Etpfjin. dgx- 1^86 p. 158 ff.
Z. 86, ^ArXuTt'Sag Z. 101.
Da ganz dieselbe erscheinung auf italischem gebiete auftritt
(vgl. Corssen Ausspr. I 265 if. Bücheier Umbrica p. 185.
Kirchhoff Stadtrecht von Bantia s. 11), so kann die erklärung
von lat. Schreibungen wie Seeudo, Quicfilis CIL I p. 608,
Alexsader IMI 1848, p. 67 u. dgl, welche neuerdings von
Danielsson in Pauli's Altital. Studien IV. Heft 1885 s. 141 und
ausführlicher von Seelmann Ausspr. d. Latein 1885 s. 268 ff.
beigebracht ist, auch für die analogen griech. fälle gelten. Dass
die ausspräche der nasale in den ital. dialekten der griechischen
sehr ähnlich war, geht auch aus der thatsache hervor, dass die
ältere griech. Orthographie, wie die ital. das zeichen, das sonst
speziell für den dentalen nasal fungiert, auch vor labialen (und
gutturalen) verschlusslauten setzt. Vgl. auch CIG 9811: PsSijV'
n{x)u Redimj)ta. Seelmann hat hieraus mit hilfe von Zeug-
nissen lateinischer grammatiker einen mittellaut zwischen «»
und n erschlossen, welcher dadurch entstand, dass einerseits der
lippen verschluss nicht fest genug gebildet ward, andererseits
die Zungenspitze in der indifferenzlage den oberzähnen sehr
I
i
üeber den dialekt der attischen vaseninschriften. 439
genähert war und hier unwillkürlich einen losen verschluss
bildete.^) Für das griech. müssen wir nach Schreibungen wie
^vxiXadog, av^^^^Xv noch einen mittellaut zwischen n und n
annehmen, der in derselben weise, nur durch schwachen guttu-
ralen verschluss, entsteht. Der dentale nasal endlich wurde mit
losem verschluss an den alveolen gebildet. Dadurch nun, dass
in allen diesen fällen der lockere verschluss die mundhöhle nicht
völlig absperrte, entbehrten die nasale der nötigen resonanz
und hatten daher einen nur schwachen klang. Diese incorrecte
ausspräche war, wie sich denken lässt, in der vulgären spräche
besonders verbreitet, und die nasale sind daher auf den vasen
in der Stellung vor verschlusslauten so oft graphisch nicht aus-
gedrückt. Im kypr. und pamphyl. ging man bekanntlich soweit,
den nasal vor explosiven nie zu schreiben. Vielleicht steht diese
erscheinung mit der anderen in Zusammenhang, dass in den
vom aramäischen aus dem griechischen entlehnten Wörtern der
nasal vor verschlusslaut meist weggeblieben ist z. b. chald.
rrÄ^O neben n^jbp-ID av^qpcowa, syr. ji^o» av/ußokij.
Wandel von fiv in fi.
Auf derselben nachlässigkeit in der articulation der nasale
beruht es, wenn die lautgruppe /iv in der vulgärsprache zu
in(ji) vereinfacht wurde. Derselbe lautwandel tritt im gorty-
nischen auf: Bull, de corr. hell. IX 1885 p. 9: ianQ^ix^iirrsv =
att. kxTlQBflVlXuV,
Auf dem fragment einer schale des Euphronios (Cabinet
des medailles in Paris, abg. Mdl n 10 A. Wien. Vorlegebl. V,
5. Arch. Z. 1882 s. 47 n. b):
0MM3MA\^A
^A[y]aiJiififi(o{v\ So ist möglicherweise die form IVOva^va
Memon, wie Agamemnon in der darstellung der Nekyia in der
tomba del orco (Mdl IX 15) inschriftlich genannt ist, nicht
1) Diese erklärung ist durchaus nicht so sehr von der J. Schmidt's
abweichend, dass hier nasalvocale gesprochen wurden. Wenn der ver-
schluss kein völliger war, so lag der laut in der mitte zwischen nasal und
nasalvocal. Reine nasalvocale können nicht vorgelegen hahen, denn in
diesen hätte der unterschied zwischen dentalem, labialem und gutturalem
nasal völlig zu gründe gehen müssen; da man aher gerade später d/utpl,
dyxi schrieh gegen früheres dyifi, dv^i, so war dieser unterschied niemals
ganz aufgehoben.
440 Paul Kretschmer,
erst im etruskischen aus Mempioti corrumpiert, sondern bemht
vielleicht auf griech. ^Aya-fAsixanf,
Auf einer rotf. vase aus der Basilicata in Neapel (n. 1755
abg. Inghirarai Vasi fittili II 137. CIG 8419: Orest u. Pylades
am grabe Agamemnons, auf einer dor. säule) steht nicht
AAAMEMQN, sondern nach Heydemann: ATA^EMWQN.
Höchst merkwürdig ist die aus l^ya/id^cov durch vulgären
einschub von a (!) entstandene form Aya^Ua^vov auf vasen des
Hieron : rotf. schale in Petersburg 830, abg. Mdl VI 22. Wien.
Vorlegebl. A 8. Klein VM* 169, 15):
AAAME^MON
und kotyle im Louvre (abg. Mdl VI 19. Wien. Vorlegebl. C 6.
Klein VM« 170, 18):
AA.ME5M0
Ebenso
M0M5=M
MiaiLicov statt Mf/Livcov auf einer schwarzf. amphora im Vatican
(Arch. Z. 1851 s. 349. CIG 7663). Etwas diesem eingeschobenen
(T (cf. neugr. Xuanfj kot = Xdnt]'? Foy Lautsyst. d. gr. Vulg.
s. 76) analoges ist das prothetische a in lehnwörtem z. b.
IjnfoSig Herod. III 61 gegenüber MaQÖog Mug^ig Aesch. Pers.
765, MtQdVu; Schol. Aesch. 1. c. Mergis Justin. I 9, apers.
Bardiya, assyr. Bardis od. Barziya (der Wechsel von h und
ni, wie auch in ap. Barfahn/sd 3Ifydßvl^og, ist aramäisch, s.
auch J. Darmesteter Etudes iraniennes II 27 f.). Vgl. Spiegel
Keilinschr. 144; ferner a/nuoaydng Her. II 44 etc. smaragdus
Lucan. X 120 neben uuoaydog Asklep. 7 (Anth. Pal. XII 136).
Menaiul. vgl. Athen. ITI 94 uvev (U mv o UxTdoVj hebr. rp2
(zu pnj blitz) = (Tuunaydog Joseph. , smaragdus Vulg.; skr.
marakata wohl aus dem Semit, entlehnt. Vgl. Pott E. F. II
421. — (T/nv()vu sy)np'na neben uvqou (zu dem v vgl. ai'ovova:
mnv()u)y Athen. XV p. 688: /nvo^tu yuQ rj (Tuvgva tjuo^ Aiohd'ffh
Archiloch. toitvoiGituvag: /tivoga entspricht einem nicht belegten
aram. *r\^.l2 = hebr. liD, die sich verhalten, wie aram. i<?^
Tvoog ZU hebr. ^ij^. trxujum'ia Athen. I 28c. Hesych. neben
xdiKov Nicand. 578 (lat. scammo)im) .purgirwinde' = hebr.
;Q5, aram. xjis?^ puii. /auäv u. s. w. ,kümmel'V (ebenfalls
als purgiermittel verwendet); das sonst mit den semit. Wörtern
zusammengestellte xvjulvov stimmt im vocalismus nicht mit
üeber den dialekt der attischen vaseninschriften. 44 1
diesen überein vgl. A. Müller BB I 286; die difFerenz in
der bedeutung von axa/Litovia und hebr. kammön etc. ist bei
pflanzennamen u. dgl. nicht auffällig (beide pflanzen dienen als
purgiermitteü); vgl. im allgemeinen Schröder Phon. Sprache
p. 21. Prothetisch ist wohl auch a im hesych. a^iV = f^v^ (?),
oft im ngr. Z. b. smania = f^avia, axovi = xivig^ anaXayyi =
(pakayyiov , aßZlkoq = ßäXog. Dieses prothetische a ist wahr-
scheinlich hervorgerufen durch das nebeneinanderliegen von
formen, die mit ursprünglichem a -\- consonanz anlauten, und
solchen, die das a verloren haben, wie Gxaq)fj xaq>ri, axvixf/ xv/xf/,
afimQoq f^ixQog, aviyog xiyoq.
Nach ^AyafxifjKov ist wohl auch die auf att. vasen er-
scheinende form KXvxaifjLrjaxQa Statt KXvraif^vtjoTQa ZU be-
urteilen. Pappageorgiu (Nda ^Hf^iga 1884 nach G. Meyer Gr.
Gr.* § 265 und Berl. Phil. Wochenschrift 1886 p. 291 f. 955.
Vitelli p. 955 f.) behauptet, dass KXvrai^ijaTQa die ältere form*
des namens sei. Vgl. lat. Clytemestra (Cloetemestra) in den
besten handschriften des Cicero u. a., woraus schon Fleckeisen
Fünfzig artikel etc. p. 13 folgert, dass so die richtige lat.
Schreibung sei. Andererseits ist es aber schwer begreiflich, wie
die form KXvxuifivriaTQa hat aufkommen können, während um-
gekehrt Kkvraiiiu^aTQa aus älterem -/LivtjaTQa durch anlehnung
an fii^GT(OQ etc. und — wenigstens auf vasen — durch den
vulgären wandel von ^iv in fi leichter erklärlich ist.
Auf einem streng rotf. staranos in Berlin (2184, abg.
Gerhard Etr. u. camp. Vb. Taf. 24. Adl 1853 tav. H. GIG
7701) :
A^T^aMIATVV)«
Auf einer rotf. pyxis mit frauenscene im Brit. Mus. (aus
einem athenischen grabe Heydemann in Comment. Mommsen.
p. 170):
KAYTAIME..PA
K},vTaifi9j[aT]Qa,
Auf einer rotf. pelike in Wien (abg. Mdl VIII 15. Wien.
Vorlegebl. I 1 n. 2. Adl 1865 p. 212 f. Robert Bild u. Lied
8. 149 «.):
KVVTAIME5TPA.
KAYTEMNE^TPA auf der rotf. amphora in Neapel n. 1755.
Inghirami Vasi fittili 137 f. CIG 8419 ist nach Heydemann
Arch. Z. 1869, 81 modern.
442 ^anl Eretschmer,
Unsicher ist M ESI VA für Mv^GiXa (CI6 7593. 8040) auf
einer hydria im Brit. Mus. n. 476.
Wandel von fi in v.
Durch jenen mittellaut zwischen m und n hindurch ist fi
in der vulgärsprache auch vor vocalen zu v (d. i. vielleicht audi
nur /u mit nachlässigem labialen verschluss und gleidizeitigra
dentalen) geworden. Anders ist gortyn. taQxva II 9. I 8. 32
etc. gegenüber knossischem Suqxjäol (Mitt. d. ath. I. XI 1886
p. 180), ark. el. SaQXfia zu beurteilen, welche formen mit ver-
schiedenen Suffixen 'Vä und -^ä gebildet sein können.
Auf der Frangois-vase :
OTMSaB
""EQVinoiq) für '^EQfimnog. Vgl. Leop. Schmidt Adl 1848 p. 357
anm. Weizsäcker Rh. Mus. 1878 s. 378.
Auf einem pinax des Skythes (gef. auf der Akropolis von
Athen, abg. Benndorf Gr. u. sie. Vb. taf. 4, 1):
Auf der Hieronvase im besitz des barons Spinelli in Acem
(abg. Gaz. arch. 1880 Taf. 7. 8. Wien. Vorlegebl. C 1. Arch.
Z. 1882 s. 3 ff. Klein VM« 172, 24):
^0>AAin
n()iavog für ÜQiafxoq', V. Duhn Bdl 1879 p. 152 ungenau;
^OMAin.
Wandel von v in a.
Uebergang von /. in v liegt vor in
TVENP0NEME:KNVNV0N
TVENP0^EM0^:MEP0IE5EN
T'Arivnove/xog aus TlrjfjinoXefxoq (schwarzf. Schale CIG 8296. Klein
V.VP 84, 2). Derselbe töpfer schreibt sonst seinen namen
TlivnolsfjLoq. Zu Tkrjvnovsfiog Vgl. PONEMON auf der vulgären
att. Inschrift CIA I 492 für noXsfxov.
Vgl. über v aus k noch Curtius Et.^ 450 ff. Dagegen ist
entstehung von k aus v auf griech. Sprachgebiet noch nicht
nachgewiesen, hrgov Her. II 86. 87 = vitqov hebr. ")pj, Jaßi-
vrjTog Her. I 74 etc. = apers. Nahunita, assyr. Nabunahid haben
ihr l wahrscheinlich schon auf semit. gebiete erhalten. Vgl.
hebr. yn^ und yn u. dgl. hxvoy vielleicht aus *vixvov durch
I
j
üeber den dialekt der attischen vaseninscliriften. 44S
Dissimilation. G. Meyer Gr. Gr.* § 169. Milinda aus MivaV'
iQoq auf ind. gebiet. Vgl. A. Weber Monatsber. d. Berl. Akad.
1871 p. 617.
Ein besonderer fall ist der Übergang von X vor dentalem
verschlusslaut in v. Zu den von G. Meyer* § 170 gesammelten
fällen ist hinzuzufügen hdxiv = sXdmv IGA 342 (Eorkyra) und
^AITMKD
auf einer rotf. amphora (abg. Mdl XI 27. 28. Bdl 1879 p.
86) und
♦ OIKTIA^
auf einer vase der arch. Ges. in Athen n. 2786 (P. I. Meyer
Arch. Z. 1884 s. 251. 'JByjy^. uqx^ 1885 taf. 9 n. 10. Klein
VM* 193, 4). (PtvTiac aus OiXxiaq, wie der vasenmaler sonst
seinen namen schreibt. Derselbe war wohl kein Athener, da
Otvr/ac u. dgl. nur auf dor. gebiete bezeugt ist.
Vgl. noch chald. l^nn^DE) aus xpaXn^giov; vulgärlat. muntu
= multum CIL IV 1593.
Aspiration.
Der einem anlautenden vocal vorhergehende hauch wird
auf den att. vasen in der regel graphisch ausgedrückt z. b. in
den namen HsQfiBg, HsQuxXeg, Hstpatarog, HexroQ, Hexaßs etc.,
femer HOS dg auf der amphora des Euthymides in München
n. 378, HEAE ijfs und \\ys ig auf der schale des Archikles
und Glaukytes ebenda n. 333, sehr häufig NOPAIN o natg,
HO^TI^ oartg auf einem schalenfuss (abg. Benndorf Gr. u. sie.
Vb. taf. 29, 11), HEAV^HOINO^ t,äig oJvog (mit krasis aus o
oivog) auf einer rotf. trinkschale München n. 331, HIPO^ tnnog
auf einer schwarzf. amphora abg. Gerhard A. V. 247 u. s. w.
In der Übergangszeit gilt H als aspirierter e-Iaut d. h. als
vocal, dessen erste periode stimmlos ist, für welche Schreibweise
oben belege gegeben sind.
Auf stimmlosem einsetzen anlautender vocale, wie es in der
volgärsprache statt fand, beruhen die mit dem zeichen der
aspiration geschriebenen formen:
BA^BOVO^
f&r ''AaßoXog
0TAS^I^+Y3B
fiv$ia(T)^aTo(() und
444 ^aul KreUchmer,
^ ailAOSCDAB
'^Aq>QodiTri auf der Frangois-vase.
Der name der geburtsgöttin EiXs/dvia ist geschrieben:
BEVEieVA
auf einer archaischen schwarzf. amphora in Berlin (n. 1704,
abg. Mdl IX 55. Adl 1873 p. 106 ff., von Löschcke Arch. Z.
1876 s. 110 mit unrecht für verschrieben erklärt),
HlVEieVA
auf einer schwarzf. amphora des Brit. Mus. (n. 564, abg. EL
c^ram. I 65 A. CIG 7402),
HIAEieVA $
auf einer rotf. vase ebenda n. 741* (abg. Gerhard A. V. 3. 4.
CIG 7403). Sonst ohne anlautenden hauch: boiot EtXn&ir^ Col
DI 377. 378, Eiksidvi'rj 959, CIA IH 925 EfXv&cia, 926 YX/^a.
Ein att. vasenmaler schreibt seinen namen:
HI5+VV05
Klein VM* 97 ff. statt 'la/vXog von iaxvg.
Auf einer rotf. amphora (Bdl 1879 p. 245 f.)
von Hclbig ^Egaoinnog gelesen.
Intervocalisch erscheint H in
HVIHV^ HVIH^
vivg auf 2 vasen des Euclieiros. Klein VM* 72, 1. 2.
Unterlassen ist die bezeichnung des hauchcs auf att. vasen,
im gegensatz zu den Steininschriften (vgl. Cauer Gurt. Stud.
VIII p. 277 ff. Schütz Hist. alph. att. p. 54 ff.) verhältnis-
mässig sehr selten ; in den einzelnen fallen ist auch noch zu
berücksichtigen , dass bei den publicationen oft versäumt wird
anzugeben, ob sich noch spuren eines buchstabens vor den
erhaltenen finden. Auf der eben angeführten vase Gerhard
A. V. 3. 4 mit Eunova steht
EOAI^TO^,
'HifaiiTTogy im dialog der schwalbenvase (abg. Mdl II 24.
Panofka B. a. L. taf. 17, (1. CIG 7842. Klein V\F 133, 18):
A^ETO/VEPAKVEA v^ tov 'HquxUu,
aber im absoluten anlaut I3TVAH «rriy/.
Ebenso charakteristisch ist für die ausspräche die Ortho-
graphie der rotf. schale der Sammlung Feoli Bdl 1865 p. 5^»
auf der auch das H im absoluten anlaut HOPA^KA/O^ ?^'
schrieben ist, während es im satzinlaut hinter g KAVO^OPA^
Ueber den dialekt der attischen vaseninschriften. 445
(auf der rückseite derselben schale) fehlt. Hieron schreibt seinen
namen einmal (De Witte Cat. 6tv. n. 12. Klein VM« 166, 7)
lEPON, sonst stets mit H.
Ob M von dem zeichen der aspiration begleitet ist in
auf der chalkid. kalpis in München (n. 125 abg. Gerhard A.
V. 237. CIG 7382), ist unsicher. Nach dem facsimile bei
Jahn ist das auf M folgende zeichen, ein kleines nach unten
offenes Viereck, nicht mit Sicherheit als irgend ein buchstabe
zu erkennen. Die lesung Moipog hat aber jedenfalls mehr be-
rech tigung als die Jahns Maoyjog. MH würde wie in MsTiiog,
^MeyalQst], fi€ tonloses m, Hoffory's M, ausdrücken. Wenig
wahrscheinlich ist Löschcke's Vermutung Arch. Z. 1878 p. 111.
Vgl. Röhl in Bursian-Müller's Jahresber. 1883 lU s. 146.
Neuerdings hat Comparetti Rivista di filologia XI p. 553
auch ein AH auf dem aiginetischen grenzstein IGA 360 in
AHABO^ = Aa/Jtov erschlossen. Zu seiner annähme bietet sich
ein willkommenes analogon auf dem fragment einer att. schwf.
schale (abg. Benndorf Gr. u. sie. Vb. taf. 29, 3) mit dar-
stellung eines hippischen agons und zwar zufällig in demselben
wortstamme. Der vom wagen herabstürzende lenker eines Vier-
gespanns ist bezeichnet als
VHABETO^
yifißfjTog oder AaßsToq Vgl. TE^^Tog ^AXxBxog MevBxog Aivfrog
^Enai'vtTog (nicht Arjaßsrog! wie Benndorf schreibt), entweder
gen. von Außrjg oder wahrscheinlicher nom. (vgl. die andere
beischrift MByaQ/Srjg). Zu dem namen vgl. ^Hyi^jiKov Aaßrjrog
CIA II 864 z. 13/14, Evkißijg auf einem styrensischen blei-
plättchen IGA 372, 116, Aaßtjg, -fjrog hundename Arist. Wesp.
836. 895.
Femer hat der in der gigantomachie auf einem schwf.
vasenfragmeiit (auf der akropolis von Athen gef. , abg. ^Etpfjfx,
aQX' 1886 taf. 7. M. Mayer Die Giganten und Titanen Berlin
1887 taf. 1) mitkämpfende löwe die beischrift
VHEO^
Xsüov, wodurch endgiltig die existenz eines tonlosen l im vulgär-
att. nachgewiesen ist.
Auch an einem beleg für NH d. i. tonloses n fehlt es nicht:
in dem schon oben angeführten graffitto auf einem schalenfuss
von der athenischen akropolis (Benndorf Gr. u. sie. Vb. taf. 29, 15):
ZeHscbrlft fttr Tergt Sprachf. N. F. DL 5 n. 6. 29
446 ^^^1 Kretschmer,
]Avä'^i')i€(o ist das H von dem Schreiber, der seiner sache nicht
ganz sicher war, nachträglich hineincorrigiert.
Auf der vor kurzem zu tage gekommenen fibula von Prae-
neste drückt B^ tonloses vau d. i. f aus. Hiernach dürfen wir
auch tanagräisch ßiexaSd/Lioe IGA 131 und pamphyl. ßiB IGA
505, 23 beurteilen. Im pamphylischen dialekt scheint überhaupt
/ sich dem lautwert f genähert zu haben , da es auf der grab-
schrift IGA 506, ö in q>ixaTL mit q> - f bezeichnet ist So
gewinnt endlich auch die erklärung von MH, VH, ^H als ton-
loses My l, n an Wahrscheinlichkeit.
Wie sich aus den vaseniuschriften ergiebt, ist in der att
Vulgärsprache die tenuis in weit gehendem umfang aspiriert
gesprochen worden. Vgl. Plat. Kratyl. p. 406 a. Da Roschw
in seinem aufsatz: De aspiratione vulgari apud Graecos Curt
Stud. II 63 if. vieles aus den vaseniuschriften hierhergehörige
zusammengestellt hat, kann ich mich auf wenige bemerkungen
beschränken.
Der att. töpfer Kachrylion schreibt seinen namen stets
+A+PVVION
s. das Verzeichnis seiner vasen bei Klein VM* 124 ff.,*) ein
anderer att. nieister PANOAIO^ und 0AN0AIO^ (auf zwei
ainphoren im Louvre Klein VM* 89. 96). Auf einem pinax vom
llyniettos (abg. Beniidorf (ir. u. sie. Vb. taf. 1. Totenklage)
=1030
statt T/]&fj und
OEOI^PPO^PATP
rrj&ig n()hg naT{j[6g].
/ in der krasis aus x -f- spiritus asper in
+ATEPO^
= xui 6Tf ()og auf der Münchner oinochoe (n. 334 abg. Mdl I 39).
Verdoppelte aspirata in
^0++AMI3S0
'0(ja//Liu/xog nauieii eines hatyrs auf der streng rotf. ampliora
in Berlin ^n. 2100, abg. Gerhard Etr. u. camp. Vb. taf . 8 f.
Heydeuiann Satyr- u. Bakchennanien s. 24. CIG 7463) und
•) XH'/ovXion' gehört zu xU/nvi; .,gerste" und ist offenbar spitznamP-
Vgl. den namen des portraitbildners Ktt^/nauu^' Loewy Inschr. gr. Küdh-
n. 70. 71, welcher von dem mit x«/ot'<,- iaus "xn/ovi,) verwandten /t;7i"'>'
„hirso'*, xfy/jjujui^ abgeleitet ist.
Ueber den dialekt der attischen vaseninscbriften. 447
BAXXE
Baxxf] auf einem krater im museum der Universität von Bo-
logna (Heydemann a. a. o. 31 f.).
Einen interessanten fall des sogenannten „umspringens der
aspiration" von der ersten bis auf die dritte silbe bietet
KAPIOAIO^
wie der vasenmaler XaQuaVoq seinen namen auf einer hydria
(Klein VM* 51, 1) schreibt gegen f AP ITA 105 auf der schale
aus Caere.
Ein frühes beispiel des Übergangs der aspirata {d) in die
Spirans (a) ist
^Q^X^BQ für ^QBxdriq = 'Egex^evg auf einem rotf. deines
schönen Stils mit dem raub der Oreithyia (München n. 376. GIG
7716. Vgl. Colügnon Catal. des vases peints du musöe d'Athe-
nes p. 119), der sonst nur echt-att. formen aufweist: Bogag,
[^JQGs, KixQoqtg,
Die tenuis erscheint an stelle der aspirata in
^AlKl
statt des auf att. vasen so häufigen vatxt (vgl. vaix^^ vai jim-
x€ug Hesych.) auf einer dem Euphronios zugeschriebenen schale
in München (n. 515 abg. Arch. Z. 1885 taf. 11); ferner in dem
schon citierten
KPI5EV5 KPISEIS
statt XQvasvg, XQvarjtg auf der Hieronvase in -Acerra^) und in
^iMaeo^vs)«
statt Xgvao^e/Ätg auf einer rotf. pelike in Wien (abg. Mdl VIII
15. Wien. Vorlegebl. I 1 n. 2. Adl 1865 p. 212 f. Robert
Bild u. Lied s. 149 ff.).
Auf einer rotf. schale schönen Stils im Brit. Mus. (n. 852.
0. Jahn Griech. Dichter auf Vasenbildem Abb. der sächs. 6e-
sellsch. d. Wiss. 1861 taf. VII. CIG 8076b) sind aspiratae und
tenues mit einander vertauscht:
AIPIV05, NIKOPIVE, PIVOA^, PIVIPO^
statt Jifpikog, Nixog>ikfj, Oi\(ov, Oikinnog und andererseits:
ARl^TOKRAOES
statt ^ÄQiaTonQaTfig.
*) K{iia(vg , KQtatjts erinnert an Koiaay t< Ca^'^v H- ß- 520. Vgl.
Hinrichs Hermes 17 (1882), 109. Philol. 44 (1885), 437 anm.
448 ^&ul Kretschmer,
Andere beispiele dieser vulgären ausspräche scheinen mir
nicht genügend verbürgt, namentlich T für 0 wird öfter auf
moderner übermalung beruhen. So rührt Alfl^TO^ auf der unter-
italischen amphora in Neapel n. 1755. CIG 8419 von der band
eines Italieners her, welcher r und ^ in der ausspräche nicht schied.
Verschieden wird der labial im namen der lesbischen dich-
terin Sappho geschrieben , welche mehrfach auf attischen vasen
darstellung gefunden hat. Die dichterin selbst schreibt sich
bekanntlich ^dnip' fr. 1, Vanq)oi 59. Auf münzen ihrer Vater-
stadt Mitylene heisst sie ^ancpco, 2a(pq>(o, 2aq>ovg (Head Hist
num. p. 488), auf münzen von Eresos CAnd/Q. Vgl. Btirchner
Z. f. Numism. IX 1881 s. 144 und Comparetti Mus. ital. n
1886, 41 ff.
Rotf. krater aus Agrigent in München n. 753. Dubois-
Maisonneuve Introd. 81. Welcker A. D. II taf. 12. Panofka
B.'a. L. 4, 7. Mus. ital. II 1886 tav. IV. CIG 7759:
5A0O
Vgl. tMt>. auf einer vasenscherbe aus Naukratis Flinders
Petrie Naukratis I pl. XXXIV n. 531.
Rotf. kalpis der Sammlung Dzialinsky Rev. arch. N. S.
XVII 1868 p. 345. Mus. ital. II tav. m 1 :
In dem zweiten (f> scheint ein kleines kreuz zu stehen.
Rotf. vase in Athen Collignon Cat. n. 517 (cf. pl. V 28).
Dumont et Chaplain Ceramiques de la Grece propre pl. VI..
Mus. ital. II tav. Via: S^^.. (Collignon), ^APPQ^ (Comparetti);
letzteres wäre dor. gen. aus ^unffoog.
Rotf. oxybaphon. 0. Jahn Griech. Dichter auf vasenbildern
taf. I 1. p. 712. Mus. italiano II tav. III 2:
^AQ(t)Q
(T <T — T T.
Bemerkenswert ist, dass auf att. vasen sehr häufig aa statt
des zu erwarten flen rr erscheint z. b. auf der grossen schwf.
amphora des Exekias im Mus. Gregoriano, auf der Achill und
Aias beim Würfelspiel dargestellt sind (abg. Mdl II 22. Mus.
Greg. TI 53. Gerhard Etr. u. camp. Vb. taf. E 23. CIG 8157.
Klein VM^ 39, 4), ist Achills wurf mit der zahl
TE^APA
angegeben, für att. jerraQu.
j
Ueber deu dialekt der attischen vaseninscbriften. 441^
Auf einen rotf. aryballos aus Trachones bei Athen (strenger
Stil. Berl. Mus. n. 2471, abg. Furtwängler S. SabouroflF taf.
55, auch Dumont Ceramiques de la Gr^ce propre pl. 12. 13.
Heydemann Satyr- und Bakchennamen 1880 s. 12) heisst eine
Bakche
K\SSO
Kiauci, auf einer rotf. schale der samml. Dzialinsky (Rev. arch.
N. S. XVII p. 350 n. 11. Heydemann a. a. o. 32) ein Satyr
K\SSOS
und auf einer rotf. schale in Berlin (n. 2532, abg. Gerhard
Trinksch. u. Gef. taf. 6 f. CIG 7461. Heydemann a. a. o. 25)
dreimal :
K\SOS.
Die annähme, dass diese namensform Kiaaog (koseform voii
KiaooShag , -xoiiitjg, 'xuirtjg Fick Gr. Personenn. p. 43) viel-
leicht gerade im att. nicht üblich war, triift nicht zu, da nach
Paus. I 31 , 3 Dionysos in Acharnai Kiaaog hiess und ein att.
Vasenmaler sich Kirjog nennt.
Auf einer rotf. vase aus der S. Campana (Serie IV —VII
637, abg. Adl 1877 tav. N. Heydemann Iliupersis p. 29, 4):
KA^^AKAPA
Ebenso auf einer rotf. pyxis aus einem athenischen grabe
j. im Brit. Mus. Heydemann in Comm. Momms. p. 170.
Belege für ^Oöva{a)Bvg 'Olvasig siehe unten.
Auf einem psykter des Euphronios in Petersburg (n. 1670
abg. Stephani Compte-Rendu 1869 taf. 5. Wien. Vorlegebl. V 2.
Klein VM^ 138, 2) sind hetären beim kottabosspiel dargestellt;
der einen werden die wortc in den mund gelegt:
.1AA3/O^^ATAV3A\AATMIT
Tiv TuvSs Xardaaco Asay^le] „dir gilt diese neige, Leagros."
Hier ist aa sehr begreiflich, da diese formcl, wie das ganze
iottubosspiel aus dem Sicilischen entlehnt ist.
Daneben ist natürlich att. tt nicht ausgeschlossen: oft
Q>€()f(paT{T)a , ^OXvrMsvg (nie ^OSvTTsvg) u. s. w. Der maier
einer panathenäischen preisamphora (aus Taucheira in der Kyre-
liaike, j. Brit. Mus. C. 114, abg. Mdl X 48b. Klein VJP 86)
abreibt sich
KITTO^
Auf einer schwarzf. amphora älteren stils (Berl. Mus. n.
1698, abg. Gerhard Etr. u. camp. Vb. taf. 22 f. Klein VMMl, 1)
450 P&ul Kretschmer,
"NüHAT A
K[a]T(r)dvdQ[a] = KaaaavdQa,
Wandel von ga in pp.
Die lautgruppe qg erscheint schon früh auf att vasen zu
QQ (gewöhnlich mit einfachem q geschrieben) assimiliert. Auf
der alten schwarzf. sicher noch aus dem 6. jahrh. stammenden
att. Schüssel im Berliner museum (n. 1682, aus Aigina, abg.
Arch. Z. 1882 taf. 9):
HeQSvg - nsQQsvg aus Jlegtrevg, Als
ist wohl auch
auf der schwarzf. hydria Adl 1866 taf. R zu ergänzen.
Auf einer schwarzf. vase des Xenokles (Adl 1877 p. 130.
Klein VM* 80, 9) ist ein reitender jüngling
^oniso
genannt d. i. nicht ov^mnog, wie Köite wollte, sondern ^Ogginno;
(CI6 1050) aus "OQamnoq, Vgl. arkad. ^Ogimtovog Collitz DI d.
1203. Aber
^OQatjuevrjg auf der amphora des Euthymides in München
(n. 374. Klein VM^ 194, 3).
Auf einer rotf. hydria in München (n. 340. CIG 7433):
PEP09ATA
nsQ{Q)o(f>aT{T)a y auf einer rotf. trinkschale im Brit. Mus.
(n. 811* abg. Gerhard Trinksch. u. Gef. Taf. H. CIG 8348):
nEPPE0A(7Ta).
Auf einer vase aus Agrigent CIG 7434 b:
OEPEOA^A
Wandel von yX zu X.
Schwund von anlautendem y vor X , welchen G. Meyer Gr.
Gr. 2 § 255 gegen L. Meyer B. B. III 316 für das gemein-
griechische mit recht leugnet , wird für die vulgärsprache er-
wiesen durch
ylavxfj für rkavxf] name einer Amazone auf der schwf. amphora
mit Herakles in der Aniazonomachie aus Corneto Mdl XII 9.
Ueber den dialekt der attischen vascninschriften. 451
Adl 1884, 269. Die beischriften sind anscheinend so sorgfältig
geschrieben, dass ein Schreibfehler gerade im anlaut nicht wahr-
scheinlich ist. Die möglichkeit, dass vor / ein buchstabe ver-
loren gegangen oder übersehen worden ist, ist ausgeschlossen,
da rechts von der beischrift sofort der arm der Amazone
beginnt. Zudem wiederholt sich die erscheinung auf der oben
erwähnten schwarzf. hydria aus Rhodos abg. C. Torr Rhodos
in ancient times pl. 6 A, auf welcher unmittelbar links von der
hand eines unbärtigen bewaffneten kriegers die beischrift
^avxog aus Fkaucog steht.
Vereinfachung von consonantengruppen.
Die lautgruppe v6g ist durch seh wund des S, das sich
ursprünglich nur als übergangslaut von v zu q eingestellt hatte,
zu VQ vereinfacht in
3XAM0flMA
\4y(6)go/Liaxtj auf der Iliupersis-vase des Brygos im Louvre (abg.
Heydemann Iliupersis auf einer Trinksch. d. Brygos. Wien.
Vorlegebl. Vin, 4; die revision der Inschriften durch Purgold
bei Urlichs Beitr. z. Kunstgesch. taf. 18. Arch. Z. 1884 s.
249 f.) Ebenso
ANPOMAXE
auf einem att. rotf. kantharos aus Eameiros abg. Salzmann
Necropole de Camiros pl. 59. Vgl. l^vgoßoXog (sie) auf einer
Inschrift von Potidaia (286-81 v. Chr.) Rev. arch. XXXI 1876
p. 107. Dittenberger Syll. n. 142 z. 4. Vgl. VfiQixog statt
VjußQtxog auf der korinth. amphora oben s. 164 n. 18, jetzt
abgeb. Adl 1885 tav. D. E.
arg ist zu ag vereinfacht in
0TAq^l^+Y3B
Bvl^ia{T)gaTog und
3TAq^l^AHAA
^afiaai.a{T)gaTfi auf der Fran^ois-vase und
NIKO^PATO^
Xixoü{T)gaTog auf einer schwarzf. amphora im Vatican (abg.
34us. Gr^or. II 41. CIG 7555). Vgl. dazu boiot. ^goxvXXiq
:2goTovfxa Cauer Delectus'^ 362. CoUitz DI 1045. 2gaTO)v auf
münzen von Cumae Mionnet Descr. d. m^d. ant. III 7 n. 33.
Heister Gr. Dial. I 150.
452 Paul Kretschmer,
Auf einer der an vulgären eigentümlichkeiten so reichen
Hieron-vasen (einst bei Canino Cat. etr. 12. Klein VM* 166, 7.
CIG 8219) stehen die kaum sämmtlich verschriebenen formen:
KAVIT05
für xaX{X)iaTog
NIKOTPATE
für NixoaiQartj
NIKOOENE^
für Nixoa&€Vf]g und mit anscheinend versetztem a
KAVITPA5TE
statt Ka}.(xyGrQdrrj, Man vgl. boiot. itt(o imx^Q^''^'^^^ Meister
Gr. Dial. I 265, Alyi&oio statt Atyia^oio (Haliartos IGA 149,
Collitz DI n. 661), dnofxi&ovv (?) CIG 2144, Dittenberger Sylloge
n. 201. Auch durch diese vereinzelten barbarisch corrumpierten
formen der att. Hieronschale wird natürlich die herleitung von
l4TTtxrj aus ^Aarixri nicht gerechtfertigt.
Schwund des q vor /u ist zu constatieren in
HEME^
auf einer rotf. amphora in Berlin n. 2345 (CIG 7411). Auf der
schwarzf. hydria abg. Adl 1866 tav. R. ist
0^3M3+
vielleicht verschrieben für
^3M3H
"E{())/n^g. Vgl. 'AA'AaaH auf einem stein von Thera IGA 440
und die hesych. glosse /no/nf^td)' n r^jusig /lioqucj (fujusv, rv (foßrj-
TQOV Totq nuidi'otg,
Schwund von auslautendem v und g.
Auslautendes -v und -g nmss in der att. vulgärsprache
nur einen schwachen klang gehabt haben oder auch oft ganz
geschwunden sein. Vgl. G. Meyer Gr. Gr.^ § 305 f. Darauf
weist jiiäXlo TiuvoxQyo x^jvkko xcodto oreQino u. s. w. im munde
des skythischen polizeisoldaten Arist. Thesm. 1005. 1112. 11^0.
11 S5. /()VGn Tseudartabas Acharn. 104. Auf vasen ist ausser-
ordentlich häufig das auslautende -g, auch -v ausgelassen z. b.
TIMAAOPA
name eines meisters schwarzf. gefässe (S. Campana Serie IV—
VII 14. Klein VM^ 50, 1)
HOTAIKAVO^
0 nut[g) xulog auf einer Duris-schale Arch. Z. 1884 s. 246.
Ueber den dialekt der attischen yaseninschriften. 453
KVITAAOPA
auf einer rotf. trinkschale CIG 7837.
OKETOPIDE
^OvijTogi'Srjig) auf (1er grossen amphora des Exekias Mdl II 22.
Studniczka Deutsche Litt.-Z. 1887, 982. — Vgl das unten
citierte xaXoeg für xakog sig, "Ektoqo München n. 53. Auf
einem schwarzf. kantharos mit Achills auszug (Berlin n. 1737,
abg. Gerhard Etr. u. camp. \T). taf. 13, CIG 7383)
OVVTEV.
„Das schlusssigma stand niemals da" (Furtwängler).
Auf dem fragment einer rotf. hydria abg. Mdl VIII 6. Adl
1864, 242:
f^ENOKAVOA^
S€Vco{v) xaXog.
Auf der kotyle des Hieron im Louvre (Klein VM* 170, 17)
\4y[a]/ii€(Tiii(o{v),
Doch ist in den einzelnen fällen zu berücksichtigen, ob^bei
der publication nichts übersehen ist, und dann,- ob der schluss-
buchstabe nicht weggebheben ist, weil es dem maier an räum
fehlte.
Metathesis.
Auf einem schwf. vasenfragment abg. '"Etpfj/n. uqx- 1885 taf.
5, 4 ist Perseus auf Seriphos dargestellt, aus seiner kibisis ragt
das Gorgonenhaupt hervor und rechts läuft von oben nach
unten die beischrift:
ROAO^KEOAVE
(vor dem ersten buchstaben bricht die scherbe ab) d. i. [r]Qo-
yovg (oder ro]()oyovg?) xeq>u'kri für FoQyovg x€(paXi^,
Auf barbarischer Verdrehung beruht die form:
A0POTIAE
statt ^AcpgodtTfj auf der Berliner Hieron-vase n. 2291. Gerhard
Trinksch. u. Gef. taf. XI. XII. Wien. Vorlegebl. A 5. CIG 8220.
Klein VM^ 168, 14.
In der darstellung der silphionverladung auf der Arkesilas-
schale heisst ein aufseher:
^AIOGMAYG^:
ohne die ansieht zu teilen, nach welcher jenes vasenbild eine
wesentlich humoristische tendenz habe, glaube ich doch in dieser
beischrift eine an die gewohnheit der komödie erinnernde
namensbildung JSXicpofia/og für 2ik(p6^iaxog erkennen zu dürfen,
454 PftuI Kretschmer,
Gonsonantengemination.
Gemäss der archaischen Orthographie werden auf den
älteren att. vasen doppelconsonanten in der regel einfach ge-
schrieben z. b. jänokov, ^Ax^^^vg, yQU/na (= ygafi/na), 'Oocxo;
(= "OQQinnoq), Avaa u. s. w. Andererseits ist ein consonant
zuweilen doppelt geschrieben, ohne dass die gemination etymo-
logisch berechtigt wäre; offenbar wollte der Schreiber damit
nur die grössere intensität in der ausspräche der betreffenden
laute ausdrücken.
nn statt n \ fragment einer rotf. vase im Mus. Bocchi in
Adria n. 390. Bdl 1834, 136. 141. Micali Mon. ined. tav.
46, 11. GIG 7796:
APPLOiORO^
'Ann{o)X{X)oifOQoq. — Amphora des Phintias Mdl XI 27 f. Bdl
1879, 86. Klein \W 192, 2:
novon/;//A
"A[n\nok{X)mv. Vgl. GIA II 4U z. 14: AnnoXXmviov neben
AnoXl^avtoq, Auf ion. Vasenfragmenten aus Naukratis Petrie
Naukratis I pl. XXXIII n. 271: K??QhX(avi, pl. XXXII n. 5
TQPPOAAQNI. Merkwürdigerweise ist der labial im namen des
gottes auch im oskischen verdoppelt: [A]nniXXovvrii Mommsen
U. I). p. 103 = Zvetiiieff Syll. insc. ose. n. 160, Appelluneis
Bdl 1S82, 223. Zvctaieff Insc. Ital. infer. n. 156a.
Auf der Ilieron-vase im Brit. Mus. a])g. Mdl IX 43. Wien.
Vorlegebl. A 7. Adl 1S72, 226. Klein VM* 171, 18:
EVMGIPPO^, TRIPPTOVEMO^.
jnjii statt jii in dem dreimal zu belegenden
MEMMKOK
auf einer schale des Chelis in Neapel (n. 2615 Klein VM- 116,
2), auf einer rotf. vase in Paris (von Klein VM* 123, 18 1881
bei Feuardant gesehen^ und auf einer rotf. schale in Berlin
(n. 2263. CIG 7576. Klein VM^ 122, 16).
vv statt V in
^OMMOTiq(T)
Tct'rwvvog auf einer schwarzf. hydria in Berhn (n. 190^
abg. Gerhard Etr. u. camp. Vb. taf. 15 f. CIG 7590), und auf
einem der altkorinth. votivtäfelchen Berl. Mus. n. 701 WA
20, 89:
lieber den dialekt der attischen vaseninschriften. 455
Besonders häufig ist die Verdoppelung des a vor r.
Auf dem kantharos des Epigenes (Paris, Gabinet des
m^daiUes abg. Adl 1850 tav. H. I. Wien. Vorlegebl. B 9, 2 a.
2b. CIG 8158. Klein VM» 187):
NE^^TOPO
Auf einem rotf. skyphos aus ,perikleischer zeit' (Heibig
Bdl 1881 p. 148):
A^^TVO+E NE^^TOP
Auf einer rotf. schale (abg. Mdl 1856 taf. 20. Winter
Die jüngeren att. Vasen p. 51 n. 17) heisst ein palästrit
A^^TEIO^
auf einer anderen in Neapel (n. 2634, abg. Mdl II 15 f. W^inter
a. a. 0. p. 52 n. 26):
P . . . UM
n[avaQi]a(jxti oder Il[aXai]aaxTi, Vgl. Heydemann Arch. Z.
1869 p. 81.
Auf einem rotf. stamnos strengen stils (Berl. Mus. n. 2184,
abg. Grerhard Etr. u. camp. Vb. taf. 24. Overbeck Her. Gall.
taf. 28, 10. Adl 1853 tav. H. CIG 7701):
OPE^^TE^.
Auf einem rotf. aryballos aus Cumae (Neapel Racc. Cum.
n. 239, abg. Fiorelli Vasi Cumani tav. 8, Winter a. a. o. p.
57, 1):
API^aOM. . .
^AQiaaTOfi[axii\ neben ^Aaxvo/^oq.
Auf einem rotf. napf schönen stils (Berl. Mus. n. 2589,
abg. Gerhard Trinksch. u. Gef. taf. 27. CIG 8447 b):
Auf einem in S. Maria di Capua gef. rhyton Notizie degli
seavi 1880, p. 483:
A/7E0^^eENE^
Auf einem rotf. oxybaphon aus dem epizephyr. Lokroi (in
Karlsruhe Urlichs Jahrb. des rheinl. Vereins II, 58 f. Jahn
Einleit in d. Vasens. zu München p. XXXV):
KA^^TOP
^) Dm lacsimile im CIG hat ungenau nur ein sigma.
456 Paul Kretschmer,
KuarcDQ bei Fröhner Die griech. vasen u. terracotten in Karls-
ruhe n. 40 gibt wohl die Beischrift nur ungenau wieder.
Auf einer rotf. kylix (Bdl 1829 p. 140. CIG 8095):
ontag nuaa&€?
Auf der Meidias-vase :
KA<<TQP A^////TEPOPE.
Der campanische vasenmaler Asteas schreibt seinen namen
auf den fünf von ihm erhaltenen gefässen stets
auf der vase in Neapel (n. 2873 abg. Wien. Vorlegebl. VIII,
12. CIG 8480. Klein VM» 209, 5) auch:
K^PEPIA^
Auch vor fi kommt aa vor; vgl. xoaajuov CIG 1306 (zt
Trajans); auf einer rotf. kylix in München (n. 793. CIG 7444b):
A) PGVVCDPA^^M
(das facsimile bei Jahn Beschreib, d. Vasens. in München und
im CIG hat hier nur ein sigma, aber der text zwei)
B) .QL.CDPASSMGW
riokvq^QuaofKov und auf einer schwf. amphora aus Lecce (Bdl
1880 s. 186, abg. Wien. Vorlegebl. C 7, 3):
KA^^MO^
Diese bekanntlich auf Inschriften aller gr. dialekte nicht
seltene erscheinung ist, so viel ich sehen kann, auf drei ver-
schiedene weisen erklärt worden. Boeckh zum CIG n. 2.') (I
p. 42) und danach Franz Elem. ep. p. 49 und Führer Dial.
Bocot. IJ^Tf) p. 11 sahen in aa den ausdruck eines palatalen
Zischlautes (seit)- Blass Miscell. epigr. in Satura phil. H. Saup-
pio oblata IST!) p. 121 und Ausspr.^ 76 und Reinach Traite
d'epi^^raphie grecque l!^8o p. 257 sind der meinung, dass die
Griechen, weil sie unsicher waren, ob a zur vorhergehenden
oder zur folgenden silbe gehöre, zwei a geschrieben hätten.
Beerniann Curt. Stud. IX 50, G. Meyer Gr. Gr.^ § 228
(anders 2. auH. i< 227) und Meister Gr. Dial. I p. 257 erkennen
in der geniinierten Schreibung nur den versuch, dem scharfen
zischen des tonlosen n gerecht zu werden.
Wasjdic zweite erklärung betrifft, so ist sie schon deshalb
unbefriedigend, weil sie die doch offenbar auch hierher ge-
hörigen fälle, wo GG im anlaut z. b. ^^HMMO auf einer inschr.
von Akraiphia (Mitt. d. ath. I. IX 1884 p. 5. Collitz DI n.
Ueber den dialekt der attischen vaseninschriften. 457
568a) und im absoluten auslaut (boiot. TlQoxh'stqg IGA 290)
steht, unberücksichtigt lässt. Vgl. auch gort, rovgg imßak-
loyTttvg Vn 9. — Die Boeckh'sche deutung sodann muss
darum bedenklich erscheinen , weil sie die gemination für den
ausdruck der qualität des Zischlautes ansieht, während jede
andere Verdopplung nur die längere dauer und grössere inten-
sität des betreffenden lautes bezeichnet. Zudem tritt die er-
scheinung auch auf latein. , namentlich stadtröm. und afrikan.
inschriften (auch auf einer praenestin. bronze Garrucci Syll.
538, Jordan Krit. Beitr. s. 5: Paimscos s. Seelmann Ausspr.
d. Lat. p. 144 ff.) auf, wo die annähme palataler ausspräche
höchst unwahrscheinlich wäre. Andererseits ist es nicht aus-
geschlossen, dass das gr. a vom dtsch. s verschieden sich einer
gingivalen oder sogar cacuminalen ausspräche zuneigte. Dafür
spräche die entstehung von aa aus kj und die thatsache, dass
semit. tf, iran. ^ mit solcher regelmässigkeit im gr. durch <t,
ff<r wiedergegeben wird. Die doppeltschreibung aber wird man
mit G. Meyer nur als den ausdruck der längeren dauer und
schärfe des a betrachten dürfen.
Für die ausspräche von anlautendem a als tönendes z im
vulgärattischen des 6.-5. jh. v. Chr. ist es ein beleg, dass der
vasenmaler Saxojviärjg (zu 2dx(oVy koseform eines mit adxvg
zusammengesetzten voUnameiis) auf einem gefäss in München
27, vgl. CIG 8298. Klein VM^ 85, seinen namen mit Z
lAKO^IAE^
schreibt, auf zwei anderen dagegen ^AKONIAE^.
Die lautverbindungen ? und t//.
Die lautverbindungen $ und \p werden auf den älteren att.
vasen regelmässig durch /a und q>a gegeben, nicht durch xa
und na.
Or^lME
auf der Iliupersis-vase des Brygos im Louvre (Heydemann
Diupersis taf. 1. Wien. Vorl. VIII 4. Urlichs Beitr. z. Kunst-
gesch. taf. 18 vgl. p. 65) bei einer männlichen figur, die Robert
Bild u. Lied p. 68 als Menelaos deutete, ist jedenfalls nicht
*0\pifAe[dwf oder -fiivrig] zu lesen. Auch Purgold scheint den
«'weiten buchstaben bei seiner revision der schale 1^82 83 nicht
genau erkannt zu haben. Am wahrscheinlichsten, wenn auch
458 I^&ul Kretschmer,
sachlich unerklärbar (vgl. Robert a. a. o. p. 65 anm. 17), ist
die lesung ^OQai^i[vfjg].^)
In folgenden fällen ist die Schreibung x^ ^^ ^Xf V^ i^ ^9
umgestellt.
Der att. Meister Xenokles signiert auf einem schwarzfig.
gefäss späteren stils (Neapel Racc. Curaan. n. 114 A.; vgl.
Minervini Bull. Nap. arch. N. S. VI 51) mit
^+EWOKVE^,
sonst (z. b. München n. 31) mit +^ENOKVE^.
Der töpfer Pistoxenos schreibt seinen namen auf einer
rotf. kotyle (j. im Brit. Mus. , früher im besitz von Barone in
Neapel, vgl. Minervini Mon. ined. di Barone p. 37. latta Adl
1876 p. 27. Klein VM» 107, 24 hat irrtümlich ni^TO+^ENO^):
niSTOS+ENOS.
Dazu vgl. ^fENHPETOS statt Ssv^^Qsrog auf der keischoi
inschrift IGA 394 = Cauer Delectus* 529. Auf einer att. weih-
inschrift CIA I 353 (s. Add. et Corr. p. 222) ^S^kl^J^MQS
€]v(T/ain€vog = ev^a/nsvog.
Auf einem schwf. krater mit Herakles in der Amazonomadiie
Canipana IIb, 27: TOS+0 . . . E(?) für To'^o[(p6v]fj od. dgl, name
einer Amazone.
Auf einer schwarzf. vase in München n. 130 (vgl. CIG
71)l()b):
^+AA^O für 5fiv^}\og] und . . . ^+IAEMOA für ['Ava]'^i'6riiÄo;.
Auf einer schwarzf. hydria der Sammlung Feoli (Brunn Bdl
18^)5, 54, jetzt in Würzburg (ürlichs Verz. d. Ant. III n. 138
p. 31):
^+AN0O^
für Sav^og name eines pferdes.
Der berühmte vasenmaler Epiktet hat die eigentümlichiceit,
statt tyoucprfsv = l'yQaxfjfv meistens
EAPA^CDEN
ty()a(T(ffv zu schreiben. Vgl. Klein Euphronios^ p. 44. VM*
100 ff. CIG 8101. Hl()4. 8165. Diese Schreibung findet sichaxf
folgenden gefässen dieses maiers
1) Der köpf von P ist öfter nicht ganz geschlossen, so dass es wie r
= 71 aussieht z. b. HIEPON Vtowr auf einer schale des Hieron im Brit
Mus. Wien. Vorleg. C 5. Klein' VM« 165, 6. Vgl. das rho IGA 12?-
Vielleicht ist K in K^ENOKVE^ Raoul-Rochette Mon. inöd. pl. XLIX
auch nur ein schlecht geschriebenes X-
üeber den dialekt der attischen vaseninschriften. 459
1) Brit. Mus. 814. 2) ebda. 988. 3) Cat. Durand 133, j.
Brit. Mus. 4) S. Canino, de Witte Cat. ^tr. 175, j. Brit. Mus.
5) S. Canino Cat. etr. 174, j. Louvre. 6) Würzburg in 358.
7) Besitz W. Helbig's Bdl 1868 p. 74. 8) Braun Bdl 1846
p. 77. 9) bei Campanari Klein a. a. o. n. 20. 10) S. Roger
Klein VM a. a. o. n. 21. 11) Schale aus Orvieto Adl 1877
p. 132. 12) Brit. Mus. 987.
Auf einer rotf. schale aus Vulci, früher in der S. Canino,
j. im Brit. Mus. 838 ist
OSAP
vielleicht von rechts nach links [«yl^^aor^fcyj zu lesen.
Besonders merkwürdig ist die form
(DIAO^KET
OiXoaxijT[fjg] für OiXoxt^ttjq auf einem att. stamnos schönen
Stils aus Tarent im Brit. Mus. 804* (abg. R. Rochette Peint.
ant. pl. 6. Vgl. Arch. Z. 1847 s. 155. 0. Jahn Einleit. p.
XXXV. Fr. Winter Jung. att. vasen s. 64).
Auf einer schwarzf. schale in der samml. d. arch. gesell-
schaft in Athen n. 231 (abg. Heydemann Griech. vasenb. taf.
6,4):
NEONTOVEMO^
statt NsoTiToUfioq. Falls nicht einfach verschreibung vorliegt,
erinnert die form an thess. o/ TTokia^x^'-i uQ/jTToXiaQx^roq
Collitz DI 1330. Zu dem nasal vgl. TVENPOVEMO^ name eines
töpfers Klein VM* 84 f., sonst Tkfjnoke/Liog.
Diese interessanten vulgärformen sind vielleicht geeignet,
in das dunkel, welches die geschichte der lautgruppen | und i//
noch umgiebt, einiges licht fallen zu lassen. Ehe wir uns aber
in weitere hypothesen über ihre entsteh ung einlassen, wird es
nötig sein, zunächst das wichtigste, was wir über das wesen
und die ausspräche dieser lautverbindungen in historischer zeit
erfahren können, zusammenzustellen.
Bekanntlich ist die bezeichnung von g und \f/ in den
einzelnen griechischen alphabeten eine ziemlich mannigfaltige.
Auf der ältesten vorhistorischen stufe der griechischen schrift
gab es für diese lautgruppen so wenig wie für die aspiraten cp
und X besondere zeichen: ein zustand, der uns noch durch die
alphabete von Kreta, Thera und Melos vergegenwärtigt wird;
hier ist $ und \p — wie wir ja auch zunächst erwarten müssen
-— mit den zwei zeichen xa, na ausgedrückt. Alle anderen
4(K) I^aul Kretschmer,
hellenischen^^stänime sind mit dieser bezeiehnungsweise augen-
scheinlich nicht zufrieden gewesen und haben sie — mit wenigen
ausnahmen — durch eine andere ersetzt: entweder indem sie
für § und yj besondere buchstaben erfanden oder die Um-
schreibungen ya, /a dafür anwandten. Nach der beschaffenhdt
der besonderen zeichen für $ und t//, sowie für / zerfallen die
griechischen alphabete — mit ausschluss der drei genannten -
bekanntermassen in zwei streng geschiedene gruppen, deren
historisches Verhältnis zu einander noch ein ungelöstes rätsd
ist. Soviel lässt sich jedoch erkennen, dass das bedürfnis q
und / durch je ein zeichen auszudrücken stärker fühlbar war
als der mangel eigner buchstaben für 5 und ^. Denn alle
alphabete der beiden gruppen haben zwar zeichen für die
aspiraten, aber nur ein teil solche für §, noch weniger auch für
V/. Trotzdem ist es noch immer auflfallend genug — und das
ist bisher nirgends mit hinreichender schärfe betont worden — ,
dass überhaupt ein bedürfnis vorhanden war, zwei laut-
verbindungen, die wir als k -{- s, p -\- s auszusprechen gewohnt
sind, mit einem einheitlichen zeichen auszudrücken. Der grund
hierfür kann nur in der ausspräche dieser consonantenver-
bindungen gesucht werden, in denen man zwar je zwei ver-
schiedene demente glaubte unterscheiden zu können, welche
aber dennoch wie einheitliche laute gehört und vom sprechenden
fi^efUhlt worden sein müssen.
Ziehen wir die alphabete heran, welche sich keiner be-
sonderen zeichen für '^', xp bedienen, so finden wir dort die
Umschreibung mit /n, (fo ziemlich allgemein durchgeführt; doch
erscheint daneben, wenn auch seltner, xa und tkt: auf den
bleitäfelchen von Styra steht zweimal na IGA 372, 341. 409
und einmal r^rr in dem, wie sich jetzt herausgestellt hat, mit
unrecht angezweifelten Morpcfi'drjg 372, 2G9, auf Amorgos no
'E(p, uQX' ^^^-^ P- '"^i^ f- ^i»^l vielleicht K^ Mitt. d. ath. I. XI
isso p. 1)7 ff. n. 13 neben JH. Die zunächstliegende annähme,
dass yoy r/rf wie die aspiraten kh, ph + -"»^ gesprochen worden
seien, ist zwar phonetisch nicht unmöglich — man vergleiche
armen, fx, f's (Sievers Phonetik-^ loS) — , aber hat nicht den
geringsten grad von Wahrscheinlichkeit für sich. Denn die^e
aussi)raclie hätte eine so völlige Scheidung der beiden elemente
in ■;', yj zur notwendigen Voraussetzung, dass die einheitliche
bezeichnung dieser lautgruppen in den anderen alphabeten nur
j
j
Ueber äeo dislekl iler &itisi;hen vaseninschrit'ttD. 461
loch unerklärlicher würde. Dazu kommt das schwanken zwischen
jfo und seltnerem xa, ipn und na und ferner der umstand, dass
Hof den alten theräischen und inelischea grabsteinen %, v nicht
lurcb xha, nho ausgedrückt ist, sondern durch xa, aa, während
loch für die wirklichen aspiraten nh , xh , ?/i und sogar 3h
geschrieben ist. Die ersten elemente von i, y/ können sich
iemnach weder mit dem lautwert von y, /, noch dem von h,
t genau gedeckt , sondern demselben nur soweit angenähert
baben, dass man sie in ermauglung besonderer buclistaben mit
jf, if oder X, TT bezeichnen konnte — beides nur unvollkommene
idii'eibungen. Eine genauere ermittlung der frage, wie jene
demente ausgesprochen wurden, lässt nuu die alte weihinsclirift
ier Naxierin Nikandre IGA 407 zu: hier ist OKBAM = JV"^''o»'i
kOXOtH3 = tio/oi, 0*BAia® = (f-iaiav. Auf derselben in-
Khrift hat 8 sonst neben seiner vocaliscbeu bedeutung die des
bauches in (Df^ü^ou, wo die anlautende aspirata pleonastisch mit
fh (vgl. ther. 9h) gescbrieben ist, und die geltung von h -\- t
k&ch der oben besprochenen archaischen Orthographie. Wenn
nan erwägt, dass sonst auf Nasses '.; mit Xf bezeichnet wird,
Bo scheint es mir ausser zweifei, dass der laut, der hier mit h,
iort mit kh wiedergegeben ist, ein dem hauch wie iler aspirata
gleichmässig verwandter, eine gutturale Spirans war. Ganz
Bntsprechend wird derselbe laut im ahd. und mhd. teils durch
A, teils durch ch ausgedrückt, und im gotischen und ahd. ist h,
Vie auf der vreihstatue der Nikandre, sowol für die spiruns als
Ilir den hauch verwendet. Noch ähnlicher sind die Verhältnisse
hn etruskisclien : nach Pauli Altital. Studien IS^ii s. 130 darf
entwicklungsreihe acsi a/si ahsi ad zu den gesicherten
Rsultaten der etruskologie gezählt werden. Die Griechen hatten
Aen kein zeichen für den gutturalen reibelaut und brauchten
läaher statt dessen den buchstaben für kh oder k oder h.
Dass ebenso f in tfo die labiale spirans f vertritt, kann
xwar nicht in derselben weise bewiese», aber nacb der analogie
TOD I vermutet werden. Auch hier schwankt ja die Schreibung
zwischen fo und na, und auf Thera wird .-10, nicht jiha ge-
Khrieben. Ein Londoner papyrus aus dem jähre 159 v, Ch.
Wessely Wiener Studien IV 197 hat EfißXfvaavrag für sftßKe-
Viurrai d- i- . Ja nian damals tv schon wie ef sprach , emblef-
»antas.
Liesse sich nach dem gesagten schon leichter begreifen,
ZiitKbtIft für VRgl. Spnchf. N. F. IX. b u. <;, 30
tte
4G2 Paul Kretschmer,
warum für '^, i// überhaupt neue zeichen geschaffen worden
sind, so würde man doch eher erwarten, diese lautgruppen
durch combination eines neuen buchstabens für ffCh-^aüs
durch ein einziges zeichen dargestellt zu sehen. Wie schon
diese Schreibweise auf eine besonders innige yerbindung der
beiden demente in 5, \f/ schliessen lässt, so ergiebt sich die-
selbe thatsache nicht minder aus den oben zusammengfötellten
vulgärformen der vaseninschriften. Hier liegt deutlich die ait-
wicklungsreihe: idg. ks ps: gr. 5 ip: vulgäratt. a^ <rg> vor in
i'-yQuif-Gev: tyQuxpsv: tyQuoipsv, ^j4vayt[T)~<Ji-6rjfioq: ^Avo^iSvifio^i
^j4vua^t'd'f]/Liog, ev^-aaituvog: fvia/nevog: sva^afzsyog, und danadl
sind auch die übrigen fälle zu beurteilen: S^uv^og aus Sur^;,
2/€Voxkfjg aus SsvoxXijg U. S. W.
Wie ist dieser lautwandel phonetisch zu erklären? —
Sievers Phonetik* s. 226 stellt den grundsatz auf: „afler laut-
wandel im eigentlichen sinne des Wortes beruht also auf einer
allmäldich fortschreitenden und unbewusst sich vollziehenden
Verschiebung " In unserm falle hingegen liegt dem
anscheine nach ein lautwandel vor, der nicht auf langsamem
vorrücken, sondern einem plötzlichen umspringen der articulatioo
beruht.
Mit recht nehmen aber Sievers Phon.^ p. 220, 240 u. a.
jinstoss an den abnormen „gewaltsamen Sprüngen" , welche bei
vielen nietatliesen scheinen angenommen werden zu müssen.*)
Betrachten wir nun eine der sogen, metathesis völlig
analoge erscheinung, die epenthese eines / oder j, so ist bekannt-
lich z. 1). kypr. a/'Ao;, armen, all, air. alle aus *aIjos nicht in
der weise entstanden , dass j Ui)pr / hinwegsprang, sondern all-
niälilich durch dasselbe iiindurchging d. h. die ursprünglich
folgende articulation des j verschob sich ganz allmählich zeitlich
SD, dass sie gleichzeitig mit der des / vorgenommen wurde;
so entstand zunächst ein sogen, zusammengesetzter laut,
hier speciell ein i)alatal isiiM'tes oder mouilliertes /. ^i^
CS in slav. und roman. spraciien vorliegt. Erst durch weitere
» ) \Vl. iiinstolliin«j:en, wie sie vorliegeu, auf dieser oder joner seite, in:
Olli;!, crips cirps: luld. «/?(//)<» /i nu\ »irdsptn iit». (jrasp ; ae. cUps cops UDö
rlisp Cifspi ac. iixidn iie. tu /i.vA'; luhi. ti» psk in ahd. zisp/an; westfal. wfffU"*'
für nuin.<kuu (/tsolir. 2, Sli); alid. wafsa nhd. wt.<pe, Nhd. wachs lit. ra.«:iüi
aliiilg. lutskü: ]ii. si^iliykstu, ->lriskuü, -ilnksiu, 'drtksti: suhJüksztu, -bluf^i^'i'*'
•hlüksziu. -f'hik.tzti. .Vir. '/•» firslu neiiir. ilo aiscin u. s. w.
tJeber den dialekt der attischen vaseninschriften. 463
Verschiebung trat der palatal vor das l und vereinigte sich mit
dem vorhergehenden vocal zum diphthongen. ^ S. Scherer
ZGDS^ 143. Sievers Phil.-Vers. in Lpz. 1873, 189—193. Wie
nun hier die lautfolgen Ij und il durch einen die^'articulation
von l und j vereinigenden zusammengesetzten laut historisch
verknüpft werden, so wird die lautgruppe ks mit sk durch
einen zusammengesetzten consonanten vermittelt, der die
articulation von k und s vereinigt.
Brücke definiert die zusammengesetzten oder combi-
nierten laute, -- welche ich, um missverständnissen vorzu-
beugen, mit Hoflfory durch übereinanderschreiben , nicht, wie
Brücke, durch einklammerung der gleichzeitig articuUerten laute
bezeichne — folgendermassen. Grdz. d. Phys. d. Spr.* 81:
„zusammengesetzt nenne ich die laute, welche ge-
bildet werden, indem die mundteile gleichzeitig
für zwei verschiedene consonanten eingerichtet
sind.^ Diese definition muss als die allein berechtigte der
anschauung anderer phonetiker gegenüber gestellt werden, die
unter zusammengesetzten consonanten auch die aspiraten oder
dtsch. z verstehen. Wenn Czermak Ges. Abh. II 101 sagt:
„(Die zusammenges. consonanten) entstehen entweder durch
gleichzeitige oder sehr rasch auf einander folgende einstellung
der sprachteile für zwei verschiedene consonanten," so weicht
diese definition von der Brücke's nicht ab, wenn man sie so
versteht, dass die in verschiedene articulationsstellungen einge-
tretenen mundteUe nun auch in denselben zu gleicher zeit und
neben einander, wenn auch nur momentan, verharren, — ob
sie zu gleicher zeit oder sehr rasch nacheinander eingestellt
sind, das ist in Brücke's definition nicht gesagt und begründet
auch keinen wesentlichen unterschied. Dass indess Czermak
seine erklärung nicht so versteht, zeigen seine folgenden worte:
„Als beispiel der letzten art diene x = ks, das (slav.) c oder
das deutsche z ^ ts, wo im moment der explosion für die ver-
>) Derselbe cntwicklungsgang lässt sich deutUch auch für die u-
epenthese im iran. nachweisen. Es scheint mir zweifellos, dass urv in
dem vielbesprochenen avest. urvala- aus *vrata und anderen Wörtern
labialisiertes r darstellt, das aus vr durch Zusammensetzung hervorging
und den stimmton des v vor und nach r hören Hess. So bildet auch im
dalekarlischen dialekt labialisiertes r den Übergang von ostnordischem
vr zu westnord. r.
30*
464 P&ul Kretschmer,
schlusslaute k und t die enge für den reibelaut s hergestellt
wird." Eine Zusammenfassung so wesentlich verschiedener laute,
wie es dtsch. z einerseits und z. b. die palatalisierten conso-
nanten andererseits sind, ist phonetisch nicht zu rechtfertigen.
Es liegt in der natur der sache, dass eine so enge combi-
nation, wie sie zusammengesetzte consonanten bilden, nur von
lauten eingegangen werden kann, die in gewisser beziehung
einander homogen sind. Unmöglich kann z. b. ein tonloser
consonant mit einem tönenden combiniert werden, denn die
stimme muss entweder mittönen und dann sind beide gleich-
zeitig articulierten consonanten tönend, oder sie schweigt und
dann sind beide tonlos. Ja, Brücke (p. 87) behauptet, dass
verschlusslaute und ebenso reibelaute nur unter einander combi-
niert werden können; es ist nun zwar physiologisch nicht völlig
undenkbar, dass eine explosiva mit einem Spiranten eine combi-
nation eingehe, aber jedenfalls namentlich wegen der Ver-
schiedenheit der articulatorischen bewegungen, mit grossen
Schwierigkeiten verknüpft. Wenn daher zwei laute verschiedener
klassen sich zu einer combination verbinden — und die neigung
dazu ist bei benachbarten lauten wie jede gegenseitige assi-
milatorische beeinflussung leicht vorhanden — so müssen sie
vorher einander homogen werden.
Auf diese weise erklären sich metathesen in den iranischen
(lialekten. Dem avest. nspa entspricht osset. afsv. tag. ijf-fs:
hier ist sp, indem der verschlusslaut p durch den einfluss der
vorhergehenden spirans n ebenfalls zum Spiranten, f, wurde, in
den combinierten consonanten ^ übergegangen, der sich dann
zu /'s- entwickelte. Zd. &r wird mit osset. rf durch den am
l)esten mit \ umschriebenen apers. laut phonetisch vermittelt,
welcher etymologisch die folge dental + r vertritt, aber da er
nur mit einem zeichen ausgedrückt wird, ein einheitlicher aus
einem dentalen und r zusammengesetzter laut, also etwa ein
spirantisches r gewesen sein muss. Ebenso werden zusammen-
gesetzte laute die niittelstufe zwischen zd. ivr und osset. ni\
z(l. ZV, z(i und osset. 7^^, yz , zd, yr und osset. vy u. s. w.
(s. Hübschmann Etym. u. lautl. d. oss. spr. p. 108) gebildet
haben.
So wird auch avest. pi klar. Hübschmann ztschr. 24, 341
hob mit recht als autTällig hervor, dass p\ im ostiran. nicht zu
/'() geworden ist. Die annähme, dass uriran. pft oder /? z"
lieber den dialekt der attischen vaseninschriften. 465
gründe lag und daraus ostiran. pt durch rückwandlung ent-
standen sei^), ist vielleicht richtig, erklärt aber eben auch nicht,
warum ar. pt im ostiran. andere wege als ar. kt ging, das zu /^
wurde. — Wichtig ist vor allem, dass p vor t nur dann bleibt,
wenn kein r darauf folgt, vor tr hingegen zu fjtzuä wurde,
genau wie kt zu /ß. Vergleichen wir nun z. b. nafeSrem (vgl.
ai. impträ) mit ptare^n (vgl. ai. pitdram), so ist es ebenso
zweifellos, dass labial (p) und dental (t) in ptarem derselben
Silbe (ptu-) angehörten, also in der ausspräche mit einander eng
verbunden waren, wie dass in nafeSrem labial (f) und dental
(S) zu zwei verschiedenen silben gehörten, also durch die druck-
grenze von einander geschieden waren; dies folgt aus dem
svarabhaktischen e zwischen /"und d}) Dass pt in ptaretn tauto-
syllabisch war, ist selbstverständlich, dass dasselbe aber auch im
inlaut der fall war, man also ha-pta, nicht hup-ta sprach, wird
durch den gegensatz von vehrkem ai. vfkam und hukereptemaJie
(vgl. ai. kjptd) wahrscheinlich. In letzterem falle war pt tauto-
syllabisch und wurde hn-kere-ptefnahe abgeteilt: das wird ein-
mal wieder durch das svarabhaktische e zwischen r und p,
sodann durch die erhaltung des tönenden r bewiesen. Die ent-
stehung des hr d. i. tonlosen R (Hoffory Ztschr. 25, 429) ist
bekanntlich abhängig von folgendem p, ky also dadurch bewirkt
worden, dass p, k eng mit r verbunden gesprochen wurde und
r daher tonlos machte. Wenn demnach r in hnkereptemahe
nicht zu hr wurde, so weist dies darauf hin , dass es mit dem
folgenden p nicht verbunden, sondern durch die druckgrenze
getrennt war: dann war aber pt hier notwendig tautosyllabisch.
Lässt sich mithin das gesetz aufstellen: ar. pt wird im
ostiran. durch pt vertreten nur, wo es tautosyllabisch im anlaut
einer silbe stand, sonst durch ß, während kt in allen fällen zu
X^ wurde, so erklärt sich dies phonetisch in der weise, dass
das tautosyllabische pt ein zusammengesetzter consonant ^ war,
in welchem die combination mit dem lautgesetzlich erhaltenen
verschlusslaut t auch p vor Verwandlung in die spirans schützte;
>) Brugmann M. ü. III 137. Bartholomae Die Gäthä's s. 9i. Hdb. d.
airan. Dial. § 98. Osthoff Wochenschrift f. klass. Phil. 1885 s. 460 f.
Brugmann Grundriss p. 350 vergleicht aisl. epter aus efter, welcher wandel
ebenso anfällig ist (die annähme, dass aisl. pt hier wie ft gesprochen
wurde, ist unrichtig).
s) feSrö wird im satzinlaut entstanden sein, vgl. hufeitls aus ^su-^Ms,
466 I^ftul Kretschmer,
k und t gingen hingegen keine combination ein, weil es viel
schwieriger ist, mit demselben organ (der zunge) gleichzeitig
zwei articulationsbewegungen (für k und t) vorzunehmen, als mit
zwei verschiedeneu. Man sprach also einmal: ^arem, ^'!fi-
Es wäre wünschenswert, dass derartige zusammengesetzte
consonanten auch in lebenden sprachen nachgewiesen würden,
ein punkt, auf den die phonetiker bisher noch nicht ihr aagen-
merk gelenkt haben. Erwähnen will ich wenigstens, dass eiu
^j^ vielleicht im chinesischen vorliegt in dem von englischen
gelehrten mit hs umschriebenen laute des Pekinger Dialektes,
über welchen ich vorläufig auf F. v. Richthofen China I s. XXI,
V. d. Gabelentz Ghines. Gramm. § 82 (unklar) und besonders
Th. Fr. Wade Yü-yen tzü-erh Chi , a progressive course etc. I
p. 5 verweise. — Ein combiniertes ' kommt, wenn ich nicht
irre, in norddeutscher ausspräche in der wortfuge vor consonanz
vor. Zwanglos wird vielfach nicht hauptkasse, auch nicht
haupkasse (Sievers Phonetik^ 159), sondern haUp^kasse ge-
sprochen. Akustisch wirkt der laut wie ein durch den klang
eines t modificiertes p.
Kehren wir nach dieser phonetischen digression zum grie-
chischen zurück, so glaube ich aus dem umstände, dass x, n
vor fj zu den Spiranten r//, f geworden war, ferner ^, t// mit
einem einzigen zeichen ausgedrückt werden und in der vulgär-
aussprache n/, a(f mit i', \p wechseln, folgern zu dürfen: auch
§, w waren zusammengesetzte laute ^.'^^ 'l. Dieser auifassung scheint
mir auch die beschreibung des Dionysios von Halikarnass zu
entsprechen. De compositione verborum p. 166 Schaefer, wo
er über die ^/iit'ffcovu handelt, zählt er erst die unlä, dann
die dinXü auf: tqi'u Jt Jiti/«, t6 ts ^ x«/ ro I xai ro rp.
/linKu 61 AeyovGiv avTu rJTOi 6iu to Gvv&era (ivuiy lo imv
C diu Tov (T xai d, ro dt^ § diu rot x xai a, t6 di \p ^la
Tov n xat a (TVVB(p&uQin€V(ov idiav ffcovrjV Xajußavovra, In | unu
\p war also x, n und a derartig „zusammengeflossen, gemischt^^)
dass das ganze einen eigenen lautwert erhielt.
1) avu(fx*hfio(o&ai,rf{hiQia&r(i, 7 ^oo« sind kunstausdrücke der maierei
für das „mischen der far])on". So schreibt Plutarch De glor. Athen. 2
ip. 346 A) dem Apollodor die erfindun^ der 7,^00« xai dnoyotadig <J^"^>
zu. Vgl. Plut. De def. orac. 47. Porphyr. De abstin. IV 20. ' Cbertragen
wendet es Plutarch Sympos. p. 708 und Dionysios v. Halik. ausser an
üeber den dialekt der attischen vaseninscbriften. 467
Wenig klar ist Priscians bemerkung I § 42: num multo
molliorem sonum habet xp qiiam ps vel bs — sicut ergo \fj me-
lius sonat, sie x etiam gs vel es, aber so wie sie Böhtlingk
Ztschr. 15, 148 gegen Ebel ibid. 14, 256 deutet, ist sie schwer-
lich zu verstehen: einer ausspräche gZy bz widerspricht direct
die angäbe des Dionysios 1. c. p. 172 Seh.: To /uh yuQ § iiu
TOv X, TO Ss xjj Siu Tov 71 Tov avQiy/nov (!) unodi^coai, yjiXcov
ovTiov dfKpoTSQojv, wic cr im gegensatz zu dem dritten dinkovv,
dem 5, bemerkt, welches /näXkov riSvvei r^v äxorjv rmv 6T€Q€ov,
Jedenfalls stimmt aber Priscians beschreibung zu unserer an-
nähme, dass in tp, § nicht einfach ein p, k enthalten war.
Mehrfach tritt die doppelschreibung g§ auf: auf einer in-
schrift von Chaironeia CIG 1608 z. 6 f. AEHEinriA, z. 17 (nur
nach Clark) AEEZIfinA^,- auf der inschrift von Lebadeia IGA
150. CoUitz DI n. 407, z. 4: OE++IP Ji^lmlnog od. -na]\ auf
einer att. inschrift Ross Die Demen von Attika n. 193, 1
(p. 105); Keil Syll. inscr. boeot. p. 237: AOEEA,- auf der
inschrift der ozolischen Lokrer von Oiantheia IGA 321. Collitz
n. 1478. Röhl Imagines IX 1 z. 45 f. ::jcA©l++IK xpafpiliiv.
Auf der inschrift vom tempel des didymaeischen Apollo CIG
2852. Dittenberger Syll. n. 170, z. 46: %il. Auf einer inschrift
von Skyros Bull, de corr. hell. III (1879) p. 62. Dittenberger
Syll. n. 383 (nach 196 v. Chr.), welche die zeilen mit vollen
Silben schliesst, z. 9 f. ist abgeteilt (filodo^W^ovaiv. [WAfg]-
luvdQov in einer Urkunde aus Dodona Fick Bezz. Beitr. III
267, z. 1. „Die Schreibung 'AUHuvSqov . . . wird durch die
buchstabenreste und die spatien mit notwendigkeit gefordert."
Gomperz Arch.-epigr. Mitt. aus Oest. V 1881 s. 133. Collitz
DI 1335. Man vgl. auch lat. XX = gr. % in TOXXOTES
To^oTfjg auf einer röm. münze aus der kaiserzeit (sogen, n.
contomiatus Eckhel D. N. p. 298). Diese Schreibweise ist viel
weniger begreiflich, wenn ? = t + ^> mithin 55 = ksks gewesen
wäre, als wenn § = ^ war. Denn dann war §g = ^^ d. h. ein
unserer stelle auch p. 129 f. an. Schwerlich hat sich aber die bedeutung
des mischens aus der des vernichtens entwickelt, sondern umgekehrt ist
die alte sinnliche bedeutung von tf^iiQfoOai „fliessen, strömen", avuffd^d-
Qfa&at „zusammenfliessen", «i'^tfofiy „fliessen lassen", wie sie noch vor-
wiegend das verwandte ai. k$drnmi (vgl. aiHi-k^araynmi „begiesse") hat;
ans dieser entwickelte sich erst die des zerrinnens, Schwindens (auch
im ai.).
468 ^Aul Kretschmer,
intensiver (länger ausgehaltener) zusammengesetzter reibelaut,
und die gemination kann so wenig befremden, wie bei aa.
Schreibungen wie Sodv&og, ^oQa^g auf korinth. vasen (oben
s. 164 n. 16, 168 n. 27), e'U IGA 381a 5, xiXilg Joum. of
Hell. Stud. VI 372 (nicht xvkix<;^.), Nalmc^v Eckhel D. N. I
226 bezeugen , dass 5 in i etwas länger ausgehalten wurde als
ch\ nxjj in uvuyQinxpai CIG 2909 giebt vielleicht eine aus-
spräche '% wieder.^)
Endlich lässt sich auch die spätere entwicklung von V'» \
zu aa, a, wie sie schon auf dem att. rotf. krater in Berlin
n. 2401 (Gerhard Trinksch. u. gef. taf. 4. 5) in
TEP^EirOPH^
für T€Q\pixoQf]g und auf der unterital. amphora in Arezzo
(Mdl VIII 6. Adl 1864, 240. Heydemann Mitt. aus d. Antikens.
s. 104) in dem namen einer Amazone
für To^ig (andere belege bei G. Meyer Gr. Gr.* § 261. 262) sich
findet, phonetisch nicht unmittelbar aus der ausspräche ps, fo, wol
aber aus der ^ ^'^ ableiten; man vergleiche denselben wandd
im etrusk., german. und slav.
Dass im ngr. i// = ps, '^ = ks ist, beweist um so weniger
etwas gegen frühere ausspräche als f und ,<?, ch und s, als
nachweislich älteres fs im ngr. in ps (xp) gewandelt ist: ngr.
ißaa/kfipa aus eßaaiXevau (ev = ef).
Es bleibt nun noch die oben angeführte form Oikoaxi^rr,;
zu erörtern, wenn anders sie mehr ist als bloss vulgär corrum-
piert aus OiloxTf^Trjg. Phonetisch wäre sie durch Übergang
von kt über ein combiniertes [. in tk zu erklären, genau wie im
serb. kto abulg. kuto in tko gewandelt wird. Die annähme
aber, dass xr, nr zusammengesetzte consonanten j., waren,
findet eine stütze an den Schreibungen x&, (f&. Was gegen die
ausspräche derselben als kldlt , phth oder als kth, pth spricht,
ist schon von verschiedenen seilen genügend erörtert worden.
Die annähme „graphischer assiniilation'^ kann unmöglich be-
friedigen ; warum schrieb man denn nicht regelmässig xx °*^
XX, sondern x/, wenn man wegen xr auch x^ statt x^ schrieb?
^) Lat. X zeigt dem gr. i' so analoge Verhältnisse, dass auch jenes
wahrscheinlich ein zusammengesetzter laut war; vgl. die Schreibungen /Jr,
xsy xc, XX. S. Seelmann Ausspr. d. Lat. s. 339 f.
Ueber den dialekt der attischen vaseninschriften. 469
der anderen gründe zu geschweigen. Sprach man x^> 9^ ^'^
Üi, % dann gehörte der nachstürzende hauch — nicht bloss
in der schrift, sondern in Wirklichkeit — gleichmässig zu
k resp. p wie zu t — Auf einer att. inschrift CIA II
403, in der die zeilen nur mit vollen silben geschlossen
werden, ist z. 17118 [6]|KTQN = fx tcov abgeteilt: ein verfahren,
das unbegreiflich ist bei der ausspräche ix + rcoy, aber erklär-
lich, wenn x und r untrennbar mit einander verbunden waren
und man «-J^coy sprach.
Ich habe bisher von den vulgären metathesen in eyQaafpsv
etc. fälle wie aiol. axdvog, anikkiov u. dgl. und solche, wo an-
lautendem gr. 5, v/, TTT, XT, q>&, x^ i^ ^^^ verwandten sprachen
und z. t. im griech. selbst die lautfolge sk, $p entspricht, ab-
sichtlich ferngehalten. Es würde zu weit über den rahmen
dieser Untersuchung hinausführen, wollte ich auch noch diese
idg. Verhältnisse hier erörtern. Kurz zusammenfassend will ich
jetzt nur dies bemerken. Unrichtig ist jedenfalls die ansieht,
dass im griech. ax, an in |, y/ umgestellt sei. In der idg.
grundsprache geriet mehrfach durch vocalschwund in folge von
accententziehung psy ks, pt, kt in den wortanlaut. Diese laut-
folge wurde im allgemeinen bewahrt, wechselte aber schon im
idg. nach einem sandhigesetz mit sp, sk. Am reinsten sind
diese Verhältnisse im griech. erhalten, dann auch im indoiran.
Im armen, ist relativ spät ks über ^^^ zu sx, (z. b. in i-sx-el)
gewandelt. Das latein. zeigt noch einen rest von altem ps und
pt (pse in eapse^ reapse, suapse, ipse = gr. rpd neben orpe; pte
in eo'pte etc.). In allen übrigen idg. sprachen ist die lautfolge
sk, sp zur alleinherrschaft gekommen. Die ausführung und be-
gründung dieser annahmen hoffe ich an anderer stelle zu geben.
Morphologisches.
Ist diese lesung richtig, so ist von 'Eg/ni^g ein gen. ^EQ/uotg
nach dem schema StoxQarrjg: ^coxgurovg neugebildet.
Auf einer hydria der Sammlung Gourieff (Gerhard A. V. II
p. 189. CIG 7422):
HEPMOW
Aber auf der schwarzf. spätarchaischen hydria des att.
meisters Tychios (in Triest Arch.-epigr. Mitteil, aus Oesterr.
470 Paal Kretschmer,
1878 ai) p. 13) steht nach Wernicke Arch. Z. 1885 s. 250
nicht HEPMO^, sondern ^3MI3II.
Das auf der Hieronschale im Brit. Mus. (abg. Mdl IX 43.
Wien. Vorlegebl. A 7. Adl 1872 p. 227) vorkommende
AEMETPE
für JfjfxrixfjQ erinnert an böot. JofiaxQa CoUitz DI n. 560
(vgl. Lobeck Paralip. p. 142;, wird aber wohl verschrieben sein,
da man Jj^/Afjrga erwartet.
Nomina auf -ig.
Der vasenmaler Eucheiros, der söhn des Ergotimos, schreibt
auf einer schwf. vase (Brit. Mus. 701 , abg. Micali Mon. ined.
1844 tav. 42, 2. CIG 8202)
HVIHV^
und auf einer in Berlin befindlichen schale (n. 1756, vgl. Bdl
1846 p. 78. CIG 8203. Klein VM^ 72):
HYIH^
für vlog. Vgl. Welcker Rhein. Mus. 1848 s. 393 f. Dieser
form entspricht ivg CIA I 398 (als eine silbe gemessen), vi;
auch auf einem neu gefundenen att. steine Studniczka Arch.
Jahrbuch II 1SS7 s. 144. 146, daraus durch vulgäre contraction
(vgl. die einsilbige messung CIA I 398) \\\/S vg auf einer att.
inschrift Studniczka a. a. o. und ig (?) auf dem kruge des
Kriton Klein VM^ 213; vnv auf dem arkad. proxeniedekret
IGA 105. Collitz DI 1183, viig auf der spartan. inschrift IGA
54. Im gortyn. scheint das wort nur als n-stamm flectiert
worden und ein vlog diesem dialekt völlig fremd gewesen zu
sein: auf der grossen inschrift von Gortyn col. IX z. 40. X lö:
Dii;-^. VI 12 vlvv, IV 40 vivvg. VI 3 vlaog, VII 22 vlss;.
Der dat. pl. vldai IV 37 nach naTQuai dvyaxQaai. Nimmt
man hinzu, dass bei Homer die flexion als o-stamm noch viel
weniger durchgedrungen ist als später (nur viig v\ov häufig),
dass in den att. inschriften bis zur mitte des 4. jh. vut vUi;
viog vorherrscht (Meisterhans Gramm, d. att. Inschr. p. 63) und
desgleichen den handschriften nach bei Thukydides und Plato
üeber den dialekt der attischen vaseninschriften. 471
(Krüger Gr. II, 20) , so wird die annähme allerdings sehr
wahrscheinlich, dass nicht von anfang an der o- und tt-stamm
neben einander gelegen haben, sondern dass der letztere
der ursprüngliche ist und erst später in die analogie der
numerisch so übermächtigen o-stämme überging. Vgl. Meister-
hans a. a. 0. Baunack Gesetz v. Gortyn s. 71 f. Dann
ist aber auch die ansieht nicht zu kühn, dass das rätsel-
hafte yvo'c — wie schon Pott in Ersch und Gruber's Enc.
s. Grammat. Geschlecht, ohne sich unseres analogons zu
bedienen, vermutete — in derselben weise aus *avvavg, lat.
nurus aus *mtisus, hervorgegangen sei, da auch hier nach
Schwund des intervocalischen a gleiche vocale zusammentrafen.
Ebenso könnte dann i-6-g ,pfeü' aus *ia-v-g i-i-g, skr. i^u,
abaktr. iftt entstanden sein. S. jetzt Brugmann Grundriss d.
vgl. Gramm, p. 421.
Eine dissimilation von v in o auf phonetischem wege, wie
sie Osthoff M. ü. IV 185 flf. annehmen zu wollen scheint (vgl.
Brugmann Gr. Gr. p. 44), ist nicht zu erweisen. loQxeg neben
l'vQxgg, aus dem kelt. entlehnt (vgl. Curtius Etym.* 663 anm.,
Bezzenberger Beitr. IV 317), erklärt sich daraus, dass der ent-
lehnende gr. dialekt keinen ausdruck für den kurzen tt-laut
besass, weshalb man schwankend zu v oder o griff. So vertritt
auch 0 in fremdwörtern fl, wo an dissimilation nicht zu denken
ist z. b. in Magdoviog apers. Mardunijaj ^oydog apers. Suguda
abaktr. StiySa, KannaSoxia apers. Katapatuka, Boxxi LXX
hebr. ^M, loxxdd^ nisp. Über o = ü in kypr. glossen des
Hesych s. G. Meyer Gr. Gr.^ § 90. ""OjußQot lat. Umbri, "Miä-
jofAog Athen. VI 249b agall. Adiatunnm. Über gr. o = lat. w
vgl Dittenberger Hermes 6, 282 flf. Im skyth. "Kqxui Herod.
IV 22 vertritt v nicht u, sondern w, wenn dieser name mit recht
auf türk. jürük zurückgeführt worden ist.
Mehrfach liegen im griech. noch o- und v-stämme neben
einander, ohne dass man die priorität des einen erweisen könnte.
Auf der att. amphora in München (n. 1108. CIG 7611. Kirch-
hoflf Alph.* p. 126):
?v?yv5 für Kvxvog, Ebenso chXtpvg neben 6oXq>6g' ^ im^rga
Hesych. und JoXq>oi zf€X(po/, uQnog neben nQavg, Vgl. auch
ayiog skr. yajyas und yajyiis.
472 PäuI Kretschmer, .
NomiDa auf -Bvg.
Für die nomina auf -evg liefern die att. vasen einige inter-
essante beitrage. Zunächst erscheinen auf att. gefässen mdir-
fach nebenformen auf -17c, wie sie bisher nur für das kyprische,
arkadische und ,dorische' dialekte (Herodian. I 14, 12. Priscian.
VI 92 p. 276) nachgewiesen sind.
Auf einer schwf. amphora in München (n. 380, abg. Ger-
hard A. V. 227. Overbeck Her. Gall. 7, 5. CIG 7687):
HfjXrjg für IlfjXsvg.
Auf einer rotf. schale (aus Vulci abg. Mdl V 35. Adl
1851 p. 279. CIG S350):
PPOMEeE^
Auf einer rotf. amphora in München (n. 410 abg. Gerhard
A. V. 168. CIG 7737) steht
ElAONeEMEN
bei einer freudig bewegt nach rechts eilenden weiblichen figur,
während eine andere weibliche als ^Avnonsia bezeichnete and
eine männliche bärtige mit dem ausruf x'^^Q^ Ofjatvg ihr folgt
Man hat obige inschrift wohl richtig als eidov Qrjarjv^) „ich
habe Theseus (schon) gesehen" und freudigen ausruf der weib-
lichen figur aufgefasst, indem man die ganze darstellung auf tue
ankauft des Theseus (v^l. die andere seite des amphora) bei
seinen eitern bezog. Wenig wahrscheinlich liest Comparetti
Museo Italiano I isso p. 232, indem er die inschrift an die
anderen beischriften anschliesst: /u/^ei Qr^aetg \4vTionttn ß^^v
d^rjun'. Namentlich ist ein jl6(üv auf dieser sicher att. vase des
f). jahrh. äusserst auffällig , da / auch schon den ältesten att
inschriften mangelt, s. oben. Dagegen hat das liegende M = ^
in Qtjor^v nichts auffallendes; auf der rotf. kylix in München
(n. 402) 3 mal HOPAIM KALOM 0 naig xuXog, Gerhard
Trinkseh. u. gef. taf. C.
Auf dem rotf. aryballos mit der gesandtschaft an Achill
(Berl. Mus. n. 232() abg. Arch. Z. 1H><1 t^f. 8):
OVVTE^ neben A+IVVEV^
Auf einem rotf. deinos in München (n. 376 abg. Mon.
ined. d. I. sect. fr. Taf. 22 f. CIG 7716^:
0 ffrjat;y ist nach dem nom. (-^fjat^i neugebildet, der selbst wieder eio^
neuschöpfung ist; vgl. "Ootffjy Priscian. VI 92.
Ucber den dialekt der attischen vaseninschriften. 473
Auf einer rotf. hydria (abg. Panofka Mus. Blacas I T. 11,
1 u. Abh. d. Berl. Akad. 1849 taf. I, 3 vgl. s. 42):
PEP^E^.
Die amphora des Exekias in Berlin (n. 1(>98 abg. Gerhard
Etr. u. camp. Vb. 22. 23. Wien. Vorlegebl. III 8. Klein VM«
42. CIG 7G91) hat
nicht OrjOfjg.
Bieten diese falle nur insofern etwas neues, als durch sie
die nebenforinen auf -yjg auch fiir das vulgärattische nach-
gewiesen sind, so fehlt es an jedem analogen den auf att. vasen
vorkommenden formen auf -vg für -evg.
Auf dem hauptbilde der Frant^oisvase:
KEPV^ für Nfjnsvg.
Auf einer schwarzf. amphora in München (n. r)3. CKi
70501)):
TVAV^ für Tväevg,
von 0. Jahn mit unrecht für verschrieben erklärt. Vgl. auch
A. Schneider Der troische Sagenkreis in der alt. gricch. Kun.st
p. 22. 24.
Auf einer rotf. pelike im Vatican (abg. Mus. Gregor. II
63, 2 a. CIG 7540):
OINV^ für Ohsvg.
Auf einer vase, ehemals in der S. Canino CIG 7ri97:
OE^V^ für QijiTevg.
Auf einem rotf. stamnos im Brit. Mus. ^n. 754 abc. G*rr-
hard A. V. 103, früher in d. S. Durand n. 34^;. UG 772r.^
Auf einem rotf. aryballos aus Cumae fN«i|ÄJ hafx. (.naiuri.
n. 239 abg. Fiorelli Vasi Cumani tav. *;, CKr IV pr^,
p. XVIII. Winter D. jung. att. V. 57, 1.:
Auf der rotf. P]richthonios-vase ÜHL Mcl I ^'
Vorlegebl. B 12 (vgl. Adl 1877 p. 432 ä
EPEXC Yt
-wohl 'Eüf/ßxg für ^EQf^&fvg zu kn^niL
Dagegen steht auf dem Beriii>»-!- rwi a';w*' i i' '
fiAV^^V^; wie die abhjjdung«» ju öfo. XiC
'X . .
1 ' ■'
474 P&ul Kretschmer,
auch noch in den Wien. Vorlegebl. D 12 (vgl. Heibig Bdl 1876
p. 206) haben, sondern QVV^^EV^, vgl. Genick Griech. Keramik
1884 Taf. 17, 1. Heydemann Adl 1878 p. 225. Die färbe der
inschriften ist jetzt fast ganz verschwunden, aber gegen das
licht gehalten sind die spuren der buchstaben noch deutlich zu
erkennen. Zweifelhaft ist E^V0V^ EvQva&eig auf einer rotf.
schale im Louvre Cat. Campana I 134. Klein VM* 123, 19.
Auf einem att. teller im niuseum d. arch. gesellsch. in
Athen (Collignon Cat. n. 406 (pl. IV 16). Rev. Arch. im
pl. 84. 85. L. Preller Ber. d. sächs. Ges. d. W. 1852 taf. 5. 6.
Benndorf Gr. u. sie. Vb. taf. XXXII, 4) mit der darstellung
des ringens zwischen Peleus und Thetis steht als beischrift bei
Peleus :
TEVEVO^
rirjXevog Vgl. kypr. isgiJ/oQ ßaaiXijfog. Vielleicht ist der diph-
thong €v nur aus dem nom. in den gen. übertragen. Hf^Xivo;:
TlfjXfvg = iy^dvog: i/^'g u. S. w. vgl. boiot. ßoväy, ßovtaai,
Nom., wie Benndorf vermutet, ist TitjXsvog jedenfalls nicht. Der
gen. {TlrjXevog scil. sidog) neben dem nom. Gang in den bei-
Schriften hat nichts auffallendes. Vgl. z. b. ^iaag neben
'ExTOQo{g) München n. 53, MOOST d. i. Tgtoog (mit liegendem;)
auf dem Troilos-streifen der Frangois-vase neben lauter nomina-
tiven, HQ(xxKbog''A^rjog neben Kvxvog, ^ArpQod/Trig nob^Xi Aivtu;,
Jiojuf^drjg Journ. of philology VII (1877) Taf. A. B, Winter
Jung. att. Vasen 50, 7, Ji6g neben Av{(j)au ""Agr einig Axram
auf einem rotf. oxybaphon Mdl XI 42.
Die nominative auf -vg statt -svg sind entweder neu-
bilduiigen oder durch vulgären wandel von -evg in -vg zu er-
kliircn ; man vergleiche den analogen Übergang von lat. en über
ou in n und von kret. fr in ov, Dass das zweite element in
fv stark hervortrat, zeigen die Schreibungen sov für sv, so schon
auf der korinth. schale oben s. 159 n. G, s. G. Meyer Gr. Gr.*
§ 119. Umgekehrt ist ev für v geschrieben in
ENEYAAIO^
auf (lern unterital. krater im Brit. Mus. n. 1433 (Arch. Jahr-
buch I 188G p. 2\H)) und in
auf der vase in Neapel n. 323;"). CIG «412.
Üeber den dialekt der attischen yaseninschriften. 475
Feminina auf -ai, -^.
Zu den frauennamen auf -dy -^ ist zu bemerken, dass das
iota auf den korinthischen vasen stets, auf den attischen
nie, auf den ionischen in den meisten fällen nicht ge-
schrieben ist.
Auf den chalkid. gefässen ist das iota nur in Sav^i auf
der amphora in Leyden (CIG 7459. Kirchhoff Alph.' 111, vgl.
J. Schmidt Ztschr. 27, 374 ff.) geschrieben, sonst fehlt esjstets.
Auf der ion. Phineus-schale in Würzburg III n. 354 (abg.
Mdl X 8, Wien. Vorlegebl. C 8, 3 a)
PRIXOQ
Vgl. KAAAI+Q KaXXird Flinders Petrie Naukratis I pl. XX
32. lyo: ^x^ inschr. von Koressos Mus. it^l. I p. 200 n. 9.
Aus der menge attischer falle führe ich nur folgende an.
FranQois-vase :
A^EA^E^eO Msveadw,
KV EID KUici.
Schwf. amphora aus Cometo, abg. Mdl XII 9 f. Adl 1884
p. 269 flf.:
lOlTO
*Iq>iT(o.
Schale des Archikles und Glaukytes in München n. 333,
abg. Gerhard A. V. 235 f. Mdl IV 39. CIG 8139. Klein
VM« 77, 4:
E^^PEi^O "Evnsdd
QMiT Ti^o)
0S36 QfjQci.
Helena-schale des Hieron und Makron in Acerra, abg. Gaz.
arch. 1880 Taf. 7 f. Wien. Vorlegebl. C 1. Klein \W 172, 24:
PEIO® nsi&(6.
Schale des Oltos und Euxitheos in Corneto, abg. Mdl X 23 f.
Wien. Vorlegebl. D 1. Adl 1875 p. 261. Klein VM« 136, 2:
0130 @fjg(o.
Schale des Brygos, abg. Mdl IX 46. Wien. Vorlegebl. VHI 6.
Adl 1872 p. 294. Klein YW 183, 8:
lEVX^O ZfvSoi.
Rotf. pyxis aus einem athenischen grabe im Brit. Mus. (Heyde-
mann in Comm. Momms. p. 170 ff. Dumont et Chaplain C6r.
de la Grece pr. pl. IX):
AO^Q JoG(6
Koseform zu Joai^ia (vgl. Joaideog neben Ju)ai*i)fog) od. dgl.
476 PauI Eretschmer,
Rotf. deinos, abg. Mdl I 38. Overbeck Her. Call. 8, 7.
CIG 8354:
^AQ Naci tP£Q Ineoi.
Aryballos aus Aixone, j. in Athen, Heydemann Satyr u. Bak-
chenn. s. 12. Dumont et Chaplain Cer. de la Grece pr. p1. XII f:
KI^^O Kiaad, -l-OPQ Xogto.
Auifanend ist der gen.
V0T3N (Sic)
^rjTov von jitjToi statt Arjrovg (Vgl. VETOV^ auf einer rotf.
amphora Gerhard A. V. 22. El. cer. II 50. Klein VM 80, 2.
CIG 7421; 7419. 7420. 7618) auf einer schwf. amphora aus
Chiusi Bdl 1867 p. 213 f., wahrscheinlich eine analogiebildung,
deren veranlassung mir aber nicht klar ist. Möglich wäre auch
phonetischer seh wund des auslautenden -c- Die nichtattische
form
contrahiert aus 2an(p6og, scheint auf einer rotf. vase im Mus.
d. arch. Ges. n. 517. Mus. ital. II 1886 tav. Via vorzuliegen.
Für Oidi'irovg erscheint das auch litterarisch belegte OiSi-
nodrjg: auf einer streng rotf. schale (abg. Mus. Gregor. II ^0
n. Ib. Winter Jung. att. V. 51, 15. CIG 7705):
OlAirOAE^
auf einer amphora aus derselben zeit (abg. Mdl II 14. Over-
beck Her. Gall. taf. 1, 3. Winter a. a. o. 59, 1):
OIAIPOAA^
auf einer rotf. vase in Adria (Schöne Museo Bocchi n. 404):
rojlAIPOH^
In dm\ schon öfter erwähnten epigramme der Neapler
vase (n. 2S(;s. CIG S429) acc.
OIAIPOAAW
navg, nuvi'g.
Die knabeninschriften zeigen sehr häufig die form nav; f"^
Tiarg: auf einer schwarzf. lekythos späteren Stils (Berl. Mus.
n. 2U10, aus Rhodos. Sacraler festtanz, darüber die beischrift)-
^PAVKAVI
yj nuvig) xaXfj = /J natg x(xAi^ und auf folgenden rotf. vasen:
Napf strengen stils (Berl. Mus. n. 2318):
(Jeber den dialekt der attischen vaseninschriften. 477
HOPAVJ
(nicht .verschrieben statt o nuii^).
Amphora schönen Stils <Berl. Mus. n. 2331 = CIG 7670 b):
A) HOAV^KAV^
B) HOPAV^ lOi/AM
o nuvg xitXög, o navg xaXog.
Amphora in Berlin (n. 2334):
A) JVAIOH^OVAM
B) KAV*KEPAV^
xaX,6g 0 nuvq, xakri fj nuvg.
Schale in Berlin (n. 2548. CIG 7500):
HOPAVJ
KA/'G/'
Lekythos im Loiivre (abg. El. cörain. II 108 opferscene):
RM^ navg{?)
Vase der S. Dzialynski (Revue arch. N. S. XVII 1868 s. 347,
vgl. Curtius Etym.^ 287. Eos und Kephalos):
KAi/O^HOPAV^ KAEi/HEPAV^
^VAnOH^OVA)!
Schale mit darstellung einer palästra (abg. Dubois-MaisoD'
neuve Introduction ä l'etude des vases pl. 25):
I) ^VAHOH KAAO^
A. B KO/'OS KAAO^
HOPAAM HOPAAN
Amphora in Neapel (n. 3091. GIG 8451) mit dem rub 4er
Kora abg. Förster: Raub u. Rückkehr der Perüqihott ttl i^
Overbeck Kunstmyth. Atl. XVIII 1 1 :
K0\/0< HOPOV^
<VOü3ll3VO)l
Noian. amphora im Cabinet des m^daille^ im ttm fntt^r
S. Durand, abg. El. cerani. III 24):
Honovs
Schale aus Nola (abg. Mdl I y, 2. Lora» V»<« *f.e .M.. '.'
et grecs pl. 27. El. cerain. II 52. Wisicr haa. v: '* •< •.--.
p. 50 n. 2):
A) OnOAN KAV05
B) H0nAA5 ^V
Rotf. vase abg. Miliin PdnL de i»«* lar I '.; ^ ' "-^
Zeitschrift für vorgl. Spmchf. K. F. IZ. S ■. «
478 ^^^ Kretschmer,
HOnAV^
KAVO^ zweimal
0 navg xuXog Steht ferner noch auf einer schale der S. Boiia-
parte n. 120. CIG 7921, ausserdem CIG 7931. 7951. 7968.
8006. 8009.
Vgl. über die form navg Curtius Et.* 287. Meister Zur
griech. Dialektologie s. 2 und J. Schmidt Ztschr. 27, 375
anmerk. erklären navg als nicht aus na/ig verkürzt, sondern
als Stammwort von natg, wie ygavg von y^aZa, ygatg. Die form
navig, mit der dem lesbisch-aioUschen u. a. dialekten eigenen
Umsetzung des digamma in den vocal u (uu) aus nafi'g herTor-
gegangen, hegt in zwei vaseninschriften vor (vgl. y^avig Kalli-
machos im Et. M. 240, 5) : auf einer rotf. hydria im Brit Mos.
(n. 757 aus der S. Canino):
HOPAVIS
und auf einer rotf. vase der S. Santangelo in Neapel n. 220:
HO PAVI^.
Nomina auf -%'kirig.
Neben der contrahierten nominativform der eigennamen auf
'xXrig erscheint die offene form -xUfig in folgenden fallen: der
att. Meister Sokles schreibt seinen namen auf einer schwarzf.
schale (aus Chiusi Bdl 1851 p. 171. Klein VM* 79, 2):
^OKVEE^
aber auf zwei anderen gefässen (Adl 1859 tav. C 2. Berlin
17K1 Klein a. a. o.) ^OKVE^. Auf einer in Tanagra gefundenen,
aber att. (Furtwängler) , nicht boiot. streng rotf. kanne (Berlin
2202. Rev. arch. 1875 p. 174. Klein VM^ 215):
PROKVEE^
name des fabrikanten.
Auf einer rotf. vase aus Nola (Brit. Mus. 859. R. Rochette
Mon. ined. pl. 44, 1. CIG 7810):
AIOKVEE^
und auf einer rotf. vase aus Aigina (Arch. Anz. 1864 p. 261*
284*):
PVeOKVEE
namen von schönen knaben.
Auf einer schwarzf. araphora des Brit. Mus. (n. 535. CIG
7592)
tJeber den dialekt der attischen yaseninschriften. 479
HEP.KVEE^,
auf einer schwarzf. schale (GIG 7553):
HEPAKLEE^,
auf einer schwarzf. hydria in Berlin (n. 1906, abg. Gerhard
Etr. u. camp. Vb. taf. 15. 16. Adl 1882 p. 75 flf. GIG 7590):
HEPA.VEE.
Auf dem fragment einer rotf. schale des Kleophrades und
Amasis (Gabinet des medailles, abg. Luynes Descript. d. vases
peints pl. 44. GIG 8238. Klein VM^ 149):
HERAKVEE^
Auf einer rotf. schale des Philtias und Deiniades (München
n. 401, abg. Jahn Ber. d. sächs. Ges. d. W. 1853 taf. 5 f.
GIG 8145. Klein VM* 192, 1):
B) ^33J)IAS3H aber
A) S3.)\k<3H
Diese auffallende erscheinung, dass die zusammenstossenden
Yocale so lange uncontrahiert blieben, findet wohl nur darin
seine erklärung, dass sich durch systemzwang neben dem gr.
'xXdovg, a. 'xXia der nom. -xXitjg erhielt, etwa nach dem
Schema 2(oxQaT7jg Smxgurovg. Lautgesetzlich konnte -xXdtjg nicht
offen bleiben, da schon die ältesten att. Inschriften (GIG 8154.
8155 ^HgaxXfjg)^ wie auch die ion. und dorischen, die ge-
schlossene form 'xXfjg haben. XagixXdeg GIA I 432 A im jähre
464 V. Ghr. ist nach der Zusammenstellung bei Meisterhans
Gramm, d. att. inschr. 57 (zu der jetzt hinzuzufügen SevoxXi^g,
jigiaroxXifjg Bull, de corr. h. IX 1885 s. 526 u. a.) der älteste
beleg der att. steine für -xXifjg. Auf den bleiplatten von Styra
IGA 372, 106: 'EgixXieg, 133 GeoxXieg, 145 'I&vxXh[g], 280
NixoxXieg neben 267 MveaixXeg.
noXvtBvxTfjg,
Als bemerkenswert sei hier noch erwähnt:
t
POAVAEVKTH
iloXvcTcvxTiyc Statt HoXvdsvxfjg, wie der Dioskur aut der Meidias-
vase genannt ist. Die form beruht wohl auf einer vulgären
contamination der namen HoXvdsixfjg und JloXvdixxfjg.
toi', tiV.
Auf einer rotf. hydria in München n. 6 (abg. 0. Jahn
31*
480 Pftul Kretschmer,
Kottabos auf vasenbildern Philologus 1867 taf. 2. Klein VM*
195, 5. Euphronios^ s. 110) sind zwei kottabos spielende franen
dargestellt, neben der einen stehen die werte:
TOITENAE EVeVMIAE^
TOI rijvSc Evdv/dt^fj (seil, kardoaa}) „dir diese neige, Euthy-
mides".
Auf einer rotf. schale in München n. 272 (0. Jahn
a. a. 0. taf. 3, 1) ruft eine hetäre, welche eine trinkscfaale
erhoben hält,
TOITEN
aus und auf einer rotf. amphora (Cat. Campana IV D 862.
Bdl 1859, 128. 0. Jahn a. a. o. p. 224 f.) stehen bei Dio-
nysos und einem satyr die worte
TOITENAE AYKIOI
toi xrjvdB Avxiw. Das dor. ro/ hängt mit der sicilischen herkunft
des kottabosspieles (Athen. XI 479) zusammen. Doch ist die
sicil. formel genauer bewahrt auf der schon oben angeführten
hetärcn-vase des Euphronios: riv xavis Aaraaaco A€ay^[B]: das
einzige inschriftliche zeugnis für die form tiV.
Die personalendungen -fi, -siq.
Die bei Homer und Herodot für die 2. pers. sing, praes.
von der wz. io überlieferte form elq statt sl mit angefügtem
-q nach analogie von ifriq (fioeiq (G. Meyer Gr. Gr.* § 447)
liegt vielleicht vor in
KAVOE^
auf dem fragment einer lekythos im museum der arch. ges. in
Athen
KAAOE^
auf einer rotf. oinochoc (gef. in Athen, Collignon Catal. n. 412),
auf der pyxis aus Aigina abg. HeyJemann Gr. Vb. taf. I 1:
4 mal KÄAOE^ xuloeq für xaXoc; h(; Am bist schöm, sonst i^alo;
€1 z. b. auf einer schwf. vase aus Athen, Collignon n. 279.
CIG 7072.
iS statt des zu erwartenden El^ hat, wie es scheint,
monophthongisches ei durch Übertragung aus eiiui\ siai. Doch
ist auch sonst nicht selten E für echtes ei ungenau geschrieben
z. b. KAVfAOKM ^^^n ^oxng Neapel n. 3135, abg. Dubois-
Maisonneuve Introd. 77, 0. Panofka B. a. L. 19, 3. Jahn Einl.
p. XXXV. CIG 5770, wozu vgl. Brugmann M. U. I 178. G. Meyer
üeber den dialekt der attischen vaseninschriften. 481
Gr. Gr.* s. 408. Ferner APOTEI^E dnoTBian in dem epigramm
auf der kylix des Kephisophon aus Athen CIG 545. Kaibel
Epigr. gr. n. 1132. Benndorf Gr. u. sie. Vb. p. 51.^) Dagegen
AOKEI ^oxBi auf einem streng rotfig. napf in Berlin n. 2316.
Arch. Z. 1854 taf, 68 und einer rotf. oinochoe in München n.
334. Mdl I 39. CIG 7853.
Auf einer schwarzf. amphora (E. Maass Adl 1882 p. 58 flf.
tav. H) läuft rechts von der figur eines waflfentragenden mannes
(s. zur deutung Petersen Neue Jahrb. f. Phil. 129 (1884) s. 91),
von oben nach unten die inschrift:
von Maass Sv oßslm xai fis &ty€ig gelesen und mit „due oboli
e mi prendV^ übersetzt.*) Danach wäre auch hier die endung
-fi^ mit E geschrieben. Da jedoch ein indic. praes. &iy(o nicht
existiert, so schlage ich vielmehr folgende lesung vor: Sv* SßeXd
(seil. d6g)y xat' fx tdiysg d. i. (die vase selbst ist, wie oft,
redend eingeführt) „zwei oholen (gieb)! — iind du besitzest
mich", i'&iysg ist xarä aivsaiv mit dem accusativ statt des .
gen. verbunden, da es soviel wie ekaßsg, kaßcov i'xsig bedeutet;
vgl. Xijxv&ov kaidßuveiv oßoXov Arist. Frösche 1236. — Mit dem
fragmentarischen graffito ®IAEI^ auf einer schwarz gefirnissten
Scherbe (Benndorf Gr. u. sie. Vb. taf. 29, 2) ist kaum etwas
anzufangen.
711 Sl.
In verschiedenen fassungen kehrt auf attischen schalen der
an den trinker gerichtete ominöse gruss wieder: xatQ€, xai
nui, X^^9^ ^^^ ^"'^^ irfVÖB (oder /uf), X^^f^Q^ f^v xai nhi ev toi
u. dgl. Hierbei ist mn in der regel und zwar schon auf
schwarzfigurigen schalen älteren stils, also aus dem 6. jh. :
PIEI
geschrieben, so dass die diphthongische natur des auslautenden
€1 keinem zweifei unterliegt und alle erklärungen hinfallig sind,
0 Aach ausserhalb Attikas finden sich solche Schreibungen vereinzelt
z. b. aiol. <P((i)Sl(o IGA 504, lakon. '/>f(i)(f/A«f 91. Vgl. auch oben
8. 153 f.
3) Wie Petersen a. a. o. die inschrift übersetzen will, ist mir nicht
klar. Die lesung: äX(k)o ßiUk)u) thessal. oder ^iilw boiot. = dXXo ßovXov
att, wie sie vorgeschlagen worden, ist auch sprachlich unmöglich. Die
imperstivform müsste thess. ßiXkto, boi. ߀ikto lauten.
482 Paul Kretschmer,
welche das -ei durch contraction entstehen lassen. Von den
ausserordeotlich zahlreichen belegen führe ich nur einige an:
München n. 35. 37. 38. 40. 41. Berlin n. 1764. 1769. 1771.
1775., 1776. Brit. Mus. 684. Würzburg HI 399. Adl 1877,
130. Vgl. CIG 8096—8110. 0. Jahn Einleit. p. CXI f. Klein
VM« 82. 85, 2. Selten n/s: Klein VM« 46, 2. 72, 3. - Da
die form meines Wissens nur auf vasen vorkommt, auf denen E
noch nach attischer Schreibweise = tj sein kann, so schlage ich
vor, statt ni€i vielmehr nt'fj zu lesen und als 2. person sing,
des medialen co^junct. aor. in der Imperativischen bedeutung
trinke! zu fassen. In jener formel der vulgären spräche bat
sich also die Verwendung des conjunctivs als imperativ auch in
der 2. pers. sing, erhalten, wie sie sich sonst in affirmativen
Sätzen nur noch sehr selten, z. b. Soph. Phil. 300 {(fdg', w rix-
vov , . . /Aadfjg) , findet, aber in prohibitiven Sätzen aUgemein
üblich ist. — Eine stütze erhält diese erklärung durch die
Inschrift: /aigs xai PI El ^ auf einer schwarzfig. schale in Müncb^
n. 39. ni'fjg ist die entsprechende active form des conjunct. aor.
in imperativischer bedeutung.
€ in a i.
Die 3. sing. opt. aor. zu einov lautet EIPAI statt ei'mi
in dem graffitO MeXav&i'ov eif.u\ oonq aXX(og slnai, xpcoQMfj auf
einem schalenfuss Benndorf Gr. u. sie. Vb. taf. 29, 11.
ij QY UG ar 0
(nicht siQyuGaro vgl. J. Wackemagel Ztschr. 27, 272) wird be-
legt durch
HPrA^ATO
auf der schwarzfig. vase des Lykinos aus Ambelokipi Bull, de
corr. h. 1H78, 547. Klein VM^ 213.
u V aß a.
Auf einer schwf. amphora aus Chiusi (de Witte Bdl 1861
p. 213 f.) ist der abschied des Amphiareos von Eriphyle und
seinen kindern dargestellt. Bei dem köpf des als ^03SAlONA
bezeichneten beiden , welcher im begritf ist auf seinen wagen
zu steigen, steht die beischrift
ANABA
wozu de Witte bemerkt: „il n'y a aucune trace de lettre apres
üeber den dialekt der attischen vaseninschriften. 483
VA qui termine le mot.*' Hierdurch wird also die lesung:
dyaßäig], ävaßa[tva}] od. dgl. ausgeschlossen uud es bleibt nur
übrig ävaßa als imper. „steige auf!^ zu verstehen, vgl. xaraßa
Aristoph. Frösche 35, c/nßa 377, Eurip. El. 113 u. s. w. Ein
analogen zu dieser fassung der beischrift scheint auf einer vase
CIG 7860 vorzuliegen, welche Gerhard Adl 1830 p. 220
folgender massen beschrieb: „Un uomo barbato che in tutta
carriera conduce una quadriga. Leggonsi le seguenti parole
d'incoraggiamente : eka eka^
Berlin. Paul Kretschmer.
I. Der arische akk. plur. mask. der /-. u-
und r-stämme.
«
§ 1. Da im avesta (j. 45. 7, 40. 3) nerq^, nicht nerq^
sich als die richtige lesart herausgestellt hat, so ist die in
meinem handbuch, § 205 anm. vorgeschlagene erklärung hin-
fällig, nerqs, der ausspräche nach nefSy mit nasalirtem, aber
konsonantischem r — was ich mit rücksicht auf Brugmann,
grundriss, § 200 anm. betonen will^) — fürt auf ein arisches
(oder uriranisches) *n)rns zurück. Das s dieser form kann
aber nicht auf lautlichem weg entstanden sein , da der Über-
gang eines ^ in ^ nur dann stattfand, wenn es unmittelbar
auf ein i, u oder r folgte, cf. nisats*) u. s. w. und Brug-
mann, a. a. 0., s. 412 n.
§ 2. Die akk. plur. mask. der a-, i-, w und r-stämme
gehen im altindischen auf -an, -in, -ün, -pi aus. In der
spätem spräche werden diese ausgänge im sandhi überall
nach der selben Schablone behandelt. Im rgveda aber treffen
>) Av. Prqfeäa- wäre ar. *tramptha-, nicht *txmptha-<, woraus vielmehr
^terqfeda- hätte hervorgehen müssen. Ührigens ist ßrafeäa- eine junge
bildong; cf. § 21 der nächsten abhandlung.
') Die „Wurzel" nins- dürfte übrigens getrost aus den indischen
Wörterbüchern und grammatiken verschwinden, n/.?- ist der schwache
reduplizirte praesensstamm zu nas- „sich (wieder) vereinigen mit — "; vgl.
besonders RV. 10. 74. 2: „Zum himmel dringt ihr göttlicher ruf, zur erde
kehrt er zurück . . ". Dazu gr. i/"iffo/i««,J worüber neuerdings Wacker-
nagel, K. Z. XXIX, s. 136. — Zu na«-] gehört auch ai. ästam =» av. astem
lyheimat^ aus *^tdm, mit dem akzent von yoaros.
•%
484 ^^^- Bartholomae,
wir einen durchgreifenden unterschied an. Vor vokalen (j
und v)^) erscheint auf der einen seite -q, bei den übrigen
Stämmen aber -jr, -«r, -p-, Beispiele bei L an man, J. A.
0. S. X, s. 346, 394 f., 415, 429. ÜberaU, wo sonst in der
sahita wortschliessendes r begegnet, geht es entweder auf
altes r oder auf (arisches) s zurück. Die par fälle, bei denen
r arisches s zu vertreten scheint, erklären sich als „artificwl
imitations"; cf. Bloomfield, final as before sonants, s. 7
(A. J. Ph. in. 1); speziell über ti^ar- s. auch Collitz, B. B.
X, s. 44, 63. r aber ist als auslaut des akk. plnr. ausge-
schlossen. Somit ist -jr, -«r, -p- auf -f^ etc. zurückzuftren,
d. i. — da die nasalvokale einzeldialektisch sind, wie Brug-
mann, a. a. o., s. 168 f. mit recht betont, und da die
dehnung jedpnfalls spezifisch indisch ist — ar. -ins.
§ 3. Dem avestischen nerqs entspricht somit urind. —
vor der nasalinmg langer vokale — *nfn^, dem av. mäterqs
(j. 38. 5) urind. *matpisi (KV, 10, 35. 2):^) beide pare bis
auf die vokalquantität identisch. Woher nun das abnorme sf
Ich erkläre es mir so:
In der Ursprache standen sich bei den o-, ä-, i- und
W-stämmen im akk. plur. die ausgänge -ow5, -ins, -xm
im maskulin, und -as, -l% -fis im feminin gegenüber. Im
arischen war daraus zunächst -ans, -ws, -nm und -d«,
'Is, 'iis geworden. Dann aber rief das verhältiüss von
'äs: '(WS zu den feniininalausgängen 'fs, 'fis die masku-
linen 'ins, 'lins hervor, und endlich wurde von da aus
das s auch auf die ?-stämme übertragen.
Das wird ja doch allgemein, so viel ich sehe, angenommeu,
dass das altindisclie 2)itpf . von der länge des vokals ^anz
abgesehen , nicht auf einen ursprachlichen typus zurückgeht,
sondern auf neubildunp: nach dem muster der i- und if-dekli-
nation beruht. Osthoff, M. U. IV, s. 3 13 setzt die gleichung
sünnsu, sniifViJns: snnfoi = pdfsn, liiifhh'is: pitfn au und nennt
pUfn eine „moderne nachamung"^. So ganz jung ist sie aber
doch niclit. Denn das avestische noras beweist, dass sie sich
bereits zur zeit der arisclien Sprachgemeinschaft vollzogen hat.
0 Einmal auch vor // (RV. 1. 184. 2); hier ist der sandhi übertragen;
vgl. unten note V am ende der nächsten abhandlung.
^) Beide mit dem ausgang des maskulins! (Unrichtig verf., A. F. IH,
8. 39.) Die ai. formen mntr^, sräsj-s sind jüngere bildungen.
1. Der arische akk. plur. mask. der i-, tf- und r-stämme. 485
Nach den mustern ^is7i: ^im, ^imc: ^uns bildete man zu ®y^(
den ausgang ^pis, zu *nßu also *nfm, eine form, die im
avestischen in völlig regelmässiger entwicklung zu nerqßy im
aJtindischen , mit der auch bei den i-, u- und a-stämmen auf-
tretenden vokaldehnung , zu *nfm {nfr abhi RV. o. 54. 15)
geworden ist. ')
§ 4. Entsprechend den urindischen ausgängen -ins, -um
sollte man bei der i- und t^deklination im avesta -js, -tis
erwarten. Im gathadialekt endigen maskulina und feminina
gemeinsam auf -z5, -üS. Entweder ist das maskuline -is, -üs
aus dem feminin bezogen, oder es vertritt älteres -js, -iis =
ar. 'insy -tin^. Es lässt sich nach dem vorhandenen material
nicht entscheiden, ob im avestischen bei den i- und w-vokalen
die alte nasalirung verloren gegangen oder nur unbezeichnet
geblieben ist. Arisches a vor nm erscheint im avestischen als
q, z. b. huqnmaliif frianmalily qnmä, duqnmaibiaslia, JiSqnmBnf.
Ebenso sollte man für i, u vor nm i, ?/ erwarten. Tatsächlich
tritt aber der einfache vokal auf; cf. KinniatUf diinmqn. Auch
in vistä j. 46, 17 und nista v. 18. 16, sowie in pisatö jt. 14.
19 steckt ein iranisches i; cf. verf. A. F. II, s. 84, IQ,
s. 57; B. B. Xm, s. 78; unten § 110 der folg. abh.
§ 5. Einen einwand gegen die existenz der von mir
aufgestellten arischen ausgänge -ins, -ims, -ins könnte man
allenfalls der tatsache entnehmen, dass im altindischen sandhi
vor .V die akk. plur. der drei Stammklassen, ebenso wie die
der a-stämme die ausgängsform vokal + ^'^ aufweisen. Ein
-Int S' ('Uni S') nun, so könnte man folgern, lässt sich nicht
auf -ins s-, sondern nur auf -ius s- zurückfiiren, mit dem auch
sonst nachweisbaren wandel von s -\- s in ts, z. b. in vatsjäti
zu va.S' „wonen"; vgl. J. Schmidt, K. Z. XXVI, s. 349.
Der einwand ist aber nicht stichhaltig. Denn selbst wenn es
richtig wäre, dass jenes t etymologischen wert besitzt und
nicht bloss ein „tibergangslaut" ist, wie ich mit Whitney
annehme — vgl. § 30 ff. der folg. abh. — , so bleibt doch
noch zu erwägen, ^dass sich ja die satzform von -in nach
jener des viel häufigem akkusativausgangs -an gerichtet haben
kann, ebenso wie die der nominativausgänge -i.9, -h,<? nach
») Aus urind. wfn^ wird zunächst nf^, wofür in der sahita vor vokalen
*nff nfr eintritt; ebenso bei der %- und ^^-deklination ; vgl. hierüber unten.
486 Chr. Bartholomae,
•
jener von -cuf vor folgendem t; cf. vddhris tvam AV. 4. 6. 8
neben älterm süRi^ tvam RV. 1. 91. S nach dsväs tvam. Und
dann erhebt sich gleich die andre frage: woher denn die ver-
schiedene behandlung vor vokalen im veda?
§ 6. Gewichtiger wäre ein anderes. In meinem band-
buch, § 46 b, 224, 230 und A. F. I, s. 86 glaubte ich ein par
deutliche iranische spuren der arischen akkusativansgänge
"im und -uns nachweisen zu können, und zwar alle aus dem
jungem avesta. Ist es aber schon misslich, dass die gatha's
nichts dergleichen enthalten — vielmehr sogar durch die
formen neraß und materqi' widersprechen — , so kommt nodi
dazu, dass alle jene vermeintlichen belege als durchaus un-
sicher bezeichnet werden müssen.
In V. i. 19 steht jö hapta hendum oder hetidxL Die
granimatik ist auf alle fälle korrupt, wie auch sonst noch oft
genug im ersten fargard. — fßapriqn danhupaiti in a. i. 14
verstehe ich nicht besser als die frühem Übersetzer. Spiegel
übersetzt „für die herrschenden forsten*^, als ob der dati?
stünde. Die ganze stelle ist wenig vertrauen erweckend.
Statt lisapriqny um dessentwillen man danhupaiti zum akk.
plur. gestempelt hat, bieten die andem handschriften tisapriqni.
— rat lim j. IH, 3 (zelmtes wort) kommt ganz in wegfall. Die
neuausgabe liat jetzt durchaus riclitig nach J 2, Mf 1, Pt 4
(, K f)) rain^. Die Schreibung rainm andrer handschriften ist
durcli das viemialige rafnm (akk. sing, auf ätrem zu beziehen:
frichr väz\^f(th{' astois raifnn . . . väatrichP ßuiavfö ratnm . . .
ralmf'sfä rnfüm . . . apauruno ratüm) im vorhergehenden text
veranlasst; vgl. pnpf-o j. ,9. 10 und die bemerkungen dazu bei
Verf., B. B. IX, s. :K)4 f.
Es bleibt endlich noch als letzte form gairi j. 10. 11.
Dass die zeile aui sp'tta.gaona fjairi falsch tiberliefert sei,
behaupte ich nicht. Damit ist aber noch keineswegs gesagt,
dass f/niri dem ind. fprin entsprechen, akk. plm\ sein müsse.
p]s kann ebensowol das ind. r/irl, d. i. akk.-nom. dual, ver-
treten. Ich halte sjdta.gavna (ja'iri für den eigennamen eines
bestimmten gebirgsstocks . der nach zwei besonders in die
äugen fallenden schneebedeckten erhebungen so benajint
wurde, also : „die zwei (beiden) weissenberge^ : vgl. jt. 19. %
wo ebenfalls zalbegiiffe im namen von gebirgszügen eine
rolle spielen. Auch in der zeile vorher sind meines er-
j
II. Die arische flexion der adjektiva und partizipia auf nt-, 487
achtens geographische eigennamen enthalten, sota upairi,
sa?na (vgl. jt. 19, 3) wird auch von der tradition ganz richtig
als solcher aufgefasst. Zu deutsch ungefär „die tiberadler-
scharten" (sata- zu Ykhan-, verf., A. F. II, s. 13 f). Der
nächste dort genannte gebirgszug heisst „die spitzen, welche
die Sterne auf dem haupte tragen (als haupt haben)'*. Die
bedeutung von stafra- wird durch jt. 12. 25 bestimmt: „auch
wenn du, heiliger Rasnu, auf der spitze der hohen Harati
bist, um welche steme, mond und sonne kreisen'*, sta^ra-
verhält sich zu ta$ra- wie ai. späSas zu pou^jati, gr. ardyog zu
rdyog u. s. w.*) Die flinfte zeile von § 11 scheint verderbt zu
sein. In der vorletzten ist warscheinlich pawraiia das nom.
propr.; vielleicht zu jpa (= wpa) + yiikar-f Wegen vispa]>a
vgl. y 10, 4; die etymologie ist unklar; wol vi + Vwß'M'
(in lat. spatinm?) -f äthor] die bedeutung ist ungefar „halde,
matte**.
IL Die arische flexion der adjektiva und
partizipia auf nt-.
I. Material.
Ich gebe im folgenden eine vollständige Zusammenstellung
des gathischen materials. Das des rgveda ist bei L an man,
J. A. 0. S. X, s. 504 ff., 515 ff. zusammengestellt; das des
atharvaveda ist leicht aus dem Whitney' sehen index zu
>) Geldner, drei yasht, s. 7 zu jt. 19. 6 nimmt tafra- als eigen-
namen. Dass das unrichtig, zeigt eben jt. 12. 25. Für sich allein ist
tafra- rein appellativ, wie spitze und pico. Erst zusammen mit dem
zosatz haraißiä barezö oder harajfi wird es nom. propr. Ebenso ist ta^rö
harTisraianö zusammenzunehmen. Geldner 's Übersetzung ,1ichtbringend'
ist wo! nur durch die mcinung veranlasst, dass dieser und der jt. i2. 25
genannte tafra- identisch seien, sfi- heisst ja „Schönheit", nicht „licht".
Ich möchte eher an iräjati :^ xiJyto denken.
Die etymologie von fraorepd, das Geldner, a. a. o. , s. 8 berürt,
ergibt sich, wenn man die graphische rcgel bei verf., handbuch, § 94
anwendet fraorepö steht danach für fra^ercpfi^ ar. *prarfpds^ und gehört
mit aL värpas- „schein, anschein" zusammen. Also „was hervorscheint",
d. L „vorspmng, zacken, hörn". — Sollte zu j. .9. 16 nicht doch h^ereß
(J 2y K 5) die bessere lesart sein?
488 CIhr. Bartholomae,
entnehmen; vgl. anch Whitney, ind. granunatik, § 442 ff. ^)
Das material der Jüngern literatur kommt erst in zweiter
linie in betracht. Die nötigen hinweisongen darauf finden
sich unter TU. Das altpersische lässt uns fast ganz im stich.')
Mit A bezeichne ich im folgenden die partizipial- , mit 6
die adjektivstämme auf unuint-, mit C die übrigen adjektiv-
stämme.
1. Mask.
Sing. nom. A. a) adqs, isaiqs, isasqs, tisajas^, ^<lSf dauas^
peresqs, mraoJiqs, jäsqs, mdqs, sctosias, s^iqs*^
b) hisas, stuu<^^\ = 2^.
B. a) Pfväuqs^; = 1^
b) asiud, dreguä^^; = 2".
akk. A. aißntemj ßujantem; = 2.
B. ao^&ohuautem, smauantem^, Uazdönghu^itm^
dregu<intem^ ; = 4^.
instr. B. dreguäta, h^nuäta; = 2.
dat. A. daibisiant^^ ßicienti^ (, ßiiianta?Kä), rapantfj
saosiwitäi, zbai^tf, lianent?; = 6'.
B. a) astu<iit^, bezuait?, niauait^; = 3*.
b) dregui^itf (, dreguata^Kä) ; = 1^
gen. A. adrnglnntö, varezaiantö, saosianfö; = .3.
B. a) astuatö (, aMuatasKa), fismäuatö^y daibiiu^tö,
dregii(it(/\' = 4^^.
b) dreguantö: - 1.
Dual. gen. A. asnoißianid.
Plur. nom. A. afsn'iantö, isontö, Ißajantö, dantö, mmnto,
haodantöf marenfö, mosiantö: = 8.
B. nmaunnta.'ilcä, dreguantö^ :^) = 2*.
akk. A. a) iscnfOy //miantob/ca (, aJimiantas/cä), (/Lm/jf'J,
nadcntö, rapantö; = 5^*.
0 Wenn ich im folgenden „altindisch" oder „vedisch" schlechthin
brauche, so verstehe ich darunter nur die spräche des rg-, sama- und
atharvaveda. Ich bitte das nicht zu übersehen.
*) Die altpersischen formen würden übrigens ia folge des mangel-
haften Schriftsystems bei keiner Streitfrage zur entscheidung beitragen.
3j Die andern gathischen Wörter auf -qa gehören dem verbum finitam
an: didqs, iqn^ sqs; cf. verf., B. B. XIII, s. 82, 86 f.
*) So auch j. 32. U, cf. die var. Vgl. auch j. 18. b = 47. 4 S. verf.,
B. B. XIII, 8. 82.
J
li. Die arische flexion der adjektiva und partizipia auf nt-. 489
b) auru€i>tö, surunuatasKa (, astinmuatasKa);==2^.
B. fismaucntö, dreguatö^; = 2*^.
instr. B. dreguö.dehiP ; =1*.
dat. B. UazdöriDhuadebiö, dreguö,debiö^; = 2*.
gen. A. a) saosiantqm* ; = V,
b) hätqm\' = V.
B. Bmauatqm, Jihnäuaiqm, dreguatqm, jüsmä-
uatqm; = 4.
lok. A. pisjasü, ßujßsü; = 2.
B. /iSmaiiasü, dreguasü^; = 2'.
2. Neutr.
Sing. akk. A. uruosaj), daresaj)^) stajf,^) hajf; = 4.
B. ao^önghuap*, astuap, Sniauajf, rao/cönvhußpf^)
zastauapy bBnuaJ>; = 6^.
Plur. akk. B. mlzdauqn; = 1.
3. Fem.
Sing. nom. A. varedaitl; = 1.
B. vastrauaitl; = 1.
akk. A. haitim; = 1.
B. ^mauaitim, vOstrauditlm; = 2.
Plur. nom. B. nemabaitls; = 1.
akk. A. ma^kaintls, hebuaintls;*) = 2.
B. arsnauditis; = 1.
dat. A. sj^tibiö; = 1.
Dazu noch
4. als erstes kompositionsglied auftretend:
C. zarap[iistra-p\' = 17.*)
II. Thesen.
1. Die flexion der adjektivstämme auf uant- und
mant'^) war in der Ursprache eine abstufende. 0 Die starken
*) Vgl. unten note I (am ende dieser abhandlung).
•) Vgl. unten note II.
«) So die neuausgabe zu j. 37, 4; aber zu 5. 4: raofiangh^aJi,
*) Vgl. unten note III.
*) Über Jrädaß.ga^ßein und hafJcapMspä cf. unten s. 540,
«) Der einfachheit halber setze ich auch für die uripraohu « mi.
Über die qualitÄt der a-vokale wird später (§ 49, 63) gehandelt WMrii<«M.
') Um kein missverständniss aufkommen zu lassen, hemarkü Wk,
ich unter abstufung in der flexion nur den Wechsel von Uiig-ui t^-f^^i
mit kurzem a-vokal und Schwund begreife.
490 Chr. Bartholomae,
kasus hatten prinzipiell -änt-, die mittlem -^nt-, die schwachen
-nt' und auch (vor vokalen) -tit-; das feminin -§ti-. Daraus
in arischen -ant-; -ant-; -at- und -at-] -äti-. S. § 1—96.
2. Die flexion der partizipialstämme auf nt- war
in der Ursprache eine nichtabstufende. Alle kasus hatten -ni-
[nach vokalen] oder -wf- und auch (vor vokalen) -?f- [nach
konsonanten]. Daraus im arischen -nt-, -at-, -at- und, falls
der *i-vokal betont war, 'änt-, -änt-. S. § 97 — 123.
3. Die flexion der adjektivstämme auf nt- wsi in
der Ursprache eine abstufende. Im übrigen muss ich auf die
betreffenden ausflirungen in § 124 ff. verweisen.
III. Beweise und erläuterunsen.
A. Die adjektivstämme auf ?fawf- und mant-.
§ 1. Dass die flexion der adjektivstämme auf t^aiif-
und mavt'^) und der mit ihnen gleichstehenden ijant- und
kijant'y Jcijant-^) eine ursprünglich abstufende war, geht aus
den überlieferten formen klar genug hervor. Die starken
kasus sind nom. sing. mask. und akk.-nom. plur. ntr., die
mittlem akk. und vok. sing., nom.-akk. dual, und nom.
plur. mask. Die übrigen kasus und das feminin haben
schwaclien stamm. ^)
§ 2. Die zal der formen, bei welchen diese norm ver-
lassen wurde, ist eine verschwindend geringe. Die rgvedischen
sind bei L an man, a. a. o., s. 511) und ^21 aufgezält. Keine
einzige darunter kann auch nur halbwegs für gesichert gelten;
vgl. auch Wliitney, ind. gi-ammatik, § 454 d. Auf einige
derselben werde ich später noch zurückkommen müssen (§ 6,
1)1, iK')). - In den gatha's findet sich nur eine einzige ab-
weichende form: der gen. sing, dreguantö ]. 3L 20 (zitirt v.
5. 62, wo (Irucuito). In einer liandschrift , die aber zu den
vorzüglichsten gehört, nämlich Pt 4 — vgl. Geldner,
K. Z. XXVIII, s. 403 — , steht auch hier das zu erwartende
1) Gaedicke's Vermutungen „das suffix -oant dürfte ursprünglich
partizip zu ar- ,gcrn haben, hegen, geuiessen' gewesen sein", und ^dauD
wäre auch das suftix -mant zu der wurzel am- ,einsammeln' zu stellen'
(akkusativ im veda, a. 270) haben nicht das mindeste überzeugende.
'^) Lanman, a. a. o. , s. 585. — Kijant- in ap. ktjakaram (verf.,
B. B. XIII, s. 70).
3) Zur terminologie cf. Colli tz, B. B. X, s. 5.
Ü. Die arische flexion der a^jektiva und partizipia auf nt-, 491
dreguatö; s. noch s. 492. Bmauantqm, wie Spiegel und
Westergaard zuj. 43. 10 lasen, ist in der neuausgabe mit
gutem recht durch emauatqm ersetzt. Die abschreiber haben
sich zum teil durch das benachbarte smauantem beeinflussen
lassen. In a. 3. 3, wo die gathastelle zitirt wird, steht sogar
beide male smauantem. — Aus dem jungem avesta kommen
noch hinzu: ra^antö j. 10. 17,^) druantö y. 5. 62 (zitat aus
j. 31. 20, cf. oben), beides gen. sing. ; astuainti j. 19. 6 u. ö.,
lok. sing.; druqipiäj) jt. 1. 19, abl. sing. fem. Unsicher sind:
earenumantö fr. 6. 1, gen. sing., und baretiavhuanta jt. 15. 56,
akk. plur. mask. manauaintim jt. 10. 79, 81 ist zweifellos
verderbt. Statt ha^tiimat&in in jt. 19. 66 ist nach D ^mantem
zu lesen; cf. Geldner, drei yasht, s. 45.
§ 3. Von diesen formen wäre astuainti für normal zu
erachten, wenn Collitz, B. B. X, s. 33, 29 im rechte wäre
mit der anname, dass alle dreifach abstufenden nomina den
lok. sing, ursprünglich aus dem mittlem stamm bilden. Ich
glaube aber nicht, dass das der fall ist. Im anschluss an
J. Schmidt, K. Z. XXVII, s. 308 nehme ich vielmehr an,
dass die lok. sing, ursprünglich nur dann nicht auf den
schwachen stamm zurückgingen, wenn sie one suffix gebildet
waren. In den gathischen stücken ist uns leider keine lokativ-
form der in rede stehenden stammgmppe erhalten. Denn
bezuaiti, das Spiegel, vgl. grammatik, s. 260, 261 und 263
aus j. 40. 3 als beleg dafür anfürt, ist nur schlechte lesart
fflr bezuaitf, dat. sing.*) Im jungem avesta steht neben
asiuointi auch, wenn schon seltener, astuaiti, z. b. v. 19. 29.
Übrigens kommen beide nur in formelhafter Verbindung mit
a»huö vor. Ein weitrer jungavestischer lokativ ist pourumaiti
j. U. 2. — Über herezantjß cf. § 127.
§ 4. Alle andern avestischen formen halten sich an die
norm. Abweichende angaben in dieser hinsieht beruhen auf
falscher Interpretation oder sonstigem iirtum. So wird bei
Justi, handbuch, s. 394, § 576 ein gen. sing, barenavhantö
angefttrt, und danach auch bei Spiegel, a. a. o., s. 263 und
Verf., handbuch, § 199. Aber an allen bei Justi, s. 88
») Oder ist mit H 1 ra^antö — part. zu sra^- — zu lesen ? Die stelle
ist nicht gar so einfach. Man beachte auch mn mit der 1. sing, praet.
(inj.).
>) Cf. unten note III.
492 C^r. Bartholomae,
zitirten stellen steht in den ausgaben tatsächlich ^atö. — Über
druantö v. o. 62, das Justi (und Spiegel, a. a. o., s. 261 £)
für den akk. plur. erkläit, wärend dreguantö an der mutter-
steile als vok. plur. fungiren soll, ist schon oben s. 490 das
nötige bemerkt worden. Vgl. dazu noch verf., Z. D. M. G.
XXXV, s. 158, K. Z. XXIX, s. 281. — Über den angeblichen
instr. sing, bareyiavhuanta in jt. 15. 56 cf. s. 491 und 493. —
Statt aipiucitern jt. 82. 35 ist wie in § 17 ^^antem (so H 6)
zu lesen. — garemantam j. 9. 28, nach Justi zu gam-marU^
gehörig, ist schlechte lesart Itir ^rram-^jf-tjw, part. praes. akt.,
wie ich schon handbuch, s. 182, 223 vermutete. — asiuantö
j. 58. 6 und Uarenavhanta s. 1. 13 sind nom. plur., nicht akk.,
wie Justi angibt. Ebenso jatumenta v. 18. 55 (= Z.-P.-gl
30. 9), entgegen Spiegel' s angäbe, s. 262. In nemavfient?
V. 4. 1 entspricht vh ar. si; die form gehört somit dem part
praes. an. Ebenso tisaianta.9fca und haodantöj die bei Spiegel
aus versehen unter die tm^if-stämme geraten sind, auruantö
ist überall nom. plur. , auch jt. 10. 42 {nö ist akk. , nicht gen.
plur.); wegen jt. 9. 30 = 17. 50 verweise ich auf Geldner,
drei yasht, s. 116.
§ 5. Der akk.-nom. plur. neutr.
hatte im arischen sicherlich den starken stamm als grund-
lage. Das verbürgen rgv. ghiiavanü, paMmänti und ijduti
sowie gd. mlHauqn j. •^. 5 und jungav. afsviamuqn j. 57. S})
Was die gathische form anlangt, so war ich früher, B. B.
VIII, s. 222 im irrtum, als ich sie auf einen stamm mlzdamn-
zurückfüren wollte. Der ausgang -an geht nicht auf ar. -an,
sondern, wie in der 3. plur. konj. akt. hauqn = ai. hluivan,
auf urar. -dnt zurück; und was die bildung angeht, so stellt
sich mUdaJuaj^ (aus ar. ^'i/(7?/f) zum ai. ghiiäjvauti , wie av.
dajynqn (aus ar. ^man) zum ai. dhajmani und av. vareK']ahi
(aus ar. ^äsi) zum ebenfalls av. manjd (aus ar. ^ä^); \^1.
hiezu verf., A. F. 11, s. 105 f. Ebenso ist afsnuimuqn
gebildet, eine form, auf welche ich später nochmals werde
zurückkommen müssen (s. 494 f.).
Im indischen wurde -anti schon frühzeitig durch -anti,
aus der mittlem Stammform, ersetzt. Der SV. bereite hat
1) Die stelle mit dtnz^qn jt. //. 2 ist grammatisch nicht klar.
n. Die arische flexion der a^jektiva und partizipia auf nt-, 493
das kurze a (vgl. Whitney, a. a. 0., § 454c); ebenso der
padatext zum RV.
§ 6. Angeblich abweichend gebildet ist k^imdti RV. 4.
2. 18; man hat es als akk. plur. ntr. genommen und Lanman,
a. a. 0., s. 516 erklärt es für „the most probable instance of
the confusion of strong form and weak". Ich sehe aber gar
keinen grund, warum man k^umäti anders fassen soll, als es
S a j a n a (und Ludwig) tun : es ist lok. sing. Nur scheint mir
deren ergänzung unstatthaft. Und auch ganz überflüssig.
jütJiSva kmwhati pd&vö will einfach besagen „wie Viehherden
bei einem wolhabenden".
§ 7. Auch die avestasprache ist nirgend von der
arischen bildungsweise abgewichen. Warum panamnta im
Z.-P.-gl. gerade nom. plur. neutr. sein soll, wie Hang will,
ist nicht abzusehen, jätumenta (ebd.) ist zitat aus v. 18. 55,
cf. oben s. 492 ; daselbst auch über barenavhuanta jt. 15, 56 ;
Darmesteter's Übersetzung, die das wort als akk. plur.
neutr. nimmt, ist so gezwungen wie nur möglich; bar^ ist
selbstredend epitheton zu vaJca, cf. verf. , altir. verbum,
s. 199; das blosse vaJca kann doch unmöglich „with my own
voice" bedeuten.
§ 8. Isolirt steht sauavhaitis v. 19. 87, der form nach
ein instr. plur., aber als akk. plur. neutr. verwendet, epitheton
zu damqn. (Spiegel' s Vorschlag im kommentar I, s. 450 ist
wegen j. 71. b, 6 nicht annehmbar.) Ein gleicher fall wird
uns noch beim part. praes. begegnen (§ 121). Vgl. Hübsch-
mann, zur kasuslehre, s. 267; verf., handbuch, s. 68;
Geldner, K. Z. XXVH, s. 225 f.
§ 9. Der nom. sing. mask.
weist eine reihe verschiedener bildungen auf. Das avestische
-U^s kann einem urarischen -uants oder -uflnts entsprechen;
av. 'U^ lässt sich nur auf -uas zurückfüren, ein ausgang, der
keinesfalls aus der suffixfonn uant- oder mnU entsprungen
sein kann. Das altindische -van geht, wie dessen sandhiform
vor vokalen : -vq aufs klarste dartut , zunächst auf -viis und
weiter auf -vayis zurück.
§ 10. J. Schmidt, K. Z. XXVH, s. 392 f. hat flir aUe
nichtpartizipialen nf-stämme -an als urindischen nominativ-
ausgang angesetzt; änlich auch Osthoff, M. ü. I, s. 263
Zeitschrift fttr vergl. Sprachf. N. F. IX. 5 u. 6. 32
494 Chr. Bartholomae,
(s. jedoch a. o. IV, s. 172). Nehmen wir einstweflen an,
dieser ansatz sei richtig. Dann liegt es nahe genug ai. tvävän
und av. pwau({s zu identifizireu. An der gleichheit von ai
kfidjau und av. ^.^ajKi.v hat ja wol noch niemand einen zweifei
gehegt.*) Av. -q/? aber kann ebensowol langes als kurzes
arisches a enthalten; vgl. z. b. die sigmatiseben aoristformen
sqs = ar. *.%ants (ai. ä/chau), vqs = ar. *vänst u. a., cf. ver£,
K. Z. XXIX, s. 2H8 f. Und der hinweis auf gr. j^a^m^ ist aoch
nicht geeignet, den ansatz eines arischen ansgangs ^u^nts fBr
av. pwaims zu befürworten, da -€tg ebenso gut idg. -u^üs als
'Uents vertreten kann; vgl. G. Meyer, griech. grammatik*,
§ 298, Brugmann, grundriss, § 611.
§ 11. J. Schmidt hat aber die identitätsfrage von
tvävan und pivauqs überhaupt nicht erörtert; ebenso wenig
verf., A. F. I, s. 53. Beiden galt ptvauqs fttr eine nen-
bildung nach dem muster der partizipialstämme. Dagegen
wird von J. Schmidt der indische ausgang -an gleich gr.
-eov in q)6Q(av, kaßdv gesetzt, wäreud -an der partizipien
(= av. -qs) mit gr. -ovg, -etg in Sovg, )^aQ{Big u. s. w. zu-
sammengestellt wird.
§ 12. Nun ist es ja klar, dass -wv nicht erst, wie man
das früher w(»l angenommen hat, auf griecliischem boden aus
'Onts oder -onfs erwachsen sein kann , ebenso wenig wie da^
-/( {hv) in fiMu auf litauischem aus *sr'donts. Aber für das
vorausgesetzte altindisclie -du ist der entsprechende beweis
nicht zu erbringen. Denn das avestische afsmatiiuqn j. o7. 8.
durch das .T. Schmidt seine meinung fiir bestätigt erachtet,
ist ganz siclieilich keine nominativfonn. Die berufung auf
v. 18. 70 ist ganz nutzlos. Wegen des dortigen afs^nnmu^
— wie wenigstens die ausgaben haben — verweise ich aul"
Hang, S. B. A. W. \Wh IL s. jV^T und J. Darmesteter.
S. B. E. IV, s. 202, woraus sicli zum mindesten so viel ergibt
dass es keinesfalls nach J. Schmidts Vorschlag mit ^metrisch
rezitirend" übersetzt werden kann. Die worte afsmanrnj^
vaJia.stasthjaJf in j. '>/'. H sind, ebenso wie aimmn /frai^Idifhio
fra^sTüiti in j. />. 14, eine später in den text geratene glosse,
welche sich auf die art und weise des Vortrags der heihgen
Schriften bezieht, afhnaniuqn Ist, wie schon oben gesagt
1) Über (leren alter s. unten § 114.
n. Die arische flexion der a(]jektiva und partizipia auf f)^. 495
wurde, die gleiche kasusform wie gdi mlldauqn, also akk.
plur. neutr.; es bedeutet „das, was verszeilen enthält, das
metrisch abgefasste".^) vaJcastaMimJ) kann auch nicht besagen
„nach dem text". Denn das Substantiv vaKastastai- bedeutet
gar nicht text, sondern — wie aus Haug's mitteilungen
über das „tsim i gasan** in S. B. A. W. 1872, s. 97 klar
hervorgeht — vielmehr „Strophe". Das adverb vaKastastiuaJ>
ist also Je nach den Strophen" , das soll wol heissen : ent-
sprechend den für die einzelnen Strophen geltenden Vorschriften.
Manche derselben nämlich mussten zwei-, drei-, auch viermal
hintereinander hergesagt werden; vgl. das 10. kapitel des
vendidad.
§ 13. J. Schmidt ging bei seiner gleichsetzung von ai.
-an mit gr. -a>y von der Voraussetzung aus : bei Stammklassen,
welche sigmatische und unsigmatische nominativbildung neben
einander aufweisen, kam prinzipiell die erstere nur den ein-,
die letztere nur den mehrsilbigen zu; z. b. ai. säkha > ras:
i-stämme, ä^ma > xf^hujk^äs: nasalstämme; vgl. K. Z. XXVI,
s. 408, XXVII, s. 392; angenommen von Stolz, I.-M. H. 11,
s. 204. Aber den beweis für diesen satz kann ich nicht für
erbracht halten.
Z. b. ai. päfiihäs (i-stamm) ist, wie av. pantd — Aog.
77 ff.; Verf., Z. D. M. G. XXXVII, s. 292; neuausgabe,
schluss des jasna — zeigte keineswegs so jung, als es bei
J. Schmidt, K. Z. XXVII, s. 371 f. vermutet wird. Mögen
immerhin der akk. sing, jmnthanam und der nom. plur. p&n-
thanasy die ja wegen av. pantanem, payitänö ebenfalls als
bereits arisch angesehen werden müssen, eine nominativform
pdntha (= av. panta, ai. ?pdnthä, cf. Lanman, a. a. 0., s. 441)
zur Voraussetzung haben: so ist doch damit deren Priorität
vor panthas noch keineswegs dargetan. Ai. pänthas, av. pantd
und gr. novToq (das mit J. Schmidt, a. a. 0., s. 373 auf
älteres *7iovT(og zurückzufüren ist) deuten übereinstimmend
«) Geldner's etymologie von afsman- in Studien I, s. 172 ist unhalt-
bar. Av. hihdnii etc. haben mit der wurzel hhandh- nichts zu schaffen,
sondern gehören mit gr. n^iff], lat. pedica zusammen, wie schon J. Schmidt,
K. Z. XXV, 8. 55 richtig angibt. Bezüglich der „tatsache, dass d in einigen
fällen vor m in s übergegangen ist," verweise ich jetzt auf A. F. II,
s. 86. Danach ist auch das bei Brugmunn, grundriss, § 94. 1 gesagte
zu berichtigen.
32*
496 Chr. Bartholomae,
auf ein ursprachliches *2)6nthös hin. Ar. pantha aber (= ay.
panta) ist die in irgend welcher satzstellung lautgesetzlich
eingetretene sandhiform zu pantMs; vgl. Brugmann, gnmd-
riss, § 550. 3.*) Ich verweise in dieser hinsieht auf die
metaplastischen nom. plur. und du. avest. söijn-a.patiö , ?ränar
panö und pem.paiia zu dem thema ^pä-. Auch sie setzen ja
einen nominativ auf a voraus, „der dem der /i -stamme gleich
gelautet hat, denn sonst wäre der metaplasmus nicht mögUch
gewesen". Aber gerade ja nach J. Schmidt's regel durfte
der nom. sing, zu dem einsilbigen stamm pa- nur auf -ds
ausgehen; cf. ai. paraspäs. Auch jungav. voepraj^ und al
vjrtrajhä, gd. verep7'emj(fä, sarejga (verf., A. F. IQ, s. 32)
flire ich auf arische satzzwülinge zurück. — Ein weitrer
sigmaüsch gebildeter nominativ eines mehrsilbigen Stammes
ist, sofern die Überlieferung richtig, gd. adud j. 31. 2 gegen-
über ai. ädhva zu ddhuan- „weg". Es ist aber warscheinlich
adua zu schreiben, mit der handschrift K 37, die auch sonst
allein die richtige lesart bewart hat; z. b. zu j. 29. 3 hai^i,
vgl. verf., a. a. o. , s. 33. — Sigmatisch auch av. aturs —
älteste stelle j. 56*. 3, wozu Geldner, K. Z. XXVU, s. 588
— zum stamm atar', den mit J. Schmidt für ein kompositnm
zu erklären meines erachtens jeder anhält fehlt. Vgl. dazu
von Fi er 1 in g er, ebd.. s. 334 f. — Bemerkensweit sind
endlicli die oskischen iiominative uittiuf und fruldnünf, wo
-inf aus 'iön,^ hervorgegangen ist. — Auf den jungavestLschen
nominativ pr'uafd ist nicht viel gewiclit zu legen ; vgl. dazu
J. Schmidt, K. Z. XXVI, s. 40H, der einen alten rt^^-stamm
zu gründe legen will. Wegen huinjd neben tanruairi s. § W.
Zur Unterstützung seiner ansieht weist J. Schmidt, K. Z.
XX Vir, s. iV.n darauf hin, „dass der entsprechende gegensatz
sich auch im lok. sing, zeigt, welchen einsilbige stäts mit /,
mehrsilbige aber vieltiicli noch sulfixlos bilden". Aber auch
hier ist die Scheidung keine konseciuente. Av. dqm j. 48, 7.
4fL 4 (, wo dqif geschrieben ist), 10, vsp. 14. 2 ist doch ganz
unzweifelliaft ein suflixloser lok. sing, des einsilbigen Stamms
dam- „haus" (vgl. verf., handbuch. § 221; B. B. VIII.
s. 213; Geldner, K. Z. XXVII, s. 240), und gewiss ist
dam nicht für eine junge bildung anzusehen. Das gleiche gilt
') Cf. unten note IV.
J
n. Die arische flexion der adjektiva und partizipia auf nt-. 497
von gd. kam j. 44. 20 und ai. Ikam [1) und 2)]; beide
sind infinitivisch gebrauchte lok. sing, des wurzelstamms kam-,
ersterer aus der starken, letzterer aus der mittlem form ge-
bildet; vgl. das verhältniss von gd. Kdsm^ng, Kdsmqm zu ai.
hhüman und dazu verf., handbuch, § 215, Brugmann,
I.-M. H. n, s. 621. Die grundbedeutung des ar. kam ist „zu
gefallen, zu liebe, um . . . willen"; cf. verf., K. Z. XXVIII,
8. 11, Geldner, B. B. XH, s. 98.
Nach alledem kann ich J. Schmidt' s regel für die
bildung des nom. sing, nicht für ei-wiesen erachten. Es bleibt
an sich unverwehrt für av. Jmauq^s einen ursprachlichen aus-
gang 'UBnts anzusetzen.^)
§ 14. Es wurde oben § 11 erwänt, dass man Jnvaims
für eine neubildung nach der deklination der partizipialstämme
ausgegeben hat. pivauqs findet sich flinfmal in den hymnen.
Von gleichartigen nominativbildungen lassen sich im Jüngern
avesta noch belegen: Jcuqs j. 19. 20, 20. 4 und huqs v. 8. 31.
Ersteres, für */cluqs stehend (verf., handbuch, § 91a
anm. 4), stellt sich zu ai. Mvatas. huqs steht für *huauqs,
wie Spiegel, kommentar I, s. 253 richtig gesehen hat. Die
Worte kö huqs da^ö kö vispö da^ö besagen: „wer ist ein
teufel, wie sie (die teufel) selber [d. i. wer ist ein leibhaftiger
teufel], wer ist ein ganzer teufel?" 2)
Wie leicht zu sehen, gehören alle drei stamme auch hin-
sichtlich der ableitung und bedeutung aufs allerengste zu-
sammen. Sie gehen auf ein pronomen zurück, und das suffix
uant' hat bei ihnen die besondre bedeutung „änlich, gleichend" ;
cf. Whitney, a. a. 0., § 1233d. Ein nom. sing, auf -i|d
aber kommt bei solchen stammen nirgend vor.
§ 15. Nach Justi, a. a. 0., s. 33b soll freilich aud als
*) Richtig scheint, dass es keinen einsilbigen nominativ gibt, der
arsprönglich unsigmatisch gebildet ist. dvj „haus** ist nicht nom., wie ich
früher glaubte annehmen zu dürfen, sondern akk., an allen stellen ausser
« 392, wo Goebel, Leutsch*s philologus XVIII, s. 221 vorschlägt ^(o/ua
für ol d(o zu lesen. Überall steht cfo» am ende des yerscs, und das erklärt
yieUeicht den verlust des auslautenden y; vgl. G. Meyer, griech. gramm.*,
§ 306. — Bury*s schöne etymologie von cTw aus *doav, *<fov in B. B. XII,
s. 242 wird schwerlich viele gläubige gefunden haben.
*) Dazu als adverb h^aß v. 7. 47, 49 „so wie sie (die erde) selber"
(zems ist nom. plur.) und als akk. mask. h^^antem jt. 13. 146 „so wie ihn
(den Ahura Mazdah) selber''.
41M Chr. Hartholomae,
noi«. sing, zu nunnt- gehören. Diese bestimmang aber ist
ganz siclier falscli. Es gibt gar keinen pronominalstamiD
aufint' „dieser, ein solcher", und was Justi darunter aufiürt,
gehört in der tat entweder zu aua- Jener, der dorf^, oder
zu amuant' „so wie jener, solch", oder endlich zu a^fawfd-
d. i. a + banta^ (verf., a. a. o., § 137 anm. 2) „nichtkrank,
gesund". Letzteres gilt fiir die stelle jt. 5. 65. Zu aumani-
ist auaifi j. 19, 7, au(it(t jt. 14, (JO (doch vgl. die parallelstelle
jt. 5. 69), V. 2. 20 und arnj) v. 6. 10, 17. 7, j. 28. 4 zu
ziehen, ^ya^ st^ht dabei fiir ^umc^^ nach verf., a. a. o^
§ (>0 anm. 3. Zu j. 19, 7 hat S 1 T^irklich die zu er-
wartende fomi auauaiti', vgl. auch das kurz vorher in allen
handschriften überlieferte auauaitiay sowie j. 65. 3, jt. 13. (>.
Ebenso finden sich zu v. 5. 14, 7. 51 in den handschriften
neben einander auauantem und amnfem. Der Untergang der
einen silbe wurde durch den reim auf jaj/anf- begünstigte, k
der tat aber ist das korrelativum zu jauant- (oder jäuant-)
vielmehr auäuattt- (oder a^taunnt-), — Zum thema am-
endlich gehört auaß an den übrigen bei Justi verzeichneten
stellen, sowie aud in v. S. 20 = 9. 49 , wärend aud in jt. 10.
46 offenbar eine korruptel fiir aua oder auö (= ai. aväs) ist,
wie sclion Geldner, nietrik, s. 70 richtig angegeben hat.
aud in v. o. 20 (^der dort bereut alles, was er in gedanken,
wort und werk gesündigt hat") ist eine nominativbildun^ ^^^e
hd (ai. a-saft), richtiger Jitm; cf. verf, B. B. IX, s. 'Ml
:](){) f.. oK). Ich fiire '^nnäti auf idg. *aii<t (der erste vokal
nach seiner (lualität unbestimmbar) + " zurück, und ver-
gleiche avo nach seiner bildung dem gr. iyco,^) Wie nun
beim pronomen der 1. person neben der nominati\i'orm auf -y
noch eine zweite auf -ow l)estand, die sich im ai. aJiäm, av.
mrw, sl. (un (. got. /7;) erhalten hat, so gab es neben auö einen
zweiten nom. sing. *auom. der sich im avestischen zu aom
gestalten musste, — und tatsächlich gestaltet hat. Deutlich
findet er sich jt. 19. :)-^). :>(>, ;]X: aom hareno hangc^n'uak^f^
mipro ja vofinf.f/aoiaoifis (, l)zw. vtso puprö äpuiänöi^, uanT-
wand keresa.^po), wo man aom ganz mit unrecht als akk.
«) Anders Wackcrnagel, K. L. III, s. 05. Dass ar. *s7iu {= av. äs«)
auf sa (= gr. o) + u zurückgeht, ist mir nicht warscheinlich. Dem
griech. ov[-io<; entspricht ai. sö\ s. Grassmann, Wörterbuch, sp. U3<.
Vgl. unten note II über o, pro etc.
II. Die arische flexion der adjektiva und partizipia auf nt-, 499
sing, neutr. mit barenö hat verbinden wollen, aom weist im
voraus auf die im folgenden näher bezeichneten personen hin.
Auch in v. 18, 37 ist aom des Satzes aom aihh^ asti iizuare-
zem mit rücksicht auf die vorausgehende frage Äis aihh^ asti
uzudrezem als nom. sing. mask. zu nehmen; der fehler steckt
beide male in uzuarezem, wofür ^zö zu erwarten wäre. Der
akk. sing, neutr. zu aua- lautet stäts außt^ (= ap. avä). In
V. 9. 14 (aom srum) und jt. 10. 128 flf. ist aom akk. sing,
mask.; in der jaststelle ist wol aredem hinzuzudenken. —
Was aydntein jt. 8. 50, 10, 1 anlangt, so hat es weder mit
auO'p noch mit auauap etc. etwas zu schaffen, au^ steht nach
verf., handbuch, § 137 anm. 2 für a-w^ und ist akk, sing,
des part. praes. akt. zu hha- + (^ „erscheinen wie, scheinen
zu sein**; also: „ich machte ihn erscheinend an . . wie mich
selbst"; vgl. ai. hhä- + tn im P. W. Nur 6ine form
scheint in der tat einen demonstrativstamm auant- Jener"
vorauszusetzen, d. i. auaßbiö jt. 5. 85 = 132. Berücksichtigt
man aber, dass zum dat. plur. au<ij)hiö sterebiö der nom. und
akk. plur. auf stärö lautet (v. 9, 41 , jt. 12, 28 flf.) , und dass
der akk.-nom. sing, neutr. auaj) die bedeutungen „iUud" und
„tofe*' in sich vereinigt, so wird man schwerlich in jenem
mapHö etwas andres sehen wollen und dürfen als eine ver-
einzelte und späte analogiebildung nach dem nf-stamm.^)
§ 16. Die aus pronomina gebildeten ucint-simnme bilden
also ihren nom. sing, one ausname — acht mal — auf -qs.
Umgekehrt findet sich dieser ausgang niemals bei adjektiven
auf nt' von possessiver bedeutung, wärend hier der ausgang
-d, der dort ganz fehlt, zu dutzenden von malen belegbar ist.
Ich frage nun; kann diese durchgehende Scheidung auf blossem
Zufall beruhen? Niemand, meine ich, wird diese anname
gutheissen wollen.
§ 17. Nun würde man ja die Verschiedenheit one weiteres
begreifen können, wenn sich zeigen liesse, dass ein stamm wie
puauant' „einer wie du" den partizipien des praesens, denen
er die nominativbildung entlelmt haben soll, seiner bedeutung
nach irgend näher stünde als anrnuant- „kraftversehen" u.
änl. Das ist aber ganz gewiss nicht der fall. Man würde
die Verschiedenheit auch dann begreifen können, wenn das
>) Vgl auch noch unten note X.
500 ^^r* Bartholomae,
avestische eine scliulmässig durchgebildete spräche wäre. Dann
liesse sich annehmen, die Scheidung von -d und -qs nach den
beiden Wortklassen sei an stelle eines Mher beliebigen ge-
brauchs beider ausgänge bei allen M^stämmen getreten. Aber
auch davon kann ja keine rede sein. So bleibt denn scUiess-
lich nur melir die alternative: entweder die diflferenz zwischen
ptväuqs und amuuä ist eine ursprüngliche , oder aber : Ptväuqs
hat den alten nominativausgang gewart, und aniaud ist neu-
bildung. Wie aber diese frage zu entscheiden, das ergibt sidi
aus der einfachen erwägung, dass -i/d nun und nimmer aus
der suflSxform uänt-s auf rein lautlichem weg hervor-
gegangen sein kann. So gelange ich denn zu einem resnltat^
das dem von J. Schmidt gewonnenen gerade entgegen-
gesetzt ist: in piväuqs ist uns jene nominativbildung erhalten,
die wir bei den uctiit- adjektiven für die älteste anzusehen
haben ; und die gleiche bildung weist auch das gr. /apuig aof.
§ 18. Es handelt sich nunmehr weiter darum zu er-
mitteln, ob der dem av. -qs, gr. -ng zu gründe liegende
ursprachliche ausgang kurzen oder langen vokal gehabt hat;
cf. oben s. 493 f. Wenn luerttber überhaupt eine entscheidung
getroflfen werden kann, so ist das nur mit hülfe des indischen
möglich, welches die alte Quantität der vokale nicht nur in
der ausspräche gewart hat, sondern auch, und dies im ge^en-
satz zum avestischen, in der sclirift klar zum ausdruck bringt.
Wären, wie J. Schmidt es annimmt, nmavnu und tvardii
die urindischen formen , so würde ich ' unbedenklich ai. -vän.
av. -?/^/.*? und gr. -ei; auf ein idg. 'U('nts zurückfiiren. Aber
der urindische ausgang ist eben nicht -fm, sondern, nach aus-
weis der sandhiformen , -fh)f<^ und zwar gemeinsam für beide
Stammklassen, für amava)it- wie für tvnvani-] vgl. KV. 1. 12.
9, .^2. 10, ()2. 12 und /. si. o, 1()5. 0, 189. G u. s. w.^ ^^^
erhebt sich denn die frage, c)]) dieser ausgang mit av. -(^ß
und gr. -fig aus dei* gleichen grundform hergeleitet werden
kann oder nicht.
§ 19. Ich glau])e, wir sind berechtigt diese mögliclikeü zu
bejahen, und zwar auf grund eines indoiranischen lautgesetzes.
das sich so formulii'en lässt:
») Nicht auf -lins zurückfürendes -nn bleibt vor vok-ilen unverändert
cf. galchnn üttarn RV. W. 10. 10, vahnti d^ i. 84. 18: 3. plur. praet. Zu
mah^ cf. § 128.
II. Die arische flexion der adjektiva and partizipia auf ni-. 501
„Ein zwischen nasal und geräiisciüaut stehender ari-
scher verschlusslaut hatte bereits zur zeit der arischen
Sprachgemeinschaft eine bestimmte Veränderung (reduk-
tion) erfaren, welche demnächst in den arischen einzel-
sprachen zu seiner völligen Verdrängung flirte."
Zur Chronologie dieses gesetzes s. § 48. — Ob die
reduktion im arischen allgemein stattfand oder etwa nur in
unbetonten silben, ist nicht auszumachen. Das avestische
spricht filr's erstere. — Nicht unter das gesetz fallen natür-
lich idg. f , dy kl und //i , welche schon zuvor in Spiranten über-
gegangen waren. ^) — Zu dem angenommenen lautwandel vgl.
Victor, elemente der phonetik*, s. 217: „Zwischen gleich-
artigen nasalen und folgenden andern konsonanten geht (im
deutschen) der verschlusslaut oft verloren, . . . besonders
wenn der dritte laut ein verwanter reibelaut ist." Als bei-
spiele dienen pumte zu pumpeyi und lame (liasta).
Das be Weismaterial flir obiges lautgesetz ist das folgende :
I. Aus dem iranischen.^)
§ 20. Av. pavtaohmn j. 19. 7 u. ö., akk. sing, von ar.
*pavittasua'; ein ar. *pavktasuctm wäre av. *pq}ftaohum geworden.
Av. frqsy apqs^ parqs j. 9. 11 u. ö., nom. sing, aus ar.
prävJc-, dpävk'y paravk-] = ar. *praüfc5; aus *prävks wäre av.
*frqfi8 hervorgegangen.
Ay. paitiqs jt^, 21, 27 (so zu lesen!), nom. sing, aus
ar. *patiavk'; = ar. *patiavi^f cf. eben.^)
Av. J)bisianbiö j. 68, 13 u. ö., herezanhia j. i. 11 u. ö.,
eufn-ezmibiö v. 5. 40 (d. i. euer^zieyi%ö , cf. verf., handbuch,
§ 95 a anm. 1): dat. plur. und dual, aus part. praes. akt.;
= ar. ^anjbhi^. Ar. ^andbhi^ hätte av. ^qdbi^ ergeben müssen.
Hierher gehört vielleicht auch stenhia im Z.-P.-gl.
Die übrigen avestischen beispiele, bei welchen die ur-
sprachliche gruppe nts zu gründe liegt, z. b. asqsap = urar.
*a$häntsat, sqs = urar. *.^hä7its(t) u. s. w. lasse ich bei seite.
Sie sind one beweiskraft, da idg. 7its das t ja unter allen
umständen einbüssen musste.
») Cf. unten note V.
«) Cf. verf., handbuch, § 7«, 78, 90 und 130 anm.
') Im Aog. 60 ist statt des bandschriftlichen usiqs taKT) nisiqn (bei
Geiger u^ias taJcö niiq) vielmehr usiqS ta/cö niq^ (= ai. *üdjav — vgl.
üdiUn — - tdkajfh njav) zu lesen. Vgl. jt. 10, lli/rqi ta/cö.
502 Chr. Bartholomae,
§ 21. Nicht verschweigen will ich es, dass im avesta
auch zwei ausnamen von jenem gesetz ezistiren : rq/ßi^uü- jt
10, 27, 7H, j. 12, 4') und prqfeda- j. 9, 20, 57. 14, jt. 13. 42,
100, 19, 8(>. Aber es sind doch nur scheinbare ausnamen.
Was rqfibiant' anlangt, so ist zu bemerken, dass ein etymo-
logisch wertloses // vor s (und konsonant) auch sonst mehr-
fach vorkommt; cf. verf. , B. B. XIII, s. Gb f. Das etymon
von rqlßintit' ist nicht klar. Ist es vielleicht ein part fiit?
Dann liesse sich die gruppe qf/s auch aus neubildung erklären.
[Ein zweites wort mit qJß: ahqJista- ist offenbar eine junge
zusammenrttckung aus a + liam + h^^'j^) Weibt also ausser
betracht.] — Das andre beispiel, prqfedor, ein part perf.
pass. mit tha- verrät sich schon durch die abnorme wurzel-
gestalt — mittlere statt schwache form, cf. dagegen ti^dii-,
dru/fda- (jt. 10, 17), here/fda , als eine junge bildung.
II. Aus dem indischen.
§ 22. In der rk- und atharvasahita kommt die Verbindung
nasal + verschlusslaut + geräuschlaut nur ganz selten vor.
Die gruppe -yits' finde ich nur in drei sigmatischen aorist-
formen aus /{hand', nämlich /chantsi^, khantsat^ und äfchäntmr\
alle im rgveda. -üks- ist im RV. nicht zu belegen; wegen
des hei M. Müller und Aufrecht^ in 7. 42. 2 stehenden
jnuksvd s. Aufrecht^, Vorwort, s. V. Im AV. lesen mr }e
einmal jitDh'sP und vi'vJt'sva : zu 19. 45. o hat die ausgäbe
aiiksva, die liandschriften aber bieten die aoristform iihra:
der gruiid der ändrunp: ist mir nicht klar, -mps- findet sich
nur in spätem texten, z. b. a.^iiampstt im TB. -mpt- und
-mhdfh)' sind nirgend nachzuweisen. -nttOi)- und ->\dd(h)-
kommen aus dem s. oOl angefürten gi'und nicht in betracht.
So bleiben nur nocli die giiippen 'ukf(h) und 'ügd(h)', die
häufip^sten von allen. In diesem fall aber ist es von Panini
erlaubt, vom atliarvapratisakhja {2, 20) sogar geboten den
mittlem versdilusslaut we^rzulassen. Als beispiele sind daselbst
gegeben: jtavfis, pffvffun und hhaudhi. In den AV.-liand-
scliriften wird diese Vorschrift ziemlich streng eingehalten und
auch in andern ist die auslassung des k, // ganz gebräuchlich:
cf. Whitney, a. a. o., § 231, i)S4 und J. A. 0. S. VII,
M So K ö, Vi 41
*) Hierüber unten note VI.
IL Die arische flexion der a^jektiva und partizipia auf n^. 503
s. 412, A. Weber, I. St. XI, s. X u. s. w.^) Das zwingt
uns, wie mir scheint, zu dem schluss, dass die ausspräche in
Wirklichkeit eine schwankende war, änlich wie im lateinischen,
wo man bald quitictm schrieb, bald quinUis, d. i. kuiütm,
wenigstens für die ältere zeit.*) Welche aber von den beiden
aussprachen die lautgesetzliche war, darüber lässt das ave-
stische paütavhmn keinen zweifei bestehen. Wenn man neben
Pl'vtäm auch piüktdm sprach und schrieb, so ist das lediglich
auf den reorganisirenden einfluss zurückziifüren, den formen
wie äpfMa, pxldas u. s. w. ausübten, deren etymologischer
zusammenliang mit pxxttam ja jedem sprechenden klar sein
musste. Auch im lateinischen ist zweifellos quhitus die laut-
gesetzliche, qninctus die durch qu'mque beeinflusste form.
Auch Khantsi, tchantsat und oMhäntsiir , sowie jtivksB und
vfüks^va sind nicht geeignet das oben aufgestellte gesetz als
unrichtig zu erweisen. Sie lassen sich einfach als neubildungen
auffassen, aus einer zeit stammend, da jenes gesetz längst
aufgehört hatte zu wirken. Dasselbe ist auch von astämps'it
und änlichen formen der bralimanazeit zu sagen, wie mav-
kftatiy niavk^jatij^) dskantsU, sJcantsjati und der angeblichen
Wurzel kävk^'. Die lautgesetzlichen formen kamen ausser
gebrauch, weil sie undeutlich geworden waren. So musste
z. b. ein urarisches *juoksai durch *jiW}p%i, *juv^c zu *jti?s
werden; dessen lautliche Übereinstimmung mit juktäs, jtwte
und den übrigen zur gleichen bedeutungsgruppe gehörigen
Wörtern war aber nicht mehr derart, dass es sich auf die
daner hätte halten können.
M In den RV.-handschriften scheint — nach den ausgaben zu
schliessen — gar keine konsequenz zu herrschen; vor t wird k immer
geschrieben: avkt^, pavkti^, vfvkta u. s. w.; vor dh dagegen ganz beliebig,
cf. avgdhi, aogdhvi^ jnvgdhvam^ aber avdh\ pfodhu bhavdhi^ vj^vdhi,
*) Vgl. auch osk. puntiis (Pompeji) und nounnfg (Messana), deren
Terhältniss meines erachtens völlig dem von lat. quintus und quinctus ent-
spricht, ürosk. war *povkt^ und *pompe. Ersteres wurde lautgesetzlich
zu pout^^ punt^. Dagegen ist nofininc: nach potnpe restaurirt, ebenso wie
lat. stxtuff (gegenüber gr. 'ixiog, ahd. sehto, ai. ^a^t^ds aus idg. *.n'kitho.9)
nach sex. Umbr. wntu geht auf älteres *umbetM (lat. ungnito) zurück. —
Anders Brngmann, grundriss, § 4.31 c. Dagegen spricht umbr. niuctu
(lat. ninguito). Woher hier das c, wenn die vclaren im uritalischen in
jeder Stellung labialisirt waren?
*) Osthoff, zur geschichte des perfekts, s. 47.
504 Cbf* Bartholomae,
§ 2i\. In auslautender silbe konnte in der nrsprache die
gruppe nasal + verschlusslaut + geränschlaat (s) nicht wol
anderswo vorkommen als 1) im nom. sing. mask. und 2) in
der 2. sing, praet. akt. Im rgveda finden sich nom. sing, von
Stämmen auf nasal -f guttural und dental; als beispiele mögen
dienen: jyrntjävk'j lyräüh-, hharant-y tvävant'. Von 2. sing,
kommt nur eine vor, aus der wurzel krand',^)
Im absoluten auslaut, bzw. im padatext laaten die be-
treflfenden fonnen der reihe nach: pratjävy pr6v, hharm,
iv(wän. Dieselben geben keinerlei anhält dafür, welches ihre
urindische oder arische gestalt gewesen ist.
§ 24. Ziemlich manchfaltig sind jene fonnen im sandhi ge-
staltet. Legen wir den Auf rech t'schen RV.-text in zweiter
aufläge zu gründe, so erhalten wir folgendes: 1) präv bleibt
stäts unverändert. — 2) Statt hran hat die sahita an der
einen stelle, wo es vorkommt (7. o. 7), krann : es folgt a®. —
3) imüjao bleibt, ausser vor vokalen, wo dafür pratjdvo em-
tritt. — 4) hhdran wird vor vokalen zu bhärmni, vor ^, ^ und
K'h (aus .s') zu bhäraii. Einmal findet sich **qs vor /: ävadqs
tvam 2, 43. :>. Sonst bleibt es unverändert. — 5) tvävm
erscheint vor vokalen als ivava (mit anunasika), vor U, ^ und
/.'// (aus s) als ^(u'i. Sonst bleibt es unverändert. — Im athar-
vaveda ist die vei-bindung ^ns f^ zu 4) sechsmal zu belegen,
wäreiul unverändertes ''an f^ nur dreimal vorkommt. Vor Ab-
tritt für ^au. ^än ausnamslos 'V/n, ^qs auf; vgl. Whitney zu
APr. ^. 2«). Schliesslich ist liier noch an die regel der indi-
schen ^^ammatiker zu erinnern, wonach zwischen auslautendes
n und tollendes .v oder 5' ein /, zwischen p und .s, s eint
einji^eschoben werden soll oder darf; cf. Panini 8, ;>. 2>^. HO.
Die atharvaausgabe hat dem gemäss hhimhinf mtd 8. 4. 21
(= RV. 7. 104. 21), av'indant sri/ 13. 1. 4; und in der TS.
stellt limfjauh sonnt 1. S. 21, prafjdvk sndo fi. o. 1. ß. [Vgl.
jedoch A. Weber's textkritische noten zu den stellen und
Whitney 's benierkungen zum TPr. o. :>2. In 7. 4. 2. h
liest Weber gegen die pratisakhjavorschrift prafjäv snMo]
^) Dio bei Delbrück, altind. verbiim, § HO aiifgezälten 3. sing, auf
-ön und '(in aus ri//-wurzeln lasse ich beiseite, obschon ja eine entscheidong
darüber, ob es ursprünglich zweite oder dritte personen sind, nicht w
treffen ist; vgl. .1. .Schmidt, K. Z. XXV, s. 118 f. Die formen erscheinen
vor pause, .v, k, </, d und /, und bleiben unverändert.
11. Die arische f
1 der aiijektiva und parüziiiia auf n
505
§ 25. Man hat fi-üher wiederholt die sandhiformen der
in rede stehenden nominative dazu verwendet, um deren
urindischen ausgang zu ermitteln, oder, richtiger gesagt, zu
beweisen, dass derselbe in der tat so lautete, wie man von
Tomehereiu angenommen hatte , nämlich (ä-)vks , iits. So
äussert sieh z. b, Lanman, a. a. o., s. 456 über pratjdvk
und pratjävv so: „The case-ending -s does not appear after
the double eonsonant of the strong stem . . . Progressive assi-
milation reduces the form -aok to -avv; this is preserved in
the text before a vowel, if the Üieraatic a is not long . . .
The foUowing non-assirnüated form appears: pratjäalc before
sömö . . ," Entsprechendes ancli über "«h und "nt vor s; cf.
a. a. 0., s. 34li, r)l)(). Dagegen ist folgendes zu erinnern :
§ 26. Zunächst., was den sandhi pratjäak s" anlaugt.
Vor allem Hesse sich gegen Lanman' s aufl'a^sung genau
derselbe einwand erheben, den er selbst in einem andern,
aber ganz änliclien fall geltend gemacht hat; cf. a. a. o.,
8. öOIJ mitte. Wenn nämlich, könnte man sagen, das k wirk-
lich der rest des alten ausgangs (^avjki wäre, so würden wir
es insbesondere in den ältesten literaturdenkmälern erwarten
dürfen. In der tat aber begegnet uns jenes k im rgveda
niemals, cf. 9. SO, 3: pratjäo sä. 10. 12. 1 : pratjäu sväm, und
wird auch vom EPr. {4. 6; CCXXXV) nicht verlangt. Für
den atharvaveda ist das k zwar vom APr. (2. 9) vorge-
schrieben, aber die handschrillen „do not in a Single instanee
write the A" (Whitney z. st.), cf. 18. 1. 2i) = RV. 10. 12.
1 und noch fünf weitre male. Auch Panini (8. 3. 28)
fordert es nicht. — Ich will aber gleich erklären, dass dieser
einwanil nicht stichhaltig ist. Wenn wii' die indischen sandhi-
gruppen auf ihren historischen wert prüfen und dabei die
rgvedisehen stäts als ausschlaggebend ansehen wollten, würden
wir zu ganz verkehrten Schlussfolgerungen gedrängt werden.
So erscheint z, b. der ausgang des akk. plur. der raask. a-
gtdmme vor Üa im rgveda in doppelter form, als "äii und "({>!,
cC 2. I. 16: asitiät) ka iqä ka: im atharvaveda und in allen
spätem texten dagegen ausschüesslich in letzterer form.
Wollten wir daraus folgern, die einlllgung des sibüanten sei
eine im rgveda beginnende und später durchgellirte neuerung,
8o wäre das durchaus falsch, wie wir völlig sicher wissen;
Vgl. av. tfinfca und weiteres unten § 35 ff.
506 ^^' Bartholomae,
§ 27. Von belang aber ist ein anderes. Nach L an man
wäre die entstehung des sandhi vks so zu denken: In der
ältesten periode der indischen spräche wurde allgemein pra-
tjäoks gesprochen. Dann trat das konsonantische auslauts-
gesetz in ki'aft und entzog dieser form zunächst den letzten
laut; man sprach nunmehr allgemein pratjavk. In einer
dritten periode endlich büsste die form unter der ferneren
wiikung jenes gesetzes auch noch den zweiten laut ein: prafjdv.
Das k rettete sich jedoch aus der zweiten in die dritte, histo-
rische periode im inlaut unter dem konservirenden einfluss
eines folgenden ,v. — Aber so dürfen wir uns die Wirkung
des auslautsgesetzes denn doch nicht vorstellen, dass bei drei
konsonanten im absoluten auslaut die beiden letzten der reihe
nach und in zwei aufeinander folgenden perioden abgeworfen
worden wären. Die form pratjäok kann jedenfalls nur im
satzi/daut entstanden sein, und wenn das k ein arisches k
vertritt, nur vor tonlosen geräuscldauten (Panini 8. 2. 26).
Faktisch findet es sich nur vor ,<?. Nun scheint es mir aber
für die anname, dass sich der alte ausgang in dieser 6inen
Verbindung so lange habe erhalten können, an einer wesent-
lichen gi-undlage zu fehlen, d. i. eine gewisse häufigkeit
dieser Verbindung. Die relative form, welche eine auslautende
konsonantengriippe im satziniiern im engen anschluss an den
anlaut des folgenden worts erlialten hatte, konnte dem aus-
gleicli mit der absoluten foi'm, die in pausa (d. h. vor jedem
absatz, nicht nur am satzende) eingetreten war, um so länger
widerstand leisten, je häufiger sie vorkam. Es begi*eift sich
also vollständig, wie z. b. das auslauts-c^- des akk. i)lur. der
maskulinen ^/-stamme vor pronomina und Partikeln, wie tu.
ffjam, fai, lid. /iid u. a. sich bis in die jungavestische periode
hinein behaupten konnte; cf. jns IIa gegenüber ja. Aber i>i>
war jedenfalls eine der seltensten arischen auslautsgruppeii.
Ich wüsste nicht, w'o es sonst noch hätte vorkommen sollen
ausser im nom. sing, der /7i>/i-stämme , deren es nicht mehr
als ungelar zwei dutzend gegeben hat. ^) In der tat ist die
') Ai. jüu, Jvmjain, /liiiyä und tlyv sind gewiss recht späte hildungen
trotz lat. conjunx. Ihr nusal ist, ohenso wie der von av. uhnm.jnt:r(rilcü, von
den entsprechenden praesensstäminen bezogen. Die daneben vorkommeQ-
den nasallosen formen sind di«' altern: Jüyam^ üf-k, ahTtrn.jurnlil —
2. sing, praet. akt. auf -vß.^l sind mir nicht bekannt.
II. Die arische flexion der a^jektiva und partizipia auf nt-. 507
nominatiyfonn im rg- und atharvaveda zusammen 86 mal zu
belegen. Doch vermindert sich diese zal noch erheblich, wenn
wir die gleichlautenden oder nur wenig variirten stellen, als
unbewusste reminiszenzen oder absichtliche aufwärmungen,
nur je Einmal rechnen; vgl. z. b. ßV. i. 35. 10 und L 118.
1; 1. 177. 1 und 2, 18. 5, 6, 6. 41. 5; 5. 83. 6 und AV. 4.
15. 11 u. a. m. Und zur Verbindung dieser nominative mit
einem folgenden s war innerhalb eines pada im ganzen nur
achtmal — darunter zwei gleiche stellen — gelegenheit ge-
geben; cf. oben s. 505. Man würde die erhaltung des vk
immer noch begreifen können, wenn die analogie der übrigen
kasusformen hätte dazu beitragen können. Aber auch das ist
nicht der fall. Denn die gruppe vk ist ihnen allen fremd.
§ 28. Ich sehe zur erklärung des zwischen v und s, s
auftretenden k keinen andern weg, als den, welchen vor
langem schon Whitney angegeben hat. Die einschiebung
des k ist „a purely physical phenomenon", k ein ,übergangs-
laut', der sich erst einstellte, als das konsonantische auslauts-
gesetz längst durchgefärt, das urarische ^avks im absoluten
aaslaut längst zu pratjäv verstümmelt, und diese form dann
auch allgemein in den inlaut übertragen worden war. Ob
aber das historische pratjäv direkt oder durch die mittelstufe
pratjävs auf die urarische form zurückgeht, darüber kann vom
Standpunkt des indischen aus eine entscheidimg nicht getroffen
werden.
Ich will übrigens zum schluss noch bemerken, dass die-
jenigen, welche Panini's sutra 8. 2. 41 „^ vor .<? wii'd k^
für richtig halten — was ich meinerseits nicht tue*) — , auch
die möglichkeit der entstehung von pratjävk s^ aus pratjäv^ s^
werden zugeben müssen. Vgl. im folgenden die angebliche
entstehung von tänt s^ aus täns s^,
§ 29. Bezüglich der einschiebung eines t zwischen ^n
und 8^, ^® ist die Übereinstimmung ebenfalls nur eine geringe,
sowol in der theorie wie in der praxis. Nach Paniui 8. 3.
30 ist sie lediglich fakultativ. Das APr. {2. 9) schreibt sie
Vor und danach ist sie in der ausgäbe — vor s wenigstens —
konsequent durchgefürt. Aber „the usage of the manuscripts
to the sandhi (nt s) is exceedingly irregulär" (Whitney
>) S. anten note V.
608
Chr. BsrtiiolomBe,
I z. St.). Ebenso steht es mit tieii liandschrit'ten läErruIlD^
Und hier wird der einschub des ( auch vom RPr, {4. 6;
CCXXXVI) nicht verlanget, daher es denn aucli von Aufrecht
in der zweiten anfla^e überall weggelassen ist; cf, vorwort,
I B. VI.
Verhältnissniässig noch die grösste SibereinRtimmang herrscht
binsichtlich des sandld "i) Ich" für "n a", welcher, wie nuii
langst erkannt hat, mit dem von "»( x" iiir "w s° in engat«m
Zusammenhang steht, insofern er die gnippe "nt s" zur Voraus-
setzung hat. Wenigstens in der praxis der handscfarifteD.
welche fast immer "ii ff/i" bieten. Aber die grammatiker and
auch in diesem pimkt nicht einig geworden; vgl. Whitney'ö
bemerktmgen zum APr. i^. 18 und Panini 8. 3. 31, wnnadi
es erlaubt ist beliebig "li s" oder "i'i tüch" zu schreiben.
§ 3U. Whitney erklärt auch den einschub des ( in
"h( u", ''nt k" und "rt fch" fiir eine „rein phonetische er-
scheinung", und wie ich überzeugt bin, mit vollstem rechl
Überall, wo im satz oder in der neukomposition sich koQSo-
nantenverbindungen ergaben, welche im wortinnem nicht oder
nicht mehr vorkamen — inlautendes n vor Zischlauten w«r
ja längst zum anusvara geworden — , überall da werden von
der gramniatik solche Ubergangslaute vorgeschi-ieben , Mn-
siclitlieh deren darstellung unter den autoritäten überall die
gleiche meiiiungsverschiedenheit besteht. Vgl. z. b, TPr. 5.
33, 38 ff. und Whitney's noten dazu. — Ganz änlich liegt
der fall bei lat. t-mjAm u. a. Altes mt war längst ta n(
geworden, cf. t-entum ^ lit. silmls. adveiitiis =- got. gaqu«^
als durch ueuliildung sich wiederum die gruppe ml ergab.
Dieselbe wurde aber nun nicht mehr in alter weise behandelt,
sondern durch einschiebnng eines „übergangslauts" lUiuid-
gerecht gemacht: mpf.
§ 31. Der eiuwaud, den J. Schmidt, £. Z. XXVI,
s. 349 gegen Whitney's ansieht erhoben hat, ist mir offen
gestanden nicht ganz klai- geworden. Whitney's bestimraiing
des ( zwischen u und s, ho heisst es dort, „steht im wider
Spruch mit den sonst zwischen » und s waltenden beziehunjfeii'
Wenn statt osmAn vor ( die ältere form a^mäifis erschemt, w
beweist dies, dass n und s keiner Vermittlung bedurften, daffi
also . . . das / nicht zur Vermittlung von n und n entffidi«lt
ist." Allerdings geht ja asf«4*' ^ut urind. asmAiis zurück, oii
II. Die arische flexioD der a^jektiva and partizipia auf nt-, 509
im urindischen bedurfte es ja allerdings zwischen >? und s
keiner Vermittlung. Aber dann war das /* vor s ja doch, und
zwar schon in vorvedischer zeit, mit dem vorhergehenden vokal
zum nasalvokaJ vereinigt worden. In vedischer zeit also war
ns als iwlautsgruppe nicht mehr vorhanden. Wenn wirklich
astmint samurß (KV. 9, 85. 2) direkt durch wandel des ,v in
t aus asmäns .9® hervorgegangen ist, wie es J. Schmidt wiD,
und nicht aus asniän s^ mit vermittelndem f, so muss dieser
sandhi aus der grauesten indischen vorzeit bewart geblieben
sein, aus einer sprachperiode , da die nasalirung der langen
vokale vor n und spirans noch nicht begonnen hatte. Das ist
möglich, aber wenig warscheinlich, — wie es mir wenigstens
dünken will.
§ 32. Nehmen wir aber an, das t in sänt sota (ßV. 8.
43. 14) sei nicht eingeschoben, auch nicht von selten solcher
Verbindungen, wie ädhuhunt stim, wo es ursprachlich aus-
lautete, übertragen, sondern es habe in der tat etymologischen
wert: beweist es denn dann auch wirklich das, was man
damit für bewiesen erachtet, dass nämlich vor dem wirken
des auslautsgesetzes der nom. sing, der a>if-partizipien auf
-ants auslautete? Ich vermag das nicht einzusehen. — Die
sandhiformen für auslautendes n sind ganz die gleichen, mag
es auf ursprachliches ii oder nt oder ns oder nts zurückgehen;
vgl. der reihe nach: dhcmnant svär RV. 10, 20. 2, aJiant
(3. sing.) mhasä L 80. 10, ahant (2. sing.) samünair 1, G9. 8,
minvänt sädma 10, 20. 5. Lanman will nun freilich minvdnt
sädma einfach aus der zusammenrückung von minvänt (hervor-
gegangen im indischen sonderleben aus minväniH) -\- sädma
erklären. Das ist aber bare Willkür; vgl. noch s. 515 f. Ich
gestehe one weiteres die mögliclikeit zu, dass sänt satä aus
der vollen form sänts + ^^ hervorgegangen ist; aber eine
not wendigkeit hiezu liegt keineswegs vor. Wer asmänt sa-
mar je aus asmätis s^ erklären zu können vermeint, der wird
nicht umhin können auch für sänt satä die möglichkeit
gleicher entstehung, aus säns s^ zuzugestehen. Das selbe
hat von bhävatl /ihävasä (RV. 4. IG. 7) zu gelten. Es lässt
sich, der etymologische wert des in /ch steckenden t wiederum
vorausgesetzt, ebenso wol aus hhävans als aus hhävants ~\- .s'^
herleiten; vgl. J. Schmidt, a. a. o. über asmm\ khatrajatlm,
§ 33. Zu gunsten der vorgefassten meinung, dass hhä-
Z«itochrlfl für rergl. Sprachf. N. F. IX. 5 u. 6. 33
510 ^^r. Bartholomae,
ra)its der urindisclie nominativ gewesen sei, hat sogar der
sandlii ^qs t^ ttir ^an t^ herhalten müssen. L an man, a. a. o.,
s. r)06 will tidjqs tvdm (AV. 13. 1. 32) aus udjdnt fi her-
leiten und sieht in dem ^' „the product of phonetic dissüni-
lation (-ant t- to -ans t-)^. Ich räume ein, dass in einer
anzal von fällen (vorausgesetztes) -ants zu -ant werden
konnte, d. i. im engen anschluss an folgende mit tonlosen
geräuschlauten beginnende Wörter, z. b. vor f^ (Panini 8.
4. 61). Aber wie weiter? Wo hat denn sonst das altindische
an der lautgruppe tt anstoss genommen? wo denn sonst ti in
st verwandelt? Nie und nirgends, -ntt- bleibt einfach oder
wird -wf-, cf. äKhän(t)iu, atpitam (RV. 1. 16o. 12, 7. 82. 3).*)
L an man 's erklärung von udjqs tvdm muss also unter aUen
umständen flir verfehlt gelten, weil er gezwungen ist fiir
den 6inen fall einen sonst ganz unerhörten lautübergang auf-
zustellen.
§ 34. Von der brahmanazeit an ist der sandhi : nasalvokal
+ s /® an stelle von: vokal + '* ^^ bekanntlich ein ausnams-
loser, cf. P a n i n i 8. 3. 7 ; und es ist ganz unzweifelhaft, dass
bei irgend einer der in betracht kommenden formenkategorien
das .s' auch wirklich etymologischen wert hat. In unserm M
könnte man zunächst daran denken, ndjqs tvdm aus udjdnis
tv^ herzuleiten; das geht aber nicht au; denn ^a)ifs tv^ hätt^
jedenfalls '\nit tv'' ergeben (cf. uitnhhltd RV. 10. Xb. 1 = AV.
IL 1. 1 aus fiffit^^ und oben), und dabei wäre es geblieben.
Wenn das .v liier nicht von einer andern fonnengi'uppe her
übertrapfen ist, so bleibt nur die eine möglichkeit, ndjan t^ auf
älteres ndjans tv^ zurückzulüren und das verhältniss von
udjqs zum stanmi ndjaiii- dem von av. pnitjqs zu jmthvk'
gleichzusetzen.
§ .'>;'). Lanman, a. a. o. stellt die möglichkeit, dass
hier das s ^the historical relic of tlie case-ending'^ ist. in
abrede, indem er darauf liin weist, dass sich in der rksahita
nur ein beispiel {(fvados fv/on) findet, und dies noch dazu in
einer offenbar sehr späten hymne {2. 4H). Dem gegenüber
liabe ich sclion oben § 2(> ])etont, dass bei der frage, welche
von den indischen sandhigruppen auf historischer grundlage
beruhen, der rgveda tür sich allein nicht ausschlaggebend ist.
1) Cf. unten note VII.
II. Die arische flexion der adjektiva und partizipia auf nt-, 511
In der spätem spräche wird die Verbindung der einzelnen
Wörter mit einander nach ein und derselben Schablone voll-
zogen. Ob zwei benachbarte Wörter eng, vielleicht unter den-
selben akzent zusammengehören, oder ob sie durch grössere
oder geringere, durch sinn und konstruktion bedingte absätze
getrennt sind, ist dabei ganz einerlei: der sandhi stürmt
unbekflmmert über stock und stein, bis er bei seinem ziele,
dem nächsten interpunktionsbalken , angelangt ist. Das, und
nichts anderes, soll die grammatikervorschrift sqhitajäm be-
sagen. Der text der rksahita nun ist zwar entschieden auch
schon stark nach der spätem Schablone umgearbeitet worden;
es ist aber doch noch manches alte stehen geblieben, das will
sagen: der sandhi ist im sinne der grammatik unregelmässig
(Panini 8, 3. 8).
§ 36. Aus der zeit vor dem wirken des auslautsgesetzes
hatte sich eine anzal von mehrkonsonantischen häufig gebrauch-
ten flexionsausgängen in die vedische periode hinein gerettet,
anter dem schütze ebenfalls viel gebrauchter und mit jenen
aosgängen oft und eng verbundener Wörter, insbesondre
Partikeln und pronomina. In ältester zeit sprach man one
unterschied Sätze wie: asmans tväm padhi, daiväns fca päsi
fndrtäns Ka, märtäns tvastd tataksia, /caniasäiis Uatüras Kakrirai
u. änl. In fallen wie die beiden ersten blieb der schliessende
Zischlaut des akk. plur. in's vedische hinein bewart; wo da-
gegen die Verbindung des akk. plur. mit dem folgenden wort
eine ungewontere und weniger enge war, da trat die form
ein, welche er in der pause bekommen hatte. Danach würden
jene sätze im vedischen zu lauten haben: asniqn tväm pa(d)hiy
d^c^ Ha päsi märtq;^ Ha, märtan tva^tä tatak^a, Kamasän
Satiira^ UakrirB,
So die norm. — Die nächste und fast notwendige folge
*l>er war eine periode des Schwankens. Der Zischlaut wird
^Ibst in ganz geläufigen Verbindungen weggelassen, anderseits
*^ch in ungewonten wieder hergestellt, endlich auch formen
^gefügt, welche ihn niemals besessen hatten, bis schliesslich
^^ grammatik durch feste Vorschriften der Unsicherheit ein
^«ide macht.
§ 37. In jene periode des Schwankens fällt die entstehung
^^^ älteren vedischen texte, und die sandhierscheinungen sind
^^ so ^unregelmässiger^ , je älter die texte sind oder je
oo *
512 Chr. Bartholomae,
früher sie kanonische geltung erlangt haben, die sie vor
weitem Umgestaltungen schützte. Zwischen der rg- und athar-
vasahita besteht bereits, mehr wol in folge des zweiten als
des ersten grundes, eine nicht unerhebliche Verschiedenheit
Im atharvatext hat die uniformirung des sandhi schon be-
trächtliche fortschritte gemacht. Vor K erscheint hier schon
ausnamslos -,,« tür -n, auch wo der Zischlaut etymologisch
nicht berechtigt ist, z. b. im lok. sing, jä^mi^ Ka IL 4. 18. Ln
rgveda dagegen nur gelegentlich und fast allein vor Ha ond
Kid, also in altererbten Verbindungen, nie wo der zischlant
keinen etymologischen wert besitzt; cf. Mikrq^ Ha 4, 2. 2,
jimnil.^ Ha 4. 2. 3, aniBnüi^ Kid 5. 31. 2, f4-^ Kid 10. 154. 1
(akk. plur.), aber dhanvaü Kid 1. 38. 7 (lok. sing.). Ganz
selten sind Verbindungen wie t^^ Kakre 10, 90. 8; vgl. da-
gegen asmäü Kahi* 1. lOo. 14. Ja, auch vor Ka und Kid steht
das ^ nicht regelmässig; in ^. 1. 16 finden sich unmittelbar
nebeneinander asnuifi Ka f^^ Ka\ vgl. femer ahaü Ka (2. sing.)
7. 19. 5. Cf. RPr. 4. 32; CCXCHI f.
Vor t tritt das ^? auch im atharvaveda nicht immer aof.
Whitney, zum APr. 2, 26 stellt die fälle zusammen.
Danach findet sich 67 mal -..<? /- und 28 mal -n t-. Im
rgveda ist dieser sandhi «geradezu eine Seltenheit. Vgl. RPr.
4. 33; (■(JX('V. Nom. sing, auf -^7// und akk. plur. auf -'v».
welche sicher einst auf -^ auslauteten, kommen nach Lanman >
zähmgen (a. a. o. , s. 346, r)06, öri, 514, r>17) beim nouien
ir)74 mal vor; rechnen wii' dazu noch die akk. plur. der
prononüna, sc» steigt die zal auf mindestens 2<)0(). Trotz
dieser holien zitier aber ist der sandhi -üs t- im ganzen nur
vier mal zu belegen, wärend der atharvaveda ihn fünfzig mal
aufweist.
iij y)X. Der zweck obiger auseinandersetzung war der, zu
zeigen, dass Laniiunrs einwand „if the .s* is here the liisto-
i'ical relic of the case-eiiding, we ought to find it oftenest iu
the Kik^ der oben § 34 als möglich bezeichneten erkläniug
von Kdjäs fc(hn gegenüber nicht von belang ist. Auftallig
bleibt es ja , dass sich im ganzen rgveda jenes .v (^•) nm* Ein-
mal findet. Es fragt sich aber, erstens, wie oft war denn
überhaupt die gelegenheit dazu geboten? und weiter, waren
die g(degenheiten von dei- art. dass man den Zischlaut mit
grund erwarten könnte? Um hierüber in's klare zu kommen.
IL Die arische flexion der a^jektiva und partizipia auf nh. 5] 3
habe ich an der hand von Grassmann 's Wörterbuch sämmt-
liche stellen des rgveda nachgesehen, an welchen ein nom.
sing, eines a«f-partizips vorkommt, und folgendes ermittelt:
Bei einer gesammtzal von 75:5 (nach L an man 's zälung)
steht das nominativische -an im verbundenen text: a) vor t
17 mal, b) vor /c 8 mal. Von diesen 25 fällen kommen aber
sofort 10 in abzug, bei welchen -an den ersten oder dritten
pada schliesst, nämlich: zu a) 1. fil. 11, 117. 22, 2, :i 2, 4.
24. H, 7, 5. 30. 1, 7. «8. 6; zu b) 1. 92. 5, 7. 87. 1, 10.
61. 2. Es bleiben also 10, bzw. 5, = 15. Das sind: zu a)
sän talit 1, 94. 7, minm tddapä 2, 13. 3, i^lvjan tätnüys^i 2.
17. 4, ävädqs tväm 2, 43. 3, jdn tdrunlr 8, 43. 7, $iardhan
tämqsi 8. 43. 32 = .9. 100. 8, asrPdhan tarn 9. 98. 9, ,^pwän
ti^hasi 10, 85. 4, äprajnKhan tardnir 10, 88. 10; zu b) xKlidul
Karati 3, 54. 2, nivB^<idja)) Ka 7, 45. 1, prasHvd)) Jia 7, 45. 1,
äghoffat) Uarftamnäm 8, 53. 4, krtJaü Kamvor 9, 96. 21.
§ 39. Von diesen 15 Verbindungen sind nur vier so be-
schaffen, dass man in gemässheit dessen, was oben s. 511
über den rgvedischen sandhi ausgeftlrt wurde, erwarten
sollte den Zischlaut, falls er etymologisch berechtigt ist, auch
wirklich bei ihnen anzutrefien, nämlich 2, 43. 3, 9, 98. 9 und
beide male 7. 45. 1. An allen übrigen stellen steht der
nominativ vor verhältnissmässig seltenen Wörtern, also nicht
in altüberkommenen Verbindungen.
Am erstzitirten ort nun ist das s tatsächlich tiberliefert.
— Was den zweiten anlangt, so beruht die bestimmung von
dsrpdhan als nom. sing. part. ausschliesslich auf der autorität
Grassmann's, der aber in der Übersetzung selbst bemerkt,
die zeile sei unsicher und warscheinlich verderbt. Sajana
(und Ludwig) nimmt es als verbum finitum: j^grävahkir
avagluian^^. Aber auch bei Grassmann's Übersetzung der
werte dsrpdhan fdw tunlwdm „nicht irrend, ilim erschallt
getön" fallt hinter ds^-Pdhnn eine Interpunktion, so dass es
also auch so in wegfall kommt.
So bleibt nur die stelle 7. 45. 1 (zitirt MS. 4. 16. 6).
Und hier, wo beide male die enklitika /i'a folgt, wo es sich
also um eine alte Verbindung handelt, mag allerdings das
fehlen des Zischlauts auffällig erscheinen. Es begreift sich
aber auch hier, wenn man 7. 45. Id mit 4. 53. 3d zu-
sammenhält. Dort lesen wir: nwpMja>) ka prasuvdfi Ka bhüma,
514 Chr. Bartholoinae,
hier uivri^ajan prnsuvnnn alduhhir (jiigaL Die iibereiiistimmung
in den anfangswoilen kann keine zufällige sein; sicherlich
liegt an der einen von beiden stellen bewusste oder unbe-
wusste entlehnung vor. Vergleichen wir aber die lieder mit
einander, so werden wir one zweifei dem des vierten buchs
die Priorität zuerkennen müssen. Der dichter von 7. 45. 1
hat die stelle 4, 5;j. ?t im köpfe gehabt und sie fast one
ändning benutzt. Man beachte, dass auch der vorhergehende
Stollen wortwörtlich mit /. 72. Ib übereinstimmt. — Übrigens
würde auch für den fall, dass sich keine entlehnung nach-
weisen Hesse, die unmr)glichkeit der oben vorgeschlagenen
erklärung von ndjqi$ tvdm aus den schon mehrfach aus-
einandergesetzten gründen wegen dieser einen stalle gleichwol
nicht gefolgert werden dürfen.
§ 40. Ich komme nunmehr endlich zum letzten der argu-
mente, die man für die anname, die urindischen nominative
zu prafjduk' und hhdrant' seien pratjdvk? und bh/irants ge-
wesen, geltend gemacht hat. Panini's regel vanw hrasväd
aüi vamnn nifjam (8, 3. 32) gilt bekanntlich auch schon für
den text des rgveda. Ob der nasal ein ursprünglich aus-
lautender ist oder nicht, bleibt sich gleich. Nach kurzem
vokal vor vokal erscheint one ausname tuK vv. Nun ist e^
zwar ^anz unzweifelhaft, dass auch in diesem i>uiikt der
hymnentext stark überarbeitet worden ist. In einer nicht
geringen anzal von fällen stellt, wie zuerst A. Kuhn, K. B.
111, s. 12') gezeigt hat. die durch die dopplung des nasals
entstehende positionslänge im Widerspruch mit der metiik:
vgl. z. b. die tristuMizeilenschlüsse vd(}nmi dtrn 4. 11». 1, fi-
mdun (th'fnr o. )>(). 1.'), 0*. *)S. 4, snsminn Mhan 4. 7. 7, 10. "^
u. s. w. Anderseits abei' bestätigt die metrik auch wieder che
riclitigkeit jenei* sclireibnng: vgl. z. b. mauhavaiin i'fjiMn 3.
1)2. 1, .*)(). 10, 4.*). ."), salidsitui dnikam 4. 11. 1 , dhann t'm-
sK'usi .9. X{\. IS, Und es kann für sicher gelten, dass wenig-
stens bei einer der in betraclit kommenden formengruppen
der zweite nasaPetvmoIo^nsclien wert besitzt, d. h. auf einen
früher auslautenden zweiten konsonanten zurückgeht. Es siiul
dies die tnlgenden:'; 1. vok. sing, der ///-stamme: 2, A'ok. sing,
der /?>/-stämnie: ;>. lok. sin<r. der ////-stamme: 4. vok. siug.
der (wf-. nnnii' und /v/>//-stänime; f). :5. plur. praet. imd konj.
akt.; (;. 2. sing, praet. akt. von //- und m- wurzeln; 7. 3. sing.
II. Die arische flexioD der adjektiva und partizipia auf n^. 515
praet. akt. der gleichen wurzeln; 8. 2. sing, praet. akt. von
wurzeln auf nd; 9. 3. sing, praet. akt. der gleichen wurzeln;
10. gen. sing, von wurzelstämmen auf n und w; 11. nom.
sing, der aw^stämme; 12. nom. (und vok.) sing, der avk-
Stämme; [13. nom. (und vok.) sing, der stamme ^di'i'- und
/M<;-].*) Von diesen formengruppen lauteten die unter 1, 2
und 3 aufgeflirten ursprachlich auf blosses n aus ; die früher
wol da und dort ausgesprochene meinung, ddhvann ä sei durch
assimilation aus ädhvanj ä entstanden, bedarf keiner Wider-
legung mehr, da sie ja heutzutage doch von keinem Sprach-
forscher mehr geteilt wird; cf. J. Schmidt, K. Z. XXVII,
s. 308. Von den übrigen hatten den ursprachlichen ausgang:
nt 4, 5, 7; ns (ms) (>, 10; nts 8, 11; vks 12 [, 13]; npt (ntt) 9.
§ 41. Ich habe schon oben s. 505 erwänt, wie man
sich nach L an man die entstehung von pratjävv und (janäjann
zu denken hat; vgl. auch G. Curtius, C. St. 11, s. 165 und
die weitre dort aufgefürte literatur. Von dem altarischen
auslaut -n^s' und -vks sei zunächst allgemein die scliliessende
Spirans verloren gegangen, wodurch -nts mit ursprünglichem
-nt zusammenfiel. Dann, im absoluten auslaut und vor konso-
nanten, auch die tenuis. Vor vokalen aber sei sie dem vor-
ausgehenden nasal „allmälich** assimilirt worden. Somit habe
z. b. das vor vokalen auftretende äsann (sie waren) „noch
das gedächtniss an seine entstehung aus asant bewart"; so
Delbrück, Z. D. Ph. I, s. 127. Ganz ebenso sei im grie-
cliischen die ;>. plur. tUynv durch ilfyow aus iUyovx hervor-
gegangen; ja für das Vorhandensein der mittelstufe noch in
historischer zeit bilde die dorische betonung iXtyov, welche
länge der endsilbe, also positionmachendes v zur Voraussetzung
habe, den sichern beweis; s. G. Meyer, giiech. gi-ammatik*,
§ 45H.
§ 42. Die anname, der ausgang -ids^ -vks sei im ab-
soluten auslaut brockenweise, von hinten angefangen, ver-
stümmelt worden, habe ich schon mehrfach als eine ganz
willkürliche und unwarscheinliche bezeichnen müssen. Lassen
Hir's aber zu, es sei wirklicli einmal an stelle von -nts^ -vks
in pausa -nt, -vk gesprochen, und es sei dann diese form
auch in die Stellung vor vokalen übertragen worden. Gut.
») Bei Seite gelassen ist der akk. plur. mask. der «-, i-, j^<- und f-
stämme, da die dehnung bei ihnen jedenfalls älter ist als der sandhi nn.
516 Chr. Bartholomae,
Wie aber weiter? Von nvindant u (oder nvindaml u) anf
avindann n (RV. 3. 1. H) zu kommen, gibt es keine möglich-
keit. Ebenso wenig einen direkten weg von ikeyovr «Äio zn
i'Xsyov akXo, Die dorische paroxytonirung beweist nicht das
mindeste, wie das jetzt in 2. aufläge, § 308 G. Meyer selber
zugibt. Jene erklärung beruht auf dem fiindamentalen irrtum,
dass im satzinneni zusammentreffende laute andern Umge-
staltungen ausgesetzt gewesen wären als die gleichen lante
im wortinnem. Curtius hat ja später (C. St. X, s. 207 ff.)
selbst gelegenheit genommen gegen das irrtümliche dieser
auffassung des satzsandhi anzukämpfen.^)
§ 43. Also aus -)it kann die sandhiform -fui nicht ent-
standen sein, ebensowenig -uv aus -vk, denn beide gruppen,
nt und vk sind in intervokalischer Stellung ganz geläufig.
Irgendwo jedoch muss der doppelte nasal eine historische
grundlage haben. Aber wo? — Die beantwortung dieser
frage kann nun nicht mehr schwer fallen. Es gibt nur einen
einzigen konsonanten, der im indischen vor vokalen be-
dingungslos der abstossung (oder assimilation) unterliegt, d. i.
die t()nende spirans ^.
Tm arischen wurde auslautendes -ns im satzsandhi vor
tiuienden geräuschlauteii zu -//^, und diese form wurde im
indischen, einem allj2:enieiii gültigen sandhigesetz entsprechend,
auch vor allen übrigen t(*)nen(len lauten eingefürt. Nunmehr
aber wurde -^/^ verschieden behandelt, je nachdem der vorher-
gehende vokal lang odei* kurz war. Lange vokale wurden
von der nasalirung früher betroffen als kurze. Aus urind.
tarn n „diese"^ wurde zunächst inj n, und hierauf tä n. Da-
gegen gestaltete sich alinnz nn ^{\\\ erschlugst ilm"^, noch ehe
die nasalirung der kurzen vokale ihren anfang genommen
liatte, zu ahann im um, d. h. zu (\}ian im mit gedehntem «■
§ 44. Nun haben von den oben s. 514 f verzeichneten
formengrupi)en nur zwei den urarischen ausgang: kurzer vokal
-\- ns, nämlich die genetive sing, von wurzelstämmen auf?"
(und n), und die 2. sing. i)raet. akt. unthematisch flektirender
tenipusstämnie von wurzeln auf n und m. Die häufigkeit all
dies(»i* formen ist selbstverständlich eine sehr geringe. Bei
der gruppe K) kommen nur zwei stamme in betraclit, rf^iwi-
n Cf. uuteu note VIII.
II. Die arische floxion der adjcktiva und partizipia auf n^. 517
und rdm-; im rgveda findet sich die genetivfonn zusammen
19 mal; vgl. verf., A. F. I, s. 70 f., Wheeler, griech.
nominalakzent , s. 39. Die 2. sing, sind bei Delbrück,
altind. verbum, § 39 zusammengestellt, nur feldt a/jan. Ich
zäle im rgveda 4 formen an 35 stellen.
§ 45. Ist es nun warscheinlich , dass alle übrigen im
absoluten auslaut auf kurzen vokal + nasal ausgehenden
bildungen ihre antevokalische sandlügestalt von diesen par
formen her bezogen haben? Möglich? ja. Warsclieinlich ? nein.
Es liegt nahe zu vermuten, dass eine andre, häufiger ge-
brauchte gruppe jene Umgestaltungen , z. b. von avimlmd n
oder avindan n in dvindann u veranlasst habe. Das könnte
dann aber nur die ginippe 11 sein: der nom. sing. mask. der
Partizipien auf ant-, für dessen ausgang die entwicklungsreihe
anzusetzen wäre: idg. -onts (, -entSy -(äs) = ar. -ants = ai.
-aus, bzw. vor tönenden lauten -am.^)
§ 46. Ob der sandhi -avv in pf^afjdvv nsi RV. 1. 144. 7
u. s. w. in lautlicher entwicklung aus -nv^ hervorgegangen
ist oder, was mir warscheinlicher, dem von -am nachgebildet
wurde, ist nicht sicher zu entscheiden. Es ist mir kein weitrer
gleicher fall flir postnasales ^ bekannt. Zwar haben wir auch
bei den akk. plur. mask. der i- und tz-stämme den arischen
ausgang nasal + s, i. Aber hier war der vorhergehende
vokal lang, und lange vokale waren schon nasalirt, ehe die
Umgestaltung der tönenden Zischlaute vor vokalen eintrat;
ftar nnu z. b. geht zunächst auf *iin? Ann zurück, ? war
also hier schon intervokalisch , als noch *iwafjnii? asi ge-
sprochen wurde. Vgl. dazu oben s. 51f). — Die sandhiform,
M Es ist eine jedenfalls beachtenswerte tatsache, dass im RV. ante-
▼okalisches -ann des nom. sing, der part. praes. akt. an allen ent-
scheidenden stellen — [8. und 10. silbe in tristubh- und d^agati-, 6. und,
bei trocbäischem rhythmus, b. und 7. silbe in gajatrizeilen] — lang ge-
messen wird; vgl. dagegen s. 514. Cf.: /. 52. 8, 100. 4, 140. 9, 162. 4, 2.
1. 12, 3. 60. 7, 4. 53. 2, 5. 48. 5, .9. «8. 4, 75. 1, 85. 4: 10. silbe; — /.
51. 9«, 54. 2, 58. 2, 183. 2, 2. 3. 10, 3. 2. 3, 3. 11, 34. 4, 4. 12. 2, 17. 10,
38. 7, 5. 78. 4, 6. 44. 12, 7. 5. 3, 7, 24. 5, .9. 68. 2, 71. {>, 76. 2, 78. 1, 84.
3, 86. 9, 33, 90. 1, 106. 12, 108. 12, 10. 45. 4, 91. 1, 92. 5, 98. 7, 122 3,
140. 2, 168. 1, val. 3. 8: 8. silbe; — 2 8. 2, 7. 89. 2, H. 2. 40, 7. 28, 14,
10, 32. 2, 34. 2, 9. 3. 10, 39. 2, 66. 4, 109. 22, 10. 97. 11, 155. 2: 6. silbe;
— 3. 24. 1: 6. silbe. Die einzige ausname bildet die vielleicht korrupte
stelle 2. 35. 7, wo -ann auf die 9. silbe fällt.
51^ Chr. Bartholomae,
welche der iioni. sing, der (7üfc-stamme vor vokalen aufweist
— cf. ^>rflw Pti RV. 1, IM. 38 — , ist jene, welche der alte
nominativ *prnuf! vor tönenden verschlusslauten und im ab-
soluten auslaut gewonnen hatte. Der Schwund eines ^, ? vor
dentalen medien ist jedenfalls noch älter als die nasalimng
langer — und auch kurzer — vokale. Vgl. unten not« V.
§ 47. Nach alledem, glaube ich, wird man den oben
s. oOl fiir's arische behaupteten lautwandel als eine tatsache
anerkennen müssen. Die dort verzeichneten iranischen Wörter
lassen sich nur unter dessen Voraussetzung erklären, das
indische material aber st«ht der anname desselben in keiner
weise entgegen; vielmehr lassen sich auch aus dem indischen
gebiet gewichtige, wenn schon nicht entscheidende gründe zn
deren gunsten in's treffen füren. Dass das gesetz auch ein par
ausnamen hat, ist nicht in abrede zu stellen. Man wird aber
zugeben müssen, dass dieselben sich ebenso leicht erklären
und als solche beseitigen lassen, wie die von andern laut-
gesetzen.
§ 4^. Zum schluss noch eine kurze bemerkung über die
Chronologie jenes lautwandels. Die völlige ausstossung des
im arischen reduzirten verschlusslauts fand statt: im ira-
nischen nach der verhauchung des intei'sonoren und nach der
abwerfung des nach n auslautenden .^', aber noch iimerhalb
der wirkunjifsdauer des nasaliningsgesetzes ; im indischen
vor dem inki'afttreten des nasaliningsgesetzes. Cf. : av. asaml)
(verf. , A. F. II, s. !h;) = ar. '^fis]K(Ht.<faf , aber sauhajf, f^f'ufj-
haiff = ar. "^sansfit, *s(nfsati: Jkis = *,s7/>/^s\ aber dPnf^ = *^(i/<>'
(vei'f. , a. a. o. I. s. 71); — ai. nuthm apdh aus *riml«^
( z '■rtt/ans - "^r'ntihifs) apahy vgl. oben s. ^Ai\ zu ahann 'm\
ebenso wurde "^'praus, *nmnv(his (aus ^7i^/c^^ ^atifs) vor tönenden
versclilusslauten zu pr('n>, anuträn (durch die mittelstufe ^^7^^;.
*V7//i), noch ehe die langen vokale von der nasalimng ergriffen
waren; cf. § 40 a. e.
sj V.K Wir sind somit auf den urindischen nominativ
'^frarfuis, der aus der antevokalischen sandhiform fvavn uiit
sic.lK^rlieit zu erschliessen ist, auf rein lautlichem weg gelang,
one dass wii' analogie Wirkungen seitens der pari. peif. akt.
auzunelinien hatten, und haben tür ai. fvardti, av. pn'(lu¥
und gr. /((oui^ den gleichen ursprachlichen ausgang ge-
wonnen , nämlich — je nachdem ursprünglich die letzte oder
IL Die arische flexiou der adjektiva iiud partizipia auf nt-, 519
eine frühere silbe den ton trug — umts oder -uänfs] cf.
Mahlow, AEO, s. KU, CoUitz, B. B. X, s. 34 f. Damit
aber soll das Vorhandensein alter beziehungen zwischen den
adjektiven auf udnt- (mant-) und den part. perf. akt. in
keiner weise in abrede gestellt werden.
§ 50. Zweifellos von selten der partizipien her bezogen
ist der indoiranische ausgang des vok. sing, der adjektiva,
nämlich ai. -va^ (, -mos) = av. -uö, cf. ai. Jmrivas (, nianhimas)
— av. druö (d. i. *dr?eyö); ebenso der avestische ausgang des
nom. sing, -ud (, -imi), cf. amaud (, /jratimid).^) Umgekehrt
wieder schliesst sich die altindische form des akk. sing, neutr.
der Partizipien an- die der adjektiva an; cf. tatanvät. Weitere
metaplasmen s. unten § 73 d.
§ 51. Es handelt sich nun darum, zu ermitteln, wie diese
wechselseitigen entlehnungen zu stände gekommen sind.
Wären sie auf das altindische beschränkt, so könnte man
einfach sagen: der lautgesetzlich erfolgte zusammenfall von
ämavadhhi^ (nebst den übrigen ?>Ä-kasus) und ämnvatsu aus
ämavant- mit vidvadhhi^ u. s. w. und vidvätsn aus vidvds-
— vgl. J. Schmidt, K. Z. XXVI, s. 34S und verf., ebd.
XXVII, s. 351 f. — hat nach dem muster mdva^ den vok.
sing, anmva^ und nach dem muster dnmvat den akk. sing,
neutr. vUlvdt hervorgerufen, so dass also amavas und vidvdt
gewönliche proportionsbildungen wären.
Aber auch das avestische kennt jene entlehnungen. Und
hier treffen die uant- und t/öw-stämme in keinem einzigen
kasusausgang zusammen; vgl. den instr. plur. dndüzhi^ (j, o8, H)
gegenüber jatttmaßbls.
Endlich lassen sich jene wechselseitigen beeinflussungen
der beiden stammklassen auch in nichtarischen sprachen nach-
weisen. So vor allem im griecliischen. Andre formen zu-
nächst übergehend, will ich hier nur an die akk. sing, neutr.
») Aufzälung bei verf., A. F. 1, s. 53, wo a^ä und afamatunä zu
«treichen (cf. s. 494, 497 f.), ahtaipi]^^ pank'asapwäj iniazüa^A^ vlsaitii^ und
haptaipiy^ä hinzuzufügen sind. — Die form afrafäuhä {= *aprainsms)
hätte ich A. F. III, a. 40 ff. nicht übersehen sollen; j. 62. (> ist zu über-
setzen: „gib (verhilf) mir, o feuer, son des Ahura Mazdah, das (dazu), was
^r mir verhcissen hat, jetzt und für aUe zeit: . . ". Auch äfrasätjhuitim
j. 52. 1 gehört dazu. — Erwänenswert ist es, dass für ar. ^s]m!< stäts "i>//^,
nie ^ouhä auftritt.
520 Chr. Bartholomae,
^ng und T^o,' erinnern, die man ja schon lange mit ai. jAmt
und ffwat verglichen hat. Freilich ist die identitat von rrjog
und tfivat keine vollständige, me das früher wol da und dort
behauptet worden ist. Aber die von G. Meyer, griech.
grammatik*. § 30:5 anm. befürwortete trennung der Wörter
halte ich ebenso wenig für zulässig. Das verhältniss von r^o;
zu tdvaf ist die umkehrung dessen von fiSog zu tyidvät uyoc,
aus dem adjektivstamm, hat sich den partizipialausgang,
vidvfU, aus dem partizipialstamm, hat sich den adjektivausgang
geborgt (vgl. noch ai. ffnavn.s. § 77). Ist nun diese entlehnung
in der Ursprache oder erst im griecliischen erfolgt? — Vgl.
zum folgenden Brugmann, K. Z. XXIV, s. 70 ff.; J. Schmidt,
K. Z. XXVI, s. :)29 ff., CoUitz, B. B. X, s. 2o ff., a3 ff.
§ 02. J. Schmidt hat in seiner abhandlung über das
l)art. perf. akt. (a. a. o., s. :>20 ff.) zu zeigen versucht, dass
in der Ursprache der lok. plur. desselben auf -uet-sfty ent-
standen aus -fjcs'sff, ausgelautet habe, und da.ss diese form in
den einzels[)rachen der anlass gewesen sei zu den verschiedenen
neubildungen, die uns da und dort begegnen. Für die arischen
sprachen hat diese anname — die ächtheit jenes 'Uet-sü vor-
ausgesetzt — keine Schwierigkeit. Im indischen konnte vid-
rnfsft den akk. sinp:. neutr. ridvat sowol. als auch wegen
seines zusaininenstininioiis mit (hnaraf.<tn den vok. sing, mnnvns
11. s. w. liervon-ufen. Anliches gilt auch vom ii'anisclien.
Fürs irriecliische aber häufen sich die Schwierigkeiten.
.1. Sclniiidt hat die akk. .^ing. neutr. ^o; und r^oc nicht iii
recliiinng ^rezopfen. Sollten diese aber erst im giiechischen
unter dem eintluss der part. perf. entstanden sein? Deren l<>k.
plnr. pfeht auf -od/, ihr akk. sing, neutr. auf -o^ aus, der lok.
plur. der adjektiva auf -fm. Daraus lässt sich keine pro-
poi'tion bilden, zu der -ng als viertes glied passen würde.
Wir würden also behufs erklärung von /^o^ und t^o; in eine
praehistorische periode zurückgehen müssen, da man auch bei
den adjektiven noch -o/r/ neben -(oi kannte. Ebenso steht's
mit fiAoTog und den übrigen r-formen. Dieselben haben
T nach J. Schmidt vom lok. plur. l)ezogen. Das
nur geschehen sein, zu einer zeit, da man noch ^nrm ßr
s[)äteres "o/)/ si)rach. Nun aber ist der wandel von inter-
.soiiorem />• in .s'>* (und s) allen indogermanischen sprachen
gemeinsam, mit alleiniger ausname des altindischen, wa^^ nel-
II. Die arische flexion der adjektiva und partizipia auf nt-. 521
leicht schliessen lässt, dass das t vor s bereits in der Ur-
sprache eine gewisse modifikation erlitten hat. Jedenfalls
gehört der Übergang von ts zu aa zu den ältesten lautlichen
Veränderungen, die sich auf grieclüschem boden vollzogen haben.
Was aber noch vordem geschah, ist das nicht eben einfach
gleich indogermanisch zu setzen? — Das selbe lässt sich auch
bezüglich des gotischen veitvods sagen.
§ 53. Die Übereinstimmung der arischen und der euro-
päischen sprachen weist meines erachtens mit bestimmtheit
darauf hin, dass die formenvermischung bei den u^s- und
t/ewf-stämmen ihren anfang bereits in der indogermanischen
Ursprache genommen hat. Was aber gab dazu den anstoss?
Es liegt nalie anzunehmen, dass jener kasus, der nach
J. Schmidt in den einzelsprachen die verxmrung anstiftete,
schon in der Ursprache als Störenfried gewirkt hat; also der
lok. plur., der nach J. Schmidt bei den i/ecs-stämmen *uid']
uetifii lautete. Bei den ife?if -stammen wurde er zweifellos aus
dem schwachen stamm gebildet, lautete also zunächst *wy-7
untsü. Daraus jedoch konnte bereits in der Ursprache — die
möglichkeit ist nicht zu läugnen — *nx']uetsn werden, indem
der sonant des schwachen themas durch den des mittlem
ersetzt wurde, wie das ja im griecliischen tatsächlich der fall
ist; cf. unten § G5. War aber das geschehen, so stand der
vermengung der ues- und t(pyif-kasus auf dem wege gewön-
licher proportionsbildungen kein hindemiss entgegen.
§ 54. Die anname aber, dass "^uiduotm der ursprachliche
lok. plur. zu uidueS' gewesen ist, beruht auf zwei Voraus-
setzungen, die ich beide nicht fiir zutretfend erachten kann.
Nämlich: 1) Ich kann mich nicht von der richtigkeit der
J. Schmidt' sehen ansieht überzeugen, dass der lok. plur.
der t/'^^*?-stämme ursprünglich sollte aus dem mittlem stamm
gebildet worden sein. Doch ist dieser punkt nicht von so
hoher bedeutung. Man könnte allenfalls sagen, es sei früh-
zeitig vor den konsonantisch anlautenden kasussuflSxen die
schwache Stammform durch die mittlere ersetzt worden, und
sich dabei aufs altindische berufen. Aber freilich spricht
das avestische dadnlhrs dagegen, und freilich ist die möglich-
keit nicht ausgeschlossen, dass die indischen formen vidvatsu,
vidvädbhi^ u. s. w. sammt und sonders an die der «/f/^f-stämme
angelehnt smd. Wichtiger ist der andre einwand, den ich zu
522 Chr. Bartholomae,
machen habe. Ich kann mich nämlich 2) nicht von der
richtigkeit der J. Schmidt' sehen anname überzeugen, dass
in der Ursprache .s* vor ä^ unter irgend welchen bedinguugen
sollte zu t geworden sein ; cf. K. Z. XXVI, s. 343 ff., XXVn,
s. 330 f. Das material, das jenen Übergang beweisen soll, ist
ein allzudürftiges. Nach abzug der part. perf. akt. bleiben
nur: ai. uf^aMhi^ ^ gr. 6(o&iv6g ^ rh. anstatt und aL madbhi?
^ got. menöpum =- lit. m(^)u((t). Dass die indischen instru-
mentale ilu'en dental vom lokativ geborgt haben sollen, das
anzunehmen liegt keine notwendigkeit vor : idg. zhh wird ganz
normal im ai. zu dhh\ cf. verf. , K. Z. XXVII, s. 352. Ich
räume aber genie ein, dass auch der lokativ seinen dental
auf lautlichem weg erhalten haben kann ; für's indische steht
ja der wandel von ss zu f.«? völlig sicher.
§ 55. Von dem europäischen beweismaterial ist meines
erachtens ganz zweifellos auszuscheiden: ^(ad^voi;. Ein rfÄ
oder th (= gr. d) kann doch unter keinen umständen aus s
hervorgegangen sein. Der hin weis auf das verhältniss fnahdd-
hhifi: ^leyu&og fördert nicht im mindesten. Ein rätsei und ein
rät^el lassen sich nur addiren, nicht subti^ahii-en. /ueys^og oder
jLteyu&o^j welches vielleiclit die jüngere, erst von fUya be-
eintlusste form ist, braucht mit ai. mahant- nicht enger zii-
sannueiizuj^^t^hrireu, als nlij&oi; mit dem part. praes. lat. phni'.
Neben uo&ivo^ linden wir zu ko; das lokaladverb ico&sv, Dass
hier das .V dem suttix und niclit dem nominalstamm angehört
wird niemand bezweifeln wollen, vgl. ivSt^v, lulo&sv u. s. w.
Wie abei- ist diese bildun^^ zu stände gekommen? Ich ver-
mute, so: Es <i:ab in alter zeit einen instr. sing., der adverbial
gebraucht wurde. Derselbe lautete urgriech. *«i;o«, später
*«ro;. ^) Diese form ist überliefert bei Hesych, wo als
lakonisch dßio in dei' bedeutung nowi angefilrt wird. Die
qualität des kontraktions[)n)(lukts wurde durch den nom. sing,
bestimmt. Dt^r akzent von ußti ist warscheinlich falsch; an
ein griechisches '«roa glaube ich nicht: doch vgl. uirj aus
*.uf«, J. Schmidt, K. Z. XXV, s. 25, XX Vif, s. ^DS f.
Und zu *«t"('> nun bildete nmn adverbien mit -&&v und -^ci
{ii. Meyer, griech. gramm.^, § 24). Ersteres ist attisch zu
f^ui&fv gewoiden. Aus dem zweiten, nicht überlieferten *aiW«
') Vgl. ai. n^Ti. iinton noto V.
n. Die arische flexion der adjektiva und partizipia auf nt-, 523
aber schuf man mit dem suffix iv6- , welches , wie z. b. das
intervokalische a in /^faii'o^ bezeugt, noch in lebendigem
gebrauch war und zur formation temporaler adjektiva diente,
— etwa nach dem muster rfjia ^ rfjTivog — das obige *ai^cü-
&tv6g = jon.-att. icod-ivog; cf. L. Meyer, vgl. grammatik* II,
s. 564.
§ 56. Auch in an. austan, ahd. östana u. s. w. gehört
das t nicht zum nominalstamm. Das dort vorliegende suffix
tana- (= idg. tmio-) gehört zusammen mit dem lat. thw- (=
idg. teno- oder t'^no-) in crastimis, diutimiSy 2)rii<//w?(^s u. a.,
dem griech. tuvo- (= idg. timo-) in intjeTuvog, und mit dem
aL tana- (= idg. tono-, teno- oder tnno') und tna- (= idg. tno-)
in nütüna-, sanatäna-y niitna', pratnä- u. s. w. Das suffix
bildet adjektiva der zeit; cf. Whitney, a. a. o., § 1245e.
An. aus- in atistan ist die schwache Stammform zu *ausos',
steht also für *aii8-s-; und es verhält sich ^am-s- zu ai. t«^<?-
(d. i. *ti^-4<?-, in ims, gen. sing., cf. unten note V) wie gr. uvcog
(d. i. "^atisös) zu ti^äs. Vgl. noch ahd. östar (für *au^'S-t^)
und pehl. ösastar; von Fierlinger, K. Z. XXVII, s. 336.
§ 57. Endlich got. menöjnim und lit. mf^nu. Dass das
letztere auf einen dentalstamm zurückgeht, ist meines erachtens
weder zu beweisen, noch auch nur warscheinlich zu machen.
In Wjeksni lautet die form m^yiiiv;^) ebenso spricht man hier
sesvLv statt sesiif vand\m statt vandh und szuv statt szu; cf.
Kurschat, grammatik d. litt, spr., § 155, 162, 731. Die
letzten beiden formenpare bieten der erklärung keine Schwierig-
keit, szti entspricht seiner bildiing nach dem ai. t^^vä, lat.
sermö, ai. ä^mä; dagegen vergleicht sich sz(iv dem slav. kamy,
gr. äx/Li(ov; vgl. Brugmann, grundriss, § 02 anm., 21^^.
Aber in sesiiv und mSmiv ist der nasal keinesfalls altberech-
tigt. Beide sind gewönliche analogiebildungen ; die Propor-
tionen äkmeviy akmens: akmuv = sm^i, sesers: x und dkmeni,
äknwniui: akmuv = m^nesi, ml*'nesiui : y ergeben fiir die
beiden unbekannten die formen se.mv und menut>, wo nur der
akzent, wie in der ganzen flexion, auf der ersten silbe ge-
blieben ist. Was aber von mm\iv gilt, das gilt ebenso aucli
von m^ü. Es ist eine nachbildung nach akmu etc. und ^(wft.
Aus dem stamm mmöa- oder men^s hätte der noni. sing, bei
1) Nach Brugmann 'scher Schreibweise.
524 Chr. Bartholomae,
rein lautlicher eiiUvicklung die gestalt m^nfts oder »i^fe be-
kommen müssen, eine form, die innerhalb des litauischen
völlig vereinzelt stand.*) — [Mit dem altpreussischen wort
fiir monat: memy weiss ich nichts anzufangen; das g ist
schwerlich richtig.] — So bleibt denn nur noch das einzige
gut. mvnöpnm, über das ich dem von Kluge im Wörterbuch
bemerkten nichts hinzuzutügen weiss.
§ r)S. J. Schmidt.' s hauptargument für den von üun
für die Ursprache aufgestellten lautwandel ist von prinzipieller
art. Die gegenseitige beeinflussung der part. perf. akt. und
der adjektiva auf uf'^it- (und ment-) steht völlig sicher. Also,
so folgert J. Schmidt, K. Z. XXVI, s. 359 (vgl. auch
s. .-^31, 343, 350), muss wenigstens 6in kasus beider stamm-
klassen den gleichen Stammausgang gehabt, d. h. wenigstens
^in kasus der partizipia -ucit- enthalten haben, denn sonst
wäre es nicht ersichtlich, wie eine assoziation zwischen beiden
zu Stande kommen konnte. Ich halte aber diesen Standpunkt
den auch ich früher einnam, jetzt nicht mehr für richtig.
Wol bin ich auch jetzt noch der meinung, dass die aller-
meisten formalen neuschöpfungen auf proportionsbildung be-
ruhen: es gibt aber auch falle, für die ein solch äusserUcher
ausj^aujirspunkt nicht nachzuweisen ist. Zwei Wörter oder zwei
staininklassen beeinllusseii sich hinsichtlich ihrer tlexionsformen-|
auch dann, wenn sie sich in der bedeutung einander nahe
stehen.
§ r)iK Paul, Prinzipien der sprachgescliichte* , s. ^'>
f^esti^ht die niö<^liclikeit einer beeinflussung in der flexiun auch
one iihereinstinunun*;' in der bildung einer oder mehrerer
formen zu, sclieint sie aber auf den einen fall zu beschräiikeu.
(lass ^eine flexionsendung wegen ihrer besondern häufig-
keit als die eigentliche nornialendung für eine flexionsfonn
empfunden'* wird; dann ^übertrage sie sich wol auf andre
wcirter auch one die Unterstützung gleichgebildeter Wörter".
Die griecliischen beispiele aber, die das beweisen sollen,
scheinen mir wenig gut gewält. Die gen. sing, und dual.
') Vgl. auch unten sj «U die bcmerkungen zu nnpnt'.
■*) „Form"* darf natürlich nicht, etwa auf die kasus- und persoaal-
ondungen hosohninkt werden. Mine scharfe Scheidung zwischen formaler
und stotflicher assoziation ibt nur in seltenen fällen möglich.
II. Die arische flexion der adjektiva und partizipia auf ru-, 525
noXtjov und noMv lassen sich auch one jede Schwierigkeit
als proportionsbildungen fassen, veranlasst durch den gleich-
klang des auslauts der gen. plur.
§ 60. Nyrop, zitirt bei Jespersen, T. Z. III, s. 196
— ich habe das s. 188 genannte buch nicht gesehen —
scheidet: I. Wirkungen von Übereinstimmung in der bedeutung
der Wörter a) bei Wörtern gleichen Stammes, b) bei wörteni
verschiedenen Stammes; und II. Wirkungen von Überein-
stimmung in der grammatischen funktion der Wörter. Unser
fall wäre unter I b einzureilien. Jespersen selbst unter-
scheidet kombinations- und konfusionsbildungen. Als beispiel
für letztere dient das dänische prold „kork", eine mischbildung
ans den synonymen für „kork" proj) und told (s. 195). Auf
eine tcrsprachliche neubildung dieser art gehen meines er-
achtens die Wörter fttr „dün-" : av. hi^kuj gr. io/vog, air. sesc,
kymr. hesp (Zimmer, K. Z. XXIV, s. 212) zurück; das
indogermanische besass für den begriflF „trocken, trocknen"
zwei reihen von Wörtern, aus den wurzeln saik^- (cf. ai.
sikatä, lat. skcare, av. hiküs, hikudvhem, hipiui) und saus-
(cf. ai. .^u^kas, .^u^jati, av. hnskem, avhaosemn^, ap. nskahja,
gr. avog, d(pav€iv, ahd. sören, lit. saiisti, asl. suchU etc.). Das
adjektiv ^su^skjo- „trocken" in Verbindung mit sik2^ rief nun
das neue wort *mfc® hervor. — Für „konfusionsbildungen" in
der flexion wird bei Jespersen kein beispiel gegeben;
vgl. das. die note zu s. li)6. Als solches mag das lettische
esfnti „ich bin" dienen, das schwerlich anders denn durch
kontamination der altem (litauischen) formen esmi und esu
entstanden sein kann. Anlich ai. ättha „du hast gesagt" (statt
*ä(lhä); es verdankt seine fonii dem einfliuss von vMtha u. s. w.
Vgl. noch abhanas, unten note IX.
§ 61. Klar und richtig hat sich schon vor längerer zeit
über die in rede stehende frage Wackernagel geäussert,
in K. Z. XXV, s. 289: „Der bedeutung nach zusammen-
gehörige Wörter werden oft zusammen und zwar parallel mit
einander genannt; das hat leicht assimilation der formen an
einander zur folge." Und dieser satz wird erwiesen durch
den deutlich verfolgbaren umgestaltenden einfluss, den die
verwantschafLswörter auf ter- auf die flexion anders aus-
gehender Stämme von änlicher bedeutung ausgeübt haben. Ins-
Zeitachrift fOx vergl. Sprachf. N. F. IX. 5 u. C. 34
526 ^^f- Bartholomae,
besondere gilt das von der flexion des Stamms nepot- „enkeP.*)
Vgl. auch Osthoff, zur gesch. d. perfekts, s. 600 f. Das
urspracldiche paradigma von nepot- hatte sicherlich auch nicht
in 6inem kasus den gleichen ausgang wie bhrätor- etc. Und
doch wird im arischen die flexion von nepot- allmälich voll-
ständig nach der von bhrätor- umgeschaflen. Im rg- and
atharvaveda finden sich noch die alten formen näpät, ndpaiatHj
näpätä, näpätas, niidbhja.^; im avesta noch napäs,^) napäterny
naßa, naptö (akk. plur. , \. 12, \\\ so richtig K 9) ; vgl. lat
nepös, nepötem u. s. w. Dazu aber auch schon ndptfbhk
neben yiadbhjas, naptärein neben napätem; femer napturj
nafedrö; nafedrap; näpträ, ndptre. Die ableitungen haben
noch allgemein p-t one r; cf. das fem. ai. näptx^y av. napti;
femer av. naptia^sn, nauanaptaia^liilt und ai. äpatjam „nach-
kommenschaft" (aus *upet^). Später aber werden alle r-losen
formen beseitigt. An die stelle von ndpätam tritt ndptäramy
für ndpti- tritt naptri' ein u. s. w. *) — Wie kaum zu ver-
kennen, hat diese Umgestaltung bei den schwachen kasus mit
vokalisch anlautenden endungen ihren anfang genommen. Und
es war ausschliesslich die bedeutungsänlichkeit , welche die
konfusion zu stände kommen liess. Warum nicht auch umge-
kelirt ndpni' auf hhrafar- eingewirkt hat, liegt auf der band.
blirätar- u. s. w. bilden eine gi-osise klasse, wärend ndpOt-
ganz allein für sicli stellt. S. oben s. 524.'*)
§ 62. Die besitzanzeigenden adjektiva auf Uf^nt- und die
part. perf. akt, standen sich in ihrer bedeutung immer ausser-
ordentlich nahe. Nur so wai' es möglich, dass im arischen
t/a><^stänime aus part. perf. i)ass. als part. perf. akt. ver-
M Dio gen. sing, pdtjur, {i<iujnr. sakfijur will ich lieber vorsichtig bei
seite lassen. Man könnte sagen : Der noni sing, .takln reimte auf piti
Daher nach pitiir zunächst *s(ikJmr, dann säkhjnr. Mit sdkhihhi^ etc. aber
reimte wieder ])(it'ihhi\f etc. Dalier nach säkhjur auch pntjur. Freilich ist
diese reihenfolge wenig warscheinlich.
Gegenühor den von Wackernagel, K. L. III, s. 57* geäusserten
hedenken zu meiner A. F. II, s. 109 flf. gegebenen erklärung des ai.
genitivausgangs -ur v«'rweise ich jetzt auch auf mritariärn, B. B. XIII,
-) Cf. unten note IV.
^) Vgl. auch Lanmau's bemerkungen zu ai. jantümm RV. -7. 27. 11
und itöffdsds AV. IG. 4. G; a. a. o., s. iH6 unten, 4()8 mitte.
*) Über das suftix in ndpatam etc. cf. unten note XI.
IL Die arische flexion der adjektiva nnd partizipia auf nt-. 527
wendet werden konnten. Vgl. ai. sutävant- (z. b. RV. 5. 25.
4), hitävant' (RV. 1, 180. 7), matävant- (RV. 9. 86. 13)/)
aMt&vant- (AV. 9, 6. 38), av. rnuaresdauant- (j. 9, 30).*)
Anderseits werden auch part. perf. akt. rein adjektivisch ge-
braucht, z. b. ai. mlihvas', da^vas-, av. hikudh-; femer ai.
vidü^, vanüm, vanü^as u. a. (vgl. unten § G7, 74 f.). Sie
wurden also jedenfalls schon in alter zeit „oft zusammen und
zwar parallel mit einander genannt". Und dies hatte in der
Ursprache bereits die gleichen formenassimilationen zur folge,
wie wir sie bei den stammen näpät- und bhrätar- (etc.) inner-
halb des arischen vor unsem äugen sich vollziehen sehen.*)
Dieselben wurden hier noch wesentlich durch den umstand
begünstigt, dass vielfach uent- und ?fes-stämme von so ziem-
lich gleicher bedeutung aus der gleichen wurzel üblich waren,
was leicht „konfusionsbildungen'^ hervorrufen konnte.*) — Das
endergebniss ist aber hier kein so glattes wie bei dem stamm
näpät-; dieser — da alleinstehend — musste sich einfach .der
überzal anschmiegen. Hier jedoch wirken gleichstarke kräfte
auf einander ein, und die gegenseitige beeinflussung ruft eine
Vermischung der formenreihen hervor. Dass dabei der suffix-
anlaut u eine nicht unerhebliche rolle spielte , ist ganz un-
zweifelhaft. Vgl. auch ai. svävän, svatavan, tuviravän aus
(w-stämmen und Brugmann's und J. Schmidt's bemerkungen
dazu, K. Z. XXIV, s. 71, XXVI, s. 357; femer unten über
ai. säSvan, av. tatirnd und ai. fkvanas, fkvatä etc. (§ 88, 119).^)
1) Zu man- „zögern" (bei Grassmann), also „gezögert habend". Erst
mu8S der soma die wollseihe vollständig mit flüssigkeit getränkt haben,
ehe er in die kufe rinnen kann. Dieses „zögern" wird mit der Umkreisung
des Opfers seitens eines raubvogels verglichen, die dem stoss vorhergeht.
Vgl. RV. 9. 82. ic, d.
*) Auch anu.varita^astemä jt. 13. 26?
') Beispiel: av. hik^Avhem pq^ni^vhem (zu hik^f^h'^ pqsn^ant') v. 3. 11.
*) Beispiele: ai. ^kiv^^n (eine „konfusionsbildung" aus den stammen
Ökasvant' und nlHväs-^ vgl. n]cü$B) RV. G. 59. 3; — hhaktir^ms (ebenso aus
hhakt{vant' und bhi^väs-) AV. 6". 79. 3: fraglich, cf. unten § 73.
*) Benfey's abweichende erklärung von sräri^ und srätavq in N. G.
W. G. 1877, s. 341 ff. — gebilligt von Colli tz, A. D. A. V, s. 348 —
kann ich nicht für richtig halten. Ausser bei evd RV, 5. 0. 10 = 25. 9 und
hhT$^ 1. 133. 5 b (wo der sandhi ^q a^ aus c herübergeuommen ist) tritt q
für n nur auf am ende eines Stollens, wie ja Benfey, s. 350 f., 356 ff.
selbst lehrt, svävq, steht aber im innern des Stollens; folglich muss der
loslautsnasal anders beurteilt werden als bei sdKq i. 161. 5 u. a.
528 Chr. Bartholomae,
Waren aber erst bei den i/p??f -stammen neue flexionsausgänge
geschaffen, so wurden sie bald auch auf dem wege der pro-
portionsbihlung in die flexion der bedeutungsgleichen metit-
Stämme eingefürt.^)
§ ()3. Die t'flt'i^-stämme zerfielen in der Ursprache in
zwei gruppen: possessive (wie ai. amavant- „kraftvoll") und
vergleichende (wie ai. tvävant- „dir gleich"). Ihre akzentuation
scheint keine einheitliche gewesen zu sein. Die vergleichenden
waren wol immer barytonirt. Bei den possessiven lag der
hauptton tiberwiegend auf dem primitiv, aber suflü:betonung
war doch nicht ausgeschlossen. Im indischen ist das verhält-
niss von (possessivem) '-vnuDtt' zu 'Vnmit' ungefar 4 : 1.
Unzweifelhaft scheint es mir, dass das suflSx in vielen fallen
— d. i. überall wo es vom hauptton durch eine silbe getrennt
war — einen nebenton hatte , der auf die vokalqualitat den
gleichen einfluss ausübte, wie der hochton. Durch ein par
beispiele will ich erläutern, wie man sich meines erachtens die
urflexion der ifaytf-stämme denken muss. Ich wäle als stamme:
Uqms^uant- (ai. täimsvanf') ^ uibhäuant- (ai. vibliävant-) und
yoduänt- (ai. padvänt-). Die flexion dieser stamme war:
Sing. nom. teposuents uihhäuönts podu^nts
Plur. nom. ftpo^inontcs inJf^iauontPS poduenies
Sing. dat. trposunfä'i ulhliäuntai poduntAi
Plur. lok. tf^'posfjyfsf) uihhäuiifsii jyodunts/t
Die starken und mittlem suffixformen waren also Uf^'nt', w'^f^--
fjonf- und urnf-, iirnf-j fjonf- (cf oben s. ölD); die schwache,
allen <>:emeinsani , tj^ff- und — vor vokalen auch — tnif-.
Das konnte leicht dazu füren, dass auch betontes 6 und o
und unig"ekehrt unbetontes p und c aufkamen. Tatsächlich
tritt bei den historischen foi*men das alte verhältniss zwischen
akzent und vokalqualitat nicht mehr überall zu tage.
§ ()4. Ebenso steht es mit den part. perf. akt. Da.^
griechische betont ausschliesslich auf dem suffix, da.s alt-
indisclu^ fast ausscliliesslich ; doch s. vivcisvan, ardruii (luiten
§ <>7, Tr)). Das gotische d aber in veitvöd weist nach dem
V'ern er 'sehen gesetz auf anfangsbetonung hin (vgl. auch
W. Schulze, K. Z. XXVII, s. 549), und dafür spricht
auch (las griechische und gotische ö, dessen herkunft aus t-
0 Vgl. noch unten uote IX.
II. Die arische flexion der adjektiva und partizipia auf n^. 520
J. Schmidt, a. a. o., s. 352 f. in keiner weise hat war-
scheinlich machen können.^) DafUr endlich das litauische, das
durchweg die wurzel betont: hüv^Sf büvusi. Also auch die
Partizipien waren, wenn nicht ursprünglich, so doch schon in
der Ursprache, verschieden betont. Die starken suflSxformen
waren u^s- und uös-, die mittlem u^s- und uofi-. Der um-
stand aber, dass die schwache : iis- (, üs-) allen gemeinsam war,
rief hier dieselbe Verwirrung hervor, die oben für die uent-
Stämme festgestellt wurde.
§ 65. Aber noch eine zweite Veränderung reicht meines
erachtens in ihren anfangen bis in die urzeit hinein. Bei den
ijf-stämmen standen in der flexion neben einander Uf^iönt-,
ueiont' und wg'flf-. Was nun in den einzelsprachen, ins-
besondre im griechischen nachweislich so überaus liäufig ge-
schah, dass nämlich der sonant der schwachen sufiixform
durch den der mittlem (und starken) ersetzt wurde — z. b.
gr. noXsGi, nrD^Böi, noi/ndoi, jjyf/uoa«, uxixovoq (> idg. *äkinifinos)
u. s. w. — : die gleiche Übertragung ist da und dort schon
in der Ursprache vorgenommen worden. Es ist das eigentlich
eine selbstverständliche anname, gegen die man höchstens den
alten glaubenssatz geltend machen könnte, dass in der Ur-
sprache noch keinerlei Veränderungen in laut und form vor-
gekommen seien.
§ 66. Im folgenden will ich nun versuchen zu zeichnen,
wie sich aus der ursprünglichen flexion der u^'s- und Uf^nt-
Stämme die lüstorischen herausentwickelt haben. Die ues-
Stämme bezeichne ich der kürze halber mit I, die i/^'i^-stämme
mit Ha — possessive — und IIb — vergleichende.
Der ursprüngliche ausgang des nom. sing, war zweifel-
los bei:
I IIa nb
-11^5 und 'Uös -u^nts^) und -uönts
Dann bewirkte es die bedeutungsverwantschaft von I und IIa,
dass der ausgang von I auf IIa überging und umgekehrt,
wärend die stamme IIb, deren bedeutimg von der von I weit
ablag, ausschliesslich den alten ausgang weiterfürten. Um
») Änlich schon Mahlow, AEO, 8. 3 note. — Über wyog vgl. jetzt
Solmsen, K. Z. XXIX, s. 81 f.
*) bzw. ']fhitit, 80 überall.
o30 Chr. Bartholomae,
die p^leiclie zeit vollzog sich die oben s. 52H besprochene
Vokalausgleichung. Wir haben nunmehr bei:
I IIa Hb
'liPös und 'ite';önts -ueönts
Dem nom. sing, schliesst sich sofort der vokativ an. Ans
-1/av -uont
geht hervor, zugleich mit vokalausgleich :
'U^'os und 'Uco)d -ueont
Um die Umgestaltung der schwachen Stammform zu ver-
anschaulichen, will ich als beispiel den dat. sing, walen.
Hier stand erst:
I IIa IIb
'Uflsai 'Unfttai
Durch übei-tragung von I auf IIa und umgekehrt ergab sich:
'Uiflsai und -unlntai 'U^'^tai
Um diese zeit mag es auch vorgekommen sein, dass ab und
zu der sonant der schwachen durch den der mittlem (und
auch starken) suflixform ro (Pö) ersetzt wurde; cf. s. 537.
Endlich hebe ich noch den akk. sing. ntr. aus. Hier
lauteten die formen ursprünglich aus auf:
-fjrs und 'Uos 'Ufjf-
Daraus geht hervor:
r TU IIb
-i/rV>.s' und -ii^if -Uift,
Soweit war die Umformung der alten flexion der beiden
stamniklassen in dei* urspraclie jGfediehen, ehe noch feste
spracli^ränzen sich gebildet hatten. Sehen wii- nun, was die
einzelnen dialekte aus dem alten material gemacht haben.
Ai'isch.
§ 1)7. Im indischen geht der nom. sing, aller drei gruppen
auf -van. älter -vn)ts aus, welchem, ^\ie oben ausfürlich ge-
zeigt wurde, idg. -nPohtb- zu gründe liegt. Im avestischen
haben I und IIa -i/<(. d. i. idg. -i/ras*, IIb aber -uas, d. i.
-np'dufs. Im indischen ist also bei I, im avestischen bei IIa
der alte nominativausgang ganz verdrängt. — Bei den pail.
l)ei*f. gab es in beiden ai'ischen dialekten noch eine zweite
nonünativforni . zu dereu bildung die schwachen kasus anlass
gegeben haben, nämlich aiif-/t.s -/(v. Im rg- und atharvaveda
II. Die arische flexion der adjektiva und partizipia auf nt- 531
begegnen uns folgende: arärits (oder ärarn^, Whitney, index,
s. 382), Kikitit^, ni/iBrii^, peru?, '^W^h vidti^y vielleicht niän^is;
im avesta: inanianus, ja^tm, väunusj vtdns. Den Zusammen-
hang dieser nominative mit dem part. perf. hat meines Wissens
zuerst Benfey, A. G. W. G. XVH, s. 24 und XXII, s. IG
erkannt und ausgesprochen; vgl. noch verf. , A. F. I, s. 57,
K. Z. XXVII, s. 341. Hir zusammenfall mit den nominativen
der au-stämme hat dann die neubildung weitrer kasus nach
dem muster der letztern zur folge gehabt, z. b. aranim, vanim
u. s. w. Ich werde bei den einzelnen kasus darauf aufinerk-
sam machen (§ 75, 79). — Die gleichen nominative finden
sich auch im slavischen und italischen, cf. § 85, 87; sie
mögen schon in der Ursprache vereinzelt vorgekommen sein.
§ f)8. Vok. sing, kommen bei IIb nicht vor. Im ira-
nischen fehlt die form auch bei I; in v. W. 20, 2(5 steht
dafür der nom. : vispömdud. Die stelle ist jungen Ursprungs.
Bei Ha haben wir den ausgang -uö, d. i. idg. 'Ue'.os; cf. druö
= "^drU'Uö (aus *drufjuo)^) jt. 22, 34. Im indischen erscheinen
die Vokative von I und IIa in doppelter form; im rgveda
gehen sie beide mit wenigen späten ausnamen auf -vas, d. i.
idg. 'Uevs aus, später — ausser in hhaz/avas^) und in zitaten
aus der rksahita — auf -van. Man könnte sich versucht
fölen, 'van auf den oben s. 530 für die urspraclie angesetzten
ausgang -ux^ont zurückzufüren. Ich glaube aber nicht, dass
zwischen beiden wirklich ein liistorisc;her Zusammenhang be-
steht. Warscheinlich waren in einer frühem periode des
indischen für den nom. sing, von I und IIa neben den
historischen vän (vans)-foYmen auch solche auf -vüs ge-
braucht worden, wie ja ausschliesslich im avestischen. Viel-
leicht war auch im indischen einmal -vas sogar der reguläre
ausgang für den nominativ von I und IIa. An ihn scldoss
sich das vokativische -vas an, vgl. ()ätävpdäs =- ()atavBdas aus
1) Verf., K. Z. XXVIII, s. 2 ff.
2) bhö9, in der brahmanazeit und später, erklärt man für kontrahirt
aus dem — vorausgesetzten! — alten vokativ *h?iavas. Mir nicht ver-
ständlich. Ich halte bhö^ (oder hhrß?y = bhn >- av. bn -f- w?; nacii
Panini 8. 3. 27 steht vor allen tönenden lauten bloss bhö) für eine,
später umgedeutete interjektion. Ebensowenig vermag ich bhagö\f und
aghd^ für kontraktionen aus Ofiivw zu halten, bhagö^ könnte aus bhagavan
unter dem einfluss von bhn^ entstanden sein; vgl. § 73. aghd^ steht bloss
bei grammatikern und ist wol nur nach bhtgdß gefertigt. Für beide gelten
die gleichen sandhivorschriften wie für bhöß.
032 f^hr. Bartholomae,
a.s-stämmeii. Als aber erst der alte nominativausgang -väs
vollständig von -lhius verdrängt war, da konnt-e sich auch
das alte -va^ im vokativ nicht mehr lange halten. Dem nomi-
nativ vidvänj amavan wnrde nun nach dem muster der ö?-
nominative ein vokativ auf -van: vidvan, aumvan zugesellt,
dessen ausgang zwar mit dem ursprachlichen -ueont zu-
sammenstimmt, one doch in ununterbrochener entwicklung aus
ihm hervorgegangen zu sein.
§ (11). Die übrigen starken kasus bei I gehen im ave-
stischen auf -duh-x aus, d. i. ar. -äs-x, idg. -eös-x: im
indischen dagegen auf -^.s-x. Man könnte sich versucht
fülen, ai. vidvqsam und av. viduävhem gleichsetzen. Dagegen
möchte ich folgendes geltend machen: Im gathadialekt wmi
antevokalisches ar. -(7//.s^- durch 'Puffh- vertreten; cf. verf..
A. F. II, s. 105. Nun kommt zwar aus dem part perf.
in den gatha's eine starke kasusfomi ausser dem nom.
sing, nicht vor. Aber aus dem komparativ haben wir den
akk. sing. uäidnivhetH, d. i. sicher = ar. ^i^sam, gegenüber ai.
tdvjqsam. Ist nun bei einer der beiden stammklassen der
nasal altberechtigt, so ist er's gewiss, nach dem griechischen,
bei den komparativen. Da er aber hier dem avestischen nach-
weislicli abgellt, so ist die höchste warscheinlichkeit daffir.
<lass er auch beim part. peif. nicht vorlianden war. — Wie
sicli ar. -(ms -j- vok. im juiigavestischen darstellen müsstf.
weiss icli niclit.
§ 70. Icli halte den nasal in keiner der beiden stamm-
gruppen für alterei'bt. \\'ie das indisclie dazu gekommen ist
lässt sicli leiclit einsehen. An stelle von "^vidvas = gd. vhl'^ft
war. wie oben gezeigt, cidrans getreten. Das fülle dazu, den
nasal auch in die übi'igen starken kasus zu verschleppen. Im
komparativ wurde zunächst flektirt: *f(n\j(u<, "^favjd^atn u. s. w.
Der ansgan^ dei* starken kasus traf mit denen des part. perf.
früher genau zusammen, vgl. das avestische. wo das ja noch
bei den historischen formen wirklich der fall ist. Als spättr
"^rif/räs durch r/tdviDts ersetzt wurde, schloss sich "^tih-jns an.
und dann drang aus dem neuen nom. sing, facjäns der nasal
auch hier, wie b(*ini j)artizip, in die übrigen starken kasus ein.
.1. Schmidt ist bekanntlich anderer meinung. Er hält
den nasal sowol in der partizipial- als in der komparativ-
tlexion für ursprünglich; so auch Stolz, W. St. VI, s. 140 f.
II. Die arische flexion der adjcktiva und partizipia auf ut-. 533
Im part. perf. findet sich der nasal ausser im indischen
nur noch im baltischen, vgl. § 83 f.; er erklärt sich me doi-t.
§ 71. Im komparativ steht der nasal im indischen, grie-
chischen und — angeblich — im litauischen. Zum indischen
tdvjqsam ist bereits das nötige bemerkt. — Was das litauische
anlangt, so ist zunächst zu konstatiren, dass die nasaUo.vß
form des suffixes völlig sicher steht. saMesnis geht auf *sald^
ies-n^ zurück und enthält die gleiche suffixgestalt wie lat.
niajestns. So auch altpr. mnlsieson. Neben saldesuis steht als
adverbium sddlaus, und der Superlativ dazu lautet sdldzaxisias.
Deren 'iaiis- nun soll aus idg. 'Ions- hervorgegangen sein. Ich
gestehe, dass ich mich trotz der von J. Schmidt, a. a. o.,
s. 378 f. flir den Übergang von urbalt. an in lit. au beige-
brachten beispiele von der richtigkeit dieser erklärung keines-
wegs überzeugen kann. Keines derselben ist von beweisender
kraft. Ganz zu streichen ist dang, welches schon längst, und
mit recht, zu nhd. taugen gestellt worden ist; cf. Osthoff,
zur gesch. des perfekts, s. 304 f. Femer (jraulti, das von sl.
gryzq nicht getrennt werden kann; Fick, B. B. VI, s. 213
verbindet sie mit gr. ß{)vx(a\ das iterativum dazu ist grtizi-
näti\ cf. Leskien, A. S. G. W. IX, s. 207. Sodann altpr.
ansonis, auctanxmäi aucte, wofür aw® zu lesen ist; cf. Fortu-
natow, B. B. III, s. 54 f. — Des weitern sind zu streichen
die Wörter mit ou für an. Das nordsamogizische verwandelt
!)alt. an vor konsonanten in un und f?; und gewss soll ou in
io?c,s*^s* nichts andres darstellen, als eben langes /z; vgl.
Schleicher, lit. grammatik, s. 31, 47, 78, 341; Kurschat,
a. a. 0., § 154 f. Das mittelglied zwischen zansh (iasis) und
hms bildet das ebenfalls noch vorkommende zunsis; vgl.
Kurschat, a. a. o., § 149. — Ganz unsicher ist ga^dzü,
gausti. j*. Schmidt stellt es nach Fortun atow, a. a. o.,
s. 56 zu aslav. gad({, dagegen Bugge, B. B. III, s. 119 zu
gr. *yo/o^, wonach das u ursprünglich wäre; vgl. auch gudu-
riüü u. a. bei Leskien, a. a. o., s. 298. — Unsicher ist auch
das Bretken'sche uzsMaustuvrs- neben nzsklanstmru^: es
k 7
könnte zu lat. daudo, nhd. schliessen gehören; dann wäre
auch hier das u alt. — Auf augstirai und praudas legt
J. Schmidt selbst kein gewicht. So bleiben denn nur noch
übrig: äuzxdas, skraudus, npraudztu spnudzu und lett. plmiksta.
Bei äxizulüs „eiche" könnte man volksetymologische anlehnung
534 Chr. Bartholomae,
an awj^zta^j „hoch" annehmen. Zu spräudzu und spätiiUn
vgl. man Leskien, a. a. o., s. 309 f. Wenn sie mit sprendiu
und spenden zusammengehören, so wird man ein übertreten
aus der i-e-a-reihe in die u-au-reihe postuliren müssen. Dazu
kann sowol der zusammenfall von q und an (im infinitiv und
sonst) anlass gegeben haben (vgl. Bezzenberger, B. B.
IX, s. 265 flf.), als auch der ostlitauische wandel von an in
uuy cf. oben. Über skraudus und lett. pluuksfa, die dann
allein noch ausstehen, will ich nicht urteilen, ebenso wenig
über den waren etymologischen wert des lit. superlativausgangs.
Das griecliische v endlich in ^hXovoq neben fieiXovq etc.
erkläre ich mir mit Brugmann und Collitz als entlehnt
aus der r-deklination. Im lok. plur. fielen axficov etc. und die
komparative zusammen. — In älterer zeit scheinen die v-
formen noch seltener gewesen zu sein als die kontrahirten ;
cf. G. Meyer, a. a. o., § 316.
§ 72. Gegen J. Schmidt's anname von der ursprüng-
lichkeit des nasals im part. perf. und im komparativ spricht
vor allem die Schwierigkeit, von einer starken suffixform mit
ns aus auf die schwache mit blossem .«? (tis, is) zu gelangen,
eine Schwierigkeit, die J. Schmidt nur mittelst künster
konstruktionen (a. a. o., s. .-U.*)) zu über\vinden vennag (vgl.
jetzt auch Solmsen, K. Z. XXIX, s. S3). Aber selbst wenn
sicli die ursprün/ilidikeit des nasals für das komparativsuffix
herausstellen sollte, so ist damit doch für die urgestalt des
partizipialsnftixes noch nicht das geringste bewiesen.
{} 1,\. Ich kehre nach diesei- abschweifung zurück zu der
darstellung, wie die arischen sprachen die indogermanisclie
flexion der part. perf. akt, und der j/f^/zf-stämme ausgestaltet
haben.
Die starke suflfixform V(m I wird auch ausserhalb de.s
noniinativs bei IIa angetrolfen. Ein ganz sicheres beispiel
ist fLY. pqs)iiidv]iem zu *^i/^/^/-. v. S. 11; vgl. oben s. ö2T.
Ai. hhaldivqsas AV. d V,). a, im P. W. one genügenden
gi'und beanstandet, nach Whitney „gleichsam eine partizi-
pialfonn von einem nonien^, gehört zu einem theraa hhakti-
vant-: es lässt sich abei- auch als „konfusionsbildung^ aus
einem vrwf- und ?v7.s-tlienia betrachten, cf. oben s. 027. Sicher
eine solche ist olilväso RV. 6*. f)!). H, gewönlich für ein
IL Die arische flexion der adjektiva und partizipia auf ni-. 535
unregelmässiges part. perf. akt. erklärt, nach J. Schmidt,
a. a. 0., s. 357 zu *ökivd7it' gehörig; dagegen spricht ö und
k. ökivqsa ist in der tat eine „konfusionsbildung" aus den
gleichbedeutenden Wörtern üfcivqsä und okasvantä, und ist
ebenso zu stände gekommen, wie das Jespersen'sche
prold aus prop und told,
§ 74. Schwacher statt starker stamm liegt zu gründe
den bildungen: akk. sing. ai. Kakrü^am; einiieäm, ^ähu^äm^)
(beide mit auffälligem akzent); nom. du. ai. ?^ajü^a; nom.
plur. ai. dbibhju^asy ?nähti^a^f*) vanii^aSy ?mämcf!as. Dazu noch
oben s. 530 f. — Zu dem in meinem handbuch, § 186 ange-
förten angeblichen nom. plur. av. urürtidiiSa j. 10, 3 vgl.
verf. , A. F. ü, s. 99 und die Varianten in der neuausgabe;
es ist ^iSa zu lesen, d. i. 2. sing, praet. perf. med.
§ 75. Neubildungen nach der a^^-deklination zu den oben
§ 67 besprochenen nom. sing, auf -m sind: akk. sing. ai.
ardrnm, ävididliajum, ppravi, vanüm, "fmämim, av. fjagäurüm;
nom. plur. ai. mahik(^avasj ?nidnavas,
§ 76. In einem fall erscheint ein bei I zu den starken
gehöriger kasus mit dem ausgang von II, d. i. akk. sing. ai.
vivasvantam. Ein thema vivasvant- dafür anzusetzen, wie es
das P. W. und Grassmann tun, geht nicht an. Dagegen
sprechen einmal die avestischen formen vluavhtisö, viuavhiisaj).
Und dazu kommt als zweites, dass die suflBxe vant- und niant-
ausschliesslich denominativ sind. Vgl. die Zusammenstellungen
bei Lindner, altind. nominalbildung , s. 136 f., 146 flf. Alle
scheinbaren ausnamen daselbst beruhen auf falscher be-
stimmung. dtxpnuvant' ist natürlich part. praes. ; vivakvän
und vivikvän sind part. perf., wie das schon Whitney,
a. a. 0., § 789d und Delbrück, altind. verbum, s. 236 an-
genommen haben. ^) Und zum part. perf. gehört wol auch
das zweimal bezeugte jahvdtl^; vgl. unten § 78.
>) Cf. unten note V.
') ndhu^asy nähu^n und die auf dem akk. sing. *nähu9(im (cf. Icah-ufam)
aufgebauten formen ndhu^isja und ndhu^e gehören doch wol mit got. tiehv
etc., nhd. nahe zusammen. Ai. nah- fürt auf idg. negih- oder neg^h-y got.
nehv auf nekt-. Also eine änliche ursprachliche differenz wie bei ai. hfd-
und got. hairtfi,
8) Das t der reduplikationssilbe in virnkvAn ist vom praesens vivakmi
bezogen. Ursprünglich hatten alle praesentien t und alle perfekta a ((?).
Dann beeinflussten sie sich gegenseitig. Vgl. § lOö über ai. sadicati.
536 ^hi*- Bartholomae,
§ 77. Die mittlere suffixfonn war bei I ursprünglich
beschränkt auf den vok. sing., den akk. sing, neutr. und anf
einen teil der femininalkasus. Vom arischen vok. sing, ist
bereits s. 5;^ f. die rede gewesen. Der akk. sing, neutr.
hat in allen belegbaren partizipialformen den aasgang der
gruppe I; vgl. L an man, a. a. o., s. 512; dazu noch mvi^-
vat RV. i. 44. 1 , vielleicht auch av. aframirulsuap (doch s.
§ SO). Merkwürdiger weise aber ist der alte ausgang -vas =
gi\ -oc zweimal bei yenf-stämmen erhalten geblieben; nämlich
in gnävas RV. 2. 1. 5 \i(wa gnävö . . . sa^ätjam „reich an
(edlen) frauen ist deine vei'wantschaft" ; so Roth und Lud-
wig; ebenso Grass mann in der Übersetzung, anders aber
im Wörterbuch] und Iq-tvciSy das von kfi in sdkft nicht ge-
trennt werden darf. Die erklärung des P. W. — akk. plur.
von einem nom. act. auf tu aus har ist begrifflich sehr
einleuchtend; marmidmä iP tanväm hhäri kftvah (RV. 3. 18. 4)
wäre „wir haben deinen leib gestriegelt viele male'*; aber
kftvn^^ könnte doch nur akk. plur. mask. sein und bhuri ist
doch nur akk. sing, (oder plur.) neutr. Anlich 5. 54. 1, wo
vor kßvas der akk. sing, neutr. ,^äM)at steht. — Die femininen
formen gehen im arischen durchweg auf den schwachen stamm
zurück.
§ 7S. Die schwache suftixform endlich stand bei I im
niarisclien im ganzen tVniimn, im maskulin ausser dem nom.
siufr. . (In. . plur. und akk. sing. , und im neutrum ausser dem
akk. sinpf. und plur. Hier ist nun die neubildung nach der
i/r//^deklination in weit ausgedehnter weise erfolgt. Ira
indischen erhalten alle schwachen kasus des maskulins mit
konsonantiscli anlautendem suffix vat- für ((>t-, cf. ()agrva(lhh^
gegenüber av. tladnlhis. Ferner haben vat- statt /(.<?-; die
maskulinformen vivasrofa, ^vatp, hntft}<, ^vati, vivasvatv, ^vofii^
(vgl. vlra.sninfam, s. i):)h) und dndIianvatcL'< (vgl. Delbrück,
a. a. (L, s. 2)5.')); die femininformen vivn.smtjäs (vgl. eben)
nnd jf(lfV(U(S' (vgl. s. r)));")). - Im av es tischen steht der ^n.
sing. mask. rtnauifhafo (= ai. rirnf^rafas) neben älterem ^''ü'^
i)l(t(so und dem patronymikum ciufndfu.säjt : dazu kommt noch
isHdfo (cf. § W). — Welchem indogermanischen vokal das i
in f'/nf/inhlhlfis etc. entspricht, lässt sich nicht entscheiden.
Die warscheinlichkeit ist tiir u. Doch vergleiche man da.^
§ i)i) zur schwachen suffixform der II. klasse bemerkte, wo-
II. Die arische flcxion der adjektiva und partizipia anf nt-, 537
nach auch die möglichkeit einer genauen entsprechung von ai.
'Vat- und gr. -or- denkbar wäre.
§ 79. Zum schluss sind hier noch die neubildungen nach
der aif-deklination zu erwänen, welche sich an die nom. sing,
auf -?/^ angeschlossen haben, cf. § 67, 75. Es sind: ai. tatnunä,
saMikitväy^) Kh-avP, vamui, (jigßihhi^, av. hikfli.
Griechisch.
§ 80. Das griechische hat die starke suflBxform bei I
nur mehr im nom. sing. mask. : biSok;. Die mittlere liegt vor
im akk. sing, neutr. eidoq und in den selteneren femininal-
formen iQQfjyetav, ysyovnav etc., welche bei G. Meyer, griech.
grammatik^, § 130 verzeichnet sind; die schwache endlich in
den gewönlichen femininalformen tSviaq = ai. mdusyas u. s. w.
Alle übrigen kasus des mask. und neutr. scldiessen sich der
flexion von 11 an und haben die suffixgestalt ot- oder cor-,
welch erstere auf die, wie oben s. 530 angenommen wurde,
schon in der Ursprache neben dem normalen ifwf-, y/Jf-, wenn
auch nur vereinzelt, vorkömmliche suffixform uot- zurückfürt.
Dass im nom. sing, zur alleinherrschaft gelangte -co^ be-
stimmte die vokalqualität der übrigen kasus. Bei welchem
derselben die Übertragung der r-formen Diren anfang ge-
nommen, wissen wir nicht. Colli tz, a. a. o. , s, (54 meint:
beim neutrum. Aber zur bildung von neutralformen aus dem
part. perf. akt. war jedenfalls nur ganz selten gelegenheit
geboten. Fest steht, dass das r bereits im urgiiechischen alle
maskulinen und neutralen kasus ausser dem nom. sing, er-
obert hat. — Ob die (or-formen: rsdvrjcoTa, redvrjwxog, xsdvrjioti
etc. ursprünglich auf die alten starken kasus bescliränkt
waren, wie Colli tz annimmt, wird sich kaum ausmachen
lassen. Nach J. Schmidt und G. Meyer hätten sie sammt
und sonders ihr co erst im griechischen für früheres o ein-
getauscht. Dagegen spricht got. veitvod, akk. sing., dessen
ausgang -vöd mit dem -cot« von rs&vrjioTu doch wol in
historischem Zusammenhang steht und mit diesem auf ur-
sprachliches 'UöUii zurückfürt. Vgl. § 06, 80.
§ 81. Eine ausnamsstellung hat Mivcag, wenn es wirklich
>) AV. 7. 52. 2, so zu lesen statt sdm fcikiträ, vgl. die ebenfalls meta-
plastischen formen /cikitüß (§ 07) und fcikitvänn (§ 90); zur stelle: sdm
gnnümahUi niänasä safÜcikitvA vgl. RV. 10. 30. 6: mm §*innte mdmisn mm
Icikitrd, wodurch die trennung s^ -\- /c'^ veranlasst sein wird.
538 ^^f* Bartholomae,
nach Misteli, K. Z. XVH, s. 192 und Benfey, A. G. W.
G. XXII, s. 11 ff. mit ai. nianu? zu verbinden ist Aber das
i macht grosse Schwierigkeit. Die grundform wäre jedenfalls
mit *menuös anzusetzen. Dafür sollte man bei Homer *M«-
v(og erwarten. Ist Benfey 's erklärung richtig, so muss das
wort aus einem dialekt stammen , der 1) schon sehr früh vj
in >!', V und 2) schon sehr früh das durch „ersatzdehnmig''
entstandene geschlossene p in l verwandelt hat. Wenn alle
diese Voraussetzungen zutreffen, so hat Mivcag allein von allen
perfektpartizipien die alte sigmatische flexion bewart. Hom.
M/vo) wäre ^uostp^ ^/oa.
§ 82. Die Stammklasse 11 zeigt im griechischen nur in
6inem punkt eine beeinflussung durch I, nämlich in den akt
sing, neutr. zu IIb: ^og, rijog, ^/^og, rt^itiog {ruuog); cf. s. 519 t
Sie und das thessalische ränov sind zugleich die einzigen
formen mit o. Alle andern haben f. Über /a^mg aus ®M^ifo
cf. s. 519 f. Der vok. xuquv vertritt altes ^u^it- Neubildung
ist der akk. sing, neutr. /agnv gegenüber ai. äniavat: aus idg.
'Ulit hätte -a oder, wenn betont, -«r hervorgehen müssen.
Auf letzteres füre ich -fv zurück; der vokal der schwachen
suflBxform ist wie in /aonm, /aQuaau gegenüber Ohaüi%
(J. Sohmidt, K. Z. XXV, s. 591)1) und ai. "vafm, ""vm
durch den der mittlem ersetzt. tu(.iov neben rrif-iog ist wol
eine jun^e umbildniio: des letztei'n, hervorgerufen durch da.«
bei indekliiiabilien häutiger vorkommende nebeneinander von
-g und -V : ef. aUg — uUv , 6nT(xxig — Jbnruxiv , ne^vTtg —
nsovGiv. Zu Tu/iiog Vgl. das slavische.
Baltisch.
§ S;5. Das litauische -vrs im nom. sing, despart, perf.
hf)-ves ist dem altindischeii -vajis gleichzusetzen, und wie dies
von IIa her auf I übertragen; -vcs steht somit für ursprach-
liches -uf''nts. IJbei' die schwierige fomi hiive, die als akk.
sing, neutr. und nom. plur. mask. fungirt, s. J. Schmidt,
K. Z. XXVI, s. ;^59 tf. Alle übrigen haben die schwache
sufKxgestalt n.s-: hnv-us-j^ hav-as-io etc. Die formen ^x\i -es,
-c: snkes, .<<f)k(u sowie die mit -vus-: davusi, davusio sind nach
dem muster derer aus i/ -wurzeln gebildet, wo -vhs- altererbt
ist; cf. ai. ba-hhü-vcoi^ ha-hhaü-usas ; J. Schmidt, a. a. o..
>) Aus ^'/(iyujog; «V = n. Andernfalls bleibt die länge « unerklärt.
II. Die arische flexion der adjektiva und partizipia anf nt-, 539
s. 334 flf. Nach dem muster bfiv-ii^io: bfiv-es bildete man
mkfs zu siiktisio; und umgekehrt nach dem muster hurv^s:
hfi'VXisio zu daves davu^io, S. Osthoff, M. U. IV, s. 377.
§ 84. Die altpreussischen formen gehen im nom. sing,
mask. a,\xf 'WunSy -unsy -ans und -ans aus: klantlwuns, Man-
ilufis, mnrrawuns, dauns, boünns, laiküiuiSj lasinnnnsy kRntuns,
küntans, llstins, llsons, gemmons, gemnians, laij)innoyis , lax-
pinnayis u, s. w. Also auch hier entlehnung von Seiten der
tfenf-adjektiva. Welcher urvokal dem ti, o, a zu gründe liegt,
ist bei der unsichem darstellung der altpreussischen laute
schwer zu sagen. J. Schmidt, a. a. o., s. 351 fürt sie alle
drei auf altes ö zurück. Ich glaube, dass folgende anname
der warheit näher kommt: Idg. -uörits wird urbalt. durch
-uonts zu 'uäns, und dieser ausgang liegt in altpr. gemmansj
gemmons vor, wärend listms (u. s. w.) sein le aus den übrigen
kasus bezogen hat, die die schwache suffixform ns- enthalten:
gimmtisin, pailims etc. Anderseits scheint auch der nasal
in die schwachen kasus verschleppt worden zu sein, cf.
aulaundns, akk. plur., für *laumunsins stehend, neben aulauü-
eins, aulammissens. Das fehlen des w in ll^otis, gemmam etc.
erklärt sich wie beim litauischen siikes. Über klantmns neben
klantttminsy über das singulare poUkhis und über die an-
geblichen nom. plur. wie boüuns etc. cf. J. Schmidt, a. a. o.,
8. 332 f., 353, 364 f.
Slavisch.
§ 85. Hier steht beim partizip durchweg die schwache
suffixform us-. Der nom. sing. nesU = *neki}is entspricht so-
mit hinsichtlich seiner bildung genau dem altindischen vidü?,
perii^ etc.; cf. s. 530 f. Das v in davU ist von byvü etc.
bezogen; vgl. die bemerkung zum litauischen däwisi, s. 538.
Zur zweiten klasse der adjektiva gehören die beiden formen:
ksl. jamo und tatno, die in jeder hinsieht mit gr. ^/nog und
TfjiLiog zusammentreffen; cf. s. 538.
Germanisch.
§ 86. Die schwache suffixform der partizipien k,9- = ai.
u^' ist erhalten in got. bertisjös, Got. vöd- in veitvöd etc.
erklärt sich wie das damit identische griech. cor in Tsdvfj"
mroq U. S. W., cf. S. 537.
Italisch.
§ 87. Die einzig erhaltene form des alten part. perf.
540 Chr. Bartholomae,
akt. scheint das oskisclie djms auf der tab. Bant. zu sein;
vgl. J. Schmidt, a. a. o., s. 372. sipus = mit. *s^is ist
ein nom. sing, wie ai. vidus! und ksl. nesn. Die adjektiv-
stämme (crueutus u. a.) folgen durchaus der o-deklination.
§ 88. Zum schluss noch eine kurze bemerkung über die
bei J. Schmidt, s. 358 f. und verf., A. F. I, s. 54 be-
sprochenen formen. Im indischen stehen neben dem akt
sing, sah/wänam die nom. b-ahäva und sahAvq, neben fkväim,
l'kvahhis der instr. fkvata, im avestischen neben anmic^ntm
die nom. amaud und anMua. Also: a/?^-stämme werden wie
^/i-stämme flektirt und umgekehrt. J. Schmidt nimmt auch
hieftir proportionsbildungen an. Die Zweideutigkeit des Voka-
tivs auf 'Van sei die veranlassung gewesen, die ud^iit- und
ua>/-stämme in der flexion zu vermischen. Aber im i^eda
und im avesta gehen ja die vok. sing, der ifawf-themen gar
niclit auf -wn aus, sondern auf -m^y und das war, wie die
Übereinstimmung von veda und avesta dartut, jedenfalls anch
der arische vokativausgang. Man müsste also die konfosion
in eine sehr frtilie periode der arischen Sprachgemeinschaft
verlegen , aber doch noch später als den abfall des absolut
auslautenden t nach n ; denn die urarische form des vok. der
i/r//?^stännne ist doch mit "^anmuard anzusetzen.^) Das ist
niclit el)en einfach. Ich kann auch hier die J. Schmidt'-
sclie erklärun^ nicht frutlieissen. Die von mir vorgeschlagene
ist ebenfalls veifelilt. Nicht der zusammenfall in diesem oder
jenem flexionsausgang-, sondern die Übereinstimmung in der
Suffixbedeutung und im suffixanlaut (s. 527) hat die ver-
wiimn^i: hervorgerufen : also ganz so wie bei den part. perf.
akt. und den (/'''^^adjektiven. Eine entscheidung , wie der
stamm anzusetzen, ist meliifach nicht zu treffen. So viel
scheint mir sicher, dass die suffixe vie)it- und u^'f^t- ursprüng-
lich nui' denominativ sind. Wo also t in primären bildungen
auftritt, ist es übertragen. Umgekehrt muss die //-deklination
bei den stammen mit m- tuv sekundär gelten; ein adjektiv-
suffix inrn- gibt es nicht.*)
') Dass absolut auslautendes -nt bereits im arischen zu -n geworden,
ist auch meine meinun^.
^) (lrt.<ni(iinl^ j. 10. \H f^ehört zu daxinann-^ aus dTtRinan- wie ai. ä**«*
rimnd (fem. -7) aus heinan-, hräfuNand- aus hrdhmari' u. s. w. Ebenso, nur
one vrddhi, ist p(i{'maiui gebildet. Zu j'ttnmanahf^ zaramimant:m und
zarnumuno cf. § 89.
n Die arierhe flexioo dpr adjpktlva und parti/ipia auf n
541
§ 89. Ich gebe nun eine zasammensteUung der stamme,
bei denen im veda und avesta sowol uinutnt- als «.»wji-formen
vorkommen. Es sind: ai. ämavant- =- av. amatsan-t-; av.
asäuan-t- ^ ai. xit,van-t-; ai. ärvan-t- ^ av. auri^ant-; ai.
pratar]itvan-t- ; fkvan-i-; fghavati-t-; av. eresuan-t- (eresuana
j. 70. 2); ai. vi]$&mn-t-; ai. hhnrijdävan-t-; druhvan- =~ av. '
Areg^iii-, dryartt-;') oi. sva]dhävan-t- ; raghiijp&tvan- ^ av.
farajpa^want- ; ai. abhUast-iJp&van- =- av. paifiaJpauC'nt- i*) ai.
mjbhävau-t- =- av. tiijuauaiit-; ai. nuu/hdvan-t- =- av. tiwj/äöon-;
av. tnia?d«Ma«-(- ; ai. Pvajjävan-t-; jiivan-t- ^ av. Juan-; av.
eer^aaan-t-; ai. rmmnt- ^ ra?ua?*-(-; ai. sähasvant- ^ söÄö-
üon-, 8flA(iwin-(-; pra]sth&van-t- ;') — ai. gomant- =- av. jao- I
inan-f-; ai. j'alMmränf- :- av. jätunmn-i- {jatumaTiahe j. S. 4); j
av. roreniiWMWJ-i- (/or(iH»»winej« jt. 10. 47 , i'arHMwaKö jt. 11.
6). — Zu ai. sanitüvän lautet der vok. sing, fem, sowol sfin^tci'
vati als "varl, letzterer wie aus einem an-stamm. Die ver-
einzelt stellenden formen ai. hhidvas und av. afraouru'isua^
(§ ^7) gehöien entweder zu «-stammen oder zum part. perf.
Av. savithaitiS jt. 19. 12 ist mir nicht klar; nach Getdner,
drei yasht, s. 13 müsste man *sähiiaitis oder sdvhaitis lesen.*)
Ganz Singular ist varimnta RV. 1. 108. 2, instr. zum
Substantiv varimdn-.
§ 90. Durch die Vermittlung der uaii^stämme ist die
ii-flezion auch auf die part. perf. akt. übergegangen. Der
atharraveda hat den akk. plur. vidvdtias zu vidväs- (9. 9. 7,
Vgl. RV. 1. 164. ö). Zu Kikitväs- findet sich ßikitvdna (RV.
8. 49. Ift: „mit auf dich gerichtetem begehr") und av. /cilcljnva
(j. 43. 2). Zum perfektstamnie U- (-- got. aih-) haben wir
ausser der normalen fonn matarjii-vaif die metaplastischen "iiva
= av. isuä, "i^anoni, "Uvanü, "iSvanE und °iSvani (vgl. verf. ,
B. B. Xin, s. 91 f.), sowie nach der ijanf-deklination av. isuaiö;
zu dem voranszosetzenden feminin Uvari- hat man das zuerst
') Verf., K. 2. XXVDI. 8. 2 ff.
*) Ober ap. tilaiapai'f ist nichts zu entecheiden.
*) Die Übereinstimmung »on picSit (im opos!) mit gr. alioi- gilt mir
far durchaus zufällig; andcrti Uatboff, M. U. IV, s. lll, der geneigt ist
einen historischen zusarnmeabang anzun lähmen. — Auf dos nur am Stollen- ,
ende »or j- bezeugte vibhuq ist nichu zu geben; cf, Benfej, N. G. W. G.
18IT, 8. S50 f., oben s. S2J.
*) In meinem haadbuch, g S5 hätte bemerkt Verden müssen, das wh
nur nach kurzem a vorkommt; cf. ponniiiiah^, jah^a, iifratäahinfli etc.
L
&42 Chr. Barlbolomae,
im atliarraveda auftauchende ~i.^arä- gebildet; vgl.
itvari, prataritvä; cf. Osthoff, M. U. IV, s. 170. Ans dem
part. perf. der wurzel rfl- sind im rgveda bezeugt, die formen:
rariväii. ärarngas; arärum: riiräva, räräv)fam: e^ begegnet
uns liier dieselbe Verschiedenheit in der wurzelform wie bei
gr. ftiiöi, got. veitvöd und ai. v'idv&u (oben s. ö2w); vgl. nocli
ai. dadavän ^ dadvA», dadiv^sam; av. i)asauniduhem » aL
gägpj^sam. Zu viuaohusö etc. (b. 536) finden wir v. 2. 6, 2S
das patronymikon viuatihaita- ; vgl. auch ai. mväsva,^) vttw-
vabki?.
§ 91. Über die arischen vokative der uant- und mtuä-
Stämme ist bereits s. 531 f. das nötige gesagt. Die fibrigen
kasus mit mittlerer Stammform erheijschen nur wenige
bemerknngen, Zu dem angeblichen nom, plur. indr/tvatiu
RV. 4. 27. 4 vgl. Ludwig, rigveda V, s. 4ti8. Bei Grass-
ni a u n ' s Übersetzung wäre au die Marut'» zu denken.
Aber die rettung des Bhudi^u geschah ja nicht durcti diese,
sondern durcli die beiden Äsvinen. Es wird wol indravantt
zu lesen sein.*) Gegen Ludwig's tibersetzung, der za ^pjät
„wagen" ergänzt, spricht die tatsauhe, dass sonst f^^ nur ab
epitheton lebender wesen, insbesondere von vögeln gebranclit
wird; man vergleiche die bedeutung des worts im iranisclieii
und armenischen. — Auch die bestimmung von krätumatä
S.V. 10. 59. I als nom. du. halte ich nicht ffir richtig; ^
Ludwig, a. a. o. V, s. fjSS; zum ersten stellen ist JWft»-
matä äjöf, d. i. „durch den arzt" zu ergänzen; aber das UU
bleibt doch verschwommeu. — Uie jungavestischen formen
za^naaihnntem , aiPicffavhuntem ii, a. haben nicht etwa „sam-
prasäratfa" erlitten, wie man früher anuam, sondern «« stdrt
wie häufig tälsclilicli ftlr y'*" ; in j- ■''?'■ 1 1 finden wir in de«
handschriften beide formen neben einander; vgl, verfl, haod-
buch, § 95a. — Zu haetuniatmi jt, 19. G6 cf. s. 491. — Katt
afentä jt. 13. ii ist mit andern liandscliriften äfente (= «i
*apvanfas), nom. plnr. zu lesen.
§ 92. Ai. bliaktiv^sas und av. jxisnudvhem haben des
') Nach Roth, verhandl. ci. VII. JDtern. or.-koogr., ar. aekt., a. I
Staude i-ii'äii-a pdrnatänUm RV. I. IflJ. 7 für vivätvaam pdrwotMM.
Meines erachten» hächetena für rirn/ii^inBm päTv". Aber auch das täAt
mir aebr Kveifelhaft. S. unten note X.
'I „wie die beiden Indragenosacn den Budtjn"; cf. RV. /. 1)8. 11.
U. Die ansehe flexion der adjehlivn und partüiiiia auf ni-.
543
Ausgang der part, perf. geborgt, cf. s. 527, 534, wo auch von
äer Zwitterbildung ükioqsd die spräche war.
Fr. Müller, W. Z. K. M. 1, s. 60 will einen alt-
persischen akk. sing, eines u" «'-Stammes herstellen, nämlich
ahnva(n)tam „leblos" fui- RawHnson's h'^iiv^t'm', Bh. 4.
65. (Änlieh schon J. Oppert, le peuple et la langue des
HMes, s. 184.) Dabei ist aber die tatsache gänzlich über-
sehen, dass hu im altpersischen stäts mit dem zeichen fiir u
dargestellt wird.')
§ 9.^. In den schwachen formen haben die arischen
Dialekte -at-, vor vokalen auch -at-, dessen fl auf nrsprach-
Jiches § zurückgebt, aber anch mit dem » von gr. TtSv^jcüra
JDid got. veitvöd in Zusammenhang stehen könnte. Im rgveda
a nur in öiner form an zwei stellen überliefert: kijati 1.
113. 10, 2. 30. 1. Die metrik zeigt aber, dass der suffixvokal
Uch noch an andern stellen lang gesprochen wurde. Ä. Kuhn,
k. B. ni, 8. 475 fügt noch hinzu: äMnimäti? 1- 174. 9 = 6.
So. 12, räthavätp 1. 122, U (doch cf. Lanman, a. a. o.,
1. 519, der, wie mir scheint, one grund Hjai lesen will) und
vä^vatas 6. 50. II; es werden sich wol noch mehr belege
finden lassen. — Die gathischen beispiele — fiir die doch
188 nicht „Verlängerung aus metrischen gründen" ange-
'nommen werden kann — sind : dreguata, h^u&ta und dreguäit?,
tnsammen 9 mal vorkömmlich. Warum ich oben dreguata^/ia
tat dreguäü? auf die gleiche stnfe gestellt habe, erhellt ans
Iterf., handbnch, § 69 anm. 2. Das jüngere avesta hat nur
ikorzes a. dreguata in j. 13. 4 ist den gatha's entnommen (die
^rache des Stücks ist der der gatha's künstlich nachgeamt);
^eb vgl. j. 13. I, wo dreimal Vt((?. druäit^ j. 71. 13 gehört
lem zitat aus den gatha's an.
Über das ö in gd. dreguö-debis , ".defciö cf. Verf., K. Z.
^XXVin, 8. 6 t. Korrekt wäre "uadebis. Im jungem avesta
steht dafßr "aßbis, °aßbiö: jatutnaßbis, äo^taiia^&i^, amaua^hJÄ,
■) Ebenda, b. 134 wird behauptet, dass das altbaktrische Bnffli -da
ifcekanntUcb" dem grie«hiachen suffix -.■>?!■ in oi'i>in'69fi' elc, enupreche.
Hir ganz neu. Schon Windiachmann hat fursnitml-i jt. 10. He (tfaema
■ma-\) mit gr. oix6y3i verglichen, und das halte ich auch jetzt noch
fftr das aUein richtige. — Wegen linttltn und iihifmiia (ebd.) cf. verf. ,
liandbocb, § 223 und A. F. II, a. 30 unten) zur gleichun){ ap. aliOlhrii ~
np. 68«ar (s. 135} cf. verf., K. L. I, s. l&.
L
35*
i
544 ehr BartboloniBe,
dryaphiö, mit anlelinung an den ausgaug 3eft
neutr.') Normal wäre "^adb", vgl. KTb za visp.
hadbiS j. äl. 2. — Aufiällig ist das aJtpers. jiicä . ■
nach dem ind. jävat. av. jau^P vielmehr jävaftj erwjir1«]i
mSehte. Sollte das a ans den obliquen kasns in den akk.-
nnm. versclileiipt worden sein? Vgl. den folgenden §.
§ 94. Die akk. sing, nentr. i^uifixbeton ender st&nmu:
sollten streng genommen auf -vän auslauten, ~ idg, -u(it; es
erscheint aber überall -vät. z. b. padvät. n^-'i'iil etc. Zu
~ bereits arischen — oeiibildung trug einerseits die analogie
der übrigen «««(-stamme bei, anderseits das verhSltniss, das
bei den meisten ueutren zwischen lier form des akk. äug.
und denen dei' andern kasus besteht; ersterer unterscheidet
sich von den Übrigen kasusformen nur durch den mangel eines
kasussuffixes: »tniui,'«, »läniisä; Üakm?, käkett^a etc. So nug
sich auch das ap. jfiva erklären, cf. oben.
§ 95. Ai. gnävas und kftvas haben den aasgang te
part perf. überkommen; vgl. oben s. S36.
Die avestischen formen mit nt in schwachen I:asu.s sind
oben s. 4iK) f. aufgezält. Ai. in-äjasvantaa und Mvl^Hmitas BT.
10. 77. 1. 4, die Lanmau zweifelnd unter akk. plur. stellt,
sind vielmehr nom. pUu-. Vgl. die Übersetzungen von Grass-
mann und Ludwig, die hierin zusammentreffen.
§ 9lj. Es erübrigt noch zum ncbluss auf jene jung-
avestischen kasusformen hinzuweisen, welche der analogie der
a-deklination gefolgt sind; akk. sing, ntr.: pamamivliaHtm.
jaofistiitantem, var^avhantem jt. i2. 1 = 19. 9 ; /cuanlem T. 6-
1 = 7. 47, ä. 20; aumantem v. 7. 51; sing, gen.: rafua»^
aanamntahe s. /. H = n. 5. 5 f. Alles späte stellen. Weg«
*h{^umatffm jt. 19. (iil ef. oben s. 491. — Tereinzdl atdit
ra^üohf j- 0. 9 u. ö. neben ra^atö, rafynntö und ro^adtaif.
B. Die partizipialstämme.
Sie zerfallen in 4 gruppen :
§ 97. I. Aus thematischen stammen. AUe formen h^M
im nrarischen -auf-, -mt-.
IL Aus unthematischen stammen mit wurzel- oder redn-
plikationsbetonung. Alle formen haben im urarischen -a(-.
'] Cf. unteu Bote X.
n. Die arischo Hexi<»i der aJji^kiiva iiml pariiüijiia auf /•I-. fvlf)
in. Aus imüiematisclien stammen mit wechselnder suffis-
betonung. Aus idg. -tß-, -^t-, -$(-, -j(- ist im urarischen -td-,
änt-, -ät-, -(lui- hervorgegangen. Dadurch ist die arische
flexioD dieser partizipialklasse der von ursprfinglich abstufenden
stÄmmen gleich geworden.
rV. Aus unthematischen wuTÄelstämmen auf .starres' a.
Im urarischen wechselt -ant- mit ■«(-. Im Übrigen verweise
ich auf § 111 ff.
Zu I. Überall -ant-.
Beweise: 1) Die gathischen formen. 2) Die jungavestischen
formen. 3) Die indische teniininalbildnng.
g iW. 1) Die gathischen formen sind oben (unter
gen. und dat. sing., gen. du., altk. a) und gen. a) plur. im
maskulin und unter akk. plur. im feminin aufgezält ; zu-
sammen IS formen &n 1\ stellen. Ihnen stehen nur zwei ab-
weichungen gegenüber: die lok. plur. p'tsiasu und ßitiasü.^) Die
veranlassung den lok. plur. nach dem muster der nnthema-
tischen konjugation neu zu gestalten war wol die, dass er
allein von allen obliquen partizipialkasus einen nasalvokal
erhalten und damit den ramen der übrigen verlassen hatte.
Formen mit ?)/*-suffixen kommen in den gatha's leider nicht
vor. Aber die jungavestischen dative Jibisjaiibiö, eu^ezinihiö
zeigen, da.is auch hier die alten bildungen noch gang und
gäbe waren. Wie fest der ursprüngliche flexionsunt«r8chied
noch im gathadialekt wurzelte, das lehrt z. b. die reihenfolge :
*«r»*Hw«/n-s-Ä'rt a.9HrH>iiiatas/i(l f/saln>itas/^a tüisajaiitas/cd j. 35. 4,
«ämmtlich akk. plur., die beiden ersten von unthematischen,
die letzten von thematischen praeaenastämmen. Gerade ja aber
Solche Zusammenstellungen sind hauptsächlich veranlassung
die flexionsausgänge bedeutungsverwanter stamme auszu-
gleichen; cf. oben s. 525 f. — Über gara^uMrö vi. unten § 124 ff.
§ 99. 2) Die jungavestischen formen. Der alte
unterschied zwischen aiit- und nt-bildungen hat sich- auch im
jungem avesta noch mit grosser treue erhalten. Als illu-
«tration mögen die reihen dienen: Aqm.mrefiifaüis, areamntjs,
ijra»sifi»(0 , nriiinaH'is, fras!(indam"tiS jt. 13. 33, Jiatpiäi/ca
bawiiinäiJca basiqiPiaiJca j. 52. I (vgl. vsp. 18. 2); dazu die
<) Über das von Roth, Z. D. M. G. XXV, e. 2te als gm. plur. pftri,
gefuMfl ttidjilqm j. 4S. I cf. f srf., A. F. 11, b. 63; es i» rerb. fin.
L
bemerkung zu j, 30. -i, obeu zu 1). Biyspi^e — «ber nMt
alle richtig! — tinden sitli bei .Tusti, handbuch, § 330 oiul
576 ff.; Spiegel, vergl. giammatUi, s. 'itil f. and 3fi2; verf.,
handbuch, § IPii.') S. aucli das lolgeiide. — Ich habe mir bei
einer durchsieht der jungaveslischen literalui- an abweichenden
formen aus Üiematischen stammen die nachstehenden auf-
gezeichnet :
1. iiZ'ulisieitinqm V. 18. 63; aber afraofiSifintiS, w^ifMifil
2. iisaitim jt. 14. 20, vUimiti Z.-P.-^.
3. ^ruiSiatö j. .9. 30 (zwei hdss. "atif*) , ^rumfitU jt 10.
8, 47 f., 15. 49, 19. 54. Daneben liruUmniis tmd /irfiH^ntahr.
4. SasmJ)id jt. 5i. 5 (lies "soi^), gasaitis jt S. 40; al«
^asentö, ^asentqm.
5. »V/sifif'^ jt W. 78; tAter rqiisiantiJ, r^siatMfid; s. §21.
6. ^saia(ö jt. 13. 63, 78; aber fisaiantas/;a j, 55. 4, oben § %■
7. ^Idraia^iö jt /5. 2, in anlelinung an den akk. ang.
neutr., cf. 8. 543 f.; aber lisaraieintlm und pbisianbiö. eufrf-
nnibiö (und herezanhia, unten).*)
Von diesen ansnamen gehören die unter 1. bis 5. ver-
zeichneten solchen stammen an , welche ursprünglich des
thematischen vokal betonten ; es kommt also für sie das untoi
§ IOC auszufiirende in belracht.
Als weitre ausnamen treten noch hinzu eine anzal von
komposita wie frao^ß.aspa, baiiaJiJiaiira , retigaß/ispam elt:
junge zusanimenrückungen, welche als erstes glied die fona
des akk. sing, nentr. enthalten,*) worüber § lOlt. Dagepm
■) über du angebliche parlixip Jreg^iaal- ^ driftint- cf. s. &41; ti
cregant- und herezanl- s. unten § 124 S.
<) Geldner'B korrektur za jt. 13. 100: nfrak tir^irim (leiitem u-
gebtich " ai. iih<ii'anntn<i verbietet scboa die Uutlebrc; drei fashl, 1 1^
■) Im avesta, xuma) im Jüngern, ist bei ersten kompositioDSglieilEn
der Btainni meist durch eine Tertige kasueform erüetzt. Bei den nanlu
auf a- gewönlich durch den nom. sing, mask.; so schon im gaUm^alBl»-
dnregB.§iälBii, dafifll.::uita. Bri den nümina auf n/- durch den ikk. jinf.
ntr. auf -aß: eine wal, dio durch die komposita mit j- und ti-^ömneD in
ersten glied: Htu.mpem, zuiri.gnontm , wo ja der schwache stamm mit ta
form des akk, sing, neutr. zusammenfiel, wesirntlich bi^gfinstigt «mde
Der gerade fortdelner eines *r. *pr<iffikalaiv"- w&re av. 'fmoPuiarf^'
nicht fraoß«/i-aapii-, wie ja das wort wirklich lauWt
Die komposit« wie ai. ilhämjdlkfilim , av. frädali.gitipfm , hnilä^Jiif*
— in den gatha'a die einzigen beispiele; letjiterea eigennamel ".*?
dirajavaui, bei welchen das zweite glied rom ersten abh&ngig ist (Whil'
1 iler liilJL'ktiva uuil |KirljKi|iifl auf ii
r>i7
tritt der unterschietl zwischen den partizipien aus theinatisclien
und antheinatischen stämmeu noch dentUch zu tage vor
sekundären stammbildnngsaufiixen ^ so thematisch: vaziqstara,
^«m(4s(e»ia?sMa, taiiruaiqstemmt,*) ti/is-iqstätö , iierefsiistätö , bü-
siqsta^ u. a. (cf. Spiegel, vgl. gramraatik, s. 205 ff.),') aber
imtliematisch: hastemq, und ebenso aus t^Hf-adjektiven: amana-
stara, amayastemem, Jcistiuastar&m, ltarenavii,haste»iö.
Dagegen sind als ausnamen zu streichen:
Jiimiatö jt. 19. 54 (akk. plnr.), pbisiatqm jt. 10. 76, 13.
31, 14. 54; es ist überall -ant- herzustellen; vgl. anch j. 57,
26 ond Jfbisianiaß, Jihisimilriä. — Wo steht Spiegel's gen.
amere^jfjpiüm jt. 19. 94; lies "iantim. Dazn ameresiiüem,
ameresinta, amer^ntis.
sti.rapatqm n. 5. 10; lies stöi.rapantqm.
auafisait^ jt. 14. 31; es gehört zu einem nominaltliema
auf atai-; zur bedeutung „keinen stemenanfgang habend" cf.
Geldner, drei yasht, s. 75.
vanatn j. 57. 34, jt. JO. 10!), 111, jt. 11. 111, vmatqm
n. 5. 10, Z.-P.-gl. Sie sind zusammen mit vananö j, ö7. 15
zum untbemaüschen aorist zu ziehen.
urua^naitU jt. 13. 33. Zu lesen iiruin" = ai. vlinati?- cf.
Geldner, metrik, s. 43.*)
Die neuausgabe mag wol auch noch eine oder die andre
der oben angefiUl^n ausnamen beseitigen. Westergaard
hielt offenbar die formen one nasal flir die richtigeren. Und
es ist gar wol möglich , dass er gegen die antorität der
bessern handscliriften eine „richtige" form in den text gesetzt
hat, one die Varianten anzugeben; vgl. verf., K. L. ü, s. 31^2.
könnten meinea
icbgabildel), mit
ney, grammatik, § 1300, Justi, handbuch, § 433
erscbtena aach alte satEkompoaita sein (odei solchen
einer 3. aing. inj. als erstem glied.
■) JibaiiSMunfiasiemii- bei Spiegel ist aas Jt
druckfehler; cf. jt. !. 3.
') Doch wol „zakanCl", d. i. ,das auf die lange bank schieben, säum-
uUgkeit".
') pnili.pliafi'iiiinlali" jt. 3S. 1 1 und iipuiiinlainiihc jt. SO. 1 sind jeden-
blls falsch.
*) frätaJi.llaTulailia j. 68. 6 (so die neuausgabe), jt. 8. 41 und Harald
jt, (3. M — überall feminin t — enthalt ein suffiit ai-, Horllber unten
DOte XI.
§ ItX). ü) Die regeln tiber die indiscbB femininal-
bilduüg der part. praes. akt. s. bei Wliiiuey, ind. gi»ra-
matik, § 449. TliemaÜsclie stamme Iiaben prinzipiell -aidi-,
gleichviel ob der tliematische vokal unbetont ist oder belant.
Die ältere spräche bietet nur verscbwindend wenifie Tonnen,
bei welchen diese bildung:8weise vertaasen ist. Im rgveda anr;
siiilcatl? 10. 21. ii, fd^ajatinäm 1. 3(5. l (neben d£vajant\$),^)
im atliarvaveda : dtirasjaU? 7. 114. 3 und iatrnjailm 3. 1. 3:
alle aus ö-stämmen. Über i}iirati- s. unten § 125. sifOeatit
zu ÄV. 20. 49. 1 ist nicht zu billigende korrektur.*) — Die
übrigen bei Whitney {unter b) aus der altem spräche an-
gefttrten d/i-stämme gehören untliemalischen stammen an.
Zu pi^att vgl. die 3. plnr. pi^te, beide zur 7. klasse. Zu
pinvatim s. jetzt Whitney, wurzeln, 8. !Ki, wo es richtig
zur 5. klasse gestellt wird, täkfati ist mit der 3. plar. füfeafi,
femer tmt alakfima, ata^a zu verbinden und zur 2. klasse in
ziehen; cf. unten § 105. hidati- habe ich im index zun
atharvaveda nicht finden kiinnen; 5. 7, 1 st«ht ttuläntim. —
tjhev pffati; rättati- et«, s. § r24 ff. — Das umgekehrte, -änfi-
bei unthematischen stammen, kommt nur zweimal vor: abhijäHÜ
AV. ?. 4«. 3 und äsaJi/ianti RV. 6", 70. 2 (doch s. § 105).
In der spätem spräche ist es gestattet das femininiUB
aus thematischen praesensstämmen mit betontem tbemavokil
SDWoI auf ätiti- als auf atl- zu bilden. Man beacht« wol den
akzentwechsel, der sonst der flexion der tJiematischen stamme
etwas durchaus fremdes ist. Den gleichen Wechsel treffen
wir auch in der maskulinen und neutralen partizipialflerion
der thematischen «-stamme an ; f fMi(i(i(<i»i •=- tiuUttä , tudati
etc. Beide erscheinungen stehen mit einander in Verbindung.
Sie beruhen auf Übertragung von selten der unthematischttu
formen. Die mittlem ])artizipialkasus aus n-stämmen stimmten
vollständig genau zu denen aus iinthematischen mit snffix-
betonung: htdän, hidäulam, hidäntns =- autwän, .«KtivanfOM,
mmväntas. Das war die Ursache, dass der bewegliche akzent
und die damit zusammenhängende stammverschiedenbeit von
den nntheraatischen stammen aus, die der zai nach überlegen
<) Man beachte den akzent and dazu Lanman, a. o., s. 39B.
*) Nach Wliitnej, grammatik, § lOSg &. e. „kommt tifAtan- eio-
oder zweimal in den älteren texten vor". Wo? BV. /. 17. 8, 1!3, i »Kht
'»am. - Über sifHii AV. *. 38. 3 cf. Geldner, K. Z. XXVIII, *. >
13. i fUAt
, *. >M. J
ä
II. Die arische flexion der adjektiva und partizipia auf nt-, 549
waren, auf die thematischen mit ä überging;^) und später
sclilossen sich wenigstens hinsichtlich der Stammabstufung
auch die mit unbetontem themavokal an. Dass es aber Mher
anders war, zeigen die avestischen formen, und dass sich die
ändrung nicht auf einen schlag, und wie sie sich vollzogen
hat, lehrt die indische femininalbildung. Von a-stämmen findet
gich schon im veda ein par mal ati-, später nimmt diese
bildung zu. Dagegen hat sich bei a-stämmen der alte aus-
gang anti' bis in die klassische zeit hinein völlig intakt er-
halten.
§ 101. Bekanntlich hat man in neuerer zeit, so viel ich
sehe, allgemein der entgegengesetzten anschauung gehuldigt.
Die indische flexion von bhävant- und üidänt-y sowie die
indische femininalbildung tudatl- galten für altererbt, hväjantl-
dagegen, sowie avestisch zhaj^nt^, zhaiantqm wurden für
moderne analogiebildungen angesehen. Vgl. z. b. Brugmann
und Stolz, I.-M. H. n, s. 54, 154 und die dort angegebene
literatur; 6. Meyer, griech. grammatik*, § 314 anm. Ein
eigentlicher beweis für diese theorie ist nirgend auch nur
versucht worden. Man begnügte sich damit aufs indische
hinzuweisen. Und leider habe ich mich früher auch selber
(handbuch, s. 76 f.) dem dogma gebeugt. Der Irrtum war
dadurch veranlasst, dass man urteilte, bevor man das indische
mit dem iranischen zusammengehalten hatte, ein versäumniss,
das schon zu so manchen schiefen behauptungen verfllrt hat.
I>ie tiefe kluft aber, welche im avestischen die flexion der
thematischen und unthematischen partizipien trennt, kann nicht
erst nachträglich entstanden sein. Die mittlem kasus hatten
auf beiden selten genau den gleichen ausgang : harqs — his,
barentem — hentem, barentö — hentö. Dasselbe war nach
der herrschenden ansieht auch bei den obliquen kasus der
fall. Ist es nun denkbar, dass irgend eine neubildung die
obliquen kasus der einen reihe völlig umgestalten, die der
andern aber unberttrt lassen konnte? Denkbar, dass irgend eine
spräche ursprünglich gleiche formen von gleicher bedeutung
nach einer grammatischen anordnung scheidet?
^ § 102. Ebensowenig begreiflich ist die anname, dass im
> *) Eine spur der alten betonungsweise liegt vielleicht im gen. plur.
f rathiräjdtäm RV. 9. 93. 4 vor. Ob aber die form richtig überliefert ist?
Falsch ist wol alcödäfc 5. 44. 2; cf. Enauer, E. Z. XXVII, s. 20.
560 Chr. Burtholoms^
indischen älteres 'Indati, *hhiirati sich spl£^n^B385^
ranti umgeformt habe. Eiii must«r MefUr wäre gar uinht
Torhandeu gewesen; das n könnte nur ans dem masknliii
bezogen sein. Das mussten aber sowol juA^U (und die
übrigen feminina nntbemaciäclier stamme) als ämavaii n. s. w.
verhindern. Und wie will man es erklären, dass die nn-
wandlung von -ah in -anti zwar bei der ganzen tbemutisctieii
äexion »tatt hatte, bei der unthematischeu aber so gut wie
nie? — , wenn doch die maskuline und neutrale flexion beider
reihen ursprüngUcli identisch war? Die spräche schafi bä
zusammengehörigen bildungen kerne unterschiede, sondern ist
vielmehr bestrebt altvorhandene auszugleichen.
§ 103. Das griechische hat bei thematischen st&moKfi
keine einzige form, welche auf abstufung schUessen UtsL
Der nom. sing, if^pwc wird unten § 130 besprochen wwdea.
Über ««rann« und /iKÜira cf. J. Schmidt, K. Z. XSV,
8. 591 f., Ö. Meyer, gramm.*, § 20; es gehört ziun un-
thematischeu praesens. Dass im herakleischen jemals 'h^m-
oaffffi vorhanden war, wie J. Schmidt, a, a. o., s. 5901
annimmt, ist ganz und gar unerweislich, npaanövraaiti ist
nach tvTnaiii neu gebildet, und dies in der dort angegebenen
weise aus efr;;') und *ä0ai geschaffen. Zq yt^äySpvm d
unten § 127.
§ 104. Auch in den übrigen spraclien keine spar von
abstnfiing. Über lit. sM\i, lett, sMu nnten § 130. Das law-
nische ferenüs aus *hher^to8 zu erklären ist reine willkfir.
Der vor nt auftretende vokal war, wenn betont, Ursprung
e, sonst o; also: *hhi'roiii- , aber uident-, dösjfnl- (cf. unten}.
Im griechischen trat ansgleich nach der o-seite hin ein: ipegat-
Toc und iäöviog, ätöoovTog. Ebenso im slavischen: bery, Iteri^
und bysqsteje, und gotischen: Imrandans und vtilatidans. l'n-
gekehrt im lateinischen nach der e-seite, welche hier duitfc
die formen der unthematischen stamme begünstigt v(ur (at-
setiHs = ai. mtäs aus "»^tös): ferentis und di-videHtis. on^
formen sind niu" mehr ganz spärlich bezeugt. — Ein zeoge
des alten Zusammenhangs zwischen hochton und e-, nachtun
und o-färbung ist wol das litauische futurpartizip äiigs^s {aus
') Über desaen fy ich wie G. Meyer, griech. graniinatiki, j H
urteile.
i
IL Die arische flenion der adjelcliTa und parti/ipia auf nl- öfil
"sient-s, J. Schmidt, K. Z. XXVI, s. 331 f.) gegenüber dem
des praesens äiir/qs (aus "oiifs) : vorausgesetzt, dasB die indische
betonnng die ursprachliche wiedergibt. Es scheint mir aber
nicht zweifelhaft, dass das der fall ist. Denn das sigmatische
fiitnr ist schliesslich doch nichts andres als ein i-praesens aus
dem (mittlem) signiatischen aoriststamm, und die i-praesentien
betonten ursprünglich gewiss allgemein den thematischen vokal.
Zu n. Überall -at-.
Als beweise dienen : !
§ 105. 1) Die indischen formen. Ausser den auf
der reduplikationssübe betonten partizipien des intensivs [und f
der 3. praesensklasse , wo aber diese betonung unursprünglich
ist, vgl. § 107] im veda noch: täkmt- (s. § 100), däiat-, '
d&sat-, /!dsat- zur 2. klasse, d(h)äfcfat- und sähat- zum sig-
matischen aorist. Vgl. Whitney, grammatik, § 444. —
Nom. sing, sind; s&sat, d(h)ak?at: nom. du. säsata, nom. plur.
dASatas. ~ Die einzige abweichende form ist änoA/ianti RV. 8.
31. 4 n. ö., das zur 3. klasse gezogen wird. Man tnt aber
wol besser es zum thematischen reduplizirten aorist zu stellen,
cf. gr. fiindo. ') — väghüt-as ete. enthält ein sufBx at-.*) —
jffauti nud tisOumtxs gehören zu thematischen reduplizirten
Stämmen.
§ lOfi. 2) Die gathischen formen. Und zwar:
stmaa, varedaiii, uryaHaJ) und dareMJ). — stauas. zum praesens
2. klasse, geht auf *stdisate zurüch ; das indische dagegen be-
tont auf dem snffix: stuväti; im medium haben wir die gleiche
Verschiedenheit der wnrzelform und des akzents: »i. stdvänas 's
av. stauanö und stuvanäs, wogegen stavaiiäs als kontaminations-
bildung anzusehen ist ; vgl. auch Whitney, grammatik,
§ 619. — Dasselbe verhältniss wie zwischen statfn-f und stiivAn
besteht zwischen av. varedalti und ai. v^dhäntam, welche
■) Die ureprachlichen Terbalformen von Y»ikt- waren: 1. praeseiiB:
a) 'äikietni (= ai. säliaa, gl. fn(iai); b) 'tüekli (" ai. iltakti. Vi. hi-
Vtlü^ti, pl. ÄiMnmatJF =- "Kipm"); — 2. aorist: a) *it4k^i (ai. »dtpuo, taJiand»,
a». tUania, gr, aniir); b) *siskom (ai. ndiS'ita, gr. fanfro). Die indische
3. pJnr. »dilkiti hat ihr i in der reduplikationssübe vom aorist bezogen.
An einer ganz spaten stelle (val. 3. T) findet eicb das tbematisch-praesen-
ttBChe laiSasi.
>) S. unten aote XI.
i
552 Chr. llsrtholoniHC,
beide, zusammen mit vidhänäii, tarn einfachen aorist's^
sind. — Von den beiden aldt. sing, neutr, gehört darfsaji,
d. i. ar. *dhärkit. mit ai. <ihf?ät und dhfi'(iii''i>' — verhälüiiss
wie oben — zum einfacJien, uraäsap zum sigmatischen aomt.
Doch ist diesen formen keine besundere beweiskraft beizu-
mesBen; cf. s. 554.
AnffSJUg ist himx j. 4Ö. 4 (zitirt jt. 1. 8) , zum uuthema-
tischen praesens der wurzel saiS- „verfügen über — , iime
haben" (Geldner, K. Z. XXVm, s. :(l)2 f.). Der flerioM-
auägang spricht für anfangs-, die wurzelfonn fttr endbetonong,
and dafür auch ai. xiiiati AV. 4. 3><. 3. Vielleicht ist hüa»
in änlicher weise zu stände gekommen wie das oben be-
sprochene stavams. Ein andrer fall der art wäre ai. bravm
BV. 9. 3i). 1 neben bnivdu. wenn die bestimmung von brävan
als nom. part. — im P. W. V, s. ilü — für ganz sicher
gelten könnte; Ludwig nimjnt es als 3. plur.')
g 107. Die jungavestischen partizipialformea
redupUzirter stamme weisen eine bemerkenswert« differeaz
auf. Ich gebe zunächst ein verzeichniss derselben: w-tösetiUm
(d. i. iiarentem, verf., A. K. II. s. 69), jaoe-da^ta»,
hivpö^mtem (d. i. hispaseHtem . verf., a. o,): akk. sing.; —
iaidiantö, hismarmtö: nom. plur.; — iatö (d. i. (i«fw):') gm.
sing.; — daidjatqm, KatureMinnalqm : gen. plur.; ^izanäitü,
ä-eüanäilibis: fem. Dazu noch die nom. sing, jiara-dapö und
upa.väiiö, worüber unten § 114 ff. — Der akk, sing, imd der
nom. plur. haben also -ant-, die genetjve und das ftmiafD
-at; -at: Es besteht somit hier derselbe unterschied zwischen
mittleren und schwachen formen, wie bei den partizipien
suffixbetonender nnthematischer stamme. Und ich glaube auch,
daes dieser unterschied nicht nachgebildet, sondern wie dort
altererbt ist. Die indische betonung der reduplizirten praesens-
formen ist keine gleicIimHisige. In <ler .1. klasse stehen neben
einander ijarti und ijärfi, bibhnrti und I/Miürti, femer vaväkfi,
mamätsi, viv^f, jit^ia, fjtilwmi u. a. gegenüber vimiJiti, »t^rtftti,
piparpi, didefttu etc. Dagegen im intensiv nur: nlarti, älarfi,
värvarti, ddrdar^, känikranfi, ^i'ihnmmi etc., mit akzent Mi
der ersten silbe. Aber im part. praes. akt. treffen beide
') Tgl. Doch unien § 124 über ai. pfvai- und nv. parint-,
*) T. 5. 40 glosse. Vgl. meine bemerkungeD eu j. 57. 14 (A. F. II,
1. 13) nuil dazu die Varianten in der neuausgabe.
n. Die arische flexion der adjekliva uni) partizipia auf ni-. f)ö3
klassen darin überein, dass sie den akzent auf der redu-
plikationssilbe tragen. Ks scheint mir nicht zweifelhaft, dass
die vedische betonung der intensivbildnngen im wesentlichen
die ursprachliche wiedergibt. Warscheinlich hatt« liier die
reduplikationssilbe ursprünglich überall den liochton, und die
abstofmig der Wurzelsilbe wurde durch den wechselnden
nebenton veranlasst; z. b. derdersi (ai. ddräani) ^ derd^dhi
(ai- därd^hi), also wie bei den u^it- und meHf-stämmen: tepos-
U^titjji ^ teposuiittit (oben a. ri2H), Dagegen kann ich die
fiir ijarti, bibharti überlieferte betonung nicht für ursprünglich
halten. Nach allem, wa.« bisher Über den indogermanischen
akzent und dessen Wirkungen ermittelt ist, muss vielmehr in
hibhärti, ijärfi die alte betonung bewart sein. Das verhültniss
von bihharti zu hihhxvmx stellt sich dem von M zu imä^ etc.
zur Seite, Es wäre auch gar nicht einzusehen, wie sich du
altes bihitarti sollte in Jnbhärti verändert haben, wSrend das
umgekehrte sowol durch den einiluss der ^. plur. blbhrati, als
durch den der intensivformen seine erklärung findet. Und auf
dem eintlnss der letztem beruht auch die indische bildung
und betonung der partizipien. Aus idg. *d(Hdiki^ttii , *dH'
dikiiitäi zu "deideihfi war ai. dSdi^atam,') dHiiatB zu dld^^i
hervorgegangen, und danach bildete man zu didsfli didinatcan,
didiiate. Die alten bildungen waren hier: *didihiUr(i. "didiki^t&i.
Davon haben sich im indischen nur noch wenige — und nicht
ganz sichere — spuren erhalten: der noni. plur. vavj^dhdutan
HV. 4. 2. 17 (wofür AV. fälschlich vaoi-dhdnlas 18. 3. 22)
und der nora. sing, /iakrän RV. 10. 95. 12 {. (zn kar- „ge-
denken"): sie geben wol ursprachliches *umt^lifpe^ ^^^
'keJcryts wieder. Doch könnte vavi'dh^ auch zum t h e m a
tischen red, aorist gehören, vgl. die beraerkungen zu äsa
Skantl a. 5r>l. /iakrän wird von Whitney, wurzeln, s. 22 ver-
dächtigt.*) — Im avestischen dagegen sind die alten aus-
gänge durchaus intakt geblieben, dapentem z. b. Hirt auf idg.
*dhidh^tiii , vgl. dazu gr. ri^tVitt , das den alten akzenl
gewart, aber uv = ij iai anschluss an Ti'Sfj/*t etc. in tv
wandelt hat
') an aua f nur ii
unten uote Xt.
i
554. Chr. BärtholomM^
Zu ITI. In Jen stainmbetoDenden formen
-Ant-, sonst -at-, -dt-.
Die bewBiämittel sind die gleichen wie zu T.
§ lOS. I) Pie indiache femininalbildnng'.^
anthematischen stamme mit endbetonimg haben -atU.
einzige vedische ansnarae ist jdtiti AV. 7. 40. 3. Wie die
femininalbildung und die abstufende flexion von den nntbema-
taschen stammen auf die thematischen übergegangen ist, habe
ich 8. f>4K f. gezeigt. — Über väghät, vaghätas cf, nnleD
note XI.
•änt- ist nur in der ^inen form sänii^, akk. plur. ntr. za
belegen; = idg. *sg/3, Ihre erhaltnng ist wol nur dem gleich-
klang mit glij-tävänti und paSumänti (s. 492) zu danken.
sAnti ist zugleich die einzige form des akk. plur. ntr. im
rgreda. — Die «(-formen sind von den rezensenten dorch an-
formen ersetzt. A. Kuhn, K. B. HI, s. 475 stellt auf grnnd
der metiik zwei derselben her: pf^ätds RV. 6. i. 11 ond
dsvajatäm 1. 121. 1; vgl. s. 543.
§ 109. 2) Die gathischen formen. Und zwar:
mask. sing. nom. vi-dqs, Sias*, Ä^'; — akk. a-iantetn (a ist
praefix); — plur. nom. dantö; — akk. nuruniiataeliä*; — gen.
Aät(}tn'; — fem. ha'dim, ^pUibiö: zusammeii 9 formen &a 19
stellen. Abweichende bildung weisen nni' die akk. sing. nenu.
auf, nämlich: ataji, }iaj). Die urspracbliche form aus der
Wurzel es- war *srjf. Daraus hätte ar. *säH[t hervorgehen
müssen. Dafür aber ist schon im arischen *sät eingetreten,
und zwar aus den gleichen gründen, welche die umbildnn^
des aus idg, "jiodu^t zunächst hervorgegangenen 'padu&i^lf
za "paduät veranlasst haben ; cf. oben s. »44 und daresaji dM
*dkers^t, 8. 552. Ebenfalls noch io arischer zeit ist dann aacA
der ausgang -at von der unthematiscten konjngation auf Ä
thematische übergegangen. -(in[t aber, = gr. -ov, lit. -q in ^iff,
veiq ist gänzlich vei-schollen. — Über kisas s. oben s. K»S.
§ 110. 3) Die jungavestischen formen, und
zwar: mask. sing. nom. vi>is\ — akk. a-jantem (a ist praeflx),
an-usentem, kentern; m-iärentem,^) jaßi-dai>entem, higpö.seni0»,')
keretiawintem i — du. nom. h({m.janta; — plur, nom. Amt^
ämAjftntö, histnarentö; — sing. gen. hatö, upasruatö, teriittU;
') Cf. >. 662.
n. Die Arieche flexion der adjektiva uud partizipis auf nt-.
555
ifltö;^) /iinuatö, zbauruatd, pisatöj*) — plur. akk. hatö; —
gen. hatqm, ä-yaiatqm;') daidiatq,m, /caturejiltanatqm , aipi.
giauruaUim; — instr, ha^iS; — neatr. sing. akk. fra-iaß;*)
— fem. tisaiti jt. 24. 34, haittm, haipiai, haitviqm, häititn,
httitis, haittJtqm, uruaitis, uruditis;^) ztxanaitiS, gteatiäitibiS ;
ttrtfinaiti»/) huniiaiti4-^ — Nur eine einzige ansname ist mir
aufeestossen: der nom. plur. mrunfö j. 70. 4; vgl. dazu die
bemerkungen ober hisas s. 552.
Unklar sind mir : aouriiatqm g. 4. b, erenauata^a j. 56.
3, ^htuaitiai jt. 18. 4, framrauatö fr. 9. 1, frauaüid v. 9. 38,
fräißntö jt. 34. 42, frsrenta jt. 22. H, frsrenti jt. 24. 56;
zum teil zweifellos verderbte formen.
Die nach dem muster der unthematischen stamme ge-
bildeten at- und rt^kasus aus thematischen stÄmmen finden
sich oben s. 54(i aufgefUrt. -dt- ist nur in dem Öinen ^a^aitis
jt. 8. 40 belegbar.
Zu IV. In den stammbetonenden formen -&nt-,
sonst -at:
§ 111. Beweis sind die indischen formen, deren ich
ans dem veda folgende verzeichne: 1 pa-: p&ntam, pänta,
p&ntas; — Ä pä-: päntam; — bhä-: hhätl, bhatlm, bhätt^,
bhatlnäm; — ja-: jän, jäntam, jäntä, jAntas; jätäs, jatätn,
jätjAa; — sria-: snätl, sndtift. Dazu noch aus dem AB.: 1 vä-:
vän.^) Alle diese formen halten sich an die norm. Sie sind
sämmtlich praesentisch — auch die zu 1 pa- — und gehören
„starren" wurzeln au (Hübschmann, Vokalsystem, s. 43);
Mwsen«. Wol far pjiafa
bpreita in arischpr zeit
'] Cf. 8. ifti.
*) it. /*, 19; zu Vp"^- in •lo" hedeutung
-^ &i. pjfatä». Dann hat die Übertragung des
stattgefunden; cf. s. 483, 48a.
•) für öjpinfgin Bteheud, zu ai. 1 raj-, riU; vgl. iijgj, rionem.
•) als erstes komposiiionEgUed ; cf. s. [146.
') Zo ai. Brands, 1 [/'■<"•-; cf Geldner, K, Z. XXVm, b. 1B6 t.
•) Cf. s. &4J.
'I vflp. 12. 2; Bo K 4, K T b, Spiegel; tat erklftruag cf. Oeldner,
Studien t, a. 68.
i iihiiiAm RV. I. 70. 3 cnciues eraohteua nicht parti'
SV. ßraots.iifäm etc. (bciwort von äpS, also feminin I) lu
die gleiche gmppe mit ai. niaUiälii.i zu stellen; cf.
•I Dagegen i
lipial. £s ist mi
verbinden und ji
unten notc XI.
L
i
die 3. pliir. praes. akt. lauten: pmtti, p/ttttt, bhänti. ßnli.
siiajtti (unbelegt) und v/inti.
§ 112. Im avesta sind aus tempaastfimmen auf 0
folgende H(-partizii)ien überliefert:
a) in den gatha's: 1 dha-: dantö; — ä dhä-: w-da»; —
fciä-: SiffK, äiffitibio;
b) im jungem avesta: 2 pä-: j)dntö jt. 10. 45; — hhi-:
a-vdnt^H jt. 8. 50, 70. 1 (oben s. 499), vi-uaitiß jt 13. 40;
via-yantem jt. 8. 2, rohaä-uontem jt 7. 5, viauaitf jt 17. 6.')
Dem aoriat gehören an: dantö, das; die übrigen sind
praesentisch ; — „starre" wurzeln sind pä- und ftA«-,') d,
oben § 111.
Von den avestiscJien formen decken sich pAntö . a-uAtAm
und m-umtiä genau mit ind. päntas, bb&ntam und vi-bfi^U-
alle aus starren wurzeln. Dagegen lautet der nom. plur. ztt
der ablautenden wurzel dha-: dantö. — Aus diesen tatsacben
ist zu scblieasen: l. Die ftexion 'äntas, "atäs etc. ist ariach. -
2. Die Üexion "Antas, °ätäs ist beschi'änkt auf die „starreo'
wurzeln (, welche in der 3. plur. praes. "änti haben). — 3.
Die ablautenden wurzeln bilden ihr partizip aus der schwachen
(vokallosen) form und tiektiren "äntas, "ätäs (= "^es, *^öi)
wie in. — 4. Der zusammeufall der äf-formen aus den
Stammgruppen lU und IV — cf. uruaitw =- viitaif'd — hal
die neubitdungen viä-uantem, via-mitf nach dem muster da'
zalreichem gruppe III veranlasst.
§ 113. Übrigens kann die arische tiexion päntam, päiw
niclit aus der Ursprache ererbt sein. Nach BrugmaBD,
grundriss, s. 53« n. wäre sie innerhalb des arischen unter
der eiiiwirkang de.s wechselnden (esspü-atorischen) akzesB
entstanden; vgl. ebd., § 1911t. Ich kann mich jedoch von der
richtigkeit dieser anname nicht überzeugen. Vielmehr glaube
■) Über (Ina feminiuc prnmr.stäiö ct. note XI. — Zu *jqs jt. 8. 11 c£
a. &01. — ci\tainm jt. 5. 6S ist akk. Bieg, des nom. akt. (*= näan so. ^miivV
Statt dee Torhergeheuden aiAvkcni ist ein genetiv {uist »^ ai. ufan) hemi-
BtelleD. Die abschreiber baben da« ihnen gelHutige uMohem atumpfonsig
beide maie gesetzt, vgl. s. 401.
') Die 3. plur. praes. dazu ist fm-^änli jt. 8. 40, =- ai. pnt iünü:
„dann kommen oben die wulkcu lam TorscheiD". [— Auch daa Torbtf-
gehende rr|fätii gehört zu bhä-: „durch seinen stral verscheucht er sie. . .*;
vgl. den indischen gebrauch von 1 ras- mit dpa. — ] Dagegen huilf«
die 3. plur. zu / ,1hfl- ilOil Kiri-: c/mnfl, äjpiin.
II. Die arische flexion iter adjektivn und partizipia auf nt-. 557
ich, dass das verhältoiss von päntam zu patäs hinsichtlich der
laute und der betonung einfach dem von sdntam zu satäs
nachgebildet ist. Ob päntam aus der urzeit stammt oder auf
arischer neubiidung berulit, wird sich scliwerlich je ermitteln
lassen, da alle übrigen indogermanischen dialekte versagen.
Eine anzal von kasus erlbrdeil noch einige besondre be-
merkungen.
Nom. sing. mask.
§ 114. Der nominativ aUer partizipien war in der Ur-
sprache meinea erachtena sigmatisch gebildet. Vgl. ai. stäart[ts,
S&sat[s, av. fiSaiqs, stamltj", gr. 'mnii, lat. feretts, praesens,
air. cara (Windisch, P.-Br. B. IV, s. 210), lit. äit^qs, dän-
ffujesis (J. Schmidt, K. Z. XX Vn, s. 393), apr. sidans,
emprikisins (Bielenstein, lett. spräche II, s. 173), lett.
es&us, düdis, ksl. bery (Brugniann, grundriss, § 92). Got.
bairands und lett. äugilts sind neubüdungen nach der o-, bzw.
i-deklination. Nur das gr. iff^wy, lit. sHif und lett. sedu
(J. Schmidt, a. a. o., s. 392) weisen unsigmatische bildung
auf. leb werde im folgenden auf diese formen zurückkommen
und versuchen sie in andrer weise zu erklären (§ 13ü).
§ llf). Über den indischen ausgang -an, -an und dessen
sandhiformen hat bereits oben § 23 tf. eingehender gehandelt
werden müssen. Über das vereinzelte säivn cf. § 119, —
Das dem ai. -an entsprechende av. -qs kommt in den gatha's
21 mal vor; im jungem avesta aber wird es recht selten.
Ausser viqs (s. bb4) kenne ich nur noch fhqqs, saosxqs und
80^$^, von thematischen stammen. Viel häufiger findet sich,
bei der thematischen wie bei der untbematischen konjugation,
der ausgang -ö. Ich verzeichne folgende formen : a) in den
gatha's : raresö j. 49. 2 (lies raril-ö) : int. ; ') — b) im Jüngern
avesta: isö, peresö: inch.; histö: 1. kl. red.; fafripiö, para.
iri^, «iidiö, euereeiö: 4. kl.; asiiisö: des.; geretnbajö, dren-
gajö, asäSaiö, sröyajö, asrauaiö: 10. kl.; tisö v, 8. 27, uaasläi
jt. 24. 34,«) anusö v. 8. 26: 2. kl.; para.da])ö: 3. kl.
väuö.' int; fpaüterenö: 9. kl.; endlich iafcö jt. 10. 71, barö,
1) mii&ntiiö ist j. 32. S iofinitiv, 45. S S. sing.
■) utatüa geht anf einen gott, das folgende usaiii auf eine göttio;
„willig soll er ihm s^oe aubeDken, willig mOge sie kommen". Ein ftfaen,
aus irgend einem verlorenen atück des avesia berausge rissen,
fu tirgl. Spriohf. N. F. IX. S n^ f.
5&d Chr. Barthotomu,
fraharö, vami, va^ö, nmarü, aijafnö: 1,
beziehnng zum tempusstamm nicht so deutlich erkennbar ist
wie bei den übrigen beispielen. Spiegel' s erklärung dieser
foi-men gilt mir fUr imannehmbar (vgl. grommatik, s. Slil).
Nicht nur, weil sie gegen die avestischen laatgesetze ver-
stösst, sondern auch deashalb, weil sie die genau entäprccbeo-
den altindischen formen unberücksiclitigt lässt. Wo inuner
aber das indische und iranische zusammenstimnien . da ist nnr
eine solche erklärung gutzuheissen, die sich auf beide dialekte
anweuden lässt.') Im veda stehen nebeneinander, und mit
ganz gleicher bedentung, pramp.uiii RV. 3. HO. 6 und prami-
yag RV. 10. 103. 4 : beide deutlich zum praesens wiitmIIi
gehörig. Bei andern ist der akzent verschoben , z. b. tnivam-
inväs 2. 40. 6 gegen invan 5. 30. 7, zum praesens intati
(inöti) ; femer ifhijam^yiväs, voJcamivMu^äs, bhfimidj-häs u. a. m.;
vgl. Whitney, grammatik, § 1148. 3a, b, 4 und Lindner,
nominalbildung, s. 34 ff.
§ llö. Zi^ischen j>ramp,tän und pramp/äs auf der einen
Seite und pet-esqs und perpsö auf der andern sehe ich keüieo
unterschied. Die richtige erklürung muss also auf beide pare
passen, prampiäs aus "mn herzuleiten ist noch keinem ein-
gefallen; man hat vielmehr fUr "iiäs einen besondern stamm;
prampfd- „zerstörend" angesetzt. Folgerichtig wäre auch für
av. perpsö ein stamm p';ri'$a- „fragend" au&ustellen. Aber
das ist nur eine Umgehung der Schwierigkeit, keine erklänug
derselben. Den weg dazu zeigt meines erachtens der indiscbe
akzent, der Überall auf dem eudvokal ruht.
§ 117. Die Ursprache besass eine anzal von adidrti^
komposita , welche als erstes glied ein verbalprääx oder eits
nominale kasuafomi enthielten, als zweites ein nomen agentis
auf 0-. Der akzent stand auf der endsilbe; cf. Wheeler,
nominalakzent , s. 100.^) Die bedeutuug war von der eines
part. praes. akt. kanm verschieden; z. b. "uinoiös „weg-
■) Die umkebruQg van dem, was oben a. 549 zu bemerkeD nr.
■) Auanainen bei Lindner, a. a. o., s. 34 and Whiinej, grtBiD.,
§ 1148. ic. irdiia- „Wnend" ist ein aus dem Petersburger wörterbud) rer-
achleppter druckfehler; V9. tG. 34 steht Sranäja. — lii>änüni KV. iö. Hl.
1 iatakk. sing. fem. ku A/tänn- (so Grassmann und Ludwig). — iii 10.
K. 4 ist unklar; Jedenfalls gehört es nicht xu vditnt. — Statt är*ia l
1S8. 5 (mit nl) ist gewiss mit Ludwig. ligveda IT, s. 2J8 rrfrfja n
IL Die arische flexion der adjektiTa und partizipU auf ni-. 559
fBrend"; *i'idiiogihös „hin&nSa.renA'^, * dnrömgiomös „m ^e ftme
gehend" ; daneben bestanden in wesentlich gleicher bedentiing
*üi»^J07tts. *iidue!fiJionts, *dil]-6m ffrpments (oder •^j^im^fs).
Im arischen ward daraus: ""u'maiä^, *i(duaihua, *dllräogantäs ;
^uinäjants . ^udyÄihants, 'düräv gam&nts. Der znsammenfall
der urspracblichen vokale e o und tfi in dem öinen a brachte
es mit aicli. dass die ausdi-ücke der ersten reihe den be-
deutungsgleichen der zweiten auch in der äussern form sehr
änlich wui'den; sie konnten nunuielii' leicht in engste be-
ziehnug: zum verbnm finitum des dem partizip zu gründe
Hegenden tempusstamms treten und als muster zu neubildungen
dienen, bei welchen uun eben jener tempusstamni zum Vor-
schein kam. Es geschah das auf dem weg gewönUcher pro
portionsbildung. So z. b. ind. : (näjati : vinajäs =) dhäräjati :
nidhäraßs; invati: visvammväs, inväm, i»v4b}ii? etc.; mpf&ti:
pramj^äs; ru^äti: ärn^äm u. s. w.;') — av. kerentaiti: ßmö.
kerentem; peresaiti: mqi>rem.peresö (v. 9. 2, so Spiegel);
taurftaiti: vlspataurnaid ; uruisi^ti: hqm.ut%lsidvbö a. s. w.
Endlich aber werden die auf solche weise neugeschaffenen,
an tempuastfimme angeschlossenen formen aus der kompo-
sition losgelöst und selbständig gebraucht. So z. b. : ved.
sanisrasäs, r^ihdm , vBvip6 , vartvität ,*) gd. räreSö, jav-
rqremd — sämmtllch von intensivstämmen , cf. Whitney,
grammatik, § 11^8. 4; dazu noch ai. hiuvdfija, jav. fsuja (vok.
sing.) und die oben s. 557 f. aufgezälten nom. sing., soweit sie
nicht komponirt sind. Der selbständige gebrauch der foi-men
nimmt in beiden dialektgebiet«n des arischen allmälich zu ; im
rgveda und in den gatha's ist er noch recht selten und fast
ganz auf das intensivum beschränkt. Eben dieser umstand
I
loeo. — Shändö nd lüro 8. T. SS ist „wie sonne nach ein"; f'&rS ist gen.
Auch ia (. 92. 6 ist lihdnds sicher Substantiv; Ladwig „freudc" (?]. —
jttva- AV. 9. 2. 18 ist „wehr": „Agni sei wehr, Indra sei wehr, Soma sei
vehr, die wehrhaften gütter sollen ihm wehren". — migham RV. 10. 55.
4, 165. 1 kann auch Babstantif („trug") sein; in 10. 117. e ist w adverb
(„tunsonst").
') Anders urteilt Whitney, grammalik, § IU8. 3b über äru^rim;
aber der akzent scheint mir dagegen zu sprei^ben. Die überfUrung von
wnizelBtimmen in die a-deklination ging immer vom akk. sing, aus; der-
selbe war aber niemals auf der endsilbe betont. Über av. apadiaem und
datnB.diis (nom. sing.) ist kein entscheid zu treffen.
V Wol auch taitsäja BV. 1. 31. J, hdas. «t^d. Doch s. unten note X.
36*
I
L
i>(iO Clir. Bftnbolomae,
war es, der mich verliiiideil hat. etwa das alte uebeiieinai)d«r
von "^Ijiants und *^tf'» und änl, zw erklärung vnn av,
peresö zu benutzen, woran ich zuerst gedacht liatte.
§ 118. Spiegel, a. a. o. kennt noch weitre nominatiT-
ausgänge des partizips, nämlich -a, -a/nj und -d; s. audi
.Tusti, handbuch, § TiTG.
Der ausgang -a findet sich nach Spiegel in jjuo
jt. 13. IH und tua V. 3. 33. gua ist gewiss falsch be-
stimmt; es ist vielmehr instr. sing, zu tffi-, f. „eifer". (wo
oder, wie andre handschrift«n bieten, (au" steht also gani
allein. Wenn es richtig Überliefert ist und wirklich zum
partizipialstamm gehoi-t, hat es den ausgang -n von den
adjektiveu auf -aii übernommen,') Man könnt« taua aber
auch mit ai. taväs —- zu taväs-, adj. — verbinden und sich anf
den Wechsel von amaud mit amaaa a. s. w. berufen. Jeden-
falls sind zwischen den «»-stammen und den iiNpartizipien
nur sehr spärliche beziehungen vorhanden. Av. ^a^a^äm
j, 9. 30, euitidäm und spasättö v. IS. 28, für die man nath
Jnsti's besHmmung als gen. sing., bz. akk. plur. übertrin
aus der partizipialen in die aw-deklination anzunelunen hätte
— vgl. auch H a u g , outUue , s. 43 — , sind vielmehr nom.
sing. mask. pari, med.; vgl. auch jt. 11. 5. Bei dem akk.
plur. daresö.rarntnati'i — statt *ri{rantanö, cf. rqrevtä, oben
s. .^59 — , aus dem part. int., wofür man "maitiS erwartete,
könnte der übertritt in die oii-flexion durch den zur gleicheu
Wurzel geliörigen und gelAuägen stamm raman- veranlasit
sein. Fest steht, dass sich eine anzaJ avestischer bildungeD
ans «K-stämmen an die parüzipien anschtiesst; zum wnrzel-
stamm verepra^an- = ai. vxfraiiän- findet sich der komparatiT
verejrra^qslarö, der superlaüv vpr^a^asletnö — aber ai. uffro-
häntnmas — und das feminine abstrakt verepra^qsta , alle wie
aus einem thematischen partizip (s. 547). — In sosa und ^
jt. 1. 17 sehe ich keine parlizipialformen , sondern 2. siiij.
imp.; ich halte die worte frd vä hisa haJia gntaoß bis dofrid»
a fUr eine unpassend angebrachte reminiszenz; vgl. jt. 16. 2-
§ 119. -d soll in dregttd, druA, paiti.taiid, taurudf aA
paitisd (nach Gteldner, drei yasht, s. 42; aber handechr.
paitiM) , mard , dren^aid (nach Spiegel, kommentar n,
s. 500), fratuid, aiwütutiijä und ahci.va»id (nach Spiegel,
■) Die 8piegel'achc erkUrung ist nach den IgutgeseUeo
II. Die arische flexion der ailjektiva und partLiipin auf ui-. 5fil
vergl. gramniatj]! , s. Iö7) vorliegen, — Davon ist dregtiä =
drud nominativ eines uatiNstamme , cf. s. 541. — aiwi.vanid
jt. 5. 34 u. ö, ist klar = ai. vänijan, also komparativ. Es gibt
aus der wurzel mn- kein praesens 4. klasse. — Dasselbe gilt
von der wurzel tau-; fraitijd und aiwi.tütuid j. 9. 20 sind
verbaüormen, und zwar 2. aing. opt. akt. ') — aid stellt v. 5.
5, jt. 13. 16. An letzterer stelle ist aber zweifellos nüt
L 18, P 13 /i zu lesen und dies mit dem vorhergehenden
parö zum kompositum zu vereinigen; parö.jd wäre ai. "purößs,
ein nom, sing, zu ar. pp'öjä-; vgl, frö.gd j. 46. 4 u. a. ra.') —
Die andre stelle mit aid: ana ta aid ist unklar; Geldner,
K. Z. XXV, 8. 200 will aiap lesen. Vielleicht schafft hier
die neuausgabe rat. — paitwd jt. 19. 58 beruht, wie erwäut,
auf einer korrektur. — Auf marä nnd dren^aid in dem
elenden machwerk jt. 4 ist nichts zu geben. — So bleiben
denn nur noch -paiti.taiid und taiirisd. Aber auch imiVi.taud
jt 10. 48, 14. t>3 kommt meines erachtens noch in abzng; ea
gehört wol eher zu einem o^-stantm patiiauas- „widerstands-
fähig", vgl. ai. in-filavase. — Nur taurud j. 9. 17, 10. 9,
jt 1. 14 möchte ich in der tat dem partizip zuweisen, trotz
des auf einen f7ii-stamm liinweisenden feminins vispa-faurmiri,
und obwol ja die herleitung ans einem ««-stamm nach dem
8. 541 gesagten keine Schwierigkeit bieten würde; doch vgl.
asJauruwitö jt, 9. 30 = jt, 17. 50, oben s. 492. Anf aUe fWle
ist der ausgang -rf von den yaHi-stämmen bezogen, eine en^
lehnung, die wesentlich durch das vorhergehende stammhafte
0 veranlasst wurde; vgl. oben s. 527, Die grosse Seltenheit
sicherer (t-nominative beim partizip lässt es geraten erscheinen
in der anname solcher formen recht, recht vorsichtig zu sein.
'] Xicbt 3, Biag.; ar. -jiiif wiLre -)<^; falsch verf., handbuch, § 330 f.,
SSO und Geldner, Studien I, s. 17. Der Übergang von der zweiten zur
dritten pereun iet ganz und gar nicht auffällig und findet sii^b bei anlichen
beachwOrungen im atlarvaveda oft Reoiig, z. h. 6. 26. 2 und S. Eine
eigealliche prekativform , d. h. eine mit dem ausgang des sigtnatiBchen
■oriBls gebildete optativform, ist im avesta nicht nachweisbar.
•J Die stelle jt. 13. 16: js nflJrfjiiuAB gnolemnhf. purB.jä pariisijt aySiti
itt zu QhersetKen : „welcher ober den unterliegenden (wörtlich .schwächeren')
Gautema siegend (wörtliclj .yoranach reitend') ans dejo kämpfe liervorgeht".
pariHS^ stelle ich zu p-irilittHn jt. /. m, l-l. Jl und pariln t. /(. 12.
n/üdinohö und nnid^ahem j. 3i. u, 57. in gehören deutlich einem kompa-
raii*gtamm an. Mit hülTe der p eh le vi Version zu j. 3i. S hat man be-
kknotlich aoa dem Qtatemft einen buddhüten gemacht.
. Bnnholoinae,
Auch aiiN dem vedisclieii ist mir iiur ein einziger ent-
sprechender Bominativ bekannt: iiUvq SX. S. 39. 0 gegenüber
gr. tinas; vgl. Brugraann, I.-M. H. II, s. 120. Die eiil-
lehnung des if und die Veranlassung zu dieser enüelmimg
ganz wie bei taurud. Aus der spätem spräche kommt dazu
noch hhävan (als pron. IL pei-aon). — tuvträvä» RY. 10. 64.
4, 16 (cf. P. W.) steUe ich mit Aufrecht, Z. D. M. G. XXT.
8. 223 zn dem thema "rdvas; cf. s. .Vi?.
§ 120. Endlich die formen auf -qn oder -q. Spiegel,
a. a. o. zitirt hq jt. 13. 129 und apuiqn jt. S4. 45. Bfl
Justi finde ich noch amraJisqn jt. 34. 45, dqn j. -J?. L
Femer bei Hang im Z.-P.-gl. amarsq, apajq; bei Qeldaer,
K. Z. XXIV, s. 543 !}aidiq v. 3. 1, und drei yasht, s. 56
twfltfq« jt. i9. 84. Es liegt ja nahe genug -an mit dem grie-
chischen -toy zu identiflzii-eti. Aber ich kann mich nicht Aber
zeugen , dass in irgend einer jener formen wirklich eia DODL
sing. part. akt. enthalten sei. Das gathische dan nehme ich
(A. F. II, s. 182) für eine 3. plnr., Geldner, K Z. XXTIII,
8. 194 nimmt es als infinitiv. — apuiqii, amra/isqn, apaiq und
amars(i sind schon durch ihre provenienz jeglicher beweiskraft
bar. Die stelle a^aresö amraJisqn afritiö apitjqn oder, wie
sie im Z.-P.-gl. lautet, maresö amarsq aftpjö apaiq ist dne
schülerhafte transponirung von jt. 19. 89 : maresiniem etc,
vollzogen zu einer zeit, als das avestische längst ansgestottoi
war. — In jt. 13. 129 ist statt hq mit L 18, P 13 }iqm m
lesen, d. i. ai. säm. — gaidiq oder ^^aidiqm v. 3. 1 nehme ich
als Infinitiv; vgl. verf., Ä. F. n, s. 140. Auch die lassiiiig
als 1. sing. opt. aor. würde zulässig sein. — Endlich arätff*
ist akk. plui-., vgl. die note bei Geldner, a. a. o.
§ 121. Über die fonn des akk, sing, ntr., der BbenD
auf -at, -aj> ausgeht, war s. bb-i gesprochen worden. Ebenda
auch über s6>iti. die einzige vedische form des akk. plnr.
ntr,; dazu noch aus einem partizipial flektiiten adjeküvstamm:
b^liÄnti AV. 8. 9. 3 mit kurzem a, vgl. s. 492 f. und WiteD
§ 127. Im avesta finde ich nur saras/cantis v. 3. 29, jt 34.
35, eine form, welche sich der s. 4!>3 besprochenen «otfonAntü
zur Seite stellt, mr" ist epitheton von hare^, und bart^ irt
— entgegen Justi 's anname — überall neutral — häia in
häta.maran^ j. 32. 6 ist part. perf. pass. zu ar. san-, ° #■
sata-, ef. Geldner, K. Z. XXVIH, 8. 257 note.
II, Die arische flniii
der ailji'ktiva und partizipia auf n
riliS
§ 122. Die formen mit -at- sind s. 555 zusammengestellt. ,
tjber av. -ini- für ar. -ant- und -iant- und Über -unt- für '
ar. -uant- cf. Verf., handbnch, § 199.
Über die avestiscben ausgänge -asn, -aßbis (neben -ac&is)
und -anbiö ef. § 20, 09.
§ 123. Eine anzal jungavestischer tonnen bat die aus-
gäuge der ft-deklination. Ich verzeichne: sing. nom. 0aidiantä
jt. 5. 53, dat. ^aidiantäi jt. 5. 19 u. Ö. , zbaiantäi jt. 15.
21, 17, 2, gen. /piitsiatilahe jt. iO. 36, (iiivi.wü(toia«(n/ip,
flpaioMfoÄp j. 9. 31 , abl. raoßinta^ a. 5. 5, siu^iantaP jt. i3.
145; plur. dat. mosianta^ihiö j. SO. 3.
tJber die avestisehen nominative auf ö wie peresö s, 557 ff.
In V. 19. 26, jt. 6'. 2 steht taüantam oder taJcintqm als
akk. sing. fem. nach der ä-dek1ination ; beide stellen sind
ganz spät. Statt harentajd jt. L 11, 13. 136 wird "ijd zu
lesen sein.
Fr. Müller, W. Z. K. M. I, s. 59 ff. will einen änlichen
femininalen akk. sing, wie av. takantqm in den keilinschriften
herstellen, nämlich varnava(n)iam zu Bh. 4. 42, 53. Ganz
mit unrecht, varnavatäm ist doch imperativ, mit puväin a. v. a.
„es soll dich überzeugen, dir als war gelten".')
C. Die adjektivstämme auf a>it-.
§ 124, Neben den stammen auf ant-, welche sich irgend
einem tempussystem auschliessen und zweifellos paitizipiale
bedeutong besitzen , gibt es im arischen eine kleine anzal
andrer, welche, one beziehungen zn einem tempusstamm zu
haben, in rein adjektivischer bedeutung verwendet werden.
Dieselben unterscheiden sich von den partizipien auch in ihrer
Ich rechne liiezu folgende stamme: ai. b^känU = av. here-
tant- „hoch"; — ai. »tahänt- = av. mazant- „gross"; — ai.
^ärant- = av. earant- „alt"; — ai. riUaiit- „licht"; — aL
pffant- ^ av. parsant- „bunt";') — av. ernsant „dunkel"; —
aL fhänt' „klein".
') Cf. unten note XII. - Dazu HQbs
, z. D. M. G. xxxvm,
■] Cf. ar. pariaJt.gBvi, eigenoame, ala adjektiv „bunte, gelleckte rinder
Imbend", \g\. ai. pffadaiims. Ai. pffant- verhält Bich zu av. päriant- und
'priänl- wie ai. itaBänät zu atävanat und tlunOndi, cf. s. 551.
L
12;'». Am schärfsten hebt sich lÜe flejtion von maJimt-
: nuteant- von der partizipialen ab. Der BV. hat folgeoile
abweichende fonnen: mask. sing. nom. inaMn, »i(iA4 OiiMlr»),
iitah^ (Ka); aJtk. maJi/intam; du. Iimn. nxtliätttä , maii&ntm.
phir. nom. maMn(as\ ntr. plur. akk. ■mnJt&nti. Das avesU
hat den nom, sing:, mask, maza, den akk. nmsdnlem. Die
Übrigen fonnen treffen mit denen der partizipien HI. klas«
zusammen.
Bemerkenswert ist auch der unterschied in der feraininal-
bildung bei gärant-, je nachdem es „alternd" oder „alt" be-
deutet. In RV. 9. 112. 2 steht i/aro(tfcAir o^adhihhib^ d. i
„mit alten (welken, dürren, Sajana: ci^iJv.ifliÄip) kräutem",
im AT. 12. 2. 54 i^ikani tfäratlm „ein altes (dürres) ror',
14. 2. 29 jtimfäjö ßMsM gäratir dpi „die jungen weiber und
auch die alten, welche liier . , ". Aber in AV. 7. ö. 2 =
VS. 31. 5 treffen wir: cufärant'tm . . Aditim „die nicht alternde
(Mahidhara: a^arantm >ia 0rjati a^aranti täm ^aräralntäm)
Aditi" : eine regelmässige feniininalfonn aus dem themaÖBdien
partizipialstamm ; wegen des akzents cf. Knaner, K. Z.
XXVII, s. 20. Paniui hat bei seinem sntra 3. 2, 104 jenes
a0ärantim nicht berücksichtigt; Whitney, grammatik, § 449
hat, wie es scheint, den bedentnngsnnterscliied zwischen
gärall- und gäranU- übersehen.
§ 12G. Über die ursprüngliche flexion dieser stammklasse
ist nicht völlig in's reine zu kommen; die gatha's lassen uu«
hedanerhcher weise ganz im stich, sie haben nur das kompo-
situm zara^titror, aus dem nichts zu schliessen ist Jeden-
falls machte sich schon frühzeitig der einfluss der partizipien
geltend , die ja an zal weit überlegen waren , und mit denen
jene stamme sicher in verschiedenen kasnsansgängen zd-
sammenstimmten.
So viel steht fest , dass die urflexion eine abstufende
war. Das erweisen ausser tn^iänt- ^ nuuaiit- die vedischen
fonnen aus gärani- „alt" und ruSant- „licht": fjärantam, ijii-
ranta, gäraUbhi? und ritMiitatn, Hiiatilas, ndati, die weder
zur ersten noch zur dritten klasse der partizipialflexion
stimmen; nach I würde man ^ijäranlibhi^, nach IH 'gäratam
erwarten müssen. Vgl. Whitney, grammatik, g 450 a, e.
§ 127. Ich glaube , dass die urflexion dieser kla&se,
welche, wie sicli wol annehmen lässt, einmal eine einheitiiel»
IL Die arische flexiuu der a'tjektira unil p&rtizipin auf nl-. 565
war, Iwi jeuem stamm am treuesten erhalten ist, der in
seiner flenon von der der partizipien am meisten abweicht,
d. i. hei dem stamm nmhöul- = mutant-. Danach haben die
nfit-adjektiva wie die (^("(-stamme flekürt, nur dass die starke
Stammform auch im nom. du uud plur. und im akk. sing.
mask. auftrat, wo jene die mittlere form zeigen. Aber die
Stämme h^hänt-, (färant- und ri'iMnt-, sowie lerezant- — von
den ßbrigen sind nui- oblique kasus belegt — schlössen sich
späterhin der flexion der partizipien au, und zwar mit wenigen
ausnamen jener aus unthematischen stammen: was wiederum
als beweis dafilr dienen kann, dass sie ursprünglich abstufend
flektirten. Die ausnamen gehören alle dem jungem avesta
au; herezaniö ^tk. plur. j. 10. 3, hereianlia lok. sing. jt. ö. 54,
67 (dodi cf. s. 491) und herezanhia dat. du. j. 1. 11, 3. 13. Da-
gegen blieb die alte femininalbildung Ubendl gewart, mit nur
^iner — und ganz unsichem — ansname: berezantjd jt. 24.
56. Im gegeusatz dazu ist das gr. yt^ovi- „greis" den parti-
zipien, und zwar den thematischen, fast in jeder hinsieht
gefolgt; der vok. sing, yt^ov kann auch neubildung nach der
M-deklinatiou sein. Nur iu der zusammenrückung ytpiivSpvov
„alter bäum" ist warscheinlich noch ein rest der alten ab-
stufimg erhalten; ytfiav ist wol akk. sing. ntr. ; vgl. dazu wegen
des uf J. Schmidt, K. Z. XXV, s. ö92. — fidya, ans *n(«7Ji/,
entspricht dem ai. mahät: ^liya^ und fii'/av sind darauf auf-
gebaute neubildungen; cf. J. Schmidt. K. Z. XXVI, s. 40^.
§ 128. Von den einzelnen kasus verlangt nur der nom.
sing, ein par bemerkungen. Der veda hat; nUan, b^hän,
ttiah&ti — mit den sandhiformeu maJi^ und maJi4^-lca — ; das
avesta maza und herezü. — rtUan und b^hdn wie beim parti-
zip. — Zu berezö cf. s. 557 ff., doch kann es auch als meta-
plastischer nominativ aus dem stamm beree- genommcTi werden;
Tgl. berezö, hereiem als gen. und akk. sing. — mah^ und
tna)i^-lia haben den ausgang der y nmHi-stämme. maza vsp.
15. 3, jt. 10. (J4, 14. 41 hat sein a von der «-deklination ent-
lehnt, und zwar haben die u»?oH(-stämme die Vermittlung
besorgt; an den beiden ersten stellen ist »laza mit ammo-
verbunden; vgl. oben s. 540 f.
Wie ging der nom. sing, der »i-adjektiva in der Ursprache
ans? Eine sichere entscheidung wird sich wol kaum je treffen
IwBen. Die von J. Schmidt, K. Z. XXVH, s. 392 ff. auf-
gestellte Uieorie habe ich schon oben s. 4D5 ff. als fiir mich
unannehmbar bezeichnen inUssen. Vielleicht kommt folgende
hypothese der warheit näher.
§ 129. Der noni. sing, der «/-adjektiva war in der
Ursprache unsigmatisch gebildet und endete je nach der be-
toQung auf -üiit oder -hit (cf. oben a. 519), Dieser alte au«-
gaug ist erhalten in ai. maJiän und in gr. y/ptue und «'ko»
(eigentlich wol „straff" bedeutend).
Da nun mahänt- seiner bedeutung nach den u'>»tuit-
stämmen nahe stand und maJiäu auf ämavän (im absolnUn
auslaut und sonst) reimte, so fürte man späterhin nach dem
muBter jener stamme im sandhi die formen mahq, vor vokalen,
und mahqi, vor fc, ein; cf. oben § 24 ff. Ich möchte aber
annehmen, dass der nominativ makäii noch in vedisclier zeil
allgemein, auch vor vokalen, im gebrauch war, und glaube
dies schliessen zu dürfen aus der von Benfey, A, G. W. G.
XV, 8. 140 ff., XVn, s. 89 f., N. G. W. G. 1878, s. 190 E
ausfilrlifh behandelten fonu mahäm, die an einigen steüen
des EV. kaum anders denn als nom. sing. maak. gefassl
werden kann. An der parallelstelle zu RV. 9. 109. 7 liat der
SV. 1. 430 ma)iq. Daraus folgt wenigstens soviel mit Sicher-
heit, dass bereits die kompilatoren des SV. das ent«precheiiiie
wort des RV. als nom. sing, verstanden, daher sie es denn
durch die „normale" form ersetzt haben. Der RV. hat d«
wort nuüiAjn zusammen 27 male. In den meisten (23) fällen
ist es unzweifelhaft ein akk. sing. mask. zum adjektivstamni
nuüiäs-, nach dem nom. sing, "vuiliäs gebildet, wie ti^^m nach
I««*»; cf- Benfey, A. G. W. G. XXm, s. 8 f., Lanman,
a. a. 0., s. 552. Einmal fungirt es als gen. plur. zu mäii-:
4, 5. 9. Es ist nicht unwarscheinlich , dass danach das anle-
vokaljsche maMu, das den rezensenten aufiallig erscheinen
musste, in tndliäm umgeändert wurde. Diese anname wird
unterstützt durch die tatsache , dass umgekehrt in einigen
lallen auslautendes -am one zweifei in -an „verbessert" worden
ist. Ich meine die von Lanman, a. a. o. , s. 353 £ be-
sprochenen gen. plnr. von a-stiimmen — manusj&m^n, möf-
täm'n ~ , die wieder durch den nngewönlichen ausging -*■
statt -ünnm den anstoss der rezensenten erregten; vgl. anÄ
Ludwig, rigveda IV, s. 204, 308 f. u. s. w.; Hanns«,
5. A. W. W. CX, s. 45 f. Ludwig treilich will maliäm *k
EI. Die arische flexion der aiijekiiva und partizipia auf ai-
mi
nom. sing, nichi gellen lassen. Nach ihm wäre es an den
streitigen stellen instr. sing.: cf. a. a. o. FV, s. 413, T, s, 283.
Ich mnss diese erklänmg trotz der grossen Sicherheit, mit der
sie vorgetragen wird, rundweg ablehnen. In RV. Ö. 29. 1
steht mahäm u ranväm ävase jatfadhiam, in 2. 24. 11 maliäm
u raijiväh säiasä varäk?HlM; an der ersten stelle übersetzt
Ludwig „den mächtigen nnd erfreuenden verehrt zur gnade",
an der andern „(der du) gioss geworden erfreulich durch
grosse kraft". Auch wer geneigt sein sollte instrumentale auf
m fifr den EV. zuzulassen, wird, meine ich, diese Übersetzung ■
nicht billigen können: das am ersten ort mit „und" wieder-
gegebene II wird am zweiten übergangen , und der offen-
bare Zusammenhang der ersten drei worte ist gänzlich ausser
acht gelassen. Änliches lässt sieh auch gegen Grassmann's
Übersetzung einwenden, welche »tahäm zu 5. 24. 11 als gen.
plur, nimmt. Wenn die rezensenten einmal maMm » ranväm
vorfanden , wo der sandhi durchaus korrekt ist , und an
andrer stelle ein mahön n ranväs. das ihnen des sandhi wegen
falsch erscheinen mnsste, so konnten sie gar wol dazu ge-
langen, den „fehler" der zweiten stelle nach der ersten zu
emendiren. Die Benfey'sche Übersetzung zu 3. 24. Hb —
A. ö. W. G. XV, 8. 142 — seheint mir allein dem sinn und
Wortlaut gerecht zu werden.
Ludwig's Übersetzung zu 4. 23. 1 ist ebensowenig
empfehlenswert; die G^rassmann'sche ist ganz änlich. Vgl.
dazu Benfey's beraerkungen, N. G. W. G. 1B78, s. 193.
Ich gebe die möglichkeit zu, dasa die rezenseuten die stelle
so verstanden wissen wollten, wie es Ludwig und Grass -
mann tun.') Aber dem dichter selbst möchte ich diese ge-
scbranbtheit der ausdrucksweise nicht zumuten, um so weniger,
als er ja vom versmass in keiner weise beengt war. Die
Ittcke zwischen kathä und avxdhat liess sich leicht in andrer
art ausfüllen, als durcli einen völlig in der luft schwebenden
akkusativ. Auch scheint es mir zweifelhaft, ob man av^dfiat
transitiv nehmen darf; sonst dient als transitiver aoiist avi-
vidhat. — Ich schliesse mit Benfey, a. a. o., s. 194 den
ersten satz mit avidhat, möchte aber doch im ftbrigen etwas
') Vgl. jedoch Ludwig, i
aucb als adverb geDommen i
(trunieDtaIig''i «. oben,
ts (miili&m) kann freilich
adverli gewordener in-
56^* f'hr- Bariholonmo,
anders Übersetzen , so zwar dass auch der züfä
zwischen dem aorist avidkat und dem perfekt tnivak^i za tage
tritt. „Wie ist er jetzt so gioaa (= als ein so grosser) empor
gewachsen? An welches butars opfer, soma and saft sich
erlabend, lustig trinkend, die blume kostend? Hoch aufragt
er um seinen leuchtenden schätz zu verteilen." imvakfä ysnä»
findet sich äuch RV. 8. 'ü'2. 9; es erhellt daraus, dass XP>ö*
mit rai'ak?^! zu verbinden und nicht zum folgenden iuSaU
dlmiiaja zu ziehen ist. dliänäja ist infiuitinsch zu aehmoi;
zur konstriiktion cf Whitney, granimatik, § 982a; s. aidh
§ »H3 und Verf., K. Z. XX^TII, s. 23n. Die Situation, u
welche die Strophe anknüpft, ist meines erachtens so a
denken: Eine gewitterwolke hat sicli rasch ausgedehnt und
die blitze , die ei-st am horizont sichtbar waren , zucken jetit
zu häupten. Das veranlasst den dichter zu fragen : „Wiö
kommt's, das» Indra auf einmal so mäclitig geworden ist?
Bei welchem opferer hat er sich seine Stärkung geholt? Dens
schon steht er jetzt bis zum zenith emporragend da, seine
blitze versendend."
An der dritten und letzten stelle 9. 109. 7 öbersctzt
Ludwig: „Lautre dich Soma stralend starkströmeud als von
frfther durch die hehren schafe": »mhävi äinnäm. Aber niäk-
und maJiant- bedeuten „grosa", nicht „hehr", und mit „grossen
Schafen" dürfte sich schwer auskommen lassen. Der SV, hat
hier, wie~obeu bemerkt, niahq. Jedenfalls gibt auch hier der
nom. sing, einen weit erträglicheren sinn. Die ändening des
anstössigen mahän in ntah/itn war wegen des folgenden dvt-
nam naheliegend. Im übrigen s, Benfey, Ä. G. W. G. XV,
8. 143.
§ lilO. Wärend nnn im arischen alle n'-adjektiva ausser
maihänt- ihren^alten nominativausgang -an mit dem der nt-
Partizipien vertauscht haben, ist im grieeliischen umgekehrt der
adjektivauHgang -03v in die flexion der thematischen partizipietL
eingedrungen, deren akkusativendung -ovta {fipot-ru) mit der
der adjektiva — wo -oj-t« {/epovr«) urgriech. aus *-(onu — zu-
sammenstimmte, wärend die unthematischeu den alten sig-
matischen nominaüv mit ganz wenigen ausuamen hehielteB,
eben weil jene tibereinstimmuug nicht vorhanden war. Ent-
sprechend dem ai. gäratl lautete das feminin zu yiptar einet
"yefuaaa. Es ist nicht_unwar8cueinlich, dass die bildung des
11. Die Briscbe fleiioo der adjektiva und partizipia a
5Ö9
zum masknliiien ni/n-fffiov aus einer
* *yt^uaaa noch im lebendigen ge-
bomerischeu npnifp«
zeit stammt , da j
brauch war.
Das gleiche wie filr gr. ye^iov hat auch für das lit. 8H\i
(Bezzenberger, beitrage zur geschichte der lit. spr-, s. 8Ü,
157) und filr das lett. spdit zu gelten: sofern jene formen
wirklich filr nom. sing. mask. des partizips anzusehen sind.
Doch vgl. Bielenstein, lett. spräche 11, s. 170, 278, wonach
sedu. rapii u. s. w. nur in adverbieller bedeutung gebraucht
werden. Dieser umstand und die geringe anzal und Zu-
verlässigkeit der litauischen beispiele — man vgl. Bezzeu-
berger's bemerkungen auf s. HO (zu szirdi) und s. 350
unten — machen jene erklärung recht unwarscheinlich.
Noten und exkurse zn s. 487 ff.
I.
Zu jasna 33. 7 lese ich in a statt des Gel du er 'sehen
aMipiaJiä vielmehr ä bäi" oder noch besser mit K 5 a baf.
Ich übersetze :
„Heran zu mir kommt, ihr besten, heran auf eigenem
pfad, 0 Mazdah, und stracken laufs, o Asa sanimt dem Vobn-
manah, wenn ich mich vor der gemeinde vernehmen lasse:
deutlich soll sich unter uns eure ehrfurchterweckende gegen-
wart offenbaren."
bäij>iä oder ba^Pifi zerlegt sich in bd oder fi« + ipid
„auf dem (den güttern) eigenen pfad; il>ia ist instr. sing, zu
ai. itjä-; vgl. dazu ai. süäilavas RV. 5. 41. 9. Zur metrik cf.
Verf., A. F. III, s. 11 f.; der rhythmus ist ä haä^iäkä
mdsda däreaj//ca ||. Die doppelsetzung des a zu anfang der
beiden stellen der zeile ündet sich auch j. 29. Ib; s. verf.,
A. F. m, s. 23.')
daresap, adverbial gebrauchter akk. sing. ntr. part. aor,
akt., hat ganz den sinn des ai. dhi^ät; vgl. hqstaß s. 570.
snii?, d. i. sr«{f$; „(wenn) ich gehört werde",
magaunö: zur bedeutung cf. Geldner, K. Z. XXVIII,
8. 200 f. Es ist akk. plur., abhängig von parö = ai. puräa.
>) Den rgvediscben beispielen :
tu teileo; äjälam uäi-in' \ d gitinn
t noch hiuziizufilgen i
L
570 l^i*' Bartholomke,
iwt kann, da enklitisch, nicht zu antare konstnürt i
es ^hört al» objektsakkusativ zu antareJienta.
rätaiö 7A\ ai. äram ypraestö". Aa andern stellen, z. b.
j. ■*>. 1 gehört es zur wurzel ram-, cf. verf., B. B.i
8. 88. [Anders Geldner, K. Z. XXVn, a. 238 f.]
n.
Dass zu j. 46'. 5 statt des überlieferten /wjs taP vielmehr '
hista^ zu lesen ist, folgt l) ans der stellnng von frö, 2) as»
dem rhythmus.
1) Das nicht koniponirte frö (d. i. aL pro = ar. pri-u,
cf. verf-, B. B. Xm, b. 83) steht überaU am anfang de»
Stollens, cf. j. £8. 11, 33. 8, 13, 45. (>. 46. 3, 10, 4S. 6.
Ebenso nehmen im rgveda die mit m verbundenen praefiie
(6, äpöf lipo, pro) überall die erste stelle im zeilenabscboitt
ein, zusammen 48 mal; die dzagatizeile i. 182. la zerlegt acli
in 7 4- 5 Silben, wie das oft genug der fall ist; cf. verf,
A. F. n, s. 16 ff.
2) Auf die elf- und zwölfsilbige zeile entfallen fBnf
akzenthehungen ; cf. verf., A. F. HI, s. 12. Wollten wir
nach den hamlschriften h^s tap lesen, so bekämen wir bei
der Stellung von taj> deren sechs ; enklitisches tap mKsste dem
liqs vorausgehen oder dem frö folgen; cf. verf, A. F. II,
8. 3 ff. Die veranlassung zur trennung waren die drei in der
selben Strophe stehenden nom. sing. part. auf -({«. Es igt
also zu lesen: v'i/cirö hqstap \ frö Ita^läu? mniiäP ||.
Was form und bedentung von kqstap anlangt, so katm
es nur ein als adverb verwendeter akk, sing, ntr, pari. aor.
akt. von y'stha- mit säm sein, ungefär in der bedeutung: „in
unmittelbarem anscMuss, sofort"; cf. ai. sqsth^. Zwei weitre
adverbien dieser art sind daresap (s. 569) und nistap jt. 19. 13
(wo Westergaard mit unrecht korrigirt hat).
m.
Geldner, K. Z. XXVm, s. 402 erklärt jetzt: „In
ieivafit- scheint ein nasal ausgefallen zu sein, wie In helmaifäü'
Das geht aber gegen die lautlehre. Es ist wol richtiff, da«
sich hebuointis in ar. sam -|- bhuuaintis^) zerlegt. Von iM
■) Zum thematischen aorist der wuniel bhoft-. Cf. fti. ablnivam, Meal
etc. Whituey, grammatik, § S36 Dimmt hhui-am, bhira», bhival, bklea»
n. Die arische flexion der aiijektiva und partizipia aof n
571
aasfall eines nasals kann aber gleichwol nicht die rede sein.
Das ar. sam wurde im gathadialekt Je nach dem folgenden
laut zu 7i«H, hpn, ha (vor Spiranten, cf. hqstaß, oben s. 670),
hstig (vor h) und ha oder hs (vor m; vgl. hanmptärö, hPini-
PiäJ) — aus Wurzel maith- + sam, ef. verf., B. B, IX,
s. 303, 312 — , welche sich zu einander verhalten, wie
airiamä zu airiema).*) Dann aber wurden die verschiedenen
formen beliebig da und dort verwendet. Vgl. verf., hand-
buch, s. 242b unter her», A. F. UI, s. f>2. Gleiches findet
sich auch anderwärts oft genug, vgl. z, b, Brugmann, B. S. .
G. W. 1883, s. 187.
Alles di'ehen und wenden hilft nichts, bezmit^ ist und i
bleibt eine korruptel. Vgl. verf., A. F. III, s. 32.
IV.
Ich denke mir die entstehung der arischen sandhiform -ä
für -äs doch etwas anders als Brugmann, grundriss, § 556.
1, der sich wesentlich an Osthoff, zur geachichte des per-
fekts, s. 37 f. anschliesst.
Auslautendes idg. -as (-es, ~ös) ist im arischen In pansa
zu -ä'i geworden (wobei g einen nicht näher bestimmbaren
laut bezeichnen soll, s. jedoch unten), vor tönenden geräusch-
laaten zu -az, sonst ist ea geblieben. Später schob sich -fli;
in jede Stellung, worauf das ,' vor tönenden geräuschlauten
verloren ging. So ergaben sich arische doppelformen. In
pansa stand überall -«,■; im inlant aber -äs h- und -Js k-;
-az g- und -a g-; -äs a- und -fls" «-.
Im altindischen wird <^ allgemein zah- s vor sonoren
wird wie alle tonlosen geräuschlaute durch den entsprechenden
tönenden laut {/) ersetzt und geht dann verloren. Über die
verschiedene behandlnng von s, s vor geräusclilauten s. die
grammatiken und verf, K. Z. XXVII, s. 352. Somit hatte
das urindische nach der reihe: -äj; -ffs h- und -äh k-; -äd g-
nnd -ä g-; -a a und -äh a-. An stelle des sandM -äd g- (etc.)
tmd -ab o- trat schon frühzeitig überall -ä a- ein.
Im avestischen geht ^' spurlos verloren, worans za
mli kDiijniikti*e. Vgl. dagegen Whitnej, waneln, s. 113 und z. b. RV.
/. «8. 3.
■) Junge zuaanunenseUungen. In iitar leit warde mm zu mn, cf, gd,
lfiqmiii»i zu ykium- u. «.; verf., Ä. F. III, S. 51
L
scMiessen , dass es ein dem indischen visardzanü« inlicher
laut war. -an vor vokalen wird zunächst, je nachdem ä oder
I, 5 folgte, zn -doh oder -äh. Im übrigen tritt keine Sadronf
ein. Pas uravestische hat also der reihe nach : -a ; -äs k-
und -ä k-; -äe g- und -n </-; -doli a- (bzw. -ah i-) und -S a-.
In der folge geht das u/i und h unter dem einfloss der
pausafiirm allgemein verloren , dagegen dringt das d in die
meisten übrigen Stellungen ein, sogar vor s, cf. j. 9. 19:
aifikdse.ia>niö = ai. a.yäs tanväs; vgl. verf., haodbnch, §44.')
Ebenso erkläre ich mir auch die sandliiformen des
idg. -OS (-es, -os). Im arischen wird pausa-os zu -a-i, und
dies, in die Stellung vor t^inende geräuschlante tiberfürt, zu -f
und -t), je nach dem vorhergehenden laut (vgl, die verschiedene
verti'etung des arischen y und p- im indischen — ir: sr. ir:
«r — , die ebenfalls von den vorhergehenden konsonanlen
abhängig ist) oder auch je nachdem es betont war oder nicbt
{vgl. die im gathadialekt auftretenden -e für -os, zusammen-
gestellt bei verf., die gäSä's, s. 81, die mit weit über-
wiegender mehrheit auf betontes -os zurückgehen , so be-
sonders in allen einsilbigen Wörtern ; jede akzentuatiou ist ja
esspiratoriscb und cliromatisch zugleich).')
Die regelmässige entwicklung der arischen sandhifonna
ist im übrigen die folgende:
ar. -04 = ai. -ai, av. -a; —
-OS k- -as k-, -OS k-;
-ot; k- -ah k-, -a k-; —
') Id alter eeit bestanden somit neben einander z. b. sännä, 'ätnäika
und tOtn/tf/la. Das vorfilrte lu mancherlei neubildungen. Das verlüluiiif
TOD tannOtSa: tä»Hä:tlia schuf zu "läsRa (nom. sing, der Mt-stAmme| dit
form "lailia, z. b. hMilAnXä j. 32. 15. Zu ndpäl- lautete der noni- sing.
laa (gesetzlich *niipiu — ai. ndpäi, aus ar. *riäpäU. Die form kommt aber
nicht vor. Slalt deren rielmehr iwpa^el.iaj jt, S. 3J und sogar napi.
Der Dom. napä aber veranlasste Eeinerseits wieder die neubildung de* vok.,
napr, j. 65. 12. Identisch mit av. t\apA kl das attpers. napä. — Auffällig
ist der nom. sing. napB t. 12. B, 10; ist er vielleicht aus mipaitlia (uom. »M
dem mittlem stamm) gefolgert, ganz wie mipä aus nap/USat Cf. s. 684.
') Osthoff'B erklärung des avestischen e (zur gcscbichte des perfekls,
H. 16 f.) iat ungenügend; cf. unten note X. Bezüglich „der einzig geauinu
form des avestischen dat.-abl. plur, der ä-stamme" hoinibio j. 57. 15 tu-
weise ich auf die neuausgabc. Mit dem indischen 8 in aidimd hängt du
avestjsche i in mazi (= ai. mahäx) keinesfalls xusammen.
Verf., K. Z. XXVII, s. 353 ff.
isammen. TgL hierikar d
n. Die amclie flexion der acJjektiv
UQd partizfpia auf n
ar. -o? g- ^
ai.
•ad g-
av. -az g-;
■6 9-
■ö 9-
■ö 9-;
-e 9-
-e 9-,
■e 9-; —
-as a-
■a a-
(durch -
12 a-), -avh ß-, bz.
•<K a-
■ab a-
-a a-.
-ah i
Im vedischen ist -ad fl- und -e g- allgemein dtircli -ö g-
ersetzt. Es ist aber imzweifelbaft , dass im uriiidischen in
zalreichen lallen -5 statt des vedischen -ö gesprochen wurde.
Das verbürgen die dialekte. So z. b. auf den Asoka-inschriften:
ä^vanam piß pijadasi lagä = ski'. devänäm prijas prijadanSi
ra§ä, omtyögB nania = Antwchus itomlne, titJuimts = ai. ti^luxn-
tas, lagaiiS = rAganas und sonst; vgl. Senart, J. A., 8. s6r.,
VII, s. 489, 540 f. — Für -ali vor vokalen ist -ö oder -a
eingetreten. Ganz spät erst stellt sich der sandhi -ö '- (für
-ö o-) ein; vgl. Bollensen, Z. D. M. G. XXV, s. 467,
woraus erhellt, wie selten er noch in der altera spräche war.
Im übrigen verweise ich auf die grammatiken.
Im uravestischen scheint -a llir -as allgemein durch
-ö oder -e ersetzt worden zu sein. Die jungavestiscben nom. ,
und akk. plur. mask. auf -a aus konsonantischen stammen,
z. b. i-ä/ca j. 5. 4, jt. 15. 56, nara v. 3. 8, 7. 1, 23, 8. 14,
arsana v. 18. 31 u. a. m. sind sicherlich recht junge nach-
bildungen nach der a-dekünation.
Statt „uravestisch" hätte ich hier und im vorhergehenden
ebenso gut auch „uriranisch" sagen dürfen. Dass das „unge-
trübte" Vokalsystem des altpersischen ein höheres alter be-
kundet als das avestische, zu dieser erkenntniss habe ich mich
leider noch immer nicht emporschwingen kQnnen. Es gehört
dazu jedenfalls eine genauere Vertrautheit mit der irauischen
und aiischen lautlehre, als ich zu besitzen mich rUmeu und
zu erwerben hoffen darf. ')
V.
Was war die urarische lautgestalt von idg. fas? J. Schmidt, (
K. Z. XXV, 8. 118, 12U und Brugmann, grundriss, § 401
nehmen an, sie sei ss gewesen. — Das ai. !'«t?i = av. vaM
„du willst" lässt sich aus ar. *uas^i = idg. *uekisi begreifen.
Wie aber ai. k^üdham = av. siidem? Eine geminata — und J
') Vgl. y
darum, nicht etwa um g'edehiites s handelt es sieh doch — ist
weder im absoluten aulaut noch »ach koDsonanten denkiMr.
Ai. ksütVuim müsst« also auf <.lie postvokaUsche satzfonn
zurückgeben.
Das hauptargument tUr den angenommeneQ vandel von
idg. Jiis durch ar. ss zu ai. k? bilden ai. fonnen nie cwfkti
m (ar.) ufis- , driksat, dviksata zu duais- n. änl. , in welchen
anscheinend kf aus ar. Ss s idg. s -{- s hervorgegangen ist;
vgl Panini 8. 2. 41 : mdhöb kab *ii. Es ist aber zu erwägen,
dasa diese formen ihr ft? sehr wol der analogie der wurzeln
auf 6 ßi) verdanken können , deren auslaut ja m zalreiclieD
fällen dem der wurzeln aaf s (s) gleich geworden war. Das
verhältniss von räiii zu väkfii konnte sehr lei<Jit zu drifti die
2. sing, dvik^ hervoiTufen, an stelle eines lautgesetzlichen
dv^fi oder dti^ft. Jedenfalls wurde so die form deutlicher.
Im rg- und atharvaveda kommt übrigens solches ks nur
ganz seilen vor; ausser in den oben zitörteo beispielen nur
noch in äiiMik^nm und ptifok (2. sing., aus "fri*); letzten!
bildung aber wird niemand für besonders alt erklären wollen.')
— Wegen rlriksati verweise ich auf av. iriri^/saifp j. 65. 7,
das keinesfalls auf ar. "riss" zurückgefürt werden kann.
Man hat, wie mir scheinen will, bisher dea aosnamei
von jener regel des Panini zu wenig beachtung gescbeukl.')
Zwar, auf havi^s'i- rnsfUlhnm, timäf , wirfM lege ich kein
gewicht; es sind junge bildungen, ebenso wie dufn^ähasat toi
döb?u. Bemerkenswert aber sind: fföiti (2 mal), 2. sing, za (v.)
iaus-; Ufas (9 mal), gen. eing. und akk. plur. zu M«f(I>-; tt
Collitz, B. B. X, 8. 23.") Bei ihnen ist um- oder nenbOdmig
■) Tgl. ülmgeuH Bv. piiaiB, 8. &bö, AuffRllig ist in piifiik aucb du n.
') BtwBS mehr uiisairauen gegenüber deo aufaiellungen der indiKlKD
grammatilier kOiiute der «'isseuschafi nur zu gute kumiaeii. Wu Itt
seng wird Dicht alles auf ihre aiitoritüt hin DOi'h immer geglaabtl
>) Dazu wol auch vtäm RY. /. ISI 9, als lok. sing., gebildet «ie
iiirdm. Wenn wir den (ibprliefcrteii texi üherseiKen nollen, one EU Uidera
— bei Liidwig'a Übersetzung, a. o. I, e. i« mUsst« ateinä betont irinl — ,
haben wir päramähir anf hapismäu xu bezieben und püfica in p^täit ira
Icf. Roth, K. '/.. XXVI, a. bQ) zu zeilegeD, iiat/im w&rc ebe Tereinzfllt
«kkuaativbildung wie ap. /{^idriam neben nv. ariämm. Danach Ubenme
ich: „Euch preist, ibr A^vinen, der verat&odige opferer, wie den Voiin,
wi« den Agni beim morgenriil". Dam ferner da» spiiere up5 ,bei ts|«i-
Anbruch', als Jnstr. sing., vgl. dii'ä. ndtiy'a u. s, w. und gr (/|tru \obtt
s. 5^3.) Dagegen gebürcn ii, lyiiifi und av. uh' v. /.''. S8 zum wurzelst a&m.
i
11. Die
riBche fleuioD der adjektiva und psitizipi» auf ni-.
575
weit weniger warsclieinlich als bei jenen formen mit !i$.
GegenClber piiiak verweise ich auf die 2. sing, äinve^t, vive?,
jaug und das spätere bhäi^; gegenüber dadhfh — wenn es
wirklich zu dadhfs- gehören sollte — auf öfifc.') Die nomina-
tive edhamänadvit, mprüt und *U (zu ü-, cf. verf., A. F. HI,
s. 53) haben ihr t von den kasus her bezogen , deren saffixe
mit bh anlauten; hier war der lingual lautgesetzlich aus i
hervorgegangen; vgl. verf-, K. Z. XXVII, s. 352. Im übrigea
entsteht t, i aus uiindische&i s. f nnr, weun ein a oder ä
unmittelbar vorhergeht; cf. äprat, äbhräi, ajat. avaf, änat, not,
jaf, rät aus -a^ft}, -ä^ft] : sftmmtlich ursprünglich nur 3. sing.,
später aber „für die 2. und 3, sing, verwant, als die 2. und
3. sing, aller übrigen praeterita mit konsonantisch sdüiessen-
dem stamme durch das auslautsgeaetz einander gleich gemacht
waren"; cf. J. Schmidt, K. Z. XXV, s. 118 f.*) — Auch
•1 Av. (/erei, vltpS.bii u.
bat man den Beltsamea, aber
l-dekliaatioQ gebildet; jt. 13.
• Die behandluDg der aus dem
Cf.
m. daf^.phii {;= ai, ilii<adi'{(i
gea. Bing. dui\fsJABä nach der
76, JB.
iadiBche übergegangenen
l-laute ist für die vediscLe aprache priDz.ipiull die folgende :
A. Ariacbes 1, th im (wort- und aatz-jinlaut wird:
allgemeiD t; cf.: vifdm. dkfti, tdtgä, rdktaa, nif (S;
B. Ariscbes (oder urindisches) l, ih im (wort- und satz-)inlaiit wird:
1. nach g und g (^ idg, gi): «; cf.: ktdmti, pdtfat (in nah-);
1. vor d, dh, n: — ; cf.: dü4äbhua, 964aia, dü4l'jäa, pi94hi, dü^ätax;
1. »or 6, bh: d; d.: vühhjds, fa4bhit, '{pd^Jtam;
4. Tor 9, gk, g, h: 7 — Hierher Tielleicht pd4gfbhim. Also j?
ä. vor vokalen, j. •; r, l, m
a. nach j--, i- und ii-vokaloD und nach n: r; cf.: (rä, durildm,
bhrälurdiims, paridhiriea, f'^ränu, nfrabht.
p. nach a und ä: 4; cf. 9ä4iti«äig.
C. Arisches (oder uritidiscLea) i im ^absoluten) aualaut wird:
1. nach f', i- und u-Tokalen: b\
2, nach a und ü: f; cf. »n'f. ujäf;
3. nach r; I; cf.: Mrl RV. /. 134. 2;
4, nach andern konsouaaien: — ; cf. : acfitah, vark, präv, r-fn.
Alle ab weich uugen beruhen auf späterer Übertragung oder nach-
bildung; X. h. foddhd und faildl'ä statt fE</iii; durdkiiram stau *dBiih";
nirvit Blatt 'nlti"; diglhjdt statt 'i/id"; akar 2. sg. statt 'akarl u, s. w.
Zu B 4 vgl. man noch ddrJdhdn BV. 6. 20. 10 nach C 3, Vielfach wird
auslautendes f wie « behandelt. Beachtenswert ist, daaa die Wandlung
oon f nach d in t sieb früher vollzieht, als die von lg in g; hhiifä, lagoti
aus "If" trifft jenes gesetz nicht mehr.
VkL lum varhergehenden Benfey, A. (i. W. Ü. XV, s. 113, verf..
576 Chr Banholomaf,
ai. M/ „sechs" steht t\\r *;«",«, vgl, av. fi^aS (HB ar. •%<
(wegen des /i cf. verf., A. F. LH, s. 20). Die Ursprache
hatte fBr den zalbegriff „sechs" zwei Wörter : *suehs und
*sehs; vgl. gr. rot und (aoi = *t/(m^ —9 Ihr auslautendes »
ging in enger Satzverbindung vor verschlusslauten verloren:
'»■(lehs kußä z, b. wurde *sü*fA'i /iif'« n. s. w. Im arisckn
wandelte sich Ai vor s in eine spiraus — ich bezeichne ae
versuchsweise mit // — , vor verschlusslauten in «. Somit
ergeben sich als arische grondformen: 'suaJis — 'saJiS nnd
"suas — "saä. Noch im verlauf der arischen periode wurde
dann das erste par aufgegeben und beim zweiten der aiilaw
dem anslaut angeglichen. ') So entslajiden die oben angeffirten
formen.
Im tuindischen waren idg. Ais und kis vielleicht noch
geschieden. Man beachte Pischel's bemerkimgen dazu in
G. Q. A. 1881, B. 1322.
VI.
Geldner, drei yasht, s. ST belehrt uns: ,.ahiitigta- ist
genau = dem vedischen amvli-hjala-.-' Das ist jedenfalls
falsch. Aber ein etymologischer Zusammenhang zwischen beiden
dflrft« doch bestehen. So auch früher schon S p i e g elt
A. F. II, 9. 8&, liu iiuil olien &. Mb. Wegen J^ aus gih oder jH uA
Wackernagel, K. L. III, b, M , vo dnreiif uufmerk&am gemaidil «iii
(iasa in prakr. ^'lam , |iali ^''üj'jfi und in 'lern in die veüenspraclic »af-
geuonimenen , aher ebenfalls prakriischen jd^h/irif RV, 5. US. H die alu
tönende artikulation nocb hewarl iai.
■) OBthoff 6 bedenken gegen iliese sananie (kqf ge^chiehie in
Perfekts, R. I>02 f.) halte ich nicht für bcgrnndet. Vgl. fnnl, piinnpieii*.
a. &g f. Es ist zu Hcheid<.<n zvitictien arisvUea und indischen assimilatioata
Daas idg. *iiiii>il-o- im arlsuhen nicht zu *iuiko- ward, dürfte auf ita eil-
flnaa der gleich bedeuten den wnrzel mi'i- „tittiirc" (Pauli, K. Z. XVUI.
B. 11) beraheni vgl. av. hü-vi , Ai'i-y/tvAifn, Mgmü ..trocken" und ancii
hiiku „trocken" (oben B. bifii. — Weitre beispiele für den wattdel eiact
ursprach liehen f -gih in Ind. d"''- "'^ in ^'Ard- — a?. Aiitfd- aiodr 1}
^thiiniamin , das man meines erachtena direkt mit jikoä- insoinnieniulln
darf; — 2) gMugOiu RV. ;. Uö. 20, 7, 71. 5, dessen verbindang mit P-
ietimiiii bei M. Mlillcr, T. '/, I, s. 215 ff. mich nicht hat Qberxeog«
können. giUugäm gehört mit Mhi'A" zusammen, cf s. 535; aum akial
vgl iNiu$tim; als partizip hat es sein s unter dem einflass von fakfol tK.
heihehalten, ala eigenname es in i ^ ^ verwandelt. Bei dem »od OiI-
hoff angeaogeneu snhaumm ial die entsprei: Lende Umgestaltung durri
das frliher daneben gebrfti ich liehe 'himnun — gr. 'xiUti' ?erhindert »orda».
~ Vgl. noch ana4rän und purBddi, note IX.
II, Die urisuhe flexion ik>r ailjektiva und partizii>in ntif nt-
r>77
K. Z. XXm, s, 193 f. — Die maitrajanisahita (cf. ed. von
Schroeder, s. XI) hat an stelle von khja- vielmehr k^a-,
und Zimmer, B, B, DT. s. 325) f. sucht den anlant von
khjä- nach prakrtisclien gesetzen auf k -\- zisclilaut zurtick-
zufiiren. Danach wäre eine arisclie wurzel A-a.*- (k^a-) anzu-
setzen, und dazu musste das part. perf. pass. in der kompo-
sition allerdings kshi- = av. Iista- lauten. Wegen des bei
Zimmer herangezogenen ai. Rak?- vgl. verf., B. B. XIII,
8. 75, wo auch die übrigen verwanten von kaii- besprochen sind.
VH.
Ob man atxntmn oder atpiftam (EV. 7. 82. 3) schi'eibt,
ist gleichgültig. »i( steht hier jedenfalls fiir ntl, der indischen
neugestaltung an stelle von ar. iißt. Es finden sich solcher
fidle nui- ganz wenige; im RV. und AV. noch: kainJiranti und
^lititäm. Viel häufiger kommt es vor, dass ndh anscheinend
nddh vertritt , cf. indM , indhvam , itndki , /chindhi , tpidhi,
bhivdhi, randhi, rarandhi, rundhäm, rtmdlii, rundhd. Es ist
mir hier doch zweifelhaft, ob man für handschriftliches ndh
80 one weiteres nddJi herstellen darf, wie es z. b. Weber
in der TS. (I. St. XI, s. XI n. 2) und von Schroeder in
der MS. (I, s. XLIII) getan haben, hhindhi z. b. könnte
doch auch dii'ekt durch "hhimdhi auf ar. *h}nnddhi zurück-
gehen; vgl. nuxndhatfi aus *manMh'' zu wurzel tnandli-, enl^
halten in av. nmtdaidiäi: cf. verf., B. B. Xm, s. 80 f.
vm.
Im Widerspruch mit der behauptnng, dass die laute im
satz nicht anders behandelt werden, als im wort, scheint der
indische sandhi -n + volc. (ausser <i) an stelle von -e und -Ö
+ vokal zu stehen; man erwartete -aj und -ai) -\- vok. anzu-
treffen. Man beachte aber, dass im urindischen nicht nur -ö,
Bondem auch -e einen doppelten etymologischen wert hatte,
= -ai und -as, bzw. -aw und -as, cf. oben s. 572 f. Neben A
imlrö oder hidrP gakhat stand mdra ö griKha, danach bildete
man etwa zu 4 vi?}}ö (paU) ffoJiha auch vi^iia (päta) A gaUha.
Nach dem RPr. 3. II (CXXXV) soll das ursprünglich
diphthongische ö vor allen vokalen zu ar werden, ausser vor
M, ü, ö, äu, wovor blosses a zu stehen habe. Diese regd
steht wieder im einklang mit dem lautgesetz, dass f vor ü
57H ('lif' bartljobmae,
verloren geht; vgl. Osthoff, M. U. IV. s. 7. Deu durt
gegebenen bci-spielen lä^st sich noch hinzufügen: ai ünu =
av. varo (im Z.-P.-gl.) aus idg. *uiros: — al Hrmtf = »t.
varemis aus idg. "mmis (ti eidner, drei yasht, s. 4»*); —
ai. ür^am, ur^asvaniiim zu av. vcreiy/ij) aus idg. 'u/jli-. Ai.
titanna Ttnd jwfitf^nw» siiid entweder aus "azu" oder ans "iw»'
hervorgegangen, ilire herkömmliche erklärung ans "asu", l«w.
''aju" ist mit den lantgesetzen nicht vereinbar. — Die ansuamen
begreifen sich leicht als nenbildungen ; im RV, sind es nnr:
i'unta, höi^vürß, 'A. plur. auf -ür wie hahhaimr (Delbrück,
attind. verbnm, § 91 f.) und schwache kasnsfornien aus dem
part. perf. akt. wie su.«uv{i.?as. hvarivuh RV. 10. 51. 6 steht
für "ävartmiriir (Brngmann, grundriss, § 643), nidit fllr
'ivarwrur, wie Bollenseu, Z. D. M. G. XXII, s. 605 wollt«.
Ist ursprünglich auch j vor T geschwunden ? Die Super-
lative auf erfÄd- liessen sich zu gunsten dieser anname ver-
werlen. Vgl. Osthoff, a. a. o.')
IX.
Der nom. sing, zu ai. anaivnh- lautet ana4vAii. Nacb
J. Schmidt, K. Z. XXVT, s. 357 wäre dessen entstehimg
so zu denken : Der nom. sing. lant«t« zunächst *ana4v6i,
dazu der vokativ "änailvas. Derselbe reimte mit dem vok,
sing, der part. perf. akt. mdvas, wozu der nom. vidr&n. Dff
gleiche ausgang der vokative rief dann den neuen nomiUitliT
anarlvfin hervor. ^ Wie ist aber der vorausgesetzt« nom.
sing. 'ana^vAs entstanden? Vgl. dazu puriKfäs RV. 3. 28. %
nom. sing, zu pifrö4ä^am. Auf lautlicliem weg anmöglich.
Aus h (ffih) + s und ^ (ki) -\- s geht im auslaut bei unge-
störter lautlicher entwicklung k hervor, das dann avesüschen
s entspricht; beide = idg. Ans. Cf. ai. smirjäfk >- av. parö]-
dares („he who foresees tlie Coming dawn", J. Darmesteter);
femer av. n^ zu visem, nptzS zu spasem, a^äuares zu °u<treim,
bares zu bareeö. Der lingual in ai. rif. "pät etc. ist von dst
iA-kasus her bezogen, wo 4 aus ? hervorgegangen ist (s. 575).*)
') Meine hemerkungen fiber av. tä „»atpr" in B. B. KUI, «-54 t
sind nicht ganz zutreffäud. Dus iodogermAniscbe hatte drei noniutir-
formen; *psU(r}. *pii(T) \ini*u!(r); letztere war a,tiB'pit(r} erwacbua;
1] im absoluten snlaut, 2) im inlaut iiach verachluüslauten. Du a*. pU
brAueht also kein „reatltuirteg" p m haben.
■) Zum BOtn. plur, tarär/him lautet der dU. plur. tarä^ihjiu, der aou.
II. Die urisclie fip'i
adjekLivH und partizipia niif "
i79
ana4väh- ist ein kompoaitum aus änas- „wagen" + vak-:
purö(iA^- ein solches ans piträs -f- da^-. Da erhebt sich noch
die weitere frage; woher denn hier und dort der lingual <(?
Ich denke mir die entstehung der formen so: Die ife-kasns
lauteten im urindischen: "anai'ufhh'' . "purazdäfhh". Hieraus
gehen durch assimilation der Zischlaute (cf. oben s. 57C) hervor:
"ana^ii^hh", 'pura^dä^bh". Hierana feiner: *ana4>i4hh", *pnri~i-
^äibh"; und schliesslich: ^anadudbk", *purö4ääih''. ana4iid-
hhjas ist zu AV. 6. 59. 1 ttberliefert; vgl. auch den lok. pliir.
aiia4id8H RV. 5. 53. IS, der sein ( von den i/i-kasus bezogen
hat. Vgl. dazu J. Schmidt, K. Z. XXV, s. 119; verf.,
ebd. XXVn, 8. 352, 3152 f.,') Ä. V. U, s. 51. BezügHch der
dissimilation der lingualen verschlusslaute (4 — il zu 4 — ^0
verweise ich auf den nom. sing, jm^ihmmt neben tnrjaväl in
der TS. 4. 3. 3. a, dem gegenüber das in der VS. mehrfach
bezeugte panthavät als neubüdung nach hnvirvdt u. s. w. . wo
das erste kompositionsglied kein (, i enthielt, erklärt werden
mu88.*) Es gibt kein altes wort mit mehr als öinem lingualen
verschlusslaut.
Die fcfc-kasus aus purwläi- waren also in ihrem ausgMig
lautgesetzlicb mit jenen aus iTs-stätomen, cf. niiidhh'i?, mädhhjäs
aas mäs- (verf-, K, Z. XXVII, s. 352), zusammengefallen.
Das hatte zur folge, dass man statt *pm-ö4äh oder *]inrö4ät
nach mäs (Whitney, ind. grammatik, § 397) den nom, sing.
purö4äii bildete. Die gleiche m-sacbe rief auch die büdung
des nom. sing. sadhamAs RV. 7. \X. 7 zu sadhunäd- hervor.
Wenn die von den gramuiatikern vorgeachriebeiien formen
puröilöhhja» etc. wirklich vorkamen, so benilien sie darauf,
daas man den neuen nom. sing, purö^fis mit u?As u. s. w.
auf gleiche linie setzte und danach flektirte; a. übrigens s. 582.
Bing, «ura't, beides uachbilduDgcD nach i<iiibhjd>, n'( u. a., veranlasst durch
den siuammcnfall im nou. iiing, und lok. plur. Das umgekehrte in digbhjäa.
') Zwei weitere auenatnen von dem gesetz: arisch iizd{h) wird altind.
^h) bilden: I) tsdhi RV. ff). \m, 1, 2. sing, zn (-its-; cf. Aufrecht,
Aitarejabrabmana , s. 429. — 3) aä4hjlli MS, ;. a, 3, inf. zu sah-. — Sie
erklären sich wie bei d(iäiß<i!i. Zu nihs4fiii' vgl- jetzt auch Brugmann,
grundriss. § 404. 3.
') pafflia- in poftliafäh- steht fllr 'p'ihihn- =- p^hit- „rücken"; vgl.
Fortuuatow, B B. VI, s. 215 ff. Aber zwischeu dfn indischen / und
den indogermanischen besteht kein historlacber Zusammenhang, jio^n-
m gtaaa — ahd., iUid.>((, mit rl Cf. Windisch, K. Z. XXVil, i. 168.
ftRO t;iir. riiirthulcm«.-,
Und in ganz äiiUi'ber weise erklärt sich anch der non.
sing. aua4vä)i zu ttna<ftiäh-, wenii wir nur annelunen, dass
früher neben ana4'tähhjae etc. auch *amulrädbhjas et,c., ans
dem mittlerti stamm gebildet, vorkamen, *iina4vädhhja8 rramte
auf ämnvad/ihjns , wozu der nom. sing, ämavän; daher ancb
auadrän, atindv^i Ka. Der von J. Schmidt geforderte nom.
sing, ^ana^i-äs ist somit zur erkläiung der hietorischen fono
nicht von uüten. ')
Die seit Panini oft genug wiederholte iabel, dass aMJ&i
(z, b. RV. /. 173. 12) als nom. sing, zu avajä^- gehöre, luU
jüngstens durch G-eldner, K. Z. XX\in, 8. 40G ihre Wider-
legung gefunden. Geldner's erkläruug geht von exegetisch«!
erwägungen aus , wird aber zugleich auch der gnumnalik
gerecht. At'ajäs RV. 1. 162. 5 (s. v. a. avajiUA) gehört eben-
falls zu "jd:')
Benfey, N. G. W. G. 1873, 8. 519 ff. will den ii«a.
du. dmn^tadbrfi RV. 10. 61. 4 als nenbildung nach einem nom.
sing, "dhriiji erklären, der zu ^liruh- gehören soll. Derselbe
lautet aber wirklich dhrük, = av. druJi^. dhratt- in «»nif-
tadhm braucht mit druh- nicht enger verwant zu sein ab
dhrut- in varu)_mdhriitas RV, 7. 60. 9; vgl. noch dhrtitif.
Auch Jaska's bestimmung von ajas RV. 3. 29. 16, 5.
82. b als 2. sing, zu jag- (ajnk?i9 Nir. 4. 2b) ist abznlehfifllU
Ludwig zieht es in der llbersetzong (rigveda U, s. 410,
484) beide male zu Yjä- (anders IV, s. 326), ebenso Orass-
m a n n in der Übersetzung der ersten stelle (rigveda 11, s. 528).
Zu parjäjas in 9. 82. 5 vgl. pärj eti in der ersten Strophe;
väffam ist Objektsakkusativ zu iaiasäs and fiiihasrasäf, also:
„wie du (zuvor durch das wollsieb) gingst, milde, nnaem
altvordem hundertfach, tausendfach gut schenkend, o indu,
90 lautre dich anch (i^tzl) zu neuem glück" ; vgl. Delbrück,
altind. tempuslehre, s. 81. An der andern stelle ist zu üb«^
setzen: „Weil wii- dich heul beim verlauf dieses Opfers, •
kundiger priester, hier erwälten — du bist ja immer ge-
kommen und hast ja immer geholfen ^: so komm dam
>) Der von ilen grammatikerQ vorgeschriebe ne doid. sing. äv9ta¥St n
'vlü- ist noch siclit livlegt. Er wttrde sich wie purs^. s. 5T9 örUüW
■) Zu AV, 'J. 35. 1 hat iler padalext bloss anaj'd, one j>l Ct. Lklini>B>
a. 1. o., 8. 441 f. - Vgl. rilirifrens aurth Ludwig. rigredK V, *.UU
TTOiu noch MS. /. 10. i.
n. Die nrisolio flexiun il
ailjekii«
n.! ,.a
581 ,
wissend, kundig heran znm soiiia." Vgl. Ludwig's be- |
merknngen , rigveda IV , s. 326. Wemi die TS. die Variante
ajät bietet, so beweist das keineswegs, „dass ajäh = ajäi ■}• 3
(ämijas = "jäts)-' , wie Ludwig will, so wenig das ebenda
für dhnii'äin stehende fdhdJc beweisen kann, dass ilem dliru-
vnm die bedeutong von Idhak zukomme. Die VS. hat fdhag
aja, der AV. dhruväm ajö.
nirahhnaö AV. 3. 6. 3 wird im Petersburger Wörterbuch i
als 2. sing, zu hhafi^- gestellt mit der bemerkung „der wnrzel- >
kousonant gewichen, die personalenduug erhalten"; vgl. auch
Goldschmidt, Z. D. M. Ö. XXVn, s. 709. Mir unannehm-
bar. Entweder es ist abhbias zu schreiben, oder ahhanas ist ■
eine mischbildnng aus den gleichbedeutenden und änlich- '
lautenden 2. sing, abhaimk (zu hhmig-') und abhinas (zu hhaid-). ,
Zu ahhinaa vgl. Panini 8. 2. 75; die dritte sing, abhinat
erzeugte nach dem muster der thematischen stamme die zweite I
ubhittas, wie umgekehrt die zweite abhms die dritte aJimat |
hervorrief. Benfey, vollst, gramniatik, § 803 V erwänt auch
eine I. sing, a/chiitam zu K-haid-, die ebenso entstanden ist
Andre änliche föUe bei J. Schmidt, K. Z. XXVI, s. 4Ü3,
(wo auch die einzig probable erklärung), verf., A. F. 11,
s. 6«, 84. Dazu noch ai. asraf zu sras- nnd srds, cf. d. folg. 1
Eine letzte form, die hier noch zu erwänen, ist srcts AV. j
11. 2. 19, 2ii. Nach Whitney, gramniatik, § «90 „scheint ,
»yijs filr 8rns!-t von [/'s^fj zu stehen" ; also 3. sing. ? Nach
den lautgesetzen kann es weder als 2. noch als 3. sing, zu
sar§- gehören; erstere lautet regulär nsräk, letztere asrat;
beide kommen auch wii'klich vor. sräa wird vom Petersburger
Wörterbuch richtig zu uras- gezogen. Die 1. sing, des sigma-
tischen aorists lautete dazu jedenfalls, entsprechend der zu
Yuas- „wonen": 'äsz-ötsom; vgl. Panini 8. 2. 72. Die
2. nnd 3. sing, fielen zunächst in äsrat zusammen. Dann aber
schuf das muster ästhät ^ ästkäa die neue zweite sing, äsras 1
(cf, oben), und das ist eben jene form des atharvaveda, '
X.
Die ft/i-snfflie und sii waren mit den stammen lange nicht ,
80 eng verwachsen wie die übrigen kasussuffixe. Man nehme
z. b. eine reihe wie pntnibhif, pntmhhjas, päfnifi zum nom-
sing. pätnl oder AMräbliig, dMrabhjas, dhäräsii zum nom.
sing, dhhra. Es ist zweifellos, daüs liier bhv, bhjaa, »
vom sprechenden deutlich als bildungselemente empfimdeo
wnrden. Die mehrzal jener kasiis zerlegte sich in som. taug.
+ bk", SU (^u). Z. h, ar. *m&nmh}m, ^nMnazbhias in mannt
-f 6A". Nun aber gab es neben manag auch mänö und tnäta
in gleicher fuiiktion (cf. s. c7'2 f.). Die folge war, dass neben
*HWH(i?6Ais auch 'mihwhhis und *mänehhis aufkamen, mi
später haben sie die alte form sogar völlig verdrängt; d si.
m&uöWi^, pali mnnp(l>ß"> »v- manefiU. Im indischen ist d«
Arische ausgang -aibhis in seiner regelmässig entwickelt«!
IftUtgestalt -adhhif nnr noch Einmal zu belegen, in u^ä^^it
RV. 1. 6. 3. Und das» er hier erhalten blieb, bat atänea
guten grund. Der nom. sing, zu "usäsbbis lautete eben "irfÄi;
die bei den neutra gegebene Zerlegung war hier onmögliidi.')
Das so gewonnene bildungsrezept — nom. + hhü et&
— ist in ziendichem umfang zur aufertigung jener kasus Tit-
wendet worden. So noch im indischen: ^dfgl)his, di^üiji»
zum nom. sing, "dfh, dik {unter niitwirkung des lok. plor. aaS
"kfit); — hästäbhjäm gegenüber av. zanta^hia, ksl. vltlUomm
zum nom. du. hÜKta (J. Schmidt, K. Z. XXV, s. 5 f., w«
noch weitere beispiele aus der nachvedischen spräche gegeben
werden); — rägassu gegenüber 4'"'*" = ^"f- (i^ahu zam nom.
aing. rÄjas; — hat^mu (oder havihfii) zum nom. sing. Itaiv
{s. 574); — im avestischen; amauaßis, ^i«mia/^(ö zum nom.
sing. ntr. °aj> neben dreym-Miiö , hndb~)s (oben e. 543 f.); —
rauöhu, temöhu^ zum nom. sing, "ä neben qiahu (Osthoff,
M. U. n, s. 3 f.); — hndäbiö, hitddhiS zam nom. sing. knM
{verf. , B. B. XIII, s. 67); — mgäehiö neben ai. vagbkjäi
zum nom. sing, i-älis u. a. m.; — im altpersiscUen:
ratilcabis zum nom. aing. raiiJca.*)
Die leichte ablösbarkeit und verhältnissmässige Selb-
ständigkeit jener kasussuffixe ist wol anch die letzte Ursache
') Dfts spätere uiöbhii ist ebenso wie uffitum — gegenüber ufcUum —
u a. neubildung nach <ten maBkulinon ^Utminen wie sHmänat-, T«raiilaMt
durch den gleichen ausgnng des nom. eing. aaf -/tu, ivmänas- Beineneits
hfttle -abhif vom nichtkomponirten mäu'U' bekommen.
In mrdtapadhhjan ist d nicht aus 2 hervorgegangen; die form ist,
ebenso wie «vätarän, den runi -stammen n&chgebildet ; cf. oben b. ötl.
*) Ai. tibhif, Ubhjas, ttiM geben auf iadogermBaische neubildung«a
gleicher art luravk; cf. i. Schmidt, a a. 0.
II. I)ie arJEclie flexiun der adjekiiva und partiitipia niif n
5H3
der jüngst von Roth unter dem titel „über gewisse kürzungen
des Wortendes im veda" besproclienen erscheinimgen. Man
hatte filr den begriff „im haus" den ausdruck dcuuP ä') und
dämf, für „in den häuseru" ilämpfii, fUr „den häusern" (liimü-
bhjas. Das mnsste fast mit notwendigkeit die empfliidung der
gleichartigkeit des >«» (etc.) mit dem ff erwecken. Und nach
dem muster dänip väne ä (EV. 7. l. 10) oder dämn & vänB
büdete man nnn auch dämP vänpjiu nnd drimPfii v&ne. So
erklären sich von den Roth' sehen beispielen praf)A jirnsfi^
EV. 1. fi7. 9, devi märtjpftu 8. 11. 1,*) r«M (hadhifii 6. 3. 7,
fri^i rö/caii^ 1. 105, 5, ag'mi ärbhs 1. 81. 1; ferner in den
dvandva'a: milrö väriirfähhjäm 5. 51. S) gegenüber av. ahiir
rafibia mipra^bia. — Hatten solcLe ausdrücke einmal in der
spräche festen fuss gefasst, so konnte es nicht ausbleibeu,
dass sie ihrerseits wieder weitere analogiebildungen hervor-
riefen, miträ vänitfäbhjäm in Verbindung mit dsi-äbhjam und'
deväjö? erzeugte mitri vn-nii/ajöft , in Verbindung mit dß»a
pjihwf dj&vä pjihivibhjam u. s. w. Endlich wird im ersten
dvandvaglied die dualform durch den stamm ersetzt , nach
dem muster ächter Zusammensetzungen, vgl. pärganjavnta 6.
49. 6 und die adjektiva tiUahhitäm, rimpanitjaja (8. 64. 6,
anders Roth, a. o., 8. R; aber virüpa ist one akzent über-
liefert).
Zu der s. 7 besprochenen form vriia RV, 5. 52. 9 möchte
ich folgendes bemerken: lu der i- und R-deklination hat der
veda lok. sing, auf l, n, cf. rfäurl, /camü; s. Lanmaii,
a. a. 0., s. 3S9, 412. Von einem abfaU der endung kann
aber keine rede sein. Auch die von M. Müller, rkprati-
sakhjam, s. XXV befürwortete Verbindung von ai. tam'i und
fiWl mit lat. doviR und rm-l ist abzulehnen ; vgl. Stolz,
I,-M. H. n, s. 212. Die formen sind vielmehr nenbildnngen
zu den lok. plur, gäurl^u, Kamn^n nach dem muster dä,m??n:
däm?. Bei den rf-stämmen ei^ab sich nach dem seDien muster
zu -flst( ein singularisches -a. Vielleicht hatte Bollensen,
Z. D, M. G. XXII, 8. 618 doch nicht so unrecht, solche
formen anznnehmen. Anch üri^ä könnte so gefasst werden.
navjasa väJias etc, (bei Roth, s. 4 f.) erklärt sich wie
't Im indiBcben wird das pnstügirta /i Qberall betont
«chwerlich richtig. Cf. verf., A. F. U, b. 169, III, s. ö3.
■) Tgl. die Tarianten zu MS. /. 3. 9.
das ist aber
i
dAmi.?ii '■((«?, Bei den kunsonantisclien neutralstänunen konnte
auch das instramentalBuffix a leicht abgelöst werden. Die
pOBtposiüon « begünstigt« noch diese trenniing.
Statt väntifa saf)ö^a RV. Ö. 3. 1 (bei Roth, s. 4; hdschr.
vämtfah) ist nach dem nieü'um, das den schlnss — ~j — ^ ver-
langt, v<\riinä zu lesen.
Die llbrigeu dort besprochenen heispiele fttr „kilntungen
des Wortendes", nämlich inix-^anä 1. 31. 7, parihrüt 6'. 4. 5
und viriigm 1. IST. 7 — angeblich tTir ".^att^ja, "hrtttae und
%atütn stehend — acheinen mir sehr zweifelhaft ; cf. obeB & |
542, 559.
XI. »
Das sulflx at- ist ursprflnglich ein abstufendes
at-, raitt«l nt-, schwach t- — und geht auf alle geschlechter.
Es liegt vor:
a. in starker form in: ai. näpatani = av. napatem; av.
fraptere^ätqm , ramsfcaratä ; ') fragrälö (v e r f. , B. B. IX,
8. 302); fraOatii^a veredäta^lia jt. 13. 68.
b. in mittlerer form in; ai. sai/cäta», asastcätä; väghälat;
vahäfns, vphätam, sraväta^; av. bruadbiqm, frätaJfJiaralö,
?napas/(a (s. 572); — femer aus wurzeln auf a-: aL sthätAm
^ a,v. praolö.stätö, hivuhareMätctn :*) av. fritspäiti.
0. in schwacher form in: av. naptö (cf. s. 526); — ai.
pfafät, pia/ejütmn, Bukftam et«. (Lanman, J. A. O. 8, X,
8. 501 ff.; Grassmann, Wörterbuch, s. 1727 f., sp, 2 — 4);
av. Iiratugüiö, fihiatem, statqm, u^aretO. fraorep, abervtevi,
meretö (verf., B. B. IX, s. 302), jaskeretö — auch in hai-
saraMesa x. äl. 3, verf., A. F. 11, 8. 39 — ; ferner aas
wurzeln auf nasale: ai. fjägai, adhvagdtas, djngät (\''gam-, n
= tii)\ st^äias (Ylian-, a = t^); av. Haiti (ykhan-, n = 9.- vert,
A. F. n, 8. 13).
Die abstufimg in der flexion ist fast überall durch ver-
atlgemeinerung einer der Stammformen beseitigt. Doch findet
sich noch av. napätem — miptö u. a. (s. 526), Neben ein-
ander stehen als nom.-akk. plur. »ravdtas und (Ba-JsrAtas,
') Die akk. pliir. neutr. ruwnsBiiran , friiflerrfinn Biad iipubilduDgfD
nacli dem miiator der nr-adjekliva (of. mlida^qn, ujfinanivqn, s. JSS), mit
denen jene sttlnime in einzelnen kaguaausgilngeQ zitsamniei] gefallen irveii'
"1 V. 4. 4'J; vgl. R, K n und ai. «m.-uV, Di?r zeudist faselt.
tl. Die ariaube Sex
1 der adjektiva und partizipia auf nl-.
letzteres mit Verlust beider a-lante. Vgl. dazu ai. (ip<iljoiH
neben näpätam, ebenfalls mit zweisilbigem ablaut.
xn. I
Zn Fr. Müll er 's verbesserungsvorsclilägen zum text der
inschrift Bh. 4, z. 40—54 in W. Z. K. M. I, s. 59 ff. erlaube
ich mir folgende bemerkungen:
Bh. 4. 41 ff. übersetze ich: „Du, der du nach mir diese
inschrift lesen wirst: das, was von uiir getan ist, soll dich ]
tiberzengen, dass du es nicht für erlogen haltest." — Das
letzte wort lese ich draiußjähj , als denorainativform zu drwf*- j
gt§a- „lüge"; dnrifgijahj heisst „du lügest"; wie wenig das
in den Zusammenhang passt, wird jeder leser der Fr. Maller'- I
sehen Übersetzung empfinden, mätja, „dass nicht" und prin- I
zipiell einen nebensatz einleitend, wird überall mit dem kon- '
junktiv verbunden; md dagegen mit dem injunktiv oder Optativ; \
cf. Verf., A. F. H, s. 29 f., 221. '
Bh. 4. 47 ff. übersetze ich: „Desshalb ist es nicht auf-
geschrieben, damit dem, der nach mir diese inschrift lesen wird,
nicht zu viel erscheine, was von mir getan ward, so dass es
ihn nicht überzeugt und ihm erlogen scheint." — Ich lese:
avahjarädij naij nipiStam mätja kja aparama imäm dipitn
patiparsätij avahja parav padajä tja mann Jiartam naiSim
vamavataij dnm^tam mnnijätaij. — padajä = av. sadaiäj},
ai. /chaddjät. Spiegel's padajätij mit 7 buchstaben ist fUr
die Itlcke zu lang. Fr. Müller berücksichtigt gar nicht,
dass eine solche vorhanden Ist. Rawlinson, J. R. A. S. X,
s. LX bemerkt bezüglich des mit p . . anlautenden Wortes
„it appeara to coutain five lettei-s". pndnja — wozu NR a
58 — entliält deren vier. Wäre a als zweiter buclistabe ganz
sicher, so mttsste pädajä gelesen werden; das wären dann
fftnf zeichen; a und d' sind aber sehr leicht zu verwechseln.
Zur bedeutung „zu viel", welche für parav = ai. purü
anzunehmen ist , vergleiche man ai. „kiram täd msne jdd
väsab parjddkäsjata" = „es scliien ihm zu lange sich erst
ein gewand umzulegen'' in der Urvasi-sage {QBr. 11. 5, 1. *).
Das „zu" ergibt der Zusammenhang.
Bh. 4. 53 ff. übersetze ich: „Sie soll dich jetzt über-
zeugen: was von mir getan ward, so war es." — Ich lese:
ijam naram puvüm varnavatäm tja maud kartam avaPä ahatä.
n
tolOIBM,
— Über die lütike vor mlram sagt Rawlinson, a. a. u.,
s. LI: „three letters prohably intervene between the termi-
nation of the word i/mjapija and the character n" of tlie
following wonl". Danach habe ich ijatn ergänzt, das ich tsf
das vorhei^ehende dlpim beziehe. Fr. Mflller ergänzt, me
jede rllcksicht auf den vorhandenen räum, hadngäm mit secfaB
bacbstaben. Solchen ,,herstelluugeu des textes" mass üb
meinen beifall versagen , wenn sie auch noch so gdstreicb
sein sollten. -^ Zwischen avapä und dem nächstfolgeDden von
fehlt ein wort „of three or four letters"; aQdemialls hätte
ich das aktive aha ergänzt. Auch ahava, ahnv wäre möglich.
Noch will ich bemerken, dass in z. 44 aiiromazda maijij
zu lesen ist, d, i. av. ahurö muedd »wi ip. Das verbum
ergänzt sich leicht.
Mttnster W., 13. juli 1887.
Chr. Bartholomae.
i
Nachträgliches zu s. 271 ff., 483 ff.
S. 27Ü, z. 9 ff. füge hinzu: 5. vaiisent? j. 33. 4: sigm.
aor. zu ufflA- „ansagen, nennen"; vgl. Geldner. K. Z.
XXVni, 8. 260.
S. 28U, z. 9 ff. : Im indischen -ur sind ar. -p-, die anle-
vokaUsche sandhifonn fUr -^, und ar. -p, = av. -eres (in
fnköiteres), zusammengefallen. Der Vorschlag /ciköiteres ia
"tares zu ändern (verf. , altir. verbum, s. öü) war durch eine
verkehrte auffassung jener sni&xe veranlasst. Av. hiort.
gamiares zerlegen sich nicht in hj.ä- -f o.ye, gamiä- + am,
sondern in hiä — |- re, ^miä- + res. Die arischen soffixe
Bind also: 1) -r = av. -re; 2) f/ 3) -p- (aus i; cf oben) = ai.
-ur, av. -are; 4) -rs = av. -res; 5) -p = ai. (vor vokalen) -ur,
av. -eres. So klärt sich nun auch das Verhältnis» des aktiTOi
dadkiir zum medialen diulhre auf. Av. -r verhält sich za -fm
meines eraehtens nicht anders als in der 3. sing. -( zn -tei
n. a. m. Wo bei den drei in betracht kommenden formen:
3. plur. perf, aor. und opt. ursprünglich -r, wo -rs stand, ist
nicht zu ermitteln, Windisch, A. S. G. \V. X, s. 459 ver-
gleicht av. -iares (in ijamiäres) dem ai. -jäsur (im prekfttJT
II, Die arische flciion der ailjekiivB und panizipia auf nK 587
gamjasiir) und bemerkt dazu: „Die Stellung der forniativen
elemente wäre allerdings eine andre, aber das s hat auch im
prekativ des sanskrit verschiedene Stellung, in budhjäsur steht
es hinter dem optativchaiakter , in bhutsiraii steht es vor
demselben. Die dritte möglichkeit wäre eben, dass es ganz
am ende stände." Ich kann dem nicht beipflichten. Im
eigentlichen prekativ steht der Zischlaut immer vor der
personalendujig , was eben durch die entstehung der prekativ-
formen mit notwendigkeit bedingt ist; vgl. oben s. »(Jl note.
Die sauskritgi'amniatjk wirtt prekativ- und gewönliche optativ-
bildungeu planlos diu'cheinander. hhutsiran ist der ganz regel-
rechte Optativ des s-aoiists;') der prekativ miisst« "bhutsmta
lauten. Die beiden einzigen prekativlbrmen , bei denen das s
nicht vor der personalendung auftritt, sind die 2. und 3.
dual, med.: bhutsijästham und bhntsijästam , wofür 'bkntsl-
gatham, *bhutsi^atäm zu erwarten wäre. Ich bin aber über-
zeugt, dass jene beiden formen ihre entstehung lediglich der
erfindungsgabe der indischen grammatiker zu verdanken haben.
S. 2^2, z. 31 ff.: Das beispiel j. 4ß. 8 ist nicht ganz
sicher, da paitiaogep.ta, ^asöiji und paiaj> auch auf das vorher-
gehende singnlarische äpr'is bezogen werden kötinen.
3. 29Ö, z. « f. und 297, z. 31: Zu ha$lcaj)[.aspä] und
frädaßf.ga^m] vergleiche man s. ri4ti note.
3. 304, 2. 30 f. ergänze als note: Bei der korrektur zu-
gefiigt; cf. K. Z. XSTTH, s. 410.
S. 311, z. 10 ergänze: p.: JiUiiptvä 43. -2. Vgl. dazu
s. 541.
S. 328 f.: Von nicht autgenommenen formen, die man da
und dort als verbalformeu erklärt hat, erwäne ich noch (one
jedoch Vollständigkeit erreichen zu wellen):
abiastä j. 53. 5. Ist nom. plur. ; Ä. F. II, s. 151.
aiavhä j. 30. 7. Ist instr. sing.; B. B. Xu, s. 93.
dazda j. 27. 13. Ist nom. sing.; A. F. m, s. 48.
dum j. 48. 7, 49. 10 und d^rj j. 49. 4. Sind lok. sing;
Vgl. K. Z. XXIX, 8. 4yu.
jfRä j. 30. 1. Vgl. A. F. n, 8. 118; B. B. XII, 8. 95.
S. 491, z. 1 ff.: Die steUe j. 43. 10 dtlrfte zu übersetzen
■) Ebeuao bhuliljo, hhumaahi, bhulsJmahi, wAread huMjas, liuiUijat
opUtive de« eiofachen aotheniaUacben aorbu sinii; ao scboa DeDirUck,
aliiod. verbum, ». 190.
1
aein: „and verlange von aus, was dn von nns zu verlangen
hiist ; denn ein verlangen von dir ist wie das mächtiger
{eiuflussreielier) leot«, insofern dich, den mächtigen, wer es
nur vermag, zufrieden stellen möchte". Vgl. dazu die an-
deutungen bei Jackson, J. A. 0. S. XUI, s. CLXXXIX.
wo aber die worte irrtiiiulich dem Ahuramazdah in den niond
gelegt werden. Zu den vorhergehenden zeilen s. verf..
B. B. Xin, 8. 72.
S. 49G, n. I: S. jetzt auch Solrasen, K. Z. XXEC
B. 329. Aber iä ist eben akkusativ!
8. 519, n. 1: Man tut wol besser, afrasduhd j. 6S. G ab
part. des unreduplizirten perfekts zn nehmen.
S. 539, z. 29: Das y in ksl. byvü (vgl. .1. Schmidt,
K. Z. XX\^, 8. 3tJ(i) erkläre ich wie das n in ai. Ixäihavun»
und lit. diüvusi.
S. ö51, z. 31: Das vereinzelte vediaehe av^at BV. 4.
23. l beurteile ich troU Pauini 1. 3. 91 und 5. 1. 55 wie
agamat: cf. s. 177 f.
S. 561, z. 33 ff.; Auf btiid in jt. 34. 9, zweit« stelle irt
natürlich gar nichts zu geben.
S. 5ii2, z. 2(i f.: Zwei weitre akknsativische infinitive der
gatha's sind asüm j. 33. 2, s. verf., B. B. Xm, s. 81 nnd
gerebqm j. 34. lU [„Wer die rechte einsieht hat, der soll (vie]-
mehr) geloben an dieses, des guten sinns betätigiing fesUn-
halten . ."]. Dagegen bin ich bz. »reuim j. $8. 7 andrer
meinung, als sie Geldner, B. B. XUI, 8. I(i0 f. ausge-
sprochen hat; cf. oben s. 290.
S. 565 , z. 3 ff. : Also der gleiche flexionSQnt«rschied wif
zwischen r&^n- und arjantän-, dätär- und pitäi- u. a.
S. 582 , z. 24 f : Die Schreibung hauryapbia amerctapbia
j. 1. 2, jt. äl. 7 und hiiajfhiqm v. 8. 41 f. kann ich daher
nicht für richtig halten. Die handschriften R und K 9, iliü
auch sonst mehrfach allein die richtigen lesarten bieten, haben
bruaähiqm. Vgl. auch paädiaslia vsp. 14. 1 (thus all copies).
Berlin, 30. november ISHl.
Btfal
Sachregister.
AbUut, Tgl. conjugatioo , decli-
nation, laulwandel.
Accent, (vgl. auch conj. deci.) aU
arsacbe des laalwandels I2d ff.,
138 ff-, U3 f., 422. — der B. pl.
praet dor. 515 f. bei suffix -ro,
-lo 422. — TerscbiebuDg desselben
in ngr. 188 ff.
Adjectira auf -vanl, -manf 490 ff.,
auf -n( 490 ff., 545 ff., bSS ff. —
auf -<jr 1!5.
Agni les ff.
Alveola
! 2.
Ch
Aaalogie, s. form aberl rag ung.
ADHptftJB B. vocaleinschub , laut-
ApoiioD les ff.
Artikel vor namen, gr. 896.
Aasibilfttion 48, 52 f., ¥gl. 335 ff.
Assimilation, vorschreitende 41 ff.,
rflckgch reiten de 48 ff., benachbarter
Tocale 413, der zijchi. 5lBa, gra-
phische 4as.
Aspiration, vgl. ausspräche, laut-
wandel, scbreibung.
Aussprache der palatalen 1 ff,,
der i-laute 39; des p 56; der
aram. 43S) der nasale im auslaut
gr. 442; elidierter vocale gr. 24la,,
von (u 439 f., 414, von / pampbyl.
440, von 5, V *&0 ff-, 'on a 330,
456 f., tönendem a 45J, a/4 124,
von ](&, if» 4SB f., aspirierte der
tennes im vulgüren Attisch 446 f.;
von lat X 4aBa, lat. ü im afrz.,
ratorom. 40; von frx., mm- q«
ZdtishTlft m nrgl Bpnchf- H. F. IX.
Axt dem Apollo heilig 199 ta, a.
Beischriften korinth. und chalkid.
TBsenbilder im nom, 160, att. auch
im gen. 474,
Bhrgu !lä, 218 ff.
ßindevocal im perf. ai , ab. 272,
im aor. ai., ab. SSO.
Cisur nach dem vierten trochlus
nieht bei Homer 236 f
Cerebrale 0, 7.
iten 221 ff.
hronologio des Schwundes von =
! vor dentaler media ai. 518, des
achwundes von verschluflslauten
zwischco nasal und s ai., ab. 5tS;
des Schwundes von/ im att. 300a.,
400, von y vor o, i 332 f. des
griech, kürzungsgesetzuH langer
vocale vor doppelconsonanz 64,
S48a., des zusaromcnfalls beider
J7 att 125; der palatalisierung im
rom. 48 f.
, s. Steigerung, suffixe.
Cor
posi
646 a.
dvandva ai. 583, bahurrthi gr. 125 f.
Conjugation. angment <; 482, vor
^1, ofi, Ol', Ofi 86 ff., 340. binde-
Tocal im perf. ai. ab. 274, im aor,
S90. caDsativsm (giithädial.) 302 f.
conjunctlT ai. ab. 275 ff. hat ar.
in d. 2. 3. p. secundürsuff, 279,
vgl. 291. denomlnallva im gätbä-
dial. 3U4, von -a- und -ri-stämmen
gr. 269 f., von -(-, -o-atämmen
104, 106 f..
ns-stüm
3«
1 gr.
l
109 f., von -uK-sULmin^n gr. 114 f.
Impenitlv tnr. Ton ß«iy<a 4H» f.
inflDlttr acc. als iof. ^63, !>88;
loC. 330, 491; auf ^> fr IST, Knf
qvRi 364. Inteuslmm im gäthä-
dial. SOS r. 3utt f. beioniitig ai.
ab. öSa f. DpUtlT mit a vor dem
pcreonalsaff. ab, 2T4, mil -iya-,
-yi- ui. ab. 314 f., mit I ai. ab.
894, aorisli fon |/Mii 374. partl-
olpla auf -nf ai. ab. 400 IT. eia-
teilung 545, aua them. BtAmmcn
&4fi ff., aus nicht themat. 551 ff.
gr. lat, bbO f. bild. d. femin. 548 f.,
654; auf -vai ai. ab. aia ff., gr.
361, 531 f., it. 540. gern». 54(1. sl.
539 f. halt. 530. rednpIlMtlon
des aor. ai. 3SS. mit i 233. vor
/p, ag, ay, oft 88 ff., 349. Vor /
geschn-iindeD231.sUiiimabHtiiraaK
der vurxeln auf nf Uisa,, des
prüfi. 4. clasBe 09. tinfflxe d. I. ag.
pr. iod. ab. -a 311 ff., I. ag. opt
med. 3t3; d, 1. pl. ai. ab. 3?] IT.,
1. pl. plqpf. ast. gr. 12S, 3. sg.
imp. acL ab. -shi 307. S. u. 3.
dual. med. ai. ab, 383 ff., ab. ilii
fUr la 28S ff., a. u. 3. dual. ab.
■ataTc, -aiiire 388; 8. 3. dual.
conj. ai. -ailhe, -aitc iST; S. gg.
gr. -f 153 f., 4Öl> f , 3. Bg. «or.
med. ab. -i 31H; 3. pl. prim. gr.
330; ,1, pl. praet. sf.L ai. ab. 380 ff.,
ab. at 380 ff. , 391 f. , 3. pl. perf.
act. 388, 5flö f., 3. pl. perf. pasa.
315, 3. pl. opt. ab. -(.'ii, ■iln2i4a.,
586 f., 3. pl. imp. med, -daSni,
~4e9uf 330. tcmpor«. pracit. d.
4. claaae 60 a. belooaiig des redu-
plicicrteo 563; ai. ab. von kar 378,
gara877f, nuf 378 f., Mn 270, jiuin
285, ytij 27U, i'of 278 f. sac &5lB,
auf -Co von stammen auf -yy
33t f., Ton f^tu, coQtr. 104. aorlst.
nicht them, ai, ab. 373, vgl. 271 f,
390, 314 ff.; them. ab. 313 f. ai.
ab. 377 f , gr. 230 ff.; aigm. 208,
aL es f., ai. ab. 8S8 S., ab. SIS ff.
gt. 65 ff., 120 f., 135. 137, 352 IF,
mil -aa- 103 m. a., loa, 288; mit
-a- S87 f., abgeleiteter verb« K,
der verba auf -u/cw S5 ff., >fm
IT f., -Croi 19 f. TOD kar, fOH,
nof, bhn, j/iim, yitj, rag, mc T^
praes, perfectnm, gätbädial. 311t,
them. ai. ab. S8is, miitl. BUam
im dual., plui., ai., ab. 384, im
part. 543, gr. auf -o/im 90 ff,
von -»-stammen gr. 116; 3. p. ig.
med. deraelhen gr. 341 ; von Irrnfii
bei Ilomer 103 f., ptor. im germ.
274. pliipf. act. 136 f. rotann
Ursprung 551, gätbädial. so 1, be-
ton, ai, 551, von -n atämmeo gr,
334, der ?erb. liq. gr. 130 t »S.
attisches 106 f. pr«eAllT 56t, U7.
ContaDiinationabildniigen
525 ff., 534 f., 54g f., 551, Ml,
5S4, 581,
Cursivsclirift gr. schoo frOh ent-
wickelt 155 m. a.
Dativ ngr. 191.
D e c I i o a t i o n.fcürziiiig deiendnogui
ai. 542, 583 f. melaplasm«!! (>. i.
übertritt} ai, 534, ab. 5;5a , ngr. 1».
fttanunahstarDngderadj.auf-rani,
-mani 489 ff., 528 ff,, der part
auf -nf 545 ff. der pari. anf. ■toi
53i) ff., der compar. auf -ya» 8S,
533 f., der adj. auf -nl büä S„
der Wörter auf -at 584 f., ätt
neutr. auf-of 357 f., von ai. »1«>
523, 575, von ÖQos 357 f. sUnun-
stufe der bh-kuius ai. ab. 544,
547, 583 ff., des loc. sg. 4SI t,
Übertragungen zwischen stAmmra
auf -mant, -cmt und part. aaf -nu
5ie ff,, 534, Stämmen avf -im
610 ff,, adj. auf -al 50U; swiscbn
part. auf -nl und -a-stimnen
558 ff., -nn-stimineQ 540 ff. i>I-
achen -i- und -u-stümmen air, 317
übertritt der -^m-stämme in di«
-o-decl. 64, der -u-stämme in die
-o-decl. gr. 470 f. rerlKst der
decl. ngr. 190. ~ decL der adj, h'
-•■u„l, -m-ml ai. al). .19» ff., gr. S38,
~ioi gr. 140- auf -ivus. 'ijas von ^^^H
lal. 59(1. der a.lj. auf -nt 4Ü0 ff.,
wartern auf 4T4, von ^^^H
5B3 ff., gr. 5(19. Jer pari, auf -i'iw
BtUmmeD gr. air. 316 f., ogm. auf ^^^H
ai., ab. 519 ff., auf -n/ 4»0, 663 ff.,
-iaf ST6. gen, du. von dm ai. abg. ^^^H
der coniparat. auf -yai 533 f., der
dTandvA 583. der Wörter auf -ivs
ai. 566. loc. Bg. von -a-stammen ^^^|
«TS ff. Tgl. 351, auf «;. uS 415 f., auf
auf a Bi. 583 f., auf am ab. 2S2b., ^^H
-xU.,s iU f., der s-Btämme air.
von -I-, -s-stätamea ai. 583 f., von ^^^H
37» f., Ton ai. anaimk 578 ff., \yant.
-iM-stämmen ai. 497 , ein- und ^^^H
kiyanl 49Ü ff., «Mi 5U ra. a. 580,
mehrRilli. 496 f. — J.A-kasns von ^^H
582 D). a., von Hs TS, von n<fj>at
•nf-stämmcn 502, 545 f., 582 f., ^^H
526 f., 5I2a., 584, yon pdnihan
«a, puToiac 578 ff., -von j'^iuif
p&rt. auf -vag ^^^M
109 f., Ufitvs 337. 'Ep^^'f 469 f.,
Delphi 197 ff., 216a., 216, vgl. ^^^|
tqtot 109 f., fi^y 81 f., 334, 0/J/-
^^^1
novr 416, oüf UO, Tgl. 93, S^o(
Delphin, d. Apollo lieilig 197, ^^H
SSI f. niri; 479, nov! 358 m. a.
216 ^^H
i/C 79, UT ff., uJiif vti; 470 f.,
Dcminutiva, bedeutung derselben ^^^H
Zi/p 131 ff, x-i" 83, 331 f. iiom.
^^H
8g. der pron. ai. ab. 498 f. ein-
Deaominativa, s. conjugatiun. ^^^H
und mehrsilbiger wSrter 495 (f.,
Dialektmischungen auf gr. ^^H
der adj. auf -vanl, -manl 483 ff.,
vaseniusebriften 890 ff., 397 m. a. ^^H
618 ff., der -ni-8tamme 493 f.,
DiHsimilation 432, 442, 471. ^^H
557 ff., 586 ff., gr. 832, 83J , der
lingualer verschlusBl. 579. ^^^H
•n-Btimme 496 f., lit. 523 f., der
Ditiograpbie s. Schreibung. ^^^H
part auf -va.i 519 ff., der -p-, -A-
Drcifuss, d. Apollo heilig 191. ^^M
stftmme ai. 578, der -j-staminc
EliEion, gr. ^^H
575 f., von pilix ab. ö!8a.; auf
E i n t e i 1 u D g der lautgebiete 3 ff., ^^H
-■je. -VI alalt ii^f 472 f. nom, pl.
^^M
conson. stQmme 573, von -u-at
Energiesteigerung 54 ff., -ver- ^^^H
air. 877. acc. sg. der D.'-Blammo
^^^H
560, ntr. der -nf-Btätnme 520 f.,
SS6, 544, 554 f. der part. auf
sonanten 55, 440, 507 ff. ^^^H
-Eo* 619 f., 636. acc. pl. der -i-,
E p e n t b e 9 e von t, gr. 348. ^^H
-u-, -r-Btämine ai., ab, 483 ff., der
ErsatzdehnuDg 52, 72, 81, 81, ^^H
consoo. stumme 573, ntr. ai. ab.
334 IT., 340 ff., Tgl. lautwandel. ^^H
492 f., 654, 584, auf -os, -«S 332,
ExplosionBlaute 171 f. ^^H
837 ff., von -ö-, -D-, -I-, -..-
Kxspirationadruck 51 f. ^^H
F e in i n i n u m b. stammbilduog. ^^H
angeglichen 344 f. toc. deratilmme
FormQbertragung, vgl. conju- ^^H
auf ■.-■««(, ■-««!.(, -..0.1 510, 531 f.
gaiion, declination ; kUnstlicbe ngr. ^^^H
Inatr. s^. ohne suf&t ai. 584, an-
191 f., dorch gleichheit der BÜben- ^^H
geblidi auf -m 567 f.; gr. 522.
und lautzabl 79 m. a. durch gleich- ^^^H
itX. pl. der nichl abstuf, n-stämme
bcit der bedeutung veranlaBst a24ff. ^^H
gr. 334 , 336 , der -»(-stimme gr.
ngr. ^^H
3S6; der Blilmme auf -q 356. gen.
Gaumenbilder i: ff. ^^H
Bg. von -r-stfimmen ai. 528, 5T6,
Itbakft 199 ^^H
T0nja(i»ojtWö36a., mit abl. suff.
Kürzung des wertendes 543, 583 f. ^^H
L
38* ^^M
^^^^^^^^^^^^^^^^^^1
592
Labiale, mnuillierte, 9 f., 14, niM.
32, Bchwed. St.
Labialisierte vocale gr. 411 f.;
r all. 463 a., nord, 4fl3a.
Laute, einteilung 3 S., 116 ff., eio-
fach(i 2a, ziisammeugesetEte 25,
462 ff. corabiniertc 36. mouillierte
8 ff., 30 ff., 462 f. versctiloMlaute
81, 61, m f., nasale 31, 57, ge-
dehnte coDsonanten 63, 335, 516;
tonloses m, 1, n, P, gr. 44G f., r
ab. 465; übe rgaogsl ante G5, 164,
451 r. aoj ff.; vgl. ausaprache, lant-
wandel, Schreibung.
Lautlose demente 176.
Lautwandel, ablant ts-li 81, i-s
ä!e f., S-a S4, 88, 351, 9-0 63.
a-0 411, Eweiailb. 5i^5, vgl. conj.
decl. Blammabstufiing. accent, assl-
mllntlon b. hos. aspiratlon b.
griech. ansfall. onbet, vocale gr.
HO, na, 410, 434 ff., 444. von
GOnsonanten 60, 116 f., 119 ff.,
160, 164, 169, 112, 175, 320, 435 ff.,
451,501 ff.elnerTon zwei gleichen
flllben 266 m. a. 373, 490, tJS.
vonsoDantenelnachab 55 , 440,
507 ff. coiitractfon b. griech. er-
satsdehnung 53, ü3 ff,, 72, 81, 87,
334 ff., 340 ff., 344, 346, lablall*
siernng s. bes. metathesla 462 ff.,
gr. 4.^3 ff. uonllllemDg 48, 462 f.
Tgl. laute. oaBBlIernng 507, 533 ff,
sandbi b. bes. sjnliese bei Homer
251 a. TocaleluBchub anapl^ nia,
svarabhakti, ah. 465, gr. 43? f.
durch analagie Teraalagat 148 f.
Trlddhi in Bek. abl. ah. 541. Idg.
dl Tor ConB.: a 284, 288. l + >:
1, tt 520 f., pl anl.: I 678 m. a.
mm : niii 571a,, st, >l, $p anl,
biaw.: k, t, p 481, 57U. ss: M
532 ff.. Tgl. ai. arl§ch. aasimilalioa
der Zischlaute 5T6 m. a, 519.
scbwäcbuug Ton vorscliluasl, zwi-
Beben naaal und ziacbl. 601 ff.
behandl. von kit 574, von ii, dilli,
in, -nt 540, hh 366 f. alnd. a;u,
.,r„: uu 578, äi: äf. Früher aU U
i 5T5a., am: SA »11, 0^ füTlJt
679, §: an 654, {nl, Dnj, fid: 1
etC 4S4 ff., 518, 515. fl-- wr 636, S71.
ti: khy 577, W im Wechsel nütd
367, gih: ki 5J5a. behandl. TonaiJ
601 ff., ngrik: näh 501 ff., behaDdL
von i, th 67äa. Ah: dU iiS,
ö:5a. ttl: II 510 f., nl, ny nicbl
zu nn 615 f., nll: nl 610 f., 571,
nddh: niiA 617, lu.- nn MB f., be-
handl. von nU 501 fL, rl; n 67t ^
n, U: » 570, i'd: fl 578, B: 1
nicht EU ti 574 f., behandl. von
I, ih 575 a. i, l: t, i 623, 516 t,
s-gli:j-h 5T6a. iti, tkt: et SB« E,
prabrit. -<u: f 673, gih: jh 67«,
abaktr. n, a; « S9i, 513 f, om:
i'ncjß 632, aam: ßim ISla., M9,
heliandl, von am vor folgd. coi».
5T1, nn, Sn ; (I 494, anm : ünei 171,
465, -rtu: -0 570, f: era 483, in: I
486, behandl. v. -ükt, -Am 501 f,
nkl: AI, üdbA: n&A 501 ff., läiii^
[TN 495a,, behandl. von p( 464 ff,
vgl. 578 m. a., von « 36«, n: *ü
riA, Ao, 510b., 64t. s;: ili 491; ^
fc, (^(, fp mit h redupL 361, ifa,
ijti: fc 366 f. apen. r — ah. ttr.
t>satX.Js - ab. tj> 464, rf — llr,
rw — trr, k-j, jt = *«, »j, ij
= j^r 464. armeii. kt ent relu.
spät.: ix ^^^- Kriech. aspiraU Tili
tenuis 156, 261, 440 f. aspiratias
443 ff., iaterrocaliscb 444, nach
f>, f, k auf att. vaaeu 445 f., ntcti
/ pamph. 446; anagelaoaen bd
Homer 258, auf att. vaaen 444 L,
vulgäratt. 446; bewirkt bis«, po-
Bition 233. nm springen deraelb«
447. contraction von (u> 148, 351 r;
nach auBfall von / att. 138 ff., bd
Hotner selten 234. dehnung nichl
durch / veranl. 233 a. dentale tdi
H 90 f., in, 439. epcnthese tob •
348. doppelconsonani TereinTschl
60 ff., 72, 88 ff., ohne ersstcdehoiuf
88. elisioD 247 a. kOizong lugtr
vockle Tor doppeluoDsonaoz 62 ff.,
66,S3T, S48a. n&sal vor verschlaBBl.
geschwunden na, 175, 435 ff. ; vor
a + cona. 60, 118 f., 329 ff., vor
sekuDdAr enlwickellera a iou. att.
334 ff., auslautend iou. tM.. 337 ff. ;
erhalten 338ff.,prothese von vocalea
Tor / 23aa. Psilosis bei Homer 25S.
tenuis für asp. 441 f., für media
42tj, vgl. 431, durch nasal erweicht
437 ; vercinfschung von conso-
oantengruppen auf att. vasen 4^1 f.,
, Tgl. 164. K + (-; Ä 75, «. att.
' vor o + cons.: « 117, «■;.■ «/ 483,
^ vor y: ft 367 m, a.; ß, J auB-
gelassen 164, 451. yi: l 450 f.
ifi: an 429, vgl. 90 f., IIJ. i + i:
i 7&. t: 1 darch accentvcrlust 422,
Jnü: "( 4B4, 519; n, i, ^ wech-
eelod 421 f., vgl. 41S ff. und j^tf-
Jioi; fv: ijf, ej 423 f., tu dor. =-
fn 417; cm nach conson. bei Homer
nicht conlrahiert 251 a., aeol. nicht
contrah. U8;/bei Homer lebendig
330a., aasgefallen 160, 169. 173;
ati. 390a., 400 f. m. a. ; inl früher
geschwandeo, kor. 160 f., gemein-
gr. 284, 266 ; aol nicht vocaliaiert
234 ff. >j — f von echtem ^ ver-
schieden 346; <i aus ü mit echtem
1 erst spät zusammen gefallen 125,
^v dor. -— ijnt 41J, t> lor j nicht
Maibiliert 337a. 9: a att. 447. t
nnd (( wechselnd läQ, vgl. 418 ff.
1 vor o + cons. ausgefallen 417 f.,
entwickelt 418. aus a, z entwickelt
124, 126, 345. . im Wechsel mit j
Bfl. _;■ nicht zu if?' 94. x mit x
wechselnd 156, 261, 446 f. *: i 45.
;i.' f nicht gT, 442 f., XX vereinfacht
65 f. ia 135, 352 ff. ^.- y 442.
/jy: y 430 f. ua 60 ff., 137. v ab-
gefallen 452; in sonantischer func-
tioD 424 f , vor vcrschlussl. geschw.
435 ff., vor o 60 f., 136 ff. 32'J ff.,
334 ff-, 340 ff., 344, 346. auslauten-
des y aolautendem o assimiliert
347. yy gemeingr. 63 ff., lesb. thess,
jister. 593
59 ff. vereinfacht 58 f., 66 f. yi
nicht durch assimilation ausl: y
516. fkret. : o 434. o. ui nicht ans
e, e 529. Ol vor 1 -f cons. att. zu
0 417 f. dir; u/ 424. anlautendes
Q in zusammens. nicht inuner ver-
doppelt 350. fd 127 ff., 352 ff.;
att. früh zu gQ 450; qo: qii nicht
auSBchliessl. att. 135. paa und qo
aas ^i.' (1(1 135. o tönend 124, vgl.
457, i-halÜg 124, 126, 330, 345,
Tgl. 413. eingeschoben 440
90 ff., geschwunden vor cons.
ahgefallen 452. auslautend folgen-
dem .t assimiliert 352. in Verbindung
mit nasalen und liquiden 59 ff.,
124 ff., 347 ff. ak 124 ff., 350 ff.
/!/. 69 ff., 128 ff, 430. anl. 84 ff.,
441. Ofi: i>t, 124. ay 59 ff., 126;
oy: yy b jüngeren bildungen 74
126. Oy 124, 348 ff. aa nicht attisch
136; auf att. vasen 448 f.; heracl.
IhesE. syrac. kret. 267 ff. i/, aj
att. 137. i^.- I 165 f., 169 f., 112 ff.,
433 a. vorn früh zu i getrübt 433a.
/ für X 156, 261, 446 f. «i — ö
von echtem lu verschieden 346;
urv: m} 424, ngr, i(i aufl /s 468.
Ut. ose. X, s 433. behandl. d.
vclaren 503 a. roman. Int. n: f
rütor. II 46. lat. ci, ce 43 f., .
lat. ti, äl 53 f., ((", rfi + voc. 52
ni, li + voc. 54. »j; *i 54, li
TOc; i 54. germ. ka, ke, ki im f
46. au: 0 im frz. jünger als c
ia 16. ,! -I- cons. frz. 55. no, n
»M Span, 54, (in, U span. n, 1' 56 f.
i, i: X Bpan. pj:j. ej, vit-.J, d'
ram. 56. «Ir, p aus hn, i aus rfn,
c aus gn 3?5. got, e nicht zu o
529, h — ai. h 63Sa.; anord. pf
a«a/r 465. nenengl, i nach voc.
vor ] + cons. geschw. 418. abnig.
crsstzdehnung 81 m^ a. s vor n
wirkt nicht ersaizdehn. 81. prenss,
RnUi: ans, oitt 539. Ut. an: ou, u
nicht: a« 533 ff.
Leto 211 ff.
Liq«
sinil ver$ctLluMla.ule
, 51.
L y r s dem Apollo heilig, 2!» IT.
Marsyas 308 m. a, vgl. Mvßtrvat.
Mfttari<;raii S19, vgl. m/Uariti'ä.
Hetriaches. veda: 284, SM» f.,
5U f., MI f., &<0. güthäB ües f.
Homer SAU CT.
Nasale sind terschluselaiite 31, S7.
N a s a 1 i e r u II g der part. auf -reu
ai al. 538 f., der compor. auf yiu
bSa ff., in ^iifl, Tnernk'o, coniunz
50 J.
Odysseus 199 m. a. vgl. OJi'aofii.
Orthographie (vgl. ach reib img).
att. 140 f., [fi4, 103. korinth.
153 ff., priocip deraelben liu ff.,
168.
Palatale, phjgiologisch 1 ff.
Parasitischesy 13. 35 f.
PrApalatnle, entstehung dur-
selbeD ä5.
PrApoBitionea, e. slammbildung.
PrieBturgeschlechter, aach
tierea benanni 2IH m. a.
Prometheus !19 f.
ab. 498 f. 8. declloaliOQ.
Prothese von vncalen vor / 235a.
Psilosis bei Homer 258.
ReduplicatioD, s. cot^ugtitioii.
R u d r a 225.
Bandhi 516, des [-gveda 500, 511 ff.,
von arisch as, a* 496, 5;i f., der
vocat. auf as, ai. 531a. ai. m 484,
671 ff., <t 528, 541, an 4H3, 494,
501, 51T. a.f 571 ff., in, Rn , fn
484 f. 575. U 4eS, 575. l, l> 578.
n 504 ff., 515 ff. n 485, 504 ff.,
614ff. M57B. -(Jm + i-:-*-!01, 575.
-n + f- i -Rech 508 ff. ab. ru 612 f.,
0« 571 f., a 607. griech. -p o-.-
- 347,
-ü- sr,i
Satzdoppelformen S58, 332 ff.,
345 ff.
Schreibung (vgl. ausspräche,
Orthographie). ^lecb. aspiratn für
ICBuis 15fl, 261, 416 f. der aspi-
ratioD 443 f , interroc -414, aoi-
gelassen 444 f., nach fi, y, il,44Sf,,
nach / 446. gewisser cousonaDieii-
gruppen 164, 451 f., dittograpUeii
408, 408 f.; doppelte, von «kik>-
nanten 454 ff., vgl. 63 f., vw
vocfilen 414 f.; der nasale lit,
i;.^, 435 ff., des Spiritus as|»er 38},
440 S. , teuuis fitr aspiraU 111,
für media 428, unbetonUr *9CMk
170, 172, 410, 424 ff., 441. tW ^
kor. 155 f TOD « kor. in B.
liegendes o auf att. vaseit 473. —
ttt _ «I kor. IÖ5, 164, att.4tl.
ax = X *■■"■ * = n 408 f., V^
168. I -^ E< 153 R., 161, 481 m-a
( = ■ 410, 417. i 389, 403 t., 1(1.
(. altatt. 140 f. fov — tu m
fti = (■ 414, (ü =- u ITA, fvj-
tv vor voc. na. / 100 f. » — (I,
( 407. ,f = i 15J ff, aO( — »MC,
»Of( 165, ITO t. t = V 165, I6SE,
413 ff., 132 f. m. a. {{ 461 f, ii
164, IH8, 463. a = n IIU, o = I
111, 0 = i> 112, vgl. 16S, IMf
tiv altatt. 140 f. mu — u> 16Ü
; 166, 168 f., att. 38S, 40S. atu-
gel. vor coDs. 4ii. aiulaataid Ut.
ax = rt 45U. a, aa = S 4H. Of
•= !(' 457 ff. o;r " E 457 £ f. it
^„, 4511. ,■ ~o411. V — tiul,
ISO f., 412 ff., 433a. u — s 411,
Tgl. 470. ifo = li. IST ft. xo -^l
457 ff., cu = o, ou 401.
Schrift, verliftitnis lur spnA»
176 ff., zweck derselben ' 1T8 ft
scbriftK eichen der korinth. vaM
152 ff, der att. 308 ff.
Slnminbilduag, -abeiufung. (igt
deel. coig. lautwandel) der prtpit-
sitionen97B., 262. der comparali^
auf -yn.! 83, 631 CT., der dvand»
583, bahuvrihi, gr. 123 f., da
feminiuuni von pari, auf -nt Mi,
554, 564. der adj. Auf -nl 964, »9>
der ueutra auf -o; 351 f. etana-
stufe bei suff, -poi S71, ~fim, ■•(
»13.
82.
-a/ios, -Ofiä, oftü, -Oftuty ill IT,
derainativa and dereu bedeutiiog
192. — fOQ stamm kers 69. von
l4nöXXioy 103 m. a. 426a. ixa-
aiat 144 ff., fKiiieQog 150, igoc
35Ia, TloUxtbiii SlO, Iloinidjoir,
/ToiiJnV 159, ntxif 858 m. a.
Steigerung, ngr. lyo f.; adjec-
tiTische der localadverbia I4S.
Suffix des comparativa 83, 151,
330, 532 ff., 541, des BuperlativH
148 f., 330, 541, 518.
Stinun ton. verlost desselben (50)
52. vgl. ausspräche.
S t o f f n a m e n , durcb demiauiiva
individualisiert 192.
Suffixe, des couiparativs u. superl.
B. Steigerung, verbalnouiina mit
-m- gr. 118 ff., mit -l- 91. — -m-,
-ai-, -d- OBa., uko 414, -lo-, -ru-
meJBt betont 422, -ino-, -no- 82,
-ir- 271, -(u- 114. arisch -a(-, -Ol-,
-t- 584 f., -dtka- 487, -i«n«-, -Ina-
523, -thä- (pari. perf. pass.) 502,
-..(- 545 f., 563 f., -mant-, -vaul-
400 ff., aind -jas 114. abaktr.
-lara-, -lana- 547, 561, -la-, -tat
547, 561. griech. -alo; 266, -tyyot,
-iiy6( , -ijyöf 76, 128; -fopdc,
-■I(><ic 348; -lioi 408a., 445; -ijioc
2538-, -iQiis 348; -9/<o- 117 ff.;
-ixoe Hla., namen 164 f. -i^or
425. -ifOf 76, 126, 523. -(J^os,
nameo 164 f., 413. -^r Sla. -/i«
44S, -ya 64; -»-Ä 84, 412 j -yos
137 ; -vtio- 336; -got 271 ; -(k/*^,
-ooj-of, -atifoy 137, -o« 356.
-o/ioe, -u^o, -o^iuf 118 f., 123;
JIDf,
r 146;
r 623;
wechselnd mit -us- 170; -i^or
namen 413; -uWc 168. von Aiidf,
rfildir 434; von U>a Ivu, 104. von
ili/5i;r 434. lat. -itra, -sHj = got.
-Str. ahd. s( 270; -Uno- 523. ahd.
-#( 270. got. s(r 270. air. s 379 f.
Syntaktisches, bedeutung von
aor. und impf. 237 ff., 276 E, 285;
des aoristparticip 243 ; imperf.
im gleichnis nicht bei Homer 230;
plur. der eigenoamüD ab. gr. 201;
Eingul. des verbG nauh neutf. pl.
282 f., 202. dualis in diajuncliv-
sätzcn 285 f., 2'J2. cnuslr. des inf.
ai- 5Ö8 ; ab. 281 m, a.; der verbal-
pr&fixe mit -u ai. ab. 570 von
apers. via, niaii/a 585. dativ im
ngr. Ifll, nach JiiioiQ(no/iai IBla.
Themis 213.
VaseniuBcbriften, koriDth.
152 ff., att. 386 ff-, sibjon. 115 f.,
chalkid. 385 f., tarent. 387 ff.,
campan. 380 f. rhodiach 382, kyre-
iiäiscb 383, mykenisch 381, ionisch
381, böotisch 387, lucanisch 390,
messapisch 300. dialekte derselben
ale
c h u b s. lautwandel.
i sekuad, ableitungeu
spräche, gr. 381.
II. Wortregister.
ngnmai 277, 588. acchs 333,
Altlndisch. agrabhim, -Ti etc. 200. njnrannm 5(
akar 575a. aghSt 531. dirpn«fanl-
tücntmiiam 290. aesddle 548 a. wll.usm 284
akratiüm, -Ji etc. 200. acfänam 581, ndJ/.a 326.
miP
^^H
^dh,.a.j6ia. .-.«4,
iSdi'lln 337.
tnmH 583.
anaiüfM,'«dhhy<»h-i<»(.
uffQ 2S5.
ritolPrtna 531». 5«.
ana4i>in,-Pa*fcaf,t»«.
ü/ifl 570.
ribhU 531.
anttinmm 26« f.
dran 578.
cUatAa 384.
äpatyoBi bSS, 5Sa.
uJaffUif 532. 58t.
eil US.
dpa 5J0.
uiäi 523, 575.
ctrai'» 537.
uläoaiH 583.
ehdndai 558 a.
ibhana* 535, 581.
<iMm .%;4a.
KcÄirf 868 f.. 871.
dbkinat SSI.
uW&Ai. 523, 582».
chidi 371.
Kam 118.
uirdi 348.
cKiWirä »71.
oratn^i 03.
cMdrä SS7.
arärvm, -ru» S.ll, 542.
lirtin 583.
>(.ja( 584.
ätali 115. 354.
armii 618.
jajjhartt 575».
oyadAim. -u elc SSO.
^tcaffl. fti-atiö. 527.
>rfnyur 53« A.
avagä» 580.
540 f.
joy»*! 585.
aiiirtdiayuni 535.
riijaH 548.
järaa- 548. 584 f.
rfKi'i 116, 351.
rlaAAif 128.
/»(aceti«» 301a.
di>r<"i(ii 508, sea.
tmuiäm 685, 576&.
jllhiiidm 535, 5I«1.
detva aasa.
ai<ni«i 538.
jigyühhu 537.
optÄHUnl- SIT.
rf B70.
;i».'ii 5T6a.
ohVaitwa 587, S3&, 543.
jV'*""". -»öri 31».
tuankhsnta- 570 f.
torfwoj .138.
jnamBnas 578».
cuafcätnt etc. 553 k,
bfm 447.
jj« 574.
555 n, 584.
l'tar 218 f., 391,
lakiaa 548.
äiafearttt 548, 551.
ka^il, scann 140.
(afndna 531.
a>3it 498.
Wrfuj/a 888.
lairo« 876.
dttam 488«.
kiyaii 543.
tarut» 337.
damriaähra 580.
Ktu», J*C 90.
MffflStt 76.
1 n*rol 581.
irrTtai'anH 278.
Iü4hi 578 a.
d#rad*nn 518.
t^lua» 538, 544.
niriss>^ 559a., 681
ali'Unll 390.
trihd, krthäs 378.
UfounB 578.
ahinat 581.
i^Jnw 82,
(.i(*anfli 551.
dHitfun 508.
hrälumaOt 542.
luifan- 548.
ällha 525.
l^rfranii 468 a.
/..Pirrfpnn 597, 5«.
anyam 559.
jbJumdCi 493.
traturan 348.
khidpa» 541.
lr(ua(i 104.
ni'QTluuft 578.
t'lAya 577.
IräsjUiSm 384.
Süish- 251 f.
gao4a 380.
hxfJafi 08.
afaw, -Ihe B86 f.
l^()(ini, 9atiina,i7finrn373.
rfatfwu 84 f., 137.
n^aie, -lAe saa f.
gSi^ami 148.
rirftiof- 551.
drti 890.
jnaco» 520, 536, 544.
(JdJaffin 643.
VWÄ 200.
jaurf 583.
dadifJiiliaam 641.
inärtvalii» 542.
rjhdrSali 103, 357.
riaifMn 543.
Ci,an(< 493.
<rAai 422.
fra 575 a.
gür'ouanti 492, 554.
(in'Wfl 576.
Ififyo 284, 393.
cakrdii 553.
dan 839.
TfPflrrf- 542.
ral-nÜfim 536.
rfrirl 575 a.
i}u 471.
KcaH 577.
ilala», äalam 1081.
^^
Wortregister.
507^^1
yjn, dtti, däyate, ad)-
paigrbhim, päibliam
nuiM.Jjfnfi 10S&.,S58,
575 a.
mafiii'anf' ^^H
seTa.
jiQüyafe 285, 281.
ymath, manlh 227 a. ^^H
da^tas 501.
pdtjTur 52Sa.
^^H
J.;,6Aja.5J5a,5IBa,&82.
pdnlhäC«), -Ihilnam etc.
madAu, ^^H
495 f.
Mdnui, 'kIoo, -um 531, ^^H
dJdhVham 28i.
paroQu 100 a,
^^M
ydu 199.
pariAnif 584.
mandhatA 142, 577, ^^T^
rfur<Mjfa(fc> S48.
pafurndnli 492, 554.
Biarafcafa 85, 440. 1
durdKäTam 6I5a.
paSfÄa- 579 a.
Ymari 208 b. J
ifiUyali 113.
maiTya 289. ^^^1
riuAlyo'l, jfdn, 214 m. a.
pnjia 222 f. m. a.
WKVX' ^^1
drkiatt 290.
mahät, -hadbhüi 522, 565. ^^H
W^jftAi» 582.
piUhya, pashatM 380.
mahän, -hdtH, -häcca ^^M
-drfl B06a.
pitiöt 574 f.
586 ^^M
dteayaiäm 554.
pityiHi 115-
mahAm 586 ff. ^^H
•de<rovQ«nam 5*8.
pmiianm 548.
mdhikeraans 535. ^^^H
iMMsoi 62a a.
pliäyaii 97 a.
«.atarif-a -f-a-«.™ etc. ^H
pinwa 286 a.
^^H
dra^i 102.
pjpayata 279.
ntillrn, rnatn 484. ^^M
ifviUa/. -kiala 5T4.
piwan 541.
mübhü 522, ^^H
dAiitjat- 551.
puniddrüfoi 65.
dAanu 213 a.
^^H
dhavala 281.
püSjind* 114.
fflfUR» 114. ^^H
dSaman 214 a.
pRlani 574 a.
-Wa ^^M
1 dhnrayatailim 546 a.
ppfälda 554,
möyham ^^M
1 ilAars 3ei.
prfcnt- 552a, 563.
yaki<.im ^H
ydhnv s«i.
penw 531.
yajya; -j>- 471. ^^H
JAlt/aihjinPM 558.
präugam 578.
(abhijydnti 548, 554. ^^H
dhllamäftny/Lf 289.
prafnd 523,
^^H
(iAiiniman* 543,
yaniafe, yanuirn 285, 287. ^^^^H
JAQniS'd' 80.
prdycDfantai 544.
^^^H
dkridl,dhriaväibbi,!i69.
pro 570.
^ifiia- ^^^1
dMthe 28J.
fcrdt'imi 290.
^^^^1
nrfrfManie 218.
6rrfi.™ 552.
^^^H
ndpit, ndplre filfi. 526 f.,
bhaktirdifuai 521»,bZi,
yAvdn» 535 ^^H
584.
542.
y0.m ^^H
ndpn. napifl 526.
yiti'af ^^H
nasanli, na^an 2)8.
m. a.
yiin, yiirÜom 5088. ^^H
fuirafe 108.
fiAdrIi 272.
yuflfesirfi ^^H
naAufa* etc. 535 m. a.
bkd,>nn 56!.
yyijylimm ^^H
nfrfwafe 483.
K'iAaj 96 a.
yuJAnkfl 118. ^^^1
i nfcmU 531.
Yhha 1B5 f.
yOdhyati ^^^M
nidharayttt S59.
bAas 195 a.
y^Santt 551. ^^^|
, nibOi^Aa« 579 a.
Mala 575 b.
Tätkavale ^^^M
mtmta 251.
bhnmidnfthäs 568.
ralhiräydtSm 54e&. ^^^|
mni^ifc Gl 5 a.
6Ao» 531 a.
^^H
nibana-, nitm- 528.
Ybhrsj 219.
raTSrfäiä ^^H
^^^I^^^^^^^H
^^^^^^^^ri^^^^^^l
raränO, -vpam, -rariedn
lunw 578.
tä4*yäi 57» a.
543.
nlTohd 207 m, «,. 8!4,
«dnti 654. 563.
TSlri 375.
4SS.
likalU 535.
r/Mi/a 384, 203.
nncalfjr 548.
riitäli !8
551 f.
>üi!>aa> 548 m. k
riv'>«ti 78.
««Vi 100.
ItiaH 548 a. 553.
nWiliari 514.
Khätam 584.
fuMranl. 527.
ru</rl 22S, 328.
ryUii 534 ft.
luno'ti 103.
IiOafi 101, blbB.-
vraiyi» 555.
»Bindm 103. ^^^
vadi 161.
fatrüyatim 548
Kfür ^^^H
winiiw.-nfiA«, -ndBöSI.
foryo, foij« 207 f.
K»» ^^M
SSI, fiSa, SSI.
ft^PÄn, -rf.nrfl 527, 557,
$6 '^^H
nfmili lOe.
562.
»lrfrfn»<m 107. ^^^^
Mnmdta 541.
-p«. 144.
itäc&noi, »lap/ind*. «In-
varelhB 287.
(■juat, fff"iM 561.
uaniM 551 f., 563».
Mflli 872.
fiWä, -iÄm 210.
mAmi 272.
vdrpa3 487 a.
riros. flrfein 60, 141.
,a,ai-im 271.
cnrlrnan 3ä7.
fuljtai, fui.vnl> 525.
XhiKiiin 555a, G84.
nnird*rf"(n» 553.
(TOi^a- 658a.
ithävani 2Tla.
vavrdhtit 286.
^lUlti 78 m. a.
V>tAß 271.
.'(ijymd- 378.
r<>iM('ä« 580 a.
»ndfi 84. 96».
ymu 11, m».
SQf,ta*/*4,W''Aa5!5a.,
■nauli 84, 95.
vaialc loa.
577.
,pharli 290,
ialtikdi 603 >-
srarätat 584 f.
vakdlat t>84.
itki'""i "'*■
»ra» 581 f.
KpäffA-. rajAo*. -dtui
jiat*M(Ae 570.
K|.(f(Ol-S«, *«l>^ 6«
151, 661, 5S*, 684.
m. a.
«nljpn, lUCUnäl 551 a.
ji'firauntfbAjNU 5831.
v/yai'abu 543.
sdtÄyur 52ea.
apfitrt 484 a.
(/Ijuaflm,!} 578.
irdcaifl 637 a.
rAnfcu 327 f.
saikikiU-ä 5B7.
iura* 134.
ja{fj/(f< xiriiVcM 258, 362.
Äarito« 221 ff.
nnfl 100 a.
saähamä4 580.
harmi 96 a.
i>idÜ5 627, 531.
K"a» 86 a.
mijBtlruu 541.
lanaiäfia- 583.
At'rfuiTiiaTn 558 a.
cfbAuSih 541*ft.
fiunuIdr,<(ini(Hr3fl3m,a.
hiiänani- 53r.
K^opary. laparvenya
UnDd^rjra 55». ^^J
193 t„ 201. 223, 236.
vivätva, -iwtbhi* 542,
229.
''-U
684.
sn^cat äeo.
jüöyali 575». ^^"
686, 687.
anfcata-, icati, -fcmi
Prakril.
vieikvdn 58S.
551a.
jÄora 575a,
riieMi 574,
Mfcnins 553 a, 584.
kahi>H,tahiilt.jahi*Uli
vicramincäi, -ni-dm etc.
msmias 584.
568.
sdjurfr 584 a.
Altbaktrbch.
riiojn 251.
vH 363 a,
.lahiUram 126, 350, 423,
(Vgl. auch das wiiml-
676«.
TerseichiiiB 8,320-3«.)
Wortregister.
599 ^H
uyaiUtm 301, 554 f.
^^H
aiwi-eangoo 561.
ayfiii 560.
^^^H
auruanio 49'2.
Offftil 304.;
artm ^^H
tauhnta SS.
argof 2B&.
äresheä ^^^H
aoariialäm 650.
anM 318.
^^H
(paiiy}aag4-iil 288 f.,
owiid-, aüoto, np«( 498.
313.
avakhthmlyäo 547.
({{(aya ^^1
aogiila 30b.
a«(7{ii/B 499.
dAitAA^fi 2T5, 311. ^^M
aogemadalea 305.
aua^la- 498.
^^M
aoghiha 30&.
a<-ar(F 314.
idnm, iiti 304. ^^H
aqfl. -j'ai 305.
avofiKfayKli 36« f.
irädgäi, ertidy&i 307. ^^H
oum 499.
(aJeagOta 296.
itirikhihaia ^^H
atojra 301.
audCT 318.
ifä ^^H
avamJ 272.
ifi>a, ifuaiA vgL ^^H
aAhain, -iltaU -Ätinn 30».
uneiBTra 273. 2al.
druLkfehler ^^H
av&Q 498, 519.
ishniM, tghenn, •»hat, ^^H
(lijAhaija 373, aoi.
f,.;.30 306.
■,<Anu»i; Mk-.1(3 298. ^^H
aiWn 306.
avUOHUm 499, 556.
MAayilf ^^H
aciftä 314.
afÄm? 272, 305.
uhoiü 273, 299 ^^H
(ajjen 304.
of 306, 317.
uiaf«.r -f<lf 299 ^H
aiäfAä 396.
ufflfaf 501, 518 f.
ijfiu 4T1 ^^H
azda 32e.
üffTm 588.
ixhüidyämahl 304. ^^H
orfac 390, Tgl. 320.
a^lvaiti, afd'iimii 4D1 f.
-.•jba<* etc. ^^H
adcO, tti/i'Ao 496.
nf(ju 464,
^^M
änSiAa 311.
,irrn(/Om 315.
ImBhJ ^^M
anu-van-tayarUma,,
nfrt.a(Ein 315.
iratn ^^H
687 a.
uklukgeilinäm 546. ^^H
(i;H>3t»a S96.
aihamu 582.
ukhihjä, -khuhgeiii, ^^M
apaiUitm 550 a,
(«Aiconfa 402.
^^H
ii;iasiiSteiMrtAeca 517a.
n'Miircanlo 562.
ukhshyarlälB ^^H
njmja 562.
a»n, -«(li 3ÜS.
^^H
apänS 31!.
aht 306,
uiye.rfnl<:m 552. 554. ^^H
a;.uj,an 582.
(lAmnmerfned, -reitAjfi
apiiiri-crOna 487, ^^H
apä* 501.
506 a.
u/ifd 273, 300. ^H
afii/rn 328.
nhflkhsUxr 502, 576 f.
u/i/ani ^^H
otjMM 587.
QÄml 306.
arBdegaia 303. ^^^H
q/raounltwof 538, 541.
ni«3 308.
umpaj^ind 303. ^^H
Äin 304.
vriiraost ^^^^
HfnicOoAlOo 5198, 588.
ItofÜiatTe 27a,
uTÜT^dhafa ^^M
<l/p»an- 495a,
au(Üiira, -re 311.
urptanäiris, uri'inSin« ^^^H
afgmaniväo 494, 51Ba.
aortAflf.(m 319,
^^H
n/fmnniüffn 492, 494.
äiulMnifl 911.
^^^H
nmariha 562.
a.qmthiA 589.
wi'iUhaf 320. ^^M
am«-eii»Äye<nnj 547.
afcAfO, alA*A9 313.
af^mah-i 808. ^^H
amerela^ya 088.
<I^Iianaifr6Ts 552.
u;mählca, -fcaAl 806. ^^^H
amOtmaidl 289, 319.
ätan 496.
T,'/^. "f.'/'If 305, GOla. ^^M
amroHt«" 582.
fl/en(ao 543,
^^H
aj/att&a 687.
afra^oHhainm 519,
f(^rc;A;iicäni ^^H
^^^^^^^^^^^^^^^^^Hl
H^^
^^H
tvindänS 5fl0.
5,-fi9 70.
jaSfll 318.
weia 305.
gÄuaffl 513.
jamaia, -nwao 818.
ertaaeaiiaca 556.
jjfAi, gj/i^m 271a., 306.
trmaeana Soi,
9j8o, 5sa( etc. 3oa.
>üfflyao, .ya(31I.
trnvann 541.
(faidl 3 IS.
jo^yar« 586.
dtaän S28.
gairi 18Ö.
>ar5, -rot -f* elt »«8.
(fnä!''»» 311.
fpnirtjjaaito 201.
jopüfl» 54«. 555.
imavaniOm 191.
garemanlOm 192,
jofMtV" M6.
Äma 306.
ga( 817.
Jigtrezat 381.
toma 185.
ffflra 273, 297.
jiMorna 273 ff.
^luAuIO, at^uAnuia 300.
gBslKUa, -ihatiPä, -sha-
jiml, -maif?. -maf 318.
^^ a»ia 310.
dam 398.
yjm«. 2:8, 316.
taira 873, BM.
gatta 315.
jiyJiAcnfS 303.
kacu 370.
Ca^gCTBfl*.« 818.
pgertxat 281, 301.
lawayoi- !81,
aibJ.gimtn 273, 816.
>ÄsÄa.ti 299, 319.
iwvinaun 309.
g«r«3hiAl, -Ttza, -reHK
jäi 373, 305. 31$.
kereihvü 815.
316.
jVnorSm 282 a. ^^^H
keBitaoica msk.
gtrezdttm 368.
jMyat 317. ^^H
i^ni 4»!.
gerebibH 588.
jva 560. ^^H
Wraodain, -da( 315.
jraftmi SIT.
jVo&o 298. ^^^
khracih^mm 296.
ffreA-na 292.
Jeämahl 298.
Mrapuin 29S.
eakhnar^ 312.
ioStwI 313.
IkArilner^Ri 28Sa.
cagtda, -gemä, -grU 312.
zaozaoml 808.
JUmnsäf 829.
coyolAa 314.
2a:at, zoidUt SaO, 303.
iUr[.nijpare,-<rAyritTt&lS.
carai» 286.
lOjarön» 660.
iUfdi S13.
curof, -TOiB, -ranS 315,
(■■rt;iai/a[Äa 300,
cahmai 128.
:ar<WÄ<M(ral89,Tgl.MS.
khflimliTll 202.
cSiO* 581.
lornnoama 310.
UwAayaCS 516.
cil^ileres 284, 311, 589.
khihasa 273, 300.
<:ikh,hr,u>liö,cikJishnu>kä
larfumona, -ntm 510 f.
i:ft.*as«Al, -yanfe etc.
273, 281, 301 f., 557 a,
lafiaUlä 282. 291.
soa
cmaf 310.
:A»aia 310.
ikAiAOi, fcAfüt 813.
cinaot 308.
iTionSini 552.
khthimsatbgs 516.
cmmdril 486.
nft 806.
MjÄS 813.
cinvats 309.
ibagB 873, 800.
iA*i(fi/a, -nam 313.
eiüuJn. ciüIjtÄI 290, 320.
Wuro- 303, 32 J.
itAlAOniH^na 185, 57 U.
cifM 314.
(ourpfto, loun-airi 4M.
ciÄmi 78.
53T, 561 f.
■ihemnJi 239, 318.
clfTlAuit 541, 687.
laSra- 487».
1 tÄsAntfUAa 290.
tJsÄiß 311.
lacaRiam H8.
khihncailj/ai 556.
dithmahJ, -Ate» 304.
lofoiU) 276 f., 811.
(o;tt.(a( 313.
cSilAuf, -fhnifa 311,
(pain),^- 388.
qaiiht 28T.
cFi'iAem 311.
Mnuya 271.
^oacA^a 630.
c<Ii>, cfitit 311.
lafnaüh- 375 f.
QdretAo- 532.
cBret 315.
(Qua 805,
qarenaiikants 192.
ci>af etc. 497.
laahB, -shat SO).
jaiÄrSyfl 301.
jUidhynCm) 662.
cn 679».
qäT,mrx6 297.
;ii(/Aaurtim 586.
[0^1 289, 319. ^^^M
p^^
Wortrogüter.
601 ^^1
(fm}luyao 660.
rforefafö 279, 288»,,
^^H
tntuyäo 1)60.
283, 292. 818.
(Rt}dyaiant 317, 545a. ^^H
tsa, lava 530.
^^H
tbalsho.taan-aySQtemem
dareshat 31S, &52, 5^4,
dr»khdha' ^^M
&4I a.
669 f.
drujyanto 299. ^^^|
tbinhyalo, -shyaläm SIT,
dai'Of 295.
dregvatasca 64S. ^^^H
tbishf/ahhsü 501.
i/ofpJ. -cra 307.
(fre^DonC-, dreaiU- 541. ^^^H
Ihraotia 2ge, 818.
dais 289, 318.
dre^tFiriifo, drrdfllo 490 f. ^^H
lAraofS.ffarO 55ea, 5S4.
rfäin, -«, -rfi 817.
drtgania, drvnile 548. ^^^H
lAräziiCm 320.
dao, (fSof- SIT.
^^H
thrasiidysi 301.
daoAha 279, 317.
dregpo.dcbU, -byS 543 f. ^^H
thräßdha- 483 a, 502.
dnortÄ», -n« 317.
dregeüo, dTräo 281, 661. ^^H
(Ari;.lAai> 406.
fmai^iJlloAASi/nf» 320.
dreäilhyät 491. ^^H
(^iifa, -m, -Tfiä, -AI, -(
dvaiät 315. ^^H
(Aicar3zftdllm 289, 319.
317.
ffi'aSiftoAAa 282 f. ^^H
rfoifin 308.
dadri 312.
dvarmta 297. ^^H
rfoirfif, -(fria 308.
rfÄna 317.
dai.Jyat.-'JAWS^l'SOI.
dilbaytiCI 303.
ftaxaliat 289, 818. ^^H
dayafa 274.
nadeiUo 296. ^^H
;' daibishyanti 299.
dOyat, -pa« 274, 301,
napS, napSo, napOo! 5T2. ^^^H
daifti»Adin 304.
Jarayfl, -yaf 302.
napäi-, napCB, nq/i^ ^^^H
äaSdsUt 308.
dSrat 289, 319.
^^H
1 daenBdif;S 559 a.
tid/edAre, nq/eiJAraf 528, ^^H
daed9.ffi5u 5I5b.
däAci! S39.
^^M
dalijAflf 2&7.
didOii, dtdaiiUii 807.
^^^M
dakhihaga 303.
dii-amnem 298.
naidyooiihtm. -dgüAhS ^^H
«/aAAortA- 64.
diwzhaidsai 802.
^^H
(fiiiarejani 302.
nOthama 290, 319, ^^H
dai</a 581.
dtderezha 302.
^^^1
daidüm, -zdi/äi 308.
didraghihsdnys 302.
nirya>i, nyüs 501 a. ^^1
; Ja2i/a2B&,28T,307.312.
(ftP!/S«R 299.
^^^1
daikaia 266.
.fljÄB 317.
nldySIOm 317, 54äa. ^^H
f>.iM.Ä<wna.a89, 818.
nemagyamahl ^^H
, dadnid 308.
(JunrnfTn 48S.
nemartArnß 492. ^^H
dadaf 281, 308,
debivayai 802.
nema ^^1
dfldao, -däf, -Jen 808.
dtfienaoia 309.
ner</fain 298. ^^^|
Jaiiain 308.
dchäzaia 298.
nere/fOftaiS 547. ^^H
tfaJQfß 283 a., 308.
derexefln 492 a.
ncrib 483 ^^H
daJatka 312.
(/erclü 815.
n^näfS 276, 811. ^^H
rfaiiuiiB 306.
dfing 618.
nO^at 312, ^^H
dodnzhbU 519, 536.
dcngpalis 829.
nSfiTl ^^H
dadcmahf, -maids, -nCS
dSiiAa 289, 318.
^^H
808.
ddüAl 307.
paifi.ti<iijfuiy(ml<i 647 a. ^^H
<f(mM 817.
dBreat 289, 319.
pat[t.jAdu, pailuAOd ^^H
daher» 8I&, 3S8.
lUn, iJ(I>n317, 496, 562,
^^H
({(W 811.
687.
dangh0.rarBmanS 560.
dya,dyntam.dssudsafu
paitsSifilt 804. ^^^|
itorCTan,-naB.381,3Jla,
317.
pafiyiU 501. ^^^1
m.
Wortregiater.
^^^H
/r^Irmra 305.
tnanoMä 283.
/.iiuli, -n^m«a 3(10.
ifunaixunrlm 4B1.
JrätiUa. -Tmli 556.
waoffO 271, SJ».
/ro 570.
manyea 300.
paiUa, -ntao, -iUantm
/riU 501.
etc. 496 f,
frUtlä 310.
.».i«tA«*aire 319.
pqfrl 311.
frganiihtfa 314.
nuircziin 286. ^^H
pars.dara 5J8.
/rganmaliJ 310, *8ä.
marnin, -m(« i*^^^|
para.yflo 6Ö1.
fohuyasa 299, 545.
»mndain S95. ^^^H
parlU 601.
/.Äujfl, -yafifü 299.
»JOfaCa ^^^H
hnVjino&S 301.
ma/frai 484. ^^^H
panlBit Mlft.
6nasAaia.fc«lia 584.
manafiin 901. ^^^1
baocn Sfi4 m. a.
pat, päyat SM.
baodaiiis 895.
minaj 810. ■
pitha S04.
featÄJÄai'n, ■shnhri-i 297.
nmnagbzha 302. 1
pithalB 486, G5a.
ftaUitia 389, 32U.
mTiÄd- 363«.
jMAyofl' -xJky«'"T 11B9,
bamin 296.
mUhdarUn 492. 485,
645.
6ari»a 295.
rnTzt^ 313.
perenä 809.
biirenlayao 5C3.
fTamlmatka 308.
1 pertcof 298.
hurdn aiö.
irto^iAdiUa 27». 298.
ptTVcfl 213. 299.
ftnrö.(Tayiinfl 487 fl.
nrrtzhdika 283.
barain, -noiSn, -rof 295.
merrSseJujA -rfja. 310.
iocfem 8(S9 m. a.
pelhupana 4B8.
iiibt/aM 496a.
nurefa 584.
plä 6lea., vgl. 465.
bukhiin 364 m. a.
meräihdsOi 310.
/«ilArS 4S6a.
buyuln BI4.
m««.Äs« 810.
ferathta 389, 310.
b«sa»,/l 214 m. ft., 315.
mA.».- 316.
huijno, JmfiH. -ffiir^^
m/ngfia 816.
fraakha 815.
-jHln 3J4.
mtngliai, -^iiltl 28S. Sl«.
/raorep« 487 a.
bfiihyattu 547 m. a.
fTaghraiB 584.
beivaia. -fi 491, 511.
rn<^T 319.
fratuyäo 500.
baezanlsa 491, 685.
m^hmaidl 289. 3ia.
fradhalaica 684.
fccT-«aS(j(ao 565.
moilhut, nSii-l 314.
/tV-ä 829.
/rominuitÄa 308.
«•frrzon&ya 501, 665.
niarendfn, -Üclnf 310.
banayra 302.
mOtia 289, 819.
/ramrai'ntB 555.
6i/enfa 297.
(^A(?»n«>.jwpjiß28S.!8!.
/raraHsiya iJ3.
bn-adhbyam. b,va\h<jam
310.
684, 588.
mrool 817.
/nipA™ 817.
bva. bvamti- 276, 315.
mraocOg 295.
JrafpiUti 684.
broinn« SIS.
mrfloia,-m,-ni7elC.80i.
/roiii, /r<M(a 289, 31».
mainimadicä S84. 318.
mrai-of, -i-oin 306.
/rahtai mathi S08.
nioi'nyn S72.
™™jA sat 305.
/ratof-caral- 547 a, 684.
mrpntO 665.
yailu« 531.
fradrf(ra,-dB,.dflt,.dfl,f.
maikamCSü 294.
yaokhmaidi 216.
JaitM« 297.
ma^a S85 f.
yao3.( 316.
fräpter^/ltSm, -jän 684.
maidamhBdüw2'>%no.
yaojana 279, S9), >lt.
/rtI,a(./f*«iÄ(B 556.
ma^m 816.
.va^a 816. B
Wortregister.
603^^^H
yaioiV?, -ranioitö , -lai.
vaidSdBm 279, 312.
riufaifi ^^^^1
-zemnaortÄB 286.
,.«»,- 295, 826.
vispatha ^^^M
(ap,>)yam 317.
foipnf^a 513 a.
vidaiti, -dat 298. ^^^1
yats 5as, asa.
vUat, ^^^M
yafKfli» {= -(Aa.fi.) 291.
Miocat,-i:fl, -caf etc. 314
vJd-,»hemnai 289, 318. ^^B
(a}i/amala 317.
uaoeafca 313.
rT<lu»KS 312. n
ya« (- !/a.lA) 282.
eaocatari 288.
vldui 531. 1
yataya 302.
pansireTH 275.
»WJ™ 280, 317. J
jrfliumufM* 519.
vaoTmalha 812.
vldyat, -dolio 312. ^^^B
yatunuinahi 540 a.
KotÄsJmf 289, 817, 819.
riiKi^n ^^^H
vakhshenli 269, Sl%5S6.
^^^1
ya(«(. -rat 297.
pafa 273, 291,
vakhil 317.
vivaftkana ^^^H
tfimB.l:ercnlem 559.
BQcäctasliuaf 495.
viearuhS ^^^^|
y«?-™ 315.
«azym>.«abyo 801.
v^vaTezdavant- 527. ^^^^|
yRjtAla 315.
vaiy^flani 547.
^^^1
Ca;i(^fB 298.
vademnS 296.
v1i'^ni7&im ^^^1
yAne S2I.
tiatuiinli, -noama 295.
ra;ys( 807.
vanats, ranalUm, »afiimB
vi^ma 281 m. S., 298. ^^^H
sBiiA™a 311.
547.
elfla ^^^1
,af 5&B».
caralfl 283, 280. 316.
»Vp'I.riiJAtaa ^^^|
raBi'onO 4BI.
Bora«! 316.
vxahyva ^^^|
TOSvaM 544.
Kurecahl 498.
T»oa<»r>a 82.
faraiayonfS 303.
rcrnyaia»! ^^^|
rooffa 305.
careia, -remaidl 31S.
vtrtzylb^ahi, -zy» 299. ^^H
rapAi, -p Du, -panfo 298.
Boretiaid SIB, 561.
vemyÜdyai, -«ySlS, ^^^H
ravaiitii 491.
-2yiln ^^^1
mwifcaraia, -ran 58-1.
Barerfen 295.
rereiPot 678. ^^^|
i'orenjü 578.
^^^1
rOoAhaAhSi 320.
pare»*aH* etc. 289, 319.
raiuyo 570.
i-areiÄefln 276, 280,319.
vertthrajS^ta , -ffurB, ^^^^^|
vareihva 289, 319.
•flemo ^^^^1
radenn, -daf, -d™ 279,
varet 316.
veretArem 3ö4 tu. a. ^^^^|
316.
«orB 578.
ccrenata, -renS. -renn ^^^|
rQnapanS 490.
vapif, wifen 277, 306.
^^H
rar«*- rami- 304, 308.
«a(«mr,™3il,ra5«305f.
rare»AO 308, 558, 560.
vanhyilS SOI.
rOfhai/lAhS 303,
uaÄmT, -AmS 273, 306.
^^^H
rapn 807.
Bflunu» 313, 531.
vohvaeinUem 556. ^^^|
(fra}rnUe 305.
rauroya etc. 314.
^^H
rBi(A«f™ 329.
füghihtbyü 582.
^^^1
räthfhgani- aoa.
ftte7 818.
^^^H
raiA»iyS(Ti 546.
vidyamahl 303.
^^^H
raremao 580.
i'a(Bj/B(B 303.
^^^1
-Min 318.
vOdayüit 301.
fSf 289, ^^^H
■NtinmofA 3 IS,
(^pljt.apat 297.
vyävaia, -virntan ^^^|
uauertifltar« 288.
fuocayaf SOS. ^^^^H
rolda,- JaBjnB,-<iena 3 18.
ranei-eiBi 302.
taothyoüa 30], ^^^H
P 604
T¥OrtMpSlCP.
I^^l
fflSya* 318,
f/rfi^fjaf 800.
Aütv 525. 57«t^^^|
iynzd&m, CyOdnm 300.
AucanMÜie S78, W,
\r{<id,{tnd aeo,362,S6b.
fraoia, -10 31S.
551h. ,
pipH 306.
iraotkam 289. 319,
AuAa(a( 281, 29». ,
porofeonft. 682.
frÖwijfaSma, -^nht 302.
hukhthMkrau 282 a.
fara-, i'ära- 89, 829.
frfli'I 318.
hunoin 309.
(arahu, foroAA- 69.
frujra 805, 510.
(arej'a 4B6.
Crevim 290, 815, 588.
Auiifccn 525.
fawtAifliri« 198, 682.
ihaMn 304,
Arn» S06.
pitkatha !98.
Ȁotn 48J.
hendu(m) 48«.
fail-fn 312,
Affi«! 308.
fflii/mn 3ia.
»hufa- 362.
htibfainns 570.
pflrm», -ronno S»I.
«AaifAr«.|>anS 498
himilhsOt 571.
SarM 320.
lAj/ni'tt« 80B,
AennnyafaiK 88S , 181,
japn, -fin 807.
(i'ljfhsaiä 314.
310.
tahit im, so?.
lAj^inn 308.
A^yoSin 804.
Kp'rf 362 ff.
jfiy9tfi7iya 30«, 554, 556.
ha 582.
{idi- 363 ff.
«ijüf 308, 556.
Mf 306.
f»rAd Bfl3 m. a.
ihnaia 305, 496.
hUitat SS8, 318, 570,
%«fca 181.
fUAa, -riflif BIS.
haicat 295,
ht/OTl 686.
Aya« 274.
{Xgnait%, -a etc. 296.
544.
hoaU heac *91 m. 1,
iöidit 383 ff.
fflf 280, 31B, 494, &02.
A<itA9A(iya,Aal:A.i/<y(iSJ2.
hven/i 481a.
Hkmdn 36 Ja.
AulAtAdi 207.
AianmoAl 310, 485.
fkemha SSIa.
luifiahare^iaian 584.
founin BIT, 6.^1 a.
ftaeaite, -cuifife-cfae !98.
AltpersiMh.
^cindaya- 886 f. m. a.
hacOonte, -cimnB, -eimnü
t^^baya- SBTa.
297.
abäcarä 543 a.
frozra 4a I.
Arcartra 350, 422.
<i£iJa S28.
ffnonil, riaumi 2:3, 305.
hat 306.
ahi/raiia 543a.
fblt 2BS, S18, 610.
Aanänt, -naiiHa, -nOf,
uWiiAya 525.
(üuuanfl SS3.
-nriü? 313.
tA&iyarlani sua.
ftaiKif SOa, ß&2, S37.
iaftÄi 329.
(:AI>j(räpa«a 541a.
fffl 800.
hamaiQiiT'i 571.
flitofWaf 880.
ffrflij« 501.
f«rf.ropo(am 647.
' PpojflnB 560.
AaAml 308.
(foujKa 543 a. '
hau, hOo 498.
daraganaui 546 a.
Aara,muranä 603.
Jrau?'Jsfa** ö85.
Hamm S06.
thodaga 585,
1 tP^^H 273, 300.
BnpaiiujtAJo 440.
1 fpa«AulAa, -shuvthH SOS.
Atl:lli , AiitoODiUnn,
Bardiga 440.
fpercioia 298.
%Anui525,62T,5iea.
fciya 214.
(yeredani 329.
hhva- 6l6a.
napa 572 a.
pp^-...o( 309.
hi^ähsOf 358 ff.
ma, matya 585.
Cyoid S68 m. a.
AirpS.frfifeni 652.
ydiia 544.
fyoKfof 296.
Aiitiof 805, 552, 554.
raucabä 582.
fjofrtf 829.
1
hishaga 275, 311.
Wortregister.
605
PehleTl.
Oiastar 528.
Nenpenlseh.
bäzär 543 a.
Armenisch.
ail 462.
Griechisch.
ä ^ iy 97 a., 268 f.
«/ — *ifi 193, 264.
dßivxjos 287.
dßgoTos 850.
ttßüi 522, 574 a.
etyalofiai 110 f.
Idytt^i^ytoy 440 f.
IdyttfiiOfAiay 397, 408,
440.
dyaQ^Cs, äyaQQig lila.
ay*o? 471.
dyxvloxidris, -lai 124.
dylnqtiyH ^^,
dyoQQis 356 f.
dfyxftvQOS 848.
«?X;f* 875.
ayxtßXws 888.
Udfitjros, a- 111, 429.
a^^vyOig 847.
(/e/fToi 151 f., 258.
o««x^f 255.
atiQoj 854.
i/€/ai 258.
dixttoaa 550.
ätfifitt 73 m. a.
c^^^i;; 854 a.
c/^^ai; 180, 855.
a£aa 152.
ä/i6s, d/v%6g 425 f.
ji^nyal^i 888.
aldio^ai, at^o^at 104 f.
ald^fÄtoy 104, 120.
a/i7 522.
c//ie( 255.
aaok- 462.
erfind» 855.
tttaayjig 252.
afa^Cff^ai 251.
a/a> 115 f., 249 ff.
ttxa^og 264.
tixeiqtxöfiag 857.
tixio/uai, -ilo/Liai 104 f.
dx€^aix6^H^ 809, 857.
dxeOfjia 105, 120.
dxijdib», -dtjaut, -^iOt
104 f.
(rxj7/4a 104, 120.
tixovto 97.
!*^x(tt)<rTOf 172, 424.
dlytvous 76.
ccA^yoi 264.
äUiaoy 255.
dXixtfüQ 264.
c/A^|(tf 255 f.
dXevQoy lila.
rfA^w 106 f., lila.
c/A/yiTa» 885.
IdXxfidy , -düty, -ioiy
416.
rfiLxTi?^ 255 f.
alXo^ai 185, 855 f.
ftAdi^TC 236 f.
oiUro, -TO 185.
äXaog 185.
aUt/xdf 412 f.
'A^tt^tfi 170.
'AfLtcqvOiOS 887 a.
dfji((Qü}, dfjiiQdbj 854.
dfteQ&jjs 354.
dfiiaai 98.
dfiiato 68.
dfitvaaa&ai 98.
d^fits etc. 64.
d^y^oy 257.
^^Of 76.
d^nd^m 96.
dfÄvyto 80.
rf^u)«^«- 172, 485 f.;
vgl. 159.
'Afi(pidQttos, -iuig, -tiog
415 f., 486.
dfAtfiaj^vlay 280.
d^(ftßQ6t>i 258.
ji{jj)ifUqaa, -^€a>f 415,
486.
ZeiUchrift ftlr rergl. Spnobf. N. F. EL 6 a. 0.
d/u(f>iea/Lia 120.
d/Li(f>txqayos 69.
lA(fi)(fnrQfira , -tqCtu
154, 159, 485.
dfjKfbJfg 141.
«V- 830.
(vVa/9a 482 f.
äyatqoy 349.
dya^üiy 104.
dyand^oytai 96.
dyanejdiü 74 a.
dya^i\\fayjo 235 a.
dydgaxas 145.
dyixa^iy 145.
dyixag, dyexds 145.
aVeAda^oii^ 330.
dyeQi\^df4€yoi 235a.
c^i'cc; 263 a.
dyvta 114.
ayoi lila,
alffi 237.
dotdtfiog 152.
doMs-dij 152.
lintatuy 194a.
uin^XXtoy 194 a.
djiBq^os-TifjQOg 131.
djifjVQa 853.
t<^7rAo(;i'o$', -vi 426 a.
dn6tqat, -an 130, 858.
dnöd-earog 104.
dnoXttvto 96, 849.
:^7idAiUoi/ 193 ff., 829
m. a., 426 m. a., 454.
dno/Livoato 86.
dno^ovaiy 104.
l4nnX6^toqos 426, Tgl.
454.
dnovQag 853.
äqytXog 136.
dqyty6iig 76.
liQy6Xas 148.
i?^(f(i> 854, 856.
dQCXTog 72.*
Ugenvla 285a., 427.
dgioxta 106.
d^irdo), -tq 106.
t/^^c^r) 255 a.
U^Z/cüi' 164.
39
pm^^H
■ Wortregiater.
^m
del.)af,6, m.
V«.c 392.
^^^H
d^iaioy MO.
;l«'*Of 368.
tlft*/oi, -Xddc lOS.
Sijiioi: 104 ff.
dttlfturitW. ^^^H
U^xiftHos "4.
ßaaa^! 41S.
^^H
rfpoc 10«, 855 ff.
ßna/AÖi 118.
iatyv^t loea. ^^H
ägovga 111».
jinoau»' 335.
ialOfiai 90, lOt^^B
rf(.ow Uta.
jäAou« lS2a.
cr«fv,if'><r<ic,-i(>Jcittni-
rf^e^^t/-) 135.
ßtßtiififra 205.
•Tci^w 10», 258, 267«.
UQqufüv 135.
jäiiftd»', ^*ee<i>' 357.
cTffunCiu 111.
ÄC?.XOf 131.
BtXXfitoif6i^<l( , VW»'
iafitiat 259,
JeB«, rfoy elc. ISO.
224 n, a.
J^/.f,;... -^o'» 111.
iJ^fft« ISl.
ßiy&0(, ßä»Os 358.
J«>oc 166.
äea^y m. 346.
,Jfe/i^e.o, 367.
jRvtSf 75.
rfpoijt 84«.
Biaa 137.
tfff^xi'«, Jaq](/ia 441.
nF^aij^oc 131.
|!o<>'<u 101.
[TaffJt 108.
o'eJu. iH.
^oeodc 134.
(Tki/oubi 108a., »I^
Jf <7.
povy 141.
itialnat 09. ^^^M
^aavn £52.
laoiFcd; 80,
J^fJaD.- ^^^1
ttauBglZia 9!a.
BQiajii 415.
ätSuOfAat fiO. ^^H
ia/iivo! «8.
/!^J;fu 533.
^^H
'jiafiritas 480.
|Sj;,r, ßviiy 80.
75 ^^^H
Banaiijiu 97 s.
^l:».,j 80 f.
Jc>r»jr{*)<^<>< iS^^H
doaov 335.
ßvru. -fiu 80, 113.
J^^H
liatrit, liaiiinnt 330.
(i«^ 141.
(Tf^V/f, ^(V'*"*^^^|
;/o(o)i(nt 380, 455.
ßüeo. 08.
Jti•^al ^^^1
rfoV <*''<''''>*' 410 ff.
ßwargir)' 101.
jtj>f>if ^^H
(Iio Ul.
r<!>J.o. 65.
JfdKi^tTof S9. ^^H
tf.l«a. 330.
ya/ii^f, -^liftlcui 125.
iTfo/iifc ^^^H
rfr/*.; in, 118.
ynpURt'o 131.
JtiTTidiif 339. ^^^H
RV<if IIS.
r^K rti(3oj 265.
Jtirvans 89. ^^^H
«iSaXfot 363.
ylkar^s 70, 109 f.
-ia^ftl^^^^^
Bi;ji; 151 f.
jtiöw 100, 100 f.
j^^H
ttJInxOf 230,
j-rtiuf, -of lOB f.
.F«;», ^<hil»,y I^^H
' iti)^>; 124.
yffifin 73 m. a.
J^tmy j^^H
aiot 525.
^/v.-«, -v^«ro(, -vrfa.
^^^1
(•£l(>.of 348.
03 f.
^Ifi^JQI. '^^I^l^^^l
aiSaiaiiof 303.
yiQiirJgoor 505.
US. ^^^H
rfl/t^V IIJ.
j'^fia... 505, 568,
•tifiiiiis ^^^M
AJidiriof 858, 262.
yevai 91.
ii,yta 04 f., lSti^^^|
«v-i02i(«.>'oc U2.
^'i^l'iuffjrai 100.
^^^1
«iTo> 05.
nvxQi 101 f.
^H
<rÜB,f 92, 523.
ydov 533.
3,Bi,«y,i9a, e&.^^H
oV'"!"^ 525.
n«'^U '»vli, "ii 478.
-/(jc^^^H
•l(fiv»ll( 93.
j'ywt'Oi-, -Bii->, 83,
<fin^(L>i<iV>-<"<!ffnHi^V
■^ä/iat 15fl.
iTß/Jti 258.
JiatfXQat, 130 r. 1
cz/iu, -^Ui., -ij'OJT«.
Jof-j-ds 70.
JiJalJuy 1Ö9. 1
2471.
•Safiliuy 261.
J.rfoi,- 71. J
^0, 253 f.
JB,>a,^ 361a.
J^Fpn'cFx» 103. ^^^H
Wortregister.
607
JiiQaji, -am, -aas 130,
355.
^ixaanoXos 333.
/^iyyofittxog, -fjiiytjg 76.
divvuif Jiyo) 76.
di^ög 434.
/4i6y{y)vaog etc. 88 f.
dtda^orog, -öCorog 89.
^iQ^aios 350.
dittös 434.
ffiil^^y, -\\fiu»y 269.
^/iaJ)'(o)t;aos' 88 f.
dtfüßiXltt 411.
^/cüi^ 160 f.
(fdA</)0; 479.
ifgato 102.
dvd^fitj, dvafiij 117 f.
dvya/utti, -yarös 112.
dvyaartig-axuiQ 112.
dva/tjxns 280.
dva^iQtjs 134.
(fo! 329, 497 a., 588.
/ai'df 104 a.
^«^ 77.
ißtoae, ißüia&tjaay 101,
142, 265.
iyxuQos 264.
^(fai?!/ 137.
^Je-, ^JijTi;? 107.
iJ^dorat 107.
id/Ltij^ijy 111.
f^fittt 91.
^*^iy, -^^0/ 117 f.
iHtaaa 261.
^^vui/ 114.
tlayög 104 a.
cfaro 103 f.
tWo^iy, - Jw, (/-) 251 a.
c/^U 151.
cfxoffi 235 a.
EiUt&Vitt 444.
c/>t^C> «rii7S' 851.
^a/lffi 235 a.
e/Ai^o» 114 f.
f(>n73, 104 a, 120, 126.
tiftaQtai 84, 262 a.
tl/nuTtoy, -Ttafidg 78.
iffiuy, e2fji§y 71.
f/^^y, «//i^ff 70.
f/^f 70 f., 126.
€?»' 71.
«?i'«i 71.
eh'akiog 150.
eiyttT^QSS 150.
«r^y^i 73 f., 126.
€f5«(ri(/-) 236.
ff/rni 482.
eineiyif-) 151 f.
ElQttifitoTtjg 127.
f?^y€ 235 a.
ftgrixa, -fiai 349 f.
itQOfjLtti 64 a.
efQvaai 235 a.
€/f 387 f.
f/cro- 401.
(facu 136, 334 f.
tlxttiy -f4ai (/-) 103 f.
'ExttßnO-) 168-
ixaegyos 145.
^xff^fy 145.
IxaV 144.
ixttaxiQU}, -rditü 146.
Ixciarod^i 150.
txaaxog (/-) 144.
ix€CTiQ&ty 150.
ixdrtQog 150 f.
ixarrißelittjs 145.
^xardi' 126.
ixdaßel 258.
ixexqarij^Cxriliies 127.
ixiXaa/Lity 135.
ix>jß6log Üb, 404.
?*^ilof (/-) 151.
^xAi/OK 240.
?xTor 508 a.
Ixvaaa 90.
^A- « /(T- 347.
(Idaaat 266.
iXaaaaty 335.
iXavytü, iXd(o 111 m. a.
'EXfi/uKior 414.
iX^Xd^aro 111.
filxcu, -ucu 115.
m«^« 851.
iXXvaty 852.
IA/i«Kf 887.
/Aou, fXov/u€y 98.
/iloufoi/ 98.
iXouaa 147.
iXaay, (/-) etc. 135.
^Aua» 114 f.
(^aya 67.
f^ßQttfi^ya, -ßQUTtti
87 f.
^/i€y, ^^eyttt 70, 72.
fue»»/ 72.
^/4^(u 107.
//4/, //i^y 72.
/>i^« (/-) 73, 126.
ififiey, -fieyai 70 f.
ffAfityog 103.
^^^i 70, 126.
/]u/40^€, -paiTi 86 f.
ifjinenQtjfi^yog 102.
^1^ 97 a.
iyavQOg, -aijQü} 206.
iyava/ju 95.
/y(f«Of 233 a.
iyedx(f)tXoi 126, 242
m. a. 422.
^i^ft/i« 68, 137.
iyififiuTO 68.
iy^XQ"^^ ^^•
iy&ovataaju6g 202.
^»'^cJi^ 448.
?yi/ü/4« 73 f., 89, 108.
iyoatx^toy 63.
^i/f 332 ff., 837.
^i/T€ 333.
iyxaaat etc. 550.
iyriiyat 80.
(y(fi^toy 141.
^|f«> 71.
^lifAfXff 335.
ili^Hy 71.
inataai, -rTa«« 252.
indiarog, (naiaxog 251.
indy^oi, inavtot 254.
inetyvad^ttt 73.
inen6yd^efi€g 127.
in((fyoy 240.
intj€rtty6g 523.
fnijXa 355.
In^Qtfty 130.
39*
608
Wortregister.
iTJJiai, -ijiaa 252.
(ntßtSaofitti, etc. 142^
265.
ijnX^Ofiioy 118.
inijufköo^tüy 830.
ininXdCoyjat 332 a.
inmlkig 337.
intaaa 262.
InXixo 240.
ino(ifi«S(tttg 63.
ijnoqaa 129.
(Qa^ai, iQdo^at 109 f.
iqttyyds 70, 109 f.
iqanioiJiiy 350.
iqax6g, -iiiy6g 110.
^^«Coy, -|a 72, 350.
igeqafiiya 109.
Iqevya 64.
!E^f/^vf 473.
*EQtxaiig 447, 473.
^^^a» 64 m. a.
iqtjqityTai, -yro 98.
iQlfjQig 269.
'E^fjiög, -fioüg 469.
iQOfjiai 64 a.
*EQQa(f>e(üTf]g 127 f.
^^Qoi 353.
^^ai? (/-) 129.
^pCTiy»/ 127.
iQVU) 115.
^pwf, /'()0f 109 f.
/f 332 flf., 338.
^? = /l 352 a.
^(T«y« 67.
^a;>of, ^(T^jy'f 73, 103.
ia^üj, -&iü) 251.
iax(To 259.
löXiccvaitü 65.
/(T/i^*' 70.
^a/idf 119.
^anita/uctt, -a&t^y 333 f.
iaaotj/n^yoy 264.
(o(a)xtjXri 330.
Faaw, ?a(Ta 73, 103.
^orraJlr« 330.
(oxaaav 68.
^(Trf 333.
(areXaty 355.
iaxito 259.
^(Toi 334.
txttXaaaa 111.
hi^qctxo 135, 356.
ireQaey 356.
hytjQÖg 348.
iTTtj(a)/Ltiyos 102.
fi;^i/? 151.
€Öxt]Xog 151.
fui'«; 151.
tßyytjTog 84, 86, 102.
£^^0^ 348.
EvQvTos-nog 169.
eö^oi^at 151.
ev(tf 92.
^iy)ava 65, 67.
Itpt^acy 130, 355.
iiffOtQlg 103.
Ifftiya 65.
itf'va^iyog 103.
/;^^af-oi' 96 m. a., 240 f.
%u>^ky-^iy6g 522 f.
foif 92, 392, 402; vgl.
aving, ifoig.
/axdßa 168.
/(iXXog 65.
/(tQQtjy 135.
/«/fi> 247 flf.
/a'/üf 150, 160, 385 m.a.
/fidofjfy, -(fixe 251a.
ffljuft, -/jttt 126.
jdlaoi 236.
jfindy 151 f.
j^xnarog 144.
f^xrjXog 151.
jiXöay, -am, -aag 135.
/^/i/i« 126.
/^pa»; 129.
//;^« 73, 120.
/*ÖA« 169.
/idXn/og , -Xecjg 147,
400.
/*or/o- 401.
/la/o/JOiQoy 349.
/iaaaat 236.
/((ftjog 169, 175, 401.
/«^ 170, 175, 400 f.
/toixet 167.
/fcoi' 160 f.
/Lf<tf 88.
jovqfoi 129.
Caj^qdaeig 241a.
C^'^Q'i^g 241a.
Z<f€vV 408 f.
Ußurai 113.
Ct£yv/iiy 74, 126.
C^^«, C^a^a 88, 120,
122 a.
C^ffVQog 577.
C^ai 104.
Z<$yyt;(rof 88 f.
Cv^«7 80.
C<5((r)^a 82, 120, 126.
Coii'V 82, 126.
Ccuyi'v/i» 74, 100.
Cco^dc 349.
if<f«;, -^€tftey etc. 126.
.^e, jff€ 252 a.
^€1^ 242.
9V^«0f 348.
9/«0K, $ior 250, 251
^(dufjify 127.
ficra 116.
jAoff 65, 355.
tJXadiit^y 135 f.
ly^ofi 77, 126.
^jLtccQ, i^u^Qa 77.
i/^iifig- etc. 64.
^/ifg-, »J.tifv 71, 126.
rj/ijy»' 71 f.
»;>/ 70, 126.
fjfiog 76, 538 f.
tj/LUfieaiuat 104.
^>/«i 71.
^yoxp 70.
*/yro 77.
17 Off 77, 520 f., 538.
tJTiitQog 131.
'NQttuvg, 'Hqar^g 265.
'HQfttipog 265.
jjf^aTO 259 f.
^Qydaaro 482.
$^fTO 260.
^^i 348.
^üfitti, ^a^ai 77.
^(a)T€, ^(flr)ro>' 71.
Wortregister.
609
^(fivfjiiyog 92.
i/tu'f 92, 348; Vgl. ?cüf.
&äxog 410 f.
&aXttoy 261.
^ttliQos 259.
&aQQltt 134.
d^aQOos 131.
^doaiay 335.
^^€«1/ 92 f., 260 f.
*«^^df 117.
e^^<f 214 a.
^«0-, *0ü- 138 ff.
&iQao^at,~a6^€yog 131.
»(Ofiog 117.
&(aaaad^ai 104.
^tjOäfieyoi 104.
Oijaijg, -avg 472, 474.
^inf^^> -n^txi 261.
^Aacü 112 f.
^oAdcu, -Jlf^c^f 260.
^ooV 261.
^OQyva^ai 261.
^0(>df, -^*/ 261.
^01- 138 ff.
&0(oattt 261.
^^«uAdf 350.
&Qav(ü 95.
^^oKFxai 261.
^t;«aV 114.
^l^üVoi 80.
^i'^ffCc 333.
^vqaog 131.
^t-ffTaf-arAcK 114.
^i;a> 114.
&(oXeloy 261.
Vaoi/ff 401.
lav^e 249.
/aücü 96.
/a;^^a>, /a>ai 280 ff.^ 237,
246, 248 a.
iaxn 230 ff., 246.
taxoy 231 ff.
lyxaQog 264.
/(f^aioi 269.
/(ft;(a 236.
'/»c^XJ? 200.
t^v 151.
fAa^ai 113, 851.
tlaog , itagj tjjog 113,
350 f.
lldoyxai, -6%t 351.
lXtt^6g 351.
Uaf 351.
lldaxofiai 113, 351.
7A«0f 113, 350.
ll^xfiai, -xoi' 351.
aJ7/4i 113, 124, 350.
tXlaog, -€og 351,
IXvg 124.
Ifiäxtoy 73.
IfÄiyai 72 f.
'JfiiQu-Qag 78.
r^((}o; 78, 126.
ifJl^QQlt 78 f.
•/^«yi'd? 430.
«Vfff 401.
-«i/öff 523.
7dA«, -AffOf, (/-) 169,
174 f., 400.
toQXfg 471.
/7i7r^i?f 148, 409.
lQ6gy iQog 349.
fg 401.
fcra^u», -ai 236, 268a.
ta^i 345.
^ff^ua 118.
lOfiaiyei, tOfjiaaty 123.
"JüfiaQog, tafiega 123.
/a^ui? 118.
'J(ifAtjy6g, -yn 128, YgL
430.
/ao- (/-) 401.
ta6^0iqoy (/-) 349.
la^yog 525.
/i/Ccü 237.
Vu^xfti 471.
tvQXfg 471.
/üff 471.
^(^« 401.
7y'*T0?(/-) 169, 175,401.
7^ (/-) 170, 175, 400.
iatxij, t(ohg, ltox,u6g (/-)
167.
"Jtoy (/-) 160 f., 400.
xayxatyu, xayxaya etc.
269 f.
Kdd/Liog, KädfitXog 429.
xa^aiQtü 355 f.
xdd'tifiai, -tjaTtti 11,
xaioj 97.
xftx- 269 f.
xtixitQoy 263 f.
xuxl^oj 270.
xaxf^iff etc. 269.
xaxdf 270.
xaxottjg 270.
xdxovXoi 270.
xaxcuacTTf 270.
xaXavQOip 109.
XffA^oi 107.
xaX^tüiQ 107.
xdXtag, -Xog 109.
xdfifiOQOg 262 a.
Kdfi(oy 440.
xff^ 69, 349.
xdqayoy, -Qtjyoy 69, 126.
xdgqa 135.
xdQQioy 135.
xdOfioQog 262 a.
Kdofiog, -a/u iXog 429.
Xaa(a)aV(rea 1^8, 449 f.
xttoalxeQog 336.
KaxrdydQtt 450.
xffui^df 270a.
xat/a^oi', xav^df 270.
xdxQvg 446 a.
x^yx«i 269.
xiyxQOg, -;|f^a/uof 446 a.
xi^arai, -dato/nat, - Jd-
ttyxai 74 a.
xilqvXogy xti- 181.
x</e<«' 128, 130, 353 f.
xixivrai 95.
xfiUuoi 94.
xmai 353 f.
x^Xaoi, -aai 135 f.
xiyam 885.
xiQa/jiai, -atta 110 f.
xC(icarJ7f 210.
xtQiity 131.
xiQOe, -aayj€g etc. 130.
-x^^cüf 109.
KtadydQa 168, 409 f.
xcard; 829.
610
Wortregister.
XfiXii^tü 270.
x^loy 208.
Kiayis 168.
xtöyri^i 112.
xlQyfifjLi 110 f., 126.
KCaaog, -irog 449 f.
xXuCio 331.
xkiUio 97.
XAAM 112.
xZ*f-, xX^o- 140.
XA<7ia 222 a.
;fAf(»')yw 77.
KXvxtt 161, 428.
A'Jli;iai/i(»')i7(TT(inc 441.
xkvto 240, 254.
xlüiGfJLtt 118.
xyalü), -tjto, -ij^oi 98 f.^
102.
xo/()a>'Of 349.
xoXova/tiattt 120.
xojlot'cü 98.
x(>>l(]r(ta^»i 355.
XÖfjir^ 90.
xdvif 99.
Xd()«| 161, 168, 405.
XÖ()«r/0$' 261.
xoniio, -taxiü, -t'yyv/ui.
100.
KÖQtj 400.
xoQ/uog, -ju^uu 124.
x0()O(vg 128.
xd(.)(Tv 6^. 127 f.
xöiiOtjg 128.
xoQOlg, xöoatg 129.
X0{)a6y 134.
xoQüovy 128.
XOQO 0)7 fjQ, -tfvg 128.
xda/<of 123, 329.
-xoaiOi' 330.
xof()r< 128, 304.
xoi'(^>fi'fi- 128, 354.
xoL^^iil 128.
xovQOy 128.
xoayioy 126.
xofcyya CO.
xQuictilioty 94 a.
K()icu)y, Kn^ioy 4 1(5 f.
K{>tUoy, -OLOte 417.
XQ^fiiCfiiei 111 f.
XQ^jUad^QU 111.
XQijfiyiifn 111 f.
xpiyVi? 69, 126.
XQi^toy 263.
X()fi'(»')a> 77.
433 a., 447 m. a.
XQOtttycj 97.
X()0(;i'ds' 69.
x()ot'a> 97.
XQV/Li6g 80.
Xt'xj'üf 406, 471.
xvXiydto, -Xl(o 333 ff.
Xu7A«(}o; 156 f.
xvfiayOig 347.
xvfityog 440.
xvyita 90.
xvQOat, xvQOai 130,353.
xd^crovrcc 131.
xt/^oi 130, 353.
xai()C(x 128.
AcYfff 94 m. a., 359.
Aapnog, -ßfjiog 445.
-i«^i7f 445.
Xttßvytjtog 442.
A«)/«(>d$- 109.
Xecynaacct 109.
>l«)'wf, -öf 109.
A«/roV 165, 174 f.
AttWag 166, 173.
Xafxv{)6g 88.
A«>'Os-, Xtjyog 70.
>t«()d$', A«()(di«7 0f 349.
Adat/Ltog 435, vgl. 390.
A«w>/, A«f 96, 349.
XeXltjjiiai etc. 107.
AfL'(ü 94 m. a.
Xr/Qtog 422.
Afojr 445.
Av)'(iJ 350.
Av/u< 120.
Xijyog, Xityog 70.
Xtja/ttoovyfj 118.
yftjio), -jüjy -10V 211a.,
476.
A»/(fj, jXtjio 88.
Ai;'|, Ai^ca 332.
Xixfiicy 257 a.
Xixyoy 442.
Xtx(}6g, -XQi(f4g 422.
XtXalo(iai 107, 349.
A/z^oy 442.
Adf, A/OK etc. 98.
Xollng 226.
Aoi^iai etc. 98.
Xoiiu}, Xtiia 97 f., 265a.
Xvyl, Xv^to 332, 350.
Xvxäßag 205.
Xvxiioc, -xiog 196.
Xvxfjyty/jg 196.
Xv/iyog 257 a.
Xti^cr 226, 228.
Xvaaajtj 330.
/iaC« 332 a.
fitaiofdai 107.
/uaXiQog 86.
fiäXkVQoy lila.
/LtaXxi^y 269.
liaAJloi' 358.
/iffAJLd? 85.
[ÄayjinoXog 143.
/uitQaydog 440.
MttQ^og, Sig 440.
ILt€tQ(XlJ 86.
M«()ai;«f 208 a.
fji(i{}Tvg 84.
fiaa/ufe 108, 120.
fxdoitg, -*| 108.
fKCÖJfVlü, -ifJQ 108.
juaxo/Liai, -^{i)outti 10«.
Miydßv^og 440.
fiiyag 565.
/uiyf&og, -ad^og 532.
^^<f/ia 430.
^^Cw»/,^<fiCcüi/ 140,423.
fiiO^viü, -viu) 115.
/uftdidiü, -6tita 84.
fieiXia, -Xtaaa 422.
A/*(0Ai;fOf, Mij- 421.
MetXiioy 421.
jutiQO/jat 84, 87.
/i«/f 61 f., 137, 337.
fÄtXifu) 84.
fikXiiOii 259.
/LitXiioy 2^5.
Wortregister.
611
fiiXxtoy 429.
fAilnta 429.
Mifiytoy 454.
fA(^6QtiJai, -q(n)fiiyog
87.
MiQdtas 440.
fiiQtjuya 84.
^iQfAfqog 84.
/u^^os* 84.
^^a^a 118, 430.
MiOfitoy 440.
^^crof 187.
/uevf 61 f.
^^ToeCc 262.
^itaoaa 262.
f^fjloy 84.
iU^V 61, 65, 137.
/u^Vj? 137.
MS 62.
/UJ7(T/ 334.
/nia 84.
f*^XQ6f, fdtxxös 85.
Mllixog etc. 421.
^aoV> /u/JUof 422.
A//;Utf|/ 421 m. a.
MtXjüi, -jidg 421 m. a.
fti/Lty^axü) 102.
Mlytos, -yta 538.
/nydo^ttt 102 f.
fiyfjaietiü), -ot^q etc.
102.
fioyeqög. fiöyog 85.
fioyoax6xog 333.
/ior^ff 262 a., 848.
Moraa 392, Tgl. 835.
^oldxny 410.
/u($Zxof 428 f.
MoAoxttf 410.
fioUxns, -x^g 410.
^oAttV 429.
fxo^fjmi 452.
fA6qog 84.
Movyixog , -yvxog 418.
Mouaa 335.
MoilfOg 445.
fjivdog, -^Qog 85.
fAvx6g 114.
/uv{a 86.
fivQiil^ta 85.
Md^tof 166.
uvQQu 85, 440.
/iu^((i)/i'J7 185.
fiVQOog 131.
^i)f 86.
/uvTic 114.
/ut;a> 114.
/Litayv^ 84.
i^acuj? 96.
i^cr/oi 96 m. a., 108.
yaxiy 84.
ydqxti 84.
i^au'oi 96 m. a.
vaoi 84, 96 m. a.
i^eix^COoi 105.
yi(if€t 84.
i'ÄO-, i/oi;- 140.
yio^ijyiog 205.
yivQOy 84.
y^vaxdl^fa 93.
V€i;ai 93.
y^w 84, 93, 95, 102.
vv^a>.102.
^7^10 84, 102.
»'^^(k ^iu<v^ 262.
ytiyita 102.
KifTJ? 143.
»'jf;^!!! 96 a.
ylo{o)ofitti 127, 136, 336,
483.
ylxqoy 442.
W^a 84.
yoog 84.
yoatog 483.
yovfjitjyla 138.
Kvdf 84, 471.
i'i^'acra 262.
yvajdCfa 93, 263.
yvoraltüTiidy 263.
Kaj)^ajla 84.
fiWV^Off 157, 164 ff.
5^voff, (Tx^i'Of 469.
Utü 104.
luoi 104, 114.
öug 141.
d/SfZdf, d/9oZof 411 f.
^ydödioy 258.
(^(f€Adf 411.
X>^6vaaevg 474.
oVi;a- 113.
t)Jüflrff€i;f 430 ff.
OldtJiodttg, -^ijg 391,
476.
olxt] löraTOg 252 a.
otxöydc 543.
oi^ca 83.
offfcü, ofae 100.
d/a>, dioftai 116.
dx^oi 135, 353.
öxyog 260.
tfZf^Cft»' 140, 423.
dXixQayoy 63.
dXta&dyai, 67.
t)At(]r((]r)€v'f 432 f.
t>Ai;(Tedf 432.
t>A(A)i;T(r)f(i;)? 169, 425,
431 ff., 472.
OfjiiXog 136.
d/Liyv^^ 113.
oV- 330.
6yaQ 348.
^yetQog, öyoiqog 348.
öyo^ttt 113.
df|/of 89 f.
6nXod^lag-OfAttt 430.
t)^^^«!^*, 0;raiKi/aii^l38.
dTTU/oi 113 f.
d^aoi 63.
6quy6g 126.
(^^^1/(1^)01 78.
<J^Of, rf^£(r- 857 f.
d^oJa> 98.
VQQinnog 135,450,454.
^QQOnvyioy 127.
^^pof 127.
^QOo, ^dio, -arj 129 f.
öqaol 134 f.
6qoo&vQ^ , -aÖT^g etc.
134.
ÖQaovaa 131.
^Qx^iOT^Q, -criüf etc. 103.
da^Ti? 147.
6anft.iQai 147.
daxdnxta 880.
oaof 187.
612
Wortregister.
öainany, offtaMs 330.
drfia 147.
OTI/41 79.
ßfTOi 148.
ovttjit 92 f., 141.
OOXtUvs, -/l'7?438 m. a.
OiiQii 127.
oCQay6s 129.
O(^()or;iföf 127.
oÖQfiog, oÖQfO- 357 f.
oif^^eu (/-) 129.
oÜQlttxog 127.
oJ^oi^ 129.
oi>^Of 357 f.
oJf 92, 141.
6(^ilX(t(p 853 a.
TTa^Of 358.
nalg, navg, novg 410,
476 f.
Ttttitii 98 f.
naXaiio, -tjatit 98.
naKyoQOog 134.
Ttdaatjy 335.
ndaiag 114.
Ttario/jai 108a., 267a.
77ofpdx>l(«)ia 159, 423.
Ticcvig, nnvg 476, 478.
7i«i'(ü 96.
Tif'cf/? 495.
niiSiXoy 136.
iKiyrjv 269.
IldQatfvg 131.
mlQiyg 338.
;iff(j^« 118, 333 f., 418.
nfiao/urti 335.
7ieX(iCto-Xciio 111.
71 ^U« 380.
IlfXonöyyfjOog 89, 126.
n^y&og, iidd-og 358.
7ify7(c(it]n6g 348.
TJfndOTio 330.
n^nyvLirci 95.
ntTiTtjxa 98.
7iiniu)x« 98.
TitQ&io, -&(u 354, 356.
JIf()ifj()g 269.
TtfQtiietfXivouiyog 95.
TIfQKfXi'OJ 95.
7i^Qyfj/ut 110, 875.
IItQQ6ifmTa 412, Tgl.
407, 450.
n(Q(a)€vg 134, 450.
IffQa€(f6yij etc. 134,
357.
TlfQaiffttxia 412.
UfQauiffttja 407.
Ti^ff/i« 418.
n^aavQeg 126.
nixaXoy 112.
nii^ayaai, 347.
Ti^ffittyjtti 334.
n(qf(a€xai,-ija^jai 186,
334.
7i(qtjQaea&ai 131.
n^yaaog 222 ff.
7r»;yijy 222.
TTtiQttfoyua 135, 357.
Ti^Qdf 98.
7f/fi, 7l/l?f 481 f.
TiiXyafiat 126.
nlfiATiXtifn 101.
Tiifinqfj^t 102.
nlofAttt 115.
nintü) 233.
7itai6g, -jtJQ 115.
nlavQfg 126.
Tiljytjut 112, 126, 422.
7i/(i;i/ 541.
7iA«Cw 331 f.
nXfiarojya^ 143.
TiXfiioy, TiXioy 144.
/lA^tü 93, 95.
;rAv>w 101.
7iX^{a)/ita, nXq(a)^rj 119,
121.
TiXriauodvyq 119, 121.
nXoviog, -aiog , -rtoy
408 m. a.
TiAüVoi 80.
TiA'Afi 93, 95.
Tid^i, 7i6&fy, nÖJ€Qog
148.
Tio&lxfg 269.
IloXvdag, -tfctg 171.
IloXvdfvxifjg 479.
IIoXv<yrjy€cc 64 f.
IloXvidog 236.
77oili;xr<k»() 270.
Ttoyjog 496.
Tio^crvyflt», -aalyto 134 f.
n6Qatü , -a&oy , -olnia
131.
Jloxfi^djiay, -ddy 153,
159.
notiddv 159.
noxfAOg 117.
novytdCfiv, 7iovyiOy90.
novg 358 m. a.
^Q^og, TXQavg 471.
TlQ^&W 101 f.
TT^/Ol, 7XQiC<a 103.
IlQoßaXiaiog 337 a.
ITQOxoyytjalov 79, TgL
126.
nQ6(fqaaaa 569.
nxttito 98 f.
nxtadyti 137.
nxiödaf, -TT« 115, 156,
386, 432.
nrvxxta 432.
;iTuai 114.
7ii;}^ot^crio$^ 333.
nv^axog 90.
nvyyog, nvyyid^dv 90.
;ii;() 201a.
Tiupau^'Of, -yo*' 83.
nvQOog 134 f.
nva/ja 118.
TiioQog 98.
Qa{yo) 137.
^m/w 99.
Qdaaaxe 137.
(5*^tt> 87.
QfQnniO/Ltiyaß 350.
()€Qi(fd^c(i 350.
^iQVJKoue'ya 350.
(i^(ü 93, 95.
(j*yüjcu 269.
(5t'^0f 115, 122.
Qva/jog 118.
^vi/}q, -log 115.
Qüiojuai 100.
arcx««" 174.
oaXjiiCfo 331.
Wortregister.
613
2annovg 476.
2.ajnf>(6 6iC 448.
auta 102.
aßiyyvfti T4, 104.
2:€iQ 349.
atiQii, ör^gä 131.
aeiio 9S, 253.
oeXayya, -hjyij 69.
^filii'^ 163.
Ofvta 93.
ff^cüi' 253.
ffij^ai 102.
atjxig 174.
aijotqoy 102.
2ilriy6g , -layogi 418,
420.
(r/y(y)o^a» 77.
otoyta 253.
a/ffi>()(»')a 440.
Oxatgto 97 a.
axa/uoiyta 440 f.
axeifn- 106.
axiyog, Uyog 469.
axi/jl€ie 353 a.
2xtQioy 418.
axl^y^fii 106, 112, 126.
axoQaxt^<o 424.
OfittXtQÖg 86.
afiägaydog 85, 440.
afiaqtlij 86.
OfitQditUog 85.
ZfLiQ^tg 440.
a/ieQ^yog 85.
OfjuxQog 85.
OfitXtf, -Xcvta 85.
Jf/ifi'^cuf 226 f.
Ofxly&og 86, 226 m. a.
a/Liiyv>j 85.
afitoy(Q6g 85.
afivytQog 85 f.
Ofitid^og 85.
OfdVXT^Q 86.
a^iiq^tay^g 263.
OfiVQi^to 85.
a^vqya 85, 440.
a/ii;; 86.
OfAvaatttti 86.
a/nvxto 85.
ffdof, (Todf, aovf 264 f.
ooot'tai 264.
aovfiai, aova&tti 264 f.
a/iftoi 108 f.
an (lata 833, 335.
aniXXioy, %piXXioy 469.
antiy 551.
ojäX(X)a 65.
ara(;()d( 271a.
attQQÖg, -Qe6g 135.
ar^'Ai? 65, 355.
aifjQC^io 831.
Ofo/iä 271.
aro^f- 106 f.
axofxaxaxn 270.
aiQO<f>aXiC(a 331.
aruilof 271.
avfi(f-9-iiQ<o 466 m. a.
ffvi'- 330.
avytiXag 355.
avyfAiydyxovy 68.
(Tvi/d^^K^aa 129.
SSvQtixoaai, -xooiog 336.
avQl^o), -rro 331.
avQiyxxag, -ixttjg 331.
a<f ^, 1/;^ 469.
^/yl 438.
(Tj^aCoi 113.
a;^oa> 112.
(T^Coi 100 f.
otifiai, ataoyxo 265 m. a.
acjariogj atar^og 100.
«rcüaifjoi' 100.
TffJUtf 110.
Ta/40f 76, 538, 540.
tdyvfiai, -yvto 115.
r«^af 162.
ra^cr«^; 134 f.
rcroy 147.
ifjla- 110 f.
jiXiu}, -Xilat 105.
T^JUroi^ 127, 135.
T^^/4ffi 79, 126.
xiyiay 566.
j^QOoyto, -anm, -dfiyt
131.
r^e<^ci> 354, 356.
tiuiOfAtti 98.
T^^, i^OiOty 148.
Ti7/40f 76, 538 f.
T^off 77, 520 f., 538.
T^T«, -Ttyog 523,
Tl^€l> 71.
ti&^yja 554.
TifÄüiatttiy 330.
t/i^ 449, 479.
T/ya 79.
r/yw 78, 98.
1/9», lioiOty 148.
iX^aofim , T Jli7T($s' etc.
110 f.
TO/ 479.
Tdlof 169.
rouTOu 141.
XQttOid, -4 135.
T^^ai 104.
JQ^Qioy, -Q6y 348.
xqUyg 79 a.
TQiomoXi^og 428.
r^irrdf, r^i^d^' 434.
TQonr^ioy 252 a.
jqvxiQ^g 348.
Ti;V(?«f 356 f.
jvQaig, -öog 131.
Tvjtiqtwg 397, 428, 437.
Tt(^ 353.
r^, TOia«K 148.
ToiTOI 141.
\i6iia, v6ta 151.
i;(fof 255.
v(f(i>^ 151.
v/ilf 444, 470.
v/icv, i;(r/4a 121.
ly^^f, i^A^cr^, i^/4^« 80.
üv*ff, iJi/#'9 81.
il/rd 151.
vf 443, 470.
TÖafityij, -K» 118.
löifatyto 151.
üifayiiaj^ 67.
vctf 103.
tpttiyya 222 a.
tpaXdyya 348.
<l>(Kilj7()df, -iUx^d; 848.
(fttXXog 263.
<fay6g 75.
ifäot, ifms. italr<o elc.
Xtgoas 131.
^^H
IBa m. >.
xnl-i 411,
^1^1
tfäljai 854 &.
j(,-v 65, 187.
,iy„f, -«.-<.{ US ^^n
iftt^aai, •PÜQao!, -aaioc
XflV'O 183-
■Jvot, «W, .J>'^<.^«
ISO.
Xiotiat 247a.
81 f., 12«.
tfaats 556.
Z,<.( 235.
ägnyoc, Jewdc 129.
tflyyO! 04.
X»ii, Z^'fOf 422.
•n^fiSvia 857 f.
'Peqaf^ttttn 134.
Zflia.vif 523.
^e,' 127.
.(»«Viu lila.
xUioi 125 f„ Sao, 422.
u!eo« 357 f. 1
V'tft/pw 4UÖ m. ».
Xlhor 422,
^^^M
^»^e«. 35-1 m. ».
X<erf(, -poi^Of 857.
lue ^^^M
^»iljaavtts 130, saa.
X/poii-, X(iinu^ 418 ff.
^^^M
^f*-«) IS.
ji»rf.j, -ifardr 128.
^^H
*bm. -y« 438.
;,o«V„ -i.^*.!-. 143.
140. ^^H
ylxaii 446.
4><J(Mlkf'"rf 46B, 468.
XOt*. zoi 143, 265,
XOv( 266.
HlttelEriech^^^l
*.ii(or, -l-iH/ni 3B5,
Xd» 100, 865, vgl, 142.
äxo^a, rf«>, 18^^
421a., 443.
](pnilffj), -tfBvm 06 m. a.
m. a. 1
^.i«» 113 f.
;rpr>t!Bi 96a., 841a.
itrtdüi 190. J
'Pltyiai 218 ff.
XQ<lw, XQ^- 102, 240.
^^J
•PlnctoiOi 337, 538.
;fe/^^«, XQiK'')f" 120,
yvrit IMh^^^l
•f-oi^Oi 193, 19a, 191.
126.
JtvJpdf ^^H
•Poit<ay tae f.
;t(ii.<i 103, 3a7.
/y>'f|<»' ^^H
VOe^'ClU. -ifJllBt, -IX-
XQvi'- 100-
fygnt/ay 190. ^^^H
ins 331.
-xor It^^^H
ifpiiaumv 118.
jftÜ^n 143, 285.
/»^jroy j^^^l
ve'«e 283 a,
xwy 260.
ffiti»«y 190. ^^^1
Vptffcu 3a3.
Xmf'iiX'üyaf, -ruita 142.
(naox'aay 190. ^^^H
vüe«t saa.
Zoi..,.../.. 142.
^^^1
ifiSfiaa} 130.
if'a^rni 264.
^noixnv 1»0. ^^^H
VvpBJ 853.
iJ/k/ui, ip'jui 96a., 9S f.
nH-ioay 100. ^^H
XaXii 411.
'7'Kn.foJ 448.
t;i.X<!c 190. ^^H
Z«ln'üi, -Anpiii lia.
,;,„(., ,He"f fl4a.. 358.
ntdat ^^^H
Xtfdif 333.
/((>• 66.
./.«u-m 9« m. a., 97.
>t>i 439.
KengrieeUl^^H
jjfne/iaoB.-oo. 136, 330.
V^Uiov 469.
400. ^^^H
Xnp.r« 221 ff.
•!"ixio BS«.
afi«i.iit 441. ^^H
;rta<o>, xi'^"», xMioi
i;>iJ;^iu 353.
^^^H
isa f., sao, 422.
.(-«JZ«. 96 a.
o,x«yi« ^^H
(trtof 124, 3a2.
üj«.« elc. UI.
onf^iay}" 441. ^^^|
z^e, ;r*e- isi f.
«;^P«.o 87.
L.t.l,U««^H
Xiigdytrtreoy 138.
3W<'öflKti)r 432.
^ffi^iiÜvaj 142 f.
oIA^ui 63.
on^usliM ^^^^1
XtlaofiBi 835.
loUxiinyor 69.
25t. ^^H
x^liivv aaa.
«!«)■, 63.
^^H
XtQyttf.-yipoyin.m.
3Uf?r;fi -i'S'ifi -"trodif
rf^^^l
Xieeof^oof 128.
407, 43S f.
bonui ^^^1
;?^e( 134.
\
ü^oe 61 ff., 137.
coletidtlE 107. ^^^1
Wortregister.
615
cdla 192.
censeo 123.
cerebrum 69.
ccmo 78.
cemuus 69.
ceruUi 192.
clangor 832.
claudo 534.
coirare, coisahns 349.
coniunx 507.
consolari 113, 350.
colHdie 147.
Creisita^ Crisida 433.
cro^^mu« 523.
cruentu^ 540.
cii7/i(/ue 146.
diutinus 523.
(/omu 584.
ducen/t 126.
PoZen«, Falwct 348.
/a/6or 267 a.
flagrare 219.
frustum 95.
grandis 380.
tn-yruo 241.
Aaun'o 95.
Aert, Aere 422.
tn 97 a.
tj}«e 469.
iugere 237.
2a«ctvu9 107, 349.
losna 82.
Zucrum 96.
ma^nu« 380.
i7MiZa, nicunUa 880.
mole«, molestus 85.
moZe lila.
mun<u (Tolgär — > muZ-
lum) 443.
mtUus 114.
nunis 471.
oh'ocdio 251.
ab'Oleo 107.
paucu« 96.
f/ai'iü 98.
pedica 75 a.
pexmz 82.
ptnxto 115, 836.
pUores, ploirume 408 a.
pristinus 523.
-|)*€, -/)fg 469.
9umCc^(u5 503.
9ui>, quisque 146.
quotannis, -mensibus,
'kdlendis 146 f.
rc&urru« 357.
rtmus 82.
^an^uen 257.
smaragdus 440.
5puo 114.
ferrco 356.
triresmus 82.
u&i^ue 146.
uZna 63.
uUor 257.
ti;7i^ra 348.
md-uo, ex'uo 97 a.
unna 129.
tixgue 333.
vagire 230.
venum 81.
vires 401.
Osklsch.
/rtiibtoaV* 496.
puntüs, nofinrieg 503 a.
«tptM 540.
ulttiuf 496.
Umbrlsch.
nmctu 503 a.
umtu 503 a.
Altlrlsck.
ac«m 462 a.
c^orcenna 876.
atZ 94 a. 358.
aile 462.
aZZ 379 f.
an 376.
an(/(^ 375.
anmn 377.
areir, arraier 877.
asrenim 378.
baüedach, -thach 878.
baledaigim 878.
&eZ 352.
&uZ 376.
cara 557.
camc 376 f.
catamaü 378.
cia 375.
con(Za< 376.
cuil 376 f.
cutn^ 376.
de 375.
(ieZ&ae 376.
dofurgaib 376.
ecme(i) 375.
etm 376.
eir 376.
eZir 376 f.
emiud, drniud 375.
/ew 376.
fochricc 376 f.
^dtr 376.
^etn 376.
goba 377.
(^o&o 378.
gruad 379 f.
Aejtp 525.
iarßs 375.
tc/ 376.
tnatZt 876 f.
inaind 375.
tncAmn 876.
liathroit 376 f.
Zut& 376 f.
mearen 377.
mi7 84.
ocus 375.
on 375 f.
renim 375.
nitrAen 375.
5aiZZ 376.
sechtmain 876.
«n 877.
sis 875.
*mcr 877.
snäthe^ snäthat 84.
tfootf 875.
srait 376.
nkx« 375.
taidchricc 876 f.
616
Wortregister.
ten 375, 379 f.
teshuid 376 f.
trthlait 376.
turgahail 376.
uachtarachj -ruck 377.
Kfitirlsch.
delw 376.
g^ Sil.
mwifaren 377.
pwy 875.
sesc 525.
Comlsoh.
€K>tl8cli.
äleina 63.
(wn^ 81.
avistr 270.
5eru*;*oj 540.
&nnnan 223 a.
brunna 223 a.
datl» 108 a.
fi.udeisei 65.
fodjan 108 a.
ganavislron 270.
hairto 535.
Juiuns 270.
hausjan 97.
ÄZ(/Äya» 332.
hramjau 111.
huhruSf huggrjan 269.
Zaiin 96.
leipus 255.
menoßurn 522, 524.
mt7<i5 422.
ga-navistron 270.
neAr 535.
nnna 78.
smairpr 85.
ga-smißon 85.
snaga 84.
Äfiuir« 84.
s<iur 271.
siiurjan 271.
svegnjan 249.
svogatjan 249.
und 388.
oar« 68.
retfvod 521, 529, 538,
540.
viiZandafw 551.
Althochdeutsch.
etm< 270.
/tincÄo 222.
Miosen 94.
AtioA, AuoAon 270.
in 97 a.
je^an 104.
fnt7h' 422.
^«tona, 65(ar 523.
rfma- 117.
9eA<o 403 a.
5nerAan 84.
sören 525.
jrpannan 108.
swinu 78.
trq/«a 462 a.
zispian 462 a.
Mittel- und Ifenhoeh-
dentsch.
Jeh 380.
yir5< 579 a.
yröj 380.
nahe 535.
schliessen 534.
taugen 533.
wachs 462 a.
t(?€5j9e 462 a.
rc7^6 380.
Altsächsiscb.
flÄfi« 81.
gröt 380.
swogan 249.
/e/^fan 380.
Niederdeutttch.
6uZZe 263.
grapsen 462 a.
manksc 462 a.
schnökem 84.
ticpsken 462 a.
Alteordisch.
ou^a 95.
austan 522 f.
5€islT 418.
geispa 418.
^ 270.
hau 418.
hjarsi 69.
5maZt 84.
«o€tnn 418.
Dänisch.
j9roj>, prold^ told 525,
535.
snage 84.
lltenglisch.
oxtan 462 a.
cop«, cosp 462 a.
9p9^, sviygjan 249.
vltp«, olurp 462 a.
MlttelengllsdL
5<ii«A:, hiisk^ heyjffk 418.
gaispen, gtupen 418.
graspen 462 a.
heilen 418.
«rem 418.
Neuenglisch.
a5i- 462 a.
gasp 418.
(/rasp 462 a.
Aai7 418.
suxiin 418.
Litauisch.
augstirai 533.
aunu, au^t 97 a.
auszrä 348.
gitÜa« 534.
&u77ti« 263.
daVis 108 a.
dängujesis 557.
darau 102.
(iati^ 533.
gaudiu^ gaüsti 534.
grautti^ gruzineti 533.
Wortregister.
617
güduri^ti 584.
inj 97 a.
kankä 270.
klegiti 832.
kritszti 97.
lipsnä 82.
/^<u« 255.
menüy meny^ 522 ff.
myliu 422.
ovy/i« 254.
pjf^ 108 a.
pinü 108.
praudas 533.
r^t^a 94 a.
rynu 78.
^aU^ri 525.
s^dif. 495, 550, 557, 569.
skidrä 867.
skraudüs 534.
smagits 86.
smälkasj -ktis 86 a.
smäugti 85.
smeZHtt 86 a.
sndudiu, snäusti 268.
263.
spdudtu^ spindtu 534.
spräudiu, sprindtu 584.
fvixAii 349.
4Zd 94 a., 358.
{IZeA;a> 63.
tii^iblan^/uvu« 534.
uisndudie 263.
varxd 357.
va^ard 77.
vaszkas 462 a.
ianff)«, i^> 533.
ivtr&Zy« 261.
Lettisch.
esmu 525.
e«5t»« 557.
{ 97 a.
krauset 97.
p'ismäkstu 86 a.
plauksta 534.
rapu 569.
«^c/u 550, 557, 569.
smagsj smagis 86.
sruiudtiZe 268.
«nati/cAu »Miti/% 263.
Prenssisch.
auctanj aucte 533.
at/launsins ^ -lautoussens
539.
aii5ont5 533.
emprikisins 557.
en 97 a.
gemmanSf -ons 539.
hVfnan 82.
2atixmi5 82.
menig 524.
i7iutM*e«on 523.
sidans 557.
AUbnlgarlsch.
azü 79 a.
q 97 a.
g^oZt 97 a.
grro5a 97 a.
qtrü 97a.
dt«m^ 81a.
drtinu 82.
dm 108 a.
dychati 114.
eSte 333.
^^^ 533.
^ryz^ 533.
im^ 81a.
yaiwo 77.
jaru 349.
/aüe 254.
kUgütati 332.
ibo^mu 90.
ArticAu 97 a.
kruüti 97 a.
mtZu 422.
on- 97 a.
onuita 97 a.
j9tn^ 108.
pitati 108 a.
pominqti 81a.
pomfnqti 81.
Wn^ 78.
«Zy&i(t 94.
McA« 525.
tomo 77.
rq;u 375.
vino 81 f.
vM^t 81.
vesna 77, 81.
v7(Mi» 70.
voskii 462 a.
Bnsfilsch.
t;<^r«a 357.
•••"
•«-••
Druckfehler und berichtigaing«n. ■
Seite 88 «.
8 0
lies: raokhshna.
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, ise z.
2/3 0
auf dam ersten gliede. ^^^^|
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14 0. lies: ma>afi.
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, 301 1
^ 43. 14.
^^^^^m
, S09 e
„ tqioinufa.
^^^^H
„ aio X
„ ivi>ta.
^^^^H
, 813 I
ergänz«: i'va 43. 14.
Vgl. duo 8. Ml. ■
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lira: Siiia.
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„ menghai.
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Si}'ahiTimi.
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(«vlrävOn,
duHUu.
Aorifmafiliu.
uz-fO.rentem.
(mit v).
kompoHitumänliche iDtenilTiim.
amtrtlniibia.
Betnerkanf,
Von obigem an^tce tiber den dialekt der attiscben vuenioBcIiriftsi
landte icb uifang october 1887 die leUten correcturbogen mrück. Die
erst kars vorher und DKchdem erschienenen einschlägigen schriftea nod
daher in demselben noch nicht berflcksichtigt
Berlin, den 7. min 1888. Paal ETetschmer.
Verlag von C. Bertylsniaiiu in (iBtei'sIoli.
Freybc. Dr. Alb., .41tiii'ii(sch<-!> i^lion. StulTtt ul
Vlll, :^K; XI. lil'.l >, » ü J M., isil., i " M.
Was kann die Scbnlr /,ur Erhaltung chrlHtllcli
Volki^tTt lii.iiniKf.n'f EUi^litlJitii.n mni finnuifirflnöheo. rin Anfti
tipg IV. (loqwchpii H.-lnilkiniKnt«»'» in II«Hiii.rM (Inrxehnt.'n. 3. .'
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Zflse deutürlirr SItl« nnd Geslnnuus. I. D
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Per Karn^It«!: fii der deutschen niehtiii
Kfiniü Kollier. Ein deutisclies lleiarnt^'illclit . nitl
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Jliki'l«». Demetrlus, DI« rirleolien des Vllti-Ialle
T.n'l ilir Kittfliw.» »Hl" liti. ..nrnj.niwlip Kiilnir. Fwii lii).t..r>it
Vi.r.ni-li. Mii Di.wtllia"ttg ■!•» Vi-rfiwwon. aiw -Ifiii 'irit-ilii.
ll»-TO-i«l vo 1'r.ir. Dr. W. Wauui.r. III .S. ». 1,20 M.
Ihnninuiiii . .4.. Knlliirkilnipni In .Ut-Kn^land. 0
.^l.irhTliih.. Pjiwti.llii»,5. I. TwI. H(l S. kl. H. IM.
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Geschichte der griecliischeii Farbenlehr
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Die J'^iiHM-iibMck'lmtmtit;» dir firiixMwhen Kpikcr von Hanm
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