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Full text of "Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete der indogermanischen Sprachen"

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ZEITSCHRIFT 

fCB 

VEBGLEICHENDE 
SPRACHFORSCHUNG 

AUf  DSU  nkanrcE  der 

mDOOERMANISCHEN  SPRACHEN. 

BKOnOyDffr 

A.     KUHN. 


E.  KUHN  Fvti  J.  SOHMIiyt. 


BAND  XXIX.     NEUE  IT^LGE  BAKlt  IX. 

EBsreti  UÄD  zwKnia  «ki't. 


GÜTERSLOH, 

DBDUK  tnO)  VEKLAG  VOK  C.  RERTELSMANN. 
1  B  «  I. 


..    UHter   <!••  A.lm»  'lu  rnT.  »t.  ti.  Kahl  <lluii<li*i>,  BM*-*nM>  O 


il 


Inhalt 


Zur  >a('hri(-lit, 

r  Scilla»  'im  XSVIU.  hao-u-^  'li*.'^  ^ai«dirift  (Heft  i 
tiJgtii  W(idi«o  zur  AB^ftbu  ^Hmtgeti  »inl.  Die  Aanh  Anfr 
I  WiirtreüisUfra  bedm^lu   Ver/JiiJCTUiiir  HrA  eine  fnlbei«  Ausübe 

nie  Vcrla^h»ndluus. 


'iseabc 

1 


Otto  Unrriutiawitz 

Antiqnariats-ßnchhaiidJnDg  in  Loipzig. 

— »,   (»*UlIl«   Ufrt  V'i  itrr  »fpndtn Imfu. 

Ankauf  ganzer  Bibliotheken 

•o»rli!   fiii;Bli..M    W.ik..    v„„    Wcrlll. 


Vfriiig  Tim  C.  Bfrti'lsniiiiin  In  (illtyreluh. 

Mytlioldjiischc  Stiidieu 

Adalbert  Kuhn. 

UeraiLsgeselieii  von  Ernst  Kuhn. 
Krnttir  lliiiiil: 
llKriilikuiin  Uea  Feuur»  luid  ilf»  Oiillirli'iinki 


I 


/weiter  Tormplirtfr  AiidriM*. 


•iXy^l^m*.fp^**^ii, 


ZEITSCHRIFT 

FÜR 

VERGLEICHENDE 

SPRACHFORSCHUNG 

AUF  DEM  GEBIETE  DER 

INDOGERMANISCHEN  SPRACHEN. 


BEGRÜNDET 

VON 

A.    KUHN. 


HERAUSGEGEBEN 

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»           M           <rf 

VON 

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E.  KUUN  UND  J.  SCHMIDT. 

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BAND  XXIX. 

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NEUE  FOLGE  BAND  IX. 

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GÜTERSLOH. 

DRÜCK  UND  VERLAG  VON  C.  BERTELSMANN. 

18  8  8. 


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Inhalt. 


S«ite 

Zur  Physiologie  und  geschichte  der  palatalen.    Von  Rudolf  Lenz.  l 

Sigma  in  Verbindung  mit  nasalen  und  liquiden  im  griechischen.    Von 
Felix  Solmsen.    I.   2  in   Verbindung  mit   nasalen.    1.  cap. 

Idg.  nasal  +  s  und  s  +  nasal  zwischen  vocalen         ...  59 
2.  cap.  ürgr.  nasal  +  a  +  consonant.   8.  cap.  Nasal  +  inlaut. 

sekundärem  a  oder  auslaut.  idg.  s,  II.  Z  in  Verbindung  mit  liquiden  329 
Miscellen  zur  griechischen  grammatik.   12.  Über  die  behandlung  von 
a  in  Verbindung  mit  q,  l,  v ,  ^i.    13.  Über  attische  contraction 
nach  ausfall  des  vau.    14.  txaaxog.    15.  dit^fo.    Von  Jakob 

Wackernagel 124 

Die  korinthischen  vaseninschriften.    Von  PaulKretschmer  152 

Über  das  Verhältnis  der  schrift  zur  spräche.    Von  Fr.  Burg.        .  176 
Kachtrag  zu  der  abhandlung  in  b.  XXYII  481-545.   Von  E.  Krum- 

b  ach  er 188 

Cella.    Von  F.  Wilbrandt 192 

Apollon-Agni.    Von  L.  v.  Schroeder 193 

Zwei  verkannte  aoriste.    Von  WilhelmSchulze                 .        .  230 

Miscellen.    Von  Wilhelm  Schulze 255 

Arica.    Von  Chr.  Bartholomae    .      ' 271 

Beiträge  zur  kenntnis  der  gatha's  II.    Von  Chr.  Bartholomae  293 

Avestisch  hUidj^.    Von  F  r.  B  u  r  g 358 

Irish  Glosses  and  Notes  on  Chalcidius.    Von  WhitleyStokes   .  372 

Irish  Sterns  in  s.    Von  WhitleyStokes 379 

Berichtigung.    Von  P.  Kretschmer 880 

Über    den    dialekt    der     attischen    vaseninschriften.     Von    Paul 

Kretschmer 381 

Der  arische  akk.  plur.  mask.  der  i-,  ^'  und  r-stämme.    Von  Chr. 

Bartholomae 483 

Die  arische  flexion  der  adjektiva  und  partizipia  auf  n^.    Von  Chr. 

Bartholomae 487 

Sach-  und  Wortregister.    Von  FelixHartmann.        .        .        .  589 

Druckfehler  und  berichtigungen ^1^ 

Bemerkung  [zu  s.  381  AT.].    Von  Paul  Kretschmer         .  .618 


Zur  Physiologie  und  gescMclite  der  palatalen. 

Einleitung. 

Ich  beabsichtige  im  folgenden  eine  zusammenhängeiide 
physiolog^che  darsteUung  der  sog.  palatalen  und  mouillierten 
laute  zü  versuchen.  Die  aufgäbe  der  lautphysiologie  im  dienste 
der  Sprachwissenschaft  ist,  das  wesen  der  lautgesetze  zu  ana- 
lysieren und  dadurch  die  lücken  auszufullea,  welche  die  histo- 
rische lautlehre  lassen  muss.  Ich  sage  „lassen  muss";  denn 
nehmen  wir  den  günstigen  fall ,  dass  die  historische  lautlehi-e 
zur  erklärung  eines  lautwandels  einige  mittelstufen  mit  Wahr- 
scheinlichkeit angeben  kann,  z.  b.  k  =-  kj  ^  ij  ^  C  ^  s,  so 
hat  sie  damit  doch  nur  einige  meilensteine  gesetzt  auf  dem 
langen  wege  der  möglichen  zwischenlaute,  und  die  physiologie 
muss  erst  beweisen ,  dass  diese  meilensteine  auch  an  dem 
richtigen,  an  ein  und  demselben  wege  stehen;  sie  muss  den 
weg  von  einer  Station  zur  andern  im  einzehien  verfolgen,  ganz 
abgesehen  davon,  dass  die  historische  lautlehi'e  meistens  nur 
buchstabenreihen  liefern  kanu,  deren  lautwert  selbst  erst  ge- 
nauer bestimmt  werden  muss.  —  Wenn  die  physiologie  das 
leistet,  so  vermag  sie  schon  viel ;  mehr  verlange  man  vorläufig 
nicht;  vor  allem  nicht,  dass  sie  nun  auch  in  jedem  falle  be- 
weisen könne,  warum  dieser  laut  diesen,  jener  jenen  weg 
einschlägt,  warum  derselbe  laut  anter  denselben  bedingungen 
in  dieser  gegeud  sich  anders  verhält  als  in  jeuer.  In  einigen 
ßLllen  können  wir  allerdings  schon  heute  die  lösung  solcher 
fragen  beibringen  oder  wenigstens  vermuten,  in  anderen  fallen 
wird  es  die  Zukunft  können,  wenn  erst  bessere  und  reichere 
physiologische  materialien  aus  den  modernen  dialekten  ge- 
sammelt sein  werden ;  —  viele  rätsei  werden  aber  wohl  nie 
gelöst  werden.  Den  inneren  grund  zu  finden,  warum  ein  laut 
sich  weiter  entwickelt  oder  nicht,  waram  er  sich  grade  so 
und  Dicht  anders  gestaltet,  das  dürfte  ebenso  schwer  sein  als 

Zrilicbiirt  flu  THgL  fipinchl.  N.  IZ.  r.  1  u.  3.  1 


g  Jtadolf  Lenz, 

exact  zu  beweisen,  dass  aus  einer  eichel  nie  eine  fichte  hervor- 
wachsen kann.  Wir  wollen  lieber  versnchen  in  die  physio- 
logischen eiuzelheiten  eines  laatwandels  einzudringen,  oder 
allgemeine  gesichtspunkte  fUr  bestimmte  gruppen  von  Ver- 
änderungen suchen,  nur  dUrfen  diese  letzteren  nicht  so  allge- 
mein und  unbesümmt  sein  wie  die  oft  gemissbrauchten  worte 
kraftersparnis,  sprechbarkeit,  wohUdang  und  dergl.  — 

Meine  aufgäbe  wird  zanächst  rein  physiologisch  sein,  so- 
dann aber  auch  spracbgesctiichtlich ,  indem  ich  die  im  theo- 
retischen theüe  gewonnenen  resultate  auf  die  überlieferten 
sprachlichen  Vorgänge  anwende.  Beide  male  muss  ich  eine 
kritik  der  früheren  ansichten  vorausschicken,  bei  denen  ich 
mich  möglichst  kurz  fassen  will  in  der  hoffiiung,  dass  meine 
Untersuchungen,  wenn  sie  sich  als  stichhaltig  erweisen,  mit 
der  Widerlegung  einiger  hauptpunkte  ein  weiteres  eingehen 
auf  die  eiuzelheiten  flberfllissig  machen  werden. 

Um  alle  missverständnisse  zu  vermeiden,  mnss  ich  eine 
Übersicht  Über  das  physiologische  System  aller  hierher  ge- 
hörigen sprachlaute  voranschicken  und  mit  einigen  worten 
motivieren.  Der  hauptfehler  aller  früheren  Untersuchungen  war 
eine  mangelhafte  eintheilong  der  lautgebiete.  Erst  Traut- 
mann und  noch  besser  Seelmann  haben  eine  feste  grund- 
tage gegeben;  ich  schliesse  mich  im  wesentlichen  an  sie  an. 

Gbersteht  Ober  simntlidie  denUl-,  alTeoUr-  und  palaUlUnt«.  ■) 


Gebiet  äe&  fe-    Gebiet  des  he- 

Frica- 

Exploaivae 

Bten  tlieilcä.        weglichen 

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nasales 

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')  Man  wird  in  der  vorstehenden  t&belle  leicht  Trautmanna  Bjstem 
mit  einigen  abweichungen  wiedererkennen.  Die  nasalen  frikatiren,  B- 
und  L-laute  sind  nur  der  kürze  wegen  ausgelassen ;  ich  bezeichne  sie  wie 
die  nasalen  vocale  durch  ^  :  q  etc.  Abweichend  von  dem  gewOluüicbeD 
scheide  ich  principiell  zwischen  apicaler  ond  dorsaler  iirtJculation  der 
lange;  der  verlauf  der  arbeit  vird  hinl&ngUch  »igen,  dass  diese  scheiduig 


Zur  Physiologie  und  geschichte  der  palatalen.  ^ 

Die  eintheilung  der  lautgebiete  und  ihre  grenzen. 

Es  sei  mir  gestattet,  hier  etwas  ausführlicher  über  diesen 
gegenständ  zu  sprechen,  weil  es  von  der  höchsten  Wichtigkeit 
ist,  dass  endlich  einmal  eine  eintheilung  gewonnen  wird, 
welche  genügend  ist  und  berechtigt  von  allen  Physiologen  und 
sprachforschem  angenommen  zu  werden.  —  Welchen  anfor- 
derungen  hat  eine  solche  eintheilung  zu  genügen?  —  Ich 
meine:  1.  sie  muss  die  groben  anatomischen  Verhält- 
nisse berücksichtigen;  2.  sie  muss  den  Verhältnissen 
der  häufigeren  sprachlaute  entsprechen  und  3.  mög- 
lichst fest  und  unverrückbar  sein.  Aus  dem  ersten  geht 
hervor,  dass  man  zahne,  Zahnfleisch,  harten  gaumen  und 
gaumensegel  zu  trennen  hat,  was  in  der  regel  auch  geschehen 
ist,  am  besten  bei  Seelmann  (ausspräche  des  latein  nach 
physiologisch-historischen  grundsätzen,  Heilbronn  1885, 
p.  243  ff.). 

Was  besagt  nun  die  zweite  forderung?  —  Meiner  ansieht 
nach  nicht,  dass  etwa  flir  die  deutschen,  französischen  und 
englischen  laute  ein  System  aufgestellt  werde,  welches  für  die 
russischen  oder  schwedischen  vielleicht  nicht  passte,^)  sondern 
dass  die  grosse  der  unterabtheilungen  so  angesetzt  wird,  dass  es 


sprachgeschichtlich  nothwendig  ist.  Den  index  der  dorso-alveolaren  ge- 
brauche ich  nur,  wo  die  articulation  zweifelhaft  sein  könnte,  aber  mit  be- 
gtimmtheit  angegeben  werden  kann ;  in  gleichem  falle  kann  man  die  apico- 
alveolaren  mit  dem  index  1  bezeichnen.  Als  unterabtheilung  zu  den  api- 
calen  rechne  ich  die  linguo-frontalen ,  die  mit  dem  zungenblatt  {„hlade^*) 
articuHert  werden  (Seelmanns  coronale).  Dass  ich  nicht  überall  wie 
Trautmann  drei  «-laute  ansetze,  geschieht  absichtlich.  Warum  bei  den 
dorso-praepalatalen  zwei  reihen  angesetzt  sind,  ergiebt  sich  aus  dem  ver- 
laufe unserer  Untersuchung.  Die  dentalen  kann  man  noch  in  interdentale 
and  postdentale  eintheilen.  Reducierte,  unvollkommen  gebildete  laute  be- 
zeichne ich  durch  ^  oder  ^ ;  den  zwischenlaut  zwischen  i  und  j  mit  y. 

1)  Ich  stehe  damit  im  gegensatz  zu  Lyttkens  und  Wulff,  welche 
Svenska  spräkets  Ijudlära  (Lund  1885)  p.  107  sagen:  „Hvarje  spräk 
bar  dock  utvalt  vissa  stallen  och  delar,  hvilka  företrädesvis  användas, 
och  Qppställningen  af  serier  blir  därför  delvis  beroende  af  det  spräk,  hvars 
Ijud  skola  behandlas,  i  det  att  blott  de  serier  behöfva  upptagas,  af  hvilka 
det  ifrägavarande  spriket  begagnar  ett  eller  flere  Ijud.*^  In  diesem  falle 
müsste  man  eben  für  jede  spräche  ein  besonderes  system  aufstellen ,  was 
zu  endlosen  Schwierigkeiten  und  Unklarheiten  führen  würde.  Nur  wer 
aUe  sprachen  mit  demselben  massc  misst,  wird  ein  klares  bild  ihrer  gleich- 
heiten  und  Verschiedenheiten  mit  leichtigkeit  erhalten. 

1* 


leicht  ist  jeden  beliebigen  laut  möglichst  pi-äcis  zu  bestimmen. 
Die  eintheÜung  muss  zunächst  auf  der  mittelliiiie  des  gaumens 
geschehen,  wo  die  meisten  articulationen  stattfinden;  sodann 
dürfen  aber  auch  die  unterabtheilungen  weder  zu  gross  noch 
zu  klein  sein.  Da  nun  die  verschlusse  der  zunge  in  der  regel 
etwa  ein  centimeter  breit  sind  (die  Zungenspitzenverschlüsse 
meist  etwas  schmaler,  die  zungenrückenverschlüsse  in  der 
praepalatalgegend  meist  etwas  breiter),  so  durfte  circa  1  cm 
als  dorchschnittsmass  wohl  das  richtigste  sein.  Dem  ent- 
spricht am  besten  Seelmanns  eintheilung;  Trautmann  (die 
sprachlautc  im  allgemeinen  und  die  laute  des  eng- 
lischen, französischen  und  deutschen  im  besondern, 
Leipzig  18H4— 1ÖÖ6)  sowie  Lyttkens  &  Wulff  (1.  c.)  weichen 
nur  wenig  davon  ab.  Ich  schliesse  mich  eng  an  Seelmann 
an,  doch  muss  ich,  um  der  diitteu  anforderung  zu  genügen, 
einige  anmerkungen  hinzufügen,  ndt  denen  ich  nicht  im  Wider- 
spruch zu  meinen  vorgängem  zu  treten  hoffe,  sondern  ihre 
andeutungen  nur  exact  ausführen  will. 

Was  zunächst  die  gestalt  des  Oberkiefers  und  gaumens 
betrifll,  so  bin  ich  durch  eigene  Untersuchungen  zu  dem  re- 
sultat  gekommen,  dass  die  meisten  abbildungen  in  lautpbysio- 
logischen  werken  ungenau  oder  falsch  sind;  insbesondere  Ist 
die  Wölbung  am  praepalatum  meist  viel  zu  flach. ')  Eine 
anzahl  von  wachsabdrücken,  die  ich  selbst  hergestellt  habe, 
beweisen  mir  zur  genüge,  dass  gröbere  Verschiedenheiten  des 
gaumens  (abgesehen  natürlich  von  pathologischen  Veränderungen) 
jedenfalls  selten  vorkommen.  Man  will  allerdings  gefunden 
haben,  dass  der  gaumen  bei  den  kulturvülkeru  im  laufe  der 
zeit  (durch  mangelhaften  gebrauch  der  zahne)  kleiner  ge- 
worden ist  und  dass  z,  b.  die  Oberkiefer  der  neger  grösser 
und  breiter  sind  als  unsere;  doch  glaube  ich  nicht,  dass  dieses 
auf  die  Sprachentwicklung,  wenigstens  nicht  auf  die  folgenden 
Untersuchungen  grossen  einfluss  haben  kann.  Eingehendere 
forschungen  hierüber  sind  mir  nicht  bekannt;  jedenfalls  wäre 
es  wüuschenswerth  und  interessant,  dass  konstatiert  würde, 
ob  sich  z.  b.  bei  den  einzelnen  europäischen  Völkern  bestimmte 


■)  Dies  gilt  leider  such  von  der  kane  bei  Techmer,  xur  ver- 
»nscbaulichung  der  lautbildong,  Leipzig  IBSä,  firauchbar  ist  die 
Abbildung  in  seiner  Phonetik  II.  tftb.  I.;  aur  notfa  aacb  das  Schema  bei 


Zar  Physiologie  tinil  geschichte  der  palataleD. 

ahweichimgen  von  dem,  was  wir  als  normal  hetrachten,  häufig  . 
finden  oder  nicht.') 

Die  alibildnngen,  die  ich  gehe,  sind  nach  meinem  eigenen 
gaamen  gemaclite  medianscimitte  des  wachsabdiiicks  ond  pro- 
jectionen  des  gipsabgusses  und  zwar  in  lebensgrösse,  weil  da- 
durch die  anschauüctikeit  sehr  erhöht  wird.  Die  a  b  w  e  i  - 
chungen,  welche  ich  selbst  gefunden  habe,  sind  folgende: 
i.  der  bau  und  die  Stellung  der  scImeideÄäbiie  kann  anders 
sein;  ilie  zald  der  backzäline  schwankt  auch  bei  erwachsenen 
zn'ischen  4  und  Ö,  doch  ist  der  platz,  den  sie  zusammen  ein- 
nehmen, ziemlicli  gleich  gross;  2.  die  alveolen  können  in  der  I 
mittellinie  etwas  mehi-  oder  weniger  stark  convex  sein  als  hei 
mir;  doch  beträgt  die  abweichiing  nach  beiden  seiten  kaum 
mehr  als  ein  millimeter;  3.  die  Wölbung  am  palatnm  dui-um 
kann  etwas  (selten  mehr  als  1  mm)  mehr  oder  weniger  hoch 
sein;  4.  am  stärksten  variieren  die  wellenförmigen  erhöhnngen 
anf  den  alveolen  nach  läge,  zahl  und  ausdehnung,  sowie  die 
breite  des  kiefers  und  gaiimengewölbes.  Die  gesammtausdeh- 
nuDg  vum  anfang  des  zabnfieisches  bis  zum  weichen  gaumen 
war  in  allen  von  mir  untersuchten  fällen  ziemlieh  gleich  (c.  47 
bis  49  mm).  Die  eintheilung  ergiebt  sich  demnach  am  besten 
80 ,  dass  man  für  die  drei  tlieile  des  palatum  durum  (prae-, 
medio-  und  postpalatum)  je  11  mm  oder  etwas  mehr  nimmt, 
dann  bleibt  fllr  das  alveolargebiet  ein  rest  von  13—14  mm. 
Die  greuzlinie  zwischen  medio-  und  postpalatum,  senkrecht 
auf  der  mittellinie ,  trifft  ungefähr  zwischen  den  dritten  und 
vierten  ba^kzahn  je  nach  grosse  und  zalil  derselben.  Die 
grenze  zwischen  prae-  und  mediopalatum  kann  senkrecht  oder 
etwas  nach  liiuten  geneigt,  von  der  mittellinie  zu  den  zahnen 
(hintere  grenze  des  zweiten  backzahns  bei  mir)  führen.  Von 
diesem  endpunkte  aus  ziehe  man  auch  die  vordere  praepalatal- 
grenze;  was  dann  zwischen  dieser  und  den  zahnen  liegt,  gilt 
als  alveolargebiet.  Den  oberen  theil  des  alveolargebietes  an 
■)  Bei  einem  zalinarzt,  der  mir  mehrere  hundert  gipsnbgüMe  Ton 
^Dnifii  (wie  sie  behufs  anfertigung  künstlicber  zahne  gemacht  werdeo) 
Bur  verfdguDg  stellte,  fand  ich  aU^rdings  eine  ganze  anzah!  abweichender 
Ulilnngen.  Kine  Btatistik  nach  diesen  abgüssen  wurde  aber  ein  falsches 
biUI  ergeben,  da  eben  grade  die  unregel massig  gebauten  kiefer  auch  die 
»cblecbtesten  zihne  haben  und  der  mechanischen  bilfe  des  ftnttes  iiitehr 
bedftrfen  als  nonnalgebildete ;  letztere  kommen  aber  für  uns  allein  in 
tatncht 


g  Rudolf  Lenz, 

der  praepalatalgrenze  bezeichne  ich  zuweilen  mit  „supra- 
alveolar". 

Das  velargebiet  vom  harten  gaumen  bis  zum  Zäpfchen 
(ungefähr  30  mm)  lässt  wegen  seiner  Veränderlichkeit  (beweg- 
Uchkeit)  keine  ganz  exacte  grenzbestimmung  zu.  Ich  theile 
es  durch  mittelsenkrechte  in  prae-  und  postvelar.^) 

1.  Zur  phyBiologie  der  palatalen. 

I.  Historischer  theil. 

Der  gegenständ  der  folgenden  Untersuchungen  sind,  wie 
ich  schon  im  eingang  angedeutet,  die  sog.  palatalen  und  mouil- 
lierten laute;  wie  man  aus  der  Übersicht  auf  p.  2  ersehen 
wird,  bezeichne  ich  diese  laute  als  „dorso-praepalatale",*) 
womit  ihre  Stellung  im  System  genau  bezeichnet  ist.  Ehe  ich 
nun  meine  eigenen  ansichten  entwickele,  vnR  ich  kurz  zeigen, 
welches  der  gegenwärtige  Standpunkt  der  lautphysiologen  die- 
sen lauten  gegenüber  ist  und  wie  man  allmählich  zu  ihm  ge- 
kommen ist. 

Zur  Charakterisierung  der  heutigen  ansichten  wird  es  ge- 
nügen, wenn  wir  betrachten,  was  Sievers  und  Trautmann 
über  unseren  gegenständ  sagen,  jener  als  repräsentant  der 
sogenannten  englischen  schule,  dieser  als  ihr  gegner. 

Sievers  (grundzttge  der  phonetik  zur  einführung 
in  das  Studium  der  lautlehre  der  indogermanischen 
sprachen,  Leipzig.  2.  aufl.  1881;  3.  auf.  1885)  giebt  keine 
streng  nach  gebieten  geordnete  eintheilung  der  consonanten; 
über  seine  auflfassung  unserer  laute  kann  jedoch  kein  zweifei  sein. 

Unsere  apico-praepalatalen  entsprechen  den  sogen,  milrd- 
dÄa%a-lauten  (cacuminalen,  cerebralen  und  wie  sie  sonst  noch 
genannt  sein  mögen)  des  altindischen.  Sievers  sagt  nun  aus- 
drücklich bei  besprechung  dieser  laute  (phon.*  p.  51,  =^  p.  59  f.): 
„Dorsal  gebildete  nebenformen  dieser  klasse  giebt  es  meines 
Wissens  nicht,  die  angegebene  zungenstellung  lässt  ihre  bil- 
dung  nicht  wohl  als  möglich  erscheinen."  Unter  „angegebene 
zungenstellung"  sind  die  worte:    „Die   Zungenspitze  ist  hier 

^)  Wie  beim  palatum  durum  drei  theile  anzusetzen  ist  nicht  rathsam, 
aber  das  ganze  mit  Trautmann  und  Lyttkens  &  Wulff  als  eins  zu 
betrachten  geht  wegen  der  grosse  noch  weniger  an. 

<)  Ich  verstehe  unter  „palatalen**  alle  zwischen  zunge  und  palatum 
durum  gesprochenen  laute. 


Zar  Physiologie  und  geschichte  der  palatalen.  7 

nach  dem  ganmendach  auf-  und  znrückgebogen^  zu  verstehen. 
Dass  von  einem  zurückbiegen  des  zungenrttckens  nach  dem 
gaumendache  nicht  wohl  gesprochen  werden  kann,  ist  richtig; 
aber  warum  soll  man  ihn  nicht  bis  zur  bertthrung  mit  jener 
stelle  aufbiegen  können?  —  Sievers  widerspricht  sich  im 
folgenden  selbst.  Er  sagt  (phon.*  p.  53  ='  p.  61)  von  den 
„Palatalen^:  „Unter  palatalen  verstehen  wir  die  durch  arti- 
culation  des  mittleren  zungenrttckens  gegen  den  harten  gau- 
men  gebildeten  /c-ähnlichen  verschlnsslaute  und  die  diesen  ent- 
sprechenden Spiranten"  (z.  b.  slav.  fc-laute  vor  sog.  „weichen" 
oder  „palatalen"  vocalen).  „Man  sieht,  dass  bei  der  ausdeh- 
nung  des  articulationsgebietes ,  das  sich  von  der  hinteren 
grenze  der  alveolen  (!)  bis  zum  weichen  gaumen  erstreckt, 
wieder  eine  grosse  mannigfaltigkeit  von  lauten  möglich  ist." 
Ist  denn  das  gaumendach  hinter  der  grenze  der  alveolen  nicht 
der  ort,  wo  die  „cerebralen"  gebildet  werden  und  keine  dor- 
sale articulation  möglich  sein  soll?  —  Und  wenn  die  arti- 
cnlationssphäre  der  „cerebralen"  noch  so  klein  wäre:  dass  ein 
punkt  des  gaumens  vom  zungenrücken  nicht  berührt  werden 
könnte,  wäre  eine  so  auffallende  thatsache,  dass  Sievers  sich 
deutlich  aussprechen  musste.  Ich  finde  in  seinen  worten  einen 
augenscheinlichen  Widerspruch,  wie  er  nur  bei  dem  vollstän- 
digen mangel  einer  klaren  abgrenzung  der  articulationsgebiete, 
welche  leider  für  die  englische  schule  charakteristisch  ist,  ent- 
stehen konnte. 

Trautmann  setzt  zunächst  (sprachlaute  §  193,  194)  zwei 
apico-praepalatale  fricativlaute ,  ^  und  ß  (und  f,  i),  dazu  § 
210  als  explosive  (}  und  t  (die  „cerebralen");  dann  aber  § 
195  noch  ein  paar  fricative  „ganz  abweichender  bildung"  (wir 
wollen  sie  mit  S  und  i  bezeichnen).  „Ist  bei  ^  p)  die  Zungen- 
spitze auf-  und  zurückgebogen,  so  ruht  sie  bei  §  unthätig  hinter 
den  unteren  Schneidezähnen  und  ihrem  dämme,  und  die  enge 
wird  zwischen  dem  vordergaumen  und  dem  vordersten  theil 
der  mittelzunge  gebildet ;  kieferwinkel  im  zweiten  grade,  grund- 
geräusch  C4,  mittle  obergeräusche  stark.  Der  laut  macht  den 
eindruck  eines  mitteldinges  zwischen  s  und  /-  Unser  §  ist, 
wenn  mich  meine  erinnerung  nicht  täuscht,  das  §  der  Polen. 
Sehr  geläufig  ist  es  auch  dem  geborenen  Leipziger,   der   an- 

1)  Ich  setze  meine  transscription  ein  and  lasse  Trautmanns^  ab- 
sichtlich ans. 


g  Rudolf  IjOdz, 

statt  mich  gleich  pech  usf.  mU  gleiS  pe6  sagt,   sowie  der  ge- 
gend  von  Bonn  und  Köln." 

Von  den  entsprechenden  explosiven  sagt  er  §  211:  „Die 
enge  der  Schleifer  i  und  §  in  den  gleichortigen  verschluss 
fibergefuhrt,  giebt  die  klapper  O  und  K.  Sie  sind  häufig  in 
den  slavischen  sprachen,  finden  sich  aber  auch  in  deutschen 
mundarten. " 

Dazu  giebt  Trautmann  folgende  anmerkung:  „Die  klap- 
per O  und  K  erscheinen  —  und  entsprechendes  gilt  von  den 
Schleifern  £  und  ^  —  in  der  entwicMung  der  sprachen  mei- 
stens als  mittelstufen  zwischen  gJc  und  dt.  Das  lat.  Cicero 
{Ki)e€Q(ov)  hatte  zuerst  zwei  mittelgaumen-fc;  J^ik^ero;  später 
wurden  daraus  zwei  vordergaumen-Z,  und  zuletzt  im  it.  dce- 
rone  zwei  ts.  Ganz  auf  die  gleiche  weise  ging  das  altengl. 
ceap  (got.*  haup)  durch  Keap  hindurch  in  das  neuenglische 
cheap  {tUp)  über." 

Was  Trautmann  in  §  195  sagt,  ist  richtig;  dagegen 
täuscht  er  sich  in  betreff  der  dem  §  entsprechenden  verschluss- 
laute. Die  von  ihm  angegebenen  liegen  weiter  hinten  und 
entsprechen  unserem  vordersten  x,  sie  sind  wesentlich  mittel- 
gaumenlaute  (mediopalatale),  und  die  eigentlichen  dorso-prae- 
Palatalen  fehlen  bei  Trautmann.  Genaueres  wird  sich  im 
laufe  der  Untersuchung  zeigen.^) 

Über  die  mouillierten  laute  sagt  Sievers  (phon.*  p.  142 
=  ^164)  folgendes:  „Unter  mouillierung  oder  palatalisie- 
rung  versteht  man  gemeinhin  die  Veränderung,  welche  ein  be- 
liebiger consonant  durch  die  vorausnähme  der  mundarticula- 
tion  eines  i  oder  j  erfährt,  d.  h.  durch  eine  dem  i  entsprechende 
dorsale  erhebung  der  vorderzunge  und  eventuell  spaltförmige 
erweiterung  der  lippen,  mögen  nun  die  letzteren  geöfl&iet  oder 
geschlossen  sein.  Ein  solcher  mouillierter  konsonant  ist  selbst- 
verständlich ein  ebenso  einheitlicher  laut  als  jeder  beliebige 
nicht  mouillierte."  Sievers  fuhrt  dann  eine  anzahl  beispiele 
aus  romanischen  und  slavischen  sprachen  an.  Die  labialen 
sollen  durch  die  mouillierung  in  ihrer  bildung  nicht  beeinflusst 

1)  Seelmann,  der  zwischen  Sievers  und  Trautmann  zu  stehen 
scheint,  mag  den  fehler  hei  Sievers  bemerkt  haben;  er  setzt  in  der  theo- 
retischen Übersicht  (1.  c.  p.  245)  keine  dorso-praepalatalen  an,  obwohl  er 
später  bei  beschreibung  des  lat.  c  und  g  vor  hellen  vocalen  diese  laute 
theilweise  bis  ins  praepalatum  vorrücken  lasst  und  also  in  denselben  fehler 
verf&llt  wie  Traut  mann. 


Zur  Physiologien  und  geschiebte  der  palataleu.  9    I 

werden,  rlagegen  mnss  bei  den  Zungenlauten  „ein  compro- 
miss  zwischen  den  zwei  sich  kreuzenden  articulationen  ein- 
treten." Die  gutturale  {gleich  unseren  velaren)  sollen  der 
monülienuig  nicht  fähig  sein,  sondern  erst  palata]  werden  müs- 
sen. Die  cerebralen  und  apico-alveolaren  „widerstreben 
einigermassen  der  niouillierung  (wenigstens  was  die 
zungenstellnng  betrifft),  dagegen  sind  die  dorso-alveo- 
laren  ganz  besonders  für  sie  geeignet." 

Trantmann  (§  325)  betrachtet  ebenfalls  die  mouillierten 
als  einheitliche  laute.  Sie  verdanken  ihre  entstebung  einem 
nachfolgenden  i  oder  j;  „aber  das  t  oder  j  ist  nichts  selb- 
ständiges mehr  in  den  jerierten  conaonanteu  der  Küssen, 
den  nh,  Ih  der  Portugiesen,  den  g»,  gl  der  Italiener  u.  s.  f., 
sondern  i.<<t  vom  vorhergehenden  consonanten  sozusagen 
aufgesogen  worden.  Die  mittelzunge  verhält  sich  ähnlich 
wie  beim  j:  „ähnlich!  beim  j  bildet  sie  enge,  bei  der  hervor- 
bringnng  irgend  eines  (I)  mouillierten  consonanten  ver- 
schluss (!)  mit  dem  mittelgaumen  (!)."  §  816  fuhrt  Traut- 
mann weiter  ans:  „Der  laut  li  ist  ein  genäselter  klapper,  ein 
D,  bei  dem  sich  die  mittelzunge  so  breit  und  voll  an  den 
mittelgaumen  legt,  dass  beim  abziehen  derselben,  bei  der  Iß- 
»ong  des  verschlusses,  ein  ./-artiges  nebengeräuseh  erklingt." 
Nebenbei  wird  bemerkt,  dass  es  auch  „mittelgauminge"  ohne 
nnd  ebenso  „vordergaiiminge"  mit  und  ohne  dieses  neben- 
geräusch  gebe. 

Beide  definitiouen  lassen  zu  wünschen  übrig.  Sievers 
sagt  nichts  näheres  über  den  „compromiss",  Trantmann  ge- 
braucht dafür  die  worte  „sozusagen  aufgesogen" ;  es  wäre  doch 
wünschenswerth,  dass  beide  sich  der  bildlichen  ausdmclisweise 
enthalten  hätten  und  klar  angedeutet,  wie  man  sich  den  Vor- 
gang denken  soll. 

Älit  welchem  recht  Sievers  mouillierte  labiale,  die  doch 
zwei  articulationsstellen  haben  (cf.  phon.  *p.  143  =  *p.  165) 
als  einheitliche  laute  bezeichnet,  ist  mir  auch  unklar.  Bin 
mouilliertes  p,  wie  es  auch  sei,  hat  doch  zwei  zeitlich  nacheinander 
folg^ende  articulationen  an  zwei  Örtlich  verschiedenen  stellen. 

Bei  Trautmann  ist  ganz  klar,  dass  er  immer  nur  an 
monilliertes  n  und  l  denkt.  Bei  diesen  hätte  wenigstens  der 
mediopalatale  verschluss  noch  einen  sinn,  obgleich  wir  sehen 
werden,  dass   der   verschluss   bei  diesen   lauten   wesentlich 


10  Rudolf  Lenz, 

praepalatal  oder  sogar  supraalveolar  ist.  Die  §  816  berührte 
grosse  des  verschlusses  ist  richtig  und  auch  schon  von  Hof- 
fory  als  wesentlich  erkannt.  Auch  daran  dass  beim  ab- 
ziehen der  zunge  das  nebengeräusch  entstehen  soll,  ist  etwas 
wahres,  insofern  eine  eigenartige  verschlusslösung  allerdings 
ins  spiel  kommt;  durch  „abziehen^  der  zunge  vom  mittelgaumen 
würde  aber  doch  wohl  nur  eine  art  Schnalzlaut  entstehen  kön- 
nen, woran  nicht  zu  denken  ist.  Die  Verallgemeinerung  des 
mediopalatalverschlusses  auf  alle  mouillierten  laute  ist  aber  auf 
alle  fälle  ein  missgriff,  man  bekäme  ja  sonst  für  mouilliertes 
p,  m,  ty  8  etc.  (Trautmann  spricht  allgemein  von  den  jerier- 
ten  consonanten  der  Russen)  ein  px,  my,  fx,  sh  etc.,  woran 
man  gewiss  auch  nicht  denken  kann. 

Über  die  von  den  Sprachforschern  so  oft  erwähnten  sogen, 
„palatalen"  oder  „quetschlaute"  finden  wir  bei  Sievers 
und  Trautmann  sehr  wenig.  Den  laut  des  ital.  c  vor  i  be- 
zeichnen beide  als  ts. 

Wie  die  auffällige  Unklarheit  über  die  mouillierten  laute 
zu  erklären  ist,  werden  wir  beim  verfolgen  der  entwicklung 
der  physiologischen  ansichten  über  diese  laute  ziemlich  klar 
sehen.  Ich  wiU  so  kurz  wie  möglich  zusammenstellen,  was 
mir  das  wichtigste  scheint. 

Einer  der  ältesten  bekannten  lautphysiologen  Juan  Pablo 
Bonet  hat  in  seinem  buche  „Reduccion  de  las  letras,  y  arte 
para  enseflar  a  ablar  los  mudos,  En  Madrid  1620"  p. 
111  und  148  schon  richtig  erkannt,  dass  das  mouillierte  n  der 
Spanier  und  Italiener  ebenso  gebildet  wird  wie  einfaches  n 
„anadiendole  el  apretar  la  lengua  en  el  paladar"  [indem  man 
die  zunge  noch  dazu  an  den  gaumen  festdrückt],  von  einem 
nachklingenden  j-laut  weiss  er  nichts,  der  unterschied  von  n 
und  ü  ist  für  ihn  gering  aber  doch  vorhanden.  Bei  der  be- 
schreibung  des  span.  cha  hebt  er  ebenfalls  richtig  hervor,  dass 
das  ganze  vordere  drittel  der  zunge  an  den  gaumen  angelegt 
sei,  die  hauptarticulationsstelle  aber  etwas  weiter  vorn  liege.  ^) 

Kempelen,  le  Mecanisme  de  la  parole  etc.  Vienne 
1791*)  reiht  ebenfalls  7l  und  l'  unter  die  einfachen  laute  ein 

1)  Ich  hoffe  ein  andermal  gelegenheit  zu  haben,  etwas  aosführlicher 
über  dieses  seltene,  für  romanisten  sehr  interessante  buch  sprechen  zu 
können. 

s)  Mir  liegt  nur  die  französ.  Übersetzung  vor. 


Zur  Physiologie  uod  gescJiichte  der  palalalen,  H 

und  sagt  P-  322:  „La  diff^rence  de  ce  son  (li)  aus  deiix  pr6- 
cMens  («  uiid  u)  ne  conaiste  encore  que  dana  un  ehangement 
de  la  Position  de  la  langue  qui  ici  ne  se  l^ve  nl  par  sa  pointe, 
ni  par  sa  partie  post^rienre,  mais  s'^löve  par  le  centre  et 
fenae  le  canal  de  la  bouche  en  s'appuyant  an  palaia."  Für 
die  klangliche  Unterscheidung  der  drei  n  ist  die  grosse  des 
bmt«r  dem  zungenverschluss  abgesperrten  raumes  massgebend. 
Die  abbildnng  zeigt,  dass  er  den  verscIUuss  etwas  zu  weit 
nach  hinten  ansetzt.  Granz  entsprechend  ist  das  l'  als  dorsales 
prae-mediopalatales  l  angesetzt.  Von  einem  j-nachklang  ist 
nichts  erwähnt.  Der  erste,  bei  dem  ich  liiervon  etwas  gefunden 
habe,  ist  E.  F.  F.  Ohladni  „über  die  liervorbringung  der 
menschlichen  aprachlaute  (in  Gilberts  annalen  der 
physik  bd.  76.  Leipzig)  1824.  Es  heisst  p.  201:  span.  fl, 
pg.  nA,  frz.  it.  (pi  „sind  nichts  anders,  als  eine  Verschmel- 
zung des  ii  mit  einem  schnell  darauf  folgenden  niittetlaat 
zwischen  i  und  j,"  das  entsprechende  wird  von  V  gesagt.  Wie 
wir  hier  den  anfang  m  der  unglücklichen  verschraelznngs- 
theorie  für  die  mouillierten  laute  haben,  so  bietet  uns  der 
nächste  physiologe  den  ersten  ansatz  zur  erklärung  der  pala- 
talisierung  eines  k  zum  t'  durch  parasitische  lauteinachiebung. 
K.  M.  Rapp  (Versuch  einer  Physiologie  der 
Sprache  et«,  bd.  I.  Stuttgart  und  Tübingen  1836)  constatiert 
p.  55  ein  mittelgebiet  zwisclien  den  h-  und  f-lauten,  in  dieses 
setzt  er  die  sanski'.  palatalen  mit  der  bezeiehnung  jsch  als 
Maate.  Den  ganzen  Vorgang  der  palatalisierung  theilt  er 
(p.  105 ff.)  in  drei  phaaen:  I)  Guttural-affection:  „die  Ver- 
bindungen Kt,  XI  im  neugriechischen  und  ke,  ki,  kö,  kü,  ge,  gi, 
gö,  ffü  iu  den  nordischen  sprachen  haben  sich  im  anlaut  mit 
solcher  energie  produciert,  dass  sich  ein  mittellaut, 
der  den  schlaglaut  unterstützt,  in  die  mitte  zwischen- 
«chob."  Dieser  laut  war  j-artig,  wurde  aber  gleich  zu  x' 
(etwa  =  unserem  /). 

2)  Lingual-attraction:  ans  kj  (kx')  wird  ij  (tS)  etc. 

3)  LingualauflOsung;  die  explosion  fällt  fort,  also 
bleibt  S,  s,  s  et«.  Der  fehler,  den  Eapp  begeht,  ist,  dass  er 
die  entetehung  des  j-lautes  durch  eine  besonders  energische 
ausspraclie  erklärte,  ffir  welche  ja  aber  dnrcliaus  keine  be- 
rechtigung  nachweisbar  ist.  Wir  werden  diesen  fehler  bis  in 
die  neuste  zeit  wiederholt  finden. 


I 

k 


Ruilolf  Lenz, 

Glücklicher  als  Rapp  und  in  der  beobaclitnng  der  tbat- 
sacben  sogar  ausserordentlich  fein  und  scharf  war  ungefähr  zu 
derselben  zeit  Rudolf  von  Raumer  (Die  aspiration  und 
die  lautverschiebung.  Leipzig  1837).  Er  beweist  ^.34  ff.) 
zunächst,  dass  die  skr.  palatalen  einfache  laute  gewesen  seien 
(weil  sie  metrisch  nicht  position  bilden),  dass  also  skr.  c  nicht 
gleich  tsch  sein  könne. 

Nun  stelle  das  indische  aiphabet  zwischen  die  gutturalen 
und  dentalen,  die  nach  aller  walirscheinlichkeit  iinsereni  deut- 
schen Je  und  t  entsprächen,  zwei  reihen,  die  palatalen  und  die 
lingualen,  letztere  sollen  etwas  liinter  den  dentalen  gesprochen 
werden  und  unser  m-h  solle  dazu  gehören.  Zu  den  palatal^ 
stelle  man  aber  y ,  das  höchst  wahrscheinlich  unserem  j  ent- 
spräche, also  müssen  wir  c  erhalten,  „wenn  wir  die  mittel- 
zunge  da  ganz  an  den  gaumen  schliessen  und  dann  mit  dem- 
selben gegendruck  des  banches,  der  zu  jeder  harten  mnta 
erfordert  wird,  plötzlich  öfihen,  wo  bei  blosser  annäherung  der 
Organe  j  entsteht.  Wer  den  versuch  machen  will,  der  spreche 
zuerst  ka,  dann  je,  und  nun  schliesse  er  da,  wo  bei  je  die 
ritze  am  engsten  ist,  ganz,  und  er  wird  bei  einiger  Übung 
einen  laut  erhalten,  der  dem  k  sehr  nahe  verwandt  und  ein- 
fach ist.  Niu"  dass  er  einen  ganz  leisen  nacbball  bören 
lässt,  der  dem  j  ebenso  nahe  steht  als  dem  leisesten,  mög- 
lichst weit  hinten  gesproclienen  ä."  Erst  in  der  weiteren  ent- 
wicklnng  sei  der  anfangs  kaum  hörbare  nachhält  zum  lingualen 
(=  apico-praepalatalen)  Zischlaut  geworden  und  habe  zugleich 
„den  stummlautenden  theil  der  palatale  in  seine  lingualreihe 
vorgezogen."  Sanskr.  f  solle  man  lieber  wie  ch  in  sichel 
sprechen,  wenn  man  den  richtigen  in  derselben  gegend  wie  j 
mit  „möglichst  enger  ritze"  gesprochenen  Zischlaut  nicht  her- 
ausbringe. 

Wenn  man  das  gesagte  scbematisch  darstellte,  würde  man 
die  reihe  k  ^  k'  ^  kx  -^  t5  bekommen.  Bedenklich  ist  bloss, 
dass  Raumer  meint,  dass  der  ziscblaut  gewissermassen  in  der 
entwicklung  dem  A'  vorangeschritten  sei ;  vor  allem  aber  durfte 
er  nicht  s  als  lingual  (apieo-praepalatal)  ansetzen;  das  war 
jedoch  nicht  seüie  schuld  allein,  die  natur  der  s-laute  wai-  da- 
mals noch  ziemlich  unbekannt  und  itat,  c  vor  i  ist  noch  bis  vor 
kurzem  oft  als  t  -(-  ^  aufgefasst  worden.  Im  übrigen  gehören 
die  bemerkungen  R.  von  Raumers  zu  dem  besten,   was  je 


Zur  Physiologie  und  geschichte  der  palatalen.  13 

über  die  palatalen  gesa^  ist.  Doch  scheinen  sie  vor  allem 
von  den  Physiologen  nicht  genug  beachtet  znsein;  die  richtige 
Würdigung  fanden  sie  jedoch  bei  A.  Schleicher  (znr  ver- 
gleichenden Sprachengeschichte,  Bonn,  1B48),  der  auf 
der  von  Ranraer  gelegten  gruudlage  weiter  ging.  Er  sagt 
dem  Raunierschen  k'  entspreche  genau  die  traditionelle  aus- 
spräche von  skr.  ri.  „Es  ist  dies  der  laut  des  franz.  gn  in 
Coluyne,  campaf/iie,  des  poln,  ri  in  broii  u.  s.  w.  Folgt  auf 
dieses  palatale  A  ein  vocal,  so  glaubt  man  fast  nj  zu  hören, 
es  entsteht  durch  die  Öffnung  des  verschlusses  eine  art  i 
Spirans,  dies  gilt  ebensowohl  vom  frz.  'j>i  als  vom  skr.  ri."  — 
Das  palatale  l  ist  nach  ihm  ein  einfaches  am  gaumen  gespro- 
chenes l  Der  nachhall  des  k'  entsteht  durch  die  Öff- 
nung des  Zungenverschlusses  (p,  138).  Diese  letzte  be- 
merkung  ist  von  grosser  Wichtigkeit,  sie  ist  tliatsächlich  die 
einzig  richtige  erkläning  fiir  den  überlang  des  /:  zum  t",  für 
die  entstehung  des  sogenannten  parasitischen  j. 

Wesentlich  richtig  tässte  auch  Kndelka  (Analyse  der 
laute  der  menschlicheu  stimme.  Linz  1856  und  Sitzungs- 
ber.  der  k.  Akademie  zu  AVien  math.-naturw.  kl.  bd.  28 
p.  3—62)  die  mouillierten  laute  auf.  Poln.  i  i  werden  an  der 
mitte  des  gaumens,  d.  h.  dem  höchsten  punkt  der  convexität 
(also  praepalätum)  mit  dem  zungenrücken  hervorgebracht ;  die 
zangenspitze  dabei  nach  abwärts  gebogen  (cf  anal.  p.  16). 
ri  ist  der  nasal  der  dritten  articulationsstelle  seines  Systems 
(zungenrücken  und  vordergaumen);  „übrigens  haben  alle 
laute,  die  an  der  dritten  articulationsstelle  entstehen, 
den  mouilU-charakter.  Dieser  Charakter  kommt  nur 
der  dritten  articulationsstelle  zu;  wenn  daher  herr 
Brücke  behauptet,  dass  sich  alle  arten  des  v  mouillieren  las- 
sen, also  auch  jene  die  an  anderen  articulationsstellen  ent- 
stehen, so  mag  dies  in  dem  sinne,  wo  die  mouiUierung  durch 
ein  angehängtes  jut  bewfrkt  wird,  seine  geltnng  haben,  nicht 
aber  in  unserem  sinne  (sitÄungsber.  bd.  28.  p,  62)."  Um  ein 
richtiges  aii  zu  sprechen,  brauche  man  nui'  bei  der  articulatiou 
vou  an  die  Zungenspitze  mit  dem  tinger  auf  dea  boden  der 
mondhülile  niederzudrücken. 


Kudelka  nimmt  also,    und  wie  wir  .sehen  werden  ganz 
mit  recht,  eine  specteile  articulationsstelle  füi-  alle  mouillierten 


14  Badolf  Leii£, 

laute  und  nur  für  diese  in  anspruch.  Nur  ist  ungenau,  dass 
er  diese  stelle  nicht  scharf  genug  von  den  dorso-alveolaren 
(Brückes  t^  l^)  trennt. 

Gombiniert  man  alles,  was  Raumer,  Schleicher  und 
Eudelka  sagen,  so  bekommt  man  ein  durchaus  richtiges 
bild  von  den  mouillierten  lauten;  räthselhaft  bliebe  nur  noch 
die  art  und  weise  wie  bei  der  Verschlusslösung  (Schlei- 
cher) der  laute  einer  bestimmten  articulationsstelle  (Kudelka) 
jener  leise  nachhall,  der  sich  weiter  entwickeln  kann  (y.  Bau- 
mer) entsteht.  Dieses  combinationsresultat  ist  nun  leider  von 
keinem  Physiologen  gezogen  worden.  Im  gegentheil  geht  die 
erkenntniss  der  mouillierten  laute  in  Deutschland  seit  dem  jähre 
1856  rückwärts  bis  auf  die  gegenwart  und  zwar,  wie  ich 
meine,  hauptsächlich  durch  die  schuld  Brückes,  der  in  der 
zeitschr.  filr  die  österreichischen  gymnasien  bd.  Vn  (1856) 
seine  „Physiologie  und  Systematik  der  sprachlaute**  ver- 
öffentlichte. Er  fasste  die  mouillierten  und  alle  jerierten  slav. 
laute  als  äusserliche  Verbindungen  mit  j  (y^)  oder  x  OfO-  I^*" 
mit  fiel  natürlich  die  möglichkeit  diese  laute  als  einheitliche  zu 
fassen,  weil,  wie  Brücke  in  seiner  nachschriff  zu  Kudel- 
kas  au&atz  (sitzungsber.  bd.  28  p.  77  ff.)  behauptet,  auch 
diejenigen  mouillierten  laute,  welche  nicht  wie  das  mouillierte 
slav.  t  und  d  verschlusslaute  seien,  sich  nicht  in  ihrer  totali- 
tät  continuierlich  hervorbringen  Hessen;  das  sollte  sich  beson- 
ders auf  rl  und  T  beziehen.  Nun  sind  aber  /l,  T,  n,  I  gerade 
so  gut  verschlusslaute  wie  t,  d  und  f,  cT,  können  also  des- 
halb nicht  total  continuiert  werden,  wozu  S,  i  jedoch  als  fri- 
cativlaute  eben  so  gut  im  stände  sind  als  s,  z.  Die  äusserliche 
auffassung  Brückes  fand  bald  Widerspruch,  doch  beging  man 
den  fehler,  dass  man  alle  bei  B.  angeführten  mouillierten  als 
einheitliche  laute  auffasste,  also  auch  die  von  Brücke  richtig 
bezeichneten  6y^,  Tpy}^  my^  etc.  So  ist  z.  b.  ganz  werthlos,  was 
Merkel  (physiologie  der  menschl.  spräche;  physiolo- 
gische laletik,  Leipzig  1866  p.  270  ff.)  über  diesen  gegen- 
ständ sagt.  Wie  weit  er  von  einer  richtigeren  anschauung  ent- 
fernt war,  zeigt  die  bemerkung,  es  gäbe  überhaupt  kein  fc  am 
harten  gaumen  (cf.  p.  159  ff.  bes.  163),  daher  sei  Brückes 
Scheidung  in  vorderes  (palatales)  und  hinteres  (velares)  fc 
„überflüssig  und  unphysiologisch"! 


2ar  Physiologie  und  gesctucKte  der  palatalen.  15 

Am  nächsten  kam  dem  wahren  Sachverhalt  Enmpelt 
(das  natürliche  System  der  sprachlante,  Halle  1869). 
Er  stellt  (1.  c.  p.  29)  folgende  zwei  reihen  auf: 

1)  denti-palatales:  ü  if  d!  6  i  T 

2)  palatales:  /  K  g  x  /• 

Ad.  1)  sagt  er  p.  86:  ^Die  bildnng  der  hier  in  rede 
stehenden  laute  geschieht  so,  dass  man  mit  dem  vorderen  con- 
vex  gemachten  theile  des  zungenrückens  den  vorderen  theil  des 
gaumens  berührt,  während  die  Zungenspitze  nach  vorwärts  ge- 
bogen und  gegen  die  unteren  Schneidezähne  gestemmt  ist.^ 
Die  mutae  dieser  klasse  sind  nach  p.  87  die  jerierten  t  d  des 
russ.  und  die  poln.  quetschlaute,  ü,  V  sind  die  bekannten  sp. 
f^f  tlf  Ve-  ^f  '^  ®*^-  ^^  ausspräche  nj,  nx,  Ij,  Ix  wird  aus- 
drücklich als  falsch  bezeichnet.  —  Die  palatalen  sind  etwas  weiter 
hinten  articuliert;  hierher  gehört  nach  p.  95  slav.  Jce,  ki,  das 
„etwas  eigenthümlich  dünnes^  hat.  Eumpelt  schliesst  also  an 
Eudelka  an,  mit  dem  er  auch  den  fehler  gemein  hat,  dass 
er  *'  (f  r  n'  nicht  genug  von  den  dorso-alveolaren  t^  d^  P  n* 
scheidet.  Hoffory  (Phonetische  Streitfragen  KZ.  XXTTT 
(1876)  p.  525  ff.)  meinte  geradezu.  Rumpelt  werfe  wie  Eem- 
pelen  beide  lautreihen  vollständig  zusammen,  was  nach  meiner 
ansieht  durchaus  nicht  der  fall  ist.  Hätten  Rumpelt  und 
Kempelen  eine  exacte  gebietseintheilung  gehabt,  so  würde 
man  sehen,  dass  ihre  mouillierten  denti-palatalen  hinter  Brü- 
ckes  dorsalen  articuliert  werden  sollten;  Eempelens  ab- 
bildung  weist  sogar  an  die  hintere  praepalatalgrenze. 

Hoffory  selbst  folgt  Brücke  in  der  annähme,  dass  alle 
dentalen  (also  auch  t^  und  t*  (unser  t)  mouilliert  werden  kön- 
nen, und  verschliesst  sich  damit  selbst  den  weg  seine  bessere 
erkenntnis  über  die  echten  t'  T  etc.  (nach  ihm  f^  V^)  zur  vollen 
klarheit  zu  bringen.  Er  meint  (1.  c.  p.  528)  aus  seinen  be- 
merkungen  solle  hervorgehen,  „dass  wir  die  mouillierung 
als  eine  den  ganzen  lautkörper  durchdringende  eigen- 
schaft,  die  aUen  dentalen  verschluss-,  reibe-,  b-  und  nasal- 
lauten  mitgetheilt  werden  kann,  betrachten  müssen."  Was 
das  für  eine  eigenschaft  ist,  und  wie  man  sich  dieses  „durch- 
dringen des  ganzen  lautkörpers"  zu  denken  hat,  geht  aus  der 
definition  (?)  nicht  hervor ;  dass  die  mouillierung  nichts  facul- 
tatives  aller  sog.  dentale  ist,  hat  Kudelka  schon  richtig 
erkannt. 


Rudolf  Lenz, 

Der  unterschied  zwischen  ''  und  T*  soll  nur  sein,  dB88~ 
bei  f*  eine  grössere  strecke  der  alveolen  bedeckt  sei 
als  bei  /*.  Ebenso  bei  l'  und  i'';  bei  letzterem  „ist  nicht  nur 
die  Zungenspitze,  sondern  auch  der  vordere  theil  des  zung;en' 
körpers  gegen  das  obere  Zahnfleisch  gestemmt;  beim  l*  und  P 
findet  analoges  statt."  —  Schade,  dass  Hoffory  nicht  auch 
genau  ausgeführt  hat  wie  F^  mouilliertes  apico-praepalatales  / 
hervorgebracht  werden  soll;  er  würde  gefunden  haben,  dass 
die  cerebralen  nicht  nur  wie  Sievers  meint  (cf.  oben  p.  9) 
der  mooillierung  „einigermassen  widerstreben,"  sondern  dass 
eine  solche  bei  ihnen  überhaupt  nur  im  Brückeschen  sinne 
möglich  ist,  gegen  den  sich  Hoffory  verwahrt.  Sein  l'^  ist 
nicht  apical,  sondern  trontal  und  praedorsal,  also  dem  l'  sehr 
ähnlich,  dürfte  aber  schwerlich  das  praepalatalgebiet  so  er- 
reichen wie  es  zum  mouillierten  I'  notwendig  ist.  —  Ebenso 
wie  t  werden  alle  mouillierten  dentallaute  gebildet,  indem 
„ein  grösserer  theil  der  zunge  gegen  den  gaumen  gestemmt 
wird"  als  bei  den  nicht  mouillierten:  —  der  ausdruck  „gan- 
men"  ist  sehr  ungenau,  man  sieht  doch  nicht  ein,  wie  beim 
interdentalen  (  z,  b,,  wenn  es  mouilliert  werden  soll,  die  znnge 
sich  an  den  gaumen  anstemmen  soll. 

Auf  diesen    bemerkungen    H  o  f f o  r  y  s    scheinen   Si  e  v  e  r  s' 
und  Trautmanns  angaben  wesentlich  zu  beruhen.') 


>)  Weitere  bemerkungen  über  hierhergehörige  laate  werden  im  ferne- 
ren Terlaafe  der  arbeit  gelegentlich  angeführt  werden.  Hier  sei  nur  noch 
kon  bemerkt,  dass  Lepaius  im  Standard  aiphabet,  London  1863  p. 
70,  71,  TS  die  palalalclaisf  recht  gut  bespricht;  überhaupt  sind  die  iingui- 
sten  von  der  confusion  der  pb^siologen  leidlich  frei  geblieben,  nur  Brü- 
ckos  unrichtige  ansichten  tou  den  mouillierten  lauten  und  vom  i  haben 
ZBweilen  schaden  angerichtet.  Auch  Sweets  bemerkungen  (hanähaok 
of  plionetici,  Oxford  I8II  p.  44,  4J ,  151)   bieten   trotz   der  Unklarheit 

ttionsalelle  mancbes  richtige. 



Zur  Physiologie  und  geathiclite  der  palatalec 
n.  Experimenteller  theil. 


jBotDm  Dflgotium  pUne  nibii  fkclunt,  lod  1 

qBEliv  peTfcotigaem  requirllui,  qnilUaque  nt 
plariinuiii  »piwrat,  doplngM, 

Cuaodui  AmmiiQ,    Suidui  loinoni 
LtiedDu.  Bil.  17«  (enle  aoigklH!  1SSI)  p.  M, 

Das  einzige  zuverlässige  mittel,  um  die  articulationsstelle 
and  -art  eines  palatal-  oder  alveolarlautes  zu  bestimmen  scheint 
mir  das  anfertigen  vtm  stomato&kopischen  gaumenbildem 
mit  gefiirbter  zunge.')  Ich  will  über  die  methode,  die  vor- 
tbelle  und  nachtheÜe  dieser  untei-sucliungen  etwas  ausführ- 
licher reden,  weil  ich  hrjift  und  wünsche,  dass  andere  meine 
experiaiente  nacJimachen  um  meine  resultate  zu  bestätigen 
oder  zu  rectificieren ;  denn  bei  einem  ersten  versuch,  wie  er 
hier  vorliegt,  können  doch  vielleicht  individuelle  eigenthümlich- 
keiten  mit  unterlaufen,  sei's  auch  nur  in  kleinigkeiten.  — 

Ich  mache  die  experiment«  in  folgenderweise:  ziinge  und 
gaumen  werden  etwas  abgetrocknet,  darauf  wird  die  zunge 
mit  einer  raischung  von  chinesischer  tusche,  gummiarabicum 
und  mehl  bestrichen,  und  nun  der  in  frage  stehende  laut  ein- 
mal möglichst  ungezwungen  aber  cnrrect  articuliert.  Es  han- 
delt« sich  bei  mir  meist  um  consonanten ;  ich  begann  die 
articulaüon  jedoch  meist  mit  einem  a,  während  dessen  die 
vorher  au^estreckte  zunge  zur  ruhe  kommen  konnte ;  dadurch 
wird  die  Sicherheit  der  bildimg  erhöht.  Soweit  die  gefärbte 
zunge  den  gaumeu  etc.  berührt,  wird  derselbe  schwarz  gefärbt 
und  zwar  um  so  deutlicher  und  schwärzer,  je  länger  und 
fester  die  ber&hrung  war.  Daher  ergeben  vocale  wie  i  und 
besonders  fricativlaute,  die  man  länger  anhalten  kann,  die 
besteu  bilder.  Die  explosivlaute  sind  stimmlos  am  deutlichsten, 
bei  den  stimmhaften  ist  wegen  des  geringen  exspiraüons- 
dnickes  auch  der  articulationsdruck  (die  hemmung)  schwächer, . 
daher  das  bild   oft  auch  umfänglich  kleiner.  —  Ist  der  last  ^ 

')  Vergl.  Grfltzner,  Physiologie  der  stimme  und  spräche  (in 
Hermanns  bandbach  der  physiotogie  I,  2)  p.  !U»  f.;  Techmer  PI 
netik  I,  p.  30.  Internal,  zcitschr.  1.;  SiL'rers,  phonetik'  p.  40  ^ 

ZlIlKknn  IIU  virgl.  Sptiollf.  K.  F.  IX.  1  □,   !.  ■> 


18  Rudolf  Lenz, 

articuliert,  so  betrachte  ich  das  bild  mit  ein  oder  zwei 
spiegeln  (je  nach  der  läge),  vei^leiche  meinen  gaumen  mit 
einem  gipsabguss  desselben,  in  welchen  meine  gebietsein- 
theilung  eingetragen  ist,  indem  ich  die  grenzen  der  schwarzen 
flecke  zunächst  nach  meinen  zahnen  bestimme;  zuletzt  trage 
ich  das  bild  in  eine  bereitliegende  projection*)  meines  gau- 
mens  ein. 

Um  sichere  resultate  zu  bekommen,  sind  noch  einige 
Vorsichtsmassregeln  zu  beachten.  Erstens  möge  man  un- 
mittelbar vor  dem  färben  der  ziinge  die  betreffenden  laute 
mehrmals  articulieren  und  genau  auf  den  klang  achten,  damit 
man  sicher  beurtheilen  kann,  ob  man  beim  experiment  auch 
wirklich  den  beabsichtigten  laut  richtig  gesprochen  hat.  Man 
wiederhole  jedes  experiment  mehrere  male  möglichst  zu  ver- 
schiedenen Zeiten  um  die  resultate  vergleichen  zu  können;  sie 
müssen  gleich  sein! 

Zweitens  aber,  und  das  ist  das  schwierigste,  wenn  es  sich 
wie  bei  meiner  Untersuchung  um  laute  handelt,  die  der  spräche 
des  Schreibers  fremd  sind:  der  experimentator  muss 
sicher  sein,  die  laute  überhaupt  richtig,  d.  h.  wie  die 
mehrzahl  des  volkes,  in  dessen  spräche  sich  die  laute  finden, 
sprechen  zu  können.  Dazu  gehört  lange  Übung,  ein  feines 
ohr  und  volle  beherrschung  der  articulatorischen  organe,  an- 
forderungen,  denen  zu  genügen  manchem  nie  gelingt.  Übung 
kann  sehr  viel,  aber  nicht  alles  ersetzen ;  ein  guter  lautphysio- 
loge  muss  wie  ein  Sänger  als  solcher  geboren  sein.  Ich  selbst 
glaube  diesen  anforderungen  genügen  zu  können.  Was  die  in 
dieser  arbeit  besprochenen  laute  anbetrifil,  so  habe  ich  Nord- 
und  Südfranzosen  in  bezug  auf  Schriftsprache  und  dialekte 
(bes.  proveuQalische)  genau  geprüft,  habe  Italiener,  Spanier, 
Engländer  und  Schweden  in  bezug  auf  ihre  ausspräche 
untersucht  und    auch    die   slavischen   mouillierten  laute   von 


0  Solange  es  sich  um  die  vordere  hälfte  des  mundes  (also  nicht  das 
hintere  velargebiet)  handelt,  ist  es  jedenfalls  am  einfachsten  und  sicher- 
sten, die  bilder  auf  die  zahnebene  zu  projicieren;  perspectivisch  richtige 
bilder  sehen  bei  der  geringsten  Veränderung  der  Stellung  des  beobachters 
zu  verschieden  aus.  Warnen  möchte  ich  auch  vor  derartigen  Verkleinerungen 
wie  sie  Tech m er  (Phon.  II.  und  Internat,  zeitschr.  1)  giebt.  Ich  halte 
mehrere  seiner  bilder  für  ungenau.  Ich  gebe  alle  bilder  in  natürlicher 
grosse. 


L 


Zur  Physiologie  und  geschieht^  der  palulalen.  19 

geborenen  Slaven  gehört  und  sprechen  gelernt,  und  —  was 
die  hanptsache  ist  —  ich  habe  überhanpt  noch  keinen  laut 
gehört,  den  ich  nicht  exact  hätte  nachsprechen  können.  Über- 
dies sind  einige  Untersuchungen  rein  theoretischer  art  an  sich 
zweifellos.  Ich  darf  also  wohl  hoffen,  dass  meine  Unter- 
suchungen auf  relativ  sicherster  grundlage  beruhen;  mögen 
andere  constatieren ,  ob  sie  zu  denselben  resultaten  kommen. 
Ich  verfahre  in  diesem  theil  der  arbeit  zunächst  «  priori, 
ohne  rücksicht  auf  sprachliche  materialien.  Der  ausgangspunkt 
ist  allerdings  eine  aus  der  Sprachgeschichte  gezogene  ver- 
mutiumg.  welche  später  zur  gewissheit  werden  wird,  nämlich 
dass  die  entwicklung  des  k  vor  e  und  i ,  wie  sie  z.  b.  in 
den  romanischen  sprachen  vorliegt,  sich  am  einfachsten  als 
verschjehung  der  Verschlussstelle  nach  vorne  darstellt.  Es 
handelt  sich  hier  nur  darum  das  verhältniss  der  palatalen  und 
alveolaren  consonanten  im  lUlgemeinen  darzustellen ;  die  einzel- 
heiten  werden  sich  dann  später  fast  von  selbst  ergeben. 

1.  Palato-velarer  verschluss  (abbildung  1). 

Spreche  ich  aka,  wie  ich  es  im  deutschen  zu  sprechen 
gewöhnt  bin,  so  erhalte  ich  das  bild  l.b  am  gaumen;  der  k- 
verschluss  hat  also  auf  dem  grenzgebiet  von  postpalatum  und 
prsevelum  stattgefunden,  etwa  wie  abb.  La  angiebt.  i 

2.  Postpalataler  verschluss  (abbildung  2). 

Spreche  ich  das  deutsche  wort  /^cke,  so  erhalte  ich  abb.  2 ; 
der  verschluss  auf  der  mittellinie  ist  wesentlich  postpalatal, 
reicht  aber  auch  schon  bis  in  das  mediopalatum.  Auf  den 
beiden  Seiten  reicht  die  berühmngsstelle  rechts  bis  auf  den 
erst«D  backzahn,  links  etwas  weniger  weit.  Das  vorrücken 
des  verschlusses  Iiat  seinen  grund  darin,  dass  bei  der  arti- 
cnlation  des  e  der  vordere  theil  des  zungenrilckens  etwas 
gehoben  ist,  der  verschluss  wird  da  am  gaumen  gebildet,  wo 
die  znnge  ihm  vorher  oder  nachher  am  nächsten  ist.  Die 
nngleichheit  auf  beiden  selten  ist  natürlich  nicht  nothwendig, 
sondern  iadividuell;  aber  sie  ist  nicht  autfällig;  auch  Grütz- 
ner articulierte  etwas  schief.  Abgesehen  davon,  dass  viele 
menschen  schon  äusserlich  durch  schiefes  öfEhen  der  mund- 
winkel,  einseitiges  vorschieben  der  lippen,  einseitiges  lachen 


20  Iludolf  Lenr, 

(oft  auch  verschiedene  weite  der  augenöflhung)  zeigen,  dass 
beide  Seiten  des  gesichtes  ungleich  ausgebildet  sind  —  abge- 
sehen von  dieser  groben  ungleichseitigkeit ,  ist  vor  allem 
schiefe  articulation  des  s  im  deutschen  nicht  selten,  und  ein- 
seitige articulation  des  l  war  schon  dem  Johannes  Wallis 
(Tractatus  grammatico-physicus  erste  aufl.  1653,  sechste 
1765  p.  28)  bekannt.  Ich  glaube,  dass  ganz  gleichseitige 
articulation  aller  laute  vielleicht  seltener  als  man  denken 
sollte.  0 

3.  Mediopalataler  verschluss  (abbildung  3). 

Auf  der  grenze  von  medio-  und  postpalatum  etwas  weiter 
nach  vom  als  nach  hinten  reichend,  liegt  der  verschluss,  den 
ich  beim  deutschen  k  vor  i  bilde;  die  seitenränder  sind  noch 
etwas  weiter  vorgeschoben,  dadurch  wird  die  unberührte  stelle 
an  der  mittellinie  vor  dem  verschluss  noch  länger  und  schmaler 
als  auf  abb.  2.  Rückt  nun  der  verschluss  des  k  noch  weiter 
vor,  bis  nahe  an  die  praepalatalgrenze ,  so  erhalten  wir  ein 
rein  mediopalatales  x.  Dieser  laut  kommt  im  nhd.  wohl 
kaum  vor,  ist  dagegen  in  den  romanischen  sprachen  vor  i 
gebräuchlich  z.  b.  frz.  qtii  it.  chi,  chiesa  etc.  Die  zunge  lässt 
dabei  auf  dem  praepalatum  nur  einen  ganz  schmalen  streifen 
unberührt  (abb.  4).  — 

Der  grösste  theil  des  velum  und  das  ganze  post-  und 
mediopalatum  liegen  ziemlich  wagrecht  (d.  h.  nur  in  der  mittel- 
linie, die  immer  gemeint  ist,  wenn  nichts  anderes  ausdrücklich 
angegeben  ist);  daher  ist  das  vorrücken  des  verschlusses  ein 
allmähliches  und  gleichmässiges  und  in  folge  dessen  der  unter- 
schied zwischen  praevelarem  k  in  kugel  und  medio-postpala- 
talem  k  in  kind  sehr  gering.  Nur  die  tonhöhe  des  k  nimmt 
zu,  und  zwar  je  weiter  der  verschluss  nach  vom  rückt,  um 
so  schneller.  Dicht  vor  der  prae-mediopalatalen  grenze  senkt 
sich  das  gaumendach  plötzlich  stark  nach  abwärts  und  man 
sieht  auf  der  abbildung  der  zungenstellung  desx,  dass  bei 


1)  Merkwürdig  ist,  dass  sich  bei  mir  die  einzelnen  laute  verschieden 
verhalten,  l  spreche  ich  gewöhnlich  mit  rechtsseitiger  Öffnung,  die  dorsalen 
articulationen  sind  alle  rechts  stärker  (bes.  bei  t),  Zungenspitzen-r  spreche 
ich  etwas  links  von  der  mittellinie.  Übrigens  kann  ich  alle  laute  auch 
gleichseitig  hervorbringen.  Das  ganze  ist  ohne  Wichtigkeit  für  die  folgen- 
üen  Untersuchungen;  ich  wollte  nur  darauf  aufmerksam  gemacht  habenl 


Zar  Physiologie  und  geschichte  der  palatalen.  21 

einem  geringen  vorrücken  des  verschlusses  das  ganze 
praepalatalgebiet  mit  einem  male  bedeckt  werden 
mnss.  Während  zungenrttcken  und  gaumen  weiter  hinten 
nngef&hr  im  verhältniss  von  kreis  und  tangente  standen,  haben 
wir  in  der  praepalatalgegend  zwei  gleichlaufende  bogen  und 
zwar  sind  beide  so  beschaffen,  dass  der  zungenverschluss,  der 
das  praepalatum  bedeckt,  auch  noch  in  das  mediopalatal- 
oder  in  das  alveolargebiet  hineinragt.    Also: 

4.  Medio-praepalataler  verschluss  (abb.  5). 

Ein  durch  seine  grosse  berührungsfläche  auffalliger  ver- 
schluss. Die  druckrichtung  der  zunge  ist  noch  wesentlich 
senkrecht  nach  oben,  der  festeste  theil  des  verschlusses  liegt 
dem  gemäss  an  der  vorderen  mediopalatalgrenze.  Bei  der 
lösung  des  verschlusses  wird  demnach  zunächst  wieder  eine 
schmale  mittelrinne  des  praepalatum  blossgelegt  werden,  die 
von  vom  nach  hinten  fortschreitet,  bis  ein  vollständiger  durch- 
bruch  entstanden  ist,  der  zunächst  auch  sehr  schmal  ist.  Der 
exspirationsstrom  drängt  sich  daher  nach  der  verhältniss- 
mässig  schwach  explosiven  Verschlusslösung  zunächst  durch 
eine  schmale  enge,  die  erst  einen  augenblick  später  durch 
weiteres  senken  des  zungenrückens  sich  erweitert.  Der  laut 
ist  daher  ein  schwacher  explosivlaut  mit  unmittelbar  an- 
schliessendem kurzen  reibegeräusch ,  welches  um  so  deutlicher 
hervortritt,  je  langsamer  die  articulation  vor  sich  geht.  Der 
laut  ist  k\  das  sogenannte  mouillierte  k\  der  fricativlaut 
allein  gesprochen  ist  natürlich  ein  praepalataler  und  zwar 
entweder  mit  der  hauptenge  an  der  vorderen  grenze  des  ge- 
bietes  ein  §  oder  an  der  hinteren  grenze  ein  /;  denn  da  der 
radius  der  zungenwölbung  grösser  ist  als  der  des 
eigentlichen  praepalatum,  so  kann  die  hauptenge 
nicht  in  der  mitte  des  praepalatum  liegen,  und  da 
femer  zwei  schmale  engen  nahe  bei  einander  nicht  lautbildend 
sein  können,  ^)  so  ergiebt  sich ,  dass  die  vordere  oder  die 
hintere  enge  wesentlich  ist.  Ebenso  fällt  der  druckpunkt  des 
praepalatalverschlusses  entweder  me  oben  ins  mediopalatum 
oder  ins    supraalveolargebiet.    Daher    der    ansatz    von    zwei 


>)  Die  erste  enge  hemmt  den  exspirationsdruck  so  stark,   dass  er  an 
der  zweiten  keine  reibung  mehr  hervorbringen  kann. 


22  Rudolf  Lenz, 

praepalatalreihen  im  lantsystem  (p.  4).  Meist  scheint  beim  Ic 
der  fricatiye  ansatz  wesentlich  6  zu  sein.  Spricht  man  dieses 
§  und  unmittelbar  anschliessend  ein  /(',  so  ist  der  verschluss 
auf  der  mittellinie  kleiner,  als  wenn  man  k'  allein  spricht; 
der  grund  ist  jedenfalls  der,  dass  die  verschlussarticulation 
durch  die  enge  vorbereitet  und  nun  durch  eine  minimale  be- 
wegung  genügend,  wenn  auch  schwach,  gebildet  werden  kann 
(abb.  6). 

ö.  Alveblar-praepalataler  verschluss  (abb.  7). 

Der  hauptdruck  hat  jetzt  die  richtung  nach  vom  und 
ruht  auf  dem  oberen-  theil  des  alveolargebietes.  Wenn  also 
auch  von  der  abbildung  5  zu  abbildung  7  ein  regelrechtes 
allmähliches  fortschreiten  des  verschlusses  vorzuliegen  scheint, 
so  ist  doch  in  der  that  ein  sprung  geschehen,  da  der  druck- 
punkt  aus  den  vorher  angegebenen  gründen  niemals  in  die 
mitte  des  praepalatum  fallen  kann.  Die  lösung  dieses  über- 
mässig grossen  verschlusses  geschieht  ähnlich  wie  die  des  h\ 
Es  bildet  sich  zunächst  von  hinten  anfangend  durch  Senkung 
der  zungenmitte  eine  schmale  rinne,  durch  welche  der  luft- 
strom  hindurch  muss,  ehe  er  den  eigentlichen  verschluss  durch- 
brechen kann.  Auch  dieser  durchbruch  ist  anfangs  schmal 
und  es  ertönt  daher  im  anschluss  an  ihn  ein  kurzer  reibelaut 
(wesentlich  /).  Der  ganze  laut  ist  t\  das  sogen,  mouillierte 
f.  Sein  verschluss  ist,  zum  theil  in  folge  der  convexität  des 
alveolargebietes,  fester  als  der  des  k\  Spricht  man  y't\  so 
beschränkt  sich  der  verschluss  auf  eine  schmale  stelle  des 
supraalveolargebietes  (abb.  8).  Dieses  ist  nun  aber  über- 
haupt die  gewöhnliche  form  des  ^'-verschlusses  (abb.  9);  der 
laut  ist  genau  derselbe  wie  der  von  abb.  7,  woraus  sich  klar 
ergiebt,  dass  der  volle  verschluss  des  praepalatum  auf  abb.  7 
gar  nicht  nöthig,  weil  unwirksam  ist.  Trotzdem  ist  t'  der 
unmittelbar  vor  Ic  liegende  verschlusslaut  und  zwischen  t' 
und  k'  ist  kein  laut  möglich. 

Wir  sind  an  einem  der  wichtigsten  punkte  unserer  Unter- 
suchung angelangt.  Wir  haben  gefunden,  dass  durch  blosses 
vorrücken  eines  ursprünglichen  Ä:-verschlusses  bis  zum  prae- 
palatum eine  änderung  im  wesen  der  anfangs  reinen 
explosivlaute  vor  sich  geht,  indem  dieselben  einen  ansatz  von 
§  oder  X  bekommen.    Es  ist  dies  der  Vorgang,  den  man 


Zur  Physiologie  and  geschichie  der  palatalen.  23 

bisher  gewöhnlich  als  einschiebung  eines  parasiti- 
schen jot  bezeichnet  hat.  Die  fraglichen  laute  k'  und  t' 
sind  weder  reine  k-  noch  reine  f-laute,  liegen  aber  offenbar 
auf  der  grenze  zwischen  beiden.  Es  handelt  sich  also  um 
folgende  punkte:  1.  welches  ist  der  unterschied  zwischen 
den  ^  und  den  /c-lauten  im  allgemeinen;  2.  in  wiefern 
unterscheiden  sich  t'  und  k'  von  ihnen  und  woher 
kommt  jener  fricative  ansatz;  3.  welches  ist  also  das 
wesen  der  t'-  und  Ä'-laute?  — 

Was  den  unterschied  zwischen  t  und  k  betrifft,   so  hat, 
wenn  ich  mich  recht  erinnere,  darüber  nur  Brücke  ausführ- 
licher gesprochen.    Er  meint,   es  komme  wesentlich  auf  die 
grosse  des  hinter  dem  verschluss  liegenden  hohlraums  an,  der 
beim  t  eben  beträchtlich  grösser  sei  als  beim  k.    Das  kann 
jedoch  nicht  richtig  sein;  zwei  laute,  die  ceteris  paribus  nur 
durch   die   grosse   eines   abgesperrten   hohlraums   verschieden 
sind,    müssten  unbedingt   wesensgleich   sein  nur  mit    ver- 
schiedener höhe   des   eigentons,    wie  zum   beispiel   die    ver- 
schiedenen /c-laute  vom  postvelaren  bis   zum   mediopalatalen, 
die  thatsächlich  diesen   Voraussetzungen  entsprechen.  —  Man 
könnte   nun   vielleicht  vermuthen,   dass  die  richtung  des  ex- 
spirationsstromes  bei  der  explosion,  welche   bei  den  Xr- lauten 
wesentlich   wagrecht,   bei   den  Mauten   mehr  von  oben  nach 
unten  ist,   oder  dass  der  ort  der  articulation  an  und  für  sich 
massgebend  wäre  — :    auch  das  trifft  nicht  zu.    Zum  beweise 
braucht  man  nur  mit  der  Zungenspitze  etwa  am  postpalatum 
einen    verschlusslaut   zu    büden    (was   bei    nicht   zu    kurzem 
zungenbändchen  ganz  gut  möglich  ist);  dieser  laut  kann  die- 
selbe tonhöhe  wie  der  gleichortige  klamt  haben,  ist  aber  doch 
seinem  Charakter  nach  ein  Maut.    Auch  der  unterschied   von 
Zungenspitze  und  zungenrücken  aUgemein  gesagt,  genügt  nicht: 
niemand  wird  ein  dorso-alveolares  t  mit  einem  k  verwechseln, 
während    dorso-alveolares    und    apico-alveolares    t   kaum   im 
klänge  von  einander  zu  scheiden   sind.     Es   ergiebt  sich  also 
mit  nothwendigkeit .  dass  der  vordere  theil  des  zungen- 
rückens  und  die  Zungenspitze  (beide  für  Maute  geeignet) 
und  der  hintere  theil  des  zungenrückens  (nur  für /c-arti- 
culation  brauchbar)  in   einem  bestimmten  gegensatz  ste- 
hen.   Das  ist  nun  in  der  that  der  fall. 

Jeder   weiss   und   kann  es  sofort  im  Spiegel  lieoba^;hteu, 


Rudolf  Leon, 

dass  die  Zungenspitze  (im  weiteren  sinne  gefasst)  viel  beweg- 
lictier  ist  als  der  übrige  theil  der  zusgenmasse ,  welche  diircii 
das  znngenbändclien  auf  den  boden  der  mundhßhle  so  weit 
festgehalten  ist,  dass  sie  sieb  nur  convex  nach  oben  erheben 
kann,  während  die  Zungenspitze  in  ihi-er  bewegung  nach  keiner 
Seite  behindert  ist.  Dazu  kommt,  dass  grade  die  mittellinie 
des  zungenrückejis  am  meisten  durch  das  ziiDgenbändcJien  ge- 
fesselt wird  an  der  stelle,  wo  dieses  unterhalb  an  der  ziinge 
festsitzt.')  In  folge  dessen  liegt,  wenn  das  vordere  uiediodor- 
sum  an  den  gegeniiberliegejiden  theil  des  gaumens  (d.  i.  die 
I>raepa!atalgegend)  angedrückt  wird,  der  bauptdruck  nicht  auf 
der  mitte  der  zunge,  sondern  auf  zwei  niuskelsti-eifen ,  welche 
der  mittellinie  parallel  laufen  und  sich  erst  an  der  grenze  des 
prae-  und  mediodorsum  allmäMit'h  vereinigen.  In  folge  dieser 
eigenthümlichkeit  sind  alle  Ä-verschlnsse  in  der  mittellinie  der 
znnge  weniger  fest  als  an  zwei  punkten  neben  derselben,  und 
werden  daher  an  dieser  stelle  zuerst  gelöst,  was  am  stärksten 
am  vorderen  mediodorsum  hervortritt,  wo,  durch  die  gestalt 
des  vorderen  gaumendaches  begünstigt,  eine  deutliche  rinnen- 
bildung  stattfindet.  Dagegen  sind  die  verschlusse  der  Zungen- 
spitze und  des  praedorsum  in  der  mittellinie  am  festesten  und 
werden  durchaus  exact  ohne  jedes  nebengeräusclt  mit  einem 
schlage  gelöst,  während  die  verachlusslösung  der  fc-laute  etwas 
unreines,  kratzendes  hat,  so  dass  bei  starkem  esspirations- 
druck  (z.  b.  in  oberdeutschen  bes.  schweizer  mundarten)  leidit 
ein  hdia  statt  ka  entsteht.  Unvermeidlich  aber  ist  ein  ftica- 
tiver  ansatz  in  folge  des  schon  angedeuteten  zusamraentreftens 
günstiger  bedingungen  beider  articulierenden  Iheile  am  prae- 
palatum,  also  zunächst  bei  Je',  welches  sich  von  den  weiter 
hinten  liegenden  i-lauten  nur  Quantitativ  nicht  qualitativ 
unterscheidet,  insofern  es  die  gewöhnliche  lösnng  der  t- ver- 
schlusse (also  von  der  mitte  aus)  hat,  nur  dass  in  folge  der 
gestalt  des  gaumens  die  rinnenbildnng  sich  ein  be- 
trächtliches Stück  nach  vorne  erstreckt  nnd  daher 
leicht  ein  deutlicher  fricativlaut  {y'-S)  jedenfalls  aber 
ein  fricativer  ansatz  der  Verschlusslösung  sich  an- 
schliesst. 

1)  Den  rQcken  der  Zungenspitze  bis  zu  diesem  punkte  wollen  wir  prae- 
dOTBum  nennen,  Jen  rest  des  zu iige Drück cua  bis  zum  kehldeckel  in  drei 
gleiche  theile  getbeiU  mediodorHuiu,  post.dorsum  and  radix  (linguae)- 


Zur  iihygirilogie  und  geschichic  der  pnlalalEn.  25 

Etwas  anders  ist  die  natnr  der  /'-laute.  Der  eigentliche 
(snpraalveolare)  verschluss  wird  mit  dem  grenzgebiet  von  medio- 
nnd  praedorsHm  gebildet  und  ist  seinem  wesen  nach  mehr  t- 
ais  A'-versehlnss.  Der  fricative  ansatz  wird  dadurch 
liervorgerufen,  dass  unmittelbar  hinter  der  haupt- 
verschlussstelle  die  beiden  mnskelstreifen  seitwärts 
der  Zungenmittellinie  sich  a»  das  praepalatnm  an- 
legen, während  die  mittelliiiie  entweder  überhaupt 
oder  doch  im  entscheidenden  moment  der  supraalveo- 
laren  verschlusslösung  das  praepalatnm  nicht  berührt, 
sondern  mit  demselben  eine  lange  rinne  bildet,  die. 
meist  bis  ins  mediopalatum  reicht. 

Der  nnterschied  zwischen  den  (-  und  fr-lauten  besteht  also 
darin,  dass  die  explosion  der  letzteren  weniger  rein  ist  als  die 
der  ersteren;  doch  sind  die  fricativen  elemeute  bei  der  ver- 
schlnsslösnng  so  gering,  dass  sie  in  keiner  weise  als  selbstän- 
dige laute  aufgefasst  werden  kännen.  Es  giebt  zwei  laute, 
welche  mir  akUBtisch  in  demselben  yerhältniss  zu  stehen  schei- 
nen, wie  (  und  k.  Ein  absolut  reiner  verschlusslaut  vielleicht 
noch  reiner  als  (  ist  p,  welches  durch  verscliluss  beider  lip- 
pen  hervorgebracht  wird ;  bildet  man  dagegen  einen  verschluss 
zwischen  der  Unterlippe  und  den  oberzähnen  (ein  laut,  der 
allenltngs  selten  vorkommt;  er  möge  durch  n  bezeichnet  sein), 
80  ist  die  losung  desselben  wegen  der  Unebenheit  der  zahne 
in  ähnlicher  weise  unrein  wie  die  Ar-laute. 

t'  und  k'  sind  explosivlaute,  welche  von  einem  mehr  oder 
weniger  deutlichen  fricativen  ansatz  begleitet  sind;  dieser  fri- 
cative  ansatz,  welcher  durch  rinnenbildung  hervorgerufen  wird, 
entwickelt  sich  bei  den  ('-lauten  häufig  zu  einem  deutlich  ver- 
neUmbaren  /.  Der  ort  der  rinnenbildung  ist  in  beiden  tallen 
das  praepalatura,  mit  dem  unterschiede  jedoch,  dass  bei  k'  die 
liauptversclilussstelle  wesentlich  an  der  rinnenbildung  bethei- 
ligt ist  (was  dem  Charakter  der  A- -laute  entspricht) ,  während 
letztere  beim  t'  erst  unmittelbar  hinter  dem  supraalveolaren 
verschlnss  einsetzt,  aber  meist  viel  stäJ'ker  ausgeprägt  ist  als 
bei  Ar'. 

Es  entsteht  nun  die  frage,  ot  wir  k'  und  C  als  einfache 
rnler  als  zusammengesetzte  laute  aufzufassen  haben.  Die 
intwort  hängt  von  der  definition  des  „einfachen"  lautes  ab. 
Ich  möchte  die  einheit  articulatorisch  fassen  im  gegensatz  zu 


I 


26  Rudolf  Lenz, 

der  akustischen;  dann  müssen  wir  sagen:  ^^Ein  einfacher 
laut  ist  ein  solcher,  der  durch  eine  einzige  articula- 
torische  bewegung  hervorgebracht  wird.**')  Hiemach 
haben  wir  V  und  V  als  einfache  laute  aufzufassen,  da  die  hin- 
und  rttckbewegung  der  zunge  eine  gleichmässig  fortschrei- 
tende ist.  Dass  bei  der  letzteren  ein  momentanes  reibegeräusch 
entsteht,  ist  nicht  die  folge  einer  selbständigen,  absichtlichen 
bewegung,  sondern  eine  durch  die  anatomischen  Verhältnisse 
hervorgerufene,  unvermeidliche,  unbeabsichtigte  nothwendigkeit. 

Ein  mittelding  zwischen  einfacher  und  zusammengesetzter 
articulation  entsteht,  wenn  man  z.  b.  bei  t'  unmittelbar  nach 
der  Verschlusslösung  eine  pause  in  der  bewegung  der  zunge 
eintreten  lässt,  wodurch  das  t'  zu  einem  t'y*  wird.  Diese  art 
laute  will  ich  „combinationslaute"  oder  „combinierte 
laute**  nennen,  weil  in  einem  hin-  und  rückgang  der  organe 
durch  eine  Unterbrechung  der  bewegung  der  akustische  effeet 
zweier  selbständigen  laute  hervorgerufen  wird.*) 

Mit  dem  laute  t  sind  wir  in  gewisser  beziehung  zu  dem 
äussersten  punkte  der  Verschiebung  gekommen,  welche  eine 
Ä-articulation  nach  vorne  machen  kann.  Bis  hierher  ist  der 
kieferwinkel  beim  vorrücken  der  articulationsstelle  ziemlich 
oder  ganz  gleich  geblieben;  dasselbe  gilt  von  der  läge  des 
apex  linguae,  nur  dass  das  praedorsum  durch  die  Verschiebung 
der  zungenmasse  näher  an  die  unteren  Schneidezähne  heran- 
gerückt worden.  Ein  weiteres  herabsinken  der  verschluss- 
stelle  über  den  gipfel  der  convexität  der  alveolen  nach  unten 
ist,  wie  aus  abbildung  9  ersichtlich,  nicht  möglich,  ohne  dass 


0  Damit  ist  nicht  gesagt,  dass  ich  nur  ein  einziges  organ  bewegen 
dürfe.  Wenn  ich  ana  spreche,  wird  am  anfang  des  n  gleichzeitig  der 
nasenverschluss  geöffnet  und  die  zunge  zum  alveolar  verschluss  gehohen, 
am  ende  des  n  werden  heide  hewegungen  gleichzeitig  rückgängig  gemacht. 
Eine  zusammengesetzte  articulatorische  hewegung  haben  wir  z.  b.  bei  x 
(=  ksy.  1.  Der  zungenrücken  bildet  postpalatalverschluss ;  2.  die  Zungen- 
spitze hebt  sich  zur  alveolarengenbildung,  3.  der  postpalatalverschluss  ex- 
plodiert (und  es  schliesst  sich  unmittelbar  das  alveolare  reibegeräusch  an), 
4.  die  Zungenspitze  geht  zur  ruhelage  oder  nächsten  lautbildung  über. 
Hier  haben  wir  (1  -f  3)  +  (2  -h  4)  zwei  articulationen,  jede  mit  hingang 
und  rückgang  der  betreffenden  organe. 

*)  Hierher  gehörte  die  besprechung  aller  mouillierten  laute;  ich  lasse 
dieselben  um  den  Zusammenhang  der  rein  experimentellen  betrachtungen 
nicht  zu  stören,  erst  weiter  unten  folgen. 


Zur  Physiologie  und  gtschichle  der  palalal 


27  I 


der  kieferwinkel  etwas  kleiner  wird  uiid  das  praedorsiim  selbst  I 
sich  hebt  und  in  action  tritt.    Damit  kämen  wir  in  das  gebiet! 
der  reinen   C-articulationen ,    welche    an    und   für   sieh   keine  1 
riuuenbildnng  nötbig  maclieu.    Eine  zwiselienstufe  giebt  es  in- 
sofern,   als   man   durch    Verkleinerung   des  kieferwinkels  und 
weniger  starke  liebung  des  mediodoi-siim  gegen  das  prae-  und 
mediopalatum    allerdings   eine  art  i'-laut  hervorbringen  kann,  ^ 
des  fricativer  ansatz  annähernd  S  ist  (abbildung  10).  I 

Soll   nun    aber   doch   die   articulationsstelle    weiter   nach  1 
unten  rücken,    so  sind  zunäclist  zwei  Weiterentwicklungen  des 
f  möglich.    Unser  ('  ist  aus  einem    einfachen  explosivlaut  k 
entstanden;  der  fricative  ansatz,   welcher  in  der  praepalatal- 
gegend  entstellen  musste,   kann  sehr  schwach  sein;    dann  ist 
es  natiirlicli  wohl   möglicli,    dass  im  alveolargebiet  nun  eine 
reine  (-arüciilation  aus  dem  unreinen  explosivlaut  ('  entsteht.   , 
Wir  haben  also  die  entwieklungsreihe  k  ^  x  =-  k'  ^  t'  ^  t^.  Dia  J 
Sprachgeschichte  zeigt  uns,  dass  diese  entwicklung  vorkommt;! 
aber   sie   ist   verhältnissmässig   selten.    Grewiihnlicher  ist   es,  1 
dass    der   fricative  ansatz   des  ('  sich  als  selbständiger  laut-  j 
wertli  im  akustischen  geflihl  des  volkes  fixiert  hat;  dann  tritt  ' 
an  stelle    der  reinen    (-articulation   eine   A:-artige,    indem  der 
praedorsale  alveolarverschluss  zunächst  nur  auf  der  mitteliinie 
gelöst  wird ,    so   dass  wir  statt  i'  den  combiiüerten  laut  Ca* 
erhalten  (abbildung  11). 

Ob  nun  der  verschluss  noch    etwas  tiefer  bis  zur  grenze 
von    alveolen    und  zahnen    sinkt,    ist  l^r   den  klang  ziemlieh   | 
gleich ;    es   gehört   dazu   nur   eine    weitere    Verringerung   des  ] 
kieferwinkels  und  fortschreitende  Iiebung  des  apex ;  tritt  dieser 
ganz  hinter  den  unt«rzähnen  hervor,    so  bekommen  wir  statt 
i*8*  ein  rein  dentales  iP.    Damit  ist  thatsächlich  die   letzte 
Verschiebung  der  verschlusssteile  geschehen.    Zu  bemerken  ist 
nnr  noch ,    dass   statt  des  akustisch  festgehalteuen  t's'  auch  I 
ein  ('»'  eintreten  kann. 

Die  Sprachgeschichte  legt  uns  nahe,  dass  ausser  t',  ts,  rP  l 
(oder  wählen  wir  für  diese  combinationslaute  einfache  zeichen:  1 
t,  r)  noch  ein  gewöhnlich  g  bezeichneter  und  meist  als  ts  auf- 
getasster  laut«omples  als  organische  entwicklung  von  k,  x  auf- 
mfassen  sei.     Wo  setzt  sich  dieser  ("-laut  als  organische  fort- 
entwicklung  an  die  eben  beschriebene  lautreihe  an?  — 

Die   endgiltige   beantwortung   dieser    frage    ist  sehr   er- 


28  RuJolf  Lenz. 

Schwert  durch  den  umstand,  dass  mau  auf  ^auz  verschiedene 
weisen  einen  s-laut  hervorbringen  kann.  Ältere  phonetiker 
haben  oft  den  Urnen  gebräucldiclien  «laut  für  den  einzig  mög- 
lichen genommen,  andere  baben  die  natur  des  s  vollständig 
verkannt;')  füi-  uns  fallen  mit  den  ganmenbildem  alle  zweifei 
an  der  riehtigkeit  des  eigenen  ansatzes  fort. 

Ich  glaube  deijenige  ansatz  hat  die  meiste  Wahrscheinlich- 
keit fiir  sich,  der  die  geiingste  al)weiehung  von  der  ursprüng- 
lichen articulationsart  zeigt.     Das  ist  folgender; 

Wenn  wii-  von  ('  ausgehend  den  mittelzungenrücJteu  we- 
niger heben  als  zum  ('  nothwendig  ist  ohne  die  verschluss- 
stelle  zu  verschieben ,  so  wh'd  das  vorher  nach  der  mittellinie 
zu  stark  gewölbte  mediodorsum  flacher  werden.  In  folge 
dessen  wird  der  verschluss  an  den  oberen  alveolen  breiter 
explodieren  als  vorher  nnd  der  fricative  ansatz  wird  daher 
nicht  &  sondern  s  klingen.  Um  ans  ungefähr  derselben  zungen- 
iage  wie  anf  abbildung  10  ein  t's  zn  sprechen,  bedarf  es 
einer  besonderen  anstrengung,')  und  das  i  in  abbildung  10 
ist  schon  dem  s'  sehr  nahe.  — 

Dieser  ('-laut  hat  als  fortsetzung  von  ('  vor  der  entwick- 
lung  zu  f'  das  voraus,  dass  er  mit  demselben  gebiet  der  ziinge 
gesprochen  wird  wie  C,  nämlich  mit  dem  mediodorsum,  wäh- 
rend bei  f  das  praedorsum  den  verschluss  bildet,  was  sich 
durch  theilweises  tarben  der  znnge  sehr  leicht  sicher  bestim- 
men lässt.  Das  bild  von  <'  auf  abbildung  12  zeigt  noch 
deutliche  rinnenbildting.     Die  explosion  kliugt  der  des  C  sehr 

I)  So  sprach,  um  nur  eiuige  beispide  zu  geben,  Chladni  nur  ein 
eigeDthümliclies  i',  Kaumer  nnd  selliat  RiimpeU  nur  f  TrautniaDB 
dngeseii  setzt  meiner  Ansicht  nauL  mit  unrecht  ausser  den  richtigen  audi 
einen  dentalen  J)-Iaut  an.  Brüclie's  n'-/^  ist  bekannt  genug;  auch  Ljtt- 
kens  4  Wulff  sind  ganz  fehlgegangen  in  diesem  punlite. 

t)  Man  halle  mir  nicht  entgegen,  dass  ich  liiermit  meiner  sonstigen 
ansieht  Ober  die  unzulässigkcit  eines  ausdruckes  wie:  „dieser  laut  war  xa 
schwer;  er  wurde  deshalb  in  .  .  .  verwandelt''  widerspreche.  Es  giebt 
laute,  die  nicht  relativ  sondern  absolut  schwierig  sind;  sie  werden  aicli 
aber  auch  kanm  als  regelrechte  sprachlauto  finden.  In  unseren  falle  üt 
die  starke  Wölbung  de?  vorderen  mediopalatum  von  binten  nach  vorne  ein 
rein  physikalisches  bindernias  für  eine  schmale  rinnenbildung,  wahrend  eine 
breite  nicht  schwieriß  ist.  —  Aue  diesem  gründe  babe  ich  auch  oben  p. 
10  Trantnianns  apicopraepalatales  7*  ausgelassen.  Man  kann  diemn 
lant  wohl  bilden;  aber  ich  glaube  nicht,  dass  er  irgendwo  vorkommt  und 
deshalb  gehört  er  nicht  in  daa  sjstew. 


Zur  Physiologie  and  gescbicbte  der  palatalen.  29 

ähnlich,  nur  dass  der  fticative  ansatz  aus  dem  klänge  x  schnell 
zu  i  und  ^  übergeht,  so  dass  meist  auf  dem  ä*  der  nachdruck 
ruht;  doch  kommt  auch  ein  ^-laut  vor,  bei  dem  das  x^  stär- 
ker hervortritt  als  das  s^  ich  bezeichne  ihn  mit  h^  seinen  fri- 
cativen  ansatz  mit  ^.  Bei  alle  dem  ist  wohl  zu  beachten,  dass 
das  richtige  d  ein  einfacher  unreiner  explosivlaut  oder  ein 
combinierter  laut  ist  und  genau  in  dem  verhältniss  eines  f 
steht.  Es  wäre  durchaus  falsch,  unser  <T  als  ^  +  ^  aufzu- 
fassen, die  Zerlegung  in  t's  bezeichnet  nur  äusserlich  die 
auseinandergezerrten  theile  des  ö.  Eine  Weiterentwicklung 
des  d  zu  wirklichem  ^V,  vielleicht  auch  weiter  zu  t^i^  und 
ähnlichen  lautverbindungen  kann  eintreten;  doch  glaube  ich, 
dass  dieses  in  der  regel  nicht  der  fall  ist. 

Ob  eine  spräche  t'  zu  ^  oder  zu  f  etc.  weiter  entwickelt, 
hängt  jedenfalls  von  bestimmten  bedingungen  ab ;  wir  finden 
zu  derselben  zeit  in  derselben  gegend  immer  nur  eine  von 
beiden  lautwandlungen  und  vorläufig  ist  noch  nicht  nach- 
gewiesen, dass  f  und  d  mit  einander  direct  verwandt  sind. 
Welcher  art  die  bedingungen  sind,  kann  ich  nicht  nachweisen, 
doch  glaube  ich,  dass  die  Weiterentwicklung  des  ff  nach  (  oder 
ö  hin  von  dem  ausgang  eines  kampfes  zwischen  dem  akusti- 
schen gefühl  und  dem  bewegungsgeffihi  abhängt.  Behält  das 
erstere  die  Oberhand,  so  tritt  durch  beträchtliche  verscliiebung 
der  zungenlage  ein  (  ein,  welches  im  klänge  dem  tf  ziemlich 
nahe  steht;  bleibt  dagegen  die  zungenlage  in  der  hauptsache 
unverändert,  so  kann  der  klang  stärkere  Veränderung  erfah- 
ren, wie  es  bei  dem  wandel  von  t'  =-  <f  der  fall  ist. 

Für  sehr  wesentlich  halte  ich  den  umstand,  dass  ^,  so  viel 
mir  bekannt,  immer  mit  sehr  kleinem  kieferwinket  gesprochen 
wird,  meist  werden  die  oberen  und  unteren  Schneidezähne  sehr 
nahe  an  einander  gebracht,  wozu  ein  vorschieben  des  Unter- 
kiefers nothwendig  ist.  Die.se  bewegung  des  kiefer«  steht 
wahrscheinlich  mit  der  weniger  starken  erhebung  des  me^lio- 
dorsum  gegen  das  mediopalatum  in  urnä/^hlichem  zuj^ammen- 
hang.  Thatsache  ist  wenigstens,  da/?s,  wenn  man  den  ^-ver- 
schluss bildet  und  darauf  die  zalinreüjen  in  an^ejrel>erjer  weiw^ 
nähert,  die  explosion  <?  erklingt ;  die  implohion  de«  t'  und  ^:  i«t 
vollständig  die  gleiche. 

Ich  glaube  hiermit  die  phyriologiK^rhen  eigenthündichkeit^n, 
welche  den  verschlusshiuten  der   praepalatalgegend   anhaften, 


80  Rudolf  Leu«, 

im  allgemeinen  klar  gelegt  zu  haben.  Ich  habe  der '( 
heit  halber  immer  nur  von  dem  stimmlosen  einfachen  explosiv- 
laut  gesprochen;  es  ist  selbstverständlich,  dass  die  stimmliaften 
Verschlüsse  ohne,  und  auch  die  mit  anderweitigen  Öffnungen 
(also  sowohl  g.  y,  (J,  d.  t}  als  auch  v.  v,  li,  I'  etc.)  wesentlich 
denselben  Veränderungen  unterliegen.  Das  einzelne  will  ich 
weiter  unten  bei  betrachtnng  der  sprachlichen  beispiele  genauer 
ausflihren.  Hier  möge  nur  noch  eine  zusammenhängende  be- 
sprechung  aller  sogenannten  mouillierten  laute  folgen. 

Die  sogenannten  mouillierten  laute. 

In  der  historischen  Obersicht  habe  ich  schon  mehrfach  an- 
gedeutet, dass  es  durchaus  unzulässig  ist,  alle  die  laute,  welche 
im  russischen  jeriert  vorkommen,  ohne  weiteres  als  eine 
besondere  tdasse  von  lauten  aufzufassen.  Kurz  gesagt:  nar 
diejenigen  von  ihnen,  welche  sich  als  unreine  explo- 
sivlaute  oder  aus  solchen  entstandene  combinierte 
laute  darstellen,  haben  anspruch  auf  einen  besonderen 
nameu;  alle  anderen  sind,  wie  Brücke  angiebt,  Verbindungen 
von  zwei  lauten,  oder  ganz  gewohnliche,  einfache  consonanten 
ohne  besondere  eigenthümlichkeit.  Ich  werde  in  zukunft  den 
aasdruck  mouillierte  laute  deshalb  raögliclist  vollständig  ver- 
meiden; die  laute  müssen  ohne  ausnähme  nach  articulationsort 
und  -art  bezeichnet  werden.  Die  einfachsten  sog.  mouillierten 
laute  sind  k'  und  (',  deren  natur  nach  dem  oben  gesagten 
vollständig  klar  sein  wird:  sie  sind  wesentlich  dorso-prae- 
palatale  explosivlaute,  welche  infolge  bestimmter 
anatomischer  und  physiologischer  eigenschafteu  der 
articulierenden  organe  einen  mehr  oder  weniger  deut- 
lichen fricativen  ansatz  haben.  Spricht  man  diese  laute 
mit  gleichzeitigem  stimmton,  so  bezeichnen  wir  sie  ^  und  d*. 
Wird  bei  der  articulation  eines  ^  und  (f  die  velar-pharyngale 
nasenöfihung  nicht  geschlossen,  so  erhalten  wir  ein  »'  nnd  ti 
(letzteres  ist  das  sog.  mouillierte  »  der  romanischen  und  sla- 
vischen  sprachen).  Werden  bei  articulation  eines  d'  durch 
seitliche  zusammenziehung  der  zungenmasse  an  den  hinteren 
backzähnen  laterale  öifiiungen  gebildet,  so  ertönt  statt  if  ein 
f  (mouilliertes  0- 

Um  eine  deutlich  hörbare  explosion  hervorzubringen  ist  es 
nothwendig,  dass  vorher  eine  Inftcompression  stattfindet,  was 


Zur  pbysialngie  und  c;escbichte  der  palatalen 


31 


nur  in  einem  allseitig  geschlossenen  ranme  möglich  ist,  z.  b. 
bei  p,  b,  t.  d,  k,  g,  l',  d'.  Die  sogenannten  nasale  m,  n,  v  sind 
versclilusslaute,  wie  b,  il,  t/,  mit  denen  sie  in  lippen-  und  zun- 
genaiticulation  vollständig  übereinstimmen ;  ihre  verschluss- 
lösuBg  ist  jedoch  fast  iinhürbar,  da  die  luft,  welche  aus  der 
lunge  hervorgetrieben  wird,  dui'ch  die  nase  entweicht  und  sich 
nicht  im  munde  comprimieien  kann.  In  ähnlicher  weise  ent- 
weicht die  Inft  bei  den  /-lanten  darch  die  seitlichen  öfihungen 
hinter  dem  verschlusse  der  zungenmittellinie.  TrotJtdem  also 
die  verSiChlusslösung  in  der  regel  fast  unhörbar  ist.  mtissen 
alle  diese  laute  unbedingt  als  verschlusslante  behandelt  wer- 
den, 80  gut  wie  die  nasalierten  vocale  doch  immer  als  vocale 
bezeichnet  werden.  .Tede  bezeichnung  als  liquide  oder  nasale 
schlecJitweg  fuhrt  zu  Unklarheiten.  —  Nach  dem  gesagten  ist 
klar,  waiTim  auch  die  Unreinheit  der  explosion,  welche  bei  t' 
und  (f  deutlich  hörbar  ist,  bei  dem  ebenso  articulierten  A  und 
f  kaum  vernehmbar  und  also  ein  „mouilliertes"  n.  l  ebenso 
wenig  nj,  Ij  sein  kann  wie  ein  n  gleich  »rf  ist.  Als  combinier- 
ter  laut  ist  »t  und  t  streng  genommen  auch  nicht  ;f/,  f?',  denn 
die  nasale  bezw.  laterale  Öühung  dauert  während  des  j'  noch 
fort.  Nun  sind  aber  fiicativlaute  mit  gleichzeitiger  neben- 
öffnung.  wie  wir  weiter  unten  im  zusammenhange  genauer 
darstellen  werden,  als  regelrechte  sprachlaute  kaum  gebräuch- 
lich; es  kann  deshalb  leicht  vorkommen,  dass  in  demselben 
moment ,  wo  der  nietliane  verschluss  der  zunge  bei  ('  und  rf 
gelöst  wird,  die  laterale  oder  nasale  üflfnung  sich  schliesst, 
dann  entsteht  ein  l'J,  lif.  Tritt  der  nebenverschluss  ein,  ehe 
der  hanptverschluss  gelöst  ist,  so  wird  die  luft  in  der  mund- 
liöhle  comprimiert  und  die  hauptverschlusslösuiig  zur  deut- 
Ucheo  explosion;  dann  müssen  wir  l'  und  ri  als  td',  jid',  oder 
rd"/,  Mj  darstellen,  dürfen  jedoch  nicht  von  der  „einschie- 
bnng"  eines  d  oder  d'  sprechen,  denn  die  zungenarticulation 
hat  nicht  die  geringste  anderung  erfahren;  es  ist  kein  nener 
laut  aufgetreten! 

Wie  II  :  d,  ri  .-  tS  so  verhiUt  sich  v  zu  ^.  v  findet  sich 
mweilen  als  Vertreter  von  h,  von  dem  es  im  klänge  sehr  we- 
nig verscliieden  ist;  ebenso  findet  sich  auch  sicher  ein  (',  das 
dem  ^  entspricht,  ich  will  es  vorkommenden  falls  T  bezeich- 
nMi.  —  SämratUche  nasalen  verschlusslaute  und  Maute  können 
naUlrlich  auch  stimmlos  hervorgebracht  werden.     Als  „moiiil- 


32  Rudolf  Leoz, 

lierte"  laute,  d.  h.  unreine  explosivlaiite  sind  also 
nen  ^  U  a    y'  T  A';  ff  l'  n  v   T  A', 

Die  fricativlaute  der  praepalatalgegend  x  3t  *  ^i  *  ^  ha- 
ben durchaus  dieselbe  articulationsart  wie  die  übrigen  frica- 
tiven,  welche  zwischen  der  zunge  und  dem  palatum.  velum 
oder  den  alveolen  und  zahnen  gebildet  werden;  charakteristisch 
ist  ihr  sehr  hoher  ton.  Dieselbeu  uls  „mouilliert«  laute"  oder 
sonst  wie  besonders  zu  bezeichnen  liegt  keiu  grund  vor.  Wie  sie 
gewöhnlich  entstehen,  werden  vm  au  anderer  stelle  betrachten. 

Die  jerierteu  labialen  der  Russen  entsprechen  genau  den 
schwedischen  lantverbiudungeu  mit  j  wie  »y  bj  etc.  Bei  diesen 
lauten  kommen  immer  zwei  arüculatiünsstelleu  iu  thätigkeit; 
die  lippen  (bezw.  unf«rlippe  und  oberzähne)  und  die  hintere 
praepalatalgegend  {oder  auch  wohl  das  mediopalatum).  In  Ver- 
bindungen wie  bj  imd  pj  (oder  richtiger  px.  denn  der  ^'-laut 
assimiliert  sich  im  stimmton  dem  vorangehenden  consonanten) 
kann  natiirlich  die  hebnng  des  mediodorsum  zwar  schon  wäh- 
rend des  p-verschlusses  erfolgen,  aber  doch  erst  nach  der  Öff- 
nung desselben  lautbildend  wirken.  Dasselbe  wiid  auch  von 
vj,  fj  gelten,  insofern  zunächst  die  labiale  enge  gebildet  wird, 
dann,  während  der  labiale  fricativ  ertönt,  die  zunge  gehoben 
wird  bis  die  hintere  enge  so  schmal  geworden,  dass  sie  laat- 
bildend  wird,  worauf  die  vordere  enge  zuräckgeht.  Gleich- 
zeitiges ertönen  des  v  und  /  ist  wohl  möglich,  aber  schwerlich 
gebräuchlich.  Diese  lautverbindungen  haben  akustisch  viel 
Ähnlichkeit  mit  combinierten  lauten  wie  ('/,  da  im  moment 
der  Verschlusslösung  sofort  ohne  pause  und  Ubergangslante 
durch  die  enge  der  reibeiaut  ertönt;  sie  können  aber  wegen 
der  doppelten  aiticulationsstelle  niemals  auf  dieselbe  stufe  ge- 
stellt werden  wie  die  unreinen  explosiven  ('  und  h',  welche 
durch  eine  articulationsbewegung  hervorgebracht  werden. 

Ein  „mouilliertes  r",  das  in  seinem  wesen  dem  d!  ent- 
spräche, ist  scldechterdings  unmöglich.  Um  ein  r  hervorzu- 
bringen ist  immer  eine  hebnng  des  zungensaumes  nnthwendig, 
was  sich  mit  gleichzeitiger  hebnng  des  mediodorsum  nicht  ver- 
einigen lässt.  Das  polnische  rs  und  böhmische  r  Iiaben  nur 
schwache  Vibration  des  zungensaumes,  der  die  articulation  eines 
i'  unmittelbar  folgt,  oder  es  wird  nur  ein  i'  gesprochen  mit 
gleichzeitiger  schwacher  Vibration  des  zungensaumes.  In  den 
romanischen  spraclien  wird  meist  entweder  das  r  oder   das  j 


Zur  Physiologie  uad  geacliicbte  der  palatalen. 


33 


der   nrsprflnglicheu    Verbindung  rj  gauz  aufgegeben,    oder   es 
treten  sonstige  Veränderungen  ein. 

Was  die  sprtLchlicbe  bezeichnung  der  sogen,  mouil- 
lierten laute  betrifft,  sü  ist  dieselbe  entweder  eine  historische, 
indem  eine  der  hauptqueilen  dieser  laute  zur  bezeichnung  des 
späteren  prodnktes  beibehalten  «nd  verallgemeinert  wird,  so 
im  it.  gii  =  H,  gl  =  X,  sp.  nn  ß  =  v,  ü  =  t,  oder  eine  phone- 
tische. Letztere  liegt  besonders  im  prov.  pg.  rih  =  ti,  Ut  =  l 
vor;  ebenso  findet  sieh  nicht  selten  in  alter  und  neuer  zeit 
ein  ^  =  (';  in  der  that  war  die  Verwendung  des  h  fllr 
den  fricaüven  ansatz,  da  es  sonst  als  lautzeichen  nicht  mehr 
gebraucht  wurde,  ein  sehr  glücklicher  gedanke;  weniger  gut 
war  ny  hj,  das  ebenfalls  häufig  gebraucht  wird. 

Aus  dem  oben  p.  31  f.  gesagten  geht  hervor,  dass  ich  den 
laut  des  it.  r())  e  als  einen  dem  t'  naheverwandten  aulfasse, 
er  kann  also  als  „eine  art  mouillierter  laut"  bezeichnet 
werden.  Während  über  die  echten  mouillerten  laute,  wie  ans  der 
oben  gegebenen  histoiischen  skizze  der  älteren  anschanungen 
hervorgeht,  grade  in  den  letzten  Jahrzehnten  die  unklarsten 
ansichteo  herrschten,  ist  die  natur  des  c  von  einigen  gelehrten 
richtig  erkannt  worden.  Ich  will  diese  bemerkungen  hier  nach- 
tragen. Ascoli  gebührt  das  verdienst,  die  alte  ansieht  e  sei 
gleich  ts  oder  gar  t?  zuerst  erfolgreich  angegriffen  zu  haben. 

Er  sagt  in  seinen  Vorlesungen  über  vergl.  lautlehre 
des  sanskr.,  griech.  und  lat.  1872  ausdrücklich,  dass  das 
il.  c  in  selce,  uincere  weder  eui  reines  t  noch  ein  reines  *-  ent- 
halte,  sondern    ein  momentaner  complexlaut   sei,    dessen 
verschluss   „höher  lünanf  als  bei  den  gewöhnlichen  dentalen, 
abo  in  der  nähe   der  gaumenwölbung"')  liege.     Fast  genau 
ämelbe  behauptet  von   dem    entsprechenden  slavischen  laut 
Pütebnja  (Jagic's  archiv  für  slav.  phil,  HI  p.  358    anra.). 
Bahler  (leitfaden  filr  den   elementarcursus  des  sans- 
kriL  Wien  1883)  beschreibt  die  skr.-palatalen  als  „mouillierte 
dmtale  mit  nachklingendem  Zischlaut."     Von  den  Physiologen 
seheint,    wenn    ich  nichts   übersehe,   Hoffory   (der  sich   auf 
Thoomen  beruft)  der  einzige  zu  sein,  der  i?  richtig  auffasst. 
Er  sagt  KZ,  XXIII  p.  539  f.;    „Eine  eigene  art  mouillierter 
liate  sind  die,    welche    man  im    italienischen    mit   c(i),  g(i). 


')  I.  e.  p.  lOS  des  Originals, 

MKbnri  für  itrgl.  Bprubf.  K.  F. 


^  tludolf  teutj 

im  englischen  mit  ch,  jy  im  magyarischen  mit  es,  ds  bezeichnet^ 
Sie  sollen  nach  Hoffory,  der  sich  auch  auf  Ascoli  stützt, 
nicht  zusammengesetzt  sein;  von  der  articulationssteUe  heisst 
es:  „Man  wird  schwerlich  zu  einem  sichern  ergebniss  gelangen, 
wenn  man  nicht  eine  neue  dentale  lautstufe  annimmt,  die 
zwischen  der  alveolaren  und  der  cerebralen  ungefähr  in  der 
mitte  liegt."  H.  nennt  sie  gingival  mit  der  bezeichnung  t* 
und  sagt:  „Die  verschluss-,  l-  und  reibelaute  dieser  klasse 
kommen  meines  Wissens  nicht  „rein"  in  den  sprachen  vor;  wenn 
man  aber  f*,  d^  mouilliert,  erhält  man  genau  das  ital.  c(i), 
g(i).  Bei  der  hervorbringung  dieses  lautes  berührt  nämlich  die 
zunge  weder  die  alveolen  der  oberzähne  noch  das  gaumendach, 
sondern  bedeckt  mit  ihrem  vorderen  theil  eine  strecke  des  gau- 
mens,  die  zwischen  diesen  beiden  extremen  ungef&hr  in  der 
mitte  liegt."  Alles  dieses  stimmt  vollständig  mit  dem  von  uns 
gefundenen  überein.*) 

2.  Zur  geschichte  der  palatalen. 

I.  Historischer  theil. 

Jedermann  glaubt  den  Übergang  von  k  in  e 
im  all.  raci  aus  roM  einsueehen,  und  wie  eohwie- 
rig  ist  ei  doch  Ton  k  su  e,  d.  i.  fo,  den  we^  a« 
finden  I  Er  icheint  bii  jetct  nicht  gefunden.  Wm 
■ich  häufig  ereignet}  da«  glaubt  man  an  reir- 
itehen. 

Mikloiichi  Tergl.  granmi.  d.  elar.  spr.  II 
p.  XIL  Wien  1875. 

Ehe  ich  dazu  übergehe,  die  im  vorigen  abschnitt  gewon- 
nenen physiologischen  resultate  auf  die  Sprachgeschichte  anzu- 
wenden, will  ich  kurz  berühren,  wie  man  bisher  diese  Vor- 
gänge zu  erklären  versucht  hat.  Es  wird  sich  herausstellen, 
dass  die  aus  der  Sprachgeschichte  bekannten  lautformen  meist 
in  ihrer  reihenfolge  richtig  erkannt  sind;   nur  hatte   die   un- 


M  Charakteristisch  ist  die  „neue  dentale  lautstofe.^  Derartige  neue 
lautstufen  zu  entdecken  ist  natürlich  ein  beweis  für  die  vöUige  unznl&ng* 
lichkeit  der  angewandten  gebietseintheilung.  Dass  t*  d*  Z«  etc.  nicht  Yor- 
kommen  sollen  ist  ebenfalls  sehr  sonderbar;  wir  haben  absolut  sicher  fest- 
gestellt, dass  Hofforys  t»  d^  etc.  gleich  unseren  t'  d'  sind,  also  die 
einzigen  laute,  die  eventuell  den  namen  „mouillierte'^  verdienen,  von  denen 
H.  a.  a.  0.  ausführlich  handelt.  Man  sieht  wie  unklar  die  anschauungen 
der  „Verschmelzungstheorie'*  in  betreff  der  „mouillierten^  laute  sind  (cf. 
oben  p.  15). 


Zut  phjsiaingic  und  geschichte  der  paiaUlen.  3& 

kenntniss  der  physiologischen  beziehungen,  welche  von  den 
hiioptvertretern  wie  Äscoli  mid  Miklogich  offen  eingestanden 
wurde,  die  nachtheilige  folge,  dass  man  dun  Zusammenhang 
einzelner  lautstufen  durch  nicht  belegte  zwischenlaute  klar 
machen  wollte,  wodurch  der  wahre  Bachverhalt  oft  nur  dunkler 
n-arde.  Alle  hier  und  da  versü-enten  bemerkungeu  über  „pa- 
latalisiernng"  zu  sammeln ,  wäre  zwecklos ;  ich  beschrfioke 
mich  aaf  einige  beispiele. 

Am  ausführlichsten  hat  sich  von  den  Sprachforschern 
Asculi  in  seiner  vergleichenden  lauttehre  über  die  vor- 
Uegendeu  fragen  ausgesprochen.  Er  sagt  (1.  c.  p.  43')):  „Zu 
den  bänfigsten  affectionen  der  ursprünglichen  consonanten 
gehört  im  arischen  Systeme ,  dass  sich  hinter  einigen  der- 
selben ein  parasitischer  reibelaut,  und  2war  vorzugsweise 
i  {"jr  ^ji  hi  usf.)  ansetzt.  Diese  art  die  erscheinung  zu  be- 
schreiben ist  allerdings  einigermassen  bildlich,  und  wii-  beque- 
men nns  in  diesem  und  in  anderen  lallen  derart  zu  einer 
etwas  metaphorischen  spräche,  um  den  feinheiteu  der  phy- 
siologischen speciaiitäten  auszuweichen;  es  wird  indess 
eine  zeit  kommen,  wo  wir  durch  dieselben  immer  eine  weit 
grössere  anschaulichkeit  gewinnen  werden,  als  diejenige  ißt, 
in  welcher  wir  uns  jetzt  dadurch,  dass  wir  sie  vermeiden,  zu 
behaupten  meinen." 

Der  ausdruck  „parasitischer  reibelaut",  den  Ascoli  nur 
mit  allem  vorbehält  gebraucht,  war  vielleicht  nicht  glücklich 
gewählt,  weil  er  viel  zu  bestimmt  und  klar  war  für  eine  ziem- 
lich mannigfaltige  sprachliche  erscheinung,  aber  wenn  wir 
auch  die  oft  recht  äusserliche  operationsweise  mit  diesem  Para- 
siten, welche  nach  Ascoli,  zum  theil  auch  wohl  schon  durch 
ilm  aufkam,  nicht  billigen  können,  so  liegt  doch  jenem  „para- 
idtiiicben  jot"  eine  physiologische  eigentliümlichkeit  zu  gründe, 
nämlich  die  oben  erwähnte  nothwendige  rinnenbildung  bei 
donto-praepalatalem  verschluss  und  der  dadurch  hervorgerufene 
Qbergang  von  reinen  explosivlauten  zu  unreinen. 

In  Zukunft  wird  man  jedenfalls  gut  thuu,  den  bequemen 
aW  miHsverständlichen  und  ungenauen  ausdruck  „parasitischer 
i-laut"  zu  vermeiden  und  durch  eine  für  jeden  einzelnen  fall 

')  Ich  citiere  die  selten  de»  original»,  die  Ja  in  di^r  deulecbea  über- 
HLnui  angegeben  <ind. 


i 


den  Terhältnissen  entsprechende  beschreibuiig:  der  pliyslotogi- 
sehen  »inzelheiteii  zu  ersetzen.  Ein  aiisdruck,  der  „die  fein- 
beiteD  der  physiologischen  specialitäten  vermeiden"  will,  kann  in 
keiner  physiologischen  beschreibung  gebraucht  werden,  ist  also 
höchstens  in  einer  buchstabenstatiBtik,  nicht  in  einer  lantlehre 
verwendbar.  Zu  dieser  gefährlichen  art  bequemer  ausdrücke 
gehören  noch  manche  anderen  nicht  minder  beliebten,  wie  „quet- 
schung",  npalatalisierung",  „erweichung",  „Verhärtung",  „Stei- 
gerung" u.  a.  m.  Mancher,  der  sie  angewandt  hat,  wäre 
sicher  nicht  im  stände  gewesen,  sie  an  jedem  einzelnen  ort 
durch  eine  deflnition  oder  eine  beschreibung  des  physiologi- 
schen Vorgangs  zu  ersetzen.  —  Es  soll  dieses  weniger  ein  Vor- 
wurf für  die  Vergangenheit  als  vielmelir  eine  wamuug  fUr  die 
Zukunft  sein. 

Ausdrücke  wie  die  angeführten  sind  nicht  immer  zu  ent- 
behren, sie  gleichen  der  dämmerung,  die  dem  tage  vorausgeht, 
sie  bezeichnen  einen  geahnten  aber  noch  nicht  klar  erkannten 
Zusammenhang.  Wer  sich  dessen  bewusst  ist,  mag  sie  ge- 
brauchen, wie  Ascoli  es  an  der  oben  citierten  stelle  thut. 
Sobald  wii-  aber  die  ahnung  dui-ch  die  erkenntuiss  ersetzen 
können,  müssen  wir  dieselbe  in  jedem  falle  durch  exacte  be- 
schreibung und  deflnition  an  stelle  eines  nebelhaften  wertes 
wiedergeben. 

Aus  dem  gesagten  ergiebt  sich,  dass  das,  was  Ascoli  im 
folgenden  über  den  Ursprung  des  sehmarotzerlautes  sagt,  nicht 
zur  klarheit  führen  kann ;  denn  er  hatte  es  in  der  that  nicht, 
wie  er  meinte,  mit  einem  gewöhnlichen  ;'  zu  thun. 

Um  nun  den  wände!  k  -  «'  zu  erläutern,  beginnt  Ascoli 
mit  der  Verschiebung  des  velaren  k  zum  palatalen  Je  (etwa 
unserem  «),  „dessen  verschluss  sich  in  der  weise  bildet  und 
löst,  dass  dadurch  die  entwicklung  des  palatalen  vocals  i  und 
sodann  der  ihm  entsprechenden  fricativa  begünstigt  wird." 
Dann  fÄhrt  er  fort  (p.  202  f.) :  „Dieser  palatale  dauerlaut,  em 
ausnehmend  kecker  eindringling,  geht  rasch  von  stufe  zu  stufe 
in  verwandte  laute  von  immer  grösserer  stärke  Über,  indem 
er  den  verschluss  der  ihm  vorangehenden  explosiva  immer 
weiter  gegen  die  Zahnwurzeln  vorschiebt,  so  dass,  an  einem 
bestimmten  punkte,  es  dazu  kommt,  dass  die  beiden  elemente, 
einerseits  von  dem  streben  die  ausspräche  zu  erleichtern, 
andrerseits  von  der  akustischen   atüuität  fortwährend  beein- 


Zor  Physiologie  timl  geechicbte  der  palaUlen. 


37 


ftasst,   zu  einem  einzigen  (c')  zusammenschinelzen ;   daher  er-  i 
halten  wir,  fih-  das  sanskrit  sowohl  als  für  andere  spracharten, 
die  approximative  reihe:  ¥  fcj  ki  "s  ('s)  k'.'y 

Der  schwerste  einwand  gegen  diese  reihe  ist  schon  von 
Schuchardt  (KZ.  XX  p.  294)  richtig  gefunden;  ft^  and  *s 
sind  nicht  belegt  und  zwischen  fcj  und  tS  steht  ein  tj.  Eine 
weitere  eingehende  Widerlegung  wird  nicht  nöthig  sein ;  es  ist 
ja  klar ,  dass  von  dem  wirklichen  emschieben  eines  i  oder  j, 
and  folglich  auch  von  den  Weiterentwicklungen  und  Wirkungen 
dieses  lautes  keine  rede  mehr  sein  kann.  —  Eine  ganz  ahn-  . 
liehe  reihe  stellte  Kapp*)  auf:  ki^k'i-k'ji-tji-(th)  l  ^'.jj''^-  Auch  | 
diese  enthält  mehrere  fehler.  Ein  fiir  alle  mal  sei  hier  be- 
merkt, da&s  die  Schreibung  kj  tj  streng  genommen  überhaupt 
unzulässig  ist;  man  spricht  entweder  t/a  oder  t^ja  oder  tia, 
abgesehen  davon,  dass  mit  tja  meist  gar  nicht  f/(i,  sondern 
t'a  oder  t'x'a  gemeint  ist.  Sobald  das  /  wirklich  consonantisch 
ist  (also  nicht  j),  assimiliert  es  sich  ganz  oder  wenigstens 
Uieilweise  der  stimmlosigkeit  des  fc  oder  (. 

Der  Wandel  des  k  zu  t  darf  nicht  wie  Schuchardt,  Kapp 
and  sogar  Seelmann  (ausspr.  des  latein.  p.  312  ff.)  es  ' 
that  mit  dem  bekannten  Wechsel  von  tl  ^  kl  zusammengebracht 
werden.  Ein  Übergang  von  ts  ^  ts  (oder  t'  ="  {)  ist  meines 
Wissens  noch  nirgends  belegt.  Man  sieht  also,  dass  die  un- 
genaue auffassung  des  fricativen  ansatzes  von  k'  nnd  f  als 
„parasitisches  j"  zu  unrichtigen  folgemngen  gefilhrt  hat. 

Von  anderen  versuchen  den  Übergang  von  k  zu  ^  za  er- 
klären, will  ich  nur  der  Vollständigkeit  halber  die  reihe  ki  khi 
kji  kx'i  et«,  anführen,  welche  von  Karsten')  eingehend  zn" 
begränden  versucht  ist.  Es  gehört  wenig  kenntniss  der  Phy- 
siologie und  Sprachgeschichte  dazu  in  jener  begrilndung  fast 
seile  für  seile  grobe  versehen  und  irrthiimer  zu  finden. 

Gegen  annähme  eines  parasitischen  lautes  erklärt  sich 
Windisch  (Kuhn,  beitr.  z.   vergl.  sprachf.    VHI   p.  32  f.).    \ 

>)  k'  —  aoaetem  ^,  deagen  nstur  Ascnli  richtig  erkannt  hat,  cf.  oben 

^  S3. 

<)  Stefan  Kapp,  Die  griectiischen  und  lateiniEcben  gutturallaute 
im  Beu^echiRchen  aiid  in  den  romaniachen  sprachen  (Druck  r.  (jeroid's 
SobA,  Wien  18SS)  p,  2S. 

•)  Gustav  Karaten,  zur  geacbiehte  der  aitfranz.  toosonantcnverbiu- 
dnB;«'D.  Freiburg  tSM4,  p,  21  (. 


3g  Rudolf  Lenz, 

Er  meint  <T  sei  =  t^s;  t^  entstehe  aus  dem  vordersten  k  durch 
Verschiebung  des  verschlusses  nach  vorne,  s  sei  wahrscheinlich 
dadurch  entstanden,  „dass  von  dem  früher  weiter  oben  am 
gaumen  stattfindenden  verschlusse  her  wenigstens  eine  enge 
geblieben  war,  durch  welche  nach  explosion  des  t  die  luft  hin- 
durch strömt."  Im  ganzen  genommen  ist  diese  erklärung  ent- 
schieden besser  als  die  unbegründete  einschiebung  des  Para- 
siten; ganz  richtig  ist  sie  allerdings  auch  nicht  und  passt 
besser  noch  für  t'  (f/)  als  für  d.^) 

Besser  ist  die  beschreibung,  welche  Emil  Förster  (zur  ge- 
schichte  der  englischen  gaumenlaute,  Anglia,  Anzeiger  Bd. 
VII  p.  72,  1884)  von  dem  vorrücken  der  articulationsstelle  im 
praepalatalgebiet  giebt.  Nur  ist  es  ganz  unberechtigt  die  ent- 
stehung  des  reibelautes  (fricativen  ansatzes)  auf  „eine  stark 
explosive  ausspräche"  zurückzuführen,  die  doch  erst  nach- 
gewiesen werden  müsste  und  in  der  that  wohl  nicht  vor- 
liegen kann. 

Der  ausfiihrlichste  und  auch  wohl  beste  aufsatz  über 
unser  thema  dürfte  wohl  sein:  Hans  Kirste,  zum  sla vi- 
schen palatalismus  in  Jagic's  Archiv  f.  slav.  philol.  V 
(1881)  p.  377—390. 

Kirste  bespricht  zunächst  die  frage  „was  ist  ein  pa- 
latallaut?"  Er  betrachtet  als  solche  das  slavische  ö  ^  t'  d 
8  z  8  z\  Versucht  man  ein  ^  gedehnt  auszusprechen,  sagt 
Kirste,  so  ist  der  zweite  theil  des  lautes  sicher  ein  s,  der 
anfang  ist  jedoch  kein  i  sondern  A*,  ein  „dankalaut"  nach 
Kirstes  bezeichnung,  dessen  verschluss  zwischen  den  articula- 
tionsstellen  eines  i  und  eines  j  liegt ,  an  derselben  stelle ,  an 
welcher  8  als  der  dem  k  entsprechende  stimmlose  fricativ  ge- 
bildet wird.    Versucht  man  von  i  zu  t  überzugehen  (p.  380), 


1)  Wie  unklar  Windisch  trotzdem  diese  Wandlungen  anschaute  zeigt 
sich,  wenn  er  p.  34  fortfährt:  „Wie  wenig  man  die  annähme  von  parasi- 
tischen lauten  bei  diesen  entwicklungen  nöthig  hat,  sehen  wir  an  der  fort- 
Setzung  von  lat.  ca-  durch  frz.  cha-  z.  b.  in  choieur  lat.  ccXor,  Hier  giebt 
es  weiter  keine  erklärung  des  Überganges,  als  dass  an  stelle  des  ver- 
schlusses am  hinteren  gaumen  die  enge  getreten  ist.  Die  für  a  nöthige 
Stellung  der  sprachorgane  mag  dies  hervorgerufen- haben."  Das  stimmte 
doch  höchstens,  wenn  man  ck  im  französischen  wie  in  dem  deutschen 
Worte  ^^ach^*'  ausspräche,  während  in  der  that  die  ältere  ausspräche  des 
französischen  ch  Ö  war.  Mir  ist  ganz  unverständlich,  was  W indisch  sonst 
gemeint  haben  mag. 


Zur  Physiologie  und  ge&ctichte  der  palataleo.  39! 

,so  merkt  man  deutlich ,  wie  die  ziingn  sich  sozusagen  zu- 
sainmeazieht,  da  beim  (  bloss  die  verhärtete  ziingenmitte  arti- 
cnliert,  während  die  beim  ;.-  ebenfalls  mitwirkenden  seiten- 
stßcke  sich  passiv  verhalten." 

Sehr  ungenau  ist,  dass  K.  flir  s  ohne  weiteres  eine  dorsal 
supraalveolare  ausspräche  (etwa  unser  «')  annimmt;  das  übrige 
dilrfte  wohl  mit  dem,  was  ich  oben  p.  24  gesagt  habe, 
übereinstimmen.  5Iit  h  ist  ungefähr  unser  t'  gemeint,  doch 
ist  es  nngenan,  wenn  K.  meint,  das«  es  dieselbe  articnlations- 
stelle  habe  wie  ;,  k  sollte  nach  K.  rein  dorsat-praepalatal  sein 
und  reiner  explosiv ;  ich  bezweifle  die  mögUclUceit  dieses  lautes. 
Über  die  mooillierung  sagtEirste  (p.  382):  „Soll  die  ganka- 
articolation  des  x  schon  bei  der  ausspräche  des  (  voraus- 
genommen werden,  so  kann  dies  nur  in  der  weise  geschehen, 
dass  das  (  kein  reines  (  bleibt,  sondeiTi  in  A  übergeht;  das  ;; 
ist  dann  gleichsam  in  dem  fr  latent  .  .  .  Auf  diesem  wege 
kommen  wir  aber  zu  keinem  palatal,  d.  h.  zu  einem  lant  in 
dem  das  /  resp.  j  nicht  verschwunden,  sondern  zu  den  danka- 
lauten  s  und  i  geworden  ist.  Es  muss  deshalb  eine  solche 
articulatioii  des  x(j)  geben,  bei  der  zwar  die  Verschmelzung 
möglich,  zugleich  aber  auch  der  reibelaut  erhalten  ist.  Ein 
xd)  wird  da  am  leichtesten  als  parasitischer  laut  sich  ein- 
stellen, wo  die  am  meisten  der  Verhärtung  fkhige  Zungenspitze 
attsser  action  tritt.  Dies  ist  nun  der  fall  bei  der  sogenannten 
dorsalen  bildung  der  an  palataler  articnlaüonstelle  gebildeten 
consonauten,  bei  der  die  Zungenspitze  nach  abwärts  gekehrt 
ist  Ein  auf  diese  art  gebildetes  (  wii-d  schon  aus  dem  gründe 
einen  weicheren  Charakter  tragen,  weil  der  mittlere  theil  der 
znnge  nicht  so  stark  veihäi-tet  werden  kann;  ebenso  aber 
aacb  das  k,  da  dasselbe,  was  von  der  Zungenspitze,  auch  von 
den  seitentheilen  der  zunge  gilt.  Ebenso  erklärlich  ist  es  auch 
(p.  383),  dass,  wenn  der  Übergang  vom  verschluss  zum  folgen- 
den vocal  nicht  ganz  schnell  und  mit  vollkommen  ge- 
Daaer  regulierung  der  exspiration  vorgenommen  wird, 
«eil  an  das  explosionsgeräasch  noch  ein  reibungsgeränsch  an- 
hängte, ila  der  mitteltheü  der  2unge  nicht  dieselbe  articu- 
lationsfahigkeit  besitzt,  wie  der  vordertheil.  Statt  der  reinen 
doreal-palata]  gebildeten  ('  Ic'  d'  g'  hört  man  deshalb  leicht  t'x, 

tm  wesentlichen  stimme  ich  dem   gesagten   ziemlich   bei; 


40  RitJoir  Lenz, 

doch  gelallt  mir  nicht,  dass  K.  von  der  verschmelzungstheorie 
ausgeht  und  da«&  er  das  entstehen  eines  parasitischen  lautes 
von  einer  Unregelmässigkeit  der  exspiration  abhängen  lässt. 
Wertvoll  ist  die  genane  beachtnng  der  articulierenden  zungen- 
tbeile,  doch  muss  ich  gestehen,  dass  ich  grade  diese  benter- 
kungen  Kirstes  erst  verstanden  habe,  nachdem  ich  durch 
ganz  selbständige  beobachtungen  und  experimente  das  wesen 
der  t-  nnd  A;-laute  erkannt  hatte.') 

n.  Sprachgeschichtlicher  theil. 

Es  kann  durchaas  nicht  meine  absieht  sein  im  folgenden 
alle  Wandlungen,  die  sich  im  bereiche  dorso-praepalataler  arti- 
culaüon  vollziehen,  zu  behandeln;  dazu  würde  weder  meine 
kenntniss  noch  der  räum  einer  Zeitschrift  ausreichen.  Es  han- 
delt sich  hier  nur  darum,  die  experimentell  gewonnenen  resul- 
täte  mit  einzelnen  beispieleu  der  Sprachgeschichte  zu  belegen 
und  umgekehrt,  einige  sprachlich  tiberlieferten  entwicklungs- 
reihen  an  der  band  der  Physiologie  zu  ordnen  und  in  ilirem 
laufe  zu  verfolgen.  Meine  belege  werde  ich  voraugsweise  ans 
den  romanischen  sprachen  nehmen;  je  nielir  wir  uns  in  der 
gegenwart:  und  historisch  zweifellosen  Vergangenheit  halten, 
um  so  sicherer  werden  wir  stehen.  Hier  müssen  wir  den  ge- 
getzen  und  möglichkeiten  lautlicher  Veränderung  nachspüren, 
die  so  gewonnenen  erkenntoisse  werden  uns  dann  befähigen 
in  lückenhaft  überlieferte  Sprachperioden  reconstruierend  ein- 
zudringen. 

Ich  nehme  entsprechend  den  drei  hauptfactoren  des  phy- 
sischen Sprachlebens:  bewegungsgefühl,  accent  und  tonempfin- 
dnng,  drei  arten  von  physischem  lautwandel  an,  nämlich  den 
articulatoiischen ,  acc«ntuellen  und  akustischen.*)  Die  beiden 
ersten  sind  bei  weitem  die  wichtigsten ,  zu  ihnen  gehßren  die 
meisten  sogenannten  ausnahmslosen  lautwandlungen.  Das  ver- 
hältuiss  zwischen  bewegungsgefUM  und  accent  scheint  in  man- 
cher beziebung  ein  gegensätzliches  zu  sein,  und  je  nachdem 
der   eine  oder  der   andere    lautwandel   das   übergewicht  be- 

<)  Daaa  ichKiretcs  au  siirucks  weise  bo  schwer  Ycrständlicb  finde,  mag 
vielleicht  daher  koturnoD,  dasa  ich  seiner  dissertation,  auf  die  er  gelegfiDt- 
lich  verweist,  Dicht  habhaft  werden  konnte. 

■)  Ich  Terweiae  fOr  das  einzelne  auf  die  trefflicbea  bcmerkungen  in 
FsdIb  Frincipiea  der  «prachgescbichtc  p.  40  ff. 


Zur  Physiologie  und  geschichte  licr  palalalen.  41 

kommt,  gestaltet  sich  der  habitus  der  spratJie.  Uas  bewegiings- 
gvfKhl  strebt  nach  einem  au8gleich  der  articulationsglieder 
eines  Wortes:  der  accent  hebt  einzelne  theile  desselben  beson- 
ders stark  hervor  nnd  sondert  sie  dadurch  von  der  umgfebnng 
ab.  Ks  ist  wohl  kein  zufall,  dasa  die  energisch  accentnierten 
dentscheu  dialekte,  etwa  vom  schwedischen  abgesehen,  das  ja 
anch  sein  charakteristisches  accentnationssystem  hat,  für  den 
artJculatorischen  wandet  im  praepalatalgebiet  (insbes.  assinii- 
lation  von  t-  und  ^-lauten  au  folgendes  i)  wenige  oder  keine 
beispiele  liefern,  während  die  romanischen  und  slavischen  spra- 
chen, deren  accent  uns  weniger  energisch  vorkommt,  dnrcli 
nichts  so  sehr  verändert  worden  als  durch  die  i-  und  y-lante, 
die  , grossen  zerstÄrer  des  consonantismus  der  allermeisten, 
wenn  nicht  aller  sprachen"  (Miklosich).  Die  consonanten- 
wandlongeu  der  Tomaniscben  sprachen  sind  fast  ohne  ans- 
nahine  articulatorische  assimUatiouen ,  während  ein  grosser 
theil  der  vocalveräuderungen ,  insbesondere  die  meisten  soge- 
nannten diphthongierungen  accentuelle  Wandlungen  sind,  d.  h. 
articulationsverändeniiigen ,  welche  durch  eigentlitimlichkeiten 
des  Bxspiratorischeu  oder  tonischen  accents  veranlasst  wurden. 
Im  einzelnen  liegen  diese  dinge  noch  in  tiefe  finstenüss  ge- 
httllt.  ebenso  wie  das  wesen  des  accentes  im  allgemeinen. 

Zu  den  akustischen  Wandlungen  rechne  ich  es,  wenn  z.  h. 
ein  <*  zu  t>s'  wird,  Welleicht  auch  wenn  *tetnprer  (lat.  tempe- 
rare)  zn  trempcr  wird  u.  ä.  Doch  gestehe  ich  often,  dass  ich 
ftber  eine  feinere  eintheilung  dieser  dinge  noch  nicht  im  klaren 
bin.  —  Zu  den  accentuellen  consonanten Wandlungen  wird  man 
wohl  die  germanische  lautverscMebung  rechnen  dürfen,  vlel- 
leicJit  auch  den  romanischen  wandel  von  j  zu  d',  mt  zu  li,  U 
za  [  und  die  entstehung  mancher  doppelconsonans  des  itali- 
enischen. 

I.  Vorschreitende')  assimilation  an  praepalatale  laute. 

Ich  habe  im  anfange   des  experimentellen  theües  gesagt,    ' 
dass  die   entwicklung   der  ft-laute    vor  i  und  e  in  einer  Ver- 
schiebung der  articulationsstelle  nach  vorne  besteht  und  wir 
sahen,  dass  bei  einer  solchen  Verschiebung  das  k  zunächst  za 
X  =-  ft"  a-  f  etc.  werden  muss.    Da  nun  die  Sprachgeschichte  in 

■)  Ich  verstehe  „Torsch reitend"  rein  örtlich  in  liezug  auf  die  unpriLng- 
lich  veiter  hinien  liegende  articulalionae teile  der  Haute. 


42  Rudolf  Lenz, 

der  that,  wie  wir  gleich  sehen  werden,  die  dort  theoretisch 
aufgestellte  entwicklungsreihe  zeigt,  so  müssen  wir  nach  dem 
inneren  zusammenhange  des  wandeis  suchen.  Derselbe  ist 
ohne  zweifei  folgender :  Bei  ausspräche  eines  i  ist  das  medio- 
dorsum  stark  gegen  das  prae-  und  mediopalatum  gehoben; 
wenn  man  also  vor  i  ein  x,  k',  t'  articuliert,  an  stelle  eines  k, 
so  hat  man  den  verschluss  des  k  vom  velum  oder  postpalatum 
nach  dem  medio-  oder  praepalatum  verlegt,  also  an  die  stelle, 
an  welcher  der  zungenrücken  beim  i  dem  gaumen  am  nächsten 
kommt.  Es  gehört  also  offenbar  eine  geringere  bewegung 
dazu  von  einem  x  k'  oder  t'  zu  einem  i  überzugehen  als  von 
einem  k  aus.  Dass  die  Sprachgeschichte  verhältnissmässig 
selten  ein  k'  überliefert,  mag  seinen  grund  einerseits  darin 
haben,  dass  ein  k'  vor  i  oder  i  +  ^ocal  wenig  von  einem  x 
verschieden  ist,  andrerseits  aber  auch  darin,  dass  man  bei  ar- 
ticiüation  eines  k'  leicht  mit  der  vorderen  grenze  des  medio- 
palatum die  hervorstehenden  alveolen  berührt,  so  dass  der 
Übergang  von  k'  zu  t'  ein  sehr  leichter  ist;  in  folge  dessen 
kennzeichnet  die  schrift,  die  ja  immer  hinter  der  ausspräche 
etwas  zurückbleibt,  das  k'  gar  nicht,  sondern  geht  direct  vom 
X  zum  t'  über,  ohne  dass  die  Zwischenstufe  k'  dem  Schreiber 
zum  bewusstsein  gekommen.  Mit  welchem  rechte  aberMiklo- 
sich^)  jedes  kj  (=  k')  als  t'  auffasst  und  die  existenz  eines  k' 
leugnet,  weiss  ich  nicht. 

Articulatorischen  principien  zu  folge  müssten  also  die 
sprachen  bei  t%  oder  dem  gleichortigen  äi  stehen  bleiben ;  wenn 
sie  das  nicht  thun,  so  beruht  der  weitere  wandel  entweder 
auf  energieschwächung ,  durch  welche  an  stelle  des  ver- 
schlusses die  gleichortige  enge  tritt  (also  x^'  statt  t'^  oder 
der  weitere  wandel  ist  zunächst  wesentlich  akustisch  {f  =-  f). 
Ich  bin  wenigstens  nicht  sicher,  ob  man  den  wandel  t'  ^  f^ 
f^  ^  r  auch  als  articulatorischen  auffassen  darf.  (1) 

Noch  stärkere  hebung  der  zunge  als  i  hat ;,  schwächere  e. 
Dem  entsprechend  müssen  sich  falle  finden,  dass  eine  spräche 
k  g  vor  ;  schon  verschiebt,  aber  noch  nicht  vor  i  und  e,  oder 
dass  nur  vor  letzterem  keine  Verschiebung  eintritt.  (2)  Finden 
wir  nun  dieselben  lautstufen,  welche  aus  ki  entstehen,  auch 
ganz  oder  theilweise  statt  älteren  ka,  so  müssen  wir  an- 
nehmen, dass  auch  das  a  in  diesen  sprachen  eine  wenn  auch 

i)  Beitr.  zur  lautl.  der  rumun.  dial.  lY.  p.  46. 


Zur  Physiologie  und  geschichte  der  pHiaialeu,  43 

^^ringe  hebnng;  der  zimge  gegen  das  praepalatiim  verlangte  (3). 
Finden  wir  dagegen  eine  entwieklung  des  4  vor  einem  o  oder 
u,  so  müssen  wir  als  höchst  walirscheinlich  oder  Rieber  an- 
nehmen, dass  an  stelle  des  o,  jt  frtihei'  einmal  ein  i,  e  oder 
höchstens  o  gestanden  hat  (4).  Umgekehrt  kann  ein  i,  e,  ö.  W) 
nach  einem  erhaltenen  /(-laut  in  einer  spräche,  die  sonst  Je 
vor  i,  e  etc.  verschiebt,  erst  zn  einer  zeit  entstanden  sein, 
welcher  diese  Verschiebung  nicht  mehr  statt  fand  (b).  Denn  ] 
das  darf  man  nie  vergessen,  jeder  lautwandel  vollzieht  sich 
nur  innerhalb  bestimmter  zeitlicher  gienzen,  woraus  hervorgeht, 
dass  das  verhältniss  zwischen  bewegnngsgefiihl  nnd  accent 
(bezw.  anch  akuatiachem  gefiihl)  sich  verändern  kann ;  so  lange 
es  gleich  bleibt,  kann  derselbe  wandel  nicht  aufliören  und  wo 
ein  neues  ki  entsteht,  rauss  es  verschoben  werden  (6). 

Zu  erwarten  wäre  ansclieinend,  dass  die  stimmhaften  laute 
(also  in  nnserm  falle  g)  sich  ganz  entsprechend  den  betreffen- 
den stimmlosen  mit  gleicher  articnlation  entwickelten.  Das 
trifil  in  der  that  oft  zu  (7).  Doch  habe  ich  schon  oben  (p.  17) 
bemerkt,  dass  die  articulationsbüder  stimnihafter  laute  meist 
schwäclier  gefSrbt  nnd  oft  auch  umfänglich  etwas  kleiner  sind, 
als  die  entsprechenden  stimmlosen,  also  ist  ilire  articulation 
eine  etwas  andere,  weniger  energische,  Demgemäss  finden 
wir  häufig  eine  ungleiche  entwieklung  beider  klassen  (8), 
insbesondere  auch  deutliche  zeichen  der  geringeren  articula- 
tionsenergie  bei  stimmhaften  (9). 

Da  das  lateinische  keine  postpalatalen  oder  velaren  M- 
cativlante  hat,  so  giebt  es  ilir  die  entwieklung  solcher  laute 
Tor  vorderen  vocalen  natiii'lich  keine  beispiele ;  in  welchen  Ver- 
hältnissen sie  stehen  müssten,  werden  wir  weiter  unten  bei 
der  umgekehrten  lautverschiebung  sehen.  Entwicklungen  hin- 
terer consonanten  nach  vorderen  vocalen  sind  ebenfalls  zweifel- 
haft, da  auslautende  Ar-laute  romanisch  selten  erhalten  sind, 
unter  allen  anderen  Verhältnissen  aber  anschluss  an  den  fol- 
genden vocal  eintritt  (10). 

Beispiele  zu  I. 
(I).  Beispiele  für  die  lautstnfe  k'  aus  lat.  ci  re  sind  mir 
■icht  bekannt,    doch  ist  es  nicht  unwahrscheinlich,    dass  sich 


')  Insofem  ä  die  zangenstellung  vod  i,  ö  die  von  e  h&t,  mtlaaen  sie  arti- 
cnUtoröcb  ebenso  wirkoa  wie  jene. 


44  Ruilolf  Li-nz, 

solche  in  sardischen  dialekten  finden,  W(tlche  ja  zum  theQ  ( 
lat.  ci,  ce  als  ki,  ke  (d.  h.  der  ausspräche  nach  wohl  xi,  »e) 
erhalten  haben  z.  b.  logudorisch:  chiea  =  lat.  cilhim,  chelu 
caelum,  chera  cera  zum  theil  es  zu  /  (d.  h.  wohl  f)  entwickeln; 
reffit  caecum,  ^ihu  cibum.  ci  ^  t'i  ist  ebenfalls  selten,  z.  b.  in 
rfttischen  dialekten')  t'ena  cena,  fd  caehtm.  Die  stufe  f  hat 
vor  allem  das  italienische  (ciglio,  cena>  cielo),  das  dakontmu- 
nische  (fer  caehim,  finf  coena,  öinH  giiinque;  also  lat.  qtt  und  c 
im  drum,  gleichbehandelt,  öbrigens  ist  *ciaqtte  gemeinromanisch), 
das  altpikanlisclie  (chxre  cera,  rhiel  caelum)  nnd  viele  räti- 
schen dialekte  (fena,  ^l  und  f^iel).  Dagegen  ist  f  bewahrt  im 
makedornmunischen  und  istrorumimischeu  ^ar^  cera,  finf 
coena:  fer  caelum,  ^irf  coena):  ebenso  in  rätischen  (^wl,  ^ena) 
und  italienischen  dialekten  (sij  ciUiim,  zedvr  cedram).  Sicher 
ist  f  auch  für  das  ältere  provenzalische  und  französische, 
ebenso,  wenn  anch  nicht  überliefert,  für  das  älteste  spanische 
und  portugiesische.  Auf  der  letzten  stufe  f  finden  sich  nur 
wenige  beispiele  (z.  b.  im  gebiete  der  französischen  Schweiz), 
meistens  tritt  hier  statt  r  ein  ^  ein ,  was  wohl  daraus  zu  er- 
klären, dass  die  Unreinheit  der  explosion  des  r,  welche  durch 
die  Unebenheit  der  zahne  hervorgerufen  ist,  den  Übergang  zum 
vollen  fricativlaut  mit  mehr  oder  weniger  gestossenem  (explo- 
siven) anfang  besonders  begünstigt. 

Die  romanisch  seltene  anfangsstufe  ('  ist  sehr  gewShnlich 
im  schwedischen  (t'eima  =:  kenim,  t'il  =  Jäl). 

Der  Übergang  zum  fricativlaut  durch  Verlust  der  ver- 
schlussbildnng  findet  sich  auf  allen  stufen  häufig.  Im  schwe- 
dischen ist  die  ausspräche  eines  jeden  t'  als  /  "<i6r  X  ^^^ 
gebräuchlich ;  ('  ^  s  ^  S  findet  sich  im  neupikardischen,  räti- 
scJten  und  italienischen;  (  =-  s  im  französischen,  portugiesi- 
schen, rätischen  und  italienischen,  /i  aus  f  oder  j  im  spani- 
schen, rätischen  und  französischen  alpengebiet,  welch  letzteres 
noch  den  wandel  p  ^  f  kennt.  Beispiele  im  einzelnen  wer-. 
den  nicht  nothwendig  sein. 

(2).  Den  sicheren  beweis  dafür,  dass  ki  -)-  voc.  eher 
verschoben  wird  als  ki  liefern  die  sardischen  dialekte,  welche 

')  Die  rätiachen  beispiele  Bind  meist  aus  (jartnors  RätnroDtani- 
Bcher  grammatik  (Heilbronn  19H3),  die  mmuDischen  auB  Mikloaichs 
Beitragen  zur  lautlehre  der  rumu  nie  eben  dialekte  (Wiener 
ftkad.  eitzgsber.  bd.  98—102,  1881—3.  separat  in  5  heften). 


Zur  phyaiologie  und  goachichte  der  pulatalen.  45 

das  letztere  erhalten  haben ,  für  das  erstere  aber  th ,  thi 
schreiben,  womit  höchst  wahrscheinlich  t'  gemeint  ist;  andere 
schreiben  auch  schon  s  (=  ().  Im  dakonim.  wii'd  cj  +  '" 
zu  {,  während  ci  zu  fii  geworden,  woraus  man  sehliessen  muss,  , 
dass  ci  +  voc.  bereits  verschoben  war,  ehe  die  Verschiebung 
von  ci  begann,  da  sonst  nur  ein  resnltat  aus  beiden  zu  er- 
warten. Almlich,  nur  nicht  immer  so  klar,  sind  die  Verhält- 
nisse der  anderen  sprachen.  Dass  irgendwo  nui-  das  i,  nicht 
aber  e_ein  ft  verschoben  hätte,  ist  mii-  nicht  bekannt;  doch 
werden  wir  einen  entsprechenden  Vorgang  bei  (  finden. 

Dei'  Übergang  eines  nach  vorn  verschobenen  fc-lautes  zu 
(,  welcher  im  griechischen  n'i  ceaaaQeg  etc.  als  regelmässiger 
Wandel  vorliegt,  tritt  im  romanischen  immer  nur  vereinzelt 
auf,  z.  b.  rätorom.  denoio,  dinofo  (gemmdum) ,  doch  können 
diese  formen  vielleicht  auch  aus  denoio  dinoüo  entstanden  sein. 
Sicher  acheint  Haute  Äuvergne:  tita  =  qaitter,  d'ati  =  d'agiii. 
So  lange  ich  diesen  Wandel  h  ^  t  nicht  aus  der  gegenwart 
irgendwo  als  regelmässigen  gefunden  habe,  wage  ich  über 
jene  griechischen  beispiele  nichts  weiteres  zu  sagen.  Es  müssen 
irgend  welche  besonderen  eigenthümüchkeiten  vorgelegen  haben, 
welclie  die  regelmässige  Weiterentwicklung  einer  Zwischenstufe 
('  verhinderten,  oder  vielleicht  einen  Sprung  von  x  zu  ('  her- 
Torriefen,  durch  den  sich  das  ganze  vielleicht  noch  am  leich- 
testen erklärte. 

(3).  Eine  Veränderung  ursprünglicher  Ä-Iaute  vor  a  ist 
bei  weitem  seltener  als  vor  i  und  e.  Da  aber  die  entstehen- 
den lautwerte  ('  ^  etc.  nur  durch  vorschieben  des  k-vst- 
schlasses  erreicht  werden,  so  sind  wir  genöthigt,  auch  hier 
den  grund  der  Verschiebung  in  einer  eigenartigen  articulation 
des  a  mit  Zungenhebung  gegen  das  medio-  und  praepalatum 
zn  sehen,  eine  articulation,  deren  thatsächliche  existenz  keinem 
zweifei  unterliegt.  Nicht  selten  wird  dann  bei  weiterer  ent- 
wickinng  der  vocal  vom  consonanten  abhängig  und  nähert 
räch  dem  i,  besonders  in  unbetonten  silben.  Das  rätorom. 
bietet  folgende  formen :  canem :  kan,  Üan ,  Can :  im  inlaut ; 
'bucca:  Inika,  hof'a,  hoy'a,  hoCa.  Das  altfranz.  Cieti  (chien)  i 
neben  rhamp  (campum);  neuir.  ist  ^  zu  s  geworden. 

Das  altpik.  geht  in  der  verschiebimg  nicht  tiis  ins  prae- 
palatnm,  sondern  nur  bis  ins  mediopalatum,  was  schon  genügt, 
am  da«  a  zu  ie,  statt  zu  e  werden  zu  lassen ;  kien  {k  jeden- 


46  Rudolf  Lenz, 

falls  =  x).  Es  ist  sicher,  dass  die  gemeinfranz.  wandlang  von 
ca  =-  öa  (öie)  zeitlich  bedeutend  später  liegt  als  die  von  ci  =- 
fi;  und  zwar  liegt  sie  ohne  zweifei  nach  der  fränkischen  in- 
vasion,  während  ci  =-  (t  wenigstens  in  seinen  anfangen  weiter 
hinaufreicht.  Dazu  stimmt,  dass  die  germanischen  k  vor  i,  e 
und  a  ebenfalls  zu  ö  geworden  sind  (z.  b.  eschine  skina, 
eschemir  skernen,  choisir  aus  *chausir  goth.  kausjan).  Wir 
haben  also  zwei  perioden  der  entwicklungen  von  i-lauten  I. 
lat.  ci  ce  ca  ^  ^i  ^  (oder  vielleicht  nur  t'H  t'Se)  ka;  n.  lat. 
ci  ce  ca  =  (i  ^e  da,  germ.  ki  ke  ka  =  öi  de  du,^) 

(4).  Altfranz,  goile  (celat)  weist  auf  älteres  ceile,  choisir 
auf  äausir,  chose  (causa)  auf  chause;  mithin  war  der  wandel 
von  lat.  oder  germ.  au  ^  o  noch  nicht  vollzogen  ais  ca  ^  da 
eintrat.  Vor  einem  rätorom.  folt  (calidus)  liegt  t'alt,  vor  t'ura 
ein  t'aura  (capra). 

(5).  Die  ausspräche  des  lat.  qu  wie  k  kann  im  franz. 
erst  entstanden  sein  nach  der  zweiten  Verschiebung  der  pala- 
talen;  im  rumunischen  liegt  sie  jedenfalls  vor  der  palatal- 
Verschiebung,  daher  lat.  qui  dort  äi  und  (i  geworden.  So 
weist  afr.  coe  neufr.  qiieue  auf  lat.  coda  nicht  auf  cauda. 
Ebenso  ist  absolut  sicher,  dass  lat.  ü  nicht  vor  dem  6.  oder 
7.  Jahrhundert  den  neufranz.  lautwert  ü  gehabt  haben  kann. 
ü  hat  dieselbe  zungenstellung  wie  i,  folglich  müsste  ein  latein- 
romanisches  küra  etwa  des  3.  jh.  giire  (füre),  ein  küre  des  6.  jh. 
düre  gegeben  haben.  Hatte  also  das  ü  jener  alten  zeit  nicht 
mehr  seinen  lateinischen  lautwert,  so  konnte  es  höchstens  ein 
ü  (mit  zungenstellung  von  u,  lippenstellung  von  i)  sein.  Das- 
selbe gilt  von  dem  aus  ö  entstandenen  afr.  ue.  Finden  wir 
dagegen  rätorom.  t'ira  (cüra)  und  t'ierp  (corpus)  so  geht  daraus 
hervor,  dass  zur  zeit  des  wandeis  ü  ^  ü  ^  i  im  rätorom. 
noch  Palatalverschiebung  eintrat,  während  die  bewegung  in 
Frankreich  zur  zeit  der  entstehung  des  neufr.  ü  ^  ü  schon 
zum  stillstand  gekommen  war.  Mir  ist  es  hiemach  im  aller- 
höchsten grade  zweifelhaft,  ob  jener  wandel  von  ü  ^  ü,  wie 
oft  behauptet,  keltischem  einfluss  zu  verdanken. 

(6).  Dieser  stillstand,  der  in  den  meisten  romanischen 
spradien  seit  mehreren  Jahrhunderten  eingetreten  zu  sein 
scheint,  hat  für  viele  dialekte  gar  keine  oder  nur  kurze  gel- 

>)  Wandel  von  h  vor  a  im  slavischen  bezeugt  z.  b.   Jagiö  Arch.  f. 
sl  phil  m,  p.  870. 


Zur  Physiologie  und  geschirhte  der  palatalen. 


47  i 


tm^  gehabt.  "Wann  er  eingetreten,  lässt  sich  wohl  immer  rela-  * 
Üv  bestimmen :  z.  b.  im  franz.,  wie  wir  sahen,  vor  dem  Über- 
gang des  lat.  qu  za  h,  des  ü  ^  ü;  im  ital.  vor  wandet  dea 
anlantenden  d  ^  cht  (ki),  des  ijui  =~  cJü  etc.  Im  rumunischen 
scheint  kein  stillstand  zu  sein,  wenigstens  zeigt  hier  das  junge 
ki  aus  kl  den  tibergang  zu  t'  z.  b.  clamat  ^  Jciamf  =~  i'am^ 
daneben  vereinzelt  (inmf;  öam^,  womit  sich  ('  wieder  als  die 
erste  deutliche  stufe  der  &- Verschiebung  docuraentiert,  indem 
h'  und  K  keinen  besonderen  graphischen  ausdruek  gefunden 
haben.  —  Ein  sehr  schönes  beispiel  für  eine  dritte  palatal- 
bewegnng  bietet  unter  anderem  der  dialekt  von  Tourcoing 
(Pikardie).  Das  altpik.  t'  ist  wie  im  franz.  zu  s  geworden, 
dagegen  sind  alle  später  entstandenen  oder  altpik.  noch  er- 
haltenen k  vor  vorderen  vocalen  (i,  e,  ö,  ü,  a)  zu  e  ver- 
schoben: tc)dn  altpik.  kien  (canem),  tcheur  (coear),  tchandelle» 
altpik.  candeles  fr.  chandelles  (*candeUas),  tcban  (quantum)  etc. 
In  einem  modernen  text  aus  Saint-Cyr  en  Talmondais  finde 
ich  die  Schreibung  thieur  (coeur),  das  jedenfalls  t'x'ör  ge- 
sprochen werden  soll;  ebenso  thie  (*eccum  illos),  in  benach- 
barten gegenden  einerseits  qjües,  andrerseits  tckies  geschrieben, 
woraus  klar  ist.  dass  diese  Verschiebung  dort  noch  im  gange  ist. 

Genau  entsprechende  Vorgänge  finden  sich  in  den  meisten, 
wo  nicht  allen,  italienischen  dialekten. 

(7).  Italienißch  und  drum,  g:  lat.  3  =  t':  c  (k);  mmm. 
4  ~^  ff  wie  t  ^  k  {z.  b,  ginocchio,  genunke,  ienukhi;  drum. 
doiä  (glaticeüus)  entsprechend  fam^  (clamat);  rätorom.  d'at 
(*gattus  =  cattus)  wie  t'ar  (carrus);  frz.  jamhe  (*gamba)  wie 
champ  (campum),  ebenso  in  Tonrcoing:  djene  (guerre),  figüre 
(figura)  etc. 

(8).  Altfranz,  f  ^  k  aber  g  ^  g,  dasselbe  ist  fiir  das 
ait«Bt«  spanisch-portugiesische  anzusetzen.  Es  ist  nicht  nnmög- 
licb,  dass  der  wandel  von  gl  später  eintrat  oder  auf  der  stoCe 
di  länger  stehen  blieb  als  der  von  ki;  doch  möchte  ich  das 
keineswegs  bestimmt  behaupten;  zeigen  doch  patoisformen  aus 
der  Vendöe  neben  quies  (siehe  oben)  ein  quenodju  (kenogü) 
=  altprov.  conogitt),  Saint-Cyr  djiaire  (guerre)  neben  thiewr 
(coeur). 

(9).  Der  verlust  der  verschlussbildong  üitt  beim  stimm- 
haften laut  wohl  durchweg  leichter  und  frtUier  ein  als  beim 
Btinunlosen:  irum.  neben  k  ^  f  immer  g  ^  ^  (^crnnk^l'  genit- 


L 


48  Rudolf  Lenz, 

euhim);  drnm.  oft  i  neben  ^  (rer  geht,  iiiiere  gener);  ipt^m"" 
ebenso  z  neben  rf.    rätorom.  ja(  (*gattus)  neben    ("or,  iafo 
neben  far. 

(10).  Im  neugriechischen  richtet  sich  die  ausspräche  des 
/  nach  dem  folgenden  vocal ;  sie  ist  raediopalatal  vor  vorderen, 
postpalatal  oder  velar  vor  hinteren  vocaJen  (incl.  a).  Im 
deutschen  richten  sich  diese  laute  entsprechend  nach  dem 
vorhergehenden  vocal.  Wahrsclieinlich  durcJi  den  vorgehenden 
vocal  beeinflusst  sind  die  entwicklungen  im  rätorom.  laV,  lax', 
let'  neben  läufigerem  lak  etc.  (lat.  lacus);  ebenso  wohl  tftC  = 
lat.  dico, 

n.  EUckschreitende  assimilation  an  praepalatale  laate. 

Die  sprachen,  welche  eine  vorschreitende  entwicklung  von 
fc-lauten  vor  j,  i,  e,  (a)  dui^chführen ,  zeigen  wohl  ohne  aus- 
nähme auch  deutliche  ausätze  zu  einer  entgegengesetzten  be- 
wegnng  bei  den  Mauten.  Als  Vorbedingung  gilt  dorso-alveo- 
lare  articulation  der  (-laute  und  eine  starke  hebnng  des  medio- 
dorsum  gegen  das  praepalatum  vor  oder  nach  der  (-articulation, 
durch  welche  der  verschluss  in  das  supraalveolargebiet  rackt, 
während  die  zungensjiitze  hinter  den  unteren  schneidezälinen 
liegt.  Dadurch  wird  (■■  zu  ('  oder  t'S  und  der  ('-laut  kann  sich 
nun  in  der  folgezeit  noch  weiter  nach  hinten  oder  auch  wieder 
zurück  nach  vorne  zu  einem  f  etc.  entwickeln.  Die  Sprach- 
geschichte zeigt,  dass  dieser  wandel  die  reinen  einfachen  (- 
laute  meist  nur  vor  j  +  voc.  oder  /,  j,  seltener  vor  i,  wohl  nie 
vor  e  ergreift,  dagegen  sind  l  und  n  sehr  leicht  zu  verschieben. 
Man  nennt  diesen  Vorgang  bei  (,  d  meist  assibilation,  bei 
l,  n  mouiUierung;  doch  sind  diese  bezeichnungen  viel 
zu  eng. 

Der  gewöhnliche  Vorgang  ist  nun  der,  dass  tHd  zunächst 
t^id  dann  t'x'd  wird;  hat  dagegen  i  den  accent,  so  tritt  früher 
oder  später  Verschiebung  desselben  auf  den  folgenden  vocaj 
ein;  wir  haben  dann  etwa  iHa  ^  t'ia  ^  Cyia  =-  t'x'iü  ^  ^x'^l 
t'xa  wii'd  dann  meist  wieder  t'a  und  bei  weiterer  entwicklung 
^,  so  dass  der  rest  des  i  ganz  in  dem  Mcativen  ansatz  des 
t'  angegangen  ist.  Doch  kommt  es  auch,  wenngleich  seltener, 
vor,  dass  dieses  zusammenfliessen  nicht  stattfindet,  dann  ist 
das  resultat  t'ia  ^  (iti  (1).  Bei  weiterem  zurücksehreit«n  des 
verschlusses  wird  t'ia  zu  k'ta  oder  xia;  ein  wandel  von  tia  zu 


Zur  Physiologie  imi!  gcsrhichte  der  palatalen.  49   \ 

*o  oder  ka  ist  selten  (2).    Der  stümnhatte  laut  verhält  sich   ■ 
entsprechend. 

Wie  u  nichts  anderes  als  ein  nasaliertes  d,  m  ein  nasa- 
liertes h  ist,  so  können  wii'  für  alle  verschlusslaute  ent- 
sprechende nasale  aufstellen.  Spricht  man  ein  <l!  und  lässt 
während  der  ganzen  daner  der  articulation  die  Inft  dui-ch  die 
nase  (velar-pharyngale  Öfihung)  entweichen,  so  ertönt  statt 
des  (f  ein  »i  (mouilliertes  n).  Dieses  i'i  hat  ebenso  gut  eine 
Implosion  und  exploslon  wie  it,  nur  ist  die  letztere  besonders 
wenig  hörbar,  was  seinen  gi'uiid  darin  hat,  dass  eine  hörbare 
explosion  nur  bei  vorangehender  compression  der  luft  in  der 
muadhühle  erfolgen  kann,  welche  unmöglich  ist,  solange  die 
luft  durch  eine  nasale  (oder  laterale)  ö&ung  entweichen  kann. 
Dem  entsprechend  ist  natürlich  auch  der  fricative  ansatz  des 
M  weniger  vernehmbar  als  der  des  d'.  Nun  kommt  es  aber 
erfahrungsgeraäss  nicht  selten  vor,  dass  die  nasale  öffoung 
während  oder  unndttelbar  vor  der  losung  des  zungenver- 
üchlusses  geschlossen  wird;  dann  wird  der  fricative  ansatz 
oder  die  ganze  verschlusslösong  wie  bei  d'  klingen;  wir  er- 
holten also  statt  «  ein  nj  oder  i'id'.  Auf  dieser  stufe  kann 
dann  rl  natürlich  dieselben  entwicklungen  bekommen  wie  iT, 
also  zu  H*(/  >i^  ü^  uy  werden.  Wird  der  verschluss  wie  beim 
Übergänge  von  d'  ^  j,  ^  ^  z'  nicht  mehr  voll  gebildet,  so 
bekommen  wii-  zunächst  ein  nasaliertes  j  z  z  etc.  Diese  art 
laate  mit  zwei  öl&iungen  halten  sich  in  der  spräche  jedoch 
nie  (ausser  etwa  dem  /),  da  der  exspü-ationsstrom  zu  schnell 
entweicht  und  nicht  genügende  reibung  an  den  rändern  der 
articulierenden  organe  findet.  In  folge  dessen  erfolgt  auf 
dieser  stufe  meist  der  verlust  der  nasalen  ölfiiiing  und  wir 
bekommen  als  auslänfer  eines  ursprünglichen  /l  ein  3  mit  seinen 
weiteren  entwicklungen.  —  Ganz  genau  entsprechend  wie  bei 
«  ist  die  entwicklung  des  X  (mouillierten  0.  welches  ebenfalls 
die  zungenarticulation  eines  d'  hat;  die  der  uasalöffiiung  des 
N  entsprechenden  öffiiungen  bei  /'  liegen  hinter  dem  zungen- 
veischliws  auf  beiden  seilen  an  den  oberen  backzähnen.  Aus 
t  kann  also  entstehen  Oi  Xd,  X§.  t^i};  t§,ly;  j,  i',  l,  z;  ausser 
dem  kommt  durch  verlust  der  seitJichen  Sfbung  auch  ein- 
Qbergang  von  jy  zu  /,  g,  vielleicht  auch  XiV  ^  ti',  Xg  ^  §  vor. 
Der  diesem  entsprechende  Vorgang  bei  ü  ist  mir  aus  keinem 
»Vrachlichen  beispiel  erinnerlich. 

MUdiHfl  /nt  'orgl.  BpricU!.  N,  F.  B.  1  u.  i.  4 


50  Radolf  Lenz, 

Es  ist  klar,  dass  dieselben  verschmelznngen ,  welche  aus 
tia  t'a  ^a  werden  lassen,  auch  bei  nia  =-  üa  lia  >-  Xa  vor- 
kommen. 

Dass  nicht  nur  vor,  sondern  auch  nach  i  eine  Ver- 
schiebung von  n  l  ^  i\  X  stattfindet,  habe  ich  schon  ange- 
deutet. Im  übrigen  ist  das  verhältniss  der  entwicklungen  vor 
;  (y)  i  e  wie  bei  t;  ny  ly  entwickelt  sich  wohl  immer,  ni  1% 
verhältnissmässig  seltener,  und  vor  e  fehlt  jede  entwicklnng. 
Dagegen  scheint  es,  als  ob  ein  nachfolgendes  u  vielleicht  aadi 
0  den  fibergang  von  n  ^  7i  bewirken  könne;  man  muss  dann 
annehmen,  dass  die  hebung  der  hinteren  zunge  bei  u  eine 
gleichzeitige  hebung  des  mediodorsum  hervorrufe,  wodurch 
jene  wan^ung  erklärt  wäre  (3). 

Verschiebung  von  s^  und  z^  vor  folgendem  j  y  i  ist  nicht 
selten.    Das  product  der  assimilation  ist  zunächst  §,   meist 
aber  erscheint  es  als  s;  ob  dieses  s  '^  s  durch  die  mittel- 
stufe   s'  hindurchgegangen    oder  nicht,   ist   schwer  zu   ent- 
scheiden.   Nothwendig  ist  die  mittelstufe  §  nicht.    Dass  S'  oft 
wieder  zu  s  wird,  kann  nicht  auffallen;   ebenso  wenig  der 
Schwund  des  ursprünglichen  i  in  sia  =-  ^ia  =-  §xa  ^  Sa  oder 
^  sa.    Ebenso  bietet  eine  weitere  Verschiebung  des  s'  zu  x 
X  X  etc.  an  und  für  sich  nichts  auffälliges,  nur  kommt  man 
damit  aus   dem  gebiet  der  praepalatalen   vollständig  hinaus 
und  eine  solche  Verschiebung  kann  also  nicht  mehr  durch  etwa 
folgende    i- laute    entstanden    sein,    denen   sie  ja  vollständig 
widerspricht.    Ich  will  trotzdem  hier  auch  auf  diesen  wandel 
etwas  genauer  eingehen ,  einmal  weil  er  ja  eine  nicht  seltene 
fortsetzung  einer  palatalentwicklung  ist,  und  zweitens,  weil 
dieser  Übergang  und  insbesondere  der  von  z  ^  x  ^  ^f  ^  ^ 
^  h  noch  vor  kurzem  als  etwas  ganz  unerklärtes,  wo  nicht 
unerklärbares    angesehen    worden.     Von    der    aller    Sprach- 
geschichte  höhn   sprechenden   erklärung   des   spanischen  x  ^ 
aus  arabischem  einfluss  will  ich  schweigen;   sie  dürfte  denn 
doch  wohl  zu  den  überwundenen  Standpunkten  zählen.    Aber 
ist  es  denn  viel  besser,  wenn  Schuchardt  und  Miklosich 
(vgl.  beitr.  z.  rum.  lautl.  IV,  s.  82)  den  regelmässigen  wandel 
d  >-  si  im  rumunischen  auf  eine  altheimische  spräche  jenes 
landes  zurückführen   wollen,    während   sich   doch  für  jenen 
wandel  und  den  von  ihm  nur  graduell  verschiedenen  von  sia 


Zur  Physiologie  und  geachichte  der  palatalcn. 


5t 


3-  80.  zia  ^  ia  in  allen  sprachen  mit  praepalatalentwicklung 
beispiele  finden  lassen? 

Der  Wandel  von  si  ^  si  oder  genauer  si  =-  s'i  (^  ^i) 
ist,  wie  schun  gesagt,  weiter  nichts  als  eine  örtliche  assi- 
milatton  beider  articulationen ;  der  Übergang  von  s'  =-  ;(  ^  x 
dagegen  die  folge  einer  euergieschwächung.  Sobald  die  prae- 
palatale  enge  nicht  mehi-  genügend  gebildet  wird,  nm  die 
uolbwendige  reibimg.  die  nothwendige  hemninng  dem  exspi- 
Htionestrom  entgegenzusetzen,  so  tiitt  an  stelle  dessen  eine 
reibung  an  der  stelle  zwischen  zungenräcken  und  gaumen  ein, 
an  welcher  beide  Organe  am  nächsten  stehen.  Nun  wird  aber 
zur  engenbüdung  in  der  postpalatalgegend  und  am  praevelum 
eine  geringere  entfemuug  der  zunge  aus  der  indifferenzlage 
verlangt,  als  bei  praepalataler  engenbüdung;  daher  darf  man 
ia  der  tliat  den  Übergang  von  s  ^  ^  ^  x  ^  ^  ^tc.  oder 
such  den  sprung  »  . . .  x,  dessen  möglichkeit  ich  nicht  leugnen 
will,  als  folge  einer  energieverringerung  ansehen.  Geht  diese 
noch  weiter,  so  kann  die  zungenarticnlation  ganz  aufhören, 
dajin  tritt  aber  eine  engenbildung  im  kehlkopf  an  ihre  stelle, 
deren  resultat  ein  'i-laut  ist,  oder  unter  umständen  auch  eine 
sUmmtonbildung.  Irgend  ein  Substitut  muss  immer  eintreten, 
das  verlangt  das  grundgesetz  a,ller  lautbildung,  das 
gleicbgewicLt  von  exspirationsdrnck  und  hemmung. 
Icli  «Btsinne  mich  nicht,  dieses  gesetz  irgendwo  in  dieser  form 
gefunden  zu  haben,  doch  erklärt  es  viele  thatsachen.  Ohne 
hemmung  niüsste  der  exspirationsstrom  wie  beim  atJimen 
schuell  entweichen ,  und  konnte  za  keiner  lautbildung  dienen. 
Wo  die  hemmuDg  stattfindet,  ist  an  und  für  sich  gleichgiltig. 
Bei  den  vocalen,  welche  ohne  irgend  welche  reibnng  in  der 
mtindhöhle  gebildet  werden,  liegt  die  hemmung  nur  in  der 
Verengerung  der  Stimmritze  zum  tönen,  in  folge  deren  die 
iüft  nur  langsam  aus  der  lange  entweicht.  Eine  anzahl  con- 
«laanten  kommen  mit  und  ohne  stimmton  vor;  in  letzterem 
falle  ist  bei  versehlusslauten  die  esplosion  stärker  als  bei  dem 
eniapreclienden  stimmhaften  laut,  bei  reibelauten  kann  die 
enge  schmaler  sein  als  sonst  nöthig  oder  aber ,  und  das  mag 
iu  gewöhnliche    sein,    der    exspirationstrom    muss,    um   die 

IaöÜiige  reibnng   hervoi-zurufen ,    schneller    entweichen.     Zum 
t«weige  versuche  man,   nachdem    man   voll  eingeathmet  hat, 
on  >  und  ein  andeimal  ein  ^  (s  mit  stiinmton)  zu  sprechen, 
. 


Radolf  Lphe, 

man  wird  sehen,  das»  mnii  ei»  e  viel  länger  aushalten  kann 
als  ein  s.  Laute,  welche  dem  luftstrom  eine  grosse  öSEnung 
bieten,  wie  alle  nasalen,  kominen  deshalb  vorwiegend  stimm- 
haft vor,  laute  mit  mehr  als  einer  Öffnung:  (z.  b.  nasalierte 
fricativlaute ,  nasales  0  *'ind  sehr  selten  und  wohl  nie  ohne 
stimmton.  Wenn  solche  seltenen  laute  mit  zwei  iiffiiungen 
sich  wirklich  finden,  werden  sie  doch  immer  nur  sehr  kurze 
ilbergangslaute  sein. 

Hieraus  erklärt  sich  auch  der  Verlust  des  stimmtons  beim 
Wandel  s  . . .  ^  x.  Sobald  die  zungenarticnlation  soweit  er- 
schlafft ist,  dass  der  durch  den  stimmton  gehemmte  exspira- 
tionsstrom  in  der  mundenge  nicht  mehr  die  nfithige  reibung 
hervorbringt,  muss,  wenn  diese  reibung  (also  der  consonant) 
gewahrt  bleiben  soll,  die  hemmung  im  kehlkopf  aufhören, 
wodurch  der  luftstrom  hinreichend  stark  wird,  um  auch  in 
der  erweiterten  enge  die  genügende  reibung  zu  finden. 

Tritt  die  keldkopföffiiung  nicht  ein,  so  fallt  der  consonant 
ganz  weg ;  an  seine  stelle  tritt  der  reine  stimmton,  der  natür- 
lich sich  dem  vorhergehenden  oder  nachfolgenden  vocal  an- 
schliesst  und  diesen  dadurch  verlängert.  Wii'd  bei  stimmlosen 
reibelauten  die  engenbildung  zu  achwach,  so  tritt,  wenn  keine 
sabatitutionsenge  im  munde  vorhanden  (wie  bei  dem  Übergange 
f  =~  ,c),  kehlkopienge  ein ,  entweder  als  k  (z.  b.  der  bekannte 
Übergang  f  ^  h),  oder  als  stimmton ,  der  sich  wieder  dem 
Tocalischen  nachbar  anschlieäst  und  sogenannte  ersatzdehnnng 
hervorruft.  Oft  ist  auch  wohl  h  die  Zwischenstufe  von  conso- 
nant und  stimmton,  z.  b.  in  dem  tlbei^ange  ast  ^  aht  ^  at. 
Die  articulationspause  kann  jedoch  auch,  mag  sie  stimmlos 
oder  stimmhaft  sein,  durch  einen  benachbarten  consonanten 
ausgefüllt  werden,  der  dann  ebenfaUs  ersatzdehnung  ei-fährt  (4). 

Beispiele  zu  II, 
(l).  Lat.  ti  4-  vor.  ist  nirgends  erhalten  geblieben,  und 
die  anfange  dieses  „assibilationsprozesses"  gehen  be- 
kanntlich in  eine  ziemlich  frülie  zeit  zurück.  Doch  wäre  es 
sicher  falsch  zu  glauben,  dass  einmal  im  ganzen  gebiet  der 
lateinischen  spräche  die  ausspräche  tsia  (fia)  für  jene  endung 
bestanden  hätte.  In  der  zeit,  in  welcher  zuerst  Verwechselungen 
von  tia  und  cia  vorkommen ,  wurden  beide  silben  t'ia  ge- 
sprochen, diese  stufe  ist  die  gnindlage  aller  romanischen  ent- 


Zur  Physiologie  und  geBchichte  der  palatulea.  53 

wicklnngen ;  auf  dieser  stufe  verschwand  das  i  in  den  meisten 
dialeklen.  indem  es  mit  dem  fricaüven  ansatz  des  ('  articnla- 
torisch  und  akustisch  zusammen  fiel ,  und  dann  erst  trat  der 
nbergang  von  t'^a  ^  (a  ein.  In  einer  form  (la  hätte  das  t 
nicht  ohne  weiteres  schwinden  können.  Anch  die  allerdings 
seltenere  entwickjung  (in  =-  ^a  lässt  sich  nicht  gut  aus  älterem 
f«a,  sondei-n  leichter  aus  t'ia  erklären.  Man  sieht  also,  dass  der 
ausdmck  assibilation  nicht  passt.  Im  italienischen  kommen 
(ursprünglich  jedenfalls  dialektisch  geschieden)  \a  und  ffa 
neben  einander  vor:  giustezza justitia,  mareo  martius,  iiizone 
titionem;  paiagio,  pregio  preÜum,  ragione  ratio/iem,  also  je 
nach  dem  stimmton  zwei  verschiedene  articulationen  wie  im 
altfranzösischen  (  aus  c  neben  fl  aus  g.  Im  rätorom.  finden 
sich  flir  das  suflix  itia  in  den  einzelnen  dialekten :  e(«  ^  esa 
=-  ^;  et'o  =-  esa;  e\ia  ^  ^  etst'y'a  (eft'a)  -^  e^ka;  zwischen 
ei'ia  und  effa  mfl&ste  man  etwa  eine  form  wie  *t'f/'o  ein- 
schieben. 

Für  di  -f  VW-,  bietet  das  j-ätorom.  ebenfalls  fast  alle 
theoretisch  nahe  liegenden  formen:  lat.  media  mie^a  ^  mieia; 
meila  =-  mfza  ^  medt;  alle  diese  formen  gehen  auf  die  nicht 
erhalt«ne  .stufe  *me^a  zurück,  aus  welcher  auch  meda  erklärt 
werden  kann,  durch  den  verhältnissmässig  seltenen  wandel 
(T  -  rf. 

Interessant  ist  der  drum.  Übergang  tiotiem  =-  Aoie  (arzf- 
^ne  'arditimiem,  te^ane  titiotiPi»),  wäiirend  sonst  ti  -\-  voc. 
■nd  ci  +  voc.  zu  (  geworden;  man  wird  jedenfalls  annehmen, 
gewisse  vocale  unter  umständen  besondere  verwandt- 
irhältnisse  mit  <'  oder  f  haben  können.  Entsprechend 
celt  ist  auch  *dioiiem :  putrei}uHe  (=  putrldus  -\-  ionfm) 
rfpe^ne  und  r^pehut':  (rapidus  -j-  ionfm). 

Übergang  des  (  vor  i  zu  f  ist  seltener  als  ti  -\-  voc.  ^  (; 
er  findet  sich  vor  urspriinglichem  i  im  rum.  z.  b.  mrum.  ksfenu 
aus  älterem  k^^nu  (catinus):  inim,  sap^ir  mhtile,  pje  tibi; 
dnun.  (erm  (terminua)  aus  älterem  Herrn,  also  secundäre 
bildnng.  Ist  t  erst  später  aus  e  etc.  entstanden,  so  fehlt 
nwist  die  entwicklung:  dj-um.  tind?  tcnda,  aber  es  findet  sich 
audi  ('  t'imp  tempus,  womit  wiederum  ('  als  sichere  ältere 
stufe  von  f  bewiesen  ist.  di  entwickelt  sich  entsprechend,  oft 
mit  articnlationsschwächnng  dem  allgemeinen  gesetz  der  stimm- 
l*ft«ii  laute  entsprechend:   mrum.  ^'»if,  drum,  eine  (diiina)^ 


54  Rudolf  Lenz, 

vor  secundärem  i  ist  d  erhalten:  mmm.  dinte  (dentem)  oder 
d':  d*inte.  Das  rätische  zeigt  auch  die  anderen  entwick- 
lungen:  lat.  dies:  di  ^  d!i  ^  ^i  =-  ^i  und  ^  ^  di.  di  + 
voc.  ^  d'i  ^  j  zeigt  z.  b.  das  neapolit.  jrwmo  -^  diurnum, 

(2).  Übergang  ti  +  voc.  oder  richtiger  t'  =-  k'  (und  d' 
^  ^)  ist  in  der  Normandie  nicht  selten:  liguiere  aus  litiere, 
sogar  enque  aus  enquie  (entier),  Ouieu  <  Z>ieu.  t  vor  i  =-  ft 
ist  selten;  z.  b.  sardisch  chiyinire  =  tinnire. 

(3).  ni  4-  v^-  und  ii  +  ^^-  zeigen  in  folgenden  reihen 
ungefähr  die  historische  Ordnung ;  mrum.  aVu  (aUium)  ^  drum. 
aj  (ebenso  altjfranz.  V  neufranz.  j.) ;  mrum.  jiAe  (trhiea)  ^  drum. 
vi;e;  mrum.  baAe  ßafljfieiim)  ^  drum.  baje.  Aus  ß'u  =-  *filctu 
oder  ^jw  =-  *^'ii  kann  entstanden  sein  sicil.  (Chiaramonte) 
fi^^,  (Noto)  figghiu  (auch  ^Ku  kommt  in  Sicilien  vor) ;  genues. 
l'  ^  if  conseggio  (consilium);  sard.  T  ^  4  öt-ste  (=  öujJu)  oKium. 
H  ^  l§  findet  sich  altfranz.  z.  b.  alge  =  aiWe  ('♦oKiam^;  T  ^ 
lg  ^  g  im  ital.  dofeo  :=-  doHo  ^  dolgo  ^  doggo.  ü  ^  Ad'  (im 
auslaut  7lf )  rätorom.  len  und  leM'  aus  lignum.  /l  ^  «^  und 
»^  sardisch  bingia  und  fri/i^a  aus  tnwea  >►  viüa;  A  ^  ng  ital. 
vengo  tengo  (vetiio  Henio). 

l  ^  V  vor  i  zeigt  das  rätische:  glima  -=  Zima,  glina  -= 
Zitia  ^  iwwa  (also  secundäres  i).  n  >-  n  nach  i  ist  portug. 
häufig:  m^inho  vicinum,  bairüia  vagina,  farinha  farina. 

Durch  t*  ^0^  scheint  der  Übergang  von  w  ^  n  veranlasst 
in  formen  wie  span.  flublo  (*nubilum)  fludo  (nodum)  it.  gnudo 
(nudum)  und  ähnlichen  fällen;  doch  können  hier  vielleicht 
auch  andere  gründe  vorliegen. 

(4).  si  +  ^^^'  ^  ^  sowie  si  ==-  si  findet  sich  mrum. 
bes'ik^  vesica,  bi*sare  basiare,  kam  caseus;  drum,  disert  aus 
*disiert  desertus,  öireasf^  ceresia.  mrum.  siapte  drum,  sapte 
irum.  sapte  aus  *Sapte  -<  *siapte  =  septeni.  Auf  älteres  5 
weisen  auch  span.  jer^ra  (=  xerga)  serica,  jenabe  sinapisj  jimia 
simia  etc.  portg.  xico  (=  sico)  siccus,  xeringa  siringa;  neap. 
scignia  (=  Hna)  simia,  bascio  basiiim  etc.  Auf  si  =-  SfiJ 
führen  neap.  vaso  basium,  fasano  phasiamis.  Die  italienische 
Schriftsprache  hat  durch  energiesteigerung  das  s[ij  aus  si  -f- 
voc.  (richtiger  ist  wolil  s[i]  zu  schreiben)  zum  gleichortigen 
verschlusslaut  (^  übergeführt:  baccio. 

Übergang  von  s  und  ^  zu  x  ^  ^^  (praevelares  x)  und 
auch   weiter  zu  h  ist  besonders  in  lothringischen  dialekten 


Zur  Physiologie  and  geschichte  der  palaialen.  55 

gebraachlich:  frz.  maison  (tnezg),  lothr.  mö^g,  in  Remüly  möhg, 
ebenso  plaisir,  piäii  -=-  piähi.  fi^.  botiche  Bemüly  box,  mouche 
moxj  Shnlich  päx,  slix,  jflX  ^^^  *p(^isy  *celiee,  *sis  (franz.  pais, 
cerise,  six). 

Der  fibergang  von  $  zn  h  oder  x'  x*  (prae-  oder  post- 
velarem  fricatiy)  existiert  z.  b.  im  bergamaskischen:  hira  sera, 
cahtel  casteUo.  Sicher  bestand  er  nicht  selten  im  altfranzösischen 
als  in  der  Verbindung  $  -f  ^^^^*  das  s  schwand;  das  be- 
weisen grammatikerangaben/)  mittelhochdeutsche  reime  und 
altfr-anz.  Schreibungen;  es  fand  längere  zeit  ein  schwanken 
statt,  ob  schliesslich  der  völlige  ausfall  des  s  dem  benach- 
barten consonanten  (besonders  den  sogenannten  liquiden)  oder 
dem  vorhergehenden  vocal  zu  gute  kommen  sollte.  — 

Für  weitere  beispiele  von  s^x,  i^x^f^x^h  mag 
es  genfigen,  auf  das  spanische,  holländische,  lateinische  im 
dlgemeinen  zu  verweisen. 

m.  Entstehung  praepalataler  consonanten  durch 

energiesteigerung. 

Nicht  auf  assimilation  zweier  laute,  sondern  auf  so- 
genannter spontaner  entwicklung,  welche  sich  als  überfuhrung 
einer  wesentlich  praepalatalen  enge  in  den  gleichen  verschluss 
erweist,  beruht  der  Übergang  von  j  zu  d'  und  dessen  aus- 
laufen!. Seltener  ist  eine  derartige  entwicklung  bei  rein 
vocaUschem  i,  und  eine  ebenfalls  als  energiesteigerung  auf- 
zufassende entwicklung  eines  n^  l^  zu  ü  l'. 

Es  ist  eine  bekannte,  wenn  auch  wohl  im  einzelnen  noch 
unerklärte  erscheinung,  dass  sich  oft  die  gruppe  cans,  +  ^  + 
vocal  weiter  entwickelt  zu  cons.  +  j  [oder  /]  +  vocal,  indem 
die  enge,  welche  bei  e  zwischen  zungenrücken  und  gaumen 
gebildet  wird,  soweit  verschmälert  wird,  dass  das  e  durch  i 
i  zum  reinen  consonanten  wird,  der  sich  im  stimmton  nach 
dem  vorhergehenden  laute  richtet.  Geht  die  spräche  noch 
einen  schritt  weiter,  so  entsteht  aus  j  x  ^in  d'  t'.    Dieselbe 


*)  Ich  verweise  nur  z.  b.  auf  Orthographia  Gallica  ed.  Stürzinger 
p.  8  und  hoffe  ein  andermal  ausführlicher  über  diesen  punkt  handeln  zu 
können,  da  ich  die  resultate  der  fleissigen  arbeit  von  Köritz,  übers 
^or  consonant  im  franz.  Strassbg.  1885  zum  grossen  theil  für  un- 
ncbtig  halte  und  aus  demselben  schön  geordneten  material  oft  das  gegen- 
theil  TOD  dem  folgere,  was  der  verf.  für  richtig  hält 


56  Radolf  Lenz, 

entwicklong  hat  lat.  i  (j)  fast  in  allen  romanischen  dialekten 
genommen,  auch  wenn  es  im  anlaut  steht. 

Im  mmunischen  wird  jedes  i  nach  consonant  sehr  energisch 
(also  mit  schmaler  enge)  gebildet,  alle  ^  und  A-laute  wurden 
dadurch  zu  assimilationen  gedrängt;  nach  j9-lauten  setzt  jedes 
i  mit  consonantischer  enge  oder  verschluss  ein,  je  nachdem 
der  labial  fricativ  oder  explosiv  ist.  Dass  dann  nachträglich 
der  labial,  insbesondere  der  verschlusslaut,  leicht  vollständig 
schwindet,  ist  dadurch  zu  erklären,  dass  zunächst  die  lösung 
eines  j?- verschlusses  unhörbar  werden  muss,  sobald  der  ex- 
spirationsstrom  keinen  druck  auf  den  verschluss  ausüben  kann. 
Dieses  ist  natürlich  der  fall,  wenn  die  zunge,  während  die 
lippen  noch  geschlossen  sind,  einen  verschluss  irgendwo  im 
munde  z.  b.  am  praepalatum  (genauer  supraalveolargebiet) 
bildet.  Die  Implosion  eines  p  ist  überhaupt  nur  nach  vocalen 
hörbar;  das  p  vor  t'  wird  also  ganz  unhörbar,  sobald  es  in 
den  anlaut  der  silbe  tritt.  An  stelle  des  p  tritt  dann  zunächst 
eine  pause,  wie  sie  z.  b.  von  Gärtner  (rät.  gram.  p.  161)  in 
sajt'xa  aus  sapf^a  sapiat  überliefert  ist.  Später  wird  diese 
pause  durch  Verlängerung  des  vocals,  oder,  und  das  ist  wohl 
das  gewöhnliche,  durch  Verlängerung  des  consonanten  ausge- 
fällt, welche  dann  natürlich  auch  wieder  schwinden  kann.  Ähn- 
lich ist  auch  der  Schwund  eines  v  vor  ;  oder  d'  zu  erklären, 
indem  die  palatale  articulation  (enge  oder  verschluss)  eher 
ausgeführt  wird  als  die  labiale. 

Wodurch  die  eigenthümliche  entwicklung  des  i  zu  t'i  d!i 
x'i  ji  im  mmunischen  veranlasst  ist,  darüber  wage  ich  nichts 
bestimmtes  zu  behaupten;  immerhin  dürfte  die  einfache  dar- 
legung  des  physiologischen  Zusammenhanges,  welcher  zweifel- 
los ist,  befriedigender  sein  als  eine  erklärung  durch  ein- 
schiebung  eines  parasitischen  j  (pi  ^  pji)  und  eines  para- 
sitischen t  (pji  ^  ptji),  wie  sie  von  Miklosich  (beitr.  zur 
lautl.  d.  rum.  dial.  IV,  p.  14)  gegeben  ist. 

Wenn  lat.  nn,  II  im  spanischen  regelmässig  zu  7i,  V  wird, 
so  mag  als  erklärung  genügen,  dass  bei  energischer  bildung 
des  dorso-alveolaren  verschlusses  (die  besondere  energie  ist 
hier  durch  die  lat.  doppelconsonanz  gerechtfertigt)  leicht  eine 
vergrösserung  der  Verschlussfläche  durch  stärkere  hebung  des 
mediodorsum  gegen  das  praepalatalgebiet  eintreten  kann.  Die 
gaumenbilder  zeigen  deutlich,  dass  ein  W  (energisches  V)  ein 


■  »  

Zar  Physiologie  und  geschichte  der  palatalen.  57 

bfld  liefert,   welches  zwischen   dem  gewöhnlichen  P  und  V 
ungefähr  die  mitte  hält. 

Beispiele  zu  IQ. 

Im  rätischen  finden  sich  für  anlautendes  lat.  j  ß) 
folgende  stufen:  lat.  iuvenis:  d'uv^i  >-  ifuvfti  ^  zuv^i;  ^oven 
^  zoin  ^  doin;  dovev;  yüv^.  Die  letztere  form  ist  wahr- 
scheinlich erst  wieder  aus  d'üvfn  entstanden  und  schwerlich 
eine  fortsetzung  des  lat.  i.  dovei:>  kann  sowohl  aus  4^oven  ^ 
*Soven  =-  *8ovm  als  auch  direct  aus  doven  entstanden  sein. 
Im  mrum.  und  drum,  ist  die  gewöhnliche  stufe  des  lat.  i  wie 
im  itaJ.  und  aJtfranz.  §:  ijur  juro;  einige  dialekte  zeigen  aber 
auch  schon  dieselbe  entwicklung  wie  im  neufranz.  if  ^  z:  zur; 
diese  letztere  stufe  ist  auch  die  grundlage  der  neuspan.  aus- 
spräche des  j  wie  x.  In  Sicilien  findet  sich  vereinzelt  für 
jedes  primäre  und  secundäre  j  die  ausspräche  ^  oder  y;  also 
ghiustu  ital.  giusto.  Die  irum.  form,  zurd  jurare,  zuka  jocare 
geht  natürlich  nicht  auf  die  drum,  und  mrum.  form  .^,  sondern 
neben  dieser  aus  d'  hervor. 

Für  die  entwicklung  des  i  nach  labialen  bieten  die  rumu- 
nischen  dialekte  folgende  formen:  lat.  pinus:  t'inu;  in  einigen 
gegenden  noch  pt'inu  und  auch  py'inn,  {pjinu  geschrieben). 

Solches  erhaltenes  p  vor  palatalentwicklung  findet  sich 
auch  im  provenzalischen  häufig  z.  b.  apropdar  neben  aproöar 
(*appropiare)^    ähnliches  im   rätischen,     hi   wird   mrum.   und 
theilweise  drum,   zu  d'i:  albi  ^  ald'ij  corvi  ^  corbi  =-  cord'i. 
In  denselben  gegenden  ist  tn  zu  ji,  fi  zu  xh  ^^  zu  7li  ge- 
worden: jinu  vinumy  /im  filum,  durüiri  dormire.    Auch  ein- 
zelne Weiterentwicklungen  sind   überliefert,   so  ^er  aus  x'wr 
ferrutHj  auch  sier  und  ser.   Entwicklung  eines  verschlusslautes 
nach  V  bieten  z.  b.  auch  rätorom.  plcevd'a  pluvia,  ital.  leggiero 
altfranz.  lefier  Heviariiim,   Der  wandel  mi  =-  ni  zeigt  wieder, 
wie  vollkommen  richtig  es  ist,  die  sogen,  nasale  als  verschluss- 
laute zu  behandeln,   die  analogie  von  mi  =-  ni  und  bi  ^  d'i 
ist  vollkommen. 

Für  nn  ^  n  II  ^  V  mögen  als  beispiele  genügen:  span. 
^'^0,  caMy  paüo;  caballo,  cuello,  pollo;  ähnliche  beispiele  bieten 
vereinzelt  viele  roman.  dialekte.  Wenn  das  katalanische  jedes 
lautende  l  in  V  verwandelt,  so  werden  wir  diesen  Vorgang 


58  Rudolf  Lenz, 

ebenfalls  aus  einer  energiesteigenmg,  deren  letzter  gnind  nns 
freilich  noch  unbekannt,  erklären. 


Ich  hofie,  dass  die  angeführten  beispiele  genügen  werden, 
um  zu  zeigen,  wie  mannichfaltig  die  entwicklungsmöglichkeiten 
im  praepalatalgebiet  sind;  fast  dreiviertel  der  Wandlungen, 
welche  die  consonanten  der  romanischen  sprachen  aufweisen, 
fallen  in  dieses  gebiet;  anderen  sprachgruppen  mag  es  nicht 
viel  besser  gehen.  Ich  habe  nur  diejenigen  Wandlungen  ge- 
nauer besprochen,  welche  möglichst  klar  und  zweifellos  sind, 
und  auch  bei  ihnen  die  beispiele  nur  vereinzelt  bald  hier  bald 
dort  genommen,  ohne  in  jedem  falle  die  quelle  zu  eitleren. 
Es  handelte  sich  hier  nicht  um  eine  zusammenhängende  dar- 
stellung  aller  praepalatalentwicklungen  der  romanischen  spra- 
chen, sondern  um  theoretische  erörterungen  allgemein  sprach- 
wissenschaftlichen Charakters,  für  welche  es  genügte,  die  Über- 
einstimmung der  physiologischen  resultate  des  experimentellen 
theils  mit  einer  sprachgruppe  nachgewiesen  zu  haben.  Wem 
andere  sprachen  mit  palatalen  entwicklungen  bekannt  sind, 
der  wird  dort  für  die  meisten  theoretischen  entwicklungen 
entsprechende  beispiele  finden. 

Es  harren  noch  eine  unmenge  zum  theü  schwieriger  laut- 
wandlungen,  welche  in  unser  gebiet  fallen,  der  erklärung;  vor 
allem  die  consonantengruppen ,  welche  ich  gar  nicht  berück- 
sichtigt habe.  Einige  dieser  entwicklungen  werden  nach  dem 
vorhergehenden  schon  klar  sein,  auf  einige  andere  werde  ich 
vielleicht  gelegentlich  zurückkommen. 

Darf  ich  am  Schlüsse  der  arbeit  einen  wünsch  aussprechen, 
so  ist  es  der,  dass  andere  meine  resultate  und  besonders  die 
experimente  nachprüfen-  mögen.  Bei  einem  ersten  versuche 
einer  neuen  methode  (denn  wenn  auch  die  stomatoskopischen 
bilder  nichts  neues  sind,  so  ist  es  doch  ilire  zusammenhängende 
anwendung  auf  die  Sprachgeschichte)  sind  auch  bei  grösster 
Sorgfalt  fehler  und  versehen  leicht  möglich. 

Mir  wird  es  vollkommen  gentigen,  wenn  nur  einige  leser 
mit  mii-  die  Überzeugung  gewonnen  hätten,  dass  wirklich 
exacte  physiologische  Untersuchungen  keine  müssige  Spielerei 
sind,  sondern  der  beste  weg,  die  dunkelheiten  der  historisch 
überlieferten  lautveränderungen  zu  erhellen.  Mögen  Sprach- 
forscher und  Phonetiker  gemeinsam  daran  arbeiten,  dass  der 


Zur  Physiologie  und  geBchicbte  der  palatalen.  59 

gerechte  Vorwurf  Miklosichs,  die  phonetiker  hätten  „bis 
jetzt  die  resnltate  ihrer  Untersuchungen  noch  nicht  gar  zu  oft 
auf  die  erscheinungen  der  einzelnen  sprachen  angewandt" 
(beitr.  zur  lautl.  d.  rumun.  dial.  I,  p.  6)  nicht  mehr  allzulange 
seine  berechtigung  behalte. 

Berlin. 

Rudolf  Lenz. 


Sigma  in  Verbindung  mit  nasalen  und 
liquiden  im  griechischen. 

Die  folgende  Untersuchung  umfasst  sämtliche  bei  der 
Verbindung  von  a  mit  nasalen  und  liquiden  sich  ergebende 
lautliche  Vorgänge.  Seit  Brugmanns  dissertation  de  Oraecae 
linguae  productione  s^ippletoria  stud.  4,  59  flf.  (1871)  haben 
sie  eine  zusammenfassende  darstellung  nicht  gefunden;  ihre 
neubearbeitung  rechtfertigt  sich  nicht  nur  durch  die  veränderte 
aufassung  sprachlicher  tatsachen  überhaupt,  die  sich  seither 
bahn  gebrochen  hat,  sondern  vor  allem  auch  durch  die  fülle 
des  inzwischen  ans  tageslicht  getretenen  dialektischen  materials. 

I.    ^  in  Verbindung  mit  nasalen. 

In  die  fülle  der  erscheinungen,  welche  sich  beim  zu- 
sammentreffen von  a  mit  fi  und  v  ergeben,  liat  zuerst  Osthoff 
MU.  2,  45  f.  licht  gebracht  durch  die  erkenntnis,  dass  zwei 
Vorgänge  von  einander  zu  sondern  sind:  1.  die  assimilation 
des  idg.  s  im  wortinlaute  vor  und  liinter  nasal  und  die  mit 
ersatzdehnung  verbundene  Vereinfachung  des  geminierten  na- 

sals    (z.    b.  X1^^    ^^S    *xava6g,    i'tprjva    aus  *€(pavaa);    2.    der 

gleichfalls  unter  ersatzdelinung  stattfindende  schwimd  des  na- 
^Ls  vor  idg.  s  im  wortauslaute  und  vor  secundär  im  gr.  ent- 
standenem a  im  inlaute  (z.  b.  Tovg  rag  aus  rovg  Tavg,  Xsyovoi 
aus  ^IsyovTai   und  *A6yoyot  =  Xtyovri,    ri&eCaa    aus    *Ti&6VTia), 

Der  scharfe  unterscliied  beider  lautvorgänge  tritt  kräftig  lier- 
^or  im  lesb.  thessal.  ki^et.  Lesb.  und  thess.  zeigen  im  ersten 
feUe  geminierten  nasal,  z.  b.  lesb.  /uijwog  aus  *iufjva6g,  eipawa, 

«P«vva  aus  *i'xQivaa,  thess.  vaTBQOfisivvia  avvfisvvdvrovv ,    und 


60  Felis  SolmBeo, 

haben  damit  den  über^angsziistand  vm  der  nrspr.  läiligesiaJt 
zn  der  aller  anderer  mundarten  bewahrt,  im  zweiten  hat  das 
lesb.  den  nasal  vor  o  aasgestossen  und  den  vorhergehenden 
vocal  zum  i-diphthongen  gemacht,  z.  h.  to/j  tai'i  kdyomi  r<- 
9tiai,  das  thess.  entweder  den  nasal  erhalten,  z.  b.  nävaa 
SGD.  326,  2.^)  Uito^tvauvait  'E>f^ii.  ap/.  1884,  8.  222,  oder 
ihn  unter  ersatzdehnung  aufgegeben,  z.  b.  »«roixr/p«;  SGD. 
324,  4.  ani}.ev9fpov9n'g  SGD.  1308  (doch  8.  n.).  Das  kret. 
geht  im  ersten  falle  ganz  und  gar  mit  dem  att.  parallel,  wäh- 
rend im  letzteren  die  eine  hälfte  seiner  localen  nnterdialekte 
va  unangetastet  lässt;  so  hat  die  inschr.  von  Gortyn:  1)  ivv- 
<fuva  n,  51.  in,  34.  üfiipäva/^fvoQ  X,  37,  43.  48.  x^tvai  V,  43, 
2)  ei.et'9ipavg  V,  54.  rövg  iy^aftfiirofg  XII,  30.  aiiyavg  rävi 
TV,  32.  emanivaavg  VI,  19.  Uöctfi  II,  34,  f/ov<iay  ITI,  19. 
ävfavaiy  X,  .'^3.  Kret.  nnd  thess.  lehren  auch  die  zeitliche 
Verschiedenheit  beider  gesetze:  die  angleichung  zu  doppeltem 
nasal,  die  alle  dialekte  entweder  haben  oder  voraussetzen,  ist 
urgriechisch  erfolgt,  der  vertust  des  nasals  vor  n,  an  dem  die 
beiden,  wie  auch  das  argivische  und  arkadische  (s.  u.)  nicht 
teil  haben,  kann  erst  im  sonderleben  der  einzelnen  dialekte 
eingetreten  sein.  Zwischen  beide  erscheinungen  schiebt  sich 
aber  noch  ein  anderes,  von  Brugmann  stud.  4,  76  f.  erkanntes 
gesetz,  dem  zufolge  nasal  vor  a  +  cons.  gemeingriechisch 
schwand  ohne  dehnnng  des  vorhergehenden  vocals,  z.  b.  KtoTÖg 
aus  *)ifvnTÖg,  tfnntiirig  aus  *()*/( ir-norjjc  Und  die  in  allen  dia- 
lekten  verbreitete  einfache  ausstossung  von  v  in  auslautendem 
vg,  die  von  sandhi Verbindungen  mit  folgendem  conson.  aus- 
gegangen ist.  Die  drei  lantgesetze  sind  folgendermassen  za 
formulieren  (vgl.  Brtigmann  gr.  gr.  §  45.  55  ff.): 

1.  Idg.  s  -\-  nasal  und  nasal  -f-  s  im  inlaut«  zwischen 
vocalen  ist  urgr.  zu  doppeltem  nasal  assimiliert;  im  lesb.  and 
thess.  hat  sich  die  gemination  erhalten,  in  allen  anderen  dia- 
lekteu  ist  sie  vereinfacht  unter  dehnung  eines  vorhergehenden 
kurzen  vocals. 

2.  In  der  lautgruppe  nasal  +  «  +  cons.,  mag   sie    aus 

■)  Ich  eitlere  nach  der  Collitzschen  aammlimg  der  dialektinschriften, 
soweit  6ie  beim  abschluss  des  Torliegeodea  teiles  Tneiaer  arbeit  (mitte 
juni  d.  j.|  torgerückt  iat,  d.  b.  bis  zum  1.  befle  des  3,  bandes.  Sonst  be- 
nutze ich  von  Bammelwerken  Rübia  inscr.  antiquisaimae  (IGA)  und  die  bei- 
den auflagen  des  Caucracheu  delectua  (C.'  und  C.']. 


Sigma  in  yerbindang  mit  nasalen  and  liquiden  im  griechischen«      61 

dem  idg.  ererbt  oder  urgr.  neu  entstanden  sein,  ist  der  nasal 
gemeingr.  yeridongen,  ohne  auf  den  vorhergehenden  vocal  eine 
einwirkung  auszuüben ;  ausgenommen  ist  n  -f-  idg.  ^  +  i?  was 
zu  vaa  wird  und  unter  3.  fällt. 

3.  Nasal  -|-  a  im  auslaut  und  im  inlaut  zwischen  vocalen, 
wenn  es  hier  innerhalb  des  gr.  neu  entstanden  ist,  ist  in 
einem  teile  des  kret.,  im  argiy.,  arkad.  und  thess.  unver- 
ändert geblieben;  in  den  anderen  mundarten  ist  der  nasal 
ausgestossen ,  wobei  der  vorhergehende  vocal  im  lesb.  zum 
i-diphthongen  wurde,  in  den  anderen  dialekten  dehnung  erlitt. 

Betreffi;  des  physiologischen  hergangs  bei  den  verschie- 
denen arten  der  ersatzdehnung  verweise  ich  auf  Delbrück 
sind.  1,  2,  138  ff.  Brugmann  stud.  4,  64  ff.  und  besonders  auf 
Sievers  phonetik'  243  f. 

1.  cap.  Idg.  nasal  -f  ^  ^^^  ^  +  nasal  zwischen  vocalen. 

Eine  relative  chronologische  bestimmung  der  urgriech.  er- 
folgten angleichung  zu  geminiertem   nasal  liefert  die  flezion 
der  griech.   bezeichnung   des  „monats^  und   das  wort  ä^og 
sdinlter.   Der  nom.  sg.  der  ersteren  lautet  nach  den  dialekten 
▼erschieden:   att.  fitiv,  ion.  ^«V  iT  H^.  Hymn.  Hom.  3,  11. 
Hes.  Op.  557.  Her.  2,  82  u.  ö.),  herakl.  filig  C*  40,  1,  corcyr. 
fi€iq  C  89,  2,  elisch  ^iBvg  SGD.  1151,  15.    Dagegen  stimmen 
in  den   casus   obUqui  sämtliche  mundarten  ausser   dem   lesb. 
und  thess.  in  firivoq  firivi  fiijva  etc.  überein,   und   zwar  nicht 
bloss  die,  welche  für  «*)  17  haben,  wie  herakl.  fujvoq  C  40, 
95.  101 ,  kret.  ^jyyo^   C.«  1 19,  4,  aitad.  fi^va  SGD.  1222,  29, 
elisch  ^fivoq  SGD.  1155,  2.  firjvoQ  1168,  7.  fi^va  1159,  2,  son- 
dern auch  diejenigen,  welche  für  <  £i  haben:  att.  ^fp^oq,  ion. 
(Afjpoq  —  inschriftlich   fifjvoq  IGA.  500,   4   (Halikamass)   und 
auf  der  inschr.  von  Oropos  in  eretrischem  dialekt  (hgg.  von 
V.  Wüamowitz-Möllendorff  Hermes  21,  91  ff.)  z.  6  — ,   rhod. 
Miw'C*  180,  68.  73.  ßitjyoq  C.»  181,  72,  nordgr.  fiTjvoq,  z.  b. 
akarn.  SGD.    1379,11.  aetol.   1425,1.  phthiot.   1439,  3.   1450, 
3.  lokr.  1477,  1.  2.  phok.  1524,1.  delph.  C*  204,  45.46;  böot 
fiufiq  (Meister  dial.  1,  222)  aus  ^^irjviq.    Lesb.  fifjwoq  SGD. 
214,  39.  fiijrvtai  213,  12.  thess.  var€goßi€iy>/a  345,  40  bewei- 

^)  Mit  (  ö  bezeichne  ich  nach  dem  Torgange  Ton  Blass  aosspr.  des 
Snech.«  8.  26  diejenigen  lante,  die  ans  <  o  dnrch  enatzdehnnng  oder  con- 
^'^ction  mit  i,  resp.  o  herrorgehen  nnd  monophthongischer  natur  sind. 


62  FeÜL  Solmsen, 

sen  entstehong  aus  *fifjva'  zu  lat.  mensis,  ai.  mos  mäsam, 
altbulg.  mes§ci,  air.  mi  mis.  Die  griech.  flezion  geht  demnach 
auf  *^rjvg  ^fjirivaoq  zuTück;  denn  anch  herakl.  ^i/g  ist  nicht  wie 
ai.  mas,  altbaktr.  mao  direkter  nachkomme  des  von  J.  Schmidt 
ztschr.  26,  340  überzeugend  erschlossenen  idg.  nom.  sg.  *me8{8), 
sondern  setzt,  wie  corcyr.  fistg  beweist,  die  Zwischenstufe 
V^/y^  *iiiv<;  voraus.  Hätte  nun  das  lautgesetz,  nach  welchem 
langer  vocal  vor  i,  u,  ^,  v,  q,  X  -\-  cons.  verkürzt  wurde  (Joh. 
Schmidt  ztschr.  23,  282  anm.  Osthoff  phil.  rundschau  1, 
1593  ff.),  *fii\vq  "^firjvaog  noch  beide  in  dieser  form  ereilt,  so 
wäre  in  den  dialekten,  die  i  zu  €i  entwickeln,  nur  *fÄuv6g 
möglich,  fifjvog  unverständlich,  fitjvog  beweist,  dass  das  kür- 
Zungsgesetz  auf  *f^riva6g  nicht  gewirkt,  d.  h.  nicht  mehr  dies, 
sondern  schon  *jH9]w6g  vorgefunden  hat;  *fir}vg  dagegen,  das 
sein  V  urgr.  behielt,  musste  ihm  unterliegen  und  zu  *f^ivg  wer- 
den. Aus  *ßi€vg  *firivv6g  ist  die  flexion  aller  einzeldialekte 
lautgesetzlich  entsprossen,  nur  das  att.  und  el.  haben,  um  das 
gleich  hier  mit  abzumachen,  den  nom.  sg.  geändert.  Im  att 
ist  für  V^'V  nach  den  casus  obliqui  ^/fy  eingetreten,  wie  /ay 
/jjy  in  sämtlichen  dialekten  für  regelrechtes  */a5  nach  ;fä- 
vog  x'jvk  (vgl.  J.  Schmidt  ztschr.  26,  387  und  unten).  Das 
el.  hat  an  stelle  von  */zi^g  die  merkwürdige  form  /devg  ge- 
schoben, die  zwar  vorläufig  nur  einmal,  aber  ganz  sicher  über- 
liefert ist.  Sehr  ungerechtfertigter  weise  will  G.  Meyer  gr.  gr.' 
s.  44  anm.  1  sie  mit  dem  fluche  der  unglaubwürdigkeit  be- 
haften:  sie  ist  offenbar  analogiebildung  zu  Zsvg,  veranlasst 
durch   das   vollkommene    zusammenfallen    der    casus    obliqui: 

fifjvog  firivt  /lijva  wie  Z?jv6g  Zrjvi  Zfjva. 

Das  soeben  erzielte  resultat  wird  bestätigt  durch  cJ/uo^ 
Schulter  =  ai.  drhsas,  got.  amsa,  lat.  iimerus,  umbr.  onse.  We- 
gen der  Übereinstimmung  der  verwanten  sprachen  in  dem  ö 
hat  man  (ojnog  auf  *6/iaog  zurückführen  zu  müssen  geglaubt: 
Fick  wtb.  1»,  19.  Curtius  grdz.^  339.  Osthoff  MU.  2,  45.  Das 
ist  lautgesetzlich  unmöglich,  denn  wo  o  ersatzdehnung  erfährt, 
entsteht  ion.  att.  stets  ov,  niemals  od;  das  ergebnis  von  ^ofjLoog 
hätte  also  nur  *ovfjiog  sein  können.  Auch  die  ausflucht,  *o^<yog 
zunächst  durch  dehnende  kraft  des  nasals  zu  "^mfiaog  werden 
zu  lassen  (Curtius  stud.  2,  173.  Brugmann  stud.  4,  87.  J. 
Schmidt  vocal.  1,  113)  verstösst  gegen  die  lautgesetze;  alle 
dafür  angeführten  analogien  hat  der  fortschritt  der  wissen- 


Sigmt  in  Terbindang  mit  naMlen  und  liquiden  im  griechiadien.      63 

sdiaft  anders  benrteflen  gelehrt  Es  bleibt  demnach  nichts 
wderes  übrig,  als  w^iog  anf  orspr.  *(oftaog  znrfickznf&hren,  das 
zu  ai  dffisas  etc.  in  demselben  ablantsverhältnisse  steht,   wie 

oS-wS-a  Ut.  Üdtu:  o^to,  ßwxmQ:  ßoaxto  ßorog,  (Sip:  oaac  oxraX- 
log  lat  öcuius  ai.  äkH  altbnlg.  oko  lit.  akis,  d&im:  hoai'x^oav, 
ai.  gäas  gäm  gr.  ßmp:  ai.  gdm  gr.  ßot,  ai.  Apas  ahd.  ttoba: 
ai.   äpas  lat.   öptis  (Bmgmann  MU.  3,  109),   gr.  äga  ßm^oc 

o(p^Xfioi  Hes.:  gr.  oQam  got.  vars,  gr.  dXivfj  dlixQavov  Ut. 
tUektis:  ai.  aratnis  gr.  oXac^ayoy  lat.  til/ia  got.  aleina,^)  Ut. 
^fi/ca«:  lat.  jdoi«.  Ob  in  dem  bei  Theokrit  29,  29  cod.  c  ste- 
henden inofifiadiaiQ  anch  noch  die  schwache  wurzelstnfe  er- 
halten ist,  kmm  man  so  lange  nicht  sagen,  bis  nachgewiesen 
ist,  dass  es  wirklicher,  nicht  künstlicher  aeoUsmns  ist ;  keinen- 
fidls  darf  man  darin,  wie  es  Cnrtins  grdz.^  339  tnt,  die  di- 
rekte Torstofe  von  m^oq  sehen.  Anch  mit  der  absonderlichen 
Hesychglosse  ifiiam'  dfionlixai  ist  wegen  ihres  a,  ihres  b, 
das  durch  die  angebliche  analogie  von  *yafiiato  ans  *ydfiaa> 
(Cnrtins  index  schol.  von  Kiel  sommersem.  1856,  p.  Vlll) 
natürlich  nicht  erklärt  wird,  endlich  wegen  des  intenrocali- 
sehen  a  nichts  anzufangen.  Aber  auch  wfiaog  wäre  durch  das 
kürzungsgesetz  zu  *ofiaog  ^wfioq  geworden,  wenn  es  zur  zeit 
der  Wirksamkeit  desselben  noch  so  und  nicht  schon  ^wfifiog 
geheissen  hätte. 

Aber  boten  nicht  auch  *fi?jpy6g  *wfifiog  noch  bedingungen 
dar,  unter  denen  das  kürzungsgesetz   wirken   musste?   Dem 
schriftbflde  nach  allerdings;   in   Wahrheit  aber  wird   niemand 
die  durch  assimüation  entstandenen  rr,  f^fi  ßiT  wirkliche  y  -f- 
r,  fi  '\-  fi  halten,   sondern  sie  sind  unzweifelhaft  geminaten 
oder  gar  nur  gedehnte  consonanten  in  dem  von  Sievers  phon.' 
191  ff.  definierten  sinne.    Wirkliche  doppelconsonanz  tritt  wohl 
überhaupt  nur  da  ein,   wo   in   Wortbildung  oder  Zusammen- 
setzung zwei  gleiche  consonanten  an  einander  treten,  und  viel- 
leicht wird  solche  für  gewisse  fälle  im  gr.  durch  abweichende 
behandlung  der  laute  erwiesen.    Auf  composita  \iie  iryodw  Ist 

kein  gewicht  zu  legen,    wohl    aber   auf  yerra  yeryalog  yfyvvuo, 

an  deren  nicht  vereinfachtem  vy  Curtius   zur  kritik  s.  30  mit 
redit  anstoss  nimmt.     Bristols  herleitung   aus   ^yey-fiu   (bei 

*)  J.  Schmidt  toc  2,  309  sah  in  tJUyr,  uiiJxonyoy  rein  laatliche  deb- 
ttQQg  tos  ^i-  durch  den  einflon  des  i;  das  findet  in  den  griech.  laat- 
l^tzen  keine  stütze  and  wird  durch  das  lit  überflüssig  gemacht. 


64  Felix  Solmsen, 

Wheeler  griech.  nominalaccent  s.  35  anm.)  leidet  an  anflber- 
windlichen  Schwierigkeiten.  Die  annähme  einer  vor  der  üb- 
lichen assimüation  von  vfi  zu  fifi  stattgehabten  zu  yv  findet  in 
tatsächlichen  lautyerhältnissen  nicht  die  geringste  stütze  (vgl. 
tloxv/Li/nai)  und  ist  rein  aus  der  luft  gegrilBfen,  und  Übergang 
in   die   deklination  der  fem.   a-stämme   ist  für  alle  dialekte 

ausser    dem    kret.    mit   //J/ua^     uvtpiSrjfJiaq    zu    /^^ua     avtpiirj^a 

Gort.  V,  40  ebenso  unerhört.  Das  rätsei  löst  sich  vielleicht, 
wenn  wir  annehmen,   yswa   sei  gebildet  mittelst  des  Suffixes 

-va  in  noTva,  fiigi/uva,  nrdQva,  sqbvvu  ZU  €Q€(a  aus  *€Qfß(o,^) 
eX^Sva,  noXidafjLVa,  ofivQva  (ion.  afivgvrj).  Das  Verhältnis  von 
-ya  ZU  "Vä  in  noivi],  axrjvij,  noQvrj ,  sigi^Vf] ,    ßovXi^    auS     *ßoXvä 

ist  auch  nach  Brugmanns  (MU.  2,  199  anm.)  versuch  unauf- 
geklärt ;  es  schliesst  sich  den  anderen  bei  G.  Meyer  gr.  gr.*  s. 
56  f.  verzeichneten  fällen  an,  in  denen  ä  und  ä  sich  gegen- 
überstehen. Jedenfalls  ist  -vä  da,  und  wir  können  es  unbe- 
denklich zur  ableitung  von  yeyvä  benutzen  und  den  grund  der 
erhaltung  des  w  vielleicht  in  der  natur  desselben  als  wirkliche 
doppelconsonanz  sehen.  Ebenso  ist  möglicher  weise  (pewoq; 
&dvaTog  [.  iviavjog]  aus  wzl.  (psv  =  idg.  ghefi  +  masc.  oder 
neutr.  sufftx  -vog  gebildet,  vorausgesetzt  dass  es  nicht  lesb. 
oder  thess.  sprachgut  ist. 

Als  resultat  dieser  betrachtungen  ergiebt  sich  demnach, 
dass  die  assimüation  zu  doppeltem  nasal  vor  sich  gegangen 
ist  vor  dem  wirken  des  urgr.  vocalkürzungsgesetzes.  —  Ich 
gehe  nunmehr  zu  den  einzelnen  beispielen  über,  indem  ich 
dieselben  nach  dem  vocale  vor  fi^,  w  ordne. 

a.  Lesb.  afifxeq  dfijH€(ov  ä/Li/ni  afifxa  (Meister  1,  166),  thess. 
dfifii  SGD.  345,  13.  14.  18.  dfjifiiovv  ib.  12,  dor.  afiiq  (Ahrens 
2,  258)^),  böot.  afiiq  (Meister  1,  273),  ion.  att.  ^fiftq  zu  ai. 
asmor,  got.  uns,  also  aus  *i}sme',  *dajn6-. 

^fjvsa  ratschlage,  listen  =  ai.  darfisas  n.  altbaktr.  datlhafüi- 
weisheit,  rat  (Fick  wtb.  P,  103);  noXvöjivsa'  noXißovXov  Hes. 

0  Hom.  iQiü)  ^Qiofjiai  ifgofjiai,  att.  ^Qo/iat  gehen  auf  eine  der  ai.  8. 
praesensclasse  genau  entsprechende  urspr.  flexion  *fQiviLii  *^QviLiai  zurück, 
die,  in  die  thematische  conjugation  übergeführt,  *iQi/ü)  ^iqjofjiai,  ergab. 

>)  Auf  der  1.  tafel  von  Heraklea  z.  3  (C*  40),  wo  nach  Ahrens 
a.  a.  0.  und  G.  Meyer  gr.  gr.»  s.  388  dfiig  stehen  soll,  steht  es  nicht; 
z.  51  derselben  tafel  beginnt  mit  -fjng,  und  am  ende  der  vorhergehenden 
ist  d-  untergegangen. 


Sigma  in  yerbindaDg  mit  nasalen  und  liquiden  im  griechischen.     65 

=  ai.  purudathsas  reich  an  wnnderbaren  taten.  Griech.  gnmdform 
*Sävaog  *Suwog;  *i€vaog  hätte  *^€rvog  ergeben.  Got.  ßudeisei 
Schlauheit,  list,  das  Joh.  Schmidt  voc.  2,  468  dazu  gestellt  hat, 
macht  Schwierigkeiten  mit  dem  ersten  ei,  das  weder  aus  'an- 
noch  aus  -et«-  -in-  vor  s  entstanden  sein  kann;  für  die  nicht- 
Verschiebung  des  d  hat  Schmidt  analogieii  beigebracht. 

Dor.  /«y  xüvog  (Epich.  frgm.  103  Ahr.),  ion.  att.  x^v  xi^^^ 
zu  ai.  harhsäs,  lat.  anser,  ahd.  gans,  altbulg.  gqsi,  Ut.  iqsis 
gans,  also  aus  *xf^vg  ^/ai^ao^.  Der  nom.  hätte  lautgesetzlich 
im  dor.  wie  im  ion. -att.  *xag  zu  lauten;  er  hat  sein  v  und  im 
ion.  att.  sein  tj  von  den  casus  obUqui  bezogen  (J.  Schmidt, 
ztschr.  26,  387)  wie  ^jJv  (s.  oben). 

Dor.  6q>ävaf    böot.    *€(päva    (iakiavdrto   SGD.  488,    B    73. 

diaXiopaadfj  ib.  F  158)^),  ion.  att.  £<pfiva  aus  ^eipävaa.     Diese 
bisher  allgemein  gangbare  ansieht  hat  neuerdings  Widerspruch 
erfahren   seitens   Joh.   Schmidts   ztschr.  27,   322  anm.    Nach 
äun  muss   eiptjva   auf  *i(pävGa   mit   der   vocalstufe   von   ai. 
abhaksam  gegenüber  bhäjämi  zurückgehen,  einmal  weil  ion.  att. 
oTuq  aus  *aTavrg  beweise,  dass  ä  in  diesen  mundarten  durch 
ersatzdehnung  zu  ä,  nicht  tj  werde,   sodann  wegen  der  att. 
aor.  auf  -äva,  die  vor  -äva  kein  q  oder  i  haben  wie  ixoiläva 
QQd  die   ihrerseits   auf  -ävaa   zurückgingen.    Ich  kann   dies 
Dicht  für    stichhaltig    erachten.      Oben    ist    auf    die    prind- 
pielle  Verschiedenheit  in  der  behandlung  von  urspr.  intervoca- 
lischem  nasal  +  g  und  der  von  auslautendem  nasal  +  a  hin- 
gewiesen worden.    Speciell  das  kret.  lehrt,  dass  die  reduction 
des  urgr.   geminierten   nasals   sehr   wohl  abgeschlossen   sein 
konnte,   bevor   der   vertust  des  nasals   vor  a  eintrat.    Nicht 
das  geringste  hindert,  ähnliches  auch  für  das  ion.-att.  voraus- 
zusetzen, anzunehmen,  dass  die  mit  der  Vereinfachung  von  w, 
l^ß  verknüpfte  ersatzdehnung  schon  vor  dem  wandel  von  ü 
^  rj  erfolgte,   die  mit  dem  verklingen  des  nasals  vor  a  band 
in  band  gehende  erst  nachher.    Bewiesen  wird  ersteres  durch 
das  Schicksal  von  «  vor  urgr.  Xk  =  urspr.  Xv:  ion.  att.   tjXog 
aus  fikkog  in  ydkXoi'  rjXoi  Hes.  =  lat.  vallus,  ion.  att.  ar^J/.^  = 
dor.  ajuXu  aus  lesb.  thess.   aTuü.u  (vgl.   wegen  Xv  Hübsch- 
Diann,  ztschr.  d.  d.  morg.   ges.   39,   93   anm.  3)   und   durch 
^f**K  X^ivog;   diese  nicht  direkt  gleich    aL   asma-  hathsds  zu 

*)  Versehentlich  führt  Meister  1,  278  viyovfir^yfy  Korinua  2  als  aor. 
^^]  das  richtige  (=  *(oyvuiuy(y)  steht  s.  241. 

ZeiUchtifi  fftr  TergL  üpneht.  N.  F.  DL  1  o.  t.  5 


66  Felix  Solmsen, 

setzen,  wird  man  sich  nur  aus  zwingenden  gründen  ent- 
schliessen,  und  doch  ist  das  eine  notwendige  folge  von 
Schmidts  theorie,  der  sich  denn  auch  Wackemagel  ztschr.  28, 
138.  G.  Meyer  gr.  gr.*  s.  287  nicht  haben  entziehen  können. 
Somit  wird  auch  Schmidts  herleitung  von  ixoiXäva  aus  *^xo/- 
Xävaa  hinfällig,  da  sie  lautgesetzlich  nicht  möglich  ist.  Auch 
wenn  sie  es  wäre,  würden  sich  Schmidts  ausätzen  hindemisse 
in  den  weg  stellen,  -ävaa  soll  nach  ihm  urspr.  den  denomina- 
tivis  zukommen,  während  die  primären  verba  -äyaa  hatten. 
Woher  dieser  unterschied  stammen  soll,  ist  nicht  abzusehen; 
denn  da,  wie  Mahlow  die  langen  vocale  AEO  s.  13  ohne 
zweifei  richtig  behauptet,  die  abgeleiteten  verba  in  der  Ur- 
sprache nur  einen  praesensstamm  hatten,  die  anderen  tempora 
aber  erst  im  sonderleben  der  einzelnen  sprachen  nach  der 
analogie  der  primären  schufen,  so  hätte  nach  vorauszusetzen- 
dem *(f)avi(o  *€<pävaa  ZU  *xoikavi(o  UUr  *exoikävaa    entspringen 

können.  Man  verfolge  femer  die  historischen  belege.  Homer 
hat  nur  eine  einzige  form  auf  -äva:  ayl^fjQavrj  O  347,  sonst 
stets  'fjva,   und  zwar  nicht  bloss  von  primären  verben  wie 

dvatvo^at    fiaivoo    nanraivoD     aaivoo     xtXQatvco     xviaivm     (faivfo^ 

sondern  auch  durchgehends  von  abgeleiteten,   nämlich   Siaivto 

(2  belege)  svtpQaivo)  (3)  d^sQfiaivoa  (1)  tatvfo  (5)  XQatmVfo  (8) 
XQaiVfo  (3)  xvSaivm  (2)  Xf£a/Va>  (2)  /Ltsvsat'voD  (2)  fiva/vto  (1) 
ovofxaivfo  (15)  oQfjLUivoi  (2)  neiQaivta  (2)  nrjfjLaivm  (1)  atjfiaivw 
(3)  tsxtaivoo  (4)  TeQaa/voj  (1)  v(paiV(o  (4)  x^XtnatVfa  (8).    Diese 

zahlen  (69  gegen  1)  sprechen  nicht  eben  zu  gunsten  von 
Schmidts  ansieht,  i^tJQüva  allein  repraesentiere  das  urspr.  und 
überall  sonst  sei  auf  die  abgeleiteten  verba  die  stammgestalt 
der  primären  übertragen.  Vielmehr  wird  Curtius  vb.  2*,  301 
recht  haben  mit  der  bemerkung,  das  ä  von  ii:^Qäva  —  wohl- 
gemerkt mit  Q  vor  ä  —  schmecke  nach  atticismus.  Im  att. 
ist  'dva  aus  -avaa  lautgesetzlich  berechtigt  hinter  e  i  q,  und 
das  ist  in  einer  ganzen  reihe  von  verben  der  fall:  SvaxtQaivm 

€Xd-Qaiv(o    €v(p()atV(o    XQatvta    Xsiatvoj    fAUQaivw    /uiatvco    l^Tjgatva) 

nsQatv(a  niaivm  nixQafva}  (taivm  (das  in  die  aualogie  derer  auf 
urspr.  -atv(o  übergegangen  ist)  Tstgaiva)  iyiaivm  iyQatvm  /Xi- 
aiW.  Sonst  wechseln  in  klassischer  zeit  -riva  und  -äv«  bei 
denominativis.  -^y«  kann  ich  belegen  bei  &BQfiatv(o  Eur.  Ale. 
758.  Arist.  Ran.  844.  IvfjLuivofiai  Eur.  Hei.  1099.  Isae.  6,  18. 
Dem.  55,    11.   ovo/natv(a  Isae.  3,  33.    nrjfiatva)  Soph.  Trach. 


Sigma  in  Verbindung  mit  nasalen  und  liquiden  im  griechischen.     67 

715.    Oed.    Col.   893.    Plat.   Rep.   364.    Leg.  933.    orj^iaivo} 
Aesch.   Choeph.   667   Dind.  Eur.  Herakl.  830.    Thuc.  5,  71. 
Xen.  Cyr.  2,  3,  18.  8,  2,  17.    Anab.  3,  4,  4.    HeU.  2,  1,  22. 
Isae.  7,  1.    Dem.  28,  6.    vipatvio  Eur.  Iph.  Taur.  814.  817. 
Ion  J417.   Arist.  Lys.  586.  630.   Plat.  ffipp.  Min.  368.  Phaed. 
87.    Xen.  Mem.  3,  11,  6.  7.    /aUnatvto  Isokr.  4,  102.    Diesen 
sieben  verben  stehen  mit  -äva  gegenüber  ia/vuivoo  xsQdaiva) 
xoiXaivm  ogyatvco  nsnaiv(o  (belege  bei  Curtius  a.  a.  0.),  sowie 
iar, flava,  das  Xen.  Hell.  1,  1,  2.   2,  1,  5.   28  ohne  Variante, 
Cyr.  4,  5,  36  in  den  besten  hss.  überliefert  ist,  und  vielleicht 
oXia&avai  Xen.  Anab.  3,  5,  11,  das  in  den  hss.  mit  vUoSrjvai 
wechselt.     Nicht  wenige   von   diesen   formen   werden   in   die 
texte  hineingebracht  sein  erst  in  späterer  zeit,  in  der  die  hin- 
neigong  zu  -äva  entschieden  stärker  wird  (Eiemann  bull,  de 
corr.  hell.  4,  150.    v.   Bamberg  jhber.  d.  Berl.  phil.  Vereins 
Vin  1882,  206).    Findet  sich   doch   -äva   in  nachklassischer 
zeit  nicht  nur  bei   abgeleiteten   verben,    die  klassisch   -jyy« 
hatten,  z.  b.  i&ig/xäva  Aristot.  Gen.  An.  1,  21.    Probl.  4,  14. 
32,  inschrifüich  zuerst  vfpävaari  ^  ^®r  1-  hälfte  des  2.  jh.  aus 
Delos  bull,  de  corr.  hell.  6,  p.  25   z.  206,  sondern  sogar  bei 
primären,  z.  b.  i'qäva  Ael.  V.  H.  12,  33,  6f.iäva  Ael.  Hist.  an. 
2,  11  hss.    (Hercher  sfiriva)^  eaäva  Com.  frgm.  (Apollodor)  4, 
4o5  hss.  (Meineke  'tjvu).    Bei   Schmidts   theorie   ergäbe   sich 
also  der  sonderbare  historische  verlauf,   dass  von  den  beiden 
orspr.  büdungsweisen  eiprjva  att.  zunächst  einen  grossen  teil 
des  hcotkäva  von  vornherein   zukommenden   gebietes  eroberte, 
dass  dann  aber  mit  einem  plötzlichen  riss  in  der  continuität 
der  entwicklung  letzteres   dem   ersteren   nach   und  nach  den 
boden  wider  abgewann.    Vielmehr  liegt  die  sache  offenbar  so, 
dass  der  -äva-typus  innerhalb  des  att.  neu  aufkam,  in  klassi- 
scher zeit  noch  auf  enge   grenzen   beschränkt   war   und   sich 
aBmählich  immer  weiter  ausbreitete,    und  den  ausgangspunkt 
desselben  können   wir   getrost  in   den  lautgesetzlichen  -ävu- 
aor.  der  zahlreichen  verba  auf  -Qaivia  -laivcj  sehen,  mit  denen 
die  übrigen    in   allen   anderen   tempora   vollständig   überein- 
stimmten. 

Ist,  wie  ich  hoffe,  durch  die  vorstehenden  erörterungen 
^i^esen,  dass  trotz  Johannes  Schmidts  behauptung  entstehung 
von  i(p,jva  aus  "^stpuvaa  nach  wie  vor  möglich  ist,  so  steht 
doch  auch,    da  ixoiläva  für  die  bestimmung  der  urgr.  form 

5* 


0g  Felix  SoluBen, 

ganz  in  Wegfall  kommt,  nicht'«  im  wege,  es  mit  SctSiut 
"tfavau  znrilckziiflUu-en.  Zur  entecheidung  der  frage  haben 
wir  die  Umgestaltungen  ins  äuge  zu  fassen,  die  die  idg.  voca- 
lisation  des  s-aor.  im  griecb.  erlitt.  In  der  Ursprache  hatte 
derselbe  im  plur.  du.  ind.  act.  und  im  ganzen  ind.  med.  schwache 
wuraelgestalt,  im  sing,  ind,  act.  dagegen  in  der  ü-ö-reihe 
langen  vocal,  in  der  f-o-r«ihe  p.  Reste  des  urspr.  Verhält- 
nisses in  der  ersteren  liegen  im  gr.  vor  in  äafitvoQ  gegenüber 
^o«ro  (Schmidt  ztschr.  27,  320)  und  iaräoav  M  56.  y  182 
gegenüber  iaxijaa  (Schmidt  ib.  322  anm,  Osthofl'  perf.  376). 
In  der  gewöhnlichen  flexiou  iatrjaa  —  tdiijffav  ist  also  der 
vocalismiis  des  sing,  durchgedrungen  wie  in  altbulg.  basü 
hasf  zu  bod(^ ,  dachü  da^  zu  dami ,  vesä  resf  zu  veäq, 
rechä  res^  zu  rekq.  Damit  ist  aber  nicht  ohne  weiteres  die 
gleiche  annähme  fUi-  nrspr.  *i')fävaa  "i'tpävaav  gerechtfertigt, 
denn  beide  verba  unterscheiden  sich  in  der  wnrzelstufe  des 
praes.  fut.  {taiijfii  orijow  —  *fttviu)  ifiäviw),  uud  diese  hat,  wie 
man  behaupten  darf,  bei  der  Umgestaltung  der  urspr.  aorist- 
vocalisation  eine  rolle  gespielt.  tSfi%a  trtiaa  freilich  können 
nichts  beweisen,  da  sie  direkt  aus  *tSr}tta  ^tTTjtiru  (cf.  ai, 
äräikSam  äjäisatn)  entstanden  sein  kOnnen,  wohl  aber  iou.  att. 
evtiua,  lesb.  svififictxo  (Meister  1,  13ö),  thess.  awiiiwäyroi» 
SGD.  345,  15,  die  nach  dem  über  "firjvvni;  *iüf^/iog  gesagtes 
nicht  mit  Hübschmann  idg.  voc^Isystem  141  anm.  1  auf  *evriftoa, 
sondern  nur  auf  *tvfuaa  zurückgehen  können.  Die  zunächst 
vergleichbaren  ai.  wzln.  auf  -an  -am  -ar  zeigen  im  Hk  drei 

L stufen  des  wnrzelvocals  (vgl.  Delbrück  altind.  verb.  a.  178); 
1)  -äth-  -är-  im  ind.  act. :  ayä^Hsam  ahhnrsam  asvärsfäm 
aspärsam  ahärsani,  2)  sehr  selten  a  aus  idg.  ji,  tii  und  f  im 
ind.  opt.  med.:  agasmahi  krss  maslya;  3)  -aO — atli-  -ar-  in 
der  regel  im  ind.  opt.  med.  wie  im  coni.  beider  genera  verbi: 
ntaAsi  amaAsata,  maiishnahi  maiXslrata  matlsisthas  mausig, 
moABäi  maAsasB  maDsate  mafisante;  vaiisi,  vat'iMmahi,  vaüscOs, 
vaAgat  vaüsäma;  krmtisate;  narhsai  ttaihsante;  pathsi  ayartista 
aycuhsata,  yathsate  yaihsante,  yarhsat  ya^ltsatas  ya^isan;  aratH- 
sta;  darsista,  darSatP,  darsasi  darsat:  parsat;  parsati  parsat 
parsathae  parSatha  parsmi,  jiarsa  (vereinzelte  Imperativform); 
bharsai;  varSathas.  Die  letzte  stufe  -afi-  -aiU-  -nr-  hat  sich 
ohne  frage  stark  über  ihr  eigentliches  gebiet  ausgedehnt;  von 
an&ng  an  war  sie  aller  wahrscheinUchkeit  nach  nur  im  coni. 


Sigma  in  yerbindung  mit  nasalen  und  liquiden  im  griechischen.     69 

act  med.  heimisch.  Wenn  sich  ebenso  im  gr.  *vf^a-  über 
den  ganzen  aor.  ausgebreitet  hat,  so  wird  es  nicht  zu  kähn 
sein,  diese  uniformierung,  die  in  Widerspruch  mit  der  in  farjy- 
aa  sarriaav  Steht,  auf  rechnung  des  vocals  von  vifjito  *xTfn«/) 
vtfi&o  xTBviw  zu  setzen.  Die  Wahrscheinlichkeit  spricht  also 
auch  für  entstehung  von  tcpriva  aus  *e(f>avaa. 

Lesb.  xQowa  (Meister  1,  145),  thess.  "^xquvvu  in  Kgawov- 
vioi  SGD.  345,  48,  dor.  xQava,  ion.  xpifyjy  sind,  wie  Brugmann 
Mü.  2,  173  erkannt  hat,   aus   ^xQaa-vä   entstanden,   ebenso 

a/Li(pixQävog  zweiköpfig   aus   *-xQaa'Vog,   dor.    att.   xägävov  iou. 

xaQtjvov  köpf,  att.  xaoävog  haupt,  herrscher  aus  *xaQaa'-vo-, 
Die  Worte  sind  Weiterbildungen  des  in  ai.  ^rsän-  n.  und  an. 
kjarsi  m.  köpf  vorliegenden  w-stammes,  der  seinerseits  von 
einer  wurzelform  kers  abgeleitet  ist.  Letztere  liegt  zwar  in 
den  drei  ablautsstufen  vor:  keis  in  an.  hjard  und  lat.  cemuus 
kopfüber  stürzend,  wenn  Fick  wtb.  P,  58  dies  richtig  aus 
*eer8fiuu8  erklärt,  kors  in  gr.  xogof]  schlafe,  kjrs  (kfs?)  end- 
lich in  ai.  glrsän-  und  gr.  xQaa-  xagaa-.  Allein  ai.  giras  n. 
haupt,  altbaktr.  loc.  pl.  sarahu  n.  zu  *sarai^h-,  lat.  cerehrum 
aas  "^ceresriim  machen  es  sehr  wahrscheinlich,  dass  diese 
„wurzelformen"  kers  kors  kfs  ihren  ausgangspunkt  in  einem 
alten  neutrum  keres-  k^res-  kres-,  resp.  keros-  k^ros-  kros- 
von  wzl.  ker  in  altbaktr.  sara  sara  m.  haupt,  herrscher,  gr. 
xoQ  xagog  gehabt  haben.  Von  demselben  neutrum  nun,  aber 
von  einer  anderen  stammgestalt  als  kers  etc.  kommt  wohl 
auch  das  in  seinem  wurzelhaften  bestandteile  von  xqjjvtj  nicht 
zu  trennende  xQowog  quell  aus  *xQoav6g. 

Assimilation  von  av  zu  w  liegt  höchst  wahrscheinlich  auch 
vor  in  lesb.  aeXdwa  (Meister  1,  145),  dor.  aekäva  (Ahrens  2, 
134),  ion.  att.  aski^vrj.  Nach  Meister  a.  a.  o.  ist  noch  nicht 
zu  entscheiden,  was  für  ein  laut  dem  v  assimiliert  worden  sei: 
aber  weder  ^oBlavia  noch  "^aslav/a  können  die  grundform 
sein,  da  ersteres  in  allen  dialekten  *asXaivay  letzteres  ion. 
*<rda>iy,  att.  *a£\uvri  ergeben  hätte.  Es  liegt  nahe,  in  oElawu 


*)  Diese  vocalstufe  in  den  praes.  der  4.  ai.  classe  ist  mit  Spitzer 
Jwtlehre  des  arkad.  dial.  7  als  idg.  anzusehen;  zur  bestätigung  dienen 
sUt.  praes.  wie  vijq  sijq  (trotz  Bremer  PBr.  beitr.  11,  58)  meljq  und 
°<wnder8  steljq  neben  stilatij  jemljq  neben  imati  (aus  *Tma/t  ytmati^ 
zildq  neben  zidati,  piiq  neben  pisaü  (pisati  ist  unursprünglich). 


70  FelvL  Solmsen, 

eine  ableitong  aas  dem  neutralen  aa-stamme  aeXag  glänz  mit 
Suffix  'Vä  zu  sehen. 

igavvog  hom.  dicht,  aus  *€Qaa'v6g,  vgl.  iJQuaaaro  ^Quad^v, 
ysXäyfjg  Pind.  aus  *ysXaG-vi]g ,    Vgl.    iyiXaaaa   iysXda^fiv   (Les- 

kien  stud.  2,  1 1 1  ff.).    Wir  kommen  auf  beide  worte  in  ande- 
rem zusammenhange  zurück. 

Unsicher  ist  die  Zusammenstellung  von  X^vog,  dor.  Xävog 
wolle,  vlies  mit  altbulg.  vlasü  har  (G.  Meyer^  s.  177);  wegen 
russ.  volosü  etc.  mttsste  griech.  */Xaavog  die  üefstnfenform 
repraesentieren  oder  metathesis  erlitten  haben.  Unsicher  ist 
auch  Bezzenbergers  (beitr.  1,  338)  etymologie  von  hom.  ?jpo^ 
(beiwort  von  x^^^^^)^  ß^ch  der  es  in  seinem  ersten  bestand- 
teile  mit  gäth.  qeflg  sonne  aus  *svans  identisch  sein  soll;  ist 
sie  richtig,  so  geht  ^voip  auf  ^a/ava-oxp  zurück. 

e.  Hierher  gehört  ausser  den  oben  s.  68  behandelten 
aor.  auf  *-evaa  *sfiaa  die  1.  sg.  1.  pl.  ind.  und  der  inf.  praes. 
des  verb.  substanüvum,  an  die  ich  der  Übersicht  halber  gleich 
die  in  den  bereich  des  17  gehörige  1.  pl.  imp.  anschliesse. 
Vgl.  Curtius  vb.  1«,  150  ff.  2«,  113  ff.  Brugmann  gr.  gr. 
§112.  6.  Meyer*  s.  431  ff.  1.  sg.  ind.  praes.  urgr.  *iaf^t'  = 
ai.  äsmi  altbulg.  jesmi,  daraus  lesb.  tju^t  SGD.  307.  Sappho 
2,  15.  72  Bgk.*,  thess.  ii^^u  SGD.  343,  kypr.  ij///'  (belege  bei 
Deecke  SGD.  bd.  1,  s.  75),  el.  ^>/  SGD.  1148,  rhod.  ijfii'  IGA. 
473,  theräisch  lyV/  dui'?)  IGA.  446/47 ,  korinth.  «>/  IGA.  20, 
6 ,  böot.  ei/iu  (Meister  1 ,  276) ,  hom.  ion.  att.  si/n/.  —  1 .  pl. 
ind.  pr.  urgr.  *iaf4€v  *€a/A€g  zu  ai.  smas  lat.  sumus  mit  der- 
selben einfuhrung  des  wurzelvocals  aus  dem  sg.  wie  in  altbulg. 
jesmil,  daraus  hom.  ion.  si/ndv,  theokrit.  ei/ndg  (Ahrens  2,  320)^); 
att.  ia^iv,  von  Eustathius  auch  als  dor.  angeführt  und  in  dem 
rhod.  schwalbenliede  Ahrens  2,  478  f  v.  20  überliefert,  kann 
nicht  mit  Curtius  vb.  1^,  150  als  die  erhaltene  urgr.  form  an- 
gesehen werden,  wie  att.  ei/ut  beweist,  sondern  hat  sein  a  von 
der  2.  pl.  iari  bezogen.  Warum  nicht  auch  für  si/Lii  ein 
*6a/Ai  neu  eingetreten  ist,  dafür  wird  sich  kaum  ein  grund 
anführen  lassen.  —  Infin.  urgr.  1)  ^eafxsvai  und  *i'a/Mfy,  daraus 
lesb.  afjifitvai  (Meister  1,  140),  bei  Hom.  85  mal  neben  5maligem 


1)  Die  ansieht  von  P.  Begnaud   (revue   de  linguist.    19,   57  anm.    1), 
€lfAiv  gehe  nicht  auf  *^0(jtiv  zurück,  sondern  vertrete  in  gemeinschaft  mit. 
lat.  ^s  die  starke  form  der  wzl.  es^  bedarf  keiner  Widerlegung. 


Sigma  in  yerbindung  mit  nasalen  und  liquiden  im  griechischen.     71 

siifABv  and  141maligem  $ivai  {ßfiBvai  tfjitv  s.  a.),  thess.  sfifiBv 
SGD.  345,  20.  46,   el.    ^fisv   SGD.  1153,2.    1172,19.   21.  23, 
lakon.  i\^itv  IGA.  68,   a  4.  6.   C*  31,  3.  8,  später  dfAev  C.« 
30,  32  u.  ö.,  herakl.  ^fxsv  C.^  40,  75.  116  u.  ö.,  messen,  rlfitv 
C*  45,  10,   später   tlfisv  C*  47,  68.  82,   kret.    ^//jyi'   Gort, 
(stellensammlung  bei  Baunack  s.  156.   167),  später  ^fXBv  nnd 
dfiBv,  rhod.  i^rifiHv  C.«  176,  4  (4.jh.).   ei^eiv  G}  178,  2(3.jh.) 
u.  ö.,  koisch  ^fisv  C*  160,  7.  9  etc.,  ther.  rifitv  C*  148,  E  17, 
nordgr.  «>€y  (z.  b.  lokr.  SGD.  1478,  3.  8.  9.  12.  15.  37.  40. 
44.  46.  47),  boot.  bJ^bv  (Meister  1,  279).    2)  *iwai/)  daraus 
regelrecht  ark.  ^va*  SGD.  1222,  10,  hom.  «?vat,  Ion.  Bhat  — 
inschrifUich  z.  b.  aus  Halikamass  IGA.  500,  22.  24.  42  (ge- 
schrieben EvaC),  z.  27.  29.  34.  36  (geschr.  Elvai),  eretrisch 
C*  553,  14  und  auf  der  inschr.  von  Oropos  Hermes  21,  91  ff. 
z.  32  — ,  att.  Bivav.    Daneben  haben  die  Eretrier  und  Chal- 
kidier  eine  kürzere  infinitivform  gehabt,  die  ihr  ganz  specielles 
eigentum  gewesen  zu  sein  scheint:  b^biv  auf  der  eben  ange- 
f&hrten  inschr.   von   Oropos  z.  30  und  «iV  auf  einer  inschr. 
aus  Olynth  bei  Dittenberger  sylloge  60  nebst  addit.  a  3.  b  5. 
7.    Dittenbergers  schon  a.  a.  o.  ausgesprochene  ansieht,  dass 
Biv  nachbildung  nach  den  infin.  der  thematischen  conjugation 
auf  'Biv  sei,   wird   glänzend   bestätigt   durch   die   inf.  didovy 
z.  21.  33.     TL&Btv  z.  26.  41  der  oropischen  Inschrift.   Ob  übri- 
gens bei  den  Eretriem  auch  bIv  vorhanden  war  oder  ob  der 
unterschied    zwischen    iUrv    und    Bivai.    einen    tatsächlichen 
gegensatz  der  composita  und  des  simplex  verrät,  der  aus  der 
verschiedenen  silbenzahl  zu   erklären   wäre,    darüber  können 
nur  weitere  fiinde  von  inschriften  aufklärung  bringen.  — -  1 .  pl. 
imp.  urgr.   "^^ainBv  *^afieg  zu  ai.  äsma,  daraus  über  ^ij/nfiBv 
^riufifg  hom.  ion.  att.  ^/libv,  dor.  fffiBg  (Ahrens  2,  326).    Diese 
agmalose  form  im  verein  zum  teil  mit  ^a  ^b  hat  Schwund 
des  G  auch  in  formen,  die  es  lautgesetzlich  behalten  mussten, 
l)ewirkt:  in  der  2.  pl.,  die  nur  noch  vereinzelt  im  att.  ^ojb, 
^en^öhnlich  aber  schon  seit  Homer  12  557  iJtb  heisst,  und  spo- 
radisch in  der  2.  3.  du.  ^tov  rjrtjv  (liss.  Xen.  Mem.  1,  2,  18. 
^|*t.  Soph.  243),   während  ^arov  rjaxriv  das  herrschende  ge- 
blieben sind.    Mediales  rifxriv,  das  frühestens  bei  Eurip.  vor- 

^)  Doch  ist  bei  der  unklaren  entstehungsgeschichte  der  endung  -vai 
"^^ht  8icher,  ob  diese  form  wirklich  so  existiert  hat  und  i^ytn  elyai  nicht 
*^  nt^iv  ilfiiy  umgebildet  sind  (vgl.  G.  Meyer»  s.  512). 


72  Felix  Solmsen, 

kommt,  ist  nach  ^v  fjfuv  etc.  neugebüdet.  —  Alles  das  ist 
ohne  weiteres  klar,  Schwierigkeiten  aber  bereiten  die  formen 
mit  einfachem  ^  ohne  dehnung  des  s:  inf.  efXBvai  22  mal, 
i'/Liev  11  mal  bei  Homer,  i'^eiv  auf  einer  inschrift  aus  Dodona 
C.»  201,  2;  1.  pl.  i/idv  CaUim.  frgm.  294  bei  Herodian  2,  930 
Ltz.  und  Soph.  Elektr.  21,  wo  sie  Curtius  stud.  8,  322.  vb. 
1*,  150  mit  recht  gegen  Nauck  verteidigt;  1.  sg.  i/u/,  von 
Kirchhoff  Herm.  20,  158  f.  auf  einer  alten  thess.  grabinschr. 
im  hexameter  nachgewiesen.  Curtius  a.  a.  o.  und  zur  kritik 
s.  30  und  Dehler  de  simplicibus  consonis  continuis  in  Graeca 
lingua  sine  vocalis  productione  geminatarum  loco  positis  Leip- 
zig 1880,  p.  54.  87  nehmen  rein  lautliche  Vereinfachung  der 
gemination  ohne  ersatzdehnung  an;  eine  solche  ist  indess  hier 
wie  in  allen  fällen,  in  denen  sie  Oehler  für  geminierte  liquida 
und  nasal  behauptet,  mit  den  lautgesetzen  unvereinbar  und 
auch  bei  urspr.  liquida  oder  nasal  +  /  ™  ^tt-  ^^^  scheinbar 
eingetreten,  während  in  Wahrheit  nicht  gemination  die  Vor- 
stufe ist,  sondern  /  einfach  wegfiel.  G.  Meyer*  s.  281  will 
die  thesis  flir  die  blosse  Vereinfachung  verantwortlich  machen, 
allein  ich  bezweifle,  dass  diese  hier  oder  in  hom.  eQB^a  ägex- 
Tog,  die  G.  Meyer  mit  anfuhrt  (s.  u.),  die  kraft  dazu  be- 
sessen hat,  und  zudem  steht  e/usiv  auf  einer  prosaischen  in- 
schrift^). Es  bleibt  also  nichts  anderes  übrig,  als  i/nsvai  e/Lisp 
sfiev  sfxi  mit  Brugmann  MU.  1,  6.  37,  stand  der  Sprachwissen- 
schaft s.  72  als  analogiebildungen  anzusehen.  Brugmann 
erblickt  das  muster  in  rt'&rj/ni,  wegen  jid^uai  n&strjv  =  fiW 
€ifjv;  vielleicht  können  wir  es  mit  mehr  recht  in  ei/ni  ich 
werde  gehen  finden.    Nach  den  parallelen  eaai:  iaai,  t(o:  ico, 

ttjGi:    if}(Ji,    staai:    i'coai,    idv:   idv ,    taav:    l'auv ,    in  denen  der 

charakteristische  unterschied  beider  verba  nur  in  dem  e  oder 
t  vor  der  endung  zu  liegen  scheint,  konnte  zu  l/isvaL  l'/uev 
inf.  i'iLisv  1.  pl.  tfisvai.  t/Li€v  ifjiev  geschaffen  werden.  Auch  die 
umgekehrte  beeinflussung  liegt  möglicher  weise  in  der  Y  365 


1)  Auch  auf  der  kret.  inschr.  GIG.  2554,  die  in  Venedig  neu  aufge- 
funden und  von  Comparetti  museo  italiano  di  antichitä  classica  1  (1885), 
141  ff.  herausgegeben  ist  (ich  verdanke  ihre  kenntnis  herm  Oberlehrer 
dr.  Richard  Meister,  dem  ich  überhaupt  für  die  ausserordentliche  Hebens- 
Würdigkeit,  mit  der  er  mir  verschiedene  dialektische  monographien  lieh, 
zu  lebhaftem  danke  verpflichtet  bin),  steht  z.  15  t^ufv,  doch  ist  das  neben 
ifjLiv  38.  39.  46  gewiss  ein  fehler  des  Steinmetzen. 


Signa  in  Verbindung  mil  naaaleo  und  liquiden  im  griechischen.      73 

lang  zu  messenden  ersten  ailbe  von  ifiivm  vor,  wenn  wir  mit 
G.  Hermann  opuac.  1 ,  Ü42 ,  dem  I.  Bekker  in  der  Homer- 
iinsgabe  folgte ,  i'ftftivai  lesen ;  die  bisherigen  erkiärungen 
wenigst^ens  sind  unzureicliend ,  sowohl  die  von  Curtins  vb.  2*, 
IIö  f..  der  "ififvat  mit  lautgesetzwidriger  contraetion  ans  *iV- 
ftfvm  will,  als  auch  diejenige  Osthofis  MU.  4,  130,  der  in 
'tfÄivai  die  stets  hilfsbereite  „nebentonige  tiefstnfe"  erblickt, 
nnd  Wackemagels  ztschr.  25,  273.  279.  G.  Meyers»  s.  4Ü9 
ändemng  in  ti'/in-ui  ist  gewaltsam.  Thess.  ifn'  ist  sowohl  bei 
Brugmanns  als  auch  bei  der  Ider  vm^etragenen  erklärung 
nachbildung  znr  1.  pl.  ifiev. 

Es  folgen  einige  ableitnngen  von  wzl.  yec  bekleiden,  ai. 

ViUate,  lat.  rr^tis.    gr.  iaf^ng  en&^q  iaftm  ffiaa  grdz.''  376,    ZU- 

nftchst  das  mit  suflix  -fia  gebildete  nomen  urgr.  */fafia  =  ai. 

montan  decke,  dessen  regelrechte  fortset^nngen  lesb.  e'fi/ia  bei 

grammatikem  (Meister  1,  140)  und  bei  Hes.  in  e'fifta-  ifiäitov, 

ye/i/iuza-    ifiäiia,    ätfi/iu'    [in'^ov.]    iftÜTiov,')    dov.  j^fta    Gort. 

m,  38.  V,  40  und  in   der  Hesychglosse  y^,ua-  i/tÜTiov,  ion. 

att.  tifta  sind.    Schwiengkeiten  macht  ifiärtov   mit  seinem  t. 

Cmtias'  grdz.^  711  f.   nnd  Baunacks  stud.    10,   74  erklärung 

aaa   */'"/*"-   widerspricht  den  lantgesetzen ,  die  gemeingriech. 

Übergang  von  e  in  i  vor  conson.  nicht  kennen.    Den  richtigen 

weg  weisen  die  inschriften:  i'i/taw'otQ  auf  dem  alten  keischen 

steine  IGA.  395,  A  2,    ci/iäiioy  aaf  der  raysterieninschr.   von 

Ändania  C*  47,    16.  17.  18.  19.  20.  21  nebst  fiftntia/tög  15. 

16.   24.   25.    27    lehren,  dass    ifiüjiov  nichts    als   itacistische 

Schreibung  späterer  zeit  ist  wie  tTiou  dir  inschr.  tnina  (vgl. 

6.  Meyer'  a.  128).     Hesyehs  iftuTif  i/iüzta,   das  Cmtins  und 

Gaimack  heranziehen,  ist  ganz  aus  dem  spiele  zu  lassen ;  denn 

kein  mensch  kann  wissen,  ob  es  nicht  auch  blosser  itacismus 

oder  böot.  nrsprungs  ist.  —  Im  verbnm  fand  zusammenstoss 

"»n  0  nnd  fi  im  perf.  med.  statt;   ich  kann  auf  dasselbe  erst 

weiter  onten  in  grösserem  znsammenhange  eingehen.    Hier  ist 

nucli  lias  praes.   zu    behandeln.     Urgr.    'jduwfu   muss  nach 

den  lautgesetzen  ion.  att.  fivvfti  ergeben,  und  so  steht  f  135 

*ii<in'yvauy ,  Her.  4,  64  s-nfi'yvn&ixi.    Aber  schon  Homer  hat 

"uneben  6  mal  tyvt/n,  das  allerdings  als  aeolismus  angesehen 

^erden  kann,  und  dies  ist  im  att.  die  allein  herrschende  form, 

"l  Bmnack  gtud.  lü,  74    vermutet  auf  grund  dea   vorgeschlugenen   « 
»f«.  beikiinft  der  gloMBe;  wegen  /i«  ist  das  unmöglich. 


: 


74  Felix  Solmsen, 

in  deren  w  man  natürlich  nicht  mit  Cortius  vb.  1*,  169  die 
Vorstufe  von  bIvv^ai  sehen  darf.  Die  richtige  erkläning  des 
vv  hier  wie  in  allen  verben  auf  -vw^ti  hat  meiner  Überzeugung 
nach  Brugmann  ztschr.  27,  589  ff.  gegeben.  Auszugehen  ist 
von  den  drei  am  frühesten  belegten  verben  evw^i,  l^dwvfu 
(5  mal  bei  Hom.,  wzl.  jös  grdz.^  627),  aßdwv/ni  (seit  Hes.  Op. 
590,  wzlform  aßea),  neben  dem  Hesych  noch  das  wie  sXpvfu 
zu  beurteilende  l^ftvv/nsv  (d.  i.  adeiyv/tiev)^)'  aßevw/nsv  erhalten 

hat.  Hier  ist  nach  eaaoj  eaaai  earai,  aßdaaai  iaßia&pjv  außea- 
TO^,    ii^oxTTai    al^ojaTog    l^(oat^Q    zunächst    für    sivvfii    *aߣtwfii 

*l^(ovvfj,i  *€avvjLii  ^aßeavvfii  ^^^mavvfjn,  wider  hergestellt  und 
dann  av  zu  w  assimiliert  worden  durch  ein  jüngeres  gesetz, 
vgl.  IlfkoTiovvtjaog  aus  *n€Xenoa-vrjGog  und  alle  composita  mit 
'Vrjdfog,  deren  erster  bestandteü  ein  wort  der  3.  dekl.  ist,  im 
gegensatze  zu  denen,  deren  erster  teil  nach  der  2.  dekl.  geht 
und  die  mit  einfachem  v  geschrieben  werden  nach  der  von 
Meineke  zu  Stephan.  Byz.  p.  121  s.  v.  IdQxovrjaog  rein  em- 
pirisch aufgestellten,  von  Riemann  revue  de  phil.  5,  156  gegen 
die  einwendungen  Oehlers  a.  a.  o.  12  *)  sicher  gestellten  regel. 
Nach  evvvjLii  aßivvvfii  t^ajvvvini  sind  alle  anderen  praes.  auf 
'Vvvf^i,  von  denen  ein  grosser  teil  erst  spät  an  stalle  älterer 
praesensbildungen  tritt  (vgl.  Curtius  vb.  1*,  169  ff.)  und 
niemals  a  in  der  Wurzelsilbe  gehabt  hat,  gebildet  (Leskien  stud. 
2,  108  ff.  Brugmann  a.  a.  o.):  jj/Aqft'saa  fi(jiq>uafxaL  r^^qttiad'tiv: 
d/Ä(fi€vvvjLiL  =  ixoQeaa  xfxoQsajLiuL  ixoQsad-rjv:  xoQSVvvfii  etC.    Au- 

stoss  erregen  könnte  diese  annähme  nur  bei  denen  auf  -  awv fu, 
die  von  den  Vorbildern  sich  im  vocal  unterscheiden,  trotzdem 
aber  früher  vorkommen  als  die  auf  -evw^t  und  die  mehrzahl 
derer  auf  -covvvfAi:  nBTuvwfxi  seit  Arist.,  axedavvvfj,!.  seit  Xen., 

xsQuwvfxi  XQB^avvvfii    seit   Plato.     Aber   bei   iniraaa    eaxiSaaa 

ixigaaa  war  das  bedürftiis  einer  derartigen  neuschöpfung  ein 
weit  intensiveres  wegen  des  abweichenden  vocals  der  urspr. 
praesentia  tutv^j^l  Hom.  Pind.,  axtdvfj/nL  Hom.  Find,  fi-gm. 
129  Bgk.^  Her.  Thuc.^),  xiQvrifXi  Hom.  Pind.  Her.  Hipp.  Soph. 

M  Also  auch  ein  anzeichen  für  den  von  Blass  au8spr.>  95  ff.  und 
anderen  verfochtencn  laiitwert  des  C  =  o^. 

>)  In  IlQoxovrfOiov  im  alt.  teile  der  inschr.  I6A.  492,  b  2,  das  Oehler 
u.  a.  ins  feld  führt,  ist  nach  der  orthographischen  gewohnheit  der  att 
Inschriften  bis  550  v.  Chr.  die  geminata  einfach  geschrieben;  vgl.  IIqoxov- 
ptjalov  im  ion.  teile  (a  4). 

*)  xedaiiu  bei  Uesych  xe^ötoyiai  Apoll.  Rhod.  4,  500  ist  ebensoweni 


Sigma  in  yerbindung  mit  nasalen  und  liquiden  im  griechischen.     75 

Ear.  Allst,  (xigaftai  xsQaioa  xsQuoa  sind  nach  Homer  ver- 
schwunden). Zu  ixQifiaaa  heisst  allerdings  das  praes.  auch 
neuion.  att.  xge/na/nai  neben  xgi^/nvfiiLii,  aber  es  wird  eben  von 
den  drei  anderen  mit  fortgezogen  sein,  wie  denn  auch  xQSfiav- 
vvfAi  mit  die  späteste  der  vier  neubildungen  ist.  Bei  späteren 
findet  sich  eine  reihe  von  verben ,  die  früher  auf  vocal  + 
-wfLi  ausgingen,  mit  -wvfxi  geschrieben:  xxeiwvfxi  xxiwvfjLi 
seit  Xen.,  nwififvog  App.  Syr.  65.  rivviovrsg  Plut.  Brut.  33, 
fliwvw  Theokr.  10,  51.  Plut.  Num.  14,  ydwvjuai  Heliodor 
9,  1.    Plut.  Mor.  634.  1098,  ravvwo  in  den  hss.  des  Hippokr. 

neben    xaviw    (Veitch*   621),    Sa/wwrai    Saiwwjo    Saivwa&ai 

Hesych.  Es  liegt  Übertragung  vor  von  l^dvwjLii.  nsrawv^i,  die 
nach  e^to-aa  indra-aa  in  l^d-vvv/ni  neru-wv/nt  abgeteilt  wurden. 

Die  adjectiva  auf  lesb.  -swog  (Meister  1,  138;  bekanntlich 
auch  vielfach  bei  Homer),  ion.  att.  -eivog  (Leo  Meyer  vgl. 
gramm.  2\  565),  dor.  -t^vog  gehen  auf  -eavog  zurück  und  sind, 
wie  Leskien  stud.  2,  100  ff.  gezeigt  hat,  fast  sämtlich  auf 
noch  vorhandene  «a-stämme  zurückführbar.  Besonderes  bieten 
nur  diejenigen,  welche  vor  -€iv6g  einen  vocal  haben  und  con- 
traction  erleiden.  Hom.  dicht,  cpaeivog  zu  t6  cpaog  heisst  att. 
q>äv6g,  bildet  also  einen  neuen  beweis  für  Brugmanns  ansieht 
(ztschr.  27,  197),  dass  «  +  «  ion.  att.  zu  ä  wird  (jt^av  =  *t4- 
fiasiv).  Danach  ist  auch  hom.  att.  Sävog  aus  *6afsav6g  zu  to 
6aog  nicht,  wie  Wackemagel  ztschr.  25,  278  wiU,  durch  con- 
traction  von  as,  sondern  aus  *6asiv6g  entstanden,  und  dies 
liegt  tatsächlich  vor  in  der  Hesychglosse  Sastvov  xXavaifiov, 
die  H.  Stephanus  und  Lobeck  gewiss  richtig  in  dasivov  xavai- 
(lov  emendieren.    «  +  *   verschmilzt  zu  s:  ion.   att.   xXsivog 

{KXEvoyivijg   keisch  IGA.  396),  dor.  xXrjvog  (koisch  KXrjvayoQa 

M.  de  corr.  hell.  7,  481  z.  3.  [K]Xrjvovg  ann.  de  la  soc.  pour 
Vencourag.  des  6tudes  grecques  9,  297  col.  n  z.  73  (so,  nicht 
l<^]ii/vofg  nach  Dittenberger  vorlesungsverz.  Halle  wtsem. 
1885/86  p.  XVI),  KXrivuyoQag  ib.  301,  col.  V  z.  27)  ans  *x;if- 
/wvog  *xlfBv6g,  Daraus  folgt,  dass  Curtius  stud.  8,  465  und 
Meister  1,  139  ()f«vo^  unrichtig  aus  "^öfBitavog  zu  to  Siog  her- 
leiten, denn  es  wird  auf  inschriften,  die  diphthongisches  sl  und 


^^^  altes  wie  dyantrccM  Luc.  Cal.  21;  desgleichen  trägt  xedmoufyog 
^P-  Hhod.  2,  626.  Nie.  Alex.  458  den  Stempel  der  nachahmung  des  hom. 
*«?«/w  an  der  stirn. 


76  Felix  Solmseo, 

(  nodi  scheiden,  ausnahmslos  mit  dem  zeiche»  desnste 
geschrieben  (s.  die  belege  bei  Blass  auspr.  *  s.  2G  anm.  57). 
Auch  kor.  J/ENL4  IGA.  15,  das  Curtius  zu  seiner  meinung 
veranlasste,  stimmt  dazu;  denn  in  Korinth  ist,  wie  wir  jetzt 
wissen,  t  und  echtes  es  frühzeitig  zusammengefallen  and  in- 
folge dessen  auch  letzteres  nur  mit  E  bezeiclmet  (z.  b.  TIotE- 
iäaiv  häuäg  Kuf  den  geherben  tOrA.  20).  6fivög  ist  also  direkt 
von  wzl.  duei-  mit  snifix  -no-  gebildet.  Lesb.  Jtvvöfiaxoi 
Jivtirifiiytji,  die  Meister  anführt,  werden  wohl  besser  in  be- 
zlehnng  gesetzt  zu  äCvo^  wirbel,  Strudel,  divat  wirble  im  kreise 
herum,  lesb.  nach  grammatikern  di'vrto.  —  Oehler  s.  84  seiner 
oben  erwähnten  dissertation  fuhrt  hom.  i^ylvAtig  B  647.  656. 
Wej-icoidffrtt  und  cilyivöiii  Hes.  Theog.  214.  226  auf  'äpyia- 
96-Jfvrg  *äpyet'vöftyTg  'äQyivvöfiVT; ,  resp.  *ciiy€a-yi>ffVTi  zu- 
rück und  sieht  darin  Vereinfachung  der  geminatioa  ohne 
vocaldehnung.  Ebenso  wurde  er  wolU  auch  ^ttiiöy  Jtvxyiv. 
teavaifiav  Hes.  neben  Sanvög  erklären,  wenn  es  mehr  als  ita- 
cistische  schreibang  ist.  Die  sache  scheitert  schon  daran,  dass 
fibergang  von  e  in  i  in  derartiger  Stellung  nicht  zu  erweisen 
ist;  Oehlers  beispiele  xTi'vyvui  xaSi'wvfii  sind  nicht  ans  •xrcv- 
vvfti  "xa^ivvvfii  entstanden.  In  allen  di-ei  fallen  liegt  meiner 
meinung  nacli  das  sehr  häufige  suffix  -Ivd-  (Leo  Meyer  vgl. 
gr.  2',  562  fi".)  vor.  Oehlers  Vermutung  stfitzt  sich,  wie  es 
scheint,  hauptsächlich  auf  die  confusion,  die  in  der  Schreibung 
der  eigennanien  mit  'Aoyfvvo-  'Agyivo-  herrscht.  Das  arspr. 
wird  dies  sein:  1)  von  dem  regelrecht  vom  stamme  dpyeo-  in 
iva^yiji  aQyeiriijg  rö  "Agyog  gebildeten  äpytwöi  ist  das  Deutr. 
'Apyiwov  name  mehrerer  Vorgebirge  in  Troas,  auf  Lesbos,  auf 
der  erythraeischen  halbinsel  in  lonien,  an  der  ostküste  Si- 
ciliens;  2)  von  jenem  hom.  ÜQylvieig  stammt  die  benemmng 
der  'ApYivovo{>T)ui ,  wie  die  gewöhnliche  Schreibung  ist,  und 
des  kret.  berges  'Atiyivovg.  Alle  anderen  schi-eibungen  düifl^i 
auf  contamination  beruhen:  einerseits  Apyewovaai  Plut.  prov. 
107,  andererseits  ''A(iytyovaaai  Thuc.  8,  101  im  Vatic,  Li^ye- 
n'Sag  GIG.  1949,  "A&ytvov  Ptol.  5,  2,  29. 

Alle  etymologien,  die  voraussetzen,  dass  f  im  ion.  att. 
durch  ersatzdehnung  zn  etwas  anderem  als  n  werde,  sind 
hinfällig.  So  vor  allem  die  gleichsetzung  von  ion.  ^tiag  i^ftog 
mit  ai.  yäsniäd  täsmad  (Curtius  grdz.^  594.  firugmann  stud. 
4,  101).    Der.    afcog   TÜfioi    (Ährens  2,    137)    und  besonders 


Sigms  in  Verbindung  mit  aasalen  und  liquiden  im  griechiachen.     77 

thesa.  TÖ/to;-  SGD.  345,  44  beweisen  entstehiing  aus  idg. 
'jä-m  . ,  *tä-m  .  .,  wie  hom.  ^oq  dor.  äg,  hom.  tjjog  =  ai.  yä- 
vat  tävat  auf  idg,  *;«-«  . .  *tä-u  . .  zurückgehen.  Lautlich  ent- 
spreclien  altbulg.  jamo  wohin,  tamo  dorthin.  —  Ebensowenig 
trifft  Ascolis  (ztschr.  17,  403)  herleitnng  von  ioii.  att.  ti/ia^ 
ilfÄtpa,  dor.  aftap  üfiifju  von  wzl.  vas  leucliten  das  richtige, 
da  diese  nach  ausweis  von  gr.  eajj,  altbulg-  imna,  lit.  vasarä 
in  der  ^-o-reihe  ablautet. 

»j,  Ausser  den  schon  oben  behandelten  *fiijvg  *fti]vaög 
und  ^ijafiev  liefert  die  flexion  von  ^aSai  =  ai.  äste  material. 
ÜKpr.  *^afiui  *r)aaai  i^ajat  ''^a/i{9u  tjaV^t  *'r,agzat,  "r^afi^v 
*^aao  ^aro  ^rjoftf^a  ^a9e  "Ijuijro,  "^a/ierog  r,a^i  musste  in 
allen   dialekten   ausser   dem   Icsb.    thess.,    aus   denen   belege 

mangeln,    ^fiat   ijaai   rjajai   tjfif9a    t]a&i   Ijaiai,    ijfii}V   ^ao   ^aro 

ilfitSa  ^uSe  170TO,  rjutvoi  rj<j9at  ergeben.     Diese  flexion  liegt 
glatt  erhalten  vor  bei  Hom.  und  Her.,  ausser  rjvzn  P  153,  der 
ersten  regung  des  triebes,  die  flexion,  die  in  allen  1.  und  2. 
pers-,    im    ptc.    und    inf.    der    eines    vocalisch    auslautenden 
Küinimes  glich,  ganz  nach  der  analogle  eines  solchen  zu  ge- 
stalten.   Völlig  ausgebildet  ist  er  im  att.,    wo   das  in  prosa 
fast   ausschliesslich   gebrauchte  xiiS^fiai  seinem   wirken  noch 
günstiger  wai':  3.  pl.  durchgängig  xä&tjvTat  gxädijvro  xatf^vio, 
3.  sg.  praes.  immer  leä.'trjTui ,  imp.  xu^fjaio  und  ««Sifm,  aber 
bezeiehuender  weise  nur  exütl-riTQ,    da  das  verbum  hier  nicht 
mehr  als  compos.,  sondern  als  simplex  mit  zweisilbigem  voca- 
lisch auslautendem  stamme  empfunden  wui'de.     Vgl.  Curtius 
vb.  1«,  152  f     Osthoff  MU.  4,  292  anm.     G.  Meyer^  s.  433. 
In  den  dor.    mundarten   scheint  sich  nach  der  notiz  in  den 
auecd.  Paris.  rV,  22,  2,  dass  die  1.  sg.  dort  ^a/mti  gelautet 
habe,  die  umgekehrte  richtung  der  analogie  bahn  gebrochen 
*u  haben ;    daher  schreibt  Ahrens  2 ,  574  bei  Sophron  frgm. 
'^"^b  ita»^aiat  Statt  des  überlieferten  xu9^tui. 

«.  Hierher  gehören  zunächst  die  aoriste  auf  -iva:  tiiXiva 
*y*o  (lesb.  «(.(w«  Meister  1,  138;  kret.  x&tmi  Gort.  V,  43) 
*!"'»■«  iaiväfiriy,  erstere  drei  seit  Hom.,  letzterer  zuerst  bei 
"^fod.  Bei  allen  vieren  war  das  v  zunächst  nur  im  praes. 
*'*  snfiisanlaut  berechtigt  und  niuss  sich  von  da  ans  im 
f^'^'lerleben  des  griech.  über  die  anderen  tempora  ausgebreitet 
*^en.  Lesb.  xAfVvw  xeiwat  ai'vvofxat  (Meister  1,  141)  im  ver- 
'"^    mit   der  länge    des  i  in  hom.  att.  xä*cm   x^tvto   atyonai 


L 


78  Felix  Solmgen, 

lehren,  dass  als  gnmdformen  znnächst  mit  Curtins  vb.  1*, 
313  f.  *xXiVico  *xg/vi(a  ^oiviofxni  anzusetzen  sind*.  Warum  an 
solche  schwerlich  noch  zu  denken  ist,  wie  Osthoff  Mü.  4,  49 
behauptet,  ist  mir  unerfindlich:  ihre  ansetzung  ist  durch  die 
tatsächlichen  lautverhältnisse  geboten  und  weit  mehr  be- 
gründet als  die  complicierten  annahmen  Osthoffs,  die  nicht  das 
mindeste  überzeugende  haben.  Zu  äQiva  lautet  das  praes. 
lesb.  oQivvto,  hom.  dicht.  oQivoi,  und  dies  führt  man  wegen  ai. 
rinvati,  das  nach  Whitney  wurzeln  etc.  139  in  der  Mäi- 
träyanl-Samhita  belegt  ist,  und  got.  rimm  aus  *rinvö  auf 
*o()/V/co  zurück  (Curtius  vb.  1^,  250.  Brugmann  gr.  gr.  §  130). 
Aber  die  entsprechung  von  ai.  gr'mäti^)  und  *xX/Via>,  lat.  cemo 
und  *xQivi(o,  ahd.  swinu  und  ^aivio/tiai  giebt  uns  ebenso  gut 
die  berechtigung ,  dem  ved.  riiiäti  fliessen,  laufen  lassen,  alt- 
bulg.  rinq  stosse,  lit.  rymi  schlinge,  schlucke  ein  urgr.  *d(»#V- 
i(o  zur  Seite  zu  setzen.  Von  lautlicher  seite  her  ist  eine  ent- 
scheidung  zwischen  *oqiv/(o  und  *o()/V|a>  nicht  zu  treffen,  da 
das  att.,  welches  den  ausschlag  geben  würde,  je  nachdem  es 
*ogivou  oder  *oQtv€o  hätte,  leider  das  verbum  gar  nicht  mehr 
kennt.  Setzen  wir  aber  *6Qiyi(o  an,  so  wird  mit  einem  schlage 
klar,  warum  nur  bei  den  genannten  vier  verben,  nicht  auch 
bei  T/Vo)  q)&iv(o  das  v  über  das  praes.  hinaus  verschleppt  ist: 
Tivoo  (p&ivcD  gehen,  wie  Wackemagel  ztschr.  25,  262  einwiesen 
hat,  auf  *ti'vfa}  *(pd^iv/(o  zurück.  Nun  ist  aber  die  durch- 
flihrung  des  v  zweifellos  nach  dem  muster  der  verba  mit  -av- 
'€V'  geschehen,  bei  denen  das  v  von  allem  anfang  an  durch- 
ging, und  hier  gab  es  zwar  eine  menge,  die  im  praes.  auf 
-avico  -svico  endigten,   aber  nicht  ein  einziges  auf  -av/m  oder 

'€Vfco.      Nach    *xT€vi(o:    *ixTev(Ta    ist    ZU    *xX/Vifo    etc.  *€x)iiyaa 

etc.  geschaffen  worden. 

'i/ufQog  Sehnsucht  nebst  ^I/liSqu  ^I^SQag   und  i/iega'  Tce  ngog 
Tovg  xad'aQ/novg  (pSQOfxsva    avd'i]    xai   aT€q)avto/naTa    aus  ^lofifq- 

ZU  ai.    ibias  erwünscht   ismäs   ismas  liebesgott,    ahd.   eisern^ 
altbulg.  iskati  lit.  jeszkoti  suchen  (Curtius  grdz.^  402.     Brug- 
mann stud.  4,  102).  Für  i^sqqbi  t/nsQocpcovog  t^BQTM  bci  Sapph« 
(Meister  1,  147)  ist  bei  dem   bekannten  texteszustand 


1)  Diese   praesensbildung   gehört   auch   zu  der  mit  xUy(a  identisch 
wzl.   i;ri  lehnen,   vgl.   das  Petersb.   wtb.  s.  v.  1  <;ri  1)  am  ende,   aftW- 
satii-i;Ti  und  die  bemerkung   Whitneys  wurzeln   179  s.  v.  1  p^;   auch 
'Cliriäre  ist  wohl  aus  der  9.  praesensclasse  entstanden. 


Sigma  in  verbindang  mit  nasalen  und  liquiden  im  griechischen.     79 

dichterin  unbedenklich  mit  Brugmann  i'^/u-  zu  schreiben,  was 
vielleicht  in  If^/nagaSog ,  wie  ein  söhn  des  Eumolpos  heisst, 
vorliegt  (Pott  ztschr.  9,  415).  Über  afi  in  ^laimjvfj  ''hfÄf^vag 
"laf^aQog  (gleichfalls  einem  söhne  des  Eumolpos  und  namen 
der  Kikonenstadt)  und  in  der  Hesychglosse  la/ABQu  in  der- 
selben bedeutung  wie  tjue^a  s.  u. 

Den  zweiten  bestandteil  von  kret.  Srt^t  Gort.  Vn,  52. 
Vm,  7.  12.  19.  32  erklären  die  brüder  Baunack  s.  45  f.  mit 
grosser  Wahrscheinlichkeit  aus  *Tt^^t  ^naf^i  =  altbaktr.  ci-hm-i. 
Es  zeigt,  dass  das  griech.  die  durch  die  Übereinstimmung  des 
arischen,  slavolettischen ,  germanischen  als  idg.  erwiesene 
Stammeserweiterung  -swi-  der  masc.  neutr.  pronominaldeklination 
wenigstens  im  interrogativum  nicht  gar  so  frühzeitig  ver- 
loren hat.  Von  da  aus  fallt  vielleicht  licht  auf  die  Ver- 
drängung des  alten  acc.  *t/V  durch  t/V«,  die  dann  die  durch- 
führung  des  v  durch  die  ganze  flexion  von  r/?  zur  folge  ge- 
habt hat:  im  Verhältnis  zu  *T/'/u^t  wird  in  *t/V  eine  endung 
sich  nicht  mehr  deutlich  genug  abgehoben  haben  und  deshalb 
noch  a  angefügt  sein.  *)  Übrigens  hat  schon  de  Saussure 
m^m.  118  anm.  einen  rest  des  -sm-  im  gr.  entdecken  wollen 
in  Hesychs  TSfxfiar  rm,  wie  er  für  tbivsl  vorschlägt,  aber 
gewiss  mit  unrecht,  da  ai.  häsmai  lit.  kämui  =  idg.  "^qosmöi 
ebenso  wie  ai.  käsmäd  got.  hvammeh  auf  einen  e-o-stamm 
hinweisen  und  der  loc.  kdsmin  nicht  ausreicht,  um  für  ^Ti-a/n-ai. 

von  einem  consonantischen  stamme  auszugehen,   worüber  ein 

anderes  mal. 

o.     XQOvvog  aus  *XQoa-v6g  S.  0.  S.  69. 

V.  Die  bildung  des  sigmatischen  aorists  von  den  primären 
Verben  auf  -wco  fligt  sich  der  bei  den  verben  auf  -ivio  ge- 
fondenen  regel,  indem  *'vv(fa  mit  Verschleppung  des  praesens- 
^^denden  v  für  älteres  "^-rjvaa  nur  bei  praesentien  auf  *-vvi(o 

*)  Auch  die  zweisilbigkeit  in  *il^jLit  und  *t/o  «  *t(aio  mag  dazu  mit- 

^^^^Tki  haben;   denn  überhaupt  spielt  das  streben,  formen  eines  Systems 

^  ^ezug  auf  die  silben-  und  bei  einsilbigen  Worten  selbst  lautzahl  gleich 

j^    Hiachen,   eine   nicht   unbedeutende   rolle.    Kret.    iQityg   Gort.   V,   54. 

-'^    478,  8  trat  für  *TQ(yg  ein,   um   gleiche  silbenzahl   mit  den   anderen 

I    ^^8  {tQ(€g  T(}t(üy  iQtof)  herzustellen  (Baunack  s.  70  f.).  —  Altbulg.  azü 

j.'^^^t  in  fast  allen  modernen  slav.  sprachen  ya.    Ausgegangen  sein  wird 

^^  einbusse  des  z  von  der  Stellung  vor  anlautendem  Sibilanten,  durch- 

^rungen  aber,   weil  auch  ty  (ti)  nur  zwei   laute  enthält  und   überdies 

^lisch  auslautet,  also/a  gegenüber  *jaz  begünstigte. 


gO  Felix  Solmsen, 

eingetreten  ist.  Hom.  att.  nXvvco,  hom.  att.  djuivio,  hom.  Jf- 
Tvv(o  gehen,  wie  die  fut.  nkvvco  dfivvca  ivTvvco  zeigen,  obwohl 
meines  wissens  lesb.  formen  auf  -vwio  nicht  überliefert  sind 
und  trotz  Osthoflfe  Widerspruch  (MU.  4,  49  ff.)  auf  *nlvyi(o 
*ufjivvi(a  *6VTvvi(o  zurück,  und  dadurch  rechtfertigen  sich  die 
aor.  enlvva  fjfivva  svhvva  Sämtlich  schon  bei  Homer,  aus 
*€nXwaa  *afxvvoa  *6viTvv(ja.  Zu  ion.  att.  övv(a  ich  gehe  unter, 
versinke  existiert  kein  a-aorist;  eSvaa  ich  versenkte  gehört 
zu  dv(a.  Dagegen  hat  hom.  divto  aus  *dvvfw,  vgl.  ai.  dhümti, 
sein  V  nicht  in  die  anderen  tempora  übertragen:  aor.  idvaa 
n  297.  Callim.  frgm.  82.  Das  späte  edvva  Anth.  6,  217 
kann  natürlich  für  die  urspr.  bildung  ebensowenig  in  betracht 
kommen  wie  scp&iva  Nicol.  Rhet.  9,  3  (Walz).  Bei  den  deno- 
minativis  auf  -vvco,  wie  duQovvoa  6%vv(Oy  aus  *-vvi(a  ist  der 
durchgehende  aorist  auf  -vva  ganz  in  Ordnung. 

Ai.  yusma-  entspricht  gr.  *vajj,€-,  dessen  regelrechte  fort- 
setzer lesb.  viLi/Li€  vfi(x€(av  v/n/Lii  v/ti^s  (Melstcr  1,  167),  dor. 
vf^ig  etc.  (Ahrens  2,  258  ff.),  ion.  att.  v/nsig  etc.  sind. 

xQvfioq  frost  ist  mit  Brugmann  stud.  4,  102  und  J.  Schmidt 
voc.  2,  340  f.  aus  *xQV(Tiuog  herzuleiten  und  zu  xgva-zaXXog 
eis,  xgvaTatvcD  mache  gefiieren,  x^vog  frost  aus  *xQva'og,  lat. 
crusta,  an.  hrjosa  schaudern  zu  stellen;  wie  Schmidt  a.  a.  o. 
gezeigt  hat,  kommen  die  worte,  welche  „frost,  eis,  kruste" 
bedeuten,  alle  von  einer  wurzelform  kreus. 

L,vfAri  suppe  dürfte  nach  ai.  yüs  yüSam  yüsas  fleischbrühe, 
lat.  jüSy  lit.  jüs^^  schlechte  suppe  von  Sauerteig,  altbulg.  jticha 
suppe  auf  *\^va-fifi  zurückgehen. 

Wahrscheinlich  haben  wir  auch  ßvveto  stopfe  und  das  ein- 
malige ßvv(a  Her.  2,  96  in  anbetracht  des  in  der  flexion  und 
den  ableitungen  durchgehenden  a,  z.  b.  ßeßva^ai  ßvoxog  ßvarga 
und  besonders  ßvl^rjv  ßv^ov  nvxvov  Hes.  aus  *ßva-äfjv  *ßva'Sov 
(Buttmann  ausf  sprachl.  2,  452.  Pott  etym.  forsch.  11*,  1, 
812.  Blass  ausspr.^  97)  aus  *ßva-v€CD  *ßva-v(o  zu  erklären. 
Von  derselben  wzl.  ist  vielleicht  mit  G.  Meyer  ^  s.  9  ßowig 
hügel  aus  *ßova'v6g  abzuleiten;  Fick  wtb.  1^,  76  vergleicht 
es  mit  an.  kmm  geschwür  mit  starker  geschwulst.  Endlich 
ist  hierher  möglicher  weise  auch  ßvvfj  als  bezeichnung  des 
meeres  (Etym.  Magn.  564,  45)  und  beiname  der  Ino  Leuko- 
thea  (ibid.  217,  3.  243,   22.  564,  44)  zu  ziehen;  Brugmanns 


Sigma  in  Verbindung  mit  oasaten  und  liquiden  im  griechischen,     gl 

(stnd.  4,  9ä)  herleittmg  aus  *ßv9-VTj  zu  /SuSoj  tiefe  ist  laut^ 
gesetzlich  nicht  möglich. 

Schliesslich  sei  noch  Ficks  etymologie  von  vvig  vvvt^  pflug- 
Bchar  aus  *vow,-  ('/"wii)  zu  lat.  vötnis  vömer  pflugschar 
erwähnt  (ztscbr.  22,  106),  Das  erst  spät  auftauchende'  wort 
schwankt  in  seiner  form  zu  sehr,  als  dass  man  über  seine 
herknnft  ins  klare  kommen  könnte:  u  in  vvig  wird  von  den 
dichtem  kurz  gebraucht,  dagegen  von  Suidas  für  lang  erklärt, 
nnd  die  hss.  sehreiben  mehrfach  vwii.  Curtius  grdz.''  382 
leit«t  nach  dem  vorgange  Plutarchs  Uns  vvvt]  von  tq  ab. 

o».  ^/iOi  aus  *(^/ino;,  nicht  'ö/ioog,  s.  oben.  Ebenso- 
wenig kann  ü>'0$  kaufpreis  nebst  uivij  lövsofiai  zu  lat.  vettum, 
altbulg.  veno  dos  veinti  vendere,  ai.  vamäft  kaufpreis  (grdz.^ 
322)  nnd  vielleicht  got,  asneis  söldner,  altsächs.  asna  zins 
(Bezzenberger  beitr.  5 ,  1 76)  aus  *föavoQ  erklärt  werden. 
Auch  hier  werden  wir  zunächst  auf  'fiöavoi;  zurückgehen, 
d&s  mit  lat.  veuum  aus  "vestium  ai.  vasnds  sich  der  reihe 
e  -  ö  -  ä  einfügen  würde.  Allein  ob  tatsächlich  wvo;  aus 
'/wivog,  vemim  aus  "vemum  entstanden  sind,  wird  sehr  in 
frage  gestellt  durch  altbulg.  vmto,  das  nach  den  slav.  laut- 
gesetzen  weder  aus  '■vesno  hergeleitet  werden  kann,  wie  es 
Miklosich  lex.  palaeoslov.  121  s.  v.,  wenn  auch  zweifelnd, 
tut,  —  vgl-  pesni  basni  uzasnqti,  noch  aus  *i-eswti,  vgl-  vesna 
frühling.')    An  entlehnung  ans  lat.  vemtm  ist  bei  der  stark 


*)  Clherhaupt  kennt  daa  nralav.  ersatzdehnung  aller  irahrscheinlichkeit 
nkch  nur  in  drei  bestimmtea  fällen:  l.  vor  auslautendem  m:  acc.  pl. 
phij  aas  'pJoilon»  Über  'plod/ini  'ploddn,  rqkg  aus  'ronicani,  das  flir  er- 
eriii«B  'ronkni  in  dertielben  «eiae  eingetreten  ist  wie  gr.  'uigäys  für  'tä^rct 
('|L  J.  Schmidt  atscbr.  26,  338),  Über  'ronkons  'ronlöm  'rq>iOR,  konJi  aua 
'*wi;on»  über  'konjSm  'kunjinii  *konjin  oder  über  *konjcnt  *konjins  'kon- 
W.  Iri  aua  •[rinn  über  •(rin*  *(i^n,  »jnj  aua  'sSnön«  über  *jBiiBn«  'jB- 
*■>■;  3.  bei  »chirund  des  n  in  der  rerbindung  In,  dessen  T  ^  idg.  I,  nickt 
Wtwarhe  stufe  von  idg.  e  ist,  oder  fio  =  idg.  ßn  +  cons:  üto  teaticulus 
"'rra  lenes  <^  llt.  inkxlai  irneiion,  preuas.  inxczt,  lett.  ik»tii,  an.  titta 
'teticuliu;  li)ko  bast  =  preuss.  lunkan,  lit-  litnka»;  vyknqli  Sa  \it.junktA; 
^^aeh  Boch  wohl  suffix  -itfi,  besonders  in  -in-iit&  =  liL  -ia-inkai,  daa 
'isUeichi  mit  gr.  -»<!;  verwant  ist;  3.  bei  schwund  eines  n  vor  nasal: 
""f  las  "ijirnf,  Tgl.  preiias.  emnex  tmratM«  aus  'enjnn-  (J.  Schmidt  ztscbr, 
">  M7),  atr.  ainm;  pomlnqli  meminisse  aua  'pomm-nqti  zu  miniti  meinen 
f^-iftt  gedachtnis,  llt.  mmiti  gedenke;  Mikloaich  lex  palaeoslov.  6'i2 
*^'\n  es  ili  nebenform  von  pomfnqti  memioisse  anzusehen,  allein  es 
^^'Bnit  HO  hanfig  und  in  quellen  wie  glag-  Cloz.   vor,   dass  es  schwerlich 

^iliEhnn  tnc  »igL  Bpnchf.  N.  F,  IX.  1  n.  (.  Q 


82  Felix  SolmBen, 

abweichenden  bedeutnng,  tue  die  westslav.  aprachen  teilen 
(cech.  vnio  mitgift,  poln.  unano  morgengabe) ,  schwerlich  zu 
denken,  aber  man  wird  sich  auch  zu  gänzlicher  trennimg  des 
slav.  Wortes  niclit  enUcliUessen,  zumal  da  veniti  wirklich  „ver- 
keufen"  bedeutet  Die  Verschiedenheit  lässt  sich  erklären, 
wenn  wir  von  einer  wzl.  w"  ausgehen  und  in  der  ai.  bildung 
da«  3uffiz  -Bfio-  erkennen ,  das  ja  in  den  idg.  sprachen  nicht 
selten  ist  und  bisweilen  neben  -uo-  liegt  (vgl.  altbaktr.  rdoki- 
nas  preuss.  latixrias  altlat.  I-ösna  aus  *loticsm  zu  wzl.  leuq, 
lit.  lepsnu.  altlat.  pema  =  pt-nna,  nach  Thumeyaen  ztschr.  26, 
314  aus  *p€t'Snä,  preuss.  kirsnan  ai.  kfstfos  neben  altbolg. 
Ömnii  nnd  femer  lat.  remus  aus  *ret-8mos,  cf.  triresmos  CIL.  1, 
195,  12,  neben  gr.  s^iT-fiög;  vgl.  auch  J.  Schmidt  beitr.  zur 
vgl.  sprachf.  7,  243).  Nach  alledem  also  kann  gr.  wvos  eben- 
sogut urspr.  'ftöfog  als  '/äavog  vertreten. 

Dagegen  sind  sicliere  beispiele  einige  ableitungen  von  wzl. 
y'ös  gürten:  t^dvij  Z'öfu  aus  "^löo-i'j;  'l^äa-fta-,  für  das  auf- 
fallende Zäfiaia  Alkaios  15,  6  Bgk.*  ist,  da  die  genünation  im 
lesb.  auch  nach  langem  vocal  bleibt  (/ijjyyog  fii^vviai),  ^äftftaza 
zu  schreiben  (vgl.  i/t^i-  oben  s.  79).  ^wo^a  ist  ganz  späte 
form,  natürlich  nicht  mit  erhaltung  des  urspr.  n/t.  Über  fi»- 
vvfit  B.  0.  8.  74,  über  ft;<o^at  t^iufr^ai  s.  u.  a.  100. 

Wenn  der  aufiallige  aor.  ävara  P  25  (gegenüber  regel- 
mässigem mv6n{a)aio)  richUg  Und  nicht  mit  I.  Bekker  daSix 
das  imperf.  aivoio  zu  schreiben  ist,  so  kann  er  aus  'lavaazo 
entstanden  sein. 

nur  verschiedene  scbreibiing  isi.  pompiqli  dürfte  nncb  einer  mündlichen 
Vermutung  des  herro  prof.  LeskJen  auf  *po-mfd-nqt\  zurückgehen  zu  der 
in  mqdrü  weise,  gr.  ftnii9äni,  fiiy»  >;(ir,-  i/fioyils  Hes. ,  altbaktr.  mazdso, 
ai.  rMilhä  Weisheit  (ßariholomae  ar.  forsch.  1,  13)  »orliegenden  wunel- 
erweiteruDg  mendh.  Was  für  einen  unter  anderen  faedingungen  unter 
ereatzdehnung  eintretenden  eonsonnnteuverlust  von  J.  Schmidt  voc.  1,  80  ff. 
Mikloeicfa  Tgl.  gramm.  P,  äS.  Ui3.  ISS,  186  angeführt  wird,  ist  mindeiteiu 
im  höchsten  grade  zweifelliaft,  in  vielen  fällen  aber  ganz  Bii^her  anders 
EU  erklären.  So  entspricht  ini'.'U  patina,  lebnwort  aus  lat.  mcitta,  ebenso 
wie  got.  Ulis  einer  schon  im  latein.  nasallosen  form.  Die  s-aoriste  eisiL^ 
rlehfi  haiiii  Bsü .  die  nach  Miklosich  aus  'i^ed-iü  'rek-iä  Viod-sä  *iSl-ilm 
entstanden  sein  sollen,  haben  schon  aus  idg.  zeit  langen  vocal,  resp.  diph^ 
tbong.  äiimf.,  nach  Miklosicb  12S.  146  aus  'St-mnf,  geht  vielmehr  aiL^ 
*keitiinf  zurück  mit  derselben  vocalstufc,  die  in  fliiifx  brimf  aus  'btr-n^^ 
nrimi  «us  »uert-nif  und  in  den  gleichartigen  gr.  bildnngen  itl/ia  ntia/i  « 
»ftCfta  ^tüfia  ififfia  vorliegt. 


Sigma  in  Verbindung  t 


salen  und  liquiden  im  griechiacfaen. 


yQwi'oi  aasgefressen,  y^iövr;  felsUöhle,  g:rotte  jedenfalls  zu 
yffäo»  oage  =  ai.  c/räsati  verschlingen  (Lottner  ztsclir.  11,  197) 
zu  stellen,  also  ans  "j-pwa-coc  Vc""-*'';  entstanden. 

Hierhergehörige  beispiele  wären  auch  iler  urgr.  acc.  sg. 
Dom.  pl.  Dom.  acc.  du.  masc.  des  comparativs ,  wenn  man  für 
sie  mit  Johannes  Schmidt  ztschr.  2fj,  386  ff.  ''ni.fi(oviia  *nA«'- 
tnpoti  'nltiotvat  ansetzen  dürfte.  Die  formen  stehen  und  fallen 
mit  Schmidts  reconatruetion  der  idg.  comparativflexion ,  und 
hier  entbehrt  die  ansetzung  der  starken  casus  mit  -iöns-  aller 
waJhrscheinlichkeit ,  da  von  -iöns-  zm-  mittleren  sufBxgestalt 
-ies-  ond  zur  schwachen  -is-  auf  keine  weise  zu  gelangen  ist. 
Schmidt  giebt  s.  343  zwei  wege  dafür  an'):  sei  die  ent- 
Btehong  des  ablautes  in  der  Ursprache  später  als  die  Ver- 
wandlung der  urspr.  norainativendung  -{ms  in  -jös,  so  wären 
zwei  reihen  schwächerer  foi-men  entstanden:  1.  zu  -iös-  -ies- 
-is-,  2.  zu  -iöns — iens-  -ins-,  und  die  ei^ste  habe  die  allein- 
herrschaft  gewonnen.  Aber  ilire  entsteiiung  ist  lautlieh  gar 
nicht  möglich;  denn  die  accentwirkung ,  die  Ursache  des  ab- 
lauts,  trat  doch  in  den  fertigen  casus  ein,  nicht  von  der  nomi- 
Qativgestalt  aus,  aus  *-iöns-6s  also  hätte  nui'  *-ieiis-ös  werden 
können.  Sei  aber  der  verlust  des  nasals  im  nom.  erst  nach 
entstehung  des  ablauts  eingetreten ,  so  hätten  -ies-  und  -is- 
für  ur^pr.  -iens-  und  -ins-  den  nasal  nach  analogie  des  nom. 
eingebüsst.  Dann  ist  nicht  zu  verstehen,  warum  diese  ana- 
logie nicht  auch  in  deu  starken  casus,  die  noch  dazu  in  ihi-em 
Tocal  mit  dem  nom.  in  weit  höherem  masse  übereinstimmten, 
gewirkt  haben  sollte. 

Diphthong,  ni^avyoi;  nv^avvov  kohlenpfanne  aus  *-ava- 
*H  *-ttuatiov  zu  Wzl.  aus  in  atia  s^avanjit  xajavOT^g  äf^^i- 
«»otp(j  7rupai'ari75  (Vgl.  Osthoff  perf.  486  ff.). 

oiV«  stürmischer  angriff,  andrang  trennt  Bezzenberger 
'*itr.  4,  334  von  oi-  in  oiam,  womit  es  gewöhnlich  zusammen- 
gebracht wird,  und  stellt  es  sehr  ansprechend  zu  altbaktr. 
^»ma  zom,  Impetus;  gr.  grundfonn  also  *oia^a. 

Im  anschluss  an  intervocalisches  a  -{-  nasal  ist  zu  han- 
deln über: 


')  Er  exempliflcii 
•■*  IfJiw-  -DM-  -m- 


n  Suffix  des  ptc.  perf.  act.,  deasua  atureu  Dach 


g4  Felix  Solmsen, 

nrspr.  ay  and  Ofi  Im  anlante« 

Anlautendes  av  verliert  durchweg  das  g\  die  mehr  oder 
weniger  sicheren  beispiele  sind  (Curtius  grdz.*  692.  G.  Meyer* 
s.  246):  vi(o  schwimme  vdm  fliesse  zu  ai.  snäuti  sn&ti  (eine 
spur  des  urspr.  anlauts  in  swsov  O  \\)\  vico  vi^dxo  spinne  zu 
air.  snäthe  faden,  snäthat  nadel  (vgl.  evvt]  Herodian  2,  507, 
22  Ltz.  svwtjToq  2  596.  fl  580.  17  97);  viqia  schnee  vBiq)u  es 
schneit  zu  got.  snaivs  altbulg.  sneffü  (vgl.  hom.  dyarvitpog); 
wog  Schwiegertochter  =  ai.  sniisä  ahd.  snur  snor;  vsvqov  sehne 
zu  ai.  snävan;  voog  verstand  zu  got.  snutrs  weise;  vw)'aXa 
näschereien  zu  dän.  snage  nach  leckereien  suchen  ndd.  schnö- 
kern;  vaQxtj  krampf  zu  ahd.  snerhan  zusammenziehen;  vaxij 
feil  zu  got.  maga  kleid,  mantel. 

Gegenüber  der  einheitlichen  behandlung  von  crv  überrascht 
die  sehr  verschiedenartige  von  anlautendem  a^;  es  erscheint 
dafür  teils  nur  ^,  teils  nur  a^,  teils  endlich  /n  und  ofi 
neben  einander.  Der  grund  dieses  Schwankens  ist  ohne  zweifd 
verschiedene  steDung  im  satze,  und  zwar  wird,  nach  den  im 
wortinlaut  geltenden  gesetzen  zu  urteilen,  g/h  zu  /x  geworden 
sein  überall,  wo  sandhi  eintrat,  ausser  nach  auslautendem  r: 
nach  vocalen  durch  die  mittelstufe  der  assimilation  zu  fi/i, 
nach  consonanten,  weil  a  zwischen  consonanten  ausfallt;  in- 
takt erhalten  haben  wird  es  sich,  wo  es  frei  stand  und. hinter 
V.    Es  begegnet: 

1.  nur  /u  in: 

jLita  eine  aus  *afxia,  dazu  nach  Wackemagel  ztschr.  28, 

137  fimvvl^  aus  *a^6Svv'i; 

^Bidufo  fjLuäiao}  lächle  ZU  ai.  smayate  lächeln,  altbulg. 
smijati  8§  lachen  grdz.^  328  f.    Ein  rest  der  doppelconsonaw 

in  hom.  (piXofifisidi^g  aus  ^cpiXo-aiuei^^g; 

fiiXSto  schmelze  =  an.  stnelti,  ahd.  smilzu  grdz.^  243; 

fiiqi^va  sorge  fi€QfX£Qog  denkwürdig  ^agrvg  zeuge  zu  aL 
smärati  sich  erinnern  grdz.^  330.  Auch  fi^Qog  anteil,  fietgo/iam. 
erhalte  anteil,  ^ogog  los,  geschick  ist  mit  Ebel  ztschr.  5,  417 
anm.  zu  derselben  wzl.  zu  stellen  trotz  Curtius  grdz.^  331,  da 
die  bedeutungen  sich  vereinigen  lassen  und  hom.  a/nf^ogog  ^* 
fioQB,  sowie  sllfiaQTUi  (s.  u.)  für  urspr.  anlaut  a^i  sprechen; 

fifjXov  schaf  =  air.  mit  kleines  tier,  das  schon  Jakob 
Grimm  gesch.  d.  deutsch,  spr.^  33  zu  an.  smali  kleinvieh  stellte; 
es   liegt  also  der  ablaut  e  :  ä  vor.    Auf  der  tie&tufe  stdit 


28, 

L 


Signa  in  Terbindun^  mit  nasiilen  und  liquiden  im  griechischen.     g5 

woUl  anch  ftak'Mi;   ßocke,    zotte   von    Schafwolle  =  *ff^«X-jfI( 
„zum  ftijXov  gehörig" ; 
2.  nur  ofi  in: 

aftiftdaXioi  Q/^i^Syöi  furchtbar,  grässlich  zn  ahd.  smerean 
grdz.'  692. 

autyo>  lasse  verschwelen,  quÄJe,  sitiafivyt^hi;  hoai.  a/4vyt- 
föc  Apoll.  Rhod.  Hesych  elend,  müliselig  zu  üt.  smäugti  wür- 
gen, sticken  (Fick  wtb.  1',  835); 

afii'Xi]  messer  afiilevo)  schnitzle,  a/itvvi;  karst  zn  got.  .90- 
tuni^i  bewirken,  auasmipa  Bchmied  (vgl.  Elnge  etym.  wtb.  s. 
V.  Schmied); 

in  den  etymologisch  unklaren  werten:  u/^äia  afi^^^ro  afi<ö/u> 
streiche,  dazu  ofitövij  ofttöi  Hes.  windstoss;  afuv9nQ  afu'v&a 
haasmaus,  dazu  Hesychs  afu'g'  /tii  (aus  *o^/v9;?):  a^tijvog 
bieneokorb;  nfiii.a  oder  ofivXXa  ein  unbekannter  fisch;  oftr^iz 
Schmirgel  (bei  Hesych  auch  n/iip/s);  n^»rfi|  schwiele.  —  Nur 
bei  Hesych  sind  tiberliefert:  ann^KÖv'  *a9afföy.  ß^arixör.  ä^ifiv; 
v(*ifl.a»fi'  iptavit,  a/jiiuxTit'  ifiovr^v  unoTeXit;  afitjfii'a'  xiaaoQ. 
Xai.xiS(ii;  OfiOienpäovy'  Tti  aj^fj/ÄaTi%faS'ai  tä^  yvyaiKag,  aftoxög- 
8ovi' Toig  lüg  ö^ovi  fyxoi'Xov;  ^j^oero? ;  nfio^SovV  owovatü^ay, 
tiltn^itoyti'  vnoxnQunixäg.  äno  läv  fioQi'coy  [?)'  «'s  nöa9utvt^; 
Oftvh'x^'  tov  l^vyov  ro  j^rjfia,  ev  tfi  0  iaToflon'g  xaS^Q/tooTati 
nni^aySm;,  das  mit  ai.  marakatam  zusammenhängt,  aber 
richer  freradwort  ist  (grdz.*  537); 
'i.  afi  und  (i  wechselnd  in: 

tifiixpoi  und  ftixfföi,  ersteres  P  757.  Hymn.  Hom.  4,  115. 
^ppho  34  Bgk.*  ion.  altatt. ,  letzteres  hom.  (4  mal)  altatt. 
Beb«  j»(i«ö(  dor.  (Ahrens  2,  104),  Mi'xxa  Mixi'yag  böot.  (Mei- 
ster I,  26ti) ;  sra  lat.  mica  krümchen,  mlcidus  winzig  (J.  Schmidt 
v«.  I,  108); 

ettüoog  nor  bei  Hesych  =  ftii^oQ  gtllhende  metaUmasse, 
w'rfoj  nässe,  fäulnis,  (ivSaUoi  feucht,  faul;  nach  grdz.*  336 
^1  mhd.  snrni: 

oftvfva  myrrhe  =  ftv^^a,  a/ivpiXo  Archiloch.  bei  Athen. 
'°>  p,  688  =  /tv^/'^u  salbe,  fti^oy  wohlriechender  pfianzensaft, 
f'^ftty  ftvQead-ai  tUessen,  rauschen;  von  Fick  wtb.  1",  836  mit 
^''^-  smairjn-  fett  verbunden,  was  der  vocaljsmus  fraglich  macht ; 
afioyt^öi;  Hesych  =  /lo^-tpös  mflhselig,  fiöyo;  mtlhe,  anstren- 
^g  zu  lat.  möles  mölentus  aus  *mo!fs-les  (W.  Schiüze  ztschr. 
270  anm.  1).    Dazu  stimmt  lautlich  und  begrifflich  vor- 


d^ 


86  Felix  Solmsen, 

züglich  lit.  smagtis  schwer  zu  tragen,  schwer  zu  ziehen,  lett. 
smags  smagrs  schwer  von  gewicht,  lastend.  Mit  aiivysQog  be- 
steht wegen  der  vocalverschiedenheit  keine  urspr.  verwant- 
schaft,  wenn  auch  vielleicht  beide  worte  wegen  der  grossen 
ähnlichkeit  in  laut  und  bedeutung  eng  assocüert  waren; 

folgenden  Worten,  die,  soviel  ich  weiss,  anknüpfnng  in  den 
verwanten  sprachen  noch  nicht  gefunden  haben:  aftagayito 
afiaQayiXfo  afiagdaato  dröhne,  a/nuQuyva  peitsche  (Hesych)  ÜB- 

heu  jLtaQclaao}  fjtaQayva;  a/nfjQiy^  neben /nijQiyl^  borste;  a/utfJQiv&og 

neben  /m^Qiv&og  faden,  schnür,  ^fjQvm  winde,  wickle,  jucQ/Jng 
faden,  schnür;  afitkai  afiilng  neben  fiHa'^  ^tkog  taxus-,  eiben- 
bäum;  a/noiog  neben  /Liotog  mürrisch;  a/^vgog  a/nvgaiva  Aristot. 
neben  fxvQog  iivQaiva  meerfisch. 

Es  ist  keineswegs  sicher,  dass  allen  diesen  doubletten 
urspr.  ofA  zu  gründe  liegt;  vielmehr  mag  bei  einzelnen  der- 
selben fi  das  urspr.  sein.  In  ein  paar  controlierbaren  fällen 
nämlich,  in  denen  fi  allein  etymologisch  berechtigt  ist,  wech- 
selt es  trotzdem  mit  afx:  ^vg  =  idg.  *w?ls  —  of^ivg"  6  fivg 
Hes.;  anofiv(jü(o  schnauze,  /nvxrriQ  nase,  fii^a  schleim  zu  ai. 
muflcäti  loslassen,  lat.  mücus  schleim,  air.  miAcc  schwein  (grdz.* 

162)    —    afiiaasTat'    dno^vaaerai,    afivutxrjQ*    o    juvxzfJQ    Hes., 

fiv'^cjv  und  a^vicov  bei  Aristot.  als  name  eines  glatten  schlüpf- 
rigen meerfisches;  /j.aQt'Xpj  kleine  glutkohle  zu  wzl.  inaQ  in 
fjiaQ^aiQm  etc.  (grdz.**  567)  —  o/naQtltj  Aristot.  Mir.  41 ;  /uakt^ 
Qog  heftig,  gewaltig,  nach  grdz.^  594  zu  ^aXa,  lat.  tnelius  — 
afiuXsQog  ganz  vereinzelt  poet.  de  herb.  101  (nach  Passow 
s.  V.)*).  Diese  fälle  beruhen  ohne  frage  auf  Übertragung  von 
den  Worten  her,  in  denen  der  Wechsel  etymologisch  berechtigt 
war;  die  urspr.  ratio  desselben  wurde  natürlich  von  der 
spräche  nicht  festgehalten.  Speciell  bei  a^vg  mag  noch  augen- 
blickliche anlehnung  an  a^iv&og  a/uiv&a  mitspielen. 

Aasnahmen  der  lant^esetzlichen  behandlnn^. 

a)  Urspr.  anlautendes  ay  a^i  hinter  dem  augment,  der 

reduplikation  etc. 

6WB0V  evvrj  ivvvfjrog  dyapvi(pog  (piXo/ii/n€i^j^g  sfXjJiOQB  aififJLOQ 

können   sämtlich   als  aeolismen  angesehen  werden,  nötig  i 

1)  übrigens  könnte  mau,  da  /unktQog  bei  Homer  ausschliesslich 
später  sehr  häufig  als  beiwort  des   feuers  erscheint,   auf  den  gedank 
kommen,  es  zu  lit.  smilhitu  dunstig  werden,   glimmen,   smälkcut   smä 
dunst  zu  stellen,  die  sich,  wie  smelkiü  ersticken  (von  pflanzen,  die  and 


Sigma  in  verbindang  mit  nasalen  and  liquiden  im  griechischen.     87 

das  aber  keineswegs.  Schon  Homer  hat  ivorjaa  evfjaa,  and 
die  spätere  spräche  hat  bei  allen  einschlägigen  verben  ein- 
faches Vy  fi:   evBov   epfjoa   eveitpe   i/tieiS/oav   efÄsXSov.     Bei   nnge- 

störtem  wirken  der  lautgesetze  hätte  *€av€ov  zu  *BiV£ov  fOhren 
müssen  mit  einem  vom  gewöhnUchen  augment  i-  ganz  ab- 
weichenden fi*-,  und  darum  blieb  hier  wie  bei  den  verben  mit 
anlautendem  q  =  fg,  gq  die  alte  form  mit  geminiertem  nasal, 
resp.  Q.  Aber  auch  der  geminierte  nasal  stand  noch  im 
Widerspruch  mit  der  regel:  dass  der  anlaut  von  vSco  fiikSco 
urspr.  von  dem  von  vd/na)  vdo^ai  /Lievco  sich  unterschied,  konnten 
die  sprechenden  nicht  wissen,  und  deshalb  trat  nach  vi/ico: 

ivfjuov,  (ihfto:    tfiivov  zu  veoD  sveov  flir  älteres  ewiov,  ZU  /neXim 

tfisXSov  für  *€fjifiBXSov  ein.  Dass  wirklich  der  hergang  so  war, 
lehrt  schlagend  der  gegensatz  der  verba  mit  anlautendem  p, 
die  bekanntlich  hinter  dem  augment  durchgängig  qq  haben: 
hier  ist  qq  bewahrt,  weil  anlautendes  q  fast  ausnahmslos  auf 
fQ  OQ  zurückgeht,  Iqq-  also  überaD  lautlich  berechtigt  war, 
ausser  dem  einzigen  Qi^to  förbe  =  ai.  räjati,  das  gegen  die 
Übermacht  der  anderen  nicht  aufkommen  konnte.  Ganz  die- 
selben Verhältnisse  zeigen  die  perf.  vevofjxu  vdvevxa  vdvTj/Liai, 
bei  denen  die  altererbte  reduplikations weise  *aiavri^(jti  *€<xvfj' 
fiai  etc.  hätte  ergeben  müssen.  Nur  in  drei  perfektformen 
haben  die  lautgesetze  bis  zum  ende  wirken  können,  in  stjuaQ- 

Tai  et/naQTO  sifxaQ^ivoq  aus  *a€a/naQTaL  etc.  ZU  wzl.  smer;  der 

schon  sehr  früh  formelhafte  gebrauch  ist  der  grund  der  Iso- 
lierung gerade  dieser  drei  formen,  die  sich  auch  allein  in  der 
lebenden  spräche  erhielten.  Das  perf.  act.,  dem  eine  solche 
formelhafte  bedeutung  nicht  zukam,  heisst  hom.  e/ti^oQs,  vgl. 
i/n/nogavTi'  rsTsixotaiv  Hes.  Als  aber  gelehrte  Sprachtätigkeit 
das  verschoDene  juBiQOfiai  wider  ausgrub,  bildete  sie  in  pedan- 
tisch regelrechter  weise  als  perf.  dazu  ixB^oQrjxai  Ap.  Rhod.  1, 
646.  fiBfjLOQTjixivoq  Nie.  Alex.  229.  Anth.  7,  466-  ^B/tioQ/nivog 
Ap.  Rhod.  3,  1130.  Lykophr.  430.  Anth.  7,  700.  Kaibel 
epigr.  graec.  414,  7  nach  dem  flir  sie  selbstverständlichen 
vorbilde  /nh^oa  ^e/uBvrjxa.  Nicht  aufklärbar  sind  Bfißgarai* 
BXfiaQxaiy  i/Lißga/Liiva'  Bi^aQiJiivt^  Hes.,  letzteres  nach  dem  Etym. 


erdrücken),  smälktas  stelle  im  walde,  wo  das  holz  dicht  steht,  lett  püfmilk- 
8tu  versanden  (vgl.  Leskien  lit.  ahlaut  s.  82)  zeigen,  aus  einer  grund- 
bedeutung  „dicht  sein^  entwickelt  haben. 


gg  Felix  SolmseD, 

Mafni-  P-  334,  10  eigentUmlichkeit  des  Sophron  und  der 
lakon.  mandart.  Es  hindert  nichts,  sie  als  lautgesetzUche 
fortsetznngen  von  'aenft^axai  'atn^^afiiva  anzusehen,  aber 
ebensowenig  kann  es  bewiesen  werden,  da  die  combination 
ofio  sonst  nirgends  in  der  spräche  auftrat.  Mit  mß^axo-  ti- 
ftupro  Hes.  weiss  ich  nichts  anzufangen.  —  Wie  die  angmen- 
tierten  und  reduplicierten  formen  sind  mutatis  motandis  die 
composita  zu  beurteilen. 


.  Angebliche 


nnfachung  des  gei 


als 


dUi 


Wie  schon  oben  s.  72  bemerkt,  nimmt  Oehler  de  simpl. 
cons.  cont.  53  S.  im  anschlusse  an  andere  gelehrte  eine  solche 
in  einer  ganzen  reihe  von  fällen  an.  Die  lautgesetze  ver- 
bieten diese  erklärung,  wenn  es  auch,  wie  ich  bereitwilligst 
zugebe,  in  der  raehrzahl  der  noch  zu  behandelnden  fälle  mir 
nicht  gelungen  ist,  eine  andere  zu  finden. 

;iä/(i;(i();  lüstern,  keck  zieht  Curtius  grdz.'  361  zn  wzl. 
las  in  i.iXai'oftai  ans  'li-lao-io/tat,  lat,  lancivus  etc.  Vielmehr 
birgt  wohl  ;ici-  die  schwache  stufe  zn  Xi/-  in  l^m  ich  will  aus 
fX-i]-(i>  (Bannack  inschr.  v.  trort.  s.  52)  in  sich.  Denn  dasa 
auch  das  sufäx  e  in  derartigen  wurzelformen  mit  ä  ablautet^ 
hat  filr  das  genn,  Bremer  Paul-Br.  beitr.  1 1,  274  ff.  erwiesen 
nnd  hoffe  ich  flir  das  griech.  ein  andermal  im  Zusammenhang 
nachweisen  zu  können  (vgl.  iti'fiitki}/ti  —  m'fiTiläfifv). 

Ctfja  gesottenes,  absud  soll  nach  Oehler  s.  87  aus  '^ttiftu 
"i^ffiM"  zu  wzl.  ^fd  entstanden  sein.  Das  ganz  späte  wort 
ist  zweifellos  vom  praes.  iem  aus  gebildet  nach  lallen  wie 
ytvfdd  neben  yivfo,  dQuviia  neben  »Quvm,  /gi/ia  neben  ^p/o»  u.  ä. 

Jiöyiiao^  leitet  Ahrens  Philol.  23,  210  aus  'Ji/n-tTw- 
xioQ  „Zeusfeucht",  Savelsberg  ztschr.  Iti,  60  aus  '^t/n-avvaoi 
„Zeussohn"  ab.  Allerdings  scheinen  lesb.  Zövwan^  SGD.  271, 
A  5.  B  3,  thess.  Jihvvvaoi  SGD.  1329,  11  a  11.  33  fUr 
urspr.  doppelconsonanz  zu  sprechen,  aber  beide  dialekte  kenneiw 
in  ableitungen  nur  einfaches  v.  lesb.  Jiovvnöäm^oi  SGD.  319- 
9.  Jtnvvaio<i  2Ü5.  309.  Jiovvai'oti  215,  4.  318,  35.  ^low— 
ai'otai  215,  11.  14.  34.  36.  41.  277,  9.  vertrag  der  Aet«Ie= 
und  Mytilenaeer,  hgg.  von  Fraenkel  arch.  ztg.  43  (I88£z= 
8.  I4L'ff.,  z.  29.  thess.  Jiovvmni  SGD.  331,  11.  Die  andei 
dialekte   schwanken  zwischen    ^uövtaog  nnd   ^läyvoo^,   ab< 


Sigma  in  verbiDdimg  mit  nasalen  uod  liquiden  im  grirahJGclien.     g9 

nicht  einmal  ersteres  ertrag  herleitung:  ans  * Jifiiawam; ,  da 
dann  im  ion.  ov  anstatt  m  erscheinen  miisste.    Homer  bat  nur 
i  3i5  JiHwrai,  sonst  durchweg  Jimvvnoi,   und  letztere  form 
brauchen  auch    Hesiod,    Theognis,  Find,    (doch    Isthm.    7,   5 
Jtöyvaai;).  die  trag.,  Theokr.,  während  es  att.  Jinvvnog  heisst. 
Boot,   ist   Jimvvao-    Jnovnvno-    Jtioviavno-    das    gewöhnliche 
(vgl.  Meister  1,  230),  doch  begegnet  Jiowao-  Jiovnvao-  Jio- 
yiovuo-  daneben  so  häufig,  dass  kein  grund  vorliegt,  es  mit 
Meister  für  nichtböot.   auszugeben.    Elisch  liegt  vor    Jiow- 
aiuxofQ  SGD.  1172,  25,  arkad.  J^owo/m  SGD.  1203,  12,  aber 
Jtmvvaioz  1246,  A  4,  herakl.  Jiwvaoq  C*  40,  7.  8.    13  u.  ö. 
Kret.  scheint  die  echte  form  *Jtnvyvoo<;  gewesen  zu  sein  nach 
Jiovyvat'av  mitt.  des  arch.  inst.  10,  92,  wogegen  das  ständige 
Jiwoaoi;  der  teischen  asylinschriften  (z.  b.  C  54,  20.  C*  122, 
8.  123,    10.  28.  124,  H.    17)  bei  der  durchsetzung  derselben 
mit  ion.  lautgebang,    die  bei  dem  namen  des  gottes  doppelt 
leicht  eintreten  konnte,  nicht  in  betracht  kommen  kann.  Ehod. 
ist    Jinwitaaräv    C*    180,    43.     Jinwai'ov    C*    185,    2;    aetol. 
Jtövvaoi    SGD.    1411.    5.     Jtorvai'ov    1425,    2.      JiovvimxoT<; 
1411,  1;'».  —  Das  sonderbare  Jufvaifi  auf  einer  alten  inschr. 
ans  Anuorgos  C  513  möchte  ich   vorläufig  als  fehlerhaft  an- 
sehen, —  Alle  diese  formen  sind  vor  der  band  nur  auf  urgr, 
neben    einander   liegende    Jiiav-    und    Jinv-    zurückzuführen. 
Die  brüder  Baunack,  deren  herleitung  aus  'rfi-/ni;(jo;  (inschr. 
1.  Gurt.  66  ff.)  daran  seheitert,  dass  sie  das  to  niclit  genügend 
und  das  w  falsch  erklären  —  denn  bei  Vereinfachung  von  aa 
wird  der  vorhergehende   voeal    niemals   gedehnt  — ,    werden 
•Urin  vielleicht  recht  haben,   dass  Jiövvno^  im  letzten  gründe 
iDi'  Zivi    'Jtöi;  gar  nichts  zu  tun   hat,   sondern  nur  volks- 
Wymologisch  damit  associiert  ist.     Dass  die  Griechen  eine  be- 
a'eiiung  zu  Ziv<;  fühlten,  zeigen  JtvwaoQ  Anakr.  frgm.  2,  U. 
'^t  2  Bgk.*  und  Jfovväo^  auf  einer  ion.  inschr.  aus  Erythrae 
'    ^**A,  494,  ö.   Nelimen  wir  an,  dass  in  früher  zeit  in  ähnlicher 
*öt8e  in    JthvnoQ   ein   a  eingefügt  wurde,    um  vollständige 
^^ichheit  mit  dem  gen.  sg.  herbeizuführen  (vgl.  Jiöa-xov^oi 
^"•l  das  durch  den  gebrauch  des  gen.  sich  als  uralt  erweisende 
'^nSiitn^  JiötloTOi),  m  erklären  sich  durch  dasselbe  gesetz, 
'^^*   in  fvvvfii   nilfinöw^ijfig  (o.  8.  74)    gewirkt,  lesb.  Zöwvaog 
'     *S8.  Jtovwtfoi;  und  besonders  kret.  Jtowvoi'uv. 

esel  soll  nach  grdz.'^  402  ans  *otnioq  entstanden  und 


: 


90  Felix  Solmsen, 

lehnwort  aus  hebr.  aton  eselin  sein.  Letzteres  ist  dorchaos 
nicht  ttber  allen  zweifei  erhaben  (s.  A.  Müller  Bezz.  beitr.  1, 
294  f.),  und  wenn  es  das  wäre,  wie  verhält  sich  das  a  von 
lat.  asinus  zu  gr.  o?  Wo  ist  das  i  aller  anderen  sprachen 
(got.  asilus,  altbulg.  osllu)  im  griech.?  Also  non  liqaet. 

Gleiches  gilt  von  xo^iy  har,  das  Fick  wtb.  2',  60  und 
andere  zu  altbulg.  kosmä  (vgl.  altbulg.  kosa,  lit.  kasä)  stellen, 
und  von  xvvdo}  küsse,  nach  grdz.*  159  vielleicht  zu  ai.  äu« 
ktig  amplecti,  com.  ctissin  kuss,  vgl.  hom.  i'xvGGa.  Vermut- 
lich haben  wir  für  das  griech.  von  xv-  auszugehen,  und  sxvaaa 
zeigt  das  bekannte  aa  (vgl.  iravvoaa). 

nv/narog  der  letzte  wird  grdz.^  716  aus  *nvofiaTog  zu  osk. 
posmos  der  letzte,  lat.  pos  post  erklärt;  dazu  nach  Curtius 
a.  a.  0.  und  Fick  wtb.  1',  672  nvwog'  6  nQcaxvog,  nvwial^siv' 
negaiveiv  (M.  Schmidt  schreibt  beide   male   v[v]),   nowia^eiy 

natdixotg  ;f(>^a^ai*  noiviov  yuQ  6  daxrvliog  Hes.,  letzteres  nach 

Ahrens  2,  125  wegen  des  ov  lakon.  Die  vergleichung  scheitert 
schon  an  dem  v,  das  übrigens  auch  bei  Joh.  Schmidts  (ztschr. 
26,  24)  erklärung  von  nvfjiaToq  als  Superlativ  zu  ano  uni 
dunkel  bleibt. 

c)  Inlautendes  a/ji. 

Tatsächliche  ausnahmen  bilden  eine  anzahl  perf.  med. 
und  verbalnomina  mit  /t-suflSx  von  stammen  mit  schliessendem 
CT,  in  denen  nicht  /*,  sondern  a/x  vorliegt.  Sie  sind  nur  im 
Zusammenhang  mit  aUen  derartigen  bildungen  zu  behandeln. 
Die  perfecta  sowohl  als  auch  die  nomina  zerfallen  in  vier 
schichten,  von  denen  die  erste  zu  wurzeln  oder  stammen  auf 
dental,  die  zweite  zu  solchen  auf  urspr.  or,  die  dritte  zu  voca- 
lisch  endigenden,  endlich  die  vierte  zu  solchen  auf  v  gehört. 

Perfecta  auf  -a^««. 

Bei  der  ersten  abteilung  nahm  man  früher  allgemein  an, 
dass  ü  vor  fx  lautmechanisch  aus  dem  dental  hervorgegange 
sei.    Dem  widerstreitet  das  häufige  verbleiben  von  xfi  d/n  ^fi^^ 
z.  b.  in  hom.  silrilov^fisv  inimd^fxBv  und  besonders  in  nominal— 

bildungen  wie  eQSXfioq  nor/Liog,  oi/nrj  (pgad/LKov,    nvd-fjtrjV  Qv&fio 

iXxrj&juog.  Daher  haben  Brugmann  MU.  1,  81  anm.  Jo^ 
Schmidt  ztschr.  27,  313  mit  recht  Verschleppung  des  a  a 
formen  behauptet,  in  denen  es  lautgesetzlich  entstanden  w 


Sjgms  in  Verbindung  mil  nasalen  und  liquiden  im  griecbisclien,     91 

wie  i^i^gitmai.  Bis  auf  wenige  reute  ;des  lautgesetzlichen 
znstandes  bei  den  ältesten  tliclitem  (xcxo(iv9/ufvni  Hom.  niione- 
«f^uSftiva  Hom.  ^invxaSutvov  Sapph.  xtxuSftivov  Pind.)  ist  er 
überall  durchgedrungen.  Auch  '/'•ftiv  gegenüber  hom.  i'Sfiev 
ist  anaJogiebÜdung  zu  imt. 

Oanz  ähnlicü  liegt  die  sache  bei  der  zweiten  klasse,  bei 
der  scheinbar  ap  zwischen  vocalen  unverändert  geblieben  ist, 
während  in  Wahrheit  auch  hier  das  a  von  der  3.  sg.  etc.  neu 
bezogen  ist  (Joh.  Schmidt  a.  a.  o.  Brugmann  gr.  gr.  §  45. 
IM).    Die  laatgesetze  brachten  paradigmata  zu  stände  (z.  b. 

von  WZl.  C"»ff*  *?w/icii  t^u:,a)aai  i^ioiTat   ei;iöfit,9a   fT^ioaS-f  *6?wtt- 

rat  f^o>fieyt>g  i^töad^ai  etc.),  in  denen  das  vor  den  endungen 
sich  ablösende  stammhafte  element  bald  mit  a,  bald  vocaliach 
schloss,  und  diese  wurden  dahin  uniformiert,  dass  zunächst 
beide  stammgestalten  durchgefiilirt  wurden,  dann  aber  meistens 
nnr  die  eine  oder  die  andere  sieh  behauptete. 

Das  ff  der  vocalisch   ausgehenden    stamme  im    perf,    ist 
nicht  zu  trennen  von  demjenigen  w,  welches,  ohne  etymologisch 
berecbtigt   zu  sein ,  das  ganze   verbalsystem  durchzieht.     Es 
beruht  auf  Übertragung   von    den    urspr.  auf   o  endigenden. 
Beide  klassen  fielen  lautgesetzlich  im  fut.  aor.  act.  med.,  zum 
teil  auch  im   praes,  in  ihrem  habitus  zusammen,  z.  b.  yti-ato 
tyn<aa  aus  'yfva-ao)  '(yfva-aa  =  xeXev-aw  ixikev-rju,  yev<o  aU8 
'ytra-m  =  xdfvto  aus  'xfXfv-iro,  lind  damit  war  wechselseitiger 
beeinflussDng   tür   und    tflr  geöffiiet.    Wo  hei  ersterer  a  ge- 
büehen   war ,    wurde   es   nicht    mehr  als   etymologisch    not- 
wendiges element  empfunden  und  in  das  system  der  stamme 
■nii  vocaüschem  auslaut  Öbertragen ,  innerhalb  deren  es  dann 
Jioth  auf  eigene    faust,   ohne  direkte    Vorbilder    aus   der    n- 
Wasse,  weit«rwucherte.    .\m  umfassendsten  ist  die  Übertragung 
^'  «len  verbalnominibus  mit  i-suffix,  die  vielfach  ganz  allein 
*"*^  am  frühesten  a  angenommen  haben,  dann  folgt  der  aor. 
"""i   das  ftit.  pass.,   am  schwächsten  ist  sie  beim  perf.  med., 
"•ßtibar  darum,  weil  hier  auch  bei  der  rau.sterkategorie  afi 
'*'t   ft  wechselte.     Auch  die  zeiten  sind  zu  scheiden;  im  laufe 
.  **'     «pÄteren    griech.    spra<^hgeschichte    gewinnt   a   stark   an 
^**^«fn.     Die  genaue  feststellung  des  sprachzustandes  während 
^*"  guten  att.  zeit  ist  im  höchsten  grade  erschwert  durch  die 
*»*nirerlÄssigkeit   unserer   hss.,    deren  Schreiber,    wie   zuerst 


92  Felix  Solmsen, 

flusse  des  Sprachgebrauches  ihrer  zeit  häufig  a  eingefügt  haben, 
hier  wie  im  perf.  med.  der  zweiten  schicht.  Indessen  ist  es 
für  uns  von  keiner  wesentlichen  bedeutung,  ob  eine  form  100 
oder  200  jähre  früher  oder  später  das  a  angenommen  hat  — 
das  genau  festzustellen,  ist  nur  durch  kritische  prüfung  jeder 
einzelnen  steUe  möglich  (reiches  material  bei  Lobeck  zu  Aias 
vs.  704.  Wecklein  a.  a.  o.)  — ,  hier  handelt  es  sich  nur 
darum,  die  muster,  von  denen  die  sigmatische  bildungsweise 
ausgegangen  ist,  zu  ermitteln,  die  bildung  ihres  perf.  med., 
rein  auf  der  Überlieferung  flissend,  anzugeben  und  die  voca- 
lisch  ausgehenden  stamme ,  bei  denen  sich  o  irgendwo  einge- 
stellt hat  —  denn  das  perf.  med.  kann,  wie  bemerkt,  von  den 
anderen  formen  nicht  losgerissen  werden  — ,  namhaft  zu 
machen.  Ich  ordne  das  material  nach  dem  vocal  der  den 
stamm  schliessenden  silbe,  obwohl  natürlich  die  Übertragung 
des  a  nicht  innerhalb  der  grenzen  der  einzelnen  vocale  vor 
sich  gegangen  ist. 

ev:  Für  zwei  verba  erweisen  die  auswärtigen  verwan- 
ten  wurzelschliessendes  a: 

yfvo}  koste  aus  *y€va(o  =  ai.  jtisäte  grdz.^   177:   (iysia&fpf 

Phot.    yevarog   Aristot.    uysvarog   Xen.    yevareog   Plat.    yevarfjg 

ysvaxriQiov)  —  pf.  m.  yiysvfiai  Aesch.  frgm.  238  Dind.  Eur. 
Hipp.  663  Nck.  Plat.  Leg.  762.  Dinarch  2,  3.  syiysvvxo  Thuc. 
2,  70. 

Bvta  senge  aus  *sva(o  =  ai.  osati,    lat.   uro  grdz.*  398: 

{vtS-oV  nvQisqiOov  Hes.  =  varov  Curtius  Stud.  4,  202.     evaxQo) 

—  pf.  m.  jjipsvjLievog  Aesch.  frgm.  321  Dind. 

Es  ist  bisher  nicht  bemerkt  worden,  dass  yevm  sSca  nicht 
die  lautgesetzlichen  fortsetzungen  von  urgr.  *y€va(o  ^Bvato 
sein  können.  Ion.  tjdg  att.  s^og  =  lesb.  avoog  =  urgr.  *av(Toig 
zu  lat.  aurora,  dor.  dg  att.  oig  (aus  *oog,  voreukl.  02  CIA  I 
322,  a  93),  pl.  cora  (aus  *oaTa)  =  hom.  ovara,  das  als  aeolis- 
mus  anzusehen  ist,  =  urgr.  *ovaog  *ov(jaTa  zu  lat.  auris  zei- 
gen, dass  *yfia(o  *{va(o  ZU  *y€(a  *e(o  hätten  werden  müssen; 
tv  muss  also  aus  den  anderen  tempora,  besonders  dem  fiit. 
aor.  act.  med.  wider  eingeführt  sein,  und  zwar  in  einer  sehr 
frühen  zeit.  Es  waltet  nämlich  ein  bemerkenswerter  unter- 
schied ob  zwischen  verben  mit  wurzelauslaut  -eva-  und  sol- 
chen mit  '£v-;  letztere  haben  das  -«v-  des  ftit.  aor.  niemals 
dem  praes.  wider  zukommen  lassen:   &€(o,  wzl.  dheu  (ai.  dhä- 


Sigma  in  Tcrbindaiig  mit  nasalen  and  liquiden  im  griechischen.     93 

iHiti)^  trotz  ^vaojuai;  vd(o,  wzl.  sneu  (ai.  mäuti  snavas),  trotz 
vsvaofiai  erevaa ;  nXda),  wzl.  pleu  (ai.  plävate),  trotz  nXevoojuai 
enXivaa;    nvioo,  wzl.  pneu,  trotz  nvivao^ai  envsvaa;    Qdco,  wzl. 

^eif  (ai.  srdvati)^  trotz  ^eyao/aai  i'QQsvaa,  Aasnahmen  von 
dieser  regel,  d.  h.  wurzeln  auf  -fr-,  die  im  praes.,  abgesehen 
von  Homer  (vgl.  oben),  -sita  haben,  sind  nur  scheinbar:  aevio, 
wzl.  qj^eUi  (ai.  cyävati  cyävayati  Pott  etym.  forsch.  2,  693. 
Wackemagel  ztschr.  25,  276),  ist  ein  reines  dichterwort  und 
ebenso  zu  beurteilen  wie  hom.  ovara,  ösio^ai  Ssvriao^ai  gegen- 
über att.  dio^ai  isfiGo^ai  etc.  (vgl.  Wackemagel  a.  a.  o.).  Zu 
dfievaeadai  dinevaao&ai ,  wzl.  meu  in  lat.  moveo,  lit.  mduju 
streife,  ai.  kämamütas  von  liebe  bewegt,  setzt  man  nach  dem 
Etym.  Magn.  als  praes.  djusvca  i^svofjiai  an,  s.  die  lexika  und 
Curtius  grdz.*  323  f.  vb.  1«,  224.    Belegt  sind  nur  fat.  i^Bv- 

aea^ai  Pind.  frgm.  23    Bgk.*  nQüa/aevaerat  Pind.  Nem.   11,  13 

Bgk.*  aor.  d^Bvaaa&ai  Pind.  Pyth.  1,  45.  dfievodfievog  Euphor. 
nach  Stephan.  Byz.  p.  35  Meineke  s.  v.  ^Advgag.  naQu^tvaai' 

naQaXkd%ai,  ixTQan^vai  —  nQoa/nevaai'  nQ0aXXd'^aad'(4i,  nagsX- 
d'flv  —  djLtevaaodai*  d/n€i'ßfad'ai,  iuX^itv,  nsQUKoaaad'ai  —  perf. 

itijf^Bvaai'  nuQaxexivfjaai  (nach  Lobecks  emendation  Bhemat. 
p.  24  note)  —  Sia^ivxtjg  (cod.  -/uhrrjg,  M.  Schmidt  -€v-)-  xi/sv- 

(TTfjg.   dnajitov    —    diajusvarag'    uXal^ovag,  Sämtlich  bei  Hesych. 

So  lange  eine  praesensform  in  der  litteratur  nicht  belegt  ist, 
können  wir  mit  gutem  gewissen  *djii€(o  ^dfido/aai  ansetzen; 
denn  es  ist  dem  Etym.  Magn.  zuzutrauen,  dass  es  zu  dem 
frühzeitig  in  abusum  gekommenen  verbum,  dessen  fut.  und 
aor.  in  der  litteratur  vorkamen,  auf  eigene  band  ein  praes. 
bildete  nach  der  analogie  der  denominativa  auf  -eim,  mit 
denen  es  das  verbum  wegen  der  zweisilbigkeit  des  Stammes 
auf  eine  linie  stellte.  Tatsächlich  wird  *did€(o  *d/n€Oftat 
empfohlen  durch  die  Hesychglossen  d^ioar  djnavgcSaai,  ä/noi" 

QOV  noifJGai;  Sia/iiaTaV    dXa%!)Va,  i'^aXXdxrrjv ,    WOZU    vielleicht 

auch  das  handschriftliche  dia/neTj^g  mit  -tt-  aus  -ar-,  die 
eine  solche  praesensform  voraussetzen.  Ssixo  benetze  ist  ety- 
mologisch unklar,  kann  also  auf  *(f€t'(T-o)  zurückgehen  trotz 
idtvdipf  seit  Hipp.,  vgl.  dtpsvd^sig  Arist.  nach  Suidas  s.  v.  zu 
*eva-a>,  So  bleibt  nur  vevo}  nicke  zu  lat.  nuo  nütus.  Allein 
hier  machen  schon  hom.  vsvardl^a)  und  besonders  att.  wardt^o) 
nicke,  dessen  a  nicht  auf  griech.  boden  neu  hineingekommen 
sein  kann,   femer   viaraXog  waraXiog  schläfrig  sehr  wahr- 


94  Felix  Solmsen, 

scheinlich,  dass  dem  griech.  eine  erweiterte  wurzelform  neue  zu 
gründe  liegt,  vgl.  kleus  in  ahd.  hlosen  altbulg.  slysati  neben 
kleu  u.  ä.,  und  dann  ist  v€v(o  ganz  in  Ordnung. 
Übertragung  des  a  liegt  vor  in: 

Xsvio  steinige  aus  *Xf]vi(o^):  (iXeva&^v  Soph.  Xbvgtu'  kidV' 
ßokrjra  Hes.  X^varijg)  —  pf.  m.  —  {ksva/Liog  Aesch.). 

xsXsvoo  aus  *x€kT]vi(o:  {ixsuiadrjv  Soph.  xsXsvaTOQ  Thuc. 
xeXiVGTSog   Plat.    xsXevav^Q    xeksvoTcog)    —    pf.    m.    xexeXevajLiai 

Her.  8,  93.  Xen.  Cyr.  8,  3,  14.  Luc.  Dial.  Deor.  20,  8. 
Curtius  vb.  P,  3()6  f.  2^,  402  nimmt  an,  das  a  in  diesen 
beiden  verben  sei  aus  dem  in  der  praesensbildung  urspr.  vor- 
handenen i  über  i  entstanden  und  wendet  dieses  erklärungs- 
mittel  überhaupt  sehr  häufig  bei  verbis  an,  fiir  die  sich 
praesensbildung  mittelst  suflixes  -ie-  -io-  nachweisen  lässt. 
Für  xfXsvco  scheitert  es  schon  daran,  dass  nicht  zu  verstehen 
ist,  warum  nicht  auch  in  aUen  anderen  abgeleiteten  verben 
auf  -evco  sich  das  gleiche  a  aus  i,  6  entwickelt  hat.  Im  übri- 
gen ist  es  lautlich  überhaupt  nicht  zulässig,  da  Übergang  von 
inlautendem  i  in  di  ungeachtet  der  bemühungen  Curtius'  vb. 
1*,  331  ff.  grdz.^  627  ff.  mit  den  lautgesetzen  im  Widerspruch 
steht.  Dass  xeXsvoo  aus  der  grossen  masse  der  denominativa 
auf  -€va},  zu  der  es  urspr.  gehörte,  wie  noch  hom.  xekswiao) 
M  265.  N  125  zeigt,  heraustrat  und  der  analogie  von  yevto 
folgte,  beruht  wohl  darauf,  dass  es  seine  urspr.  bedeutung 
„antreiber  sein"  (vgl.  ^  842  innovg  juudriyi  xeXsveiv)  zu  „be- 
fehlen'^ u.  ä.  verschob   und   dadurch   aus   der  kategorie    der 


1)  ilci^üi  ist  von  hom.  att.  Xdag  nicht  zu  trennen.  Bezzenbergers 
(beitr.  2,  271)  combination  mit  lit.  ülä,  air.  ail  fels  kann  ich  nicht  für 
richtig  halten,  da  metathesis  von  anlautendem  dl-  zu  ka-  vor/  kein 
analogon  hat  und  das  ion.  att.  ä  unerklärt  bleibt  Die  einzige  bislang 
vorgebrachte  vergleichung,  die  mit  den  lautgesetzen  vereinbar  ist,  ist  die 
mit  lit.  revä  fels,  klippe  (grdz.*  553).  Gehen  wir  von  föjf-  als  nominal- 
stamm aus,  so  haben  wir  als  urspr.  flexion  anzusetzen:  *Xrivg  *Xaj6g  *Xi/a 
pl.  *Xtj/is  *Xä/iüy  etc.,  und  daraus  erklärt  sich  durch  contamination  das 
ion.  att.  «  in  derselben  weise  i^ie  in  att.  ijjaQ  tpüQÖg  aus  *i/'jjp  ^tpuQog 
(hom.  xlftJQttg  xpttQiüv  Schmidt  ztschr.  25,  20  f.).  *Xrif-  liegt  im  att.  noch 
vor  in  xQtxralXtüjy  Aesch.  Agam.  666.  xQaiaiXitp  Eur.  Elektr.  584  und 
bei  Hesych  in  x^araUiioy'  i(fa(f>og  ix  axXrjqov  kl&ov  ycyovog  und  Kgatat- 
Xtioy  j  Ni6ßfj.  Danach  werden  wir  Xevo)  auf  *Xt3viüj  zurückführen  dürfen 
(wie  ßaaiXiuia  auf  *ßaaiXf]viiü,  cf.  ßaoUij/og);  Xivatj  H^vaa  können  direkt 
aus  *Xvivau}  *lXrjvaa  entstanden  sein. 


Sigma  in  Terbindang  mit  nasalen  und  liquiden  im  griechischen.     95 

verba  auf  -evo),  welchen  nach  Curtius  vb.  1',  368  die  be- 
dentnng  ^sich  verhalten,  sich  benehmen  nach  art  einer  person^ 
eigen  ist,  aasschied. 

nXi(o  schiffe,  wzl.  pleu  ai.  plävate,  altbulg.  plovq  grdz.* 
279 :  (inXsva&fjv  Babr.  nksvardog  Arist.  nXsvarixog  Theokr.)  — 
pf.  m.  ninXevainai  Xen.  Cyr.  6,  1,  16. 

Trvdto   blase,    hauche,    wzl.   pneu    ohne   auswärtige   ent- 

sprechung:  (iTtvevadrjv  Theophr.  änvsvarog  Hom.  nviVGriaco 
Hipp.  7iV€v<TTix6g)    —    pf.    m.    ninveva/uai   sehr   spät   (ninvvfiai 

seit  Hom.). 

vico  schwimme,  wzl.  sneu  in  ai.  snäuti  snavas  grdz.*  319: 
(v€vffT€og  Plat.  vsvarixog  vevari^Q  vsvartjg)  —  pf.  m.  — . 

Qsa)  fliesse,   wzl.   sreu   ai.    srävati   grdz.*  352:    {^evorog 

Plut.  Q€vaTix6g  QfVGTaXiog)  —  pf.  m.  — . 

n€Qtn€(pX€vafiivog  Her.  5,  77  ZU  neQKpXvco  versenge  rings- 
um (sichere  etymologie  noch  nicht  gefunden  grdz.^  509,  also 
vielleicht  auch  urspr.  auf  sva-  ausgehende  wurzel).  Ist  a 
fibertragen,  so  diente  als  anknüpAingspunkt  nur  das  schwanken 
zwischen  a/n  und  jn  im  perf.  med.  Ein  solches  ist  zwar  histo- 
risch nirgends  mehr  innerhalb  desselben  verbums  belegt,  aber 
Zeugnis  dafür  legt  die  Hesychglosse  xixsviar  xexQvnxai  ab, 
die  natfirlich  nicht  auf  lautlichem  wege  a  verloren  haben 
kann,   sondern   zu   xexevarai  hinzugebildet  ist  nach  yiyevrai 

neben  *yiyevaTm  u.  ä. 

av:   Die  etymologie  ergiebt  urspr.  wurzelauslaut  a  in: 
avto  schöpfe   (feuer),   zünde  feuer  an  aus  *ava(o  =  an. 
aiisa   lat.   haurio  Osthoff  perf  486  ff.:    (i^avan^Q*   xQsdyQa; 

xaravarijg'  xaraivarr^g  Hes.    nvQavaxfjg   lichtmotte  d'SQfxavaTQig 

feuerzange)  —  pf  m.  —  {evavafia  Orph.). 

&Qava}  zerbreche,  zermalme  aus  *d-Qavaüo  zu  lat.  frushim 
bissen  (Walter  ztschr.  12,  412  anm.  Fröhde  Bezz.  beitr.  1, 

193):  ißd^Qavad^fjv  Soph.   S^gavarog  Eur.)  —  pf.    m.    TS&Qav/Lisva 

inschr.  von  Delos  aus  der  1.  hälfte  des  2.  jh.  v.  Chr.  bei 
Dittenberger  syll.  367,  27  —  ri^Qavafxai  Plat.  Leg.  757. 
Xen.  Ages.  2,  14.  Theophr.  de  sens.  2,  11.  Plut.  Caes.  19. 
Auch  hier  muss  das  av  im  praes.  aus  den  anderen  tem- 
pora  restituiert  sein.  Die  historisch  vorliegenden  praesens- 
formen  bieten  nicht  das  gleiche  kriterium  zur  Scheidung  von 
urspr.  -ava-  und  -av-,  wie  ich  es  für  -bvo-  und  -bv-  nach- 
gewiesen zu  haben  glaube;  auch  bei  wzln.  auf  urspr.  -av-  ist 


96  Felix  Solmsen, 

av  ins  praes.  neu  eingeführt.  Doch  weist  manches  darauf 
hin,  dass  auch  hier  jener  unterschied  urspr.  bestanden  hat, 
nämlich  vam  fliesse  O  197.  C  292  neben  vatov  i  222,  wegen 
vavei'  Q€ei.  ßXvl^fi;  vavovac  q€ovgi,  wie  für  vaovai  der  alpha- 
betischen reihenfolge  wegen  herzustellen  ist,  Hes.  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  aus  *ovd/(o  entstanden  (vgl.  Curtius  vb. 
2*,  433);  hom.  i'xQae  i'xQaov  i^Qaerov  berührte,  ritzte  gegen- 
über xgavatj  E  138.  xgavaavTu  Quint.  Smym.  11,  76,  deren 
Zusammengehörigkeit  J.  Schmidt  voc.  2,  289  f.  erkannt  hat, 
während  in  ivexQf^ve  Her.  G,  75  av  neu  eingeführt  ist;  hom. 
Xacav  T  229  Xa€  t  230,  wenn  Curtius  grdz.^  363  im  anschluss 
an  Aristarch  ersteres  richtig  als  dnokavffnxoig  ix^ov  auffasst, 
im  Verhältnis  zu  dnoXavw  (wzl.  lau)^  das  im  att.  begegnet. 
Dagegen  finden  sich  nur  mit  -av-  if/avoo  berühre  seit  Hom., 
xvavco  schabe,  nage  ab  seit  Eur. ,  die  in  ihrer  bildung  mit 
XQfJtvco  xQ^^  S^T^  gleichartig  zu  sein  scheinen^),  und  nawa 
(wzl.  pau)  seit  Hom.,  doch  weisen  auch  für  letzteres  vielleicht 

die  Hesychglossen   afxna^aC    navaar  AaxoiVfq  und  djunaJ^ovrai' 

dvanavovrai  auf  älteres  *7ida)  hin,  ZU  dem  nal^co  gebildet  wurde 
nach  der  im  dor.  beliebten  manier,  für  -aa>  -a?©  eintreten  zu 
lassen  (Ahrens  2,  285).  iavca  bringe  die  nacht  zu  gehört 
nach  Leo  Meyer  ztschr.  22,  530.  Curtius  vb.  2^,  395  f.  zu 
wzl.  ues.  Ob  Hesychs  vavta'  Xiaaofiui,  ixsTsvio  (zu  lesb.  vavog, 
hom.  vTjog,  att.  vstog)  gegenüber  kret.  vasvtj  Gort.  I,  39.  42 
lesb.,  resp.  altepisches  sprachgut  ist  oder  ob  es  wie  navco  zu 
beurteilen  ist,  lässt  sich  nicht  bestimmen. 

a  ist  eingedrungen  in: 

dnokavto  geniesse,  wzl.  lau  lat.  lücnim  got.  laun  grdz.* 

362:  {dneXava&rjv  dnoXavarog  spät  dnoXavarixog  Aristot.)  — 
pf.    m.     dnoXdXavajuai    Plut.    Mor.     1089.     1099;     dnoXiXav^ai 

Philostr.  6,  19. 

naxHü  mache  aufhören,  wzl.  pau  lat.  paucus  grdz.^  270: 

{navaxioq   Plat.    navariJQ)    —    pf.   m.  — ;    ndnav/Liai   durchweg 

seit  Hom. 


')  In  xpavio  neben  ip^to  y\>^x^  ^f^j^x^  ^^  ^^'  ^^os^  x^^^^  neben  x*'^^^ 
zu  einer  wzl.  ghan^  wie  in  X9^^^  XQ"^  ^^  ^i-  ^^^  (Schmidt  a.  a.  o.)  and 
in  vaviü  ytioi  neben  ytjxcj  aL  snäti  zu  wzl.  san  (Brugmann  MU.  1 ,  49) 
liegt  höchst  wahrscheinlich  ein  ähnliches  „suffix*^  a^  Yor,  wie  es  s  (Brug- 
mann MU.  1,  1  ff.),  ai  (8.  u.)  u.  a.  sind. 


Sigma  in  Terbindong  mit  nasalen  and  liqniden  im  griechischen.     97 
tfßavco    berühre:     (iy/uvad-rjv    spät)    —    pf.    m.    exl/avofiai 

Hippokr.  7,  556  Littr6. 

xa/Q>  brenne,  wzl.  kau  in  ai.  gönas  flammenfarbig  grdz.^ 

145:  (xarsxavd'fi  jirrixdSg,  xursxavad'ri  EXXfjvixcSg  nach  Moeris; 
nvQtxavarog  N  564  —  att.  xavrog;    xavareiQU   /J  342.    M  316 

—  att.    iyxavTi^g   CIA.  I,   324  a  22;  xavarixog)  —  pf.  m.  — ; 

xexavfiai  durchweg. 

xXai(o  weine,  wzl.  kläu  (etymon  unsicher,  nach  W.  Schulze 
ztschr.  27,  472  zu  germ.  hlüdo-  laut):   {ixXaiadriv  sehr  spät) 

—  pf.  m.  xexXava/iiai  spät,  z.  b.  Lykophr.  273.  Plut.  Mor. 
115;  klassisch  xixkav/uai  Aesch.  Choeph.  457.  731.  Soph.  Oed. 
R.  1490  u.  ö. 

ov:  Urspr.  -owa-  ergiebt  die  etymologie  in: 
axovco   höre,    wzl.   kous  (keus?)  zu  got.  hausjan  hören 
Delbrück  ztschr.  16,  271  ohne  erklärung  des   a^):   {^xola^tjv 

Thuc.    dxovarog   Hymn.    Hom.    VT^xavardoo   Y   14.   dxovax^g)  — 

pf.  m.  ^xova/tiai  spät  Dion.  Hai.  Ehet.  11,  10.   Luc.  Philop.  4. 

xQova)   stosse,   schlage   aus    *xQovaoi)   zu   altbulg.  kruchü 

brocken   knmti  abbrechen   Joh.   Schmidt   voc.  2,  341  anm., 

dazu  Ut.  krüszti  stampfen,  lett.  krauset  stampfen:  (JxQoia&rjv 

Thuc.    xQovaTSog   Arist.    xQ0v<nix6g)  —   pf.   m.  nQoaxexQovfievai 

CIA.  n,  720,  B  14.  20.  xixQovfxai  Arist.  Ach.  459.  Xen. 
Hell.  7,  4,  26.  Dem.  6,  23,  aber  xixQovo/nai  Plat.  Theaet.  168. 
Dem.  24,  37.    Dion.  Hai.  17,  4K. 

Auch  hier  bewährt  sich  das  Unterscheidungsmerkmal  zwi- 
schen 'ova-  und  -ov-.  dxovco  xgora)  haben  ov  widerhergestellt, 
während   die  lautgesetzlichen  formen  in   dxrjxoa  axo/f  (hom. 

dxovij)  vni^xoog  inrjxoog  und   in  hom.   XQoatV(o  Stampfe  Z  507. 

O  264  vorliegen.    Dagegen  von  wzl.  lou  trotz  fut.  kovaofiai 


^)  In  dem  „prothetischen*'  a  hier  und  in  anderen  fällen  wie  daxa^i^m 

neben  axat^oß,  danalQta  neben  anatqta  möchte  ich  die  tiefstafige  form  der 

idg.  praep.  en  in  sehen:  *9,  die  auch  in  lit.  in  }  steckt,  während  gr.  iy, 

germ.  in^  prenss.  en,  lett.  I  die  mittelstufe  zeigen,   lat.  in  zweideutig  ist. 

Bas  griech.  hat  sonst  durchweg  Ton  den   beiden  idg.  formen  aller  praep. 

(J.  Schmidt  ztschr.  26,  22  ff.)  die  stärkere  beim  verbum  durchgeführt,  die 

schwächere  aber  auch  in  nUC^  =»  ai.  pi^dyati^  idg.  *pi-8ddjfi  (J.  Schmidt 

a.  a.  0.).    Eine  dritte   idg.  form  mit  hochstufe  *on  wird  erwiesen  durch 

&ltbalg.   on-  in  onvAta  calceus  (zu  lit.   aunu  aüti  fussbekleidung  anlegen, 

^t.  ind'uo  ez'uo),  q-  in  qdoU  tal  neben  dolü,   qtri  dnnnen,  qtroba  inte- 

•^Jna,  rie  aus  *on;  q-:  vu  ^  sq-:  .tu,   worüber  man  Leskien  dekL  4  yer- 

Ifieiche. 

2dt«chrift  für  TergL  Spraohf.  N.  F.  IX.  1  o.  8.  ^ 


98  Felix  Solmsen, 

aor.  skovaa  hom.  Xoe  x  361.  Xoov  Hymn.  Hom.  1,  120.  Xotadai 
Hes.  Op.  749.  xaraAoij  Arist.  Nub.   838,   mit  contraction  lov- 

ad'at  ^216  und  att.  ion.  tXov  kXovfxfv  Xovrai  Xovvrai  Xovadai 
iXovfXfiv  iXovTo  iXovvTo,  Hom.  Xovsod'ai  Z  508.  O  265  ist 
ebenso  als  aeolismus  zu  betrachten  wie  iXoisov  Hymn.  Hom. 
5,  289.  Erst  in  später  zeit  kommt  Xovm  auf,  inschriftlich  auf 
der  mysterieninschr.  von  Andania  C*  47,  109  Xovofiivovg;  bei 
schriftsteilem  der  guten  zeit  ist  der  thematische  vocal  hinter 
Xov-  durch  die  späteren  abschreiber  verschuldet.  —  xoXavw 
6q(w(o  sind  in  ihrer  bildung  unklar;  nach  Curtius  vb.  1*,  368  f. 
gehen  sie  auf  -ovioa  zurück. 

Demgemäss  ist  Übertragung  des  a  zu  statuieren  in: 
xoXov(o    verstümmele:    (ixoXovadrjv  Theophr.)   —    pf.   m. 
xexoXova/aai  Dio  Cass.  frgm.  57,  24  Bkk. ;  xsxoXov/tiai  Anth.  7, 
234.  Plut.  Ages.  31; 

Xoüo,  wzl.   hu  lat.  lavo  grdz.*   368:    {iXova^v   Lykophr. 

Xovaxioq  Galen.  Xovavrjg)  —  pf.  m.  XsXovajuai  sehr  spät;  XdXov- 

fiai  durchweg  seit  E  6. 

a;  -acT-  wird  durch  die  etymologie  erwiesen  in: 
asim  schwinge,  schüttle  aus  *a€iaa>  =  ai.  tv^ati  in  heftiger 
bewegung,  erregt  sein  Fröhde  ztschr.  22,  263.  Wackemagels 
einwand  (ztschr.  25,  277),  *GBia(o  hätte  nach  den  lautgesetzen 
*(T6co  ergeben  müssen,  ist  nicht  von  belang;  ei  kann  wie  bei 
yBvo)  €v(a  aus  dem  fut.  aor.  etc.  wider  eingeführt  sein.    Dazu: 

{ioetadTjv    Soph.    asiarog    Arist.    (tsIotqov    asiOTrjq)    —    pf.    m. 
asaeia/nai  Pind.  Pyth.  8,  94.    Arist.  Ach.  344. 

Nachbildung  in: 

vtvo),  wzl.  qei  ai.   cäyate  grdz.^  488:   (irsia&pjv  inschrift- 
Uch  CIA.  II,   795,   f  33  (353  v.   Chr.)  dnoreKTTdog  Xen.)  — 
pf.  m.  T€TH(jfiai  (so  ist  fär  das  Thiajuai  unserer  hss.  zu  lesen^ 
Plat.  Phaedr.  257.   Dem.  24,  187.  47,  65. 

Analogiebildungen  in  umgekehrter  richtung,  die  mit  xf 
xsvxai  auf  gleicher  stufe  stehen,  sind  eQriQsivrai  Apoll.  Rho(^3 
2,  320.     ^Q^Q€iVTo  ib.  3,    1398  zu  igi^geia/uat. 

ai:  TJrspr.  -aia-  ist  nirgends  durch  die  etymologie  siehe     -_i 
zusteUen.    Ein   teil    der  verba  auf  -a/cD  steht  im  austai 

mit  Stämmen  auf -i;-  (-»-):  xvu/co  —  xvriw,   xpa/co  —  y^ij(o,  nxa 

—  nB-nrri-mg  ni-nrco-xa  Mtw/Lia,  naXaita  —  naXi^asis  Her.  8, 

nai'oa  —  nijQog    nwQog,     Curtius  vb.    1*,    305  nimmt   fllr   na^'^m, 

das  er  grdz.^  268  =  lat.  pavio  setzt,  und  xvai(Oy  das  er  Gä^MzI 


Sigma  in  Terbindong  mit  nasalen  und  liquiden  im  griechischen.     99 

wzl.  Jenas  bezieht,  Verschleppung  des  i  aus  dem  praes.  in  die 
gesamte  flexion  und  nominalbildung  an;  solange  nicht  der 
besondere  grund,  der  gerade  bei  diesen  verben  eine  so  ge- 
waltige ausbreitung  des  i  hervorrief,  angegeben  ist,  wird  das 
niemand  glauben.  Ficks  erklärung  des  Verhältnisses  der  verba 
auf  -a/(o  zu  denen  auf  -ija>  (Bezz.  beitr.  9,  317)  kann  ich 
ebensowenig  wie  seine  ganze  regel  über  den  Wechsel  von  ; 
und  £,  auf  der  sie  beruht,  für  richtig  halten;  des  näheren 
darauf  einzugehen  ist  hier  nicht  der  ort.  Wie  xvj/co  V"7®  ^^V' 
naXri-  mittelst  Suffixes  e,  so  sind  —  darüber  hinaus  kommen 
wir  zunächst  nicht  —  xvaita  xf/aim  mat(o  naXaivD  von  den  wzln. 
ken  (in  idvig)  hhas  pet  pel  und  vieUeicht  auch  das  etymologisch 
dunkle,  aber  mit  ihnen  ganz  übereinstimmend  flektierende 
Qai'<o  von  einer  wzl.  sar  oder  m'i'  niit  suffix  -ajr  oder  -ais- 
abzuleiten, a  geht  von  anfang  an  durch  die  ganze  flexion, 
die  Wahrscheinlichkeit  spricht  also  für  -ais-;  anderenfalls  be- 
ruht es  überall  auf  Übertragung.  In  beiden  fällen  ist  das  at 
des  praes.  wider  aufgefrischt. 

dnO'  iia-Kvaiia  SChabe:  {-fxva/a&fjv  Arist.)  —  pf.  m. 
iiaxexvaiajudvog  Arist.  Nub.   120. 

\pai(o   zerreibe:    {if/aiarog)    —   pf.  m.  —    (\pato/na,    tpaifia 

Hesych). 

ntaica  bringe  zu  falle,  strauchle:  (inraiad^v  Luc.  amai' 
ajog    Xen.    svnraiOTog    Hipp.)  —  pf.    m.    enraia/iidvog    Appian 

Büsp.  78  {nxatafia  seit  Theogn.  Her.). 

naXai'co  ringe  (von  Curtius  vb.  l*,  340  unrichtig  als  deno- 
minativum  zu   ^   ndXtj   erklärt,   vgl.  J.   Schmidt   ztschr.   27, 

294):    {inaXaiad-fjv  Eur.  SvanaXaiaxog  Aesch.  naXaioxi^g  SChon 
&    246    naXaiöTixog    naXaiaiga)    —    pf.  m.    nendkaia/nai  Anth. 

9,  411.    Luc.  Asin.  10  (doch  naXaKj/LioavvTj  schon  hom.). 

nai'<o    schlage:    {inai'a&tjv    Aesch.)    —    pf.  m.    ijLininaia/nai 

Athen.  12,  543. 

QUiw  zerschmettere:  (jQgaiad'rjv  QaiaTrjg  xvvoQuiaTrjg  d^v/noQ- 
Qaiavi^g  Sämtlich  schon  bei  Hom. ;  Quiart^giog  Quiarojvnog)  — 
pf.  m.  — . 

Nach  diesen  musteni  hat  sich  gerichtet: 

Saiofiai   teüe    (über    die  bildung  s.  u.):   {daia^tg  Eur. 

Herakl.  914)   —    pf.    m.    — ;    Sedatarai  a    23    (sonst   6d6aojiiai 
zu  iaV'), 

7* 


Felix  f«ülrasen, 


Ol'-  in  oiflw  aiae,  nach  Fick  wtb.  1*,  219  zn  ai.  cÄt 
gehen,  treiben,  fahren,  lat.  via:  {oiu&i'uo/^ai  Eur.  oiVrög  Her. 
oifTTtoi  Sopb.)  —  pf.  m.  naoutmai  Luc.  Paras,  2  (zweif). 
Ist  Ficks  etymologie  richtig,  so  ist  wegen  oi'am  =  atiam  u.  ä. 
zu  aftaä^anfiut  oftfiro;  oiii9ijnofiai  o/otö;  neugeschaffen. 

tu:    Wurzelauslaut  -mo-  ergiebt  die  etjinologie  nur  in: 

!;mvyv/ii,  wzl.  jös  lit.  jCWi  grdz.^  627:  {iZ<ia9t;v  Cwtiröj 
spät  a^wffio;  kret.  C*  121,  A  12.  D  13.  Cwot^p  ?(5<Trßc* 
Hom.)  —  pf.  m.  inschriftlich  w7i*'?<oi«<  CIA.  II,  802  b  27.  c  7 
(349  V.  Chr.).  ät4^wiai  ibid.  736,  B  19  (nicht  vor  307  v. 
Chr.).  äit!^atfiiyat  ibid.  73f!,  B  16,  handschriftlich  nepieZavTat 
Athen.  14,  622;  vgl.  Suidas  s.  v.  aiaiozai:  Mai  äif^caftivot 
iftjai  Qovxvdi'diji;;  Hesych:  tt^tofidroV  eT^ioUfihoy  Xiiävtj,  H^iOftivoi' 
napöfTtg.  (Totftoi,  Die  hss.  ziehen  durchaus  t^aiaftai  vor, 
wenn  auch  an  einigen  stellen  iXo/iat  daneben  steht,  z.  b. 
Her.  2,  85.  7,  69.   Arist.  Av.  1148.   Thuc.  1,  6. 

Muster  oder  nacbhildungen  sind: 

Xfiip^oi  färbe  aus  '/ptüi^io:  {s/Qtaa&^ijv  Plat.  ^gioimjfij  — 
pf.  m.  xe/^ajoftai  Eur.  Med.  497.  Aristot.  Meteor.  3,  4,  je 
nachdem  der  stamm  ^pmo-,  auf  den  doch  wobl  /poös  xe'>' 
zurückgehen,  zu  gründe  liegt  oder  /pur-  oder  xe*^- ; 

^äoftai  bewege  mich  kräftig,  je  nachdem  pw«-  oder  p»-  zu 
wzl.  ureu  wie  wiulw  von  jili^  zu  gründe  liegt  (Curtias  vb.  l', 
170):  {efiQiäijSijv  Soph.  aQQiaajog  Xen.  pwffKjp  paioTixöc) —  pf. 
m.  — ;  eppw/fü/  durchweg,  z.  b.  Eur.  Her.  636-  Thnc.  6,  1 7.  7,  15. 

Sicher  neubildungen  liegen  vor  in: 

yiyvtöaxto  erkenne,  wzl,  ffiw  in  ai.  jiiä-  etc.  grdz.'  178: 
{iyvtöa9rjv  Aesch.  inschriftlich  Udijvaioy  V,  516  ff.  z.  30  voa. 
363/2  V.  Chr.  C."  IGl,  A  11  3.  jh.  aus  Kos,  s-her  fifraytyyuia^-^ 
ftfTavtnti'aSi]  ües. ;  ^oiotÖ^  Xen.  ayvioaiOQ  ^om.  dvatm'YvioaTi^  ^ 
C*  161,  A  7.  yvmaidog  Plat.  neben  yvtoTÖi  Hom.  — 'j — '•— ^| 
Soph.  äyvoiTOQ  Arist.;  j^WitdJp  yctöori^s)  —  pf.  ni.  f'yvmr/i^g-j 
durchweg,  z.  b.  Eur.  Herc.  für.  12S7.  Her.  8,  110.  Thuc. 
38.  Antiph.  5,  70. 

xöü>  schütte  auf,  ohne  trage  zu  yjm  aus  "/^/m,  wenn  an_  - 
in   seiner  bildung  nicht  klai-:    {extönd-ijy   Her.  neben  i^ii^ 
insclir.  aus  Troezen  C*  62 ,  30 ,  ;i;a)oros  /coorpi's)  —  pf. 
xixi^ufim  Her.  2,  138.  8,  144.   Com.  frgm.  (Plat.)  2.  679. 

aifi^a  rette:  (cnuarfo;  Eur.  aäajQnv  nt3btin  eaä>9yjv  amtS' 


äigms  in  »erbindung  mit  naaalon  timl  li.jui 


1  griechischen.    lOJ 

niddiji'ai  a'^iog  Hes.  ffwrijp)  —  pf.   ni.    asaafiut  Plat.  Grit.    109. 
110.    Leg.  848,  sonst  überall  atmoiTfiat,  z.  b.  Aesch.  Agam. 
618.   Soph.  Ant.  314.    Eur.  Ipli.  AiU.  1441.  Xen.  Anab.  5,  5, 
8.    Bea  waliren  sacliverhalt  lehrt  Suidas  s,  v.  aciJWTut:  aiaio- 
Tui    K«>i    aiaot^ivo^    oi    nakatol    avev    xov    a  .  .  .  o'i    Si    vttoTtnot    , 
ataata/tai.   Mit  dem  ?  in  aiil^ia  kann  adnioufiui  natürlich  niclits  , 
zii    tan    haben,    ebensowenig  aber  nützt   Curüus'   ansetzung  ' 
«ines  'aa6!;to  neben  auöio  (vb.  2*,  401  f.),    das  nur  auf  der  I 
autorität  des  Etym.  Magn.   fusst,    dafür  aber  morphologisch 
VieiRpieÜos  dasteht;   denn  üpun^iD   deanöCw  haben  kein  'üp^öw 
'itanöo  neben  sich  und  gehen  sieher  nicht  auf  *üeftöioj  'Sea- 
jiftioi  zurück.    Die   bei  Suidas    gegebene    Chronologie  berück- 
sichtigt Curtins  überhaupt  nicht,   und  doch  lelirt  sie  deutlich  i 
genug,    dass    aiamn/^ut   blosse  nachbildung  zu    tyvmafiui   ist. 
l>as  ganze  formensystem  geht  auf  das  denorainativum   ouoa 
aiuöam  iaäiftau  iauiüS^ijv  zurück,  das  bei  Hom.  noch  80  vor- 
liegt, infolge  der  Verdrängung  des  praes.  durch  o^^u»  und  der 
L-oDtraction  zu  (twow  iuiä&ijv  aber  seinen  denominalen  Charak- 
ter einhüsste   und    demgeuiäss   zuerst  den  accent  in  *saiöaa 

'aiaäfiai     nach     t^iätrco:     tl^ioau    iXiafiui ,    yvraiiv/tat:    (av-)dyyüifia 

lyvmoftat  ZU  iooKra  atatofiat   verschob  und  weiter  auch  a  an- 
nahm.   Ein  ähnlicher  Vorgang  lässt  sich  verfolgen  bei: 

ßoäa  schreie.    Wo  o  und  rj  uncontrahiert  bleiben,  flektiert 

es  ganz  regelmässig,  wo  aber  cnatraction  zu  w  eintritt,  zeigt 

es  die  neigung  a  anzunehmen:  (ßcoar^fly  schon  ,11    124.    iß<ö- 

oV  Her.  6,  131.  8,  124)  -  pf.  m.  — ;  ßtßiofdvu  Her.  3,  39. 

13,  ä:  Ein  verbum  mit  lu'spr.  -i^a-  -äa-  ist  nicht  nach- 

aiweigen,  als  nächste  ninster  sind  hier  im  anschluss  an  Curtius 

Tb.  2*,  398  einige  verba  auf  -.'>u  anzusehen,  die  das  S-  in  die 

iHsserpraesentische  flexion  verschleppt  haben,   vor  allem  die 

i^elgebrauchten  Tiiij'Ao  tiq^S-m.   Sie  haben  daneben  auch  prae- 

seiitja  anderer  büdung   und  unterscheiden   sich  im  fut.   aor. 

act.  med.  nicht   von  vocalisch  endigenden.    Die   zahl    dieser 

'*H]SIer  ist  nicht  mit  Sicherheit  zu  bestimmen,  da  einige  praes. 

*uf  -3ui   erst    spät    belegt    sind    und   ebensogut  junge   neu- 

"ilfiungen  wie  erbstücke  aus  älterer  zeit  sein  können,    -äo 

K-omnit  vor  bei; 

»Jijj-  ffiUen:  praes.  vii'unkrj^n  nÄJ^Sw  Hom.  (snlifö*»;»' Hom. 
*«»i^ffroc  Theogn.  nXrjaTto;  Plat.)  —  pf.  m.  neTtlijafiui  Plat. 
^p,  518.  Andocid.  I,  125.   Babr.  60,  4. 


L 


102  Feli^  Solmsen, 

TT^iy-  verbrennen:  praes.  m'^ngri^i  Aesch.  nQri^w  Hom.: 

{inQi^(y&tjv  Her.  einQ^arog  ^471.  nQijaxriQ)  —  pf.  m.  ifÄnfngij- 

(livog  Arist.  Vesp.  36,  aber  ndngfjafiai  Her.  8,  144  (v.  L 
'TjfAai).   Aristot.  Probl.  12,  3,  3.   Arr.  Anab.  4,  24,  6. 

xvjy-  schaben:  praes.  xvijo)  Hom.  xvij^  Aristot.:  {ixvi^o&fip 

Arist.  xvJjarig  A  640   xv^arijQ   xvrjaxQov)  —  pf.  m.    xaraxixr^i- 

ofiai  Arist.  Plut.  973  (sehr  zweif.). 

V7J-  nähen:  praes.  vdto  Hesiod  v/j&m  Plat. :  (— ;  iv^&fp^ 
Plat.  ivvvTjTog  Hom.)  —  pf.  m.  vsv^judvfj  CIA.  11,  757,  23,  aber 
vivvia^aL  Luc.  Philop.  14. 

aiy-  seihen:  praes.  aaco  Her.  aiydio  Galen:  [eai^a^v  neben 

iaijd'riv  Dioscor.  atjaxiog  Dioscor.  atjaTQOv)  —  pf.  m.  aeafj- 
lievoq  Hipp.  2,  569  Kühn.  Dioscor.  1,  83.  mfifxivog  Com.  firgm. 
(Pher.)  2,  351,   aber  asatiafxivoq  Hipp.   7,   132.   176  Liittr6. 

Dioscor.  4,   152.   hrfiafiiva'  oeatjofjiiva  Hes. 

Dagegen  liegt  keine  spur  von  einer  praesensbildong  mit 
&  vor  bei: 

XQTi-   gebrauchen,    orakel   erteilen:    praes.    x9*i^    XQ^^» 

XQrjOjLiat  ;f^ao)Ma«;    (^/(»/Jrr^jyy   Pind.  xQriajoq    Hom.    XQ^^'^^9''^^ 

—  pf  m.  xixQrifiai  Hom.  und  später,  z.  b.  Aesch.  Pers.  829. 
Eur.  Med.  347.  Her.  1,  42.  7,  145.  Isoer.  11,  33,  aber  xixQfi- 
oiiai  Her.  2,  147.    151.   3,   64.   7,  141.  220,  fast  überaU  mit 

V.  1.   -Tjjiiai. 

vf]'  häufen:  praes.  vrj€(a  vtjvsca  vsod:  {ivijud'^v  Arr.  neben 
iv^&?jv  vTjTog)  —  pf  m.  vevrjfiai  Her.  2,  135.  4,  62.  Thuc.  7, 
87.  Arr.  Anab,  6,  26,  4,  aber  vevrjajuai  Arist.  Eccl.  838.  Nub. 
1203.   Luc.  Peregr.  35. 

Squco  thue,  wzl.  dgü  lit.  daratt  grdz.^  238:  (idQaadrjv  Thuc 

SQaatsog  Soph.   dQrjaxriQ  SQrjaxoavVfi  Hom.)  —  pf  m.   SÜQäfiai 

Eur.  Herc.  für.  169.  Arist.  Pax  1039.  Thuc.  3,  54  (v.  1. 
-aaiLtai),  aber  SiSgaofiai  Heliod.  10,  38. 

SiSQuaxta  laufe,  wzl.   dga  ai.  dräti  grdz."^  237:  (ji^grjaxotm 
Hom.   cidQfjfTTog  udQaaxog,  dQuaxi^g)  —  pf.  m.    — . 

/ni/xv^axü)  erinnere,  wurzelform  /tv«  grdz.^  311:  (iinvijad 

Hom.   ä(A,Vfiaxog    Soph.    fivrjariog    Plat.    (.ivr^axig   Hom.    juvfjaxrj 

fÄvriaxfOQ)  —  pf  m.  —;  ^isfivrjfiai  durchweg  seit  Hom. 

^vaofiai    freie    aus    *iiva-ioitiai    „suche    mir    ein    weil 


OsthoflF  ztschr.    26,    326:    (f^vrjaxog  /uvrjaxevco   fivrjax^Q  ßzvfjox- 

seit  Hom.)  —  pf  m.  — .    Dass  ein  denominativum  a  hat,  i^ss 
allerdings  auffallend,  weshalb  Bechtel  phil.  anz.  16,  10  Os* 


Sigma  in  Terbindung  mit  nasalen  und  liquiden  im  griechischen.    103 

hofBs  elymologie  für  falsch  erklärt,  es  findet  aber  eine  stfltze 
an  hom.  oQx^ari^Q  oqx^^"^^^  oQXfjorvg  ZU  oQx^^f^^'^*  Von  diesen 
bis  zu  fipfjarog  ist  nur  ein  schritt,  den  fxvaofiai  bei  der  ganz 
abweichenden  entwicklung  des  zugehörigen  nomens  und  der 
einsilbigkeit,  jdie  es  des  Charakters  als  denominatiyum  ent- 
kleidete, mit  leichtigkeit  zurücklegen  konnte. 

l:  Auslautendes  a  ergiebt  die  etymologie  in: 
X^tto  bestreiche  aus  *xQioo}  =  ai.  ghärsati  grdz.*  204: 
(iXQiodijv  jifpiaroc  Aesch.  XQ'^'^^^^  ;|r(>t<7TiJ(>toi')  —  pf.  m.  xixQi- 
fiai  Her.  4,  195.  Com.  frgm.  (Magn.)  2,  10.  Callim.  Dian.  69, 
aber  xixQio/aai  Arist.  frgm.  231  a.  Hipp.  3,  430  L.  Luc.  Trag. 
296;  zwischen  beiden  schwanken  die  hss.  Her.  4,  189.  Com. 
frgm.  (Eub.)  3,  250.  Xen.  Cyr.  7,  1,  2.  5,  22  u.  ö. 

Eline  etymologie  mangelt  bei  ngtoo  säge :  (enQta&rjv  Archil. 

ngiarog    Hom.     nQi'ortjg    ngiaj/jo)    —    pf.    m.    ninQiOfiai    Plat. 

Conv,  193.  Hipp.  3,  242  L.  nQiXto  kommt  erst  seit  Plat.  Theag. 
124  auf,  kann  daher  schwerlich  mit  Curtius  yb.  1>,  366  zur 
erklärung  des  a  verwendet  werden. 

v:  Nur  in 

VW  regne  zu  ai.  sunoti  keltern  sümam  milch,  wasser 
grdz.*  395:  (vtrd-fjv  Her.)  —  pf,  m.  sipvafjihoQ  Xen.  Ven.  9,  5. 
Also  nachbildnng  nach  XQ^^* 

e:^)  Die  der  tempusbildung  zu  gründe  liegenden  stamme 
sind  zu  teilen  in  ein-  und  zweisilbige.  Einsilbige  auf  urspr. 
-€a-  liegen  vor  bei: 

hvvfjii  bekleide,  wzl.  u<^s  ai.  väsate  grdz.^  376  (vgl.  o.  s. 

13  f.):    (ßaau}   eaaa    Hom.    fjiLi<pi€ad'rjv   spät   i'adog   iadi^g   itps- 

o^Qiq).    Im  perf.  med.  wurde  hier  wie  bei  allen  verben,  bei 

denen   vor   dem   sclüiessenden  a  des   tempusstammes   kurzer 

vocal  steht,   durch  die   lautgesetze  der  stamm  noch  stärker 

differenziert  als  bei  denen,  die  diphthong  oder  langen  vocal 

davor  haben.  Ein  ziemlich  getreues  bild  der  urspr.  Verteilung 

giebt  der  bestand  der  perfektformen  von  svw/ni  bei  Homer: 

^«A^at  (2  mal)   €aam   (1)  ehai  (l;    V.  1.  ^aruL    darai),    plusqu. 
*<xoo  (2)    Saro  (8)    haro  (1)   ia&tjy   (1)    ei  uro  (1),    ptc.    eifxdvog 

Cl5)  aus  lesb.  i'/u/Lievog  (Meister  1,  140).  Hier  musste  natür- 
^^h  der  ausgleichungstrieb  mit  doppelter  stärke  rege  werden. 


*)  Vgl.  zum  folgenden  die  grundlegende  Untersuchung  Leskiens   über 
^c  homer.  futura  und  aoriste  mit  aa  (stud.  2,  65  ff.). 


104  Fei'"  Solmaen, 

In  der  tat  ist  im  att.  die  eine  der  beiden  stammgestalten 
total  verschwunden  und  überall  ohne  ausnähme  der  typus 
kurzer  vocal  4-  "  +  endung  durch  alle  personen  gefthrt 
worden,  also  tj/ifpün/tat  i^fufi'taui  etc.,  offenbar  darniii,  weil 
der  andere,  gedehnter  vo&al  +  endung,  zu  sehr  von  den 
übrigen  tempora  abwich. .  Die  entgegengesetzte  neigung  de» 
uniformierungstriebes  haben  wir  bei  Hom.  in  tiaro  und  tUat 
zu  sehen,  für  welches  letztere  allerdings  Kirchhoff  /iniat 
schreibt.')  Sonst  hat  sich  bei  t  nirgends  mehr  eine  spur  der 
asigmatischen  stammgestalt  erhalten. 

aßevwfit  lösche  ZU  wurzelform  aßta-  Job.  Schmidt  ztschr. 
23,  300.  Brngmann  MU.  1,  19  ff.  oben  s.  73  f.:  {foßtaaa  Hom. 
iaßsaüijv  Ariat.  aßiiiTÖg  Nonn.  äaßeiTTog  Hom.  aßiai^^ioi)  — 
pf  m.  eoßeafiai  Hipp.  7,  274  L.  Äristot.  Meteor.  2,  3,  39. 
Ael.  Hist.  An.  9,  54. 

^eo)  siede,  sprudele  aus  *£;«'»"',  wzl.  jen  ai.  yämti  ahd. 
jesan  grdz.^  377:  {iXenaa  Hom.  iUnSTjv  spät  i^foriK  App.)  — 
pf.  m.  iXiafiai  Hipp.  5,  324  L.  tieopon.  10,  54. 

i/w  schabe,  glätte,  nicht  aus  *5^a>,  sondern  ans  *lieato, 
wie  die  contraktion  im  praes.  im  att.  beweist;  vgl.  Wacker- 
nagel ztschr.  25,  274,  zu  dessen  beispiel  sich  äva^mv  CIA. 
n  167,  72.  äiioloiaiv  U  add.  SU  b  11  42  gesellen.  "geV« 
und  Srw  sind  bildungen  mit  verschiedenem  suffix  von  wzl.  qes 
(Fick  wtb.  1',  49);  Stn-  verhält  sich  zu  qes  wie  aßta-  zu 
wzl.  seg  (Brugmann  a.  a.  o).  Demnach  (f'injtja  Hom.  e^dalhi* 
Plut.  %eatiig  Bv'itaroi  Hom.  ^tffrijp)  —  pf,  m.  ^taftai  Arist. 
frgm.  684.  Hipp.  7,  430  L. 

Tpdto  aus  *T(i^Tco  =  ai.  trä^ati  gräz.^  225:  lii^fana  Hom, 
aTQtaToi;  Aesch.  Tgearr}i;)  —  pf.  m.  — . 

Sto-  flehen  in  [S-saaaad-ai   Hesiod    ünöttfamg  Hoin.  noXv- 
9taToc  Callim.    Oiitnog  Hom.)  —  pf.  m.  — .     Das  praes.  hata 
*9eofiat  gelautet,  wie  der  übertritt  in  die  flexion  der  deno- 
minativa  von  (-o-stämmen  in   Itrjnü^ttvot-   ahtjnäfirvot.  Kpr^Ti^^ 
Hes.  zeigt,  vgl.  it»^3rj<fio  Soph.  zu  üxrjdsoi  aus  "äxtjätaica  gegi 
itKnätae  Hom.,  axtjfitt  Honi.  XU  mdofiat  ailS  *ä)itainfiai,  atä^fit 
Xeu.  zu  aiSenftat  aus  'atSinioftat. 


■)  Das  fi  vom  perf.  und  tod  n/tic  hat  sporadisch  weiltr  um  sich  g 
griffen  m  dem  einmaligen  tläfö;  II  9  neben  sonstigem  ciicd;  und  lär* 
wo  Roedigera  herleitung  des  i  nua  dem  «timmtone  des  o  (griech.  eigi 
und  iota  in  wecbeelheziehung  s.  13)  unmöglich  ist. 


Sigma  in  Verbindung  mit  nasalen  and  liquiden  im  griechischen.  105 

ürspr.  sa-BtÄmme  liegen  bei  folgenden  zweisilbigen  zu 
gmnde: 

TsXeto  vollende,  hom.  Tsks/co  ans  'rfA^oico  zu  ro  riXog: 
(reXeGoto  Hom.  neben  rsXico  STslfoaa  Hom.  lesb.  ixfXia&fiv 
Hom.  TsXsari^g  reXiartaQ  TsXiarQia)  —  pf.  m.  TsreXeG/nai  Hom. 

und  überall. 

aiSioßiai  schäme  mich  (neben  al'Sofiai  Hom.)  aus  ^ttiSsaio- 

fiai  zu  aiSdg:  {alSeaaofiui  fjSeaaifitjv  fiSdod'fjv  Hom.  aiSearog 
Plut.)  —  pf.  m.    riSsafievog  Dem.  23,  77. 

uniofiai  heile,  hom.  dxei'o^iai  aus  *dx€(Tiofiai  ZU  To  axo^; 
{^xsaadßAfjv  Hom.  ^xiaS'fjv  Paus.  axBarog  Hom.  dxsari^g  dxsarfiQ 
dxiaroDQ  dxiaxQa  äxiavQOv)  —  pf.  m.  —  (axeafia  Find.). 

dxTjSdoD  vernachlässige  aus  *dxriSiai(o  zu  dxf^Si^g:  (dxrjSe- 
axog  Hom.)  —  pf.  m.  — . 

VBixioa  hadere,  hom.  vsLxstco  aus  ^vstxsaico  zu  ro  i^fneo^: 
(iwfixeaaa  Hom.  vsixeari^Q  Hes.  Op.  716  mit  V.   1.  veixrjTrjQ)  — 

pf.  m.  — . 

*dxS^dofiai  beschwert  sein  (hom.  att.  uy&ofiat)  aus  *dy&io' 

iofiai  zu    To   ay^og:   {d/d-daofiai  ijxS'dad'fjv  att.)    —  pf.  m.  — ; 

TJ/dTifiai  spät,  nach  anderer  analogie. 

Wo  bei  zweisilbigen  wzln.  auf  e  (Ficks  typus  tere-  6ött 
gel.  anz.  1881,  s.  1424  ff.)  -ea-  erscheint,  ist  die  erklärung 
äusserst  schwierig.  Alles  wäre  klar,  wüssten  wir,  wie  die 
hom.  aoriste  auf  -saaa  -aaaa  (die  letzteren  sind  hier  nicht  zu 
trennen)  zu  deuten  sind;  allein  keine  der  vielen  bisher  vor- 
gebrachten theorien  über  ihre  herkunfb  (Leskien  stud.  a.  a.  o. 
Brugmann  MU.  3,  83  ff.  nebst  anmerkung,  Curtius  vb.  2*, 
399  ff.  Bezzenberger  beitr.  3,  159  anm.  Mahlow  ztschr.  26, 
584  f.  Fröhde  Bezz.  beitr.  9,  118)  befriedigt.  Das  erste  a 
derselben  kann  man  nicht,  wie  Brugmann  tut,  als  form- 
übertragung  von  den  sigmatisch  oder  dental  schliessenden 
Stämmen  auffassen;  denn  wenn  man  nicht  das  doppel-a  als 
urspr.  annimmt,  giebt  es  keinen  berührungspunkt  zwischen 
beiden  stammklassen.  Es  ist  auch  nicht  mit  dem  a  des  passivs 
über  einen  kämm  zu  scheren;  denn  dieses  ist  bei  vielen 
Terben,  die  bei  Homer  -aaa  haben,  niemals  oder  erst  später 
zu  belegen,  und  in  einer  reihe  von  f&llen,  wo  es  schon  bei 
Hom.  auftritt,  beruht  es  auf  neubildung,  für  deren  frühes  auf- 
kommen sich  zum  grossen  teil  besondere  gründe  beibringen 
lassen.    Ausgangspunkt  derselben  sind  die  aor.  auf  -aaa,  die 


106  Felix  Solmsen, 

mit  den  aor.  der  aufgezählten  denominativa  von  fa-stämmen 
und  einiger  von  aa-stämmen,  die  ich  unten  hoffe  nachweisen 
zu   können,   zusammenfallen.    Nach  6xiXso(q)a:   inkiad^jv  ist 

zu  6aT6Q€a(a)a  iaroQda&fjv ,  nach  €y€kaa{a)a:  iysXaG&tjv  (s.  U.) 
zu  iaxeSaa{a)a  iGxsSaa&tjv  gebildet. 

uQ€ax(a  mache  gut,  nach  Leskien  stud.  2,  98  zu  dgea-  in 
dem  nur  einmal  bei  Aesch.  belegten  t6  ägog:  {agioGOfiai  Hom. 

iJQeaad/Lifjv  Hom.  f}Q€ad'f]V   Soph.   d^sarog   Her.  dgeari^g)  —  pf. 

m.  —  (dQ€G/niov  phok.  SGD.  1539,  a  25);  daneben  dgeri^  a^«- 
Taco  Hom. 

dQxecD  wehre  ab,  schütze,  nach  Leskien  103  aus  *a(»x6oia» 

zu  TO  cigicog  avruQXfjg  noSuQXfjg:  {d^xiow  und  iJQXsaa  Hom. 
dgxdaao}  und    iJQXsaaa    Apoll.    Rhod.    TjQxeadTjv  spät)  —  pf.  m. 

fJQxsa/nuL  Stob.;  daneben  dQxerog  Athen. 

xoQ€ü)  xogsaxca   xoQsvvvfjn  (sämtlich  spät   belegt)  sättige, 

nach   Leskien  110   zu    xogea-    in    Si^axogrig   xaraxogi^g:    (xogiato 

Her.  exoQsaaa  Hom.  €xoQ6a&f]v  Hom.  uxoQsarog  Aesch.  Agam. 
756.  Xen.  Conv.  8,  15  u.  ö.)  —  pf.  m.  xsxogeafiai  Xen.  Mem. 
3,  11,  13.  14.  Plut.  Dem.  23;  daneben  fiit.  xogi(o  Hom.  axo- 
gercg  Aesch.  Agam.  1117.  —  dxogtjtog  Y  2.  Arist.  Nub.  44. 
xexoQri^ai  Hom. 

Für  diese  drei  verba  dürfte  noch  die  herleitung  von  sa- 
Stämmen  zutreffend  sein,  für  die  ersten  beiden  wegen  des 
durchgängigen  fiit.  auf.  -öaoi  -aco,  für  das  dritte  wegen  des 
schon  hom.  ixoghS^fjv,  während  bei  herkunft  von  einer  wzl. 
xoge-  oder  bei  übertritt  aus  der  flexion  der  denominativa  auf 
'sio)  in  die  des  typus  tere-  (Fick  Gott.  gel.  anz.  1881,  s.  1438) 
*€xg(a&tjv  (cf.  iargco&fjv  ixkt^&rjv)  notwendig  gewesen  wäre. 
Nur  fut.  xog€(o  dx6g€Tog  beruhen  auf  diesem  übergange  (vgl. 
T€k€(o  neben  rekdaacj  Hom.),  dxogfjrog  x€xogf]/nai  auf  Übertritt 
in  die  flexion  von  cpiXeo).  —  Die  folgenden  verba  hingegen 
gehören  wegen  des  fut.  auf  -fw  dem  typus  tere-  an,  und  a 
erscheint  bei  ilmen  erst  naclihomerisch. 

dk€(o  mahle:  fut.  dXco  att.  nach  Moeris  und  Suidas,  akea- 

aav  ukejQig  dkergeio}  sämtlich  bei  Honi. ,  später  dksrog  dki- 
Tfjg  —  (J  in  {ijkdad-ijv  aksoTtog  spät)  —  pf.  m.   dkfjke/nai  Com. 

frgm.  (Amph.)  3,  303.  Thuc.  4,  26  (v.  1.  'eo/nai),  aber  «AjJ- 
kea/iiai  Her.  7,  23.   Diod.  Sic.  3,  14.    Arr.  Anab.  6,  23,  6. 

ifuto)  erbreche  mich  zu  ai.  vämiti  vamathus  grdz.^  324: 
fut-  ijn6(o  Hom.  att.  {i/Luacj  Hipp.)  ijfifaau   Hom.   rifiid^i^v  spät 


Sigma  in  yerbindung  mit  nasalen  und  liquiden  im  griechischen.  107 
ifiejoq  Snid.  efiSTog  i/nsjLxog   Sfitzi^Qioq   —   <j  in  ( — )  —  pf.  m. 

ifjL^fiBOfim  Ael.  y.  H.  13,  22. 

oXb-  verderben  vgl.  lat.   db-ole-o:  fut.  homer.   oXiofiai  6 

mal,  ion.  att.    iXico   oXcS,  oiXsaaa  i'Xed'Qog  oXeri^Q  Hom.  —  a  in 

{oXiaato  2  mal   oXeaoo   1   mal   Hom.   (oXda&fjv  spät)  —  pf.  m. 

oXtikfO/uai  spät. 

aroge-   ausbreiten   vgl.    ai.    stdrl-man-:  tat   arogm  att. 

iarogeaa  Hom. ,  schwache  form  (tt^co-  —  a  in  {iffTOQia&fjv 
Hipp.  aroQiartjg  spät)  —  pf.  m.  ioxoQsofiai.  Dio  Gass.  74,  13. 
Philostr.  Apoll.  238,  urspr.  eargiofiai  seit  Hom. 

xaXi-o}   rufe    vgl.   lat.   cale-ndae:   fut.    xaX€<o   Hom.   att. 

(xaXdao}  vereinzelt  seit  Her.)    ixdXsaaa    Hom.    {xaXrjTtoQ  KaXri^ 

aiog  Hom.  mit  Übergang  in  die  flexion  der  denominativa  von 
€-o-stämmen),  schwach  xXfj-  —  a  in  (xaXearog  xaXsarfjg  sehr 
spät)  —  perf.  m.  — ;  xixXfifxai  seit  Hom. 

Iiayjofiai   kämpfe   neben   fjiaj^ofiai    (wegen   fxaxnofisvng   s. 

Joh.  Schmidt  ztschr.  27,  294):    fut.  fia/Jofiai  und  /nax^ooinai, 

inayiad/iif]V  und  Sfiaxfiaufitjv,    afiux^stog  fiax^f sog  und  fiaxfjTog 

fiaxn^iog  neben  einander  seit  Hom.  —  a  in  (Jfiaxio&riv  spät) 
—  pf.  m.  — ;  fiEfiityrifiui  Thuc.  Es  fand  also  hier  frühzeitig 
weitgreifender  Übergang  von  der  primären  in  die  denominative 
flexion  statt. 

iii'  essen:  idijSsrai  X  56  (so  nach  Cobet  miscell.  crit. 
305  für  überliefertes  iSi^Sorai),  idfjrvg  Hom.  mit  Übergang  in 
fie  denominative  flexion  —  a  in  (fj6ta&t]v  Hipp.  iSsarog  Soph. 
iSiaji^g)  —  pf.  m.  idi^deaiLiai  Plat.  Phaed.  110.  Com.  frgm. 
(Antiph.)  3,  87. 

ö:  Urspr.  Wurzelauslaut  a  in: 

XiXat'ofiaL  begehre  aus  *Xi'Xtta'io(xui  zu  ai.  lasati  begehren 

'*t.  lasciuiis  grdz.-*   3G1 :  {Xaarpj'  nogvfj  Hes.  XdaravQog)  —  pf. 

^'^/la«  XsXifjiuvog ,  die  einzigen  bei  Hom.  belegten  formen, 
^^Iche  lautgesetzlich  aus  "Xekiucinut  *-u<jfxivog  (für  ^XsXiXaa- 
^^i  etc.)  entstanden  sind.  Hätte  sich  das  verbum  in  lebendi- 
S^m  gebrauche  erhalten,  so  wäre  in  Ik^X/^/nai  (*XfXiainai): 
^  ^n/uaruL  die  letztere  stammfonu  durchgedrungen ;  'uXirjao 
^^h'ijTo  bei  den  nachahmern  der  hom.  spräche  (Theokr.,  Apoll, 
"^lod.,  Orph.)  sind  daher  vermutlich  nur  falsche  folgerungen 
^^  den  beiden  hom.  formen. 

fiutofiai  trachte,  strebe  aus  */nu<no/Äai,  nach  Curtius   vb. 
^',  303  f.  vielleicht  =  aL  masyati  messen:  (jidaooinui  ifiaood- 


Felix  SolmseD, 

ftijy  sni'fiunjoi  an^oji'fiaoTOg  fiäaiig  fiäart^  Sämüicll  bei  HohL 
fiuiTjd-to  Hesiod  fmni^^  Soph.  ftüat^o^  rhnd.  C*  176,  14)  — 
pf.  m,  —  (fiiiufia  Plat.). 

vai'to  wohne  ans  'vüalto  ai.  »äsate  sich  zusammentnii 
grdz.*  314  f.:  (tvaaaa  fväa&ij»  fiijayäaiiji  sämtlich  Hom.) 
—  pf.  m.    vlvaafiai  sehr  spät  Dion.  Per.  ^) 

anäia  ziehe  zn  ahrt.  fpanuaii,  altbulg.  pim  kreuzige,  lit. 
jnnü  flechte  grdz.'^  272.  DiBse  hegriftlich  sehr  aiispredieud« 
zusammenstelhiiig  lässt  sicit  lautlich  nur  aufrechterhalten, 
wenn  wir  anäia  =  *spiisö  setzen  mit  der  bekannten  woTBel- 
erweiterung  (vgl.  'uünio/iai  =  ai.  mäsyati  zn  wzl.  moi);  ich 
glaube  nämlich  mit  Osthoff  MU.  2 ,  44  ff.  4 ,  187  anm.  trotz 
äaaig,  dass  urspr.  sonantischer  nasal  vor  n  -j-  vocal  das  a 
vor  der  verhauchnng  nicht  schützte,  d.  h.  dass  die  Verwand- 
lung desselben  in  a  älter  als  die  verhauchnng  des  n  ist.  Zn 
aitüw  ans  *spiis6  stimmt  vorzüglich  das  von  anf'ang  an  dnrch 
alle  tempora  durchgehende  a:    (tanunaa   sanäaStjv  imanunTog 

<}  Job.  Schmidt  itschr.  !T,  S9i  erklärt  ebenso  intofini  teile  «■ 
'Sdainuai,  gestützt  auf  iaaaoum  {Jiraniiuir  JfJitauni.  DinKch  an 
schlieasen,  nimmt  er  mit  Curting  vb.  1',  303  an,  ät.ss  das  m  aller  aDderen 
zngehärigen  bildiingen  im  prseg.  seine  quelle  hat.  Auch  hier  wie  o.  i. 
itB   sieht    man    für   die   Übertragung   des  j  auf   das   ganze  verbalsystem 

(Jnfoo^Ki   tdiuaa/niy    JittHintni    und    selbst    Jnlrtifii)    und    sogar    auf   das 

nomen  (ifn/f  inm'f  Jnuyd;)  nicht  den  geringsien  besouileren  grund,  der 
Ei e  glaubhaft  machte.  Das  m  des  praes  kanu  allerdings  nicht,  wie  Curtiiu 
vb  P,  in.  302  glaubt,  durch  rocalisierung  des  j  in  'iJaipiini  entstanden 
Bein  (s.  J.  Schmidt  a.  a.  o),  wohl  aber  durch  neueinfübrung  aus  ialao/Ku. 

fjaiaii/it/p,  vgl.   yiiui   tvio  ntlm.  nai>vi  XQiiiiai.   Jiiaaouni    (Jnoaiifiiir  3(3a — 

a/ttti  hindert  nichts  auf  Jiiit'aifni  zu  beziehen.  Die  so  gewonnenen  wunel 

formen  ifni-  und  Säi-  finden  ihre  einigung  in  einer  idg.  üj-wz!.,  der« 
ablautsstufen  repraesentiert  werden  durch  iii.  ilAti:  däijali:  adimahi:  di/ät 
Ton  der  stärksten  stufe  aus  haben,  wie  häufig  bei  diesen  wzln.  <W.  Schula 
ztachr.  27,  420  ff.i,  neubildungen  nach  anderen  vocalreihen  mit  a  * 
alaltgefunden:  ai.  äalax  dalam  teil,  blatt,  lit.  dalh  teil,  di^ssen  verhfti 
nia  zu  altbulg.  itilü  gor.  doih  sich  auf  diese  weise  erklärt,  nicht  dur 
epentheae,  von  der  weder  das  urslav.  noch  das  urgerm.  etwas  weiss: 
des  anlautenden  d  im  got,  a.  Schmidt  voc.  2,  409  —  oder  hat  entlehni 
aus  dem  slav.  stattgefunden  ?  Schlagend  schiicBst  sich  diesen  ablat:^  ts* 
Verhältnissen  dasjenige  von  Jiti-:  drei-  an,  das  die  3-  qnalit&t  des  i^g- 
vocals  bezeugt.  Eine  genaue  paralli?le  findet  ai.  däti:  ai.  ddgaa  Hthm^lg- 
UHü  got.  daili  gr.  iFoi-.-  ai.  aitimahi:  ai.  dalas  lit  dalU  gr.  iät-  an  0O^ 
Jßdjan  ernähren:  lit.  p&at.  mittag:  altbulg.  piiati  ernähren:  gr.  yiäifM/fM 
Jcosteu,  essen. 


L 


Sigroa  in  Verbindung  mit  nasalen  and  liquiden  im  griechischen.   109 
Hom.    dvTt'anaaTog    Soph.     anaarixog    in  tan  aar  i^q)    —    pf.    m. 

ianafTjilui  Her.  1,  59.    Thuc.  6,  98.  8,  104. 

Von  den  verben  mit  zweisilbigem  stamme  sind,  wie  ich 
glaube,  denominativa  von  «a- stammen  zunächst  iyiXaaaa  iys- 

XaiidTjv  und  fJQaaadfi^v  iJQda&tjv,     Die   SUbstantiva   ysXcog  €Q(og 

sind  in  ihrer  Stammbildung  bisher  rätselhaft  gewesen.  Sie 
schwanken  in  ältester  zeit  zwischen  (o  und  o:  hom.  nom. 
yiktog  dat.  yiXtp  acc.  ydXtop  yiXio  ydXov  in  den  hss.  schwankend; 
nom.  €Qog  S  315.  i^oog  r  442.  S  294  (von  Bekker  mit  Eusta- 
thius  €Qog  durchgeführt)  dat.  i'^tp  acc.  s'qov;  bei  anderen  dich- 
tem yiXtov  €Q<og  €Qog;  nach  grammatikem  ist  ydXog  €()ng  ^aeo- 
lisch"  (Meister  1,  158).  Die  normale  ion.  att.  flexion  ydXtog 
ydXcarog,  €Q(og  €Q(orog,  die  jüngeren  Ursprungs  ist  (J.  Schmidt 
ztschr.  26,  344),  setzt  einen  nom.  yiXoog  igtog  voraus.  Das 
gleiche  schwanken  liegt  vor  bei  att.  xiXmg  tau  gegen  ion. 

xäXog  (c  260   xdXovg,   Her.   2,    28    xaXov   [v.  1.  xaXcov],    2,  36 

xttkovg)  und  bei  att.  Xaydg  hase  gegen  Xayog  bei  Her.  Epich. 
Alexis.  Dieser  Wechsel  deutet  auf  urspr.  Zugehörigkeit  zu 
einer  ganz  anderen  klasse  und  übertritt  aus  dieser  in  die 
analogie  anderer  paradigmata.  Sieht  man  genauer  zu,  so 
liegen  neben  allen   vier  woiiien  wzlformen  des  typus  tera-: 

yBXa-o}  eQa-fAai  xaXavQoip  aus  ^xuXu-fgoxp  (grdz.*"^  351),  Xaya-Qog 

Xaya-aaai  (grdz.*  183),  und  das  legt  die  Vermutung  nahe, 
dass  wir  es  mit  urspr.  geschlechtigen  aa-stämmen  zu  tun 
haben,  die  allein  noch  in  dem  reigen  von  zweisilbigen  s- 
Stämmen  fehlen,  die  nach  Fick  Bezz.  beitr.  1,  231  ff.  zu  zwei- 
silbigen Verbalstämmen  oder  wurzeln  auf  -s-  -«-  gehören; 
yeXaa-  igaa-  liegen  zudem  wirklich  vor  in  ysXävi^g  eqawog 
(vgl.  0.  s.  70).  Den  nom.  werden  wir  mit  langem  vocal  und 
o-ablaut  anzusetzen  haben,  also  yiXtag  €Q(og;  vielleicht  sind  die 

COmposita    mit   xigag   vxpixdQcog   fieXayxsQtog   xQvaoxsQcag   belege 

dafür.  Nun  musste  eine  urspr.  flexion  ydXcjg  *ybXaaog  *yiXaai 
nach  dem  sonstigen  verfahren  der  spräche  bei  ablautend  flek- 
tierten Stämmen  zu  yiXmg  *ysXoog  *y€XoC  werden,  und  darin 
dürfte  der  Ursprung  des  Schwankens  zwischen  a>  und  o  liegen. 
Trat  noch  beeinflussung  seitens  der  masc.  o-stämme  hinzu, 
die  bei  der  Übereinstimmung  des  geschlechtes  hier  sehr  wohl 
stattfinden  konnte,  wenn  sie  auch  in  aiSdg  *aid6og  *aiS6a 
nicht  stattfand,  und  zu  der  vielleicht  loc.  *y€Xoi  =  loc.  ol'xoi 
den  anstoss  gab,  so  wurde  acc.  *y€Xoa  zu  yeXov,  und  damit 


110  Felix  Solmsen, 

ist  die  historische  flexion  erklärt  and  das  recht  erwirkt,  die 
schwache  Stammform  in  der  flexion  von  yslata  und  tQu^ai 
sQuofiai  zu  suchen.  Die  von  yslata  kann  ganz  denominativ 
sein  (yfXao)  aus  *yeXttai(o)\  die  ausserpraesentischen  tempora 
sind  wir  gezwungen  dafür  zu  halten,  da  die  bildungsweise 
der  primären  verba  des  typus  tera-  mit  liquida  vor  dem  a, 
die  Fick  in  dem  mehrfach  citierten  aufsatz  in  den  Gott,  gel 
anz.  klar  gelegt  hat,  *iyXrjd^riv  *yey\rifiui.  *yX?jTf)g  erforderte. 
Die  von  i'^a^ai.  sQuofiui  zeigt  eine  mischung  primärer  und 
denominativer  formen,  die  um  nichts  auffälliger  ist  als  in  den 
von  Curtius  vb.  1*,  384  flf.  aufgeführten  verben,  in  denen  die 
denominalen  formen  von  c-o-stämmen  kommen. 

ysXao)   lache:    (ysXdoo^ai.   Xen.    iyiXaoaa   Hom.   eysXandfiv 
Thuc.    yeXaajoq  Hom.   yfXaaxfiq   yeXaarixog   ysXaarvg ;    yiXärng) 

—  pf.  m.  yeyiXaofxai  spät  Luc.  Icar.   19. 

€Qafiai  igaofiai  liebe  ZU  ai.  äri-s  verlangend,  begehrend 
(Fick  Gott.  gel.  anz.  1881,  s.  1425):   (fJQaaadfAfjv  Hom.  ^gi- 

a&pjv  Alkm.    igaatog   Plat.  iQuareito  Aesch.  igafTZj^g;    igawog) 

—  pf  m.  iJQatTjiiui,  spät  Parthen.;  kypr.  igegäfiiva  SGD.  68, 
2  ist  entweder  wie  XeX/fjjLiai  (s.  107)  zu  beurteilen  oder  es 
beruht  auf  Übergang  in  die  flexion  der  denominativa  auf  -am 

vom  praes.  aus;  daneben  igmog  igarstvog  iganZo)  Hom. 

Mischung  primärer  und  denominativer  flexion  findet  auch 
statt  bei: 

ayafxut    ayatofxui    aus    *uyufjio(xai    (Leskien    Stud.    2,   112. 

Joh.  Schmidt  ztschr.  27,  294)  dyaofiat  bewundere:  {dyaaaoiLiai 

i^yaaaa/urjv    Hom.    ^yda&f]V    Hesiod    dyaavog   Xen.)    —    pf.    m. 

ijyuGTo'  €ve^6Gf](Tfv,  i&av^aafv  Hes.  {uyuofia  Soph.);  daneben 

dyaxog  Hymn.  Hom.  2,  337  (unsicher,  Baumeister  giebt  igarog). 

wQvri(xi  x€Qa/nai  xega/co  aus  *xfgdai(a  (Leskien  114.  Schmidt 

a.  a.  0.)   xegdw  mische  zu   ai.  ^Irtds:  {ixegaaaa  Hom.  ix€gdad7i\ 
Xen.  xegaoTog   Antll.    xegudTtjg)    —  pf.  m.    xexdgaa/Liai  Aristot 

frgm.  508.   Anacreont.   i(3,  13  Bgk.*  Dion.  Hai.  Compos.  verl 

24;  daneben  ixgd&rjv  Soph.  x€xgüf,iai  dxgrjiog  xgrixrig  inixgfjai 

Hom.    Letztere  formen  zeigen,  wie  die  wzln.  von  der 
consonant  +  sga-  eXa-  in  den  bildungen,  die  dem  eindringi 
des  a  ausgesetzt  sind,  urspr.  lauteten.     Ein  paar  derselbe  t 
kennen  a  überhaupt  nicht:   nfga-  in   nigvfjfii   ningdaxoD  v        'i 

kaufe  hat  nur    ingdd'f]V    ngäxog    ningdfxai    ZU    fut.    nBgixo  h 
gaaaa;    T«Xa-    in    rdXäg  (urspr.   ptc.  ZU  *TdXdfn)  nur  rXijaof 


Sigma  in  yerbindung:  mit  nflsalen  and  liquiden  im  griechisclien.  m 
rXfjTog  TXrjfiojv  neben   TfXaaaat.   Hesych    ijaXaaaa.     Bei    nsXüua 

iXttco  liegen  allerdings  formen  ohne  und  mit  a  neben  einander: 

fut.  nsXouo  eniXaaaa  inXa^riv  anXärog  ndnXTjfiai  neben  nfXaa<o 
Hymn.  Hom.  insXaa&ijv  Hom.  nsXaarfjg;  Alt.  iXaco  ijXaaaa 
iXuTog  iXrjXafiUL  iXari^Q   Hom.  fjXd&fiv   att.    neben   iXfiaaco  iXa- 

axQew  Hom.  fjXaa&?]v  Her.  iXrjXaa^ui  Hipp.,  allein  in  beiden 
fällen  entspringt  das  a  aus  dental  auslautenden  stammen,  die 
bereits  bei  Homer  in  nBXut,(a  E  76G.  iXfjXdSaTo  ^  86  vor- 
liegen. ^) 

Da  bei  den  wzln.  auf  -e^a-  -ufia-  urspr.  genau  dieselben 
Verhältnisse  wie  bei  denen  auf  -BQa-  geherrscht  haben  müssen, 
so  erklärt  sich  das  nebeneinanderliegen  der  stamme  Sfxä-  in 

hom.  iS/nfJ&rjv   affifjTog   und    Safiaa-    in   hom.    iSa^aadrjv    dSa- 

fjtaarog  nicht  von  einem  einheitlichen  *Safiufxi  (in  TlovXvSafiag 
AaoSufiag)  aus,  sondern  Safiaa-  gehört  zu  dem  seit  Hes. 
Theog.  865  neben  SdjuvtjfiL  und  da^vdca  gebräuchlichen  praes. 
Safiai^o}.  —  Anders  steht  es  mit 

xgi^fivfjfiL  Hom.  hänge  auf,  xQ^/nafiat  Hom.  hange  zu  got. 
hramjan  kreuzigen   grdz.^  155:   fut.    xgs^doo  ixQifiaaa  Hom. 

XQifid&Qa  —  a  in  {ixQefidodrjv  Eur.  XQffiuoTog  Soph.  XQBfia- 
axriQ)  —  pf.  m.  x£XfiSfiaa(A.ai  Diod.  Sic.   18,  26.     Ein  *XQB^d%(o 

existiert  hier  nicht,  die  formen  mit  a  müssen  daher  einen 
anderen  grund  haben.  Nach  ixQa&rjv  id^rjdyjv  aSfipjrog  kam 
ihnen  urspr.  eine  schwache,  durch  „metathesis  mit  vocaldeh- 
nung"  entstandene  wzlform  zu,  die  aber  bei  der  besonderen 
Constitution  der  wzl.  kreina  wegen  des  r  zweisilbig  sein 
musste;  ^xQafiä-  (mit  Qa  =  x)  wird  das  richtige  treffen.  Sie 
stand  dem  gleichfalls  zweisilbigen  xge/na-  in  xgdfiafiai  xge/udco 
^hcQSfjiaaaa  weit  näher  als  das  einsilbige  duüt-  dem  zwei- 
silbigen SafjLU'  oder  xQd-  xfQä-,  und  deshalb  musste  hier 
ausgleichung  zwischen  beiden  leichter  und  früher  zu  stände 
kommen.  Alle  Vorbilder  aber  für  eine  consequente  durch- 
führung  derselben  wzlform  durch  das  ganze  paradigma  hatten 
a  ausser  iXd(o,  welches  schwankt:    tga/uai   fjodo&t^v,  uya/nai 

M  Eine  dritte  stammgestalt  ist  ^Xnv-  in  ^Xnvyio,  das,  wie  hom.  (^S^ayio 
ayof  att.  if^ayo»  ayot  aus  *tf&ttyfia  *äy/u}  zeigen,  nicht  aus  *il€tyjui  ent- 
standen sein  kann,  woran  Curtius  grdz.<^  682.  vb.  1^,  249  festhält.  Es 
verhält  sich  vielmehr  ^luv-:  iku-  wie  ayav-  in  dyiwog  <tynv()6<;:  ih/u-um 
and  femer  wie  ä^ou-^u  (mit  „echtem"  ov,  wie  kypr.  a-ro-u-ra  SGD.  60, 
20  zeigt):  aQO-to,  dXev-Qoy:  rfilf-,  fidkiv-{»oy:  lat.  moh-. 


112  Felix  Solmsen, 

i^yaadjjv,  iyiXaaaa  eyeXaa&fjv,  xd^a/nai  sxsQoia&fjv  und,  W6Iin 
man  will,  auch  söufiaaaa  iSa/uda&tjv,  inekaaaa  infXaa&fjv,  und 
SO  ist  es  natürlich,  dass  zu  xQe/na/uui  ix^d/daaaa  —  ixgsfiaadyjv 

xge/LiaoTog  gebildet  wurde.    In  derselben  weise  ist  die  zwei- 
silbige wurzelform  durch-  und  infolge  dessen  a  eingeführt  bei: 
xakact)  lasse  los  zu  ai.  hvrnäti  (vgl.   Fick  wtb.   1^,  82): 

{xaXaaio  Hipp.)  ixakaaaa  Hymn.  Hom.  x^^^Q^^  —  ^  ^  (^X^~ 
Xaad^fjv  Aesch.  x^X^aTriQiov   ^uXuaTixoc;)  —  pf.  m.    xsxaXaafiM 

Apoll.  Rhod.  1,  744.  Einen  besonderen  grund,  warum  gerade 
hier  *;^Xa-  *x^^'  aufgegeben  ist,  vermag  ich  nicht  zu  ent- 
decken. 

axiSvrjfii  xidvrifjii  zerstreue,  wzl.  ax^Sa-  xsSu'y  die  auch  in 
der   schwachen   form   so    heissen    musste    (aus   sqada-):    fut. 

axsSoa  att.  ioxdSaaaa  ixdSaaoa  Hom.  —  a  in  (ixsduaS'fjv  Hom. 
ifTxsSaijd'fjv  Aesch.  axeöuarog  Plat.)  —  pf.  m.   iaxdäaa/LLai  Her. 

4,  14.    Thuc.  4,  56.   6,  52.  Plat.  Conv.  221. 

niTvrifxi    7i€TUfX(u   breite    aus:    fut.   avanezto   att.   (nebea 

nBTuam)  ineraaaa  Hom.  ninrä/Liui  Hom.  niräkov  —  a  in 
(insraad^fjv  Hom.)  —   pf.    m.    nsnixaafiui    Her.    1 ,    62    (orac.). 

Polyb.  33,  5  Htsch.  Anth.  9,  GhiS.  Es  ist  in  urspr.  nta-  das 
B  wider  eingefügt. 

dvvafjiai  ich  kann,  nach  Froehdes  (Bezz.  beitr.  9,  111) 
ansprechender  deutung  =  dvv-a-/nai  zu  lat.  bonus.  Dieselbe 
ist  mir  wahrscheinlich  wegen  der  zeitlichen  Verteilung  von 
iSvvaa&fjv  (Hom.  Pind.  Her.)  und  iäwfjl^rjv  (att.),  die  darauf 
hindeutet,  dass  erst  allmählich  die  anlehnung  an  die  verba 
auf  'Vfjfxi  'Va/nai  durchdrang,  während  das  verbum  urspr. 
einer  anderen  klasse  angehörte:   SwuTog  ^vvdrrjg  Aesch.  Pers. 

678  Weckl.  dwrjaoixai  idvv^aufAtjv  Hom.  idvvTj&fjv  —  a  in 
{iSvvdadTjv  ^vvaarfjg    SvvdaTcoQ)  —  pf.  m.  — ;    SeSvvrjfiai  Dem. 

Eine  andere  stammgestalt  haben  x\d(o,  dXdoo  ^Aaco,  axdm 
durchgeführt,  wenn  diese  auf  grundformen  kela-  (lat.  -cello  al 
grnäti)^  ghela-,  seqha-  (lat.  secare  ai.  chyati)  zurückgehen 
(Fick  Gott.  gel.  anz.  1881,  s.  1427.  Froehde  a.  a.  o.  109). 
Jedenfalls  verdanken  sie  ihr  a  der  formtibertragung. 

xXuto   breche:    i'xkaaoa   Hom.   —   a    in    {ixXdadyjv    Hom. 

xXaoTog  Anth.  xXaaTdt,(o  Arist.)  —  pf.  m.    xix\uofj.ai    Thuc.  4, 

34.   Xen.  Equ.  7,  6.   Plat.  Rep.  495. 

^Xdo}  (pXdio  quetsche:  t&kaaaa  Hom.  —  a  in  {i^^kdadriv 
€g)kdo&t]V  Hipp.  ^XaoTog  Arist.  &XdaTfjg    d^Xäanig)  —  pf.  m.  r«- 


Sigma  in  yerbindung  mit  nasalen  und  liquiden  im  griechischen.  113 

^Xaafiai  Theokr.  22,  45.  Com.  frgm.  (Alex.)  3,  510.  i'&Xaa/aai 
Athen.  15,  699.    ndfpXaainai  Hipp.  3,  202.   232  L. 

a/a<o  ritze   (Arist.  Hipp.):   ea/aaa  Pind.  —   er  in  {ßa/i- 
ad'pjv    Hipp.  a/aoTTfoc  Dioscor.  axaoTfjgta)  —    pf.   m.  taxotofxai 

Dioscor.  3,  160.   Heliod.  4,  3.    Es  geht  möglicher  weise  auf 
ax^^^  (Xen.  Hipp.)  zurück. 

In  die  analogie  der  aufgeführten  verba  ist  endlich  auch 
IXaaxofiai  tXrifii  tXafiai  ich  versöhne  übergegangen,  obwohl  es, 
wie  der  Wechsel  zwischen  dem  auch  dor.  iXt]-  (lak.  ixfifff 
IGA.  75,  2.  kret.  tlBog  G?  116,  26.  117,  25)  und  JXa-  und 
Froehdes  (Bezz.  beitr.  9,  119)  zweifelsohne  richtige  etymologie 
aus  *ai'(TX'fj-fii  zu  lat.  consolari  zeigt,  urspr.  mit  suffix  e  —  ä 
gebildet  ist.  Die  Übertragung  ist  von  tXafxai  =  xge/näinat  u.  ä. 
vor  sich  gegangen:  (IXaGaofiai  Hom.  IXaaaainfjv  Hom.  ikaa&f^v 

Plat  iXaoToq  Plut.)  —  pf  m.   —  (iXaofioq  Orph.). 

o;  o  beruht  auf  nachahmung  der  urspr.  zum  t3rpus  tera- 
gehörigen  verba: 

ojuo-  zu  ofiwfii  schwöre  zu  ai.  am  armsva  schwöre  ämlt 
schwur  (Aufrecht  rhein.  mus.  40,  160):  o/nov/nai  (o/noaaa  Hom. 
^o^tjv  Isae.  Dem.  ofjLdfiofjiai  Aesch.  Arist.  Dem.  Andoc.  and- 
m%  Soph.  Gortyn  XI,  28.  dvayjnori  intofjioTaq  lokr.  S6D. 
1479,  10  —  er  in  {cofiood-riv  Xen.  Hyper.  Andoc.)  —  pf.  m. 
if^HooßAUL  Eur.  Rhes.  816.  Dem.  7,  10.  22,  4.  Aristot.  Rhet. 
1,15. 

hofiai  schmähe:  (avoaaaixrjv  Hom.  ovoroq  Find.  Isthm.  4, 
^  BgL*  ovoTat,(o  Hymn.  Hom.  3,  30  —  <j  in  (ov6a<joixai  Hom. 
^ifs^v  Her.  ovooToc;  l  164)  —  pf.  m.  — . 

v:  Wurzelschliessendes  o  in: 

ßvviio  ßvyo)  stopfe  s.  o.  s.  80 :  (ißvadtjv  Luc.  ßvarog  Dem. 
^'  ßvT^y  nXij&og  Hes.  Curtius  stud.  4,  202.  ßvffjQu  ßil^fjv  = 
ßiiQ'ifpi)  —  pf.  m.  ßißvaixui  6  134.  Arist.  Thesm.  506.  Vesp. 
lllO.  Her.  6,  125.  Hipp.  8,  12.  Auch  hier  hat  Hesych  wie 
^  xixBvrai  einen  merkwürdigen  rest  des  urspr.  Schwankens 
^'tfbewahrt  in  ^ißvxav  (Teaaxjai,  einer  offenbar  uralten  form. 

i-Sva-  hassen  zu  ai.  düsyati  verderben,  vgl.  grdz.^  244: 

\^&vaaafifiv   Hom.    odvadijvar    odvfjufj&ui,    /oXio&tjVai   Hes.)  — 
,P*-  m.  oiiadvöfiai   €  423.  oScidvaraL'    äQyiaTai^,    üidvoTui'  fjxO'i- 

'^  Hes. 

onv/to  heirate,   nach  Froehde  Bezz.  beitr.  3,  19  aus  *o- 

ZiHichxifl  für  rer^L  Spracht  N.  F.  IX.  1  a.  8.  ^ 


114  Felix  Solmsen, 

nvo'ia)  ZU  ai.  puSyati  gedeihen:  perf.  m.  änva^ai  Dion.  Hai. 
19  n  K 

&v(o  brause,  tobe,  opfere  wzl.  dheu  und  in  altbulg.  dychcUi 

flare,  ^varag  dvadXa  und  vielleicht  auch  dviaq  aus  *dvinaq 
und  advuv  ivsfiaivsTo.  hgsx^v  Hes.  wzl.  dheus  (grdz.*  258  fc). 
Sonst  kommt  a  nur  vor  in  Hesychs  ^varag'  uQsvg  na^ä  K^fj- 
oiv,  das  auf  mundartlicher  Übertragung  des  ganzen  Suffixes 
'ijTäg  beruht  wie  ndarag  GtOTt,  ü,  32.  m,  54.  IV,  2.  5.  20 

zu  naofiai, 

^v(o  schliesse  mich  (von  den  äugen  und  dem  munde)  nach 
Leskien   stud.  2,  92  von  /nva-,  nach  Curtius  grdz.^  336  aber 

vielleicht  zu  /nvxog'  ätptovog;  fivTig'  6  fi^  XaXcov  Hes. ,  ai.  mä- 
kas  stumm,  lat.  miitus:  {ifivaa  Hom.  fxvaxrig  fxvaxriQiov  fivar^ 
x6g)  —  pf.  m.  — . 

Urspr.  auf  -v-  endigten: 

Ivco  schabe,  kratze  von  wzl.  qes  (s.  o.  s.  104)  mit  suffix 
eu  u:  {i^vadriv  Plat.  l^varog  Her.  ^varov  Hom.  l^vaxi'g  |varpa 
^vGTtjg  ^varrjo)  —  pf.  m.  t^va/Liai  Hipp.  8,  372  L.  Aristot 
Physiogn.  3. 

mvo)  speie  =  ai.  sthtvati  lat.   spuo  grdz.*  285:  {inTva^iiP 

Hipp.  TiTvarog  Aesch.)  —  pf.  m.  —  {nrvo/na  Hipp.). 

Diejenigen  auf  v  mit  mehrsilbigem  tempusstamme  weisen 
durchweg  a  mindestens  in  einem  teile  ihres  formensystems 
auf.  Da  sie  morphologisch  ganz  dunkel  sind,  ist  es  vorläufig 
das  geratenste,  ihr  a  als  nachbildung  nach  den  stammen  auf 
-£CT-  -acT-  anzusehen,  veranlasst  durch  den  aor.  auf  -vaa« 
'vaad^fjv;  möglicher  weise  liegen  bei  einzelnen  u^-stämme  zu 
gründe,  über  deren  existenz  im  idg.  Froehde  Bezz.  beitr.  9, 
116  zu  vergleichen  ist. 

dt'va)  vollende:  fut.  «vvco  fjvvaaa  Hom.  dvvTog  Sext.  Emp. 
dvtjvvTog  Soph.  dvvTixog  —  er  in  {dvvaaoixai  Hom.  ^viad^ 
Hesiod  dwarog  Xen.  dvrjvvarog  Hom.  dvvajtxog)  —  pf.  m.  jj'iv- 
a/iiuL  Polyb.  3,  44. 

ugvio  schöpfe:   iJQvaaa  Hesiod  tJQv&p]v  Com.  frgm.  (Alex.) 

3,    405.     uQVTriQ    dQVTuiva  —   rx    in    (fjgvad'rjv    Hipp,    d^variog 
Arist.  aQvtTTi^Q  Her.  CIA.  IT,  817  B  24.  818,  20.   dQvaxQig  agv- 
ajig  dQVGTixog)  —  pf.  m.  — .   Das  a  beider  verba,    das  auch 
bei  Hom.  Her.  auftritt ,   kann    schwerlich   mit  dem  specifisch  ^ 
att.  T  der  praes.  dvrrco  uqvtco  in  Verbindung  stehen. 

ikvio  fiXvio  winde,  krümme,  hülle  ein:   ilvfiog  akvxQov  — 


Sigma  in  Terbindong  mit  nasalen  und  liquiden  im  griechischen.  115 

T  in  (iXvadTjv  Hom.)  —  pf.  m.  — .  eiXtxo  flectiert  fast  aus- 
schliesslich mit  v:  eiXvao)  fiXvaa  siXvdfpf  siXv/Liai,  doch  {elXv- 
7&fjv  Ap.  Rhod.  4,  35.  Nonn.  4,  364). 

eQvca  ziehe  mit  kürzerer  form  qv  =  fgv:  ftit.  igvco  Hom. 

ngvaaa  egvaaa  Hom.  eiQvfxai  Qvxoq  QxrrjQ  QVfiog  Hom.  —  (t  in 
[igvaaoiLiai  Hom.  eigiad^v  Hipp,  igvorog  Soph.  Qvaral^a}  Qvara- 

KTvc  Hom.  igvcTU^m)  —  pf  m.  BiQvafitti  &  151.  Arr.  Ind.  35,  7. 

igvfiai  BiQVfiai  igvouai  eigvo/dai  QVfiai  gtofiai  (sämtlich 
Hom.)  schütze:  siQvaadfifjv  iggiaa/n^jv  gvodfirfv  Hom.  eQv/nai 
Hesiod  eqv^a  Hom.  iQvxco  QVTijQ  —  er  in  {sQvaaofjLai  Hom. 
iggva&Tjv  Diod.  Sic.)  —  pf  m.  — . 

SXx(o  ziehe,  erst  sehr  spät  eXxvoo:  etXxvaa  Pind.  —  er  in 
[ciXxva&^v  Aesch.  eXxvariog  Xen.  eXxvaToil^o}  Hom.  fXxvarijg)  — 

pf.  m.  siXxvafiuL  Her.  9,  98.  Eur.  Rhes.  576.  Thuc.  3,  89.  6,  50. 
*hXxvl^w,  worauf  Curtius  vb.  1*,  365  das  a  beziehen  will,  wie 
ignvooD  eignvaa  ZU  dem  seit  Hom.  belegten  egnU^oD  gehören, 
ist  nirgends  überliefert,  und  vielleicht  ist  sogar  eXxvm  bei  sei- 
nem späten  vorkommen  erst  zu  iiXxvaa  slXxvadyjv  neu  gebildet. 
/Ltidvco  bin  trunken  zu  fii^,  ai.  madhu  etc.  grdz.*  259  f.: 

ifiSdvaa  —  a  in  {i/nsdva&fjv  Alkaios   fis^axijg  /nsSvarixog)  — 

pf.  m.  fiBfiidvafitti  Athen.  (Hedyl.)  4,  78.  Anth.  11,  26.  Da 
im  ai.  neben  madhu-,  wenn  auch  nur  vereinzelt,  madhus- 
vorkommt,  so  haben  wir  hier  vielleicht  ein  denominativum  von 
einem  t^«-stamme  vor  uns,  worauf  möglicher  weise  auch  das 
von  Herodian  bezeugte  fie^ioD  deutet. 

xdwfiair  ravtio  dehne,  spanne:  fut.  ravvco  erdwaoa  Hom. 

rtraw^ai  Galen  —  er  in  {TavvaaBxai  Archil.  iravvff&rjv  Hom. 
rawojvg  Hom.)  —  pf.  m.  rsTavvaiLiaL  K  156.  S  135.  €  68.  t 
116.  Apoll.  Rhod.  4,  161. 

*;  Ein  verbum  hat  a  im  wurzelauslaut : 

TiTiaota  zermalme  aus  ^nuvaioo  (s.  u.)  zu  lat.  pinsio  ai. 
pinäMi  zermalmen  grdz.^  498:  {inna^tjv  Theophr.  nnaxiog 
Gteop.  nTiarixog)  —  pf  m.  tnxiafxui.  Arist.  Ach.  507.  Aristot. 
H.  A.  8,  7.    Hipp.  1,  600.  8,  102  L. 

a  ist  verschleppt  in: 

711-  trinken,  wzl.  pöi,  in  fut.  m'oixai  aor.  imov  —    a  in 

[niüTog  Aesch.  Prom.  480.  nioTi^o  marrioiov)  —  pf.  m.  — ; 
nino fiai, 

dita  höre  zu  ai.  avati  beachten  grdz.'''  386  kann  in  seinem 
't<o  nicht,   wie  Curtius  vb.  ]*,  301  meint,   das  praesenssuflSix 

8* 


116  Felix  Solmsen, 

'iß'  'io-  enthalten,  vgl.  xa/co  aus  *xa/i»,  sondern  sieht  eher  wie 
ein  denominaüvurn  zu  dem  i-stamme  in  ai.  ävi-s  zugetan  ans, 
obwohl  allerdings  der  aor.  nachhom.  ^i'a«,  nicht,  wie  Cnrüns 
a.  a.  0.  angiebt,  ij'iaa  heisst  (z.  b.  Apoll.  Rhqd.  1,  1023.  2, 
19ö)  —  a  in  [indiarog  Her.  2,  119)  —  pf.  m.  — . 

oi(o  6to/nai  meine  gehört  nach  Hintner  ztschr.  27,  607  zu 
ol'<ov6g  lat.  avis  vogel,   wäre  also  gleichfalls  denominatiyam: 

—  a   in    {(oiad'fjv  Hom.    dvoilarog    O   39    dvoalaxi  S  92)  —  pl 

m.  — .  Warum  gerade  bei  diesen  beiden  verben  sich  das  a 
eingestellt  hat,  ist  mir  rätselhaft. 

Es  erübrigt  nun  noch  die  vierte  der  s.  90  geschiedenen 
kategorien,  die  perf.  auf  -a/nai  von  stammen  auf  y,  die  mit 
-jn/Liai  wechseln:  neq>aGixui  H  127  und  später,  riivaiiai  Plat 
Bep.  607,  T€&riXvGfAtti  Hipp.  2,  60  L.,  xsxoiliaaßAai  Hipp.  9, 
216  L.,  XsXinxvafiai  Hipp.  4,  510  L.,  XsXvfiaafxai  Her.  9,   112; 

^Bfiiaofiai  Thuc.  2,  102,  e^aofiai  Hipp,  (uach  Kühner),  «5^- 
Qaafiai  Her.  1,  186.  7,  109,  nena/va/nai  Aristot.  de  mund.  4, 

nsniQaofiai   Plat.    Farm.   145.   158,    nsmaa^ai   Fiat.  Leg.  807, 
atafifiaa^ai  Her.  2,  39,  vqtaaixai  Her.  3,  47.    Xen.  Cyr.  5,  4, 
48  nebst  vqiriqiaaxui  Herodian  n  950   Ltz.  v<pvg>aaTai  Etym- 
Magn.  785,  46;  dagegen  fi^xv/n/nai  2  180  und  später,  e^afificu 
Theophr.  Caus.  plant.  3,  23,  2,  i'itjQa/n/nat   Com.  frgm.  (Alex:.) 
3,  440,  ativfifiai  Lys.  4,  8.  Dem.  14,  16.    Auch  in  die  verbal- 
substantiva   mit  /*-sufl5x  setzt  sich  dies  schwanken  fort:   ßa- 

&va/ÄU    Theophl'.,    yU'ayQuofJiu    Hipp.,    e/^&Quaixa'    i'x^Qa    HeS., 
TJSva/ÄU  Arist.,   "kinaiJfxa  Hipp.,  /uaQuo/nog  Galen,  /Liskaa^iog  Hipp» 
IxiXaafxu   Flut.,    /LuaG/na    Aesch.,    (xoXvofjLog  Flut.,    ^aofia  Soph., 
nXuTvafjia  Tinion    bei  Athen..    vyQuafxa   Hipp.,    vq>aafia  y  21^$ 
(faa^a    Aesch. ,    /aa^a    (zu    ;ra/Va))    Eur.,    /X/aa/ri«  Hipp,   und 

vcpaiiilLia  CIA.  n,  678  B  67  (zwischen  378/7  und  367/6),   xar- 
uLoxv/n/nog  kirchenschriftst. ,    nXdxvfjiixu   Bekk.  anecd.  1,  294» 
27.    Das  lautgesetzliche  ist  -^c/««*,  assimiliert  aus  *-viuai,  und 
-a/uai  ist  ohne  zweifei  von  den  verben  der  ersten  drei  kate- 
gorien übertragen  (Brugmann  gr.  gr.  §  134).   Allein  eine  blosse 
weiterverbreitung  ohne  einen  gemeinsamen  punkt,  an  dem  si^ 
anknüpfen  konnte,  ist  immer  eine  missliche  annähme,  und  viel' 
leicht  können  wir  jenen  finden  in  der  urspr.  gestalt  der  peJ^' 
sonen,    die  &  in  der  endung  haben.     n€(pav^e  n€<pav&ai  laa*^ 
lieh  aus  *n6q>uva^€  *neg)uva&ui.  herzuleiten  (J.  Schmidt  ztscb^' 


Sigma  in  Terinndong  mit  bbs^o  ond  liquiden  im  griechisdieiL   117 

27,  319)  ist  nicht  möglicb.  da  bei  r  —  a  —  cons.  nicht  a, 
sondern  r  wegfillL  Andererseits  haben  wir  aber  anch  kein 
recht,  in  ihnen  die  alten  endnngen  -^  -dai  ohne  das  im  gr. 
davor  eingedrungene  a  za  sehen  (Osthoff  ztschr.  23,  327  f. 
Brogmann  gr.  gr.  §  108.  146),  da  nicht  abznsehen  ist,  wanun 
nicht  anch  hier  wie  nberall  -a&f  -o&ai  eingang  gefunden  ha- 
ben sollten;  denn  ia:tao&ai  iaTd),^tu  krmnen  sehr  beqnem  anf 
*ianaQa&ai  ^iarala&at  zurückgehen.  Die  lantgesetzlichen  fort- 
Setzungen  von  *niq€tfü&f  ^nfifira&m  *:tfifaG&f  *:ifqao^i  er- 
klären alles ;  denn  sie  sind  die  berühmngspunkte  mit  igr^gfta&f 

igfjpita&ai,  el^toa^t  H^üa&at  etc.,    von  denen  aus  nitfaauui  nt- 

g>aafi€Pog  gebildet  wurden.  Dass  sie  später  selbst  durch  eine 
von  der  3.  sg.  niqopxai  ausgehende  analogie  wider  verdrangt 
wurden  und  das  ftr  das  verbum  charakteristische  v  wider  an- 
nahmen, beweist  nichts  gegen  ihre  urspr.  existenz. 

•  •  • 

Die  erste  der  vier  schichten,  in  die  auch  sie  zerfallen 
(o.  s.  90),  die  nomina  zu  dental  auslautenden  stammen,  kann 
das  a  nicht  lautlich  aus  t,  d,  &  entviickelt  haben,  wie  die 
lange  reihe  von  worten  mit  unangetastetem  tm,  Su,  &ti  beweist : 

noTfiOQy  igerfiog,  Xatrua,  itferurj,  dvrurj  dvTfi^r  Hom.,  aruj^ 
Hesiod  ajfxoq  Aesch.   nebst    uiTfia'    (fXoi;    dejuiv    TO    nysvua 

Hes.; 

oSfiii  Hom.  Find.  (frgm.  129,  6  Bgk.^  Her.  (1,  80.  2,  94. 

8,  138  u.  ö.)  Aesch.  (Prom.  115)  Xen.  (nach  dem  Zeugnisse 
des  Phrynichus  ed.  Rutherford  p.  160,  während  unsere  texte 
oor^ij  haben)  Antiphon  (nebst  evoduta  nach  PoUux  2,  76),  oiSua 

Hom.,    xiSfiaxa    Hipp.,    doduoq    Hom.,    (fQaSuwiv    Hom.,    Tä^ooy 

Nonn.  Anth.  ISfAoavvri  Hes.  Theog.  377,  eQiSfXMvto  Hom.,  axv- 
ifioivto  Hom.,  "OjiXoSfiia;  ark.  SGD.  1203,  10; 

nv^firjV  Hom.,  xevd^fidfy  xtvif/aog  Hom..  ypu&uog  Hom.,  o&ua 

Nicand.,  xQijd/nov  und  die  mit  suffix  -&jno-  gebildeten  nomina: 
a)  dod^fjLog  Hymn.  Hom.  uQi&uog  Hom.  (nach  Fick  Bezz.  beitr. 

9,  314  zu  germ.  rima-  zahl*)),  ßu^fio;  i^^pät  ßa&ui'g  Pind.,  yev 
&fi6g  Nicand.,  SsS-^o;,  das  vielleicht  nach  Valckenaer  in  i&iuot'' 
noXXoi',  Ssofioi',  nXoxa/Äoi  Hes.  steckt,  Sv^fnj  Callim.  frgm.  539, 

*)  unverständlich  ist  mir  Ficks  aussprach  a.  a.  o.,  das  &  sei  hier  wie 
in  S€aßji6s  ia/^os  ^ea/ÄÖs,  alt  &(»u6g  if&juog  (zu  got,  döms)  „vielleicht  pho- 
netisch^. 


11g  Felix  Solmsen, 

s^fiff  uTfiog.  xanvog  Xenrvg.  dr/Lifj   Hes.    (zu    tfjf^i    fÜT   *^-^jU^), 

jy^^oc  ion.  inschr.  IGA.  492,  a8,  de&fiog  lakon.  IGA.  68,  A8. 
B  12.  epidaur.  ^9^^.  «(>/.  3  (1885)  65/66  z.  12.  ^d^f^iov  elisch 
SGD.  1154,  3  (auf  der  platte  GEQTMON),  lokr.  SGD.  1478, 
46.  rediiiiov  böot.  SGD.  488,  165.  169.  172.  175.  re&ßÄOtpovXa- 
xfov  ib.  178,  tavd^fiog  Lykophr.,  t^fia  Hom.,  xavd/iog  Theophr^ 

nXav^fiog  Hom.  xXav^fjiovri  Plat.,  va&^ovg'  Tcig  /ot()adcec  Hes., 
noQ&fiog  Hom.,  Qv^fAog  Her.,  axag&^og  Apoll.  Rhod.,  ara^fiig 
ara&fifj  Hom.  b)  aQdtf&jnog  Nicand. ,  ßX^x^^l^^^  Ael.,  ßgvxff- 

d^fiog  Opp.,  eiXv&^og  Nicand.,  ikxfj&inog  Hom.,  ivTj&fiog  Hipp., 
xtjXrj^^og  Hom.,  xivrjd^fiog  Pind.,  xvvt,rid'^6g  Hom.,  Xvxri^fiig 
Sold.,  jutjvi&fiog  Hom.,  juvxfjd-fiog  Hom.,  öyxfj&fiog  Luc,  oqxI' 
d-jLtig  Hom.,  nfjitj&jnog  Hipp.,  axiQxrj&^og  Orph.,  wgv&^og  Theokr. 

Bei  den  von  anfang  an  daneben  liegenden  mit  a(i: 

ßquofiog  Orph.,  6aa/n6g  Hom.,  nXuöfxa  Axistot. ; 

üsiüfia  Her.,  d(pXoiajn6g  Hom.,  (zu  nscpXoiSsvai'  (pXvxraivov- 
a&ai;  dianicpXoiSfV  SiaxBxyrai  Hes.),  ÜQSiOfAa  Find.,  lafia"  idQVfia. 
XTiGfia  Hes.,  id/tt»/'  TiQocpaatg,  avveaig,  (pQovrjiTig  Hes.,  xXvafia 
Her.,  xria/na  Dion.  Hai.,  fiiofia'  fiearcjfia  Hes.  (vgl.  grdz.*  243), 
oajur^  Aesch.,  axifJfiog  Aesch.,  (pQaa^(ov'  ngoae^^v  Hes.,  y/siafia 
Plat.;  ä&QOia/na  EuT.,  axovTiiSfia  dxovTia/tiog  Xen.,  uQfxoüfia 
Eur.,  danaofiog  Theogn.  äanaa/na  Eur.,  yVfOQiafia  Xen.,  da- 
veio/Lia  Thuc,  6o^aa/na  Eur.,  ed^iafxa  Xen.,  eXaa/na  Paus.  iXa- 
Gjuog  Dio  Cass.,  sfjinoSiafÄU  Plat.,  iv&ovGiaa/Liog  Plat.,  eQicfM 
Hom.,   d^avfxaa^og  Plut.,  xrigiafia  Soph.,    Xaxxio^a  Aesch.,    fis— 

gia/uog  Plat.,  va/uia/na  Aesch. ,  "^OnXoofiiog  att.  achaeisch  LjÖ 
Bas-Foucart  11,  no.  353,  z.  18,  nisa/nog  Hipp.,  noQiofiog  Plufc-, 
axi'aafjiu  Diod.  Sic; 

xXcüa^a  Paus.,  eniXrjOfXfav  AllSt.  X9j(Tfioavv?j  Hesiod,  ntZofM^a 

tau  Hom.  (zu  wzl.  nsv^-  =  idg.  bhendh)^  niofia  Plut.,  va/n^^i 
dat.  va/n/vrj  Hom.  (zu  ai.  yüdhyati  kämpfen  yxtdhmds  kämpftet 
grdz.^  397),  (aa^og  Diod.  Sic.  gehen  Job.  Schmidt  ztschr.  27, 
314.  Brugmann  gr.  gr.  §  45  von  den  Suffixen  -ofia  -aß^oQ 
-afitav  aus,  die  denen  mit  blossem  m  ebenso  zur  seite  stehen 
wie  solche  mit  -sn-  -sl-  einfacheren  mit  -n-  -U.  Dagegen  is^ 
nichts  einzuwenden,  aber  wir  kommen  damit  nicht  aus.  NeböB 
den  Worten  mit  suffix  -^/to-  liegen  identische  mit  -a/ao-,  olu^^ 
dass  die  zugehörigen  verba  a  kennen:  a)  ßaafiog  ion.,  dvofM^n 
Her.  Aesch.,  l^safiog  Hom.  att.,  dvuxXavofAog  Dion.  Hai.,  ^^' 
ofiog  Eur.,  QVGfiog  Archil.  66,  7  Bgk.*  Callim.;   b)  nur  ogjc^' 


Sigma  in  yerbindung  mit  nasalen  und  liquiden  im  griechischen.  119 

afiog  Aesch.,  offenbar  durch  oQx^^'^^i  ^QXI^'^^Q  opjlfi^arvg  ver- 
uilasst  Entsprechend  beruht  wohl  auch  in  folgenden  Worten, 
deren  zugehörige  verba  ebenso  gestaltet  sind,  -afio-  auf  'd-f^o-, 
obwohl  das  letztere  nur  schwach  und  unsicher  oder  gar  nicht 
mehr  bezeugt  ist:  Sdo/Lta  Seafiog  Hom.,  sa/nog  bienenschwarm 
Aesch.  (zu  €-  in  itj/ut),  &Q(oa/n6g  Hom.,  xkia/nog  Hom.,  TQtoafioq 
Hipp,  and  wohl  auch  in  xvfjofia  Xen.  xvfjofiog  Hipp.  (vgl.  xy//- 

^-co),  TiXi^a/Lifj  Hesiod  nkf^a/iov]^  Arist.  nXijaixa  Anstot.  (vgl. 
nh!i'^'w\  n^fjofza  Hipp.  (vgl.  7iQij-&-(o).  Dass  hier  auf  das 
suffix  -^fzo'  von  anfang  an  ein  neues  -afio-  aufgepfropft,  die 
gnmdform  also  -d^o^o-  ist,  ist  wenig  wahrscheinlich,  vielmehr 
verdankt  -a/^o-  sein  dasein  ohne  frage  dem  nebeneinander- 
liegen von  'fiO'  und  -a^o-  bei  dental  auslautenden  stammen, 
nach  welchem  zu  -^^o-  -afio-  gebildet  wurde. 

Noch  weit  weniger  genügt  die  annähme  von  urspr.  neben 
einander  laufenden  bildungen  mit  m-  und  $m-suffixen  bei  den 
nominibus  zu  stammen  auf  a  oder  vocaj.    Zwar  wechselt  bei 
ihnen  -/u-  und  -afi-  in  historischer  zeit.    Aber  bei  den  voca- 
üsch  auslautenden  verbieten  die  lautgesetze  in  a/n  urspr.  -sm- 
zu  sehen  —  denn  dies  hätte  intervocalisch  zu  -^/u-  -^u-  wer- 
den müssen  — ,   und  bei  denen  auf  a  werden  in  einer  reihe 
von  fällen   ältere  bildungen  mit  -/*-  aus  wurzelauslaut  a  + 
Suffixanlaut  /n  in  jüngerer   zeit   durch  -a/i-  verdrängt.    Diese 
Ersetzung  richtet  sich  fast  durchgehends  danach,  ob  das  perf. 
med.  auf  -a/iai  oder  -/tiui  ausgeht  oder,   falls   dies  überhaupt 
nicht  gebildet  wird,  ob  sonst  im  verbalsystem  a  herrscht  oder 
nicht.    Grenau  derselbe  gesichtspunkt  ist  massgebend  für  die 
verteüung  der   aju-   und  /u -bildungen  zu  vocalisch  auslauten- 
den Stämmen.    Man  sehe : 

I.  Sigmaüsch  auslautende  stamme    (wo    auslautendes   a 
^cht  sicher  ist,  ist  ein  fragezeichen  beigefügt) : 

Yfvfia  Arist.  aus  ^yeva-fAa:  yeysv^iai. 
V€vfia    Aesch.  aus  *vsva-fjia:  — . 

—  evavofxa  Orph. :   —  {ß^uvarriQ  xaruvarjjg  nvQuvavtjg), 
^Qav^a  Aesch.   aus  *'/Quva-^ia  —  &Qava/iia  Diod.  Sic:   T€' 

*P«v^at  —   ja&Quva/nat, 

—  axovoua  Soph. :   fjxova/Liai. 

xgov/ia  Anst.  aus  *XQOvo-fjLu  —  XQOvofxa  Anth. :  xixQov/nai 
"^  xixQovafiat, 

—  aeia^og  Soph.  oetofia  spät:   aiaeia/aat. 


120  Felix  Solmsen, 

y/atfia'    oXiyov    Hes.    —    tpaio/na'    oXiyov    atxov    Hes. :    — 
(rpaiarog).  ? 

—  nratafia  Theogn. :  inrata fiai.  ? 

naXaifiovito  Pind.  Pyth.  2,  61   —  naXaiGfioavvfj  Hom.,  ni- 
Xaiüfia  Pind. :  nsnaXaiafiat.  ? 

ininaifia'     inimaiafia,     nQooxo/tifia    Hes. ,    vielleicht   auch 

natfia  auf  einer  sehr  alten  münze  von  Gtortyn  C*  114  =  ge- 

präge:  nenaiafiai.  ? 

^cJ/ia  Hom.  aus  *l^(oa'fia  —  ^cocr/ia  spät:  il^wfiat  —  s^toofiaa, 

Qcififj  Aesch. :  tQQtofiai,,  ? 

XQ^f^a  Aesch.  aus  *x9^^-l^^  (JS^-  XQ'^^l^^  a^ol-  Herodian 

n  (>07,  3)  —  xQtofia     Theophr.:  xi^Qi^ai  —  xixp^ofAai, 

—  ngtofia  Theophr. :  nengiofiai,  ? 

Bifia  Hom.  aus  ßsa-^a  (o.  S.  73)  —  afiq>tBa§Aa  Plat. :  eiiAou 

—  ^BGfia  Galen:  el^safiat;  Über  ^dfia  s.  0.  8.  88. 

—  '^da/iia  Anth.:  s^BO^ai. 

—  TsXsafia  inschr.  v.  Karpathos  aus  dem  ende  des  4.  oder 
anfang  des  3.  jh.  C*  171,  29:  xexiUafiai, 

[aiSrifiiav  Xen.  nach  analogie  der  denominativa  zu  -^  -o- 
stämmen:  ^cfca^ae.] 

—  äxfafia   Pind.    dxeajuoV    d-fQam/av.    laxQBiav    Hes. :  — 
(fjxda&fjv  dxsarog);  [uxrjfxa  Hom.  wie  aiSfjfioDV.] 

—  uQiofxiov  phok.  SGD.  1539,  a  25  (nach   181  v.  Chr.): 

—  {fjQiad-rjV  aQsaTog), 

Xfjjiia  Aesch.  vielleicht  aus  ^Xaa-fia:   XeXi'pjjLtai ,   vielleiclit 
aber  auch  zu  /X?j-  in  Xrjco  (Baunack  inschr.  v.  Gort.  51  f.). 

—  fiaofxa  Plat. :  —  (int'fiaajog  fiaarevo)). 

—  anaa/nog  Soph.   anaafia  Plat. :   Bonaafiai, 

—  yiXaüfia    Aesch. :    yeyeXaaiuai    (spät,    doch    iysXdaST/y 
yeXaarog), 

—  igafffiiog  Anakr.:    TJ^uafiai   (spät,    doch    ^gaad'tjv    ipa- 

OTSVIO). 

—  ayaofia   Soph. :    rjyaofiai    (nur    Hesych,    doch    ijyaa&Tfr 
dyaarog). 

—  xiQUGfia  Jambl. :  xsxeQaafiat, 

—  ßva/na  Arist. :  ßdßvajLiai, 

—  nr/a/Äa  Strab.   nria/nog  Nicophon:   enria^ai, 

n.  Vocalisch  auslautende  stamme: 
a)  solche,  in  deren  System  a  erscheint: 


if 


Sigma  in  Terbindmig  mit  nMaleB  nsd  liquiden  im  griedüschen.  121 

—  ktvufAog  Aesch. :  —  (Äfr^^jj»  kfrari^'. 

xfksvfia  Sophr^  bei  Her.  Plat.  in  den  hss.  mit  läUvoua 

wechselnd,    na^axAtvua    PlaL    —   xAfvifua    Aesch.    xfl&vafiog 
Gor.  xfXfvafAoavrtj  Her.:  xfxiAfvnunt, 
nytvfia  AeSCh. :  ninwvtAat. 

Qivfia  Her.:  — . 

—  nfQiqXfvofAO^  sehr  spät:  niqXfvouai, 

—  anokavaiia  Aeschin. :    anoliXavouat  (spät  ebenso  wie 

dnoXdkavfiai ,  doch  anoXavarixig. 
xaranavfia  Hom. :  niTiavuai, 

—  y/avaßia  Xen.  Ephes. :  fUfarauai, 
xuvfia  Hom.:  xtxavuai. 

xXavfjia  Aesch.:  xfxXav/uai:  avaxXavaua;  Dion.  Hai.  wahr- 
scheinlich ans  xXav9fiog,  doch  T^.  anch  xixXavouai  spät. 

—  xoXoixJuara'  xXaoßiaTa    Hes. :    xtxiXovauat    neben    xfxo- 
XovfÄat. 

yrtififj  Pind.  ypwua  Aesch.   —    dviynoautt  Luc. :  tYVwauai. 

Xp^fAu  Aesch.  —  jwjua  Diod.  Sic. :  xi/wnuai. 

—  atoofia  sehr  spät:   aiomouai. 

vfia  nnr  bei  einem  grammatiker.  s.  Lobeck  paralipp.  420, 
Mun.  33  —  vofia  Hipp. :  i<f  vofiiyog. 

nXi^fi^  spät  nXrffia'  nXr^otouu  Hes.  nXf^ua&ijpai'  nXtjadr^vai 
Heg.:  ninXfj/iai.   Für  nXijafifj  nXr^Cfioyr^   nX^afia  ist  entstehnng 

^  ^nX^^fA"  das  wahrscheinlichste,   doch  liegt  anch  ndnX^- 
^/«ttt  vor. 

vg^fia/no   Arist.:    nfngrffiai.    nor^oua   wahrscheinlich   ans 

^9^^litt,  doch  anch  ningtiafiai. 

^^fitt  bei  Galen  ans  Hipp.,  der  xvf^afiu  hat:  —  (ixrrjG&fjv); 
^fi^fia  xpfiüfiog  wahrscheinlich  aus   •jfyjy^/i-,   doch   auch   hier 

vielleicht  xdxrfjafiai. 

»jy/ia  Hom.  und  durchweg:  vivr^uai,  später  vivr^afiai, 

XQ^fia  Hom.  uxQtjfAoavyrj  Hom.   —  /orfOuo;  Aesch. :  xi^Q^- 

igäfia  handlung  Aesch.  —  Sor^auoavvf]  dienst  Hymn.  Hom. 
M76:  SdigäfAui,  erst  sehr  spät  dtSgäou^i;  dgr^auoavytj  nach 
(I^m  gieichbedentenden  hom.  dfßr^aroavyrj. 

—  Sgäofjiog   laufen   Aesch.    Sofjauo^   Her.:    —    (ittl<K«af#tf 

cti^tjajog), 

fir^fia  Hom.  firrlfATj  fiviifiiov:  fjii^vtifiai. 


122  Felix  Solmsen, 

—  sfiBOfia  Hipp.:  ififj/Äsafiai.^) 
[fiaxrifitov  Hom.:  fisjuax^inoii-] 

—  aisüfAa  Batrachom.  Plat.:  iSriSBOfiat. 

—  xQBfiaafibq  Hipp.:  xsxQdfiaa/nai. 

—  Xdlaa/Lia  Plut.  ;^a>la(r^oc  Dioscor.:  xs^uXunfiai, 

—  axsdaofÄog  Philo:  iaxeSaofiai. 

—  nhaöfia  Aesch. :  nsTthaG/Liai. 

—  xkaa/iia    Anth.:     xixlaafiai;      xlijfia    AllSt.     SChossling, 

zweig  der  weinrebe  ist  nicht  substant.  verb.,  konnte  also  auch 
nicht  von  xixXuafiui  beeinflusst  werden. 

—  d-'kuofxa  Hipp.   (pXaafia  Hipp.:   ti&XaafJtai  ns(p'kaafiai, 

—  a;[UGfiu  Hipp. :  aaxctafiai, 

—  iXaGjuog  Orph.  tXaofia  Zosim. :  —  (/Xacr^jyy  iXaajoq). 

—  Iva/co^  '^vafÄU  Hipp.:  e^vafiui, 

—  nrva/tiog  nxvafxu  Hipp. :  —  {inrvadyjp  mvaTog). 

eXv/Liog  Soph.  i'XvfAa  Hesiod:  —  (ikvad'fjv,  aber  ekvvQov)* 

[siXv/Lia  Hom. :   sikv/nai,^ 

QVfiog  Hom.  Qv^a  Aesch. :  elgv/nai  neben  seltenem  sl^vainai. 
sQVfia  Hom.:  tQv(.iui. 

—  iXxvafiog  Philo  sXxvafia  Dioscor. :  stkxva/tiac 

—  juedva/Lia  Septuag. :  jusjuedvo/tiai. 

—  Tavv(T/ti6g  Theod.  Prodr. :  rerdwafiui ; 

b)  diejenigen,  die  a  weder  im  perf.  med.  noch  sonst 
irgendwo  aufweisen,  haben  stets  blosses  ^u-suflix.  Hierher 
sämtliche  ableitungen  von  den  denominativis  zu  «-  o-,  ä-, 
I-,  V-,  iyi;- Stämmen ,  femer:   dyge/Litov,  uqo/äu  (aQcojLia  nach  den 

denominativis),  ßkif/nu,  ß^cä/ua  ß^djut],  inhSrjfxa  diaSrifjia  uvu- 
S?jjLiu  —  dvaSsfÄU  (messen.  C*  47,  22),  do/w«,  imar^iLif]  inian^- 
ficov,  €vgf]/Lia,  f^/ua  fjfioyv,  dvdSrjjLia  im&fjfia  —  d^e/Lia ,  ^fia, 
xXi'jua,    XQu/Lia,    XQifxa ,    nXvfxa,    nofxa    n^afiay    argtofia ,    rkij/Ltary, 

xv/uog.  Die  scheinbaren  ausnahmen  wie  &eaf.i6g  Ssafiog  ^^a>- 
a/uog  rgcaaiuog  glaube  ich  0.  s.  119  richtig  auf  -^^o-  zurück- 
geführt zu  haben. 

Es  ergiebt  sicli  somit,  dass  die  verbalnomina  mit  m- 
suflix  vom  griech.  Sprachgefühle,  ohne  dass  eine  etymologische 
Zusammengehörigkeit   bestanden  hätte,    an   die   personen   des 

1)  ßJta/na  Gloss.  zu  ßiS^o) ,   ohne  dass  a  in   der  flexion  des  verbums 
flberliefen  wäre;   es   ist  gebildet  nach  ^iofAn:  |^w,  ^ia/na:  iito,  xilBOfitt: 


Sigma  in  Terbrndang  mit  nasalen  und  liquiden  im  griechischen.  123 

perf.  med.  mit  /i-suffix  angelehnt  wurden.    Diese  association 
ist  durchaus  analog  der  zwischen   den   verbalabstrakten  auf 
-aig  und  den  aor.  auf  -au  bestehenden.    Auf  ihr  beruht  es, 
dass   der  im   perf.   med.   infolge   analogischer  Übertragungen 
berechtigte  Wechsel  zwischen  af^  und  fi  auch  auf  die  nominal- 
bildungen  mit  m-suflSx  übertragen  wurde.    Vielleicht  können 
wir  entsprechend  auch  bei  den  stammen  auf  dental  das  suffix 
'Smo-  ganz  über  bord  werfen  und  auch  bei  ihnen  den  Wechsel 
zwischen  -o/no-  und  r  d  &  +  fio-  als  reine  nachbüdung  ansehen 
nach  dem  zwischen  -afiai  -a/ne&w  -ofiBvoq  und  x  S  ^  -{-  fiai 
fie^a  (Jitvoq  im  perf.,  der  nach  den  geringen  erhaltenen  resten 
(s.  90)  für  eine  frühe  zeit  in  weitem  umfange  vorauszusetzen  ist. 
Zum  schluss  noch  ein  paar  einzelheiten. 
Wie  oben  s.  79  bemerkt  ist,  kann  das  ofi  in  'lafiijvog 
'lüfjirivfj  "löfxaQoq  iofiBQa  nicht  lautgesetzlich  sein.   Schon  Brug- 
mann  MU.  2,  242  anm.  hat  das  richtige  angedeutet,    a  ist 
in  lautgesetzliches  *f^-  (vgl.  ^Ifiiga  i^fgog)  oder  auch  schon 
V.u-  wider  eingesetzt  nach  dem  vielfachen  schwanken  zwi- 
schen Gju  und  fi  bei  sigmatisch  auslautenden  wurzeln,  mög- 
Ücher  weise  unter  dem  beistände  von  anderen^  später  ver- 
lorenen bildungen  von  wzl.  ais^  wie  ^iorog  =  ai.  isfäs  u.  ä. 
öie  gleiche  erklärung   trifit   zu   bei  lafiaivec   uvuxpvxBi.   o^n. 
dnoijnfxei  und  la/naaiv'  avaxfjv^eaiv  Hes. ,  mögen  sie  ZU  der- 
selben wzl.  ais  gehören  oder  nicht,  wie  ihre  bedeutung  wahr- 
scheinlich macht. 

/gaiofidü)  nütze,  helfe  mit  Curtius  grdz.'^  680.   vb.  1^,  58 
^-  ö.  auf  einen  adjectivstamm  *xQöiaiino-  zurückzuführen,  der 
gleich  späterem  /Qtjaijuo-  sein  soll,  verbieten  die  lautgesetze. 
^Qaiofzo'   kann   nicht   durch    epenthese    aus   *xQaaifxo-   ent- 
luden sein;  denn  vocalisches  i  bewirkt  niemals  epenthese. 
^'^rdies  hat  /Qfjaifiog  gemeingr.  tj,  nicht  ä.   Oben  s.  98  f  ist 
^'^f  das  nebeneinanderliegen   von  stammen  mit  den  suffixen 
"'7'-    und  -«t-   hingewiesen  worden,    wie  xvfjw:   xvatm,    xfj/j(o: 
^**'co,-  Tiri;:  nju/o) ,  nrj-:  7r«/a>.     Vermutlich   gab    CS  ebeuso 
^^en  X9^^-  ein  weiter  nicht  belegtes  /^mi-  ,  welches  in  XQ^*-- 
^^€co  steckt.    Daran  ist  das  sufläx  -cr^o-  gefügt,  das  sich  in 
^^O  oben  aufgezählten  fällen  ablöste  und  weiterwucherte. 

Für  xoGjuog  nehme  ich  mit  Froehde  ztschr.  23,  311  ent- 
^hung  aus   *x6vG'^og  zu  lat.  cens-eo  an;  es  fällt  demnach 
^^ter  das  zweite  der  s.  00  f.  formulierten  lautgesetze. 


124    ^^l^x  Solmsen,  Sigma  in  verbindang  mit  nasalen  nnd  liquiden. 

In  der  im  griech.  hysterogen  entstandenen  lantgrnppe 
ofjt  wnrde  das  a  tönend  gesprochen;  das  zeigen  die  Schrei- 
bangen  ffC/M,  C.u  (beispiele  bei  Blass  ausspr.*  76.  G.  Meyer* 
s.  224  f.).  In  einem  teile  des  kret.  hat  diese  ausspräche 
zum  rhotacismus  gefllhrt.  Als  beleg  haben  wir  nur  xogfiog 
auf  dem  vertrage  zwischen  Gortyn ,  Hierapytna  und  Priansos 
C*  41  {xoQfiovq  A  41.  K0Qixi6vx(ov  A  4),  auf  einer  von  Haus- 
souUier  biül.  de  corr.  hell.  9,  18  no.  3  hgg.  inschrift  von 
Gortyn  {xog/noi  ixoQjui'ov  im  ersten  teile  gegenüber  xhafimv 
im  zweiten  nach  Bticheler  rhein.  mus.  41,  310),  in  der  Hesych- 
glosse  xoQfiiJTai'  xoafirjrai.  Die  grosse  inschrift  von  Gortyn 
hat  noch  afi  {xoafxiovtoq  I,  51.  exoG/niov  V,  5),  ebenso  sämt- 
liche andere  kret.  inschriften.  Unter  ihnen  befindet  sich  keine 
weitere  aus  Gortyn,  wohl  aber  vertrage  von  Hierapytna  mit 
anderen  gemeinden  (z.  b.  C*  117,  wo  xoofiog  z.  2.  4.  5. 
C*  118,  wo  es  z.  2.  7.  16),  specieU  mit  Priansos  C*  119,  wo 
es  z.  1.  3.  30.  31  u.  ö.  Daraus  darf  man  vielleicht  den 
schluss  ziehen,  dass  der  tatsächliche  Übergang  von  of^  in 
g/n  eine  localeigentümlichkeit  von  Gortyn  gewesen  ist,  an 
der  die  anderen  kret.  städte  keinen  teil  gehabt  haben. 

(Fortsetzung  folgt.) 

Halle  a./S.,  27.  october  1886. 

Felix  Solmsen. 


Miscellen  zur  griechischen  grammatik. 

12.    Über  die  behandlung  von  a  in  Verbindung  mit 

Q,    X,    V,    fX. 

Die  behandlung  des  d  vor  (>,  X,  ^,  v  vollzieht  sich  naclL-- 
einfachem  gesetz:  die  besonders  bei  folgendem  fi  häufigen  fälle^^ 
hysterogen  wieder  eingeschlichener  Sibilanten  vorbehalten,  wird^- 
a  regelmässig  zu  z  d.  h.  im  Aolischen  tritt  doppelung  des  con^ — - 
sonanten,  in  den  übrigen  mundartcn  bei  q  doppelung,  sonslc> 
dehnung  des  vorausgehenden  vocals  ein: 

OQ:    Z.    b.    6QQS0V,    BQQVrjV,    ^QQOOq, 

öX:  iXvq  (Osthoff  ztschr.  23,  584)  «tUiy  u.  s.  w.  von  iavo>  ^ 
rxtjini?  (Fröhde  BB.  9,  119),  sicher  x^f^og  (Windisch  ztschr.  27, 
169).    Man   pfiegt   mit  letzterm  Homers  aiyvmoi  ya/i^f/tawxB^ 


Jakob  Wackernagel,  Miscelleo  zur  griechiacheu  grammatik.       125 

ayxvUxtnai  {n42S  =  x302),  attzhg  dyxvXoxt i'Xrig  (r  b58) 
zusamtnenzubringen.     Aber  bei  den  Griechen  ist  ;t£(loc  als  be- 
zeichnung  des  Schnabels  der  vögel  selir  selten ;  noch  schwerer 
fällt    ein    gvaniinatischcr   gegengrund    ins   gewicht.     Wol   leitet 
schon  Homer  aus  feniinina  auf  -ij  adjectiva  auf  -»Js  ab:    *re- 
(iaÄx«a  vi'xtjv,    wol    auch    eviivn  vi.ei;  'AiSoi    dm.     Dass  aber 
aus    neutra   auf  -05  gebildete   adjectiva  auf  -rfi  in  die  erste 
declinatioD    übergingen,    ist    bei   ihm    gänzlich   unerhört.     Ein 
Übergang  dieser  art  ist  sogar  im  Attischen  erst  seit  der  mitte 
des  vierten  Jahrhunderts  zu  constatieren ,  von  welcher  zeit  an 
fälle  wie  Navauciäov,   TiiioxpaTov  sich  auf  Inschriften  vorfinden 
(Meisterhans,  grammatik  der  attischen  inschriften  s.  5i')-    Die 
bekanten  accusative  auf  -?jv,  die  schon  im  fünften  Jahrhundert 
vorkommen  und  im  vierten  durchaus  überwiegen  (Meisterhana 
a.  a.  0.),  gehören  nicht  hierher,  sondern  beruhen  auf  der  all- 
gemeineren analogie  von  paroxytoniertem-  ag:  -üy,  -jjq:  ~ijv,  -tu;: 
-mv,  auch  von  -o;:  -ov,  -tg:  -iv,  --og:  -w.    Jener  Übergang  in 
die  erste  declination  setzt  den  zusammenfall  der  beiden  17  vor- 
aus, den  in  eine  frühere  zeit  als  das  vierte  jahrh.  zu  setzen 
«ir  wenigstens  für  das  attische  keinen  grund  haben,  —  Hier- 
nwh   setze    ich    bei    Homer    äyxvio/ijiui,    uyxvkoxijkrig   ixn^ 
.klaue").     Dafür  spricht  aufs  entschiedenste  die  Überlieferung, 
"ie  sie  in  alten  nachahmuiigen  vorliegt:   Batr.  2ii5  «j^uio/iji«* 
sJs  beiwort  der  krebse,  und,  besonders  beweiskräftig,  Ar.  Eq, 
'97.  2()4  ßvftaai'erog  uyxvXox^krjg ,  WO  zwar  die  handschriften 
"•sist  'X^i'Xijg  gehen,   aber  -/^^S  "icht   nur  durch  die  schollen 
'^fzeugt,  sondern  durch  vers  2ü4  f  1/  ä'   üyiivloxtii.i]i;  iai 
~~   «üiö  nov  kiyn,    oti  dyxvKait;    Tuf;    /tgaiv    aQTiül^fov   ifs^fi 
S^fordert  wird.  Das  früheste  ausdrückliche  zeugnts  für  homerisch 
"J(*'lij;  mit  fi  giebt  das  lexikon  des  Apollonius.    Aber  es  drang 
"ie  ganz  durch,  wie  die  Varianten  zu  /  302  zeigen.  —    D 
"lurch  meine  Schreibung  eine  tautologie  mit  dem  n  428  daneben 
stehenden  ya/tti/wwxfg  erwachse,  leugne  ich,  weil  y.  ursprüng- 
•ich  nicht  „krummkrallig "  geheissen  haben  kann,  vielmehr  yaft- 
Vi;  .krumm"    (zuerst   bei  Aristoteles)   aus  jenem  abstrahiert 
^eint.     Ich  denke  an  Zusammenhang  mit  yafi(pri\^. 

Das  wort  für  „tausend"  lautet  correct  äol.  /Jkliot,  dor. 
i^'j^'i')',  ion.  /fr^ioi.  Das  viel  besprochene  i  des  attischen  /j'i.io 
Erkläre  ich  so.  Für  die  Vervielfachung  der  tausendzahl  diente 
«u»er  ;(ilioi  mit  vorgesetztem  adverb  {V  221)  auch  eine  bahu- 


126  Jakob  Wackernagel, 

vrlhibildung :  hom.  hvsa/jXoi,  Sexaxi^oi,  die  sich  zu  sah&sram 
genau  so  verhält,  wie  ducenti  zu  snarhv.  Der  accent  auf  der 
ersten  silbe  bewirkte  reduction  von  -ea-  zu  a  mit  stimmton: 
-*;feTXoft  zu  -xtkoi,  wie  ^aXig  ZU  tXvq  (Osthoff  ztschr.  23,  584).  Ähn- 
lichen Ursprungs  ist  das  i  von  axtSvrj^ty  mxvri^i,  aus  denen  es 

auf  xiQVrif.u  (st.  *xQaV7jiiii   oder   *xa()Vi7/it)    und    auf  niXvafiai  (st. 

*nXavfxjnaL)  Übergegangen  ist.  Ferner  in  m'avQsq  mit  a  aus  dem 
starken  stamm  für  ^nxvQsg,  während  in  äol.  niaavQBq  boü  dem 
starken,  n  und  v  dem  schwachen  stamme  angehört.  —  Aus 
^X^^^^  drang  hernach  l  auch  in  /e/Xiot  ein  [vgl.  Spitzer,  Ark. 
Dial.  s.  16  n.] 

(Tv:  0Q€iv6g  u.  ähnl.  (äol.  -tvvo^,  dor.  -rjvog);   t^tovtj;  ^vog; 
hom.    eivvfii;    Hes.    t^sivv/usv;     xagtjv(Opy    xuQfjva ,    -xotQrjvog   (ZU 

beurteilen  wie  viow/tivog),  x^aviov,  fjfju'xQavov ,  xQtp^Tj,  dessen  rj 
ionischen  Ursprung  erweist  (neben  Kgawdv)  vgl.  auch  Brugmann 
Mü.  2,  173  f.  Dass,  wo  im  attischen  für  av  w  erscheint,  dies 
auf  jüngerm  Sprachvorgang  beruht,  zeigt  dei^selbe  ztschr.  27, 
592.  Zu  der  dort  gegebenen  besprechung  der  auf  -wfjaog  aus- 
lautenden composita  wäre   etwa  nachzutragen,   dass  in  CIA.  I. 

jiXa)n€x6vvfj(rog ,  UsXonopvfjGog,  TlQOxovv^aog  mit  vv  geschrieben 
wird,  XsQQovTjaog  aber  mit  v. 

öjfi:  ijuiLii  'Bifxi  -}]/Lii\  hom.   ei/ntv ;  fs/n/na  — /sVfia  —  f^l^tx, 
fstfitti;  /Qt'jUjua   —    / Ol  Litt ;    ifUfQog;   fjfiBV ;   7/uat,    fj/bisd-a  ;   ^dof^a. 

Saussure  s.  118  anm.  combinicrt  Hes.  Te/aiuar  rstvei  (nach  ihm 
zu  lesen  nvi)  mit  av.  cahmaL  Hierzu  die  I.  plur.  plusquampf., 
was  man  gemeiniglich  übersieht.  Wenn,  wie  jetzt  die  herr- 
schende meinung  zu  sein  scheint,  altattisch  einst  das  plus- 
quampf. die  endungen  -17,  -fjG{&a),  -ft(v),  -e/nsv,  -ire,  -soav 
hatte,  begreift  man  nicht,  wie  ei  herrschender  vocal  des  tempus 
werden  konnte;  warum  sollte  das  si  der  dritten  sing,  über 
das  rj  der  beiden  ersten  und  über  das  s  des  plurals  ein  über- 
gewicht gehabt  haben?  Und  wenn  das  ei  von  der  dritten  sing, 
ausging,  warum  blieb  gerade  die  nächststehende  form,  die  dritte 
plur.,  von  ei  am  längsten  unberührt?  Zu  rjdri  wie  zu  fiSsaay 
müssen  wir  als  I.  II.  plur.  *fideo^6v  —  fidei/uev,  *fidsaT€  postulieren. 
Letzteres,  zu  isol.ert  um  sich  zu  halten,  assimilierte  sich  das 
eine  mal  an  tjdeaav  und  wurde  zu  fiSsre  (Eur.  Bacch.  1345),  das 
andere  mal  an  tjdei/Liev  und  wurde  zu  fjösiTe.  So  wird  nun  auch 
die  1.  sing.  ffSeiv,  wie  sicher  bereits  Isocrates  schrieb  (Bruno 
Keil,    AnalectÄ  Isocratea  s.    123),    und   weiterhin  die  2.   sing. 


Miscellen  zur  griechischen  grammatik.  127 

^deig  verständlich.  Im  dorischen  haben  -saav,  -ere  auch  ein 
-e/Lieg  erzeugt  (Ar.  Lys.  1098  insnop&s/usg);  ein  analoges  atti- 
sches '€fi€v  mit  Elmsley  aufzustellen  liegt  kein  grund  vor.  Man 
beachte  dor.  ixexQarrjQixfjM^ ,  Hes.  i^idtj/uev ,  sowie  auch  die 
herakleotischen  Infinitive  auf  -if/^cv  (aus  -ezmen). 

Weniger  einheitlich  ist  die  bchandlung  des  a,  wenn  es  in 
der  lautgruppe  die  zweite  stelle  einnimmt.  KoQarj,  riXaov, 
viaoftai  zeigen,  dass  hier  in  manchen  fällen  a  sich  hielt.  Anderer- 
seits erweisen  i'tp&siQa,  ^yynXa,  heiva,  dass  auch  bei  derartiger 
Verbindung  des  a  diejenigen  lauterscheinungen  eintreten  können, 
welche  wir  bei  vorangehendem  a  beobachten.  Es  gilt  für  diesen 
Wechsel  das  gesetz  zu  finden.    Ich  beginne  mit  (fO. 

1.  oQQog  aus  *oQaog,  dessen  ton  nach  ausweis  des  germa- 
nischen aus  der  grundsprache  stammt,  hat  neben  sich  ovqu. 
Da  es  niemandem  beifallen  wird,  etwa  den  laut  Wechsel  zwischen 
0  und  ä  in  der  endung  für  das  schwanken  in  der  behandlung 
des  or  verantwortlich  machen  zu  wollen,  bleibt  nur  übrig  den 
accent  als  Ursache  zu  bezeichnen.  Wie  im  germanischen  silben- 
schliessendes  s  tonlos  bleibt,  wenn  der  accent  auf  dem  voraus- 
gehenden vocal  ruht,  sonst  aber  tönend  wird,  so  wurde  im 
griechischen,  während  orsos  blieb,  orsä  zu  orzä:  offenbar  beruht 
ovQa  auf  letzterem  und  muss  folglich  äol.  *oQQa,  dor.  *ciQd 
gelautet  haben.  Leider  fehlen  uns  hier  Zeugnisse.  Was  man 
mit  miles.  (OQij  anfangen  soll,  weiss  ich  nicht.  Übrigens  wird 
das  OD  von  neuion.  mv  aus  fidSv  stammen. 

Längst  hat  man  ovQiaxog  als  deminutiv  zu  ogaog  erkannt. 
Glänzend  bestätigt  sich  daran  die  regel:  mit  hinausschiebung 
des  accents  hinter  q  läuft  der  Übergang  von  oqo  in  ovq 
parallel.  Dagegen  dass  oQQonvyiov  (so  z.  b.  CIA.  2,  742  B  6, 
eine  den  letzten  Jahrzehnten  des  4.  Jahrhunderts  angehörige 
inschrift)  bei  Aristoteles  ovQont^iov  lautet,  ist  aus  angleichung 
an  ovQa  zu  erklären.  Eine  andere  Umbildung  ist  og&oniyiov, 
von  Ammonius  und  Möris  als  vulgärform  bezeugt.  Der  um- 
stand, dass  die  gelehrten  oQQog  erklären  müssen  und  über 
dessen  eigentliche  bedeutung  streiten,  zeigt,  dass  das  wort  in 
späterer  zeit  nicht  mehr  lebendig  war.  Daher  musste  sich 
oQQonvyiov  anderswo  anlehnen.  Bei  Aelian  kommt  ovQu/og 
„halmspitze"  vor. 

2.  agarjv,    sQOfjv  (skr.   fsan)  —   EiQa<pi(oTtjg  äol.  ^Eqqw 


128  Jakob  Wackernagel, 

(peooTfjg  (nach  Sonne  ztschr.  10,  103  mit  skr.  fsabha  zusammen- 
gehörig). 

3.  xoQüt]  —  xovQeig  (Brugmann  stud.  4,  116),  xagia' 
axga  Hes.  (Curtius  stud.  1,  248  f.),  xovQi^i  „am  schöpfe". 

Für  die  erste  Zusammenstellung  kommt  ausser  Hesychs 
zweifelhaftem  xoQaevg'  xovgsvg  in  betracht  das  wort  xogatoTi^Qf 
das  Pollux  2,  32  und  EM.  530,  50  als  synonymum  von  xov^ev; 
anführen;  ferner  xoQacarsvg,  das  Charon  v.  Lamps.  fr.  9  (Ath. 

12,  520  £)  aufweist;  xoQocoTiiQiov  Charon  a.  a.  o.  und  Hes. 
anoxoQamoafjLsvaig  und  xoqoovv  bei  Hesych;  endlich   was  Ath. 

13,  565  A  aus  Chrysipp  anführt,  dass  der  erste,  der  in  Athen 
rasiert  wurde,  den  zunamen  xogar^g  erhielt.  Alle  diese  Wörter 
beruhen  auf  einer  bedeutung,  die  xoqoii  gar  nicht  selten  hat. 
Aesch.  Choeph.  282  und  in  der  Hypsipyle  braucht  xogaai  im 
sinn  von  r^i/Bg  und  hat  in   den  KriQvxsg  den  ausdruck  ttv^kto- 

xogaov  (d.  i.  nvQQOXBq)a'kov   oder   5av^oT()i/og)    "kiovxog.      Empc- 
dokles  V.  27   Karst.   ^BlayxoQoog   S'  ^Aoaq>sttt.     Vgl.   auch  die 
adjective  xoQaouSrjg  „haarähnlich"   (Plin.  37,   153),  xogaoetg  s. 
xoQo^eig    „behaart"    (Orph.    Lith.   492).    —   Allerdings   xovqo, 
meist  nomen  actionis,  nur  Aesch.  Choeph.  226  „haarlocke"  be- 
deutend,  will  in  diese  zusammenhänge  nicht  hineinpassen,  und 
doch  kann  es  seiner  form   wegen  wiederum  nicht  das  sein,  was 
die  bedeutung  erwarten  lässt,    eine   ableitung  von  xsiqoo.    Ich 
glaube,  ein   normal   gebildetes  *xoqu  glich  sich  an  xovQsvg  unA 
dessen  verwandte  zu  irgend  einer  zeit  an,  sei  es  zu  der,  da  es 
noch  korzeüs  oder  zu  der,   wo  es  schon  xovQsvg  hiess.     Docli 
ist  behutsamkeit  am  platze;  denn  z.  b.  KOYPON  CIA.  2,  841, 
6  (mit  unsicherem  accent,  obwohl  die  herausgeber  properispome- 
nieren),   worin  Dittenberger  Sylloge  n®  391,   anm.  5,  eine  aus 
x€tQHv  abgeleitete   bezeichnung   für    „lignum   sectum"    erkennt, 
sollte  auch  berücksichtigung  finden.    Sind  am  ende  xovQsvg  und 
xovQu  auf  eine  wurzel  xega  zurückzuführen? 

xovgi^  {x   188    Tio  6*   uq'    inat'^avS'*   eXsjfjv   eQvaav   xi  fiif 

tiaoo  X.)  hat  Aristarch  bereits  richtig  gedeutet  („t^^  ^^o^^g  inda- 
ßojusvoi'')^  während  Krates  das  wort  thöricht  mit  veavixwg  tiber- 
setzte. Den  Zusammenhang  mit  xoQOfj  hebt  EM.  533,  58  her- 
vor. Wir  haben  uns  wol  aus  xoQori  ein  *xovQtg  abgeleitet  zu 
denken  (vgl.  innovQig),  davon  xovqi-I,  wie  Xa^,  nv%. 

Dass  in  xoQodfa  u.  s.  w. ,  sowie  in  xooaeat  (vfjaog  rijg 
^Icoviag  xar    avrixgv   lujuov)  oa  blieb,   bedarf  der   erklärung 


Miscelien  zur  griecbischen  grammalik. 


129 


■Bs^TJud  xopoiV  jiuy*)  (Hes.)  ist  offenbar  ein  spätes  Bclierz- 
Rbilde.  Dagegen  xö^aig  „köpf  (im  Thesaurus  fehlend)  mag 
Ut  sein:  Apollodor  und  Apion  im  EL  Gud.  338,  '2b.  349,  12. 
l  4.  fi^ni}  —-  jovfjioi,  worin  ein  dem  ov  vorausgehendes 
lau  durch  das  augment  erwiesen  wird,  aus  *vorseö  ig.  vorsejö 
innen  regen  nuichen"  anständiger  als  öf^ixtlv,  das  schon  von 
■er  grundaprache  her  „harnen"  hiess,  und  daher  dieses  ver- 
Brängend.  Dass  das  Substantiv  oioay  eine  rückbildung  aus  dem 
kerbum  ist,  ersieht  man  nunmehr  aus  den  lautverhältnissen  und 
m  auch  der  sache  nach  verständlich.  Lateinisch  arlna  wurzelt 
ID  einer  enttehnuug;  das  fremd  wort  hat  den  wert  eines  euphe- 
atjsmus;  vgl.  pisseri.  Man  verzeihe,  dass  ich  unmittelbar  da- 
neben ovQavöi  nenne.  Könnte  es  nicht,  wie  x^iäavög  von 
^liiJij  stammt,  aus  einem  temininum  vorzä  „regen"  stammen? 
ähulicli  Bopp,  vgl.  gr.  IIP,  453  anm.  und  Ploix,  Mem.  Soc. 
Uiig.  4,  416.  Dass  das  anlautende  ov-  unechter  diphthong  ist, 
«vssen  wir  aus  dor.  ujiavo;,  äot.  copaco;.  Für  letzteres  erwartet 
man  igoufni;.  Ist  mpavog  richtig  überliefert  und  echt  dialek- 
tisch, so  beruht  &)-  auf  oo  oder  ot  und  fällt  das  hier  vor- 
getragene dahin. 

5.  Sigmatischer  aorist.  Die  allgemeine  regel  geht  hier 
dlWn,  o  in  s*  zu  wandeln.  Ganz  natürlich,  da  zwar  in  ein- 
DlbigeQ  Stämmen  der  accent  häufig  auf  die  mit  pn  schliessende 
tUbe  fällt,  aber  doch  gerade  die  meist  gebrauchten  formen ,  die 
^ängulars  indicativi,  das  augment  betonen.  Daher  bei  Homer 
f'fpo  Ttitpa  (nebst  äfuifi'^avxig  B  426),  sowie  /ijeuro  (nur  S 
2T0;  Nanck  schlägt  ijVaro  vor).  Sonst  hat  Homer  den  reflex 
''Od  r/  nur  bei  zweisilbigem  verbalstamm,  wo  die  entscheidenden  ' 
fifloen  auch  ohne  augment  pioparoxytoniert  sind:  iy^^uTo, 
W'^lpf,  xä^pf,  /tfyt]Q(,  rfx/iijpuTO;  äeipav  nebst  awaeiQtTiti, 
ffwfo,  ifttfgaiio;  oixTi'puTe;  odvQiiftfvoq. 

Bekantlich  6nden  sich  bei  Homer  abweichungen  von  der 
KgeJ.  Ausnahmslos  bleibt  a  bei  ö^wf^t :  (B7i)mQaa,  copfft(v),  opdjj, 
ift«Hiv,  ignaftfV,  öpofjrt,  (dji}v^aeiuv,  o^aag,  opaaaa,  n^aaoKf: 
das  ist  eine  glän^iende  bestätigung  unseres  geseti^es;  weil  in 
diesem  verbum  augment  und  wuriielvocal  zusammenfiel,  gab  es 
(ausser  ein  paar  imperativ-  und  participialformeu,  deren  übrigens 
keine  belegt  ist)  bloss  bildungen  mit  dem  ton  auf  der  wuvzel- 
tilbe;  daher  po.     Äol,   nwö^oaKf«   zeigt  anbequemung   an  die 


130  Jakob  Wackernagel, 

vulgäre  aoristbildung.  —  Dazu  kommen  bei  diesem  verbum  die 
ebenfalls  gesetzmässigen  imperativformen  oqoo,  oqobo. 

Ganz   analog  ist   der  fall  von   aQaQtaxoo:  man   vergleiche 

in^Qaev,  iv  ,  .  ,  ägas,   agaov,   agGug,    ägoaVTsg  mit  aciQfV,  a«- 
Qav  U,  S.  W. 

Dagegen  ist  in  dem  dritten  verbum,  das  in  den  drei  be- 
legen seines  aorists  qo  durchführt,  xvqoo  mit  den  formen  ivixvQOi 
N  145,  avyxvQcstav  V  435 ,  xvQoag  V  428  der  grund,  warum 
die  r5-fonnen  über  die  r^'-formen  siegten,  nicht  mehr  wahrnehm- 
bar. —  Hiezu  der  conjunctiv  (pv^aco  a  21,  neben  welchem 
andere  aoristformen  nicht  belegt  sind. 

Der  einzige  aorist  mit  beiderlei  formen  ist  der  von  KBiqm. 
Hier  scheint  das  activ  rs,  das  medium  rz  zu  haben:   xigoB  und 

exBQoe  je  zweimal,  dazu  insxsQoe,  xi^oavTsg,  Siaxigaai ;  im  med. 
anBXBiQUTO,  xeigaad'ai  und  als  Variante  xeiQavjo;  bleibt  nur 
xaxixBiQav  ip  356.  Die  verschiedene  behandlung  des  activs  und 
des  mediums  lässt  sich  wol  begreifen ;  im  activ  hat  in  der  hälfte 
der  augmentierten  und  in  allen  augmentlosen  formen  die  wurzd- 
silbe  den  ton,  ebenso  im  conjunctiv,  im  optativ  (ausser  der  III. 
dualis) ,  im   halben  imperativ ,   im   particip.     Damit  vergleicbe 

{i)x€iQaiLifjv,  {ß)xBiQUfiB&ay  XBiQüifÄBd'a,  XBiQa/fifjv,  XBiQafABVoq.    Doch 

will  ich  hierauf  nicht  zu  grosses  gewicht  legen. 

Ausser  betracbt  fällt  dnoBQaB,  dnoBQtrfi,  dnod^aBiB ,  da  die 
ursprüngliche  lautgestalt  der  wurzel  unbekant  ist. 

Die  späteren  haben  dann  natürlich  mit  diesem  homerischen 
rs  als  mit  einer  epischen   licenz  gewirtschaftet.    Alle  beispiele 
von  rs  in  den  obon  angeführten    aoristen,  welche  die  dichter- 
sprache  liefert,   sind   für  uns  belanglos.     Die  prosa  bietet  nur 
BxvQauy  und  auch  dies  nur  Herodot  (3,   77,   z.  6:  hixvQaa^; 
4,  125,  z.  2:   bvbxvqobv)  und  die  archaisierenden  historiker  der 
kaiserzeit.    Wichtiger  wären  belege  von  verben,  die  bei  Homer 
gar   nicht   oder    nicht  mit  einem   ()(y-aorist  vorkommen.    Aber 
sicher  voralexandrinisch  sind  nur  &vfiov  dsgatj  (N.  vovv  dnafä^og) 
Pany.  fr.  13,   13  K. ;   SiBQatjy  StsQuai,  SiBQoag  bei  Hippokrated 
TiBQi  aQ&Qcov    4,   107.    108.'   296.  300  Li.  von  iiBigco.     Daz* 
kommt  Lykophrons  (pd^BQoavrBg  (v.  1003),  dem  homerischen  fnt- 
Siaqf^iQOBL  nachgeformt;  Hes.  i'fBQOBv'  ixvtjaBv  (wol  ein  atexaa^ 
drinisches    wagnis,    nach    6iaq>&iQaBL);    EM.  175,    39  (poQoa^" 

6.    Futurum.    Durch  die  ausbreitung   des   futurums  am^ 


Miacellen  zur  friechi scheu  grammatik. 


131 


•dal  über  alle  liquida  fehlen  hier  der  spätem  spräche  anlasse 
loir  Verbindung  von  g  mit,  o.  Doch  bietet  Homer,  der  jene  aus- 
breitung  ausser  in  xfQeeiv  f  14fi  nur  bei  verben  mit  i  {üyytUtov) 
Bnd  y  (d/itpavefiy,  linoTturrTareovaiv,  evipiiayeto,  fiBfdio,  irrj/tavioj) 
kenat,  einige  belege  der  alten  bildutigsweise,  wo  <t  unmittelbar 
die  Wurzel  trat.  Bei  dieser  muste  in  allen  formen  activi 
klod  medii,  ausser  der  I.  plur,,  einigen  optativformen  und  dem 
particip  des  mediums,  der  ton  auf  den  vocal  unmittelbar  vor  p 
fallen.  Unser  gesell  fordert  deshalb  qo.  Genau  so  ist  der 
tatbestand :  Ataif3if>au  JV  025,  oQaovaa  (J)  335,  Septiö/*«"); 
aas  »epaoftat  t  507.  Vgl.  noch  ttvQaovreq  bei  Demokrit  und 
»c^vpoccrdat  bei  Pindar. 

7,  rs  ohne  rz  in  verwandten    formen    findet    sich 
bei  Homer  in  ää^ao^  (aus  'de^aog)  und  seiner  sippe;  hefimto, 

UQa»vio,  tegnttai,  xi^arivt  (wonach  dann  auch  nQaijvai,  Ttp- 
»iiUfVttt),  Hes.  yÜQoava'  fp^vyava.  K^^Ttg  (Lobeck  prOJI.  175,  3. 
Ell.  1,  494:  xä^oaya);  /Je'">i-  ^^^  ''c  Spätem  litteratur 
lassen  sich  beifügen :  «pffi/os  (gewöhnlich  ap^t/oi) ;  äQoea- 
Uiimvfi  (Hes.),  wenn  es  nicht  von  Hfidai  kommt;  dvpooi;;  /ti^- 
t»!?;  jvpaii,  Tt'^aog  (Hes.)?;  (pägtioQ;  0ÜQaaXoi;?  Ob  nögaco, 
'ifaim/,  tti^ataia  noch  genannt  werden  darf,  weiss  ich  nicht. 

8.  rs  ohne  rs  in  verwandten  formen  ist,  weil  p/  und  pj 
1. 1.  ähnliche  Wirkungen  hinterlassen  wie  r^,  nicht  immer  leicht 
™  erkennen.  Vielleicht  kann  man  nennen:  ijmiffog  äol.  üneppo; 
äor,  anijpo;;  »«pä  dor.  aiypn;  littpaiivg??.  Auf  xnQvi^og  dor. 
"leihi  ist  wol  nichts  zu  geben,  da  ersteres  sich  nur  Ar.  Av. 
2M  f.  findet  und  hier  eine  komische  Verdrehung  sein  könnte, 
"lit  welcher  anklang  an  xf/pw  bezweckt  würde. 

Bei  der  beurteilung  der  flexion  von  /«/?  ist  davon  aus- 
'igehen,  dass  bei  Homer  offenkundig  (um  vom  nom.  sg.  ab- 
'iiHcben)  xfio-  denjenigen  casus,  ableitungen  (und  composita) 
%n  ist,  deren  suftix  (resp.  zweites  glied)  vocalisch  anlautet, 
^  dagegen  x^P'  roit  consonan  tischen!  anlaut  der  betr.  wort- 
file  zusammengeht.  Also  /ffpa,  x^H'^i  "■  s.  w.,  /n'(jErfai, 
X^t'ot;  exat Q-yyiiqo!;,  rwo/e('pioi,  /fip/;;  dagegen  /tpif';  x^?~ 
Wi»,  ;i[(p»'/jr(f,  jfiptiti/,  j^i^vißov,  jjspvfV« *'!'»■  (iegen  dieses 
?Kelz  sündigen  unter  mehreren  hundert  belegstellen  bloss  drei: 

^m  h  x'9'  ^ifi'o.  Y  182  o-  xfe'  *<?"".  ß  101  ^  x^e^ 

^»r,  welche  unter  sich  nicht  bloss  durdi  die  gemeinsamkeit 
*iia  Präposition    und    verbum,    sondern    auch    dadurch    ähnlich 


132  Jakob  Wackernagel, 

und  verwandt  sind,  dass  die  angeführten  worte  überall  am  vers- 
schluss  stehen.  Wer  nun  erwägt,  dass  ausser  in  dieser  phrase 
überall  gesetzmässig  /ctp«'  gebraucht  wird  (laut  Seber  an  83 
stellen),  wird  zum  schluss  kommen,  dass  irgend  ein  dieser  phrase 
speciell  eigentümlicher  einfluss  trübend  gewirkt  hat,  ausgehend  von 
einer  andern  ähnlichen  phrase,  worin  eine  form  mit  ursprüng- 
lichem €  d.  h.,  da  €  sich  nur  im  dat.  plur.  findet,  mit  x^9^^ 
vorkam.  Eine  solche  phrase  liegt  vor,  und  zwar  ebenfalls  im 
versausgang:  Z  482  =  <Z>  82  iv  x^Q^^^  edyixsv  (vgl.  h  x^Qoi 
vi^Bi  im  versinnem  A  AA\.  446.  V  624.  797  u.  s.  w.).  Wir 
können  also  mit  voller  Sicherheit  sagen,  dass  in  dem  einzigen 
fall,  wo  Homer  x^Q  vor  vocalischer  endang  bietet,  dieses  unter 
dem  directen  einfluss  von  x^Q^'^'  geschehen  ist. 

Wie  nun  die  folgezeit?  Im  ganzen  bleibt  der  homerische 
gebrauch.  So  in  den  hymnen,  wo  x^Q^'  8*^  n\(M,  vorkommt, 
dafür  freilich  x^Q^>  ^^^^  ^^^  einmal  und  zwar  gerade  in  der 
phrase,  in  welcher  Homer  /«(»i'  hat:  in  dem  verhältnismässig 
jungen  Panhymnus  schliesst  v.  40  mit  sq  x^9^  d^ijxsv.  So  bei 
Hesiod,  dessen  einziges  beispiel  von  unregelmässigem  x^9'  ^^^ 
0  595  =  747  vorliegende  verausgang  axa/nuTtjai  /f()f(7ort  liefert; 
dass  x^Q^*'  ^^^  ^^^  andern  formen  des  dat.  plur.  das  muster 
abgegeben  hat,  darf  nicht  verwundern.  Doch  hat  Hesiod  sechs- 
mal /£/()£(T(ji  ,•  x^9^'  ^st  ihm  ganz  fremd.  Die  fragmente  der 
übrigen  altern  epiker  bieten  in  vereinzelten  beispielen  /fr^o, 
X^tQaqy  ;f«'()f(7(ji,  x^^Q^^  y  nichts  von  der  norm  abweichendes. 
Im  ganzen  ebenso  die  altern  lyriker.  Man  liest  bei  ihnen  ;t^i^^, 
XHQi  (Tyrt.  11,  25.  Archiloch.  fr.  93),  (Alcm.  fr.  ^2  xnQk), 
X^^Q^'^y  X^^Q^^  ^^^5  worauf  besonders  aufmerksam  zu  machen 
ist,  x^^Q^''^  (Sol.  13,  50.  62).  Dazu  x^^9^X^^^^>  ^Qox^^^oq, 
inLxsiQsco, 

Eine  wesentliche  Umgestaltung  des  gebrauchs  tritt  bei  Si- 
monides und  Pindar  und  weiterhin  bei  den  tragikem  ein.  In 
den  dem  erstgenannten  sicher  zugehörigen  fragmenten  haben 
wir  je  einmal  einerseits  x^'^9^^  ^^^  X^t^Q^v»  andererseits  x^Q^ 
Das  fügt  sich  gut  in  den  reicher  belegbaren  gebrauch  des 
Pindar  ein.  Hier  finden  wir  das  normale  x^^Q'  ™  ganzen  fest- 
gehalten im  plural,  wo  x^^Q^^  einmal,  x^'^9^^  ^^^  x^*9^  J^ 
7  mal  vorkommen  und^nur  Ol.  2,  74  x^9^^  oder  vielleicht 
X^9^Q  aufweist.  Hingegen  ist  x^9'  herrschend  geworden  in  dal 
sing.  (7  mal  x^9h  1  nial  X^^9h  fr.  169,  4  schwankend  überliefert) 


Miscellen  zur  griechischen  grammatik.  133 

und  du.  (Ol.  13,  95  x^Q^'^^  einziger  beleg).  Was  also  bei  Homer 
schwach  begonnen  hat,  die  ausbreitung  von  x^Q'  ^^  ^^^  ^^^i^ 
pluralis  auf  den  dat.  sing.,  ist  fast  völlig  durchgedrungen. 
Weiter  aber  hat  x^Q'  ^^ch  den  gen.  und  acc.  des  Singular  an- 
gesteckt:  5  mal  (mit   einschluss   der   composita  7  mal)  x^^Q^» 

4  mal  x^Q^ ;  5  ^^^  X^^9^^>  3  mal  x^Q^^*  ~~  ^^^  ^^^^^  *^f  "^^^^ 
findet  sich  nur  in  der  form  /6/'(»€<t<ti  (2  mal). 

Aeschylus  und  Sophokles  setzen  Pindars  weise  so  fort,  dass 
X€^'  im  gen.  dat.  dualis  durchaus  herrscht  (36  x^9^^^>  2  ;fft- 
Qoty)  und  im  genetiv  sing,  und  plur.  stark  überwiegt,  nur  in 
den  beiden  accusativen  seltener  ist  als  x^^Q'i  ^  dringt  auch  in 
den  nom.  plur.  {/j^q^q  2  mal,  x^Q^i  3 — 4  mal),  nur  nicht  in 
den  des  dual.  Doch  findet  sich  auch  /j'^Q^  ^^^  einmal,  bei 
Aeschylus.  Was  den  dativ  sing,  betrifft,  so  sind  bei  Aeschylus 
Xsi^Qi  und  x^9^'  gleich  stark  vertreten;  bei  Sophokles  überwiegt 
xsgi-  Man  sieht,  x^9'  ^^^  unbedingt  zulässige  nebenform  von 
xeiQ'  geworden.  Dass  sich  der  accusativ  etwas  mehr  dagegen 
sträubt,  als  der  genetiv,  erklärt  sich  daraus,  dass  dieser  dem 
dativ  näher  steht.  Ausserhalb  der  flexion  ist  x^^Q'  bewahrt, 
ausser  in  x^Q^f^^^'i^  (Aesch.),  x^Q^^^^^^^^  (Soph.). 

Die  gewöhnliche  Atthis  ist  mit  x^Q'  sparsamer.  Im  Singular 
kennt  die  komödie  nur  x^'^Q'y  ^^^^  ^r-  ^^'  11^2  ix  ywai- 
xfiag  x^Q^^  gehört  einem  vers  mit  tragischem  ausdruck  und 
rhythmus  an,  der  Euripides  in  den  mund  gelegt  ist.  Dazu 
kommt  CIA.  2,  744  B  10  XEIfPI].  Im  dual  stäts  x^^Q^;  im 
gen.-dat.  das  von  Chörobosk.  zu  Theodos.  s.  346  und  danach 
von  den  landläufigen  grammatiken  als  normal  bezeichnete  x^Q^*^^ 
sicher  bel^  nur  in  lyrischen  maassen:  Ar.  Ran.  1348.  1366, 
Autokrates  (fr.  com.  Kock  1,  s.  806)  v.  4;  x^^9^^^  ^^  anapäst 
Ar.  Eq.  826;  x^Q^*^^  dem  überlieferten  ;f«(>(7iV  näher,  aber  x^^- 
Qotv  metrisch  möglich  Phryn.  fr.  36  K.  (trimeter).  Dazu  CIA. 
2,  742  A  14  (aus  den  letzten  Jahrzehnten  des  4.  Jahrhunderts) 
deutlich  XEIPOIN.  Man  erinnere  sich,  dass  auch  Selon  die 
letztere  form  zweimal  gebraucht.  Im  plural  gilt  x^^Q^^y  X^^Q^<^> 
X^igäv.  Doch  hat  Ar.  xh^<^  ausser  in  den  beiden  die  tragödie 
parodierenden  versen  Thesm.  912.  914  auch  noch  in  dem  ge- 
wöhnlichen trimeter  Vesp.  1193.  —  In  ableitung  und  Zusammen- 
setzung begegnet  vor  vocalen  durchweg  /6t()-,-  lehrreich  ist  Eu- 
polis  zweimahges  x^^QovinxQov  (daneben  x^Q^^^^'^9^^  ^^^  ^^ 
unsichrer  Überlieferung)  gegenüber  x^Q^^y^-    Inschriftlich  X£I- 


134  Jakob  Wackernagel, 

POTON-  CIA.  1,  40,  5.  29  (424/3  a.  Chr.).    1,  85,  5  (5.  jh.). 
Es  verlohnt  sich  nicht,  die  Statistik  weiter  hinabzufahren, 
•    wol   aber   festzustellen,  warum  der  Wechsel  zwischen  /w^-  und 
X€Q',  wenn   wir  auf  ihr  ursprüngliches  Verhältnis  zurttckgehen, 
sich  durch  den  folgenden  laut,  vocal  oder  consonant,  bedingt 
zeigt.    Dabei  ist  festzuhalten,   dass  x^^Q'  unechten  diphthong 
hat  (auf  Vasen  EYXEP02;   CIA.   1,   61,   33  XE[P]0[N];  2, 
689,  7  XEPO  [vLjtTQov];  euböisch   TETEPEI  XEPI  IGA.  370) 
und  äol.  durch  x^QQ'y  dorisch,  arkadisch  und  delphisch  durch 
XrjQ'  reflectiert  wird.    Eine  grundform  xW   ist   schon   darum 
unwahrscheinlich,  weil  -egj-  sonst  nur  unter  dem  accent  in  d«i 
einzelnen  dialekten  so  wiedergegeben   zu    werden  scheint;   un- 
möglich ist  eine  solche,  weil  x^QJ  ^or  consonanten  sich  als  x^Q'' 
zeigen  müsste,  nicht  als  x^Q-   Bleibt  die  rückführung  auf  x^Q^i 
hier  stimmt  alles.    Lautgesetzlich  giebt  x^9^'^^  *X^9^og,  x^9^' 
ai  x^Q^h  x^Q^''^*'^  /^(jj'ii//.    Die  formen  x^^'q>  X^^Q^>  X^'^Q^f  X^^' 
Q^^i  X^'^Q^^  haben  ihr  x^^Q-  ^^s  den  casus  mit  betonter  endung. 
Wir  dürfen  aber  kaum   sagen,   dass  sie  für  x^Q^  (Timokreon 
fr.  9  xh^   ano)^  *X^9^^  ^-  s.  w.  Stehen.    Der   starke   stamm 
kann  wol  nicht  anders  als  x^Q^^-  gelautet  haben.    Dessen  Ver- 
hältnis zu  övqxBQrjq  und  zu  ved.  hards   „griff"   bleibt  noch  zu 
bestimmen.   Die  möglickeit,  dass  das  griechische  wort  erst  durch 
annähme  der  bedeutung  „band"   aus  einem  neutrum   zu   einem 
femininum  geworden  sei,  scheint  mir  nicht  ausgeschlossen. 

9.  Regelwidriges  Qa{QQ)  findet  sich  mßoQaov  aravQov. 
^HUtoi;  xüQGov'  xoQiuov  Hes. ,  vgl.  E.  M.  540,  14  xgoaaovg' 
oiovBi  xoQoovg  rivag  ovrag;  o^aot'  twi»  dgvojv  ol  saxctTOt  yBVo- 
fiBVoi    (Nauck    ogaui)\    oqüo-    in    naXivoQaog    (Hom.),     oQaoTTjg 

Kritias  'Ofiih'ai  bei  Hdn.  tt.  fi,  l.  40,  14),  oQao&vQrj?  (Hom.), 
wenn  dieses  oqgo-  richtig  mit  skr.  fsvä  zusammengestellt  worden 
ist,  vgl.  noch  Äsch.  oQaoXonstruL,  sowie  oQaoSaxvrj  „(erdfloh?)"; 

negasig;  Hegascpov}],  Oegadcpaaaa,  OeQQ^cparra;  noQüvvoD, 
noQaaivo}  bei  Homer  in  noQOvviovoa  F411,    noQUVVB,  noQUaiVB 

y  403.  71  347,   bei  den  dichtem  und  Herodot  auch  in  andern 

formen    vorliegend;    nvQaogy    nvQQog;    ragaog   nebst    xagair^ 

(Simonides),  &aQQta  (Hes.).  Von  diesen  ausnahmen  fallen  die 
bloss  durch  Hesych  überlieferten,  da  deren  accent  nicht  als 
sicher  genug  bezeugt  gelten  darf  und  die  betr.  Wörter  zum  teil 
ganz  dunkel  sind,  ausser  hetracht.  Ebenso,  aus  gleichfalls  nahe- 
liegenden gründen,  die  beiden  mythologischen  namen,  für  welche 


Miacelleu  zur  griechiacbeii  gr^immalik.  135 

Eudem  lakon.  n^gitpävtia  in  betracht  fällt.  Ferner  ist  la^aög, 
wie  ^agai^,  att,  iÖuQSov  ZU  beurteilen  d.  h,  es  geht  auf  *Tp«- 
aög  zurück  oder  hat  zum  wenigsten  eine  solche  form  neben 
sich  gehabt,  wie  rpaaiü  beweist,  ein  von  Sophokles,  Eupolis, 
Ar.  (Nub.  50:  oltoy  rpi^yö;,  roaaiÜQ,  e^tiov  ntpiovai'ag)  ge- 
brauchtes wort,  dessen  nebenform  laponj  ich  für  die  jüngere 
halte.  —  Ob  es  'öpoöi;  oder  'opoo«  hiess,  lüsst  das  griechische 
nicht  erkennen;  jedenfalls  ist  die  gleichsetzung  mit  skr.  j^sva 
bedenklich,  da  man  eher  als  aitinilischen  reflex  *lrSa  oder  *irsva 
erwartete.  Bleiben  aopavvco  und  nv^aög:  beide  mir  noch 
rätselhaft. 

Nicht  habe  ich  aitppöt  angeführt,   dass  bei  Aesch,  einmah 
häufig  bei  Euripides,  einige  wenige  male  bei  den  komikern  und 
Xenophon  vorkommt  und  als  eine  art  nebenform  des  von  Homer 
an  gebrauchten  ort^tog  gilt,   Es  kann  nicht  auf  'uTtpöos  zurück- 
gehen, weil  der  Übergang  von  pa  in  pp,  der  nach  ausweis  der 
Inschriften  (Meisterhitns  s.  40)  im  gewühnlichen  attischen  späte- 
stens am   die   mitte    des   fünften  Jahrhunderts    begonnen    hat, 
zwar  andern  niundarten  nicht  ganz  abgeht,  wie  man  aus  eleisch 
fätifiv,  Alcmans  jcäßp«  ersehen  kann,  aber  nicht  nur  Homer, 
bu  welchem  deshalb  üt^nppn;  nichts  mit  'o&ang  zu  tun  haben 
tuDii,  sondern  auch  den  tragikern  bekantlich  fremd  ist. 

Ebenso  habe  ich  fälle  wie  l4gpt*päv,  "Üppinno;,  auch  ^«p- 
("'»■7  ~ /«rpiVij  bei  Seite  gelassen :  sie  sind  einfach  beweise  dafür, 
<W  auch  po  aus  pi  jener  assimllation  unterlag.  Man  kann 
«lor.  xöppoiv  =  xofi'jTiov  und  in  gewissem  sinne  auch  Res.  ^rt'p- 
t<"o-  iiij^äy^t]  aus  ijf^aaaio  vergleichen. 

Bei  is  tiitt  uns  nur  eine  bescheidene  zahl  von  beispielen 
^t^^en.  Es  scheint  dasselbe  gesetz  zu  walten  wie  bei  rs: 
nioov,  äKaog,  wenn  hier  zwischen  Ä  und  a  nicht  ursprünglich 
^  dental  stand.  Auf  homer.  «iffo,  2.  sing,  zu  uXto,  will  ich 
weht  zu  viel  gewicht  legen.     Im  aorist  haben  wir  neben  der 

Sß^Öhnlichen  formation,  *;ijiaro,  äriTrjXa,  (ijia,  taifiijXa;    ijyyuXa, 

•»«riiia;  itpiXuzo,  nübst  zugehörigen  formen,  das  a  durchgeführt 
™/ii-  (hom.  ftXaav,  /iXaui,  eiXoiti,  ftlaai;;  ähnliches  bei  den 
"^Jchtern  der  folgezeit)  und  »tX-  (hom.  ixtkauficy,  xfXaai,  xfXnd- 
'pi,  inhifAaty,  BnixiXaui,  intxiXattvTig;  weitere,  meist  dichte- 
"Khe  belege,  siehe  bei  Veiteh).  Es  verdient  beachtung,  dass 
■"«Uw  nur  ^xiiXtt  bildet.  Ein  ferneres  beispiel  liefert  Semonides 
"i  17;   xai    r^c    Ömo&tv    ÜQOO&ö^rjg    [di]ijXaii/ti}y,    von  äXXo/iai. 


136  Jakob  Wackernagel, 

Was  mit  EM.  428 ,  28 :  ^Xaaro  ßovg  ^Ißvxog  naga  ro  rjXaaaxo 
(fr.  55)  anzufangen  sei,  scheint  noch  unermittelt.  —  Das  futurum 
liefert  x^Aaco,  von  Äeschylus  und  ApoUonius  Rh.  dem  analogen 
aorist  nachgeformt. 

Vielleicht  gehört  mancher  fall  von  äol  XX  gegenüber  ion. 
att.  X  mit  länge  davor  hieher  oder  zu  aX:  aQyiXog,  o/zikog, 
nidlXov,  coTftX^. 

vö. 

Osthoff  und  nach  ihm  Brugman  nehmen  an,  dass  rs,  1$ 
ursprünglich  immer  bewahrt  und  die  in  den  sigmatischen  aoristen 
auftretende  assimilation  dieser  lautgruppe  von  ns,  ms  her  ent- 
lehnt worden  sei,  bei  welchen  lauten  die  assimilation  gesetz- 
mässig  sei  (Brugmann,  gr.  gramm.  §  45).  Wie  ich  hoffe  durch 
die  vorstehenden  Untersuchungen  den  ersten  teil  dieser  behaup- 
tung  berichtigt  zu  haben,  so  glaube  ich  auch  von  dem  zweiten 
teil,  wenn  auch  mit  weniger  Zuversicht,  abweichen  zu  dürfen. 
—  Das  verbum  vtao/iui,  dessen  Schreibung  mit  einem  a  allein 
gut  bezeugt  ist,  muss  offenbar  auf  eine  mit  viva-  beginnende 
form  zurückgehen.  An  und  für  sich  kann  auf  diesen  reduplicativ- 
körper  bloss  o-fiai,  wie  in  yiyv-ofiaiy  oder  -jo-fiai^  wie  in 
XiXaiofiai,  gefolgt  sein.  Osthoff  hat  sich  für  das  zweite  ent- 
schieden, um  das  verbleiben  des  a  zu  erklären,  da  nach  seiner 
meinung  *vivaofiai,  zu  ^vivofxa^  werden  müsste.  Allein,  dass  ; 
vorausgehendes  a  zu  schärfen  vermocht  habe,  lässt  sich  nicht 
im  geringsten  wahrscheinlich  machen.  Wissen  wir  doch  im 
gegenteil,  dass  intervocalisches  aj  wesentlich  gleich  behandelt 
wird,  wie  intervocalisches  a.  Nachdem  wir  aber  wissen,  dass 
Qa  am  schluss  einer  accentuierten  silbe  sich  hält,  sonst  aber  zu 
rz  wird,  ist  es  gestattet  für  ns  ähnliches  zu  mutmassen.  Es 
stimmt  hom.  nstpeiasTat,  geschrieben  nsqfT^aeraL,  dessen  a  ich 
zeitschr.  27,  279  unrichtig  beurteilt  habe.  Ferner  eiaw,  das 
indess  nicht  als  beweis  dienen  kann  (Brugmann,  sächs.  berichte 
1883,  s.  195). 

Dagegen  wage  ich  nnatico,  das  Osthoff  mit  viaofiai  zu- 
sammenstellt, nicht  geltend  zu  machen.  Die  attische  form  des 
verbums,  die  an  den  beiden  ältesten  überhaupt  sich  findenden 
belegstellen ,  Pherecr.  fr.  183  K.  und  Aristoph.  fr.  245  K,,  über- 
wiegend überliefert  und,  da  das  attische  trotz  dem  in  den 
Schulbüchern  aufgeführten  yaQisoaa  aa  nicht  kennt,  einzig  mög- 
lich ist,   nämlich  nTirzüj,   muss  zuerst  erwogen  werden.    Wo 


HiBcellen  zur  griecbüchen  gramraatik.  137 

-rrco,  'TT«,  -TTfoi'  ausserhalb  gutturaler  wurzeln  uod  stamme 
erscheint,  ist  es  aus  diesen  entlehnt  und  zwar  ist  diese  ent- 
lehnung  so  sehr  regel  gewesen,  dass  der  lautgesetziiclie  reäex 
TOn  TJ,  9j  sich  nur  in  isolierten  Wörtern  wie  fteoog,  eaog,  Btjaa 
u.  s.  w. ,  aber  in  keinem  präs.,  fem.  auf  a  noch  comparativ 
erhalten  hat  (Vgl.  Brugman,  gramm.  s.  36  anm.).  Aber  niiTtm 
kann  nicht  auf  diesem  wege  aus  miam,  das  dann  wieder  aus 
,  •wwVffu)  ertlärt  werden  könnte,  entstanden  sein.  Denn  erstens 
stand  das  a  von  mt'üio  dem  guttnralischen  oü-tt  nicht  so  nahe, 
wie  demselben  gewiss  das  dentalische  a-aa  stand ;  und  zweitens 
bat  jenes  umschlagen  des  dentalischen  a-aa  in  das  gutturale 
aa-TT  dann  nicht  stattgefunden,  wenn  dem  a-aa  ein  v  ursprüng- 
lich voranging:  näaa,  ti^ttaa,  ovaa.  Der  Übergang  von  nri'vam' 
nztam  io  nriVroi  war  also,  wenn  er  wirklich  stattfand,  ein  ganz 
isolierter  Vorgang.  Er  wäre  um  so  auffallender ,  weil ,  wenn 
xTiaio  sich  im  attischen  nicht  halten  konnte,  viel  näher  lag  zu 
emiBu,  €7tTta9i)V  etwa  *nxi%m  ZU  bilden.  Übrigens  haben  wir 
in  njtaävt}  WOl  das  Suffix -iTtivr; ;  vgl.  9vaavog,  jQÖiiavov,  Xci'if/a- 
vov  U.  a. 

Dagegen  finden  wir  iis  zu  m  geworden  in  dem  bei  Homer 
für  die  >^verba  sehr  reichlieh  belegten  sigmatischen  aorist;  a- 
formen  haben  sich  keine  erhalten,  da  ^üaauTi  v  180  (von  qat'via) 
nicht  in  betracbt  kommen  kann.  Ebenso  haben  wir  z  durch- 
geführt in  x^v,  n^y.  In  allen  diesen  fällen  konnten  formen 
bestimmend  sein,  in  welchen  die  mit  ns  schliessende  silbe  den 
accent  nicht  hatte.  In  ^i^v,  /j^v  ist  dann  das  v  auch  in  den 
DOminativ  gedrungen.  Der  echte  nominativ  '^ujj;  liegt  bei  Homer 
u.  ff.  in  der  falschen  Schreibung  /<»;  vor.  Steht  fi^vi}  fUr 
*ft^a^,  oder  hängt  es  mit  ahd,  mano  u.  s.  w.  zusammen? 

Einen  gegenbeweis  wurde  iijvos  bilden,  wenn  di^enigen 
recht  hätten,  welche  mit  Fick  dasselbe  zu  skr.  dätrtsas  stellen. 
Aber  die  bedeutungen  „ratschluss,  listiger  anschlag"  auf  der 
einen,  „Wundertat"  auf  der  andern  seite  liegen  einander  nicht 
nahe.  Auch  müsste  es  nach  den  bekanten  regeln  der  „ersatz- 
dehnung"  'ättvog  oder  'iävo^  heissen.  Es  liegt  suffix  -vog  vor, 
welches  an  die  in  dem  futurischen  conjunctiv  ^m  und  in  iääriv, 
SiSaov  enthaltene  wurzel  angetreten  ist. 

Für  ms  kann  ich  die  geltung  unserer  regel  nicht  nach- 
weisen. Neben  aoristen  wie  tvu^u  steht  mfiog,  das  man  auf 
omsos  zurückführt,  und  das  deshalb  *ovaag  lauten  sollte. 


138  Jakob  Wackernagel, 

13.  Über  attische  contraction  nach  ausfall  des  vaiL 

Das  gesetz,  dass  im  attischen  so  aus  e/o,  oa  aus  o/a  der 
contraction  nicht  unterliegen,  hat  einige  merkwürdige  aus- 
nahmen: vov/urjvia  nebst  dem  seit  dem  fünften  Jahrhundert  be- 
legten eigennamen  NovjLtijvio^,  wofür  erst  die  hellenistische  zeit 
vBo/iiTjvia  einsetzt;  &ov'  in  manchen  composita  von  O'cog,  das 
doch  in  rücksicht  auf  seine  sonstige  zweisUbigkeit  notwendig  auf 
*&€/6g  zurückgeführt  werden  muss;  drog  aus  ofarog  u.  s.  w. 
Es  kann  sich  für  uns  nur  darum  handeln,  die  besondere  eigeor 
tümlichkeit  dieser  Wörter  ausfindig  zu  machen,  der  sie  ihre 
ausnahmstellung  verdanken. 

Als  viog  sich  mit  fii^v  zu  einem  werte  verband,  erlitt  es 
keine  andere  Veränderung,  die  von  lautlichem  einfluss  sein  konnte 
als  das  vortreten  vor  ein  accentuiertes  wort  unter  Verlust  des 
eigenen  accents.  Also  muss  dieser  an  dem  übergange  von  so 
in  ov  schuld  sein.  Dass  zwei  vocale  sich  enger  an  einander 
schliessen,  wenn  auf  sie  eine  accentsilbe  folgt,  als  wenn  einer 
von  ihnen  selbst  den  accent  trägt,  leuchtet  ein.  Auf  der  In- 
schrift von  Naupaktos  (IGA.  321)  finden  wir  X)n(ovTicov,  ^loig, 
-tovg  (z.  12,  14  bis,  39),  aber  z.  33  X)n6€VTi. 

Von  da  aus  wird  der  unterschied  zwischen  &€6g  und  Sovxv^ 
Sidfjg  verständlich.    Man  erwartet,  dass  &€o-  in  allen  den  fäUeü^ 
zu  &0V-  werde,   wo  eine  an  dasselbe  angeschlossene  lautgrup^« 
ihm  den  ton  entzieht.    Dies  findet  sich  in  der  tat  vielfach;  dodi 
giebt  es  zwei  störende  momente.    Einmal   herrscht  die  neigucms 
etymologisch  zu  sein  und  die  form  des  grundworts  festzuhalten. 
Daher   ging  zwar,   als  aus  evd-sog  mit  -aiäv  ein  affectverbiim 
gebildet    wurde    (OsthofT,    MU.    2,    38),    iv&so-    bleibend    i 
iv&ov'  über,  weil  der  Zusammenhang  mit  &€6g  nicht  stark 
empfunden  wurde,   um  zur  rückwandlung  von  dvv  in  dso  amu — 
treiben.    Aber  unter  den  composita,  in  denen  &€6g  das  erst^3 

glied  bildet,  haben  die  adjectivischen  und  appellativischen  m 

gesamt  das  lautgesetz  der  etymologie  geopfert.  Von  den  eigen — -^ 
namen  gilt  dies  aus  naheliegenden  gründen  nur  in  geringereni^^ 
mass.  Aber  doch  führte  die  bezeichnete  tendenz  in  der  kaiser 
zeit,  welche  ja  auch  veo/tirjvi'a  statt  vovfitjvia  hat,  zur  allein 
herrschaft  von  0€o-.  Der  index  zu  CIA.  III  verzeichnet  neben^-*^ 
ca.  200  individuen,  deren  namen  mit  Qbo-  anfängt,  kein  ein 
ziges  sich  Qov-  nennendes.  Störend  war  zweitens  der  umstand^ 
dass  die  verschiedenen  casusformen  im  accent  selten  überein-^ 


i 


Miscellen  zur  griechischen  grammatik.  139 

summten,  und  in  folge  dessen  die  eine  Qbo-  beliess,  die  andere 
Bov"  haben  musste.  Natürlich  traten  dann  in  den  einzelnen 
namen  ausgleichungen  ein,  und  damit  wiederum  discrepanzen 
zwischen  namen  gleichen  accents.  In  der  besseren  attischen 
zeit  verhält  sichs  nach  dem  index  zu  CIA.  I,  der  über  das  fünfte 
Jahrhundert  auskunft  giebt,  und  dem,  was  eine  durchsieht  von 
CIA.  II,  2  (welcher  band  unverhältnisniässig  mehr  namen  ent- 
hält als  II,  1)  für  die  folgenden  Jahrhunderte  ergeben  hat,  etwa 
80  (die  Ziffern  bezeichnen  die  bände  des  CIA.): 

1.  Namen,  die  den  accent  durch  alle  casus  auf  einer  der 
beiden   silben   von   d^so-   bewahren,   zeigen   keine   contraction: 

9ityyviq  I.  II,   QioWoq  I  {QivWoq  I). 

2.  Namen,  die  den  accent  bald  auf  einer  silbe  von  Qso-, 

bald  auf  einer  spätem  silbe  haben.    Nur  offen:   QsoßLoq  I.  11; 

%i!ißovXoq  II,    QaoyvfjTog  I.   II,    QsSSo^og  II,    QsoSorog  I.  II, 

BiifiV9jaTog  II,    Qso^evog  II,    Gsono/nnog    I.   II,    QeonQonog   I, 

BtoafjjLiogl^  0e6q)aVTogII^  Qsotpfj/Äog  U',  QsoxaQigll',    Gsoxgivijg 

n,    Beonidrig   II,     Qeo/Liijdfjg   II,     0€on€i&f]g   II,     QsoTelrjg   II, 

^^oxaQrjg  II;   0€OxX^g  I.  11;   Geofivij /acov  ll\  Qsoxksia  II.     Offen- 
heit und   contraction    wechselnd    GsoStj/nog  II  —  GovSTjfiog  II, 
SeiScogog  I.  11  —  QovScoQog  I,    Osoxgirog  I.   II   —    Qovxgirog 
ö»   OsoTifiog   I.  II  —    QovTifiog   I,    Qsoqii'kog   II   —    Qoiq>ikog 
U   433,  37,   QsoqtQaaxog  II  —    QovqtQuaxog   II;    Oeoysvrjg   I.   11 
Bovyevrig  II  (vgl.   Qevyevrjg  I),    Qsofxivrig  II  —   Qov/tiivijg  I, 

^^otpwfjg  I.  II.  —  &ovq>dv?jg  I.  —  Nur  contrahiert  finden  sich 

^^^vfißgoTog  I,   QovfxoQog  I,   GoiSinnog  I.  IL 

3.  Namen,  die  den  accent  niemals  auf  einer  silbe  von  0£o- 

a)  Feminina   masculiner   namen   der   2.  klasse:    Qsoysvigy 

^^odl/Tfj,   Ofoiciga,   Oto/av/^arrj,   0€O(pi'k?j,  sämtlich  in  II. 

b)  Aus  namen  der  2.  klasse  abgeleitete  mannsnamen:  offen 

^^odfOQiitjg  n,    &€0^0Ti'St]g  II,    Qeotpt'kioxog  II,    dazu  Geoioata 

**;  oflfen    und   contrahiert:    Qeodoaiog  II  —    Govdoaiog  I.  II, 

^mifit'Stjgl —  QovTi/iitd^g  l;  immer  contrahiert:  0ovd(OQix^^^^ 

^ovtXa'Sfjg  I.  II,  Qovxvdt'd^g  I.  II,    QovfxoQiog  II,  334,  54;  vgl. 

ö«mW  II. 

c^  Sonstige  namen:    QovStjg  II,    Qovdiudfjg  II,    vgl.  Qev- 
r«r«y  I. 

Man  sieht,  das  ursprüngliche  Verhältnis,  so  mannigfach  es 
^  durchkreuzt   ist,    lässt   sich   schön   durcherkennen.     Und 


140  Jakob  Wackernagel, 

zwar,  da  die  in  der  kaiserzeit  zur  herrschaft  gelangte  neigong 
für  etymologische  ausspräche  schon  früher  sich  auszubreiten  be- 
gonnen hat,  sehen  wir  deutlicher,  je  weiter  wir  zurückgehen. 
In  CIA.  I  ist  stäts  betontes  Qeo-  stäts  offen;  bald  betontes 
bald  unbetontes  Qeo-  in  8  fällen  offen,  in  3  fällen  in  den  einen 
beispielen  offen,  in  den  andern  contrahiert,  in  5  fällen  immer 
contrahiert;  nie  betontes  Öco-  in  1  fall  bald  offen  bald  contra- 
hiert, in  4  fällen  contrahiert.  Der  eine  fall  gelegentlicher  nicht- 
contraction  in  der  letzten  kategorie  {Geon/ii'Sfjg)  kann  als 
ältestes  sicheres  beispiel  etjrmologischer  ausspräche  gelten. 

Bei  den  mit  KXso-  und  Nso-  zusammengesetzten  namen 
kann  ich  abgesehen  von  Nov/ni^viog  kein  KXov-,  Nov-  nach- 
weisen; statt  des  erstem  finden  wir  vereinzelt  das  auf  KXsb- 
beruhende  KXsi. 

Ähnlich  erklärt  sich  die  contraction  von  oa  aus  ofa  zu  a. 
Dieselbe  findet  sich  erstens  in  drog  u.  s.  w.,  wo  der  accent 
überwiegend  auf  die  dem  oa  folgende  silbe  fällt.  Allerdings 
wäre  man  gegenüber  von  hom.  ovarog,  ovaxi  u.  s.  w.  geneigt, 
die  oxytonierung  von  «to?,  coti',  dai  erst  in  die  zeit  nach  voD- 
zogener  contraction  zu  setzen.  Allein  die  durch  die  contraction 
hervorgerufene  zweisilbigkeit  hat  die  oxytonese  nicht  hervor- 
gerufen, sondern  gerettet.  Als  an  ou(s)i}  das  ablativische  tos 
antrat,  hatte  dieses  den  ton:  ^oraro^,  *oaro^,  mxoq.  Danach 
die  andern  casus. 

Dem  zugehörigen  nominativ  pflegt  man  den  echten  v- 
diphthong  zuzuerkennen.  Gegen  die  Überlieferung.  Denn  die 
meines  Wissens  einzige  inschriftliche  belegstelle  aus  der  zeit,  wo 
die  beiden  ov  geschieden  werden,  CIA.  1,  322*  ß  93,  giebt  02. 
Nun  finden  sich  freilich  von  früh  an  vertauschungen  zwischen 
E  =  £1  und  EI,  0  =  ov  und  OY.  Allein  so  häufig  die  vollere 
Schreibung  statt  der  kürzern  ist,  das  umgekehrte  findet  sich 
nur  auf  eng  begrenztem  gebiet.  Cauer  stud.  8,  231  weiss  für 
E  als  Wiedergabe  des  echten  diphthongs  st  nur  oXeiX^ov  anzu- 
führen, das  dreimal  mit  EI,  zweimal  mit  E  geschrieben  wird 
(Meisterhans  s.  67  anm.  590,  wo  Ephem.  arch.  1884  p.  161/2: 
oXsiXcov  nach  Riemann  beizufügen  ist);  er  entschuldigt  die  Un- 
regelmässigkeit mit  der  „singularis  natura  huius  formae".  Ich 
denke  eher,  dass  das  für  das  ältere  Attisch  vorauszusetzende 
schwanken  zwischen  /tidt^cov  und  /istXcov  einfluss  geübt  hat.  Da- 
zu das  bekante  JOKEl  (Brugmann,  MU.  1,  178).  —  Scheinbar 


Miscellen  zur  griechischen  grammatik.  141 

häufiger  findet  sich  0  für  den  v-diphthong  ov.  Meisterhans 
s.  30  führt  ausser  2nOJlA2  =  Snoviiag  in  der  für  ortho- 
graphica  ausser  betracht  fallenden  insehrift  CIA.  1 ,  324  an : 
1.  BON  auf  der  eleusinischen  insehrift  (Dittenb.  Syll.  nr.  13) 
z.  40,  worin  ich  ein  sehr  wertvolles  zeugnis  dafür  finde,  dass 
die  attiker  noch  im  fünften  Jahrhundert  neben  der  neubildung 
ßovv  (CIA.  1,  31,  12:  BOYN)  die  alte  accusativform  ßu)v  im 
gebrauch  hatten.  2.  Die  genetive  sing,  und  plur.  TOTO,  TOTON, 
im  ganzen  elfmal  in  den  aus  415  und  414  v.  Chr.  stammenden 
Inschriften  CIA.  1,  128.  133  gebraucht,  neben  TOYTO  =  tovjov 
128,  8.  133,  8,  welche  dem  Schreiber  dieser  Inschriften  speciell 
eigene  Seltsamkeit  offenbar  im  gen.  sing,  entsprang  und  dort 
durch  rein  lautlichen  einfluss  der  zweiten  silbe  oder  durch  mehr 
begriffliche  gleichsetzung  der  beiden  silben  bewirkt  wurde; 
vgl.  gortyn.  twtco.  3.  0,  OJE,  OJENA,  OJEMIAI  in 
nacheuklidischen  und  darum  für  diese  frage  weniger  gewicht- 
vollen Inschriften,  aber  wie  der  erste  blick  auf  die  hierin  über- 
einstimmenden formen  zeigt,  jedenfalls  durch  einen  bestimmten 
noch  unermittelten  umstand  bedingt  (CIA.  2,  997,  3  A021H1 
zeigt,  dass  sXovaa  wirklich  auf  iXosaa  beruht).  —  Man  sieht, 
dass  rein  unmotiviertes  setzen  von  0  für  ov  nicht  vorkommt. 
Immerhin  wäre  für  ovq  ein  zweiter  beleg  willkommen.  Er  ist 
indess  wegen  anderweitiger  jenes  02  bestätigender  tatsachen 
überflüssig.  02  kann  nur  auf  zusammenziehung  beruhen,  und 
also,  da  *oBg  als  grundform  nicht  denkbar  ist,  auf  solcher  aus 
'^ooq.  Bekantlich  führt  auch  A  109  ''Avjiq>ov  ai  na^ä  ovg 
akaasv  iiq>Bi  (neben  Y  473  Sovqi  xar  ovg)  auf  eine  zweisilbige 
form.  So  richtig  Curtius  erläut.  s.  67,  der  indess  die  jüngere 
erst  aus  ovar-  abstrahierte  nominativform  oag  einsetzen  wollte. 
Jetzt  bestätigt  sich  die  angäbe  der  grammatiker,  dass  ovg 
dorisch  cog  lautete  (so  auch  Theokr.  11,  32),  und  erscheint 
Theokrits  (1,  27)  adjectiv  afjtqtiosg  als  correcte  bildung,  ob  nun 
das  CO  aus  o/  hervorgegangen  sei,   wie  in  dorisch  (Haxa,  äaaiv, 

toaTm&r^aüo  (tarant.    ara   aus    ^oara,    wie    n^arog   aus  *nQ6aTog) 

oder  einfach  den  langen  compositionsvocal  darstellt.  Zu  diesem 
nomin.  ouos  verhält  sich  der  stamm  otis-ofi,  oii^-n  genau  so 
wie  im  sanskrit  zu  giras  (worin  dem  -as  auch  die  wurzel  in 
schwacher  gestalt  vorangeht)  der  stamm  girsan,  girsn.  Ohne 
Zusatz  eines  nasalen  elements  kommt  der  schwache  stamm  otia 
in  ivifiiov  vor.    Das  -i  in  auris  u.  s.  w.  stammt  aus  dem  dual 


142  Jakob  Wackernagel, 

oder  aus  dem  wort  für  „äuge"  oder  aus  beidem.  Dem  au(8)' 
dio  ist  skr.  nian-dJiatf,  worin  inan-  aus  mam-  schwächster 
stamm  von  manas  ist,  in  mehrfacher  beziehung  gleichartig. 

Neben  einander  stehn  im  Attischen  schon  des  fünften  Jahr- 
hunderts x^^^*3  (^^'  Thesm.  18.  19)  und  x^^^  (Pherecr.  in  den 
MsraXXifg  fr.  108,  31  K.).    Für  das  vierte  jh.  ist  letzteres  in- 
schriftlich belegt  durch  CIA.  2,  834^  II  40.  841»»  II  40.    Hier 
bricht  sich,  wie  es  scheint,  unsere  regel,  da  offenbar  die  einzige 
auf  der  schlusssilbe  betonte  casusform,  der  genitiv  plur.,  nicht 
für    das    ganze    paradigma    die    contraction    bewirken   konnte. 
Allein  vorerst  ist  zu  beachten,    dass   beim   selben  Aristophanes 
(Thesm.   57.   62)   neben   jfoaViy  auch   noch   das   verb  x^aviw 
vorliegt  und  dass  dieses  unserm  lautgesetz  nach  ;rQiyct;Q)  lauten 
musste.    Ganz  wol  konnten  grundwort  und  derivat  einander  in 
der  weise  beeinflussen,   dass  die  einen  xodvrj  und  xoctvewo,  die 
andern  x^^^  ^^^   x'^'^^^^   sprachen.    Allerdings   las   das  aas- 
gehende   aJtertum  das  verbum  nur  an  den  beiden  aristophanei- 
schen  stellen  und  kannte  darum  für  x^'^^i^  keinen  klassischen 
beleg.    Daher  denn  dieses  von  den  Atticisten  als  unattisch  ge- 
brandmarkt wird.    Die  Inschriften  scheinen  hier  nicht  zu  helfen. 
Die  ältesten  beispiele  für  /wvfvco  werden  von  den  hellenistischen 
autoren   geliefert.     So   ruht   die   vorgetragene   Vermutung   auf 
schwankender  grundlage.  —   Allein    ist   die  Identität  von  j^coin^ 
mit  x^^^^  unzweifelhaft?   Nicht   nur  erregt  Hippokrates  ;^covo^ 
bedenken;   hom.  avroxooivog  erweist  mit  Sicherheit  das   daseicm 
eines  wortes,  das  zwischen  /o  und  v  einen  langen  vocal,  wol  den 
eigentlichen  e-teut,  hatte  und  später  denselben  mit  /o-  zu  /»- 
zusammenfliessen  Hess.   Ich  erinnere  auch  an  das  verbum,  dessen 
hellenistisches  präsens  x^^^^l^^  lautete,  dessen   attische   formen 

exovv  y  ixovTO,  inf.  x^^'^>   /olcrto,  exf^aa  nebst  x^l^^  ^^^  *XV^ 

zurückgehen. 

Eigentümlicher  natur  sind  die  Schwierigkeiten,  welche  die 
auf  -wval  ausgehenden  Wörter  machen,  eine  namentlich  im  Ioni- 
schen verbreitete  sippe.  Es  sind  ausser  /eiptovag  sämtlich  eigen- 
namen:  aus  älterer  zeit  belegt  etwa  Jrjjucava^,  "EQ/amva^,  "^InnZ- 

va%,  nvdwva^,  ^rj/umvai,  Ti/ticöva^,    Man  pflegt  sie  auf  >o-/aya§ 

zurückzuführen.  Aber  auch  das  Ionische  sträubt  sich  gegen 
diesen  lautwand el;  denn  oa  aus  ofa  findet  sich  auch  dort  nur 
in  den  formen  von  oig  contrahiert.  Und  wenn  bei  Homer  ini- 
ßdaofiaL,  später  ißtoas,    inißmrog  begegnet  (Fick  BB.  11,  262), 


Miscellen  zur  griechiBchen  grammatik.  143 

80  darf  die  frage  gestellt  werden,  ob  hier  nicht  reflexe  von 
skr.  gagyami  u.  s.  w.  vorliegen. —  Auch  ist  autnUlig,  dass  fii«- 
«TTiövag,  das  sicher  auf  nXtirrToäv(t£  zurückgeht,  erst  bei  Pln- 
tsrch  begegnet,  die  älteien  alle  hier  die  otfene  form  brauchen. 
Mir  scheint  der  typus  auf  erweiterung  von  nameiisformen  auf 
'<ov  zu  beruhen,  Tlväiövai  auf  JTi'Stloc  u.  s,  w.  Es  ist  eine  im 
anltlang  an  den  vocativ  mva^  gewagte  aristokratische  namens- 
verschnörkelung.  Vgl.  was  Brugman  stud.  9,  398  n.  giebt,  ob- 
wol  gerade  die  von  ihm  behandelten  fälle  noch  anderer  dentung 
fähig  sind.  Eine  fernere  analogie  liefert  ftiivxino).oq  Eur.  Hec. 
121  (nebst  aeschyleischem  navitnoXiio)  statt  fiävji^  nach  analogie 
Ton  otWnn ÄÄo^ ,  ovfi^aniAn^,  Svijnöio;;  vielleicht  eine  nähere 
Rheaos  41  atgathi  'AQyokaq,  eine  art  masculinbildung  zu  'Aq- 
yoliV.  —  Hiernach  wird  man  die  etymologischen  grübeJelen  über 
2<ipwra|  einsteilen  können.  Es  verhält  sich  zu  ynDrtrtx**!^  ähn- 
lich nie  im  Aolischen  ^xafiuvSgtäva'i  zu  Sxa/iavAitiävvfin';  und 
darf  als  eine  ursprünglich  scherzhaft  oder  spöttisch  gemeinte 
Wldung  gelten  (vgl.  CurtiuB,  stud.  3,  121  anm.). 

Es  bleibt  übrig  dem  wie  ich  hoffe  nachgewiesenen  laut- 
gaetze  die  richtigen  grenzen  zu  ziehen.  Es  gilt  erstens  nur, 
-^^Bder  accent  folgt,  nicht  wenn  er  vorangeht,  wie  inXtov, 
!4Mt  Hcov  u.  s.  w.  zu  erweisen  scheinen.  Und  zweitens  nicht, 
Won  der  zweite  der  beiden  laute  natura  oder  positione  lang 
ist:  hovovfttjv,  vtaifoiK,  io^rrj.  Andererseits  versteht  sich  von 
«Mtt,  dftss  das  gesetz  auch  für  m  gilt.  Ich  kenne  freilich  kei- 
"Oi  fall ,  wo  es  zur  anwendung  käme.  Das  unattische  ifjri;, 
nriucht  auch,  wenn  man  im  ganzen  Schulze's  ansführungen 
'eitscbr.  27.  604  zustimmt,  nicht  gerade  aus  wi/o-  oder  refo- 
^Itgeleitet  zu  werden.    Es  kann  sehr  wol  für  vfjäTrj  stehen. 

Es  ist,  wie  ich  denke,  beachtenswert  in  der  ältesten  periode 
liö  griechischen  und  dann  wieder  im  attischen  einfliisse  des 
*o»nt9  auf  die  laute  wahrzunehmen.  Die  beiden  hier  nach- 
Wlesenen  sind  kaum  die  einzigen.  Man  erlaube  vorläufig  noch 
••wi  weitem  fall  namhaft  zu  machen.  Der  comparativ  nkti'cov 
Migt  bei  Aristophanes  und  den  andern  komikern  n  nur  im 
MB.-acc.  sing,  neutr.  in  f  verwandelt,  sonst  überall  u:  womit 
ili«  tragiker  im  ganzen  übereinstimmen  (vgl.  Bamberg,  jahresber. 
des  Berliner  philo!.  Vereins  1882  s.  203).  Die  insehriftiichen 
!»%e  bestätigen  und  ergänzen  diea.    Bis  350  v.  Ch.  haben  wir 


144  Jakob  Wackernagel, 

nur  die  zwei  belege  Dittenb.  Syll.  13,  7  acc.  sing.  nXei'to  (5.  jL), 
und  CIA.  2,  1113,  4  nXsiovoq  (erste  hälfte  des  4.  jhs.).  Für 
350 — 300  V.  Ch.  sind  belegt  nXsitoVy  nXsi<o;  nXeoaiv,  nkiovog, 
nkeovcov;  nXiov.  D.  h.  das  b  bat  sich  von  nXiov  auf  die  an- 
dern formen  mit  o  ausgedehnt.  —  Legen  wir  wie  billig  den 
gebrauch  des  fünften  Jahrhunderts,  der  b  bloss  in  nXiov  hat, 
zu  gründe,  so  kann  ich  bloss  ^inen  unterschied  finden,  der  die 
neutralform  von  allen  übrigen  formen  trennt:  sie  allein  war, 
bevor  /  wegfiel,  circumflectiert  und  in  folge  dessen  fiel  in  ihr 
der  hauptton  auf  das  s,  in  den  andern  auf  das  v.  Darum  schwand 
dort  t  früher. 

14.  ixaax oq. 

In    der   erklärung   des  wertes  exaaxoq  ist   man   bis  jetzt 
stufenweise  vor^'ärts  gekommen.    Das  erste  war,  dass  man  als 
anlaut  des  wertes  vau  erkannte:   Dawes  und  Thiersch  hatten 
dies   längst    aus    prosodischen    erscheinungen    der    homerischen 
spräche  erschlossen ,    als  Bekker  /dxaarog  geradezu  in  den  text 
des   dichters   einsetzte;   vgl.  die  Verteidigung  dieser  schreibuns 
durch  Leo  Meyer,  zeitschr.  8,  167—171.  21,  356-363.    Nach- 
dem zuerst  die  Inschrift  von  Naupaktos  (IGA.  321,  24.  26.  30>, 
dann  zwei  eleische   inschriften   (IGA.  112  =  ColUtz-Blass  1152 
z.  4  und  IGA.  113»>  =  Collitz-Blass  1154  z.  3)  und  die  Inschrift 
von  Gortyn  (s.  Baunacks  index)  dieses  /  bestätigt  haben,  wäre  es 
töricht  hierüber  auch  nur  discutieren  zu  wollen.  —  Das  zweite 
war,   dass  Allen  den  Zusammenhang  der  silbe  /s-  mit  dem  re- 
flexivstamm aufstellte.    Unter  dem  vorbehält,   dass  der  rest  des 
Wortes  dazu  passe,    wird   man  auch  hiermit  einverstanden  sein 
müssen:  vgl.  das  von  Brugman,  hom.  textkritik  s.  99  und  MU. 
3,  68  anm.  vorgetragene.  —  Drittens:  Den  mit  x  beginnenden 
teil  des  wertes  brachte  Allen  mit  dem  pronomen  indefinitum  zu- 
sammen:  woran  heutzutage  natürlich  nicht  mehr  gedacht  wer- 
den kann.    Einleuchtend  ist  Leo  Meyers  (zeitschr.  21,  363)  hin- 
weis  auf  das   auch    schon   früher    mit   fxaarog  im  allgemeinen 
verglichene  ixdg.    Dieses  ist  bekantlich  aus  dem  reflexivstamm 
durch  das  suffix  ig.  hos  abgeleitet,  welches  „unter  absonderung 
von"  bedeutend  im  sanskrit  als  -gas  ziemlich  häufig  belegt  ist: 
vedisch  parvagas  „gliedweise"  d.  i.  „mit  sonderung  der  glieder", 
sthagas  „je  nach  dem  Standort"  d.  i.  „mit  sonderung  der  Stand- 
orte" ,  manmagas  „jeder  nach  seinem  sinne"  d.  i.  „mit  sende- 


Miflcellen  nur  griechischen  grammatik.  145 

rang  der  gesinnangen*'  u.  s.  w.    Entsprechend  im  griechischen 

T  13  aXX*    aye  foi   6wfi€V  TQinoSa   filyctp   tje  Xißfjra  \  dvSQaxag 

„mann  für  mann"  d.  i.  nicht  alle  männer  vereint,  sondern  „mit 
sonderung  der  männer''.  Brugman  MU.  3,  68  anm.  zieht  auch 
das  hippokreateische  S.  X.  iyxag,  das  Galenos  mit  er  ßä&fi  er- 
klärt, hieher,  ohne  eine  begründung  zu  geben.  Eine  solche 
wäre  allerdings  schwierig,  da  -xag  in  diesem  worte  seine  be- 
deutung  ?ö11ig  abgestreift  haben  müsste  und  andererseits  das 
wort  offenbar  mit  iyxara  zusammen  gehört.  —  Also  heisst  ixig 
„mit  absonderung  seiner  selbst **  „für  sich".  Diese  bedeutung 
in  ihrem  YoDen  umfange  hat  das  selbständige  ixag  nicht  mehr. 
Nur  das  negative  in  seinem  begriffe  hat  sich  erhalten;  zumeist 
ist  ein  nominalbegriff  ausgeiruckt  oder  vorschwebend,  gegen- 
über welchem  absonderung  besteht.  Man  hat  richtig  bemerkt, 
dass  bei  Homer  ixag  sich  insofern  noch  von  tr^Xt  unterscheide, 
dass  es  sonderung,  nicht  weite  der  entfemung  ausdrücke.  Auch 
darin  lebt  bei  Homer  etwas  vom  alten  fort,  dass  es  sich  immer 
um  d)sondenmg  des  subjects  handelt,  m.  a.  w.  dass  ixag  nie- 
mals .von  sich  weg*  bedeutet:  an  den  beiden  einzigen  steDeiL 
wo  absonderung  des  als  object  gegebenen  nominalbegriffs  aus- 
gesagt wird,  ^  8  uaf9  ii  ^/fpij;  ixiu;  dvigwv  aXifr^axamP  und 
•  33  akXa  ixag  rr^amw  aMfjrir  tii^ia  Tr^a,  ist  die  absondemog 

to  subjectsbegriflEs  durch  die  des  objectsbegriffs  gegeben«  Als 
insDahmeo  müssien  ixasc^og,  ixf^ßix^,  ixatr^ßiXixfj^  gelten: 
^  Osthoff  hat  sie  perl  335  1  nach  Hennanns  Vorgang  richtig 
^  WZ.  vdci  gestellt.  Die  sfAtere  zeit  ist  hierin  vom  ur?prüng]idien 
^kommen:  z.  b.  Eorip.  fr.  905.  2  futim^Xiytnr  S'ixi^  i^^- 
V^  noXiag  anitag.  Und  dass  in  der  homerischen  sfcache 
tt«(  ab  locales  adverb  empfunden  wurde,  zeigt  das  nach  ander- 
nötigen  amlngini  gebOdeie  ixafnr^  wdches  übrigens  nicht  mehr 
ibfiondenmg  sondeni  schlechtweg  entfemung  aussagt:   K  179 

Vprt    aM9vtl   ^wonach   B  45^>..  f  25    ixai^iw    Sd   n    würz    ^«r' 

<&ai,  und  zeigt  rhrnfaiH  'atituA^ipj  vorüber  nadih^.  —  Ob 
^  oadihcMBerisdie .  aber  imm4[Tfam  aite  dvixag  «9»«;  ,  «»A 
»Aef  mit  OMK  zssammeohängt  ^m  t^n^  \aAkt*'  ^voik  kntir 
^*,  wdBS  kk  Dcht. 

Wie  paaseod  awrr»;  ,fur  sacfa  jeder*  «ich  Uä  ±it  zi  ?- 
^thÜeBseiide  ilteste  hedemang  toq  ^xa;  aa^diltötc.  -jnLiäit  y^ 
tidit aoszofilhreiL   D^ßtimm  bLeüA  ai*  vierte*  -i^iv:^  rt  2s^su 


146  Jakob  Wackeniagel, 

wie  SO  die  endung  -zog  oder  -arog  befähigt  war,  von  dem  ad- 
verb  zum  pronominalnomen  hinüberzuleiten.    Brugmann  MU.  3, 
69  anm.  hält  es  für  möglich,   dass   noarog  als  Vorbild  gedient 
habe.    Aber  erstens  ist  noarog  allem  anschein  nach  jünger  als 
heaarog.    Wenn   ein   wort   von   verhältnissmässig  so  modemer 
bildungsweise,   wie   noarog  vermöge   seiner  herkunft  aus  den 
ordinalia   auf  -oarog   eines   ist,   erst  noch  in  einem  der  alier- 
spätesten    teile   der   homerischen  dichtungen  belegt  ist  {m  288 
noarov   Sri  trog  iariv  ;\   SO   kann   das   unmöglich    zufall  sein. 
Zweitens   ist   die   bedeutungscorrelation    zwischen    noarog   und 
hcaarog  eine  schwache;  ich  zweifle,  ob  auf  noarog  je  mit  etwas 
anderem  als  einem  ordinale  (mit  einschluss  von  oXiyoarog,  nol- 
Xoarog)   geantwortet   wurde.    Drittens   konnte   ixag  nur   dann 
durch  noarog  zur  bildung  von  exaarog  befruchtet  werden,  wenn 
neben  noarog  ein  mit  exdg  gleichförmiges  adverb  stand,  so  dass 
die   gleichung   entstehen   konnte:   x:   hxag  =  noarog:  *n6g.  — 
Brugmann  stellt  noch  eine  zweite  Vermutung  neben  die  eben  be- 
handelte:  -rog  sei  Superlativsuffix.    Allerdings   finden   sich  bei 
Homer   adjectivische   comparative   und   Superlative  aus  localoi 

adverbien    gebildet:     tvrsQOv;    ngorsQog,     nQcSrog?;    inigrigog, 

vniqrarog;  nagoirsQog  neben  naQoids.  Aber  alle  diese  wÖrter 
drücken  die  läge  nach  der  durch  das  localadverb  bezeichneten 
Seite  hin  aus,  ähnlich  wie  aygorsQog,  oQsarsQog,  den  nach  dem 
land,  dem  berg  hin  wohnenden  bezeichnen :  exaarog  könnte  also 
nur  „den  am  meisten  abseits  befindlichen"  bezeichnen.  Zudem 
wäre   durchaus   *6xdorarog   zu   erwarten;   vgl.  das   tatsächlich 

neben  txaariQw  liegende  txuardro), 

Brugmanns  versuche  das  -rog  oder  -arog  als  suffix  zu  er- 
klären scheinen  mir  die  einzig  denkbaren;  da  sie  dahinfallen, 
wird  man  sich  nach  einem  ganz  andern  weg  umsehen  müssen. 
Um  Jeder"  auszudrücken  diente  in  der  grundsprache,  allerdings 
ohne  die  schärfe  von  sxaarog,  sicher  das  indefinitum.  Im  Alt- 
indischen finden  wir  (neben  sama)  kag  cit  und  kag  cana  so  ge- 
braucht; auch  die  verallgemeinernde  bedeutung  von  cit  lässt 
sich  vergleichen.  Lateinisch  quis  zeigt  spuren  davon;  der  ge- 
brauch der  ursprünglichen  enklitischen  quisque,  cunique  („jedes- 
mal"), ubique  u.  s.  w.  schliesst  sich  daran  an.  Immerhin  wäre 
es  unrichtig  quotannis,  quoimenslhns,  quotkalendis  (Plaut.  Stich. 
60),  qiiotdiehis  f  cottidie  dahin  zu  ziehen.  Denn  indefinites 
qiiot  kann  nicht  schlechtweg  „alle"  bedeuten ;  auch  müssten  jene 


SCiceÜG  rar  gncchischen  gramroatik.  147 

Wörter  sparen  der  dem  qnoi  gebührenden  cnklisis  zeigen,  was 
sie  nirgendi  ihiia.  Aus  griechisch  oarju6(}fti,  oaixri  ergiebt  sich, 
dass  es  nrsprüngücfa  "quotamiL  *quotMf*nseii,  *qnoikalrudiw, 
*qHotdies  mit  reLitivischem  qnot  hiess  und  erst  nachher  die 
endung  in  anbequemung  an  den  Satzzusammenhang  alihitivisch 
wurde.  Völlig  gleichartig  ist  in  der  um  407  a.  Ch.  gehal- 
tenen rede  [Lys.]  20,  23  aatov  (d.  i.  oaut  lauv)  ovdtfttu;  #TT(i«- 
Tfiag  anskiiff^r^^    WO    oatov   argaxfuov  oviffiidi;  noch  deutlichfM* 

gewesen  wäre.  —   Das  tt,  das  in  rottidir  zwischi'u  Heiden  ele- 

menten  steht,   bat  auch  Osthoff,   perf.  s.  557   nicht   wuii'^itml 

erklärt.    Havet  Mem.  Soc.  Ling.  4,  280   sieht    darin    «mh   d«Mii 

cunqiie  vergleichbares,  im  übrigen  dunkles  „affix"*.    Sollu^  ^*>^  njit 

Toi  gleich  zu  stellen  sein,  das  in  oaai  rot  fj^inat  die  allht'it  mit 

einer  gewissen  eindringlichkeii  betonen  würde,    also  *h\>  dWi^Ut 

*quot'ti-dieSf  wofür  ntSLCh  postridui  und  ähn]ich(;n  rotii^Jtj  «eintrat > 

Die  bedeutung  Jeder"  ist  auch  dem  griechiwh<*n  i/;  mt-Ui 

fremd,  viel  weniger  als  dem  lateinischen  quix.  wofür  idj  auf  'iw' 

handbücher  der  sjntax  verweise.     Ich  mache  irirvb<'Mjtifii'i<-  u-u^Ji 

auf  tig  Tiq  „unusquisque**  aufmerksam,  wo  di*?  \nmi7At\\^uy  d^'r 

in  mibestimmter  menge  an   der   handlunt?   U'Uriijj^u-ij   j/*-f.y;M'ji 

durch  das  zahl  wort  ausgedrückt  ist.    N<x)j  vjif;  ;i:M-iy:w-*>-  Oi*M* 

▼ereiozelung  auszudrücken  wäre  ein  */x«;   t«;,    ixv,    ü     jm.u^-.* 

iltesten  bedeutung  genommen.    Lässt  ricij  vjl  uü  t-i»    *'i\.  *»*/ 

SU  htaaroq  finden  ? 

Johannes  Schmidt  zeitschr.  2."),  I<3  f:rkjbr.  vi*   n! -»-•'*> - 
•■d  indefinit-formen  riov,  rtM,  t*W,  xiouin   tu     ••ii#«-v    »n- 
«0  Tf  wechselnden  stamme  *Tfjo.    Al^r   ':.b'    '.-..^-a   •■:ui'     •/. 
Stammes    ist   für   das   griechi-^ci/r   iiyi;-    »- 1.»-.   v.' 
ihar    höchst    beweiskräftige   kretiyjj^    r.-jv/ 
•Wa  (auf  der  inschrift  von  Gort.Tj    ».«un 

ff  » 

iden   genetiven  auf  a>  au-  '/'vv  /u-^i;;:.,*:»:..-. 

ig.  fei^iaifi,  /fj^i^  zurückaefüLr  v»fr'.<:         .; 

;,  o^roTo;  auf  einer  Ünie.  or-vi.  l.  -^  • 

te  begreiüicb.  dass.  da  z:  'n,  *-«^   ,.- 
i  existierte,  im  kreiLs^rrj^r   „l    •»--.. 
Iringtei    Aber  es  lä*.-t  -.--i  ■.,:.;     ^, 
ii  gerade    in   den   dat;T  'j^.    u-,^^ 
£  eingedrängt  haben.    Y>   r*^:.r 
ohne  stonaig   durch    «j**n    '.«^'i  a^- .v. 


l4ä  Jakoli  Wackernagel, 

stamm  sich  die  flexion  des  fragepronomens  und 
ursprünglich  gestalten  musste. 

Während  der  nom.  acc.  sing,  in  der  gnindsprache  aus 
stamm  ft,i-  gebildet  worden  zu  sein  scheint,  rauss  in  den  übrigen 
casus  Ajö-  geherrscht  haben,  wenn  auch  nicht  ausschliesshch. 
So  erhalten  wir  flir  das  älteste  griechisch  im  singular  das  para- 
digma:  Tt'q,  *xüo,  *ni^,  'xiv;  im  plur.  "tm;  (oder  *7to/?i,  *Ttitm 
=  skr.  kesam  (oder  nwv?),  "notai,  'nvi  (oder  *n6yg?).  Dazu 
vielleicht  Hea.  timiac  t(/V»i  (Saussure,  a.  118  anm.;  im),  sicher 
«ÖT<pof,  Tiö^v,  nö^  u.  s.  w, :  ich  bemerke  beiläufig,  dass  let»- 
terem  prakritisch  kahiin  «wo"  „wohin"  genau  entspricht,  to 
auch  jahirß,  tahim  und  Ö9i,  rödi  einander  gleich  sind. 

Wenn  nun  in  den  letztgenannten  abgeleiteten  formen  der 
anlaut  n-  sich  one  Schwierigkeit  halten  konnte,  so  war  ihm  diea 
in  der  flexion.  wo  er  von  r-formen  umgeben  war,  natürlich  un- 
möglich. Wir  müssen  hier  r-formen  (jiä,  Torai,  eventuell  'iw', 
'räy,  "röcf)  geradezu  postulieren.  Dass  diese  postulierten  [o^ 
men  im  griechischen  tatsächlich  vorhanden  waren  und  mit  ihnen 
die  überlieferten  gleichlautenden  formen  z.  b.  des  attischen  gleich 
zu  setzen  sind,  wird  durch  den  accent  von  Siw  wenigstens  em- 
pfohlen, durch  das  Äolische  mit  grösster  Sicherheit  erwiesen. 
Denn  die  einzige  hier  für  genitiv  und  dativ  der  beiden  nuineri 
von  Sang  belegte  form,  der  genitiv  Sirw,  den  ÄpoUonius  de 
synt.  s.  291  Bk.  aus  Sappho  (fr.  13  Bgk.)  überliefert  und  über 
den  Verwunderung  zu  äussern  sich  merkwürdiger  weise  noÄ» 
niemand  die  mühe  genommen  hat,  ist  schlechterdings  nur  als 
Eteitenbildung  zu  einem  dativ  'Stiw  begreifbar,  der  hinwiedenii*"- 
nach  äolischen  lautgesetzen  nicht  aus  *örTf>^  entstanden  sein  k&na 

vgl.   äfifiitov,   v/ifieiav,    aipfi'tov,   i'ufV,   traut,  ixiiav,  avvTsXitovTOH.  — 

Allerdings  das  ionische  hat  jw,  Toiaiv  durch  i*'(j),  rioiaiv  ersetzt- 
Aber  es  ist  unnötig,  dies  aus  hinzuuahme  eines  andern  stamme^ 
zu  erklären;  das  t  stammt  einfach  aus  dem  genitiv,  wie  das 
in  äol.  ti'u,  Ti'nttitv,   das  auf  lautgesetzlichem  wege  nicht  aus 
entstehen  konnte,  aus  dem  nominativ  und  accusativ.    J.  Schmidt 
war  von  einer  derartigen  mutmassung  nicht  sehr  weit  entfemi* 
als  er  zeitschr.  25,  93  der  möglichkeit  erwähnte,  dass  rf^,  täviv 
xsourt  „zum  genitiv  nach  unklar  gefühlter  analogie  neu  gebildet 
wurden."    Derartige  einschübe  sind  nichts  unerhörtes.    Vielldcllt 
ist  das  zeitschr.  27,  268  besprochene  attische  (^rn^i^s  durch  einen 
solchen  zu   erklären,    wenn   die  dort  aufgestellte  deutung  nidit 


Miscellen  zur  griechischen  grammatik.  149 

genfigen  soHte.  Auch  kann  man  wenigstens  fragen,  ob  der  ioni- 
sche genitiv  masc.  der  ersten  declination  auf  -cco  sein  s  nicht 
dem  gen.  plur.  verdankt. 

Für  das  neuionische  ist  jener  zusatz  des  e  in  unserm  pro- 
nomen  inschriftlich  bezeugt :  inschrift  von  Amphipolis  CI6.  2008, 
21:  rdxyji  [?]  MX^^  oxetoovv.  Dem  Homer  ist  der  zusatz  viel- 
&ch  noch  fremd.    Zwar  liest  man 

77  227  ovri  rstf  anivSsaxe  dsäv,  ots  jurj  Jii  nargi. 

X  502  Tif  xs  letp  axi^aifjiv  fxivoq  xai  x^^Q^9  ädntovg, 

v  114  rd^ag  vi  retp  Toäs  tpaiveiq. 

ß  114  T^  OT€ff  T€  naxriQ  xikerai. 

(Zweisilbiges  ricoy  Q  387.  C  119.  v  200.  v  192,-  dreisilbiges 
ixitov  X  39.)    Aber  ganz  sicher  einsilbig  sind  up,  ortf 

A  299  ^xi  T(f  akXfp 

M  50  avid  T(f  tnnoi  nach  Weils  (Revue  de  philol.  4,  124) 
evidenter  besserung  für  das  überlieferte  oiSe  ol  tnnov, 

M  328  =  N  327  fjs  ry  si^og  oQsiofisv  ^i  xig  ijfitv. 

X  32  ov6i  jff  äXia, 

V  308  fifjii  T^  ixqxiadai, 

V  297  ^€  T(p  aXX(p, 

und  ohne  kürzung  des  auslautenden  ^ 

ikf  428  ijji^iv  or(f)w  aTQ6g>&€VTi  fi€Tdq>QBva  yvfivad'Sirj, 
0  664  jjjLisv  OT(f)w  l^toovai  xai  (f  xararedvijxaai. 
hy.  ApoU.   170  xai  xiw  TSQnsa&e  fiaXiaxa ; 

ferner  der  dat.  plur. 

0  491  ^/wey  oxioiaiv  xviog  vniQxsQov  eyyvaXt^fj. 
X  110  oaxig  rcovd'  €i9]  ßaaiXsvg  xai  xotmv  dvaaaoi. 

An  der  letzten   stelle  bezeugt  Didymus  xotatv  dvaaaoi  im 

sinne  von  xivwv  dvdaaoi  ausdrücklich  als  Aristarchs  lesart.    An 

den  andern  stellen  hat  derselbe  vielleicht  durchweg  formen  ohne 

« geschrieben ,   sicher  M  428 ,   wo  Didymus  die  form  mit  e  als 

^odoteische  Variante  anführt  und  unter  hin  weis  auf  /?  114  als 

berechtigt  anerkennt,  eine  bemerkung,  die  nur  sinn  hat,  wenn 

im  Dormaltexte  oxw  stand,  was  hier  auch  die  beste  handschrift- 

Bche  Überlieferung   bietet.    Dagegen   schrieb    0  491   Herodian 

acher  oxioiai.    Wir  sehen  also,   dass  in   der   Ilias   der   dativ 

siebenmal  ohne  €,  einmal  mit  e,  in  der  Odyssee  (mit  einschluss 

der  zweifelhaften  stelle  x  110)   viermal  ohne  s,   dreimal  mit  e 

stdit.    Allein  schon  aus  diesen  zahlen  kann  geschlossen  werden, 

daas  die  c-formen  die  jungem  sind. 


150  Jakob  Wackemagel, 

Jetzt  kommt  auch  rdov  bei  Archilochus  fr.  95  in  den  rech- 
ten Zusammenhang  hinein.  Im  Verhältnis  zwischen  genitiv  und 
dativ  haben  wir  vier  stufen :  rdo  —  *n(p,  xio  —  t^,  xio  —  rej», 
riov  —  jsif:  erst  auf  der  letzten  ist  die  völlige  gleichartigkeit 
erreicht. 

Wir  gewinnen  nunmehr  als  älteste  griechische  flexion  eines 

SUpponierten  *ey:aaxiq:  *irxdaTtg,  *6xaaTso,  ixaartp,  *6xaaTiv;  aus 

*eyaaT6o  ward  ixäuroo  nach  der  gewönlichen  nominalen  weise, 
genau  wie  äoL  ottw  für  ottso  eingetreten  ist.     Hernach  *fxaa- 

Ttg,  *6xdaTiv  ZU  exaarog,  exaarov.     Ähnlich    ist  im    plural    «fo- 

aroig  die  älteste  form.  Im  neutrum  lauteten  die  grundformen 
wol  *€xaaTi,  *€xdaTa;  hier  muste  sich  die  anpassung  besonders 
leicht  vollziehen.  Die  proparoxytonese  im  nominativ  und  aceu- 
sativ  stammt  aus  der  giösten  klasse  auf  -arog  auslautender 
Wörter,  den  Superlativen  auf  -tarog,  mit  denen  zudem  eine  ge- 
wisse bedeutungsverwandtschaft  besteht.  —  Zu  den  flexions- 
formen  des  wertes  kommt  zuerst  in  der  Telemachie  sxaaro^ 
hinzu. 

Und  fxarsQog?  Allen,  stud.  3,  248,  behauptet,  dass  es  b^i 
Homer  nur  fehle,  weil  es  sich  dem  metrum  nicht  fügte.  Mslh 
könnte  einwenden,  dass  es  ja  frei  stand  *HxdT€Qog  zu  sprechen, 

so    gut    als    eiycOuog    Statt  ivaUog,    sivdrsgeg  Statt  ivdregeg  (ig. 
*yenafer;   das    altind.   zeigt  yena-  auf  der  schwachen   stufe  t/^, 
also  yäti';   *€mTr]Q  ist  im  griechischen  nicht   belegt,    weil   den 
Attikern  das  wort  überhaupt  abhanden  gekommen  ist).    Immer- 
hin  hat  Allen  recht,    wenn   er   das  dasein  des  wertes  für  die 
homerische  zeit  behauptet. 

Die  bedeutungsverwandtschaft  zwischen  exdg,  exu&ev  und 
uTSQ,  dndxeodev  hat  eine  raischform  ixuTEQd^ev  erzeugt.  Dies^ 
muss  von  haus  aus  „abseits"  bedeutet  haben.  Vielleicht  ist 
diese  bedeutung  für  einige  homerische  stellen   annehmbar,   wie- 

r  340  (=   V  813)    ot  J'  £715/   ovv  irXuTfQ&ev  o/Lii'Xoo  dw^rj^O^oav, 
Y  153  (von  den  göttern)  äg  oi  fiiv  iydre{)&£  xa&si'aro  /ui/rtoooy- 

Tf^.  Aber  anderwärts  irrt  das  wort  unverkennbar  von  seiner 
etymologischen  grundlage  ab  und  bedeutet  statt  „auf  der  seite" 
nunmehr  „auf  beiden  Seiten".  So  yt  27  xvuvsol  di  SQuxovreg 
oQWQs/aTo  TiQoxi  d€tf)rjv  TQstg  'ixuTS{ß&\  ß  273.  319  und  in  der 
Odyssee;  in  letzterer  mit  der  neiierung,  dass  die  dinge,  welche 
exuTBQ&sv  sind,  hier  auch  statt  in  einem  gemeinsamen  dual  oder 
plural  zusammengefasst  zu  werden  in  ihrer  Vereinzelung  singu- 


Miflcellen  zur  griechischen  grammatik.  151 

laiisch  gegeben  werden  können:  a  211  =  a  335;  C  263.  —  Diese 
bedeutungsverschiebung  von  exareQ&e  kann  nur  durch  associ- 
ation  an  ein  wirklich  vorhandenes  ixdrsQog  erklärt  werden. 

Zu  exaarog  einen  comparativ  zu  bilden,  aus  einem  wort 
für  qtiisque  auch  eines  für  uterqiie  herauszuentwickeln,  lag  nahe. 
Wie  konnte  sich  nun  der  trieb  nach  einer  derartigen  bildung 
hift  machen?  Gegen  eine  annähme,  die  gleichung  x:  txaarog  = 
noTCQog:  noorog  habe  den  massstab  abgegeben,  wodurch  ixare- 
Qog  ohne  weiteres  erklärt  wäre,  gilt  wenigstens  ein  teil  der  oben 
8.  146  betr.  noarog  geäusserten   bedenken.    Dann   könnte  man 

auch  €XUT€gog:    exaarog  mit   hom.  ^rfiTsgog:   Qjjiarog,   XmnQog: 

(XdiGTog)  vergleichen;  aber  warum  Qjjiarog,  Xckarog  eher  als 
sonst  ein  auf  -arog  auslautender  Superlativ  mit  exaarog  sollte 
zusammengestellt  worden  sein,  ist  nicht  abzusehen.  Viehnehr 
wird  man  eher  so  sagen  müssen:  fxaarog,  wo  es  bloss  von  zweien 
auszusagen  war,  wurde  zuerst  nach  dem  allgemeinen  muster  von 
uTBQog,  noTSQog,  afiq)6T€Qov  ZU  *€xaar€Qog  und  dann  nach  dem 
besondem  von  aregog  zu  exizegog. 

15.    u  €  i  ä  (O, 

Skr.  vadi'  wird  im  griechischen  sicher  reflectiert  durch  av6jj 
mit  prosthetischem  a  und  durch  vidw,  v6(o,  das  die  Alexandriner 
aus  irgend  welchem  winkel  hervorgezogen  haben.  Schwierig  an 
letzterm  ist,  wie  bei  vä(OQ,  ino  u.  s.  w.  (?),  v(pai'v(o,  dass  die 
sonstige  Übung  grundsprachlich  anlautendem  ü,  das  nicht  vor 
Position  steht,  einen  vocal  vorauszuschicken  {sv&ig  =  ig.  üdhü,  durch 
dessen  einfluss  in  nachhomerischer  zeit  das  dazu  gehörige  tdv- 
zu  eidv'  wurde,  svvig  vgl.  skr.  Ü7ia,  svxof^iai  für  *iS;^o/iat  als 
sehwache  form  zu  skr.  vagh;  svQvg  =  ig.  urii,  evxpjkog  schwache 
nebenfonn  zu  /dxrjkog)  bei  seite  gesetzt  ist.  Dass  af€i6(o  seiner 
bedeutung  nach  trefflich  in  diese  sippe  passen  würde,  ist  bekant, 
ebenso  dass  dieses  verbum  nirgends  sonst  etymologisch  unter- 
gebracht werden  kann.  Das  ft  macht  allerdings  Schwierigkeit, 
aber  man  erinnere  sich,  dass  der  gleiche  diphthong  noch  ein 
zweites  mal  in  einem  griechischen  reflex  einer  ig.  aus  t;e+  con- 
sonant  bestehenden  Avurzel  vorkommt:  fstnetv.  Wenn  nun  dort 
nach  Brugmanns  treflfender  erklärung  (zeitschr.  25,  306)  vei-  auf 
ig.  veu-  beruht,  so  müssen  wir  auch  hier  eine  grundform  *af€väa} 
statuieren.  Und  da  weiterhin  eine  solche  wurzelform  nur  durch 
reduplication  und  zwar  eine  reduplication ,   wie  sie  sich  nur  im 


152      Jakob  Wackernagel,  Miseellen  zur  griechischen  grammatik. 

aorist  findet,  entstanden  sein  kann,  ist  in  a-ffiS-  der  laaüiche 
nachfolget  einer  reduplicierten  aoristform  enthalten,  mit  dem 
unterschied  von  f^in-iiv,  dass  erstens  dasselbe  a  vorgetreten  ist 
wie  in  aiS/j  (vgl.  aeaa)  und  zweitens  der  aoriststamm  allge- 
meiner verbalstamm  geworden  ist.  Diese  letztere  umwandlang 
hat  darin  ihren  grund,  dass  n  sonst  dem  präsensstamm  ange- 
hört; sie  nahm  also  damit  ihren  anfang,  dass  der  aor.  ijfaiio9 
sich  mit  iJQBiSov,  inei^ov,  i\iinov  zusammengesellte  und  vom 
imperfect  aus  weiter  ausbreitete.  Die  Uias  kennt  ausser  formen 
des  präsensstamms  nur  do/6ifiog  und  (in  ii,  im  scbifEskatalog 
und  dem  unechten  verse  N  731)  doiSog,  dotSij.  Erst  die  Odyssee 
bietet  formen  des  sigmatischen  aorists:  aaioB,  asiaov,  aetaai 
und  des  futurums:  anao^syog.    So  wurde  altes  *^£Jov,  *afii<o, 

*d/od6g,  *dfoStj,  {*rift6sa  oder)  *rifidBaaa,  *dfBSefo  verdrängt. 

Dass  ein  *avodam  im  altindischen  nicht  belegt  ist,  kann 
um  so  weniger  als  einwand  dienen,  als  avadisam  im  RV.  nur 
einen  beleg  hat.  Auch  nicht,  dass  /fin-  die  bedeutungs- 
wandlungen  von  /ftJ-  nicht  mitgemacht  hat.  Nicht  bloss  wurde 
ersteres  durch  seine  grössere  häufigkeit  vor  associationen  besser 
geschützt;  auch  die  a-flexion  desselben  kommt  in  betracht, 
endlich  der  umstand,  dass  die  aufnähme  von  dfsii-  in  den 
präsensstamm  wol  den  weg  nahm,  dass  der  diphthong  in  schon 
vorhandene  formen  desselben  eindrang,  während  im  griechischen 
kaum  je  ein  präsens  aus  Yveh  vorhanden  gewesen  ist. 

Basel. 

Jakob  Wackernagel. 


Die  korinthischen  vaseninschriften. 

Zu  der  folgenden  Zusammenstellung  korinthischer  vasen- 
inschriften veranlasste  mich  die  erwägung,  dass  eine  möglichst 
vollständige  Sammlung  dieser  inschriften,  welche  in  gleichem 
maasse  das  Interesse  der  Sprachwissenschaft  wie  der  archäologie 
beanspruchen,  bisher  noch  nicht  versucht  worden  ist.^)   Es  kam 

*)  So  schrieb  ich  im  Oktober  1886,  in  welchem  monat  ich  die  arbeit, 
80  wie  sie  voriiegt,  fertig  stellte.  Während  sich  der  druck  bis  jetzt  Te^ 
sdgerte,  erschien  mittlerweile  die  arbeit  von  Blass:  dialektinschriften  von 
Xoriath,  Kleonai  etc.  iu  BB.  XII  (1887)  3.  heft  s.  169  ff.    Da  jedoch  auch 


Paal  Kretschmer,  Die  korinthischen  vaseninschriften.  153 

mir  besonders  zu  statten,  dass  herr  Dr.  Botho  Graef,  welcher 
im  frühjahr  1886  sämmtliche  korinthische  vasen  des  Louvre 
untersuchte  und  die  beischriften  genau  copierte,  mir  mit  dankens- 
werthester  bereitwilligkeit  seine  diesbezüglichen  aufzeichnungen 
überliess.  Auf  diesen  beruhen  also  die  lesungen  der  15  vasen, 
n,  17  bis  31,  von  denen  10  —  n.  17  bis  25,  31  —  als  anek- 
dota  gelten  dürfen,  während  n.  30  mehrfache  berichtigungen 
erfahren  hat.  Ferner  verdanke  ich  die  richtigstellungen  von 
n.  13  und  besonders  15  hm.  prof.  Robert,  die  von  n.  4  hm. 
prof.  Petersen  in  Athen.  Die  vasen  des  königl.  museums  in 
Berlin,  n.  34  bis  37,  habe  ich  selbst  von  neuem  untersucht. 

Bezüglich  der  schrift  und  Orthographie  der  korinthischen 
vasen  schicke  ich  folgendes  voraus. 

Kirchhoflf  hat  bekanntlich  festgestellt  (Alph.*  90),  dass  die 
im  korinthischen  nebeneinander  vorkommenden  formen  I  und  B 
in  der  weise  verwendet  wurden,  dass  letztere  e  und  tj  =  urgr. 
S  und  s,  erstere  jenen  durch  secundäre  dehnung  von  $  ent- 
standenen laut  bezeichnete,  dem  in  anderen  dialekten  nach 
reception  des  ion.  alphabets  theils  £/,  theils  H  entspricht.  Dass 
der  vocal  im  korinthischen  mit  f  t,  nicht  mit  tj  zu  umschreiben 
ist  d.  h.  dass  er  ein  geschlossener  nach  i  hin  neigender  e-laut 
war,  folgt  einmal  daraus,  dass  er  eben  anders  wie  urgr.  ^ 
bezeichnet  wird.  Sodann  aber  ist  auch  sicher  diphthongisches 
ei  zuweilen  durch  I  wiedergegeben,  noreiädffov  nontiap 
ist  auf  den  weihetäfelchen  25  mal  mit  I  geschrieben,  obwohl  es 
doch  keinem  zweifei  unterliegt,  dass  et  hier  echter  diphthong 
ist.  Denn  abgesehen  davon,  dass  alle  archaischen  Inschriften 
den  namen  mit  EI  schreiben,  weisen  die  formen  mit  oi  im 
lakon.  arkad.  und  boiot. ,  die  mit  i  im  korinthischen  selbst 
(I6A.  20,  79.  68)  und  im  ion.  auf  alte  vocalabstufung  oi:  et:  i. 
Zweifellos  echtes  ei  mit  blossem  I  ausgedrückt  zeigt  ferner 
APCIOM  =  ^^Qyetog  auf  n.  35.  Daher  kann  /icoxl,  (psiy^  n.  24 
die  frage  nicht  entscheiden,  ob  die  endung  der  3.  pers.  s.  prs. 


hier  die  Sammlung  der  vaseninschriften  nicht  ganz  vollständig  ist,  femer 
Im  einzelnen  sich  vielfach  ab  weichungen  finden  und  sämmtliche  Inschriften, 
auch  die  bisher  unedierten,  nur  in  Umschrift  gegeben  sind,  so  glaubte  ich 
meine  Zusammenstellung  auch  jetzt  noch  —  und  zwar  völlig  unverändert 
—  dem  druck  übergeben  zu  sollen.  Nur  die  Verweisungen  auf  meine 
abhandlang  über  die  attischen  vaseninschriften,  welche  dieser  arbeit  ur- 
sprünglich vorhergehen  sollte,  musste  ich  abändern. 


154  Pftul  Kretschmer, 

echtes  oder  unechtes  £i  ist.  Vielmehr  ist  auch  hier  echtes  et 
mit  ^  bezeichnet.  Vgl.  att.  SOAlS^l  =  Uetaiiog  CIA.  I,  373* 
iiPAK/|^H^  =  "^HQaxXBidijq  auf  einem  att.  grabstein  aus  der 
mitte  des  5.  Jahrhunderts  Kumanudes  '^n.  imrvfiß,  2951,  mitt 
d.  ath.  i.  X  1885  p.  365  n.  10.  KETAI  =  xetrai  ebenda  p.  370 
n.  29.  Auffallend  ist,  dass  einmal  I  auch  für  t  geschrieben  ist: 
lti(pirQ^Tav  IGA.  20,  3.  Aus  allem  geht  hervor,  dass  im  korin- 
thischen die  ausspräche  von  ursprünglich  diphthongischem  si 
der  des  monophthongischen  nach  i  hinneigenden  e  t  =  e^  sich 
stark  genähert  hatte.  ^) 

Endlich  bleiben  noch  die  Schreibungen  B  für  et  und  I  für 
e  ZU  erörtern.    Sie  finden  ihre  erklärung  in  der  art,    wie  die 
orthographische  Verwendung  von  B  und  E  überhaupt  entstanden 
ist.   Da  die  letztere  form,  welche  der  ursprünglichen  d.  h.  phöni- 
kischen  näher  steht,  ja  in  ihrer  älteren  gestalt  mit  derselben 
identisch  ist*),  nur  einen  ganz  speciellen,  relativ  seltenen  e-laut, 
die  andere  form  B  aber  den  gewöhnlichen  und  häufigsten  langen 
und  kurzen  ^-vocal  bezeichnet,  so  kann  B  nicht  aus  E  mit  be- 
wusster   absieht   zur   Unterscheidung  der  ß-laute  differenziert 
worden  sein,  denn  dann  hätten  wir  die  imigekehrten  bezeich- 
nungsverhältnisse   zu   erwarten.    Nun   ist  B  aus  E  ofifenbar  in 
der  weise  entstanden,  dass  man  beim  schreiben  die  drei  quer- 
hasten, um  das  dreimalige  absetzen  zu  vermeiden,  mit  einander 
verband  und  also  in  einem  zuge  bilden  konnte.    Eine  mittelstufe 
zeigen  vielleicht  zwei  korinthische  vasen  in  Berlin.    Im  namen 
AB(ovi\  auf  n.  35^)  und  Ev^a/oq  auf  n.  37  hat  das  epsiloa, 
wie  ich  mich  vor  dem  original  überzeugen  konnte,  die  (mit  dex" 
heta-form   zusammenfallende)   gestalt   B;   hieraus   wurde  durcl^ 


1)  Wie  echtes  und  unechtes  ci,  scheint  auch  diphthongisches  an 
monophthongisches  ov  früh  im  korinth.  zusammengefallen  zu  sein,  wL 
aus  der  bezeichnung  des  letzteren  durch  OY  hervorgeht,  siehe  Kirchhof 
Alph.3  91.  Im  attischen  gehört  zu  den  frühesten  belegen  dieser  schrei 
weise  "HQaxXiovg  CIA.  I  3Ö0,  2  (Meisterhans  Gr.  d.  att.  I.  p.  11  f.)  ua 
V0T3N  Aniov(g)  rf.  amphora  Bdl.  1867,  213  f.,  .PAKVEOY^  KO- 
^}f]^axUovg  xd[(,)]<?  Bdl.  1866,  181  (1.  hälfte  des  5.  jahrh.). 

«)  Die  phönik.  form  ist  schräg  geneigt,   wie  sehr  oft  auch  noch  i 
korinth.  und  allen  archaischen  alphabeten;  auf  einigen  altion.  vasen  t< 
Naukratis  liegt  sie   sogar  horizontal,   s.  Fl.  Petrie  Naukratis  I,  1886 
XXXII,  3.  16. 

>)  Von  der  linken   längshasta  ist  zum  theil  die  färbe  geschwand 
Furtw&ngler  transscribiert  die  beischrift  unrichtig  A6rtlg, 


Die  korinthischen  vaseninschriften.  156 

bequemere  abrundung  B.  Ist  dies  der  gang  der  entwicklung 
gewesen,  so  kann  sich  dieselbe  nicht  in  der  lapidarschrift, 
welcher  es  auf  das  absetzen  nicht  ankommt  und  in  der  so- 
gar ein  B  wegen  des  materials  schwerer  zu  bilden  ist  als  E« 
sondern  nur  in  der  cursivschrift  vollzogen  haben.  ^)  Ursprüng- 
lich war  also  B  weiter  nichts  als  eine  kursive  nebenform  zu  E« 
beide  formen  wurden  nebeneinander  in  derselben  weise  wie 
epsilon  in  allen  anderen  alphabeten  verwendet  d.  h.  für  s,  fj 
und  unechtes  ei,  in  Verbindung  mit  i  für  echtes  bi.  Diese 
Orthographie  wird  noch  durch  folgende  inschriften  repräsentiert : 
einerseits  ^M^  ei  fit  (dagegen  mt  IGA.  20,  6.  14.  15.  107)  auf 
n.5;  noTBtäav  IGA.  20,  109.  109»  111.  114(113?),  AC»tAAM 
iyyeiXag  Berlin  834  =  IGA.  20,  108»,  andererseits  JIot^^ (Tay 
20,   43»,    U&avJ^^a    20,    4   =   U&avasa    für    'A^avaia, 

rBPAI096K  20,  5,  wenn  es  =  nsigaio&ev  ist;  fyQatp^v  av^ 
dh^  20,  36*.  In  Korkyra  scheint  die  Verwendung  von  I  für 
unechtes  c^  überhaupt  nicht  platz  gegriffen  zu  haben,  wenigstens 
ist  auf  der  grabinschrift  des  Menekrates  IGA.  342  inoisi,  auf 
der  des  Xenvares  344  eifi  mit  ^^  geschrieben.  Erst  nachdem 
beide  formen  in  gleicher  geltung  eine  zeit  lang  neben  einander 
bestanden  hatten  und  das  bedürfniss  eingetreten  war,  unechtes 
et  durch  ein  besonderes  zeichen  auszudrücken,  benutzte  man 
dazu,  zunächst  nur  in  der  cursivschrift,  die  nebenform  I. 

Wie  ursprünglich  zwei  epsilonformen  ohne  bedeutungsunter- 
schied,  lagen  auch  zwei  betazeichen  im  korinthischen  neben 
«uander:  beide  kommen  auf  n.  27  vor:  die  seltnere,  rückläufig 
^1  in  Ja't(poßog,  treffen  wir  auch  auf  einer  att.  vase  an  (femer 
^  Selinus,  Melos  etc.).  Einen  zweiten  beleg  für  dieselbe  (rechts- 
'*^g  N)  sucht  M.  Fränkel  auf  einem  geweihten  ehernen  frosch 
^'ö  berl.  mus.  nachzuweisen,  arch.  Jahrbuch  I,  1886,  48—53. 
öiese  form  ist  darum  interessant,  weil  sie  von  allen  griechischen 
(4-strichigen)  betazeichen  der  phönikischen  gestalt  am  nächsten 
steht,  aus  der  sie  nur  durch  Öffnung  des  dreiecks  hervorgegangen 
^t.*)  —  Die  andere  ungleich  häufigere  korinth.  betaform  J*  und 
T-,  abgerundet  iP,  wird  mit  der  5-strichigen  phönikischen  durch 


*)  Dags  die  cursivschrift  schon  so  alt  ist,  ist  nicht  zu  bezweifeln;  vgl. 
^.  Wilamowitz  Hom.  untersuch,  s.  :U)7.  G.  Ilinrichs  in  I.  Müllers  Hdb. 
d-klass.  alt  I,  415. 

*)  Vgl.  jetzt  auch  die  gortyn.  form  auf  den  von  Halbherr  gefundenen 
•*«incn  mus.  ital.  II  1886,  l.  puntata. 


156  Pftiil  Kretschmer, 

die  von  Kirchhoff  Alph.^  100  auf  münzen  von  Byzanz  und  die 
ähnliche  von  Gollitz  Hermes  22,  136  auf  inschriften  von  Thera 
nachgewiesene  >r  vermittelt.  Endlich  erscheint,  worauf  epi- 
graphiker  noch  nicht  aufmerksam  geworden  zu  sein  scheine, 
eine  ganz  ähnliche  form,  nur  umgedreht  und  abgerundet  U  auf 
einer  didrachme  spätestens  des  6.  jahrh.  aus  Sybaris  Sallets 
ztschr.  f.  numismatik  VII  1880  taf.  IV  5. 

Im  allgemeinen  sei  noch  bemerkt,  dass  die  ansieht,  wetehe 
früher  hinsichtlich  der  in  Etrurien  gefundenen  gefässe  geäussert 
worden  ist,  als  seien  dieselben  etruskische  nachahmungen  korin- 
thischen fabrikats,  bei  dem  heutigen  stände  der  archäologischen 
Wissenschaft  keiner  Widerlegung  mehr  bedarf. 

1.  Aryballos  aus  Karystos  (?)  auf  Euboia.  —  Mus.  d.  arch. 
gesellsch.  in  Athen  Gollignon  Gat.  n.  182.  Benndorf  Gr.  u. 
sie.  vb.  taf.  30,  10.  Heydemann  Griech.  vb.  VII  3.  GIG.  7380^ 
Kirchhoff  Alph.»  89.  Cauer  Delectus*  79.  Vgl.  Pervanoglu. 
Bdl.  1861  p.  47.  Jahn  einleit.  p.  CXLVII  a.  1050.  Dumont 
et  Chaplain  Les  c6ramiques  de  la  Grece  propre  I  3.  fasc.  Pari^ 
1885  p.  234,  5. 

Ritter  mit  seinem  knappen  zu  pferde. 
MOCDOITMOI^B  "In(n)6aTQoq)0(:  (ritter). 

/^ATAT-On^B  'I^noßarag  (knappe). 

Dumont  Peint.  cer.  de  la  Gr^e  propre  p.  24  a.  3  will  dlie 
beischriften  als  erklärende  appellativa  gefasst  wissen;  es  sLiid 
aber  vielmehr  eigennamen,  die  nur  mit  bezug  auf  den  charakt^er 
der  dargestellten  person  gewählt  sind.  So  heisst  auf  der  koriatli. 
vase  n.  20  der  wagenlenker  "Avioxi'äag,  auf  der  Arkesila3- 
schale  der  aufseher  bei  der  silphionverladung  2kt(p6iLiaxog u.s.  w. 

2.  Oinochoe  bei  Lutrakion  auf  dem  Isthmos  von  Korintli 
gef.  —  Mus.  der  arch.  ges.  in  Athen.  Mitth.  d.  ath.  Inst.  JTV 
1879  taf.  18,  Rhusopulos  p.  316  flf. 

Viergespann. 

AXA/^AM  "AyapLag  =  'A^ifiaQ?  (wagenlenker)  (i). 
M0<AT1V?  KvXXaqoq  (pferd)  («). 
hNlMPQhm  AvaUoXiq  (pferd). 
?VAy^A>0M  KvXkaQog  (pferd)  (^ 
(DOfTON  Ooi't(ov  (pferd)  (»). 
M0J'A1A>IMA  äaxaXaßog  (eidechse). 

(^)  Vgl.  kret.  W/«^ayra  GIG.  2554,  158/9.   (^)  KiXXa^f^  ^ 
ist  der  mythische  name  von  Kastors  Boss,  so  auf  der  Exekia^' 


Die  korinthiaehen  vaseniuscUrifteii.  157 

Tase  MuB.  Gregor.  II  53  MdL  II   22  KVVAPO^.    Et.  M.  s.  t. 
KvXXaeog.     (')  (Por'rwv  =   „trabet". 

3.  Lagynos  aus  Kieonai.  —  Mus.  d.  arch.  ges.  in  Athen 
Collignon  Cat,  n.  181.  Arch.  Z.  1863  taf.  ITö,  Jahn  p.  57  ff. 
De  Witte  Rev.  arch.  N.  S.  VIII  274.  Klein  Griech.  Vasen  mit 
Meistersign.  2.  aufl.  S.  29,  2,  Schneider  Troisdier  Sagenkreis 
1885  s.  115.  Dnmont  et  Chaplain  Les  cer.  de  la  Grßce  pr.  I 
3,  1885  p.  234,  4. 

Achill  dem  Troilos  am  brunnen  auflauernd. 
TtrtOA'^Art    MtCPA®6    Ti/itaviäa^  ft'    iyQatft    (künstler- 
inschrift). 

AX«ABYM  'Axt^fi>Q- 
rPO(/Ort  (')  Tpü)/ioc. 

tAKOOft  (')  H«v3oc  (pferd).  . 

ArtOXAM  'Aaißaq  (pferd)  (>).  ^^M 

mmit  [KQ\io{v)[n»Yi  {*)  (mädchen).  ^^H 

PPEAA'OM  C)  JIe('«/<os.  ''"5 

Von  demselben  vasenmaler  ist  das  weihetäfelchen  in  BerBn 
846  IGÄ.  20,  1  mit  der  siynatur  Tifiavidu^  *>eoi^t  Bia.  ~- 
(*)  Die  ersten  beiden  buchstaben  sind  verletzt.  (*)  Vom  I 
fehlt  die  obere  und  untere  querhaata,  von  9  das  kreuz  in  der 
mute.  (')  U-aö^ui?  zu  noßiofittt  aoßafföq  aoßäq  Vgl. 
Xenoph,  Reitk.  10,  1".  Jahn  a.  a.  o.  und  Einl.  in  d.  vasens. 
P-  64  las  2oßäz,  vgl.  Jeschonnek  De  nominibus,  quae  Graeci 
Pecudibus  domesticis  indiderunt.  diss.  Königsberg  1885  p.  42. 
C*)  Jahn  a.  a,  o.  s.  61.  (*)  Collignon  Cat.  pl.  IV  2:  PPCArtOM. 
In  der  abbildung  der  Arch.  Z.  a.  a.  o.  ist  das  dritte  zeichen 
^  E,  dessen  mittlere  querhasta  nur  in  einem  kurzen  ansatz  zu 
•*«tehen  scheint.  Aber  Loeschcke  Arch.  Z,  1876  s.  IIG  anm. 
^  bemerkt:  „Der  dritte  bucbstabe  ist  ein  etwas  misslungenes, 
*W  deutliches  {." 

4.  Lekfthos,  fundort  unbekannt.  Mus.  d.  arch.  ges.  in 
Athen  Collignon  Cat.  n.  249  pl.  IV  9.  Vgl.  Dumont  Revue 
»tch.  1873  I  p.  325.  Kirchhoff  Alph.'  90.  IGA.  23.  Ich  be- 
Diilzte  eine  genaue  abschrift  und  beschreibung  der  Inschrift  von 
Pttersen- 

Im  allgemeinen  bemerkt  P. :  „Ein  von  Kumanudis  im  kata- 
\  (handschriftl.)  geäusserter  zweifel  an  dem  alter  der  iuschrift 
ist  gewiss  unbegründet:  wo  die  oberflMhe  des  gefässes  ver- 
Klwuert  oder  corrodiert  ist,  hat  gleichmassig  auch  die  inschrift 


1 

i 

ä 


158  P&^  Kretschmer, 

gelitten.  Es  scheint  auch,  dass  gewisse  winzige  ansätze  irgend 
einer  Substanz  sowohl  in  den  zügen  der  inschrift  wie  auf  der 
glatten  Oberfläche  sich  finden.  Die  inschrift  war  ofifenbar  be- 
rechnet für  die  riickseite:  sie  beginnt  am  rechten  ende  der 
darstellung  oben  dicht  unter  der  Schulter  des  gefässes,  das 
vierte  zeichen  steht  unter  dem  henkel,  aber  sie  dehnt  sich  dann 
bis  in  das  bild  hinein,  gerade  bis  in  die  mitte  desselben,  aus/ 

Kampfscene.  Auf  dem  bauch  des  gefässes  das  graffito: 
»NOK/^KM^AOICNTOI  SBvoxkijg  MrjdoxQitM  (inschrift  des 
schenkenden). 

Die  inschrift  kennzeichnet  sich  als  eine  jüngere  durch  die 
ungebrochene  form  des  iota  und  das  fehlen  des  vau  in  Sevo- 
xX^g  vgl.  Sivftov  auf  u.  5,  £'f  >'/o>c;i^[^]  IGA.  20,  40,  korkjrr. 
TiQo'^evfog  342,  SsvfuQsog  344.  —  Das  7.  zeichen  beschreibt 
Collignon  a.  a.  o.  als  „un  M  mal  commenc^  et  abandonn^.^ 
Derselbe  liest  den  zweiten  namen  'B^oxp/rc/)  (-toi),  wozu  vgl. 
EPOAOPO^  auf  einer  att.  rotf.  Mcmnonschale  München  n.  404» 
2  mal  EPOOEMU  auf  der  schale  des  Euphronios  Klein  VM.*  143_ 
Löschcke  Arch.  Z.  1881  s.  32  a.  13.:  Sfvoxk^g  /n*  eimxi  xoi 

Nach  P.  ist  der  8.  buchstabe  von  links  t*\  neben  dem  rechteM:^ 
Schenkel,  jedoch  ohne  ihn  zu  berühren,  zieht  sich  ein  nüt  d^^ar 
haupthasta  convergierender  strich  hin,  welchen  P.  als  „nichm.t 
zugehörig"  bezeichnet.  Doch  ist  es  kaum  möglich,  das  zeiche :ii 
anders  denn  als  ein  M  aufzufassen.  Das  folgende  M  ist  rech-"fc3 
durch  eine  ritzung  entstellt,  wie  sich  dergleichen  auch  sonst  a.'mj.f 
dem  geftisse  finden.  Das  11.  zeichen,  welches  wie  das  16.  ui:=»€i 
17.  in  dem  köpf  einer  figur  steht,  ist,  an  und  für  sich  betrachtet , 
zweifellos  kein  P,  sondern  A;  unten  wieder  eine  ungehörig« 
ritzung.    Bei  dem  15.  buchstaben  ist  das  Instrument  nach  unt^D 

ausgeglitten  und  hat  so  den  strich  unwillkürlich   verlängert.    

Wenn  man  das  11.  zeichen  als  ein  A  auffasst,  dessen  ober"^ 
hasten,  wie  nicht  selten  (z.  b.  in  IluXa/nr^drjg  n.  16),  über  di« 
basis  hinausragen,  so  scheint  die  lesung  Sevoxkijg  MtjSoxg^  " 
TQ)t  oder  Mt]doxoiToi  dem  thatbestand  am  meisten  zu  en*^* 
sprechen.  Zu  dem  namen  vergleiche  MfjdoxQirav  auf  ein^^^ 
angeblich  korinthischen,  nach  Boeckh  theräisclien  inschrift  Cl^^* 
2469 **.  Auszuschliessen  ist  jedenfalls  Löschcke's  Vermutung,  cf^a 
bei  derselben  das  15.  zeichen  unberücksichtigt  bleibt  und  (L  ^ 
14.  kein  ^  ist. 

5.   Aryballos  aus  Korinth.  —  Eigentum  von  Khusopulos       ^^ 


Die  korinthiBclien  yaseninschriften.  159 

Athen.  Adl.  1862  tav.  A,  Rhusopulos  p.  46  ff.  Dumont  et 
Cbaplain  Les  c6r.  de  la  Grece  pr.  I  3,  1885  p.  233,  2. 

Männlicher  köpf,  rechts  davon  (gemalt) 

A^K^TA^M^  (bustrophedon)  Alvira  i(i)f4i  (inschrift  des 
besitzers)  (^). 

Darunter  zum  teil  durch  Schlangenlinien  getrennt  (ge- 
malt, nicht  eingeritzt) 

H^KMM  Mevdag. 

hYrhtAM\  MvQfitSaq. 
BVA^OM  Eviixog. 
AVMAKAP^AAM  AvaavSQi'öag. 
•AP^K/^^AM:  XagixXi'äag  (»). 
ABI^OM  Jeiaog. 
IBKFON  Eiv/tov. 

(D>VI  OQvt 

(^)  Die  deutung  bei  Dumont  et  Chaplain  a.  a.  o.  peut-6tre 
^^^sia  ifii   Je  suis  belle,  digne  d'eloge"   ist  sicher  unrichtig. 
(*^    Der  erste  buchstabe  ist  sehr  undeutlich,   Rhusopulos  liest 
^€^^uikiiag.  Die  form  ist  wol  nicht  itacistisch  =  XaQixUidag,  son- 
*^TO  mit  dem  suffix  -iSag  von  der  kürzeren  namensforra  XaQi" 
^^ — 0-^  =  Xagi'xUijg  abgeleitet.  Ebenso  ist  -xX-i'J^$  neben  'xUt'i^g 
^^xi  den   bleitäfelchen   von  Styra  IGA.  372,  29.  30.   31.  428 
QtaroxXtitjg  neben  28  ^AQiaroxkst'dTjg  und  PATPOKVIA  (zu 
iTgo-xX-o-g)  auf  der  att  schwf.   amphora  in  München  380 
erklären.    Über   korinth.   l4q)iTQi[Ta]   IGA.  20,  2  neben 
(piTQs/rav  IGA.  20,  3  lässt  sich  wegen  der  dunklen  etymo- 
■■^^^e  nicht   entscheiden;   im    att.    lautet  der  name,   auch  auf 
^^n  ältesten   vasen,   stets  l^/nq^iTQtTtj  l/iq^irgir^  (vgl.  auch 
p/rwy).     Eorinth.    noridav  neben  noreidav  erklärt  man 
alter  Stammabstufung. 

6.  Trinkschale  aus  Korinth.  —  Eigentum  von  Fr.  Koromiläs 

Athen.     Adl.   1862  tav.  B,   Rhusopulos  p.   56   ff.     Wien. 

orlegebl.  HI,  1,  3.    Vgl.  Gerhard    Arch.  Anz.  1856  s.  187  f. 

Xlichaelis  Bdl.  1860,  117.    CIG.  IV  praef.  p.  XVUI.   C.  Wachs- 

^^uth  Rhein.    Mus.   XVIII   1863  s.   580.     Schneider  Troischer 

^^enkr.  49  a.  3.    Dumont  et  Chaplain  Les  ceramiques  de  la 

^r.  pr.  I  3,  1885  p.  235,  6. 

A)  Zweikampf  zwischen  Aias  und  Aincas. 
MAI^A  Aifag  (1.  vom  köpf  eines  knappen)  (^). 


160  Paol 

MA9A  Ai/a^ 
HA^M^A  Airia-. 

B^OKABM  7n  :i  onlr^i  knappe  zu  pferde). 

^AOA  Jilf09   zuschaaeiid,. 

Bj  Kampf  zwischen  Achilleos  und  Hektor 

AXOABOYM  W7iÄÄ«'o>s-  (»). 

4K)O^CZ  a>oi>i|. 

(^)  Aias  der  Lokrer.  ;''  Nominativ,  nicht  etwa  gen.  for 
W^riAÄ^o;  od.  dgl  Die  erklärenden  beisduriften  stehen  auf 
den  korintb.,  wie  auf  den  chalk.  vasen  stets  im  Bom.,  nie 
im  gen. 

7.  Arybaüos  aus  Caere.  —  Eigentum  von  CasteUani  in 
Rom,  aus  dessen  besitz  nach  Wien.  Adl.  1866  tav.  Q,  Conze 
p.  275  ff.    Brunn  Bdl.  1865  p.  140. 

Kampfscene. 

MA^^A  Aiviag  (einer  der  kämpfenden). 

8.  Amphora  aus  Caere.  —  Eigentum  von  CasteUanL  Brunn 
Bdl.  1865,  142. 

Zwei  Pferde,  auf  dem  einen  ein  knabe  mit  der  beischrift: 

FA+VM  /«/rc- 

Der  name  /«/vg  kehrt  wieder  auf  der  chaUdd.  hydria  ün 
Brit.  Mus.  n.  474  =  Gerhard  Auserles.  gr.  vasenbilder  92. 
Löscheke  Arch.  Z.  1881  s.  36  anm.  Auf  einer  archaischen 
hydria  in  Civitavecchia  las  Brunn  Bdl.  1859  p.  129  FAYÄ 
fa^vg  ist  wie  fa^og  (nicht  fä^og!)^  name  eines  arkadischen 
demiurgen  Dittenberger  Sylloge  167  =  CoUitz  DL  1181  A  36, 
koseform   eines   unbekannten  vollnaroens.     Vielleicht  gehört  er 

zu  /i'faZ'fO  =  «a/co,  fä/m  /ä/a  =  j;/«,   jy;^ jy. 

9.  Oinochoe  (Olpe)  aus  Caere.  —  Aus  den  Galassi^scheii 
ausgrabungen  1835;  früher  eigentum  von  Alibrandi  in  Roe 
Gerhard  A.  V.  258,  1.    Vgl.  Jahn,  einleit.  s.  147. 

Drei  gruppen  von  je  3  anstürmenden  kriegem. 

M01AX  XuQ(ov. 

trfOH  fi(OV  (*). 

(^)  Gerhard  las  [l]äa(ov,  da  er  die  vase  nicht  als  komth. 
erkannte.  Der  name  Ji(ov  auch  n.  11.  22.  Das  inlaatende 
/  ist  hier  schon  geschwunden,   vgl.   dagegen  IGA.  20,  61.  (!) 


Die  korinthischen  Vaseninschriften.  161 

arhard:  [rxjijawy.    Die  namen  Jimv^  Xagcov,  /itov  kehren 
5     auf  n.  11  wieder. 

10.  Oinochoe  (Olpe)  aus  Caere.  —  Mus.  etr.  Gregoriano. 
LI-  11  38a.    Abeken  Adl.   1836  p.  306  flf.    Mus.  Gregor.  II 

a.   CIG.  7377,   Cauer  Delectus«  277. 
Eampfscene. 

AIFAM  M/ag. 
BBnOP  ''Exr^oQ. 
MAIHW  Alviaq. 

11.  Hydria  (Kalpis)  aus  Caere.  —  Mus.  etr.   Gregoriano. 
Gregor.  U,  17,  2\   Abeken  AdL  1836  p.  310.   CIG.  7374. 

ÄUer  Delectus*  76, 

Ebeijagd. 

MOAAAiDYAOn  noXv(pafxoq  (Jäger). 

F^ON  //'ö>v  (Jäger)  (i). 

F^ON  ji<ov  dgl. 

F^ON  jifov  dgl. 

50^ A  ^ifav  dgl. 

5(MA+  XaQ(ov  dgl. 

MOTASTMY.On  no[X]vaTQaToq  dgl. 

iASO?  KoQui  (pferd)  («). 

{})  Im  CIG.  ist //(oy  irrig  als  iw,  ausruf  der  Jäger,  ge- 
^t,  wie  auf  n.  30.  (^)  Unser  „rappe" ,  pferdename  auch  auf 
Ä.  27  und  Pausan.  VI  10,  6. 

12.  Trinkschale  aus  Korinth.  —  ^cprifi.  uqx*  1885  ti/V.  7, 
^phulis  p.  255  flf.  Aussenseite:  Kriegsscenen.  Innenseite: 
^^ei  sich  anblickende  mädchenköpfe,  dazwischen: 

NBJT^M  NsßQig, 
KAYKA  KXvxa. 

Sophulis  a.  a.  o.  265  nimmt  KXvxa  für  Kkv[T]d,  ich 
^sse  es  lieber  als  aus  r;Lt;xa  (att.  rXvxrj)  entstanden  auf. 

13.  Amphora  ä  colonnette  aus  Nola.  —  Neapel  (Mus. 
Borbonico)  n.  685.    CIG.  7378. 

Die  vase,  besonders  auch  die  beischriften  sind  vielfach 
Restauriert,  das  von  Heyderaann  als  solches  bezeichnete  lasse 
^  hier  unberücksichtigt. 

Seite  A):  Auszug  zur  Schlacht,  zwei  Viergespanne. 

MA*^^1Va  EvQVfiag  (krieger  vor  dem  1.  Viergespann). 

MGI^B  (über  einem  pferde,  vor  einem  krieger)  ''In{n)o/n  . . .  (^). 

. .  MAA  (zwischen  wagen  und  pferden,  wohl  auf  den  zweiten 

^«itaclurift  fClr  vergl.  Sprachf.  N.  V.  IX.  1  u.  2.  1 1 


162  PaoI  Eretschmer, 

hinter  den  pferden  befindlichen  kri^er  bezüglich)  Jäfi[oq] 
(*)  oder  ....  6afi[og]. 

.  0T9)I  K€to[q]  verschrieben  für  '^Exrwl^]  (krieger  auf  dem 
1.  Viergespann). 

- .  -  OmM  ''Inno- , ..  (krieger  auf  dem  2.  Viergespann). 

M..VO  (unter  seinen  pferden)  rkv[^o[<;  für  Fkavxog?  ('). 

ISA  (vor  denselben  pferden)  A^ . ,. 

MOXOW^a  (bustrophedon)  EvqvXoxoi;  (kri^er  hinter  dai 
pferden). 

(^)  Nach  Robert  folgt  auf  i\  noch  ein  zeichen,  das  nicht 
mehr  genau  zu  erkennen  ist.    Demnach  ist  nicht  Inno^  oder 

**Innog,  SOndem  'Inn6fi[a/og,  ^Inno^[iS(ov,  ^InnoalrgaTOg  öder  dgL 

ZU  lesen.  (*)  Derselbe  name  auf  n.  22.  (*)  ^O^Y/3  rkvxog  für 
T\avxog  steht  auch  auf  der  chalkidischen  amphora  mit  dem 
kämpf  um  AchiUs  leiche  CIG.  7686  (aber  naZ^og  CIG.  7381). 

14.  Amphora.,  fundort  unbekannt.  Museo  arch.  Etrusco  in 
Florenz.    Löschcke  Adl.  1878  p.  307  f. 

Kampfscene. 

A^FAM  Ai/ag  (der  1.  krieger). 

Der  name  des  2.  kriegers  ist  unleserlich. 

nVA^OM  nvXiog  (3.  krieger)  (i). 

MAS  AT  TaQag  (4.  krieger)  (*). 

(^)  Der  name  Hvltog  z.  b.  ApoUodor.  11  5,  12,  2.  (*) 
Der  heros  eponymos  der  stadt  Tarent  heisst  Td^ag;  als 
männemame  findet  sich  Ta^ag  auf  der  Inschrift  von  Tainaron 
Cauer  Delectus*  33  Z.  43.  Vgl.  TaQoxkag  in  Phalanna  Collite 
DI.  1329  II  a  1. 

15.  Krater  wahrscheinlich  aus  Caere.  —  Museo  ^izio  ed 
etrusco  in  Florenz,  aus  der  Sammlung  Campana.  Heydem&DD 
Mitteilungen  aus  den  Antikensammlungen  in  Ober-  und  Mittel- 
italien. 3.  Hall.  Winckelmaunsprogramm  Halle  1879  s.  87 
n.  17.  Die  berichtigungen  nach  gütiger  mitteilung  von  hriL 
prof.  Robert. 

Seite  A)  Vier  klinen,  auf  deren  jeder  mann  und  frau  li^aif 
davor  tische  mit  speisen. 

Von  den  beischriften  bei  dem  1.  paar  sind  nur  noch  wenig» 
reste  erhalten.  Bei  dem  2.  paar  ist  von  dem  namen  des  mannes 
noch  . . .  AO  . . .  geblieben. 

Bei  dem  3.  paar: 

BPMAtOM  'Eg/xatog  (mann)  (}), 


Die  korinthischen  Vaseninschriften.  163 

Bei  dem  4.  paar: 
MiDODTOM  2q>6QT0(;  (mann)  («). 
^OTAII  "EQttTt^  (frau)  (*). 

Seite  B)  Dreimal  je  ein  krieger,   neben  ihm  ein  knappe, 
eide  zu  ross. 

Hinter  dem  1.  paar: 

AAAA/*AFOM  Aadifiafoq  {% 

Hinter  dem  2.  paar: 
AAAAAAAM  AaSifiaq. 
Hinter  dem  3.  paar: 

Da  die  vase  aus  der  Sammlung  Gampana  stammt,   ist  sie 

wahrscheinlich   in   Caere   gefunden.    (^)   Nach   der   archaischen 

Orthographie  ist  hier  der  aspirierte  e-laut  mit  dem  hetazeichen 

t  ausgedrückt.    (*)  Heydemann  las  unrichtig  Miaivii.    Zu  der 

kurzform  SeXivt^  vgl.   SeXivd  auf  einem  att.  grabstein  Bull. 

4e  corr.   hell.  HI  356,  8  =  Friederichs-Wolters  n.   1033  und 

^uf  Kythnos  CIG.  2373^,  den  männlichen  vollnamen  Sek/vixog 

Ardu  Z.  1850  taf.  21  aus  IsXivo-vtxog  (wie  ''Ekkavixog  aus 

'Sliavo-yixog)  d.  i.  der   den   epheukranz  durch  den  sieg  in 

4en  nemeischen  spielen  gewinnt  (vgl.  auch  att.  KaQvaro-vixog 

^^vttiov  X  524).    Dazu  die  kurzform  Sdktvig  Collitz  DL  1340. 

P)  Heydemann   Vogrog?   Doch  ist  dieser   name  so  wenig  wie 

I    ^i(irog  sonst  bekannt.   (*)  Heydemann  las  unrichtig  7a^T^  für 

jfar^^.    (*)  Zu  der  bildung  vgl.  TaXaog  Le  Bas  n.  137»,  Ja- 

'oof,  KQovaog,  MaXaog,  äkaog,  thess.  ^Egjnavov  Collitz  DI.  1300 
WS  'EQiiafovy  'EQ/naov  1293.  1294.  1306.  1307  u.  s.  w. 

16.  Pyxis,  fundort  unbekannt,  in  Paris  gekauft.  —  Eigen- 
en von  de  Witte  in  Paris.  Arch.  Z.  1864  taf.  184,  de  Witte 
P- 153  flf.  Cauer  Delectus*  80.  Dumont  et  Chaplain  Les  c6r. 
de  la  Grfece  pr.  I,  3,  1885  p.  232,  1.  Klein  Griech.  vasen  mit 
Jtteistersign.  2.  a.  s.  29  f. 

Fünf  reiter,  denen  drei  entgegenreiten.  Die  beischriften 
sind  nach  Klein  jetzt  durch  unvorsichtiges  putzen  des  gefässes 
verschwunden. 

KIMTOP  NioTcoQ. 

nPOTBM^AAM  (bustrophedon)  nQWTrjaiXag. 

POAAPIOM  nodagyog  (dessen  pferd). 

11* 


164  Paul  Kretsciimer, 

PATPOK/OM  naxQoxkog, 

liAAlOM  Bak/og  (dessen  pferd). 

AX^y^y^BYM  ^Axinevg. 

IMAKGOM  S{(j)dv&og  (dessen  pferd)  (^). 

BKTO.  "ExT(o[()]. 

OPtfON  ^Aqi'jwv  (dessen  pferd)  (*). 

AA^/^A'..    Mefiv[tov], 

A^OON  Akd(ov  (dessen  pferd)  ('). 

XAPBMi^BIPAY^  XaQrjg  fi   eyQaxf/e  (künstierinschrift). 

Die  gammaform  C  erscheint  hier  zu  |  vereinfacht    (*)  Zu 
der  Schreibung  Saav&og  vgl.  vorläufig  9oQal^g  n.  27.    (*)  Vgl. 
in   bezug   auf  das   suffix  noTsidä/mv  IGA.  20,  7.  12.    Das 
erste  zeichen  ist  wol  nur  ein   schlecht  geschriebenes  oder  ge- 
lesenes A  (leider  ist  eine  nachprüfung  der  beischrift  nicht  mdur 
möglich);  ^Aqi{/)(ov  ist  ein  bekannter  pferdename  (vgl.  OISA  «if 
einer   sf.   hydria  Arch.  Z.   1866   taf.  209.    CIG.  7642.    APWN 
Bdl.  1865  p,  54.    Paus.  VIII  25,  7  flf.    Hesych  s.  v.  ''Inneiog\ 
So  las  schon  Hercher  bei  Heydemann  Rhein,  mus.  1881,  617. 
Eust.  II.  23,  346,   der  'Aq£i<ov  vorschreibt,  wird   schon  durch 
die  angeführten  att.  vaseninschriften  und  die  arkad.  münzl^eDdeB 
"EQifav  Collitz  DI.  1253  widerlegt.    (»)  Für  Ai^fov.    Übrigens 
bemerkte  de  Witte  a.  a.  o.  schon  im  jähre  1864:   „Ce  dernier 
nom  a  presque  entierement  disparu." 

17.  Amphora  ä  colonnette  aus  Caere.  —  Louvre  n.  35  = 
Cat.  Campana  Serie  II  sala  B  n.  3. 

Zwei  krieger  kämpfen  über  einem  gefallenen,  über  welchem 
der  name  BIPPOAYTOM  "^InnoXvxog  steht. 

18.  Amphora  ä  colonnette  aus  Caere.  —  Louvre  n.  56 « 
Cat.  Campana  II  b  n.  13.     Vgl.  Arch.  anz.  1859  s.  100. 

Seite  A)  Tanz. 

MO^Nfl  Eifvovg  (der  1.  der  tanzenden). 

0/^P^?OM  ^0^{ß)Qixog  (der  3.)  (^). 

MOSA^AAflCDO  'Oq>aav6Qog  (der  4.)  («). 

Seite  B)  Zwei  gefangene,  an  den  füssen  gefesselt,  den  köpf 
in  ein  gestell  {iilov  Arist.  Wölk.  592.  Anakr.  fr.  21,  9  Ber^^ 
eingespannt,  eine  frau  bringt  ihnen  esswaaren.  Ohne  b»* 
Schriften. 

(^)  Cf.  VfxßQi(ov.  Die  auslassung  von  ß  ist  der  von  6  in 
^AvQo^ia/ri  analog.  Der  name  ist  gebildet  wie  KWXKOt  A^^ufi^ 
auf  einer  schwf.  att.  amphora  Mitt.  d.  kais.  dtsch.  arch.  1. 1886, 


Die  korinthischen  vascninschriften.  165 

A  20  f .  (cf.  boiot.  AstQixoQ  Collitz  DI.  791  g  zu  AEPO^  auf 
einer  att  rotf.  hydria  Arch.  Z.  1881  taf.  15),  ferner  PAIAIKO^ 
Äof  drei  rotf.  schalen  Klein  VM.*  110,  2—4.  Auf  der  inschrift 
voa  Tegea  CIG.  1513.  1514  B  25  liest  Newton  Greek  inscript. 
of  tle  Brit  M.  n.  156  'Innixog  UXs'^taiav,  Bechtel  bei 
Collitz  DI.  1231  ''Innixog.  (*)  Derselbe  name  Collitz  DI.  n.  750. 

19.  Amphora  aus  Caere.  —  Louvre  n.  59  =  Cat.  Campana 
t-  Ä.  0.  47. 

Seite  A)  Jugendlicher  reiter,  unter  dem  bauch  seines  pferdes : 
POAVOOM  n6Xv&og  oder  Ilokv&ovg  =  HoXv&oog. 
Vgl.  PEPieO^   rotf.  krater  Arch.  Z.    1883  taf.   18;   krater 
in    Wen,  Sacken-Kenner  n.  166;   deinos  aus  Agrigent  Gerhard 
A.    T.  329  f.     ^VOO^  schwf.  hydria  in  Berlin   1897. 

20.  Oinochoe  aus  Caere.  —  Louvre  n.  34  =  Cat.  Campana 
50.     Vgl.  Arch.  Anz.  1859  s.  102*  n.  23. 

Viergespann. 

MAZk^+O^HA  "Avioxiioig  (der  wagenlenker)  (^). 

M/^OPTOABA^OM  Aa/onroXs/^og  (krieger)  O. 

H&nad)  Oeg^g  (das  1.  pferd)  (3). 

MOOHAI  Siv&og  (das  3.  pferd)  (*). 

iPAr^O  \  BaXiog  (das  4.  pferd). 

0  Im  Arch.  Anz.  „Andokides"  gelesen  (!).  ^Avi-oyJSag 
att.  'Hvi'oxi^^g  (Dion.  Hai.  III  46)  von  f^vi-oxog  „zügel- 
Wter".  (^)  Zum  ersten  dement  Xäfo-  {Xäo-g  volk)  vgl. 
hilufog  auf  n.  39,  Aavayrira  CIG.  1466.    Vgl.  auch  phryg. 

^xivavo-Xafog ,    Axivavo-Xafav ,    Aafay[^]Tai.     (')   Vgl.    aqfjLa 

^i^Hv  und  OsQivixog  name  von  Hierons  rennpferd  Pind.  0. 
1, 18.  P.  3,  74.  O  Sav&og  („fuchs")  und  BaXiog  („schocken")^ 
^  Achills  rosse  in  der  Ilias  heissen ,  sehr  oft  als  pferdenamen 
«rf  korinth.  vasen ,  vgl.  n.  3.  16.  22.  27.  37.  Furtwängler 
Vasens.  zu  n.  508. 

21.  Amphora  ä  colonnette  aus  Caere.  Louvre  n.  52  =  Cat. 
Campana  38. 

Viergespann.  Zwischen  den  füssen  einer  weiblichen  figur 
deutliche  reste  von  buchstaben.   Neben  dem  fuss  einer  zweiten 

^BAI  C..1?. 

MA^?  K{v)XoilSag]  (links  von  dem  manne  auf  dem  wagen)  (^). 
1  ,,■        /^OS  /«?'  (frau  auf  dem  wagen). 
'rijj        W^H  tn(n)ot  (über  den  köpfen  der  pferde). 

OB  •?  (zwischen  den  bänden  eines  knaben). 


IQQ  Paul  Kretschmer, 

(^)  Der  name  des  mannes  kann  mit  i  nicht  enden;  da  num 
nach  koppa  einen  labialen  vocal  —  o  oder  v  —  erwartet,  so 
vermute  ich  Kvkotdag  mit  vergleichnng  von  MAAM)^^  auf 
dem  korinth.  pinax  Berlin  n.  412  =  I6A.  20,  47.  Cf.  KiXat, 
Kv}.€i*^a[g]  'IGA.   305.    Zu   dem   Wechsel   von   v   und  i  vgl 

^Yajdr^va  n.  29. 

22.  Hydria  aus  Caere.  —  Louvre  n.  58  =  Cat.  Campana  21. 
Viergespann. 
A^O^  JiV  (frau)  {^). 
A^O^  Jiojv  (r.  vom  köpf  eines  auf  den  wagen  steigenden 

kriegers). 

AAA*OM  Jufioq  (über  den  armen  des  wagenlenkers)  (*). 
>101A+  XuQiav  (krieger  hinter  den  pferden). 
lANeOM  S.av&oq  (pferd)  (»). 
XAA^OM  BaUoq  (pferd)  (*). 
F^O^  Ji(^  (r.  von  einer  2.  frau). 

(*)  Beide  iota  sind  verletzt.  (^)  Koseform  eines  mit  Safio- 
componierten  voUnamens.  Vgl.  n.  15  und  Jafio  Flinders  Petrie 
Naukratis  I  pl.  XXXIII  n.  354.  (')  Von  I  ist  nur  die  untere 
hasta  und  der  ansatz  des  querstriches  erhalten.  (^)  Vom  anfangs- 
buchstaben  fehlt  die  untere  hasta. 

23.  Amphora.    Fundort?    Louvre  n.  46. 
Kämpferpaar. 
AA^AAM   Au'i6uq  (zwischen   den   köpfen   beider   kämpfer, 

auf  den  linken  bezüglich)  (*). 

A^YP^OM  MvQioq  (hinter  dem  zweiten  kämpfer)  (*). 

(0  Derselbe  kurzname  z.  b.  auch  CIG.  1710.  (*)  Mvgio; 
gehört  zu  derselben  gruppe  wie  Mvgt'axog  MvQivog  Mvgof 
u.  s.  w.  Fick  Griech.  Personennamen  59.  Die  namensform  Mv^tog 
ist  auch  aus  Epidauros  zu  belegen  ^Eiprjfi,  uqx-  1884,  28 « 
Baunack  Stud.  auf  dem  gebiete  d.  griech.  u.  der  ar.  spr.  1 1, 
188G  p.  102  n.  73. 

24.  Kleine  schale,  fundort?  —  Louvre  n.  38  (neuere  er- 
werbung,  noch  nicht  publiciert). 

Seite   A)   Faustkampf:    eine    nackte    männliche    figur  mit 
fiiustriemen  versehen  holt  mit  der  rechten  zum  schlage  geg«» 
einen  anderen  mann  aus,  dessen  nase  schon  von  einem  faost- 
schlag  blutet  und  der  den  köpf  seinem  gegner  zugewandt  sieb  ^^^- 
nach  rechts  zur  flucht  anschickt. 


Die  korinthischen  vaseninschriften.  Ig7 

PYICTA  (zwischen  beiden  faustkämpfern)_7ii;xra  „(die  beiden) 
ta\i8tkämpfer\ 
\  FlOCp  (bei  dem  linken  zum  schlage  ausholenden  kämpfer) 

fifixii  „er  verfolgt".    C) 

OBVCI^  (bei  dessen  fliehendem  gegner)  (psvysi  „er  flieht**. 

Als  eine  jüngere  vase  kennzeichnet  sich  die  schale  durch 

das  ungebrochene  iota.    (^)  fidxsi  aus  ^/t-'/dx-ei.  (vgl.  idx(o 

aas   */i'/ax'0},   ioayjj  aus  V*-/®/**})   vö^   einem  unbelegten 

/tcoxa,  icixm.    Denselben  stamm  hat  homer.  imx/Liog  Schlacht- 

getiimmel,  iaxjj  dgl.  (U.  V  521,  739,  wo  ovrs  itoxag,  xqvosaaa 

^IfM^xri   i^    ^^™    hiatus    noch    das    ursprünglich    anlautende   / 
erkennen  lassen),  tmltq'  di'io'^ig  Hesych. 

25.  Amphora  ä  colonnette  aus  Caere.  —  Louvre  n.  48. 
Seite  A)  Kelterscene. 

MO .  IM  (bei  einer  laufenden  männlichen  figur)? 
.  AT81ATM .  (hinter  einem  Weintrauben  austretenden  manne) 

.OTATO  !B(»aTc»;  (frau)  (^). 

WA  A®0[OM]  Kv{ji)a^oog  (hinter  einem  manne)  (^). 
{*)  Vor  dem  ny  ist  die  Oberfläche  der  vase  verletzt.   ^Avt- 
^Qirug  „virtute  excellens",  gewöhnlich  mit  themenerleichterung 

"^^^STog  cf.  KXsaQBTog  EvaQSTog,    Oaivagertj   ^oaaaqixa 

^-  8.  w.  (*)  Hinter  0  findet  sich  noch  der  rest  eines  buch- 
dtabens,  dann  ist  die  Oberfläche  verletzt;  es  könnte  also  auch 
^QaTo[xXBia]  oder  dgl.  gelesen  werden.  Die  beischrift  erwähnt 
Sil  De  Gorgone  diss.  inaug.  Amstelodami  1885  p.  9.  (*)  Von 
^en  beiden  letzten  buchstaben  sind  nur  noch  reste  erhalten,  die 
^ch  aber  gut  zu  OM  ergänzen  lassen.  Vom  dritten  buchstaben 
^  muss  eine  hälfte  geschwunden  sein,  was  bei  der  schlechten 
^haltung  der  vase  leicht  mögUch  ist. 

26.  Amphora  ä  colonnette  aus  Caere.  —  Louvre.  C.  Cam- 
pana  6.  Arch.  Anz.  1859  p.  99.  Bolte  de  monumentis  ad 
Odysseam  pertinentibus  Berlin  1882  p.  36.  Schneider,  Troischer 
Sagenkreis  1885  s.  67.  B.  Graef  Arch.  Jahrbuch  I  1886,  3. 
Heft  taf.  10  s.  192  fif. 

Peleus  liebeskampf  mit  Thetis. 

PIABVM  n?]Xevg. 

Früher  las  man  falsch  [^06vaa]6vg  und  deutete  die  dar- 
steüung  auf  Odysseus  und  Nausikaa  Od.  VI  127  fif.  Graef 
erkannte  vor  . . .  evg  noch  TlrjX-  und  deutete  danach  die  scene. 


168  P&ul  Kretschmer, 

Der  1.  buchstabe  ist  in  der  mitte,  der  2.  unten  verscheuert, 
vom  3.  ist  nur  die  rechte  hasta  erhalten. 

27.  Amphora  ä  colonnette  aus  Caere.  —  Louvre  n.  32  = 
C.  Campana  20.  MdL  1855  tav.  20.  Wien.  Vorlegebl.  m  1,  1. 
CIG.  7379.    Cauer  Delectus^  78. 

Rektors  auszug  (oder  rückkehr?). 

FAKAc^A  faxaßa  (homer.  "Exaßtj)  («). 

lOT?^  ^XT(OQ    {^). 

^OH^A  j4iv(o  (mädchen). 
K^A^^M  Kiaviq  (mädchen)  {% 
MIA10?  KoQuliq)  (pferd)  (5). 

MO+A^\Om«  'Ijtnofiaxoq  («). 

K^JT^ONAM  KeßQiovag  (Hektors  wagenlenker). 

MOeMAI  Sav&og  (pferd). 

MOHO<D^AA  Jaiifoßog, 

A^I^IVAOn  noXvleva. 

K^MAN>M  KsadvSQu  C), 

Seite  B):  Drei  reiter,  bei  dem  mittleren  Schimmel  steht 

(^)  Das  5.  zeichen  von  r.  ist  bei  Campana  und  im  CIG.  5-8tri- 
chig,  in  den  vorlegeblättern  M.  Nach  Graef  ist  es  zum  teil  durch 
schmutz  unkenntlich  geworden.  (,*)  Der  ursprüngliche  anlaut  war 
wahrscheinlich  sv,  vgl.  /«'?:  ??  aus  *sveks.  (^)  Wegen  der  Schrei- 
bung ?T  verweise  ich  auf  meine  oben  genannte  abhandlung. 
(*)  Für  Kvavt'g  (?),  Vgl.  'Ya/nfjva  n.  29.  Kiavt'g  bedeutet  nur 
„eiuwohnerin  von  Ktog"".  (^)  IM  wie  in  n.  16.  (^)  Durch  den 
letzten  und  drittletzten  buchstaben  geht  ein  bruch.  C)  Ksaav- 
Squ  =  KaaaavSga  auch  auf  einer  tarentinischen  vase.  (^)  fito- 
vig  won  ficDv  (auf  n.  9.  11),  wie  arkad.  XqKovig  CoUitz  Dl 
1201  (Newton  Greek  inscr.  of  the  Brit.  M.  n.  155  Uest  Xsicovu;, 
von  *XQi(oVy  vgl.  ferner  Asiavig  CIG.  1455  etc.,  ^rQaxtavtg 
(DiX(ov/g,    Mfjxtov/g,   Mv{)(ovig. 

28.  Amphora  ä  colonnette  aus  Caere.  —  Louvre  n.  33  = 
C.   Carapana   23.     MdL  VI    33.     Welcker   A.    D.    V    taf.    1 
p.  261  ff.  =  Adl.   1859  p.   243  fif.    Longperier  Mus.   Napolöa 
III  pl.  66.  71.  72. 

Seite  A)  Herakles  als  gast  bei  Eurytos  von  Oichalia, 

MOIOT  To'^og  (^). 

KAYT^OM  KkvTiog  («). 


Die  korinthischen  Yaseninschriften.  169 

BYPYT^OM  EvQvTioQ  {% 

Seite  B)  Eämpferpaare  und  Aias'  Selbstmord. 

MA^A  M/ag  («). 

0>YM^YM  'Oivasvg  (»). 

(0  Bei  Hesiod  Schol  Soph.  Trach.  266  und  Diod.  IV  37 
heisst  der   söhn   des   Eurytos  To'^svg;  dies  und   To'^og  sind 
verschiedene  kurzformen   eines   mit   rolo-  zusammengesetzten 
yollnamens.    (*)  Bemerkenswert  ist,  dass  hier  K  statt  ?  vor  ^v 
geschrieben  ist,  vgl.  dagegen  n.  29.    (*)  Hesiod  a.  a.  o.  nennt 
diesen  söhn  ^j/icoy,  dem  ein  korinth.  *Jäf-i'(ov  (vgl.  Saj-io-v 
^i  Alkman  nach  Priscian  s.  Curtius  Et.*  231  f.)  entspräche; 
davon  weicht  Ji-Satfmv  durch  die  angetretene  reduplication 
(Vgl.  Ii-avqtog)  und  die  Umstellung  des  vau   ab.     Letztere 
^ruht  wohl   nur   auf  verschreibung.     (*)  In   der   literarischen 
öberlieferung  heisst  der  könig  EiQvrog  II.  2,  596.  730.    Paus. 
IV  3,  6  u.  0.     Dergleichen   Verschiedenheiten   in  mythischen 
'^nen  sind  nicht  selten.    Vgl.   Tolog,  Jiäai'foov  emf  dieser 
^^.    (*)  Über  j:iq>iTog  und  jioXa   vgl.  Curtius  Et.*  389. 
/*o[^«]  scheint  auch   auf  dem  weihtäfelchen  IGA.  20,   3  ver- 
fliegen.   (*)  Ebenso   lautet   der   name  n.  6.   10.   14,  etrusk. 
4i(wg  MdL  II  8.  9.   (^)  oder  [jL]o^ifi6rig  vgl.  Jitov  n.  9.  11.  22 
^«w  22.  30.    Jif[og]  IGA.  20,  61  ist  sehr  unsicher,  s.  Furt- 
Rangier  vasens.  zu  n.  694.    (®)  Vom   2.   buchstaben  ist  nach 
^ef  nur  A  deutlich  (vgl.  att.  'OXvTTfvc),   was  aber  bei   der 
Schlechten  erhaltung   dieses  und  der  folgenden  zeichen  zu  > 
^gänzt  werden  kann. 

29.  Amphora  aus  Caere.  —  Louvre  n.  53  =  C.  Campana 
49.  MdL  VI,  14.  Welcker  A.  D.  V  Taf.  14,  p.  253  flf.  =  Adl. 
1858  p.  35  fr.  Wien.  Vorlegebl.  III  1,  2.  Robert  Bild  und  Lied 
»•  20  ff.  anm.  19. 

Tydeus  tötet  Ismene. 

M0TV1?  KXvTog  (knappe  zu  pferde). 

MOH^nvi?^san  n^Qi^u^evog. 

MVaaVT  TvSeig. 
AM^HMVB  'Yafi^va  (0. 


170  PftuI  Kretschmer, 

O  Für  Ta/ujyya,  boiot.  ^lofiftva, 

30.  Hydria  aus  Caere.  —  Louvre  n.  60  =  Campana  2.  Adl. 
1864  tav.  0.  P.  Conze  p.  183  flf.   Cauer  Delectus*  74. 

Prothesis  einer  leiche  (Achilleus),  rings  klagende  fraaen 
(Nereiden),  denen  folgende  namen  beigeschrieben  sind. 

KreOP  ....  KX€on[drQa]  (^). 
?VAAAT00A  KviiiaT{o&6)a  (*). 

Q)  Conze  und  Penelli  haben  nur  KTB  (von  B  fehlt  die  längs- 
hasta),  es  ist  aber  noch  OP  und  vom  A  ein  ansatz  zu  erkennen. 
(^)  Conze  las  die  folgenden  namen  /tot,   aka^ot,   xvXatoi 
fioL  und  fasste  sie  als  „una  espressione  ]di  lamento  delle  donne' 
auf.     Obwohl   dergleichen   beischriften   auf  archaischen  vasen- 
bildern  vorkommen,   z.  b.  in  der  darstellung  der  prothesis  auf 
dem  att.  schwf.  pinax  Benndorf  Gr.  u.  sie.  vb.  1  oi'^ot  olfiioi,, 
so  kann  doch  hier  kein  zweifei  sein,  dass  wir  wirkliche  frauen- 
namen   vor   uns   haben.    //<{!   findet  sich  oft  auf  korinthischen 
gefässen,  vgl.  n.  21.  22  und  ist  identisch  mit  (att.)  Y»,   dem 
epitheton   der   argivischen  Hera   und   namen   ihrer   mythischen 
priesterin,  SLm*fia-(6i  „die  starke"  (kurzform  von  ^lo-xaarri 
od.  dgl.),    wie  korinth.  fi(ov,  att.  ion.  7q>i'  aus  *fiü''(ov.    Zu 
der  Wiederholung  desselben  namens  auf  einer   vase   vgl.  3  mal 
fitov  n.  11,2  mal  ^vXKuQoq  n.  2.   (*)  ^Afxa&M  (nicht  alad-ot, 
das   t^   ist   sicher)  =  "A/tia&w  von   ufia&og  staub   U.    V  587, 
meeressand,    düne,   ist  wie  der  folgende  ein  Wereidenname ,  cf. 
UfzadBia  II.   18,  48,    Vafxa&f]   Hesiod.  Th.  1004.   yAMABH 
rotf.   deinos  MdL  I  38.    Overbeck  H.  G.  8,  7.   Vafia&a  (He^ 
mione)  CIG   1211   =  Cauer  Del*  61,    C  14.    (*)  Der   3.  buch- 
stabe  ist,   obwol  in  der  mitte  verletzt,  noch  als  h  (nicht  r)  zu 
erkennen;   auf  T  folgen  zwei  in  der  mitte  verscheuerte  kreisa 
Genau  analog  ist  die  beischrift  auf  einer  rotf.  kylix  in  München 
n.  331:    lAOOTAA^V)!  (der  strich  am  ende  gehört  wol  nicht  lur 
beischrift?).     Entweder   sind   beide   beischriften   Kv^ar&oa  zu 
transscribieren,  mit  schwund  des  unbetonten  vocals  (wie  in  7k- 

ndhciiog  "'Axarog)  aus  Kv/tiaT0-&6a  Vgl.  KvfiaTO-&ofi  WürzbUTg. 

Antik.  III  397,    und  Kvjua&of]  Kv/no&otj  Heydemann  comment. 
Momms.  p.  171  —  oder  Kv/naTo-^a  durch  themenerleichterung 


Die  korinthischen  vaseninschriften.  171 

aus   KvfiarO'dv'a,  wie  Kvfiond^og  aus  Kvfzto-doog ,    Ilokv&og  auf 

n.  19,  Jai^og  u.  a. 

31.  Amphora  ä  colonnette  aus  Caere.  —  Louvre  n«  51  = 
G.  Campana  n.  37. 

Kampfscenen.  Die  zum  teil  zerstörten  beischriften  sind  fast 
sämmtlich  unleserlich;  es  liegt  also  wol  das  bekannte  verfahren 
der  Vasenmalerei  vor,  sinnlose  buchstaben  nach  art  von  bei- 
schriften als  schmuck  anzubringen.  Bei  einem  krieger  steht 
KM  .  .  M,  bei  einem  zweiten  [M]VI  OM  Mt;X(X)oc  (?)  u.  s.  w. 

Andere  korinthische  vasen  des  Louvre  mit  unleserlichen  in- 
schriften  übergehe  ich. 

32.  Krater  aus  Capua.  —  Brit.  Mus.  559.  Inghirami  Monum. 
Etrusc.  56.  Müller-Wieseler  A.  D.  I  18  n.  93.  CIG.  7373. 
Cauer  Delectus*  n.  75. 

Eberjagd,  bei  den  Jägern  stehen  die  beischriften: 

MAAVIOn  iloXvcT«^  0). 

AKT^CDATAH  ^AvTiq^axag, 

FOAVCDAM  no)ii(pag  («). 

MOSOAVa  EvSioQog. 

MOnWHAT  ndvrinnog  {% 

MOiOAvion  nokvS(OQog, 

O  Durch  sog.  themenerleichterung  slvls  noXvSd/iag.  (*)  Auf 

Aemselben    wege    aus    nokvqxlrag.      O    Vgl.    KQaTinnog, 

^ivxmnog  etc.   und  ^Eninnov  auf  einem   amphorenhenkel 
Joum.  of  Hell.  stud.  VI  1885,  193. 

33.  Fragment  einer  vase  aus  Naukratis.  —  W.  M.  Flinders 
I'etrie:  Naukratis  Part  1 1884— 85.  London  1886pl.XXXmn.  330. 

Neben  einer  gemalten  figur  ist  als  beischrift  eingeritzt: 

MYiTA axQvg  (^ajuarQvg,    MäxQvg,  TldrQvg  od. 

dgl,  Kosename  auf  -vg). 

MOAS Bkog  (2d^ivBXog,  ""Ex^log^  MdveXog  cf. 

MENEVO^  Bdl.  1865,  142  od.  dgl). 

Vor  den  buchstaben  bricht  das  fragment  ab. 

34.  Amphora  aus  Caere.  —  Berlin  n.  1652.    MdL  X  52, 
lÄchcke  AdL  1878  p.  301  flf. 

Seite  A)  Perseus  Andromeda  von  dem  meerungeheuer  be- 
freiend. 

MY8M<ffln  nsQastJg, 
OTOM  x^Tog  O. 


172  Paul  Eretschmer, 

Seite  B)  ein  mann  auf  einem  ithypballischen  esel  reitend. 

ONOM  ovog. 

M0+9A1Va  EvfaQxog  (*). 

(^)  Der  6.  buchstabe  ist  zum  teil  durch  einen  bruch  zer- 
stört. (*)  Durch  T  geht  ein  bruch.  (^)  EvfaQx^9  wie  kypr- 
EvfayoQco,  Eiffdv&tjg  etc.  G.  Meyer  Griech.  Gr.*  s.  168  f. 

35.  Amphora  ä  colonnette  aus  Caere.  —  Berlin  n.  1655. 
Mdl.  X  4.  5,  Robert  Adl.  1874  p.  82  flf. 

Seite  A)  abschied  des  Amphiareos. 

^<t>s^noH  UipidQfjog  c), 

W>YAi}IJi  EvQvSi'xa  (2). 
A^N^PPA  Aivi'nna. 
AMAHA10MAA  J auojavua{G)a. 
A1V<D^1^  'EgiffvXa. 
XATON  BuTiov. 
N^  H0B1  Ati^vig  (»). 
MO^TOm^B  "Innoriiav. 
M^A^M^AAB  'AlifiriSfig, 

Seite  B)   leichenspiele  zu   ehren   des  Pelias.     Unter  Aer 
henkel  die  drei  Preisrichter: 
M0TM)IA"-^x(a)<7rog. 
A>»OM  'AQystog. 
(DBPBM  OsQrjg. 
Wettfahren,  die  lenker  der  einzelnen  gespanne  heissen: 

MOMA<DN^  Eiffa/Liog, 
SOTMA)!  KdrfT(oQ, 
AAA^ATO.  U6/xaTo[g]. 
ArAMTOP  AXdoxmQ. 

^VOMAn^B  "In[7i)aüog. 

Unter  dem  zweiten  henkel  ringkampf  zwischen 

PBrBYM  TlriXsvg  und 
M0M?1Am^B  'Innulx{i)ixog  (*). 

(^)  Zu  dem  schwund  des  nasals  vgl.  Aunv&og  n.  39.  (*)  E^^ 
facsimile  bei  Furtwängler  hat  an  4.  stelle  |,  es  ist  aber  auf  d^' 
original  die  seitenhasta  von  K,  obwohl  die  färbe  fast  verschwt»^' 
den  ist,  noch  zu  erkennen.  (^)  Die  beischrift  geht  von  o\y^^ 
nach  unten  linksläufig  vom  köpf  eines  mädchens  aus,  welcli^ 
hinter  dem  gespann  des  Amphiareos  steht  und  dem  wagC" 
lenker  eine  schale  zum  trunke  reicht.    Erhalten  ist  1,  darauf  B 


Die  korinthischen  Taseninschriften.  173 

(=  9  8.  oben),  von  dessen  linker  seitenhasta  jedoch  nur  noch 
reste  vorhanden  sind,  dann  C,  die  linke  hälft e  eines  0,  sodann 
H;  hier  unterbricht  die  Zeichnung  des  armes  des  mädchens  und 
der  zügeUeinen  die  beischrift,  unter  den  leinen  ^  in  schwachen 
spuren  und  dicht  daneben  M.  So  erhalten  wir  die  lesung  Asfo- 
w'c  et  CIG.  1455  u.  s.  w.,  fLtoviq  n.  27  und  die  daselbst  auf- 
geführten analogen  namensbildungen.  Da  die  Oberfläche  zwi- 
schen den  zügeln  verletzt  ist,  so  kann  dort  noch  ein  buchstabe 
gestanden  haben,  der  verloren  gegangen  ist,  und  die  lesung 
^^ov{T)iq  (so  Furtwängler  nach  Robert  Adl.  1874  1.  c.)  ist  nicht 
^Yisgeschlossen ,  aUein  sichtbar  ist  nichts  mehr  von  einem  T. 
(*)  Vgl.  oben  zu  n.  29,  4. 

36.  Skyphos  aus  Korinth.  —  Berlin  n.  967.  G.  Treu  Arch. 
Z.  1881,  256. 

Vorderseite:  Zwei  krieger,  zwischen  ihnen 

POrvrACAA  und  rechts  vom  heim  M  TloXvla'iSaq. 

Vom  namen  des  anderen  kriegers  ist  nur  der  anfangsbuch- 
stabe  n  erhalten. 

Das  Vau  ist  in  IloXvXaiSaq  schon  geschwunden,  vgl. 
^atiag  n.  23. 

37.  Hydria  aus  Vulci.  —  Berlin  n.  1657.  Mus.  6tn  n.  2141. 
Jahn  ehdeitung  s.  147.  CIG.  7830. 

Krieger  sich  rüstend. 

ACANOP  UyaviOQ^  (krieger). 

HAnAA  Jifiaq?  (krieger)  {}), 

fOPOl  XoQip  (mädchen). 

BVMAXOM  Ev/naxog  (krieger). 

iAKeOM  Sav&og  (pferd). 

Die  beischriften  geben  sich  als  jUnger  zu  erkennen  durch 
die  ungebrochene  gestalt  des  iota  und  0  für  9.  (^)  Furtwäng- 
^^:  Janag?  Im  letzten  zeichen  sind  die  mittleren  hasten  zu 
^r  etwas  gekrümmten  linie  vereinfacht,  wie  in  ]Avri(pttTag  n. 
32,  vgl.  sade  IGA.  546,  Höhl  Imagines  V  16.  Vermutlich  ist 
^ifiag  zu  lesen,  indem  im  my  die  beiden  mittelstriche  ähnlich 
^e  im  sade  auf  einen  einzigen  reduziert  sind. 

38.  Pyxis  aus  Korinth.  —  München  n.  211  (früher  im  be- 
^1    6\z  von   Dodwell).    Müller- Wieseler   A.  D.  I   3,   18.    Abeken 

A4L  1836  p.  309.    Birch  History   of  ancient  pottery*  p.  188. 
Uu  Die  griech.  vasen  taf.  III  1.  Dumont  et  Chaplain  Les  cera- 
it|    %e8  de  la  Grece  pr.  I  3  p.  233  s.  n.  3.  CIG.  7. 


174  Pai^  Kretschmer, 

Auf  dem  deckel  eberjagd. 

(D^rON  OiXwv  (Jäger). 

eBPMAKAWM  QsQoavSQoq  (Jäger)  (*). 

PA?ON  /laxcoy?  (Jäger)  (»). 

AKA^KTAM  "AvSQvxaq  (Jäger). 

MAK^M  aaxiq  (frau)  (S). 

ATKA'-^Axa  (frau). 

AO^MAXOM  JoQi^axoq. 

ACAA^BA^KOr  UyafjLSfjivwv, 

(^)  Vom  zweiten  buchstaben  ist  nur  die  längshasta  mit 
einem  ansatz  in  der  mitte  erhalten.  (^)  Der  erste  buchstabeist 
etwas  verletzt,  sieht  aber  —  nach  dem  facsimile  bei  0.  Jahn 
—  eher  wie  P  als  r  aus;  indessen  ist  Jahns  lesung  ^axor 
doch  vielleicht  richtig,  wenigstens  ist  ein  name  ilax»y  sonst 
nicht  bezeugt.  Vgl.  auch  Rhusopulos  Adl.  1862  p.  51,  Wachs- 
muth  Rhein.  Mus.  XVIII  (1863),  580,  Dumont  et  Chaplain  a.  a.  o. 
(')  aäxi'c  dor.  =  isri%{(;  (Vgl.  argiv.  aaxog  insch.  von  Epi- 
dauros  ^EcpTjin.  uqx.  1886  p.  158  flf.,  z.  11.  17  etc.,  aaxixav 
Theokr.  I  10)  haussklave  oder  -Sklavin  (cf.  oixdrvjg  oixittg) 
Arist.  Vesp.  768  und  schol.  ^  xax  oixov  d^sgdnaiva  (vgl.  Hesych. 
s.  V.  apjxt'g,  Poll.  III  76).  ^^x/g  als  name  einer  sUavin: 
Pherekrates  in  den  ""AyQioi  frg.  10  Kock.  Vgl.  Dumont  et  Cha- 
plain a.  a.  0. 

39.  Kleines  kugelrundes  gefass  (aryballos)  aus  Aigina.  — 
Kgl.  museuni  für  arch.  und  altert,  in  Breslau,  früher  eigentum 
von  Schaubert  in  Athen.  A.  Rossbach  D.  arch.  muis.  an  der 
univ.  zu  Breslau  2.  aufl.  VII  1  B  I  5  p.  117.  Welcker  Alte 
denkmäler  III  taf.  6,  s.  257  flf.  MdL  III  46.  Cl.  Konitzer, 
Herakles  und  die  Hydra.  Gruss  zur  feier  des  50-jähr.  jubil.  der 
univ.  Breslau  1861.  Dumont  et  Chaplain  Les  cer.  de  la  Grece 
pr.  I  3,  1885  p.  236,  7. 

Herakles'  kämpf  mit  der  hydra. 

KOrAI^OM  fiolufog  (1). 

MfllAAS^B  (im  kreis  geschrieben)  "HQaxktjg  (*). 

AHA0A  (von  oben  nach  unten  hinter  der  göttin)  l^&dva  (^ 

rAPVöOM  Aafjt)nv&og  (wagenlenker  auf  dem  rechten  ge* 
spann  (*). 

MY01  (bei  einer  sirene  links)  ?  (^). 

(^)  In  bezug  auf  das  anlautende  f  vgl.  Hesiod.  Th.  ÜX 
Schild  des  Herakles  77.  102.  467  etc.,  etrusk.  Vile,  cf.  korinÜi. 


Die  korinthischen  raseninschriflen.  175 

/'V*/''w*  ßitaviqy  fiifiTog  (s.  oben  n.  28,  5).  üeber  Xafo- 
vgl.  n.  20  a.  2.  («)  Welcker  las  "H[Qa]x[Xi\o{v)q ,  aber  die  bei- 
schriften  stehen  auf  korinth.  vasen  nie  im  genetiv.  Konitzer 
giebt  die  obige  lesung.  (')  Von  Welcker  tibersehen.  Auf  dem 
korinthischen  pinax  IGA.  20,   4   heisst  die  göttin  ^A^avaia. 

{*)  'Welcker  falsch   ra(>t;oio^  Fagioioq  Tanv^og?  —  ji d- 

»v^off  gebildet  wie  2/iiixv&og  M/xvd^og  I/hlxv&i]  (Mitt. 
d.  ath.  1.  X  1885  p.  77),  If^ixv^iiov,  Mi^xv^og,  FoQyv^ 
^og,  Sa^v&a  (Notizie  degli  scavi  1880  p.  34  und  Carapanos 
öodone  XXVII  2  =  Collitz  DI  1351).  Konitzer  erinnert  ab- 
reisend an  „Lapithe".  Vielmehr  steht  Aanv^og  mit  der  be- 
kannten auslassung  des  nasals  (cf.  korinth. '^9 *«(>  170  j,  1^9 1- 
^Qiixa)  ^  Aa^inv^og  ZM  Aafintov.  (^)  Konitzer  verzichtet 
Ä^eine  deutung  der  beischrift  a.  a.  0.  p.  33. 

Sikyoniseh,  nicht  korinthisch,  wegen  der  form  des  e  X 
^  die  folgende  vase :  Amphora  ä  colonnette  aus  Caere.  —  Ber- 
lin n.  1147.  MdL  n  38  B.  Adl.  1836,  310.  Overbeck  Her.  Gall. 
22,  1.  0.  Jahn,  Einleit.  p.  147.  CIG.  7376.  Kirchhoff  Alph.»  90. 

Zweikampf  zwischen 

MYX1I+A  "AxiXtvg  und 

MXA*N0N  Miiivcov. 

Deines  aus  Caere.  —  Sammlung  Castellani  in  Rom.  Bdl. 
1865,  241.  Brunn  Probleme  p.  11.  Bdl.  1876,  114.  Kirchhoff 
Alph.»  9L  IGA.  22.  Klein  VM«  40,  5.  Journal  of  Hell.  stud. 
VI  1885  p.  28. 

Am  mundrande  herum   die  Signatur   des   attischen  vasen- 

^alers 

E)tfEKIA^A*EPOIE« 

^d  die  sikyonische  inschrift  des  besitzers  (Charopos)  oder  des 
^ie  vase  schenkenden  (Epainetos): 

XPAIA'XTOMA^XAOKXN+APOPOI 

Die  eingekratzten  inschriften  auf  der  schale  aus  Caere  (?), 
j^tzt  in  Würzburg,  welche  Urlichs  früher  (Verzeichnis  der 
^tikens.  d.  univ.  Würzburg,  heft  I  n.  81  s.  49)  für  gefälscht, 
Neuerdings  aber  (beitrage  zur  kunstgesch.  s.  24  f.  taf.  9)  für 
^t  erklärt  hat,  sind ,  wie  ich  jetzt  überzeugt  bin ,  zweifellos 
'öodem.    Ist  schon  die  form  der  schale  (vgl.  Urlichs  1.  c.  taf.  9) 

worauf  mich  herr  prof.  Robert  aufmerksam  machte,  welcher 


176  PaqI  Eretschmer,  Die  korinthischeii  vaseninschrifien. 

das  original  gesehen  hat,  —  die  attische  des  5.  Jahrhunderts,  t 
zeigt  eine  vergleichung  der  inschriftea  Selbst  mit  den  entspr 
chenden  auf  der  amphora  der  Sammlung  Campana,  n.  27,  da 
erstere  von  dem  falscher  mechanisch  genau  (lOT?^  und  AM8X^ 
linksläufig,  KBMANA^A  rechtsläufig)  nach  diesen  copiert  word* 
sind.  Zudem  ist  es  ohne  beispiel  —  vergebens  bemüht  si 
UrUchs,  analogien  beizubringen  — ,  dass  auf  emer  vase  oh 
jede  darstellung  mythische  namen  angebracht  würden.  Der  f) 
scher  hat  die  schmucklose  schale  etwas  interessanter  mach 
wollen. 

Berlin.  Paul  Kretschmer. 


Ueber  das  verhältniss  der  schrift  zur  sprach 

„Staunenswerth  ist  noch  die  Unklarheit  und  gleichgültigkei 
mit  der  viele  fachmänner  über  das  eigentliche  wesen  der  sprad 
demente  hinweggehen.^  Dies  urtheil  hat  in  den  dreiundzwanzi 
Jahren,  seit  Moritz  Thausing  es  ausgesprochen,*)  nur  wenig  a 
anwendbarkeit  und  berech tigung  verloren.  Wie  gross  die  gross 
zahl  derartiger  fachmänner  noch  heute  sei,  auch  nur  annähern 
zu  ermitteln,  darauf  verzichte  ich;  zu  zeigen  jedoch,  wie  stau 
nenswerth  jene  Unklarheit  und  gleichgültigkeit  zuweile 
ist,  dazu  veranlassen  mich  die  öffentlichen  Vorlesungen,  weld 
ein  nicht  nur  in  seinem  vaterlande,  sondern  auch  bei  uns  vie 
fach  anerkannter  schwedischer  fachmann,  J.  A.  Lundell,  em 
vorigen  jahres  „über  die  rechtschreibungsfrage"  gehalten  ui 
unter  dem  titel  „Om  rättstafningsfrägan"  in  Stockhohn  : 
anfang  dieses  jahres  herausgegeben  hat.*) 

Wie  für  Sievers  so  besteht  auch  für  Lundell  die  sprac 
nicht  aus  lautenden  und  lautlosen  elementen,  sondern  nur  a 
lauten,  und  wenn  er  ein  paar  mal  in  derselben  bedeutung  'V 
laut  „Clement"  oder  „Sprachelement"  sagt,  so  kann  das  leicht  d 
eindruck  machen,  als  wollte  er  sich  durch  anwendung  dieses  U 
minus  über  den  klaffenden  unterschied  seiner  Sieversschen  in 
der  ihm  nicht  unbekannten  jüngst  von  Flodström  vertheidigt( 


1)  Das  natürliche  lautsystem  der  meDSchlichen  spräche,  Leipzig  1^* 
")  Dem  guten,  was  jene  Vorlesungen  enthalten,  bin  ich  in  einer  W 
zeige  derselben  (DLZ  1S86,  Nr.  31)  gerecht  geworden. 


Fr.  Burg,  Über  das  Yerhältniss  der  schrift  zur  spräche.         177 

.fifassung  hinwegtäuschen.    Lebhaft  erinnert  es  an  Flodström 
\>.,  wenn  Lnndell  p.  25  beim  aussprechen  des  wertes  ft«  zwischen 
Kuxd  u  nicht  nur  die  Stimmbänder  und  lippen,  sondern  auch  die 
mge  ihre  läge  verändern  lässt  und  ein  „interregnum  zwischen 
erschiedenen  sprachlauten,   ein   mixtum  compositum  von  aller- 
land  übergangslauten  oder  gleitlauten  (glidningar),  welche  keinen 
(l&tz  im  System  haben,  ^  constatiert.    Aber   wie   verträgt   sich 
damit  die  darstellung  p.  6,    aus   der   man   nichts  anderes  ent- 
nehmen kann,  als  dass  in  den  worten  upp,  ätt,  ack  das  p,  t,  k 
erat  durch  die  lösung  des  lippen-,   zahnzungen-,  gaumzungen- 
\erschlusses  hervorgebracht  werde,  und  wie  der  für  diese  sprach- 
demente  gewählte  name  „explosions laute"?  Und  in  welchem 
wibegreiflichen   Widerspruche   hierzu   steht    wiederum   die   be- 
schreibung  dessen,   was  beim  aussprechen  des  wertes  malt  ge- 
schieht (p.  24),   indem  sie  als  einzige  thätigkeit  der  zunge  bei 
hervorbringung  des  t,  also  auch  als  letzte  thätigkeit  der  zunge, 
nüt  unrecht  nur  verzeichnet ,   sie  stemme  sich  „mit   der  spitze 
wri  den  Seiten  gegen  die   oberzähne,   so  ^  dass   der  weg  ge- 
sperrt ist" !  1) 

So  wenig  wie  Sievers  ist  Lundell  sich  darüber  innerlich 
Bar,  von  welchem  obersten  gesichtspunkte  aus  er  die  sogenann- 
ten sprachlaute  charakterisieren,  eintheilen  und  benennen  soll. 
Severs  aber  ging  doch  wenigstens  idealiter  von  dem  „akusti- 
schen gesammtwerthe"  aus  —  was  freilich  ungefähr  so  verkehrt 
^»r,  als  wollte  ein  naturforscher  bei  betrachtung  der  minerale 
^on  dem  geustischen  (geschmacklichen)  gesammtwerthe  ausgehen 
•^  und  definierte  den  „einzellaut"  als  einen  gewissen  „schall." 
Lundell  dagegen  bekennt  sich  gar  nicht  ausdrücklich  zu  irgend 
einem  Standpunkte  und  antwortet  auf  die  frage,  was  ein  „sprach- 
W  sei,  p.  51  und  52  folgendermassen :  „Während  wir  spre- 
chen, strömt  luft  aus  den  lungen  durch  den  Sprachapparat,  kehl- 
kopf,  Schlund,  nase  und  mund.  Die  sprachorgane  nehmen  jedes 
Rr  sich  gewisse  Stellungen  ein,  wodurch  sie  auf  die  ausströmende 
Inft  einwirken  und  in  dieser  lautwellen  von  einer  gewissen  be- 
schaffenheit  hervorbringen.  So  lange  sämmtliche  organe  eine 
gewisse  Stellung  behalten,  so  lange  sind  auch  die  akustischen 
Qgenschaften  der  ausströmenden  luft  unverändert,  ihr  eindruck 


*)  Zur  articulation  des  schwedischen  wortes  malt  gehört,  gerade  so 
^  wie  zu  der  des  deutschen  wortes  halt,  auch  die  lösung  des  zahn- 
'''^[«nTerschlusses. 

Z«itiehrift  ffur  rergl.  Sprachf.  N.  F.  IX.  1  u.  2.  12 


178  Fr.  Burg, 

auf  das  ohr  unverändert,  und  so  lange  währt  ein  und  derselbe 
sprachlaut.  So  bald  nur  ein  einziges  oi^an  seine  läge  ändert, 
auf  eine  andere  weise  als  vorher  fungiert,  entsteht  ein  neuer 
sprachlaut  oder  ein  neues  Sprachelement.  ^ 

Das  ist  nicht  fisch  und  nicht  fleisch  und  noch  weniger  eine 
definition  oder  antwort  auf  die  gestellte  frage.^)  Aber  auch  ohne 
Seite  51  und  52  gelesen  zu  haben,  wird  derjenige,  der  auf- 
merksam bis  Seite  22  gefolgt  ist,  durch  die  hier  aufjgestdlte 
gruppierung  derjenigen  „sprachlaute'',  deren  „bildung^  bis  dahin 
untersucht  worden,  nicht  mehr  überrascht  werden.  Die  curiose 
tabcllc  sieht  so  aus: 

tonlos       tönoid 

cxplosionslaute Ih  t,  k      b^  d,  g 

frictionslaute fy^jf      ^f  h  ^ 

r-lautc,  welche  in  gewissen  sprachen  und  mund- 
arten  frictionslaute  sind,  in  andern  eine 
eigene  gruppc  vorstellen:  zitterlaute  .    .  r 

rcsonanzlaute 

a)  mit  nasenresonanz  und  hilfsresonanz  im 

munde tw,  w,  » 

b)  mit  blosser  mundresonanz die  vocale. 

Der  hohe  werth,  der  in  dieser  tabelle  den  articulations- 
Stellungen  beigemessen  ist,  springt  wohl  von  selbst  in  die  äugen.  — 

Von  welchem  obersten  gesichtspunkte  aus  der  orthograph 
die  sprachelcmente  zu  betrachten  habe,  das  hängt  natürUch  da- 
von ab,  was  die  aufgäbe  der  schrift  —  genauer  der  buchstaben- 
schrift  —  ist. 

Lundells  erste  untwort  (p.  45)  auf  diese  letztere  frage, 
lautet:  „Der  zweck  der  schrift  scheint  im  allgemeinen  kein 
anderer  zu  sein  als  in  gewissen  fällen  die  gesprochene 
Sprache  als  mittheilungsmittel  zwischen  menschen  zn 
ersetzen.*'  In  seiner  zweiten  antwort  (p.  51)  „ist  die  auf- 
gäbe der  schrift,  genauer  bestimmt,  laut  für  laut,  buch- 

0  Beiläutig  sei  bemerkt,  dass  auch  Flodströms  definition  des  sprich* 
elcments  unvollkommeu  ist,  allerdings  nur  formell  unvollkommeiL  Sie 
lautot :  »Das ,  was  hervorgebracht  wird  —  sei  es  nun  laut  oder  nicht  - 
indem  luft  aus  den  hingen  herausgetrieben  wird  und  die  sprechorgane  eitf 
gewisse  Stellung  in  verbinduug  mit  einem  gewissen  grad  Ton  spannoBf 
innohaben.''  BB  VIII  p.  16.)  Danach  wäre  also  auch  z.  b.  der  pfiff  ei 
ipso  ein  sprachelemeut. 


über  das  Yerhältniss  der  schrift  zur  spräche.  179 

gtal)  für  büchstab  dem  ströme  des  Sprechens  zu  folgen/ 

Nachdem  er  seine  hörer  oder  leser  sodann  darüber,   was  ein 

sprachlaut  sei,   mit  den  bereits  angeführten  werten  aufgeklärt 

und  „den  speciellen  zweck  der  schrift,   deren  ideale  form"  er 

mcht,  näher  als  einen  praktischen,   keinen   wissenschaftlichen, 

bestimmt  hat,   fordert   er   (p.    54):    „Für    eine   praktische 

Bchrift  soll   man   in  Unterscheidung  und  bezeichnung 

verschiedener  sprachlaute  nicht  weitergehen,  als  jeder 

iDissig  begabte  und  mit  allgemeiner  Volksschulbildung 

Msgerttstete  mensch  leicht  mitkommen  kann,"  oder  — 

»nicht  weiter  als  dazu  nötig  ist,  dass  das  geschriebene  wort 

I    ach  leicht  und  sicher,  d.  h.  ohne  zweifei  und  ohne  gefahr  eines 

feUgriffs,  beim  leser  mit  der  entsprechenden  lautvorstellung  von 

dem  gesprochenen  werte,  welche  er  in  seinem  innern  bewahrt, 

Msociieren  kann." 

Auch  was  dies  heissen  solle,  wagte  ich  anfangs  nicht  mit 
fc^timmtheit  zu  entscheiden  und  ich  bezweifelte  sehr,  dass  Lun- 
Wl  selbst  darüber  vollkommen  mit  sich  einig  gewesen;  denn 
■~  sagte  ich  mir  —  wäre  er  das  gewesen ,  so  wäre  nicht  ein- 
Msehen,  warum  er  nicht  entweder  —  nämlich  wenn  „laut- 
^WBteDung"  so  viel  heissen  soll  wie  „ gehör s Vorstellung"  — 
statt  „gesprochenen  werte,"  wie  früher,  „gehörten  werte" ^)  oder 
•her  statt  „lautvorstellung"  vielmehr  „aussprachsschema,"  „aus- 
^ntchsvorstellung, "  „bewegungsvorstellung"  gesagt  hat.  Jedoch 
Wtere  stellen,  besonders  die  seiten  74  und  75,  bringen  die 
^rtscheidung:  Lundell  war  mit  sich  einig,  aber  —  ich  kann 
^durchaus  nicht  mit  ihm  sein. 

Die  frage  ist  die :  bezeichnen  die  buchstaben  von  den  sprach- 
<>fganen  des  lesers  auszuführende  bewegungen,  genauer :  von  den 
^rachorganen  des  lesers  bei  aus  den  hingen  ausströmender 
Wt  einzunehmende,  innezuhaltende  und  wiederaufzugebende  stel- 
longen  (Stellung  im  weitesten  sinne  gefasst,  so  dass  gespanntheit 
Bot  darin  einbegriffen)  ?  oder  bezeichnen  sie  von  den  sprach- 
wganen  des  lesers  hervorzubringende  schalle  und  pausen?  — 
^on  der  andern  seite  betrachtet :  bezeichnen  die  buchstaben  von 
*öi  Sprachorganen  des  Schreibers  eingenommene,  innegehaltene 
^  wiederaufgegebene  Stellungen  ?  oder  bezeichnen  sie  von  den 


')  Wie  „geschrieben"   zu  „gesprochen",  so  verhielte  sich   „gelesen", 
•^  wenigstens  „gesehen",  „sichtbar",  zu  „gehört". 

12* 


180  Fr.  Burg, 

Sprachorganen   des   Schreibers   hervorgebrachte   schalle  und 
pausen  ? 

Dass  man  nicht  allein  laut  und  flüsternd,  sondern  audi 
Stumm,  ja  ohne  alle  bewegung  der  sprachorgane,  lesen  und  eben 
so,  ja  sogar  nach  dem  dictat  eines  nur  hör-  und  gar  nicht  sicht- 
baren Sprechers,  schreiben  kann,  kommt  hierbei  gar  nicht  in 
betracht  oder  vielmehr  nur  in  soweit,  dass,  wer  so  lesen  und 
schreiben  kann,  aus  der  sorgfältigsten  beobachtung  an  sieh 
selber  ausser  in  ausnahmefällen  ein  moment  weder  für  die  äne 
noch  für  die  andere  alteiiiative  zu  gewinnen  vermag.  Wer  be- 
reits Übung  im  lesen  und  schreiben  hat,  der  liest  und  schreibt 
überhaupt  so  zu  sagen  begriffe.  Aber  wer  keine  Übung  hat?  — 
Der  ungeübte,  namentlich  das  kind,  liest  und  schreibt, 
und  wenn  ihm  selbst  das  auch  noch  so  wenig  bewusst 
ist,  nicht  schall-  und  Pausenzeichen,  sondern  be- 
wegungs-  oder  vielmehr  Stellungszeichen. 

„Die  orthograpliie  aller  gebUdeten   Völker  des  abendlandes 
—  so  hat  Brücke  schon  vor  30  jähren  gesagt  —    beruht  auf 
einem  gemeinsamen  grundprincip ,  nämlich  auf  dem,    durch  an- 
einander  gereihte   zeichen   eine   reihe   von   einander   folgenden 
Stellungen  der  sprachwerkzeuge  anzugeben.    Da   es   von   einer 
Stellung  zur  andern  nur  immer  einen  kürzesten  w^   gibt,  so 
ergeben  sich  die  zu  machenden  bewegungen,  die  sprachbewegon- 
gen  von  selbst.    Die  buchstaben  sind  wie  eine  reihe  von  merk- 
steinen,   welche  der  Schreiber  dem  leser  hinlegt,   damit  dessen 
äugen  und  zunge  seinen  schritten  folgen  können.    So  oft  dieses 
princip  auch  mit  füssen  getreten  ist,  so  lässt  es  sich  im  ganzen 
doch  niemals  verkennen,  und  die  Verstösse  gegen  dasselbe  rühren 
teils   davon   her,    dass   die  ausspräche  sich  geändert  hat,  die 
Schrift  aber  geblieben  ist,  teils  von  dem  übel  angebrachten  eifer 
kurzsichtiger  Weltverbesserer,  seltener,  wie  es  scheint,  von  de» 
Ungeschick  der  ursprünglichen  bauleute.    Das   princip  an  und 
für  sich  ist  so  natürlich,    so  einfach  und  so  praktisch,  dass 66 
wohl  nie  mehr  bei  construction  eines  neuen  gebäudes  verlassen 
werden  wird."  *)  —  Aber  die  Wahrheit  dieser  auffassung  ist  wenig 
anerkannt  und  natürlich  noch  weniger,  ja  vielleicht  niemals  und 
nirgend,  ausgenutzt  worden. 

Was  Flodström   gegen   diese  auflFassung  einzuwenden  hat, 


»)  ürundzüge  der  physiologie  und  Systematik  der  sprachlanteS  p.  123 1 


I 


über  das  yerhältniss  der  schrift  zur  spräche.  Igl 

oder  —  wie  er  sich  ausdrückt  —  dagegen,  „dass  z.  b.  a  nicht 
den  laut  bezeichne,  welcher  hervorgebracht  wird,  indem  die  luft 
ausgeathmet  wird  und  die  sprechwerkzeuge  eine  gewisse  läge 
(die  a-lage)  innehaben,  sondern  dass  a  bezeichne,  dass  die  luft 
ausgeathmet  werde  und  die  sprechwerkzeuge  die  a-lage  inne- 
haben^, ist  folgendes  (Bezzenbergers  beitrage  VIII,  p.  33  f.): 
»Es  wird  wohl  niemand  behaupten  wollen,  dass  die  notenzeichen 
nicht  die  töne  selbst  bezeichnen,  sondern  die  thätigkeit,  durch 
welche  dieselben  hervorgebracht  werden.  Und  eben  so  ist  es 
mit  der  spräche.  Es  war,  wie  wir  gesehen,  der  erste  grosse 
schritt  in  der  geschichte  der  schrift,  die  spräche  —  das  aus- 
drucksvollste mittel  für  die  versinnlichung  des  gedankens  ~  zu 
der  bezeichneten  spräche  werden  zu  lassen  und  zwar  natür- 
lich die  gehörte  spräche,  das  akustische  phänomen.  Die 
idee  der  schrift  ist,  das  äuge  an  stelle  des  ohrs  seinen  dienst 
leisten  zu  lassen,  und  da  das  ohr  das  resultat  der  sprechthätig- 
kdt  wahrnimmt,  nicht  die  thätigkeit  selbst,  so  muss  auch  das 
äuge  als  die  zeichen  des  resultats,  nicht  die  zeichen  der  thätig- 
keit wahrnehmend  gedacht  werden." 

Vergleiche  und  bilder  beweisen  nicht;  sie  verdeutlichen  im 
besten  und  vielleicht  seltensten  falle.  Es  soll  dies  noch  kein 
Vorwurf  gegen  Flodström  sein ;  denn  seine  parallele  zwischen 
note  und  buchstab  soll  vielleicht  gar  nichts  beweisen.  Aber 
was  soll  sie?  Soll  sie  bedeuten:  „wer  a  sagt,  muss  auch  b 
sagen"?  Soll  sie  bedeuten,  dass  es  unmethodisch  sei  in  den 
huchstaben  —  sagen  wir  vorläufig:  —  thätigkeitszeichen  zu 
8dien,  wenn  man  in  den  noten  tonzeichen  sieht?  Beweisen,  wie 
gesagt,  kann  sie  das  nicht ;  sie  kann  es  nur  behaupten  und  das 
iirtheil  über  die  richtigkeit  dieser  unbewiesenen  behauptung 
Wöbt  somit  dem  leser  überlassen.  Vorausgesetzt  nun,  es  wolle 
wirklich  niemand  die  ansieht  vertreten,  „dass  die  notenzeichen 
Dicht  die  töne  selbst  bezeichnen,  sondern  die  thätigkeit,  durch 
wdche  dieselben  hervorgebracht  werden,"  so  leuchtet  mir  für 
Jöein  theil  die  richtigkeit  jener  unbewiesenen  behauptung  noch 
keineswegs  ein.  Leuchtete  sie  mir  aber  ein,  so  wäre  die  erste 
folge  davon  die ,  dass  ich  Flodström  selbst  unmethodisch  fände ; 
denn  er  selbst  sieht  p.  33  f.  in  den  sogenannten  verschluss- 
»nsonantbuchstaben  zeichen  für  die  „Stellung  und  thätigkeit 
ler  sprach  Werkzeuge",  weder  zeichen  für  schalle  noch  für  pausen. 


Ober  das  verhältniss  der  schrift  zur  spräche.  183 

keneswegs  zu  erkennen  gegeben,   dass  er  „principe   in  subjec- 

tnrem  sinne  verstanden   haben  will ;   denn  er  sagt  p.  51 ,  man 

konnte  gegen   die  behauptung,   dass  bei  den  verschlusslauten 

dtf  zeichen  für  weiter  nichts  als  für  den  verschluss  stehe ,  ein- 

lenden,  „dass  doch  schwerlich  die  erfinder  der  zeichen  p,  t  und 

i  mit  diesen  etwas  anderes  als   den  laut  hätten   bezeichnen 

loDen,'*   entgegnet  dann  aber:    „so  schlagend  dieser  einwand 

aof  den  ersten  anblick  erscheint,  so  zerfällt  er  doch  bei  näherer 

betrachtung  in  nichts.    Die  consonantenzeichen  sind  ursprüng- 

lidi  nicht  als  solche  erfunden ,   sondern  als  Silbenzeichen ,   und 

erst  später  sind  sie  durch  einführung  eigener  zeichen  für  die 

mit  ihnen    zu   silben   verbundenen    vocale    auf  ihren  jetzigen 

lautwerth  reduciert  worden.    Dies  zeigen  in  verschiedener  aber 

gleich  deutlicher  weise  die  d^vanägarl  und  die  semitischen  alpha- 

bete.  Von  der  Intention  des  erfinders  kann  also  nicht  mehr  die 

rede  sein  ..."    In  subjectivem  wie  in  objectivem  sinne  ist  die 

idec  der  schrift  von  Flodström  unrichtig  bestimmt ,   schon  weil 

die  bilderschrift  dabei  unberücksichtigt  geblieben ,   welche  nach 

äun  selbst  „eine  begrififsschrift ,  ein  versuch,  ohne  Vermittlung 

der  Sprache  das  gedachte  unmittelbar  für  das  äuge  zu  versinn- 

ÜAen",  ist.    Aber  sehen  wir  auch  von  der  bilderschrift  ab,  so 

ist Flodströms  eigentliche  bestimmung  der  schriftidee  so,    dass 

wir  „idee"   nur   und   höchstens   in   subjectivem    sinne   nehmen 

können,  die  auf  diese  bestimmung  gestützte  f olgerung  mit  ihrem 

»gedacht  werden"  —  statt   des   zu   erwartenden   „gedacht 

Worden  sein"  —  aber  derart,  dass  wir   „idee"  in  objectivem 

öme  fassen  müssen.     „Idee"  in  objectivem  sinne  gefasst,  reicht 

Jlodströms  bestimmung  lange  nicht  aus.    Sagte  er:    „die  idee 

der  schrift  ist,  die  band  an  stelle  der  Sprachorgane  ihren  dienst 

leisten  zu  lassen,"   so  reichte  das  weit  eher  hin;  denn  es  kann 

wohl  etwas   geschrieben   werden   ohne  gelesen  zu   werden  — 

itreng  genommen   allerdings   nur,    wenn   es   mit   geschlossenen 

eder  abgewandten  äugen  oder  im  finstern  geschrieben  wird  — , 

^  nichts  kann  gelesen  werden  ohne  geschrieben  worden  zu 

8Qn.    Dieser  mangel  entgeht  Flodström  nicht  ganz,  er  gesteht 

ibn  sogar  nachträglich,    wenn   auch  unklar,  ein;   aber  an  der 

Folgerung,  dass  das  äuge  des  lesers  als  die  zeichen  des  resul- 

^,  nicht  die  zeichen  der  thätigkeit  wahrnehmend  auch  von 

^  heute  gedacht  werden  müsse,  wird  er  trotzdem  nicht  irre. 

Sonnenklar  ist  es,   dass  die  buchstaben  für  eine  gewisse 


184  Fr.  Burg, 

classe  von  menschen  absolut  nichts  anderes  sind  und  sein  können 
als  bewegungs-  oder  vielmehr  Stellungszeichen,  nämlich  für  die 
sogenannten   taubstummen.    Hätte   der  einzelne  buchstabe  an 
sich  von   anfang  an  gar  keinen   werth  für  den  taubgeborenen 
oder  ganz  früh  ertaubten,  sondern  nur  der  buchstabencomplex, 
der   ein  geschriebenes   wort   ausmacht,   d.  h.  wäre  für  ihn  die 
buchstabenschrift  von  vorne  herein  eine  begriflfsschrif t ,  so  wäre 
es  zwar  begreiflich,  dass  er  schreiben  lernt,  aber  nicht,  dass  er 
auch  lernen  kann  worte,  die  er  noch  nie  geschrieben  gesehen, 
nicht  kennt  und  nicht  versteht,  z.  b.  worte  aus  einer  ihm  völlig 
fremden  spräche,    laut  vorzulesen.    Wären  ihm  die  buchstaben 
vollends  schall-  und  Pausenzeichen,  also  zeichen  für  voi*stelIungen, 
welche  uns  durch  diejenigen  Sinneswahrnehmungen  übennittett, 
an  denen  es  ihm  gebricht,  wären  die  buchstaben  ihm  das,  so 
wären  sie  ihm  gar  nichts,   so  könnte  er  sie  nie  und  nimmer 
verständig  benutzen.    Ein   blindgeborener   oder  ganz  früh  er- 
blindeter kann   wohl  lernen  einen   körper,   den  er   auf  allen 
Seiten  abtasten  kann,  selbständig  in  thon  nachzukneten,  am  ende 
auch  auf  einer  wachstafel  oder  dgl.  den  umriss  solches  körpers 
selbständig  zu  entwerfen,  aber  nie  und  «nimmer  den  umriss  einer 
am  himmel  stehenden  wölke,  und  gar  ein  „Sonnenuntergang  im 
walde",   von  einem   solchen  blinden    selbständig   gemalt,  wäre 
sicher  für  alle  andern  sterblichen  ein  unlösbarer  rebus. 

Aber  auch  das  kind,  das  ganz  normale  kind,  liest  und 
schreibt  nicht  schall-  und  Pausenzeichen,  sondern  steUungszeichen. 
Woher  käme  es  sonst,  dass  sich  beim  stummen  lesen  und 
schreiben  seine  sprachorgane  so  oft  augenfällig  bewegten?  Was 
hülfe  ihm  diese  ihm  selbst  unhörbare  bewegung?  Und  woai 
vollends  wiederholte  sonst  das  kind  beim  dictatschreiben  lauüos, 
d.  h.  ohne  luft  aus  den  lungen  herauszutreiben,  die  vom  lebrer 
ausgeführten  bewegungen  und  Stellungen  der  sprachorgane? 
Die  schalle  des  wortes  hat  es  ja  vom  lehrer  gehört,  und  halt 
etwa  die  schallvorstellung  nicht  vor ,  bis  es  das  wort  zu  ende 
geschrieben,  was  nützte  ihm  die  blosse  bewegung  der  sprach- 
organe, wenn  ihm  die  buchstaben  wirklich  und  eigentlich  schall- 
zeichen wären?  es  reproduciert  ja  die  schalle  gar  nicht! 

Die  gehörten  schalle,  die  schallempfindungen,  verstärken  die 
in  der  seele  von  früheren  gelegenheiten  her  vorhandene  schaü- 
Tor?tellung;  diese  schallvorstellung  weckt  die  ebenfalls  von 
früheren   g'el^enheiten  her   in   der   seele  ruhende  bewegungs- 


filier  das  verhältniBs  der  sclirift  z 


spräche. 


185 


•iir  stellungsvorsteHung  iiml  diese  letztere  verstärkt  das  kind 
ivnl  Wiederholung  der  bewegungen  und  Stellungen. 

Ds93  es  die  heweguiigen  und  Stellungen,  wenn  es  darf, 
Doch  lieber  hörbar,  d.  h.  flüsternd  oder  laut,  wiederholt  als  un- 
bwbar,  das  liegt  wesentlich  daran,  dass  die  hörbare  wieder- 
ynng,  aber  nicht  etwa  deshalb,  weil  sie  hörbar  ist,  die 
Iwir^ngen  und  Stellungen  vollkommener,  genauer  wiederholt 
»k  riie  unhörbare ,  nebenbei  daraii,  dass  die  hörbnrkeit  ihm 
die  controle  der  riehtigkeit  seiner  bewegungs-  oder  stellungs- 
vonteliiing  ermöglicht,  ja  gebietet.  Läge  dem  kinde,  nachdem 
es  Jas  wort  vom  lehrer  gehört  hat,  nur  an  der  nochmaligen 
»eratärkung  der  schall  Vorstellung,  so  miisste  ihm  ja  eine  Wieder- 
holung durch  den  lehrer  die  eigene  Wiederholung  vollkommen 
ersetzen.  Tbatsächlich  aber  thut  selbst  mehrfache  Wiederholung 
giUjA  den  lehrer  das  nicht. 

^BBhrt  das  kind ,  wenn  es  nicht  nach  dictat ,  sondern  selb- 
MpHg  schreibt,  die  bewegungen  und  Stellungen  ebenfalls  heher 
■wnisr  als  unhörbar  aus,  so  hat  die  hörbarkeit  als  solche 
wiederum  nur  durch  die  so  ermöglichte  controle  der  bewegungs- 
•*iler  Stellungsvorstellung  actuelleu  werth  für  das  kind.  Dass 
'Üe  iu  der  seele  vorhandene  schal! Vorstellung  durch  die  neue 
'Chiüempfindung  verstärkt  wird ,  hat  keinen  actuelleu  werth, 
^eichvlel  ob  die  schallvorstellung  hier  wie  heim  dictatschreiben 
Ö©T  Wecker  der  bewegungs-  oder  steilungavorstellung  ist  oder 
"lieht  Dass  sie  es  nicht  zu  sein  braucht,  beweist  der  taub- 
stumme. Aber  angenommen  auch ,  die  schallvorstellung  ist  hier 
Bltiäiblls  dasjenige ,  wodurch  die  bewegungs-  oder  stellungs- 
*wstellung  erst  geweckt  wird,  so  muss  ja  die  schallvorstellung 
Stiun  vor  der  neuen  Verstärkung  stark  genug  gewesen  sein, 
'ö«  die  bewegungs-  oder  stellungsvorstellung  zu  wecken ;  denn 
*ese  letztere  musste  ja  selbstverständlich  zur  ausführung  der 
*>w«giingen  und  Stellungen,  da  es  sich  hier  nicht  um  reflec- 
*«8che  bewegungen  handelt,  bereits  wach  sein. 

Anders  vielleicht  beim  lesen.  Hier  kann  die  hörbarkeit  als 
*Ww  durch  die  Verstärkung  der  schallvorstellung  vielleicht  mit- 
""Ut  actuelle  bcdeutung  haben:  denn  hier  wird  die  schallvor- 
*'*'liing,  wenn  überhaupt,  erst  durch  die  bewegungs-  oder 
**0niigavor8tt'llung  geweckt  und  es  ist  dann  nicht  geradezu  undenk- 
,  dass  sie  (die  schallvorstellung)  bei  diesem  oder  jenem  kinde 
^^  der  Verstärkung  durch  die  neue  schallempfindung  zu  schwach 
•**esen  sein  kann  —  zu  schwach,  natürlich  zur  Wiedererkennung 


186  Fr.  Burg, 

des  im  geschriebenen  worte,  im  buchstabencomplexe,  steckende 
begriffes.  Der  hauptwerth  aber  der  hörbaren  bewegangen  und 
Stellungen,  die  ein  kind,  wenn  es  für  sich  liest,  mit  den  sprach- 
organen  ausführt,  li^t  sicher  nicht  in  der  hörbarkeit,  sondern 
in  der  Vollkommenheit  dieser  bewegungen  und  Stellungen,  mit 
der  die  hörbarkeit  nun  einmal  verbunden  ist.  Der  wesenükhe 
unterschied  zwischen  einem  kinde,  welches  nur  hörbar  lesen 
kann,  und  einem  andern,  welches  beim  lesen  die  sprachorgane 
bloss  unhörbar  zu  bewegen  braucht,  besteht  darin,  dass  die 
bewegungs-  oder  Stellungsvorstellung  in  dem  ersten  der  Ver- 
stärkung durch  eine  vollkommene,  genaue,  in  dem  andern  nur 
der  Verstärkung  durch  eine  unvollkommene,  ungenaue  bew^ungs- 
oder  Stellungsausführung  und  -empfindung  bedarf.  Bedarf  die 
bewegungs-  oder  Stellungsvorstellung  weder  der  einen  noch  der 
andern  Verstärkung,  so  kann  das  kind  ohne  jede  bewegung  der 
Sprachorgane  lesen. 

Dass  normaler  weise  beim  selbständigen,  stummen  schrä- 
ben  und  lesen  die  schallvoi-stellung  gar  nicht  wach  werde,  wiD 
ich,  wie  schon  aus  dem  gesagten  zu  ersehen  ist,  durchaus  nicht 
behaupten,  aberLundells  ansieht,  dass  sie,  und  nicht  vielmehr 
die  bewegungs-  oder  stell ungs Vorstellung,  beim  lesen  der  zdt 
und  der  Wichtigkeit  nach  die  erste  sei,  ja  dass  beim  stunmioi 
lesen  —  vom  stummen  schreiben  sagt  Lundell  das  nur  zufällig 
nicht  eben  so  unzweideutig  —  die  bewegungsvorstellung  gar 
nicht,  sondern  nur  die  schallvorstellung  wach  gerufen  werde 
(p.  74  f.),  diese  ansieht  glaube  ich  widerlegt  zu  haben« 

Nur  derjenige,    scheint  mir,  könnte  eine  lücke  innerhalb 
meiner  argumentation  finden,  der  behaupten  wollte,  dass  in  der 
seelc  zwei  Vorstellungen  —  in  unserm  falle  also  die  bewegungs- 
oder  Stellungsvorstellung  (a)  und  die  schallvorstellung  (b)  —  mit 
absoluter,    idcalvoUkommener    gleichzeitigkeit    geweckt   werden 
können,  oder  dass  eine  dritte  Vorstellung  (c)  zunächst  die  eine 
(a)  jener  beiden  Vorstellungen  und  sofort  danach  die  andere  (b) 
derselben  eben  so  unmittelbar,  wie  sie  die  erste  (a)  geweckt  hat, 
d.  h.  ohne  betheiligung  dieser  ersten  (a),  wecken  könne.  Das  wird 
aber  niemand  behaupten  wollen  und  noch  weniger  beweisen  können. 
Ob    abc-bücher    und    rechtschreibungslehren    bisher   und 
fürderhin  dem   kinde  beizubringen  suchen,   dass  a  den  o-laut 
und   h  den   i-laut   bezeichne,   das   geht   uns   hier   nichts  a». 
Dieselben  bcobachtungen  wie  am  abc-schützen  lassen  sich  tt 
dirm  im  lesen  und  schreiben  geübten  nur  in  den  ausnähme^ 


.  über  das  yerhältniss  der  schrift  zur  spräche.  187 

fillen  machen,  dass  ihn  seine  geübtbeit  in  stich  lässt,  nämlich 
venn  er  ein  ihm  ungeläufiges  wort  lesen  oder  schreiben,  nament- 
lidi  wenn  er  es  nach  dictat  schreiben  will.  Man  dictiere  einem 
fldireiber  ein  ihm  bis  dahin  ganz  unbekanntes  wort,  etwa  eines 
m  einer  ihm  völlig  fremden  spräche ,  und  wäre  es  auch  nur 
einsilbig,  man  wiederhole  es  ihm  deutlich,  er  wird  dennoch,  be- 
vor er  es  schreibt,  einen  nahezu  unwiderstehlichen  drang,  es 
MMibziisprechen,  fühlen,  selbst  wenn  ihm  die  schriftliche  wieder- 
gebe dann  (nach  seiner  eigenen  mündUchen  Wiederholung)  nicht 
die  geringste  Verlegenheit  verursachen  sollte. 

Die  buchstaben  können  einfach  schon  deshalb  nicht  be- 
wegungszeichen  sein,  müssen  vielmehr  einfach  schon  deshalb 
Btellungszeichen  sein,  weil  die  Sprachorgane  beim  sprechen  so 
^e  vei^schiedene  bewegungen  machen ,  dass  zu  deren  directer 
bezeichnung  die  bei  irgend  einem  europäischen  volke  übliche 
uzabl  von  buchstaben,  selbst  nach  dem  eingeständnisse  derer 
nicht  im  entferntesten  ausreicht,  welche  in  den  buchstaben 
ifg^d  anderes  als  ausschliesslich  Stellungszeichen  sehen,  die 
fcwhstaben  dagegen  in  der  üblichen  anzahl  zur  bezeichnung 
•Herstellungen,  welche  die  organe  beim  sprechen  einnehmen, 
Dttehalten  und  wiederaufgeben,  fürs  praktische  leben  gerade  ge- 
ligai.  Nehmen  wir  eine  spräche  an,  zu  deren  Schreibung  29 
fcBchstaben  verwendet  würden,  nämlich  18  sogenannte  consonant- 
tnd  11  sogenannte  vocalzeichen ,  und  nehmen  wir  ferner  an, 
Ü88  in  dieser  spräche  nie  zwei  consonanten  oder  zwei  vocale 
*ttf  einander  folgten,  sondern  dass  auf  je  einen  consonanten 
ouner  je  ein  vocal  und  auf  je  einen  vocal  immer  je  ein  conso- 
ntot  folgte,  dass  aber  jeder  vocal  auf  jeden  consonanten  und 
jeder  consonant  auf  jeden  vocal  folgen  könnte,  schon  zur  schrei- 
iwig  einer  solchen  spräche  brauchten  wir ,  wenn  die  buch- 
tUben  bewegungszeichen  wären,  nicht  weniger  als  29  X  28 
-[18  X  17  +  11  X  10]  =  396  buchstaben;  wie  viel  erst 
ar  Schreibung  einer  spräche,  in  der  auch  consonantenverbindun- 
W  und  diphthonge  vorkommen !  Das,  was  beimiesen  zwischen 
den  Zeilen,  oder  vielmehr  zwischen  den  buchstaben  gelesen 
^en  muss,  das,  was  beim  schreiben  ungeschrieben  bleibt, 
^  also  nicht  die  Stellungen,  sondern  die  bewegungen  der 
Wchorgane. 

Sind  die  buchstaben  Stellungszeichen,  so  kann  die  aufgäbe 
*  Schrift,  der  schrift,  die  wir  nun  einmal  glücklicher  weise 
•ken,  nur  die  sein,   dem  ströme,  oder  vielmehr  dem  laufe, 


188         Fr.  Barg,  Ober  das  verhältniss  der  schrift  zur  spräche. 

dem  gange  des  Sprechens  Stellung  für  Stellung,  buchstab  für 
buchstab  zu  folgen  —  natürlich  mit  mehr  oder  weniger  rück- 
sichtslosigkeit ,  je  nachdem  die  schrift  sprachwissenschaftUche 
oder  praktische  zwecke  verfolgt  —  und  das  oberste  princip  des 
orthographen  bei  Charakteristik,  eintheilung  und  benennung  der 
Sprachelemente  kann  nur  dasselbe  sein  wie  das  des  sprach- 
physiologen,  nämhch  die  Untersuchung,  beschreibung ,  Unter- 
scheidung der  Stellungen,  der  lagen  der  sprachorgane  bei  hervor- 
bringung jener  elemente. 

Berlin,  juni  1886.  Fr.  Burg. 


Nachtrag  zu  der  abhandlung  in  b.  XXVII 

481—545. 

Zu  dem  dortselbst  (s.  481  ff.)  gegebenen  Verzeichnis  von  abkürzongen 
kommen  noch: 
Achill.  —  JiflytiOig  rov  iZ/tAA^wf.   W.  Wagner,  trois  potoes  du  moyen- 

äge.    Berlin,  1881. 
Alex.  —  Biog  l^Xf^äydQov,    W.  Wagner,  trois  poämes  etc. 
Lyb.  —  r«  xccia  ^ivßiOTQoy  xcu  'PoJäjuyrjy.  W.  Wagner,  trois  po6mes  etc. 

Mehrere  wertvolle  bemerkungen  und  zusätze  finden  sich  in 
den  eingehenden  besprechungen ,  welche  den  „beitragen  zu 
einer  geschichte  der  griechischen  spräche"  zu  teil  wur- 
den und  auf  die  ich  kurz  verweise:  Berliner  philol.  Wochenschrift 
IV  (1884)  1164—1167;  Wochenschrift  für  klass.  philologie  H 
(1885)  10—12;  philologische  rundschau  IV  (1884)  1618-161»; 
bayr.  gymnasialbUitter  XXI  (1885)  567—569;  American  Journal 
of  philology  V  (1884)  509—513;  revue  critique  XVm  (1884; 
449—457;  rivista  di  filologia  XIII  (1884)  165—170. 

Meine  beweisführung  bezüglich  der  etymologie  von  dxofta 
hat  bei  Gust.  Meyer,  Morosi  und  andern  Zustimmung  gefimdea; 
doch  erregte  die  auffallende  accentverschiebung  bei  einzelnen 
noch  immer  bedenken ,  und  ich  verhehle  mir  auch  jetzt  nodi 
nicht,  dass  die  gründe  derselben  in  unserm  werte  dunkel  sind. 
Je  unumstösslicher  wir  deshalb  auf  historischem  wege  die  iden-  |  j 
tität  von  dxjiiijv  und  axo/u^  erweisen  können,  desto  mehr  be* 
rechtigung  erhalten  wir,  das  wort  axo/nrj  selbst  geradezu  als 
sicheres  beispiel  solcher  regressiven  bewegung  des 
accents  zu  verwerten,  ohne  dass  wir  die  gründe  der  erschö* 
nung  in  diesem  falle  erklären  können.  Ich  glaube  deshalb  keitf 
eulen  nach  Athen  zu  tragen,  wenn  ich  zum  historischen  beifäft 


K.  Krambacher,  Nachtrag  zu  der  abbandluDg  in  b.  XXVII  481—- 545.  Igg 

noch  einige  belege  füge,  die  sich  im  weiteren  verlaufe  meiner 
lectüre  ergeben  haben. 

Bei  Simeon  Seth  De  alim.  fac.  ed.  B.  Langkavel  lesen  wir 
s.  29:  (og  axfxriv  vsyiQov  ov.  Ziemlich  häufig  treffen  wir  axft^v 
bei  den  christlichen  hymnendichtern  z.  b.  ed.  Pitra  (Analecta 
Sacra  spicilegio  Solesmensi  parata.  Paris,  1876)  s.  63,  1  und  2. 
102,  6.  125,  22.  128,  14  etc.  Für  die  erklärung  der  ana- 
ptyxis  des  o  ist  es  vielleicht  von  bedeutung,  dass  in  den  zwei 
besten  handschriften  dieser  kirchenpoesien ,  in  den  codd.  Pat- 
menses 212  und  213  statt  ax^uj/y  öfter  dyfn^v  geschrieben  ist 
z.  b.  cod.  213  fol.  3',  123',  136',  145'.  Zu  den  von  mir  s, 
513  gegebenen  beispielen  vulgärgriechischer  anaptyxis  vgl.  jetzt 
noch  Hatzidakis,   /Askinj  98  und  Mondry-Beaudouin ,  ^tude  58. 

In  Alex,  findet  sich  neben  in  1383.  2579.  3164.  3774. 
4752)  viermal  ixui^v,  nämhch  v.  1103.  1705.  2323.  3546,  wäh- 
rend axofÄTj  vergeblich  gesucht  wird.  In  dem  schwerlich  viel 
später  zu  datierenden  Achill  fehlt  sti  und  dxfi^v;  dagegen  steht 

ixofAtjy  V.  1183  OTi  dxofifj  ovx  iyv(OQi(T€g  tov  no&ov  fiov  tov  to- 
aov  und  V.   1503  IlavTgovxXe,  dxofirj  ovx  e'fia&sg  ncSg  xqovv  rag 

twxageag;  Ebenso  lesen  wir  in  Lyb.  statt  iVt  oder  dxinTjv  neun- 
mal dxofifj  (V.  445.  480.  1485.  1540.  1723.  2110.  2474.  2640. 
3427).  Zwei  verse  dieses  gedichtes  bestätigen  die  früher  (ausser 
den  allgemeinen  gründen)  nur  auf  Glyk.  178,  Erophile  I  2  und 
die  form  vonBova^  gestützte  ansieht,  dass  der  betonung  dx6f49j 
eine  ältere  dxofn^  voraufging,  neben  welcher  in  einer  gewissen 
zeit  wahrscheinlich  die  betonung  axo/nrj  gleichzeitig  bestand,  bis 
endlich  letztere  die  Oberhand  gewann.    Wir  lesen  v.  1424:  tov 

^m^    ovx    iyvwQiaeg,    ovSi    iavvrv/Jg    tov    und    V.    3779    iyto 

f^iifivTjv  axofjLTj  Sianoivav  ovx  i^Qovv.  Die  bedeutung  des 
I'  Wortes  ist  auch  an  diesen  stellen  stets  „noch",  „noch  dazu".  — 
Den  excurs  über  die  geschichte  des  griechischen  accentes 
(8.  521—529)  könnte  ich  durch  eine  bedeutende  zahl  neuer  be- 
'^  bereichern ;  doch  beschränke  ich  mich  auf  eine  auswahl 
des  wichtigsten : 

I.  Zurückspringen  des  tones.  ersQovg  Achill.  561.  iAcr- 
*fpa?  Lyb.  1896.    yvcigt/utov  Lyb.  2975.   /novvTog  Achill.    1496. 


0  Die  von  mir  (s.  516)  erwähnte  mittheilang  Legrand's,  dass  in  Kreta 
^»Of^  gehört  werde,  scheint  auf  einem  irrthume  zu  beruhen.  Wenigstens 
teilten  die  Kreter,  welche  ich  inzwischen  auf  einer  orientreise  zu  befragen 
elegenheit  hatte,  entschieden  in  abrede,  dass  die  genannte  form  in  ihrer 
limat  existiere. 


190  K.  Krombacher, 

avTog,  avxri  etc.  Achill.  1409.  Alex.  2526.  5523.  5559.  Lyb. 
395.  819.  824.  841.  858.  865.  919  und  an  vielen  andern  steDen. 
aniSm  dnexei  Achill.  559.  1257.  1263.  Lyb.  135.  225.  313.  511. 
870.  879.  992.  1248  u.  s.  w.  {dneSco  ist  vielleicht  durch  indam 
beeinflusst.    Lyb.  282.  397.  689). 

IL  Progressive  bewegung.^)  dsvögw  Achill.  1255  (ed. 
falsch  SivSQov),  Lyb.  3362.  3363.  3366.  3369.  3371.  3375. 
3391.  3393.  3538.  3541.  oUyix;  Lyb.  1237.  2032  (herzustellen), 
3367.  3391.  3426.  3463.  3549  (herzustellen).  riq>€Qav  AchilL 
178.  snoixav  Achill.  525.  1075.  1554.  Lyb.  194.  1057.  1576. 
iJwxfy,  icTwxay  Achill.  1472.  1504.  Lyb.  3487.  ed^i^uv  Achill. 
1734.  syQatpav  Lyb.  850.  855.  868.  916.  iyyi'^av  Lyb.  24ia 
if^d&av  Lyb.  2948.  inaaxiffav  Lyb.  3492.  imaaev  Achill.  87. 
Lyb.  1046.    mdijs  Achill.  865.  1626. 

Besonders  wichtig  ist,  dass  die  thatsache  eines  so  auffalleo- 
den  accentes,  wie  airog,  Ssvdgov  und  okiyog  von  neuem  reichlicb 
bestätigt  wird.    Vgl.  jetzt  noch  Mondry-Beaudouin,  etude  81  f. 

Es  folgen  weitere  belege  zu  den  in  der  abhandlung  über 
yvvfj,  yvvfjg  behandelten  erscheinungen :  Alex.  4034  (Überschrift) 
st^ht  in  der  ausgäbe  von  Wagner  der  dativ  ywt;  natürlich  ist 
zu  schreiben  yvvfi;  v.  4038  desselben  gedichts  lesen  wir  äßü 
acc.  yvvi^v.  —  Zu  den  übrigen  a.  a.  o.  erörterten  scheni6D 
(scheinbare  erstarrung  der  flexion,   metaplasmen   etc.)  erwähne 

ich:  Tov  naxrjQy  r^v  /lhjttjq,  itjv  ^vyaTrjQ  Achill.  329.  864;   fi» 

^EQißv  Achill.  943.  1246.  Lyb.  530;  o  Xi(ag  tov  Xdcov  (löwe)  Adnl 
1750.  1324.  1485.  1526;  Bv^uvrog  als  gen.  (ähnlich  wie  nJ 
IltvdaQog)  Alex.  1179.  1199  (Überschrift);  xvQig  als  voc  Achl 
884.  1021,  ebenso  co  (pilog  Lyb.  2356.  2511.  2704.  2850.  3S(Ä 
3660;  fj  yrjg  Lyb.  2110.  7idvT(av  noXsiav  Alex.  933.  <tv>  rff^t' 
ixivaig  anaai  Alex.  5492.  kvO-evrcov  tcöv  xvijincov  Alex.  3(W& 
xpah'dcov  ixxonivroDV  Alex.  3097.  twv  oixuiov  tcSv  ovraiv  Alö. 
1382. 

Zum  capitel  des  comparativs  und  Superlativs*)   notiere  idi 

»)  Bezüglich  des  dorischen  accentes  vgl.  jetzt  noch  ^itov.  Be^tuof^ 
y,<Pikokoyiy.{ci   if;ioiv.iü')Oft<;''.     'Ky  Tioyioirj,  Schimpff,  1885.  S.  269— S71 

*)  Zu  den  folgenden  formen  vgl.  die  notiz  in  den  Excerpta  Barocdtü 
(Lexicon  Vindobonense  ed.  Aug.  Nauck.  Petropoli,  1867.  s.  324)  ,ßa(ifi*' 
TiQOg  liJio  Tr^g  ytyixtlg  hin.oy ,  jiunttog  ßaoft6ji()og ,  Onavltog  /jiiriQi*  *^ 
ht  Atoyvlog  ufiCoyoiifoog  vnfnTfnohfQog  n  ,  xai  '/H^6T9Q0g  xal  ^fhl- 
QOg  xni  nXf-iOJfoog.  oig  Jf  xai  tov  v:i(o0^iTixov  rb  n(itüTiaTOg"  CtC.  ÜbB 
doppelgradaiion  im  lateinischen  s.  Ott  in  JJ.  187ö,  787  ff.  und  £.  WÜlfSi 
Lateinische  und  romanische  comparatiou  s.  42—49. 


Nachtrag  zu  der  abhandlung  in  b.  XXYII  481—545.  191 

mXX€og  Achill.  281.  Lyb.  1067.  xuXlidrsgog  Lyb.  2232.  xcc- 
ArsQog  Lyb.  1758.  iXarrcoTSQog  Achill.  1008.  fisi^oregog  Alex. 
L4T.  SinXdrBQog  Lyb.  3451.  dyad-farsQog  Alex.  4573.  nXstoi 
lex.  4393.  xaXXt'aTarog  Alex.  796.  xaXXiaroraTog  Alex.  2738. 
937.  4784.  xaxKTToraTog  Alex.  4004.  4013.  fieys&iaraTog  Alex. 
332.  3408.  4318.  4388.  5428.  5773.  fieyiaroraTog  Alex.  2211. 
407.  3897.  4184.  5300.  xQariaTiraTog  Alex.  2372.  fiovcirarog 
ilex.  3394.  3463.  4513.  ndw  nXovaKOTdTov  Achill.  28.  nayv 
veadcaraTJTV  Alex.  4267.     Xtav  io/vgoraroi  Alex.  4213. 

Für  die  rubrik  des  halbgelehrten  missverständnisses   bietet 

dne  besonders  reiche  ausbeute  Alex.;  der  wunderliche  Verfasser 

dieses  gedichtes  hat  offenbar   viel   in  alten  autoren  geblättert; 

dabei  bemerkte  er  unter  anderem ,  dass  die  vorväter  im  gegen- 

tttz  zu  seinen  Zeitgenossen  sehr  häufigen  gebrauch  vom  casus 

ilativus  machen ;  diese  schöne  kunst  sucht  er  ihnen  abzugucken ; 

dodi  ergeht  es  ihm  wie  dem  lehrUng  des  Zauberers  und  er  wird 

die  dative,  die  er  gerufen,  nicht  los.   So  construiert  er  mit  dativ 

nicht  nur  die  verba  des  gebens,  zukommens  u.  s.  w.,  welche  in 

der  spräche  der  logik  und  somit  auch  im  altgriechischen  diesen 

ttSQs  verlangen ,  sondern  stattet  auch  solche ,   die   in  der  alten 

griätät  und   in  allen  verwandten  sprachen  ein  accusativobject 

Wben,  mit  dem  dativ   aus ;   er   schreibt   av  yovv   iav   vix^aji; 

^•*  (v.  1855);  dgxiXrjGTfi  (poßovfitvoi  xaxiajff  MuxbSovl  (v. 
i9iO);  icigoig  noXXotg  o  ßaaiXtvg  ,  ,  .  anaai  xaxsnXovTi^s  xoig 
«f»W?o^fyoi5  (v.  2410),-  071BQ  idv  ahfjarjg  fioi  (v.  2423);  nqo- 
^^wttg  Toig  vioig  (v.  1165);  xuTSfinodiXovadv  fjiot  (v.  3294); 
^  HTTfid-uoLV  ovsidog  jLidya  xaxaXafxßdveL  (v.  6544) ;  xai  nqog 
W»  foyov  änXil^ov  ^LovXio  r^  xaxiarip  (v.  5955)  U.  S.  W.^)  Selbst- 

^*8tandlich  setzt  er  auch  allenthalben  iv  mit  dativ,  wo  die  alt- 
Pittfcische  rede  sig  mit  accus,  verlangen  würde   z.  b.  v.  1172 

^  ^  vavaiv  tiaiQx^a&ai;  V.  1207  dn^X&sv  iv  xotg  (xigsaiv; 
'  1386  üißd^ovTUL  Tovg  oq>sig  äajiBQ  dya^oSa/fiovag  (piQOvng 
*^^^ohoig;  V.  2477  iX^v  h  t(^  rs/nivH;  ähnlich  v.  2626. 
ä2&3871.  4416.  5809.  5837.  5903.  5979.  Vgl.  die  KZ  XXVU 
"**  ^geführten  beispiele. 

Sdten   begeht   er   den  umgekehrten   fehler  und  gebraucht 
*^»tcus.  statt  des  dativs  z.  b.  v.  2572  ij  nifAxjjovaiv  'AXt^av- 

.    ')Ein  ähnliches  missverständnis  scheint  schon  dem  Leo  Diaconus  (10. 

rjT*)  begegnet  zu   sein,   der   TiQoiQ^noutti   regelmässig   mit   dativ   con- 

^•t;  8.  ed.  B.  Hase  p.  203  (=  p.  422   der  Wiederholung  im  Bonner 


192  F.  Wübrandt,  Cella. 

Sgov    (St.  IdXB^avägif)    rovg    QijroQag    rovg    6ixu;    Y.  3527 
Tfi  äaSa   Tov   avToC   nSkov    oäbv    deixvvcov;    V.  5290    eSsil^i 

ikxi^avSQov  KavSaxij .  .  (es  zeigte  dem  Alexander  Kandake 
Big  St.  €v  steht  V.  2512.  Obgleich  die  spräche  dieses  gedi 
noch  verhältnissmässig  rein  und  ziemlich  fliessend  ist,  kam 
doch  den  einfluss  der  zeit  nirgends  verleugnen.  Der  veiCi 
verrät  etwas  altgriechische  erudition  und  zeigt  zuweilen  l 
geschmack  und  sprachliches  verständniss ;  trotzdem  doliij 
formen,  Wörter  und  constructionen,  die  völlig  modern  sind«  ,j 
gedieht  steht  also  bezüglich  der  spräche  in  der  mitte  zwi|| 
jenen  werken,  die  eine  durchaus  altgriechisch  aflfectierte 
hafte  spräche  gebrauchen  und  jenen,  welche  dem  lel 
Strome  der  vulgären  rede  freien  lauf  lassen  und  höchstoil 
bedürfniss  hier  und  da  altgriechische  Wörter  einstreuen, 
sind  hier  gröbere  Vulgarismen  ziemlich  selten ;  formen  wie 
^fjxvm  u.  s.  w.  fehlen,  das  y  irrationale,  stets  ein  zeichea.; 
loser  Schreibweise,  suchen  wir  vergebens;  dagegen 
sich,  wie  wir  sahen,  zahlreiche  erscheinungen  ein,  die 
gebiet  der  künstlichen  analogiebildung  und  des  gelehrten 
Verständnisses  gehören.  Vielfach  finden  sich  auch  sp 
byzantinischen  hof-  und  kanzleistiles  z.  b.  in  dem  bri 
Darius  v.  3G75  flf. 

München.  K.  Krumbache 


CeUa. 

Dass  aus  stoflhamen  durch   deminutivendung  indi 
namen  denominiert  werden,   kommt   oft  vor.   so  von  Si 

XaXxog  /gvaog:  ctgyvQiov  /ukxi'ov  /qvgi'ov   (-münze),    von 
vog:  (jyoLviov  (-strick),  von  otjog:  aixiov  (brot),  von  fxsXi 
Tiov  (trank  aus  honig  und  wasser),  von  xrjQog:  xtjQiov  ( 
Das  letzterwähnte   fiilirt  uns  zu  cera  (=  xTjQog,  wachs] 
rüla  (wachsstift).    Sollte  nicht  schon  lange  Vorbildung 
letztgenannten   Wortes   ein   ganz    gleichlautendes    entstJ 
band  in  band  aber  mit  einem  sehr  viel   häufigeren   gel) 
durch  Synkope  (mit  nachfolgender  assimilation)  zweisübl 
worden  sein?   Cerüla:  *cerla:  cella?   Vgl.  puer:  pu< 
stiria:  stilla,  aarrig:  Stella,  süra:  Sulla  (Vanicek). 

Doberan  i.  M.  F.  Wilbrand 


'**     '  -  • 


^ 


tu 


>. 


N 


N 


y,  «abBmä«.  Cdlt 


i\ 


A^  Kln^liliolT: 

Über  (lio  Entsiehnngftzeit 

erodotischeiiGeschichtsworkes. 

Zwei  aicadciiiiavhc!  Abhandlangcn. 
IV,  S9  a  fr.  *,    IjOO  M- 

Stadjen  zur  Geschichte 

des 

griechischen  Alphabets. 

Hil  eioer  Karte  nnil  «wei  Alpli*b«ttB.ftt)n. 

vm.  ISO  s.  KT.  8.  n  M. 
Pr.  0.  J»ser: 


4 


Geschichte  der  CTriechen. 

MB  Aiihildiinfca,  S   i:iirunolillii>grapl>i(^a  ii.  i  Kktten. 
CK,  ii«J  *,  CT,  1      T^ii  M„  teil.  H,tti  M, 

Geschichte  der  Römer.       j 

1^1  AI>hil(lunK.*au,  V  (JbraanlillmgrApbiiio  a.  9  Karlu 
XVI,^<ID  a  KT.  a.     1^  bL,  geh.  A,W  >t 

Vi^rltttf  von  ('.  Berti'lKinaiiu  Iii  <>fltoi'sluh. 


*1 

iflag  von  ('.  Bcrtt'lsiuuiiii  lii  GttU'i'Bloh. 

Deutsche  Ms^liologie, 

Jueob  (>rlmiii. 

4.  AuKgubc,  liesnrKt  von  S.  H.  BCeyar. 
a  Dunilo,  jeder  Ituud  12  M. 

Deutsche  GrammatO 

Jacob  Grlmiu. 

2.  vermehrter  Abdruck,   besorgt  von  WUh.  Scheret 

BaaO  I.  n.  II.  tu».  3a  M. 

Buid  in.  «rachelot  !n  eEolgieii  MonaU-u. 

Kleinere  Schrifte] 

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Sprache»)  voti  Stmmet  &.  Co.  in  I.ei[izi^. 


-Urtn-Agiii. 

•»ü'lcii.  hat  meines 

aiACHFORSCB:  *-  ™ 

Verklärung 
ATTF  DEU  GKBIETE  DKB 

bOGERMANLSCHEN  SPRjiCHEN. 


BEGBÜXDET 
A.    KUHN. 

EL  KÜHN  uxu  3.  SCHMIDT. 

IaND  SXIX.    neue  FOUiE  IlANl)  IX. 
DRITTES  t'NÜ  VIKRTES  IlEtT. 


GÜTERSLOH. 

pXSCK  DJTO  VERLAG  VON  C.  BEnTELRMASN. 


■iirla^  von  f.  Bcrtflsinaiiii  In  Gütprsluh. 

Deutsche  Myt>">v 


US.    Tot)  WhitI«*  8t«kK4:^ 

iy  Stok«a  ^   * 

vlimer 


,    .     Oll  C.  BertdHiiiaim  in  GQt«r8lo1i. , 

4.   Ai"  --  ■    ■    -  -■'  ■  --  ■■ 

Mythologische  StiidieD 

Adalbert  Kuhn. 

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Oebllllte  Aner))ieliinj;en  findi-n  eine  reelle  unil  cuulante  Krtedi 


ApoUon-Agni. 

Etymologie. 

Die  etymologie  des  namens  IdnokXcov  zu  finden,  hat  meines 
Wissens  noch  nicht  gelingen   wollen.    Die  mannigfachsten  ver- 
suche dazu  sind  gemacht,  doch  ist  eine  überzeugende  erklärung 
nicht  bekannt  geworden.   Ohne  mich  auf  eine  besprechung  jener 
zahlreichen,   ohne   befriedigendes  resultat  gebliebenen  versuche 
einzulassen,   will   ich   die   aufmerksamkeit  der  forscher  auf  ein 
yedisches  wort  lenken,  welches,  wie  ich  glaube,  direct  mit  ^An6\- 
Xwv  zusammen  zu  stellen  ist  und   den   Schlüssel   zur   erklärung 
jenes   schwierigen   namens   darbietet.    Wir  finden  RV  6,   1,  6 
das  wort  saparyenya  „der  zu  verehrende",  als  beiname  des  Agni, 
tine  ableitung  des  denominativ-stammes  mpary  „verehren".  Dieses 
wort  scheint  mir  in  form  und  bedeutung  in  der  that  zu  jinoX- 
knr  ZU  stimmen.    Das  d  der  ersten   sylbe   von  ^AnoXXojv   geht 
auf  altes  sa  zurück,  wie  dies  auch  bei  ddeX(p6g,  ddeXipeog,  d^sX- 
^fttoc  der  fall  ist^)  (=  ind.  sagarbha,  mfjarhhya,  d.  i.  couterinus); 
das  r  ist  zu  X  geworden  und  diesem  X  das  folgende  /  assimiliert. 
.Am  schluss   des   wertes   muss   eine  Verstümmelung  eingetreten 
^iein,    durch  welche  das  io  oder  jo  des  ursprünglichen  stanmies 
loren  gegangen  wäre,  ein  process,   der  bei  einem  alten,   viel 
ibrauchten  eigennamen  wohl   unbedenklich  wird  angenommen 
m  dürfen.    Die   bedeutung  „der  zu  verehrende,   der  ver- 
igswürdige"   dürfte  als  epithcton  eines   gottes   überhaupt, 
ibesondere   aber   gerade   dieses  gottas   durchaus  passend  or- 
dnen, und  wird  die  annähme,  dass  in  ^AnoXXiav  in  der  that 
itlich  nur  ein  epitheton  steckt,  um  so  wahrscheinlicher,  wenn 
die   überaus   häufige   und   offenbar   sehr   alte  Verbindung 
foc  ^AnoXXoyv  wohl  beachtet.     „Ooißog,   der  zu  verehrende" 
le  diese  Verbindung  ursprünglich  bedeutet  haben.^) 

*)  Das  anlautende  rf  von  linoXXioy  ist  für  gewöhnlich  kurz;  doch  er- 
Bint  es  in  den  viersylbigcn  casus  in  der  arsis  auch  als  n,  offenhar  aus 
Jritchen  gründen. 

>)  Der  vorliegende  aufsatz  war  schon  vor  mehreren  monaten  abgc- 
0M6II  und  befand  sich  in  den  hünden  der  redaction  dieser  Zeitschrift, 
«rhielt  ich  durch   die   liebenswürdigkeit   des   herrn  prof.  Johannes 

MtMhrifl  Ar  rergl.  Sprachf.  N.  F.  IX.  3  u.  4.  13 


194  L.  V.  Sdiroeder, 

Das  (Icnominativum  sajyary,  sajyaryati  kommt  im  Rigveda 
über  40  mal  vor  und  hat  über  «30  mal  die  bedeutung  „jemand 
verehren".  Das  object  dazu  sind  götter  und  göttHche  wesen. 
Bei  weitem  am  häufigsten  wird  dasselbe  auf  Agni  oder  das 
antlitz  des  Agni  (agnor  anllann)  angewandt,  nämlich  c.  17  mal; 
ein  mal  auf  Agni  und  Soma  (KV  1 ,  93,  8) ;  ein  mal  auf  Agni  und 
Indra  (RV  6,  60,  1).  Indra  oder  die  „kraft  des  Indra""  ist  c  8 
mal  das  object  zu  saparj/:  andre  götter  erscheinen  vereinzelter 
von  diesem  verbum  abhängig;  so  die  Maruts  1  mal,  Trita  1  mal, 
die  Deväs  2  mal.  Die  einzige  stelle,  wo  die  form  saparyenya 
erscheint,  zeigt  uns  dieselbe  als  beiwort  des  Agni. 

Suchen  wir  aus  diesen  umständen  einen  anhaltspunkt  zur 
bcstimmung  des  ursprünglichen  wesens  des  ApoUon  zu  gewinnen, 
so  werden  wir  unmittelbar  darauf  hingewiesen,  dass  derselbe 
wohl  ein  licht-  und  fcuergott  gewesen  sein  dürfte,  mit  Agni 
ursprünglich  identisch  oder  doch  ihm  nahe  verwandt. 

Beziehung  zu  licht  und  feuer. 

Um  nun  zu  prüfen,  ob  die  etymologie  uns  auf  eine  richtige 
fährte  gebracht  hat,  werden  wir  die  frage  aufwerfen  müssen, 
welche  eigenschtift  denn  nach  ansieht  der  kenner  griechischer 
mythologie  den  grundzug  im  wesen  des  Apollon  ausmacht.  Wir 
erhalten  fast  einstimmig  die  antwort,  dass  Apollon  in  erster 
hnie  als  ein  gott  des  lichtes  anzusehen  ist.*)  Man  betonte  dabei 

Schmidt  iu  licrlin  folp:eii(lo  äusserst  iiitorosstintc  notiz.    In   dem   am  24. 
febr.  a.  c.  ausgcgehoneii  liclte  IX  X   der   Sitzungsberichte  d.   kgl.  preuss. 
akad.  d.  wiss.  hat  Euting  zwei  bilingue  phünikisch-kyprische  inschriften 
mit  den  beiuerkuugen  Deccke's  zu  den  kyprischcn  theilen  publiciext.    In 
der  ersten  derselben  begegnen  wir  dem  dativ  lou  \'i,i tiXtoyi.     Dazu  be- 
merkt Deecke  p.  120:   ^Neu  ist  fVrner  ILitiimr,   da   scmst   kypriscfa   nur 
l4;i6[A.\hny  vorkümmt ;   es   ist   aber  eine  eclit  kyprische  bilduug  und  steht, 
für  ^H;it'K[un\  woraus  in  andern  diah^kten  \l;itlkun'  ward,   wie  alMay  ai^^ 
*itk'noy  =  gem.  gr.  ukkioy  ist>  —  Ich  brauche  kaum  liervorzuheben , 
vortrefflich  die  neuentdeckte  form  ^titikioy  zu  unserer  etymologie  (1^.7<i^ 
k(oy ,  ll:itÄ.J.v)y  =  supariftiji/a)  stimmt,   und  spreche  daher  nur  herrn  pr** 
Schmidt  meinen  besten  dank  für  die  interessante  mitthoiluug  aus. 

«)  Treller,  der  in  s.  „Griech.  mythologie"  Apollon   einen   gott 
sonne  und  des  lichtes  nennt,   wofür   ihn  schon  die  alten  erklärt  hk%t  ^^ 
fügt   bedeutsam   hinzu:    „Nur  ist  er  l'reilich  nicht  die  sonne  bloss  als 


scheinung,  in  dieser  wandernden,  am  himmol  auf-  und  absteigenden 
des  Helios,  sondern  die  sonne  ist  nur  die  hervorragendste  erscheinung 
naturkraft,  welche  unter  allen  griechischen  göttorn  vorzüglich  dieser  "v« 
tritt,  der  herrlichen,  feierlichen,  im  erhabensten  sinne  des  wertes  göttüchea 


i 


Apollon-Agni.  195 

früher  ganz  besonders  die  beziehung  des  Apollon  zur  sonne  und 
erklärte  ihn  für  einen  alten  Sonnengott,  indessen  lässt  es  sich 
doch  wohl  deutlich  erkennen,  dass  Apollon  erst  später  zum 
sonnengotte  gestempelt  wird.  Der  alte  Sonnengott  ist  Helios; 
als  dieser  im  laufe  der  zeit  verblasste  und  in  den  hintergrund 
trat,  nahm  Apollon  seine  stelle  ein,  wozu  er  durch  seine  eigen- 
schaft  als  lichtgott  im  allgemeineren  sinne  einen  anhält  bot.  Die 
älteste  stelle,  in  welcher  Apollon  als  Sonnengott  gefasst  wird, 
findet  sich  nach  v.  Wilamowitz  im  Phaethon  des  Euripides.^) 
„  Aber  die  orphische  speculation  mag  schon  ein  bis  zwei  menschen- 
alter früher  diese  Irrlehre  aufgebracht  haben"  —  fügt  der  ge- 
nannte gelehrte  dieser  wichtigen  mittheilung  hinzu.  Auch  C. 
Robert,  der  herausgeber  der  neuesten,  noch  nicht  vollendeten 
(4.)  aufläge  von  Preller's  griech.  mythologie,  hebt  es  hervor,  dass 
weder  im  cult  noch  in  volksthümlicher  poesie  und  kunst  jemals 
Apollon  dem  Sonnengott  gleichgesetzt  wird;  diese  gleichsetzung 
gehöre  vielmehr  stets  der  speculation  an.*) 

Apollon  ist  der  Vertreter  des  lichtes  im  allgemeinen  und 
seiner  geheimnissvollen  quelle,  er  ist  —  wie  Preller  richtig 
sagt  —  „der  lichtgott  schlechthin,  im  lichte  geboren  und  im 
lichte  wohnend."  Darauf  deutet  auch  schon  der  hauptname, 
welchen  dieser  gott  bei  Homer  trägt;  denn  dass  0ocßog  mit 
g>aog,  (pco;,  q)atv(o,  skr.  WZ.  hhd  zusammen  hängt,  hat  die  grösste 
Wahrscheinlichkeit  für  sich.^)    Er  heisst  ferner  schon  bei  Homer 


natur  des  lichtes,  der  siegreichen  feintlin  von  allem  unholden  und  wider- 
wärtigen und  der  alldurchdringenden  Ursache  von  allem  schönen  und  har- 
monischen. Apoll  ist  der  lichtgott  schlechthin,  im  lichte  gehören  und  im 
lichte  wohnend**  u.  s.  w.  Vgl.  Prellcr,  Griech.  Myth.  3.  aufl.  1,  188  (ich 
citiere  stets  nach  dieser  aufläge). 

>)  Dort  wird  Helios  angeredet:  \4jt6XXtov  J'  iy  ßQorois  ö()9^ü}s  xcclji, 
oaiig  r«  aiyioyi*  öyouni*  oMe  i^cuuoymy.  Vgl.  v.  Wilamowitz  im  Her- 
mes XVni,  406. 

«)  Ebenda  bd.  1  p.  231  anm.  Robert  schliesst  daraus,  „dass  die 
bedeutung  als  Sonnengott  mithin  in  historischer  zeit  dem  hellenischen  volke 
vollständig  entschwunden  war."  Nein,  sie  war  gar  nicht  ursprünglich. 
Sie  gehört  in  Griechenland  der  speculation  an,  ganz  ebenso  wie  in  Indien 
die  gleichsetzung  des  Agni  mit  der  sonne! 

«)  Im  übrigen  ist  die  bildung  des  wortes  noch  nicht  recht  deutlich. 
Die  WZ.  hhä  „leuchten,  strahlen"  wird  im  IIV  nicht  selten  von  Agni  ge- 
braucht (während  andre  synonyme  wurzeln,  z.  b.  vas  „leuchten,  aufleuch- 
ten" und  sür  „strahlen"  so  gut  wie  ausschliesslich  von  dem  lichte  der 
himmelskörpcr  gebraucht  werden;   bhä   gilt   für  beide   arten  des  lichtes). 

13* 


196  L.  V.  Schroeder, 

Xvx^yfvi^g  iin  lichte  geboren.^)    Er   heisst   Xvxeiog,   Xvxiog  „der 
lichte"  und  ist  der  nationalgott  Lykien's,  des  lichtlandes.*) 

Mit  dieser  bedeutung  des  Apollon  als  eines  lichtgottes  im 
allgemeinen  lässt  sich  die  des  indischen  Agni  vortrefflich  ver- 
mitteln, denn  dieser  ist  keineswegs  bloss  das  irdische  feuer,  das 
opfcrfeuer  oder  heerdfeuer;  auch  Agni  darf  als  ein  gott  des 
lichtes  im  allgemeinen  bezeichnet  werden,  der  in  geheimniss- 
voller mystischer  beziehung  zu  dem  urquell  alles  lichtes  steht,*) 
wenn  er  auch  vorwiegend  im  irdischen  feuer,  im  opferfeuer  er- 
scheint. Oft  ist  in  den  liedern  des  Rigveda  von  der  dreifachen 
geburt  des  Agni  die  rede;  an  drei  statten  wird  er  geboren:  am 
himmel  als  sonne,  in  der  luft  als  blitz,  auf  der  erde  als  feuer.*) 
So  wird  denn  auch  Agni  geradezu  in  der  sonne  gefunden  und 
kann  der  sonne  gleichgesetzt  werden/'')  Aber  diese  auflfassung 
trägt  stets  den  Stempel  priesterlicher  speculation  an  sich;  die 
natürhche  und  ursprüngliche  ist  sie  nicht. 

Andrerseits  finden  wir  auch  bei  Apollon,  wie  mir  scheint, 
deutliche  spuren  einer  nahen  beziehung  zur  irdischen  feuer- 
erscheinung.  Insbesondere  merkwürdig  ist  mir  in  dieser  bezie- 
hung die  stelle  des  homer.  hymnus,   wo  Apollon,   nachdem   er 


Das  davou  abgeleitete  nomen  hhf'iSy  bhaas  =  griech.  r/w^*,  (fciog  bezeichnet 
sogar  iu  allen  17  stellen,  wo  es  im  Rigvetla  erscheint,  ausschliesslich  das 
licht  oder  den  schein  des  Agni.  Das  damit  zusammengesetzte  hhärjika 
ans  hhds-rjiku  „von  licht  strahlend''  kommt  im  Rigveda  4  mal  vor,  stets 
als  epitheton  des  Agni;  hhasabJa  „durch  licht  glänzend  od.  sichtbar*^ 
kommt  nur  1  mal  vor  und  ist  ebenfalls  epitheton  des  Agni;  desgleichen 
bJidtrakshas  „die  kraft  des  lichtes  besitzend,  lichtstark**  od.  „durch  das 
licht  stark,  siegreich.**  Wenn  wir  demnach  in  */>o/,^os  ursprünglich  auch 
das  glänzende  licht  des  feuers  suchen,  so  wäre  der  vedischc  Sprachgebrauch 
damit  in  bester  Übereinstimmung. 

1)  Aehnlich  heisst  Agni  RV  1,  Ul,  7  ^ucljauman. 

5»)  Die  nahe  beziehung  Apollon's  zum  wolfe  beruht  aller  wahrscheii\^ 
lichkoit  nach  nur  darauf,  dass  der  griechische  name  dieses  thieres  —  iüVo^ 
-    so  merkwürdig  mit  dem  worte  für  licht  ikux,  kuxt/)  zusammen  klingt« 

3)  Vgl.  über  Agni's  wesen  unter  anderm  A.  Barth  in  seinen  vortreff^ 
liehen  Religions  de  Tlndc  p.  8:  „Agni,  cn  efiet,  n'est  pas  seulement 
Ic  fcu  terrestre  et  le  feu  de  l'eclair  et  du  soleil;  sa  veritable  patrie  est  ie 
ciel  invisible,  mystique,  sejour  de  Teternelle  lumiere  et  des  premiers  pria- 
cipes  de  toutes  choses." 

*)  Zu  dem  dreifachen  Ursprung  Agni's  vgl.  z.  b.  RV  10,  45,  l  flg. 

^)  So  heisst  es  RV  10,  88,  ü,   bei   nacht  glänze  Agni  als  feuer, 
morgens  gehe  er  als  sonne  auf. 


1 


Apollon-Agni.  197 

als  delphin  die  Kreter  nach  Krise  geführt,   ans  land  steigt  (v. 
440  flg.): 

^v&'  ix  Vfjog  0Q0va€v  ava%,  imasQyoq  j4n6XXcov, 
uaTSQL  etäa/itevog  (.liaig  rjfxaxi,  xov  6*  dno  noXXai 
anivd'aQidsq  ncormvTO,  aeXag  S*  Big  ovQavov  ixeV 
ig  d'  uSvxov  xatidwe  Sia  tqitioÖcov  iQixifxwv, 
iv  i'  ao  oys  (pXoya  6aie,  ni(favax6/Lisvog  ra  ä  xijXa, 
Tiäaav  de  KQiOtjv  xarf/sv  aiXag'  al  d'  oXoXv'^av 
KQiaatoov  aXo/^oi,  xaXXiXmvo/  ts  d'vyaTQsg, 
Oot'ßov  vno  Qinfjg'  [xiya  yuQ  Seog  bIXbv  'dxaarov. 

ApoUon  selbst  macht  hier  durchaus  den  eindruck  einer 
feuer  er  scheinung:  funken  sprühen  von  ihm  aus,  sein  glänz 
leuchtet  auf  zum  himmel,  er  fährt  in  das  heiligthum,  er  zündet 
die  flamme! 

Es  erscheint  mir  durchaus  nicht  unwahrscheinlich,  dass  der 
d  reif  US  s,  welcher  zu  Apollon  in  so  naher  beziehung  steht,  ur- 
sprünglich ein  feuergefäss  war,  in  welchem  das  heilige  feuer 
loderte.^)  Auf  dem  dreifusse  sitzend  fährt  Apollon  über  das 
meer  zu  den  Hyperboreern;  so  zeigt  ihn  eine  prächtige  attische 
vase  des  5.  Jahrhunderts;*)  auf  dem  dreifuss  sitzend  erscheint 
er  auch  auf  einem  votivrelief  von  dem  söhne  des  Bakchios.^) 
Wenn  die  Pythia  auf  dem  dreifuss  sitzend  orakelt,  so  erscheint 
sie  zunächst  als  stellvertreterin  Apollon's,  weiterhin  als  stell- 
vertreterin des  heiligen  feuers,  des  alten  heiligen  Orakelspenders. 

Dem  widerspricht  der  umstand  nicht,  dass  das  älteste  Orakel 
in  Delphi  ein  orakel  der  Gäa  gewesen  sein  dürfte ;  es  ist  dort  ja 


>)  Herr  prof.  Loeschcke,  dem  ich  für  eine  ganze  reihe  wichtiger 
hinweise  hei  dieser  arbeit  sehr  zu  dank  verbunden  bin,  macht  mich  darauf 
aufmerksam,  dass  unter  den  mykenischen  vasen  sich  auch  ein  feuertopf 
mit  buckeln,  auf  drei  füssen,  findet.  Diese  form  ist  nicht  nur  aus 
Mykenae  und  lalysos  nachgewiesen,  sondern  —  worauf  ich  hier  ein  ge- 
wicht legen  möchte  —  auch  ausDaulis^  welches  bekanntlich  in  Phokien 
unweit  Delphi  gelegen  ist  (vgl.  Furtwängler  und  Loeschcke,  Myke- 
nische  vasen,  formentabelle  114).  Ich  knüpfe  daran  die  bemerkung,  dass 
an  dem  heiligen  feuergefäss  der  Inder,  der  ukhd  oder  feuerschüssel,  gerade 
auch  buckel  (pf eiler  form  ige  erhöhungen,  zitzen  oder  brüste,  stana)  ange- 
bracht waren,  4  oder  8  an  der  zahl,  also  weniger  als  auf  dem  er- 
wähnten griechischen  feuertopf.  Ob  hier  an  uralten  Zusammenhang  zu 
denken  ist,  überlasse  ich  kundigeren  zur  prüfung. 

«)  S.  Furtwängler  in  Roscher's  lexikon  der  mythologie  p.  467. 

8)  S.  Furtwängler  a.  a.  o.  p.  458. 


198  L.  V.  Schroeder, 

(loch  offenbar  später  der  ApoIIocultus  und  das  Apolloorakel  zu 
dem  der  Gäa  hinzugekoninien ,  mit  ihm  combiniert.  Dass  die 
apollinische  religion  mit  dem  chthonischen  götterdienste  auch 
sonst  in  eigenthümlicher  weise  verschmilzt,  resp.  sich  durch- 
kreuzt, ist  eine  bekannte  thatsache  (vgl.  Preller  a.  a.  o.  1,  206). 
Warum  dies  aber  in  Delphi  eintritt,  wird,  wie  mich  dünkt,  erst 
durch  meine  auffassung  von  dem  ursprünglichen  wesen  ApoUon's 
deutlich.  Aus  der  erde  stiegen  dämpfe  auf,  und  es  ist  begreif- 
lich, dass  man  dies  zunächst  als  äusserung  der  erde  fasste. 
Aber  da  es  dämpfe  waren,  mochte  man  wohl  auf  einen  tief- 
verborgenen sitz  heiligen  feuers  schliessen.  Das  wanderbare 
und  geheimnissvolle  der  erscheinung  musste  solchem  feuersitz 
eine  hervorragend  wichtige,  tiefe,  mystische  bedeutung  geben. 
Dort  mochte  man  den  verborgenen  ort  ahnen,  wo  der  feuergott 
waltet,  und  unwillkürlich  fallen  einem  die  verborgenen  Stätten 
des  Agni,  die  f/ulfi/n  pathhu ,  ein,  von  welchen  die  vedischen 
dichter  reden.M 

Apollon  scheint  auch  auf  verschiedenen  münzen,  namentlich 
von  Amphipolis  (c.  400  vor  Chr.) ,  deutlich  als  feuergott  be- 
zeichnet ;  wir  sehen  da  auf  der  einen  seite  den  Apollokopf,  auf 
der  andern  eine  fackel.  Solche  münzen  kennen  wir  auch  von 
Klazomcnai,  Katane  und  andern  orten.*) 

Als  die  (ifriechen  —  so   erfahren  wir  bei  Plutarch  Aristid. 
c.  20  —   nach   der  schlacht  bei  Plataeae  wegen  der  darzubrin- 
genden opfer  in  Delphi  anfragten,  gab  ilmen  der  pythische  gott 
(Ion  bescheid,    einen   altar   des  Zeus  Elcutherios   zu   errichten, 
opfer  aber  nicht  eher  darzubringen,  als  sie  alles  feuer  im  lande, 
welches  durch  die  barbarcn   verunreinigt   sei,    ausgelöscht  und 
neues  feuer  von  dem  geineinsaincn  heerde  in  Delphi  angezündet, 
hätten.     Otienbar   um    dem  feuer  möglichst  seine  heiligkeit  zvii 
erhalten,  musste  die  fackel,  welche  am  heiligen  feuer  in  Delpl^^i 
entzündet  war,  in  möglichst  raschem  laufe,   ohne   dass  sie  dool 
verlöschte,    an   den  betreffenden  andern  ort  getragen  werdea-^ 
Deli)hi,  der  sitz  Apollon's,  erscheint  hier  als  der  ort  des  heiligt' 
feuers  x«r'  iioyrjv,  gleichsam  als  ursitz  aller  geweihten  feuer. 

0  Vgl.  RV   1,  72,  6;  10,  53,  10. 

*)  Vgl.  Furtwiiiiglor  in  Koschcr's  lexikoii  der  mythol.  p.  404. 

^)  Ich  ♦•ntnelimo  diese  intoress.aiite  notiz  einem  aut'satz  von  Weckleio  t 
welcher  aus  der  erzjihlung  des  Phitarcli  unzweifelhaft  riclitig  die  ursprün^' 
liehe  hedeutung  des   fackelwettlaufs  als  leuerübertragung  erscldiesff*- 
S.  Hermes  VII  p.  446. 


Apollon-Agni.  199 

Aber  noch  mehr.  Auch  Delos,  das  als  hochheiliger  sitz 
Apollon's  und  statte  seiner  geburt  allein  Delphi  ebenbürtig  ge- 
achtet werden  könnte,  lernen  wir  in  ähnlicher  eigenschaft  ken- 
nen. Die  insel  Lemnos  war  eine  statte  uralten  Prometheus- 
und Hephaestosdienstes.  Aber  Philostratus  berichtet  (Heroic.  p. 
740  ed.  Olear.),  dass  diese  insel  alljährlich  gereinigt  und  alles 
feuer  auf  ihr  für  neun  tage  ausgelöscht  wurde.  Ein  festschiff 
holte  feuer  von  der  heiligen  insel  Delos  {ix  J^kov  nvQtpoQsi). 
Wenn  das  schiff  vor  der  zeit,  bevor  die  üblichen  reinigungen 
vollendet  waren,  ankam,  so  durfte  es  nicht  landen  oder  vor 
anker  gehen,  sondern  musste  auf  dem  meere  umhertreiben,  bis  der 
Zeitpunkt  gekommen  war.  Nachdem  das  schiff  gelandet,  wurde 
das  feuer  in  die  häuser  und  in  die  Werkstätten,  die  mit  feuer 
arbeiteten,  vertheilt,  und  das  betrachtete  man  als  den  anfang 
eines  neuen  lebens.^)  Auch  Delos  also  ist  hier  Ursprungsland 
des  heiligen  feuers! 

Es  läge  im  anschluss  hieran  sehr  nahe,  J^Xog,  das  geburts- 
land  des  Apollon,  den  sitz  des  immer  heiligen  feuers,  etymo- 
logisch mit  iai'oo  (aus  Safico)  „entzünden"  zusammen  zu  stellen 
(wovon  Ss^^a,  6säav/Liivog ;  6aig  brand,  fackel;  daXog  feuerbrand). 
Die  entsprechende  Sanskrit-wurzel  ist  du  „brennen",  wovon  däva 
der  brand,  insbesondere  der  Waldbrand,  abgeleitet  ist.  Delos 
wäre  damit  als  feuerland  oder  brennland  bezeichnet. 

Wir  haben  auf  griechischem  boden  vielleicht  noch  ein  an- 
deres solches  feuerland  oder  brennland.  Ich  meine  Ithaka,  wo 
Apollon   verehrt   wurde,   wo   er   seinen   schattigen  hain   hatte 

{äkaog   üKiBQov    txatfjßoXov  j4n6kXa)Vog   Od.  20,  278).     Odysseus 

selbst  war  nach  v.  Wilamowitz'  interessanter  Untersuchung  ein 
apollinischer  held;*)   er   war   ursprünglich  wohl  Apollon  selbst. 


0  Ich  entnehme  auch  diese  wichtigen  notizen  Wecklein  a.  a.  o.  p. 
447.  448. 

*)  Vgl.  V.  Wilamowitz,  homer.  Untersuchungen  p.  112—114.  —  Es 
mag  dabei  noch  auf  einen  merkwürdigen  umstand  aufmerksam  gemacht 
werden.  Odysseus  schiesst  mit  dem  bogen  durch  die  äxte.  Darf  man 
dabei  wohl  daran  erinnern,  dass  Agni  im  RV  öfters  entweder  selbst  ein 
beil,  eine  axt  genannt  oder  mit  einer  solchen  verglichen  wird,  oder  „mit 
der  axt  versehen"  heisst?  Es  wird  RV  1,  127,  3  von  ihm  gesagt:  er  be- 
siegt die  bösen  wie  ein  beil  (para^u  =  niUxvg),  RV  4,  6,  8  wird  er 
einem  scharfen  beil  verglichen  (para^u  iigma) ;  RV  6,  3,  3  heisst  es :  „wie 
ein  beil  (nomin.)  die  zunge  vorstreckend  verzehrt  er  das  holz."  Mit  para^ru 
synonom  ist   das  wort  vä^i  die  axt,  und  auch  dies  kommt  in  Verbindung 


200  ^'  ^'  Schroeder, 

Am  neumondfeste,  dem  feste  des  Apollon,  siegt  der  heim- 
kehrende held  mit  der  apollinischen  waffe,  dem  bogen,  üto 
die  bösen,  die  ihm  sein  theuerstes  gut  rauben  wollen.  Ich  weise 
auf  spätere  abschnitte  dieser  Untersuchung  hin,  in  welchen  der 
beweis  erbracht  ist,  dass  jene  waife  auch  die  waffe  des  Agni 
war;  dass  das  neumondsfest  gerade  auch  ein  fest  des  Agni  war, 
—  und  ich  knüpfe  daran  die  frage :  liegt  es  da  nicht  nahe,  den 
namen  der  insel  ^I&uxt]  von  der  wurzel  idh  entflammen,  anzün- 
den, intrans.  flammen  (erhalten  auch  im  griech.  al'dw  a.  a.)  ab- 
zuleiten, welche  wurzel  im  Rigveda  so  oft  und  ganz  überwiegend 
häufig  gerade  von  Agni  gebraucht  wird? 

Würde,  heiligkeit,  reinheit,  kathartische  bedeutung; 
Weisheit;  priester-  und  prophetenthum. 

Gehen  wir  nun  etwas  näher  auf  den  Charakter  des  Apollon 
ein,  so  tritt  uns  in  demselben  eine  eigenthümliche  würde,  feier- 
lichkeit  und  heiligkeit  hervor,   die   keinem  andern  griechischen 
gott  in  gleichem  maasse  eigen  ist.    Gerade  beim  vergleich  mit 
Zeus,  der  auch  ein  lichtgott  ist  und  sonst  manche  berührungs- 
punkte  mit  Apollon  darbietet,  aber  auch  mit  der  irdischen,  siim- 
lichen  natur  vielfach  in  beziehung  steht,  hebt  Preller  hervor, 
dass  „Apollon's  Charakter,  namentlich  der  des  pythischen  gottes, 
durchweg  ein  hochfeierlicher,  ernster  und  würdiger  bleibt,  auch 
in  seiner  liebe  und  in  seinem  hass.    Immer  ist  seine  gestalt  von 
einer  heiligen  würde  und  majestüt  wie  umflossen,  und  selbst  die 
leichtfertigste   dichtung   hat   nicht   gewagt,    von    diesem  gotte 
unehrerbietige  Vorstellungen  zu  verbreiten."^) 


mit  Agni  vor.    Es  heisst  RV  8,  29,  3:    „Er  allein,   der   beständige  untex" 
den  göttern,  trägt  in  der  liaiid  ein  eisernes  beil"  (ra^l  df/asi)\  RV  8,  lö» 
23:    „Wenn    er    mit    luitter   heopfort   ist,    dann  hebt  und  senkt  Agni  dsfcS 
]>eil."    Er  wird  RV  10,  20,  6  genannt  „der  mit  dt-r  axt  bewaffnete"  (räc'" 
mant),  —   Die   herstelliing   des   näheren   Zusammenhangs   zwischen  Agn-ia 
welcher  axt  und  axtträger  zugleich  ist,    und   dem   durch   die   äxte,  reöil>- 
deren  ösen,  schiessendeu  Odyssous  wird  vielleicht  durch   kenner   der  gri©^ 
chisclien  sage  noch  besser  aufgehellt  werden.    Mir  scheint,  dass  sich  hier" 
die  erinnerung  an  beide  waffen  des  feuergottes,  bogen  und  axt,   erhalten 
hat,  und  dass  sie  in  der  bekannten  weise  combiniert  sind,    um    die  kun^ 
des  pfeilschützen  deutlich  zu  zeigen,   ohne  das  heil  ganz  fallen  zu  lassen. 
—  Uebrigens  kommt  auch  Aj>ollon  mit  dem    doppelbeil   ausgestattet  vor. 
Vgl.  Röscher,  Lex.  d.  myth.  p.  438. 

0  Vgl.  Preller,  Griech.  mythologie,  3.  aufl.  1,  188.  181». 


Apollon-Agni.  201 

Damit  hängt  aufs  engste  die  ethische  reinheit  und  heilig- 
keit,  die  xa&uQorfjg  und  äyvorrfg  in  dem  wesen  dieses  gottes 
zusammen. 

Dieser  charakterzug  des  ApoUon  stimmt  vortrefflich  zu  dem 
feierUch-priesterlichen  wesen  des  Agni  im  ßigveda.  Auch  ihm 
sind  würde,  majestät,  heiligkeit  und  reinheit  eigen;  schon  darum, 
weil  seine  eigenschaft  als  Tpriester  ßotar)  so  oft  und  so  be- 
deutsam hervorgehoben  wird.  Er  ist  der  ehrwürdige,  verehrungs- 
würdige (saparyeiiya,  Hya,  %ieyiya)\  er  ist  heilig  und  voll  heil 
(rtävan,  gandanm;  cf.  RV  1,  77,  2);  er  ist  wahrhaft  gross  (RV 
10,  4,  4);  er  ist  rein  und  lauter  {(guci). 

Mit  seiner  reinheit  und  heiligkeit  hängt  auch  die  kathar- 
tische  bedeutung  Apollon's  zusammen;  sie  passt  vortrefflich  zu 
dem  alten  licht-  und  feuergott.^)  Man  mag  damit  vergleichen, 
dass  auch  Agni  angefleht  wird,  die  sünde  fem  zu  halten  (RV 
1,  189,  1). 

Wir  sehen  aber  noch  eine  andere,  hier  sich  eng  anschliessende 
Seite  in  Agni's  wesen  bedeutsam  hervortreten.  Er  ist  der  weise, 
der  einsichtsvolle,  der  begeisterte  seher,  der  Weisheit  schenkende 
und  begeisterung  schaffende.  Das  wort  medhira  „weise"  wird 
mit  verliebe  gerade  ihm  beigelegt;  ein  synonymes  wort  ist 
medhya,  das  ebenfalls  von  Agni  gebraucht  wird;  auch  das  wort 
cikitvas  „weise,  einsichtsvoll"  wird  vorwiegend  von  Agni  ge- 
braucht; dieselbe  bedeutung  hat  sein  epitheton  pracetas?)  Er 
heisst  allwissend  (viQvavid)\  mit  seiner  Weisheit  reicht  er  über 
das  firmament  hinaus  (RV  5,  17,  2);  keiner  übertrifft  an  Weis- 
heit ihn  (RV  5,  3,  5;  ähnlich  RV  1,  72,  1).  Er  wird  häufig 
havi  genannt,  ein  weiser  dichter  oder  seher;  auch  kavikratu 
„eines  dichters  einsieht  besitzend";  ebenso  rshi;  ebenso  vipra 
ein  begeisterter  seher  oder  dichter;  ja  er  wird  ein  „himmlische 
werte  redender  seher"  genannt  (vi2n'a  dyukshavacas  RV  6, 
15,  4).  Den  weisen  Agni  fragt  man  um  rath  (RV  1, 145, 1  flg.). 
Er  ist  der  einsieht  schaffende  (medhäkära)\  von  ihm  kommt 
Weisheit  (RV  7,  3,  10);  er  ist  der  begeisterer  (vipodM), 


^)  Man  vgl.  die  ableitung  des  wertes  feuer,  griech.  nvQ  von  der  warzel 
pü  „reinigen,  läutern**,  von  welcher  auch  das  skr.  pävaka  kommt,  eig.  wohl 
„reinigend,  läuternd,  hell  strahlend",  auch  als  name  des  Agni  im  gebrauch. 

*)  Auch  das  häufige  epitheton  des  Agni  jätauedas  möchte  ich  er- 
klären „angeborenes  wissen  habend*^  oder  „der  das  wissen  erzeugt  habende" 
(cf.  krtahrahman). 


202  L.  V.  Schroeder, 

Es  braucht  wohl  kaum  besonders  hervorgehoben  zu  werden, 
wie  passend  sich  zu  diesem  zug  in  Agni's  wesen  die  hohe  wds- 
heit  Apollon's  vergleicht,  durch  welche  er  zum  gott  der  künste 
und  Wissenschaften  werden  konnte.  Apollon  selbst  ist  dichter 
wie  Agni,  dichter  und  sänger  zugleich  (vgl.  Furtwängler  a.  a.  o. 
p.  463).  Ist  bei  den  Indern  Agni  der  begeisternde,  so  ist  es 
bei    den    Griechen    Apollon,    von    welchem    die   musische  und 

■ 

poetische  begeisterung,  der  iv^ovaiaa/nog  stammt.*) 

Und  ferner: 

Ist  Agni  der  begeisterte,  himmlische  worte  redende  scher, 
der  weise,  den  man  um  rath  fragt,  der  hehre  priesterliche  ver- 
mittler zwischen  menschen  und  göttern  —  vielleicht  die  am 
meisten  bei  ihm  hervortretende  eigenschaft  — ,  so  dürfte  sich 
am  ende  daraus  auch  sehr  passend  Apollon  als  orakelgott, 
als  gott  der  mantik  erklären,  —  ein  vergleichungspunkt  von 
hervorragender  Wichtigkeit.  Apollon  selbst  heisst  ein  prophet 
des  Zeus,  Jtog  noocpi^Tfjg,^)  gleichwie  Agni  ein  seher  (vipra), 
priester  und  seher  zugleich  genannt  wird.^) 

Der  Sänger,  den  Agni  begeistert,  er  geräth  in  hohe  ent- 
zückung,  er  ruft:  „Auf  thun  sich  meine  obren  (eig.  sie  fliegen 
auf),  auf  thut  sich  mein  äuge,  auf  thut  sich  dieses  licht,  das 
mir  ins  herz  gesetzt  ist;  es  eilet  fort  mein  geist,  in  die  ferne 
sinnend;  was  soll  ich  reden  jetzt,  was  soll  ich  denken?"  (RV 
6,  9,  6). 

Das  ist  das  indische  vorbild  der  begeisterten  Pythia  und 
jener  andern  apollinischen  propheten,  deren  geist  hellschauend 
in  die  zukunft  schweift. 

Beziehung  zu  gesang  und  musik. 

Auch  für  die  musikalische  seile  Apollon's ,  die  übrigens  ia 
der  ältesten  zeit  noch  weniger  hervortritt,  allmählich  sich  stärker 
entwickelt,  sind  wir  bei  Agni  keineswegs  ohne  analogie.  Das 
rauschen  und  knistern  des  feuers  wird  als  ein  singen  aufgefasst. 
Die  Wurzel  jar  bedeutet  singen,  und  eben  dieses  wort  wird 
häufig  von  Agni  gebraucht;  ja  es  heisst  im  Rigveda,  gleichsam 
um  jedes  missverständniss  auszuschliessen :  „an  der  spitze  seiner 


1)  Vgl.  Preller  a.  a.  o.  l,  221  flg. 
•)  S.  Aeschyl.  Eum.  19. 
•)  Vgl  RV  1,  127,  1. 


J 


Apollon-Agni.  203 

flammen  rauscht  (oder  tönt)  er  (Agni)  -wie  ein  Sänger  oder 
als  ein  sänge r''  {rebho  najarate  ßV  1,  127,  10).  Es  heisst 
auch:  lauttönend  ist  Agni  wie  die  Marutschaar  (tuvishvani  RV 
1,  127,  6).  Wie  nahe  übrigens  in  jener  alten  zeit  gesang  und 
dichtung  mit  einander  zusammen  hängen,  ist  wohl  nicht  nöthig 
besonders  zu  beleuchten;  der  dichter  ist  auch  sänger  zugleich, 
und  „dichter"  (kavi)  wird  ja  Agni  gerade  mit  verliebe  genannt, 
wie  wir  oben  bereits  gesehen  haben. 

Beziehung  zu  den  häusem  und  Wohnsitzen  der 

menschen. 

Wir  finden  Apollon  femer  in  naher  beziehung  zu  den 
häusem^  und  Wohnsitzen  der  menschen.  In  dieser  eigenschaft 
heisst  er  bei  den  Aegineten  Jio^ariTviq  „der  zum  hause  ge- 
hörige". Ebenso  heisst  er  Oixhag  der  hausgenosse.  ^)  Damit 
hängt  wohl  auch  der  Apollon  dvQutog  (dyvuig)  zusammen,  dem 
zu  ehren  überall  konische  pfeiler  an  den  thüren  und  auf  den 
vorhöfen  errichtet  wurden,  neben  welchen  man  den  gott  auf 
einem  altar  mit  einfachen  opfern  und  gaben  verehrte.*)  Darum 
gilt  Apollon  weiter  als  gründer  und  schutzherr  von  Städten  und 
colonien;  als  solcher  heisst  er  Krtarfjg,  Oixiarijg.  Er  gilt  als 
führer  und  schirmer  der  colonistenschaaren  (!^y^Tco(),  "Ayfjri^g, 
^Agxfjyh^g);  ihm  werden  in  der  regel  die  zur  gründung  der 
colonie  ausziehenden  glieder  der  gemeinde  geweiht,')  er  schafft 
ihnen  ihre  neuen  Wohnsitze. 

Diese  seite  im  wesen  des  Apollon  erinnert  uns  unmittelbar 
an  einen  der  wichtigsten,  am  meisten  hervortretenden  züge  im 
wesen  des  vedischen  Agni.  Wie  oft  wird  dieser  gerade  gefeiert 
als  der  hausherr  (gr^iaimü,  dampati),  der  zum  hause  gehörige, 
der  hausgenosse  (damünas),  der  hausfreund,  der  liebe  gast 
(atitlü)j  der  hausherr  oder  Stammesherr  (vi^pati).  Er  bewohnt 
alle  häuser  (vgl.  RV  10,  91,  2),  er  schützt  habe  und  haus- 
genossenschaft  (RV  7,  15,  3.  2);  er  wird  angefleht,  den  sängem 
überall  guten  wohnsitz  zu  schaffen  (RV  8,  73,  6). 

Es    ist    seine    eigenschaft   als   hausfeuer,    als    trauliche 


1)  KaQviiog  Otxiias  Corp.  inscr.  n.  1446,  7.    Paus.  3,  13,  3.  4.    Her« 
mann,  Gott.  alt.  §  53,  14. 

«)  Vgl.  Preller  a.  a.  o.  1,  219. 

8)  Vgl.  Röscher,  Lex.  d.  myth.  p.  440;  auch  441.  439. 


204  L.  V.  Schroeder, 

flamme  des  heimischen  heercles,  die  dem  Agni  zu  dieser  stdluog 
verhilft,  und  eben  dieselbe  eigenschaft  muss  ursprünglich  auch 
dem  Apollon  imiegewohnt  haben,  sie  liegt  seiner  erscheinung 
als  Jco/LiaTtTrjg  und  Oixdrag  ZU  gründe.^)  Sie  lässt  ihn  auch 
zum  städtegiünder ,  zum  gotte  der  colonisation  werden,  denn 
eben  die  Übertragung  des  heimischen  heerdfeuers  in  die  neuen 
sitze  darf  als  das  wichtigste  moment  bei  diesem  thun  bezeich- 
net werden. 

In  engem  Zusammenhang  mit  dieser  anschauung  steht  es 
offenbar,  wenn  Apollon  auch  als  mythischer  ahnherr,  stammgott, 
Stammesvater  und  vorfahr  gefeiert  wird,  in  welcher  eigenschaft 
er  die  beinamcn  nargwog,  TTQonaicog,  yeveTojQ  erhält.*)  Wir 
dürfen  da  wohl  wiederum  daran  erinnern,  dass  auch  Agni  öfters 
pitar  „der  vater  oder  der  ahnherr"  genannt  wird. 

Von  dem  Apollon  dyvisvg  redend,  sagt  Sauppe  neuer- 
dings: „Hujus  ApoUinis,  qui  omnis  salutis  vindex  esse  credebatur; 
religionis  antiquissimae  similem  fuisse  etiam  Patriti  speciem 
existimo,  ita  ut  in  quaque  domo  Jovis  Hercei  et  Apollinis 
Patriti  sacra,  quod  familiam  eam  inde  a  primo  origine  salvam 
servavissent  et  ut  futuro  etiam  tempore  sospitent  et  super- 
stitent,  pie  culta  fuerint."^)  Müssen  wir  da  nicht  wieder  un- 
willkürlich an  den  indischen  Agni,  den  hausbewohner,  den  haus- 
hcrrn,  den  stammesherrn,  den  vater  denken,  von  dem  es  so 
oft  in  den  vedischen  liedern  heisst,  dass  er  in  jedem  hause, 
haus  für  haus  (fjrlic  f/r1t(-,  (hime  damr)  entzündet  flammt  und 
seinen  gnädigen  schütz  verleiht? 

Beziehung  zu  den  heerden,  zum  vieh. 

Deutlich  erscheint  ferner  Apollon  als  beschützer  der  heerden, 
des  viehs.  Als  solcher  trügt  er  die  beinamen  'Em^ii^hog,  Uo/fi- 
viog,  No/uiog,   Onacov  /tiTJkoyv,  MuXotig  u.  a.    Als  hirte  tritt  er 


»)  Wie  unpassend  wäre  hier  ein  alter  eigentlicher  Sonnengott! 

*)  Vgl.  Röscher  a.  a.  o.  p.  438  flg. 

3)  Vgl.  H.  Sauppius,  commentatio  de  phratriis  atticis  p.  9,  in  dem 
Index  scholarum  in  Academia  Georgia  Augusta  per  sem.  hib.  a.  18»6 
hahendarum,  Gottingae.  —  Ich  erinnere  übrigens  auch  an  das  oben 
erwähnte  bringen  des  heil,  feuers  aus  Delos  nach  Lemnos,  wo  es  dann  in 
den  häusern  und  den  Werkstätten,  wo  man  mit  feucr  arbeitete,  vertheilt 
wurde. 


ApoUon-Agni.  205 

in  verschiedenen  sagen  auf;  er  nährt  die  Stuten  des  Eumelos, 
er  weidet  die  heerden  des  Laoraedon  und  des  Admetos.  ^) 

Aber  auch  Agni  ist  beschützer  der  heerden,  denn  um  seine 
trauliche  flamme  sammeln  sich  in  düsternächtlicher  zeit  mensch 
und  vieh,  und  mit  seinen  pfeilen  scheucht  er  die  bösen  dämonen 
zurück,  die  das  vieh  verderben  wollen.  Dem  bösen  zauberer, 
welcher  den  kühen  die  milch  wegträgt.oder  wegtrinkt,  soll  Agni 
das  haupt  spalten,  soll  ihn  treffen  mit  seinem  strahl  an  ver- 
wundbarer stelle  (RV  10,  87,  16.  17).  Agni  wird  angefleht,  die 
heerden  zu  schützen  (RV  1,  67,  5.  6;  1,  72,  6);  er  ist  reich 
an  rindern  (1,  79,  4);  er  schenkt  heerden  (1,  127,  10).  Ja,  er 
wird  ein  hirte  genannt  (gopä),  ein  beschirmer  des  viehs,  und 
der  Sänger  wehklagt,  dass  böse  menschen  ihn  seinen  kühen 
vorenthalten;  er  wünscht  ihn  zu  erlangen  und  bittet  ihn,  dass 
er  ihm  vieh  zutreiben  möge  (RV  5,  2,  5).  „Ich  sah  aus  fernem 
land  ihn  kommen  mit  einer  heerde,  schlicht  und  wenig  glänzend,"*) 
erzählt  der  Sänger  (RV  5,  2,  4).  Und  es  heisst  in  einem  liede: 
„Diese  gnade  leuchtet  selbst  dem  thoren  ein,  dass  um  dich,  o 
Agni,  den  entflammten,  zur  nachtzeit  das  vieh  sich  lagert"  (RV 
3,  9,  7).  3) 

Beziehung  zu  den  zelten  und  zum  morgen. 

ApoUon  gilt  als  Ordner  der  zeiten.  Der  anfang  des  monats 
war  ihm  heilig,  daher  er  vsofitjviog  heisst.  Das  in  der  Odyssee 
beschriebene  fest  des  Apollon  {Xvxaßag}^  das  einzige  fest  eines 
gottes,  welches  uns  bei  Homer  überhaupt  geschildert  wird,  ist 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ein  neumondsfest  (vgl.  Od.  14,  162 

Tov    jLiiv    q)divovxoq    /ti?]Vog   rov    d*    iara^svoio).      Näheres    Über 

diese  seine  eigenschaft  vgl.  man  bei  Welcker,  griech.  götter- 
lehre   I   p.  466  flg.     Man  beachte  auch  seine  bezeichnung  als 

Agni  erscheint  im  Rigveda  nicht  nur  als  kundig  der  zeiten 
(vidvän  rtün),  sondern  geradezu  als  herr  der  zeiten  {rtupati, 
s.  RV  10,  2,  1);  und  es  heisst,  dass  er  die  zeiten  in  der  ge- 


»)  Vgl,  Röscher  a.  a.  o.  p.  433. 

«)  Ich  lese  sumddyäthamy  als  ein  compositum. 

B)  Das  ist  übrigens  auch  anderorten  ähnlich.  Wenn  wir  in  Livland 
auf  dem  lande,  im  freien,  auf  der  wiese  oder  am  waldrande  eine  einsame 
feuerstelle  finden,  so  sind  wir  gewohnt,  den  Ursprung  derselben  auf  „hüter- 
jungen**  zurückzuführen. 


206  L.  y.  Schroeder, 

hörigen  folge  vertheilt,  resp.  geordnet  hat  (RV  1,  95,  3  rfÄ« 
vidadhdu).  Das  neu-  und  vollmondsopfer,  welches  als  das  älteste 
Opfer  und  als  die  grundform  aller  späteren  opfer  betrachtet 
werden  muss,  ist  in  seinem  kerne  ein  opfer  für  Agni,  denn  die 
hauptspenden  desselben  sind  ein  kuchen  für  Agni  und  ein  solcher 
für  Agni-Soma  (resp.  Indra-Agni),  woran  sich  noch  die  speode 
für  Agni  Svishfakrt,  d.  h.  Agni  den  heilschafiFer ,  anreiht  (vgl 
Hillebrandt,  Das  altindisehe  neu-  und  vollmondsopfer  p.  107. 
112.  117). 

Wir  finden  Apollon  ferner  in  beziehung  speciell  zu  dem 
morgen.  In  solcher  eigenschaft  wird  ein  Apollon  des  morgen- 
roths,  imo^,  auf  der  insel  Thynis  verehrt.  Ebenso  finden  wir 
in  Kreta  den  Apollon  der  frühe,  i'i'uv()og  genannt  (ivavQO)  be- 
deutete dort  soviel  als  ^qi;  vgl.  Welcker,  Griech.  götterlehre  I 
p.  469;  lies.  s.  v.). 

Wer  den  Veda  kennt,  weiss,  dass  dem  Agni  in  der  frühe 
des  morgens  sein  opfer  dargebracht  wird  und  wie  oft  man  sein 
erwachen  in  frühster  morgenstunde  feiert.  Er  heisst  daher  im 
Rigvedu  m^lutrhiulh^  d.  h.  mit  der  morgenröthe  wach,  früh- 
morgens erwachend,  der  frühe  —  ein  beiwort,  das  man  gewiss 
mit  recht  unmittelbar  mit  den  beiwörtern  ^mog  und  evavpo; 
bei  Apollon  vergleichen  darf.  Auch  die  bezeichnung  des  Agni 
als  vivasvant  wird  vielleicht  ähnlich  zu  fassen  sein  als  „der 
morgendliche"  (man  vgl.  das  Petersb.  Wörterbuch  s.  v.). 

Kriegerischer  Charakter;   bewaffnung  mit  pfeil  und 

lanze. 

Neben  diesen  friedlichen  Seiten  des  Apollon  tritt  aber  auch 
der  kriegerische  Charakter  dieses  gottes  bedeutsam  hervor.  Er 
wird  geradezu  für  einen  kriegsgott  erklärt  ;0  als  solcher  führt 
er  die  beinamen  Botjd()6uto:;,  Bou&6og,  2:TQuTuytog,^)  Er  er- 
scheint als  krieger  gewappnet,  mit  der  lanze ^)  oder  mit  bogen 
und  pfeil  bewehrt.  Insbesondere  führt  er  die  letztere  waffe. 
Er  heisst  darum  auch  'Aff/jicoQ,  \-IoyvooTo'ing,  KkvTorotog^ 
^ExarrjßoXoi; ,  'ExurrjßeXtTtjg.    Als  pfeilschütze  tritt  er  bekannt-— 


»)  Vgl.  llosohcr  a.  a.  o.  p.  435  flg. 

«)  Den  letzteren  namen  trägt  er  anf  einer  insclirift   von  Rhodos; 
Röscher  p,  437. 

■)  Für  die  hewaffnnng  Apollon's  mit  der  lanze  vgl.  man  Furtwängler 
a.  a.  0.  p.  449  (hanptbild  von  Amyklac,  Paus.  3,  10,  1). 


.^ 


Apollon-Agni.  207 

lieh  schon  bei  Homer  auf.  Er  ist  ein  rächender,  strafender 
gott,  der  durch  seine  ferutreffenden  pfeile  unheil  und  tod  den 
schuldigen  sendet. 

So  erscheint  auch  Agni  als  ein  gewaltiger  krieger,  nach 
indischer  sitte  auf  dem  Streitwagen  fahrend,  mit  pfeil  oder  lanze 
bewehrt.  Mit  seinen  flammenpfeilen  vernichtet  Agni  die  bösen 
dämonen,  kobolde,  zauberer,  Rakshasen  und  Asuren.  ^)  Er  wird 
der  schütze  (astar)  genannt  (RV  4,  4,  1;  10,  87,  6),  der  mit 
geschossen  versehene  held  (lieshasvant  gurtidh  6,  3,  3);  der 
scharfe  geschosse  besitzende  {tigmaheti  4,  4,  4);  als  ein  mäch- 
tiger bogenschütze  (garyahan)  bricht  er  die  bürgen.  Er  schleudert 
seine  pfeile,  seinen  speer  (islni,  garya,  galya,  garu,  rshti  tapiir- 
agra);  scharfe  geschosse  hat  er,  die  Rakshasen  zu  tödten.^) 
Er  ist  der  feindetödter  (vrtrahaii),  der  die  feinde  am  besten 
tödtende  (vrtrahantama);  er  schützt  vor  den  feinden  (RV  7,  1, 
13.  15);  er  weicht  vor  keinem  siegreichen  bogenschützen  zurück 
(1,  127,  3);  er  brennt  die  feinde  weg  (7,  1,  7);  er  trägt  beute 
davon  als  siegreicher  held  (1,  74,  3);  erschlägt  die  bösen  nieder 
wie  ein  beil  {paragur  na  druhanitarah  RV  1,  127,  3).^) 

Als  tödter  der  Rakshasen,  als  beschiimer  vor  allen  feinden 
tritt  Agni  in  dem  liede  RV  4,  4  deuthch  hervor: 

„Erhebe  dich,  Agni,  spanne  deinen  bogen,  brenne  nieder 
die  feinde,  du  besitzer  scharfer  geschosse!  Wer  uns  anfeindung 
bereitet,  du  flammender,  den  brenne  nieder  wie  dürres  gestrüpp!" 
(RV  4,  4,  4). 

Hier  sehen  wir  Agni  als  bogenschützen  erscheinen,  ohne 
dass  darum  sein  elementares  wesen  irgend  verdunkelt  wäre. 

*)  asurdhanj  vgl.  RV  7,  13,  1.  —  Herr  prof.  Loeschcke  macht  mich 
auf  folgendes  aufmerksam.  Wir  finden  bei  Otto  Jahn,  Memoric  dell* 
Institato  Archaeologico  bd.  II  p.  19  münzen  von  Kaulonia,  Apollon  zeigend, 
wie  er  mit  der  rechten  hand,  in  der  er  einen  zweig  hält,  zum  schlag  aus- 
zuholen scheint  gegen  einen,  bisweilen  geflügelten,  kleinen  dämon,  der  auf 
dem  linken  arm  vor  ihm  flieht,  indem  er  den  köpf  zurückwendet.  —  Wir 
sehen  hier  den  Agni  rakshohan^  asurahan,  vrtrahan  in  der  griechischen 
Umwandlung  gleichsam  leibhaftig  vor  uns.  —  Man  vergleiche  dazu  Furt- 
wängler  a.  a.  o.  p.  453,  der  es  namentlich  betont,  dass  diese  münzen 
von  Kaulonia  sehr  alt  sind. 

*)  iigmäyudhä  räkshase  hdntavä  u  RV  5,  2,  10. 

3)  Dass  Agni  auch  mit  der  axt  bewaffnet  auftritt,  habe  ich  bereits 
früher  ausgeführt;  desgl.  dazu  bemerkt,  dass  auch  Apollon  in  einer,  jeden- 
falls aus  sehr  alter  zeit  stammenden  auffassung  mit  dem  doppelbeil  aus- 
gestattet wird  (Röscher  a.  a.  o.  p.  438). 


208  L-  ▼•  Schroeder, 

Agni  den  dämonentödter  (rakshohan) ,  den  vernichter  der 
bösen  zauberer  (yatndMna)  schildert  vor  allem  das  lied  RV 
10,  87  mit  lebhaften  färben.  ^) 

Die  flammenpfeile ,  die  flammenspeere  des  Agni,  wir  er- 
kennen sie  in  den  pfeilen,  in  der  lanze  des  Apollon  wieder. 
Von  besonderem  interesse  ist  dabei  noch  die  bezeichnung  ^mfa 
od.  gdlya  für  das  geschoss,  resp.  die  pfeile  des  Agni,  dorn 
gdlya  ist  etymologisch  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  mit  dem 
griech.  tlI^Xov  zusammen  zu  stellen,  und  dies  gerade  ist  die  be- 
zeichnung der  geschosse  des  Apollon  bei  Homer!  Man  vgl.  II.  I, 
53.  383.  h.  Ap.  444.  KriXov  wird  nie  von  menschlichen  ge- 
schossen gebraucht,  ebensowenig  das  ind.  garya  od.  galya.  Für 
die  etymologie  vgl.  man  Curtius'  grundzüge. 

Äussere  erscheiniing,  jugend  und  Schönheit 

Apollon  ist  der  ewig  jugendliche,   schöne  gott,  ein 
stiittlicher    heldenjüngling.     In    dem    homer.    hymnus   wird  er 

V.  449.    450   geschildert    avtQi   Bidofxivoq   dtl^tjt^    «    xgarBQ^  rc 
TTQOjd-i^ßfj  —  also  jung,  aber  kräftig  zugleich  (vgl.  auch  Preller, 

»)  In  dem  Hede  RV  10,  87  kommt  v.  5  auch  die   bitte  vor:  „0  Agni 
spalte  du  des  zaubercrs  feil  (od.  haut)!"    Muss  man  dabei  nicht  an  de«» 
von  Apollon  geschundenen  Marsyas  denken?  —  Wenn  wir  nun  für  Mac^" 
avctg  eine  etymologie  suchen ,   so  müsste   nach  den  lautgesetzen  dafür  i**^ 
Sanskrit  eine   form    vifshtt   erwartet  werden.     Dies   könnte   nur  von  dc^ 
Wurzel  mrsh,  marsh  herkommen.    Diese  wurzel  heisst  „vergessen,  vemac-1'" 
lässigen",  und  kommt  gerade  in  Verbindung  mit  Agni  wiederhol  entlich  itu 
RV  vor.    Agni  ist  derjenige,   welcher  seine  Verehrer  nicht   vergisst, 
nicht  vernachlässigt.    RV  1,  71,  10  heisst  es:   0  Agni,    vergiss  oder  ver- 
nachlässige nicht  unsere  von  den  vätern  angestammte  freundschaft  (mii  f'*^ 
agnc  sakhifä  pitrifäni  prä  juanthhhthält)',  w\^nn  er  ins  wasser  geht,  so  wir** 
er  angefleht,   die   rückkehr  nicht  zu  vergessen   (nd  tat  tc  aijne  pramfs^^ 
nirdrtnnam  RV  3,  0,  2);   er,  der  weise,  vergisst  weder  das  erste  noch  ei** 
späteres  wort  {nd  mrshijatc  RV  1,  145,  2).     Kr   ist    der   nichtvergessend«» 
nichtvernachlüssigende.    Darum  darf  man  aber  auch   ihn   nicht  vergessen 
und  vernachlässigen;    wer  solches  thut,  ist   ein  frevler.    Agni   wird  nder 
nicht   zu   vernachlässigende"    genannt   (apravi)'shi/a)  und  zwar  er  allcifl 
unter  allen  göttern;  desgl.  sein  opfer  „das  niemals  zu  vernachlässigende 
(RV  4,  2,  5).    Und  die  Säuger  bitten  den  gott,  die  habe  des  reichen,  der 
ihn  nicht  verehrt  und  es  versäumt,  vergisst,  ihm  gaben  zu  spenden,  jenem 
zu   nehmen   und   ihnen    zu    bringen   (RV  8,  4r>,  ir>   ifds  tt  reriT^  ndd(;ur^ 
pramamdrsha  fnaijhdttai/c  cet.).  Marsyas  wäre  demnach  einer,  der  den  gott 
vernachlässigt,    versäumt ,    missachtet.     Mir   scheint    das    vortrefflich  xa 
passen. 


Apollon-Agni.  209 

griech.  mytK.  3.  aufl.  1,  234).  Auch  die  bildende  kunst  stellt 
Apollon  jugendlich  und  bartlos  dar  (s.  Furtwängler  a.  a.  o.  p. 
450).  Er  erscheint  als  ideales  vorbild  der  männlichen  Jugend, 
welche  offenbar  aus  diesem  gründe  seinem  schütz  und  schirm 
speciell  geweiht  ist.  Darum  heisst  er  xovQOTg6(pog ,  darum  er- 
scheint er  als  vorstand  der  gymnasien  und  palästren  (vgl.  Preller 
a.  a.  0.  1,  217;  Röscher  a.  a.  o.  p.  442). 

Ebenso  wird  nun  auch  Agni  jung  und  schön  gedacht.  Er 
erhält  mit  Vorliebe  das  epitheton  yuvayiy  d.  h.  der  junge,  ju- 
gendliche, der  Jüngling;  er  wird  der  junge  weise  genannt  (RV 
5,  1,  6);  er  heisst  häufig  ajara,  d.  i.  der  nicht  alternde,  der 
ewig  junge.  0  Dabei  wird  er  schön  und  ansehnlich  genannt 
(kalyana,  »udrg,  susamdrg,  dargatüy  suyi'atika);  er  heisst  „schön 
von  allen  Seiten"  (vigvatah  suprafikali  RV  1,  94,  7);  um  seine 
Schönheit  (vapiis)  wird  gebuhlt  (1,  144,  3).  Er,  der  junge,  wird 
von  den  Sängern  angefleht,  das  alter  ihnen  fern  zu  halten,  sie 
jung  bleiben  zu  lassen: 

Das  alter  mindert  Schönheit  gleich  dem  nebel; 

Vor  solchem  übel  magst  du  uns  bewahren.  (RV  1,  71,  10) 

Das  haar  (gehömtheit). 

Einen  wichtigen  vergleichungspunkt  bildet  auch  da?  haar, 
welches  in  der  .erscheinung  des  Apollon  eine  nicht  unbedeutende 
rolle  spielt.  Apollon  ist  durch  starken  haarwuchs  ausgezeichnet. 
Er  heisst  bei  Homer  dxsgaexoinrjg ,  d.  i.  mit  langem,  nicht  ge- 
schorenem haare.  Nach  der  Schilderung  des  homerischen  hym- 
nus  wallt  ihm  das  haar  auf  die  schultern  nieder  und  umhüllt 
dieselben;  er  wird  dort  bezeichnet  als  x^^'^TI^  eikv/nivog  evQeag 
iSfiovg  (v.  450).  Auf  den  ältesten  bildwerken  fällt  dem  Apollon 
das  haar  lang  in  den  nacken  herab;  erst  später  wird  dasselbe 
dann  aufgenommen,  in  eine  flechte  oder  zöpfe  gebunden  u.  dgl. 
(vgl.  Furtwängler  a.  a.  o.  p.  450  flg.  455  flg.).  Flechte  oder 
zopf  sind  dem  Apollon  aber  nicht  charakteristisch,  nur  von  der 
länge  und  stärke  des  haares  lässt  sich  dies  behaupten;  die  be- 
handlung  desselben  richtet  sich  nach  der  mode  und  dieser  ge- 
mäss sehen  wir  später  das  haar  mehr  oder  weniger  kunstvoll 
geflochten.^)    Die  färbe  des  haares  ist  nach  den  dichtem  blond 

»)  Weiter  ab  liegt  es  wohl,   wenn   er  auch   der  jüngste,   der  jtingst- 
geborene  (yavishtha,  yarishthya)  genannt  wird. 
<)  So  belehrt  mich  herr  prof.  Loeschcke. 

Z«it«chrift  für  vergL  Spracht  N.  F.  IX.  3  u.  4.  ][4 


210  ^-'-  ^'  Schroeder, 

oder  golden.  Apollon  heisst  darum  /^vaoxo/ij;^,  ;if^vcroi^i^o$; 
er  ist  eine  lichte  Jünglingsgestalt  mit  langen  goldenen  Iodi[en 
(vgl.  auch  Preller  a.  a.  o.  1,  234). 

Auch  Agni  erscheint  durch  starken  haarwuchs  ausgezeichnet 
Seine  flammen  werden  als  hnarbüsche  (^ikliä)  oder  lange  haare 
aufgefasst  und  so  bezeichnet ;  daher  ist  ^ikhin,  mit  einem  haar- 
busch  versehen,  später  geradezu  eine  häufige  bezeichnung  des 
feuers.  Ein  öfters  vorkommendes,  dem  Agni  beigegebenes  epi- 
theton  ist  ^ocishke^ay  d.  h.  dessen  haupthaare  flammen  sind, 
flammenhaarig.  RY  1,  164,  44  scheinen  feuer,  sonne  und  wind 
als  die  drei  langhaarigen  bezeichnet  zu  sein  (kegin).  Die  flam- 
men des  Agni  werden  auch  personificiert  und  dann  als  lang- 
haarige Jungfrauen  bezeiclmet  (cufiuvali  keginVi  RV  1,  140,  8). 
„Berühre  des  himmels  rücken  mit  deinen  schöpfen  oder  haar- 
büschen",  d.  h.  den  flammen,  wird  zu  Agni  gesagt  (RV  7,2, 1).*) 
Die  färbe  seines  haares  ist  blond  oder  golden.  Er  heisst  hari- 
ke^n  mit  gelbem  haar,  blondhaarig;  hiravyakega  mit  golde- 
nem haar. 

Also  auch  Agni  ist  eine  lichte  Jünglingsgestalt  mit  stark 
entwickeltem  goldenem  oder  goldgelbem  haar. 

Im  anschluss  daran  mag  noch  erwähnt  werden,  dass  wir 
in  Acpytis  auch  einen  Apollon  kennen,  der  hörner  auf  dem 
haupte  trägt,  xeneuifj^  d.  i.  der  gehörnte  genannt  (vgl.  Welcker, 
Gricch.  Götterlehre  1,  471.)  Von  Agni  wird  es  öfters  gesagt, 
dass  er  hörnor  hat;  er  wetzt  seine  hörner,  um  den  bösen  dä- 
mon  zu  durchbohren  (KV  5,  2,  9);  er  schüttelt  seine  hömer 
(RV  1,  140,  6;  8,  49,  13).  Bei  beiden  göttern  ist  indessen 
dieser  zug  nur  ein  verliältuissmässig  selten  hervortretender. 

Abstammung,   geburtsgeschichte  und  erste 

entwicklung. 

Apollon  gilt  als  söhn  des  Zeus,  daher  er  Jionaig  genannt 
wird.  Ebenso  heisst  es  von  Agni,  dass  er  söhn  des  himmels 
sei  (Dijäiis  =  Zslq).  „Agni,  du  bist  der  söhn  des  Dyäus"  — 
so  beginnt  RV  3,  25.    Als  Agni's  niutter  wird   dort   die   erde 


*)  upa  spTf^a  dinjih\\  sann  stiXpdil}.  —  Bei  golegeuheit  des  „Schopfes*^ 
von  Agni  kann  ich  eine  notiz  nicht  unterdrücken,  welche  Furtwängler 
über  eine  bildung  des  Apollon  giebt:  flocken  auf  der  schulter,  haare  in 
die  Stirn  fallend,  im  nacken  ein  schwerer,  an  a Itert  h tt  m liehet 
erinnernder  schopP  (a.  a.  o.  p.  402). 


ApoUon-Agni.  2ll 

genannt.  Ob  diese  mit  Leto  zu  identificieren  ist,  mag  vorläufig 
dahingesteDt  bleiben.^)  Agni  heisst  divijä  der  im  himmel  ge- 
borene ;  diviyoni  dessen  mutterschooss'  im  himmel  ist ,  aus  dem 
himmel  geboren;')  offenbar  ist  dabei  an  das  blitzfeuer  gedacht. 
In  einem  hymnus  (RV  1,  71,  5)  wird  erzählt,  Agni  habe  einst 
dem  grossen  vater  Dyäus  (nidhe  pitrS  dive)  erquickenden  labe- 
trunk  (rasa)  gebracht  u.  dgl.  m. 

Von  hervorragendem  interesse  ist  die  geburtsgeschichte  des 
Apollon,  wie  uns  dieselbe  namentlich  im  homerischen  hymnus 
berichtet  wird. 

Flüchtig  muss  Leto,  die  den  jungen  gott  im  schoosse  trägt, 
irren  von  land  zu  land,  vergeblich  eine  statte  suchend,  wo  sie 
ihn  gebären  möchte.  Kein  land  will  sie  beherbergen;  daran  ist 
Hera's  neid  und  eifersucht  schuld,  —  ein  jedenfalls  nicht  sehr 
alterthümUcher  zug  der  griechischen  sage.  Die  bedrängte  irrt 
von  Kreta  nach  Athen,  und  weiter  entlang  der  griechischen,  der 
thrakischen  und  der  asiatischen  küste,  bis  sich  ihr  endUch  das 
kleine,  steile,  ärmliche  felseneiland  Delos  als  letzte  Zufluchtsstätte 
bietet.  Aber  auch  Delos  nimmt  sie  nicht  ohne  weiteres  auf. 
Das  kleine  eiland  fürchtet  sich,  der  gewaltige,  stolze  gott  werde 
es  verächtlich  mit  seinem  fusse  in  das  meer  hinein  stossen,  so 
dass  die  mächtigen  wogen  über  dasselbe  hinrauschen,  ein  Wohn- 
sitz für  meerpolypen  und  robben,  und  er  selbst  werde  dann  ein 
anderes,  besseres  land  sich  zum  wohnsitz  erwählen  und  dort 
seinen  tempel  errichten  lassen.  Darum  soll  Leto  erst  schwören, 
dass  in  Delos  sich  das  erste  heiligthum  des  neugeborenen  gottes 
erheben  werde.    Ein   feierlicher  schwur  der  göttin  beruhigt  die 

»)  Dass  yirjTüj  eigentlich  die  „verborgene"  bedeute  und  als  die  dunkle 
nacht  zu  deuten  sei,  wie  früher  wohl  behauptet  worden  ist,  dürfte  sehr 
fraglich  sein.  An  einen  Zusammenhang  mit  lad',  lay&dyti)  ist  keinesfalls 
za  denken.  Hesiod  th.  406  wird  sie  xvaydnenkog  genannt,  mit  dunklem 
gewande,  was  am  ende  auch  von  der  schwarzen  erde  sich  sagen  Hesse. 
Wenn  man  Job.  Schmidt's  werthvollen  aufsatz  über  „indogermanisches 
^  aus  di  in  der  nominalflexion**  (diese  zeitschr.  XXVII,  369  flg.)  wohl  be- 
rdcksichtigt ,  so  erschiene  räti  oder  vielmehr  gesteigert  rätdij  als  grund- 
form  zu  ^irjTtjS.  Könnte  das  wort  nicht  am  ende  wirklich  mit  dem  skr. 
rdti  zusammen  hängen  und  demnach  etwa  bedeuten  „die  Spenderin,  die 
schenkende'^,  was  als  beiwort  der  erde  ganz  passend  wäre?  An  einen 
xosammenhang  mit  rätri  die  nacht  wird  man  dagegen  wohl  nicht  denken 
dürfen. 

s)  RV  1,  148,  2  heisst  es,  dass  Agni  im  höchsten  himmel  geboren  sei 
(parame  vyomani). 

14* 


212  L-  V.  Schroeder, 

besorgte  insel  (s.  li.  Ap.  v.  61—90).  Die  gebärende  Leto  aber 
schlingt  beide  arme  um  eine  palme  {(potvi'i),  sie  stützt  die  knie 
auf  den  weichen  rasen,  —  da  sprang  das  licht  hervor,  —  Apol- 
lon  war  geboren  (vgl.  h.  Ap.  v.  117  flg.).  Liegt  hier  nicht  eine 
deutliche  erinnerung  an  die  geburt  des  feuers  aus  dem  hoke 
vor,  die  so  oft  in  den  hymnen  des  Rigveda  gefeiert  wird  ?  Wozu 
sonst  das  umklammern  der  palme V  df^qi  de  q)otvixi  ßake  nrjx^i 
—  da  springt  licht  hervor  {ix  d'a&ogs  tiqo  <p6mgi€)  —  der 
feuerfunke  ist  geboren  !0 

Aber   noch   andre   wichtige  und  bedeutsame  züge  sind  in 
diesem  mythus  enthalten. 

Agni  wird  oft  der  „söhn  der  wasser",  der  aus  den  wassern 
geborene  —  a2)äm  nnpät  —  genannt.   Liegt  nicht  ein  nachklang 
dieser  auffassung  auch  in  der  sage  von  Apollon's  geburt?   Nir- 
gends  auf  dem   gesammten    fostlande   wird    der    schwangeren 
mutter  eine  statte  geboten,  —    da   erbarmt  sich  das  meer  der 
verzweifelnden,   es  bietet  ihr  die  kleine,  steile  felseninsel  dar, 
und  dort  erst,  inmitten  der  wasser,  fast  aus  den  wassern  her- 
aus erblickt  Apollon  das  licht  der  weit.    Ja,  bei  Pindar  finden 
wir  die  sage,  dass  Delos  als  wüster  fels  im  meere  umhergetrieben 
sei  und  erst  als  es  zur  geburtsstätte  Apollons  werden  sollte,  mit 
ragenden   säulen   im   gründe  des  meeres  befestigt  wurde.*)    So 
ist  dies  keine  normale  insel,  fast  könnte  man  sagen,   Delos  sei 
ursprünglich  ein  theil  des  meeres  selbst  gewesen.     Und  hiermit 
scheint   auch    der   zug   im    homerischen  hymnus  zusammen  zu 
hängen,  dass  das  eiland  sich  fürchtet,   Apollon  werde  es  in  das 
meer  hineinstossen ,    so   dass  die  woge  darüber  hinspült  und  es 
verschwunden  ist  in  der  salzigen  fluth.     Agni  wird  im  Rigveda 
der  „meerumkleidete"  g^nditmi  (samudravdsas)\  man  könnte  dem 
Apollon  in  seiner   geburtsgeschichte   dasselbe  epitheton   geben. 
Es  heisst  RV  2,  1,  1  von  Agni,    er  sei  aus  den  wassern,  aus 
dem  fels  hervor  geboren  (adhhyäs  —  drmanas  pari) ;  so  wird  Apol- 
lon auch  aus  dem  meere,  aus  dem  felsigen  Delos  geboren.    Di^ 
wasser,    aus   welchen  Agni  stammt,   sind  offenbar  die  wölken--- 
wasser,  der  fels  ist  der  wolkenfels.     „Von  der  wolkeninsel,  vo 


»)  Die  palme  auf  Delos,  welche  so  in  engem  zusammenhange  mit  d^r 
geburt  des  Apollon  stand,  war  seit  alters  berühmt  und  wird  schon  Od.  6, 
162.  163  erwähnt.  Die  spätere  sage  nennt  einen  Ölbaum  (vgl.  Preller  m. 
a.  0.  1,  193  anm.). 

>)  Preller  a.  a.  o.  1,  192. 


i 


ApoUon-Agni.  213 

der  halde  herab  kommt  Agni  her,  heisst  es  RV  1,  144,  5^) 
—  es  ist  das  feuer,  das  als  blitz  aus  der  wölke  fährt.  ÄhnUch 
RV  10,  4,  3:  „von  der  wolkeninsel  kommst  du  herab  auf  ab- 
schüssiger bahn."  Im  meere  der  luft,  aus  der  wolkeninsel  wird 
Agni  geboren.  Er  heisst  das  licht  des  felsens  oder  das  Hcht 
aus  dem  f eisen  {J)lianür  ddreli  RV  7,  6,  2),  weil  er  aus  dem 
wolkenfels  stammt. 

In  der  griechisjchen  sage  hat  sich  das  luftmeer  zum  irdi- 
schen meere  umgewandelt,  die  wolkeninsel,  der  wolkenfels  in  die 
felsige,  steile  insel  Delos,  ja  selbst  das  umherschwimmen,  wel- 
ches der  wölke  als  charakteristische  eigenthümlichkeit  innewohnt, 
hat  sich  erhalten ;  wir  erkennen  es  in  jenem  merkwürdigen  zuge 
der  griechischen  sage,  dem  gemäss  Delos  einst  als  wüster  fels 
im  meer  umhergetrieben  sei! 

Auf  andere  beziehungen  des  Apollon-Agni  zum  wasser  wer- 
den wir  später  näher  eingehen;   hier  müssen  wir  zunächst  den 
neugeborenen  gott  in  seiner  ersten  entwicklung  weiter  verfolgen. 
Bei  der  geburt  des  ApoUon  —  so  erzählt   der   homerische 
hymnus  —  waren  die  göttinnen  in  grosser  anzahl  um  die  mutter 
versammelt;  sie  empfangen  den  neugeborenen,  sie  jauchzen  ihm 
zu,  sie  hüllen  ihn  in  ein  leuchtendes  laken  (iv  cpaQsC  kevxio),  sie 
umwickeln   ihn   mit   goldenen   binden,   und  Themis  reicht  ihm 
nektar  und    ambrosia   zur  nahrung  dar,   denn  die   brüst   der 
mutter  nimmt  er  nicht.    Als   aber   der  junge  gott  die  ambro- 
sische speise  genossen,  da  bewegt  er  sich  kräftig,   die  goldenen 
binden  halten  ihn  nicht  mehr,  es  lösen  sich  alle  die  fesseln,   er 
erhebt  die   stimme   und   verlangt   nach   der  kithara   und   dem 
bogen.    Dann   schreitet   er  dahin  über  die  erde,    und   die  göt- 
tinnen staunen  ihn  an,  ganz  Delos  aber  erscheint  wie  von  gol- 
denem glänze  erfüllt  (xqv(j(v  ßsßgt'&fi;  vgl.  h.  Ap.  v.  120—136). 
und  dann  erhebt  er  sich,  schnell  wie  ein  gedanke,  empor  zum 
%mp  und  tritt  in  die  wohnung  des  Zeus,  unter  die  staunenden 
Setter  hinein ;   in  ambrosische  gewande  gehüllt ,  die  kithara  im 
^^^^  spielt  und  singt  er  unter  ihnen,   herrlich   und  hoch  aus- 
^hreitend;   ein  glänz   umstrahlt  ihn,   und   Schimmer  geht  aus 
^^Q  seinen  füssen  und  dem  schönen  gewande  (h.  Ap.  v.  182— 


*)  dhdnor  ddhi  praimta  ä  sei  rv-vati;  das  wort  dhanu  „düne,  am  meere 
^^  im  meere  hervorragendes  festland,  iusel,"  bezeichnet  im  RV  —   wie 
*^*^oii    ^j|g  petersb.   Wörterbuch   deutlich   ausspricht  —   die  im   luftmeer 
^^Mniinenden  wölken. 


L 


214  L-  ▼•  Schroeder, 

206).  —  Es  ist  der  goldglänzende  funke,  der  sogleich,  wenn 
er  die  ihm  angemessene  nahrung  erhalten,  mächtig  anwächst 
und  in  herrlicher  Schönheit  den  blicken  sich  bietet,  in  gold,  in 
goldene  flammen  gekleidet,  die  weit  mit  seinem  glänze  erfüUoid, 
knisternd,  rauschend,  wie  ein  sänger  singend,  angestaunt  und 
mit  Jubel  empfangen,  —  eine  hehre  wundererscheinung. 

Wer  die  Agni-hymnen  des  Rigveda  kennt,  der  weiss,  dass 
dies  keine  phantasien  von  meiner  seite  sind,  sondern  in  der 
that  charakteristische  züge  der  geburt  des  feuergottes. 

Ich  will,  der  grösseren  deutlichkeit  halber,  einige  ver- 
gleichungspunkte  specieller  hervorheben  und  durch  einzelne  her- 
ausgegriffene stellen  des  Rigveda  näher  beleuchten.  Weibliche 
wesen,  genien,  Jungfrauen,  mütter  umgeben  den  Agni  bei  seiner 
geburt;  sie  nähren  ihn  und  alsbald  zeigt  er  seine  kraft;  rasch 
wächst  er  an,  wird  schöner  und  schöner,  nimmt  strahlende  ge- 
wande  an  und  erfüllt  die  weit  mit  seinem  glänze. 

Man  vergleiche  folgendes: 

Eben  geboren  wächst  Agni  empor  durch  die  kräuter,  die 
er  verzehrt,  wenn  ihn  die  mütter  durch  das  fett  wachsen  lassen 

(Rv  3,  5,  sy) 

Es  Hessen  ihn,  den  schönen,  wachsen  die  sieben  (d.  h.  vie- 
len) rastlos  thätigen  frauen,  den  strahlenden,  röthlichen  mit 
macht  (RV  3,  1,  4). 

Erstaunlich  ist  das  wachsthum  des  zarten  kindleins,  das 
doch  nicht  zu  den  muttcrkühen  saugen  geht;  wenn  ihn  die 
euterlose  nun  geboren  hat,  dann  wächst  er  schnell  und  geht 
alsbald  auf  botschaft  aus  (RV  10,  115,  1).^) 


1)  Wenn   es   bei   den  Griechen   gerade  Themis  ist,   welche  dem  neu- 
geborenen gott   nektar  und   arabrosia    reicht,    durch    welche   er  so  rasch 
emporwächst,   so   erscheint  auch   das  vortrefflich  hierher  passend.    Denn 
(^t/Liig  bedeutet  ja  eigentlich  die  alte  satzung,  die  geheiligte  Ordnung;  das^ 
wort  enthält  dieselbe  wurzel    wie  das  vedische  dhäman  und  ist  ihm  aucl 
im  Suffix  verwandt,    wenn    auch    nicht  direct  identisch;    dhanian  aber  be-   ^ 
deutet  die  Satzung,    den  heil,  brauch,   insbesondre  gottesdienst  und  opft 
Es  würde  also  die  personificierte  heilige  Ordnung  in  gestalt  der  S^fiis  dei 
ApoUon  nektar  und  ambrosia   reichen,   wie   es  bei   den   Indern  die  hei^ 
Ordnung,  das  opfer,  die  opfergabo  ist,   die  den  Agni  nährt    und   so 
emporwachsen  lässt. 

^)  Man  vgl.  den  zug  in  der  Apollonsage,  nach  welchem  der  gott  nid 
die  brüst  der  mütter  nimmt;    merkwürdig  heisst  die  mütter  des  Agni 
euterlose**.  —   Allerdings  heisst  es  nun  aber  RV  3,  1,  10  er  sog  an  viel 


i 


ApoUon-Agni.  215 

Kaum  geboren  zeigt  sich  Agni's  kraft,  rasch  ergreift  und 
verzehrt  er  die  speise  (RV  4,  7,  10).  . 

Da  er  genährt  ward,  erstrahlte  er  und  nahm  lichte  gestalt 
an;  es  flössen  ströme  von  süssem  trank  und  fett,  wo  er,  der 
starke,  anwuchs;  mit  strahlenden  gliedern  durchmisst  er  den 
luftraum,  in  licht  sich  kleidend  nahm  er  tadellose  Schönheit  an 
(RV  3,  1,  8.  5). 

Du,  Agni,  hast  strahlend  mit  deinem  glänze  schon  bei  deiner 
geburt  beide  weiten  angefüllt  (RV  7,  13,  2;  ähnlich  auch  6,  10,  4). 

ÄCt  strahlendem  glänze  hat  Agni,  der  schöngliedrige ,  als 
er  geboren  war,  alle  orte  angefüllt;  die  mütter,  die  ihm  die 
nahrung  bringen,  kommen  heran  zu  ihm,  der  durch  die  speise 
wächst;  in  prächtige  gewänder  gehüllt  steht  Agni  da  im  nabel 
der  erdeO  (RV  10,  1,  1.  4.  6). 

Er  nimmt  die  höchste,  herrliche  Schönheit  an;  er  vereinigt 
sich  mit  der  götterschaar  (RV  1,  95,  8). 

Endlich  will  ich  noch  auf  ein  merkwürdiges,  zwar  vielfach 
dunkles,  aber  doch  sehr  interessantes  lied  des  Rigveda  (5,  2) 
aufmerksam  machen,  in  welchem  die  geburt  des  Agni  mit  eini- 
gen originellen  zügen  ausgestattet  ist,  die  wiederum  für  die 
vergleichung  mit  dem  Apollon-mythus  von  bedeutung  zu  sein 
scheinen.  So  werden  darin  namentlich  auch  Schwierigkeiten  und 
gefahren  bei  der  geburt  des  licht-  und  feuergottes  angedeutet. 
Ich  hebe  die  hauptgedanken  hervor: 

Lange  trägt  die  mutter  den  knaben  geheim  verborgen  um- 
her, im  mutterschoosse  zusammengekrümmt,  und  giebt  sein 
antlitz  selbst  dem  vater  nicht  zu  schauen,  —  viele  jähre  wächst 
er  als  embryo  (garbha),  dann  aber  gebiert  ihn  die  mutter,  — 
man  sieht  den  glänzendfarbigen  seine  waflfen  schärfen,  er  erhält 
Hektar  (oder  richtiger  ambrosia,  amrtam)  als  speise,  —  nun 
können  sie  ihn  nicht  mehr  fangen,  jetzt  ist  er  ja  geboren  u.  s.  w. 
(vgl.  RV  5,  2,  1—4). 

Die  beziehung  zum  wasser. 

Die  eigenthümliche  und  wichtige  beziehung  des  Apollon- 
Agni  zum  wasser  ist  uns  schon   oben   bei   den   geburtsmythen 


mütter  brüsten.    Sollte  das  in  übertragenem  sinne  nur  darauf  hindeuten, 

dass  ihn  eben  viele  frauen  oder  mütter  nähren?  £r  saugt  auch  RV  5, 1,3. 

»)  Wer  denkt   hier   nicht   an  Delphi,  den   nabel  der  erde  (y!jg 


216  L-  ▼•  Schroeder, 

deutlich  entgegen  getreten.    In  dieser  hinsieht   ist  aber  noch 
mehr  zu  bemerken. 

Der  homerische  hymnus  erzählt  uns  die  merkwürdige  sage/ 
dass  Apollon  als  delphin  in  das  meer  gefahren  sei^)  und  in 
solcher  gestalt  die  Kreter,  welche  er  im  meere  schiffend  an- 
trifft, zur  griechischen  küste  am  südabhange  des  Parnasses  ge- 
leitet, wo  er  ans  land  springt  und  sie  als  strahlende  Mer- 
erscheinung  empfängt.  Sie  begründen  dann  seinem  willen  gemäss 
dort  das  heiligthum  von  Krise  (vgl.  h.  Ap.  v.  391  flg.).  Apollon 
wurde  als  JeXcpiviog  auf  Kreta  verehrt  und  ist  sein  dienst  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  von  Kreta  nach  Krise  und  Delphi  ge- 
konmien.  Wir  linden  denselben  cultus  auch  auf  Aegina  sowie 
auf  manchen  andern  inscln  und  Vorgebirgen,  namentlich  in  iea 
attisch-ionischen  Wohnsitzen  von  Milet  bis  Massilia.  In  dieser 
cigenschaft  wird  Apollon  auch  als  herr  über  das  meer  gefeiert, 
dessen  stürme  er  schweigen  heisst.  Dahin  gehört  wohl  auch 
der  cultus  des  Apollon  lAvaifutog  auf  der  kleinen  insel  Anaphe 
und  der  des  Apollon  auf  dem  Vorgebirge  Leukatas  (s.  Preller 
a.  a.  0.  I,  207).  Man  kann  vielleicht  auch  an  die  oben  er- 
wähnte meerfahrt  des  Apollon  auf  seinem  dreifuss  erinnern,  die 
uns  ein  schönes  vasenbild  erhalten  hat.^) 

Von  Agni  wird  nun  auch  nicht  bloss  erzählt,    dass  er  aus 
den  wassern  stammt,  er  heisst  auch  „der  im  wasser  sitzende", 
der    ^schnelle    oder   rüstige    taucher"   (apsn^^had,   vigäha  turiii 
RV  3,  3,  5) ;    die  Bhrigu   fanden   ihn    im  sitz   der  wasser  und 
brachten    ihn   zu   den    wohnungen  der  menschen  (2,  4,  2);  im 
schooss  der  wasser  griffen  ihn  die  mächtigen  auf  (4,  8,  3).    Es 
wird  namentlich   erzählt ,    dass   er   ins   wasser  fährt   oder  sicli 
flüchtet  und  dort  in  gestalt  verschiedener  thiere  sitzt  oder  sictv 
versteckt  hält.     Es   heisst,    dass   er   als  stier  ins  wasser  geht-, 
ohne  sich  zu  benetzen  (10,  4,  5);  im  schooss  der  wasser  wonL^B 
gross  der  büffel  (10,  8,  iv,  gleich  einem  schwan  im  wasser  ziscbi.t 
er  (1,  65,  9).^)    Er  wird  gebeten,   wenn  er  in  die  mütterlichöii 
wasser  eingegangen  sei,  die  riickkehr  nicht  zu    vergessen;  und 

1)  V.  399  flg.:  cuhfii)  6  lolat  avyt-t'ttio  ^l^oißog  'A.iökkior, 

ytji  thoff,  xici  xtiiu  Jiikioo  /ntyn  /f  ^ti^oy  Tf. 

«)  S.  Preller  a.  a.  o.  1,  207. 

»)  Man  wird  hier  vielleicht  daran  erinnern  dürfen,   in   wie  naher  ^ 
Ziehung  Apollon  zum  schwane  steht. 


ApoUon-Agni.  217 

es  Heisst:  es  fanden  ihn  die  weisen  wie  einen  löwen  im  wasser 
sitzend  (apsu  s'unhäm  iva  gritäm;  s.  RV  3,  9,  2.  4).  Sehr 
wichtig  ist  in  dieser  beziehung  das  Ked  RV  10,  51,  in  welchem 
ausführlich  erzählt  wird,  wie  Agni  in  einen  dichten  balg  gehüllt 
sich  in  das  wasser  geflüchtet;  er  wird  gesucht  und  gefunden, 
aber  nur  das  versprechen,  dass  ihm  reich  geopfert  werden  solle, 
bewegt  ihn,  wieder  hervorzukommen  —  wie  ApoUon  das  wasser 
wieder  verlässt,  um  in  dem  heiligthum  zu  Krise  sich  verehren 
zu  lassen. 

Man  hat  diese  mythen  von  Agni  in  ansprechender  weise 
durch  hinweis  auf  das  natürliche  verhalten  des  feuers  im  wasser 
zu  erklären  gesucht.  Ein  feuerbrand  wird  ins  wasser  gesteckt; 
zischend  verschwindet  das  feuer;  wo  ist  es  geblieben?  Es  hat 
sich  im  wasser  versteckt,  antwortet  der  mythenbUdende  geist.*) 

Sehr  möglich,  dass  die  sache  sich  so  verhält.  Jedenfalls 
wird  man  die  analogie  zwischen  dem  als  delphin  ins  wasser 
fahrenden,  darin  schwimmenden  und  dann  wieder  hei-vorkom- 
menden  Apollon  mit  dem  in  gestalt  verschiedener  thiere  oder 
auch  nur  „in  einen  dichten  balg  gehüllt"  im  wasser  sich  ver- 
steckenden, auch  wieder  daraus  hervorkommenden  Agni  nicht 
verkennen  können. 

Im  anschluss  an  diese  betrachtungen  muss  ich  noch  auf 
einen  merkwürdigen  etymologischen  Zusammenhang  aufmerksam 
machen.  Agni  wird  im  Rigveda  oft  als  garhha  bezeichnet,  d.  h. 
embryo,  leibesfrucht,  keim  oder  sprössUng,  und  zwar  auch  ge- 
rade als  garhha  apani,  d.  i.  spross  der  wasser.  Das  wort  garbJia 
bedeutet  ausserdem  auch  noch  bauch,  mutterleib,  das  den  keim 
umschliessende.  Nun  ist  dieses  wort  garhha  schon  lange  erkannt 
worden  als  etymologisch  verwandt  mit  dem  griech.  dsXif^vq  der 
bauch,  dskg)i'g,  tvog  (was  man  als  bauchfisch  übersetzt  hat),  wo- 
von Jskipivtog  abgeleitet  ist.  Curtius  hat  damit  —  wahr- 
scheinlich mit  recht  —  auch  den  namen  JsX(foi\  boeot.  B€X<poi', 
zusammengebracht^)  und  vermuthet,  dass  der  ort  diese  be- 
zeichnung  wohl  von  seiner  läge  in  einer  tiefen  schlucht  erhalten 
habe.  Die  etymologische  Zusammengehörigkeit  dieser  Wörter 
hat  die  grösste  Wahrscheinlichkeit  für  sich  und  ist,  wie  ich 
glaube,  allgemein  zugestanden.    Ist   es   nun   nicht   merkwürdig 

»)  Ich  erinnere  mich  einer  solchen  erklärung  aus  dem  colleg  von  Roth 
in  Tübingen. 

*)  Man  vergl.  Curtius'  grundzüge,  nach  dem  index. 


218  L-  V.  Schroeder, 

und  kann  es  wohl  zufall  sein,  dass  Agni  garbha  apäm  genannt 
wird  und  ApoUon  gerade  als  dsXtpi'g,  JeXipiviog  im  wasser  er- 
scheint, um  die  Kreter  dorthin  zu  geleiten,  wo  sich  bald  sein 
neues  heiligthum  j€k(poi  erheben  soll?  Der  Singular  dieses  na- 
mens, Jsktpog,  würde  etymologisch  buchstabe  für  buchstabe 
identisch  sein  mit  indischem  garbha,  dem  namen  des  Agni.  Hiess 
nicht  am  ende  Apollon  wirklich  in  uralter  zeit  JBXq>oq  (—  garbJia), 
und  ist  nicht  eben  daraus  der  name  Jektpoi  entstanden ,  viel- 
leicht zuerst  als  bezeichnung  einer  ihm  anhängenden  priester- 
schaft ^)  und  darnach  des  von  dieser  bewohnten  ortes?  Ist  die 
Ursache  dafür,  dass  Apollon  sich  gerade  in  einen  delphin  ver- 
wandelt, nur  in  dem  zusammenklang  von  ^€Xq>ig  und  Jekgtoi 
zu  suchen,^)  oder  hängt  dies  noch  anders  zusammen?  Es  li^ 
auf  der  band,  wie  vortrefflich  der  gott  gerade  in  seiner  eigen- 
schaft  als  deXcpog  =  garbha  (embryo)  zum  nabel  der  erde 
passen  würde,  welchen  namen  bekanntlich  Delphi  trägt.  Ich 
will  mir  nicht  anmassen,  die  sache  allseitig  aufhellen  und  sicher 
stellen  zu  können;  dass  aber  ein  naher  Zusammenhang  statt- 
findet, scheint  mir  gewiss,  und^ebenso,  dass  derselbe  höchst  auf- 
fallend und  merkwürdig  in  das  ganze  gebäude  unserer  theorie 
von  der  ursprünglichen  identität  des  Apollon  und  Agni  hinein 
passt. 

Beziehung  zu  den  OXsyvai'BhrigxL 

Im  homerischen  hyninus  wird  uns  erzählt,  dass  Apollon, 
den  ort  suchend,  wo  er  sein  heiligthum  gründen  möchte,  zu  den 
Phlegyern  kommt  (v.  278  flg.): 

T^sg  6*  ig  OXeyxHav  dvÖQtov  noXiv  vßQiaTouov, 
OL  zliog  ovx  aXiyovreg  int  /&ovi   vaierdaaxov 
€V  xuXfj  ßrjaarj,    Kfjfpiauhg  iyyvd-t  Xt/nv/jg. 

Aber  er  mag  bei  ihnen  nicht  weilen,  sie  sind  ja  ein  freches, 
hochmüthiges  geschlecht;    er   schreitet   weiter   nach  Kgiati  am 

^)  Dafür  Hessen  sich  analoge  fälle  anführen.  Man  könnte  an  die 
AWhaant  erinnern,  die  „bienen",  priesterinnen  der  Artemis  in  Ephesos; 
an  die  TavQoi,  opferdiener  des  Poseidon  in  Ephesos,  so  genannt  bei  Athe- 
naeus  p.  425  K  (s.  Preller  a.  a.  o.  1,  468);  ferner  daran,  dass  der  priester 
des  Zeus  ^Ivxiuog  zum  wolfe  wird  (Preller,  a.  a.  o.  1,  101);  endUch  viel- 
leicht auch  daran,  dass  die  Satyrn  des  Dionysos  iQct'yoi  genannt  werden 
Aeschyl.  frg.  202. 

'^)  Vgl.  oben  den  Zusammenhang  von  ).6xo<;  wolf  und  kvx-  licht,  wo- 
durch der  wolf  wohl  erst  zum  heil,  thier  ApoUon'ß  wurde. 


Apollon-Agni.  219 

abhang  des  Parnass  und  dorthin  holt  er  sich  dann,   wie   oben 
erzählt,  in  gestalt  eines  delphins  die  Kreter. 

Die  Phlegyer  sind  ein  merkwürdiges,  uraltes  mythisches  ge- 
schlecht, wohl  halbgöttlicher  art,  denn  sie  treten  in  Verbindung 
mit  Kentauren  und  Lapithen  auf.  Es  ist  schon  vor  mehreren 
decennien  von  Weber  und  A.  Kuhn  erkannt  worden,  dass 
dieselben  mit  den  vedischen  Bhyigu  zu  identificieren  sind.  Der 
name,  insbesondere  in  der  form  Okdyvg,  deckt  sich  ganz  mit 
Bhjdgu.  Auch  die  Bh|igu  sind  ein  uraltes  mythisches  geschlecht 
halbgöttlicher  art.  Sie  stehen  beide  in  naher  beziehung  zum 
feuercultus.  Darauf  deutet  schon  die  etymologie,  denn  es  liegt 
diesen  namen  die  wurzel  yAcy,  bhräj  od.  bhrj  (cf.  hhargas  glänz), 
lat.  flog  in  flagrare  u.  dgl.  m.  zu  gründe,  welche  flammen,  fun- 
keln, blitzen  bedeutet.  Aber  mehr  als  das.  Es  heisst  ganz 
direct  im  Rigveda,  dass  Mätarigvan,  der  von  Roth  und  Kuhn 
schon  vor  jähren  für  den  indischen  Prometheus  erklärt  worden 
ist,  das  feuer  gerade  zu  den  Bh^igu  gebracht  habe  (cf.  RV  1, 
60,  1;  3,  5,  10);  während  an  andern  stellen  gesagt  wird,  die 
Bhyigu  selbst  hätten  das  feuer  aufgefunden  und  zu  den  men- 
schen gebracht,  sie  hätten  es  erzeugt,  entzündet  u.  dgl.  m.^) 
Bei  den  Griechen  steht  Prometheus,  der  feuerbringer  oder  feuer- 
erzeuger,  ebenfalls  in  naher  beziehung  zu  den  Phlegyern.  In 
ihrem  lande,  bei  Panopeus  in  Phokis,  wurdö  die  erde  gezeigt, 
deren  sich  Prometheus  zur  bildung  der  menschen  bedient  haben 
soll,  woraus  schon  Kuhn  auf  solche  nähere  beziehung  ge- 
schlossen.^) Die  Oksyvat'BhTign  dürfen  also  für  ein  altberühm- 
tes geschlecht  erklärt  werden.  Aber  sie  waren  stolz  und  über- 
müthig  und  das  brachte  sie  zu  fall.  Die  identität  der  beiden 
geschlechter  wird  bis  zur  evidenz  erwiesen  durch  den  sdiönen 
nach  weis  von  Weber  (Ztschr.  D.  M.  G.  IX  p.  242),  dass  dieser 
zug  der  sage  von  den  Phlegyern  und  der  von  den  Bhrigu  ge- 
mein ist.  Die  OXeyvai  werden  ihres  übermuthes  wegen  zu 
harten  höllenstrafen  verdammt,  und  Bhrigu  wird  nach  einer 
legende  des  Qatapatha-Brähmana  wegen  seines  übermuthes  ver- 
urtheilt,  die  höllenstrafen  anzusehen.  Diese  sage  vom  übermuth 
und  der  strafe  der  (DXtyva/ -Bhrigu  muss  daher  bis  in  die  indo- 


1)  Man  findet  die  betreffenden  stellen  beisammen  in  Grassmann's  Wörter- 
buch s.  V.  bhrgu. 

2)  S.  Kuhn,  Die  herabkunft  des  feuers  und  des  göttertrankes  p.  19; 
Müller,  Orchomenos  p.  184. 


230  L.  V.  Schroeder, 

germanische  zeit  zurückreichen,  und  man  hat  aus  ihr  aDein 
den  schluss  gezogen,  dass  schon  in'  der  indogermanischen  urzeit 
ein  ort  für  die  bösen  nach  dem  tode  geglaubt  wurde.  ^) 

Wie  haben  wir  nun  die  flüchtige  berührung  zu  deuten,  in 
welche  wir  im  homerischen  hymnus  den  ApoUon  zu  den  PUe- 
gyern  treten  sehen? 

Die  antwort  liegt  nahe. 

Ein  alt«s,  einst  hochangesehenes  geschlecht,  das  zuerst  das 
feuer  erlangt,  zuerst  dasselbe  bei  sich  beherbergt  und  verehrt, 
—  es  ist  durch  seinen  übcrmuth  den  göttem  verhasst  geworden, 
und  der  heilige  licht-  und  feuergott  geht  darum  jetzt  stob  an 
ihm  vorüber  und  sucht  sich  Verehrer  bei  andern  stammen. 

Welche  schuld,  welcher  übermuth  es  war,  der  die  Phlegyer 
und  Bhfigu  straffällig  machte  und  sie  die  gunst  der  götter  ver- 
scherzen Hess,  können  wir  nicht  mit  völliger  bestimmtheit  sagen. 
Indessen  scheint  mir  hier  eine  vermuthung  doch  sehr  nahe  zu 
liegen.  Das  bringen  des  feuers,  welches  diesem  geschlecht  oder 
einem  mit  demselben  verbundenen  heros  zugeschrieben  wird, 
fasst  die  griechische  sage  deutlich  als  frevelhaften  übermuth  und 
selbstherrlichen  trotz  gegenüber  den  göttem  auf,  daher  Prome- 
theus in  bekannter  weise  leiden  muss.*)  Der  Rigveda  lässt  diese 
auffassung  zwar  nicht  erkennen,  doch  mag  auch  sie  der  legende 
des  ^atap.  Brähmana  vom  übermuth  des  Bhrigu  ursprünglich 
zu  gründe  liegen.  Denn  wenn  hier  der  übermuth  des  Bhpgu 
darin  gesehen  wird,  dass  er  sich  in  bezug  auf  sein  wissen  dem 
Varuna  überlegen  glaubt ,  so  scheint  es  mir  keinem  zweifd  zu 
unterliegen,  dass  dieser  zug  der  legende  nicht  alt  ist,  vielmehr 
eine  ältere  motivierung  verdrängt  hat.  Eine  weitere  bestätigung 
für  meine  auffassung  finde  ich  in  der  griechischen  sage,  der  ge- 
mäss die  Phlegyer  den  tempel  des  Apollon  angreifen,  um  ihn 
zu  plündern ,  d.  h.  nach  meiner  auffassung  um  das  feuer  zu 
rauben.^) 

Wir  verstehen  jetzt  den  homerischen   hymnus:    der  gross^^ 
gott,  der  die  heilige,  segenbringende  flamme  als  gnadengeschen! 


1)  Vgl.  Weber  a.  a.  o.;  auch  Kuhn,  Die  herabkunft  des  feuers  u^^i 
des  göttertrankes  p.  22;  Zimmer,  Altiiid.  leben  p.  410;  Kaegi,  D  -« 
Rigveda  p.  218. 

*)  In  bildlicher  darstellung  wird  übrigens  auch  Prometheus  (gleich  i  ei 
Phlegyern)  im  Tartaros  gestraft,  wie  mir  herr  prof.  Loeschcke  mittheü^-  - 

»)  Vgl.  Paus.  IX,  36,  2;  auch  X,  7,  1. 


i 


Apollon-Agni.  221 

den  sterblichen  bietet,   er  geht   an  dem  geschlecht  der  feuer- 
räuber  stolz  vorüber. 

Beziehung  zu  den  Xa^iTsg-haritas. 

Max  Müller,  Leo  Meyer  u.  a.  haben,  wie  mir  scheint, 
mit  recht  die  griechischen  Xagirsg  mit  skr.  haritas,  plur.  von 
harit  „das  lichte,  falbe  ross",  zusammengestellt.  Man  vergleiche 
namentlich  die  darlegung  Max  MüUer's  in  der  2.  serie  seiner 
Vorlesungen  über  die  wiss.  der  spräche  p.  350  flg.  Im  Veda 
werden  die  sonnenrosse  haritas  genannt  und  diese  sind  nach 
M.  Müller  mit  den  Xagirsg  ursprünglich  identisch.  Curtius, 
ein  gegner  dieser  ansieht,  meint,  dass  die  sache  nur  dann  an- 
nehmbar wäre,  „wenn  sich  wirklich  eine  bestimmtere  parallele 
zwischen  den  XagiTsg  und  den  sonnenrossen  aus  der  griechischen 
auffassung  ergäbe. ''^)  Eine  solche  liegt  nun  aber  allerdings 
nicht  vor. 

Indessen  sehen  wir  etwas  näher  zu!  Auch  die  flammen  des 
Agni  werden  haritas,  falbe,  goldfarbige  rosse,  resp.  stuten  ge- 
nannt ,  mit  denen  er  dahin  fährt  auf  seinem  wagen.  Könnten 
es  daher  nicht  ebenso  gut  die  haritas  des  Agni  sein,  mit  wel- 
chen die  griechischen  Xagnsg  ursprünglich  identisch  wären? 
Und  in  der  that,  wenn  wir  dies  annehmen,  so  ergiebt  sich  ein 
überraschender  erklärungsgrund  für  die  von  vornherein  so  über- 
aas auffallende  Verwandlung  der  goldenen  rosse  in  schöne  Jung- 
frauen, denn  die  flammen  des  Agni  werden  im  Veda  ja  auch 
langhaarige  Jungfrauen  genannt  (RV  1,  140,  8);  sie  sind  der 
Phantasie  des  alten  dichters  bald  rosse,  goldgelbe,  röthliche  Stu- 
ten (RV  1,  14,  12),  bald  Jungfrauen,  welche  Agni  gern  hat, 
und  die  sich  an  ihn  klammern;*)  die  sich  vereinen  und  zer- 
streuen, die  er  aber  doch  festhält  (1,  140,  7);  wie  gut  lässt  es 
sich  da  begreifen,  dass  die  rosse,  die  Stuten  bei  den  Griechen 
sich  in  Jungfrauen  umgewandelt  haben! 

Die  beziehung  des  Apollon  zu  den  Chariten  ist  bekannt. 
Sie  gehören  zu  seiner  Umgebung ;  mit  den  Musen  vereint  tanzen 
und  singen  sie.^)  Auch  die  bildende  kunst  führt  uns  diese  be- 
ziehung vor  äugen.  Der  aus  der  Dädalidenschule  hervorgegan- 
gene Apollon  von  Delos,  der  uns  in  nachbildungen  auf  münzen 

»)  8.  Curtius,  Grundzüge-  der  griech.  etymol.  4.  aufl.  p.  120. 
»)   Tdm  agruvah  ke^infh  säffi  ht  rehhire  RV  1,  140,  8. 
»)  S.  Preller  a.  a.  o.  1,  396. 


222  L-  ▼•  Schroeder, 

erhalten  ist,  hielt  in  der  linken  den  bogen  und  auf  der  rechten 
die  drei  Chariten  mit  musiLalischcn  instrumenten  (s.  Furtwängler 
a.  a.  0.  p.  450).  Wie  schön  stimmt  auch  dies  wieder  zu  unsrer 
hypothese!  Der  zum  Apollon  gewandelte  Agni  führt  noch  seine 
tanzenden,  knisternden  flammen,  die  goldenen  rosse,  die  zugleich 
langhaarige  Jungfrauen  waren,  mit  sich!  Wenn  der  delische 
Apoll  die  Chariten  in  der  hand  hält,  so  ists,  als  redete  von  ihm 
jene  stelle  des  Rigveda  (1,  140,  7),  in  welcher  es  von  Agni  und 
seinen  flammcnjungfrauen  heisst:  die  sich  (tanzend)  vereinigen- 
den und  zerstreuenden,  er  hält  sie  fest! 

Die  zahl  der  Chariten  ist  nicht  fest  bestimmt,  so  wenig 
wie  die  der  harifas  des  Agni.  Die  Hias  kennt  ein  ganzes  ge- 
schlecht derselben;  gewöhnlich  aber  ei-scheinen  ihrer  drei.^)  Es 
wäre  übrigens  nicht  unmöglich,  dass  auch  die  Musen,  die  mit 
den  Chariten  oft  verbunden  erscheinen,  auf  jene  Jungfrauen,  die 
den  Agni  umgeben,  d.  h.  seine  flammen,  zurückzuführen  sind. 
Musen  und  Chariten  sind  vielleicht  ursprünglich  ein  geschledit 

//  fjy  aa  og-J)  d  j  a  S, 

Eine  andere  Zusammenstellung,  die  mir  schon  lange  wahr- 
scheinlich ist,  schliesst  sich  hier  unmittelbar  an.  Wir  haben  im 
Veda  ein  wort  pdja.^'  für  licht,  glänz,  dessen  grundbedeutung 
Grass  manu  ganz  richtig  angiebt  als  die  „des  funkelnden, 
strahlenden  lichtes,  besonders  wie  es  vordringt  und  sich  aus- 
breitet über  himmel  und  erde."  Daraus  entwickelt  sich  weiter 
die  bcdeutung  „kräftiges  vordringen,  kräftiger  andrang."  Es 
wird  dieses  wort  wohl  mit  recht  zu  dem  ahd.  ftincho,  nhd. 
fiinhij  funkeln  gestellt  (s.  (irassmann  s.  v.);  imjas  der  funke, 
das  funkelnde,  vordringende  licht  geht  von  Agni  aus  und  steht 
in  nächster  beziehung  zu  ihm.  Mit  pdjafi  aber  ist,  wie  ich 
glaube,  das  griech.  wort  Tltjyuoog  zusammen  zu  stellen,  welches 


»)  Dio,   wie  es   scheint,   alterthümlichcii  namen  dor  zwei  Chariten  in 
Sparta  —  Kh-^ä  und  ^lutfyyu   klang   und   schimmcr  (s.  Preller  a.  a.  o.  I^ 
390)  —  hatte  man  auch  den  loncliteuden,  singenden  Hammen  des  Agni  ge^ 
hen  können.  —  Am  eingang  der  Akropolis  von  Athen  war  ein  heiligthnncm. 
der  Chariten  als  thorhütender  gottlieiten ;  als  solche  hatten  sie  dort  einfe-»^ 
mystischen  cult  (vgl.  Otto  Jahn,  entführung  dor  Europa  p.  37).    Sollte ^i 
diese  Chariten  nicht  zu  Apolhm  Ovotüo^,  dyiifi.:,  dem  haushütenden,  ^n 
näherer  beziehung  stehen?  —  Die  Chariten  heissen  auch  xovooi{i6(^>ot  {^S^ 
Otto  Jahn  a.  a.  o.  p.  37);   auch    mit   diesem   epitheton   schliessen  sie  sich 
wohl  an  Apollon,  der  ja  gerade  der  xov{}OT{)6ifOs  ist. 


i 


ApoUon-Agni.  223 

unmittelbar  auf  eine  (theoretisch  anzunehmende)  adjectivische 
hüdxxng  päjasa  „funkelnd,  strahlend,  kräftig  vordringend"  wei- 
sen würde.  ^)  Das  feurige  flügelross  der  Musen  würde  demnach 
ursprünglich,  seinem  elementaren  wesen  nach,  der  feurige  funke, 
das  rasch  vordringende,  kühne,  siegreiche  licht  sein.  Wie  schön, 
wie  passend  als  grundlage  für  die  spätere  begriffsentwicklung ! 

Ob  Zusammenhang  mit  ntjyi^  quelle  vorliegt,  wäre  weiter 
zu  untersuchen.  Vielleicht  liegt  ein  solcher  nur  in  der  gemein- 
samen abstammung  von  ein  und  derselben  wurzel;  dann  müsste 
njyyi}  die  quelle  als  die  funkelnde,  blitzende,  helle  bezeichnen.*) 
Die  griechische  sage  lässt  aus  dem  fusstritt  des  Pegasos  die 
quelle  Peirene  in  Korinth  sowie  die  des  Helikon  entspringen 
(Strabo  8,  21  p.  379).  Wenn  dies  auf  alter  sage  beruht  und 
nicht,  wie  sich  wohl  vermuthen  lässt,  lediglich  durch  den  ety- 
mologischen zusammenklang  von  Ili^yaaog  und  ntjyt}  ins  leben 
gerufen  ist,  so  müsste  jene  ""Innov  xQtjv?]  ursprünglich  wohl 
ein  licht-  oder  funkenquell  gewesen  sein.  Die  beziehung  des 
n^aaog  als  Musenross  zu  ApoUon,  dem  herm  und  führer  der 
Musen,  erscheint  nahe  genug,  fast  ebenso  nah,  wie  die  beziehung 
des  indischen  päjas  zu  Agni.  Und  wie  schön  sehen  wir  hier 
wieder  den  personificierten  und  vergeistigten  funken,  den  kühn 
vorstrebenden  lichtglanz  neben  seinem  herrn  und  urquell,  dem 
hochpersönlich  ausgebildeten  alten  gott  des  lichts  und  feuers 
stehen,  während  im  Indischen  päjas  und  Agni  beide  noch  im 
wesentlichen  das  unpersönliche  der  elementaren  macht  sich  be- 
wahrt haben!  Das  zusammenstimmen  von  n^yuaog  und  päjas 
ist  nur  eine  weitere  bestätigung  dafür,  dass  ich  recht  habe, 
^Anokkajv  mit  Agni  Saparyenya  zu  identificieren. 

Wenn  in  der  griechischen  sage  Pegasos  auch  in  Verbindung 


^)  Ich  sehe,  dass  schon  A.  Kuhn  pdjas  und  Jlfjyaaog  zusammen  ge- 

*^^/t  hat,  diese  ztschr.  I  p.  461.    Er   bringt  Jl/jyaaog   mit   nijyyvfti  und 

^^J'cJf  »dick,  stark,  kräftig"  zusammen;  dazu  pdjas  kraft,  stärke,  gewalt, 

5^**»«  als  eigenschaft  des  Agni.    Kuhn  hält  es  für  kaum  zweifelhaft,  dass 

.  ^'^^aaos  von  einem  neutrum  jtfjyag-päjas  stammt  und  der  starke,  kräftige 

^^^.  —   Da   nun   aber  päjas  eigentlich  licht,  helle,  Schimmer  bedeutet, 

'^^^bte  Curtius,   der   sich  zuerst  Kuhn  angeschlossen  hatte,   diese  zu- 

^^^menstellung  fallen  lassen  zu  müssen  (vgl.  grundzüge  der  griech.  etymol. 

,.*  ^^.  p.  268),  welche  in  der  that  erst  bei  unserer  auffassung  in  das  rechte 

^t  gerückt  wird  und  überzeugend  erscheinen  dürfte. 

*)  Vgl.  dazu  das  verhältniss  von  (fQ^aQ  und  got    hmnna  zum   verbum 
^^^nan  mit  den  bemerkungen  von  Curtius  a.a.O.  5. aufl.  p.  303.  —  E.  K. 


224  L-  ▼•  Schroeder, 

mit  dem  donnerer  Zeus  erscheint,  so  ist  unmittelbar  ersichtlicli. 
dass  wir  es  hier  mit  dem  blitzfunken  zu  thun  haben.^)  Auch 
konnte  er  seiner  natur  entsprechend  sich  mit  lichtgottheiten  wie 
Eos,  Athene  und  Artemis  verbinden.  Besonders  wichtig  aber 
ist  die  enge  beziehung  des  Pegasos  zu  dem  ursprünglich  lyki- 
schen  heros  BeXlsgotfcov  oder  B€)iAeQoq>6vTf]g ,  dem  tödter  einer 
reihe  mythischer  ungethüme.^)  Es  ist  wichtig,  dass  Bellerophon 
ursprünglich  in  Lykien  heimisch  ist,  dem  lichtlande,  wo  der 
cultus  des  Apollon  herrschte.  Man  hat  den  Bellerophon  selbst 
für  einen  alten  lykischen  licht-  und  Sonnengott  erklärt,')  und 
das  wird  im  wesentlichen  richtig  sein.  Er  ist,  wie  ich  vermuthe, 
ursprünglich  nur  eine  abzweigung  oder  abspaltung,  eine  ins 
heroische  übersetzte  erscheinungsform  unseres  alten  Apollon- 
Agni.  Wäre  die  von  Pott  aufgestellte  gleichung  Bellerophon  = 
Vptrahan  richtig,  so  hätte  man  daran  zu  erinnern,  dass  Agni 
wiederholentlich  vrtrahan,  auch  im  Superlativ  vrtrahantama  ge- 
nannt wird.  Da  dieselbe  indessen  die  klippen  der  lautlichen 
Prüfung  nicht  glücklich  umsegeln  kann,  begnügen  wir  uns,  dar- 
auf hinzuweisen,  dass  auch  Agni  oft  als  tödter  böser  dämoni- 
scher wesen  genannt  wird.**) 

Beziehung  zur  siebenzahl,  auch  vierzahL 

Im  mythus  und  cultus  des  Apollon  spielt  die  siebenzahl 
eine  rolle:  sie  ist  hier,  wie  auch  in  andern  culten,  eine  heüige 
zahl.  Apollon  wird  geboren  als  das  kind  der  sieben  monate; 
heilige  schwane  ziehen  bei  seiner  geburt  sieben  mal  um  die 
insel;  am  siebenten  Thargelion  soll  er  geboren  sein  (Preller 
a.  a.  0.  1,  193);  der  siebente  jedes  monats  war  ihm  heilig;  er 
heisst  'Eßdoueto;;,  ^Eßdo/nuyhf]^,  'Eßdofiayfrfj^  (Roscher  a.  a.  0. 
p.  425). 

Eine  wohl  ebenso  grosse  rolle  spielt  die  siebenzahl  bei  Agni. 
Sieben  eifrige   frauen   nährten   den  Agni  (KV  3,  1,  4);   sieben 
schösslinge  gehen  von  ihm  aus  (G,  7,  6):    sieben  statten  durch-- 
wandert  er  (10,  122,  3);   dem   opfer   schafft  er  sieben  statte^ 


>)  Vgl.  Preller  a.  a.  o.  l,  O,'). 

«)  Vgl.  Preller  a.  a.  o.  2,  78  Hg. 

3)  Preller  a.  a.  o. 

*)  Max  Müller's  annalimo,  ,UXXfoo  wäre  =  skr.  rarrara  zu  setten, 
was  ein  zottiges  iingethüm  bedfuton  könnto,  hat  sehr  viel  für  sich  (s.  diese 
ztschr.  V  p.  146  flg.}- 


Apollon-Agni.  226 

(10,  8,  4);  sieben  opfrer  flehen  ihn  an  (10,  122,  4);  er  wird 
von  sieben  priestem  gesalbt  (3,  10,  4);  sieben  priester  preisen 
ihn  (3,  10,  4);  er  hat  sieben  löflfel  (1,  58,  7),  sieben  zügel 
(saptaragmi)  ^  sieben  köpfe  (saptagirslian) ,  sieben  söhne  (1, 
164,  1) ;  seine  rosse  haben  sieben  zungen  (saptajihva)  u.  dgl.  m. 

Da  nun  aber  die  siebenzahl  im  Yeda  oft  eine  unbestimmte 
Vielheit  bedeutet ,  da  femer  diese  zahl  auch  in  beziehung  zu  an- 
dern göttem  ähnlich  hervortritt,  so  will  ich  auf  diesen  punkt 
kein  grosses  gewicht  legen.  Vielleicht  aber  steckt  doch  auch 
hier  altererbtes  darin.  Wenn  wir  z.  b.  von  dem  Apollon  in 
Amyklae  hören,  dass  er  auf  einem  sitz  inmitten  sechs  anderer 
sitze  (also  auf  dem  siebenten)  sass,  so  werden  wir  unmittelbar 
an  die  sieben  statten  des  Agni  erinnert  u.  dgl.  m.  (vgl.  Welcker, 
Griech.  götterl.  1,  473). 

Bei  den  Lakedämoniem  soll  es  einen  Apollon  gegeben  ha- 
ben, der  vier  bände  und  vier  obren  hatte  (s.  Welcker  a.  a.  o. 
1,  473).  Ich  kann  nicht  umhin  dabei  daran  zu  erinnern,  dass 
in  einem  liede  des  Rigveda  Agni  vieräugig  genannt  wird  {catiir- 
aksha  RV  1,  31,  13).  In  einem  andern  liede  wird  der  Agni 
Narägamsa  als  ein  viergliedriger ,  mit  vier  gliedern  versehener 
bezeichnet  {caturaüga  RV  10,  92,  11). 

Adalbert  Kuhn's  ansieht  von  der  Identität  des  Apollon 

und  Budra. 

Der  hochverdiente,  geistvolle  begründer  der  vergleichenden 
mythologie,  Adalbert  Kuhn,  hat  'AnoXktov  mit  einem  andern 
vedischen  gotte,  mit  Rudra,  in  näheren  Zusammenhang  zu  brin- 
gen gesucht;  er  erklärt  sie  nicht  geradezu  für  ursprünglich 
identisch,  hält  die  gegenseitige  berührung  der  beiden  götter- 
gestalten  aber  doch  für  so  nahe,  dass  dieselbe  mit  hoher  Wahr- 
scheinlichkeit in  die  vorindische  zeit  zu  setzen  sei  (vgl.  diese 
ztschr.  III  p.  335).  Ihm  ist  Grohmann  gefolgt,^)  auch  Kaegi 
stimmt  ihm  bei,^)  und  neuerdings  ist  auch  von  Bradke  wie- 
derum auf  die  möglichkeit  dieser  Zusammenstellung  hingewiesen 
worden.')  Dass  ich  dieser  ansieht  des  hochverehrten  forschers 
nicht  beipflichten  kann,  ergiebt  sich  schon  aus  der  ganzen  vor- 

>)  Grohmann,  Apollo  Smintheus,  Prag  1862,  p.  4. 
s)  Kaegi,  Der  Rigveda,   die  älteste   literatur   der 
anm.  138. 

•)  P.  T.  Bradke  in  der  Ztschr.  D.  M.  G.  IT 

Z«itflchrift  fttr  TergL  Spnohf.  N.  V.  IX  8  Q.  4. 


226  ^'  ^«  Scliroeder, 

stehenden  erorterung,  durch  welche  ich  die  ursprüngliche  iden- 
tität  des  Apollon  und  Agni  dargethan  zu  haben  glaube.  Ihr 
steht  auch  das  einstimmige  urtheil  der  specialforscher  auf  dem 
gebiete  der  griechischen  mythologie  entgegen,  welche  durchweg 
in  Apollon  einen  ursprünglichen  lichtgott  erkennen,  der  adi 
vortrefflich  mit  unserem  Ägtii  Saparyenya  vermitteln  lässt,  aber 
von  Rudra,  dem  gott  der  stürme,  doch  gar  zu  weit  abliegt 
Ihr  ist  auch  die  etymologie  nicht  günstig,  denn  während  sapar- 
yeiiya  beiwort  des  Agni  ist,  und  das  verbum  sapary  in  c  ^1% 
aller  fälle  des  Rigveda  von  Agni  gebraucht  wird,  kommt  es  mcht 
ein  einziges  mal  in  beziehung  auf  Rudra  vor.  Nichtsdesto- 
weniger muss  es  uns  von  Interesse  sein,  die  gründe  kennen  la 
lernen,  welche  den  berühmten  mythologen  zu  dieser  Zusammen- 
stellung bewogen. 

Wir  müssen  zuvörderst  bedauern,  dass  Kuhn  diese  frage 
einer  eingehenden  erörterung  nicht  unterzogen,  vielmehr  diesdbe 
nui*  mehr  oder  weniger  flüchtig  gestreift,  ihre  lösung  mehr  an- 
gedeutet als  ausgeführt  hat.  Er  sprach  von  der  berUhrung  des 
Rudra  mit  Apollon  zuerst  in  der  Hall.  lit.  ztg.  juni  1846  p. 
1075  und  machte  dort  namentlich  auf  den  bogen,  welchen  bdde 
götter  tragen,  aufmerksam.  Er  führte  dann  in  dieser  Zeitschrift 
III  p.  335  eine  reihe  weiterer  gründe  für  diese  Zusammen- 
stellung an.  Die  von  ihm  am  letzteren  orte  erwähnten  be- 
rührungspunkte  sind  im  wesentlichen,  kurz  wiedergegeben,  fol- 
gende : 

1)  Apollon  und  Rudra  sind  beide  bogenschützen. 

2)  Apollon  heisst  dxiaiog,  uxbotwq  und  ist  vater  des  Askle- 
pios;  Rudra  kennt  „tausend  heilmittel'',  ist  „der  beste  der 
ärzte." 

3)  Die  haartracht. 

4)  Wie  Apollon  Xo^tag  heisst,  was  man  auf  die  Orakel- 
Sprüche  bezieht,  so  Rudra  vankxi  „der  krumme^ ;  beide  namen 
bezeichnen  nach  Kuhn  den  im  wirbelsturm  nahenden  gott. 

5)  Wie  dem  Apollon  die  Artemis,  so  steht  dem  Rudra  die 
Schwester  Ambikä  zur  seite. 

6)  Wie  Apollon  von  der  maus  den  namen  Smintheus  hat 
und  die  bildsäule  des  Skopas  eine  maus  zu  seinen  füssen  zeigte, 
so  ist  dem  Rudra  die  maus  heilig. 

7)  Eine  art  cither  heisst  rudri  {kvga  ist  vielleicht  =  rudra), 
so  dass  auch  darin  berühr ung  mit  dem  musengotte   vorläge; 


Apoilon-Agni.  227 

auch  wird  die  musik  der  Marut,  der  söhne  des  Rudra,   oft  er- 
wähnt.^) 

Zu  punkt  1  ist  zu  bemerken ,  dass  auch  Agni  als  bogen- 
schütze  erscheint,  desgleichen  mit  der  lanze  bewaffnet,  die  Apollon 
ebenfalls  zeigt.  —  Hinsichtlich  des  punkt  3,  der  haartracht,  ist 
schon  oben  dargelegt,  dass  dieselbe  gerade  bei  Apollon  und 
Agni  vortrefflich  stimmt  (dazu  auch  die  haarfarbe;.  Wenn 
Kuhn  ein  gewicht  darauf  legt,  dass  Rudra's  haar  in  einen  ge- 
waltigen knoten  geschürzt  ist  (daher  er  auch  kapardin  heisst) 
und  dass  in  der  kunst  das  haar  des  Apollon  meist  hinten  auf- 
gebunden und  in  einen  knoten  geschürzt  war,  so  habe  ich  schon 
oben  darauf  hingewiesen,  dass  diese  tracht  dem  Apollon  nicht 
charakteristisch  ist ;  gerade  in  der  älteren  zeit  erscheint  er  in 
poesie  und  kunst  nur  mit  starkem  haarwuchs,  erst  später 
wird  der  mode  gemäss  zopf  oder  flechte  beliebt;  es  würde  dieser 
umstand  also  gerade  eher  eine  trennung  als  eine  Zusammen- 
stellung von  Rudra  und  Apollon  begünstigen,  denn  Rudra  ist  in 
der  that  der  flechten  träger ,  der  alte  Apollon  ist  es  nicht.  — 
Punkt  4  fällt  schon  dadurch  in  sich  zusammen,  weil  vaflku 
nicht  richtig  wiedergegeben  ist;  es  heisst  nicht  krumm,  sondern 
etwa  »sich  tummelnd,  sich  hin  und  her  bewegend."  —  Zu  punkt 
5  bemerke  ich:  eine  Schwester  des  Rudra,  Ambikä,  kennt  der 
Rigveda  nicht;  nur  in  der  Väj.  S.  und  im  Qat.  Br.  wird  eine 
solche  flüchtig  erwähnt;  wir  wissen  aber  gar  nichts  näheres  von 
ihr  und  haben  keinen  grund,  sie  mit  Artemis  zusammen  zu 
stellen.  —  Punkt  6:  Die  beziehung  des  Rudra  zur  maus  ist 
eine  ziemlich  vage.  Sie  wird  in  der  Väj.  S.  als  ihm  gehörig 
bezeichnet,  ihm  geweiht;  wenn  man  aber  bedenkt,  wie  leicht 
man  es  gerade  in  jener  literatur  mit  allen  möglichen  Zusammen- 
stellungen nimmt,  wird  man  diese  thatsache  nicht  zu  hoch  an- 
schlagen. Was  Apollon  betrifft,  so  ist  die  ableitung  seines, 
übrigens  auch  durchaus  localen,  namens  Sjuiv&evg  von  a/iiv&og 
maus  noch  nicht  als  sicher  gestellt  anzusehen.')  Auch  spielt  die 

>)  Vgl.  auch  Die  herabkunft  des  feuers  u.  g.  p.  202.  Kuhn  hebt  es 
selbst  a.  a.  o.  der  zeitschr.  hervor,  dass  er  die  bezüge  da  nur  andeute, 
und  fügt  hinzu,  dass  dieselben  sich  noch  bedeutend  vermehren  Hessen. 
Daza  ist  es,  wie  schon  erwähnt,  leider  nicht  gekommen. 

«)  Falls  Ebel  recht  hatte  (diese  ztschr.  VII  p.  227.  228)  die  wurzel 
math,  manth  als  ursprünglich  smath^  smanth  anzusetzen,  wozu  er  durch 
erwägnngcn  ganz  anderer  art  gelangt,  so  würde  i:uiy^evgy  welches  er  be- 
reits zu  dieser  wurzel  stellt  und  durch  .schütze**  übersetzt,  zu  einer  wurzel 
celangen,  welche  gerade  das  erzeugen  des  feuers  durch  reiben  oder  quirlen 
bedeatet,  könnte  also  gerade  für  die  theorie  ApoUon-Agni  aufs  beste  ver- 

15* 


228  ^-  ^*  Schroeder, 

maus  bei  ApoUon  nur  eine  untergeordnete  rolle,  die  beziehong 
Apollon's  zu  ihr  trägt  einen  mehr  localen  Charakter,  und  man 
wird  auf  diese  berührung  nicht  gar  zu  viel  gewicht  legen,  wenn 
man  bedenkt,  dass  ApoUon  zu  einer  ganzen  langen  rdhe  von  tMe- 
ren  in  beziehung  steht,  und  zwar  zum  theil  in  weit  näherer 
beziehung;  so  z.  b.  zu  dem  wolf,  dem  delphin,  dem  reh,  der 
ziege,  dem  Schafbock,  dem  schwan,  dem  geier,  dem  habicht,  iem 
mben,  dem  greif,  der  eidechse,  der  heuschrecke  (vgl.  Röscher 
a.  a.  0.  p.  443).  Ausserdem  ist  aber  noch  besonders  hervor- 
zuheben, dass  dem  ApoUon  die  mause  nicht  heUig  sind,  er  er- 
scheint vielmehr  als  vertUger,  als  abwehrer  derselben  (s.  PreUcr 
a.  a.  0.  1,  161;  Röscher  a.  a.  o.  p.  431).  Daher  setzt  auch 
die  ApoUon-bildsäule  des  Skopas  den  fuss  auf  die  maus  (s.  Furt- 
wängler  a.  a.  o.  p.  457).  Die  maus  scheint  nur  eins  von  den 
schädUchen  thieren,  resp.  gewürmen  zu  sein,  die  Apollon  tödtet, 
resp.  vor  denen  er  schützt,  wie  der  ApoUon  Tlagviniog  bei  den 
Aeolern  in  Asien  die  heuschrecken  abwehrt  (s.  Preller  a.  a.  o. 
1,  202),  wobei  man  wieder  daran  erinnern  darf,  dass  Agni 
allerlei  böse  oder  widerwärtige  wesen  vernichtet  oder  abwehrt. 
—  Punkt  7:  dass  in  späterer  zeit  eine  laute  die  Rudra-laute 
genannt  wird,  besagt  nur  wenig;  die  etymologie  Xf^a  -.rtidrä 
ist  höchst  fraglich.  Übrigens  aber  ist  es  keine  frage,  dass  der 
pfeifende  Sturmwind  Rudra  mit  seinen  söhnen,  den  Marut,  ein 
musikaUsches  element  in  sich  trägt;  ein  solches  haben  wir  aber 
auch  bei  Agni  nachgewiesen. 

Es  bUebe  somit  eigentlich  nur  ein  einziger  punkt  übrig, 
von  welchem  ich  zugebe,  dass  in  ihm  eine  beachtenswerthe  Über- 
einstimmung zwischen  Apollon  und  Rudra  vorliegt,  welche  von 
Agni  nicht  behauptet  werden  kann.  Es  ist  dies  punkt  2,  die 
heilkraft,  welche  beiden  göttern  zugeschrieben  wird.  Indessen 
wäre  da  wohl  noch  die  frage  aufzuwerfen,  ob  die  beziehung 
Apollon's  zur  heilkraft  wirklich  alt  ist,  ob  sie  nicht  vielmehr 
einer  späteren  entwicklung  angehören  dürfte.  Dafür  möchte  in 
der  that  der  umstand  sprechen,  dass  bei  Homer  nicht  ApoUon, 
sondern  Uaii^ojv  als  der  götterarzt  erscheint.  Die  heUende  seite 
des  ApoUon  könnte  sich  vieUeicht  aus  der  sühnenden,  kathar- 
tischen  bedeutung  dieses  gottes  entwickelt  haben.  Wie  dem 
auch  sei,  —  in  keinem  faUe  ist  dieser  punkt  allein  im  stände, 
unserer  beweisführung  die  spitze  zu  bieten. 

werthet  werden.    Ich  lasse  es  vorläufig  dahiDgestclit,  ob  die  Sache  so  so 
erklären  sein  dürfte. 


Apollon-Agni.  229 

Schluss. 

Ich  halte  also  an  der  gleichsetzung  des  Ootßog  ^AnoXXtav 
mit  dem  Agni  Sapai-yeyiya  der  Inder  fest  und  gebe  mich  der 
hoffnung  hin,  dass  die  von  mir  gebotene  darlegung  von  der 
ursprünglichen  wesensgleichheit  der  beiden  götter  auch  andre 
überzeugen  wird.  Von  dem  neugewonnenen  ausgangspunkte  aus 
wird  es  vielleicht  gelingen,  noch  in  manche  bisher  dunkel  ge- 
bliebene frage  der  Apollonforschung,  in  sage,  mythus,  cultus  und 
kunst,  licht  hinein  zu  tragen.  Dass  dies  möglich  ist,  glaube  ich 
durch  den  vorUegenden  aufsatz  hinlänglich  dargethan  zu  haben. 

Es  ist  reizvoll  und  fesselnd,  die  gestalten  des  Agni  und 
des  Apollon,  dieser  ursprünglich  verwandten  und  doch  so  ver- 
schieden entwickelten  götter  neben  einander  zu  betrachten.  Der 
indische  gott  zeigt  seine  naturbedeutung  meist  noch  sehr  deutlich 
und  unverfälscht;  er  ist  im  ganzen  wenig  persönlich  gestaltet, 
überall  bricht  sein  elementares  wesen  als  „feuer"  durch.  Ganz 
anders  der  griechische  Apollon,  der  eine  der  kunstvollsten  und 
bewunderungswürdigsten  Schöpfungen  hellenischer  gestaltungs- 
kraft  auf  mythologischem  gebiete  darstellt.  Er  ist  bis  ins  ein- 
zelnste fein  ausgebildete  persönlichkeit,  deren  elementares  wesen 
nur  gleichsam  noch  im  kerne  brennend  und  leuchtend  wahr- 
genommen wird.  Agni  repräsentiert  im  vergleich  mit  Apollon 
mythengeschichtlich  ein  weit  zurückliegendes  Stadium,  und  nie 
darf  bei  der  vergleichung  dieser  gesichtspunkt  ausser  acht  ge- 
lassen werden.  Der  indische  gott  ist  wie  ein  älterer  bruder, 
der  vor  dem  unendlich  viel  höher  und  weiter  entwickelten  jün- 
geren bruder  doch  den  einen  Vorzug  voraus  hat,  dass  er  uns 
von  dem  gemeinsamen  Ursprünge  beider,  von  dem  alten,  väter- 
lichen heerde,  auf  welchem  sie  einst  als  eine  heilige  flamme 
loderten,  wichtige  künde  zu  geben  vermag.^) 

Dorpat.  Leopold  von  Schroeder. 


1)  Für  diejenigen,  welche  sich  mit  der  von  mir  gegebenen  etymologie 
des  namens './/rdAAoi^  nicht  befreunden  können,  bemerke  ich,  aass  das 
wesentliche  resultat  meiner  Untersuchung  —  die  ursprüngliche  identität 
TOD  Apollon  und  Agni  —  auch  dadurch  nicht  alteriert  werden  kann,  dass 
man  die  richtigkeit  jener  etymologie  in  frage  stellt.  Das  gewicht  der  ver- 
ffleichend-mythologischen  gründe  würde  dadurch  nicht  verringert  werden. 
ifir  hat  die  betreffende  etymologie  als  Wegweiser  bei  der  Untersuchung  ge- 
dient. Sie  hat  mich  auf  den  richtigen  weg  geleitet,  und  selbst  in  dem  falle, 
dass  man  sie  discreditieren  wollte,  bliebe  doch  die  thatsache  unerschüttert 
b€»tehen,  dass  der  weg  der  rechte  war  und  zu  dem  richtigen  ziele  führte. 
Sollte  dieser  umstand  nicht  auch  ein  günstiges  vorurtheü  für  die  etymo- 
logie erwecken? 


230  Wilhelm  8chaUe, 


Zwei  verkannte  aoriste. 

I. 

Dass  ici/co,  lay/i  mit  vau  anlauteten  (fi'ßaxoo ;  fi-fax^  wie 
Sida/rj;  WZ. /a;f  in  ()vaft]/jig,  lat.  vagire).  beweist  ausser  «wo- 
yoq  die  stattliche  reihe  homerischer  verse,  die  vor  diesen 
Wörtern  dehnung  einer  auslautenden  kurzen  silbe  aufweisen 
(Spitzner  de  versu  gi-aec.  heroico  25.  38,  41.  129  sq.  Hofifmann 
Qu.  hom.  II  63.  Knös  de  digammo  60).  yiveTo  /«a/jj  J  456. 
M  144  =  O  396.  n  366.  lla&sv  fia^^  S  1.  vno  fia^^g  0  275. 

di    ftaxfi    Tl    373.     T()(Jofi;    fiu/f^    P  266.    {fuh    ia/ri  Scut.  441). 

Die  verse  0  384.  X  43.  h.  hom.  Cer.  420  MsXixfi  la^^  ^f  ge- 
statten die  einfilhrung  des  digamma,  ohne  sie  zu  verlangen; 
dass  der  hiatus  in  MfXirri  7.  in  dieser  fi-age  jeder  bedeutnng 
baar  ist,  lehren  127.  170.  174.  213  desselben  hymnus.  K- 
gammalose  formen  des  nomens  (^d^iuxriv  Hes.  Theogon.  708; 
(T(p'luxri  Scut.  404;  Tiax^v  h.  hom.  XIII  3.  Quint.  Smym.  VI 
174.  cf.  auch  d^uix^joav  Ai)oll.  Rliod.  II  06.  Quirit.  Smym.  IV 
205.  IX  465.  X  210)  kennt  Homer  noch  nicht.  Lägen  an  den 
zuerst  angeführten  stellen  nur  die  reste  eines  älteren,  vor- 
homerischen sprachzust^uides^)  vor,  denen  die  tradition  zu  einer 
künstlichen  fortexistenz  im  heldengesange  verholfen,  so  wäre 
die  gelegentliche  Verwendung  der  vocalisch  anlautenden  form, 
durch  die  sich  der  dichter  als  kind  einer  jüngeren  zeit  ver- 
rathen  würde,  mit  noth wendigkeit  zu  erwarten.  Aus  ilirera 
gänzlichen  fehlen  in  der  Ilias  -  die  Odyssee  kommt  niu*  mit 
X  43  in  betracht  —  darf  man  mit  Sicherheit  folgern,  dass  der 
Verlust  des  digamma  in  f««///  erst  einer  späteren  epoche  de 
Sprachentwicklung  angehört.  Beim  verbum  sind  die  falle  desss?; 
hiatus  und  der   Verlängerung   nicht   minder   zahlreich,     ftif 


1)  Dass  zur  zeit  der  ontstchuug   der   homerischen    gedichte   das  va.'O 
noch  ein  lebendiger   laut  war,    das   zu   erweisen   genügt  der  einzige 
Sl  154    OS  /tt^fi.    Denn    dass   mit  Bekker  IL  Bl.  I  138.    Nauck  M^l 
rom.  IV  584.  Cobet  Mise.  crit.  265  nach  anleitung  von  £1  183  (of  a"  a^ft)   90 
und  nicht  anders  zu  schreiben  ist,  liegt  auf  der  band. 


Zwei  verkannte  aorieta 

fiaxoy  JbOG  =  P3I7.  ftfyu  ftäxta»  P  213.  J  160  (Seilt.  451). 
ttfu^daUa  }täx,<av  £  302  =  Ö  321  =  Y  285.  //  785.  T  41. 
Y  382.  443.  ^  81.  üuv  /lä/ovrog  A  463.  titfala  }>äynVT<% 
I  393.  }ityn  fiäxoyji;  H  421.  äk  /(«jijovrf;  3  454.  /t^a  ftö- 
;(ovffa  E  343.  x  323.  {fttyäXu  uk/ovaav  h.  hoin,  Cer.  81). 
aftipt-^a^vtav  B  316  (redupHcationslos  wie  /foiai,  jf^jfaiut 
nuii  einig«  andere  mit  /  anlautende  verba).  Die  richtige  er- 
kläruiig  dieser  form,  die  man  weder  mit  Knieger  §  28,  3,  3. 
Kiieliner  ind.  verb.  s.  iuxito.  Curt.  verh.  ü'  168.  G.  Meyer 
§547  p.  415  in  äftif-m/vrav  zerlegen  noch  mit  fibelangebrach- 
ten ändeningen  («cio;i[urav  Heyne;  li/tfia/vtav  Christ  lauüehre 
181.  uftjffa/yluv  Ahrens  Rh.  Mus.  II  178.  d/Aipi/Jovaay  Son- 
lendam  Ebel.  s.  v.)  behelligen  darf,  gab,  wie  ich  nachträglich 
au»  Ebeling  ersehe,  bereits  ein  anonymns  im  Centralblatt  1869 
p.  1243.  —  Weder  fUr  noch  gegen  digamma  sprechen  Z  468. 
0  341.  Der  einRlhrnng  des  /  widerstrebt  ein  vera  des  T  (424 
ij  ptt  nai  «f  njnuTOin'  läymv  «jjt  fiiövvxuz  /nnoug),  dem  Chnst 
durch  die  keineswegs  plausible  conjectnr  Bentley's  ht  n^änot- 
atv  ewv  aufhelfen  zu  können  glaubte.  Die  Verweisung  auf 
M  315  Avxi'otai  fitia  nnonoiaiv  furäfttv  ijäe  fiü/tjg  xavaTfi'gtjg 
ümftoXti<iat  entscheidet  selbstverständlich  nichts;  mir  scheint 
es  natflrllcber  und  dem  zusammenhange  angemessener,  stellen 
wie  A  296  iyi  npoiro»!»  ßtßijxti  (ef.  O  635.  H  258)  heranzn- 
öehen  und  ev  n^iöxotat  unmittelbar  mit  f/e  zu  verbinden: 
jSprachR  und  lenkte  die  rosse  in  die  ersten  reihen." 

Stets  nlme  digamma  erscheint  das  in  H.  nnd  Od.  20  mal 
'«gegnende  imperfectum  la/ov.  Nach  dem  vorgange  anderer 
^^i  Naack  auch  in  dieser  form  das  digamma  durch  consequente 
""  den  kritischen  noten  empfohlene  textänderungen  wieder- 
'"'rüustellen  versucht.  Durch  leichte  correctur  liess  sich  dies 
•'Teichen  A  482.  ;9  428.  .^  228  ^tj-ÜA'  iaxi;  ^219  Sie  r';o;Kf,- 
^  403.  /  50.  Jtf  835.  E  860.  S  148  in.'axov:  2  29.  O  'lO 
f"Yü\'  iit^nv,  an  welchen  stellen  die  buchstaben  x,  r,  n  getilgt 
werden.  Tiefer  muss  man  schneiden  N  822.  834.  P  723,  wo 
'"*  i'i'axt  einem  Z  3'  ifi'axs  platz  machen  soll;  J  125  /ley' 
'"Jr*»,  wo  iftayn',  V  216  titya  d'l'axt,  WO  rö  3'i/i'axe  vor- 
^'^'^hlagen  wird;  B  333.  394  ftty'  i«/o>,  wo  man  die  wähl 
"*'  Zwischen  ä'emfiuxov  und  Si  ifiaxnv.  Y  62  endlich  alro 
"'  'axt,  von  welchem  verse  Goebel  Z.  f.  ö.  G.  1876,  248  eioea 
""«"kwürdigen  gebrauch    macht,  und  *  395  Tiifit  J'j'a/t  nit^ij 


232  Wilhelm  Schalze, 

hat  Naack  anangetastet  gelassen.    Bei  Hesiod  schreibt  FUch 
(die  hesiod.  gedichte  1874)  Seat.  382  fiiya  fia^ov  und  giebt  der 
fonn  TtBQiaxs  Theogon.  678,  die  Choeroboscus  EM  92,  10  (cf. 
Lobeck  Eiern.  I  290).  Kuehner  §  53,  5,  C,  d  ans  neQuax^  her- 
leiten, Hennann  Orph.  820.  Elem.  doctr.  metr.  51.    GroettÜBg 
z.  St.   Ahrens  Diall.  IT  357.   Krneger  Diall.  §  12,  2  anm.  11. 
Fnehrer  Philolog.  XLIV  (1885)   p.  56   und  andere  mit  ä£^- 
oi/jTai  Theog.  733  vergleichen,  Paley  (s.  Hesiod.  ed.  Koechly- 
Kinkel  XXXITI)  nnd  Nanck  M61.  gr.  rom.  IV  625  {dh  i/taxi) 
ans  der  weit  zn  schaffen  sich  bemUhen,  das  zeichen  der  cor- 
niptel:  dagegen  lässt  er  in  dem  ,,hymnenfragment^  Theogon. 
68—74  (vgl.  note  auf  p.  34)  ein  negi  Sl,ax€  69  anbeanstandet 
Scnt.  382  beruft  er  sich  auf  die  lesart  des  cod.  Voss.  (XV  saec.) 
fuya  'laxov,   die   mv  jedoch   als  unverfälschtes  zeognis  alter 
Überlieferung  anzusehen  und  zu  verwerten  kein  recht  haben. 
Denn  wie  die  Schreiber  einiger  codd.  Scut.  451  (vgl.  andi  die 
ann.  crit.  zu  x  323)   das   überlieferte  fiiyä   Taxov  nach   382 
fuyaX'  'laxov  in  ^uyal!  laxov  verdorben  haben,  so  hat  der  Schrei- 
ber des  cod.  Voss,  oder  seines  archetypus  einmal   umgekehrt 
die  lesart  von  vers  382  (und  ^  506  =  P  317)  auf  451  fälsch- 
lich übertragen.    Ähnliche   Übertragungen   finden  sich  in  der 
Überlieferung  des  älteren  griechischen  epos  auch  sonst.     Dar- 
nach kann  von  einem  gut  „überlieferten"  ^leyä  taxov  nicht  die 
rede  sein. 

Die  einfache  aufzähhmg  der  von  Nauck  für  nothwendig 
erachteten  änderungen  reiclit,  glaube  ich,  hin,  um  zu  zeigen, 
dass  dies  kritische  verfahren,  das  die  offenkimdige  gleichartig- 
keit  der  einzelnen  fälle  vollkommen  verwischt,  den  Stempel 
der  unWahrscheinlichkeit  an  der  stirn  trägt.  Was  soll  sodann 
die  Verlängerung  der  reduplicationssilbe  in  ijlaxov,  /fax^r, 
über  die  sich  billigerweise  schon  Hartel  Z.  f.  ö.  G.  1876,  640 
gewundert  hat,  wälu'end  Leo  Meyer  V  938  f taxov  einfach 
registriert,  ohne  sich  über  die  natur  der  länge  auszusprechen? 
Nur  Osthoff  hat  MU  IV  195,  wo  er  die  von  Curtius  verbum  P 
133  und  G.  Meyer  §  478  gebilligte,  mit  den  übrigen  Zeug- 
nissen, die  für  Homer's  zeit  durchaus  fiax^y  /'«/^  erweisen, 
unvereinbare*  erklärung  der  fonn  iuxov  als  eines  mit  dem  aug- 
mentum  temporale  versehenen  imperfectums  mit  gutem  gründe 
zurückweist,  eine  rechtfertigung  des  langen  vocals  in  der  re- 


Zwei  verkannte  aoriste.  233 

dnplicationssilbe  versucht,  der  ich  jedoch  keinerlei  beweiskraft 
beizumessen  vermag.  Zwar  kennt  das  Sanskrit  i  in  der  redupli- 
cationssübe ,  aber,  abgesehen  von  den  reduplicierten  aoristen, 
deren  bildung  durch  ganz  eigenthümliche,  euphonische  gesetze 
geregelt  scheint  (Huebschmann  Idg.  vocalsystem  61  sq.),  nur 
bei  wurzeln  auf  l  (Whitney  §  676);  wozu  das  von  Kluge  PB 
Vin  342  ans  licht  gezogene  german.  rlraimi  treflSich  stimmt. 
ntnTto,  auf  das  sich  Kluge  beruft,  ist,  wie  auch  Brugmann 
gesehen  hat,  nach  ginzto  umgestaltet;  ntq>avax(o  femer,  das 
die  alten  technici  nicht  ganz  zutreffend  als  einziges  beispiel 
seiner  art  bezeichnen  (Lobeck  Technolog.  83),  und  xixdv(o 
(=  hom.  xlxotvw),  das  man  ohne  genügenden  grund  durchweg 
in  das  daneben  überlieferte  xiyyavia  hat  ändern  wollen,  ver- 
danken die  dehnung  der  folgenden  aspirata,  der  man  die  fahig- 
keit,  vorausgehende  Silben  durch  eine  art  von  positionswirkung 
zu  verlängern,  nicht  wird  bestreiten  können  (vgl.  0.  Schneider 
Callimach.  I  140.  G.  Meyer  §  213  p.  190  u.  a.),  obwohl  sich 
die  bedingungen,  unter  denen  dieselbe  sich  bethätigt,  zur  zeit 
unserer  kenntnis  völlig  entziehen.  rixaivovTsq  endlich,  das 
Hesiodus  Theog.  209  sibi  permisit  ut  hinc  Titanum  nomen  extri- 
caret  Lobeck  Elem.  I  158,  beruht  auf  etymologischer  Spielerei. 
Es  fehlt  also  durchaus  an  genügenden  parallelen,  denen  wir 
zu  glauben  verpflichtet  wären ,  dass  ein  präsens  jlfix^  ^*^^ 
den  bildungsgesetzen  der  griech.  spräche  überhaupt  mög- 
lich ist.^) 

Dazu  kommt,  dass  sich  Nauck  öfters  in  die  nothwendigkeit 
versetzt  sieht,  seinem  principe  theile  des  sprachlichen  aus- 
drucks  zu  opfern,  die  man  nur  ungern  entbehrt;  so  fxsya  V 
216  (auch  B  333.  394.  J  125) ,  ini  H  403.  /  50  äg  €q)a&\ 
ot  i*  aqa  navrsq  smaxov  vhg  ji/auSv  fxvd^v  ayaaadfJLevoi  /fio- 

fAfideoq,  womit  man  vergleiche  ^  310  sqq.  (0  542)  cSc  "Extooq 

dy6^fv\  ini  ds  TgtSeg  xsXaSrjaav,  TBxTO()t  iäsp  ydg  infjvrjaav  xaxa 

fi^fTiaovTi,  N  822.  834.  (vgl.  Callimach.  h.  ApoU.  102.)  Dass  ineya 
und  ini  an  den  genannten  stellen  unentbehrlich  seien,  will  ich 


»)  Die  ausfühningen  Knös',  der  an  vermeintliche  digammadehnungen 
in  r^ii^r,,  fydios  (d.  i.  hdljiog ,  wie  bereits  Legerlotz  KZ.  VII  299  richtig 
erkannt  hat,  ohne  bis  jetzt  überall  gehör  gefunden  zu  haben;  iydiog: 
iydiof  »«  nayyvxios:  nayyvxog)  erinnert,  können  auf  sich  beruhen. 


234  Wilhelm  Schulze, 

damit  keineswegs  behauptet  haben  (vgl.  z.  b.  B  333.  394); 
doch  wird  man  nicht  umliin  können  anzuerkennen,  dass  solche 
Streichungen  vne  die  eben  berührten  dem  Naack'schen  ver- 
fahren keineswegs  zur  empfehlung  gereichen. 

Wackemagel,  der  Z.  XXV  279  eia/ov  (aus  i/iaxov)  em- 
pfolüen  hatte,  bekennt  noch  XXVII  275  an  dieser  seiner  an- 
sieht, die  Monro's  beifall  gefunden  hat  (hom.  gramm.  p.  292), 
festhalten  zu  müssen.  Mir  scheint  durch  diesen  verschlag  im 
gründe  nichts  gewonnen ;  denn  um  die  digammaverletzung  im 
anlaut  los  zu  werden,  müssen  wir  jetzt  in  20  versen  eme 
nicht  minder  anstössige  contraction  im  wortinnem  in  den  kauf 
nehmen,  die  zu  veitheidigen  ein  paar  vereinzelte  fäUe  wie 
fiöov  ji  112,  T  292.  X  194.  k  162  (oft  efiäov  Nauck  Mel.  gr. 
rom.  II  408),    sl'ajo  2  596  (efsoTo  M  464.  h.  hom.  Ven.  86. 

zu  perf.  fearai;    efiaaajo    K  23.   177.    sfiaaaT    %  529)    um  SO 

weniger  gentigen,   als   sie   sich  leicht  beseitigen  oder  anders 
erklären  lassen;   worauf  ich  bei  anderer  gelegenheit  zorfick- 
kommen  werde.    Zwar  ist  es  eine  allgemein  anerkannte  that- 
sache,  dass  inlautendes  digamma  früher  geschwunden  ist,   als 
anlautendes;  wir  sind  jedoch  in  keiner  weise  berechtigt,  dem 
vau  in  ijiuyov  den  character   eines   inlautenden   consonanten 
zuzusprechen.    Mochten  die  vioq^  dst'dio,  nokhg  u.  s.  f.  bereits 
in  homerischer  zeit  des  /  verlustig  sein,  so  lange  fidx(o,  fiayJi 
in  curs  blieben,  hiess  das  imperfectum  ifiayov  und  nicht  h'a/ov. 
Und  selbst,  wenn  es  iiuyov  gelautet  hätte,  würde  die  contrac- 
tion zu  eiuye  den  homerischen  lautgesetzen  zuwiderlaufen;  mir 
wenigstens  ist  aus   dem  homerischen  wort-  und  formenschatze 
kein  sicheres  beispiel  bekannt,  das  an  so  zahlreichen  stellen 
die  contraction  zweier  ursprünglich  durch  digamma  getrennter 
vocale  zuliesse.     Die  —  meist  vereinzelten  —  fälle,  in  denen 
trotz  des  /  contraction  erscheint,   beruhen,   so   weit   es  sich, 
nicht  um  interpolationen  handelt,    durchweg   auf  trtibung  der^ 
überliefern!  g  oder  auf  absichtlicher  modernisierung  {ßrjvai  fBr 
ßtjuEv  u.  s.  f.);    andere  wie  naioi,  ergstuy  xlaiw  kommen  bfei 
richtiger  erklärung  ausser  betracht.     Im   allgemeinen  gilt  flLr 
Homer   die  regel,    dass  einstiges  digamma  zwischen  vocalen 
contraction   und   synizese   durchaus   verhindert.     Eine  eigen- 
artige  ansieht  hat  Hartel   H.  Stud.  III  37  unter  zustimmungr 
von  Rzach  dialect  des  Hesiod  387  (vgl.  383),  Smyth  El  p.  60 


Zwei  rerkannte  aoriste.  235 

und  Fick  vorgetragen,  der  die  von  Hartel  postulierten  formen 
vl'a/ov,  invtaxov^)  in  seinen  homertext  anfgenommen  hat.  Bei 
anderen  ist  Harteis  ansieht  auf  lebhaften  Widerspruch  ge- 
stossen,  so  bei  Clemm  C.  Stud.  IX  412  sq.  Flach  BB  11  14 
anm.  12.  Wackemagel  Z.  XXVn  275;  auch  Curtius  verhält 
sich  ablehnend  grdz.^  565,  ebenso  Christ  D.  p.  161  sq.  Und 
in  der  that  muss  man  gestehen,  dass  schon  die  ausserordent- 
lich geringe  zahl  von  belegen,*)  die  Hartel  und  seine  anhänger 
für  ihre  hypothese,  nach  der  anlautendes  /  in  Verbindung  mit 
folgendem  kurzen  vocal  metrisch  die  stelle  einer  länge  oder 
zweier  kürzen  auszufüllen  geeignet  ist,  beizubringen  vermocht 
haben,  ein  in  seiner  tragweite  nicht  zu  unterschätzendes  argu- 
ment  gegen  dieselbe  bildet,  da  wir  bei  dem  ziemlich  häufigen 
vorkommen  des  digamma  im  wortanlaut  mit  gutem  gründe 
erwarten  dürften,  auf  schritt  und  tritt  den  bestätigungen  der 
Hartel'schen  regel  zu  begegnen.    Doch  findet  sich  nirgends 

viöeip,  nirgends  viov,  nirgends  vaäetv,  vakijvai,  vukig,  vdva'^, 
vdxag,    vixaarog,    vexfjßokog,    vexoiv,    vinog,  vhfjg,    vhog,    vona. 

Und  angesichts  dieser  thatsache  soll  man  glauben,  dass  in 
/luxco  niclit  weniger  als  20  mal  vocalisation  des  /  eingetreten 
sei!  Nur  ganz  gesicherte  und  jeder  anderen  auflfassung  unzu- 
gängliche beispiele  könnten  uns  veranlassen,  für  das  ange- 
deutete misverhältnis  den  bösen  zufall  allein  verantwortlich 


1)  Fick's  berufuDg  auf  den  so  gewonnenen  reim  (nvtttxov  vug  l-fxatwy 
lUas  p.  535  lässt  sich  natürlich  als  argument  für  Hartel  nicht  verwerthen. 
Beiläufig  möchte  ich  fragen,  ob  der  reim  Hq^hviki  aynotH'rtyio  sicher 
steht,  iqfn  ist  neben  dQ^ir,  dqn  recht  wohl  denkbar,  und  dyfQdfKt/ufyoi' 
ttyaQTiäactyTfg  hat  Hesych  (s.  Fick  Od.  2). 

s)  Die  fälle  der  vocalprothese  vor  digamma  wie  //  i  xoat  ffdya  u.  s.  f. 
in  diese  frage  hineinzuziehen,  ist  baare  Willkür,  da  wir  keinerlei  vernünf- 
tigen grund  haben,  die  möglichkeit  eines  solchen  f-  Vorschlages  zu  leugnen. 
Zudem  sind  die  ausserhomerischen  fTxoat,  etQye,  tiQvam,  tlXt^m  schwerlich 
anders  als  aus  ^/(xoai,  fjfQyf  (vgl.  das  von  Smyth  EJ  57  ganz  unglücklich 
behandelte  hom.  f(Qyt)  u.  s.  f.  zu  erklären.  —  Solche  fälle  von  digamma- 
verletzung  ferner,  in  denen  die  quantität  nicht  alteriert  wird  (l'Jpw?,  VAto? 
z.  b.  Z  886.  478  Fick  BB  IX  204),  sind  zunächst  bei  Seite  zu  lassen.  Wenn 
die  Prüfung  derjenigen  fälle,  in  denen  uns  die  quantitätsverhältnisse  eine 
controlle  gestatten,  ergeben  sollte,  dass  Homer  sich  in  der  that  die  vo- 
calisation des  anlautenden  digamma,  durch  welche  dasselbe  den  werth 
einer  more  erhält,  gelegentlich  erlaubt  hat,  so  mag  man  17Jlfo»' schreiben; 
ergiebt  sich  das  gegentheilige  resultat,  so  hat  man  sich  mit  der  digamma- 
verletzung  in  den  genannten  worten  eben  in  anderer  weise  abzufinden. 


236  Wilhelm  Sclmlxe, 

ZU  machen.  Sehen  wir  uns  darauf  hin  einmal  die  paar  Me 
an,  in  denen  Hartel  die  ecksteine  gefunden  zu  haben  glaubte, 
die  das  ganze,  luftige  gebäude  seiner  auch  in  anbetracht  der 
weiteren  entwicklung  der  griech.  spräche  nicht  eben  wahr- 
scheinlichen theorie  tragen  und  stutzen  sollten. 

viaaai  muss  dem  Curtius'scheu //ffffaai  (=//Saaai  wie/«- 
laat  =  ffji^aai,  Über  welche  form  Brugmann  MU  in  18  nicht 
überzeugend  handelt)  weichen;  vgl.  verb.  TP  157  anm.  Leipz. 
Stud.  m  198  sqq.   Wackemagel  KZ.  XXV  266.    Osthoff  Mü 
IV  64.  Perfect  397.   Joh.  Schmidt  Z.  XXVI  324;  Brugmami 
Gr.  Gr.  §  137 ;  anders  G.  Meyer  §  550  p.  417.  —  Wackemagd's 
noXv/iSfog  (att.  nokvlSog;  zur  Schreibung  vgl.  TloXitSog  IdU- 
xaQvaaaevg  Dittenberger  Sylloge  6,  46.  60.  V  saec,  RoXv/deiog 
thessal.  Cauer«  409  =  ColUtz  I  345,  84)  Z.  XXV  261.  XXVH 
275  ist  ohne  bedenken,  ungeheuerlich  dagegen  HarteFs  JZoXr- 
viäog;  unrichtig  auch  Knös  120.  Christ  D.  E  148.  Osthoff  MU 
IV  63.  Smyth  EI  p.  68.  —  Wenn  Hartel  P  5  ngiv  iiSvta  (ebenso 
Rzach  383  bei  Hesiod  Theogon.  887;   anders  Flach)  zu  lesöi 
empfiehlt,  geht  er  von  der  richtigen  ansieht  aus,  dass  der  ho- 
merische dialect  in  diesem  femininum  die  vocalsteigerung  ver- 
schmäht (Ahrens  Rh.  Mus.  II  176;  vgl.  auch  La  Roche  H.  T. 
286  sq.);   der  eingestandenermassen  vorhandene  anstoss  lässt 
sich   aber   ebenso   gut   durch   die  von  Fick  D.  p.  501  vorge- 
schlagene athetese  der  verse  P  5  und  6  beheben ,    die   unbe- 
schadet des  Zusammenhangs  fallen  können,  vgl.  z.  b.  E  299  sq. 
ov  nqiv  ys  idvia  verlangen  Doederlein  und  Flach  BB  11  15  not. 
14,  ov  nQoa^s  fidvla  vermuthet  Christ;  unrichtig  Osthoff  MU 
IV  63.  —  E  487  will  Hartel  hvov  xuUvre  navayQöv  schreiben 
statt  des  überlieferten,  von  Hermann  de  metris  66.  elem.  doctr. 
metr.  41.    Rasch  de  productione  syllab.  brev.  in  Diade  13  sq. 
Westphal   Metiik«  96.     Brugmann   C.  Stud.   IV    166  sq.  mit 
unzureichenden  gründen  vertheidigten  alovrs,  Bentley,  Heynft, 
Gerhard  lect.  Apoll.  107,  Nauck  halten  Xtvov  navdyQoio  äkovrs^ 
für  die  ursprüngliclie  lesart,  eine  vermuthung,  die  an  der  ua- 
homerischen  correptio  attica  in  navayQoio  scheitert;  SitÜ  Phil. 
XXXXIII  5  und  Yiok  Dias  p.  374  zu  E  487  denken  an  ;/V»^o 
ukovTB  navdyQov,  ohne  ZU  erwägen,  dass  die  cäsur  xara  rixtt^- 
Tov  TQoxatov  bei  Homer  verpönt  ist  und  die  gelinge  zahl  tob 
stellen,   an  denen  sie  erscheint,   nimmermehr  durch  coigectur 


Zwei  verkannte  aoriste.  237 

vermehrt  werden  darf.*)  Doederlein's  ivaXovTs  und  Curtius' 
iakovrs  verdienen  keine  berücksichtigung.  Die  lösung  der 
Schwierigkeit  ist  einfach  genug.  Dass  aUvrs  unhomerisch  ist, 
muss  zugegeben  werden;  dass  es  neuionisch  sein  kann,  lehrt 
ein  schon  von  Sittl  angezogener  vers  des  Hipponax  fr.  74, 
1  B*.    Damach  ist  alles  in  bester  Ordnung,   wenn  wir  die 

Worte  c5^  d^ptai  h'vov  aXovTS  navayQOv  ävdgaai,    die  sich  ohne 

irgendwelche  Schädigung  des  metrums  oder  des  Zusammenhangs 
herausheben  lassen,  als  zuthat  eines  ion.  rhapsoden  späterer 
zeit  ausscheiden  (s.  Nauck  zu  ^p  48)  und  aus  £  487  sq.,  ohne 
einen  einzigen  buchstaben  zu  verändern,  6inen  vers  machen: 

fHijnaig  Svainivhaatv  eXiop    xai   xvQ^a    yivfja&s.     Neuion.   aX6vT€ 

hat  sein  ä  durch  Übertragung  aus  dem  indicativ  iaXoDv  (=  ^iu- 
X(ov)  erhalten;  ähnlich  a|at  nach  ia^a  (=  ijfal^a),  wofern  der 
circumflex  gesichert  ist  (Lobeck  Paralipom.  400).  Den  Hartel- 
schen  beispielen  hat  Fick  unter  Verweisung  auf  Hes.  dßtvx- 
rog  vivt,m  o  162  (att.  ivl^oai)  hinzugefügt,  dessen  zeugnis  nicht 
eben  schwer  wiegt,  da  herkunft  und  bildung  keineswegs  auf- 
geklärt sind.  Froehde  erinnert  an  lat.  jugere;  auch  könnte 
i  rCa>  ein  rein  onomatopoetisches,  etwa  von  einer  vorauszusetzen- 
den interjection  iv  gebildetes  wort  sein  (Herm.  X  125.  MU  IV 
185  adn.  2.  Callim.  h.  Ap.  97  trj  tij).  Ein  zwingender  grund, 
tvl^co  und  ßlvl^ot}  (att.  tvl^ot))  flir  identisch  zu  halten,  liegt 
nicht  vor;  auch  in  der  bedeutung  decken  sich  beide  verba 
nicht  völlig;  vgl.  P66.  :^572.  o  162  mit  Ahrens  n47  not.  18. 

Damit  sind  alle  fälle  vermeintlicher  vocalisation  eines  an- 
lautenden /  erledigt  mit  ausnähme  des  einzigen  iaxov,  das 
man  unter  diesen  umständen  durch  vl'axov  zu  ersetzen  kein 
recht  mehr  hat. 

Um  eine  befriedigende  erklärung  der  diesem  Präteritum 
eigenthümlichen  scheinbaren  digammaverletzung  zu  finden,  ist 
es  nöthig,  sämmtliche  stellen,  an  denen  formen  von  fiax(o  be- 
gegnen, auf  ihren  syntactischen  character  hin  genauer  zu 
untersuchen. 

/idxco  ist  seiner  form  nach  ein  deutliches  praesens  und 
findet  dementsprechend  an  allen  stellen,  deren  Verzeichnis  ich 


0  Auch  sonst  kümmert  sich  weder  Fick  noch  Sittl  um  diese  beob- 
achtang  G.  Hermann's.  Jener  bietet  IL  p.  XXV  (fo.uoe  xe  xvd^taai  xai 
a^kri;  dieser  wagt  a.  a.  o.  16  der  unzweifelhaft  richtigen  Nauck'schev 
lesong  (fV^ixro  ein  fehlerhaftes  ^ifAag  dh  iixxo  yvvaixl  zu  substitllidre 


238  Wilhelm  8chulze, 

bereits  oben  gegeben  habe,  als  präsens  (bz.  jiayov  als  imper- 
fectum)  Verwendung.  Recht  augenfällig  ist  die  imperfecta 
bedeutung  V767  in  der  beschreibung  des  wettlavfes:  S^^OSv- 

aevg  d^iev  iyyvd^v,  avtag  onia^ev  i/via  rvnre  noieaai,  na^o; 
xoviv  diLKpi/vd-^vat'  xad  ä^  uqu  foi  x((paX^g  /€  dvriniva  dtoq  'Odva- 
OBvq  aul  Qififfu  &f(ov'  fia/ov  6'   ini   navrsg  Iti/atoi  Vi'xtig  /if- 

l^dvo),  /tidXa  de  aneiäovii  xikBvov,  an  welcher  Stelle  es  sich 
deutlich  um  die  wiederholten  ermunternden  zurufe  der  menge 
handelt;  den  besten  commentar  liefert  Theokrit  XXII  91  in 
der  Schilderung  des  faustkampfes  zwischen  PoUux  und  Amy- 

kus:  Beßgvxeg  6*  inavjsov,   ot  6*  iriofod'BV  ^goofg  xqutsqov  17o- 

Xvd€vx€a  ^aqavvBaxov  (iterativ!).   Auch  J  506  (=P317)  /cooiy- 

aav  i*  vno  t€  nQo^ayoi  xai  q>aiäif.iog  "Ext(oq  ,  ^AQyiiot  de  ^iya 
fiaxoV  f€QvaavTO  Ss  Vfxgovg,    Idvaav   ds   nokv   ngoTegoa  ist  die 

auffassung  der  form/tcc;fov  als  imperfectum  recht  gut  möglich. 
Der  satz  ^Agyeioi  —  jiuyov  führt  nämlich  die  erst  mit  jb^v- 
aavTo  di  fortschreitende  erzählung  nicht  weiter,  sondern  tragt 
gewissermassen  eine  das  hauptereignis  (/(agfjaav)  begleitende 
handlung  nach,  vertritt  also  einen  paiticipialsatz  vde  fiaxovronf 
l4gyfi(ov;^)  man  hat  demnach  etwa,  wie  folgt,  zu  übersetzen: 
„Rückwärts  wichen  die  ersten  des  kampfs  und  der  strahlende 
Hektor  unter  der  Grieclien  geschrei;  die  aber'^)  entzogen  die 
toten,  drangen  sodann  noch  tiefer  hinein."  Voss'  Übertragung: 
„Aber  die  Danaer  schrien  laut  auf"  lässt  sich  zwar  mit  dem 
zusammenhange  der  stelle  nicht  minder  gut  vereinigen,  wird 
aber  der  gi'ammatik  nicht  gerecht.  Die  interpunction  (komma 
nach  fiaxov)  habe  ich  meiner  auffassung  entsprechend  (kolon 
an  derselben  stelle)  geändert. 

Das  particip  hat  deutlich  präsensbedeutung  h.  hom.  Cer. 

81  0  J*  vno  ^6(fov  rjsQOfvxa  ägna^ug  tnnointv  dyev  fuyiXa 
la^ovoav  (20  agnd^ag  J'  dixovuav  ini  yQVöioiaiv  oyoiatv  rfl 
iXotpvgoiiidvrjV ;  Vgl.  auch  432  Sq.);  T  41  ß!j  nuQu  &ipa  daXaa- 
arjg    dVog    A/ikXsvg    ojueQ^aXda    fid/(ov ,    WO     die     absicht  des 

Achilles,  die  Acliäer  zusammenzurufen,  selbstverständlich  ein 


>)  Cf.  X  237  Tff/(o>;  ^i*/.V*i>  ,  cilkoi  ö^n-ioa&f  fth'ovotr,  WO  der  TCW 
auch  {(Xktoy  *V7.  fifyoyrioy  erlaubt  hfttte  (Bekkrr  H.  Bl.  272);  E  581  3/i'- 
dütyn  ßttk*  i]yloyoy,  o  J*  i^.itatnf(ff  uMyvyag  SAiiovg,  /fQ^uttJiip  dyx^i^ 
rvxtijy;  S477  ty&*  I4xctttag  Unounyoy  BonoTiOy  ovinoi  Jovoi  df^i  xi^^' 
yyiJT(i)  ßfßauji'  o  J'  vi^fkxn  no^ohv  u.  a.  ni. 

«)  Wegen  der  anknüpfung  des  satzes /^praroTo  (St  cf.  z.  b.  J4Miq« 


Zwei  verkannte  aoriste.  239 

mehrmaliges  id/jiv  nöthig  machte  (vgl.  jB  97.  0  687) ;  deutlich 

wohl  auch  P  212  ^uera  de  xXssTOvg  inixovQOvg  ßij  qu  fiiya  fia- 

Xtov  (vgl.  P  88),  während  an  den  übrigen  stellen  die  aoristische 
auffassung  (vgl.  M  207.  71  566)  ebenso  gut  möglich  ist  wie  die 
imperfectische  (vgl.  II 430. 1 30.  Soph.  0.  R.  1252.  Theokr.  XXV 
70).  Wegen  A  463  vgl.  unten  s.  248.  Demgegenüber  ist  es  im 
höchsten  grade  bemerkenswerth,  dass  'taxov  an  einer  reihe 
von  stellen  aorist  sein  muss,  an  allen  aorist  sein 
kann;  nicht  minder  bemerkenswerth ,  dass  der  homerische 
Sprachgebrauch  auch  T  424  den  aorist  zu  verlangen  scheint, 
d.  h.  dass  in  allen  denjenigen  versen,  die  digamma- 
Verlust  zeigen,  den  betreffenden  verbalformen 
aoristische  bedeutung  zugesprochen  werden  muss 
oder  kann.^) 

Dass  in  den  homerischen  gleichnissen  der  gebrauch  des 
imperfectums  und  des  plusquamperfectums  unzulässig  ist,  hat 
G.  Hermann  Opuscula  11  43  sq.  endgültig  festgestellt;  vgl. 
auch  Fr.  Franke  über  den  gnomischen  aorist  der  Griechen  in 
den  berichten  d.  sächs.  ges.  d.  wiss.  1854  s.  76.  Krueger  Diall. 
§  53,  10,  4.  Kuehner  §  386,  8  mit  anm.  2  (H*  p.  138;  cf. 
!!•  pag.  217  anm.  1).  0  272  und  wohl  auch  A  549  las  Ari- 
starch  richtig  iaasvavro  (Arth.  Ludwich  Aristarch's  hom.  text- 
kritik  dargestellt  nach  den  fragmenten  des  Didymus  I  333). 
J  483.  P  435  ist  mit  G.  Hermann  statt  des  überlieferten  ns- 
fvxsi  bz.  iari^xei  vielmehr  nsqjvxji  bz.  eaTijxji  zu  schreiben, 
wofern  man  nicht  vorzieht,  an  den  genannten  stellen  reste 
der  ursprünglichen  conjunctivbildung  (je/dofiev,  nsnoi&ofiev)  an- 
zuerkennen, n  633  hat  man  die  wähl  zwischen  dem  indic. 
perf.  oQcoQe  (D  Vind.  Eustath.;  ev  naiv  oQa)Q€  schol.  A),  der 
alten  conjunctivform  oQdQn  (Aristarch.,  Ludwich  a.  a.  o.  412) 
und  der  gewöhnlichen  oQcoQtj.    M  156   viqidäsg   S*   äg  mmov 

1)  Die  erste  niederschrift  des  hier  mitgetheilten  aufsatzes  stammt  aus 
dem  sommer  des  Jahres  1884;  erst  vor  wenigen  monateu  bekam  ich  Monro's 
hom.  grammatik  zu  gesicht,  in  der  ich  auf  p.  27  folgende  bemerkung  finde: 
^axe  iE  an  aorist  II.  18,  219  and  may  always  be  so  in  Homer.  Monro  hat 
jedoch  von  dieser  richtigen  beobacbtung  keinerlei  gebrauch  zu  machen 
Teretanden;  denn  p.  292  ist  die  rede  von  dem  imperf.  t^a^ov,  das  er  wie 
Wackemagel  in  itte^oy  geändert  wissen  will.  Nicht  viel  später  fiel  mir 
Alfr.  Zickler  de  causis  duplicis  formae  aoristi  graeci  1865  Viadr.  in  die 
binde,  der  p.  18  sq.  die  offenbar  zu  weit  gehende  behauptung  aufstellt, 
diM  ifix*»  l^ei  Homer  omnibns  locis  aoristische  bedeutung  habe. 


240  Wilhelm  Schulze, 

flpai;*  gehört  das  imperfectum  dem  hauptsatze  an ;  vgl 
8.  V.  (5c  pag.  499  liuke  col.  mitte.  Dass  inrifvor  11  487  eine 
wirkliclie  aoristforni  ist,  bezweifelt  Iieute  niemand  mehi-;  das- 
selbe gut  von  inkiio  ß480.  Das«  exXvov  (im  gleichnis  J45ö. 
N  303)  seiner  bedeutung  nach  aorist  ist,  wird  ziemlich  aIlg^ 
mein  zugestanden;  Buttmann  IJ  s.  v. ;  Ahrens  foi-meiilehre' 
§  88  anm.  3,  dem  Clenim  Z.  XIX  143  besser  nicht  wider- 
sprochen hält«,  Alfr.  Zickler  a.  a.  o.  19-  Delbrueck  Synl. 
Foi-sch.  r\'  112.  Osthofi'  MU  IV  17.  Fick  H.  106.  Vgl.  nU-m 
ijVfi  Tii9oyto  {toi  ä'  örpiVocioc  äxovaav  ß  423);  cxXvti  —  Ti'fiiiaa; 
—  iVao  .^453;  i'xXve^  —  r,X9ff  Sapph.  1,  7  sq.  B*.  (cf.  Pmil. 
Isthm.  V  (VI)  42  sq.);  liif'f  —  ^^^'ov  K  47  (vgl.  K  275  sq.) 
h.  hom.  Cer.  172;  inti  —  i'xXvey  f  652.  li  297.  $  150.  t  93. 
h.  hom.  in  21G;  txlve  f  771  -  ^xovmt-  -^381;  »Ivo-  /672. 
X  311  ~  axovat  2  35.  Über  jeden  zweifei  erhaben  ist  der  aori- 
stische chaiacter  in  den  Sentenzen  A  218.  /  5C9  (neben  üvriaar). 
ß  335.  Auch  an  stellen  wie  Aesch.  Agam.  ö58  K.  Soph.  Trach. 
608.  Phil.  681.  Eurip.  Iph.  Taur.  1323.  Phoen.  921.  Pherecrat 
fr.  145,  1/2  Kock  mag  hier  erinnert  werden.  Homer  kennt 
noch  kein  präsens  xiiitu,  das,  erst  bei  Hesiod.  üpp.  72G  auf- 
tauchend, bei  den  tragikem  nicht  selten  ist  (Aescb.  Agamemn. 
827.  1017;  perfectisch  wie  «xovto  z.  b.  Soph.  Trachin.  63.  747. 
Philoktet  261).  Es  dürfte  demnach  das  präsens  xiweo,  da» 
man  zunächst  ohne  rücksicht  auf  seine  geschichte  im  griechi- 
schen aus  khi-iü  herzuleiten  geneigt  ist,  vielmehi'  als  eine 
ziemlich  junge  neubildung  aus  dem  aoriste  zu  betracliteu  sein, 
für  welche  ei-scheinung  es  an  parallelen  nicht  fehlt,  IxXvov  aor. 
ist  aus  dem  unthematischen  aoriste  (a[To(,  xifÄ)  durch  übertritt 
in  die  o-conjugation  (vgl.  lactco)  entstanden;  dadurch  erledigt 
sich  das  bedenken  Osthoffs  MU  IV  17  (cf.  p.  14),  durch  welches 
allein  ich  mich  übrigens  nicht  würde  abhalten  lassen,  ixkvw 
dem  thematischen  aoriste  zuzuweisen,  ebensowenig  wie  sich 
Osthofi'  selbst  hat  abhalten  lassen,  neben  tfSiTo  aor.  p.  54  ein 
aoristpräsens  kslüyäte  p.  3öl  anzuerkennen.  ixQÜf  (im  gleich- 
nis Tl  352),  das  von  den  alten  {inexiiaov  ^nedtvio,  taQ/ttio«'^ 
HeS.  ivenfnov  Eustath.  1063,  24.  en^Xftov  /iträ  ßkäßt;^  schoi. 
Szüß 50),  Ü.  Hemiann,  Franke,  Zickler  18,  Krueger,  Delbrneck, 
Monro  25  füi'  das  aoiistsystem  in  anspruch  genommen  wirÄ, 
während  andere  (z.  b.  L.  Meyer  Z.  XXII  4GS)  von  einem 
gar  nicht  zu  belegenden  präsens  y^^  ausgehen,  keuozeiclm^ 


I  Zwei  verkannte  aorirte.  241 

ich  i?  45.  9  69  deutlich  als  aoi-ist.  Dass  ß  45  xuhov  eftneot 
Wk^i  Sota'  To  fjbv  Tiarip'  iaSXov  dniäXeaa,  vvv  ä'av  itai  noXir 
Wfl^o*  (sc.  xaKov  i'itnfat  foi'xiy),  fiijTspt  ftoi  jucjjffi^pes  intj^paof 
ichoii  die  conciimität  des  ausdnicks  fiir  den  aorist  spricht, 
iegt  auf  der  band.  Da  die  freier  hier  wie  tp  69,  wo  die  worte 
^tf4ivcg  aiti  mit  den  infinitiven  zu  verbinden  sind,  ihr  achara- 
les  treiben  im  hause  des  Odysseus  noch  nicht  eingestellt 
laben ,  ist  nur  das  präsens ,  das  die  fortdauer  des  Unwesens 
ichildert  („meine  mutter  umdrängen  mit  unwillkommener  be- 
irerbung"  ß  45 ;  „hereindrängt"  y  69  Voss),  oder  der  aorist  am 
Äfttze,  der  den  beginn  desselben  bezeichnet  („ihr  überfielt  meine 
lütter";  „bracht  in  unser  haus  ein"),  ohne  seine  fortdauer  in 
gegenwart  auszuachliessen  (cf.  z.  b.  e  303  sqq.  yetpitoat 
ifQiotJ^ci  ovpavov  tvgiiy  Zfiig,  itufia'^f  di  növjov,  smane^- 
\avm  ä'  ütUat).  Das  imperfeetum  würde  die  handlung  mit 
iotbwendigkeit  als  eine  sich  in  der  Vergangenheit  entwickelnde 
rscheinen  lassen,  an  der  die  gegenwart  keinen  theil  mehi'  hat. 
Llmlicb  liegen  die  dinge  0  369.  Auch  x  64  ist  der  aorist 
zusammenhange  angemessen.  Ebenso  wie  die  bedeutung 
|»richt  die  lautfomi  für  aoristische  auffassung.  i/pitoi-')  gehört 
Imlicb  [so  schon  Doederl.]  zu  lat.  ingniere  (zu  s  396  cf.  morhi 
xgnatnt  in  remiges  Liv.;  zu  JI  356  T^ütaatv  e!iexQ<'OT  *«- 
fruit  Italis  Verg.).  Die  wurzel  ist  gkrm:  ghrii  (lit.  griättti, 
(riötnflM,-  grüti  Pott  EF.  Hb  2  p.  744;  unrichtig  Osthoff  MU 
EV  15)-  «ite«/*  steht  demnach  mit  jäStlv,  iöSeff,  näxiöv  auf 
tiuer  linie  (G.  Meyer  §  526).    Nur  an  zwei  stellen  wird  man 

<)  Terwandt  ist  auch  iaxQi^s  Tom  ungestüm  der  aogrcifer  S1  347.  360 
ttd  der  Btünne  E  5S5  (cf.  tnrbidaa  imber  aqua  ruit  Vergil;  tem- 
H«M  mit  Tacit.;  auch  M  347  mit  M  28ö].  Die  Überlieferung  führt 
'Wnitif  anf  ifXQi^i  bz.  auf  das  aua  dieser  form  entstandene  C^^fij; 
iPit.  ^Qäf^i),  das  man  demnach  dem  wertschätze  der  lonier,  die  ala 
ot  Urheber  der  durchgreifenden  muderDisJerung  der  homeriacben  spräche 
■maaehen  sind,  wird  zugaatehen  müssen.  Homer  selbst  scheint  jedoch  die 
Weitere  form  Cnypril/jijV  (.-  Cuzi."'/'i''  =  ^u'u»o,t«j'.;c:  iijn^yis)  gebraucht 
*"  ^beo;  denn  wegen  der  einigermassen  anslöasigen  contraction  in  Cn- 
^Vtt,  iaxQtm'iy  wird  man  Leo  Meyer  I*  650  recht  geben  müssen,  wenn  er 
^^liltt,  iaxsdiiur  zu  schreiben  vorachlägC.  Eine  spur  dieser  form  hat 
■'eijcli  uns  aufbewahrt,  dessen  iox^äaeis'  (Hanivulovs  (vgl.  die  Ton  M. 
°^nidt  beigebrachte  stelle  des  EM  408,  37  Co^gdüK  —  (Samraluiv)  wohl 
**  Öze«^«*-  (C  =  €)  entstellt  ist.  —  xe'»^".'!  E  '38.  {yx^avu,  Herodot  VI 
*&  und  fern  zu  halten. 

rergL  Spriehf.  N.  F.  IX.  ».  Jg 


242  Wilhelm  Schulze, 

das  imperfectum   im  gleicknis  unbeanstandet  lassen  mflssen, 

0  274   ovd'  aga  xi  aq>i  xij^rjfiBvai  ouaifiov  ^sv  und  O  495  ov^' 

aQu  TT,  ys  fu'kwfABvat,  aiai^ov  ^ev;  aber  bei  der  ausnahme- 
stellung,  die  das  verbum  substantivum  im  allgemeinen,  sem 
imperfectum  im  besondem  {^ev  eigentl.  perfect?  Job.  Schmidt 
Z.  XXVI  316)  einnimmt,^)  und  bei  der  grossen  anzahl  home- 
rischer gleichnisse,  die  Hermann's  regel  durchaus  bestätigen, 
genügen  diese  beiden  obendrein  eigengearteten  stellen  —  im 
gründe  ist  es  nur  eine  einzige  —  keineswegs,  um  den  satx 
zu  begründen ,  dass  die  homerischen  gleichnisse  auch  die  Ver- 
wendung des  imperfectums  gestatten. 

Nach  diesen  erörterungen  kann  es  meines  erachtens  nicht 
weiter  zweifelhaft  sein,   dass  die  homerische  syntax  sowohl 

E  860  =   Ä    148    oaaov   r    swaux^iXot   iniaxov   ij    «Tfxa/ciJLot') 

als  auch  2  219  dg  S'  —  ore  t  Xa^B  aakniyl  gebieterisch  eine 
form  des  aoristes  fordert.  Zu  2  219  vgl.  auch  noch  217  jJwf« 
(218  9>^^|ccTo),  zu  dessen  veranschaulichung  das  gleichnis 
eingelegt  ist.  —  Für  die  aoristische  bedeutung  der  form  ütx^ 
in  den  yersen  JS  228  sq.  rgig  fiiv  iniq  rufpgov  fjityak'  lax^  ^oc 

Idxi-k^svg,  TQig  Si  xvxfj&pjaav  Tgäeg  xkeeTOt  t  imxovQOi  berufe 
ich  mich  trotz  E  432'-436.  0  167-^169.  U  783-784.  Y  442- 
445  nicht  auf  217  fjvaf  (218  (f^aiyiuTo;  221  «(»iCiyXiJ  ipmi; 
yivBTo),  auch  nicht  auf  das  offenbar  parallele  xvx^^croy, 
sondern  berufe  mich  nur  auf  den  constanten  homerischen  ge- 
brauch, der  in  Sätzen  dieser  art  auf  xQig  fitv-TQig  Se  in  beiden 
gliedeiTi  ausnalimslos  aoiiistformen  folgen  lässt ;  vgl.  E  436  sq. 
©  169  sq.  n  702  sq.  784  sq.  J  155  sq.  Y  Üb  sq.  O  176  sq. 
(qp  125  sq.)  \  206  sq.  und  vor  allem  A  462  TQig  fjiiv  hiux 
ijvG€v  (nicht  fjvTBi,  obwohl  das  metinim  auch  diese  form  zuge- 
lassen   haben    würde)    oaov  xeqalrj  yids  qxojog,  xQig  i*  aiiv^ 

^)  Selbst  der  gnome  ist  i,y  in  Verbindung  mit  äqa  nicht  fremd;  TgL 
Tlieokrit  XXX  16  töJ*  «»  f,g  loUov,  Simon,  fr.  88;  doch  sind  beide  stellen 
nicht  zu  trennen  von  den  bei  Krueger  53,  2,  6.  Diall.  53,  2,  4  undKueh- 
ner  II*  126  §  383,  5  behandelten. 

8)  Aristarch  erklärte  (schol.  V  S  U8.  Eustath.  972,  60)  ivyia  bz.  iif 
•^tlhi  txoyieg,  las  also,  ohne  zweifei  nach  handschriftlichen  Zeugnissen, 
^yyeäx^i^ot ,  Jexäxft^ot  (Hesych.  ^exctxiti^or  ifexttxigx^kiot),  Dass  Ali- 
Btarch's  crklüruug  abgeschmackt  ist,  kann  nicht  wohl  zweifelhaft  sein; 
ebensowenig  aber  auch,  dass  er  in  bezug  auf  die  Schreibung  einer  Tortflg* 
liehen  Überlieferung  folgte,  deren  zeugnis  auch  wir  respectieren  mflflM; 
vgl.  die  chiische  inschrift  Cauer*  496. 

s)  Über  utey  handelt  nr.  2. 


Zwei  Terkannte  aoriste!.  243 

ftaxovTog  äQfjiq)iXog  MeviXaog  (nachgeahmt  von  Theokiit  XTTT 

58  sq.  TQig  fi6v  "Ylav  avasv,  oaov  ßadvg  rJQvye  Xaifiog'  xqig  S' 
ag    0  natg  vnaxovasv,  dgaiä  (T  Txsro  <p€ova).    Vgl.  Ap.  Rhod.  IH 

654.  IV  478.  Vergil  Georg.  I  281  sqq.  IV  384  sq.  Aen.  11  792 
sq.  m  566  sq.  IV  690  sq.  X  685  sq.  885  sqq.  XI  188  sqq. 
629  sq. ;  anders  geartet  und  als  exemplum  sui  generis  bei  seite 
za  lassen  ist  Aen.  VT  32.  —  ^  333  sqq.  äg  stpar  ,  ^AqyLoi  Sh 

liiy  laxov  (=  B  394)  —  äficpi  äi  vijsg  afisqSa'kiov  xovaßfjaav 
ävGoonroav  in    l^xauiv  —  ^v&ov   inaivi^a avreg   X)dvaa^og   &stoio 

lassen  sich  fllr  den  aorist  abgesehen  von  dem  participium 
avaavToov  (nicht  ävTevvTODv)^  auf  das  ich  kein  besonderes  ge- 
wicht legen  zu  sollen  glaube,  zwei  grttnde  geltend  machen. 
inaiveVv  heisst  bei  Homer  durch  worte  oder  sonstige  äussere 
zeichen  seine  Zustimmung  zu  erkennen  geben  (vgl.  besonders 
a  64);  es  fallen  demnach  die  handlungen  des  taxsiv  und  des 
inaivBtv  zusammen.  Da  nun  das  aoristparticip ,  das  meistens 
„etwas  dem  verbum,  an  welches  es  sich  anschliesst,  vorher- 
gegangenes^ (Krueger  §  53,  6,  7;  vgl.  auch  Classen  be- 
obachtungen  96.  114  sqq.)  zu  bezeichnen  pflegt,  in  der  regel 
nur  in  Verbindung  mit  einem  aoriste  (oder  einem  gleich- 
wertigen tempus,  Z.  b.  dem  praes.    histor.    naxa^ag   xaraßaXkiO 

Lysias  I  25)  auch  zum  ausdruck  gleichzeitiger  handlungen 
geeignet  zu  sein  scheint,  so  darf  man  mit  einiger  Wahrschein- 
lichkeit von  dem  particip  (inaivi^aavrsg)  auf  den  character  des 
hauptverbums  (laxov)  schliessen.  Dazu  gesellt  sich  folgende, 
durchschlagendere  erwägung.  Das  imperfectum  würde  in  diesem 
zusammenhange  doch  wohl  bedeuten,  dass  Ulixes  fiaxovTcov 
^Agyamv,  unter  den  zurufen  der  menge,  geredet  habe,   vgl. 

T338  <iS^  €(paTO  xkaiiov,  ini  Ss  axsvaxovTO  yd^ovreg,  die  natür- 
lich die  Worte  des  Achilles  mit  ihren  seufeem  begleitet 
haben.  Vers  280  aber,  der  die  auflforderung  zum  schweigen 
(amnäv  Xaov  avtoysi)  enthält  (vgl.   auch   T  81) ,  und  333  sq. 

0^91    Si    viJBg    ofjLBQSaXiov    xovaßfjaav    dvaavTcov    v.    It4,    lassen 

keinen  zweifei  darüber  bestehen,  dass  der  dichter  an  unserer 
stelle  nur  den  nach  beendigung  der  von  ülixes  vor  der  ver- 
««nmlung  gehaltenen  rede  losbrechenden  beifallssturm  im  äuge 
gehabt  hat.  Wer  darnach  noch  an  dem  imperfectum  festhalten 
2U  können  glaubt ,  der  lasse  sich  durch  Homer  selbst  eines 
•>«8eren  belehren:  0  542  =  :^  310  <3^  "Extioq  äyoQsv  ,  ini  äh 

*(fiig  x$Xd37jaav,  ^xrogi  fiev  yctQ  inffyTjaav  (Ap.  Rhod.  IV  206). 

16* 


Was  filr  B  333  gilt,  findet  natürlich  auch  auf  H  404  = 

/  5U  S)g    iifad'i    oT  d'ä^a   ttavitg    ini'uxoy    vit^    ^jraitö»',  fivSoi 

dyatjaäfitfoi  JiofjijSeoi  anwendung.  Ganz  ähnlich  ist  wohl 
auch  N  822  im   3'  iuxt  iaö;  'Ayatäv. 

Weiter  bitte  ich  mit  einander  zu  vergleichen  O  10  sqq. 
hl  6'  intaov  fityälip  nujaytfi,  ße^/t  ä'  uina  ^ifÖ^a,  o;|;Ä«i  J 
aftipi  nepi  fifyäi.'  ta^oy  UUd  ff»  387  avv  3'  i'nsaop  fttfäi^ 
natäyiji,  ß^ü^f  3'  tv^fla  /Sw*,  äfiipi  6i  aäXjuyiey  f^eyaf  ovfa- 
cöf;  1  395  afiiQdu).iov  3i  ftiy  ^/4a>ttv,  ntpi  il'  iajft  nfipjj 
und  g  541  sq.  TrjX^ftaxos  3i  ftiy'  eWrap^v,  ufiipi  3s  ääfta 
a/itQSaXfov  xoväßtjae  (cf.  auch  B  333  sq.  TheogOD.  839; 
h.  Iiom.  Cer.  38  ^xi"***  ^'  o^^mv  no^vtpai  tcai  ßiväia  nivtm 
ifcovji  vn'  «Sowirij,  welchem  verse  einst  ^iy  ^nai^ev  oder  ein 
ähnlicher  ausdruck  voraufgegangen  sein  muss;  Kallimacb.  h. 
Del.  255  sq,  ini  3'  —  einav  itpu»  fteXoi,  avTi'xa  3'  ai3^Q  jfwi- 

Kio;  avTi^xn"^) i   ^  216  **  nvQfi  Jifafiijv  (Boreas  und  Zephy- 

ros),  fiiya  i'  i'a/<  *eanj<tai;  ntp  und  ß  79  (VSopt  (Iris) 
fttii.avt  noVTf;),  infaxovüyrjaf  di  Xi'iivr;  (cf  auch  M  460  niai  ii 
Xt'düi  ti'aio  ßgiSoavvtj,  fidya  6'  ufiifii  niiXat  (lixov;  x  469  ev  Si 
Ußtjxi  ntat  in^firf,  Kavaxioe  äi  ;faAxo4;  H  267.  M  396. 
K  ISl.  409.  441.  530.  0  647  sq.  R  566.  Y  260.  277.  0  408. 
593.  *  190.  CT  397.  y  48).  In  keinem  der  genannten  fiÜle 
vermag  ich  das  imperfectum  durch  homerische  beispiele  zu 
vertheidigen ;  auf  Theog.  858  ist  nicht  viel  verlass,  da  «rroro- 
jfijff«  nahe  liegt;  vgl.  jedoch  678  sqq. 

P  723    STti    3'    laxe    Xoiog    ofitai^tv     Tfaixög,    tag    ^i'3om 

vixw  fat'govxug  j4xaiov;  hat  das  imperfeetum  vielleicht  eine 
parallele  an  T  283  <ö;  /ße,  —  xvfdvtj  Xi'y'  exu«i.f  (x  454.  9 
223);  doch  ist  der  aorist  mindestens  ebenso  angemessen;  vf^- 
/21.  408;  Soph.  El.  750.  Theokr.  22,  99  xfXä3^aav,  ti^  iSov; 
24,  23  iv$vg  uvaiv,  OTnog  xaxü  9tjqi'  tivfyvw,  55  (Ö;  fi3eyiO, 
läx^oav;  E.  X  407  xt^xuuf  jiöovau;  Theoknt  17,  64.  26,  \% 
Avtovoa  nQÖxu  yiv  üvhiQuyt  Attviiv  'läoSau;  auch  die  treflich 
etwas  andei-s  gearteten  stellen  f  847.  869.  ?  117.  Kalüm- 
h.  Apoll.  102.  Apoll.  Rhod.  n  96.  UI  1254  darf  man  wolil 
zur  vergleichung  heranziehen. 

Dass  J  125  *7ie(  Togov  txftve,  Xi'y'^e  ßioQ,  vevQ^  3i  f^^' 
(«/*►,  ai.10  d'  öioxög  und  Y  62  cäftiofv  6'  inivep9i  /eväS 
hi^tov  '  -'li'   d/ii''>ai   d'   ix   »QÖvov   akro  Kai'  i'axt   die  dUTÜÖ 


Zwei  verkannte  aoriste.  245 

kein  vorurtheil  getrübte  unbefangene  auflfassung  dem  aorist 
den  Vorzug  geben  wird,  hoffe  ich  zuversichtlich. 

Als  AntQochos  dem  Achilleus  den  tod  seines  freundes  ge- 
meldet hatte,  da  2  23  ä^q>OTiQfiGiv  x^9^^^  fXcoi^  xwiv  ai&ako- 
caauv  ;|fCi;aTO  xax    xstpaXtjg,    ^agiBV  S'  fl^X^^^  ngoaoDnov'  SfiMai 

iJ«  —  die,  wie  wir  annehmen  müssen,  das  verzweifelte  ge- 
bahren  des  beiden  vom  zelte  aus  wahrgenommen  und  seine 
veranlassung  mit  richtigem  instincte  alsbald  errathen  hatten 

—  dvfiov  dxfjx€^€vai^  /itsyaX'  Ya^ov^  ix  Se  dvQal^e  e^ga/nov  d^iq>^ 
IdX^^^f^  SattpQOva,    x^Q^^  ^^    naaai    arij^fa    nsnXijyovTO    (aorist 

nach  Classen  beobachtungen  lOU);  )^fj=J),  Xv&ev  3'  vnd  yvta 
fsxaatfjg.  In  diesem  zusammenhange  ist  der  aorist,  der  die 
Wirkung  der  trauerbotschaft  auf  die  dienerinnen  und  den 
ersten  ausbruch  ihres  Schmerzes  berichtet,  meines  erachtens 
mehr  am  platze  als  das  imperfectum,  das  die  äusserungen 
desselben  in  ihrer  entwicklung  schildert;  von  Antilochos,  der 
nach  vers  17  unter  thränen  seine  botschaft  ausrichtet,  heisst 
es  dagegen  durchaus  passend  oSvqbto  32.  Dem  gedanken 
angemessen  ist  Voss'  Übersetzung:  „aufschrien  sie". 

Über  N  834  ini  ä'  'laxe  und  N  835  imaxov  ist  nichts 
weiter  zu  sagen,  als  dass  an  beiden  stellen  eine  aoristform 
zulässig  ist;  vgl.  noch  die  s.  244  u.  gesammelten  stellen  V 
847  u.  s.  f. 

Hesiod  Theogon.  678  kann  nsQtaxs  aorist  sein  so  gut  wie 
eafiaqaytjaE  677;  nicht  minder  l'axov  Scut.  382  (vgl.  h.  hom. 
Cer.  38).«) 

A  479  sqq.  xotai^v  S*  l'xjusvov  ovqov  Ui  fixafSQyog^AnoXXcjv, 
ot  f  iarov  artjffavT  dvd  &'  iajia  Xsvxd  ndruaaav'  €V  i'  avsfiog 
TiQfjasv  /niaov  iffriov,  dficpi  ^e  xvfxa  aTs/Qfj  noQcpvqsov  fisydX' 
Tax^  vrjog  iovafjg.     rj  6*  i'd^sv  xard  xvfia    SianQr^aaovaa   xikev- 

^v  (ähnlich  ß  420  sqq.)  brauchen  wir  nicht  an  das  die  fahrt 
des  Schiffes  dauernd  begleitende  rauschen  der  wogen  zu 
denken;  vielmehr  wird  durch  lax^  die  in  dem  augenblicke, 
wo  der  wind  sausend  in  die  ausgespannten  segel  fährt  {ng^oev) 
und  das  schiff  vorwärts  zu  treiben  beginnt,  im  wasser  ent- 
stehende bewegung  bezeichnet  sein  {vfjog  iovcfjg  =  indem  das 

0  [Vgl.  Gemoll  zu  h.  h.  Cer.  246;  mit  */^  368  die  formel  fidaxiUv  «T 
iXaay.    Unrichtig  Mekler  Beitr.  z.  Bild.  d.  gr.  Verb.  55  sqq.] 

')  7t€Qi  (f  ttt^e  yala  fi^Xaiya  Theogon.  69  mag  immerhin  imperfectum 
sein;  für  eine  frage  der  homerischen  grammatik  kommt  dieser  vers 
schwerlich  in  betracht 


246  Wilhelm  Schulze, 

schiff  sich  in  bewegung  setzt);  cf.  A  46.  Ganz  ähnlich  liegen  die 
Verhältnisse  in  dem  satze  ev  S'  avefiog  nQtjatv  fiiaov  larimf,  wo 
der  dichter  den  aorist  zu  gebrauchen  mit  recht  kein  bedenken 
getragen  hat ,  obwohl  der  wind  natnrgemäss  in  die  segd  za 
blasen  fortfahrt.    Stellen  wie  Hes.  Scut.  341   sqq.  roi  (T  in 

o/Lioxkijg  Qifiq)*  i'cpsQov  &oov  aqfia  xoviovreg  nedioio'  —  Tif piaroya/i^e 
()€  yaia;   308  sq.  tu  6'  inixgoreovTa  ndjovjo  aQfiaxa  xcHijcn', 

6711  Sb  nl^juvai  /Ltdy  aif;r6t;i'  würden  sich  nur  dann  zur  ?er- 
gleichung  eignen,  wenn  an  den  betreffenden  Homerstellen  die 
abfolge   der   verse   eine   andere   wäre:    etwa  ^   ö'    e&sBv  — 

djuifi  ie  xvfia  arfiQfj  7ioQq>vQeov  jueyak'  iciX^-^)    DäSS  der  dichter 

unserer  verse  dem  Präteritum  l'axs  seinen  platz  vor  der 
kurzen  Schilderung  der  eigentlichen  fahrt  {ed-sev)  angewiesen 
hat,  scheint  mir  einige  gewähr  für  die  richtigkeit  der  von  uns 
vertretenen  deutung  zu  bieten. 

T  424  fj  QU  xai  €v    tiqüotoio'  ia^tov   i'^s   fimv^aq    innotg 

verlangt  die  analogie  der  beiden  einzigen  genau  vergleich- 
baren Homerstellen  0  353  sq.  ot  äi  aiv  orry  nayrsg  o/uoxXij- 
aavreg  e'xov  fBQvaoQfiajag  tnnovg   und  II  378    tJ  q    ex    ofio- 

xkijaag  einen  aorist. 

Wir  haben  gesehen,  dass  fiax^o,  dessen  digamma  in  zahl- 
reichen Versen  der  homerischen  gedichte  die  unverkennbarsten 
spuren  seines  daseins  hinterlassen  hat,  an  anderen  stellen 
vocalisch  anzulauten  scheint,  während  /laxi^  sein  vau  durchaus 
festhält ;  wir  haben  sodann  bewiesen,  dass  wir  an  allen  diesen 
stellen  berechtigt,  an  den  meisten  bei  unbefangener  prüfimg 
geneigt,  an  einigen  gezwungen  sind,  die  betreffenden  formen 
des  verbums  idxo)  dem  aoriste  zuzuweisen,  während  sich  für 
sämmtliche  verse,  die  consonantiscli  anlautendes  fiaxto  entr 
halten  oder  enthalten  können,  die  präsensbedeutung  genügend 
rechtfertigen  Hess.  Dass  hier  eine  Wechselbeziehung  besteht 
und  dass  demnacli  nur  eine  solche  liypothese  befriedigt,  die 
den  scheinbaren  digammaverlust  und  die  aoristische  bedeutung 
in  gleich  plausibler  weise  zu  erklären  vermag,  wird  kein 
verständiger  bezweifeln  wollen:  damit  sind  alle  bisherigen, 
oben  bereits  aus  anderen  gründen  zurückgewiesenen  versuche 


>)  Vgl.  die  nachahmung  bei  Quint.  Smyrn.  VII  394  sqq.  ytjvs  (T  i^ety 
xard  n6vT0y  —  nogt^vQfoy  cT  ^x(iT€QO-€  TifQi  TQOTiiy  tßQcexs  (imperfectaml 
bei  Hom.  allerdings  aorist)  xvfin;  cf.  auch  XIV  416  Xa((^€€(-7i€Q(ttxiv 
(Ap.  Rhod.  I.  543).    Quintus  hat  den  Homer  offenbar  falsch  interpretiert 


Zwei  verkannte  aoriste.  247 

mdgUtig  gerichtet.  ^)  Des  räthsels  lösung  ist  gefunden,  sobald 
man  sich  von  der  autorität  der  handschriften  und  der  gramma- 
tiker,  überhaupt  der  pseudoüberUeferung  zu  emandpieren  und 
ausschliesslich  auf  den  boden  der  wirklichen  Überlieferung  zu 
stellen  wagt. 

Was  nöthigt  uns  denn,  imaxov,  nSQiaxov  in  in-iaxov, 
nsQ'i'axov  bz.  neQua^ov  und  nicht  vielmehr  in  im-axov,  neqi- 
uxov  (=  emfaxov,  uBQi-faxov)  ZU  zerlegen?  Was  zwingt  uns, 
ENnPQTOISIAXÜN  in  iv  ngtovoia  iaxcov  und  nicht  viel- 
mehr in  iv  TiQüiroLffi  dx(ov  (=  /^/coy)  umzusetzen?  Nach  dem 
mitergange  des  digamma  waren  n^ciroiai  dx^ov  und  ngdroia 
lax^v  nicht  leicht  auseinander  zuhalten;^)  wenn  nun  damals 
letztere  lesung  bevorzugt  wurde,  so  ist  das  unter  diesen 
umständen  flir  uns,  die  wir  wissen  wollen,  wie  man  den 
vers  recitierte,  als  das  digamma  noch  ein  lebendiger  laut  war, 
völlig  irrelevant. 

Durch  die  einftthrung  dieses  nicht  durch  combination  ge- 
wonnenen, sondern  thatsächlich  überlieferten  aoristes  fax^tv^^) 


>)  Den  zufaU  wird  hoffentlich  niemand  anrufen.  Man  yergleiche  ein- 
mal den  thatbestand  bei  Quint.  Smyrn.  IV  256  (faustkampf  des  Aiax  und 
Diomedes)  laoi  tf  ivd-a  xal  iy&a  fiiy  laxoy  fiaoQÖioyreg'  oV  fi\v-&nQav- 
roytis  »rk;  IV  198  oT  d*  IxäTeQ&fy  Hgydot  kevaaoytes  inltt/oy  aXXvdig 
älXog.  Homer  gebrauchte  bei  ähnlicher  gelegenheit  /itexoy,  Theokrit 
ixtwTioy.  IV  SS9  sq.  fi(ya  tf  taxoy  iy&a  xai  iy&a  kaoi  inOTQvyoyng 
ivö^iyitüy  fiiyog  äyd^eSy,  XI  430  /n^ya  <f  taxoy  a/uqOTiQtüd^sy,  Aiyilag 
fikr-xilivaty  (433  sq.  vlbg  dh  fjieyenxolifjiov  l^xik^og  ÜQyehvg  ix^Xive), 
XI  S8S  mglaxi  anter  lauter  imperfecten.  VII  336  sqq.  (Jtjtdtififta)  vUog 
£lXoTt  /u.iy  nov  eify^y  dufpix^d'^taa  fxiy  tce^ey,  nkkote  cf  avic  xlaiey 
ini  ffUJ0h  XIV  483  ne^lce^s  d*  aihy  ito^  ßQvxo/niy^  dUyetycl,  An  diesen 
und  einigen  anderen  (VI  170.  XIII  102.  460.  XIV  31)  stellen  ist  das  im- 
perfectum  mehr  oder  weniger  deutlich.  Ein  aoristisches  taxoy  finde  ich 
fiiya  (f  ttexi  TgtSioy  oidag  Tvdeidao  nia6yTog  IV  261;  vgl.  ol  (T  idxn^ay 
ApolL  Bhod.  II  96.    Andere  stellen  sind  zweifelhaft. 

•)  Vgl.  Epicharm  fr.  65  Ahr.  A.  X)  Zsvg  fi^ixdUae  Tiaonl  yigayoy 
Unuiy. 

B.  Vf  nufiTidytiQoy  6ipoy,  cj  räy,  6  yiqayog, 

A.  li)X  oÖTt  yiQuyoy,  dXX  i^aydy  yd  toi  Uy(o.  Dass  die  elision  im  grie- 
ehiflchen  die  vocale  gänzlich  beseitigte,  scheint  mir  trotz  Kuehner  I*  182 
und  6.  Meyer  §  150  p.  141  sq.  absolut  sicher.  Die  bekannte  Hegelochos- 
anekdote  beweist  gar  nichts;  yaXSjy  ÖQüi  und  yak^y'  6q(6  sind  nur  durch 
den  accent,  dorch  diesen  aber  bei  correcter  ausspräche  genügend  von  ein- 
ander geschieden. 

*)  Das  zagehörige  fatarum  (vgl.  /adfiy:  dd^aui)  liegt«  vielleicht  vor  in 


248  Wilhelm  SchaUe, 

Über  dessen  bildung  ich  kein  wort  zu  verlieren  brauche,  wird 
man  an  allen  stellen  der  lautlehre,  die  gegen  jede  digamma- 
Verletzung  in  piaxto  einspruch  erheben  muss,  und  der  syntax, 
die  aoristformen  fordert,   in  gleicher  weise  gerecht:   juc^ola 

ffaxovy  OTB  TBjfixfy  im  Se  ffaxs,  nsgi  6h  ffdx€,  fieya  ii 
ffaxf,  f^iya  ffaxov,   Y  62  xai  evaxe. 

Ob  man  diese  änderung  auch  im  Scutum  vornehmen  darf^ 
wage  ich  nicht  zu  entscheiden  (entstehungszeit  650—600  nach 
von  Wilamowtz-Moellendorf  Hom.  untersuch.  352  anm.  35). 

Die  hier  vorgetragene  hypothese  macht  die  annähme  noth- 
wendig,  dass  /myaXa  ttxov,  rs  uxs  u.  s.  f.  unter  den  händen 
der  rhapsoden  consequent  in  ^tyaX'  'taxs,  t  l'axf  umgestaltet 
wurden;*)  aus  dieser  annähme  jedoch  einen  einwand  gegen  jene 
hypothese  herzuleiten,  hat  nur  der  ein  recht,  der  AioXov  und 
^HoaxXrjog  u.  s.  f.  ZU  vertheidigeu  den  muth  hat;  wer  anders 
denkt,  wird  zugeben,  dass  die  vorgesclüagenen  textändenmgen 
nicht  kühner  sind  als  beispielsw^eise  die  durchgehende,  trotz 
Ludwich  a.  a.  o.  II  250.  457  n.  417  unumgänglich  noth- 
wendige  Umsetzung  von  -xkfjog  in  -xkieog.  —  Es  erübrigt,  die 
verlängenmgen   vor  fdx^v   und  die   form  evaxe  zu  erklären. 

lies.  ^^/  axtiafttti  (Buttmann  Lexilog.  II  118.    Lobeck  Eiern.  I  75  n.  4); 
das  particip  in  lies,  nxovace  (nxovatt  cod.)  xQavydCovaa.    Aus  dem  futoram 
ist  ein  neues  präsens  d/tio  erwachsen,  das  Ilgen  h.  h.  Fan.   18  inm^o- 
Xfova   »V^ft  erkannt  hat  (Buttmann  a.  a.  o.,   dem  ich  jedoch  nicht  bei- 
stimmen kann  in  betreff  der  verse  h.  h.  Cer.  480  und  h.  h.  Ven.  258,  wo 
vielmehr  atöun  ;f/;fff7«i  zu  schreiben  sein  dürfte;  ;f//aer«t  futur.  zu  /a'ffxw; 
vgl.  ;f/;a(ri  nttQn  lo  /lo  i6  x^Q^'*  KM.  811,  30,  angeführt  von  B.  Suhle  de 
hymno  homerico  IV  Progr.  tStolp   1876  77  p.  14).    Wer,   gestützt  auf  die 
verse  A'  47.    276   xkdyinyiog  dxovaay.    II  76.  ;'  337.    J   505   uiyal"  hlviv 
ni^ötjauyios.    I    497    t/xhy^tcut'yov    ifc  i-   (ci^iftjoayTOg  dxovaey,    (f   210,  ÄUCh 
./  463  (}ify  /tä/oyioi  den  aorist  verlangt  (vgl.  jedoch  .4  397,  auch  &  95. 
634.  Ar.  Ach.  776),    der   mag  /f(/)«/drro?  (aor.   wie   keXdxoyro   h.  hom. 
Mcrc.  145)  schreiben  und  vermuthcn,  dass  Zenodot  dieselbe  form  auch  2 
160  (jnioxf   in^y((   idxioy  las;   an  der  genannten  stelle  soll  nämlich  ein 
unmögliches  ax^oy  Zenodot's  lesart  gewesen  sein,  wie  Aristonicus  berichtet 
>)  Es  ist  nicht  undenkbar,  dass  die  nachhomerischen  lonier  (axoy  f^ 
aorist  zu  betrachten  eine  art  von  berechtigung  hatten.    Wenn  sie  n&mlich 
das   dem   homerischen   dialect  fremde  (Herodian  II.   pros.  zu  E  802.  54J 
geffcn  Tyrannio;  La  Roche  IIT.  285),  von  Flach  BB.  II  18  ohne  genügenden 
grund  als  specifisch  attisch  bezeichnete  praesens  irtx(o)  Cdenom.  von  iaj^i) 
kannten,   so  mochten  sie  "iccxoy  zu  diesem  präsens  in  dasselbe  verh&ltnii 
rücken,  das  ihnen  von  xivn^o):    fxivnoy .   yoato:  tyooy,  arvyito:  Itnvpf 
her  geläufig  sein  xnusste. 


Zwei  Terkannte  aoriste.  249 

Ich  nehme  an,  dass  fayßv^  etwa  wie  ß^a/fi^v,  ein  isolierter, 
wegen  der  bedeutungsgleichheit  später  dem  präsens  fiaxto 
zngetheilter  aorist  der  wz.  svegh  ist;  vgl.  altsächs.  swögan 
rauschend  einherfahren;  ags.  swögan  sausen,  prasseln  (cf. 
Beow.  3146  stvögende  Ug  und  V  216  fiiya  üffaxe  &€amSa€g 
nvQ\  sweg  getön,  klang,  schall,  lärmen ;  got.  svegnjan  dyaXXia- 
^Biv;  svögatjan  arsval^Biv,    fisya  ffa^ov  ist  demnach  mit  uno 

ffio;  BvaxB  mit  evaSe  (d.  i.  ^evfais,  ^e/faSs,  ^eafaie)  ZU  ver- 
gleichen. In  bezug  auf  die  Verlängerung  vorausgehender 
kfirzen  mag  der  aorist  //axov  nicht  ohne  einfluss  auf  das 
präsens /^a/a>  geblieben  sein;  doch  lassen  sich  ftSyd  fuix^ov, 
Se  /laxovreg  auch  rein  metrisch  erklären. 

Die  form  svaxs  verbirgt  sich  vermuthlich  unter  dem  an- 
geblich aeolischen  Jav/f  Ahrens  I  37,  13;  die  reihenfolge  der 
entsteUungen  war  diese:  bHuxb,  eav/j,  lav/j  (veranlasst  durch 
die  beigeschriebene  erklärung  l'axB). 

n. 

aiov  gilt  wohl  allgemein  fDr  das  imperf.  eines  mit  sufBx 
-10  gebildeten  präsens.  Diese  ansieht  ist  unverträglich  mit 
der  syntactischen  Verwendung  der  genannten  form,  die  für 
den  Verfasser  des  h.  h.  Cer.  offenbar  den  aoristen  Ijxovaa  ixXvov 
gleichwerthig  war,   wie   folgende   stellen  beweisen:    25  ovSi 

tig  ijxovasv    -et  /nrj   aiev   ^Exarrj ;    251    rijg    S*    au    Sta    d'sacav 

verglichen  mit  39  T!jg  S"  exXvs  norvia  f^tirfjg  (cf.  172)  und  285 
Totf  de  fcavfjv  iaaxovaav  (cf.  57.  67).  Ebenso  handgreiflich  ist 
die  aoristbedeutung  Hes.  Opp.  9  xXv&i  fiSav  d/mv  ts,  ^)  demnach 


>)  Euehner's  paraUelen  II*  168  sind  unglücklich  gewählt.  lC6iiitjv  ist 
sicher  aorist  (»  *aead6firiy)  Buttmann  II  s.  v.  U(a  Koegel  FB.  VII 192  anm. 
?C'fti  X  878  mag  immerhin  aus  *a(dio/jtai  entstanden  sein  (6.  Meyer  §  893. 
Osthoff  PB.  VIII 141 ;  anders,  aber  schwerlich  richtig  Bartholomae  Z.  XXVII 
360).  Über  xXvto  s.  oben  s.  240.  dnvluv  heisst  bei  Homer  stets  y(yafitix4ym 
(Cobet  V.  L.»  78);  vgl.  A^  428  sq.  mit  i?  318;  2  883.  J  798.  /J  336  (natür- 
lich erst  nach  der  hochzeit).  o  21.  H  268,  wo  xal  ariv  xtxX^a&ai  Umoui^ 
hinzugefügt  wird;  N  878  (cf.  S  268).  77  178.  ß  207;  dazu  Find.  Ilthm. 
III  77  **H߀ey  önvifi,  XQ^^^'"^  olxtav  ofval  xui  ya^ßQ6g  "Hquc*  M^  und 
x$(jSy  haben  die  form  und  den  accent  der  aoristparticipia.  äym^ ,  t^^m^ 
sind  zur  formel  erstarrt  und  geniessen  die  rechte  einer  lolohM;  IbrMt 
eigentlichen  platz  hatten  beide  wohl  in  sätzen  wie  y  441  fjXvikiy  h  i^uKd 
fAoio  (f(Q(oy,  —  Auffällig  ist  allerdings  aiyv/Äfyog ,  i.  b.  «  llft;  fffi,  aucti 
M.  Schmidt  Fleckeis.  Jahrb.  bd.  73,  87. 


250  Wahelm  Schulze, 

wohl  auch  Sappho  1,  6  B^  aioiaa  nriXvi  €KXvBg  anzueriLeimen; 
möglich  auch  Alcaeus  fr.  45  B*.  Find.  Pyth.  HE  27.  91.  Das8 
der  homerische  Sprachgebrauch  A  463  den  aorist  verlangt, 
lehren  die  oben  s.  242  gesammelten  stellen;  auch  hat  Theokrit 
in  der  nachahmung  dieser  verse  den  aorist  {ynoMovasp)  ange- 
wandt. Mit  J  222  0?  6*  cig  ovv  aiov  fona^  naaty  OQiv^ 
dvfioq  halte  man  zusammen  Y  380  ragßfjaag  ot  äxovae;  N 
757.  /?297.  €  150  inBi  exXvov;  ^372.  (>  492  tog  ovv  axovaiv, 
n  211.  V  161.  0  379.  2  530;  sodann  die  zahlreichen  stellen, 

wo  CO?  f/id'ov,   dg  fi'Se,    dg  ivotjaa,    ol  S'  iSg  ovy  evofictv  oder 

ähnliche  Wendungen  erscheinen,  z.  b.  B29  inei-fiSov,  naatv 

oQiv&rj  &viLi6g,  n  278  sqq.  a>^  ejiiovxo  -naaiv  oQtvdTi  &vfiog. 
Mit  O  388  (X  532)  äu  vgl.  2  35  axovae;  mit  i  401.  «  415 
(x  118.  5  266  =  ()  435)  ot  ik  ßo^g  d/ovrsg  etpoi'rmv,  V  199 
vLQatov  atovaa  rjX&e,  0  378  xrv7i€V  agamv  ditov,  o»  48  i;X^ 
dyyeXifjg  atovoa  Vgl.  x  556  axovaag  dvoQOvas,  A  603  ixovong 
fXjuoXf,  K  354  eaxfj  dovnov  axovaag^  Euripid.  Hippolyt.  899  K. 
xgaryrjg  axovaag  aijg  dqnxo/nfjv;  mit  V430  dg  ovx  diovri  fcfoi- 
xdg  Vgl.  h.  h.  Mercur.  92  iSdv  fiij  ifdv  sivai  xai  xwfpog  dxoi* 
aag  (d.  i.  xainfg  ISdv  ovx  idovri  eixivai  U.  S.  f.);  mit  J2  508 
a/og  yivBTO  (f^Snyyrjg  dt  ovx i  Vgl.  JT  76  x^Q^' >  P694  xaxiaxvyi 
fivd'ov  axovaag,      K  189    ns^/ovSf    yaQ  ahi  xsxQUfpaS^  onnox 

int  Tt}d(ov  dtouv  i6vx(ov  (richtig  erklärt  z.  b.  von  Doederlem 
z.  St.  und  Faesi:  onnoxs  indirect  fragend  wie  nach  einem 
verbum  des  erwart ens)  scheint  mir  der  aorist  passender,  A 

532  nXjjyijg  d/ovxeg    (n[u(p'  f^(f}€QOV    &o6v    uQ^a    ist    er    Statthaft 

Für  txXvov  (aor.)  las  Zenodot  ft  42  vielmehr  fjiov,  in  welcher 
form  man  auf  den  ersten  blick  den  regelrechten  ionischen  Ver- 
treter des  sonst  üblichen,  wohl  aeolischen  aioy  (augmentiert 
nach  Ebel  Z.  III  137.  L.  Meyer  XXII  530.  Curtius  Gramm. 
§  235  I)  p.  88  und  anderen)  erkennt;  Aristonicus,  dem  wir 
die  kenntnis  der  Zenodoteischen  lesart  verdanken,  fertigt 
dieselbe  mit  einem  ebenso  apodictischen  wie  unbegründeten 
yeXoi'cog  ab.  —  Auf  grund  des  vorgelegten  materials  muss 
man  meines  eracht^ns  aiov  dem  aoristsystem  zuweisen  und 
dement.^prechend  dtovzfg,  diotaa  schreiben.  Diese  accentuation 
ist  schon  im  alterthum  empfohlen  worden ;  denn  aus  Herodian's 
bemerkung  zu  11  508  dtovxi  {dvxi  xov  dxoiaavxi  schol.  V): 
dg  Xfyovxr  ovxcog  xai  j-lgtaxaQxog  darf  man  schliessen  (Ebel. 


j 


Zvrei  verVaunte  aoriate.  261 

s.  V.),  dass  ein  grammatiker  —  etwa  Tyrannio?')  cf.  Herodtan 
ta  n  827  —  riiötti  verlangt  hatte  (cf.  Herodian  zu  P  539 
KuranifvtDV  ^pf'ffTtijj/oc  WQ  jffivoiv,  worüber  zu  vergleichen 
ist  desselben  bemerkung  zu  R  508).  Diese  aut'  richtiger  be- 
obachtung  bernhende  ansieht  über  die  accentnation  des  partic. 
dimy  scheint  jedoch  bei  niemandem  beifall  gefunden  zu  haben. 
Der  aorist  ü/iov  entstammt  einer  wurzel  avis  (Avis?); 
Ma9fa»ai  (=  üfia-3fa9ai  G.  Meyer  §  106):  *äüiz-dio  (in 
audio;  oboedio  aus  *6bo(v)idio  =  *6b-aviedio)  =  ioÄa;  sa^i'ia; 
initoToi  Apoll.  Rhod.  IV  366  (Gerhard  lect.  Apoll.  45), 
enataroi  (codd.  inäiotaQ)  Herodot  II  119,  VIII  128  =  <puvt- 
pöc,  xaTÜqnupoc  Hesycli.  Die  gnindbedeutung  der  wz.  avis 
ist  die  der  sinnlichen  walirnehmung ;  verwandt  sind  skrt.  ävish 
(vgl.  die  im  PW,  angeiuhrten  composita  ävishki-tainaeas, 
a}tämaktij;tapä})äs  Mann  mit  tnaiaroQ),  das  mit  der  präpos.  a 
componiert  scheint,  vishaya,  dessen  ursprüngliche  bedeutung 
noch  in  cakshurvisUaya  gesichtskreis ,  Sehweite  (d.  i.  die  ge- 
Bammtheit  des  mit  den  äugen  wahrgenommenen),  i;ravanavi- 
tltaya  börweite,  rav&r  avisltaye  (PW,  s.  v.  vishaya)  =  „wenn 


■)  Noch  in  einem  Anderen  falle  ist  Tyranoio'B  ansieht  Kum  scbaden 
anaerps  homertextes  lange  bei  seite  ge-schoben  worden,  tiu  wird  trotz 
bäufiger  sjnjzese  bei  Hnmer  nacb  consonanten  nirht  contrabtert;  in  einer 
im  vergleich  zu  der  masae  der  unversehrt  erhaltenen  tai  kleinen  zahl  von 
Tersen,  die  ui  statt  t.u  bieten  (Lobeck  Eiern.  II  9S  sq.  luo.  Christ.  II.  I 
139),  iDuss  das  (  durch  conjectur  wiederhergestellt  werden;  dass  dies  ver-  . 
fiahrea  bei  liävi  (iliu'mi  ji  11S)  unzuläsBig  ist,  ergiebt  sich  mit  nothwendig- 
iKit  aoa  der  einfachen  beobachtung,  dass  in  diesen  formen  das  t  conse- 
qaent  fehlt  (vgl.  dagegen  ftJiia  ä  135.  n  236;  (]i3(oioi  Cauer"  nr.  491,  31 
UaliksmassJi  woraus  gefolgert  werden  darf,  dass  hier  überhaupt  keine 
conuacLion  stattgefunden  hat,  sondern  dass  an  den  betreffenden  steilen  die 
den  bekannten  uonjunctiven  /tiitofity.  -nr  genau  entsprechenden  formen 
ftUia,  Jidmit  b«.  jtldovat  anzuerkennerk  sind  (vgl.  ö'ia'  iv  jfläm  z.  b. 
nit  £  58  ö(/()'  li  Tiäaai  f(tifii).  Natürlich  ist  dann  auch  Z  150  fftSijt 
h.  ftliui,  O  20J  /(/cfp  bs.  jtläu  u.  8,  f.  zu  schreiben.  Das  alles  hatl« 
■cbon  Tyrannio  richtig  erkannt  (lö  tiäiü  Tvgayrliar  fitr  ßagvrei,  'i^/trrn^- 
/«  Jt  ntgioni^  v  *"'  ntiaifoi'  Herodian  zu  o  174;  Uffiaia^j/"^  neQian^ 
tUjs  Mui   oÜiioi   tnmpätiiafy  ^  ngnOipdla  ders.  ZU  Z   lüO;    Vgl.    auch  2U    i 

III;  La  Roche  HT.  S38).  Trotzdem  sind  die  günzlicb  unhomeri sehen 
eotUBDCtive  tlJä,  tlitiäaiv  in  den  texten  unbeanstandet  weitergeführt 
worden,  bis  endlich  Fick  den  echten  formen  zu  ihrem  rechte  verhelfen, 
ohne  von  seinem  Vorgänger  Tyrannio  zu  wissen.  —  Wegen  Leo  Meyer'a 
fani  unkritischer  bebandlung  der  hom.  sjuizese  genügt  es  auf  Cauer'  nr. 


252  Wilhelm  Srhiilze, 

die  sonne  nicht  scheiut"  zn  tage  tritt.  Ans  cakshurvuhaya 
und  älinlichen  composita  konnte  ntan  leicht  die  im  skrt.  fibliclie 
bedeutong  „bereich,  gebiet"  abstrahieren.  Die  form  der  wureel 
ams  (Avis?)  ist  an  sich  nicht  aiifialliger  als  fihevÄ  a.  8,  t, 
doch  vermag  ich  weitere  parallelen  nicht  lieiznbringen. 

Neben  Ijjiov  gab  es  einen  sifmiatisclien  aorist  'Ijjtiva, 
dessen  contraliierte  form  (vgl.  fiäea)  Herodot  K  93  begegnet, 
wo  mit  ABC  ewpTf  statt  des  gewöhnlich  vorgezogenen  AtiJ«« 
zu  schreiben  ist;')  wenn  Apoll.  Rhod.  sich  I  1023.  11  195 
Sa^iou  erlanbt,  so  beweist  das  nichts  weiter,  als  dass  er  dia 
von  ihm  vorgefundene  form  ETJHiSA,  wie  gar  nicht  anden 
zu  erwarten,  gründlich  misverstanden  hat.  Bei  Hes.  ist  «««- 
am'  ccia9ea9tti,  fnaxotaai ,   ntinÄJ»'«!;   äaaVTtg'  aia^fttfot  Zt 

schreiben  (hialaai,  ai'oavTn;  cod.).  Die  formen  junger  dicJiter 
(Veitch  8.  v.)  kommen  nicht  in  betraclit. 

Das  präsens  lantete  in  ursprunglichster  gestalt  'äftfin, 
woraus   regelrecht  ("ä/ti'u»,   •«/«n,    '«««)   'ää  hätt«   verdu 


')  D%aa  bei  Ilcrodot  Überall  }i  (statt  '^if]   geBchrieben   werden  naiv, 
hat  Wackernagel    gesehen.  —    Wer   n'/uiBlitpoi  oliteiraiot  droauätatM 

äimiliitiK  iSKt'^nBicuiniOf  nnUfiiiäitiiOt  -iniog   öTtni'iiuifpOE    o;f«riiaJtMK 

ttfttiiitqot-  imot  ffilKiitQOf  u.  a.  m.  (Ilerod.  VUI  13.  IV  SOS.  TI  M. 
VUI  105,  108.  IX  78.  Vni  183.  VI  47.  VII  49  his.  VII  47,  48,  I.X  104. 
Tin  Sa.  III  155.  VIII  lOS,  V  U.  VII  l&l)  sagt,  dem  kaoD  ein  ttUiiitaint 

III  85,  V  5  {Stein  p.  LXIV)  unmöglich  zugetraut  werden.  IIa  nun  ^r 
olxniaiajoi  in  der  that  überliefert  ist  —  olrrniiiaiof  P  d  ist  offenbar 
conjecinr,  oUnoiatoi  Prisciaa  r  die  fälschlich  eingeschleppte  vulgilrfona 
— ,'  wird  man  ülxr,6tutQi  als  die  echtherodoteiache  form  anerkennen  ood 
demgemäsB  —  entgegen  dem  für  uns  in  keiner  weise  bindenden  ostu  der 
haadscbriften  —  wohl  auch  ßaniigoi,  ßaail^i  u.  b.  f.  einföhren  müssen. 
Da  nur  OIKHIOTATO^  -  ohae  leaezeichen  —  für  wirklich  überliefert 
gelten  darf,  auch,  soviel  ich  weiss,  thataachen,  die  fur  Herodot's  leit  die 
diärese  in  otxijioc  u.  s.  f.  erweisen,  nicht  vorliegen,  so  ist  ea  eine  nma- 
lüBsige  petitio  principii,  wenn  Bredow  155.  117  und  Kaefaner  §  IM,  1 
anm.  3  olxisiöiaioi  in  a/tv'"'""  "c  ibidem  wollen.  iQoit'lioy  belegt  R«naer 
C.  Stud.  I  1,  1S6  aus  Hipponax ;  die  contraction  ist  also  jünger  als  Hip)»- 
nax,  wahrscheinlich  älter  als  Rerodot-,  denn  dass  die  umgestaltang  der 
vorauszusetzenden,  aus  'oix>iiia-imos  entstandene»  form  'olnpiiintin  in 
oltriitnioi  bereiU  der  vorherodoieischen  zeit  euzuschreiben  ist,  scheiiit 
(niiriäeöiftoi  (Stein  1.  1.;  z.  b,  IX  T  neben  ^(Qdnifi^ugof)  zu  bewwjsii, 
an  dessen  stelle  wir  auderenfalU  (nni/Jibijaio;  zu  erwarten  einigen  grunl 
hätten.  Jedes  HlOX  der  ion.  ioBchriften  ohne  weiteres  in  >;iof  nouitnll'a 
(so  dem  brauche  der  herausgeber  folgend  Wackernagel  Z.  XXTII  l'i^i 
haben  wir  kein  recht. 


Zwei  verkannte  aoriste.  253 

müssen;  jedoch  konnte  *a/£co  das  verlorene  i  leicht  zurück- 
erhalten, wie  folgende  gleichung  zeigt:  Xei'x/jio:  ilmov:  Uitko 
=  *d/€iaai:  a/iov:  x;  X  =  d/eito.  In  derselben  weise  ist  das 
i  in  an'fo  wiederhergestellt  (aus  aetaai  und  i'aioy;  cf.  aiovra 
Anakreon  fr.  49  B*  aor.  nach  Ahrens  Philol.  IV  61  not.  11). 
Die  ältere  form  hat  vielleicht  Alcaeus  neben  der  jüngeren 
bewahrt;  vgl.  fr.  26  odcov  und  22  B*  aeiwv. 

ds/to  erscheint  leicht  verdorben  Hes.  Opp.  213,  wo  die 
lesart  sämmtlicher  codd.  äxove  ein  in  den  text  gedrungenes 
glossem  ist,  das  die  echte  vom  EM  43,  5  bewahrte  lesart  du 

(^Hai'oäog,  €v  (av  al.)  die  d'ixrjg,  dvxi  tov  dxove)  ausgetrieben 
hat.^)     Für  ^  r£^  dxovovTeaai  vetoTUTfj    d/nqfindXjjTat  a  352  las 

Plato  laut  Rep.  IV,  424  B,  über  welche  stelle  La  Roche  HT. 
32  ganz  falsch  urtheilt,  vielmehr  !j  ng  deiSovrsaai  xtA;  Longin 
dagegen  prolegom.  ad  Hephaest.  Gaisf.  142  diovreaai,  woraus 
sich  mit  ziemlicher  Sicherheit  die  ursprüngliche  lesart  deiov- 
reaai  gewinnen  lässt.  Die  darnach  für  das  Platocitat  an- 
zunehmende   corruptel   hat   parallelen    genug;    vgl.    /  414 

t{x)(ofii;  Kaibel  nr.  634  dyijQa{T)og;  S  249  aXXorerj:  aXXoTsafj; 
O  680  avvasiQsxai:  avvaysiQerai;  2  601  &ifjaiv:  S^ihfiaiv;  H 
342  iovaa:  yq,  s^ovaa  schol.  V;  s  132  (E  88)  ixdiaaas:  ixi- 
aaae;    n    425    xs^oXtaaro:   xBy^oXdauTO    Plutarch,    cf.   A    467; 

Herodot  I  216  vofioq:  voog  Krueger;  Kallimach.  h.  Apoll.  17 
diovTsg;  deiiovrsg  cod.  G.*)  a  353  hat  cod.  D  düiv  mit  da- 
rüber geschriebenem  dxoieiv,  es  scheint  das  eine  an  die  un- 
richtige stelle  gerathene  spur  der  ursprünglichen  fassung  des 
Verses  352  zu  sein.  Auf  Hesych.  deioig'  dxovoig;  inaaug 
(von  der  buchstabenfolge  gefordert,  snaUig  cod.)  ist  kein 
verlass.    Über  angeblich  aeschyleisches  dt(o  s.  Veitch  s.  v. 

Wie  dstSto  zu  aJco,  so  wurde  dstta  zu  dvo;  hierher  ge- 
hören vermuthlich  dsr  dxovei;  ustb'  dxovere  Hes. ,  sicher 
indsiv  Euripid.  Herc.  für.  772.  Auch  bei  den  prosaikem,  vor 
allem  den  ionischen,  ist  die  zusammengezogene  form  statt  des 


»)  Ähnlich  Opp.  394.  —  Vertauschung  synonymer  verba  z.  b.  txlvoy 
{^loy  Zenod.)  ß  42;  fxkvoy  {ijxovoy  Vrat.)  N  757.  —  a  11,  J  412. 

')  Besonders  häufig  bei  dem  a  der  tempusbildung  (La  Roche  Hom. 
Untersuch.  273);  dass  dieser  fehler  alt  ist,  zeigt  CIAtt.  I  322a.  7  iyQu/Li- 
fdäitvae,  wofür  der  usus  iyQtt/u/uäKvi  verlangt,  cf.  Cauer  C.  Stud.  VIII 
436.  —  Herakl.  fjL^fjuad^ioaütyiai  Cauer*  40,  106  aus  fiifAiad^tataytat^  (coni 
perf.)  verschrieben? 


254  Wflhelm  Schoke, 

zwar  ttberlieferten ,  im  ionischen  dialect  aber  schwerlich  zu 
rechtfertigenden  inalto  (vgl.  aor.  inr^B)  einzoffihren;  Herodot 
ni  29  inaovreg  aidrjQitov;  Heraklit  ed.  Bywater  fr.  73  omc 
inacav  oxjy  ßatvoi.  Als  wirklich  überliefert  darf  ja  nnr 
EHAIii  angesehen  werden,  fär  dessen  richtige  anffitssung  das 
Zeugnis  der  alten  grammatiker  und  der  handschriften  voll- 
ständig bedeutungslos  ist.  Freilich  hat  Herodot  nicht  aS», 
sondern  äeiSm;  aber  es  lässt  sich  leicht  erweisen,  dass  die 
durch  die  Überlieferung  z.  t.  mit  seltener  einmfithigkeit  be- 
zeugte, von  den  neueren  bald  acceptierte  bald  nach  den  aller- 
bedenklichsten  prinzipien  uniformierte  herodoteische  Ortho- 
graphie in  vielen  stücken  den  Standpunkt  einer  betrachtlidi 
älteren  zeit  festhält,  während  sie  daneben  in  anderen  die 
lebendige  spräche  der  gegen  wart  widerzuspiegeln  scheint; 
unter  die  letztgedachten  fälle  ist  auch  inaw  zu  rechnen  (con- 
traction  von  a/e  in  agiarov  ni  26.  VI  78  bis.  Vn  120;  vgl. 
auch  inaQsi  Cauer*  nr.  478). 

Nach  Attika  sind  äioi,  das  dem  tragischen  dialogvers 
fremd  ist  (Härder  de  a  vocali  37),  und  inaito  durch  dichter 
und  Philosophen  importiert  (Kock  zu  Aristoph.  Wolken  650- 
Wackemagel  Z.  XXVII  276).  Da  «Vco  aus  Homer,  Pindar 
und  den  lesbischen  dichtem  vermuthlich  nur  in  aufgelöster 
fonn  bekannt  war,  lag  es  nahe,  auch  dem  compositum  inato 
seine  vermeintliche  urform  zurückzugeben;  so  lesen  wir  demi 
z.  b.  Aesch.  Suppl.  725  K,  ov^iv  snaiovxsq;  Soph.  Ai.  1263 
enaifü  (darnach  äico),  woraus  wir  für  unsere  zwecke  wenig- 
stens so  viel  entnehmen  können,  dass  das  a  in  inato  lang  war. 

Das  präsens  «Vw  K  160.  0  130.  248.  «  298.  o  11  [pQoaq 
Apoll.  Soph.).    Pindar.    Isthm.   V  (VI)  25  (av6*    codd.;   etwa 

uviBi?),  Pyth.  I  14  uTvC^exai  ßouv  TliBQidwv  aiovxa  (cf.  QuiQt 
Smyrn.  IV  130  ut'ovaa  regnero;  A  474.  t//  308  Teqnft    aiiowi») 

ist  entweder  wie  yCkv(a  aus  dem  aorist  entstanden  oder  in 
«/-/co  zu  zerlegen  (wz.  av  in  skit.  xii  av,  pra  av  aufrierken; 
lit.  ovytis  sich  im  träume  zeigen  Fick  BB  II  196).  sl.  jave 
ist  zweifelhaft  (*e'Vois  =  ä-vish?). 

Ob  das  dor.  aiev  -inaia&avBfy&ai  Hes.  ai€v  oder  d/sv  zu 
betonen  ist,  muss  dahingestellt  bleiben. 

Eine  spur  des  digamma  hat  sich  erhalten  in  der  Hesych- 
glosse  inuvior  uxovoi  d.  i.  inavioi;  Vgl.  Pindar  Pyth.  U  28, 


"2wei  verkannte  aorisM.* 

WO  Boeckh  ä*drav  für  uvÖTar  au8  dem  Aug.  D,  m  24,  wo 
er  dieselbe  lesart  aus  dem  Aug.  D  und  dem  Ven.  F  notiert. 

Die  Hesychglosae  «'«jtfV  oTi^init;  äxot«;  Kvneioi  ist  offen- 
bar eontaininiert;  den  zweiten  theil  findet  man  bei  Cyrill  39 
(angeführt  von  M.  Schmidt)  als  ufxufg-  dxovnf,  wofür  man, 
da  K  und  la  einander  sehr  ähnlich  sehen,  ufiautg  vermuthen 
darf.  In  «/«?  (d/ts  M.  Schmidt  Z.  IX  292;  vgl.  C"isV,  ?of;) 
erkennt  man  unschwei'  einen  verwandten  der  kyprischen 
/fmja,  ijieiog  (Deecke-Siegismimd  C.  Stnd.  VEI  222.  G.  Meyer 
p.  139).  äijf;  liess  sich  bei  anwendung  griechischer  buch- 
Btaben  nicht  wohl  anders  sclu'eibeu ;  vgl.  pamphyi.  iiapü  ; 
fhtfu  G.  Meyer  a.  a.  o. 

Bnrgsteinfurt,  den  6.  oct.  1880. 

Wilhelm  Schulze. 


Miscellen. 
I. 

1.  uXftaov  stellt  man  mit  recht  zu  wz.  Vi  (got.  Jeipus 
Obstwein  u.  s.  f.)  Smyth  EI  p.  23.  Das  gr.  wort  ist  ent- 
standen aus  Heitvom,  grundbedeutung  „weingefäss";  unmittel- 
bar verwandt  ist  das  eben  genannte  got.  leijnts,  zu  dem  es 
«ich  verhält,  wie  skrt.  uts-a  zu  vSo^,  fttXiröv  xrj^i'or  Hesych  zu 
fteXi(T).  Dadurch  wird  fUr  das  got.  wort  ei  (Kremer  PB  VTII 
403),  wenn  auch  nicht  erwiesen,  so  doch  wahrscheinlich.  Ost- 
hoff MU  rV  113  hatte  nach  lit.  lyttts  dem  germanischen  I^us 
ursprüngliches  i  gegeben. 

2.  äX4%a3  heisst  „abwehren,  helfen";  die  bedeutung  „rächen", 
die  den  sonst  synonjTuen  ttfita^ttv,  dfivvttv  bekanntlich  nicht 
fremd  ist,  geht  ilim  gänzlich  ab.  Demgemäss  finden  wir  auch 
das  Verbalsubstantiv  «AktiJp  durchweg  in  der  bedeutung  „ab- 
webrer":    mmSv    öAxi^^ia    x«/    dvdpäv    i   531.    ip    340.    aQ^i^) 

■)  ArUUrcb  soll  ',t(itia  gelesen  haben  (La  Roche  H.  T.  203  sq.,  Didj- 

100  bei  Arth.  Luilwich  Aristarch's  homer.  Teitkrit.  l  «8);  das 

ibtich.    Die   llber  die  lesnrteu    ihres  meinters  liekanntlich   nicht 

^nOgend  unterrichteten  (Ludwich  a.  a.  o.  38  aqq.)  Aristarcheer  (und 

leren  mit  ihnen)  haben  sich  tauschen  lassen  durch  die  kurze  DOtiE 


Vani 


ÜXiiTi}^  S  100.  213.  Hes.  Tbeog.  657.  Scut.  29,  128.  üilxrffa 
vaiamy  Pind.  PjiJi.  III  7.  Nur  S  485  komint  man  mit  dieser 
erklärung  nicht  aus.  Akamas,  der  an  der  leiclie  seiaes  bradeis 
den  Proraai^lios  getötet ,  ruft  den  Argivem  zu :  tpffüZioy  *( 
ifitv  Ilföna/oi  äfSftijftfi-og  tvöfi  ty^tt  e/if^,  iV«  /oj  n  xttaifr^- 
TOiö  yt  Tiotv^  dr/ffiiy  tjja'  atirof.  i^  «ui  xf  115  ttjrftmt  »jjf 
yttoTov  fvi  fifiiyäpoia'  aQtng  älxrijpa  XiniaSat.  „Seht,  wie  ich 
den  Piomachos  erlegt  liabe,  auf  das»  nicht  lange  unbezahlt 
bliebe  die  busse,  die  Uir  mir  fllr  den  tod  des  bruders  schuldet. 
Zu  demselben  zwecke  {jtä  *ai-,  wegen  der  tinalen  bedeatung 
des  dativs  vgl.  Classen  zu  Thucyd.  III  82,  2.  Meisterhaus  §  46ii 
p.  98  n.  757)  wünscht  mancher  mann  im  falle  eines  gewalt- 
samen todes  (xf)  einen  verwandten,  nämlich  als  Vollstrecker 
der  räche  (yövow  \tfivo^l)V  Schol.  D),  im  hanse  zurflckznlassen." 
Das  nackte  tw,  das  einen  finalsatz  vertritt,  dessen  Inhalt  in 
den  vorangegangenen  worten  gegeben  ist,  erhält  nach  home- 
rischer sitte  durch  den  prädicativisch  zu  fassenden  zusatz 
ügeoE  a.\*xriaa  eine  nachträgliche,  im  interesse  der  dentlichkeit 
mindestens  wünschenswerthe  erläuterung.  Die  bedeutung  „ab- 
wehrer  des  unheils"  (Voss  unrichtig  „des  Streits  abwehrer", 
das  würde  griech.  «Ifj^ji^pa  ^läyr^^  Y  396  heissen)  Hesse  sich 
nur  durch  die  annähme  rechtfertigen,  dass  der  ausdruck  an 
unserer  stelle  als  appositionelle  bestimmung  des  substantivunu 
•pnaxiiv  fungiere  und  ganz  allgemein  auf  den  „streitbaren" 
mann  gehe.  Nun  deutet  aber  der  Zusammenhang  klärlich  auf 
ein  ereignis  hin,  das  Homer  sonst  als  ö(.ij  («pos)  zu  bezeichnen 
pflegt;  unter  diesen  umständen  wird  jeder  unbefangene  hürer 
—  und  aus  solchen  setzt  sich  doch  das  pubUkum  des  dichters 
zusammen  —  die  worte  ä^iog  älxr^(ia  zunächst  auf  dieses 
ereignis  bezogen  und  in  ihnen  schwerlich  eine  Umschreibung 
des  begriö's  streitbarer  tapferkeit  gesuclit  haben.  Da  nun  dem 
dichter  die  absieht,  seinen  zuhürern  räthsel  au^ngeben,  nidit 


cTiR  Toü  (ui  'Aittoitt^iiaq  (ähnlich  noch  Didymus  Sin  toü  w  ,'Aqiai"  'Jfl- 
muQXos),  die  natürlich  nichts  weiter  besagt,  als  dass  Aristarch  für  e'fit 
oder  rftxof  vielmehr  Wptmc  gelesen  habe.  'Aijc-i  (5  4S5.  ^  IIS  in  em«i» 
tbeile  der  handBchriflen  überlicfi^rt,  von  Eustath.  bezeugt]  ist  entstelU  tu 
(fpfOf  (vgl.  den  kritischen  apparat  zu  3  485,  Z  213,  Eustath.  xu  ä  Mi)l 
ÜQtoe  aber  ist  der  regelrechte  geneiiv  eines  von  Hesych  überliefeneo,  »« 
tigi  nur  durch  das  suffix  unterscIiiedeneD  Donieaä  il^ai  [-ßläßot  iix«i9i») 
und  hat  mit  'Afiii  oiclita  211  thuD. 


Miscellen.  257 

zugetraut  werden  kann,  s.  z.  b.  Ameis  Fleckeis.  jahrb.  bd.  73, 
626,  müssen  wir  die  zuletzt  angedeutete  interpretation  als 
den  intentionen  desselben  nicht  gerecht  werdend  verwerfen. 
Wenn  andere  unter  agog  (a^jj)  den  schaden  vei-stehen  wollen, 
der  aus  der  Unterlassung  der  räche  erwachse  (infelix  enim 
praedicatur  qui  vindicem  mortis  non  invenerit  Ebel.  s.  v.  «p^), 
80  ist  das  ein  hoffentlich  nicht  ernst  gemeintes  interpretations- 
kunststück. 

Es  bleibt  also  dabei,  dass  ageog  dkxrfJQa  E  485  mit  q)6vov 
TifiiOQog,  mortis  vindex  Ebel.  s.  v.  aXxri^g  gleichbedeutend  ist; 
daraus  folgt,  dass  uns  hier  ein  von  «'Axrijp  „abwehrer''  ver- 
schiedenes wort  vorliegt.  Ich  schreibe  ag€og  /aXxj^Qu  und 
vergleiche  das  laut  für  laut  entsprechende  latein.  tiltor  =  volctor. 

Das  nebeneinander  von  aQrjg  dXxn^Q  und  agsog  /uXxtj^q 
ist  nicht  verwunderlicher,  als  es  caedis  vindex  neben  caedis 
index  sein  würde. 

3.  Über  die  bedeutung  des  ana^  Xsyofisvov  d/nviov  y  444 

((f'  ifivtov  €ix€,    WOfftr   Zenodot   fälschlich    Safxvtov?)  =  dyystlnf 
Tft  ilg  0  6ixov%ai  rov  o(f>axxofA£VOv    ro    aJ/na    herrscht   seit   den 

tagen  der  alten  grammatiker  einhelligkeit ;  nicht  so  über  die 

herkunft.   Fick  vergleicht  skrt.  nimna;  Osthoff  sagt  Z.  XXin 

86:   „griech.  dftv/ov  lässt  sich  natürlich  von  der  wurzel  am 

(Forschungen  I  28  sqq.)  nicht  trennen;"    vgl.  Curtius  grdz.^ 

323.    Durch  die  notiz  des  Herodian  z.  st.  (Lentz  n  138),  der 

wir  die  kenntnis  eines  synonymen,  bei  den  Hierapytniem  einst 

gebräuchlichen  Wortes  ai/nvi'ov  verdanken,  bin  ich  auf  eine  ganz 

'andere  föhrte  geleitet  worden.    Der  spir.  len.  beweist  nichts 

ftr  ursprünglich  vocalischen  anlaut,  g  =  ß  wird  vor  v  zu  /u;^) 

mithin  darf  man  als  grundform  *aafxßviov  ansetzen  und  dieses 

nach  analogie  des  erwähnten  ai/uviov  auf  ein  nomen  *aafißv' 

Wut  zurückführen,   in  welchem  man  unschwer  das  bis  jetzt 

etymologischer  anknüpfung  entbehrende  lat.  sangueri  wieder- 

eikennt. 

4.  mürti  heisst  ^körper,  gestalt";  für  mitrta  (eigentlich 
ngeronnen  =  gr.  ßgorog  geronnenes  Mut  Bugge  Z.  XIX  446) 
^de  ich  auch  die  bedeutungen  „gestaltet,  körperhaft"  an- 
?^8eben;  darnach  darf  man  getrost  ein  gr.  *ßQ0T6v  „körper" 


*)  dfAv6g,  iQBfivog,  ae/Liy6g,  lv^v6g'  yvfjyög  Hes.  —  *yvfiv6g  (cf.  Xix/uäy 
*^  *rixfiäv)  — »  »krt  nagnd, 

ZtitMhrift  Ar  TtrgL  Spfaehi:  K.  F.  DL  S  n.  4.  17 


258  Wilhelm  Schaixe, 

erschllessen.  Unter  diesen  umständen  trage  ich  kein  bedenken, 
für  aamdoq  dfifißgoTfjg  die  Übersetzung  „corpus  undique  tegenn^ 
der  herkömmlichen  „hominefn  (eig.  mortalem)  undique  legend 
vorzuziehen. 

5.  avTodiov  &  449  ^auf  der  stelle"  rechnet  Fick  Od.  12 
unter  die  homerischen  beispiele  angeblich  aeolischer  psilose. 
Nach  sadyäs,  sadivas  ^to  day,  at  once"  Whitney  §  1122  i 
lässt  sich  avToSiov  ebenso  gut  in  airo-dtov  (grundbedentong 
y,an  demselben  tage"  cf.  avvfjfiaQ;  später  durch  leicht  begreif- 
liche bedeutungsverschiebung  „auf  der  stelle")  auflösen;  ?^ 
das  vermuthlich  hierhergehörige  iySoSiov  Hes.  Curtius  grdz.^  236. 

6.  0  375  fg.  f^fjS*  onoT  av  Tgottj  fiaXcQ^  Ttvpt  naoa 
datixtti  xaiofxdvrj,  xaimai  S'  aQijioi  vleq  l^xaicav  (vgl.    Y  316  %., 

WO  daiofÄivfj,  datcooi.;  doch  fehlen  beide  verse  im  palimpsest) 
sind  im  höchsten  grade  anstössig,  so  lange  man  datixat  als  zu 
6ai<o  =  Safifo  gehörig  betrachtet.     Die  athetese   des   verses 
376  beseitigt  den  anstoss  in  ungenügender  weise;  denn  einmal 
ist  selbst  einem  interpolator  ein  ganz  ungriechisches  ia(j:)9jTM 
xai(/)ofthrj ,  xaiX/)o)ai  nicht  zuzutrauen;   zum   andern   wfirde 
man  an  stelle  des  singulären  6a(j)jjTai  etwa  ia(j)jjtj  erwarten 
(vgl.  SaßBi,  ixdaßii  Hesych;  ixa?]  Hom.).    Auch  scheint  das 
präsens    dem   zusammenhange   angemessener  als    der   aorist 
Wer  zunächst  nur  den  gedaiiken  ins  äuge  fasst,   wird  dem 
Worte  dufjrai  unbedenklich  die  bedeutung  ^zerstört   werden" 
geben   (naa    anok^rai  ci.  Nauck);  wenn  sich  nun  diese  be- 
deutung auch  formell  rechtfertigen  lässt,  so  wird  man  damit 
jeden  anstoss  als  hinweggeräumt  ansehen  dürfen,     ^afjrai  ist 
=  *da-'ifjrai  Und  deckt  sich  mit  skit.  ddyate  zerstört;  vgl  die 
im  PW.  s.  day-  angeführten   stellen  durvartur  bhlmo  dayate 
vanani  Rgv.  VI  7,  5.    agnir  vi'träni  dayate  puriiiii  X  80,  2. 
dayate  gehört  in  dieser  bedeutung  zu  wz.  da  schneiden,  wie 
eine  vergleichung  des  PW.  s.  6?  rf«,  vi  da;  vi-day-  lehrt,  und 
hat  mit  dem  lautlich  identischen  day-ate  (wz.  dai  in  dahvfiC) 
theüen,  ertheilen,  zutheilen,  besitzen  nichts  gemein,    da-ya^^ 
und  d-yati  sind  satzdoppelformen. 

vi  dä^)  bedeutet  „zei-stücken,  zerkleinem;  zertheilen,  zer- 
trennen, zerstören:  soinani  vidyadbhir  grävabhUjt  sutam  TS. 
26,  4,  sthirä  cid  annä  dayate  vi  jambhail}   Rgv.  IV  7,  Ift 


^)  Um  di'vido  streiten  n  dhn  und  vi  dn  (Hör.  Sat.  I  1,  100). 


Miscellen.  259 

Darnach  glaube  ich  es  wagen  zu  dürfen,  ^islBiari  {fiBXnari  ra/mty 
ii  409.  t  291.  a  339  zu  vergleichen  mit  xgsovgyfjSov  Siaanaaai 
Herodot  III  13;  gliederweise  od.  menihratim  ist  eine  falsche 
Übersetzung)  für  diese  wurzel  in  anspruch  zu  nehmen  (fisU- 
fi-S'Xi;  cf.  niravatti  Whitney  §  1157b;  dvatta  Joh.  Schmidt 
Z.  XXV  56.  Huebschmann  Idg.  Vocalsystem  33  sq.).  /nske- 
ist  aus  dem  paradigma  fxiUoq,  fxiUi,  /udkea  nach  Untergang 
des  a  abstrahiert,  später  ist  das  s  solcher  composita,  das  man 
dem  €  des  wertes  t^eUcogog  und  seiner  —  vorauszusetzenden  — 
genossen  gleichstellte,  hier  wie  doit  in  o  verwandelt  {tsi/o- 
f^u/ia).  Ahnlich  ist  es  bekanntermassen  dem  s  in  der  stamm- 
bildung  ergangen,  vgl.  noch  ^a/ahag  Dittenberger  Sylloge  331 

=   ifj/uorrjg, 

7.   Zu    6^v   äi  fiiv   aqfaatfj    fsnioov    Xiße'    rw    Si  fot   vaae 
SaxQvoquv  nXija&sv,  d'aksQrj  6'i  foi    sa/jro  (pojv^  („es  stockt  ihr 

die  stimme"  Voss)  <^  704  sq.  (=  P  695  sq.)  bieten  die  schollen 

HPQ  folgende  bemerkung:    al  Idgiaragxov  i'axsro'  yslotoL  yUg 
tiaiv  Ol  yQa(povr€g   ia/BTO,    ävri   rov  iyivsro,      Dass    die    sache 

umzukehren  und  eaxero  Aristarch's  lesart  ist,  saxero  dagegen 
als  ysXotov  bezeichnet  wird,  kann  nach  dem  Wortlaute  des 
scholions  nicht  zweifelhaft  sein  (vgl.  Lehrs  bei  Arth.  Ludwich 
a.  a.  0.  I  548  z.  st.),  wird  auch  von  Nauck  H.  I  p.  XI  zuge- 
standen. An  der  thatsache,  dass  an  unserer  stelle  einige  caxero 
lasen,  wird  dadurch  nichts  geändert.  Eine  grammatikerconjectur 
kann  diese  lesart,  die  jedem  deutungsversuche  aus  griech.  sprach- 
mittein  widersteht,  nicht  sein;  wenn  Didymus  dieselbe  lächer- 
lich nennt,  so  hat  er  dabei  eine  ganz  unsinnige  erklärung  {dvri 
Tov  iyivBTo)  im  auge,  an  die  sicherlich  niemand  im  ernste  ge- 
dacht hat.  Es  wird  also  eaxBxo  eine  handschriftliche  Variante 
gewesen  sein,  die  vieUeicht  schon  Aristarch  vorfand,  aber 
verwarf.  Ob  es  sich  hier  nun  um  einen  gleichgültigen  Schreib- 
fehler oder  um  ein  unverächtliches  zeugnis  alter  Überlieferung 
handelt,  lässt  sich  mit  Sicherheit  nicht  entscheiden.  Dass 
Aristarch  der  lesart  eoxBxo,  die  er  für  abgeschmackt  zu  halten 
kaum  umhin  konnte,  das  verständliche  und  dem  zusammen- 
hange angemessene  ia/jvo  vorzog,  beweist  nur,  dass  auch 
diese  form  überliefert,  wenn  man  will,  gut  überliefert  war, 
beweist  aber  nicht  im  geringsten,  dass  i'axBvo  in  der  that  d? 
echte  lesart  repräsentiert.  rJQaro  („erwarb")  z.  b.  ist  i 
gezeichnet  überliefert,  und  doch  unterliegt  es  meines  enu 

IT* 


260  Wilhelm  Schulze, 

keinem  zweifei,  dass  ^(jaro  bei  Homer  überall  dem  von  Cobet 
geftindenen  rJQsro  (Mise.  cht.  401),  dessen  der  einzige  Ensto- 
tbjus  zu  H  510  erwäknung  zu  thun  scheint,  das  feld  räumen 
muss.  Da  nun  i'axsro  eine,  wie  mir  scheint,  annehmbare  er- 
klärung  zulässt,  bin  ich  geneigt,  in  i'axBro  eine  voralexan- 
diinische,  recht  naheliegende  conjectur  zu  sehen,  die  das 
unverständliche  iaxero  zu  ersetzen  wohl  geeignet  war. 

i'axfTo  steht  für  "oi-ax-exo  und  gehört  zu  skrt  sa-^at 
fem.  hemmnis,  hindemis;  äsagcat  nicht  versiegend.  Die  wurzel 
sak  vermag  ich  in  dieser  bedeutung  sonst  nicht  nachzuweisen 

{pxvoq?    vgl.  aoxvo^). 

8.  Beispiele  tiir  anlautendes  ev  =  je  giebt  Leo  Meyer 
Vgl.  Grammatik  I'*  316  (aeol.  EvQvailuoq  Meister  I  113). 
Dahin  gehört  wohl  auch  svvS  dor.  =  ev(oxovftai  Gregor.  Corinth. 
356,  auf  welches  wort  ich  durch  Kleemann  de  universae 
creticae  dialecti  indole  34  aufmerksam  geworden  bin.  svi  = 
*€vGa(o  =  */saa(o,  womit  man  das  schwerlich  zu  visan  bleiben 
gehölige  got.  vi2:ön  {vizondei  in  azetjam  1.  Timoth.  5,  6  = 
anarakdoGu;  cf.  auch  gavUneigs  im  vitoda  =  avy^ofiai  r^ 
vojLiM  Eoem.  7,  22;  ei  mip  frijöndam  meinaim  bive^au  = 
Iva  fisra  rmp  g)ik(ov  fiov  ivg)Qav&<o  Lucas  15,  29)  vergleiche; 
s.  auch  Fick  II.  XI  sq.  über  got.  iusiza, 

9.  daUQov  öaxQv  z.  b.  il  794  befriedigend  zu  erklären, 
ist  meines  wissens  bisher  nicht  gelungen.  Im  hinblick  auf 
il  1G2  dioiQva  jet^uT    i'ffVQov  (/  570.    ^  16.    ^  260.    q  103), 

a  J73  duxuvoiüt   necfVQjueyfj  uf^qu  ngiatonov  (^522);  Scut.  270. 

Sopliokl.    El.   106  ddxQvai  /nvdaUfj;  Aesch.  Pers.  537  sq.  K. 

diu^vdaXaoig  duxQvai  xoknovg  rd'/yovai  füldt  man  sich  versucht, 

^uUfjov  duxQv  an  ^oUQog,  dokv(o  anzuknüpfen  und  hinsichtlich 
der  bedeutung  dem  Aeschyleischen  dia^vdaUoig  äaxQvai  im 
wesentlichen  gleichzusetzen,  ^uke^ov  daxQv  ist  plural  (Mahlow 
AEO  157).  —  Das  richtige  Verständnis  des  ausdrucks  muss 
früh   geschwunden   sein   (x  457  &.  yoov,   wofüi'   Aristophanes 

arvysQov  las). 

10.  Der  vers  Hes.  Scut.  146  Tor  xai  odovriov  fikv  nX^ro 
oTo/tia  ksvxu  &€6vT(av  (nachgeahmt  Theokrit  XXV  158  iv  1% 
/IcoQu  ^€ovo7j  nach  Meineke's  conjectur  und  Kaibel  Epigr. 
1046,  83)  bleibt  anstössig,  so  lange  man  &hiv  „laufen" 
heranzieht;   (kevxu)  ddeiv  heisst  vielmehr  ^(hell)  glänzen"  (cf. 

141   kevx<f;   142  vnoku/Linig,  fueivio;   143  XafinofiBVOV ;   145  Xafi" 


i 

.V 


MieceUen,  261 

no^ivoiai)  und  ist  verwandt  mit  skrt.  dhav  waschen,  blank 
machen;    dhavala  weiss.    Dieser   vermuthimg   gereichen    die 

Hesychglossen    ^og'    —    Xa/LinQog,    d-Oioaai'    —    Xa/LiTiQvvai    ZU 

erwünschter  bestätigung.  Hesych  ed.  M.  Schmidt  11  298,  38 
ist  nach  anweisung  der  buchstabenfolge  und  unter  vergleichung 
der  vom  herausgeber  aus  C.  171  beigebrachten  glosse  &aUtov' 
xadugov  fur  das  überlieferte  ^Xbiov  xu&uqov  vielmehr  zu 
schreiben  ^aXitov  (oder  &akiov;  cf.  Hes.  juoysiovTi  Ahrens  n 

210)'     xa&aQoV    xai    ^Xiov.     &aUiog    und    dwXiog    sind    auS 

*&ofaXiog  (cf.  dhavala  und  rgo/aXog)  regelrecht  contrahiert. 

11.  Dass  &0Q6g'  dqfQoiiaiaarrjg  Hes.  ZU  d'Qfoaxco,  d^oQVvod^ai 

(d.  i.  bespringen)  gehört,  bedarf  keiner  bemerkung;  dagegen 
will  mir  die  unmittelbare  Zusammenstellung  der  nomina  d^oQog 
Herodot  n  93  und  ^oqti  JR  101  „männlicher  samen"  mit 
den  genannten  verben  (z.  b.  bei  Wheeler  Griech.  Nominal- 
accent  70  flu.)  nicht  recht  einleuchten.  S^oqvi  entspricht  genau 
dem  skrt.  ihärä  ström  [Fick  I*'  1 15],  das  mit  dhäv  (Huebschmann 
Idg.  Vocalsystem  58)  sicherlich  nichts  zu  thun  hat;  wenn  &Q(6ax(o 
wirklich  verwandt  ist,  muss  sich  die  grundbedeutung  „rinnen, 
laufen",  die  man  in  &oqj^  noch  durchflihlt  (vgl.  skrt.  retas)^ 
im  griechischen  zu  der  des  springens  specialisiert  haben. 

Auch  bei  dhärä  schneide,  schärfe  denkt  Huebschmann 
a.  a.  0.  59  an  dhäv  (blank  machen);  ich  möchte  lieber  von 
einer  wurzel  &(o  „schärfen"  ausgehen,  deren  -vo-  particip  in 
&o6g  „spitz"  (vrjaoi  doai  Buttmann  Lexilog.  I  64.  idocoaa  i 
327)  vorliegt.  Solcher  participia  hat  die  griechische  spräche 
noch  mehrere,  z.  b.  *6ä'/6g  zerschnitten,  zerstört  in  6aft%siv; 

*&('/6g  (zu  xidyifxi)  in  *d^ej€(o  {^i^rj/ni,  d-irjaut  Hesych);  *6ai'f6g^) 

in  Saiijaai'  Md'^ai  Hesych. 

12.  xoQUipog'  noiog  oQVtg  Hesych  in  xoQV-(pog  (vgl.  ^iXv-cpog 

und  *€X'v6g  =  iXXog)  zu  zerlegen  und  mit  xogciv^,  cornix  zu 
verbinden  (Brugmann  MU  11  240),  ist  möglich;  ebenso  mög- 
lich, das  gr.  wort  aus  xf^Q^9^^  herzuleiten  (vgl.  /jt'f,urkov, 
OQvvixtSfjg  Bechtel  Thas.  Inschriften  nr.  7.  1.  col.  4  mit  des 
herausgebers  anmerkung,  wohl  auch  dvrjxovg  heben  dvrj/ovg 
Meisterhans  36  not.  331)  und  lit.  zvirb-lys  zu  vergleichen. 

>)  Dass  ^tt^fAüjy  etc.  auf  ^aifjfjiojy  etc.  zurückgehen,  lehrt  das  gleich- 
bedeutende Jai-/Li(oy  Archiloch.  3,  4  B«.  Heraklit.  ed.  Bywater  fr.  97. 
Plaio  Cratylus  398  B.  Dadurch  erledigen  sich  die  combinationen  L.  Meyer's 
I*  64.    Huebschmann's  137.    OsthofPs  bei  Wheeler  63  not.  2  und  anderer. 


262  Wilhelm  Schnlza, 

13.    usrat^f    (Hes.    Opp.    394    pu^naq    tu    /niral^B    jjran'^cov 

nrcoaafi;  xiL)  mit  den  ortsadverbien  auf  -C«  zusammenznsteUen, 
ist  wegen  der  abweichenden  bedentung  misslich.    Ich  schlage 
deshalb  vor,  tu  jlut    at^e  zu  schreiben  und  a^f  =  skrt.  adya 
„heute"  zu  setzen;  tu  iner   «?€  bezeichnete  ursprünglich  die 
zeit,  die  auf  das  „heute"  folgt,  konnte  aber  leicht  in  die  all- 
gemeinere bedeutung  „in  der  folgezeit"  übergehen  (vgl.  sadU 
vas;  avTO'Stov  nr.  5).   In  dem  a-  =  a-  scheint  ein  pronominales 
Clement  zu  stecken;  vgl.  hö-Jdie  =  a-Jdyä  Froehde  BB  VII  121. 
14.  vtjUeg  rn^iuQ  ist  eine  bekannte  homerische  Umschreibung 
des  begriffes  „tod".    Man  pflegt,  so  viel  mir  bekannt  ist,  das 
vriXsiq  dieser  redensart  fiir  identisch  mit  yjyAciJ^   „mitleidslos" 
(z.  b.  vriUiq  I  497.  11  33.  204;  vtjXei  x^^^v)  ™  halten,  doch 
scheint  es  mir  angemessener   von   einer  grundform   *yöÄf/iJc 
auszugehen,  so  dass   der  tag  des  todes  vielmehr  als  „unver- 
meidlicher" {dXf/ofiai;  vgl.   £0  29  /hoiq'  oA.OiJ,  Trjv  ov  rig  dkev- 

uTo  oq  x€  ydvrjrai;  Calliu.  1,  12)  bezeichnet  wird. 

(fvyd}v  vno  vfjXsig  r^/uaQ  O  57  heisst  dann  mit  ergänzung 
eines  selbstverständlichen  begriffes:  entronnen  dem  tode,  dem 
dauernd  niemand  entrinnen  kann.  Auch  die  worte  Dolon's 
K  443  jjd  fi€  Sf^aavTfg  h'nfT  avTodt  vrj)M  dea^M  gewinnen  an 
bedeutungsvollem  Inhalt,  wenn  wir  das  adiectivum  auf  die 
unmöp^lichkeit  der  flucht  beziehen  (vrjXti  deuuw  =  fessebi,  die 
kein  entkommen  d.  i.  d)Jua^ui  gestatten;  Pind.  P.  II  41  atpvx- 
rot  yviontdai).    Zweifelhaft  ist  vfjUid;  yfJQug  h.  hom.  Ven.  246. 

14.  Der  ort,  an  welchem  die  an  einem  wagenrennen  theü- 
nehmenden  wagen  umwenden,  wird  durch  eine  vvaaa  markiert 
V  338.  344;  ilirer  bestimmung  p:emäss  ist  dieselbe  in  be- 
trächtliclier  entfernung  aufgestellt  (vgl.  ar^ufjvs  Si  Te^tfiaT 
'AxiXUiq  T^Xo&ev  iv  Uno  jiedm  ^  358  mit  333)  und  wird 
daher  passend  als  die  ^entfernte"  bezeiclmet.  Das  zunächst 
aus  *(Tvv(Tau  (vgl.  «710  rvvijatjg  "P  758.  ^9^  121,  WO  die  dehnung 
trotz  Hartel  und  G.  Meyer  §  288  p.  247  mit  einiger  Wahr- 
scheinlichkeit auf  alte  doppelconsonanz  schliessen  lässt)^)  ent- 
standene vvaaa  ist  gebildet  wie  ini-aoa,  lutra-aoa,  Über  welches 

1)  Beiläufig  bemerke  ich,  dass  sich  das  von  anderen  gemuthmasste 
smcr  (in  /ioi(>€<,  (VficcQuu;  z.  b.  Osthoflf  PB  VIII  545)  im  griech.  deutlich 
nachweisen  lässt.  Für  xa/nuoQo^  =  *xcu /no()og  hat  Hesych  xriafioQog* 
6vair^vog,  welche  form  sich  nur  aus  xki  auoQog  erklären  lässt,  xdftuoQog 
ist  eine  bildung  jüngerer  zeit. 


Miseelton.  263 

wort  unrichtig  Koegel  PB  Vm  116  anm.;  *snu  „fern,  ent- 
fernt": *8a7iu  in  sanutdr,  das  mit  sanitür  vielleicht  verwandt 
(Curt.  grdz.5  741.  Joh.  Schmidt  Z.  XXV  95  anm.  1),  aber 
sicher  nicht  identisch  ist*)  =  pi,  dhi,  va:  api,  adhi,  ava  u.  s.  f. 
Sobald  der  spräche  die  kenntnis  der  ursprünglichen  bedeutung 
abhanden  gekommen  war,  übertrug  sie  das  wort  auf  gegen- 
stände gleicher  oder  ähnlicher  form  (darüber  s.  V  327  sqq.) 
und    verwandter   bestimmung    ohne  rticksicht   auf  ihre    ent- 

femung;  vgl.  V758.  &  121  Tofat  6'  ano  vviaofjg  rharo  igifiog, 

WO  die  vvaaa  den  ausgangspunkt  des  wettlaufes  bezeichnet. 

15.  waiat^io  schlafen;  schläfrig,  nachlässig  sein  (vvorayf^og' 
Snvog  Hes.,  der  auch  waraX/og'  vnvrjkog  hat)  bringt  man  ge- 
wöhnlich unter  Verweisung  auf  das  deutsche  „einnicken"  in 
Verbindung  mit  vfvardl^eiv;  ohne  die  unzulässigkeit  dieser 
annähme  behaupten  zu  wollen,  stelle  ich  ihr  folgende  gleichung 

gegenüber:  avaraXiog:  uvaXiog  etwa  =  vvaraXeog:  lett.  mattdlde 

„schlafratze"  Bielenstein;  vgl.  lit.  snäudi^u,  snäusti  =  lett. 
snaufchu,  snauß;  snüstu,  snüdau,  snüsti  schlummern;  u;tsnäudie 
Leslden-Brugmann  Lit.  Volkslieder  und  Märchen  253  z.  21 
V.  o.  übersetzt  Brugmann  364  z.  15  v.  o.  so,  wie  man  vvaral^(o 
zu  erklären  pflegt,  „einnickte."  —  Diese  deutung  würde  noth- 
wendig  sein,  wenn  des  Hesychios  waraXcomäv  ganz  sicher 
stünde;  denn  schlaftrunkene  äugen  kann  man  haben,  nicht 
aber  „nickende"  oder  „einnickende". 

16.  noad-fj:  noad-cov,  aad'fj:  aadwv;  xQid-^  Hes. :  xgtdwv 
Hes.  (vgl.  auch  afiOQitovsg'  inoxoQiOTixiag  ano  t(ov  ilioqicov  Hes. 
mit  ofioQdovV  avvovaittl^siv)  =  q>ttXXog:  *(pdXX(ov  mensch  oder 
tier  mit  grossem  (paXXog  (cf.  näso,  mento  u.  s.  f.).  "^(paXXoov 
entspricht  genau  niederdeutschem  buUe.  Grdf.  ist  wahr- 
scheinlich Hhlno-,  vgl.  fulls  =  *plnos.  Lit.  bullus  wird  ent- 
lehnt sein. 

II. 

1.  Z.  XXVn  307  weist  Joh.  Schmidt  für  die  präposition 
iw  die  schwächere  form  y.  nach.  Belege  flir  dieselbe  bietet 
auch   das  griechische.    Das  trotz  Brugmann  C.  Stud.  VIT  24 

anm.  von  xaxagov  {ol  firj    xara    yXöoaaav   XoyaSa    o^iXovvrsg   ro 

»)  Oder  gehört  nanu  zu  «anu,  snuhhU  rücken,  wie  y6a<f'i  zu  ytoroyf 
Ob  ävfv  (N  556),  äytvd-t,  dndvtv&e  zu  *nanu  gehören,  muss  ich  dahin- 
gestellt sein  lassen. 


264  Wilhelm  Schulze, 

xgaviov  X.  Uyovm  Eustath.  1796,  58)  zu  trennende  (Fritzsche 

a.  a.  0.  VI  322)  axaQoq'  a^juatvsi  xov    iyxiipakov   EM.    45,    13 

entspricht  den  gleichbedeutenden  eyxagog  und  lyxpog  Hes. 
(Lobeck  Paralipomena  308)  offenbar  auf  das  genaueste;  a 
(d.  i.  y)  demnach  =  iV,  sv-. 

Piud.  Ol.  n  78  TlrjXtvq  TB  xai  KitSfjtoq  hf  Totaiv  dkeyonai 
(schol.  dQi&/iiovvTaL,  avyy.aTaX€yovTai)  und  Alkman  fr.  23,  2 
B*.    ovx  iydt}  Avxaiaov  sv  xa/iiovatv  dXdym  (schol.  avyxaragi&fi.) 

—  einen  dritten  beleg  aus  jüngerer  zeit  giebt  Lobeck  Eiern. 
I  40  —  wird  das  gewöhnliche  dXiya)  {dXeyvvto;  dkeyetvi;, 
aXyoq?)  dem  zusammenhange  nicht  gerecht;  vielmehr  liegt  an 
diesen  stellen  deutlich  ein  compositum  von  Uysiv  „zählen^ 
(r  188.  t  335.  S  452)  vor.  «  =  s^i  (cf.  dXexxonQ)  zu  setzen, 
ist  wegen  der  construction  h  xotaiv  bz.  xafiovaiv  nicht  ge- 
rathen;  deshalb  ziehe  ich  es  vor,  das  wort  aus  *^'legö  {\i  = 
iv)  ZU  erklären  (cf.  vno/ßovi'oig  i  v  aQi'&ftiog  Ap.  Bhod.  I  647; 
t^tooTg  ivaQi'&jLtiog  Theokrit  Vn  86).  Das  von  Boeckh  im 
Pindarcommentar  angezogene  aXiS^ar  imXi^ai  Hes.  ist,  wie 
M.  Schmidt's  anmerkung  lehrt,  fernzuhalten. 

2.  ßijvai,  dijvaiy   (p&ijvai  U.  S.  f.  sind  auS  ßä(/)evai,  d{/)rj' 

{,f)€vaL,  (fd-ä(f)€vaL  zusammengezogen  (Wackemagel  Z.  XXV 
273.  Bnigmami  Gr.  Gr.  §  146,  3).  Uncontrahiertes  (p&advai 
ist  auf  uns  gekommen  in  der  Hesychglosse  xpaivac  (p&äaai 
y^Ttiauad-ai  (em.  Lobeck ;  (p&cKjui,  xrtaui  cod.).  Wegen  des 
anlautenden  xjj  =  (p&  vgl,    Hes.    xparäa&ui   (G.    Meyer  §  253 

p.    223)    U.    xparrjoaL    mit    (fS^aTi^atj'    (f&uatj    uud    </)^o)ari;(T«" 

q)&uasi  xTt^aufT&ai,  wonach  Lobeck  die  glosse,  von  der  wir 
ausgingen,  verbessert  hat. 

3.  Wenn  Wackernagel  Z.  XXV  277  aov^iai,  aova&ai  ans 

(TOfOLica   herleitet   (vgl.    iaaofjfLievoV    T€&oQvßt]iLi€VOV,    (og/nfjuivov 

Hes.),  so  nimmt  er  auf  dtuvono&ai  etc.  nicht  die  gebührende 
rücksicht.  Glücklicherweise  hat  uns  Hesychius  eine  form 
auftewahii ,  die  über  ilire  entstehung  keinen  zweifei  lässt, 
(Toovrai'  (pBvya,  Stcoxerai.  Man  hat  demnach  von  aoog  {aovi 
Hes.)  oder  <jo6g^)  (cf  &oog;  Ahrens  n  352,   14)  und  einem 


1)  pvy  10t  {uol)  aöjg  nfnvg  dk(&Qog  N  773.  x  28,  €  805  hat  das  über- 
lieferte aiTtg  uncontrahiertes  aoog  verdrängt,  das  demnach  schon  die 
Urheber  dieser  änderung  mit  aoog  =  odog  identificiert  haben.  SoHte  man 
nicht  vielmehr  ooog  (=  xiouog)  schreiben  und  übersetzen  müssen:  nun 
bricht  jach  über  dich  (mich)  herein  das  grause  Verhängnis? 


Miscellen.  265 

davon  abgeleiteten  verbum  (tooco  „in  schnelle  bewegung  setzen" 
auszugehen,  dessen  medium  die  bedeutung  6g/tiä<y&ai  haben 
kann,  aoovjnut,  aoovrai  wurden  regelrecht  in  aovfiaiy  aovxai 
contrahiert  und  gaben  in  dieser  form  zu  der  neubildung  aovao' 
i'&i,  og/ua  veranlassung.  Im  dorischen  haben  wir  aow/Liat, 
crocarat  bz.  aco/uai,  acorac  ZU  erwarten  und  finden  unsere  er- 
wartung  bestätigt  durch  die  freilich  nicht  ganz  unversehrte 

Hesychglosse    aow/urjv'    OQ/uci/xfjv,     wonach     adovro'    (oq/ucSvto, 

^()/ovTo  in  aoSpTo  zu  ändern  sein  dürfte/)  sodann  durch  die 
in  demselben  lexikon  erhaltenen  acS/Liar  cgnco  JcoQietg,  awxac 
oQjLiära/,  eg/jTaif  noQsvsxai ;  Vgl.  auch  Ahreus  11  204,  der  ein 
unmögliches  aoo/aai  zu  gründe  legt,  offenbar  verftUirt  durch 
die  zwar  übliche,  aber  verkehrte  ansetzung  eines  verbums 
/oco.  xovv  Hei^odot.  11  137.  /cJy  I  162,  /oV  Thuc.  11  102.  ixovv 
e/ovTo  75,  f/cocra,  yßf'^"'  (auch  boeot.  Collitz  I  491,  5.  16)  = 

/ofostVy  /ofocov,  X^f^^''  etc.,  x^/^f*^^  (von  /oo^  =  /otJ^'  /eS^a 
Hes. ;    vgl.    /ß/^^    nag^x^^^   Herodot.  I  185.     ;fco^aTa  ^fovv  11 

137.  Vin  97.  /mi^^  /«avT«c  V  8.  Thuc.  H  76,  2).  Das  im 
griechischen  so  unendlich  häufig  am  unrechten  platze  er- 
scheinende a  in  der  tempusbildung  (ixda&fj  Herodot.  11  11. 
137.  x€X(o(j/ÄaL  II  138.  Vin  144.  rvfißoxfooTog  Soph.  Antig. 
849)  hat  sich  vermuthlich  erst  eingestellt,  als  man  die  büdungs- 
weise  der  formen  *ixcod7]v,  *xf/a).iiai,  *x^^^^  (=  ^xoddyjv  u.  s.  f.) 
nicht  mehr  verstand;  vgl.  ißoja&tjfjuv  Herodot  VI  131  neben 
ßfßtoueva  m  39,  in/ßcoTov  Auakreon  fr.  60  B*  (a>  =  ojy);  die 
ursprüngliche  form  awsxd&fj  steht  Cauer^  nr.  62,  30,  Lobeck's 
„a  fixum  est  in  exvaad^"'  Elem.  11  114  widerlegend. 

4.  Cobet  erklärt  Mise.  crit.  213  AAwo?  richtig  aus  AXo- 
atoq  (vgl.  rsXoaio  Cauer  Delectus*  nr.  196),  ist  aber  im  irr- 
thum,  wenn  er  auch  rila  aus  rsloa  glaubt  herleiten  zu  dürfen. 
Mit  Felwog  ZU  vergleichen  ist  "H^famog  (vom  arkad.  Heraea: 
sonst  'Hgauig,  plur.  ^Hquijg  Larfeld  Sylloge  inscript.  boeoti- 
carum  p.  XXX  n.  2,  dessen  deutungsversuch  schwerlich 
jemandes  beifall  finden  wird)  Cauer*  nr.  258  (cf.  Add.  p.  352), 
dessen  grundform  ^HQaoat[ov)  gleichfalls  erhalten  ist  Cauer* 
nr.  470a  p.  354.    -utog  sondert  sich  deutlich  von  dem  thema 


1)  Allerdings  könnte,  wie  koina  bz.  Aoiai  (Acuoi/ro  Callim.  Fall.  73)  sein 
ov  bz.  w  aas  Xova<a,  (Xovaa  (=  koiata ,  iXöfaa)  bz.  (ktaaa  (cf.  XüirtJQtOp 
Caner^  41,  184),  so  auch  atoorro  sein  w  aus  vorauszusetzenden  formen  wie 
*iaa(s}fiai,  bezogen  haben. 


266  linihelin  Sehalse, 

des  stadtiiamens  Tf  ao-  bz.  'Hono-  ab.  Da  zwischen  dem  ihema- 
ausganp:  o  und  der  silbe  «i  ein  consonant  geschwunden  sein 
niuss,  ist  die  wahrsclieinlichkeit  äusseret  gering,   dass  wir  es 
hier  mit  einem  wirkliclien  suffixe  zu  thun  haben,  und  die  ver- 
mutlumg   liegt    nahe,    dass  ^Hguo-aiog,    reXo-aiog   eigentlidi 
composita  sind  (etwa  von  der  art  unserer  nomina  auf  -tum, 
-lieit).    Damit  ist   die   mögliclikeit  einer  erklärung  gegeben: 
Tfloouifo;  heisst  ursprünglich  ,,bewohner  von  Gela";   ^rt 
scr  „sich  aufhalten  bei,  besuchen,  bewohnen,  zum  anfenthalts- 
orte  erwählen"*.    Wegen  der  weiteren   bedeutungen   ^dienst« 
leisten,  seine  achtung  bezeigen,  einer  sache  obliegen,  pflegen, 
üben"  vgl.  man  lat.  roJere,   das  doch  auch  in  agricola  und 
iHcola  erschemt.   Dass  die  Griechen  reloatog  nach  dem  unter- 
gang  des  inlautenden  digamma,  das  zwisdien  vocalen  bekannt- 
lich früher  geschwunden  ist  als  hinter  consonanten  (yid  neben 
xnorj:  daher  'Hnfimogl)^  \>ie  ein  adi.  auf  -atog  behandelten, 
spricht  natürlich  nicht  gegen  unsere  vennuthung;  deckten  sich 
doch  die  \^&r^v-]aroi,  Grjß']aroi  nach  laut  und  bedeutnng  fast 
genau  mit  den  TfAo-laro/,  *A/o/ao-]aroi. 

5.  Das  doppelsigma  in  iXuaffui  u.  s.  f.  ist  zuerst  richtig 
erklärt  worden  von  Bezzenberger  BB  IV  159,  dem  sich 
Jlahlow  Z.  XXVI  o8o  im  wesentlichen  anscldiesst.  Die  ur- 
sprüngliche tlt^xion  dieser  aoriste  war  vennuthlich  folgende: 
sg.  -sfi>w,  phir.  -ssnf  (vjrl.  vcUlcsiii:  vidsnt  Osthofl^  Perfectum 
3!>7).  Das  grit^chische  verallgemeinerte  die  plnralfomien,  das 
sanskrit  diejenijren  di^s  singulars:  ayäsisham.  Griecliischen 
aoristen  wie  ihiatTut ,  Hteanut  müssen  demnach  im  skrt.  einst 
formen  ixiii  'isliishant  cntsproclien  haben,  die  dann  in  bekannter 
weise  (vgl.  srapatj/ai  aus  srffpaf/i/äjf/fii  Job.  Schmidt  Z. 
XXV II  i^Hö)^)  verkürzt  worden  und  mit  den  von  hause  aus 
auf  'if^hani  endigenden  aoristen  zusammengefallen  sind.  Bei 
diesei*  auft'assung  werden  die  von  Brugmann  MU  III  83  anm. 
gegen  Bezzenberger's  liypotliese  erhobenen  einwendungen  hin- 
fällig. 

Muss  man  nun  sämmtlielie  gi-iechische  aoriste  von  voca- 
lisclien  verben,  deren  <r  (M^ialten  ist,  auf  -.<?5  formen  zurück- 
führen? Diese  frage  dürfen  wir  meines  erachtens  verneinen. 
Mahlow's  argumentAtion :  ^dass  auf  solche  5,s^-formen  der  gne- 

0  skrt.  plnasa  schnupfen  =  plfnaj-nasn?    cf.  lat.   pltuiia.    Doch  ▼?'• 
Osthoff  Mü  IV  225. 


Misoellen.  267 

chische  aorist  der  vocalischen  verba  zurückgeht,  zeigt  die 
erhaltung  des  er;  wäre  das  a  in  beiden  tempora  —  aor.  und 
futur.  —  einfach  gewesen,  so  konnte  es  unmöglich  erhalten 
bleiben,"  halte  ich  nicht  für  zwingend,  da  die  Verhältnisse  in 
beiden  tempora  so  verschieden  waren,  dass  sie  in  der  behand- 
lung  des  a  recht  wohl  auseinander  gegangen  sein  können. 
Im  futurum  (=  coni.  aor.)  oksaco  hat  das  a  seinen  platz  stets 
zwischen    zwei    vocalen;    der    aorist    dagegen    hatte    (oXeaju, 

foXeavT  neben  coXeag,  (aXeaj,  coXsaftev,  (oXeare  Vgl.  Joh.  Schmidt 

Z.  XXVI  328).  Gehen  wir  nun  von  der,  soviel  ich  sehe, 
durchaus  zulässigen  Voraussetzung  aus,  dass  die  in  historischer 
zeit  übliche  flexion  des  aoristes  mit  durchstehendem  a  erst 
eingeführt  worden  ist,  als  a  zwischen  vocalen  bereits  unter- 
gegangen war,  so  begreift  sich  der  gegensatz  zwischen  oXem 
futur.  und  (oXfau  ohne  Schwierigkeiten:  äXeaa,  SXdaco  coni. 
haben  ihr  a  von  den  formen  (oXsag,  (oXear,  (oXeare  bezogen, 
der  zu  selbständiger  geltung  (als  fiitur.)  erhobene  coni.  aor. 
oXeo}  dagegen  war  bereits  aus  dem  aoristsystem  ausgeschieden 
und  dadurch  dem  einflusse  desselben  entrückt.  Wenn  später 
oXeao)  futur.  u.  dgl.  auftauchen,  so  sind  das  neubildungen 
nach  der  gleichung  sxQBxfja:  TQsxpw  =  äXeaa:  x. 

Dass  die  griechische  spräche  nun  in  der  that  aoriste  mit 
einfachem,  nicht  aus  aa  entstandenem  und  trotzdem  erhalte- 
nem a  besessen  hat,  lässt  sich  vielleicht  durch  folgende  Zu- 
sammenstellung wahrscheinlich  machen.  Auf  den  herakl.  ta- 
feln Cauer  Del.^  nr.  40.  41  ist  geminiertes  a  und  das  diesem 
vermuthlich  gleichweilhige  aus  xa  entstandene  aa  nach  kur- 
zem vocal  durchaus  erhalten:  iaa^rai  I  138.  151.  160.  163. 
177.  iaoovTui  112.  145.  179;  dative  auf  -uaai  (=  ytsi  Joh. 
Schmidt  Z.  XXV  590  sq.)  I  50.  104.  158.  175  iäaaadiuB&a  (= 
iiaTo.'))  n  28.  54.  60.  68.  76.  83.  90.  96.  102.  109.  Diesen 
zahlreichen  fallen,  in  denen  aa  erhalten  ist,  steht  gegenüber 
o/Lioauvreg  I  118.  Die  annähme  eines  fehlers  vdrA  aus- 
geschlossen durch  die  thessal.  Inschrift  Collitz  I  1332,  auf  der 


»)  (fm^outti  (d.  i.  ^a-xfofiui;  *J((i6g  part.  pass.  von  dn  schneiden 
Brugmann  Mü  III  99)  hat  seine  tempora  nach  nrcTto/utu ,  ndaaa&ui,  ni- 
naax€u  Sl  642  {wz,  pat)  gebildet;  vgl.  das  von  *fatu8  abgeleitete /a/cor  mit 
seinem  partic.  fassus.  Das  praes.  cTw/w  ist  eine  neubildung  aus  dem  aor. 
^daatcad^tu  (nach  dem  muster  y(th):  ynaaai);  vgl.  auch  Joh.  Schmidt  Z. 
XXVI  294. 


268  Wilheliii  Schnlze, 

wir  iaaofievav  4041  (vgl.  Cauer*  nr.  409,  16  saota&Biv;  14. 
18  xaroixevTsaai)  neben  ojnoaavreg  25  lesen.  Vgl.  femer  Cauer* 
121  cret.  Sdaaaa&ai  C  39.  D  7  neben  ofionai  A  10.  B  35.  In 
diesem  zusammenhange  gewinnt  auch  der  thatbestand  bei  Epi- 
charm,  dessen  dialect  nach  aus  weis  von  iaai  fr.  130  Ahrens, 
iaa  125,  saaetj  98  geminiertes  a  noch  nicht  vereinfacht  hat,*) 
erhöhte  bedeutung:  undleaa  fr.  71.  xaUaai  19,  1.  20.  65. 
ciXeaaa  fr.  148  kommt  als  ganz  unsichere  conjectur  nicht  in 

betracht  (jus  o>  asaaunoXarega;  vdw  a'  äX$aaa  noXi  nakairigav 

Ahr.).  Damach  wird  man  filr  das  urgriechische  mit  einiger 
Wahrscheinlichkeit  einen  ähnlichen  zustand  (etwa  TJXaaaav  ne- 
ben (Sfiocav;  entsprechend  €[?]7jaaav  neben  €[?]fiaav)  erschlies- 
sen,  wie  er  fßr  das  sanskrit  bezeugt  ist,  das  neben  ayäsishanif 
agäsisham  (RV.)  ajpräs,  alias,  dhäsathas  u.  s.  f.  bildete.  Bei 
Homer  und  den  Aeolem  haben  die  (rrr-büdungen  die  mit  ein- 
fachem a  ausgestatteten  aoriste  zu  sich  herübergezogen  [o/uog' 
aai  K  328.  Cauer«  430  A  16.  B  30);  bei  Epicharm  {oXiaai 
neben  oXiaaai  P647;  xaXiaat,  neben  ^aXsaaui  n  693)  kann 
sicli  die  entwicklung  in  umgekehrter  richtung  vollzogen  haben; 
jedoch  lässt  sich  die  frage  mit  Sicherheit  nicht  entscheiden,  da 
xaXeauiy  oXiaai  möglicherweise  ursprünglich  der  kategorie  der 
mit  einfachem  a  gebildeten  aoriste  angehörten. 

Mahlow's  ansieht  Hesse  sich  den  beigebrachten  Zeugnissen 
gegenüber  nur  unter  der  Voraussetzung  aufrecht  erhalten,  dass 

ojuoaaai,  xaXeaaat ,  oXeaaai   nach    dsix-Gui    (Sstf^ai),    Xvaaij    in 

welchen  formen  nur  einfaches  a  (nach  langem  vocal  aus  ca 
lautgesetzlich  entstanden)  gehört  wurde,  zu  ofi6-aai,  xaXiaat, 
oXeoui  umgestaltet  worden  sind ;  duaaaa&ai  müsste  dann  dieser 
Umwandlung  entgangen  sein,  weil  man  das  r  in  Saxio^ai  als 
wurzelhaft  betrachtete.  Doch  scheint  mir  diese  annähme  schon 
deshalb  keinen  beifall  zu  verdienen,  weil  formen  mit  einfachem 
a  nach  kurzem  vocal  für  drei  (vier?)  von  einander  un- 

1)  Aus  odiftatcui  fr.  98  hat  Ahrens  durch  eine  ebenso  scharfsinnige 
wie  evidente  conjectur  odtfu  larcut  {iaüu^i'tu  Bergk  Opusc.  ed.  Peppm.  II 
263  not.)  gemacht;  darnach  wird  man  auch  fr.  26  Taaiii  anzuerkennen 
haben.  Doch  beweisen  diese  formen  nichts  für  die  lautgesetzliche  behand- 
lung  des  aus  cTa  hervorgegangenen  oa ,  da  laaavTi  und  das  aus  ihm  e^ 
wachsene  taoccui  Joh.  Schmidt  Z.  XXVI  324  eine  Umgestaltung  nach  !ai( 
erfahren  haben  können;  vgl.  taufy ,  das  sein  a  von  Ta-rt  erhalten  haben 
muss  (Joh.  Schmidt  Z.  XXVI  313). 


Miscellen.  269 

abhängigedialecte  (Herakl.,  Sjrrak.;  Thessal.,  Kret.?)  be- 
zeugt sind. 

6.  Denominative  von  ä-  und  a-stämmen  gingen  nach  aus- 
weis  der  contractionsproducte  {tifia,  neigarai)  im  attischen 
dialect  im  präsens  stets  auf  -äiö  aus;  nur  6i\pijv,  neivfjv  und 
vielleicht  fiuUirjv  (?  Cobet  VL*  130  sq.)  machen  eine  aus- 
nähme. jnaXxifjv  kommt  jedoch  sofort  ausser  betracht,  da  i!j 
unmöglich  lautgesetzlich  aus  täs  entstanden  sein  kann;  die 
annähme,  dass  es  sein  tj  der  analogie  der  eratgenannten  ver- 
ben  verdankt,  hat  bei  der  nicht  wegzuleugnenden  Zusammen- 
gehörigkeit der  drei  begriffe  „hungern,  dürsten,  frieren'*  nichts 
befremdliches,  dixpfi,  neivfi  sind  entstanden  aus  Jit/zaci  neivaei; 
vgl.  aeol.  n€iva(ov  r  25.  n  758.  2  162,  ^ixpamv  X  584,  wel- 
cher form  das  archilochische  dixpioDv  fr.  68  B*  (=  SiipjjcDv ;  vgl. 
Ma/acav  =  Maxi(ov  u.  s.  w.)  genau  entspricht,  wonach  Hero- 
dot  I  133  n€iv(BvTag  ZU  berichtigen  ist.  6ixfja€i,  netvan  lassen 
sich  auf  *^i}paaiü),  *neivaaj^  zurückfuhren  (vgl.  giydo),  i(f()CD(D 
=  *^iy(aaiü),  *idQ(oai(o).  *di\päaiei,  *7i€iväaieL  sind  abgeleitet 
von  *6i\päa,  *neivä<j  d.  i.  *dipti'äs,  *pefii'äs,  die  ich  mit  igt- 
fjQsg,  n£Qi7]Qg  Alkman  fr.  149  B*,  no&'txeg  Cauer«  10  B  9  auf 
eine  linie  stelle.  *dipti'äs  (*peni'ä8)  heisst  durstig  (hungrig), 
eigentlich  wer  vor  durst  (hunger)  äret  (=  *ä^.).  Dass  die  wz. 
ä8  mit  Vorliebe  von  den  quälen  des  durst  es  (zu  xiQaa},  torreo) 
gebraucht  wird  (Tantalus  aret ;  faux  arens ;  sitis  arens ;  aridus 
viator),  ist  bekannt;  ^petii-äs  zu  rechtfertigen  genügt  die  be- 
rufung  auf  den  heisshunger  und  stellen  wie  Apoll.  Bhod.  I 
1245  ^Q  ayqiog  Xtfiff  ald^ofiBvog;  Callimach.  h.  Cer.  67  Ufiw 
ai^va  xQaregov;  Quintüian  12,  8  fames  ignea,  12,  9  fames 
urit  (vgl.  femer  Xif^w  yevoixo  %fiqog  Hipponax  fr.  9  B*).  Auch 
aidona  Xi/nw  Hes.  opp.  363  wird  nicht  sowohl  den  „schwarzen" 
(La  Roche  bezeichnung  der  färben  bei  Homer  10  anm.  2)  als 
den  „heissen"  (Pape  s.  v.)  hunger  bezeichnet  haben. 

Eine  genaue  parallele  zu  *peni'äs  hungrig  bieten  xaxi&^g* 

UTQoq^og    afineXog;    xaxi^iq'    XifJLtiqig;    xaxi&a'    kififiQu    Hesych, 

welche  worte  deutlich  mit  wz.  a*^  zusammengesetzt  sind,  xax- 
gehört,  wie  Bezzenberger  gesehen  hat  BB  IV  357,  zu  got. 
hührusy  huggrjan;  die  starke  form  liegt  vor  in  xevxei'  nsivä 
(aus  Phot.  citiert  von  Lobeck  Ehemat.  60).  Als  grundbedeu- 
tung  setzt  Bezzenberger  „noth,  elend**  an;  andere  wege  wei- 
sen gvAa  xdyxuva  O  364.  a  308  (=  aia  nakat  a  309) ;  noXvxay- 


270  Wilhelm  Schuhe, 

xia    Si'if/av    A   642;    xuyxaivfC    d-aXnfi,    '^fjQa/vft :     xttyxofiirtf^ 

irjQuq  T(p  (poßtf  (gründlich  mLsverstanden  von  Fritsch  C.  stni 

VI  335.  Curt.  Verb.  P  258);  xayxakdog*  xaraxfxavfiipog;  xixfnh 

kor  xaxoi'  axkriQoi  xva/tioi  Hes.,  welche  formen  sämmtlich  aef 
eine  wurzel  xayx  brennen,  dörren  zurfickgehen,  auf  die  idi 
auch  hührus,  xaxi&d,  xevxei  zu  beziehen  geneigt  bin.  Mit  der 
angenommenen  gnmdbedeutung  verträgt  sich  auch  der  ge- 
brauch des  lit.  kankfi  (quäl,  leiden)  sowie  des  altnord.  ha  = 
got.  *hühan  („plagen,  quälen,  z.  b.  von  den  leiden  des  him- 
gers**  Bugge  BB  III  102);  vgl.  gr.  äiti  (wz.  däv  in  Satw  u. 
s.  f.);  skrt.  tapas,  ^oka? 

xaxoTfjg,  xuxa  Unglück,  leiden  (z.  b.  v  200,  203);  xaxw- 
aaT€  V  99  (vgl.  ävotaot  v  195),  arojuaxaxfj  können  ^eichfalls 
hierher  gehören,  doch  macht  die  sonstige  Verwendung  des  adi. 
xaxog  (ahd.  huoh  spott,  hohn;  huohön  =  xfjxal^m;  letzteres  hin- 
sichtlich der  bedeutung  =  xaxiXw]  Huebschmann  Idg.  vocal- 
system  154  erinnei-t  an  zd.  kam  klein)  Schwierigkeiten.*) 

Als  der  Grieche  xax-i&i^g  bildete,  war  die  erinnenmg  an 
die  grundbedeutung  des  ersten  bestandtheües  natürlich  er- 
loschen; ebenso  ist  das  germ.  *hunh'^  hung"  seiner  eigentlichen 
bedeutung  vollständig  entftemdet. 

7.  Wie  savya'Shthfir.  dessen  erklärung  Mahlow  gefunden 
hat  Z.  XXV  2S  sq.,  scheint  gebildet  TloAvxToaQ,  das  sich  durch 
sein  patronymikon  TloXvxroQ/df]^  als  noni.  agent.  auf  -far  aus- 
weist (wz.  xTfj;  vgl.  schon  Pott  EF*  II  b  3  p.  3(59);  grdf. 
7iokvxTT(oo  (od.  -kst-).  Wegen  der  bedeutung  {nokvxTrjutov  E 
G13)  vgl.  ß  397  sq.  UolvxxmQ.  djvfiog  /tur  o  yioTi'.  Der  dich- 
ter ist  hier  wie  auch  sonst  Svo/na&frtxog  (Aristonic.  zu  Z  18). 
Zweifelhaft  ist  Tini-aro(ja  Tl  695. 

Skr.  gnru:  lat.  grav-is  =^  sarya'Jshthar :  terre-],  campe-Jstris. 
Wz.  std  fungiert  hier  in  allgemeinerer  bedeutung,  vgl.  supersies. 
caele-st is  kann  man  etwa  übersetzen  qni  Matio}iem  (cf.  |fvoara- 
aig,  gra(TO}!tasi}>)  hahvt  ui  raelo:  grdf.  caeU-sttis.  An  wz.  ^äin 
caelestis,  tfnrcstris  dachten  bereits  Bopp  und  Schweizer-Sidler 
Z.  IV  309.  Wenn  alid.  ('iri-Jst  =  skrt.  go-Jshtha  ist  (Bezzen- 
berger  Z.  XXII  27()  sqq.:  anders  Osthoff  XXIII  317),  so  darf 
man  got.  avist7'  n.   schafstall,  ^naviatr  (gamristroti  begraben) 

*)  Allerdings  heisst  xaiuö?  sowohl  x«xüs'  (vgl.  got.  haunt  niedrig,  de- 
müthig)  als  axlfiQog  (zu  xa/w);  vgl.  Hes.  gl.  1917,  ferner  1906  xavafor 
xaxöy,  xanvQÖy  und  1918  xav{>6f'  xaxos. 


Miscellen.  271 

auf  'St'trom  (wegen  der  Verwendung  des  suff.  tr  zur  bezeich- 
nnng  des  ortes  vgl.  Osthoff  forsch.  I  135  sq.,  zur  bedeutung 
auch  gr.  ßovaraaig)  zurückflihren  (anders  Bezzenberger  und 
Osthoff  an  den  angefUirten  orten). 

8.  „Das  s  (z)  des  nom.  sg.  fällt  weg  nach  r,  wenn  ein 
kurzer  vocal  unmittelbar  vorhergeht:  mir,  haür,  an^ar,  unsar; 
dagegen  nach  langer  silbe  bleibt  s:  akrs,  hörs,  skeirs,  sv^s, 
gäurs.  Abweichend  ist  nur  der  einmal  belegte  nom.  stiur^ 
Braune  got.  gramm.  §  74,  2.  Aus  diesem  thatbestande  scheint 
sich  zu  ergeben,  dass  in  stitir  dem  r  ursprünglich  weder  ein 
langer  vocal  noch  ein  diphthong  vorausging,  d.  h.  dass  stiur 
von  hause  aus  zwei-  bz.  dreisilbig  war :  *stirüras  (ür  wie  in 
fidurdögs),  *sti'iiras  ist  entstanden  aus  *stivuras  vgl.  Paul 
PB  Vm  162  sqq.  Sievers  86  sq.  Osthoff  MU  IV  306.  312  und 
deckt  sich  genau  mit  skrt.  sthaviras  (-iras  =  -p^os),  das  auf 
eine  wurzel  sthevA  (got.  stiur jan;  gr.  ajo/ia):  sthü  (sthüra; 
gr.  arv'Xog)  Huebschmann  Idg.  vocalsystem  19  zurückgeht.^)  — 
Moeller  PB  VII  502  anm.  2  setzte  eine  grundform  *8teuAros, 
gen.  stuAresjo  an,  doch  muss,  wenn  ich  ihn  recht  verstehe 
(464  anm.  1),  daraus  nach  seiner  ansieht  im  germanischen 
zweisilbiges  *8tmros  geworden  sein.  Die  übrigen  namen  des 
stieres  sind  wohl  fem  zu  halten. 

Burgsteinfurt,  den  6.  october  1886. 

Wilhelm  Schulze. 


Arica. 

I.  Zur  bildung  der  1.  sing,  praes.  akt. 

Im  altindischen  hat  die  thematische  und  unthematische 
klasse  in  der  1.  sing,  praes.  akt.  one  untei-schied  das  suflBx 
-mi:  dsmi  —  bhärami.  Das  gleiche  gilt  von  der  spräche  des 
jungem  avesta :  ahmi  —  barami,  sowie  von  der  der  altpersischen 
keilinschriften :  amlj  —  darajamij.  In  meinem  altiranischen  ver- 
bum,  s.  23,  §  4  f  sind  als  indikativformen  auf  a,  a  ausser  den 
gathischen  ußa  und  va/isia  nur  noch  drei   angefürt:   nmnia 


*)  Davon  zu  trennen  sind  aravQÖg,  instaurare;  skrt.  sthn-vara:  ara- 
v^6g  (wz.  Bthä)  OB  ilivB^tQog:  igv^QÖg» 


272  ^^^-  Bartholomae, 

(oder  mahiia)  jt.  10.  106,  hafßia  j.  8.  3  und  üstaiä  j.  13.  3, 
vsp.  3.  1  ff.  Die  beiden  ersten  —  in  j.  8.  3  lies  ha/isaja,  v^. 
die  neuausgabe  —  sind  sicher  1.  sing.  opt.  med.;  cf.  verf., 
arische  forschungen  II,  s.  66.  Aber  auch  für  a^taiä  ist  diese 
fassung  weitaus  die  warscheinlicliere.  In  j.  13.  3  lesen  wir: 
ratüi  ammii  ratii.s  asiaiay  in  vsp,  5.  5  dagegen  ratü^  ffiwrfi- 
maid^  ratfii^  astaiamaid^.  Das  spricht  dafiir,  dass  auch  astaiS 
zum  medium  gehört.  Wie  mmiia  für  *maniaia  eingetreten  ist, 
so  staia  für  *,stalaia:  1.  sing.  opt.  med.  des  i-praesens.  — 
Hingegen  sind  in  §  1  und  238  meines  altiranischen  verbums 
(s.  22  und  158)  aus  der  thematischen  konjugationsklasse  23 
vei*scliiedene  »*  «-formen  des  jungavestischen  und  altpersischen 
aufgezält. 

Ganz   anders   liegt  die  sache  für  die  spräche  des  altern 
avestÄ,  der  gatha's.   Hier  besteht  noch  in  vollster  strenge  die 
ursprachliche   Scheidung:  die  untliematischen  praesensstämme 
haben  -?wi,   die  thematischen  gehen  auf  -0  {-a)  aus.    Es  gibt 
keine  form,  die  sicli  gegen  diesen  satz  geltend  machen  Uesse. 
Für  flfü^mij.  44.  7  muss  die  richtige  bedeutung  und  erklämng 
eret  noch   gefunden  werden.     Mein   versuch   in   arische  for- 
schungen n,  s.  164  ist  schon  desshalb  nicht  zu  halten,  weü 
die  handschriften  fast  ausnamslos  fralßni  bieten.    Geldner, 
drei  yasht,  s.  39  stellt  j^auamf  zu  va  =  van  +  ^*'.  d.  h.,  um  es 
anders    ausdrücken,    auami    wäre    nach    Geldner    als  eine 
sekundäre    praesensform    aufzufassen,    aufgebaut    auf  aorist- 
formen wie  *ä'va't(i  (zu  vau-  wie  ä-ga-fa  zu  gam-f  a  wäre  nr- 
spracldich  ü) :  eine  immerhin  mögliche,  wenn  schon  nicht  seliX" 
warscheinliche    erklärung.     Icli   ziehe   es   vor  mit  Ml  1  u.  a- 
auami  zu  lesen,  d.  i.  ar.  *a-ji^'«-'///,  zu  ucffi-  „heischen,  wollen* ; 
über  am  (oder  qum)   aus  anui   cf.  verf.,  B.  B.  XIII,  s.  64» 
A.   F.   III,   s.  57.   *ua}nni  ist  zu  beurteilen    wie   ai.   kiihis. 

krtha,  hhärti,  vartti,  hanni  u.  änl.  —  Wie  Geldner  die  von 

• 

ihm  in  der  ausgäbe  vorgeschlagene  trennung  von  auBniirü  J- 
4fJ.  10  hl  aufm i  ra  zu  rechtfertigen  gedenkt,  ist  mir  nicht  klar. 
Die  gathischen  ?/ii-formen  sind:  ahmt  3,  mraomx,  va^fi^i 
3,  vahml  (j.  34.  2,  Geldner  vahm?),^)  staoml  (j.  43.  8,  Geld- 
ner stanmi),^)  zaozaomi,  hahmi:  zusammen  7  an  11  steUen. 
Drnen   stehen   auf  selten  der  thematischen  koigugation  16  *• 

»j  Vgl.  \erf.,  A.  F.  II,  s.  106. 

*)  Über  die  herkuaft  des  au  in  ai.  stüümi  cf.  verf.,  a.  a.  o.,  ■.  Sit 


Arica.  273 

rmen  an  54  stellen  gegenüber,  nämlich:  aköia,  tißä,  kaia, 
luä,  fra^sia,  fraua/i^ia  7  (darunter  6  gleichlautende  stellen), 
iflHä  3,  spasia,  bäpröia,  welche  ich  für  sicher  indikativisch 
"achte,  wärend  aohaiä,  isasa,  isia,  Ißaia,  Ki/ihima,  peresa  23 
9  gleichlautende  stellen),  ja$a  5,  j^Ka,  zhaia  3  teils  für 
B^reifelhaft,  teils  für  sicher  konjunktivisch  gelten  müssen. 

Die  Übertragung  des  -mi  ist  also  nicht  arisch,  sondern 
ie  ist  erst  in  verhältnissmässig  später  zeit  erfolgt,  und  auf 
eiden  dialektgebieten  in  durchaus  selbständiger  weise.  Vgl. 
AZU  G.  Meyer,  griech.  grammatik,  §  444. 

n.  Zur  bildung  der  1.  plur. 

1.  Zu  j.  40.  4  ist  die  1.  plur.  hisKamaidf  bezeugt.  Über 
die  richtigkeit  der  Überlieferung  kann  durchaus  kein  zweifei 
obwalten.  Eine  anzal  von  handschriften  bietet  his/cimaid^  : 
das  i  wäre  nach  §  5  meines  handbuchs  zu  beurteilen.  Die 
arische  grundform  ist  auf  alle  fälle  mit  *sisKamadhai  anzu- 
setzen: eine  1.  plur.  praes.  med.  zur  3.  sing.  akt.  *sisakti  = 
ÄL  8i$aktiy  av.  hishafiti  Schwierigkeit  aber  macht  das  a  zwi- 
schen stamm-  und  personalendung.  Im  handbuch,  §  305  nam 
idi  es  als  konjunktivzeichen.  Das  ist  verkehrt.  Vielmehr  ge- 
hört a  zum  suflix.  -amaid^  fürt  auf  idg.  *'rpmedhm.  Die  idg. 
gnmdform  ist  also  *sisk2tpmedhai.  Das  avestische  K  statt  k 
^ruht  auf  Übertragung. 

2.  Eine  zweite  1.  plur.  mit  am^  =  fiim^  ist  gimama  jt.  24. 
32:  1.  plur.  aor.  akt.  zur  wurzel  gtem-  „kommen";  g  ist  vom 
Singular  her  übertragen.  Grundform  ist  * giriim-rftme.  In  der 
'Sprache  wurde  flektirt:  *gem'nif  *gem'S,  ^gem-t;  *gfpfn'' 
V^  und  ^e-gifL-me,  *gih'tey  ^griim-nt  und  "^e-gm-y^t  Im  veda 
^  davon  zu  belegen:  a-gamam,  a-gan,  a-gan;  a-gama,  gata 
^d  gata,  gaman  und  agman.  Im  avestischen:  — ,  gBn  j.  46. 
^2,  --;  gimama,  — ,  gimen  j.  45.  ö  (mit  übertragenem  g)  und 
^^emen  j.  46\  11  (=  ai.  ^gman).  Die  1.  plur.  ganma  ist 
ebensowenig  ursprünglich  als  die  2.  ganta.  Ai.  gdman  ist  kon- 
junlrtiyj  gaman  kann  konjunktiv,  aber  auch  =  idg.  ^g^m-^t 
^;  dasselbe  gilt  von  av.  gimen. 

3.  daidiama  jt.  24.  58:  1.  plur.  perf.^akt.  zu  dhia-  „war- 
^^dunmi,  seiii  augenmerk  richten  auf—".   Grundform  ist ^dhe- 

4.  Imtama  y  41.  4,  hmma  j.  70.  4,  jt.  10.  75:   1.  plur. 

IiJütlirtfl  not  fifiL  0V8Mli£  V.  y.  JX.  •  v.  4.  18 


274  Chr.  Bartholomae, 

opt.  Jior.  akt.  zu  hhau-  „werden"  (oder  auch  zu  dem  erweiterten 
hhua-,  vgl.  Thurneysen,  B.  B.  VIII,.  s.  285  ff.).  Ich 
nehme  hier  ?//  als  eine  ahgeküi-zte  sclireibung  für  mh  v0. 
tamtki  gegenüber  ai.  iauvija  und  verf.,  handbuch,  §91a.  lÄe 
form  zerlegt  sich  also  in:  ha-ii-nma.  Entsprechend  gebildet 
ist  das  altpersische  hlja.  3.  sing.,  das  einen  starken  optativ- 
stamm *hii'iia'  voraussetzt:  vgl.  Osthoff,  zui*  geschichte  des 
peifekts,  s.  426.  Aus  um*.  '^hu-Ua-t  ist  auf  altpersischem 
gebiet  zunächst  '^w-ija-ty  dann  die  liistorische  form  b-ija  her- 
vorgegangen. Auch  av.  haid.  bniilß,  biiiares.  huiqn  können  = 
^hü'iia^^  gesetzt  werden. 

5.  f)aminma  j.  6Y>.  \2  =  7L  30,  1.  plur.  opt.  aor.  akt.  zn 
f/iPm-  ^kommen".  Grundform  ist  *//2>i'-i-'i«>w^.  Das  ^  beruht 
wiederum  auf  Übertragung. 

Nunmehr  begi'eift  man  auch  die  übrigen  optativformen 
mit  kui-zem  a  vor  dem  personalsuflBx,  über  die  ich  im  hand- 
buch,  §  291  noch  im  unklaren  war.  Die  2.  plm*.  opt.  buiata 
(jt.  13,  147)  verhält  sich  zur  1.  plur.  bifiama^)  ganz  wie  im 
gotischen  die  2.  plur.  peif.  bundup  zur  1.  plur.  buudum  (aus 
"^bhndh'iiimr),  a  und  u  sind  beide  aus  der  1.  plur.  übertragen. 
Im  gotischen  hat  auch  noch  die  3.  plur.  buudun  zur  gestaltung 
der  2.  beigetragen;  cf.  die  note.  In  j.  71.  11  scheint  Imiaia 
als  3.  sing.  med.  zu  fungiren.  Ebenfalls  2.  plur.  akt.  ÜJt 
ddiata  j.  8.  5,  W.  11,  68.  12,  n.  -V.  11;  doch  lässt  sich  ddiata 
auch  als  injunktivform  zum  stamm  daia-  ziehen,  der  in  den 
gatha's  in  dnif/tP  j.  -57.  1 1  und  däiaß  j.  34,  12  u.  ö.  vorhegt. 
Entsprechende  optativformen  des  veda  sind  dnlnjät  und  duhljan. 

Aus  dem  altin<lischen  ist  mir  eine  analoge  bildung  der  L 
plur.  nicht  bekannt.  Die  lTir\s  arische  vorauszusetzenden  gründe 
formen    wie   ^paptamä,  '^sujshona.  "^mzdamd  aus  *}H*pUiime  eti:^, 
wui'den  liier  nach  dem   niuster   von   tat>thmä,  dadh'nm  u.  ^., 
deren  i  auf  indogermanisclies   sehwa  zurückgeht,  in  jW7>/i»i<i 
,<fa,sA'/;;/((,  spdimd  umgestaltet.    Vgl.  verf.,  Kuhn's  literaturbla« 
I,  s.  IS  f.  und  Hübschmann,  idg.  Vokalsystem,  s.  11.   Ost- 
hoff's    abweichende   erklärung  des   „ binde vokals  i"  (zur  ge- 


>)  3.  plur.  akt.  des  optativs  auf  -en  =  idg.  -^f  kommen  im  aresta  W 
unthematischcn  stammen  nicht  vor.   Gd.  />i9n,  das  Osthoff,  morph.  oate^ 
suchungen  IV,  s.  294  =  idg.  *si}jt  setzt,  ist  doch  wol  mit  rflckncbtiaf 
die  1.  sing.  Jiicm  und  die  jungavcstische   3.  plur.  hj^  (vgl.  noch  jtßiV^ 
buiqnt  daipiqn)  auf  ar.  "^s-iü-nt  zurückzufüren.    Doch  YgL  ai  dmkl^h. 


Arica.  276 

schichte  des  perfekts,  s.  394  ff.)  kann  ich  desshalb  nicht  billi- 
gen, weil  sie  nicht  auch  aufs  avestische  passt.  Das  ai.  ga- 
gmirB  könnte  zwar  aus  *gegmi-rai  entstanden  sein.  Aber  das 
ir  in  av.  vaozirein  jt.  19,  69  kann  keinesfalls  auf  pr  zurück- 
gefürt  werden,  da  dies  im  avestischen  stäts  durch  ar  ver- 
treten wird;  verf.,  K.  Z.  XXVII,  s.  204  f.  Da  sich  nun  aber 
das  i  in  av.  vaozirem  von  dem  i  in  ai.  gagmirB,  agagmiran 
unmöglich  trennen  lässt,  muss  Osthoffs  erklärungsversuch 
für  verfehlt  gelten.  Vgl.  noch  verf.,  A.  F.  II,  s.  97  ff. 
dvhair^  j.  S.  22  (v.  1.  dvhair^)  ist  konjunktiv  des  perfekts;  vgl. 
jt.  10,  45,  13,  64,  wo  er  thematisch  gebildet  ist.  —  Dem  ave- 
stischen -amu  in  gimama  entspricht,  wie  schon  angedeutet, 
genau  das  gotische  -um  in  qB^n-um,  Das  lateinische  -imtis  in 
ssdimus  etc.  kann  ebenfalls  aus  -jpw^  hervorgegangen  sein. 
Und  auch  das  griechische  -ajusv  braucht  keineswegs  sein  a  so 
erhalten  zu  haben,  wie  G.  Meyer,  griech.  grammatik,*  §551 
es  annimmt.  Die  1.  plur.  perf.  akt.  aus  pet-  muss  eben  doch 
schon  in  der  urzeit  *peptriinie  gelautet  haben. 

ni.  Zur  bildung  der  3.  sing.  perf.  akt. 

Ausnamen  können  dazu  dienen,  die  regel  zu  bestätigen. 
Im  rgveda  gilt  die  norm,  dass  die  3.  sing.  perf.  akt.  langes 
a  hat,  sofern  die  wurzel  auf  6inen  konsonanten  ausgeht;  z.  b. 
tatätia,  dadära,  Uik&ja,  aber  tmtämbha,  dadär&a,  viv^a.  Das 
gleiche  ist  flir  die  spräche  der  gatha's  anzusetzen,  trotzdem 
hier  nur  3  foimen  vorkommen,  in  denen  der  wurzelvokal  vor 
einfacher  konsonanz  steht:  nBnüsa  j.  5^.  15  =  ai.  nanäSa,  hi- 
saia  j.  ^5.  1  =  ai.  ^aja  und  tatasa  j.  29,  6.  Die  ausname, 
die  in  dem  letzten  beispiel  vorzuliegen  scheint,  erweist  deutlich 
die  richtigkeit  der  regel.  In  der  arischen  grundsprache  stand 
hier  der  vokal  vor  einer  doppelkonsonanz  ^^,  cf.  ai.  tatäk^a. 
Das  a  in  nanasa  —  nrniosa  und  das  a  in  tatäkßa  —  tatasa  sind  alt- 
ererbt. —  Im  jungem  avesta  ist  der  alte  unterschied  zwischen 
der  1.  und  3.  sing.  perf.  akt.  verwischt  (vgl.  verf.,  altir.  ver- 
bum,  §  59),  ebenso  wie  in  der  spätem  indischen  literatur. 

IV.  Zur  flexion  des  konjunktivs. 

I.  In  meinem  altiranischen  verbum  habe  ich  nur  eine 
einzige  3.  plur.  des  konjunktivs  verzeichnet,  bei  welcher  die 
primärendung  (-nti,  -ntai)  hinter  kurzem  vokal  erscheint:   die 

18* 


276  Chr.  Bartholomae, 

.<f-aoristfonn  vnrc^enfi  j.  4ö.  3.  Dagegen  sind  formen  auf 
'(Infi  und  dnt^  (ar.  -fl/<f")  recht  häutig  bezeugt;  cf.  a.  a.  o., 
s.  48  f..  56  f.  Aus  dem  indischen  werden  bei  Delbrftck, 
altind.  verbuiu,  §  112  nur  drei  mediale  koigunktive  auf -ü-wtf 
angetiirt:  hpiavauir' ,  namutr  und  mqsaNte  (Whitney 's  ind. 
gramm.  liat  nur  die  letzten  beiden).  Im  aktiv,  so  wiri  be- 
hauptet, hat  die  3.  plui'.  konj.  immer  die  sekundäre  endang; 
cf.  Whitney,  a.  a.  o.,  §  560. 

Aus  dem  gathadialekt  kommen  zu  der  eben  erwänten  form 

1.  varek'Hti  (sigm.  aor.)  noch  folgende  hinzu: 

2.  hiiuiHti'/ca  j.  4ö.  7 :  aor.  zu  hhaw  ;, werden".  Vgl.  dazu 
ai.  hliHvaui  >  av.  hua  (v.  18.  29),  1.  sing.  Eän  praesens 
6.  klasse  von  hhau-  gibt  es  nicht. 

3.  radenU  j.  33.  2:  aor.  zu  radli-  „zurecht  machen,  —  han- 
deln; empfangen '^.  Vgl.  dazu  ai.  radhati  RV.  10.  63.  6,  ein 
deutlicher  konjunktiv,  parallel  mit  karat  gebraucht.  Auch 
radhat  —  radaj)  ist  konjunktiv ;  radem  j.  x?9.  9  (ai.  Orradham) 
injunktiv. 

4.  jaotjantP  y  30.  10:  aor.  zu  jaug-  „anschirren,  verbin- 
den; sich  vereinen  "*.  Vgl.  dazu  ni.  jö^atü.  Die  konjunktivische 
bedeutmig  von  jaof)^^  steht  ausser  frage:  „dann  werden  sie 
sich  in  der  schönen  wonung  .  .  .  vereinigen**.  Das  prae- 
sens von  ftuf/-  tlektirt  nach  der  7.  klasse.  Alle  belegbaren 
avestischen  fiaiucu  gehören  dem  aorist  an ;  auch  jao/imaidi'  jt. 
J.  1;  vgl.  Creldner,  Studien  I,  s.  109  und  wegen  des  suf- 
tixes  verf.,   altir.  verbum,  s.  25  f. 

II.  i'ürs  vedische  wiid,    wie  schon  erwänt,    die  existenz 
von   konjunktiven   auf  -uti   von  Whitney  (und  ebenso  von 
Delbrück,  altind.  verbum,  s.  191  f)  in  abrede  gestellt.  Gam^ 
mit   unrecht.     Ludwig,    rigveJa  IV,    s.  229  und  V,   s.  265 
gibt   wenigstens   für  eine  form  auf  -utif   viüanti   RV.  8.  i 
17,  28.  4  die  mögliclikeit  konjunktivischer  fassung  zu.    In  d&x 
tat  sind  beide  stellen  —  jätha  radnisja  sanävö  .  .  vaMnti  .     . 
tätlu'd  luaf ;  jätlui  väMiuti  dt-väd  täfhvd  asat  —  derart,  dass  aji 
der  konjunktivischen  bedeutung  von  väSianti  nicht  der  geringste 
zweifei  bestehen  kann ;   man  vergleiche  dazu  1,  165.  7,  8.  &0. 
4,  55.  4  und  aus  dem  avesta  j.  }^9.  4.^  Aber  auch  an  der  kon- 

')  Auf  die  änlicbkcit  dieser  avestastene  mit  den  xitirten  vediiclitfB  i 
habe  ich  schon  altir.  verbum,  s.  190  hingewiesen.  Vgl  auch  Nailic^'r  J 
Bezzenberger's  beitrage  VlI,  s.  237.    Ich  halte  sie  aber  doch  nur  ftaVff    m 

rein  zufällige.  ■ 


Arica.  277 

junktivischen  form  von  viUanti  kann  meines  erachtens  nur  der 
anstoss  nehmen,  der  unsere  indischen  grammatiker  für  kano- 
nische bücher  ansieht.  Die  wurzel  t/a-?-  bildet  ihr  praesens 
im  arischen  nach  der  2.  und  nicht  nach  der  1.  klasse.  Im 
avesta  kommen  nur  unthematische  formen  vor;  vgl.  verf., 
altir.  verbum,  s.  69.  vasal)  j.  29.  4  (cf  oben)  ist  deutllcli  kon- 
junktlv ;  ebenso  vasen  v.  6,  6,  15.  46 :  jf^i  .  .  vasen  . .  kupa  .  . 
vereziqHy  d.  1.  „angenommen  sie  wollten  (das  und  das  tun), 
wie  sollen  sie  sich  dabei  verhalten" ;  vgl.  dazu  v.  13.  29  u.  ö. 
Aus  dem  rgveda  wird  6ine  thematische  form  angefiirt:  dvcu^at 
2.  22.  1.  Der  samaveda  liest  statt  jäthävcu^at  vielmehr  jätha- 
vaAam.  Aber  auch  wenn  avaM.  richtig  überliefert  ist,  so  be- 
weist das  noch  keineswegs,  dass  auch  andere  thematische  for- 
men, wie  *vä^ami  u.  s.  w.  gang  und  gäbe  gewesen  wären. 
Vereinzelt  kommen  thematisch  flektirte  formen  ja  tiberall  vor. 
Und  gerade  fiir  die  2.  und  3.  sing,  praet.  akt.  war  die  neu- 
bildung  nach  analogie  der  thematischen  konjugation  entschie- 
den begünstigt,  da  hier  die  unthematisch  gebildeten  formen  im 
indisclien  den  auslautsgesetzen  zu  folge  vielfach  zusammen- 
gefallen und  somit  undeutlich  geworden  waren. 

N  ei  SS  er,  Bezzenberger's  beitrage  VII,  s.  216  ff.  stellt 
zu  väfianti  noch  zwei  weitere  beispiele  dieser  konjunktivbildung: 
gämanti  7.  34.  20  und  karanti  10.  48.  7.  —  Das  praesens  der 
Wurzel  gani'  wurde  im  arischen  ausschliesslich  nach  der  incho- 
ativklasse  flektirt:  gnKha-  —  fjasa-.  Die  bei  Grassmann- 
wörterbuch, sp.  382  unter  stamm  III  aufgefiirten  formen  wnd 
sammt  und  sonders  dem  aorist  zuzuweisen.  Augmentirt  Kind 
darunter  nur  zwei:  äganiam  (4  mal)  und  aganmt  10.  W.  7. 
Beide  haben  unzweifelhaft  aoristische  bedeutung,  Zar  «rateni 
cf.  Delbrück,  altind.  tempuslelire ,  s.  72.  An  d«r  letzt- 
zitirt^n  stelle  sagt  der  arzt  zum  kranken,  indem  «r 
sen  lager  tritt: 

ajam  mätujäm  pita  \  [jäm  givatur  agamaf 
„der  hier  (d.  i.  ich)  ist  als  mutter,   der  hier  alf 
hier  als  leben  jetzt  herangetreten"^,  was  m  tmI  hmiKL  4^  «.4 
„der  kranke  soll  jetzt  gewissermassen  neu  «raev:  aw  ««r^-^ 
werden".    Die   bildung  ist   wie  die  von  momt  «ti 
beurteilen,  gamam  7.  89.  1  —  nach  m<i — mmsmäir    «/*.' 
'Oty  -atha^s,  -ama-  und  gdm-an   sind    «  i^h^   sbt    v 
maJi^i  nach  form  und  bedeutung 


278  ^^'  Bartholomae, 

fmntti)  kann  einem  idg.  '^g^^mnf('U)  entsprechen;   cf.  oben  s. 
273.    (jamantu  dagegen,  sowie  gam4ipia,  gam^m  und  gami- 
mahi  sind  wie  aganiat  als  neubildungen  anzusehen,  veranlasst 
durch  die  1.  sing,  gäinam  oder  3.  plur.  gamän  (d.  i.  *jr»j»m5f) 
des  praeteritums.^)    Eine  neubildung  ist   auch  das  ganz  ver- 
einzelt stehende  gathä  8.  21.  16;   hatä:  hatliä  =  gata:  gatha. 
Im   avestA  kommt  ausserhalb   des   Inchoativs   keine   weitere 
praesensform  vor.   Die  konjunktivische  bedeutung  von  gdmanü 
st^ht  ausser  frage.    Ebenso   die   von  karanti.    Das  praesens 
der  Wurzel  kar-  bildet«  sich  im  arischen  nach  der  5.  klasse: 
kpwmi  —  ktrenaomiy  knuauml.  Die  scheinbar  der  1.,  2.  (und  8.) 
angehörigen    praesensformen    sind    neubildungen;    so   Äff/uw, 
kftha,  kämt  1.  174.  7  (deutlich  aoristisch  gebraucht,  paralld 
mit  kar  \md  ArPt)^  o.  31.  11   (unklare  stelle),    kuru,   htrmas; 
vgl.  verf.,  ar.  forschungen  ü,  s.  87  f.  Alle  andern  bei  Grass- 
mann, sp.  337  unter  stamm  11  aufgezalten  formen   sind  als 
ächte  konjunktive  anzusehen,    [kar^ti  4.  33.  5  ist   nicht  mit 
dem  padapathain  knra '-\-  Ui,  sondern  in  karä,  Is.  +  ^^i  ^^' 
zulösen.]    So  ist  z.  b.  karatas  10.  40.  2,  von  Neisser,  a.  a.  o. 
s.  217  als  praesensform  erklärt,  sicherlich  futurisch;  ich  ttber- 
setze:    „wo  werdet  ihr  abends  sein,  wo  seid  ihr  morgens  ge- 
wesen. Asvinen?  avo  Averdet  ihr  einkehr  halten,    wo  habt  ihr 
übernachtet?^  karns  6,  18.  14  —  Neisser,  a.  a.  o.  —  nehme 
icli  final.  karäwahP  fK  108.  14,  10.  59.  2,    156.   2  voluntativ; 
warum  letzteres  der  form  nach  <lurchaus   Indikativ   sein   soll, 
sehe  ich  nicht  ein;    vgl.   zum  suffix  verf,  K.  Z.  XXVII,  s. 
212.     Auch  die  dualformen  kamiam  und  karafam  sehe  ich  als 
ächte  konjunktivformen  an;  cf  unten.    Das  altiranische  kennt 
nur  praesensformen  nach  der  5.  klasse. 

p]iue  \ierte  vedische  form  auf  '(inti  ist  ua^^anti  6,  28.  4.^ 
aus  dem  unthematischen  aoiist  der  wurzel  na^-  „zu  gründe 
gelirii'^.  mu^anVi  steht  parallel  dem  unzweifelhaften  konjunkti^' 
dahhaÜ;  cf : 

na  in  )iasa}tt}  nd  (Jahhnti  täskarö  \ 
d.  i.  „die  (werden  =)  können  nicht  zu  ginmde  gehen,  kein  dieb 
kann   ihnen   schaden   tun   (den  kühen,   welche  .  .  .)."    Aucli 
)idsf(n   und   m,<!anta  haben  konjunktivische   bedeutung.    Letz- 
teres ist  auch  der  form  nach  konjunktiv.    Das   praesens  von 

^)  gama  bei  Delbrück,    altind.  vcrbiim,   s.  40  und   140  beruht  wo 
auf  einem  versehen. 


Arica.  279 

naS'   wird  im   arischen   nach  der  4.  klasse  gebildet:   ndiijati 

ni.  Nach  Whitney's  regel,  ind.  grammatik,  §560  mttss- 
ten  die  2.  und  3.  du.  akt.  karatam  und  karatam  als  thema- 
tisch gebildete  injunktivformen  genommen  werden;  so  N eis s er, 
a.  a.  0.,  s.  217.  Ihre  konjunktivische  bedeutung  ist  in  1,  23. 
6,  7.  65.  2  —  4.  55.  3  ist  mir  nicht  klar  —  unzweifelhaft. 
Ich  sehe  aber  nicht  ein,  warum  man  sie  nicht  auch  der  form 
nach  sollte  als  konjunktive  erklären  dürfen.  Die  suffixe  -tarn, 
'täm  kommen  auch  noch  in  andern  konjunktivformen  vor ;  z.  b. 
didajatam,  gugö^cdam,  mümöJcatam,  jak^atam:  welche  von  den 
sichern  konjunktiven  dtddjasi,  ^lufö^asu  rmimöJcat,  jak?at  loszu- 
reissen  und  als  ausnamsweise  thematisch  und  aus  dem  mitt- 
lem stamm  gebildete  injunktiv-(imperativ-)formen  zu  deuten 
—  Whitney,  a.  a.  o.,  §  814  —  mir  weder  nötig  noch  richtig 
scheint,  jak^atäm  übrigens  nimmt  Whitney  selbst,  entgegen 
dem  §  560,  als  ächten  konjunktiv,  §  893.  Ich  halte  dafilr, 
dass  alle  2.  und  3.  personen,  nicht  nur  die  des  sing»  akt.,  den 
konjunktiv  im  arischen  mit  beiden  endungen,  der  primären 
und  der  sekundären  bilden  konnten.    Als  belege  fiire  ich  an: 

für  die  2.  plur.  akt.:  ai.  mumö/cata,  pipajatay  raranäta 
{1.  171.  1;  der  akzent  ist  sicher  falsch  überliefert);  av.  merez- 
dataj,  33.  11;  — 

fiir  die  2.  plur.  med. :  av.  va^dödum  j.  53.  5,  perfekt,  und 
mazddvhödüm  j.  45.  1,  sigmatischer  aorist;  formen  mit  der 
primärendung  kommen  im  avesta  nicht  vor;  — 

für  die  2.  sing.  med. :  av.  dävha  j.  34.  1 ;  — 

für  die  3.  sing,  med.:  av.  mainiata  y  45.  11  (so  fast  alle 
^«üdschriften ;  die  in  meinen  ar.  forschungen  11,  s.  181  vor- 
geschlagene änderung  ist  abzulehnen)  und  daresata  j.  30.  l 
(^f-   unten);  — 

für  die  2.  du.  akt.:  ai.  karatam,  didujatam,  ()u()ö?atam, 
^^^^^niöKatam  (cf.  oben);  — 

fiir  die  3.  du.  akt.:  ai.  karatam j  jak^atayn,  av.  dvhaß.tein 
^    X3.  12  (d.  i.  dvhatem;  verf,  ar.  forschungen  11,  s.  16). 

Für  die  2.  und  3.  dual.  med.  habe  ich  keine  belege.  Es 
^  das  wol  begreiflich.  Sind  ja  doch  auch  die  formen  mit 
P^märendungen  nur  ganz  spärlich  bezeugt. 

Erwänen  will  ich  hier  noch,  dass  Geldner,  Kuhn's  zeit- 
sdirift  XXVni,   s.  262  auch  eine   1.  sing.  konj.  akt.  mit  se- 


280  ^r.  ßartholomae, 

knndärendnng  stAtiürt:  av.  vld({m  j.  32.  6,  zur  wurzel  midh-. 
Ich  halte  jedoch  diese  erklärung  nicht  für  richtig;  vgl.  ar. 
forschungen  II,  s.  182,  ETI,  s.  31. 

V.  Zur  bildung  der  3.  plur.  praet.  akt. 

Im  Ranskrit  lauten  die  3.   pers.  plur.  des   reduplizirten 
praesensstamms  dada-y  dad-  („geben"):  praes.  dddati  —  da- 
datP:  praet.:   ndadur  —   adadata;  imp.:   doMtu  —  dddo^»». 
Die  dabei  zur  Verwendung  gelangten  personalendungen  sind 
der  reihe  nach  ins  ursprachliche  zurückversetzt:  -j»ti, -gtoi.-f 
(genauer  -p-)?  ^U^^^*  'V^^^r  'litöm.    Dabei   fallt   die  dritte,  wie 
man  sieht,   völlig   aus   dem  ramen  der  übrigen  heraus.    Die 
form  ddadur  ist  auch  gewiss  eine  junge  bildung;   das  suffii'^f 
war  ui*sprünglich  nur  im  perfekt  und  vielleicht  im  unthemati- 
sohen  aorist  heimisch,  nicht  aber  im  praesenspraeteritum.  Tat- 
sächlich kommt  im  veda  einmal  neben  sonstigem  dbibliarur  die 
form  ahihhran  vor.     Aber   auch   sie  muss  für  unursprünglich 
gelten.    Entsprechend   der   imperativform   ddd/üu   aus  *dedni 
+  u  (Thurneysen.    Kulnvs   Zeitschrift^  XX\^I,    s.  174  f.)^) 
und    der   medialen    ddadafa   aus  *e  dednio  sollte   man   die  3. 
plur.  praet.  akt.  in  der   form  *ddadat  aus  *e  ded\jt  erwarten. 
Im   veda  ist   mir  -rrf  als  ausgang  der  dritten  pluralis  nirgend 
aufgestossen:    dagegen   glaul)e   ich   ihn  mit  Sicherheit  aus  den 
gatlia's  belegen  zu  können,  und  zwar  in  folgenden  formen: 
1.  ^(isnj)).  ^U.  \\  wurzeri///?-  .,vei*stossen.  verscheuchen".  Cf.: 

joi  .'ippfitam  nnwiifnn  \ 

Jitrahid  ntmdii  hm^Ifdiwi  i^ldusö  \ 

dHs.sitin/Hxnn  nf^mmtf/t  •  .  .  . 

nrihio  }}uis  (1-^(1  ,<imdn/)     .  .  . 
d.  i.  ..Welche  die  heilijre  Armati.    die   von   deinem   kenner,  ^ 
Mazdali.    gesegnete,    durch    l>öses   tun  verscheuchen  .  .  .,  vor 
denen   turwar  soll   man    zurückweichen   ..."    Im    veda  eat- 
spräche :    r   .  .  'irdmnf'nti  .   .   dti^KjriHfn'i   nvarfahur   phhjas  .  .  . 
Die  pluralische  l^edeutunir  von  c«yj'//>  steht  ausser  frage.   Aiici 
der    zendist    hat    den    plural:    ^'rdhiHJ»')).     Justi,    handbucli, 
s.    124    erklärt    daher:    ..  .  impf.  X  sir.  (kollektiv)."    Ebenso 
auf  s.  22;^  rnii'y*tiK'iifr  y  .*>7.  1.     Aber   auch    dies  ist  plural- 
form: virl.  verf..  ar.  foi^sohuniren  11.  s.  61  f. 

^  ■  Der  vokal  der  nNhiplikationssilbo  tut  nicht«  zur  sache. 


Arica.  281 

2.  O'igerejsaj)  j.  32,  13,  wurzel  garih-  „(weh)klagen*'.    Cf.: 

ja  fiSapra  grehmö^)  hisasaß  \ 

aJcistdliia  demän?  mmiaohö  \\ 
avlwuS  fnarefitarö*)  aJiia  ja^Ra  inazid  \ 

figerezap  kam?  \\ 
pivahia  niqpranö  dütim  | 

ß,w  paj)  daresaf)  asahia  '| 

d.  i.  „Wenn  Grelima  die  reiche  im  haus  des  schlechtesten 
Sinns  einnehmen  wird  und  die,  welche  die  Zerstörer  dieses 
lebens  sind,  o  Mazda,  dann  werden  sie  wehklagen  voll  Ver- 
langens nach  der  hotschaft  deines  propheten,  welcher  sie  ab- 
halten wird  den  Asa  zu  schauen."  Vgl.  Gel  du  er,  Kuhn's 
Zeitschrift  XXVin,  s.  258,  263,  302  f.;  verf.,  ebd.,  s.  23. 
hisasaj)  ist  inchoativform  zu  sais-,  verf.,  B.  B.  XTII,  s.  75. 
Zur  metrik  cf.  verf.,  A.  F.  TT,  s.  19  f.  Die  fassung  von  figerezap 
als  3.  plur.  ist  durch  das  pluralische  ?i  der  letzten  zeile  geboten. 

3.  dada])  j.  32.  14,  wurzel  dha-  „setzen".    Cf.: 

dliia  grPhmö  a.häipöi  \ 

711  kauaiasUlp  JiratüS  fnljdadaj)  \\ 

vareKahiKa  fraulhja  \ 

hiaß  vmintn  dregnwitem  auö  ||  .  .  . 

d.  i.  „Auf  seine  (des  propheten)  Unterdrückung  richten  Grehma 
und  die  Kavi's  schon  lange  ihre  anschlage  und  bestrebungen, 
weil  sie  beflissen  sind  dem  satan  zu  helfen."  Vgl.  verf.,  ar. 
forschungen  n,  s.  105  ff.,  Geldner,  Kuhn's  Zeitschrift  XXVIII, 
s.  258,  263.  Beide  machen  den  fehler  kauaia.^^  hier  anders 
zu  nehmen  als  in  j.  J6.  11 ;  es  ist  hier  wie  dort  nom.  plur. 
So  wird  nun  aucli  das  folgende  vls^nta  deutlich.')  dregud  xar' 
€$.  ist  der  erzketzer,  der  satan;  vgl.  z.  b.  j.  31.  20,  wo  aJifim 
dreguantö  ungefär  in  demselben  sinn  gebraucht  ist,  wie  dmgö 
deman?  j.  49,  11,  ol  14  und  dnigö  damnn  j.  46.  6.  —  hiapKa 
der  dritten  zeile  steht  für  ahyniJca  hiafi  „und  darauf  dass  — "; 
der  damit  beginnende  nebensatz  steht  syntaktisch  dem  aJiia  . . 
a.höißöi  der  ersten  zeile  gleich. 

Die  spräche  der  gatha's  hat  nicht  nur   in  lautlicher  und 
flexivischer,  sondern  auch  in  syntaktischer  hinsieht  das  gepräge 

>)  Geldner  gerdhmö.   Über  ihm  aus  ar.  a.fm  cf.  verf.,  B.  B.  XIII,  8.  66. 

*)  Geldner  mara^.    Vgl.  auch  j.  31.  18  c. 

»)  Zur  Verbindung  von  vlsentn  mit  dem  infinitiv  cf.  j.  8.  4. 


282  Chr.  Bartholomae, 

höchster  altertflmlichkeit.^  Man  wird  daher  gnt  tun,  flberall 
wo  die  Syntax  verderbt  erscheinen  will,  sich  recht  ernstlich  zn 
fragen,  ob  man  denn  anch  wirklich  nicht  nur  den  sinn  der 
stelle,  sondern  auch  jedes  einzelne  wort  ganz  richtig  gefasst 
habe.  Ist  das  subjekt  ein  plural,  so  muss  auch  das  verbran 
im  plural  stellen:  —  mit  einer  ausname,  die  aber  erst  recht 
geeignet  ist  die  hohe  alteitümlichkeit  des  gathadialekts  zu  er- 
weisen: zum  neutralen  plural  tritt  das  verb  im  Singular;  Tgl. 
Delbrück,  synt.  forschungen  IV,  s.  20  f.;  Mahlow,  AEO, 
s.  72,  Die  belege  für  diese  konstruktion  sind: 
j.  29,  4:  mazdd  sahnrP  umirUtö  \ 

ja.  ei  Vau  er  ez  Ol  imrl.KipiJ)  ||  .  .  . 
jäHa  varesait^  aipi,läpip  \\ 
d.  i.  „Mazdah  ja  ist's,  der  am  besten  die  anschlage  . . .  kennt 
die  sowol,   welche   fiiiher  gemacht  wurden,   wie  die,   welche 
künftig  gemacht  werden **;   vgl.  verf.,  A.  F.  IQ,  s.  36  f.  — 
j.  28,  2:  alajifa  amp  liaRa  \ 

jäis  rapautö  daid'tp  hapr^.  \\ 
d.  i.  „die  belonungen  der  gerechtigkeit ,  welche  sie,  die  gott- 
getreuen in  wolbehagen  versetzen";  jais  steht  ftir  jci,U,  vgl. 
die  Schreibung  znstäista^  j.  S4.  4,  oO,  5  und  die  Varianten  zu 
j.  :il,  18,  44.  14.  Auch  jals  in  j.  oO.  7  dürfte  in  jä.ls  (^wenn 
ihr  sie  antreibt")  zu  zerlegen  sein.^)   S.  noch  das  folgende.  - 

j.  4.9.  4:  jaPsam   noip  Ituarsfflis  vas  duhjnrstä  || 
„da   nur   ihre   Übeltaten,   nicht  ihre  guttaten   sie   ergötzen"; 
httarstais  =  ""tä  +  />•.'  verf.,  B.  B.  XIII,  s.  82.  — 
j.  ÖO.  5:  nntsiä  auauha  \ 

easfnisfä      ja  nd  JjRprr  dniffjf  \ 
^Die  oft'enbaren  hüten,  (li(^  handgreiflic.lien.  welche  uns  in  wol- 
behagen versetzen";  vgl.  verf.,  K.  Z.  XXVIII,  s.  47.  — 
j.  46.  8:  paitinorjrp.ta  nhmal  fjasoij)  dud^fiavha  \ 

taiiU'^'m  a  jfi  nn  lnnjidtöis'  paidj)  \ 

)U)iJi  dfUf)'iat(ns    kfl/itj)  mazda  du(i?saoha  ,; 
d.  i.  „zurück  wende  er  (der  schaden)  sich,  ilim  selber  sollen 

»)  Dass  es  bieriu  auch  das  altpersische  weitaus  überragt,  bedarf  katU» 
besonderer  Versicherung. 

«)  So  ist  auch  huJiiaßmii  j.  53.  8  =  hu/ßaßm  -h  TS;  die  folgend«» 
formen  auf  -rqm  sind  lokalive  sing,  von  theraen  auf  -ff,  vgl.  die  ins*"*' 
mentale  auf  -a  neben  -aizt  und  verf.,  A.  F.  II,  s.  Iö4,  III,  s.  55  f.  dad^ 
ist  3.  plur.,  cf.  a.  a.  o.  II,  s.  61  f.,  III,  s.  33  f.,  wo  noch  varatn  j.  SO'  ^ 
32,  12  hinzuzufügen,  dagegen  daresai^  j.  30,  1  zu  streichen;  vgl.  8.289i^ 


J 


Arica.  283 

die  (geplanten)  frevel  auf  den  leib  kommen,  was  es  auch  fllr 
frevel  sein  mögen,  so  dass  sie  ihn  (=  und  ihn  so)  abhalten  ein 
frohes  —  nicht  ein  elendes  —  leben  zu  füren,  o  Mazdah.** 
duafsaoha  ist  beide  male  nom.  plur.;  vgl.  verf.,  A.  F.  IT, 
8.  105  f.    Zu  paitjßog'^  ebd.,  s.  16  und  B.  B.  X,  s.  275  ff.  — 

j.  50.  10:  jäRä  vohtl    fcasniqm  are^aß  manavliä  \ 
d.  i.  „und  was  sonst  (quaeqiie)  frommen  sinns  betrachtet  zu 
werden  verdient."  — 

j.  43.  7 :  spentem  ajt  pivä    mazdä  mmghi  ahurä  \ 
hiaß  mä  vohu       pairh()asafi  manavliä  \ 
d.  i:  „als  den  heiligen,  o  Mazdah,  erkannt'  ich  dich  da,  o  gott, 
als  mich  die  frommen  gedanken   (d.  i.  die  religiöse  begeiste^ 
rung)  überkamen."   Zarathustra  hat,  wie  alle  religionsstifter  des 
Orients,  seine   ekstasen  gehabt,  in  deren  verlauf  er  die  gött- 
lichen Offenbarungen  empfangt.    Vgl.  noch  j.  45.  9,  11,  13,  15. 
manaüM  ist  nom.  plur.,  vgl.  oben  zu  j.  46.  8.  — 
j.  30.  1:  ja  raoK^hls  daresatä  tiruäzä  \\ 
d.  i.   „damit  (alle)   geheimnisse  im  lichte  gesehen   werden." 
Cf.  verf.,  ar.  forschungen  ü,  s.  118  f.  daresatä  ist   3.  sing, 
konj.  aor.  med.  —  Auch  j.  51.  4  —   kuffrä  merezdxkä  afistaß 
—  mag  hierher  gehören.    Doch  könnte  merezdikä  auch  nom, 
sing.  fem.  sein,  wie  ai.  dx^ikä  RV.  10.  108.  3.  Die  Übersetzung 
von  j.  32.  7  —  ja  göiä  senghait?  —  bei  Geld n er,  Kuhn's  Zeit- 
schrift XXVm,  s.  257  halte  ich  nicht  für  richtig. Nur 

Einmal  kommt  es  vor,  dass  ein  neutraler  plural  nicht  mit  der 
singularform  des  verbums  verbunden  ist.  Die  stelle  lässt  aber 
auch  deutlich  genug  den  grund  dieser  ausname  erkennen;  cf. 

j.  33.  1 :  j^hiäJcä  himemiäsait^  \ 

miPahiä  jälcä  höi  ärezuä  \\ 
d.  i.  „und  bei  welchem  sich  das  wäre  und  das  falsche  ein- 
ander  ausgleichen."     Vgl.   verf.,   a.  a.  o.  III,  s.  61  f.    Die 
mehilieit  der  Subjekte  musste  hier  notwendig  auch  im  verb 
zum  ausdruck  kommen,   miäsait?^  ist  3.  dual,  med.,  cf.  unten. 

VI.  Zur  bildung  der  2.  und  3.  du.  med. 

Den  indischen  grammatikem  gelten  als  suifixe  für  die  2. 
person:  -äth^,  -äthäm,  flir  die  3.:  -äfr%  -ätäm.  Dabei  wird  für 
die  thematische  konjugation  vorgeschrieben  „der  wandel  des 
anlautenden  ä  zu  s",  also  hhdretlw  etc.  J.  Schmidt,  Kuhn's 
Zeitschrift  XXVI,  s.  12   zerlegt  vähethe  in  väha  +  ithe  und 


284  Chr.  Bartholomae, 

nimmt  i  oder  i  als  schwäclmng  von  ä.    Dass  diese  erklftrnng 
nicht  richtig  sein   kann,   hat   schon  W.  Schulze,  a.  a.  o. 
XXVn,   s.   427    ausgesprochen.     Schulze    setzt    als   starke 
suflSxform  -äitJw  (daraus  -ätlip)  an,   als   schwache   'Ithe.   So 
lässt  sich  allerdings  das  verhältniss  von   vaJiBths   zu   dvitäOa 
begreifen:  vorausgesetzt,  dass  Schulze's  (und  J.  Schmidt'») 
regel:  „r7j  vor  konsonanz  wird  a^  wirklich  in  dieser  fassimg 
richtig  ist,  was  hier  nicht  weiter  untersucht  werden  soll.  Aber 
auch  so  erweist  sich  Schulze's   erklärung   als   unzureichend, 
wenn  wir  nämlich,  wie  notwendig  zu  tun,  auch  die  dritte  reihe 
von  dualen  medialformen  berilcksichtigen,  auf  welche  besonders 
Roth,  Kuhn's  Zeitschrift  XXVI,  s.  59  f.  aufmerksam  gemacht 
hat:  d.  s.  jene  formen,  welche  mit  blossem  -tP,  -thp  (oder  auch 
mit  -atP,  -athP)  gebildet   sind.    Von   -äithe  aus   vermag  ich 
weder  auf  -thP  noch  auf  -athP  zu  kommen. 

Die  existenz  dieser  dritten  (und  vierten)  reihe  wird  durch 
folgende  formen  erwiesen: 

1.  Ai.  /cikethp  KV.  o.  66.  4,  2.  du.  perf.  med.  zu  kai-. 
Nach  Grassmann,  Wörterbuch,  sp.  446  filr  /cikjatliPy  nach 
Ludwig,  rigveda  IV,  s.  108  für  fcikjSthe  stehend.  Beides 
unmöglich.  RiketliP  enthält  den  mittlem  statt  schwachen  per- 
fektstamm —  vgl.  ßfjöpimdj  vivPMir  etc.,  av.  fciköiteres  —  und 
das  suifix  -thP. 

2.  Ai.  (hdhlthrhn  AV.  2,  12.  5,  2.  du.  praet.  med.  zu 
dhai'.    Das  suifix  ist  dentlicli  -thäm. 

3.  Ai.  träslfhäw.  4  mal  im  tristubhausgang  trdslfhäm 
nah,  z.  b.  RV.  4.  55.  1.  Vgl.  Ludwig,  a.  a.  o.  IV,  s.  62. 
Die  form  lässt  eine  doppelte  Zerlegung  und  erklärung  zu :  ent- 
weder trfisi-thfh)K  2.  du.  opt.  aor.  med.,  oder  trät^-itlulm,  2.  du. 
inj.  aor.  med.  mit  jener  gestalt  des  suifixes,  die  oben  s.  283 
für  vältPthäm  angenommen  wurde.  Ich  nehme  träsUhäm  als 
injunktiv.  —  Die  tatsache  fiTilich,  dass  die  metrik  überall  —  v^  — 

statt ,  also  *träsifh(hn  verlanpft  (cf  A.  Kuhn,  Kuhn's 

beitrage  III,  s.  122),  ist  gleichgültig.  Im  avesta  sind  optative 
mit  kurzem  i  bezeugt-,  cf.  m/tniimadi/cfh  vcrezimä  j.  36.  3  und 
im  veda  muss  auch  in  ganz  sichern  Optativen  das  überlieferte 
2  kurz  gelesen  werden,  z.  b.  Inja,  räsija  RV.  7.  32.  18. 
—  SuflSx  'Ithäm. 

4.  Ai.  adJntäm   RV.   10,  4.  6,  3.  du.  aor.   med.   zu  dJiä-^ 
Auch  diese  form  lässt  sich  auf  doppelte   weise   erklären.    E^ 


AricÄ.  285 

ist  entweder  a-dh-ltäm  oder  a-dhl-täm  zu  zerlegen.  Ich  ziehe 
die  erste  Zerlegung  vor.  dh-  ist  die  schwache  wurzelform 
von  dhä-;  doch  vgl.  Hübsch  mann,  Vokalsystem,  s.  10,  18  n. 
Jedenfalls  ist  adh^  medial.  Zu  übersetzen  ist:  „wie  zwei  .  . 
ränber  mit  zehn  stricken  haben  sich  jetzt  die  beiden  (bände) 
an  ihn  gemacht".    Suffix  -Itäm. 

5.  Ai.  jamate  RV.  7.  37.  3,  3.  du.  konj.  aor.  med.  zu  jam-, 
snffix  'te.  Cf.  Roth,  a.  a.  o.  Es  ist  zu  übersetzen:  „Gewont 
bist  du  ja,  o  Maghavan ,  das  schenken ;  mag  es  sich  um  die 
Verteilung  grosser  oder  kleiner  gaben  handeln:  dein*  beiden 
mit  gut  gefüllten  arme  werden  nimmer  mit  ihren  wonnig- 
lichen schätzen  kargen."  Einen  praesensstamm  jama-  gab  es 
im  arischen  nicht.  Das  praesens  von  jam-  wurde  ausschliess- 
lich inchoativ  gebildet:  ja/clia — jasa-.  Alle  bei  Grassmann 
unter  stamm  I  (sp.  1092)  angeflirten  formen  sind  aoriste. 
Allerdings  hat  jamam  RV.  10.  49.  3  imperfektbedeutung.  Aber 
der  dichter  jener  hymne  zeigt  auch  sonst,  dass  ihm  das  zur 
Unterscheidung  der  zeitarten  nötige  feingeflil  durchaus  abging. 
Imperfekt  (kpiavam  1,  ävam  3),  aorist  (däm,  bfmvam,  sak^i 
1  etc.)  und  perfekt  {dade  2)  haben  für  ihn  ganz  die  gleiche 
bedentung. 

6.  Ai.  patjatB  RV.  5.  54.  8,  3.  du.  praes.  med.  von  patja-; 
cf.  Roth,  a.  a.  0.  Es  ist  zu  übersetzen:  „(Diese  beiden  Schwe- 
stern) fassen  alle  geschlechter  zusammen,  sie  wanken  nicht, 
obwol  sie  die  grossen  götter  tragen ;  das  bewegliche,  das  feste 
haben  die  beiden  in  ihrer  gewalt,  das  all  und  das  eine,  das 
laufende,  das  beflügelte."    Suffix  -te. 

7.  Av.  dcu2^d$  j.  30.  4,   3.  du.  perf.  med.  von  dhä-.    Ich 
halte  diese  fassung  jetzt  für  warscheinlicher   als  die  in  ar. 
forschungen  II,  s.  121  f.  vorgeschlagene.    Denn  varatä  in  der 
folgenden  Strophe  ist  3.  plur.,  nicht  sing.  (cf.  oben  s.  282);  das 
widerrät  die   dort  versuchte  Verbindung  der  beiden  Strophen. 
Es  ist  zu  übersetzen:    „Als  die  beiden  geister  .  .  zusammen- 
gekommen waren,   da  haben  sie  festgesetzt  .  .  .  Darauf  ent- 
schieden sich:   dafür,  das  schlechteste  zu  tun  der  lügnerische 
von  jenen  beiden  geistern,   für  das  recht  aber  der  heiligste 
«"eist  und  diejenigen,  welche  ..."    Suffix  ist  -t?,  dazd^  steht 
^  ar.  *dhaedhm  aus  dha-dh-tai. 

8.  Av.  vereiiuait$  j.  31.  17,  3.  du.  praes.  med.  von  uar-; 
^u^fti  [st  ^ait^.    Zu  übersetzen  ist:  „ob  der  fromme  oder  der 


286  Chr.  Bartholomae, 

ketzer  sich  zum  besseni  bekennt?''  Wir  setzen,  weil  der  satz 
disjunktiv,  den  Singular.  Es  ist  aber  durchaus  logisch  den 
dual  zu  gebrauchen ,  denn  die  tätigkeit  des  verbs  wird  ja  in 
der  tat  von  beiden  Subjekten  ausgesagt. 

9.  Av.  minsaitf  j.  33,    1,  3.   du.  praes.   (7.  klasse)  med. 
von  mai$'.    Vgl.  oben  s.  283.    Suffix  -ait?. 

Dazu  noch  nach  Geldner,  Studien  I,  s.  96: 

10.  Av.  dapaitf  v.  4.  4  f.      1  ^    j  j       •.  j 

- ,     .  .^         4    .  i«     3.  du.  praes.  med.  mit  den 

11.  Av.  marezaitf  y,  4,  A  t  )      ^      *^  ^      , 

i  o    4      r       *     *    fii   1 1  o       Suffixen  't^  oder  -ait^, 

12.  Av.  karait^  jt.  10,  113.  J 

Alle  drei  formen  sind  aber  so  wenig  sicher,  dass  ich  sie  im 
folgenden  bei  seite  lassen  werde.  Man  beachte  auch,  dass  sonst 
im  jungem  avesta  die  medialen  dualsuffixe  der  3.  person  1> 
(=  ar.  th),  nicht  t  haben;  vgl.  verf.,  altir.  verbum,  s.  52  f. 
und  unten. 

Zu  dem  angefürten  beweismaterial  kommen  dann  noch  in 
zweiter  linie  jene  dualformen  des  rgveda,  welche  zwar  mit 
dem  ausgang  -äth^y  -ät  überliefert,  von  den  dichtem  aber  nach 
ausweis  des  metrums  mit  kurzer  paenultima  gesprochen  wor- 
den sind;  und  zwar:  (UätP  1.  25.  6,  136.  3,  144.  6,  6.  66.  2, 
8.  31.  6;  (Wdhi^  1.  2.  8,  15.  6,  151.  8,  9,  5,  67.  1;  (t^ätP  2. 
41.  5,  flsäthP  1.  182.  3,  anüfiäfäm  8.  8.  12.  Sie  alle  stehen 
am  schluss  einer  gajatri-  oder  dzagatizeile  mit  jambischem  aus- 
gang. Die  andern  bei  Kuhn,  a.  a.  o.  zitirten  formen  lasse 
ich  bei  seite. 

Stellen  wir  nun  die  eben  besprochenen  dualformen  mit 
den  gewönlichen  des  veda  und  avesta  zusammen,  so  erhalten 
wii*  fiir's  arische  folgende  suflixe: 

I.  1.  -atai,  3.  dual.,  =  ai.  -äte  av.  (gd.)  -äilf;  im 
praesens:  ai.  hrnvate; 
perfekt:  ai.  mamnätv,  av.  mamanäitQ, 

2.  'Utai,  3.  dual,  =  ai.  -atP,  av.  (gd.)  -ait^;  im 
praesens:   ai.   [^äsatüy  hdschr.  äsäip]^  av.  verenua'xt^'j 

perfekt:  ai.  [^d^ate,  hdschr.  äMtv]. 

3.  'itai,  3.  dual.;  =  ai.  -itP^  av.  (gd.)  -<ff ;  im 
thematischen  praesens:  ai.  hharetv; 
thematischen  perfekt:  ai.  vavi'dhptc  (AV.); 
koujunktiv:  av.  gama^ti. 


Arica.  287 

4.  'tai,  3.  dual.,  =  ai.  -tP,  av.  (gd.)  -ff;  im 
praesens:  ai.  patjate; 
perfekt:  av.  dazd^; 
konjunktiv:  ai.  jamats. 
II.  1.  'äthai,  2.  dual.,  =  ai.  -äihSy  av.  (jungav.)  -äipp  (fun- 

girt  als  sufiix  der  3.  dual.,  cf.  oben);  im 
praesens:    ai.   Uakßäthe,   av.   feäi^   (jt.   19,  46;   cf. 

Geldner,  drei  yasht,  s.  33); 
perfekt:  ai.  tnamnäthB; 
konjunktiv:  ai.  i'dhäth^y  träsäthe;  s.  auch  -cUhai, 

2.  -athaiy  2.  dual.,  =  ai.  atM;  im 
praesens:  [ai.  *äsathe,  hdschr.  äsäthe]; 
perfekt:  [ai.  *ä.Mlw,  hdschr.  ä^äthB]; 
konjunktiv:  ai.  jrdhathe,  trämthe;  s.  auch  -äthai, 

3.  'itJiai,   2.  dual.,  =  ai.  ithe,   av.  (jungav.)   -ip^  (flir 

die  3.  person  gebraucht,  cf.  oben);  im 
thematischen  praesens:  ai.  vartHs;  av.  Icaröipf; 
konjunktiv:  ai.  dMih^,  varBths,  av.  isöipf. 

4.  'thai,  2.  dual,,  =  ai.  -tlie;  im 
perfekt:  ai.  KikWi^, 

in.  1.  'ätäm,  3.  dual.,  =  ai.  -ätämy  av.  -ätqm;  im 
praeteritum:  ai.  ajuk$ätäm; 

Optativ :  ai.  ju^jätäm  (RV.  7.  42.  1) ,  av.  vereeiätqm 
(j.  48,  5);  cf.  Verf.,  B.  B.  XIH,  s.  80. 

2.  'ätam,  3.  dual.,  =  av.  -ätem;  im 
praeteritum:  av.  asruätem, 

3.  -atäm,  3.  du.,  =  ai.  -atäm;  im 
praeteritum:  [ai.  *anü^atämy  hdschr.  aua^ätäm]; 

4.  'Itäniy  3.  dual.,  =  ai.  -Uäm;  im 
praeteritum:  ai.  adh'itäm,  ahvaßtim, 

5.  'Itam,  3.  dual.,  =  av.  'Itetn;  im 
praeteritum:  av.  duiditem,  gasa^iem. 

T\,  1.  'äthäm,  2.  dual.,  =  ai.  -äthäm;  im 
praeteritum:  ai.  jufi^äthäm; 

2.  -UAäm  {'ithäm,  cf.  s.  284),  2.  dual.,  =  ai.  -Ithäm;  im 
praeteritum:  ai.  träsWiäm,  avindethäm. 

3.  'thäm,  2.  dual,  =  ai.  -thäm;  im 
praeteritum:  ai.  didhlthäm. 

Die  indischen  konjunktivausgänge  -ä/f?,  -ä/f/iß  beruhen  auf 
nenbildungen ;  vgl.  verf.,  Kuhn's  Zeitschrift  XXYII,  s.  214. 


288  Clir.  Barthoiomae, 

Aber  nach  deren  abstreichung  bleibt  noch  eine  fttUe  von  suffii- 
formen  übrig,  welche  man  unmöglich  alle  auf  urtypen  znrfick- 
fiiren  darf.  Die  manclifaltigkeit  begreift  sich  nur  bei  der  an- 
name,  dass  die  verschiedenen  ursprünglichen  snffixe  sich 
gegenseitig  beeinflusst  haben,  ^^'elche  gestalt  dieselben  hatten, 
können  wir  nicht  eimitteln,  da  ja  die  übrigen  sprachen  uns 
völlig  im  stich  lassen.  So  viel  aber  lässt  sich  mit  hoher  war- 
scheinliclikeit  behaupten,  dass  jedes  der  vier  suffixe  —  2.  per- 
son,  3.  pei^on,  primär,  sekundär;  dass  das  perfekt  besondere 
suüixe  gehabt  habe,  ist  nicht  anzunehmen  —  ursprünglich 
zwei  verscliiedene  formen,  aber  auch  nicht  mehr  als  zwei,  ge- 
habt hat:  eine  betonte  und  eine  unbetonte.  Betont,  so  nehme 
ich  au,  hatten  die  einen  den  anlaut  äi  (daraus  dann  später  ä^ 
vgl.  oben  s.  284),  die  andern  a;  unbetont  die  erstem  l,  die 
letztem  0;  von  den  Sekundärsuffixen  hatte  das  eine  kurzen, 
das  andere  langen  vokal  vor  dem  sclüiessenden  m.  Standen 
z.  b.  in  der  Ursprache  neben  einander  die  formen  ( —  die  qua- 
lität  der  a- vokale  ist  one  bedeutung  — ):  ^stpiuätai,  *stpiui' 
taiy  Hhereltai  und  andei^seits:  *stpiudthaif  "^stpiuthai,  Hhere- 
thai:  so  wäre  das  ai:  stpivathe  eine  neubildung  zu  sipyvhif^ 
bhdrethe  zu  hhärüiv,  patjate  zu  "^patjafhs  u.  s.  w.  Im  avesta 
erstreckte  sich  der  gegenseitige  einfluss  der  dualsuffixe  auck^ 
auf  den  konsonantismus ;  in  den  jungem  teilen  desselben  steht 
z.  b.  Karoipc  (mit  p  aus  ar.  th)  im  sinn  des  ai.  kärä^. 
iranischen  scheinen  auch  die  aktiven  und  medialen  dualsuffix« 
wechselseitig  auf  einander  eingewirkt  zu  haben.  In  j.  IS. 
steht  vaokätarc  und  vduerezätnrP,  im  zendpeldeviglossai'  ja^tc 
tare.  Alle  drei  formen  sind  in(likati\isch  zu  nehmen,  -ate»  ^ 
entspricht  dem  ai.  -«/?(>*,  wie  in  der  3.  plui*.  -are  dem  ai.  -u^'- 
Das  lange  a  der  andern  beiden  bildungen  wird  vom  mediun^^ 
her  —  mamamntP  steht  daneben  —  bezogen  sein.  Oder  ver:^' 
hält  sich  -aiare  =  -ainr  zu  äiare  wie  -äit^  zu  -aii^? 

VII.  Zur  bildung  des  sigmatischen  aorists. 

I.  Im  rgveda  haben  die  .9-aoriste  aus  «-wurzeln  im  vC^^' 
dikativ  des  aktivs  ä,  im  ganzen  konjuiiktiv  a  —  bei  beide2==^^ 
mit  nur  ganz  wenigen  ausnamen  — ,  sonst  a  oder  0.  In  de^^^ 
gatha's  ist  die  Verteilung  der  verschiedenen  wurzelformen  d:::^^^ 
folgende : 

1.  Die  aktiven  indikativformen  im  singular  —  belegt  ni 


Arica.  289 

2.  und  3.  person  —  haben  ä.  Dass  das  ä  nrsprün^ch  anf 
den  «ingnlar  beschrankt  gewesen  sei,  ist  längst  behauptet 
worden;  cf.  J.  Schmidt,  Enhn's  Zeitschrift  XXV 11,  s.  322  n., 
G.  Meyer,  griech.  grammatik,  §  530  n.  a.  Durch  das  ga- 
thische  wird  der  beweis  dafür  erbracht.  Cf.  däis  j.  43.  10, 
2.  sing,  zu  dhai-;  —  därest  j.  43.  13  =  dörest  j.  49.  2  zu 
dhar-;  —  vqs  j.  49.  4  zu  uan-;  —  sqs  j.  4tf.  19,  43.  11,  2. 
und  3.  sing,  zu  Shand-,  aL  aKhän;  —  täst  j.  44.  7  zu  talis-. 

2.  Die  konjunktiyformen  beider  genera  haben  —  mit  äner 
aosname  —  a.  Cf.  nafsaß  zu  7iair,  ^*  ni^at;  —  fisnaosäi  zu 
ksnau-;  —  sraosänf  zu  ^au;  —  varesänf  zu  u«^-;  —  varmiitly 
vareSentl,  varesaitf  zu  uarz-;  —  m^ghäi  zu  nian-,  aL  mqsäi; 

—  vsnghaitl,  vsnghaß  zu  ifaw-,  ai.  vqsat;  —  g^nghaii^  zu 
gafii-f  aL  cf.  agtm;  —  vci^SaJt  j.  48.  1,  va^sefit?  zu  woA-. 

3.  Sonst  liegt  a  vor: 

a)  Im  (dual  und)  plur.  des  aktivs  im  Indikativ;  belegt 
nur  die  2.  und  3.  plur.  Cf.  ^huwsen  zu  k^naw;  —  praostä 
j.  34.  3  zu  traw;  —  venghen  zu  u(in'. 

b)  In  den  medialen  indikatiyformen.  Cf.  döisä  j.  51.  2, 
2.  sing,  zu  dhajt;  —  praostä  j.  4tf.  7  zu  trau-;  —  ptmrözdüm 
zu  tx^arä-;  —  mBnghi  =  menht,  mqstä  zu  man-,  ai.  twö«,  amqsta; 

—  fräst,  frastä  zu  praS-,  skr.  apra^a;  —  fto^^a  zu  hhag-,  aL 

c)  In  den  medialen  Imperativformen :  varesuä  j.  53.  3 
zu  uari-;  —  ferasuä  zu  pro^-. 

d)  Im  medialpartizip  Jisnaosemnö  zu  ksfiaw-  —  Eine  anzal 
der  unter  3  b  und  c  au%e Arten  formen  könnte  man  auch  zum 
einfachen  aorist  stellen  wollen.  Der  umstand  aber,  dass  sie 
a  haben,  nicht  0,  begflnstigt  meine  einstellung  unter  den 
sigmatischen  aorist.  Ursprünglich  freilich  dürfte  a  auf  den 
konjunktiv  beschränkt  gewesen  sein.  Oflfenbar  aber  wurde  das 
a  von  da  aus  schon  im  arischen  massenhaft  verschleppt.  VgL 
de  Saussure,  memoire  sur  le  syst,  pr.,  s.  191. 

4.  Die  Wurzel  erscheint  in  der  schwachen  form: 

a)  In  den  medialen  indikativformen  nishnmidi,  am^hmaidi 
zu  man-,  ai.  cf.  mcmja.  shm  ist  der  lautgesetzliche  Vertreter 
von  ar.  asm;  cf.  verf.,  Bezzenberger's  beitrage  Xin,  s.  66. 

b)  Im  medialpartizip  disemnäi  j.  51,  1  zu  dhai-,  ai.  dJiU 
^amär^jäs;  cf.  verf.,  B.  B.  XTTT,  s.  72  f. 

ZAXatikaAfi  für  vergl.  Bpimchf.  N.  F.  IX.  8  a.  4.  19 


29Ö  Chr.  Bartholomaä, 

c)  Im  konjunktiv  nä^ämä  j.  44.  13  zu  nanä-.  ä  ist  ?. 
Vgl.  dazu  ved.  d^k^ass  zu  dar^-. 

n.  Die  is-aoriste  wurden  im  arischen  one  zweifei  ganz 
wie  die  s-aoriste  gebildet.  Im  gathischen  haben  sich  deren 
nur  sehr  wenige  erhalten :  eine  konjunktivform  mit  dem  wurzel- 
vokal a:  fimeulsä  zu  ksnau-,^)  und  zwei  mediale  indikativ- 
formen mit  0:  Jcium  und  Kiuistä  zu  kaw;  vgL  hierüber  verf., 
a.  a.  0.,  s.  66  f. 

Von  der  indischen  grammatik  verflirt  nam  ich  firüher  auch 
sreuim  j.  28.  7  als  1.  sing.  akt.  des  w-aorists.  Das  ist  falsch. 
Es  liegt  nicht  der  mindeste  anlass  vor,  s^eul^  von  ^raotä, 
sraotu,  a$7^uätem  etc.  loszureissen.  Zudem  kommen  sonst  iS- 
aoristformen  aus  $7'au'  im  arischen  nicht  vor ;  auch  würde  man 
nach  dem,  was  oben  s.  288  f.  über  den  5-aorist  ausgefiirt  wurde, 
wenigstens  *sräuini  erwarten  dürfen.  —  sreuim  gehört  zum 
einfachen  unthematischen  aorist.  Das  l  ist  dasselbe,  wie  in 
sählp,  ai.  äslt,  brdvlmi  etc.  Danach  ist  das  arische  forschungen 
n,  s.  68  gesagte  zu  berichtigen. 

Auch  ai.  akramlm,  agrahhlm  und  avadhlm  sehe  ich  für 
einfache  aoriste  an,  nicht  für  sigmatische.  Ebenso  auch  alle 
2.  und  3.  sing,  der  altern  spräche,  welche  auf  -t^t,  -If  aus- 
gehen und  kurzen  wurzelvokal  vor  einfacher  konsonanz  auf- 
weisen; im  rgveda:  akraml^,  dvadhl^,  mdthi^y  sjyJiari^y  dh'amltj 
agrahhlt,  avadhlt,  mdthit,  asvanit  (letzteres  nach  Whitney, 
wurzeln,  s.  201  imperfekt).  Es  gibt  im  rgveda  nur  eine 
sichere  i^-aoristform ,  welche  im  sing.  ind.  akt.  vor  einfacher 
konsonanz  kurzen  wurzelvokal  (ä)  hat:  akramisam,  und  diese 
findet  sich  in  einem  zweifellos  ganz  späten  lied,  dem  Zwie- 
gespräch zwischen  Pururavas  und  der  Urvasi  {10.  95.  2). 

Verzeichniss  der  besprochenen  stellen  des  rgveda 

und  avesta. 


I.  Rgveda. 

5.  54.  8 

s.  285       8.  28.  4 

s.  276 

4.  33.  5 

278     10.    4.  6 

284 

1)  j.  28.  1,  wo  zu  übersetzen:  „damit  ich  es  dem  willen  des  VohumaD&h 
und  dem  sticrgeist  recht  mache. '^  Danach  ist  meine  Übersetzung  in  ar. 
forschungen  II,  s.  136  zu  ändern.  —  Die  a.  a.  o.  III,  s.  20  vorgeschlagene 
Zusammenstellung  von  ^$na)f-  mit  ai.  hnu-  ist  schwerlich   zu   halten;  vgl 


j 


Arica.  291 


6.   28.  3 

8.  278 

40.  2 

s.  278 

7.   37.  3 

285 

49.  1  flf. 

285 

8.   20.  17 

276 

60.  7 

277 

11.  Avesta. 

j.  28.    1 

290 

j.  33.   1 

283 

2 

282 

34.  9 

280 

29.    4 

276 

43.  7 

283 

30.    1 

283 

4ß.  8 

282 

4 

285 

49.  4 

282 

10 

276 

50.  5 

282 

31.   17 

285  f. 

7 

282 

5^.  7 

283 

10 

283 

31 

281 

61.  4 

283 

14 

281 

55.  8 

282 

Münster  W.,  25.  november  1886. 

Chr.  Bartholomae. 


Nachträgliches  zu  s.  271  ff. 

Zu  s.  272,  z.  33  f.  vgl.  jetzt  Geldner,  K.  Z.  XXVIH, 
8.  402.  Aber  n  in  offener  silbe  geht  stäts  auf  ar.  a  zuiiick, 
und  rä  als  instr.  sing,  ist  eine  sehr  fragwürdige  foim.  Das 
thema  ist  r^-. 

Zu  s.  276,  z.  19  ff.  vgl.  jetzt  Geldner,  B.  B.  Xu,  s. 
94,  99.    Futurischer  konjunktiv  ist  jao()ant$  auf  alle  fälle. 

Aus  dem  jungem  avesta  stellt  sich  dazu  noch  eretmuant^ 
j.  52.  3  als  3.  plur.  konj.  praes.  med. 

Zu  s.  278,  z.  18:  karHi  ist  karä  iti  oder  auch  karam 
üiy  cf.  Roth,  K.  Z.  XXVI,  s.  56.  Jedenfalls  ist  zu  über- 
setzen: „der  älteste  sagte  „ich  will  zwei  becher  machen",  der 
jüngere  sagte  „drei  lasst  uns  machen",  der  jüngste  sagte 
„ich  will  vier  machen". 

Zu  s.  280  f.:  Füi*  eine  weitere  3.  plur.  praet.  akt.  auf 
-ajf  dürfte  daidiqp  ^  44.  10  anzusehen  sein.  Ich  übersetze : 
„(ob)  sie  gehorsamen  sinns  in  worten  und  werk  recht  beob- 
achten werden  die  von  dir  verfügten  {prä.istis  als  kompo- 
situm,  cf  tismä.ufidäis  j.  43.  11,  verf.,  B.  B.  XIII,  s.  86  f.) 
bestimmungen  {mm  als  akk.  plur.  mask.)  meines  glaubens"; 

19* 


292  Chr.  Bartholomae, 

die  Wurzel  ist  dhiä-.  Gegen  Geldner's  Übersetzung  der 
letzten  zeile  in  E.  Z.  XXVIII,  s.  264  f.  halte  man  meine 
bemerkungen  zur  stelle  in  A.  F.  n,  s.  171. 

Sollte  daidiaß  in  jt.  13.  12  —  hdss.  daidajaj^,  dtdlß,  dldejf 
—  eine  3.  plur.  opt.  perf.  akt.  zu  dhä-  sein?  Doch  vgl.  s. 
274  n. 

Zu  s.  282,  s.  26:  Auch  japäis  in  j.  33.  1  ist  in  japä  + 
ts  zu  zerlegen.  Is  bezieht  sich  auf  ratüs  der  folgenden  zeile. 
Also  „wie  er  sie  dann  ausftlren  wird  ...  die  bestinunungen 
.  ,  ."  Die  ganze  erste  Strophe  ist  gewissermassen  eine  Über- 
schrift.   Im  übrigen  s.  verf,  A.  F.  HI,  s.  61  f. 

Zu  s.  282,  p.  27  ff.:  Vgl.  jetzt  Geldner,  JL  Z.  XXVm, 
s.  410. 

Zu  s.  283,  z.  17  ff.:  Vgl.  jetzt  Geldner,  B.  B.  XII, 
s.  95,  wonach  dieses  beispiel  zu  streichen.  Dagegen  ist  hinzu- 
zufügen : 

j.  30.  7 :  ahmäiKä  fisaprä  gasap 

manavhä  vohü  asäJcä 
„und  auf  unsre  seite  traten  die  Khsathra^s  mit  Vohomanah 
und  Asa".  ahmäUlä  steht  dem  a^semeni  der  vorhergehenden 
Strophe  gegenüber.  tiSaprä,  nom.  plur.,  ist  wie  lat  Catoim, 
gr.  JhQixUeg  im  sinn  von  „solche  wie  .  .  ."  gebraucht.  Un- 
richtig verf.,  A.  F.  n,  s.  123  f,  Geldner,  B.  B.  XII,  s. 
93,  98.  —  Ein  zweites  beispiel  für  diesen  pluralgebrauch  ist: 

j.  32.  12:  jäiS  grehmä  amj)  varatä 

karapä  /iSaprem/cä  Isanqni  dru^em 
„von    welchen    leute    wie    Grehma    der    warheit    vorgezogen 
wurden  (s.  282  n.),  und  der  Karpau  und  die  herrschaft  derer, 
welche  der  lüge  anhängen". 

Zu  s.  284,  z.  37  f.:  Allerdings  ist  in  *i^ija,  *räsija  das 
kurze  l  das  ältere,  vgl.  Osthoff,  M.  U.  IV,  s.  293.  Wie 
aber  *räbya  nach  7'äsita  zu  räsija  wurde,  so  konnte  auch  von 
der  1.  sing.  etc.  aus  das  kurze  i  in  die  andern  formen  ein- 
dringen. 

Zu  s.  286,  z.  4:  Im  griechischen  steht  bei  ij  der  plural, 
cf.  Krüger,  griech.  sprachlehie'^  I.  2,  s.  265. 

Münster  W.,  27.  juli  1887. 

Bthl. 


Beitr&ge  zur  kenntniss  der  gatha's  II.  293 

Beiträge  znr  kenntniss  der  gatha's  11/) 

26.  Die  gathische  verbalbildung  und  -flexion. 

Zusammenstellung  aller  in  den  gatha's,  den  gebeten  a- 
airiPma-isiö  und  japa-ahü-vairiö  und  im  jasna  haptangliäti 
(j.  35.  3  —  41.  6)  vorkommenden  formen  des  verbum  finitum 
(mit  angäbe  aller  belegsteilen),  sowie  der  partizipialstämme 
und  der  Infinitive,  soweit  sich  diese  deutlich  an  einen  tempus- 
stamm anschliessen. 

Sämmtliche  wurzeln  sind  gleichmässig  in  mittlerer  form 
angesetzt,  d.  h.  so  wie  sie  im  sing.  akt.  des  einfachen  unthe- 
matischen praesens  erscheinen  würden,  und  zwar,  bequemerer 
vergleichung  halber,  in  arischer  lautgestaltung.  Wo  mir  diese 
irgend  zweifelhaft  erschien,  steht  *  davor. 

Die  arischen  Vertreter  der  indogermanischen  palatalen 
verschlusslaute  sind  durch  .%  k  bezeichnet,  jener  der  palatalen 
tenuis  vor  spirans  durch  ^  (ar.  ^.9  =  gr.  ?,  xt,  yyff)\  s  und  S 
gehen  entweder  auf  ursprachliche  Spiranten  oder  auf  palatale 
verschlusslaute  zurück.  Die  indogermanischen  velaren  sind 
mit  ky  g  gegeben,  ausser  vor  i,  wo  K,  g. 

Bei  manchen  wurzeln  ist  es  unsicher,  ob  sie  mit  kurzem 
oder  langem  vokal  anzusetzen  sind,  z.  b.  ap-  oder  dp-.  Ich 
habe  in  diesen  fällen  stäts  d6n  vokal  eingestellt,  welchen  mir 
die  gathischen  formen  vorauszusetzen  schienen.  Solche  wurzeln 
sind  durch  □  markirt. 

f  vor  einer  form  bedeutet,  dass  ich  in  meiner  lesung  von 
der  neuausgabe  abweiche.  Es  sind  dann  die  Varianten  ein- 
zusehen. 

!  vor  einer  form  zeigt  an,  dass  dieselbe  one  handschrift- 
liche gewär  ist.  Die  lesarten  der  handschriften  sind  dann 
unten  beigefügt.    Ich  habe  tunlichst  wenig  korrigirt. 

Andre  gelegentliche  anmerkungen  beziehen  sich  nur  auf 
die  lesung  dieser  oder  jener  form. 

°  vor  oder  hinter  einer  form  besagt,  dass  dieselbe  in 
dieser  gestalt  nur  komponirt  vorkommt. 

Aktiv-  und  medialformen  sind  durch  ; —  getrennt. 


»)  Cf.  diese  Zeitschrift  XXVIII,  s.  1  ff. 

>)  S.  jedoch  Verf.,  arische  forsch.  II,  s.  54  ff. 


294  ^^^'  Bartholomae, 

Augmentlose  praeterital-  imdkonjunktivformen  mit  sekundär- 
endungen  sind  nur  dann  auseinandergehalten,  wenn  sie  ausser- 
lieh  deutlich  gescliieden  sind.  Die  metrik  (cf.  verf.,  gädä's, 
s.  6  ff.)  habe  ich  dabei,  als  nicht  ausschlaggebend,  anberück- 
sichtigt gelassen;  s.  jetzt  verf.,  A.  F.  HI,  s.  11  ff. 

Unter  „  imperativ  "*  sind  nur  die  formen  eingestellt,  welche 
stäts  und  ausschliesslich  imperativische  bedeutung  haben. 

Schwierig  ist,  wie  bekannt,  die  reinliche  Scheidung  zwi- 
schen den  einfachen  praesentieu  und  aoristen.  Ich  habe  dabei 
stäts  auf  den  veda  und  das  jüngere  avesta  bezug  genommen. 
■  vor  pr.  soll  andeuten,  dass  ich  die  folgenden  praesensformen 
tilr  sekundäre  bildungen  halte. 

In  den  bedeutungsangaben  suchte  ich  mich  möglichst  zu 
beschränken.  Gleichwol  war  ich,  wollte  ich  deutlich  sein, 
gezwungen,  zwei  oder  noch  mehr  bedeutungen  beizusetzen. 
Ich  bemerke  übrigens  ausdrücklich,  dass  die  angegebenen  be- 
deutungen nur  fllr  die  spräche  der  gatha's  gelten  sollen. 

Die  abkürzungen  bedürfen  keiner  erläutenmg.  Nur  das 
eine  möchte  ich  hervorheben,  dass  ich  mit  der  bezeichnung 
„starker  i^nirzel vokal "*  stäts  a  (vrddlii)  meine.  Die  wurzel- 
vokale in  ai.  tatäna  3  s.  und  tutäna  l  s.  gelten  mir  nicht  für 
etymologisch  gleichwertig. 

I.  Fornienverzeichniss. 

Vorangestellt  sind  jeweilig  die  wurzeln,  welche  ausse^« 
dem  wurzelvokal  noch  einen  weitern  sonoren  (i,  u,  >',  t^,  ''» ^**- 
hinter  oder  vor  jenem  besitzen. 

A.  Praesens. 

I.  Thematische  pracseiitien. 

1.  Praesensstamm  =  wurzel  +  ^• 
a)  Erste  form. 
Stamm  =  ni.  y  +  <^- 
2  sf(j-  „reihen,  zum  kämpf  ordnen^, 
ko.:  %hain  32.  IG. 

*f^aifh-  m.  j?^/ri  „weihen", 
pr.:  .7rti^f  34.  2. 

maik'  „sich  vermischen,  sich  ergiessen". 
p.:  mafkaintib'  38.  3. 


Beiträge  zar  kenntniss  der  gatha's  IL  295 

uain-  „sehen". 

pr.:  va^nahl  31.  13. 
prt.:  ^u<i?>^ta  2p.  30.  2. 
i.:  ^uüfna  46.  2. 
inf.:  va^navhi^  32.  10. 

uaizd'  „schleudern,  schwingen  gegen  — ".  [5] 

prt.:  vöildaß  32.  10. 

saik'  „(wasser)  aus-,  vorgiessen,  tränken", 
prt.:  ha^lcaß  46.  15. 

daw  „verlangen  nach  — ". 
p.:  dauqs  31.  10. 

bhaw  „werden,  entstehen". 

pr.:  bauaitl  30.  10,  hauaintl  33.  10. 
prt.:  hamb  28.  11,  30.  9. 

krau^'  „schreien,  wehklagen", 
i.:  firaosetitqm  53.  8. 

bhaudh-  m.  pafi  „unterweisen".  [10] 

p.:  hdodantö  30.  2. 

mrauk'  „zerfallen", 
p.:  mraoKqs  53.  7. 

bhar-  „tragen,  bringen". 

pr.:  haraitl  31.  12,  50.  6,  38.  1. 
i.:  barana  2p.  30.  9. 

smar-  „im  gedächtniss  haben,  —  behalten", 
pr.:  marentl  43.  14. 
p.:  fnarentö  31.  1. 

argh'  „wert  sein". 

prt.:  arefjaj)  50.  10. 

mardh-  „vergessen".  [15] 

pr.:  nmredaitl  51.  13. 

uardh'  „stärken,  gedeihen  lassen", 
prt.:  vareden  49.  4. 

2  uan-  „gewinnen,  siegen  über  — ". 
pr.:  vanaintl  39.  2. 
0.:  vana^ma  31.  4. 

nam-  „sich  beugen  vor  — ". 
pr.:  f)iem$  44.  1. 


296  C^^'  Bartholomae, 

*dwawi-  „erhöhen *'. 
pr.:  d^^aiti  44.  6. 

^ans'  „verkünden".  [20] 

pr.:  s^nghaitltö,  6,  s^nghamahl  31.  1;  —  s^nghaxiffd-l. 

iai'  „verehren". 

pr.:  jazait?  32.  3,  jcusamaid^  37.  1,  2,  3',  4,  5,  38.  1*,  2, 

3,  4,  39.  1,  2>,  3,  4. 
ko.:  jazai  33.  4,  50.  4,  51.  22. 
p.:  jazenmdvhö  51.  20. 

^iazd'  „zurückweichen", 
prt.:  situdajf  34.  9. 

uadh'  „sich  beweiben", 
p.:  vademm  53.  5. 

2  u(tS'  m.  ä  „als  wonung  beziehen", 
ko.:  ^MosäJi?  33.  5. 

hrap'  „tun,  verrichten".  [25] 

pr.:  firapaitl  40.  1. 

*rap'  „(sich)  halten  zu  -— ,  beistehen", 
prt.:  rapm  51.  18. 
i.:  rapa  49.  1. 
0.:  rapöis  41.  4. 
p.:  rapantö  28.  2. 

>md-  „tadeln,  schmähen", 
p.:  nculentö  33.  4. 

*ma.<5-  „schenken". 

prt.:  musatn  3s.  54.  1. 

ariÄ-  „cognoscere". 
p.:  adas  46.  4. 

Oa;?-  „gelangen  zu  — ,  erlangen".  [5-^ 

0.:  apa^ma  41.  2. 

ai-  „treiben,  antreiben", 
ko.:  azapa  50.  7. 

$akh'  „lernen,  merken", 
pr. :  sasapa  30.  11. 

sak-  „vereint  sein,  sich  zu  tun  machen  mit  — ,  folgen", 
pr.:  JuiKait?  34.  2,  46.  16,  48.  4,  haJcaint^  45.  2,  hoKi^ 
33.  9. 


Beiträge  zur  kenntniss  der  gatha's  II.  297 

ko.:  haXdnt?  48.  12. 

p.:  ha/cimnö  43.  12,  liaJcsnma  44.  10. 

tafiS'  „zimmern,  bilden,  schaffen". 

prt.:  ta^ö  3t.  11,  44.  6,  51.  7,  tasaß  29.  1,  7,  47.  3. 

daks'  „erstarken".  [35] 

prt.:  dafisaß  43.  15. 
bhaks'  „verteilen;  anteil  haben  an  — ". 

pr.:  baJisaitl  47.  5,  50.  3. 

i.:  haJisohua  33.  10. 

saks'  „antreiben  zu  — ". 
ko.:  hafisai  46.  10. 

^gaw  „verkünden,  verheissen". 
pr.:  gäuä  46.  19. 

^duär-  „gehen,  laufen", 
prt.:  duärenta  30.  6. 

O^ar-  „verbinden;  sich  verbinden".  [40] 

pr.:  särenti^  51.  3. 
p.:  säremnö  32.  2. 

suar-  „vertraut  machen  mit  — -". 
p. :  Uaremnö  32.  8. 

iak'  „wünschen", 
ko.:  jeka  51.  2. 

ia^'  „wünschen", 
prt.:  jasaj)  32.  1. 

ko.:  ja^a  28.  1,  8,  49.  8,  51.  21,  54.  1. 
p.:  jasqs  49.  12. 

^uäp'  „abgrasen,  verwüsten", 
prt:  %apajf  32.  10. 

'^prad'  „gross  machen;  —  werden".  [45] 

pr.:  fradent^  43.  6. 

prt.:  fradö  34.  14,  46.  12,  frodap  33.  11,  46.  13. 
0.:  fradöij)  44.  10. 
inf.:  fradaihh?  44.  20. 

b)  Zweite  form. 

Stamm  =  schw.  Y  '\-  a. 
bhai'  „in  furcht  setzen", 
■pr.:  bi^nt^  34.  8. 


298  Chr.  BartholomM, 

2  aiS-  „streben  nach  — ;  erlangen,  herankommen^, 
pr.:  isapa  45.  1,  iSenti  46.  9. 
ko.:  iSaß  44.  2,  iMnü  45.  7. 
p.:  isentö  30.  1. 

uaidh'  „ergeben  sein,  sich  widmen", 
ko.:  vidaiti  51.  6,  v'idaj>  53.  4. 

uai$'  „bereit  — ,  beflissen  sein". 

pr.:  vlsamada^  41.  5,  vlsent^  48.  10. 
prt.:  vismta  32.  14. 

diau"  „leben".  [ 

pr.:  '^nyiwJii  31.  2. 
p.:  gmntö  31.  3. 
ffUilffi^'  =  giu^  oder  (}lu^. 

diaw  „streben,  verlangen  nach  — ". 
p.:  diuäninem  31.  20. 

ghaus'  „hören,  achten  auf  — ". 

prt.:  güsata  3s.  29.  8,  güsödüm  45.  1. 
i.:  gäsahuä  49.  7. 

marzd'  „verzeihen". 

ko.:  mereHata  2p.  33.  11. 

sparith'  „begehren". 

prt.:  sperezata  3s.  31.  16. 

2.  Praesensstamm  =  wurzel  +  .^'/t  +  a,  Inchoati 
a)  Erste  form. 
Stamm  =  schw.  Y  +  sh  -f  ^• 
"^narp-  „abnehmen"  (vom  mond). 
pr.:  nerefsaiti  44.  3. 

gam-  „kommen". 

pr.:  gaMmaidP.  36.  1,  3,  4,  5,  39.  5. 

pit.:  gasö  43.  6,  12,  gaml)  30.  6,  7,  43.  7,  9,  11,  1* 

51.  15,  gasata  2  p.  28.  3;  —  ga^a^tem  30.  4. 
ko.:  gasai  28.  2,  50.  8,  51.  22. 
0.:  gasöij)  46.  8. 

jam-  „halten,  holen", 
pr.:  ^i^s^  53.  6. 

pra,^'  „jfragen,  sich  befragen  mit  — ". 
prt.:  peresaj)  29.  2,  43.  7. 


Beitrftge  zur  kenntniss  der  gatha's  U.  299 

i.:  peresä  43.  10. 

ko.:  peresa  31.  14,  15,  16,  44.  1—20;  —  peresai  44.  12, 

peresäit?  31.  12,  13. 
p.:  peresqs  51.  5. 

b)  Zweite  form. 

Stamm  =  schw.  Y  -\-  a  -\-  $h  -\-  a. 

ais'  „streben  nach  — ;  erlangen,  herankommen", 
ko.:  im^a  31.  4. 
0.:  isasöip  50.  2. 
p.:  isasqs  51.  19. 

f^iS'  „verfügen  über  — ,  inne  haben", 
prt.:  hlsasaß  32.  13. 

3.  Praesensstamm  =  wurzel  +  i  +  ^t. 
a)  Erste  form. 
Stamm  =  schw.  V  -\-  i  -}-  a. 

ais'  „in  bewegung  setzen,  antreiben". 

pr.:  fra^sia  49.  6.  fra^sjßirnahi  35.  4. 

ko.:  isia  48.  8. 
fra^siP:  =  fra  +  ^l^- 
'^h'  „verlangen". 

ko.:  iziai  33.  6,  49.  3. 

niS'  „befeinden,  hassen", 
p.:  dmhisißyü?  34.  4. 

^is'  „sich  jfreuen". 
pr.:  pisifinti  44.  20. 
p.:  pisiasü  50.  2. 

^  ^'  „streben,  verlangen  nach  — ".  [5] 

pr.:  dlui^inti  44.  13. 

"^ou-  „gedeihen  lassen;  ackerbau  treiben", 
prt.:  fmiö  48.  5. 
p.:  ßuiantö  49.  4,  ßuimti  49.  4. 

>^augh'  „lügen", 
p.:  dnujyayitö  31.  15. 

'y-i'  „betätigen,  wirken,  tun", 
pr.:  verezianiahl  35.  7. 
prt.:  vereejßß  47.  2. 


300  Chr.  Bartholomae, 

i.:  vereziötü  35.  6. 
ko.:  vereziqn  35.  6. 
inf.:  verezi^idiai  33.  6. 

1  man-  „erdenken,  halten  für  — ;  gelten  fttr  — ". 
pr.:  ^nanj^f  44.  12. 
prt:  mainianta  34.  8,  45.  11. 
ko.:  mainiata  3s.  45.  11. 

^iazd'  „znrfickweichen".  [10 

p.:  sudiamna  32.  4. 

uaks'  „wachsen  lassen,  stärken;  wachsen,  erstarken". 

pr.:  ^itisj^itl  44.  3. 

prt.:  ufisiö  31.  7. 

i.:  tdisia  33.  10. 

p.:  f  asaolisiantd  33.  9. 
asaolis^:  =  asa  +  ^f^s^- 
uaph'  „besingen,  preisen  **. 

pr.:  xLfia  43.  8. 

ko.:  ufianl  28.  3. 

spa^-  „sehen,  ansehen  für  —  **. 
pr.:  spasiß  44.  11. 

^hua-  „rufen,  anrufen". 

ko.:  ^baia  33.  5,  46.  14,  51.  10. 
p.:  zhai^nt^  49.  12. 

ka-  (aus  feim-)  „wünschen", 
pr.:  kaia  33.  6. 

ksa-  „walten,  macht  haben  über  — ,  beherrschen", 
pr.:  fisaiehi  44.  15,  /isaiapa  48.  9. 
).:  Jjsaia  28.  7. 
ko.:  fisaiä  50.  9. 
p.:  Ifsaiwitö  29.  2;  —  Jisaiamnö  31.  19. 

i  (i^-  „geben,  zuteilen", 
ko.:  diai  29.  8. 

^^-  m.  |9afi  „sich  rüsten  gegen  — ". 
prt.:  -fsiödflm  48.  7. 

sha-  „schneiden,  verwunden", 
ko.:  siap  46.  8. 

*ia-  „festhalten,  aushalten  in  — ". 
pr.:  zaiapa  53.  7. 


Beiträge  zur  kenntniss  der  gatha's  ü.  301 

b)  Zweite  form. 

Stamm  =  m.  Y  +  i  +  a. 

bhar-  „tragen,  bringen", 
ko.:  bairjdntf  32.  15. 

uak'  „ansagen,  nennen", 
pr.:  vasi^t^  44.  11. 

ua^h'  „faren,  heimfttren". 
p.:  vaziamnahiö  53.  5. 

na&'  „zu  gründe  gehen,  abgeben  von  — ". 
p.:  nasiantö  32.  4. 

<ra-  „schützen".  [5] 

inf.:  Ipramdiai  34.  5. 
Hdss. :  Jn-aiäidiai,  Jyraiödiai. 

1  da-  „geben,  zuteilen";  —  dha-  „setzen,  festsetzen,  tun, 

schaffen", 
pr.:  dai^(  31.  11. 
ko.:  daiaß  34.  12,  43.  1,  12,  46.  10,  50.  5. 

2  da-  jjin  schütz  nehmen  vor  — ". 

ko.:  daiaß  29.  7. 

4.  Praesensstamm  =  wurzel  +  ^  +  i  +  ^• 

Stamm  =  m.  K  +  ö  +  i  +  ^t. 

Uädh'  „zurückstossen,  —  drängen". 
0.:  vadaiöiß  29.  2. 

5.  Praesensstamm  =  wurzel  -{-  si  -\-  a.  Futurum. 

Stamm  =  m.  Y  -{-  si  -\-  a. 

äaw  „helfen". 

p.:  saosjßntö  45.  11. 

uah'  „ansagen,  nennen". 

pr.:  vatiHa  30.  1,  46.  15,  51.  8,  Hatisia  44.  6,  45.  1—6. 

6.    Praesensstamm  =  red.  wurzel  +  5  +  ^-    Desi- 

derativum. 

a)  Normale  form. 
Stamm  =  red.  (i)  schw.  y  -f-  ^  +  ^t. 
*ksnaw  „sich  anschliessen  an  — ,  willfaren,  es  recht  machen", 
prt:  mtihiusö  45*  9# 


302  Chr.  Sartholomae, 

ko.:  fciJiSmiSa  49.  1. 
inf.:  RUihixisö  32.  8. 

dhar-  „halten,  festhalten", 
pil.:  dldaresata  3  s.  46.  7. 

Udr-  „erwälen,  sich  bekennen  zn  — ". 
prt.:  vluaresö  45.  8. 

dhravgh'  „befestigen,  festhalten*^, 
pr.:  dldra^zöduii^  48.  7. 

mavgh'  „feiern".  [5] 

prt.:  mitnagzö  45.  10. 

dhrajth'  „festsetzen", 
prt.:  diderezö  44.  15. 

gia-  „das  leben  fristen", 
pr.:  fi^isentl  39.  1. 

b)  Analogistische  formen. 

^  waw-  „gewinnen,  siegen  über  — ". 
i.:  vlu&nghutü  53.  5. 

dabh'  „betrügen,  hintergehen", 
inf.:  ditveaidiai  45.  4. 

7.  Praesensstamm  =  Wurzel  -\-  a  4-  i  +  a.    Kaussa- 

tivum. 
a)  Erste  form. 

Stamm  =  st.  J/"  +  a  +  i  +  «• 
dbhau'  „betören". 

prt.:  d<ihauaiaj)  31.  17. 

$raU'  „hören;  bekannt  werden";  kauss.:  verkünden". 
0.:  srauaia^yna  49.  6. 
inf.:  fn'auai^uli^  29.  8. 

dhar-  „halten,  festhalten". 

prt.:  darniö  32.  1,  däraiaj)  31.  7. 
hhan-  „krank  sein";  kauss.:  „krank  machen". 

prt.:  bqnaien  30.  6. 

ä  man-  kauss.:  „aufhalten,  im  wege  stehen".  [l 

pr.:  mauaiciti  49.  '2. 
iat'  „streben,  sich  beeifem";  kauss.:  „anregen". 

i.:  Ijataiii  36.  2. 


Beiträge  zur  kenntniss  der  gatha's  IL  S03 

Hdss. :  jataia,  ja  taia,  jatia. 

iiat'  „kundig  sein";  kauss.:  „kund  tun", 
pr.:  vateiainahi  35.  7. 
i.:  vatöiötü  35.  6. 

dabh'  „betrügen,  hintergehen", 
pr.:  dabamtl  43.  6. 

rafiS'  „schädigen". 

inf.:  rasaj^nh?  49.  3. 

b)  Zweite  form. 

Stamm  =  m.  Y  ■{-  a  -\-  i  -{-  a. 

1  udid'  „kennen  lernen,  wissen";  kauss.:  „ankündigen". 

pr.:  ^m^daiamahl  36.  6,  41.  1. 

iauk'  kauss.:  „entflammen". 

prt.:  saoKajßp  32.  14. 
taru-  „überwinden". 

prt.:  tauruaiama  28.  6. 

*u«*'d-  „helfen,  verteidigen  gegen  — ". 
0.:  varedajß^ta  50.  3. 

uarz'  „betätigen,  wirken,  tun".  [5] 

p.:  varezaiantö  45.  4. 

daks'  „erstarken";  kauss.  „erstarken  lassen", 
i.:  daJisaia  33.  13. 

2  ras-    „abspenstig   werden,    abfallen";  kauss.:    „abspenstig 

machen", 
prt.:  rdvhaien  32.  12. 

c)  Dritte  form. 

Stamm  =  schw.  K  +  ^  +  i  +  ^• 
raud'  Jammem";  kauss.:  Jammern  lassen", 
prt.:  urfidöiata  44.  20. 

raup-  kauss.:  „schaden  anrichten", 
pr.:  iirüpai^inti  48.  10. 

8.  Praeseusstamm  =  stark  red.  wurzel  -\-  i  -{-  a. 

Intensivum. 

Stamm  =  stark  red.  schw.  K  +  i  +  ^• 

8  ras-  „abspenstig  werden,  abfallen". 


304  Chr.  Bartbolomae, 

pr.:  IrariSj^ntl  47.  4. 
ko.:  Irarisiqn  32.  11. 
Hdss.:  rares^. 

9.   Praesensstamm  =  nominalstamm  ■■{-  i  -^  a, 

Denominatiyum. 

isudh'  „busse";  den.:  „busse  tun,  abbitten**, 
pr.:  isüidiamahi  36.  ö,  38.  4,  39.  4. 

namas'  „demut**;  den.:  ^sich  demütigen", 
pr.:  nemahiämahl  36.  5,  38.  4,  39.  4. 

aka-  „unheU";  den.:  ^^unheü  drohen,  böses  anwfinschen^. 
pr. :  aköjfl  51.  8. 

^isa-  „trank,  saft";  den.:  „rürig  sein**, 
p.:  isaiqi^  50.  9. 

suätra-  „glück,  wolergehen";  den.:  „wolergehen  wünschend  [5] 
pr.:  ha^öia  43.  2. 

II.  Unthematische  praesentlen. 

1.  Praesensstamm  =  wurzel. 

St.  stamm  =  m.  J/^;  —  schw.  stamm  =  schw.  y. 

ai'  „gehen". 

pr.:  aitl  31.  14,  ^mntl  49.  11. 
prt.:  idüm  33.  7. 

them.:  «ja^  31.  20. 
i.:  idl  46.  16,  ^iantü  51.  3. 
ko.:  aj^il  34.  6,  46.  1,  50.  9. 
0.:  ^i«^  46.  6. 
p.:  ^iantein  46.  5. 
äitl:  =  ä  +  o^^tl,  —  ^iäp:  =  iiäp, 

fisai'  „weilen,  wonen". 

pr.:  sa^iti  33.  5,  43.  3,  46.  16. 

pai-  „verscheuchen", 
pr. :  pipä  63.  6. 

kais'  „vereprechen,  zusichern". 

■pr.:  Kihnahi  39.  4,  Klsmahi^  35.  5,  41.  1. 

duais'  „befeinden,  hassen".  l^J 

pr.:  daibUenti  32.  1. 


deiträge  zur  Icenntniss  der  gatha^s  Tl.  306 

iS"  „verfügen  über  — ,  inne  haben", 
p.:  hisas  45.  4. 

atf-  „herantreten  an  — *^. 
pr.:  fsuaitf  3p.  29.  3. 
ko.:  sjßuäi  33.  8. 

U-  „im  Stande  sein,  vermögen", 
ko.:  taua  28.  4,  50.  11. 

raw  7, sagen,  verkünden". 

pr.:  mraoml  53.  5;  —  mmi^  Is.  49.  3. 
prt.:  mraos  34.  13,  43.  12,  niraoß  32.  2,  12,  45.  5,  46. 
9,  51.  19,  mraotä  2p.  43.  11. 
them.:  mrauaß  29.  3,  45.  2. 
L:  mraotü  31.  17. 
ko.:  mrauaiti  51.  8. 
0.:  mruiäp  46.  5,  51.  8. 

aw  „hören;  bekannt  werden".  [10] 

■pr.:  sTMif  Is.  33.  7. 

aw  „loben,  preisen", 
pr.:  fstaomi  43.  8. 
p.:  stauas  34.  6. 

^Ugh'  „sagen,  heissen". 
pr.:  aogemada^  41.  5. 

prt.:  ao^l  43.  8,  oojiä  43.  12,  aogedä  32.  10. 
ko.:  oo/^äi  50.  11. 

Ud'  Jammern" 

prt.:  raostä  3s.  29.  9. 

'»•-  „senden,  sich  aofinachen". 
pr.:  eret$  44.  12. 
them.:  rent$  46.  3. 

^  n-  „schlagen".  [15] 

prt:  ^sn  2s.  48.  10. 

f  c/i-  „gefallen  finden  an  — ,  verlangen;  ergötzen", 
pr.:  f  ^iftjmi  44.  7. 

-*-  „wollen,  bestimmen", 
pr.:  vasemi  29.  9,  43.  1,  44.  3,  vasi  34.  12,  43.  9,  44. 

^«itocbrift  flkr  TergL  Bprachf.  N.  F.  IX.  8  n.  4.  20 


306  Clir.  Barthobmae, 

16,  vastl  29.  8,  46.  14,  usuahi  46.  16,  umuAxU. 
4,  tismahi^  41.  5. 

prt.:  tiStä  2  p.  29.  2. 
ko.:  vctsaß  29.  4. 
0.:  usiä])  50.  2. 

1  uas'  „kleiden,  anziehen^, 
pr.:  vast^  30.  ö. 

3  if  as-  „verehren,  anbeten**, 
pr.:  •\vaJiml  34.  2. 

1  as'  „sein".  [20] 

pr.:  oAmi  32.  8,  46.  2^  o/w  32.  7,  34.  11,  43.  7«,  47.  3, 
51.  3,  36.  3*,  astl  35.  6,  stä  32.  3,  34.  6,  heiiti  3a 
10,  44.  16,  45.  6,  51.  10,  1\mti'  51.  22. 

prt.:  OS  34.  8',  dhua  29.  5,  Blimä  29.  11,  34.  1,  43.  10. 

i.:  zdi  31.  17,  astu  53.  8,  li^itü  33.  7,  53.  8. 

ko.:  at)hä  50.  11,  avlmitl  30.  11,  31.  5,  22,  50.  3,  53.  7, 
avhat  29.  4,  9,  30.  4,  7,  9,  31.  5,  6,  9,  16,  32.  % 
33.  3,  44.  19^  45.  3,  47.  4,  48.  4,  9,  49.  7,  53.  5, 
7,  avhen  31.  1,  4,  14,  48.  12,  49.  11,  89.  1. 

0.:  hi^m  43.  8,  50.  9,  hiA  41.  3,  ImP  43.  15,  16»,  44. 

17,  35.  3,  40.  4,  hiämü  30.  9,  40.  4,  Uätä  50. 7, 
hjm  51.  4. 

p.:  ha^s  47.  4,  hap  35.  6,  hätcim  44.  10. 

sap'  „nachstreben", 
pr.:  saiM  31.  22. 

sas'  „impetrare". 
pr.:  hdliml  34.  5. 

kiCi'  „sich  behaglich  fülen,  weilen", 
pr.:  siQinti  37.  2,  39.  3. 
p.:  si({s  44.  9,  Si^itibiö  53.  8. 

ifä-  m.  a  „anblasen,  anfachen", 
prt.:  V  43.  4. 

dhd'  „setzen,  festsetzen,  tun,  schaffen".  Pi 

■pr.:  dai7iti  32.  15. 
them.:  dadui^  46.  15. 

2)fl-  „bewaren,  abhalten", 
prt.:  päj)  32.  13,  46.  4. 
ko.:  pdvh?  49.  10. 
0.:  päiäjf  46«  8. 


Beiträge  sor  kenntniss  der  gatha^s  IL  307 


*rät'  ^anhängen;  zu  teil  werden", 
pr.:  rastl  53.  9. 

$äS'  ^lehren *^. 

pr.:  sosti  48.  3. 
prt.:  sähijf  50.  6. 
i.:  sästü  45.  6. 

a.   Anhang.    2.  sing.  imp.  akt.  auf  -si 

Form  =  m.  )^  +  ^• 
dhai'  „wamehmen,  sein  augenmerk  richten  auf  — ". 
däisl  33.  13. 

2.  Praesensstamm  =  red.  wurzel. 

St.  stamm  =  red.  m.  Y;  —  schw.  stamm  =  red.  schw.  y. 

a)  Erste  form. 

Mit  einfacher  reduplikation. 

ai-  „gehen **. 

pr.:  fimöhl  46.  9;  —  ^iöi  31.  2. 


•  •  — .  • 


1  ar-  „senden,  sich  aufmachen", 
i.  them.:  iratn  53.  8. 
inf.:  fireidiäi  44.   14. 

gar 2h'  „(weh)klagen". 

prt.:  ^igereeaß  3p.  32.  13. 
dans'  „weihen,  einweihen". 

prt.:  didqs  3s.  49.  9. 
them.:  didainhf  Is.  43.  11. 

sak'  „vereint  sein  mit  — ,  sich  zu  tun  machen  mit  — ,  folgen", 
pr.:  hisicamaid?  40.  4.  [5] 

dhia-  „wamehmen,  sein  augenmerk  richten  auf  — ". 
prt.:  daidiaß  3p.  44.  10. 

1  da'  „geben,  zuteilen", 
i.:  dasuä  33.  12. 
inf.:  dcLst?  34.  1. 

dhä'  „setzen,  festsetzen,  tun,  schaffen", 
pr.:  daed?  3s.  46.  8,  51.  6,  19. 

1  da'  „geben,  zuteilen";  —  dhä-  „setzen,  festsetzen,  tun, 
schaffen". 

20* 


308  Chr.  Barthoiomte, 

pr.:  dadäiti  33.  14,  dademaht  39.  4,  dademahi^  ^.  5,  41. 

1,  dadaiti  3p.  46.  1;  —  dad^  Is.  28.  4,  dademaidf 

35.  9,  41.  3. 
them.:  dadent^  31.  14. 
prt.:  doM  31.  9,  11,  34.  15,  dadäjf  30.  7,    11,  31.  21, 

32.  10,  46.  7,  13,.  51.  21,  53.  2,  4,  38.  4>,  daidiji 

28.  2,  43.  14,  16,  46.  2,   doda^  3p.  32.  14;  -  da- 

edüm  53.  5. 
them.:  dadaß  29.  9,  27.  13,  daden  30.  8. 
i.:  dadätü  3  p.  53.  8. 
0.:  daidltä  3s.  43.  2,  46.  18. 
inf.:  dazdiäi  44.  1. 

ma-  m.  i>ra  „befehlen".  [10] 

pr.  them.:  mlmapä  32.  4. 

*i^ä-  „festhalten,  aushalten  in  — **. 
pr.  them.:  Bozentl  30.  10. 

iÄÄ-  „Verstössen,  verscheuchen**, 
prt.:  eazap  3p.  34.  9. 

b)  Zweite  form. 

Mit  verstärkter  reduplikation.    Intensivum. 
dai^'  „zeigen**. 

prt:  daf daist  51.  17. 

2  uaid'  „finden,  verschaffen,  bewirken**, 
prt.  them.:  ^uöiutd?  44.  11. 
ko.  them.:  vöiuldaiti  30.  8. 

ihau'  „ausgiessen,  weihen**, 
pr.:  zaozamnl  43.  10. 

2  räS'  „abspenstig  werden,  abfallen**, 
p.:  frärisö  49.  2. 

3.  Praesensstamm  =  wurzel  -f  wau-,  +  nw* 
St.  stamm  =  schw.  Y  +  wöti^-/  —  schw.  stamm  -  schw. 
V  +  nu'. 

a)  Erste  form. 

Stamm  =  schw.  Y  +  f^CLU^,  wu-. 
kai'  „scheiden,  sich  entscheiden  fttr  —  **. 
prt:  Kinaoß  46«  17. 
p.:  Ki7iuatö  46*  10< 


Beitiftge  zur  kenntniss  der  gfttba'g  II.  309 

^raw  „hören;  bekannt  werden", 
p.:  surunuatasf^  35.  4. 

kar-  ^machen,  bereiten **. 
ko.:  -fkerenaon  30.  9. 

l^ar-  „erwälen,  sich  bekennen  zu  — *^. 
pr.:  verenuait?  3d.  31.  17. 

gzhan-  „zerstören;  vergehen''.  [5] 

p.:  -^  ^zönuamnem  28.  3. 

spa^"  „sehen;  ansehen  für  —^. 
pr.:  Ispasntipä  53.  5. 
Hdss.:  spasupä  u.  a. 

a.  Anhang.   Praesensstamm  =  stark  red.  wurzel  + 

nw-    Intensivum. 
Stamm  =  st.  red.  schw.  Y  -f  wi^. 

ans-  „erreichen;  reichen,  bringen **. 
prt.:  qsasniUa  3  s.  48.  1. 
Hdss.:  qsamtä,  c^autä. 

b)  Zweite  form. 

Stamm  =  schw.  Y  +  a^iau-j  anu-, 

dabh'  „betrügen,  hintergehen", 
prt.:  debenaotä  2p.  32.  5. 
deben^:  =  dben^, 

sphä'  „proficere". 

prt.  them.:  spmuaß  51.  21. 

4.  Praesensstamm  =  wurzel  +  ^^"f  '*-• 
St.  stamm  =  schw.  Y  +  '^"/  —  schw.  stamm  =  schw. 
V  +  n: 

a)  Erste  form. 

Stamm  =  schw.  Y  +  ^^^'f  ^*"' 
prai'  „lieben;  um  gnade  angehen", 
ko.:  frinäi  49.  12. 
p.  them.:  frlnsmna  29.  5. 

sau-  „anregen,  verhelfen  zu  — ". 
pr.:  hunaitl  31.  15. 

1  par-  „füllen". 

i.  them.:  perenä  28.  10. 


310  Chf*  Bartholomae, 

uar-  „erwälen,  sich  bekennen  zu  — ". 

pr.:  vereng  46.  3,  verentf  43.  16,  51.  18. 
prt.:  verenätä  3  p.  30.  6. 

ian-  m.  pati  „an-,  aufaehmen**. 
prt.  tbem.:  ^änatä  2p.  29.  11. 

b)  Zweite  form. 
Stamm  =  schw.  Y  -f  (ifiä-,  an-. 
prai'  „lieben,  um  gnade  angehen", 
pr.:  -ffriqnmahl  38.  4. 

saw  „anregen,  verhelfen  zu  — ". 
pr.:  -fhuqnnwhl  35.  5. 

i;har-  „erzürnen,  kränken". 
0.  them.:  zarana^mä  28.  9. 

5.  Praesensstamm  s  wurzel  mit  nasalinfix. 

St.  stamm  =  schw.  V  (n  +  a);  —  schw.  stamm  =  seh 

V  Wh 

kais-  „versprechen,  zusichern", 
prt.:  JcUias  3s.  32.  5,  44.  6. 

mai-^-  „mischen;  sich  vereinigen", 
pr.:  mianait^  3d.  38.  1. 
prt.:  minas  2s.  46.  14. 

2  uald'  „finden,  verschaffen,  bewirken", 
pr.:  vhtnsü  31.  15. 
prt.:  vistä  I-is.  46.  17. 

mark'  „zerstören;  (sich)  bringen  um  -— ". 

pr.:  merengediii^  53.  6,  merenliait^  3p.  31.  1. 
0.:  imraßial)  45.   1. 
inf.:  nifrengediai  46.  11. 

mard-  „gefärden,  verkümmern", 
prt.:  mörenden  32.  11,  12. 
them.:  movendap  32.  9,  10. 

marz'  m.  ni  „wegschaffen,  vertreiben", 
inf.:  nierqMiäi  44.  14. 

an$'  „erreichen;  reichen,  bringen", 
prt.:  qStä  3s.  43.  14. 
0.:  qsia  Is.  50.  2. 


Beiträge  zur  kenntniss  der  gatha's  11.  311 

B.  Perfekt« 

St.  stamm  =  st.  K;   —  i^-   stamm  =  m.  Y;  —  scbw. 
s  stamm  schw.  y. 

1.  Erste  form. 

Mit  reduplikation. 

a)  Mit  einfacher  reduplikation. 

1  sai'  „drängen,  fesseln", 
pr.:  hisajä  38.  29.  I. 

kait-  „verstehen,  bedacht  sein  auf  — ;  sich  zeigen", 
pr.:  Jciköiteres  32.  11. 

raudh'  „abhalten,  verhindern  an  -— ". 
prt.:  iirüraost  51.  12. 

1  ar-  „senden,  sich  auftnachen". 

i.:  aresua  33.  12. 

2  ar-  „zurüsten,  bereit  stellen".^)  [5] 

pr. :  -färöi  Is.  33.  9,  äröi  3  s.  34.  3,  60.  5. 

2  par-  „abhalten". 

pr.:  pafr?  3s.  49.  1. 
2  uan-  „gewinnen,  siegen  über  — ". 

pr.:  vaonare  39.  2. 

an^'  „erreichen;  reichen,  bringen", 
prt.:  ma/ista  3s.  32.  6. 
inf. :  anaS$  44.  14. 

iat'  „streben,  sich  beeifem". 
pr. :  jöipema  28.  9. 

uak-  „ansagen,  nennen".  [10] 

pr. :  vao/iema  34.  5. 

na^'  „zu  gründe  gehen,  abgehen  von  — ". 
pr. :  fi^nosa  38.  32.  15. 
p. :  nqsud  51.  13. 

1  as'  „sein". 

pr.:  dvharB  33.  10,  44.  20,  dvlrnre"^  45.  7,  51.  22. 
ko.:  dvhama  32.  1,  49.  8. 

tafiS'  „zimmern,  bilden,  schaffen", 
pr.:  tatasa  3s.  29.  6. 


>)  Bei  der  korrektur  zugefügt;  Tgl.  K.  Z.  XX VIII,  s.  409. 


312  Cl^r.  Bartbolomae, 

c<aÄÄ-  „lernen,  merken", 
prt.:  sasken  53.  1. 

dha-  „setzen,  festsetzen,  tnn,  schaffen".  [15] 

pr.:  dadapa  40.  1,  41.  5;  —  daed?  3d.  30.  4. 

*urai'  „freude  machen,  erfreuen", 
ko.:  vaorozapa  50.  5. 

b)  Mit  verstärkter  reduplikation. 

dhar-  „halten,  festhalten", 
pr.:  dadr^  3s.  51.  d. 

uarz-  „betätigen,  wirken,  tun", 
pr.:  vauerezöi  3s.  29.  4. 

kan-  „gefallen  finden  an  — ". 
pr. :  Kafi'Piars  44.  13. 

i  U(i>i'  „gefallen  finden  an  — ,  verlangen;  ergötzen", 
p. :  vaumts  28.  8. 

2.  Zweite  form. 
One  reduplikation. 
ai$'  „macht  haben  über  — ,  vermögen", 
pr. :  w^  3  s.  50.  1. 

ko.:  isai  28.  4,  43.  9,  50.  11,  isaniaid^  35.  7. 
p.  them. :  isemnö  46.  6. 

1  uaid'  „kennen  lernen,  wissen". 

pr.:  va-(7da  Is.  28.  10,   34.  7,  45.  4,   vöisfa  2s.  28.  10, 

32.  6,  46.  10,  vam  3s.  31.  2,  51.  22,  35.  6. 
pit. :  ^uöizdilm  33.  8. 
i.  them.:  va^da  46.  2. 
ko. :  va^da  48.  9;  —  va^Mdüm  53.  5. 
0.:  vldiaj)  48.  9. 

p. :  viduä  29.  6,  mdnsö  34.  9;  —  va^dena  34.  7. 
them.:  va^demno  28.  5,  va^damnö  43.   14. 

^ap-  „gelangen  zu  — ,  erlangen", 
p. :  apanö  33.  5. 

"^kagh-  „gewären", 
pr. :  Jcagema  37.  3. 
prt.:  fcagedö  2p.  51.  20. 
p.:  ßagud  46,  2, 


Beiträge  zar  kenntniss  der  gfttha's  II.  313 

C.  Aorist. 
I.  Thematische  aorlste. 

1.  Aoriststamm  =  wurzel  +  a. 
Stamm  =  schw.  Y  -}-  a. 
maiJth"  „berieseln'', 
prt. :  mizm  44.  20. 

2  uaid'  „finden,  verschaffen,  bewirken", 
prt.:  vidaß  51.  5. 
i. :  vida  49.  1. 

bhaw  „werden,  entstehen", 
p. :  budintls  38.  3. 

san-  „erwerben,  verdienen". 

ko.:  hanänl  44.  18,  hanaß  54.  1. 
0.:  hanafma  41.  4. 
p.:  hanent$  44.  19. 

nta^-  „schauen  auf  — ,  bedacht  sein  auf  — ".  [5] 

prt.:  ffisö  46.  2. 
ko. :  i/isai  28.  4. 

ksa-  „walten,  macht  haben  über  — ,  beherrschen", 
prt.:  fis^ta  48.  5. 
i. :  lissntqm  48.  5. 
0.:  fisafta  41.  2. 

*ksta'  „sich  einstellen", 
prt.:  fistuß  51.  4. 

*za'  „festhalten,  aushalten  in  — ", 
0.:  zafma  41.  4. 

,^as'  „lehren". 

i.:  sm  28.  11,  34.  12. 
0.:  slsöiß  43.  3. 

2.  Aoriststamm  =  red.  wurzel  +  8,. 

Stamm  =  red.  schw.  Y  -\'  a. 

a)  Erste  form. 

Mit  einfacher  reduplikation. 

uak'  „ansagen,  nennen". 

prt. :  vmHas^  39.  4.  v(wKaJ)  29.  6,  34.  10,  45.  3.  ^uaokama 
35.  9,  38.  5. 


314  Chr.  Bftrtholomae, 

i.;  vaolca  31.  3,  5,  34.  15,  44.   1—19,  48.  2,  ^woofe  3^ 

12,  46.  7. 
ko.:  vaoRa^  Is.  45.  3,  vao/cap  31.  6. 
0.:  vaoKöinia  35.  3. 
inf. :  vaoKaühf  28.  11. 

na$'  „zu  gründe  gehen,  abgehen  von  —  **. 
prt:  nqsaj)  53.  6,  7. 

b)  Zweite  form. 

Mit  verstärkter  reduplikation.    Kaussativer  aorist 

uar-  „erwälen,  sich  bekennen  zu  — **;  kauss.:  „bekehren", 
ko.:  vänrait?  47.  6. 
0.:  väuraiä  31.  3,  vauröiniaidl  28.  5. 

IL  Uuthematische  aorUte. 

1.  Aoriststamm  =  wurzel. 

St.  stamm  =  m.  Y]  —  schw.  st.  =  schw.  y, 

kai"  „scheiden,  sich  entscheiden  für  — ". 
prt.:  smtu  3p.  30.  3,  6. 
ko.:  Kaiapä  46.  15. 

prai'  „lieben,  um  ^nade  angehen'^ 
p.:  fr'iänahia  46.  12. 

kait'  „verstehen,  bedacht  sein  auf  — ;  sich  zeigen**, 
prt:  (iKiMn  3s.  51.  11. 

kaith-  „warnehmen,  sich  angelegen  sein  lassen", 
prt.:  kista  3s.  51.  o. 

them.:  Köipap  46.  9. 
ko.:  /coipait?  33.  2. 

kais-  „versprechen,  zusichern". 

prt.:  Msrm  46.  18,  Ms  31.  3,  47.  5,  fcöiM  ib.  10,50.- 

51.  15. 
i.:  /ciMl  44.  IG. 

maifh-  „hinausstossen  aus  — ,  verjagen", 
prt.:  möist  46.  12. 
ko.:  möipaj)  46.  4. 
0.:  mipjaj)  53.  9. 

aw  „unterstützen,  helfen", 
prt.:  auare  29.  11. 


Beiträge  zur  kenntniss  der  gatba's  II.  315 

au-  ^verlangen  nach  — ". 

prt.:  dahen  53.  1. 
daben:  =  dben. 

hau-  „schütteln,  aufrütteln". 

prt:  du^idl  29.  5. 
dua^:  =  dtcua^. 
hau-  „werden,  entstehen".  [10] 

ko.:  buainti^  45.  7. 

0.:  buiamä  41.  4. 

bua^:  =  bum^;  —  buia^:  =  buiiß^. 

'•au-  „hören". 

prt.:  sreulm  28.  7,  sraota  2p.  30.  2,  33.  11,  45.  1;  — 

asruatem  30.  3,  asrudüm  32.  3. 
i.:  .^raotü  45.  6,  49.  7*,  9. 

sruä^:  =  sniuä^- 

t/Ä-  „sich  heimisch  fttlen". 

prt.:  fraotita  3s.  48.  1. 

fraofita:  =  fra  +  üfita, 

dugh'  „schieben". 

prt.:  faogeßa  3s.  46.  8. 
aogeßtä:  =  aogeta,  dreisilbig. 

raudh-  „ängstigen". 

ko.:  firaodaitl  51.  13,  /iraodaß  46.  11. 

haus'  „hören,  achten  auf  — ".  [15] 

prt.:  fffista  3s.  31.  18,  19. 

lug-  „anscliirren,  verbinden;  sich  vereinen". 

prt.:  jaof/ej)  44.  4,  jH{f^n  46.  11,  49.  9;  —  jü/ita  49.  9. 

ko.:  jaof)a  50.  7,  jao^ant?  30.  10. 
jaogep:  z^^eisilbig. 

ar-  „senden,  sich  aufinachen". 
prt:  ärein  43.  10. 

%r-  „machen,  bereiten", 
prt.:  fcörep  44.  7,  45.  9. 
i.:  keresua  40.  1. 
ko.:  Karaitl  51.  1,  ffcaraß  46.  4;  —  -flcaran?  44.  17. 

har-  „halten,  festhalten", 
prt.:  dereta  44.  4. 
c:  drita  46.  5, 


316  ^r*  Bartholomae, 

bhar-  „tragen,  bringen".  [20] 

i.:  baretu  33.  9. 

uar-  „erwälen,  sich  bekennen  zu  —  **. 

prt.:  \areta  31.  10,  varemaidl  32.  2,  varata  3p.  30.  5, 

32.  12. 
ko.:  varanl  53.  4. 
0.:  vairlmaidi  35.  3. 

ardh'  „fordern,  gelingen  lassen", 
ko.:  aredaj>  50.  11. 

gar;th'  „(weh)klagen". 
prt.:  gerezda  3s.  29.  1. 
ko.:  gerez^  32.  9,  gerezöi  46.  2. 

dar^'  „sehen,  erblicken". 

prt.:  daresem  43.  5,  45.  8. 

ko.:  daresanl  28.  5,  daresata  3s.  30.  1. 

dhars'  „sich  heranwagen;  heftig  andringen".  [25] 

p.:  dareSaJ)  33.  7. 

uardh'  „stärken,  gedeihen  lassen", 
p. :  varedaitl  28.  3. 

uari:'  „betätigen,  wirken,  tun", 
prt.:  vares  39.  4. 
0.:  verezima  35.  3;  —  vereziatqm  3d.  48.  5. 

1  man-  „erdenken,  halten  fllr  — ;  gelten  flir  — ". 

prt:  mPnghä  39.  4,  mwtta  31.  7,  19,  33.  6,  51.  16. 
ko.  them.:  menai  45.  3. 
0.:  maininiadi^  35.  3. 

2  na 71^'  „erreichen,  gelangen  zu  — ". 

ko.:  nqsaß  51.  16. 

$ans'  „verkündigen".  [30] 

prt.:  sqsta  2p.  29.  1. 
0.:  sahiaj)  44.  1,  9. 

gani'  „kommen". 

prt.:  ()m  2s.  46.  12,  ^gemen  46.  11. 

them.:  f^gemapta  3s.  44.  8. 
i.:  gaidi  28.  6,  29.  1,  ()antü  44.  16,  54.  1. 
ko.:  ^ima  29.  3,  (jamaitl  30.  8,  f)iniaiti  48.  2,  gimap  43. 
4,  12,  44.  1,  46.  3,  48.  ll^  Oimen  45.  5;   —  ^ 
nux^t?  44.  15. 


Beiträge  zur  kenntniss  der  gfttha^B  II.  317 

0.:  gamid  36.  2',  ^amiaj>  43.  3,  gBmiaß  44.  11,  gamiämä 
40.  2,  41.  6. 

^gemen:  =  gmeyi,  einsilbig.  —  ^gemaßtä:  =  gmatä. 

iam-  „halten,  holen", 
prt.:  ^iantä  3  s.  32.  9. 
ko.:  ^jßmait^  31.  13. 

uak-  „ansagen,  nennen". 
L:  üKcim  48.  9. 

uaks'  „wachsen  lassen,  stärken;  wachsen,  erstarken", 
prt.:  va^st  34.  II. 

them.:  vafisaß  48.  6. 
ko.:  vafisaß  31.  6. 

grabh'  „ergreifen,  erfassen".  [35] 

prt.:  grobem  31.  8. 

pra$'  „fragen,  sich  befragen  mit  — ". 
prt:  frasBm  43.  9. 
p.:  peresman&ng  30.  6. 

2  as-  „säen,  pflanzen", 
prt.:  05  3s.  31.  9*. 

sak'  „vereint  sein,  sich  zu  tun  machen  mit  — ,  folgen", 
i.:  skantü  53.  2. 

gä'  (aus  gam-)  „kommen", 
prt.:  gäß  46.  6. 

1  da'  „geben,  zuteilen";  —  dhä-  „setzen,  festsetzen,   tun, 
schaffen".  [40] 

prt.:   dqm   32.  6,  dd  34.   15,  43.   1,  2,  4,  5,  46.  6, 

47.  6,  49.  8,  51.  9,  dds^  28.  7,  39,  4,  däp  29.  10, 

31.  18,  44.  3,  5',  45.  4,  48.  4,  6,  49.  7,  51.  14,  53. 

1,  3,  37.  P,  dämä  34.  3,  45.  8,  data  29.  10,  31.  5, 

33.  8,  34.  6,  14,  43.  13,  darB  43.  15;  —  disä  43.  7, 

data  3  p.  29.  2,  44.  20. 
i.:  däidl  28.  6,  7*,  51.   2,   7,   18,  40.  2,  3.   41.  6,   dätü 

51.  17. 
ko.:  dähi  53.  9,  däitl  44.  19,  dc^n  45.  5,  47.  1;  —  dän^ 

44.  19,  ddvh^  36.  1,  ddvhä  34.  1,  44.  18,  däit^  44. 

19,  ddnt^  48.  11. 
0.:  dy{m  44.  14,  diäp  43.  10,  45.  9;  —  diä  43.  8,  diätqm 

38.  48.  7. 


318  Chr.  Bartholomae, 

p.:  dantö  32.  4. 
diä:  =  dliä. 

sthä'  „stehen,  sich  stellen", 
p.:  \staj)  46.  4. 
Hdss.:  hqs  faß  (statt  hqstaj)). 

rädh'  „zurecht  machen,  —  handeln;  empfangen", 
prt.:  rädern  29.  9. 
ko.:  rädaß  61.  6,  rädenti  33.  2. 

a.   Anhang:.    3.  sing.  aor.  med.  auf -i. 

a.  Erste  form  =  st.  Y  +  ^• 

^raw  „hören,  bekannt  werden". 
sräul  32.  7,  8,  46.  10,  63.  1. 

uak'  „ansagen,  nennen". 
vflAri  43.  13,  auä/ci  36.  6. 

ß.  Zweite  form  =  m.  J/"  +  i 

mraw  »sagen,  verkünden". 
mram  32.  14. 
mraol:  =  mraul» 
uat-  „kundig  sein". 
^uaiti  44.  18. 

2.  Aoriststamm  =  wurzel  +  ^• 
St.  stamm  =  st.  Y;  —  m.  stamm  =  m.  Y'^  —  schw.  stamm 
=  schw.  Y- 
a)  Mit  s. 

dhai'  „warnehmen,  sein  augenmerk  richten  auf  — ". 
prt.:  däis  43.  10;  —  doiM  61.  2. 
p.  them.:  -fdisevinäi  61.  1. 

nai'  „fftren". 

ko.:  nafSa])  31.  20. 
*k^nau'  „sich  auscldiessen  an — ,  willfaren,  es  recht  machend 

prt.:  Iimaosen  30.  5. 

ko.  them.:  IßnaoSäi  46.  1. 

p.  them.:  lisnaoseninö  46.  18. 

trau-  „schirmen,  erhalten". 

prt.:  praoitä  2p.  34.  3;  — praostä  3s.  46.  7. 


Beiträge  zur  kenntniss  der  gathft's  II.  319 

6raii'  „hören;  bekannt  werden".  [5] 

ko.:  sraoMn^  30.  4. 

dhar-  „halten,  festhalten". 

prt.:  därest  43.  13,  d&f'est  49.  2. 

uar-  „erwälen,  sich  bekennen  zu  — **. 
ko.:  varemn^  61.  1. 

smar-  „im  gedächtniss  haben,  —  behalten", 
ko.:  viare/isait?  51.  10. 

fifar^-  „schneiden,  bilden,  schaffen", 
prt.:  ptvaröHam  29.  1. 
pwarözd^:  =  pivarid^, 

uar^'  „betätigen,  wirken,  tun".  [10] 

i.:  -[varesud  53.  3. 

ko.:  varesaitl  33.  2,  46.  19,  vareSenti  45.  3;  —  varesaitf  29. 
4,  33.  1. 

1  man-  „erdenken,  halten  für  — ;  gelten  flir  — ". 

prt.:   mPjighi  31.  8,  43.  5,  7,  9,  13,  15,   mBhhl  29.  10, 

mqstä  45.  11,  mehniaidi  46.  13,  amehmaidi  35.  7. 
ko.  them.:  nwnghäi  43.  4. 

1  uan-  „gefallen  finden  an  — ,  verlangen;  ergötzen". 

prt.:  vqs  3s.  49.  4. 

2  ua7i'  „gewinnen,  siegen  über  --". 

prt:  vBnglien  39.  2. 

ko.:  vB^iglmiti  48.  1,  vBnghaß  48.  2. 

1  na 71$'  m.  nis  „wegbringen,  wegschafi'en". 
ko.:  nämmä  44.  13. 

$hand'  „offenbaren;  sich  offenbaren".  [15] 

prt.:  sqs  2s.  46.  19,  sqs  3s.  43.  11. 

gam-  „kommen". 

ko.:  ^e^ighati^  31.  14. 

Mak'  „ansagen,  nennen". 

ko. :  va/isaj)  48.  1 ;  —  vaJimdf  32.  4. 

pra^'  „fragen,  sich  befragen  mit  — ". 

prt.:  fra.si  45.  G,  fraStä  47.  3,  49.  2,  51.  11. 

i.:  fei'asiid  53.  3. 
talis'  „zimmern,  bilden,  schaffen". 

prt.:  täst  44.  1. 


ä^O  Odr.  Bartholomaief, 

bhag-  „anteil  haben  an  — ". 
prt.:  balßä  3s.  31.  10. 

trä'  „schützen". 

prt.:  präzdüm  34.  7. 

dhä'  „setzen,  festsetzen,  tun,  schaffen ". 
ko.:  ddvhödüm  45.  1. 

jpä-  „bewaren,  abhalten", 
ko.:  pdvh?  Is.  28.  11. 

$hä'  „schneiden,  verwunden", 
prt.:  säzdüm  31.  18. 

sthä'  „stehen,  sich  stellen", 
ko.:  stdvhäj)  60.  4. 

D^är-  „verbinden;  sich  verbinden", 
prt.:  särstä  3s.  49.  5. 

B^räg-  „schreiten,  wandeln", 
ko.:  tcruälisaj)  34.  13. 

♦l^rflji-  „freude  machen,  erfreuen**, 
p.:  uruosaj)  44.  8. 

a.  Anhang.    1.  sing.  konj.  med.  auf  -asai. 

Form  =  m.  Y  -\-  asai, 

1  räS'  „gönnen". 
rdvhavhöi  28.  8. 

b)  Mit  is, 

kau-  „es  absehen  auf  — ,  erhoffen". 

prt.:  Jciulsl  51.  15,  KiuiStä  3s.  34.  13. 
Jciu^:  =  Jcu^. 

"^ksnau-  «sich  anschliessen  an  — ,  willfaren,  es  recht  machen^ 
ko.:  fisneulsä  28.  1. 

II«  Warzelverzeiehniss. 

adh'  „cognoscere":  A  I  1  a. 

^ap'  „gelangen  zu  — ,  erlangen":  A  I  1  a.    B  2. 

a7i^'  „erreichen;  reichen,  bringen":  AII3aa;5.  Bla. 

ai'  „gehen":  A  11  1;  2  a. 

ai^'  „macht  haben  über  — ,  vermögen":  B  2. 


Beiträge  zur  kenntniss  der  gatha's  II.  321 

1  ais'  „in  bewegung  setzen,  antreiben":  A  I  3  a. 

2  ai^<i'  „streben  nach  — ;   erlangen,  herankommen'*:  A  I 
b;  2  b. 

aiih'  „verlangen":  A  I  3  a. 

aw  „unterstützen,  helfen":  CHI. 

auJc'  „sich  heimisch  fülen":  CHI. 

1  augh'  „schieben":  CHI. 

2  augh'  „sagen,  heissen":  A  II  1. 

1  ar-  „senden,  sich  aufmachen":  A  II 1;  2  a.  B  1  a.  C  11 1. 

2  ar-  „zu  rüsten,  bereit  stellen":  B  1  a. 
argh-  „wert  sein":  A  I  1  a. 

ardh-  „fordern,  gelingen  lassen":  CHI. 

1  OS-  „sein":  A  II  1.   B  1  a. 

2  as'  „säen,  pflanzen":  CHI. 
ai'  „treiben,  antreiben":  A  I  1  a. 
"^kagh-  „gewären":  B.  2. 

kaii'  „gefallen  finden  an  -— ":  B  1  b. 

kal-  „scheiden,  sich  entscheiden  für—":  AH  3  a.  CHI. 

kalt'  „verstehen,  bedacht  sein  auf—;  sich  zeigen":  B  1  a. 

n  1. 

kaith'  „wamehmen,  sich  angelegen  sein  lassen":  CHI. 
kais'  „versprechen,  zusichern":  A  II  1;  5.    CHI. 
kaii'  „es  absehen  auf  — ,  erhoffen":  0  11  2  b. 
kar-  „machen,  bereiten":  A  11  3  a.    CHI. 
-Um'-  „schauen  auf  — ,  bedacht  sein  auf  — ":  C  I  1. 
kä-  (aus  kam-)  „wünschen":  A  I  3  a. 
krap'  „tun,  venichten":  A  I  1  a. 
kraudh-  „ängstigen":  CHI. 
kraus-  „schreien,  wehklagen":  A  I  1  a. 
ksä-  „walten,  macht  haben  über  — ,  behenwheii'*:  A  I 
a.    C  1  1. 

*kstä-  „sich  einstellen":  CIL 

*ksnau'    „sich   anschliessen   an   — ,    willfareii,    i»  Po^M 
lachen '':  A  1  6  a.    C  II  2  a,  b. 
tisaj-  „weilen,  wonen":  A  II  1. 
gam-  „kommen":  A  I  2  a.    C  II  1;  2  a, 
'^gajth-  m.  jmH  „weihen":  A  I  1  a. 
gar^h-  „(weh)klagen":  A  II  2  a.    0  U  h 
gä-  (aus  gam-)  „kommen":  CHI. 
^^'«ü-  „verkünden,  verheisseu":  A  1  1  JU 

Zeitschrift  für  vergl.  Sprachf.  N.  F.  IX.  8  u.  4,  J^ 


322  Chr.  BartEoIomae, 

grabh'  „ergreifen,  erfassen":  C  11  1. 
gghan-  „zerstören;  vergehen":  A  II  3  a. 
ghan-  „schlagen":  A  II  1. 

gJiaus'  „hören,  achten  anf  — ":  A  I  1  b.   C  11  1. 
Kiaw  „herantreten  an  — ":  A  II  J. 
Kiä'  „sich  behaglich  Allen,  weilen":  A  II  1. 
^iaw  „leben":  A  I  1  b. 
^iä-  „das  leben  fristen":  A  I  6  a. 
taJiS'    „zimmern,   bilden,   schaffen":   A   I   1    a.    B  1  a. 
C  n  2  a. 

tuw  „im  Stande  sein,  vermögen":  Aul. 

taru'  „überwinden":  A  I  7  b. 

tuar$'  „schneiden,  bilden,  schaffen":  C  IT  2  a. 

trau-  „schirmen,  erhalten":  C  11  2  a. 

trä'  „schützen":  A  I  3  b.    C  II  2  a. 

daks'  „erstarken":  A  I  1  a;  7  b. 

dahh'  „betrügen,  hintergehen"  :Al6b;7a;n3b. 

dans'  „weihen,  einweihen":  A  II  2  a. 

dai$'  „zeigen":  A  II  2  b. 

daw  „verlangen  nach  — ":AIla.    CHI. 

dar$'  „sehen,  erblicken":  C  11  1. 

1  da-  „geben,  zuteilen":  A  I  3  a,  b;  II  2  a.    CHI. 

2  da'  „in  schütz  nehmen  vor  —":  A  I  3  b. 
dbhau-  „betören":  A  I  7  a. 

diau-  „streben,  verlangen  nach  — ":  A  I  1  b;  3  a. 

*duan^'  „erhöhen":  A  I  1  a. 

duais'  „befeinden,  hassen":  A  I  3  a;  11  1. 

^duär-  „gehen,  laufen":  A  I  1  a. 

dhai'  „warnehmen,  sein  augenmerk  richten  auf  — ":  A  II 

1  a.    C  II  2  a. 

dhau-  „schütteln,  aufrütteln" :  C  11  1. 
dhav'  „halten,  festhalten":  AI6a;   7a.    Blb.   CII 
1;  2  a. 

dhars-  „sich  heranwagen;  heftig  andringen":  CHI. 
dJuh  „setzen,  festsetzen,  tun,  schaffen":  A  I  3  b;  U  1; 

2  a.    B  1  a.    CHI;   2  a. 

dhiä'  „wamehmen,  sein  augenmerk  richten  auf  — ^  A 
II  2  a. 

dhravgh'  „befestigen,  festhalten":  A  I  6  a. 
dhraugh'  „lügen":  A  I  3  a. 


Beiträge  zur  kcnntniss  der  gattia's  H.  323 

dhrazh-  „festsetzen":  A  I  6  a. 
pa'i'  „verscheuchen":  A  II  1.^) 
*j>ai5-  „sich  freuen":  A  I  3  a. 

1  par-  „füUen":  A  H  4  a. 

2  par-  „abhalten":  B  1  a. 

pä-  „bewaren,  abhalten":  A  II  1.   C  II  2  a. 

praj'  „lieben,  um  gnade  angehen":  A  11  4  a,  b.    CHI. 

2/t'a^'  „fragen,  sich  befragen  mit  — ":  A  I  2  a.  CHI;  2  a. 

"^präd-  „gross  machen;  —  werden":  A  I  1  a. 

""psau-  „gedeihen  lassen;  ackerbau  treiben":  A  I  3  a. 

hliaks-  „verteilen;  anteil  haben  an  — ":  A  I  1  a. 

hlmg-  „anteil  haben  an  -— ":  C  II  2  a. 

hhan-  „krank  sein":  A  I  7  a. 

hhai'  „in  furcht  setzen":  A  I  1  b. 

hhau-  „werden,  entstehen":  A  I  l  a.   C  I  1;  II  1. 

bhaudh-  m.  pati  „unterweisen":  A  I  1  a. 

bhar-  „tragen,  bringen":  AIla;3b.   CHI. 

nad'  „tadeln,  schmähen":  A  I  1  a. 

1  nath^'  m.  nis-  „wegbringen,  wegschaffen":  C  II  2  a. 

2  na)u<i-  „erreichen,  gelangen  zu  — ":  C  II  1. 
warn-  „sich  beugen  vor  — ":  A  I  1  a. 

nai'  „füren":  C  II  2  a. 

^tmrj)'  „abnehmen"  (vom  mond):  A  I  2  a. 

naji'  „zu  gründe  gehen,  abgehen  von  — ":  A  I  3  b.  B  1  a. 
I  2  a. 

mavgh-  „feiern":  A  I  G  a. 

1  man-  „erdenken,  halten  für  —;  gelten  für  — ":  A  I  3  a. 
U   1 ;  2  a. 

S  man-  kauss.:  „auflialt^n,  im  wege  stehen":  A  I  7  a. 

viaik'  „sich  vermischen,  sich  ergiessen":  A  I  1  a. 

maith'  „liinausstossen  aus  — ,  verjagen":  C  11  1. 

mai^'  „mischen;  sich  vereinigen":  A  II  5. 

maiih'  „berieseln":  CIL 

mark'  „zerstören;  (sich)  bringen  um  — ":  A  11  5. 

niard-  „geförden,  verkümmern":  A  II  5. 

mardh'  „vergessen":  A  I  1  a. 

Diari'  m.  7n  „wegschaffen,  vertreiben":  A  II  5. 

marH'  „verzeihen":  A  I  1  b. 


»)  Bfei  der  korrektur  zugefügt;  vgl.  K.  Z.  XXVIII,  s.  410. 

Ol  iH 


324  (^br-  Bartholomae, 

*wa^-  „schenken":  A  I  1  a. 

wiä-  m.  pra  „befehlen":  A  II  2  a. 

mrau'  »sagen,  verkünden":  Aul.   C  11  1  a  ^. 

mrauk'  „zerfallen":  A  I  1  a. 

iat-  „streben,  sich  beeifem":  A  I  7  a.   B  1  a. 

iaw-  „halten,  holen":  A  I  2  a.   CHI. 

iaug-  „anschirren,  verbinden;  sich  vereinen":  C  U  1. 

iaz-  „verehren":  A  I  1  a. 

iäk'  „wünschen":  A  I  1  a. 

iä$'  „wünschen":  A  I  1  a. 

naJc'  „ansagen,  nennen":  A  I  3  b;  5.  B  1  a.  C  I  2  a; 
11  1,  a  a;  2  a. 

uaks'  „wachsen  lassen,  stärken;  wachsen,  erstarken": 
A  I  3  a.   C  n  1. 

uat'  „kundig  sein":  A  I  7  a.   C  II  I  a  /J. 

uadh'  „sich  beweiben":  A  I  1  a. 

uaph'  „besingen,  preisen":  A  I  3  a. 

1  ifan-  „gefallen  finden  an  — ,  verlangen;  ergötzen": 
A  n  1.   B  1  b.    C  n  2  a. 

2  mn-  „gewinnen,  siegen  über  — ":  A  I  1  a;  6  b.  IB 
1  a.    C  n  2  a. 

1  uo'ld'  „kennen  lernen,  wissen":  A  I  7  b.    B  2. 

2  mid-    „finden,    verschaffen,   bewirken":    A  n  2  b; 
CIL 

midh-  „ergeben  sein,  sich  widmen":  A  I  1  b. 

uaiH'  „sehen":  A  I  1  a. 

ual^'  „bereit  — ,  befiissen  sein":  A  I  1  b. 

ualzd-  „schleudern,  schwingen  gegen  — ":  A  I  1  a. 

mr-  „erwälen,  sich  bekennen  zu":  Al6a;n3a;  4 
C  I  2  b;  II  1;  2  a. 

'^m'^d-  „helfen,  verteidigen  gegen  — ":  A  I  7  b. 

uardh'  „stärken,  gedeihen  lassen":  A  I  1  a.  C  11  1^ 

uarz'  „betätigen,  wirken,  tun":  A  1  3  a;  7  b.  B  Ik 
C  n  1;  2  a. 

ua^^'  „wollen,  bestimmen":  A  11  1. 

1  ms'  „kleiden,  anziehen":  A  II  1. 

2  uas'  m.  ä  „als  wonung  beziehen":  A  I  1  a. 

3  uas-  „verehren,  anbeten":  A  II  1. 
rn^h-  „faren,  heimfüren":  A  I  3  b. 
%ä'  m.  &  „anblasen,  anfachen":  A  11  1* 


fieitrftge  zur  kenntniss  der  gatha's  II.  325 

Uädh'  „zurückstossen,  — -  drängen":  A  1  4. 

^uäp'  „abgrasen,  verwüsten":  A  I  1  a. 

Hyrö^-  „schreiten,  wandeln":  C  n  2  a. 

*uräJ:'  „freude  machen,  erfreuen":  B  1  a.  C  n  2  a. 

ra/jS'  „schädigen":  A  I  7  a. 

*rap'  „(sich)  halten  zu  — ;  beistehen":  A  I  1  a. 

raud'  „jammern":  A  I  7  c;  II  1. 

raudh'  „abhalten,  verhindern  an  — ":  B  1  a. 

raup-  kauss.  „schaden  anrichten":  A  I  7  c. 

*rät'  „anhängen;  zu  teil  werden":  A  n  1. 

rädh'  „zurecht  machen,  —  handeln;  empfangen":  CHI. 

1  räS'  „gönnen":  C  II  2  a  «. 

2  ras-  „abspenstig  werden,  abfallen":  AI7b;8;n2b. 
^akli'  „lernen,  merken":  A  I  1  a.   B  1  a. 

Hns-  „verkündigen":  A  I  1  a.  C  II  1. 

^au-  „helfen":  A  I  5. 

^auk'  kauss.  „entflammen":  A  I  7  b. 

^ü'  m.  pati  „sich  rüsten  gegen  — ":  A  I  3  a. 

D.^är-  „verbinden;  sich  verbinden":  A  I  1  a.   C  11  2  a. 

^äs-  „lehren":  A  n  1.   CIL 

^iazd'  „zurückweichen":  A  I  l  a;  3  a. 

^raw  „hören;  bekannt  werden":  AI7a;  11  1;  3  a. 
II  1,  a  a;  II  a. 

.^hand'  „offenbaren;  sich  offenbaren":  C  II  2  a. 

Mrt-  „schneiden,  verwunden":  A  I  3  a.   C  11  2  a. 

sak'  „vereint  sein,  sich  zu  tun  machen  mit  — ,  folgen": 
I    1  a;  II  2  a.   C  II  1. 

saks'  „antreiben  zu  — ":  A  I  1  a. 

sap'  „nachstreben":  A  11  1. 

eapi'  „erwerben,  verdienen":  CIL 

1  sai'  „drängen,  fesseln":  B  I  a. 

2  sai'  „reihen,  zum  kämpf  ordnen":  A  I  1  a. 
saik'  „wasser  aus-,  vorgiessen,  tränken":  A  I  1  a. 
sais'  „verfügen  über  — ,  inne  haben":  A  I  2  b;  11  1. 
saU'  „anregen,  verhelfen  zu  — ":  A  II  4  a,  b. 

SOS'  „impetrare":  A  11  L 

stau-  „loben,  preisen":  AUL 

sthä'  „stehen,  sich  stellen":  C  II  1;  2  a. 

sparih'  „begehren":  A  I  1  b. 

«po^-  „sehen,  ansehen  für  — ":  A  I  3  a;  11  3  a. 


326  ^^^'  Bartholomae, 

sphä'  „proficere**:  II  3  b. 

smar-  „im  gedächtniss  haben,  -—  behalten":  A  I  1  a.  C 
n  2  a. 

$uär-  „vertraut  machen  mit  — " :  AI  1  a. 

Mn-  m.  pati  „an-,  auftiehmen":  A  II  4  a. 

*^ä'  „festhalten,  aushalten  in  — ":  A  I  3  a;  n  2  a.  C 1 1. 

^Jiau'  „ausgiessen,  weihen":  A  n  2  b. 

^har-  „erzürnen,  kränken":  A  II  4  b. 

i/iä-  „Verstössen,  verscheuchen":  A  II  2  a. 

ihuä'  „nifen,  anrufen":  A  I  3  a. 

Die  nominalstämme  zu  den  denominativen  s.  A.  I.  9. 

Münster  W.,  20.  dezember  1886. 

Chr.  Bartholomae. 

Anmerkungen  und  nachweise  zu  s.  294  ff.^) 

A.  I.  1  a)  1:   B.  B.  XIH,  s.  85.  —  2:  A.  F.  H,  s.  106. 

—  3:  A.  F.  III,  s.  C2.  —  4:  Die  ,wurzer  vain-  ist  eigentlidi 
wol  praesensstamm  zu  iffly-  nacli  der  9.  ind.  klasse.  —  5: 
B.  B.  XIII,  s.  S7.  —  10:  B.  B.  XII,  s.  96.  —  12:  K.  Z. 
XXVII,  s.  249;  A.  F.  II,  s.  131.  —  15:  K.  Z.  XXVH,  s.  579. 

-  IS:  A.  F.  II,  s.  155.  —  22:  B.  B.  XIII,  s.  87.  -23: 
K.  Z.  XXVIII,  s.  19S.  -  24:  K.  Z.  XXVÜ,  s.  580.  -  25: 
K.  Z.  XXVII,  s.  287:  B.  B.  XIII,  s.  H8.  —  28:  A.  F.  H, 
s.  \:\\l  —  2i>:  Die  wurzel  ndh-  auch  im  nominalstamm  ai. 
ivldhä-,  av..  ap.  mdd-;  K.  Z.  XXV  111,  s.  15  f.  —  31:  K.  Z. 
XXIX,  s.  2S2.  -  32:  B.  B.  XIII,  s.  S3.  —  38:  B.  B.  XIII, 
s.  S5.  —  40:  K.  Z.  XXVIII,  s.  2()0.  —  41:  B.  B.  VM, 
s.  20().  —  42,  4:^  A.  F.  II,  s.  lis.  — 

b)  ■):   K.  Z.  XXVII,  s.   1!)7;  B.  B.  XIII,  s.  U 

—  4:  K.  Z.  XXIX,  s.  2S1. 

^  a)  1:  B.  B.  XIII.  s.  74  f. 
b)  2:  K.  Z.  XXIX,  s.  2^1. 

.V  a)  1:  K.  Z.  XXVIl .  s.  .579.  —  4:  B.  B.  XIII, 
s.  77;  B.  B.  XII,  s.  9S.  Zu  übersetzen:  ,, danach  frage  ich  fc 
welchen  es  freude  macht,  wenn  ihnen  zu  lieb  .  .  .'•  —  5:  K.  Z. 
XXVII,  s.  235.  -    10:    B.  B.  XIII.  s.  S7.  —  11:   anders  R 

')  Die  Ziffern   vor:  beziehen   sich   auf  die  nummern   der  wurzeln  un° 
Stämme  in  der  bei  den  einzelnen  lenipusstäuimen  eingehalteneu  reihenfolg^- 


Beiirftge  zur  kenntniss  der  gatha's  IL  327 

XVm,  8.  408  ff.  —  12:  A.  F.  HI,  s.  44.  —  16:  B.  B. 
,  s.  75.  —  17:  A.  F.  III,  s.  57.  —  18:  B.  B.  Xm,  s. 
-  19:  B.  B.  xm,  s.  74.  —  20:  B..  B.  XHI,  s.  79. 

b)  2,  3:  A.  F.  H,  s.  174.  —  7:  A.  F.  IH,  s.  55. 

6  a)  1:  B.  B.  XHI,  s.  90.  —  2,  3:  A.  F.  II,  s.  90. 
b)  1:  A.  F.  n,  8.  90.  —  2:  K.  Z.  XXVII,  s.  357. 

7  a)  6:  K.  Z.  XXVH,  s.  586.  —  9:  A.  F.  H,  s.  57. 

b)  2:  A.  F.  II,  s.  108.  —  3:  Die  ,wurzel'  taru- 
igentlich  ein  praesensstamm ,  cf.  ai.  taruts.  —  4:  K.  Z. 
an,  s.  32. 

c)  1:  B.  B.  Xn,  8.  98. 

8.  1 :  A.  F.  n,  8.  32. 

9.  3,  5:  B.  B.  XHI,  s.  65.  —  4:  cf.  ai.  ißdvän. 

II.  1.  3:  K.  Z.  XXVm,  8.  410.  —  6:  K.  Z.  XXVIH, 
)2  f.  —  7:  A.  F.  m,  8.  33.  —  12:  K.  Z.  XXIX,  s.  272. 
5:  B.  B.  XIII,  s.  67,  72.  —  16:  B.  B.  XHI,  s.  64  f.  — 
K.  Z.  XXIX,  8.  272,  291.  —  19:  A.  F.  U,  s.  106.  — 
B.  B.  xm,  s.  66;  A.  F.  m,  s.  38.  —  22:  K.  Z.  XXVm, 
)3.  —  29:  K.  Z.  XXVm,  193.  —  24:  B.  B.  Xm,  s.  84. 
7:  K.  Z.  XXVIII,  8.  202.  —  28:  K.  Z.  XXVm,  s.  36. 

2  a)  1:  A.  F.  II,  8.  71  ff.  —  2:  A.  F.  n,  s.  69  f. 
:  K.  Z.  XXIX,  8.  281.  —  4:  B.  B.  Xm,  8.  86  f.  —  5: 
;.  XXIX,  8.  273.  —  6:  K.  Z.  XXIX,  s.  292.  —  9:  Z.  D. 
i.  XXXVm,  8.  117;  K.  Z.  XXIX,  8.  281,  282.  —  10: 
;.  XXVm,  8.  260.  —  ll:  B.  B.  XII,  s.  100;  XHI,  8.  79. 
2:  B.  B.  Xm,  s.  280. 

b)  2:    K.   Z.   XXVIII,    s.    262;   Z.    D.    M.    G. 

:^^II,  s.  127.  -  3:  a.  f.  n,  s.  106.  —  4:  a.  f.  m, 

5  a)  2:  beachte  A.  F.  II,  s.  67.  —  4:  K.  Z.  XXK, 
15  f.  —  5:  A.  F.  III,  s.  33.  —  6:  B.  B.  XIII,  s.  81.  Zu 
setzen:  „den  wolstand,  den  —  jeme  akk.  sing.  fem.  — 
lei  dem  anhänger  —  rapcmöi!  —  der  lüge  seht,  ..."  — 
I.  B.  xm,  8.  81. 

b)  1 :  B.  B.  XIII,  8.  60  f.  —  B.  B.  XIII,  s.  62. 

4  a)  \  :  A.  F.  III,  s.  38.  —  4:  A.  F.  II,  s.  89,  62. 

b)  1,  2:  B.  B.  XIII,  s.  64.  —  3:  B.  B.  Xm, 
l  f. 

5.  2:  A.  F.  II,  s.  170;  m,  s.  61;  K.  Z.  XXIX, 


328  ^r.  Bartholomae, 

s.  283.  —  3:  B.  B.  XIH,  s.  78.  —  5:  B.  B.  XIH,  8.  74.  - 
7:  B.  B.  Xm,  8.  77  f. 

B.  i  a)  1:  K.  Z.  XXVIII,  s.  263.  —  5:  K.  Z.  XXVIH, 
8.  409.  —  8:  B.  B.  XIII,   s.  65,  78.  —  11:   K.  Z.  XXVm, 
s.  264.  —  14:  A.  F.  II,  52  f.  —  15:  K.  Z.  XXIX,  s.  285. 
2.  2:  Z.  D.  M.  G.  XXXVIII,   s.   123.  —  3:  K.Z. 

XXVII,  8.  580.  —  4:  B.  B.  XHI,  s.  82  f. 
C.  I.  1.  5:  B.  B.  XIII,  s.  75  f.  —  6:  B.  B.  Xm,  s.  751 

—  7:  Geldner,  Studien  I,  s.  157  ff.  —  8:  B.  B.  Xm,  s.  79. 

—  9:  K.  Z.  XXVra,  8.  36. 

-^  b)  1 :  B.  B.  Xni,  8.  79  f. 
II.  1.  1 :  A.  F.  II,  s.  61  f.  —  3:  K.  Z.  XXVm,  s.  200. 

—  3,  4:  B.  B.  xm,  s.  81  f.  —  5:  Geldner,  stodien  1,8. 
134  ff;  K.  Z.  XXVm,  s.  206;  A.  F.  H,  s.  179  ff  Zn  j.  31. 
3  ist  zu  Übersetzen:  „Da  du,  o  schaffender  geist,  durch  das 
feuer  und  das  opfer  (den  fortgang  des  opferwerks)  mittdst 
der  beiden  reibhölzer  deine  Zustimmung  zugesichert  hast, . . .' 

—  7:  A.  F.  m,  s.  64.  —  8:  K.  Z.  XXVIE,  s.  194.  Es  ist 
wol  daMen  zu  lesen:  praet.  perf.  —  9:  A.  F.  HI,  s.  39  f.  - 
10:   K.  Z.  XXIX,  s.  273,  276.  —  11:   K.  Z.  XXIX,  s.  290. 

—  12:  B.  B.  xm,  s.  81.  —  13:  K.  Z.  XXIX,  s.  282  f.  - 
16:  A.  F.  II,  s.  16.  —  17:  B.  B.  XIII,  s.  72.  —  18:  B.  B. 
XIII,  s.  71  f.  —  20:  anders  K.  Z.  XXVIII,  s.  409.  -21: 
B.  B.  XIII,  s.  71;  K.  Z.  XXIX,  s.  282,  285.  —  26:  themafeh 
würde  die  form  varedmitt  lauten.  —  27 :  B.  B.  XIH,  s.  >*0.  — 
31:  K.  Z.  XXVIII,   s.   29;    B.   B.   X,   s.   275.  —  33:  K.  Z. 

XXVIII,  s.  31.  —  ;$7:  A.  F.  III,  s.  2«.  —  40:  A.  F.  ü, 
s.  62  f.,  6.5,  182;  III,  s.  41.  —  41  :  hq-'^ta/)  =  „sofort". 

2  -a)  l:  B.  B.  XIII,  s.  72  f;  teilweise  anders  K.Z- 
XXVIII,  s.  403  f.  —  5:  K.  Z.  XXVTI,  s.  580.  —  6:  Geldner, 
drei  yaslit,  s.  137.  -  s:  K.  Z.  XXVIII,  s.  49.  —  11:  B.  B- 
XTIli  s.  66.  —  12:  B.  B.  XIII,  s.  82.  —  14:  K.  Z.  XXß, 
s.  290.  —  15:  B.  B.  XIII,  s.  86.  —  17:  A.  F.  H,  s.  133; 
K.  Z.  XXVIII,  .s.  260.  22:  B.  B.  VIH,  s.  209  f ,  A.  F. 
III,  s.  56.  —  «.  B.  B.  XIII,  s.  79. 

b)  1 :  B.  B.  XIII,  s.  m  f. 

Nicht  aufgenommen  sind  nachstehende  formen: 
ahifm  j.  33.  13.     Verderbt.     Wol  1.  sing,  perf  akt 
seäila  j.  35.  6.    Verderbt.    3.  sing.  imp.  akt. 


Beiträge  zur  kenntniss  der  gatha's  II.  329 

firüniäj)  j.  46.  5.    Wol  abl.  sing. 

dähuä  j.  50.  2.    Ist  lok.  plnr. ;  B.  B.  Xm,  s.  77  f. 

frafra  j.  46.  10.  Ist  doppelt  gesetzte  praeposition ,  =  ai. 
präpra;  cf.  Collitz,  Verhandlungen  d.  V.  intern.  Orientalisten - 
kongresses,  II.  2,  s.  287  flf. 

röiinven  j.  31.  7.    Ist  inflnitiv;  B.  B.  XIII,  s.  76  f. 

spf>7edänl  j.  53.  4.  Zu  lesen  visperedä  als  instr.  sing. ; 
K.  Z.  XXVIII,  s.  197. 

siasKiJ)  j.  32.  16.  Cf.  K.  Z.  XXVHI,  s.  265  und  B.  B. 
Xin,  s.  73. 

haßl  j.  43.  4.    Ist  lok.  plur. ;  B.  B.  Xm,  s.  84  f. 

Münster  W.,  1.  august  1887. 

Chr.  Bartholomae. 


Sigma  in  Verbindung  mit  nasalen  und 
liquiden  im  griechischen/) 

2.  cap.  Urgr.  nasal  +  a  +  conson. 

Der  nasal  ist  gemeingriech.  ohne  dehnung  des  vorher- 
gehenden vocals  gescliwunden.  Die  beispiele  sind  (vgl.  Brug- 
mann  stud.  4,  76  f.  her.  d.  sächs.  ges.  d.  wiss.  1883,  s.  187. 
Osthoff  perf.  591  ff.): 

xsarog  gestickt  aus  *x€VGT6g  zu  xsvT€co, 

xoajiiog  aus  *x6va/tcog  ZU  lat.  ce>iseo  (Froehde  ztschr.  23,  311). 

dsGjiorrjg  aus  *Ssfia-n6Trig  ZU  ai.  pdtir  dan,  altbaktr.  def\g 
patü.  Der  regelrechte  nom.  zum  gen.  *6i^g  ist  S6^;  er  hat 
das  m  schon  in  idg.  zeit  ebenso  eingebüsst  wie  die  masc.  und 
fem.  n-stämme  ihr  n  imd  es  auf  gr.  boden  nicht  widerher- 
gestellt, weil  die  casus  obliqui  ausser  gebrauch  gekommen 
waren. 

*)  Dieser  aiifsatz  war  in  seiner  ursprünglichen  fassung  gegen  ende 
vorigen  Jahres  abgeschlossen  und  mitte  Januar  d.  j.  der  redaktion  ein- 
gesant  worden.  Wackernagels  inzwischen  erschienene  abhandlung  über 
das  auch  von  mir  behandelte  thema  (o.  s.  124  ff.)  veranlasste  mich  zu 
einer  Umarbeitung  des  abschnittes  über  liquida  -f  a.  Dagegen  glaube  ich 
an  meiner  ansieht  über  die  Verbindungen  von  nasalen  und  a  Wackernagel 
gegenüber  festhalten  zu  dürfen,  habe  deshalb  die  betr.  abschnitte  völlig 
unverändert  gelassen. 


330  Felix  SolmMD, 

Die  3.  pl.  imper.  med.  auf  -ra&m  -oadwv  aus  *-ovadw 
*'Ova&wy,  wie  dvikoo^w  imjtuk6a9wp;  die  belege  bei  G.  Meyer* 

S.  499  f.,  wo  aber  el.  ÄraaaTw   nendario   SGD    1168,  7.  8  als 

unsicher  zu  streicheu  sind,  da  sie  nach  dem  Inhalte  der 
inschrifb  ebenso  gut  3.  sg.  vde  pl.  sein  können,  dagegen  hinza- 
zufttgen  ist  el.  n^coarcov  SGD  1159,  12  aus  *TtfAo6a9wp  oder 

*rijnioadwv, 

-xoarnq  in  den  ordinalia  von  dreissig  an  aus  *-xoiT-roc 
*'Xovax6q.  Mit  recht  zieht  Osthoff  a.  a.  o.  diese  herleitung 
der  aus  *'xaaTog  =  *'knt-t6}i  (vgl.  ai.  tri)U^tatnas)  vor.  Ifit 
unrecht  dagegen  will  er  -saxsQoq  -iaxaxoq  im  comp,  superi. 
der  adj.  auf  *'f€vxg  aus  ^-fivaxsQoq  *-/ivaxäxog  herleiten.  In 
Wahrheit  sind  sie  aus  *'/afTxsQog  ^-/aaxaxog  =  ai.  -vattaras 
'Vattamas  durch  blosse  einführung  des  €  aus  den  starten 
formen  auf  -/evx-  hervorgegangen,  wie  schon  V.  Henry  6tude 
sur  Tanalogie  s.  169  anm.  4  erkannt  hat.  Denn  dass  dies 
der  herrschende  zug   der   ausgleichung  bei   dem  soffixe  ist, 

beweisen    /aouaaa    /agÜGoi    aus     ^yaQifsx'la    *x^Qt'/fxci   f3r 

*yaQi'faxia*yaQi'jax(ji;  CS  ist  also  ganz  unberechtigt,  bei/«^«- 
axiQog  /aouaxaxog  einen  anderen  gang  derselben  anzunehmen. 
Die  auf  v  endigenden  praepositionen  vor  einem  mit  ri  + 
cons.  oder  ?  =  od  anlautenden  worte.  Der  lautgesetzliche 
zustand  liat  sich  erhalten  in  der  coniposition  bei  avv:  avaxfv- 

(il^fiv  nvoTTuv  (7V(Tju  (rliod.  r.-  181,  35)  (TvoxQaxsvaavx(ov  (fl). 
Z.   80)    nvaxot(fftv    ovlfvyvvrut    Gv^r^xerv    avl^tjv    und    bei    av  ov 

auf  epidaur.  inschr.  *)  uotuc  59,  112.  uGxudug  80,  53  und  in 
ein  paar  Hesy(*liglossen:   den  lesb.  oder  thess.   oaxanxo)'  ava- 

tixunrca ;   ooruoav'   uviart^dav ;   naxad'f/g'  €%ayx(aviG&Big  und  der 

lakon.  cixxuGL'  dvdfrxfj'h  aus  *u(Txu&i,  vor  einem  substantiviun 
regelrecht  bei  iv  auf  att.  und  anderen  inscluM  iaxi^lrj  CIA.  IV, 
27,  a  59.  I,  45,  1(3.  61,  7.  H,  86,  14  u.  ö.,  wovon  sich 
6(rGXJ^lr}  CIA.  I,  103,  2.  'Ad^rfvaiov  VI,  p.  270,  4  wohl  nur 
orthogi'aphiscli  untei-sdieidet  und  woraus  auch  eiaxtjXri  CIA.  I, 
52,  a  3.  II,  553,  8  infolge  des  /-gehaltes  des  a  entstanden 
ist,  wie  die  Schreibung  mit  EI  beweist,  rhod.  iaxdka  C  176, 
3.  kret.  ioxaka  C}  62,  23.  Aber  die  volle  gestalt  der  praep. 
hat  sich  vereinzelt  aucli  hier  neu  eingestellt:  awaxQciasi  CIA 


M  Ich   citiere  diese   nach   der   ausgäbe   von   Baunack  (stud.  auf 
gebiete  des  griech.  etc.  I,  1). 


na  in  rerbindung  mit  nasalen  und  liquiden  im  griechischen.   331 

l,  61.  lesb.  avvaxam  SGD.  306,  5;  hom.  dvardg  T  269 
avaxBTog,  epid.  avay/aaai  59,  40.  avaxi{a)aaq  59,  99. 
32.  42,  lesb.  ovaxa^eiaaq  SGD.  232,  8;  att.  h  OT[ri\ji] 

,  64,  b  2.  thess.  h  araXXag  SGD.  345,  21.  eretr.  iv 
1*  553,  16,  und  sie  ist  in  unseren  texten  durchgeführt 
vor  einem  substantivum  und  bei  iv  vor  subst.  und  in 

tion  {ivaxsva1^€iv  svanovdoq), 

ige  nasallose  praes.  auf  -^co  neben  nasalierten  anderen 

bus  und  ableitungen   aus  *->'?co  =  *'vaSm.    Zunächst, 

Brugmann  gr.  gr.  s.  40  anm.  1  aufinerksam  gemacht 

ütkmX^  neben  saakniy^a  GuXniyxTijg  auS  *(TaX7iiyyi(o 
^(o    zum    stamme    aaXmyy-,    6aakni%a    aaXnixrijg    sind 

[v.  Bamberg  jhber.  d.  Berl.  phil.  ver.  8,  195  f.)  und 
mgen    von    aaXntX(o    aus   nach    durchweg   nasallosen 

wie    arfjgiXo}    iaTrjgt^a    arrjgixTijg,    jnaaTtXm    iftaari^a 

rjQ,  GTiXü)  lang«  atixTog,  ebenso  wie  die  noch  jüngeren 
u  aalniGTrig  auf  gleichsetzung  von  aaXmXto  mit  praes. 
t>  =  urspr.  *-/Jia>  beruhen.  Demgemäss  haben  wir  auch 

(pog/LiiXo)    auf    *avQiyyi(o    (poQ(.uyYi(o   ZU    üVQiy%    (poQfJ.iy% 

uführen,  obwohl  hier  die  nasallosen  formen  früher  ein- 
i  sind  und  die  nasalierten  nur  noch  vereinzelt  vor- 
savQiyla  nur  Orph.  Arg.  998  neben  der  von  Hermann 
mmenen  v.  1.  iovQiia,  die  sonst  (Ar.  Plut.  689)  ebenso 
(jvQi'^o)  avQi'io/tiai  (Or.  Sib.  5,  253.  Luc.  Bis  accus, 
jin.  10)  allein  belegt  ist  und  auf  der  auch  das  seit 
id  Dem.  übliche  praes.  ovQtTTo)  fusst,  avgiyxrag  Theoer. 
J,  9.  34  Ziegl.  gegen  avQixrtjg  Orph.  Hymn.  8,  11. 
,  73,  1.  237,  8.  —  (poQf.uyxTug  Find.  Pyth.  4,  176  mit 
rag  und  nach  den  lexicis  auf  einer  inschr.  aus  Orcho- 
jegenüber  (pog/Luxr/jg  Ar.  Ean.  232.  Anth.  9,  308,  2. 
)ion.  24,  238.  q>oQ/tuxTog  Soph.  frgm.  15  D.  atpogfxixxog 
Eum.  332.  Der  frühzeitige  gebrauch  der  letztgenannten 
sich  daraus,  dass  von  (pogiuXco  fut.  und  aor.  überhaupt 
)rkommen.  arrjQiXta  dagegen,  das  seit  Homer  nirgends 
ttfweist,  ist  fraglos  nicht  direktes  denominativum  von 
,  und  demgemäss  ist  auch  das  Verhältnis  von  argo- 
,  von  dem  weder  andere  tempora  noch  ableitungen 
men,  zu   oTgofpaXiyS,  zweifelhaft.    Wohl  aber  gehören 

nXa^o)  und  xXa^ü).      Entstehung   aus  *nXdyyico  *xXdyyioD 

n    die    seit   Hom.    durchgehenden    nXayiof^ai   mXay^a 


332  ^cli^  Solmsen, 

inkayx&fjv  nXayxTog^)  lind  hom.    «cXa/g«  aesch.  nkäyl^to,    derCB 

nasal  neben  hom.  xexXtjya  i'xXayov,  die  die  worzel  als  xXäy- 
xXuy-  erweisen,  nicht  zn  verstehen  ist,  wenn  man  seine  quelle 
nicht  in  einem  urspr.  praes.  *xXayyiw  sucht  (vgl.  xXayyri 
lat.  dangw).  In  historischer  zeit  (seit  Ar.)  ist  er  vom  fiit 
aor.  auch  in  das  perf.  xixlayya  fut.  3  x(xXa/|o/iai  verschleppt 
worden.  Damit  gewinnen  wir  nach  dem,  was  Osthoff  Mü.  4, 
325  ff.  perf.  297.  Kluge  Paul-Braunes  beitr.  9,  180  über 
das  auftreten  von  media  an  stelle  von  tenuis  im  wurzelaushint 
in  nasalinfigierenden  praesentien  bemerkt  haben,  das  rechte 
xXa^ü)  mit  got.  hlahjaji  zusammenzustellen;  zum  bedeutnngs- 
übergang  vgl.  altbulg.  IclegTdati  schreien  von  vögeln  —  lit 
Ueg^ti  laut  lachen.  Wahrscheinlich  ist  auch  XiXto  (Nicand.) 
neben  hom.  h'y%s  aus  *Xtyyi(a  entstanden  und  Xt'^co  aus  *ilvy- 
yio>,  vgl.  Xvyiy  docli  ist  das  hier  bei  dem  fehlen  anderer 
tempora  nicht  auszumachen;  Xvy^ioq  kann  flir  *XvyYfi6q  stdien. 

Die  in  allen  dialekten  belegbaren  falle,  in  denen  wort- 
schliessendes  vq  das  v  ohne  dehnung  des  vorhergehenden 
vocals  verloren  hat:  die  acc.  pl.  auf  -oq  -äg,  die  nom.  sg. 
masc.  von  v-  und  vr-stämmen  auf  -äg  sg,  die  praep.  ig  aiw 
€vg^),  liaben  ihren  Ursprung  in  der  Stellung  vor  conson.  anlant, 
wie  Brugmann  ber.  d.  sächs.  ges.  d.  w.  a.  a.  o.  erkannt  hat 
Seine  aufstellung  liat  schnell  bestätigung  gefunden  durch  die 
insclirifb  von  Gortyn.  Hier  sind  die  alten  Verhältnisse  fast 
unverändert  beim  acc.  pl.   des  artikels:    8  mal    rog   rd^  vor 


*)  Ob  die  grammatikernotiZf  dass  f;u;iA«Corr«  =  tmjik^aaoyin  bei 
Sappho  (c  habe  (Herodian  ed.  Ltz.  II,  929,  19.  anm.  zu  585,  20\  nicht 
auf  der  rein  äusserlicbon  beobachtung  beruht,  dass  attischem  ij  aeol.  « 
gegenübersteht,  während  in  Wahrheit  das  aeol.  nur  eine  altertümlichere 
bedeutung  von  ;iktt!;o)  festgehalten  hat,  lasse  ich  dahingestellt.  Unrichtig 
ist,  beiläufig  bemerkt,   wegen   des  «  Osthoffs  (perfekt  469)    deutung  voi 

^«C«  aus   *f.i(iyyiu. 

2)  Letztere  liefert  ein  interessantes  beispiel  dafür,  dass  eine  sprich- 
liehe  Veränderung ,  die  in  einem  ganzen  Sprachgebiet  zum  durchbrach  ge- 
kommen ist,  jünger  sein  kann  als  eine  andere,  die  sich  nur  über  eioM 
teil  dieses  gebietes  erstreckt,  durch  die  also  eine  dialektische  differenxieniig 
bewirkt  ist.  Die  neubilduug  h'<;  für  urspr.  alleiniges  iv  ist  auf  einen  tdl 
der  griech.  mundarten  beschränkt  (vgl.  Brugmann  ber.  d.  säcbs.  ges.  d. 
w.  1883,  s.  181  f.).  Wo  sie  aber  vorliegt,  wird  sie  von  dem  ans  be 
schäftigenden  lautwandel  betroffen,  muss  also  älter  sein  als  diieser,  and 
doch  gilt  dieser  für  sämtliche  dialekte! 


Sigma  in  Terbindung  mit  nasalen  and  liqoiden  im  griechischen.  333 

cons.,  7  mal  rovg  Toyg  vor  voc.  und  nur  2  mal  rovg  vor  cons., 
und  vielleicht  auch  bei  ivg:  7  mal  ig  vor  cons.,  1  mal  ivg  vor 
voc.  in  ivo'St'fj  V,  36,  wie  EN2EIEI  mit  Comparetti  am 
besten  dem  sinne  nach  aufzufassen  sein  dürfte  (anders  Baunack 
8.  39.  Meister  Bezz.  beitr.  10,  144).  Sonst  gehen  freilich  die 
beiden  formenreihen  ohne  rücksicht  auf  den  folgenden  anlaut 
durcheinander,  und  ebenso  ist  es  in  allen  mundarten,  die  beide 
bewahrt  haben.  Die  meisten  haben  eine  derselben  zur  allein- 
herrschaft  gelangen  lassen,  verfahren  aber  keineswegs  durch 
alle  drei  formenkategorien  consequent,  vgl.  u.  Nur  in  einigen 
accosativen,  die  in  ihrer  fiinktion  unkenntlich  geworden  waren, 
hat  sich  der  Schwund  des  nasals  an  der  stelle,  wo  er  be- 
rechtigt war,  erhalten:  in  den  ortebezeichnungen  auf  -at^e  wie 
jiS-tjval^s  ^vQal^€  aus  *j4davavad€  etc.  (Osthoff  a.  a.  0.  596  f.) 
bis  auf  das  auch  nach  Osthoff  unaufgeklärte  xa/^äl^e  und  in 
den  von  Brugmann  grundriss  §  204  sehr  ansprechend  ge- 
deuteten SixaanoXog  /noyoatoxog  =  * dixava-nokog  * fxoyova-Toxog. 

Dagegen  ist  eazB  bis,  das  Brugmann  ber.  a.  a.  o.  187  gleich- 
falls als  isoliertes  beispiel  geltend  macht,  nicht  stichhaltig. 
Wegen  lokr.  delph.  evre  soll  es  auf  *6Vj  ts  zurückgehen, 
allein  dem  widerspricht  das  elische.  Dies  besitzt  i'ara  SGD. 
1151,  2,  die  praep.  aber  heisst  auch  beim  acc.  iv,  nie  ig  oder 
*^g,  es  kann  also  nicht  ein  urspr.  evrs  einem  nicht  vor- 
handenen *ivg  gefolgt  sein.  Für  Igts  ist  an  Burdas  (Kuhn- 
Schleichers  beitr.  6,  89  ff.)  und  Wheelers  (griech.  nominalacc. 
22)  combination  mit  ai.  accha,  altbulg.  este,  lat.  usqtie  fest- 
zuhalten. Lokr.  delph.  evrs  könnte  man  zur  not  als  anlehnung 
an  iv  auffassen,  geratener  wird  es  sein,  es  von  i'arf  zu 
trennen  und  mit  got.  und  bis  =  *iite  zu  verbinden. 

Für  die  Chronologie  des  lautgesetzes  ergiebt  sich:  der 
Schwund  des  nasals  trat  ein,  nachdem  dentale  vor  a  weg- 
gefallen waren  und  nachdem  yi  ?  geworden  war.  Bei  den 
scheinbaren  ausnahmen  war  schon  Brugmann  stud.  4,  77  auf 
dem  richtigen  wege.  bamiaxai  iansiad?jv  stehen  für  laut- 
gesetzliche *£an£aTaL  *ianiadrjv,  indem  nach  ^anivata  i'ansvaa, 

vielleicht  auch  noch  ^iamv^/nai  (vgl.  o.  s.  90  f.)  der  nasal 
wider  eingefügt  wurde  und  nun  das  im  nächsten  capitel  zu 
besprechende  lautgesetz  T^irkte,  ebenso  xfxiXiarai  sxvXtadTjv 

lllr    *X€xvXlaTai    *ixvktad7jv.     Wegen    neiojnu   aus    *n€v&af4a    S. 

Brugmann  gr.  gr.  §  55  ende. 


334  Felix  Solmsen, 

3.  cap.  Nasal  +  inlaut.  sekundärem  a  oder  auslaut 

idg.  s. 

Die  dialekte  gehen  hier  weit  auseinander.  Es  ist  nötig, 
zunächst  die  hergehörigen  ßille  in  dem  lautstande  des  ion.- 
att. ,  wo  der  nasal  unter  dehnung  des  vorhergehenden  vocab 
(a  zu  ü  0.  s.  65)  verklungen  ist,  aufzuzählen;  danach  be- 
spreche ich  das  verfahren  der  anderen  dialekte. 

Ionisch-attisch. 

1.  Wortinlaut: 

a)  Nasal  +  urspr.  g  ist  nach  dem  wirken  des  in  cap.  1 
behandelten  lautgesetzes  neu  eingetreten:, 

«)  dat.  pl.  der  nicht  abstufenden  y-stämme :  Qfiyutm  "^EX- 
krjai  aus  *Qfjyinrv(fi  *"ElXäv(iij  die  für  *QrjYf4lwi  *^EkXäyvi  nach 
den  anderen  dat.  auf  -ai  neugebüdet  sind; 

ß)  fut.  3  pass.  von  wurzeln  mit  auslaut.  v,  vgl.  Wacker- 
nagel ztschr.  27,  279:  necfi^aeai  P  155  zu  q>atvw;  urspr 
*ns(pdvo€Tat  wurde  zu  *ns(paw€TaL,  wurde  aber  nach  rfr«?!«- 

TUL  etc.  T^iderhergestellt.      *n€(pavosTut:  nd(pävTai=  riTSv^frai: 

T6TVXTUI;  *7i€(puvaeTUL  hätte  *ni(paasTai.  ergeben.  Gleiches 
nimmt  Wackernagel  a.  a.  o.  an  für  netpi^asat  N  829.  /  217. 
nsffi^ofTai  0  140  zu  wzl.  ghen,  indem  er  nach  dem  Verhältnis 

von    T6Tevi;sTai:    Tervxxat    ns(fftaeat    nfifstoerai    schreiben  ^^ill. 

Das  ist  unnötig:  die  3.  pl.  nacpuvTui  E  531.  O  563  für  urspr. 
*ne(f.vaTui  =  idg.  (ghe')ghn'ntai  zeigt,  dass  in  der  3.  sg.  ni(fa- 
jai  der  stamm  vocalisch  auslautend  empfunden  wurde,  und 
danach  sind  necfrjasai  ns(prjasTai  neu  gebildet; 

y)  si(T(o,  falls  Brugmann  ber.  d.  sächs.  ges.  d.  w.  1883, 
s.  195  mit  recht  in  *6va(o  eine  analogiebildung  nach  6^co  sieht 
und  nicht  vielmehr  mit  Benfey  wzUex.  2,  48  und  Bezzenberger 
beitr.  9,  334  von  *tvTiio  (gebildet  wie  tiqüocd  aus  *nQ6n<o) 
auszugehen  ist.    iaco  ist  auf  alle  fälle  anlehnung  an  ig. 

b)  Nasal  -\-  a  -\-  cons.  ist  nach  dem  wirken  des  in  cap. 
2  besprochenen  lautgesetzes  neu  eingetreten: 

«)  ianeiarui   eoneio&tjv,  xexvkcaTut   ixvkta&fjv  S.   0.; 
ß)  nHa(.ia» 

c)  Urspr.  nasal  -f-  i<lg-  '**'  +  i^g-  ^* 

dat.  pl.  der  stamme  firiva-  und  yhva-:  *fnfjvaGi*  *;fayff«f 
von  denen  das  erstere  über  jurjvai'  (kret.  Gort.  VII,  46)  n 
jLiTjat',  das  letztere  über  *xavat'  zu  ^^at'  wurde,   aber  im  ion. 


Sigma  in  rerbindung  mit  nasalen  und  liquiden  im  griechischen.  335 

att.  nach  xrjvo;  etc.  zu  /rjai  umgestaltet  wurde,  wie  */o^ 
zu  x^v, 

d)  Nasal  +  dental  +  idg.  s  +  vocal,  worin  der  dental 
urgr.  dem  a  assimiliert  wurde: 

a)  ftitur  und  ^-aorist   von    wzln.   auf  nasal   +   dental: 

nt/aofiui  aus  *7i€v&aof4aiy  xsiaofiai  aus  *xs^'^(JOjLiai,  anstaco 
bonstaa  aus  ^anivdato  *€an€väaa,  ixvkiaa  ijXlaa  auS  *ixvXiviaa 

*ijkiväaa  ZU  xvXiväco  dXtvdo),  wie  schon  Brugmann  stud.  4,  94 
richtig  annahm.  Dass  ixvXiaa  TJXiaa  nicht  von  xvk/co  dXi(o  aus 
gebildet  sind,  in  denen  Curtius  vb.  P,  363  denominativa  von 
verlorenen  i-stämmen  vermutet,  lehren  die  historischen  belege: 
aXi'(a  ist  überhaupt  nicht  belegt,  und  xvXim  taucht  erst  bei  Ar. 
Vesp.  202  auf  und  gewinnt  nach  und  nach  weitere  Ver- 
breitung, vorher  erscheint  nur  xvXMm,  resp.  xvXivdsu}  xaXivSito 
(bei  Hom.  24  mal).    Es  ist  also  umgekehrt  das  praes.  xvXim 

erst  zu  ixiXiau  ixvXta&^v  xsxvXiafiai  nach  xovtfo:  ixovlaa, 
firfvtofÄai:   ififjvladfitjv y   iätm:  i'dlaa  gebildet  und  ebenso  perf. 

i^i^Xixa  Ar.  Nub.  33  zu  TJXiaa; 

ß)   dat.    pl.    von    stammen   auf  -vr:    naai   aus   ^ndvTai, 

ti^toi    aus    *Tid^€VTai,    Xiyovai    aus    ^XdyovroL,    detxvvai    aus 

SstXVVVTGl. 

Ausnahme:  xivaat  ¥^337,  das  neubildung  flii'  ^xsroai  nach 
t^xim  ist. 

e)  Nasal  +  t  ^  +  i?  was  zu  nasal  +  ^  wurde: 

o)  fem.  der  stamme  auf  -vx:  näaa  aus  *ndvTia,  aräaa 
AUS  "^ordvria,  ri&staa  aus  *Tidsvxia,  Movaa  aus  ^Movxiu 
Movaa  aus  *äid6vTia,  deixvvaa  aus  ^^eixvvvtia: 

ß)  eventuell  fi'aco,  s.  o. 

f)  ürspr.  nasal  -\-  x  x  +  i,  was  zu  nasal  +  aa  wurde: 

die  COmparative  aaaov  aus  *ay/jov  und  d^daatov  iXdaawv 
aus  *^y;^aiv  *eXdyxi<^v  für  urspr.  *&€yxi^v  (cf  altbaktr.  tqsyäo) 
*äiyyj(ov  (altbaktr.  refljyö  J.  Schmidt  ztschr.  25,  156).  Warum 
Wer  die  angleichung  an  die  positive  nur  bis  zur  annähme  des 
")  in  naoGcov  ßuaaoDv  aus  *ndxi(ov  *ßd&i(jDv  für  urspr.  ganz 
gleichartige  *ndyxifoy  (ai.  häihlnyas)  *߀v&i(ov  (cf  ßevdvq)  bis 
2ur  ausstossung  des  nasals  gegangen  ist,  wird  sich  schwerlich 
je  begreifen  lassen.  Wenn  der  nasal  vor  ?  =  *yi  ohne,  vor 
ffa  =  *xi  *xX  mit  dehnung  wegfällt ,  so  beruht  dies  darauf, 
^  aa  ebensowenig  er  -f  a  ist  wie  w  in  */nt]vv6g  v  -j-  v 
(0. 8.  63). 


336  Felix  Solmsen, 

g)  Urspr.  nasal  +  idg.  «  +  i: 

a)  nxiaau)   vtaaofiai   aus    *nrtvai(o  =  lat.  piiisio  *vivaiofiai 

(Osthoflf  verb.  i.  d.  nominalcomp.  339).  Auf  länge  weisen  fftr 
vi'aaoftai  die  fortwährenden  Schreibungen  vstaaofiai  ve/aofim 
vtao/iiai  hin;  nriaato  ist  ZU  selten  belegt,  als  dass  gleiche 
Varianten  verlangt  werden  könnten,  allein  die  conseqaenz 
fordert  L  *nTtvai(o  ^vivaiofiai  hätten  dem  in  cap.  2  behandelten 
gesetze  verfallen  mttssen,  hätten  sie  zur  zeit  der  Wirksamkeit 
desselben  noch  diese  gestalt  gehabt.  Brugmann  gr.  gr.  s.  42 
setzt  dies  tatsächlich  voraus ,  aUein  das  i  weist  darauf  hin, 
dass  schon  vorher  ai  zu  aa  assimiliert  war; 

ß)  xaaaiTfQog  Stellt  Windisch  in  grdz.*  665  anm.  zu  ai 
haihsäs  messing,  metallenes  geföss,  kaihsya  messingen,  kaiiisyam 
messing.  Vielleicht  ist  also  aa  der  reflex  von  ai.  -sy-,  und 
dann  ist  ebenfalls  xaaaixsQoq  anzusetzen. 

h)  Urspr.  -m,  das  zu  -vai  wurde: 

a)  die   primärendung   der  3.  pl.  act.  -nti:   kBkixäai  ans 

XeXvxavTi,  eiai  aus  ivTt\  Xeyovai  auS   kayovri,  Qfjyyvai  aus  ^jfy- 

•  • 

vvVTi,    Xiytaai   aus    Xiy(avTi,     Über    ngi^'^oiai  A  17.  20.    Xaßifoi 

B  15  der  cliüschen  inschi\  IGA.  381  s.  W.  Schulze  Hermes 
20,  493  anm.  1 ; 

ß)  die  adjektiva  auf  -lo-  von  stammen  auf  -vx:  yBQovoir^ 

aus  yeQvVTiog y  ^xovaiog  uxovaiog  id^skovatog  negtovaiog  uSoioio; 

(Baunack  stud.  I,  1,  24);  danach  nvyovaiog  zu  m^dv  -ovo;. 
Die  gi'össte  anzahl  stellen  die  einwolinemamen  auf  -oiato;: 
1)  die  zu  Städtenamen  auf  -ovau  aus  *-ovri«  gehörigen  aus 

'OVTiog:  Qalnovaiog  ZU  QuAnovaa,  ^vQuxovaiog  ZU  ^VQaxovotUy 

dazu  auch  ^A/joovaiog  zu  IM/Jqcov  -ovTog;  2)  die  zu  Städte- 
namen auf  -ovg  aus  -oeig  =  *-6/evTg  gehörigen  aus  *'Ofhuo; 

*-oeiaiog  (vgl.  jliut^oiv  aus  *iuia&6eiv):  ^eXivovaiog  ZU  !SeXivov;, 
SoXovaiog  ZU    2^oXotig   (Her.    4,    43    JSokoeig),    l4v&efiovato;  ZU 

^Av^ffiovg  (weitere  beispiele  für  beide  klassen  bei  Leo  Meyer 
ztschr.  7,  414).  Bei  1)  begegnet  auch  -oaiog  nebst  -00^^ 
z.  b.  ^^xHtuxoatog  auf  der  arkad.  insclir.  SGD.  1200,  1,  auf  der 
agrigent.  C.^  199,  9.  13.  19.  24  und  liandschriftüch  ebenso 
wie  ^vijaxoaai  (Pape-Benseler  wtb.  d.  gi\  eigenn.'  1460  £)• 
Beide  sind  ebensowenig  aus  *'6v(jiog  *-ovaa  entstanden  "^a^ 
axjuoai  aus  ^ax/iiovai,  sondern  aus  *-6Tiog  *-0Tia,  die  für 
*'uriog  *-aTi«  mit  schwaclier  form  des  stammbildungssuffixes 
in  anlehnung  an  -ovriog  *-oyriw   eingetreten   sind.    Das  vor- 


midii]i£7swt>b^   mirc  v«rWtr?n   dipri:  #«Umk- 
ixsnt  T-tfL  -^2»^-  Tic  otat  snffist  -^r--. '• 

ß   ii'm.  sc    oerieiairäL   i-iaiiiuim- .   dir  ihn  mit  >  >iDdfGb . 

-^   i'iL    jifi-  AB«^  *j«rc  *>.  Ci.  N.  rl  1>; 

liOiL  «£    öer  T^uiaiit-  4Uif  -^.  seinen  «r  mii    r  j!<4«itöei 

«  iDÖii  *ahWi  cüftkii  jounelit^n.   «kr  ftr  r  ««  )>jii.     HAok$4 
«aKTtifg  -irtfbie  i<^  in  den  leuxen  Wid^A  iAinMi  «»  >*a:  «    -^ 

-  -1  Tidkkbi  smd  sie  ersi  ra  einer  leit  e9)i^:i|;ia)de(ik  4ft  Awr 
knrzimgsgedetz  nkht  Mehr  in  kmA   mur.  divli  i$4  Anc^ 

dass  sie  ach  der  «nakicie  v«m^  ^*^¥m  "h^viü^c 
CDtsoeisn  hAben.  —  Die  aasnahmen  ^^^n-c  bei  Hq>fi^r.  tM'^M 
iiL«u^  md  nsjoiM^  bei  granun.  haben  ihr  i  an$  d^  \>a:^ii$ 
<Miqin  ha^^zf^iL  wie  umgekehrt  von  ^^Mt>^  aii$  efvrilant.  ^i^««;^ 
^.  10.  1^  nach  o^ri;  eprt^hi  ond  anderaiUn^  ^^«r«»  Hmmc 
nenge&^iiafien  sind. 

Von    den   g^meingr.   entstandenen  satJhU^fH>elti^mw«i  d^v 
mit  r^  rr»  schliessenden  worte  ist  im  io«.  att.  dit^  ant^xwa 
tische  allein  erhalten:  denn  die  aiH\  i>l  auf    «^^  ^^  und  das 
ptc.   dijoa^   bei  Hesiod  werden,    da    sie   In^i   How.   )i:Analich 


>)  n^oßiuiati^  l/iia^ioio»  erklären  Pott  ot.  tot^^K,  U\  t.  St4    UrH^^ 
mann  stad.  4,  93  ans  TlQO^ttXiy&iOy ,  l<ii<r^ti  »^nw.    I  A^t w^'hnii^^s^'W  <ft^t 
stehong  ist  nnmöglich,  da  ^  Tor  i  nicht  assibilion  >Ki\>l  v^*V<»'>'^<^  /^vii 
&iog  Ti^vyd^tog),  Tielmehr  sind  die  namon  dor  In^wohwor  \x\w  ll|^^i^>«fi%ttK 
lifiä^vy^og  nach  der  grossen  niasse  derer  auf    %u\%x  m\\\tU\  «Ihnns»  «ut^ 
fixes  gebildet,  gehen  also  auf  ^JlQofiaUyd^-iuo^  **.<M«r^M  i-^  i^mK  «unckv 

Z«itochxift  mr  TeigL  Sprach!  N.  F.  DL  9  a.  i.  ^l) 


338  Felix  Solmsen, 

fehlen,  mit  recht  als  dorismen  betrachtet  (Rzach.  jhb.  f.  phü. 
supplbd.  8,  465).  Nur  für  ivg  erscheinen  bei  Hom.  und  att 
beide  gestalten,  im  jüngeren  ion.  hat  der  dialekt  der  zwölf- 
Städte  und  der  kykladen  ig  duixhgeführt,  wie  die  inschriften*) 
und  Herodot  zeigen,  auf  Euboea  dagegen  scheinen  beide 
formen  sich  gehalten  zu  haben:  auf  der  inschr.  aus  Amphi- 
polis  C*  551,  die  für  s  constant  ci  schreibt,  steht  z.  17  iarf 
kfjv,  aber  auf  der  aus  Oropos  Hermes  21,  91  ff.  z.  2.  8.  13  et;. 

Dialekte  mit  anTerftiidertem  va. 

Die  grammatiker  (Ahrens  2,  104)  kennen  als  solche  das 
argivische  und  kretische.    In  der  tat  ist  aus  ersterem 

Toivg  IGA.  38;  Aiyivai avg  'AUiavögsiavg   Le    Bas-Fouc.  115  a 

je  13  mal,  rovg  vlovg  inschr.  aus  Epidaur.  52,  2  belegt,  und 
deshalb  ist  rag  svsqyeaiag  Le  Bas-  Fouc.  116  b  mit  u  anzu- 
setzen. Indessen  steht  auf  diesem  Standpunkte  nur  Argos 
und  dessen  nächste  Umgebung  {TiQvvg)\  die  eigentliche  argo- 
lische  halbinsel  unterscheidet  sich  wie  in  der  schrift,  so  audi 
im  dialekt.  Auf  den  epidaur.  inschr.  heisst  es  stets  -ovg  -of 
dg   (neben   eg)^   in  Hermione  rdg  Le  Bas-Fouc.   159  h,  19. 

vnoLQyovaav  GIG.  1193,  8.  rovg  ib.  18.  23  U.  ö.  Big  ib.  25.  28 
u.  ö.  und  in  Troezeu  insioQv/&eiaag  C.^  62,  37.  Für  den 
auslaut  ist  aus  Troezen  bisher  in  nicht  zweideutigen  fallen  nnr 
der  anteconsonantisclie  typus  belegt:  rog  avkog  C*  62,  42. 
ig  ib.  5.  20.  21.  27.  28.  29.  34.  42,  während  die  quantitüt  in 
Tag  J^coQvag  rag  ib.  46.    TQig  55  zweifelhaft  bleibt. 

Auch  in  Kreta  erstreckt  sich,   vde  die  inschriften  lehren, 
die  erhaltung  des  va  durcliaus   nicht  über   die   ganze  insel. 
sondern  nur   auf  eine   ganz   bestimmte   anzahl   von   Städten, 
nämlich : 
Gortyn:  grosse  inschr.  vixaaavai  imonivaavg  /tiot^arg  Baunack 

24  tf.,  daneben  der  anteconsonantische  typns  rog  tw^^^' 

o/LiüGug  ig. 

C.^  42  (vertrag  zwischen  Gortyn,  Hierapytna  und  Prian- 
SOS,  entweder  aus  Gortyn  oder  Priansos,  nicht  aus  Hiera- 
pytna, S.  U.):  Tovg  '[fQunvTViovlg]  11.    rov^  28  bis.  tcogfiO^i 


»)  Nur  C.«  510   (aus  Samos,   kurz   nach  322  v.  Chr.)  steht  ds  i-  !'• 
19.  31.  86,  allein  die  inschrift  hat  verschiedene  att.  formen  (z.  b.  noUui^ 
7.  "Hqci^  37),  und  zu  diesen  ist  auch  iig  unbedenklich  zu  rechoen. 


Sigma  in  Verbindung  mit  nasalen  und  liquiden  im  griechischen.  339 

41.    ravg  23.  (poivtxavg  28,  daneben  &i6g  64.  80.    ildog  71. 

rog  86.    Sc  57.  —  ig  17.  19  bis.  21.  23.  27.  28.  29. 

Le  Bas  HI,  381  (inschr.  von  Mylasa,  nach  Alexander): 

— ;  FoQTvviog  5.    Kv(0(Tiog  5.    Tug  8.    ig  2. 
itos:  IGA.  478:  rguvg  8,  daneben 

C*    40    (vertrag    zwischen    Lyttos    und    Olus    vor    220 

y.  Chr.):  rog  BoXosvriog  2.  10.  rog  7.  ig  9. 

C.^  41  (gleicher  vertrag):   Avxuog  3.    o6og  6.   Tag  6  bis. 

.ig  4.  11.  12. 
iansos:   Ilgiavaog  ÜQtavauvg  C.^  42,  4.  6.  13.   33.   51.  59. 

C.«  119  (3.  Jh.),  3.  5.  8  u.  ö.  C*  65  (mitte  des  2.  jh.), 

1.  2.   bull,  de  corr.  hell.  3,  430   (2.  hälfte  des  2.  jh.) 

nr.  4,  3.  —  C*  65  (aus  Teos):    nginovaav   16,    daneben 

Tfjiog  13  —  siaijViYxe  9  noivrj, 
lossos:  C*  132  (2.  jh.):   lovaa  21.    rijutovaa  22.    unodMvau 

23.  nud^iaxavaa  25.  xajanXiovai  36.  ixnkiovai  37.  tovc  47. 

xaTa^Vay^  23.  xuQiravg  23,  daneben  to^  9.  21.  37.  50. 
xoofiog  9.  xuXog  xdya&og  21.  av^()(U7roc  25.  iayovog  32. 
U&ijvaiog  50.  Tuc  23.  i^  25.  30.  37.  44.  45.  —  f«V  19  ist 
um  so  sicherer  Vulgarismus,  als  e  =  tj:  svigysjijv  24. 
^fifv  31.  35. 

C.«  129  (Teos):  — ;  rog  12.  14.  16.  roiovrog  12.  13.  xoa- 
^05   16.     Tfjiog  18.    Ttt^  5.     ngsyyevTug  14. 

Le  Bas  m,  61  (Teos):  — ;  avjog  17.   iyyovog  17. 
Äto:  C*  54  (Teos):   ngovnag/ovaav  19.    ngsiysvjdvg  4,  .da- 
neben Toc  30.    i^  31. 

C*  125  (Teos):  ngovndg/ovaav  21,  daneben  xpaq^iaufievog 
12.    «rro^  13.    nagaiTiog  13.    to^  34.    i^  35.  —  ndaag   17. 

ÄttcT/i'  21  werden  Vulgarismen  sein. 
Comparetti  mus.  it.  di  ant.  class.  1  (1885),  141  ff.  (ver- 
trag zw.  Lato  und  Olus):  inofioauvai  17,  daneben  vixa- 
»dg  38.  vdaog  9.  Ixardgog  18.  47.  49.  rog  18.  41.  42.  80. 
ttiTO^  36.  666g  37.  x€ifidvo[g]  42.  ngsiyrfiug  22.  jug  25. 
26.  28.  37  bis.  aydlag  25.  28.  avv^ifxa^  26.  ^svixdg  37. 
^/Va^  37.  iogTug  42.  «^  4.  8.  17.  31  bis  und  durchweg. 
Z.  60  giebt  C.  dyov[auv\,  was  schon  mit  dem  ov  gegen 
den  dialekt  (^EXovam'fo  3.  ßo)\'  11.  20  etc.)  verstösst; 
auf  der  Photographie  kann  ich  nur  AFO  erkennen,  also 

wohl  ayovaav» 

C*  120  (vertrag  von  Lato  und  Olus  mit  Knossos,  ende 


340  Felix  Solmsen, 

des  2.  Jh.):   xgi&dvai  3G.   iiLiiLi€vov[a]i  38,  daneben  -^ano; 

9.  \)koyTiog  9.  iyyvog  32.  Kv(OGiog  33.  56.  xvQiog  55.  to; 
1.  i^  16.  19.  24.  26.  27.  29.  /nT^ai'v  56  wohl  xoiyjj,  vgl 
si'xoai  33.  TToXfi^  1.  Tovde  15.  ßovkevaafiivoLg  51  (ö  =  (o). 
Rhaukos:  C.^  127  (Teos):  vnuQxovoav  6.  Troyaa^  9.  "PcoxfW^  3. 
avTovg  6. 

Vaxos:  C*  122  (Teos):  navaag  7.    r7ra(>;foyaa^  16,  daneben 

TiQtiysvTug  5.    Jj  11. 

Polyrrhenia:   C*    126   (Teos):   navaag  6,   danach   dürfte.  «; 

11  vulgaiismus  sein. 
Unbekannt  woher:  CIA.  11,  547  (3.  jh.):  nQo%evovg  10.   avyxB- 

xXiifidvovg  12.    ngsaysvravg   12,  daneben  ji&avatog  2.    ra; 

5,  wenn  es  nicht  als  atticismus  rag  ist. 

Le  Bas  III,  383  (inschi\  von  Mylasa,  nach  Alexander): 

Tovg  a  5.  7.  8.  [noXijravg  a  5.  övvaarayg  a  8.  KQfjraiiavg 
a  4.     navravg  a  5. 

Dagegen  ist  in  folgenden  Städten  v  vor  a  unter  ersatz- 

dehnung  geschwunden: 

Hierapytna:  C.^  116  (vertrag  mit  kleruchen):  naaag  15.  im- 
naai  15.  svoQxmai  25,  daneben  ro^  14.  23  bis.  26.  ^iog 
15.  23.  26.   xaQTiog  24.  iXiog  26.    Zweideutig,  wenn  auch 

wahl^SCheinlich  -äg,  arukag  Xidtvug  4.  Nv/nipa;  14. 
ndaag  15. 

C.'^  117  (vertrag  mit  Lyttos,  etwa  220  v.  Chi\):  ndoa; 
15.  21.  ft'0(>xcJaf  18.  24,  daneben  &s6g  15.  18  bis.  21.  24 
bis.TÄ^  18  bis.  24  bis.  ato^  18.  25.  6^  1.  2.  3.  Zwei- 
deutig rag  arulug  10.     Nviifag  15.  21.     ndoag   15.  21. 

C.2  11«  (vertrag  mit  den  Magneten,  nach  220):  — ;  ro; 
7.  13.  14.  xoG/Liog  7.  t-^  7.  8.  Zweideutig  nQBaßevra;  3. 
13.  14. 

C.'^  119  (vertrag  mit  Priansos,  ende  des  3.  jh.;  e^  muss 
das   exemplar   von  Hierapytna   sein):    ngovnaQ/daaig  0. 

Mcoai   19.    icaaag  24,    daneben  (avta/ndvog   15.    davsi^o/nevo; 

15.    xvQi'og  16.    Tog  17.  20  bis.  23.  26  bis.  28  bis.  55  bis. 

Gl.  vi/iiog  17.  20.  26.  28.  xsifievog  20.  26.  28.  xagnog  23. 
dXXdlog  38.  iyyvog  Gl.  G7.  i^  21.  22  bis.  33.  36.  38.  56. 
Zweideutig  imya^/ag   12.    rdg  56.   76.    dsxdrag  56.    ardkag 

76.  —  fi$  11  wohl  vulgärform  wie  anBiQsv  18  (gegen 
^fiev  12.  16.  nuQayyrj'koiVTt  43)  und  sicher  oti>'  22  (ö  stets 
=  co)  u.  a. 


Sigma  in  Verbindung  mit  nasalen  und  liquiden  im  griechischen.  341 

Mnemos.  1,  119  (Teos):   edjaav  4,  daneben  to$  11.    sig  5 
Arkadia:  C*  57  (Teos):  ndaag  19.    nSaiv  27.    nQovnaQx^^^^ 

28,  daneben  \pa(pi'C,o^evoq  14.  avjog  14.    naquiTiog  15.   joq 

41.    sq  43.    Zweideutig  nQSiyBVxaq  4. 

C.^  63  (Teos):  naaaq  8;   Tovq  10.   11.  24.    AotTTOvc   10.  24. 

&£otq  11.  24.  £«?  34  wahrscheinlich  Vulgarismen,  vielleicht 
aber  doch  echtes  dialekteigentum,  C.^  57  und  63  schwanken 
für  ö  zwischen  w  und  ov  {rS>  51,  10.  19.  43.   dyaSw  57, 

15.  IdaxXanivS  57,  43.  nQovnagxtoaav  57,  28.  ßcaXo^dvoi 
63,  29.  MtjvoSoTca  63,  48.  ^iowaiw  63,  49  und  noiov- 
fievoi  57,  9.  Tov  57,  19.  63,  9.  33.  34.  Oihnnov  57,  20. 
dnearuTow  57,  24.  ovv  57,  26«  63,  29.  ßovko/iivoi  57,  31. 
MrjVoSoTOv  63,  5.  Jiovvaiov  63,  5.  ödfxov  63,  9.  l^axXamov 

63,   34.'  (forvat  63,   36)  und  für  €    zwischen   17  und  et 
{^fiiv  57,  31.  34  und  svxctgiarstv  57,  27.    Tra^yaxaAerre  63, 
33).   Daneben  roq  44.   tt^joS^Vo^  49.    Zweideutig  ngeaßsv^ 
rdq  4.  44. 
Allaria:  C.^  58  (Teos):  vnuQxcaaav  7.  iciaiv  19.    nagaiTitaq  13. 

r^i'co?  28,  daneben  «vto^  7.  Toq  28.  Zweideutig  uQsaßevxdq 
3.  Vulgär  f«V  25,  doch  ist  hier  wie  C.^  39  €  durchweg  =  si. 
C}  39  (vertrag  mit  Faros):  jusrixcaaiv  15.  18,  daneben 
iq  20.  21.  22.  Vulgärformen  vndQxovaav  5.  of^  3  und 
dkkdkäq  6,  wenn  es  nicht  -äq  ist. 
Dreros:    C*    121    (vertrag   mit    Knossos,    ende   des   3.  jh.): 

Ttdaaq  A  36.  B  37.  nora/Liovq  A  34.  d-sovq  A  35.  B  34. 
C  5.  9.  JgrjQiovq  B  15.  Kvtaaiovq  B  16.  TOvq  B  34.  35. 
C  5.   13.  iXaovq  C  6.  iyyivo/nivovq  C  13.  Jievraxoaiovq  C  26 

(auch  sonst  ö  -  ov,   ausser  in  ßcok-),   daneben  roq  uvroq 

C  9.  iq  C  18.  31.  Zweideutig  ^Qcodaaaq  A  33.  xgdvaq 
A  34.    ndaaq  A  36.    B  37.     avvioixoaiaq  B  21. 

*.ptera:  C.«  130  (2.  jh.):  näaav  5. 

C*  131  (2.  Jh.):  iiadycDGi  8.  i^aycaai  9,  daneben  7r()o5«'oc 
5.  avToq  5.  fiV-  8  nicht  im  dialekt,  der  für  i  stets  tj  hat. 
Bull,  de  corr.  hell.  lH,  418  ff.:  ivrvvxdvioaiv  nr.  6,  a  6, 

daneben  ixyovoq  2,  a  6.  6,  b  5.   ngo^hoq  9,  b  7.  iyyovovq 

1,  a  6  nicht  im  dialekt,  wo  ö  stets  =  co. 
C*  128  (Teos):  nQovndgx^f^^^  8.  Tfdaav  23.  ndai  51,  da- 
neben Toq  &B6q  19.  30.  53.    Tfj'ioq  39.   43.  47.    tpikog  40. 
ia^o^  44.    davkoq  45.    «vto^  48.    ivoxoq  48.    i^   50.  55. 


342  Felix  Solmsen, 

Zweiiewtig  TiQfyyevTag  61.  Vulgär  ovaiy  27.  toiJ^  57.  iiqdß, 

Mnemos.  l,  121  ff.  (Teos):  — ;  rog  T^tog  9.    ig  3. 

Zu  welcher  gruppe  die  folgenden  gehören,   ist  nicht  zh 

entscheiden ,  da  nur  inschriften  aus  Teos  vorliegen,  auf  denen 

die  betr.  formen  alle  vulgär  sein  können: 

Istron:  0.^  123:  nuaag  17.  näoiv  25.  uQOvnaQxovaag  26.  ^a- 
(fianfievovg    12.    avjvvg    13.     naQuiriovg    14.     rovg   39.  42. 

eig  41.    Für  f    und  o   stehen    durchgängig  ei   and  ov. 

Zweideutig  nQBoßevxag  4. 

Biannos:  C*  62:  nQovndQxovaav  20.  xov^  33.  38.  avrovg  38. 
7r()o|fVoi;^  38,  daneben  rog  7.  Mnemos.  1,  124  f.  z.  9. 
xoaiiiog  7.    i^  17.  24.  37.    Mnemos.  1,  124  f.   z.  11.    Fflr 

ö  wechseln  a>  und  ov.     Zweideutig  ngeYY^vrag  5.   iaonoh'- 
rag  25.    ngsaßevzng  33. 

Erannier:  C.^  61:  nuaag  16.  ^levovaa  25.    T^iovc  23.  39.  toi!^ 

42,  daneben  toc  &Bog  20.    «rro^  39.  47.  48.    nQo%ivog  47. 

ic  29.   ov  und  0)  wechseln.    Zweideutig  nQsyy^vxag  5.  42. 

h^oA/t«^  39. 
Eleutherna:    C.^    56:    v7iaQxov\aav\   6.     oloiv   21.     avrovg  7. 

nuQaiTiovg  12  (im  gen.  Sg.  0  =  0)).     dnoaraXfig  16.    ?rfu- 

(jP^f/V  18  («  =  «0-    Zweideutig  tw^  15. 
Sybritia:    C*  53:  ndaug  27.    rovg   26   (ßovko/Äsvoi    15,   aber 

ßcoXu  2). 

Kydon:  C.^  124:  t/'?  11.  22  (f  =  si,  doch  schwerlich  dialek- 
tisch), daneben  xpaift'^uutvog   12.    arrog  12.    naguiTiog  13. 

T/yi'o^  24.    Tog  24.    Zweideutig  nQeaßswag  4.  —  EudUch 

noch 
unbekannt  woher:   Le  Bas  III,  382  (aus  Mylasa) :   — ;  rog  1. 

2.  8.  9.    Zweideuti«:  Ji'vaartt^  9. 

Der  unterschied  ist  keineswegs  zeitlich,  sondern  räumUch, 
und  zwar  ist  v  vor  a  geblieben  im  mittleren  teile  der  msel 
und  im  westlichsten  zipfel ,  in  Polyrrhenia ,  geschwunden  im 
(östlichen  und  westliclien  teile.  Genauere  grenzen  festzustellen 
ist  bei  dem  unzureichenden  material  und  der  beschaffenheit 
der  teischen  inschriften  nicht  möglich.  Dass  die  dialekt- 
verschiedenheit  mit  den  alten  ethnograpliischen  unterschieden 
der  bewohner  im  Zusammenhang  st^ht.  wage  ich  nicht  zu 
vermuten.  Im  auslaut  ist,  abgesehen  von  den  archaischen 
inschriften,  meistens  die  anteconsonantische  form  durchge- 
drungen. 


Sigma  In  Verbindung  mit  nasalen  und  liquiden  im  griechischen.  343 

Unsere  inschriften  zeigen,  dass  va  in  weiterem  umfange 
geblieben  ist   als   die   grammatiker   wissen.    Auf  thessa- 

1  i  S  C  h  e  n  steht  navaa   SGD.  326 ,    2.   "ksixoQBvaavaa  ^E(f,    dg^» 

1884,  s.  222,  und  man  ist  nicht  verpflichtet,  darin  mit  Brug-- 
mann  gr.  gr.  s.  42  anm.  1  neubildungen  an  stelle  von  näaa 
etc.  nach  naw-og  etc.  zu  sehen,  sondern  es  sind  einfach  die 
erhaltenen  urgr.  formen.  Für  den  inlaut  giebt  es  vor  der 
band  kein  beispiel,  das  widerspräche,  und  im  auslaut  ist 
höchst  wahrscheinlich  die  formenreihe,  die  v  schon  gemeingr. 
verloren  hatte,  zur  alleinherrschaft  gelangt:  rog  SGD.  346,  3. 
11.  12.  20.  24.  41.  45.  rayog  3.  11.  24.  41.  noU/iog  12.  ere- 
Qog  13.  d'^iog  13.  arrog  42.  svegyersg  361,  B  9  und,  danach 
ZU  urteilen,  rag  345,  43.  47.  q)vXag  19.  notag  20.  Tafiiag  20.  46. 
arakXag  XiS'iag  äväg  21.  44.  iniaroXag  43.  47.  ugofivafiovstaag 
xai  uQxiSavxyaq)OQBZaag  372,  3  f.    utaTOixxigäg  324,  4  in  einem 

epigramm  wird  schon  durch  das  -Ig-^  wofür  thess.  -igg-  zu 
erwarten  wäre,  der  nachahmung  des  epischen  dialekts  ver- 
dächtig, und  änBlBv^sgovd^Big  1308  ist  mit  Reuter  und  Prell- 
witz als  form  der  xotvif  anzusehen. 

Ähnliche  ausbeute  liefern  die  arkadischen  Inschriften, 

für  den  inlaut  mit  xgivcavoL  SGD.  1222,  5.  xBleviovai  15.  nagBxd^ 

lavai  28,  für  den  auslaut  mit  rog  imawiara/^ivog  1222,  51 
und  den  zweideutigen  Sagx/nag  1222,  23.  igymvriaag  (resp. 
-ijoag)  1222,  12.  37.  änvSoag  1222,  13.  Die  Vermutung 
Brugmanns,  der  ^agx/nug  liest,  dass  x  vor  i  sich  im  ark.  zu  a 
gewandelt  habe  erst  nach  ablauf  des  gesetzes,  welches  *öagx' 
fiuvg  zu  Sag/udg  machte  (gr.  gr.  s.  42),  ist  unwahrscheinlich, 
weil  überall  sonst,  insbesondere  aucli  im  kypr.  (s.  u.),  der 
Wandel  von  n  in  oi  vorher  vollzogen  war,  und  sie  ist  un- 
nötig,  weil  Tog  iniavviaxa/iidvog  geradezu   rät,   dagxf^dg   und 

igyafvfjaag  dnvSoag  ZU  lesen.  Eigennamen  wie  Movaatog  SGD. 
1209.  eBk(pova/(ov  1181,  B  34.  1252,  1.  0BX7iovat(ov  1253  b 
Verden  schon  durch  ihr  ov  gegenüber  ark.  co  =  ö  der  nicht- 
Zugehörigkeit  zum  dialekt  überführt.  Ob  auch  acc.  pl.  auf 
^ovg  -avg  und  ptc.  auf  -av^  existierten  oder  ob  die  anteconso- 
üantische  form  den  sieg  erfochten  hat,  ist  bei  der  trümmer- 
haftigkeit  unseres  materials  nicht  zu  sagen;  wahrscheinlicher 
ist  bei  dem  schweigen  der  grammatiker  über  die  erhaltung 
von  VG  das  letztere.  Gegen  diese  kann  auch  das  kypr.  nicht 
zeugen  mit  Ilaaayogav  SGD.  60,  21.    di/Ä(6oig  SGD.  69;  denn 


344  l^elix  Solmsen, 

da  es  auch  e^oDoi  60,  31.  tcom  60,  31.  (pQovitol  68,  4  hat,  so 
spricht  nichts  gegen  die  annähme,  dass  erst  in  seinem  sonder- 
leben V  vor  a  geschwunden  ist,  wolü  im  zusammenhange  mit 
der  allgemeinen  neigung  des  dialekts,  einen  nasal  vor  cons. 
zum  nasalen  nachklang  des  vocals  herabzudrücken.  Ob  im 
auslaut  'Oq  'äg  oder  -w^  -ag  aus  *'Ovg  *-ai'^  stand,  ist  nicht 
zu  entscheiden,  da  das  silbenalphabet  kurze  und  lange  vocale 
nicht  scheidet.  Deecke  SGD.  I,  1  flF.  schreibt  -mg  (^av^ganaq 
60,  3.  i/jiufiivoDg  60,  3.  xancog  60,  30  etc.),  zweifellos  also 
auch  "üg  {fv/igysat ag  71.  /Qi^rag  60,  28.  29  etc.),  allein  wir 
sind  genau  ebenso  berechtigt,  -og  und  -äg  anzusetzen. 

Lesblsch  nnd  elisch. 

Das  lesbische  steht  in  der  behandlung  von  va  allein 
da:  V  ist  geschwunden,  der  vorhergehende  vocal  aber  zum  i- 
diphthongen  geworden.  Über  den  physiologischen  hergang 
vgl.  G.  Meyer^  s.  123 ,  die  beispiele  s.  bei  Meister  1 ,  78  ff. 
Trotz  der  nahen  verwantschaft  mit  dem  thess.  hat  das  lest, 
im  gegensatz  zu  demselben  im  auslaut  von  den  beiden  urgriech. 
typen  den  antevocalischen  durchgefilhrt ,  nur  neben  eig  findet 
sich  wie  im  ion.-att.  auch  ig  (Meister  1,  193). 

Ein  ähnlicher  lautttbergang  wie  im  lesb.  ist  für  das 
elische  behauptet  worden.  Festzuhalten  ist  zunächst,  dass 
im  wortinlaut  v  vor  a  unter  ersatzdehnung  ausfallt:  näaav 
S(tJ).  1172,  12.  nufTuv  ib.  26.  dvTU7rodtdco(T(Ta  ib.  17  uud  dem- 
gemäss  11 56,  wo  o  und  w  in  der  schrift  nicht  gescliieden 
werden,  z.  3  ^tx(id(d)iO(T((.  Danach  sind  die  Verhältnisse  im 
auslaut  zu  beurteilen:  im  uoni.  sg.  ptc.  1158  (vorion.  alph.) 
&i(7Ag  z.  2.  anodOg  z.  3  und  im  acc.  pl,  bei  dem  2  typen  zn 
sondern  sind: 
I.  ohn(5  /  (nur  auf  insc-ln*.  vorion.  alpliabet-s) : 

a)  0-  St.:    1.    -O^:   /«oo/aJO^    1150,   6.    eUv^igOg   1161, 

3.  iuQOg  11()1,  4.  jLiuvuGi'Og  1168,  5. 
2.  -Oo:  rOo  1150,  6  —  das  auf  der  platt« 
stellende  yvOuuv  rOo  i\uo\0^iuOg  ist  leichter 
mit  Rölil  als  yvOfiav  (inf.)  tOq  i[aQ]ouaO; 
denn  mit  Blass  als  yvO/tiuv  (acc.  sg.)  rO<$> 
i[uQ]o/naO<g>  ZU  lesen. 

b)  fx-  St.:    1.   'ftg:  xuj&vjdg  1151,  6.   12.   nevvaxaTiagll^i 

2.  daQxinäg  1154,  3(?).  1158,  4.  ^rac  1162,5. 
2.  -«(>:  dtxaQ'  Toi'5  XQuag.    ^HXetoi.     HeS. 


Sigma  in  Verbindung  mit  nasalen  und  liquiden  im  griechischen.    345 

n.  mit  i: 

a)  0-  St.:   'Oiq:   aUoiQ  1172,  8.    &€aQotQ  1172,  10.    toiq 

1172,  10. 

b)  ä  -St.:   1.  -aig:  fivaig  1152,  3.  1157,  4.  xarSvraig  1152, 

4.    1157,  4. 
2.  -atg:  xara^iaiQ  1172,  16. 

Hier  handelt  es  sich  um  die  frage:  ist  -oig,  -at^  -atQ  lautlich 
aus  -ovQ  -avq  entstanden,  wie  zuerst  Cauer  del.*  s.  136  ver- 
mutet hat,  oder  haben  wir  es  mit  Übertragung  der  dativformen 
in  den  accus,  zu  tun ,  wie  von  Wilamowitz-Möllendorff  ztschr. 
f.  gymn.  1877,  s.  649  behauptet  hat?  Eine  lautliche  deutung, 
die  befriedigend  erklärte,  warum  der  lautwandel  nur  im  aus- 
laut  eingetreten  ist,  giebt  es  nicht.  Versucht  ist  sie  zwar 
von  Osthoff  perf.  26  ff.  Er  geht  aus  von  der  von  ihm  lit. 
centralbl.  1879,  spalte  1096  aufgestellten  ansieht,  das  schwanken 
der  älteren  el.  inschriften  zwischen  auslaut.  q  und  g  beruhe 
auf  urspr.  satzdoubletten  mit  q  vor  tonlosem,  z  vor  tönendem 
anlaute,  und  meint,  t  habe  nur  aus  dem  stimmtone  des  urspr. 
z  hervorgehen  können.  Lautgesetzlich  sind  ihm  also  nur  -oiq 
und  -0?,  -uiQ  und  -«^,  durch  wechselseitige  contamination 
'Oof  'Uig  und  -ag  entstanden.  Diese  annähme  zeichnet  sich 
nicht  eben  durch  einfachheit  aus,  und  es  wäre  merkwürdig, 
wenn  gerade  im  el.  nur  z,  nicht  auch  n  t  aus  sich  hätte  ent- 
wickeln können,  während  überall  sonst  gemeingr.  und  einzel- 
dialektisch i  sich  gerade  so  gut  aus  dem  tonlosen  wie  aus 
dem  tonenden  dentalen  Zischlaut  entwickelt  liat;  vgl.  gemein- 
gr.  la^i  aus  *G&i,  d.  i.  sthi,  nicht  zdhi,  den  lesb.  Übergang 
von  voc.  +  nasal  +  <j  in  voc.  -{-  i  -}-  g,  chiisch  uQtj'^oiGt, 
kußtaai  (s.  0.),  die  in  verschiedenen  dialekten  nicht  selten 
vorliegende  Schreibung  von  €ia  statt  sa  (J.  Schmidt  voc.  1, 
112.  G.  Meyer*  s.  124).  Auf  der  anderen  seite  findet  Wila- 
mowitz'  annähme,  die  durch  G.  Meyer  herr  prof.  v.  W.-M. 
und  die  griech.  dial.  s.  23  ff.  nicht  als  widerlegt  gelten  kann, 
eine  kräftige  stütze  in  2  stellen,  an  denen  umgekehrt  die 
accusativform  dativisch  fungiert  (vgl.  Ahrens  bei  Daniel  Bezz. 

beitr.  6,  246):  1150,  1  U  fgarga  rOg  'AvanOlg]  xai  rO[g] 
Msran/Og  UUd    1153,   1   ^A  fgarga  xotg  XaXaSgiOg    xai   Jiv- 

xaXiOvi,  während  sonst  auf  den  rhetren  die  namen  der  bürger- 
schaften,  zwischen  denen  sie  zu  stände  kommen,  stehend  im 
dat.   erscheinen.    Blass  SGD.  a.  a.  o.  schreibt  zwar  ebenso 


346  Felix  Solmsen, 

wie  Daniel  a.  a.  o.  258.  262  to(Oc  l4vaiTo[ig]  xai  ro[ig]  Mtxa- 
nto(t)g  und  XakaäQio(i)Q,  aber  eine  stelle  stützt  die  andere, 
und  es  ist  kaum  denkbar,  dass  in  1150  der  grayenr  drei  mal 
hintereinander  sich  in  gleicher  weise  geirrt  haben  sollte  — 
denn  nach  den  raumverhältnissen  hatte  die  platte  auch  Idpat- 
tO[c]  (Blass  zu  1150).  Röhls  annähme  (IGA.  118),  rOg  Uvtu- 
jOg  xai  rOg  MsTumOg  seien  syntaktisch  accusative,  widerlegt 
Blass  a.  a.  o.  Somit  haben  wir  für  das  ältere  el.  ein  schwan- 
ken zwischen  dativ-  und  accusativform  zwischen  beiden  casus 
zu  statuieren,  das  wie  immer  mit  dem  siege  der  einen  form, 
hier  des  dativs,  endet.  Echte  acc.  der  form  nach  sind  nur 
die  unter  I  aufgeführten  und  die  eben  besprochenen  dativisch 
gebrauchten.  Sie  alle  wie  auch  anoSOg  kommen  nur  auf 
Inschriften  vor,  die  zwischen  o  und  «  nicht  scheiden,  es  ist 
also  nicht  auszumachen,  ob  -og  -äg  oder  -w^  -äg  aus  -oyg  -apg 
zu  lesen  ist ;  die  bisherigen  herausgeber  freilich  transskribieren 
alle  '(og,  aber  ohne  zureichende  gründe. 

Die  flbrigren  dialekte 

behandeln  va  genau  wie  das  ion.-att.     Nur   ein   unterschied 
besteht:  in  einer  reihe  von  ihnen  trat  der  zusammenfall  von 
e  mit  f/,   o  mit  ov  später  ein  als  im   ion.-att.,    und   infolge 
dessen  wurde  bei  einfüliruiig  des  ion.  alphabets  e  mit  JFf,  ö 
mit  ß  bezeichnet.    Beide  laute  sind  aber  darum  keineswegs 
mit   urspr.    rj   und   co   in   der   ausspräche    zusammengefallen; 
denn  diese  behalten  durdi  alle  zelten  ihre  alten  zeichen,  jene 
nehmen  im  laufe  der  zeit  die  grapliische  bezeichung  von  et  ov 
an,  fallen  also  mit  diesen  im  lautwerte  zusammen.    Dadurch 
wird  bewiesen,  dass  lak.  ugarjg  CIG.  1464,  9  nicht  aus  *aQasvg 
entstanden,  sondern  direkt  für  uQ(7rjv  eingetreten  ist;  denn  im 
1.  jh.  v.  Chr.,  dem  die  Inschrift  angehört,  ist  e  im  lak.  schon 
durchweg  mit  ei  zusammengefallen.    Von  den   alten  doppel- 
formen  im    wortauslaut   (ausser  ivg  ig)   hat   in    den   meisten 
dieser  dialekte  die  antevocalische  gesiegt,  die  anteconsonan- 
tische  hat  sich  im  acc.  pl.  gehalten   nur   im   älteren  delpli- 
(C.2  204  Toc  13.  14.  26.  45.  ovog  14.    Aiyivfuog  17.  39.   aivog 
20.    CIG.    1690,  6   oitlog  neben  häufigem   odeXovg)   und  auf 
einigen  dor.   inseln   des  aegaeischen    meeres,    nämlich  Ther« 
nebst  seiner  colonie  Kyrene,   Anaphe  (C*  154,    14  rog  deogl 
Astypalaea  (Koss   inscr.   ined.   II,   159,  3  dya&og),  Kos  (C 


Sigma  in  yerbiodiing  mit  nasalen  und  liquiden  im  griechischen.  347 

161  3.  jh.  Toq  8.  19.  20.  24.  30.  70.  89.  SvaBniyvtoaToq  7. 
dvayfyQUfifidvog  8.  78.  evSa/nog  20.  anodafioq  24.  ag^afxivoq  21. 
€%ay$vfxivoq  31.  anoyQaxlJafxivoq  71.  dnoygaqiOjLisvoq  82.  norava- 
yQaffOjLihoq  99.  emßaXXo^ivoq  89.  —  C*  162  3.  oder  2.  jh. 
nQo^vfiOTsgoq  18.  «vro^  18.  ro^  dsaq  23.  at;TO^  24.  —  C*  163 
3.2.  jh.  atVo^  6.  9.  roq  8.  9.  18.  19.  dya&oq  8.  ^«o^  9.  vo^oq 
18.   Trar^/o^  19,  daneben  avrovq  15.  —  C.2  164  3/2.  jh.  roq  4), 

Telos  (C.^  170  ixyovoq  7).  Dass  sie  in  älterer  zeit  hier  und 
im  nom.  sg.  auch  andere  gekannt  haben,  lehren  beispiele  bei 
Hesiod  Tyrtaeus  Alkman  Stesichorus  Epicharm,  sowie  Theokrit 
Rhianus  (Ezach  jhb.  f.  phil.  supplbd.  8 ,  401 .  Morsbach  stud. 
10,  6),  nfjjLiäväq  auf  einer  dor.  grabschrift  bei  Kumanudis 
lEntyQ.  IdjT.  iniT,  16,  7.  ytaXuq  wQuq  z.  2  des  rhod.  schwalben- 
liedes.  Eine  besondere  Stellung  nimmt  infolge  seiner  engen 
Verbindung  mit  dem  folgenden  werte  hq  ein,  das  als  iq  auch 
in  dialekten  erscheint,  die  sonst  den  anteconsonantischen  typus 
eingebüsst  haben:  im  lak.  (C*  26,  8  iA  AaxsSaifiovu ,  das 
wohl  =  6c  A.,  nicht  ^  h  A.  ist),^  herakl.  (C*  40,  17.  22.  33. 
38  u.  ö.),  rhod.  (C.«  176,  3.  12.  177,  8.  10  u.  ö.  —  Gela  C.« 
198,  9.  Agrigent  C.«  199,  11.  22.  26  neben  stq  C.«  176,  16. 
177,  11.  24  u.  ö.  —  Gela  C*  198,  13.  24.  25.  26.  Agrigent 
C.«  199,  23). 

Der  Vollständigkeit  halber  sei  noch  darauf  hingewiesen, 

dass  auslaut.  v  entsprechend  der  behandlung,   die  es  sonst 

erfährt,  anlaut.  a  assimiliert  wird,  z.  b.  sq  Id^iw  CIA.  I,  188, 

35.  naaavSiuaavjoq  lesb.  SGD.  311,  4  (beispiele  bei  G.  Meyer* 

8-  264).    Dass  die  angleichung  in  der  schrift  und  wohl  auch 

^  der  ausspräche  selbst  häufig  nicht  eintritt,  ist  bei  dem  stets 

lebendigen  bewusstsein   der  normalen  form  des  ersten  teiles 

^<At  zu  verwundem.    Wo  va  im  inlaut  nach  dem  wirken  des 

^"^u  behandelten  lautgesetzes  neu  entstanden  ist,  ist  es  un- 

^f^ändert  geblieben,  z.  b.  aSQwotq,  xv/navatq;  n€(pavaai,  wenn 

*®  2.  sg.  perf  wirklich  so  geheissen  hat. 

n.  ^  in  Verbindung  mit  liquiden. 

1.  cap.   (j  +  liquida. 

Es  findet  urgr.  assimilation  zu  geminierter  liquida  statt; 
^^    anlaut  muss   diese   ohne   weiteres   zu  einfacher  reduciert 

>)  Ob  aaf  den  alten  lak.  inschr.  die  acc.  pl.  auf  -0£  nicht  auch  teil- 
^^  »>  -of  sind,  ist  natürlich  nicht  zu  sagen. 


348  Felix  Solmsen, 

werden,  im  Inlaute  bleibt  sie  im  lesb.  thess.,  in  allen  anderen 
dialekten  wird  sie  unter  ersatzdehnung  vereinfacht. 

(JQ. 

Die  beispiele  fiir  den  anlaut  s.  bei  G.  Meyer*  s.  174  f., 
wo  aber  durchaus  nicht  alles  sicher  ist,  für  den  inlaut 
kenne  ich: 

argiov  uy/avgog  aus  *uvaQ-iov    *-avag-ogf    Vgl.    ai.    tisrä^f 

lit.  axiszrä  grdz.*  400.  Die  wurzelstufe  ist  entweder  gleich 
der  von  agiarov  frühstück  aus  ^aia-iQ-iajov  oder  gleich  der 

von  fi(oq  aus  "^äiaiiq  UUd  fieQioq  i\qi  auS  *ät;<T-f ^- ^). 
O^gavQog  aus  ^dgava-Qog  ZU  wzl.  &Qava-  0.  S.  95. 
TQriQ(av  TQfjQoV  iXaqiQov.  äsiXov.    ra/i.  nXotov  fiixQov  Hes. 

ZU  wzl.  tres  (vgl.  ai.  tramra^)^  aus  "^xQBOQog  aber  wegen  des 
ri  nicht  herleitbar.  tqi^qwv  kommt  nur  im  ep.  dialekt  vor; 
bei  Ar.  wird  es  Av.  575  direkt  als  hom.  ausdruck  angef&hrt, 
und  Pax  1067  steht  es  in  einer  persifflage  des  ep.  orakelstfles. 
Das  gleiche  gilt  von  oTorjong,  wenn  man  es  hierher  ziehen 
will;  auch  dies  steht  bei  Ar.  Av.  912  als  Homerdtat.  So 
darf  man  auch  wohl  die  Hesychglosse  demselben  sprachkreise 
zuschreiben  und  von  ^rQua-Qog  =  *tjs-r6s  ausgehen. 

Evoog  vielleicht  aus  "^Elo-nog  zu  wzl.  eus  (grdz.*  398). 

Weitere  beispiele  für  un^est^irte  lautgesetzliche  behand- 
lung  von  (70  im  inlaute  vermag  ich  nicht  aufzutreiben;  manche« 
ist  nocli  dafür  vorgebradit  worden,  nichts  stichhaltig.  Es  ist 
möglich,  dass  (fulrjQng  dor.  (fuhxoog  wegen  thess.  0akavva  und 
lat.  Fnlorü  Fnlisn  auf  *(paXaa-Qog  zurückgeht  (Prellwitz  de 
dial.  Thess.  30),  aber  es  ist  ebenso  gut  möglich,  dass  ein 
«-stamm  substituiert  ist  wie  bei  nfrzafT^joog  i^vvijgog  TQvxrjQk} 
die  Oehler  de  simpl.  cons.  68    unrichtig  aus  *'€iTQ6g  ableitet, 

und  wie  ßXaßsQog  ^«Af()Oi;  xoujfQog   xQvsQog  arvysQog  analogie- 

bildungen  nacli  f-o-stämmen  und  nicht  auf  *-eaQ6g  zurüci- 
zuführen  (C-urtius  stud.  2,  17V).  Oehler  a.  a.  o.)  sind.  — 
Bezzenberger  beitr.  5,  104  erklärt  oveiQog  aus  *6vfaQog,  orap 
aus  *oi'fFo  zu  lat.  timhra:  selbst  Bezzenbergers  theorie  von  den 
silbebildenden  cunsonauten  zugegeben,  hätte  ^ovgq  zu  *o<too 
führen  müssen,    ovotrtog   (Meister  1,  86),   dessen   entstehung 

0  Diese  Worte  lehren,   dass   das  kürzungsgesetz   erst  nach  schwood 
von  intervocalischem  o  zur  Wirksamkeit  gekommen  ist. 


Sigma  in  Terbinduog  mit  nasalen  und  liquiden  im  griechischen.  349 

durch  epenthese  zu  bezweifeln  keine  veranlassung  mehr  vor- 
liegt, seitdem  kret.  fiot^a  Gort.  lH,  28.  IV,  41.  43.  /ia/6- 
fjLoiQov  X,  53  ans  tageslicht  getreten  ist,  und  wohl  auch 
Hesychs  uvaigov  ovuqov  weisen  auf  "^ovBQioq  hin.  —  Ebenso 
leite  ich  i^oiQavoq,  nach  Bezzenberger  beitr.  4,  331  aus  "^xota- 
Qavoq  und  ZU  altlat.  coirare,  paelign.  coisatens  gehörig,  aus 
*xoQ'iavoq  her  und  stelle  die  Wurzelsilbe  zu  altbaktr.  sara 
sara^  gr.  xuq  (wzl.  ker  kor  vgl.  o.  s.  69).  —  l^iOQog  stellt  Fick 
wtb.  1^  183.  731  zu  wzl.  jes;  möglich  ist  das  nur,  wenn  man 
von  *l^(oa'Q6g  ausgeht,  wahrscheinlicher  aber,  dass  ^(OQog  zur 
wurzelform  ^fj-  gehört  (G.  Meyer^  s.  43)  oder  dass  es  =  alt- 
bulg.  jarU  rauh,  heftig  ist;   vgl.  zur  bedeutung  die  Hesych- 

glosse  l^ooQog'  ivegyjjg.  zu/ig.  —  Hom.   neuion.    iQog   lesb.    igog 

aus  ^ta-gog  zu  erklären  (Osthoff  MU.  4,  149)  verbietet  das 
lesb.,  das  *iQQog  haben  müsste;  denn  hinter  langem  vocale 
bleibt  die  geminierte  liquida  so  gut  wie  hinter  kurzem,  vgl. 
flijwog  fij^wsai  /(^t^/za.  —  küQog  leiten  Curtius  grdz.^  361  und 
Leo  Meyer  vgl.  gramm.  P,  489  aus  ^Xaa-Qog  zu  wzl.  las  in  XiXai- 
ofjtai  lat.  lüscwus  etc.  ab ;  mit  unrecht,  wie  das  ü  zeigt.  Meiner 
meinung  nach  geht  es  auf  ^kaa-sgog  zu  dieser  wzl.  oder  auf 

*Xa/-€g6g  zu    uno-Xav-io,   vgl.  Xae   Xdoov  0.  S.  96,   zurück;    bei 

Homer  steht  es  überall  hinter  der  caesur  im  dritten  fusse, 
kann  also  überall  noch  Xasgog  gelesen  werden,  und  daraus 
erklärt  sich  auch  Xagdrarog,  d.  i.  Xaegdrarog  ß  350.  ~  End- 
lich 2€ig,  das  Bechtel  phil.  anz.  16,  14  anm.  aus  Hvesr-  zu 
lit.  tvisku  glänze  erklärt:  allein  die  grundbedeutung  der  lit. 
Sippe  (bei  Leskien  ablaut  s.  91)  scheint  die  des  lauten  ge- 
ränsches,  poltems,  knallens,  und  damit  ist  2€tg  nicht  zu  ver- 
einigen. 

Wie  es  kommt,  dass  bei  den  Worten  mit  urspr.  anlauten- 
dem ag  und  fg  —  dies  ist  hier  nicht  zu  trennen  —  hinter 
dem  augment,  der  reduplikation  und  dem  ersten  compositions- 
gliede  regelrecht  gg  erscheint  und  nicht  einfaches  g  —  ent- 
weder den  lautgesetzen  entsprechend  mit  dehnung  des  vorher- 
gehenden vocals  oder  wie  bei  denen  mit  urspr.  anlautendem 
av  ofi  ohne  diese  — ,  habe  ich  o.  s.  87  darzulegen  gesucht. 
Einen  fall  der  ersteren  art  wollen  Bailly  m6m.  de  la  soc.  de 
lingoist.  1,  345  ff.  Curtius  vb.  2^,  147  in  si'gtjxa  sig^/nai  aus 
*fi/gfixa  etc.  finden:  aber  die  Vermutung  G.  Meyers^  s.  476  f., 
es  sei  von  */B-/dgfj-xu  auszugehen,  wiid  bewiesen  duich  den 


350  Felix  Solmsen, 

gegensatz  von  att.  igQtj&fjv  aus  *€'fQi^-^v  und  ion.  tigi^f 
(Her.  4,  77.  156  U.  ö.)  aus  ^i-fSQi-^fjv^) ;  *fS'fiQrj'Xa*fe'figti- 
fiai:    *i-/iQ6'^fjv  =  ijvQtj-xa  rjvqri'fiai:    ijvQd'&fjy,    ^Qij-xa   jpjy- 

fiai:  fiQi'&rjv  etc.  Einfaches  q  dagegen  begegnet  tatsädUich 
bei  Homer  28  mal  {i^dnrofiev  igst^ov  egeia)  neben  50  maligem 
gg  hinter  dem  augment.  Es  beruht  auf  neubüdung  von  gä^m 
etc.  aus  nach  analogie  aller  anderen  verba  mit  anlautendem 
einfachem  conson.  Diese  aber  drang  nicht  durch  wie  bei 
denen  mit  urspr.  anlaut.  av  a/i,  weil  sie  hier  keine  stütze  an 
verben  mit  urspr.  einfachem  g  im  anlaut  fand.  Tauchen  dodi 
auch  im  perfekt  vereinzelt  nach  dem  allgemeinen  verfahren 
bei  der  reduplikation  formen  mit  ge-  auf  {gsgvnmfiiva  ^  59. 
gegama/Liivtf  Auakr.  frgm.  166  Bgk.*  gegrtfdui  Pind.  frgm.  314 
Bgk.^),  aber  die  alte  bildungsweise  behält  doch  immer  die 
Oberhand.     In   gleicher   weise   beruhen   dfKpigvvf}  a  50.  198. 

ngogiovxoq  (Z>  260.    cüxi;()cff)   E  598.    agiXTOV  T  150.    dvagoißiä 

fjL  105  neben  der  alten  compositionsweise  mit  gg  {avaggotßid 
/u  104)  gewissermassen  auf  neucomposition  der  einzelnen  be- 
standteile,  nicht  auf  nachahmung  überkommener  typen,  wie 
äßgoTog   S    78    neben    altem    ä/ußgorog.     Beide    arten  sind 
lebendig  geblieben :  iaogonoq  CTG.  2059,  18  —  taoggonog  Thnc. 
1,  105.  7,  71.  oivQ€7ii^g  Pind.  Ol.  9,  91  —  x9^^^99^^^^  ^*- 
4,    178.    xgvaogvTovg  8oph.  Ant.  950.    /gvoogoov  Eur.  Bacch. 
154.   (oxvQoav  ib.  569.   unogaivovxui  CIA.  I,  125,  5.   128,  5  — 
ünoQgatvovTui  I,   120,  5.   121,  4.   TTugugv/nuTu  11,  794,  d  60  — 
nagaggviiiaTa  II,   795,  f  85.    keisch  diagavdf,  IGA.  395,    A  U 

—   [(^lajggutvfiv  ib.   A   15.    kret.    digi^aiog   Gort.   IX,  36  — 

dnogoTjd^tVTL  XI,   17. 

Beispiele  für  den  anlaut  sind  nur  Xj^yco  und  Xvl(o  (G- 
Meyer*  s.  177),  für  den  inlaut: 

Lesb.  x^^^^^i-  1^-  /'y^'o/  ion.  /eilioi  att.  /iXioi  aus  */f^^' 
zu  ai.  sa-hnfira^  altbaktr.  ha-zaum, 

dgavlvg  aUS  *&()uva-\6g,  wzl.   &quv(t-   (o.  S.  95). 

iXijtii  und  seine  sipi)e  aus  ^ai-ffl-  zu  lat.  comölari  (Fröhde 
Bezz.  beitr.  9,  119).  Im  einzelnen  machen  die  zugehörigem 
bildungen  ausserordentliche  Schwierigkeiten.    In  dem  grössten 


1}  iQ(^id'fjy  bei  Hippokr.  und  späteren  ist  klarlich  sekundäre  bildaDj^* 


Sigma  in  Verbindung  mit  nasalen  und  liquiden  im  griechischen.  351 
teile  sehe  ich  das  suflSx  ö;  ä,  *aiaXfi-:  *aiaXa-  (ik?j&i:  iXä&i 

tXaaxofzai)  =  nifinkfi-:   nifjLnXa-  =  ni^nQtj-:  nifinga-  etC.     Für 

die  urgr.  ß-qualitÄt  sind  beweisend  kret.  iXsog  C.^  42,  71.  75. 
C*  116,  26.  117,  7.  18.  25.  121,  C  6  aus  tXjjfog  wie  yQafi- 
fiaxioq  C*  121,  A  8  aus  ^yQa/nfiaTTJfog,  wonacli  an  lak.  Hrj/og 
IGA.  75,  2  festzuhalten  ist,  und  iXkeog  bei  Hesych,  das  wegen 
kX  lesbisch  (vgl.  ßaai'Xeog  SGD.  281,  C  25)  sein  dürfte  (lies 
yxxeog);  bei  Her.  4,  94.  6,  91  ist  also  mit  Stein  iXsog  zu  schrei- 
ben. Von  *GiaXä''  aus  ist  gebildet  aeol.  iXXaog,  ion.  att.  iXäog 
(1639.  ri78.  Hymn.  Hom.  28,  10  Gem.  und  später  gebräuch- 
lich), iXäg  IXävTog  aus  iXdsig  Herodian  11  318,  35.  657,  16. 
TXäog  A  583.  Hymn.  4,  204.  Hes.  Op.  340.  Aesch.  Eum.  1040 
und  ein  paar  mal  bei  Alexandrinern  (vgl.  Herodian  U,  625, 
24  ff.),  wofür  Thiersch  griech.  gramm.  §  168,  2,  3.  184,  15. 
Nauck  bull,  de  Facad.  26,  190  f.  an  den  drei  ersten  stellen 
XXriog  schreiben  wollen,  dürfte,  falls  es  berechtigt  ist,  contami- 
nationsbildung  aus  iXriog  und  IXaog  sein.  Anomal  wäre  bei 
dieser  auffassung  nur  aor.  iXaaaofiaL  y  419.  tXaao/Liia&a  A 
444.  tXaaa^jai  Ap.  ßhod.  3,  1037  für  zu  erwartendes  "^tXijaä' 

fxfiv;   noch   weniger   stimmen    tXaaaa^svoi  A  100.  tXaaaeai  A 

147.  sfvXaaaa&ai  orac.  Her.  7,  141,  femer  txdovrai  B  550. 
tXafiai  Hymn.  20,  5.  IXäead^ai  Ap.  ßhod.  2,  847,  tXuQog  mit  l. 
Ich  vermute,  dass  urspr.  neben  *at-aA-^-  *ai-(jA-a-  ein  stamm 
♦acAa-  *£Aa-  lag  und  dass  dieser  sein  s  nach  *iAA-  in  l  und 
schliesslich  im  verbum  nach  iXti^i  tXdaxofiai  in  l  (vgl.  noch 
tXaao  orac.  Plut.  Sol.  c.  9.  iXaa&ai  Orph.  Arg.  942)  ver- 
wandelte^); umgekehrt  hat  Theokrit  Ep.  13,  1  tXaaxeo  nach 
den  obigen  Vorbildern  gewagt.  Urspr.  perfektformen  sind  lesb. 
ekXadi  Herodian  U,  499,  19.  605,  8.  eXXare  Callim.  frgm.  121. 
Eine  solche  steckt  vielleicht  auch  in  der  Hesychglosse  etXijg 
£1'  iXscog  si:  L.  Dindorf  hat  dafilr  eiXfjg'  iXecag  sl  coiyiciert, 
und  das  kann  eine  höchst  altertümliche  2.  sg.  perf.,  nur  mit 
-^  für  urspr.  -^a,  sein;  der  spiritus  lenis  erklärt  sich  bei  Zu- 
gehörigkeit zum  asiatisch-ion.  dialekt.  Aus  perfektischem  *fiA- 
sind  wohl  auch  mit  anlehnung  an  das  i  des  praesens  tX^xj^ai 
q>  365.  tX^xoi  Hymn.  1,  165  und  später  und  iXuorr  iXagw. 
iXi(p  Hes.  hervorgegangen. 

Alle  sonst  noch  vorgebrachten  beispiele  kann  ich  nicht 


1)  Danach  ist  das  oben  s.  113  gesagte  zu  berichtigen. 


352  Felix  Solmsen, 

flir  richtig  lialten,  insbesondere  scheint  mir  Stokes'  (Bezz.  beitr. 
9,  87)  etymologie  von  /jikog  lesb.  ;f£AAo^  aus  '^xi^Xog  =  air. 
hei  an  x^^^^l  ^^  scheitern;  vieUeicht  ist  von  */Ä-i'og  aus- 
zugehen. 

Wortauslautendes  a  assimiliert  sich  anlautendem  X:  kret 
Totk  kf]iov(Ti  Goit.  V,  32.  TiX  A,^^X,  33.  lak.  ik  Aux^SatfiovaC} 
26,  8.  Auf  einer  stufe  damit  steht  iWvaiv  exXvaiv.  Kg^rt; 
Hes.  aus  ^i'a-Xvaiv.^) 

2.  cap.   Liquida  +  g. 

Qö  und  Xa. 

Wackemagel  (o.  s.  126  ff.)  hat  erkannt,  dass  es  von  der 
Stellung  des  accents   abliing,  ob  urspr.  ga  und  wohl  auch  la 
im  urgriech.    unverändert  blieben   oder  zu  qq  XX  assimiliert 
wurden.    Nur  über  die  giihide,   warum  im  aor.  von  den  ver- 
schiedenen Stammformen,   die  das  lautgesetz  schuf,   bei  der 
mehrzahl  der  verba  auf  g  X  zwar   die   mit   assimilation,  bei 
einigen  wenigen  aber  doch  die  nicht  assimilierte  durchgedrun- 
gen ist,  giebt  auch  er  keine  genügende  auskunft.    Die  assi- 
milierte Stammgestalt  hatte  lautgesetzlich  einzutreten:  im  act 
im  ganzen  sing.,  der  3.  du.,  3.  plur.  ind.,  der  3.  du.  opt,  der 
hälfte  der  Imperativformen  und  in  einigen  wenigen  participial- 
casus ,    im    med.  in   der  1 .  sg.   3.  du.  ind.  opt.,   sämtlichen  l 
plur.,  der  hallte  der  inipei-ativformen  und  allen  casus  des  par- 
ticips;    ga   ka   blieben    unverändert  in   allen  anderen  formen, 
ferner  bei  weglassung  des  augments  im  sing,  und  der  3.  plur. 
ind.  act.    Nunieriscli  war  also  die  letztere  Stammgestalt  weit- 
aus überlegen,  und  auch  von  einem  häufigeren  gebrauche  z.  b. 
der  1.  und  2.  sg.  als  der  1.  und  2.  plur.  ind.  act.  kann  nicht 
die  rede  sein.     Aller  voraussieht  nach  hätte  also  die  Stamm- 
form mit  ga  A(T  die  überhand  gewinnen  müssen,  zumal  da  sie 
auch  durch  die  sonstigen  aor.  mit  a  Unterstützung  fand.  Wenn 
dennoch    weitaus    die   meisten    verba   die  assimilation  durch- 
getührt  haben,  so  muss  eine  ganz  besondere  analogie  im  spiele 

»)  Boot,  thess.  ark.  kret.  ^V  vor  cons.  =  fi  beruht  wohl  nicht  auf 
einzeldialektischem  Übergang  von  4*  in  a  —  das  würde  voraussetzen,  dass 
fÜ  durch  alle  Stellungen  durchgeführt  worden  wäre  — ,  sondern  ist  die 
vor  anlaut.  x  lautgesetzlich  berechtigte  form,  die  in  diesen  mundarten  vor 
conson.  verallgemeinert  wurde,  wahrend  in  den  anderen  dialekteu  ^x  durch- 
drang.    Vgl.  büot.  toxtfJtxten,  gegen  atl.  ixxaiöixu. 


Sigma  in  Verbindung  mit  nasalen  und  liquiden  im  griechischen.  353 

jwesen  sein.  SteUen  wir  zunächst  einmal  fest,  welche  verba 
>erhaupt  zu  dieser  häufigeren  kategorie  gehören.  Bei  Homer 

nd  es:  eXsipaiQOfxai  ivai'QO)  iyd-aiQm  xuS'aiQci}  jnsyaigto  Tsxfiai- 

ffiai  xaiQco,  i€Q(o,    dysiQOi    afi^ta    iyeiQto    ijuetgto     xetQct)    (doch 

U.)    ntiQ(Oy    oixTtQCD,    oövQOfxai  oXocpvQO/ÄUi,  aXXo^tti  amakXta 

Xko}  nuXXia  acpdkXto,  dyyskXü)    6(pekX(o^)  axikkoD^)  ajikkcD  {im- 

m-)  rikkto,  (piksto;  sie  sind  sämtlich  mit  suflSx  -ie-  -io-  ge- 
Idet  ausser  dsgoo  (ptkico.    Dagegen  hat  von  den  zu  den  aor. 

it  ga  ka    {ijQoa   cogaa   sxvQoa    ttfVQoa    anoegaa    sekaa    sxskaa 

iBQaa)  gehörigen  praesentien  kein  einziges  -ie-  -io-.   Zu  ^gaa 

sisst  es  uQaQiaxto  y  zu  (agaa  oqvv/hl,  ZU  hkaa  eikoj  aus  *f€k'V(o 

Tgl.  Hübschmann  ztschr.  d.  d.  morg.  ges.  39,  93  anm.  3). 
^ass  xvQüD  (pvQ(o  auf  *xvgi(o  *(pvQi(o  zurückgehen,  ist  nicht  zu 
rweisen,  da  lesb.  *xvqq(o  *(pvQQ(o  fehlen.  Nichts  hindert  sie 
(lit  Tvqxo  q>Qvy(o  xpvx(o  auf  eine  linie  zu  stellen.  In  der  tat 
Miben  bei  (pvQO)  die  ableitungen  v,  insbesondere  (pvQao),  und 
im  aor.  bieten  die  hss.  Nie.  Ther.  693  (pvQaov,  Ap.  Ehod.  2, 
59  (pvgaai.    Neben  xvqüd  liegt  zwar  xvgdw,  doch  können  beide 

sich  verhalten  wie  rvqxo :  ixvqtriv,  (pQvyo) :  6q>Qtfyi]V,  xfjvya) :  sxfw- 

Pf9.  Bei  xvQ^a  xvQGUL  schwaukeu  die  hss.  zwischen  acut  und 
drcumflex,  so  hat  der  Laur.  A  Soph.  Oed.  Col.  247  xvQoai, 
ü>.  1404  avyxvgaai.  Lobeck  paralipp.  417  erklärt  sich  flir 
ersteren,  Nauck  führt  letzteren  durch;  die  entscheidung  hängt 
l^lich  von  der  auffassung  des  praes.  ab.  dnoegae  gehört 
JMit,  wie  Curtius  grdz.*  345  will,  zu  dem  von  ihm  unrichtig 
^  *ffgaa}  erklärten  iggca,  mit  dem  es  begrifflich  nichts  zu 
tttn  hat,  sondern,  wie  Ahrens  schon  vor  fünfzig  jähren  (ztschr. 
'•  d.  altertumswiss.  1836,  s.  807)  vermutet  hat,  zu  änovgag 
^^ijvga  {dnsvga).  Zu  exekaa  ist  das  praes.  schon  in  hom.  zeit 
^erschollen;  von  oxekkto  lautet  der  aor.  wxeika,  beides  nach- 
'^om.  Nur  ein  aor.  widerspricht  scheinbar:  exegaa,  das  7  mal 
^^n  4  maligem  i'xsiga  belegt  ist,  zu  xsigco.  Die  von  Wacker- 
"^Ägel  s.  130  hervorgehobene  Verteilung  auf  act.  und  med.,  der 


<)  Hier  hat  unser  Homertext  den  aeolismos  öq^ilXeiey  n  651.  j3  334. 

*)  axjjJUie  *f^  191,  das  höchst  auffallend  ist,  aber  wegen  des  sinnes 
^icht  mit  Lobeck  auf  axalho  bezogen  werden  darf.  Sicher  liegt  auch  hier 
flache  transskription  von  axEkfte  vor  für  oxilkm;  in  att.  zeit  waren 
^^168.  und  fut.  aor.  von  der  wurzelform  axik-  ungebräuchlich,  gebrauch- 
^h  dagegen  axk^ao/nai  faxktjy  iaxhixa  mit  17.  iytaxijktj  Nie.  Ther.  694  ist 
Utfach  nachahmong  der  hom.  form. 

ZtitMhrtft  tax  TttKl.  Sprachf.  N.  F.  IX.  8  tu  i.  23 


354  FeUx  Solmsen, 

schon  yardxfiQav  xfj  356  \\iderspricht ,  Ist  sicherlich  barer  Zu- 
fall, der  grund  der  Unregelmässigkeit  anderswo  zn  snchen 
Schon  Wackemagel  hat  o.  s.  128  von  ganz  anderen  gesichts- 
punkten  aus  eine  wurzelfoim  qei's  vermutet.  Eine  solche  mu&ste 
in  einer  reihe  von  verbalformen  mit  den  wzln.  auf  einÜEidies 

Q  zusammenfallen :    xaxaQ/uat    ixdQ&rjv   xa^rdog   aus   *xixaQafiu 

*ix€Qa&t]v  *xaQaT€og,  und  diese  zogen  das  verbom  ganz  in  die 
analogie  von  dys/gco  deiQO)  dys/^co  nsiQm  (f&€iQ{o.  Die  letzten 
reste  der  ureprünglichen  wurzelgestalt  sind  ausser  xovgsig  und 
xovQa  (Wackemagel  a.  a.  o.)  die  hom.  aoristformen  mit  ^9. 
Dieser  Vorgang  findet  ein  vollkommenes  analogen  an  dem 
nebeneinanderliegen  von  d/udgdco  und  dfifi'Qct},  die  nicht  gemein- 
schaftlich auf  "^(i/naQico  zurückgehen  können,  wie  Curtias  grdi.* 
651  meint.  Vielmehr  ist  d^iiQto  neuschöpftmg  zu  ^fid^^ 
(d/nsQ^^g  X  58),  das  lautgesetzlich  aus  *tjjLidQa&9jv  entstanden 
ist,  vgl.  ndQ&ui  IL  708  aus  ^ndgadai,  und  zwar  ebenfalls  sehr 
alte  neuschöpfung ,  da  es  schon  Hes.  Theog.  801  steht  und  ^ 
322  in  der  fassung,  die  die  stelle  bei  Plat.  Leg.  777  hat,  wäb- 
rend  unser  jetziger  text  ein  ganz  anderes  verbnm  bietet  Dass 
die  gleiche  neubüdung  nicht  auch  bei  den  anderen  verben  mit 
wurzelauslaut  q(t,  q^,  (^^  eintrat  wie  rdgaw  d^do}  ndgim  nd^dn, 
liegt,  daran,  dass  von  keinem  derselben  diejenigen  formen  im 
gebrauch  waren,  die  den  auistoss  dazu  geben  konnten. 

Wie  koiinuen  nun  gerade  nur  die  verba  mit  praesenssuffix 
-iV'-  'io'  nebst  dtQco  und  (ftUco  dazu,  die  assimilierte  stamm- 
gestalt  zu  verallgemeinern?  Die  antwort  ist,  dass  sie  allein 
unter  dem  eintiuss  der  verba  auf  v  fi,  bei  denen  die  assimÜÄ- 
tion  des  o  lautgesetzlicli  durch  alle  formen  ging,  stehen ;  denn 
von  diesen  bilden  einen  sigmatischen  aorist  nur  die  auf  *'ari<» 
*-fi'ia>  *-iviü)  "^'vvico,  diejenigen  der  (f-o-klasse,  die  den  wurzel- 
vocal  f  haben:  dejuco  vif.i(o  /ndra),  und  eines  auf  -fco;  yafim 
Dagegen  hat  keines  mit  nasalem  praesenssuffix  wie  xa^w 
Ttfipco  einen  solchen,  nach  dem  oQWfxi  *j:dkv(o,  und  es  gieM 
kein  verbuiu  auf  urspr.  -t«!'«,  nach  dem  xvqcd  ifv^m  sich 
hätten  richten  können.  Die  erst  nach  Homer  erschemenden 
formen  sind  lediglich  aoriste  mit  ersatzdehnung  und  durchweg 
von  praesentien  auf  -io-  -io-:  tituiqü)  aai'Q(o,  eigo}  and^ 
q'd^ei'fjo)^),  ivQO)  (TvQco,    uyukXco  &d)J*(o,    oxdkk(o,    tAAco   und  der 

»)  Was  arkad.  i^i^iinu  ÖGD.  1222,  0  ist,  liisst  sich  nicht  mit  sicberheit 
Bagt'D,  l>is  weiteres  Diaterial  für  die  bildung  der  aor.  der  rerbtL  waf  fi  r  ^ l 


Sigma  in  Terbindang  mit  nasalen  und  liquiden  im  griechischen.  355 

grossen  masse  der  denominativa.  Nur  vereinzelt  nnd  in  später 
oder  künstlicher  spräche  wird  das  alte  princip  durchbrochen: 
einerseits  awBt'kaQ'  avvsiXrjaaq  Hes.  (pvQaq  Luc.  Prom.  13  (aus 
einem  dichter),  andererseits  (p&eQaag  Lycophr.  1402.  ädgatj 
Panyassis  bei  Athen,  ü,  36,  vs.  13.  etpsQasv  exitjaev  und 
eareXaev  sarsiXsv  Hes.,  letztere  beiden  gewiss  ebenso  wie  die 
beiden  ersten  reines  kunstprodukt  eines  Homemachahmers. 
Wie  zu  xoXaaadai'  ixsTfvaai  Hes.  das  praes.  gelautet  und  ob 
es  überhaupt  je  eines  gegeben  hat,  ist  nicht  zu  sagen.  Auf- 
f&llig  sind  nur  SUgatig  ^ugaai  duQoag  in  der  pseudohippo- 
krateischen  schrift  ntgi  uq&qcov  Litträ  4,  108.  108.  296;  an 
der  zweiten  stelle  steht  übrigens  ^utgai  in  margine.  Da  die 
Attiker  nur  ÖLstQai  brauchen  und  dies  auch  Hippokr.  7.  52  L. 
steht,  so  ist  dUgaai  gewiss  unursprünglich. 

Die  vocalverhältnisse  in  den  aoristen  der  verba  auf  q  X 
sind  genau  dieselben  wie  bei  den  verben  auf  fi  v,  die  ich  oben 
s.  65  ff.  dargelegt  habe.  Auch  hier  ist  bei  der  ausgleichung 
durchweg  die  mit  dem  praes.  übereinstimmende  vocalstufe  zum 
siege  gelangt;  man  hat  also  kein  recht  axrjXsiB  etwa,  um  die 
ttbertieferte  lesart  zu  retten,  auf  *GxriXaei€  zurückzufuhren,  und 
en9]Xa  geht  nicht,  wie  J.  Schmidt  ztschr.  27,  322  anm.  1  will, 

auf  *€näXaa,  SOUdem  auf  "^i'naXaa  zurück,    vgl.  ari^Xt]  ^Xog  0. 

8.  65.  Besondere  erwähnung  verdienen  nur  die  att.  aoriste 
von  algto  ütXXofiai  xa&aiQw.  aigon,  das  im  att.  allein  vorhanden 
ißt,  während  Homer  und  Herodot  vorwiegend  dsiQco  gebrauchen, 
kann  nicht  durch  contraktion  aus  diesem  entstanden  sein  (Brug- 
mann  ztschr.  27,  196  ff.),  ^ga  agai  dagegen  müssen  aus 
fjaga  deCgai  entstanden  sein  und  können  nicht  auf  einer  linie 
mit  den  aor.  auf  -äva  stehen,  wie  Kühner  ausf.  gramm.  1*, 
625.  759  f.  will.t  Das  beweist  das  ion.:  von  einem  ä-typus 
kann  hier  keine  rede  sein,  und  doch  hat  Her.  neben  ijetQa 
detgag  ^ga  dgag,  formen,  die  gegen  änderungsversuche  nach- 
drücklich in  schütz  genommen  werden  durch  inagsi  3.  sg.  coni. 
z.  2,  inagag  z.  9  der  auguralordnung  von  Ephesos  IGA.  499. 


in  diesem  dialekt  beschafft  ist.  Vielleicht  ist  in  demselben  nach  der  sonst 
zwischen  futar  und  sigmat.  aorist  herrschenden  Übereinstimmung  de?  Stam- 
mes auch  bei  diesen  verben  der  stamm  des  aor.  dem  des  fut.  ((f^(Qw) 
gleich  gemacht,  äi^jig'  ägfjg'  ßaardapg  Hes.  ist  wohl  eher  falsche  trans- 
skripiion  der  älteren  Schreibweise  AEPH12  als  arkadisch.  Mit  (pägar 
iifpaiytiy.  nJJxtiy  Hes.  ist  nichts  anzufangen  {(fagatf), 

23* 


S66 


Felix  SolmseD, 


Von  nXi.ofiat  wäre  der  lautgeset^liclie  oot^I^T^ 
Hierüi  wurde  der  aDterschieil  zwischen  augmenüertem 
uud  augnientloseu  anderen  niodi  vermiäist  und  deshalb  nacb 
^Qäfii}V  üpäfttvog  äi.äfj.tvoi  (ÄriMt.  Av.  1395)  gebildet.  Des 
aor.  von  xa9a/(in>  ist  insclirüllich  reichlich  belegt;  äyaKaS^fwtt 
CU.  n  add.  834b,  I  47  (329/8  v.  Chr.).  xo^^fant  V  W- 
1883,  p,  119/120  z.  43.  p.  121,22  trgm.  «  51.  frgm.  /?  19.  ««- 
;>.7(>ui  ili.  p.  119^20  z.  49  (329/8)  nelien  ar-axa^räpR^uevo;  CLL 
n  1054,  8  (2.  hälfte  des  4.  jh.).  xa^äeuoff«.  del.  inschr.  3.jIl 
bull,  de  con-.  hell.  5,  468.  xaSüpa«  del.  insclir.  2.  jh.  ib.  6,  23 
z.  185.  24  z.  194  zeigen,  waim  die  neubilduog  exäSüga  (:ko- 
Sw'^a  =  -dva:  -aivm)  aulgelcouimen  ist^  uad  bestätigeD  Phrymch. 
p.  76  Kuth. 

Bei  der  autzählimg  der  aoriste  mit  qo  sind  selbstverstind- 
lieh  diejenigen  unberücksichtigt  gebUeben,  deren  qq  auf  gn« 
zurückgeht:  tj/it^au  seit  Hom.  zu  afti^äm,  ^^aa  seit  H/u. 
Hom.  8,  3  zu  ä^dw,  t7i$^au  seit  Hom.  zu  nepft»,  ic^og  Qlönt. 
Sm.  9,  386.  repoov  Nie.  Ther.  693.  ti^aaio  ib.  709.  Tf^a«  ib. 
9li  zu  Tsgaw  xi^aofiai,  ttsQatV  efißijaiy  Hes.  zn  lat.  (errw 
(grdz.'''  225),  Sie  wie  (üe  anderen  müssen  in  gleicher  wei« 
beti'üflen  werden  von  dem  att.  lautgesetze,  durch  welches  fo, 
gleichviel  welchen  ui'spniugs,  zu  ^^  angeglichen  wnrde,  und 
zwar  nach  ausweis  der  inschrüten  (Meisterhans  s.  40  t)  vor 
der  mitte  des  5.  jh.  Indessen  ist  nur  ein  beleg  dafür  zu  fin- 
den: eW(ißaTo'  f'^tj^üy&Tj  Ues.,  was  man  nicht  als  aeuliinuiB 
ausgeben  darf  (Meister  1,  138),  da  das  aeol.  pn  unverändert 
lässt.  Für  gewöhnlicii  aber  scheint  pa  nach  den  anderen  Ter- 
ben  widerhergestellt  zu  sein,  vgl.  nd^aj)  Plat.  Prot.  34Ü,  eine 
parallele  zu  der  ui'gr.  widereinluhrung  des  intervocal.  a.')  U« 
gleiche  ist  der  fall  bei  den  dat.  pl.  wie  tfjjpoi'  und  bei  d«D 
verbalnomina  auf  -oif  wie  «poic  iye^aig  xädapaii,  soweit  (Je 
nicht  überhaupt  erst  nach  voUzug  des  lautwaudeb  neup!- 
schaffen  wurden.  Doch  heisst  es  äy«pp(;  CIG.  5785,  12  itaä 
bei  Hesych  äya^^ig  («^«pp«^?)'  «f^potat;.  ^'  nlijSoi  tiymytji  P^ 
«j-oppiV  öyopK.  a&paiati  uud  rrppi;:  letzteres  ist  nicht  verW* 
Substantiv,    erstere    vielleicht  wegen  des  «  resp,   o  nicht  als 

■)  Ein  weiiereB  seitt-'nBtück  bieiei  das  argivisclie.  Es  verhaucbi  e  iti- 
ichen  vocalen,  ilaker  (n«i/iif  IGA.  43.  14a.  Aber  die  jüngere  iDscblift*^' 
SS  h&t  z,  4  6fiokoy>i<ittyiiay,  In  dieser  form  ist  also  du  a  cweinuil  i"" 
loiea  uud  zweimal  neu  eingefüturi  worden. 


Signa  in  Verbindung  mit  nasalen  and  liquiden  im  griechischen.    357 

solche  empflinden.  Wie  weit  und  zu  welcher  zeit  ausserhalb 
des  att.  die  assimilation  zu  qq  stattgefunden  hat,  ist  bei  der 
dflrftigkeit  unseres  materials  nicht  zu  bestimmen.  Inschriftlich 
begegnet  sie  auf  steinen  von  Thera:  ©aQv/uaxa  IGA.  444.  0a- 
0vfiaxog  449.  QaQvmokB/nog  463  und  auf  dem  helme  des  Hieron 
IGA.  510  TvQav  ,  wozu  die  beispiele  aus  Epicharm  stimmen, 
die  Ahrens  2,  102  f.  beibringt.  Ahrens  führt  weiter,  abge- 
sehen von  Theokrit,  belege  aus  lakon.  dichtem  und  eine  Hesych- 
glosse  mit  dem  ethnikon  ^dxcovsg  an,  aber  qu  ist  unverändert 
in  lak.  uQatjg  CIG.  1464,  9  aus  dem  1.  jh.  v.  Chr.  (Vulgarismus?). 
Ich  erlaube  mir  zu  Wackemagels  ausführungen  einiges 
wenige  hinzuzufügen.  Zunächst  zwei  von  Johannes  Schmidt 
aufgestellte  etymologien,  die  das  gesetz  bestätigen:  /Z^^aX^o^ 
XiQonovg  aufgesprungene  fiisse  habend,  /«(>«?  riss  an  der  hand 
xa  x9^^  =  fti.  ghdrsati,  ghrstds  aufgerieben,  geschunden,  wund 
(voc.  2,  332)  und  die  Hesychglossen  ßsQQov  daav;  ßeiQov 
Saav  zu  russ.  vorsa  har  auf  tuch  oder  wollenzeug,  lit  varsä 
flocke  von  wolle  oder  hären  (voc.  2,  20).  Doch  kann  letzteres 
auch  mit  lat.  rebiirrus  =  hispidus  (Fick  wtb.  2^  177)  und  Ana- 
kreons  ßsQßigiov  ärmliches  kleid  zusammenhängen.  Ist  Joh. 
»  Schmidts  vergleichung  richtig,  so  ist  ßeggov  lesbisch-thess., 
ßii^iv  gehört  irgend  einem  dialekt  der  'doris  mitior'  an. 

Lak.  IlriQStpovsia'  nBQGsq>6vsia,  Aaxtavsg  Hes.  UUd  [Tt\tiQi' 

^va  auf  einem  helme  aus  Locri  Epizephyrii  SGD.  1486  ver- 
hält sich  zu  IliQüetpov'  vielleicht  wie  pindarisches  dxsiQsxo/nag 
Pyth.  3,  14.  Isthm.  1,  7  zu  homer.  dxsQaexofifjg  Y  39,  d.  h. 
Rtj^t'  ist  vom  praesens-,  TIbqob'  vom  aoriststamm  gebildet, 
oder  ersteres  beruht  vielleicht  auf  volksetymologischer  anleh- 

fillllg  an  *ni]Q(o  =  ne/QO). 

Meisters  (1,  148)  herleitung  von  hom.  ovQog  etc.  berg  aus 
Vopa-  zu  ai.  varS-man  widerspricht  dem  gesetze.  Sie  schei- 
tert schon   an   den  formen   der  dialekte.    Homer  hat  ovQog 

*^(IHog,   aber  daneben  oQog  oQsaxwog  oQBOTSQog  ogsariug.     Bei 

Her.  schwanken  die  hss.  zwischen  ovQog  und  oqogy  Bredow 
rieht  ersteres.  Stein  letzteres  vor ;  die  tragiker  sprechen  mit 
•»P«o^  ovQsaißcorrjg  vielleicht  für  ersteres.  Die  att.  prosa  kennt 
J^nr  0^0^,  aber  die  tochter  des  Erechtheus  heisst  'ÜQsi'Svia. 
Ke  dor.  form  ist  mQog  (Callim.  hymn.  Cer.  52  und  Theokr.). 
Bei  Sappho  94  endlich  steht  in  den  hss.  ovgBat.  Homer  und  das 
*tt.  verbieten  überhaupt  auf  einen  Spiranten  zurückzugreifen, 


^  ♦ 


358    ^elix  Solmsen,  Signa  in  Terbindung  mit  nasalen  and  liquiden. 

man  darf  daher  bei  Sappho  nicht  oqqsoi  schreiben.  Schreibt 
man  (oqboi,  so  verhält  sich  (ogog:  oQog  =  ßivdog:  ßa^g  =  niv- 
&og :  na&og.  Nun  ist  co  urgr.  und  ion.  att.  offene  länge,  o  ab^ 
geschlossene  kürze,  und  ich  meine,  dass  durch  qualitative  an- 
gleichung  wie  in  fiälkov  an  /nakiara  (Schmidt  ztschr.  25,  156 
anm.  2)  und  wie  sie  auch  bei  den  contaminationen  von  tj  und 
M  zu  a  in  xpag  käug  (o.  s.  94  anm.  1)  und  von  oi  und  e  zn 
0  in  noSa,  wenn  es  auf  ^ttco^«  zurückgeht,  zu  gründe  liegt, 
hier  o,  d.  i.  geschlossene  länge  entstanden  ist.^)  ^ÜQBidvia  ent- 
ging ihr  als  eigenname.  (ogog  o^tog  gehört  vielleicht  zu  lit 
üla  SIT.  aily  die  in  demselben  ablautsverhältnisse  stehen. 

Halle  a.  S.  Felix  Solmsen. 


Avestisch  hisiäiäp. 

Jt.  Vin,  52—55  haben  nach  Geldners  Übersetzung  K.  Z. 
XXV,  474—475  folgenden  Inhalt: 

„52.  Denn  wenn  ich  nicht  [o  Qpitama  Zarathustra]  jenen 
Stern  Tistrja  —  so  hoch  an  heiligkeit  —  so  hoch  an  ehr- 
Würdigkeit  —  so  hoch  an  liebenswürdigkeit  —  so  hoch  an 
bertthintheit  —  als  mich  den  herrn  selbst  geschaffen  hätte, 
(53.)  um  entgegen  zu  treten ,  abbruch  zu  thun ,  herr  zu  wer- 
den, feindschaft  zu  vergelten  jener  unholdin  Missivachs,  welche 
die  menschen  höhnend  Gutwachs  nennen, 

54.  so  würde  auf  erden  jeden  tag 
und  jede  nacht 

die  unholdin  Misswachs 

der  ganzen  menschheit 

eine  schlinge  überwerfen 

bald  hierliin  bald  dortliin  sclileichend. 

55.  Denn  der  prangende  leuchtende  Tistrja 
bindet  [jenej  Pairika 

mit  zwiefachen,  dreifachen,   unlösbaren,    mit  allen  fesseln  ge- 
rade so 

wie  tausend  männer, 

welche  an  kraft  die  stärksten  sind, 
einen  einzelnen  mann  binden  würden." 

1)  Vermutlich  ist  ebenso  ion.  att.  7tovg  (rP///OJr  CIA.  I,  322  a  99ü.ö.) 
aus  *nüjs  durch  angleichung  an  noJös  entstanden. 


Fr.  Barg,  Avesttfch  hwU^fi.  359 

Mag  nun  auch  an  dem  Inhalte  dieser  vier  Paragraphen 
dem  ganz  unbefangenen  leser  einiges  sonderbar  erscheinen,  so 
hätte  ich  doch  an  der  wesentlichen  richtigkeit  der  Übersetzung 
vielleicht  nie  gezweifelt,  ginge  der  urtext  —  nicht  der  über- 
lieferte, nein,  ginge  nur  der,  den  Geldner  selbst  aus  dem 
fiberlieferten  herausschält,  ohne  rest  in  diese  Übersetzung  auf. 

Der  Paragraph  54  lautet  bei  Westergaard  ohne  erhebliche 
Varianten:*)  hamah^  zl  m^  ida  aiqn  hamajä  vä  fisapö  hd  pai- 
rika  yä  du^jßiria  mspah^  a/ohm^  astuatö  paröip  pairipnem 
aohuqm  aud-hisidiäp  oKa  pairilca  duaraiti. 

Die  Worte  von  hd  pairika  an  versificierte  Geldner  schon 
in  seinem  buche  „Über  die  metrik  des  jüngeren  Avesta",  Tü- 
bingen 1877,  §  139,  wo  er  sie  „als  handgreifliches  beispiel, 
wie  kopflos  oft  unwissende  redactoren  oder  abschreiber  ähnlich 
klingende  stellen  durcheinander  geworfen,"  anführt  und,  wie 
üblich,  mit  aui  m^  äei^  da^ö-dätö  paröip  pairiptiein  avhuqm 
aud'darefiqn  sadaieiti  Vd.  XVIII,    19   vergleicht,   folgender- 

massen  : 

hd  pairika  yä  du^iäiria 

m$pah^  avheu^  astuatö 
[paröip]  pairipnem  [avhyqm]  aua  hisidiäp 
äJca  pairika  duaraiti, 
meinte  aber,  „die  stelle  wäre  nach  ausscheidung  der   einge- 
klammerten  Worte   etwa   so   zu    übersetzen:    Die    misswachs 
bringende  Pairika  würde  von  der  ganzen  irdischen  weit  besitz 
ergreifen  hin  und  her  rennend." 

Dieselben  worte  bis  auorhisidiäp  teilte  dagegen  Bartho- 
lomae  „Das  altiranische  verbum",  München  1878,  pag.  211, 
unter  auslassung  von  mspahp  avheu^  astuatö,  so  ab: 

hd  pairika  yä  dui^iäiria 
paröip  pairipnem  avhu(l't^ 

auahisidiäp , 

übersetzte  sie:  „so  würde  längst  die  pairika  des  misswachses 
den  Untergang  aller  wesen  herbeigeführt  haben",  fügte  aber 
dazu  die  note:  „?  —  aua  hisidiäp  ist  eine  unform,  man  ver- 


1)  Ich  translitteriere  buchstab  für  buchstab  nach  Bartholomae's  tafcl 
»^Handbuch  der  altiranischen  dialekte'',  Leipzig  1883,  p.  176  und  führe 
^ese  translitteration  auch  in  citaten  aus  solchen  arbeiten,  die  eine  andere 
translitteration  befolgen,  durch,  sofern  keine  Veranlassung  vorliegt  eine 
mnsnahme  bei  ihnen  zu  machen. 


360  Fr.  Burg, 

langte  entweder  hi^fidläp  oder  sis^idiäjf  wurzel?;  und  washeisst 
paröip  i)airilniein  avliuani  Vd.  XVIII,  19?" 

Beide  fragen  Bai-tholomaes  beantwortet  Gteldner  in  einer 
anmerkung  zu  seiner  Übersetzung,  K.  Z.  XXV,  483  f.,  und  so 
charakteristisch  wie  für  jenen  die  bündige  Verwerfung  der 
fonn  hisidiäj),  so  charakteristisch  ist  filr  diesen  die  bündige 
rechtfertigung  derselben. 

Während  er  „Metrik"  §  139  nur  erwähnt,  dass  sich  un- 
sere Jast-stelle  mit  hilfe  der  Vendidad-stelle  berichtigen  lasse, 
meint  er  K.  Z.  XXV,  483,  „beide  stellen  berichtigen  sich 
wechselseitig",  und  nachdem  er,  einerseits  mit  berufung  auf 
das  metrum,  andererseits  auf  Varianten  gestützt,  in  Vd.  XVIU, 
19  me  gestrichen  und  aui  in  aua  geändert,  constatiert  er: 
dies  j.aua  gehört  zum  verbum;  in  der  dritten  zeile  ist  es  noch- 
mals wiederholt;  aua-aud-^cidai^iti  entsprechend  dem  au^ihisi- 
diäjK  Daraus  folgt  wiederum,  dass  hisidiäp  in  Jt  VÜI,  54 
eine  reduplicierte  form  der  wurzel  sad  ist,  eine  nuss,  die  die 
zendgrammatiker  knacken  müssen.  Modemer  theorie  entspre- 
cliend  wäre  die  erklärung,  dass  hisidiäp  nach  analogie  von 
liispösiMem  gebildet  sei." 

Und  bei  dieser  übrigens  keineswegs  von  ihm  ganz  nen 
erfundenen^)  herleitim^  aus  sad-  beruliigt  sich  Geldner  auch 
K.  Z.  XXVII,  243,  wo  er  dies  sad-  ausdrücklich  mit  skr.  2. 
cad-,  lat.  md-  etc.  identificiert. 

Diese  herleitung  ist  aber  —  vorausgesetzt  selbst,  dass  er 
mit  seiner  emendation  und  erklärung  von  Vd.  XVIII,  19  den 
uagel  auf  den  köpf  getroffen  hätte  —  durch  nichts  gerecht- 
fertigt. 

So  besonnen  und  richtig  es  ist,  zu  einer  steDe,  die  wir 
interi)retieren  wollen,  parallelen  zu  suchen,  so  voreilig  und 
falsch  ist  es  selbstverständlich,  jede  stelle,  welche  mit  unserer 
älinliclikeit  hat,  von  vorne  herein  und  unbedingt  für  eine  voll- 
kommene parallele  zu  erklären.  Zu  was  für  Interpretationen 
und  etymologien  wäre  sonst  die  philologie  auf  schritt  und 
tritt  gezwungen! 

Den  beweis  dafür,  dass  ,Mi(a-au(i-mdaieitv^  und  „am^^isi- 
diajr  dem  zusammenhange  nach  ein  und  denselben  verbalbegriff 
enthalten  müssen,  bleibt  uns  Geldner  stillschweigend  schuldig; 


»)  Vgl.  hierselbst  pag.  371  fussnote. 


Avestisch  hinidinp. 


er  begnügt  sich  damit,  die  stelle  aus  Vd.  XVIII,  19.  nach 
einigen  Worterklärungen  und  nachdem  er  nocli  Westergaards 
darenan  mit  berufüng  auf  Varianten    in   darenam^')  emendiert 

hat,  zn  übersetzen :  „Damit  nicht  der  teuflische  Äzi  ( )  mei- 

nei-  seele  ( )  schlinge  und  fesael  umwirft"  und  dann  den 

auf  sein  ni-sprüngliches  mass  und  metnim  reducierten  pai'a^ 
graphen  Jt.  VIII,  54  analog  zu  ttliertragen. 

Dem  beweise  vollends,  daes  die  grammatische  combination 
von  hisidia/)  mit  mdaiciti  angesichts  der  ihm  bekannten  ave- 
stischen  lantgesetze  oder  analogiebildungen  zulässig  sei,  be- 
kennt er  sich  mit  den  von  raij-  bereits  citierten  Worten  offen 
nitiht  gewachsen.  Den  einzigen  verzweifelten  kunstgriff,  mit 
dem  er  die  „nuss"  allenfalls  „knacken"  zu  können  vermeint, 
charakterisiert  er  selber  dnrch  das  pikante  prädikat:  „moder- 
ner theorie  entsprechend"  genugsam. 

Ancb  hat  weder  jemand  anders  die  von  Geldner  zu  for- 
dernden beweise  erbracht  noch  werden  dieselben  je  erbracht 
werden  können. 

Hier  litsst  also  das  exempel  einen  rest,  und  zwar  einen, 
der  noch  manchem  ausser  mir  zu  tragen  mehr  als  peinlich  ge- 
blieben sein  dürfte. 

Zur  beseitigung  der  Schwierigkeit  giebt  es  im  wesent-  I 
liehen  folgende  mittel:  entweder  wir  ändern  hisidiap  in  eine 
regelrechte  causativforra  der  wnrzel  avest.  sml-  =  skr.  ä.  {•ad-  ' 
um  —  dazu  aber  wären  wii-  nur  befiigt,  wenn  erwiesen  wäre, 
dass  hier  absolut  nur  eine  solche  forni  sinn  gäbe  —  oder  wir 
emendieren  hisidiajt  in  irgend  einer  andern  weise  —  dabei 
wäre  der  willkür  tttr  und  tor  geöfliiet  —  oder  aber  wir  wider- 
le.gen  die  behauptung  Bartholomaee,  dass  hisidiaß  eine  unforra 
Sei,  indem  wir  es  als  eine  regelrecht  aus  irgend  einer  wurzel 
Abgeleitete  form  erweisen.  Ergiebt  sich  dabei  eine  bekannte 
Wurzel  nnd  passt  zugleich  die  von  ihr  abgeleitete  form  der 
bedeutnng  nach  einigermassen  in  den  Zusammenhang  unserer 
stelle,  80  sind  wü-  am  ziele;  ist  nur  das  erstere  der  fall  oder 
aber  ergiebt  sich  eine  bisher  unbekannte  wurzel,  so  sind  wir, 
wenn  auch  nicht  bis  ans  ziel,  so  doch  immerhin  einen  schritt 
vorwärts  gekommen. 


')  Spiegel    and    DanneBteter:    derenqm.     Genau    darenqm    hat,    nach 
e  Spiegele  apparkt,  keine  handiichrift. 


362  Fr.  Burg, 

Wir  werden  natürlich  zuerst  den  letzten  weg  einschlagen, 
also  versuchen  die  form  hisi^iap  zu  retten. 

Schon  lange  vor  Bartholomaes  und  Geldners  zeit  hat  man 
in  unserm  hisidiaj)  eine  reduplicierte  verbalform  ericannt  oder 
doch  zu  erkennen  geglaubt.  Für  diese  auffassong  sprechoi 
ja  überlaut  sowol  syntaktische  erwägungen  wie  der  ansgang 
'iapy  der  sich  genau  mit  dem  der  3.  sg.  opt.  act.  eines  athe- 
matischen tempusstammes  deckt;  setzt  man  diese  alinnng  ver- 
suchsweise als  richtig  voraus,  so  ist  —  und  war  schon  lange 
vor  1877  —  der  ursprüngliche  anlaut  der  Wurzelsilbe  leicht 
zu  finden:  Da  ursprachliches  s  nach  i  hätte  zu  ?  —  geschrie- 
ben auch  allenfalls  fih,  cf.  Bartholomaes  „Handbuch"  §  149, 
anm.  2  —  oder  doch  allermindestens  —  cf.  vedisch  sisice  etc. 

—  zu  h  werden  müssen ,  und  andererseits  das  dem  skr.  f 
entsprechende  avest.  s  durch  Sy  und  nicht  durch  ä,  reduplidert 
sein  müsste ,  so  lässt  sich  unser  s  nur  mit  dem  avestischen  s 
der  inchoativstämme  (Jasa-y  jam-  etc.  auf  eine  stufe  stellen. 
Da  dieses  s  aus  ursprachlichem  sk^  —  nach  Bartholomae  sk^h 

—  hervorgegangen,  so  ist  es,  wenn  wir  mit  Osthoff  PBB.  Vin, 
544  den  reduplicationstypus  SE-ST-  „für  den  ursprünglichen 
und  in  der  gi-undsprache  noch  einzig  vorhandenen"  halten, 
um  kein  atom  verwunderlicher,  dass  eine  mit  diesem  s-  an- 
fangende Wurzel  in  der  reduplication  h-  aufweist,  als  dass  die 
mit  sk-y  sk-,  st-,  sp'  beginnenden  wurzeln  mit  /*-  reduplicieren. 
Dass  andererseits  urspracliliches  sk^  auch  unmittelbar  hinter  i 
hier  als  avest.  s  erscheint,  kann  mindestens  den  nicht  befrem- 
den, der  mit  Bartholomae  („Verbum"  p.  117  f.)  Anm-  als  in- 
choativstamm  von  i^u-  oder  („Handbuch"  §  278)  isa-  eben  so 
wol  als  inclioativstamm  von  ni-  wie  von  ai^-  zu  deuten  wagt, 
vermutlich  aber  auch  den  nicht,  der  mit  Brugmann  („Grund- 
riss  der  vergleichenden  grammatik",  Strassburg  1886,  bd.  I, 
§  589,  2)  *fs  -f  sk^o  schon  „in  der  zeit  der  idg.  lugemein- 
schaft"   zu  *uik^6  werden  lässt. 

Eine  avest.  mit  ,s-  und  doch  nicht  uranfänglich  mit  Jc^- 
anlautende  und  auf  -d  (-d)  ausgehende  wurzel  ist  nun  zwar 
längst  bekannt,  die  wurzel  avest.  send-,  sad-  („scheinen**  etc.), 
aber  mit  der  ist  hisidiaj)  des  wurzelvocals  wegen  unvereinbar; 
das  hoclitonige  seitenstück  zu  unserm  -sid-  kann  nur  -a^-  (oi'h 
'öi'  oder  -ia-  vocalisiert  gewesen  sein. 

Eine  wurzel  avest.  b-id-,  deren  s-  wir,  da  ihre  auswärtige 


Avestisch  hisidiäp,  3g3 

Verwandtschaft  nicht  angegeben,  versucht  sein  könnten  in  dem 
uns  erwünschten  sinne  zu  deuten,  hat  Geldner  K.  Z.  XXV, 
415,  bei  einer,  wie  mich  dfinkt,  recht  wenig  passenden  ge- 
legenheit,  aus  „sf^-dy  siazd,  sidi  söidi$"  erschlossen.  In  «t^d-, 
und  also  auch  wol  in  siazd-,  kann   aber   die  wurzel  avest. 

»id die  nebenbei  bemerkt  zunächst  wol  in  zwei  wurzeln 

sid'  hätte  zerlegt  werden  müssen  —  schwerlich  stecken ;  denn 
das  aus  theoretisch  erschliessbarem  d  (dJi)  -f  d  (dh)  entstan- 
dene zd  bleibt  auch  nach  anderen  vocalen  als  a,  a  erhalten, 
geht  nicht  in  ^d  über,  wie  schon  der  gegensatz  von  vista-  zu 
^i^tor,  skr.  vittor  zu  dvisHa-,  von  skr.  hödhi  („merke")  zu 
ästö^wam,  sogar  der  von  skr.  viddhi  zu  vivi44hi  mehr  als 
wahrscheinlich  macht,  avest.  gerezdüm^  väizdüm  etc.  vollends 
geradezu  beweisen.^)  Dass  in  dem  allein  und  nur  einmal  — 
Jt.  XV,  47  —  belegten  nominativ  sidi^,  welchen  Geldner  K.  Z. 
XXV,  415  nicht  übersetzt,  eine  wurzel  avest.  sid-  enthalten  sei, 
ist  allerdings  wahrscheinlich,  und  dasselbe  gilt  für  den  gleich- 
falls allein  und  nur  einmal  —  J.  LVIII,  1  —  belegten  accusativ 
neutr.  söidi?,  dem  Geldner  K.  Z.  XXV,  415,  teils  —  und  vor- 
nehmlich —  wol  erst  auf  grund  der  vermeintlichen  Verwandt- 
schaft mit  sißzd'j  teils  wegen  der  nachbarschaft  und  syntak- 


1)  Diejenigen  belege  in  Justis  „Wörterbuch^,  welche  dieser  regel  wider- 
sprechen —  er   citiert  z.  b.,   hier  und  in   manchen   analogen   fällen  mit 
Spiegel  und  anderen  gelehrten  sich  begegnend,   unter  i.  üid-  (cf.  auch 
«Grammatik**  §  70)  ein  vöi:^äi&i  aus  J.  XLIU,  13  —  beruhen  entweder  auf 
Khlechter  lesung  resp.  Überlieferung  oder  sind  an  falscher  stelle  einge- 
ordnet   Geldner  speciell  hat  diese  regel  oft,  z.  b.  auch  bei  seiner  erklä- 
ning  des  vöizd-  in  J.  IX,  81.   XXXII,  10   ausser  acht  gelassen.    £r  ist 
„Metrik"  p.  141,  K.  Z.  XXV,  193  völlig  sicher,  in  diesem  v^d-  „der  er- 
weiterten form"  „einer  wz.  vid  =  skr.  vidh,  vyadh*^  auf  die  spur  gekom- 
o^  zu  sein.    Jedoch  oö^d-  gehört  zweifellos  zu  skr.  vid-  (cf.  auch  ve(ta') 
ood  sein  ^  l&sst  sich  nur  entweder  auf  idg.  g^  oder  wie  die  ^  von  sizd- 
^d  m^d'  auf  idg.  z  zurückführen.    Das  2,   welches   diesen  letzten  ^  in 
l^id-  und   miqzd-  zur  seite   steht,   können    wir   natürlich   der   wurzel- 
^oc^lisation  halber  in  persona  neben  dem  2:  von  vöi;^d'  in  keinem  falle  zu 
^ppen  hoffen.  —  Dass  Hübschmann  K.  Z.  XXIY,  154  Roths  Schreibung 
'^tlödüm  (mit  f)  erneuert  —  die  doch  offenbar  belanglos  ist,   da  Roth 
^lb«r  die  nackte  wurzel  siazd-  (mit  2)  schreibt  —  und  diesen  fehler  sogar 
^  4ie  nackte  wurzel  verschleppt,  hat  schwerlich  irgend  welchen  tieferen 
^^^d.  —   Schliesslich  sei   erwähnt,   dass  Brugmanns  angaben  über  das 
*^8t.  Schicksal  des  uranfönglichen  d  +  rf  (dh)  „Grundriss"  bd.  I,  §  470, 
\  ^91  mindestens  irreführend  sind;   nur  §  476  steht  etwas  zugleich  rieh- 
^E^  und  klares  darüber. 


364  Fr.  Burg, 

tischen    coordiniertheit   von    vereprem,    die   bedentnng   „ver- 
scheuchung" beilegt. 

Aber  selbst  wenn  wir  mit  Greldner  gleich  noch  die  weitere 
Voraussetzung  machen,  dass  die  in  sidi^  und  söidi^  zu  ver- 
mutenden wurzeln  avest.  sid-  identisch  seien,  so  dflrfte  es 
doch  herzlich  schwer  fallen,  die  bedeutungssphäre  dieser  vnatd 
avest.  sid-  ausschliesslich  aus  dem  zusammenhange,  in  welchem 
jedes  jener  beiden  worte  steht,  durch  combination  ganz  sicher 
zu  ermitteln,  um  sodann  durch  etwa  glückliche  heranziehung 
sinnverwandter  wurzeln  aus  andern  sprachen  her  über  den 
anlaut  dieser  wurzel  avest.  sid-  endgiltig  zu  entscheiden. 

sidU^  steht  in  einer  langen  aufzählung  von  beinamen  oder 
Umschreibungen  des  windes,  speciell  zwischen  einerseits  bulitif 
(wol  —  namentlich  wegen  des  unmittelbar  voraufgegangenen 
baoJca  — :  „ßvxTtjg'')  und  andererseits  geredö  (wol:  „heuler"); 
die  bedeutung  „scheucher",  welche  ihm  Geldner  vermutlich 
vindicieren  möchte,  passt  also  ganz  gut  in  den  Zusammenhang 
und,  obwol  viele  andere  bedeutungen  eben  so  schön  pass- 
ten,  wäre  doch  vielleicht  mancher  ganz  von  selbst  gerade  auf 
„scheucher"  verfallen.^)  Dagegen  in  taj>  söidiß  taj>  verfem 
dudemaid^  hiap  neni^  .  .  .  das  söidi?  durch  „verscheuchung" 
—  und  vereprem,  wie  öeldner  KZ.  XXV,    415  thut,   durch 


*)  Die  vier  worte  haoka^  huJiti^y  sidi^  und  geredö  übersetzt  Spiegel: 
„der  reine  (?)",  „die  reinheit,"  „die  Vollkommenheit"  und  „der  heulende* 
und  commentiert:  „Bao/ca  habe  ich  zweifelnd  „der  reine"  übersetzt,  was 
freilich  mindestens  eine  correctur  in  bao^a  voraussetzt;  das  darauf  folgende 
huffiiß^  das  doch  wohl  von  bH§  abzuleiten  ist,  könnte  dazu  Veranlassung 
geben.  Sidi^  „Vollkommenheit"  sehr  zweifelhaft,  nur  nach  dem  zusammen- 
hange." 

C.  de  Harlez  übersetzt  sie:  „le  purificateur ,"  „la  purete,"  „le  succes" 
und  „le  caverneux",  indem  er  zum  zweiten  die  note  fügt:  „Oa  plntöt  1ä 
proprete"  und  zum  dritten  die  note:  „Ou  ce  qui  fait  accomplir  les  evenc- 
ments.    Comparez  Ssc.  ^ad  triompher,  gadri  =  jishnus"  (sie!). 

Darmesteter  übersetzt  sie:  „the  Quick  of  intelligence,"  „Deliverance," 
„Weifare"  und  „the  Burrow",  indem  er  das  erste  selbst  als  zweifelhaft 
bezeichnet,  für  das  dritte  die  lesung  sudif  vorschlägt  und  zum  vierten  be- 
merkt: „Gereda  is  the  burrow  of  an  Ahrimanian  creature  (see  Vend.  HI, 
10  [33];  VII,  24  [Ol]);  Vayu,  in  that  half  of  him  that  belougs  to  theEvil 
Spirit,  is  the  seat  (the  burrow)  of  Ahriman;  but  with  bis  better  half,  he 
struggles  against  the  fiend  and  destroys  him." 

Geldner  übersetzt  K.  Z.  XXIV,  143  baolca  durch  „befreier",  h^9 
durch  „befreiung". 


Aveatisch  hhittißß.  365 

(■'ehr"  —  zu  übersetzen  dünkt  mich  so  gesucht,  dass  ich 
zeugt  bin,  jeder  vorurteilslose  würde  eher  auf  meiner  seite 
,  wenn  ich  den  sinn  jenes  gebetanfanges  dahin  erraten 
te:  „als  waffe,  als  wehr  legen  wii-  an  die  andacht  .  .  ."') 

dass  das  tertium  comparationis  zwischen  „waffe"  und 
id"  einzig  und  allein  das  „scheuchen"  sein  könne,  wird 
and  behaupten. 

Also  die  wui-zel  unseres  hisiiiäji  ist,  abgesehen  von  eben 
ir  form,  vorläufig  aus  dem  Avesta  seihst  nicht  sicher  zu 
fen;  wir  müssen  uns  an  die  verwandten  sprachen  wenden. 
1  hier  scheint  eine  wurzel  sk'id-  (dit-)  bisher  noch  nicht 
eckt  zu  sein,  aber  wer  weiss,  ob  daran  die  sprachen  und 
;  etwa  die  Sprachforscher  schuld  sind! 
Der  vorhin  angeführten  wnrzel  avest.  send-,  sad-  (schei- 

etc.)  entspricht  anerkanntermasseu  im  skr.  chauä-,  chad-. 

)  oder  ungenauer,  aber  deutsi-her:  „A!a  wehr  und  waffe  legen  wir 
adacht  BD  ..."  ^   Übrigens  lege  ich  auf  die  Übersetzung  des  dadt- 

gerade  durch  ^wir  legen  an"   kein   so  grosses  gewicht;  meinet- 
Q  mag  es  auch  bedeuten  sollen:    „wir   machen  (za  unserer   wehr 
raffe  die  andacht)"  odtr  dgl. 
ipiegel  übersetzt:  „Diesen  nutzen,  diesen  sieg  geben  wir:  nämlich  das 

.  .  ."  und  commentiert :  „Söiiti$  ist  iin.  Uy.  und  wird  von  der  tra- 

mit  Büntzen"  übersetzt.  Ea  ist  eben  so  schwer,  sich  von  der  richtig- 
diescr  iradition  zu  überzeugen,  als  eine  andere  genügende  erklllrung 
Gilden.  Wie  schon  Jastl  richtig  bemerkt  hat,  kann  sciifi>  nicht  von 
mmen,  man  mti.'iste  denn  naoidif  lesen,  woCtir  aber  die  handachriften 

sprechen.  Das  wort  scheint  auf  eine  Wurzel  si  oder  vielleicht  aach 
irQckzugehen ,  die  wir  aber  nicht  kennen.  Verepra  habe  ich  mit 
'  übersetzt,   so  übersetzt  auch  die  tradition  an  anderen  stellen,  aber 

an  der  nnsrigen;  die  huKväreschübersetzuug  scheint   es   mit  1DK3 

ich'  zu  geben,  so  haben  es  auch  die  neueren  tibersclzer  rcratanden, 

it  diese  bedeutung  unwahrscheinlich,    obwohl  sie  sich  alleufatls  ely- 

lisch  begründen  liesse," 

Uerau  mnss  ich  bemerken,  dasa,  nach  GeLdner's  ausgäbe,  zwei  faand- 

ten,  nämlich  K.  i  und  S.  wirklich  mdidif  bieten;  Jedoch  liest  auch 

m  nach  wie  ror  sfüditi. 

'..  de  Harlez  übersetzt:  „Nous  otTrona  cet  (acte  de  cultc)  qui  dffend  et 

je,  cette  pri&re  .  .  ."    und    fügt  zu  „deCend"  die  lehrreiche  noie: 

hia.  Hae.  sidh.  sedhämi"  (siel). 

'on  Darmesteter  ist  mir  keine  Übersetzung  dieser  stelle  bekannt,  doch 

ich  erwähnen,  dasa  auch  er,  wenigstens  bei  oder  zur  crkUrung  von 

■ert/wa-  („Jttudes  irauienaes"   bd.  U,  18U),   meint:   „ecrtpra  semble 

ler  .cuirasae'*;  sonst  übersetzt  et  vereßra-  allerdinga  wol  nur  durch 

im*,  nvictory"  etc. 


366  Fr.  Burg, 

Nach  diesem  Verhältnis  ergäbe  sich  fiir  avest.  s^id-  im  skr.: 
chid'  —  eine  ja  vielbelegte,  auch  in  anderen  sprachen  reich- 
lich vertretene  und  ihrer  indogermanischen  bedeutnngssphilre 
nach  vollauf  gesicherte  wurzel,  die  nur  den  einen  fehler  hat, 
dass  sie  stets  mit  sk--  (sJ^h-)  und  nie  mit  sk^-  angesetzt  wird. 

Bartholomae  giebt  „  Handbuch '^  §  118  als  einzigen  ihm 
bekannten  beleg  für  arisch  /f  =  (apers.,)  avest.  Ic  den  praesens- 
stamm  sUindaia-  und  identiflciert  diesen,  unter  vergleichong 
von  üyj%(a  resp.  lat.  sc'mdere,  wiederholt  vollkommen  mit  skr. 
chifidaya-,  einem  praesensstamme ,  der  mir,  beiläufig  bemerkt, 
sonst  nie,  wenigstens  nicht  als  belegbar,  begegnet  ist.  Eben 
so  setzt  Brugmann  in  seinem  „Grundriss"  avest.  fJcifid[ai^H] 
=  skr.  chindl'inäsy  -anti]  und  führt  beides  auf  eine  idg.  wurzel 

sk^haid in  seiner  Schreibung  sqhaid zurück;  cf.  bd.  I, 

§  354,  §  475,  §  478,  §  553,  3.  Aber  nirgend  findet  sich  in 
jenem  „Handbuch"  eine  andeutung  noch  in  diesem  „Grundriss" 
eine  regel,  dass  idg.  sk^h  unter  bestimmten  bedingungen  zu 
skr.  ch  werde.  Ja,  setzen  wir  auch  als  Brugmanns  wahre 
herzensmeinung  voraus,  dass  die  wurzel  idg.  mit  s  -f  'J^^* 
aspiriertem  k^  angelautet  habe,  wir  finden  doch  bei  ihm 
immer  nur  die  regel ,  dass  idg.  sk\  k^sk^  u.  s.  w.  im  skr.  ch 
(cch)  ergebe;  cf.  §  400,  §  557,  2,  §  401,  §  589,  2,  §  352. 

In  seinem  der  hauptsache  nach,    wie   mir  scheint,  ver- 
fehlten  aufsatze   über   „Indogermanisch   k^h   in  den  arischen 
dialekten"  KZ.  XXVII,  306  tf.  hat  Bartholomae  freilich  einen 
weg  ven-aten,  auf  welcliem  skr.  ch-  aus  skVi-,  wenigstens  vor 
den   vocalen   e,   /  etc.,   hervorgegangen   sein    soll.     Er   stellt 
hier  pag.  368  die  discrepanz  zwischen  ski*.  y.skhälute  —  chäh^ 
der  zwischen  ,,s})ä^as  —  pdi^yati''  etc.  gleich  und  erklärt  diese, 
wie,    principiell   mit   ihm    übereinstimmend,    auch    Brugmann 
(„Grundriss"  bd.  I  §  589,  3  und  öfter),   durch  die  hypothese 
eines   idg.   sandhi,    welcliem  wurzelaulautendes  s-  vor  cons.i 
unmittelbar   nach  gewissen  consonanten,    zum  opfer  gefallen 
sei,   während  es  bei  unmittelbar  vorausgehendem  vocal  intact 
geblieben.    Damit  scheint  auf  den  ersten  blick  auch  zwischen 
skr.  chind'  und  avest.   sKind-  friede  gestiftet  —  wenn  schon, 
beide  „etymologisch  gleichzusetzen",  dann  nicht  mehr  möglich. 
Aber  sehen  wii-  etwas  genauer  zu ,  so  kann  es  uns  nicht  ent- 
gehen, dass  die  hauptstütze  jener  hypothese,  eine  stütze,  deren 
sich  freilich  Bartholomae  und  Brugmann  gar  nicht  bedienen, 


ATestisch  hisi^^ß.  367 

in  unserem  falle  versagt:  die  perfectformen  der  wurzel  skr. 
spag-  zeigen  ausnahmslos  das  s-  erhalten,  ein  *papage,  *päpage 
oder  *p  s  ge  giebt  es  nicht,  sondern  nur  ein  pa  sp  age;  dagegen 
lautet  die  wurzel  skr.  chid-  im  perfect  gerade  so  an  wie  im 
praesens,  es  heisst  cichide  wie  chindhi,  Ist  nun  trotzdem 
der  anlaut  von  clmidhi  mit  dem  von  pägyati  auf  eine  stufe  zu 
stellen? 

Ich  glaube,  nicht.  Denn  die  erklärung,  welche  J.  Schmidt 
KZ.  XXVn,  333  für  das  -ch-  von  mfirchati  etc.  gegenüber 
dem  'kh-  von  mürhhor  (cf.  got.  -malsk')  etc.  gegeben  hat, 
und  welche  auf  die  von  Bartholomae  selbst  KZ.  XXVII,  367 
sanctionierte  hjrpothese  einer  bedingten  „Vermischung  der 
beiden  gutturalreihen"  hinausläuft,  ist  sowol  auf  das  ch- 
von  chala-  wie  von  chid-  durchaus  anwendbar  und  verdient 
vor  Bartholomaes  erklärung  deshalb  bei  weitem  den  Vorzug, 
weil  in  den  meisten  durchsichtigen  f&llen  skr.  ch  (eck) 
deutlich  auf  dentale  muta  —  aspirierte  oder  unaspirierte  — 
+  k^  oder  auf  s  -{-  k^  oder  endlich  auf  gewisse  consonanten- 
gruppen,  deren  letzter  bestandteil  s  -{-  k^  gewesen,  zurück- 
geht, und  wir  vorläufig  mit  der  hypothese  auskommen,  dass 
es  in  allen  übrigen  —  durchsichtigen  und  undurchsichtigen  — 
fällen  analog  zu  erklären  sei. 

Genau  so  wie  mürchati  neben  mürkhä-  ist  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  also,  mutatis  mutandis,  skr.  chidrä-  neben 
lit.  skedrä  aufzufassen,  d.  h.  der  wurzel  skr.  chid-  entspricht 
idg. :  sk^idr  oder  —  den  Verfechtern  der  idg.  tenuis  aspirata 
zu  liebe  und  weü  es  darauf  mir  hier  nicht  ankommt  —  sk^hid-. 
Und  hiervon  kann  avest.  hisidiäjt  die  reduplicierte  3.  sg.  opt. 
(praes.  oder)  perf.  act.  sein.*) 

Machen  wir  jetzt  die  probe,  ob  hisidiäj)  als  eine  form  der 
wurzel  skr.  chid-  auch  der  bedeutung  nach  einigermassen  in 
den  Zusammenhang  von  Jt.  VHr,  52—55  passt,  so  bemerke 
ich  vorweg,  dass  ich  nicht  umhin  kann,  mich  Geldner's  text- 
redaction  von  §  54  anzuschliessen ,  d.  h.  paröijt  und  avhuqm 
zu  streichen,  dass  aber  derjenige,  welcher  diese  Streichung  als 
unberechtigt   oder  gar  unmöglich   erwiese,   dadurch  eben  so 


1)  Avest  sUindaicL'  dagegen  kommt  wol  weder  von  sk^id-  noch  skHd-^ 
sondern  ist  wahrscheinlich  zu  sktMa-  („hruch")  zu  stellen  wie  slci'^ba%a'  zu 
sktmba»» 


L 


J  Fr.  Burg, 

wenig  meine  erklärung  von  hisidfäji  schon  wii 
wie  derjeiiige,  welcher  nur  fiir  pairiptiem  eine  von  den  im 
folgenden  vorgeschlagenen  abweichende  bedeutung  sicher  er- 
mittelte. 

pairipuem  hat  Geldner  etjTnologisch  KZ.  XXV,  483  M? 
spreobend  ans  „pain-tim,  dessen  specielle  l>edentang  !a 
Äresta  klar  zu  tage  tritt",  erklärt.')  Wenn  er  aber  als  eben 
diese  specielle  bedeutung,  von  der  aus  er  zn  „nmgamaiig, 
schlinge"  für  imiripm-m  gelangt,  hinstellt:  „umwinden;  jemanden 
mit  einem  strick  umbinden ,  absperren ,  abhalten"  und  als 
beweis  —  fante  de  mieux  —  nur  „J.  LXXI,  15  pairi  tf  tanaiia 
.  .  .  uniänem  ha^a  a/eiytäp  aohaoji  ,ich  ^ill  deine  Seele  von 
der  hölle  fernhalten'"  beibringt,  so  ftbei-rascht  die  kfllulifät 
seiner  Synonymik.  Auch  in  dem  correäpundierenden  satze  J. 
XIX,  1  bedeutet  jtairi-ian-  weiter  nichts  als  „femhalteD"; 
nur  kann  man  ihm  liier  die  nuance  unterlegen;  „verweisend 
fernlialten,  verstossend  ausschliessen,"  während  J.  LXXI,  15 
das  „feiTihatten"  su  ^iel  ist  wie  „rettend ,  beh&tend  fern- 
halten."') Beide  male  ist  ja  sogar  angegeben,  auf  welche 
distance,  auf  wie  viel  abstand,  femgehallen  wii-d.  Wo  Don 
in  aller  weit  umwindet  man,  umbindet  man  jemand  gleich  mit 
einem  stricke,  nur  um  ihn  von  einem  bestimmten  terrain  oder 
dgl.  fernzuhalten?  Hier  zu  laude  wird  umgekehrt  das  lerrajn 
oder  dgl.,  von  dem  man  leute  fernhalten  will,  umwunden,  aiit 
einem  stricke  nmbnnden  —  falls  es  nicht  etwa  durch  kdnst- 
lichere  mittel  abgesperrt:  ivird.  „Umwinden;  jemandeo  mit 
einem  strick  umbinden"  ist  also  ungefähr  eben  so  wenig  ito 
im  Ävesta  zu  tage  tretende  specielle  bedeutung  von  pniri-tow- 
wie  die  im  ski.  zu  tage  tretende  specielle  bedeutung  thh 
Neriosenghs  vi^lPHhayünü.  Knüpft  man  pairijinem  überhaiilil 
an  pairi-tan-  an  und  geht  man  von  der  wii'klichen  im  Avesti 
klar  zu  tage  tretenden  specielleu  bedeutung  dieses  verbs  aift 
so  kann  man  für  paiitpiiem  höchstens  zu  den  bedeutüngeu- 
„femhaltung,  sperre,  wehr,  Umfriedung,  gi-enze"  oder  dgl  g«' 


■)  n»  Umgang  lieh  ist  dieae  et;mologie  keincsfalla;  scIidd  «eil  u''' 
jede  beliebige  bub  ihr  für  jiairipna-  gefolgerie  bedcutong  dieBem  gUfl""* 
aueh  {lana  beilegen  läBsl,  wenn  man  -pna-  ah  blosses  themasaffix  betnchK') 
wie,  nach  ihren  riberseuiingen  zu  urleilea,  maoche  bisher  gcthan  iutlf- 

')  Spiegel  gebraucht  beide  male:  hinweg  btingen,  C.  de  Bt^ 
J.  LXXI:  elever  ^au  dessuB),  J.  XIX:  eloigner,  6cart«r. 


Avestisch  hisidiaß.  369 

langen.  Indes  denke  ich  eben  so  wenig  daran,  eine  dieser 
bedeutungen  zu  decretieren  wie  über  die  Geldnersche  den 
Stab  zu  brechen;  denn  für  die  letztere  könnten  leicht  schon 
die  beiden  stellen  sprechen,  an  denen  pairijnieni  sonst  noch 
vorkommt,  der  oben  pag.  359  bereits  angeführte  passus  Vd. 
XVm,  19  —  wiewol  ich  der  Geldnerschen  lesung  aua  daretiqm 
sadaifiti  und  Übersetzung:  „fessel  umwirft"  nicht  recht  trauen 
kann  —  und  Vd.  XIX,  28—29.  Hier  heisst  es,  dass  nach 
dem  tode  des  menschen  die  teufel  hinterher  pairijmem  kere- 
netit^  oder  —  wie  Westergaards  K  9,  vielleicht  beachtenswert, 
schreibt  — pairijniem  dereniflti^)  und  dass  zu  ende  der  dritten 
nacht  einer  der  teufel  die  seele  des  sündigen  todten  bastem 
vädai^ti  („gebunden  wegführt").^) 


I)  Sonstige  yarianten  (nach  Westergaard  and  Spiegel  zusammen): 
pairipnem  kerenMi^  —  kerenenti;  pairisinem  kerenent^j  pairiinem  — /  pairi 
sinem  kerenenti, 

')  Die  pehlevi-übersetzungen,  für  deren  erklärung  ich  den  herren  prof. 
Sachau  und  dr.  Andreas  verpflichtet  bin,  werfen  beide  male  nur  ein  so 
unsicheres  licht  auf  den  Avesta-text,  dass  selbst  die  Verehrer  der  tradition 
hier  betrachtlich  von  ihnen  und  unter  einander  abweichen. 

Der  passus  Yd.  XVUI,  19  soll  nach  Spiegel  („Commentar**)  etwa  be- 
sagen: mich  „möchte  der  von  den  Da^was  geschaffene  Azis^  angreifen,  „er 
strebe  zu  entreissen  die  seele''  oder  „er  kommt  zu  entreissen  die  seele". 

Justi  („Wörterbuch'')  übersetzt  ihn:  „zu  mir  würde  Azi  vorher  (.  .  .) 
mit  kämpf  zur  entreissung  der  weiten  kommen.'' 

Hang  („Essays"'):  „the  demon-formed  Azi  (.  .  .)  may  get  at  me,  he 
leems   clinging  around  (my)  life." 

C.  de  Harlez:  „(Sans  cela)  Azis  la  cr^ature  des  dövas  viendrait  m'as- 
gailÜr;  il  veut  m'  enlever  la  vie." 

Darmesteter:  „Here  comes  Azi,  made  by  the  Da^vas,  who  is  about  to 
strire  against  me,  and  wants  to  put  out  my  life." 

(pasUa)  pairipnem  kerenenti  da^va  Vd.  XIX,  28  soll  nach  Spiegel 
(„Commentar" ,  wo  als  Rückerts  Übersetzung  angeführt:  „nachher  machen 
die  Daewas  Umkreisung  oder  anstrengung"  und  als  Kossowitschs :  „postqnam 
tentamen  fecerint  da^vi")  bedeuten:  „die  Daewas  unternehmen  kämpf"; 
nach  Justi  ungefiUir  dasselbe. 

Haug  („Essays"*):  „[(Paz.)  . . .  when  the  . . .  demons  make  destruction 
(of  his  life)]." 

C.  de  Harlez:  „alors  les  d^vas  . . .  vicnnent  röder  autour  (de  lui) .  .  .'*» 
wozu  u.  a.  bemerkt  wird :  '„pairipnem  k.  ils  fönt  une  allee  autour.  On  pour- 
rait  tradnire  aossi:  Les  d^as  fönt  une  attaque." 

Darmesteter:  „then  the  .  .  .  Da^as  assail  him". 

Zu  dem  hastem  des  folgenden  §  citiert  Darmesteter,  mit  Verweisung 
auf  Yend.  Y,  8,  aot  dem   pehlevi-commentar:   „"Every   one    has  a  noo^e 

ZeiUehxift  fttr  rergl.  ^nclii.  K,  F.  IX.  3  a.  4.  24 


370  Fr.  Bw«. 

Bei  Geldnei-s  bedeutung  „umgarnung,  schlinge"  fBgt  sich 
nun  auci'hisidiäjf  etwa  in  dem  sinne  „zenisse",  „könnte  zer- 
reissen^  so  vorzüglich  in  den  Zusammenhang,  dass  man  bei 
einiger  Überlegung,  aber  ohne  jede  etymologische  grübelei,  zu 
allemächst  gerade  diesen  sinn  in  aua-hisidiäj)  suchen  müsste. 
Denn  wenn  es  in  §  55  heisst,  dass  der  stem  die  unholdin 
„bindet"  oder  —  wie  wii'  ädarezai^iti  mit  eben  so  viel  recht 
tibersetzen  dtirfen  —  „gebunden  hält",  was  ist  da  natürlicher, 
als  dass  die  unholdin,  wenn  jener  stem  nicht  wäre  oder  nicht 
so  mächtig  wäre,  wie  er  ist,  ihre  „umgamung",  ihre  „schlinge^ 
jeden  augenblick  zeiTeissen  könnte,  um  unter  der  ganzen 
menschheit  —  nicht  umher  zu  schleichen,  nein  —  umher 
zu  rennen,  umher  zu  „tollen"! 

Da  sich  nur  bei  Geldners  auflfassung  von  pairipuem  das 
zl  des  §  55  —  und  zwar  im  sinne  eines  parenthese  einleiten- 
den „nämlich"  —  völlig  ungezwungen  anschliesst,  während 
bei  jeder  andem  auslegung  von  pairi])nem  viel  eher  ein  „aber* 
im  anfang  von  §  55  zu  erwarten  wäre,^)  so  stehe  ich  nun- 
mehr nicht  länger  an.  Geldners  deutung  von  pairipuefn  sogar 
zu  empfehlen. 

Stösst  man  sich  jedoch  —  was  man  schwerlich  nötig  hat 
—  au  dem  genitiv  vlspah^  avhcnif  astuatö,  etwa  weil  dieser 
gen.  zu  voller  —  ich  möchte  sagen:  concreter  —  geltung 
nur  kommt,  wenn  man  ihn  gedanklich  zu  Cilia  pairUca  dm- 
raiti  zieht,  von  dem  er  im  texte  durch  pairipne>n  aya-/</.s> 
diäj)  getrennt  ist,  so  mag  man  ilin  mit  pairipnem  verbinden, 
letzteres  etwa:  „gehege",  „einfriedigung",  auch  „umkreis^ 
„Weichbild"^  oder  dgl.  übersetzen  und  auci-hisidiäj}  etwa: 
„durchbräche",  „könnte  diu^chbrechen",  und  mit  dem  ei  des 
§  55  mag  dann  auch  fernerhin  jeder  sich  nach  seiner  weL>e 
abzufinden  suchen. 


cast  around  bis  neck :  whcn  a  man  dies ,  if  he  has  been  a  righteous  maD, 
ibe  noose  falls  from  bis  neck;  if  a  wicked,  tbey  drag  bim  with  that  noose 
down  iiito  bell"." 

1)  Dieselbe  empfindung  haben  auch  C.  de  Harlez  und  Darmesteter 
gehabt,  die  (vgl.  nächste  fussnote)  jmirißmm  auch  hier  ganz  anders  fassen 
als  Geldner;  sind  sie  doch  so  kühn  ;:7  geradezu  durch  „mais"  resp.  ^but*^ 
zu  übersetzen.  —  Das  ;:7  unseres  eigenen  paragrapben,  des  §  54,  das  nicht 
allein  bei  Geldner,  sondern  auch  bei  Darmesteter,  C.  de  Harlez  und  Spiegel 
eigentlich  gar  keinen  Widerhall  gefunden,  und  das  Justi  mit  „nemlich* 
übersetzt,  Hesse  sich  deutsch  wol  am  ehesten  durch  Ja*^  ausdrücken. 


Avestisch  hhldj^lf.  371 

Selbst  so  könnten  wir  mit  unserer  probe  noch  ganz  zu- 
frieden sein.^) 

Dass  die  vorhin  erwähnten  worte  sid'is  und  söidk  dieselbe 
Wurzel  wie  hisidiäß  enthalten,  bleibt  zwar  nach  wie  vor 
zweifelhaft,  ist  aber  immerhin  nicht  unwahrscheinlich;  denn 
suchen  wir  die  skr.  ebenbilder  dieser  worte,  so  finden  wir  im 
PWb.  einen,  allerdings  nichts  weniger  als  vedisch  belegten, 
stamm  chidi-  und  als  seine  erste  bedeutung:  „der  da  ab- 
reisst",  ein  epitheton,  wie  wir  es  uns  für  den  wind  nicht 
besser  wünschen  können;  ein  *chedis  verzeichnen  BR.  aller- 
dings nicht,  aber  eine  andere  ableitung  aus  derselben  wurzel, 
chidirä-,  hat  angeblich  geradezu  die  bedeutung  „schwert". 

Die  grammatischen  Schlüsse,  die  man  aus  hisidiäß  als 
einer  reduplicierten  form  der  wurzel  ski\  chid-,  indem  man 
nunmehr  den  spiess  umkehrt,  zu  ziehen  berechtigt  ist,  liegen 
80  auf  der  hand,  dass  ich  auf  ihre  darlegung  verzichten  zu 
können  glaube.^) 

Berlin,  märz  1887.  Fr.  Burg. 


»)  Spiegel,  Justi,  C.  de  Harlez  und  Darmesteter  behalten  selbstver- 
ständlich paröiß  und  avhuqm  bei,  der  letzte  ergänzt  sogar  das  aua  nach 
Vd.  XVIII,  19  zu  a^a'(^cr€nqv^, 

Spiegel  übersetzt  (cf.  Übersetzung  und  „Coramentar") :  „so  würde  alle 
tage  und  nlle  nachte  diese  Pairika  Duzhyäirya  krieg  führen  gegen  die 
ganze  mit  körper  begabte  weit,  sie  würde  die  seele  angreifen,  indem  sie 
umherläuft;'^  wobei  jedoch  di^raiti  das  hauptverbum,  hifddjpj)  untergeordnet 
sein  soll. 

Justi  („Wörterbuch**  sub  pairißna-  und  sad-):  .  .  .  „würde  mir  hier" 
.  .  .  „vorher  in  der  ganzen  weit  wiederholt  kämpf  gegen  die  weiten  be- 
werkstelligen, indem  sie  umherläuft.** 

Beide  bezeichnen  hisidjßj)  als  intensivum  von  sad-,  das  Justi  im 
, Wörterbuch**  aUerdings  noch  sowol  mit  skr.  ^ad-  wie  mit  apers.  ßad- 
identificiert. 

C.  de  Harlez:  „alors  cette  Pairika-Duzhyäirya  viendrait  tous  les  jours, 
toutes  les  nuits,  combattre  le  monde  corporel;  cette  möchante  assaillirait 
le  monde  vivant  de  toutes  parts.** 

Darmesteter:  „Then  all  day  long,  all  night  long,  that  Pairika  Du2- 
y&irya  would  wage  war  against  this  material  world  of  mine,  wanting  to 
extinguish  its  life,  and  she  goes  on,  rushing  upon  and  around  it.** 

*)  Leider  erst  nach  der  drucklegung  obigen  artikels  entdecke  ich, 
dass  Hübschmann  bereits  ZDMG.  XXXVIII,  425  dieselbe  erklärung  der 
form  hisidjfiß  wie  ich  gegeben  hat. 

24* 


372  Whitley  Stokes, 

Irish  Glosses  and  Notes  on  Ghalcidins. 

The  Bodleian  library  contains  a  manuscript  of  Chalddins' 
translation  of  and  commentary  ou  the  Tinmeiis  of  Plato,  which 
has  been  used  by  Fabricius,^)  described  by  O'Conor,*)  and 
mentioned  by  Wrobel.^)  The  codex,  which  is  marked  Auet  F. 
3.  15,  is  a  small  quarto,  containing  68  folios.  Three  hand- 
wiitiiigs  are  discernible ;  but  all  are  Irish ,  and  all  of  the 
twelfth  Century.  The  Chalcidius,  with  which  the  codex  be- 
ging, is  entitled  in  red  ink:  „Ossio  Calcidius",  and  then  in  black: 
„Ossius  liispaniae  episcopus  fuit.  Calcidius  uero  archidiaconns 
fuit.'^  The  Chalcidius  ends  at  fo.  24  b.  Then  comes  an  astro- 
nomical  treatise  de  die ,  de  nocte  etc.,  and ,  lasüy ,  there  is, 
according  to  O'Conor,  a  treatise  on  the  Oategories  of  Aristotie. 

Most  of  the  foUowing  glosses,  and  all  the  following  notes, 
were  discovered  and  transcribed  by  Mr.  C.  Plummer.  He 
generously  sent  me  liis  transcript,  which  on  14  March  last 
I  collated  with  tlie  ms.,  discovering  five  additional  glosses. 

Li  the  present  paper  the  glosses  and  letters  in  paren- 
thesis  are  in  the  ms.  interlined. 

fo.  2  b,  2.  uereor  tarnen  ne  ß  nad  necma),  ut  sunt  uagi 
(ina'nul)  palantesque  nee  certis  propiiisque  sedibus  ac  domicilis, 
pliilosophoruni  mores  etc.  [Wrobel  p.  10]. 

3  b,  1.  iarfps  in  left  margin,  opposite  Narrabat  ergo  (vd 
euim)  grandis  natu  etc.  [Wrobel  p.  12,  11.  4,  5]. 

71),  2.  utrum  (+  riadr)  emim  (sie)  ex  duobus  contiiieret 
omnia  iion,  ut  opinor,  liciueret  etc.  [Wrobel,  p.  27,  1.  20]. 

13  b,  2.  Qui  quidem  aestus  propterea  et  initio  et  nnnc 
us(iue  sensus  eogiiominantur  maximos  uiolentosque  motus  cientes 
cum  naturali  deriuatione  iugiter  et  sine  intermissione  effluente 
circuitus  aniniae  quasi  quibusdam  turbinibus  simul  quatiunt 
illum  (iiiidem  prouidum  eins  ccnisultumque  motum,  scilicet  eius- 
(lem  curculi  (sie)  cuius  est  orbicidata  circumuolitAtio  (f  estus) 
statuentes  et  contra  quam  (}  midds)  illa  mouetur  operantes 
imperiumque  eins  respuentes.  I  have  not  ventured  to  pmictuate 


»)  At  the  end  of  the  secoud  volume  of  his  editiou  of  S.  HippolytQS, 
Hamburg,  1718. 

«)  Bibliotheca  MS.  Stowensis,  1818,  vol.  i.  pp.  399.  400. 
')  riatouis  Timaeus  interprete  Chalcidio,  Lipsiae,  1876. 


IrUh  Glosses  and  Notes  on  Chaicidius.  373 

this   sentence,   wliicli  I  do  not  understand,   even  in  Wrobel's 
edition  [Wrobel  p.  48,  U.  12—19]. 

14b,  1.  Nnnc  uero  diuinae  prouidentiae  spectari  pensum 
("«f  erniud)  conuenit  ex  membrorum  rationabili  conformatione 
quae  suscipiei^o  nitali  nigori  caelestis  adparabat  prospicientia 
[Wrobel  p.  50,  U.  13—15]. 

14b,  2.  Est  autem  caput  praeter  ceterum  corpus  honora- 
tius  et  optimati  quodam  eminentia,  cui  reliqua  membra  domi- 
nanti  parent  et  obsequuntur  iure  meritoque  subiecta  ne  sine 
sede  humiliter  in  imo  plane  iacens  asperas,  cum  moueretur, 
terrenarum  lacunarum  offensiones  procliuitatis  (\  süas)  et  item 
declioitatis  (\  sis)  in  curruret  (sie)  maxime  cui  esset  necesse 
cuncta  motuum  genera  experiri  [Wr.  p.  50—51]. 

15b,  1.  hie  docet  plani  specidi  et  rotinidi  naturam,  Dex- 
trae  porro  partes  que  sunt  sinistrae  uidentur  in  eisdem  spe- 
culis  insolito  quodam  more  [in  marg.  +  in  nähen  des  isinleith 
cli  in  scäith  uel  e  contra],  propterea  quod  dexteris  partibus 
nisus  contra  sinistram  partem  speculi,  sinistris  item  contra  dex- 
teram  positis,  motu  facto  corporis  ex  aduerso  partes  eins  unde 
motus  fit,  gesticulatur  motus  imago  [Wr.  p.  54]. 

15  b,  2.  Licet  enim  corporea  sint  fundamenta  (+  strumenta) 
omnium  sensuum,  quod  tamen  sentit,  alienum  (ocns  se)  a  na- 
tura corporis  excipit  sensus  puro  et  incorporeo  uigore  [Wr. 
p.  55). 

16a,  1.  Sed  quod  ex  omnibus  quae  sunt  intellectum  pru- 
dentiamque  habet,  sola  (6n)  anima  [in  marg.  in  alio  sola  est 
anima]  hoc  porro  inuisibile  [Wr.  p.  55]. 

16  b,  1.  Nobis  uero  causa  dicenda  denionstrandaque  uide- 
tnr  diuini  muneris  quod  prouidentia  commenta  est  salubriter 
•wictenus.  Deum  (eni)  oculos  hominibus  idcirco  dedisse,  ut 
dentis  prouidentiae  circuitus  etc.  [Wr.  57].  Here,  under  hac- 
tenus,  is  written  bid  fere  uel  foedere  in  aliis  libris. 

18b,  2.  Estne  aliquis  ignis  seorsum  positus  et  incommu- 
^cabilis  item  ceterae  species,  quas  concipientes  mente  dicimus 
*^iiiper  separatas  a  coetu  corporearum  specierum  fore  arche- 
*ypa  exemplaria  rei  sensilis,  an  haec  sola  sunt  quae  uidentur 
^^laeque  corporis  intentione  sentimus,  nee  praeter  haec  ulla 
^t  uspiam  sed  frustra  praesumitur  [in  marg.  vel  -untur] 
^^   [in  marg.  +  conda^]   intelligibiles   species,   quarum   sint 


374  Whitley  Stokes, 

imagines  sensiles,  easque  nihil  aliud  esse  quam  nerba?  [Wr. 

p.  65.] 

21  a,  2.  lower  margin :  is  mithig  imthecht  tdnic  inld  fechtsa, 
23  a,   2.    eundem  explens   (}    aforcenna)   circnlum   (Xu. 

annis).  ^ 

23  b,  2.   eadem  nanque   Stella  Veneris  motatis  annnatiin 

uicibus  nunc  Vesper  nunc  Lucifer  appellatur  (\  hliadain  tair 

dofurgaib    rengren,    bliadmyi    tiar    dofurgaib   ind[e]gaid  funid 

grene) 

media  uero  tam  staturae  (\  delbce)  quam  uelocitatis. 
24b,  between  tlie  columns:  pila  f  liathroit 
24b,  1.  quod  ß  anmn)  eo  maxime  aflSrmant. 

25  a,  1.  quanto  inferior  angelis  tanto  est  ceteris  morta- 
libus  superior  in  marg.  \  ar  isindnim  astuichtarclm  atat  aingU, 

35b,  bottom  margin:  ade  nime  follsig  hisJat  doronad 
a(r)raier  isindeclais. 

36b,  bottom  margin:  Mauron  graece  nigrum  latine  inde 
moerio  et  inde  Mauritania  ciuitas  Maurorum  +  nigrorum  et  inde 
sldn  cesad  Maurorum  +  nigrorum  et  inde  meare/i  +  syner  addita 
litter a  s. 

icualge  rosmbm  imhdlhuhea  fortir  gid  cur  on  7  ni  icill 

37  a,  bottom  niargin:  gobio  uel  gobios  graece  fabric^ns 
latine  dicitur  unde  dicitiir  goha. 

38a,  top  margin:  Delerus  +  defectus  aetate.  a  graeco 
laram  uel  delaram  +  defectus  aetate  +  defectus  lira  +  recto 
ordine  aetates  lira  gi-aece  rectus  ordo  aratr[i]  \atlne  dicitur 
delero  hailedaigim  ase. 

39a,  top  marg.  feil  molasse  mnoclit 

61a,  top  marg.  ade  ropreid  sei  tuihcnada  7  coti  .^lan 

62b,  top  marg.  feil  henedict  indiii  tanic  nmite  diu  chmiri 
praicepta 

68  b,  left  marg.  [a]utentica  persona  (+  inp^rso  chninmnil). 
per  ma  foi  (f  apud  francos)  «f  per  meam  fidem.  ma  fan  (apud 
romanos) 

68  b,  bottom  marg. 

Marfan  milid  niac  noem  neirt 
ropsciafh  diten  diän  diarctirp 
7'omniain  gabriel  gobo  secht 
aringalar  nanfial  nolc. 


Irish  Glosses  and  Notes  on  Chalcidiiis.  375 

Commentary. 

2b,  2  7iad  n-ecma  (quod  non  accidat)  =  nad  n-ecmai  Ml. 
15  d  5.  22  c  8.  nad-n  G.  C.  741 :  ecmai  the  dependent  form 
of  the  act.  s-ivX.  sg.  3  of  aith-cnm-angim ,  see  Thurneysen, 
Rev.  Celt.  VI.  137. 

inaind  pl.  nom.  msc.  of  inandf  0.  Ir.  inanu  'the  same'. 
Here  inaind  means  that  uagi  and  imlantes  are  s}'nonyinons. 

3b,  1.  laH^s  is  obscure  to  me.  If  the  scribe  meant  iaüe's 
the  gloss  might  be  read  iaiiecht  (after  going);  but  this  would 
yield  no  appropriate  meaning. 

7  b,  2  da  de  „which  of  the  two?"  Here  cia  is  the  inter- 
rogative pron.  =  W.  pivy,  and  de  (also  in  cechtar  de,  nechtar 
de,  G.  C.  349)  seems  to  be  a  genitive  dual  =  Skr.  tayos,  0. 
Bulg.  tojn,  cia  de  f  cia  dih,  O'Dav.  p.  76,  s.  v.  dellui. 

13  b,  2.  The  glossator  here  seems  to  have  taken  quam  to 
be  the  conjunction:  andas  is  the  Middle-Irish  form  of  Old-Ir. 
in  daas,  indas  „quam  est*^  G.  C.  716,  717. 

14b,  1.  eiiiiud,  better  erniud,  is  the  verbal  noun  of  as- 
renim  „I  give"  (Kev.  Celt.  VI.  144),  where  as  is  the  pretonic 
fonn  of  the  prep.  ess  =  Lat.  ex,  and  renim  is  =  Gr.  nsgvfj^i. 

14  b,  2.  süas  is  the  Old  Irish  adverb  soos  (gl.  sursum) 
Wb.  20  a,  also  sim,  formed  jfrom  the  prep.  6s,  üas  (W.  iich 
supra)  by  a  prefix  which  has  not  yet  been  explained.  And 
sis  (deorsum)  is  the  coiTesponding  adverb  formed  in  like 
manner  from  the  prep.  is,  W.  is  (inferior),  G.  C.  612,  634. 

15b,  1.  The  marginal  gloss  means  „the  light  ray  in  the 
left  half  of  the  shadow,  vel  e  contrw^.  The  gender  and  declen- 
sion  in  Old-Iiish  of  ruithen  (=  ru-ten)  are  as  yet  uncertain. 
It  niakes  its  plural  nom. ,  dat.  and  acc.  as  if  it  were  a  stem 
in  5,  ten  =  Hepnos,  Zend  tafnaüh? 

15b,  2.  ocxis  se  is  obscure  to  me.  ocus  of  course  is  the 
common  conjunction  „and",  urkelt.  agnusto-s.  cognate  with  Lat. 
angustus  and  Gr.  uy^i,  the  c  (=  gg)  arising,  as  often,  from 
pretonic  gtu  So  Old  Irish  t  (dd)  arises  often  from  pretonic  dn, 
and  p  {hb)  from  pretonic  bu,  Compare  the  Teutonic  law, 
Brugmann,  Grundiiss  §  534. 

16  a,  1.  6u  is  also  obscure.    Perhaps  the   glossographer 


376  Whitley  Stokes, 

has  misplaced  it,  and  it  should  be  connected  with  hoc  the 
third  Word  after  sola.  See  G.  C.  327.  353. 

16  b,  1.  The  Md  (est)  in  the  gloss  is  the  3d  sg.  pres. 
ind.  of  the  verb.  subst. 

18b,  2.  con-dai  (ut  sint,  co-no-taf),  as  in  Sg.  188b: 
condat  anman-som  dano  hriaihardi  (ut  sint  ipsa  qnoqne  nomina 
verbalia). 

21a,  2.  „it  is  time  to  go:  the  day  has  now  come.*^ 

23  a,  2.  In  aforrenna  (gl.  explens,  i.  e.  finiens)  we  have 
the  act.  pres.  indic.  sg.  3  of  the  verb  forceiinaim,  a  denomi- 
native  of  tlie  ä-conjugation,  from  forccnn  (W.  gorphen)  „end**. 
Tliis  mode  of  expressing  the  present  participle  with  the  aid 
of  the  conjunction  an  (cum)  is  very  common.  Compare  an 
dti-n-ercliain  (gl.  profetans)  ÄH.  15  d.  ar-remi-r-oid  (gl.  prae- 
mitens)  31c  and  other  examples  in  G.  C.  709.  In  the  plural 
we  sometimes  have  the  secondary  tense:  an  dummecitis  (gl 
dispicientes)  Ml.  34  c.  no-n-enaHaigti^  (gl.  eneruare  cupientes) 
34  d.  an  num-findbadnigtis'Se  (gl.  beatificantes  me)  39 d.  an 
con'damm'ucbaitis'se  (gl.  me  .  .  .  eflferentes)  39  d. 

23  b,  2.  „one  year  in  the  east  it  rises  before  the  sun: 
one  year  in  the  west  it  rises  after  suuset."  Here  dofinyaib 
is  the  independent  form  of  the  act.  pres.  ind.  sg.  3  of  the 
verb  of  which  turgabail  (with  the  accent  on  the  lirst  syllable) 
is  the  verbal  noun. 

ddhw  is  the  sg.  gen.  of  delh  (form)  =  W.  delw. 

24b.  Uatlmnt  (ball),  gen.  liathrote,  Uaihritw,  is  one  of  a 
class  of  ?-stems  wliich  preserve  the  ending  of  the  gen.  sg. 
proper  to  the  i-declension.  Others  are:  carric  (rock),  gen. 
cairce:  ciVd  (recess),  gen.  nVüe:  cuing  (j'oke),  gen.  ruhige: 
eim  (hilt).  gen.  einic:  elt  (herd),  gen.  eite:  elit  (doe),  gen.  elte: 
fcis  (feast),  gen.  fcise:  forhricr  (reward),  gen.  fochricce:  gtiir 
(cry),  gen.  gäre:  gein  (birth),  gen.  gene:  id  (tie),  gen.  ind  Ide 
LU.  62a:  i}i(tilt  (handmaid),  gen.  inailte:  inchxnn  (brain),  geu. 
inchhuw:  Inib  (herb),  gen.  Inhcv:  saill  (bacon),  gen.  saille: 
srdd  (street),  gen.  sniitc:  ficchtmain  (week),  gen.  sechtmaine: 
taidcJtrkr  (ransoni),  gen.  taidcltrecn^:  tvshnitli  (defect),  gen.  U'S- 
huithc:  trrhhiit  (tribulation),  gen.  trchlaite,  With  these  genitives, 
in  which  -r  =  i-os  (or  i-Ub-  in  the  Ogmic  Toranias,  Ercias  and 
.  .  omonged'uu^) .  wo  may  apparently  compare  Greek  genitives 


Irish  Glosses  and  Notes  on  Chalddios.  377 

like  noki'oq.  The  ordinary  sg.  gen.  in  0  (ex  ös)  of  the  Irish 
i-8tems  seems  due  to  a  borrowing  from  the  u-declension.  In 
return,  the  w-declension  appears  to  have  borrowed  its  pl. 
nom.  in  i  (=  i-eSy  cf.  nokuqj  or  Bs,  cf.  Lat.  ovBs)  from  the  i- 
declension. 

If  these  views  be  correct,  my  reference  in  Bezzenberger's 
Beitraege,  XI.  81,  82,  of  carric,  cuil,  elit,  fochricCy  inaiUy 
liathrait,  liiib,  taidchricc  and  tesbiiith  to  the  t-declension  should 
be  cancelled  as  erroneous. 

24  b,  1.  auA'Sin  is  =  the  acc.  sg.  of  the  neut.  article  plus 
the  adverbial  t  (G.  C.  351),  plus  the  demonstrative,  sin  „illud", 
not  „hoc*^,  as  it  is  wrongly  rendered  in  G.  C.  347. 

25  a,  1.  ^forit  is  in  the  heaven  thatis  highestthat  angels 
are."  Here  uachtarchu  is  the  comparative  (here  used  for  the 
Superlative)  of  iia^htarach,  sg.  dat.  uachtaruch,  Saltair  na 
Bann  2452.  The  Superlative  occurs  in  the  dat.  sg.  udchtar- 
chom  in  Saltair  na  Rann,  669. 

35b.  „0  God  of  heaven!  reveal  the  robbery  which  ha,s 
been  committed  last  night  in  the  church."  The  adverb  arraier 
is  speit  areir  in  one  of  the  poems  in  the  Codex  of  S.  Pauls 
Kloster  and  in  O'Donovan's  Grammai*  p.  265.  Its  connexion 
with  Skr.  rätri  is  possible. 

36  b.  Here  the  first  four  words  of  the  gloss  are  taken 
form  Isidorus  Hispalensis  XII.  55:  Mauros  niger  est.  Nigrum 
enim  Graeci  /navgov  vocant.  The  words  j^slan  cesad  Maurorum" 
seem  an  inaccurate  Quotation  from  the  Galendar  of  Oengus, 
October  15:  Pnm-cJiesad  Murorum.  Mearen  seems  the  Welsh 
mtvyaren  and  smer  (for  smer)  is  the  Irish  for  blackberry 
(rubtis). 

In  the  note  I  do  not  understand  the  words  fortir  gid  dir 
on.  The  rest  means  „In  Cualnge  (?)  I  wrote  this  leaf  .  .  . 
and  not  in  a  church." 

37  a.  goha  „smith",  sg.  gen.  gobann,  dat.  on  gobaind  (gl.  a 
fabro)  H.  318,  p.  81,  col.  3,  W.  gof.  A  somewhat  similar  note 
occurs  in  a  Dublin  glossary,  H.  2.  16,  col.  114:  GobaB  7  goibenn 
•f  0  Goibhninn  .üi.  faithi  fis  la  geinti  +  Mathu,  Nuadu,  Goib- 
nend.  Matha  enim  graeco  f  disce  interpretatur,  unde  dicitur: 
fa  math  denad  fa  math  fogles.  Nuada  +  noo  enim  graece 
intelligo.    Gobio  quoque  graece  fabricans.    So  in  the  copy  of 


378  ^Vllitley  Stokes, 

Cormac's  glossar}'  in  the  Yellow  Book  of  Lecan :  goba  +  gobio, 
fabricans  latine,  and  in  H.  3,  18,  p.  82,  col.  1,  gaba  a  uerbo 
gobio  +  oi-no. 

38  a.    Here  the  annotator  seems  to  have  made  a  mess  of 
Isidorus:  „Delirus  mente  defectus  per  aetatem  duo  rov  Ifjoav 
vel  quod  a  recto  ordine  et  quasi  a  lira  aberret.    Lira  enim 
arationis  genus,  etc.     The  Irisli  hdledai^fim  is  a  denominatiye 
verb  cognate  with  bailethach ,  hailedach  (deranged) ,  which  in 
the  official  edition  of  the  Ancient  Laws  of  Ireland  is  variously 
understood  as  meaiiing  „dead*^,  „madman"  and  „evilly  sitaated". 
See  vol.  I.  50,  244  and  III.  2. 

39  a.    „Mo-laisse's  festival  tonight.    (April  18).** 

61a.  „0  God!  let  Tuilecnaid's  way  be  smooth,  and  mj 
he  come  safe!*^ 

62b.     „Benedicts   festival   (21  st    March).     Today  came 
my  tutor  from  his  tour  of  preaching." 

68b.   „the  authentic  person.**     The   adj.    caiamaü  occars 
also  in  Serglige  (lonculainn,  40:   mß  rigain  catamail  acot^im 
(thou  hast  no  authentic  queen). 
The  quatrain  at  the  end  means: 

Älay  Martin  the  soldier,  holy  son  of  strength, 
Be  a  shield  of  safeguard  to  us,  to  our  bodies! 
May  (Gabriel  up  to  seveu  tiines  protect  us 
Froni  the  shameful,  e\il  disease! 
Tlie  ^Martin  liere  referred  to  is  S.  Martin   of  Tours:   the  öa* 
briel  is  the  Arcliangel:   f/oho  sorhf   would  be  in  Old  Irisli  co- 
fo'So.rhf.    The  >/  in   the   adj.  n-anfidl  is  transported  from  tle 
acc.  sg.  gnlar:  the  n  in  tlie  adj.  n-oh-  is  transported  from  tlie 
acc.  s<r.  (fnfiah 

« 

The  ('elts  seem  to  have  studied  (!halcidius,  and  there  i^ 
sonie  reason  to  tliink  that  tlie  knowledge  of  Plato  possessed 
by  Johannes  Scotus  Erigena  was  obtained  through  the  medinio 
of  Clialcidius'  translation  and  comnientary.  It  might  therefore 
be  well  to  search  the  Continental  niss.  of  Clialcidius  (f»^ 
example,  the  four  at  Vienna)  for  Irish  or  British  glosses. 
There  are  none.  it  seems.  in  the  two  mss.  at  Cracow. 

15th  April  1887.  Whitley  Stokes. 


Irish  Sterns  in  8.  379 

Irish  stems  in  s. 

In  this  Zeitschrift  (XXVIII  292,  293)  I  added  six  Irish 
neuter  nouns  to  the  twelve  which  Ebel  and  Thurneysen  had 
referred  to  the  5-declension.  I  have  since  found  three,  perhaps 
four  more,  namely  all  (rock,  cliflF),  delg  (thorn,  brooch),  gruad 
(cheek),  and,  probably,  ten  (fire). 

all  (rock,  cliif),  sg.  nom.  all  n-glainey  Feiire  Oengusso,  Jan. 
6.  gen.  oc  clicchi  for  hru  inn  aille  (playing  on  the  edge  of  the 
diff),  Book  of  Lismore,  fo.  20.  a.  2.  dat.  nolexctlie  fon  aill  a 
mhlegon  (their  milking  was  cast  under  the  cliff)  LL.  115  b.  acc. 
immon  n-all,  Fled  Bricrenn,  Windisch  wörterb.  p.  359.  dual 
acc.  itir  da  n-all,  ibid. 

delg  (thorn,  brooch) :  sg.  nom.  inani  hB  a  Jidelg  and  (unless 
the  thorn  be  there)  Sg.  Incant.  delg  n-iaritid  (a  brooch  of  iron) 
Lü.  96b,  gen.  bla  deilge  dae,  Laws  III  290,  do  ftuiscalad  a 
deilge,  Rawl.  B.  512,  fo.  35.  b.  1.  dat.  dia  deilg,  LL.  161b. 
acc.  atchiti  delg  7i-and  olladhol  de  6r  (I  see  there  a  huge  brooch 
of  gold)  LU.  91a.  pl.  nom.  noi  iidelce  oir  (nine  brooches  of 
gold)  LU.  94.  delgi  inirnd  a  fimia  (his  hair  [like]  pins  of  iron) 
LB.  202  b.  dat.  de  delgU)  sciach  (of  thorns  of  hawthorn)  LU. 
89  a.  acc.  im  deich  n-deiki  defrca  diorda  (round  ten  red  gilded 
brooches)  LU.  83  b.  cen  delgce  itidib,  (without  brooches  in  them) 
LU.  93. 

gruad  (cheek):  sg.  nom.  gruad  (gl.  mala)  Sg.  14a.  dual 
nom.  da  ngrxtad,  LU.  126  b,  1.  23.  sg.  gen.  grüadi  (leg.  grüade\ 
Windisch  Wörterb.  604.  dual  gen.  gruad  ibid.  pl.  gen.  inyian 
gruüde  (gl.  genarum)  Ml.  39c  14.  dat.  gruadih  (gl.  genis,  gl. 
maxillis)  Gild.  Lor.  114,  124.  acc.  dir  forbru  7  gruade  Ml.  39e 
12.  fr'iKna  gruade  ibid.  39  c  15. 

ten  (fire)  and  its  Compound  ru-then,  ruitJien  (glänz,  strahl, 
Windisch)  sg.  nom.  ruthen,  LU.  28  a.  dat.  tein,  Windisch  Wörterb. 
817.  ruihin  ibid.  751.  acc.  ar  thein  Sanct.  h.  14  (leg.  ar  then\ 
mithin  Rawl.  B.  512,  fol.  5b,  1  (leg.  ruithen):  pl.  nom.  rtuthjii 
(leg.  ruithne)  LL.  248a.  dat.  ruithnih,  Rawl.  B.  512,  fol.  5b,  1. 
acc.  ricthni  (leg.  rHthne\  Thrce  Hom.  4. 

As  to  the  cognates  of  these  words:  in  all  initial  jß  may 
have  been  lost  and  II  may  represent  an  urkelt.    Is.   If  so,  we 


380  Whitley  Stokes,  Irish  stems  in  «. 

may  connect  it ,  not  only  with  Gr.  nekXa'  Xt'&og,  Hesych.,  NImL 
fels,  but  with  Vcdic  j)ai<hya.  Skr.  pashaiia,  which  come  respecti- 
vely  from  *pahia  and  *pals(ina  (Fortunatov,  B.  Beitr.  VI.  iVt). 
Of  delg  the  only  cognates  appear  to  be  As.'telgan  (gl.  virgattuni), 
Mhd.  zeige,  fjrnad  (W.  gnuld,  urkelt.  groudos)  seems  to  beir 
the  samc  rclation  to  urdeutsch  grauta  (asächs.  grot,  nhd.  gross) 
that  Skr.  gan^a  (from  *gnrnda,  *granda)  bears  to  Latin  grtm- 
dis:  possibly,  also  as  Lat.  niala  and  max'üla  to  magnus.  Lastlj, 
teil,  vorkelt.    tepnos  is  =  Zend  tafnaüh. 

London,  17.  febr.  1887. 

Whitley  Stokes. 


Berichtigung. 

Meine  bemerkung  s.  1 75  f.  dieses  bandes ,  dass  herr  prof.  Robert  dis 

schale  aus  Caere  in  WOrzburg  selbst  gesehen  habe,  beruht  auf 

irrihume. 

Paul  Kretsehmer. 


ferliij!  vnn  C.  BiTtflsiiiiimi  In  GdU'rsloli. 
HtTtnaii  Ciriiniii; 

Fünfzehn  Essays. 

Krste  Folge. 

t  terli.  imd  «cria.  AiitluRv.    nph.  V  TA.,  v^.  in  i.ml.  Iii,>u  M. 
^ä&slt:  VolLain  iin<I>'raDhr«ic]L,  — FrioilriKbil^rtirdHP  anilMMAttUv.^ 
iiietiM!  m  luliea.  —  ScfadWi  und  (tuclhc.  —  Uiwltie  iin<J  die  WublverWAii 
Ibklten.  —  Goatb«  tisi!  SolriluL  —  (Iwiüir  und   Luüe   ädiiler.  —  Hnbifl^ 

IIB   Klvi*i»  GrabclBUe.  —   Ixrd  Vjfw   uud   Lcl^  llunl.  —  Alcuwikr   i 
BmlKiMl.  —  ^clileiariueber.  —  llerra  mo  Vsrii1i«ireiu  Tagclitielirj'. - 
L^—  DsDte  and  <lk>  letzten  Kiiui|>fe  In  lulHn.  —  lUlph  Wuldo  Uuonoa.^ 


Fönfzclin  Essays. 

liuae  Folge. 

Qiii.  H,ci>  H..  in  Lwil.  fi-li.  lU  U. 
Wit-  Iw  tkUler  Wieru.  -  Kctiliüicl  ab  ArrhlUibt  dvr  Mudt  Berltn.'S 
inclit  ItiOfTtiitik)  von  Krictlrinb  tggvf».  —  Diu  Italin^  ivb  £phanu. 
lli«DisrJi»  To>lii!ulua|t<^  —  UiP  üakriiui  inn  Kl'iriuis.  -  t^ngel  luid  Liebl 
Du  TboAlof  du  Ucnopt  IIi.>lnrlcli  Jullui  mi  BnuiDidiirrig.  • 
■  älunn  lu  d«r  BtiarbpHoiif;  nm  ßrytipo  uui)  Unvotiuil.  —  A)lll| 
t  Tragödie  Mimt.  —  HaotlcU  L'kuahter,  —  llaptisel»  vigaae  I 

liaUfn  Itallmlndiihiiu  Msduoai-n  xu  l>riiNiu<i  iind  OnniuiUilt  -. 
Ml  dts  UodfmclDS  ABiorlMck  TMillolboln.  — Ooriielln^  ujvJ  dii-  «rabj 
f  Jalirc  iiKb  IftiWi  

Fünfzehn  Essays. 

Driltc  Folge, 
'icb.  •*  M,  in  l.wd.  K«li,  i>  M. 
Inltall:  VnrliMniTknnf.    -    R»lpli   W»ldn   KmerMm.   —   Fioniiui«, 
laion   au    rtniccn   nodjcJiiim    Iianiua   oad    Mkhelanxcln*-   —    [tBjihal 
nie  Vas  Athen.  -   AlicIuilMiiiL'tigi  Harkvpliasv  In  der  Üocriittd  nm  San  2 
I.—   lUphACli  Madnima  dl  Turanuuv«   auf  ilom   bcrliimr   Museum.- 
ICwd  Sllcbp  ton  Friedrieb  W'clicr;  l.Tuian«  Inliadw  nud  lliiiim)i->uh"  l.i«)ij 
t  l'iirLralt  dt»  KrAimiui   vitii  UoitentonL   —   H'k   Knuii-liuiig   i 
tum   JJr.  l-'au«L  —   Italpli    W«ldo    Üolcnnn    nber   Uiifttb«   i 

Cetinnpul   au»  d<-iu  Knitliiit^liiui ■■   I.  Uoetli«,   dei  SdirilbifUd 
tv.  der  OicIiUT.  —  lteitiR&   vun  Ainim.     -  Ifk  Itriidcr  flniaJI 
I   (Irfmni.    fl.  .laratt  <lrimiii.    3.  Lndwiit   Knil   Oriiuni.  - 
lenJdbrlBCT  Gotmilstaff.  —  Aflsclm  l'VuvrUdi.  -  Zwei  Darcncbo  Knpf^ 
Ifdie.  —   Itapliaolf  Oalatra   fo   Aet  PAnieiin«   au   Kau,    —   Hapliat-U   i 
L  —  ItcffiaK^r  utMT  alt«  tIoi  lUode. 


teriag  von  C.  HtTtt'lHmann  In  ftHtwi 
Nfirben  rrNchlriirn! 

Kleinere  Schriftei 

Willielin  <jrlmiu. 


Oaatav  Hinricfam.  -% 
%'l««4«r  Band. 

i'rciJi  U  AI.    (Ui<^  «  OioAe  suuuiiiini  tl;M  Mj"] 

Inhilt  4«*  IV.  BaiHirNi  Fr^uluili«  Gntimal. 
daJik,  Mit  .Vacbirlijrcn.  —  Zum  FroitUak.  —  McekB 
Frelilank.  ~  '/au  (iMclileliie  de«  HeUiis.  —  INi-  fltniMirfi 
AlbauuBisuhe  Mtrclmn,  —  Spanistlic  Mürclien,  —  D«r8 
7.vn  TiätTmüTtlten.  -  Tblorfabeln  bsl  Jeu  SfeikMa 
riior  fino  TUittrfnhpl  ili-i  Dfttirhii.  -  HolioutiRltl  m  eitin  fJk 
Die  Bijtbiiwhn  Bcdt^uiuni^  ilr*  Wolfei. 
[Jii>Bi.  —  Vulk«KpiI  aiit  dttm  MvliaohpiT 
MclKfrlioder,  —  BrucliBtlh^kif  «•iner  ü. 
iruneiiB.  —  Per  Iloseiiganen.  —  IIt''  l 
l'ükknntcti  Uoiliciil  totii  Kont-Dganeu.  —  I 
ilber    Gudrun.    —    Kmlciiiini;    ««r    Vuili-  m 

Erek.  —  Herklit  (liier  ein«?  kirvliü.lin  l.minjM  iun  iiml  .iie  I 
aiilnde  in  llc»8«n.  —  IlffrirJir  «Vr  il^scti-^titwOifii  In  S 
Hi^riclit    Utior    life   Sle!Iiin|t   >i[*r   lireicrune   M   il«M  J 
und  dinii  Ade)  in  Ileeen.  —  CbrimologiMk^  j 
SckriritHi  Wilhelm  Orimms.  —  Kfifisiif  m  it»  i 
'Pcntinaoil  NVnide. 


EITSCHRIFT 


VEßGLEIC:HENDE 

lACHFORSCHUNG 

AVV  DEM  (IKItIKTK  PKR 

K»(iEUMAMSCHEX  SPRACHEN. 

BBäKtlKUEl' 

TlOt 

A.    K  T7  H  N. 

OSBAtlSaEaEBKIV 

E.  KUHN  mn)  J.  SOHMIST. 

>  XXIX,    NEUE  FOLffE  HAND  IX. 
tÜXFTBS  tntn  SECHsTRfl  nKFT, 


GÜTEHSU1R 

|l(TK  IWD  VERLAß  VON  C  BBKTEUrMAXS- 

1  ft  fi   N. 


1 


1 II  li  a  1 1. 

Taihcr  d<>n  likkiit  int  «iiffrltnp  namuM'lirifuiK,  Von  fnM  K^vtivl 
per  arikdir  mfck   pliit.  nndt.  i1«r  i-,  r   imil  i-tU«iMi     \nm  I.V 


Nt'HiT  Vi'rliu;  ton  Bn-ilkopf  A  liarU*!  Ju  Ldtnij^ 


Kiirzgpfa.stiti' 

albanesische  Gramma 


iii  Lia-ti-ilUi'Vuii  und  '»lofi^Mir 

Gustav  Meyw. 


nUlil.     »nf'..ii,al<-ij    }.M>.\,      Mnurt.    I...  .,-.t,i,.k»,    .i.u    Murili-T.,    iöhli  -  li 

HDiI  I.lcilitrii  tH»ebriid  nnil  mit  i-iiwiD  knAirpno,  TT>n  nijiiMlMctu'biui  Ihi 
hegUilitirn  ninnur  aatfpatailAt,  »nlli'n  die  kinl\lhriuis  in  doi  <i|udiiuri  <]i 
uoientauen. 

Otto  llai*ru]i!io%«ll2 

AntiqiiariuU-ßiichluiiuUiiiiL:  in  Ijeip7.i$, 
SpechiUlOf:  Lhujuisfik. 

QnMW«.  lewUillW  latfr  mn  WprVrn  au»  illon  Zmtcai  dur  flfi 
wkano«   iiD«1  Avt  klaatlwlirn   rirllnlir«)^,  viTliWf  jAlirllrt    niehTW* 

KtUalOfD  «ifM-lll-iniMi.  iti.-   uul' Vrtl.m^ri]   vrilij   um)  fraukn  iiJifcMfedl 

Ankauf  ganzer  Bibliotheken 

»H  w  i e    e  i D  £ u I  ti  u  r     W  «  r  ki«    v  ii  n    W  p r  i  li, 
GDmilge  Atiotbii>tit08«n  Biiilm  t^B<^  trtWß  nnil  ■■»iilantr  Y.r\rA\n 
Swheii  '-rvctitun  Jm  V^tlnRi-  inn  C.  BvrtrlnMBMii  Iti  GAlvrala 

Beiträge  zur  Rexionsleli 

iler  iDiDpriaDisckD  S;raclieii, 

iü<boniiiiiU.'ri.'   ili-r  iirist-li.Mi   ,I)i-.i!i;kn.. 

Chi*.  liAi'tlioluiiia«. 

JUIS  dim  XXIKa  Ili»i<I  4«r  .Zcttsclirllt  für  viTuldcheiule  »tac) 
a1>i(e<tiiM:lil  ut>il  mit  AUBiitiirii'hw»  Imlli-p«  imtkett 
VIII.  ID»  n.  fr.  ^    ü  M. 


:  Ueber  den  dialekt  der  attischen  vasen- 
I  Inschriften. 

1  Wenn  die  griechischen  vaseninschriften  bisher  von  seilen 
r  Sprachwissenschaft  nur  in  äusserst  geringem  maasse  berück- 
jhtigong  gefunden  haben,  so  hat  dies  seinen  grund  offenbar 
[-'der  unzugänglichkeit  des  materials,  besonders  des  nach 
ichlass  des  IV.  bandes  vom  GIG  neu  hinzugekommenen,  und 
der  Unsicherheit  der  lesungen,  die  in  den  meisten  fällen  eine 
melle  beurteilung  nicht  ermöglichen.  In  der  that  wird  eine 
ichöpfende  benutzung  dieser  inschriften,  wie  überhaupt  eine 
Dauere  historische  darstellung  der  griechischen  Vasenmalerei 
it  möglich  sein,  wenn  die  uns  erhaltenen  gefässe  vollständiger 
d  besser  publiciert  sind,  als  dies  im  allgemeinen  bis  jetzt 
jkhehen  ist.  Doch  wird  darum  die  griechische  grammatik 
dit  warten  müssen,  dum  defliuit  amnis,  sondern  die  einzelnen 
gebnisse,  soweit  sie  als  gesichert  gelten  können,  auch  jetzt 
lion  zur  benutzung  heranziehen  dürfen.  Eine  Zusammen- 
hang mehrerer  der  interessantesten  fälle  giebt  die  folgende 
»Iiandlung. 

Es  ist  in  der  natur  der  sache  begründet,  dass  diese  in- 
briften  immer  nur  einen  geringen  umfang  haben :  es  sind  zum 
lerwiegenden  teile  lediglich  namen:  töpfer-  und  malersigna- 
len,  fabrikmarken,  beischriften  zur  erklärung  der  dargestellten 
eoen  und  figuren,  stereotype  prosit-formeln ,  die  namen 
idiÖDer  knaben^,  hier  und  da  wohl  auch  verse,  Sentenzen  und 
ignunme  oder  gar  kurze  dialoge;  aber  dies  wenige  genügt, 
D  für  die  künde  der  uns  sonst  so  gut  wie  unbekannten 
l^dialekte  die  wichtigsten  beitrage  zu  liefern.  Da  die 
nptmasse  der  uns  erhaltenen  griechischen  gefässe,  welclte 
idiriften  tragen,  aus  attischer  fabrik  stammt  —  die  sitte, 
GMbriften  auf  den  vasen  anzubringen,  war  bei  den  einzelnen 
Italischen  stammen  und  in  den  einzelnen  perioden  verschie- 
A  — ,  so  wird  uns  im  folgenden  hauptsächlich  nur  die  attische 
Igärsprache  zu  beschäftigen  haben.  ^) 


<)  In  den  späteren  abschnitten  ist  daher  bei  den  attischen  vasen 
liexknnft  nicht  erst  ausdrücklich  bemerkt. 

Sttt««lirift  Ar  rergL  Sprachf.  N.  F.  IX.  5  u.  S.  25 


382  P&^  Kretschmer, 

Allgemeines  über  die  griechischen  vaseninschriften. 

Die  mit  dem  pinsel  gemalten  vasenaufschriften  sind,  im 
gegensatz  zu  den  eingeritzten,  welche  in  der  regel  vom  besitzet 
der  vase  erst  nachträglich  angebracht  worden  sind,  gleichzeitig 
mit  der  Verfertigung  des  gefässes  entstanden/)  ihr  dialekt  und 
ihre  entstehungszeit  wird  demnach  durch  die  provenienz  und 
lebcnszeit  des  vasenmalers  bestimmt.  Letztere  beiden  fragen 
lassen  sich  meist  nur  durch  combination  verschiedener  umstände 
beantworten:  durch  den  fundort  des  gefässes,  den  Charakter 
der  Schrift  und  die  mundart  der  bcischriften  selbst,  endlich 
durch  die  form  der  vase  sowie  den  stil  der  auf  ihr  ange- 
brachten Ornamente  und  darstellungen.  Danach  ergiebt  sich 
folgende  classitication  der  mit  gemalten  aufschriften  versehenen 
gefdsse.  ^) 

1.  Rhodische  vasen.  Der  Euphorbos-teller ,  in  Kameiros 
gef.,  j.  im  Brit.  Mus.  Conze  Verh.  d.  Phil.-Vers.  in  Hannover 
18G4,  abg.  Salzmann  Necropole  de  Camiros  pl.  53.  Da  seine 
beischrifteu  noch  im  argiv.  aiphabet  geschrieben  sind  (h  =  l) 
und  die  Ilhodier  nach  der  inschrift  von  Abu-Simbel  IGA  482, 
auf  der  Telephos  von  lalysos  in  ion.  aiphabet  (aber  rhod. 
dialekt)  schreibt,  sich  schon  im  6.  jh.  v.  Chr.  der  ion.   schrift 


1)  Zuweilen  siud  jedoch,  besonders  auf  unteritalischen  gefassen,  auch 
die  vom  vasenfabrikanten  abgefassten  inschriften  eingeritzt  z.  b.  auf  der 
Perservase  alle  bcischriften  ausser  Jltooiu  und  den  Ziffern  auf  dem  zahl- 
tisch, öfter  namentlich  auch  meistersignaturen,  z.  b.  von  Ilieron,  Charitaios; 
in  den  noch  weichen  thon  eingedrückt  und  dann  gcfirnisst  sind  die  in- 
schriften auf  der  von  Körte  Arch.  Z.  1871>,  'Jö  beschriebenen  vase. 

-)  Abkürzungen:  Mdl,  Adl,  Bdl  =  Monumenti,  Annali,  Bullettinc^^ 
deir  Instituto. 

Klein  VM  =  W.  Klein:  Die  griechischen  vasen  mit  meistersignature'  „^^ 
Wien  1«S3.    2.  aufläge  1887.  ^ 

El.  cer.  —  Lenormant  et  de  Witte:  Elite  des  monuments  ceramog^--., 
phiques.    Paris  1844  ff. 

Gerhard  A.  V.  =  Gerhard   Auserlesene   griech.  vasenbilder  1840:;;: 

Die   übrigen  abkürzungen   werden  ohne  weiteres  verständlich  sein 
Die  folgende  aufzählung  verfolgt  nur  den   praktischen  zweck,   eine  ti 
sieht  über  die  sprachwissenschaftlich  nutzbaren  vaseninschriften  zu  ge^ 
Die  inschriften  auf  rhod.,   knid.,  thas.  etc.  amphorenhenkcln  habe  iclm 
Seite  gelassen.  —  Die  litteratur  zu  jeder  einzelnen  vase  ist  im  folge 
immer  möglichst  kurz  angegeben  und  die  wahrscheinlichste  lesong 
gewählt,  ohne  dass  die  abweichenden  jedesmal  besonders  bemerkt  w 


lieber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  383 

bedient  zu  haben  scheinen/)  so  ist  der  teller  noch  ins  7.  jh.  zu 
datieren,  wohin  ihn  auch  sein  altertümlicher  stil  weist. 

Eingeritzte  rhodische  inschriften  verschiedenen  alters 
und  in  ion.  aiphabet  auf  vasen,  die  auf  der  Insel  selbst  ge- 
funden worden  sind,  hat  Smith  Journ.  of  Hell.  Stud.  VI  1885 
p.  371  fif.  publiciert. 

Mehrere  melische  vaseninschriften  sind  jetzt  in  Naukratis 
gefunden  worden.  Flinders  Petrie  Naukratis  I  1886  pl.  XXXIII 
n.  237—239,  352—354. 

2.  „Kyrenäische"  vasen.  Mit  inschriften  versehen  ist 
nur  die  Arkesilas-schale  aus  Vulci  im  Cabinet  des  medailles  in 
Paris  abg.  Mdl  I  47.  Micali  Storia  degli  ant.  pop.  ital.  97. 
Welcker  A.  D.  III  37.  Vgl.  Brunn  Probleme  s.  34,  Löschcke 
De  basi  Spart,  p.  12  fif.  Klein  Euphronios^  36.  2.  aufl.  77. 
Puchstein  Arch.  Z.  1880,  185  f.  1881,  215  f.  Milchhöfer 
Anfänge  der  kunst  172.  CIG  7757.  Kirchhoflf  Alph.*  65  f.  mit 
beischriften  in  dor.  dialekt  und  „rotem"  aiphabet.  Ihre  her- 
kunft  ist  noch  streitig,  sie  wird  von  Klein  in  Sparta  oder 
Sikyon,  von  Milchhöfer  in  Kreta,  von  Puchstein  am  wahrschein- 
lichsten in  Kyrene  angesetzt.  Die  zeit  ihrer  fabrication  ist 
mindestens  das  6.  jh.  v.  Chr. 

3.  Unbekannt  ist  die  provenienz  der  amphora  des  Praxias 
CIG  8287.  Kirchhofif  Alph.»  114.  Klein  VM^  31  mit  +  =  $, 
y  =  /,  A  =  X^). 

4.  Korinthische  thonwaaren.  Zu  den  ältesten  zählen 
die  bemalten  weihtäfelchen  des  Berl.  Mus.  IGA  20.  Furtwäng- 
1er  Beschreibung  der  vasensamml.  I  s.  47  ff.  Antike  Denkmäler 
I  1887  taf.  7.  8.  Unter  den  vasen  mögen  die  ältesten,  wie 
die  Dodwell-vase  (s.  oben  s.  173  f.  n.  38)  noch  ins  7.  jh.,  die 
jüngsten,  wie  die  hydria  aus  Vulci  in  Berlin  1657  (s.  173  n. 
37),  schon  ins  5.  jh.  gehören.  Ihre  herkunft  aus  Korinth  ist 
durch  den  dialekt  und  das  mit  den  korinthisch-korkyräischen 
Steininschriften  übereinstimmende  aiphabet  der  beischriften,  so- 
wie durch  die  in  Korinth  selbst  gefundenen  pinakes  und  vasen 
hinreichend  gesichert. 

5.  Sikyonische  vasen.    S.  oben  s.  175. 


1)  Kirchhoff  Alpb.*  40.  48. 

*)  Das  auf  einem  der  henkel  stehende  APA^OE  ist  ein  später  hinzu- 
gefügter etruskischer  name,  cf.  Fabretti  CII  2050.  2058  etc.  Corssen  Spr. 
d.  Etr.  I  269  u.  ö. 


25* 


384  ^aul  Kretschmer, 

6.  Von  den  niy kenischen  thonwaaren  trägt  nur  eine 
schvvarzlackierte  terracotta,  die  Scliliemann  in  der  obersten 
schuttlage  der  Akropolis  fand,  aus  dem  6.  jh.  (Schliemann  My- 
kene  129.    Tiryns  52.  96)  eine  inschrift  IGA  29. 

7.  (Kleinasiatisch-)ionische  vasen  aus  dem  6.  jh. 
Amphora  aus  Caere  mit  darstellung  der  gigantomachie  im  Loavre, 
Cat.  Campana  lUb  39,  abg.  Mdl  VI.  Vil  78.  Üverbeck  Kunst- 
myth.  Atl.  IV  8.  Jahn  Adl  1863  p.  248  erklärte  sie  falsch 
für  attisch,  Brunn  Probleme  s.  29  und  Sittl,  Philol.  XIJII  1883 
s.  1 1  f .  für  pseudo-attisch  und  caeretanisciie  nachahmung,  Klein 
Euphronios  2.  auti.  1886  p.  72  für  eretrisch.  Nach  der  mund- 
art  der  beischriften  und  dem  gebrauch  von  H  =  j;  ist  sie  sicher 
ionisch,  vielleicht  aus  Keos  oder  auch  aus  Kleinasien.  Aus 
ionischem  gebiete  stammt  auch  die  Phineusschale  mit  der  Ver- 
folgung der  Harpyien  durch  die  Boreaden  in  Würzburg  (\m 
3.  heft  n.  354,  Bdl  1865  p.  50.  Mdl  X  8.  Wien.  Vorl^ebL 
C  8,  3a,  Urlichs  Beitr.  z.  Kunstgesch.  s.  30),  auf  welcher  4- 
strichiges  sigma,  H=  fj  (""HTH^,  unrichtig  ist  die  bemerkung  von 
V.  Wilamowitz  Ztschr.  für  Gymuasialw.  1884,  11),  Q  =  » 
(PPIX0Q  sie!),  A  =  >1  CKAAAIO  geschrieben  ist;  v.  Duhn  Heidel- 
berger Festschrift  1882  s.  109  vermutet  milesischen  Ursprung, 
vgl.  Kleiu  Euphronios-  p.  72  f.  —  In  denselben  kreis  scheint 
ferner  die  in  Kameiros  gefundene  vase  (Salzmaun  Necropole  de 
Camiros  pl.  LVIi  2)  zu  gehören,  deren  bild  eine  Vorstellung  von 
Jongleuren  und  gauklern  vor  versammeltem  pubUcum  zeigt 
Einem  der  Zuschauer    werden   die  worte  in   den  mund  gelegt; 

KAAO^TOIKVBI^TEITOI. 

Sicher  ionische  vaseninschriften  sind  neuerdings  in  grosser 
anzahl  durch  die  ausgrabungen  der  Engländer  in  Naukratis  zu 
tage  gekommen.  Unter  denen,  welche  diese  vasen  dem  mile- 
sischen Apollo  oder  den  Dioskuren  weihten,  befinden  sich  auch 
Dorier  (Elinders  Petrie  Naukratis.  Part  I  London  1886  pl- 
XXXli  104.  122,  über  Melier  s.  oben  1.)  und  Lyder.*)  Ei» 
Karer  ist  vielleicht  ^Xrjvpjg  pl.  XXXllI  235  cf.  Herodot.  II  154, 
unter  den  loniern  ein  Teier  pl.  XXXII  209  vgl.  XXXV  fOO 
und  wahrscheinüch  (Hdt.  II  178)  viele  Milesier.  In  Naukratis 
selbst  fabricierte  gelasse  Journ.  of  Hell.  Stud.  VIII  1887  p.  H^- 

ij  PI.  XXXll  ü.  212:  lLi6kX]m'i  U^dv^ ,  von  C.  Smith  falsch  "Jqt^^^' 
gelesen^  das  3.  zeichen  ist  kein  A?  sondern  Aj  dessen  rechte  hast«^  ^^ 
öfter,  über  die  basis  ein  wenig  hinausragt. 


Ueber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  385 

8.  Kleinasiatisch-ionisch  ist  wahrscheinlich  auch  die  alte 
vase  des  Aristonothos  aus  Caere  (niit  4-  und  3-strichigem 
sigma),  welche  Furtwängler  Bronzef.  aus  Olympia  p.  45  noch 
ins  7.  jh.  setzt,  mit  der  darstellung  der  Wendung  Polyphems 
und  einer  Seeschlacht,  j.  im  Mus.  Etr.  Cap.  in  Rom,  abg.  Mdl 
IX  4.  Adl  1869,  157.  Klein  VM^  27.  Die  form  M3^I013 
enoiasv  weist  nach  Knidos.  Vgl.  Newton  Discov.  pl.  4  n.  81,  12 
notaaiy  n.  91,  14  nsnoUet  auf  knidischen  bleiplättchen. 

9.  „Chal kidische"  vasen  aus  dem  7.-6.  jh.;  über  ihre 
berkunft  s.  unten.  Zu  den  von  Kirchhoff  Alph.*  123  flf.  zu- 
sammengestellten gefässen  mit  beischriften  kommen  noch  folgende 
hinzu,  vgl.  Brunn  Probleme  p.  29  ff.    Klein  Euphronios^  64  ff.  *) 

1.  Amphora  Brit.  Mus.  584,  abg.  Gerhard  A.  V.  323. 
CIG  7583,  vgl.  Morgenthau,  Ueber  den  Zusammenhang  der 
bilder  auf  griech.  vasen  diss.  inaug.  Leipzig  1886  s.  42  anm.  (A): 
AOEKAIE,  EPAKVE^,  ^3>10YS3>  rrjQvovrjg  (dagegen  TaQvfovfjg 
auf  der  amphora  CIG  7582).  (B):  3IA>130A  U&rjva/t],  ^V3^fln 
negaetg,  KEI>E^  (dagegen  Natg  CIG  7460). 

2.  Krater  in  Würzburg  Urlichs  Verz.  der  Antikensamml. 
ni  n.  315  p.  170,  abg.  Gerhard  A.  V.  322.  Baumeister  Denkm. 
Abb.  n.  778  3>13^3B  'EX^vn»  ^MAT  TlaQig,  nA*A01<MA 
UySQo/iiuxrjy  10T>I3  "'ExTcoQ,  ^3^011^3)1  Ksßgtovrjg. 

3.  Amphora  aus  Chiusi,  j.  in  Florenz  n.  1784.  Bdl  1870 
p.  187,  Adl  1881  p.  170  anm.,  Arch.  Jahrbuch  I  1886  s.  89 
anm.  12:  MsfivOf^,  AVIVVEV^  (rückl.),  [:^]KTIVOyO^  (rückl.), 
EO^,  eETI^,  [^i;]TOME>OK  (rückl.). 

4.  Hydria  im  Brit.  Mus.  nach  Löschcke  Arch.  Z.  1881 
8.  36  anm.  23  mit  einer  kampfscene  zwischen  ANTIOVO^, 
POVVAOPO^,  MEAON,  ^OIAITMA  Uvriatog,   ^VVAl  Fd/vg*). 

Zweifelhaft  ist  chalkidische  herkunft  bei  folgenden  vasen: 
die  hydria  aus  Kameiros  abg.  C.  Torr  Rhodes  in  ancient  times 
I885pl.  6A  mit  den  beischriften  BEKTOP,  KEBPIoNE-,  ^0)IVAV 
iDXavxog  erklärt  Löschcke  Arch.  Z.  1881  s.  39,  wol  nur 
Mregen  der  form  des  gefiisses  (vgl.  Arch.  Z.  1866  taf.  209),  für 
Httisch.  Das  hineinziehen  der  lotosblüte  in  die  darstellung  ist 
^ber  gerade  für  chalkid.  stil  charakteristisch,  und  dass  sich  der 


*)  Eine  publication  sämmtlichcr  chalkidischcr  gefässe  ist  demnächst 
^on  Löschcke  zu  erwarten. 

*)  Der  name  Päyrvg  findet  sich  auch  auf  der  korinth.  amphora  oben 
t.  160  0.  8. 


386  I'aul  Kretschmer, 

export  chalkidischer  vasen  auch  nach  Rhodos  gewandt  hat, 
bezeugen  die  kylix  in  Berlin  n.  1672  und  andere  von  Smith 
Journ.  of  Hell.  Stud.  1884  publicierte  trinkschalen.  Das  Vier- 
gespann in  Vorderansicht  findet  sich  genau  ebenso  auf  chaDri- 
dischen  wie  auf  attischen  vasen  dargestellt:  vgl.*  D.  de  Luynes 
Descript.  de  vascs  peints  pl.  .^.  14;  Arch.  Z.  1885  taf.  16; 
Mus.  Gregor.  II  66,  4;  Gerhard  A.  V.  61.^) 

Nicht  publiciert  ist  die  lekythos  im  museum  von  Syrakus 
Gerhard  Adl  1835,  38.  Braun  Bdl  1839,  8.  CIG  7612  mit 
AOEA'AIE,  hEPAKVE^,  KVKA'O^,  ^B^A  i^A^riq)',  V  in  WpaxXiyc 
ist  wol  nur  ein  verscheuertes  B.  —  Auf  einer  rotf.  vase  der 
Sammlung  Canino  (Kramer  Ueber  d.  styl  und  d.  herkunft  der 
bemalten  griechischen  thongefasse  s.  62.  CIG  7580)  ist  AN>- 
POMÄVE  ^AvSQOfiuyrj  gelesen  worden. 

Die  Münchener  amphora  1108  erklärt  Brunn  wegen  ihres 
Stils  für  altatt.,  wogegen  der  gebrauch  des  koppa  in  ^VM?V? 
nicht  geltend  gemacht  werden  kann. 

10.  Attische  vasen. 

a)  Von  den  ältesten  vasen  geometrischen  stils  trägt 
eine  kanne  vom  Dipylon  \4&fivaiov  IX  1.  heft  anhang.  Mitt.  d. 
Ath.  I.  W  ISSl  p.  106  ff.  eine  eingeritzte  Inschrift;  sie  gehört 
vielleicht  noch  ins  8.  jh.  v.  Chr.  Aus  der  dem  sogenannten 
Dipylonstil  folf?<'nden  ])crio(le  des  frühattischen  stils  sind  keine 
gefiisse  mit  aufschriften  bekannt.  S.  Böhlau  Arch.  Jahrbuch 
II  1887,  s.  33—00.    Taf.  3-5. 

b)  Schwarzfigur  ige  vasen  aus  dem  6.  —  anfang   des  5. 
jh.    Die   FraiiQois-vase  von  Klitias   und   Ergotimos  mit  ca.  lOO 
beischrifton  im  Museo  Archeologico  in  Florenz  abg.  Mdl  IV  54  ff  • 
Adl  1868  t<af.  D.     Wien.  Yorleg.  II   1  flf.:  über  die  beischrifteti 
s.  I^runn  Bdl  18(;3  p.  188,  0.   Jahn   Einleit.   in  d.  Vasens.  I^- 
Ludw.  p.   CLVII.     Schütz  Hist.    alph.    Att.   Weizsäcker  Rhei^' 
Mus.  1878  ff.  (32.-35.  Bd.).     Hoydomann   Mitt.   aus   den  A*^ 
tikcns.  in  über-  und  Mittclital.  3.  Hall.  Winckelm.  Progr.  18  ^' 
s.  S3  f.    Klein  VM^  32  if.    CIG  8185.     Unter  den  vasenmale?-»-' 
gehören    einige,    wie    P'xekias    und    Nikosthcnes,    welche   nc*  ^ 
koppa  schreiben,  ins  ende  des  0.  jh. 

c)  Rotfigurigc  vasen.    Da  der  Übergang  von  der  schwa^^' 

0  Kino  kürzlich  in  Atlicn  jrofundone  rlialkid.  vasr  mit  beischrifteu  '^^^ 
^^^^\^,   ^OTICPI   erwähnt  Studniczka  Ardi.  Jalirh.  II  1887  s.  ir).lanm.    ^^ 


üeber  den  dialckt  der  attischen  vaseninschriften.  387 

figurigen  zur  rotfigurigen  technik  sich  allmählich  vollzog',  so  ist 
eine  strenge  chronologische  Scheidung  beider  techniken  nicht 
möglich,  sie  wurden  eine  zeit  lang  neben  einander  ausgeübt. 
Auf  grund  der  thatsache,  dass  im  kehricht  des  von  den  Persern 
480  zerstörten  alten  Parthenons  rotf.  gefässscherben  gefunden 
worden  seien  (Ross  Arch.  Aufs.  I  138  ff.  II  330  ff.),  glaubte 
man  die  existenz  der  rotf.  technik  vor  480  v.  Chr.  annehmen 
zu  müssen.  Diese  datierung  wird  durch  neuerdings  auf  der 
Akropolis  gemachte  funde  bestätigt,  s.  vorläufig  Studniczka 
Wochenschr.  f.  klass.  Phil.  1887  s.  764  f.,  967;  vgl.  auch  Dörp- 
feld  Mitt  d.  Ath.  L  1885  s.  275  ff.  1886  s.  337  ff.  [S.  jetzt 
Studniczka  Arch.  Jahrbuch  II  1887  s.  135  ff.,  Dümmler  ebenda 
s.  168  ff.] 

a)  Vasen  strengen  stils,  früher  der  Kimonischen  zeit  (490 
bis  440  Klein  Euphronios*  1886)  zugewiesen,  von  Studniczka  in 
das  6.  jh.  und  den  anfang  des  5.  jh.  (bis  480  v.  Ch.)  gesetzt. 
Die  mehrzahl  der  bekannten  att.  meisternamen  gehört  dieser 
Periode  an. 

ß)  Vasen  schönen  stils,  früher  in  die  zeit  des  Pheidias 
(F.  Winter  Die  jüngeren  att.  vasen  1885),  von  Dümmler  in  die 
des  Polygnot  gesetzt.  Nur  wenige  meisternamen  sind  bekannt: 
Epigenes,  Aristophanes  und  Erginos. 

y)  Vasen  in  freiem  stil  aus  dem  4.  jh.  Die  beischriften 
zeigen  rein  ion.  aiphabet.  Hydria  des  Meidias  im  Brit.  Mus. 
1264  abg.  Gerhard  Akad.  Abh.  taf.  13  f.  Wien.  Vorleg.  IV 
1.  2.    Klein  VM«  203  ff.    CIG  8487. 

11.  Boiotische  vasen.  Sie  unterscheiden  sich  durch  ihren 
Stil,  besonders  auch  die  gefässform  von  den  attischen.  Die 
vasen  des  Ssol^oroq  und  ra^rjStjg  geben  sich  auch  schon  durch 
die  namensform  der  fabrikanten  als  boiot.  zu  erkennen.  Att., 
nicht  boiot.  ist  die  lekythos  des  IlQoxXerjq  in  Berlin  2202  aus 
Tanagra.  Vielleicht  arbeitete  Prokies,  wie  wahrscheinlich  Teisias 
(Klein  VM*  212),  in  Boiotien,  war  aber  aus  Attika  gebürtig. 

Unter  den  unteritalischen  vasen  können  wir  deutlich  zwei 
gnippen  unterscheiden,  zunächst: 

12.  Tarentinische  vasen.  Durch  ihren  fundort,  die  städte 
Apuliens,  durch  den  dor.  dialekt  der  beischriften  sowie  den  ge- 
brauch des  Zeichens  V  für  den  hauch  wird  eine  reihe  stilistisch 
verwandter  vasen  nach  Tarent  gewiesen.  Die  Verwendung  des 
Zeichens  h  in   Tarent  und   dessen  tochterstadt   Herakleia  wird 


388  P&^  Kretschmer, 

durch  münzen  beider  Städte  (Cat.  of  the  Greek  Coins  in  the 
Brit.  M.  Italy  161,  6.  174,  104.  176,  123.  180, 157.  185,  190. 190, 
225.  228,  27.  229,  33.  38.  230,  39.  40.  43  etc.  Friedländer- 
Sallet  Das  kgl.  Münzkab.«  723.  725.  726  u.  v.  a.),  ferner  durA 
die  in  Tarent  gefundenen  bleiplättchen  Notizie  degli  scavi  1880 
p.  34  und  durch  die  gesetzestafeln  von  Herakleia  bezeugt  Vgl. 
auch  hA  in  der  anfrage  der  Tarentiner  an  das  orakel  von  Do- 
dona  Blass  Rhein.  Mus.  34,  160.  Vfi^Luaiiliov  auf  diskosscheiboi 
aus  Tarent  Journ.  of  Hell.  Stud.  IV  1883  p.  156.  Tarentinische 
vasen  mit  h  sind 

1.  die  Perservase  aus  Canosa  in  Neapel  n.  3253.  Wien. 
Vorleg.  VII  6.  CIG  8447  c  mit  den  beischriflen  hEAAAl, 
^Aaia,  IlsQaai,  Jagetog,  l4na  .  .  .  Für  tarent.  Ursprung  dieser 
vase  spricht  auch  das  Zahlzeichen  Y  =  /  fiir  /j'Xia  auf  dem 
diptychon  des  persischen  Staatsschreibers,  welches  noch  aus 
dem  lakon.-tarent.  aiphabet  stammt.  Die  attische  zifferreihe 
war  damals  in  Tarent  noch  nicht  eingeführt.  2.  Amphora 
mit  Volutenhenkeln  aus  Ruvo  in  Petersburg  422.  Mdl.  V 
11  f.     0 verbeck   Her.  Gall.  20,  4:   HA^QN,   'E^fiaq,  "Exxto^, 

IlQiu^oq,    NdarcoQ ,  ji/LKptlo/og ,    l^xikXevg,   ^HgaxX^g ,   Kakat^i 

MrjSua.  3.  Eben  solche  amphora  aus  Ruvo  in  Berlin  3245. 
Gerhard  Ges.  akad.  abh.  taf.  19:  hHPAKAH.,  'Eguäg,  Uüa;, 
[2]eldvu,  Mlata].  4.  Amphora  aus  Altamura  in  Neapel 
3222.     Mdl    VIII    9.     Wien.     Vorlog.    E    2.      CIG    8425b: 

hHPAKAEIAAl,     'Ef)/Liäg,     Tloivai ,     Mfyd^a,     ^OQtpsvg ,    Ataxo;, 

TQtoTiToXsjLiog,  [Pad(x]fiuv&v;,  ^Hou[xA^g],  5.  Skyphos  in  Neapel 
2875.  CIG  8391:  NIKAhHPAKAH^  (sie).  6.  Amphorafragm.  in 
Neapel  2668:  A^IKAhHI«KAH^.  Ferner  wol  auch  der  krater  mit 
Phlyakenscene  aus  Bari  Brit.  Mus.  1433,  oft  abgeb.  El.  cer.  I 
36  etc.  CIG  8351.  Heydemann  Arch.  Jahrbuch  I  1886  s.  290f. 
(vgl.  anm.  106)  mit  hHPA,  JuiWaXog,  'EyfvuXiog.^) 


0  Attischen  (hellenistischen)  dialekt  bei  der  anwendung  von  h  zeigen 
die  beischriflen  zweier  apul.  vasen:  der  volutcnamphora  aus  Ruvo  mit  der 
leicheufeier  des  Archemoros  in  Neapel  3255  abg.  Gerhard  Akad.  Abb. 
Atl.  taf.  1.  Overbeck  Her.  Gall.  IV  3.  CIG  8432:  hmiunvk»;,  'Ju(f[i]äocoi^ 
JioyvGog,  £'.vy€ü)gy  Mfutu,  K^ov^ixti  u.  s.  w.  und  der  gleichfalls  aus  Ru'^^ 
stammenden  amphora  in  Petersburg  350  abg.  Compte-Rendu  1862  pl.  4-  ^• 
CIG  IV  praef.  p.  XVIII:  Vioocu  Ilti(kiö  Toiniökfiiog  Ndkog  'JtfQO^iti'.] 
J/jutjif]Q.  Das  zeichen,  mit  dem  if «*(/)«  im  anlaut  auf  der  apul.  amph^*^ 
in   Wien   mit   Aias  und  Kassandra  (Overbeck   Her.  Gall.  27,  1.    MüU^'' 


lieber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  389 

Stilverwandte  vasen  mit  dor.  inschriften,  wie  z.  b.  die  Wien. 
Vorleg.  I  3,  2  abgebildete  u.  v.  a.,  dürfen  wir  demnach  ebenfalls 
nach  Tarent  verweisen.  Andrerseits  sind  wir  aber  nicht  be- 
rechtigt, jede  vase,  auf  der  h  vorkommt,  für  tarent.  zu  erklären. 
Denn  es  ist  durchaus  nicht  erwiesen,  dass  dieses  zeichen  in 
Tarent  erfunden  worden  und  ursprünglich  auf  diese  Stadt  be- 
schränkt gewesen  ist.  Es  findet  sich  auch  auf  münzen  von  Meta- 
pont:  hVriEIA  Friedländer-Sallet  Das  kgl.  Münzkab.«  728  und  Cat. 
of  the  Greek  Coins  in  the  Brit.  M.  Italy  245,  62.  hOMONOIA 
ebenda  244,  59,  von  Kroton  hIAPON  Rev.  numismatique  XV 
325,  auf  einer  münze  von  Ausculum  AYhYSKAI  Cat.  of  the 
Greek  Coins  a.  a.  o.  131 ,  1  und  überhaupt  im  oskischen  (s. 
Mommsen  U.  D.  216),  und  an  noch  anderen  orten  herrschte 
schon  zu  Aristoteles'  zeit  (cf.  El.  soph.  p.  177  b  3)  der  gebrauch 
des  Zeichens  als  nuQaa^fiov,  ^)  Wir  dürfen  demnach  einige  vasen 
rait  h,  wenn  gründe  dafür  sprechen,  für  campanisch  erklären, 
zumal  da  auf  einer  in  Pompeji  gefundenen  vase  (Robert  Bdl 
1875  p.  56  flf.)  ein  ähnliches  zeichen  erscheint. 

13.  Campanische  vasen.  Zu  diesen  zählen  vor  allem 
die  vasen  des  Asteas,  welche,  mit  ausnähme  6ines  gefässes, 
sämmtlich  in  Campanien  (Nola  und  auch  Paestum)  gefunden 
worden  sind.  Ihre  beischriften  zeichnen  sich  durch  den  ionischen 
dialekt,  gemischt  mit  dor.  formen,  sowie  durch  den  eigentüm- 
lichen gebrauch  des  h  aus.  Er  schreibt  nämlich  nach  diesem 
zeichen  für  tj  nicht  H,  sondern  noch  nach  alter  Orthographie  E: 
hEPAKAH^  auf  der  vase  in  Madrid,  wie  der  in  Neapel  2878. 
Eine  noch  nicht  publicierte  hydria  des  Neapler  museums  n. 
2870.  Bull.  Napol.  V  1847  p.  103  mit  dem  Parisurteil,  welche 
diese  eigentümlichkeit  teilt  (hE[(>a  oder  -o^],*  E  ist  nicht  ganz 
erhalten,  aber  sicher),  ebenfalls  ion.  rj  und  dor.  ä  neben  ein- 
ander zeigt  C^&fjvuifj^)  IdfpQodtra)  und  auch  in  Campanien  (S. 
Maria  di  Capua)  gefunden  worden  ist,  werden  wir  deshalb  dem- 


Wieseler  A.  D.  1,  7.  CIG  7092)  geschrieben  ist,  ist  unklar,  die  ganze 
eingekratzte  inschrift  TQ(i'no(y)  UQi[i)(c  (?)  wahrscheinlich  modern,  vgl.  Jahn 
Einleit.  p.  119  A.  865. 

»)  Vgl.  Blass  Ausspr.a  78  und  in  I.  Müllers  Hdb.  d.  klass.  Alt.  I  283. 
lieber  das  angebliche  hJoifwg  CIG  2919  z.  3  s.  Le  Bas  n.  1051. 

a)  Harrison  Journ.  of  Hell.  Stud.  VII  1886  p.  200  liest  A0ANAIH  (?). 
Die  echtheit  der  inschriften  kann  wegen  der  beischrift  Tldotg  statt  *Ali- 
^aydQog  schwerlich  bezweifelt  werden. 


390  I'aiil  Kret8chnier, 

selben  Asteas  zuschreiben  dürfen,  zumal  da  nach  einer  gütigen 
mitteilung  von  hrn.  prof.  Heydemann  auch  der  stil  der  d&r- 
stellung  zu  dieser  annähme  stimmt  und  die  künstlerinschrift 
bei  der  starken  beschädigung  des  gefässes  verloren  gegangen 
sein  kann. 

Daneben  bleibt  aber  immer  noch  eine  grosse  menge  von 
unterital.  vasen  verschiedener  gattung,  denen  ein  bestimmtes 
lokal  anzuweisen  noch  nicht  gelungen  ist.  So  zeigt  z.  b.  die 
amphora  in  Berlin  3257,  welche  ihrem  Stil  nach  als  apulisch  za 
bezeichnen  ist,  ion.  dialekt:  EvvojLUfj,  Evdv/i/tj,  ebenso  die  le- 
kane  aus  Gnathia  in  Neapel  n.  2296.  CIG  8362c  mit  Khi- 
^ivtjf  *j4Xi'tjf  Nfjaa/f],  Neapel  n.  3235:  0(y}Qavi'i]g  u.  s.  w. 

Furtwängler  sondert  aus  den  unteritalischen  vasen  eine 
klasse  aus,  die  er  nach  ihren  vorwiegend  lucanischen  fundorten 
als  lucanische  bezeichnet.  Ältere  exemplare  dieser  gruppc 
lehnen  sich  in  der  gefässform  und  im  stil  der  darstellung  an 
die  attische  Vasenmalerei  des  ausgehenden  5.  jh.  an,  in  anderen 
eigen tümlichkeiten ,  wie  den  rotellen,  bilden  sie  die  fortsetzung 
der  alten  italischen  Vasenfabrikation.  Gefässe  dieser  klasse, 
welche  charakteristische  Inschriften  trügen,  sind  jedoch  nock 
nicht  bekannt. 

Ein  einheimischer  nicssapischer  vasenmaler  scheint  Lasiim 
zu  sein. 

Während  im  allgemeinen  mit  dieser  localisicrung  der  ge- 
fässe der  dialekt  ihrer  inscliriften  übereinstimmt,  ja  dieselbe 
z.  t.  überhaupt  erst  bc^Mündet,  giebt  es  doch  eine  grössere  an- 
zahl  von  ausnahmen,  welche  bisher  noch  nicht  die  richtige 
beurteilung  gefunden  haben.  Die  mundart,  die  wir  auf  den 
korinth.  vasen  angewandt  finden,  ist  eine  durchaus  einheitliche, 
sie  weist  keine  einzige  unkorinthische  form  auf.  Dagegen  bieten 
die  sog.  chalkidischen  vasen  neben  nanien,  welche  ein  ent- 
schieden ionisches,  und  anderen,  die  wenigstens  kein  unionisches 
gei)räge  an  sich  tragen,  einige  nicht  rein  ionische  formen:*) 
XoQa  CIG  7459,  I^aU  7460,  ruiwfovrjg  7582  (mit  ion.  tj'^^ 
zweiten    gliede!).^*)    Fick   Homer.    Odyssee  s.   10  f.  veranlasste 

*)  ücbrigcns  ist  nicht  zu  vorpjessen,  dass  dies  unter  beinahe  ^ö 
narnensbeiscliriften  nur  3  formen  sind. 

')  Der  Schwund  des  vau  braucht  im  ion.  keineswegs  erheblich  alt  ge- 
wesen zu  sein  und  kann  sehr  wol  in  der  entstehungszeit  der  homerischen 
gedieh te  erst  begonnen  haben.    Im   att.  ist  er  erst   nach  Wandlung  von  « 


Ueber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  391 

dieser  umstand,  die  heimat  jener  ganzen  vasenklasse  in  Himera 
zu  suchen,  wo  nach  Thukyd.  VI  5  qxovij  fiiv  ^fTa|v  xtjq  rs 
XaXxiiitov  xai  JooQiäoq  ixQa&tj.  Nun  stehen  aber  die  chal- 
kidischen  vasen  mit  dieser  dialektmischung  keineswegs  allein: 
sie  findet  sich,  wie  schon  oben  bemerkt  worden,  auch  auf  den 
gefässen  des  Campaniers  Asteas:  auf  dem  krater  in  Madrid 
Klein  VM*  206,  1  steht  "loXaog  Mavfa  neben  MsyuQrj  UXxin^vfj ; 
auf  der  Kadmosvase  in  Neapel  3226  Klein  VM«  208,  4:  Kqtj- 
vairi,  Oijßrj,  ^A&^vfj,  *),  und  ähnliches  kommt  auf  anderen  unter- 
italischen gefässen  vor.  —  Ist  denn  aber  ferner  Himera  die 
einzige  griechische  Stadt,  deren  bevölkerung  sich  nachweislich 
aus  dementen  verschiedener  hellenischer  stamme  zusammen- 
setzte? Rhegion  ist  beispielsweise,  wie  Himera,  von  Chalkidiern 
und  messenischen  verbannten  angelegt  worden,  cf.  Strab.  VI 
p.  257.  Ueberhaupt  ist  diese  erscheinung  nicht  auf  die  colonien 
allein  beschränkt:  die  mischung  verschiedener  dialekte  ist  nament- 
lich auch  auf  den  attischen  gefässen  zu  beobachten,  und  hier 
bietet  die  grössere  menge  erhaltener  exemplare  der  Untersuchung 
reicheren  stoff  dar. 

Die  Provenienz  dieser  vasen  aus  Attika  kann  als  so  ge- 
sichert betrachtet  werden ,  dass  eine  aufzählung  der  einzelnen 
argumente  hier  unnötig  ist.  Auf  gefässen  nun ,  die  ihrem  stil 
nach  als  zweifellos  attisch  gelten  müssen,  sehen  wir  zuweilen 
echt  dor.  formen  ausschUesslich  oder  neben  att.  geschrieben. 

Auf  der  Berliner  amphora  des  Exekias  (n.  1720,  abg.  Ger- 
hard Etr.  und  Camp.  Vb.  taf.  12.  CIG  8154.  Klein  VM*  39,  3): 
^OA^O.  ['I]6Xaog  neben  ....  30A  U&tj[vui^a].  Auf  einem  rotf. 
oxybaphon  (abg.  Adl.  18G0  taf  I.  Winter  Die  jüngeren  att. 
vasen  1885  s.  70):  AMAa/neia;  auf  einer  pelike  (aus  Vulci, 
abg.  Mdl  II  14.  Overbeck  Her.  Gall.  1,  3)  GIAIPOAA^,-  auf 
einem   rotf.    stamnos    (Neapel  3089,   abg.   Millingen   Peint.   de 

zu  ff  eingetreten.  Diese  letztere  aber  ist,  wie  ich  an  anderer  stelle  darzu- 
thun  hoffe,  durchaus  nicht  so  alt,  wie  man  allgemein  annimmt,  jedenfalls 
jünger  als  die  Wanderung  der  lonier  nach  Kleinasien  —  dies  beweist  z.  b. 
ion.  Mfjifot  gegen  kypr.  Mndoi  apers.  iMnda  —  und  berechtigt  daher 
keineswegs  dazu,  eine  frühe  Scheidung  sämmtlicher  griech.  mundarten  in 
a-  und  i;/ -dialekte  anzunehmen.  [Die  kürzlich  gefundene  weihinschrift  des 
Kaxiers  Fi(ftxQ(CT(dtjs  erhebt  die  relativ  späte  existenz  von  ion.  vau  über 
jeden  zweifei.] 

')   Seinen   eigenen    namen    schreibt    der   malcr   stets   liaari«^ ,    nicht 


392  Paul  Kretschmer, 

vases  pl.  33.  34.  Mus.  Borb.  V  5):  AAIANEIPA,  auf  der  rück- 
sei te  nVAAAES;  auf  einer  rotf.  amphora  (Brit.  Mus.  n.  785, 
abg.  Mdl  I  8.  Abb.  d.  Berl.  Akad.  1853  taf.  3.  6.  CIG  7697. 
Vgl.  0.  Müller  Adl  1832  p.  377.  Bolte  De  monumentis  ad 
Odysseam  pertinentibus  Berl.  1882  p.  27)  heisst  eine  Siraie 
HIMEPOflA,-  auf  einer  rotfigurigen  hydria  (Millingen  Anc  uned. 
mon.  6.  Gerhard  Ges.  akad.  Abb.  taf.  VIII  9.  Roscher's  Lexi- 
kon der  Mytb.  p.  1257/8):  AO^  CA(og  att.  'Ew^)  neben  KAVE; 
auf  dem  fragment  einer  rotf.  vase  im  Museo  Bocchi  zu  Adru 
(n.  404,  abg.  Schöne  Antichita  del  museo  Boicchi  tav.  I): 
KAAAIOPA  neben  fO]IAirOAH^;  auf  einer  schwarzf.  amphora 
in  München  n.  380:  PONTMEAA  neben  MENEVEO^,-  auf  ein» 
hydria  in  Würzburg  III  n.  131  Gerhard  A.  V.  308:  ANOVYA 
HEAE^IVA  neben  AN0VVE  MVPTAVE,-  auf  einer  rotf.  kylix  in 
München  n.  331:  KAVVKA;  auf  der  rotf.  Parisvase  in  Berlin 
(n.  2633,  abg.  Gerhard  Apul.  Vasenb.  taf.  C.  Overbeck  Her. 
Gall.  10,  5;  „zweifellos  attisch"  Furtwängler)  EPMA^  AOA^A 
neben  AOPOAITH;  auf  der  Kadmosvase  in  Berlin  (n.  2634,  abg. 
Gerhard  Etr.  u.  camp.  Vb.  taf.  C  1—5.  Wien.  Vorlegebl.  I  7. 
CIG  8426):  PO^EIAAA/  EPMA^  0HBA  AAMATAP  APEAAQN 
APTAMI^  neben  A0HNA,  NIKH;  auf  der  Talosvase  Wien.  Verleg. 
IV  5  f.    POAYAEYKA^  neben  ^AjLKfiTQtrrj,  Zrjrfjg  u.  s.  w. 

Die  annähme,  dass  alle  diese  formen  auf  dorische  poesie 
zurückgehen,  wie  wahrscheinlich  MOI^A  (jnotau  =  luovaa  nach 
Clem.  Alex.  Protr.  p.  19  vgl.  G.  Meyer  Gr.  Gr.^  p.  102  aiol 
und  bei  Pindar)  in  dem  hexameter  auf  der  Berliner  Durisvase 
(n.  2285,  der  vers  steht  auf  einer  papyrusrolle,  die  ein  lehrer 
in  den  bänden  hält)  auf  den  anfang  eines  aiol.  gedichts,  kann 
in  einzelnen  fallen  richtig  sein,  ist  aber  keinesfalls  im  allg^ 
meinen  zutreffend.  Dies  geht  namentlich  auch  aus  der  bekannten 
ölvase  hervor  (im  Mus.  Gregor,  abg.  Mdl  II  44  b.  Adl  1837 
p.  183.  Panofka  B.  a.  L.  17,  8.  9.  Vgl.  vor  allem  Robert 
Bild  u.  Lied  p.  82  ff.  CIG  8120).  Auf  dieser  schwarzf.  amphora 
ist  ein  ölverkauf  dargestellt:  dem  käufer,  der  öl  aus  einem 
grösseren  gefäss  in  ein  kleineres  umgiesst,  werden  die  werte  in 
den  mund  gelegt: 

oIEVPATEP  AI  DE  PVoV^IO^  /^EN.. 
'ß    Zev    nareQ,    ui&a    nXovoLog    yfv[oi'inuv]    „0    vater    ZeuS,   1^ 

mich  reich   werden!".     Auf  der   anderen    seite   ist   das  gefäss 
bereits  gefüllt  und  der  händler  ruft  dem  unzufriedenen  käufer  zu: 


üeber  den  dialekt  der  attischen  yaseninschriften.  393 

EAE  MEW  EAE  PLEO/  PARBEBAKE 

N 

^dt]  fiiv,    ijSrj    nXeolv],    naqaßißuxBV    „es    ist    SChon   ZU   viel,    CS 

ist  schon  daneben  gegangen".  In  dieser  mitten  aus  dem  Volks- 
leben, aus  dem  treiben  auf  dem  athenischen  markt  heraus- 
gegriffenen scene  spricht  der  ölhändler  in  dor.  dialekt  {al^s, 
nuQßeßäxBv).    Wie  ist  diese  erscheinung  zu  erklären? 

Auf  diese  frage  giebt   uns  folgende   bemerkung  des  zeit- 
genössischen Verfassers  der  schrift  Vom  Staate  der  Athener 

II  3  antwort:    i'nsira,    gKovijv  näaav    dxovaavreg   [oi   l4^']Vctroi] 

ii^Bki^ttVTO  TOVTO  fiev  ix  rijg,  tovto  dk  ix  rrjg'  xai  oi  fiiv  "EkXTjvsg 

'  idia  fjiäkkov  xui  <p<ovti  ^^'    SiaiTTj   xai    a/z/^art   /()cJi^Tat,    ^A&tj- 

yaioi    6€    xexQafiivfj    i'^    anavTcov    t(ov    ^^Ellriviov    xai    ßaQßdgcov, 

Da  die  bevölkerung  des  attischen  binnenlandes  in  weit  gerin- 
gerem maasse  als  die  der  Stadt  Athen  selbst  mit  fremden  ele- 
menten  in  nähere  berührung  kam,  so  musste  sich  auch  ihre 
spräche  reiner  und  einheitlicher  erhalten  als  die  städtische.  Wie 
stark  der  gegensatz  zwischen  beiden  dialekten  zu  Herodes  At- 
ticos  zeit  bemerkbar  war,  zeigt  eine  stelle  aus  einem  briefe  des 
Sophisten  an  Julian  (bei  Philostratos  Vit.  sophist.  p.  238).  Herakles- 
Agathion  antwortet  da  auf  die  frage  des  üerodes,  wo  er  seine 
Sprache  gelernt  habe,   denn   er   scheine   ihm   nicht   ungebildet 

zu  sein:  ij  fieaoysia,  €g)?j,  rijg  uitrixijg  dyad-ov  äiiaaxaXetov 
ivdqi  ßovXofiivia  diaXiysad'ai,  oi  fikv  yuQ  iv  ua  dor  et  jidrjvatoi 
fua&ov  äe^^ofievoi  QQaxca  xai  ILovxixd  (leiQaxia  xai  i%  akXoav 
i&vSv  ßaqßaQfov  '^wegQVfjxora  7iaQaq)d'€tQ0VTai,  naq  avröjv  Trjv 
^fcoi^v  fiäkXov  ij  '^vfißdkkovrai  rt  avrotg  ig  evykajrtiav,  rj  (isoo- 
yeia  di  dfiixrog  ßagßdgoig  ovaa  vyiaivsi  avrotg  ly  g)(ovri ,    xai  ^ 

yXmjTa  j^v  dxqav  ^AidtSa  dnoxpdkkei.  Auf  einen  unterschied 
in  der  spräche  von  Stadt  und  land  weist  auch  Sextus  Empiricus 
Adversus  grammaticos  1,  10  p.  264  (p.  650  Bekker)  und  die 
daselbst   citierte  Aristophanesstelle   (=  Kock  frg.  n.  685)   hin: 

nokkai  yuQ,  g>aatv,  etai  avvj^d^eiat  xai  akkrj  fisv  ji&ijvatwv,  akk?j 

ii  jiaxedaifiovtcov,  xai  ndkiv  Id&fjvaioiv  6iaq)dQovaa  fiiv  ij  nakatd, 

(irjkkayfiivfj  66  tj  vvv.  xai  ov^  rj  avirj  fiiv  icov  xaid  ttjv  dyQOL- 

.  «/av,  rj  avrrj  äs  rcov  iv  aaret  SiaTQißoVKav.  nago  xai  6  xcofiixog 

^iyei  jigiaToqtdvfjg' 

iiakexTov  exovra  fiiarjv  nokecog 

(WT    dcTBiav  vno&^kvTiQuv 

ovj'  dyikev&€Qoy  vnayQoixojbQav, 


394  Paul  Kretschmer, 

Hieraus  geht  hervor,  dass  die  spräche  der  niederen  volks- 
klassen  besonders  in  der  Stadt  Athen  selbst  in  folge  des  regen 
handelsverkehrs ,  der  die  verschiedenartigsten  nationen  dort  zu- 
sammenführte,  ausserordentlich  viel  fremde  elemente  in  sich 
aufgenommen  hatte.  Wir  können  uns  hierüber  nicht  wundem, 
ja  wir  müssen  es  erwarten,  wenn  wir  diese  volksklassen  sdbst 
auch  nur  kurz  ins  äuge  fassen.  Bei  der  im  jähre  309  v.  Chr. 
von  Demetrios  von  Phaleron  veranstalteten  Volkszählung  (Kte- 
sikles  bei  Athen.  VI  272  b)  ergab  sich,  dass  die  zahl  der  Sklaven 
in  Attika  400  000,  die  der  metoiken  10000,  betrug  gegenüber 
nur  21000  eingeborenen  Athenern.  „Es  war  gesetz  in  Athen", 
heisst  es  in  Apost.  Proverb.  XIV  19  (Corpus  paroem.  ed 
Leutsch  II  p.  011),  „als  metoiken  (itvoi)  aufzunehmen  jeden 
Hellenen,  der  es  wollte.**^)  Namentlich  das  band  werk,  das  be- 
kanntlich den  vornehmen  Athenern  höchst  verächtlich  dünkte, 
lag  zum  weitaus  grössten  teile  in  den  bänden  von  fremden 
und  dass  unter  diesen  nicht  nur  andere  hellenische,  sondern  auch 
barbarische  stamme  vertreten  waren,  bezeugt  uns  der  Verfasser 
der  Schrift  neQi  noQtov  (mitte  des  4.  jh.  v.  Chr.)  II  3:  Aviolxai 

Ogvyeg   xat  2ivQoi  xai  äkkoi    navxoöajiot   ßuQßaQOi'    nokkoi  yu^ 

TotovToi  T(ov  jLieroixcDv.  Von  zahlreichen  künstlem  wissen  wir  be- 
kanntlich, dass  sie  aus  dem  ausländ  nach  Athen  kamen:  Kallon 
von  Aigina  (Loewy  Künstlerinschr.  n.  27),  Alkamenes,  Poiygnot 
von  Thasos  u.  s.  >v.,  auch  der  dichter  Ion  von  Chios  (V  CIA  I 
395),  vgl.  Kirchhoff  Hermes  5  (1871),  (JO.  Sodann  aber  war  vor 
allem  die  sklavenbevülkcrmig  aus  den  mannigfaltigsten  elementen, 
namentlich  auch  aus  nichtgriechischeii  nationen  zusammengesetzt. 
Da  es  sitte  war,  die  Sklaven  nach  ihrer  heimat  als  Thraker, 
Syrer,  Lyder  etc.  ym  benennen,-)  so  sind  wir  im  stände,  mittelst 


»)  V.  Wilamowitz  Demotika  der  att.  metoeken  Hermes  22  (1881)  s. 
107—28.  211  —  09  liat  nachzuweisen  gesuclit,  dass  für  die  fremden  in 
Athen  die  prostasie  eines  einzelnen  Atheners  nicht  erfordert  war.  Unter 
solchen  umständen  ist  der  starke  zuzug  von  fremden  nach  Attika  begreif- 
licher als  bei  der  bisherigen  annalime,  nach  welcher  die  metoekeu  dienten 
eines  att.  bürgers  sein  mussten. 

'-')  Ilellad.  bei  Phot.  532  b.  35:  ror^  oixnu^  i6  ^\y  iiUoy  n:io  loi 
yiyovg  ^xillovy,  oior  Jiroor,  Aicoiioyic,  Miöicr,  Viiicy.  Schol.  Plat.  Lacn- 
oi  ;nd((iüi  lujy  Elh',yv)y  unh  Kumöy  X(ci  (■^{ify/.äty  lov^^  Joi'^otv  tnoioif^^* 
iyd-ey  tov^-  d'oidovi;  Accncii-  iuyoita^oy  xcei  (^otjxug  xiü  iiig  Oovlovg  Sonf 
jccs  xcii  Kati{iug,  Vgl.  auch  hvpothesis  zu  Arist.  Plut.  V  to  Ka^^^^ 
iU^Xt^yiiöjueyoy    i6y  öoCkoy   Jißoi'  AaQti;  ;«(,>   oi  öovXot.    Aelian.  V-  ö* 


Ueber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  395 

der  namen  auf  die  herkunft  ihrer  träger  zu  schliessen.  So 
erfahren  wir  aus  einer  poletenurkunde  CIA  I  277,  dass  in  der 
sklavenfarailie  des  metoiken  Kephisodor  im  Peiraieus,  eines  der 
415/4  V.  Chr.  wegen  des  hermen-  und  mysterienfrevels  ver- 
urteilten, eine  Thrakerin,  ein  Thraker,  ein  Syrer,  ein  Karer, 
zwei  Illyrier,  ein  Skythe,  ein  Kolcher,  ein  karischer  knabe  und 
ein  Melitener  (wie  Köhler  Monatsber.  d.  Berl.  Ak.  1865  p. 
541  ff.  ergänzt),  also  sieben  verschiedene  barbarische  nationali- 
täten  vertreten  waren.  ^) 

Dass  nun  auch  die  verfertiger  der  vasen,  die  töpfer  und 
maler,  sich  wie  alle  handwerkerstände  fast  ausschliesslich  aus 
freien  metoiken  und  Sklaven,  die  unter  einem  imaruTrig  für 
ihre  herren  arbeiteten,  jedenfalls  aber  zum  teil  aus  nicht  atti- 
schen dementen  rekrutierten,  ist  von  vornherein  nicht  zu  be- 
zweifeln und  geht  überdies  aus  ihren  namen  zur  genüge  hervor. 
Unter  diesen  begegnen  uns  einmal  solche,  die  uns  als  echt 
attisch  bekannt  sind:  ^Avdoxid'rjg,  ]/iQiaTog)dvrig,  /^tortfiog,  ^Eq/xo- 
yivTjg,  Evl^ideog,  Evcpgoviog,  Kqitcov,  MsyaxXijg,  NiaQ^og^  Ssvo- 

xX^g  u.  a. ,  sodann  andere,  die  zwar  griechisches,  aber  wenig 
attisches  gepräge  an  sich  tragen:    VavQig,  JovQig,  rXavxvTijg, 

Mvamog^),  XiXig^),   Viag   und   ^lUvog,   Oivriag    und    Jsivid^rjg 

u.  s.  w.  Endlich  aber  erscheinen  auch  namen,  die  uns  über  die 
nicht-griechische  herkunft  ihrer  träger  nicht  im  geringsten  in 
zweifei  lassen.  Da  lesen  wir  auf  archaischen  schwarzf.  gefässen 
(verzeichnet  bei  Klein  VM*  43  flf.)  7  mal  die  Signatur  ""Afiaaig 
inoitjaev  und  auf  einer  rotf.  schale  (im  Cabinet  des  medailles  in 
Paris,  abg.  Luynes  Vases  6tr.  etc.  pl.  44.  Klein  VM^  149)  t/^^a- 
o[ig  6yQa\f/€v].    Der  töpfer  wie  der  maler  trug  also  einen  ägyp- 


X  14:  *pQvyag  (f4  xai  Avdov^  iQyaattxtoiiQOvg ,  dovX^vHy  cT^.  Lehrreich, 
Qm  die  provenienz  der  Sklaven  in  der  hellenistischen  zeit  zu  bestimmen, 
sind  namentlich  die  von  Wescher  und  Foucart  gesammelten  delph.  in- 
Schriften.  Vgl.  Stark  in  Eos  I  1864  p.  633  ff.,  im  allgemeinen  auch 
Büchsenschütz  Besitz  und  erwerb  im  altert.  118. 

»)  Vgl.  auch  die  schifferliste  aus  der  1.  hälfte  des  4.  jh.  CIA  II  959 
C  4  Titag,  5  'AoovQiog ,  11  TQtßaXkog,  16  2:vi}0s.  ^itQn[rjJt6y]  a  b  12 
^eist  nach  Lykien,  wo  der  name  nicht  bloss  mythisch  war,  cf.  CIG  4242. 
4269  b.   4303  k.     Cousin  und  Diehl  Bull,  de  corr.  hell.  X  1886  p.  44. 

»)  Derselbe  name  scheint  auf  dem  von  Kirchhoff  Alph.*  p.  97  anm.  2 
mitgeteilten  fragment  einer  argiv.  Verlustliste  z.  5  vorzuliegen. 
*)  Der  name  begegnet  auch  in  Arkadien,  CoUitz  DI  1252,  2. 


396  Pa»l  Kretschmer, 

tischen  namen  (AÄHMaS).     Auf  einer  scherbe  von  der  Akro- 
polis  (Tsuntas  ^Eg)?]^,  uqx-  .1885  p.  54)  steht: 

^6KH0VVA0^IE/'//PAy^//// 
[6noii]]a6v,  0  Aväog  t[y\Qaq^cf{£v].    Als  maier  von  weihtäfelchen 
nennt  sich  ein  Skythe  (pinakes  abg.  Benndorf  Gr.  iL  sie  Yb. 
taf.  4.    'E(frifi.  oLQx.  1885,  taf.  3.     Klein  VM*  48): 

liO^KVeE^EAPAO^EN 
'0  2xvdi]g  i'yQag)(T£v.^)    Zum   gebrauch   des   artikels,   der  uns 
deutlich  zeigt,   dass  man  die  namen  völlig  als  ethnika  fühlte, 
vgl.  jj  2xv&aiva    Arist.    Lys.    184,    ^    Ggarra   Wesp.  828,  tiJi' 
GQatrav  Frieden  1138,  ij  2vQa  1146  (namen   von  Sklavinnen). 
Eine   schwarzf.   kannc    älteren    Stils    trägt    die   Signatur  eines 
Kolchers  +0V+0^  (Berlin  n.  1732,   abg.   Gerhard  A.  V.  122  f. 
CIG  8239.  Klein  VM^  48).  Zum  thrak.  stamme  der  Bryger  zählte 
wahrscheinlich  der  bekannte  vasenmaler  Brygos  (nach  de  Witte, 
vgl.  Stephani  Compte-Rendu  1870/71  p.  265.    ürlichs  Der  vasen- 
maler Brygos  Würzburg  1875).    Ferner  kommt  ein  Sikaner  als 
meister  (^IKANO^EPOIE^EN  auf  einem  rotf.  teller  WelckerRh. 
Mus.  N.  F.  VI  390.    CIG  8288  b.    Klein  VM^  116),  ein  Sikeler 
als  maier  vor   (^IKEVG^EAPACp^ENauf  einer  panathenaiischen 
preisamphora   aus   Tarent   in   Neapel   n.   112,  848,   vgl.  P.  J. 
Meyer  Arch.  Z.  1884  s.  239.  Klein  VM^  86).    Epigenes  schreibt 
in   seinem  namen  die  nichtattische  gammaform  C  auf  dem  kan- 
tharos  im  Cabinet  des  medailles  in  Paris  (Adl   1850   tav.  H.  L 
Wien.  Vorleg.  B   9.    CIG  8158.    Klein   VM«    186):   EPICENE^, 
aber   in  den    beischriften    Ov>iuUy(ov  und    ^Aya(.i£fjLV(av  die  ion. 
form  r.     Er  war  also  wohl  kein  geborener  Athener. 

Dass  die  spräche  einer  so  bunt  zusammengewürfelten  be- 
völkerung  fast  weniger  den  Charakter  des  attischen,  als  eigen- 
tümlichkeiten  vernüsclit  aus  allen  griechischen  mundarten,  an 
sich  trug,  werden  wir  den  oben  citierten  antiken  Zeugnissen 
gern  glauben  und  werden  die  klagen  über  die  vnoßaQßuQiXovrH 
nuiduycoyoi'  (Plat.  Lys.  223a)  begreifen,  welche  den  athenischen 
knaben  von  Jugend  auf  an  jene  vulgäre  spräche  gewöhnten.  Es 


*)  2.xr^/;?  als  Personenname  kehrt  in  Athen  auf  einer  daselbst  ge- 
fundenen dem  Schriftcharakter  nach  mit  dem  maler  der  pinakes  gleich- 
zeitigen weihinschrift  wieder.  'Eifn!^-  «C^/-  ^^^'^  s.  37  n.  6,  Loewy  hi- 
Schriften  griech.  bildhauer  n.  17:  K()iiioy  '^i&fjt'air^  6  J^xv&ov  «V[^*W 
.  .  .  i]7ioifi.  Skythen  bildeten  bekanntlich  und  zwar  schon  früh  (Klei^ 
Euphronios^  U3)  die  i)olizeimannschaft  in  Athen. 


üeber  den  dialekt  der  attischen  vaseninBchriften.  397 

konnte  daher  nicht  fehlen,  dass  auch  diese  seite  attischen  Volks- 
lebens den  spott  der  komödie  herausforderte.  Der  megarische 
dialekt  des  bauem,  der  sein  schweinchen  zum  markt  nach 
Athen  treibt  (Arist.  Acharn.  729  ff.),  der  boiotische  des  fisch- 
und  geflügelhändlers  (Acharn.  860  ff.  und  in  Eubulos'  Antiope 
Eock  frg.  (U)  n.  169),  die  ionische  mundart  des  Zuschauers  im 
theater  (Arist.  Frieden  47  f.),  das  lakonisch  des  Herolds  aus 
Sparta  (Arist.  Lysistr.  980  ff.),  vor  allem  aber  das  geradebreche 
des  tölpelhaften  skythischen  polizisten  (Arist.  Thesmoph.  1001  ff.) 
und  das  fast  ganz  unverständliche  kauderwelsch  des  TrihäUers 
(Vögel  1615.  1628  f.  1678  f.)  und  des  persischen  gesandten 
Pseudartabas  (Acham.  100.  104)  —  dies  alles  vom  dichter, 
offenbar  zu  komischer  Wirkung,  dem  athenischen  publikum  auf 
der  bahne  vorgeführt  (vgl.  nsgi  xa/itpiiag  X  d  7  p.  27)  giebt 
uns  ein  getreues  bild  von  dem  mischdialekt  jener  bevölkerungs- 
klassen.  Aber  auch  die  von  barbarismen  wimmehide  vulgäre 
Sprache  des  gemeinen  Atheners  wurde  gebührend  gegeisselt:  so 
vom  komödiendichter  Piaton  in  seinem  „Hyperbolos"  die  rede- 
weise  dieses  ungebildeten  lampenfabrikanten,  der  oXiov  (d.  i. 
ol^on  mit  spirantischer  ausspräche  des  g  nach  hellen  vocalen, 
wie  in  der  Berliner  volksmundart)  für  ohyov,  ijjTcifZfjv  statt 
6tj[T(6/z7jv  sage  (Kock  frg.  168.  Herodian.  U  926,  5),  und  der- 
selbe diditer  brachte  die  mutter  des  demagogen  Kleophon  „bar- 
barisch redend  **  auf  die  bühne  (Schol.  Arist.  Frösche  681).  Frei- 
lich warf  man  auch  diesen  leuten  barbarische  abstammung  vor. 
Dies  mehr  oder  weniger  mit  fremden  elementen  durchsetzte 
Tulgärattisch  ist  die  spradie  jener  von  ungebildeten  handwerkem 
abgefassten  aufschriften  auf  den  att.  vasen:  dorismen  u.  dgl. 
wurden  schon  oben  zahlreich  angeführt  und  barbarismen,  wie 
das  jigraf^ovlia  (verdreht  aus  ^Agre/ziata)  im  Jargon  des 
Skythen  finden  wir  wieder  in  dem  läya/iiaf^cov  (statt  ^iya/Äifi- 

iffop),  ji<pQ0Tti7i  (statt  l^(pgoiiT?j) ,  Ko^XijQaaTrj ,  xaXuog  (statt 
KaXXtar gaTTj ,  xaXXiarog),    Tvragsag   (statt    TuvSagsoDg)  u.  S.  W. 

auf  den  schalen  des  Hieron  und  Makron,  und  manches  andere, 
das  wir  für  verschreibung  halten,  mag  vielmehr  die  wirklich 
gebrauchte  corrumpierte  wortform  irgend  eines  syrischen  oder 
phrygischen  Sklaven  sein. 

Was  von  den  attischen  vasenaufschiiften  nachgewiesen 
Würden,  gilt  in  gleicher  weise  von  allen  ähnlichen  dialekt- 
kreuzungen.    Auch  in  den  .campanischen  colonien  und  überhaupt 

Zoitaehrift  Itir  Tergl.  Spracht  N.  F.  IX.  5  o.  6.  26 


398  Pa«il  Kretschmer, 

allen  grossgriechischen  Städten  war  die  bevölkemng  und  daher 
auch  die  vulgäre  spräche  eine  gemischte,  und  mehr  oder  weniger 
war  dasselbe,  nach  den  zeit^n  verschieden,  in  allen  hellenischen 
Staaten  der  fall.  Jo}QO(p€a,^)  die  sich  auf  einem  felsen  von 
Naxos  verewigt  hat,  ist  sicher  keine  Naxierin,  das  zeigt  nicht 
nur  a  statt  17,  sondern  auch  der  Spirantenwechsel  9  statt  ^, 
wie   er  im  boiotischen,   auch   im   aioUschen   und   vielleicht  im 

thessalischen  früh  eintrat.    "Eoviag  AvaayoQaq, avridaq  aof 

den  bleitäfelchen  von  Styra  IGA  372,  108.  233.  416  sind,  wie 
schon  G.  Meyer  Gr.  Gr.*  s.  58  annimmt,  keine  lonier.  — 
Daher  wird  man,  wie  ich  glaube,  bezüglich  der  herkunft  der 
sogen,  chalkidischen  vasen  vorläufig  bei  der  ansieht  von  Kircb- 
hoff  stehen  bleiben  müssen,  dass  sie  entweder  in  Chalkis  selbst 
oder  in  einer  chalkidischen  colonie  fabriciert  sind.  Es  ist  vid- 
leicht  wahrscheinlicher,  dass  sie  aus  der  mutterstadt  stammen; 
aber  entschieden  kann  dies  erst  werden,  wenn  ausgrabungen 
an  ort  und  stelle  eine  grössere  anzahl  von  gefässen  an  das 
tageslicht  fördern. 


Die  attischen 

Schrift. 

Die  gestalt  der  schriftzeichen  ist  für  die  datierung  der 
vasen  und  mithin  auch  der  sprachlichen  erscheinungen  in  ihren 
inschriften  von  Wichtigkeit,  aber  nicht  allein  ausschlag  gebend, 
weil  die  individuellen  gewohnheiten  der  vasenmaler  verschieden 
waren,  der  eine  später  als  der  andere  von  den  älteren  zu  den 
modernen  formen  überging. 

Das  älteste  Stadium  attischer  schrift  repräsentiert  das  epi- 
gramni  der  Dipylonvase.  Danach  nahm  A.  v.  Schütz  Hist.  alph. 
att.  noch  13  entwicklungsstufen  an,  die  aber  in  den  vasen- 
inschriften  vielfach  nicht  auseinanderzuhalten  sind.  Die  mit  dem 
pinsel  aufgetragenen  und  oft  recht  flüchtig  geschriebenen  zeichen 
können  nicht  in  allen  einzelheiten  immer  so  genau  beurteilt 
werden,  wie  die  mit  dem  meissel  gearbeitete  lapidarschrift  A 
ist  häufig  von  A  A,   E  von  ^,   K  von  K  ,   M  von  M,   N  von  Af 


^)  Denn  so,  nicht  .iooo'ha  (IGA  411),  steht  auf  dem  stein  nach 
Martha's  revision  der  Inschrift  Bull,  de  corr.  hell.  IX  1885,  p.  495, 1 
Ihre  gefährtin  Kaoiuiyr^  kann  natürlich  aus  Naxos,  jedenfalls  nur  »us 
ionischem  oder  attischem  gehiete  gebürtig  sein. 


Ueber  den  <iiatekt  der  attischen  vaseninscbriften.  399 

nicht  ZU  unterscheiden.  Durch  den  Charakter  des  materials  ist 
auch  die  oft  mehr  abgerundete  gestalt  der  buchstaben  bedingt. 
Au  eiiizeiheitfin  sei  folgendes  bemerkt. 

Die  älteste  liegende  gestalt  des  alpha  ~y ,  genau  der  phöni- 
kischen  entsprechend,  ist  bekanntlich  nur  auf  der  alten  Dipylon- 
kanne  erhalten,  —  Parallel  statt  quer  ist  der  mittelstrich  ge- 
zogen auf  der  Helenaschale  des  Hieron  und  Makron  (in  Acerra, 
abg.  Gaz.  arch.  1880  pl.  7  f.  Wien.  Vorleg.  C  1.  Klein  VM* 
172,  24);  l  in  'AtfQodt'if,  Aivm,  aber  A  in  AU%avS^oi;,  A  in 
Mäxfov.  Diese  form  findet  sich  auch  sonst  vielfach,  so  auf 
einer  unterital.  vase  aus  Ruvo  CIG  H444,  auf  Aigina,  Samos, 
in  Tbessaiien,  auf  münzen  von  Delphi  (Catal.  of  the  Greek 
Coins  in  the  Brit.  M,  Centr.  Gr.  p,  XXIS),  Methyrana  (Fried- 
länder-Sallet  Das  kgl,  Münzkab."  n.  76),  Kreta  und  besonders 
in  Italien, 

Zu  einem  punkt  ist  die  querhasta  reduciert  in  &  {vgl,  o 
aus  ©)  z.  b.  auf  der  schwf.  hydria  in  Berlin  1909,  auf  der 
rotf.  amphora  in  München  329,  der  Erichtboniosvase  Mdl  X 
39  =  Wien.  Vorleg.  B  12,  dem  lotf.  arybatlos  aus  Kyme  in 
Neapel  Racc.  Cum.  239,  abg.  Fiorehi  Vasi  Cum.  8.  CIG  IV 
praef.  p.  XVIII,  neben  A.  Ebenso  ist  alpha  in  Megara  (Mitt, 
d.  ath.  Inst.  VIQ  181)  und  auf  münzen  von  Akragas  und  Ka- 
tane  (Greek  Coins  in  the  Brit.  M.  Sicily  6,  9.  7,  29;  42,  6.  43, 
12)  geschrieben,  i  und  A  sind  demnach  überall  vorkommende 
nebenformen  von  A,  deren  wähl  lediglich  von  der  willkür  des 
Schreibers  abhing, 

Ueber  die  früh  regulierte  gestalt  von  i  B  ist  nichts  zu 
bemerken.  Nur  findet  sich  einmal,  auf  einer  att.  schwf.  amphora 
in  München  124  (Gerhard  A.  V.  223.  Overbeck  H.  G.  15,  12), 
die  nichtattische  form  M  im  namen  *0Mtf9'3Q  ^ü""  '^>}i'<f>ßos 
neben  B  in  BOMO>  ßtofiog.  Diese  betaform  ist  wahrscheinlich 
von  dem  korinth.  original,  das  der  att.  maler  copierte,  herüber- 
genommen, denn  genau  dieselbe  findet  sich  auf  emer  korinth. 
amphora  aus  Caere  im  Louvre  n.  32,  oben  3.  168  n.  27  (vgl. 
B,  löö)  in  demselben  namen. 

Die  gewöhnliche  form  des  att.  gamma  A  t  trägt  auf  einem 
rott  stamnos  in  München  415  (Mdl  VI  27  A)  in  der  Öffnung 
Unten  einen  punkt:  3M3^Aa  raXijvi;  name  einer  nymphe.  Hier 
ist  der  punkt  nur  eine  willkürlich  hinzugefügte  Verzierung,  wie 
sie  auch  in  der  Öffnung  eines  Q  auf  einer  lukanischen  deckel- 


L 


400  Paul  Krolscbmer. 

vase   in    Berlin  3197   erscheint.')    Der   querstrich    im 
gamma  des  hundenamens    röpyof  auf  der  schwf.  amphora  aos 
Corueto  Mdl  XII  9  und  in   rkavxojy  auf  der  kylix  Salzmam 
Nfcropole  de   Camiros  pl.   GO  beruht  auf  verschreibung.    Die    ' 
nichtatt.  form  des  gamma  C  schreibt,   wie  schon  erwähnt,  Epj- 
genes  in  seinem  namenszug.  . 

Das  schon  für  alpha  und  gamma  verwandte  zeichen  i  wird    i 
endlich  auch  für  delta  gebraucht,  aus  dessen  gewöhnlicher  ge-   i 
stalt  A  es  durch  reduction  der  querhasta  entstand.     Nament- 
lich   hebt    es    Duris    {Heibig    Adl    1873,    53  t.>,    aber    auch   \ 
sonst  kommt  es  nicht  selten  vor,  sowohl  auf  schwf,  (Mus,  ^tr,    i 
1499.  1500.  1606.  s.  Jahn    Einleit,  p.  187  A.  1241)  ah  auch 
rotf.  gefässen:    Mdl  IX  53;  II  17  ^  Brit.  Mus.  805  =  Gerhard    | 
Ä.  V.  155;    ebenda    163  Memorie  d,  I.  II  taf.  4,  4;    Arch.  Z. 
1875   taf.    10;    auf  der   satyrvase   des  Brygos    Wien.    Vorf^. 
Vni  6.     Klein  VM*  183,  8. 

Die  labiale  Spirans  vau  ist  bekanntlich  im  att.  dialekt  früh 
(aber  erst  nach  trübung  des  ä  in  >;,  wie  att.  nÖQtj  aas  Vop^, 
)>o()/ä  beweist)  geschwunden  und  ein  zeichen  für  diesen  laut 
bisher  im  attischen  nicht  nachzuweisen  gewesen.  Die  lesung 
Comparetti's  Mus.  Ital.  I  1885  p.  232  auf  der  rotf.  amphor» 
in  München  410  (abg.  Gerhard  A.  V.  168.  CIG  7737)  ><Aw 
ist  sehr  unwahrscheinlich.  Nur  auf  öiner  att.  vase  sind  wir, 
wie  es  scheint ,  gezwungen ,  ein  vau  anzunehmen.  Auf  der 
schwf.  hydria  mit  dem  kämpf  des  Herakles  mit  dem  löwen  in 
Brit.  Mus.  454  (abg.  Micali  Storia  degli  antichi  pop.  it.  69. 
CIG  7559),  die  ihrem  stll  und  den  übrigen  beischriften  nach 
(Ä)A0E«AIA,  HEfAKVES,B)AVK«E^E,taV)IA13H,AlA«aeA. 
HEPMEJ)  für  att.  gelten  muss,  ist  der  name  von  Heraktes'  ge- 
fährten  EIOVEO*  d.  i.  /loknoq  geschrieben.  Der  labiale  spinnt 
im  anlaut  dieses  namens  ist  mehrfach  bezeugt:  auf  dem  koriath. 
aryhaüos,  oben  s.  174  n.  39:  F^OJ^ApOM,  auf  etrusk.  spiegeln 
IVM,  SAtfl]  Bdl  1841,  141,  Gerhard  Etr.  Spiegel  taf.  W- 
128.  142.  255  B.  C.  Der  erste  bestandteil  des  namens  ist 
J18-0-,  derselbe  wie  in  '/tu  korinth.  /iwi,  chatk.  fuä,  'bov,  kor. 

')  In  der  mitte  hat  0  (und  ebenso  0)  einea  punkt  aaf  der  rermj*' 
orkuDde  von  Halikarnasa  IGA  äOO,  auf  einer  elateischen  und  ejoer  U' 
edierten  attischen  inachrift  (Bull,  de  corr.  bell.  X  1886  p.  3dT  f.).  S« 
mag  die  erklilrung  ron  Wilamowitz  Homer.  Unters,  a.  S89  der  ton  Fv" 

vorEuzieben  sein. 


üeber  ilcn  dialekt  der  attischen  vaseDiagchriften.  401 

fi'tav,  '/a'ovt;  aus  'jtsäjo\tQ,  lat.  vir-es  aus  vis-es  (nicht  analogie- 
bildung  nach  glires,  wie  Stolz  Lat.  Gr.  p.  200  annimmt),  cf. 
i-5  h-ti;,  t-ffi,  fi'ifiTog  Curtius  Et.*  389.')  Zu  erörtern  ist  nur 
die  gestalt  iles  vau,  die  auf  der  att.  vase  drei  statt  zwei  ansätze 
zeigt  und  aiso  mit  der  des  epsilon  zusammenfällt.  Dennoch 
glaube  ich  weder,  dass  hier  verschreibung  vorliegt,  noch  dass 
EiöXBcoi  zu  lesen  sei.  Denn  die  form  E  für  p  oder  C  ist  auch 
sonst  vielfach  nachzuweisen:  zunächst  auf  einer  chalk.  amphora 
mit  Silenen  und  Mainaden  [CIG  7460.  C.  Durand  145.  Kirch- 
hoff Alph.*  125)  ElO  für  CIO  /iw  cf.  CIG  7459,  besonders  aber 
auf  boiotischen  inschrifl«n:  IGA  293  =  Collitz  DI  467  ist  /ava- 
%t-3oTog,  CIG  1569c  =  Collitz  DI  491  z.  3  .^«-.1,05,  IGÄ  235  = 
Coli.  695  /txa^,'<ar,  CIG  1565  =  Coli.  719  2.  7  jotxi'ag,  Keil 
Syll.  inscr.  Boeot.  n.  49  =  Coli.  716  /t}.ap/iovTtg  im  anlaut  mit 
E  geschrieben.  Hierher  gehören  ferner  die  fälle,  aus  denen 
Meister  Gr.  Dial.  I  255  ein  boiot.  fiao-  für  iVo-  aus  /lajo- 
herleiten  zu  können  glaubte.  Schon  P,  Cauer  Wochenschr.  f. 
klass.  Phil.  I  1884  n.  33  (s.  1032  ff.)  bezweifelt  mit  recht,  daes 
die  Boioter  bei  der  Zähigkeit,  mit  der  sie  das  /  festhielten,  den 
anlaut  «i'to-  überhaupt  je  gekannt  haben.  Wunderbar  wäre  es, 
wenn  nun  /  gerade  nur  in  den  fällen  geschwunden  wäre,  in 
denen  auch  ein  ganz  anormaler  vocalübergang  stattgefunden 
hätte  (denn  ein  jeiuo-  findet  sich  nirgends),  Beide  Unregel- 
mässigkeiten werden  beseitigt,  wenn  wir  in  E  einen  ausdruck 
fiir  /  sehen.  Es  ist  also  Kumanudis  l/tä^vuiov  IV  p.  378  = 
CoU.  942  z.  i)  /laojyhav],  nicht  *iVoT[Aiac],  CoU,  1121  /too- 
Ti'fia,  1122 /(orö,  764  /laöxXia,  716  jilaQx^ovrtq  zn  lesen.  Dass 
in  der  that  E  hier  ein  zeichen  für  vau  ist  und  nicht,  wie  Cauer 
annimmt,  nur  schreib-  oder  lesefehler  vorliegen,  wird  noch  durch 
folgenden  umstand  wahrscheinlich.  Neben  der  gewöhnlichen 
griecb.  form  des  epsilon  E  mit  3  queratrichen  findet  sich  und 
zwar  ausschliesslich  im  boiot.  und  dem  damit  eng  verwandten 
phryg.  aiphabet  eine  form  %  (IGA  130.  152.  306  und  auf  dem 
Midasgrab  Joum.  of  the  Roy.  Asiat.  Soc.  1883  XV  pl.  1 
p.  120  ff.J  mit  4  ausätzen.*)    Es  wäre  an  und  für  sich  schwer 

>)  AaBällig  iBt  natürlich  ein  attisches  vau  auch  im  6.  jh.,  allein  es 
Itann  «u  Boiolien  entlehnt  sein,  wo  bekanntlich  lolaos  zu  hause  ist. 

>)  Auf  dem  frag'nienl  eines  pinax  mit  der  Kigantomachie,  das  in  Eleo- 
üs  gefandeD  ist,  erscheint  ( im  nameo  '^i^^is  neben  C  in  ['E]tfidliig  'Etfif*- 
JfX-   IBSe  uf.  U,  12.    Studniczka  Arch.  Jabibacta  I  1886  p.  Sl  f.    Anm, 


402  PauI  Eretschmer, 

begreiflich,  warum  die  schon  nicht  geringe  zahl  der  querhasten 
im  phön.  He  ^  von  den  Boiotem  noch  um  eine  yermehrt 
worden  sei,^)  und  es  ist  kaum  zufall,  dass  |  nur  in  demjenigen 
aiphabet  epsilon  bezeichnet,  in  welchem  nach  unserer  annähme 
E  für  Vau  steht.  War  letzteres  der  fall,  so  fiel  die  form  des 
yau  mit  der  gewöhnlichen  vierstrichigen  E  des  epsilon  im  boiot 
zusammen  und  man  musste  hier  darauf  bedacht  sein,  die  zeichen 
von  einander  zu  differenzieren.  Dies  konnte  entweder  durch 
hinzufügung  eines  querstriches  in  der  epsilonform  geschefaoi, 
und  so  entstand  |  =  £,  oder  durch  fortlassen  eines  querstricbs 
in  der  vauform,  so  dass  F  oder  C  oder  N  =  /  war.  Diese  ent- 
wicklung  würde  sich  mit  der  annähme  Glermont-Ganneau's 
M61anges  Graux  p.  460,  Taylor's  The  Alphabet  n  83,  ffinrichs' 
in  Müllers  Hdb.  d.  kl.  Alt.  I  392  berühren,  die  die  vaufonn 
aus  dem  benachbarten  E  =  e  ableiten.  Indessen  scheint  mir 
diese  ganze  methode  der  herleitung  wenig  empfehlenswert,  zu- 
mal da  schon  im  semitischen ,  in  der  archaischen  schrift  alt- 
hebräischer münzen,  formen  vorliegen,  aus  denen  sowohl  f  als 
auch   E  =  /  abgeleitet    werden    können.*)    Endlich   sei   noch 


erklärt  den  pinax  mit  recht  für  boiotisch.  Aber  für  attisch  wird  man  die 
amphora  in  Würzburg  n.  389  Urlichs  Beitr.  z.  Kunstgesch.  taf.  14,  8.  39  ff. 
mit  der  göttin  Athena  halten  müssen,  auf  deren  schilde  das  att.  aiphabet: 
ABAAlIHO  steht.  Da  jedoch  die  vase  zu  der  klasse  der  archaisieren- 
den panathcnäischen  amphoren  gehört,  so  wird  durch  dieselbe  das  epsilon 
mit  4  querhasten  für  das  attische  nicht  absolut  sicher  bewiesen. 

1)  In  Eleutherna  (Mus.  ital.  II  188G  p.  161  ff.),  Knossos  (p.  175  ff.) 
und  auf  vasenfragmenten  aus  Naukratis  (Petrie  Naukratis  I  pl.  XXXII 
132,  vgl.  die  schrifttafel)  ist  sogar  die  zahl  der  hasten  um  eine  yermindert, 
so  dass  F  dort  ==  «  ist.  In  Eleutherna  war  dies  möglich,  weil  das  vaa 
daselbst  eine  andere  gestalt  hatte  (vgl.  die  folg.  anmerk.);  aus  Koossos 
haben  wir  keine  belege  für  /.  lu  dem  aiphabet  von  Veji  (Röhl  Imagines 
V  16)  steht  an  5.  stelle  ^,  dann  ^! 

*)  üeber  die  entwicklung  der  vau formen  geben  jetzt  die  interessanten 
kret.  inschriften,  welche  Halbherr  und  Comparetti  Mus.  ital.  11  1886, 
1.  puntata  publicieren,  wichtige  aufschlüsse.  Mir  scheint  sich  zu  ergeben, 
dass  die  griech.  zeichen  für  consonant.  und  vocal.  u  auf  drei  semitische 
repraesentanten  zurückgehen. 

I.  Aus  der  gewöhnlichen  phönik.  gestalt  des  vau  entstand  das  pamphyl- 
^  und  die  vauform  der  inschriften  von  Eleutherna  und  Vaxos  (vgl.  auch 
Halbherr  Mitt.  d.  k.  dtsch.  Inst.  Rom.  Abt.  1886  p.  84  ff.),  sowie  der 
münzen  letzterer  Stadt  (Sworonos  Z.  f.  Numism.  XIV  1886  s.  88  A^  ^2), 
welche  sich  von  der  pamphylischen  durch  die  Verlängerung  der  mittleren 
hasta  (wol  nur  zum  zwecke  der  differenzierung  von  ^  =  >/)  unterscheidet. 


üeber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  403 

bemerkt,  dass  auch  auf  etrusk.  spiegeln  E  für  F  =  f  steht  z.  b. 
Adl  1859  tav.  L,  Mdl  VIII  56,  2,  Gerhard  Etr.  Spiegel  234 
in  den  namen  Menrfa,  Efas  und  umgekehrt  N  auch  für  e 
(Jerhard  a.  a.  o.  260  (Menle),  255  C  (Hercle).  Ueber  E  in 
latein.  inschriften  =  /*  s.  Hübner^^Exempla  Script,  epigr.  p.  LVIL 

I  =  zeta  hat  auf  der  rotf.  vase  Mdl  VI.  VII  56  wohl  nur 
irrtümlich  in  der  mitte  der  längshasta  einen  querstrich  nach 
rechts. 

H  hat  auf  rotf.  vasen  ausser  seiner  bedeutung  als  blosser 
hauch  auch  die  des  aspirierten  c-lautes:  i  und  17,  eine  be- 
zeichnungsweise, welche  uns  recht  deutlich  macht,  wie  in  manchen 
alphabeten,  so  schon  in  dem  altertümlichen  von  Thera  und 
mehreren  ionischen,  das  zeichen  von  der  bedeutung  eines 
hauches  zu  der  eines  gewissen  c-lautes  nach  Schwund  des 
hauches  in  der  ausspräche  übergehen  konnte  Qi,  hrj,  rj): 

Rotf.  kanne  abg.  Mus.  Greg.  II,  5,  2.  Overbeck  Her.  Gall. 
26,  12.  Michaelis  Parthenon  p.  139.  CIG  8411:  HAENH  "EXivi^. 

Rotf.  oxybaphon  aus  Nola,  abg.  Brunn  Suppl.  z.  d.  St. 
über  d.  Bilderkr.  v.  Eleusis  taf.  3.  Baumeister  Denkm.  p.  423. 
Winter  Jung,  att  V.  70,  5:  HPME^  'EQfiijq,  HKATE  "Eniri]. 

Rotf.  oxybaphon  im  Brit.  Mus.  Gab.  Pourtalös  taf.  27.  Miliin 
Peint.  d.  vas.  ant.  11  13.  CIG  7440.  Heydemann  Satyr-  u. 
Bakchenn.  s.  16.    Winter  a.  a.  0.  70,  8:  HPME^. 

Rotf.  lekythos  der  S.  Durand  abg.  Millingen  Anc.  uned. 
mon.  I  6.  CIG  7530:  HO^  "Bw?. 

Rotf.  amphora  aus  Capua  in  Petersburg  (Ermitage)  n.  1683 
Gompte-Rendu  1872  taf.  V.    Minervini  Mon.  ined.  t.  4:  H0<. 

Rotf.  schale  im  Brit.  Mus.  820:  HPAKVE^  "HQauXTjq. 

Rotf.  krater  im  Wiener  Antiken-Cabinet  n.  276.  Millingen 
Peint  de  vases  51:  HPAKAE^  (neben  MKH,  XPY5H).') 

Schwf.  hydria  der  S.  Campana  IV— VII  212  HPAKVEO^? 
Schale  ebenda  466  ^3^)IASH. 


IL  Das  aDgemein  griech.  Y,  V  für  den  vocal  u  entspricht  der  moabit. 
form  der  Mesainschrift. 

in.  Die  verbrei totste  gr.  vauform  ^  (3) ,  daraus  D ,  wird  durch  die 
^estalt  des  Zeichens  auf  gortyn.  steinen  (Mus.  it.  1.  c.  p.  194  n.  32.  33. 
208,  53/54.  217,  77/78  u.  a.),  bei  welcher  die  zweite  hasta  vom  Scheitel- 
punkte des  winkeis,  resp.  der  mitte  der  rundung  ausgeht,  mit  der  form 
auf  althebr.  münzen  vermittelt. 

»)  Die  abbildungen  bei  Millingen  a.  a.  0.  und  Arch.  Z.  1845  taf.  35,  1 
sowie  eine  Zeichnung  vom  Grafen  Lamberg  haben  HPAKAH^. 


Rotf.  schale  aus  Caere  Mdl  V  35.  CIG  8350  vgl.  Bnnm 
Probleme  p.  14:  HPA  nebeu  E  =  i- 

Dieselbe  Orthographie  kennen  auch  noch  andere  archüsche 
inschriften  vgl.  Röhl  in  B ursian-MüIler's  Jb.  1883  IH  p.  14, 
Robert  Archaeologische  Märchen  1886  s.  198  anm.  Anf  ia 
nas.  weihinschrift  der  Nikandre  IGA  407:  Bxrjßnii^  (die  aus- 
lagsung  des  t  ist  kein  Schreibfehler,  wie  Dittenberger ,  Blas 
nnd  G.  Meyer  annehmen),  auch  einer  chiischen  Bull,  de  con. 
hell.  VII  254:  HxijßÖlXi^],  auf  einem  relief  in  Villa  Albani  Zoegi 
Bassiril.  ant.  I  25.  Wien.  Vorlegebl.  IV  12  (die  echthelt  der 
Inschrift  ist  wohl  mit  unrecht  bezweifelt  worden)  HPrtHt,  auf 
dem  korinthischen  krater  oben  p.  162  n.  15:  Bpftatog,  auf  der 
i.  von  Mctapont  Notizie  degli  scavi  1882,  p.  119.  Röhl  Imag. 
XV,  5  HPAK/Ert,  sogar  noch  auf  der  i.  des  Amphiareostempels 
am  Oropos  'Ef^fi.  äpjf.  1885  s.  94  z.  46,  vgl.  v.  WilamowiU 
Herm.  XXI  1886  p.  98  HtPE  iandlQug].  —  Ebenso  ist  wahr- 
scheinlich auch  B  auf  der  in  Sparta  gefundenen  rätselhaften 
marmortafel  IGA  56  zn  verstehen.  Den  einfachen  hauch  kann 
hier  B  nicht  bezeichnen,  da  es  zwischen  den  beiden  consonanteo 
K  und  K  steht,  und  vocalische  bedeutnng  =  ij  (vgl.  Röhl  dazu) 
ergiebt  keinen  sinn.  Auf  der  1.  zeile  lässt  sich  abtrennen 
TOKBK,  wonach  Hirschfeld  Bdl  1873  p.  190  noch  einen  winkd, 
Velsen  Arch.  Anz.  1855,  73*  f.  some  Dressel  und  MUchhofor 
Mitt.  d.  ath.  I.  II  433  A  las.  Auf  derselben  und  auf  der 
2.  zeile,  die  von  r.  nach  1.  läuft,  muss  den  raumverbältnissen 
nach  zunächst  noch  je  eio  bnchstabe  gestanden  haben,  dann 
folgt  Q\,  darauf  eine  liicke.  So  erhalten  wir  die  lesung 
TOKBKAt[0]^0[K]  riv  'E>caßlo]i.o\v]. 

Der  Übergang  der  th etaform  0  in  6  hat  sich  auf  stein- 
inschriften  schon  im  6.  jh.  vollzogen.  Der  Peisistratosalur 
{CIA  IV  373e.  Röhl  Imag.  XXXI  20)  ca.  527—510  v.  Oir. 
hat  noch  ®  und  diese  ältere  form  findet  sich  auch  noch  ftnf 
rotf.  vasen  strengen  stils:  auf  einer  schale  des  Euphronios  im 
Louvre  Wien.  Vorleg.  V  1 ,  auf  der  Kroisosvase  Mdl  I  54. 
Welckcr  A.  D.  lU  taf.  33.  CIG  7756.  Sonderbar  ist  B  für  OS 
in  OALBVBIOJ,  während  «n  erster  stelle  Q  steht,  auf  derkotjle 
des  Hieron  ini_tLouvre  (Mdl  VI  19.  Wien.  Vorleg.  C  6.  Klein 
VM'  170,  17),  ebenso  auch  auf  einer  elisclien  Inschrift  IGA  IZO. 
Die  erklärung  von  Brunn  Probl.  p.  12  ist  nur 
hang  mit  seiner  ganzen  hypothese  haltbar. 


lur  im  zusi^ffl^^l 


üeber  den  dialekt  der  attischeü  vaecninBchrifteD, 


405 


Dass  A  die  ursprüngliche  att.  gestalt  des  lam  da -Zeichens 
■war,  welche  erst  später  durch  chalk.  v  verdrängt  wurde,  be- 
wdst  die  Dipylon-kanne :  Kirchhoff  Mitt.  d.  ath,  I.  VII  108  f.') 
Neben  der  letzteren  form  findet  sich  auf  att.  vasen  vereinzelt 
auch  eine,  bei  der  die  querhasta  nicht  unten,  sondern  in  der 
mitte  ansetzt:  h,  y. 

Graffito  auf  einem  gefässfuss  von  der  athen.  Akropolis 
Benndorf  Gr.  u.  sie.  Vb.  Taf.  29  n.  15:  AKHA+JIK^O  ^^f«- 
pltta.  Rotf.  schale  in  Petersburg  n.  886:  KAhOt  neben  KAVöj- 
Schwf.  amphora  aus  Chiusi  Bdl  1867  p.  213  f.  VOTiN  ^jjtoü 
(sie).  Diese  form  ist  also  nicht  auf  Argos  beschränkt,  sie 
findet  sich  ausser  in  Ättika  auch  noch  in  Boiotien:  IGA  204, 
ferner  nach  E.  Curtins  bei  Keil  Syll.  inscr.  Boeot.  n.  446.  = 
Coli.  DI  468,  vgl.  783,  vielleicht  auch  IGA  242;  boiot.  ist 
wahrscheinlich  auch  die  gemalte  inschrift  auf  einem  schalendeckel 
aus  Phaleron  Benndorf  Gr.  u.  sie.  Vb.  Taf.  30,  6: 

TKKKOJri'ErtKAO  KvxXoq  ntjfiiiSov  {?]. 

Das  koppazeichen  ?  ist  auf  att.  schwarzf.  vasen  mehrfach  zu 
belegen.  Die  von  Kirchhoff  Alph.*  81  f.  aufgeführten  drei  falle 
sind  keineswegs  die  einzigen  im  att.,  wie  Meisterhans  Gramm, 
d.  att.  I.  p.  2  zu  glauben  scheint.  Abgesehen  von  den  stein- 
inschriften  CIA  I  355  und  IV  373  begegnet  es  auf  einer  jetzt 
verschollenen  vase  des  Exekias  (Klein  VM*  38,  1,  abg.  Gerhard 
A.  V.  107.  GIG  8155),  wo  ein  ross 

KAVIfOME 
genannt  ist,    während  im  namen  des  anderen  nv^nxöftt]  K  vor 
0  geschrieben  ist. 

Auf  der  FrauQois-vase  ist  ein  hund  mit 
?0PA+y 
KÖp«|  „rabe",  „rappe"  (nicht  'Pöpa?  Brunn  Bdl  1863,  189)  be- 
wichnet,  als  hundename  auch  bei  Pol!.  V  4,  7  bezeugt. 

Auf  einer  schwf.  amphora  mit  der  Athenageburt  und  aus- 
zag zum  kämpfe  im  Brit.  Mus.  564.  Mdl  DI  45.    CIG  7402 : 

ETE0?VOS 
'BxiMXoQ,  nicht  EPEOPVOJ  (nach  hrn.  prof.  Robert). 

Kantharos  im  Berl.  Mus.  1737,  abg.  Gerhard  Etr.  u.  camp. 
Vb.  Taf.  13.  CIG  7383: 


I)  Wahncheinlich  ist  auch  io  Boiotien  fi   die  Ursprung  liehe  form  und 
cnt  vor  cbalk.  V  gewichen.    Das  phrygigche  and  lemnische  Alphabet  bftt 


406  P&^  Kretschmer, 

PATPO?VO^. 
Nikosthenes,    von    dem    etwa    70    gefässe    erhalten   sind, 
schreibt  auf  Einern  seinen  namen  noch  mit  koppa  (Berlin  1801. 
Klein  VM«  75) 

Vgl.  zu  der  form  des  koppa  die  chalk.  vase  CIG  7686. 

Fragment  einer  schwf.  vase  mit  der  gigantomachie  von  der 
athen.  Akropolis  Byjy^.  aQx-  1886  Taf.  7: 

3nO?V3 
name  eines  Giganten,   vom  herausgeber  p.    86   Ev*6n7jg,  von 
M.  Mayer  Die  Giganten  und  Titanen  Berlin  1887   s.  301  wohl 
richtig  EvQ(6n7j[g]  oder  EvQa)n€[vg]  gelesen. 

Amphora  in  München   1108.    CIG  7611.   KirchhofiF  AlpL* 
126  (att.  nach  Brunn  Probleme  32,  s.  oben): 

Kvxvvg, 

Trinkschale  in  Würzburg  in  400: 

A^?0KIA 
vgl.  K.  Wernicke  Arch.  Z.  1885  s.  252  a.  4,  der  darin  den  Wi- 
men  des   att.   meisters  2ax(oviSfjg   vermutet.     Mit  ^Aaxwv/ilij;] 
vgl.    boiot.  faaxoilv^ao]  CoUitz  DI  422,  jiaxciväag   Arist.  Wesp. 
1191  etc. 

Krater  der  S.  Campana  II  sala  b.  27 

VV?0^ 

Avxog, 

Dittographisch  K?  (s.  unten):1n 

K?VEVNI0^ 
auf  der  araphora  in  Berlin,  1704  abg.  Mdl  IX  55. 

Auf  einer  schwf.  hydria  Adl  1866  Taf.  R  steht  bei  einer 
nach  rechts  eilenden  Gorgone 

^OT^O 

was  Heydemann  Rhein.  Mus.  XXXVI  1881  p.  471  n.  10  ?ifro; 
=  xrjTog  liest.  Auffallend  ist,  dass  koppa  hier  vor  palatalem 
vocal  (urgriech.  rj  cf.  korinth.  xrjrog)  steht. 

Die  Stellung  von  sigma,  3-  wie  4-strichigem ,  ist  sehr 
mannigfaltig.  So  erscheint  oft  ^  in  rechtsläufiger,  S  in  links- 
läufiger Schrift.     Häufig  ist  auch  liegendes  M  M. 

Auf  den  rotfigurigeu  vasen  der  zweiten  periode ,  nach  440 
V.  Chr.,  herrscht  im  gebrauch  von  att.  und  ion.  schrift  das  be- 
kannte schwanken.    Dasselbe  zeigt  sich  aber  auch  schon  in  den 


üeber  den  dialekt  der  atliscben  v 


iDBcliriften. 


407 


jöngsten  werken  der  vorigen  periode.  Brygos  schreibt  seinen 
namen  auf  seinen  früheren  vasen  noch  mit  A  =  j-  und  j,  auf 
seinen  späteren  mit  ion.  r  und  ( :  Urlichs  Brygos  s.  2.  Ein 
ausnehmend  frühes  beispiel  von  rein  ion.  schrift  auf  einer  att. 
schwarzf.  vase  bietet  die  amphora  von  Capodimonte  Mitt.  d. 
kais.  dtsch.  urch.  Inst,  1886  Rom.  Abteil,  p.  20  f.  Auf  einem 
in  Athen  gefundenen  gefasa  Berlin  4017  steht  eine  „mit  der 
Verfertigung  gleichzeitige  ionische  inschrift."  Duris,  der  sonst 
nicht  ion,  aiphabet  anwendet,  schreibt  auf  der  schul-vase  in 
BerHn  2285  in  dem  hexameter  auf  der  papyrusrolle  EVPQN 
ivgojy  für  evpQovv  aus  svpQoov  mit  Q  statt  0  für  unechtes  ov. 
In  der  Übergangsepoche  tritt  die  irrtümliche  Schreibung 
von  H  für  t,  Q  für  o,  wie  sie  Kühler  Mitt.  d.  ath.  I.  X  1885 
8.  363  ff.  378  für  att.  Steininschriften  nachweist,  auch  auf  den 
vasen  ungemein  häufig  auf  z,  b.  OHTIt  schalejaus  Kameiros 
Journ.  of  philology  VII  1877  pl.  A.  It;  AKOlAQJ  amphora  des 
Gab.  Pourtalt'S  n.  279;  DtQ/'VSQ*  J/öwaog  kratcr  ebenda  n. 
146,  abg.  Panofka  Gab.  Pourtales  Taf.  27.  GIG  7440,  j.  im 
Brit.  Mus.  Heydemann  Satyr-  u.  Bakchenn,  s.  16;  TEPSDOATA 
krater  aus  Unteritahen ,  Brunn  suppl.  zu  d,  Studien  über  d. 
bilderkreis  v,  Elensis  taf.  3;  KANOAPQt  Cat,  latta  n.  537. 
Schöne  Comm.  Momms.  s.  (^57;  AAKIrtAXQJKAVQt  MilÜn  PeJnt. 
de  vas.  gr.  I  9.  Panofka  eigennamen  mit  xaXöi;  Taf.  I,^5^und 
Mdl  I  9,  3,  Panofka  a.  a.  o.  Taf.  I  6;  MeXi€v<;  KAAQ<  Rev. 
arch.  N.  S.  XVII  p.  349  u.  s.  w.  Vgl.  Heydemann  vasens.  v. 
Neapel  zu  n.  2871.  Adl  1878  p.  225.  Ueber  'nXvaatvg  s.  unten. 
Sogar  noch  im  4.  jh.  findet  sich  diese  Schreibweise :  ■  Mcidias 
schreibt  EPOlHiHN.  Dass  auf  derselben  vase  ij  teils  mit  E,  teils 
mit  H  bezeichnet  wird,  ist  ebenfahs  nicht  selten:  in  demselben 
»ort  z.  b.  auf  der  erwiilmten  schale  aus  Kameiros  TAAENH 
/alijvjj;  PEAEYJ  neben  ATAAA/'TH  auf  einer  rotf  kylix  im 
Cab.  des  mcdailles  Gaz.  arch.  1880  pl.  14.  Ebenso  0  neben  Q 
für  (o  z.  b.  auf  der  zuletzt  bei  Dumont  et  Chaplain  Les  c^ra- 
«Diques  de  la  Grece  propre  pl.  XXI  f.  abgeb.  vase:  KISSO  neben 
■»OPD- 

Vielfach  schwankend  ist  auch  die  bezeichnung  von  mono- 
phthongischem ov,  H,  das  vorwiegend  noch  durch  0,  E,  zum  teil 
aber  auch  schon  durch  OV,  El  wiedergegeben  wird.  Auffallend 
frühe  beispiele  dieser  Orthographie  sind 

•  PAKVEQY^KQ.E  'tfJpaxXfo«;  x^tgln  Bdl  ia66,  181.  VOTJ'» 


^>lToi  schwf.  amphora  Bdl  1867,  213,  *V0T3»'  Gerhard  A.  V, 
22  =  El.  c^r.  II  56  und  PEPITOVi  /I«p/(3)ovc  (Jerhard  A.  V. 
168  auf  rotf.  amphoren,  die  Klein  VM*  196  dem  EuthymidK 
zuweist,  LETOV^  schwf.  hydria  Gerhard  A.  V.  20  f.  CIG  7419. 

In  derselben  periode  ^findet  man  auch  irrtümlich  E,  0  für 
diphthongisches  ti,  ov  geschrieben  z.  b.  auf  der  rotf.  oinochoe 
in  Berlin  2661  (El.  c6r.  I  97.  CIG  8372):  PAOTO?  für  moijti 
gegen  PAOYTQN  auf  einer  schale  derselben  zeit  (Brit.  Mus.  811. 
Gerhard  Trtnkscb.  u.  Gef.  Taf.  H.  Mdl  V  49),  PLOV^IO*  auf 
der  amphora  mit  dem  ölverkauf.') 

Die  ionische  form  des  lamda  wechselt  häufig  mit  der  atti- 
schen auf  derselben  vase  z.  b.  Brit,  Mus.  785.  808,  vgl,  CIA 
I  189.  Dabei  hat  ion.  lamda  nicht  selten  eine  kürzei'e  hasta, 
/,  A,  eine  gestalt,  welche  nach  Köhler  Mitt.  d.  ath.  I.  X  1885 
8.  365  auf  att.  steinen  nur  zweimal  vorkommt. 

Vierstrichigcs  sigma  wird  auf  vasen  schon  sehr  froh  ga- 
braucht,  so  bereits  auf  einer  schwarzf.  iekythos  im  raus,  der 
arch.  gesellschaft  in  Athen  n.  233. 

Dittographien,  dadurch  hervorgerufen,  dass  zur  zeit  dw 
erst  aufblühenden  attischen  thonwaarenindustrie  der  athenische 
vasenmaler  die  darstellungen  und  beischriften  korinthischer  ge- 
fässe  CDpicrte  und  dann  zur  erläuterung  korinthischer  zeiclien 
die  entsprechenden  attischen  beifügte,  nahmen  Kaibel  Adl  1673 
p.  112  und  Löschcke  Arch.  Z.  1876  s.  HO  auf  zwei  schwant 
amphoren  an:  Berlin  1704.  Mdl  IX  55  hat  Hermes  die  ba- 
Schrift  K?VEVNIOS  für  KvnjjnoQ,  (korinth.  ?  =  att.  K)  vni 
Zeus  ASEV^,  dem  ein  korinth.  AfcVrt  zu  gründe  gelegen  haben 
soll  (korinth.  k  =  att.  E).  —  Mdl  VI  56  soll  lAbV*  graphische 
contamination  eines  att.  Ztv^  und  korinth.  Jevg  sein.*)  Diese 
erklärung  scheitert  an  dem  umstände,  dass,  wie  der  Berliner 
pinax  IGA  20,  66  lehrt,  im  korinthischen  Ztv^,  nicht  -rf«'!  ge- 
sprochen wurde,*)     KftfcAfiof  verdankt  sein  K?  dem  schwanken- 

')  Oder  ist  o^  in  nXavio:  monophthoiigiBch  und  product  einer  M"' 
traction?  Vielleicht  ist  nioüiot  aua  'ni6j-i~to~s  (gebildet  wie  rentKX' 
nv^ttos  u.  dgl.)  entstanden  und  gehört  zu  nlds.  lat.  pUores,  floinmi. 

*)  Ebenso  t.  WilamowitB  Homer.  Uotersucli.  s.  305  anm.  W«k[^ 
nagel  Ztschr.  21,  -JtlH.  Klein  EuphTonioB'  b.  14  anm.  erklärt  sich  gefftx 
diese  annähme,  ohne  aber  einen  bestimmten  grund  geltend  machen  lo  kdun^'i- 

•)  Vereinigt  findet  aich  i  —  i  und  d  für  C  nur  in  Megara.  Aber  d«* 
Ton  dort  ans  einfluss  auf  die  att,  Tasenfabrication  geübt  ward«,  ist  «JcW 


Ueber  den  dialekt  der  attischen  TsecniDachrifteii.  409 

den  gebrauche  der  zeit,  in  der  das  koppa  im  altischen  ausser 
Verwendung  zu  kommen  begann.  lA  in  lAEV*  ist  pleonasti- 
scher  ausdruck  für  Ci  wie  die  Schreibung  o^.  Zur  erklärung 
von  AkEV^  weiss  ich  nur  das  ultimum  refugium:  Terschreibung 
für  dor.  Jd^  anzufübren. 

Diltographisches  E  neben  H  (vgl.  Wackernagel  Ztschr,  27, 
268  zu  innEHf  Dittenberger  Syll.  d.  56)  liegt  in  KATAIHE 
xuiu^ij  auf  einem  trinkgefass  aus  Athen  (CIG  545.  Benndorf 
Gr.  u.  sie.  Vb.  p.  51}  vor,  auf  welchem  sonst  jj  schwankend 
mit  E  (in  d^axfi^v)  und  mit  H  (in  Kfifpiaotpiöviog  ij  xvhl)  aus- 
gedrückt ist. 

Interpunktion  mit  2  oder  3  punkten  findet  steh  nicht 
selten  z.  b.  Xa^iraioi  i  inoieatv  ifi  :  tv  Klein  VM*  51,  2 
■  KkioifQÜätq  STioüffff  ■  "AftaaliQ  iy^aifat]  Klein  VM'  149.  Auf 
der  rotf.  amphora  in  München  410  (Gerhard  A.  V.  168.  CIG 
7737)  scheint  ein  kreuz  als  worttrennungszeichen  zwischen  x'^tgs 
and  &r](Tev;  ZU  dienen. 

Vocale. 

Wechsel  von  a  und  t. 
Ein  unbetonter  kurzer  vocal  erscheint  mehrfach  zu  einem 
laut  getrübt,  der  mit  E  bezeichnet  ist. 

Auf  dem  fragment  eines  rotfigurigen  atamnos  (im  besitz 
von  R.  Manclni  in  Orvieto,  Klein  VM*  201  n.  4)  sind  die  buch- 
staben 

EXJ 

N 

erhatten,  welche,  da  die  vase  genau  einer  anderen  [Heibig  Bdl 

IS73  p.   167  f.)   mit    der   Signatur   des  Hermonax  gleicht,   als 

fE^fio]ytxi  ^  erganzen  sind. 

Auf  einem  rotf.  aryballos  in  Neapel  (n.  3352  abg.  Bull. 
Napol.  Arch.  N.  S.  V  2)  ist  eine  Nereide  als 

VErtAOE 
statt  faftü&ij  (Hesiod.  Th,  2C0)  bezeichnet. 

Bemerkenswert  ist,  dass  auf  dor.  vasen  Keadvä^a  für  Kaa- 
vävSffa  geschrieben  ist:  so  auf  der  korinth.  amphora  oben  s. 
168  n.  27  und  ferner  auf  einer  tarentin.  amphora  in  Wien  (aus 
der  S.  Lamberg,  v.  Sacken  und  Kenner  Samml.  des  k.  k.  Münz- 
et. Antiken-Cabin.  n.  lOO,  abg.  Arch.  Z.  1848  Taf.  13,  6.  MüUer- 
IVieseler  A.  D.  1,  7.  CIG  7692): 


410  P&qI  Kretschmer, 

KE^ANAPA. 
In  dem  kleinen  dialog  zwischen   bahn  und  gans  auf  der 
unterital.  amphora  in  der  S.  des  prinzen  Napoleon  (Fröhner  cat 
d'une   coli,  d'ant.  n.  100  p.  67.  abg.  Fröbnet  Choix   de  vases 
gr.  pl.  7,  3)  ruft  die  letztere 

OTONEAETPYrONA  statt  cS  tov  dXsxvQvova. 
Der  att.  töpfer  Archikles  schreibt  seinen  namen  auf  dner 
schwarzfigurigen  vase  (in  München  CIG  8141)  und  auf  einer  trink- 
schale (im  Brit.  Mus.,  früher  S.  Durand  n.  999  CIG  8138.  Klein 

VM«  76,  2) 

AP+EKLE^ 
Von  dieser  form  zu  der  ^Aqx^^^^  (vase  im  Brit.  Mus.,  abg.  Pa- 
nofka  Mus.  Blacas  Taf.  16,  1.  2.  CIG  8137  Klein  VM«  76,  1) 
war  nur  ein  schritt. 

Wechsel  von  a  und  o. 

Gelegentlich  erscheint  a  nach  o  hin  gefärbt.     Auf  einer 
rotf.  amphora  aus  Nola  (Neapel  n.  3091): 

KOJO^HOPOV^ 

^V00^II310)I 
xoXog  6  novg?  für  xakog  o  navg, 
xoXtj  Tj   novg       für  naXti  tj  navg. 

Auf  einer  rotf.  schale  in  Neapel  n.  2633: 

^lOnOH 

0   noig  für   o  naig' 

In  dem  distichon  der  unterital.  amphora  in  Neapel  n.  2868 
(CIG  8429.    Kaibel  Epigr.  gr.  n.  1135): 

für  /iiaXaxrjv  malve.  Antiphanes  und  Epicharm  gebrauchten 
nach  Athen.  II,  58 d  /noXoxrjg  und  /xoXoxag  (gen.)  für  fiaXixrj;i 
korkyr.  MoXoxag  Dittenberger  Syll.  320,  4.  Blass  BB  XII,  3.  heft 
Das  epigramm  unserer  vase,  das  wahrscheinlich  aus  dem  aristo- 
telischen peplos  stammt  (0.  Jahn  Einl.  in  d.  vasens.  K.  Ludwigs 
in  München  p.  CXXIV) ,  hat  bei  Eustath.  Od.  X  p.  1698,  25 
fiaXaxfjv.     Vgl.  unten  dtxcpo^oXov. 

Das  att.  ^axoc  (Thom.  Mag.)  gegenüber  homer.  ^xo^  er- 
hält einen  inschriftlichen  beleg  auf  dem  Troilosstreifen  der  Fran- 
Qois-vase,  wo  der  thron  des  Priamos  als 

®AK0^ 

bezeichnet  ist. 


Üeber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  411 

Merkwürdig  ist  die  2  mal  belegte  form 

KAMO^ 
des  satyrnamens  Käfioq  auf  einer  vase  der  S.  Coghill  CIG  8379 
und  der  S.  Hamilton  CIG  7462.  Vgl.  Heydemann  Satyr-  und 
Bakchennamen  5.  Hall.  Winckelmanns  Progr.  1880  s.  21.  Wahr- 
scheinlich ist  ä  rest  eines  alten  ablautsverhältnisses  (ä  :  oo)  und 
in  das  nomen  übertragen,   wie  in  att.  ^axoq^  homer.  ^xoq  zu 

Auf  einer  schwarzfigurigen  hydria  in  Würzburg  (Brunn 
Bdl  1865,  54.  Urlichs  Verz.  d.  Antikens.  d.  Univ.  Würzburg 
m  n.  138  p.  31)  trägt  ein  pferd  den  namen 

+OVAPAO^ 
Jeschonnek  De  nominibus  quae  Graeci  pecudibus  domesticis  in- 
diderunt  diss.  Königsb.  1885  p.  38  f.  erklärt  dies  sehr  bequem 
„male  pro  J2oJa(>yoc."  Xm'kaQYoq  vergleicht  sich  dem  dor.  x^" 
XaQyotq  Soph.  Elektra  861  und  bedeutet  demnach  „schnellhufig.^ 
Im  ersten  glied  scheint  ein  *x^^  ^^  stecken,  das  zu  att.  x^H 
dor.  /äXa  „huf**  in  ablautsverhältnis  steht. 
Rätselhaft  ist  auch  v  für  a  in 

EKVBE^ 
statt  ^Exaßrjg  auf  einer  att.  rotf.  vase  (abg.  Gerhard  A.  V.  203. 
GIG  7659).    Das  folgende  ß  hat  wahrscheinlich  labialisierend  auf 
den  vocal  eingewirkt. 

Wechsel  von  e  und  o. 

Auf  labialisierung  beruht  auch  o  aus  e  vor  ^  in 

TPIPTOAOMOS 
für  TQinToXe/iiog  auf  einer  trinkschale  aus  Vulci  (abg.  Mus.  Gre- 
gor, n  76,  2.    CIG  7435).    Vgl.  G.  Meyer  Gr.  Gr.«  §  25. 
In  dem  oben  citierten  distichon  der  Neapler  vase  ist 

A^(DOAOAOK 
für  da(p6d€kov  geschrieben.   Dasselbe  schwanken  zwischen  e  und 
0  vor  X  findet  bekanntlich  in  homer.  böot.  oßekog,  gortyn.  megar. 
delph.  oisXog,   att.  SitoßsUa  gegenüber  att.  oßoXog  statt.    Auf 
einer  att.  archaischen  schwarzf.  amphora  (Adl  1882  tav.  H)  steht 

0^380 
oßBXd  du.  in  der  bedeutung  „obolen"  (münze),   vgl.  oßsXog  CIA 
IV  3.  c.  z.  5   (vor  444  v.  Chr.  vgl.  Meisterhans  Gr.  der  att. 
Inschr.  p.  9),  sonst  oßoXog  im  att.  Riemann  Rev.  de  phil.  1881 
p.  173. 


%ti  PaqI  Kretsclimflr, 

fePOI««ON 

für  snot'tjatv  in  der  sigaatur  des  Nikosthenes  (Berlin  n.  1801,   ' 
ungenau  Bdl  1879  p.  4,  Klein  VM*  75,  1)  mag  nur  verschrie- 
ben sein,    da  die  von  gleicher  hand  herrührende  Signatur  des 
Aoakles  auf  derselben  viise  snot'ijaev  hat. 

Dagegen  ist  in  dem  mehrfach  auf  vasen  vorkommenden 
Jltp^ifpuTTa  für  Ilf^aeipaira  nicht  phonetischer  wandet  von  t 
in  o  anzunehmen,  sondern  der  im  griech.  so  beliebte  composj- 
tionsvocal  o  ist  hier  an  die  stelle  des  t  getreten. 


Wechsel  von  o  und  i 


lora  in    | 


Dem  obigen  'E*vß^i  analog  ist 
tOMV9l3fl 
Jtj/^vßoi  fUr  Ji}t)f>oßoi  auf  einer  att.  schwarzf.  amph( 
München  (n.  124  abg.  Gerhard  A.  V.  223.  Overbeck  Her.  Gall. 
Taf.  15,  12.  CIG  7675).  Auch  hier  folgt  auf  den  in  »  über- 
gegangenen vocal  ein  labial. 

Der  umgekehrte  lautwandel  liegt  vor  in 
OAOMPOt 
für  VlvfiTiog  auf  einer  unterital.  amphora  in  Neapel  (n.  3235, 
abg.  Mcmorie  dell'  Acc.  Ercol.  IV  1  Taf.  8  f.  CIG  8412;  vgl 
über  die  Inschriften  besonders  Heydemann  Die  Vasena.  des  Mus. 
Nazionale  zu  Neap.  s.  n.  3235),  dessen  o  G.  Meyer  Gr.  Gr.' § 
90  für  nur  graphischen  ausdruck  des  kurzen  u-lautes  hält.  V^ 
böot.  Söf*ipo^oi;,  '^ftöyia^.  Uebrigens  könnte  in  "OXo/tnot  wie 
in  üaiföSoXoQ  SßoXög  T^tnioi-Ofioi;  das  zweite  o  durch 
toriscben  einfluss  des  vorhergehenden  o  veranlasst  sein. 

Wechsel  von  v  und  t. 

Der  später  durchgedrungene  Übergang  von  v  =  ü  in  t,  den 
man  mit  recht  für  die  ältere  zeit  im  allgemeinen  leugnet  (>■ 
G.  Meyer  Gr.  Gr.*  §  92) ,  ist ,  wie  aus  der  vertauschung  vtai  • 
und  (  auf  vasen  folgt,  in  der  vulgärsprache  schon  früh,  wau 
auch  nur  vereinzelt  aufgetreten. 

Auf  korinthischen  vasen  Kiavi'g  aus  Kvayi'i  (?  oben  s.  168 
n.  27),  Kaoi\Öac]  aus  Kvi.ot'äaQ  (s.  165  n.  21),  umgekdirt  T«- 
^jjya  aus  '/o^ijv«  (s.  169  n.  29);  vgl.  MwoTai^o^  auf  ooff 
münze  von  Gortyn,  wo  das  vorhergehende  m  labialisierend  ^ 
wirkte,  anders  ist  kret.  "^Ynnäy^av,  'Ynjzaai'av  zu  erkläre. 


Ueber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  413 

Auf  einer  kylix  des  att.  vasenmalers  Hieron  (früher  in  der 
S.  Canino  Cat.  6tr.  12.   CIG  8219.  Klein  VM*  166,  7): 

AIONI^IAENE^ 
statt  Jiovvaiysvfiq. 

Auf  einer  schale  von  demselben  meister  (im  besitz  des  ba- 
rons  Spinelli  in  Acerra,  abg.  Gaz.  archeol.  1880  Taf.  7.  8;  vgl. 
p.  63.  Bdl  1879  p.  150.  Arch.  Z.  1882  s.  3  ff.  Wien.  Vorlegebl. 
C,  1.  Klein  VM«  172,  24) : 

KPI^EY^  KPI^EI^ 
statt  XgvatvQ,  XQvatjig, 

Auf  einer  hydria  des  Hypsis  Bdl  1883  p.  166.  Klein  VM« 
199,  2: 

AIONI^IA 

Auf  einer  rotfig.  amphora  in  Madrid  steht  nach  M^lida 
Los  Vasos  Griegos  del  museo  arqueol.  nacion.  Madrid  1882  p.  27 : 

AIONISOS 
Auf  einer  rotf.  vase  aus  Glusium  (abg.  Mdl  IX  42,  3.  Wien. 
Vorlegebl.  D  12,  2  b.    Schreiber   Kulturhistor.  Bilderatlas  Lpz. 
1885  Taf.  LXm,  3): 

OAI^.EV^ 
X)Xia[a]svg  statt  ^OXvaasvg. 

Das  auf  dem  halse  einer  kleinen  auf  Kythera  gefundenen 
lekythos  (im  museum  der  archäol.  gesellschaft  in  Athen  n.  752. 
Vgl.  Pervanoglu  Arch.  Anz.  1864  p.  283)  eingeritzte  epigramm  hat 

AAKPIONPOH 

daxQioov  für  6axQV(ov  Qorj. 

Der  name  des  Heros  Eponymos  Munichos  ist  auf  einem 
att.  rotf.  aryballos  strengen  Stils  (2.  hälfte  des  5.  jh. ,  Neapel 
Racc.  Cuman.  n.  239,  abg.  Fiorelli  Vasi  Cumani  tav.  8.  Vgl. 
CIG  IV  praef.  p.  XVm.   Winter  Die  jung.  att.  vasen  s.  57,  1) : 

MONI+0^ 
geschrieben,  die  nach  ausweis  der  älteren  att.  Inschriften  (CIA 
1  215,  9.  273  f.  15.  IV  191,  3  u.  s.  w.)  gewöhnliche  Schrei- 
bung ;  mit  V  zuerst  306  v.  Chr.  CIA  II  247,  6.  Vgl.  Herwerden 
Xiapidum  de  dial.  att.  testim.  p.  8.  Meisterhans  Gramm,  d.  att. 
Inschr.  p.  13.  Ahrens  Rhein.  Mus.  17,  362.  v.  Wilamowitz  Aus 
Kydathen  p.  137  f.  anm.  62. 

Mfwvvxog  enthält  ein  anderes  suffix  wie  Movyi^og,  hat 
idso  sein  v  nicht  durch  phonetischen  wandel  von  l  in  v.  Das 
Ton  6.  Meyer  Gr.  Gr.*  s.   107  unerklärt  gelassene  akvKog  ist 

ZtitTChrift  für  Tergl.  Spraohf.  N.  F.  IX.  5  a.  6.  27 


414  P&ul  Kretschmer, 

nicht  aus  äXixog  entstanden,  sondern  mit  dem  suffix  -uko-  abge- 
leitet, vgl.  ai.  vär^uka,  k^odhtüca  u.  s.  w.  ^Ekevhvpia  auf  d^ 
Damonon-Stele  I6A  79  ist  nicht  aus  ^EXsvaivia  hervorgegangen: 
das  V  kehrt  in  dem  monatsnamen  von  Olus  ^Xsvaiwiog  Bull, 
de  corr.  hell.  III  1879  p.  292  z.  8  wieder  (gegen  ["E\XBvamei 
GIG  2554).  ^EXsvavviog  enthalt  ein  im  griech.  mehrfach  ver- 
tretenes suffix   'tu-,  während   ^Eksvatvtog  mit  -ti-  gebildet  ist, 

vgl.  oQx^^"^^^  neben  oqxv^^^' 

Auf  einer  rotf.  unterital.  amphora  (abg.  Adl  1840  Taf.  N. 

Arch.  Z.  1853.  Taf.  54,  1.  GIG  8422)  steht 

IPPOAAMEYA 

statt  ^InnoSoLfiBia, 

Vocalquantität. 

Zu  einer  graphischen  Unterscheidung  der  vocale  nach  ihrer 
Quantität  sind  die  Griechen  anscheinend  nicht  gelangt;  denn 
H  und  Q  bezeichneten  zunächst  auch  qualitativ  von  E  and  0 
verschiedene  vocale.  Vielleicht  darf  man  indessen  vermaten, 
dass  das  verfahren  in  der  Orthographie  der  italischen  Völker, 
lange  vocale  durch  gemination  auszudrücken  (Ritschi  Oposc  IV 
142  flF.  Gorssen  Ausspr.  P  14  if.),  auf  ein  älteres  griech.  Vor- 
bild zurückgeht.  Vgl.  auch  Ross  Arch.  Aufs.  II  p.  542  ff.  That- 
sache  ist,  dass  mehrfach  auf  Inschriften  doppelte  vocale  ge- 
schrieben sind,  wo  wir  einen  gedehnten  erwarten.  So  auf  einem 
altkorinth.  pinax  Berl.  Mus.  608,  IGA  20,  21 : 

POTfAAA 
noTeiSu[vi].    Auf  einer  schwarzf.   amphora  in  München  n.  53 
(GIG  7656b) 

k\kkS  Aiüq. 

Auf  einer   schwarzf.  trinkschale  aus  Athen  C^cpf^fi,  dQx»  ^^^ 
Taf.  5,  2): 

M00V01A 

jinoXkoyv. 

Auf  einem  schwarzf.  gefiiss  des  Nikosthenes  (Brit.  Mns. 
563.  Klein  VM^  58,  19) 

NIKO^OENEE^ 
Nixoad'avrjg, 

Auf  der  Iliupersis-schale  des  Brygos  (im  Louvre  abg.  Heyde- 
mann  Iliupersis  Taf.  1.  Wien.  Vorlegebl.  VIII  4.  Urlichs  Beitr. 
z.  Kunstgesch.  Taf.  18.  Klein  VM^  180,  4)    steht   im  innenbild 


lieber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  415 

links  von  einer  weiblichen  figur,  die  einem  bärtigen  mann  eine 
schale  kredenzt, 

BQtoesg  für  Bgiafig,  contrahiert  aus  Bgiatj^g,  wie  ßaatXfig  (auf 
einer  rotf.  vase  im  Vatican  abg.  Mus.  Gregor.  11,  4,  2.  Adi  1847 
tav.  V.  Winter  Jung.  att.  vasen  56,  1.  CIG  7758,  BA^IAE^) 
aus  ßaaiXfjig,  königin. 

Auf  einer  schwarzf.  amphora  des  Taleides  (Berlin  n.  1762. 
CIG  8293.  Klein  VM«  47,  4): 

POIEE^EN 
i€)noifja€v.    Vgl.  auch  ^MllOOie  =   Beoipäfjg   IGA  372,    138 
(Styra),  auf  einer  Inschrift  von  Koronea  Bull,  de  corr.  hell.  IX 
1885  p.  427   n.  40:  KA(DIUOAQPA  =  KatpTaoSoiga  (cf.  n.  44 
rot  ig). 

Dass  dennoch  in  allen  diesen  fällen  auch  nur  verschreibungen 
>  vorliegen  können,  will  ich  nicht  in  abrede  stellen.  Die  in 
römischer  zeit  auf  griechischen  Inschriften  nicht  seltene  doppel- 
schreibung  langer  vocale  z.  b.  MAAPKO^  in  dem  epimeleten- 
verzeichnis  CIA  11  952,  15  beruht  ohne  zweifei  erst  auf  einfluss 
italischer  Orthographie. 

Behandlung  von  tjo. 

Die  von  J.  Wackernagel  Ztschr.  27,  265  als  urgriechisch 
angesetzte  form  des  mythischen  namens  Amphiarsvos  erhält 
eine  inschriftliche  bestätigung  durch 

AM(D^AP^OM  und  ^^>^nO^A 
auf  der  korinth.  Amphiareos-vase  in  Berlin  (n.  1655  s.  oben  s. 
172  n.  35)  d.  i.  ldfi(pidg?jog. 

Auf  einer  schwf.  amphora  aus  Clusium  Bdl  1867  p.  213  f.: 

^OaSAlONA 

jiy<pidQB(og. 

Auf  einer  schwf.  lekythos  aus  Caere  Adl  1863  tav.  G,  Ko- 
scheres Lexik,  d.  Myth.  p.  295: 

OS 

AeiAPE 
Auf  einer  lekythos  aus  Caere  (Bdl  1844  p.  35.  CIG  7710): 

AOIEPEO^ 
\i(jii)qniQ€(og ,    Vgl.  jifi(pi€Qaa   name   des   Amphiaraos-festes  in 
der  kaiserzeit,  cf.  Köhler  zu  CIA  II  471.  IH  1177,  z  42.  1198 

27* 


416  P&ul  Kretschmer, 

z.  29.    Auf  einer  rotf.  hydria  (abg.  ^dl  III  54.   Overbeck  H». 
Gall.  4.     CIG  7709) 

^OaSAlOMA 
jifi(pidQf(og.    Dagegen   die  durch  volksetymoiogische  anlehnoog 

an  dgdo/iui  später  gebildete  form  ^Afiq>idQaog:   auf  einer  rott 
hydria  schönen  Stils  aus  Attika  (Berlin  n.  2395,  abg.  Ai*ch.  Z. 

1885  Taf.  15): 

AMOIAPA 
A^(fiidQa\oq\,   auf  einer  rotf.  hydria  aus  Caere  (abg.  Overbeck 

Her.  Gall.  3,  7): 

SOAAAKDMA 
und  auf  der   grossen   unterital.  Archemoros- vase  in  Neapel  n. 
3255  (CIG  8432) 

AM(DIAPAO^ 
Wegen   der  form   auf  der  korinth.  vase  ist  es  ausser  zweifei, 
dass  der  name  dor.  Iti/LKpid^rjog,  homer.  jif4,<ptdQfjog  (o  244.  253), 
neuion.  ^Af^cpidgeog,  att.  A/Liq)idQB(og  ZU  schreiben  ist.^) 

Dass  ltiXxfi€(ov,  nicht  'Akxitiuioav  die  att.  form  der  klassi- 
schen zeit  ist,  beweist  [!^X]KMEON  auf  einer  schwf.  amphora 
aus  Clusium  Bdl  1867  p.  213  f.  und 

AAKMEQN 
auf  [einer   rotf.  hydria   schönen   stils  (Berl.   Mus.  n.  2395,  ans 
Attika,    abg.    Arch.  Z.  1885   Taf.  15).     Damit   stimmt   überein 
UXxiuayy/^tjg   CIA   I  433.   Col.  III  10.  II  946,  14.     Vgl.  Cauer 
Curt.   Stud.  VIII  269.     Meisterhans  Gramm,  d.  att.  Inschriften 
16,  Ukx/Luojvog  auf  dein   stein   von  Tenos  im  Brit.  Mus.  CIG 
2338,  Newton  Gr.   Inscr.   of  the  Br.   M.  II  n.  377   z.  43.  Ion. 
Alxjiuiov  aus  (dor.)  AXx/nucapy  contrahiert  l/iXxjtidv  statt  IdXxuäy 
gen.    AAxuuy-og,    aus    Akx-in'dftüv ,    vgl.    korinth.    noreiSaftoy 
IGA  20,  7.  12.     Nach   An.  Oxon.   II  337,  4    schrieb  Euripides 
Akxjutoiv,    nicht  yikx/nui(ov  und   der  lyrische  dichter  nennt  sich 
nur   Akx/nucov   oder  Alx/ndv.     Vgl.   arkad.  Alx^av  ColUtz  DI 
1181  B  24. 

Merkwürdig  ist 

KPAQN 
für  Kqscov  auf  einer   apul.  vase   aus  Ruvo  Cat.  Jatta  423  abg- 

1)  V.  Wilamowitz  Ilerm.  1886  p.  107  f.  leitet  den  namen  von  iagos  9^' 
zunächst  gehört  er  jedoch  zu  dem  cu-stainra  itt()evg ,  aus  dem  er  mittelst 
des  o-suffixes  erweitert  ist,  wie  ion.  «()/t/ofwf  aus  ifQevs;  *.4u(ftdQrio;  ^ 
deutet  also  „erzpriester'^.  l4u(ftdQ>jg  bei  Pindar  Nem.  9,  24  ist  wie  la^l^ 
als  analogiebildung  zu  erklären. 


üeber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  417 

Heydemann  üeber  e.  nacheuripid.  Antigone  Berl.  1868  Taf.  1. 
Wien.  Vorlegebl.  III  3.  CIG  8428.  Kqokov  scheint  nicht  zu  den 
dor.  namensformen  TifioxQtjvv,  ^EQ/tioxQpjvv  =  Tt/tioxQi^tov,  ^Eq/ho- 
xQrf(av  auf  der  liste  von  Telos  Cauer  Delectus*  169  C  3.  6.  6 

zu  stimmen   (zu  rjv  =  rua  vgl.  bv  —   sto   in   yisvxagog  ABvxaQioq 

I6A  372,  221.  222,  thas.  d^svQovg  etc.).  Die  annähme  eines 
hyperdorismus  wäre  nicht  glaublich.  So  bleibt  nur  übrig,  a  in 
Kqucov  als  kurz  und  im  ablautsverhältnis  zu  37  (in  xQrimv)  ste- 
hend aufzufassen  vgl.  ;^()a£a^at:  xQ^i^^^^  ^-  ^*  Für  xQsitov 
KQBiovaa  bei  Homer  ist  vielleicht  xQijtov  xQtjovaa  zu  schreiben. 

Auf  einer  att.  schale  aus  Kameiros  Journ.  of  philology  VII 
1877  Taf.  A.  B.  Winter  Jung.  att.  V.  p.  50  I  n.  7  lautet  der 
gen.  von  ^AQtjg 

APHO^ 
"jiQfjog  statt  des  zu  erwartenden  ''AQSfag  "jiQsog,    Jedoch  ist  auf 
dieser  vase  auch  Qhig  mit  H  geschrieben,  s.  oben. 

Die  i-diphthonge. 

i  ist  in  diphthongischer  Verbindung  mit  a  und  0  den  com- 
ponenten  angeähnelt  und  zu  £  =  e*  geworden.  Vgl.  G.  Meyer 
Gr.  Gr.«  §  113. 

Auf  der  korinth.  deckeldose  des  Chares: 

A^eOK 
beischrift  als  name  eines  pferdes  At^tav  =  Ai^mv  oben  s.  163, 
16.    Vgl.  auf  den  altkorinth.  pinakes  des  Berliner  museums  IGA 

20,  4:    A&avasa,  20,  5:  IlsQaso&sv. 

Auf  einer  att.  rotf.  vase  im  Brit.  Mus.  n.  786  (aus  Vulci, 
Mdl  n  25.     Cat.  Durand  n.  411.   CIG  7746): 

AEePA 

=  Aid'Qa. 

Auf  einer  rotf.  amphora  in  Paris  (abg.  Mdl  I  54.  55.  CIG 

7756): 

KPOE^O^ 
=  KQotaog,    Vgl.  auch  R.  Meister  zu  Collitz  DI  n.  1134. 

Dieser  lautwandel  ist  bekanntlich  vorzugsweise  eine  eigen- 
^ttmlichkeit  des  dialekts  von  Tanagra  und  Plataiai. 

Schwund  des  i  in  den  i-diphthongen  belegt  G.  Meyer  Gr. 
^*'-*  §  155  auch  mit  beispielen  aus  att.  (nicht  „ion.")  vasen- 
^^iftchriften.    Die  formen  inofjaev,   A&rjvia  u.  dgl.  sind  auch 


418      *  Paul  Kretschmer, 

sonst  so   reichlich  bezeugt,   dass  ich   mir   die  auüzäbluog  der 
belege  auf  den  vasen  ersparen  kann.    Bemerkenswert  ist  nur 

H|5(DA^T0^ 
statt ''ff 9) ataroc  auf  einer  kotyle  des  Nearch  (abg.  Benndorf 
Gr.  u.  sie.  Vb.  Taf.  13,  anders  Klein  VM*  38)  und 

HEOA^TO^ 
auf  einer  rotf.  pelike  in  München  n.  776. 

Eine  rotf.  Hischylos-schale  der  Sammlung  Feoli  Bdl  1865, 
55,  j.  in  Würzburg  III  357  hat 

HOPA^KAVO^ 
und  auf  der  rückseite 

KAVO^OPA^  (sie) 

xakog  6  nag  Statt    natg.     Vgl.    HEPA^    KAVE   d.    i.    17    nag  xciif 

auf  einer  rotf.  amphora  im  Brit.  Mus.  857.    CIG  7823. 

Rotf.  vase  in  Perugia  Heydemann  Mitteil,  aus  d.  Antiken- 
sammlungen  in  Ober-  und  Mittelitalien  s.  112 

HOPA^KAAO^ 
Vgl.  Hesych  niof^a  =  nsta/na  (?).   Diese  nur  graphische  auslassung 
des  t  vor  a  -]-  consonant  hängt  mit  der  erzeugung  eines  i  in 
Aiox^aß^i'  IGA  549,  Geianuvg  Meister  Gr.  Did.  I  242,  bwot. 

Qi6q)eiaTog;  yvjtivaoiatg  (pikonovt aig  CIA  II  482  Z.  21.  44  U.  dgl. 

zusammen.  Cf.  J.  Schmidt  Voc.  I  112.  Man  vergleiche  auch 
den  Vorgang  im  engl.:  altn.  geispa,  me.  gaispen  später  gaspen^ 
ne.  gasp;  altn.  hei^kr,  me.  Orm:  heggsk,  Wright's  Dict.:  baisk, 
Wycliffe:  ki^k  gegenüber  altn.  heilly  me.  heilen  y  ne.  Am?;  altn. 
sveinn,  nie.  swein,  ne.  swabi. 

Auf  einer  Hieron-schale  (Petersburg  n.  830,  abg.  Mdl  VI 
22.     Wien.  Vorlegebl.  A  8.  Klein  VM*  169,  15): 

OONIX^ 
für  n^otvil.     Vgl.  ion.  6ean6vri<riv  IGA  501  (Kyzikos)? 

Aussprache  von  si. 

Hier  ist  vor  allem  eine  weitverbreitete  falsche  ansieht  zu 
berichtigen.  Der  heilkundige  Kentaur  heisst  im  guten  Attisch 
XiQtov,  nicht  Xe/gcov,  der  begleiter  des  Dionysos  2{kf]v6g,  nicht 
^fiXfjvog,  der  von  Theseus  bezwungene  räuber  ^xtQcovj  nicht 
2x€t'Qo)v,  Schreibungen  dieser  namen  mit  st  habe  ich  auf  vasen 
nicht  zu  entdecken  vermocht.  X/pcoy,  Ixiqcov,  ^ilrivog  sind 
demnach  nicht  beispiele  eines  frühzeitigen  Übergangs  von  a  ^ 


üeber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  419 

i.   Vgl.  G.  Meyer  Gr.  Gr.*  §  115.   Blass  Ausspr.*  51.    Reinach 
Traitä  d'öpigraphie  grecque  1885  p.  264  n. 

Für  XiQmv  haben  wir  belege  schon  aus 'dem  6.  jahrh.  Auf 
der  nicht  att.  Praxias-vase  (s.  oben): 

yiPOK. 

Auf  dem  hauptbilde  der  Frangois-vase : 

Schwarzf.  amphora  in  Mühchen  (n.  380,  abg.  Gerhard  A.  V. 
227.     Overbeck  Her.  Gall.   Taf.  7,  5.    CIG  7687): 

+IPON. 
Amphora  des  Phanphaios  im  Louvre  C.  Gampana  Vin  70. 
Klein  VM«  96,  26: 

+IPON. 
Kotf.  vase  aus   Chiusi  (abg.    Overbeck   Her.    Gall.   8,  7. 
Adl  1832  p.  123.  CIG  7400): 

KIPOM 
Botf.  schale  im  Berl.  Mus.  n.  4220: 

+IP0^ 
Auf  einem  rotf.  napf  mit  der  darstellung  des  Schulunter- 
richts (Berl.  Mus.  n.  2322,  abg.  Panofka  B.  a.  L.  Taf.  1, 
11.  Eigenn.  mit  xaXo^  Abh.  d.  Berl.  Ak.  1850  Taf.  3,  11.  CIG 
7870.  Klein  VM*  146)  trägt  eine  auf  einer  bücherkiste  liegende 
gefältelte  rolle  die  aufschrift 

4-IPONEIA 
eine  Sammlung  von  Sprüchen,   wie  die  dem  Hesiod  zugeschrie- 
benen XtQiovog  vnodijxat.. 

Ein  att.  topf  er  fiihrt  den  namen  Xi'gtav:  auf  einer  kleinen 
schale  (abg.  Mus.  Gregor,  n.  229.  P.  J.  Meyer  Arch.  Z.  1884 
8.  239.    Klem  VM«  79): 

+IP0KEP0IE^EN 
Dementsprechend  ist  auch,  wie  P.  J.  Meyer  a.  a.  o.  mit  recht 
behauptet,  auf  dem  in  Athen  gefundenen  fragment  eines  schwarzf. 
gefässes  (abg.  Benndorf  Gr.  u.  sie.  Vb.  XH,  5): 

IIDOKEPOIE 
XiQtav  inoui  ZU  lesen,  nicht  Xstgcov,  wie  Benndorf  und  Klein 
VM  p.  86  2.  aufl.  p.  216  schreiben.  Denn  der  erste jbuchstabe, 
durch  den  gerade  der  bruch  hindurchgeht,  kann  an  undffür  sich 
ebensogut  ein  +,  wie  E  sein  und  die  übrigen ;  belege  zwingen 
uns  zur  ersteren  annähme. 

Auf  einem  unterital.  krater  mit  einer  komödienscene  (Brit. 


420  P&ul  Kretschmer, 

Mus.  1297  abg.  Lenormant  et  de  Witte:  El.  cöram.  II,  94.  Wien 
Vorlegebl.  III  9.  Schreiber  Kulturhist.  Bilderatlas  Lpz.  1885 
Taf.  5,  11.  H.  Heydemann  Arch.  Jahrb.  I  p.  287.  CIG.  8359): 

+IPQN 

Im  GIG  7648  ist  auf  der  schwf.  vase  abg.  Gerhard  A.  V. 
183  (Peleus  übergibt  seinen  söhn  dem  Chiron)  die  beischrift 
neben  dem  Kentauren  als  M0SI1+  gelesen,  eben  nur  in  d« 
irrtümlichen  meinung,  dass  die  Schreibung  mit  n  die  richtige 
sei;  auf  der  vase  selbst  sind,  nach  der  abbildung  bei  Gerhard, 
nur  unleserliche  buchstabenreste  zu  erblicken.  Vgl.  femer  noch 
Xt[Q(ov?]  auf  einem  geschnittenen  stein  Arch.  Jahrbuch  I  1886 
p.  127. 

2iXfjv6g  ist  durch  folgende  fälle  bezeugt:  auf  dem  untoren 

streifen  der  Fran^ois-vase  (Hephaistos'   zurückfuhrung  in  den 

Olymp) : 

^IVEKOI 

Auf  einer  schwarzf.  schale  des  Ergotimos  in  früharchaiscbem 
Stil  (aus  Aigina,  j.  in  der  S.  Fontana  in  Triest  abg.  Gerhard 
A.  V.  238.  Bdl  1830  p.  129  flF.  Heydemann  Satyr-  u.  Bakchen- 
namen  1880  s.  13.  CIG  8184.    Klein  VM«  37): 

^IVENO^ 
Auf  einem  rotf.  aryballos  aus  Trachones  bei  Athen  (schöner 
Stil,  alt.  H.  Berl.  Mus.  n.  2471,  abg.  Dumont  Cöramiques  de  la 
Grece  propre  pl.  12  f.     Furtwängler  S.  Sabouroflf  Taf.  55.  Adl 
1876  p.  226.    Heydemann  a.  a.  o.  s.  12): 

^lAENO^ 
Auf  einer  rotf.  kylix  in  München  (n.  331.  CIG  7398)  steht 
über  einem  bärtigen  satyr,  der  mit  beiden  armen  einen  grossen 
weinschlauch  presst,  um  wein  in  eine  amphora  zu  lassen: 

^IIANO^TEPPON  HEAV^HOINO^ 
SiXavog  tIqtkov  fjdvq  oivog  (=  o   oivog). 

Auf  einer  apul.  prachtamphora  (S.  Jatta  n.  1093  abg.  W 
Heydemann  a.  a.  o.  Bdl  1886,  122.  CIG  8380): 

^lAHNO^. 
Vgl.  auch  2iXfjv6g   CIA  I  33,  3,     SiXavog  (Megara)  Cauer 
Del.2  105,  6. 

IxiQoyv:  auf  einer  Eupbronios-schale  (im  Louvre  abg.  Wien. 
Vorlegebl.  V,  1.  Bdl  1872,  p.  190  fif.   Klein  VM^  141,  7): 

^011)1^ 


I 

j 


Üeber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  421 

Auf  einer  streng  rotf.  schale  in  Berlin  (n.  2288,  abg.  Pa- 
nofka  Tod  des  Skiron  1837  Taf.  1  f.  CIG  7723): 

^KIPON 

Auf  einer  rotf.  schale  mit  den  Theseusthaten  im  Museo 
nacional  zu  Madrid  (M^lida:  Los  vasos  Griegos  del  Museo 
arqueol.  nacion.  Madrid  1882  p.  40): 

[5]KIPQM. 

Ebensowenig  ist  an  itacismus  zu  denken  bei  der  namensform 

MIVI+0^ 
auf  einer  schwarzf.  amphora  in  München  (n.  379,  abg.  Lau 
Griech.  vasen  Taf.  12  n.  1,  CIG  7634),  die  man  versucht  sein 
könnte  mit  Metkixog  lautlich  zu  identificieren.  Auf  den  atti- 
schen steinen  laufen  die  formen  fiiXtxo-  und  fisiXtxo-  einander 
durchaus  parallel.  „Zeus  gnadenspender"  ist  auf  drei  votiv- 
reliefs  aus  dem  4.  jh.  (alle  im  Peiraieus  gefunden  Bull,  de  corr- 
hell.  Vn  1883  p.  508  n.  1 ;  n.  7 ;  lE(p.  dgx-  1886  s.  49)  in  der 
form  Ju  MiXixitot  genannt.  CIA  I  4  ist  nur  ....  Ux^'oi  er- 
halten. In  der  kaiserzeit:  Mikix^g  als  personenname  CIA  III 
1132,  26.  19;  1639.  Dagegen  haben  drei  andere  attische  votiv- 
reliefs  des  4.  jh.  (Verz.  der  ant.  Skulpturen  im  Berl.  Mus.  n. 
722  und  Bull,  de  corr.  hell.  1.  c.  p.  507  pl.  18;  p.  510  n.  9) 
Jii  MsiXiximi,  die  namensform  Meikixog  erscheint  CIA  11  963, 
61.  111,1039,  3  und  hiermit  übereinstimmend  in  Phokis  MetXi- 
Xiog  Bull,  de  corr.  hell.  XI  1887  p.  346  n.  15,  in  Larisa  Jii 
MiiXixitf  Mitt.  d.  ath.  Inst.  XI  1886  s.  336 C,  auf  Delos  Msi- 
Uxi[ov]  CIG  2309  II  4,  in  Chalkis  MeiXixiov  2150,  in  Alaisa 
MsiXix^etov  5594  r.  col.  16.  In  dem  arkad.  namenverzeichnis 
Collitz  DI  1246  D  6  heisst  ein  mann  MstXtxco[v],  mit  E  ist^das 
monophthongische  st  bezeichnet  in  arkad.  MaXi^xifoi  Le  Bas  n.;337. 

Neben  einander  laufende  formen  mit  si>  und  t,  wie  sie  im 
att.  vorUegen,  hat  auch  der  boiotische  dialekt:  Collitz  DI  495 
MeiXilxiv]  (das  wäre  dor.  Mr^Xtxiot),  aber  Ju  MiXixv  xrj  Mi- 
XiXTj  auf  dem  thespischen  votivrelief  Bull,  de  corr.  hell.  IX  1885 
s.  404  n.  15. 

Derselbe  Wechsel  von  bl  und  t  tritt  auch  in  den  anderen 
wortformen  desselben  Stammes  auf:  M/Xcov  und  dazu  gehörig 
auch  MiXtco  MiXrid^rjg  u.  s.  w.^)  gegen  boiot.  MsiX/tov  Collitz 


0  Vgl.  Cortius  Etym.»  330.    Es  verhält  sich  jyidTlng:  MlXujy^wie  4>iX- 


422  Paul  Kretschmer, 

DI  938,  2,  MfiAiijog  476,  38.   Hesych.  f^iXXog'  ßgaivg,  jtatVo^; 
agyog'   iniXXog'   ßgaSvg;    vm/jki^g'    6    fjiiXog'    axQ^oxog   (cf.  8.  Y. 

vtoxiXsia)  gegen  homer.  fist'kia,  fjisiXt'aam  etc.  —  Sehen  wir 
noch  Alkaios'  (ABXXixofinÖB  hinzu,  so  haben  wir  in  unserm  bOe 
genau  dieselben  vocalverhältnisse  wie  in  homer.  iwsix^Xoi^  ti- 
xu^lXot,  att.  ;{fi1^oe  und  /fileoi,  lakon.  etc.  xJjXioi,  bei.  /«Xmi, 
lesb.  x^^^^oi.  Wie  sich  nun  diese  formen  vermittelst  ai.  sahasra 
avest.  hazanra  auf  urgr.  *xfoXo'  neben  *;^taXo-  zurückfuhren 
lassen,  so  müssen  auch  die  vocale  in  fjieiXo-,  fieXXo-,  fiiXo-  aus  urgr. 
€  rcsp.  I  durch  dehnung  in  folge  von  consonantenassimilaticm 
entstanden  sein.  Welche  laute  assimiliert  sind  (Xa  oder  aX?), 
muss  die  etymologie  entscheiden.^)  Das  i  neben  dem  e  ist  jeden- 
falls ebenso  zu  beurteilen,  wie  in  den  von  Gurtius  Etym.^  711 
und  6.  Meyer  Gr.  Gr.*  §  58.  59  verzeichneten  fällen,  denen 
aber  noch  manche  andere  anzureihen  sind.  Das  Verhältnis  von 
X^ig  ai.  glids  (suffixloser  locativ),  lat.  heri,  here  (aus  ghes  +  *)  ^ 

X^iJ^og,  XixQi'Og  zu  Xixgog  XixQi<pig,  st.  nsr:  mrvrjfxi  XL  S.  W.  macht 

die  annähme  wahrscheinlich,  dass  s  in  folge  von  accententziehuog 
in  einen  reducierten  vocal  übergegangen  ist ,  welcher  schon  im 
urgr.  durch  i  (resp.  v,  litau.  i)  repräsentiert  wurde.*)  Da  das  fo- 
und  ro-suffix  in  der  regel  betont  war ,  so  dürfen  wir  x^^  ™ 
^exdxtXot  etc.  auf  urgr.  */t(TXo«'  zurückführen,  neben  welchem 
*X^(jXioi,  genau  so  lag,  wie  X^xQ^og  neben  Xixgogy  wie  fulo;» 
fxiXXog  neben  /us/Xta,  Die  frage,  welche  idg.  vocalverhältnisse 
hier  zu  gründe  lagen,  muss  einer  besonderen  Untersuchung  vor- 
behalten werden. 

Der  Personenname ,  der  uns  aus  der  litteratur  in  den  for- 
men Xsi'Xwv  und  XtlcDv  bekannt  ist,  lautet 

+  IVOW 

auf  einer  rotf.  schale  (1.  hälfte  des  5.  jh.)  im  Brit.  Mus.  n.  821*. 
Jahn,  dichter  auf  vasenbildern  Taf.  VI.  Klein  VM*  119,  1.  X/W 
steht  auch  in  der  alten  freilassungsurkunde  aus  Olympia  IGA 
552  =  CoUitz  DI  11()1.  In  der  kaiserzeit  findet  sich  Xstlm  CIA 
III  190a.  1102  z.  22.  1128  z.  48.  Die  etymologie  dieses  na- 
mens ist  nicht  klar  (zu  ;ffrAo^?  ;ff/).£o/?j. 

KUTAPXO^  für  KXeiraffx^^  ^^f  6^^^^*  amphora  des  Taleides 
aus  Agrigent    (Miliin  Vases    peints   II  61.    Jahn  Ber.  d.  sächs. 

»)  Curtius  Etym.ö   320    vergleicht   ksl.  müu,  lit.  myliu  etc.,  got  rdi^^ 
ahd.  mxlii^  doch  liegt  in  diesen  formen  idg.  i  vor. 
*)  S.  jetzt  Wackernagel  oben  s.  126. 


Ueber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  423 

Ges.   d.   Wiss.    1867   Taf.  4,  1.    CIG  8292.   Klein  YW  46,  1) 
scheint  fireilich  vulgären  itadsmus  zu  zeigen.    Aber 

PATPOKLIA 
auf  der  schwarzf.  amphora  in  München  n.  380  braucht  nicht  = 
navQoxXsia  ZU  sein,   sondern  kann  mit  suffix  -lo-  von  HarQo- 
nkog  abgeleitet  sein,  vgl.  oben  s.  159. 

Sonderbar  ist  Jvvsixsrv:  auf  einem  schwarzf.  gefass  in  der 
art  der  panathenäischen  preisampboren  (abg.  Gerhard  A.  V.  247. 
CIG  7761b,  vgl.  Urlichs  Beitr.  z.  Kunstgesch.  p.  54  anm.): 

AVNEIKETV:HIP0^:WIKAI 
von  Grerhard  Jvavixrjtov  innog  vLxa  gelesen. 

Beiläufig  sei  hier  bemerkt,  dass  att.  fjiii^tov  für  das  auf 
oksiXmp  reimende  (iBiXmv  ausser  Bull,  de  corr.  hell.  YIU  470 
auch  in  der  auf  einem  rotf.  stamnos  (Berlin  n.  2188.  CIG  8346. 
Schoene  Comm.  Momms.  652),  eingekratzten  Inschrift  {Avdia 
lAÜ^m  etc.)  bezeugt  ist. 

Aussprache  von  bv. 

Für  die  entwicklung  des  diphthongen  bv  zu  bu  und  s  ist 
ein  sehr  früher  beleg 

EBOLO^ 
für  Evßokog,  wie  ein  hund  in  der  darstellung  der  kalydonischen 
eberjagd  auf  der  Fran^ois-vase  genannt  ist.^)  Vgl.  die  revision 
der  beischrift  durch  Heydemann  Antikensamml.  in  Oberital.  s. 
83  f.  Dieser  form  reiht  sich  chronologisch  ECVMAYO^  für 
EvdvfjLaxoq  und  EAAKIDE^  für  EvaXxtÖTjg  auf  bleiplatten  von 
Styra  IGA  372,  114.  81  an.  Dann  kommt  erst  ivoiag  für  svvot ag 
CIA  n  616,  19  (mitte  des  2.  jh.  v.  Chr.)  und  die  anderen  von 
G.  Meyer  Gr.  Gr.*  §  121  gesammelten  fälle.  Vielleicht  war  hier 
der  zweite  bestandteil  v  nicht  ganz  geschwunden,  sondern  zu 
halbvocalischem  u  geworden,  wofür  es  an  einem  graphischen  \ 
ausdruck  fehlte.  Diese  stufe  ev  oder  ef  liegt  schon  in  B/®^~ 
für  Ev&€T[og]  auf  einem  alten  korinth.  pinax  IGA  20,  101  = 
Berl.  Mus.  n.  419  vor,  die  analoge  av  im  lokr.  Na/naxticov 
IGA  321  z.  40  und  vielleicht  dem  nax.  dfvrov  409,  vgl.  G. 
Meyer  a.  a.  o.  Zahlreiche  analoge  beispiele  bietet  jetzt  das 
Kretische:    Museo   Italiano   II    1886  n.    63    d/rog,   32   dfrag, 

^)  Denselben  namen  führt  ein  jüngling,  der  einen  bogen  trägt  und  die 
spitze  eines  pfeils  prüft,  auf  einer  rotf.  schale  in  München  n.  1229.  CIG 
7825.    Vgl.  auch  Ei^^vßokog. 


424  Paul  Kretschmer, 

77,78  dfToVy  81  afxoyqy  8384  z.  3  U/kwviy  71  xiro/tog,  33 
. .  ff& . . ,  53'54  äfz€/vaaa&ai,  80,  2   a]/i;Tay    (wie    nax.   a/vxw) 

auf  gortynischen  Inschriften;  auf  steinen  von  Eleutberna  p.  163 
n.  3,  2  d/Tovg,  161  n.  2  »/to  . .?,  in  Vaxos  p.  129  n,  1/2  z.  9 
ano/SSdv,  146  n.  6,  3  «/Tjy/i . . .  u.  s.  w. 

Vocal  seh  wund. 

Kurze  vocale  in  unbetonten  silben  sind  in  der  vulgärsprache 
geschwunden,  in  Wirklichkeit  wahrscheinlich  viel  regelmässiger 
als  sich  aus  den  Inschriften  ergibt.  Man  hat  gerade  in  den 
hierher  gehörigen  fällen  bisher  irrtümlich  stets  verschreibung 
angenommen,  die  zwar  in  einzelnen  nicht  völlig  ausgeschlossen, 
aber  schwerlich  in  allen  zutreffend  ist  Die  existenz  eines  ex- 
spiratoriscben  accentes  in  der  vulgärsprache,  wie  sie  dieser 
vocalschwund  voraussetzt,  ergiebt  sich  auch  aus  axoQaxiZm,  das 
auf  ein  vulgäres  \  xogaxag  =  ig  xoQuxag  schliessen  lässt 

Auf  der  korinth.  Amphiareos-vase  des  Berliner  museums 
(n.  1655,  oben  s.  172  n.  35)  ^InnaX^f^og  für  ^InnaXxifiog.  Hier 
beweist  das  koppa,  das  nur  vor  labialen  vocalen  angewandt  wird, 
deutlich,  dass  i  nicht  durch  verschreibung  ausgefallen,  sondern 
vom  Schreiber  überhaupt  nicht  gesprochen  worden  ist.   Ebenda; 

MOTM>IA 

^AxoTog  für  ""AxuaTog. 

Auf  den  bleitäfelchen  von  Styra  tritt  die  erscheinung 
wiederholt  auf:  IGA  372,  3G:  ^ON^+OT^flA  "Ao{i)GT6lfvog,  73: 
DEMOKRTOS  Jrjuoxo(iTog,  278:  VRIAEM  X{a)Qi6pjfzog,  Zu 
^AQfJTolevog  vgl.  AP^TANAPIAA  \4Q[i)nTuvdQi6a  auf  einer  rhoi 
inschrift  (Zerlentis  Mitt.  des  ath.  Inst.  1885  s.  94). 

In  den  Signaturen  attischer  vasen  findet  sich  5  mal  inoitiay 
für  ino/rjaev:  auf  einer  schwarzf.  amphora  im  Brit.  Mus.  n.  554* 
(abg.  Gerhard  A.  V.  207.  Arch.  Z.  1846  Taf.  39,  2.  3.  Klein 
VM^  43,  2,  s.  jedoch  Löscheke  Arch.  Z.  1881,  31): 

POIH^N 
auf  einer   schwarzf.  schale  des  Chelis  im  Cabinet  des  m^ailles 
in  Paris  (Mus.  etr.  1915.  Klein  VM«  116,  1): 

EPOIE^N 
auf  einer  schwarzf.  Pamphaios-schale  aus  Orvieto  (j.  in  Neapel 
P.  J.  Meyer  Arch.  Z.  1884  s.  240.  taf.  IG,  1.  Klein  VM*91,()): 

EPOIE^N 
auf  einer  schwarzf.  schale  des  Archikles  Klein  VM*  76,  3: 


tJeber  den  dialekt  der  attischen  vaseninscliriften.  425 

noiE^N 

auf  der  rotf.  schale  des  Aristophanes  und  Erginos  im  Berl.  mu- 
seum  (n.  2531,  abg.  Gerhard  Trinksch.  u.  Gefässe  IL  III.  Over- 
beck  Kunstmyth.  Atlas  V  3.  Wien.  Vorlegebl.  I,  5.  GIG  8182. 
Klein  YW  184,  1): 

EPOIE^N 
Das  V  hatte  hier  sonantische  function  (inoitjay),  wie  bei  uns  in 
fesp,  gehtjii,  sivipy   wie   wir  für  lesen,  gd>en,  singen  zu  sprechen 
pflegen. 

Auf  einer  panathenäischen  preisamphora  (Brit.  Mus.  569. 
0.  Jahn  Einleit.  p.  CU.  GIG  33): 

TOKA0EKE0KA0I.OK:EMI 
wv  ji&ijv?jdi€)v  a&X(ov  BtfjLi.   Auf  ebensolcher  vase  der  S.  Cam- 
pana IV— Vn  n.  23: 

TOMAOENEOMAOVOM 
Der  att.  meister  Archikles  signiert  auf  einer  schwarzf.  kylix 
(Brit.  Mus.  abg.  Panofka  Mus.  Blacas  Taf.  16,  1.  2.  GIG  8137. 
Klein  VM*  76,  1)  mit 

APXKtE^ 
(auf  der  anderen  seite  !^(>;^ixA€?),  dessen  Vorstufe  ^Aqx^^^q  wir 
schon  oben  kennen  gelernt  haben. 

Auf  einer  Memnon-schale  (Mus.  Campana  Sala  I  134,  j.  im 
Louvre.  Klein  VM  p.  54,  16)  ist  eine  männliche  figur  auf  einem 
Viergespann  stehend,  vor  demselben  Hermes,  als 

OUEV^  (?) 
wohl  =  X)\{v)tBvq  (Klein  Euphronios   s.  13   anm.  3)  bezeichnet. 
Doch  s.  über  diese  Inschrift  unten. 

Auf  der  Hieron-vase  im  Berl.  Mus.  (n.  2291,  abg.  Gerhard 
Trinksch.  u.  Gef.  Taf.  XL  XII.  Wien.  Vorlegebl.  A,  5.  GIG  8220. 
Klein  VM«  168,  14): 

AtEX^NAPO^ 

^eben  "AUxoaviQo[q\. 

Auf  der  schwarzf.  oinochoe  des  Kolchos  (Berl.  Mus.  n.  1732. 
%•  Gerhard  A.  V.  122  f.  Vgl.  Heydemann  Adl  1880  p.  86 
^  13  und  Rhein.  Mus.  1881  (XXXVI)  s.  468  f.  CIG  8239.  Klein 
VM»  48): 

HO+M 

^^[05]  für  ''Ox^/^og  (?)  gebildet  wie  aXxiinog,  inavi/nog,    noQifioq. 

Auf  einem  streng  rotf.   krater  (Berl.  Mus.  n.  2180,  abg. 


426  Pftul  Kretschmer, 

Arch.  Z.  1879   Taf.  4,   von  Klein  VM*   197   dem  Euthymides 
zugeschrieben)  steht  links  von  einer  jünglingsfigur  die  beischrift: 

von  Furtwängler  ''Inn{aQ)xog  ergänzt,  vielleicht  aber  =  "Inniojxog. 
Vgl.  argiv.  X)xin(n)<ov  IGA  40,  6.^) 

Auf  einem   rotf.  gefässfragment   (Mus.  Bocchi  in  Adria  n. 
390.   Schöne  Antichitä  del  museo  Bocchi  Uv.  XII,  14.  CI6  7796): 

APPOOAOROM 
l4nn{o)k{X)6d(OQog.    Das  fragment  einer  ion.  vase  aus  Naukratis 
Flinders  Petrie  Naukratis  I   pl.   XXXni  265   hat   ..nAAQ.. 

j4]nXX(o[vog.*) 

Auf  einer  schwarzf.  amphora,    „di  Stile  avanzato**  (HellMg 

Bdl  1879  8.  246  f.): 

HE>A^PO^KAV0^ 
^E^aanog  für  ^Qaainnog  xakogf 

Auf  einem  gerät,  dessen  eine  seite  mit  der  darstellung  des 

raubes   der  Leukippiden   durch   die  Dioskuren  geschmückt  ist 

CEq)?]fi,  uQX'  1885  mv,  5,  la): 

I  /^////TDO< 
Ku[a]T{o)Qog. 

Auf  der  Perser-vase  (Neapel  n.  3253.  abg.  Mdl  IX  50. 51. 

Wien.  Vorlegebl.  VII  6a)  hat  das  diptychon  des  Schreibers  die 

aufschrift : 

TAAA' 

TAH 

Zweifelhafter  sind  folgende  fälle: 

Euthymides,  der  söhn  des  Folios,  schreibt  auf  einem  psykter 
(in  der  S.  Bazzichelli  in  Viterbo  abg.  Adl  1870  tav.  0.  P. 
Klein  VM«  196,  7): 

HOPHO 
0  Il[o)h'ovy  auf  der  andern  seite:   EvdvfitSsg  syQatpasv  6  TloUo 
SV  y€  vaiyj.    Vgl.  auf  einem  rotf.  napf  (aus  Böotien,  j.  im  Berl 
Mus.  n.  2875)  „sehr  flüchtig  gravirt": 

»)  Der  name  Hipparchos  war  nach  der  ennordung  des  tyrannen  w 
Athen  verpönt.  Daher  scheint  es  mir  geratener,  '*l7in(o)xos  oder  aocb 
*'ln7i(i)xog  (s.  zu  diesem  nameu  oben  s.  165)  zu  lesen  als  zu  der  erklärung 
von  Studniczka  Arch.  Jahrbuch  II  1887  s.  165  f.  zu  greifen. 

»)  Hiervon  zu  trennen  ist  thess.  "AnXovyog  Collitz  DI  345,  22.  H 
"AnXovyi  368.  372,  wo  der  ausfall  des  vocals  auf  alter  stammabstufung «" 
beruhen  scheint. 


üeber  den  dialekt  der  attischen  Taseninschriften.  42^ 

OAIAC 

Verschreibung  liegt  wohl  vor  in: 

AEINEIPA 
r  Jfji{a)v€iQa   auf  einer  rotf.   trinkschale   der   S.  Bruschi  in 
imeto  (Klein  VM«  185). 

Vocalanaptyxis. 

Svarabhakti  kommt  individuell  in  volksdialekten  sehr  leicht 
.  Stande.  Aristophanes  (Kock  frg.  I  525)  sagt  vulgär  TsXe- 
jaaijg  für  TeXfitjaaijg.  Curtius  Etym.*  730.  Auf  vasen  sind 
ei  fälle  von  vocalentfaltung  nach  q:  auf  einer  schwarzf. 
büssel  älteren  stils  (gef.  in  einem  brunnen  auf  Aigina,  aber 
t. ,  nicht  aiginet.  wegen  der  anderen  beischrift  ^A^vaia  Berl. 
US.  n.  1682,  abg.  Arch.  Z.  1882  taf.  9  p.  197  ff.)  sind  auf 
r  einen  seite  zwei  geflügelte  Schreckgestalten  stürmisch  nach 
chts  eilend  dargestellt;  rechts  läuft  von  oben  nach  unten  die 

ischrift 

APEPKIA 
r  ^Agnvia  n.  du.  die  beiden  Harpyien.  jigcnvia  vermutet 
irtwängler  Arch.  Z.  1882  s.  203  auch  in  API////  auf  der  ion. 
lineusschale  in  Würzburg  abg.  Mdl  X  8,  vgl.  Brunn  Bdl 
165  p.  50:  „la  terza  lettera  non  ci  sembrb  una  P  frammen- 
ta,  ma  una  semplice  l"  Et.  M.  138,  21  jigBnvtai.  Vgl. 
ich  Fick  Homer.  Odyssee  s.  2.  320.  Die  wurzelgestalt  ä^en 
:  jedoch  möglicherweise  schon  alt. 

Auf  einer  schwarzf.  hydria  in  Florenz  (im  Mus.   Egizio  et 
trusco.    Heydemann:   Mitt.  aus  d.   Antikens.  in  Oberit.  1879 
88  flf.    Körte  Adl  1877  p.  179  ff.): 

HEPEME< 
ir  "E^fi^g.    Rotf.  schale  im  Louvre  Cat.  Campana  Serie  IV— 
Hn.  691.  Klein  VM*  135: 

TEPOPOW 
ir  Tignav,  namen  eines  Silens. 

Sonderbar,  auch  wenn  man  verschreibung  annimmt,  ist  a  in 

HI^A+VVO^ 
uf  der  schale  des  att.  meisters  Hischylos  (München  n.   1160. 
5IG  8229  b.    Klein  VM«  99,  10)  und 

EA+^EKIA^ 
uf  einem  seh  warf,  gefäss  (gef.  in  Korinth,  j.  im  museum  des 


428  P&ul  Kretschmer, 

cultusministeriums  in  Athen,  abg.  Benndorf  6r.  u.  sie  Yb.  UL 
30,  11  p.  54.  Klein  VM^  41,  10.  Comparetti  Museo  ItaUano  I 
1885  p.  232). 

Vulgär  eingeschobener  compositionsvocal  scheint  o  zu  sdn  in 

TPIOnTOAEMO^ 
auf  der  grossen  unterital.  rotf.  amphora  mit  Orpheus  in  der 
unterweit   (in  Neapel  n.  3222,  abg.  Mdl  Vffl  9.    Valentin  Or- 
pheus u.  Herakles  Berl.  1865  taf.  1,  4.     Adl  1864  p.  286)  für 

Tgintoksfiog, 

Consonanten. 

Uebergang  von  media  in  tenuis. 

Die  media  ist  in  die  tenuis  oder  vielleicht  nur  in  die  sog. 
reducierte  oder  stimmlose  media  übergegangen  in 

NIOPH 
für  Ni6ß?j  auf  der  Meidiasvase  (vgl.  Conze  Arch.  Z.   1858  s. 
131  gegen  Pyl  Arch.  Z.  1856  s.  191.    Stark  Niobe  u.  d.  Fio- 
biden  Lpz.  1863  p.  160  anm.  8)  und  in  der  meistersignatar 

MEKAKVE^EPOIE^EN 
MBxuxXijg  für  MsyaxXrjg  inoi'fjaev  auf  einer  in  Attika  gefiui- 
denen  rotf.  pyxis  schönen  stils  (im  besitz  des  Barons  L.  Hursch 
in  Paris,  abg.  Fröhner  Cat.  Barre  pl.  VIT.  Klein  VM*  205). 
Auf  der  innenseite  einer  korinth.  trinkschale  C^q^rju,  ao/.  1885 
ntv.  7,  s.  oben  s.  lOl  n.  12)  mit  zwei  mädchenköpfen  ist  bei 
dem  einen 

KOVKA 
beigeschrieben,  letzteres  vielleicht  Kkvxa  aus  rkvxu,  vgl.  Awj; 
Arist.  Ekkl.  43.  Frösche  1343.  Pherekrat  bei  Athen.  X  430 e, 
ferner  auf  der  schale  des  Archikles  und  Glaukytes  München 
333,  auf  der  rotf.  schale  aus  Kameiros  Journal  of  Philology 
1877  taf.  A.  B.  Cf.  xkuvxiocov  (Hes.)  =  yXavxiooov, 
Ueber  TvruQsog  für  TwduQecDg  siehe  unten. 

MoX  xog. 

Auf  einer  rotf.  vase  (abg.  Lenormant  et  de  Witte  El. 
ceramogr.  II,  112.  CIG  8386.  Heydemann  Satyr-  u.  Bakchenn 
p.  21)  ist  ein  satyr  als 

MOAKO^ 
in  der  beischrift  bezeichnet :  MoXxog  =  MoXnog  eigenname  z.  b. 
auf  der  inschr.  von  Samos  E.  Curtius  Inschr.  u.  Stud.  z.  Cresch. 


Üeber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  429 

y.  Samos  p.  27  n.  8  z.  1,  vgl.  M6kn?j  name  einer  Bakchantin  auf 
der  chalkid.  vase  in  Leyden  (abg.  Roulez  Ghoix  de  vases  du 
muste  de  Leide  pl.  V.  GIG  7459).    Dazu  stimmt  die  glosse  des 

Hesych:    fislxioV  {xgi^Vfj,    vvfjL(fai.)   naiyviov.  n  in  fii\n(ü  fiokn^ 

geht  demnach  auf  idg.  k2  zurück.^) 

Uebergang  von  6/li  in  afi. 

Man  hat  in  neuerer  zeit  den  früher  allgemein  ange- 
nommenen Übergang  von  dentalen  vor  ^  in  a  geleugnet.  Joh^ 
Schmidt  Ztschr.  27,  313  f.  Brugmann  M.  U.  I  81  anm.  Gr.  Gr. 
§  43.  45.  55.  59.  134.  Zunächst  muss  man  von  den  dentalen 
T  von  vorn  herein  ausnehmen,  das  auch  im  ngr.  noch  im  all- 
gemeinen bewahrt  ist,  während  6  und  &  längst  zu  interdentalen 

Spiranten    geworden    sind,     nojfioq,    aTfiog,    iqierim^,    iQsjfiog, 

närfiog,  AuTfioq  u.  dgl.  können  also  nicht  gegen  jenen  laut- 
übergang  geltend  gemacht  werden,  und  das  einzige  ijwa/Äai  zu 
awvTO}  oder  ävvo}  hat  G.  Meyer  Gr.  Gr.*  §  280  richtig  beurteilt. 
Ferner  ist  auch  ^  vor  /u,  wenn  es  durch  vorhergehendes  q  oder 
a  geschützt   war,   sicher   nicht   zu   a  geworden,   vgl.   aQ^fxoQ 

Gxagdfiog  nOQ&jLiog  ia&f^og  aa&fna,  ebenso  6  in  UQ^/Äog.     Wie  es 

nun  auch  mit  diesen  noch  keineswegs  aufgeklärten  fragen  stehen 
mag,  jedenfalls  wird  man  in  folgenden  fällen  phonetischen  wandel 
von  dfi  in  afi  zugestehen  müssen. 

Auf  der  Frangoisvase  ist  ein  Jäger  bei  der  kalydonischen 
eberjagd  in  der  beischrift  mit 

A^METO^ 
bezeichnet:  "Aaiiritog  unzweifelhaft  aus  "A-ifirixog  invictus. 

Auf  einer  kleinen  rotf.  amphora  mit  dem  hochzeitszug  des 
Kadmos  und  der  Harmonia  („di  stile  piuttosto  avanzato^ ,  aus 
Lecce  in  Calabrien.  W.  Heibig  Bdl  1880  p.  186,  abg.  Wien. 
Vorlegebl.  C  7,  3;  mitte  des  5.  jh.): 

für  KaS/iiog.  Dazu  vgl.  Kaa/itXog  Mnaseas  bei  Schol.  Apoll. 
Rh.  Argon.  II  917  neben  KuifxiXog  Phavorin.,  Kdöf^TjXog  Nonn. 
IV  89,  name  eines  Kabiren.  Die  vulgate  ansieht  ist  wohl 
auch  heute  noch,  dass  Kiä/aog  ein  ausländisches  wort  sei 
und  auf  hebr.  p^p  zurückgehe.  Nicht  wenig  spricht  dafür, 
was    die    form    anlangt,    dass   ein   gebirge   an   der    ostgrenze 

>)  Die  früheren  crkläruogen  der  beischrift  als  /uakxug,  fjiaXaxög  sind 
unrichiig. 

Zeitacbrilt  fttr  rergl.  Spnushi:  N.  F.  IX.  5  u.  6.  28 


430  I^ftul  Kretschmer, 

Kariens  Kdi/Äog  heisst  d.  i.  „das  östliche''.    Vgl.  Kiepert  Alte 
Geogr.   §   114  anm.     Die    karische  Stadt    Priene   hiess   auch 
Kadfiog  Strab.  XIV  p.  636,   Hesych  s.  v.  Kdtßiog.    Als  per- 
soDennamen   findet   sich    Kd^/uog  auf  Thasos   Bechtel  Abh.  d. 
Gott.  Ges.  1885  n.  5,  5.  20,  4.    Vgl.  auch   O.  Crusius  Beitr. 
zur  griech.   Mythol.  u.  Religionsgesch.    Jahresber.  d.  TboiMS- 
schule  in  Lpz.  1885/86.    Kad/xikog  deutete  Movers  Phon.  I  521 
*^s  ^j<  ^onp.    Aber  selbst  wenn  man  eine  der  etymologien  aus 
dem  griech.  vorzöge,  von  denen  die  annehmbarste  vielleicht  die 
von  WZ.'  xad  ist  (Kadfiog  =  xw/tiog  Vgl.  V.  Wilamovdtz  Isyllos  p. 
187),  so  wäre  es  doch  unglaublich,  dass  Kaaafiog  auf  der  att 
vase   mit   suffix   -smo-,   Kdi/aog  mit  -fno-  gebildet  seL    Eine 
selbständige  bildung   des   namens  im  att.   ist  überhaupt  aus- 
geschlossen, da  name  wie  sagenfigur  specifisch  dem  thebanischeo 
kreise  angehören.    Das  gleiche  gilt  von  folgenden  beiden  namen. 
Eine  lokrische  coionie  an   der   Westküste   von   Bruttium  heisst 
wie  die  quelle,  an  der  sie  liegt,  MiSfia  bei  Hekat,  bei  Steph. 
Byz.,   Strab.   VI  256    (f.  1.    Miiaina),   auf    münzen   hing^en 
(Mionnet  Description  d.  med.  ant.  I  p.  316,   Carelli    Numomin 
Italiae  vet.  tab.  CCII,  tab.  174,  Catal.  of  the  Greek  Coins  in 
the   Brit.    Mus.  Italy  369  ME2MAIiiN,  Millingen  Anc  coins 
of  Greek  cities  pl.  II  1   p.   21   neben  MEJMAIQN  Head  Hi- 
storia  numorum  London  1887  p.  89  u.  s.  w.),  von  Koros  (Et  M.  s. 
Mda/ua)  und   von   Apollodor  (bei  Steph.  Byz.)  wird  sie  Miofia 
genannt  (h.  Mesima-fl).   —  Gegenüber  VnXoSjLiiag  (gen.,  name 
einer  der  fünf  phylen  von   Mantineia)   auf  der  arkad.   inschrift 
Foucart  bei  Le  Bas  Voy.  arch.   n.   352p.  z.  10.     CoUitz  DI  n. 
1203  steht  auf  der  achäischen  Rev.  arch.  XXXII  (1876)  p.  96, 
Lebas-Foucart    Megar.    et  Pelop.   n.  353,   Dittenberger  Syll.  n 
178  z.  18  (vgl.  Spitzer  Lautlehre  des  arkad.  Dial.  1883  p.  55): 
^OnkofT/mov ;   Vgl.   Zevg  'OnXoa/uiog  in   Karlen   Aristot.  part.  an. 
III  10,  "Hqu  'OnkofTjLua  Lykophr.  G14. 

Das  lautgesetzlich  zu   erwartende  'I/ufjv6g  statt  'lo/urivog  (cf. 
%uQa)  findet  sich  auf  einer  vase  des  Asteas  Klein  VM^  208,  4: 

IMHNOt 

Uebergang  von  cf  in  A. 

Der  auf  griech,  Sprachgebiet  seltene  Übergang  von  cf  in  l 
ist  sicher  nachweisbar  im  namen  Vävaasvg.  Die  auf  vasen 
vorkommenden  formen  dieses  namens  sind  folgende. 


Üeber  den  dialekt  der  attischen  yaseninschriften.  431 

Auf  der  korinth.  amphora  oben  s.  168  n.  28  ^Oivaeig. 
FranQoisvase  (auf  dem   obersten   streifen   des   bauchs  mit 
dem  wagenrennen  zu  ehren  des  gefallenen  Patroklos): 

OVVTEV^ 
Schwarf.  Kantharos  älteren  Stils  Berl.  Mus.  n.  1737,  abg. 
Gerhard  Etr.  u.  camp.  Vb.  taf.  13,  1—3.    CIG  7383: 

OVVTEV 
Schwf.  Hydria,  früher  in  der  S.   Campana  serie  IV— VII 
D  n.  1118.    Arch.  Z.  1859  p.   140*  n.  129,  Urlichs  Skopas  s. 
136  f. 

^VITVJJO 
Schwf.  stamnos  ebenda  A  n.  46: 

VV  rO];it;[T€i5^]. 

Dolonschale  des  Euphronios  im  Cabinet  des  m^ailles  in 
Paris  abg.  Mdl  II  10.  A.  Wien.  Vorlegebl.  V  5.  CIG  8208. 
Klein  VM»  140,  5: 

V3TV^0 
Schale  des  Hieron  mit   dem  Palladiumraub  Petersburg  n. 
830,   abg.   Mdl   VI  22.    Wien.   Vorlegebl.   A   8.    Klein   VM» 
169,  15: 

OVVTTEV^ 

Rotf.  aryballos  mit  der  gesandtschaft  an  Achill  Berl.  Mus. 
n.  2326.  abg.  Arch.  Z.  1881  taf.  8: 

OVVTEV 

Kotyle  des  Hieron  mit  der  ngsaßsia  im  Louvre,  abg.  MDI 
VI  f.  19.  Wien.  Vorlegebl.  C  6.  Klein  VM«  171,  17  hat  diese 
beischrift  übersehen: 

OVVTTEV^ 

Rotf.  krater  aus  Caere  früher  in  der  S.  Campana  IV  ff. 
877,  Arch.  Z.  1846  s.  285.  Odysseus  und  Penelope,  vgl.  Arch. 
Z.  1853  s.  110.   1859  s.  139.*    CIG  7699: 

OAVTEV^ 

Rotf.  schale  mit  Mifivtov  naXoQ  (im  Louvre,  früher  Mus. 
Campana  Sala  I  134.    Klein  VM  54,  16) : 

OVTEV^ 
=  ^01{v)tbv<;  Klein  Euphronios*  s.  96   (vgl.  oben),   aber   VM* 
123,  19: 

OVVTEV^. 


432  I^&ul  Kretschmer, 

Amphora  (Mus.  etr.  527,  abg.  Gerhard  A,  V.  199.  Over- 
beck  Her.  Gall.  19,8;  vgl.  Schneider  D.  troische  Sagenkreis  s.  28. 
CIG  7676): 

OV.TEV 

Schwf.  oUa  in  Neapel  (n.  3358,  abg.  Adl  1865  tav.  F,  Wien. 
Vorlegebl.  C  8,  2): 

OVV^E  V^ 

Rotf.  amphora  (Brit.  Mus.  n.  785,  abg.  Mdl  I  8.  Adl  1829 
p.  284.  Abh.  d.  Berl.  Akad.  1853  taf.  3.  n.  6.  6  a.  CIG  7697. 
Bolte  De  monumentis  ad  Odysseam  pertiuentibus.  BerUn  1882 
p.  26.    Sirenenabenteuer): 

OVV^EV^. 
Rotf.  skyphos  in  Chiusi  (abg.  Mdl  IX  42.    Wien.  VorlegebL 
D   12,   2b.     Schreiber    Kulturhist.    Bilderatlas    taf.    LXIII,  3: 
'AvTicpuTu  wäscht  Odysseus  die  füsse): 

OAI^EV^ 

Rotf.  skyphos  aus  Corneto  (Berl.  Mus.  n.  2588,  abg.  Mdl  X 
53.  Wien.  Vorlegebl.  D  12,  3.  Genick  Griech.  Keramik  1884 
taf.    17,   1.     Adl  1878  p.  222  flf.    Freiermord) : 

QAV^^EV^ 
Apul.  amphora  der  Sammlung  latta  (abg.  R.  Rochetto  Mon. 
inedits  I  pl.  7(),  7): 

Unterit.  rotf.  vase  in  Neapel  (n.  3235  abg.  Memorie  dell' 
Acc.  Ercol.  IV  1  taf.  8.  9;  vgl.  über  die  inschriften  Hevdemann 
im  catalog  der  Neapler  vasensammlungen.     CIG  8412): 

OAE^t^EY^. 

Nur  ^V^  ['0Äi;r]5i'^  ist  erhalten  auf  der  Iliupersisschale  des 
Euphronios  Herliu  2281.  Arch.  Z.  1882  taf.  3.  Klein  Euphro- 
nios^  150  rt. 

Ausserdem  kommen  auch  die  homerischen  formen  Wvaoii;, 
'0()vntvg  vor  z.  1).  CIG  7698.  Mus.  Hlacas  XII,  1.  Overbeck  Her. 
Gall.  31,  1. 

Dass  'OkvTTsvg  als  die  echt  attische  form  des  namens  zu 
betrachten  sei,  kann  nach  den  gegebenen  belegen  nicht  be- 
zweifelt werden;  das  zunächst  im  att.  zu  erwartende  VSvtuv^ 
findet  sich  nirgends  und  ist  vielleicht  aus  dissimilationstrieb 
vermieden  worden ,    wie   bekanntlich   auch   nuTTco  utvitü)  (aber 


üeber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  438 

TöTTco/)  nicht  vorkommen.  Die  form  ^Odvaasvg  bei  den  att. 
Schriftstellern  stammt  natürlich  aus  der  spräche  Homers.  Aber 
auch  noch  in  anderen  dialekten  wie  dem  aiolischen  scheint  ^  in 
diesem  namen  zu  X  geworden  zu  sein;  das  boiot.  und  thessal. 
hat  vielleicht  auch,  wie  das  att.,  ^Odvrrsvg  in  ^OkvTrevg  gewandelt. 

Eustath.  ad  II.  p.  289,  39  überliefert:  Kai  o  Vdvaosig  de 

nov  ^OXvaaevg  xai  tj  ^Odvaasia  *OXtaasia.  —  Quintilian  schreibt 
dem  aiol.  ^Okiaaevg  zu:  14,  16:  m'  'OSvGoeig,  qu^m  Olissea  fece- 
rant  Aeolis,  ad  Ulixeyi  dediicUis  est.  Die  lesarten  sind  verschieden. 
Der  Bambergensis  und  Bernensis  haben  dksea,  woraus  Jordan 
Krit.  Beiträge  z.  Gesch.  der  lat.  Sprache  s.  39  für  den  arche- 
typus  DISSEA  „mit  leichter  verschreibung"  statt  OLISSEA  (oder 
AI25EA  statt  0AI55EA?)  folgert.  Das  von  Plut.  Marcell.  20 
überlieferte  OiXf^ov^  sowie  das  nach  Diomedes  Ars  gramm.  ed. 
Keil  I  p.  321 ,  29  von  Ibykos  gebrauchte  Olixes  (A ,  nlixis  B), 
ferner  OvXiisvg  bei  Priscian.  VI  92  will  Jordan  a.  a.  o.  p.  42  ff. 
als  griechisch  nicht  gelten  lassen,  sondern  sieht  diese  form  als 
durch  das  lat.  Ulixes  beeinflusst  an.  Lesen  wir  aber  den  hexa- 
meter  des  Ibykos:^) 

^ÜXi^r^g  (oder  ^SiXv^fjg)  yioxeiaiudijg  ^Odvaev^  6  nokviXag 

d.  i.  Olixes  (rhegin.  form),  des  Arkeisios  enkel,  der  (all- 
bekannte) „Dulder  Odysseus"  (homer.  formel),  so  ist  von  der 
form  ^ii)J§f]g  durch  die  angeführten  vaseninschriften  sowohl  a> 
CQXvaaevg,  ^Qdvaaevg),  als  auch  X,  als  auch  t  COUoGsvg),  auf 
welches  letztere  ich  indess  kein  grosses  gewicht  legen  will,  2) 
als  schon  griech.  nachgewiesen,  und  nur  §  kann  Schwierigkeiten 


»)  Schneidewin  Ibyci  rcliquiae  p.  139  f.  und  Bergk  Lyr.  gr.*  p.  657 
lasen:  OiU/^iy?  l^QXiiatädtjg  X)duafifg  6  .iokvt)i(cg.  Bergk»  p.  1001  f.  (frg.  11) 
ixftkiixo  <r  X)Xv'i€vg  liQXfiatatfas  X)^L>afVt:  6  JOJiviX(i<;. 

*)  Das  t  für  i'  kehrt  in  diesem  namen  auf  griecli.  gebiet  freilich  spät 
noch  einmal  wieder:  auf  einem  relief  im  palast  Rondanini  (abg.  Overbeck 
Her.  Gall.  taf.  32  n.  3  nach  Gal.  omer.  III  50.  Gal.  mythol.  174,  635), 
einem  fragment  der  tabula  iliaca,  steht  zweimal  OAI^^EY^.  Es  ist 
vielleicht  nicht  zufall,  dass  das  i  (statt  «  im  altlat.  =  gr.  v)  in  lat.  Cri- 
«da,  Creisita  auf  praenestinischen  bronzen  (Garruci  Syll  n.  r>24.  .'»26)  und 
in  etrusk.  Crisitha  (Corssen  Etrusker  II  257),  das  Jordan  p.  55  gesteht 
nicht  erklären  zu  können,  in  dem  oben  auf  einer  Hieronschale  nach- 
gewiesenen KotofLs^  KQiatji];  Vorgänger  hat.  Vergleichen  wir  XjMaafvg 
t)^taö(vs  ^'Itöytaog  Jioviatyivqg  (s.  oben)  KQiaiv<;  jKtnatji'g  und  ^YaufJyit, 
80  gewinnt  es  den  anschein,   dass  im  griech.   v  vor  dorn  dentalen  zisch- 


434  P&ul  Kretschmer, 

machem.  Es  ist  natürlich  unmöglich,  dass  dieses  aus  aa  ent- 
standen ist,  sondern  wir  müssten  annehmen,  dass  ^iilii; 
dialektisch  mit  anderem  suffix  gebildet  sei,  wie  ^OSvaasig,  in 
derselben  weise  etwa,  wie  sich  att.  SitTog  rgitTog  und  ion. 
dilog  TQilog  gegenüberstehen.  Aber  es  ist  jedenfalls  ebenso  un- 
möglich, dass  „im  munde  der  Osker  das  scharfe  aa  in  den  doppel- 
laut  ks  umgesetzt  wurde^  (Jordan  p.  44).  Osk.  Santia  aus  gr. 
Eav&t  ag,  lat.  muftus,  SestitiSj  sescenti  aus  mixtuSj  Sextius,  sex- 
centi  u.  s.  w.  zeigen  eine  Vereinfachung  der  lautgruppe  x  in  «, 
die  auch  gr.  5  erfahren  hat;  vgl.  kret.  Jeaio)  CIG  2598, 
^Bvoq)iXov  CIG  2585,  älter  schon  Toaaiq  (s.  unten).  Aber 
dass  umgekehrt  osk.  x  aus  s  auf  phonetischem  w^e  hervor- 
gegangen wäre,  ist  eben  so  wenig  nachzuweisen  und  wäre 
auch  ebenso  schwer  zu  erklären,  wie  ein  5  aus  a.  Will  man 
also  nicht  eine  ganz  willkürliche  corruption  der  griech.  form  im 
munde  der  Osker  annehmen  —  eine  annähme,  die  eben  eine 
wissenschaftliche  lösung  der  Schwierigkeit  unmöglich  machen 
würde  — ,  so  wird  man  vorläufig  das  dreimal  und  bei  ganz 
verschiedenen  gelegenheiten  bezeugte  ^SiU%tjq  resp.  OiXi^tv; 
anerkennen  müssen.  Rätselhaft  bleibt  allerdings  manches  in  den 
formen  dieses  namens,  der  Wechsel  der  anlautenden  vocale  (vgl. 
^OdvaoBvq,  ^SiSvaasvqy  'SiXvaoevg)  wie  der  singulare  Wandel  von 
6  in  X. 

Was  die  übrigen  italischen  formen  des  namens  anlangt,  so 
stellt  sich  dem  Olyxis  auf  der  wand  des  gebäudes  der  Euma- 
chia  in  Pompeji  CIL  IV  1982  Add.,  das  Jordan  p.  42  als 
contamination  der  griech.  und  lat.  form  betrachtet,  an  die  seite 
OLEXIVS  auf  einer  münze  aus  der  zeit  des  Antoninus  Pius 
(sogen,  n.  contorniatus  Eckhel  D.  N.  VUI  309,  abg.  Wiczay 
Mus.  Hederw.  II  411  n.  32.  Taf.  10,  11.  Sabatier  Medailles 
contorniates  1860  pl.  13,  17),  auf  der  Odysseus  unter  dem 
Widder  dargestellt  ist.  Etrusk.  Utti^e,  TJduze,  U&tiste  (Corssen 
Etrusker  I  840)  schliesst  sich  enger  an  ion.  ^Oövaatvg  an.  Der 
von  0.  Müller  Etrusker^  II  291  erwähnte  sardonyx-scarabaeus 
mit   der  aufschrift    JJlnxe   (Adanii   Storia   di  Volseno  I  31)  ist 

laut  eher  als  sonst  dem  lautwert  i  sich  genähert  hat  —  eine  phonetiscli 
Wühl  hegreifliche  erscheinung,  namentlich  wenn  wir  an  die  erzeugung  einw 
I  vor  a  denken  in  Aiox^ußKJ),  IGA  549,  hoiot.  (^eiamfvs,  Bioifuaiog,  1»^' 
uoian  w.  dgl.  Wir  brauchen  demnach  wohl  kein  altital.  *UUxes,  *Crv' 
xida  anzusetzen. 


lieber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  435 

nach    Deecke    nicht    etruskisch    und    der    von    Gerhard  Bdl 

1834  p.   119   n.   43   besprochene    angeblich    etr.   cameol  mit 

VAI^  (?),  jetzt  im  Berliner  Museum,   ist  nach   dem   urteil  von 
G.  Treu  gefälscht,  s.  Corssen  Spr.  d.  Etr.  II  s.  642. 

Derselbe  lautwandel   von   ^  zu   X,    aber   dann    wohl  auf 
italischem  gebiete,  ist  vielleicht  eingetreten  in 

AA^IMO^ 
namen  eines  vasenmalers  auf  einer  unterital.  prachtamphora  im 
Louvre  (abg.  Miliin  Point,  des  vases  ant.  11  37.  38  Overbeck. 
Her.  Gall.  taf.  28,  1.  Klein  VM*  210),  wenn  0.  Jahn  Einleit. 
p.  CCXXXI  diesen  namen  mit  recht  dem  messap.  Jal^i/uag,  auf 
den  tafeln  von  Heraklea  Jal^ifioq  gleich  setzt;  vgl.  lucan.  in- 
Schrift  IGA  547  Jaai/nog,  Dasim(i)vs  Mommsen  Unterital.  Dial. 
p.  80. 

Schwund  von  nasalen  vor  verschlusslauten. 

Ein  vor  einem  verschlusslaut  stehender  nasal  ist  auf  att. 
vasen  vielfach  graphisch  nicht  ausgedrückt. 
Auf  der  Frangoisvase : 

ATAVATE 
für  ^AtuXuvxti 

IA0Y>1 

für  vvfKpai;  Vgl.  wq)i(ov  IGA  399  (Siphnos). 

Auf  einer  schwarzf.  amphora  älteren  stils  (Berl.   Mus.  n. 

1704  abg.  Mdl  IX  55.    Adl  1873  p.  106  fif.) 

AO 

jiq>[iTQiT9]]  für  ji/LKpiTQiTfj  ZU  ergänzon. 

Auf  der  Sosiasschale  in  Berlin  (n.  2278  abg.  Mdl  I  24. 
25.  Antike  Denkmäler  I  taf.  9.  10.  CIG  8291.  Klein  VM« 
148,  2): 

ITnilOOA 
^A(o)ipiTQiT€  für  *Afiq>ixQiTrj,  Dass  der  kreis  0  für  >1  ver- 
schrieben sei,  ist  nicht  wahrscheinlich;  er  ist  vielmehr  wohl  ein 
angefangenes  O?  das  der  vasenmaler  vergessen  und  nochmals 
geschrieben  hat.  Vgl.  auf  den  korinth.  täfelchcn  im  Berl.  Mus. 
n.  828  =  IGA  20,  3:  AO^T^ETAK  U{iii)(piTQBiTav,  Berl.  Mus. 
486  =  IGA  20,  2:  ^AT^(DA  A(ji)(piTQt\Ta]. 

Auf  der  Berliner   Durisschale   mit  darstellung  des  schul- 
^terrichts  (n.  2285,   abg.  Mdl  IX  54.    Arch.  Z.  1873  taf.  1. 


436  Paul  Kretschmer, 

Wien.  Vorlegebl.  VI  6.  Klein  YW  155,  9)  steht  in  dem  heia- 
meter  auf  der  rolle,  die  ein  lehrer  in  der  band  hält: 

AOI 
statt  dfiq)i',  obwohl  das  metrum  in  der  ersten  silbe  eme  länge 
erfordert: 

Motaa,  fioi  d{iLi)(pi  ^xdfiavSQOV  €iQ{Q)(ov  ev^ofiai  dst[¥)S(v, 
Zu  d(pi  Vgl. 

jiifidgfjog  für  IdfKpittQTjog  auf  der  korinth.  Amphiarcosvase  in 
Berlin  (n.  1655  oben  s.  172  n.  35),  aber  auf  der  anderen  sdte 
unter  dem  henkel  AMO^APBOM. 

Auf  einer  lekythos  aus  Caere  (Bdl  1844  p.  35.  CIG  7710): 

AOIEPEO^ 
Auf  einer    schwf.  lekythos  aus  Caere,    j.  in  Madrid  Adl 

1863  tav.  G: 

OS 
AeiAPE 
Auf  einer  rotf.  schale  in  München  (n.  404,  abg.  Inghirami 
Gal.  Omer.  II  238  f.    Panofka  Abh.   d.  Berl   Akad.    1849  p. 
93  f.    CIG  7679.    Klein  VM*  121,  14): 

und    auf  der  Anakreonvase   im  Brit.   Mus.  (n.   821    abg.  Jahn 
Dichter  auf  Vasenbildern  taf.  3.  CIG  7760.    Klein  VM«  122, 17): 

NV0E^ 
Nvq)r]g  für  Nvjuffrjg  kurzname,  vgl.    NvffrdtoQog  CIG  3155  z.  8 
(Smyrna). 

Auf  einem  rotf.  skyphos  aus  Orvieto  im  Wiener  Antiken- 
cabinet  (abg.  Wien.  Vorlegebl.  E  12,  2): 

NV0H 
vvcprj  =  vvjufffj. 

Auf  einem  rotf.  stamnos  (Cat.  Durand  n.  231 ,  abg.  Ger- 
hard A.  V.  80.  El.  ceram.  II  109.  CIG  7528)  ist  ein  ross  im 
gespann  der  Eos 

VAPON 

genannt:  für  ytu/umov  oder  Adf^nog  Od.  \p  246. 
Ebenso 

VAPO^ 

auf  der  rotf.  vase  Gerhard  A.  V.  79.    CIG  7529.    Vgl.  karpi^^' 
statt  luiu\fj€Tui   (von    Aafußuvo})   auf  einer   inschrift   von  Mü^^ 


Ueber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  437 

O-  Rayet  Rev.  arch.  XXVIU  p.  106.  W.  Karstea  De  titul. 
ionic.  dialecto  comm.  Halle  1882  p.  29. 

Auf  einer  rotf.  hydria  aus  Vulci  (mit  AiayQOQ  xakog,  abg. 
Mus.  Gr^or.  H  8,  2b.  CIG  7843.  Vgl.  Studniczka  Deutsche 
Litt.-Z.  1887  s.  982  gegen  Klein  VM*  130,  1): 

OVVOIOAOPO^ 

"OktKiii)ni6d(ogog,    Vgl.    "Oktmog    IGA    559,    "OXvn/ov    IGA\   565a, 

[^0]Xvniov  IGA  565b  auf  waffenstücken  aus  Olympia,  deren 
Provenienz  nicht  zu  bestimmen  ist,  cf.  Kirchhoff  Arch.  Z.  1879 
8.  160;  ""OXvnig  für  ^'OXv/Ämg  nach  Lolling  auf  der  inschril't  von 
Phigaleia  IGA  93.    Collitz  DI  n.  1214. 

Auf  der  schale  des  Hieron  in  Berlin  (n.  2291  abg.  Gerhard 
Trinksch.  u.  Gef.  taf.  XI  f.  Wien.  Vorlegebl.  A  5.  Arch.  Z. 
1882  s.  1.    CIG  8220.    Klein  VM»  168,  14): 

ASAAMIT 
Tt^a{v)SQa  und 

^03SATVT 
Tvrageog   statt   TvvSageoog,    Hier  ist   mit   dem   Schwunde   des 
nasals  zugleich  die  folgende  media  in  die  tenuis  umgewandelt 
worden.    Umgekehrt  ist  im  pamphylischen  neäexatdexa  =  nsvjs- 

xaidexa,  yevoSai  =  ysvtavTai  U.  S.  W.  IGA  505. 

Auf  einer  vase  in  Palermo  (Achill  und  Aias  mit  einander 
spielend  CIG  7657): 

AIATO^ 

Ai'a[v)TOg;    Vgl.    naXXuuäeg    =    naXXavrßsg   Kallimach.    hymn. 
V  42. 

Auf  einer  rotf.  hydria  im  museum  der  archaeol.  gesellschaft 
in  Athen  (n.  517,  Heydemann  Rhein.  Mus.  XXXVI  1881  s. 
409  f.  n.  6)  steht  auf  der  schriftrolle  in  den  bänden  der  Sappho : 

IITEPOETI  EHEA 

Auf  der  schale  des  Aristophanes  und  Erginos  in  Berlin 
(n  2531  abg.  Gerhard  Trinksch.  H.  III.  Overbeck  Kunstmyth. 
Atl.  V  3.  Wien.  Vorlegebl.  I  5.    CIG  8182.    Klein  VM«  184): 

EKEAAAO^ 
''ExeXaSog  Statt  ^EyxeXadog  (Gigant).     Damit  vgl. 

^0AAA3H>I3H 
^ExeXadog  auf  der  ion.  Gigantomachievase  in  Louvre  (abg.  Mdl 
VI.  Vn  78.    Adl  1863  p.  243  ff.). 

Auf  der  schale  des  Archikles  und  Glaukytes  in  München 


438  Paul  Kretschmer, 

(n.  333,  abg.  Gerhard  A.  V.  136.  Mdl  IV  59.  CTG  8139. 
Klein  VM*  77,  4)  steht  neben  den  henkeln 

l^^lf^  und  zweimal  SH^S\ 
2(ptxg  für  2(ptyt    Mag   auch  boiot.    Orxa   (Hesiod.  Th.  326, 
Otya  Hesych.)  die  ursprüngliche  form  sein  (vgl  G.  Meyer  Gr. 
Gr.^  §  295),  das  vulgäratt.  Stpt^  ist  jedenfalls  davon  unabhängig. 

Auf  dem  fragment  einer  schwarzf.  vase  aus  Naukratis  Arch. 
Jahrbuch  I  1886,  127:  "AXi^aS^og. 

Vgl.  noch  die  Zusammenstellung  analoger  fälle  bei  G.  Meyer 
Gr.  Gr.*  §  294,  zu  der  hinzuzufügen  ist:  POPAAE^  POPIh 
auf  bleitäfelchen  von  Styra  IGA  372  n.  319!  320,  von  R.  Meister 
Fleckeisens  Jahrb.  1882  s.  525  no(j4)naifjg  (wie  XapfiiSfj;), 
n6(ji)nig    gelesen    mit    vergleichung    von    namensformen  irie 

Tlofinog  no/tiniSfjg  ^AvSQonofinog,     OOAAIO^  ebenda  n.  119  ffir 

^OjLKpaXiog  nach  v.  Wilamowitz  Lectiones  epigraphicae  Ind.  schoL 
Gott.  1885/86  p.  12.  MEAAVETE  iu€yakfj{v)T6  CTA  I  374 
©AKOTOU  d-av6{v)Toi{v)  in  der  alten  att.  gcabinschrift  CIA  I 
472.  Nachträglich  ist  der  nasal  hinzugefugt  auf  der  inschrift 
des  Amphiareos-heiligtums  von  Oropos  ^Eip.  oIqX'  1885  p.  94 
z.  17.  Arkad.  ""Okvmg  ist  schon  oben  citiert.  Aehnlich  argiv. 
^OXimSag  inschr.  von  Epidauros  ^Etpfjin.  dgx-  1^86  p.   158  ff. 

Z.  86,  ^ArXuTt'Sag  Z.   101. 

Da  ganz  dieselbe  erscheinung  auf  italischem  gebiete  auftritt 
(vgl.  Corssen  Ausspr.  I  265  if.  Bücheier  Umbrica  p.  185. 
Kirchhoff  Stadtrecht  von  Bantia  s.  11),  so  kann  die  erklärung 
von  lat.  Schreibungen  wie  Seeudo,  Quicfilis  CIL  I  p.  608, 
Alexsader  IMI  1848,  p.  67  u.  dgl,  welche  neuerdings  von 
Danielsson  in  Pauli's  Altital.  Studien  IV.  Heft  1885  s.  141  und 
ausführlicher  von  Seelmann  Ausspr.  d.  Latein  1885  s.  268  ff. 
beigebracht  ist,  auch  für  die  analogen  griech.  fälle  gelten.  Dass 
die  ausspräche  der  nasale  in  den  ital.  dialekten  der  griechischen 
sehr  ähnlich  war,  geht  auch  aus  der  thatsache  hervor,  dass  die 
ältere  griech.  Orthographie,  wie  die  ital.  das  zeichen,  das  sonst 
speziell  für  den  dentalen  nasal  fungiert,  auch  vor  labialen  (und 
gutturalen)  verschlusslauten  setzt.  Vgl.  auch  CIG  9811:  PsSijV' 
n{x)u  Redimj)ta.  Seelmann  hat  hieraus  mit  hilfe  von  Zeug- 
nissen lateinischer  grammatiker  einen  mittellaut  zwischen  «» 
und  n  erschlossen,  welcher  dadurch  entstand,  dass  einerseits  der 
lippen verschluss  nicht  fest  genug  gebildet  ward,  andererseits 
die   Zungenspitze   in   der   indifferenzlage    den   oberzähnen  sehr 


I 

i 


üeber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  439 

genähert  war  und  hier  unwillkürlich  einen  losen  verschluss 
bildete.^)  Für  das  griech.  müssen  wir  nach  Schreibungen  wie 
^vxiXadog,  av^^^^Xv  noch  einen  mittellaut  zwischen  n  und  n 
annehmen,  der  in  derselben  weise,  nur  durch  schwachen  guttu- 
ralen verschluss,  entsteht.  Der  dentale  nasal  endlich  wurde  mit 
losem  verschluss  an  den  alveolen  gebildet.  Dadurch  nun,  dass 
in  allen  diesen  fällen  der  lockere  verschluss  die  mundhöhle  nicht 
völlig  absperrte,  entbehrten  die  nasale  der  nötigen  resonanz 
und  hatten  daher  einen  nur  schwachen  klang.  Diese  incorrecte 
ausspräche  war,  wie  sich  denken  lässt,  in  der  vulgären  spräche 
besonders  verbreitet,  und  die  nasale  sind  daher  auf  den  vasen 
in  der  Stellung  vor  verschlusslauten  so  oft  graphisch  nicht  aus- 
gedrückt. Im  kypr.  und  pamphyl.  ging  man  bekanntlich  soweit, 
den  nasal  vor  explosiven  nie  zu  schreiben.  Vielleicht  steht  diese 
erscheinung  mit  der  anderen  in  Zusammenhang,  dass  in  den 
vom  aramäischen  aus  dem  griechischen  entlehnten  Wörtern  der 
nasal  vor  verschlusslaut  meist  weggeblieben  ist  z.  b.  chald. 
rrÄ^O  neben  n^jbp-ID  av^qpcowa,  syr.  ji^o»  av/ußokij. 


Wandel  von  fiv  in  fi. 

Auf  derselben  nachlässigkeit  in  der  articulation  der  nasale 
beruht  es,  wenn  die  lautgruppe  /iv  in  der  vulgärsprache  zu 
in(ji)  vereinfacht  wurde.  Derselbe  lautwandel  tritt  im  gorty- 
nischen  auf:  Bull,  de  corr.  hell.  IX  1885  p.  9:  ianQ^ix^iirrsv  = 

att.    kxTlQBflVlXuV, 

Auf  dem  fragment  einer  schale  des  Euphronios  (Cabinet 
des  medailles  in  Paris,  abg.  Mdl  n  10  A.  Wien.  Vorlegebl.  V, 
5.  Arch.  Z.  1882  s.  47  n.  b): 

0MM3MA\^A 
^A[y]aiJiififi(o{v\     So    ist    möglicherweise    die    form    IVOva^va 
Memon,  wie  Agamemnon  in  der  darstellung  der  Nekyia  in  der 
tomba  del  orco  (Mdl  IX  15)   inschriftlich   genannt  ist,   nicht 


1)  Diese  erklärung  ist  durchaus  nicht  so  sehr  von  der  J.  Schmidt's 
abweichend,  dass  hier  nasalvocale  gesprochen  wurden.  Wenn  der  ver- 
schluss kein  völliger  war,  so  lag  der  laut  in  der  mitte  zwischen  nasal  und 
nasalvocal.  Reine  nasalvocale  können  nicht  vorgelegen  hahen,  denn  in 
diesen  hätte  der  unterschied  zwischen  dentalem,  labialem  und  gutturalem 
nasal  völlig  zu  gründe  gehen  müssen;  da  man  aher  gerade  später  d/utpl, 
dyxi  schrieh  gegen  früheres  dyifi,  dv^i,  so  war  dieser  unterschied  niemals 
ganz  aufgehoben. 


440  Paul  Kretschmer, 

erst  im  etruskischen  aus  Mempioti  corrumpiert,  sondern  bemht 
vielleicht  auf  griech.  ^Aya-fAsixanf, 

Auf  einer  rotf.  vase  aus  der  Basilicata  in  Neapel  (n.  1755 
abg.  Inghirarai  Vasi  fittili  II  137.  CIG  8419:  Orest  u.  Pylades 
am  grabe  Agamemnons,  auf  einer  dor.  säule)  steht  nicht 
AAAMEMQN,  sondern  nach  Heydemann:  ATA^EMWQN. 

Höchst  merkwürdig  ist  die  aus  l^ya/id^cov  durch  vulgären 
einschub  von  a  (!)  entstandene  form  Aya^Ua^vov  auf  vasen  des 
Hieron :  rotf.  schale  in  Petersburg  830,  abg.  Mdl  VI  22.  Wien. 
Vorlegebl.  A  8.    Klein  VM*  169,  15): 

AAAME^MON 
und  kotyle  im  Louvre  (abg.  Mdl  VI  19.  Wien.  Vorlegebl.  C  6. 
Klein  VM«  170,  18): 

AA.ME5M0 
Ebenso 

M0M5=M 
MiaiLicov  statt  Mf/Livcov  auf  einer  schwarzf.  amphora  im  Vatican 
(Arch.  Z.  1851  s.  349.  CIG  7663).  Etwas  diesem  eingeschobenen 
(T  (cf.  neugr.  Xuanfj  kot  =  Xdnt]'?  Foy  Lautsyst.  d.  gr.  Vulg. 
s.  76)  analoges  ist  das  prothetische  a  in  lehnwörtem  z.  b. 
IjnfoSig  Herod.  III  61  gegenüber  MaQÖog  Mug^ig  Aesch.  Pers. 
765,  MtQdVu;  Schol.  Aesch.  1.  c.  Mergis  Justin.  I  9,  apers. 
Bardiya,  assyr.  Bardis  od.  Barziya  (der  Wechsel  von  h  und 
ni,  wie  auch  in  ap.  Barfahn/sd  3Ifydßvl^og,  ist  aramäisch,  s. 
auch  J.  Darmesteter  Etudes  iraniennes  II  27  f.).  Vgl.  Spiegel 
Keilinschr.  144;  ferner  a/nuoaydng  Her.  II  44  etc.  smaragdus 
Lucan.  X  120  neben  uuoaydog  Asklep.  7  (Anth.  Pal.  XII  136). 
Menaiul.  vgl.  Athen.  ITI  94  uvev  (U  mv  o  UxTdoVj    hebr.  rp2 

(zu   pnj   blitz)    =    (Tuunaydog    Joseph. ,    smaragdus    Vulg.;  skr. 

marakata  wohl  aus  dem  Semit,  entlehnt.  Vgl.  Pott  E.  F.  II 
421.  —  (T/nv()vu  sy)np'na  neben    uvqou   (zu  dem  v  vgl.  ai'ovova: 

mnv()u)y   Athen.  XV  p.  688:  /nvo^tu  yuQ   rj  (Tuvgva   tjuo^  Aiohd'ffh 

Archiloch.  toitvoiGituvag:  /tivoga  entspricht  einem  nicht  belegten 
aram.  *r\^.l2  =  hebr.  liD,   die   sich  verhalten,    wie   aram.  i<?^ 

Tvoog  ZU  hebr.  ^ij^.  trxujum'ia  Athen.  I  28c.  Hesych.  neben 
xdiKov  Nicand.  578  (lat.  scammo)im)  .purgirwinde'  =  hebr. 
;Q5,  aram.  xjis?^  puii.  /auäv  u.  s.  w.  ,kümmel'V  (ebenfalls 
als  purgiermittel  verwendet);  das  sonst  mit  den  semit.  Wörtern 
zusammengestellte    xvjulvov    stimmt    im     vocalismus    nicht  mit 


üeber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  44 1 

diesen  überein  vgl.  A.  Müller  BB  I  286;  die  difFerenz  in 
der  bedeutung  von  axa/Litovia  und  hebr.  kammön  etc.  ist  bei 
pflanzennamen  u.  dgl.  nicht  auffällig  (beide  pflanzen  dienen  als 
purgiermitteü);  vgl.  im  allgemeinen  Schröder  Phon.  Sprache 
p.  21.     Prothetisch  ist  wohl  auch  a  im  hesych.  a^iV  =  f^v^  (?), 

oft    im    ngr.  Z.  b.  smania  =  f^avia,    axovi  =  xivig^    anaXayyi  = 

(pakayyiov ,  aßZlkoq  =  ßäXog.  Dieses  prothetische  a  ist  wahr- 
scheinlich hervorgerufen  durch  das  nebeneinanderliegen  von 
formen,  die  mit  ursprünglichem  a  -\-  consonanz  anlauten,  und 
solchen,  die  das  a  verloren  haben,  wie  Gxaq)fj  xaq>ri,  axvixf/  xv/xf/, 

afimQoq  f^ixQog,  aviyog  xiyoq. 

Nach  ^AyafxifjKov  ist  wohl  auch  die  auf  att.  vasen  er- 
scheinende form  KXvxaifjLrjaxQa  Statt  KXvraif^vtjoTQa  ZU  be- 
urteilen. Pappageorgiu  (Nda  ^Hf^iga  1884  nach  G.  Meyer  Gr. 
Gr.*  §  265  und  Berl.  Phil.  Wochenschrift  1886  p.  291  f.  955. 
Vitelli  p.  955  f.)  behauptet,  dass  KXvrai^ijaTQa  die  ältere  form* 
des  namens  sei.  Vgl.  lat.  Clytemestra  (Cloetemestra)  in  den 
besten  handschriften  des  Cicero  u.  a.,  woraus  schon  Fleckeisen 
Fünfzig  artikel  etc.  p.  13  folgert,  dass  so  die  richtige  lat. 
Schreibung  sei.  Andererseits  ist  es  aber  schwer  begreiflich,  wie 
die  form  KXvxuifivriaTQa  hat  aufkommen  können,  während  um- 
gekehrt Kkvraiiiu^aTQa  aus  älterem  -/LivtjaTQa  durch  anlehnung 
an  fii^GT(OQ  etc.  und  —  wenigstens  auf  vasen  —  durch  den 
vulgären  wandel  von  ^iv  in  fi  leichter  erklärlich  ist. 

Auf  einem   streng    rotf.   staranos    in    Berlin    (2184,   abg. 

Gerhard  Etr.  u.  camp.  Vb.  Taf.  24.    Adl  1853  tav.   H.    GIG 

7701) : 

A^T^aMIATVV)« 

Auf  einer  rotf.  pyxis  mit  frauenscene  im  Brit.  Mus.  (aus 
einem  athenischen  grabe  Heydemann  in  Comment.  Mommsen. 
p.  170): 

KAYTAIME..PA 
K},vTaifi9j[aT]Qa, 

Auf  einer  rotf.  pelike  in  Wien  (abg.  Mdl  VIII  15.  Wien. 
Vorlegebl.  I  1  n.  2.  Adl  1865  p.  212  f.  Robert  Bild  u.  Lied 
8.  149  «.): 

KVVTAIME5TPA. 

KAYTEMNE^TPA  auf  der  rotf.  amphora  in  Neapel  n.  1755. 
Inghirami  Vasi  fittili  137  f.  CIG  8419  ist  nach  Heydemann 
Arch.  Z.  1869,  81  modern. 


442  ^anl  Eretschmer, 

Unsicher  ist  M  ESI  VA  für  Mv^GiXa  (CI6  7593.  8040)  auf 
einer  hydria  im  Brit.  Mus.  n.  476. 

Wandel  von  fi  in  v. 

Durch  jenen  mittellaut  zwischen  m  und  n  hindurch  ist  fi 
in  der  vulgärsprache  auch  vor  vocalen  zu  v  (d.  i.  vielleicht  audi 
nur  /u  mit  nachlässigem  labialen  verschluss  und  gleidizeitigra 
dentalen)  geworden.  Anders  ist  gortyn.  taQxva  II  9.  I  8.  32 
etc.  gegenüber  knossischem  Suqxjäol  (Mitt.  d.  ath.  I.  XI  1886 
p.  180),  ark.  el.  SaQXfia  zu  beurteilen,  welche  formen  mit  ver- 
schiedenen Suffixen  'Vä  und  -^ä  gebildet  sein  können. 

Auf  der  Frangois-vase : 

OTMSaB 
""EQVinoiq)  für  '^EQfimnog.    Vgl.  Leop.  Schmidt  Adl  1848  p.  357 
anm.    Weizsäcker  Rh.  Mus.  1878  s.  378. 

Auf  einem  pinax  des  Skythes  (gef.  auf  der  Akropolis  von 
Athen,  abg.  Benndorf  Gr.  u.  sie.  Vb.  taf.  4,  1): 

Auf  der  Hieronvase  im  besitz  des  barons  Spinelli  in  Acem 
(abg.  Gaz.  arch.  1880  Taf.  7.  8.  Wien.  Vorlegebl.  C  1.  Arch. 
Z.  1882  s.  3  ff.    Klein  VM«  172,  24): 

^0>AAin 
n()iavog  für  ÜQiafxoq',    V.  Duhn   Bdl    1879    p.    152   ungenau; 

^OMAin. 

Wandel  von  v  in  a. 

Uebergang  von  /.  in  v  liegt  vor  in 

TVENP0NEME:KNVNV0N 
TVENP0^EM0^:MEP0IE5EN 
T'Arivnove/xog  aus  TlrjfjinoXefxoq  (schwarzf.  Schale  CIG  8296.  Klein 
V.VP   84,    2).     Derselbe    töpfer    schreibt    sonst   seinen   namen 
TlivnolsfjLoq.  Zu  Tkrjvnovsfiog  Vgl.  PONEMON  auf  der  vulgären 
att.  Inschrift  CIA  I  492  für  noXsfxov. 

Vgl.  über  v  aus  k  noch  Curtius  Et.^  450  ff.  Dagegen  ist 
entstehung  von  k  aus  v  auf  griech.  Sprachgebiet  noch  nicht 
nachgewiesen,  hrgov  Her.  II  86.  87  =  vitqov  hebr.  ")pj,  Jaßi- 
vrjTog  Her.  I  74  etc.  =  apers.  Nahunita,  assyr.  Nabunahid  haben 
ihr  l  wahrscheinlich  schon  auf  semit.  gebiete  erhalten.  Vgl. 
hebr.  yn^  und  yn  u.  dgl.     hxvoy  vielleicht  aus  *vixvov  durch 


I 

j 


üeber  den  dialekt  der  attischen  vaseninscliriften.  44S 

Dissimilation.  G.  Meyer  Gr.  Gr.*  §  169.  Milinda  aus  MivaV' 
iQoq  auf  ind.  gebiet.  Vgl.  A.  Weber  Monatsber.  d.  Berl.  Akad. 
1871  p.  617. 

Ein  besonderer  fall  ist  der  Übergang  von  X  vor  dentalem 
verschlusslaut  in  v.  Zu  den  von  G.  Meyer*  §  170  gesammelten 
fällen  ist  hinzuzufügen  hdxiv  =  sXdmv  IGA  342  (Eorkyra)  und 

^AITMKD 

auf  einer  rotf.  amphora  (abg.  Mdl  XI  27.  28.  Bdl  1879  p. 
86)  und 

♦  OIKTIA^ 

auf  einer  vase  der  arch.  Ges.  in  Athen  n.  2786  (P.  I.  Meyer 
Arch.  Z.  1884  s.  251.  'JByjy^.  uqx^  1885  taf.  9  n.  10.  Klein 
VM*  193,  4).  (PtvTiac  aus  OiXxiaq,  wie  der  vasenmaler  sonst 
seinen  namen  schreibt.  Derselbe  war  wohl  kein  Athener,  da 
Otvr/ac  u.  dgl.  nur  auf  dor.  gebiete  bezeugt  ist. 

Vgl.  noch  chald.  l^nn^DE)  aus  xpaXn^giov;  vulgärlat.  muntu 

=  multum  CIL  IV  1593. 

Aspiration. 

Der  einem  anlautenden  vocal  vorhergehende  hauch  wird 
auf  den  att.  vasen  in  der  regel  graphisch  ausgedrückt  z.  b.  in 

den  namen  HsQfiBg,  HsQuxXeg,  Hstpatarog,  HexroQ,  Hexaßs  etc., 

femer  HOS  dg  auf  der  amphora  des  Euthymides  in  München 
n.  378,  HEAE  ijfs  und  \\ys  ig  auf  der  schale  des  Archikles 
und  Glaukytes  ebenda  n.  333,  sehr  häufig  NOPAIN  o  natg, 
HO^TI^  oartg  auf  einem  schalenfuss  (abg.  Benndorf  Gr.  u.  sie. 
Vb.  taf.  29,  11),  HEAV^HOINO^  t,äig  oJvog  (mit  krasis  aus  o 
oivog)  auf  einer  rotf.  trinkschale  München  n.  331,  HIPO^  tnnog 
auf  einer  schwarzf.  amphora  abg.  Gerhard  A.  V.  247  u.  s.  w. 
In  der  Übergangszeit  gilt  H  als  aspirierter  e-Iaut  d.  h.  als 
vocal,  dessen  erste  periode  stimmlos  ist,  für  welche  Schreibweise 
oben  belege  gegeben  sind. 

Auf  stimmlosem  einsetzen  anlautender  vocale,  wie  es  in  der 
volgärsprache  statt  fand,  beruhen  die  mit  dem  zeichen  der 
aspiration  geschriebenen  formen: 

BA^BOVO^ 
f&r  ''AaßoXog 

0TAS^I^+Y3B 
fiv$ia(T)^aTo(()  und 


444  ^aul  KreUchmer, 

^  ailAOSCDAB 

'^Aq>QodiTri  auf  der  Frangois-vase. 

Der  name  der  geburtsgöttin  EiXs/dvia  ist  geschrieben: 

BEVEieVA 
auf  einer   archaischen    schwarzf.  amphora   in   Berlin  (n.  1704, 
abg.  Mdl  IX  55.     Adl  1873  p.  106  ff.,  von  Löschcke  Arch.  Z. 
1876  s.  110  mit  unrecht  für  verschrieben  erklärt), 

HlVEieVA 
auf  einer  schwarzf.   amphora  des  Brit.   Mus.  (n.  564,  abg.  EL 
c^ram.  I  65  A.     CIG  7402), 

HIAEieVA  $ 

auf  einer  rotf.   vase  ebenda  n.  741*  (abg.  Gerhard  A.  V.  3.  4. 
CIG  7403).  Sonst  ohne  anlautenden  hauch:  boiot   EtXn&ir^ Col 
DI  377.  378,  Eiksidvi'rj  959,  CIA  IH  925  EfXv&cia,  926  YX/^a. 
Ein  att.  vasenmaler  schreibt  seinen  namen: 

HI5+VV05 
Klein  VM*  97  ff.  statt  'la/vXog  von  iaxvg. 

Auf  einer  rotf.  amphora  (Bdl  1879  p.  245  f.) 

von  Hclbig  ^Egaoinnog  gelesen. 

Intervocalisch  erscheint  H  in 

HVIHV^  HVIH^ 
vivg  auf  2  vasen  des  Euclieiros.     Klein  VM*  72,  1.  2. 

Unterlassen  ist  die  bezeichnung  des  hauchcs  auf  att.  vasen, 
im  gegensatz  zu  den  Steininschriften  (vgl.  Cauer  Gurt.  Stud. 
VIII  p.  277  ff.  Schütz  Hist.  alph.  att.  p.  54  ff.)  verhältnis- 
mässig sehr  selten ;  in  den  einzelnen  fallen  ist  auch  noch  zu 
berücksichtigen ,  dass  bei  den  publicationen  oft  versäumt  wird 
anzugeben,  ob  sich  noch  spuren  eines  buchstabens  vor  den 
erhaltenen  finden.  Auf  der  eben  angeführten  vase  Gerhard 
A.  V.  3.  4  mit  Eunova  steht 

EOAI^TO^, 

'HifaiiTTogy    im    dialog    der    schwalbenvase    (abg.    Mdl   II  24. 
Panofka  B.  a.  L.  taf.  17,  (1.     CIG  7842.  Klein  V\F  133,  18): 
A^ETO/VEPAKVEA  v^  tov  'HquxUu, 
aber   im   absoluten  anlaut   I3TVAH  «rriy/. 
Ebenso   charakteristisch   ist  für   die   ausspräche  die  Ortho- 
graphie der  rotf.  schale  der   Sammlung  Feoli  Bdl    1865  p.  5^» 
auf  der   auch    das  H  im  absoluten    anlaut    HOPA^KA/O^  ?^' 
schrieben  ist,   während   es  im   satzinlaut  hinter  g  KAVO^OPA^ 


Ueber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  445 

(auf  der  rückseite  derselben  schale)  fehlt.  Hieron  schreibt  seinen 
namen  einmal  (De  Witte  Cat.  6tv.  n.  12.  Klein  VM«  166,  7) 
lEPON,  sonst  stets  mit  H. 

Ob  M  von  dem  zeichen  der  aspiration  begleitet  ist  in 

auf  der  chalkid.  kalpis  in  München  (n.  125  abg.  Gerhard  A. 
V.  237.  CIG  7382),  ist  unsicher.  Nach  dem  facsimile  bei 
Jahn  ist  das  auf  M  folgende  zeichen,  ein  kleines  nach  unten 
offenes  Viereck,  nicht  mit  Sicherheit  als  irgend  ein  buchstabe 
zu  erkennen.  Die  lesung  Moipog  hat  aber  jedenfalls  mehr  be- 
rech tigung  als  die  Jahns  Maoyjog.  MH  würde  wie  in  MsTiiog, 
^MeyalQst],  fi€  tonloses  m,  Hoffory's  M,  ausdrücken.  Wenig 
wahrscheinlich  ist  Löschcke's  Vermutung  Arch.  Z.  1878  p.  111. 
Vgl.  Röhl  in  Bursian-Müller's  Jahresber.  1883  lU  s.  146. 

Neuerdings  hat  Comparetti  Rivista  di  filologia  XI  p.  553 
auch  ein  AH  auf  dem  aiginetischen  grenzstein  IGA  360  in 
AHABO^  =  Aa/Jtov  erschlossen.  Zu  seiner  annähme  bietet  sich 
ein  willkommenes  analogon  auf  dem  fragment  einer  att.  schwf. 
schale  (abg.  Benndorf  Gr.  u.  sie.  Vb.  taf.  29,  3)  mit  dar- 
stellung  eines  hippischen  agons  und  zwar  zufällig  in  demselben 
wortstamme.  Der  vom  wagen  herabstürzende  lenker  eines  Vier- 
gespanns ist  bezeichnet  als 

VHABETO^ 
yifißfjTog   oder  AaßsToq   Vgl.  TE^^Tog  ^AXxBxog   MevBxog  Aivfrog 

^Enai'vtTog  (nicht  Arjaßsrog!  wie  Benndorf  schreibt),  entweder 
gen.  von  Außrjg  oder  wahrscheinlicher  nom.  (vgl.  die  andere 
beischrift  MByaQ/Srjg).  Zu  dem  namen  vgl.  ^Hyi^jiKov  Aaßrjrog 
CIA  II  864  z.  13/14,  Evkißijg  auf  einem  styrensischen  blei- 
plättchen  IGA  372,  116,  Aaßtjg,  -fjrog  hundename  Arist.  Wesp. 

836.  895. 

Femer  hat  der  in  der  gigantomachie  auf  einem  schwf. 
vasenfragmeiit  (auf  der  akropolis  von  Athen  gef. ,  abg.  ^Etpfjfx, 
aQX'  1886  taf.  7.  M.  Mayer  Die  Giganten  und  Titanen  Berlin 
1887  taf.  1)  mitkämpfende  löwe  die  beischrift 

VHEO^ 

Xsüov,  wodurch  endgiltig  die  existenz  eines  tonlosen  l  im  vulgär- 
att.  nachgewiesen  ist. 

Auch  an  einem  beleg  für  NH  d.  i.  tonloses  n  fehlt  es  nicht: 
in  dem  schon  oben  angeführten  graffitto  auf  einem  schalenfuss 
von  der  athenischen  akropolis  (Benndorf  Gr.  u.  sie.  Vb.  taf.  29, 15): 

ZeHscbrlft  fttr  Tergt  Sprachf.  N.  F.  DL  5  n.  6.  29 


446  ^^^1  Kretschmer, 

]Avä'^i')i€(o  ist  das  H  von  dem  Schreiber,  der  seiner  sache  nicht 
ganz  sicher  war,  nachträglich  hineincorrigiert. 

Auf  der  vor  kurzem  zu  tage  gekommenen  fibula  von  Prae- 
neste  drückt  B^  tonloses  vau  d.  i.  f  aus.  Hiernach  dürfen  wir 
auch  tanagräisch  ßiexaSd/Lioe  IGA  131  und  pamphyl.  ßiB  IGA 
505,  23  beurteilen.  Im  pamphylischen  dialekt  scheint  überhaupt 
/  sich  dem  lautwert  f  genähert  zu  haben ,  da  es  auf  der  grab- 
schrift  IGA  506,  ö  in  q>ixaTL  mit  q>  -  f  bezeichnet  ist  So 
gewinnt  endlich  auch  die  erklärung  von  MH,  VH,  ^H  als  ton- 
loses My  l,  n  an  Wahrscheinlichkeit. 

Wie  sich  aus  den  vaseniuschriften  ergiebt,  ist  in  der  att 
Vulgärsprache  die  tenuis  in  weit  gehendem  umfang  aspiriert 
gesprochen  worden.  Vgl.  Plat.  Kratyl.  p.  406  a.  Da  Roschw 
in  seinem  aufsatz:  De  aspiratione  vulgari  apud  Graecos  Curt 
Stud.  II  63  if.  vieles  aus  den  vaseniuschriften  hierhergehörige 
zusammengestellt  hat,  kann  ich  mich  auf  wenige  bemerkungen 
beschränken. 

Der  att.  töpfer  Kachrylion  schreibt  seinen  namen  stets 

+A+PVVION 
s.  das   Verzeichnis   seiner   vasen   bei   Klein    VM*  124  ff.,*)  ein 
anderer    att.    nieister    PANOAIO^    und    0AN0AIO^    (auf  zwei 
ainphoren  im  Louvre  Klein  VM*  89.  96).    Auf  einem  pinax  vom 
llyniettos  (abg.  Beniidorf  (ir.  u.  sie.  Vb.  taf.   1.  Totenklage) 

=1030 

statt  T/]&fj  und 

OEOI^PPO^PATP 

rrj&ig  n()hg  naT{j[6g]. 

/  in  der  krasis  aus  x  -f-  spiritus  asper  in 

+ATEPO^ 

=  xui  6Tf ()og  auf  der  Münchner  oinochoe  (n.  334  abg.  Mdl  I  39). 
Verdoppelte  aspirata  in 

^0++AMI3S0 

'0(ja//Liu/xog  nauieii  eines  hatyrs  auf  der  streng  rotf.  ampliora 
in  Berlin  ^n.  2100,  abg.  Gerhard  Etr.  u.  camp.  Vb.  taf .  8  f. 
Heydeuiann  Satyr-  u.  Bakchennanien  s.  24.    CIG  7463)  und 

•)  XH'/ovXion'  gehört  zu  xU/nvi;  .,gerste"  und  ist  offenbar  spitznamP- 
Vgl.  den  namen  des  portraitbildners  Ktt^/nauu^'  Loewy  Inschr.  gr.  Küdh- 
n.  70.  71,  welcher  von  dem  mit  x«/ot'<,-  iaus  "xn/ovi,)  verwandten  /t;7i"'>' 
„hirso'*,  xfy/jjujui^  abgeleitet  ist. 


Ueber  den  dialekt  der  attischen  vaseninscbriften.  447 

BAXXE 
Baxxf]  auf  einem  krater  im   museum   der  Universität  von  Bo- 
logna (Heydemann  a.  a.  o.  31  f.). 

Einen  interessanten  fall  des  sogenannten  „umspringens  der 
aspiration"  von  der  ersten  bis  auf  die  dritte  silbe  bietet 

KAPIOAIO^ 
wie  der  vasenmaler  XaQuaVoq  seinen  namen  auf  einer  hydria 

(Klein  VM*  51,  1)  schreibt  gegen  f  AP  ITA  105  auf  der  schale 
aus  Caere. 

Ein  frühes  beispiel  des  Übergangs  der  aspirata  {d)  in  die 
Spirans  (a)  ist 

^Q^X^BQ  für  ^QBxdriq  =  'Egex^evg  auf  einem  rotf.  deines 
schönen  Stils  mit  dem  raub  der  Oreithyia  (München  n.  376.  GIG 
7716.  Vgl.  Colügnon  Catal.  des  vases  peints  du  musöe  d'Athe- 
nes  p.  119),  der  sonst  nur  echt-att.  formen  aufweist:  Bogag, 
[^JQGs,  KixQoqtg, 

Die  tenuis  erscheint  an  stelle  der  aspirata  in 

^AlKl 
statt  des  auf  att.  vasen  so  häufigen  vatxt  (vgl.  vaix^^  vai  jim- 
x€ug  Hesych.)  auf  einer  dem  Euphronios  zugeschriebenen  schale 
in  München  (n.  515  abg.  Arch.  Z.   1885  taf.  11);  ferner  in  dem 
schon  citierten 

KPI5EV5  KPISEIS 
statt  XQvasvg,  XQvarjtg  auf  der  Hieronvase  in  -Acerra^)  und  in 

^iMaeo^vs)« 

statt  Xgvao^e/Ätg  auf  einer  rotf.  pelike  in  Wien  (abg.  Mdl  VIII 
15.  Wien.  Vorlegebl.  I  1  n.  2.  Adl  1865  p.  212  f.  Robert 
Bild  u.  Lied  s.  149  ff.). 

Auf  einer  rotf.  schale  schönen  Stils  im  Brit.  Mus.  (n.  852. 
0.  Jahn  Griech.  Dichter  auf  Vasenbildem  Abb.  der  sächs.  6e- 
sellsch.  d.  Wiss.  1861  taf.  VII.  CIG  8076b)  sind  aspiratae  und 
tenues  mit  einander  vertauscht: 

AIPIV05,  NIKOPIVE,  PIVOA^,  PIVIPO^ 
statt  Jifpikog,  Nixog>ikfj,  Oi\(ov,  Oikinnog  und  andererseits: 

ARl^TOKRAOES 
statt  ^ÄQiaTonQaTfig. 


*)  K{iia(vg ,  KQtatjts   erinnert   an  Koiaay   t<   Ca^'^v  H-  ß-  520.     Vgl. 
Hinrichs  Hermes  17  (1882),  109.  Philol.  44  (1885),  437  anm. 


448  ^&ul  Kretschmer, 

Andere  beispiele  dieser  vulgären  ausspräche  scheinen  mir 
nicht  genügend  verbürgt,  namentlich  T  für  0  wird  öfter  auf 
moderner  übermalung  beruhen.  So  rührt  Alfl^TO^  auf  der  unter- 
italischen  amphora  in  Neapel  n.  1755.  CIG  8419  von  der  band 
eines  Italieners  her,  welcher  r  und  ^  in  der  ausspräche  nicht  schied. 

Verschieden  wird  der  labial  im  namen  der  lesbischen  dich- 
terin  Sappho  geschrieben ,  welche  mehrfach  auf  attischen  vasen 
darstellung  gefunden  hat.  Die  dichterin  selbst  schreibt  sich 
bekanntlich  ^dnip'  fr.  1,  Vanq)oi  59.  Auf  münzen  ihrer  Vater- 
stadt Mitylene  heisst  sie  ^ancpco,  2a(pq>(o,  2aq>ovg  (Head  Hist 
num.  p.  488),  auf  münzen  von  Eresos  CAnd/Q.  Vgl.  Btirchner 
Z.  f.  Numism.  IX  1881  s.  144  und  Comparetti  Mus.  ital.  n 
1886,  41  ff. 

Rotf.  krater  aus  Agrigent  in  München  n.  753.  Dubois- 
Maisonneuve  Introd.  81.  Welcker  A.  D.  II  taf.  12.  Panofka 
B.'a.  L.  4,  7.    Mus.  ital.  II  1886  tav.  IV.   CIG  7759: 

5A0O 

Vgl.  tMt>.  auf  einer  vasenscherbe  aus  Naukratis  Flinders 
Petrie  Naukratis  I  pl.  XXXIV  n.  531. 

Rotf.  kalpis  der  Sammlung  Dzialinsky  Rev.  arch.  N.  S. 
XVII  1868  p.  345.     Mus.  ital.  II  tav.  m  1 : 

In  dem  zweiten  (f>  scheint  ein  kleines  kreuz  zu  stehen. 

Rotf.  vase  in  Athen  Collignon  Cat.  n.  517  (cf.  pl.  V  28). 
Dumont  et  Chaplain  Ceramiques  de  la  Grece  propre  pl.  VI.. 
Mus.  ital.  II  tav.  Via:  S^^..  (Collignon),  ^APPQ^  (Comparetti); 
letzteres  wäre  dor.  gen.  aus  ^unffoog. 

Rotf.  oxybaphon.  0.  Jahn  Griech.  Dichter  auf  vasenbildern 
taf.  I  1.  p.  712.     Mus.  italiano  II  tav.  III  2: 

^AQ(t)Q 

(T  <T  —  T  T. 

Bemerkenswert  ist,  dass  auf  att.  vasen  sehr  häufig  aa  statt 
des  zu  erwarten flen  rr  erscheint  z.  b.  auf  der  grossen  schwf. 
amphora  des  Exekias  im  Mus.  Gregoriano,  auf  der  Achill  und 
Aias  beim  Würfelspiel  dargestellt  sind  (abg.  Mdl  II  22.  Mus. 
Greg.  TI  53.  Gerhard  Etr.  u.  camp.  Vb.  taf.  E  23.  CIG  8157. 
Klein  VM^  39,  4),  ist  Achills  wurf  mit  der  zahl 

TE^APA 

angegeben,  für  att.  jerraQu. 


j 


Ueber  deu  dialekt  der  attischen  vaseninscbriften.  441^ 

Auf  einen  rotf.  aryballos  aus  Trachones  bei  Athen  (strenger 
Stil.  Berl.  Mus.  n.  2471,  abg.  Furtwängler  S.  SabouroflF  taf. 
55,  auch  Dumont  Ceramiques  de  la  Gr^ce  propre  pl.  12.  13. 
Heydemann  Satyr-  und  Bakchennamen  1880  s.  12)  heisst  eine 
Bakche 

K\SSO 
Kiauci,  auf  einer  rotf.  schale  der  samml.  Dzialinsky  (Rev.  arch. 
N.  S.  XVII  p.  350  n.  11.    Heydemann  a.  a.  o.  32)  ein  Satyr 

K\SSOS 
und    auf  einer   rotf.   schale  in  Berlin  (n.  2532,  abg.  Gerhard 
Trinksch.  u.  Gef.  taf.  6  f.    CIG  7461.   Heydemann  a.  a.  o.  25) 
dreimal : 

K\SOS. 
Die  annähme,  dass  diese  namensform  Kiaaog  (koseform  voii 
KiaooShag ,  -xoiiitjg,  'xuirtjg  Fick  Gr.  Personenn.  p.  43)  viel- 
leicht gerade  im  att.  nicht  üblich  war,  triift  nicht  zu,  da  nach 
Paus.  I  31 ,  3  Dionysos  in  Acharnai  Kiaaog  hiess  und  ein  att. 
Vasenmaler  sich  Kirjog  nennt. 

Auf  einer  rotf.  vase  aus  der  S.  Campana  (Serie  IV  —VII 
637,  abg.  Adl  1877  tav.  N.  Heydemann  Iliupersis  p.  29,  4): 

KA^^AKAPA 

Ebenso  auf  einer  rotf.  pyxis  aus  einem  athenischen  grabe 
j.  im  Brit.  Mus.  Heydemann  in  Comm.  Momms.  p.  170. 

Belege  für  ^Oöva{a)Bvg  'Olvasig  siehe  unten. 

Auf  einem  psykter  des  Euphronios  in  Petersburg  (n.  1670 
abg.  Stephani  Compte-Rendu  1869  taf.  5.  Wien.  Vorlegebl.  V  2. 
Klein  VM^  138,  2)  sind  hetären  beim  kottabosspiel  dargestellt; 
der  einen  werden  die  wortc  in  den  mund  gelegt: 

.1AA3/O^^ATAV3A\AATMIT 
Tiv  TuvSs  Xardaaco  Asay^le]    „dir   gilt  diese  neige,   Leagros." 
Hier  ist  aa  sehr  begreiflich,   da   diese  formcl,    wie   das  ganze 
iottubosspiel  aus   dem  Sicilischen  entlehnt  ist. 

Daneben  ist  natürlich  att.  tt  nicht  ausgeschlossen:  oft 
Q>€()f(paT{T)a ,  ^OXvrMsvg  (nie  ^OSvTTsvg)  u.  s.  w.  Der  maier 
einer  panathenäischen  preisamphora  (aus  Taucheira  in  der  Kyre- 
liaike,  j.  Brit.  Mus.  C.  114,  abg.  Mdl  X  48b.  Klein  VJP  86) 
abreibt  sich 

KITTO^ 
Auf  einer   schwarzf.    amphora   älteren   stils  (Berl.  Mus.  n. 

1698,  abg.  Gerhard  Etr.  u.  camp.  Vb.  taf.  22  f.  Klein  VMMl,  1) 


450  P&ul  Kretschmer, 

"NüHAT  A 

K[a]T(r)dvdQ[a]  =  KaaaavdQa, 

Wandel  von  ga  in  pp. 

Die  lautgruppe  qg  erscheint  schon  früh  auf  att  vasen  zu 
QQ  (gewöhnlich  mit  einfachem  q  geschrieben)  assimiliert.  Auf 
der  alten  schwarzf.  sicher  noch  aus  dem  6.  jahrh.  stammenden 
att.  Schüssel  im  Berliner  museum  (n.  1682,  aus  Aigina,  abg. 
Arch.  Z.  1882  taf.  9): 

HeQSvg  -  nsQQsvg  aus  Jlegtrevg,     Als 

ist  wohl  auch 

auf  der  schwarzf.  hydria  Adl  1866  taf.  R  zu  ergänzen. 

Auf  einer  schwarzf.  vase  des  Xenokles  (Adl  1877  p.  130. 
Klein  VM*  80,  9)  ist  ein  reitender  jüngling 

^oniso 

genannt  d.  i.  nicht  ov^mnog,  wie  Köite  wollte,  sondern  ^Ogginno; 
(CI6  1050)  aus  "OQamnoq,  Vgl.  arkad.  ^Ogimtovog  Collitz  DI  d. 
1203.    Aber 

^OQatjuevrjg  auf  der  amphora  des  Euthymides  in  München 
(n.  374.    Klein  VM^  194,  3). 

Auf  einer  rotf.  hydria  in  München  (n.  340.    CIG  7433): 

PEP09ATA 

nsQ{Q)o(f>aT{T)a  y  auf  einer  rotf.  trinkschale  im  Brit.  Mus. 
(n.  811*  abg.   Gerhard   Trinksch.  u.  Gef.  Taf.  H.     CIG  8348): 

nEPPE0A(7Ta). 
Auf  einer  vase  aus  Agrigent  CIG  7434  b: 

OEPEOA^A 

Wandel  von  yX  zu  X. 

Schwund  von  anlautendem  y  vor  X ,  welchen  G.  Meyer  Gr. 
Gr. 2  §  255  gegen  L.  Meyer  B.  B.  III  316  für  das  gemein- 
griechische mit  recht  leugnet ,  wird  für  die  vulgärsprache  er- 
wiesen durch 

ylavxfj  für  rkavxf]  name  einer  Amazone  auf  der  schwf.  amphora 
mit  Herakles  in  der  Aniazonomachie  aus  Corneto  Mdl  XII  9. 


Ueber  den  dialekt  der  attischen  vascninschriften.  451 

Adl  1884,  269.  Die  beischriften  sind  anscheinend  so  sorgfältig 
geschrieben,  dass  ein  Schreibfehler  gerade  im  anlaut  nicht  wahr- 
scheinlich ist.  Die  möglichkeit,  dass  vor  /  ein  buchstabe  ver- 
loren gegangen  oder  übersehen  worden  ist,  ist  ausgeschlossen, 
da  rechts  von  der  beischrift  sofort  der  arm  der  Amazone 
beginnt.  Zudem  wiederholt  sich  die  erscheinung  auf  der  oben 
erwähnten  schwarzf.  hydria  aus  Rhodos  abg.  C.  Torr  Rhodos 
in  ancient  times  pl.  6  A,  auf  welcher  unmittelbar  links  von  der 
hand  eines  unbärtigen  bewaffneten  kriegers  die  beischrift 

^avxog  aus  Fkaucog  steht. 

Vereinfachung  von  consonantengruppen. 

Die  lautgruppe  v6g  ist  durch  seh  wund  des  S,  das  sich 
ursprünglich  nur  als  übergangslaut  von  v  zu  q  eingestellt  hatte, 
zu  VQ  vereinfacht  in 

3XAM0flMA 
\4y(6)go/Liaxtj  auf  der  Iliupersis-vase  des  Brygos  im  Louvre  (abg. 
Heydemann  Iliupersis  auf  einer  Trinksch.  d.  Brygos.  Wien. 
Vorlegebl.  Vin,  4;  die  revision  der  Inschriften  durch  Purgold 
bei  Urlichs  Beitr.  z.  Kunstgesch.  taf.  18.  Arch.  Z.  1884  s. 
249  f.)    Ebenso 

ANPOMAXE 
auf  einem  att.  rotf.  kantharos  aus  Eameiros  abg.  Salzmann 
Necropole  de  Camiros  pl.  59.  Vgl.  l^vgoßoXog  (sie)  auf  einer 
Inschrift  von  Potidaia  (286-81  v.  Chr.)  Rev.  arch.  XXXI  1876 
p.  107.  Dittenberger  Syll.  n.  142  z.  4.  Vgl.  VfiQixog  statt 
VjußQtxog  auf  der  korinth.  amphora  oben  s.  164  n.  18,  jetzt 
abgeb.  Adl  1885  tav.  D.  E. 
arg  ist  zu  ag  vereinfacht  in 

0TAq^l^+Y3B 
Bvl^ia{T)gaTog  und 

3TAq^l^AHAA 
^afiaai.a{T)gaTfi  auf  der  Fran^ois-vase  und 

NIKO^PATO^ 
Xixoü{T)gaTog  auf  einer  schwarzf.  amphora  im  Vatican  (abg. 
34us.  Gr^or.  II  41.  CIG  7555).  Vgl.  dazu  boiot.  ^goxvXXiq 
:2goTovfxa  Cauer  Delectus'^  362.  CoUitz  DI  1045.  2gaTO)v  auf 
münzen  von  Cumae  Mionnet  Descr.  d.  m^d.  ant.  III  7  n.  33. 
Heister  Gr.  Dial.  I  150. 


452  Paul  Kretschmer, 

Auf  einer  der  an  vulgären  eigentümlichkeiten  so  reichen 
Hieron-vasen  (einst  bei  Canino  Cat.  etr.  12.  Klein  VM*  166,  7. 
CIG  8219)  stehen  die  kaum  sämmtlich  verschriebenen  formen: 

KAVIT05 

für  xaX{X)iaTog 

NIKOTPATE 
für  NixoaiQartj 

NIKOOENE^ 
für  Nixoa&€Vf]g  und  mit  anscheinend  versetztem  a 

KAVITPA5TE 
statt  Ka}.(xyGrQdrrj,  Man  vgl.  boiot.  itt(o  imx^Q^''^'^^^  Meister 
Gr.  Dial.  I  265,  Alyi&oio  statt  Atyia^oio  (Haliartos  IGA  149, 
Collitz  DI  n.  661),  dnofxi&ovv  (?)  CIG  2144,  Dittenberger  Sylloge 
n.  201.  Auch  durch  diese  vereinzelten  barbarisch  corrumpierten 
formen  der  att.  Hieronschale  wird  natürlich  die  herleitung  von 
l4TTtxrj   aus  ^Aarixri  nicht  gerechtfertigt. 

Schwund  des  q  vor  /u  ist  zu  constatieren  in 

HEME^ 
auf  einer  rotf.  amphora  in  Berlin  n.  2345  (CIG  7411).  Auf  der 
schwarzf.  hydria  abg.  Adl  1866  tav.  R.  ist 

0^3M3+ 

vielleicht  verschrieben  für 

^3M3H 

"E{())/n^g.    Vgl.  'AA'AaaH   auf  einem   stein   von  Thera  IGA  440 

und   die  hesych.   glosse  /no/nf^td)'   n   r^jusig  /lioqucj  (fujusv,   rv  (foßrj- 
TQOV  Totq  nuidi'otg, 

Schwund  von  auslautendem  v  und  g. 

Auslautendes  -v  und  -g  nmss  in  der  att.  vulgärsprache 
nur  einen  schwachen  klang  gehabt  haben  oder  auch  oft  ganz 
geschwunden  sein.  Vgl.  G.  Meyer  Gr.  Gr.^  §  305  f.  Darauf 
weist  jiiäXlo  TiuvoxQyo  x^jvkko  xcodto  oreQino  u.  s.  w.  im  munde 
des  skythischen  polizeisoldaten  Arist.  Thesm.  1005.  1112.  11^0. 
11 S5.  /()VGn  Tseudartabas  Acharn.  104.  Auf  vasen  ist  ausser- 
ordentlich häufig  das  auslautende  -g,   auch  -v  ausgelassen  z.  b. 

TIMAAOPA 

name  eines  meisters  schwarzf.  gefässe  (S.  Campana  Serie  IV— 

VII  14.     Klein  VM^  50,  1) 

HOTAIKAVO^ 

0  nut[g)  xulog  auf  einer  Duris-schale  Arch.  Z.  1884  s.  246. 


Ueber  den  dialekt  der  attischen  yaseninschriften.  453 

KVITAAOPA 
auf  einer  rotf.  trinkschale  CIG  7837. 

OKETOPIDE 
^OvijTogi'Srjig)  auf  (1er  grossen  amphora  des  Exekias  Mdl  II  22. 
Studniczka  Deutsche  Litt.-Z.  1887,  982.  —  Vgl  das  unten 
citierte  xaXoeg  für  xakog  sig,  "Ektoqo  München  n.  53.  Auf 
einem  schwarzf.  kantharos  mit  Achills  auszug  (Berlin  n.  1737, 
abg.   Gerhard  Etr.  u.  camp.  \T).  taf.  13,  CIG  7383) 

OVVTEV. 
„Das  schlusssigma  stand  niemals  da"   (Furtwängler). 
Auf  dem  fragment  einer  rotf.  hydria  abg.  Mdl  VIII  6.  Adl 

1864,  242: 

f^ENOKAVOA^ 

S€Vco{v)  xaXog. 

Auf  der  kotyle  des  Hieron  im  Louvre  (Klein  VM*  170,  17) 

\4y[a]/ii€(Tiii(o{v), 

Doch  ist  in  den  einzelnen  fällen  zu  berücksichtigen,  ob^bei 
der  publication  nichts  übersehen  ist,  und  dann,- ob  der  schluss- 
buchstabe  nicht  weggebheben  ist,  weil  es  dem  maier  an  räum 
fehlte. 

Metathesis. 

Auf  einem  schwf.  vasenfragment  abg.  '"Etpfj/n.  uqx-  1885  taf. 
5,  4  ist  Perseus  auf  Seriphos  dargestellt,  aus  seiner  kibisis  ragt 
das  Gorgonenhaupt  hervor  und  rechts  läuft  von  oben  nach 
unten  die  beischrift: 

ROAO^KEOAVE 
(vor  dem  ersten  buchstaben  bricht  die  scherbe  ab)  d.  i.  [r]Qo- 

yovg  (oder  ro]()oyovg?)  xeq>u'kri  für  FoQyovg  x€(paXi^, 

Auf  barbarischer  Verdrehung  beruht  die  form: 

A0POTIAE 
statt  ^AcpgodtTfj  auf  der  Berliner  Hieron-vase  n.  2291.    Gerhard 

Trinksch.  u.  Gef.  taf.  XI.  XII.  Wien.  Vorlegebl.  A  5.   CIG  8220. 
Klein  VM^  168,  14. 

In  der  darstellung  der  silphionverladung  auf  der  Arkesilas- 
schale  heisst  ein  aufseher: 

^AIOGMAYG^: 
ohne  die  ansieht  zu  teilen,  nach  welcher  jenes  vasenbild  eine 
wesentlich  humoristische  tendenz  habe,  glaube  ich  doch  in  dieser 
beischrift    eine    an    die    gewohnheit    der    komödie    erinnernde 
namensbildung  JSXicpofia/og  für  2ik(p6^iaxog  erkennen  zu  dürfen, 


454  PftuI  Kretschmer, 

Gonsonantengemination. 

Gemäss  der  archaischen  Orthographie  werden  auf  den 
älteren  att.  vasen  doppelconsonanten  in  der  regel  einfach  ge- 
schrieben z.  b.    jänokov,    ^Ax^^^vg,    yQU/na   (=   ygafi/na),  'Oocxo; 

(=  "OQQinnoq),  Avaa  u.  s.  w.  Andererseits  ist  ein  consonant 
zuweilen  doppelt  geschrieben,  ohne  dass  die  gemination  etymo- 
logisch berechtigt  wäre;  offenbar  wollte  der  Schreiber  damit 
nur  die  grössere  intensität  in  der  ausspräche  der  betreffenden 
laute  ausdrücken. 

nn  statt  n  \  fragment  einer  rotf.  vase  im  Mus.  Bocchi  in 
Adria  n.  390.  Bdl  1834,  136.  141.  Micali  Mon.  ined.  tav. 
46,  11.     GIG  7796: 

APPLOiORO^ 

'Ann{o)X{X)oifOQoq.  —  Amphora  des  Phintias  Mdl  XI  27  f.  Bdl 
1879,  86.     Klein  \W  192,  2: 

novon/;//A 

"A[n\nok{X)mv.  Vgl.  GIA  II  4U  z.  14:  AnnoXXmviov  neben 
AnoXl^avtoq,  Auf  ion.  Vasenfragmenten  aus  Naukratis  Petrie 
Naukratis  I  pl.  XXXIII  n.  271:  K??QhX(avi,  pl.  XXXII  n.  5 
TQPPOAAQNI.  Merkwürdigerweise  ist  der  labial  im  namen  des 
gottes  auch  im  oskischen  verdoppelt:  [A]nniXXovvrii  Mommsen 
U.  I).  p.  103  =  Zvetiiieff  Syll.  insc.  ose.  n.  160,  Appelluneis 
Bdl  1S82,  223.     Zvctaieff  Insc.  Ital.  infer.  n.  156a. 

Auf  der  Ilieron-vase  im  Brit.  Mus.  a])g.  Mdl  IX  43.  Wien. 
Vorlegebl.  A  7.     Adl  1S72,  226.     Klein  VM*  171,  18: 

EVMGIPPO^,  TRIPPTOVEMO^. 
jnjii  statt  jii  in  dem  dreimal  zu  belegenden 

MEMMKOK 
auf  einer  schale  des  Chelis  in  Neapel  (n.  2615  Klein  VM-  116, 
2),  auf  einer  rotf.  vase  in  Paris  (von  Klein  VM*  123,   18  1881 
bei   Feuardant  gesehen^    und    auf  einer   rotf.    schale   in  Berlin 
(n.  2263.    CIG  7576.     Klein  VM^  122,  16). 
vv  statt  V  in 

^OMMOTiq(T) 

Tct'rwvvog  auf  einer  schwarzf.  hydria  in  Berhn  (n.  190^ 
abg.  Gerhard  Etr.  u.  camp.  Vb.  taf.  15  f.  CIG  7590),  und  auf 
einem  der  altkorinth.  votivtäfelchen  Berl.  Mus.  n.  701  WA 
20,  89: 


lieber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  455 

Besonders  häufig  ist  die  Verdoppelung  des  a  vor  r. 

Auf   dem    kantharos    des    Epigenes   (Paris,    Gabinet  des 

m^daiUes  abg.  Adl  1850  tav.  H.  I.  Wien.  Vorlegebl.  B  9,  2  a. 
2b.     CIG  8158.    Klein  VM»  187): 

NE^^TOPO 
Auf   einem   rotf.   skyphos   aus   ,perikleischer   zeit'  (Heibig 

Bdl  1881  p.  148): 

A^^TVO+E  NE^^TOP 

Auf  einer   rotf.   schale   (abg.  Mdl  1856  taf.  20.    Winter 

Die  jüngeren  att.  Vasen  p.  51  n.  17)  heisst  ein  palästrit 

A^^TEIO^ 
auf  einer  anderen  in  Neapel  (n.  2634,  abg.  Mdl  II  15  f.  W^inter 
a.  a.  0.  p.  52  n.  26): 

P  .  .  .  UM 
n[avaQi]a(jxti    oder   Il[aXai]aaxTi,    Vgl.   Heydemann   Arch.    Z. 
1869  p.  81. 

Auf  einem  rotf.  stamnos  strengen  stils  (Berl.  Mus.  n.  2184, 
abg.  Grerhard  Etr.  u.  camp.  Vb.  taf.  24.  Overbeck  Her.  Gall. 
taf.  28,  10.    Adl  1853  tav.  H.  CIG  7701): 

OPE^^TE^. 

Auf  einem  rotf.  aryballos  aus  Cumae  (Neapel  Racc.  Cum. 

n.  239,   abg.   Fiorelli  Vasi  Cumani  tav.   8,  Winter  a.  a.  o.  p. 

57,  1): 

API^aOM.  .  . 

^AQiaaTOfi[axii\  neben  ^Aaxvo/^oq. 

Auf  einem  rotf.  napf  schönen  stils  (Berl.  Mus.  n.  2589, 
abg.  Gerhard  Trinksch.  u.  Gef.  taf.  27.    CIG  8447  b): 

Auf  einem  in  S.  Maria  di  Capua  gef.  rhyton  Notizie  degli 
seavi  1880,  p.  483: 

A/7E0^^eENE^ 

Auf  einem  rotf.  oxybaphon  aus  dem  epizephyr.  Lokroi  (in 
Karlsruhe  Urlichs  Jahrb.  des  rheinl.  Vereins  II,  58  f.  Jahn 
Einleit  in  d.  Vasens.  zu  München  p.  XXXV): 

KA^^TOP 


^)  Dm  lacsimile  im  CIG  hat  ungenau  nur  ein  sigma. 


456  Paul  Kretschmer, 

KuarcDQ  bei  Fröhner  Die  griech.  vasen  u.  terracotten  in  Karls- 
ruhe n.  40  gibt  wohl  die  Beischrift  nur  ungenau  wieder. 
Auf  einer  rotf.  kylix  (Bdl  1829  p.  140.     CIG  8095): 

ontag  nuaa&€? 

Auf  der  Meidias-vase : 

KA<<TQP  A^////TEPOPE. 
Der  campanische  vasenmaler  Asteas  schreibt  seinen  namen 
auf  den  fünf  von  ihm  erhaltenen  gefässen  stets 

auf  der  vase  in  Neapel  (n.  2873  abg.  Wien.   Vorlegebl.  VIII, 
12.    CIG  8480.    Klein  VM»  209,  5)  auch: 

K^PEPIA^ 
Auch  vor  fi  kommt  aa  vor;    vgl.   xoaajuov   CIG   1306  (zt 
Trajans);  auf  einer  rotf.  kylix  in  München  (n.  793.  CIG  7444b): 

A)  PGVVCDPA^^M 
(das  facsimile  bei  Jahn  Beschreib,  d.  Vasens.   in   München  und 
im  CIG  hat  hier  nur  ein  sigma,  aber  der  text  zwei) 

B)  .QL.CDPASSMGW 
riokvq^QuaofKov  und  auf  einer  schwf.   amphora  aus  Lecce  (Bdl 
1880  s.  186,  abg.  Wien.  Vorlegebl.  C  7,  3): 

KA^^MO^ 

Diese  bekanntlich  auf  Inschriften  aller  gr.  dialekte  nicht 
seltene  erscheinung  ist,  so  viel  ich  sehen  kann,  auf  drei  ver- 
schiedene weisen  erklärt  worden.  Boeckh  zum  CIG  n.  2.')  (I 
p.  42)  und  danach  Franz  Elem.  ep.  p.  49  und  Führer  Dial. 
Bocot.  IJ^Tf)  p.  11  sahen  in  aa  den  ausdruck  eines  palatalen 
Zischlautes  (seit)-  Blass  Miscell.  epigr.  in  Satura  phil.  H.  Saup- 
pio  oblata  IST!)  p.  121  und  Ausspr.^  76  und  Reinach  Traite 
d'epi^^raphie  grecque  l!^8o  p.  257  sind  der  meinung,  dass  die 
Griechen,  weil  sie  unsicher  waren,  ob  a  zur  vorhergehenden 
oder  zur  folgenden  silbe  gehöre,  zwei  a  geschrieben  hätten. 
Beerniann  Curt.  Stud.  IX  50,  G.  Meyer  Gr.  Gr.^  §  228 
(anders  2.  auH.  i<  227)  und  Meister  Gr.  Dial.  I  p.  257  erkennen 
in  der  geniinierten  Schreibung  nur  den  versuch,  dem  scharfen 
zischen  des  tonlosen  n  gerecht  zu  werden. 

Wasjdic  zweite  erklärung  betrifft,  so  ist  sie  schon  deshalb 
unbefriedigend,  weil  sie  die  doch  offenbar  auch  hierher  ge- 
hörigen fälle,  wo  GG  im  anlaut  z.  b.  ^^HMMO  auf  einer  inschr. 
von  Akraiphia  (Mitt.   d.   ath.   I.    IX    1884  p.  5.     Collitz  DI  n. 


Ueber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  457 

568a)  und  im  absoluten  auslaut  (boiot.  TlQoxh'stqg  IGA  290) 
steht,  unberücksichtigt  lässt.  Vgl.  auch  gort,  rovgg  imßak- 
loyTttvg  Vn  9.  —  Die  Boeckh'sche  deutung  sodann  muss 
darum  bedenklich  erscheinen ,  weil  sie  die  gemination  für  den 
ausdruck  der  qualität  des  Zischlautes  ansieht,  während  jede 
andere  Verdopplung  nur  die  längere  dauer  und  grössere  inten- 
sität  des  betreffenden  lautes  bezeichnet.  Zudem  tritt  die  er- 
scheinung  auch  auf  latein. ,  namentlich  stadtröm.  und  afrikan. 
inschriften  (auch  auf  einer  praenestin.  bronze  Garrucci  Syll. 
538,  Jordan  Krit.  Beitr.  s.  5:  Paimscos  s.  Seelmann  Ausspr. 
d.  Lat.  p.  144  ff.)  auf,  wo  die  annähme  palataler  ausspräche 
höchst  unwahrscheinlich  wäre.  Andererseits  ist  es  nicht  aus- 
geschlossen, dass  das  gr.  a  vom  dtsch.  s  verschieden  sich  einer 
gingivalen  oder  sogar  cacuminalen  ausspräche  zuneigte.  Dafür 
spräche  die  entstehung  von  aa  aus  kj  und  die  thatsache,  dass 
semit.  tf,  iran.  ^  mit  solcher  regelmässigkeit  im  gr.  durch  <t, 
ff<r  wiedergegeben  wird.  Die  doppeltschreibung  aber  wird  man 
mit  G.  Meyer  nur  als  den  ausdruck  der  längeren  dauer  und 
schärfe  des  a  betrachten  dürfen. 

Für  die  ausspräche  von  anlautendem  a  als  tönendes  z  im 
vulgärattischen  des  6.-5.  jh.  v.  Chr.  ist  es  ein  beleg,  dass  der 
vasenmaler  Saxojviärjg  (zu  2dx(oVy  koseform  eines  mit  adxvg 
zusammengesetzten  voUnameiis)  auf  einem  gefäss  in  München 
27,  vgl.  CIG  8298.    Klein  VM^  85,  seinen  namen  mit  Z 

lAKO^IAE^ 
schreibt,  auf  zwei  anderen  dagegen  ^AKONIAE^. 

Die  lautverbindungen  ?  und  t//. 

Die  lautverbindungen  $  und  \p  werden  auf  den  älteren  att. 
vasen    regelmässig   durch  /a  und  q>a  gegeben,  nicht  durch  xa 

und  na. 

Or^lME 

auf  der  Iliupersis-vase  des  Brygos  im  Louvre  (Heydemann 
Diupersis  taf.  1.  Wien.  Vorl.  VIII  4.  Urlichs  Beitr.  z.  Kunst- 
gesch.  taf.  18  vgl.  p.  65)  bei  einer  männlichen  figur,  die  Robert 
Bild  u.  Lied  p.  68  als  Menelaos  deutete,  ist  jedenfalls  nicht 
*0\pifAe[dwf  oder  -fiivrig]  zu  lesen.  Auch  Purgold  scheint  den 
«'weiten  buchstaben  bei  seiner  revision  der  schale  1^82  83  nicht 
genau  erkannt  zu  haben.      Am  wahrscheinlichsten,  wenn  auch 


458  I^&ul  Kretschmer, 

sachlich  unerklärbar  (vgl.  Robert  a.  a.  o.  p.  65  anm.  17),  ist 
die  lesung  ^OQai^i[vfjg].^) 

In  folgenden  fällen  ist  die  Schreibung  x^  ^^  ^Xf  V^  i^  ^9 
umgestellt. 

Der  att.  Meister  Xenokles  signiert  auf  einem  schwarzfig. 
gefäss  späteren  stils  (Neapel  Racc.  Curaan.  n.  114  A.;  vgl. 
Minervini  Bull.  Nap.  arch.  N.  S.  VI  51)  mit 

^+EWOKVE^, 
sonst  (z.  b.  München  n.  31)  mit  +^ENOKVE^. 

Der  töpfer  Pistoxenos  schreibt  seinen  namen  auf  einer 
rotf.  kotyle  (j.  im  Brit.  Mus. ,  früher  im  besitz  von  Barone  in 
Neapel,  vgl.  Minervini  Mon.  ined.  di  Barone  p.  37.  latta  Adl 
1876  p.  27.   Klein  VM»  107,  24  hat  irrtümlich  ni^TO+^ENO^): 

niSTOS+ENOS. 
Dazu    vgl.    ^fENHPETOS    statt    Ssv^^Qsrog    auf    der    keischoi 
inschrift  IGA  394  =  Cauer  Delectus*  529.    Auf  einer  att.  weih- 
inschrift  CIA  I  353  (s.  Add.   et  Corr.    p.    222)    ^S^kl^J^MQS 

€]v(T/ain€vog  =  ev^a/nsvog. 

Auf  einem  schwf.  krater  mit  Herakles  in  der  Amazonomadiie 
Canipana  IIb,  27:  TOS+0 . . .  E(?)  für  To'^o[(p6v]fj  od.  dgl,  name 
einer  Amazone. 

Auf   einer    schwarzf.    vase    in    München   n.    130  (vgl.  CIG 
71)l()b): 
^+AA^O  für  5fiv^}\og]  und   .  .  .  ^+IAEMOA  für  ['Ava]'^i'6riiÄo;. 

Auf  einer  schwarzf.  hydria  der  Sammlung  Feoli  (Brunn  Bdl 

18^)5,  54,  jetzt  in  Würzburg  (ürlichs  Verz.  d.  Ant.  III  n.  138 

p.  31): 

^+AN0O^ 

für  Sav^og  name  eines  pferdes. 

Der  berühmte  vasenmaler  Epiktet  hat  die  eigentümlichiceit, 
statt  tyoucprfsv  =  l'yQaxfjfv  meistens 

EAPA^CDEN 
ty()a(T(ffv  zu   schreiben.     Vgl.    Klein    Euphronios^    p.   44.   VM* 
100  ff.    CIG  8101.  Hl()4.  8165.    Diese  Schreibung  findet  sichaxf 
folgenden  gefässen  dieses  maiers 

1)  Der  köpf  von  P  ist  öfter  nicht  ganz  geschlossen,   so  dass  es  wie  r 
=  71  aussieht  z.  b.  HIEPON  Vtowr  auf  einer  schale  des  Hieron  im  Brit 
Mus.  Wien.  Vorleg.    C   5.     Klein' VM«    165,    6.     Vgl.    das   rho   IGA  12?- 
Vielleicht   ist  K   in  K^ENOKVE^   Raoul-Rochette   Mon.   inöd.  pl.  XLIX 
auch  nur  ein  schlecht  geschriebenes  X- 


üeber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  459 

1)  Brit.  Mus.  814.  2)  ebda.  988.  3)  Cat.  Durand  133,  j. 
Brit.  Mus.  4)  S.  Canino,  de  Witte  Cat.  ^tr.  175,  j.  Brit.  Mus. 
5)  S.  Canino  Cat.  etr.  174,  j.  Louvre.  6)  Würzburg  in  358. 
7)  Besitz  W.  Helbig's  Bdl  1868  p.  74.  8)  Braun  Bdl  1846 
p.  77.  9)  bei  Campanari  Klein  a.  a.  o.  n.  20.  10)  S.  Roger 
Klein  VM  a.  a.  o.  n.  21.  11)  Schale  aus  Orvieto  Adl  1877 
p.  132.     12)  Brit.  Mus.  987. 

Auf  einer  rotf.  schale  aus  Vulci,  früher  in  der  S.  Canino, 
j.  im  Brit.  Mus.  838  ist 

OSAP 
vielleicht  von  rechts  nach  links  [«yl^^aor^fcyj  zu  lesen. 

Besonders  merkwürdig  ist  die  form 

(DIAO^KET 

OiXoaxijT[fjg]  für  OiXoxt^ttjq  auf  einem  att.  stamnos  schönen 
Stils  aus  Tarent  im  Brit.  Mus.  804*  (abg.  R.  Rochette  Peint. 
ant.  pl.  6.  Vgl.  Arch.  Z.  1847  s.  155.  0.  Jahn  Einleit.  p. 
XXXV.    Fr.  Winter  Jung.  att.  vasen  s.  64). 

Auf  einer  schwarzf.  schale  in  der  samml.  d.  arch.  gesell- 
schaft  in  Athen  n.  231  (abg.  Heydemann  Griech.  vasenb.  taf. 
6,4): 

NEONTOVEMO^ 
statt  NsoTiToUfioq.    Falls  nicht  einfach  verschreibung  vorliegt, 
erinnert  die   form   an   thess.   o/  TTokia^x^'-i    uQ/jTToXiaQx^roq 
Collitz  DI  1330.   Zu  dem  nasal  vgl.  TVENPOVEMO^  name  eines 
töpfers  Klein  VM*  84  f.,  sonst  Tkfjnoke/Liog. 

Diese  interessanten  vulgärformen  sind  vielleicht  geeignet, 
in  das  dunkel,  welches  die  geschichte  der  lautgruppen  |  und  i// 
noch  umgiebt,  einiges  licht  fallen  zu  lassen.  Ehe  wir  uns  aber 
in  weitere  hypothesen  über  ihre  entsteh ung  einlassen,  wird  es 
nötig  sein,  zunächst  das  wichtigste,  was  wir  über  das  wesen 
und  die  ausspräche  dieser  lautverbindungen  in  historischer  zeit 
erfahren  können,  zusammenzustellen. 

Bekanntlich  ist  die  bezeichnung  von  g  und  \f/  in  den 
einzelnen  griechischen  alphabeten  eine  ziemlich  mannigfaltige. 
Auf  der  ältesten  vorhistorischen  stufe  der  griechischen  schrift 
gab  es  für  diese  lautgruppen  so  wenig  wie  für  die  aspiraten  cp 
und  X  besondere  zeichen:  ein  zustand,  der  uns  noch  durch  die 
alphabete  von  Kreta,  Thera  und  Melos  vergegenwärtigt  wird; 
hier  ist  $  und  \p  —  wie  wir  ja  auch  zunächst  erwarten  müssen 
-—  mit  den  zwei  zeichen   xa,   na  ausgedrückt.    Alle   anderen 


4(K)  I^aul  Kretschmer, 

hellenischen^^stänime  sind  mit  dieser  bezeiehnungsweise  augen- 
scheinlich nicht  zufrieden  gewesen  und  haben  sie  —  mit  wenigen 
ausnahmen  —  durch  eine  andere  ersetzt:  entweder  indem  sie 
für  §  und  yj  besondere  buchstaben  erfanden  oder  die  Um- 
schreibungen ya,  /a  dafür  anwandten.  Nach  der  beschaffenhdt 
der  besonderen  zeichen  für  $  und  t//,  sowie  für  /  zerfallen  die 
griechischen  alphabete  —  mit  ausschluss  der  drei  genannten  - 
bekanntermassen  in  zwei  streng  geschiedene  gruppen,  deren 
historisches  Verhältnis  zu  einander  noch  ein  ungelöstes  rätsd 
ist.  Soviel  lässt  sich  jedoch  erkennen,  dass  das  bedürfnis  q 
und  /  durch  je  ein  zeichen  auszudrücken  stärker  fühlbar  war 
als  der  mangel  eigner  buchstaben  für  5  und  ^.  Denn  alle 
alphabete  der  beiden  gruppen  haben  zwar  zeichen  für  die 
aspiraten,  aber  nur  ein  teil  solche  für  §,  noch  weniger  auch  für 
V/.  Trotzdem  ist  es  noch  immer  auflfallend  genug  —  und  das 
ist  bisher  nirgends  mit  hinreichender  schärfe  betont  worden  — , 
dass  überhaupt  ein  bedürfnis  vorhanden  war,  zwei  laut- 
verbindungen,  die  wir  als  k  -{-  s,  p  -\-  s  auszusprechen  gewohnt 
sind,  mit  einem  einheitlichen  zeichen  auszudrücken.  Der  grund 
hierfür  kann  nur  in  der  ausspräche  dieser  consonantenver- 
bindungen  gesucht  werden,  in  denen  man  zwar  je  zwei  ver- 
schiedene demente  glaubte  unterscheiden  zu  können,  welche 
aber  dennoch  wie  einheitliche  laute  gehört  und  vom  sprechenden 
fi^efUhlt  worden  sein  müssen. 

Ziehen   wir  die   alphabete   heran,    welche    sich    keiner  be- 
sonderen zeichen  für   '^',   xp  bedienen,    so  finden    wir  dort  die 
Umschreibung  mit  /n,  (fo  ziemlich  allgemein  durchgeführt;  doch 
erscheint   daneben,    wenn    auch   seltner,    xa   und    tkt:   auf  den 
bleitäfelchen  von  Styra  steht  zweimal  na  IGA   372,   341.  409 
und  einmal  r^rr  in  dem,  wie   sich  jetzt   herausgestellt  hat,  mit 
unrecht   angezweifelten   Morpcfi'drjg  372,  2G9,    auf  Amorgos  no 
'E(p,  uQX'  ^^^-^  P-  '"^i^  f-   ^i»^l  vielleicht  K^  Mitt.  d.   ath.  I.  XI 
isso  p.  1)7  ff.  n.  13  neben  JH.    Die  zunächstliegende  annähme, 
dass  yoy   r/rf  wie  die  aspiraten  kh,  ph  +  -"»^  gesprochen  worden 
seien,    ist  zwar   phonetisch   nicht  unmöglich   —  man  vergleiche 
armen,  fx,  f's  (Sievers  Phonetik-^  loS)   — ,  aber  hat  nicht  den 
geringsten    grad   von   Wahrscheinlichkeit   für    sich.     Denn  die^e 
aussi)raclie  hätte  eine  so   völlige  Scheidung  der  beiden  elemente 
in  ■;',   yj  zur  notwendigen   Voraussetzung,    dass   die   einheitliche 
bezeichnung  dieser  lautgruppen  in   den   anderen  alphabeten  nur 


j 

j 


Ueber  äeo  dislekl  iler  &itisi;hen  vaseninschrit'ttD.  461 

loch  unerklärlicher  würde.  Dazu  kommt  das  schwanken  zwischen 
jfo  und  seltnerem  xa,  ipn  und  na  und  ferner  der  umstand,  dass 
Hof  den  alten  theräischen  und  inelischea  grabsteinen  %,  v  nicht 
lurcb  xha,  nho  ausgedrückt  ist,  sondern  durch  xa,  aa,  während 
loch  für  die  wirklichen  aspiraten  nh ,  xh ,  ?/i  und  sogar  3h 
geschrieben  ist.  Die  ersten  elemente  von  i,  y/  können  sich 
iemnach  weder  mit  dem  lautwert  von  y,  /,  noch  dem  von  h, 
t  genau  gedeckt ,  sondern  demselben  nur  soweit  angenähert 
baben,  dass  man  sie  in  ermauglung  besonderer  buclistaben  mit 
jf,  if  oder  X,  TT  bezeichnen  konnte  —  beides  nur  unvollkommene 
idii'eibungen.  Eine  genauere  ermittlung  der  frage,  wie  jene 
demente  ausgesprochen  wurden,  lässt  nuu  die  alte  weihinsclirift 
ier  Naxierin  Nikandre  IGA  407  zu:  hier  ist  OKBAM  =  JV"^''o»'i 
kOXOtH3  =  tio/oi,  0*BAia®  =  (f-iaiav.  Auf  derselben  in- 
Khrift  hat  8  sonst  neben  seiner  vocaliscbeu  bedeutung  die  des 
bauches  in  (Df^ü^ou,  wo  die  anlautende  aspirata  pleonastisch  mit 
fh  (vgl.  ther.  9h)  gescbrieben  ist,  und  die  geltung  von  h  -\-  t 
k&ch  der  oben  besprochenen  archaischen  Orthographie.  Wenn 
nan  erwägt,  dass  sonst  auf  Nasses  '.;  mit  Xf  bezeichnet  wird, 
Bo  scheint  es  mir  ausser  zweifei,  dass  der  laut,  der  hier  mit  h, 
iort  mit  kh  wiedergegeben  ist,  ein  dem  hauch  wie  iler  aspirata 
gleichmässig  verwandter,  eine  gutturale  Spirans  war.  Ganz 
Bntsprechend  wird  derselbe  laut  im  ahd.  und  mhd.  teils  durch 
A,  teils  durch  ch  ausgedrückt,  und  im  gotischen  und  ahd.  ist  h, 
Vie  auf  der  vreihstatue  der  Nikandre,  sowol  für  die  spiruns  als 
Ilir  den  hauch  verwendet.  Noch  ähnlicher  sind  die  Verhältnisse 
hn  etruskisclien :  nach  Pauli  Altital.  Studien  IS^ii  s.  130  darf 
entwicklungsreihe  acsi  a/si  ahsi  ad  zu  den  gesicherten 
Rsultaten  der  etruskologie  gezählt  werden.  Die  Griechen  hatten 
Aen  kein  zeichen  für  den  gutturalen  reibelaut  und  brauchten 
läaher  statt  dessen  den  buchstaben  für  kh  oder  k  oder  h. 

Dass  ebenso  f  in  tfo  die  labiale  spirans  f  vertritt,  kann 
xwar  nicht  in  derselben  weise  bewiese»,  aber  nacb  der  analogie 
TOD  I  vermutet  werden.  Auch  hier  schwankt  ja  die  Schreibung 
zwischen  fo  und  na,  und  auf  Thera  wird  .-10,  nicht  jiha  ge- 
Khrieben.  Ein  Londoner  papyrus  aus  dem  jähre  159  v,  Ch. 
Wessely  Wiener  Studien  IV  197  hat  EfißXfvaavrag  für  sftßKe- 
Viurrai  d-  i- .  Ja  nian  damals  tv  schon  wie  ef  sprach ,  emblef- 
»antas. 

Liesse  sich   nach   dem    gesagten    schon    leichter   begreifen, 

ZiitKbtIft  für  VRgl.  Spnchf.  N.  F.  IX.  b  u.  <;,  30 


tte 


4G2  Paul  Kretschmer, 

warum  für  '^,  i//  überhaupt  neue  zeichen  geschaffen  worden 
sind,  so  würde  man  doch  eher  erwarten,  diese  lautgruppen 
durch  combination  eines  neuen  buchstabens  für  ffCh-^aüs 
durch  ein  einziges  zeichen  dargestellt  zu  sehen.  Wie  schon 
diese  Schreibweise  auf  eine  besonders  innige  yerbindung  der 
beiden  demente  in  5,  \f/  schliessen  lässt,  so  ergiebt  sich  die- 
selbe thatsache  nicht  minder  aus  den  oben  zusammengfötellten 
vulgärformen  der  vaseninschriften.  Hier  liegt  deutlich  die  ait- 
wicklungsreihe:  idg.  ks  ps:  gr.  5  ip:  vulgäratt.  a^  <rg>  vor  in 
i'-yQuif-Gev:  tyQuxpsv:  tyQuoipsv,  ^j4vayt[T)~<Ji-6rjfioq:  ^Avo^iSvifio^i 
^j4vua^t'd'f]/Liog,  ev^-aaituvog:  fvia/nevog:    sva^afzsyog,  und  danadl 

sind  auch  die  übrigen  fälle  zu  beurteilen:  S^uv^og  aus  Sur^;, 

2/€Voxkfjg  aus  SsvoxXijg  U.  S.  W. 

Wie  ist  dieser  lautwandel  phonetisch  zu  erklären?  — 
Sievers  Phonetik*  s.  226  stellt  den  grundsatz  auf:  „afler  laut- 
wandel im  eigentlichen  sinne  des  Wortes  beruht  also  auf  einer 
allmäldich    fortschreitenden    und    unbewusst    sich    vollziehenden 

Verschiebung "     In    unserm    falle    hingegen    liegt  dem 

anscheine  nach  ein  lautwandel  vor,  der  nicht  auf  langsamem 
vorrücken,  sondern  einem  plötzlichen  umspringen  der  articulatioo 
beruht. 

Mit  recht  nehmen  aber  Sievers  Phon.^  p.  220,  240  u.  a. 
jinstoss  an  den  abnormen  „gewaltsamen  Sprüngen" ,  welche  bei 
vielen  nietatliesen  scheinen  angenommen  werden  zu  müssen.*) 

Betrachten  wir  nun  eine  der  sogen,  metathesis  völlig 
analoge  erscheinung,  die  epenthese  eines  /  oder  j,  so  ist  bekannt- 
lich z.  1).  kypr.  a/'Ao;,  armen,  all,  air.  alle  aus  *aIjos  nicht  in 
der  weise  entstanden ,  dass  j  Ui)pr  /  hinwegsprang,  sondern  all- 
niälilich  durch  dasselbe  iiindurchging  d.  h.  die  ursprünglich 
folgende  articulation  des  j  verschob  sich  ganz  allmählich  zeitlich 
SD,  dass  sie  gleichzeitig  mit  der  des  /  vorgenommen  wurde; 
so  entstand  zunächst  ein  sogen,  zusammengesetzter  laut, 
hier  speciell  ein  i)alatal isiiM'tes  oder  mouilliertes  /.  ^i^ 
CS  in  slav.  und   roman.   spraciien   vorliegt.     Erst   durch  weitere 

» )  \Vl.  iiinstolliin«j:en,  wie  sie  vorliegeu,  auf  dieser  oder  joner  seite,  in: 
Olli;!,  crips  cirps:  luld.  «/?(//)<» /i  nu\  »irdsptn  iit».  (jrasp ;  ae.  cUps  cops  UDö 
rlisp  Cifspi  ac.  iixidn  iie.  tu  /i.vA';  luhi.  ti» psk in  ahd.  zisp/an;  westfal.  wfffU"*' 
für  nuin.<kuu  (/tsolir.  2,  Sli);  alid.  wafsa  nhd.  wt.<pe,  Nhd.  wachs  lit.  ra.«:iüi 
aliiilg.  lutskü:  ]ii.  si^iliykstu,  ->lriskuü,  -ilnksiu,  'drtksti:  suhJüksztu, -bluf^i^'i'*' 
•hlüksziu.  -f'hik.tzti.     .Vir.  '/•»  firslu  neiiir.  ilo  aiscin  u.  s.  w. 


tJeber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  463 

Verschiebung  trat  der  palatal  vor  das  l  und  vereinigte  sich  mit 
dem  vorhergehenden  vocal  zum  diphthongen.  ^  S.  Scherer 
ZGDS^  143.  Sievers  Phil.-Vers.  in  Lpz.  1873,  189—193.  Wie 
nun  hier  die  lautfolgen  Ij  und  il  durch  einen  die^'articulation 
von  l  und  j  vereinigenden  zusammengesetzten  laut  historisch 
verknüpft  werden,  so  wird  die  lautgruppe  ks  mit  sk  durch 
einen  zusammengesetzten  consonanten  vermittelt,  der  die 
articulation  von  k  und  s  vereinigt. 

Brücke  definiert  die  zusammengesetzten  oder  combi- 
nierten  laute,  --  welche  ich,  um  missverständnissen  vorzu- 
beugen, mit  Hoflfory  durch  übereinanderschreiben ,  nicht,  wie 
Brücke,  durch  einklammerung  der  gleichzeitig  articuUerten  laute 
bezeichne  —  folgendermassen.  Grdz.  d.  Phys.  d.  Spr.*  81: 
„zusammengesetzt  nenne  ich  die  laute,  welche  ge- 
bildet werden,  indem  die  mundteile  gleichzeitig 
für  zwei  verschiedene  consonanten  eingerichtet 
sind.^  Diese  definition  muss  als  die  allein  berechtigte  der 
anschauung  anderer  phonetiker  gegenüber  gestellt  werden,  die 
unter  zusammengesetzten  consonanten  auch  die  aspiraten  oder 
dtsch.  z  verstehen.  Wenn  Czermak  Ges.  Abh.  II  101  sagt: 
„(Die  zusammenges.  consonanten)  entstehen  entweder  durch 
gleichzeitige  oder  sehr  rasch  auf  einander  folgende  einstellung 
der  sprachteile  für  zwei  verschiedene  consonanten,"  so  weicht 
diese  definition  von  der  Brücke's  nicht  ab,  wenn  man  sie  so 
versteht,  dass  die  in  verschiedene  articulationsstellungen  einge- 
tretenen mundteUe  nun  auch  in  denselben  zu  gleicher  zeit  und 
neben  einander,  wenn  auch  nur  momentan,  verharren,  —  ob 
sie  zu  gleicher  zeit  oder  sehr  rasch  nacheinander  eingestellt 
sind,  das  ist  in  Brücke's  definition  nicht  gesagt  und  begründet 
auch  keinen  wesentlichen  unterschied.  Dass  indess  Czermak 
seine  erklärung  nicht  so  versteht,  zeigen  seine  folgenden  worte: 
„Als  beispiel  der  letzten  art  diene  x  =  ks,  das  (slav.)  c  oder 
das  deutsche  z  ^  ts,  wo  im  moment  der  explosion  für  die  ver- 


>)  Derselbe  cntwicklungsgang  lässt  sich  deutUch  auch  für  die  u- 
epenthese  im  iran.  nachweisen.  Es  scheint  mir  zweifellos,  dass  urv  in 
dem  vielbesprochenen  avest.  urvala-  aus  *vrata  und  anderen  Wörtern 
labialisiertes  r  darstellt,  das  aus  vr  durch  Zusammensetzung  hervorging 
und  den  stimmton  des  v  vor  und  nach  r  hören  Hess.  So  bildet  auch  im 
dalekarlischen  dialekt  labialisiertes  r  den  Übergang  von  ostnordischem 
vr  zu  westnord.  r. 

30* 


464  P&ul  Kretschmer, 

schlusslaute  k  und  t  die  enge  für  den  reibelaut  s  hergestellt 
wird."  Eine  Zusammenfassung  so  wesentlich  verschiedener  laute, 
wie  es  dtsch.  z  einerseits  und  z.  b.  die  palatalisierten  conso- 
nanten  andererseits  sind,  ist  phonetisch  nicht  zu  rechtfertigen. 

Es  liegt  in  der  natur  der  sache,  dass  eine  so  enge  combi- 
nation,  wie  sie  zusammengesetzte  consonanten  bilden,  nur  von 
lauten  eingegangen  werden  kann,  die  in  gewisser  beziehung 
einander  homogen  sind.  Unmöglich  kann  z.  b.  ein  tonloser 
consonant  mit  einem  tönenden  combiniert  werden,  denn  die 
stimme  muss  entweder  mittönen  und  dann  sind  beide  gleich- 
zeitig articulierten  consonanten  tönend,  oder  sie  schweigt  und 
dann  sind  beide  tonlos.  Ja,  Brücke  (p.  87)  behauptet,  dass 
verschlusslaute  und  ebenso  reibelaute  nur  unter  einander  combi- 
niert werden  können;  es  ist  nun  zwar  physiologisch  nicht  völlig 
undenkbar,  dass  eine  explosiva  mit  einem  Spiranten  eine  combi- 
nation  eingehe,  aber  jedenfalls  namentlich  wegen  der  Ver- 
schiedenheit der  articulatorischen  bewegungen,  mit  grossen 
Schwierigkeiten  verknüpft.  Wenn  daher  zwei  laute  verschiedener 
klassen  sich  zu  einer  combination  verbinden  —  und  die  neigung 
dazu  ist  bei  benachbarten  lauten  wie  jede  gegenseitige  assi- 
milatorische beeinflussung  leicht  vorhanden  —  so  müssen  sie 
vorher  einander  homogen  werden. 

Auf  diese  weise  erklären  sich  metathesen  in  den  iranischen 
(lialekten.     Dem    avest.  nspa  entspricht    osset.   afsv.    tag.  ijf-fs: 
hier  ist  sp,    indem   der  verschlusslaut  p  durch  den  einfluss  der 
vorhergehenden  spirans  n  ebenfalls  zum  Spiranten,  f,  wurde,  in 
den  combinierten  consonanten   ^   übergegangen,    der    sich  dann 
zu  /'s-  entwickelte.     Zd.  &r    wird    mit   osset.    rf   durch   den  am 
l)esten   mit   \   umschriebenen    apers.   laut  phonetisch  vermittelt, 
welcher  etymologisch  die   folge  dental  +  r  vertritt,  aber  da  er 
nur  mit  einem  zeichen   ausgedrückt  wird,   ein   einheitlicher  aus 
einem   dentalen    und   r  zusammengesetzter   laut,   also  etwa  ein 
spirantisches  r  gewesen   sein   muss.     Ebenso  werden  zusammen- 
gesetzte   laute    die   niittelstufe    zwischen   zd.    ivr  und  osset.  ni\ 
z(l.   ZV,   z(i   und   osset.    7^^,   yz ,  zd,  yr   und  osset.  vy  u.  s.  w. 
(s.    Hübschmann   Etym.   u.   lautl.   d.    oss.   spr.   p.  108)  gebildet 
haben. 

So  wird  auch  avest.  pi  klar.  Hübschmann  ztschr.  24,  341 
hob  mit  recht  als  autTällig  hervor,  dass  p\  im  ostiran.  nicht  zu 
/'()   geworden  ist.     Die    annähme,   dass   uriran.  pft  oder  /?  z" 


lieber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  465 

gründe  lag  und  daraus  ostiran.  pt  durch  rückwandlung  ent- 
standen sei^),  ist  vielleicht  richtig,  erklärt  aber  eben  auch  nicht, 
warum  ar.  pt  im  ostiran.  andere  wege  als  ar.  kt  ging,  das  zu  /^ 
wurde.  —  Wichtig  ist  vor  allem,  dass  p  vor  t  nur  dann  bleibt, 
wenn  kein  r  darauf  folgt,  vor  tr  hingegen  zu  fjtzuä  wurde, 
genau  wie  kt  zu  /ß.  Vergleichen  wir  nun  z.  b.  nafeSrem  (vgl. 
ai.  impträ)  mit  ptare^n  (vgl.  ai.  pitdram),  so  ist  es  ebenso 
zweifellos,  dass  labial  (p)  und  dental  (t)  in  ptarem  derselben 
Silbe  (ptu-)  angehörten,  also  in  der  ausspräche  mit  einander  eng 
verbunden  waren,  wie  dass  in  nafeSrem  labial  (f)  und  dental 
(S)  zu  zwei  verschiedenen  silben  gehörten,  also  durch  die  druck- 
grenze von  einander  geschieden  waren;  dies  folgt  aus  dem 
svarabhaktischen  e  zwischen  /"und  d})  Dass  pt  in  ptaretn  tauto- 
syllabisch  war,  ist  selbstverständlich,  dass  dasselbe  aber  auch  im 
inlaut  der  fall  war,  man  also  ha-pta,  nicht  hup-ta  sprach,  wird 
durch  den  gegensatz  von  vehrkem  ai.  vfkam  und  hukereptemaJie 
(vgl.  ai.  kjptd)  wahrscheinlich.  In  letzterem  falle  war  pt  tauto- 
syllabisch  und  wurde  hn-kere-ptefnahe  abgeteilt:  das  wird  ein- 
mal wieder  durch  das  svarabhaktische  e  zwischen  r  und  p, 
sodann  durch  die  erhaltung  des  tönenden  r  bewiesen.  Die  ent- 
stehung  des  hr  d.  i.  tonlosen  R  (Hoffory  Ztschr.  25,  429)  ist 
bekanntlich  abhängig  von  folgendem  p,  ky  also  dadurch  bewirkt 
worden,  dass  p,  k  eng  mit  r  verbunden  gesprochen  wurde  und 
r  daher  tonlos  machte.  Wenn  demnach  r  in  hnkereptemahe 
nicht  zu  hr  wurde,  so  weist  dies  darauf  hin ,  dass  es  mit  dem 
folgenden  p  nicht  verbunden,  sondern  durch  die  druckgrenze 
getrennt  war:  dann  war  aber  pt  hier  notwendig  tautosyllabisch. 
Lässt  sich  mithin  das  gesetz  aufstellen:  ar.  pt  wird  im 
ostiran.  durch  pt  vertreten  nur,  wo  es  tautosyllabisch  im  anlaut 
einer  silbe  stand,  sonst  durch  ß,  während  kt  in  allen  fällen  zu 
X^  wurde,  so  erklärt  sich  dies  phonetisch  in  der  weise,  dass 
das  tautosyllabische  pt  ein  zusammengesetzter  consonant  ^  war, 
in  welchem  die  combination  mit  dem  lautgesetzlich  erhaltenen 
verschlusslaut  t  auch  p  vor  Verwandlung  in  die  spirans  schützte; 


>)  Brugmann  M.  ü.  III  137.  Bartholomae  Die  Gäthä's  s.  9i.  Hdb.  d. 
airan.  Dial.  §  98.  Osthoff  Wochenschrift  f.  klass.  Phil.  1885  s.  460  f. 
Brugmann  Grundriss  p.  350  vergleicht  aisl.  epter  aus  efter,  welcher  wandel 
ebenso  anfällig  ist  (die  annähme,  dass  aisl.  pt  hier  wie  ft  gesprochen 
wurde,  ist  unrichtig). 

s)  feSrö  wird  im  satzinlaut  entstanden  sein,  vgl.  hufeitls  aus  ^su-^Ms, 


466  I^ftul  Kretschmer, 

k  und  t  gingen  hingegen  keine  combination  ein,  weil  es  viel 
schwieriger  ist,  mit  demselben  organ  (der  zunge)  gleichzeitig 
zwei  articulationsbewegungen  (für  k  und  t)  vorzunehmen,  als  mit 
zwei   verschiedeneu.     Man   sprach   also   einmal:   ^arem,  ^'!fi- 

Es  wäre  wünschenswert,  dass  derartige  zusammengesetzte 
consonanten  auch  in  lebenden  sprachen  nachgewiesen  würden, 
ein  punkt,  auf  den  die  phonetiker  bisher  noch  nicht  ihr  aagen- 
merk  gelenkt  haben.  Erwähnen  will  ich  wenigstens,  dass  eiu 
^j^  vielleicht  im  chinesischen  vorliegt  in  dem  von  englischen 
gelehrten  mit  hs  umschriebenen  laute  des  Pekinger  Dialektes, 
über  welchen  ich  vorläufig  auf  F.  v.  Richthofen  China  I  s.  XXI, 
V.  d.  Gabelentz  Ghines.  Gramm.  §  82  (unklar)  und  besonders 
Th.  Fr.  Wade  Yü-yen  tzü-erh  Chi ,  a  progressive  course  etc.  I 
p.  5  verweise.  —  Ein  combiniertes  '  kommt,  wenn  ich  nicht 
irre,  in  norddeutscher  ausspräche  in  der  wortfuge  vor  consonanz 
vor.  Zwanglos  wird  vielfach  nicht  hauptkasse,  auch  nicht 
haupkasse  (Sievers  Phonetik^  159),  sondern  haUp^kasse  ge- 
sprochen. Akustisch  wirkt  der  laut  wie  ein  durch  den  klang 
eines  t  modificiertes  p. 

Kehren  wir  nach  dieser  phonetischen  digression  zum  grie- 
chischen zurück,  so  glaube  ich  aus  dem  umstände,  dass  x,  n 
vor  fj  zu  den  Spiranten  r//,  f  geworden  war,  ferner  ^,  t//  mit 
einem  einzigen  zeichen  ausgedrückt  werden  und  in  der  vulgär- 
aussprache  n/,  a(f  mit  i',  \p  wechseln,  folgern  zu  dürfen:  auch 
§,  w  waren  zusammengesetzte  laute  ^.'^^  'l.  Dieser  auifassung  scheint 
mir  auch  die  beschreibung  des  Dionysios  von  Halikarnass  zu 
entsprechen.  De  compositione  verborum  p.  166  Schaefer,  wo 
er  über  die   ^/iit'ffcovu  handelt,   zählt  er  erst   die    unlä,   dann 

die    dinXü  auf:    tqi'u    Jt    Jiti/«,    t6    ts    ^    x«/    ro    I  xai    ro   rp. 

/linKu    61  AeyovGiv    avTu    rJTOi    6iu    to    Gvv&era    (ivuiy    lo    imv 

C  diu   Tov  (T    xai    d,    ro    dt^    §    diu    rot    x    xai    a,    t6    di    \p  ^la 

Tov  n  xat  a   (TVVB(p&uQin€V(ov  idiav  ffcovrjV  Xajußavovra,     In  |  unu 

\p  war  also  x,  n  und  a  derartig  „zusammengeflossen,  gemischt^^) 
dass  das  ganze  einen  eigenen  lautwert  erhielt. 


1)  avu(fx*hfio(o&ai,rf{hiQia&r(i,  7 ^oo«  sind  kunstausdrücke  der  maierei 
für  das  „mischen  der  far])on".  So  schreibt  Plutarch  De  glor.  Athen.  2 
ip.  346 A)  dem  Apollodor  die  erfindun^  der  7,^00«  xai  dnoyotadig  <J^"^> 
zu.  Vgl.  Plut.  De  def.  orac.  47.  Porphyr.  De  abstin.  IV  20.  '  Cbertragen 
wendet   es   Plutarch    Sympos.   p.   708   und  Dionysios  v.   Halik.  ausser  an 


üeber  den  dialekt  der  attischen  vaseninscbriften.  467 

Wenig  klar  ist  Priscians  bemerkung  I  §  42:  num  multo 
molliorem  sonum  habet  xp  qiiam  ps  vel  bs  —  sicut  ergo  \fj  me- 
lius sonat,  sie  x  etiam  gs  vel  es,  aber  so  wie  sie  Böhtlingk 
Ztschr.  15,  148  gegen  Ebel  ibid.  14,  256  deutet,  ist  sie  schwer- 
lich zu  verstehen:  einer  ausspräche  gZy  bz  widerspricht  direct 
die  angäbe  des  Dionysios  1.  c.  p.  172  Seh.:    To  /uh  yuQ  §  iiu 

TOv  X,    TO    Ss    xjj  Siu  Tov  71  Tov  avQiy/nov  (!)    unodi^coai,    yjiXcov 

ovTiov  dfKpoTSQojv,  wic  cr  im  gegensatz  zu  dem  dritten  dinkovv, 

dem   5,  bemerkt,    welches  /näXkov  riSvvei  r^v  äxorjv   rmv  6T€Q€ov, 

Jedenfalls  stimmt  aber  Priscians   beschreibung   zu   unserer  an- 
nähme, dass  in  tp,  §  nicht  einfach  ein  p,  k  enthalten  war. 

Mehrfach  tritt  die  doppelschreibung  g§  auf:  auf  einer  in- 
schrift  von  Chaironeia  CIG  1608  z.  6  f.  AEHEinriA,  z.  17  (nur 
nach  Clark)  AEEZIfinA^,-  auf  der  inschrift  von  Lebadeia  IGA 
150.  CoUitz  DI  n.  407,  z.  4:  OE++IP  Ji^lmlnog  od.  -na]\  auf 
einer  att.  inschrift  Ross  Die  Demen  von  Attika  n.  193,  1 
(p.  105);  Keil  Syll.  inscr.  boeot.  p.  237:  AOEEA,-  auf  der 
inschrift  der  ozolischen  Lokrer  von  Oiantheia  IGA  321.  Collitz 
n.  1478.  Röhl  Imagines  IX  1  z.  45  f.  ::jcA©l++IK  xpafpiliiv. 
Auf  der  inschrift  vom  tempel  des  didymaeischen  Apollo  CIG 
2852.  Dittenberger  Syll.  n.  170,  z.  46:  %il.  Auf  einer  inschrift 
von  Skyros  Bull,  de  corr.  hell.  III  (1879)  p.  62.  Dittenberger 
Syll.  n.  383  (nach  196  v.  Chr.),  welche  die  zeilen  mit  vollen 
Silben  schliesst,  z.  9  f.  ist  abgeteilt  (filodo^W^ovaiv.  [WAfg]- 
luvdQov  in  einer  Urkunde  aus  Dodona  Fick  Bezz.  Beitr.  III 
267,  z.  1.  „Die  Schreibung  'AUHuvSqov  .  .  .  wird  durch  die 
buchstabenreste  und  die  spatien  mit  notwendigkeit  gefordert." 
Gomperz  Arch.-epigr.  Mitt.  aus  Oest.  V  1881  s.  133.  Collitz 
DI  1335.  Man  vgl.  auch  lat.  XX  =  gr.  %  in  TOXXOTES 
To^oTfjg  auf  einer  röm.  münze  aus  der  kaiserzeit  (sogen,  n. 
contomiatus  Eckhel  D.  N.  p.  298).  Diese  Schreibweise  ist  viel 
weniger  begreiflich,  wenn  ?  =  t  +  ^>  mithin  55  =  ksks  gewesen 
wäre,  als  wenn  §  =  ^  war.    Denn  dann  war  §g  =  ^^  d.  h.  ein 


unserer  stelle  auch  p.  129  f.  an.  Schwerlich  hat  sich  aber  die  bedeutung 
des  mischens  aus  der  des  vernichtens  entwickelt,  sondern  umgekehrt  ist 
die  alte  sinnliche  bedeutung  von  tf^iiQfoOai  „fliessen,  strömen",  avuffd^d- 
Qfa&at  „zusammenfliessen",  «i'^tfofiy  „fliessen  lassen",  wie  sie  noch  vor- 
wiegend das  verwandte  ai.  k$drnmi  (vgl.  aiHi-k^araynmi  „begiesse")  hat; 
ans  dieser  entwickelte  sich  erst  die  des  zerrinnens,  Schwindens  (auch 
im  ai.). 


468  ^Aul  Kretschmer, 

intensiver  (länger  ausgehaltener)  zusammengesetzter  reibelaut, 
und  die  gemination  kann  so  wenig  befremden,  wie  bei  aa. 

Schreibungen  wie  Sodv&og,  ^oQa^g  auf  korinth.  vasen  (oben 
s.  164  n.  16,  168  n.  27),  e'U  IGA  381a  5,  xiXilg  Joum.  of 
Hell.  Stud.  VI  372  (nicht  xvkix<;^.),  Nalmc^v  Eckhel  D.  N.  I 
226  bezeugen ,  dass  5  in  i  etwas  länger  ausgehalten  wurde  als 
ch\  nxjj  in  uvuyQinxpai  CIG  2909  giebt  vielleicht  eine  aus- 
spräche    '%  wieder.^) 

Endlich  lässt  sich  auch  die  spätere  entwicklung  von  V'»  \ 
zu  aa,  a,  wie  sie  schon  auf  dem  att.  rotf.  krater  in  Berlin 
n.  2401  (Gerhard  Trinksch.  u.  gef.  taf.  4.  5)  in 

TEP^EirOPH^ 
für    T€Q\pixoQf]g    und    auf   der    unterital.    amphora   in   Arezzo 
(Mdl  VIII  6.  Adl  1864,  240.    Heydemann  Mitt.  aus  d.  Antikens. 
s.  104)  in  dem  namen  einer  Amazone 

für  To^ig  (andere  belege  bei  G.  Meyer  Gr.  Gr.*  §  261.  262)  sich 
findet,  phonetisch  nicht  unmittelbar  aus  der  ausspräche  ps,  fo,  wol 
aber  aus  der  ^  ^'^  ableiten;  man  vergleiche  denselben  wandd 
im  etrusk.,  german.  und  slav. 

Dass  im  ngr.  i//  =  ps,  '^  =  ks  ist,  beweist  um  so  weniger 
etwas  gegen  frühere  ausspräche  als  f  und  ,<?,  ch  und  s,  als 
nachweislich    älteres  fs  im   ngr.   in  ps  (xp)  gewandelt    ist:  ngr. 

ißaa/kfipa  aus  eßaaiXevau  (ev  =  ef). 

Es  bleibt  nun  noch  die  oben  angeführte  form  Oikoaxi^rr,; 
zu  erörtern,  wenn  anders  sie  mehr  ist  als  bloss  vulgär  corrum- 
piert  aus  OiloxTf^Trjg.  Phonetisch  wäre  sie  durch  Übergang 
von  kt  über  ein  combiniertes  [.  in  tk  zu  erklären,  genau  wie  im 
serb.  kto  abulg.  kuto  in  tko  gewandelt  wird.  Die  annähme 
aber,  dass  xr,  nr  zusammengesetzte  consonanten  j.,  waren, 
findet  eine  stütze  an  den  Schreibungen  x&,  (f&.  Was  gegen  die 
ausspräche  derselben  als  kldlt ,  phth  oder  als  kth,  pth  spricht, 
ist  schon  von  verschiedenen  seilen  genügend  erörtert  worden. 
Die  annähme  „graphischer  assiniilation'^  kann  unmöglich  be- 
friedigen ;  warum  schrieb  man  denn  nicht  regelmässig  xx  °*^ 
XX,  sondern  x/,  wenn  man  wegen  xr  auch  x^  statt  x^  schrieb? 

^)  Lat.  X  zeigt  dem  gr.  i'  so  analoge  Verhältnisse,  dass  auch  jenes 
wahrscheinlich  ein  zusammengesetzter  laut  war;  vgl.  die  Schreibungen /Jr, 
xsy  xc,  XX.    S.  Seelmann  Ausspr.  d.  Lat.  s.  339  f. 


Ueber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  469 

der  anderen  gründe  zu  geschweigen.  Sprach  man  x^>  9^  ^'^ 
Üi,  %  dann  gehörte  der  nachstürzende  hauch  —  nicht  bloss 
in  der  schrift,  sondern  in  Wirklichkeit  —  gleichmässig  zu 
k  resp.  p  wie  zu  t  —  Auf  einer  att.  inschrift  CIA  II 
403,  in  der  die  zeilen  nur  mit  vollen  silben  geschlossen 
werden,  ist  z.  17118  [6]|KTQN  =  fx  tcov  abgeteilt:  ein  verfahren, 
das  unbegreiflich  ist  bei  der  ausspräche  ix  +  rcoy,  aber  erklär- 
lich, wenn  x  und  r  untrennbar  mit  einander  verbunden  waren 
und  man  «-J^coy  sprach. 

Ich  habe  bisher  von  den  vulgären  metathesen  in  eyQaafpsv 
etc.  fälle  wie  aiol.  axdvog,  anikkiov  u.  dgl.  und  solche,  wo  an- 
lautendem gr.  5,  v/,  TTT,  XT,  q>&,  x^  i^  ^^^  verwandten  sprachen 
und  z.  t.  im  griech.  selbst  die  lautfolge  sk,  $p  entspricht,  ab- 
sichtlich ferngehalten.  Es  würde  zu  weit  über  den  rahmen 
dieser  Untersuchung  hinausführen,  wollte  ich  auch  noch  diese 
idg.  Verhältnisse  hier  erörtern.  Kurz  zusammenfassend  will  ich 
jetzt  nur  dies  bemerken.  Unrichtig  ist  jedenfalls  die  ansieht, 
dass  im  griech.  ax,  an  in  |,  y/  umgestellt  sei.  In  der  idg. 
grundsprache  geriet  mehrfach  durch  vocalschwund  in  folge  von 
accententziehung  psy  ks,  pt,  kt  in  den  wortanlaut.  Diese  laut- 
folge wurde  im  allgemeinen  bewahrt,  wechselte  aber  schon  im 
idg.  nach  einem  sandhigesetz  mit  sp,  sk.  Am  reinsten  sind 
diese  Verhältnisse  im  griech.  erhalten,  dann  auch  im  indoiran. 
Im  armen,  ist  relativ  spät  ks  über  ^^^  zu  sx,  (z.  b.  in  i-sx-el) 
gewandelt.  Das  latein.  zeigt  noch  einen  rest  von  altem  ps  und 
pt  (pse  in  eapse^  reapse,  suapse,  ipse  =  gr.  rpd  neben  orpe;  pte 
in  eo'pte  etc.).  In  allen  übrigen  idg.  sprachen  ist  die  lautfolge 
sk,  sp  zur  alleinherrschaft  gekommen.  Die  ausführung  und  be- 
gründung  dieser  annahmen  hoffe  ich  an  anderer  stelle  zu  geben. 

Morphologisches. 

Ist  diese  lesung  richtig,  so  ist  von  'Eg/ni^g  ein  gen.  ^EQ/uotg 
nach  dem  schema  StoxQarrjg:  ^coxgurovg  neugebildet. 

Auf  einer  hydria  der  Sammlung  Gourieff  (Gerhard  A.  V.  II 
p.  189.     CIG  7422): 

HEPMOW 

Aber  auf  der  schwarzf.  spätarchaischen  hydria  des  att. 
meisters  Tychios  (in  Triest   Arch.-epigr.   Mitteil,   aus  Oesterr. 


470  Paal  Kretschmer, 

1878  ai)  p.  13)  steht  nach  Wernicke  Arch.  Z.  1885  s.  250 
nicht  HEPMO^,  sondern  ^3MI3II. 

Das  auf  der  Hieronschale  im  Brit.  Mus.  (abg.  Mdl  IX  43. 
Wien.  Vorlegebl.  A  7.    Adl  1872  p.  227)  vorkommende 

AEMETPE 

für  JfjfxrixfjQ  erinnert  an  böot.  JofiaxQa  CoUitz  DI  n.  560 
(vgl.  Lobeck  Paralip.  p.  142;,  wird  aber  wohl  verschrieben  sein, 
da  man  Jj^/Afjrga  erwartet. 

Nomina  auf  -ig. 

Der  vasenmaler  Eucheiros,  der  söhn  des  Ergotimos,  schreibt 
auf  einer  schwf.  vase  (Brit.  Mus.  701 ,  abg.  Micali  Mon.  ined. 
1844  tav.  42,  2.    CIG  8202) 

HVIHV^ 

und  auf  einer  in  Berlin  befindlichen  schale  (n.  1756,  vgl.  Bdl 
1846  p.  78.     CIG  8203.     Klein  VM^  72): 

HYIH^ 

für  vlog.  Vgl.  Welcker  Rhein.  Mus.  1848  s.  393  f.  Dieser 
form  entspricht  ivg  CIA  I  398  (als  eine  silbe  gemessen),  vi; 
auch  auf  einem  neu  gefundenen  att.  steine  Studniczka  Arch. 
Jahrbuch  II  1SS7  s.  144.  146,  daraus  durch  vulgäre  contraction 
(vgl.  die  einsilbige  messung  CIA  I  398)  \\\/S  vg  auf  einer  att. 
inschrift  Studniczka  a.  a.  o.  und  ig  (?)  auf  dem  kruge  des 
Kriton  Klein  VM^  213;  vnv  auf  dem  arkad.  proxeniedekret 
IGA  105.  Collitz  DI  1183,  viig  auf  der  spartan.  inschrift  IGA 
54.  Im  gortyn.  scheint  das  wort  nur  als  n-stamm  flectiert 
worden  und  ein  vlog  diesem  dialekt  völlig  fremd  gewesen  zu 
sein:  auf  der  grossen  inschrift  von  Gortyn  col.  IX  z.  40.  X  lö: 
Dii;-^.  VI  12  vlvv,  IV  40  vivvg.  VI  3  vlaog,  VII  22  vlss;. 
Der  dat.  pl.  vldai  IV  37  nach  naTQuai  dvyaxQaai.  Nimmt 
man  hinzu,  dass  bei  Homer  die  flexion  als  o-stamm  noch  viel 
weniger  durchgedrungen  ist  als  später  (nur  viig  v\ov  häufig), 
dass  in  den  att.  inschriften  bis  zur  mitte  des  4.  jh.  vut  vUi; 
viog  vorherrscht  (Meisterhans  Gramm,  d.  att.  Inschr.  p.  63)  und 
desgleichen  den  handschriften  nach  bei  Thukydides  und  Plato 


üeber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  471 

(Krüger  Gr.  II,  20) ,  so  wird  die  annähme  allerdings  sehr 
wahrscheinlich,  dass  nicht  von  anfang  an  der  o-  und  tt-stamm 
neben  einander  gelegen  haben,  sondern  dass  der  letztere 
der  ursprüngliche  ist  und  erst  später  in  die  analogie  der 
numerisch  so  übermächtigen  o-stämme  überging.  Vgl.  Meister- 
hans a.  a.  0.  Baunack  Gesetz  v.  Gortyn  s.  71  f.  Dann 
ist  aber  auch  die  ansieht  nicht  zu  kühn,  dass  das  rätsel- 
hafte yvo'c  —  wie  schon  Pott  in  Ersch  und  Gruber's  Enc. 
s.  Grammat.  Geschlecht,  ohne  sich  unseres  analogons  zu 
bedienen,  vermutete  —  in  derselben  weise  aus  *avvavg,  lat. 
nurus  aus  *mtisus,  hervorgegangen  sei,  da  auch  hier  nach 
Schwund  des  intervocalischen  a  gleiche  vocale  zusammentrafen. 
Ebenso  könnte  dann  i-6-g  ,pfeü'  aus  *ia-v-g  i-i-g,  skr.  i^u, 
abaktr.  iftt  entstanden  sein.  S.  jetzt  Brugmann  Grundriss  d. 
vgl.  Gramm,  p.  421. 

Eine  dissimilation  von  v  in  o  auf  phonetischem  wege,  wie 
sie  Osthoff  M.  ü.  IV  185  flf.  annehmen  zu  wollen  scheint  (vgl. 
Brugmann  Gr.  Gr.  p.  44),  ist  nicht  zu  erweisen.  loQxeg  neben 
l'vQxgg,  aus  dem  kelt.  entlehnt  (vgl.  Curtius  Etym.*  663  anm., 
Bezzenberger  Beitr.  IV  317),  erklärt  sich  daraus,  dass  der  ent- 
lehnende gr.  dialekt  keinen  ausdruck  für  den  kurzen  tt-laut 
besass,  weshalb  man  schwankend  zu  v  oder  o  griff.  So  vertritt 
auch  0  in  fremdwörtern  fl,  wo  an  dissimilation  nicht  zu  denken 
ist  z.  b.  in  Magdoviog  apers.  Mardunijaj  ^oydog  apers.  Suguda 
abaktr.  StiySa,  KannaSoxia  apers.  Katapatuka,  Boxxi  LXX 
hebr.  ^M,   loxxdd^  nisp.    Über  o   =   ü  in  kypr.   glossen  des 

Hesych  s.  G.  Meyer  Gr.  Gr.^  §  90.  ""OjußQot  lat.  Umbri,  "Miä- 
jofAog  Athen.  VI  249b  agall.  Adiatunnm.  Über  gr.  o  =  lat.  w 
vgl  Dittenberger  Hermes  6,  282  flf.  Im  skyth.  "Kqxui  Herod. 
IV  22  vertritt  v  nicht  u,  sondern  w,  wenn  dieser  name  mit  recht 
auf  türk.  jürük  zurückgeführt  worden  ist. 

Mehrfach  liegen  im  griech.  noch  o-  und  v-stämme  neben 
einander,  ohne  dass  man  die  priorität  des  einen  erweisen  könnte. 
Auf  der  att.  amphora  in  München  (n.  1108.  CIG  7611.  Kirch- 
hoflf  Alph.*  p.  126): 

?v?yv5  für  Kvxvog,  Ebenso  chXtpvg  neben  6oXq>6g'  ^  im^rga 
Hesych.  und  JoXq>oi  zf€X(po/,  uQnog  neben  nQavg,  Vgl.  auch 
ayiog  skr.  yajyas  und  yajyiis. 


472  PäuI  Kretschmer,  . 

NomiDa  auf  -Bvg. 

Für  die  nomina  auf  -evg  liefern  die  att.  vasen  einige  inter- 
essante beitrage.  Zunächst  erscheinen  auf  att.  gefässen  mdir- 
fach  nebenformen  auf  -17c,  wie  sie  bisher  nur  für  das  kyprische, 
arkadische  und  ,dorische'  dialekte  (Herodian.  I  14,  12.  Priscian. 
VI  92  p.  276)  nachgewiesen  sind. 

Auf  einer  schwf.  amphora  in  München  (n.  380,  abg.  Ger- 
hard A.  V.  227.    Overbeck  Her.  Gall.  7,  5.     CIG  7687): 

HfjXrjg  für  IlfjXsvg. 

Auf  einer   rotf.    schale   (aus   Vulci    abg.   Mdl  V  35.    Adl 

1851  p.  279.     CIG  S350): 

PPOMEeE^ 
Auf  einer  rotf.  amphora  in  München  (n.  410  abg.  Gerhard 

A.  V.  168.     CIG  7737)  steht 

ElAONeEMEN 
bei  einer  freudig  bewegt  nach  rechts  eilenden  weiblichen  figur, 
während  eine  andere  weibliche  als  ^Avnonsia  bezeichnete  and 
eine  männliche  bärtige  mit  dem  ausruf  x'^^Q^  Ofjatvg  ihr  folgt 
Man   hat    obige   inschrift   wohl   richtig   als  eidov   Qrjarjv^)  „ich 
habe  Theseus  (schon)  gesehen"  und  freudigen  ausruf  der  weib- 
lichen figur  aufgefasst,  indem  man  die  ganze  darstellung  auf  tue 
ankauft  des  Theseus  (v^l.   die  andere    seite    des    amphora)  bei 
seinen    eitern    bezog.     Wenig    wahrscheinlich    liest    Comparetti 
Museo  Italiano  I  isso  p.   232,   indem   er  die  inschrift  an  die 
anderen  beischriften  anschliesst:  /u/^ei  Qr^aetg  \4vTionttn  ß^^v 
d^rjun'.    Namentlich  ist  ein  jl6(üv  auf  dieser  sicher  att.  vase  des 
f).  jahrh.  äusserst  auffällig ,  da  /  auch   schon   den   ältesten  att 
inschriften  mangelt,  s.  oben.     Dagegen  hat  das  liegende  M  =  ^ 
in  Qtjor^v  nichts  auffallendes;   auf  der   rotf.    kylix   in  München 
(n.    402)    3    mal    HOPAIM    KALOM    0    naig    xuXog,     Gerhard 
Trinkseh.  u.  gef.  taf.  C. 

Auf  dem    rotf.   aryballos   mit   der  gesandtschaft  an  Achill 
(Berl.  Mus.  n.  232()  abg.  Arch.  Z.  1H><1  t^f.  8): 

OVVTE^  neben  A+IVVEV^ 

Auf   einem    rotf.    deinos    in    München    (n.    376  abg.  Mon. 
ined.  d.  I.  sect.  fr.  Taf.  22  f.     CIG  7716^: 

0  ffrjat;y  ist  nach  dem  nom.  (-^fjat^i  neugebildet,  der  selbst  wieder  eio^ 
neuschöpfung  ist;  vgl.  "Ootffjy  Priscian.  VI  92. 


Ucber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  473 

Auf  einer  rotf.  hydria  (abg.  Panofka  Mus.  Blacas  I  T.  11, 
1  u.  Abh.  d.  Berl.  Akad.  1849  taf.  I,  3  vgl.  s.  42): 

PEP^E^. 
Die  amphora  des  Exekias  in  Berlin  (n.  1(>98  abg.  Gerhard 
Etr.  u.  camp.  Vb.  22.  23.    Wien.  Vorlegebl.  III  8.     Klein  VM« 
42.     CIG  7G91)  hat 

nicht   OrjOfjg. 

Bieten  diese  falle  nur  insofern  etwas  neues,  als  durch  sie 
die  nebenforinen  auf  -yjg  auch  fiir  das  vulgärattische  nach- 
gewiesen sind,  so  fehlt  es  an  jedem  analogen  den  auf  att.  vasen 
vorkommenden  formen  auf  -vg  für  -evg. 

Auf  dem  hauptbilde  der  Frant^oisvase: 

KEPV^  für  Nfjnsvg. 

Auf   einer   schwarzf.   amphora    in   München    (n.    r)3.     CKi 

70501)): 

TVAV^  für  Tväevg, 

von  0.  Jahn  mit  unrecht  für  verschrieben  erklärt.  Vgl.  auch 
A.  Schneider  Der  troische  Sagenkreis  in  der  alt.  gricch.  Kun.st 
p.  22.  24. 

Auf  einer  rotf.  pelike  im  Vatican  (abg.  Mus.  Gregor.  II 
63,  2  a.     CIG  7540): 

OINV^  für  Ohsvg. 

Auf  einer  vase,  ehemals  in  der  S.  Canino  CIG  7ri97: 

OE^V^  für  QijiTevg. 
Auf  einem  rotf.  stamnos  im   Brit.   Mus.  ^n.  754  abc.  G*rr- 
hard   A.   V.   103,   früher  in  d.  S.  Durand  n.  34^;.    UG  772r.^ 

Auf  einem  rotf.  aryballos  aus  Cumae  fN«i|ÄJ  hafx.  (.naiuri. 
n.  239  abg.  Fiorelli  Vasi  Cumani  tav.  *;,  CKr  IV  pr^, 
p.  XVIII.     Winter  D.  jung.  att.  V.  57,  1.: 

Auf  der   rotf.    P]richthonios-vase  ÜHL  Mcl  I  ^' 
Vorlegebl.  B  12  (vgl.  Adl  1877  p.  432  ä 

EPEXC   Yt 
-wohl  'Eüf/ßxg  für  ^EQf^&fvg  zu  kn^niL 

Dagegen  steht  auf  dem  Beriii>»-!-  rwi  a';w*'   i    i' ' 
fiAV^^V^;   wie  die  abhjjdung«»  ju  öfo.  XiC 


'X  . . 


1   '  ■' 


474  P&ul  Kretschmer, 

auch  noch  in  den  Wien.  Vorlegebl.  D  12  (vgl.  Heibig  Bdl  1876 
p.  206)  haben,  sondern  QVV^^EV^,  vgl.  Genick  Griech.  Keramik 
1884  Taf.  17,  1.  Heydemann  Adl  1878  p.  225.  Die  färbe  der 
inschriften  ist  jetzt  fast  ganz  verschwunden,  aber  gegen  das 
licht  gehalten  sind  die  spuren  der  buchstaben  noch  deutlich  zu 
erkennen.  Zweifelhaft  ist  E^V0V^  EvQva&eig  auf  einer  rotf. 
schale  im  Louvre  Cat.  Campana  I  134.    Klein  VM*  123,  19. 

Auf  einem  att.  teller  im  niuseum  d.  arch.  gesellsch.  in 
Athen  (Collignon  Cat.  n.  406  (pl.  IV  16).  Rev.  Arch.  im 
pl.  84.  85.  L.  Preller  Ber.  d.  sächs.  Ges.  d.  W.  1852  taf.  5.  6. 
Benndorf  Gr.  u.  sie.  Vb.  taf.  XXXII,  4)  mit  der  darstellung 
des  ringens  zwischen  Peleus  und  Thetis  steht  als  beischrift  bei 
Peleus : 

TEVEVO^ 

rirjXevog  Vgl.  kypr.  isgiJ/oQ  ßaaiXijfog.  Vielleicht  ist  der  diph- 
thong  €v  nur  aus  dem  nom.  in  den  gen.  übertragen.  Hf^Xivo;: 
TlfjXfvg  =  iy^dvog:  i/^'g  u.  S.  w.  vgl.  boiot.  ßoväy,  ßovtaai, 
Nom.,  wie  Benndorf  vermutet,  ist  TitjXsvog  jedenfalls  nicht.  Der 
gen.  {TlrjXevog  scil.  sidog)  neben  dem  nom.  Gang  in  den  bei- 
Schriften  hat  nichts  auffallendes.  Vgl.  z.  b.  ^iaag  neben 
'ExTOQo{g)  München  n.  53,  MOOST  d.  i.  Tgtoog  (mit  liegendem;) 
auf  dem  Troilos-streifen  der  Frangois-vase  neben  lauter  nomina- 

tiven,    HQ(xxKbog''A^rjog  neben  Kvxvog,  ^ArpQod/Trig  nob^Xi  Aivtu;, 

Jiojuf^drjg  Journ.  of  philology  VII  (1877)  Taf.  A.  B,  Winter 
Jung.  att.  Vasen  50,  7,  Ji6g  neben  Av{(j)au  ""Agr einig  Axram 
auf  einem  rotf.  oxybaphon  Mdl  XI  42. 

Die  nominative  auf  -vg  statt  -svg  sind  entweder  neu- 
bilduiigen  oder  durch  vulgären  wandel  von  -evg  in  -vg  zu  er- 
kliircn ;  man  vergleiche  den  analogen  Übergang  von  lat.  en  über 
ou  in  n  und  von  kret.  fr  in  ov,  Dass  das  zweite  element  in 
fv  stark  hervortrat,  zeigen  die  Schreibungen  sov  für  sv,  so  schon 
auf  der  korinth.  schale  oben  s.  159  n.  G,  s.  G.  Meyer  Gr.  Gr.* 
§  119.     Umgekehrt  ist  ev  für  v  geschrieben  in 

ENEYAAIO^ 

auf  (lern  unterital.   krater   im   Brit.   Mus.  n.  1433  (Arch.  Jahr- 
buch I  188G  p.  2\H))  und  in 

auf  der  vase  in  Neapel  n.  323;").     CIG  «412. 


Üeber  den  dialekt  der  attischen  yaseninschriften.  475 

Feminina  auf  -ai,  -^. 

Zu  den  frauennamen  auf  -dy  -^  ist  zu  bemerken,  dass  das 
iota  auf  den  korinthischen  vasen  stets,  auf  den  attischen 
nie,  auf  den  ionischen  in  den  meisten  fällen  nicht  ge- 
schrieben ist. 

Auf  den  chalkid.  gefässen  ist  das  iota  nur  in  Sav^i  auf 
der  amphora  in  Leyden  (CIG  7459.  Kirchhoff  Alph.'  111,  vgl. 
J.  Schmidt  Ztschr.  27,  374  ff.)  geschrieben,  sonst  fehlt  esjstets. 

Auf  der  ion.  Phineus-schale  in  Würzburg  III  n.  354  (abg. 
Mdl  X  8,  Wien.  Vorlegebl.  C  8,  3  a) 

PRIXOQ 

Vgl.  KAAAI+Q  KaXXird  Flinders  Petrie  Naukratis  I  pl.  XX 
32.    lyo:  ^x^  inschr.   von  Koressos  Mus.  it^l.  I  p.  200  n.  9. 

Aus  der  menge  attischer  falle  führe  ich  nur  folgende  an. 

FranQois-vase : 

A^EA^E^eO  Msveadw, 

KV  EID  KUici. 

Schwf.  amphora  aus  Cometo,  abg.  Mdl  XII  9  f.    Adl  1884 

p.  269  flf.: 

lOlTO 

*Iq>iT(o. 

Schale  des  Archikles  und  Glaukytes  in  München  n.  333, 
abg.   Gerhard    A.    V.    235  f.    Mdl  IV  39.    CIG   8139.    Klein 

VM«  77,  4: 

E^^PEi^O  "Evnsdd 

QMiT  Ti^o) 

0S36   QfjQci. 

Helena-schale  des   Hieron   und   Makron  in  Acerra,   abg.  Gaz. 
arch.  1880  Taf.  7  f.   Wien.  Vorlegebl.  C  1.    Klein  \W  172,  24: 

PEIO®  nsi&(6. 
Schale  des  Oltos  und  Euxitheos  in  Corneto,   abg.  Mdl  X  23  f. 
Wien.  Vorlegebl.  D  1.    Adl  1875  p.  261.    Klein  VM«  136,  2: 

0130  @fjg(o. 
Schale  des  Brygos,  abg.  Mdl  IX  46.    Wien.  Vorlegebl.  VHI  6. 
Adl  1872  p.  294.    Klein  YW  183,  8: 

lEVX^O  ZfvSoi. 

Rotf.  pyxis  aus  einem  athenischen  grabe  im  Brit.  Mus.  (Heyde- 

mann  in  Comm.  Momms.  p.  170  ff.    Dumont  et  Chaplain  C6r. 

de  la  Grece  pr.  pl.  IX): 

AO^Q  JoG(6 

Koseform  zu  Joai^ia  (vgl.   Joaideog  neben  Ju)ai*i)fog)  od.  dgl. 


476  PauI  Eretschmer, 

Rotf.  deinos,  abg.  Mdl  I  38.    Overbeck   Her.  Call.  8,  7. 

CIG  8354: 

^AQ  Naci  tP£Q  Ineoi. 

Aryballos  aus  Aixone,  j.  in  Athen,   Heydemann    Satyr  u.  Bak- 
chenn.  s.  12.  Dumont  et  Chaplain  Cer.  de  la  Grece  pr.  p1.  XII  f: 

KI^^O  Kiaad,  -l-OPQ  Xogto. 
Auifanend  ist  der  gen. 

V0T3N  (Sic) 
^rjTov  von  jitjToi  statt  Arjrovg  (Vgl.  VETOV^  auf  einer  rotf. 
amphora  Gerhard  A.  V.  22.  El.  cer.  II  50.  Klein  VM  80,  2. 
CIG  7421;  7419.  7420.  7618)  auf  einer  schwf.  amphora  aus 
Chiusi  Bdl  1867  p.  213  f.,  wahrscheinlich  eine  analogiebildung, 
deren  veranlassung  mir  aber  nicht  klar  ist.  Möglich  wäre  auch 
phonetischer  seh  wund  des  auslautenden  -c-  Die  nichtattische 
form 

contrahiert  aus  2an(p6og,  scheint  auf  einer  rotf.   vase  im  Mus. 
d.  arch.  Ges.  n.  517.  Mus.  ital.  II  1886  tav.  Via  vorzuliegen. 

Für  Oidi'irovg  erscheint  das  auch  litterarisch  belegte  OiSi- 
nodrjg:  auf  einer  streng  rotf.  schale  (abg.  Mus.  Gregor.  II  ^0 
n.   Ib.     Winter  Jung.  att.  V.  51,  15.     CIG  7705): 

OlAirOAE^ 
auf  einer  amphora   aus   derselben  zeit  (abg.  Mdl  II  14.    Over- 
beck Her.  Gall.  taf.  1,  3.     Winter  a.  a.  o.  59,  1): 

OIAIPOAA^ 
auf  einer  rotf.  vase  in  Adria  (Schöne  Museo  Bocchi  n.  404): 

rojlAIPOH^ 
In    dm\    schon    öfter    erwähnten    epigramme    der   Neapler 
vase  (n.  2S(;s.     CIG  S429)  acc. 

OIAIPOAAW 

navg,   nuvi'g. 

Die  knabeninschriften  zeigen  sehr  häufig  die  form  nav;  f"^ 
Tiarg:  auf  einer  schwarzf.  lekythos  späteren  Stils  (Berl.  Mus. 
n.  2U10,  aus  Rhodos.    Sacraler  festtanz,  darüber  die  beischrift)- 

^PAVKAVI 
yj  nuvig)  xaXfj  =  /J  natg  x(xAi^  und  auf  folgenden  rotf.  vasen: 

Napf  strengen  stils  (Berl.  Mus.  n.  2318): 


(Jeber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  477 

HOPAVJ 
(nicht  .verschrieben  statt  o  nuii^). 

Amphora  schönen  Stils  <Berl.  Mus.  n.  2331  =  CIG  7670  b): 

A)  HOAV^KAV^ 

B)  HOPAV^  lOi/AM 

o  nuvg  xitXög,  o  navg  xaXog. 

Amphora  in  Berlin  (n.  2334): 

A)  JVAIOH^OVAM 

B)  KAV*KEPAV^ 
xaX,6g  0  nuvq,  xakri  fj  nuvg. 

Schale  in  Berlin  (n.  2548.     CIG  7500): 

HOPAVJ 
KA/'G/' 
Lekythos  im  Loiivre  (abg.  El.  cörain.  II  108  opferscene): 

RM^  navg{?) 

Vase  der  S.  Dzialynski  (Revue  arch.  N.  S.  XVII  1868  s.  347, 
vgl.  Curtius  Etym.^  287.    Eos  und  Kephalos): 

KAi/O^HOPAV^  KAEi/HEPAV^ 
^VAnOH^OVA)! 

Schale  mit  darstellung  einer  palästra  (abg.    Dubois-MaisoD' 
neuve  Introduction  ä  l'etude  des  vases  pl.  25): 
I)  ^VAHOH  KAAO^ 

A.  B  KO/'OS  KAAO^ 

HOPAAM  HOPAAN 
Amphora  in  Neapel  (n.  3091.   GIG  8451)  mit  dem  rub  4er 
Kora  abg.  Förster:    Raub  u.   Rückkehr  der  Perüqihott  ttl  i^ 
Overbeck  Kunstmyth.  Atl.  XVIII  1 1 : 

K0\/0<  HOPOV^ 
<VOü3ll3VO)l 

Noian.  amphora  im  Cabinet  des  m^daille^  im  ttm    fntt^r 
S.  Durand,  abg.  El.  cerani.  III  24): 

Honovs 

Schale  aus  Nola  (abg.  Mdl  I  y,  2.  Lora»  V»<«  *f.e  .M..  '.' 
et  grecs  pl.  27.    El.  cerain.  II  52.    Wisicr  haa.    v:     '*  •<  •.--. 
p.  50  n.  2): 

A)  OnOAN  KAV05 

B)  H0nAA5  ^V 

Rotf.  vase  abg.  Miliin  PdnL  de  i»«*  lar  I  '.;   ^  '     "-^ 

Zeitschrift  für  vorgl.  Spmchf.  K.  F.  IZ.  S  ■.  « 


478  ^^^  Kretschmer, 

HOnAV^ 
KAVO^  zweimal 

0  navg  xuXog  Steht  ferner  noch  auf  einer  schale  der  S.  Boiia- 
parte  n.  120.  CIG  7921,  ausserdem  CIG  7931.  7951.  7968. 
8006.  8009. 

Vgl.  über  die  form  navg  Curtius  Et.*  287.  Meister  Zur 
griech.  Dialektologie  s.  2  und  J.  Schmidt  Ztschr.  27,  375 
anmerk.  erklären  navg  als  nicht  aus  na/ig  verkürzt,  sondern 
als  Stammwort  von  natg,  wie  ygavg  von  y^aZa,  ygatg.  Die  form 
navig,  mit  der  dem  lesbisch-aioUschen  u.  a.  dialekten  eigenen 
Umsetzung  des  digamma  in  den  vocal  u  (uu)  aus  nafi'g  herTor- 
gegangen,  hegt  in  zwei  vaseninschriften  vor  (vgl.  y^avig  Kalli- 
machos  im  Et.  M.  240,  5) :  auf  einer  rotf.  hydria  im  Brit  Mos. 
(n.  757  aus  der  S.  Canino): 

HOPAVIS 
und  auf  einer  rotf.  vase  der  S.  Santangelo  in  Neapel  n.  220: 

HO  PAVI^. 

Nomina  auf  -%'kirig. 

Neben  der  contrahierten  nominativform  der  eigennamen  auf 
'xXrig  erscheint  die  offene  form  -xUfig  in  folgenden  fallen:  der 
att.  Meister  Sokles  schreibt  seinen  namen  auf  einer  schwarzf. 
schale  (aus  Chiusi  Bdl  1851  p.  171.     Klein  VM*  79,  2): 

^OKVEE^ 
aber  auf  zwei  anderen  gefässen  (Adl   1859  tav.  C  2.    Berlin 
17K1  Klein  a.  a.  o.)  ^OKVE^.   Auf  einer  in  Tanagra  gefundenen, 
aber  att.  (Furtwängler) ,   nicht  boiot.  streng  rotf.  kanne  (Berlin 
2202.     Rev.  arch.  1875  p.  174.     Klein  VM^  215): 

PROKVEE^ 
name  des  fabrikanten. 

Auf  einer  rotf.  vase  aus  Nola  (Brit.  Mus.  859.  R.  Rochette 
Mon.  ined.  pl.  44,  1.     CIG  7810): 

AIOKVEE^ 
und   auf  einer  rotf.   vase  aus  Aigina  (Arch.  Anz.  1864  p.  261* 
284*): 

PVeOKVEE 

namen  von  schönen  knaben. 

Auf  einer  schwarzf.  araphora  des  Brit.  Mus.  (n.  535.    CIG 
7592) 


tJeber  den  dialekt  der  attischen  yaseninschriften.  479 

HEP.KVEE^, 
auf  einer  schwarzf.  schale  (GIG  7553): 

HEPAKLEE^, 
auf  einer   schwarzf.   hydria   in   Berlin  (n.  1906,  abg.  Gerhard 
Etr.  u.  camp.  Vb.  taf.  15.  16.   Adl  1882  p.  75  flf.    GIG  7590): 

HEPA.VEE. 
Auf  dem  fragment  einer  rotf.  schale  des  Kleophrades  und 
Amasis  (Gabinet  des  medailles,  abg.  Luynes  Descript.  d.  vases 
peints  pl.  44.  GIG  8238.    Klein  VM^  149): 

HERAKVEE^ 

Auf  einer  rotf.  schale  des  Philtias  und  Deiniades  (München 
n.  401,  abg.  Jahn  Ber.  d.  sächs.  Ges.  d.  W.  1853  taf.  5  f. 
GIG  8145.    Klein  VM*  192,  1): 

B)  ^33J)IAS3H    aber 

A)  S3.)\k<3H 

Diese  auffallende  erscheinung,  dass  die  zusammenstossenden 
Yocale  so  lange  uncontrahiert  blieben,  findet  wohl  nur  darin 
seine  erklärung,  dass  sich  durch  systemzwang  neben  dem  gr. 
'xXdovg,  a.  'xXia  der  nom.  -xXitjg  erhielt,  etwa  nach  dem 
Schema  2(oxQaT7jg  Smxgurovg.  Lautgesetzlich  konnte  -xXdtjg  nicht 
offen  bleiben,  da  schon  die  ältesten  att.  Inschriften  (GIG  8154. 
8155  ^HgaxXfjg)^  wie  auch  die  ion.  und  dorischen,  die  ge- 
schlossene form  'xXfjg  haben.  XagixXdeg  GIA  I  432  A  im  jähre 
464  V.  Ghr.  ist  nach  der  Zusammenstellung  bei  Meisterhans 
Gramm,  d.  att.  inschr.  57  (zu  der  jetzt  hinzuzufügen  SevoxXi^g, 
jigiaroxXifjg  Bull,  de  corr.  h.  IX  1885  s.  526  u.  a.)  der  älteste 
beleg  der  att.  steine  für  -xXifjg.  Auf  den  bleiplatten  von  Styra 
IGA  372,  106:  'EgixXieg,  133  GeoxXieg,  145  'I&vxXh[g],  280 
NixoxXieg  neben  267  MveaixXeg. 

noXvtBvxTfjg, 

Als  bemerkenswert  sei  hier  noch  erwähnt: 

t 
POAVAEVKTH 
iloXvcTcvxTiyc  Statt  HoXvdsvxfjg,  wie  der  Dioskur  aut  der  Meidias- 
vase  genannt  ist.    Die   form   beruht   wohl   auf  einer  vulgären 
contamination  der  namen  HoXvdsixfjg  und  JloXvdixxfjg. 

toi',  tiV. 

Auf  einer  rotf.   hydria  in   München  n.  6   (abg.   0.   Jahn 

31* 


480  Pftul  Kretschmer, 

Kottabos  auf  vasenbildern  Philologus  1867  taf.  2.  Klein  VM* 
195,  5.  Euphronios^  s.  110)  sind  zwei  kottabos  spielende  franen 
dargestellt,  neben  der  einen  stehen  die  werte: 

TOITENAE  EVeVMIAE^ 
TOI   rijvSc   Evdv/dt^fj  (seil,   kardoaa})   „dir  diese   neige,  Euthy- 
mides". 

Auf  einer  rotf.  schale  in  München  n.  272  (0.  Jahn 
a.  a.  0.  taf.  3,  1)  ruft  eine  hetäre,  welche  eine  trinkscfaale 
erhoben  hält, 

TOITEN 
aus   und   auf   einer   rotf.    amphora   (Cat.    Campana  IV  D  862. 
Bdl  1859,  128.    0.  Jahn  a.  a.  o.   p.  224  f.)   stehen  bei  Dio- 
nysos und  einem  satyr  die  worte 

TOITENAE  AYKIOI 
toi  xrjvdB  Avxiw.  Das  dor.  ro/  hängt  mit  der  sicilischen  herkunft 
des  kottabosspieles  (Athen.  XI  479)  zusammen.  Doch  ist  die 
sicil.  formel  genauer  bewahrt  auf  der  schon  oben  angeführten 
hetärcn-vase  des  Euphronios:  riv  xavis  Aaraaaco  A€ay^[B]:  das 
einzige  inschriftliche  zeugnis  für  die  form  tiV. 

Die  personalendungen  -fi,  -siq. 

Die  bei  Homer  und  Herodot  für  die  2.  pers.  sing,  praes. 
von  der  wz.  io  überlieferte  form  elq  statt  sl  mit  angefügtem 
-q  nach  analogie  von  ifriq  (fioeiq  (G.  Meyer  Gr.  Gr.*  §  447) 
liegt  vielleicht  vor  in 

KAVOE^ 
auf  dem  fragment  einer  lekythos  im  museum  der  arch.  ges.  in 

Athen 

KAAOE^ 
auf  einer  rotf.  oinochoc  (gef.  in  Athen,  Collignon  Catal.  n.  412), 
auf  der  pyxis  aus  Aigina  abg.  HeyJemann  Gr.  Vb.  taf.  I  1: 
4  mal  KÄAOE^  xuloeq  für  xaXoc;  h(;  Am  bist  schöm,  sonst  i^alo; 
€1  z.  b.  auf  einer  schwf.  vase  aus  Athen,  Collignon  n.  279. 
CIG  7072. 

iS  statt  des  zu  erwartenden  El^  hat,  wie  es  scheint, 
monophthongisches  ei  durch  Übertragung  aus  eiiui\  siai.  Doch 
ist  auch  sonst  nicht  selten  E  für  echtes  ei  ungenau  geschrieben 
z.  b.  KAVfAOKM  ^^^n  ^oxng  Neapel  n.  3135,  abg.  Dubois- 
Maisonneuve  Introd.  77,  0.  Panofka  B.  a.  L.  19,  3.  Jahn  Einl. 
p.  XXXV.  CIG  5770,  wozu  vgl.  Brugmann  M.  U.  I  178.  G.  Meyer 


üeber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  481 

Gr.  Gr.*  s.  408.  Ferner  APOTEI^E  dnoTBian  in  dem  epigramm 
auf  der  kylix  des  Kephisophon  aus  Athen  CIG  545.  Kaibel 
Epigr.  gr.  n.  1132.  Benndorf  Gr.  u.  sie.  Vb.  p.  51.^)  Dagegen 
AOKEI  ^oxBi  auf  einem  streng  rotfig.  napf  in  Berlin  n.  2316. 
Arch.  Z.  1854  taf,  68  und  einer  rotf.  oinochoe  in  München  n. 
334.    Mdl  I  39.    CIG  7853. 

Auf  einer  schwarzf.  amphora  (E.  Maass  Adl  1882  p.  58  flf. 
tav.  H)  läuft  rechts  von  der  figur  eines  waflfentragenden  mannes 
(s.  zur  deutung  Petersen  Neue  Jahrb.  f.  Phil.  129  (1884)  s.  91), 
von  oben  nach  unten  die  inschrift: 

von  Maass  Sv  oßslm  xai  fis  &ty€ig  gelesen  und  mit  „due  oboli 
e  mi  prendV^  übersetzt.*)  Danach  wäre  auch  hier  die  endung 
-fi^  mit  E  geschrieben.  Da  jedoch  ein  indic.  praes.  &iy(o  nicht 
existiert,  so  schlage  ich  vielmehr  folgende  lesung  vor:  Sv*  SßeXd 
(seil.  d6g)y  xat'  fx  tdiysg  d.  i.  (die  vase  selbst  ist,  wie  oft, 
redend  eingeführt)  „zwei  oholen  (gieb)!  —  iind  du  besitzest 
mich",  i'&iysg  ist  xarä  aivsaiv  mit  dem  accusativ  statt  des  . 
gen.  verbunden,  da  es  soviel  wie  ekaßsg,  kaßcov  i'xsig  bedeutet; 
vgl.  Xijxv&ov  kaidßuveiv  oßoXov  Arist.  Frösche  1236.  —  Mit  dem 
fragmentarischen  graffito  ®IAEI^  auf  einer  schwarz  gefirnissten 
Scherbe  (Benndorf  Gr.  u.  sie.  Vb.  taf.  29,  2)  ist  kaum  etwas 
anzufangen. 

711  Sl. 

In  verschiedenen  fassungen  kehrt  auf  attischen  schalen  der 
an    den   trinker   gerichtete  ominöse  gruss  wieder:   xatQ€,   xai 

nui,    X^^9^  ^^^  ^"'^^  irfVÖB    (oder  /uf),    X^^f^Q^  f^v  xai  nhi  ev  toi 

u.  dgl.  Hierbei  ist  mn  in  der  regel  und  zwar  schon  auf 
schwarzfigurigen  schalen  älteren  stils,  also  aus  dem  6.  jh. : 

PIEI 
geschrieben,  so  dass  die  diphthongische  natur  des  auslautenden 
€1  keinem  zweifei  unterliegt  und  alle  erklärungen  hinfallig  sind, 


0  Aach  ausserhalb  Attikas  finden  sich  solche  Schreibungen  vereinzelt 
z.  b.  aiol.  <P((i)Sl(o  IGA  504,  lakon.  '/>f(i)(f/A«f  91.  Vgl.  auch  oben 
8.  153  f. 

3)  Wie  Petersen  a.  a.  o.  die  inschrift  übersetzen  will,  ist  mir  nicht 
klar.  Die  lesung:  äX(k)o  ßiUk)u)  thessal.  oder  ^iilw  boiot.  =  dXXo  ßovXov 
att,  wie  sie  vorgeschlagen  worden,  ist  auch  sprachlich  unmöglich.  Die 
imperstivform  müsste  thess.  ßiXkto,  boi.  ߀ikto  lauten. 


482  Paul  Kretschmer, 

welche  das  -ei  durch  contraction  entstehen  lassen.  Von  den 
ausserordeotlich  zahlreichen  belegen  führe  ich  nur  einige  an: 
München  n.  35.  37.  38.  40.  41.  Berlin  n.  1764.  1769.  1771. 
1775.,  1776.  Brit.  Mus.  684.  Würzburg  HI  399.  Adl  1877, 
130.  Vgl.  CIG  8096—8110.  0.  Jahn  Einleit.  p.  CXI  f.  Klein 
VM«  82.  85,  2.  Selten  n/s:  Klein  VM«  46,  2.  72,  3.  -  Da 
die  form  meines  Wissens  nur  auf  vasen  vorkommt,  auf  denen  E 
noch  nach  attischer  Schreibweise  =  tj  sein  kann,  so  schlage  ich 
vor,  statt  ni€i  vielmehr  nt'fj  zu  lesen  und  als  2.  person  sing, 
des  medialen  co^junct.  aor.  in  der  Imperativischen  bedeutung 
trinke!  zu  fassen.  In  jener  formel  der  vulgären  spräche  bat 
sich  also  die  Verwendung  des  conjunctivs  als  imperativ  auch  in 
der  2.  pers.  sing,  erhalten,  wie  sie  sich  sonst  in  affirmativen 
Sätzen  nur  noch  sehr  selten,  z.  b.  Soph.  Phil.  300  {(fdg',  w  rix- 
vov  , . . /Aadfjg) ,  findet,  aber  in  prohibitiven  Sätzen  aUgemein 
üblich  ist.  —  Eine  stütze  erhält  diese  erklärung  durch  die 
Inschrift:  /aigs  xai  PI  El  ^  auf  einer  schwarzfig.  schale  in  Müncb^ 
n.  39.  ni'fjg  ist  die  entsprechende  active  form  des  conjunct.  aor. 
in  imperativischer  bedeutung. 

€  in  a  i. 

Die  3.   sing.  opt.  aor.   zu   einov  lautet  EIPAI  statt  ei'mi 

in  dem  graffitO  MeXav&i'ov  eif.u\   oonq  aXX(og  slnai,    xpcoQMfj  auf 

einem  schalenfuss  Benndorf  Gr.  u.  sie.  Vb.  taf.  29,  11. 

ij  QY  UG  ar  0 

(nicht  siQyuGaro  vgl.  J.  Wackemagel  Ztschr.  27,  272)  wird  be- 
legt durch 

HPrA^ATO 
auf  der  schwarzfig.  vase  des  Lykinos   aus  Ambelokipi  Bull,  de 
corr.  h.  1H78,  547.     Klein  VM^  213. 


u  V  aß  a. 

Auf  einer  schwf.  amphora  aus  Chiusi  (de  Witte  Bdl  1861 
p.  213  f.)  ist  der  abschied  des  Amphiareos  von  Eriphyle  und 
seinen  kindern  dargestellt.  Bei  dem  köpf  des  als  ^03SAlONA 
bezeichneten  beiden ,  welcher  im  begritf  ist  auf  seinen  wagen 
zu  steigen,  steht  die  beischrift 

ANABA 
wozu  de  Witte  bemerkt:   „il  n'y  a  aucune  trace  de  lettre  apres 


üeber  den  dialekt  der  attischen  vaseninschriften.  483 

VA  qui  termine  le  mot.*'  Hierdurch  wird  also  die  lesung: 
dyaßäig],  ävaßa[tva}]  od.  dgl.  ausgeschlossen  uud  es  bleibt  nur 
übrig  ävaßa  als  imper.  „steige  auf!^  zu  verstehen,  vgl.  xaraßa 
Aristoph.  Frösche  35,  c/nßa  377,  Eurip.  El.  113  u.  s.  w.  Ein 
analogen  zu  dieser  fassung  der  beischrift  scheint  auf  einer  vase 
CIG  7860  vorzuliegen,  welche  Gerhard  Adl  1830  p.  220 
folgender massen  beschrieb:  „Un  uomo  barbato  che  in  tutta 
carriera  conduce  una  quadriga.  Leggonsi  le  seguenti  parole 
d'incoraggiamente :  eka  eka^ 

Berlin.  Paul  Kretschmer. 


I.  Der  arische  akk.  plur.  mask.  der  /-.  u- 

und  r-stämme. 

« 

§  1.  Da  im  avesta  (j.  45.  7,  40.  3)  nerq^,  nicht  nerq^ 
sich  als  die  richtige  lesart  herausgestellt  hat,  so  ist  die  in 
meinem  handbuch,  §  205  anm.  vorgeschlagene  erklärung  hin- 
fällig, nerqs,  der  ausspräche  nach  nefSy  mit  nasalirtem,  aber 
konsonantischem  r  —  was  ich  mit  rücksicht  auf  Brugmann, 
grundriss,  §  200  anm.  betonen  will^)  —  fürt  auf  ein  arisches 
(oder  uriranisches)  *n)rns  zurück.  Das  s  dieser  form  kann 
aber  nicht  auf  lautlichem  weg  entstanden  sein ,  da  der  Über- 
gang eines  ^  in  ^  nur  dann  stattfand,  wenn  es  unmittelbar 
auf  ein  i,  u  oder  r  folgte,  cf.  nisats*)  u.  s.  w.  und  Brug- 
mann, a.  a.  0.,  s.  412  n. 

§  2.  Die  akk.  plur.  mask.  der  a-,  i-,  w  und  r-stämme 
gehen  im  altindischen  auf  -an,  -in,  -ün,  -pi  aus.  In  der 
spätem  spräche  werden  diese  ausgänge  im  sandhi  überall 
nach  der  selben  Schablone  behandelt.    Im  rgveda  aber  treffen 


>)  Av.  Prqfeäa-  wäre  ar.  *tramptha-,  nicht  *txmptha-<,  woraus  vielmehr 
^terqfeda-  hätte  hervorgehen  müssen.  Ührigens  ist  ßrafeäa-  eine  junge 
bildong;  cf.  §  21  der  nächsten  abhandlung. 

')  Die  „Wurzel"  nins-  dürfte  übrigens  getrost  aus  den  indischen 
Wörterbüchern  und  grammatiken  verschwinden,  n/.?-  ist  der  schwache 
reduplizirte  praesensstamm  zu  nas-  „sich  (wieder)  vereinigen  mit  — ";  vgl. 
besonders  RV.  10.  74.  2:  „Zum  himmel  dringt  ihr  göttlicher  ruf,  zur  erde 
kehrt  er  zurück  .  .  ".  Dazu  gr.  i/"iffo/i««,J  worüber  neuerdings  Wacker- 
nagel,  K.  Z.  XXIX,  s.  136.  —  Zu  na«-]  gehört  auch  ai.  ästam  =»  av.  astem 
lyheimat^  aus  *^tdm,  mit  dem  akzent  von  yoaros. 


•% 


484  ^^^-  Bartholomae, 

wir  einen  durchgreifenden  unterschied  an.  Vor  vokalen  (j 
und  v)^)  erscheint  auf  der  einen  seite  -q,  bei  den  übrigen 
Stämmen  aber  -jr,  -«r,  -p-,  Beispiele  bei  L  an  man,  J.  A. 
0.  S.  X,  s.  346,  394  f.,  415,  429.  ÜberaU,  wo  sonst  in  der 
sahita  wortschliessendes  r  begegnet,  geht  es  entweder  auf 
altes  r  oder  auf  (arisches)  s  zurück.  Die  par  fälle,  bei  denen 
r  arisches  s  zu  vertreten  scheint,  erklären  sich  als  „artificwl 
imitations";  cf.  Bloomfield,  final  as  before  sonants,  s.  7 
(A.  J.  Ph.  in.  1);  speziell  über  ti^ar-  s.  auch  Collitz,  B.  B. 
X,  s.  44,  63.  r  aber  ist  als  auslaut  des  akk.  plnr.  ausge- 
schlossen. Somit  ist  -jr,  -«r,  -p-  auf  -f^  etc.  zurückzuftren, 
d.  i.  —  da  die  nasalvokale  einzeldialektisch  sind,  wie  Brug- 
mann,  a.  a.  o.,  s.  168  f.  mit  recht  betont,  und  da  die 
dehnung  jedpnfalls  spezifisch  indisch  ist  —  ar.  -ins. 

§  3.  Dem  avestischen  nerqs  entspricht  somit  urind.  — 
vor  der  nasalinmg  langer  vokale  —  *nfn^,  dem  av.  mäterqs 
(j.  38.  5)  urind.  *matpisi  (KV,  10,  35.  2):^)  beide  pare  bis 
auf  die  vokalquantität  identisch.  Woher  nun  das  abnorme  sf 
Ich  erkläre  es  mir  so: 

In  der  Ursprache  standen  sich  bei  den  o-,  ä-,  i-  und 
W-stämmen  im  akk.  plur.  die  ausgänge  -ow5,  -ins,  -xm 
im  maskulin,  und  -as,  -l%  -fis  im  feminin  gegenüber.    Im 
arischen  war  daraus  zunächst  -ans,  -ws,  -nm  und  -d«, 
'Is,  'iis  geworden.     Dann  aber  rief  das  verhältiüss  von 
'äs:  '(WS  zu  den  feniininalausgängen  'fs,  'fis  die  masku- 
linen 'ins,  'lins  hervor,   und  endlich  wurde  von  da  aus 
das  s  auch  auf  die  ?-stämme  übertragen. 
Das  wird  ja  doch  allgemein,  so  viel  ich  sehe,  angenommeu, 
dass   das  altindisclie  2)itpf .   von   der  länge   des   vokals  ^anz 
abgesehen  ,  nicht  auf  einen   ursprachlichen   typus  zurückgeht, 
sondern  auf  neubildunp:  nach   dem   muster  der  i-  und  if-dekli- 
nation  beruht.    Osthoff,  M.  U.  IV,  s.  3 13  setzt  die  gleichung 
sünnsu,  sniifViJns:  snnfoi  =  pdfsn,  liiifhh'is:  pitfn  au  und  nennt 
pUfn  eine   „moderne  nachamung"^.    So  ganz  jung  ist  sie  aber 
doch  niclit.     Denn  das  avestische  noras  beweist,  dass  sie  sich 
bereits  zur  zeit  der  arisclien  Sprachgemeinschaft  vollzogen  hat. 

0  Einmal  auch  vor  //  (RV.  1.  184.  2);  hier  ist  der  sandhi  übertragen; 
vgl.  unten  note  V  am  ende  der  nächsten  abhandlung. 

^)  Beide  mit  dem  ausgang  des  maskulins!  (Unrichtig  verf.,  A.  F.  IH, 
8.  39.)    Die  ai.  formen  mntr^,  sräsj-s  sind  jüngere  bildungen. 


1.  Der  arische  akk.  plur.  mask.  der  i-,  tf-  und  r-stämme.        485 

Nach  den  mustern  ^is7i:  ^im,  ^imc:  ^uns  bildete  man  zu  ®y^( 
den  ausgang  ^pis,  zu  *nßu  also  *nfm,  eine  form,  die  im 
avestischen  in  völlig  regelmässiger  entwicklung  zu  nerqßy  im 
aJtindischen ,  mit  der  auch  bei  den  i-,  u-  und  a-stämmen  auf- 
tretenden vokaldehnung ,  zu  *nfm  {nfr  abhi  RV.  o.  54.  15) 
geworden  ist. ') 

§  4.  Entsprechend  den  urindischen  ausgängen  -ins,  -um 
sollte  man  bei  der  i-  und  t^deklination  im  avesta  -js,  -tis 
erwarten.  Im  gathadialekt  endigen  maskulina  und  feminina 
gemeinsam  auf  -z5,  -üS.  Entweder  ist  das  maskuline  -is,  -üs 
aus  dem  feminin  bezogen,  oder  es  vertritt  älteres  -js,  -iis  = 
ar.  'insy  -tin^.  Es  lässt  sich  nach  dem  vorhandenen  material 
nicht  entscheiden,  ob  im  avestischen  bei  den  i-  und  w-vokalen 
die  alte  nasalirung  verloren  gegangen  oder  nur  unbezeichnet 
geblieben  ist.  Arisches  a  vor  nm  erscheint  im  avestischen  als 
q,  z.  b.  huqnmaliif  frianmalily  qnmä,  duqnmaibiaslia,  JiSqnmBnf. 
Ebenso  sollte  man  für  i,  u  vor  nm  i,  ?/  erwarten.  Tatsächlich 
tritt  aber  der  einfache  vokal  auf;  cf.  KinniatUf  diinmqn.  Auch 
in  vistä  j.  46,  17  und  nista  v.  18.  16,  sowie  in  pisatö  jt.  14. 
19  steckt  ein  iranisches  i;  cf.  verf.  A.  F.  II,  s.  84,  IQ, 
s.  57;  B.  B.  Xm,  s.  78;  unten  §  110  der  folg.  abh. 

§  5.    Einen   einwand   gegen   die   existenz   der   von   mir 

aufgestellten  arischen  ausgänge  -ins,  -ims,  -ins  könnte  man 

allenfalls  der  tatsache  entnehmen,  dass  im  altindischen  sandhi 

vor  .V  die  akk.  plur.  der  drei  Stammklassen,   ebenso  wie  die 

der  a-stämme  die  ausgängsform  vokal  +  ^'^  aufweisen.    Ein 

-Int  S'  ('Uni  S')  nun,  so  könnte  man  folgern,  lässt  sich  nicht 

auf  -ins  s-,  sondern  nur  auf  -ius  s-  zurückfiiren,  mit  dem  auch 

sonst  nachweisbaren  wandel  von  s  -\-  s  in  ts,  z.  b.  in  vatsjäti 

zu   va.S'   „wonen";   vgl.  J.  Schmidt,   K.  Z.  XXVI,  s.  349. 

Der  einwand  ist  aber  nicht  stichhaltig.    Denn  selbst  wenn  es 

richtig  wäre,   dass  jenes  t  etymologischen  wert  besitzt  und 

nicht  bloss  ein  „tibergangslaut"  ist,   wie  ich  mit  Whitney 

annehme   —  vgl.  §  30  ff.  der  folg.  abh.  — ,   so   bleibt   doch 

noch  zu  erwägen,  ^dass  sich  ja   die   satzform  von   -in   nach 

jener  des  viel  häufigem  akkusativausgangs  -an  gerichtet  haben 

kann,   ebenso   wie  die  der  nominativausgänge  -i.9,  -h,<?  nach 


»)  Aus  urind.  wfn^  wird  zunächst  nf^,  wofür  in  der  sahita  vor  vokalen 
*nff  nfr  eintritt;  ebenso  bei  der  %-  und  ^^-deklination ;  vgl.  hierüber  unten. 


486  Chr.  Bartholomae, 

• 

jener  von  -cuf  vor  folgendem  t;  cf.  vddhris  tvam  AV.  4.  6.  8 
neben  älterm  süRi^  tvam  RV.  1.  91.  S  nach  dsväs  tvam.  Und 
dann  erhebt  sich  gleich  die  andre  frage:  woher  denn  die  ver- 
schiedene behandlung  vor  vokalen  im  veda? 

§  6.  Gewichtiger  wäre  ein  anderes.  In  meinem  band- 
buch,  §  46  b,  224,  230  und  A.  F.  I,  s.  86  glaubte  ich  ein  par 
deutliche  iranische  spuren  der  arischen  akkusativansgänge 
"im  und  -uns  nachweisen  zu  können,  und  zwar  alle  aus  dem 
jungem  avesta.  Ist  es  aber  schon  misslich,  dass  die  gatha's 
nichts  dergleichen  enthalten  —  vielmehr  sogar  durch  die 
formen  neraß  und  materqi'  widersprechen  — ,  so  kommt  nodi 
dazu,  dass  alle  jene  vermeintlichen  belege  als  durchaus  un- 
sicher bezeichnet  werden  müssen. 

In  V.  i.  19  steht  jö  hapta  hendum  oder  hetidxL  Die 
granimatik  ist  auf  alle  fälle  korrupt,  wie  auch  sonst  noch  oft 
genug  im  ersten  fargard.  —  fßapriqn  danhupaiti  in  a.  i.  14 
verstehe  ich  nicht  besser  als  die  frühem  Übersetzer.  Spiegel 
übersetzt  „für  die  herrschenden  forsten*^,  als  ob  der  dati? 
stünde.  Die  ganze  stelle  ist  wenig  vertrauen  erweckend. 
Statt  lisapriqny  um  dessentwillen  man  danhupaiti  zum  akk. 
plur.  gestempelt  hat,  bieten  die  andem  handschriften  tisapriqni. 
—  rat  lim  j.  IH,  3  (zelmtes  wort)  kommt  ganz  in  wegfall.  Die 
neuausgabe  liat  jetzt  durchaus  riclitig  nach  J  2,  Mf  1,  Pt  4 
(,  K  f))  rain^.  Die  Schreibung  rainm  andrer  handschriften  ist 
durcli  das  viemialige  rafnm  (akk.  sing,  auf  ätrem  zu  beziehen: 
frichr  väz\^f(th{'  astois  raifnn  .  .  .  väatrichP  ßuiavfö  ratnm  . . . 
ralmf'sfä  rnfüm  .  .  .  apauruno  ratüm)  im  vorhergehenden  text 
veranlasst;  vgl.  pnpf-o  j.  ,9.  10  und  die  bemerkungen  dazu  bei 
Verf.,  B.  B.  IX,  s.  :K)4  f. 

Es  bleibt  endlich  noch  als  letzte  form  gairi  j.  10.  11. 
Dass  die  zeile  aui  sp'tta.gaona  fjairi  falsch  tiberliefert  sei, 
behaupte  ich  nicht.  Damit  ist  aber  noch  keineswegs  gesagt, 
dass  f/niri  dem  ind.  fprin  entsprechen,  akk.  plm\  sein  müsse. 
p]s  kann  ebensowol  das  ind.  r/irl,  d.  i.  akk.-nom.  dual,  ver- 
treten. Ich  halte  sjdta.gavna  (ja'iri  für  den  eigennamen  eines 
bestimmten  gebirgsstocks .  der  nach  zwei  besonders  in  die 
äugen  fallenden  schneebedeckten  erhebungen  so  benajint 
wurde,  also :  „die  zwei  (beiden)  weissenberge^ :  vgl.  jt.  19.  % 
wo  ebenfalls  zalbegiiffe  im  namen  von  gebirgszügen  eine 
rolle   spielen.     Auch   in    der    zeile    vorher    sind    meines  er- 


j 


II.  Die  arische  flexion  der  adjektiva  und  partizipia  auf  nt-,      487 

achtens  geographische  eigennamen  enthalten,  sota  upairi, 
sa?na  (vgl.  jt.  19,  3)  wird  auch  von  der  tradition  ganz  richtig 
als  solcher  aufgefasst.  Zu  deutsch  ungefär  „die  tiberadler- 
scharten"  (sata-  zu  Ykhan-,  verf.,  A.  F.  II,  s.  13  f).  Der 
nächste  dort  genannte  gebirgszug  heisst  „die  spitzen,  welche 
die  Sterne  auf  dem  haupte  tragen  (als  haupt  haben)'*.  Die 
bedeutung  von  stafra-  wird  durch  jt.  12.  25  bestimmt:  „auch 
wenn  du,  heiliger  Rasnu,  auf  der  spitze  der  hohen  Harati 
bist,  um  welche  steme,  mond  und  sonne  kreisen'*,  sta^ra- 
verhält  sich  zu  ta$ra-  wie  ai.  späSas  zu  pou^jati,  gr.  ardyog  zu 
rdyog  u.  s.  w.*)  Die  flinfte  zeile  von  §  11  scheint  verderbt  zu 
sein.  In  der  vorletzten  ist  warscheinlich  pawraiia  das  nom. 
propr.;  vielleicht  zu  jpa  (=  wpa)  +  yiikar-f  Wegen  vispa]>a 
vgl.  y  10,  4;  die  etymologie  ist  unklar;  wol  vi  +  Vwß'M' 
(in  lat.  spatinm?)  -f  äthor]  die  bedeutung  ist  ungefar  „halde, 
matte**. 


IL  Die  arische  flexion  der  adjektiva  und 

partizipia  auf  nt-. 

I.  Material. 

Ich  gebe  im  folgenden  eine  vollständige  Zusammenstellung 
des  gathischen  materials.  Das  des  rgveda  ist  bei  L  an  man, 
J.  A.  0.  S.  X,  s.  504  ff.,  515  ff.  zusammengestellt;  das  des 
atharvaveda  ist  leicht  aus  dem  Whitney' sehen  index  zu 


>)  Geldner,  drei  yasht,  s.  7  zu  jt.  19.  6  nimmt  tafra-  als  eigen- 
namen. Dass  das  unrichtig,  zeigt  eben  jt.  12.  25.  Für  sich  allein  ist 
tafra-  rein  appellativ,  wie  spitze  und  pico.  Erst  zusammen  mit  dem 
zosatz  haraißiä  barezö  oder  harajfi  wird  es  nom.  propr.  Ebenso  ist  ta^rö 
harTisraianö  zusammenzunehmen.  Geldner 's  Übersetzung  ,1ichtbringend' 
ist  wo!  nur  durch  die  mcinung  veranlasst,  dass  dieser  und  der  jt.  i2.  25 
genannte  tafra-  identisch  seien,  sfi-  heisst  ja  „Schönheit",  nicht  „licht". 
Ich  möchte  eher  an  iräjati  :^  xiJyto  denken. 

Die  etymologie  von  fraorepd,  das  Geldner,  a.  a.  o. ,  s.  8  berürt, 
ergibt  sich,  wenn  man  die  graphische  rcgel  bei  verf.,  handbuch,  §  94 
anwendet  fraorepö  steht  danach  für  fra^ercpfi^  ar.  *prarfpds^  und  gehört 
mit  aL  värpas-  „schein,  anschein"  zusammen.  Also  „was  hervorscheint", 
d.  L  „vorspmng,  zacken,  hörn".  —  Sollte  zu  j.  .9.  16  nicht  doch  h^ereß 
(J  2y  K  5)  die  bessere  lesart  sein? 


488  CIhr.  Bartholomae, 

entnehmen;  vgl.  anch  Whitney,  ind.  granunatik,  §  442  ff. ^) 
Das  material  der  Jüngern  literatur  kommt  erst  in  zweiter 
linie  in  betracht.  Die  nötigen  hinweisongen  darauf  finden 
sich  unter  TU.   Das  altpersische  lässt  uns  fast  ganz  im  stich.') 

Mit  A  bezeichne  ich  im  folgenden  die  partizipial- ,  mit  6 
die  adjektivstämme  auf  unuint-,  mit  C  die  übrigen  adjektiv- 
stämme. 

1.  Mask. 
Sing.  nom.  A.  a)  adqs,  isaiqs,  isasqs,  tisajas^,  ^<lSf  dauas^ 

peresqs,  mraoJiqs,  jäsqs,  mdqs,  sctosias,  s^iqs*^ 

b)  hisas,  stuu<^^\  =  2^. 
B.  a)  Pfväuqs^;  =  1^ 

b)  asiud,  dreguä^^;  =  2". 
akk.  A.       aißntemj  ßujantem;  =  2. 

B.        ao^&ohuautem,  smauantem^,  Uazdönghu^itm^ 
dregu<intem^ ;  =  4^. 
instr.  B.       dreguäta,  h^nuäta;  =  2. 
dat.  A.       daibisiant^^  ßicienti^  (,  ßiiianta?Kä),  rapantfj 
saosiwitäi,  zbai^tf,  lianent?;  =  6'. 
B.  a)  astu<iit^,  bezuait?,  niauait^;  =  3*. 
b)  dregui^itf  (,  dreguata^Kä) ;  =  1^ 
gen.  A.        adrnglnntö,  varezaiantö,  saosianfö;  =  .3. 
B.  a)  astuatö  (,  aMuatasKa),  fismäuatö^y  daibiiu^tö, 
dregii(it(/\'  =  4^^. 
b)  dreguantö:  -  1. 
Dual.  gen.  A.       asnoißianid. 

Plur.  nom.  A.        afsn'iantö,  isontö,  Ißajantö,  dantö,  mmnto, 

haodantöf  marenfö,  mosiantö:  =  8. 
B.       nmaunnta.'ilcä,  dreguantö^ :^)  =  2*. 
akk.  A.  a)  iscnfOy  //miantob/ca  (,  aJimiantas/cä),  (/Lm/jf'J, 
nadcntö,  rapantö;  =  5^*. 

0  Wenn  ich  im  folgenden  „altindisch"  oder  „vedisch"  schlechthin 
brauche,  so  verstehe  ich  darunter  nur  die  spräche  des  rg-,  sama-  und 
atharvaveda.    Ich  bitte  das  nicht  zu  übersehen. 

*)  Die  altpersischen  formen  würden  übrigens  ia  folge  des  mangel- 
haften Schriftsystems  bei  keiner  Streitfrage  zur  entscheidung  beitragen. 

3j  Die  andern  gathischen  Wörter  auf  -qa  gehören  dem  verbum  finitam 
an:  didqs,  iqn^  sqs;  cf.  verf.,  B.  B.  XIII,  s.  82,  86  f. 

*)  So  auch  j.  32.  U,  cf.  die  var.  Vgl.  auch  j.  18.  b  =  47.  4  S.  verf., 
B.  B.  XIII,  8.  82. 


J 


li.  Die  arische  flexion  der  adjektiva  und  partizipia  auf  nt-.      489 

b)  auru€i>tö,  surunuatasKa  (,  astinmuatasKa);==2^. 
B.       fismaucntö,  dreguatö^;  =  2*^. 
instr.  B.        dreguö.dehiP ;  =1*. 
dat.  B.        UazdöriDhuadebiö,  dreguö,debiö^;  =  2*. 
gen.  A.  a)  saosiantqm* ;  =  V, 
b)  hätqm\'  =  V. 
B.        Bmauatqm,  Jihnäuaiqm,  dreguatqm,  jüsmä- 
uatqm;  =  4. 
lok.  A.       pisjasü,  ßujßsü;  =  2. 

B.        /iSmaiiasü,  dreguasü^;  =  2'. 

2.  Neutr. 

Sing.  akk.  A.       uruosaj),  daresaj)^)  stajf,^)  hajf;  =  4. 

B.       ao^önghuap*,  astuap,  Sniauajf,  rao/cönvhußpf^) 
zastauapy  bBnuaJ>;  =  6^. 
Plur.  akk.  B.       mlzdauqn;  =  1. 

3.  Fem. 

Sing.  nom.  A.  varedaitl;  =  1. 

B.  vastrauaitl;  =  1. 

akk.  A.  haitim;  =  1. 

B.  ^mauaitim,  vOstrauditlm;  =  2. 

Plur.  nom.  B.  nemabaitls;  =  1. 

akk.  A.  ma^kaintls,  hebuaintls;*)  =  2. 

B.  arsnauditis;  =  1. 
dat.  A.  sj^tibiö;  =  1. 

Dazu  noch 

4.  als  erstes  kompositionsglied  auftretend: 

C.  zarap[iistra-p\'  =  17.*) 

II.  Thesen. 

1.  Die  flexion  der  adjektivstämme  auf  uant-  und 
mant'^)  war  in  der  Ursprache  eine  abstufende. 0  Die  starken 

*)  Vgl.  unten  note  I  (am  ende  dieser  abhandlung). 

•)  Vgl.  unten  note  II. 

«)  So  die  neuausgabe  zu  j.  37,  4;  aber  zu  5.  4:  raofiangh^aJi, 

*)  Vgl.  unten  note  III. 

*)  Über  Jrädaß.ga^ßein  und  hafJcapMspä  cf.  unten  s.  540, 

«)  Der  einfachheit   halber  setze   ich   auch    für   die   uripraohu  «  mi. 
Über  die  qualitÄt  der  a-vokale  wird  später  (§  49,  63)  gehandelt  WMrii<«M. 

')  Um  kein  missverständniss  aufkommen  zu  lassen,  hemarkü  Wk, 
ich  unter  abstufung  in  der  flexion  nur   den    Wechsel  von  Uiig-ui  t^-f^^i 
mit  kurzem  a-vokal  und  Schwund  begreife. 


490  Chr.  Bartholomae, 

kasus  hatten  prinzipiell  -änt-,  die  mittlem  -^nt-,  die  schwachen 
-nt'  und  auch  (vor  vokalen)  -tit-;  das  feminin  -§ti-.  Daraus 
in  arischen  -ant-;  -ant-;  -at-  und  -at-]  -äti-.    S.  §  1—96. 

2.  Die  flexion  der  partizipialstämme  auf  nt-  war 
in  der  Ursprache  eine  nichtabstufende.  Alle  kasus  hatten  -ni- 
[nach  vokalen]  oder  -wf-  und  auch  (vor  vokalen)  -?f-  [nach 
konsonanten].  Daraus  im  arischen  -nt-,  -at-,  -at-  und,  falls 
der  *i-vokal  betont  war,  'änt-,  -änt-.    S.  §  97 — 123. 

3.  Die  flexion  der  adjektivstämme  auf  nt-  wsi  in 
der  Ursprache  eine  abstufende.  Im  übrigen  muss  ich  auf  die 
betreffenden  ausflirungen  in  §  124  ff.  verweisen. 

III.  Beweise  und  erläuterunsen. 

A.   Die  adjektivstämme  auf  ?fawf-  und  mant-. 

§  1.  Dass  die  flexion  der  adjektivstämme  auf  t^aiif- 
und  mavt'^)  und  der  mit  ihnen  gleichstehenden  ijant-  und 
kijant'y  Jcijant-^)  eine  ursprünglich  abstufende  war,  geht  aus 
den  überlieferten  formen  klar  genug  hervor.  Die  starken 
kasus  sind  nom.  sing.  mask.  und  akk.-nom.  plur.  ntr.,  die 
mittlem  akk.  und  vok.  sing.,  nom.-akk.  dual,  und  nom. 
plur.  mask.  Die  übrigen  kasus  und  das  feminin  haben 
schwaclien  stamm.  ^) 

§  2.  Die  zal  der  formen,  bei  welchen  diese  norm  ver- 
lassen wurde,  ist  eine  verschwindend  geringe.  Die  rgvedischen 
sind  bei  L  an  man,  a.  a.  o.,  s.  511)  und  ^21  aufgezält.  Keine 
einzige  darunter  kann  auch  nur  halbwegs  für  gesichert  gelten; 
vgl.  auch  Wliitney,  ind.  gi-ammatik,  §  454 d.  Auf  einige 
derselben  werde  ich  später  noch  zurückkommen  müssen  (§  6, 
1)1,  iK')).  -  In  den  gatha's  findet  sich  nur  eine  einzige  ab- 
weichende form:  der  gen.  sing,  dreguantö  ].  3L  20  (zitirt  v. 
5.  62,  wo  (Irucuito).  In  einer  liandschrift ,  die  aber  zu  den 
vorzüglichsten  gehört,  nämlich  Pt  4  —  vgl.  Geldner, 
K.  Z.  XXVIII,  s.  403  — ,  steht  auch  hier  das  zu  erwartende 

1)  Gaedicke's  Vermutungen  „das  suffix  -oant  dürfte  ursprünglich 
partizip  zu  ar-  ,gcrn  haben,  hegen,  geuiessen'  gewesen  sein",  und  ^dauD 
wäre  auch  das  suftix  -mant  zu  der  wurzel  am-  ,einsammeln'  zu  stellen' 
(akkusativ  im  veda,  a.  270)  haben  nicht  das  mindeste  überzeugende. 

'^)  Lanman,  a.  a.  o. ,  s.  585.  —  Kijant-  in  ap.  ktjakaram  (verf., 
B.  B.  XIII,  s.  70). 

3)  Zur  terminologie  cf.  Colli tz,  B.  B.  X,  s.  5. 


Ü.  Die  arische  flexion  der  a^jektiva  und  partizipia  auf  nt-,      491 

dreguatö;  s.  noch  s.  492.  Bmauantqm,  wie  Spiegel  und 
Westergaard  zuj.  43.  10  lasen,  ist  in  der  neuausgabe  mit 
gutem  recht  durch  emauatqm  ersetzt.  Die  abschreiber  haben 
sich  zum  teil  durch  das  benachbarte  smauantem  beeinflussen 
lassen.  In  a.  3.  3,  wo  die  gathastelle  zitirt  wird,  steht  sogar 
beide  male  smauantem.  —  Aus  dem  jungem  avesta  kommen 
noch  hinzu:  ra^antö  j.  10.  17,^)  druantö  y.  5.  62  (zitat  aus 
j.  31.  20,  cf.  oben),  beides  gen.  sing. ;  astuainti  j.  19.  6  u.  ö., 
lok.  sing.;  druqipiäj)  jt.  1.  19,  abl.  sing.  fem.  Unsicher  sind: 
earenumantö  fr.  6.  1,  gen.  sing.,  und  baretiavhuanta  jt.  15.  56, 
akk.  plur.  mask.  manauaintim  jt.  10.  79,  81  ist  zweifellos 
verderbt.  Statt  ha^tiimat&in  in  jt.  19.  66  ist  nach  D  ^mantem 
zu  lesen;  cf.  Geldner,  drei  yasht,  s.  45. 

§  3.  Von  diesen  formen  wäre  astuainti  für  normal  zu 
erachten,  wenn  Collitz,  B.  B.  X,  s.  33,  29  im  rechte  wäre 
mit  der  anname,  dass  alle  dreifach  abstufenden  nomina  den 
lok.  sing,  ursprünglich  aus  dem  mittlem  stamm  bilden.  Ich 
glaube  aber  nicht,  dass  das  der  fall  ist.  Im  anschluss  an 
J.  Schmidt,  K.  Z.  XXVII,  s.  308  nehme  ich  vielmehr  an, 
dass  die  lok.  sing,  ursprünglich  nur  dann  nicht  auf  den 
schwachen  stamm  zurückgingen,  wenn  sie  one  suffix  gebildet 
waren.  In  den  gathischen  stücken  ist  uns  leider  keine  lokativ- 
form der  in  rede  stehenden  stammgmppe  erhalten.  Denn 
bezuaiti,  das  Spiegel,  vgl.  grammatik,  s.  260,  261  und  263 
aus  j.  40.  3  als  beleg  dafür  anfürt,  ist  nur  schlechte  lesart 
fflr  bezuaitf,  dat.  sing.*)  Im  jungem  avesta  steht  neben 
asiuointi  auch,  wenn  schon  seltener,  astuaiti,  z.  b.  v.  19.  29. 
Übrigens  kommen  beide  nur  in  formelhafter  Verbindung  mit 
a»huö  vor.  Ein  weitrer  jungavestischer  lokativ  ist  pourumaiti 
j.  U.  2.  —  Über  herezantjß  cf.  §  127. 

§  4.  Alle  andern  avestischen  formen  halten  sich  an  die 
norm.  Abweichende  angaben  in  dieser  hinsieht  beruhen  auf 
falscher  Interpretation  oder  sonstigem  iirtum.  So  wird  bei 
Justi,  handbuch,  s.  394,  §  576  ein  gen.  sing,  barenavhantö 
angefttrt,  und  danach  auch  bei  Spiegel,  a.  a.  o.,  s.  263  und 
Verf.,  handbuch,  §   199.    Aber  an  allen  bei  Justi,  s.  88 

»)  Oder  ist  mit  H  1  ra^antö  —  part.  zu  sra^-  —  zu  lesen  ?  Die  stelle 
ist  nicht  gar  so  einfach.    Man  beachte  auch  mn   mit  der   1.  sing,  praet. 

(inj.). 

>)  Cf.  unten  note  III. 


492  C^r.  Bartholomae, 

zitirten  stellen  steht  in  den  ausgaben  tatsächlich  ^atö.  —  Über 
druantö  v.  o.  62,  das  Justi  (und  Spiegel,  a.  a.  o.,  s.  261  £) 
für  den  akk.  plur.  erkläit,  wärend  dreguantö  an  der  mutter- 
steile als  vok.  plur.  fungiren  soll,  ist  schon  oben  s.  490  das 
nötige  bemerkt  worden.  Vgl.  dazu  noch  verf.,  Z.  D.  M.  G. 
XXXV,  s.  158,  K.  Z.  XXIX,  s.  281.  —  Über  den  angeblichen 
instr.  sing,  bareyiavhuanta  in  jt.  15.  56  cf.  s.  491  und  493.  — 
Statt  aipiucitern  jt.  82.  35  ist  wie  in  §  17  ^^antem  (so  H  6) 
zu  lesen.  —  garemantam  j.  9.  28,  nach  Justi  zu  gam-marU^ 
gehörig,  ist  schlechte  lesart  Itir  ^rram-^jf-tjw,  part.  praes.  akt., 
wie  ich  schon  handbuch,  s.  182,  223  vermutete.  —  asiuantö 
j.  58.  6  und  Uarenavhanta  s.  1.  13  sind  nom.  plur.,  nicht  akk., 
wie  Justi  angibt.  Ebenso  jatumenta  v.  18.  55  (=  Z.-P.-gl 
30.  9),  entgegen  Spiegel' s  angäbe,  s.  262.  In  nemavfient? 
V.  4.  1  entspricht  vh  ar.  si;  die  form  gehört  somit  dem  part 
praes.  an.  Ebenso  tisaianta.9fca  und  haodantöj  die  bei  Spiegel 
aus  versehen  unter  die  tm^if-stämme  geraten  sind,  auruantö 
ist  überall  nom.  plur. ,  auch  jt.  10.  42  {nö  ist  akk. ,  nicht  gen. 
plur.);  wegen  jt.  9.  30  =  17.  50  verweise  ich  auf  Geldner, 
drei  yasht,  s.  116. 

§  5.  Der  akk.-nom.  plur.  neutr. 
hatte  im  arischen  sicherlich  den  starken  stamm  als  grund- 
lage.  Das  verbürgen  rgv.  ghiiavanü,  paMmänti  und  ijduti 
sowie  gd.  mlHauqn  j.  •^.  5  und  jungav.  afsviamuqn  j.  57.  S}) 
Was  die  gathische  form  anlangt,  so  war  ich  früher,  B.  B. 
VIII,  s.  222  im  irrtum,  als  ich  sie  auf  einen  stamm  mlzdamn- 
zurückfüren  wollte.  Der  ausgang  -an  geht  nicht  auf  ar.  -an, 
sondern,  wie  in  der  3.  plur.  konj.  akt.  hauqn  =  ai.  hluivan, 
auf  urar.  -dnt  zurück;  und  was  die  bildung  angeht,  so  stellt 
sich  mUdaJuaj^  (aus  ar.  ^'i/(7?/f)  zum  ai.  ghiiäjvauti ,  wie  av. 
dajynqn  (aus  ar.  ^man)  zum  ai.  dhajmani  und  av.  vareK']ahi 
(aus  ar.  ^äsi)  zum  ebenfalls  av.  manjd  (aus  ar.  ^ä^);  \^1. 
hiezu  verf.,  A.  F.  11,  s.  105  f.  Ebenso  ist  afsnuimuqn 
gebildet,  eine  form,  auf  welche  ich  später  nochmals  werde 
zurückkommen  müssen  (s.  494  f.). 

Im  indischen  wurde  -anti  schon  frühzeitig  durch  -anti, 
aus  der    mittlem  Stammform,   ersetzt.    Der   SV.    bereite  hat 

1)  Die  stelle  mit  dtnz^qn  jt.  //.  2  ist  grammatisch  nicht  klar. 


n.  Die  arische  flexion  der  a^jektiva  und  partizipia  auf  nt-,      493 

das  kurze  a  (vgl.  Whitney,  a.  a.  0.,  §  454c);  ebenso  der 
padatext  zum  RV. 

§  6.  Angeblich  abweichend  gebildet  ist  k^imdti  RV.  4. 
2.  18;  man  hat  es  als  akk.  plur.  ntr.  genommen  und  Lanman, 
a.  a.  0.,  s.  516  erklärt  es  für  „the  most  probable  instance  of 
the  confusion  of  strong  form  and  weak".  Ich  sehe  aber  gar 
keinen  grund,  warum  man  k^umäti  anders  fassen  soll,  als  es 
S  a  j  a  n  a  (und  Ludwig)  tun :  es  ist  lok.  sing.  Nur  scheint  mir 
deren  ergänzung  unstatthaft.  Und  auch  ganz  überflüssig. 
jütJiSva  kmwhati  pd&vö  will  einfach  besagen  „wie  Viehherden 
bei  einem  wolhabenden". 

§  7.  Auch  die  avestasprache  ist  nirgend  von  der 
arischen  bildungsweise  abgewichen.  Warum  panamnta  im 
Z.-P.-gl.  gerade  nom.  plur.  neutr.  sein  soll,  wie  Hang  will, 
ist  nicht  abzusehen,  jätumenta  (ebd.)  ist  zitat  aus  v.  18.  55, 
cf.  oben  s.  492 ;  daselbst  auch  über  barenavhuanta  jt.  15,  56 ; 
Darmesteter's  Übersetzung,  die  das  wort  als  akk.  plur. 
neutr.  nimmt,  ist  so  gezwungen  wie  nur  möglich;  bar^  ist 
selbstredend  epitheton  zu  vaJca,  cf.  verf. ,  altir.  verbum, 
s.  199;  das  blosse  vaJca  kann  doch  unmöglich  „with  my  own 
voice"  bedeuten. 

§  8.  Isolirt  steht  sauavhaitis  v.  19.  87,  der  form  nach 
ein  instr.  plur.,  aber  als  akk.  plur.  neutr.  verwendet,  epitheton 
zu  damqn.  (Spiegel' s  Vorschlag  im  kommentar  I,  s.  450  ist 
wegen  j.  71.  b,  6  nicht  annehmbar.)  Ein  gleicher  fall  wird 
uns  noch  beim  part.  praes.  begegnen  (§  121).  Vgl.  Hübsch- 
mann, zur  kasuslehre,  s.  267;  verf.,  handbuch,  s.  68; 
Geldner,  K.  Z.  XXVH,  s.  225  f. 

§  9.  Der  nom.  sing.  mask. 
weist  eine  reihe  verschiedener  bildungen  auf.  Das  avestische 
-U^s  kann  einem  urarischen  -uants  oder  -uflnts  entsprechen; 
av.  'U^  lässt  sich  nur  auf  -uas  zurückfüren,  ein  ausgang,  der 
keinesfalls  aus  der  suffixfonn  uant-  oder  mnU  entsprungen 
sein  kann.  Das  altindische  -van  geht,  wie  dessen  sandhiform 
vor  vokalen :  -vq  aufs  klarste  dartut ,  zunächst  auf  -viis  und 
weiter  auf  -vayis  zurück. 

§  10.  J.  Schmidt,  K.  Z.  XXVH,  s.  392  f.  hat  flir  aUe 
nichtpartizipialen  nf-stämme  -an  als  urindischen  nominativ- 
ausgang  angesetzt;  änlich  auch  Osthoff,  M.  ü.  I,  s.   263 

Zeitschrift  fttr  vergl.  Sprachf.  N.  F.  IX.  5  u.  6.  32 


494  Chr.  Bartholomae, 

(s.  jedoch  a.  o.  IV,  s.  172).  Nehmen  wir  einstweflen  an, 
dieser  ansatz  sei  richtig.  Dann  liegt  es  nahe  genug  ai.  tvävän 
und  av.  pwau({s  zu  identifizireu.  An  der  gleichheit  von  ai 
kfidjau  und  av.  ^.^ajKi.v  hat  ja  wol  noch  niemand  einen  zweifei 
gehegt.*)  Av.  -q/?  aber  kann  ebensowol  langes  als  kurzes 
arisches  a  enthalten;  vgl.  z.  b.  die  sigmatiseben  aoristformen 
sqs  =  ar.  *.%ants  (ai.  ä/chau),  vqs  =  ar.  *vänst  u.  a.,  cf.  ver£, 
K.  Z.  XXIX,  s.  2H8  f.  Und  der  hinweis  auf  gr.  j^a^m^  ist  aoch 
nicht  geeignet,  den  ansatz  eines  arischen  ansgangs  ^u^nts  fBr 
av.  pwaims  zu  befürworten,  da  -€tg  ebenso  gut  idg.  -u^üs  als 
'Uents  vertreten  kann;  vgl.  G.  Meyer,  griech.  grammatik*, 
§  298,  Brugmann,  grundriss,  §  611. 

§  11.  J.  Schmidt  hat  aber  die  identitätsfrage  von 
tvävan  und  pivauqs  überhaupt  nicht  erörtert;  ebenso  wenig 
verf.,  A.  F.  I,  s.  53.  Beiden  galt  ptvauqs  fttr  eine  nen- 
bildung  nach  dem  muster  der  partizipialstämme.  Dagegen 
wird  von  J.  Schmidt  der  indische  ausgang  -an  gleich  gr. 
-eov  in  q)6Q(av,  kaßdv  gesetzt,  wäreud  -an  der  partizipien 
(=  av.  -qs)  mit  gr.  -ovg,  -etg  in  Sovg,  )^aQ{Big  u.  s.  w.  zu- 
sammengestellt wird. 

§  12.  Nun  ist  es  ja  klar,  dass  -wv  nicht  erst,  wie  man 
das  früher  w(»l  angenommen  hat,  auf  griecliischem  boden  aus 
'Onts  oder  -onfs  erwachsen  sein  kann ,  ebenso  wenig  wie  da^ 
-/(  {hv)  in  fiMu  auf  litauischem  aus  *sr'donts.  Aber  für  das 
vorausgesetzte  altindisclie  -du  ist  der  entsprechende  beweis 
nicht  zu  erbringen.  Denn  das  avestische  afsmatiiuqn  j.  o7.  8. 
durch  das  .T.  Schmidt  seine  meinung  fiir  bestätigt  erachtet, 
ist  ganz  siclieilich  keine  nominativfonn.  Die  berufung  auf 
v.  18.  70  ist  ganz  nutzlos.  Wegen  des  dortigen  afs^nnmu^ 
—  wie  wenigstens  die  ausgaben  haben  —  verweise  ich  aul" 
Hang,  S.  B.  A.  W.  \Wh  IL  s.  jV^T  und  J.  Darmesteter. 
S.  B.  E.  IV,  s.  202,  woraus  sicli  zum  mindesten  so  viel  ergibt 
dass  es  keinesfalls  nach  J.  Schmidts  Vorschlag  mit  ^metrisch 
rezitirend"  übersetzt  werden  kann.  Die  worte  afsmanrnj^ 
vaJia.stasthjaJf  in  j.  '>/'.  H  sind,  ebenso  wie  aimmn  /frai^Idifhio 
fra^sTüiti  in  j.  />.  14,  eine  später  in  den  text  geratene  glosse, 
welche  sich  auf  die  art  und  weise  des  Vortrags  der  heihgen 
Schriften    bezieht,     afhnaniuqn    Ist,    wie    schon    oben   gesagt 

1)  Über  (leren  alter  s.  unten  §  114. 


n.  Die  arische  flexion  der  a(]jektiva  und  partizipia  auf  f)^.      495 

wurde,  die  gleiche  kasusform  wie  gdi  mlldauqn,  also  akk. 
plur.  neutr.;  es  bedeutet  „das,  was  verszeilen  enthält,  das 
metrisch  abgefasste".^)  vaJcastaMimJ)  kann  auch  nicht  besagen 
„nach  dem  text".  Denn  das  Substantiv  vaKastastai-  bedeutet 
gar  nicht  text,  sondern  —  wie  aus  Haug's  mitteilungen 
über  das  „tsim  i  gasan**  in  S.  B.  A.  W.  1872,  s.  97  klar 
hervorgeht  —  vielmehr  „Strophe".  Das  adverb  vaKastastiuaJ> 
ist  also  Je  nach  den  Strophen" ,  das  soll  wol  heissen :  ent- 
sprechend den  für  die  einzelnen  Strophen  geltenden  Vorschriften. 
Manche  derselben  nämlich  mussten  zwei-,  drei-,  auch  viermal 
hintereinander  hergesagt  werden;  vgl.  das  10.  kapitel  des 
vendidad. 

§  13.  J.  Schmidt  ging  bei  seiner  gleichsetzung  von  ai. 
-an  mit  gr.  -a>y  von  der  Voraussetzung  aus :  bei  Stammklassen, 
welche  sigmatische  und  unsigmatische  nominativbildung  neben 
einander  aufweisen,  kam  prinzipiell  die  erstere  nur  den  ein-, 
die  letztere  nur  den  mehrsilbigen  zu;  z.  b.  ai.  säkha  >  ras: 
i-stämme,  ä^ma  >  xf^hujk^äs:  nasalstämme;  vgl.  K.  Z.  XXVI, 
s.  408,  XXVII,  s.  392;  angenommen  von  Stolz,  I.-M.  H.  11, 
s.  204.  Aber  den  beweis  für  diesen  satz  kann  ich  nicht  für 
erbracht  halten. 

Z.  b.  ai.  päfiihäs  (i-stamm)  ist,  wie  av.  pantd  —  Aog. 
77  ff.;  Verf.,  Z.  D.  M.  G.  XXXVII,  s.  292;  neuausgabe, 
schluss  des  jasna  —  zeigte  keineswegs  so  jung,  als  es  bei 
J.  Schmidt,  K.  Z.  XXVII,  s.  371  f.  vermutet  wird.  Mögen 
immerhin  der  akk.  sing,  jmnthanam  und  der  nom.  plur.  p&n- 
thanasy  die  ja  wegen  av.  pantanem,  payitänö  ebenfalls  als 
bereits  arisch  angesehen  werden  müssen,  eine  nominativform 
pdntha  (=  av.  panta,  ai.  ?pdnthä,  cf.  Lanman,  a.  a.  0.,  s.  441) 
zur  Voraussetzung  haben:  so  ist  doch  damit  deren  Priorität 
vor  panthas  noch  keineswegs  dargetan.  Ai.  pänthas,  av.  pantd 
und  gr.  novToq  (das  mit  J.  Schmidt,  a.  a.  0.,  s.  373  auf 
älteres   *7iovT(og   zurückzufüren    ist)    deuten    übereinstimmend 


«)  Geldner's  etymologie  von  afsman-  in  Studien  I,  s.  172  ist  unhalt- 
bar. Av.  hihdnii  etc.  haben  mit  der  wurzel  hhandh-  nichts  zu  schaffen, 
sondern  gehören  mit  gr.  n^iff],  lat.  pedica  zusammen,  wie  schon  J.  Schmidt, 
K.  Z.  XXV,  8.  55  richtig  angibt.  Bezüglich  der  „tatsache,  dass  d  in  einigen 
fällen  vor  m  in  s  übergegangen  ist,"  verweise  ich  jetzt  auf  A.  F.  II, 
s.  86.  Danach  ist  auch  das  bei  Brugmunn,  grundriss,  §  94.  1  gesagte 
zu  berichtigen. 

32* 


496  Chr.  Bartholomae, 

auf  ein  ursprachliches   *2)6nthös  hin.    Ar.  pantha  aber  (=  ay. 
panta)   ist   die   in   irgend   welcher   satzstellung  lautgesetzlich 
eingetretene  sandhiform  zu  pantMs;  vgl.  Brugmann,  gnmd- 
riss,   §  550.   3.*)     Ich   verweise   in   dieser   hinsieht  auf  die 
metaplastischen  nom.  plur.  und  du.  avest.  söijn-a.patiö ,  ?ränar 
panö  und  pem.paiia  zu  dem  thema  ^pä-.    Auch   sie  setzen  ja 
einen  nominativ  auf  a  voraus,  „der  dem   der  /i -stamme  gleich 
gelautet  hat,    denn  sonst  wäre  der  metaplasmus  nicht  mögUch 
gewesen".    Aber  gerade  ja  nach  J.  Schmidt's  regel  durfte 
der  nom.   sing,   zu   dem   einsilbigen  stamm  pa-  nur  auf  -ds 
ausgehen;  cf.   ai.  paraspäs.    Auch  jungav.  voepraj^  und  al 
vjrtrajhä,  gd.   verep7'emj(fä,  sarejga  (verf.,   A.  F.  IQ,   s.  32) 
flire    ich    auf   arische    satzzwülinge   zurück.    —    Ein   weitrer 
sigmaüsch   gebildeter   nominativ   eines   mehrsilbigen   Stammes 
ist,  sofern  die  Überlieferung  richtig,  gd.  adud  j.  31.  2  gegen- 
über ai.  ädhva  zu  ddhuan-  „weg".    Es  ist  aber  warscheinlich 
adua  zu  schreiben,  mit  der  handschrift  K  37,  die  auch  sonst 
allein  die  richtige  lesart  bewart  hat;  z.  b.  zu  j.  29.  3  hai^i, 
vgl.  verf.,  a.  a.  o. ,  s.  33.  —  Sigmatisch  auch  av.   aturs  — 
älteste  stelle  j.  56*.  3,  wozu  Geldner,  K.  Z.  XXVU,  s.  588 
—  zum  stamm  atar',  den  mit  J.  Schmidt  für  ein  kompositnm 
zu  erklären  meines  erachtens  jeder  anhält  fehlt.     Vgl.  dazu 
von    Fi  er  1  in  g  er,    ebd..   s.   334  f.   —  Bemerkensweit  sind 
endlicli   die   oskischen   iiominative    uittiuf  und  fruldnünf,  wo 
-inf  aus  'iön,^  hervorgegangen  ist.  —  Auf  den  jungavestLschen 
nominativ  pr'uafd  ist  nicht  viel   gewiclit  zu  legen ;    vgl.  dazu 
J.  Schmidt,  K.  Z.  XXVI,  s.  40H,  der  einen  alten  rt^^-stamm 
zu  gründe  legen  will.   Wegen  huinjd  neben  tanruairi  s.  §  W. 
Zur  Unterstützung  seiner  ansieht  weist  J.  Schmidt,  K.  Z. 
XX Vir,  s.  iV.n  darauf  hin,  „dass  der  entsprechende  gegensatz 
sich  auch  im  lok.   sing,   zeigt,   welchen   einsilbige   stäts  mit  /, 
mehrsilbige   aber  vieltiicli   noch   sulfixlos  bilden".     Aber  auch 
hier  ist  die  Scheidung  keine  konseciuente.     Av.  dqm  j.  48,  7. 
4fL  4  (,  wo  dqif  geschrieben  ist),  10,  vsp.  14.  2  ist  doch  ganz 
unzweifelliaft  ein  suflixloser  lok.   sing,   des  einsilbigen  Stamms 
dam-    „haus"    (vgl.    verf.,    handbuch.    §    221;    B.    B.   VIII. 
s.   213;   Geldner,    K.   Z.  XXVII,   s.   240),   und   gewiss  ist 
dam  nicht  für  eine  junge  bildung  anzusehen.    Das  gleiche  gilt 

')  Cf.  unten  note  IV. 


J 


n.  Die  arische  flexion  der  adjektiva  und  partizipia  auf  nt-.      497 

von  gd.  kam  j.  44.  20  und  ai.  Ikam  [1)  und  2)];  beide 
sind  infinitivisch  gebrauchte  lok.  sing,  des  wurzelstamms  kam-, 
ersterer  aus  der  starken,  letzterer  aus  der  mittlem  form  ge- 
bildet; vgl.  das  verhältniss  von  gd.  Kdsm^ng,  Kdsmqm  zu  ai. 
hhüman  und  dazu  verf.,  handbuch,  §  215,  Brugmann, 
I.-M.  H.  n,  s.  621.  Die  grundbedeutung  des  ar.  kam  ist  „zu 
gefallen,  zu  liebe,  um  .  .  .  willen";  cf.  verf.,  K.  Z.  XXVIII, 
8.  11,  Geldner,  B.  B.  XH,  s.  98. 

Nach  alledem  kann  ich  J.  Schmidt' s  regel  für  die 
bildung  des  nom.  sing,  nicht  für  ei-wiesen  erachten.  Es  bleibt 
an  sich  unverwehrt  für  av.  Jmauq^s  einen  ursprachlichen  aus- 
gang  'UBnts  anzusetzen.^) 

§  14.  Es  wurde  oben  §  11  erwänt,  dass  man  Jnvaims 
für  eine  neubildung  nach  der  deklination  der  partizipialstämme 
ausgegeben  hat.  pivauqs  findet  sich  flinfmal  in  den  hymnen. 
Von  gleichartigen  nominativbildungen  lassen  sich  im  Jüngern 
avesta  noch  belegen:  Jcuqs  j.  19.  20,  20.  4  und  huqs  v.  8.  31. 
Ersteres,  für  */cluqs  stehend  (verf.,  handbuch,  §  91a 
anm.  4),  stellt  sich  zu  ai.  Mvatas.  huqs  steht  für  *huauqs, 
wie  Spiegel,  kommentar  I,  s.  253  richtig  gesehen  hat.  Die 
Worte  kö  huqs  da^ö  kö  vispö  da^ö  besagen:  „wer  ist  ein 
teufel,  wie  sie  (die  teufel)  selber  [d.  i.  wer  ist  ein  leibhaftiger 
teufel],  wer  ist  ein  ganzer  teufel?" 2) 

Wie  leicht  zu  sehen,  gehören  alle  drei  stamme  auch  hin- 
sichtlich der  ableitung  und  bedeutung  aufs  allerengste  zu- 
sammen. Sie  gehen  auf  ein  pronomen  zurück,  und  das  suffix 
uant'  hat  bei  ihnen  die  besondre  bedeutung  „änlich,  gleichend" ; 
cf.  Whitney,  a.  a.  0.,  §  1233d.  Ein  nom.  sing,  auf -i|d 
aber  kommt  bei  solchen  stammen  nirgend  vor. 

§  15.    Nach  Justi,  a.  a.  0.,  s.  33b  soll  freilich  aud  als 


*)  Richtig  scheint,  dass  es  keinen  einsilbigen  nominativ  gibt,  der 
arsprönglich  unsigmatisch  gebildet  ist.  dvj  „haus**  ist  nicht  nom.,  wie  ich 
früher  glaubte  annehmen  zu  dürfen,  sondern  akk.,  an  allen  stellen  ausser 
«  392,  wo  Goebel,  Leutsch*s  philologus  XVIII,  s.  221  vorschlägt  ^(o/ua 
für  ol  d(o  zu  lesen.  Überall  steht  cfo»  am  ende  des  yerscs,  und  das  erklärt 
yieUeicht  den  verlust  des  auslautenden  y;  vgl.  G.  Meyer,  griech.  gramm.*, 
§  306.  —  Bury*s  schöne  etymologie  von  cTw  aus  *doav,  *<fov  in  B.  B.  XII, 
s.  242  wird  schwerlich  viele  gläubige  gefunden  haben. 

*)  Dazu  als  adverb  h^aß  v.  7.  47,  49  „so  wie  sie  (die  erde)  selber" 
(zems  ist  nom.  plur.)  und  als  akk.  mask.  h^^antem  jt.  13.  146  „so  wie  ihn 
(den  Ahura  Mazdah)  selber''. 


41M  Chr.  Hartholomae, 

noi«.    sing,   zu   nunnt-  gehören.    Diese   bestimmang  aber  ist 
ganz    siclier    falscli.     Es    gibt   gar   keinen    pronominalstamiD 
aufint'  „dieser,  ein  solcher",  und  was  Justi  darunter  aufiürt, 
gehört  in  der  tat  entweder  zu  aua-  Jener,   der  dorf^,  oder 
zu  amuant'  „so  wie  jener,  solch",   oder  endlich   zu  a^fawfd- 
d.  i.  a  +  banta^  (verf.,  a.  a.  o.,  §  137  anm.  2)  „nichtkrank, 
gesund".    Letzteres  gilt  fiir  die  stelle  jt.  5.  65.     Zu  aumani- 
ist  auaifi  j.  19,  7,  au(it(t  jt.  14,  (JO  (doch  vgl.  die  parallelstelle 
jt.  5.  69),   V.   2.   20  und  arnj)  v.  6.   10,   17.   7,  j.  28.  4  zu 
ziehen,     ^ya^  st^ht  dabei   fiir  ^umc^^  nach  verf.,   a.  a.  o^ 
§  (>0    anm.  3.     Zu  j.   19,  7   hat   S    1    T^irklich    die   zu  er- 
wartende fomi  auauaiti',  vgl.  auch  das  kurz  vorher  in  allen 
handschriften  überlieferte  auauaitiay  sowie  j.  65.  3,  jt.  13.  (>. 
Ebenso  finden  sich  zu  v.  5.  14,  7.  51   in  den  handschriften 
neben  einander  auauantem  und  amnfem.    Der  Untergang  der 
einen  silbe  wurde  durch  den  reim  auf  jaj/anf-  begünstigte,    k 
der  tat  aber  ist  das  korrelativum  zu  jauant-  (oder  jäuant-) 
vielmehr    auäuattt-    (oder    a^taunnt-),    —    Zum    thema    am- 
endlich  gehört  auaß  an  den  übrigen  bei  Justi  verzeichneten 
stellen,  sowie  aud  in  v.  S.  20  =  9.  49 ,  wärend  aud  in  jt.  10. 
46  offenbar  eine  korruptel  fiir  aua  oder  auö  (=  ai.  aväs)  ist, 
wie  sclion   Geldner,   nietrik,   s.   70  richtig  angegeben  hat. 
aud  in  v.  o.  20  (^der  dort  bereut  alles,   was  er  in  gedanken, 
wort  und  werk  gesündigt  hat")  ist  eine  nominativbildun^  ^^^e 
hd  (ai.  a-saft),   richtiger   Jitm;   cf.   verf,   B.   B.   IX,   s.  'Ml 
:](){)  f..  oK).     Ich  fiire   '^nnäti   auf  idg.    *aii<t  (der  erste  vokal 
nach    seiner   (lualität  unbestimmbar)   +    "   zurück,    und  ver- 
gleiche   avo   nach    seiner   bildung   dem    gr.   iyco,^)    Wie  nun 
beim  pronomen  der  1.  person  neben  der  nominati\i'orm  auf -y 
noch  eine  zweite  auf  -ow  l)estand,   die   sich  im  ai.  aJiäm,  av. 
mrw,  sl.  (un  (.  got.  /7;)  erhalten  hat,  so  gab  es  neben  auö  einen 
zweiten  nom.   sing.   *auom.  der  sich   im   avestischen  zu  aom 
gestalten   musste,  —  und   tatsächlich   gestaltet  hat.    Deutlich 
findet  er  sich  jt.  19.  :)-^).   :>(>,  ;]X:   aom   hareno   hangc^n'uak^f^ 
mipro  ja  vofinf.f/aoiaoifis  (,  l)zw.  vtso  puprö    äpuiänöi^,   uanT- 
wand    keresa.^po),    wo    man    aom    ganz    mit   unrecht  als  akk. 

«)  Anders  Wackcrnagel,  K.  L.  III,  s.  05.  Dass  ar.  *s7iu  {=  av.  äs«) 
auf  sa  (=  gr.  o)  +  u  zurückgeht,  ist  mir  nicht  warscheinlich.  Dem 
griech.  ov[-io<;  entspricht  ai.  sö\  s.  Grassmann,  Wörterbuch,  sp.  U3<. 
Vgl.  unten  note  II  über  o,  pro  etc. 


II.  Die  arische  flexion  der  adjektiva  und  partizipia  auf  nt-,      499 

sing,  neutr.  mit  barenö  hat  verbinden  wollen,  aom  weist  im 
voraus  auf  die  im  folgenden  näher  bezeichneten  personen  hin. 
Auch  in  v.  18,  37  ist  aom  des  Satzes  aom  aihh^  asti  iizuare- 
zem  mit  rücksicht  auf  die  vorausgehende  frage  Äis  aihh^  asti 
uzudrezem  als  nom.  sing.  mask.  zu  nehmen;  der  fehler  steckt 
beide  male  in  uzuarezem,  wofür  ^zö  zu  erwarten  wäre.  Der 
akk.  sing,  neutr.  zu  aua-  lautet  stäts  außt^  (=  ap.  avä).  In 
V.  9.  14  (aom  srum)  und  jt.  10.  128  flf.  ist  aom  akk.  sing, 
mask.;  in  der  jaststelle  ist  wol  aredem  hinzuzudenken.  — 
Was  aydntein  jt.  8.  50,  10,  1  anlangt,  so  hat  es  weder  mit 
auO'p  noch  mit  auauap  etc.  etwas  zu  schaffen,  au^  steht  nach 
verf.,  handbuch,  §  137  anm.  2  für  a-w^  und  ist  akk,  sing, 
des  part.  praes.  akt.  zu  hha-  +  (^  „erscheinen  wie,  scheinen 
zu   sein**;  also:  „ich  machte  ihn  erscheinend  an  .  .  wie  mich 

selbst";   vgl.  ai.  hhä-  +  tn  im  P.  W. Nur  6ine  form 

scheint  in  der  tat  einen  demonstrativstamm  auant-  Jener" 
vorauszusetzen,  d.  i.  auaßbiö  jt.  5.  85  =  132.  Berücksichtigt 
man  aber,  dass  zum  dat.  plur.  au<ij)hiö  sterebiö  der  nom.  und 
akk.  plur.  auf  stärö  lautet  (v.  9,  41 ,  jt.  12,  28  flf.) ,  und  dass 
der  akk.-nom.  sing,  neutr.  auaj)  die  bedeutungen  „iUud"  und 
„tofe*'  in  sich  vereinigt,  so  wird  man  schwerlich  in  jenem 
mapHö  etwas  andres  sehen  wollen  und  dürfen  als  eine  ver- 
einzelte und  späte  analogiebildung  nach  dem  nf-stamm.^) 

§  16.  Die  aus  pronomina  gebildeten  ucint-simnme  bilden 
also  ihren  nom.  sing,  one  ausname  —  acht  mal  —  auf  -qs. 
Umgekehrt  findet  sich  dieser  ausgang  niemals  bei  adjektiven 
auf  nt'  von  possessiver  bedeutung,  wärend  hier  der  ausgang 
-d,  der  dort  ganz  fehlt,  zu  dutzenden  von  malen  belegbar  ist. 
Ich  frage  nun;  kann  diese  durchgehende  Scheidung  auf  blossem 
Zufall  beruhen?  Niemand,  meine  ich,  wird  diese  anname 
gutheissen  wollen. 

§  17.  Nun  würde  man  ja  die  Verschiedenheit  one  weiteres 
begreifen  können,  wenn  sich  zeigen  liesse,  dass  ein  stamm  wie 
puauant'  „einer  wie  du"  den  partizipien  des  praesens,  denen 
er  die  nominativbildung  entlelmt  haben  soll,  seiner  bedeutung 
nach  irgend  näher  stünde  als  anrnuant-  „kraftversehen"  u. 
änl.  Das  ist  aber  ganz  gewiss  nicht  der  fall.  Man  würde 
die  Verschiedenheit  auch  dann  begreifen   können,   wenn  das 


>)  Vgl  auch  noch  unten  note  X. 


500  ^^r*  Bartholomae, 

avestische  eine  scliulmässig  durchgebildete  spräche  wäre.  Dann 
liesse  sich  annehmen,  die  Scheidung  von  -d  und  -qs  nach  den 
beiden  Wortklassen  sei  an  stelle  eines  Mher  beliebigen  ge- 
brauchs  beider  ausgänge  bei  allen  M^stämmen  getreten.  Aber 
auch  davon  kann  ja  keine  rede  sein.  So  bleibt  denn  scUiess- 
lich  nur  melir  die  alternative:  entweder  die  diflferenz  zwischen 
ptväuqs  und  amuuä  ist  eine  ursprüngliche ,  oder  aber :  Ptväuqs 
hat  den  alten  nominativausgang  gewart,  und  aniaud  ist  neu- 
bildung.  Wie  aber  diese  frage  zu  entscheiden,  das  ergibt  sidi 
aus  der  einfachen  erwägung,  dass  -i/d  nun  und  nimmer  aus 
der  suflSxform  uänt-s  auf  rein  lautlichem  weg  hervor- 
gegangen sein  kann.  So  gelange  ich  denn  zu  einem  resnltat^ 
das  dem  von  J.  Schmidt  gewonnenen  gerade  entgegen- 
gesetzt ist:  in  piväuqs  ist  uns  jene  nominativbildung  erhalten, 
die  wir  bei  den  uctiit-  adjektiven  für  die  älteste  anzusehen 
haben ;  und  die  gleiche  bildung  weist  auch  das  gr.  /apuig  aof. 

§  18.  Es  handelt  sich  nunmehr  weiter  darum  zu  er- 
mitteln, ob  der  dem  av.  -qs,  gr.  -ng  zu  gründe  liegende 
ursprachliche  ausgang  kurzen  oder  langen  vokal  gehabt  hat; 
cf.  oben  s.  493  f.  Wenn  luerttber  überhaupt  eine  entscheidung 
getroflfen  werden  kann,  so  ist  das  nur  mit  hülfe  des  indischen 
möglich,  welches  die  alte  Quantität  der  vokale  nicht  nur  in 
der  ausspräche  gewart  hat,  sondern  auch,  und  dies  im  ge^en- 
satz  zum  avestischen,  in  der  sclirift  klar  zum  ausdruck  bringt. 
Wären,  wie  J.  Schmidt  es  annimmt,  nmavnu  und  tvardii 
die  urindischen  formen ,  so  würde  ich '  unbedenklich  ai.  -vän. 
av.  -?/^/.*?  und  gr.  -ei;  auf  ein  idg.  'U('nts  zurückfiiren.  Aber 
der  urindische  ausgang  ist  eben  nicht  -fm,  sondern,  nach  aus- 
weis  der  sandhiformen ,  -fh)f<^  und  zwar  gemeinsam  für  beide 
Stammklassen,  für  amava)it-  wie  für  tvnvani-]  vgl.  KV.  1.  12. 
9,  .^2.  10,  ()2.  12  und  /.  si.  o,  1()5.  0,  189.  G  u.  s.  w.^  ^^^ 
erhebt  sich  denn  die  frage,  c)])  dieser  ausgang  mit  av.  -(^ß 
und  gr.  -fig  aus  dei*  gleichen  grundform  hergeleitet  werden 
kann  oder  nicht. 

§  19.  Ich  glau])e,  wir  sind  berechtigt  diese  mögliclikeü  zu 
bejahen,  und  zwar  auf  grund  eines  indoiranischen  lautgesetzes. 
das  sich  so  formulii'en  lässt: 

»)  Nicht  auf  -lins  zurückfürendes  -nn  bleibt  vor  vok-ilen  unverändert 
cf.  galchnn  üttarn  RV.  W.  10.  10,  vahnti  d^  i.  84.  18:  3.  plur.  praet.  Zu 
mah^  cf.  §  128. 


II.  Die  arische  flexion  der  adjektiva  and  partizipia  auf  ni-.      501 

„Ein  zwischen  nasal  und  geräiisciüaut  stehender  ari- 
scher  verschlusslaut  hatte  bereits  zur  zeit  der  arischen 
Sprachgemeinschaft   eine   bestimmte   Veränderung   (reduk- 
tion)  erfaren,  welche  demnächst  in  den  arischen  einzel- 
sprachen zu  seiner  völligen  Verdrängung  flirte." 
Zur    Chronologie    dieses    gesetzes    s.   §   48.    —    Ob    die 
reduktion  im  arischen  allgemein  stattfand  oder  etwa  nur  in 
unbetonten    silben,    ist   nicht    auszumachen.     Das   avestische 
spricht  filr's  erstere.  —  Nicht  unter  das  gesetz  fallen  natür- 
lich idg.  f ,  dy  kl  und  //i ,  welche  schon  zuvor  in  Spiranten  über- 
gegangen waren.  ^)  —  Zu  dem  angenommenen  lautwandel  vgl. 
Victor,  elemente  der  phonetik*,  s.   217:    „Zwischen  gleich- 
artigen nasalen  und  folgenden  andern  konsonanten  geht  (im 
deutschen)   der   verschlusslaut   oft    verloren,    .   .   .  besonders 
wenn  der  dritte  laut  ein  verwanter  reibelaut  ist."    Als  bei- 
spiele  dienen  pumte  zu  pumpeyi  und  lame  (liasta). 

Das  be Weismaterial  flir  obiges  lautgesetz  ist  das  folgende : 
I.  Aus  dem  iranischen.^) 

§  20.    Av.  pavtaohmn  j.  19.  7  u.  ö.,  akk.  sing,   von  ar. 

*pavittasua';  ein  ar.  *pavktasuctm  wäre  av.  *pq}ftaohum  geworden. 

Av.  frqsy  apqs^  parqs  j.  9.  11  u.  ö.,  nom.   sing,  aus  ar. 

prävJc-,  dpävk'y  paravk-]  =  ar.   *praüfc5;  aus  *prävks  wäre  av. 

*frqfi8  hervorgegangen. 

Ay.  paitiqs  jt^,  21,  27  (so  zu  lesen!),  nom.  sing,  aus 
ar.  *patiavk';  =  ar.  *patiavi^f  cf.  eben.^) 

Av.  J)bisianbiö  j.  68,  13  u.  ö.,  herezanhia  j.  i.  11  u.  ö., 
eufn-ezmibiö  v.  5.  40  (d.  i.  euer^zieyi%ö ,  cf.  verf.,  handbuch, 
§  95  a  anm.  1):  dat.  plur.  und  dual,  aus  part.  praes.  akt.; 
=  ar.  ^anjbhi^.  Ar.  ^andbhi^  hätte  av.  ^qdbi^  ergeben  müssen. 
Hierher  gehört  vielleicht  auch  stenhia  im  Z.-P.-gl. 

Die  übrigen  avestischen  beispiele,  bei  welchen  die  ur- 
sprachliche gruppe  nts  zu  gründe  liegt,  z.  b.  asqsap  =  urar. 
*a$häntsat,  sqs  =  urar.  *.^hä7its(t)  u.  s.  w.  lasse  ich  bei  seite. 
Sie  sind  one  beweiskraft,  da  idg.  7its  das  t  ja  unter  allen 
umständen  einbüssen  musste. 


»)  Cf.  unten  note  V. 

«)  Cf.  verf.,  handbuch,  §  7«,  78,  90  und  130  anm. 

')  Im  Aog.  60  ist  statt  des  bandschriftlichen  usiqs  taKT)  nisiqn  (bei 
Geiger  u^ias  taJcö  niiq)  vielmehr  usiqS  ta/cö  niq^  (=  ai.  *üdjav  —  vgl. 
üdiUn  — -  tdkajfh  njav)  zu  lesen.    Vgl.  jt.  10,  lli/rqi  ta/cö. 


502  Chr.  Bartholomae, 

§  21.  Nicht  verschweigen  will  ich  es,  dass  im  avesta 
auch  zwei  ausnamen  von  jenem  gesetz  ezistiren :  rq/ßi^uü-  jt 
10,  27,  7H,  j.  12,  4')  und  prqfeda-  j.  9,  20,  57.  14,  jt.  13.  42, 
100,  19,  8(>.  Aber  es  sind  doch  nur  scheinbare  ausnamen. 
Was  rqfibiant'  anlangt,  so  ist  zu  bemerken,  dass  ein  etymo- 
logisch wertloses  //  vor  s  (und  konsonant)  auch  sonst  mehr- 
fach vorkommt;  cf.  verf. ,  B.  B.  XIII,  s.  Gb  f.  Das  etymon 
von  rqlßintit'  ist  nicht  klar.  Ist  es  vielleicht  ein  part  fiit? 
Dann  liesse  sich  die  gruppe  qf/s  auch  aus  neubildung  erklären. 
[Ein  zweites  wort  mit  qJß:  ahqJista-  ist  offenbar  eine  junge 
zusammenrttckung  aus  a  +  liam  +  h^^'j^)  Weibt  also  ausser 
betracht.]  —  Das  andre  beispiel,  prqfedor,  ein  part  perf. 
pass.  mit  tha-  verrät  sich  schon  durch  die  abnorme  wurzel- 
gestalt  —  mittlere  statt  schwache  form,  cf.  dagegen  ti^dii-, 
dru/fda-  (jt.  10,  17),  here/fda ,  als  eine  junge  bildung. 

II.   Aus  dem  indischen. 

§  22.  In  der  rk-  und  atharvasahita  kommt  die  Verbindung 
nasal  +  verschlusslaut  +  geräuschlaut  nur  ganz  selten  vor. 
Die  gruppe  -yits'  finde  ich  nur  in  drei   sigmatischen  aorist- 
formen aus  /{hand',  nämlich  /chantsi^,  khantsat^  und  äfchäntmr\ 
alle  im  rgveda.    -üks-  ist  im  RV.  nicht  zu  belegen;  wegen 
des  hei   M.   Müller  und  Aufrecht^   in  7.  42.  2  stehenden 
jnuksvd  s.  Aufrecht^,  Vorwort,  s.  V.    Im  AV.  lesen  mr  }e 
einmal  jitDh'sP   und    vi'vJt'sva :   zu   19.  45.  o  hat   die   ausgäbe 
aiiksva,  die   liandschriften   aber   bieten    die  aoristform   iihra: 
der  gruiid  der  ändrunp:  ist  mir  nicht  klar,     -mps-  findet  sich 
nur  in   spätem   texten,    z.   b.   a.^iiampstt   im    TB.     -mpt-  und 
-mhdfh)'    sind    nirgend    nachzuweisen.     -nttOi)-   und   ->\dd(h)- 
kommen  aus  dem  s.  oOl  angefürten  gi'und  nicht  in   betracht. 
So  bleiben   nur  nocli  die   giiippen   'ukf(h)  und    'ügd(h)',  die 
häufip^sten  von  allen.     In  diesem  fall  aber  ist  es  von  Panini 
erlaubt,    vom    atliarvapratisakhja   {2,  20)   sogar  geboten  den 
mittlem  versdilusslaut  we^rzulassen.    Als  beispiele  sind  daselbst 
gegeben:    jtavfis,    pffvffun    und    hhaudhi.     In    den    AV.-liand- 
scliriften  wird  diese  Vorschrift  ziemlich  streng  eingehalten  und 
auch  in  andern  ist  die  auslassung  des  k,  //  ganz  gebräuchlich: 
cf.   Whitney,   a.   a.   o.,   §   231,   i)S4  und   J.   A.  0.  S.  VII, 


M  So  K  ö,  Vi  41 

*)  Hierüber  unten  note  VI. 


IL  Die  arische  flexion  der  a^jektiva  und  partizipia  auf  n^.      503 

s.  412,  A.  Weber,  I.  St.  XI,  s.  X  u.  s.  w.^)  Das  zwingt 
uns,  wie  mir  scheint,  zu  dem  schluss,  dass  die  ausspräche  in 
Wirklichkeit  eine  schwankende  war,  änlich  wie  im  lateinischen, 
wo  man  bald  quitictm  schrieb,  bald  quinUis,  d.  i.  kuiütm, 
wenigstens  für  die  ältere  zeit.*)  Welche  aber  von  den  beiden 
aussprachen  die  lautgesetzliche  war,  darüber  lässt  das  ave- 
stische  paütavhmn  keinen  zweifei  bestehen.  Wenn  man  neben 
Pl'vtäm  auch  piüktdm  sprach  und  schrieb,  so  ist  das  lediglich 
auf  den  reorganisirenden  einfluss  zurückziifüren,  den  formen 
wie  äpfMa,  pxldas  u.  s.  w.  ausübten,  deren  etymologischer 
zusammenliang  mit  pxxttam  ja  jedem  sprechenden  klar  sein 
musste.  Auch  im  lateinischen  ist  zweifellos  quhitus  die  laut- 
gesetzliche, qninctus  die  durch  qu'mque  beeinflusste  form. 

Auch  Khantsi,  tchantsat  und  oMhäntsiir ,  sowie  jtivksB  und 
vfüks^va  sind  nicht  geeignet  das  oben  aufgestellte  gesetz  als 
unrichtig  zu  erweisen.  Sie  lassen  sich  einfach  als  neubildungen 
auffassen,  aus  einer  zeit  stammend,  da  jenes  gesetz  längst 
aufgehört  hatte  zu  wirken.  Dasselbe  ist  auch  von  astämps'it 
und  änlichen  formen  der  bralimanazeit  zu  sagen,  wie  mav- 
kftatiy  niavk^jatij^)  dskantsU,  sJcantsjati  und  der  angeblichen 
Wurzel  kävk^'.  Die  lautgesetzlichen  formen  kamen  ausser 
gebrauch,  weil  sie  undeutlich  geworden  waren.  So  musste 
z.  b.  ein  urarisches  *juoksai  durch  *jiW}p%i,  *juv^c  zu  *jti?s 
werden;  dessen  lautliche  Übereinstimmung  mit  juktäs,  jtwte 
und  den  übrigen  zur  gleichen  bedeutungsgruppe  gehörigen 
Wörtern  war  aber  nicht  mehr  derart,  dass  es  sich  auf  die 
daner  hätte  halten  können. 


M  In  den  RV.-handschriften  scheint  —  nach  den  ausgaben  zu 
schliessen  —  gar  keine  konsequenz  zu  herrschen;  vor  t  wird  k  immer 
geschrieben:  avkt^,  pavkti^,  vfvkta  u.  s.  w.;  vor  dh  dagegen  ganz  beliebig, 
cf.  avgdhi,  aogdhvi^  jnvgdhvam^  aber  avdh\  pfodhu  bhavdhi^  vj^vdhi, 

*)  Vgl.  auch  osk.  puntiis  (Pompeji)  und  nounnfg  (Messana),  deren 
Terhältniss  meines  erachtens  völlig  dem  von  lat.  quintus  und  quinctus  ent- 
spricht, ürosk.  war  *povkt^  und  *pompe.  Ersteres  wurde  lautgesetzlich 
zu  pout^^  punt^.  Dagegen  ist  nofininc:  nach  potnpe  restaurirt,  ebenso  wie 
lat.  stxtuff  (gegenüber  gr.  'ixiog,  ahd.  sehto,  ai.  ^a^t^ds  aus  idg.  *.n'kitho.9) 
nach  sex.  Umbr.  wntu  geht  auf  älteres  *umbetM  (lat.  ungnito)  zurück.  — 
Anders  Brngmann,  grundriss,  §  4.31  c.  Dagegen  spricht  umbr.  niuctu 
(lat.  ninguito).  Woher  hier  das  c,  wenn  die  vclaren  im  uritalischen  in 
jeder  Stellung  labialisirt  waren? 

*)  Osthoff,  zur  geschichte  des  perfekts,  s.  47. 


504  Cbf*  Bartholomae, 

§  2i\.  In  auslautender  silbe  konnte  in  der  nrsprache  die 
gruppe  nasal  +  verschlusslaut  +  geränschlaat  (s)  nicht  wol 
anderswo  vorkommen  als  1)  im  nom.  sing.  mask.  und  2)  in 
der  2.  sing,  praet.  akt.  Im  rgveda  finden  sich  nom.  sing,  von 
Stämmen  auf  nasal  -f  guttural  und  dental;  als  beispiele  mögen 
dienen:  jyrntjävk'j  lyräüh-,  hharant-y  tvävant'.  Von  2.  sing, 
kommt  nur  eine  vor,  aus  der  wurzel  krand',^) 

Im  absoluten  auslaut,  bzw.  im  padatext  laaten  die  be- 
treflfenden  fonnen  der  reihe  nach:  pratjävy  pr6v,  hharm, 
iv(wän.  Dieselben  geben  keinerlei  anhält  dafür,  welches  ihre 
urindische  oder  arische  gestalt  gewesen  ist. 

§  24.  Ziemlich  manchfaltig  sind  jene  fonnen  im  sandhi  ge- 
staltet. Legen  wir  den  Auf  rech  t'schen  RV.-text  in  zweiter 
aufläge  zu  gründe,  so  erhalten  wir  folgendes:  1)  präv  bleibt 
stäts  unverändert.  —  2)  Statt  hran  hat  die  sahita  an  der 
einen  stelle,  wo  es  vorkommt  (7.  o.  7),  krann :  es  folgt  a®.  — 
3)  imüjao  bleibt,  ausser  vor  vokalen,  wo  dafür  pratjdvo  em- 
tritt.  —  4)  hhdran  wird  vor  vokalen  zu  bhärmni,  vor  ^,  ^  und 
K'h  (aus  .s')  zu  bhäraii.  Einmal  findet  sich  **qs  vor  /:  ävadqs 
tvam  2,  43.  :>.  Sonst  bleibt  es  unverändert.  —  5)  tvävm 
erscheint  vor  vokalen  als  ivava  (mit  anunasika),  vor  U,  ^  und 
/.'//  (aus  s)  als  ^(u'i.  Sonst  bleibt  es  unverändert.  —  Im  athar- 
vaveda  ist  die  vei-bindung  ^ns  f^  zu  4)  sechsmal  zu  belegen, 
wäreiul  unverändertes  ''an  f^  nur  dreimal  vorkommt.  Vor  Ab- 
tritt für  ^au.  ^än  ausnamslos  'V/n,  ^qs  auf;  vgl.  Whitney  zu 
APr.  ^.  2«).  Schliesslich  ist  liier  noch  an  die  regel  der  indi- 
schen ^^ammatiker  zu  erinnern,  wonach  zwischen  auslautendes 
n  und  tollendes  .v  oder  5'  ein  /,  zwischen  p  und  .s,  s  eint 
einji^eschoben  werden  soll  oder  darf;  cf.  Panini  8,  ;>.  2>^.  HO. 
Die  atharvaausgabe  hat  dem  gemäss  hhimhinf  mtd  8.  4.  21 
(=  RV.  7.  104.  21),  av'indant  sri/  13.  1.  4;  und  in  der  TS. 
stellt  limfjauh  sonnt  1.  S.  21,  prafjdvk  sndo  fi.  o.  1.  ß.  [Vgl. 
jedoch  A.  Weber's  textkritische  noten  zu  den  stellen  und 
Whitney 's  benierkungen  zum  TPr.  o.  :>2.  In  7.  4.  2.  h 
liest  Weber  gegen  die   pratisakhjavorschrift  prafjäv  snMo] 

^)  Dio  bei  Delbrück,  altind.  verbiim,  §  HO  aiifgezälten  3.  sing,  auf 
-ön  und  '(in  aus  ri//-wurzeln  lasse  ich  beiseite,  obschon  ja  eine  entscheidong 
darüber,  ob  es  ursprünglich  zweite  oder  dritte  personen  sind,  nicht  w 
treffen  ist;  vgl.  .1.  .Schmidt,  K.  Z.  XXV,  s.  118  f.  Die  formen  erscheinen 
vor  pause,  .v,  k,  </,  d  und  /,  und  bleiben  unverändert. 


11.  Die  arische  f 


1  der  aiijektiva  und  parüziiiia  auf  n 


505 


§  25.  Man  hat  fi-üher  wiederholt  die  sandhiformen  der 
in  rede  stehenden  nominative  dazu  verwendet,  um  deren 
urindischen  ausgang  zu  ermitteln,  oder,  richtiger  gesagt,  zu 
beweisen,  dass  derselbe  in  der  tat  so  lautete,  wie  man  von 
Tomehereiu  angenommen  hatte ,  nämlich  (ä-)vks ,  iits.  So 
äussert  sieh  z.  b,  Lanman,  a.  a.  o.,  s.  456  über  pratjdvk 
und  pratjävv  so:  „The  case-ending  -s  does  not  appear  after 
the  double  eonsonant  of  the  strong  stem  . .  .  Progressive  assi- 
milation  reduces  the  form  -aok  to  -avv;  this  is  preserved  in 
the  text  before  a  vowel,  if  the  Üieraatic  a  is  not  long  .  .  . 
The  foUowing  non-assirnüated  form  appears:  pratjäalc  before 
sömö  .  .  ,"  Entsprechendes  ancli  über  "«h  und  "nt  vor  s;  cf. 
a.  a.  0.,  s.  34li,  r)l)().     Dagegen  ist  folgendes  zu  erinnern : 

§  26.  Zunächst.,  was  den  sandhi  pratjäak  s"  anlaugt. 
Vor  allem  Hesse  sich  gegen  Lanman' s  aufl'a^sung  genau 
derselbe  einwand  erheben,  den  er  selbst  in  einem  andern, 
aber  ganz  änliclien  fall  geltend  gemacht  hat;  cf.  a.  a.  o., 
8.  öOIJ  mitte.  Wenn  nämlich,  könnte  man  sagen,  das  k  wirk- 
lich der  rest  des  alten  ausgangs  (^avjki  wäre,  so  würden  wir 
es  insbesondere  in  den  ältesten  literaturdenkmälern  erwarten 
dürfen.  In  der  tat  aber  begegnet  uns  jenes  k  im  rgveda 
niemals,  cf.  9.  SO,  3:  pratjäo  sä.  10.  12.  1 :  pratjäu  sväm,  und 
wird  auch  vom  EPr.  {4.  6;  CCXXXV)  nicht  verlangt.  Für 
den  atharvaveda  ist  das  k  zwar  vom  APr.  (2.  9)  vorge- 
schrieben, aber  die  handschrillen  „do  not  in  a  Single  instanee 
write  the  A"  (Whitney  z.  st.),  cf.  18.  1.  2i)  =  RV.  10.  12. 
1  und  noch  fünf  weitre  male.  Auch  Panini  (8.  3.  28) 
fordert  es  nicht.  —  Ich  will  aber  gleich  erklären,  dass  dieser 
einwanil  nicht  stichhaltig  ist.  Wenn  wii'  die  indischen  sandhi- 
gruppen  auf  ihren  historischen  wert  prüfen  und  dabei  die 
rgvedisehen  stäts  als  ausschlaggebend  ansehen  wollten,  würden 
wir  zu  ganz  verkehrten  Schlussfolgerungen  gedrängt  werden. 
So  erscheint  z,  b.  der  ausgang  des  akk.  plur.  der  raask.  a- 
gtdmme  vor  Üa  im  rgveda  in  doppelter  form,  als  "äii  und  "({>!, 
cC  2.  I.  16:  asitiät)  ka  iqä  ka:  im  atharvaveda  und  in  allen 
spätem  texten  dagegen  ausschüesslich  in  letzterer  form. 
Wollten  wir  daraus  folgern,  die  einlllgung  des  sibüanten  sei 
eine  im  rgveda  beginnende  und  später  durchgellirte  neuerung, 
8o  wäre  das  durchaus  falsch,  wie  wir  völlig  sicher  wissen; 
Vgl.  av.  tfinfca  und  weiteres  unten  §  35  ff. 


506  ^^'  Bartholomae, 

§  27.    Von  belang  aber  ist  ein  anderes.    Nach  L  an  man 
wäre  die  entstehung  des  sandhi  vks  so  zu   denken:   In  der 
ältesten  periode  der  indischen  spräche  wurde   allgemein  pra- 
tjäoks  gesprochen.     Dann  trat  das   konsonantische    auslauts- 
gesetz  in  ki'aft  und  entzog  dieser  form  zunächst  den  letzten 
laut;    man    sprach    nunmehr    allgemein    pratjavk.     In   einer 
dritten   periode  endlich  büsste  die   form   unter  der   ferneren 
wiikung  jenes  gesetzes  auch  noch  den  zweiten  laut  ein:  prafjdv. 
Das  k  rettete  sich  jedoch  aus  der  zweiten  in  die  dritte,  histo- 
rische  periode  im   inlaut   unter   dem   konservirenden  einfluss 
eines  folgenden  ,v.  —    Aber  so   dürfen  wir  uns   die  Wirkung 
des  auslautsgesetzes  denn  doch  nicht  vorstellen,  dass  bei  drei 
konsonanten  im  absoluten  auslaut  die  beiden  letzten  der  reihe 
nach  und  in  zwei  aufeinander  folgenden  perioden  abgeworfen 
worden   wären.     Die   form  pratjäok  kann  jedenfalls   nur  im 
satzi/daut   entstanden  sein,  und  wenn  das  k  ein  arisches  k 
vertritt,  nur  vor  tonlosen  geräuscldauten  (Panini  8.  2.  26). 
Faktisch  findet  es  sich  nur  vor  ,<?.    Nun  scheint  es  mir  aber 
für  die  anname,  dass  sich  der  alte  ausgang  in  dieser  6inen 
Verbindung  so  lange  habe  erhalten  können,  an   einer  wesent- 
lichen  gi-undlage   zu    fehlen,    d.    i.    eine    gewisse   häufigkeit 
dieser  Verbindung.   Die  relative  form,  welche  eine  auslautende 
konsonantengriippe  im   satziniiern   im  engen  anschluss  an  den 
anlaut  des  folgenden  worts  erlialten   hatte,   konnte   dem  aus- 
gleicli  mit  der  absoluten  foi'm,   die  in  pausa  (d.  h.  vor  jedem 
absatz,  nicht  nur  am  satzende)  eingetreten  war,  um  so  länger 
widerstand  leisten,  je   häufiger  sie   vorkam.     Es  begi*eift  sich 
also  vollständig,    wie   z.  b.  das   auslauts-c^-  des   akk.   i)lur.  der 
maskulinen   ^/-stamme   vor   pronomina   und   Partikeln,   wie  tu. 
ffjam,  fai,  lid.  /iid  u.  a.  sich  bis   in   die  jungavestische  periode 
hinein  behaupten  konnte;   cf.  jns  IIa   gegenüber  ja.    Aber  i>i> 
war  jedenfalls   eine    der  seltensten   arischen   auslautsgruppeii. 
Ich  wüsste  nicht,   w'o  es  sonst  noch   hätte  vorkommen  sollen 
ausser  im   nom.  sing,   der   /7i>/i-stämme ,   deren   es   nicht  mehr 
als  ungelar  zwei   dutzend   gegeben   hat.  ^)     In  der  tat  ist  die 

')  Ai.  jüu,  Jvmjain,  /liiiyä  und  tlyv  sind  gewiss  recht  späte  hildungen 
trotz  lat.  conjunx.  Ihr  nusal  ist,  ohenso  wie  der  von  av.  uhnm.jnt:r(rilcü,  von 
den  entsprechenden  praesensstäminen  bezogen.  Die  daneben  vorkommeQ- 
den  nasallosen  formen  sind  di«'  altern:  Jüyam^  üf-k,  ahTtrn.jurnlil  — 
2.  sing,  praet.  akt.  auf  -vß.^l  sind  mir  nicht  bekannt. 


II.  Die  arische  flexion  der  a^jektiva  und  partizipia  auf  nt-.      507 

nominatiyfonn  im  rg-  und  atharvaveda  zusammen  86  mal  zu 
belegen.  Doch  vermindert  sich  diese  zal  noch  erheblich,  wenn 
wir  die  gleichlautenden  oder  nur  wenig  variirten  stellen,  als 
unbewusste  reminiszenzen  oder  absichtliche  aufwärmungen, 
nur  je  Einmal  rechnen;  vgl.  z.  b.  ßV.  i.  35.  10  und  L  118. 
1;  1.  177.  1  und  2,  18.  5,  6,  6.  41.  5;  5.  83.  6  und  AV.  4. 
15.  11  u.  a.  m.  Und  zur  Verbindung  dieser  nominative  mit 
einem  folgenden  s  war  innerhalb  eines  pada  im  ganzen  nur 
achtmal  —  darunter  zwei  gleiche  stellen  —  gelegenheit  ge- 
geben; cf.  oben  s.  505.  Man  würde  die  erhaltung  des  vk 
immer  noch  begreifen  können,  wenn  die  analogie  der  übrigen 
kasusformen  hätte  dazu  beitragen  können.  Aber  auch  das  ist 
nicht  der  fall.    Denn  die  gruppe  vk  ist  ihnen  allen  fremd. 

§  28.  Ich  sehe  zur  erklärung  des  zwischen  v  und  s,  s 
auftretenden  k  keinen  andern  weg,  als  den,  welchen  vor 
langem  schon  Whitney  angegeben  hat.  Die  einschiebung 
des  k  ist  „a  purely  physical  phenomenon",  k  ein  ,übergangs- 
laut',  der  sich  erst  einstellte,  als  das  konsonantische  auslauts- 
gesetz  längst  durchgefärt,  das  urarische  ^avks  im  absoluten 
aaslaut  längst  zu  pratjäv  verstümmelt,  und  diese  form  dann 
auch  allgemein  in  den  inlaut  übertragen  worden  war.  Ob 
aber  das  historische  pratjäv  direkt  oder  durch  die  mittelstufe 
pratjävs  auf  die  urarische  form  zurückgeht,  darüber  kann  vom 
Standpunkt  des  indischen  aus  eine  entscheidimg  nicht  getroffen 
werden. 

Ich  will  übrigens  zum  schluss  noch  bemerken,  dass  die- 
jenigen, welche  Panini's  sutra  8.  2.  41  „^  vor  .<?  wii'd  k^ 
für  richtig  halten  —  was  ich  meinerseits  nicht  tue*)  — ,  auch 
die  möglichkeit  der  entstehung  von  pratjävk  s^  aus  pratjäv^  s^ 
werden  zugeben  müssen.  Vgl.  im  folgenden  die  angebliche 
entstehung  von  tänt  s^  aus  täns  s^, 

§  29.    Bezüglich   der  einschiebung   eines   t  zwischen   ^n 

und  8^,  ^®  ist  die  Übereinstimmung  ebenfalls  nur  eine  geringe, 

sowol  in  der  theorie  wie  in  der  praxis.    Nach  Paniui  8.  3. 

30  ist  sie  lediglich  fakultativ.    Das  APr.  {2.  9)  schreibt  sie 

Vor  und  danach  ist  sie  in  der  ausgäbe  —  vor  s  wenigstens  — 

konsequent  durchgefürt.    Aber  „the  usage  of  the  manuscripts 

to    the   sandhi   (nt  s)   is   exceedingly   irregulär"    (Whitney 

>)  S.  anten  note  V. 


608 


Chr.  BsrtiiolomBe, 


I  z.  St.).  Ebenso  steht  es  mit  tieii  liandschrit'ten  läErruIlD^ 
Und  hier  wird  der  einschub  des  (  auch  vom  RPr,  {4.  6; 
CCXXXVI)  nicht  verlanget,  daher  es  denn  aucli  von  Aufrecht 
in  der  zweiten  anfla^e  überall  weggelassen  ist;  cf,  vorwort, 

I    B.   VI. 

Verhältnissniässig  noch  die  grösste  SibereinRtimmang  herrscht 
binsichtlich  des  sandld  "i)  Ich"  für  "n  a",  welcher,  wie  nuii 
langst  erkannt  hat,  mit  dem  von  "»(  x"  iiir  "w  s°  in  engat«m 
Zusammenhang  steht,  insofern  er  die  gnippe  "nt  s"  zur  Voraus- 
setzung hat.  Wenigstens  in  der  praxis  der  handscfarifteD. 
welche  fast  immer  "ii  ff/i"  bieten.  Aber  die  grammatiker  and 
auch  in  diesem  pimkt  nicht  einig  geworden;  vgl.  Whitney'ö 
bemerktmgen  zum  APr.  i^.  18  und  Panini  8.  3.  31,  wnnadi 
es  erlaubt  ist  beliebig  "li  s"  oder  "i'i  tüch"  zu  schreiben. 

§  3U.  Whitney  erklärt  auch  den  einschub  des  (  in 
"h(  u",  ''nt  k"  und  "rt  fch"  fiir  eine  „rein  phonetische  er- 
scheinung",  und  wie  ich  überzeugt  bin,  mit  vollstem  rechl 
Überall,  wo  im  satz  oder  in  der  neukomposition  sich  koQSo- 
nantenverbindungen  ergaben,  welche  im  wortinnem  nicht  oder 
nicht  mehr  vorkamen  —  inlautendes  n  vor  Zischlauten  w«r 
ja  längst  zum  anusvara  geworden  — ,  überall  da  werden  von 
der  gramniatik  solche  Ubergangslaute  vorgeschi-ieben ,  Mn- 
siclitlieh  deren  darstellung  unter  den  autoritäten  überall  die 
gleiche  meiiiungsverschiedenheit  besteht.  Vgl.  z.  b,  TPr.  5. 
33,  38  ff.  und  Whitney's  noten  dazu.  —  Ganz  änlich  liegt 
der  fall  bei  lat.  t-mjAm  u.  a.  Altes  mt  war  längst  ta  n( 
geworden,  cf.  t-entum  ^  lit.  silmls.  adveiitiis  =-  got.  gaqu«^ 
als  durch  ueuliildung  sich  wiederum  die  gruppe  ml  ergab. 
Dieselbe  wurde  aber  nun  nicht  mehr  in  alter  weise  behandelt, 
sondern  durch  einschiebnng  eines  „übergangslauts"  lUiuid- 
gerecht  gemacht:  mpf. 

§  31.  Der  eiuwaud,  den  J.  Schmidt,  £.  Z.  XXVI, 
s.  349  gegen  Whitney's  ansieht  erhoben  hat,  ist  mir  offen 
gestanden  nicht  ganz  klai-  geworden.  Whitney's  bestimraiing 
des  (  zwischen  u  und  s,  ho  heisst  es  dort,  „steht  im  wider 
Spruch  mit  den  sonst  zwischen  »  und  s  waltenden  beziehunjfeii' 
Wenn  statt  osmAn  vor  (  die  ältere  form  a^mäifis  erschemt,  w 
beweist  dies,  dass  n  und  s  keiner  Vermittlung  bedurften,  daffi 
also  .  .  .  das  /  nicht  zur  Vermittlung  von  n  und  n  entffidi«lt 
ist."    Allerdings  geht  ja  asf«4*'  ^ut  urind.  asmAiis  zurück,  oii 


II.  Die  arische  flexioD  der  a^jektiva  and  partizipia  auf  nt-,      509 

im  urindischen  bedurfte  es  ja  allerdings  zwischen  >?  und  s 
keiner  Vermittlung.  Aber  dann  war  das  /*  vor  s  ja  doch,  und 
zwar  schon  in  vorvedischer  zeit,  mit  dem  vorhergehenden  vokal 
zum  nasalvokaJ  vereinigt  worden.  In  vedischer  zeit  also  war 
ns  als  iwlautsgruppe  nicht  mehr  vorhanden.  Wenn  wirklich 
astmint  samurß  (KV.  9,  85.  2)  direkt  durch  wandel  des  ,v  in 
t  aus  asmäns  .9®  hervorgegangen  ist,  wie  es  J.  Schmidt  wiD, 
und  nicht  aus  asniän  s^  mit  vermittelndem  f,  so  muss  dieser 
sandhi  aus  der  grauesten  indischen  vorzeit  bewart  geblieben 
sein,  aus  einer  sprachperiode ,  da  die  nasalirung  der  langen 
vokale  vor  n  und  spirans  noch  nicht  begonnen  hatte.  Das  ist 
möglich,  aber  wenig  warscheinlich,  —  wie  es  mir  wenigstens 
dünken  will. 

§  32.  Nehmen  wir  aber  an,  das  t  in  sänt  sota  (ßV.  8. 
43.  14)  sei  nicht  eingeschoben,  auch  nicht  von  selten  solcher 
Verbindungen,  wie  ädhuhunt  stim,  wo  es  ursprachlich  aus- 
lautete, übertragen,  sondern  es  habe  in  der  tat  etymologischen 
wert:  beweist  es  denn  dann  auch  wirklich  das,  was  man 
damit  für  bewiesen  erachtet,  dass  nämlich  vor  dem  wirken 
des  auslautsgesetzes  der  nom.  sing,  der  a>if-partizipien  auf 
-ants  auslautete?  Ich  vermag  das  nicht  einzusehen.  —  Die 
sandhiformen  für  auslautendes  n  sind  ganz  die  gleichen,  mag 
es  auf  ursprachliches  ii  oder  nt  oder  ns  oder  nts  zurückgehen; 
vgl.  der  reihe  nach:  dhcmnant  svär  RV.  10,  20.  2,  aJiant 
(3.  sing.)  mhasä  L  80.  10,  ahant  (2.  sing.)  samünair  1,  G9.  8, 
minvänt  sädma  10,  20.  5.  Lanman  will  nun  freilich  minvdnt 
sädma  einfach  aus  der  zusammenrückung  von  minvänt  (hervor- 
gegangen im  indischen  sonderleben  aus  minväniH)  -\-  sädma 
erklären.  Das  ist  aber  bare  Willkür;  vgl.  noch  s.  515  f.  Ich 
gestehe  one  weiteres  die  mögliclikeit  zu,  dass  sänt  satä  aus 
der  vollen  form  sänts  +  ^^  hervorgegangen  ist;  aber  eine 
not  wendigkeit  hiezu  liegt  keineswegs  vor.  Wer  asmänt  sa- 
mar  je  aus  asmätis  s^  erklären  zu  können  vermeint,  der  wird 
nicht  umhin  können  auch  für  sänt  satä  die  möglichkeit 
gleicher  entstehung,  aus  säns  s^  zuzugestehen.  Das  selbe 
hat  von  bhävatl  /ihävasä  (RV.  4.  IG.  7)  zu  gelten.  Es  lässt 
sich,  der  etymologische  wert  des  in  /ch  steckenden  t  wiederum 
vorausgesetzt,  ebenso wol  aus  hhävans  als  aus  hhävants  ~\-  .s'^ 
herleiten;  vgl.  J.  Schmidt,  a.  a.  o.  über  asmm\  khatrajatlm, 

§  33.    Zu  gunsten  der  vorgefassten  meinung,   dass  hhä- 

Z«itochrlfl  für  rergl.  Sprachf.  N.  F.  IX.  5  u.  6.  33 


510  ^^r.  Bartholomae, 

ra)its  der  urindisclie  nominativ  gewesen  sei,  hat  sogar  der 
sandlii  ^qs  t^  ttir  ^an  t^  herhalten  müssen.  L  an  man,  a.  a.  o., 
s.  r)06  will  tidjqs  tvdm  (AV.  13.  1.  32)  aus  udjdnt  fi  her- 
leiten und  sieht  in  dem  ^'  „the  product  of  phonetic  dissüni- 
lation  (-ant  t-  to  -ans  t-)^.  Ich  räume  ein,  dass  in  einer 
anzal  von  fällen  (vorausgesetztes)  -ants  zu  -ant  werden 
konnte,  d.  i.  im  engen  anschluss  an  folgende  mit  tonlosen 
geräuschlauten  beginnende  Wörter,  z.  b.  vor  f^  (Panini  8. 
4.  61).  Aber  wie  weiter?  Wo  hat  denn  sonst  das  altindische 
an  der  lautgruppe  tt  anstoss  genommen?  wo  denn  sonst  ti  in 
st  verwandelt?  Nie  und  nirgends,  -ntt-  bleibt  einfach  oder 
wird  -wf-,  cf.  äKhän(t)iu,  atpitam  (RV.  1.  16o.  12,  7.  82.  3).*) 
L  an  man 's  erklärung  von  udjqs  tvdm  muss  also  unter  aUen 
umständen  flir  verfehlt  gelten,  weil  er  gezwungen  ist  fiir 
den  6inen  fall  einen  sonst  ganz  unerhörten  lautübergang  auf- 
zustellen. 

§  34.  Von  der  brahmanazeit  an  ist  der  sandhi :  nasalvokal 
+  s  /®  an  stelle  von:  vokal  +  '*  ^^  bekanntlich  ein  ausnams- 
loser,  cf.  P  a  n  i  n  i  8.  3.  7 ;  und  es  ist  ganz  unzweifelhaft,  dass 
bei  irgend  einer  der  in  betracht  kommenden  formenkategorien 
das  .s'  auch  wirklich  etymologischen  wert  hat.  In  unserm  M 
könnte  man  zunächst  daran  denken,  ndjqs  tvdm  aus  udjdnis 
tv^  herzuleiten;  das  geht  aber  nicht  au;  denn  ^a)ifs  tv^  hätt^ 
jedenfalls  '\nit  tv''  ergeben  (cf.  uitnhhltd  RV.  10.  Xb.  1  =  AV. 
IL  1.  1  aus  fiffit^^  und  oben),  und  dabei  wäre  es  geblieben. 
Wenn  das  .v  liier  nicht  von  einer  andern  fonnengi'uppe  her 
übertrapfen  ist,  so  bleibt  nur  die  eine  möglichkeit,  ndjan  t^  auf 
älteres  ndjans  tv^  zurückzulüren  und  das  verhältniss  von 
udjqs  zum  stanmi  ndjaiii-  dem  von  av.  pnitjqs  zu  jmthvk' 
gleichzusetzen. 

§  .'>;').  Lanman,  a.  a.  o.  stellt  die  möglichkeit,  dass 
hier  das  s  ^the  historical  relic  of  tlie  case-ending'^  ist.  in 
abrede,  indem  er  darauf  liin weist,  dass  sich  in  der  rksahita 
nur  ein  beispiel  {(fvados  fv/on)  findet,  und  dies  noch  dazu  in 
einer  offenbar  sehr  späten  hymne  {2.  4H).  Dem  gegenüber 
liabe  ich  sclion  oben  §  2(>  ])etont,  dass  bei  der  frage,  welche 
von  den  indischen  sandhigruppen  auf  historischer  grundlage 
beruhen,  der  rgveda  tür  sich  allein  nicht  ausschlaggebend  ist. 

1)  Cf.  unten  note  VII. 


II.  Die  arische  flexion  der  adjektiva  und  partizipia  auf  nt-,      511 

In  der  spätem  spräche  wird  die  Verbindung  der  einzelnen 
Wörter  mit  einander  nach  ein  und  derselben  Schablone  voll- 
zogen. Ob  zwei  benachbarte  Wörter  eng,  vielleicht  unter  den- 
selben akzent  zusammengehören,  oder  ob  sie  durch  grössere 
oder  geringere,  durch  sinn  und  konstruktion  bedingte  absätze 
getrennt  sind,  ist  dabei  ganz  einerlei:  der  sandhi  stürmt 
unbekflmmert  über  stock  und  stein,  bis  er  bei  seinem  ziele, 
dem  nächsten  interpunktionsbalken ,  angelangt  ist.  Das,  und 
nichts  anderes,  soll  die  grammatikervorschrift  sqhitajäm  be- 
sagen. Der  text  der  rksahita  nun  ist  zwar  entschieden  auch 
schon  stark  nach  der  spätem  Schablone  umgearbeitet  worden; 
es  ist  aber  doch  noch  manches  alte  stehen  geblieben,  das  will 
sagen:  der  sandhi  ist  im  sinne  der  grammatik  unregelmässig 
(Panini  8,  3.  8). 

§  36.  Aus  der  zeit  vor  dem  wirken  des  auslautsgesetzes 
hatte  sich  eine  anzal  von  mehrkonsonantischen  häufig  gebrauch- 
ten flexionsausgängen  in  die  vedische  periode  hinein  gerettet, 
anter  dem  schütze  ebenfalls  viel  gebrauchter  und  mit  jenen 
aosgängen  oft  und  eng  verbundener  Wörter,  insbesondre 
Partikeln  und  pronomina.  In  ältester  zeit  sprach  man  one 
unterschied  Sätze  wie:  asmans  tväm  padhi,  daiväns  fca  päsi 
fndrtäns  Ka,  märtäns  tvastd  tataksia,  /caniasäiis  Uatüras  Kakrirai 
u.  änl.  In  fallen  wie  die  beiden  ersten  blieb  der  schliessende 
Zischlaut  des  akk.  plur.  in's  vedische  hinein  bewart;  wo  da- 
gegen die  Verbindung  des  akk.  plur.  mit  dem  folgenden  wort 
eine  ungewontere  und  weniger  enge  war,  da  trat  die  form 
ein,  welche  er  in  der  pause  bekommen  hatte.  Danach  würden 
jene  sätze  im  vedischen  zu  lauten  haben:  asniqn  tväm  pa(d)hiy 
d^c^  Ha  päsi  märtq;^  Ha,  märtan  tva^tä  tatak^a,  Kamasän 
Satiira^  UakrirB, 

So  die  norm.  —  Die  nächste  und  fast  notwendige  folge 
*l>er  war  eine  periode  des  Schwankens.  Der  Zischlaut  wird 
^Ibst  in  ganz  geläufigen  Verbindungen  weggelassen,  anderseits 
*^ch  in  ungewonten  wieder  hergestellt,  endlich  auch  formen 
^gefügt,  welche  ihn  niemals  besessen  hatten,  bis  schliesslich 
^^  grammatik  durch  feste  Vorschriften  der  Unsicherheit  ein 
^«ide  macht. 

§  37.  In  jene  periode  des  Schwankens  fällt  die  entstehung 
^^^  älteren  vedischen  texte,  und  die  sandhierscheinungen  sind 
^^  so   ^unregelmässiger^ ,  je   älter   die   texte   sind   oder  je 


oo  * 


512  Chr.  Bartholomae, 

früher   sie   kanonische    geltung    erlangt    haben,    die   sie  vor 
weitem  Umgestaltungen  schützte.  Zwischen  der  rg-  und  athar- 
vasahita  besteht  bereits,  mehr  wol  in  folge   des  zweiten  als 
des  ersten  grundes,   eine  nicht  unerhebliche  Verschiedenheit 
Im   atharvatext  hat   die   uniformirung  des   sandhi  schon  be- 
trächtliche fortschritte  gemacht.    Vor  K  erscheint  hier  schon 
ausnamslos  -,,«  tür  -n,   auch  wo   der  Zischlaut   etymologisch 
nicht  berechtigt  ist,  z.  b.  im  lok.  sing,  jä^mi^  Ka  IL  4.  18.  Ln 
rgveda  dagegen  nur  gelegentlich  und  fast  allein  vor  Ha  ond 
Kid,  also  in  altererbten  Verbindungen,   nie  wo   der  zischlant 
keinen   etymologischen   wert   besitzt;    cf.  Mikrq^  Ha  4,  2.  2, 
jimnil.^  Ha  4.  2.  3,   aniBnüi^  Kid  5.  31.   2,   f4-^   Kid  10.  154.  1 
(akk.   plur.),    aber  dhanvaü  Kid  1.   38.  7   (lok.   sing.).    Ganz 
selten  sind  Verbindungen   wie   t^^  Kakre  10,  90.   8;   vgl.  da- 
gegen asmäü  Kahi*  1.  lOo.  14.  Ja,  auch  vor  Ka  und  Kid  steht 
das  ^  nicht  regelmässig;  in  ^.  1.  16  finden  sich  unmittelbar 
nebeneinander  asnuifi  Ka  f^^  Ka\  vgl.  femer  ahaü  Ka  (2.  sing.) 
7.  19.  5.     Cf.  RPr.  4.  32;  CCXCHI  f. 

Vor  t  tritt  das  ^?  auch  im  atharvaveda  nicht  immer  aof. 
Whitney,  zum  APr.  2,  26  stellt  die  fälle  zusammen. 
Danach  findet  sich  67  mal  -..<?  /-  und  28  mal  -n  t-.  Im 
rgveda  ist  dieser  sandhi  «geradezu  eine  Seltenheit.  Vgl.  RPr. 
4.  33;  (■(JX('V.  Nom.  sing,  auf  -^7//  und  akk.  plur.  auf -'v». 
welche  sicher  einst  auf -^  auslauteten,  kommen  nach  Lanman  > 
zähmgen  (a.  a.  o. ,  s.  346,  r)06,  öri,  514,  r>17)  beim  nouien 
ir)74  mal  vor;  rechnen  wii'  dazu  noch  die  akk.  plur.  der 
prononüna,  sc»  steigt  die  zal  auf  mindestens  2<)0().  Trotz 
dieser  holien  zitier  aber  ist  der  sandhi  -üs  t-  im  ganzen  nur 
vier  mal  zu  belegen,  wärend  der  atharvaveda  ihn  fünfzig  mal 
aufweist. 

iij  y)X.  Der  zweck  obiger  auseinandersetzung  war  der,  zu 
zeigen,  dass  Laniiunrs  einwand  „if  the  .s*  is  here  the  liisto- 
i'ical  relic  of  the  case-eiiding,  we  ought  to  find  it  oftenest  iu 
the  Kik^  der  oben  §  34  als  möglich  bezeichneten  erkläniug 
von  Kdjäs  fc(hn  gegenüber  nicht  von  belang  ist.  Auftallig 
bleibt  es  ja ,  dass  sich  im  ganzen  rgveda  jenes  .v  (^•)  nm*  Ein- 
mal findet.  Es  fragt  sich  aber,  erstens,  wie  oft  war  denn 
überhaupt  die  gelegenheit  dazu  geboten?  und  weiter,  waren 
die  g(degenheiten  von  dei-  art.  dass  man  den  Zischlaut  mit 
grund  erwarten  könnte?    Um  hierüber  in's  klare  zu  kommen. 


IL  Die  arische  flexion  der  a^jektiva  und  partizipia  auf  nh.      5]  3 

habe  ich  an  der  hand  von  Grassmann 's  Wörterbuch  sämmt- 
liche  stellen  des  rgveda  nachgesehen,  an  welchen  ein  nom. 
sing,  eines  a«f-partizips  vorkommt,  und  folgendes  ermittelt: 
Bei  einer  gesammtzal  von  75:5  (nach  L  an  man 's  zälung) 
steht  das  nominativische  -an  im  verbundenen  text:  a)  vor  t 
17  mal,  b)  vor  /c  8  mal.  Von  diesen  25  fällen  kommen  aber 
sofort  10  in  abzug,  bei  welchen  -an  den  ersten  oder  dritten 
pada  schliesst,  nämlich:  zu  a)  1.  fil.  11,  117.  22,  2,  :i  2,  4. 
24.  H,  7,  5.  30.  1,  7.  «8.  6;  zu  b)  1.  92.  5,  7.  87.  1,  10. 
61.  2.  Es  bleiben  also  10,  bzw.  5,  =  15.  Das  sind:  zu  a) 
sän  talit  1,  94.  7,  minm  tddapä  2,  13.  3,  i^lvjan  tätnüys^i  2. 
17.  4,  ävädqs  tväm  2,  43.  3,  jdn  tdrunlr  8,  43.  7,  $iardhan 
tämqsi  8.  43.  32  =  .9.  100.  8,  asrPdhan  tarn  9.  98.  9,  ,^pwän 
ti^hasi  10,  85.  4,  äprajnKhan  tardnir  10,  88.  10;  zu  b)  xKlidul 
Karati  3,  54.  2,  nivB^<idja))  Ka  7,  45.  1,  prasHvd))  Jia  7,  45.  1, 
äghoffat)  Uarftamnäm  8,  53.  4,  krtJaü  Kamvor  9,  96.  21. 

§  39.  Von  diesen  15  Verbindungen  sind  nur  vier  so  be- 
schaffen, dass  man  in  gemässheit  dessen,  was  oben  s.  511 
über  den  rgvedischen  sandhi  ausgeftlrt  wurde,  erwarten 
sollte  den  Zischlaut,  falls  er  etymologisch  berechtigt  ist,  auch 
wirklich  bei  ihnen  anzutrefien,  nämlich  2,  43.  3,  9,  98.  9  und 
beide  male  7.  45.  1.  An  allen  übrigen  stellen  steht  der 
nominativ  vor  verhältnissmässig  seltenen  Wörtern,  also  nicht 
in  altüberkommenen  Verbindungen. 

Am  erstzitirten  ort  nun  ist  das  s  tatsächlich  tiberliefert. 
—  Was  den  zweiten  anlangt,  so  beruht  die  bestimmung  von 
dsrpdhan  als  nom.  sing.  part.  ausschliesslich  auf  der  autorität 
Grassmann's,  der  aber  in  der  Übersetzung  selbst  bemerkt, 
die  zeile  sei  unsicher  und  warscheinlich  verderbt.  Sajana 
(und  Ludwig)  nimmt  es  als  verbum  finitum:  j^grävahkir 
avagluian^^.  Aber  auch  bei  Grassmann's  Übersetzung  der 
werte  dsrpdhan  fdw  tunlwdm  „nicht  irrend,  ilim  erschallt 
getön"  fallt  hinter  ds^-Pdhnn  eine  Interpunktion,  so  dass  es 
also  auch  so  in  wegfall  kommt. 

So  bleibt  nur  die  stelle  7.  45.  1  (zitirt  MS.  4.  16.  6). 
Und  hier,  wo  beide  male  die  enklitika  /i'a  folgt,  wo  es  sich 
also  um  eine  alte  Verbindung  handelt,  mag  allerdings  das 
fehlen  des  Zischlauts  auffällig  erscheinen.  Es  begreift  sich 
aber  auch  hier,  wenn  man  7.  45.  Id  mit  4.  53.  3d  zu- 
sammenhält. Dort  lesen  wir:  nwpMja>)  ka  prasuvdfi  Ka  bhüma, 


514  Chr.  Bartholoinae, 

hier  uivri^ajan  prnsuvnnn  alduhhir  (jiigaL  Die  iibereiiistimmung 
in  den  anfangswoilen  kann  keine  zufällige  sein;  sicherlich 
liegt  an  der  einen  von  beiden  stellen  bewusste  oder  unbe- 
wusste  entlehnung  vor.  Vergleichen  wir  aber  die  lieder  mit 
einander,  so  werden  wir  one  zweifei  dem  des  vierten  buchs 
die  Priorität  zuerkennen  müssen.  Der  dichter  von  7.  45.  1 
hat  die  stelle  4,  5;j.  ?t  im  köpfe  gehabt  und  sie  fast  one 
ändning  benutzt.  Man  beachte,  dass  auch  der  vorhergehende 
Stollen  wortwörtlich  mit  /.  72.  Ib  übereinstimmt.  —  Übrigens 
würde  auch  für  den  fall,  dass  sich  keine  entlehnung  nach- 
weisen Hesse,  die  unmr)glichkeit  der  oben  vorgeschlagenen 
erklärung  von  ndjqi$  tvdm  aus  den  schon  mehrfach  aus- 
einandergesetzten gründen  wegen  dieser  einen  stalle  gleichwol 
nicht  gefolgert  werden  dürfen. 

§  40.  Ich  komme  nunmehr  endlich  zum  letzten  der  argu- 
mente,  die  man  für  die  anname,  die  urindischen  nominative 
zu  prafjduk'  und  hhdrant'  seien  pratjdvk?  und  bh/irants  ge- 
wesen, geltend  gemacht  hat.  Panini's  regel  vanw  hrasväd 
aüi  vamnn  nifjam  (8,  3.  32)  gilt  bekanntlich  auch  schon  für 
den  text  des  rgveda.  Ob  der  nasal  ein  ursprünglich  aus- 
lautender ist  oder  nicht,  bleibt  sich  gleich.  Nach  kurzem 
vokal  vor  vokal  erscheint  one  ausname  tuK  vv.  Nun  ist  e^ 
zwar  ^anz  unzweifelhaft,  dass  auch  in  diesem  i>uiikt  der 
hymnentext  stark  überarbeitet  worden  ist.  In  einer  nicht 
geringen  anzal  von  fällen  stellt,  wie  zuerst  A.  Kuhn,  K.  B. 
111,  s.  12')  gezeigt  hat.  die  durch  die  dopplung  des  nasals 
entstehende  positionslänge  im  Widerspruch  mit  der  metiik: 
vgl.  z.  b.  die  tristuMizeilenschlüsse  vd(}nmi  dtrn  4.  11».  1,  fi- 
mdun  (th'fnr  o.  )>().  1.'),  0*.  *)S.  4,  snsminn  Mhan  4.  7.  7,  10.  "^ 
u.  s.  w.  Anderseits  abei'  bestätigt  die  metrik  auch  wieder  che 
riclitigkeit  jenei*  sclireibnng:  vgl.  z.  b.  mauhavaiin  i'fjiMn  3. 
1)2.  1,  .*)().  10,  4.*).  ."),  salidsitui  dnikam  4.  11.  1 ,  dhann  t'm- 
sK'usi  .9.  X{\.  IS,  Und  es  kann  für  sicher  gelten,  dass  wenig- 
stens bei  einer  der  in  betraclit  kommenden  formengruppen 
der  zweite  nasaPetvmoIo^nsclien  wert  besitzt,  d.  h.  auf  einen 
früher  auslautenden  zweiten  konsonanten  zurückgeht.  Es  siiul 
dies  die  tnlgenden:';  1.  vok.  sing,  der  ///-stamme:  2,  A'ok.  sing, 
der  /?>/-stämnie:  ;>.  lok.  sin<r.  der  ////-stamme:  4.  vok.  siug. 
der  (wf-.  nnnii'  und  /v/>//-stänime;  f).  :5.  plur.  praet.  imd  konj. 
akt.;  (;.  2.  sing,  praet.  akt.  von  //-  und  m-  wurzeln;  7.  3.  sing. 


II.  Die  arische  flexioD  der  adjektiva  und  partizipia  auf  n^.      515 

praet.  akt.  der  gleichen  wurzeln;  8.  2.  sing,  praet.  akt.  von 
wurzeln  auf  nd;  9.  3.  sing,  praet.  akt.  der  gleichen  wurzeln; 
10.  gen.  sing,  von  wurzelstämmen  auf  n  und  w;  11.  nom. 
sing,  der  aw^stämme;  12.  nom.  (und  vok.)  sing,  der  avk- 
Stämme;  [13.  nom.  (und  vok.)  sing,  der  stamme  ^di'i'-  und 
/M<;-].*)  Von  diesen  formengruppen  lauteten  die  unter  1,  2 
und  3  aufgeflirten  ursprachlich  auf  blosses  n  aus ;  die  früher 
wol  da  und  dort  ausgesprochene  meinung,  ddhvann  ä  sei  durch 
assimilation  aus  ädhvanj  ä  entstanden,  bedarf  keiner  Wider- 
legung mehr,  da  sie  ja  heutzutage  doch  von  keinem  Sprach- 
forscher mehr  geteilt  wird;  cf.  J.  Schmidt,  K.  Z.  XXVII, 
s.  308.  Von  den  übrigen  hatten  den  ursprachlichen  ausgang: 
nt  4,  5,  7;  ns  (ms)  (>,  10;  nts  8,  11;  vks  12  [,  13];  npt  (ntt)  9. 

§  41.  Ich  habe  schon  oben  s.  505  erwänt,  wie  man 
sich  nach  L  an  man  die  entstehung  von  pratjävv  und  (janäjann 
zu  denken  hat;  vgl.  auch  G.  Curtius,  C.  St.  11,  s.  165  und 
die  weitre  dort  aufgefürte  literatur.  Von  dem  altarischen 
auslaut  -n^s'  und  -vks  sei  zunächst  allgemein  die  scliliessende 
Spirans  verloren  gegangen,  wodurch  -nts  mit  ursprünglichem 
-nt  zusammenfiel.  Dann,  im  absoluten  auslaut  und  vor  konso- 
nanten,  auch  die  tenuis.  Vor  vokalen  aber  sei  sie  dem  vor- 
ausgehenden nasal  „allmälich**  assimilirt  worden.  Somit  habe 
z.  b.  das  vor  vokalen  auftretende  äsann  (sie  waren)  „noch 
das  gedächtniss  an  seine  entstehung  aus  asant  bewart";  so 
Delbrück,  Z.  D.  Ph.  I,  s.  127.  Ganz  ebenso  sei  im  grie- 
cliischen  die  ;>.  plur.  tUynv  durch  ilfyow  aus  iUyovx  hervor- 
gegangen; ja  für  das  Vorhandensein  der  mittelstufe  noch  in 
historischer  zeit  bilde  die  dorische  betonung  iXtyov,  welche 
länge  der  endsilbe,  also  positionmachendes  v  zur  Voraussetzung 
habe,  den  sichern  beweis;  s.  G.  Meyer,  giiech.  gi-ammatik*, 
§  45H. 

§  42.  Die  anname,  der  ausgang  -ids^  -vks  sei  im  ab- 
soluten auslaut  brockenweise,  von  hinten  angefangen,  ver- 
stümmelt worden,  habe  ich  schon  mehrfach  als  eine  ganz 
willkürliche  und  unwarscheinliche  bezeichnen  müssen.  Lassen 
Hir's  aber  zu,  es  sei  wirklicli  einmal  an  stelle  von  -nts^  -vks 
in  pausa  -nt,  -vk  gesprochen,  und  es  sei  dann  diese  form 
auch  in  die  Stellung  vor  vokalen   übertragen   worden.     Gut. 

»)  Bei  Seite  gelassen   ist  der  akk.   plur.  mask.   der  «-,  i-,  j^<-  und  f- 
stämme,  da  die  dehnung  bei  ihnen  jedenfalls  älter  ist  als  der  sandhi  nn. 


516  Chr.  Bartholomae, 

Wie  aber  weiter?  Von  nvindant  u  (oder  nvindaml  u)  anf 
avindann  n  (RV.  3.  1.  H)  zu  kommen,  gibt  es  keine  möglich- 
keit.  Ebenso  wenig  einen  direkten  weg  von  ikeyovr  «Äio  zn 
i'Xsyov  akXo,  Die  dorische  paroxytonirung  beweist  nicht  das 
mindeste,  wie  das  jetzt  in  2.  aufläge,  §  308  G.  Meyer  selber 
zugibt.  Jene  erklärung  beruht  auf  dem  fiindamentalen  irrtum, 
dass  im  satzinneni  zusammentreffende  laute  andern  Umge- 
staltungen ausgesetzt  gewesen  wären  als  die  gleichen  lante 
im  wortinnem.  Curtius  hat  ja  später  (C.  St.  X,  s.  207  ff.) 
selbst  gelegenheit  genommen  gegen  das  irrtümliche  dieser 
auffassung  des  satzsandhi  anzukämpfen.^) 

§  43.  Also  aus  -)it  kann  die  sandhiform  -fui  nicht  ent- 
standen sein,  ebensowenig  -uv  aus  -vk,  denn  beide  gruppen, 
nt  und  vk  sind  in  intervokalischer  Stellung  ganz  geläufig. 
Irgendwo  jedoch  muss  der  doppelte  nasal  eine  historische 
grundlage  haben.  Aber  wo?  —  Die  beantwortung  dieser 
frage  kann  nun  nicht  mehr  schwer  fallen.  Es  gibt  nur  einen 
einzigen  konsonanten,  der  im  indischen  vor  vokalen  be- 
dingungslos der  abstossung  (oder  assimilation)  unterliegt,  d.  i. 
die  t()nende  spirans  ^. 

Tm  arischen  wurde  auslautendes  -ns  im  satzsandhi  vor 
tiuienden  geräuschlauteii  zu  -//^,  und  diese  form  wurde  im 
indischen,  einem  allj2:enieiii  gültigen  sandhigesetz  entsprechend, 
auch  vor  allen  übrigen  t(*)nen(len  lauten  eingefürt.  Nunmehr 
aber  wurde  -^/^  verschieden  behandelt,  je  nachdem  der  vorher- 
gehende vokal  lang  odei*  kurz  war.  Lange  vokale  wurden 
von  der  nasalirung  früher  betroffen  als  kurze.  Aus  urind. 
tarn  n  „diese"^  wurde  zunächst  inj  n,  und  hierauf  tä  n.  Da- 
gegen gestaltete  sich  alinnz  nn  ^{\\\  erschlugst  ilm"^,  noch  ehe 
die  nasalirung  der  kurzen  vokale  ihren  anfang  genommen 
liatte,  zu  ahann  im  um,  d.  h.  zu  (\}ian  im  mit  gedehntem  «■ 

§  44.  Nun  haben  von  den  oben  s.  514  f  verzeichneten 
formengrupi)en  nur  zwei  den  urarischen  ausgang:  kurzer  vokal 
-\-  ns,  nämlich  die  genetive  sing,  von  wurzelstämmen  auf?" 
(und  n),  und  die  2.  sing.  i)raet.  akt.  unthematisch  flektirender 
tenipusstämnie  von  wurzeln  auf  n  und  m.  Die  häufigkeit  all 
dies(»i*  formen  ist  selbstverständlich  eine  sehr  geringe.  Bei 
der  gruppe  K)  kommen   nur  zwei   stamme   in  betraclit,  rf^iwi- 

n  Cf.  uuteu  note  VIII. 


II.  Die  arische  floxion  der  adjcktiva  und  partizipia  auf  n^.      517 

und  rdm-;  im  rgveda  findet  sich  die  genetivfonn  zusammen 
19  mal;  vgl.  verf.,  A.  F.  I,  s.  70  f.,  Wheeler,  griech. 
nominalakzent ,  s.  39.  Die  2.  sing,  sind  bei  Delbrück, 
altind.  verbum,  §  39  zusammengestellt,  nur  feldt  a/jan.  Ich 
zäle  im  rgveda  4  formen  an  35  stellen. 

§  45.  Ist  es  nun  warscheinlich ,  dass  alle  übrigen  im 
absoluten  auslaut  auf  kurzen  vokal  +  nasal  ausgehenden 
bildungen  ihre  antevokalische  sandlügestalt  von  diesen  par 
formen  her  bezogen  haben?  Möglich?  ja.  Warsclieinlich ?  nein. 
Es  liegt  nahe  zu  vermuten,  dass  eine  andre,  häufiger  ge- 
brauchte gruppe  jene  Umgestaltungen ,  z.  b.  von  avimlmd  n 
oder  avindan  n  in  dvindann  u  veranlasst  habe.  Das  könnte 
dann  aber  nur  die  ginippe  11  sein:  der  nom.  sing.  mask.  der 
Partizipien  auf  ant-,  für  dessen  ausgang  die  entwicklungsreihe 
anzusetzen  wäre:  idg.  -onts  (,  -entSy  -(äs)  =  ar.  -ants  =  ai. 
-aus,  bzw.  vor  tönenden  lauten  -am.^) 

§  46.  Ob  der  sandhi  -avv  in  pf^afjdvv  nsi  RV.  1.  144.  7 
u.  s.  w.  in  lautlicher  entwicklung  aus  -nv^  hervorgegangen 
ist  oder,  was  mir  warscheinlicher,  dem  von  -am  nachgebildet 
wurde,  ist  nicht  sicher  zu  entscheiden.  Es  ist  mir  kein  weitrer 
gleicher  fall  flir  postnasales  ^  bekannt.  Zwar  haben  wir  auch 
bei  den  akk.  plur.  mask.  der  i-  und  tz-stämme  den  arischen 
ausgang  nasal  +  s,  i.  Aber  hier  war  der  vorhergehende 
vokal  lang,  und  lange  vokale  waren  schon  nasalirt,  ehe  die 
Umgestaltung  der  tönenden  Zischlaute  vor  vokalen  eintrat; 
ftar  nnu  z.  b.  geht  zunächst  auf  *iin?  Ann  zurück,  ?  war 
also  hier  schon  intervokalisch ,  als  noch  *iwafjnii?  asi  ge- 
sprochen wurde.    Vgl.  dazu   oben  s.  51f).  —  Die  sandhiform, 

M  Es  ist  eine  jedenfalls  beachtenswerte  tatsache,  dass  im  RV.  ante- 
▼okalisches  -ann  des  nom.  sing,  der  part.  praes.  akt.  an  allen  ent- 
scheidenden stellen  —  [8.  und  10.  silbe  in  tristubh-  und  d^agati-,  6.  und, 
bei  trocbäischem  rhythmus,  b.  und  7.  silbe  in  gajatrizeilen]  —  lang  ge- 
messen wird;  vgl.  dagegen  s.  514.  Cf.:  /.  52.  8,  100.  4,  140.  9,  162.  4,  2. 
1.  12,  3.  60.  7,  4.  53.  2,  5.  48.  5,  .9.  «8.  4,  75.  1,  85.  4:  10.  silbe;  —  /. 
51.  9«,  54.  2,  58.  2,  183.  2,  2.  3.  10,  3.  2.  3,  3.  11,  34.  4,  4.  12.  2,  17.  10, 
38.  7,  5.  78.  4,  6.  44.  12,  7.  5.  3,  7,  24.  5,  .9.  68.  2,  71.  {>,  76.  2,  78.  1,  84. 
3,  86.  9,  33,  90.  1,  106.  12,  108.  12,  10.  45.  4,  91.  1,  92.  5,  98.  7,  122  3, 
140.  2,  168.  1,  val.  3.  8:  8.  silbe;  —  2  8.  2,  7.  89.  2,  H.  2.  40,  7.  28,  14, 
10,  32.  2,  34.  2,  9.  3.  10,  39.  2,  66.  4,  109.  22,  10.  97.  11,  155.  2:  6.  silbe; 
—  3.  24.  1:  6.  silbe.  Die  einzige  ausname  bildet  die  vielleicht  korrupte 
stelle  2.  35.  7,  wo  -ann  auf  die  9.  silbe  fällt. 


51^  Chr.  Bartholomae, 

welche  der  iioni.  sing,  der  (7üfc-stamme  vor  vokalen  aufweist 
—  cf.  ^>rflw  Pti  RV.  1,  IM.  38  — ,  ist  jene,  welche  der  alte 
nominativ  *prnuf!  vor  tönenden  verschlusslauten  und  im  ab- 
soluten auslaut  gewonnen  hatte.  Der  Schwund  eines  ^,  ?  vor 
dentalen  medien  ist  jedenfalls  noch  älter  als  die  nasalimng 
langer  —  und  auch  kurzer  —  vokale.    Vgl.  unten  not«  V. 

§  47.  Nach  alledem,  glaube  ich,  wird  man  den  oben 
s.  oOl  fiir's  arische  behaupteten  lautwandel  als  eine  tatsache 
anerkennen  müssen.  Die  dort  verzeichneten  iranischen  Wörter 
lassen  sich  nur  unter  dessen  Voraussetzung  erklären,  das 
indische  material  aber  st«ht  der  anname  desselben  in  keiner 
weise  entgegen;  vielmehr  lassen  sich  auch  aus  dem  indischen 
gebiet  gewichtige,  wenn  schon  nicht  entscheidende  gründe  zn 
deren  gunsten  in's  treffen  füren.  Dass  das  gesetz  auch  ein  par 
ausnamen  hat,  ist  nicht  in  abrede  zu  stellen.  Man  wird  aber 
zugeben  müssen,  dass  dieselben  sich  ebenso  leicht  erklären 
und  als  solche  beseitigen  lassen,  wie  die  von  andern  laut- 
gesetzen. 

§  4^.  Zum  schluss  noch  eine  kurze  bemerkung  über  die 
Chronologie  jenes  lautwandels.  Die  völlige  ausstossung  des 
im  arischen  reduzirten  verschlusslauts  fand  statt:  im  ira- 
nischen nach  der  verhauchung  des  intei'sonoren  und  nach  der 
abwerfung  des  nach  n  auslautenden  .^',  aber  noch  iimerhalb 
der  wirkunjifsdauer  des  nasaliningsgesetzes ;  im  indischen 
vor  dem  inki'afttreten  des  nasaliningsgesetzes.  Cf. :  av.  asaml) 
(verf. ,  A.  F.  II,  s.  !h;)  =  ar.  '^fis]K(Ht.<faf ,  aber  sauhajf,  f^f'ufj- 
haiff  =  ar.  "^sansfit,  *s(nfsati:  Jkis  =  *,s7/>/^s\  aber  dPnf^  =  *^(i/<>' 
(vei'f. ,  a.  a.  o.  I.  s.  71);  —  ai.  nuthm  apdh  aus  *riml«^ 
(  z  '■rtt/ans  -  "^r'ntihifs)  apahy  vgl.  oben  s.  ^Ai\  zu  ahann  'm\ 
ebenso  wurde  "^'praus,  *nmnv(his  (aus  ^7i^/c^^  ^atifs)  vor  tönenden 
versclilusslauten  zu  pr('n>,  anuträn  (durch  die  mittelstufe  ^^7^^;. 
*V7//i),  noch  ehe  die  langen  vokale  von  der  nasalimng  ergriffen 
waren;  cf.  §  40  a.  e. 

sj  V.K  Wir  sind  somit  auf  den  urindischen  nominativ 
'^frarfuis,  der  aus  der  antevokalischen  sandhiform  fvavn  uiit 
sic.lK^rlieit  zu  erschliessen  ist,  auf  rein  lautlichem  weg  gelang, 
one  dass  wii'  analogie Wirkungen  seitens  der  pari.  peif.  akt. 
auzunelinien  hatten,  und  haben  tür  ai.  fvardti,  av.  pn'(lu¥ 
und  gr.  /((oui^  den  gleichen  ursprachlichen  ausgang  ge- 
wonnen ,  nämlich  —  je  nachdem  ursprünglich  die  letzte  oder 


IL  Die  arische  flexiou  der  adjektiva  iiud  partizipia  auf  nt-,      519 

eine  frühere  silbe  den  ton  trug  —  umts  oder  -uänfs]  cf. 
Mahlow,  AEO,  s.  KU,  CoUitz,  B.  B.  X,  s.  34  f.  Damit 
aber  soll  das  Vorhandensein  alter  beziehungen  zwischen  den 
adjektiven  auf  udnt-  (mant-)  und  den  part.  perf.  akt.  in 
keiner  weise  in  abrede  gestellt  werden. 

§  50.  Zweifellos  von  selten  der  partizipien  her  bezogen 
ist  der  indoiranische  ausgang  des  vok.  sing,  der  adjektiva, 
nämlich  ai.  -va^  (,  -mos)  =  av.  -uö,  cf.  ai.  Jmrivas  (,  nianhimas) 

—  av.  druö  (d.  i.  *dr?eyö);  ebenso  der  avestische  ausgang  des 
nom.  sing,  -ud  (,  -imi),  cf.  amaud  (,  /jratimid).^)  Umgekehrt 
wieder  schliesst  sich  die  altindische  form  des  akk.  sing,  neutr. 
der  Partizipien  an- die  der  adjektiva  an;  cf.  tatanvät.  Weitere 
metaplasmen  s.  unten  §  73  d. 

§  51.  Es  handelt  sich  nun  darum,  zu  ermitteln,  wie  diese 
wechselseitigen  entlehnungen  zu  stände  gekommen  sind. 

Wären  sie  auf  das  altindische  beschränkt,  so  könnte  man 
einfach  sagen:  der  lautgesetzlich  erfolgte  zusammenfall  von 
ämavadhhi^  (nebst  den  übrigen  ?>Ä-kasus)  und  ämnvatsu  aus 
ämavant-  mit  vidvadhhi^  u.   s.  w.   und  vidvätsn  aus  vidvds- 

—  vgl.  J.  Schmidt,  K.  Z.  XXVI,  s.  34S  und  verf.,  ebd. 
XXVII,  s.  351  f.  —  hat  nach  dem  muster  mdva^  den  vok. 
sing,  anmva^  und  nach  dem  muster  dnmvat  den  akk.  sing, 
neutr.  vUlvdt  hervorgerufen,  so  dass  also  amavas  und  vidvdt 
gewönliche  proportionsbildungen  wären. 

Aber  auch  das  avestische  kennt  jene  entlehnungen.  Und 
hier  treffen  die  uant-  und  t/öw-stämme  in  keinem  einzigen 
kasusausgang  zusammen;  vgl.  den  instr.  plur.  dndüzhi^  (j,  o8,  H) 
gegenüber  jatttmaßbls. 

Endlich  lassen  sich  jene  wechselseitigen  beeinflussungen 
der  beiden  stammklassen  auch  in  nichtarischen  sprachen  nach- 
weisen. So  vor  allem  im  griecliischen.  Andre  formen  zu- 
nächst übergehend,  will  ich  hier  nur  an  die  akk.  sing,  neutr. 


»)  Aufzälung  bei  verf.,  A.  F.  1,  s.  53,  wo  a^ä  und  afamatunä  zu 
«treichen  (cf.  s.  494,  497  f.),  ahtaipi]^^  pank'asapwäj  iniazüa^A^  vlsaitii^  und 
haptaipiy^ä  hinzuzufügen  sind.  —  Die  form  afrafäuhä  {=  *aprainsms) 
hätte  ich  A.  F.  III,  a.  40  ff.  nicht  übersehen  sollen;  j.  62.  (>  ist  zu  über- 
setzen: „gib  (verhilf)  mir,  o  feuer,  son  des  Ahura  Mazdah,  das  (dazu),  was 
^r  mir  verhcissen  hat,  jetzt  und  für  aUe  zeit:  .  .  ".  Auch  äfrasätjhuitim 
j.  52.  1  gehört  dazu.  —  Erwänenswert  ist  es,  dass  für  ar.  ^s]m!<  stäts  "i>//^, 
nie  ^ouhä  auftritt. 


520  Chr.  Bartholomae, 

^ng  und  T^o,'  erinnern,  die  man  ja  schon  lange  mit  ai.  jAmt 
und  ffwat  verglichen  hat.  Freilich  ist  die  identitat  von  rrjog 
und  tfivat  keine  vollständige,  me  das  früher  wol  da  und  dort 
behauptet  worden  ist.  Aber  die  von  G.  Meyer,  griech. 
grammatik*.  §  30:5  anm.  befürwortete  trennung  der  Wörter 
halte  ich  ebenso  wenig  für  zulässig.  Das  verhältniss  von  r^o; 
zu  tdvaf  ist  die  umkehrung  dessen  von  fiSog  zu  tyidvät  uyoc, 
aus  dem  adjektivstamm,  hat  sich  den  partizipialausgang, 
vidvfU,  aus  dem  partizipialstamm,  hat  sich  den  adjektivausgang 
geborgt  (vgl.  noch  ai.  ffnavn.s.  §  77).  Ist  nun  diese  entlehnung 
in  der  Ursprache  oder  erst  im  griecliischen  erfolgt?  —  Vgl. 
zum  folgenden  Brugmann,  K.  Z.  XXIV,  s.  70  ff.;  J.  Schmidt, 
K.  Z.  XXVI,  s.  :)29  ff.,  CoUitz,  B.  B.  X,  s.  2o  ff.,  a3  ff. 

§  02.  J.  Schmidt  hat  in  seiner  abhandlung  über  das 
l)art.  perf.  akt.  (a.  a.  o.,  s.  :>20  ff.)  zu  zeigen  versucht,  dass 
in  der  Ursprache  der  lok.  plur.  desselben  auf  -uet-sfty  ent- 
standen aus  -fjcs'sff,  ausgelautet  habe,  und  da.ss  diese  form  in 
den  einzels[)rachen  der  anlass  gewesen  sei  zu  den  verschiedenen 
neubildungen,  die  uns  da  und  dort  begegnen.  Für  die  arischen 
sprachen  hat  diese  anname  —  die  ächtheit  jenes  'Uet-sü  vor- 
ausgesetzt —  keine  Schwierigkeit.  Im  indischen  konnte  vid- 
rnfsft  den  akk.  sinp:.  neutr.  ridvat  sowol.  als  auch  wegen 
seines  zusaininenstininioiis  mit  (hnaraf.<tn  den  vok.  sing,  mnnvns 
11.  s.  w.  liervon-ufen.  Anliches  gilt  auch  vom  ii'anisclien. 
Fürs  irriecliische  aber  häufen  sich  die  Schwierigkeiten. 
.1.  Sclniiidt  hat  die  akk.  .^ing.  neutr.  ^o;  und  r^oc  nicht  iii 
recliiinng  ^rezopfen.  Sollten  diese  aber  erst  im  giiechischen 
unter  dem  eintluss  der  part.  perf.  entstanden  sein?  Deren  l<>k. 
plnr.  pfeht  auf  -od/,  ihr  akk.  sing,  neutr.  auf  -o^  aus,  der  lok. 
plur.  der  adjektiva  auf  -fm.  Daraus  lässt  sich  keine  pro- 
poi'tion  bilden,  zu  der  -ng  als  viertes  glied  passen  würde. 
Wir  würden  also  behufs  erklärung  von  /^o^  und  t^o;  in  eine 
praehistorische  periode  zurückgehen  müssen,  da  man  auch  bei 
den  adjektiven  noch  -o/r/  neben  -(oi  kannte.  Ebenso  steht's 
mit  fiAoTog  und  den  übrigen  r-formen.  Dieselben  haben 
T  nach  J.  Schmidt  vom  lok.  plur.  l)ezogen.  Das 
nur  geschehen  sein,  zu  einer  zeit,  da  man  noch  ^nrm  ßr 
s[)äteres  "o/)/  si)rach.  Nun  aber  ist  der  wandel  von  inter- 
.soiiorem  />•  in  .s'>*  (und  s)  allen  indogermanischen  sprachen 
gemeinsam,  mit  alleiniger  ausname  des  altindischen,  wa^^  nel- 


II.  Die  arische  flexion  der  adjektiva  und  partizipia  auf  nt-.      521 

leicht  schliessen  lässt,  dass  das  t  vor  s  bereits  in  der  Ur- 
sprache eine  gewisse  modifikation  erlitten  hat.  Jedenfalls 
gehört  der  Übergang  von  ts  zu  aa  zu  den  ältesten  lautlichen 
Veränderungen,  die  sich  auf  grieclüschem  boden  vollzogen  haben. 
Was  aber  noch  vordem  geschah,  ist  das  nicht  eben  einfach 
gleich  indogermanisch  zu  setzen?  —  Das  selbe  lässt  sich  auch 
bezüglich  des  gotischen  veitvods  sagen. 

§  53.  Die  Übereinstimmung  der  arischen  und  der  euro- 
päischen sprachen  weist  meines  erachtens  mit  bestimmtheit 
darauf  hin,  dass  die  formenvermischung  bei  den  u^s-  und 
t/ewf-stämmen  ihren  anfang  bereits  in  der  indogermanischen 
Ursprache  genommen  hat.    Was  aber  gab  dazu  den  anstoss? 

Es  liegt  nalie  anzunehmen,  dass  jener  kasus,  der  nach 
J.  Schmidt  in  den  einzelsprachen  die  verxmrung  anstiftete, 
schon  in  der  Ursprache  als  Störenfried  gewirkt  hat;  also  der 
lok.  plur.,  der  nach  J.  Schmidt  bei  den  i/ecs-stämmen  *uid'] 
uetifii  lautete.  Bei  den  ife?if -stammen  wurde  er  zweifellos  aus 
dem  schwachen  stamm  gebildet,  lautete  also  zunächst  *wy-7 
untsü.  Daraus  jedoch  konnte  bereits  in  der  Ursprache  —  die 
möglichkeit  ist  nicht  zu  läugnen  —  *nx']uetsn  werden,  indem 
der  sonant  des  schwachen  themas  durch  den  des  mittlem 
ersetzt  wurde,  wie  das  ja  im  griecliischen  tatsächlich  der  fall 
ist;  cf.  unten  §  G5.  War  aber  das  geschehen,  so  stand  der 
vermengung  der  ues-  und  t(pyif-kasus  auf  dem  wege  gewön- 
licher  proportionsbildungen  kein  hindemiss  entgegen. 

§  54.  Die  anname  aber,  dass  "^uiduotm  der  ursprachliche 
lok.  plur.  zu  uidueS'  gewesen  ist,  beruht  auf  zwei  Voraus- 
setzungen, die  ich  beide  nicht  fiir  zutretfend  erachten  kann. 
Nämlich:  1)  Ich  kann  mich  nicht  von  der  richtigkeit  der 
J.  Schmidt' sehen  ansieht  überzeugen,  dass  der  lok.  plur. 
der  t/'^^*?-stämme  ursprünglich  sollte  aus  dem  mittlem  stamm 
gebildet  worden  sein.  Doch  ist  dieser  punkt  nicht  von  so 
hoher  bedeutung.  Man  könnte  allenfalls  sagen,  es  sei  früh- 
zeitig vor  den  konsonantisch  anlautenden  kasussuflSxen  die 
schwache  Stammform  durch  die  mittlere  ersetzt  worden,  und 
sich  dabei  aufs  altindische  berufen.  Aber  freilich  spricht 
das  avestische  dadnlhrs  dagegen,  und  freilich  ist  die  möglich- 
keit nicht  ausgeschlossen,  dass  die  indischen  formen  vidvatsu, 
vidvädbhi^  u.  s.  w.  sammt  und  sonders  an  die  der  «/f/^f-stämme 
angelehnt  smd.     Wichtiger  ist  der  andre  einwand,  den  ich  zu 


522  Chr.  Bartholomae, 

machen  habe.  Ich  kann  mich  nämlich  2)  nicht  von  der 
richtigkeit  der  J.  Schmidt' sehen  anname  überzeugen,  dass 
in  der  Ursprache  .s*  vor  ä^  unter  irgend  welchen  bedinguugen 
sollte  zu  t  geworden  sein ;  cf.  K.  Z.  XXVI,  s.  343  ff.,  XXVn, 
s.  330  f.  Das  material,  das  jenen  Übergang  beweisen  soll,  ist 
ein  allzudürftiges.  Nach  abzug  der  part.  perf.  akt.  bleiben 
nur:  ai.  uf^aMhi^  ^  gr.  6(o&iv6g  ^  rh.  anstatt  und  aL  madbhi? 
^  got.  menöpum  =-  lit.  m(^)u((t).  Dass  die  indischen  instru- 
mentale ilu'en  dental  vom  lokativ  geborgt  haben  sollen,  das 
anzunehmen  liegt  keine  notwendigkeit  vor :  idg.  zhh  wird  ganz 
normal  im  ai.  zu  dhh\  cf.  verf. ,  K.  Z.  XXVII,  s.  352.  Ich 
räume  aber  genie  ein,  dass  auch  der  lokativ  seinen  dental 
auf  lautlichem  weg  erhalten  haben  kann ;  für's  indische  steht 
ja  der  wandel  von  ss  zu  f.«?  völlig  sicher. 

§  55.    Von  dem  europäischen   beweismaterial  ist  meines 
erachtens    ganz    zweifellos    auszuscheiden:    ^(ad^voi;.     Ein  rfÄ 
oder  th  (=  gr.  d)  kann  doch  unter  keinen  umständen  aus  s 
hervorgegangen  sein.  Der  hin  weis  auf  das  verhältniss  fnahdd- 
hhifi:  ^leyu&og  fördert  nicht  im  mindesten.    Ein  rätsei  und  ein 
rät^el  lassen  sich  nur  addiren,  nicht  subti^ahii-en.  /ueys^og  oder 
jLteyu&o^j   welches   vielleiclit   die  jüngere,    erst  von  fUya  be- 
eintlusste  form  ist,   braucht   mit  ai.   mahant-   nicht   enger  zii- 
sannueiizuj^^t^hrireu,  als  nlij&oi;  mit  dem  part.  praes.  lat.  phni'. 
Neben  uo&ivo^  linden  wir  zu  ko;  das  lokaladverb  ico&sv,    Dass 
hier  das  .V  dem  suttix  und  niclit  dem  nominalstamm  angehört 
wird  niemand  bezweifeln  wollen,   vgl.  ivSt^v,   lulo&sv  u.  s.  w. 
Wie  abei-  ist   diese   bildun^^  zu   stände   gekommen?    Ich  ver- 
mute, so:  Es  <i:ab  in  alter  zeit  einen  instr.  sing.,  der  adverbial 
gebraucht   wurde.     Derselbe    lautete    urgriech.    *«i;o«,    später 
*«ro;. ^)     Diese    form    ist    überliefert    bei    Hesych,    wo    als 
lakonisch    dßio   in   dei'    bedeutung   nowi  angefilrt    wird.     Die 
qualität  des  kontraktions[)n)(lukts  wurde  durch  den  nom.  sing, 
bestimmt.     Dt^r  akzent  von   ußti  ist  warscheinlich   falsch;  an 
ein    griechisches    '«roa    glaube  ich  nicht:   doch   vgl.   uirj  aus 
*.uf«,   J.  Schmidt,   K.  Z.  XXV,   s.  25,   XX Vif,   s.   ^DS  f. 
Und  zu  *«t"('>  nun   bildete  nmn   adverbien   mit  -&&v  und  -^ci 
{ii.  Meyer,   griech.  gramm.^,   §  24).     Ersteres  ist  attisch  zu 
f^ui&fv  gewoiden.   Aus  dem  zweiten,  nicht  überlieferten  *aiW« 

')  Vgl.  ai.  n^Ti.  iinton  noto  V. 


n.  Die  arische  flexion  der  adjektiva  und  partizipia  auf  nt-,      523 

aber  schuf  man  mit  dem  suffix  iv6- ,  welches ,  wie  z.  b.  das 
intervokalische  a  in  /^faii'o^  bezeugt,  noch  in  lebendigem 
gebrauch  war  und  zur  formation  temporaler  adjektiva  diente, 
—  etwa  nach  dem  muster  rfjia  ^  rfjTivog  —  das  obige  *ai^cü- 
&tv6g  =  jon.-att.  icod-ivog;  cf.  L.  Meyer,  vgl.  grammatik*  II, 
s.  564. 

§  56.  Auch  in  an.  austan,  ahd.  östana  u.  s.  w.  gehört 
das  t  nicht  zum  nominalstamm.  Das  dort  vorliegende  suffix 
tana-  (=  idg.  tmio-)  gehört  zusammen  mit  dem  lat.  thw-  (= 
idg.  teno-  oder  t'^no-)  in  crastimis,  diutimiSy  2)rii<//w?(^s  u.  a., 
dem  griech.  tuvo-  (=  idg.  timo-)  in  intjeTuvog,  und  mit  dem 
aL  tana-  (=  idg.  tono-,  teno-  oder  tnno')  und  tna-  (=  idg.  tno-) 
in  nütüna-,  sanatäna-y  niitna',  pratnä-  u.  s.  w.  Das  suffix 
bildet  adjektiva  der  zeit;  cf.  Whitney,  a.  a.  o.,  §  1245e. 
An.  aus-  in  atistan  ist  die  schwache  Stammform  zu  *ausos', 
steht  also  für  *aii8-s-;  und  es  verhält  sich  ^am-s-  zu  ai.  t«^<?- 
(d.  i.  *ti^-4<?-,  in  ims,  gen.  sing.,  cf.  unten  note  V)  wie  gr.  uvcog 
(d.  i.  "^atisös)  zu  ti^äs.  Vgl.  noch  ahd.  östar  (für  *au^'S-t^) 
und  pehl.  ösastar;  von  Fierlinger,   K.  Z.  XXVII,  s.  336. 

§  57.  Endlich  got.  menöjnim  und  lit.  mf^nu.  Dass  das 
letztere  auf  einen  dentalstamm  zurückgeht,  ist  meines  erachtens 
weder  zu  beweisen,  noch  auch  nur  warscheinlich  zu  machen. 
In  Wjeksni  lautet  die  form  m^yiiiv;^)  ebenso  spricht  man  hier 
sesvLv  statt  sesiif  vand\m  statt  vandh  und  szuv  statt  szu;  cf. 
Kurschat,  grammatik  d.  litt,  spr.,  §  155,  162,  731.  Die 
letzten  beiden  formenpare  bieten  der  erklärung  keine  Schwierig- 
keit, szti  entspricht  seiner  bildiing  nach  dem  ai.  t^^vä,  lat. 
sermö,  ai.  ä^mä;  dagegen  vergleicht  sich  sz(iv  dem  slav.  kamy, 
gr.  äx/Li(ov;  vgl.  Brugmann,  grundriss,  §  02  anm.,  21^^. 
Aber  in  sesiiv  und  mSmiv  ist  der  nasal  keinesfalls  altberech- 
tigt. Beide  sind  gewönliche  analogiebildungen ;  die  Propor- 
tionen äkmeviy  akmens:  akmuv  =  sm^i,  sesers:  x  und  dkmeni, 
äknwniui:  akmuv  =  m^nesi,  ml*'nesiui :  y  ergeben  fiir  die 
beiden  unbekannten  die  formen  se.mv  und  menut>,  wo  nur  der 
akzent,  wie  in  der  ganzen  flexion,  auf  der  ersten  silbe  ge- 
blieben ist.  Was  aber  von  mm\iv  gilt,  das  gilt  ebenso  aucli 
von  m^ü.  Es  ist  eine  nachbildung  nach  akmu  etc.  und  ^(wft. 
Aus  dem  stamm  mmöa-  oder  men^s  hätte  der  noni.  sing,  bei 


1)  Nach  Brugmann 'scher  Schreibweise. 


524  Chr.  Bartholomae, 

rein  lautlicher  eiiUvicklung  die  gestalt  m^nfts  oder  »i^fe  be- 
kommen müssen,  eine  form,  die  innerhalb  des  litauischen 
völlig  vereinzelt  stand.*)  —  [Mit  dem  altpreussischen  wort 
fiir  monat:  memy  weiss  ich  nichts  anzufangen;  das  g  ist 
schwerlich  richtig.]  —  So  bleibt  denn  nur  noch  das  einzige 
gut.  mvnöpnm,  über  das  ich  dem  von  Kluge  im  Wörterbuch 
bemerkten  nichts  hinzuzutügen  weiss. 

§  r)S.  J.  Schmidt.' s  hauptargument  für  den  von  üun 
für  die  Ursprache  aufgestellten  lautwandel  ist  von  prinzipieller 
art.  Die  gegenseitige  beeinflussung  der  part.  perf.  akt.  und 
der  adjektiva  auf  uf'^it-  (und  ment-)  steht  völlig  sicher.  Also, 
so  folgert  J.  Schmidt,  K.  Z.  XXVI,  s.  359  (vgl.  auch 
s.  .-^31,  343,  350),  muss  wenigstens  6in  kasus  beider  stamm- 
klassen  den  gleichen  Stammausgang  gehabt,  d.  h.  wenigstens 
^in  kasus  der  partizipia  -ucit-  enthalten  haben,  denn  sonst 
wäre  es  nicht  ersichtlich,  wie  eine  assoziation  zwischen  beiden 
zu  Stande  kommen  konnte.  Ich  halte  aber  diesen  Standpunkt 
den  auch  ich  früher  einnam,  jetzt  nicht  mehr  für  richtig. 
Wol  bin  ich  auch  jetzt  noch  der  meinung,  dass  die  aller- 
meisten formalen  neuschöpfungen  auf  proportionsbildung  be- 
ruhen: es  gibt  aber  auch  falle,  für  die  ein  solch  äusserUcher 
ausj^aujirspunkt  nicht  nachzuweisen  ist.  Zwei  Wörter  oder  zwei 
staininklassen  beeinllusseii  sich  hinsichtlich  ihrer  tlexionsformen-| 
auch  dann,  wenn  sie  sich  in  der  bedeutung  einander  nahe 
stehen. 

§  r)iK  Paul,  Prinzipien  der  sprachgescliichte* ,  s.  ^'> 
f^esti^ht  die  niö<^liclikeit  einer  beeinflussung  in  der  flexiun  auch 
one  iihereinstinunun*;'  in  der  bildung  einer  oder  mehrerer 
formen  zu,  sclieint  sie  aber  auf  den  einen  fall  zu  beschräiikeu. 
(lass  ^eine  flexionsendung  wegen  ihrer  besondern  häufig- 
keit  als  die  eigentliche  nornialendung  für  eine  flexionsfonn 
empfunden'*  wird;  dann  ^übertrage  sie  sich  wol  auf  andre 
wcirter  auch  one  die  Unterstützung  gleichgebildeter  Wörter". 
Die  griecliischen  beispiele  aber,  die  das  beweisen  sollen, 
scheinen    mir   wenig   gut   gewält.     Die    gen.    sing,    und   dual. 


')  Vgl.  auch  unten  sj  «U  die  bcmerkungen  zu  nnpnt'. 

■*)  „Form"*  darf  natürlich  nicht,  etwa  auf  die  kasus-  und  persoaal- 
ondungen  hosohninkt  werden.  Mine  scharfe  Scheidung  zwischen  formaler 
und  stotflicher  assoziation  ibt  nur  in  seltenen  fällen  möglich. 


II.  Die  arische  flexion  der  adjektiva  und  partizipia  auf  ru-,      525 

noXtjov  und  noMv  lassen  sich  auch  one  jede  Schwierigkeit 
als  proportionsbildungen  fassen,  veranlasst  durch  den  gleich- 
klang des  auslauts  der  gen.  plur. 

§  60.  Nyrop,  zitirt  bei  Jespersen,  T.  Z.  III,  s.  196 
—  ich  habe  das  s.  188  genannte  buch  nicht  gesehen  — 
scheidet:  I.  Wirkungen  von  Übereinstimmung  in  der  bedeutung 
der  Wörter  a)  bei  Wörtern  gleichen  Stammes,  b)  bei  wörteni 
verschiedenen  Stammes;  und  II.  Wirkungen  von  Überein- 
stimmung in  der  grammatischen  funktion  der  Wörter.  Unser 
fall  wäre  unter  I  b  einzureilien.  Jespersen  selbst  unter- 
scheidet kombinations-  und  konfusionsbildungen.  Als  beispiel 
für  letztere  dient  das  dänische  prold  „kork",  eine  mischbildung 
ans  den  synonymen  für  „kork"  proj)  und  told  (s.  195).  Auf 
eine  tcrsprachliche  neubildung  dieser  art  gehen  meines  er- 
achtens  die  Wörter  fttr  „dün-" :  av.  hi^kuj  gr.  io/vog,  air.  sesc, 
kymr.  hesp  (Zimmer,  K.  Z.  XXIV,  s.  212)  zurück;  das 
indogermanische  besass  für  den  begriflF  „trocken,  trocknen" 
zwei  reihen  von  Wörtern,  aus  den  wurzeln  saik^-  (cf.  ai. 
sikatä,  lat.  skcare,  av.  hiküs,  hikudvhem,  hipiui)  und  saus- 
(cf.  ai.  .^u^kas,  .^u^jati,  av.  hnskem,  avhaosemn^,  ap.  nskahja, 
gr.  avog,  d(pav€iv,  ahd.  sören,  lit.  saiisti,  asl.  suchU  etc.).  Das 
adjektiv  ^su^skjo-  „trocken"  in  Verbindung  mit  sik2^  rief  nun 
das  neue  wort  *mfc®  hervor.  —  Für  „konfusionsbildungen"  in 
der  flexion  wird  bei  Jespersen  kein  beispiel  gegeben; 
vgl.  das.  die  note  zu  s.  li)6.  Als  solches  mag  das  lettische 
esfnti  „ich  bin"  dienen,  das  schwerlich  anders  denn  durch 
kontamination  der  altem  (litauischen)  formen  esmi  und  esu 
entstanden  sein  kann.  Anlich  ai.  ättha  „du  hast  gesagt"  (statt 
*ä(lhä);  es  verdankt  seine  fonii  dem  einfliuss  von  vMtha  u.  s.  w. 
Vgl.  noch  abhanas,  unten  note  IX. 

§  61.  Klar  und  richtig  hat  sich  schon  vor  längerer  zeit 
über  die  in  rede  stehende  frage  Wackernagel  geäussert, 
in  K.  Z.  XXV,  s.  289:  „Der  bedeutung  nach  zusammen- 
gehörige Wörter  werden  oft  zusammen  und  zwar  parallel  mit 
einander  genannt;  das  hat  leicht  assimilation  der  formen  an 
einander  zur  folge."  Und  dieser  satz  wird  erwiesen  durch 
den  deutlich  verfolgbaren  umgestaltenden  einfluss,  den  die 
verwantschafLswörter  auf  ter-  auf  die  flexion  anders  aus- 
gehender Stämme  von  änlicher  bedeutung  ausgeübt  haben.  Ins- 

Zeitachrift  fOx  vergl.  Sprachf.  N.  F.  IX.  5  u.  C.  34 


526  ^^f-  Bartholomae, 

besondere  gilt  das  von  der  flexion  des  Stamms  nepot-  „enkeP.*) 
Vgl.   auch  Osthoff,  zur  gesch.  d.  perfekts,   s.  600  f.    Das 
urspracldiche  paradigma  von  nepot-  hatte  sicherlich  auch  nicht 
in  6inem  kasus  den  gleichen   ausgang  wie  bhrätor-  etc.    Und 
doch  wird  im   arischen   die  flexion  von  nepot-  allmälich  voll- 
ständig  nach    der   von  bhrätor-   umgeschaflen.     Im   rg-  and 
atharvaveda  finden  sich  noch  die  alten  formen  näpät,  ndpaiatHj 
näpätä,  näpätas,  niidbhja.^;  im  avesta  noch  napäs,^)   napäterny 
naßa,  naptö  (akk.  plur. ,  \.  12,  \\\  so  richtig  K  9) ;   vgl.  lat 
nepös,   nepötem   u.    s.    w.     Dazu   aber   auch    schon   ndptfbhk 
neben    yiadbhjas,    naptärein    neben    napätem;    femer   napturj 
nafedrö;    nafedrap;   näpträ,   ndptre.     Die   ableitungen   haben 
noch  allgemein  p-t  one  r;  cf.   das  fem.  ai.   näptx^y  av.  napti; 
femer  av.  naptia^sn,  nauanaptaia^liilt  und  ai.   äpatjam  „nach- 
kommenschaft"  (aus  *upet^).     Später  aber  werden  alle  r-losen 
formen  beseitigt.    An  die  stelle  von   ndpätam  tritt  ndptäramy 
für  ndpti-  tritt  naptri'  ein  u.  s.  w.  *)  —  Wie  kaum  zu  ver- 
kennen, hat  diese  Umgestaltung  bei  den  schwachen  kasus  mit 
vokalisch  anlautenden  endungen  ihren  anfang  genommen.  Und 
es   war   ausschliesslich   die   bedeutungsänlichkeit ,    welche  die 
konfusion  zu  stände  kommen  liess.    Warum  nicht  auch  umge- 
kelirt  ndpni'  auf  hhrafar-  eingewirkt  hat,   liegt  auf  der  band. 
blirätar-   u.   s.    w.   bilden   eine   gi-osise   klasse,   wärend  ndpOt- 
ganz  allein  für  sicli  stellt.     S.  oben  s.  524.'*) 

§  62.  Die  besitzanzeigenden  adjektiva  auf  Uf^nt-  und  die 
part.  perf.  akt,  standen  sich  in  ihrer  bedeutung  immer  ausser- 
ordentlich nahe.  Nur  so  wai'  es  möglich,  dass  im  arischen 
t/a><^stänime   aus    part.    perf.    i)ass.   als   part.   perf.   akt.  ver- 

M  Dio  gen.  sing,  pdtjur,  {i<iujnr.  sakfijur  will  ich  lieber  vorsichtig  bei 
seite  lassen.  Man  könnte  sagen  :  Der  noni  sing,  .takln  reimte  auf  piti 
Daher  nach  pitiir  zunächst  *s(ikJmr,  dann  säkhjnr.  Mit  sdkhihhi^  etc.  aber 
reimte  wieder  ])(it'ihhi\f  etc.  Dalier  nach  säkhjur  auch  pntjur.  Freilich  ist 
diese  reihenfolge  wenig  warscheinlich. 

Gegenühor  den  von  Wackernagel,  K.  L.  III,  s.  57*  geäusserten 
hedenken  zu  meiner  A.  F.  II,  s.  109  flf.  gegebenen  erklärung  des  ai. 
genitivausgangs    -ur   v«'rweise    ich   jetzt   auch    auf   mritariärn,    B.  B.  XIII, 

-)  Cf.  unten  note  IV. 

^)  Vgl.  auch  Lanmau's  bemerkungen  zu   ai.  jantümm  RV.  -7.  27.  11 
und  itöffdsds  AV.  IG.  4.  G;  a.  a.  o.,  s.  iH6  unten,  4()8  mitte. 
*)  Über  das  suftix  in  ndpatam  etc.  cf.  unten  note  XI. 


IL  Die  arische  flexion  der  adjektiva  nnd  partizipia  auf  nt-.      527 

wendet  werden  konnten.  Vgl.  ai.  sutävant-  (z.  b.  RV.  5.  25. 
4),  hitävant'  (RV.  1,  180.  7),  matävant-  (RV.  9.  86.  13)/) 
aMt&vant-  (AV.  9,  6.  38),  av.  rnuaresdauant-  (j.  9,  30).*) 
Anderseits  werden  auch  part.  perf.  akt.  rein  adjektivisch  ge- 
braucht, z.  b.  ai.  mlihvas',  da^vas-,  av.  hikudh-;  femer  ai. 
vidü^,  vanüm,  vanü^as  u.  a.  (vgl.  unten  §  G7,  74  f.).  Sie 
wurden  also  jedenfalls  schon  in  alter  zeit  „oft  zusammen  und 
zwar  parallel  mit  einander  genannt".  Und  dies  hatte  in  der 
Ursprache  bereits  die  gleichen  formenassimilationen  zur  folge, 
wie  wir  sie  bei  den  stammen  näpät-  und  bhrätar-  (etc.)  inner- 
halb des  arischen  vor  unsem  äugen  sich  vollziehen  sehen.*) 
Dieselben  wurden  hier  noch  wesentlich  durch  den  umstand 
begünstigt,  dass  vielfach  uent-  und  ?fes-stämme  von  so  ziem- 
lich gleicher  bedeutung  aus  der  gleichen  wurzel  üblich  waren, 
was  leicht  „konfusionsbildungen'^  hervorrufen  konnte.*)  —  Das 
endergebniss  ist  aber  hier  kein  so  glattes  wie  bei  dem  stamm 
näpät-;  dieser  —  da  alleinstehend  —  musste  sich  einfach  .der 
überzal  anschmiegen.  Hier  jedoch  wirken  gleichstarke  kräfte 
auf  einander  ein,  und  die  gegenseitige  beeinflussung  ruft  eine 
Vermischung  der  formenreihen  hervor.  Dass  dabei  der  suffix- 
anlaut  u  eine  nicht  unerhebliche  rolle  spielte ,  ist  ganz  un- 
zweifelhaft. Vgl.  auch  ai.  svävän,  svatavan,  tuviravän  aus 
(w-stämmen  und  Brugmann's  und  J.  Schmidt's  bemerkungen 
dazu,  K.  Z.  XXIV,  s.  71,  XXVI,  s.  357;  femer  unten  über 
ai.  säSvan,  av.  tatirnd  und  ai.  fkvanas,  fkvatä  etc.  (§  88,  119).^) 


1)  Zu  man- „zögern"  (bei  Grassmann),  also  „gezögert  habend".  Erst 
mu8S  der  soma  die  wollseihe  vollständig  mit  flüssigkeit  getränkt  haben, 
ehe  er  in  die  kufe  rinnen  kann.  Dieses  „zögern"  wird  mit  der  Umkreisung 
des  Opfers  seitens  eines  raubvogels  verglichen,  die  dem  stoss  vorhergeht. 
Vgl.  RV.  9.  82.  ic,  d. 

*)  Auch  anu.varita^astemä  jt.  13.  26? 

')  Beispiel:  av.  hik^Avhem  pq^ni^vhem  (zu  hik^f^h'^  pqsn^ant')  v.  3.  11. 

*)  Beispiele:  ai.  ^kiv^^n  (eine  „konfusionsbildung"  aus  den  stammen 
Ökasvant'  und  nlHväs-^  vgl.  n]cü$B)  RV.  G.  59.  3;  —  hhaktir^ms  (ebenso  aus 
hhakt{vant'  und  bhi^väs-)  AV.  6".  79.  3:  fraglich,  cf.  unten  §  73. 

*)  Benfey's  abweichende  erklärung  von  sräri^  und  srätavq  in  N.  G. 
W.  G.  1877,  s.  341  ff.  —  gebilligt  von  Colli  tz,  A.  D.  A.  V,  s.  348  — 
kann  ich  nicht  für  richtig  halten.  Ausser  bei  evd  RV,  5.  0.  10  =  25.  9  und 
hhT$^  1.  133.  5  b  (wo  der  sandhi  ^q  a^  aus  c  herübergeuommen  ist)  tritt  q 
für  n  nur  auf  am  ende  eines  Stollens,  wie  ja  Benfey,  s.  350  f.,  356  ff. 
selbst  lehrt,  svävq,  steht  aber  im  innern  des  Stollens;  folglich  muss  der 
loslautsnasal  anders  beurteilt  werden  als  bei  sdKq  i.  161.  5  u.  a. 


528  Chr.  Bartholomae, 

Waren  aber  erst  bei  den  i/p??f -stammen  neue  flexionsausgänge 
geschaffen,  so  wurden  sie  bald  auch  auf  dem  wege  der  pro- 
portionsbihlung  in  die  flexion  der  bedeutungsgleichen  metit- 
Stämme  eingefürt.^) 

§  ()3.    Die   t'flt'i^-stämme    zerfielen    in   der   Ursprache  in 
zwei  gruppen:   possessive  (wie  ai.  amavant-   „kraftvoll")  und 
vergleichende  (wie  ai.  tvävant-  „dir  gleich").   Ihre  akzentuation 
scheint  keine  einheitliche  gewesen  zu  sein.    Die  vergleichenden 
waren  wol  immer  barytonirt.    Bei   den   possessiven   lag  der 
hauptton  tiberwiegend  auf  dem  primitiv,  aber  suflü:betonung 
war  doch  nicht  ausgeschlossen.    Im  indischen  ist  das  verhält- 
niss  von  (possessivem)   '-vnuDtt'  zu  'Vnmit'  ungefar  4  :  1. 
Unzweifelhaft  scheint  es  mir,   dass  das  suflSx  in  vielen  fallen 
—  d.  i.  überall  wo  es  vom  hauptton  durch  eine  silbe  getrennt 
war  —   einen  nebenton  hatte ,  der  auf  die   vokalqualitat  den 
gleichen  einfluss   ausübte,    wie  der  hochton.     Durch  ein  par 
beispiele  will  ich  erläutern,  wie  man  sich  meines  erachtens  die 
urflexion  der  ifaytf-stämme  denken  muss.   Ich  wäle  als  stamme: 
Uqms^uant-    (ai.    täimsvanf')  ^    uibhäuant-    (ai.    vibliävant-)  und 
yoduänt-  (ai.  padvänt-).    Die  flexion  dieser  stamme  war: 
Sing.  nom.         teposuents        uihhäuönts        podu^nts 
Plur.  nom.         ftpo^inontcs       inJf^iauontPS       poduenies 
Sing.  dat.  trposunfä'i         ulhliäuntai        poduntAi 

Plur.  lok.  tf^'posfjyfsf)         uihhäuiifsii        jyodunts/t 

Die  starken  und  mittlem  suffixformen  waren  also  Uf^'nt',  w'^f^-- 
fjonf-  und  urnf-,  iirnf-j  fjonf-  (cf  oben  s.  ölD);  die  schwache, 
allen  <>:emeinsani ,  tj^ff-  und  —  vor  vokalen  auch  —  tnif-. 
Das  konnte  leicht  dazu  füren,  dass  auch  betontes  6  und  o 
und  unig"ekehrt  unbetontes  p  und  c  aufkamen.  Tatsächlich 
tritt  bei  den  historischen  foi*men  das  alte  verhältniss  zwischen 
akzent  und  vokalqualitat  nicht  mehr  überall  zu  tage. 

§  ()4.  Ebenso  steht  es  mit  den  part.  perf.  akt.  Da.^ 
griechische  betont  ausschliesslich  auf  dem  suffix,  da.s  alt- 
indisclu^  fast  ausscliliesslich ;  doch  s.  vivcisvan,  ardruii  (luiten 
§  <>7,  Tr)).  Das  gotische  d  aber  in  veitvöd  weist  nach  dem 
V'ern  er 'sehen  gesetz  auf  anfangsbetonung  hin  (vgl.  auch 
W.  Schulze,  K.  Z.  XXVII,  s.  549),  und  dafür  spricht 
auch  (las  griechische   und  gotische  ö,    dessen   herkunft  aus  t- 

0  Vgl.  noch  unten  uote  IX. 


II.  Die  arische  flexion  der  adjektiva  und  partizipia  auf  n^.      520 

J.  Schmidt,  a.  a.  o.,  s.  352  f.  in  keiner  weise  hat  war- 
scheinlich  machen  können.^)  DafUr  endlich  das  litauische,  das 
durchweg  die  wurzel  betont:  hüv^Sf  büvusi.  Also  auch  die 
Partizipien  waren,  wenn  nicht  ursprünglich,  so  doch  schon  in 
der  Ursprache,  verschieden  betont.  Die  starken  suflSxformen 
waren  u^s-  und  uös-,  die  mittlem  u^s-  und  uofi-.  Der  um- 
stand aber,  dass  die  schwache :  iis-  (,  üs-)  allen  gemeinsam  war, 
rief  hier  dieselbe  Verwirrung  hervor,  die  oben  für  die  uent- 
Stämme  festgestellt  wurde. 

§  65.  Aber  noch  eine  zweite  Veränderung  reicht  meines 
erachtens  in  ihren  anfangen  bis  in  die  urzeit  hinein.  Bei  den 
ijf-stämmen  standen  in  der  flexion  neben  einander  Uf^iönt-, 
ueiont'  und  wg'flf-.  Was  nun  in  den  einzelsprachen,  ins- 
besondre im  griechischen  nachweislich  so  überaus  liäufig  ge- 
schah, dass  nämlich  der  sonant  der  schwachen  sufiixform 
durch  den  der  mittlem  (und  starken)  ersetzt  wurde  —  z.  b. 

gr.  noXsGi,  nrD^Böi,  noi/ndoi,  jjyf/uoa«,  uxixovoq  (>  idg.  *äkinifinos) 

u.  s.  w.  — :  die  gleiche  Übertragung  ist  da  und  dort  schon 
in  der  Ursprache  vorgenommen  worden.  Es  ist  das  eigentlich 
eine  selbstverständliche  anname,  gegen  die  man  höchstens  den 
alten  glaubenssatz  geltend  machen  könnte,  dass  in  der  Ur- 
sprache noch  keinerlei  Veränderungen  in  laut  und  form  vor- 
gekommen seien. 

§  66.  Im  folgenden  will  ich  nun  versuchen  zu  zeichnen, 
wie  sich  aus  der  ursprünglichen  flexion  der  u^'s-  und  Uf^nt- 
Stämme  die  lüstorischen  herausentwickelt  haben.  Die  ues- 
Stämme  bezeichne  ich  der  kürze  halber  mit  I,  die  i/^'i^-stämme 
mit  Ha  —  possessive  —  und  IIb  —  vergleichende. 

Der  ursprüngliche  ausgang  des  nom.  sing,  war  zweifel- 
los bei: 

I  IIa  nb 

-11^5  und  'Uös  -u^nts^)  und  -uönts 

Dann  bewirkte  es  die  bedeutungsverwantschaft  von  I  und  IIa, 
dass  der  ausgang  von  I  auf  IIa  überging  und  umgekehrt, 
wärend  die  stamme  IIb,  deren  bedeutimg  von  der  von  I  weit 
ablag,    ausschliesslich   den   alten   ausgang   weiterfürten.    Um 


»)  Änlich  schon  Mahlow,  AEO,  8.  3  note.  —  Über  wyog  vgl.  jetzt 
Solmsen,  K.  Z.  XXIX,  s.  81  f. 
*)  bzw.  ']fhitit,  80  überall. 


o30  Chr.  Bartholomae, 

die  p^leiclie  zeit  vollzog  sich  die  oben  s.  52H  besprochene 
Vokalausgleichung.    Wir  haben  nunmehr  bei: 

I  IIa  Hb 

'liPös  und  'ite';önts  -ueönts 

Dem  nom.  sing,  schliesst  sich  sofort  der  vokativ  an.    Ans 

-1/av  -uont 

geht  hervor,  zugleich  mit  vokalausgleich : 

'U^'os  und  'Uco)d  -ueont 

Um  die  Umgestaltung  der  schwachen  Stammform  zu  ver- 
anschaulichen,  will  ich  als  beispiel  den  dat.  sing,  walen. 
Hier  stand  erst: 

I  IIa  IIb 

'Uflsai  'Unfttai 

Durch  übei-tragung  von  I  auf  IIa  und  umgekehrt  ergab  sich: 

'Uiflsai  und  -unlntai  'U^'^tai 

Um  diese  zeit  mag  es  auch  vorgekommen  sein,  dass  ab  und 
zu  der  sonant  der  schwachen  durch  den  der  mittlem  (und 
auch  starken)  suflixform  ro  (Pö)  ersetzt  wurde;  cf.  s.  537. 

Endlich  hebe  ich  noch  den  akk.  sing.  ntr.  aus.  Hier 
lauteten  die  formen  ursprünglich  aus  auf: 

-fjrs  und  'Uos  'Ufjf- 

Daraus  geht  hervor: 

r TU  IIb 

-i/rV>.s'  und  -ii^if  -Uift, 

Soweit  war  die  Umformung  der  alten  flexion   der  beiden 
stamniklassen    in    dei*    urspraclie    jGfediehen,    ehe    noch    feste 
spracli^ränzen   sich   gebildet  hatten.     Sehen  wii-  nun,  was  die 
einzelnen  dialekte  aus  dem  alten  material  gemacht  haben. 
Ai'isch. 

§  1)7.  Im  indischen  geht  der  nom.  sing,  aller  drei  gruppen 
auf  -van.  älter  -vn)ts  aus,  welchem,  ^\ie  oben  ausfürlich  ge- 
zeigt wurde,  idg.  -nPohtb-  zu  gründe  liegt.  Im  avestischen 
haben  I  und  IIa  -i/<(.  d.  i.  idg.  -i/ras*,  IIb  aber  -uas,  d.  i. 
-np'dufs.  Im  indischen  ist  also  bei  I,  im  avestischen  bei  IIa 
der  alte  nominativausgang  ganz  verdrängt.  —  Bei  den  pail. 
l)ei*f.  gab  es  in  beiden  ai'ischen  dialekten  noch  eine  zweite 
nonünativforni .  zu  dereu  bildung  die  schwachen  kasus  anlass 
gegeben  haben,  nämlich  aiif-/t.s  -/(v.   Im  rg-  und  atharvaveda 


II.  Die  arische  flexion  der  adjektiva  und  partizipia  auf  nt-       531 

begegnen  uns  folgende:  arärits  (oder  ärarn^,  Whitney,  index, 
s.  382),  Kikitit^,  ni/iBrii^,  peru?,  '^W^h  vidti^y  vielleicht  niän^is; 
im  avesta:  inanianus,  ja^tm,  väunusj  vtdns.  Den  Zusammen- 
hang dieser  nominative  mit  dem  part.  perf.  hat  meines  Wissens 
zuerst  Benfey,  A.  G.  W.  G.  XVH,  s.  24  und  XXII,  s.  IG 
erkannt  und  ausgesprochen;  vgl.  noch  verf. ,  A.  F.  I,  s.  57, 
K.  Z.  XXVII,  s.  341.  Hir  zusammenfall  mit  den  nominativen 
der  au-stämme  hat  dann  die  neubildung  weitrer  kasus  nach 
dem  muster  der  letztern  zur  folge  gehabt,  z.  b.  aranim,  vanim 
u.  s.  w.  Ich  werde  bei  den  einzelnen  kasus  darauf  aufinerk- 
sam  machen  (§  75,  79).  —  Die  gleichen  nominative  finden 
sich  auch  im  slavischen  und  italischen,  cf.  §  85,  87;  sie 
mögen  schon  in  der  Ursprache  vereinzelt  vorgekommen  sein. 
§  f)8.  Vok.  sing,  kommen  bei  IIb  nicht  vor.  Im  ira- 
nischen fehlt  die  form  auch  bei  I;  in  v.  W.  20,  2(5  steht 
dafür  der  nom. :  vispömdud.  Die  stelle  ist  jungen  Ursprungs. 
Bei  Ha  haben  wir  den  ausgang  -uö,  d.  i.  idg.  'Ue'.os;  cf.  druö 
=  "^drU'Uö  (aus  *drufjuo)^)  jt.  22,  34.  Im  indischen  erscheinen 
die  Vokative  von  I  und  IIa  in  doppelter  form;  im  rgveda 
gehen  sie  beide  mit  wenigen  späten  ausnamen  auf  -vas,  d.  i. 
idg.  'Uevs  aus,  später  —  ausser  in  hhaz/avas^)  und  in  zitaten 
aus  der  rksahita  —  auf  -van.  Man  könnte  sich  versucht 
fölen,  'van  auf  den  oben  s.  530  für  die  urspraclie  angesetzten 
ausgang  -ux^ont  zurückzufüren.  Ich  glaube  aber  nicht,  dass 
zwischen  beiden  wirklich  ein  liistorisc;her  Zusammenhang  be- 
steht. Warscheinlich  waren  in  einer  frühem  periode  des 
indischen  für  den  nom.  sing,  von  I  und  IIa  neben  den 
historischen  vän  (vans)-foYmen  auch  solche  auf  -vüs  ge- 
braucht worden,  wie  ja  ausschliesslich  im  avestischen.  Viel- 
leicht war  auch  im  indischen  einmal  -vas  sogar  der  reguläre 
ausgang  für  den  nominativ  von  I  und  IIa.  An  ihn  scldoss 
sich  das  vokativische  -vas  an,  vgl.  ()ätävpdäs  =-  ()atavBdas  aus 

1)  Verf.,  K.  Z.  XXVIII,  s.  2  ff. 

2)  bhö9,  in  der  brahmanazeit  und  später,  erklärt  man  für  kontrahirt 
aus  dem  —  vorausgesetzten!  —  alten  vokativ  *h?iavas.  Mir  nicht  ver- 
ständlich. Ich  halte  bhö^  (oder  hhrß?y  =  bhn  >-  av.  bn  -f-  w?;  nacii 
Panini  8.  3.  27  steht  vor  allen  tönenden  lauten  bloss  bhö)  für  eine, 
später  umgedeutete  interjektion.  Ebensowenig  vermag  ich  bhagö\f  und 
aghd^  für  kontraktionen  aus  Ofiivw  zu  halten,  bhagö^  könnte  aus  bhagavan 
unter  dem  einfluss  von  bhn^  entstanden  sein;  vgl.  §  73.  aghd^  steht  bloss 
bei  grammatikern  und  ist  wol  nur  nach  bhtgdß  gefertigt.  Für  beide  gelten 
die  gleichen  sandhivorschriften  wie  für  bhöß. 


032  f^hr.  Bartholomae, 

a.s-stämmeii.  Als  aber  erst  der  alte  nominativausgang  -väs 
vollständig  von  -lhius  verdrängt  war,  da  konnt-e  sich  auch 
das  alte  -va^  im  vokativ  nicht  mehr  lange  halten.  Dem  nomi- 
nativ  vidvänj  amavan  wnrde  nun  nach  dem  muster  der  ö?- 
nominative  ein  vokativ  auf  -van:  vidvan,  aumvan  zugesellt, 
dessen  ausgang  zwar  mit  dem  ursprachlichen  -ueont  zu- 
sammenstimmt,  one  doch  in  ununterbrochener  entwicklung  aus 
ihm  hervorgegangen  zu  sein. 

§  (11).  Die  übrigen  starken  kasus  bei  I  gehen  im  ave- 
stischen  auf  -duh-x  aus,  d.  i.  ar.  -äs-x,  idg.  -eös-x:  im 
indischen  dagegen  auf  -^.s-x.  Man  könnte  sich  versucht 
fülen,  ai.  vidvqsam  und  av.  viduävhem  gleichsetzen.  Dagegen 
möchte  ich  folgendes  geltend  machen:  Im  gathadialekt  wmi 
antevokalisches  ar.  -(7//.s^-  durch  'Puffh-  vertreten;  cf.  verf.. 
A.  F.  II,  s.  105.  Nun  kommt  zwar  aus  dem  part  perf. 
in  den  gatha's  eine  starke  kasusfomi  ausser  dem  nom. 
sing,  nicht  vor.  Aber  aus  dem  komparativ  haben  wir  den 
akk.  sing.  uäidnivhetH,  d.  i.  sicher  =  ar.  ^i^sam,  gegenüber  ai. 
tdvjqsam.  Ist  nun  bei  einer  der  beiden  stammklassen  der 
nasal  altberechtigt,  so  ist  er's  gewiss,  nach  dem  griechischen, 
bei  den  komparativen.  Da  er  aber  hier  dem  avestischen  nach- 
weislicli  abgellt,  so  ist  die  höchste  warscheinlichkeit  daffir. 
<lass  er  auch  beim  part.  peif.  nicht  vorlianden  war.  —  Wie 
sicli  ar.  -(ms  -j-  vok.  im  juiigavestischen  darstellen  müsstf. 
weiss  icli  niclit. 

§  70.  Icli  halte  den  nasal  in  keiner  der  beiden  stamm- 
gruppen  für  alterei'bt.  \\'ie  das  indisclie  dazu  gekommen  ist 
lässt  sicli  leiclit  einsehen.  An  stelle  von  "^vidvas  =  gd.  vhl'^ft 
war.  wie  oben  gezeigt,  cidrans  getreten.  Das  fülle  dazu,  den 
nasal  auch  in  die  übi'igen  starken  kasus  zu  verschleppen.  Im 
komparativ  wurde  zunächst  flektirt:  *f(n\j(u<,  "^favjd^atn  u.  s.  w. 
Der  ansgan^  dei*  starken  kasus  traf  mit  denen  des  part.  perf. 
früher  genau  zusammen,  vgl.  das  avestische.  wo  das  ja  noch 
bei  den  historischen  formen  wirklich  der  fall  ist.  Als  spättr 
"^rif/räs  durch  r/tdviDts  ersetzt  wurde,  schloss  sich  "^tih-jns  an. 
und  dann  drang  aus  dem  neuen  nom.  sing,  facjäns  der  nasal 
auch  hier,  wie  b(*ini  j)artizip,  in  die  übrigen  starken  kasus  ein. 

.1.  Schmidt  ist  bekanntlich  anderer  meinung.  Er  hält 
den  nasal  sowol  in  der  partizipial-  als  in  der  komparativ- 
tlexion  für  ursprünglich;  so  auch  Stolz,  W.  St.  VI,  s.  140  f. 


II.  Die  arische  flexion  der  adjcktiva  und  partizipia  auf  ut-.      533 

Im  part.  perf.  findet  sich  der  nasal  ausser  im  indischen 
nur  noch  im  baltischen,  vgl.  §  83  f.;  er  erklärt  sich  me  doi-t. 

§  71.  Im  komparativ  steht  der  nasal  im  indischen,  grie- 
chischen und  —  angeblich  —  im  litauischen.  Zum  indischen 
tdvjqsam  ist  bereits  das  nötige  bemerkt.  —  Was  das  litauische 
anlangt,  so  ist  zunächst  zu  konstatiren,  dass  die  nasaUo.vß 
form  des  suffixes  völlig  sicher  steht.  saMesnis  geht  auf  *sald^ 
ies-n^  zurück  und  enthält  die  gleiche  suffixgestalt  wie  lat. 
niajestns.  So  auch  altpr.  mnlsieson.  Neben  saldesuis  steht  als 
adverbium  sddlaus,  und  der  Superlativ  dazu  lautet  sdldzaxisias. 
Deren  'iaiis-  nun  soll  aus  idg.  'Ions-  hervorgegangen  sein.  Ich 
gestehe,  dass  ich  mich  trotz  der  von  J.  Schmidt,  a.  a.  o., 
s.  378  f.  flir  den  Übergang  von  urbalt.  an  in  lit.  au  beige- 
brachten beispiele  von  der  richtigkeit  dieser  erklärung  keines- 
wegs überzeugen  kann.  Keines  derselben  ist  von  beweisender 
kraft.  Ganz  zu  streichen  ist  dang,  welches  schon  längst,  und 
mit  recht,  zu  nhd.  taugen  gestellt  worden  ist;  cf.  Osthoff, 
zur  gesch.  des  perfekts,  s.  304  f.  Femer  (jraulti,  das  von  sl. 
gryzq  nicht  getrennt  werden  kann;  Fick,  B.  B.  VI,  s.  213 
verbindet  sie  mit  gr.  ß{)vx(a\  das  iterativum  dazu  ist  grtizi- 
näti\  cf.  Leskien,  A.  S.  G.  W.  IX,  s.  207.  Sodann  altpr. 
ansonis,  auctanxmäi  aucte,  wofür  aw®  zu  lesen  ist;  cf.  Fortu- 
natow,  B.  B.  III,  s.  54  f.  —  Des  weitern  sind  zu  streichen 
die  Wörter  mit  ou  für  an.  Das  nordsamogizische  verwandelt 
!)alt.  an  vor  konsonanten  in  un  und  f?;  und  gewss  soll  ou  in 
io?c,s*^s*  nichts  andres  darstellen,  als  eben  langes  /z;  vgl. 
Schleicher,  lit.  grammatik,  s.  31,  47,  78,  341;  Kurschat, 
a.  a.  0.,  §  154  f.  Das  mittelglied  zwischen  zansh  (iasis)  und 
hms  bildet  das  ebenfalls  noch  vorkommende  zunsis;  vgl. 
Kurschat,  a.  a.  o.,  §  149.  —  Ganz  unsicher  ist  ga^dzü, 
gausti.  j*.  Schmidt  stellt  es  nach  Fortun atow,  a.  a.  o., 
s.  56  zu  aslav.  gad({,  dagegen  Bugge,  B.  B.  III,  s.  119  zu 
gr.  *yo/o^,  wonach  das  u  ursprünglich  wäre;  vgl.  auch  gudu- 
riüü  u.  a.  bei  Leskien,  a.  a.  o.,  s.  298.  —  Unsicher  ist  auch 
das    Bretken'sche    uzsMaustuvrs-    neben    nzsklanstmru^:    es 

k  7 

könnte  zu  lat.  daudo,  nhd.  schliessen  gehören;  dann  wäre 
auch  hier  das  u  alt.  —  Auf  augstirai  und  praudas  legt 
J.  Schmidt  selbst  kein  gewicht.  So  bleiben  denn  nur  noch 
übrig:  äuzxdas,  skraudus,  npraudztu  spnudzu  und  lett.  plmiksta. 
Bei  äxizulüs  „eiche"  könnte  man  volksetymologische  anlehnung 


534  Chr.  Bartholomae, 

an  awj^zta^j  „hoch"  annehmen.  Zu  spräudzu  und  spätiiUn 
vgl.  man  Leskien,  a.  a.  o.,  s.  309  f.  Wenn  sie  mit  sprendiu 
und  spenden  zusammengehören,  so  wird  man  ein  übertreten 
aus  der  i-e-a-reihe  in  die  u-au-reihe  postuliren  müssen.  Dazu 
kann  sowol  der  zusammenfall  von  q  und  an  (im  infinitiv  und 
sonst)  anlass  gegeben  haben  (vgl.  Bezzenberger,  B.  B. 
IX,  s.  265  flf.),  als  auch  der  ostlitauische  wandel  von  an  in 
uuy  cf.  oben.  Über  skraudus  und  lett.  pluuksfa,  die  dann 
allein  noch  ausstehen,  will  ich  nicht  urteilen,  ebenso  wenig 
über  den  waren  etymologischen  wert  des  lit.  superlativausgangs. 

Das  griecliische  v  endlich  in  ^hXovoq  neben  fieiXovq  etc. 
erkläre  ich  mir  mit  Brugmann  und  Collitz  als  entlehnt 
aus  der  r-deklination.  Im  lok.  plur.  fielen  axficov  etc.  und  die 
komparative  zusammen.  —  In  älterer  zeit  scheinen  die  v- 
formen  noch  seltener  gewesen  zu  sein  als  die  kontrahirten  ; 
cf.  G.  Meyer,  a.  a.  o.,  §  316. 

§  72.  Gegen  J.  Schmidt's  anname  von  der  ursprüng- 
lichkeit des  nasals  im  part.  perf.  und  im  komparativ  spricht 
vor  allem  die  Schwierigkeit,  von  einer  starken  suffixform  mit 
ns  aus  auf  die  schwache  mit  blossem  .«?  (tis,  is)  zu  gelangen, 
eine  Schwierigkeit,  die  J.  Schmidt  nur  mittelst  künster 
konstruktionen  (a.  a.  o.,  s.  .-U.*))  zu  über\vinden  vennag  (vgl. 
jetzt  auch  Solmsen,  K.  Z.  XXIX,  s.  S3).  Aber  selbst  wenn 
sicli  die  ursprün/ilidikeit  des  nasals  für  das  komparativsuffix 
herausstellen  sollte,  so  ist  damit  doch  für  die  urgestalt  des 
partizipialsnftixes  noch  nicht  das  geringste  bewiesen. 

{}  1,\.  Ich  kehre  nach  diesei-  abschweifung  zurück  zu  der 
darstellung,  wie  die  arischen  sprachen  die  indogermanisclie 
flexion  der  part.  perf.  akt,  und  der  j/f^/zf-stämme  ausgestaltet 
haben. 

Die  starke  suflfixform  V(m  I  wird  auch  ausserhalb  de.s 
noniinativs  bei  IIa  angetrolfen.  Ein  ganz  sicheres  beispiel 
ist  fLY.  pqs)iiidv]iem  zu  *^i/^/^/-.  v.  S.  11;  vgl.  oben  s.  ö2T. 
Ai.  hhaldivqsas  AV.  d  V,).  a,  im  P.  W.  one  genügenden 
gi'und  beanstandet,  nach  Whitney  „gleichsam  eine  partizi- 
pialfonn  von  einem  nonien^,  gehört  zu  einem  theraa  hhakti- 
vant-:  es  lässt  sich  abei-  auch  als  „konfusionsbildung^  aus 
einem  vrwf-  und  ?v7.s-tlienia  betrachten,  cf.  oben  s.  027.  Sicher 
eine    solche    ist    olilväso   RV.    6*.   f)!).    H,    gewönlich    für  ein 


IL  Die  arische  flexion  der  adjektiva  und  partizipia  auf  ni-.      535 

unregelmässiges  part.  perf.  akt.  erklärt,  nach  J.  Schmidt, 
a.  a.  0.,  s.  357  zu  *ökivd7it'  gehörig;  dagegen  spricht  ö  und 
k.  ökivqsa  ist  in  der  tat  eine  „konfusionsbildung"  aus  den 
gleichbedeutenden  Wörtern  üfcivqsä  und  okasvantä,  und  ist 
ebenso  zu  stände  gekommen,  wie  das  Jespersen'sche 
prold  aus  prop  und  told, 

§  74.  Schwacher  statt  starker  stamm  liegt  zu  gründe 
den  bildungen:  akk.  sing.  ai.  Kakrü^am;  einiieäm,  ^ähu^äm^) 
(beide  mit  auffälligem  akzent);  nom.  du.  ai.  ?^ajü^a;  nom. 
plur.  ai.  dbibhju^asy  ?nähti^a^f*)  vanii^aSy  ?mämcf!as.  Dazu  noch 
oben  s.  530  f.  —  Zu  dem  in  meinem  handbuch,  §  186  ange- 
förten  angeblichen  nom.  plur.  av.  urürtidiiSa  j.  10,  3  vgl. 
verf. ,  A.  F.  ü,  s.  99  und  die  Varianten  in  der  neuausgabe; 
es  ist  ^iSa  zu  lesen,  d.  i.  2.  sing,  praet.  perf.  med. 

§  75.  Neubildungen  nach  der  a^^-deklination  zu  den  oben 
§  67  besprochenen  nom.  sing,  auf  -m  sind:  akk.  sing.  ai. 
ardrnm,  ävididliajum,  ppravi,  vanüm,  "fmämim,  av.  fjagäurüm; 
nom.  plur.  ai.  mahik(^avasj  ?nidnavas, 

§  76.  In  einem  fall  erscheint  ein  bei  I  zu  den  starken 
gehöriger  kasus  mit  dem  ausgang  von  II,  d.  i.  akk.  sing.  ai. 
vivasvantam.  Ein  thema  vivasvant-  dafür  anzusetzen,  wie  es 
das  P.  W.  und  Grassmann  tun,  geht  nicht  an.  Dagegen 
sprechen  einmal  die  avestischen  formen  vluavhtisö,  viuavhiisaj). 
Und  dazu  kommt  als  zweites,  dass  die  suflBxe  vant-  und  niant- 
ausschliesslich  denominativ  sind.  Vgl.  die  Zusammenstellungen 
bei  Lindner,  altind.  nominalbildung ,  s.  136  f.,  146  flf.  Alle 
scheinbaren  ausnamen  daselbst  beruhen  auf  falscher  be- 
stimmung.  dtxpnuvant'  ist  natürlich  part.  praes. ;  vivakvän 
und  vivikvän  sind  part.  perf.,  wie  das  schon  Whitney, 
a.  a.  0.,  §  789d  und  Delbrück,  altind.  verbum,  s.  236  an- 
genommen haben.  ^)  Und  zum  part.  perf.  gehört  wol  auch 
das  zweimal  bezeugte  jahvdtl^;  vgl.  unten  §  78. 

>)  Cf.  unten  note  V. 

')  ndhu^asy  nähu^n  und  die  auf  dem  akk.  sing.  *nähu9(im  (cf.  Icah-ufam) 
aufgebauten  formen  ndhu^isja  und  ndhu^e  gehören  doch  wol  mit  got.  tiehv 
etc.,  nhd.  nahe  zusammen.  Ai.  nah-  fürt  auf  idg.  negih-  oder  neg^h-y  got. 
nehv  auf  nekt-.  Also  eine  änliche  ursprachliche  differenz  wie  bei  ai.  hfd- 
und  got.  hairtfi, 

8)  Das  t  der  reduplikationssilbe  in  virnkvAn  ist  vom  praesens  vivakmi 
bezogen.  Ursprünglich  hatten  alle  praesentien  t  und  alle  perfekta  a  ((?). 
Dann  beeinflussten  sie  sich  gegenseitig.    Vgl.  §  lOö  über  ai.  sadicati. 


536  ^hi*-  Bartholomae, 

§  77.  Die  mittlere  suffixfonn  war  bei  I  ursprünglich 
beschränkt  auf  den  vok.  sing.,  den  akk.  sing,  neutr.  und  anf 
einen  teil  der  femininalkasus.  Vom  arischen  vok.  sing,  ist 
bereits  s.  5;^  f.  die  rede  gewesen.  Der  akk.  sing,  neutr. 
hat  in  allen  belegbaren  partizipialformen  den  aasgang  der 
gruppe  I;  vgl.  L  an  man,  a.  a.  o.,  s.  512;  dazu  noch  mvi^- 
vat  RV.  i.  44.  1 ,  vielleicht  auch  av.  aframirulsuap  (doch  s. 
§  SO).  Merkwürdiger  weise  aber  ist  der  alte  ausgang  -vas  = 
gi\  -oc  zweimal  bei  yenf-stämmen  erhalten  geblieben;  nämlich 
in  gnävas  RV.  2.  1.  5  \i(wa  gnävö  .  .  .  sa^ätjam  „reich  an 
(edlen)  frauen  ist  deine  vei'wantschaft" ;  so  Roth  und  Lud- 
wig; ebenso  Grass  mann  in  der  Übersetzung,  anders  aber 
im  Wörterbuch]  und  Iq-tvciSy  das  von  kfi  in  sdkft  nicht  ge- 
trennt werden  darf.    Die  erklärung  des  P.  W.  —  akk.  plur. 

von  einem   nom.   act.  auf  tu  aus  har ist  begrifflich  sehr 

einleuchtend;  marmidmä  iP  tanväm  hhäri  kftvah  (RV.  3.  18.  4) 
wäre  „wir  haben  deinen  leib  gestriegelt  viele  male'*;  aber 
kftvn^^  könnte  doch  nur  akk.  plur.  mask.  sein  und  bhuri  ist 
doch  nur  akk.  sing,  (oder  plur.)  neutr.  Anlich  5.  54.  1,  wo 
vor  kßvas  der  akk.  sing,  neutr.  ,^äM)at  steht.  —  Die  femininen 
formen  gehen  im  arischen  durchweg  auf  den  schwachen  stamm 
zurück. 

§  7S.  Die  schwache  suftixform  endlich  stand  bei  I  im 
niarisclien  im  ganzen  tVniimn,  im  maskulin  ausser  dem  nom. 
siufr. .  (In. .  plur.  und  akk.  sing. ,  und  im  neutrum  ausser  dem 
akk.  sinpf.  und  plur.  Hier  ist  nun  die  neubildung  nach  der 
i/r//^deklination  in  weit  ausgedehnter  weise  erfolgt.  Ira 
indischen  erhalten  alle  schwachen  kasus  des  maskulins  mit 
konsonantiscli  anlautendem  suffix  vat-  für  ((>t-,  cf.  ()agrva(lhh^ 
gegenüber  av.  tladnlhis.  Ferner  haben  vat-  statt  /(.<?-;  die 
maskulinformen  vivasrofa,  ^vatp,  hntft}<,  ^vati,  vivasvatv,  ^vofii^ 
(vgl.  vlra.sninfam,  s.  i):)h)  und  dndIianvatcL'<  (vgl.  Delbrück, 
a.  a.  (L,  s.  2)5.'));  die  femininformen  vivn.smtjäs  (vgl.  eben) 
nnd  jf(lfV(U(S'  (vgl.  s.  r)));")).  -  Im  av  es  tischen  steht  der  ^n. 
sing.  mask.  rtnauifhafo  (=  ai.  rirnf^rafas)  neben  älterem  ^''ü'^ 
i)l(t(so  und  dem  patronymikum  ciufndfu.säjt :  dazu  kommt  noch 
isHdfo  (cf.  §  W).  —  Welchem  indogermanischen  vokal  das  i 
in  f'/nf/inhlhlfis  etc.  entspricht,  lässt  sich  nicht  entscheiden. 
Die  warscheinlichkeit  ist  tiir  u.  Doch  vergleiche  man  da.^ 
§  i)i)  zur  schwachen  suffixform  der  II.  klasse  bemerkte,  wo- 


II.  Die  arische  flcxion  der  adjektiva  und  partizipia  anf  nt-,      537 

nach  auch  die  möglichkeit  einer  genauen  entsprechung  von  ai. 
'Vat-  und  gr.  -or-  denkbar  wäre. 

§  79.  Zum  schluss  sind  hier  noch  die  neubildungen  nach 
der  aif-deklination  zu  erwänen,  welche  sich  an  die  nom.  sing, 
auf -?/^  angeschlossen  haben,  cf.  §  67,  75.  Es  sind:  ai.  tatnunä, 
saMikitväy^)  Kh-avP,  vamui,  (jigßihhi^,  av.  hikfli. 

Griechisch. 

§  80.  Das  griechische  hat  die  starke  suflBxform  bei  I 
nur  mehr  im  nom.  sing.  mask. :  biSok;.  Die  mittlere  liegt  vor 
im  akk.  sing,  neutr.  eidoq  und  in  den  selteneren  femininal- 
formen  iQQfjyetav,  ysyovnav  etc.,  welche  bei  G.  Meyer,  griech. 
grammatik^,  §  130  verzeichnet  sind;  die  schwache  endlich  in 
den  gewönlichen  femininalformen  tSviaq  =  ai.  mdusyas  u.  s.  w. 
Alle  übrigen  kasus  des  mask.  und  neutr.  scldiessen  sich  der 
flexion  von  11  an  und  haben  die  suffixgestalt  ot-  oder  cor-, 
welch  erstere  auf  die,  wie  oben  s.  530  angenommen  wurde, 
schon  in  der  Ursprache  neben  dem  normalen  ifwf-,  y/Jf-,  wenn 
auch  nur  vereinzelt,  vorkömmliche  suffixform  uot-  zurückfürt. 
Dass  im  nom.  sing,  zur  alleinherrschaft  gelangte  -co^  be- 
stimmte die  vokalqualität  der  übrigen  kasus.  Bei  welchem 
derselben  die  Übertragung  der  r-formen  Diren  anfang  ge- 
nommen, wissen  wir  nicht.  Colli tz,  a.  a.  o. ,  s,  (54  meint: 
beim  neutrum.  Aber  zur  bildung  von  neutralformen  aus  dem 
part.  perf.  akt.  war  jedenfalls  nur  ganz  selten  gelegenheit 
geboten.  Fest  steht,  dass  das  r  bereits  im  urgiiechischen  alle 
maskulinen  und  neutralen  kasus  ausser  dem  nom.  sing,  er- 
obert hat.  —  Ob  die  (or-formen:  rsdvrjcoTa,  redvrjwxog,  xsdvrjioti 

etc.  ursprünglich  auf  die  alten  starken  kasus  bescliränkt 
waren,  wie  Colli  tz  annimmt,  wird  sich  kaum  ausmachen 
lassen.  Nach  J.  Schmidt  und  G.  Meyer  hätten  sie  sammt 
und  sonders  ihr  co  erst  im  griechischen  für  früheres  o  ein- 
getauscht. Dagegen  spricht  got.  veitvod,  akk.  sing.,  dessen 
ausgang  -vöd  mit  dem  -cot«  von  rs&vrjioTu  doch  wol  in 
historischem  Zusammenhang  steht  und  mit  diesem  auf  ur- 
sprachliches 'UöUii  zurückfürt.    Vgl.  §  06,  80. 

§  81.    Eine  ausnamsstellung  hat  Mivcag,  wenn  es  wirklich 

>)  AV.  7.  52.  2,  so  zu  lesen  statt  sdm  fcikiträ,  vgl.  die  ebenfalls  meta- 
plastischen formen  /cikitüß  (§  07)  und  fcikitvänn  (§  90);  zur  stelle:  sdm 
gnnümahUi  niänasä  safÜcikitvA  vgl.  RV.  10.  30.  6:  mm  §*innte  mdmisn  mm 
Icikitrd,  wodurch  die  trennung  s^  -\-  /c'^  veranlasst  sein  wird. 


538  ^^f*  Bartholomae, 

nach  Misteli,  K.  Z.  XVH,  s.  192  und  Benfey,  A.  G.  W. 
G.  XXII,  s.  11  ff.  mit  ai.  nianu?  zu  verbinden  ist  Aber  das 
i  macht  grosse  Schwierigkeit.  Die  grundform  wäre  jedenfalls 
mit  *menuös  anzusetzen.  Dafür  sollte  man  bei  Homer  *M«- 
v(og  erwarten.  Ist  Benfey 's  erklärung  richtig,  so  muss  das 
wort  aus  einem  dialekt  stammen ,  der  1)  schon  sehr  früh  vj 
in  >!',  V  und  2)  schon  sehr  früh  das  durch  „ersatzdehnmig'' 
entstandene  geschlossene  p  in  l  verwandelt  hat.  Wenn  alle 
diese  Voraussetzungen  zutreffen,  so  hat  Mivcag  allein  von  allen 
perfektpartizipien  die  alte  sigmatische  flexion  bewart.  Hom. 
M/vo)  wäre  ^uostp^  ^/oa. 

§  82.  Die  Stammklasse  11  zeigt  im  griechischen  nur  in 
6inem  punkt  eine  beeinflussung  durch  I,  nämlich  in  den  akt 
sing,  neutr.  zu  IIb:  ^og,  rijog,  ^/^og,  rt^itiog  {ruuog);  cf.  s.  519  t 
Sie  und  das  thessalische  ränov  sind  zugleich  die  einzigen 
formen  mit  o.  Alle  andern  haben  f.  Über  /a^mg  aus  ®M^ifo 
cf.  s.  519  f.  Der  vok.  xuquv  vertritt  altes  ^u^it-  Neubildung 
ist  der  akk.  sing,  neutr.  /agnv  gegenüber  ai.  äniavat:  aus  idg. 
'Ulit  hätte  -a  oder,  wenn  betont,  -«r  hervorgehen  müssen. 
Auf  letzteres  füre  ich  -fv  zurück;  der  vokal  der  schwachen 
suflBxform  ist  wie  in  /aonm,  /aQuaau  gegenüber  Ohaüi% 
(J.  Sohmidt,  K.  Z.  XXV,  s.  591)1)  und  ai.  "vafm,  ""vm 
durch  den  der  mittlem  ersetzt.  tu(.iov  neben  rrif-iog  ist  wol 
eine  jun^e  umbildniio:  des  letztei'n,  hervorgerufen  durch  da.« 
bei   indekliiiabilien   häutiger   vorkommende  nebeneinander  von 

-g  und    -V :    ef.    aUg  —   uUv ,    6nT(xxig    —    Jbnruxiv ,    ne^vTtg   — 

nsovGiv.    Zu  Tu/iiog  Vgl.  das  slavische. 

Baltisch. 

§  S;5.  Das  litauische  -vrs  im  nom.  sing,  despart,  perf. 
hf)-ves  ist  dem  altindischeii  -vajis  gleichzusetzen,  und  wie  dies 
von  IIa  her  auf  I  übertragen;  -vcs  steht  somit  für  ursprach- 
liches -uf''nts.  IJbei'  die  schwierige  fomi  hiive,  die  als  akk. 
sing,  neutr.  und  nom.  plur.  mask.  fungirt,  s.  J.  Schmidt, 
K.  Z.  XXVI,  s.  ;^59  tf.  Alle  übrigen  haben  die  schwache 
sufKxgestalt  n.s-:  hnv-us-j^  hav-as-io  etc.  Die  formen  ^x\i -es, 
-c:  snkes,  .<<f)k(u  sowie  die  mit  -vus-:  davusi,  davusio  sind  nach 
dem  muster  derer  aus  i/ -wurzeln  gebildet,  wo  -vhs-  altererbt 
ist;   cf.  ai.  ba-hhü-vcoi^  ha-hhaü-usas ;  J.   Schmidt,   a.  a.  o.. 

>)  Aus  ^'/(iyujog;  «V  =  n.    Andernfalls  bleibt  die  länge  «  unerklärt. 


II.  Die  arische  flexion  der  adjektiva  und  partizipia  anf  nt-,      539 

s.  334  flf.  Nach  dem  muster  bfiv-ii^io:  bfiv-es  bildete  man 
mkfs  zu  siiktisio;  und  umgekehrt  nach  dem  muster  hurv^s: 
hfi'VXisio  zu  daves  davu^io,    S.  Osthoff,  M.  U.  IV,  s.  377. 

§  84.  Die  altpreussischen  formen  gehen  im  nom.  sing, 
mask.  a,\xf  'WunSy  -unsy  -ans  und  -ans  aus:  klantlwuns,  Man- 
ilufis,  mnrrawuns,  dauns,  boünns,  laiküiuiSj  lasinnnnsy  kRntuns, 
küntans,  llstins,  llsons,  gemmons,  gemnians,  laij)innoyis ,  lax- 
pinnayis  u,  s.  w.  Also  auch  hier  entlehnung  von  Seiten  der 
tfenf-adjektiva.  Welcher  urvokal  dem  ti,  o,  a  zu  gründe  liegt, 
ist  bei  der  unsichem  darstellung  der  altpreussischen  laute 
schwer  zu  sagen.  J.  Schmidt,  a.  a.  o.,  s.  351  fürt  sie  alle 
drei  auf  altes  ö  zurück.  Ich  glaube,  dass  folgende  anname 
der  warheit  näher  kommt:  Idg.  -uörits  wird  urbalt.  durch 
-uonts  zu  'uäns,  und  dieser  ausgang  liegt  in  altpr.  gemmansj 
gemmons  vor,  wärend  listms  (u.  s.  w.)  sein  le  aus  den  übrigen 
kasus  bezogen  hat,  die  die  schwache  suffixform  ns-  enthalten: 
gimmtisin,  pailims  etc.  Anderseits  scheint  auch  der  nasal 
in  die  schwachen  kasus  verschleppt  worden  zu  sein,  cf. 
aulaundns,  akk.  plur.,  für  *laumunsins  stehend,  neben  aulauü- 
eins,  aulammissens.  Das  fehlen  des  w  in  ll^otis,  gemmam  etc. 
erklärt  sich  wie  beim  litauischen  siikes.  Über  klantmns  neben 
klantttminsy  über  das  singulare  poUkhis  und  über  die  an- 
geblichen nom.  plur.  wie  boüuns  etc.  cf.  J.  Schmidt,  a.  a.  o., 
8.  332  f.,  353,  364  f. 

Slavisch. 

§  85.  Hier  steht  beim  partizip  durchweg  die  schwache 
suffixform  us-.  Der  nom.  sing.  nesU  =  *neki}is  entspricht  so- 
mit hinsichtlich  seiner  bildung  genau  dem  altindischen  vidü?, 
perii^  etc.;  cf.  s.  530  f.  Das  v  in  davU  ist  von  byvü  etc. 
bezogen;  vgl.  die  bemerkung  zum  litauischen  däwisi,  s.  538. 
Zur  zweiten  klasse  der  adjektiva  gehören  die  beiden  formen: 
ksl.  jamo  und  tatno,  die  in  jeder  hinsieht  mit  gr.  ^/nog  und 
TfjiLiog  zusammentreffen;  cf.  s.  538. 

Germanisch. 

§  86.  Die  schwache  suffixform  der  partizipien  k,9-  =  ai. 
u^'  ist  erhalten  in  got.  bertisjös,  Got.  vöd-  in  veitvöd  etc. 
erklärt  sich   wie  das  damit  identische  griech.  cor  in    Tsdvfj" 

mroq  U.  S.  W.,  cf.  S.  537. 

Italisch. 

§  87.    Die   einzig   erhaltene   form   des   alten   part.  perf. 


540  Chr.  Bartholomae, 

akt.  scheint  das  oskisclie  djms  auf  der  tab.  Bant.  zu  sein; 
vgl.  J.  Schmidt,  a.  a.  o.,  s.  372.  sipus  =  mit.  *s^is  ist 
ein  nom.  sing,  wie  ai.  vidus!  und  ksl.  nesn.  Die  adjektiv- 
stämme  (crueutus  u.  a.)  folgen  durchaus  der  o-deklination. 

§  88.    Zum  schluss  noch  eine  kurze  bemerkung  über  die 
bei  J.  Schmidt,   s.  358  f.   und  verf.,   A.  F.  I,   s.  54  be- 
sprochenen   formen.     Im    indischen    stehen   neben   dem   akt 
sing,  sah/wänam  die  nom.  b-ahäva  und  sahAvq,  neben  fkväim, 
l'kvahhis  der  instr.  fkvata,  im  avestischen  neben  anmic^ntm 
die  nom.  amaud  und  anMua.    Also:  a/?^-stämme  werden  wie 
^/i-stämme  flektirt  und  umgekehrt.    J.  Schmidt  nimmt  auch 
hieftir  proportionsbildungen  an.    Die  Zweideutigkeit  des  Voka- 
tivs auf  'Van   sei   die   veranlassung   gewesen,    die  ud^iit-  und 
ua>/-stämme  in  der  flexion  zu  vermischen.    Aber  im  i^eda 
und  im  avesta  gehen  ja   die  vok.  sing,  der  ifawf-themen  gar 
niclit  auf  -wn  aus,  sondern  auf  -m^y  und  das  war,  wie  die 
Übereinstimmung  von  veda  und  avesta  dartut,  jedenfalls  anch 
der  arische  vokativausgang.    Man  müsste  also  die  konfosion 
in  eine   sehr  frtilie   periode   der  arischen  Sprachgemeinschaft 
verlegen ,    aber  doch  noch  später  als  den  abfall  des  absolut 
auslautenden  t  nach  n ;   denn  die  urarische  form  des  vok.  der 
i/r//?^stännne   ist   doch    mit    "^anmuard   anzusetzen.^)     Das  ist 
niclit  el)en   einfach.     Ich   kann   auch  hier  die  J.  Schmidt'- 
sclie  erklärun^  nicht  frutlieissen.     Die  von  mir  vorgeschlagene 
ist  ebenfalls  veifelilt.     Nicht  der  zusammenfall  in  diesem  oder 
jenem   flexionsausgang-,    sondern   die   Übereinstimmung  in  der 
Suffixbedeutung    und    im    suffixanlaut   (s.    527)    hat    die   ver- 
wiimn^i:  hervorgerufen :   also   ganz   so   wie  bei  den  part.  perf. 
akt.   und    den    (/'''^^adjektiven.     Eine    entscheidung ,    wie  der 
stamm    anzusetzen,    ist   meliifach    nicht   zu    treffen.     So  viel 
scheint  mir  sicher,  dass  die  suffixe  vie)it-  und  u^'f^t-  ursprüng- 
lich nui'  denominativ  sind.     Wo  also  t  in   primären  bildungen 
auftritt,  ist  es  übertragen.     Umgekehrt  muss  die  //-deklination 
bei  den  stammen  mit  m-  tuv  sekundär  gelten;   ein  adjektiv- 
suffix  inrn-  gibt  es  nicht.*) 

')  Dass  absolut  auslautendes  -nt  bereits  im  arischen  zu  -n  geworden, 
ist  auch  meine  meinun^. 

^)  (lrt.<ni(iinl^  j.  10.  \H  f^ehört  zu  daxinann-^  aus  dTtRinan-  wie  ai.  ä**«* 
rimnd  (fem.  -7)  aus  heinan-,  hräfuNand-  aus  hrdhmari'  u.  s.  w.  Ebenso,  nur 
one  vrddhi,  ist  p(i{'maiui  gebildet.  Zu  j'ttnmanahf^  zaramimant:m  und 
zarnumuno  cf.  §  89. 


n   Die  arierhe  flexioo  dpr  adjpktlva  und  parti/ipia  auf  n 


541 


§  89.  Ich  gebe  nun  eine  zasammensteUung  der  stamme, 
bei  denen  im  veda  und  avesta  sowol  uinutnt-  als  «.»wji-formen 
vorkommen.  Es  sind:  ai.  ämavant-  =-  av.  amatsan-t-;  av. 
asäuan-t-  ^  ai.  xit,van-t-;  ai.  ärvan-t-  ^  av.  auri^ant-;  ai. 
pratar]itvan-t- ;  fkvan-i-;  fghavati-t-;  av.  eresuan-t-  (eresuana 
j.  70.  2);  ai.  vi]$&mn-t-;  ai.  hhnrijdävan-t-;  druhvan-  =~  av.  ' 
Areg^iii-,  dryartt-;')  oi.  sva]dhävan-t- ;  raghiijp&tvan-  ^  av. 
farajpa^want- ;  ai.  abhUast-iJp&van-  =-  av.  paifiaJpauC'nt- i*)  ai. 
mjbhävau-t-  =-  av.  tiijuauaiit-;  ai.  nuu/hdvan-t-  =-  av.  tiwj/äöon-; 
av.  tnia?d«Ma«-(- ;  ai.  Pvajjävan-t-;  jiivan-t-  ^  av.  Juan-;  av. 
eer^aaan-t-;  ai.  rmmnt-  ^  ra?ua?*-(-;  ai.  sähasvant-  ^  söÄö- 
üon-,  8flA(iwin-(-;  pra]sth&van-t- ;')  —  ai.  gomant-  =-  av.  jao-  I 
inan-f-;  ai.  j'alMmränf-  :-  av.  jätunmn-i-  {jatumaTiahe  j.  S.  4);  j 
av.  roreniiWMWJ-i-  (/or(iH»»winej«  jt.  10.  47 ,  i'arHMwaKö  jt.  11. 
6).  —  Zu  ai.  sanitüvän  lautet  der  vok.  sing,  fem,  sowol  sfin^tci' 
vati  als  "varl,  letzterer  wie  aus  einem  an-stamm.  Die  ver- 
einzelt stellenden  formen  ai.  hhidvas  und  av.  afraouru'isua^ 
(§  ^7)  gehöien  entweder  zu  «-stammen  oder  zum  part.  perf. 
Av.  savithaitiS  jt.  19.  12  ist  mir  nicht  klar;  nach  Getdner, 
drei  yasht,  s.  13  müsste  man  *sähiiaitis  oder  sdvhaitis  lesen.*) 
Ganz  Singular  ist  varimnta  RV.  1.  108.  2,  instr.  zum 
Substantiv  varimdn-. 

§  90.  Durch  die  Vermittlung  der  uaii^stämme  ist  die 
ii-flezion  auch  auf  die  part.  perf.  akt.  übergegangen.  Der 
atharraveda  hat  den  akk.  plur.  vidvdtias  zu  vidväs-  (9.  9.  7, 
Vgl.  RV.  1.  164.  ö).  Zu  Kikitväs-  findet  sich  ßikitvdna  (RV. 
8.  49.  Ift:  „mit  auf  dich  gerichtetem  begehr")  und  av.  /cilcljnva 
(j.  43.  2).  Zum  perfektstamnie  U-  (--  got.  aih-)  haben  wir 
ausser  der  normalen  fonn  matarjii-vaif  die  metaplastischen  "iiva 
=  av.  isuä,  "i^anoni,  "Uvanü,  "iSvanE  und  °iSvani  (vgl.  verf. , 
B.  B.  Xin,  s.  91  f.),  sowie  nach  der  ijanf-deklination  av.  isuaiö; 
zu  dem  voranszosetzenden  feminin  Uvari-  hat  man  das  zuerst 
')  Verf.,  K.  2.  XXVDI.  8.  2  ff. 
*)  Ober  ap.  tilaiapai'f  ist  nichts  zu  entecheiden. 
*)  Die  Übereinstimmung  »on  picSit  (im  opos!)  mit  gr.  alioi-  gilt  mir 
far  durchaus  zufällig;  andcrti  Uatboff,  M.  U.  IV,  s.  lll,  der  geneigt  ist 
einen  historischen  zusarnmeabang  anzun lähmen.  —  Auf  dos  nur  am  Stollen- , 
ende  »or  j-  bezeugte  vibhuq  ist  nichu  zu  geben;  cf,  Benfej,  N.  G.  W.  G. 
18IT,  8.  S50  f.,  oben  s.  S2J. 

*)  In  meinem  haadbuch,  g  S5  hätte  bemerkt  Verden  müssen,  das  wh 
nur   nach  kurzem  a  vorkommt;  cf.  ponniiiiah^,  jah^a,  iifratäahinfli  etc. 


L 


&42  Chr.  Barlbolomae, 

im  atliarraveda  auftauchende  ~i.^arä-  gebildet;  vgl. 
itvari,  prataritvä;  cf.  Osthoff,  M.  U.  IV,  s.  170.  Ans  dem 
part.  perf.  der  wurzel  rfl-  sind  im  rgveda  bezeugt,  die  formen: 
rariväii.  ärarngas;  arärum:  riiräva,  räräv)fam:  e^  begegnet 
uns  liier  dieselbe  Verschiedenheit  in  der  wurzelform  wie  bei 
gr.  ftiiöi,  got.  veitvöd  und  ai.  v'idv&u  (oben  s.  ö2w);  vgl.  nocli 
ai.  dadavän  ^  dadvA»,  dadiv^sam;  av.  i)asauniduhem  »  aL 
gägpj^sam.  Zu  viuaohusö  etc.  (b.  536)  finden  wir  v.  2.  6,  2S 
das  patronymikon  viuatihaita- ;  vgl.  auch  ai.  mväsva,^)  vttw- 
vabki?. 

§  91.  Über  die  arischen  vokative  der  uant-  und  mtuä- 
Stämme  ist  bereits  s.  531  f.  das  nötige  gesagt.  Die  fibrigen 
kasus  mit  mittlerer  Stammform  erheijschen  nur  wenige 
bemerknngen,  Zu  dem  angeblichen  nom,  plur.  indr/tvatiu 
RV.  4.  27.  4  vgl.  Ludwig,  rigveda  V,  s.  4ti8.  Bei  Grass- 
ni  a  u  n '  s  Übersetzung  wäre  au  die  Marut'»  zu  denken. 
Aber  die  rettung  des  Bhudi^u  geschah  ja  nicht  durcti  diese, 
sondern  durcli  die  beiden  Äsvinen.  Es  wird  wol  indravantt 
zu  lesen  sein.*)  Gegen  Ludwig's  tibersetzung,  der  za  ^pjät 
„wagen"  ergänzt,  spricht  die  tatsauhe,  dass  sonst  f^^  nur  ab 
epitheton  lebender  wesen,  insbesondere  von  vögeln  gebranclit 
wird;  man  vergleiche  die  bedeutung  des  worts  im  iranisclieii 
und  armenischen.  —  Auch  die  bestimmung  von  krätumatä 
S.V.  10.  59.  I  als  nom.  du.  halte  ich  nicht  ffir  richtig;  ^ 
Ludwig,  a.  a.  o.  V,  s.  fjSS;  zum  ersten  stellen  ist  JWft»- 
matä  äjöf,  d.  i.  „durch  den  arzt"  zu  ergänzen;  aber  das  UU 
bleibt  doch  verschwommeu.  —  Uie  jungavestischen  formen 
za^naaihnntem ,  aiPicffavhuntem  ii,  a.  haben  nicht  etwa  „sam- 
prasäratfa"  erlitten,  wie  man  früher  anuam,  sondern  ««  stdrt 
wie  häufig  tälsclilicli  ftlr  y'*" ;  in  j-  ■''?'■  1 1  finden  wir  in  de« 
handschriften  beide  formen  neben  einander;  vgl,  verfl,  haod- 
buch,  §  95a.  —  Zu  haetuniatmi  jt,  19.  G6  cf.  s.  491.  —  Katt 
afentä  jt.  13.  ii  ist  mit  andern  liandscliriften  äfente  (=  «i 
*apvanfas),  nom.  plnr.  zu  lesen. 

§  92.    Ai.  bliaktiv^sas  und    av.  jxisnudvhem   haben  des 

')  Nach  Roth,  verhandl.  ci.  VII.  JDtern.  or.-koogr.,  ar.  aekt.,  a.  I 
Staude  i-ii'äii-a  pdrnatänUm  RV.  I.  IflJ.  7  für  vivätvaam  pdrwotMM. 
Meines  erachten»  hächetena  für  rirn/ii^inBm  päTv".  Aber  auch  das  täAt 
mir  aebr  Kveifelhaft.    S.  unten  note  X. 

'I  „wie  die  beiden  Indragenosacn  den  Budtjn";  cf.  RV.  /.  1)8.  11. 


U.  Die  ansehe  flexion  der  adjehlivn  und  partüiiiia  auf  ni-. 


543 


Ausgang  der  part,  perf.  geborgt,  cf.  s.  527,  534,  wo  auch  von 
äer  Zwitterbildung  ükioqsd  die  spräche  war. 

Fr.  Müller,  W.  Z.  K.  M.  1,  s.  60  will  einen  alt- 
persischen  akk.  sing,  eines  u" «'-Stammes  herstellen,  nämlich 
ahnva(n)tam  „leblos"  fui-  RawHnson's  h'^iiv^t'm',  Bh.  4. 
65.  (Änlieh  schon  J.  Oppert,  le  peuple  et  la  langue  des 
HMes,  s.  184.)  Dabei  ist  aber  die  tatsache  gänzlich  über- 
sehen, dass  hu  im  altpersischen  stäts  mit  dem  zeichen  fiir  u 
dargestellt  wird.') 

§  9.^.  In  den  schwachen  formen  haben  die  arischen 
Dialekte  -at-,  vor  vokalen  auch  -at-,  dessen  fl  auf  nrsprach- 
Jiches  §  zurückgebt,  aber  anch  mit  dem  »  von  gr.  TtSv^jcüra 
JDid  got.  veitvöd  in  Zusammenhang  stehen  könnte.  Im  rgveda 
a  nur  in  öiner  form  an  zwei  stellen  überliefert:  kijati  1. 
113.  10,  2.  30.  1.  Die  metrik  zeigt  aber,  dass  der  suffixvokal 
Uch  noch  an  andern  stellen  lang  gesprochen  wurde.  Ä.  Kuhn, 
k.  B.  ni,  8.  475  fügt  noch  hinzu:  äMnimäti?  1-  174.  9  =  6. 
So.  12,  räthavätp  1.  122,  U  (doch  cf.  Lanman,  a.  a.  o., 
1.  519,  der,  wie  mir  scheint,  one  grund  Hjai  lesen  will)  und 
vä^vatas  6.  50.  II;  es  werden  sich  wol  noch  mehr  belege 
finden  lassen.  —  Die  gathischen  beispiele  —  fiir  die  doch 
188  nicht  „Verlängerung  aus  metrischen  gründen"  ange- 
'nommen  werden  kann  —  sind :  dreguata,  h^u&ta  und  dreguäit?, 
tnsammen  9  mal  vorkömmlich.  Warum  ich  oben  dreguata^/ia 
tat  dreguäü?  auf  die  gleiche  stnfe  gestellt  habe,  erhellt  ans 
Iterf.,  handbnch,  §  69  anm.  2.  Das  jüngere  avesta  hat  nur 
ikorzes  a.  dreguata  in  j.  13.  4  ist  den  gatha's  entnommen  (die 
^rache  des  Stücks  ist  der  der  gatha's  künstlich  nachgeamt); 
^eb  vgl.  j.  13.  I,  wo  dreimal  Vt((?.  druäit^  j.  71.  13  gehört 
lem  zitat  aus  den  gatha's  an. 

Über  das  ö  in  gd.  dreguö-debis ,  ".defciö  cf.  Verf.,  K.  Z. 
^XXVin,  8.  6  t.  Korrekt  wäre  "uadebis.  Im  jungem  avesta 
steht  dafßr  "aßbis,  °aßbiö:  jatutnaßbis,  äo^taiia^&i^,  amaua^hJÄ, 


■)  Ebenda,  b.  134  wird  behauptet,  dass  das  altbaktrische  Bnffli  -da 
ifcekanntUcb"  dem  grie«hiachen  suffix  -.■>?!■  in  oi'i>in'69fi'  elc,  enupreche. 
Hir  ganz  neu.  Schon  Windiachmann  hat  fursnitml-i  jt.  10.  He  (tfaema 
■ma-\)  mit  gr.  oix6y3i  verglichen,  und  das  halte  ich  auch  jetzt  noch 
fftr  das  aUein  richtige.  —  Wegen  linttltn  und  iihifmiia  (ebd.)  cf.  verf. , 
liandbocb,  §  223  und  A.  F.  II,  a.  30  unten)  zur  gleichun){  ap.  aliOlhrii  ~ 
np.  68«ar  (s.  135}  cf.  verf.,  K.  L.  I,  s.  l&. 


L 


35* 


i 


544  ehr  BartboloniBe, 

dryaphiö,  mit  anlelinung  an  den  ausgaug  3eft 
neutr.')  Normal  wäre  "^adb",  vgl.  KTb  za  visp. 
hadbiS  j.  äl.  2.  —  Aufiällig  ist  das  aJtpers.  jiicä .  ■ 
nach  dem  ind.  jävat.  av.  jau^P  vielmehr  jävaftj  erwjir1«]i 
mSehte.  Sollte  das  a  ans  den  obliquen  kasns  in  den  akk.- 
nnm.  versclileiipt  worden  sein?    Vgl.  den  folgenden  §. 

§  94.  Die  akk.  sing,  nentr.  i^uifixbeton  ender  st&nmu: 
sollten  streng  genommen  auf  -vän  auslauten,  ~  idg,  -u(it;  es 
erscheint  aber  überall  -vät.  z.  b.  padvät.  n^-'i'iil  etc.  Zu 
~  bereits  arischen  —  oeiibildung  trug  einerseits  die  analogie 
der  übrigen  «««(-stamme  bei,  anderseits  das  verhSltniss,  das 
bei  den  meisten  ueutren  zwischen  lier  form  des  akk.  äug. 
und  denen  dei'  andern  kasus  besteht;  ersterer  unterscheidet 
sich  von  den  Übrigen  kasusformen  nur  durch  den  mangel  eines 
kasussuffixes:  »tniui,'«,  »läniisä;  Üakm?,  käkett^a  etc.  So  nug 
sich  auch  das  ap.  jfiva  erklären,  cf.  oben. 

§  95.  Ai.  gnävas  und  kftvas  haben  den  aasgang  te 
part  perf.  überkommen;  vgl.  oben  s.  S36. 

Die  avestischen  formen  mit  nt  in  schwachen  I:asu.s  sind 
oben  s.  4iK)  f.  aufgezält.  Ai.  in-äjasvantaa  und  Mvl^Hmitas  BT. 
10.  77.  1.  4,  die  Lanmau  zweifelnd  unter  akk.  plur.  stellt, 
sind  vielmehr  nom.  pUu-.  Vgl.  die  Übersetzungen  von  Grass- 
mann  und  Ludwig,  die  hierin  zusammentreffen. 

§  9lj.  Es  erübrigt  noch  zum  ncbluss  auf  jene  jung- 
avestischen  kasusformen  hinzuweisen,  welche  der  analogie  der 
a-deklination  gefolgt  sind;  akk.  sing,  ntr.:  pamamivliaHtm. 
jaofistiitantem,  var^avhantem  jt.  i2.  1  =  19.  9 ;  /cuanlem  T.  6- 
1  =  7.  47,  ä.  20;  aumantem  v.  7.  51;  sing,  gen.:  rafua»^ 
aanamntahe  s.  /.  H  =  n.  5.  5  f.  Alles  späte  stellen.  Weg« 
*h{^umatffm  jt.  19.  (iil  ef.  oben  s.  491.  —  Tereinzdl  atdit 
ra^üohf  j-  0.  9  u.  ö.  neben  ra^atö,  rafynntö  und  ro^adtaif. 

B.  Die  partizipialstämme. 

Sie  zerfallen  in  4  gruppen : 

§  97.  I.  Aus  thematischen  stammen.  AUe  formen  h^M 
im  nrarischen  -auf-,  -mt-. 

IL  Aus  unthematischen  stammen  mit  wurzel-  oder  redn- 
plikationsbetonung.     Alle  formen  haben  im  urarischen  -a(-. 

']  Cf.  unteu  Bote  X. 


n.  Die  arischo  Hexi<»i  der  aJji^kiiva  iiml  pariiüijiia  auf  /•I-.      fvlf) 

in.  Aus  imüiematisclien  stammen  mit  wechselnder  suffis- 
betonung.  Aus  idg.  -tß-,  -^t-,  -$(-,  -j(-  ist  im  urarischen  -td-, 
änt-,  -ät-,  -(lui-  hervorgegangen.  Dadurch  ist  die  arische 
flexioD  dieser  partizipialklasse  der  von  ursprfinglich  abstufenden 
stÄmmen  gleich  geworden. 

rV.  Aus  unthematischen  wuTÄelstämmen  auf  .starres'  a. 
Im  urarischen  wechselt  -ant-  mit  ■«(-.  Im  Übrigen  verweise 
ich  auf  §  111  ff. 

Zu  I.    Überall  -ant-. 

Beweise:  1)  Die  gathischen  formen.  2)  Die  jungavestischen 
formen.    3)  Die  indische  teniininalbildnng. 

g  iW.  1)  Die  gathischen  formen  sind  oben  (unter 
gen.  und  dat.  sing.,  gen.  du.,  altk.  a)  und  gen.  a)  plur.  im 
maskulin  und  unter  akk.  plur.  im  feminin  aufgezält ;  zu- 
sammen IS  formen  &n  1\  stellen.  Ihnen  stehen  nur  zwei  ab- 
weichungen  gegenüber:  die  lok.  plur.  p'tsiasu  und  ßitiasü.^)  Die 
veranlassung  den  lok.  plur.  nach  dem  muster  der  nnthema- 
tischen  konjugation  neu  zu  gestalten  war  wol  die,  dass  er 
allein  von  allen  obliquen  partizipialkasus  einen  nasalvokal 
erhalten  und  damit  den  ramen  der  übrigen  verlassen  hatte. 
Formen  mit  ?)/*-suffixen  kommen  in  den  gatha's  leider  nicht 
vor.  Aber  die  jungavestischen  dative  Jibisjaiibiö,  eu^ezinihiö 
zeigen,  da.is  auch  hier  die  alten  bildungen  noch  gang  und 
gäbe  waren.  Wie  fest  der  ursprüngliche  flexionsunt«r8chied 
noch  im  gathadialekt  wurzelte,  das  lehrt  z.  b.  die  reihenfolge : 
*«r»*Hw«/n-s-Ä'rt  a.9HrH>iiiatas/i(l  f/saln>itas/^a  tüisajaiitas/cd  j.  35.  4, 
«ämmtlich  akk.  plur.,  die  beiden  ersten  von  unthematischen, 
die  letzten  von  thematischen  praeaenastämmen.  Gerade  ja  aber 
Solche  Zusammenstellungen  sind  hauptsächlich  veranlassung 
die  flexionsausgänge  bedeutungsverwanter  stamme  auszu- 
gleichen; cf.  oben  s.  525  f.  —  Über  gara^uMrö  vi.  unten  §  124  ff. 

§  99.  2)  Die  jungavestischen  formen.  Der  alte 
unterschied  zwischen  aiit-  und  nt-bildungen  hat  sich-  auch  im 
jungem  avesta  noch  mit  grosser  treue  erhalten.  Als  illu- 
«tration  mögen  die  reihen  dienen:  Aqm.mrefiifaüis,  areamntjs, 
ijra»sifi»(0 ,  nriiinaH'is,  fras!(indam"tiS  jt.  13.  33,  Jiatpiäi/ca 
bawiiinäiJca  basiqiPiaiJca  j.  52.  I   (vgl.   vsp.  18.  2);  dazu  die 


<)  Über  das  von  Roth,  Z.  D.  M.  G.  XXV,  e.  2te  als  gm.  plur.  pftri, 
gefuMfl  ttidjilqm  j.  4S.  I  cf.  f  srf.,  A.  F.  11,  b.  63;  es  i»  rerb.  fin. 


L 


bemerkung  zu  j,  30.  -i,  obeu  zu  1).  Biyspi^e  —  «ber  nMt 
alle  richtig!  —  tinden  sitli  bei  .Tusti,  handbuch,  §  330  oiul 
576  ff.;  Spiegel,  vergl.  giammatUi,  s.  'itil  f.  and  3fi2;  verf., 
handbuch,  §  IPii.')  S.  aucli  das  lolgeiide.  —  Ich  habe  mir  bei 
einer  durchsieht  der  jungaveslischen  literalui-  an  abweichenden 
formen  aus  Üiematischen  stammen  die  nachstehenden  auf- 
gezeichnet : 

1.  iiZ'ulisieitinqm  V.  18.  63;  aber  afraofiSifintiS,  w^ifMifil 

2.  iisaitim  jt.  14.  20,  vUimiti  Z.-P.-^. 

3.  ^ruiSiatö  j.  .9.  30  (zwei  hdss.  "atif*) ,  ^rumfitU  jt  10. 
8,  47  f.,  15.  49,  19.  54.  Daneben  liruUmniis  tmd  /irfiH^ntahr. 

4.  SasmJ)id  jt.  5i.  5  (lies  "soi^),  gasaitis  jt  S.  40;  al« 
^asentö,  ^asentqm. 

5.  »V/sifif'^  jt  W.  78;  tAter  rqiisiantiJ,  r^siatMfid;  s.  §21. 

6.  ^saia(ö  jt.  13.  63,  78;  aber  fisaiantas/;a  j,  55.  4,  oben  §  %■ 

7.  ^Idraia^iö  jt  /5.  2,  in  anlelinung  an  den  akk.  ang. 
neutr.,  cf.  8.  543  f.;  aber  lisaraieintlm  und  pbisianbiö.  eufrf- 
nnibiö  (und  herezanhia,  unten).*) 

Von  diesen  ansnamen  gehören  die  unter  1.  bis  5.  ver- 
zeichneten solchen  stammen  an ,  welche  ursprünglich  des 
thematischen  vokal  betonten ;  es  kommt  also  für  sie  das  untoi 
§  IOC  auszufiirende  in  belracht. 

Als  weitre  ausnamen  treten  noch  hinzu  eine  anzal  von 
komposita  wie  frao^ß.aspa,  baiiaJiJiaiira ,  retigaß/ispam  elt: 
junge  zusanimenrückungen,  welche  als  erstes  glied  die  fona 
des  akk.  sing,  nentr.  enthalten,*)  worüber  §  lOlt.    Dagepm 

■)  über    du    angebliche    parlixip    Jreg^iaal-  ^  driftint-  cf.  s.  &41;  ti 

cregant-  und  herezanl-  s.  unten  §  124  S. 

<)  Geldner'B  korrektur  za  jt.  13.  100:  nfrak  tir^irim  (leiitem  u- 
gebtich  "  ai.  iih<ii'anntn<i  verbietet  scboa  die  Uutlebrc;   drei  fashl,  1 1^ 

■)  Im  avesta,  xuma)  im  Jüngern,  ist  bei  ersten  kompositioDSglieilEn 
der  Btainni  meist  durch  eine  Tertige  kasueform  erüetzt.  Bei  den  nanlu 
auf  a-  gewönlich  durch  den  nom.  sing,  mask.;  so  schon  im  gaUm^alBl»- 
dnregB.§iälBii,  dafifll.::uita.  Bri  den  nümina  auf  n/-  durch  den  ikk.  jinf. 
ntr.  auf  -aß:  eine  wal,  dio  durch  die  komposita  mit  j-  und  ti-^ömneD  in 
ersten  glied:  Htu.mpem,  zuiri.gnontm ,  wo  ja  der  schwache  stamm  mit  ta 
form  des  akk,  sing,  neutr.  zusammenfiel,  wesirntlich  bi^gfinstigt  «mde 
Der  gerade  fortdelner  eines  *r.  *pr<iffikalaiv"-  w&re  av.  'fmoPuiarf^' 
nicht  fraoß«/i-aapii-,  wie  ja  das  wort  wirklich  lauWt 

Die  komposit«  wie  ai.  ilhämjdlkfilim ,  av.  frädali.gitipfm ,  hnilä^Jiif* 
—  in  den  gatha'a  die  einzigen  beispiele;  letjiterea  eigennamel  ".*? 
dirajavaui,  bei  welchen  das  zweite  glied  rom  ersten  abh&ngig  ist  (Whil' 


1  iler  liilJL'ktiva  uuil  |KirljKi|iifl  auf  ii 


r>i7 


tritt  der  unterschietl  zwischen  den  partizipien  aus  theinatisclien 
und  antheinatischen  stämmeu  noch  dentUch  zu  tage  vor 
sekundären  stammbildnngsaufiixen ^  so  thematisch:  vaziqstara, 
^«m(4s(e»ia?sMa,  taiiruaiqstemmt,*)  ti/is-iqstätö ,  iierefsiistätö ,  bü- 
siqsta^  u.  a.  (cf.  Spiegel,  vgl.  gramraatik,  s.  205  ff.),')  aber 
imtliematisch:  hastemq,  und  ebenso  aus  t^Hf-adjektiven:  amana- 
stara,  amayastemem,  Jcistiuastar&m,  ltarenavii,haste»iö. 

Dagegen  sind  als  ausnamen  zu  streichen: 

Jiimiatö  jt.  19.  54  (akk.  plnr.),  pbisiatqm  jt.  10.  76,  13. 
31,  14.  54;  es  ist  überall  -ant-  herzustellen;  vgl.  anch  j.  57, 
26  ond  Jfbisianiaß,  Jihisimilriä.  —  Wo  steht  Spiegel's  gen. 


amere^jfjpiüm  jt.  19.  94;  lies  "iantim.  Dazn  ameresiiüem, 
ameresinta,  amer^ntis. 

sti.rapatqm  n.  5.  10;  lies  stöi.rapantqm. 

auafisait^  jt.  14.  31;  es  gehört  zu  einem  nominaltliema 
auf  atai-;  zur  bedeutung  „keinen  stemenanfgang  habend"  cf. 
Geldner,  drei  yasht,  s.  75. 

vanatn  j.  57.  34,  jt.  JO.  10!),  111,  jt.  11.  111,  vmatqm 
n.  5.  10,  Z.-P.-gl.  Sie  sind  zusammen  mit  vananö  j,  ö7.  15 
zum  untbemaüschen  aorist  zu  ziehen. 

urua^naitU  jt.  13.  33.  Zu  lesen  iiruin"  =  ai.  vlinati?-  cf. 
Geldner,  metrik,  s.  43.*) 

Die  neuausgabe  mag  wol  auch  noch  eine  oder  die  andre 
der  oben  angefiUl^n  ausnamen  beseitigen.  Westergaard 
hielt  offenbar  die  formen  one  nasal  flir  die  richtigeren.  Und 
es  ist  gar  wol  möglich ,  dass  er  gegen  die  antorität  der 
bessern  handscliriften  eine  „richtige"  form  in  den  text  gesetzt 
hat,  one  die  Varianten  anzugeben;  vgl.  verf.,  K.  L.  ü,  s.  31^2. 


könnten    meinea 
icbgabildel),   mit 


ney,  grammatik,  §  1300,  Justi,  handbuch,  §  433 
erscbtena  aach  alte  satEkompoaita  sein  (odei  solchen 
einer  3.  aing.  inj.  als  erstem  glied. 

■)  JibaiiSMunfiasiemii-    bei    Spiegel    ist    aas  Jt 
druckfehler;  cf.  jt.  !.  3. 

')  Doch  wol  „zakanCl",  d.  i.  ,das  auf  die  lange  bank  schieben,  säum- 
uUgkeit". 

')  pnili.pliafi'iiiinlali"  jt.  3S.  1 1  und  iipuiiinlainiihc  jt.  SO.  1  sind  jeden- 
blls  falsch. 

*)  frätaJi.llaTulailia  j.  68.  6  (so  die  neuausgabe),  jt.  8.  41  und  Harald 
jt,  (3.  M  —  überall  feminin  t  —  enthalt  ein  suffiit  ai-,  Horllber  unten 
DOte  XI. 


§  ItX).  ü)  Die  regeln  tiber  die  indiscbB  femininal- 
bilduüg  der  part.  praes.  akt.  s.  bei  Wliiiuey,  ind.  gi»ra- 
matik,  §  449.  TliemaÜsclie  stamme  Iiaben  prinzipiell  -aidi-, 
gleichviel  ob  der  tliematische  vokal  unbetont  ist  oder  belant. 
Die  ältere  spräche  bietet  nur  verscbwindend  wenifie  Tonnen, 
bei  welchen  diese  bildung:8weise  vertaasen  ist.  Im  rgveda  anr; 
siiilcatl?  10.  21.  ii,  fd^ajatinäm  1.  3(5.  l  (neben  d£vajant\$),^) 
im  atliarvaveda :  dtirasjaU?  7.  114.  3  und  iatrnjailm  3.  1.  3: 
alle  aus  ö-stämmen.  Über  i}iirati-  s.  unten  §  125.  sifOeatit 
zu  ÄV.  20.  49.  1  ist  nicht  zu  billigende  korrektur.*)  —  Die 
übrigen  bei  Whitney  {unter  b)  aus  der  altem  spräche  an- 
gefttrten  d/i-stämme  gehören  untliemalischen  stammen  an. 
Zu  pi^att  vgl.  die  3.  plnr.  pi^te,  beide  zur  7.  klasse.  Zu 
pinvatim  s.  jetzt  Whitney,  wurzeln,  8.  !Ki,  wo  es  richtig 
zur  5.  klasse  gestellt  wird,  täkfati  ist  mit  der  3.  plar.  füfeafi, 
femer  tmt  alakfima,  ata^a  zu  verbinden  und  zur  2.  klasse  in 
ziehen;  cf.  unten  §  105.  hidati-  habe  ich  im  index  zun 
atharvaveda  nicht  finden  kiinnen;  5.  7,  1  st«ht  ttuläntim. — 
tjhev  pffati;  rättati-  et«,  s.  §  r24  ff.  —  Das  umgekehrte,  -änfi- 
bei  unthematischen  stammen,  kommt  nur  zweimal  vor:  abhijäHÜ 
AV.  ?.  4«.  3  und  äsaJi/ianti  RV.  6",  70.  2  (doch  s.  §  105). 

In  der  spätem  spräche  ist  es  gestattet  das  femininiUB 
aus  thematischen  praesensstämmen  mit  betontem  tbemavokil 
SDWoI  auf  ätiti-  als  auf  atl-  zu  bilden.  Man  beacht«  wol  den 
akzentwechsel,  der  sonst  der  flexion  der  tJiematischen  stamme 
etwas  durchaus  fremdes  ist.  Den  gleichen  Wechsel  treffen 
wir  auch  in  der  maskulinen  und  neutralen  partizipialflerion 
der  thematischen  «-stamme  an ;  f fMi(i(i(<i»i  •=-  tiuUttä ,  tudati 
etc.  Beide  erscheinungen  stehen  mit  einander  in  Verbindung. 
Sie  beruhen  auf  Übertragung  von  selten  der  unthematischttu 
formen.  Die  mittlem  ])artizipialkasus  aus  n-stämmen  stimmten 
vollständig  genau  zu  denen  aus  iinthematischen  mit  snffix- 
betonung:  htdän,  hidäulam,  hidäntns  =-  autwän,  .«KtivanfOM, 
mmväntas.  Das  war  die  Ursache,  dass  der  bewegliche  akzent 
und  die  damit  zusammenhängende  stammverschiedenbeit  von 
den  nntheraatischen  stammen  aus,  die  der  zai  nach  überlegen 

<)  Man  beachte  den  akzent  and  dazu  Lanman,  a.  o.,  s.  39B. 

*)  Nach  Wliitnej,  grammatik,  §  lOSg  &.  e.  „kommt  tifAtan-  eio- 
oder  zweimal  in  den  älteren  texten  vor".  Wo?  BV.  /.  17.  8,  1!3,  i  »Kht 
'»am.  -  Über  sifHii  AV.  *.  38.  3  cf.  Geldner,  K.  Z.  XXVIII,  *.  > 


13.  i  fUAt 
,  *.  >M.        J 

ä 


II.  Die  arische  flexion  der  adjektiva  und  partizipia  auf  nt-,      549 

waren,  auf  die  thematischen  mit  ä  überging;^)  und  später 
sclilossen  sich  wenigstens  hinsichtlich  der  Stammabstufung 
auch  die  mit  unbetontem  themavokal  an.  Dass  es  aber  Mher 
anders  war,  zeigen  die  avestischen  formen,  und  dass  sich  die 
ändrung  nicht  auf  einen  schlag,  und  wie  sie  sich  vollzogen 
hat,  lehrt  die  indische  femininalbildung.  Von  a-stämmen  findet 
gich  schon  im  veda  ein  par  mal  ati-,  später  nimmt  diese 
bildung  zu.  Dagegen  hat  sich  bei  a-stämmen  der  alte  aus- 
gang  anti'  bis  in  die  klassische  zeit  hinein  völlig  intakt  er- 
halten. 

§  101.  Bekanntlich  hat  man  in  neuerer  zeit,  so  viel  ich 
sehe,  allgemein  der  entgegengesetzten  anschauung  gehuldigt. 
Die  indische  flexion  von  bhävant-  und  üidänt-y  sowie  die 
indische  femininalbildung  tudatl-  galten  für  altererbt,  hväjantl- 
dagegen,  sowie  avestisch  zhaj^nt^,  zhaiantqm  wurden  für 
moderne  analogiebildungen  angesehen.  Vgl.  z.  b.  Brugmann 
und  Stolz,  I.-M.  H.  n,  s.  54,  154  und  die  dort  angegebene 
literatur;  6.  Meyer,  griech.  grammatik*,  §  314  anm.  Ein 
eigentlicher  beweis  für  diese  theorie  ist  nirgend  auch  nur 
versucht  worden.  Man  begnügte  sich  damit  aufs  indische 
hinzuweisen.  Und  leider  habe  ich  mich  früher  auch  selber 
(handbuch,  s.  76  f.)  dem  dogma  gebeugt.  Der  Irrtum  war 
dadurch  veranlasst,  dass  man  urteilte,  bevor  man  das  indische 
mit  dem  iranischen  zusammengehalten  hatte,  ein  versäumniss, 
das  schon  zu  so  manchen  schiefen  behauptungen  verfllrt  hat. 
I>ie  tiefe  kluft  aber,  welche  im  avestischen  die  flexion  der 
thematischen  und  unthematischen  partizipien  trennt,  kann  nicht 
erst  nachträglich  entstanden  sein.  Die  mittlem  kasus  hatten 
auf  beiden  selten  genau  den  gleichen  ausgang :  harqs  —  his, 
barentem  —  hentem,  barentö  —  hentö.  Dasselbe  war  nach 
der  herrschenden  ansieht  auch  bei  den  obliquen  kasus  der 
fall.  Ist  es  nun  denkbar,  dass  irgend  eine  neubildung  die 
obliquen  kasus  der  einen  reihe  völlig  umgestalten,  die  der 
andern  aber  unberttrt  lassen  konnte?  Denkbar,  dass  irgend  eine 
spräche  ursprünglich  gleiche  formen  von  gleicher  bedeutung 
nach  einer  grammatischen  anordnung  scheidet? 
^  §  102.    Ebensowenig  begreiflich  ist  die  anname,  dass  im 

>  *)  Eine  spur  der  alten  betonungsweise   liegt  vielleicht  im  gen.  plur. 

f     rathiräjdtäm  RV.  9.  93.  4  vor.    Ob  aber  die  form  richtig  überliefert  ist? 
Falsch  ist  wol  alcödäfc  5.  44.  2;  cf.  Enauer,  E.  Z.  XXVII,  s.  20. 


560  Chr.  Burtholoms^ 

indischen  älteres  'Indati,  *hhiirati  sich  spl£^n^B385^ 
ranti  umgeformt  habe.  Eiii  must«r  MefUr  wäre  gar  uinht 
Torhandeu  gewesen;  das  n  könnte  nur  ans  dem  masknliii 
bezogen  sein.  Das  mussten  aber  sowol  juA^U  (und  die 
übrigen  feminina  nntbemaciäclier  stamme)  als  ämavaii  n.  s.  w. 
verhindern.  Und  wie  will  man  es  erklären,  dass  die  nn- 
wandlung  von  -ah  in  -anti  zwar  bei  der  ganzen  tbemutisctieii 
äexion  »tatt  hatte,  bei  der  unthematischeu  aber  so  gut  wie 
nie?  — ,  wenn  doch  die  maskuline  und  neutrale  flexion  beider 
reihen  ursprüngUcli  identisch  war?  Die  spräche  schafi  bä 
zusammengehörigen  bildungen  kerne  unterschiede,  sondern  ist 
vielmehr  bestrebt  altvorhandene  auszugleichen. 

§  103.  Das  griechische  hat  bei  thematischen  st&moKfi 
keine  einzige  form,  welche  auf  abstufung  schUessen  UtsL 
Der  nom.  sing,  if^pwc  wird  unten  §  130  besprochen  wwdea. 
Über  ««rann«  und  /iKÜira  cf.  J.  Schmidt,  K.  Z.  XSV, 
8.  591  f.,  Ö.  Meyer,  gramm.*,  §  20;  es  gehört  ziun  un- 
thematischeu praesens.  Dass  im  herakleischen  jemals  'h^m- 
oaffffi  vorhanden  war,  wie  J.  Schmidt,  a,  a.  o.,  s.  5901 
annimmt,  ist  ganz  und  gar  unerweislich,  npaanövraaiti  ist 
nach  tvTnaiii  neu  gebildet,  und  dies  in  der  dort  angegebenen 
weise  aus  efr;;')  und  *ä0ai  geschaffen.  Zq  yt^äySpvm  d 
unten  §  127. 

§  104.  Auch  in  den  übrigen  spraclien  keine  spar  von 
abstnfiing.  Über  lit.  sM\i,  lett,  sMu  nnten  §  130.  Das  law- 
nische  ferenüs  aus  *hher^to8  zu  erklären  ist  reine  willkfir. 
Der  vor  nt  auftretende  vokal  war,  wenn  betont,  Ursprung 
e,  sonst  o;  also:  *hhi'roiii- ,  aber  uident-,  dösjfnl-  (cf.  unten}. 
Im  griechischen  trat  ansgleich  nach  der  o-seite  hin  ein:  ipegat- 
Toc  und  iäöviog,  ätöoovTog.  Ebenso  im  slavischen:  bery,  Iteri^ 
und  bysqsteje,  und  gotischen:  Imrandans  und  vtilatidans.  l'n- 
gekehrt  im  lateinischen  nach  der  e-seite,  welche  hier  duitfc 
die  formen  der  unthematischen  stamme  begünstigt  v(ur  (at- 
setiHs  =  ai.  mtäs  aus  "»^tös):  ferentis  und  di-videHtis.  on^ 
formen  sind  niu"  mehr  ganz  spärlich  bezeugt.  —  Ein  zeoge 
des  alten  Zusammenhangs  zwischen  hochton  und  e-,  nachtun 
und  o-färbung  ist  wol  das  litauische  futurpartizip  äiigs^s  {aus 

')  Über  desaen  fy  ich  wie  G.  Meyer,  griech.  graniinatiki,  j  H 
urteile. 


i 


IL  Die  arische  flenion  der  adjelcliTa  und  parti/ipia  auf  nl-      öfil 

"sient-s,  J.  Schmidt,  K.  Z.  XXVI,  s.  331  f.)  gegenüber  dem 
des  praesens  äiir/qs  (aus  "oiifs) :  vorausgesetzt,  dasB  die  indische 
betonnng  die  ursprachliche  wiedergibt.  Es  scheint  mir  aber 
nicht  zweifelhaft,  dass  das  der  fall  ist.  Denn  das  sigmatische 
fiitnr  ist  schliesslich  doch  nichts  andres  als  ein  i-praesens  aus 
dem  (mittlem)  signiatischen  aoriststamm,  und  die  i-praesentien 
betonten  ursprünglich  gewiss  allgemein  den  thematischen  vokal. 

Zu  n.    Überall  -at-. 

Als  beweise  dienen :  ! 

§  105.  1)  Die  indischen  formen.  Ausser  den  auf 
der  reduplikationssübe  betonten  partizipien  des  intensivs  [und  f 
der  3.  praesensklasse ,  wo  aber  diese  betonung  unursprünglich 
ist,  vgl.  §  107]  im  veda  noch:  täkmt-  (s.  §  100),  däiat-,  ' 
d&sat-,  /!dsat-  zur  2.  klasse,  d(h)äfcfat-  und  sähat-  zum  sig- 
matischen  aorist.  Vgl.  Whitney,  grammatik,  §  444.  — 
Nom.  sing,  sind;  s&sat,  d(h)ak?at:  nom.  du.  säsata,  nom.  plur. 
dASatas.  ~  Die  einzige  abweichende  form  ist  änoA/ianti  RV.  8. 
31.  4  n.  ö.,  das  zur  3.  klasse  gezogen  wird.  Man  tnt  aber 
wol  besser  es  zum  thematischen  reduplizirten  aorist  zu  stellen, 
cf.  gr.  fiindo. ')  —  väghüt-as  ete.  enthält  ein  sufBx  at-.*)  — 
jffauti  nud  tisOumtxs  gehören  zu  thematischen  reduplizirten 
Stämmen. 

§    lOfi.     2)    Die    gathischen    formen.     Und    zwar: 
stmaa,  varedaiii,  uryaHaJ)  und  dareMJ).  —  stauas.  zum  praesens 

2.  klasse,  geht  auf  *stdisate  zurüch ;  das  indische  dagegen  be- 
tont auf  dem  snffix:  stuväti;  im  medium  haben  wir  die  gleiche 
Verschiedenheit  der  wnrzelform  und  des  akzents:  »i.  stdvänas 's 
av.  stauanö  und  stuvanäs,  wogegen  stavaiiäs  als  kontaminations- 
bildung  anzusehen  ist ;  vgl.  auch  Whitney,  grammatik, 
§  619.  —  Dasselbe  verhältniss  wie  zwischen  statfn-f  und  stiivAn 
besteht  zwischen    av.    varedalti   und   ai.  v^dhäntam,   welche 

■)  Die  ureprachlichen  Terbalformen   von  Y»ikt-  waren:   1.  praeseiiB: 

a)  'äikietni  (=  ai.  säliaa,  gl.  fn(iai);  b)  'tüekli  ("  ai.  iltakti.  Vi.  hi- 
Vtlü^ti,  pl.  ÄiMnmatJF  =-  "Kipm");  —  2.  aorist:  a)  *it4k^i  (ai.  »dtpuo,  taJiand», 
a».  tUania,  gr,  aniir);  b)  *siskom  (ai.  ndiS'ita,  gr.  fanfro).    Die  indische 

3.  pJnr.  »dilkiti  hat  ihr  i  in  der  reduplikationssübe  vom  aorist  bezogen. 
An  einer  ganz  spaten  stelle  (val.  3.  T)  findet  eicb  das  tbematisch-praesen- 

ttBChe  laiSasi. 

>)  S.  unten  aote  XI. 


i 


552  Chr.  llsrtholoniHC, 

beide,  zusammen  mit  vidhänäii,  tarn  einfachen  aorist's^ 
sind.  —  Von  den  beiden  aldt.  sing,  neutr,  gehört  darfsaji, 
d.  i.  ar.  *dhärkit.  mit  ai.  <ihf?ät  und  dhfi'(iii''i>'  —  verhälüiiss 
wie  oben  —  zum  einfacJien,  uraäsap  zum  sigmatischen  aomt. 
Doch  ist  diesen  formen  keine  besundere  beweiskraft  beizu- 
mesBen;  cf.  s.  554. 

AnffSJUg  ist  himx  j.  4Ö.  4  (zitirt  jt.  1.  8) ,  zum  uuthema- 
tischen  praesens  der  wurzel  saiS-  „verfügen  über  — ,  iime 
haben"  (Geldner,  K.  Z.  XXVm,  s.  :(l)2  f.).  Der  flerioM- 
auägang  spricht  für  anfangs-,  die  wurzelfonn  fttr  endbetonong, 
and  dafür  auch  ai.  xiiiati  AV.  4.  3><.  3.  Vielleicht  ist  hüa» 
in  änlicher  weise  zu  stände  gekommen  wie  das  oben  be- 
sprochene stavams.  Ein  andrer  fall  der  art  wäre  ai.  bravm 
BV.  9.  3i).  1  neben  bnivdu.  wenn  die  bestimmung  von  brävan 
als  nom.  part.  —  im  P.  W.  V,  s.  ilü  —  für  ganz  sicher 
gelten  könnte;  Ludwig  nimjnt  es  als  3.  plur.') 

g  107.  Die  jungavestischen  partizipialformea 
redupUzirter  stamme  weisen  eine  bemerkenswert«  differeaz 
auf.  Ich  gebe  zunächst  ein  verzeichniss  derselben:  w-tösetiUm 
(d.  i.  iiarentem,  verf.,  A.  K.  II.  s.  69),  jaoe-da^ta», 
hivpö^mtem  (d.  i.  hispaseHtem .  verf.,  a.  o,):  akk.  sing.;  — 
iaidiantö,  hismarmtö:  nom.  plur.;  —  iatö  (d.  i.  (i«fw):')  gm. 
sing.;  —  daidjatqm,  KatureMinnalqm :  gen.  plur.;  ^izanäitü, 
ä-eüanäilibis:  fem.  Dazu  noch  die  nom.  sing,  jiara-dapö  und 
upa.väiiö,  worüber  unten  §  114  ff.  —  Der  akk,  sing,  imd  der 
nom.  plur.  haben  also  -ant-,  die  genetjve  und  das  ftmiafD 
-at;  -at:  Es  besteht  somit  hier  derselbe  unterschied  zwischen 
mittleren  und  schwachen  formen,  wie  bei  den  partizipien 
suffixbetonender  nnthematischer  stamme.  Und  ich  glaube  auch, 
daes  dieser  unterschied  nicht  nachgebildet,  sondern  wie  dort 
altererbt  ist.  Die  indische  betonung  der  reduplizirten  praesens- 
formen  ist  keine  gleicIimHisige.  In  <ler  .1.  klasse  stehen  neben 
einander  ijarti  und  ijärfi,  bibhnrti  und  I/Miürti,  femer  vaväkfi, 
mamätsi,  viv^f,  jit^ia,  fjtilwmi  u.  a.  gegenüber  vimiJiti,  »t^rtftti, 
piparpi,  didefttu  etc.  Dagegen  im  intensiv  nur:  nlarti,  älarfi, 
värvarti,  ddrdar^,  känikranfi,  ^i'ihnmmi  etc.,  mit  akzent  Mi 
der   ersten   silbe.     Aber    im    part.    praes.   akt.   treffen   beide 

')  Tgl.  Doch  unien  §  124  über  ai.  pfvai-  und  nv.  parint-, 
*)  T.  5.  40  glosse.    Vgl.    meine    bemerkungeD  eu  j.  57.  14   (A.  F.  II, 
1.  13)  nuil  dazu  die  Varianten  in  der  neuausgabe. 


n.  Die  arische  flexion  der  adjekliva  uni)  partizipia  auf  ni-.      f)ö3 

klassen  darin  überein,  dass  sie  den  akzent  auf  der  redu- 
plikationssilbe  tragen.  Ks  scheint  mir  nicht  zweifelhaft,  dass 
die  vedische  betonung  der  intensivbildnngen  im  wesentlichen 
die  ursprachliche  wiedergibt.  Warscheinlich  hatt«  liier  die 
reduplikationssilbe  ursprünglich  überall  den  liochton,  und  die 
abstofmig  der  Wurzelsilbe  wurde  durch  den  wechselnden 
nebenton  veranlasst;  z.  b.  derdersi  (ai.  ddräani)  ^  derd^dhi 
(ai-  därd^hi),  also  wie  bei  den  u^it-  und  meHf-stämmen:  tepos- 
U^titjji  ^  teposuiittit  (oben  a.  ri2H),  Dagegen  kann  ich  die 
fiir  ijarti,  bibharti  überlieferte  betonung  nicht  für  ursprünglich 
halten.  Nach  allem,  wa.«  bisher  Über  den  indogermanischen 
akzent  und  dessen  Wirkungen  ermittelt  ist,  muss  vielmehr  in 
hibhärti,  ijärfi  die  alte  betonung  bewart  sein.  Das  verhültniss 
von  bihharti  zu  hihhxvmx  stellt  sich  dem  von  M  zu  imä^  etc. 
zur  Seite,  Es  wäre  auch  gar  nicht  einzusehen,  wie  sich  du 
altes  bihitarti  sollte  in  Jnbhärti  verändert  haben,  wSrend  das 
umgekehrte  sowol  durch  den  einiluss  der  ^.  plur.  blbhrati,  als 
durch  den  der  intensivformen  seine  erklärung  findet.  Und  auf 
dem  eintlnss  der  letztem  beruht  auch  die  indische  bildung 
und  betonung  der  partizipien.  Aus  idg.  *d(Hdiki^ttii ,  *dH' 
dikiiitäi  zu  "deideihfi  war  ai.  dSdi^atam,')  dHiiatB  zu  dld^^i 
hervorgegangen,  und  danach  bildete  man  zu  didsfli  didinatcan, 
didiiate.  Die  alten  bildungen  waren  hier:  *didihiUr(i.  "didiki^t&i. 
Davon  haben  sich  im  indischen  nur  noch  wenige  —  und  nicht 
ganz  sichere  —  spuren  erhalten:  der  noni.  plur.  vavj^dhdutan 
HV.  4.  2.  17  (wofür  AV.  fälschlich  vaoi-dhdnlas  18.  3.  22) 
und  der  nora.  sing,  /iakrän  RV.  10.  95.  12  {.  (zn  kar-  „ge- 
denken"): sie  geben  wol  ursprachliches  *umt^lifpe^  ^^^ 
'keJcryts  wieder.  Doch  könnte  vavi'dh^  auch  zum  t  h  e  m  a 
tischen  red,  aorist  gehören,  vgl.  die  beraerkungen  zu  äsa 
Skantl  a.  5r>l.  /iakrän  wird  von  Whitney,  wurzeln,  s.  22  ver- 
dächtigt.*) —  Im  avestischen  dagegen  sind  die  alten  aus- 
gänge  durchaus  intakt  geblieben,  dapentem  z.  b.  Hirt  auf  idg. 
*dhidh^tiii ,  vgl.  dazu  gr.  ri^tVitt ,  das  den  alten  akzenl 
gewart,  aber  uv  =  ij  iai  anschluss  an  Ti'Sfj/*t  etc.  in  tv 
wandelt  hat 


')  an  aua  f  nur  ii 
unten  uote  Xt. 


i 


554.  Chr.  BärtholomM^ 

Zu  ITI.     In  Jen  stainmbetoDenden  formen 
-Ant-,  sonst  -at-,  -dt-. 

Die  bewBiämittel  sind  die  gleichen  wie  zu  T. 

§  lOS.  I)  Pie  indiache  femininalbildnng'.^ 
anthematischen  stamme  mit  endbetonimg  haben  -atU. 
einzige  vedische  ansnarae  ist  jdtiti  AV.  7.  40.  3.  Wie  die 
femininalbildung  und  die  abstufende  flexion  von  den  nntbema- 
taschen  stammen  auf  die  thematischen  übergegangen  ist,  habe 
ich  8.  f>4K  f.  gezeigt.  —  Über  väghät,  vaghätas  cf,  nnleD 
note  XI. 

•änt-  ist  nur  in  der  ^inen  form  sänii^,  akk.  plur.  ntr.  za 
belegen;  =  idg.  *sg/3,  Ihre  erhaltnng  ist  wol  nur  dem  gleich- 
klang mit  glij-tävänti  und  paSumänti  (s.  492)  zu  danken. 
sAnti  ist  zugleich  die  einzige  form  des  akk.  plur.  ntr.  im 
rgreda.  —  Die  «(-formen  sind  von  den  rezensenten  dorch  an- 
formen ersetzt.  A.  Kuhn,  K.  B.  HI,  s.  475  stellt  auf  grnnd 
der  metiik  zwei  derselben  her:  pf^ätds  RV.  6.  i.  11  ond 
dsvajatäm  1.  121.  1;  vgl.  s.  543. 

§  109.  2)  Die  gathischen  formen.  Und  zwar: 
mask.  sing.  nom.  vi-dqs,  Sias*,  Ä^';  —  akk.  a-iantetn  (a  ist 
praefix);  —  plur.  nom.  dantö;  —  akk.  nuruniiataeliä*;  —  gen. 
Aät(}tn';  —  fem.  ha'dim,  ^pUibiö:  zusammeii  9  formen  &a  19 
stellen.  Abweichende  bildung  weisen  nni'  die  akk.  sing.  nenu. 
auf,  nämlich:  ataji,  }iaj).  Die  urspracbliche  form  aus  der 
Wurzel  es-  war  *srjf.  Daraus  hätte  ar.  *säH[t  hervorgehen 
müssen.  Dafür  aber  ist  schon  im  arischen  *sät  eingetreten, 
und  zwar  aus  den  gleichen  gründen,  welche  die  umbildnn^ 
des  aus  idg,  "jiodu^t  zunächst  hervorgegangenen  'padu&i^lf 
za  "paduät  veranlasst  haben ;  cf.  oben  s.  »44  und  daresaji  dM 
*dkers^t,  8.  552.  Ebenfalls  noch  io  arischer  zeit  ist  dann  aacA 
der  ausgang  -at  von  der  unthematiscten  konjngation  auf  Ä 
thematische  übergegangen.  -(in[t  aber,  =  gr.  -ov,  lit.  -q  in  ^iff, 
veiq  ist  gänzlich  vei-schollen.  —  Über  kisas  s.  oben  s.  K»S. 

§  110.  3)  Die  jungavestischen  formen,  und 
zwar:  mask.  sing.  nom.  vi>is\  —  akk.  a-jantem  (a  ist  praeflx), 
an-usentem,  kentern;  m-iärentem,^)  jaßi-dai>entem,  higpö.seni0»,') 
keretiawintem i  —  du.  nom.  h({m.janta;  —  plur,  nom.  Amt^ 
ämAjftntö,  histnarentö;  —  sing.  gen.  hatö,  upasruatö,  teriittU; 

')  Cf.  >.  662. 


n.  Die  Arieche  flexion  der  adjektiva  uud  partizipis  auf  nt-. 


555 


ifltö;^)  /iinuatö,  zbauruatd,  pisatöj*)  —  plur.  akk.  hatö;  — 
gen.  hatqm,  ä-yaiatqm;')  daidiatq,m,  /caturejiltanatqm ,  aipi. 
giauruaUim;  —  instr,  ha^iS;  —  neatr.  sing.  akk.  fra-iaß;*) 
—  fem.  tisaiti  jt.  24.  34,  haittm,  haipiai,  haitviqm,  häititn, 
httitis,  haittJtqm,  uruaitis,  uruditis;^)  ztxanaitiS,  gteatiäitibiS ; 
ttrtfinaiti»/)  huniiaiti4-^  —  Nur  eine  einzige  ansname  ist  mir 
aufeestossen:  der  nom.  plur.  mrunfö  j.  70.  4;  vgl.  dazu  die 
bemerkungen  ober  hisas  s.  552. 

Unklar  sind  mir :  aouriiatqm  g.  4.  b,  erenauata^a  j.  56. 
3,  ^htuaitiai  jt.  18.  4,  framrauatö  fr.  9.  1,  frauaüid  v.  9.  38, 
fräißntö  jt.  34.  42,  frsrenta  jt.  22.  H,  frsrenti  jt.  24.  56; 
zum  teil  zweifellos  verderbte  formen. 

Die  nach  dem  muster  der  unthematischen  stamme  ge- 
bildeten at-  und  rt^kasus  aus  thematischen  stÄmmen  finden 
sich  oben  s.  54(i  aufgefUrt.  -dt-  ist  nur  in  dem  Öinen  ^a^aitis 
jt.  8.  40  belegbar. 

Zu  IV.  In  den  stammbetonenden  formen  -&nt-, 
sonst  -at: 

§  111.  Beweis  sind  die  indischen  formen,  deren  ich 
ans  dem  veda  folgende  verzeichne:  1  pa-:  p&ntam,  pänta, 
p&ntas;  —  Ä  pä-:  päntam;  —  bhä-:  hhätl,  bhatlm,  bhätt^, 
bhatlnäm;  —  ja-:  jän,  jäntam,  jäntä,  jAntas;  jätäs,  jatätn, 
jätjAa;  —  sria-:  snätl,  sndtift.  Dazu  noch  aus  dem  AB.:  1  vä-: 
vän.^)  Alle  diese  formen  halten  sich  an  die  norm.  Sie  sind 
sämmtlich  praesentisch  —  auch  die  zu  1  pa-  —  und  gehören 
„starren"  wurzeln  au  (Hübschmann,  Vokalsystem,  s.  43); 


Mwsen«.    Wol  far  pjiafa 
bpreita  in   arischpr  zeit 


']  Cf.  8.  ifti. 

*)  it.  /*,  19;  zu  Vp"^-  in  •lo"  hedeutung 
-^  &i.  pjfatä».  Dann  hat  die  Übertragung  des 
stattgefunden;  cf.  s.  483,  48a. 

•)  für  öjpinfgin  Bteheud,  zu  ai.  1   raj-,  riU;  vgl.  iijgj,  rionem. 

•)  als  erstes  komposiiionEgUed ;  cf.  s.  [146. 

')  Zo  ai.  Brands,  1  [/'■<"•-;  cf  Geldner,  K,  Z.  XXVm,  b.  1B6  t. 

•)  Cf.  s.  &4J. 

'I  vflp.  12.  2;  Bo  K  4,  K  T  b,  Spiegel;    tat  erklftruag  cf.  Oeldner, 
Studien  t,  a.  68. 

i  iihiiiAm  RV.  I.  70.  3  cnciues  eraohteua  nicht  parti' 
SV.  ßraots.iifäm  etc.  (bciwort  von  äpS,  also  feminin  I)  lu 
die   gleiche   gmppe   mit  ai.   niaUiälii.i  zu   stellen;  cf. 


•I  Dagegen  i 
lipial.  £s  ist  mi 
verbinden  und  ji 
unten  notc  XI. 


L 


i 


die  3.  pliir.  praes.  akt.   lauten:  pmtti,  p/ttttt,   bhänti.  ßnli. 
siiajtti  (unbelegt)  und  v/inti. 

§  112.  Im  avesta  sind  aus  tempaastfimmen  auf  0 
folgende  H(-partizii)ien  überliefert: 

a)  in  den  gatha's:  1  dha-:  dantö;  —  ä  dhä-:  w-da»;  — 
fciä-:  SiffK,  äiffitibio; 

b)  im  jungem  avesta:  2  pä-:  j)dntö  jt.  10.  45;  —  hhi-: 
a-vdnt^H  jt.  8.  50,  70.  1  (oben  s.  499),  vi-uaitiß  jt  13.  40; 
via-yantem  jt.  8.  2,  rohaä-uontem  jt  7.  5,  viauaitf  jt  17.  6.') 

Dem  aoriat  gehören  an:  dantö,  das;  die  übrigen  sind 
praesentisch ;  —  „starre"  wurzeln  sind  pä-  und  ftA«-,')  d, 
oben  §  111. 

Von  den  avestiscJien  formen  decken  sich  pAntö .  a-uAtAm 
und  m-umtiä  genau  mit  ind.  päntas,  bb&ntam  und  vi-bfi^U- 
alle  aus  starren  wurzeln.  Dagegen  lautet  der  nom.  plur.  ztt 
der  ablautenden  wurzel  dha-:  dantö.  —  Aus  diesen  tatsacben 
ist  zu  scblieasen:  l.  Die  ftexion  'äntas,  "atäs  etc.  ist  ariach. - 
2.  Die  Üexion  "Antas,  °ätäs  ist  beschi'änkt  auf  die  „starreo' 
wurzeln  (,  welche  in  der  3.  plur.  praes.  "änti  haben).  —  3. 
Die  ablautenden  wurzeln  bilden  ihr  partizip  aus  der  schwachen 
(vokallosen)  form  und  tiektiren  "äntas,  "ätäs  (=  "^es,  *^öi) 
wie  in.  —  4.  Der  zusammeufall  der  äf-formen  aus  den 
Stammgruppen  lU  und  IV  —  cf.  uruaitw  =-  viitaif'd  —  hal 
die  neubitdungen  viä-uantem,  via-mitf  nach  dem  muster  da' 
zalreichem  gruppe  III  veranlasst. 

§  113.  Übrigens  kann  die  arische  tiexion  päntam,  päiw 
niclit  aus  der  Ursprache  ererbt  sein.  Nach  BrugmaBD, 
grundriss,  s.  53«  n.  wäre  sie  innerhalb  des  arischen  unter 
der  eiiiwirkang  de.s  wechselnden  (esspü-atorischen)  akzesB 
entstanden;  vgl.  ebd.,  §  1911t.  Ich  kann  mich  jedoch  von  der 
richtigkeit  dieser  anname  nicht  überzeugen.     Vielmehr  glaube 

■)  Über  (Ina  feminiuc  prnmr.stäiö  ct.  note  XI.  —  Zu  *jqs  jt.  8.  11  c£ 
a.  &01.  —  ci\tainm  jt.  5.  6S  ist  akk.  Bieg,  des  nom.  akt.  (*=  näan  so.  ^miivV 
Statt  dee  Torhergeheuden  aiAvkcni  ist  ein  genetiv  {uist  »^  ai.  ufan)  hemi- 
BtelleD.  Die  abschreiber  baben  da«  ihnen  gelHutige  uMohem  atumpfonsig 
beide  maie  gesetzt,  vgl.  s.  401. 

')  Die  3.  plur.  praes.  dazu  ist  fm-^änli  jt.  8.  40,  =-  ai.  pnt  iünü: 
„dann  kommen  oben  die  wulkcu  lam  TorscheiD".  [—  Auch  daa  Torbtf- 
gehende  rr|fätii  gehört  zu  bhä-:  „durch  seinen  stral  verscheucht  er  sie. .  .*; 
vgl.  den  indischen  gebrauch  von  1  ras-  mit  dpa.  — ]  Dagegen  huilf« 
die    3.    plur.    zu     /    ,1hfl-    ilOil    Kiri-:    c/mnfl,  äjpiin. 


II.  Die  arische  flexion  iter  adjektivn  und  partizipia  auf  nt-.      557 

ich,  dass  das  verhältoiss  von  päntam  zu  patäs  hinsichtlich  der 
laute  und  der  betonung  einfach  dem  von  sdntam  zu  satäs 
nachgebildet  ist.  Ob  päntam  aus  der  urzeit  stammt  oder  auf 
arischer  neubiidung  berulit,  wird  sich  scliwerlich  je  ermitteln 
lassen,  da  alle  übrigen  indogermanischen  dialekte  versagen. 

Eine  anzal  von  kasus  erlbrdeil  noch  einige  besondre  be- 
merkungen. 

Nom.  sing.  mask. 

§  114.  Der  nominativ  aUer  partizipien  war  in  der  Ur- 
sprache meinea  erachtena  sigmatisch  gebildet.  Vgl.  ai.  stäart[ts, 
S&sat[s,  av.  fiSaiqs,  stamltj",  gr.  'mnii,  lat.  feretts,  praesens, 
air.  cara  (Windisch,  P.-Br.  B.  IV,  s.  210),  lit.  äit^qs,  dän- 
ffujesis  (J.  Schmidt,  K.  Z.  XX Vn,  s.  393),  apr.  sidans, 
emprikisins  (Bielenstein,  lett.  spräche  II,  s.  173),  lett. 
es&us,  düdis,  ksl.  bery  (Brugniann,  grundriss,  §  92).  Got. 
bairands  und  lett.  äugilts  sind  neubüdungen  nach  der  o-,  bzw. 
i-deklination.  Nur  das  gr.  iff^wy,  lit.  sHif  und  lett.  sedu 
(J.  Schmidt,  a.  a.  o.,  s.  392)  weisen  unsigmatische  bildung 
auf.  leb  werde  im  folgenden  auf  diese  formen  zurückkommen 
und  versuchen  sie  in  andrer  weise  zu  erklären  (§  13ü). 

§  llf).  Über  den  indischen  ausgang  -an,  -an  und  dessen 
sandhiformen  hat  bereits  oben  §  23  tf.  eingehender  gehandelt 
werden  müssen.  Über  das  vereinzelte  säivn  cf.  §  119,  — 
Das  dem  ai.  -an  entsprechende  av.  -qs  kommt  in  den  gatha's 
21  mal  vor;  im  jungem  avesta  aber  wird  es  recht  selten. 
Ausser  viqs  (s.  bb4)  kenne  ich  nur  noch  fhqqs,  saosxqs  und 
80^$^,  von  thematischen  stammen.  Viel  häufiger  findet  sich, 
bei  der  thematischen  wie  bei  der  untbematischen  konjugation, 
der  ausgang  -ö.  Ich  verzeichne  folgende  formen :  a)  in  den 
gatha's :  raresö  j.  49.  2  (lies  raril-ö) :  int. ; ')  —  b)  im  Jüngern 
avesta:  isö,  peresö:  inch.;  histö:  1.  kl.  red.;  fafripiö,  para. 
iri^,  «iidiö,  euereeiö:  4.  kl.;  asiiisö:  des.;  geretnbajö,  dren- 
gajö,  asäSaiö,  sröyajö,  asrauaiö:  10.  kl.;  tisö  v,  8.  27,  uaasläi 
jt.  24.  34,«)  anusö  v.  8.  26:  2.  kl.;  para.da])ö:  3.  kl. 
väuö.'   int;   fpaüterenö:   9.   kl.;   endlich    iafcö  jt.  10.  71,  barö, 


1)  mii&ntiiö  ist  j.  32.  S  iofinitiv,  45.  S  S.  sing. 

■)  utatüa  geht  anf  einen  gott,  das  folgende  usaiii  auf  eine  göttio; 
„willig  soll  er  ihm  s^oe  aubeDken,  willig  mOge  sie  kommen".  Ein  ftfaen, 
aus  irgend  einem  verlorenen  atück  des  avesia  berausge rissen, 

fu  tirgl.  Spriohf.  N.  F.  IX.  S  n^  f. 


5&d  Chr.  Barthotomu, 

fraharö,  vami,  va^ö,  nmarü,  aijafnö:  1, 
beziehnng  zum  tempusstamm  nicht  so  deutlich  erkennbar  ist 
wie  bei  den  übrigen  beispielen.  Spiegel' s  erklärung  dieser 
foi-men  gilt  mir  fUr  imannehmbar  (vgl.  grommatik,  s.  Slil). 
Nicht  nur,  weil  sie  gegen  die  avestischen  laatgesetze  ver- 
stösst,  sondern  auch  deashalb,  weil  sie  die  genau  entäprccbeo- 
den  altindischen  formen  unberücksiclitigt  lässt.  Wo  inuner 
aber  das  indische  und  iranische  zusammenstimnien .  da  ist  nnr 
eine  solche  erklärung  gutzuheissen,  die  sich  auf  beide  dialekte 
anweuden  lässt.')  Im  veda  stehen  nebeneinander,  und  mit 
ganz  gleicher  bedentung,  pramp.uiii  RV.  3.  HO.  6  und  prami- 
yag  RV.  10.  103.  4 :  beide  deutlich  zum  praesens  wiitmIIi 
gehörig.  Bei  andern  ist  der  akzent  verschoben ,  z.  b.  tnivam- 
inväs  2.  40.  6  gegen  invan  5.  30.  7,  zum  praesens  intati 
(inöti) ;  femer  ifhijam^yiväs,  voJcamivMu^äs,  bhfimidj-häs  u.  a.  m.; 
vgl.  Whitney,  grammatik,  §  1148.  3a,  b,  4  und  Lindner, 
nominalbildung,  s.  34  ff. 

§  llö.  Zi^ischen  j>ramp,tän  und  pramp/äs  auf  der  einen 
Seite  und  pet-esqs  und  perpsö  auf  der  andern  sehe  ich  keüieo 
unterschied.  Die  richtige  erklürung  muss  also  auf  beide  pare 
passen,  prampiäs  aus  "mn  herzuleiten  ist  noch  keinem  ein- 
gefallen; man  hat  vielmehr  fUr  "iiäs  einen  besondern  stamm; 
prampfd-  „zerstörend"  angesetzt.  Folgerichtig  wäre  auch  für 
av.  perpsö  ein  stamm  p';ri'$a-  „fragend"  au&ustellen.  Aber 
das  ist  nur  eine  Umgehung  der  Schwierigkeit,  keine  erklänug 
derselben.  Den  weg  dazu  zeigt  meines  erachtens  der  indiscbe 
akzent,  der  Überall  auf  dem  eudvokal  ruht. 

§  117.  Die  Ursprache  besass  eine  anzal  von  adidrti^ 
komposita ,  welche  als  erstes  glied  ein  verbalprääx  oder  eits 
nominale  kasuafomi  enthielten,  als  zweites  ein  nomen  agentis 
auf  0-.  Der  akzent  stand  auf  der  endsilbe;  cf.  Wheeler, 
nominalakzent ,  s.  100.^)  Die  bedeutuug  war  von  der  eines 
part.    praes.    akt.    kanm    verschieden;   z.    b.    "uinoiös   „weg- 

■)  Die  umkebruQg  van  dem,  was  oben  a.  549  zu  bemerkeD  nr. 

■)  Auanainen  bei  Lindner,  a.  a.  o.,  s.  34  and  Whiinej,  grtBiD., 
§  1148.  ic.  irdiia-  „Wnend"  ist  ein  aus  dem  Petersburger  wörterbud)  rer- 
achleppter  druckfehler;  V9.  tG.  34  steht  Sranäja.  —  lii>änüni  KV.  iö.  Hl. 
1  iatakk.  sing.  fem.  ku  A/tänn-  (so  Grassmann  und  Ludwig).  —  iii  10. 
K.  4  ist  unklar;  Jedenfalls  gehört  es  nicht  xu  vditnt.  —  Statt  är*ia  l 
1S8.  5  (mit  nl)   ist    gewiss   mit    Ludwig.   ligveda  IT,  s.  2J8  rrfrfja  n 


IL  Die  arische  flexion  der  adjektiTa  und  partizipU  auf  ni-.      559 

fBrend";  *i'idiiogihös  „hin&nSa.renA'^,  * dnrömgiomös  „m  ^e  ftme 
gehend" ;  daneben  bestanden  in  wesentlich  gleicher  bedentiing 
*üi»^J07tts.  *iidue!fiJionts,  *dil]-6m  ffrpments  (oder  •^j^im^fs). 
Im  arischen  ward  daraus:  ""u'maiä^,  *i(duaihua,  *dllräogantäs ; 
^uinäjants .  ^udyÄihants,  'düräv  gam&nts.  Der  znsammenfall 
der  urspracblichen  vokale  e  o  und  tfi  in  dem  öinen  a  brachte 
es  mit  aicli.  dass  die  ausdi-ücke  der  ersten  reihe  den  be- 
deutungsgleichen der  zweiten  auch  in  der  äussern  form  sehr 
änlich  wui'den;  sie  konnten  nunuielii'  leicht  in  engste  be- 
ziehnug:  zum  verbnm  finitum  des  dem  partizip  zu  gründe 
Hegenden  tempusstamms  treten  und  als  muster  zu  neubildungen 
dienen,  bei  welchen  uun  eben  jener  tempusstamni  zum  Vor- 
schein kam.  Es  geschah  das  auf  dem  weg  gewönUcher  pro 
portionsbildung.  So  z.  b.  ind. :  (näjati :  vinajäs  =)  dhäräjati : 
nidhäraßs;  invati:  visvammväs,  inväm,  i»v4b}ii?  etc.;  mpf&ti: 
pramj^äs;  ru^äti:  ärn^äm  u.  s.  w.;')  —  av.  kerentaiti:  ßmö. 
kerentem;  peresaiti:  mqi>rem.peresö  (v.  9.  2,  so  Spiegel); 
taurftaiti:  vlspataurnaid ;  uruisi^ti:  hqm.ut%lsidvbö  a.  s.  w. 
Endlich  aber  werden  die  auf  solche  weise  neugeschaffenen, 
an  tempuastfimme  angeschlossenen  formen  aus  der  kompo- 
sition  losgelöst  und  selbständig  gebraucht.  So  z.  b. :  ved. 
sanisrasäs,  r^ihdm ,  vBvip6 ,  vartvität  ,*)  gd.  räreSö,  jav- 
rqremd  —  sämmtllch  von  intensivstämmen ,  cf.  Whitney, 
grammatik,  §  11^8.  4;  dazu  noch  ai.  hiuvdfija,  jav.  fsuja  (vok. 
sing.)  und  die  oben  s.  557  f.  aufgezälten  nom.  sing.,  soweit  sie 
nicht  komponirt  sind.  Der  selbständige  gebrauch  der  foi-men 
nimmt  in  beiden  dialektgebiet«n  des  arischen  allmälich  zu ;  im 
rgveda  und  in  den  gatha's  ist  er  noch  recht  selten  und  fast 
ganz  auf  das  intensivum   beschränkt.    Eben  dieser  umstand 


I 


loeo.  —  Shändö  nd  lüro  8.  T.  SS  ist  „wie  sonne  nach  ein";  f'&rS  ist  gen. 
Auch  ia  (.  92.  6  ist  lihdnds  sicher  Substantiv;  Ladwig  „freudc"  (?].  — 
jttva-  AV.  9.  2.  18  ist  „wehr":  „Agni  sei  wehr,  Indra  sei  wehr,  Soma  sei 
vehr,  die  wehrhaften  gütter  sollen  ihm  wehren".  —  migham  RV.  10.  55. 
4,  165.  1  kann  auch  Babstantif  („trug")  sein;  in  10.  117.  e  ist  w  adverb 
(„tunsonst"). 

')  Anders  urteilt  Whitney,  grammalik,  §  IU8.  3b  über  äru^rim; 
aber  der  akzent  scheint  mir  dagegen  zu  sprei^ben.  Die  überfUrung  von 
wnizelBtimmen  in  die  a-deklination  ging  immer  vom  akk.  sing,  aus;  der- 
selbe war  aber  niemals  auf  der  endsilbe  betont.  Über  av.  apadiaem  und 
datnB.diis  (nom.  sing.)  ist  kein  entscheid  zu  treffen. 

V  Wol  auch  taitsäja  BV.  1.  31.  J,  hdas.  «t^d.    Doch  s.  unten  note  X. 

36* 


I 


L 


i>(iO  Clir.   Bftnbolomae, 

war  es,  der  mich  verliiiideil  hat.  etwa  das  alte  uebeiieinai)d«r 
von  "^Ijiants  und  *^tf'»  und  änl,  zw  erklärung  vnn  av, 
peresö  zu  benutzen,  woran  ich  zuerst  gedacht  liatte. 

§  118.  Spiegel,  a.  a.  o.  kennt  noch  weitre  nominatiT- 
ausgänge  des  partizips,  nämlich  -a,  -a/nj  und  -d;  s.  audi 
.Tusti,  handbuch,  §  TiTG. 

Der  ausgang  -a  findet  sich  nach  Spiegel  in  jjuo 
jt.  13.  IH  und  tua  V.  3.  33.  gua  ist  gewiss  falsch  be- 
stimmt; es  ist  vielmehr  instr.  sing,  zu  tffi-,  f.  „eifer".  (wo 
oder,  wie  andre  handschrift«n  bieten,  (au"  steht  also  gani 
allein.  Wenn  es  richtig  Überliefert  ist  und  wirklich  zum 
partizipialstamm  gehoi-t,  hat  es  den  ausgang  -n  von  den 
adjektiveu  auf  -aii  übernommen,')  Man  könnt«  taua  aber 
auch  mit  ai.  taväs  —-  zu  taväs-,  adj.  —  verbinden  und  sich  anf 
den  Wechsel  von  amaud  mit  amaaa  a.  s.  w.  berufen.  Jeden- 
falls sind  zwischen  den  «»-stammen  und  den  iiNpartizipien 
nur  sehr  spärliche  beziehungen  vorhanden.  Av.  ^a^a^äm 
j,  9.  30,  euitidäm  und  spasättö  v.  IS.  28,  für  die  man  nath 
Jnsti's  besHmmung  als  gen.  sing.,  bz.  akk.  plur.  übertrin 
aus  der  partizipialen  in  die  aw-deklination  anzunelunen  hätte 
—  vgl.  auch  H  a  u  g ,  outUue ,  s.  43  — ,  sind  vielmehr  nom. 
sing.  mask.  pari,  med.;  vgl.  auch  jt.  11.  5.  Bei  dem  akk. 
plur.  daresö.rarntnati'i  —  statt  *ri{rantanö,  cf.  rqrevtä,  oben 
s.  .^59  — ,  aus  dem  part.  int.,  wofür  man  "maitiS  erwartete, 
könnte  der  übertritt  in  die  oii-flexion  durch  den  zur  gleicheu 
Wurzel  geliörigen  und  gelAuägen  stamm  raman-  veranlasit 
sein.  Fest  steht,  dass  sich  eine  anzaJ  avestischer  bildungeD 
ans  «K-stämmen  an  die  parüzipien  anschtiesst;  zum  wnrzel- 
stamm  verepra^an-  =  ai.  vxfraiiän-  findet  sich  der  komparatiT 
verejrra^qslarö,  der  superlaüv  vpr^a^asletnö  —  aber  ai.  uffro- 
häntnmas  —  und  das  feminine  abstrakt  verepra^qsta ,  alle  wie 
aus  einem  thematischen  partizip  (s.  547).  —  In  sosa  und  ^ 
jt.  1.  17  sehe  ich  keine  parlizipialformen ,  sondern  2.  siiij. 
imp.;  ich  halte  die  worte  frd  vä  hisa  haJia  gntaoß  bis  dofrid» 
a  fUr  eine  unpassend  angebrachte  reminiszenz;  vgl.  jt.  16.  2- 

§  119.    -d  soll  in  dregttd,  druA,  paiti.taiid,   taurudf  aA 

paitisd  (nach  Gteldner,    drei  yasht,    s.  42;    aber  handechr. 

paitiM) ,    mard ,   dren^aid    (nach    Spiegel,    kommentar  n, 

s.  500),   fratuid,   aiwütutiijä   und   ahci.va»id  (nach  Spiegel, 

■)  Die  8piegel'achc  erkUrung   ist  nach  den  IgutgeseUeo 


II.  Die  arische  flexion  der  ailjektiva  und  partLiipin  auf  ui-.      5fil 

vergl.  gramniatj]! ,  s.  Iö7)  vorliegen,  —  Davon  ist  dregtiä  = 
drud  nominativ  eines  uatiNstamme ,  cf.  s.  541.  —  aiwi.vanid 
jt.  5.  34  u.  ö,  ist  klar  =  ai.  vänijan,  also  komparativ.  Es  gibt 
aus  der  wurzel  mn-  kein  praesens  4.  klasse.  —  Dasselbe  gilt 
von  der  wurzel  tau-;  fraitijd  und  aiwi.tütuid  j.  9.  20  sind 
verbaüormen,  und  zwar  2.  aing.  opt.  akt. ')  —  aid  stellt  v.  5. 
5,  jt.  13.  16.  An  letzterer  stelle  ist  aber  zweifellos  nüt 
L  18,  P  13  /i  zu  lesen  und  dies  mit  dem  vorhergehenden 
parö  zum  kompositum  zu  vereinigen;  parö.jd  wäre  ai.  "purößs, 
ein  nom,  sing,  zu  ar.  pp'öjä-;  vgl,  frö.gd  j.  46.  4  u.  a.  ra.')  — 
Die  andre  stelle  mit  aid:  ana  ta  aid  ist  unklar;  Geldner, 
K.  Z.  XXV,  8.  200  will  aiap  lesen.  Vielleicht  schafft  hier 
die  neuausgabe  rat.  —  paitwd  jt.  19.  58  beruht,  wie  erwäut, 
auf  einer  korrektur.  —  Auf  marä  nnd  dren^aid  in  dem 
elenden  machwerk  jt.  4  ist  nichts  zu  geben.  —  So  bleiben 
denn  nur  noch  -paiti.taiid  und  taiirisd.  Aber  auch  imiVi.taud 
jt  10.  48,  14.  t>3  kommt  meines  erachtens  noch  in  abzng;  ea 
gehört  wol  eher  zu  einem  o^-stantm  patiiauas-  „widerstands- 
fähig", vgl.  ai.  in-filavase.  —  Nur  taurud  j.  9.  17,  10.  9, 
jt  1.  14  möchte  ich  in  der  tat  dem  partizip  zuweisen,  trotz 
des  auf  einen  f7ii-stamm  liinweisenden  feminins  vispa-faurmiri, 
und  obwol  ja  die  herleitung  ans  einem  ««-stamm  nach  dem 
8.  541  gesagten  keine  Schwierigkeit  bieten  würde;  doch  vgl. 
asJauruwitö  jt,  9.  30  =  jt,  17.  50,  oben  s.  492.  Anf  aUe  fWle 
ist  der  ausgang  -rf  von  den  yaHi-stämmen  bezogen,  eine  en^ 
lehnung,  die  wesentlich  durch  das  vorhergehende  stammhafte 
0  veranlasst  wurde;  vgl.  oben  s.  527,  Die  grosse  Seltenheit 
sicherer  (t-nominative  beim  partizip  lässt  es  geraten  erscheinen 
in  der  anname  solcher  formen  recht,  recht  vorsichtig  zu  sein. 

']  Xicbt  3,  Biag.;  ar.  -jiiif  wiLre  -)<^;  falsch  verf.,  handbuch,  §  330  f., 
SSO  und  Geldner,  Studien  I,  s.  17.  Der  Übergang  von  der  zweiten  zur 
dritten  pereun  iet  ganz  und  gar  nicht  auffällig  und  findet  sii^b  bei  anlichen 
beachwOrungen  im  atlarvaveda  oft  Reoiig,  z.  h.  6.  26.  2  und  S.  Eine 
eigealliche  prekativform ,  d.  h.  eine  mit  dem  ausgang  des  sigtnatiBchen 
■oriBls  gebildete  optativform,  ist  im  avesta  nicht  nachweisbar. 

•J  Die  stelle  jt.  13.  16:  js  nflJrfjiiuAB  gnolemnhf.  purB.jä  pariisijt  aySiti 
itt  zu  QhersetKen :  „welcher  ober  den  unterliegenden  (wörtlich  .schwächeren') 
Gautema  siegend  (wörtliclj  .yoranach reitend')  ans  dejo  kämpfe  liervorgeht". 
pariHS^  stelle  ich  zu  p-irilittHn  jt.  /.  m,  l-l.  Jl  und  pariln  t.  /(.  12. 
n/üdinohö  und  nnid^ahem  j.  3i.  u,  57.  in  gehören  deutlich  einem  kompa- 
raii*gtamm  an.  Mit  hülTe  der  p  eh  le  vi  Version  zu  j.  3i.  S  hat  man  be- 
kknotlich  aoa  dem  Qtatemft  einen  buddhüten  gemacht. 


.  Bnnholoinae, 

Auch  aiiN  dem  vedisclieii  ist  mir  iiur  ein  einziger  ent- 
sprechender Bominativ  bekannt:  iiUvq  SX.  S.  39.  0  gegenüber 
gr.  tinas;  vgl.  Brugraann,  I.-M.  H.  II,  s.  120.  Die  eiil- 
lehnung  des  if  und  die  Veranlassung  zu  dieser  enüelmimg 
ganz  wie  bei  taurud.  Aus  der  spätem  spräche  kommt  dazu 
noch  hhävan  (als  pron.  IL  pei-aon).  —  tuvträvä»  RY.  10.  64. 
4,  16  (cf.  P.  W.)  steUe  ich  mit  Aufrecht,  Z.  D.  M.  G.  XXT. 
8.  223  zn  dem  thema  "rdvas;  cf.  s.  .Vi?. 

§  120.  Endlich  die  formen  auf  -qn  oder  -q.  Spiegel, 
a.  a.  o.  zitirt  hq  jt.  13.  129  und  apuiqn  jt.  S4.  45.  Bfl 
Justi  finde  ich  noch  amraJisqn  jt.  34.  45,  dqn  j.  -J?.  L 
Femer  bei  Hang  im  Z.-P.-gl.  amarsq,  apajq;  bei  Qeldaer, 
K.  Z.  XXIV,  s.  543  !}aidiq  v.  3.  1,  und  drei  yasht,  s.  56 
twfltfq«  jt.  i9.  84.  Es  liegt  ja  nahe  genug  -an  mit  dem  grie- 
chischen -toy  zu  identiflzii-eti.  Aber  ich  kann  mich  nicht  Aber 
zeugen ,  dass  in  irgend  einer  jener  formen  wirklich  eia  DODL 
sing.  part.  akt.  enthalten  sei.  Das  gathische  dan  nehme  ich 
(A.  F.  II,  s.  182)  für  eine  3.  plnr.,  Geldner,  K  Z.  XXTIII, 
8.  194  nimmt  es  als  infinitiv.  —  apuiqii,  amra/isqn,  apaiq  und 
amars(i  sind  schon  durch  ihre  provenienz  jeglicher  beweiskraft 
bar.  Die  stelle  a^aresö  amraJisqn  afritiö  apitjqn  oder,  wie 
sie  im  Z.-P.-gl.  lautet,  maresö  amarsq  aftpjö  apaiq  ist  dne 
schülerhafte  transponirung  von  jt.  19.  89 :  maresiniem  etc, 
vollzogen  zu  einer  zeit,  als  das  avestische  längst  ansgestottoi 
war.  —  In  jt.  13.  129  ist  statt  hq  mit  L  18,  P  13  }iqm  m 
lesen,  d.  i.  ai.  säm.  —  gaidiq  oder  ^^aidiqm  v.  3.  1  nehme  ich 
als  Infinitiv;  vgl.  verf.,  Ä.  F.  n,  s.  140.  Auch  die  lassiiiig 
als  1.  sing.  opt.  aor.  würde  zulässig  sein.  —  Endlich  arätff* 
ist  akk.  plui-.,  vgl.  die  note  bei  Geldner,  a.  a.  o. 

§  121.  Über  die  fonn  des  akk,  sing,  ntr.,  der  BbenD 
auf  -at,  -aj>  ausgeht,  war  s.  bb-i  gesprochen  worden.  Ebenda 
auch  über  s6>iti.  die  einzige  vedische  form  des  akk.  plnr. 
ntr,;  dazu  noch  aus  einem  partizipial  flektiiten  adjeküvstamm: 
b^liÄnti  AV.  8.  9.  3  mit  kurzem  a,  vgl.  s.  492  f.  und  WiteD 
§  127.  Im  avesta  finde  ich  nur  saras/cantis  v.  3.  29,  jt  34. 
35,  eine  form,  welche  sich  der  s.  4!>3  besprochenen  «otfonAntü 
zur  Seite  stellt,  mr"  ist  epitheton  von  hare^,  und  bart^  irt 
—  entgegen  Justi 's  anname  —  überall  neutral  —  häia  in 
häta.maran^  j.  32.  6  ist  part.  perf.  pass.  zu  ar.  san-,  ° #■ 
sata-,  ef.  Geldner,  K.  Z.  XXVIH,  8.  257  note. 


II,  Die  arische  flniii 


der  ailji'ktiva  und  partizipia  auf  n 


riliS 


§  122.   Die  formen  mit  -at-  sind  s.  555  zusammengestellt.  , 

tjber  av.  -ini-  für  ar.  -ant-  und  -iant-  und  Über  -unt-  für  ' 
ar.  -uant-  cf.  Verf.,  handbnch,  §  199. 

Über  die  avestiscben  ausgänge  -asn,  -aßbis  (neben  -ac&is) 
und  -anbiö  ef.  §  20,  09. 

§  123.  Eine  anzal  jungavestischer  tonnen  bat  die  aus- 
gäuge  der  ft-deklination.  Ich  verzeichne:  sing.  nom.  0aidiantä 
jt.  5.  53,  dat.  ^aidiantäi  jt.  5.  19  u.  Ö. ,  zbaiantäi  jt.  15. 
21,  17,  2,  gen.  /piitsiatilahe  jt.  iO.  36,  (iiivi.wü(toia«(n/ip, 
flpaioMfoÄp  j.  9.  31 ,  abl.  raoßinta^  a.  5.  5,  siu^iantaP  jt.  i3. 
145;  plur.  dat.  mosianta^ihiö  j.  SO.  3. 

tJber  die  avestisehen  nominative  auf  ö  wie  peresö  s,  557  ff. 

In  V.  19.  26,  jt.  6'.  2  steht  taüantam  oder  taJcintqm  als 
akk.  sing.  fem.  nach  der  ä-dek1ination ;  beide  stellen  sind 
ganz  spät.  Statt  harentajd  jt.  L  11,  13.  136  wird  "ijd  zu 
lesen  sein. 

Fr.  Müller,  W.  Z.  K.  M.  I,  s.  59  ff.  will  einen  änlichen 
femininalen  akk.  sing,  wie  av.  takantqm  in  den  keilinschriften 
herstellen,  nämlich  varnava(n)iam  zu  Bh.  4.  42,  53.  Ganz 
mit  unrecht,  varnavatäm  ist  doch  imperativ,  mit  puväin  a.  v.  a. 
„es  soll  dich  überzeugen,  dir  als  war  gelten".') 

C.  Die  adjektivstämme  auf  a>it-. 
§  124,  Neben  den  stammen  auf  ant-,  welche  sich  irgend 
einem  tempussystem  auschliessen  und  zweifellos  paitizipiale 
bedeutong  besitzen ,  gibt  es  im  arischen  eine  kleine  anzal 
andrer,  welche,  one  beziehungen  zn  einem  tempusstamm  zu 
haben,  in  rein  adjektivischer  bedeutung  verwendet  werden. 
Dieselben  unterscheiden  sich  von  den  partizipien  auch  in  ihrer 


Ich  rechne  liiezu  folgende  stamme:  ai.  b^känU  =  av.  here- 
tant-  „hoch";  —  ai.  »tahänt-  =  av.  mazant-  „gross";  —  ai. 
^ärant-  =  av.  earant-  „alt";  —  ai.  riUaiit-  „licht";  —  aL 
pffant-  ^  av.  parsant-  „bunt";')  —  av.  ernsant  „dunkel";  — 
aL  fhänt'  „klein". 

')  Cf.  unten  note  XII.  -  Dazu  HQbs 


,  z.  D.  M.  G.  xxxvm, 


■]  Cf.  ar.  pariaJt.gBvi,  eigenoame,  ala  adjektiv  „bunte,  gelleckte  rinder 
Imbend",  \g\.  ai.  pffadaiims.  Ai.  pffant-  verhält  Bich  zu  av.  päriant-  und 
'priänl-  wie  ai.  itaBänät  zu  atävanat  und  tlunOndi,  cf.  s.  551. 


L 


12;'».  Am  schärfsten  hebt  sich  lÜe  flejtion  von  maJimt- 
:  nuteant-  von  der  partizipialen  ab.  Der  BV.  hat  folgeoile 
abweichende  fonnen:  mask.  sing.  nom.  inaMn,  »i(iA4  OiiMlr»), 
iitah^  (Ka);  aJtk.  maJi/intam;  du.  Iimn.  nxtliätttä ,  maii&ntm. 
phir.  nom.  maMn(as\  ntr.  plur.  akk.  ■mnJt&nti.  Das  avesU 
hat  den  nom,  sing:,  mask,  maza,  den  akk.  nmsdnlem.  Die 
Übrigen  fonnen  treffen  mit  denen  der  partizipien  HI.  klas« 
zusammen. 

Bemerkenswert  ist  auch  der  unterschied  in  der  feraininal- 
bildung  bei  gärant-,  je  nachdem  es  „alternd"  oder  „alt"  be- 
deutet. In  RV.  9.  112.  2  steht  i/aro(tfcAir  o^adhihhib^  d.  i 
„mit  alten  (welken,  dürren,  Sajana:  ci^iJv.ifliÄip)  kräutem", 
im  AT.  12.  2.  54  i^ikani  tfäratlm  „ein  altes  (dürres)  ror', 
14.  2.  29  jtimfäjö  ßMsM  gäratir  dpi  „die  jungen  weiber  und 
auch  die  alten,  welche  liier  .  ,  ".  Aber  in  AV.  7.  ö.  2  = 
VS.  31.  5  treffen  wir:  cufärant'tm  .  .  Aditim  „die  nicht  alternde 
(Mahidhara:  a^arantm  >ia  0rjati  a^aranti  täm  ^aräralntäm) 
Aditi" :  eine  regelmässige  feniininalfonn  aus  dem  themaÖBdien 
partizipialstamm ;  wegen  des  akzents  cf.  Knaner,  K.  Z. 
XXVII,  s.  20.  Paniui  hat  bei  seinem  sntra  3.  2,  104  jenes 
a0ärantim  nicht  berücksichtigt;  Whitney,  grammatik,  §  449 
hat,  wie  es  scheint,  den  bedentnngsnnterscliied  zwischen 
gärall-  und  gäranU-  übersehen. 

§  12G.  Über  die  ursprüngliche  flexion  dieser  stammklasse 
ist  nicht  völlig  in's  reine  zu  kommen;  die  gatha's  lassen  uu« 
hedanerhcher  weise  ganz  im  stich,  sie  haben  nur  das  kompo- 
situm  zara^titror,  aus  dem  nichts  zu  schliessen  ist  Jeden- 
falls machte  sich  schon  frühzeitig  der  einfluss  der  partizipien 
geltend ,  die  ja  an  zal  weit  überlegen  waren ,  und  mit  denen 
jene  stamme  sicher  in  verschiedenen  kasnsansgängen  zd- 
sammenstimmten. 

So  viel  steht  fest ,  dass  die  urflexion  eine  abstufende 
war.  Das  erweisen  ausser  tn^iänt-  ^  nuuaiit-  die  vedischen 
fonnen  aus  gärani-  „alt"  und  ruSant-  „licht":  fjärantam,  ijii- 
ranta,  gäraUbhi?  und  ritMiitatn,  Hiiatilas,  ndati,  die  weder 
zur  ersten  noch  zur  dritten  klasse  der  partizipialflexion 
stimmen;  nach  I  würde  man  ^ijäranlibhi^,  nach  IH  'gäratam 
erwarten    müssen.     Vgl.   Whitney,  grammatik,  g  450  a,  e. 

§  127.  Ich  glaube ,  dass  die  urflexion  dieser  kla&se, 
welche,  wie  sicli  wol  annehmen  lässt,  einmal  eine  einheitiiel» 


IL  Die  arische  flexiuu  der  a'tjektira  unil  p&rtizipin  auf  nl-.       565 

war,  Iwi  jeuem  stamm  am  treuesten  erhalten  ist,  der  in 
seiner  flenon  von  der  der  partizipien  am  meisten  abweicht, 
d.  i.  hei  dem  stamm  nmhöul-  =  mutant-.  Danach  haben  die 
nfit-adjektiva  wie  die  (^("(-stamme  flekürt,  nur  dass  die  starke 
Stammform  auch  im  nom.  du  uud  plur.  und  im  akk.  sing. 
mask.  auftrat,  wo  jene  die  mittlere  form  zeigen.  Aber  die 
Stämme  h^hänt-,  (färant-  und  ri'iMnt-,  sowie  lerezant-  —  von 
den  ßbrigen  sind  nui-  oblique  kasus  belegt  —  schlössen  sich 
späterhin  der  flexion  der  partizipien  au,  und  zwar  mit  wenigen 
ausnamen  jener  aus  unthematischen  stammen:  was  wiederum 
als  beweis  dafilr  dienen  kann,  dass  sie  ursprünglich  abstufend 
flektirten.  Die  ausnamen  gehören  alle  dem  jungem  avesta 
au;  herezaniö  ^tk.  plur.  j.  10.  3,  hereianlia  lok.  sing.  jt.  ö.  54, 
67  (dodi  cf.  s.  491)  und  herezanhia  dat.  du.  j.  1.  11,  3.  13.  Da- 
gegen blieb  die  alte  femininalbildung  Ubendl  gewart,  mit  nur 
^iner  —  und  ganz  unsichem  —  ansname:  berezantjd  jt.  24. 
56.  Im  gegeusatz  dazu  ist  das  gr.  yt^ovi-  „greis"  den  parti- 
zipien, und  zwar  den  thematischen,  fast  in  jeder  hinsieht 
gefolgt;  der  vok.  sing,  yt^ov  kann  auch  neubildung  nach  der 
M-deklinatiou  sein.  Nur  iu  der  zusammenrückung  ytpiivSpvov 
„alter  bäum"  ist  warscheinlich  noch  ein  rest  der  alten  ab- 
stufimg  erhalten;  ytfiav  ist  wol  akk.  sing.  ntr. ;  vgl.  dazu  wegen 
des  uf  J.  Schmidt,  K.  Z.  XXV,  s.  ö92.  —  fidya,  ans  *n(«7Ji/, 
entspricht  dem  ai.  mahät:  ^liya^  und  fii'/av  sind  darauf  auf- 
gebaute neubildungen;  cf.  J.  Schmidt.  K.  Z.  XXVI,  s.  40^. 

§  128.  Von  den  einzelnen  kasus  verlangt  nur  der  nom. 
sing,  ein  par  bemerkungen.  Der  veda  hat;  nUan,  b^hän, 
ttiah&ti  —  mit  den  sandhiformeu  maJi^  und  maJi4^-lca  — ;  das 
avesta  maza  und  herezü.  —  rtUan  und  b^hdn  wie  beim  parti- 
zip.  —  Zu  berezö  cf.  s.  557  ff.,  doch  kann  es  auch  als  meta- 
plastischer nominativ  aus  dem  stamm  beree-  genommcTi  werden; 
Tgl.  berezö,  hereiem  als  gen.  und  akk.  sing.  —  mah^  und 
tna)i^-lia  haben  den  ausgang  der  y  nmHi-stämme.  maza  vsp. 
15.  3,  jt.  10.  (J4,  14.  41  hat  sein  a  von  der  «-deklination  ent- 
lehnt, und  zwar  haben  die  u»?oH(-stämme  die  Vermittlung 
besorgt;  an  den  beiden  ersten  stellen  ist  »laza  mit  ammo- 
verbunden;  vgl.  oben  s.  540  f. 

Wie  ging  der  nom.  sing,  der  »i-adjektiva  in  der  Ursprache 
ans?  Eine  sichere  entscheidung  wird  sich  wol  kaum  je  treffen 
IwBen.    Die  von  J.  Schmidt,  K.  Z.  XXVH,  s.  392  ff.  auf- 


gestellte  Uieorie  habe  ich  schon  oben  s.  4D5  ff.  als  fiir  mich 
unannehmbar  bezeichnen  inUssen.  Vielleicht  kommt  folgende 
hypothese  der  warheit  näher. 

§  129.  Der  noni.  sing,  der  «/-adjektiva  war  in  der 
Ursprache  unsigmatisch  gebildet  und  endete  je  nach  der  be- 
toQung  auf  -üiit  oder  -hit  (cf.  oben  a.  519),  Dieser  alte  au«- 
gaug  ist  erhalten  in  ai.  maJiän  und  in  gr.  y/ptue  und  «'ko» 
(eigentlich  wol  „straff"  bedeutend). 

Da  nun  mahänt-  seiner  bedeutung  nach  den  u'>»tuit- 
stämmen  nahe  stand  und  maJiäu  auf  ämavän  (im  absolnUn 
auslaut  und  sonst)  reimte,  so  fürte  man  späterhin  nach  dem 
muBter  jener  stamme  im  sandhi  die  formen  mahq,  vor  vokalen, 
und  mahqi,  vor  fc,  ein;  cf.  oben  §  24  ff.  Ich  möchte  aber 
annehmen,  dass  der  nominativ  makäii  noch  in  vedisclier  zeil 
allgemein,  auch  vor  vokalen,  im  gebrauch  war,  und  glaube 
dies  schliessen  zu  dürfen  aus  der  von  Benfey,  A,  G.  W.  G. 
XV,  8.  140  ff.,  XVn,  s.  89  f.,  N.  G.  W.  G.  1878,  s.  190  E 
ausfilrlifh  behandelten  fonu  mahäm,  die  an  einigen  steüen 
des  EV.  kaum  anders  denn  als  nom.  sing.  maak.  gefassl 
werden  kann.  An  der  parallelstelle  zu  RV.  9.  109.  7  liat  der 
SV.  1.  430  ma)iq.  Daraus  folgt  wenigstens  soviel  mit  Sicher- 
heit, dass  bereits  die  kompilatoren  des  SV.  das  ent«precheiiiie 
wort  des  RV.  als  nom.  sing,  verstanden,  daher  sie  es  denn 
durch  die  „normale"  form  ersetzt  haben.  Der  RV.  hat  d« 
wort  nuüiAjn  zusammen  27  male.  In  den  meisten  (23)  fällen 
ist  es  unzweifelhaft  ein  akk.  sing.  mask.  zum  adjektivstamni 
nuüiäs-,  nach  dem  nom.  sing,  "vuiliäs  gebildet,  wie  ti^^m  nach 
I««*»;  cf-  Benfey,  A.  G.  W.  G.  XXm,  s.  8  f.,  Lanman, 
a.  a.  0.,  s.  552.    Einmal  fungirt  es  als  gen.  plur.  zu  mäii-: 

4,  5.  9.  Es  ist  nicht  unwarscheinlich ,  dass  danach  das  anle- 
vokaljsche  maMu,  das  den  rezensenten  aufiallig  erscheinen 
musste,  in  tndliäm  umgeändert  wurde.  Diese  anname  wird 
unterstützt  durch  die  tatsache ,  dass  umgekehrt  in  einigen 
lallen  auslautendes  -am  one  zweifei  in  -an  „verbessert"  worden 
ist.  Ich  meine  die  von  Lanman,  a.  a.  o. ,  s.  353  £  be- 
sprochenen gen.  plnr.  von  a-stiimmen  —  manusj&m^n,  möf- 
täm'n  ~ ,  die  wieder  durch  den  nngewönlichen  ausging  -*■ 
statt  -ünnm  den  anstoss  der  rezensenten  erregten;  vgl.  anÄ 
Ludwig,    rigveda  IV,  s.   204,  308  f.   u.  s.  w.;   Hanns«, 

5.  A.  W.  W.  CX,  s.  45  f.     Ludwig  treilich  will  maliäm  *k 


EI.  Die  arische  flexion  der  aiijekiiva  und  partizipia  auf  ai- 


mi 


nom.  sing,  nichi  gellen  lassen.  Nach  ihm  wäre  es  an  den 
streitigen  stellen  instr.  sing.:  cf.  a.  a.  o.  FV,  s.  413,  T,  s,  283. 
Ich  mnss  diese  erklänmg  trotz  der  grossen  Sicherheit,  mit  der 
sie  vorgetragen  wird,  rundweg  ablehnen.  In  RV.  Ö.  29.  1 
steht  mahäm  u  ranväm  ävase  jatfadhiam,  in  2.  24.  11  maliäm 
u  raijiväh  säiasä  varäk?HlM;  an  der  ersten  stelle  übersetzt 
Ludwig  „den  mächtigen  nnd  erfreuenden  verehrt  zur  gnade", 
an  der  andern  „(der  du)  gioss  geworden  erfreulich  durch 
grosse  kraft".  Auch  wer  geneigt  sein  sollte  instrumentale  auf 
m  fifr  den  EV.  zuzulassen,  wird,  meine  ich,  diese  Übersetzung  ■ 
nicht  billigen  können:  das  am  ersten  ort  mit  „und"  wieder- 
gegebene II  wird  am  zweiten  übergangen ,  und  der  offen- 
bare Zusammenhang  der  ersten  drei  worte  ist  gänzlich  ausser 
acht  gelassen.  Änliches  lässt  sieh  auch  gegen  Grassmann's 
Übersetzung  einwenden,  welche  »tahäm  zu  5.  24.  11  als  gen. 
plur,  nimmt.  Wenn  die  rezensenten  einmal  maMm  »  ranväm 
vorfanden ,  wo  der  sandhi  durchaus  korrekt  ist ,  und  an 
andrer  stelle  ein  mahön  n  ranväs.  das  ihnen  des  sandhi  wegen 
falsch  erscheinen  mnsste,  so  konnten  sie  gar  wol  dazu  ge- 
langen, den  „fehler"  der  zweiten  stelle  nach  der  ersten  zu 
emendiren.  Die  Benfey'sche  Übersetzung  zu  3.  24.  Hb  — 
A.  ö.  W.  G.  XV,  8.  142  —  seheint  mir  allein  dem  sinn  und 
Wortlaut  gerecht  zu  werden. 

Ludwig's  Übersetzung  zu  4.  23.  1  ist  ebensowenig 
empfehlenswert;  die  G^rassmann'sche  ist  ganz  änlich.  Vgl. 
dazu  Benfey's  beraerkungen,  N.  G.  W.  G.  1B78,  s.  193. 
Ich  gebe  die  möglichkeit  zu,  dasa  die  rezenseuten  die  stelle 
so  verstanden  wissen  wollten,  wie  es  Ludwig  und  Grass - 
mann  tun.')  Aber  dem  dichter  selbst  möchte  ich  diese  ge- 
scbranbtheit  der  ausdrucksweise  nicht  zumuten,  um  so  weniger, 
als  er  ja  vom  versmass  in  keiner  weise  beengt  war.  Die 
Ittcke  zwischen  kathä  und  avxdhat  liess  sich  leicht  in  andrer 
art  ausfüllen,  als  durcli  einen  völlig  in  der  luft  schwebenden 
akkusativ.  Auch  scheint  es  mir  zweifelhaft,  ob  man  av^dfiat 
transitiv  nehmen  darf;  sonst  dient  als  transitiver  aoiist  avi- 
vidhat.  —  Ich  schliesse  mit  Benfey,  a.  a.  o.,  s.  194  den 
ersten  satz  mit  avidhat,  möchte  aber  doch  im  ftbrigen  etwas 


')  Vgl.  jedoch  Ludwig,  i 
aucb  als  adverb  geDommen  i 
(trunieDtaIig''i  «.  oben, 


ts  (miili&m)  kann  freilich 
adverli   gewordener  in- 


56^*  f'hr-  Bariholonmo, 

anders  Übersetzen ,  so  zwar  dass  auch  der  züfä 
zwischen  dem  aorist  avidkat  und  dem  perfekt  tnivak^i  za  tage 
tritt.  „Wie  ist  er  jetzt  so  gioaa  (=  als  ein  so  grosser)  empor 
gewachsen?  An  welches  butars  opfer,  soma  and  saft  sich 
erlabend,  lustig  trinkend,  die  blume  kostend?  Hoch  aufragt 
er  um  seinen  leuchtenden  schätz  zu  verteilen."  imvakfä  ysnä» 
findet  sich  äuch  RV.  8.  'ü'2.  9;  es  erhellt  daraus,  dass  XP>ö* 
mit  rai'ak?^!  zu  verbinden  und  nicht  zum  folgenden  iuSaU 
dlmiiaja  zu  ziehen  ist.  dliänäja  ist  infiuitinsch  zu  aehmoi; 
zur  konstriiktion  cf  Whitney,  granimatik,  §  982a;  s.  aidh 
§  »H3  und  Verf.,  K.  Z.  XX^TII,  s.  23n.  Die  Situation,  u 
welche  die  Strophe  anknüpft,  ist  meines  erachtens  so  a 
denken:  Eine  gewitterwolke  hat  sicli  rasch  ausgedehnt  und 
die  blitze ,  die  ei-st  am  horizont  sichtbar  waren ,  zucken  jetit 
zu  häupten.  Das  veranlasst  den  dichter  zu  fragen :  „Wiö 
kommt's,  das»  Indra  auf  einmal  so  mäclitig  geworden  ist? 
Bei  welchem  opferer  hat  er  sich  seine  Stärkung  geholt?  Dens 
schon  steht  er  jetzt  bis  zum  zenith  emporragend  da,  seine 
blitze  versendend." 

An  der  dritten  und  letzten  stelle  9.  109.  7  öbersctzt 
Ludwig:  „Lautre  dich  Soma  stralend  starkströmeud  als  von 
frfther  durch  die  hehren  schafe":  »mhävi  äinnäm.  Aber  niäk- 
und  maJiant-  bedeuten  „grosa",  nicht  „hehr",  und  mit  „grossen 
Schafen"  dürfte  sich  schwer  auskommen  lassen.  Der  SV,  hat 
hier,  wie~obeu  bemerkt,  niahq.  Jedenfalls  gibt  auch  hier  der 
nom.  sing,  einen  weit  erträglicheren  sinn.  Die  ändening  des 
anstössigen  mahän  in  ntah/itn  war  wegen  des  folgenden  dvt- 
nam  naheliegend.  Im  übrigen  s,  Benfey,  Ä.  G.  W.  G.  XV, 
8.  143. 

§  lilO.  Wärend  nnn  im  arischen  alle  n'-adjektiva  ausser 
maihänt-  ihren^alten  nominativausgang  -an  mit  dem  der  nt- 
Partizipien  vertauscht  haben,  ist  im  grieeliischen  umgekehrt  der 
adjektivauHgang  -03v  in  die  flexion  der  thematischen  partizipietL 
eingedrungen,  deren  akkusativendung  -ovta  {fipot-ru)  mit  der 
der  adjektiva  —  wo  -oj-t«  {/epovr«)  urgriech.  aus  *-(onu  —  zu- 
sammenstimmte, wärend  die  unthematischeu  den  alten  sig- 
matischen  nominaüv  mit  ganz  wenigen  ausuamen  hehielteB, 
eben  weil  jene  tibereinstimmuug  nicht  vorhanden  war.  Ent- 
sprechend dem  ai.  gäratl  lautete  das  feminin  zu  yiptar  einet 
"yefuaaa.    Es  ist  nicht_unwar8cueinlich,  dass  die  bildung  des 


11.  Die  Briscbe  fleiioo  der  adjektiva  und  partizipia  a 


5Ö9 


zum   masknliiien   ni/n-fffiov  aus   einer 
*    *yt^uaaa    noch    im    lebendigen    ge- 


bomerischeu  npnifp« 
zeit  stammt ,  da  j 
brauch  war. 

Das  gleiche  wie  filr  gr.  ye^iov  hat  auch  für  das  lit.  8H\i 
(Bezzenberger,  beitrage  zur  geschichte  der  lit.  spr-,  s.  8Ü, 
157)  und  filr  das  lett.  spdit  zu  gelten:  sofern  jene  formen 
wirklich  filr  nom.  sing.  mask.  des  partizips  anzusehen  sind. 
Doch  vgl.  Bielenstein,  lett.  spräche  11,  s.  170,  278,  wonach 
sedu.  rapii  u.  s.  w.  nur  in  adverbieller  bedeutung  gebraucht 
werden.  Dieser  umstand  und  die  geringe  anzal  und  Zu- 
verlässigkeit der  litauischen  beispiele  —  man  vgl.  Bezzeu- 
berger's  bemerkungen  auf  s.  HO  (zu  szirdi)  und  s.  350 
unten  —  machen  jene  erklärung  recht  unwarscheinlich. 


Noten  und  exkurse  zn  s.  487  ff. 
I. 

Zu  jasna  33.  7  lese  ich  in  a  statt  des  Gel  du  er 'sehen 
aMipiaJiä  vielmehr  ä  bäi"  oder  noch  besser  mit  K  5  a  baf. 
Ich  übersetze : 

„Heran  zu  mir  kommt,  ihr  besten,  heran  auf  eigenem 
pfad,  0  Mazdah,  und  stracken  laufs,  o  Asa  sanimt  dem  Vobn- 
manah,  wenn  ich  mich  vor  der  gemeinde  vernehmen  lasse: 
deutlich  soll  sich  unter  uns  eure  ehrfurchterweckende  gegen- 
wart  offenbaren." 

bäij>iä  oder  ba^Pifi  zerlegt  sich  in  bd  oder  fi«  +  ipid 
„auf  dem  (den  güttern)  eigenen  pfad;  il>ia  ist  instr.  sing,  zu 
ai.  itjä-;  vgl.  dazu  ai.  süäilavas  RV.  5.  41.  9.  Zur  metrik  cf. 
Verf.,  A.  F.  III,  s.  11  f.;  der  rhythmus  ist  ä  haä^iäkä 
mdsda  däreaj//ca  ||.  Die  doppelsetzung  des  a  zu  anfang  der 
beiden  stellen  der  zeile  ündet  sich  auch  j.  29.  Ib;  s.  verf., 
A.  F.  m,  s.  23.') 

daresap,  adverbial  gebrauchter  akk.  sing.  ntr.  part.  aor, 
akt.,  hat  ganz  den  sinn  des  ai.  dhi^ät;  vgl.  hqstaß  s.  570. 

snii?,  d.  i.  sr«{f$;  „(wenn)  ich  gehört  werde", 

magaunö:  zur  bedeutung  cf.  Geldner,  K.  Z.  XXVIII, 
8.  200  f.     Es  ist  akk.  plur.,  abhängig  von  parö  =  ai.  puräa. 


>)  Den  rgvediscben  beispielen  : 
tu  teileo;    äjälam  uäi-in'  \  d  gitinn 


t  noch  hiuziizufilgen  i 


L 


570  l^i*'  Bartholomke, 

iwt  kann,  da  enklitisch,  nicht  zu  antare  konstnürt  i 
es  ^hört  al»  objektsakkusativ  zu  antareJienta. 

rätaiö  7A\  ai.  äram   ypraestö".    Aa  andern  stellen,  z.  b. 
j.  ■*>.  1   gehört  es  zur  wurzel  ram-,  cf.  verf.,  B.  B.i 
8.  88.     [Anders  Geldner,  K.  Z.  XXVn,  a.  238  f.] 

n. 

Dass  zu  j.  46'.  5  statt  des  überlieferten  /wjs  taP  vielmehr  ' 
hista^  zu  lesen  ist,   folgt  l)  ans  der  stellnng  von  frö,  2)  as» 
dem  rhythmus. 

1)  Das  nicht  koniponirte  frö  (d.  i.  aL  pro  =  ar.  pri-u, 
cf.  verf-,  B.  B.  Xm,  b.  83)  steht  überaU  am  anfang  de» 
Stollens,  cf.  j.  £8.  11,  33.  8,  13,  45.  (>.  46.  3,  10,  4S.  6. 
Ebenso  nehmen  im  rgveda  die  mit  m  verbundenen  praefiie 
(6,  äpöf  lipo,  pro)  überall  die  erste  stelle  im  zeilenabscboitt 
ein,  zusammen  48  mal;  die  dzagatizeile  i.  182.  la  zerlegt  acli 
in  7  4-  5  Silben,  wie  das  oft  genug  der  fall  ist;  cf.  verf, 
A.  F.  n,  s.  16  ff. 

2)  Auf  die  elf-  und  zwölfsilbige  zeile  entfallen  fBnf 
akzenthehungen ;  cf.  verf.,  A.  F.  HI,  s.  12.  Wollten  wir 
nach  den  hamlschriften  h^s  tap  lesen,  so  bekämen  wir  bei 
der  Stellung  von  taj>  deren  sechs ;  enklitisches  tap  mKsste  dem 
liqs  vorausgehen  oder  dem  frö  folgen;  cf.  verf,  A.  F.  II, 
8.  3  ff.  Die  veranlassung  zur  trennung  waren  die  drei  in  der 
selben  Strophe  stehenden  nom.  sing.  part.  auf  -({«.  Es  igt 
also  zu  lesen:  v'i/cirö  hqstap  \  frö  Ita^läu?  mniiäP  ||. 

Was  form  und  bedentung  von  kqstap  anlangt,  so  katm 
es  nur  ein  als  adverb  verwendeter  akk,  sing,  ntr,  pari.  aor. 
akt.  von  y'stha-  mit  säm  sein,  ungefär  in  der  bedeutung:  „in 
unmittelbarem  anscMuss,  sofort";  cf.  ai.  sqsth^.  Zwei  weitre 
adverbien  dieser  art  sind  daresap  (s.  569)  und  nistap  jt.  19.  13 
(wo  Westergaard  mit  unrecht  korrigirt  hat). 

m. 

Geldner,  K.  Z.  XXVm,  s.  402  erklärt  jetzt:  „In 
ieivafit-  scheint  ein  nasal  ausgefallen  zu  sein,  wie  In  helmaifäü' 
Das  geht  aber  gegen  die  lautlehre.  Es  ist  wol  richtiff,  da« 
sich  hebuointis  in  ar.  sam  -|-  bhuuaintis^)   zerlegt.     Von  iM 

■)  Zum  thematischen  aorist  der  wuniel  bhoft-.  Cf.  fti.  ablnivam,  Meal 
etc.     Whituey,  grammatik,   §  S36  Dimmt  hhui-am,  bhira»,  bhival,  bklea» 


n.  Die  arische  flexion  der  aiijektiva  und  partizipia  aof  n 


571 


aasfall  eines  nasals  kann  aber  gleichwol  nicht  die  rede  sein. 
Das  ar.  sam  wurde  im  gathadialekt  Je  nach  dem  folgenden 
laut  zu  7i«H,  hpn,  ha  (vor  Spiranten,  cf.  hqstaß,  oben  s.  670), 
hstig  (vor  h)  und  ha  oder  hs  (vor  m;  vgl.  hanmptärö,  hPini- 
PiäJ)  —  aus  Wurzel  maith-  +  sam,  ef.  verf.,  B.  B,  IX, 
s.  303,  312  — ,  welche  sich  zu  einander  verhalten,  wie 
airiamä  zu  airiema).*)  Dann  aber  wurden  die  verschiedenen 
formen  beliebig  da  und  dort  verwendet.  Vgl.  verf.,  hand- 
buch,  s.  242b  unter  her»,  A.  F.  UI,  s.  f>2.  Gleiches  findet 
sich  auch  anderwärts  oft  genug,  vgl.  z,  b,  Brugmann,  B.  S.  . 
G.  W.     1883,  s.  187. 

Alles  di'ehen  und   wenden  hilft  nichts,     bezmit^  ist  und  i 
bleibt  eine  korruptel.     Vgl.  verf.,  A.  F.  III,  s.  32. 

IV. 

Ich  denke  mir  die  entstehung  der  arischen  sandhiform  -ä 
für  -äs  doch  etwas  anders  als  Brugmann,  grundriss,  §  556. 
1,  der  sich  wesentlich  an  Osthoff,  zur  geachichte  des  per- 
fekts,  s.  37  f.  anschliesst. 

Auslautendes  idg.  -as  (-es,  ~ös)  ist  im  arischen  In  pansa 
zu  -ä'i  geworden  (wobei  g  einen  nicht  näher  bestimmbaren 
laut  bezeichnen  soll,  s.  jedoch  unten),  vor  tönenden  geräusch- 
laaten  zu  -az,  sonst  ist  ea  geblieben.  Später  schob  sich  -fli; 
in  jede  Stellung,  worauf  das  ,'  vor  tönenden  geräuschlauten 
verloren  ging.  So  ergaben  sich  arische  doppelformen.  In 
pansa  stand  überall  -«,■;  im  inlant  aber  -äs  h-  und  -Js  k-; 
-az  g-  und  -a  g-;  -äs  a-  und  -fls"  «-. 

Im  altindischen  wird  <^  allgemein  zah-  s  vor  sonoren 
wird  wie  alle  tonlosen  geräuschlaute  durch  den  entsprechenden 
tönenden  laut  {/)  ersetzt  und  geht  dann  verloren.  Über  die 
verschiedene  behandlnng  von  s,  s  vor  geräusclilauten  s.  die 
grammatiken  und  verf,  K.  Z.  XXVII,  s.  352.  Somit  hatte 
das  urindische  nach  der  reihe:  -äj;  -ffs  h-  und  -äh  k-;  -äd  g- 
nnd  -ä  g-;  -a  a  und  -äh  a-.  An  stelle  des  sandM  -äd  g-  (etc.) 
tmd  -ab  o-  trat  schon  frühzeitig  überall  -ä  a-  ein. 

Im  avestischen  geht  ^'  spurlos   verloren,   worans  za 

mli  kDiijniikti*e.    Vgl.  dagegen  Whitnej,  waneln,  s.  113  und  z.  b.  RV. 
/.  «8.  3. 

■)  Junge  zuaanunenseUungen.  In  iitar  leit  warde  mm  zu  mn,  cf,  gd, 
lfiqmiii»i  zu  ykium-  u.  «.;  verf.,  Ä.  F.  III,  S.  51 


L 


scMiessen ,  dass  es  ein  dem  indischen  visardzanü«  inlicher 
laut  war.  -an  vor  vokalen  wird  zunächst,  je  nachdem  ä  oder 
I,  5  folgte,  zn  -doh  oder  -äh.  Im  übrigen  tritt  keine  Sadronf 
ein.  Pas  uravestische  hat  also  der  reihe  nach :  -a ;  -äs  k- 
und  -ä  k-;  -äe  g-  und  -n  </-;  -doli  a-  (bzw.  -ah  i-)  und  -S  a-. 
In  der  folge  geht  das  u/i  und  h  unter  dem  einfloss  der 
pausafiirm  allgemein  verloren ,  dagegen  dringt  das  d  in  die 
meisten  übrigen  Stellungen  ein,  sogar  vor  s,  cf.  j.  9.  19: 
aifikdse.ia>niö  =  ai.  a.yäs  tanväs;  vgl.  verf.,  haodbnch,  §44.') 

Ebenso  erkläre  ich  mir  auch  die  sandliiformen  des 
idg.  -OS  (-es,  -os).  Im  arischen  wird  pausa-os  zu  -a-i,  und 
dies,  in  die  Stellung  vor  t^inende  geräuschlante  tiberfürt,  zu  -f 
und  -t),  je  nach  dem  vorhergehenden  laut  (vgl,  die  verschiedene 
verti'etung  des  arischen  y  und  p-  im  indischen  —  ir:  sr.  ir: 
«r  — ,  die  ebenfalls  von  den  vorhergehenden  konsonanlen 
abhängig  ist)  oder  auch  je  nachdem  es  betont  war  oder  nicbt 
{vgl.  die  im  gathadialekt  auftretenden  -e  für  -os,  zusammen- 
gestellt bei  verf.,  die  gäSä's,  s.  81,  die  mit  weit  über- 
wiegender mehrheit  auf  betontes  -os  zurückgehen ,  so  be- 
sonders in  allen  einsilbigen  Wörtern ;  jede  akzentuatiou  ist  ja 
esspiratoriscb  und  cliromatisch  zugleich).') 

Die  regelmässige  entwicklung  der  arischen  sandhifonna 
ist  im  übrigen  die  folgende: 

ar.  -04        =   ai.    -ai,        av.   -a;  — 
-OS  k-  -as  k-,  -OS  k-; 

-ot;  k-  -ah  k-,         -a  k-;  — 

')  Id  alter  eeit  bestanden  somit  neben  einander  z.  b.  sännä,  'ätnäika 
und  tOtn/tf/la.  Das  vorfilrte  lu  mancherlei  neubildungen.  Das  verlüluiiif 
TOD  tannOtSa:  tä»Hä:tlia  schuf  zu  "läsRa  (nom.  sing,  der  Mt-stAmme|  dit 
form  "lailia,  z.  b.  hMilAnXä  j.  32.  15.  Zu  ndpäl-  lautete  der  noni-  sing. 
laa (gesetzlich  *niipiu  —  ai.  ndpäi,  aus  ar.  *riäpäU.  Die  form  kommt  aber 
nicht  vor.  Slalt  deren  rielmehr  iwpa^el.iaj  jt,  S.  3J  und  sogar  napi. 
Der  Dom.  napä  aber  veranlasste  Eeinerseits  wieder  die  neubildung  de*  vok., 
napr,  j.  65.  12.  Identisch  mit  av.  t\apA  kl  das  attpers.  napä.  —  Auffällig 
ist  der  nom.  sing.  napB  t.  12.  B,  10;  ist  er  vielleicht  aus  mipaitlia  (uom.  »M 
dem  mittlem  stamm)  gefolgert,  ganz  wie  mipä  aus  nap/USat    Cf.  s.  684. 

')  Osthoff'B  erklärung  des  avestischen  e  (zur  gcscbichte  des  perfekls, 
H.  16  f.)  iat  ungenügend;  cf.  unten  note  X.  Bezüglich  „der  einzig  geauinu 
form  des  avestischen  dat.-abl.  plur,  der  ä-stamme"  hoinibio  j.  57.  15  tu- 
weise  ich  auf  die  neuausgabc.  Mit  dem  indischen  8  in  aidimd  hängt  du 
avestjsche  i  in  mazi  (=  ai.  mahäx)  keinesfalls  xusammen. 
Verf.,  K.  Z.  XXVII,  s.  353  ff. 


isammen.    TgL  hierikar      d 


n.  Die  amclie  flexion  der  acJjektiv 

UQd  partizfpia  auf  n 

ar.  -o?  g-  ^ 

ai. 

•ad  g- 

av.  -az   g-; 

■6    9- 

■ö    9- 

■ö    9-; 

-e    9- 

-e    9-, 

■e    9-;  — 

-as  a- 

■a    a- 

(durch  - 

12  a-),   -avh  ß-,  bz. 

•<K  a- 

■ab  a- 

-a     a-. 

-ah  i 


Im  vedischen  ist  -ad  fl-  und  -e  g-  allgemein  dtircli  -ö  g- 
ersetzt.  Es  ist  aber  imzweifelbaft ,  dass  im  uriiidischen  in 
zalreichen  lallen  -5  statt  des  vedischen  -ö  gesprochen  wurde. 
Das  verbürgen  die  dialekte.  So  z.  b.  auf  den  Asoka-inschriften: 
ä^vanam  piß  pijadasi  lagä  =  ski'.  devänäm  prijas  prijadanSi 
ra§ä,  omtyögB  nania  =  Antwchus  itomlne,  titJuimts  =  ai.  ti^luxn- 
tas,  lagaiiS  =  rAganas  und  sonst;  vgl.  Senart,  J.  A.,  8.  s6r., 
VII,  s.  489,  540  f.  —  Für  -ali  vor  vokalen  ist  -ö  oder  -a 
eingetreten.  Ganz  spät  erst  stellt  sich  der  sandhi  -ö  '-  (für 
-ö  o-)  ein;  vgl.  Bollensen,  Z.  D.  M.  G.  XXV,  s.  467, 
woraus  erhellt,  wie  selten  er  noch  in  der  altera  spräche  war. 
Im  übrigen  verweise  ich  auf  die  grammatiken. 

Im  uravestischen  scheint  -a  llir  -as  allgemein  durch 
-ö  oder  -e  ersetzt  worden  zu  sein.  Die  jungavestiscben  nom.  , 
und  akk.  plur.  mask.  auf  -a  aus  konsonantischen  stammen, 
z.  b.  i-ä/ca  j.  5.  4,  jt.  15.  56,  nara  v.  3.  8,  7.  1,  23,  8.  14, 
arsana  v.  18.  31  u.  a.  m.  sind  sicherlich  recht  junge  nach- 
bildungen  nach  der  a-dekünation. 

Statt  „uravestisch"  hätte  ich  hier  und  im  vorhergehenden 
ebenso  gut  auch  „uriranisch"  sagen  dürfen.  Dass  das  „unge- 
trübte" Vokalsystem  des  altpersischen  ein  höheres  alter  be- 
kundet als  das  avestische,  zu  dieser  erkenntniss  habe  ich  mich 
leider  noch  immer  nicht  emporschwingen  kQnnen.  Es  gehört 
dazu  jedenfalls  eine  genauere  Vertrautheit  mit  der  irauischen 
und  aiischen  lautlehre,  als  ich  zu  besitzen  mich  rUmeu  und 
zu  erwerben  hoffen  darf. ') 

V. 

Was  war  die  urarische  lautgestalt  von  idg.  fas?  J.  Schmidt,  ( 
K.  Z.  XXV,  8.  118,  12U  und  Brugmann,  grundriss,  §  401 
nehmen  an,  sie  sei  ss  gewesen.  —  Das  ai.  !'«t?i  =  av.  vaM 
„du  willst"  lässt  sich  aus  ar.  *uas^i  =  idg.  *uekisi  begreifen. 
Wie  aber  ai.  k^üdham  =  av.  siidem?    Eine  geminata  —  und  J 


')  Vgl.  y 


darum,  nicht  etwa  um  g'edehiites  s  handelt  es  sieh  doch  — ist 
weder  im  absoluten  aulaut  noch  »ach  koDsonanten  denkiMr. 
Ai.  ksütVuim  müsst«  also  auf  <.lie  postvokaUsche  satzfonn 
zurückgeben. 

Das  hauptargument  tUr  den  angenommeneQ  vandel  von 
idg.  Jiis  durch  ar.  ss  zu  ai.  k?  bilden  ai.  fonnen  nie  cwfkti 
m  (ar.)  ufis- ,  driksat,  dviksata  zu  duais-  n.  änl. ,  in  welchen 
anscheinend  kf  aus  ar.  Ss  s  idg.  s  -{-  s  hervorgegangen  ist; 
vgl  Panini  8.  2.  41 :  mdhöb  kab  *ii.  Es  ist  aber  zu  erwägen, 
dasa  diese  formen  ihr  ft?  sehr  wol  der  analogie  der  wurzeln 
auf  6  ßi)  verdanken  können ,  deren  auslaut  ja  m  zalreiclieD 
fällen  dem  der  wurzeln  aaf  s  (s)  gleich  geworden  war.  Das 
verhältniss  von  räiii  zu  väkfii  konnte  sehr  lei<Jit  zu  drifti  die 
2.  sing,  dvik^  hervoiTufen,  an  stelle  eines  lautgesetzlichen 
dv^fi  oder  dti^ft.    Jedenfalls  wurde  so  die  form  deutlicher. 

Im  rg-  und  atharvaveda  kommt  übrigens  solches  ks  nur 
ganz  seilen  vor;  ausser  in  den  oben  zitörteo  beispielen  nur 
noch  in  äiiMik^nm  und  ptifok  (2.  sing.,  aus  "fri*);  letzten! 
bildung  aber  wird  niemand  für  besonders  alt  erklären  wollen.') 

—  Wegen  rlriksati  verweise  ich  auf  av.  iriri^/saifp  j.  65.  7, 
das  keinesfalls  auf  ar.  "riss"  zurückgefürt  werden  kann. 

Man  hat,  wie  mir  scheinen  will,  bisher  dea  aosnamei 
von  jener  regel  des  Panini  zu  wenig  beachtung  gescbeukl.') 
Zwar,  auf  havi^s'i-  rnsfUlhnm,  timäf ,  wirfM  lege  ich  kein 
gewicht;  es  sind  junge  bildungen,  ebenso  wie  dufn^ähasat  toi 
döb?u.  Bemerkenswert  aber  sind:  fföiti  (2  mal),  2.  sing,  za  (v.) 
iaus-;  Ufas  (9  mal),  gen.  eing.  und  akk.  plur.  zu  M«f(I>-;  tt 
Collitz,  B.  B.  X,  8.  23.")   Bei  ihnen  ist  um-  oder  nenbOdmig 

■)  Tgl.  ülmgeuH  Bv.  piiaiB,  8.  &bö,     AuffRllig  ist  in  piifiik  aucb  du  n. 

')  BtwBS  mehr  uiisairauen  gegenüber  deo  aufaiellungen  der  indiKlKD 
grammatilier  kOiiute  der  «'isseuschafi  nur  zu  gute  kumiaeii.  Wu  Itt 
seng  wird  Dicht  alles  auf  ihre  aiitoritüt  hin  DOi'h  immer  geglaabtl 

>)  Dazu  wol  auch  vtäm  RY.  /.  ISI  9,  als  lok.  sing.,  gebildet  «ie 
iiirdm.    Wenn  wir  den  (ibprliefcrteii  texi  üherseiKen  nollen,  one  EU  Uidera 

—  bei  Liidwig'a  Übersetzung,  a.  o.  I,  e.  i«  mUsst«  ateinä  betont  irinl  — , 
haben  wir  päramähir  anf  hapismäu  xu  bezieben  und  püfica  in  p^täit  ira 
Icf.  Roth,  K.  '/..  XXVI,  a.  bQ)  zu  zeilegeD,  iiat/im  w&rc  ebe  Tereinzfllt 
«kkuaativbildung  wie  ap.  /{^idriam  neben  nv.  ariämm.  Danach  Ubenme 
ich:  „Euch  preist,  ibr  A^vinen,  der  verat&odige  opferer,  wie  den  Voiin, 
wi«  den  Agni  beim  morgenriil".  Dam  ferner  da»  spiiere  up5  ,bei  ts|«i- 
Anbruch',  als  Jnstr.  sing.,  vgl.  dii'ä.  ndtiy'a  u.  s,  w.  und  gr  (/|tru  \obtt 
s.  5^3.)  Dagegen  gebürcn  ii,  lyiiifi  und  av.  uh'  v.  /.''.  S8  zum  wurzelst a&m. 


i 


11.  Die 


riBche  fleuioD  der  adjektiva  und  psitizipi»  auf  ni-. 


575 


weit  weniger  warsclieinlich  als  bei  jenen  formen  mit  !i$. 
GegenClber  piiiak  verweise  ich  auf  die  2.  sing,  äinve^t,  vive?, 
jaug  und  das  spätere  bhäi^;  gegenüber  dadhfh  —  wenn  es 
wirklich  zu  dadhfs-  gehören  sollte  —  auf  öfifc.')  Die  nomina- 
tive  edhamänadvit,  mprüt  und  *U  (zu  ü-,  cf.  verf.,  A.  F.  HI, 
s.  53)  haben  ihr  t  von  den  kasus  her  bezogen ,  deren  saffixe 
mit  bh  anlauten;  hier  war  der  lingual  lautgesetzlich  aus  i 
hervorgegangen;  vgl.  verf-,  K.  Z.  XXVII,  s.  352.  Im  übrigea 
entsteht  t,  i  aus  uiindische&i  s.  f  nnr,  weun  ein  a  oder  ä 
unmittelbar  vorhergeht;  cf.  äprat,  äbhräi,  ajat.  avaf,  änat,  not, 
jaf,  rät  aus  -a^ft},  -ä^ft] :  sftmmtlich  ursprünglich  nur  3.  sing., 
später  aber  „für  die  2.  und  3,  sing,  verwant,  als  die  2.  und 
3.  sing,  aller  übrigen  praeterita  mit  konsonantisch  sdüiessen- 
dem  stamme  durch  das  auslautsgeaetz  einander  gleich  gemacht 
waren";  cf.  J.  Schmidt,  K.  Z.  XXV,  s.   118  f.*)  —  Auch 


•1  Av.  (/erei,  vltpS.bii  u. 
bat  man  den  Beltsamea,  aber 
l-dekliaatioQ  gebildet;  jt.  13. 

•  Die  behandluDg  der  aus  dem 


Cf. 


m.    daf^.phii   {;=  ai,   ilii<adi'{(i 
gea.  Bing.  dui\fsJABä  nach  der 
76,  JB. 

iadiBche  übergegangenen 


l-laute  ist  für  die  vediscLe  aprache  priDz.ipiull  die  folgende : 

A.  Ariacbes  1,  th  im  (wort-  und  aatz-jinlaut  wird: 

allgemeiD  t;  cf.:  vifdm.  dkfti,  tdtgä,  rdktaa,  nif  (S; 

B.  Ariscbes  (oder  urindisches)  l,  ih   im   (wort-  und  satz-)inlaiit  wird: 

1.  nach  g  und  g  (^  idg,  gi):  «;  cf.:  ktdmti,  pdtfat  (in  nah-); 

1.  vor  d,  dh,  n:  —  ;  cf.:  dü4äbhua,  964aia,  dü4l'jäa,  pi94hi,  dü^ätax; 

1.  »or  6,  bh:  d;  d.:  vühhjds,  fa4bhit,  '{pd^Jtam; 

4.  Tor  9,  gk,  g,  h:   7  —  Hierher  Tielleicht  pd4gfbhim.     Also  j? 

ä.  vor  vokalen,  j.  •;  r,  l,  m 

a.  nach  j--,  i-  und  ii-vokaloD  und  nach  n:  r;  cf.:  (rä,  durildm, 
bhrälurdiims,  paridhiriea,  f'^ränu,  nfrabht. 

p.  nach  a  und  ä:  4;  cf.  9ä4iti«äig. 

C.  Arisches  (oder  uritidiscLea)  i  im  ^absoluten)  aualaut  wird: 

1.  nach  f',  i-  und  u-Tokalen:  b\ 

2,  nach  a  und  ü:  f;  cf.  »n'f.  ujäf; 

3.  nach  r;  I;  cf.:  Mrl  RV.  /.  134.  2; 

4,  nach  andern  konsouaaien:  — ;  cf. :  acfitah,  vark,  präv,  r-fn. 
Alle    ab  weich  uugen    beruhen    auf   späterer    Übertragung    oder    nach- 

bildung;  X.  h.  foddhd  und  faildl'ä  statt  fE</iii;  durdkiiram  stau  *dBiih"; 
nirvit  Blatt  'nlti";  diglhjdt  statt  'i/id";  akar  2.  sg.  statt  'akarl  u,  s.  w. 
Zu  B  4  vgl.  man  noch  ddrJdhdn  BV.  6.  20.  10  nach  C  3,  Vielfach  wird 
auslautendes  f  wie  «  behandelt.  Beachtenswert  ist,  daaa  die  Wandlung 
oon  f  nach  d  in  t  sieb  früher  vollzieht,  als  die  von  lg  in  g;  hhiifä,  lagoti 
aus  "If"  trifft  jenes  gesetz  nicht  mehr. 

VkL  lum  varhergehenden  Benfey,   A.  (i.  W.  Ü.  XV,  s.  113,  verf.. 


576  Chr    Banholomaf, 

ai.  M/  „sechs"  steht  t\\r  *;«",«,  vgl,  av.  fi^aS  (HB  ar.  •%< 
(wegen  des  /i  cf.  verf.,  A.  F.  LH,  s.  20).  Die  Ursprache 
hatte  fBr  den  zalbegriff  „sechs"  zwei  Wörter :  *suehs  und 
*sehs;  vgl.  gr.  rot  und  (aoi  =  *t/(m^  —9  Ihr  auslautendes  » 
ging  in  enger  Satzverbindung  vor  verschlusslauten  verloren: 
'»■(lehs  kußä  z,  b.  wurde  *sü*fA'i  /iif'«  n.  s.  w.  Im  arisckn 
wandelte  sich  Ai  vor  s  in  eine  spiraus  —  ich  bezeichne  ae 
versuchsweise  mit  //  — ,  vor  verschlusslauten  in  «.  Somit 
ergeben  sich  als  arische  grondformen:  'suaJis  —  'saJiS  nnd 
"suas  —  "saä.  Noch  im  verlauf  der  arischen  periode  wurde 
dann  das  erste  par  aufgegeben  und  beim  zweiten  der  aiilaw 
dem  anslaut  angeglichen. ')  So  entslajiden  die  oben  angeffirten 
formen. 

Im  tuindischen  waren  idg.  Ais  und  kis  vielleicht  noch 
geschieden.  Man  beachte  Pischel's  bemerkimgen  dazu  in 
G.  Q.  A.  1881,  B.  1322. 

VI. 

Geldner,  drei  yasht,  s.  ST  belehrt  uns:  ,.ahiitigta-  ist 
genau  =  dem  vedischen  amvli-hjala-.-'  Das  ist  jedenfalls 
falsch.  Aber  ein  etymologischer  Zusammenhang  zwischen  beiden 
dflrft«    doch    bestehen.     So    auch    früher    schon     S  p  i  e g elt 

A.  F.  II,  9.  8&,  liu  iiuil  olien  &.  Mb.  Wegen  J^  aus  gih  oder  jH  uA 
Wackernagel,  K.  L.  III,  b,  M  ,  vo  dnreiif  uufmerk&am  gemaidil  «iii 
(iasa  in  prakr.  ^'lam ,  |iali  ^''üj'jfi  und  in  'lern  in  die  veüenspraclic  »af- 
geuonimenen ,  aher  ebenfalls  prakriischen  jd^h/irif  RV,  5.  US.  H  die  alu 
tönende  artikulation  nocb  hewarl  iai. 

■)  OBthoff  6  bedenken  gegen  iliese  sananie  (kqf  ge^chiehie  in 
Perfekts,  R.  I>02  f.)  halte  ich  nicht  für  bcgrnndet.  Vgl.  fnnl,  piinnpieii*. 
a.  &g  f.  Es  ist  zu  Hcheid<.<n  zvitictien  arisvUea  und  indischen  assimilatioata 
Daas  idg.  *iiiii>il-o-  im  arlsuhen  nicht  zu  *iuiko-  ward,  dürfte  auf  ita  eil- 
flnaa  der  gleich  bedeuten  den  wnrzel  mi'i-  „tittiirc"  (Pauli,  K.  Z.  XVUI. 

B.  11)  beraheni  vgl.  av.  hü-vi ,  Ai'i-y/tvAifn,  Mgmü  ..trocken"  und  ancii 
hiiku  „trocken"  (oben  B.  bifii.  —  Weitre  beispiele  für  den  wattdel  eiact 
ursprach liehen  f -gih  in  Ind.  d"''-  "'^  in  ^'Ard-  —  a?.  Aiitfd- aiodr  1} 
^thiiniamin ,  das  man  meines  erachtena  direkt  mit  jikoä-  insoinnieniulln 
darf;  —  2)  gMugOiu  RV.  ;.  Uö.  20,  7,  71.  5,  dessen  verbindang  mit  P- 
ietimiiii  bei  M.  Mlillcr,  T.  '/,  I,  s.  215  ff.  mich  nicht  hat  Qberxeog« 
können.  giUugäm  gehört  mit  Mhi'A"  zusammen,  cf  s.  535;  aum  akial 
vgl  iNiu$tim;  als  partizip  hat  es  sein  s  unter  dem  einflass  von  fakfol  tK. 
heihehalten,  ala  eigenname  es  in  i  ^  ^  verwandelt.  Bei  dem  »od  OiI- 
hoff  angeaogeneu  snhaumm  ial  die  entsprei: Lende  Umgestaltung  durri 
das  frliher  daneben  gebrfti  ich  liehe  'himnun  —  gr.  'xiUti'  ?erhindert  »orda». 
~   Vgl.  noch  ana4rän  und  purBddi,  note  IX. 


II,  Die  urisuhe  flexion  ik>r  ailjektiva  und  partizii>in  ntif  nt- 


r>77 


K.  Z.  XXm,  s,  193  f.  —  Die  maitrajanisahita  (cf.  ed.  von 
Schroeder,  s.  XI)  hat  an  stelle  von  khja-  vielmehr  k^a-, 
und  Zimmer,  B,  B,  DT.  s.  325)  f.  sucht  den  anlant  von 
khjä-  nach  prakrtisclien  gesetzen  auf  k  -\-  zisclilaut  zurtick- 
zufiiren.  Danach  wäre  eine  arisclie  wurzel  A-a.*-  (k^a-)  anzu- 
setzen, und  dazu  musste  das  part.  perf.  pass.  in  der  kompo- 
sition  allerdings  kshi-  =  av.  Iista-  lauten.  Wegen  des  bei 
Zimmer  herangezogenen  ai.  Rak?-  vgl.  verf.,  B.  B.  XIII, 
8.  75,  wo  auch  die  übrigen  verwanten  von  kaii-  besprochen  sind. 

VH. 

Ob  man  atxntmn  oder  atpiftam  (EV.  7.  82.  3)  schi'eibt, 
ist  gleichgültig.  »i(  steht  hier  jedenfalls  fiir  ntl,  der  indischen 
neugestaltung  an  stelle  von  ar.  iißt.  Es  finden  sich  solcher 
fidle  nui-  ganz  wenige;  im  RV.  und  AV.  noch:  kainJiranti  und 
^lititäm.  Viel  häufiger  kommt  es  vor,  dass  ndh  anscheinend 
nddh  vertritt ,  cf.  indM ,  indhvam ,  itndki ,  /chindhi ,  tpidhi, 
bhivdhi,  randhi,  rarandhi,  rundhäm,  rtmdlii,  rundhd.  Es  ist 
mir  hier  doch  zweifelhaft,  ob  man  für  handschriftliches  ndh 
80  one  weiteres  nddJi  herstellen  darf,  wie  es  z.  b.  Weber 
in  der  TS.  (I.  St.  XI,  s.  XI  n.  2)  und  von  Schroeder  in 
der  MS.  (I,  s.  XLIII)  getan  haben,  hhindhi  z.  b.  könnte 
doch  auch  dii'ekt  durch  "hhimdhi  auf  ar.  *h}nnddhi  zurück- 
gehen; vgl.  nuxndhatfi  aus  *manMh''  zu  wurzel  tnandli-,  enl^ 
halten  in  av.  nmtdaidiäi:  cf.  verf.,  B.  B.  Xm,  s.  80  f. 

vm. 

Im  Widerspruch  mit  der  behauptnng,  dass  die  laute  im 
satz  nicht  anders  behandelt  werden,  als  im  wort,  scheint  der 
indische  sandhi  -n  +  volc.  (ausser  <i)  an  stelle  von  -e  und  -Ö 
+  vokal  zu  stehen;  man  erwartete  -aj  und  -ai)  -\-  vok.  anzu- 
treffen. Man  beachte  aber,  dass  im  urindischen  nicht  nur  -ö, 
Bondem  auch  -e  einen  doppelten  etymologischen  wert  hatte, 
=  -ai  und  -as,  bzw.  -aw  und  -as,  cf.  oben  s.  572  f.  Neben  A 
imlrö  oder  hidrP  gakhat  stand  mdra  ö  griKha,  danach  bildete 
man  etwa  zu  4  vi?}}ö  (paU)  ffoJiha  auch  vi^iia  (päta)  A  gaUha. 

Nach  dem  RPr.  3.  II  (CXXXV)  soll  das  ursprünglich 
diphthongische  ö  vor  allen  vokalen  zu  ar  werden,  ausser  vor 
M,  ü,  ö,  äu,  wovor  blosses  a  zu  stehen  habe.  Diese  regd 
steht  wieder  im  einklang  mit  dem  lautgesetz,  dass  f  vor  ü 


57H  ('lif'  bartljobmae, 

verloren  geht;  vgl.  Osthoff,  M.  U.  IV.  s.  7.  Deu  durt 
gegebenen  bci-spielen  lä^st  sich  noch  hinzufügen:  ai  ünu  = 
av.  varo  (im  Z.-P.-gl.)  aus  idg.  *uiros:  —  al  Hrmtf  =  »t. 
varemis  aus  idg.  "mmis  (ti eidner,  drei  yasht,  s.  4»*); — 
ai.  ür^am,  ur^asvaniiim  zu  av.  vcreiy/ij)  aus  idg.  'u/jli-.  Ai. 
titanna  Ttnd  jwfitf^nw»  siiid  entweder  aus  "azu"  oder  ans  "iw»' 
hervorgegangen,  ilire  herkömmliche  erklärung  ans  "asu",  l«w. 
''aju"  ist  mit  den  lantgesetzen  nicht  vereinbar.  —  Die  ansuamen 
begreifen  sich  leicht  als  nenbildungen ;  im  RV,  sind  es  nnr: 
i'unta,  höi^vürß,  'A.  plur.  auf  -ür  wie  hahhaimr  (Delbrück, 
attind.  verbnm,  §  91  f.)  und  schwache  kasnsfornien  aus  dem 
part.  perf.  akt.  wie  su.«uv{i.?as.  hvarivuh  RV.  10.  51.  6  steht 
für  "ävartmiriir  (Brngmann,  grundriss,  §  643),  nidit  fllr 
'ivarwrur,  wie  Bollenseu,  Z.  D.  M.  G.  XXII,  s.  605  wollt«. 
Ist  ursprünglich  auch  j  vor  T  geschwunden  ?  Die  Super- 
lative auf  erfÄd-  liessen  sich  zu  gunsten  dieser  anname  ver- 
werlen.    Vgl.  Osthoff,  a.  a.  o.') 

IX. 

Der  nom.  sing,  zu  ai.  anaivnh-  lautet  ana4vAii.  Nacb 
J.  Schmidt,  K.  Z.  XXVT,  s.  357  wäre  dessen  entstehimg 
so  zu  denken :  Der  nom.  sing.  lant«t«  zunächst  *ana4v6i, 
dazu  der  vokativ  "änailvas.  Derselbe  reimte  mit  dem  vok, 
sing,  der  part.  perf.  akt.  mdvas,  wozu  der  nom.  vidr&n.  Dff 
gleiche  ausgang  der  vokative  rief  dann  den  neuen  nomiUitliT 
anarlvfin  hervor.  ^  Wie  ist  aber  der  vorausgesetzt«  nom. 
sing.  'ana^vAs  entstanden?  Vgl.  dazu  puriKfäs  RV.  3.  28.  % 
nom.  sing,  zu  pifrö4ä^am.  Auf  lautlicliem  weg  anmöglich. 
Aus  h  (ffih)  +  s  und  ^  (ki)  -\-  s  geht  im  auslaut  bei  unge- 
störter lautlicher  entwicklung  k  hervor,  das  dann  avesüschen 
s  entspricht;  beide  =  idg.  Ans.  Cf.  ai.  smirjäfk  >-  av.  parö]- 
dares  („he  who  foresees  tlie  Coming  dawn",  J.  Darmesteter); 
femer  av.  n^  zu  visem,  nptzS  zu  spasem,  a^äuares  zu  °u<treim, 
bares  zu  bareeö.  Der  lingual  in  ai.  rif.  "pät  etc.  ist  von  dst 
iA-kasus  her  bezogen,  wo  4  aus  ?  hervorgegangen  ist  (s.  575).*) 

')  Meine  hemerkungen  fiber  av.  tä  „»atpr"  in  B.  B.  KUI,  «-54  t 
sind  nicht  ganz  zutreffäud.  Dus  iodogermAniscbe  hatte  drei  noniutir- 
formen;  *psU(r}.  *pii(T)  \ini*u!(r);  letztere  war  a,tiB'pit(r}  erwacbua; 
1]  im  absoluten  snlaut,  2)  im  inlaut  iiach  verachluüslauten.  Du  a*.  pU 
brAueht  also  kein  „reatltuirteg"  p  m  haben. 

■)  Zum  BOtn.  plur,  tarär/him  lautet  der  dU.  plur.  tarä^ihjiu,  der  aou. 


II.  Die  urisclie  fip'i 


adjekLivH  und  partizipia  niif  " 


i79 


ana4väh-  ist  ein  kompoaitum  aus  änas-  „wagen"  +  vak-: 
purö(iA^-  ein  solches  ans  piträs  -f-  da^-.  Da  erhebt  sich  noch 
die  weitere  frage;  woher  denn  hier  und  dort  der  lingual  <(? 
Ich  denke  mir  die  entstehung  der  formen  so:  Die  ife-kasns 
lauteten  im  urindischen:  "anai'ufhh'' .  "purazdäfhh".  Hieraus 
gehen  durch  assimilation  der  Zischlaute  (cf.  oben  s.  57C)  hervor: 
"ana^ii^hh",  'pura^dä^bh".  Hierana  feiner:  *ana4>i4hh",  *pnri~i- 
^äibh";  und  schliesslich:  ^anadudbk",  *purö4ääih''.  ana4iid- 
hhjas  ist  zu  AV.  6.  59.  1  ttberliefert;  vgl.  auch  den  lok.  pliir. 
aiia4id8H  RV.  5.  53.  IS,  der  sein  (  von  den  i/i-kasus  bezogen 
hat.  Vgl.  dazu  J.  Schmidt,  K.  Z.  XXV,  s.  119;  verf., 
ebd.  XXVn,  8.  352,  3152  f.,')  Ä.  V.  U,  s.  51.  BezügHch  der 
dissimilation  der  lingualen  verschlusslaute  (4 — il  zu  4 — ^0 
verweise  ich  auf  den  nom.  sing,  jm^ihmmt  neben  tnrjaväl  in 
der  TS.  4.  3.  3.  a,  dem  gegenüber  das  in  der  VS.  mehrfach 
bezeugte  panthavät  als  neubüdung  nach  hnvirvdt  u.  s.  w. .  wo 
das  erste  kompositionsglied  kein  (,  i  enthielt,  erklärt  werden 
mu88.*)  Es  gibt  kein  altes  wort  mit  mehr  als  öinem  lingualen 
verschlusslaut. 

Die  fcfc-kasus  aus  purwläi-  waren  also  in  ihrem  ausgMig 
lautgesetzlicb  mit  jenen  aus  iTs-stätomen,  cf.  niiidhh'i?,  mädhhjäs 
aas  mäs-  (verf-,  K,  Z.  XXVII,  s.  352),  zusammengefallen. 
Das  hatte  zur  folge,  dass  man  statt  *pm-ö4äh  oder  *]inrö4ät 
nach  mäs  (Whitney,  ind.  grammatik,  §  397)  den  nom,  sing. 
purö4äii  bildete.  Die  gleiche  m-sacbe  rief  auch  die  büdung 
des  nom.  sing.  sadhamAs  RV.  7.  \X.  7  zu  sadhunäd-  hervor. 
Wenn  die  von  den  gramuiatikern  vorgeachriebeiien  formen 
puröilöhhja»  etc.  wirklich  vorkamen,  so  benilien  sie  darauf, 
daas  man  den  neuen  nom.  sing,  purö^fis  mit  u?As  u.  s.  w. 
auf  gleiche  linie  setzte  und  danach  flektirte;  a.  übrigens  s.  582. 

Bing,  «ura't,  beides  uachbilduDgcD  nach  i<iiibhjd>,  n'(  u.  a.,  veranlasst  durch 
den  siuammcnfall  im  nou.  iiing,  und  lok.  plur.   Das  umgekehrte  in  digbhjäa. 

')  Zwei  weitere  auenatnen  von  dem  gesetz:  arisch  iizd{h)  wird  altind. 
^h)  bilden:  I)  tsdhi  RV.  ff).  \m,  1,  2.  sing,  zn  (-its-;  cf.  Aufrecht, 
Aitarejabrabmana ,  s.  429.  —  3)  aä4hjlli  MS,  ;.  a,  3,  inf.  zu  sah-.  —  Sie 
erklären  sich  wie  bei  d(iäiß<i!i.  Zu  nihs4fiii'  vgl-  jetzt  auch  Brugmann, 
grundriss.  §  404.  3. 

')  pafflia-  in  poftliafäh-  steht  fllr  'p'ihihn-  =-  p^hit-  „rücken";  vgl. 
Fortuuatow,  B  B.  VI,  s.  215  ff.  Aber  zwischeu  dfn  indischen  /  und 
den  indogermanischen  besteht  kein  historlacber  Zusammenhang,  jio^n- 
m  gtaaa  —  ahd.,  iUid.>((,  mit  rl  Cf.  Windisch,  K.  Z.  XXVil,  i.  168. 


ftRO  t;iir.    riiirthulcm«.-, 

Und  in  ganz  äiiUi'ber  weise  erklärt  sich  anch  der  non. 
sing.  aua4vä)i  zu  ttna<ftiäh-,  wenii  wir  nur  annelunen,  dass 
früher  neben  ana4'tähhjae  etc.  auch  *amulrädbhjas  et,c.,  ans 
dem  mittlerti  stamm  gebildet,  vorkamen,  *iina4vädhhja8  rramte 
auf  ämnvad/ihjns ,  wozu  der  nom.  sing,  ämavän;  daher  ancb 
auadrän,  atindv^i  Ka.  Der  von  J.  Schmidt  geforderte  nom. 
sing,  ^ana^i-äs  ist  somit  zur  erkläiung  der  hietorischen  fono 
nicht  von  uüten. ') 

Die  seit  Panini  oft  genug  wiederholte  iabel,  dass  aMJ&i 
(z,  b.  RV.  /.  173.  12)  als  nom.  sing,  zu  avajä^-  gehöre,  luU 
jüngstens  durch  G-eldner,  K.  Z.  XX\in,  8.  40G  ihre  Wider- 
legung gefunden.  Geldner's  erkläruug  geht  von  exegetisch«! 
erwägungen  aus ,  wird  aber  zugleich  auch  der  gnumnalik 
gerecht.  At'ajäs  RV.  1.  162.  5  (s.  v.  a.  avajiUA)  gehört  eben- 
falls zu  "jd:') 

Benfey,  N.  G.  W.  G.  1873,  8.  519  ff.  will  den  ii«a. 
du.  dmn^tadbrfi  RV.  10.  61.  4  als  nenbildung  nach  einem  nom. 
sing,  "dhriiji  erklären,  der  zu  ^liruh-  gehören  soll.  Derselbe 
lautet  aber  wirklich  dhrük,  =  av.  druJi^.  dhratt-  in  «»nif- 
tadhm  braucht  mit  druh-  nicht  enger  verwant  zu  sein  ab 
dhrut-  in  varu)_mdhriitas  RV,  7.  60.  9;  vgl.  noch  dhrtitif. 

Auch  Jaska's  bestimmung  von  ajas  RV.  3.  29.  16,  5. 
82.  b  als  2.  sing,  zu  jag-  (ajnk?i9  Nir.  4.  2b)  ist  abznlehfifllU 
Ludwig  zieht  es  in  der  llbersetzong  (rigveda  U,  s.  410, 
484)  beide  male  zu  Yjä-  (anders  IV,  s.  326),  ebenso  Orass- 
m  a  n  n  in  der  Übersetzung  der  ersten  stelle  (rigveda  11,  s.  528). 
Zu  parjäjas  in  9.  82.  5  vgl.  pärj  eti  in  der  ersten  Strophe; 
väffam  ist  Objektsakkusativ  zu  iaiasäs  and  fiiihasrasäf,  also: 
„wie  du  (zuvor  durch  das  wollsieb)  gingst,  milde,  nnaem 
altvordem  hundertfach,  tausendfach  gut  schenkend,  o  indu, 
90  lautre  dich  anch  (i^tzl)  zu  neuem  glück" ;  vgl.  Delbrück, 
altind.  tempuslehre,  s.  81.  An  der  andern  stelle  ist  zu  üb«^ 
setzen:  „Weil  wii-  dich  heul  beim  verlauf  dieses  Opfers,  • 
kundiger  priester,  hier  erwälten  —  du  bist  ja  immer  ge- 
kommen   und    hast  ja  immer  geholfen    ^:    so   komm  dam 

>)  Der  von  ilen  grammatikerQ  vorgeschriebe ne  doid.  sing.  äv9ta¥St  n 
'vlü-  ist  noch  siclit  livlegt.    Er  wttrde  sich    wie  purs^.  s.  5T9  örUüW 

■)  Zu  AV,  'J.  35.  1  hat  iler  padalext  bloss  anaj'd,  one  j>l  Ct.  Lklini>B> 
a.  1.  o.,  8.  441  f.  -  Vgl.  rilirifrens  aurth  Ludwig.  rigredK  V,  *.UU 
TTOiu  noch  MS.  /.  10.  i. 


n.  Die  nrisolio  flexiun  il 


ailjekii« 


n.!  ,.a 


581  , 


wissend,  kundig  heran  znm  soiiia."  Vgl.  Ludwig's  be-  | 
merknngen ,  rigveda  IV ,  s.  326.  Wemi  die  TS.  die  Variante 
ajät  bietet,  so  beweist  das  keineswegs,  „dass  ajäh  =  ajäi  ■}•  3 
(ämijas  =  "jäts)-' ,  wie  Ludwig  will,  so  wenig  das  ebenda 
für  dhnii'äin  stehende  fdhdJc  beweisen  kann,  dass  ilem  dliru- 
vnm  die  bedeutong  von  Idhak  zukomme.  Die  VS.  hat  fdhag 
aja,  der  AV.  dhruväm  ajö. 

nirahhnaö  AV.  3.  6.  3  wird   im  Petersburger  Wörterbuch  i 
als  2.  sing,  zu  hhafi^-  gestellt  mit  der  bemerkung  „der  wnrzel-  > 
kousonant  gewichen,  die  personalenduug  erhalten";  vgl.  auch 
Goldschmidt,  Z.  D.  M.  Ö.  XXVn,  s.  709.    Mir  unannehm- 
bar.    Entweder  es  ist  abhbias  zu  schreiben,  oder  ahhanas  ist  ■ 
eine    mischbildnng    aus    den    gleichbedeutenden    und    änlich-   ' 
lautenden  2.  sing,  abhaimk  (zu  hhmig-')  und  abhinas  (zu  hhaid-).   , 
Zu  ahhinaa  vgl.  Panini  8.  2.  75;  die  dritte    sing,  abhinat 
erzeugte  nach  dem  muster  der  thematischen  stamme  die  zweite  I 
ubhittas,  wie  umgekehrt  die  zweite  abhms  die  dritte  aJimat  | 
hervorrief.    Benfey,  vollst,  gramniatik,  §  803  V  erwänt  auch 
eine  I.  sing,  a/chiitam  zu  K-haid-,  die  ebenso  entstanden  ist 
Andre  änliche  föUe  bei  J.  Schmidt,   K.  Z.  XXVI,  s.  4Ü3, 
(wo  auch  die   einzig  probable  erklärung),    verf.,   A.  F.  11, 
s.  6«,  84.     Dazu  noch  ai.  asraf  zu  sras-  nnd  srds,  cf.  d.  folg.    1 

Eine  letzte  form,  die  hier  noch  zu  erwänen,  ist  srcts  AV.   j 
11.  2.  19,  2ii.    Nach  Whitney,   gramniatik,  §  «90  „scheint   , 
»yijs  filr  8rns!-t   von   [/'s^fj  zu  stehen" ;  also    3.  sing.  ?    Nach 
den  lautgesetzen  kann  es  weder  als  2.  noch  als  3.  sing,  zu 
sar§-  gehören;    erstere   lautet  regulär   nsräk,  letztere  asrat; 
beide  kommen  auch  wii'klich  vor.    sräa  wird  vom  Petersburger 
Wörterbuch  richtig  zu  uras-  gezogen.    Die  1.  sing,  des  sigma- 
tischen    aorists  lautete  dazu  jedenfalls,  entsprechend  der  zu 
Yuas-    „wonen":    'äsz-ötsom;    vgl.    Panini    8.    2.    72.     Die 
2.  nnd  3.  sing,  fielen  zunächst  in  äsrat  zusammen.  Dann  aber 
schuf  das  muster  ästhät  ^  ästkäa  die  neue  zweite  sing,  äsras   1 
(cf,  oben),  und  das  ist  eben  jene  form  des  atharvaveda,  ' 

X. 

Die  ft/i-snfflie  und  sii  waren  mit  den  stammen  lange  nicht , 
80  eng  verwachsen  wie  die  übrigen  kasussuffixe.  Man  nehme 
z.  b.  eine  reihe  wie  pntnibhif,  pntmhhjas,  päfnifi  zum  nom- 
sing.  pätnl   oder   AMräbliig,   dMrabhjas,   dhäräsii  zum  nom. 


sing,  dhhra.  Es  ist  zweifellos,  daüs  liier  bhv,  bhjaa,  » 
vom  sprechenden  deutlich  als  bildungselemente  empfimdeo 
wnrden.  Die  mehrzal  jener  kasiis  zerlegte  sich  in  som.  taug. 
+  bk",  SU  (^u).  Z.  h,  ar.  *m&nmh}m,  ^nMnazbhias  in  mannt 
-f  6A".  Nun  aber  gab  es  neben  manag  auch  mänö  und  tnäta 
in  gleicher  fuiiktion  (cf.  s.  c7'2  f.).  Die  folge  war,  dass  neben 
*HWH(i?6Ais  auch  'mihwhhis  und  *mänehhis  aufkamen,  mi 
später  haben  sie  die  alte  form  sogar  völlig  verdrängt;  d  si. 
m&uöWi^,  pali  mnnp(l>ß">  »v-  manefiU.  Im  indischen  ist  d« 
Arische  ausgang  -aibhis  in  seiner  regelmässig  entwickelt«! 
IftUtgestalt  -adhhif  nnr  noch  Einmal  zu  belegen,  in  u^ä^^it 
RV.  1.  6.  3.  Und  das»  er  hier  erhalten  blieb,  bat  atänea 
guten  grund.  Der  nom.  sing,  zu  "usäsbbis  lautete  eben  "irfÄi; 
die  bei  den  neutra  gegebene  Zerlegung  war  hier  onmögliidi.') 

Das  so  gewonnene  bildungsrezept  —  nom.  +  hhü  et& 
—  ist  in  ziendichem  umfang  zur  aufertigung  jener  kasus  Tit- 
wendet worden.  So  noch  im  indischen:  ^dfgl)his,  di^üiji» 
zum  nom.  sing,  "dfh,  dik  {unter  niitwirkung  des  lok.  plor.  aaS 
"kfit);  —  hästäbhjäm  gegenüber  av.  zanta^hia,  ksl.  vltlUomm 
zum  nom.  du.  hÜKta  (J.  Schmidt,  K.  Z.  XXV,  s.  5  f.,  w« 
noch  weitere  beispiele  aus  der  nachvedischen  spräche  gegeben 
werden);  —  rägassu  gegenüber  4'"'*"  =  ^"f-  (i^ahu  zam  nom. 
aing.  rÄjas;  —  hat^mu  (oder  havihfii)  zum  nom.  sing.  Itaiv 
{s.  574);  —  im  avestischen;  amauaßis,  ^i«mia/^(ö  zum  nom. 
sing.  ntr.  °aj>  neben  dreym-Miiö ,  hndb~)s  (oben  e.  543  f.);  — 
rauöhu,  temöhu^  zum  nom.  sing,  "ä  neben  qiahu  (Osthoff, 
M.  U.  n,  s.  3  f.);  —  hndäbiö,  hitddhiS  zam  nom.  sing.  knM 
{verf. ,  B.  B.  XIII,  s.  67);  —  mgäehiö  neben  ai.  vagbkjäi 
zum  nom.  sing,  i-älis  u.  a.  m.;  —  im  altpersiscUen: 
ratilcabis  zum  nom.  aing.  raiiJca.*) 

Die  leichte  ablösbarkeit  und  verhältnissmässige  Selb- 
ständigkeit jener  kasussuffixe  ist  wol  anch  die  letzte  Ursache 


')  Dfts  spätere  uiöbhii  ist  ebenso  wie  uffitum  —  gegenüber  ufcUum  — 
u  a.  neubildung  nach  <ten  maBkulinon  ^Utminen  wie  sHmänat-,  T«raiilaMt 
durch  den  gleichen  ausgnng  des  nom.  eing.  aaf  -/tu,  ivmänas-  Beineneits 
hfttle  -abhif  vom  nichtkomponirten  mäu'U'  bekommen. 

In  mrdtapadhhjan  ist  d  nicht  aus  2  hervorgegangen;  die  form  ist, 
ebenso  wie  «vätarän,  den  runi -stammen  n&chgebildet ;  cf.  oben  b.  ötl. 

*)  Ai.  tibhif,  Ubhjas,  ttiM  geben  auf  iadogermBaische  neubildung«a 
gleicher  art  luravk;  cf.  i.  Schmidt,  a   a.  0. 


II.  I)ie  arJEclie  flexiun  der  adjekiiva  und  partiitipia  niif  n 


5H3 


der  jüngst  von  Roth  unter  dem  titel  „über  gewisse  kürzungen 
des  Wortendes  im  veda"  besproclienen  erscheinimgen.  Man 
hatte  filr  den  begriff  „im  haus"  den  ausdruck  dcuuP  ä')  und 
dämf,  für  „in  den  häuseru"  ilämpfii,  fUr  „den  häusern"  (liimü- 
bhjas.  Das  mnsste  fast  mit  notwendigkeit  die  empfliidung  der 
gleichartigkeit  des  >«»  (etc.)  mit  dem  ff  erwecken.  Und  nach 
dem  muster  dänip  väne  ä  (EV.  7.  l.  10)  oder  dämn  &  vänB 
büdete  man  nnn  auch  dämP  vänpjiu  nnd  drimPfii  v&ne.  So 
erklären  sich  von  den  Roth' sehen  beispielen  praf)A  jirnsfi^ 
EV.  1.  fi7.  9,  devi  märtjpftu  8.  11.  1,*)  r«M  (hadhifii  6.  3.  7, 
fri^i  rö/caii^  1.  105,  5,  ag'mi  ärbhs  1.  81.  1;  ferner  in  den 
dvandva'a:  milrö  väriirfähhjäm  5.  51.  S)  gegenüber  av.  ahiir 
rafibia  mipra^bia.  —  Hatten  solcLe  ausdrücke  einmal  in  der 
spräche  festen  fuss  gefasst,  so  konnte  es  nicht  ausbleibeu, 
dass  sie  ihrerseits  wieder  weitere  analogiebildungen  hervor- 
riefen, miträ  vänitfäbhjäm  in  Verbindung  mit  dsi-äbhjam  und' 
deväjö?  erzeugte  mitri  vn-nii/ajöft ,  in  Verbindung  mit  dß»a 
pjihwf  dj&vä  pjihivibhjam  u.  s.  w.  Endlich  wird  im  ersten 
dvandvaglied  die  dualform  durch  den  stamm  ersetzt ,  nach 
dem  muster  ächter  Zusammensetzungen,  vgl.  pärganjavnta  6. 
49.  6  und  die  adjektiva  tiUahhitäm,  rimpanitjaja  (8.  64.  6, 
anders  Roth,  a.  o.,  8.  R;  aber  virüpa  ist  one  akzent  über- 
liefert). 

Zu  der  s.  7  besprochenen  form  vriia  RV,  5.  52.  9  möchte 
ich  folgendes  bemerken:  lu  der  i-  und  R-deklination  hat  der 
veda  lok.  sing,  auf  l,  n,  cf.  rfäurl,  /camü;  s.  Lanmaii, 
a.  a.  0.,  s.  3S9,  412.  Von  einem  abfaU  der  endung  kann 
aber  keine  rede  sein.  Auch  die  von  M.  Müller,  rkprati- 
sakhjam,  s.  XXV  befürwortete  Verbindung  von  ai.  tam'i  und 
fiWl  mit  lat.  doviR  und  rm-l  ist  abzulehnen ;  vgl.  Stolz, 
I,-M.  H.  n,  s.  212.  Die  formen  sind  vielmehr  nenbildnngen 
zu  den  lok.  plur,  gäurl^u,  Kamn^n  nach  dem  muster  dä,m??n: 
däm?.  Bei  den  rf-stämmen  ei^ab  sich  nach  dem  seDien  muster 
zu  -flst(  ein  singularisches  -a.  Vielleicht  hatte  Bollensen, 
Z.  D,  M.  G.  XXII,  8.  618  doch  nicht  so  unrecht,  solche 
formen  anznnehmen.     Anch  üri^ä  könnte  so  gefasst  werden. 

navjasa  väJias  etc,   (bei  Roth,  s.  4  f.)  erklärt  sich  wie 


't  Im  indiBcben    wird   das   pnstügirta  /i  Qberall   betont 
«chwerlich  richtig.    Cf.  verf.,  A.  F.  U,  b.  169,  III,  s.  ö3. 
■)  Tgl.  die  Tarianten  zu  MS.  /.  3.  9. 


das  ist  aber 


i 


dAmi.?ii  '■((«?,  Bei  den  kunsonantisclien  neutralstänunen  konnte 
auch  das  instramentalBuffix  a  leicht  abgelöst  werden.  Die 
pOBtposiüon  «  begünstigt«  noch  diese  trenniing. 

Statt  väntifa  saf)ö^a  RV.  Ö.  3.  1  (bei  Roth,  s.  4;  hdschr. 
vämtfah)  ist  nach  dem  nieü'um,  das  den  schlnss  —  ~j  —  ^  ver- 
langt, v<\riinä  zu  lesen. 

Die  llbrigeu  dort  besprochenen  heispiele  fttr  „kilntungen 
des  Wortendes",  nämlich  inix-^anä  1.  31.  7,  parihrüt  6'.  4.  5 
und  viriigm  1.  IST.  7  —  angeblich  tTir  ".^att^ja,  "hrtttae  und 
%atütn  stehend  —  acheinen  mir  sehr  zweifelhaft ;  cf.  obeB  &  | 
542,  559. 

XI.    » 
Das  sulflx  at-  ist  ursprflnglich  ein  abstufendes 
at-,  raitt«l  nt-,  schwach  t-  —  und  geht  auf  alle  geschlechter. 
Es  liegt  vor: 

a.  in  starker  form  in:  ai.  näpatani  =  av.  napatem;  av. 
fraptere^ätqm ,  ramsfcaratä ; ')  fragrälö  (v  e  r  f. ,  B.  B.  IX, 
8.  302);  fraOatii^a  veredäta^lia  jt.  13.  68. 

b.  in  mittlerer  form  in;  ai.  sai/cäta»,  asastcätä;  väghälat; 
vahäfns,  vphätam,  sraväta^;  av.  bruadbiqm,  frätaJfJiaralö, 
?napas/(a  (s.  572);  —  femer  aus  wurzeln  auf  a-:  aL  sthätAm 
^  a,v.  praolö.stätö,  hivuhareMätctn  :*)  av.  fritspäiti. 

0.  in  schwacher  form  in:  av.  naptö  (cf.  s.  526);  — ai. 
pfafät,  pia/ejütmn,  Bukftam  et«.  (Lanman,  J.  A.  O.  8,  X, 
8.  501  ff.;  Grassmann,  Wörterbuch,  s.  1727  f.,  sp,  2 — 4); 
av.  Iiratugüiö,  fihiatem,  statqm,  u^aretO.  fraorep,  abervtevi, 
meretö  (verf.,  B.  B.  IX,  s.  302),  jaskeretö  —  auch  in  hai- 
saraMesa  x.  äl.  3,  verf.,  A.  F.  11,  8.  39  — ;  ferner  aas 
wurzeln  auf  nasale:  ai.  fjägai,  adhvagdtas,  djngät  (\''gam-,  n 
=  tii)\  st^äias  (Ylian-,  a  =  t^);  av.  Haiti  (ykhan-,  n  =  9.-  vert, 
A.  F.  n,  8.  13). 

Die  abstufimg  in  der  flexion  ist  fast  überall  durch  ver- 
atlgemeinerung  einer  der  Stammformen  beseitigt.  Doch  findet 
sich  noch  av.  napätem  —  miptö  u.  a.  (s.  526),  Neben  ein- 
ander   stehen    als    nom.-akk.    plur.    »ravdtas  und    (Ba-JsrAtas, 

')  Die  akk.  pliir.  neutr.  ruwnsBiiran ,  friiflerrfinn  Biad  iipubilduDgfD 
nacli  dem  miiator  der  nr-adjekliva  (of.  mlida^qn,  ujfinanivqn,  s.  JSS),  mit 
denen  jene  sttlnime  in  einzelnen  kaguaausgilngeQ  zitsamniei] gefallen  irveii' 

"1  V.  4.  4'J;  vgl.  R,  K  n  und  ai.  «m.-uV,    Di?r  zeudist  faselt. 


tl.  Die  ariaube  Sex 


1  der  adjektiva  und  partizipia  auf  nl-. 


letzteres    mit  Verlust   beider  a-lante.    Vgl.  dazu  ai.  (ip<iljoiH 
neben  näpätam,  ebenfalls  mit  zweisilbigem  ablaut. 

xn.  I 

Zn  Fr.  Müll  er 's  verbesserungsvorsclilägen  zum  text  der 
inschrift  Bh.  4,  z.  40—54  in  W.  Z.  K.  M.  I,  s.  59  ff.  erlaube 
ich  mir  folgende  bemerkungen: 

Bh.  4.  41  ff.  übersetze  ich:    „Du,   der  du  nach  mir  diese 
inschrift  lesen  wirst:  das,   was  von  uiir  getan  ist,    soll  dich    ] 
tiberzengen,    dass   du  es   nicht  für   erlogen  haltest."  —  Das 
letzte  wort  lese  ich  draiußjähj ,  als  denorainativform  zu  drwf*-    j 
gt§a-  „lüge";    dnrifgijahj  heisst  „du  lügest";  wie  wenig  das 
in  den  Zusammenhang  passt,  wird  jeder  leser  der  Fr.  Maller'-    I 
sehen  Übersetzung  empfinden,    mätja,  „dass  nicht"   und  prin-    I 
zipiell  einen  nebensatz  einleitend,   wird  überall  mit  dem  kon-    ' 
junktiv  verbunden;  md  dagegen  mit  dem  injunktiv  oder  Optativ;    \ 
cf.  Verf.,  A.  F.  H,  s.  29  f.,  221.  ' 

Bh.  4.  47  ff.  übersetze  ich:  „Desshalb  ist  es  nicht  auf- 
geschrieben, damit  dem,  der  nach  mir  diese  inschrift  lesen  wird, 
nicht  zu  viel  erscheine,  was  von  mir  getan  ward,  so  dass  es 
ihn  nicht  überzeugt  und  ihm  erlogen  scheint."  —  Ich  lese: 
avahjarädij  naij  nipiStam  mätja  kja  aparama  imäm  dipitn 
patiparsätij  avahja  parav  padajä  tja  mann  Jiartam  naiSim 
vamavataij  dnm^tam  mnnijätaij.  —  padajä  =  av.  sadaiäj}, 
ai.  /chaddjät.  Spiegel's  padajätij  mit  7  buchstaben  ist  fUr 
die  Itlcke  zu  lang.  Fr.  Müller  berücksichtigt  gar  nicht, 
dass  eine  solche  vorhanden  Ist.  Rawlinson,  J.  R.  A.  S.  X, 
s.  LX  bemerkt  bezüglich  des  mit  p  .  .  anlautenden  Wortes 
„it  appeara  to  coutain  five  lettei-s".  pndnja  —  wozu  NR  a 
58  —  entliält  deren  vier.  Wäre  a  als  zweiter  buclistabe  ganz 
sicher,  so  mttsste  pädajä  gelesen  werden;  das  wären  dann 
fftnf  zeichen;  a  und  d'  sind  aber  sehr  leicht  zu  verwechseln. 
Zur  bedeutung  „zu  viel",  welche  für  parav  =  ai.  purü 
anzunehmen  ist ,  vergleiche  man  ai.  „kiram  täd  msne  jdd 
väsab  parjddkäsjata"  =  „es  scliien  ihm  zu  lange  sich  erst 
ein  gewand  umzulegen''  in  der  Urvasi-sage  {QBr.  11.  5,  1.  *). 
Das  „zu"  ergibt  der  Zusammenhang. 

Bh.  4.  53  ff.  übersetze  ich:  „Sie  soll  dich  jetzt  über- 
zeugen: was  von  mir  getan  ward,  so  war  es."  —  Ich  lese: 
ijam  naram  puvüm  varnavatäm  tja  maud  kartam  avaPä  ahatä. 


n 


tolOIBM, 

—  Über  die  lütike  vor  mlram  sagt  Rawlinson,  a.  a.  u., 
s.  LI:  „three  letters  prohably  intervene  between  the  termi- 
nation  of  the  word  i/mjapija  and  the  character  n"  of  tlie 
following  wonl".  Danach  habe  ich  ijatn  ergänzt,  das  ich  tsf 
das  vorhei^ehende  dlpim  beziehe.  Fr.  Mflller  ergänzt,  me 
jede  rllcksicht  auf  den  vorhandenen  räum,  hadngäm  mit  secfaB 
bacbstaben.  Solchen  ,,herstelluugeu  des  textes"  mass  üb 
meinen  beifall  versagen ,  wenn  sie  auch  noch  so  gdstreicb 
sein  sollten.  -^  Zwischen  avapä  und  dem  nächstfolgeDden  von 
fehlt  ein  wort  „of  three  or  four  letters";  aQdemialls  hätte 
ich  das  aktive  aha  ergänzt.     Auch  ahava,  ahnv  wäre  möglich. 

Noch  will  ich  bemerken,  dass  in  z.  44  aiiromazda  maijij 
zu  lesen  ist,  d,  i.  av.  ahurö  muedd  »wi  ip.  Das  verbum 
ergänzt  sich  leicht. 

Mttnster  W.,  13.  juli  1887. 

Chr.  Bartholomae. 


i 


Nachträgliches  zu  s.  271  ff.,  483  ff. 

S.  27Ü,  z.  9  ff.  füge  hinzu:  5.  vaiisent?  j.  33.  4:  sigm. 
aor.  zu  ufflA-  „ansagen,  nennen";  vgl.  Geldner.  K.  Z. 
XXVni,  8.  260. 

S.  28U,  z.  9  ff. :  Im  indischen  -ur  sind  ar.  -p-,  die  anle- 
vokaUsche  sandhifonn  fUr  -^,  und  ar.  -p,  =  av.  -eres  (in 
fnköiteres),  zusammengefallen.  Der  Vorschlag  /ciköiteres  ia 
"tares  zu  ändern  (verf. ,  altir.  verbum,  s.  öü)  war  durch  eine 
verkehrte  auffassung  jener  sni&xe  veranlasst.  Av.  hiort. 
gamiares  zerlegen  sich  nicht  in  hj.ä-  -f  o.ye,  gamiä-  +  am, 
sondern  in  hiä — |-  re,  ^miä-  +  res.  Die  arischen  soffixe 
Bind  also:  1)  -r  =  av.  -re;  2)  f/  3)  -p-  (aus  i;  cf  oben)  =  ai. 
-ur,  av.  -are;  4)  -rs  =  av.  -res;  5)  -p  =  ai.  (vor  vokalen)  -ur, 
av.  -eres.  So  klärt  sich  nun  auch  das  Verhältnis»  des  aktiTOi 
dadkiir  zum  medialen  diulhre  auf.  Av.  -r  verhält  sich  za  -fm 
meines  eraehtens  nicht  anders  als  in  der  3.  sing.  -(  zn  -tei 
n.  a.  m.  Wo  bei  den  drei  in  betracht  kommenden  formen: 
3.  plur.  perf,  aor.  und  opt.  ursprünglich  -r,  wo  -rs  stand,  ist 
nicht  zu  ermitteln,  Windisch,  A.  S.  G.  \V.  X,  s.  459  ver- 
gleicht  av.   -iares   (in   ijamiäres)   dem   ai.  -jäsur   (im    prekfttJT 


II,  Die  arische  flciion  der  ailjekiivB  und  panizipia  auf  nK      587 

gamjasiir)  und  bemerkt  dazu:  „Die  Stellung  der  forniativen 
elemente  wäre  allerdings  eine  andre,  aber  das  s  hat  auch  im 
prekativ  des  sanskrit  verschiedene  Stellung,  in  budhjäsur  steht 
es  hinter  dem  optativchaiakter ,  in  bhutsiraii  steht  es  vor 
demselben.  Die  dritte  möglichkeit  wäre  eben,  dass  es  ganz 
am  ende  stände."  Ich  kann  dem  nicht  beipflichten.  Im 
eigentlichen  prekativ  steht  der  Zischlaut  immer  vor  der 
personalendujig ,  was  eben  durch  die  entstehung  der  prekativ- 
formen  mit  notwendigkeit  bedingt  ist;  vgl.  oben  s.  »(Jl  note. 
Die  sauskritgi'amniatjk  wirtt  prekativ-  und  gewönliche  optativ- 
bildungeu  planlos  diu'cheinander.  hhutsiran  ist  der  ganz  regel- 
rechte Optativ  des  s-aoiists;')  der  prekativ  miisst«  "bhutsmta 
lauten.  Die  beiden  einzigen  prekativlbrmen ,  bei  denen  das  s 
nicht  vor  der  personalendung  auftritt,  sind  die  2.  und  3. 
dual,  med.:  bhutsijästham  und  bhntsijästam ,  wofür  'bkntsl- 
gatham,  *bhutsi^atäm  zu  erwarten  wäre.  Ich  bin  aber  über- 
zeugt, dass  jene  beiden  formen  ihre  entstehung  lediglich  der 
erfindungsgabe  der  indischen  grammatiker  zu  verdanken  haben. 

S.  2^2,  z.  31  ff.:  Das  beispiel  j.  4ß.  8  ist  nicht  ganz 
sicher,  da  paitiaogep.ta,  ^asöiji  und  paiaj>  auch  auf  das  vorher- 
gehende singnlarische  äpr'is  bezogen  werden  kötinen. 

3.  29Ö,  z.  «  f.  und  297,  z.  31:  Zu  ha$lcaj)[.aspä]  und 
frädaßf.ga^m]  vergleiche  man  s.  ri4ti  note. 

3.  304,  2.  30  f.  ergänze  als  note:  Bei  der  korrektur  zu- 
gefiigt;  cf.  K.  Z.  XSTTH,  s.  410. 

S.  311,  z.  10  ergänze:  p.:  JiUiiptvä  43.  -2.  Vgl.  dazu 
s.  541. 

S.  328  f.:  Von  nicht  autgenommenen  formen,  die  man  da 
und  dort  als  verbalformeu  erklärt  hat,  erwäne  ich  noch  (one 
jedoch  Vollständigkeit  erreichen  zu  wellen): 

abiastä  j.  53.  5.    Ist  nom.  plur. ;  Ä.  F.  II,  s.  151. 

aiavhä  j.  30.  7.    Ist  instr.  sing.;  B.  B.  Xu,  s.  93. 

dazda  j.  27.  13.    Ist  nom.  sing.;  A.  F.  m,  s.  48. 

dum  j.  48.  7,  49.  10  und  d^rj  j.  49.  4.  Sind  lok.  sing; 
Vgl.  K.  Z.  XXIX,  8.  4yu. 

jfRä  j.  30.  1.     Vgl.  A.  F.  n,   8.  118;  B.  B.  XII,  8.  95. 

S.  491,  z.  1  ff.:  Die  steUe  j.  43.  10  dtlrfte  zu  übersetzen 

■)  Ebeuao  bhuliljo,  hhumaahi,  bhulsJmahi,  wAread  huMjas,  liuiUijat 
opUtive  de«  eiofachen  aotheniaUacben  aorbu  sinii;  ao  scboa  DeDirUck, 
aliiod.  verbum,  ».  190. 


1 


aein:  „and  verlange  von  aus,  was  dn  von  nns  zu  verlangen 
hiist ;  denn  ein  verlangen  von  dir  ist  wie  das  mächtiger 
{eiuflussreielier)  leot«,  insofern  dich,  den  mächtigen,  wer  es 
nur  vermag,  zufrieden  stellen  möchte".  Vgl.  dazu  die  an- 
deutungen  bei  Jackson,  J.  A.  0.  S.  XUI,  s.  CLXXXIX. 
wo  aber  die  worte  irrtiiiulich  dem  Ahuramazdah  in  den  niond 
gelegt  werden.  Zu  den  vorhergehenden  zeilen  s.  verf.. 
B.  B.  Xin,  8.  72. 

S.  49G,  n.  I:  S.  jetzt  auch  Solrasen,  K.  Z.  XXEC 
B.  329.    Aber  iä  ist  eben  akkusativ! 

8.  519,  n.  1:  Man  tut  wol  besser,  afrasduhd  j.  6S.  G  ab 
part.  des  unreduplizirten  perfekts  zn  nehmen. 

S.  539,  z.  29:  Das  y  in  ksl.  byvü  (vgl.  .1.  Schmidt, 
K.  Z.  XX\^,  8.  3tJ(i)  erkläre  ich  wie  das  n  in  ai.  Ixäihavun» 
und  lit.  diüvusi. 

S.  ö51,  z.  31:  Das  vereinzelte  vediaehe  av^at  BV.  4. 
23.  l  beurteile  ich  troU  Pauini  1.  3.  91  und  5.  1.  55  wie 
agamat:  cf.  s.   177  f. 

S.  561,  z.  33  ff.;  Auf  btiid  in  jt.  34.  9,  zweit«  stelle  irt 
natürlich  gar  nichts  zu  geben. 

S.  5ii2,  z.  2(i  f.:  Zwei  weitre  akknsativische  infinitive  der 
gatha's  sind  asüm  j.  33.  2,  s.  verf.,  B.  B.  Xm,  s.  81  nnd 
gerebqm  j.  34.  lU  [„Wer  die  rechte  einsieht  hat,  der  soll  (vie]- 
mehr)  geloben  an  dieses,  des  guten  sinns  betätigiing  fesUn- 
halten  .  ."].  Dagegen  bin  ich  bz.  »reuim  j.  $8.  7  andrer 
meinung,  als  sie  Geldner,  B.  B.  XUI,  8.  I(i0  f.  ausge- 
sprochen hat;  cf.  oben  s.  290. 

S.  565 ,  z.  3  ff. :  Also  der  gleiche  flexionSQnt«rschied  wif 
zwischen  r&^n-  und  arjantän-,  dätär-  und  pitäi-  u.  a. 

S.  582 ,  z.  24  f :  Die  Schreibung  hauryapbia  amerctapbia 
j.  1.  2,  jt.  äl.  7  und  hiiajfhiqm  v.  8.  41  f.  kann  ich  daher 
nicht  für  richtig  halten.  Die  handschriften  R  und  K  9,  iliü 
auch  sonst  mehrfach  allein  die  richtigen  lesarten  bieten,  haben 
bruaähiqm.    Vgl.  auch  paädiaslia  vsp.  14.  1  (thus  all  copies). 

Berlin,  30.  november  ISHl. 


Btfal 


Sachregister. 


AbUut,    Tgl.    conjugatioo ,    decli- 

nation,  laulwandel. 
Accent,  (vgl.  auch  conj.  deci.)  aU 

arsacbe  des    laalwandels  I2d  ff., 

138  ff-,    U3  f.,  422.  —  der  B.  pl. 

praet  dor.  515  f.    bei  suffix  -ro, 

-lo  422.  —  TerscbiebuDg  desselben 

in  ngr.  188  ff. 
Adjectira  auf  -vanl,  -manf  490  ff., 

auf  -n(  490  ff.,  545  ff.,  bSS  ff.  — 

auf  -<jr  1!5. 
Agni  les  ff. 


Alveola 


!  2. 


Ch 


Aaalogie,  s.  form aberl rag ung. 
ADHptftJB  B.  vocaleinschub ,  laut- 

ApoiioD  les  ff. 

Artikel  vor  namen,  gr.  896. 

Aasibilfttion  48,  52  f.,  ¥gl.  335  ff. 

Assimilation,  vorschreitende  41  ff., 
rflckgch  reiten  de  48  ff.,  benachbarter 
Tocale  413,  der  zijchi.  5lBa,  gra- 
phische 4as. 

Aspiration,  vgl.  ausspräche,  laut- 
wandel,  scbreibung. 

Aussprache  der  palatalen  1  ff,, 
der    i-laute    39;    des   p    56;    der 


aram.  43S)  der  nasale  im  auslaut 
gr.  442;  elidierter  vocale  gr.  24la,, 
von  (u  439  f.,  414,  von  /  pampbyl. 
440,  von  5,  V  *&0  ff-,  'on  a  330, 
456  f.,  tönendem  a  45J,  a/4  124, 
von  ](&,  if»  4SB  f.,  aspirierte  der 
tennes  im  vulgüren  Attisch  446  f.; 
von  lat  X  4aBa,  lat.  ü  im  afrz., 
ratorom.   40;    von  frx.,  mm-  q« 

ZdtishTlft  m  nrgl  Bpnchf-  H.  F.  IX. 


Axt  dem  Apollo  heilig  199  ta,  a. 

Beischriften  korinth.  und  chalkid. 
TBsenbilder  im  nom,  160,  att.  auch 
im  gen.  474, 

Bhrgu  !lä,  218  ff. 

ßindevocal  im  perf.  ai  ,  ab.  272, 
im  aor.  ai.,  ab.  SSO. 

Cisur  nach  dem  vierten  trochlus 
nieht  bei  Homer  236  f 

Cerebrale  0,  7. 
iten  221  ff. 
hronologio  des  Schwundes  von  = 
!  vor  dentaler  media  ai.  518,  des 
achwundes  von  verschluflslauten 
zwischco  nasal  und  s  ai.,  ab.  5tS; 
des  Schwundes  von/  im  att.  300a., 
400,  von  y  vor  o,  i  332  f.  des 
griech,  kürzungsgesetzuH  langer 
vocale  vor  doppelconsonanz  64, 
S48a.,  des  zusaromcnfalls  beider 
J7  att  125;  der  palatalisierung  im 
rom.  48  f. 

,  s.  Steigerung,  suffixe. 


Cor 


posi 


646  a. 


dvandva  ai.  583,  bahurrthi  gr.  125  f. 
Conjugation.  angment  <;  482,  vor 
^1,  ofi,  Ol',  Ofi  86  ff.,  340.  binde- 
Tocal  im  perf.  ai.  ab.  274,  im  aor, 
S90.  caDsativsm  (giithädial.)  302  f. 
conjunctlT  ai.  ab.  275  ff.  hat  ar. 
in  d.  2.  3.  p.  secundürsuff,  279, 
vgl.  291.  denomlnallva  im  gätbä- 
dial.  3U4,  von  -a-  und  -ri-stämmen 
gr.  269  f.,  von  -(-,   -o-atämmen 


104,  106  f.. 


ns-stüm 
3« 


1  gr. 


l 


109  f.,  von  -uK-sULmin^n  gr.  114  f. 
Impenitlv  tnr.  Ton  ß«iy<a  4H»  f. 
inflDlttr   acc.    als   iof.  ^63,  !>88; 

loC.  330,   491;  auf  ^> fr    IST,    Knf 

qvRi  364.  Inteuslmm  im  gäthä- 
dial.  SOS  r.  3utt  f.  beioniitig  ai. 
ab.  öSa  f.  DpUtlT  mit  a  vor  dem 
pcreonalsaff.  ab,  2T4,  mil  -iya-, 
-yi-  ui.  ab.  314  f.,  mit  I  ai.  ab. 
894,  aorisli  fon  |/Mii  374.  partl- 
olpla  auf  -nf  ai.  ab.  400  IT.  eia- 
teilung  545,  aua  them.  BtAmmcn 
&4fi  ff.,  aus  nicht  themat.  551  ff. 
gr.  lat,  bbO  f.  bild.  d.  femin.  548  f., 
654;  auf  -vai  ai.  ab.   aia  ff.,  gr. 

361,  531  f.,  it.  540.  gern».  54(1.  sl. 

539  f.  halt.  530.  rednpIlMtlon 
des  aor.  ai.  3SS.  mit  i  233.  vor 
/p,  ag,  ay,  oft  88  ff.,  349.  Vor  / 
geschn-iindeD231.sUiiimabHtiiraaK 
der  vurxeln  auf  nf  Uisa,,  des 
prüfi.  4.  clasBe  09.  tinfflxe  d.  I.  ag. 
pr.  iod.  ab.  -a  311  ff.,  I.  ag.  opt 
med.  3t3;  d,  1.  pl.  ai.  ab.  3?]  IT., 
1.  pl.  plqpf.  ast.  gr.  12S,  3.  sg. 
imp.  acL  ab.  -shi  307.  S.  u.  3. 
dual.  med.  ai.  ab,  383  ff.,  ab.  ilii 
fUr  la  28S  ff.,  a.  u.  3.  dual.  ab. 
■ataTc,  -aiiire  388;  8.  3.  dual. 
conj.  ai.  -ailhe,  -aitc  iST;  S.  gg. 
gr.  -f  153  f.,  4Öl>  f ,  3.  Bg.  «or. 
med.  ab.  -i  31H;  3.  pl.  prim.  gr. 
330;  ,1,  pl.  praet.  sf.L  ai.  ab.  380  ff., 
ab.  at  380  ff. ,  391  f. ,  3.  pl.  perf. 
act.  388,  5flö  f.,  3.  pl.  perf.  pasa. 
315,  3.  pl.  opt.  ab.  -(.'ii,  ■iln2i4a., 
586  f.,  3.  pl.  imp.  med,  -daSni, 
~4e9uf  330.  tcmpor«.  pracit.  d. 
4.  claaae  60  a.  belooaiig  des  redu- 
plicicrteo  563;  ai.  ab.  von  kar  378, 
gara877f,  nuf  378  f.,  Mn  270,  jiuin 
285,  ytij  27U,  i'of  278  f.  sac  &5lB, 

auf  -Co  von  stammen  auf  -yy 
33t  f.,  Ton  f^tu,  coQtr.  104.  aorlst. 
nicht  them,  ai,  ab.  373,  vgl.  271  f, 
390,  314  ff.;  them.  ab.  313  f.  ai. 
ab.  377  f  ,  gr.  230  ff.;  aigm.  208, 
aL  es  f.,  ai.  ab.  8S8  S.,  ab.  SIS  ff. 


gt.  65  ff.,  120  f.,  135.  137,  352  IF, 
mil  -aa-  103  m.  a.,  loa,  288;  mit 
-a-  S87  f.,  abgeleiteter  verb«  K, 
der  verba  auf  -u/cw  S5  ff.,  >fm 
IT  f.,  -Croi  19  f.  TOD  kar,  fOH, 
nof,  bhn,  j/iim,  yitj,  rag,  mc  T^ 
praes,  perfectnm,  gätbädial.  311t, 
them.  ai.  ab.  S8is,  miitl.  BUam 
im  dual.,  plui.,  ai.,  ab.  384,  im 
part.  543,  gr.  auf  -o/im  90  ff, 
von  -»-stammen  gr.  116;  3.  p.  ig. 
med.  deraelhen  gr.  341 ;  von  Irrnfii 
bei  Ilomer  103  f.,  ptor.  im  germ. 
274.  pliipf.  act.  136  f.  rotann 
Ursprung  551,  gätbädial.  so  1,  be- 
ton, ai,  551,  von  -n  atämmeo  gr, 
334,  der  ?erb.  liq.  gr.  130  t  »S. 
attisches  106  f.  pr«eAllT  56t,  U7. 
ContaDiinationabildniigen 
525  ff.,  534  f.,  54g  f.,  551,  Ml, 
5S4,  581, 

Cursivsclirift  gr.  schoo  frOh  ent- 
wickelt 155  m.  a. 

Dativ  ngr.  191. 

D  e  c  I  i  o  a  t  i  o  n.fcürziiiig  deiendnogui 
ai.  542,  583  f.  melaplasm«!!  (>.  i. 
übertritt}  ai,  534,  ab. 5;5a , ngr.  1». 
fttanunahstarDngderadj.auf-rani, 
-mani  489  ff.,  528  ff,,  der  part 
auf  -nf  545  ff.  der  pari.  anf.  ■toi 
53i)  ff.,  der  compar.  auf  -ya»  8S, 
533  f.,  der  adj.  auf  -nl  büä  S„ 
der  Wörter  auf  -at  584  f.,  ätt 
neutr.  auf-of  357  f.,  von  ai.  »1«> 
523,  575,  von  ÖQos  357  f.  sUnun- 
stufe  der  bh-kuius  ai.  ab.  544, 
547,  583  ff.,  des  loc.  sg.  4SI  t, 
Übertragungen  zwischen  stAmmra 
auf  -mant,  -cmt  und  part.  aaf  -nu 
5ie  ff,,  534,  Stämmen  avf  -im 
610  ff,,  adj.  auf  -al  50U;  swiscbn 
part.  auf  -nl  und  -a-stimnen 
558  ff.,  -nn-stimineQ  540  ff.  i>I- 
achen  -i-  und  -u-stümmen  air,  317 
übertritt  der  -^m-stämme  in  di« 
-o-decl.  64,  der  -u-stämme  in  die 
-o-decl.  gr.  470  f.  rerlKst  der 
decl.  ngr.  190.  ~  decL  der  adj,  h' 


-•■u„l,  -m-ml  ai.  al).  .19»  ff.,  gr.  S38, 

~ioi  gr.  140-  auf  -ivus.  'ijas  von         ^^^H 

lal.  59(1.   der  a.lj.  auf  -nt  4Ü0  ff., 

wartern    auf             4T4,    von               ^^^H 

5B3  ff.,  gr.  5(19.  Jer  pari,  auf  -i'iw 

BtUmmeD  gr.  air.  316  f.,  ogm.  auf        ^^^H 

ai.,  ab.  519  ff.,  auf  -n/  4»0,  663  ff., 

-iaf  ST6.  gen,  du.  von  dm  ai.  abg.         ^^^H 

der  coniparat.  auf  -yai  533  f.,  der 

dTandvA  583.  der  Wörter  auf  -ivs 

ai.  566.   loc.  Bg.  von  -a-stammen         ^^^| 

«TS  ff.  Tgl.  351,  auf  «;.  uS  415  f.,  auf 

auf  a  Bi.  583  f.,  auf  am  ab.  2S2b.,          ^^H 

-xU.,s  iU  f.,  der  s-Btämme  air. 

von  -I-,  -s-stätamea  ai.  583  f.,  von         ^^^H 

37»  f.,  Ton  ai.  anaimk  578  ff.,  \yant. 

-iM-stämmen    ai.    497 ,    ein-    und         ^^^H 

kiyanl  49Ü  ff.,  «Mi  5U  ra.  a.  580, 

mehrRilli.  496  f.  —  J.A-kasns  von         ^^H 

582  D).  a.,  von  Hs  TS,  von  n<fj>at 

•nf-stämmcn    502,    545  f.,    582  f.,          ^^H 

526  f.,  5I2a.,    584,    yon  pdnihan 

«a,  puToiac  578  ff.,  -von  j'^iuif 

p&rt.  auf  -vag                                             ^^^M 

109  f.,  Ufitvs  337.  'Ep^^'f  469  f., 

Delphi  197  ff.,   216a.,    216,  vgl.        ^^^| 

tqtot  109  f.,  fi^y  81  f.,  334,  0/J/- 

^^^1 

novr  416,   oüf  UO,  Tgl.  93,  S^o( 

Delphin,    d.  Apollo   lieilig    197,        ^^H 

SSI  f.   niri;  479,   nov!  358  m.  a. 

216                                                          ^^H 

i/C  79,    UT    ff.,    uJiif    vti;  470  f., 

Dcminutiva,  bedeutung  derselben         ^^^H 

Zi/p   131   ff,  x-i"  83,  331  f.   iiom. 

^^H 

8g.  der  pron.  ai.  ab.  498  f.  ein- 

Deaominativa,  s.  conjugatiun.         ^^^H 

und   mehrsilbiger   wSrter   495  (f., 

Dialektmischungen  auf  gr.        ^^H 

der  adj.  auf  -vanl,    -manl  483  ff., 

vaseniusebriften  890  ff.,  397  m.  a.        ^^H 

618   ff.,    der    -ni-8tamme    493    f., 

DiHsimilation   432,   442,   471.         ^^H 

557  ff.,  586  ff.,  gr.  832,  83J ,  der 

lingualer  verschlusBl.  579.                        ^^^H 

•n-Btimme  496  f.,  lit.  523  f.,   der 

Ditiograpbie  s.  Schreibung.              ^^^H 

part  auf  -va.i  519  ff.,  der  -p-,  -A- 

Drcifuss,  d.  Apollo  heilig  191.           ^^M 

stftmme    ai.   578,    der    -j-staminc 

EliEion,  gr.                                           ^^H 

575    f.,   von   pilix   ab.  ö!8a.;    auf 

E  i  n  t  e  i  1  u  D  g  der  lautgebiete  3  ff.,         ^^H 

-■je.  -VI  alalt  ii^f  472  f.  nom,  pl. 

^^M 

conson.   stQmme    573,    von   -u-at 

Energiesteigerung  54  ff.,  -ver-        ^^^H 

air.  877.  acc.  sg.  der  D.'-Blammo 

^^^H 

560,    ntr.    der   -nf-Btätnme  520  f., 

SS6,   544,    554   f.    der  part.   auf 

sonanten  55,  440,  507  ff.                       ^^^H 

-Eo*  619  f.,  636.  acc.  pl.  der  -i-, 

E  p  e  n  t  b  e  9  e  von  t,  gr.  348.                   ^^H 

-u-,  -r-Btämine  ai.,  ab,  483  ff.,  der 

ErsatzdehnuDg  52,  72,  81,  81,        ^^H 

consoo.  stumme  573,   ntr.  ai.  ab. 

334  IT.,  340  ff.,  Tgl.  lautwandel.            ^^H 

492  f.,  654,  584,  auf -os,  -«S  332, 

ExplosionBlaute  171  f.                  ^^H 

837  ff.,    von   -ö-,   -D-,  -I-,  -..- 

Kxspirationadruck  51  f.               ^^H 

F  e  in  i  n  i  n  u  m  b.  stammbilduog.             ^^H 

angeglichen  344  f.  toc.  deratilmme 

FormQbertragung,  vgl.  conju-        ^^H 

auf  ■.-■««(,  ■-««!.(,  -..0.1  510,  531  f. 

gaiion,  declination ;  kUnstlicbe  ngr.        ^^^H 

Inatr.  s^.  ohne  suf&t  ai.  584,  an- 

191  f.,  dorch  gleichheit  der  BÜben-        ^^H 

geblidi    auf   -m    567   f.;    gr.    522. 

und  lautzabl  79  m.  a.  durch  gleich-        ^^^H 

itX.  pl.  der  nichl  abstuf,  n-stämme 

bcit  der  bedeutung  veranlaBst  a24ff.        ^^H 

gr.  334 ,  336 ,  der  -»(-stimme  gr. 

ngr.                                                         ^^H 

3S6;  der  Blilmme  auf  -q  356.  gen. 

Gaumenbilder  i:  ff.                        ^^H 

Bg.  von  -r-stfimmen  ai.  528,  5T6, 

Itbakft  199                                            ^^H 

T0nja(i»ojtWö36a.,  mit  abl.  suff. 

Kürzung  des  wertendes  543,  583  f.       ^^H 

L 

38*                      ^^M 

^^^^^^^^^^^^^^^^^^1 

592 

Labiale,  mnuillierte,  9  f.,  14,  niM. 
32,  Bchwed.  St. 

Labialisierte  vocale  gr.  411  f.; 
r  all.  463  a.,  nord,  4fl3a. 

Laute,  einteilung  3  S.,  116  ff.,  eio- 
fach(i  2a,  ziisammeugesetEte  25, 
462  ff.  corabiniertc  36.  mouillierte 
8  ff.,  30  ff.,  462  f.  versctiloMlaute 
81,  61,  m  f.,  nasale  31,  57,  ge- 
dehnte coDsonanten  63,  335,  516; 
tonloses  m,  1,  n,  P,  gr.  44G  f.,  r 
ab.  465;  übe rgaogsl ante  G5,  164, 
451  r.  aoj  ff.;  vgl.  ausaprache,  lant- 
wandel,  Schreibung. 

Lautlose  demente  176. 

Lautwandel,  ablant  ts-li  81,  i-s 
ä!e  f.,  S-a  S4,  88,  351,  9-0  63. 
a-0  411,  Eweiailb.  5i^5,  vgl.  conj. 
decl.  Blammabstufiing.  accent,  assl- 
mllntlon  b.  hos.  aspiratlon  b. 
griech.  ansfall.  onbet,  vocale  gr. 
HO,  na,  410,  434  ff.,  444.  von 
GOnsonanten  60,  116  f.,  119  ff., 
160,  164,  169,  112,  175,  320,  435  ff., 
451,501  ff.elnerTon  zwei  gleichen 
flllben  266  m.  a.  373,  490,  tJS. 
vonsoDantenelnachab  55 ,  440, 
507  ff.  coiitractfon  b.  griech.  er- 
satsdehnung  53,  ü3  ff,,  72,  81,  87, 

334   ff.,  340  ff.,  344,  346,  lablall* 

siernng  s.  bes.  metathesla  462  ff., 
gr.  4.^3  ff.  uonllllemDg  48,  462  f. 
Tgl.  laute.  oaBBlIernng  507,  533  ff, 
sandbi  b.  bes.  sjnliese  bei  Homer 
251  a.  TocaleluBchub  anapl^ nia, 
svarabhakti,  ah.  465,  gr.  43?  f. 
durch  analagie  Teraalagat  148  f. 
Trlddhi  in  Bek.  abl.  ah.  541.  Idg. 
dl  Tor  ConB.:  a  284,  288.  l  +  >: 
1,  tt  520  f.,  pl  anl.:  I  678  m.  a. 
mm :  niii  571a,,  st,  >l,  $p  anl, 
biaw.:  k,  t,  p  481,  57U.  ss:  M 
532  ff..  Tgl.  ai.  arl§ch.  aasimilalioa 
der  Zischlaute  5T6  m.  a,  519. 
scbwäcbuug  Ton  vorscliluasl,  zwi- 
Beben  naaal  und  ziacbl.  601  ff. 
behandl.  von  kit  574,  von  ii,  dilli, 
in,  -nt  540,  hh  366  f.  alnd.  a;u, 


.,r„:  uu  578,  äi:  äf.  Früher  aU  U 
i  5T5a.,  am:  SA  »11,  0^  füTlJt 
679,  §:  an  654,  {nl,  Dnj,  fid:  1 
etC  4S4  ff.,  518,  515.  fl--  wr  636,  S71. 
ti:  khy  577,  W  im  Wechsel  nütd 
367,  gih:  ki  5J5a.  behandl.  TonaiJ 
601  ff.,  ngrik:  näh  501  ff.,  behaDdL 
von  i,  th  67äa.  Ah:  dU  iiS, 
ö:5a.  ttl:  II  510  f.,  nl,  ny  nicbl 
zu  nn  615  f.,  nll:  nl  610  f.,  571, 
nddh:  niiA  617,  lu.-  nn  MB  f.,  be- 
handl. von  nU  501  fL,  rl;  n  67t  ^ 
n,  U:  »  570,  i'd:  fl  578,  B:  1 
nicht  EU  ti  574  f.,  behandl.  von 
I,  ih  575  a.  i,  l:  t,  i  623,  516  t, 
s-gli:j-h  5T6a.  iti,  tkt:  et  SB«  E, 
prabrit.  -<u:  f  673,  gih:  jh  67«, 
abaktr.  n,  a;  «  S9i,  513  f,  om: 
i'ncjß  632,  aam:  ßim  ISla.,  M9, 
heliandl,  von  am  vor  folgd.  coi». 
5T1,  nn,  Sn  ;  (I  494,  anm  :  ünei  171, 
465,  -rtu:  -0  570,  f:  era  483,  in:  I 
486,  behandl.  v.  -ükt,  -Am  501  f, 
nkl:  AI,  üdbA:  n&A  501  ff.,  läiii^ 
[TN  495a,,  behandl.  von  p(  464  ff, 
vgl.  578  m.  a.,  von  «  36«,  n:  *ü 
riA,  Ao,  510b.,  64t.  s;:  ili  491;  ^ 
fc,  (^(,  fp  mit  h  redupL  361,  ifa, 
ijti:  fc  366  f.  apen.  r  —  ah.  ttr. 
t>satX.Js  -  ab.  tj>  464,  rf  —  llr, 
rw  —  trr,  k-j,  jt  =  *«,  »j,  ij 
=  j^r  464.  armeii.  kt  ent  relu. 
spät.:  ix  ^^^-  Kriech.  aspiraU  Tili 
tenuis  156,  261,  440  f.  aspiratias 
443  ff.,  iaterrocaliscb  444,  nach 
f>,  f,  k  auf  att.  vaaeu  445  f.,  ntcti 
/  pamph.  446;  anagelaoaen  bd 
Homer  258,  auf  att.  vaaen  444  L, 
vulgäratt.  446;  bewirkt  bis«,  po- 
Bition  233.  nm springen  deraelb« 
447.  contraction  von  (u>  148,  351  r; 
nach  auBfall  von  /  att.  138  ff.,  bd 
Hotner  selten  234.  dehnung  nichl 
durch  /  veranl.  233  a.  dentale  tdi 
H  90  f.,  in,  439.  epcnthese  tob  • 
348.  doppelconsonani  TereinTschl 
60  ff.,  72, 88  ff.,  ohne ersstcdehoiuf 
88.  elisioD  247  a.  kOizong  lugtr 


vockle  Tor  doppeluoDsonaoz  62  ff., 
66,S3T,  S48a.  n&sal  vor  verschlaBBl. 
geschwunden  na,  175,  435  ff. ;  vor 
a  +  cona.  60,  118  f.,  329  ff.,  vor 
sekuDdAr  enlwickellera  a  iou.  att. 
334  ff.,  auslautend  iou.  tM..  337  ff. ; 
erhalten  338ff.,prothese  von  vocalea 
Tor  /  23aa.  Psilosis  bei  Homer  25S. 
tenuis  für  asp.  441  f.,  für  media 
42tj,  vgl.  431,  durch  nasal  erweicht 
437 ;  vercinfschung  von  conso- 
oantengruppen  auf  att.  vasen  4^1  f., 

,       Tgl.    164.   K   +   (-;   Ä   75,   «.   att. 

'  vor  o  +  cons.:  « 117,  «■;.■  «/  483, 
^  vor  y:  ft  367  m,  a.;  ß,  J  auB- 
gelassen  164,  451.  yi:  l  450  f. 
ifi:  an  429,  vgl.  90 f.,  IIJ.  i  +  i: 
i  7&.  t:  1  darch  accentvcrlust  422, 
Jnü:  "(  4B4,  519;  n,  i,  ^  wech- 
eelod  421  f.,  vgl.  41S  ff.  und  j^tf- 
Jioi;  fv:  ijf,  ej  423  f.,  tu  dor.  =- 
fn  417;  cm  nach  conson.  bei  Homer 
nicht  conlrahiert  251  a.,  aeol.  nicht 
contrah.  U8;/bei  Homer  lebendig 
330a.,  aasgefallen  160,  169.  173; 
ati.  390a.,  400  f.  m.  a. ;  inl  früher 
geschwandeo,  kor.  160  f.,  gemein- 
gr.  284,  266 ;  aol  nicht  vocaliaiert 
234  ff.  >j  —  f  von  echtem  ^  ver- 
schieden 346;  <i  aus  ü  mit  echtem 
1  erst  spät  zusammen  gefallen  125, 
^v  dor.  -—  ijnt  41J,  t>  lor  j  nicht 
Maibiliert  337a.  9:  a  att.  447.  t 
nnd  ((  wechselnd  läQ,  vgl.  418  ff. 
1  vor  o  +  cons.  ausgefallen  417  f., 
entwickelt  418.  aus  a,  z  entwickelt 
124,  126,  345.  .  im  Wechsel  mit  j 
Bfl.  _;■  nicht  zu  if?'  94.  x  mit  x 
wechselnd  156,  261,  446  f.  *:  i  45. 
;i.'  f  nicht  gT,  442  f.,  XX  vereinfacht 
65  f.  ia  135,  352  ff.  ^.-  y  442. 
/jy:  y  430  f.  ua  60  ff.,  137.  v  ab- 
gefallen 452;  in  sonantischer  func- 
tioD  424  f ,  vor  vcrschlussl.  geschw. 
435  ff.,  vor  o  60  f.,  136  ff.  32'J  ff., 
334  ff-,  340  ff.,  344,  346.  auslauten- 
des y  aolautendem  o  assimiliert 
347.  yy  gemeingr.  63  ff.,  lesb.  thess, 


jister.  593 

59  ff.  vereinfacht  58  f.,  66  f.  yi 
nicht  durch  assimilation  ausl:  y 
516.  fkret. :  o  434.  o.  ui  nicht  ans 
e,  e  529.  Ol  vor  1  -f  cons.  att.  zu 
0  417  f.  dir;  u/  424.  anlautendes 
Q  in  zusammens.  nicht  inuner  ver- 
doppelt 350.  fd  127  ff.,  352  ff.; 
att.  früh  zu  gQ  450;  qo:  qii  nicht 
auSBchliessl.  att.  135.  paa  und  qo 
aas  ^i.'  (1(1  135.  o  tönend  124,  vgl. 
457,  i-halÜg  124,  126,  330,  345, 
Tgl.  413.  eingeschoben  440 
90  ff.,  geschwunden  vor  cons. 
ahgefallen  452.  auslautend  folgen- 
dem .t  assimiliert  352.  in  Verbindung 
mit  nasalen  und  liquiden  59  ff., 
124  ff.,  347  ff.  ak  124  ff.,  350  ff. 
/!/.  69  ff.,  128  ff,  430.  anl.  84  ff., 
441.  Ofi:  i>t,  124.  ay  59  ff.,  126; 
oy:  yy  b  jüngeren  bildungen  74 

126.  Oy  124,  348  ff.  aa  nicht  attisch 

136;  auf  att.  vasen  448  f.;  heracl. 
IhesE.  syrac.  kret.   267  ff.   i/,  aj 

att.  137.   i^.-  I    165  f.,   169  f.,  112  ff., 

433  a.  vorn  früh  zu  i  getrübt  433a. 
/  für  X  156,  261,  446  f.  «i  —  ö 
von    echtem    lu  verschieden   346; 

urv:    m}   424,    ngr,    i(i  aufl /s  468. 

Ut.  ose.  X,   s  433.  behandl.   d. 
vclaren  503  a.  roman.  Int.  n:  f 
rütor.  II  46.  lat.  ci,  ce  43  f.,   . 
lat.  ti,  äl  53  f.,  ((",  rfi  +  voc.  52 
ni,  li  +  voc.  54.   »j;   *i  54,  li 
TOc;  i  54.  germ.  ka,  ke,  ki  im  f 
46.  au:  0  im  frz.  jünger  als  c 
ia  16.  ,!  -I-  cons.  frz.  55.    no,  n 
»M  Span,  54,  (in,  U  span.  n,  1'  56  f. 
i,  i:   X  Bpan.  pj:j.  ej,  vit-.J,  d' 
ram.  56.  «Ir,  p  aus  hn,  i  aus  rfn, 
c  aus  gn  3?5.    got,  e  nicht  zu  o 
529,  h  —  ai.  h  63Sa.;  anord.  pf 
a«a/r  465.  nenengl,  i  nach   voc. 
vor  ]  +  cons.  geschw.  418.  abnig. 
crsstzdehnung  81   m^  a.  s  vor  n 
wirkt  nicht  ersaizdehn.  81.  prenss, 
RnUi:  ans,  oitt  539.  Ut.  an:  ou,  u 
nicht:  a«  533  ff. 
Leto  211  ff. 


Liq« 


sinil     ver$ctLluMla.ule 


,  51. 


L  y  r  s  dem  Apollo  heilig,  2!»  IT. 
Marsyas  308  m.  a,  vgl.  Mvßtrvat. 
Mfttari<;raii  S19,  vgl.  m/Uariti'ä. 
Hetriaches.  veda:   284,  SM»  f., 

5U  f.,  MI  f.,  &<0.  güthäB  ües  f. 

Homer  SAU  CT. 
Nasale  sind  terschluselaiite  31,  S7. 
N  a  s  a  1  i  e  r  u  II  g  der  part.  auf  -reu 

ai   al.  538  f.,  der  compor.  auf  yiu 

bSa  ff.,  in  ^iifl,  Tnernk'o,   coniunz 

50  J. 
Odysseus  199  m.  a.  vgl.  OJi'aofii. 
Orthographie  (vgl.  ach  reib  img). 

att.    140   f.,    [fi4,    103.    korinth. 

153  ff.,  priocip  deraelben  liu  ff., 

168. 
Palatale,  phjgiologisch  1  ff. 
Parasitischesy  13.  35  f. 
PrApalatnle,    entstehung    dur- 

selbeD  ä5. 
PrApoBitionea,  e.  slammbildung. 
PrieBturgeschlechter,  aach 

tierea  benanni  2IH  m.  a. 
Prometheus  !19  f. 

ab.  498  f.  8.  declloaliOQ. 

Prothese  von  vncalen  vor  /  235a. 

Psilosis  bei  Homer  258. 

ReduplicatioD,    s.    cot^ugtitioii. 

R  u  d  r  a  225. 

Bandhi  516,  des  [-gveda  500,  511  ff., 
von  arisch  as,  a*  496,  5;i  f.,  der 
vocat.  auf  as,  ai.  531a.  ai.  m  484, 
671  ff.,  <t  528,  541,  an  4H3,  494, 
501,  51T.  a.f  571  ff.,  in,  Rn ,  fn 
484  f.  575.  U  4eS,  575.  l,  l>  578. 
n  504  ff.,  515  ff.  n  485,  504  ff., 
614ff.  M57B. -(Jm  +  i-:-*-!01,  575. 
-n  +  f-  i  -Rech  508  ff.  ab.  ru  612  f., 
0«  571  f.,  a  607.  griech.  -p  o-.- 


-  347, 


-ü-  sr,i 


Satzdoppelformen  S58,  332  ff., 

345  ff. 
Schreibung     (vgl.     ausspräche, 

Orthographie).  ^lecb.  aspiratn  für 

ICBuis  15fl,  261,   416  f.   der  aspi- 


ratioD  443  f ,  interroc  -414,  aoi- 
gelassen  444  f.,  nach  fi,  y,  il,44Sf,, 
nach  /  446.  gewisser  cousonaDieii- 
gruppen  164,  451  f.,  dittograpUeii 
408,  408  f.;  doppelte,  von  «kik>- 
nanten  454  ff.,  vgl.  63  f.,  vw 
vocfilen  414  f.;  der  nasale  lit, 
i;.^,  435  ff.,  des  Spiritus  as|»er  38}, 
440  S. ,  teuuis  fitr  aspiraU  111, 
für  media  428,  unbetonUr  *9CMk 
170,  172,  410,  424  ff.,  441.  tW  ^ 
kor.  155  f  TOD  «  kor.  in  B. 
liegendes  o  auf  att.  vaseit  473.  — 
ttt  _  «I  kor.  IÖ5,    164,  att.4tl. 

ax  =  X  *■■"■  *  =  n  408  f.,  V^ 
168.  I  -^  E<  153  R.,  161,  481  m-a 
(  =  ■  410,  417.  i  389,  403  t.,  1(1. 
(.  altatt.  140  f.  fov  —  tu  m 
fti  =  (■  414,  (ü  =-  u  ITA,  fvj- 
tv  vor  voc.  na.  /  100  f.  »  —  (I, 

(  407.  ,f  =  i  15J  ff,  aO(  —  »MC, 
»Of(  165,  ITO  t.  t  =  V  165,  I6SE, 
413  ff.,  132  f.  m.  a.  {{  461  f,  ii 

164,  IH8,  463.  a  =  n  IIU,  o  =  I 
111,  0  =  i>  112,  vgl.  16S,  IMf 
tiv  altatt.  140  f.  mu  —  u>  16Ü 
;  166,  168  f.,  att.  38S,  40S.  atu- 
gel.  vor  coDs.  4ii.  aiulaataid  Ut. 
ax  =  rt  45U.  a,  aa  =  S  4H.  Of 
•=  !('  457  ff.  o;r  "  E  457  £  f.  it 
^„,  4511.  ,■  ~o411.  V  — tiul, 
ISO  f.,  412  ff.,  433a.  u  —  s  411, 
Tgl.  470.  ifo  =  li.  IST  ft.  xo  -^l 
457   ff.,  cu  =  o,   ou  401. 

Schrift,  verliftitnis  lur  spnA» 
176  ff.,  zweck  derselben '  1T8  ft 
scbriftK eichen  der  korinth.  vaM 
152  ff,  der  att.  308  ff. 

Slnminbilduag,  -abeiufung.  (igt 
deel.  coig.  lautwandel)  der  prtpit- 
sitionen97B.,  262.  der  comparali^ 
auf  -yn.!  83,  631  CT.,  der  dvand» 
583,  bahuvrihi,  gr.  123  f.,  da 
feminiuuni  von  pari,  auf  -nt  Mi, 
554,  564.  der  adj.  Auf  -nl  964,  »9> 
der  ueutra  auf  -o;  351  f.  etana- 
stufe  bei  suff,  -poi  S71,  ~fim,  ■•( 


»13. 


82. 


-a/ios,  -Ofiä,  oftü,  -Oftuty  ill  IT, 
derainativa  and  dereu  bedeutiiog 
192.  —  fOQ  stamm  kers  69.  von 
l4nöXXioy  103  m.  a.  426a.  ixa- 
aiat  144  ff.,  fKiiieQog  150,  igoc 
35Ia,  TloUxtbiii  SlO,  Iloinidjoir, 
/ToiiJnV  159,  ntxif  858  m.  a. 
Steigerung,  ngr.  lyo  f.;  adjec- 
tiTische  der  localadverbia  I4S. 
Suffix  des  comparativa  83,  151, 
330,  532  ff.,  541,  des  BuperlativH 

148  f.,  330,  541,  518. 

Stinun  ton.  verlost  desselben  (50) 
52.  vgl.  ausspräche. 

S  t  o  f  f  n  a  m  e  n ,  durcb  demiauiiva 
individualisiert  192. 

Suffixe,  des  couiparativs  u.  superl. 
B.  Steigerung,  verbalnouiina  mit 
-m-  gr.  118  ff.,  mit  -l-  91.  —  -m-, 
-ai-,  -d-  OBa.,  uko  414,  -lo-,  -ru- 
meJBt  betont  422,  -ino-,  -no-  82, 
-ir-  271,  -(u-  114.  arisch  -a(-,  -Ol-, 
-t-  584  f.,  -dtka-  487,  -i«n«-,  -Ina- 
523,  -thä-  (pari.  perf.  pass.)  502, 
-..(-  545  f.,  563  f.,  -mant-,  -vaul- 
400  ff.,  aind  -jas  114.  abaktr. 
-lara-,  -lana-  547,  561,  -la-,  -tat 
547,  561.  griech.  -alo;  266,  -tyyot, 
-iiy6( ,  -ijyöf  76,  128;  -fopdc, 
-■I(><ic  348;  -lioi  408a.,  445;  -ijioc 
2538-,  -iQiis  348;  -9/<o-  117  ff.; 
-ixoe  Hla.,  namen  164  f.  -i^or 
425.  -ifOf  76,  126,  523.  -(J^os, 
nameo  164  f.,  413.  -^r  Sla.  -/i« 
44S,   -ya  64;   -»-Ä  84,  412  j   -yos 


137 ;  -vtio-  336;  -got  271 ;  -(k/*^, 
-ooj-of,  -atifoy  137,  -o«  356. 
-o/ioe,  -u^o,  -o^iuf  118  f.,  123; 


JIDf, 


r   146; 


r  623; 


wechselnd  mit  -us-  170;  -i^or 
namen  413;  -uWc  168.  von  Aiidf, 
rfildir  434;  von  U>a  Ivu,  104.  von 
ili/5i;r  434.  lat.  -itra,  -sHj  =  got. 
-Str.  ahd.  s(  270;  -Uno-  523.  ahd. 
-#(  270.   got.  s(r  270.  air.  s  379  f. 

Syntaktisches,  bedeutung  von 
aor.  und  impf.  237  ff.,  276  E,  285; 
des  aoristparticip  243 ;  imperf. 
im  gleichnis  nicht  bei  Homer  230; 
plur.  der  eigenoamüD  ab.  gr.  201; 
Eingul.  des  verbG  nauh  neutf.  pl. 
282  f.,  202.  dualis  in  diajuncliv- 
sätzcn  285  f.,  2'J2.  cnuslr.  des  inf. 
ai-  5Ö8 ;  ab.  281  m,  a.;  der  verbal- 
pr&fixe  mit  -u  ai.  ab.  570  von 
apers.  via,  niaii/a  585.  dativ  im 
ngr.  Ifll,  nach  JiiioiQ(no/iai  IBla. 

Themis  213. 

VaseniuBcbriften,  koriDth. 
152  ff.,  att.  386  ff-,  sibjon.  115  f., 
chalkid.  385  f.,  tarent.  387  ff., 
campan.  380  f.  rhodiach  382,  kyre- 
iiäiscb  383,  mykenisch  381,  ionisch 
381,  böotisch  387,  lucanisch  390, 
messapisch  300.  dialekte  derselben 


ale 


c  h  u  b  s.  lautwandel. 
i   sekuad,  ableitungeu 


spräche,  gr.  381. 


II.  Wortregister. 


ngnmai  277,  588.  acchs  333, 

Altlndisch.  agrabhim,  -Ti  etc.  200.  njnrannm  5( 

akar  575a.  aghSt  531.  dirpn«fanl- 

tücntmiiam  290.  aesddle  548  a.  wll.usm  284 

akratiüm,  -Ji  etc.  200.        acfänam  581,  ndJ/.a  326. 


miP 

^^H 

^dh,.a.j6ia.  .-.«4, 

iSdi'lln  337. 

tnmH    583. 

anaiüfM,'«dhhy<»h-i<»(. 

uffQ  2S5. 

ritolPrtna  531».  5«. 

ana4i>in,-Pa*fcaf,t»«. 

ü/ifl  570. 

ribhU  531. 

anttinmm  26«  f. 

dran  578. 

cUatAa  384. 

äpatyoBi  bSS,  5Sa. 

uJaffUif   532.  58t. 

eil   US. 

dpa  5J0. 

uiäi  523,  575. 

ctrai'»  537. 

uläoaiH  583. 

ehdndai  558  a. 

ibhana*  535,  581. 

<iMm  .%;4a. 

KcÄirf  868  f..  871. 

dbkinat  SSI. 

uW&Ai.  523,  582». 

chidi  371. 

Kam  118. 

uirdi  348. 

cKiWirä  »71. 

oratn^i  03. 

cMdrä  SS7. 

arärvm,  -ru»  S.ll,  542. 

lirtin  583. 

>(.ja(  584. 

ätali  115.  354. 

armii  618. 

jajjhartt  575». 

oyadAim.  -u  elc  SSO. 

^tcaffl.    fti-atiö.     527. 

>rfnyur  53«  A. 

avagä»  580. 

540  f. 

joy»*!  585. 

aiiirtdiayuni  535. 

riijaH  548. 

järaa-  548.  584  f. 

rfKi'i  116,  351. 

rlaAAif  128. 

/»(aceti«»  301a. 

di>r<"i(ii  508,  sea. 

tmuiäm  685,  576&. 

jllhiiidm  535,  5I«1. 

detva  aasa. 

ai<ni«i  538. 

jigyühhu  537. 

optÄHUnl-  SIT. 

rf  B70. 

;i».'ii  5T6a. 

ohVaitwa  587,  S3&,  543. 

jV'*""".  -»öri  31». 

tuankhsnta-  570  f. 

torfwoj  .138. 

jnamBnas  578». 

cuafcätnt     etc.      553  k, 

bfm  447. 

jj«  574. 

555  n,  584. 

l'tar  218  f.,  391, 

lakiaa  548. 

äiafearttt  548,  551. 

ka^il,  scann   140. 

(afndna  531. 

a>3it  498. 

Wrfuj/a  888. 

lairo«  876. 

dttam  488«. 

kiyaii  543. 

tarut»  337. 

damriaähra  580. 

Ktu»,  J*C  90. 

MffflStt  76. 

1                    n*rol  581. 

irrTtai'anH  278. 

Iü4hi  578  a. 

d#rad*nn  518. 

t^lua»  538,  544. 

niriss>^  559a.,  681 

ali'Unll  390. 

trihd,  krthäs  378. 

UfounB  578. 

ahinat  581. 

i^Jnw  82, 

(.i(*anfli  551. 

dHitfun  508. 

hrälumaOt  542. 

luifan-  548. 

ällha  525. 

l^rfranii  468  a. 

/..Pirrfpnn  597,  5«. 

anyam  559. 

jbJumdCi  493. 

traturan  348. 

khidpa»  541. 

lr(ua(i  104. 

ni'QTluuft  578. 

t'lAya  577. 

IräsjUiSm  384. 

Süish-  251  f. 

gao4a  380. 

hxfJafi  08. 

afaw,  -Ihe  B86  f. 

l^()(ini,  9atiina,i7finrn373. 

rfatfwu  84  f.,  137. 

n^aie,  -lAe  saa  f. 

gSi^ami  148. 

rirftiof-  551. 

drti  890. 

jnaco»  520,  536,  544. 

(JdJaffin  643. 

VWÄ  200. 

jaurf  583. 

dadifJiiliaam  641. 

inärtvalii»  542. 

rjhdrSali  103,  357. 

riaifMn  543. 

Ci,an(<  493. 

<rAai  422. 

fra  575  a. 

gür'ouanti  492,  554. 

(in'Wfl  576. 

Ififyo  284,  393. 

cakrdii  553. 

dan  839. 

TfPflrrf-  542. 

ral-nÜfim  536. 

rfrirl  575  a. 

i}u  471. 

KcaH  577. 

ilala»,  äalam  1081. 

^^ 

Wortregister. 

507^^1 

yjn,  dtti,  däyate,  ad)- 

paigrbhim,  päibliam 

nuiM.Jjfnfi  10S&.,S58, 

575  a. 

mafiii'anf'                               ^^H 

seTa. 

jiQüyafe  285,  281. 

ymath,  manlh  227  a.            ^^H 

da^tas  501. 

pdtjTur  52Sa. 

^^H 

J.;,6Aja.5J5a,5IBa,&82. 

pdnlhäC«),  -Ihilnam  etc. 

madAu,                                    ^^H 

495  f. 

Mdnui,  'kIoo,  -um   531,      ^^H 

dJdhVham  28i. 

paroQu  100  a, 

^^M 

ydu  199. 

pariAnif  584. 

mandhatA  142,  577,                ^^T^ 

rfur<Mjfa(fc>  S48. 

pafurndnli  492,   554. 

Biarafcafa  85,  440.                             1 

durdKäTam  6I5a. 

paSfÄa-  579  a. 

Ymari  208  b.                                      J 

ifiUyali  113. 

maiTya  289.                             ^^^1 

riuAlyo'l,  jfdn,  214  m.  a. 

pnjia  222  f.  m.  a. 

WKVX'                                   ^^1 

drkiatt  290. 

mahät,  -hadbhüi  522, 565.      ^^H 

W^jftAi»  582. 

piUhya,  pashatM  380. 

mahän,     -hdtH,     -häcca      ^^M 

-drfl  B06a. 

pitiöt  574  f. 

586                                      ^^M 

dteayaiäm  554. 

pityiHi  115- 

mahAm  586  ff.                       ^^H 

•de<rovQ«nam  5*8. 

pmiianm  548. 

mdhikeraans  535.                  ^^^H 

iMMsoi  62a  a. 

pliäyaii  97  a. 

«.atarif-a  -f-a-«.™  etc.     ^H 

pinwa  286  a. 

^^H 

dra^i  102. 

pjpayata  279. 

ntillrn,  rnatn  484.               ^^M 

ifviUa/.  -kiala  5T4. 

piwan  541. 

mübhü  522,                        ^^H 

dAiitjat-  551. 

puniddrüfoi  65. 

dAanu  213  a. 

^^H 

dhavala  281. 

püSjind*  114. 

fflfUR»  114.                 ^^H 

dSaman  214  a. 

pRlani  574  a. 

-Wa                         ^^M 

1       dhnrayatailim  546  a. 

ppfälda  554, 

möyham                                 ^^M 

1      ilAars  3ei. 

prfcnt-  552a,  563. 

yaki<.im                               ^H 

ydhnv  s«i. 

penw  531. 

yajya;  -j>-  471.                 ^^H 

JAlt/aihjinPM  558. 

präugam  578. 

(abhijydnti  548,  554.         ^^H 

dhllamäftny/Lf  289. 

prafnd  523, 

^^H 

(iAiiniman*  543, 

yaniafe,  yanuirn  285, 287.      ^^^^H 

JAQniS'd'  80. 

prdycDfantai  544. 

^^^H 

dkridl,dhriaväibbi,!i69. 

pro  570. 

^ifiia-                                    ^^^1 

dMthe  28J. 

fcrdt'imi  290. 

^^^^1 

nrfrfManie  218. 

6rrfi.™  552. 

^^^H 

ndpit,  ndplre  filfi.  526  f., 

bhaktirdifuai  521»,bZi, 

yAvdn»  535                        ^^H 

584. 

542. 

y0.m                                       ^^H 

ndpn.  napifl  526. 

yiti'af                                      ^^H 

nasanli,  na^an  2)8. 

m.  a. 

yiin,  yiirÜom  5088.             ^^H 

fuirafe   108. 

fiAdrIi  272. 

yuflfesirfi                                      ^^H 

naAufa*  etc.   535  m.  a. 

bkd,>nn  56!. 

yyijylimm                               ^^H 

nfrfwafe  483. 

K'iAaj  96  a. 

yuJAnkfl  118.                      ^^^1 

i      nfcmU  531. 

Yhha  1B5  f. 

yOdhyati                              ^^^M 

nidharayttt  S59. 

bAas  195  a. 

y^Santt  551.                      ^^^| 

,       nibOi^Aa«  579  a. 

Mala  575  b. 

Tätkavale                             ^^^M 

mtmta  251. 

bhnmidnfthäs  568. 

ralhiräydtSm  54e&.            ^^^| 

mni^ifc  Gl  5  a. 

6Ao»  531  a. 

^^H 

nibana-,  nitm-  528. 

Ybhrsj  219. 

raTSrfäiä                            ^^H 

^^^I^^^^^^^H 

^^^^^^^^ri^^^^^^l 

raränO,  -vpam,  -rariedn 

lunw  578. 

tä4*yäi  57»  a. 

543. 

nlTohd  207  m,  «,.  8!4, 

«dnti  654.  563. 

TSlri  375. 

4SS. 

likalU  535. 

r/Mi/a  384,  203. 

nncalfjr  548. 

riitäli  !8 

551   f. 

>üi!>aa>  548  m.  k 

riv'>«ti  78. 

««Vi  100. 

ItiaH  548  a.  553. 

nWiliari  514. 

Khätam  584. 

fuMranl.  527. 

ru</rl  22S,  328. 

ryUii  534 ft. 

luno'ti   103. 

IiOafi  101,  blbB.- 

vraiyi»  555. 

»Bindm  103.           ^^^ 

vadi  161. 

fatrüyatim  548 

Kfür                      ^^^H 

winiiw.-nfiA«, -ndBöSI. 

foryo,  foij«  207  f. 

K»»                   ^^M 

SSI,  fiSa,  SSI. 

ft^PÄn,  -rf.nrfl  527,  557, 

$6                          '^^H 

nfmili  lOe. 

562. 

»lrfrfn»<m   107.        ^^^^ 

Mnmdta  541. 

-p«.  144. 

itäc&noi,  »lap/ind*.  «In- 

varelhB  287. 

(■juat,  fff"iM  561. 

uaniM  551  f.,  563». 

Mflli  872. 

fiWä,  -iÄm  210. 

mAmi  272. 

vdrpa3  487  a. 

riros.  flrfein   60,   141. 

,a,ai-im  271. 

cnrlrnan  3ä7. 

fuljtai,  fui.vnl>  525. 

XhiKiiin  555a,  G84. 

nnird*rf"(n»  553. 

(TOi^a-  658a. 

ithävani  2Tla. 

vavrdhtit  286. 

^lUlti  78  m.  a. 

V>tAß  271. 

.'(ijymd-  378. 

r<>iM('ä«  580  a. 

»ndfi  84.  96». 

ymu  11,  m». 

SQf,ta*/*4,W''Aa5!5a., 

■nauli  84,  95. 

vaialc  loa. 

577. 

,pharli  290, 

ialtikdi  603  >- 

srarätat  584  f. 

vakdlat  t>84. 

itki'""i  "'*■ 

»ra»  581   f. 

KpäffA-.    rajAo*.    -dtui 

jiat*M(Ae  570. 

K|.(f(Ol-S«,      *«l>^    6« 

151,  661,  5S*,  684. 

m.  a. 

«nljpn,  lUCUnäl  551  a. 

ji'firauntfbAjNU  5831. 

v/yai'abu  543. 

sdtÄyur  52ea. 

apfitrt  484  a. 

(/Ijuaflm,!}  578. 

irdcaifl  637  a. 

rAnfcu  327  f. 

saikikiU-ä  5B7. 

iura*  134. 

ja{fj/(f<  xiriiVcM  258,  362. 

Äarito«  221  ff. 

nnfl  100  a. 

saähamä4   580. 

harmi  96  a. 

i>idÜ5  627,  531. 

K"a»  86  a. 

mijBtlruu  541. 

lanaiäfia-  583. 

At'rfuiTiiaTn  558  a. 

cfbAuSih  541*ft. 

fiunuIdr,<(ini(Hr3fl3m,a. 

hiiänani-  53r. 

K^opary.  laparvenya 

UnDd^rjra  55».       ^^J 

193  t„  201.  223,  236. 

vivätva,    -iwtbhi*    542, 

229. 

''-U 

684. 

sn^cat  äeo. 

jüöyali  575».        ^^" 

686,  687. 

anfcata-,     icati,     -fcmi 

Prakril. 

vieikvdn  58S. 

551a. 

jÄora  575a, 

riieMi  574, 

Mfcnins  553  a,  584. 

kahi>H,tahiilt.jahi*Uli 

vicramincäi,  -ni-dm  etc. 

msmias  584. 

568. 

sdjurfr  584  a. 

Altbaktrbch. 

riiojn  251. 
vH  363  a, 

.lahiUram  126,  350,  423, 

(Vgl.  auch  das  wiiml- 

676«. 

TerseichiiiB  8,320-3«.) 

Wortregister. 

599  ^H 

uyaiUtm  301,  554  f. 

^^H 

aiwi-eangoo  561. 

ayfiii  560. 

^^^H 

auruanio  49'2. 

Offftil  304.; 

artm                                     ^^H 

tauhnta  SS. 

argof  2B&. 

äresheä                                ^^^H 

aoariialäm  650. 

anM  318. 

^^H 

(paiiy}aag4-iil   288   f., 

owiid-,  aüoto,  np«(  498. 

313. 

avakhthmlyäo  547. 

({{(aya                        ^^1 

aogiila  30b. 

a«(7{ii/B  499. 

dAitAA^fi  2T5,  311.               ^^M 

aogemadalea  305. 

aua^la-  498. 

^^M 

aoghiha  30&. 

a<-ar(F  314. 

idnm,  iiti  304.                    ^^H 

aqfl.  -j'ai  305. 

avofiKfayKli  36«  f. 

irädgäi,  ertidy&i  307.         ^^H 

oum  499. 

(aJeagOta  296. 

itirikhihaia                       ^^H 

atojra  301. 

audCT  318. 

ifä                                      ^^H 

avamJ  272. 

ifi>a,    ifuaiA             vgL     ^^H 

aAhain,  -iltaU  -Ätinn  30». 

uneiBTra  273.  2al. 

druLkfehler                    ^^H 

av&Q  498,   519. 

ishniM,    tghenn,    •»hat,     ^^H 

(lijAhaija  373,  aoi. 

f,.;.30  306. 

■,<Anu»i;  Mk-.1(3  298.        ^^H 

aiWn  306. 

avUOHUm  499,  556. 

MAayilf                                   ^^H 

aciftä  314. 

afÄm?  272,  305. 

uhoiü  273,  299                    ^^H 

(ajjen  304. 

of  306,  317. 

uiaf«.r  -f<lf  299               ^H 

aiäfAä  396. 

ufflfaf  501,  518  f. 

ijfiu  4T1                                ^^H 

azda  32e. 

üffTm  588. 

ixhüidyämahl  304.               ^^H 

orfac  390,  Tgl.  320. 

a^lvaiti,  afd'iimii  4D1  f. 

-.•jba<*  etc.                     ^^H 

adcO,  tti/i'Ao  496. 

nf(ju  464, 

^^M 

änSiAa  311. 

,irrn(/Om  315. 

ImBhJ                                 ^^M 

anu-van-tayarUma,, 

nfrt.a(Ein  315. 

iratn                                     ^^H 

687  a. 

uklukgeilinäm  546.            ^^H 

(i;H>3t»a  S96. 

aihamu  582. 

ukhihjä,     -khuhgeiii,       ^^M 

apaiUitm  550  a, 

(«Aiconfa  402. 

^^H 

ii;iasiiSteiMrtAeca  517a. 

n'Miircanlo  562. 

ukhshyarlälB                         ^^H 

njmja   562. 

a»n,  -«(li  3ÜS. 

^^H 

apänS  31!. 

aht  306, 

uiye.rfnl<:m  552.  554.         ^^H 

a;.uj,an  582. 

(lAmnmerfned,      -reitAjfi 

apiiiri-crOna  487,                 ^^H 

apä*  501. 

506  a. 

u/ifd  273,  300.                     ^H 

afii/rn  328. 

nhflkhsUxr  502,  576  f. 

u/i/ani                                   ^^H 

otjMM  587. 

QÄml  306. 

arBdegaia  303.                    ^^^H 

q/raounltwof  538,  541. 

ni«3  308. 

umpaj^ind  303.                ^^H 

Äin  304. 

vriiraost                            ^^^^ 

HfnicOoAlOo  5198,  588. 

ItofÜiatTe  27a, 

uTÜT^dhafa                          ^^M 

<l/p»an-  495a, 

au(Üiira,  -re  311. 

urptanäiris,     uri'inSin«     ^^^H 

afgmaniväo  494,  51Ba. 

aortAflf.(m  319, 

^^H 

n/fmnniüffn  492,  494. 

äiulMnifl  911. 

^^^H 

nmariha  562. 

a.qmthiA  589. 

wi'iUhaf  320.                      ^^M 

am«-eii»Äye<nnj  547. 

afcAfO,  alA*A9  313. 

af^mah-i  808.                        ^^H 

amerela^ya  088. 

<I^Iianaifr6Ts  552. 

u;mählca,  -fcaAl  806.        ^^^H 

amOtmaidl  289,  319. 

ätan  496. 

T,'/^.  "f.'/'If  305,  GOla.    ^^M 

amroHt«"  582. 

fl/en(ao  543, 

^^H 

aj/att&a  687. 

afra^oHhainm  519, 

f(^rc;A;iicäni                        ^^H 

^^^^^^^^^^^^^^^^^Hl 

H^^ 

^^H 

tvindänS  5fl0. 

5,-fi9  70. 

jaSfll  318. 

weia  305. 

gÄuaffl  513. 

jamaia,  -nwao  818. 

ertaaeaiiaca  556. 

jjfAi,  gj/i^m  271a.,  306. 

trmaeana  Soi, 

9j8o,  5sa(  etc.  3oa. 

>üfflyao,  .ya(31I. 

trnvann  541. 

(faidl  3 IS. 

jo^yar«  586. 

dtaän  S28. 

gairi  18Ö. 

>ar5,  -rot  -f*  elt  »«8. 

(fnä!''»»  311. 

fpnirtjjaaito  201. 

jopüfl»  54«.  555. 

imavaniOm  191. 

garemanlOm  192, 

jofMtV"  M6. 

Äma  306. 

ga(  817. 

Jigtrezat  381. 

toma  185. 

ffflra  273,  297. 

jiMorna  273  ff. 

^luAuIO,  at^uAnuia  300. 

gBslKUa,  -ihatiPä,  -sha- 

jiml,  -maif?.  -maf  318. 

^^  a»ia  310. 

dam  398. 

yjm«.  2:8,  316. 

taira  873,  BM. 

gatta  315. 

jiyJiAcnfS  303. 

kacu  370. 

Ca^gCTBfl*.«  818. 

pgertxat  281,  301. 

lawayoi-  !81, 

aibJ.gimtn  273,  816. 

>ÄsÄa.ti  299,  319. 

iwvinaun  309. 

g«r«3hiAl,  -Ttza,   -reHK 

jäi  373,  305.  31$. 

kereihvü  815. 

316. 

jVnorSm  282  a.     ^^^H 

keBitaoica  msk. 

gtrezdttm  368. 

jMyat  317.           ^^H 

i^ni  4»!. 

gerebibH  588. 

jva  560.                 ^^H 

Wraodain,  -da(  315. 

jraftmi  SIT. 

jVo&o  298.            ^^^ 

khracih^mm  296. 

ffreA-na  292. 

Jeämahl  298. 

Mrapuin  29S. 

eakhnar^  312. 

ioStwI  313. 

IkArilner^Ri  28Sa. 

cagtda,  -gemä,  -grU  312. 

zaozaoml  808. 

JUmnsäf  829. 

coyolAa  314. 

2a:at,  zoidUt  SaO,  303. 

iUr[.nijpare,-<rAyritTt&lS. 

carai»  286. 

lOjarön»  660. 

iUfdi  S13. 

curof,  -TOiB,  -ranS  315, 

(■■rt;iai/a[Äa  300, 

cahmai  128. 

:ar<WÄ<M(ral89,Tgl.MS. 

khflimliTll  202. 

cSiO*  581. 

lornnoama  310. 

UwAayaCS  516. 

cil^ileres  284,  311,  589. 

khihasa  273,  300. 

<:ikh,hr,u>liö,cikJishnu>kä 

larfumona,  -ntm  510  f. 

i:ft.*as«Al,    -yanfe    etc. 

273,  281,  301  f.,  557  a, 

lafiaUlä  282.  291. 

soa 

cmaf  310. 

:A»aia  310. 

ikAiAOi,  fcAfüt  813. 

cinaot  308. 

iTionSini  552. 

khthimsatbgs  516. 

cmmdril  486. 

nft  806. 

MjÄS  813. 

cinvats  309. 

ibagB  873,  800. 

iA*i(fi/a,  -nam  313. 

eiüuJn.  ciüIjtÄI  290,  320. 

Wuro-  303,  32  J. 

itAlAOniH^na  185,  57  U. 

cifM  314. 

(ourpfto,   loun-airi  4M. 

ciÄmi  78. 

53T,  561  f. 

■ihemnJi  239,  318. 

clfTlAuit  541,  687. 

laSra-  487». 

1                   tÄsAntfUAa  290. 

tJsÄiß  311. 

lacaRiam  H8. 

khihncailj/ai  556. 

dithmahJ,  -Ate»  304. 

lofoiU)  276  f.,  811. 

(o;tt.(a(  313. 

cSilAuf,  -fhnifa  311, 

(pain),^-  388. 

qaiiht  28T. 

cFi'iAem  311. 

Mnuya  271. 

^oacA^a  630. 

c<Ii>,  cfitit  311. 

lafnaüh-  375  f. 

QdretAo-  532. 

cBret  315. 

(Qua  805, 

qarenaiikants  192. 

ci>af  etc.  497. 

laahB,  -shat  SO). 

jaiÄrSyfl  301. 

jUidhynCm)  662. 

cn  679». 

qäT,mrx6  297. 

;ii(/Aaurtim  586. 

[0^1  289,  319.        ^^^M 

p^^ 

Wortrogüter. 

601    ^^1 

(fm}luyao  660. 

rforefafö     279,     288»,, 

^^H 

tntuyäo  1)60. 

283,  292.  818. 

(Rt}dyaiant  317,  545a.     ^^H 

tsa,  lava  530. 

^^H 

tbalsho.taan-aySQtemem 

dareshat  31S,  &52,  5^4, 

dr»khdha'                          ^^M 

&4I  a. 

669  f. 

drujyanto  299.                     ^^^| 

tbinhyalo,  -shyaläm   SIT, 

dai'Of  295. 

dregvatasca  64S.                  ^^^H 

tbishf/ahhsü  501. 

i/ofpJ.  -cra  307. 

(fre^DonC-,  dreaiU-  541.     ^^^H 

Ihraotia  2ge,  818. 

dais  289,  318. 

dre^tFiriifo,  drrdfllo  490  f.     ^^H 

lAraofS.ffarO  55ea,  5S4. 

rfäin,  -«,  -rfi  817. 

drtgania,  drvnile  548.        ^^^H 

lAräziiCm  320. 

dao,  (fSof-  SIT. 

^^H 

thrasiidysi  301. 

daoAha  279,  317. 

dregpo.dcbU,  -byS  543  f.      ^^H 

thräßdha-  483  a,  502. 

dnortÄ»,  -n«  317. 

dregeüo,  dTräo  281,  661.      ^^H 

(Ari;.lAai>  406. 

fmai^iJlloAASi/nf»  320. 

dreäilhyät  491.                     ^^H 

(^iifa,  -m,  -Tfiä,  -AI,  -( 

dvaiät  315.                           ^^H 

(Aicar3zftdllm  289,  319. 

317. 

ffi'aSiftoAAa  282  f.               ^^H 

rfoifin  308. 

dadri  312. 

dvarmta  297.                       ^^H 

rfoirfif,  -(fria  308. 

rfÄna  317. 

dai.Jyat.-'JAWS^l'SOI. 

dilbaytiCI  303. 

ftaxaliat  289,  818.                 ^^H 

dayafa  274. 

nadeiUo  296.                        ^^H 

;'       daibishyanti  299. 

dOyat,  -pa«  274,  301, 

napS,  napSo,  napOo!  5T2.    ^^^H 

daifti»Adin  304. 

Jarayfl,  -yaf  302. 

napäi-,   napCB,    nq/i^    ^^^H 

äaSdsUt  308. 

dSrat  289,  319. 

^^H 

1        daenBdif;S  559  a. 

tid/edAre,  nq/eiJAraf  528,      ^^H 

daed9.ffi5u  5I5b. 

däAci!  S39. 

^^M 

dalijAflf  2&7. 

didOii,  dtdaiiUii  807. 

^^^M 

dakhihaga  303. 

dii-amnem  298. 

naidyooiihtm.     -dgüAhS     ^^H 

«/aAAortA-  64. 

diwzhaidsai  802. 

^^H 

(fiiiarejani  302. 

nOthama  290,  319,               ^^H 

dai</a  581. 

dtderezha  302. 

^^^1 

daidüm,  -zdi/äi  308. 

didraghihsdnys  302. 

nirya>i,  nyüs  501  a.              ^^1 

;        Ja2i/a2B&,28T,307.312. 

(ftP!/S«R  299. 

^^^1 

daikaia  266. 

.fljÄB  317. 

nldySIOm  317,  54äa.           ^^H 

f>.iM.Ä<wna.a89,  818. 

nemagyamahl                       ^^H 

,       dadnid  308. 

(JunrnfTn  48S. 

nemartArnß  492.                  ^^H 

dadaf  281,  308, 

debivayai  802. 

nema                                       ^^1 

dfldao,  -däf,  -Jen  808. 

dtfienaoia  309. 

ner</fain  298.                    ^^^| 

Jaiiain  308. 

dchäzaia  298. 

nere/fOftaiS  547.                   ^^H 

tfaJQfß  283  a.,  308. 

derexefln  492  a. 

ncrib  483                              ^^H 

daJatka  312. 

(/erclü  815. 

n^näfS  276,  811.                  ^^H 

rfaiiuiiB  306. 

dfing  618. 

nO^at  312,                             ^^H 

dodnzhbU  519,  536. 

dcngpalis  829. 

nSfiTl                                     ^^H 

dadcmahf,  -maids,  -nCS 

dSiiAa  289,  318. 

^^H 

808. 

ddüAl  307. 

paifi.ti<iijfuiy(ml<i  647  a.    ^^H 

<f(mM  817. 

dBreat  289,  319. 

pat[t.jAdu,    pailuAOd         ^^H 

daher»  8I&,  3S8. 

lUn,  iJ(I>n317,  496,  562, 

^^H 

({(W  811. 

687. 

dangh0.rarBmanS  560. 

dya,dyntam.dssudsafu 

paitsSifilt  804.                    ^^^| 

itorCTan,-naB.381,3Jla, 

317. 

pafiyiU  501.                     ^^^1 

m. 

Wortregiater. 

^^^H 

/r^Irmra  305. 

tnanoMä  283. 

/.iiuli,  -n^m«a  3(10. 

ifunaixunrlm  4B1. 

JrätiUa.  -Tmli  556. 

waoffO  271,  SJ». 

/ro  570. 

manyea  300. 

paiUa,    -ntao,    -iUantm 

/riU  501. 

etc.  496  f, 

frUtlä  310. 

.».i«tA«*aire  319. 

pqfrl  311. 

frganiihtfa  314. 

nuircziin  286.      ^^H 

pars.dara  5J8. 

/rganmaliJ  310,  *8ä. 

marnin,  -m(«  i*^^^| 

para.yflo  6Ö1. 

fohuyasa  299,  545. 

»mndain  S95.      ^^^H 

parlU  601. 

/.Äujfl,  -yafifü  299. 

»JOfaCa                   ^^^H 

hnVjino&S  301. 

ma/frai  484.         ^^^H 

panlBit  Mlft. 

6nasAaia.fc«lia  584. 

manafiin  901.     ^^^1 

baocn  Sfi4  m.  a. 

pat,  päyat  SM. 

baodaiiis  895. 

minaj  810.                           ■ 

pitha  S04. 

featÄJÄai'n,  ■shnhri-i  297. 

nmnagbzha  302.                1 

pithalB  486,  G5a. 

ftaUitia  389,  32U. 

mTiÄd-  363«. 

jMAyofl'  -xJky«'"T  11B9, 

bamin  296. 

mUhdarUn  492.  485, 

645. 

6ari»a  295. 

rnTzt^  313. 

perenä  809. 

biirenlayao  5C3. 

fTamlmatka  308. 

1                  pertcof  298. 

hurdn  aiö. 

irto^iAdiUa  27».  298. 

ptTVcfl  213.  299. 

ftnrö.(Tayiinfl  487  fl. 

nrrtzhdika  283. 

barain,  -noiSn,  -rof  295. 

merrSseJujA  -rfja.  310. 

iocfem  8(S9  m.  a. 

pelhupana  4B8. 

iiibt/aM  496a. 

nurefa  584. 

plä  6lea.,  vgl.  465. 

bukhiin  364  m.  a. 

meräihdsOi  310. 

/«ilArS  4S6a. 

buyuln  BI4. 

m««.Äs«  810. 

ferathta  389,  310. 

b«sa»,/l  214  m.  ft.,  315. 

mA.».-  316. 

huijno,     JmfiH.     -ffiir^^ 

m/ngfia  816. 

fraakha  815. 

-jHln  3J4. 

mtngliai,  -^iiltl  28S.  Sl«. 

/raorep«  487  a. 

bfiihyattu  547  m.  a. 

fTaghraiB  584. 

beivaia.  -fi  491,  511. 

rn<^T  319. 

fratuyäo  500. 

baezanlsa  491,  685. 

m^hmaidl  289.  3ia. 

fradhalaica  684. 

fccT-«aS(j(ao  565. 

moilhut,  nSii-l  314. 

/tV-ä  829. 

/rominuitÄa  308. 

«•frrzon&ya  501,  665. 

niarendfn,  -Üclnf  310. 

banayra  302. 

mOtia  289,  819. 

/ramrai'ntB  555. 

6i/enfa  297. 

(^A(?»n«>.jwpjiß28S.!8!. 

/raraHsiya  iJ3. 

bn-adhbyam.    b,va\h<jam 

310. 

684,  588. 

mrool  817. 

/nipA™  817. 

bva.  bvamti-  276,  315. 

mraocOg  295. 

JrafpiUti  684. 

broinn«  SIS. 

mrfloia,-m,-ni7elC.80i. 

/roiii, /r<M(a  289,  31». 

mainimadicä  S84.  318. 

mrai-of,  -i-oin  306. 

/rahtai  mathi  S08. 

nioi'nyn  S72. 

™™jA  sat  305. 

/ratof-caral-  547  a,  684. 

mrpntO  665. 

yailu«  531. 

fradrf(ra,-dB,.dflt,.dfl,f. 

maikamCSü  294. 

yaokhmaidi  216. 

JaitM«  297. 

ma^a  S85  f. 

yao3.(  316. 

fräpter^/ltSm,  -jän  684. 

maidamhBdüw2'>%no. 

yaojana  279,  S9),  >lt. 

/rtI,a(./f*«iÄ(B  556. 

ma^m  816. 

.va^a  816.                           B 

Wortregister. 

603^^^H 

yaioiV?,  -ranioitö ,  -lai. 

vaidSdBm  279,  312. 

riufaifi                                    ^^^^1 

-zemnaortÄB  286. 

,.«»,-  295,  826. 

vispatha                                  ^^^M 

(ap,>)yam  317. 

foipnf^a  513  a. 

vidaiti,  -dat  298.                 ^^^1 

yats  5as,  asa. 

vUat,                                      ^^^M 

yafKfli»  {=  -(Aa.fi.)  291. 

Miocat,-i:fl, -caf  etc.  314 

vJd-,»hemnai  289,  318.            ^^B 

(a}i/amala  317. 

uaoeafca  313. 

rT<lu»KS  312.                                       n 

ya«  (-  !/a.lA)  282. 

eaocatari  288. 

vldui  531.                                             1 

yataya  302. 

pansireTH  275. 

»WJ™  280,  317.                      J 

jrfliumufM*  519. 

vaoTmalha  812. 

vldyat,  -dolio  312.                ^^^B 

yatunuinahi  540  a. 

KotÄsJmf  289,  817,  819. 

riiKi^n                              ^^^H 

vakhshenli  269,  Sl%5S6. 

^^^1 

ya(«(.  -rat  297. 

pafa  273,  291, 

vakhil  317. 

vivaftkana                              ^^^H 

tfimB.l:ercnlem  559. 

BQcäctasliuaf  495. 

viearuhS                               ^^^^| 

y«?-™  315. 

«azym>.«abyo  801. 

v^vaTezdavant-  527.              ^^^^| 

yRjtAla  315. 

vaiy^flani  547. 

^^^1 

Ca;i(^fB  298. 

vademnS  296. 

v1i'^ni7&im                             ^^^1 

yAne  S2I. 

tiatuiinli,  -noama  295. 

ra;ys(  807. 

vanats,  ranalUm,  »afiimB 

vi^ma  281  m.  S.,  298.      ^^^H 

sBiiA™a  311. 

547. 

elfla                                   ^^^1 

,af  5&B». 

caralfl  283,  280.  316. 

»Vp'I.riiJAtaa                         ^^^| 

raBi'onO  4BI. 

Bora«!  316. 

vxahyva                             ^^^| 

TOSvaM  544. 

Kurecahl  498. 

T»oa<»r>a  82. 

faraiayonfS  303. 

rcrnyaia»!                             ^^^| 

rooffa  305. 

careia,  -remaidl  31S. 

vtrtzylb^ahi,   -zy»  299.      ^^H 

rapAi,  -p Du,  -panfo  298. 

Boretiaid  SIB,  561. 

vemyÜdyai,     -«ySlS,          ^^^H 

ravaiitii  491. 

-2yiln                                  ^^^1 

mwifcaraia,  -ran  58-1. 

Barerfen  295. 

rereiPot  678.                          ^^^| 

i'orenjü  578. 

^^^1 

rOoAhaAhSi  320. 

pare»*aH*  etc.  289,  319. 

raiuyo  570. 

i-areiÄefln  276,  280,319. 

vertthrajS^ta ,        -ffurB,      ^^^^^| 

vareihva  289,  319. 

•flemo                                 ^^^^1 

radenn,  -daf,  -d™  279, 

varet  316. 

veretArem  3ö4  tu.  a.            ^^^^| 

316. 

«orB  578. 

ccrenata,    -renS.    -renn      ^^^| 

rQnapanS  490. 

vapif,  wifen  277,  306. 

^^H 

rar«*-  rami-  304,  308. 

«a(«mr,™3il,ra5«305f. 

rare»AO  308,  558,  560. 

vanhyilS  SOI. 

rOfhai/lAhS  303, 

uaÄmT,  -AmS  273,  306. 

^^^H 

rapn  807. 

Bflunu»  313,  531. 

vohvaeinUem  556.                 ^^^| 

(fra}rnUe  305. 

rauroya  etc.  314. 

^^H 

rBi(A«f™  329. 

füghihtbyü  582. 

^^^1 

räthfhgani-  aoa. 

ftte7  818. 

^^^H 

raiA»iyS(Ti  546. 

vidyamahl  303. 

^^^H 

raremao  580. 

i'a(Bj/B(B  303. 

^^^1 

-Min  318. 

vOdayüit  301. 

fSf  289,                                 ^^^H 

■NtinmofA  3 IS, 

(^pljt.apat  297. 

vyävaia,  -virntan                 ^^^| 

uauertifltar«  288. 

fuocayaf  SOS.                      ^^^^H 

rolda,- JaBjnB,-<iena  3 18. 

ranei-eiBi  302. 

taothyoüa  30],                ^^^H 

P               604 

T¥OrtMpSlCP. 

I^^l 

fflSya*  318, 

f/rfi^fjaf  800. 

Aütv  525.  57«t^^^| 

iynzd&m,  CyOdnm  300. 

AucanMÜie    S78,    W, 

\r{<id,{tnd  aeo,362,S6b. 

fraoia,  -10  31S. 

551h.                                , 

pipH  306. 

iraotkam  289.  319, 

AuAa(a(  281,  29».             , 

porofeonft.  682. 

frÖwijfaSma,  -^nht  302. 

hukhthMkrau  282  a. 

fara-,  i'ära-  89,  829. 

frfli'I  318. 

hunoin  309. 

(arahu,  foroAA-  69. 

frujra  805,  510. 

(arej'a  4B6. 

Crevim  290,  815,  588. 

Auiifccn  525. 

fawtAifliri«  198,  682. 

ihaMn  304, 

Arn»  S06. 

pitkatha  !98. 

Ȁotn  48J. 

hendu(m)  48«. 

fail-fn  312, 

Affi«!  308. 

fflii/mn  3ia. 

»hufa-  362. 

htibfainns  570. 

pflrm»,  -ronno  S»I. 

«AaifAr«.|>anS  498 

himilhsOt  571. 

SarM  320. 

lAj/ni'tt«  80B, 

AennnyafaiK  88S ,  181, 

japn,  -fin  807. 

(i'ljfhsaiä  314. 

310. 

tahit  im,  so?. 

lAj^inn  308. 

A^yoSin  804. 

Kp'rf  362  ff. 

jfiy9tfi7iya  30«,  554,  556. 

ha  582. 

{idi-  363  ff. 

«ijüf  308,  556. 

Mf  306. 

f»rAd  Bfl3  m.  a. 

ihnaia  305,  496. 

hUitat  SS8,  318,  570, 

%«fca  181. 

fUAa,  -riflif  BIS. 

haicat  295, 

ht/OTl  686. 

Aya«  274. 

{Xgnait%,  -a  etc.  296. 

544. 

hoaU  heac  *91  m.  1, 

iöidit  383  ff. 

fflf  280,  31B,  494,  &02. 

A<itA9A(iya,Aal:A.i/<y(iSJ2. 

hven/i  481a. 

Hkmdn  36 Ja. 

AulAtAdi  207. 

AianmoAl  310,  485. 

fkemha  SSIa. 

luifiahare^iaian  584. 

founin  BIT,  6.^1  a. 

ftaeaite,  -cuifife-cfae  !98. 

AltpersiMh. 

^cindaya-  886  f.  m.  a. 

hacOonte,  -cimnB,  -eimnü 

t^^baya-  SBTa. 

297. 

abäcarä  543  a. 

frozra  4a  I. 

Arcartra  350,  422. 

<i£iJa  S28. 

ffnonil,  riaumi  2:3,  305. 

hat  306. 

ahi/raiia  543a. 

fblt  2BS,  S18,  610. 

Aanänt,    -naiiHa,    -nOf, 

uWiiAya  525. 

(üuuanfl  SS3. 

-nriü?  313. 

tA&iyarlani  sua. 

ftaiKif  SOa,  ß&2,  S37. 

iaftÄi  329. 

(:AI>j(räpa«a  541a. 

fffl  800. 

hamaiQiiT'i  571. 

flitofWaf  880. 
ffrflij«  501. 
f«rf.ropo(am  647. 
'                    PpojflnB  560. 

AaAml  308. 

(foujKa  543  a.                   ' 

hau,  hOo  498. 

daraganaui  546  a. 

Aara,muranä  603. 

Jrau?'Jsfa**  ö85. 

Hamm  S06. 

thodaga  585, 

1                    tP^^H  273,  300. 

BnpaiiujtAJo  440. 

1                    fpa«AulAa,  -shuvthH  SOS. 

Atl:lli ,     AiitoODiUnn, 

Bardiga  440. 

fpercioia  298. 

%Anui525,62T,5iea. 

fciya  214. 

(yeredani  329. 

hhva-  6l6a. 

napa  572  a. 

pp^-...o(  309. 

hi^ähsOf  358  ff. 

ma,  matya  585. 

Cyoid  S68  m.  a. 

AirpS.frfifeni  652. 

ydiia  544. 

fyoKfof  296. 

Aiitiof  805,  552,  554. 

raucabä  582. 

fjofrtf  829. 

1 

hishaga  275,  311. 

Wortregister. 


605 


PehleTl. 

Oiastar  528. 

Nenpenlseh. 

bäzär  543  a. 

Armenisch. 

ail  462. 

Griechisch. 

ä  ^  iy  97  a.,  268  f. 
«/  —  *ifi  193,  264. 
dßivxjos  287. 
dßgoTos  850. 
ttßüi  522,  574  a. 
etyalofiai  110  f. 
Idytt^i^ytoy  440  f. 
IdyttfiiOfAiay  397,   408, 

440. 
dyaQ^Cs,  äyaQQig  lila. 
ay*o?  471. 

dyxvloxidris,  -lai  124. 
dylnqtiyH  ^^, 
dyoQQis  356  f. 
dfyxftvQOS  848. 
«?X;f*  875. 
ayxtßXws  888. 
Udfitjros,  a-   111,  429. 
a^^vyOig  847. 
(/e/fToi  151  f.,  258. 
o««x^f  255. 
atiQoj  854. 
i/€/ai  258. 
dixttoaa  550. 
ätfifitt  73  m.  a. 
c^^^i;;  854  a. 
c/^^ai;  180,  855. 
a£aa  152. 

ä/i6s,  d/v%6g  425  f. 
ji^nyal^i  888. 
aldio^ai,  at^o^at  104  f. 
ald^fÄtoy  104,  120. 
a/i7   522. 
c//ie(  255. 
aaok-  462. 
erfind»  855. 
tttaayjig  252. 


afa^Cff^ai  251. 
a/a>  115  f.,  249  ff. 
ttxa^og  264. 
tixeiqtxöfiag  857. 
tixio/uai,  -ilo/Liai  104  f. 
dx€^aix6^H^  809,  857. 
dxeOfjia  105,  120. 
dxijdib»,    -dtjaut,  -^iOt 

104  f. 
(rxj7/4a  104,  120. 
tixovto  97. 
!*^x(tt)<rTOf  172,  424. 
dlytvous  76. 
ccA^yoi  264. 
äUiaoy  255. 
dXixtfüQ  264. 
c/A^|(tf  255  f. 
dXevQoy  lila. 
rfA^w  106  f.,  lila. 
c/A/yiTa»  885. 
IdXxfidy ,    -düty,    -ioiy 

416. 
rfiLxTi?^  255  f. 
alXo^ai  185,  855  f. 
ftAdi^TC  236  f. 
oiUro,  -TO  185. 
äXaog  185. 
aUt/xdf  412  f. 
'A^tt^tfi  170. 
'AfLtcqvOiOS  887  a. 
dfji((Qü},  dfjiiQdbj  854. 
dfteQ&jjs  354. 
dfiiaai  98. 
dfiiato  68. 
dfitvaaa&ai  98. 
d^fits  etc.  64. 
d^y^oy  257. 
^^Of  76. 
d^nd^m  96. 
dfÄvyto  80. 
rf^u)«^«-    172,    485    f.; 

vgl.  159. 
'Afi(pidQttos,  -iuig,  -tiog 

415  f.,  486. 
dfAtfiaj^vlay  280. 
d^(ftßQ6t>i  258. 
ji{jj)ifUqaa,  -^€a>f  415, 

486. 


ZeiUchrift  ftlr  rergl.  Spnobf.  N.  F.  EL  6  a.  0. 


d/u(f>iea/Lia  120. 
d/Li(f>txqayos  69. 
lA(fi)(fnrQfira ,     -tqCtu 

154,  159,  485. 
dfjKfbJfg  141. 
«V-  830. 
(vVa/9a  482  f. 
äyatqoy  349. 
dya^üiy  104. 
dyand^oytai  96. 
dyanejdiü  74  a. 
dya^i\\fayjo  235  a. 
dydgaxas  145. 
dyixa^iy  145. 
dyixag,  dyexds  145. 
aVeAda^oii^  330. 
dyeQi\^df4€yoi  235a. 
c^i'cc;  263  a. 
dyvta  114. 
ayoi  lila, 
alffi  237. 
dotdtfiog  152. 
doMs-dij  152. 
lintatuy  194a. 
uin^XXtoy  194  a. 
djiBq^os-TifjQOg  131. 
djifjVQa  853. 
t<^7rAo(;i'o$',  -vi  426  a. 
dn6tqat,  -an  130,  858. 
dnöd-earog  104. 
dnoXttvto  96,  849. 
:^7idAiUoi/    193  ff.,    829 

m.  a.,  426  m.  a.,  454. 
dno/Livoato  86. 
dno^ovaiy  104. 
l4nnX6^toqos  426,  Tgl. 

454. 
dnovQag  853. 
äqytXog  136. 
dqyty6iig  76. 
liQy6Xas  148. 
i?^(f(i>  854,  856. 
dQCXTog  72.* 
Ugenvla  285a.,  427. 
dgioxta  106. 
d^irdo),  -tq  106. 
t/^^c^r)  255  a. 
U^Z/cüi'  164. 

39 


pm^^H 

■       Wortregiater. 

^m 

del.)af,6,  m. 

V«.c  392. 

^^^H 

d^iaioy  MO. 

;l«'*Of  368. 

tlft*/oi,  -Xddc  lOS. 

Sijiioi:  104  ff. 

dttlfturitW.    ^^^H 

U^xiftHos  "4. 

ßaaa^!  41S. 

^^H 

rfpoc  10«,  855  ff. 

ßna/AÖi  118. 

iatyv^t  loea.  ^^H 

ägovga  111». 

jinoau»'  335. 

ialOfiai  90,   lOt^^B 

rf(.ow  Uta. 

jäAou«  lS2a. 

cr«fv,if'><r<ic,-i(>Jcittni- 

rf^e^^t/-)  135. 

ßtßtiififra  205. 

•Tci^w   10»,  258,  267«. 

UQqufüv  135. 

jäiiftd»',  ^*ee<i>'  357. 

cTffunCiu   111. 

ÄC?.XOf  131. 

BtXXfitoif6i^<l( ,       VW»' 

iafitiat  259, 

JeB«,  rfoy  elc.  ISO. 

224  n,  a. 

J^/.f,;...  -^o'»  111. 

iJ^fft«  ISl. 

ßiy&0(,  ßä»Os  358. 

J«>oc  166. 

äea^y  m.  346. 

,Jfe/i^e.o,  367. 

jRvtSf  75. 

rfpoijt  84«. 

Biaa    137. 

tfff^xi'«,  Jaq](/ia  441. 

nF^aij^oc   131. 

|!o<>'<u    101. 

[TaffJt  108. 

o'eJu.  iH. 

^oeodc   134. 

(Tki/oubi   108a.,  »I^ 

Jf    <7. 

povy  141. 

itialnat  09.    ^^^M 

^aavn  £52. 

laoiFcd;  80, 

J^fJaD.-                 ^^^1 

ttauBglZia  9!a. 

BQiajii  415. 

ätSuOfAat  fiO.     ^^H 

ia/iivo!  «8. 

/!^J;fu   533. 

^^H 

'jiafiritas  480. 

|Sj;,r,  ßviiy  80. 

75             ^^^H 

Banaiijiu  97  s. 

^l:».,j  80  f. 

Jc>r»jr{*)<^<><    iS^^H 

doaov  335. 

ßvru.  -fiu  80,  113. 

J^^H 

liatrit,  liaiiinnt  330. 

(i«^  141. 

(Tf^V/f,  ^(V'*"*^^^| 

;/o(o)i(nt  380,  455. 

ßüeo.  08. 

Jti•^al                 ^^^1 

rfoV  <*''<''''>*'  410  ff. 

ßwargir)'  101. 

jtj>f>if           ^^H 

(Iio  Ul. 

r<!>J.o.  65. 

JfdKi^tTof  S9.     ^^H 

tf.l«a.  330. 

ya/ii^f,  -^liftlcui   125. 

iTfo/iifc  ^^^H 

rfr/*.;  in,  118. 

ynpURt'o  131. 

JtiTTidiif  339.    ^^^H 

RV<if     IIS. 

r^K  rti(3oj  265. 

Jtirvans  89.     ^^^H 

«iSaXfot  363. 

ylkar^s  70,  109  f. 

-ia^ftl^^^^^ 

Bi;ji;  151  f. 

jtiöw   100,  100  f. 

j^^H 

ttJInxOf  230, 

j-rtiuf,  -of  lOB  f. 

.F«;»,  ^<hil»,y  I^^H 

'             iti)^>;  124. 

yffifin  73  m.  a. 

J^tmy                   j^^H 

aiot  525. 

^/v.-«,    -v^«ro(,    -vrfa. 

^^^1 

(•£l(>.of  348. 

03  f. 

^Ifi^JQI.  '^^I^l^^^l 

aiSaiaiiof  303. 

yiQiirJgoor  505. 

US.     ^^^H 

rfl/t^V    IIJ. 

j'^fia...   505,  568, 

•tifiiiiis          ^^^M 

AJidiriof  858,  262. 

yevai  91. 

ii,yta  04  f.,  lSti^^^| 

«v-i02i(«.>'oc  U2. 

^'i^l'iuffjrai    100. 

^^^1 

«iTo>  05. 

nvxQi   101  f. 

^H 

<rÜB,f  92,  523. 

ydov  533. 

3,Bi,«y,i9a,  e&.^^H 

oV'"!"^  525. 

n«'^U   '»vli,    "ii  478. 

-/(jc^^^H 

•l(fiv»ll(  93. 

j'ywt'Oi-,  -Bii->,  83, 

<fin^(L>i<iV>-<"<!ffnHi^V 

■^ä/iat  15fl. 

iTß/Jti  258. 

JiatfXQat,   130  r.             1 

cz/iu,      -^Ui.,      -ij'OJT«. 

Jof-j-ds  70. 

JiJalJuy    1Ö9.                       1 

2471. 

•Safiliuy  261. 

J.rfoi,-  71.              J 

^0,  253  f. 

JB,>a,^  361a. 

J^Fpn'cFx»  103.    ^^^H 

Wortregister. 


607 


JiiQaji,  -am,  -aas  130, 

355. 
^ixaanoXos  333. 
/^iyyofittxog,  -fjiiytjg  76. 
divvuif  Jiyo)  76. 
di^ög  434. 

/4i6y{y)vaog  etc.  88  f. 
dtda^orog,  -öCorog  89. 
^iQ^aios  350. 
dittös  434. 
ffiil^^y,  -\\fiu»y  269. 
^/iaJ)'(o)t;aos'  88  f. 
dtfüßiXltt  411. 
^/cüi^  160  f. 
(fdA</)0;  479. 
ifgato  102. 

dvd^fitj,  dvafiij  117  f. 
dvya/utti,  -yarös  112. 
dvyaartig-axuiQ  112. 
dva/tjxns  280. 
dva^iQtjs  134. 
(fo!  329,  497  a.,  588. 
/ai'df  104  a. 
^«^  77. 
ißtoae,  ißüia&tjaay  101, 

142,  265. 
iyxuQos  264. 
^(fai?!/  137. 
^Je-,  ^JijTi;?   107. 
iJ^dorat  107. 
id/Ltij^ijy  111. 
f^fittt  91. 
^*^iy,  -^^0/  117  f. 
iHtaaa  261. 
^^vui/  114. 
tlayög  104  a. 
cfaro  103  f. 
tWo^iy,  -  Jw,  (/-)  251  a. 
c/^U  151. 
cfxoffi  235  a. 
EiUt&Vitt  444. 
c/>t^C>  «rii7S'  851. 
^a/lffi  235  a. 
e/Ai^o»  114  f. 
f(>n73,  104  a,  120,  126. 
tiftaQtai  84,  262  a. 
tl/nuTtoy,  -Ttafidg  78. 
iffiuy,  e2fji§y  71. 


f/^^y,  «//i^ff  70. 
f/^f  70  f.,  126. 
€?»'   71. 
«?i'«i  71. 
eh'akiog  150. 
eiyttT^QSS  150. 
«r^y^i  73  f.,  126. 
€f5«(ri(/-)  236. 
ff/rni  482. 
eineiyif-)  151  f. 
ElQttifitoTtjg  127. 
f?^y€  235  a. 
ftgrixa,  -fiai  349  f. 
itQOfjLtti  64  a. 
efQvaai  235  a. 
€/f  387  f. 
f/cro-  401. 
(facu  136,  334  f. 
tlxttiy  -f4ai  (/-)  103  f. 

'ExttßnO-)  168- 
ixaegyos  145. 

^xff^fy  145. 
IxaV  144. 

ixttaxiQU},  -rditü  146. 
Ixciarod^i  150. 
txaaxog  (/-)  144. 
ix€CTiQ&ty  150. 
ixdrtQog  150  f. 
ixarrißelittjs  145. 
^xardi'  126. 
ixdaßel  258. 
ixexqarij^Cxriliies  127. 
ixiXaa/Lity  135. 
ix>jß6log  Üb,  404. 
?*^ilof  (/-)  151. 
^xAi/OK  240. 
?xTor  508  a. 
Ixvaaa  90. 
^A-  «  /(T-  347. 
(Idaaat  266. 
iXaaaaty  335. 
iXavytü,  iXd(o  111  m.  a. 
'EXfi/uKior  414. 
iX^Xd^aro  111. 
filxcu,  -ucu  115. 
m«^«  851. 
iXXvaty  852. 
IA/i«Kf  887. 


/Aou,  fXov/u€y  98. 

/iloufoi/  98. 

iXouaa  147. 

iXaay,  (/-)  etc.  135. 

^Aua»  114  f. 

(^aya  67. 

f^ßQttfi^ya,        -ßQUTtti 

87  f. 
^/i€y,  ^^eyttt  70,  72. 
fue»»/  72. 
^/4^(u  107. 
//4/,  //i^y  72. 
/>i^«  (/-)  73,  126. 
ififiey,  -fieyai  70  f. 
ffAfityog  103. 
^^^i  70,  126. 
/]u/40^€,  -paiTi  86  f. 
ifjinenQtjfi^yog  102. 
^1^  97  a. 

iyavQOg,  -aijQü}  206. 
iyava/ju  95. 
/y(f«Of  233  a. 
iyedx(f)tXoi     126,     242 

m.  a.  422. 
^i^ft/i«  68,  137. 
iyififiuTO  68. 

iy^XQ"^^  ^^• 
iy&ovataaju6g  202. 

^»'^cJi^  448. 

?yi/ü/4«  73  f.,  89,  108. 
iyoatx^toy  63. 
^i/f  332  ff.,  837. 
^i/T€  333. 
iyxaaat  etc.  550. 
iyriiyat  80. 
(y(fi^toy  141. 
^|f«>  71. 
^lifAfXff  335. 
ili^Hy  71. 
inataai,  -rTa««  252. 
indiarog,  (naiaxog  251. 
indy^oi,  inavtot  254. 
inetyvad^ttt  73. 
inen6yd^efi€g  127. 
in((fyoy  240. 
intj€rtty6g  523. 
fnijXa  355. 
In^Qtfty  130. 
39* 


608 


Wortregister. 


iTJJiai,  -ijiaa  252. 
(ntßtSaofitti,    etc.     142^ 

265. 
ijnX^Ofiioy  118. 
inijufköo^tüy  830. 
ininXdCoyjat  332  a. 
inmlkig  337. 
intaaa  262. 
InXixo  240. 
ino(ifi«S(tttg  63. 
ijnoqaa  129. 
(Qa^ai,  iQdo^at  109  f. 
iqttyyds  70,  109  f. 
iqanioiJiiy  350. 
iqax6g,  -iiiy6g  110. 
^^«Coy,  -|a  72,  350. 
igeqafiiya  109. 
Iqevya  64. 
!E^f/^vf  473. 
*EQtxaiig  447,  473. 
^^^a»  64  m.  a. 
iqtjqityTai,  -yro  98. 
iQlfjQig  269. 
'E^fjiög,  -fioüg  469. 
iQOfjiai  64  a. 
*EQQa(f>e(üTf]g  127  f. 
^^Qoi  353. 
^^ai?  (/-)  129. 
^pCTiy»/   127. 

iQVU)     115. 

^pwf,  /'()0f  109  f. 

/f  332  flf.,  338. 

^?  =  /l  352  a. 

^(T«y«  67. 

^a;>of,  ^(T^jy'f  73,   103. 

ia^üj,  -&iü)  251. 

iax(To  259. 

löXiccvaitü  65. 

/(T/i^*'  70. 

^a/idf   119. 

^anita/uctt,  -a&t^y  333  f. 

iaaotj/n^yoy  264. 

(o(a)xtjXri  330. 

Faaw,  ?a(Ta  73,  103. 

^orraJlr«  330. 

(oxaaav  68. 

^(Trf  333. 

(areXaty  355. 


iaxito  259. 
^(Toi  334. 
txttXaaaa  111. 
hi^qctxo  135,  356. 
ireQaey  356. 
hytjQÖg  348. 
iTTtj(a)/Ltiyos  102. 
fi;^i/?  151. 
€Öxt]Xog  151. 
fui'«;  151. 

tßyytjTog  84,  86,  102. 
£^^0^  348. 
EvQvTos-nog  169. 
eö^oi^at  151. 
ev(tf  92. 
^iy)ava  65,  67. 
Itpt^acy  130,  355. 
iiffOtQlg  103. 
Ifftiya  65. 
itf'va^iyog  103. 
/;^^af-oi'  96  m.  a.,  240  f. 
%u>^ky-^iy6g  522  f. 
foif  92,  392,  402;  vgl. 

aving,  ifoig. 
/axdßa  168. 
/(iXXog  65. 
/(tQQtjy  135. 
/«/fi>  247  flf. 
/a'/üf  150,  160,  385  m.a. 
/fidofjfy,  -(fixe  251a. 
ffljuft,  -/jttt  126. 
jdlaoi  236. 
jfindy  151  f. 
j^xnarog   144. 
f^xrjXog  151. 
jiXöay,  -am,  -aag  135. 
/^/i/i«  126. 
/^pa»;   129. 
//;^«  73,  120. 
/*ÖA«  169. 
/idXn/og ,     -Xecjg     147, 

400. 
/*or/o-  401. 
/la/o/JOiQoy  349. 
/iaaaat  236. 
/((ftjog  169,  175,  401. 
/«^   170,   175,  400  f. 
/toixet  167. 


/fcoi'  160  f. 
/Lf<tf  88. 
jovqfoi  129. 
Caj^qdaeig  241a. 

C^'^Q'i^g  241a. 

Z<f€vV  408  f. 
Ußurai  113. 
Ct£yv/iiy  74,   126. 
C^^«,    C^a^a   88,   120, 

122  a. 
C^ffVQog  577. 
C^ai  104. 
Z<$yyt;(rof  88  f. 
Cv^«7  80. 

C<5((r)^a  82,  120,  126. 
Coii'V  82,  126. 
Ccuyi'v/i»   74,   100. 
Cco^dc  349. 
if<f«;,  -^€tftey  etc.  126. 
.^e,  jff€  252  a. 
^€1^  242. 
9V^«0f  348. 
9/«0K,  $ior  250,  251 
^(dufjify  127. 
ficra  116. 
jAoff  65,  355. 
tJXadiit^y   135  f. 
ly^ofi   77,    126. 
^jLtccQ,  i^u^Qa  77. 
i/^iifig-  etc.  64. 
^/ifg-,  »J.tifv  71,  126. 
rj/ijy»'   71    f. 
»;>/   70,    126. 
fjfiog  76,  538  f. 
tj/LUfieaiuat  104. 
^>/«i  71. 
^yoxp  70. 
*/yro  77. 

17  Off  77,  520  f.,  538. 
tJTiitQog  131. 
'NQttuvg,  'Hqar^g  265. 
'HQfttipog  265. 
jjf^aTO  259  f. 
^Qydaaro  482. 
$^fTO  260. 
^^i  348. 

^üfitti,  ^a^ai  77. 
^(a)T€,  ^(flr)ro>'  71. 


Wortregister. 


609 


^(fivfjiiyog  92. 
i/tu'f  92,  348;  Vgl.  ?cüf. 
&äxog  410  f. 
&aXttoy  261. 
^ttliQos  259. 
&aQQltt  134. 
d^aQOos  131. 
^doaiay  335. 
^^€«1/  92  f.,  260  f. 
*«^^df  117. 
e^^<f  214  a. 
^«0-,  *0ü-  138  ff. 
&iQao^at,~a6^€yog  131. 
»(Ofiog  117. 
&(aaaad^ai  104. 
^tjOäfieyoi  104. 
Oijaijg,  -avg  472,  474. 
^inf^^>  -n^txi  261. 
^Aacü  112  f. 
^oAdcu,  -Jlf^c^f  260. 
^ooV  261. 
^OQyva^ai  261. 
^0(>df,  -^*/  261. 
^01-  138  ff. 
&0(oattt  261. 
^^«uAdf  350. 
&Qav(ü  95. 
^^oKFxai  261. 
^t;«aV  114. 
^l^üVoi  80. 
^i'^ffCc  333. 
^vqaog  131. 
^t-ffTaf-arAcK  114. 
^i;a>  114. 
&(oXeloy  261. 
Vaoi/ff  401. 
lav^e  249. 
/aücü  96. 
/a;^^a>,  /a>ai  280  ff.^  237, 

246,  248  a. 
iaxn  230  ff.,  246. 
taxoy  231  ff. 
lyxaQog  264. 
/(f^aioi  269. 
/(ft;(a  236. 
'/»c^XJ?  200. 
t^v  151. 
fAa^ai  113,  851. 


tlaog ,  itagj   tjjog    113, 

350  f. 
lldoyxai,  -6%t  351. 
lXtt^6g  351. 
Uaf  351. 

lldaxofiai  113,  351. 
7A«0f  113,  350. 
ll^xfiai,  -xoi'  351. 
aJ7/4i  113,  124,  350. 
tXlaog,  -€og  351, 
IXvg  124. 
Ifiäxtoy  73. 
IfÄiyai  72  f. 
'JfiiQu-Qag  78. 
r^((}o;  78,  126. 
ifJl^QQlt   78  f. 

•/^«yi'd?  430. 

«Vfff  401. 

-«i/öff  523. 

7dA«,   -AffOf,  (/-)  169, 

174  f.,  400. 
toQXfg  471. 
/7i7r^i?f  148,  409. 
lQ6gy  iQog  349. 
fg  401. 

fcra^u»,  -ai  236,  268a. 
ta^i  345. 
^ff^ua  118. 

lOfiaiyei,  tOfjiaaty  123. 
"JüfiaQog,  tafiega  123. 
/a^ui?  118. 
'J(ifAtjy6g,  -yn  128,  YgL 

430. 
/ao-  (/-)  401. 
ta6^0iqoy  (/-)  349. 
la^yog  525. 
/i/Ccü  237. 
Vu^xfti  471. 
tvQXfg  471. 
/üff  471. 
^(^«  401. 

7y'*T0?(/-)  169, 175,401. 
7^  (/-)  170,  175,  400. 
iatxij,  t(ohg,  ltox,u6g  (/-) 

167. 
"Jtoy  (/-)  160  f.,  400. 
xayxatyu,  xayxaya  etc. 

269  f. 


Kdd/Liog,  KädfitXog  429. 
xa^aiQtü  355  f. 
xdd'tifiai,  -tjaTtti  11, 
xaioj  97. 
xftx-  269  f. 
xtixitQoy  263  f. 
xuxl^oj  270. 
xaxf^iff  etc.  269. 
xaxdf  270. 
xaxottjg  270. 
xdxovXoi  270. 
xaxcuacTTf  270. 
xaXavQOip  109. 
XffA^oi  107. 
xaX^tüiQ  107. 
xdXtag,  -Xog  109. 
xdfifiOQOg  262  a. 
Kdfi(oy  440. 
xff^  69,  349. 
xdqayoy,  -Qtjyoy  69, 126. 
xdgqa  135. 
xdQQioy  135. 
xdOfioQog  262  a. 
Kdofiog,  -a/u iXog  429. 

Xaa(a)aV(rea  1^8,  449  f. 
xttoalxeQog  336. 
KaxrdydQtt  450. 
xffui^df  270a. 
xat/a^oi',  xav^df  270. 
xdxQvg  446  a. 
x^yx«i  269. 

xiyxQOg,  -;|f^a/uof  446  a. 
xi^arai,  -dato/nat,  -  Jd- 

ttyxai  74  a. 
xilqvXogy  xti-  181. 
x</e<«'  128,  130,  353  f. 
xixivrai  95. 
xfiUuoi  94. 
xmai  353  f. 
x^Xaoi,  -aai  135  f. 
xiyam  885. 
xiQa/jiai,  -atta  110  f. 
xC(icarJ7f  210. 
xtQiity  131. 
xiQOe,  -aayj€g  etc.  130. 
-x^^cüf  109. 
KtadydQa  168,  409  f. 
xcard;  829. 


610 


Wortregister. 


XfiXii^tü  270. 
x^loy  208. 
Kiayis  168. 
xtöyri^i  112. 
xlQyfifjLi  110  f.,   126. 
KCaaog,  -irog  449  f. 
xXuCio  331. 
xkiUio  97. 

XAAM    112. 

xZ*f-,  xX^o-  140. 
XA<7ia  222  a. 
;fAf(»')yw  77. 
KXvxtt  161,  428. 
A'Jli;iai/i(»')i7(TT(inc  441. 
xkvto  240,  254. 

xlüiGfJLtt    118. 

xyalü),  -tjto,  -ij^oi  98  f.^ 

102. 
xo/()a>'Of  349. 
xoXova/tiattt  120. 
xojlot'cü  98. 
x(>>l(]r(ta^»i  355. 
XÖfjir^   90. 
xdvif  99. 

Xd()«|  161,   168,  405. 
XÖ()«r/0$'   261. 
xoniio,    -taxiü,  -t'yyv/ui. 

100. 
KÖQtj  400. 

xoQ/uog,  -ju^uu   124. 
x0()O(vg   128. 

xd(.)(Tv  6^.   127  f. 
xöiiOtjg   128. 
xoQOlg,  xöoatg  129. 
X0{)a6y  134. 
xoQüovy  128. 
XOQO 0)7 fjQ,  -tfvg  128. 
xda/<of   123,  329. 
-xoaiOi'  330. 
xof()r<    128,  304. 
xoi'(^>fi'fi-   128,  354. 
xoL^^iil   128. 
xovQOy  128. 
xoayioy   126. 
xofcyya  CO. 
xQuictilioty  94  a. 
K()icu)y,  Kn^ioy  4 1(5  f. 
K{>tUoy,  -OLOte  417. 


XQ^fiiCfiiei   111  f. 

XQ^jUad^QU    111. 

XQijfiyiifn  111  f. 
xpiyVi?  69,  126. 
XQi^toy  263. 
X()fi'(»')a>   77. 

433  a.,  447  m.  a. 

XQOtttycj  97. 
X()0(;i'ds'  69. 
x()ot'a>  97. 
XQV/Li6g  80. 
Xt'xj'üf  406,  471. 
xvXiydto,  -Xl(o  333  ff. 
Xu7A«(}o;  156  f. 
xvfiayOig  347. 
xvfityog  440. 
xvyita  90. 

xvQOat,  xvQOai  130,353. 
xd^crovrcc  131. 
xt/^oi  130,  353. 
xai()C(x  128. 
AcYfff  94  m.  a.,  359. 
Aapnog,  -ßfjiog  445. 
-i«^i7f  445. 
Xttßvytjtog  442. 
A«)/«(>d$-  109. 
Xecynaacct  109. 
>l«)'wf,  -öf  109. 
A«/roV   165,   174  f. 
AttWag   166,   173. 
Xafxv{)6g  88. 
A«>'Os-,  Xtjyog   70. 
>t«()d$',  A«()(di«7  0f  349. 
Adat/Ltog  435,  vgl.  390. 
A«w>/,  A«f   96,  349. 
XeXltjjiiai  etc.   107. 
AfL'(ü  94  m.  a. 
Xr/Qtog  422. 
Afojr  445. 
Av)'(iJ   350. 
Av/u<    120. 
Xijyog,  Xityog   70. 
Xtja/ttoovyfj  118. 
yftjio),  -jüjy  -10V  211a., 

476. 
A»/(fj,  jXtjio  88. 
Ai;'|,  Ai^ca  332. 


Xixfiicy  257  a. 
Xixyoy  442. 
Xtx(}6g,  -XQi(f4g  422. 
XtXalo(iai  107,  349. 
A/z^oy  442. 
Adf,  A/OK  etc.  98. 
Xollng  226. 
Aoi^iai  etc.  98. 
Xoiiu},  Xtiia  97  f.,  265a. 
Xvyl,  Xv^to  332,  350. 
Xvxäßag  205. 
Xvxiioc,  -xiog  196. 
Xvxfjyty/jg  196. 
Xv/iyog  257  a. 
Xti^cr  226,  228. 
Xvaaajtj  330. 
/iaC«  332  a. 
fitaiofdai  107. 
/uaXiQog  86. 
fiäXkVQoy  lila. 
/LtaXxi^y  269. 
liaAJloi'  358. 
/iffAJLd?  85. 
[ÄayjinoXog  143. 
/uitQaydog  440. 
MttQ^og,  Sig  440. 

ILt€tQ(XlJ    86. 

M«()ai;«f  208  a. 
fji(i{}Tvg  84. 
fiaa/ufe  108,   120. 
fxdoitg,  -*|   108. 
fKCÖJfVlü,    -ifJQ    108. 
juaxo/Liai,  -^{i)outti  10«. 
Miydßv^og  440. 
fiiyag  565. 
/uiyf&og,  -ad^og  532. 
^^<f/ia  430. 
^^Cw»/,^<fiCcüi/ 140,423. 
fiiO^viü,  -viu)   115. 
/uftdidiü,  -6tita  84. 
fieiXia,  -Xtaaa  422. 
A/*(0Ai;fOf,  Mij-  421. 
MetXiioy  421. 
jutiQO/jat  84,  87. 
/i«/f  61   f.,   137,  337. 
fÄtXifu)  84. 
fikXiiOii  259. 
/LitXiioy  2^5. 


Wortregister. 


611 


fiiXxtoy  429. 
fAilnta  429. 
Mifiytoy  454. 
fA(^6QtiJai,    -q(n)fiiyog 

87. 
MiQdtas  440. 
fiiQtjuya  84. 
^iQfAfqog  84. 
/u^^os*  84. 
^^a^a  118,  430. 
MiOfitoy  440. 
^^crof  187. 
/uevf  61  f. 
^^ToeCc  262. 
^itaoaa  262. 
f^fjloy  84. 
iU^V  61,  65,  137. 
/u^Vj?  137. 
MS  62. 
/UJ7(T/  334. 
/nia  84. 

f*^XQ6f,  fdtxxös  85. 
Mllixog  etc.  421. 
^aoV>  /u/JUof  422. 
A//;Utf|/  421  m.  a. 
MtXjüi,  -jidg  421  m.  a. 
fti/Lty^axü)  102. 
Mlytos,  -yta  538. 
/nydo^ttt  102  f. 
fiyfjaietiü),   -ot^q    etc. 

102. 
fioyeqög.  fiöyog  85. 
fioyoax6xog  333. 
/ior^ff  262  a.,  848. 
Moraa  392,  Tgl.  835. 
^oldxny  410. 
/u($Zxof  428  f. 
MoAoxttf  410. 
fioUxns,  -x^g  410. 
^oAttV  429. 
fxo^fjmi  452. 
fA6qog  84. 

Movyixog ,  -yvxog  418. 
Mouaa  335. 
MoilfOg  445. 
fjivdog,  -^Qog  85. 
fAvx6g  114. 
/uv{a  86. 


fivQiil^ta  85. 

Md^tof  166. 

uvQQu  85,  440. 

/iu^((i)/i'J7  185. 

fiVQOog  131. 

^i)f  86. 

/uvTic  114. 

/ut;a>  114. 

/Litayv^  84. 

i^acuj?  96. 

i^cr/oi  96  m.  a.,  108. 

yaxiy  84. 

ydqxti  84. 

i^au'oi  96  m.  a. 

vaoi  84,  96  m.  a. 

i^eix^COoi  105. 

yi(if€t  84. 

i'ÄO-,  i/oi;-  140. 

yio^ijyiog  205. 

yivQOy  84. 

y^vaxdl^fa  93. 

V€i;ai  93. 

y^w  84,  93,  95,  102. 

vv^a>.102. 

^7^10  84,  102. 

»'^^(k  ^iu<v^  262. 

ytiyita  102. 

KifTJ?  143. 

»'jf;^!!!  96  a. 

ylo{o)ofitti  127, 136, 336, 

483. 
ylxqoy  442. 
W^a  84. 
yoog  84. 
yoatog  483. 
yovfjitjyla  138. 
Kvdf  84,  471. 
i'i^'acra  262. 
yvajdCfa  93,  263. 
yvoraltüTiidy  263. 
Kaj)^ajla  84. 
fiWV^Off  157,  164  ff. 
5^voff,  (Tx^i'Of  469. 
Utü  104. 
luoi  104,  114. 
öug  141. 

d/SfZdf,  d/9oZof  411  f. 
^ydödioy  258. 


(^(f€Adf  411. 
X>^6vaaevg  474. 
oVi;a-  113. 
t)Jüflrff€i;f  430  ff. 
OldtJiodttg,    -^ijg    391, 

476. 
olxt] löraTOg  252  a. 
otxöydc  543. 
oi^ca  83. 
offfcü,  ofae  100. 
d/a>,  dioftai  116. 
dx^oi  135,  353. 
öxyog  260. 
tfZf^Cft»'  140,  423. 
dXixQayoy  63. 
dXta&dyai,  67. 
t)At(]r((]r)€v'f  432  f. 
t>Ai;(Tedf  432. 
t>A(A)i;T(r)f(i;)?  169,  425, 

431  ff.,  472. 
OfjiiXog  136. 
d/Liyv^^  113. 
oV-  330. 
6yaQ  348. 

^yetQog,  öyoiqog  348. 
öyo^ttt  113. 
df|/of  89  f. 

6nXod^lag-OfAttt  430. 
t)^^^«!^*,  0;raiKi/aii^l38. 
dTTU/oi    113  f. 

d^aoi  63. 

6quy6g  126. 

(^^^1/(1^)01  78. 

<J^Of,  rf^£(r-  857  f. 

d^oJa>  98. 

VQQinnog  135,450,454. 

^QQOnvyioy  127. 

^^pof  127. 

^QOo,  ^dio,  -arj   129  f. 

öqaol  134  f. 

6qoo&vQ^ ,  -aÖT^g  etc. 

134. 
ÖQaovaa  131. 
^Qx^iOT^Q,  -criüf  etc.  103. 
da^Ti?  147. 
6anft.iQai  147. 
daxdnxta  880. 
oaof  187. 


612 


Wortregister. 


öainany,  offtaMs  330. 
drfia  147. 

OTI/41    79. 

ßfTOi  148. 

ovttjit  92  f.,  141. 

OOXtUvs,  -/l'7?438  m.  a. 

OiiQii  127. 

oCQay6s  129. 

O(^()or;iföf   127. 

oÖQfiog,  oÖQfO-  357  f. 

oif^^eu  (/-)  129. 

oÜQlttxog  127. 

oJ^oi^  129. 

oi>^Of  357  f. 

oJf  92,  141. 

6(^ilX(t(p  853  a. 

TTa^Of  358. 

nalg,  navg,  novg  410, 

476  f. 
Ttttitii  98  f. 
naXaiio,  -tjatit  98. 
naKyoQOog  134. 
Ttdaatjy  335. 
ndaiag  114. 
Ttario/jai  108a.,   267a. 
77ofpdx>l(«)ia  159,  423. 
Ticcvig,  nnvg  476,  478. 
7i«i'(ü  96. 
Tif'cf/?  495. 
niiSiXoy  136. 
iKiyrjv  269. 
IldQatfvg    131. 
mlQiyg  338. 
;iff(j^«  118,  333  f.,  418. 
nfiao/urti  335. 
7ieX(iCto-Xciio  111. 
71  ^U«  380. 

IlfXonöyyfjOog  89,   126. 
n^y&og,  iidd-og  358. 
7ify7(c(it]n6g  348. 
TJfndOTio  330. 
n^nyvLirci  95. 
ntTiTtjxa  98. 
7iiniu)x«  98. 
TitQ&io,  -&(u   354,  356. 
JIf()ifj()g  269. 
TtfQtiietfXivouiyog  95. 

TIfQKfXi'OJ    95. 


7i^Qyfj/ut  110,  875. 
IItQQ6ifmTa  412,   Tgl. 

407,  450. 
n(Q(a)€vg  134,  450. 
IffQa€(f6yij    etc.     134, 

357. 

TlfQaiffttxia  412. 
UfQauiffttja  407. 
Ti^ff/i«  418. 
n^aavQeg  126. 
nixaXoy  112. 
nii^ayaai,  347. 
Ti^ffittyjtti  334. 

n(qf(a€xai,-ija^jai  186, 
334. 

7i(qtjQaea&ai  131. 
n^yaaog  222  ff. 
7r»;yijy  222. 

TTtiQttfoyua  135,  357. 
Ti^Qdf  98. 

7f/fi,   7l/l?f   481    f. 

TiiXyafiat  126. 

nlfiATiXtifn  101. 

Tiifinqfj^t  102. 

nlofAttt  115. 

nintü)  233. 

7itai6g,  -jtJQ  115. 

nlavQfg   126. 

Tiljytjut   112,  126,  422. 

7i/(i;i/  541. 

7iA«Cw  331   f. 

nXfiarojya^  143. 

TiXfiioy,  TiXioy   144. 

/lA^tü  93,  95. 

;rAv>w  101. 

7iX^{a)/ita,  nXq(a)^rj  119, 

121. 
TiXriauodvyq   119,  121. 
nXoviog,    -aiog ,    -rtoy 

408  m.  a. 
TiAüVoi  80. 
TiA'Afi  93,  95. 
Tid^i,    7i6&fy,  nÖJ€Qog 

148. 
Tio&lxfg  269. 
IloXvdag,  -tfctg  171. 
IloXvdfvxifjg  479. 
IIoXv<yrjy€cc  64  f. 


IloXvidog  236. 
77oili;xr<k»()  270. 
Ttoyjog  496. 
Tio^crvyflt»,  -aalyto  134  f. 
n6Qatü ,    -a&oy ,   -olnia 

131. 
Jloxfi^djiay,  -ddy  153, 

159. 
notiddv  159. 
noxfAOg  117. 

novytdCfiv,  7iovyiOy90. 
novg  358  m.  a. 
^Q^og,  TXQavg  471. 
TlQ^&W    101   f. 
TT^/Ol,   7XQiC<a    103. 

IlQoßaXiaiog  337  a. 
ITQOxoyytjalov  79,  TgL 

126. 
nQ6(fqaaaa  569. 
nxttito  98  f. 
nxtadyti  137. 
nxiödaf,  -TT«  115,  156, 

386,  432. 
nrvxxta  432. 
;iTuai   114. 
7ii;}^ot^crio$^  333. 
nv^axog  90. 
nvyyog,  nvyyid^dv  90. 
;ii;()  201a. 
Tiupau^'Of,  -yo*'  83. 
nvQOog  134  f. 
nva/ja  118. 
TiioQog  98. 
Qa{yo)    137. 
^m/w  99. 
Qdaaaxe  137. 
(5*^tt>  87. 

QfQnniO/Ltiyaß  350. 
()€Qi(fd^c(i   350. 
^iQVJKoue'ya  350. 
(i^(ü  93,  95. 
(j*yüjcu  269. 
(5t'^0f  115,   122. 
Qva/jog  118. 
^vi/}q,  -log  115. 
Qüiojuai   100. 
arcx««"   174. 
oaXjiiCfo  331. 


Wortregister. 


613 


2annovg  476. 

2.ajnf>(6  6iC  448. 

auta  102. 

aßiyyvfti  T4,  104. 

2:€iQ  349. 

atiQii,  ör^gä  131. 

aeiio  9S,  253. 

oeXayya,  -hjyij  69. 

^filii'^  163. 

Ofvta  93. 

ff^cüi'  253. 

ffij^ai   102. 

atjxig  174. 

aijotqoy  102. 

2ilriy6g ,     -layogi   418, 

420. 
(r/y(y)o^a»  77. 
otoyta  253. 
a/ffi>()(»')a  440. 
Oxatgto  97  a. 
axa/uoiyta  440  f. 
axeifn-  106. 
axiyog,  Uyog  469. 
axi/jl€ie  353  a. 
2xtQioy  418. 
axl^y^fii  106,  112,  126. 
axoQaxt^<o  424. 
OfittXtQÖg  86. 
afiägaydog  85,  440. 
afiaqtlij  86. 
OfitQditUog  85. 
ZfLiQ^tg  440. 
a/ieQ^yog  85. 
OfjuxQog  85. 
OfitXtf,  -Xcvta  85. 
Jf/ifi'^cuf  226  f. 
Ofxly&og  86,  226  m.  a. 
a/Liiyv>j  85. 
afitoy(Q6g  85. 
afivytQog  85  f. 
Ofitid^og  85. 
OfdVXT^Q   86. 
a^iiq^tay^g  263. 
OfiVQi^to  85. 
a^vqya  85,  440. 
a/ii;;  86. 
OfAvaatttti  86. 
a/nvxto  85. 


ffdof,  (Todf,  aovf  264  f. 
ooot'tai  264. 
aovfiai,  aova&tti  264  f. 
a/iftoi  108  f. 
an  (lata  833,  335. 
aniXXioy,   %piXXioy  469. 
antiy  551. 
ojäX(X)a  65. 
ara(;()d(  271a. 
attQQÖg,  -Qe6g  135. 
ar^'Ai?  65,  355. 
aifjQC^io  831. 
Ofo/iä  271. 
aro^f-  106  f. 
axofxaxaxn  270. 
aiQO<f>aXiC(a  331. 
aruilof  271. 
avfi(f-9-iiQ<o  466  m.  a. 
ffvi'-  330. 
avytiXag  355. 
avyfAiydyxovy  68. 
(Tvi/d^^K^aa  129. 
SSvQtixoaai,  -xooiog  336. 
avQl^o),  -rro  331. 
avQiyxxag,  -ixttjg  331. 
a<f  ^,  1/;^  469. 
^/yl  438. 
(Tj^aCoi  113. 
a;^oa>  112. 
(T^Coi  100  f. 
otifiai,  ataoyxo  265  m.  a. 
acjariogj  atar^og  100. 
«rcüaifjoi'  100. 

TffJUtf   110. 

Ta/40f  76,  538,  540. 

tdyvfiai,  -yvto  115. 

r«^af  162. 

ra^cr«^;  134  f. 

rcroy  147. 

ifjla-  110  f. 

jiXiu},  -Xilat  105. 

T^JUroi^  127,  135. 

T^^/4ffi  79,  126. 

xiyiay  566. 

j^QOoyto,  -anm,  -dfiyt 

131. 
r^e<^ci>  354,  356. 
tiuiOfAtti  98. 


T^^,  i^OiOty  148. 
Ti7/40f  76,  538  f. 
T^off  77,  520  f.,  538. 
T^T«,  -Ttyog  523, 

Tl^€l>   71. 
ti&^yja  554. 
TifÄüiatttiy  330. 
t/i^  449,  479. 
T/ya  79. 
r/yw  78,  98. 
1/9»,  lioiOty  148. 
iX^aofim ,    T Jli7T($s'   etc. 

110  f. 
TO/  479. 
Tdlof  169. 
rouTOu  141. 
XQttOid,  -4  135. 
T^^ai  104. 
JQ^Qioy,  -Q6y  348. 
xqUyg  79  a. 
TQiomoXi^og  428. 
r^irrdf,  r^i^d^'  434. 
TQonr^ioy  252  a. 
jqvxiQ^g  348. 
Ti;V(?«f  356  f. 
jvQaig,  -öog  131. 
Tvjtiqtwg  397,  428, 437. 
Tt(^  353. 
r^,  TOia«K  148. 

ToiTOI    141. 

\i6iia,  v6ta  151. 
i;(fof  255. 
v(f(i>^  151. 
v/ilf  444,  470. 
v/icv,  i;(r/4a  121. 
ly^^f,  i^A^cr^,  i^/4^«  80. 
üv*ff,  iJi/#'9  81. 
il/rd  151. 
vf  443,  470. 
TÖafityij,  -K»  118. 
löifatyto  151. 
üifayiiaj^  67. 
vctf  103. 
tpttiyya  222  a. 
tpaXdyya  348. 
<l>(Kilj7()df,  -iUx^d;  848. 
(fttXXog  263. 
<fay6g  75. 


ifäot,  ifms.  italr<o  elc. 

Xtgoas  131. 

^^H 

IBa  m.  >. 

xnl-i  411, 

^1^1 

tfäljai  854  &. 

j(,-v  65,   187. 

,iy„f,  -«.-<.{  US  ^^n 

iftt^aai,  •PÜQao!,  -aaioc 

XflV'O   183- 

■Jvot,     «W,     .J>'^<.^« 

ISO. 

Xiotiat  247a. 

81  f.,  12«. 

tfaats  556. 

Z,<.(  235. 

ägnyoc,  Jewdc  129. 

tflyyO!  04. 

X»ii,  Z^'fOf  422. 

•n^fiSvia  857  f. 

'Peqaf^ttttn    134. 

Zflia.vif  523. 

^e,'   127. 

.(»«Viu  lila. 

xUioi  125  f„  Sao,  422. 

u!eo«  357   f.            1 

V'tft/pw  4UÖ  m.  ». 

Xlhor  422, 

^^^M 

^»^e«.  35-1  m.  ». 

X<erf(,  -poi^Of  857. 

lue                ^^^M 

^»iljaavtts  130,  saa. 

X/poii-,  X(iinu^  418  ff. 

^^^M 

^f*-«)   IS. 

ji»rf.j,  -ifardr  128. 

^^H 

*bm.  -y«  438. 

;,o«V„  -i.^*.!-.  143. 

140.   ^^H 

ylxaii  446. 
4><J(Mlkf'"rf  46B,  468. 

XOt*.  zoi  143,  265, 
XOv(  266. 

HlttelEriech^^^l 

*.ii(or,   -l-iH/ni   3B5, 

Xd»  100,  865,  vgl,  142. 

äxo^a,    rf«>,    18^^ 

421a.,  443. 

](pnilffj),  -tfBvm  06  m.  a. 

m.  a.                           1 

^.i«»  113  f. 

;rpr>t!Bi  96a.,  841a. 

itrtdüi   190.                         J 

'Pltyiai  218  ff. 

XQ<lw,  XQ^-  102,  240. 

^^J 

•PlnctoiOi  337,  538. 

;fe/^^«,  XQiK'')f"  120, 

yvrit   IMh^^^l 

•f-oi^Oi   193,  19a,  191. 

126. 

JtvJpdf                 ^^H 

•Poit<ay  tae  f. 

;t(ii.<i  103,  3a7. 

/y>'f|<»'                  ^^H 

VOe^'ClU.   -ifJllBt,    -IX- 

XQvi'-    100- 

fygnt/ay  190.      ^^^H 

ins  331. 

-xor  It^^^H 

ifpiiaumv   118. 

jftÜ^n   143,  285. 

/»^jroy                   j^^^l 

ve'«e  283 a, 

xwy  260. 

ffiti»«y  190.        ^^^1 

Vptffcu  3a3. 

Xmf'iiX'üyaf,  -ruita  142. 

(naox'aay  190.  ^^^H 

vüe«t  saa. 

Zoi..,.../..   142. 

^^^1 

ifiSfiaa}  130. 

if'a^rni  264. 

^noixnv  1»0.        ^^^H 

VvpBJ  853. 

iJ/k/ui,  ip'jui  96a.,  9S  f. 

nH-ioay  100.         ^^H 

XaXii  411. 

'7'Kn.foJ  448. 

t;i.X<!c  190.           ^^H 

Z«ln'üi,   -Anpiii    lia. 

,;,„(.,  ,He"f  fl4a..   358. 

ntdat                     ^^^H 

Xtfdif  333. 
/((>•  66. 

./.«u-m  9«  m.  a.,  97. 
>t>i  439. 

KengrieeUl^^H 

jjfne/iaoB.-oo.  136,  330. 

V^Uiov  469. 

400.           ^^^H 

Xnp.r«  221  ff. 

•!"ixio  BS«. 

afi«i.iit  441.         ^^H 

;rta<o>,  xi'^"»,  xMioi 

i;>iJ;^iu  353. 

^^^H 

isa  f.,  sao,  422. 

.(-«JZ«.   96  a. 

o,x«yi«                   ^^H 

(trtof   124,  3a2. 

üj«.«  elc.  UI. 

onf^iay}"  441.      ^^^| 

z^e,  ;r*e-  isi  f. 

«;^P«.o  87. 

L.t.l,U««^H 

Xiigdytrtreoy  138. 

3W<'öflKti)r  432. 

^ffi^iiÜvaj  142  f. 

oIA^ui  63. 

on^usliM                 ^^^^1 

XtlaofiBi  835. 

loUxiinyor  69. 

25t.   ^^H 

x^liivv  aaa. 

«!«)■,  63. 

^^H 

XtQyttf.-yipoyin.m. 

3Uf?r;fi  -i'S'ifi  -"trodif 

rf^^^l 

Xieeof^oof  128. 

407,  43S  f. 

bonui                     ^^^1 

;?^e(   134. 

\ 

ü^oe  61  ff.,  137. 

coletidtlE  107.        ^^^1 

Wortregister. 


615 


cdla  192. 

censeo  123. 

cerebrum  69. 

ccmo  78. 

cemuus  69. 

ceruUi  192. 

clangor  832. 

claudo  534. 

coirare,  coisahns  349. 

coniunx  507. 

consolari  113,  350. 

colHdie  147. 

Creisita^  Crisida  433. 

cro^^mu«  523. 

cruentu^  540. 

cii7/i(/ue  146. 

diutinus  523. 

(/omu  584. 

ducen/t  126. 

PoZen«,  Falwct  348. 

/a/6or  267  a. 

flagrare  219. 

frustum  95. 

grandis  380. 

tn-yruo  241. 

Aaun'o  95. 

Aert,  Aere  422. 

tn  97  a. 

tj}«e  469. 

iugere  237. 

2a«ctvu9  107,  349. 

losna  82. 

Zucrum  96. 

ma^nu«  380. 

i7MiZa,  nicunUa  880. 

mole«,  molestus  85. 

moZe  lila. 

mun<u  (Tolgär  — >  muZ- 

lum)  443. 
mtUus  114. 
nunis  471. 
oh'ocdio  251. 
ab'Oleo  107. 
paucu«  96. 
f/ai'iü  98. 
pedica  75  a. 
pexmz  82. 
ptnxto  115,  836. 


pUores,  ploirume  408  a. 
pristinus  523. 
-|)*€,  -/)fg  469. 
9umCc^(u5  503. 
9ui>,  quisque  146. 
quotannis,   -mensibus, 

'kdlendis  146  f. 
rc&urru«  357. 
rtmus  82. 
^an^uen  257. 
smaragdus  440. 
5puo  114. 
ferrco  356. 
triresmus  82. 
u&i^ue  146. 
uZna  63. 
uUor  257. 
ti;7i^ra  348. 
md-uo,  ex'uo  97  a. 
unna  129. 
tixgue  333. 
vagire  230. 
venum  81. 
vires  401. 

Osklsch. 

/rtiibtoaV*  496. 
puntüs,  nofinrieg  503  a. 
«tptM  540. 
ulttiuf  496. 

Umbrlsch. 

nmctu  503  a. 
umtu  503  a. 

Altlrlsck. 

ac«m  462  a. 
c^orcenna  876. 
atZ  94  a.  358. 
aile  462. 
aZZ  379  f. 
an  376. 
an(/(^  375. 
anmn  377. 
areir,  arraier  877. 
asrenim  378. 
baüedach,  -thach  878. 
baledaigim  878. 


&eZ  352. 
&uZ  376. 
cara  557. 
camc  376  f. 
catamaü  378. 
cia  375. 
con(Za<  376. 
cuil  376  f. 
cutn^  376. 
de  375. 
(ieZ&ae  376. 
dofurgaib  376. 
ecme(i)  375. 
etm  376. 
eir  376. 
eZir  376  f. 
emiud,  drniud  375. 
/ew  376. 
fochricc  376  f. 
^dtr  376. 
^etn  376. 
goba  377. 
(^o&o  378. 
gruad  379  f. 
Aejtp  525. 
iarßs  375. 
tc/  376. 
tnatZt  876  f. 
inaind  375. 
tncAmn  876. 
liathroit  376  f. 
Zut&  376  f. 
mearen  377. 
mi7  84. 
ocus  375. 
on  375  f. 
renim  375. 
nitrAen  375. 
5aiZZ  376. 
sechtmain  876. 
«n  877. 
sis  875. 
*mcr  877. 
snäthe^  snäthat  84. 
tfootf  875. 
srait  376. 
nkx«  375. 
taidchricc  876  f. 


616 


Wortregister. 


ten  375,  379  f. 
teshuid  376  f. 
trthlait  376. 
turgahail  376. 
uachtarachj  -ruck  377. 

Kfitirlsch. 

delw  376. 
g^  Sil. 
mwifaren  377. 
pwy  875. 
sesc  525. 

Comlsoh. 

€K>tl8cli. 

äleina  63. 
(wn^  81. 
avistr  270. 
5eru*;*oj  540. 
&nnnan  223  a. 
brunna  223  a. 
datl»  108  a. 
fi.udeisei  65. 
fodjan  108  a. 
ganavislron  270. 
hairto  535. 
Juiuns  270. 
hausjan  97. 
ÄZ(/Äya»  332. 
hramjau  111. 
huhruSf  huggrjan  269. 
Zaiin  96. 
leipus  255. 
menoßurn  522,  524. 
mt7<i5  422. 
ga-navistron  270. 
neAr  535. 
nnna  78. 
smairpr  85. 
ga-smißon  85. 
snaga  84. 
Äfiuir«  84. 
s<iur  271. 
siiurjan  271. 
svegnjan  249. 
svogatjan  249. 


und  388. 

oar«  68. 

retfvod  521,   529,   538, 

540. 
viiZandafw  551. 

Althochdeutsch. 

etm<  270. 
/tincÄo  222. 
Miosen  94. 
AtioA,  AuoAon  270. 
in  97  a. 
je^an  104. 
fnt7h'  422. 
^«tona,  65(ar  523. 
rfma-  117. 
9eA<o  403  a. 
5nerAan  84. 
sören  525. 
jrpannan  108. 
swinu  78. 
trq/«a  462  a. 
zispian  462  a. 

Mittel-  und  Ifenhoeh- 
dentsch. 

Jeh  380. 
yir5<  579  a. 

yröj  380. 

nahe  535. 

schliessen  534. 

taugen  533. 

wachs  462  a. 

t(?€5j9e  462  a. 

rc7^6  380. 

Altsächsiscb. 

flÄfi«  81. 
gröt  380. 
swogan  249. 
/e/^fan  380. 

Niederdeutttch. 

6uZZe  263. 
grapsen  462  a. 
manksc  462  a. 
schnökem  84. 
ticpsken  462  a. 


Alteordisch. 

ou^a  95. 
austan  522  f. 
5€islT  418. 
geispa  418. 
^  270. 
hau  418. 
hjarsi  69. 
5maZt  84. 
«o€tnn  418. 

Dänisch. 

j9roj>,  prold^  told  525, 

535. 
snage  84. 

lltenglisch. 

oxtan  462  a. 
cop«,  cosp  462  a. 
9p9^,  sviygjan  249. 
vltp«,  olurp  462  a. 

MlttelengllsdL 

5<ii«A:,  hiisk^  heyjffk  418. 
gaispen,  gtupen  418. 
graspen  462  a. 
heilen  418. 
«rem  418. 

Neuenglisch. 

a5i-  462  a. 
gasp  418. 
(/rasp  462  a. 
Aai7  418. 
suxiin  418. 

Litauisch. 

augstirai  533. 

aunu,  au^t  97  a. 

auszrä  348. 

gitÜa«  534. 

&u77ti«  263. 

daVis  108  a. 

dängujesis  557. 

darau  102. 

(iati^  533. 

gaudiu^  gaüsti  534. 

grautti^  gruzineti  533. 


Wortregister. 


617 


güduri^ti  584. 

inj  97  a. 

kankä  270. 

klegiti  832. 

kritszti  97. 

lipsnä  82. 

/^<u«  255. 

menüy  meny^  522  ff. 

myliu  422. 

ovy/i«  254. 

pjf^  108  a. 

pinü  108. 

praudas  533. 

r^t^a  94  a. 

rynu  78. 

^aU^ri  525. 

s^dif.  495,  550,  557,  569. 

skidrä  867. 

skraudüs  534. 

smagits  86. 

smälkasj  -ktis  86  a. 

smäugti  85. 

smeZHtt  86  a. 

sndudiu,  snäusti  268. 

263. 
spdudtu^  spindtu  534. 
spräudiu,  sprindtu  584. 
fvixAii  349. 
4Zd  94  a.,  358. 
{IZeA;a>  63. 
tii^iblan^/uvu«  534. 
uisndudie  263. 
varxd  357. 
va^ard  77. 
vaszkas  462  a. 


ianff)«,  i^>  533. 
ivtr&Zy«  261. 

Lettisch. 

esmu  525. 

e«5t»«  557. 

{  97  a. 

krauset  97. 

p'ismäkstu  86  a. 

plauksta  534. 

rapu  569. 

«^c/u  550,  557,  569. 

smagsj  smagis  86. 

sruiudtiZe  268. 

«nati/cAu  »Miti/%  263. 

Prenssisch. 

auctanj  aucte  533. 

at/launsins  ^  -lautoussens 

539. 

aii5ont5  533. 

emprikisins  557. 

en  97  a. 

gemmanSf  -ons  539. 

hVfnan  82. 

2atixmi5  82. 
menig  524. 

i7iutM*e«on  523. 

sidans  557. 

AUbnlgarlsch. 

azü  79  a. 
q  97  a. 
g^oZt  97  a. 
grro5a  97  a. 
qtrü  97a. 


dt«m^  81a. 
drtinu  82. 
dm  108  a. 
dychati  114. 
eSte  333. 
^^^  533. 
^ryz^  533. 
im^  81a. 
yaiwo  77. 
jaru  349. 
/aüe  254. 
kUgütati  332. 
ibo^mu  90. 
ArticAu  97  a. 
kruüti  97  a. 
mtZu  422. 
on-  97  a. 
onuita  97  a. 
j9tn^  108. 
pitati  108  a. 
pominqti  81a. 
pomfnqti  81. 
Wn^  78. 
«Zy&i(t  94. 
McA«  525. 
tomo  77. 
rq;u  375. 
vino  81  f. 
vM^t  81. 
vesna  77,  81. 
v7(Mi»  70. 
voskii  462  a. 

Bnsfilsch. 

t;<^r«a  357. 


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Druckfehler  und  berichtigaing«n.                 ■ 

Seite    88  «. 

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,      SSI  %. 

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^      43.  14. 

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,      S09  e 

„      tqioinufa. 

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„    aio  X 

„     ivi>ta. 

^^^^H 

,      813  I 

ergänz«:  i'va  43.   14. 

Vgl.  duo  8.  Ml.                 ■ 

,      SU  s 

lira:  Siiia. 

1 

<•      >1B  I 

„      menghai. 

1 

,      898  ■ 

„      noe/i^^«x(K. 

J 

„«Hz 

,      ■Excßtdliotv]. 

fl 

„      '«15   K 

„      Spia-if,  ;lm.,J.if. 

^1 

™      *B4  » 

„      »!.  für  crf. 

"^ 

Si}'ahiTimi. 
luj^i  für  u«ia*. 
(«vlrävOn, 
duHUu. 

Aorifmafiliu. 

uz-fO.rentem. 

(mit  v). 

kompoHitumänliche  iDtenilTiim. 

amtrtlniibia. 


Betnerkanf, 

Von  obigem  an^tce  tiber  den  dialekt  der  attiscben  vuenioBcIiriftsi 
landte  icb  uifang  october  1887  die  leUten  correcturbogen  mrück.  Die 
erst  kars  vorher  und  DKchdem  erschienenen  einschlägigen  schriftea  nod 
daher  in  demselben  noch  nicht  berflcksichtigt 

Berlin,  den  7.  min  1888.  Paal  ETetschmer. 


Verlag  von  C.  Bertylsniaiiu  in  (iBtei'sIoli. 


Freybc.  Dr.  Alb.,  .41tiii'ii(sch<-!>  i^lion.     StulTtt   ul 

Vlll,  :^K;  XI.  lil'.l  >,   »      ü  J  M.,  isil.,  i  "  M. 

Was  kann  die  Scbnlr  /,ur  Erhaltung  chrlHtllcli 

Volki^tTt  lii.iiniKf.n'f  EUi^litlJitii.n  mni  finnuifirflnöheo.  rin  Anfti 
tipg  IV.  (loqwchpii  H.-lnilkiniKnt«»'»  in  II«Hiii.rM  (Inrxehnt.'n.  3.  .' 
U.  S   ".     VI  VI 

Die  Plleee  der  <'hriiitllFUeu  Yolksslttc  dun 

Aiv  .'^|■hnll•.  Ei'wtr):t'rip  Form  'l<r  „kiVlitlimPn  nml  ()ruii'lu<.<liint.< 
ä.  Ai.rt.     7ri  S.  •:      1   JI, 

Zflse  deutürlirr  SItl«  nnd  Geslnnuus.    I.  D 

Lntiw.    im  rijinV.     XU.  ^>i  ri.  *.     l.ill  M    -     II.  Du«  I.«1j«ii 

Vnfht-       iVltter    dl-J'    Prrt«»e.l 

Per   Karn^It«!:   fii   der  deutschen   niehtiii 

Kfiniü  Kollier.    Ein  deutisclies  lleiarnt^'illclit .  nitl 


.1».T  (tii)H'I*ti«jlii'liPii  l.lel*rlif.ft^riin(;  ,. 


rnn  «.  L.  Kli 


■  f.  15.     1,.'>0  M..  kan.  2  M. 

.Uphurf»  Tml.     Ein  deiil-selie«  lleldenllMl ,  iien  b 

■rliritn  n.»  11.  I..  Kl..r.      X.    lO'.l  S.    12.      I.2Ü  M.,   «pS.   I.il» 

Jliki'l«».  Demetrlus,  DI«  rirleolien  des  Vllti-Ialle 

T.n'l    ilir    Kittfliw.»    »Hl"  liti.    ..nrnj.niwlip   Kiilnir.     Fwii    lii).t..r>it 
Vi.r.ni-li.     Mii   Di.wtllia"ttg   ■!•»  Vi-rfiwwon.  aiw  -Ifiii  'irit-ilii. 
ll»-TO-i«l   vo   1'r.ir.  Dr.  W.  Wauui.r.     III  .S.  ».     1,20  M. 

Ihnninuiiii .  .4..  Knlliirkilnipni  In  .Ut-Kn^land.    0 

.^l.irhTliih..  Pjiwti.llii»,5.      I.  TwI.     H(l  S.  kl.  H.      IM. 

tSelinilly..  Dr.  M..  Qnellenliiiiide  der  riliuii^ehen  (i 

-..l.jfl.tr    i„.   .,uf  l'niili.«    l'in,.i...<i«        !->.•   S.   ^-   S,      ■.?    .M. 

Kuhn.  ErUKl  W.  A..  Beltrl:»'  Kur  I'alUlirnniniHtll 

Vm,    12(1  .■'.  p--  ".     J   .M. 

Mnnk.  Prof.  Dr.  Ed..  (Jeiielilehte  der  m'lreliliielu 

ijUvtutnr.    H.  Aiitlii^-.    Nun   bcnitiitilel   tiio   Richnnl    Vnlkm 
12  -M-,  cM..  i;V""  M. 

(il«M>hIeIil«  der  rOmliichen  Ulemlur.    -i.  .An 

,     (UuirlJijU'l  VW   rir.  fUkur  SfyfforX,      10  St..  Ki'I..    I1,.">0   S 

«oebffl  itt  im  Vifrlnnr  t'>n  rrnllnanil  SrhUnloRlI  In  Paiii>rbAni  aml  MDi 
undiiemm 

Geschichte  der  griecliischeii  Farbenlehr 

[hiA  Far>N-iiunrorM:)ii!iiluii>nvcrni>~if;i-'ii. 

Die  J'^iiHM-iibMck'lmtmtit;»  dir  firiixMwhen  Kpikcr  von  Hanm 

tii»  Qüinli»  SiuvmitUfi. 

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