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ZEITSCHRIFT
FÜR
VERGLEICHENDE
SPRACHFORSCHUNG
AUF DEM GEBIETE DER
INDOGERMANISCHEN SPRACHEN.
BEGRÜNDET
VON
A. KÜHN.
HERAUSGEGEBEN
VON
E. KÜHN Din> J. SCHMIDT.
BAND XXVI.
NEUE FOLGE BAND VI.
BERLIN
FERD. DÜMMLERS VERLAGSBUCHHANDLUNG
HARRWITZ UND GOSSMANN
1883.
Weimar. "— Hof-Bachdraoksrei.
Inhalt.
Adalbert Kuhn
Die Vertreter von urapr. äv. Ob m den germanischen sprachen.
Johannes Schmidt
Die germanischen präpositionen und das auslaut^esetz. Von
Johannes Schmidt
Vedische Studien. Von B. Roth
Zur altgermanischen Sprachgeschichte. Von F. Kluge ....
Präkrtische miscellen. Von Siegfr. Goldschmidt
Latein und griechisch in einigen ihrer nichtigsten lautunteiscliiec
Von A. F. Pott
Materialien zur lateinischen nCrterbildungsgeschicble. III. Die ue
frequentatiua. IV. Die nerba denominatiua auf -are. Von
C. von Paucter
Urspr. dn In cn im lateinischen. Von Budotf Thurneysen .
Noch einmal das präkritische quantitfitsgesetz. Von H. Jacobi
Entgegnung. Von J. Hoffory
zd. mry. zd. hazdyä4. Von H. Hfihschmann
Xxia/iat „ich freie". Von H. Osthoff
Pr&krtische miscellen. 13. faht. H. nibbhara; bharia. Von Sie|
Goldschmidt
Zu zs. XXVI, 70 fr. Verbalpartikeln in der Zusammensetzung. Vo
F. Kluge
Das Suffix des parlicipium perfecti acttvi. Das primäre compara
sufHx. Von Johannes Schmidt
Eicurs. Heterokli tische nominalive singularis auf -ä$ in den arisc
sprachen. Von Johannes Schmidt
Materialien zur lateinischen wOrterbildungsgeschichte. Anhar^ zu
und IV. Von a v. Paucker
E^n angebliches „italo-keltisches" lautgesetz. Von H. Zimmer >
Tb« Breton Glosses at Orleans. By Whitley Stokes ....
IV InhalL
8Mt»
Th« Irisb Faasages in the Stowe Missal. By Whitley Stokes . . 487
im. /f. Von Th. Aufrecht 590
Zqt w^rdifnng der Pahlavl-glossare und ihrer erklärung durch die
Parsen. Von J. Olshausen fiSl
Ueber den futurgebrauch griechischer praesentia. Von G. Mahlow • 570
Iranica. 1. skr. lopä^a und zd. koArkasa. ± Zm^^ctQ^q. 3. Suffix
«IUI and %a. 4. zd. Vouruka.^. 5. zd. bibda. 6. idg. eti du
bist. 7. zd. gada. 8. Der vogel rärayna. Von H. HQbschmann 603
Miscellanea. Ueber das vediscbe anutta. Zu Rr. L 36, 17. Rv. X,
34. 5. Zu XXVI, 530. Von Th. Aufrecht 610
Sach' and Wortregister. Von Alois Vani'Sek 614
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Adalbert Kuhn
geboren den 19. november 1812 zu Königsberg in der Neumark,
gestorben den 5. mai 1881 zu Berlin.
Wiederum hat der tod unsere reihen gelichtet und einen
der besten dahingerafft. Der mann, welcher diese Zeitschrift
begründet und fast drei Jahrzehnte geleitet hat, ist zur ewigen
ruhe gegangen. Reiche kenntnisse, scharfer blick, unbestechliches
artheil, verbunden mit milde und wohlwollen befähigten ihn wie
wenige andere, ein organ zu schaffen und zu leiten, in welchem
die verschiedenen richtungen der Sprachforschung zu worte ge-
kommen sind und würdigen ausgleich gefunden haben. In den
fünfundzwanzig bänden der Zeitschrift und den acht bänden der
beitrage, welche unter seinem namen hinausgegangen sind, spiegeln
sich dreissig jähre der geschichte unserer Wissenschaft. Alle
fortschritte dieser zeit sind in ihnen theils zuerst an das licht
getreten, theils berichtend erwähnt oder berichtigend weiterge-
führt. Im mittelpunkte aller steht der herausgeber, überall ein-
greifend und fordernd, so dass schon dadurch sein name untrenn-
bar mit der geschichte der indogermanischen Sprachwissenschaft
verbunden ist.
Kuhns wissenschaftliche thätigkeit hat sich vornehmlich auf
den beiden anscheinend weit auseinanderliegenden von ihm in
organische Verbindung gebrachten gebieten der vedischen litteratur
und der deutschen volkssagen bewegt. Kuhn war unter den
ersten, welche das verständniss der veden sprachlich und sachlich
erschlossen haben. Dem hingebenden fleisse und den scharf-
sinnigen divinationen dieser männer vermag die jetzige generation,
welche auf der von ihnen mühsam gebrochenen bahn mühelos
dahinschreitet, beim besten willen kaum gerecht zu werden. Eifrig
hat Kuhn mitgewirkt, die ältesten denkmale indogermanischer
spräche und anschauungswcise zu beleuchten und von ihnen
wieder licht für die sprachen und Vorstellungen der verwandten
Völker zu gewiimen. Der vedischen textgeschichte ist sein aofsatz
über die Vrhaddevatä (Webers ind. stud. I) gewidmet. Der-
selbe gegenständ hat ihn in den letzten lebensjahren wieder be-
schäftigt. Tief einschneidend waren seine „sprachlichen resultate
aus der vedischen metrik^ (beitrage lU. lY). Seine zahlreichen
aufsätze in dieser Zeitschrift haben der Sprachforschung, welche
noch in den vierziger jähren fast nur auf dem späteren sanskrit
Zeitschrift für vorgl. Spracht N. F. VI. 1. «
VI
fusste, aas den veden eine fülle neuer anregangen Zugeführt.
Seine scharfsinnige erklArang der medialeDdungen aus doppelten
pronominalsuffixen (de conjugatione in fc/, Berolini 1837, p. 24)
hat lange zeit ungetheilte anerkennung gefunden. Werth volle
beitrage zur lautlehre brachten seine aufs&tze über das alte $
(zeitschr. I — IV). So wäre noch manches zu erw&hnen, wenn
es uns hier um aufz&hlung aller Verdienste im einzelnen zu
thun wäre.
Doch nicht diese arbeiten sind die hauptstutzen seines grossen
rufes. Denn die sprachliche form und deren entwickelung waren
ihm selten endzweck der forschung, sondern galten ihm meist
nur als mittel um die ältesten Vorstellungen und damit den
ältesten culturstand unseres volkstammes zu gewinnen. Wenn
man so sagen darf, nicht die reine, sondern die angewandte
Sprachwissenschaft war sein hauptziel. Ja die letztere ist über-
haupt erst durch ihn geschaffen. Jakob Grimm erklärt in der
vorrede zur geschieh te der deutschen spräche: „Sprachforschung,
der ich anhänge und von der ich ausgehe, hat mich doch nie in
der weise befriedigen können, dass ich nicht immer gern von
den Wörtern zu den Sachen gelangt wäre; ich woUte nicht blos
häuser bauen, sondern auch darin wohnen, mir kam es ver-
suchenswerth vor, ob nicht der geschichte unsers volks das bett
von der spräche her stärker aul^eschüttelt werden könnte, und
wie bei etymologien manchmal laienkenntniss fruchtet, umgekehrt
auch die geschichte aus dem unschuldigeren Standpunkt der spräche
gewinn entnehmen sollte^. Kuhns streben lässt sich kaum
treffender charakterisieren als mit diesem Selbstbekenntnisse des
altmeisters vaterländischer Wissenschaft. So ist er der begründer
der vergleichenden cultui^eschichte und vergleichenden mythologie
geworden. Seine 1845 erschienene, dann im ersten bände von
Webers indischen Studien erweitert wiederholte schrill „zur
ältesten geschichte der indogermanischen Völker^ bildete den
keim, aus welchem die sprachliche paläontologie erwachsen ist.
Mit besonderer Vorliebe gieng er den religiösen Vorstellungen
der Indogermanen nach. Angeregt durch J. Grimms deutsche
mythologie sammelte er, unterstützt von seinem Schwager
Schwartz, aus volkesmunde, was spuren vorchristlicher an-
schauung enthalten konnte, in den abhandlungen über das ver-
hältniss märkischer sagen und gebrauche zur altdeutschen mytho-
logie (märkische forschungen I. 1841, s. 115 f.), über einen
fastnachtsgebrauch im dorfe Stralow bei Berlin (ebend. s. 294 f.),
in seinen märkischen sagen und mährchen (1843), norddeutschen
VII
sagen, mShrchen und gebrauchen (1848 zusammen mit Schwartz),
sagen, gebrauchen und mährchen aus Westfalen (1859). Indem
er zu gleicher zeit die sagen, gebrauche und den cultus der übri-
gen indogermanischen Völker durchforschte, fand er überall die-
selben züge und theilweise auch dieselben göttemamen. Diesen
sprachlichen Übereinstimmungen als leitstemen folgend enthüllte
er mit kühner und glänzender combination die geschichte der
göttergestalten bis in die indogermanische vorzeit hinauf und
wies nach, wie sie aus den Vorstellungen erwachsen sind, welche
donner und blitz, der Wechsel von tag und nacht, von winter
und sommer bei unseren urvätem hervorriefen. Seine letzte
Schrift „über entwicklungsstufen der mythenbildung'* (abhandlun-
gen der Berliner akademie auis dem jähre 1873) entwirft in
grossen zügen eine methodologie der sagenforschung. „Die grund-
lage der mythen ist auf sprachlichem gebiete zu suchen, polyo-
nymie und homonymie sind die wesentlichsten factoren dersel-
ben.'* Poetische Übertragung „giebt zweien, mit oft nur einer
gleichen eigenschaft ausgestatteten gegenständen dieselbe bezeich-
nung, die ursprünglich nur einem derselben zukam, so wenn z. b.
die strahlen zügel, finger, bände, kühe u. s. w. heissen'*. Dadurch
wird das ursprünglich allen verständliche allmählich dem Ver-
ständnisse entrückt. „Das mehr und mehr sich entwickelnde
religiöse bewusstsein der Völker verleiht dem einfachen prosa-
ischen oder poetischen ausdruck för die Vorgänge in der natur,
dadurch dass es in ihnen die Wirkungen bald freundlicher bald
feindlicher mächte sieht, einen ganz veränderten Charakter, der
wesentlich das bisher verständliche verschwinden und zum räthsel
werden lässt. Wenn z. b., um einen allen Indogermanen gemein-
samen ausdruck zu wählen, es hiess, das tageslicht ist ver-
schwunden, die nacht ist gekommen, und man dann mit poeti-
scher Übertragung sagte, die kühe sind verschwunden, die nacht
ist da, und dann in weiterer entwicklung gesagt wurde, die kühe
sind verschwunden, der finstere nachtgeist hat sie geraubt, so
musste dadurch das ursprünglich klare Verständnis des ausdrucks
getrübt werden und allmählich der mythische ausdruck eintreten.**
„Die mythenbildung tritt erst ein, sobald die folgende periode
das Verständnis für die spräche der je früheren verloren hat^,
welche ihrerseits durch die culturstufe des volkes bedingt ist.
„Jede stufe der socialen und politischen entwicklung hat ihren
mehr oder minder eigenthümlichen mythologischen Charakter und
das neben- und durcheinanderliegen solcher, so zu sagen mytho-
logischer schichten erschwert die lösung der mythologischen
VIII
r&thsel oft nicht wenig. Die Honderung solcher eutwicldungs-
stufen müsste daher das verHtändnis der mythologischen gestal-
tung erheblich zu fordern im stände sein.^ Kuhn zeigt dann,
wie die Vorstellung des wechseis von tag und nacht auf den
verschiedenen culturstufen verschiedenen ausdruck gewinnt, je
nachdem das volk von der jagd lebt. Viehzucht treibt oder den
acker bestellt, und wie die auf uns gekommenen mythen zuge
aller drei culturstufen erhalten haben, so dass eine and dieselbe
naturerscheinung in den verschiedensten gotterthaten dargestellt
wird. Wegen der grossen locken, welche in der Überlieferung
der mythenentwickelung unausgefullt bleiben, und wegen der viel-
fachen Übertragungen von zügen einer mythischen gestalt auf
eine andere sind in der vergleichenden mvthologie viel weitere
klüfte durch vermuthungen zu überbrücken als in der verglei-
chenden Sprachforschung, daher die einzelnen ergebnisse in
gleichem masse unsicherer. Dass die von Kuhn eingeschlagene
bahn der mythenerklärung die richtige ist, hat der beifall und
die nachfolge der auf diesem gebiete arbeitenden bewiesen. AU
muster mythologischer forschung ist seine „herabkunft des feuers
und des göttertranks^ anerkannt. Eine ausfuhrliche Würdigung
derselben und der zahlreichen mythologischen Untersuchungen
in dieser Zeitschrift sowie in denen von Haupt (Bd. II — VI),
Wolf-Mannhardt (Bd. III), Zacher -Höpfher (Bd. I) müssen wir
uns hier versagen. Sie haben seinem namen ein bleibendes
gedächtniss gesichert.
Alles dies hat er in der spärlich bemessenen mussexeit,
welche ihm sein schulamt Hess, geschaffen. Vor wenigen wochen
trat er, durch schweres leiden gezwungen, in den wohlverdienten
ruhestand. Als die krafte sich wieder hoben, hoffte er, voll von
entwürfen neuer arbeiten, noch den abend seines lebens aus-
schliesslich dem dienste der Wissenschaft widmen zu können.
Diese hoffnung hat ein sanfter tod plötzlich abgeschnitten.
Wer das glück gehabt hat, dem verstorbenen persönlich
naher zu treten, dem wird der milde und wohlwollende mann,
welcher sich auch in angesehener Stellung schlichte anspruchs-
losigkeit bewahrt hatte, unvergesslich sein.
Johannes Sobmidt«
Die Vertreter von urspr. m;^ ot; in den
germanischen sprachen.
Die vocaldififerenz von as. äö, ahd. cJitw und anord kgr,
ags. cü ist ztschr. XXV, 17 aus einer alten flexion nom. *küi,
got. *kaui, gen. *kdjös = skr. gavt, gavyas durch das von
A. Kirchhoflf d. got. runenalphabet^ s. 55 gefundene gesetz
erklärt, dass urgerm. öv vor vocalen zu got. au, in den übrigen
germanischen sprachen zu ü, vor consonanten in allen ger-
manischen sprachen zu ö geworden ist. Sievers hat dann noch
einige belege für das gesetz gegeben (Paul u. Braune beitr. VI,
564 f.)f Paul aber das ganze gesetz für die aussergotischen
sprachen in frage gestellt (ebenda VII, 152 f.). Es wird daher
nicht überflüssig sein hier darauf zurück zu kommen.
Eine quelle der Verwirrung ist zunächst die gotische Ortho-
graphie geworden. Wenn wir von einer und derselben wurzel .
neben einander haben taujan tavida und töjis taui, so ist klar, [
dass das au, welches vor vocalen in av übergeht und das au,\
welches im gegentheil gerade vor vocalen seine stelle hat, ur-\
sprünglich zwei ganz verschiedene laute gewesen sind. Dem
au vor vocalen entspricht in den übrigen germanischen sprachen
ü : hauan = an. hüa, ags. as. ahd. büan, und so in allen
fallen, wo die alten Verhältnisse nicht durch einseitige aus-
gleichung verschoben sind. Kirchhoflf hat dies schon i. j. 1854
vollkommen richtig dargelegt. Daraus ergiebt sich, dass die
identification von ahd. stouuita mit got. stauida (Mahlow die
langen vocale A E 0 s. 19. 21, Paul 160) irrig ist, um so mehr
als in stüa-fa^o Musp. 55 : got. staua-stöls die regelrechte ent-
sprechung vorliegt. Ahd. stouuan stouuita, mhd. stöuwen klagen
verhalten sich also zu got. staua stauida stöjan richten wie
Zeitschrift £Ur vergl. Sprachf. N. P. VI. 1. 1
J. Schmidt,
ahd. zouuüun (Graff V, 713), mhd. jsöuwen zu got. taui, töjis,
anord. tceja, d. h. sie würden in gotischer form *staujan *stavida
lauten ^).
Doch Paul erkennt die Identität von got. au vor vocalen
und dem entsprechenden ü der übrigen germanischen sprachen
überhaupt nicht an. Got. bauan ist ihm nicht gleich ahd. hüan,
»Die einfache lösung der Schwierigkeit wird vielmehr die sein,
dass wir für das urgermanische den ablaut ü-au ansetzen, wie
in lüka4auk, und also das got. au im praes. aus einer an-
gleichung an das praet. erklären. Zwingt uns doch dazu schon
die consequenz des Systems, da wir wissen, dass durch die
reduplication der ablaut nicht ausgeschlossen ist« (s. 155).
Diese einfache lösung verstösst nur leider gegen ein elementar-
gesetz des gotischen. Das au von *baibau würde, wenn es
kurzes a enthalten hätte und ins praes. übertragen wäre, ein
praes. *bava, nicht baua ergeben haben. Vergl. naus navcis,
faursnau faursnivan u. s. w. L. Meyer got. spr. s. 387. Die
Identität des got. au vor vocalen mit dem aussergotischen ü
bleibt also unerschüttert. Da für die au vor vocalen, neben
welchen sich ö vor j findet (stauida stöjan) auch Paul öv als
grundlage anerkennt (s. 156), ist es unmethodisch die gleiche
eridänmg für die au vor vocalen, neben welchen zufallig kein
ö aus dem gotischen überliefert ist, zu bekämpfen, zumal andere
germanische sprachen mehrfach das nebenliegende ö oder
aussergermanische sprachen die lautgesetzlichen Vertreter des
zu gründe liegenden öv wirklich haben, so bei bauan, bncman,
sauü s. u.
Die erklärungen, welche man für das got. au an stelle von
ü der übrigen germanischen sprachen versucht hat, sind sämmt-
lich unhaltbar. Dietrich ausspr. 20 nimmt, gestützt auf Banaui
= Bavovi, eine lautneigung an, ü vor vocalen in au diphthonge-
scieren zu lassen. Er hätte noch Bagauis = Bayovi anführen
*) Das bei Graff VI 727 siebenmal ausglossen des 10.— 11. jh. belegte
gtouuitüf welches durch die bewahning des % auf ursprünglich kurzen
vocal schliessen lässt, vermag Paul s. 160 nicht zu erklären, er setzt es
daher in klammern und hält sich an das nur aus Rg. 1 und der Über-
setzung des Boetius je einmal belegte stouta, welches er mittels west-
germanischer syncope Sius*8tömda herleitet. Warum ist dann ö nicht zu
110 geworden? Die richtige auffassung findet sich in den von Paul be-
kämpften aufsätzen ztschr. XXV, 18, Kluge beilr. VI, 382, Sievers ebenda 567.
Die Vertreter von iirspr. at>, av in den germanischen sprachen. 3
können. Aber alle übrigen eigennamen widerlegen ihn: lesuis,
Fanudis, Aidduins (^hdovd), Odueiins Cilöovia). Holtzmann
altd. gr. 14 f. will iaüan u. s. w. lesen. Er unterscheidet dabei
die aw, neben welchen zufällig kein got. ö erhalten ist, von
denen, neben welchen im gotischen ö hegt. Erstere seien aus
ü verkürzt, sein beweis ist das einzige Banaui Dietrichs, gegen
welches die zahlreicheren falle, in welchen ov vor vocalen durch
u wiedergegeben ist »nichts beweisen können«. Die anderen
seien aus ö verkürzt wie die au von Tratiadai (Tgcodöt), Nauel
(Ntüs), Lauidjai (Acotdt); ö stehe nicht vor vocalen, entweder
werde es aü oder es werde h eingeschoben: Johannes. Diese
behauptung ist für gotische wie für fremde worte falsch, vergl.
vaivöun, lailöun, ailöe (sXcoiJ, löanan, Silöamis, Endlich Kluges
behauptung, au vor vocalen habe in der ausspräche »mitten
zwischen öw und üw gelegen«, das w sei »bloss graphisch nicht
vorhanden« (beitr. VI 382 f.) ist von Sievers (ebenda 568) ge-
nügend beleucTitet, dem »Holtzmanns hypothese jetzt in einem
etwas weniger zweifelhaften lichte erscheint als früher«. Mit
den heute zu geböte stehenden hilfsmitteln kommen wir nicht
über die feststellung der thatsache hinaus, dass v hinter ö
anders behandelt ist als hinter a, e, i, u, und zwar vor vocalen
im gotischen anders als in den übrigen germanischen sprachen.
Ob got. au vor vocalen aus ü oder umgekehrt das ü der
übrigen sprachen aus dem im gotischen mit au bezeichneten
laute oder beide auf verschiedenem wege aus dem noch ur-
germanischen öv entstanden, und wie dies au gesprochen sei,
darüber weiss ich nichts begründetes zu sagen. ^)
Die gesetzmässige vertheilung von ü, got. au einerseits und
gemeingermanischem ö andererseits hat sehr früh stattgefunden,
daher finden sich in historischer zeit schon vielfache aus-
gleichungen des nicht mehr verstandenen wechseis. Das
*) Das einzige Beispiel, in welchem ausserdem got. au aussergotischem
ü gegenübersteht, sauls = an. as. ahd. stU^ bringt man nicht zum vortheil
der Sache in Verbindung mit den hier behandelten au, Dass kein laut-
gesetz besteht, welches got. ü vor l unmöglich machte, lehrt fawrmuljan.
Dasselbe wort verbietet sauls als suis auszusprechen wie Kluge will (beitr.
VI, 381). Vermuthlich liegt ein nach entgegengesetzten richtungen aus-
geglichener alter ablaut, hochton au, tiefton ü, zu gründe, so dass sich
sauls zu sul verhält wie old-aq : ahd. xUar, skr. udhar, lit. üä^rUti (zu er-
klären wie nnttQ : yakrt rtschr. XXV, 23).
4 J. Sdunidt,
gotische, welches die differenz von sU^a und stamda aufrecht
erhielt, hat die einander näher liegenden st^ja und *staueis,
*8taueip zu stöja, stöjis, stöjip uniformiert, ebenso ffdla^, ubür
töjis statt *4aueis. Ich glaube nicht, dass jemand auf grund
der letzteren die gesetzmässigkeit des wechseis zwischen au und
ö in frage stellen wird. Um so mehr muss man in den noch
äbrigen germanischen sprachen auf ausgleichungen gefasst sein.
Nach diesen Vorbemerkungen gebe ich die mir bekannten
beispiele des lautwandels, indem ich mit 1 11 III der reihe nach
die vocale des typus got. taujan, taui, töjis bezeichne. Das
verhältniss von I zu II und HI ist dasselbe wie von a zu ö.
1. I got. taujan, tavida, run. taundo, ahd. eouuitun exer-
cebant, mhd. söuwen, ndd. towen; 11 got. taui, anord. I^äa
half; III got. tüjis, ftdUUöjis, norw.-lapp. duögje, schwed.-lapp.
tuoje, enare-lapp. työje (Thomsen 51. 177.), anord. toeja helfen,
anord. ags. töl Werkzeug (Sievers beitr. VI, 566 f.). Im nordi-
schen ist die alte flexion tosja, praet. tyäa ausgeglichen, so
dass im inf. sowohl tcsja als tyja, im praet. sowohl tyäa als
tcßäa vorkömmt, ebenso in den übrigen verbalformen. Vgl.
hyr, beer, gen. byjar, bosjar aus hyr = büir, gen. hcejar. Paul
s. 153 findet in taui unlösbare Schwierigkeiten. >Setzt man
als grundform *töu-jo an, so stünde öu vor consonant, folglich
ergäbe sich urgerm. *U^o. Wie soll daraus got. taui abgeleitet
werden? Setzt man aber *töu-i^ an, wie es von dem öu statt
öw abgesehen das einzig richtige ist, so stände öu vor vocal,
folglich ergäbe sich westnordisch *tüi, womit, wie Sievers selbst
bemerkt, weder das lappische duögje etc. zu vereinigen ist
noch das verbum tc^a€. Daraus folgt doch nur, dass unmittel-
bar, bevor öv oder öu vor vocalen eine andere behandlung erfuhr
als vor consonanten, weder *töjo noch *töuio oder *töuno bestand,
sondern *tövi pl. *tövja, denom. *tövjan. Dann ist alles in Ordnung,
und es ergiebt sich, dass ü, got. au an stelle von öv erst ein-
getreten ist, als auslautendes -jam, -^iam bereits zu i geworden war,
was in urgermanischer zeit geschehen sein kann, da alle germ.
sprachen dies i haben oder hatten. Läpp, duögje enthält den
ursprünglich nur den casus obliqui zukommenden stajnm; den
nom. auch für das nordische vor der umlautperiode als *tüi
anzusetzen hindert nichts.
2. I ahd. stouuan pf. stouuita conqueri, increpare, objur-
gare, irstoutum repellere, anfränk. stouungon, stouuuingan incrc
Die Vertreter von urspr. äv, öv in den germanischen sprachen. 5
patione gl. Lips. ; II got. staua gericht, staua richter, ahd. siüch
tago Musp. 55, stüen büssen Musp. 25, zi stuuanne conqueren-
dum Gh. 4, das ü mit Paul beitr. VII, 160 als contraction von
HO zu erklären ist für den dialekt des Muspilli nicht möglich,
da er tio vor vocalen unverändert lässt {kittwe v. 20). III Got
stöjan, ahd. arstuota expendit, stuoot queritur Gc. 3 (Graflf VI 727),
auch un^irstuomi gehört vielleicht dazu (vgl. aber Id-stemet
compescit Graflf VI 681). Die wurzelformen II und III erscheinen
wieder im slawischen staviti stellen, hemmen, einen angriff zum
stehen bringen, lit. stoviü stehen (Pott wzwtb. I 358), wegen
der bedeutung vergl. noch abulg. pristavU beamter, ustqjati
herrschen. Paul beitr. VII, 157 ohne die hochdeutschen formen,
auf welche ztschr. XXV, 18 hingewiesen war, zu berücksichtigen
fragt: »wie wäre ags. stöw denkbar, da aus urgerm. *8töwo etc.
durchgängig *stauo etc. geworden sein müsste? Und ahd,
ruauua etc.Pc Die antwort auf beide fragen hatte bereits Mahlow
(die langen vocale A E 0 32. 142) gegeben: stöv, an. eld-stö
entspricht abulg. staja und ags. röv, an. rö, ahd. ruotma ist
das fem. zu abulg. raj, keinem von beiden liegt also urgerm.
öv zu gründe. Ihr v ist durch denselben process entstanden
wie in ags. savan = got. saian u. a., deren v nach Paul s. 158
eine besondere, von ihm leider nicht gegebene erklärung fordert.
3. I got. daups, daupus, an. deyja, as. döian, ahd. touuan;
II got. af^auips erschöpft, abulg. davüi erwürgen, lit. dövyti
quälen.
4. II got af-mauips e|*müdet; III ahd. fnuoan, pf. muota
agitare, fatigare, an. mö^, as. rnöfhi, ahd. muodi nicht identisch
mit got -mauips. Im ahd. finden sich verbalformen auch mit
u statt uo geschrieben (s. Graflf n, 6(X) f.) , die ältesten denk-
mäler haben aber nur ö, oa, uo^ z. b. armoUe Pa, irmoüe gl. K.,
armote Ra p. HO, 35 Steinm.-Siev., armoade Pa, kemocUhe,
irmoade gl. E. p. 156, 11, so dass u als aus uo vor folgendem
vocale entstanden, nicht dem got. au gleich, gelten muss,
Otfrids muent, tnuen neben irmuaü fatigatus sind ebenso zu
beurtheilen, vergl. bluen, duen u. a. Uebrigens ist zu bemerken,
dass die aussergotischen worte nicht nothwendig ein v verloren
haben müssen, vergl. russ. majct^ ermüden, fjuSlog, lat. möles
Pott e. f. in ^ 995 f. Die stufe I erscheint in lit. maurdä sorge,
mühe, apmaudyja es bereitet verdruss (Fick III 225). Im ger-
manischen sucht sie Mahlow (21. 33) in anord. mä mOda,
5 J. Schmidt,
welches er auf got. *maujan '^mavida zurückfuhrt wie sira sMUta
auf strat^an dravida, doch erweckt die bedeutung zweifei, denn
mü bedeutet 1) etwas geschriebenes verwischen, 2) abnutzen,
stumpf machen (s. Cleasby), gehört also vielleicht zu lit. tm-
mduH abstreifen, maükti streifen.
5. n got. bauan, an. büa, ags. as. ahd. büan; III an. byr
boar, gen. byjar boejar durch ausgleichung aus bgr = *bü/ir,
gen. boßjar. Die hergehörigkeit von an. böl und mhd. buode
(äievers beitr. VI, 506) ist zweifelhaft. Das von böl abgeleitete
baii lager, nest von thieren kann mit dem gleichbedeutenden
^ptfiUa^ identisch sein (Fick Bezz. I, 333), wegen der vocale
vgL flödus : nJLwvdg nr. 9. Doch kann böl auch = as. bodlos
pL sein (vgl. ncU = as. nadla, got nBpla) ; im nnl. liegen boedd
und bod besitzthum neben einander (afries. bodd oder bödd?
bewegliche habe). Ags. böl dormitorium, von Ettmüller ohne
beleg gegeben, ist vielleicht nordisches lehnwort, die zugehörig-
k^t von mhd. buoU geliebter, verwandter (Ettm., Zimmer die
nominafaniff. a und a s. 216, d. h. zu demselben böl gehöriger)
zweifelhaft. Mhd. buode, nnl. boed, engl booth unterliegen dem
verdachte slawischer entlehnung (cech. bouda, poln. buda, russ.
bmUca). Dafür spricht der mangel des wortes im ahd. und der
unedle sinn, welcher unnöthigen lehnworten so oft anhaftet.
Die wurzelform II hatte durch ihre alleinherrschaft im verbum
von vornherein das übergewicht über III, daher ist sie schon
früh in das mittels -^ä gebildete nomen übertragen: an. ags.
ahd. bür, as. g^iür. Paul beitr. VII, 155 hält an der alten gleich-
setzong von bcma mit qw(a fest, den irrthum erweist schön aeol.
iffvita. Wie saltan von scM, valdan von an. vald, ahd. gitoalt
(beweis die vocale von lit. vilsti erlangen, pa-veld'iti erben),
gaggain von gaggs (beweis lit. zengti), falpan von ahd. fald
plica = abulg. pMA geflecht (vgl. skr. putor- falte aus *purktr;
fMnm^ plecto, ßäUu sind unverwandt) u. a., so ist bauan, büan
denominativum des in allen germanischen sprachen ausser der
gotischen erhaltenen bü, dessen entstehung aus *bövcMn durch
daw. M'bava verweilen, beschäftigung, hinderniss u. s. w. er-
wiesen wird. Vgl. statsa : stamti, af-damps : damti.
6. I got. troMsH vertrag, an. traust zutrauen, ahd. tröst;
H got. troman, an. trüa, as. ^rö^, ahd. trUM — preuss. druwis
glaube, skr. dhruod, abulg. s0rdravü aus -doravU,
Die Vertreter von urspr. äv, öv in den germanischen sprachen. 7
7. I ahd. trouuen puplscere, crescere Ra p. 232, 25 St.*S.,
Graflf V 471 (über aleni. t = urspr. p s. Weinhold alem. gr.
s. 133), nhd. thüring. dröen, drohen wachsen, gedeihen, wohl
anschlagen (Regel ztschr. X, 137); II slu. prüdr stark, bezeich-
nung Odhins, aus *prüiär (vgl. lüär zerquetscht aus Imär u. a«
bei Wimmer -Sievers § 149); III mhd. druo frucht, wohl wie
ktio zu erklären (d. h. got. *draui, *dröjös)^ schweizer, trüehaft
nahrhaft, ti^üehen gedeihen, an. pröask (Regel a. a. o.), ahd.
druos geschwulst. Regel vergleicht lat. turgere, man kann
andererseits an slaw. trava gras, kraut denken. Einer drei-
fachen deutung fähig ist mhd. üfgedrotmen erwachsen, 1) kann
es part. zu ahd. *drüan (vgl. an. prüär) sein wie genouioen zu
nüan, got. hnaaan, wie gebouwen zu büan, got. bauan, 2) kann es
part. zu ahd. triuuit excellet, pollet, floret Ra (Graflf V, 471)
sein wie gekouwen zu kimoen ^) , endlich 3) kann es part. zu
ahd. trautien sein wie an. däinn zu deyja.
8. I an. preyja prüäa sich sehnen, geduldig ertragen, pr(ir
trotzig, ags. pred drangsal, pred-veorc = as. thr(lH4?erk (as. a
= germ. au Holtzmann altd. gr. 140), ahd. dröa passio, onus
aus *prauja wie frö = frauja , döanta tepens (glacies) Graff
V, 233 = an. pet/janda; III ahd. druoan, drtwen pati, 3igs.prövir
gean, dessen v wie in savan u. s. w. hygterogen ist, grundform
*pröjön, welche sich zu ahd. druoan, pf. thru>otun verhält wie
got. hausjön, supjön, beistjön zu hausjan, supjan, gabeistjan. —
Poln. trwac ausdauern oder passivum intransitivum zu tQwn,
skr. türvämi überwältige; in letzterem falle verhalten sich ags.
pred : prövigean : rgdw : türvämi wie frauja : ahd. fruo :
TSQwt : pürva^
9. I an. fley = nkotov, flaust schiflT, ahd. flödar, mhd.
vlöder das fliessen, ahd. fleuuan lavare, arflauuen eluere, mbd.
vlimoen spülen, waschen, sich im wasser hin und her bewegen;
II an. flüd low skerries or reefs flooded by the sea (aus *flüiäj ;
m got. flödus, an. flöd, ags. as. flöd, ahd. fluot, an. floedr fluth
im gegensatz zur ebbe, flöi meerbusen, sumpf, flöa, ags. flövan
fleov (got. "^flöjan) fliessen. Die Zusammenstellung von flödus
mit nlfi^iq u. s. w. (Amelung ztschr. f. d. a. XVIII, 193,
^) Dies triuuit steht zu den hier behandelten worten in demselben
Verhältnisse wie got. divans zu nro. 3, triggva zu nro. 6, snivan zu nro. 14,
ahd. muuit ztt nro. 15, ags. beö zu oro. 5.
8 J. Schmidt,
Brugman morph. unters. I, 45) scheitert an der qualität der
vocale. Es verhalten sich an. fley : flöa, fUiä = nXolov : niMm,
nlüotog = abulg. plovq : plavü, plaviti, plavati. Mahlow s. 34
meint, eine grundform *flövdus oder *flaudus für fUidus sei gegen
alle regeln der Wortbildung, ich verweise auf ahd. nwA no. 15
und ruoäe no. 19.
10. I an. maust gebäude, in welchem die schiffe unter dach
gebracht werden (vocal wie in hora. vavtpi)\ III m^ schiff =
hom. vfvg, skr. ndius (s. ztschr. XXV, 20). nör ist erst nach
Wandlung von ^ vor consonanten zu 9 in die a*declination
übergetreten, sonst würde es ü haben, vgl. hü ntr.
11. I ahd. ccmmm palatum Rb, nhd. gaumen; VI ahd.
guomo guttur, palatum, faux, ags. gfhnüf an. g(Hnr, Die vocal-
differenz erklärt sich wie bei no. 10 aus altem declinations-
ablaute : nom. ahd. guomo, gen. goumin^ vergl. mhd. vamke neben
vunke, ahd. funcho (urspr. nom. fancho^ gen. funchin), an. kona,
gen. pl. kvenna (urspr. nom. kvena, cas. obl. kona- wie air. ben,
gen. mnd ztschr. XXV, 129), ävad^t^^a : x^ifia, skr. ddman^ dm-
diiika : xQijdsfAVov, (ft^fia, (ftijfAnv : <ftd(kvoq u. a. Eine dritte
form ist dän. nhd. gumme m. (Hildebrand deutsches wtb. IV,
1, 1576), ahd. commono faucium Ra. Sie ist aus *gumn-^ ent-
standen wie stimma Ra. aus stimna, alem. nemman (z. b. Eero
p. 119 H. dreimal) aus namnjan und geht auf eine secundär-
ableitung von guomo goumin mittels suff. -ä zurück, welche in
die schwache declination übergetreten ist. Ahd. commo verhält
sich also zu *gumnr€i^ und guomo ähnlich wie an. tiara theer
zu lit. dervä und skr. däru. Die betonungsgesetze, aus welchen
sich die dreifache vocalisation erklärt, sind ztschr^ XXV, 21 — 59
erörtert. Eine fast vollständige parallele zu guomo : goumin :
gommo ist das verhältniss von Xe&fkcSv : lti*ivog : UfAVfi^ vergl.
auch as. liomo, ags. leima, an. Ii6mi, lat. lumen : got. laühmuni,
ahd. gllzemo : got. glümfmjan. Dass die n-stämme noch im
sonderleben des germanischen die starken und die schwachen
casus verschieden betonten, lehren die consonantenwechsel von
an. h&ri, ahd. hehera : an. hegri, mhd. heger (Leffler nord. tidskr.,
ny rsekke IV, 286), mhd. fnahen : mOge, magen {fA^xcavj abulg.
mdkü : lett. mägone, lit. aguna mit zugehörigem ablaute), got.
ausö : an. eyra, ags. edre, as. ahd. öra, ahd. haso : ags. hara,
an. heri aus *hain, (der umlaut durch r = 0 bewirkt, s. Bugge
..tidskr. VIII, 320, Steffensen ebenda ny rsekke II, 71), aus
Die Vertreter von urspr. äv, öv in den germanischen sprachen. 9
welchen sich auf gotischer lautstufe eine flexion *A?5a, *ha0ins
ergiebt; wegen der vocale vergl. leta : lats, ahd. bOan : bad,
chraan : chreia (gräcuius), tOan : got. daddjan, mäan, mad : fränk.
maday alem. mata (in Ortsnamen nachgewiesen von MüUenhoff
ztschr. f. d. a. XXIII, 6), mhd. mate, ags. meadu, Lit. gomur^s
gaumen, rächen, lett gämitrs luflröhre ist entweder eine alte
entlehnung aus dem germanischen oder klingt nur zufallig an
göma, guomo an, denn bei Verwandtschaft wäre au (wie in
sdide : an. söl) oder & (wie in ugis : dugti, gudytis : gausti,
häpä : kadpas) als wurzelvocal zu erwarten.
12. Vergleicht man got. sauil, ^iX^og^ kret. dßiXiog mit
anord. ags. söl, lat. söZ, lit. sdule, cymr. corn. hetd sonne (Ebel
beitr. II, 165), air. süil, gen. süla äuge nach Windisch (Curt.*
s. 552) aus *savali-, so ergiebt sich als grundlage ein alter
consonantischer stamm stark savd^ schwach savl. Die Weiter-
bildungen mittels ä und ia haben ursprünglich nur die schwache
form gehabt, die starke erst durch Übertragung aus dem primi-
tivum erhalten, got. sauil und an. ags. söl, auch im abeced.
nordmann., sind die lautgesetzlichen Vertreter beider (Mahlow
die langen vocale 32). Wie gotischem bauan, gatrauan angel-
sächsisches büan und bügan, getrüvian und getrügian entspricht
(Holtzmann altd. gr. 212), so sauil : sügil (markomann, runen,
got. aiphabet der Wiener hs.), d. i. süjil, ags. mit umlaut
fsygii, slgd. Das wort ward früh unverständlich und schon in
der angelsächsischen erklärung der runennamen auf segel, segl
velum umgedeutet, in folge dessen ward es auch segl Andr. 50,
sägl Andr. 89. 1456 geschrieben. Alles dies hat A. Kirchhoff
got. runenalphabet* 1854, 33 f. bereits dargelegt. Dennoch
sieht Paul beitr. VII, 154 keine möglichkeit sigd mit sauü zu
vereinigen.
13. Die benennungen der kuh an. kyr^ ags. cü, Sis. kö,
ahd. chuo habe ich ztschr. XXV, 17 aus einer alten flexion
got, *kaui, köjös == skr. gävt, gävyäs erklärt; an. kyr aus
*küir : *kaui = mter aus *mavir : mavi. Paul a. a. o. 155
wendet gegen diese »gewaltsame construction« ein, i bewirke
»niemals« umlaut eines unmittelbar vorhergehenden vocals.
Dass an. byr = *büir = got. bauis sei, wird wohl niemand
bestreiten, die herleitung von kyr aus *küir = got. *kaui ist
also lautlich unanfechtbar. Dem skr. gdus kann kyr nicht
gleich sein, denn wie ndus zu nör wäre gdus zu *kör oder etwa
10 J. Sfhmidt,
^rch das r umgelautet ^hosr geworden. Es ist unmöglich die
vorliegende flexion durch rein lautgesetzliche Umgestaltungen
aus der indogermanischen, welche im sanskrit erhalten ist, her-
zuleiten. Die im ags. und anord. herrschende Stammform M,
kann nur entweder im nom. sg. fem. ^Izüir, kyr = gavf oder
im nom. pl. m. *küir, an. kyr, ags. cy = skr. gdvas (vgl. fcetry
mgss, sgr = pddas, müshas, veg) entstanden sein, in alle übrigen
casus ist sie erst übertragen. Ich habe mich für *Jcüir = gävi
entschieden 1) wegen der hochdeutschen flexion, 2) wegen der
Übereinstimmung des lett. guws und 3) weil das wort in allen
germanischen sprachen wie im lettischen nur das weibliche
thier bezeichnet. Paul meint, »wir haben keine andere grund-
form nöthig als [nom. sg.] *A:tl54c. Als ob diese ohne »gewalt-
same construction« zu erlangen wäre.
14. I got. sna/u perf. zu snivan eilen, an. snöggr schnell;
11 an. snüa wenden, drehen; III sncelda spindel (Sievers beitr.
VI, 568), got. snörjö flechtwerk, an. snceri, ahd. snuor, abaktr.
(nOvare, skr. sndvan- ntr. sehne. Wie bei nro. 4 ist aber
möglich, dass das ö der unter HI genannten worte nicht aus
äv entstanden ist, sondern urspr. a vertritt, vgl. air. sndthe
fllum, lett. maju mat locker zusammendrehen. An. snüär das
drehen, ags. snüd Schnelligkeit, adj. schnell haben das ü von
mma Übertragen.
15. n got. bnauan zerreiben, an. bnüa (bneri belegt Bugge
tidskrifl for philol. og peedagogik VIII, 169), gnüa, nüa, ahd.
nüan (Graflf IV, 1125); III ahd. nöü, nüoü runcina, mhd. nü^el
(aus *nöjü), ahd. mhd. nuot fuge, nöen gl. K., kmöen Ra
(Steinmeyer-Sie vers I, 137, 26. 27), mhd. nü^m durch schaben
glätten, zusammenfügen, hnoe Ra, neo gl. K. rimis (Steinm.-S.
I, 241, 30), nuoha, ntmi incastratura (ob das daneben vorkom-
mende nua Graf 11, 998 aus ntwa entstanden oder mit diesem
zusammen auf ein altes (h)nam gen. (b)nöjö8 führt, kann erst
eine genaue Untersuchung der glossen entscheiden). Ueber das
verhältniss von ahd. niuuU retundit Prud. 1 (Graflf IV, 1125),
famumumaz tunsum (Steinm.-S. I, 287, 35), mhd. niuwe nou zu
den vorhergenannten s. no. 7. Auswärtige verwandte: xv6og^
jfvotJ? abschabsei (^vcfiog Hesych.), lat. novacula, lit. glaumas
was beim schleifen vom stein abgeht (l ans n wie in gündas
abulg. gmda?) s. Pott wzwtb. I, 673 f. ; auch skr. ksh^, kahi^^duti
reiben, wetzen kann dazu gehören {ksh wie in ksham, xd'tor)-
Die Vertreter von urspr. av, &v in den germanischen sprachen. \\
16. II an. lüifm abgenutzt, erschöpft, lüi m. n-st. müdig-
keit, tlija lüäa weich schlagen, durch schlagen matt machen
(lyja zu erklären wie tyja no. 1); III mhd. lüenie matt, sanft,
milde, lüemen ermatten, erschlaffen. Mhd. geliuwen durch kauen
zermalmen Mart. (Lexer wtb. I, 1945 vermuthet geniuwen) ver-
hält sich dazu entweder wie hiuwen zu hüu\en oder wie niv/wen
zu an. gnüa nüa. — Lit. liduju höre auf. Grimm gr. II, 41 f.
571 stellt lüeme zu tom, dann gehört es zu abulg. lomiti preuss.
linUwey brechen.^)
17. I got. frauja; II ahd. frtw diluculo, fruojer matutinus,
griech. ngoat^ skr. purva-,
18. an. r^a rüäa rüiär rüär abrupfen, den schafen die
wolle abrupfen, lit. rduju röviau rdiäi raufen, jäten. Sicher
lässt sich die entstehung des nord. ü aus öv freilich nicht be-
haupten, da abulg. ryjq ryti graben auch ein urgerm. *rüja =
ryjq anzusetzen ermöglicht.
19. ahd. ruode rugitui, mhd. rüeden lärmen, ahd. ruota
rugiebat, ruhet rugit N. (aus ruoii) können sich zu ags. ryä
rugit (= abulg. rwePi), ryn rugitus (aus "^1^^11(1)8 wie hysen
praeceptum = got andbu^sns) verhalten wie ahd. nuot zu
niuuit no. 15; Mahlow 29 stellt sie zu lit. rajott unruhig
krähen, lett. räju rat schelten, abulg. raru sonitus, russ. rajcM
sonare.
20. Das 'öS der 1. pers. du. in got. galeipös, gataujös lässt
sich nur aus *'övs, *-öws, vor dem auslautsgesetze *-o-ves, erklären.
Unmöglich ist die herleitung aus -avasi oder -ovesi, dessen vocale
nach ausfall des trennenden v zu ö zusammengezogen seien,
denn v zwischen vocalen schwindet nicht. Ausserdem beruht
der ansatz eines auslautenden i nur auf dem einmaligen abaktr.
w^aÄf . Da das skr. nur -vds, kein -vcm kennt, ist anzunehmen,
dass abaktr. -vaAl das i von "inahl übernommen hat. Auch
*) Wohl ganz unverwandt mit lüetne sind die von Grimm dazu ge-
stellten ags. gdöme, ahd. kÜömo frequenter, ahd. gastluomi hospitalis,
suhtlwmi corruptus aer, scatuluomi opacus, scazluomi utilis, commodus,
sUdviuamtr locupletajtus, ags. löma^ anälöma, gdöma suppellex, instrum^i-
tum. Sie scheinen verwandt mit lit. luma Schicksal, zustand, art, gattung
(Ness. 373, Geitler 95), lett. lömigs erfolgreich, wonach Nesselmanns loma
bestimmtes ziel (s. 356) in luma zu ändern ist, lett. laimigs glücklich,
preufis. loma reich, lit. paiaima glück, lemti das Schicksal bestimmen
(ffioe. a, 406).
IS J. Schmidt,
argiv. äymY&i * äywfMV Hesych weist, falls es wirklich 1. du. ist
(Baunack stud. X, 60) auf -ves, nicht -vesi, doch lasse ich diese
form wegen ihrer Vereinzelung und der Unsicherheit ihrer
deutung aus dem spiele, vigös und vdhavas genügen voll-
kommen um -vas (die qualität des vocals ist, wenn wir von
aY^yig absehen, unbestimmbar), nicht -vasi als primärendung
der Ursprache zu erweisen. Beide stimmen auch in der länge
des dem v vorhergehenden vocals überein. Andererseits haben
lit. vezii^a, abulg. vezo-vS aor. (praes. vesfe-vö hat wie vejse-mü
den vocal von veze4e u. s. w. angenommen) übereinstimmend
kurzen vocal. Entweder ist also im slavolettischen ein ur-
sprünglich langer vocal durch einwirkung der 1. pl. vezama,
aor. vezomü verkürzt oder die länge von vigös und vdhavas
ist unursprünglich, vdhavas könnte wie vdhamas sein a
aus der 1. sg. übernommen haben (ztschr. XXV, 7), für vigös
weiss ich dann aber keine erklärung, denn dass es aus dem
conjunctiv in den indicativ gedrungen sei, ist nicht anzu-
nehmen, da in der 1. pL umgekehrt die conjunctivform durch
den indicativ verdrängt ist: afslaham dnoxrsivwfAsv u. s. w.
bei Gabelentz Lobe gr. s. 88. Somit spricht die grössere Wahr-
scheinlichkeit dafür, dass die stamme auf a-d ihre 1. du. ur-
sprünglich auf -ävds oder -^väs bildeten. Ob wir diese form
erklären können, ist für die constatienmg ihres Vorhandenseins
ganz gleichgiltig. Die übrigen stamme legen kein hindemiss
in den weg, denn die ä-{!-stämme haben auch in der S. 3. du.
med., über deren ursprüngliche bildung nur die arischen spra-
chen aufschluss geben können, ein anderes suffix als die anders
auslautenden stamme : ith^ ite oder tths itB u. s. w. gegen Othe
atS, atham atam (Schleicher comp. § 286). Begründet ist diese
differenz in der betonung: dthe u. s. w. stehen überall da, wo
die personalendung betont ist, tthe wo der tempusstamm betont
ist: vdMthE = vdha4the^ drmhete = drtnhd-dte, i oder l ist
also ersichtlich durch den tieflon veranlasste Schwächung von a.^)
Wie sich hier die o-stämme von den nicht-o-stämmen scheiden,
so können sie auch in der 1. du. act. eine von dem -vas der
letzteren verschiedene vocalisch anlautende endung gehabt haben.
^) Die optatiyformen der a-stämme wie hhä/rey-äiham, bhdrlSy'ätäm
widersprechen dieser regel, sie scheinen unursprQngliche analogiebildungen,
der RV. kennt sie nach Delbrücks Sammlungen (verb. s. 47. 7S) noch nicht
Die Vertreter von urspr. äv^ öv in den germanischen sprachen. 13
welche mit dem stammyocale zu ävas oder ävas verschmolz. Diese
endung, in arischer form -avas, verhielte sich zu -vas der übrigen
stamme ähnlich wie 2. 3. du. perf. skr. -athur, -aiur, abaktr.
-atare (J. Darmesteter mem. soc. lingu. III, 99) zu den sonstigen
dualendungen -thcLS, -tos, nur dass jene sich nach den verbal-
stämmen, diese sich nach den tempora unterscheiden. Beachtet
man, dass -äthur, -ättir den vor dem dental stehenden vocal be-
tonen, während -thäs, -tos, 'tarn, -täm den hinter demselben
stehenden betonen, so ergiebt sich als möglichkeit, dass jede
dieser endungen ursprünglich in doppelter gestalt vorhanden
war je nach der betonung: -(Uhas und -thds u. s. w., die je
zweite aus der ersten nach bekanntem gesetze entstanden.
Machen wir dieselbe Voraussetzung für die 1. du., so erklärt
sich der im indischen vorliegende thatbestand. Alle diejenigen
tempora, welche die personalendung betonen oder einst betonten,
haben -vas, -vef, während alle diejenigen^ welche den tempus-
stamm betonen, -avaSj -ava haben vdha-dvas = vdhavas, tudd-
^vas = tuddvas. Ob wir für den opt. der auf -a auslautenden
tempusstämme den hauptton ursprünglich auf der personal-
endung, also urspr. -vd annehmen dürfen, wird sich schwer
entscheiden lassen, nöthig ist es nicht, denn vdheva, vigaiva
lassen sich eventuell auch aus vä'hä-l-ava erklären mittels con-
traction von -lava zu -*i;a, vgl. hhdrantl, got. frijöndi : (piQov(fa.
Uebrigens konnte die spräche durch s^ds u. s. w. bald dahin
geführt werden auch vdhär'oas zu theilen und -ras, -va überall
dahin zu verpflanzen, wo kein a den tempusstamm schloss.
Näheres zu ermitteln bin ich bei der spärlichen erhaltung von
dualformen in Europa ausser stände. Dass der durch v£havas,
vigös erwiesene anlautende vocal der endung -^tvas mit dem
des skr. ävdm, avdm zusammenhängen werde, ist eine nahe-
liegende vermuthung.
Von den genannten beispielen, welche altes öv oder öu zu
ü (got. au) oder ö umgestaltet haben, wird vielleicht das eine
oder andere noch zu streichen sein; sollten auch keine weiteren
hinzu gefunden werden, wie zu erwarten steht, so ist das gesetz
doch in anbetracht der geringen zahl von Worten, welche über-
haupt die Verbindung öv gehabt haben können, so fest begründet
wie wenige der in den letzten jähren behaupteten gesetze. Paul
freilich sagt (beitr. VII, 153): »Diesem gesetze wird von vorn-
herein der boden entzogen durch die bemerkung, dass ein
14 J. Schmidt,
urgermanisches öu weder vor consonanten noch vor vocalen
existiert haben kann. Was das öu vor consonanten betriflft,
so wird der beweis für meine behauptung demnächst von
Osthoff erbracht werden.« Dag^en erkennt er für die fälle,
in welchen got. au vor vocalen mit ö vor j wechselt (sümida :
stöjan) öv als grundlage an (s. 156). Ein streit, ob öu oder öv
zu gründe liegt, ist gegenstandslos, da u und v in allen spra-
chen je nach dem folgenden laute mit einander wechseln, öu
und öv also ganz gleichwerthig sind. Welches von beiden die
unmittelbare Vorstufe von germ. o sei, lässt sich gar nicht ent-
scheiden. Weder u noch v ist im gotischen irgendwo sonst
hinter vocalen geschwunden. Die analogie der übrigen vocale
in Verbindung mit u, v giebt auch keinen anhält, da v hinter
ihnen nicht gleichmässig behandelt ist. Wurde öv wie av be-
handelt, dann fuhren straujan, taujan, gaujis, haujis auf *stöur
Jan, wurde es dagegen vne ev behandelt, dann führen fralevjan,
skevjan, auf *stövjan. Folgt ein vocal, dann steht durchweg
v, gleichgiltig welcher vocal voraufgeht. Für ü, got. au in
dieser läge wird daher öv als unmittelbare Vorstufe sehr wahr-
scheinlich. Dass diese ü (au) aber schon urgermanisch nicht
mehr in ein v ausliefen, ist zweifellos (s. Sievers beitr. V, 569).
Will man von hier aus rückwärts schliessen, dass wo nicht ü,
got. au erscheint auch nicht öv directe Vorstufe ist, dann ge-
langt man vor consonanten zu öu, *stöujan. Zwingend ist
dieser schluss aber nicht, ö für öv oder öu will Paul nur vor
j anerkennen und zwar nur für got. und ahd. »Aber dieser
ausfall des w [im ahd.] ist gewiss unabhängig von dem im
gotischen, da er erst eingetreten sein kann, nachdem das da-
hinter stehende i consonantisch geworden ist« (s. 160). Der
Übergang von öv, öu in ö findet aber nicht nur vor j, sondern
vor allen consonanten statt und ist urgermanisch, das lehren
gemeingerm. flödus, göma, got. bairös, ags. an. töl, söl, an. nör,
ahd. nuot (zweifelhaft sind got. snörjö, an. snodda, ahd. ruode,
mhd. buode, lüeme). Er zeigt sich ebenso in allen sprachen
vor^. Daraus ist zu schliessen, dass er hier ebenfalls urgerma-
nisch ist, das j also schon urgermanisch eine spirans, nicht i
oder ij war.
Endlich fragt es sich, wie öv im wortauslaute behandelt
sei. Ist der wandel von öv, öu vor consonanten zu ö urgerma-
nisch, so werden die worte, welche ursprünglich hinter öv einen
Die Vertreter von urspr. äVj 9» m den germanischen sprachen. 15
vocal hatten, der erst durch die auslautsgesetze der einzel-
sprachen getilgt ist, ü haben, dagegen diejenigen, welche schon
gemeingermanisch den folgenden vocal verloren hatten, werden
ö haben, da die Stellung im auslaute für vocal -f ^ dieselbe
bedingung schaffl. wie folgender consonant (gasnau, triu wie
ta/y^any gaqiujan). Das gotische hat kein beispiel der art, aber
die der übrigen germanischen sprachen stimmen sammt und
sonders hierzu, am im nom. acc. sg. der a-stämme war ur-
germanisch noch nicht geschwunden (vgl. run. horna, staina),
als urgerm. ist also anzusetzen *böva oder *bövä, dessen regel-
rechte Vertretung jn an. ags. as. ahd. hü vorli^; ebenso an.
frür aus *trövar (vgl. HoUingar, haäinar u. a.).
Früher als das a im nom. acc. der a-stämme sind die
suffixalen vocale der 1. 3. sg. perf. geschwunden (s. Heinzel
endsilben der anord. spr. s. 30, Sievers beitr. V, 120). Setzen
wir ihren Schwund in die germanische zeit, woran nichts
hindert, dann sind an. dö, gö (perf. zu deyja, geyja) = urgerm.
dö, gö gerechtfertigt, haben also ihr v früher verloren als das
part. dainn. In plur. und opt. wäre nach der regel ü zu er-
warten, das 0 des sg. hat sich aber nach analogie der übrigen
verba mit constantem ö in allen perfectformen an dessen stelle
gedrängt : dö, gö aus *döw, "^göu (mit hiatus wie got. vaivöun,
laüöun)^ opt. dm, gm. Bei den reduplicierten, welche dieser
analogie etwas ferner standen, haben sich die regelrechten
formen erhalten: *6e6o = an. Jnö, pl. *bebüun, dann wegen
betonung der ersten silbe verkürzt ^bebutm, *bebuvun =
an. biuggu, ahd. biruun, biruuuts Otfr. IV, 4, 59. II, 7, 18
(über das r s. ztschr. XXV, 598). Ebenso sind *hehö, pl. *hehüun,
welche sich zum praes. an. höggva verhalten wie an. trüa zu
^y99^9 ^wa snoßlda zu snöggr, regelrecht vertreten in an. hiö,
ahd. for-heo Br. Mo Tat., plur. an. hmggu; das v von ags.
hedv, heövon ist aus dem praes. he(wan übertragen und kommt
für das urgermanische ebensowenig in betracht wie das von
sedv = got. saisö.
Ahd. fruo = nQtat erweist hiemach urgerm. frö und ur-
germanischen Schwund eines im unmittelbaren auslaute stehen-
den i. Dies steht im Widerspruche mit den neuesten theorien
und erfordert daher eine prüfung derselben. Vorher gestatte
man noch einen excurs.
16 i. Schmidt,
Got. fön funins, nahts nahtam.
Da beispiele des quantitativ zweifachen ablauts, welcher
sich in ahd. guamo : gowmm : gcmmo zeigt (s. 8), im ger-
manischen wie in anderen sprachen nicht aHzu häufig sind,
möge hier noch eins angeführt werden. Got. fön, funins sind
die beiden äusseren glieder eines solchen. Fick ztschr. XVm,
416 verbindet fiH^ richtig mit preuss. panno feuer, panti-staclan
feuerstahl, irrig mit näv6g. Letzteres ist ganz unverwandt,
erstens wegen des ä, für welches dann att. 17 zu erwarten wäre
— ndvoq findet sich bei Aeschylus Ag. 284 im dialoge — ,
zweitens wegen der bedeutung. Es bezeichnet ein als fackel
dienendes reisigbündel, dicikti »Xi^fkatidav erklärt es PhoL lex. ;
dass navoq an sich den sinn des feurigen nicht hat, lehrt auch
der Zusatz 7ivQiq>3i€XTog Eurip. Ion 195 (eine andere lautlich
ebenfalls unhaltbare deutung von navog giebt Röscher stud. I,
2, 72). Der fem. a-stamm preuss. panno hat, wie das nn be-
weist (Pauli beitr. VI, 442), kurzen wurzelvocal, bietet also das
im germanischen verlorene mittelglied zwischen ßn imd funins.
Wie preuss. menso, abulg. m^o, got. mimg aus urspr. *mams
= skr. nom. mäs (vgl. tds aus ^tams), wie lit. dervä aus skr.
ddru, wie got. kniu = ^genthä-m aus skr. Jänu (ztschr. XXV,
50), wie skr. padd-fn aus pdd u. a., so kann panno aus einem
urspr. neutr. ^pün abgeleitet sein. Ob der wurzelvocal ur-
sprünglich 0, 0 oder ö, a war, ist nicht zu entscheiden, ftin
kann aus *panam entstanden sein, welches sich hinsichtlich
des genus zu dem fem. panno verhielte, wie mimz, triu zu
lit. mesä, dervä, die länge wäre dann aus dem zu gründe liegen-
den pan wieder eingedrungen wie in skr. mamsdrfn^ lit. mesh
(aus *mensa, nicht *mensa welches *mesa ergeben hätte) gegen
mimz, abulg. mqso mit ursprünglicher kürze.
Möglich ist aber noch eine andere erklärung. Die Ursprache
hat in ziemlich weitem umfange ein suffix i dem nom. acc. sg.
wie dem nom. acc. pl. der neutra angefügt, dasselbe welches
im skr. im plural überall zur regel geworden ist. In singulari-
scher Verwendung findet es sich z. b. in skr. ydd4 = ydd, mdhri
nom. neutr. zu mdJi-, hrdrl und hdrd4 nom. zu hrd, dhartdr-^
(s. Grassm. wlb. z. RV. s. v. und unter sthätf), vär-i neben
vdr, dkshr4 neben aksh^ welches vorliegt im nom. m. an-4k
RV. n, 15, 7, gen. du. akshris AV. V, 4, 10, nom. du. akshri
Die Vertreter von urspr. av, öv in den germanischen sprachen. 17
RV. , WO der accent lehrt, dass der stamm aJcsh ist. €tksh4
deckt sich mit abulg. oc-i wie wdmn-*, ved. ndman-t, nabhas-f
mit imen^, nebes4; neutrale i-stämme, nach deren analogie
Schleicher comp. § 248 die slawischen duale gebildet sein lässt,
hat das slawische gar nicht. Dass sich oö-i und aksh4 decken,
wird besonders klar durch den aus dem nom, gebildeten dat.
ved. akshibhyäm = ocima (gegen pqMma mit i). Mit ahsh4^
oi-i deckt sich weiter oaas^ welches lehrt, dass iä die ursprüng-
liche dualendung der neutra war, die in allen sprachen ausser
dem griech. zu * geworden ist wie das *a der fem., fpiqovaa
gegen bhdrantty abulg. berqsti, lit. sükanü, got. frijöndi. Ur-
sprünglich auf den nom. acc. beschränkt war auch das i von
skr. dsthi, der stamm (isth- liegt vor in abaktr. gen. aQtckQ-ca
(de Saussure mem. s. le syst. prim. des voyelles p. 226 note),
instr. azdelns (Mahlow die langen vocale 80), lat. ossa. Aus
den europäischen sprachen erwähne ich, um die singularische
Verwendung und zugleich die ursprüngliche quantität des i zu
constatieren das lit. ta4 und die nur adverbial gebrauchten
alten neutra kai, jai (vgl. skr. y6d-4).
Das ursprünglich nur auf den nom. acc. beschränkte i
wird dann bisweilen zum stamme gezogen, und es entstehen
unursprüngliche i-stämme: lit. szirdi-s, abulg. sr%(K'Ce aus skr.
hrd-i; lit. akl-s, got. and-^ugi-ba, ahd. augi-ms publice Ra 224,
37 St.-S. (ein aif^gi-zoraht steckt wohl in auuizoraht anuezoraht
Ra = aukamraht, atikuzorath gl. K. 224, 36. 233, 11, oder ist
awi' = got. avi' in avi4iud?), griech. ^Qi-oxti-g aus skr. äksh-i;
lit, ausi-s, lat. atfri-s aus nom. *ai4s4, stamm aus-, der erhalten
ist in lat. aus-cuitare, au(s)'dire, abulg. ws-i (vgl. oc-i), air. 6
(Zeuss 2 33 = *J5, *aw5 wie mi mensis = fjbsig^ skr. mäs; griech.
ovQ aber ist nach ausweis des dor. w^, altatt. 02 C. I. A. I,
322a, 93 aus "^oiaog = abulg. ticho contrahiert). Im skr. dringt
das i vom äkshi, dsthi, dddhi, sdkthi bekanntlich nur vor con-
sonantisch anlautende suffixe, bei vdri in alle casus.
Neutrale nicht-w-stämme werden in den casus obliqui oft
z, — "otämmen: skr. dos döshnds, yAs yüshnds, ds äsnäs, giras
(trshnds = xQäzog (*xQa<faz6g), ddru drünas = doitgatog u. a.
Die letztgenannten zeigen, dass diese stamm erweiterung schon
in der Ursprache vorhanden war. Sie tritt ebenso ein bei
denen , welche im nom. acc. i anfügen : dkshi akshnds = got.
Zeitschrift für vcrgl. Sprachf. N. F. VI. 1. 2
ig J. Sehmidi,
augins, asthnds, dadhnds, sakthnds. Auch diese er Weiterung
verbreitet sich über ihren ursprünglichen bereich, got. augö,
au8ö, hairtö sind auf diese weise ganz zu n^stämmen geworden,
während das litauische die alten nominative aki, ausi, seirdi
durch alle casus hindurch geführt hat.
So bestand auch ein altes neutrum st. näht- = wx%'^ got.
nijiii-, nom. "^naht^, gen. ^fi&kinäs. Das geschlecht ist bewahrt
zunächst in skr. ndktctrmy welches sich zu einem neutr. *nakt-
verhält wie manisd-'m zu mds. Die «»^flexion der casus obliqui
und das neutrale geschlecht wird durch das nur so erklärbare
skr. ndktäbhis = got. nahtam erwiesen, welche sich zu einander
verhalten genau wie dkshdbhis zu augam. Ahd. nahtum K. ist
enti^eder die ganz »organische« Vertretung von naktdbhis, wie
got. tigum = dagdbhis oder von dem einfachen alten naJU- gebildet
wie brmtum von brüst. Der n-stamm erscheint auch in got.
nähta-mafs (vgl. augordaurö), ahd. nahta-gala Ra 217, 28 St.-S.
(vgl. augor-tora). Zu ihm hat sich im griech. und lat. ein neuer
neutraler nom. acc. riW«»^ (= vdmQ : uddbhis), lat. noctur-^nus)
gesellt. Andererseits entwickelte sich aus dem alten neutralen
nom. *naM'i der fem. i-stamm skr. ndktls nom. pl., lat. nodi^im
(wie aurium), lit. nakü-s (wie ausis), abulg. nosft. Ueber diesen
zwischen neutr. und fem. vielfach bemerkbaren genuswechsel,
welcher in unserem falle durch die in den Veden so nahe be-
Ziehung von näkti zu ushds begünstigt sein mag, wird an
anderem orte zu reden sein. In den germanischen sprachen
zeigen den i-stamn^ ahd. as. nahti-gala Ra 93, 27 St.-S., Strassb.
gl. 73. 74 (Heyne kl. andd. denkm.^ 93) und das ags., dessen
von Grein angeführte composita sämmtlich in allen quellen mit
nüU-f d. i. nahti-, anlauten. Auch in der ganzen flexion herrscht
der Umlaut, Grein belegt von unumgelauteten formen nur den
nom. neaht und gen. sinneahtes je einmal. Dass hier nicht bloss
formübertragung aus dem gen. dat. sg, nom. acc. pl. den um-
laut verbreitet hat, lehrt eine vergleichung mit bürg- ^ welches
als erstes glied von compositen stets bürg- lautet und byrig
auf den gen. dat. sg. nom. acc. pl. beschränkt gelassen^ hat.
Dies nahti- verhält sich also zu got. nahtam und ahd. wPfc-
-gala genau wie ahd. augi-wis zu got. augam, atiga-daurö, ahd.
ai*ga4ora.
Kehren wir nun zu fdn zurück , so wird die annähme ge-
stattet sein, der alte stamm pän- sei wie aJcsh-, naht- u. s. w.
Die Vertreter von urspr. at\ ov in den germanischen sprachen. 19
flectiert. Dann ergiebt sich für die Ursprache nom. pdn4^\
gen. pann-äs, instr. pl. pananbhis (vgl. jdnu : *y6vj:(Sv^ ysvvüSv :
abaktr. sshnuby^, ztschr. XXV, 51), wekhe im gotischen zu lauten
hätten fön, gen. */aw5, (wie mans\ dat. pl. "^ furtum (wie tigum
= dagdbhis). Indem die casus obliqui die hier nicht weiter zu
verfolgende Umgestaltung erlitten, welche bei den n-stämmen
mit wenigen ausnahmen durchgeführt ist, und ihr ablaut aus-
geglichen ward, entstanden funins, funam (pl. nicht belegt).
Dem ablaute fön : funins entspricht der des ahd, nefo : nift
= skr. ndpät : naptts, abgesehen davon, dass zwischen anlauten-
dem p und n der vocal nicht ganz schwinden sondern nur re-
duciert werden konnte wie in ahd. dunni ==. tanu- u. a. Die
kürze des u wird durch das metrisch als kurz gesicherte anord.
funi bewiesen (Sievers beitr. VI, 564). Das verhältniss von
fön : preuss. panno : funins entspricht demnach hinsichtlich der
Yocalquantität und der stammbildung dem von skr. ddru : lit.
dervä : gen. skr. drürias. Sollte aber fön aus *panäm ent-
standen sein, was ja möglich ist, dann bleibt alles übrige be-
stehen, wir haben nur ein mittelglied mehr anzunehmen. *pöw- ;
"^pandm, fön : funins verhalten sich dann wie skr. aksh- : akshdm :
akshnds, verg). auch ngoaconov : ngoadnact. Der nordische
nom. funi ist, vom gepus abgesehen, wie auga aus den cas.
obl. neu gebildet. Mahlow (die langen vocale 140) will fön
aus *panany d. h. einem alten mit funins ursprünglich gleich-
stämmigen nom., gebildet wie nänm, ovofAa, nomen herleiten.
Ich halte dies nicht für wahrscheinlich, weil dann nicht abzu-
sehen ist, weshalb nicht *fonö eingetreten ist wie namö, vcUö^
augö u. s. w. Die diflferenz von fön, funins und 7iamö, namins
weist aller Wahrscheinlichkeit nach auf eine uralte anomalie.
Vielleicht ist auch hön (ahd. huon) : hanins zu beurtheilen
wie fön : funins und der nom. hana, an. hani m. neugebildet
wie an. funi m. mit demselben genuswechsel. Wie oben fön :
*fans : *funum wäre dann als alte flexion hön : '^hans : *hunum
anzusetzen, und hanins hätte den wurzelvocal der mittleren
casus. Indess ist auch eine andere erklärung möglich.
^) Einen nom. auf i nimmt auch Kluges übrigens ganz verfehlte er-
klärung an (Paul u. Braune beitr. VI, 378).
20 J* Schmidt,
Die germanischen präpositionen und das
auslautsgesetz.
Sievers hat als regel aufgestellt, dass ursprünglich aus-
lautende unbetonte i, a, e bereits in der germanischen grund-
spräche abgefallen, betonte aber bewahrt seien (beitr. V, 111. 121).
Die thatsachen, auf welche er seine regel baut, sind folgende.
Aus dem umlaut in dativen wie an. ags. menn schliesst er,
dass das einst auslautende i noch im urgermanischen vorhanden
gewesen sei. Der schluss ist aber durchaus nicht zwingend.
Im litauischen und in slawischen sprachen hinterlässt ein im
auslaute schwindendes i eine seinen Schwund lange überdauernde
mouillierung. Nehmen wir dem entsprechend an, aus *manni
sei zunächst urgerm.mafm mit mouilliertem ww geworden, welches
im an. und ags. die mouillierung bis zur umlautsperiode be-
wahrte, im ahd. und as. aber, welche den umlaut erst später
erlitten, vor derselben verlor, dann erklären sich an. ags. menn,
as. ahd. man, got. mann in Übereinstimmung mit den bisher
angenommenen auslautsgesetzen.
Ferner glaubt Sievers, ahd. as. timbi, ags. ymbe haben das
i von dfjKpi, ahhi im auslaute bewahrt. Die differenz zwischen
umbiy ymbe und an. timb, um erklärt er durch die annähme,
dass umbi als präposition durch die enclise seinen accent ver-
loren und dann durch das auslautsgesetz sein i eingebüsst, da-
gegen als adverbium noch zur zeit des auslautsgesetzes den
accent auf dem i gehabt und dadurch dies i bis in historische
zeit gerettet habe. Von der doppelform urgerm. umb präp. und
umbi adv. sei dann in historischer zeit je eine ausser gebrauch
gekommen, hi gleicher weise habe das urgermanische als präp.
und adv. neben einander gehabt ab aid, an and, ui uid^ miä
midi, for ford, für furi, und es ergiebt sich, dass auch betontes
ursprünglich auslautendes a noch urgermanisch nach Wirkung
des auslautsgesetzes erhalten war. Daraufhin hat Paul beitr.
VI, 124 f. jedes gemeingermanische auslautsgesetz geleugnet.
Zunächst besteht ein auffallender Widerspruch zwischen
Sievers' beiden belegen für erhaltenes i, den locativen sg. ein-
silbiger consonantischer stamme und den präpositionen. Hätten
die in betonung und quantität völlig gleichen von Sievers an-
Die germanischen präpositionen und das auslau Isgesetz. 21
genommenen manni und unibi im urgerm. bestanden, dann
würden beide in den historisch überlieferten sprachen je gleiche
Umgestaltungen erlitten haben, das ist aber in keiner einzigen
der fall. Lassen wir an. umb, um vorläufig bei seite , so folgt
aus der diflferenz von ags. menn und ymbe, as. ahd. man und
umbi, dass entweder manni oder umbi für das urgerm. falsch
angesetzt ist, wenn nicht beide. Ferner verbietet das von
Sievers selbst beitr, V, 104 f. als westgermanisch anerkannte
gesetz, demzufolge nach langer silbe ursprünglich kurze selbst
oxytonierte (a. a. o. 116) vocale geschwunden sind, in ahd.
as. umbi, ags. ymbe die erhaltung eines auslautenden i anzu-
nehmen. Ist es irgend glaublich, dass umbi, ymbe ein unmittel-
bar auslautendes i erhalten habe, während urspr. dheUs, dhetim
(abulg. d^) das durch consonanten gedeckte i verloren haben :
ahd. tat, as. dad, ags. dced? Dass ferner die ursprüngliche
oxytonierung an der erhaltung des i von umbi unschuldig ist,
lehrt das ahd. ubari, ubiri adv., an. yfir = skr. updri, griech.
vnsQy vnig. Richtig hat Sievers das i von umbi mit dem a
von ahd. oba auf gleiche stufe gestellt. Sollte seine erklärung
des letzteren sich als falsch ergeben, so würde damit auch die
des ersteren fallen, und so ist es. Sievers behauptet, aba, oba
seien ursprünglich, d. h. indog., oxytona gewesen, wie auch
speciell ihr 6 an stelle von urspr. p beweise. Beides ist irrig.
Das b beweist nur negativ, dass es nicht in formen entstanden
ist, welche dpa, üpa betont waren. Eine betonung apd, upd
positiv zu erweisen ist es ebenso unfähig als etwa die d von
püsundi, bairand, haitanda im stände sind eine von russ. t^sjaca,
lit. tukstantis, skr. bhdranti, bhdrante abweichende germanische
oxytonierung zu erweisen. Zu der behauptung, dass apa, upa
ursprünglich oxytona waren, ist Sievers wohl durch das
griechische verleitet worden. Benfey hat aber erwiesen, dass
die griechischen präpositionen ihren ursprünglichen accent nur
dann bewahrt haben, wenn sie hinter dem zugehörigen casus
(in der anastrophe) oder adverbiell ohne zugehörigen casus
stehen: äno, vno, im, hSqi = skr. dpa, üpa, dpi, pari. Werden
sie vor einen zugehörigen casus gesetzt, so verlieren sie pro-
klitisch ihren ton ganz und gar: ix xaxoSv gegen xaxiSv 1$.
Zweisilbige atona ertrug das griechische nicht, sondern gab
ihnen, wo wie in diesem falle kein tonanschluss an das vorher-
gehende wort möglich war, einen unursprünglichen accent auf
22 .1. Schniidt.
die letzte silbe: dno, vno wie nrog^ iaxi (Benfey nachr. v, d.
Götting. ges. d. w. 1878 s. 176 ff.) Also Sievei-s* urgemianische
äiki, fjiid entbehren jedes anhalts. Aus skr. dpa, üpa, griech.
ano, ino aber können ahd. aba, öba nicht hergeleitet werden
wegen des h. So bleibt nur eine möglichkeit: sie sind in Zu-
sammensetzungen, welche das zweite glied betonten, entstanden
oder sind selbst Zusammensetzungen zweier präpositionen. Und
damit haben wir den festen punkt, von dem aus sich alles
erklären und das Westphalsche gesetz, soweit es die ursprüng-
lich auslautenden kurzen vocale betrifft, wieder völlig zu ehren
bringen lässt.
Wenn durch irgend ein lautgesetz der stamm eines Wortes
in verschiedenen flexionsformen verschiedene gestalten gewonnen
hat, so gewährt die Verschiedenheit der suffixe und der an
ihnen haftenden beziehungen, welche beispielsweise zwischen
nom. und gen., zwischen 1. pers. sg. und plur. besteht, der
verschiedenen stammgestalt einen gewissen, auf die dauer aller-
dings auch nicht ausreichenden schütz gegen den ausgleichungs-
trieb, welcher sofort nach ablauf des betreffenden lautgesetzes
in der spräche aufsteigt. Ein indeclinabeles wort aber, welches
in verschiedenen lagen verschieden gestaltet wird, entbehrt
dieses Schutzes. Der ausgleichungstrieb erreicht daher durch
zurückdrängung oder Vernichtung einer der beiden ganz gleich-
bedeutenden formen sein ziel. Solchen lautgesetzen , welche
jedem Worte eine doppelte gestalt gaben, sind die germanischen
Präpositionen in ihrem leben zweimal unterworfen gewesen,
einmal in der Ursprache den Wirkungen des hochtones, zum
zweiten den germanischen auslautsgesetzen. Ihre historisch
überlieferten formen sind also das ergebniss doppelter differen-
zierungen und darauf folgender doppelter aui^leichungen.
Wenn wir die consonanten mit berücksichtigen, haben wir
beide processe sogar dreifach vollzogen.
Im Sanskrit ist das verbum finitum nach bekannten ge-
setzen, welche wir zufolge J. Wackernagels Untersuchung (ztschr.
XXIII, 457 f.) als indogermanisch anzunehmen haben, Iheils
betont theils enklitisch unbetont. Ist es betont, dann verliert
eine unmittelbar vorhergehende zugehörige präposition ihren
accent, ist es unbetont, dann behält sie ihn, z. b. paripäsi RV.
I, 121, 9, aber pdri yosi IX, 83, 5. Ebenso erscheinen die
Präpositionen in nominalcompositionen und in ableitungen theils
Die germaDischeu präposiiionen und dsm auslautsgesetz. ;23
betont theils unbetont. Ihre gestalt ist in den durch denkniale
bezeugten sprachperioden meist unverändert, mögen sie den
hoehton haben oder proklitisch an das folgende wort an-
gelehnt sein. In der Ursprache war es aber nicht so, wie zahl-
reiche spuren verrathen. Nachvedlsch »verlieren api, adhi, ava
in Verbindung mit gewissen wurzeln ihren anlautenden vocal,
nämlich api mit nah und dhü^ adhi mit stha, ava mit gah<i
Whitney gramra. § 1087 a. Der Verlust des vocals kann nicht
durch irgend welche eigenschaften gerade dieser wurzeln be-
dingt sein, denn vedisch finden sich auch vor ihnen die vollen
Präpositionen. Er ist auch nicht im sonderleben des indischen
eingetreten, denn ein compositum mit pi lässt sich schon für
die Ursprache erweisen. Bereits Pott e. f. P, 248 hat Orpldar
kränz und plddydmi drücke als composita von api -\- sad
erklärt und püddyami mit niil^(0 verbunden, vergl. noch tüa-
'pfda- ölmüller, trna-ptda- das zusammendrucken wie gras, be-
zeichnung einer art von handgemenge BR. Mit pish zermalmen,
von welchem Flck P, 146 und Gurtius verbum P, 350 diese
Worte herleiten, haben sie begrifflich gar nichts gemein. Wie
nldd-j lat. nidus, nest von Pott a. a. o. schon richtig aus
ni-sd^j WZ. sad erklärt ist (Fick P, 129 giebt statt dessen
eine gegen die lautgesetze verstossende etymologie), so ist der
im indischen vorliegende stamm ptda- aus *pi'Sd'd- entstanden
und daraus der verbalstamm pfddya- abgeleitet wie ntddya-
aus nldd-. Folgte auf das d der wurzel ein consonant, so
konnte der nun vor doppelconsonanz stehende wurzelvocal auch
in tieftonigster silbe nicht schwinden, nur reduciert werden,
daher ms^w, dor.' mä^w = pi-sadjd. Die formen, welche
volles dpi in Verbindung mit sad enthielten, verloren sich so
frühzeitig, dass schon vedisch pid als wurzelbestandtheil be-
trachtet und ein perf. pipid^ gebildet wurde. Ferner findet sich
pi im litauischen als postposition, im lettischen gedehnt pi,
dialektisch pi (Bielenstein § 554) als präposition. Das gotische
endlich hatte wie das sanskrit beide formen hi = skr. pi und
*if = d^i, int, zu erschliessen aus iftuma, welches aus "^if ge-
bildet ist wie aftuma aus af (Pott e. f. P, 452). Hiernach
kann wohl nicht bezweifelt werden, dass |die Ursprache Jrwei
formen der präposition halte d'pi und pi^, und dass die alleih-
herrschaft je einer von beiden formen in den einzelsprachen
erst durch ausgleichung herbeigeführt ist. Ebenso erklären sich
24 J- Schmidt,
6va : va (vergl. noch vcUamsa- = avatathsa-) ; ddhi : dhi^; evt :
skr. ni^; lat. abs : skr. poQ-cd, lit. pas-kui, lat. pas-fcjtid-^a, osk.
po8-niam, pöne aus ^pos-ne; skr. dpa, a/ro ; niS-fj^atog, ahd.
/o-wa, as. /a-w; skr. awtt, ags. da bis = urgerm. *an/> ; got.
nnä (= indog. antV), ahd. «n^ in tin^-oj?, unzi = ww^ ri; skr.
pari, niQi, got. /air-, ahd. ßri-wizi : got. fri-sdhts; got. />airÄ ;
westgerm. /mrÄ; got. fra4iusan : ags. for-leösan, ahd. /br-, /ar-
fir-leosan^ SLhd.frd-was anathema (Grimm gr. 11,732) ; fir-wämn;
frd-tat scelus : fir-ttion, fir-tdn sceleratus ^) ; ahd. as. ano, an.
ön, an : got. inu (der ablaut wie in got. her : hiri, vaia [d. i.
*veja] : vinds, ahd. taan : iila u. a.); as. ags. tu, ahd. zuo : as.
tCy ahd. ;8fa ze zi, got. dw, slaw. do; Ht. ope : apppeneti; abulg.
2>ri, lit. 2>r^ : lit. pri-vesti; lit. pö-sunis, abulg. |)a-syntiiÄ ; lit.
jpa-ves^i, abulg. po-vesti; abulg. p^-a-baba, lit. i>rd .* abulg. |)ro-
-i<i, lit. pra-eiti; abulg. w«, lit. nw ; nu-eiti; abulg. sq-logü: sü-
"lezati = foY. sän-dora : su-dereti = skr. 5(im .* sa. Das sind
wohl anzeichen genug, um für alle präpositionen der Ursprache
die entsprechende doppelheit der formen zu sichern und die
unveränderlichkeit derselben in historischer zeit als das resultat
frühzeitiger ausgleichung zu erweisen.
Durch das vocalische auslautsgesetz erhielt jede mehrsilbige
Präposition als selbständiges wort eine andere gestalt als in den
zu dieser zeit bestehenden compositionen , z. b. avra, lit. anta
(Bezzenberger z. gesch. d. lit. spr. 71. 243) ward einerseits got.
and, andererseits bewahrte es seinen vocal in anda-vaurdi^).
Mit verbalformen sind präpositionen erst sehr viel später als
*) Dem ahd. fra- : for- far- fir- entspricht j^iech. tiqo : TiQV'jaytSy
ngv'liig, dtango : (fiangviftog. Die schon aus historischen gründen un-
wahrscheinliche vermuthung von Curtius g. e.* 435, dass ngvraytg aeolisches
Ursprungs sei, ist unzulässig, da das wort im aeolischen gar nicht ngirayts
sondern nQotavts lautete, G. I. 6. 2166, 33, Ahrens dial. I, 84. II, 507,
Gonze taf. XII B 29. tt^v- würde skr. *pf- entsprechen, vgl. ^vya» = skr.
bhfjjdmiy rgvl^ : tfXQyayoy voc. II, 337. Ob lesb. nqoxay^g die hoch tonige
form enthält, ist zweifelhaft, da sein qo wie in tnqorayfü, ßgoxitog, &Qo<fia}g
(Ahrens I, 76) eine andere form des skr. r sein kann, in diesem falle
würde sich n^oTaytg zu TtQvraytg ähnlich verhalten wie ruQyayoy zu rgv^.
Endlich ist die tieftonige form vielleicht auch in dem zweimaligen böot.
nognovJUddog G. I. G. 1569c z. 14. 45, welches Meister Bezz. V, 219 als
nQonvXiadog deutet, enthalten. Boot, oq kann att. oq = skr. r entsprechen
wie in tfTQorogy noQyotp.
*) Ursprünglich wechselte es, je nachdem es selbst betont oder unbe-
tont, respective proclitisch dem folgenden worte angeschlossen war, zwischen
Die germanischen präpositionen und das auslau tsgesetz. 25
mit nominalformen in ein wort verwachsen. In den Veden
und bei Homer ist die unlösbare Vereinigung unter einen
hauptaccent noch nicht ganz vollzogen, im germanischen geschah
sie erst nach Wirkung des auslautsgesetzes. Das beweist eben
die Vertretung von ävta im gotischen: andor- in nominalzu-
sammensetzungen , and- in verbalzusammenrückungen wie als
selbständiges wort. Vergl. anda-bcit : and-beitmi, anda-hafts :
andrhafjan, anda-hait : and-haitan, anda-numts : and-niman,
anda-sets ; and-siüm, anda-stafijis : and-standan, anda-pahts :
andrpaghjan u. a. Diese Unterscheidung der verbal- und
nominalcomposita war dem Sprachgefühle so fest eingeprägt,
dass selbst dem von andavaurdi abgeleiteten verbum, obwohl
es kein compositum sondern ein decompositum ist, die den
verbalcomposita zukommende gestalt der präposition verliehen
worden ist: andvaurdjan. Einer späteren zeit aber konnte die
Unterscheidung zweier formen für jede präposition leicht lästig
werden. Welche von beiden dann aufgegeben wurde, hieng
von umständen ab, welche nicht überall die selben waren und
weder bei der selben präposition in verschiedenen sprachen
noch bei allen präpositionen in einer und der selben spräche zu
durchweg gleichen resultaten geführt haben, ganz entsprechend
dem, was sich eben für die ausgleichung der indogermanischen
doppelformen ergeben hat. So beginnt in got. andvairps,
andvairpi gegenwart, andvairpi preis ^) die Verdrängung von
andor, welche in den nominalcomposita aller übrigen germani-
schen sprachen schon vorhistorisch vollzogen ist. Auch skr.
pari, gr. niqi^ ubqI hatte einst zwei formen. Die den nominal-
composita von rechts wegen zukommende firi- ist nur in as.
ßri^t, ahd. firi-^izi curiosus, viri-wiezi portenta gerettet^),
sonst überall durch das ursprünglich nur verbale got. fair-,
ahd. /?r- verdrängt, welch letzteres mit der tieftonigen form
von fra und mit got. faur zu unauflöslichem knäuel verwirrt
anpa-j anp = an. atm-^ ags. öd und anda-j and = an. and-, ags. and-,
and- (Braune beilr. VI, 199).
^) andbahts ist mit Wackernagel und Diefenbach (Kuhn u. Schleicher
beitr. I, 471 f.) als volksetymologische Umgestaltung des gall. anibactus
zu betrachten.
*) Die alten alem. glossare haben firi schon fast ganz verloren firi-
melih Ra., firwizlih gl. K. 210, 34 St.-S., firwizlihher Pa. gl. K. 100, 13,
firwizi Pa. gl. K., firuuuizi Ra p. 138, 7, firwizlih gl. K. Ra. S02, 31,
36 J* Sehmidt,
ist. Für £vi, ivi und dwi^ skr. dnti ist die form der nominal-
composition nirgends mehr erhalten, wobei zu beachten ist,
dass got. und in keiner nominalcomposition vorliegt, ebenso
wenig das in seinem verhältniss zu und oben erklärte ags. öd
bei Grein {üd-genge evadens, discedens, caducus und üi-vita
sapiens enthalten got. unpor, nicht und% s. Grimm zu Andr.
1106).
In anderen fällen hat die form der nominalen composition
den sieg davon getragen, indem sie zunächst in die zwischen
Domen und verbura vermittelnden infinitive und participien,
von da aus dann in das verbum finitum drang. Da die verbal-
Präposition mit der selbständigen präposition gleiche gestalt
hatte, so überwucherte die nominale form, wenn sie die verbale
erdruckte, auch leicht die selbständige präposition, und zwar
erst die der verbalcomposition zunächst liegende adverbiale
ohne nominalen casus stehende, dann bisweilen auch die mit
einem casus verbundene. Nur bei präpositionen war eine rück-
wirkung des compositum auf das simpIex möglich, weil nur bei
diesen, nicht bei den nomina, das compositionselement mit dem
Simplex von anfang an identisch war, und weil sich nur bei
Präpositionen die zwischen simplex und compositum vermittehide
sogenannte trennbare Zusammensetzung sowie das nebenein-
ander von verbum compositum und verbum simplex mit nach-
folgender einen nominalcasus »r^ierender« präposition findet.
Von er al iz umbithahta Otfr. II, 11, 51 zu mit ihm thekent sie
nan umbi IV, 29, 12 oder von umbig^ent fh^ Tat. 116, 6 zu
äün gab umbi inan Tat. 124, 1 war nur ein kleiner schritt,
ebenso von so thisu wort thö gahun ihen huning anaquämun
(so accentuiert V.) Otfr. I, 17, 29 zu farhta unde bibenot chamen
mih ana Nps. 54, 6, von thiu man iuuih furisezze Tat. 44, 7
zn zi sezenne furi then heilant Tat. 54, 2, von wazzer öbesiänt
die berga Nps. 103, 6 zu unz her quementi stwmt oba thar (hie
hneht was Tat. 8, 5, von mitikangun pedissequae Rd. p. 289,
17 St.-S. zu üu gant io mite Org. (Grafif, IV, 91) u. s. w. Auf
diesem wege sind alle die vom auslautsgesetze scheinbar ver-
schont gebliebenen selbständigen präpositionsformen ausser aha
*) unpa-pUuhan intpivyHv hat natürlich mit und-rimian hinzu laufen,
vnd'greipan imXa/ußiptg&at, avXXttfißavHffy und-rMan besorgen, gewähren
gar nichts gemein.
Die germanischen präpositionen und das auslautsgesetz. ^7
entstanden. Beweisend dafür ist, dass die selbständigen mit
einem nominalcasus verbundenen ahd. an, mitj obar, as. far
in grösserer oder geringerer ausdehnung noch die nach dem
auslautsgeseize zu erwartende regelrechte gestalt zeigen, während
die zugehörigen den Verbalzusammensetzungen näher liegenden
präpositionaladverbia aus diesen schon durchweg die formen
ana, müi, ubari, ftm übernommen haben. Ausser got. ana und
ags. ymbe finden sich die volleren formen selbständig nur im
ahd. und anord.
In der erörterung der einzelnen fälle ist es nöthig, die
zweisilbigen mit erster kurzer silbe von denen mit langer und
den mehrsilbigen zu scheiden, da ausserhalb des gotischen die
verschiedene quantität verschiedene behandlung des folgenden
vocals in compositen bedingte.
an, ana. Im as. herrscht als präp. und adv. durchweg an
(s. Heynes glossare), dagegen haben die drei erhaltenen nominal-
composita ana : ana-fangas Essener beichte MSD. LXXI, 28
(als präp. zwölfmal an z. 30 — 47), ana-wOni gl Prud. 85, an
themu anaginne Hei. 3593 Siev. Mon., anginne Gott., anginnea
1034 M. anginne C. Das schwanken des letztgenannten braucht
nicht durch eindringen der selbständigen form an in die com-
posita erklärt zu werden. Das a kann syncopiert sein, da die
nominalstämme In der composition den vocal auch schon fast
alle verloren haben ; erhalten ist er nur in wenigen kurzsilbigen
haga-stald, wara-lfco 4352 C. {war4ico M., 300 G. M.), baral%co
1424, 5193 G. {bar-lfco M.), ala-, alo-mahtig, alo-toaldo (G. aber
auch al-mahtig, al-waldo) u. a. mit ala-^ dage-thingo induciarum
gl. Prud. 588, hova-warde cane ib. 139, ge-wono-hsd Bed. 13;
alle übrigen kurzsilbigen und langsilbigen haben das a schon
.vörloren : dag-werk, dd-möd, hof-ward, lof-salig, sak-toaldand, skap-
ivard, wanskefti, tprak-slä, halrlöc caepe gl. Prud. 259, cluf-löc
260, juk^ac juk-ruoda Werd. heber., juc-tam Freck., ebenso die
adv. hin-fard, tvel4if, Vcrbalcomposita sind nur zwei erhalten:
an-thengean, anorwerpan 3871. 3941. 3946, anwerpan G. überall.
Sievers schreibt ana werpan getrennt, es wäre der einzige fall
von selbständigem ana. Da ausserdem anawerpan mit doppeltem
acc. (u>dd%m ina sten anawerpen) sich von an werpan c. dat.
pers. acc. rei {thetnu toibe gedorsti sten an werpen 3877 M. C.)
in der construction scheidet, so ist mit Heyne anawerpan, aber
<m fverpa!^ zu schreiben (mit doppeltem acc. anwerpan). Eni-
28 J. Schmidt,
sprechend liegen die Verhältnisse in den altniederfränkischen
psalmen: als präp. und adv. durchweg an, dagegen in comp.
anorgen^ ana-^enni, ancnileida induti (aber an-fluz, afirvanmnst,
an-fresa, an^eheiti)^ verbal anchfallU^ ana-fehUmde, ana4iepon,
atMstandunt (aber an-drodan). Die alleinherrschafl des ags.
an, on, auch in comp, kann durch syncope des a entstanden
sein (vgl. däg-veorc, äl-mihtig, hägsteald, god-fyrht, man-drytäen),
die des nordischen a aber nicht, da das n dann geblieben wäre
wie in vin-skapr, dyn-bjalla, aptan-stjarra u. a.; ürgangr, (l-egg-
Jan u. s. w. haben die form des isolierten a = urgerm. an
übernommen. Im hochdeutschen dagegen, welches ana in comp,
seinen syncopierungsgesetzen zu folge intact bewahrte, herrscht
ana in nominal- und verbal -comp, und als adv. überall, als
präp. aber unter den grösseren Sprachdenkmälern nur bei
Otfried. Tatian hat als präp. nur das mit sich selbst zusammen-
gesetzte an-an und unz^n, aus Rb. giebt Graflf I, 277 drei
belege der präp. als an, und Notker gebraucht als präp. nur an.
Daher ist auf Keros ana ambahti propter officium p. 117 H.,
die einzige stelle, an welcher K. das einfache wort als präpo-
sition hat, nichts zu geben, zumal in unzan p. 68. 99 das regel-
rechte an steht. Notkers regel veranschaulichen legeti mjna Imni
an die ps. 80, 14; du legetest mili ana dlna hant 138, 5; a7U(,
legeta 103, 1; analegi indumentum 103, 1. Williram hat als
präp. auch noch an neben ane, anne, als adv. ana, ane, in comp.
ana-, Isid. und hymn. haben weder an noch ana als präp.,
die alten alemannischen glossare haben, so viel ich bei der
durchsieht bemerkt habe, das wort nur einmal als präp., ana
wän pim gl. K. Pa. 62, 15 Siev. {an sUhit gl. K. 198, 24 S.
ist Schreibfehler für arslahit Ra.), in comp, und vor dem verbum
steht durchweg ana, s. 88, 31. 92, 35. 118, 28. 40. 120, 5. 134, 40.
41. 148,23. 174,26.27.31. 178, 36 ff., 186, 2flf. u. a. Hier-
nach ist nicht zu bezweifeln, dass ana nur aus der composition,
welche es übereinstimmend in allen germanischen sprachen
ausser dem nordischen hat, durch die adverbiale Verwendung
hindurch als selbständiges wort an stelle des im ags. as. anfr.
alem. erhaltenen an getreten ist. Zwischen dem anfr. welches
als präp. und adv. an und Otfr., welcher in beiden functionen
ana hat, liegt Notker mit an als präp., ana als adv. in der
mitte. Das gotische aber hat wie Otfrid ana in allen functionen.
Nach dem, was and : andor lehrt, sind auf grund der zuge-
Die germanischen präpositionen und das auslautsgesetz. 29
hörigen ävd, avm drei erklärungen möglich. 1) anapräp. und
adv. ist = ttvta^ ana- in comp, ist = «vo, 2) nach Wirkung
des auslautsgesetzes ist ana = ävo) in die composita übertragen.
Nimmt man eine dieser erklärungen an, so muss man ahd. ana
von got. ana trennen, da ävo) == abulg. na, lit. nu, nu- (Pott
e. f. I * 308, Mahlow 87) im ahd. nur *awo, *anu lauten könnte,
vgl. hiru, biro = (pigut, lit. beru; worto, wortii = lit. vardü, lat.
modo, cito (Mahlow s.. 85 flf.); nefo = nepos. Da man sich
schwer enlschliessen wird got. ana von ahd. ana zu trennen,
so bleibt als dritte möglichkeit, dass ebenso wie im ahd. awo-
= dvd aus den comp, an stelle des selbständigen *aw =
urgerm. an getreten ist. Der übertritt kann an zwei punkten
stattgefunden haben, erstens in Verbindungen wie anaiimridai
ana grunduvaddjau Eph. 2, 20; veitvod gup anahaita ana meinai
saivalai II Cor. 1, 23; ancAunibei ana pamrna aftumistin stada
Luc. 14, 10; anaaukan anavahstu seinana Matth. 6, 27; zweitens
aus zusammengesetzten verben, neben welchen das simplex mit
folgender präposltion oder präpositionaladverb gebräuchlich ist,
z. b. ainhvarjammeh ize handuns analagjands Luc. 4, 40 neben
lagjands handuns ana po Mc. 10, 16; galagidedun ana (adv.)
vastjos seinos Mc. 11, 7; anaqam ins Luc. 2, 9 neben qimand
dagos ana pus Luc. 19, 43; in aldim paim anagaggandeim Eph.
2, 7 neben pamma gaggandin ana sik Luc. 14, 31 ; anatimridai
ana grunduvaddjau Eph. 2, 20 neben ana pammei so baurgs
ize gaUmrida vas Luc. 4, 29 ; anamdjan Luc. 2, 5 neben game-
lida izvis ana pizai aipistaulein I Cor. 5, 9. In allen übrigen
fallen hat das gotische die ausgleichung zwischen den beiden
formen der präpositionen in dem ahd. entgegengesetzter rich-
tung vollzogen, so dass die isolierte form auch in die composita
kam. Sollte hier die Verdrängung von *an vorgezogen sein,
weil es der fragepartikel an gleich lautete? Mahlow 67 will
got. ahd. ana aus ana mit angefügtem an = skr. a, derselben
Partikel, welche in got. pan-a, pat-a angewachsen ist, erklären.
Abgesehen davon, dass ein "^anän nirgend ausserhalb nach-
gewiesen ist und die übrigen präpositionen, in welchen Mahlow
-an sucht sich nicht so erklären lassen (s. u.), begreift sich
nicht, wie dies emphatisch verstärkte *awÄn im as. nur in der
composition erscheinen kann, warum kein selbständiges *ana
wie fhana und im ags. nirgend *ön^ wie pone erscheint.
:K) j. soiiiiiidi.
Urgerm. mi4, comp, midi-, daraus got. überall mip, da-
gegen im ahd. noch der ursprünglichen vertheüung näher als
präp. nur mit, in comp, miti-^ daraus übertragen adv. nur
müi (Grimm gr. II, 762; 895; Graff 11, 659). Von den comp.
schwankt nur müiwareetn Kero p. 38 H. mitkoarii p. 124,
müirware gl. K. 84, 24 St.-S. (andere Graflf I, 918), mUwOre
Pa. mitwari Pa. gl. K. Ra. 8, 10 St.^., mOwanm Isid. p. 73,
19 H., mhd. mitewiere. müi- behielt in comp. geaetzmäsBig
sein i wie pugi-hafto Pa. 19, 11 St.-S., siki-noami 54, 20, sigi*
-nomo 152, 5, maszi-mös 100, 32, slagi-fedherom 17, 21, tinrp-wari
194, 40, scriü^meis, stetirgot u. a. Grimm gr. II, 419, Sievers
beitr. V, 108. As. im Mon. nur mid präp. und adv. thor mid
675, im Gott, aber neben mid auch midi als präp. und adv.
Ags. mid präp., adv.; midrmst hat die form des selbständigen
wüjies in die composition übertragen, denn ahd. mite-mst N.
wüi^dc iautgesetzlich ags. *nHde-vist entsprechen, da kurzsilbige
i-stämme in der composition ihren vocal bewahren : hyge-cräft,
mete-leäs, sele-veard, stede-vang, sige-leds, hete-nld. An. med ist
von diesen formen zu trennen, denn urgermanisches aus *miti
entstandenes md würde auch im nordischen *m«f lauten, vgl.
mik, l, vist. Also ist tned = futa, ebenso as. med Freck. 97.
233 {mid 171).
ürgerm. for, comp, furi- (o durch folgendes i zu u ge-
wandelt, s. Leffler bidrag til läran om *-omljudet 102 f.) ist
locativ zu dem instr. skr. ptird, gen. abl. purds. Pauls gleich-
setzung von furi mit negi (beitr. VI, 207) ist lautlich und be-
grilBflich verfehlt (s. o. s. 24. 25). Die feststellung des
materials ist mit Schwierigkeiten verbunden, da for auch die
tieflonige form zu got. fra ist (s. 24). Ahd. furi- behielt in
comp, sein / wie miti- : fürirbuH, furi-pringan usw. Grimm
gr. II, 728. 896, Lachmann betonung kl. schi*. I, 372, furi
hat in allen älteren denkmälern die herrschaft auch als
selbständige präp. gewonnen, für, vur soll nach Graff 111,616
in folgenden vor dem X jh. geschriebenen denkmälern neben
ftm erscheinen: K. Pa. Tat. Ic. Rc. Gc.3. Ich habe K. Pa.
gl. K. Ra. darauf hin durchmustert. In der Benedictinerregel
findet sich das wort als präp. überhaupt nicht, nur in nominal-
nnd verbal-zusammensetzungen oder zusammenrückungen mit
Verben und lautet stets furi (an 20 stellen) ausser in fur-iursti
praesumptione p. 102 H. (wegen der Übersetzung vergl. erpcddet
Die germaDischen präpositioiien und das auslautsgesetz. 31
praesumpserit p. 117; das wort fehlt bei Graff V, 443).
Ebenso in den glossen durchweg furi {f(m gl. K. 44, 19. 21
Sl.-S. = furi Pa. Ra.) mit nur zwei ausnahmen, als präp.
furi propter Pa. 152, 28, fm^i durfii pre inopia Ra. 228, 14
und in zahlreichen comp, furipiutit Pa. 26, 5 (got. faurUudip),
furislahit 34, 9, fv/ripuntan 52, 1, furi sih provide 76, 6, furi
kisantero paralipominon Ra. 226, 1, furi sez&iu propono gl. K.
233, 33, furichuiti Ra. 226, 20; für nur zwei mal: fwr Mit
gl. K. = furi erlidit Pa. furi lidit Ra. 44, 20 und fwfaru
propter eode gl. K. 220, 12 (vorher geht fora propter); zwei-
mal /br, aber an stelle von /ar- /?r- ; fordampsit Pa, =
firthemphit gl. :K., firdemfit Ra. sufTocatio 130, 37; so ent-
spricht auch forquidit abdicat Pa. 22, 22, da gl. K. und Ra.
farchuidhitj farchuU haben, wohl dem got. fraqipark c. acc. rei,
nicht faurqipan c. dat. rei (über die Vermischung von far- fir-
mit furi s. Grimm* gr. II, 858. 896, Grafif III, 608, vgl. auch
furiperanti Pa., firperandi gl. K., farperanti Ra. frugalitas 148, 8).
Auch Tatian hat nach Sievers' glossar nur furi, nicht für (für-
ferit praeteribit 25, 5 ist = vor-ferit praeteribit 146, 3 d. h.
enthält die dem alem. fa/r-, fir- entsprechende präp.). furi
werden wir demnach als die alleinige form der selbständigen
Präposition zu betrachten haben, welche in nominalcompositen
ihren ursprünglichen sitz hatte, sich dann auf die verbal-
composita erstreckte und durch die trennbare composition zum
selbständigen adv. und präp. ward. Dass sich einige alte
verbalcomposita mit for der Übertragung des i durch unter-
schlüpfen bei far-, fir- entzogen haben, ist wahrscheinlich.
Anfränk. durchweg furi, nur einmal für als präp., für nietvehte
pro nihilo ps. 55, 8, comp, furirtekin wie sigi-märL Asächs.
als präp. for (far, für), furi, in comp, nur furi, einziges beispiel
furi-sago Gott. 928. 1429 {fara-sago M.), in Verbindung mit
Verben nur fmi wurdi 596 M. C. Das i ist in der composition
bewahrt wie in firi-wU, heti-lfk. hugi-skaft, meti-lösi, sdi-hüs,
stedi'haft, sigirdrdhtin , wini-^ewa, wrisirllk, Ags. überall for
wie got. faur (fore ist got. faura), in den comp, hat for auch
die Vertretung von got. fair-, fror übernommen (Grimm gr. II,
726, 852); for ist die form des selbständigen Wortes, denn
urgerm. fu/ti- wäre zu fyre- geworden, vgl. gryre-Uk u. a. (s.
unter miS),
o^ .1. Schill i«ll.
Im iiordiirchcn inusslc urjrenn. fw bleiben und ist als
-r^rlb^^tänditros wort im (lili). erlialton« im an. aber nur in comp.,
wo t- von i\ov lieltoni^'en form des got. fra und von goL
faura nidit vm soheidon ist. fifri- aber musste sein % ohne
unilaul vorlioren wie die kurzsilbigen präterita z. b. hutda
(^jyljaj und die kurzsilbigen /-slämnio in der composition, z. b.
mufi^ligr, huif-hlandr , mar-bakki u. s. w. *fur ist aber durch
/'yr und die neubildung /'yrir verdrängt, /y/* mit Paul beitr.
VI, 2^i8 auf >organi.schein'«: wege aus urgerm. furi zu erklären
ist unmöglidi, denn aucli als selbständiges wort musste furi zu
Y'ur werden, wie die kurzsilbigen V-slämme barr, munr, httgr,
frulr letiren (vergl. Leffler om V-omljudet 107 = tidskr. f. filol.
(j{/^ fiir-dag. ny rarkke II, :283; Sievers beitr. V, 112). Der um-
laut in /'yr ist vermutlilich durch Vermischung mit dem com-
paraliv /'yrr (gebild<4 wie f'remr == goL framis, vgl. auch ahd.
f'uriro) entstanden, llebrigens scheint nicht unmöglich, dass
da, wo man jetzt f'yr (ediert, früher für gestanden hat, da nach
Vi|/fiisson a. a. o. in den handschriften dafür gewöhnlich eine
abbreviatiu' und für' für fyrir steht.
Uiyeiin. uf\ comp, uta-, Got. überall ufy präp. uf unter,
nfkun7uin, uf-knnp^i. Dagegen an. of über präp., adv. und in
comp, i^l aus lAa- entstanden, dessen a in comp, gesetzniässig
schwand (ofa-fti übermässiges geld, ofa-mikill übergross ent-
halten den ;(en. pl. eines femininen /7-stammes, vgl. das
schwache fem. ofaj. Ags. bei Grein nur ufe-veard aufwärts
l'h. 2'Mi mit erhaltenem vocale wie ijodc-gyld idolumPs. 105, 17,
n ungetirochen wie in ufan von oben, ufcra posterior, hife gen.
lufun liirbe. As. nur ofsitiieii llel. ViW* M. besitzen (also von
i'anl iieitr. VI, 101 mit unrecht zu got. a/^ gezogen), of4iges
oblie^eidielt Kreck. Ahd. präp. und adv. oba, opa in den alten
denkmäiern, aißa stv.inv super p(*lram K. p. 33 H., obe N., Graff
führt nh, op an aus hib. 1. ± (X. jh.) Bib. 5. (XL jh.) und
der SalzbuiKer hs. der iMonseer ^Mossen, leider ohne anzugeben,
(»b es präp. oder adv. ist. Nominalcomp.: opa fehtun ex-
pugnationes Pa., olnt klfvhtnm gl. K. 4S, 12 St.-S., obdach gl.
Mons. (IX. Jh.), tihtsrrifi , ultvsUff, tibcsUhf/ N.: verbalcomp. :
ojkihlhu^f i»X(ellet, fisff oImi lUjcninn piscem superpositum Tal.
i237, 1, o}Hi(/iwinanfl proventu Pa. 70, II St.-S., ofxi suuepsnii
Ist cüorta est l*a. 71-, i!, ofm s^avparnuti praenatans Prud. 1,
ofHitvisit iinminet VA. VI, tUKl, r>/*^*s7«7w/ dir benia super montes
Die germanischen präpositionen und das auslautsgesetz. 33
stabunt N. ps. 103, 6, du obesehest mih u. a. Notk. Eine regel
ist hieraus nicht zu erkennen. Einige comp, mit ob enthalten
nicht got. uf sondern af s. MSD. s. 458 und im verfolg unter aba.
Bei spondeischen oder tribrachyschen präpositionen liegen
die Verhältnisse insofern anders, als die volle form in der com-
position durch die syncopierungsgesetze der einzelsprachen ihren
auslautenden vocal verlor, während ihn das adv. , welchem er
erst aus der composition übertragen ist, bewahrte. So steht
dann die volle form nur noch als adverb, und es gewinnt den
anschein, als ob das adv. durch anfügung eines i aus der präp.
entstanden sei.
Dem skr. updri entspricht ahd. als adv. ubari, vbiri, als
präp. theils vba/r, tibir, theils obar, obir (s. Grafif I, 83). tibar
und obar können nicht aus derselben urgermanischen form
hervorgegangen sein, wie die Verschiedenheit ihres anlautes
lehrt. Von d^ grösseren denkmälern hat nur Tat. beide und
zwar in folgender vertheilung: als präp. ubar und obar gleich-
bedeutend, beide mit dat. und acc, aber in allen nominalen
und verbalen composita nur ubar mit einziger ausnähme von
obarqueme, obarquimit unmittelbar hinter einander 146, 4 (in
demselben verse noch obo/r als präp. und die comp, in ubar-
azze intin übartrunke), als adv. nur ubiri (aus ubari assimiliert
wie fvmidirit neben fornidarit). Hieraus ergiebt sich folgender
hergang: wjpdri ward als selbständiges wort zu urgerm. w6ar =
Tat. obar, in composition zu ubari-, dessen i sich wie die vocale
von ana, miti, furi auf das adv. fortpflanzte, in der composition
aber später durch das hochdeutsche syncopierungsgesetz getilgt
wurde. *ubari4runk musste zu ubartrunk w^erden, wie asani-
zu aran-y^iänöt y aran-scarti, miluki- zu milih-char, miHch-fais,
vgl. die praeterita und part. watartin jubilarent, gimagarie
attenuati, ginidarta, ginidirta, capittarte amaricati, mdhalta, na-
galta, nibultön, gisidalta^ bisigilta, ant-adaltaz, gaganta, chra-
damta fremuit, bilidta, irropfezta, gireztön, dahhazta, slagaztun,
ungivaroiaz (fariuuit tingit), kisalota decoloravit, scatotön (sca-
teuuet). ubartrunk und ubari^ ubiri stehen zu einander in genau
demselben Verhältnisse wie bilidbuoh und biladi, bilidi. Nur so
erklärt sich das ungebrochene u und das mhd. w. Das erst im
hochdeutschen syncopierte i der composita hatte zu der zeit,
als u durch folgendes a zu o ward, das vorhergehende a schon
so weit nach i hin gefärbt, dass es unfähig war brechung zu
Zeitschrift für vergl. Spraolif. N. F. VI. 1. 3
34 h Schmidt,
bewirken; geschrieben ward es trotzdem noch mita, weil dieser
vocal m unbetonten silben namentlich vor r beliebt war. Als
das i dann schwand, hinterliess es eine mouillierung des r, durch
welche die klangfarbe des a so weit verwischt ward, dass um-
lädt des u emtreten konnte, die schrift hielt trotzdem noch eine
weile an ihm fest : yparmuotemo Bib. 1 (X. jh.). In der selb-
ständigen Präposition aber hinterliess das durch das auslauts-
gesetz viel früher getilgte i keinerlei spur, so dass das a mit
voller krafl wirken und obar entstehen musste. Die meisten
denkmäler haben dies durch das vibar der composita verdrängt.
Umgekehrt ist anfränk. over, ovir präp. adv. in die composita
übertragen : ovir-mtiodi, ovir-havan wirihit, ebenso as. ofcor präp.,
oftor-iwöd, verbal oikir-hördi, oifar-sehan, cikur-fangan, ags. als präp.
adv. und in allen comp, nur ofer, got, nur ufar. Das nordische
hat ofr nur als adv. in der bedeutung »nimis« und in nominal-
comp., wo es fast stets durch >nimis« zu übersetzen ist (ausser
ofrborä), dagegen yfir als präp. adv. und in nominal- und
verbalcomp. mit der bedeutung super, supra, auf der inschrift
von Vamum aber noch übar als präp.; ofr, ubar = ahd. o6ar,
yfir = ahd. ^ibar^, tibiri, tibar-. Das f des got. tdfar erklärt
sich aus der betonung des selbständigen vnsQ. Das ahd. b
Hesse sich aus der des skr. updri herleiten, wenn es nicht
misslich wäre zwei verschiedene betonungen desselben Wortes
im urgerm. anzunehmen. Daher ist wahrscheinlicher, dass es
aus compositen mit betontem zweitem gliede stammt wie skr.
uparisprg.
Genau entsprechend sind die Verhältnisse bei ahd. untar
präp. = abaktr. adhairi, in comp, untar- aus germ. ^undari-,
daraus als adv. untari, uniiri K., undere N., welches den vocal
bewahrte. As. tmdar präp. und adv., in comp. undar4henkian,
undar-werpmi gl. Prud., ags, utider präp., adv., nominal- und
verbal-comp. ebenso an. überall undir dem ahd. untar ent-
sprechend (untari, untar(i)' würde *yndir geworden sein, vgl.
yfi^Jf got. undar^ undar-leija wie ufar, ufar-gudja.
Ebenso ahd. widar präp., in comp, widar- aus ^undari-^
daraus als adv. undari, widwi. ubar und wntar sind mit verben
nur untrennbar zusammengesetzt, widar geht aber auch die
sogenannte trennbare Zusammensetzung ein (Lachmann betonung,
kl. sehr. I, 370). Hier erwartet man undari und dies findet
sich auch: widari khmntanaz rctortum Ib. Rd., Steinm.-S.
Die germanischen präpositionen und das auslautsgesetz. 35
p. 290, 3. 293, 42, widari sehante respicientes p. 290, 1, tvidri
Santa remiserat p. 289, 62, sehr begreiflich dringt aber auch
hier widar ein: giwanta sih tmdar Tat. 221, 3, fuarun toidar
12, 3, tmdarfiwr 17, 8 ^). As. toidar präp., undar-möd, wider-
siandan, imdar-werpan. Ags. vider präp., v^ider-gyld, mder-
'habhan. An. durchweg vidr. Ein comp, wie mdr-mceli ist aus
^mpri-mteli entstanden wie ßdr-varinn aus fidri. Die mangelnde
brechung erklärt sich aus der grundform ^vipri-^ vipr. Got.
vipra verhält sich dazu wie Uta zu üt, inna zu inn, iv/pa zu
iup; wie diesen ags. üte^ inne, uppe, ahd. üee, iwne, üfe ent-
sprechen, so ist vipra = ags. tö-vidre, tö-videre, anfränk. withere
(vgl. inne)^ ahd. widare K. p. 77 H.
Ebenso ahd. nidar, nider als simplex, in comp, nidar- aus
*nidari', daraus als selbständiges adv. nidiri Otfr. II, 14, 83
(bei Graff II, 987 steht verdruckt II, 24, 83, ebenso bei Paul
beitr. IV, 469^), as. nidar adv., ags. nider, nyder, nydor, niodor
adv. und in nominalcomp. , an. nidr. Alle diese formen be-
deuten »nach unten«. Davon zu trennen ist ahd. nidare Otfr.,
welches überall nur »unten« bedeutet, also von Graff und Paul
nicht hätte mit nidari zusammengeworfen werden sollen. Vergl.
stuant er fhar tho nidare, huäb thiu ougun uf ei himUe III, 24, 89,
aber ffiae sih liae thiu sin diwri mit otnmati so nidiri II, 14, 83.
Dem ahd. nidare entsprechen as. nidara M., nithare G. 2421,
ags. nidre, an. nidri unten. Diese verhalten sich zu ahd. nidiri^
nidar^ as. nidar, ags. nider, an. nidr wie ahd. widare, ags. tö-
-vidre, got. vipra zu ahd. toidar, widari, as. vidar, ags. vider
oder wie ahd. inne^ as. inna, inne, ags. inne, an, inni, got. inna
zu ahd. inni (? s. u.), ags. an. got. inn. Der mangel der
brechung erklärt sich bei nidiri wie bei ubiri, allen verwandten
formen, welche hinter dem r urgerm. a oder o hatten, kommt
von rechtswegen brechung zu (vgl. ahd. obaro : ubiri), sie ist
aber nur im an. erhalten, nedri inferior, nedan gegen ahd.
nidaro, nidana.
Ein germ. aftari- ergiebt sich aus an. eptir (vgl. yfi^r =
iSari) präp. adv. und in comp. Als selbständige präp. lautete
^) Dasselbe schwanken zeigen die barbarischen Übersetzungen der
Benedictin erregel in den der wirklichen spräche unmöglichen untiri sin
kefolget subsecuntur p. 53 H., untari ist kefolgeet subsequitur p. 54, untar
sin kafolget subsequantur p. 58, untar sihi folget subsequatur p. 59, si untar-
folget subsequatur p. 60. 62.
3*
36 J* Schmidt,
es ursprünglich aftar, wie die inschrifllichen öfter (Tune), afatR
(Istaby) bezeugen, ebenso als adv., wie die in der Schriftsprache
erhaltene nur adverbielle nebenform aptr (auch in comp.) be-
weist. Das verhältniss von aptr zu eptir entspricht genau dem
von ofr zu yfir. Die übrigen sprachen haben nur urgerm. aftar
erhalten: ags. äfter präp., adv., nominalcomp., as. aftar ^ öfter
präp., adv., nom. und verb. comp, (after-bier, aftar-warödun),
ahd. aftar, öfter präp., adv., nom. verb. comp. Kein gewicht
ist zu legen auf anfränk. aftri-thinsinde detrahentes ps. 70, 13
wegen des mangelnden Umlautes und weil das i von *afteri in
comp, syncopiert werden musste, vgl. undirthüdig, tvüherstrldunt.
Es wird für aftir- verschrieben sein, die gl. Lips. verzeichnen
aus ps. 70, 13 afterthinsindi und aus ps. 37, 21 afterthtmsun.
Grot. aftra verhält sich dazu wie vißra zu tcidar.
Ahd. gagan, ingagan präp. wie obar, in comp, gagan- aus
*gagani-, z. b. *gagani-wertcr ward gaganwerter wie praet. *gagar
nita zu gaganta. Echte untrennbare Verbalzusammensetzung ist
selten wcus wirt dir gdgenstellet^ oik, ps. 119, 3, ingaganspröchan
wirdit gl. Mons. 378 (Lachmann betonung, kl. sehr. I, 371).
Ehe das i in den comp, schwand, pflanzte es sich durch die
verbalcomp. auf das adv. fort, so entstand das nur adverbial,
nicht als präp. gebrauchte gagani, ingagani wie iihari^ z. b. in
den hymnen präp. cagan chumfti obviam adventui 1, 8, 2, comp.
Jcaganlön 8, 5, 3, kagan pliuuanti obtundens 4, 2, 3, adv. kakan
lauffem Jcagani occurramus obviam 1, 10, 4. Aus gagani, gagaü-
ward dann ingegini O. , geginwerti 0., genginsacho T. u. s. w.
Wie das alte obar = urgerm. utar durch ubar, mhd. über =
urgerm. utari- mehr und mehr verdrängt ward , so geschah es
auch dem alten gagan durch die umgelautete form. Anfränk.
an^gegin präp., gegin-loup, gegin-wirdi, gen-wert, gen-werde gl.
Lips. 417 aus *ga>gani-, eine spur von gagan ist vielleicht in
gaienwerde, gaienweierde gl. Lips. 373. 374 erhalten. As. nur
angegin präp. und adv., geginward (auch tegegnes, gegnungo
mit Umlaut). Ags. hat beide formen: gea^gn, gean = urgerm.
gagn (vgl. geaf, ongeat, geat porta) und gegn, gen = urgerm.
gagni-^ ein unterschied in der Verwendung beider ist nicht
mehr bemerklich: he Mm gean pingode Gen. 1009, aber Judas
hire ongen pingode El. 609. 667, mlnum gceste ongegn Hy. 4, 59,
geag^ievide El. 525, aber gencvidas 594, gegncvida Beov. 367.
ongedn steht im Beov. als adv. und als präp., in der Elene
Die germanischen präpositionen und das auslautsgeseiz. 37
lautet die präp. ongean und ongSn. Als adv. in der bedeutung
>noch« überall gen, gena. In anderen verwandten formen das-
selbe schwanken : tögeänes Beov. gewöhnlich, aber tögenes 3115.
Der Umlaut hat sich auch in gegnum, gegnunga, genunga ein-
genistet, für welche Grein kein ea belegt; vgl. as. tegegnes^ geg-
nungo. Die beiden formen geagn, gean und gegn, gen sind nur
begreiflich, wenn ersteres die durch das auslaulsgesetz verkürzte,
letzteres die durch Zusammensetzung geschützte form des alten
gagni ist. Langsilbige i-stämme als erstes glied von compositen
haben ihren auslautenden vocal nach eintritt des Umlautes ver-
loren: bryd-guma, dryhUbeam, dcedrfruma, sp^-llce, gest-sele u.s.w.
Ebenso ist gegn-evida aus *gagnir entstanden, und dies die
quelle der umgelauteten form. Im nordischen haben langsilbige
i-stämme, welche nicht in die ^*a-decl. übergetreten sind, als
erstes glied von comp, das i ohne umlaut verloren hrüä-gumi,
hüä-fat, dröU'tnegir, söU-dauär, däd-framr, kvan-fang, krapiniuäugr,
sauSrfe u. s. w. Es mag dies auf einwirkung der declination dieser
stamme, welche nirgends mehr umlaut hat, beruhen, da diejenigen,
welche in die analogie der^'a-declination übergeschlagen sind und
flectiert durchweg umlaut haben (Schlüter die mit dem sufif. 3a
gebildeten deutschen nomina s. 213 f., Sievers beitr. V, 112 f.)
auch in comp, umlaut zeigen: belg-bera, hehk-klcedi , gest-risinn,
drykk'lauss u. s. w. Auf jeden fall bietet die behandlung der
unumgelauteten i-stämme in der composition ein völliges ana-
logon dazu, dass dem selbständigen *gagn = ahd. gagan, ags.
geagn auch in den comp, durchweg gagn- zur seite steht, z. b.
gagn-vert. Das selbständige "^gagn ist später verloren gegangen
und durch das dem ahd. gagani, ingagani entsprechende gegn, l
gegn als präp. und adv. verdrängt, gagn verhält sich zu gegn
wie o/r- zu yfir. Das adj. gegn, adv. gegnt wird ein aller jor
stamm sein, von welchem aus gegnum an stelle des alten durch
reim gesicherten gögnum (Vigfusson s. v.) trat, gögn = gegn
adv. führt Vigfusson an, ohne es zu belegen.
Umbi = dfiipl, skr. abhi hat in allen westgermanischen
sprachen nach Wirkung der auslautsgesetze sein i aus der Zu-
sammensetzung auf das selbständige wort wieder übertragen.
Spondeische i- und ^o-stämme als erste glieder von composita
sind im ahd. nicht consequent behandelt. Einerseits finden
sich prüt-lmfti Pa. 160, 19 St.-S., naoUhaft 82, 33, munt-poro
26, 11, kanuM-sami 64, 31, canuht-sam 100, 38, liut-stam 144, 15.
38 J- Schmidt,
214, 29, hrain-haft 66^ 4, tiur-lHihes 48, 31, andererseits mit
bewahrtem i brüti-gomo, truhti-gomo Aldh,, mundi-burd (Grafif
III, 166), missUat, sami-^uech Pa. gl. K. 82, 17, Tat. 128, 7.
sämi-lml Ra. Rf., samirwlz Ib. Rd. samiAöto Sg. 242, naMi-
gaia R. 93, 27 St.-S., chimii-heini , chinni-bahhon K. p. 54 H.,
misi-poum, endirdago, anti-prurti Pa. 50, 14, arpi-nomo 68, 25,
slengistain 70, 39, wasti^jparn 72, 15, lOchhitv^n 150, 40,
wmni-samöndi gl. K. 218, 24, himi-polla Ra. 228, 7. Wie
letztere konnte umbi sein i in der Zusammensetzung bewahren,
was zur folge hatte, dass die volle form wie bei ana (Otfr.),
oba, fwri auch für die selbständige präposition hergestellt wurde,
deren lautgesetzliche form wmfe, um das nordische erhalten hat.
Ebenso steht es im as. Hier hat die mehrzahl der langsilbigen
i- und ja-stämme ihr i in comp, schon unterdrückt druht^dÜCy
ga8t-(gest-)seli y grisUgrimmo ^ liud-fölk^ mund-btird, nöd-röf,
röh-fai, stdJU-beddi, sam-quik, ja^t : bll34lk, diwr-Uk, heU-dor,
sllä-mödy spah'ltk, (hrisUmüd, %Dun(n)'Sam. Aber andere haben
es noch bewahrt: brüdi-gumo, hüdi-scalk, liudi-bam, umräi-
-giskapu, -^iskefti, noMi-gala Strassb. gl. Heyne kl. denkm. s. 93,
73. 74, ja-st.: eldi-barn, endi-lös^ erbinvard, helli-gethmng, -grund,
-Witt, rlki-döm, suiidi-lös und mit letzteren steht umbi-hwarf,
aus welchem sich selbständiges umbi entwickelte wie furi, auf
gleicher stufe. Das ags. hat ymbe und ymb beide als präp.
adv. und in comp. Nehmen wir an, es habe in allen diesen
Verwendungen früher wie im as. ahd. umbi bestanden, so ist
ymb gerechtigt. Langsilbige i-stämme als erste glieder von
comp, haben ihren auslautenden vocal nach eintritt des umlauts
verloren: brgd-guma, dryJU-beam, dted-fruma, gest-sele u. s. w.,
ebenso entstanden ymb-hvyrft, ymb-hveorfe u. s. w. (Grein hat
nur 7 belege für ymbe- in comp., zahlreiche für ymb-). Das
selbständige ymb erklärt sich wie gegn, die lautgesetzliche ent-
wickelung hätte nur "^umb ergeben wie gefign, vgl. an. umb, um.
Die zweite form ymbe vermag ich lautlich nicht zu rechtfertigen.
Dass an erhaltung eines ursprünglich auslautenden i gar nicht
zu denken ist, wurde oben (s. 21) bemerkt. Wollte man an-
nehmen, ymbe sei aus den composita erwachsen, ehe diese den
zweiten vocal syncopiert hatten, so geriethe man in Widerspruch
mit gegn = *gagni. Ich sehe daher keinen ausweg, als dass
nach der analogie von viSer : tövidre, niäer : niäre, üt : iUe,
inn : inne, upp : uppe im ags. ymbe zu ymb neu gebildet sei.
Die germanischen präpasitioxien und das auslautsgesetz. 39
Das nordische hat durchstehend umb,tmi, welches überall laut-
gesetzlich entwickelt ist, da comp, wie um-hvarf, timh-hverfis
sich zu ahd. umpi-werf Ra. 167, 14 St.-S., umpi-hwerft Pa. 48,
20 verhalten wie brüä-gumi, drött-megir zu ahd. brüti-^omo,
truhti-gomo; vgl. gagn-.
Für ahd. tm hinaus, welches bei Graff I, 532 fehlt, habe
ich nur einen beleg Isid. p. 67, 5 H. Inan dhuo dJmnan uzsi
dJiurah geilm arworpanan ni arsluoc got, oh wrehJmn chifnimida
lizs fma paradises hliidhnissu, übrigens durchweg üz als präp.,
adv., comp, wie got. an. ags. as. fiL Zu bemerken ist, dass
zwar ahd. üz- in comp, rein lautlich aus üzi entstanden sein
kann üz-kaiic aus *üzi-kanc, vgl. tat-rahha, prüt-petti, prüU
chanhara, cast-luami Gr. II, 420, dagegen ags. üt nur urgerm. üt,
nicht urgerm. rUi- entsprechen kann, aus Hiti-gang wäre ^yt-
gang geworden, nicht tltgang, es hat also wie bei on, ofer u. a.
das selbständige wort die composita überwuchert. Von diesen
die richtung »hinaus« bezeichnenden Worten zu trennen ist das
den ruheort »draussen« bezeichnende ahd. üze K, 0. T. fg. th.
= as. Ute, Uta, ags. ütCj an. üti, got. Uta.
Ob ein ahd. inni in denkmälern, welche die unbetonten
vocale noch zuverlässig scheiden, überhaupt sicher steht, ist
mir zweifelhaft. Es könnte nur dem got. an. ags. inn ent-
sprechen, dies bedeutet nur »hinein«. An seine stelle ist im
hd. bekanntlich in, In getreten. Neben inn liegen got. inna,
an. inni, ags. inne, as. inne, inna sämmtlich »darin« bedeutend,
ihnen entspricht ahd. inne Otfr. inna Pa. 188, 30 St.-S., und
was Graff I, 295 anführt, gehört begrifflich alles, formell bis
auf zwei ausnahmen zu got. inna. Die ausnahmen sind inni
des interea Vg. (X.-XI. jh.), Ep. can. 1. 3. 4 (X. jh.) und inni-
herder Gc. 5 (VIII. jh.), welchen begrifflich entschieden inne =
got. inna zukommt, vgl. inna-pureo intestinum Pa. gl. K. 192, 16
St.-S., got. inna-huyids. Die belege sind sämmtlich bairisch,
ich vermuthe daher, dass ihr i, falls es sicher steht, erst aus e
entstanden ist wie zweifellos inni mir Otloh MSD. LXXXII, 5
aus inne entstanden ist (vgl. die dative dlnemo dionosti z. 9. 18,
cUtari 17, gibeti 50).
Wie bair. inni = Otfr. inne, so ist das von Graff I, 169
nur aus Gh. 3 (X. jh., bair.) belegte üffi = üfe Otfr. II, 1, 22,
entspricht also dem got. iupa, an. ujypi, ags. uppe, as. uppe,
uppa »oben«, nicht dem got. iup, an. upp, ags. upp, up, as. np
40 J. Schmidt,
»hinauf«. Von dem ursprünglich auslautenden vocale des letz-
teren hat sich nirgend eine spur erhalten, auch als selbständiges
adv. lautet es nur üf, z. b, Musp, 13.
Von zwiegestaltigen präpositionen bekanntes Ursprungs ist
nur eine, deren vollere form sich nicht in gleicher weise er-
klären lässt, ahd. aha, anfränk. ava. Vergleichen wir ab, aha
mit an, ana, so zeigt sich ein fast vollständiger gegensatz beider.
Das anfränk. hat als präp. an, in comp, ana-, dagegen als
präp. ava thi abs te ps. 72, 27, in comp, afgetal, afgrundi,
aflät. Im as. haben die comp, anor, aber ausnahmslos af- :
afgrundi, afgod Bed., gl. Prud., avunst Essener beichte, afgehan,
afhehbian, afheldian, afstandan, afstoä, aftüian. Ganz dasselbe
verhältniss bestand einst im ahd. In nominalcompositionen
herrscht ah (Grimm gr. II, 708). Von den bei GraflF I, 72
verzeichneten erscheinen nur mit oft: ahanst, ahunst, abläz,
ahldzi, ahlid, ahkezzal, ahgot, ahcrunti, ahsneitach. aha findet sich
nur in ahawartemo Sb. Bib. 1, ahawarte Sg. 70 (766, 39 St.-S.),
indes ist die form ohne a belegt aus K. p. 125 H., gl. Mons.,
Boet., ahwertaz 0. und ist zu berücksichtigen, dass der stimm-
ton des w bisweilen ein a entwickelt, z. b. hiscatawita T.,
zesawa T. 0., zawei gl. Teg. u. a. Grimm gr. P 146. 141,
Weinhold al. s. 24, bair. s. 16. ahageiz bessert Graff IV, 287
in ahageiz, -»ahamurus murus muro additus, contremur gl. Car-
pentier.« Graff II, 841 ist durch seine latinisierte form un-
brauchbar. So bleibt nur ahedrunniger Sg. 292 neben ahdrun-
niger in derselben hs., deren glossen Graff in das IX. jh. setzt.
Entweder ist die glosse von späterer band, da verbalcomp. im
IX. jh. noch durchweg aha haben, oder das e ist ein zwischen
h und d entwickelter irrationaler laut, nicht identisch mit dem
a von aha. Auch die verbalcompositionen hatten einst wie im
as, die einsilbige form, aber nur noch in geringen spuren er-
halten: dbfuor Tat. 228, 4, ohlaz, ohlazem Sang, patern. MSD.
LVII, 3, oblipun destituerunt gl. ,K. Ra. 112, 24 St.-S. {opali-
pum Pa.), oh kidänemu abacta gl. K. Ra. 46, 32 St.-S. {oba
kitanemu Pa., s. MSD. s. 458), ahzivirscuManne Gh. 3 (X. jh.),
ahscinte Bib. 5 (XI.-XII. jh.). Das selbständige adv. lautet
stets aba, und diese form ist schon in fast alle verbalcomp.
gedrungen (Grimm gr. II, 894), in echter untrennbarer Zu-
sammensetzung ist es selten: apakepan destitutus gl. Hrab.
175, 24 St.-S., dhasnüine praecisi N. ps. 95, 13 (Lachmann
Die germanischen präpositionen und das auslau isgeseiz. 41
betonung, kl. sehr. I, 373), dagegen ala sl farsnitan amputetur
K. p, 108 H. Als selbständige präp. findet sich das wort nach
Grafif, sprachsch. I, 72, präpos. 213 f. nur einmal bei Isid.
m%na mütnissa ni nitnu ih ab imu p. 83, 20 H., zweimal bei
Williram hdbo daz stuppe dbe mir geftdzzet 78, 9 Seem., ab öbana
121, 6, häufig bei Notker in den formen ab, aba, abe. Hier-
nach ist zweifellos aba nicht mit Sievers und Paul beitr. VI,
190 einfach = skr. dpa, äno, dno zu setzen, da in der nominal-
composition, welche allein die vom auslautsgesetze verschonten
formen bewahren konnte (got. anda- nominal, and- verbal),
keine einzige germanische spräche die zweisilbige form hat.
aha ist vielmehr eine alte Verschmelzung zweier bedeutungs-
verwandter Präpositionen wie an-^n, unt-ajs, unzi = unt-zi.
Das zweite element bildet die selbständig nicht mehr gebrauchte,
aber in nominal-zusammensetzungen erhaltene präp. ä. Gleich-
bedeutend liegen neben einander a-kezzal oblitus gl. K., ab-
kezzal oblivione gl. K. 221, 23 St.-S. ; a-snita, a-sneitaha, ab-
sneitach sarmentorum Bib. 4; ä-wertero absentium Ic, ab-wertaz
0.; nominales ä- neben verbalem c^: a-scröta assumentum,
äba-scrötan praecidere; a-werf abjectio, örwerfo abjice, apon
farworfan^r excussus; d-scorunga lanugo, aborsceran rädere.
Grimm gr. P, 91; ü, 705; 791 leitet dies a aus ar- oder as-
und identificiert es mit dem as. ags. ä-, welches nur in verbal-
zusammensetzungen erscheint, beides irrig. Gegen die herleitung
von a aus ar bemerkt schon Graff I, 16 mit recht, dass ä nur
in nominalzusammensetzungen steht, welche gar nicht ar, son-
dern nur wr- gehabt haben könnten (I, 394), und hebt begriflfs-
diflferenzen wie ateüo expers: wrteü Judicium, Ockösunga delira-
mentum : urchösi elucidum hervor. Das as. ags. ö- vor verben
ist allerdings aus *aje? = ahd. ar- entstanden (vgl. as. mlda,
ags. fn€d, got. mizdö; as. linön, ags. Unan [? Grein sprachsch.
unter linan], leomian)^ aber nicht dem ahd. d vor nomina
gleich zu setzen. Denn wie im ahd. t^- nom., ar- verb., ä-
nom. von einander geschieden sind, so scheidet das ags. or-
nom., ä- verb., tß- nom., das as. or-, ur- nom., ä- verb.
(nominalcomp. mit «- = ags. ce- sind nicht überliefert). Bei-
spiele 1) ags. or-Zögr, Bis.or-lag, ähd.ur-lag; 2) ags. O-biddan, as.
ä-biddian, ahd. ar-pittan, ags. a-belgan, ahd. ar-belgan; 3) ags.
te-bylg = ahd. a-btdgi, ts-svic = ahd. a-steih scandalum. Die
beschränkung von a- auf verba, cc- auf nomina ist in den ags.
42 J. Schmidt,
poetischen denkmälern streng inne gehalten, nur ganz vereinzelt
überträgt sich das Or vom verbum auf nebenliegende abstracta :
abylgnes, äbyligd, alysif^, dlysnes. Diese differenz von ags. ^c-
= ahd. ä- und ags. ö- = ahd. ar- sichert als gemeinsam west-
germ. a- (älter e) vor nomina und erweist, dass dies a- nicht
aus (iT', der unbetonten form zu hochtonigem ur-, xiz- entstanden
ist. Ursprünglich identisch mit ö- ist ahd. uo-, ags. ö-, eben-
falls nur in Zusammensetzungen enthalten: CHnad neben mhd.
üe-met nachmad, a-waJist, u<jrtvahst incremen tum Graff I, 687,
ags. ö'Västm, ahd. lUhchalawEr recalvaster, ua-qhuefno posterus
u. a. bei Grimm gr. II, 784, Graff I, 69. Das verhältniss von
ö- ; tuh ist dasselbe wie von rawa : ruoiva, gitan : tuon; worauf
dieser ablaut beruht, für welchen Mahlow s. 137 f. 140 f.
material gesammelt hat, kann hier nicht untersucht werden.
Ausserhalb des germanischen erscheint die präposition in lat. a,
dessen herleitung aus ab (Corssen P, 153 ff., Curtius g. e.* 77)
den lautgesetzen widerspricht, und in ved, ä, welches hinter
dem ablativ die richtung »von — her« bezeichnet. Zwischen
ahd. a-vicgi und dem es glossierenden lat. a-vium besteht dasselbe
lautliche verhältniss wie zwischen ahd. släfan, plat, stast, plao,
grao, mogo und lat. labi, flatus, stas, flavus, ravtis, dor. ^axtav.
Kein einziger der am Schlüsse von präpositionen oder ad-
verbien stehenden vocale nöthigt uns also zu der annähme,
dass ursprünglich auslautende a, o, e, i in der germanischen
Ursprache noch bewahrt seien.
Die Vertretung der ursprünglich auslautenden
oi und ai im gotischen.
Noch einen satz des Westphalschen auslautsgesetzes , den
manche jetzt für beseitigt halten, vertheidigen die präpositional-
adverbia. Man überblicke die folgende Zusammenstellung:
got. an. ags. as. ahd.
inna inni inne inne {inna C. 3337) inne {inna Pa. 188, 30
St.-S.)
Uta üU Ute Ute {Uta M. 388. 553) üze
iupa uppi uppe uppe {uppa 1605 M., üfe (üffa Rb.)
2421 M., 4382 G.M.)
nidri niäre nithareC.jnideraiiL^i21 nidare (oben s. 35.)
vipra tö-viäere widare K. p. 77 H.
anfr. unthere
Die Vertretung der ursprünglich auslautenden oi u. ai im got 43
Hier zeigt sich eine ganz regelmässige entsprecbung von
got. -a, an. -i, welches keinen umlaut bewirkt, und westgerm. e,
welches im as. und ahd. nach a hin schwankt. Bei dieser
regelmässigkeit ist der gedanke, dass ein glied dieser reihen
durch falsche analogie an seine stelle gekommen sei, von vorn-
herein ausgeschlossen. Genau dasselbe verhältniss haben wir
aber im dat. sg. der männlichen «-stamme:
got. an. ags. as. ahd.
mdfa tUfi vulfe wulte, -a wolfe, -a.
Damit fallen die versuche in vulfa einen anderen casus als
in lUfi u. s. w. zu suchen (Braune beitr. II, 161 f., Paul beitr.
II, 339, Mahlow die langen vocale s. 100). Die genannten
adverbia inna u. s. w. sind ruhelocative, also sind vulfa u. s. w,
die Vertreter von skr. vfk^, griech. -oi. Dass ursprünglich aus-
lautendes oi und ai nicht nur in dritter silbe, wie Braune will,
sondern, wie Westphal lehrt, auch in zweiter zu got. a wird,
hat Mahlow s. 98 durch die schlagend richtige erklärung von
tva pusundja als dual. fem. = abulg. dv^ tysqSti gestützt.
tva folgt hier der analogie der mehrsilbigen nomina gerade wie
im ntr. pl. tva, welches zu blinda, nicht zu pö stimmt. Es
gab noch einen beleg.
Wie kommt die gotische 3. sg. med. dazu die 1. sg. zu
vertreten, und wie kommt sie nebst der zweiten sg. zu dem
vorletzten a : -ada, -aza gegen griech. -crai, ''B(a)at? Sievers
beitr. VI, 563 meint, die 3. pl. Imitanda habe ihr a zunächst
auf die 3. sg. übertragen. Glaubhaft ist das nicht, da im act.
haitis, haiHp nicht den vocal von haitand übernommen haben.
Die einzig mögliche lösung, welche die beiden eben aufgeworfenen
fragen beantwortet und zugleich den Schlüssel für die geltung
der formen auf -anda als 1. und 2. pl. giebt, scheint mir die
zu sein, dass die 1. sg. med. einmal *haita gelautet hat. Sievers
a. a. 0. hat richtig erkannt, was ich schon vorher in meinen
Vorlesungen ausgesprochen habe, dass axi, heUi eine 1. sg. med.
wie skr. hhärS ist. Wie an, tUfi = got. vulfa, inni = inna u. s. w.,
so entsprach im gotischen *haita. Dies fiel mit der 1. sg. act.
haita zusammen. Um beide zu scheiden, fügte man der 1. sg.
med. das da der dritten an und gewann damit zunächst 1. -^ida,
3. *ida, welche sich dann ganz zu ada ausglichen und das a
auf die 2. sg. übertragen. Also drei entwickelungsstufen ;
44 •)• Schmidt,
*haita^ daraus haitada, endlich haituda
*haüim *haüiea haitaza
*haUida *haitida luiitada
Das ags. hatte 1. 3. sg. ist genau wie das gotische haiiada
zu erklären, auch hier fiel die alte 1. sg. med. in der form
^hate mit der 1. sg. act. zusammen und ward von ihr wie im
gotischen geschieden. Auf das einmalige haette 1. sg. wage ich
ebenso wenig wie Sievers zu bauen.
Als alte pluralflexion werden wir nach den arischen formen
ansetzen dürfen got. Viaitamida, *haitidva, haitanda. Als im
sg. die 1. pers. der dritten gleich geworden war, trat auch im
plur. die 3. pers. an stelle der ersten und erdrückte dann weiter
noch die zweite, was bei dem ihnen gemeinsamen d leichter
war als im act. Nach der Brauneschen fassung des auslauts-
gesetzes hätte dem an. heiti ein gotisches *haHai zu entsprechen.
Man begreift nicht, wie dies durch haitada verdrängt werden
konnte.
Der einzige fall, in welchem urspr. oi mit kurzem o und i,
hinter welchem kein consonant steht oder stand, in mehr als
einsilbigen gotischen worten diphthongisch bewahrt zu sein
scheint, ist der nom. pl. m. der unbestimmten adjectiva: blindai.
Der schein erweist sich aber leicht als trügerisch. Im gotischen
haben pai und blindai gleiche endung, dagegen im ags. foa
und blinde und im an. *pei und *blindi, aus welchen durch
Übertragung des r der nomina peir und blindir entstanden,
verschiedene. Wie den ags. vulfe, an, ülfi gotisches vü^a,
nicht *vulfai entspricht, so kann den ags. blinde, an. bUndi(r)
nur got. *blinda, nicht blindai entsprochen haben. Dies fiel
mit dem neutr. pl. zusammen und erhielt zur Scheidung von
demselben wieder die volle endung von pai. Im ags. und
anord. aber fielen ursp. -oi und -ä nicht lautgesetzlich zusam-
men: ags. m. blinde, ntr. blind, hvcUu, an. m, bli^ndifr), ntr.
blind, hvöt, daher blieben die adj, masc. blinde, blindir in ur-
sprünglicher weise von den einsilbigen pronomina pa, peir
geschieden. Wie im gotischen hat vielleicht auch im ahd. eine
rückwirkung der einsilbigen pronominalform auf die mehr-
silbigen adjectiva stattgefunden. Falls nämlich auf das zwei-
malige andree der Benedictinerregel p. 60. 61 H. etwas zu
geben ist (s. Braune beitr. 11, 139), kann dies an stelle des
Die Vertretung der ursprünglich auslautenden o» u. ai im got. 45
lautgesetzlichen andre nur durch einwirkung von de = got. pai
gekommen sein.
Also oi und ai im ursprünglichen wortauslaute sind, wie
Westphal lehrte, überall zu got. a geworden. Die Vertretung
dieser diphthonge in consonantisch schliessenden silben sowie
die behandlung der diphthonge von drei moren zu untersuchen
ist hier nicht der ort.
Berlin, Ostern 1880.
Johannes Schmidt.
Vedische Studien.
I. Von Pada und Samhitä.
Nach Vollendung seines Wörterbuchs zum Rigveda schrieb
mir Grassmann in den ersten tagen des jahrs 1873, dass Qin
gelehrter freund sich tadelnd — und seiner sache sehr gewiss —
gegen ihn ausgesprochen habe, weil er nicht überall genau
an die Zerlegungen des Padapätha sich gehalten hätte.
>Wenn nichts anderes«, sagt Grassmann darüber, »als dies
an meinem Wörterbuch zu tadeln wäre, so könnte ich sehr
beruhigt sein. Seine schwäche liegt an einem ganz andern
fleck, nämlich dem mangel einer scharfen auffassung des Sinnes
der einzelnen stellen, wie sehr ich mich auch abgemüht habe
denselben zu treffen.« Und derselbe seufzer klingt ja drei jähre
später auch durch die vorrede zu seiner Übersetzung.
Was Grassmann die scharfe auffassung des sinnes
nennt ist nichts anderes als die richtige erklärung gegenüber
den hundert halbrichtigen und unrichtigen erklärungen alten
und neuen datums, bei welchen man sich so oft beruhigt, der
eine, weil sie ihm gut genug sind, der andere, weil er im
augenblick nichts besseres zu finden vermag, jener ohne ernst-
lichen widerstand, dieser gezwungen. Wie aber jeder ernst-
hafte autor dafür angesehen werden muss in seine worte einen
vernünftigen und für andere, mindestens für seine zuhörer, ver-
standlichen sinn gelegt zu haben, so auch die Rishi des Veda
46 R* Roth,
Sinnloses oder absurdes dürfen wir nicht voraussetzen. Liefern
unsere Übersetzungen das eine oder andere — und wie oft
thun sie das! — so ist das ihre schuld und müssen andere
erklärungen versucht werden. Nur zweierlei falle giebt es, wo
das nicht zu ändern ist: wenn entweder der lext unheilbar
verdorben ist, wir also die worte des autors gar nicht kennen,
oder wo dieser selbst seine gedanken in das künstliche dunkel
bildlicher rede hüllt. In welchem fall seine zeit- und bildungs-
genossen eher noch einen Schimmer von verständniss mögen
gehabt haben als wir, falls es uns nicht gelingt irgendwo finger-
zeige aufzufinden, die auf die spur leiten.
Diese beiden falle sind aber in den texten lange nicht so
häufig, als die unverständlichen stellen in den Übersetzungen
sind. Eine solche erapfindung hat Grassmann auch von seiner
arbeit gehabt, welche übrigens wie jede Übersetzung des ganzen
Veda als eine muthige that anzuerkennen und deren streben
nach klarheif und, wo es anging, geschmackvoller form noch
besonderen lobes werth ist. Und diesem eindruck gegenüber
erschien ihm die ausstcllung eines vergebens gegen den Pada
so unbedeutend, dass er die berechtigung derselben ganz dahin
gestellt sein lässt. Indessen hängen beide mängel, der wirk-
liche und dieser vermeintliche an vielen punkten zusammen.
Die frage des Padapätha, an welcher ich im folgenden
eine seile zu beleuchten suche, die frage, ob die im Pada auf-
gestellte wortform für unsere auffassung des textes bindend sei
oder nicht, ist für die exegese sehr wichtig. Denn oft liegt
das einzige mittel zu einem sinn des textes zu gelangen für
den erklärer darin, dass er anders analysiert als der Pada«
Soll ihm dieser weg verschlossen sein, weil der Verfasser des
Pada ihn verbietet? Grassmann ist es wie manchen andern
vor ihm und mit ihm ergangen, dass er im verlauf seiner
arbeit erst deutlich sah, der kanonische werth jenes Pätha sei
nur ein exegetisches dogma. Er hat sich davon frei zu machen
gesucht, aber lange nicht genug. Hat er dabei im einzelnen
geirrt, so ist das sein fehler, nicht der des prinzips.
Obgleich Bo Mensen durch seine scharfeinnige ausführung
in Orient und Occident II. 1864 s. 457 flF. jenes dogma erschüt-
tert hatte, so blieb und bleibt noch die an Wendung der ge-
wonnenen einsieht auf gegebene falle schwierig und hat noch
nicht alle fruchte gebracht, welche sie bringen muss. Aber
Vedische Studien. 47
unser verständniss der texte ist wesentlich gewachsen, und ich
glaube sagen zu können, dass zahlreiche missgriflfe unserem
Wörterbuch erspart geblieben wären, wenn ich den Charakter
des Padapätha vor dreissig jähren ebenso beurtheilt hätte wie
heute. Dass unsere ansieht sich in dieser weise geändert hat,
ist nicht zu verwundern. Eher haben wir uns vorzuwerfen, so
spät klug geworden zu sein. Was ist denn der Pada anders
als eine erklärung, und welchen grund haben wir, derselben
eine fehler losigkeit zuzuschreiben, die wir an keinem anderen
ähnlichen literaturwerk durch erfahrung kennen? Man kann
sagen, dass die zum glück verklungene Streitfrage über die be-
rechtigung der anspräche der kommentatoren sich hier in
zweiter instanz wiederhole. Denn die Pada -gelehrten sind
auch nichts anderes als erklärer eines nicht von ihnen ver-
fassten, nicht einmal von ihnen redigierten textes. Stehen sie
diesem text der zeit nach, ohne zweifei auch dem verständniss
nach, viel näher als die kommentatoren, so sind sie doch noch
immer durch eine ungeheure kluft von den Verfassern der texte
getrennt und es lag ihnen so wenig als den gelehrten Brah-
manen des mittelalters eine authentische Interpretation vor, son-
dern sie mussten das verständniss suchen wie Säyana und die
seinigen.
Die entscheidung des prozesses wird also in dieser instanz
nicht anders ausfallen können als in der ersten. Auch diese
erklärung kann nicht das verständniss selbst sein, sondern nur
ein hilfsmittel für das verständniss des textes; allerdings, wie
man zugeben muss, ein in der regel zuverlässiges hilfsmittel,
das da und dort eine kenntniss der spräche verräth, welche die
späteren schwerlich ebenso besassen.
Was mit diesem lob gemeint ist, dürfte sich beispielsweise
an der stelle Rv. 3, 57, 3 deutlich machen lassen : yä' jämdyo
vfshna ichänti ^Jctim, Der vers enthält eine jener allegorien,
welche als die eigentliche plage der Vedenerklärer bezeichnet
werden können und das ebensogut vor Jahrtausenden gewesen
sind wie heute. Sie haben häufig die eigenschaften eines
schlechten räthsels, dessen Verfasser sich etwas darauf zu gute
thut, dass niemand es zu lösen weiss. Alltägliche Vorgänge in
der natur oder beim opfer, die mit dem wahren namen genannt
geringfügig erscheinen, werden als heilige dinge in gesuchte,
dazu unvollkommene und verschwimmende bild^ gekleidet,
48 H. Roth,
welche die einbildungskraft des hörers reizen und ihn tiefe
gedanken des priesterlichen dichters ahnen lassen. Sie sind
nicht dichterischer mythus, sondern spielende kunst des dichters.
Der vers, auf dessen ersten Päda ich mich einschränke,
um nicht zu weit abzukommen, hat nach meiner ansieht Agni
zum gegenständ, wie auch aus v. 4 erhellt, nicht Indra oder
die sonne, wie Säyana meint. Nun \vürde in den ausgehobenen
Worten jeder leser, der die wähl hätte, gewiss in vrshna, das
nur von foÄWm abhängen kann, einen genitiv suchen. Grass-
mann übersetzt geradezu: die des stieres kraft suchen. Der
Pada liest aber vrshne, nicht vrshndh. Und wenn wir weiter
wissen, dass \on ich nicht wohl ein dativ abhängen kann als
etwa fanve = atmane oder ein ähnlicher, weil es bedeutet:
für sich haben wollen, nicht aber einem andern oder für einen
andern wünschen — weshalb des kommentators und Lud\vigs
auffassung nicht zulässig ist — so fragen wir uns, ob denn der
Verfasser des Pada den dativ von gaktim abhängig gedacht habe.
Und allerdings hat er uns damit auf den rechten weg ge-
wiesen. Wenn es in ^Br. 14, 5, 4, 7 heisst: nd gdbdäü chak-
nuydd grahanaya er vermag nicht die töne zu greifen, oder
wenn in TS. 1, 1, 4, 1 die opfersprüche lauten: karmane vom \
devebhyah gakeyam \ vesMya tvd \ möge ich auf die götler etwas
vermögen, so schliessen wir, auch das nomen gdkti werde das
Objekt, auf welches das bewältigende vermögen ausgeübt wird,
im dativ bei sich haben können. Und zum glück findet sich
eine stelle, die das bestätigt, in VS. 11, 2 svargyaya gdkiyä,
mit der vollmacht über das was zum himmel führt ^).
Jetzt fügen sich die angeführten worte des Rv. ohne
Schwierigkeit so, dass wir verstehen: während die verschwister-
ten (finger, die bände) macht über den vrshan zu bekommen,
ihn in ihre gewalt zu bringen, nämlich das feuer zu erzeugen
suchen, merken oder entdecken sie den keim d. i. den ersten
glimmenden funken. Der grosse oder gewaltige (vrshan) ist
Agni, von einem stier ist keine rede. Und der Vorgang ist die
reibung der hölzer, um Agni auf die feuerstelle bringen zu
können. Im folgenden vers ist schon von emporschlagenden
flammen die rede.
*) Die v. 1. der TS. 4, 1, 1, 1 suvargeyäya gaktyai enthält eine ver-
fehlte Zerlegung.
Vedische Studien. 49
Fälle wie dieser enthalten ein so günstiges zeugniss für die
Wissenschaft des Padamachers, dass wir nicht zaudern sollten,
uns dieser kundigen führung zu überlassen. Aber wie kommt
es, dass derselbe erklärer daneben proben fast unbegreiflicher
kurzsichtigkeit gibt imd damit unsere gute meinung wieder
zerstört ? Wie konnte er z. b. Rv. 5, 12, 6 sah \ päti setzen,
während ihm v. 2 desselben lieds das richtige sapäti in
der gleichen Verbindung zeigt? wie mochte er 4, 17, 2 dycm-
rejat in dyavi} \ rejcxt statt in dyauh \ ejat theilen? während rej
nur medial so gebraucht wird und ein hhüniir ejati aus 5, 59, 2
einem Vedawisser dieses schlags im gedächtniss sein musste.
Wie konnte es ihm entgehen, dass 3, 30, 5 avado nicht durch
avadah, sondern nach seiner art zu schreiben durch ava | dcJi
wiederzugeben war? War es nicht noth wendig, das Qukra in
2, 34, 2 durch gukraJi, nicht aber durch guJcre zu erklären?
In dieser weise Hesse sich eine reiche Sammlung machen.
Es sind ja auch von den verschiedensten selten schon solche
klagen gegen ihn erhoben worden, namentlich aus anlass der
zahlreichen verfehlt scheinenden auflösungen von kontraktionen
und elisionen, durch welche er allerdings am meisten Ver-
wirrung in unserer exegese angerichtet hat. Es ist aber billig
sogleich zu bekennen, dass hinsichtlich der letzteren falle eine
vorsichtigere betrachtung uns hätte abhalten sollen, seine auf-
lösungen für baare münze zu nehmen, während sie allem an-
schein nach nur eine grammatische Aktion sind, wie ich weiter
hin zeigen werde. Und in betreff der übrigen missgriffe wird
die Prüfung ergeben, dass sie meist nicht ihm, dem gelehrten
grammatiker — nennen wir ihn nach Durga's angäbe Qäkalya —
sondern seiner vorläge, dem text, also den Sammlern und be-
arbeitern des Veda zur last fallen, während ihm die berichtigung
selbst greifbarer fehler durch die ehrfurcht vor dem buch-
staben verboten war.
^äkalya kann z. b. die soeben zu 3, 30, 5 gemachte aus-
stellung mit grund von sich abweisen: der text hätte müssen
dvado betonen, wenn die theilung dva \ ddh \ von dar erlaubt
sein sollte. Zu dieser änderung habe ihm kein recht zugestanden,
also müsse, obschon unverständlich, avadah stehen bleiben.
Desgleichen bei vielen uns anstössigen auflösungen des un-
regelmässigen sandhi. Wenn er 10, 68, 4 das udniva
in udnä' iva auflöst, während nur udndh iva grammatisch
Zeitschrift für yergl. Sprachf. N. F. VI. 1. 4
50 R. Roth*
richtig ist, so darf er den tadler auf 8, 19, 14 verweisen, wo
die Samhitä selbst udnd iva schreibt, wenn gleich die metrische
ausspräche hier wie dort udneva an die band gab. ^Akalya
kann also entgegnen, die Samhita selbst habe einen unterschied
gemacht, sie hatte auch 10, 68, 4 udm iva schreiben müsseni
um ihn zu der verlangten auflösung zu berechtigen.
Der Verfasser des Pada fasst also seine aufgäbe in einem
beschränkteren sinn und weit mechanischer auf, als wir anzn-
nehmen geneigt waren. Er hält sich keineswegs für verpflichtet
alle durch Wirkung der lautlichen Vorgänge der kontraktion,
elision u. s. w. entstandenen alterationen vollständig auCsulösen,
d. h. die organischen formen an der band der gangbaren gram-
matik herzustellen, sondern er bleibt in allen fallen, die über
seine nächste lautregel hinausgehen, auf halbem
weg stehen, bei der mechanischen Zerlegung des
durch mischung irgend einer art entstandenen vokals, der in
der Samhitä vorliegt.
So ist für den Pada z. b. vigv& immer vigvä \ ü, obgleich
es folgende granmaalische werthe haben kann:
1. der regel nach vigvd \ it;
2. vigväJ} \it 1,92,3. 2,13,19;
3. vigvdn \ it 8, 19, 14;
4. vi^e I U 10, 20, 8.
Ebenso würde aber auch aufgelöst, wenn es stände für
5. vigväh \ it vgl. vrshabheva 6, 46, 4; apaseva 67, 3;
6. vigvam | it vgl. cand/reva 3, 61, 7; dvareva 8, 5, 21 (auch
im AV. 7, 78, 2; 18, 3, 4 drdmnehä);
7. vigväm | it vgl. kevcUendrah 4, 25, 6.
Für die fälle 2 bis 7 Hessen sich ohne mühe die gegen-
beispiele geben, d. h. es Hesse sich nachweisen, dass in der
Samhitä nach den regeln des sandhi geschrieben wird auch
da, wo nur jene unregelmässige behandlung richtig ist,
nämlich das metrisch gesprochene wort wiedergiebt ^). Sechs
dieser falle sind also nur zerlegt, nicht grammatisch erklärt.
Und durchaus ähnlich verfahrt der Pada bei analogen Ver-
schmelzungen anderer vocale, welche hier nicht aufgezählt
werden soUen.
Es mögen davon nur zwei beispiele ausgehoben werden,
1) A. Kuhn beitr. 4, 199.
Vedische Studien. 51
um zugleich zu zeigen, wie die erklärer, die einen gram ma-
lischen Pada voraussetzen, fehlgreifen mussten. In der alle-
gorischen stelle 1, 164, 7 lassen, mit Säyana, M. Hang und
Ludwig ohne bedenken die kühe »mit dem fusse« wasser trinken,
indem sie, nach dem Pada, paMpuh in paM \ apuh auflösen.
Das ist doch zu stark selbst für einen vedischen allegoriker.
Die abgeschmacktheit hebt sich aber einfach, wenn wir paddh \
apuh grammatisch zerlegen und padah zu dem vorangehenden
glrshndh in gegensatz stellen so viel als von oben — von unten.
Vielleicht ist das aber dem liebhaber des erhabenen imver-
ständlichen zu einfach und klar. Und mit dem gleichen kunst-
stück gewinnen wir dem vers 1, 51, 11 statt eines ungeschickten
ausdrucks, wonach Indra »die raschen, raschasten rosse« be-
steige (Benfey und Grassmann) oder die »weit herumschweifen-
den« (Ludwig) einen befriedigenden und lexikalisch allein rich-
tigen sinn ab, wenn wir vankütaa-adhi grammatisch nicht in
^tara \ adhi, sondern in HaraJ} \ adhi zerlegen, wie vorhin
jpaddpuh, und übersetzen : wenn Indra (sammt seinem gespann)
sich am Soma gütlich gethan, so besteigt er die taumelnden
rosse, selbst noch taumelnder. Desgleichen ist gviyadM 5, 61, 12
als Qriydh \ ddhi zu verstehen.
Wir werden uns also daran gewöhnen müssen den Pada
darauf anzusehen, ob er uns eine wirkliche grammatische
lösung, oder nur einen nothbehelf, eine mechanische vocal-
zerlegung giebt. Es ist leicht sich durch probe zu überzeugen,
dass durch systematische anwendung dieser erkenntniss hundert
kleine und grosse steine des anstosses sich wegräumen lassen.
Im besonderen soll bei diesem kapitel die behandlung des
wörtchens iva erwähnt werden, weil Bollensen Orient und Occi-
dent 2, 470, um anstösse dieser art zu beseitigen, auf den
gedanken gekommen ist neben iva ein verstümmeltes va anzu-
nehmen. A. Kuhn in den beitragen 4, 198 und Grassmann im
Wörterbuch sind ihm darin allzu rasch gefolgt. Wer die bei-
spiele durchgeht, welche bei diesem für ein das metrum
störendes iva gesammelt sind, wird finden, dass sie sämmtlich
durch eine der obigen formen von krasis einzurichten sind,
dass also die Verfasser der Samhitä — die Überarbeiter —
in diesen fällen grammatisch richtig anstatt metrisch richtig
geschrieben, also gethan haben, was eigentlich nicht ihre sache,
sondern die eines erklärers, etwa auch eines Padamachers,
4*
52 R. Roth,
gewesen wäre, wenn dieser seine aufgäbe etwas weniger skla-
visch hätte auffassen wollen. Es ist also nicht blos überflüssig,
sondern es ist unzulässig für iva eine besondere regel zu sta-
tuieren. Denn es wirkt ebenso und ist ebenso behandelt wie
das obige it oder jedes andere mit i anlautende wort und hat
die ihm zugedachte capitis deminutio nicht verdient.
Hiemach ist der Padapätha an zahlreichen mangeln un-
schuldig, die ihm von der Samhitä aufgedrängt sind. Deren
fehler und insbesondere ihre inkonsequenz in der behandlung
des Sandhi spiegeln sich im Pada wieder. Der hauptvorwurf,
den wir ihm zu machen haben, seine blinde Unterwerfung
unter den buchstaben, wäre in ^äkalya's obren ein lob. Wir
fordern von ihm was er nicht erfüllen konnte und wollte.
Aber eben deshalb ist er nichts weniger als ein unfehlbarer
rathgeber des exegeten und darf nicht als zeuge gegen eine sonst
tadellose herstellung oder erklärung des textes aufgeführt werden.
Es steht uns aber frei den mann für besser zu halten als
sein werk und anzunehmen, dass er als grammatiker fehler
erkannte, die er als exeget eines unantastbaren textes nicht
abschaffen durfte.
Aus all diesem sehen wir, dass für unsere exegese nur
der text selbst, auf welchen wir immer wieder zurückgewiesen
werden, das objekt ist, mit welchem sie sich zurechtzufinden
hat. Aber auch dieser text, die Samhitä, ist noch immer nicht
das letzte ziel, das wir suchen. Denn er ist nur und nennt
sich ja eine Sammlung von erzeugnissen der verschiedensten
Verfasser, nicht von diesen, sondern von anderen, weit späteren
personen, die wir nicht kennen, so zusammengestellt und so
verzeichnet. Wir aber möchten gern wissen, nicht was die
Sammler etwa für worte der Verfasser gehalten haben, sondern
was wirklich die worte der Verfasser gewesen sind oder sein
könnten.
Unsere Untersuchung der Samhitä muss drei fragen zu
beantworten suchen. Die nächste ist die Vorfrage, ob der text,
den wir in bänden haben, in allen theilen der von den Samm-
lern festgestellte sei. Könnte dieselbe bejaht werden, so erhebt
sich die zweite frage, ob die sammler das wort ihrer gewährs-
männer treu wiedergeben, und endlich die dritte, ob jene ge-
währsmänner das mittheilten und mittheilen konnten, was die
Verfasser gesprochen hatten.
Vedische Studien. 53
Es ist aber kaum möglich auch nur die fragen genau zu
stellen, ohne dass man sich für eine von zwei dabei möglichen
Voraussetzungen entschieden hat: fär oder gegen die a n Wen-
dung der schrift. Im ersten fall ist der Vorgang des sam-
melns eine uns bekannte und verständliche sache, im zweiten
dagegen ein in unserer erfahrung nicht vorkommendes ver-
fahren: das zusammenlernen eines auch für das stärkste ge-
dächtniss gewaltigen Stoffes, um zunächst in einer person zu
vereinigen, was bis dahin in mehreren zerstreut war, dann zu
ordnen und zu sichten — alles nur durch innere Vorgänge —
und endlich durch mündliche lehre weiterzugeben. Wiss-
begierige müssen wieder durch ein Studium von jähren er-
werben, was jener allein besass, und da auch das treueste
gedächtniss nicht unfehlbar ist, hätte der besitz durch wieder-
holte durchsieht, also durch abhörproben der wissenden unter
sich von zeit zu zeit erneuert und gereinigt werden müssen,
bis endlich eine spätere zeit in den besitz der schrift kommt,
oder auch, wenn diese kunst früher vorhanden nur nicht ange-
wandt war, man sich entschliesst den schätz des gedächtnisses
in buchstaben niederzulegen.
Mir scheint, ohne dass ich auf die frage nach alter und
gebrauch der schrift in Indien in diesem Zusammenhang ein-
gehen könnte, dass schon die verständige erwägung des mög-
lichen und unmöglichen uns zur Überzeugung führen muss, die
Sammlung könne nur eine wirkliche aufzeichnung gewesen sein ^).
*) Eine Übersicht der ansichten bei A. Weber Indische Literatur-
geschichte 24. Der scheinbarste einwand gegen eine schriftliche behand-
lung des Veda ist davon hergenommen, dass alle ausdrücke, die sich auf
das Studium desselben beziehen, nur auf sprechen oder hersagen lauten.
Ganz ebenso müssten die schulausdrücke der Druiden gelautet haben, auf
deren analoge methode man mit recht hinweist, wShrend die schrift sonst
bei ihnen gebräuchlich ist. Nur der Unterricht ist mündlich, hier wie
dort. Ob nicht auch in Gallien der lehrer zu seiner eigenen Sicherheit
geschriebenes gehabt habe, das konnte Cäsar nicht wissen. Uebrigens
giebt es ausser den schulen der Druiden noch ein zweites wie mir scheint
wenig bekanntes beispiel umfassender mündlicher Überlieferung, mit welchem
uns J. A. Moerenhout, ein intelligenter kaufmann, der viele jähre auf
den inseln der Südsee lebte, bekannt macht, in seinen Voyages aux lies
du grand Oc^an Paris 1837, I, 506, nämlich die recitationen der Harepo,
der träger der religiösen Überlieferung auf den gesellschaftsinseln: Rien de
plus ^tonnant, que la memoire de ces hommes, r^citant mot pour mot des
nuits enti^es ces antiques toaditions, dont la traduction pour ce qui en
54 R. Boih.
(}d:iz anders iirlheill einer Jor ?r'":r:d:icl*iten kennen des
V^iia. Benfoy. von dessen Veiiir/ranirüa-ii wir über viele In
die:?er be<^»i"eoliung nur berührte fragen voil^tlndige lösung ei-^
•vart^?!. In einer besonderen d^üi Sdiiihiiätext gewidmeten
abhard ui-;: im 19. band der Abb. d. k. Gt:=. d. WW. zu Göl-
tini?»en IS74. wo übrigens mehr von tbrtptlar.zuiig der »dias-
ieuase-c. also der einmal horgeric bieten Sammlung als Ton ihr
selbst «ind ihrer entslehung die rede ist. nimmt Benfey an,
diese Tind «lie anderen Sammlungen, die ich beiseite lasse, seien
>n\.\:b lar.ge zeit< nach ihrer ersten Vereinigung »einzig aus den)
•j;h»Jd*:hKrAss vorgetragen und sicherlich erst verhältnissmässig
spät -rchrirtiich fixiert worden«. Ja er gelangt im verlauf seiner
bew*iisfiihrung sogar zu der übei*zeugung. dass die indische arl
der mündlichen Überlieferung bedeutend sicherer gewesen
äön durfte als eine schriftliche. Diese wohl manchem paradox
klingende Zuversicht gründet sich namentlich auf die verschie-
denen Pätha. die sogenannten Kramalesungen u. dergl., über
welche, wie ich bekennen muss, meine ansieht vielmehr dahm
geht, dass sie als ein um einen geschriebenen text errichteter
zäun beirreir'lich sind, als stützen eines ungetreuen gedächtnisses
sich aber kaum denken lassen. Sie waren nicht bloss die ent-
setziiehste plai^re für jeden Scholaren, sogar für jene ausdauernden
beritsmässigen nichtsthuer. sondern es ist auch anzunehmen,
dass. wer die Samhitä nicht mehr wusste, um so gewisser den
Krama als das schwierigere, weil sinnlose, vergessen hatte.
Jeder remitierende wilrde überhaupt den Krama nicht sowohl
auswendig gelernt als vielmehr an der band seiner Samhitä in
jedem augenblick sich zurecht gemacht haben.
Es ist oben von einem summier ges^^rochen worden nur
in rücksicht auf die bypothese des einlernens. Denn nur dann
ist ja diese art von Sammlung wirklich, wenn das ganze in
einem iiedachtniss beisammen liegt. Andernfalls hätte man
ebensogut die kenner einzelner theile, z. b. je eines der zehn
bücher des RJgveda. neben einamler stellen, diese decemTim
r^ste car ^lle» s<:iit Aniounihji !a plv.s j\irl iiicompletes et tronquees)
•lemunderait ui -ravail a<!^i<iM Je plusieiirs aniiees. Vnd zwar musste. wie
beim iniHsciieii ritiial. 'i\n reci'jtioii ^nz genau ^in: sonst wurde die
^axize •»ninonie ab^brocben. Der berichter»tatter meint, dass diejenigen,
weiche an entslehung un>i tortpdauzuu^ der homerisvheu gedichte ohne
■«chrift nicht glauben wollen. ?ich viert belehren k<^nnten.
Vediflchö Studien. 55
als Samhitä ansehen und tu ihnen der reihe nach wissbegierige
Brahmanen in die schule schicken können. Benfey spricht abcsr
in der regel von einer mehrzahl von »diaskeuasten«, muss also,
wenn diese kein Schreibzeug haben, entweder an ein solches
kollegium denken, dessen tnitglieder nur theile der Samhitä
sind, oder annehmen, dass diese mehrzahl von personen zu
den quellen der Überlieferung umherreiste oder auch die ge-
eigneten männer zu sich berief, gemeinsam memorierte und
sich über zweifelhafte dinge, an denen es nicht fehlen konnte,
schlüssig machte. Was ja am ende des geschäfts wenigstens
den vortheil gehabt hätte, dass sofort mehrere exemplare der
Samhitä vorhanden waren.
Man wird aber nicht blos ein solches verfahren höchst
unwahrscheinlich finden, sondern auch schon daran anstoss
nehmen, dass überhaupt jemand auf den gedanken gekommen
sein soll eine Sammlung für andere — sie sollte ja den
wichtigsten zwecken der religiösen gemeinde dienen — nur in
seinem gedächtniss zu machen.
Hieran schliessen sich die folgenden erwägungen.
Man begreift wie ein erzählendes gedieht, selbst bedeutenden
umfangs wie etwa die homerischen, sei es aus dem munde
eines, sei es mehrerer Verfasser oder bearbeiter einzelner theile
in ein fremdes gedächtniss aufgenommen, vielleicht in dem-
selben zum ersten mal vereinigt werden konnte, und man ver-
steht, dass ein solcher besitz zu bestimmten zwecken gesucht
sein mochte. Jenes war thunlich, weil ein verknüpfender faden
durchläuft, der die theile zummenhält, die handlung; dieses war
natürlich, weil ein solcher besitz den persönlichen zwecken des
rhapsoden, barden, oder wie wir sonst bei verschiedenen
Völkern diese sammler nennen, dienen sollte.
Wie ganz anders die Samhitä des Rigveda ! Tausend lieder
durch kein band aneinander geheftet, nicht sachlich zusammen-
gestellt, wie sie etwa in A. Ludwigs anordnung erscheinen, also
nicht etwa für die praxis des priesters bequem, sonderniin ganz
eigenthümlicher Ordnung nach ihrem wirklichen oder vermeinten
Ursprung in mehrere gruppen gebracht, diese wiederum sachlich
geordnet, mit einem wort eine gelehrt zu nennende anordnung —
wie soll diese memoriter gemacht sein ! Hat etwa der satnmler,
nachdem er die einzelnen lieder sich eingeprägt — und ohne
zweifei doch auch in bestimmter folge, wenn er sie behalten
56 H. Roth,
wollte — sie hintennach in seinem gedächlniss hin und her
geschoben und an eine andere stelle gebracht wie kartenblätter ?
Und zu welchem zweck ist die Sammlung wirklich gemacht?
Es lässt sich darauf leichter negativ als positiv antworten:
weder für das bedürfniss des einzelnen, noch auch nur für den
ritus. Eine Sammlung, die wie diese den ganzen schätz über-
lieferter lieder, auch solche, die in keiner art für den gottes-
dienst verwendet werden, in sich begreifen sollte, dient nicht
dem bedürfniss des am altar handelnden, singenden oder
sprechenden priesters, noch viel weniger eines seine häuslichen
cerimonien besorgenden familienhaupts, sondern einem all-
gemeineren und idealeren zweck.
Wir können uns vorstellen, dass zu einer gegebenen zeit,
nehmen wir an etwa im 7. jahrhimdert, nachdenkende brah-
manen, einer oder mehrere, selbst besitzer heiliger traditionen
und des engen Zusammenhangs der Weisheit und des gottes-
dienstes ihrer zeit mit jener tradition sich bewusst, für gut ge-
funden haben alles was acht schien zu sammeln und zu ordnen,
um es nicht blos vor weiterem verlust und verderbniss zu
sichern, sondern auch dem Studium zugänglich zu machen.
Einem solchen plan entspräche die Sammlung, die uns vorliegt.
Den plan selbst aber wird niemand entwerfen, der das mittel
zu seiner ausführung nicht hat, die schrifl. Ja noch mehr:
niemand, dem nicht ähnliche anfange vorliegen, die ihn dazu
einladen und anleiten, kleinere Sammlungen derselben art, eben-
falls geschrieben. Diese auffassung giebt uns der Rigveda selbst
an die band mit seinen zehn büchern^).
Zu diesen allgemeinen erwägungen, welche geeignet sein
dürften, das an sich unwahrscheinliche als unmöglich erscheinen
zu lassen, und mit denen ich mich vielleicht schon zu lang
aufgehalten habe, könnten aber noch besondere eigenheiten
imserer Samhitä namhaft gemacht werden, die blos einem
geschriebenen werk zukommen. Zunächst die Zusammen-
stellung von liedern, nach der anzahl der verse, also nach
äusserem umfang. Im Atharvan das vornehmste prinzip herrscht
es auch vielfach im Rik. Wie sollte ein memorierender dazu
gekommen sein diesen leitfaden zu wählen? Wogegen leicht zu
verstehen ist, wie der die vorliegenden blätter sortierende und
^) A. Ludwig Rigveda III, 46.
Vedische Studien. 57
nach belieben verschiebende durch eine äussere gleichförmigkeit
seiner arbeit das ansehen einer gewissen Ordnung geben will.
Insbesondere aber ist hinzuweisen auf die zahlreichen Inter-
polationen namentlich die anhängsei an lieder. Es ist ja be-
kannt, wie an vollkommen abgerundete, auf deutliche schluss-
verse ausgehende lieder ein vers oder mehrere, oft sogar durch
das metrum verschieden, angehängt werden. Und zwar stücke,
die durchaus nicht den Charakter später entstehung oder nach-
bildung an sich tragen, im gegentheil nicht selten eigenthüm-
liche oder in irgend einer art pikante verse. Grassmann hat
solche stücke in seiner Übersetzung abgetrennt. Meist ist die
anklebung durch den zusammenklang eines oder etlicher Wörter
in lied und zuthat veranlasst, und es entsteht der eindruck, als
ob der compilator das bruchstück, das er in der band hatte,
weil es zu selbständiger Stellung nicht taugte, irgendwo ange-
flickt hätte, um es nicht gänzlich verloren gehen zu lassen.
Konnte das etwa auch memoriter geschehen?
Und ganz ähnlich steht es mit den in die mitte der lieder
gebrachten Interpolationen. Weder der Wechsel des metrums
noch die Störung des Zusammenhangs hielten den sammler ab
einen solchen eindringling dazwischen zu schieben, wenn sich
die handhabe bot. Oder sollten wir gar schon an randglossen
denken ?
Ein beispiel möge für diese jedem leser des Rigveda be-
kannte erscheinung genügen, das zugleich gelegenheit zu einer
beobachtung über die behandlung des accents durch die redak-
toren bietet. In das Trishtubhlied 10, 131 findet sich an vierter
stelle eine Anushtubh eingeschaltet, welche die worte sur^inafh,
vipipand' enthält, wie v. 5 ydt surämam vydpibah. Vers 4 ist nur
eine parallele zu 5 und vipipänd' in vipipändm zu ändern, wie
der Inhalt beider verse lehrt. In v. 5 ist indrcLvatuh zu lesen
und grammatisch aufzulösen indrdm avatuh. Es zeigt sich zu-
gleich, dass der bearbeiter des textes, weil er indra irrig für
Vokativ ansah, nach seiner grammatischen regel das unmittelbar
folgende verbum betonte, dem in der that kein- ton gebührt.
Die betonung, welcher Benfey eine besondere beständigkeit bei-
messen möchte, erweist sich also als mit dem worte, d. h. je
nach der grammatischen auffassung des redaktors
wandelbar. Und das ist auch das allein natürliche,
58 R. Roth,
In den versen selbst wird erzählt, dass Indra bei Namuci
in einem starken trank sich übernommen habe, die A^vin aber
ihm in seinen geschäfte, mit welchen er wolii nicht richtig zu
stand kam, an die band gegangen seien, mid v. 5 fügt hinzu,
dass Sarasvati ihn von den lästigen folgen des trunks kuriert
habe, was ja nach rationalistischer auffassung sich von der
heilkrafl des wassers bei solchen leiden verstehen Hesse.
Das wort suriTma lässt der Pada hier wie auch VS. 10,
33. 34. 20. 76 ungetheilt ^). Die richtige erklärung ist ange*
deutet vom kommentator zu TBr. 1 , 4, S, 1 surayd sampdditam
rasavii^esluim ein mit surä bereiteteter trank und wird Yon
Mahidhara sowohl für surö^nui VS. 20, 76, als für das gleich*
bedeutende suramam 21, 42 vorgeschlagen, nämlich »urävcaU,
surwuiaya, also sürd mit den suffixen nui und man. Als ana-
loge bildungen wären etwa zu nennen rgnia imd chanäomd,
dieses mit der bedeutung: dem versmass ähnlich, entsprechend,
wofür der kommentator zu Täncjiya 19, 9, 3 zu vergleichen isL
surama und surämany substantivisch gebraucht, ist also ein
branntweinähnlicher, d. i. starkberauschender trank. Man er-
wartet oxytonierung des worts, und vielleicht beruht die be-
tonung in unserem text schon auf der falschen auffassung 9^
-rdma etwa nach analogie von su^Vnia, SHshtinia. Doch ist in
Sachen des accents selten sicher zu entscheiden.
Nach dem gesagten gehe ich also von der Voraussetzung
aus, dass die Sammlung miserer Samhitd nicht anders möglich
war als auf dem weg der schrift, indem ich diese entstehungs-
art durch den Charakter des buchs selbst, durch seine Vorzüge
und mängel bezeugt finde.
Ueber die Vorfrage, ob unser text wirklich der der sammler
sei. also durch Jahrhunderte und Jahrtausende keine wesentliche
einbusse erlitten habe, kann ich kurz weggehen, da es nicht
viel auf sich hat, wenn da und dort die bewahrer desselben
sich kleine eingriffe, Verbesserungen oder ergänzungen gestattet
hätten. Wie weit das etwa gehen konnte, sehen wir aus den
Varianten, welche in verschiedenen Sammlungen, auch recensionen
(<^hä) aufbewahrte identische texte aufweisen. Das greift ge-
wöhnlich nicht tief. Im grossen und ganzen aber kann man
als höchst wahrscheinlich zugeben, dass von dem Zeitpunkt an,
^j Garbe in dieser Zeitschrift 23, 47ö.
Vedische Studien. 59
wo die erklärungsschriften , zuerst die Pätha und Präti^äkfaya,
sich wie ein gitter um die texte gestellt hatten, diesen kaum
mehr beizukommen war. Wenn das geschah, wie lang oder
kurz nach der ersten Sammlung, wissen wir nicht. Da es aber
von jeder Sammlung eine anzahl besonderer, wenn auch nur
wenig unter sich abweichender recensionen giebt und weit
mehr einst gegeben hat, sogenannte ^äkhäs, die, was wohl zu
bemerken ist, nicht besondere Sammlungen, sondern nur die
ramifikationen , d. i. Variationen jedesmal derselben grund-
sammlung sind, so muss man den nöthigen Spielraum setzen,
um diese pedanterie und rechthaberei sich ausbilden zu lassen.
Denn diese produkte werden nicht von den schulen erzeugt,
sondern die subtilen lehrer erzeugen jene Variationen und damit
die schulen. Und dazu bedarf es doch einer ganzen zahl von
generationen.
Wir sehen also, dass wir auch mit einem seit Jahrtausenden
so treu als möglich erhaltenen text, ohne dass nach anschauung
unserer gläubigen auch nur itSta §v ^ fjtia xsgaia verloren
gegangen wäre, noch lange nicht beim ersten sammler und
noch weniger beim Verfasser angelangt sind.
Nehmen wir aber gleichwohl an, dass auf dem langen
weg von dem sammler bis zu uns entstellung oder verlust, wie
es auch wahrscheinlich ist, höchst unbedeutend gewesen sei —
wiä steht nun der sammler zu demjenigen, was er gesammelt hat?
Haben wir Sammlung auf schriftlichem weg im äuge, so
hindert uns nichts eine mehrzahl von Sammlern vorauszusetzen.
Es ist ja überhaupt wahrscheinlich, dass unserer Samhitä theil-
sammlungen zu grund liegen, dass sie nichts anderes ist als
eine Vereinigung und Zurichtung specieller älterer bücher, die
bei ihrer Verbindung etwa durch buch 9 und 10 vervollständigt
wurden und eine einheitliche redaction erhielten. Schieben wir
also die frage gleich weiter auf die sammler jener einzelbücher,
so versteht sich und ist unbestritten, dass sie so schrieben und
schreiben mussten, wie man sie in der schule gelehrt hatte,
wie die grammatik der schule, die uns bekannte nicht auf der
Vedensprache aufgebaute, es verlangte. Diese schrieb nun z. b.
sv€M^, während man für den Veda nur suvar (oder wie andere
meinen stiar) brauchen kann, schrieb die dualendungen ete äte
und äihe, während in der regel nur ate, athe möglich sind,
sprach und schrieb träsUMm rasathäm, wo die alte zeit trän
^ R. Boui.
Mthäni rd^häm sprach und so w^iitei'^-. Na4± diesem Oäus
ichrieben also die sammlcr. Site verrathec 'ins aber ihr ver-
fahrpn daduTch, dass sie da und diji't iHjer^fehen haben leit-
^mäss zu ändern und ausnahn^iweis^ V'^ti.s«:!! richtig schreiben»
ißomate statt yannU 7. 37. 3. p*is^«ju:^, miz pacyete 3. 58. 8.
Ebenso führen sie überall ihr plpd^i ein. wiiirend nur pipäjfa
gestanden haben kann, mache:: ;ar a^is patnika ein pötaka
und dergleichen. Bei A. Kuhn, Grosauann. ^le in unserem
Wörterbuch sind weitere belege lu rinden. Weil sie nun ge-
wöhnlich in dieser weise redigiert, d. h. nioderniisiert haben,
so sind die falle einer korrekten, mit der übüchea Orthographie
nicht stimmenden aufzeichnung selten und cur uns rathsdfaaft
geworden. Wir haben nicht erwartet einem ard-ca für arrd,
üiarl für strU tarasanii für tni^anti, i^htsJcrtd r'ür ishtrid und
unzähligen aya und iya für ya zu begegnen iind darum hat es
einige zeit gebraucht, bis uns die äugen autgingen. Wir hattm
namentlich nicht erwartet, dass sie den sandhi, von welchem oben
die rede war, so ganz inkonsequent behandein« so oft sich dem
verdacht ihre texte nicht zu verstehen aussetzen würden.
Hieraus soll ihnen kein Vorwurf erwachsen, ab^ es sollen
die thatsachen in das rechte licht gestellt werden, welche laut
gegen diejenigen sprechen, die uns an die unfehlbariLeit joier
männer, an ihre unerreichte treue glauben machen möchten.
Wie steht es denn unter diesen umständen mit jener treoe?
Man wird sagen können: es ist sicher, dass sie die texte
keineswegs genau so aufzeichneten, wie sie dieselben recitieren
hörten. Das sagen uns so viele verrätherische Inkonsequenzen.
Bei metrischen stücken, die durch eine ganze reihe von gedächt-
nissen hindurch fortgepflanzt werden, wird das dauerhafteste
der rhythmus sein, nach welchem die w"ortmasse — nicht mehr
in allen theilen verständlich — sich abhaspelt. Man kann
heute an volksthümlichen versen sehen, wie innerhalb d»
metrischen form der haare unsinn sicher fortgepflanzt wird.
Und wie das kind in der schule sein lied im takte hersagt, um
^u}inem gedächtniss an den krücken des tonfalls und reiras
sicher fortzuhelfen, so wird auch damals der rhythmische sing-
<} A Kulm helLr. 3. 1:25. 455. 4(>3 ff., wo eine reiche Sammlung von
iMIen gttfjeben j.^l, die unter diesen gesichtspunkt fallen.
Vedische Studien. 61
sang, der ohnedies in der liturgie üblich war, der richtige leit-
faden gewesen sein.
Die den Sammlern aufsagenden gewährsmänner haben also
z. b. sicherlich nicht nach dem grammatischen gegen das vers-
niass sich sperrenden, sondern nach dem rhythmischen Sandhi,
überall womöglich nach dem metrum gesprochen. Der auf-
zeichner aber als geschulter grammatiker ist dabei nicht stehen
geblieben, sondern hat gesucht die Sachen zurecht zu rücken,
aber nicht durchgreifend, sondern wohl nur wo er seiner sache
sicher zu sein glaubte. Er hat z. b. wenn ihm vorgesungen
wurde: sa nah sindhviva nävayä korrekt grammatisch geschrieben
sindhum iva 1, 97, 8, ohne sich durch den Verstoss gegen das
metrum, den er schrieb, beirren zu lassen. Der redaktor des
Atharvan war sogar noch klüger und schrieb, nach seiner
meinung auch metrisch richtig, sindhum iva nävä AV. 4, 33, 8.
Ihm war die silbenzahl wichtiger als der rhythmus^).
So steht es also mit der buchstäblichen, peinlichen genauig-
keit der sammler. Es ist möglich, aber nicht zum voraus
anzunehmen, dass sie in gewissen grammatischen feinheilen
untergeordneter art, die ja ihre eigentliche starke sein mussten,
genauer und konsequenter erfunden werden.
Die letzte und wichtigste frage endlich, ob imd wie weit
die gewährsmänner selbst, die Vertreter der mündlichen
tradition im besitz eines authentischen textes, d. h. desjenigen
wortgefüges waren, welches die Verfasser ihren liedem gegeben
hatten, ist durch die bisherigen arbeiten über den Veda hinläng-
lich beantwortet. Alle bestrebungen mussten sich ja von anfang
an auf diesen punkt richten, und von jedem erklärer des Veda
sind belege für diese oder jene mängel des textes herbeigeschafft
worden. Wer alles sammelte, was schon jetzt für bewiesen zu
erachten ist, der würde ein ansehnliches register erhalten. Und
doch ist das nur der anfang, der sich mehren wird, je ver-
trauter wir mit spräche und Inhalt des Veda werden. Das
fallt zum allergrössesten theil auf die rechnung jener gewährs-
männer. Am entschiedendsten wird derjenige so urtheilen müssen,
der von der genauigkeit der sammler und der tradition der
bücher einen hohen begriff hat.
*) Die Paippaläda-recension schreibt hier wie Rigveda, ist aber sonst
konservativer gegenüber der rhythmischen form als die vulgata.
63 H hi^u.
Wo fehler voikommen wie va/fram» füi vraymm 4, 20, fi,
^ira für cakra i, 39. 2. »Mif^/asri f^ü mananö oflers. rrsMcffoA
für rshtdyah i, 34. i!. gojHi'jüiraFya ^tja &:iiiiici!' für pifßi' jikmdBjfa
3, 3b, 9, 5M»kjrt für .^fif^rt fi. 1. li uiia vjeie axjdere, also alle
arten von Verwechslungen nach orJü ^ebör aiid onverbessert
durch kritisches verständniss. da $c>l] oei ttnaarer
sein und so oft dem text ein ^ena^eziünr s'mri man^cjü.
ob nicht eine verderbniss vorlit-ire und irje dieselbe zu
oder zu heben sei.
Es ist ja nicht zu verwiindeiD. dasf- die dinge so Ik
Noitiwendig waren die lieder auf dem ersten theU ihres
zu uns, von niund zu uiuud ge^-ben. schutiios den meisten
gefahren ausgesetzt. IVn einraa] t-ing^edrangeneD fehler zu
bessern, hatte man kein mittel, wa^rti:- es vielieicht gai nidit
auf eij^enc liand. Es ist alsi> nicht schwer sich Torzustdlen,
wie inj laufe von genorationen die Zerrüttung lorlschritle machep
mussle, bis diu worto vom sclireJU-nden Stammler — wenn auch
iji seiiK^r weise — lixierl und von da sji wenigstens in
liauptsacho geschützt waren.
l>iei>e heiligen Überlieferungen, obschon Ton elDem
punkt an in jeder arl gepflegt, haben also das geschick jeder
Überlieferung get heilt und i's wäre ülvrilussig. das zu behauptoi
und zu beweisen, wenn wir nicht mit ihn^i und namentlich
mit der um sie her aulgelniuflon erklärenden literatur auch
einen tlieii dim indischen aL>eivliUibons übernommen hätten, der
sie umsponnen hal.
II. pur iah tu
Man üfAWi* glauben, dass die vedischen Wörter, die im
gebruurij dt^r spätereri spräche sich erhalten haben, onaerem
vef>t.üti<Jniss kein<^ Schwierigkeit machen, dass man aus der
späte] (;ij l«'i<;|jt auf «'ini' ältere beiloutung schliessen könne.
JJah i^fisjiiel von jmrtshn zeigt uns. wie dieso operati€Xi nicht
injmer einfach ist, und enlhalt zugleich eine wamung gegen
die nfj^i^hiiiitiUi Iraditioii.
E:- lj.-j1 njir jjiiMuals einleuchten wollen, dass dassdbe wart,
v\<rl<:Jiivr jiij iii/<'r«*in.s(imm(>n(lfii gebrauch namentlich der medi-
/Jiiej «iic konsistenten auHsi'.heiilungen des körpers, die ffficesi
iijj /iij^i'naiih gegen die llüsbigen, iMfMrci harn, bezeichnet^ im
Vedische Studien. g3
Veda geradezu flussigkeit, w asser bedeutet haben soll. Ueber
diese letzte bedeutung sind aber alle indische erklärer von den
Nighantavas an unter sich einig, die etymologie bot keine
sichere handhabe, so blieb es bei dem hergebrachten und man
suchte sich damit zu helfen, dass man unter jpwns7*a den die
lufl füllenden dunst sich vorstellte, dem etwa auch eine gewisse
konsistenz zugeschrieben werden konnte. Daran hielten sich
die Übersetzer : Grassmann schlägt sich auf die seite des dunsts
und nebeis, Ludwig bleibt beim einfachen wasser, für welches
wir wahrlich schon genug benennungen haben. Eine wieder-
holte befragung der texte führt nun aber zu einem ganz andern
ergebniss: purisha bedeutet nicht wasser und flüssiges,
sondern land und erdiges gerade im gegensatz zum wasser.
1. Die stellen Rv. 1, 163, 1 und 4, 21, 3, wo sich samtidrd't
und pirishät, 6, 49, 6 wo pürisMni und dpyäni gegegenüber-
stehen, gewinnen nur dann einen richtigen sinn, wenn dem
feuchten das trockene, das land gegenüber gestellt wird. Und
das bestätigt sich durch 5, 45, 6 dhiyam ydyä vmig . vankür
apa pürisham »das gebet durch dessen Wirkung der handels-
mann taumelnd das festland erreichte«, also aus wassersgefahr
sich rettete. Die nicht weiter bekannte fabel ist sichtbar eine
andere als die von 1, 112, 11, auf welche Säyana hier verweist.
Auch 10, 27, 23 dvä' hfbüham vähatah pürisham, wo wir für
das unbekannte bfbüka auf Ngh. 1, 12 und ebend. barbiMra
angewiesen sind, würde sich befriedigend erklären: »zwei (götter
oder naturmächte, etwa Parjanya-Väta) führen das rieselnde
(regen oder dgl.) aufs trockene land.«
2. Land erscheint aber auch als gebiet, in dem etwas
schwierigeren Zusammenhang 10, 27, 21 aydmyö vdjrah pmudkd'
vivrUo 'vdh sü'ryasya hrhatdh purishät, wo Ludwig einen hohen
wasserraum, Grassmann einen dunstkreis der hohen sonne finden,
während sie über dünsten und wasseraum steht. Ich übersetze:
»jener blitzstrahl — er zuckt oft und viel unterhalb des er-
habenen gebiets der sonne: eine andere bahn ist jenseits, die
durchlaufen sie ohne durch hinföUigkeit zu fall zu kommen.«
Damit will gesagt werden, dass unter der sonne allerlei Un-
heil, von den höheren mächten unversehens gesandt, also mit
dem bild des blitzes ausgedrückt, den menschen treffe, wäh-
rend jenseits im himmel kein leid mehr sein freies ergehen
hemme.
ß4 " •trrtr.
Damit iliid >li:^:-»:>: f*. -^ :>- rJr^tf3& enedi^ mit aas-
iiahine von 1«.». 1«^.. ' . :;«Lr ,:: ri.*.r.;t':i :»s:ifien£ laaae, weil
sich nicht sagen i^-^.. ^£> i^' i-=s-jzl ^.Lc ens: gemesDt und
was hokuspoku? i?:. Wei.: zlaj:. ^hzz kssjeriicL betrachtend,
in den vier versen ö : > "^ i-üI-* vtcirt:: Li? fünfnDdyjcmgmal
das r und sechsniä. ö:Lf f< -eiit ji# zLLh . ?; nas man ver-
muthen, dass es nur ^-z: -.■.: >::MiLr-t?r nnz ziusien abgesdien
gewesen sei. Einen sir.r. r. ?ü:iHr: . v: r.K eiD«" war, das
können wir uns sparer..
3. Von }*74ridM komrje:: ca z^Miez. ad^iecnre jmnAga mid
jnmshin, jenes nur einmÄ^ :r. R^. iv ^ 4 ;)«r«sk9S«> afmdjfäl^
prävanebhih sajct$lH\saJt häunfer £i»t?r ir Väjaäaneyi Samhitft
gebrauchl. Gemeint ist dor. das ituer im erdboden neben
dem fcuer in klüfien oder ab^rürjden. Der Padapätha adit
mit unrecht in der erster >:*.'rit' dt^ j»rävai*a eine metrische
dehnung. Meine erklünmir ertirbi sich nicht blos aus der
obigen best immuner von jmr'tsita. sondern wird auch so klar
al» möglich bestätigt durch die worte der TS. 5. 5. 7, 5 jfe
9^^y<^fj purishffYdi priirishtäl ^wikirfm änv >die bodaifeu«',
die in der erde umher sich befindenc und durch VS.1 1,9 »ans
der frdo lier l)ring das bodenfeuer«. Hiemach muss die
hlffheride scholiastondeutung, wonach es soviel als po^ocya, »dar
ti'r<rrde dienlich« heissen soll, das feld räumen. Man kann sich
erklären, wie dieselbe aufkam. Sie beruht nicht blos auf
einigen stellen der Bnihmana. die es ja mit identifikationan
nicht schwer nehmen, und auf der unten zu besprechenden
Verbindung ixirnw ptmshiiiam Rv. 10, 48. 4, sondern wohl aach
auf der ispäler geläufigen bedeutung von pwriska als mist, dünger,
indem die scholiastcn ohne mühe von stercorarius auf pecuarins
übei-gingen. Daneben ist aber noch ein bemerkenswerther
gebrauch des worts auszuheben, den das ^Br. 2, 1, 1, 7 als
eine volk^fthümliche redeweise erwähnt, dass man den reich-
gewordenen jfßur'tshya nenne. Die bezeichnung hat eine etwas
abschätzige färbung: der bodenreiche, wenn man sich er-
Innei't. da-^fs in dieser zeit purtsha auch schutt und abraum also
einen wert h losen boden bedeuten kann. Uebrigens ist es darin
dem lat. locuples ähnlich, dem wohl auch eine levis nota
anhäfjgt, da es nur die ausdehnung oder strecke, also den räum
überhaupt, nicht aber acker oder landgut benennt, wie Gorssen
nachlr. 253 annimmt.
Vedische sludien. ß5
4. Uebrigens scheint, was ich deshalb hier vorwegnehme,
auch die andere adjektivform purishin in demselben sinn im
AV. 11, 1, 32^) gebraucht zu sein, wenn die zum genuss des
brahmaudana — eines sehr wichtig genommenen reisgerichtes,
das nur Brahmanen zusteht — berechtigten drsheyäs, d. h.
männer korrekter priesterlicher abkunft ak ptmshinah pratha-
mdnäh pt4rastät bezeichnet werden. Da prathamänäh purastat
nichts anderes aussagt als »sich vorwärts oder vor sich hin,
d. h. überhaupt weiter oder immer weiter sich ausbreitend«,
wie die vergleichung von AV. 12, 1,55. 3,37 zeigt, so heisst
das: »grundbesitzer über weite strecken hin«. Wir lernen also
in diesem ausdruck die reichen der zeit, die herren ausgedehnter
triften und äcker kennen.
Dieser specielleren, auf den besitz gehenden bedeutung tritt
aber die allgemeinere voran: land oder boden habend soviel
als darauf befindlich, darüber sich ausbreitend. Da-
mit löst sich ungezwungen Rv. 10, 48, 4 ahdm etdm gavydm
agvyam pagum purUhmath sayakenä hiranyäyam \ purü sahdsrä
ni gigämi dägüshe, wo Ludwig »die wasser der luft und gold«,
Grassmann »reichversehnen goldnen schätz« (beides mit dem
masc. unverträglich) finden, in folgender weise : »ich verschaffe,
spricht Indra, durch mein geschoss meinem Verehrer heerden
von rindern und rossen, das land überziehende, goldene 2) zu
vielen tausenden.« Dafür dass die gewaltigen viehstände, die
wir im Veda erwähnt finden, auf weite räume sich verbreiten
mussten, ist der ausdruck ganz bezeichnend. Und in demselben
suin kann er vom wind und gewitterst urm gebraucht werden
10, 65, 9 parjdnyävatä vrshabhä' pt^tshind, 5, 55, 5 tid iraycUhd
martäah samvdrato yüya/ni vrshtim varshayafhä purishmah.
Läge nicht eine gewisse Verwandtschaft dieser beiden stellen
vor, so würde ich für die zweite gern die änderung annehmen,
welche der commentator zu TS. 2, 4, 8, 2 macht, indem er
purtshinah voraussetzt und — freilich unrichtig — übersetzt : das
trockene land, pänsuyuktdn hhüpradegän. Zu übersetzen wäre
vielmehr: »ihr Marut treibet auf aus dem reich der wasser (nicht
^) Es ist zu bemerken, dass im AV. sonst weder pwrisha noch eine
ableitung von demselben vorkommt.
*) Nil pulcrius auro. Warum sollte das zärtliche äuge des Inders nicht
seiner heerde die färbe des goldes leihen', wie andere dichter andern ge-
liebten dingen?
Zeitschrift für vergl. Sprachf. N. F. VI. 1. 5
f\f\ H. Huth,
aus ili'iii iiiciT in uiiscmti siiiiic) ik'ii ic^l'H und lassel ihn strömen
aul' tliti bowohnor ilos lroi.kfiieii landt-s.« Das gäbe einen rich-
til^ori i^t'^tMisiit/. iiu siutif doi oIk-u untt-r 1. iUigreführten stellen.
WtMiii wciliT iUm- lUb-s Sarayu in 5. 53. 'J als purtshini
hvmt:\iuv\ \vii\l inul diese? nach dem bisherigen nicht als
»wuss('rn?i('li« verstanden werden dari". so liegt am nächsten es
von iMiieni wasser /.n verstolieii. das erdiges mit sich führt,
niso >4andi;; oder lelunig i<t. Das sehliesst sith an die den
sdioliastrii j^eläulige bedeutung an: 2furl<haf;abdeHa pänrur^pä
mril nrjutt: /.. b. Mahidluua ai VS. 11, 44.
."i. Mehl eben so einfaeh war der werth des Wortes in
rior nncli übrigen stelle 1. Uti. 12 zu erkennen: pducapädam
pUnram dvndai^ukrtiih dicä itJmh ^^:«*t äntht' ptiHshiHam \ dthemi
nnya lifuirr rirakshamim :k%ptiU'akrt ^hiilara tihnr ärpitam. Bei
K'^nnurr brlnulitung des s;it/.es wird deutlich, dass die erste
7^mI«? finr iinsirlil tMn7.elner ausspricht, von welcher nach der
/weiten tlie ansieht anderer r(iiiiy<i äkuhß abweicht. Also ist
nolliweiiflig, dass fi/xiiv im /weiten theil dasselbe ding be-
/i*if'linrn niuss. das im ersten mit /^cirr bezeichnet wird, nicht
Mb#ir, wir jdle iibersel7.er annahmen, ein anderes*). Die «it-
((otfriicIi^iliiiiK halte ja keinen sinn, wenn es sich um zweieiiei
nbjiw li< liiindrile. KiMteutet nun jHini das obere, so kann npara
nwht Kul dit*i<i('lbe aussagiM), denn es heisst das hintere; der
von ilri rrde un»^ gedachte hintere theil des himmels ist aber
iiiifh «In iibiTr. l'nd als g*v^*ns;it/. stellt sieh heraus, dass die
»>in««n iiIt fHinnifutiiii , dvdiUt^Cdrti mul jHtn^tn ansehen, was
din Mnilnti hir sitfittuttktii , .«/«lAini und v'.tiikskiiHn erklären.
N«.|i#»ii iliii /nlilallrKorien, die lur uns wonig bedeutwi, liegt
iiUi dri biiii|ilK<*K('ii'*<d/ in nvtiksHittM , das ich nach 9, 86, 35
'; Dil- iUMiiqi-.l<uiih! liMiIrt liri M. Mac.^ s;;^uufsb^rioi;te der k. b. ak.
|u/ I, i/ii Mihi 4i|||| , lim- t'ühlhlvsi^o i\\ol('^t^<SAlsx^« viiter $^L aasä in der
ffliiMii liHlffi. , iiliri iiiiiliiiii «u^ji'ii, i!,ivt kWv jkiU^ i.:rv:£L>chaueniie in der
■ tiiii>Mi IM i-iiiiii >'ti>liiniiii«li i|siMi •.«•!• hvspt'u-ln^k'u w A^vt: t:«<?tit sei. Grass-
Ml lim l</iiilhi>i'ii|!, oti(}iwi itr. MM \W\ sw.»l!!hi«:!;^ vA'.er. der an feuchtig-
l»«t» II. II In- iitii iinUi-t Ulm iiiuiui* il**«» hüu:i:f'>. wv.Ji, diese aiiJem »agen,
-ii-i "iiiiiMiji.Hi liiiiiiiiii jni ,111 am \iMt('i'ti s-.etk'i'-Jiv.irr^er.. <ecks?peichigen
i'tiit«'h)i«t liiiiln-l|<- \iUiii MiMnuMi ^ir a*.\ kU"* hiiv.'.v.eis ;erj«eiti^er hälfte,
•I' !• .111. i iiitii ii.iit-.ii lii>iiiii||iiiiilrit, \\\*\ swMf dv.tlii** hl'.. \.ler wa*«rreiche;
fl.i I li. liii...||M.ii. iitihniii, hiMiiiiMk \l(Mt Vii-Ai-iLMv.A V er«:liii1 igen) als aur
hin iiiMiMiili lycii ii'i li I >|iri« l((|',iMi iirtuMul M-i»! <'v^^ «^.isa- es hier noch
I' I i>l llillM l-llll I
Vedische Studien. 67
(Soma = mond) und 10, 11, 4 {drapsa, der wirkliche Soma)
mit hell, klar erkläre, und purishin, welches somit das un-
durchsichtige, feste, körperliche bezeichnen muss, wie
ja sonst puris/ia das feste bröckelige gegenüber dem flüssigen
ist. Der sinn, den ich in diesem scheinbar dunklen vers
finde, ist also, dass nach den einen der himmel — dessen Um-
schwung das jähr mit seinen fünf zelten und zwölf monaten
bildet — im hintergrund konsistent sei, ein firmament; wo-
gegen andere sagen, auch dort hinten, wohin die menschen
nicht sehen könnnen, sei der räum durchsichtig, d. h. luftartig.
Jene denken sich eine feste grenze der weit, diese nicht. Der
Spruch hat also einen tieferen sinn, als man auf den ersten
blick annimmt. Die abweichung in den zahlen kann hier auf
sich beruhen bleiben.
6. Was endlich den gebrauch von purisha in den Bräh-
mana und den analogen theilen der Väjasaneyi Samhitä betrifft,
so ist die bedeutung deutlich, wenn auch unsere Schriftsprache
kein wort hat, das genügte. Lebte das mhd. molte noch, so
würde es meist zutreffen. Es geht von einer anderen grund-
vorstellung aus, durchläuft aber ziemlich dieselbe reihe von
bedeutungen: staub, erde, erdboden bei Lexer^). purtsha ist
hier der lose bröckelige boden, nicht sowohl staub als beweg-
liche erde, schutt, geröll etwa was lat. agger und darum kann
in ^Br. 2, 1, 1, 7 karisha das was der maulwurf auswirft,
also molte, geradezu damit gleichgesetzt werden, nimmt auch
weiterhin wie purisha die bedeutung koth an, jenes mehr vom
mist, dieses von menschlichen excrementen gesagt.
7. Bei der etymologie des Nirukta 2, 22 purisham ppaMer vä
pArayater vä sind alle spätem stehen geblieben, einzelne versuche
mit pushyati und p^'tnaycUi abgerechnet. Wir werden nicht
daran denken die Vorstellung des wassers auf den begriff
des füllens zurückzuführen; für die commentatoren mag es
genügt haben, dass man wasser überall hineinfüllen kann.
Dagegen passt das füllen als anhäufen gedacht für die nach-
gewiesenen bedeutungen von purtsha, und seine Verwandtschaft
^) Den doppelsinn des wortes, ganz wie purisha, beleuchtet hübsch
die erzählung von Gonstantin in der kaiserchronik , a. v. Diemer s. 321:
er bieg si inainen wert uarn und bieg den feiere betragen mit romifcher
m Alten alfe H. dar nach fweren i'olten dag die beide g^te ftf romifcher
erde fLunden.
5*
mit iHirrata parcan uiul pur ist iloiillicli %u erkennen. Fick,
wörterbucii 1, 1I>S. Siii liat ilio ziistininien.slellung richtig ge-
macht, ohne sich durch ilun »dinist« ablialten zn lassen, der
nun wohl für ininicr zerstreut ist.
R. Roth.
Zur altger manischen Sprachgeschichte.
i. Vcrhalparlikcln in der Zusammensetzung.
1. hn altindisehen gilt die regcl, dass verbalnomina mit
Huflix 'li, die von zusammengesetzten verben abgeleitet sind,
auf d(nn präfix betont werden, während die gleiche abstract-
bildung vom simplox auf dem suffix betont ist; cf. abhimäH^
gesell mdfis, prdtistuii'ii gegen stufis, ahln^asti-s gegen gasits,
prtin'ifi'S gingen n1t(-s, jn'äbhrti-s gegen bhrti-s. Dieses princip
muKH idg. sein und denmach auch im urgerm. gegolten haben.
I)as in historiscIuT zeit herrschende princip, das Lachmann in
winer (grundlegenden abhandlung für das ahd. und as. erschloss,
JHt ja genau dasselbe: verbalabstracta zu componirten verben
werilen auf ilem prfilix l)otont, und zwar sämmtliche verbal-
ahslrac.tn, nicht bloss wie im ind. die mit sufiix -ti gebildeten.
|eh gebe einige lautlich interessante belege für das princip.
a-'. hihf'f, ae. hi'of, got. biltaif (Faul beitr. Vll, 122), aber
ae. hcluVinn st. v. tJrein I, 8tJ: ae. neben hcot auch hdid'L
\%i}. uiulHtraru, ne. unswcr, as. dmlsicor: das st. v. wäre got.
*an(lHHuirjan st, v.
af. thitlipt iutellec.tus zu inuiUan intelligere.
ni\ amiHttr repugiuitio zu onsiican repugnare.
i\t\ tVwfi'Hfm incremen tum zu ti-ict'ti.ran crescere («, <Jr = ti^
Paul beitr. VI, äOM).
at'. ntjumv ingeiiium zu fV-/)f'i*<w« excogitare.
iK-, tr/lfinna Iias>4 zu ofl^pimn displicero.
a«'. ^u/ffffmtf evasio (cf. lY/njnuje) zu of^jiwgan M evadere.
*} |f-li m«l/n lOi* iliiH hiKh(M'i);o oft uiibodenklicli kürze öß; denn
ilif liviintUnihu'Ut* nvwWyiwim, i*s svi ilns got. un^a, reicht allein nicht
iifr-, 'lii> |rMi(n< /ii fiiwiMMiMi: H. iiff/A/ifi Mti/NM/m. gcofföfi tLiisjugunP;
Zur altgermaiiischeii Sprachgeschichte. 69
ahd. zürgmig defectio zu zirgdngan deficere.
ahd. äbläz Vergebung zu öblä'isisan vergeben (PBbeitr. VI, 191).
Ich habe absichtlich bloss solche beispiele gewählt, in
denen neben metrischen kriterien das lautliche zufolge Pauls
werthvollen Untersuchungen über proklitische wortformen PBbeitr.
VI, 179 — 209 für die betonung zeugt. Ein paar weitergehende
beobachtungen in derselben richtung mögen hier mitgetheilt
werden. Für got. at bringt Paul ibid. p. 191 aus dem altengl.
belege für die volltonige und proklitische lautgestalt bei: ot ist
in den altnordhumbr. psalmen die proklitische form zu voll-
tonigem (Bt; cf. oteawan = westsächs. aet^'toan. Für das ahd.
und as. wäre zu bedenken, ob nicht ^, hd. z unter bestimmten
umständen, etwa vor vocalen, die proklitische form wäre; got.
cU-augjan ist as. t-ogian, ahd. z-ougen^ mhd. zeugen. Auch
wird man sich unser nhd. zagen, ahd. zogen wohl kaum anders
als aus einem schwachen verbalstamm at-^gai- erklären können;
dgair- als verbalstamm liegt auch in got. unagands »sich nicht
fürchtend« vor; für zagen fehlte bisher ein etymon; der an-
schluss an die weitverbreitete wz. ogf (got. agis, 6g u. s. w.), idg.
agh == sich fürchten wird vollkommen befriedigen. Aehnlich
ist auch wohl unser schöpfen^ ahd. seephen = as. sce^ppian —
der bedeutung wegen — nicht mit scapjan schaffen identisch,
sondern ist lautlich entstanden aus einem us'kapjan= tisskapjan;
in der untergegangenen präposition lag ein wesentlicher theil
des begrififes (nhd. schöpfen aus us-kapjan zu ßantco zu deuten
wäre zu gekünstelt). Vielleicht ist auch ahd. smelzan nicht
direct mit ae. meltan, sondern mit einem got. *usmiltan zu
vergleichen; deren wurzel ist altind. mrd, gr. fiiXöa> erweiche,
wozu ßkadaQog = mldrö^ weich, locker, schwammig, altind.
mrdü gehören. Doch gerate ich damit schon auf die frage,
wie sich wz. teg (tego) zu steg (gr. (TTiyw) u. s. w. verhält, worauf
einzugehen ich diesmal unterlasse; man wird leicht sehen, dass
hier eine reihe auffälliger erscheinungen im weiteren kreise der
idg. spräche beleuchtet werden, wie das verhältniss von got.
hamjan hören zu auso ohr, crxoc/o) zu ovq u. s. w. (vgl. E. Kuhn
zs. XXIV, 99).
tip ist gesetzlich die unbetonte, proklitische wie die nebentonige form för
unp\ cf. p. 72 f. das über ae. frac^p bemerkte. Für got. tts? = ae. or vgl.
auch got. üiita krippe und me. oret^ ne. ort abfalle des viehfutters am
rande der krippe, mndd. ortj mndl. ortBte.
70 y- Klugo.
Das princip jener abstractbildungen hinsichtlich der be-
tonung entspricht genau ;dem jener ind. nomina. Holtzmann
AdGr. I, 2, 55 fahrt nach dailegung der Lachmann'schen regeln
für das got. (wonach hUnait, bL^ingq, frdwaurhts u. s. w. gelte)
folgendennassen fort: »nur g<i- scheint eine ausnähme zu
machen; es ist aber nicht abzusehen, warum nicht gdtils, gdr
gups, gdhlaiba, gdrcunia betont wurde; aber die vergleichbaren
ahd. Worte führen überall auf gagüps, gardztia u. s. w.« Auch
Lachmann kennt ga nur als proklitikon. Aber Holtzmanns
suchen nach Zusammensetzungen mit betontem ga war wohl
berechtigt, und ein paar reste dieser betonung sind in der that
noch nachzuweisen.
Das aussergot wort gdman n. (aus gawan-^n) freude,
jubel ist genau got. gaman xo$pwvia, gemeinschaft; ähnlich ist
ae. dream, as. dröm jubel von der bedeutung schaar aus-
gegangen; es ist draumo- für drauymo-^), also mit draüktSj
ae. dryht, ahd. trust für tru/ist urverwandt ; »geselliges Zusammen-
sein« ist die grundbedeutung auch von gorman, dessen zweiter
compositionsteil das ^nana- von manorsSps menschheit ist, wie
die got nebenbedeutung mitmensch zeigt. Dieser composition
mit einem collectivpräfix setzt das an. mit einman (got ^aina-
man) n. = einsamkeit eine composition entgegen, die von der
rein numeralen bedeutung aus gleichfalls zur moralischen ge-
langt ist; adj. einmam = einsam, with the notion of a desolate
orphan state^).
ae. ganwl (as. g-igd^ncUod) = an. gamall alt erkläre ich
aus got. *gdmels bezeitet, cf. lat. vetustus bejahrt = alt
Neben fesa = spreu, migma, quisquiliae hat das ahd. eine
collectivbildung gdvissa, gdbissa; die betonung steht fest durch
*) Aehnlich hat Grassmaim zs. XII, 133 hd. tratitn = ne. dream aus
WZ. dhrugh für drauymö- trügen, träum also = trugbild, zäum = taumo-
aus tau/ymö' zu ziehen hergeleitet; vergl. noch ahd. zeinen = zeigen för
taiynjan zu vrz.dik; mhd. AaZme handhabe, aihd.jiofihalmo z\i TiaUiftrahalf-
ier, ae. hielf = ne. helve handhabe für hcUßmö-. Zu trust = ae. dryht
vgl. hd. lastar = ae. leafUor, got. waürstwja = ae. toyrhta, mhd. würhU
arbeiter.
*) Fick III, 101 denkt für gaman an eine der obigen verwandte er-
klärung aus ga -f- wz. tnan denken. Mir ist diese dcutung deshalb zweifel-
haft, weil gamunan (prät-präs.) im altgerm. nur »sich erinnern, eingedenk
sein« heisst und weil ein simplex man nirgends vorliegt. Die obige deu-.
tung stützt sich wesentlich auf an. einman ]iach form und bedeutung. , .
Zur altgerinahisclien Sprachgeschichte. 71
Otfr. I, 27, 66 sowie durch das allgemein ahd. ga (nicht gi)
der Vorsilbe; über das h von gabissa handle ich kurz p. 83.
Der accent, der, wie das b von gdbissa zeigt, ursprunglich
nicht auf der vorsilbe stand, gerieth durch die germ. accent-
verschiebung von der Stammsilbe auf ga. Aehnlich war ja
(dm =) tuz im urgerm. nach QF. 32, 132 stets unbetont,
wie das auslautende z = idg. s zeigt; und doch hat im ahd.
jsur- durchweg den ton: z. b. eürwdni suspiciosus, zür^wöm
verdacht'). Die accentverschiebung von '^gablsjö zu *g(ibisj6
konnte um so eher eintreten, als der Zusammenhang mit *ßs6
durch die Verschiedenheit der entwicklung des alten p gerissen
war. Die Verschiebung traf plsä und ^ghajAsjä und daraus
entstand *fisd und *gabisjd — *gdbisjd. Ein anderes ahd. wort
für quisquiliae, gasoff'o m. und gasoffa f., hat ganz das gleiche
aussehen wie gdbissa; es ist aber nur aus glossen belegt, und
erst eine eingehende betrachtung der betr. kann lehren, ob
gasoffa zu betonen ist ; es gehört zu got. supon. — Beachte ae.
feormunga quisquiliae aus got. ^fizino-, ksl. ptseno.
Got. gabaur, n. = Steuer, tribut, collecte (gr. loyia, ipoQoq;
gabaur eigtl. collectiv = das zusammengebrachte), als paroxy-
tonon betont, klingt zu sehr an das gleichbedeutende ae. gafcl
n. an, als dass man beide von einander trennen wollte *); nur
wäre g(ä>ai4r im ae. *gdfor, Uebrigens braucht man nicht
*gdbur im got. zu erwai'ten ; denn in u^idaumi' und unduwaima
liegt auch in nicht haupttoniger silbe brechung vor r vor. —
ae. gdgol = lascivus kenne ich nur aus den Wörterbüchern;
es kann zu gäl neutr. == lascivitas gehören.
2. Gleiche betonung mit den oben angeführten verbal*
abstracten des ind. zeigen die zugehörigen passivparticipien
auf ta und na: während im simplex die regel suffixbetonung
A^erlangt, gilt betonung des präfixes für das componirte particip ;
^) Das präfix ist nicht ganz klar. Es ist nur nominalpräfix im
ar. und gr., sowie im got. und nord., im westgerm. aber auch verbal-
partikel, was jedenfalls jüngere eutwiekelung ist. An eine Vermischung
von tuz mit der verbalparlikel dia (got.) kann des anlauts wegen nicht
gedacht werden. Ich möchte glauben, dass die begrifÜiche Verwandtschaft
von tuz mit uz dahin führte; letzteres war nominal- und verbalpräfix,
ersteres nur nominalpräfix ; so wurde tuz dann auch verbalpräfix. Vgl.
ahd. zurlust'Urlust = fastidium, zurwäni-ürwäni = suspiciosus.
*) Das f wäre dem von weofod altar = got. *weihabadi zu vergleichen.
72 F. Kliiire,
cf. bhrtds, aber prdbhrUis vibhrtas prdtihhrtas; bhütds, aber
vlbhütas u. s. w. Bisher hat man diese regel, die Schröder
zs. 24, 121 im gr. wiederfand, im germ. noch nicht gesucht.
Allerdings ist es ziemlich früh regel gewesen, dass die betonung
des passivparticips in der composition streng unter dem einfluss
des Simplex stand. Aber Lachmann belegt in seiner abhand-
lung mehrere ahd. participia, die auf dem präfix betont sind;
doch sind ihm das »wunderbare fehler«, die er sich nicht er-
klären kann. Wie sie zu erklären sind, ergiebt sich aus der
folgenden etymologischen erörterung. Grein im ags. Sprach-
schatz bemerkt zu ae. fracop verachtet, es sei den übrigen
dialecten fremd. Möller zs. 24, 460 deutet es mit lat. spurcas
aus idg. sparko- u. ae. fracepu soll genau lat. sptifrdties sein:
aber die lautlichen bedenken dagegen sind doch zu gross.
Ettmüller lex. ags. p. 365 deutet zwei möglichkeiten der ab-
leitung an: vocem fracop hie (i. e. sub free) posui quamquam
voces boreales cum fra compositas privativam notionem habere
non nego et ex fra + cüp originem ducere possit. Die letztere
deutung befriedigt allein^), nur bedarf sie einer kleinen modi-
ficirung: fracop ist nicht sowohl selber componirt als vielmehr
part. zu einem componirten fraJcunnan. Bosworth giebt ein
ae./brcwnwaw mit der bedeutung totempt? temnere? ohne beleg.
Aber der bedeutung wegen liegen weit näher ahd, firchunnan =
misstrauen, bezweifeln Graff IV, 411 und vor allem got. fror
künnan = verachten, zu dem das part. frdJcunps — diese be-
tonung ergiebt sich aus der von ae. fracop — aus Mc. 9, 12
(ei frakunps waurpei = Iva i^ovdsviod^^) und II. Kor. 10, 10
(waurd frakunp = Xoyoq i^ovdsv^fjiivog) belegt ist. fra als pro-
klitikon wird im westgerm. fr nach den von Paul behandelten
analogien, und fra ist auch im westgerm. die voUtonige form
des got. fra. Die betonung ist es auch, die aus frdkunpog
durch frdkäp hindurch die endsilbe unkenntlich gemacht hat;
cf. ae. geogop, nigofHi p. 68 anm. und auch ae. norpeme für
norprSni aus norpromz, ahd. nordröni. fracop hat noch eine
weitere geschichte von interesse. In der Zusammensetzung mit
fin privativum musste dies den ganzen compositionsaccent über-
nehmen, nach einer idg. wie urgerm. accenti-egel; cf. altind.
^) Nebenher bemerke ich, dass die erklärung von hatte aus haiiada
vor Grein von Ettmüller p. 475. 447 gegeben wurde.
Zur altgermanischen Sprachgeschichte. 73
dprahitay dpravUa, dprayuta u. s. w. Wir haben also dem got.
fräkunps ein ünfrakunps zur seile zu stellen und dürfen die
bedeutung »unverachtet = geehrt, honestus« annehmen; über
diese positivische, eigentlich oppositionelle bedeutung von tm
privativum vgl. Benfey Ved. und linguist. p. 185 ; jene bedeutung
hat ae. ünforcüp, also mit deutlichem cüp = *Jctmpojs, was
darauf hinweist, dass auf cüp der nebenton lag: *ünfrahünpoz,
und fra weil unbetont wurde hier regelrecht for (aus fr).
Diese Stellung des nebentones zeigt sich grade so noch in einem
andern compositum. Unser nhd. hider ist ahd. biderbi (wz. parh),
aber die zugehörige negirte form war *ünbipärbi, wofür aus
metrischen gründen auch *ünbipdrbi erscheint: ae. ünbipyffe,
ae. umbithdrbi; unser »eferft«, ahd. hiderbi ist erst eine folgerung
aus dieser negierten wortform. Aehnlich folgerte man auch
aus ünforcüp ein forcu'p = as. forcü'th verachtet, fracop kommt
nach Grein in den poetischen denkmälern etwa 20 mal vor,
forcüp ist nur aus der prosa zu belegen (cf. Grein sub unforc&p).
Zu erwähnen bleibt noch, dass für fracop etwa viermal frcLcod
vorkommt ; es ist seiner bedeutung despectus wegen an die part.
der schw. ß-verba angelehnt.
Ich habe noch etwas länger bei ae. fracop zu verweilen,
da ich die ältere — Lachmann'sche — ansieht verbreitet weiss,
wonach weder far noch ga im ahd. betont würden. Allerdings
wird fary fir im ahd. nie betont. Aber man übersieht, dass
auch int nie betont wird, ant : int = v/r : ir = ae. üp : 6p
= ahd. ab : ob = ae. bi : be; an diese reihe schliesst sich
noch das verhältniss von fra : for an. Man übersieht ferner,
dass im ahd. und ae. mehrere belege für das volltonige /ra zu
finden sind, und diese habe icTi hier zur stütze von Ettmüllers
erklärung des ae. fracop zusammenzustellen.
Dem got. frdwav/rkts sünde entspricht ahd. frdlat (got.
*frdd^ps) verbrechen; firtä'n = ae. fordon part. ist got. /Vo-
vHiwrkts Sünder, über dessen betonung weiter unten ; ahd. firtüon
= got. frawdurhjan^).
^) Beachtenswerth ist dahei, dass im ae. nur die coinposita mänfor-
wyrhtf mänfordced belegt sind; sie sind nach dem muster von ünforcüp
zu erklären; leider ist im ae. frcedc^d = ahd. frdtdt nicht nachgewiesen,
aber ebensowenig ein fordad; erst im me. zeigt sich zu fordon ein for-
dede = previous deed. — Einige recht interessante parallelen über laut-
veränderungen zweiter compositionsglieder bringt Paul FBbeitr. VII, 121
74 F. Kluge,
Das ae. hat selber eine reihe worle mit bctontein frm in
der bcdeutung von prae = übermässig. Ettmüller p. 371 ver-
zeichnet nach den älteren Wörterbüchern fr€e-biior}Uy -mdre =
praeclarus, frafätt = praepinguis, frtehradCy -ofestlice valde
celeriter, frtemicd pennagnus. Da zu fracop die nebenform
frcdcop bei Grein belegt ist, so wird jenes /r« wohl sicher ^
haben, also got. fra sein: vielfach wird ohne grund fr& an-
gesetzt. In einem etymologisch freilich dunkeln worte haben
das ae. und ahd. übereinstimmend präfix fra : ahd. fravoit =^
ae. frcefele verwegen. Schon Graflf III, 823 muthmaasst für
das adj. eine yiz.fal, und auch das DWb. IV, 171 hält an präfix
frii- fest, obwohl der zweite compositionstheil, der gelegentlich
auch mit b anlautet — dieses h fallt unter die gesichtspunkie,
die der folgende aufsatz aufdeckt — aus germ. mittein kaum
zu deuten ist^).
In anderen ahd. bildungen hat man bereits präfix fra wahiv
scheinlich gemacht : freht verdienst wäre nach Möller zs. 24, 447
got. *frarailUs wie ahd. fr'ezean fra-^tan sei, cf. auch Holtz-
mann AdGr. p. 240; ahd. freidi = profugus ist nach DWb.
IV, 102 fmaipeiZy cf. ne. outlato = ae. utlag.
Wichtiger sind aber wohl nächst frdtdt zu firtüon folgende
ahd. residua, die nach form und bedeutung meist durchsichtig
sind. Zu ahd. hold (= got. halps) kühn gehört ahd. frdhaUL
übermässig kühn, verwegen, also mit der bedeutung des ae.
präfixes free; ahd. frdbaldt f. Verwegenheit: GrafF III, 111.
Dass man im ahd. fra und fir als correlate wie ant und int fühlte,
zeigen die zwillingsformen frdscz und fersejs, die Notk. ps. 77,
46 bezeugt {unde fersezse i, frdsezse gab er iro wuochera =
et dedit erugini i. rubigini fructus eorum; v. 48 ibid. gebraucht
Notker frdsez; Hattemer II, 278); sie verhalten sich genau wie
frätät zu firtüon. Ausserdem finden sich in den ältesten ahd.
glossen noch 4 an. Xsy. von Worten mit präfigiertem fra; ihre
alterthümlichkeit kann nach dem bisher bemerkten kaum an-
.-Äezweifelt werden. Zu far-, firwäzzan belegt Graff 1, 1089 aus
den Gl. Jun. die abstractbildung fraxuxz, d. h. frdwäz = ana-
thema, wofür sonst immer mit anderer ableitung, vom part.,
auch auä dem allengl. bei; seine unzweifelhaft richtige und feine deutung
von ae. heoi neben hthat aus got hihaii wurde oben p. 68 mitget heilt
^) Zur erklärung des wertes s. ztschr. XXII, 325. — D, red.
Zur altgermanischen Sprachgeschichte. 75
far-, firwazzant = anathema gesagt wird; cf. got. fraU'tan,
aber fräUts und der bedeutung wegen got. fraqipan verfluchen
mit fehlendem frdqiss. Das aus Gl. Hrab. einmal bezeugte
frafildi (in frauüdim = in campestribus Braunes ahd. leseb.
p. 5, 38) bezeichnet Braune im glossar als fraglich; allerdings
zeigt das präfix keine klare bedeutung. Zu fatmanon con-
temnere gehört das aus Gl. Hrab. bezeugte nomen agentis /Va-
ntano (proparoxytonon) mit der nebenform farmano (paroxyt.)
= contemptor; dass nom. agent. im ahd. und überhaupt germ.
auf dem verbalpräfix betont werden, zeigen z. b. ahd. urchundo
zeuge, ae. andsaca gegner (zu onsacan). Das letzte an. Xsf.
des ahd. führt uns wieder zur betonung der part. zurück.
Graflf VI, 542 giebt aus Gl. Pa. frascurgit = praeceps zu
firscurigen; es ist, wenn der Schreibung zu trauen, proparoxy-
tonon wie got. frdkunps und ae. frdcöp paroxytona sind.
Doch ehe ich zum accent der part. zurückkehre, habe ich
noch zwei schwierige ae. worte zu deuten, die hier vielleicht
eine richtige erklärung finden. Ae. geatwe und frcetwe bieten
lautlich gleiche Schwierigkeiten. Ich gehe zur erklärung von
geatwe — trotz Greins abweichender ansieht I, 495 — von der
gleichbedeutenden nebenform getätce aus: täwa, getäwa = instru-
menta (me. tätve instrumentum bei Stratmann* 557 **) ist durch
belege aus der prosa gut gesichert. Die poetischen denkmäler
zeigen auch getäwa; im Beow. erscheinen zwei sichere belege
im compositum: vAggetäwum 368, güpgetäwa 2636; ausserdem
395 noch güpgeatatoum , wo der Schreiber zwischen geateumm
und getätomn geschwankt haben mag. Heyne in seiner Beow.-
ausgabe beseitigt mit allerdings leichter und naheliegender
änderung diese Schreibungen, geaiewum lesend. Grein behält
sie aber mit vollem rechte bei auf ginind der belege für getäwa
innerhalb der prosa ; wegen der quantität von getäwa cf. Holtz-
mann AdGr. p. 223 und got. t^a f. Ordnung, mhd. gezäwe,
zäwe, gezouwe f. n. = geräth, Werkzeug, rüstung; ae. />is syndon
pä getäwa, pe mon mceg heofona rice mid begitan; mid pyssum
wapnum etc. bei Grein. Die bedeutung von geatwe, geatewe
und getätce stimmt vollkommen überein; ich identificiere sie,
got. *gätSw6s und *gatS^w6s voraussetzend. Wichtig ist dabei,
dass die ältesten belege für getäwe die Beow.-composita wtg-,
güpgetäwa sind; wir denken zurück bji frdkunpoz : ünfrakünpoz,
hiparhi : ünbipärbi; gdt^woz und günpgathooz hätten also weitere
76 F. Klug*^.
parallelen. Zu dieser erklärung von fjeaiicc isl hinzuzufügen,
dass der initlel vokal als geaiawe ein paar mal erhalten blieb;
seine synkope ist auffällig^), aber auch die synkope eines kurzen
mittel vokales könnte nicht auffälliger sein, denn die tonsilbe
ist kuiz. Ein niittelvokal niuss aber urgerm. vorhanden ge-
wesen sein/ weil die lautgruppe tw im westgerm. nicht bleiben
durfte. Auch das ae. wort für sehne zeigt ähnliche erschei-
nungen. ne. sineio ist ae. sinew' als Stammform; daneben aber
sind belegt n. s^inu, seonu, dat. pl. simcum, seonotoum; die got-
wortform wäre wohl miSwa^).
Mit dieser erklärung von geatwc gewinnen wir auch eine
deutung von ae. frcefwe schmuck; auch im as. erscheint das
wort. Im glossar zu Pipers ad. leseb. finde ich T^frcdahl?
schnitzwerk, schmuck«; soviel ich sehe, steht es in seinem
leseb. nur p. 162 (Hei. 380):
fliö ina thiu modar nam
hiicand ina mid tcädiu tclbo sconiost
fagaron fratalmn.
Was eine Übersetzung »schnitzwerk« hier soll, ist schwer zu
erkennen; und jedenfalls fehlt jeder weitere anhält sie anzu-
nehmen: »schmuck« bedeutet das as. und ae. wort. Das ae.
wort macht dieselben lautlichen Schwierigkeiten wie getätce,
geatewe; neben frcetwe besteht auch frcetewe, und dasas. kennt
nur formen mit mittel vokal; belegt sind gen. pl. fratoho, fratoo,
dat. pl. fraidhuiiy fratohun, fratoun. Das ae. w von frtßttce,
frcetewe beweist, dass das as. ä für w steht, cf. Holtzmann
AdGr. p. 152. Man hat an got. fratwjan an. ksy. = klug
machen dies frcetwe anzuschliessen gedacht; das ist der be-
deutung wegen unmöglich und weil das dem as. und ae. zu
gründe liegende wort von haus aus mittelvokal gehabt haben
muss; zudem ist usfrcUwjan wohl verschrieben für usfrcistwjan,
da das wort zweifellos zu fra^jan, frops gehört. Ich vermuthe
^) Hat aber im altengl. ganz sichere analoga. orbp, orup athem aus
oranp, uzanp steht für öröp nach den im text gegebenen parallelen; da-
neben aber kommt die form orp mit synkope vor; auch orpian athmen
aus got. *üzanpdn neben epian athmen = anpjan (cf. Paul PBbeitr. VI, 122
anm.) zeigt aufläliige synkope eines eigentlich langen vokals nach kurzer
silbe. Beaclite auch ae. hwylc aus hwilikoz, ylc aus ilikoz.
2) Anders ztschr. XXIII, 27«. — D. red.
Zur altgermanischen Sprachgeschichte. 77
ein got. ^frätewos fem. plur. Der bedeutung wegen vgl, noch
ae. cd'tcdw onmino bonus, excellens, good, entire. — So er-
halten die beiden fast ungerm. aussehenden ae. werte geatwe
und frcetwe eine gut germ. gestalt, beider lautform ist conform
und ihre bedeutungen berühren sich nahe genug.
Nachdem ich so alle mir klaren worte mit volltonigem
präfix fra und ga behandelt habe, kehre ich nun zur betonung
componierter participia zurück, ae. frdcop = got. frdkunps
sowie ahd. fräscurgit sind bereits besprochen, und ich kann
nun die von Lachmann aus dem ahd. nachgewiesenen fälle von
betontem verbalpräfix im part. mit mehr beweiskrafl anführen;
jedenfalls sind es keine »wunderbaren fehler«, sondern schöne
reste einer altindogerm. accentregel. Lachmann bietet folgendes
gesichtetes material:
Die betonung unseres -»Untertans ist bereits ahd., üntartdn;
dünihnaht, düriAhnoht vollkommen, perfectus part, zu durviir
nügan (got. *pairhnduhan) p. 369; missilungen zu missüingan
p. 374; üntarskeidan zu untarskeidan p. 368. Hierher gehören
auch ahd. antchund expertus, uralt = ae. oreald grandaevus;
und vgl. got. andapahts p. 81; frascm-git oben p. 75 würde
hier eine erklärung finden. Ahd. üntartän und ae. frdcop
sind die beweiskräftigsten Zeugnisse; sie berechtigen uns, für
das got. die betonung von frdkunps — mit vollster Sicher-
heit wenigstens — für diejenigen part. anzunehmen, die sich
begrifflich vom zugehörigen verb losgelöst oder entfernt haben:
ich nehme unbedenklich üswaurhts gerecht, frdwaurhts sündig,
üswiss eitel, üskunps offenbar an. Grenzen, innerhalb deren
man diese betonung gebrauchen darf, werden sich wohl kaum
bestimmen lassen.
Jene betonung /r(iw;a«*rÄfe setzen auch einige ae. stellen voraus;
Sal. 620 hat man aus einem verse zwei gemacht, er lautete
ponne stondaä pä ßrworhtan, pä pe fimedon.
Sal. 76 hat man förworht weil reimwort in forJU ge-
ändert; forworJU = afflictus passt recht gut:
eß reordade oäre siäe
feonda aidor, wces pä fdncorht agen,
seoääan he pces uAtes wom geßlde.
Dabei wäre nur beachtenswerth , dass in ffirworht (für
frdworht, cf. ahd. frdtät) partielle anlehnung an foruyyrcan
vorliegt.
78 F. Kluge,
3. Es erübrigt die frage, wie sich der gcrni. verbalaccent
in der composition aus dem idg., wie ihn das ind. zeigt, ent-
wickelt hat. Das gerni. zeigt eine Unterscheidung von un-
eigentlicher und eigentlicher verbalcoinposition. Diese Unter-
scheidung, wie wir sie etwa zwischen niftgehen, ausgehen,
iibersetjsen einerseits und Über stehen, beschneiden, ertragen ander-
seits haben, kennt das altind. nicht. Gemeinschaftlich ist
beiden compositionsarten, dass das prätlx eigentlich präpositkn
ist; dasselbe gilt von der Zusammensetzung im ind.; während
aber im ind. alle gesetze für alle verbalpartikeln gelten, zeigt
das germ. eine eigenthum liehe behandlung derselben, einige
Präpositionen gehen nie eigentliche composition ein; mip, M
sind im got. immer adverbial beim verb gebraucht, sie finden
sich nie untrennbar mit einem verb componiert; mip gaggam,
mip gcUeipan, fä gal^iipan: fram g(iggan weiter gehen. Sobald
die oben behandelten nomina actionis von solchen unechten
compositis gebildet werden, tritt echte composition ein; zu mip
wiian mit wissen gehört mfpwiss^ gewissen, zu främ gaggtm
frdnigilhts. Vergleichen wir das nhd. nur flüchtig mit einer
älteren sprachstufe wie dem got., so springt in die äugen, dass
das nhd. die uneigentliche composition m weit grösserem um-
fange besitzt als das got. oder ahd.; im got. zeigt sich ufair
nur in untrennbarer Verbindung mit dem verb, das nhd. besitzt
über in beiden arten der Zusammensetzung; bi bei ist hd., das
got. kennt nur proklitisches bi in verbaler composition. Schon
das ahd. zeigt bedeutende abweichungen gegen das got.; im
ahd. (ef. Lachmanns Untersuchung) werden •> int ssi (ent-
sprechend den got. %iZy atid, *ti = du) nur proklitisch gebraucht;
ubar unt<ir durah gehen wie im nhd. trennbare und untrenn-
bare Zusammensetzung ein. Lachmann allerdings behauptet,
»sie würden im ahd. noch nie trennbar vor verba gestellte;
er hätte sagen sollen — selten. Denn wenn er — um seinen
eignen ausdruck zu gebrauchen — im Otf. »sich den accent
von V. übar fuär (III, 7, 20) nicht gefallen lässt, weil P. richtig
ubarf'iiar habec , so werden wir die von Lachmann gering
geschätzte Übereinstimmung von PV. in zwei andern stellen
(V, 17, 25. 35) übarfuar, nbarfuari doch für die richtigkeit jenes
üba}fuar in V. geltend machen müssen. Jedenfalls herrscht im
ahd. ubatfAran (= ae. oferf'dran; im ae. wird ofer nur un-
trennbar comi)onierf) mit der seltneren gleichbedeutenden neben-
Zur altgermanischen Sprachgeschichte. 79
form ubarfuran. Während got. fnürh nur proklilisch gebraucht
wird, finden sich im ahd. und ae. duruh, purh auch, aber
selten, in trennbarer composition, ohne dass die bedeutung ab-
wiche von der im proklitischen gebrauch; Notk. düre skiejsen,
ae. purh feailan, purh wlitan; aber auch ae. purhwddan, got.
pairhsdihwan , pairhgdggan. Auch umbi geht composition
beiderlei art ein ; nur ist volltoniges umbi hinlänglich oft belegt.
Man höre Lachmanns regel p. 369: >vor einfachen verben sind
umbi uridar hintar gegin ingegin proklitisch, wenn der aus-
gedrückte oder gedachte acc. resp. dat. nicht durch das verb
an sich bedingt ist, sondern nur durch die präposition; im
entgegengesetzten falle stehen sie adverbial oder wenn man
lieber sagen will sind mit dem verbo trennbar zusammengesetzt,
also betont; es liegt schon in der regel selbst, dass nach ver-
schiedener ansieht hier beides zugleich richtig sein
kann«; die Otfr. hhdd. schwanken auch hier in der angäbe
der accente zuweilen: umbirttan; ümbiscouwönY,, umHscöuwdn
PY,; umbitM'htaPFV.; ümbithekken; umbihwerban; umbigürten:
ümbisehan; ümbikSren- umbizerbefi PF.; ünibisserben V. Dies
alles lehrt wie Lachmanns worte, dass die grenzen zwischen
eigentlicher und uneigentlicher composition für das ahd. ganz
schwankend sind und sich aus ahd. Sprachmitteln nicht er-"
klären lassen. Das wird auch durch Lachmanns nachweise
über widar bestätigt. In der bedeutung contra ist es pro-
klitisch, in der bedeutung re^o volltonig, aber gelegentlich
auch proklitisch. Im got. zeigt ana beide arten der compo-
sition: Luk. 4, 40 handuns analag jands = Mc. 8, 23 atlagjands
ana (für anorotl.) handuns. Aehnlich faur, cf. Marc. 8, 6 atgaf
hlmbans siponjam seinaim ei atlagidedeina faur, aber Luc. 9, 16
gaf hlaibans siponjam seinaim du faurlagjan pizai mana^gein
und Luk. 10, 8. Daraus dürfen wir schliessen, dass eigentliche
und uneigentliche composition von verben mit präpositionen
urgerm. sind und dass sich kein bedeutungsunterschied an die
doppelheit knüpft. Wie dies zu erklären sei, dafür giebt uns
das altind. eine vermuthung an die band. Auch das altind.
kennt die doppelheit der accentuation ; die verbalpartikeln sind
auch im altind. proklitisch oder volltonig, letzleres im haupt-
satz, dessen verb der regel nach unbetont bleibt, ersteres
überall, wo das verb betont ist. Eigentlich geht das ind. verb
aber gar keine untrennbare composition ein; die verbalpartikel
8() P. Klut'f,
kann beliebig weit vom verb stehen, und wenn sie unmittelbar
vor dem verb steht, gilt sie als selbständiges wort ; nur in den
zugehörigen nominalbildungen (nom. und part.) ist untrennbare
composition. Im gcrm. wie im gr. entwickelte sich aus der
proklitischcn Stellung der pailikel die eigentliche composition,
während jene volltonige accentuatiop der urgrund der hd. un-
eigentlichen composition ist.
Dass der name eigentliclie composition schlecht gewählt
ist, hat man bereits erkannt: das got. zeigt, dass auch sie
durch einfügung und einschiebung aufgelöst werden kann; bes.
tili = ssk. m trennt die sonst untrennbare composition.
Im altind. gilt mit einer einzigen ausnähme das gesetz
(cf. Grassmann Rkwb.), dass ca = und nur nach betontem
Worte steht und dass bei verben, zu denen eine verbalpartikel
gehört, ca als satzverknüpfung stets unmittelbar hinter der
Partikel steht. Die letztere regel repräsentiert das got. in
schönster Übereinstimmung mit dem ind.: djkjt ca tiSthtUi =
»und er ist abtrünnig« und got. ahulistaiidip »und er fallt ab€ ^).
Es fragt sich, ob wir auch jene erstere regel auf das germ.
ausdehnen dürfen und also äbuJhStandip, üzuliqam, dieuhscU be-
tonen UHJssen oder können. Dafür könnten falle sprechen wie
Mc. lü, 8 dizuhpansat zu dissitan. Weit außalliger ist Mc 8, 23:
gatüucasehivi =^ ob er etwas sähe : die mit uh gleich behandelte
fragepartikel u ist eingeschoben und noch ein hioa = etwas.
Diese Stellung, die ganz ungerm. scheint, ist alter rest aus der
Vorzeit. Ich möchte die aufgeworfene frage dahin beantworten,
dass Partikeln, die eigentlich nur untrennbare composition im
germ. eingehen und daher eigentlich proklitisch sind, durch
einfügung von nh, u und nu volltonig werden müssen, d. h. den
aus der idg. zeit überkommenen accent in dieser Verbindung
behalten, während er sonst stets auf das verb übergegangen ist.
Untrennbare composition geht im germ. atid ein, das zu-
gehörige verb hat also stets den ton. Nun beachte man die
bildung der zugehörigen nomina actionis im got.: andbetUm-
*) Diese ind. accentregel beweist, dass Sonne mit unrecht got. uh auf
ein unniögliclies u ca des altind. zurfickführte; uh muss auf grund jener
accentregel unmittelbar aus ca erklärt werden. Uebrigens erscheint im
got. auch »ttt enklitisch: Luk. 20, ifö us-nu-gibi/t /to kaisans kaistwa etc.;
hierin hat das ^^ot. gleiches princi]» wie das gr. mit seinem enklitischen
yv ; altind. »iti ist volltonig.
Zur altgermanischen Sprachgeschichte. gl
dndaheit; andhdfjmi-ändaJiafts; andhäitcmrä'iiddliait; andniman-
dndanumts u. s. w. Also die verbalpartikel ist um eine silbe
länger in der nominalcomposition als in der verbalen. Das
kann nur folge des accentes sein; ända- in der nominalcompo-
sition ist vorgerm. antd; proklitisch erscheint dafür and, Dass
wir zu andpdgkjan sich bedenken, sich erinnern, dndapäkts be-
dächtig, vernünftig als part. mit der vollen, also betonten ge-
stalt des präfixes finden, darf nicht mehr befremden, nachdem
die betonung frdkunps zu frakti/nnan erwiesen ist. Dass das
got. andwairps gegenwärtig ursprünglich das proklitische präfix
hatte, steht mit der p. 84 berührten form des suffixes wairpa-
in Zusammenhang.
Von hier aus gewinnt Holtzmannsvermuthung (AdGr.1,2,55)
einige Wahrscheinlichkeit, wonach das fehlen oder setzen des
stammhaften a oder i im ersten compositionstheile durch
den idg. compositionsaccent zu erklären wäre. Weiter könnte
für diese vermuthung folgendes sprechen. Im altind. werden
bahuvrihicomposita auf dem vorderglied accentuiert; im got.
bewahren die Vorderglieder im bah. -comp, gern den stamm-
auslaut: wairaieiks, ibnaleiks, samaleihs, juggalaups^ satnalaups,
aljakuns, mmakands, *mükam6ds, IcK/gamöds, dwalawaurds,
hrainjahairts. Im ind. accentuieren die determinativa , deren
zweites glied ein passives part., das vorderglied: got godakunds,
himinakunds. Beachtenswerth wäre auch, dass vor suffix düpir
im got. der stammauslautende vocai unterdrückt wird : gamain-
düp8, mikilMpSy ajtikdüps; ursprüngliche betonung des suffix tüti
(täti?) schemt zweifellos.
Der ausgangspunkt dieser Untersuchung war für mich
die oben angegebene deutung von ae. fracop, die ich unab-
hängig von Ettmüller fand, und die feststellung der ur-
sprünglichen betonung zusammengesetzter participia ist ihr
wesentlichstes resultat.
Zum schluss sei es mir gestattet, hier mitzutheilen , wie
zwei fachgenossen, denen ich diese deutung von fracop ge-
sprächsweise vortrug, dieselbe aufnahmen. Der eine gelehrte,
welcher meinen erklärungsversuch mehr vom standpunct der
germanischen grammatik aus beurtheilte, wünschte erst den
nachweis geführt, dass componierte participia die voraus-
gesetzte betonung hätten, wenn die deutung von ae. fracop
annehmbar sein solle. Der andre gelehrte dagegen hatte —
Zeitschrift für ver|{l. SprHchf. N. F. VI. 1. ^
S:2 K. KUiijo.
als ^(imchvurgleicher — in hiiiblick uuf die g;r. und ind. be-
luiiungsvcrliäUnisse nie bo/weit'clt, ditxs im ^oi.frdkunps zu be^
tonen sei. kli thcilo dies niil, damit man dos resullat dieser
nntersuchung nicht als selbstverständlich hinnimmt. Was
Lachmann in seiner werthvollen abhandlung als »wunderbare
fehlere hinstellte, war bisher von denen nicht beachtet, die
germanische Spracherscheinungen mit aussergermanischen ver-
gleichen. Und so darf ich diese Untersuchung als eine er-
gan/ung zu Lachmanns aufsatz bezeichnen.
II. Lautverschiebung in zusammengesetzten Worten.
Bereits in meiner erstlingsschrift QF. 32 und nachher in
einem in PBbeitr. VI gedruckten aufsatz p. 394—399 habe ich
den lauterscheinungen in zusammengesetzten Wörtern, soweit
sie dem Verner'schen geselze unterstehen, aufmerksamkeit ge-
schenkt, lils handelte sich in den dort besprochenen flUlen
um solche erscheinungen, die ich unmittelbar aus den altind.
accentuationsgesetzen ableiten konnte. Nachdem nun dieser
versuch wie es scheint allgemein gebilligt ist, darf ich dasselbe
princip auch auf solche falle ausdehnen, in denen uns die alt-
ind. gesetze über den compositionsaccent (Garbe zs. 23, 500)
im stich lassen.
Das werthvollste beispiel für den accent in zusammen-
»"Izungen liefert unser hd. nwsser: wer das bei Weigand
gegt^bene material durchsieht, dem wird das problem bald
klar si'in. Im altengl. heissl das messer metescaxy was im got.
♦mw/»-mAj! erpt^bon würde. Dem entsprechend hat auch das
as, der FriHrkonh. heberolle \^yl (cf. Heyne kl. andd. denkm.
p. \VX\ vwjMS für 9ii/7-sa.N\ mii-sahs. Dagegen lialte man die
ältesten ahd. formen wi«^mis. me^irahs und me^isahs; wir
werden Si>mit durch die beiden erstgenannten formen auf ein
got. ^iHati'Cahs geführt. Nun lässt sich kein grund einsehen,
weshalb alti^ s in ^ntatisahs im hd. zu r hätte werden können;
ilagiyt^n konnte aus ältcnnn *wati'j:<ihs(m auf allen sprach-
g^^bieten miiti-AiJison worden, indem das simplex "^sahso-n =
kleinem schwort mit seinem tonlosen anlaut einwirkte. Somit ist
*»Hii/f-r<?7»\»fi die ilUoiv germ. form und *wirt//-Aifooti die jüngere.
DiosiM' lall untoivoheidot sich wesentlich von denen, die ich
iVülior hevvotvezogiMi \\i\W\ bei ihnen handelte es sicii um die
Zur altgermanischen Sprachgeschichte. 83
Verschiebungsverhaltnisse im wortinnern: idg. Jcetür als flec-
tierender stamm hat im urgerm. zufolge got, fidur sufßx-
betonung gehabt; idg. Jcäur- oder wohl besser mit Wacker-
nagel zs. 25, 283 ^) Jcetrur hat als erstes compositionsglied auch
im urgerm. stammbetonung gehabt nach ausweis des ae. feoßor.
Das eben vorgeführte compositum ist beweis dafür, dass auch
der wortanlaut im compositum Verschiebung erleiden kann;
das altind. war uns dabei von keinem werth, weil beide com-
positionsglieder dieser spräche fehlen. Das hd. liefert noch ein
paar hierhergehörige falle derselben art; nur einer derselben
ist mit der gleichen Sicherheit wie messer zu beurtheilen.
Ich habe bereits oben p. 70 ahd. gdbissa spreu, abfall,
quisquiliae besprochen und im anschluss an GrafiflV, 177 ety-
mologisch gedeutet; gdbissa schreibt und accentuiert Otfrid
I, 27, 66; die belege aus den bibelglossen bei Graff haben für
das b Otfrids durchgängig v. Wir haben also die doppel-
formen gdbissa und gdvissa^ und diese verhalten sich genau
wie die ahd. doppelformen me^giras und m^^j^scihs. Denn der
zweite compositionstheil ist ahd. fesa spreu, quisquiliae; ga ist
das collectivpräfix , das accentuiert wird wie in den oben be-
handelten got. gama/n, gäbaur u. s. w.; der bedeutung wegen
vergl. auch noch etwa got. gasköki == ein paar schuhe. Hier
interessiert der grammatische Wechsel von gdbissa und gavissa,
der schon Holtzmann AdGr. p. 303 aufgefallen ist. ßsa ahd.
ist vorgerm. *plsä, und gdbissorgdvissa ist vorgerm. *ghaplßjä,
aus welcher form sich lautlich nur gdbissa entwickeln durfte;
gavissa beruht auf neuer anlehnung an das uncomponierte
wort, wie matisaJis für matizahs auf anlehnung an das ein-
fache sahs.
Weiterhin fallt hierher ahd. frdbdli'fravaii = frevelhaft;
der grammatische Wechsel ist kaum anders zu beurtheilen als
*) Dieser aufsatz wird fflr das germ. wichtig, weil er zur erklärung
der genetivform der verwandtschaftsnamen im altnord. verhilft An. mopUTy
föpur u. s. w. kann weder aus germ. modroz, fad/raz noch aus germ.
modriz, fadriz erklärt werden (cf. /utitQog = lat. matris, nargog = lat
patHs); in beiden fällen hätte man im nord. rr zu erwarten, möpur,
fÖPur sind urgerm. modur fadur^ und diese grundformen decken sich gut
mit ssk. pitwr, wdiur. Im altengl. können die genetive modor, brößor
genau ebenso erklärt werden; fOr die seltene nebenform meder hätte man
die erklärung des lat. matris anzunehmen.
6*
S1 F. Kliipf.
iior von ffahlssa-4javism, es sei denn, dass man f'rabali aus an-
gliMi'liuii^ an das oben p. 74 behandelte gleichbedeutende ahd.
/'f»i/>r//f/ iMklären wollte: dann wäre /'rarä// die berechtigte form.
Aul* /woi etymologisch ^än/Jich dunkle worte kann ich
hier nur hinweisen, ich vermuthe bloss, dass es composita
sind, tinde aber keine irgend befriedigende deutung. Ahd.
Irftüiha ■ ^ ae. Idtct'rce, aber nordfries. läsk (mit s gegen
hd. engl, r) weisen auf ein gemeinweslgerm. wort für lerche,
dossiMi laut^H'stalt etwa gel. als *laitvazak6 darzustellen wäre —
un«i das k(")nnte fuglich nur comi)ositum sein. Das schwierige
ai\ fUiH\nio (inmtf ^= |)aradies), dessen bisherige deutungen kaum
lvfrii\)ii:on . scheint nn'r ein compositum zu sein; an ae. neo
{ ^ot. w«iin-) --= der todte könnte es sich anschliessen.
Kin verstecktes compositum, das auch wegen der lautveiv
!5*"liiobuiig von inloresse ist, sehe ich mit Zacher in mhd. eimere^
;\\ui, rimutiia, ae. tcmtjriv, an ,cimyrja glühende asche. Schade
wIk ;ioiit t^ zu an. rimr dampf, rauch; da aber an eine ab-
UMtuti^anf urja nicht /.u denken ist, wird man darin ein dem mhd.
ftk^:?. ^s<ir] funke, aschenstaubchcn verwandtes sehen müssen, das
5« der verbreiloton w/. hs = brennen gehört cf. ae. ysle? ^de?
au. f»>\>. Auch wäre ja aus nord. cimr allein die bedeutung
dtv i'»fAyr\% \\w\\{ :\\ bogroifon: die annähme eines goL ^aim-tc^
^Tklärt un\\\ und lunloutung jener worte am besten.
l\^s u;vi>>"iu» Ih\s;iss unstTc suflixe -^'(Utiii und -tcärfig in den
7>\^'.;rjrst\^vmen rtuS>- : fahU)- und trcrfH>- : icet'do', teardo-,
"vW.N) V.<v« )i^) ^^^'- vor, f'iiltiti- im nord. und hd. : auf dem
^^vy<\; j:vb;oJ *ios jivrm. ist i^ nur als suftix gebräuchlich, und
i«Är^ V^v.v.Jo <'i\\a ,-^n einen wivhs^M //r*/ii//H>-. fVpurf'aldo- nach
rUNvtv \ K :n*A^ derAon, w cim es nii ht näher läge an einfluss
*<<'*< ^' > *'.»J.\>«»^ ■'■,f',»;,f«*« präl, pl. ..u denken. Ausgeschlossen
rs^ ,\N' jtr.vl-.e A';vr.,thnu* ixiv das sutViX wf^i*-. irenfo-; die
i^;v;.- \'\'." >; ^x <v.*v v;:r vi;;ivh ^i.^s jro:. IvriUirt, im westgerm.
^■.".i «/ifW.. «/'/jf/'.?,. N;ii':i vit'm p, Sl iWi.erkteii wäre für got
/rti»///w. ' SS o v* ::^^\^;r4; ÄC>vr.:i'.Atio:^. i?»K.>\3-**vr« >.• wohl denkbar *).
v-.s-.; /wv.. H.i.-$ o;;rks;vj:;;:ia: \erV':r.i?c- -oh mit Vinpa-
^■«. \ •».t,''i-. 1.-V 'V>.%"q^ '. ■•• ,• frv V. -•,■...- V vv>r ■;■■ .■ .v-r/. ar!f!nreit«rt€ni
•■ 1 ■■ '■ 'v- j,-.' ■♦^» SV- -.v,-. ■ : V . t" Aw ,v ;<.-■■ .-."..i^ .-u: y.rif.\ "ä*>. meist
i. *.■.■■.<.•..•.-■..%*. ■,■ »,v'-^ -. .* .■.■?^. ^ jr/'i v.tTiw*j#. ahd.
■^."•11 ■" f I». ('i-i
Zur altgerm aniseben Sprachgeschichte. g5
lied in Hupareis sänger; der bedeutung wegen erinnere ich an
siggwan = singen und lesen; »Ked« bezeichnete vielleicht jede
form gehobener rede.
III. hd. hebend)
Das e des Wortes ist erst nhd.; die älteren wortformen
weisen auf idg. i in der Stammsilbe hin: mhd. biben, ahd.
Üben, as. biton, ae. beofian, an. bifa. Der germ. verbalstamm
ist demnach bibai-. Als nächsten verwandten betrachtet man
gr. (pSßofAcct^ wogegen vocalismus und consonantismus zugleich
sprechen; Ficks europ. bhebh hat weder am germ. noch am
gr. eine stütze. Ahd. bibem, bibes, bibet sind urgerm. bibaind
bibaizi bibaidi = idg. bhibhaimi bhibJiaisi bhtbhaiti; diese grund-
formen enthalten bhi- als reduplication und bhai- als Stamm-
silbe, die der im ssk. und lett.-slav. verbreiteten wz. bhi sich
fürchten entspricht. Im altind. des Rk sind nach Grassmanns
wb. folgende formen der 3. conjugationsclasse belegt: bibhij/dt,
bibhUnna, obibMt, Mbhyat, Die starke wurzelform 6A^ ist also
nur durch das imperfect abibhSt bezeugt; aber bibMmi bibhMi
bibhSti sind nach aller analogie vorauszusetzen. Das e des ind.
kann sowohl ei als ai und oi sein; ei ist der slav.-lett. verwandten
wegen unmöglich, diese scheinen vielmehr bhai (at) als st.
wurzelform zu erweisen. ^Der Übergang des alten st. v. bM-
bhaimi bhibhaisi bhibhaiti in die a»-conjugation (bibein bibSs hibH)
begreift sich also nur aus den starken formen. Auf die Über-
einstimmung von ahd. bibem mit altind. *bibhemi ist freilich
wenig gewicht zu legen; man hält ja das m der 1. sg. in der
schw. conjugation für unursprünglich — wobei man freilich zu
zeigen vergisst, warum grade zwei schwache conjugations-
classen beeinflussung von der starken wi-conjugation erfahren
haben. Dass auch die schw. vocalstufe der \vz. bht vorhanden
war, lehrt das ahd. bibinon beben, das von einem reduplicierten
particip bibfno = bhibMno abgeleitet ist, cf. ai. dattd- zu da
für 'Ud-, jagdhä' zu wz. glws (cf. gr. oxpov = *ghjsöm). Die
erhaltung der reduplication im germ. erklärt sich aus frühem
übertritt des st. v. in die schw. conjugation. Wir hätten
^) Nähere bcgründung des artikels »beben« in meinem etymologischen
Wörterbuch des neuhochdeutschen.
86 F. Kluge.
somit — entgegen Joh. Schmidts abweichender ansieht zs. 35,
74 — auch im europ. ein redupl. präsens von einer t-wurzel
mit erhaltener reduplication.
IV. Etymologica.*)
1. Die von Curtius grdz. p. 366 besprochene gruppe Jid%v^
==^ lat. läna, vorhistorisch laghnä, hat auch innerhalb des germ.
einen sicheren angehörigen: altnord. lagpr m. a lock of wool;
I^P'fiV^'f -Q^pr adj. = with fine fleece, of sheep.
2. Gr. eiUoveg, Curtius grdz. p. 173, hat falls wirklich aus
ishovsg contrahiert ein ganz genaues correlat an altnord. soUi
a brother - in - la w , pl. svüar the husbands of two »sters;
got *swäja, pl. *swiljans; eiJUopeg und swUjans aus 9wdi4me^
Vi'gfüsson vergleicht dem nord. wort das jedenfalls auch ver-
wandte gr. dSXto&; unsere Zusammenstellung empfiehlt sich der
formellen gleichheit der worte wegen.
3. Für hd. hanker = Stengelkrankheit der nelken denk^i
Weigand und DWb. s. v. an entlehnung aus lat. cancer^ cancrem;
auffällig ist bei dieser annähme, einmal dass die entlehnung
schon im ahd. stattgefunden haben müsste — ahd. cancur ist
belegt — und dann dass im lat. Cancer als gewächs- oder
baumkrankheit nicht nachzuweisen ist. Es liegt überhaupt kein
gnind vor, der uns zwingt in kanker ein lehnwort zu sehen.
Fassen wir es als gut heimisches wort, urgerm. kankroß, ao
liegt nichts näher als es mit gr. yoyYQog auswuchs an bäumen
zu identificieren ; bcdeutung und laut passen gut. Wegen des
mitteldeutsch, kanker = spinne, das man früher auch aus laL
Cancer deutete, vgl. Hildebrands feine und überzeugende dar-
legung im DWb.
4. Falls man an der geläufigen Zusammenstellung von ae.
hyse mit gr. xdctg festhalten will, hat man das ae. wort mit
ff anzusetzen. Diese vermuthung wird durch die form des
nom. sg. zur gewissheit gehoben ; denn da das wort als jci-stamm
flectiort, cf. pl. hyssas, so hätte der nom. sg. *hpss zu lauten; hfise,
hysBos sind got. *hunseis, hunsjSs; das a von xac^^ ist daher
nasaüs sonans.
*) Vorläufige verwerthung einiger resultate meines etymolog. wb.
dmi nhd.
Zur altgermanischen Sprachgeschichte. g7
5. Mit as. heian, ae. hcofon himmel steht as. g^an, ae.
geofon meer genau parallel; im got. hätte man nach himins
ein *gimins zu erwarten, und dies giebt uns eine erklärung für
das dunkle geofon an die hand. Im altnord. heisst das meer
geimi, was zu dem gemuthmassten gimins deutlich in ablauts-
verhältniss steht. Falls geofon ursprünglich w-stamm ist, wären
gaimen : gimen die st. und schw. Stammform.
6. Hd. steiss aus mhd. süu^, stiu^, ahd. stiu^ für stitvuT;;
ich vermuthe ein got. steiwats und dies wäre eine ableilung von
einem sttwa = lat. süva pflugsterz.
7. Zu germ. gaizo^ neutr. = speer (an. geir beweist, dass
das r von ae. gär, ahd. g^r ein altgerm. z ist) und lat.-gall.
gaesum — grundform ghaiso-m, cf. altind. MSas n. geschoss —
stimmt gr. x^^^^ hirtenstab; die bedeutungsdiflferenz innerhalb
der gruppe weist auf eine grundbedeutung »stab zum werfenc.
Wegen des ausfalls des s vgl. ausser den geläufigen beispielen
noch ^o/viy speise für d^oa^vf} = ssk. dhäsi nahrung, dovlog
aus doffolog zu altind. ddsd sklave; TgavXog lispelnd (cf. davXog
dicht) für trsu-Us zu altind. trS-td heiser.
8. In einem excurs (s. unten) gebe ich eine liste von Worten, in
denen ablaut nach art von ind. sünus : germ. sünuz, germ. hMie
haut (ae. hyd) : lat. (Mis vorliegt. Dahin gehört auch die diiSFe-
renz von altgerm. Müdö^ laut, zA.srütd- und ssk. QrUta^ xlikS-.
Wie nun im ahd. doppelformen andlidti und ancdüti (Notk. anch
liute Holtzmann AdGr. p, 257) bestehen, so hat auch hlüdo- inner-
halb des germ. eine nebenform mit U; sie blieb erhalten nur in
den eigennamen Luäung und Lothar, ahd. Hludowig und Hlota-
hart, ae. Hlopung und Hlophere; got. *Hlupaweigs und "^Hludor
harjis (Hlupaharjis), Man kann schwanken, ob das part. hier
dem gr. xlvrog, ind. grtUas in der bedeutung (also etwa = KXso-
fiaxog, KlsoffTQaTog) entspricht, oder ob es wie tdüdö- laut be-
deutet, so dass die beiden eigennamen als bahuvrihicomposita
= >lautkampf, lautheer« zu fassen wären. Das letztere erscheint
mir wahrscheinlicher: lauter lärm ist ein wesentliches moment
in den altgerm. kämpfen nach dem zeugniss unserer allitterations-
poesie.
S8 y- Kji:j:«'.
V. Die idg. tcnucs ad?iiiratae im germ.
Vielfach finde ich die ansieht ausgesprochen, dass die idg.
lenues adspiratae im germ. durch reine tenues verlrelen würden.
Da gegen diese altere annähme noch nicht einspräche erhoboi
ist und auch gründliche kenner des germ. sie theilen, darf ich
meine abweichende ansieht der envagung empfehlen, für die
ich eine reihe sicherer und beweisender beispiele beibringen kann.
Bedenkt man, dass die idg. mediae adspiratae im germ.
/.unachst zu tönenden Spiranten und weiterhin erst in histori-
scher zeit thcilweise zu medien geworden sind, so hat man
auch für die alten tenues adspiratae Übergang in die zugehörige,
d. h. tonlose spirans zu gewärtigen. Waren aber th ph kh
so zu ^ X 9* geworden, so mussten sie mit den aus reinen
tenues entstandenen spiranten ^ (f> x^ P f ^ zusammenfallen,
und mit diesen dem von Vemer entdeckten Verschiebungsgesetze
unterstehen: d. h. die idg. tenues adspiratae erscheinen im
im germ. als p f h oder ä t y je nach der Stellung des
accentes. Folgende belege bestätigen diese a priori gemachte
construction, die auf der herrschenden theorie der lautverschie-
bung basiert.
liorm. /ki?wi- sw. verbalslamm = haben ist lat. AaU-;
kJH^Iihai- ist die vorhistorische lautform des Stammes; das k
dts laL Wortes kann nicht auf gh beruhen des germ. verbs
w«Vi^n. Du die Verwandtschaft von habere -haben doch wohl
kaum anzuzweifeln ist, bleibt die annähme einer grundform
IJhiMfff- die einzij:o mi)glichkeit der erklärung. Das gleiche
irill vom pn^nominalstanun germ. hi- = lat. hi-; k^hi ist die idg.
stanuuform.
lioL fi/Ni»i(i aussorgot. fujano (an. ögn), gr. a^vf , laL
fWi«»; dio got. form beweist, dass an idg. media adspirata
«i^oiff» uichl ;.u denken ist : akJkuu) (mit wechselnder betonung
cf. \y \K^) ist idg. an/.usot/on.
IM. Mi»ik/. alhi. iifff/d/. ae. furtil und ssk. fiakha beruhen
tioullioh iriMuiK «nf idg. nokho-, und gr. o-t^vx-^ kann so gut
#♦,^<^ MMU wio IjU. ♦i«i/##ts fiir foi^nc. Das a des germ. Wortes
lvn»h( iUif ^uftKbolouung. Aohnlich beurtheile ich das vei>
hAlhU'.-- \»>u ai\ y/\ ahd. fii)«/ifi wogi^ i-u lat. fim^ci: ae. j(^, got.
wolil »/•«>>. >;ou. ♦«♦♦/^lis. i^l Hiiihu lal, eiwJii isl ww^ci. unthä.
. ^
Zur altgermanischeu Sprachgeschichte. 89
Mhd. hinken = ssk. wz. kJuinj sind idg. kheng; hd. huf,
ahd. huof, altgerm. Mfo- == altind, gaphd-, zd. sa/a huf, erweisen
ein idg. käpho- mit wechselnder betonung. Zu ssk. manthd drehholz
gehört an. möndM m. drehholz; das d des nord. Wortes deutet
auf Suffixbetonung; die volltonige Stammform wäre manp. an.
meipr m. stange und ssk. methi-s opferpfosten beruhen auf idg.
maithis. Zd. zafan mund = g^apJhan ist ae. ceafl kiefer. Lat.
femina und ae. fcemne (got. *faimind)^ as. /*^mwa lassen sich
bei einer grundform phaiminä als identisch ansehen. Aehnlich
entspricht ae. fäm, ahd. /bim schäum dem ssk. phSna; der
suffixwechsel »wo .• no zeigt sich in ahd. bodam, boden = ssk.
Imdhna; lat. spüma durfte doch wohl auf si^öma cf. ahd. scüm
= schäum beruhen. Zu ssk. prthü, zd. prd^ breit stimmt
ausser gr. nXd^avov platte, auf der kuchen gebacken wird
gut das p von ahd. flado, mhd. vlade, nhd. fladen = breiter,
dünner kuchen. Auf die Zusammenstellung von nhd. funke,
ahd. fanco mit gr. (pifr^^v (also wz. pheng?) ist kein gewicht
zu legen. Gr. Xda^ii spott, schmach, falls mit hd. lasier, ae.
Jmktor, an. Ws^ fehler, laster verwandt, steht für *Aax(^r^,
cf. naaxca = nad^(fxco ^), und beweist, dass ahd. lalian, ae. lean
tadeln, schmähen auf einer wz. lakh beruht.
Schwierig ist das verhältniss von ifäXatva^ (palij walfisch
zu ae. hwcel der vocale wegen zu beurtheilen ^) ; wz. k%tml?
WZ. panth gehen liegt vor in ind. path = zd. pai^ weg , dazu
gehört ahd. fanden eilen (got. *funpjan) und ahd. fendeo, ae.
ßpa, got. "^fanpja fussgänger. Ssk. rdtha, zd. rad^a und germ.
rap(h vereinigen sich unter ein idg. rötho-; und es Hesse sich
denken, dass germ. herton herz mit ssk. hrd auf ein idg. kherd,
khrd hinwiese, erhüben nicht die übrigen idg. dialecte bedenken.
Das gleiche gilt vom suffix der Ordinalzahlen: ssk. tha und
germ. do, po (QF. 32, 132) können ebensogut idg. tho sein als
germ. do, po und gr. to, lat. to sich unter ein idg. to ver-
einigen lassen.
Somit bestätigen eine reihe werthvoller und überzeugender
beispiele die vermuthung, dass die idg. tenues adspiratae im
*) Aus *lax(fTti hätte lautgesetzlich nur Haxrri oder *lax^ werden
können, vgl. ttnogf ixTag, mv/^cn. — J. S.
•) Nach J. Schmidt voc. II, 347 sind sie mit einander gar nicht ver-
wandt.
•M) F K li'
pTiii. iliinth .s|iiraiit»-ii prll« '">'.-: ". vi.-:%iM:„ l_^ bislierige an-
imliini', / sei der vertrettr \o:, !i*r. :*. =j:ütztf sich wesentlich
nur /.woi belego aus den i-.-rK-i.ilirifijirr: . die ich behandle,
«»lif» ic'li ilio soristife'en einzelner: fkl-r. a jf denen die ältere an-
nahmt Inisierf, beleuchte.
Das 'ts von got. hatrat^. fnrai^ i, dual. prä«. soll deni
s>k. fhas (Mitsprechen: das Hesse ^ich sich wohl denken, wenn
doni ssk. hhdratha der i. pl. nur auch *l»a!nt und nicht bairip
onlspräclie; thatsache ist. dass im ind. /Aa.« für die 2. dual.,
//mi filr die i. pj. gilt, während das gr. qtgetovj qffcvs in
boi(l('n falh^n reine tenuis zeigt: nur das germ. hat im dual
einen aiulein dental als im plur. Das ist den anhängem der
Alleren theoric unwesentlich. Aehnlich ist auch das oben un-
luMürksichligt gelassene verhältniss von ar. j>rthü breit zu gr.
Ttiatrc un«l an. /latr^).
Der '/weile fall, für den man germ. t = idg. th im sufBx
M In (lios4Mn fallo winl die zusainmenstelluni^ des nord. vocales
ui't:t*n iinsirliiM': dem r des griecli. la, ai entspricht im germ. oZ; für
f>f' tiuiiot sich nllertlinirs gelegentlich ar, aber nie ra. Daher bleibt die
oIm|!o 7iis:unnit>nstonung problematisch. Ueber ar als Vertreter von f
t>;ibrn wir \on nndoror soite aufschluss zu hoffen. Hier nur einige winke,
ob or odor ro als jr«»si't7.1icluM* Vertreter von r zu gelten hat. Osthoff hat
jiln^st jiltnoril. stro/tin», das auflBlIige part. zu serpa, hervorgezogen, um
«»ino niH'hmnIiiro prilfimir der fra^'e zu empfehlen. Zunächst ist die autorit&t
ihrvri rmou m^rd. form wonig überzeugend, weil r zuweilen im nord.
mpt.-)lbovi\ orIfMdon kann: cf. ra$a :~= o^o;, ars und ragr = arg und
mnoibalb doi riMiju^.i(ion muss freta ---- fvrtan iti^^Hv beachtet werden.
7)i<)nn ^p^i^t'biMi oino iran;o voihe isolierter formen für wr, or als verteter
xon i«)^ f lind 's\\;\x formen, in donon die annähme analogischer beein-
llu^Mui^ f.-»«* An!K|rovrhlosson ist. hrrdo- : bordo- = brett sind Zwillings-
toviuni. dir i«h r.i>t*ii nw-ihnc; j\\ wi.fir^k^'prvk^ fragen (cf. /raiAiuifi goL,
fhv,e*'n üh*\.) ^rhc\\\ tho al^liMtnug ftirako -• frage fflr forhsko = pfk^tka
^t-A f v.->*rtV d'.o im tr\l unton iH^bandolton zwillingswörter hurfit- : kmrdi
Ui .'«Vff^v vir.d A\w\\ birr \\rrtb\o]|; oIhmiso alt gor m. Aor«ito* = schnell
{nwA y,h.\ ^fK'V./^ lu ar %v,?,jV. hrA'Mu^r «vleritor: horsko- ist ftrf«to-. Auf-
<'.^)h^vi ^^■4>)«r or.{v)^vwM .im) g<M, />-if>i»4) das ae. formte a5. /ormo. f&r die
An ir.r.t^viv nNriAih<^»^.-«> v.:«hs '/.) drnVon i^' . ^M'Mi'- ist grundfonn, cf. den
MifiV.Ant» .1 1^^\v.■,^;iVÄ^,^ ^-vj, . y^ »'rn ü\\> fvjA - ; jCt, !(»*«•> macht wahf-
ciho.i"i*ii, li oa-^ ^vi •'••»»•j^ Awi ari>br,;;nif Ar. riTjo sUrko vocalstufe be»
\vA'i\ >-«?/» it< ,i?r lA;i^^t^oJ>h*-br f»>ni^. S^Mi^-il ist .■«•, w auch reHreter
v,%v. \,s •.•*". .;,■■. r,^ •1,*-^ viA\V»^\ vi;-. ff fv od^r Vi TS*, l>ani kckmmt. di
V-,": fT^h; <?^'"»/ W'V'^* "... r^ a'J«' x-rviiv^i<^i xv.""*. ' v»*r^ini weisen ist.
Zur aliger manischen Sprachgeschichte. 91
statuierte, ist das suffix der 2. sg. perf.; gr. ^oe, altind. tha
sehen wir hier in guter Übereinstimmung, tha hat allerdings
als idg. suffix zu gelten; aber im got. nord. entspricht t. Nun
bedenke man, dass der bei weitem grösste theil der wurzeln
auf s oder einen verschlusslaut endigt, somit st, ht, fl, pt in
ihnen beim antreten des suffixes nothwendig wurde; denn kfh,
gth, ghth konnten nichts anders ergeben als x^, ht. Nach einer
ungefähren rechnung stehen die verbalstämme auf s und auf
verschlusslaute zu denen auf l m n r und vocale etwa im ver-
hältniss von 8:3; ich nehme daher an, dass von wz. bher die
2. sg. prät eigentlich harp hätte lauten sollen, aber nach dem
muster von last zu lisan, sloht zu slahan, hlaft zu hlifan u. s. w*
zu bort umgewandelt wurde.
Weiterhin kommen nach Grassmanns aufsatz zs. XII p. 106
noch einzelfälle in betracht, die ich freilich nicht alle beseitigen
kann. Grassmann fuhrt ausser den beiden besprochenen noch
10 belege an zum beweise für die jetzt herrschende Iheorie,
wonach den idg. tenues adspiratae im germ. reine tenues
entsprechen. Davon wurde die gleichung an. flair = prthü-s
des vocalismus der Stammsilbe wegen p. 90 als problematisch
bezeichnet. Got. wairpan mit gr. ^7q) (Qln) zu identificieren
und unter ein vorgerm. unrph zu vereinigen verbietet auch der
vocalismus der Wurzelsilbe. Bei y^iipog (tQtnog) netz und got.
greipan widerspricht der anlaut der Zusammenstellung; gr. y
wäre germ. h. Germ, skipo- schiff hat bereits Paul PBbeitr.
VI, 83 anm. auf grund des urgerm. i von gr. (fxd<pog getrennt.
Die ssk. wz. meth auf einander stossen aus mamath zu deuten
und zu got. mötjan zu ziehen, liegt kein genügender grund vor.
Die deutung von an. hvatr scharf aus einer vn. ktoath hat an
ssk. hUhöra scharf und kuthdra axt keine stütze, da sie das
verlangte kw nicht zeigen. Ahd. chalo, ae. cedlo kahl hält
man mit mehr recht für ein lat. lehnwort ^), denn für correlate
zu ssk. khalati, khälväta kahlköpfig. Gr. dtxo/iat mit got. tSka
auf ein idg. cßkhd zurückzuführen, got. mSkeis seh wert zu gr.
fAcixatQa^ wz. makh ((idxofAai), zu stellen, würde ich für mög-
lich halten. Aber auch machen ahd. tnähhon aus einer wz.
fiuikh abzuleiten zwingt uns nichts, da gr. fi^x^^ I^X^W
') Es ist echt deutsch und entspricht abulg. golü. — J. S., s. ztschr.
XXV, 77.
'j'2 ^ Kv.
('lii'iiMf;;iil. ifiiL '/tA. aii«]. i/c/w ^ vi.-iiii.ir'- ^*inu verwandt sein
kann.
Von (irussuiaiiri'^ Jisle biicii'/U -ouii! nur zwei falle als
sliil/.rii iUiv iil\iii'(*ti lliooiif- übri;.': nuni könnte — was meines
wissrns aliiT liislu-r nicht ^'frf-ch».4i».'U i^t — noch folgende zwei
Wfilrn» lällo ln.Mljrin;:(.'n: ahd. .«/'rr. sY«rr nach Fick III, 346
/u ifr. tsi6(fl}oi zacke, ao. ///></ kiesol zu pr. nkivi^og: Fick
liriitrl in liridon Hillon das ^ des ;:r. als entstellung aus d =
^'ri'iii. /. nlnir ^^f^nü^rctidcn ^Tund: auch an idg. th wird nun
niclit nirlir m diMik^^n sein. Grassmann giebi übrigens p. 108
si'll)«T zu, dass di<» ar. tonues adspiratae im germ. zuweilen wie
riMUt* Irnurs JK^liandoll wurden. Die obige liste von etwa 90
brlf^rn besonders ans dem ari>chen und lateinischen beweist,
iIums diese bebandinng die gesetzliche ist; und dazu kommt,
da^s die Iheorii* der Vorschiebung der mcdiae adspiratae zu
s|iiranlen (hese beliaiidhuig a priori erwarten lässt.
\*l. .\eeenl Wechsel in der nominalflexion.
Iin ^vv\\\, \(\AA es oine reihe nomina, in denen die einzelnen
ilialecle abweichend»» verlreler idg. tenues zeigen. Dieselben
hat mau neuerdiii^*^ angefangen zu i^animeln. Norreen hat
jün^.-.t in Paul nnil Urauiu^s beitr. VU und Leßler in der Tid-
?»kult n*Mie l'ol^'e l\\ JSf» mehrere tallo bo?:onder? aus den nord.
^pidcheu an*, licht ^'c/o^'en, eii\zelncs sonst ist bereits von
autlein lithti^ gedeutet worden; diH'h sind schon manche wei-
Icieu bci-ipiele nach/usunnieln.
hie beuvliti^jun^ , iteu acceiit zur erklärung der ange-
de\U\>(eu diüeuMiau 'iKu/ielien, iriobt vor allem die consonan-
li^he deihnalioM Pie \iK*iihs\h aus^'ehendon stumme zeigen
im atlind. um \\\\\\ velten in der tlo\ion accent Wechsel; zu
wKOMi 1 inv"ii-\!i heiv.l Jei' Uv. 'miw^i <&. abor daneben auch
w.vt'/'.>, d^n: bilvlet den i!i-.tr. «tVfv// ■. 5:^-!i. dnhk.l.<: ähnlich
■'■'i*.. Ulli dem \\\ v. **,v.' doM ii'^t-. <n".H,r. ci". Schmidt zs.
\\\. »l *H' li.i! >fi// iiti i;ei». vf-wviis. ?r;j irstr. ^nijßCC mid
••>'■>'' 11'^ h o -..: *i.' V«'. x *;e^;e'i 't. [.•: •■•.■•I«' >. Auf einzelne
< i'iuiu- ul\v! t»i i'i-'i i'U"? J\' :v d..'?' '.•.•j^V'tOrij^cr. aJj. nicht im
IV. .lü .L=iMMi.!». }• 'i hj..i" /.".K-^ lv'e::< !T"i;v\\:esf-ii: j^^imanas
Zur altgerm<anischen Sprachgeschichte. 93
sanimen; der abl. von sä^ia-s alt ist sanat = von alters; cf.
üttara-s und uttarat, dpäkorS und ajmM't u. s. w. ^)
Diesen accentvveehsel dürfen wir für alle declinationsclassen
der idg. grundsprache voraussetzen, und aus ihm können wir
begreifen, warum im germ. einzelne dialectformen in der Ver-
tretung alter tenues und tenues aspiratae nicht übereinstimmen.
Besteht doch schon — worauf bereits Verner zs. XXIII, 119
aufmerksam machte — in einigen fallen differenz der ind. und
der urgerm. betonung; ssk. meid widder = an.meiss; an. hvel
aus hweliwlo-n ist hekro-m (cf. xvxXoq) gegen altind. cakrd-m, vgl.
Bechtel zs. f. d. a. nf. IX, 225. In diesen und ähnlichen fallen
darf man wohl jenen vorausgesetzten accentwechsel zuziehen
um die differenz innerhalb der idg. dialecte zu erklären. Das-
selbe princip wenden — und mit recht — LeflFler u. a. an um
die differenzen in der Vertretung der idg. tenues zu erklären.
Ehe ich die einzelnen fälle derart sammle, habe ich proble-
matische punkte zu erörtern.
a. Gotisches.
Wir haben heute nicht mehr das zutrauen zum got., das
man ihm früher schenkte. Aber gleichwohl war es ein metho-
discher fehler, wenn ich QF. XXXII, 22 den satz äusserte,
wenn eine got. wortform von ihren aussergot. correlaten ab-
weiche, müsse man den letzteren den Vorzug grösserer alter-
thümlichkeit geben. Allerdings stehen wir jetzt got. formen
oft rathlos gegenüber und wissen sie nicht zu erklären. Aber
das got. hat den vorzug der anciennität vor den übrigen dia-
^) Mit dem accentwechsel ist zuweilen auch ablaut verbunden; das
ind. hat in der bedeutung heilbringend, hold nebeneinander gtva- und givd-,
analog dem verhältniss von daru- : dru-. Innerhalb der einzelnen idg.
dialecte bestehen oft differenzen in der weise, dass die eine spräche bloss
die form des typus geva, eine andere bloss die form des typus givä hat;
nur lässt sich nicht immer auch ein gleiches accentverhältniss nachweisen,
obwohl der accent auch in diesen fällen die letzte Ursache der formen-
doppelheit gewesen sein wird. Nicht bloss zwischen den übrigen idg.
sprachen einerseits und dem germ. anderseits, sondern auch innerhalb des
germ. bestehen derartige differenzen, und da wahrscheinlich der »accent-
wechsel in der nominalflexion« damit im zusammenhange steht, lasse icli
eine Sammlung aus dem germ. ui der form eines excurses diesem aufsatze
folgen.
M F- Kluge.
ler:t<!ii, und vielleicht sleckt hinter dieser oder jener dunkeln
laud'orin doch etwas von bedeutun^'. Dies bestimmt mich die
abweichungen des got. von den übrigen dialecten, soweit sie
unter (las gesetz der Verschiebung fallen, hier besonders und
vüllslundig aufzuzahlen.
Kot. €u$ans = ahd. aran.
gol, ausö = ahd. 6ra.
got. rawior = ahd. ror; mndl. ros bei Weigand existiert nicht.
Xol. hasi e=r ahd. here.
;^'ot. kcLsa- = ahd. kar.
Kot. fairena = ahd. fersaiia.
I((>1. /hiutsus = aussergot. /mrzuss (an. fmrr).
g(it. Iwai hat gegen ahd. bere = ae. bcrje eine schöne
l>e«i(iUiKunK ^^n einigen dialectformen, die Weigand anfuhrt:
r!(*v. /m'-m! neben ffcre, neuniederländ. bes; Heyne kl. gramm.
drr aitgirni. dialecte p. 119 führt ein mir unauffmdbares ae.
Ihiso b(H*r(^ an. Jedenfalls ist die got. lautform gut begründet;
für das r von Imtc wäre zu beachten, dass das wort in den
allKcriii. sprachen als zweites composition^lied beliebt war
{üHhuilHisi u. s. w.). Für die übrigen s des got. gegen ausser-
Kol. r ft^hll (^ine ähnliche bestätigung; nur kann für got. aaans
an <lir iilMTrinslinunung von got. asfieis mit ae. esne und ahd.
nsni - • ariu'itiT erinnert werden. Für ausö wäre zu dem
untrii luigeihMitelen noch auf nlul. ose hinzuweisen: im mhd.
bnliMürt un\ or sowohl ohr als nadelör und henkel, handhabe
und in Irl/teron bedoulungen gilt auch die nebenform äse; auch
n<\ rill' und ^v, «i\* htHteuten ohr und ör, henkel.
Mi#/M»/m ((Sal. :i, ;i) neben horrsi*hendeni froda- cf. Holtzmann
AtKir. I». *J7 und Hrauue got. gramm. § 70« anm. 4.
s/iii/ii Kr.stadi* (./fiiNis >7(m/*s : - fiV t« ntffav Mark. 4, 35; cf.
<lii*iijn Taulk. Uijdr. I, IIH)) neben gewöhnlichem stapa-;
iA\'i\\\\ will Nfii/*iN srhroilHMK diKh ist Cosijns deutung nicht
^win^rnd.
i|mN» (n. \A. i/m/»ii umi ijHf^tskaHm^) neben gewöhnlichem j^fidle»-
li. Ilolli-iuann \k 4*J und Uraune a. a. o.
^knh mlrr sUh{m ^x'^^i'n ae. slif\- -- ahd. slidig schädlich;
li't'.liMv M'hliiv<<iiM) sich vielleicht an ^\. drif^^. sieipjan nn.
./.Mf.\i (odi niv*»* ^iMurin^oiMu. i/iin«/«^- of. Vernor zs. 23, 123.
Zur altgermaniscbeu Sprachgeschichte. 95
imup^ir got. gegen aussorgot. navdi-; im got. ist naudir erstes
glied in der Zusammensetzung, cf. Schmidt anzeiger f. d, a.
VI, 126 1).
falpa-, wairpa- gegenüber den westgerm. formen mit d: als
simplicia sind beide adj. ausgestorben, die suffixfunction
übernommen haben; ich denke zur erklärung der dental-
Verschiedenheit an Wechsel des accents je nach der com-
position; cf. p. 84.
hlöpor im Simplex und im compositum, gegen westgerm. blddch;
im ahd, erscheint sehr selten hltcoth; hhläto-m grundform?
büh^^us (aus hührtis) = aussergot. htmgnis hunger (cf. dazu got.
htygrjan),
ganöha- (mit den ableilungen ganohnan, ganohjan) = aussergot.
ganogo-; die got. lautform kann auf einfluss von gandh,
ganauhum beruhen ; cf. jedoch ae. geneahhe adv. = genug,
allerdings mit auffälliger geminirung und ablaut a.
ahana spreu = aussergot. agano; grdf. akhanä nach p. 88.
wrdhi- anklage = ahd. ruog.
Wie viel von diesen got. Wörtern zur annähme von urgerm.
accentverschiedenheiten zu verwerthen ist, lässt sich nicht ent-
scheiden. Zum theil haben wir es mit an. X^y. resp. einmaliger
Schreibung zu thun, und so müssen wir diese falle aufzuzählen
uns begnügen.
b. Altengliscbes und Althochdeutsches.
Die frage, ob ae. nddl mit media gegenüber dem got.
nSpla eine urgerm. form nSdld erweist und ob in ae. mdppum"
mddmas zwillingsformen von urgerm. alter vorliegen, kann nur
in weiterem zusammenhange erörtert werden. Sievers hat in
seinem aufsatz über das nominalsuffix tra im germ., PBbeitr. V,
einzelne punkte behandelt ohne freilich alle Schwierigkeiten za
entfernen. Ich bemühe mich hier möglichst das raaterial zu
sammeln, zumal das was bisher in der frage nicht beachtet ist ;
ich ziehe nothwendig manches mit in die Untersuchung, was
abzuliegen scheint vom eigentlichen theraa; die frage ist so
^) Schmidt hält naupi- für die gesetzliche form des simpIex und naudi-
(etwa wie fadi = ssk. pati) für die gesetzliche form im compositum ; dann
hätte das westgerm. die letztere form ungehöriger weise für das simplex
verwendet.
Ori K. Klujre.
coinplicicrl und so verächicdene ersclieinuiigen gehören zu-
sammen, dass CS unmöglich scheint klarheil in die scheinbare
regellosigiceit zu bringen. Was in dieser hinsieht sicheres zu
gewinnen war, hat Osthoff Plibeitr. VII eruiert: ein über das
von ihm gebotene hinaa«;gchender versuch, den ich selber an-
gestellt habe, hat mir gezeigt, dass wir in vielen fällen nicht
auf beweisbare regeln gelangen können.
1. Grein hrdt im ags. Sprachschatz das ae. seid für einen
verwandten von got. salipicös: sonst wurde er ihm nicht die
grundbedeutung aula gegeben haben; aber in einer dem gel.
salipicos entsprechenden form hätte der mittelvocal, Sievers'
regeln zufolge, kaum ausfallen dürfen. Ferner, was wesent-
hcher ist, ae. seid heisst fast überall sedes domicilium thronus;
letztere bedeutung ist die herrschende; zumal in Zusammen-
setzungen wie hcaJiseUI: dazu kommt nie. seid = sedes Strat-
mann* 49i. seid ist identisch mit seil (ne. settle), in der
bedeutung wie in den lauten: vgl. des lautlichen wegen vor-
läulig bold-hotl. Für seld-sttl findet sich als erstes compositions-
conipositionsglied einmal sepel = ahd. 5wfa/. Ahd. s'e^s^d, goL
sith. ae. sctl können aber ebenso wenig von ae. sepel = ahd.
scdal und von ae. seid als von einander getrennt werden: eine
grundform sttlo- steht für sammtliche formen wegen der ab-
ableitung von sitzen (wz. scd) fest. Also muss tl unter um-
ständen zu pl verschoben werden, und dieses kann wie altes
/>/ melathesis zu W (für Ip) erfahren. Dass pl noch andre be-
handUing erfahren kann, zeigt ae. nuelan aus nuüiljan = got.
HMpIjan und ao. mafHiian (aus fnapltm): zu ae. stapci funda-
mentum = an. shil (cf. Sievers a. a. o.) gehört ae. sttSlan
(cf. frrhjy' ic icillc sttrhui) wie mapol, mcpel zu maJan, Die
annähme, ae. stttlnyrpe wcrthvoll, trefTlich bedeute eigentlich
stehlenswerth. wird man auch als nothbehelf nicht gelten lassen
können: schon Sweet im glossar zu seinem ags. reader ver-
gleicht richtig das ae. sfcdeftrst, Leo übersetzt »passend zum
platz nehmen«, und worauf Körner ags. K^eb. p. 319 hinweist
eine lidschr. der ohronik hat zum jähre 89i> für sMtcyrpe die
Variante sciluyrjw im nie. (Ancr. R, :273) tindet sich einmal
sfahfhtyr]^. und so kann man kaum zweifeln, dass stapto- der
erste tlieil der znsannnensetzung .«//r/trj/r/v ist, die ich daher
mit rr siMuvibe.
Zur allgermanischen Sprachgeschichte. 97
Entstehung von pl aus gönn, tl = idg. dl, wie sie in ahd.
sedal = ae. sepel, seid vorliegt, darf wahrscheinlich auch für
folgendes wort vermuthet werden, wo aber mehr möglichkeiten
der erklärung vorliegen. Sievers lässt ae. ^päll a. a. o. aus spaidUh
entstehen, übersieht dabei aber ae. spdtan (= spaUjan; ein
spaiwcUjan ihm zu gründe zu legen geht nicht an), was auf eine
germ. wz. spait weist; auch ist Sievers' grundform spai-dlo-
aus WZ. s^nw nicht zu begreifen. Man könnte an ahd. spekhal
(aus spaiklo- für spaitlo-) denken; speichcd : spdtl = fnaJud :
niapoL Uebrigens ist späld Elene 300 nicht zu übersehen, wo
Grimm und seine nachfolger jetzt spädl schreiben, für das mir
aber ein beleg fehlt. Metathesis nach langem stammvocal liegt
auch in *n(eld vor, das durch me. nild und ne. dial. neeld als
nebenform zu nddl vorausgesetzt wird. Bemerkenswerth ist
noch der acc. nom. pl. spMlu in Aelfrics Hom. II, 248.
Die Zwillingsformen botl-bold sind sicher anderen Ursprungs
als sctUseld; im ersteren falle liegt nach Sievers germ. badlo-
zu gründe. Nach dem von ihm a. a. o. p. 529 aufgestellten
gesetze hätte er im an. hold zu erwarten. Aber das entsprechende
nord. wort ist ohne frage hol, das Sievers beitr. VI, 566 aus
germ. höulo- ableitet, was mir andere erwägungen unwahr-
scheinlich machen, hol : hopl = stdl : stapl = ndl : näpl;
p wurde in diesen fällen vor Izuh wie in ahd. maJial = ^napl.
Dasselbe lautverhältniss waltet auch zwischen ae. midi und
an. mel = gebiss am zäume; Grein sub midi etymologisiert
mit seiner Übersetzung »mittelstück«, wozu die bcrechtigung
fehlt. Wahrscheinlich gebührt dem ae. worte i, und im an.
wurde ip zu ih und dies zu eh wie lettr aus Uhtr und weiterhin
lihtjif entstand. Also miplo- oder midlo- ist grundform. ae. widl
schmutz ist wohl mit i anzusetzen, daneben erscheint im com-
positum wUbec wie stdl in stSlwyrpe neben stapoL Wie die frage
sich entscheiden lässt, ob urgerm. pl oder dl in den letzteren
fallen zu gründe liegt, sehe ich nicht ; man hat nddl = got. nipla
zu erwägen und weiterhin auch ae. wcedl dürftigkeit = ahd.
wadal; Sie.toepd f. = armuth zeigt gleiche dentalstufe mit dem
hd. Worte. Stratmann* belegt me. wtelde (= ae. wcedl) aus
Laj. 1002; wcedl fehlt im me.; aber das schw. v. wtedlien kommt
vor; einmal dafür auch wceüien.
Weiterhin käme hier noch in betracht, dass auch b eigtl.
S vor l eine Verschiebung zu /*, v im ahd. erfährt; die übrigen
Zoitschrift fttr yorgl. SprAchf. N. F. VI. 1. 7
98 P. Kluge.
dialekte kommen dabei iiichl in betracliL Hollzmann AdGr.
p. 306 bietet das material aus dem ahd.: so gebort ahd. weval
stamen zu weben, wz. tcebh (ssk. vabh, gr. i/y = ubh); got wäre
demnach ivibla-. nhd. Schaufel, ahd. scnvala, das zu ae. seeVl =
sküfla, skübla in ablautsverhaltniss steht, cf. p. 102, gehOrt zu
scJiicben, wäre somit wahrscheinlich germ. skifblo. Dem got.
swiblc^ Schwefel entspricht im ahd. stceval und swänd. Diese
Verschiebung von media resp. tönender spirans zur tonlosen
Spirans hat das beste analogon an ahd. bodam = germ. hiidno-
boden, auf die ich gleich zu sprechen komme; in allen derartigen
fallen liegt kein grund vor, idg. tenuis anzunehmen um die
dialectischen doppelformen aus altem accentwechsel in der
flexion zu erklären.
Ich fasse die besprochenen Schwierigkeiten zusammen.
In ein paar fallen erscheint im ae. dl für altes pl, in andern
tritt metathesis ein zu Id (für //?), ausserdem kann pl zu hl und
weiterhin l mit vorhergehender dehnung werden; dann zeigt
sich eine Verschiebung von tl zu pl, doch bleibt die ältere laut-
form mit tl erhalten. Die frage, ob niMl gegenüber dem got.
n^pla auf eine urgerm. grundform nedid- geht, lässt sich in
keiner weise sicher entscheiden, und daher hat man nddl mit
got. n&pla zu identificieren.
2. Eine gleiche fülle von Schwierigkeiten zeigt sich, wenn
einem dental t d p ein m folgt. Auch in diesem falle ist die
entscheidung unmöglich, ob urgerm. accentverhältnisse die
differenzen innerhalb der dialecte erzeugt haben.
Dem gr. nvd-fujp sollte germ. bödme und westgerm. bodm
entsprechen; dafür erscheint ae. botm, ahd. bodam sowie as.
dat. bodnie, bhudhnö-, bhudhmö- als idg. grundform steht fest;
an eine grundform mit tenuis adspirata des ahd. bodcmh wegen
zu denken macht das ind. budhnd unmöglich. Das t des ae.
botm steht dem von botl durchaus parallel, ebenso das d von
as. bödme dem von as. bodlos. Ahd. bodam weist auf bopmn^
welche lautform auch das me. kennt; vor m (oder vor i» vocale?)
trat wahrscheinlich eine Verschiebung von d zu p ein. Ein wei-
teres beispiel dafür ist das westgermanische wort für athem ; bei
Isidor wechseln ddiim und ädhmdn, und grade so verhält sich ahd.
{itum zu as. ääofn, ae. tepm; altind. ättna masc. lässt ein ur-
germ. edmo', daraus urwestgerm. Sdmu, edm erwarten; Isidors
dh, das ae. p und das as. ä sind Verschiebungen dieses d vor m.
ZuT altgermanischen Sprachgeschichte. 99
Die entstehung von ae. sepel und seid, sowie ahd. sedal
aus seU(h hat folgende parallele. Ahd. widatno = dos, braut-
gäbe (nihd. tvidem) ist ae. weotuina; das lautliche verhältniss
ist das von ahd. bodam zu ae. batm: nur scheint ae. t4?eotuma
urgerm. t zu haben, wenn wenigstens gr. höpa für jiöva zu
vergleichen ist; wUma wäre als got. form zu vermuthen; die
diflferenz von germ. w = gr. v erinnert an ahd. hodam zu ai.
budhnd. Ae. wapum fluctus und die nebenform wapema schw.
m. sind entweder dem plur. wado gewässer verwandt oder zu
an. vcUn (cf. hd. boden = an. botn) gehörig; in beiden fallen
wäre p jüngere Verschiebung.
Eine andre Verschiebung liegt vor in der flexion von ae.
mäppum kleinod, dessen p durch got. maiptns geschenk als
urgerm. erwiesen wird. Die dehnung des p ist regel im nom.
acc. sg. und in der Zusammensetzung wie mäppumgifu u. s. w.
Vor unmittelbar folgendem. m erscheint wohl nie dehnung des
p, sondern nur p und d und zwar erscheint zufolge Greins ags.
Sprachschatz im -nom. acc. pl. 10 mal mäpfiuis und 7 mal
madmas, im gen. pl. 11 mal mäpma und 4 mal mädma, im
dat. pl. 8 mal mdpmum und 1 mal mädmum. Vielleicht galt
einmal die regel, dass pp vor m vocale^), d vor m consonans
stand; jedenfalls ist mäppunhmädmas die wahrscheinliche flexion,
cf. as. mSdam Hei. C. 1200, aber mSdmas Hei. C. 1198. Die
gleiche doppelheit wie mäpmas-mädmas zeigt auch ae. eapmdd-
eadmöd = as. öämödi-odmodi, Isidors 6dhmuotig-diiA. otmuotig.
Hier finden wohl auch Isidors üh-nium und anthrlutti einige
beleuchtung; auch sie haben eine aus d entstandene spirans.
Resultat : alle fälle, in denen dentalstörungen vor m und l
eingetreten sind, lassen sich für den Wechsel der betonung in
demselben stamme nicht verwerthen.
c. Zerstreute formen.
Ahd. liaso hase = ae. hara, ne. hare, Ihr verhältniss ist
ziemlich gleichzeitig von mehreren dahin gedeutet, dass die
form mit 8 ursprünglich den starken, die mit r == j? den
schwachen casus zukam; an. heri muss aus etymologischen
^) Vgl. auch ae. iMdor, gen. tüdres; der nom. tuddar ist etwa 12 mal,
der nom. tAdor etwa 2 mal bei Grein belegt.
7*
100 F. Kluge,
gründen c haben, e wäre unbegreiflich. — Ueber an. heri-hegri
= h(l. lieher, ae. higora handelt Lefller Tidskrifl neue folge IV,
p. 28ß. Dem an. lofji m. ihinnnc entspricht mhd. Iahe m. aus
ahd. *loho; lukofi- mit wechselndem accent ist der zu gründe
liegende vorgerm. stamm. Diese drei iiille haben das mit
einander gemein, dass in — wahrscheinlich alten — n^tänimen
verschiedene stufen in der Vertretung der verschiebbaren con-
sonanlcn auftreten; zur erklarung darf der accent Wechsel in
der consonantischcn dechnation zugezogen werden. Hier findet
auch die diflerenz zwischen got. aiisö und aussergot. auzö die
einzig mögliche erkläi'ung.
Die oben zugezogenen sporadischen beispiele von accent-
Wechsel in der altind. t«-deciination erklären die diffcrenz
zwischen got. tagr (aus tagni wie kaum aus hrnu?) und ahd.
isdliar, ae. tear; das idg. dak^m hatte accent Wechsel in der
flexion. Äehnlich hat das got. und gemeingerm. grundun im
an. die nebcnform grunnr = meeresgrund aus grunptiz. Ein
hergehöriger i-stamm ist got. haürdi- = thür (eigtl. geflecht «=
lat. crätes, wz. krt altind. = flechten) und ahd. hurd (für hurpiry
Im ac. scheint hgrd Genes. 2095 vorzukommen:
slppan nie (Abraham) sc hälga (godj of hyrde frean
fader mines fyrn aUedde
wo Grein die lautlichen bedenken Übersicht, die seine erkläning
vonhyrd als heord macht; hyrd bedeutet hier thür wie im got.,
mit dem es in der media haiirdi- übereinkäme gegen die ton-
lose Spirans, die das ahd. hurd voraussetzt; ein vorhistorisches
kfti' mit accentwechsel ist vorauszusetzen.
Ahd. ädiira adcr = a«:. dära ist im ae. tedr, ddre, tSddre
(Sievers PBbeitr. V, 520); zu gründe liegt eträ^, iträn-- mit
wc»chselndem accent.
Ahd. ruova-nwha Holtzmann AdGr. p. 303 numerus setzt
ein idg. rdpd mit accentwechsel voraus; hierher gehört wohl
auch ae, ruf in Rui. 27
swyli call fbmom secgrof wera
wo Grein fragend aber wohl verkehrt secgrof als fortitudo giebt.
Ind. cakrd: gr. xvxlo- haben im germ. doppelformen ;
rakrti ist hwcuh)- für hwegwlo-^ an. hj6l = ae. htvcci (cf. an. s^&t
--- ae. stcutot), xi'x^o- ist hwehvlih, ae. hivcoliol, hiveci, an. hvä;
der ansatz (^inos an. hvH ist nach einer freundlichen mit-
Zur altgermaTiischen Sprachgeschichte. 101
Iheilung von Dr. HofTory ohne jede berechtigung, da das Stockh.-
Honiil. p. 4P® die länge von hvel zu erweisen genüge^).
Auf an. reyrr tuniulus {ey wegen ^er-umlauts) : altnorw. ros
macht Holtzmann AdGr. p. 123 aufmerksam; räuso, nmssd sind
die urgerm. Stammformen. In der bedeutung receptaculum
hat das ae. heapor und heador; es scheint zu hydan = ne. to
hide zu gehören; ea ist wohl germ. au. Falls aber hea-por,
heordar zu trennen ist, hat man suffixwechsel anzunehmen, cf.
ahd. cwartar, cortar : ae. corpor herde, got. sktüds : ahd.
skuld. — Wegen germ. hlada-blapa blatt cf. Möller beitr. 7, 351.
Got. amlitida' danksagung zu liupa^ lied? cf. p. 84.
Auch bei adjectiven finden sich doppelformen nach gS'vor
fivd im ind. Dem ahd. scelah = ae. sceol (für sceolh) in sceoU
Sged scheeläugig entspricht im an. sJcjälgr, was auf ein vorgerm.
skdko' mit accentwechsel hinweist. Ahd. eivar : eihar amarus
hat Holtzmann AdGr. p. 305 zugezogen; ae. äfor stark, bitter ist
doppeldeutig ; dass adj. auf ro- gelegentlich auch die Stamm-
silbe betonen dürfen, zeigen die ssk. dhtra weise, vij)ra weise,
grdlira gierig u. s. w.*).
*) Bei dieser gelegenheit will ich auf zwei andre nord, Worte auf-
merksam machen, deren lautverhältnisse nicht immer richtig beurtheilt
sind. Dr. HofTory wies mich hin auf zwei stellen von Soederbergs Forn-
gutnisk Ljudlaera: p. 11, anm. 2 wird gezeigt, dass an. rugr, nicht rügr
gilt; fOr das ae. sichert die von Zupitza anz. f. d. a. VI, p. 30 belegte
nominativform ryge kurzes y. — p. 13, anm. 3 von Soederbergs buch
wird gezeigt, dass an. örr (= altind. arus wunde) vielmehr 9rr zu schreiben,
d. h. dass e der germ. vocal der würze! ist.
') In der form eines excurses theile ich mit, was ich an einzelnen
fällen von ablaut im nomen mir gesammelt habe; vielleicht ist die Samm-
lung geeignet in der zwischen Schmidt und Brugman bestehenden düTerenz
in der erklärung von fällen wie do/^og-dämas einige für Brugman günstige
momente abzugeben. Ich gebe in allen zu erwähnenden fällen nur andeu-
tungen. Es handelt sich um entsprechungen wie ind. sünuSt got. günua;
ind. vtraSj got. wair; lat cutis, sAigerm, hüdis (haut, ae. hyd); ahd. toeüa,
ksl. vluna; tSiitni, got. alina (anz. f. d. a. VI, 200). Derartige differenzen
bestehen zwischen dem germ. und den übrigen idg. dialecten in sehr
vielen fäUen. Mir kommt es darauf an, die etwas versteckter Hegenden
fälle innerhalb des germ. zu sammeln. Grerm. nasö-noaö nase (ae. nösu
Sievers PBbeitr. 1, 488). Ae. rador-rodor (rador nur in der Elene?), as. rador.
Ae. scolu-scealu schaar. Altnord, prötttr rand aus pramuz — ahd. drum
säum aus prumus, Gemeingerm, bredo-n neutr. brett (ae. bred, ahd. bret)
— bordo-n neutr. brett (goL baürd, an. borß, ae. bord u. s. w.). Got.
winja f. weide, futter, altnord. vin — ahd. tounnia weide; ae. gefea freude
102 F. Kluge.
Nachträgliches.
1. Ich hätte |). 75 nicht unerwähnt lassen sollen, dass
schon Rieger bei Zacher III, 38G die Beowulfcomposita fdgtfe-
täwe und (jüpifctäwc bespricht und das letzte glied der Zusammen-
setzung getatce (so setzt er an) als identisch mit geahoe auffasst;
gcatice soll eine »transpositionc von getatce sein, »wofür sich
innerhalb des deutschen parallelen finden lassen wordene Zo
einer lautlichen begründung der identität von geaiwe und getäwe
habe ich nirgends ausätze gefunden.
2. Zu den bemerkungen p. 82 f. über den altgerm. com-
positionsaccent fuge ich eine neue bestätigung aus dem nord.
und engl. Altnord, fimhul- mighty, great findet sich nur in
einigen wenigen (6) compositis wie fimbtiUtyr the mighty god,
fiwbul^etr riesenwinter (unmittelbar vor dem weltende). Dafür
erscheint einmal — Völuspä 51 — Pfl- in fiflmegir pl. monster
men, fiends. Von hier aus ergiebt sich eine lautliche dcutung
des bisher noch nicht genügend erklärten fimbul-j das bereits
aus gafdha- — ahd. gifeho freude. Mlid. baat-buost hast. Ahd. waUwuöl
strages. Ahd. balco, as. bako •— an. bjalki, dän. bjäUee balken. As. s&mo
lectus —- ae. scaltna. Got. malma — ahd. as. milm. An. dkhr — ahd. Um.
Ahd. stirz, ae. aieari — ahd. siarz, Ahd. analnUi-analüH (Notk. tmäHmte)
aniliüc Ahd. scüvala — ae. scofl (5 = ii) sdiaufel. Ahd. ^'M — an^g^ß;
uhä. chivar ^ Sie, ceafor: ae.ceor/, kerl —• an.ürcrW, ahd. cAoroI; ae.cecjjfC~
mhd. kivel: diese vier fälle deutet Möller zs. 24, 461 wohl mit unredit
anders. hlüdO' laut — IlliSbdovng, Hlotahari Lothar aus Hlüdo-j BVkpO'^
xlffro-, Ahd. scinco schinken — ae. aceoncGf seeanca, ne. shank — ndd.
strassburg. achunke, Ahd. räwa-mowa. Ae. weoa, mhd. wUea mos — ahd.
mhd. moa. An. dia — ae. idea für idta (also nord. mit abfall des e wie
ssk. amda-i^/uir), Ahd. kreta-hrota kröte. Ahd. brarUbrori, ae. hrtordrbrard
rand aus bratdo- : brozdo^. Dunkel sind ae. gowMn^ ahd. gwomo — ahd.
goumo gaumen ; hd. ratfm-rdm — an. rjömi rahm ; ae. heap, ahd. häuf — an.
höpr; got. scnüa — ahd. aä/; mhd. s/foum-s/rinn. — Hierher gehören audi
einige adjectiva, cf. z. b. ssk. gohhxrd-gcmMSifd tief, geva-^vd hold, heil-
hringend u. s. w. ahd. raak-roak = alacer, mhd. raach-roach bu rado
schnell, also fQr ratako- (cf. an. harakr zu ae. hradüce und löakr schlaff
für ladahh zu lass lässig); an. vanr ^ ahd. giwon (aber asUtDenüw).
Got. dwaU — ae. dol^ ahd. toi (ablaut wa-u). Got. hardus — «^af^.
raudO' : reudO' (an. rjöpr, ae. reod) roth. An. mjükr — ^oi. müka? wt&ka9
— - Got. tioeihnai — ahd. zioene (= itoaihnai); got. -wairfia — ae. «ocord!,
ahd. wart und wert. Got galufa-galaufa kostbar, ahd. gilob, GoL 6aifr« :
bitter = germ. haidro-heiter : ssk. citrd Möller engl. stud. III, 157. An.
bljügr schwach — ahd. blügo adv. = zaghaft.
Zur altgermanischen Sprachgeschichte. 103
Jac. Grimm und Holtzmann fragend an ae. fvfd' anknüpften.
Ar], fifl als simplex hat die bedeutung narr, thor angenommen,
zu gründe liegt die bedeutung riese, ungeheuer, was man längst
allgemein aus ae. fifd ungeheuer — nicht speciell seeunge-
heuer — geschlossen hat ; vgl. auch nord. JywrB a glant, a dull
fellow. Daher ergiebt sich für die bedeutung von fimbtd^^ dass
es unserm riesen (= riesenhaft) in der Zusammensetzung ent-
spricht — eine weitere analogie wäre das altgerm. ragin (an.
regin, as. regin), als erstes compositionsglied = ungeheuerlich,
riesig, gegen an. regin pl. götter. Für die lautgeschichte ist
werthvoli, dass im uncomponierten worte die betonung fimflo-
galt, während im componierten Substantiv eine vom simplex
abweichende betonung galt nach ausweis von an. fimbul «=>
germ. fimblo-. Für das einmalige fifl- der Völuspä könnte
man die ae. composita wie fifd-stream, pfd-w&g zuziehen und
annehmen, dass einige urgerm. composita das erste glied wie
im simplex betonten; vielleicht ist aber fifl-, fifdr hier nichts
als die in das compositum gedrungene form des simplex. Zu-
letzt verdient erwägung, ob die beiden angeführten ae. com-
posita wirklich die bedeutung »flut, woge der seeungeheuer«
haben oder ob sie nicht vielmehr des an. fimbtü- wegen mit
riesenflut, d. h. riesenhafte flut, also unmittelbar mit oceanus
wiederzugeben sind; ich halte letzteres für das richtige: Ficks
germ. i^femfla m. n. seekalb, tölpeU III, 185 ist jedenfalls mehr
als problematisch.
Strassburg, 25. October 1880.
F. Kluge.
Präkrtische miscellen.
8. viddavia ciddavia.
Wir lesen Päiyalacchl ed. Bühler vs. 188, und daher auch
im index, dddaviya = vindsiyaya »destroyed«. Beide codd.
haben vi% aber der herausgeber (s. einleitung p. 17) ist —
mit gutem gründe, wie es zunächst scheint — diesmal von den
mss. abgewichen, weil dddaviya die Schreibung von Henu's
104 ^' ^'<'^^'^clllIlilit.
De<,-f(;aljclasaiiigrulia ist, in dem wegen rmikm* alphabetischen
anorcinung die sonst so häufige Verwechslung von v mit c un-
möglich schien.
Im Setu (s. index s. v. dru) findet sich das wort viermal:
4, 60 heisst es, dass Vibhfshanas gutes urtheil von seinen
genossen, den Rakshasas, uiclit verdorben (aviddaviafn)^)
worden sei, so wenig wie das amrta im mecre durch die gifl-
schlangen; 8, 104, dass das aflfenheer das meer mit unver-
sehrter kraft (amldavia ^ i - vikhamam) überschritten habe;
15,7, dass die äffen unter Ravana'sangrifif einen schwanken-
den tritt (viddiivia^)-pac) angenommen liallen; 15, 71, dass
selbst durch den Ravaiia*s stirn durchbohrenden pfeil ihr
zorniges runzeln nicht vertrieben (viddaviä)*) worden sei. —
Mit ausnähme vielleicht der dritten stelle — wo das wort,
ganz wie vidnäa vidravifa, einfach »fliehende heissen mag —
fallt, wie man sieht, die bedeutung von viddavia überall in die
kalegorie von vinä^iia und wird daher auch von den scholl
theils mit diesem worte, theils mit nahezu synonymen para-
phrasiert; ganz dasselbe gilt von Hdla 88 (»vertriebene). —
Nach der, vielleicht*) richtigen, etymologie der scholl. — die
vidriUa vidravita vidrävita übersetzen — kommt viddavia von
mdru: der anlaut v steht also nicht nur durch den consensos
codicum (auch der bengalischen und telingischen, in denen v
und c nicht verwechselt werden können), sondern auch durch
die traditionelle etymologie fest.
Schwerlich wird, um dem gegenüber Hem/s credit auf-
recht zu halten, einer den muth haben viddavia und ciddavia
für zwei verschiedene und gleich richtige Wörter zu erklären.
*) na vipldvitam^ na vuiä^tam. Scholl.
') akhamlüa, anupahatüf Scholl.
') visatnshthula, skhalita^ Scholl.
*) txjdjifd, R.
^) Möglich ist es nuiiilicli auch, dass viddavia, mit der vor dem caus.-
charaktor paya schon im Saipskyt erschcinendon und im Prakrt ganz ge-
wöhnlichen kürzung des d, von vidddi kommt, das die Scholl, auf drä »kuUäe
gamane€ (cf. Dhp. ^2-1,40) zurückfühi-en und daher mit kutsito bhavaii xmd
vipadyatc erkhiren, und tur das sich aus Setu -i. 29. 32 mit evidenz die
hedcutung »zu schänden werden, versagen« ergiht. — Wie leicht die, ur-
sprfinghch so difTerenlen, hedeutnngen von vidrii und vidrä ineinander
fihergelien können, ersielit man aus der erstaunhchen etymologie Heiii.*8
(I, 107) vidddo = vidrutaU!
Präkrtische miscellen. 105
Wir sehen vielmehr hier — aufs neue, kann ich im sinne der
kenner dieses grammatikers sagen — , dass Hem., obgleich er
als Jaina ohne zweifei eine gehörige praxis des Präkrt besessen
haben muss, nicht im stände war aus der lebendigen kenntniss
der spräche zufälligen mangeln seiner mss. nachzuhelfen, son-
dern gelegentlich ganz gemeine schreib- und lesefehler für bare
münze nahm. So kommt es z. b. auch, dass er für den
Wechsel zwischen cea : ccea, da : ccia — den er fälschlich für
einen willkürlichen ansah — II, 99 als belege so da und tarn
ccea anführt, was doch nichts als schlechte Schreibungen statt
so ccia und tarn cea sind ! Cf. Prdkrtica p. 24 f.
9. nakkhat.
Präkrtica p. 7 und 9 habe ich gezeigt , dass das im Dhätu-
pdtha überlieferte verbum nakhayati »vemichtenc — wie so
viele verba dieser Verzeichnisse — samskrtisiertes Präkrt ist,
nämlich das denominativ xon'^ndkTclia {A\xvQ\i*n(h)akka)=na^hta.
Diese aufstellung hat seitdem zwei schlagende bestätigungen
gefunden. Zunächst ist ihr fundament, der von Paul Gold-
schmidt entdeckte Übergang von sM (durch kht) in Mä, den
ich bereits damals durch das sichere beispiel adakkhu =
adafthu = adrshtvä erhärtet hatte, inzwischen (oben 25, 439)
auch von Jacobi durch das ebenso unzweifelhafte dkkhai =
tishthati weiter befestigt worden. Zweitens hat Hoernle ^) die
früher hypothetische mittelform nukkJia nunmehr in hindi
nakkhai »vemichtenc bei Cand wirklich nachgewiesen.
Demselben inhaltreichen aufsatz verdanke ich das hindi
verbum krakkhai — oder nach dem reim zu schliessen kri-
kkhai — »ziehenc. Da im Hindi bekanntlich ra ri eine sehr
übliche Schreibung für den r-vocal ist^) (cf. krami kritni =
krmi u. dgl.), der im Präkrt a etc. wird, so ist krakkhai
kfi^ der treue reflex von präkrt kakkhat = *kr$htati. Sub-
stituieren wir für die gewöhnliche präkrtform kaddhm ihre
1) A Gollection of Hindi Roots, J. A. S. Beng. 49 (1880), p. 35. 39.
') Diese tbatsache scheint Hoernle, ein so guter kenner der modernen
sprachen er ist, übersehen zu haben, da er aus krakkhai sofort auf krakshyati
und sogar auf ein apabhr. krakkhai zuruckschliesst. Durch sie fällt aber
das einzige handfeste argument für diese auffassung von krakkhai dahin.
mit siclHM'liril crschlüssrnff vorslulV* *katthnt, so verhalten sich:
H'rshtnti : Hafthm : kakkhai -- tishtlmti : rittha'i : cikkhai, =
fidrs/ttva : üdfiUhu : adakkliu, = w^iW«/« ; inittha : ihakkha. =
Inshta :lnftha ^):Iakk}m'^). — Nebenbei bemerkt, erschcinl vielleicht
maiiciioin durch diese analogicn die »ganz verfehlte, kühne und
falsche«'^) ctymologie »////aA-A'/ki/ »begehrenc (ahhilaskaii übss.)
aus *nhhiUuihUiti genügend fundiert, um nicht durch ein blosses
au>rufnng$/eichen umgeworfen zu werden.
Hoernlc selbst, wie ich nicht verschweigen darf, erklärt
dii' von ihm ans licht gezogenen formen ganz anders, nämlich
an^ naiikiihijati und krak^hyaii, also als fälle des »change of
len>e'< und als jiarallelen zu dekkhai, das er mit Childcrs-Pischel
-- ilraks/it/afi setzt. Wer die obige auseinandersetzung billigt
mul mit Paul Goldschmidt und mir dekkhai von *drshtaii ab-
K'itot, muss natürlich diesen versuch a limine abweisen; aber
ich fürchte, dass er selbst bei denen kein glück machen wird,
die in bezug auf dekkhai der futur-hypothese anhängen. Für
dieses vorbum empflehlt sie sich durch mehrere sehr scheinbare
gründe: durch die, in der bedeutung des verbums begründete,
haullpkoit des futurs drakshyaii, durch die verführerische ana-
logio von pali dakkhati, welches in der that präsens und futur
rugloioh istf endlich durch die Wahrscheinlichkeit, dass die eines
alten prasons entbehrende wz. dart; zu seiner bildung einen
excoplionoUen weg einschlage. Nichts hiervon trifft bei jenen
vovbon 7X\\ wie ungeläuflg sind die formen krakshyati und
M S. iii()ic(^ 7\\ Kaipas.. I'aiyal. etc.
M S. iiuicx 7\\ Selu. Prakrtica p. 9.
*) S. PimMioI. tJg.V. K*^\ :ur>. — Nach ihm wäre ahilakkhät vielmehr
-- .1." ?>*M)l.<^,i.t.)'ft. woli'hos vorhum aher (s. PW.) die gänzlich abliegenden
!vi1t",;i'.;nfrn »oihliokon* (.so nitMstonsiK »hozeiclinen«. »berichten« hat
Pisr!',«*- tivilirli mriiit MiVsc boilciitunjjsilifferonz »spielend vermittelnc ni
ki^mii^i. iMilnm IT. srhoinbar auf die Autorität des PW.. dem samskft
\TtlMnii dio l>edeu(ung *soiii au|;onmerk auf etwas richten« im sinne von
»ptwas wüu**^h»M'.« j.i^oliivjM. Hatte er sich die einzige stelle, wo das PW.
;fvr •.■',lvr«<»ts'ur|? ^ibt . angosrhrn ^cino glossi^ Säyana's nämlich: abkisa"
n/i-H^ ■■- nr hfhil fhfi'i piii*f\ ♦ointrtMeu ru einem opfer heisst ein-
i^-M^r: 'TA liinMiik auf oin op!W*V so wilrde er erkannt haben, dass sie
r.7<V,i .Vi» ipuv rüi<»\ handhabe (\\y jene unnu'V liehe Vermittlung bietet.
W V VJiMin wohl die sohoU. nne >o ;hand^ reifliche et\molO|pie verfehlen
i.Vv.^".. w5iv «ie riohi dunMi die iH^hMilungsdiiTeren» absolut
Präkj tische miscellen. 107
iiankshyaii, und für letzteres muss Hoernle, ausser dem vertust
der futuren, aucti nocli Zuwachs der causalen Function an-
nelimen.
Mit recht nimmt bei dieser gelegenheit Hoernle die schon
1872 von Beamcs ausgesprochene ansieht wieder auf, dass der
vocal in dekJcha aus dem einfluss von pekkha (peccha) erklärt
werden muss. In der that, zu welcher der aufgestellten er-
klärungen von dekkhaz man sich auch bekenne, und obgleich
bei allen dreien die entwicklung des e aus r resp. a allenfalls
hingenommen werden kann, das verhältniss von dekkhdi zu
seinem causativ dakkhuvat ist so auffallend, dass man noth-
wendig für die entstehung des e nach einem speciellen
gründe suchen muss. Nun kann drshta lautgesetzlich so gut
dakhha als dikkha werden (cf, dhattha und dhittha = dhfshfa etc.):
von ersterem ist dakkhavat das reguläre causativ, während
dikkha'i und dekkhai rein orthographische Varianten sind, die
sich für das Sprachgefühl zu einander verhalten m^pikkhm
und pekkhai.
10. acchijja'i.
Wenige Wörter haben mir bei der bearbeitung des Selu
soviel kopfbrechens gemacht wie das passiv acchijjat 14, 7:
»Fortwährend liegt der pfeil des Raghuherrn auf der sehne,
und fortwährend ist sein bogen gekrümmt, acchijjat a sarähach
sal^palhaUhant<i-r<xkkhasa'Sirehi maJii, >und mit den von pfeilen
getroffen fortwährend fliegenden Räkshasaköpfen bedeckt sich
der boden.« — Da einerseits die bedeutung »wird bedeckt«
durch den klaren Zusammenhang und die einstimmige tradition
feststand, anderseits keine der zwei möglichen analysen (ä-chijjat,
acch'ijjai) diese bedeutung ergab, beschränkte ich mich im
index darauf, der form einfach die ermittelte bedeutung beizu-
fügen, aber keine etymologie ; vielmehr markierte ich das verbum
acchat, unter das ich sie noth wendig einordnen musste, durch
ein ? als unbekannt und zweifelhaft.
Zu dieser .vorsieht habe ich allen grund mir glück zu
wünschen, seitdem ich den wahren Sachverhalt erkannt habe. —
Wie nämlich die übs. astiryate^) zeigt, war die echte lesart
^) So, ausser KS, auch Kulanätha (Ku.), dessen überaus seltenen com-
mentar zum Setu Dr. R. Mitra neuerdings entdeckt (Proceedings A. S. Beng.
ms S. GoMächmidt.
ftiihijin'i, was Ijokanntlich in alioii iJevaiu'ig. ni.ss. von aochi*
iiiclit zu uiiiLM-.sc'hüidün i.sl *). .So all iiiul so i*cci|»icrt ist aber
in ilicst'ni falle der lesefehlcr //■// für ffh, dass einerseits die
zwei reccnsioiicn U und C darin iibereinslimmen, anderseits
schon die übs. der einen chayä acchulyatv nur ein misslungener
versuch ist, zwischen der entstellten form und dem feststehenden
sinn nach inöglichkeit zu vermitteln. — Diese stelle ist also Setii
oinloihmg p. X bei den gemeinsamen Verderbnissen von RC
hinzuzufügen, acch im index zu streichen, und dafür atthyjcA
s. V. star zu stellen.
Ich darf nicht verschweigen, dass Pischel, GgA. 1880 331,
die mir so lange unbesiegbare Schwierigkeit auf den ersten
blick, und noch weit einfacher, zu lösen vermocht hat. Er
erkannte sofort in acchijjai das passiv von acchai >sitzenc ; hin-
Jitly l.v^)) Ulli] inii der (^rOsstcii bcreitwilligkeit mir verschafTl hat. —
Piesos i<t niirijroiis keine n:anz neue quelle, ila Ku. die von der S über-
sol/to rortMi>ion mumicntiert hat.
*) Per ronfusion von cch und Wi verdanken fast in jeder ausgäbe
i'inos Pkrttoxlos ein paar imaginäre formen ihren Ursprung. So z. b. lies
r.»iyal. ü:X\ ntViUf'hmn für "itham, cf. Setu 12, 67, Hem. II, 21; daselbst 78
Iio< t'nr ftulUucvhatfnm mit A ^tthayam = HaUlävastrteun, also nicht »sport-
iu^ in iho wntor«. sondern »von wasser betleckt«, denn dieses ist, wie
7;)lilr«Mii)«* stolliMi des Setu zeigen (s. index s. v. pabbäia), die bedeutung
\on p<irr«i^4/. rf. auch Hern. I\\ 21. 4-1. — Kalak. (ed. Jacobi ZDMG. 34,
417 IT.) vs. U'» leM'n wir htirti'vU'.-ucchahia-vaccha'yalo »die brüst be-
di't'kt mit |>orlonsrhnuron« . und MCc/inVf/a wird im index erklärt mit uccha-
•!i.'(i. UMS \^oh1 iMu Yorsohon für ucchtidita ist. Des sinnes halber mQsste
iiundo>^(rn« ijriu\-htuiit*i ühorsot/t werden, aber auch diese erkläning be-
frirtii;;t durchaus nii*ht. «la chilia aus chidita nnl>ekannt ist. Nun könnte
lu.m sioh fiviluh auf \\\o in <lon commentar zu Hem. II, 17 so sonderbar
hinoitt^f^i'hrioitt uoti; borufon. dass für tfkua {sihajfita) manchmal ekata
>W\w w.\ro o*i nur nirht ;i1I.-u wahrsobetnlich. dass diese notiz selbst
Awi ;rtw i-v^rf;;H;o]i rwisibon dh und tth l>eruht. Berücksichtigen wir
iMin. i^«s^ t'ii^ui \inii otiHtiM ^ranr ^rleidibedeutend sind und dass R im
S't'.i r^.'Vii.} si^.^r u.rbrLirli mit riiMsf.rfii übersetzt, also als Weiterbildung
^on W.-Vm An«-.rb' (<. indo\ s v. sihno, uote ri zu 4. 3S übers.K und ver-
^b^-b«-:A WM tVn'i^; vvr oh\^c\\ stoUo dos Kalak. die ganz ähnliche Kaipas.
lA \'fV'^Vu;i i'U' i\u\h.- *io bleibt kaum oin /weifel. dass auch oben
■
«i»?rvv<>.? '.;r ;,%s4*v. \<. - \V;r stüvk die mss. dos Hom. zwischen ecM und tth
^sVw.ivV."-. ':o^»:1 .bo \l. Ivi ri*ii'bol: moistons bat der horausgeber im text
,'ji« •. :«i-v^i,i ^v*<v;Vop. ro».j\ oin;obTo iVh^riiTo ^l'f. i. b. FYäkrtica p. 1 ni
Iv'* U. i'i' -.'v. 5w.'lor. tt-.o^l lvji\btij:l : wor.n .»Ivr IV. 17-4 seine lesart
v-^fii.' tvVi i^'i wrt* w\\ flautv , muv« natCniich auch lY. 3äß mit
Pnikrtische miscellen. 109
sichtlich des bedeutungsübcrgangs >wird gesessen« zu »wird
bedeckt« findet er bloss, dass derselbe >von interesse« ist.
11. attai.
• •
Aus Hem. IV, 230 lernen wir den äkrtigana gakadi kennen,
solche wurzeln enthaltend, die im Pkrt den auslautenden con-
sonanten verdoppeln. Die mehrzahl derselben bietet kein be-
sonderes interesse: die Verdopplung entspringt einfach aus der
assimilation des consonanti!fechen präsenscharakters (meistens y,
in sakka'i vielleicht w), des suffixes des ppp. (laggai von lagga),
oder ist ersatz für die nasalierung (maggat^) = mangate); für
einige (sdkkai, naitat) bieten sich mehrere gleich mögliche er-
klärungen *). — Zwei der aufgeführten verba aber, paloUai und
pariattai, fallen zunächst dadurch auf, dass Hem. sie nur in
der composition mit präpositionen kennt : ein simplex lottat oder
aftai(= atati) gab es also nicht. DapaloUai uns hier nicht
speciell angeht, begnüge ich mich hinsichtlich dieses verbums
zu constatieren, dass es in der literatur häufig, und zwar bis jetzt
ausschliesslich in dieser Zusammensetzung, vorkommt, dass der
präsensstamm mit dem ppp. gleichlautend, also ein denominativ
desselben ist, endlich dass, nach der mannigfaltigkeit seiner
bedeutungen zu schliessen (»vorquellen, herumgewirbelt werden,
umherliegen, zurückkehren«, s. note 6 zu Setu 5, 46 übers.),
mehrere verben darin zusammengeflossen sind.
Ich wende mich zu pariattai, Dass es hierzu kein simplex
attai gibt, sahen wir eben; atati musste vielmehr im Pkrt ada?
lauten, was zum überfluss Hem. I, 195 direct bezeugt, indem
er atai als unregelmässige Schreibung für a4(^^ überliefert.
Nach Hem. scheinen also simplex und compositum verschiedenen
conjugationen zu folgen, was bekanntlich auch für manche
andern verba, z. b. für rudhy vesht etc., gelehrt wird; hieran
also wäre kein anstoss zu nehmen. — Um so grössern aber
nehme ich an der seltsamen phonetischen behandlung von pary
vor o. Nur aus dem Jainapkrt — wo bekanntlich viprakarsha
*) Wenn Hem.'s ableilung dieses verbums von wz. mag überhaupt
richtig ist.
*) $iückai = qahioti, oder = gakyati, oder von sakka; natta'i = *fiariatfy
oder von nafta.
1 10 S. Goldichmidt
statt «issiiiiilalioii viel häutiger ist n\? im ciassisehen , s. Jacobi
oben t23, 594 — sind ein paar beispielo^) dafür bekannt, dasB
IHU'i/' nach der analogie von lleni. 11, 107 zu pariy- statt Pßjj'
wird. Nichts derart kommt in der classischen spräche vor;
ilie grammatikcr beschränken diesen vifirakarsha ausdrücklich
auf die mit rya auslautenden Wörter (wie caurtfa etc.), UDd
gegenüber den zahlreichen beispielen von assiniilation wie
IHijjatta, iKijjanta, xHijjavas(i\m^ pojjäa, ixijjai'da, pajjuväsaya etc.
(und anderseits wie pallahka, ])allcUtha, jhiIIihm) ist kein zweifei,
ilai^s skrt jiaryaU in der Mähär. pajjaU (oder allenfalls paUat-)
lauten musste '^). Der hiatus in parirattai ist das deutlichste
zeugniss für einen geschwundenen consonanten, und darum
gibt es dazu kein simplex attdi: Ilem/s etymologie ist also
falsch. — Die richtige liegt nahe genug: pariatfai ist = pari-
vartaie; die sonne heisst Kaipas. 39 Meru-giri-pariaftaya =
IHirivurtaka *) >den Meruberg umwandelnd«, und in Bhagav. II
p. iijl samsdra-kanturam uniipanyattdi >er durchstreift die
wildniss des sawjsära« haben wir nicht mit Weber (p. 270^*)
yat oder at zu suchen, sondern einfach anuparivartate. — Das
verbum atfa'i »umherschweifen« sind wir nun, denke ich,
gründlich los.
Dagegen habe ich im Setu- index ein verbum atfat »ver-
Irocknon*), .schwinden« nachgewiesen*); beiläufig bemerkt, wird
dasselbe von K zweimal mit {-^iishyati und kvathati erklärt: es
ist also nach der ansieht der tradition identisch mit dem von
lleni. l\\ 119 überlieferten attai »sieden«, und in der tliat ist
die bodeulun^^sent Wickelung »sieden (intrans.), durch hitze ver-
gehen, schwinden« durchaus glaublich®).
'^ l%tnyaHUu$umyi'uiiyiu,panythja.panyavaJJa'i^ s. iiidices zu E. Mflller
JliUnrt|>k't. J;uvM Ka1i>;is.
*) Niilurlirli win! »luroh ilios*«» orwil^iin); auch die Pkrtica p. 14 von
mir «otbsl ^i;<^b«?no .iMoitunir von parMthi aus pari t <^^o erschüttert.
OaiuaN 9\^oifo)to ich oIhmi nooli nicht an Heni/s erkhlrung von pariatiaa.
M S« richtig; Jacohi im tmlcx.
*^ «ifffi *(rookon« hat so);.ir oingunir hi ilio Modini i^ofunden, s. PW.
M \^xkynh, kshf{^*itf Scholl. Lot.rtorc< i::t die c\Mistante Obers. Ku/s;
l»^Mdmvh i«! der lotyto res! dt^^ 5h^Iu \\ Itt -i ausgesprochenen zweifeis
hr«rili|:<. ol« Ihm K t:^ :W in dt«m outstoUton pratika adiUumti = kMjfomie
x\nVhrh iifM^ff <tivkt.
*^ Vt:l 9 h. A-tMfA>i*<iM.iNiiA *\««r»ohiion hcrzons:« Har?hac. 142, 14w
- |Mtilhn(;k u.Mtoih l*\%ik
Präkrtische misceilen. 111
Setu 13, 32 lesen wir*) in einer lebhaften Schilderung der
wechselnden Chancen einer schlacht : »Bald nicht stand haltend,
theilwelse geschlagen, zurückgedrängt und entmuthigt, bald
wieder den feind durchbrechend und verjagend — so attanti
die beere«, üeber den sinn von attanti, der sich aus dem
Zusammenhang durchaus nicht ergibt, bestand, wie man aus
meiner note ad loc. sieht, keine feste tradition: atyate balam
der S ist nichts als eine mechanische transcription ins Skrt
unter verzieht auf jede erklärung; R's ävartante^) ist ein ver-
zweifelter versuch, attanti als Verstümmlung von äattanti auf-
zufassen; E's hshiyante endlich »so reiben sich die beere auf«
ist zwar eine durchaus wissenschaftliche, und wie ich glaube
die richtige, erklärung, — da aber die andern nichts von ihr
wissen, kann auch sie nur für den guten einfall eines einzelnen
scholiasten gelten und hat nicht das gewicht einer alten tra-
dition. — Gewissenhafter weise musste ich daher im index
attanti an dieser stelle als dunkel bezeichnen.
Dem Scharfsinn Pischel's dagegen gelang es, auch diesen
knoten glatt zu durchhauen, s. a. a. o. 331: -/^attanti 13, 32
bedeutet »sie schweifen umher« und gehört zu wz. a^, cfr. Hemac.
IV, 230«.
12. WZ. hud.
doda (in äodiyaya = tädita Päiyal. 184) und dhoda (= täday
Hem. IV, 27) verhalten sich zueinander entweder wie j^diaffa
(Setu 6, 31) zu parihatta, apabhr. bhanai^) »sprich« (Urv.
vs. 99) zu bhanahi, padiodana^) (Setu 9, 58 vi.) zu pariholana,
viadia (10, 10 vi.) zu vihadia, ahiad (15, 18 vi.) zu ahihad, etc. —
oder .aber wie chdä zu chdhd ^hi, dura zu cihura, siara zu
gthara, osianta zu osihanta (Setu 1, 40), sunaa dhaniaa *phaiia
zu sunaha dhaniaha (Kälak. vs. 82) phdliha, iarä (Setu 11, 26)
ZH iharä, viasaaiti zu apabhr. vihasanti (Hem. IV, 365), atsarfulhia
^) Nach den lesarten und erklärungen R's.
*) partisparam upary upari patanttty arthah.
*) So lies mit allen mss.
*) Von gholat; die vermulhung eines Zusammenhangs zwischen padi-
odana und äodana (s. Setu index s. vv.) nehme ich zurück. — Was den
Übergang 2 in ^ in padiodana und in unzähligen andern fällen betriflt,
so sind diese zwei zeichen zwischen vocalen gleichwertig und wechsehi in
den mss. beliebig und nach beiden seilen, cf. Setu ein], p. XIX; PischePs
entgegenstehende behauptung (GgA. 1880 p. 324. 335 oben) halte ich für
einen radicalen irrthum. — Dagegen ist es, trotz doana = locana (s. Pischel
in Bezzenb. beitr. 6, 89), sehr zweifelhaft, ob auch anlautend d für 1 ein-
treten kann.
IIJ S. irji'i-«:.(iiiii\ F/.ii;*..-4-i.»^ ra*.-?4'»»il»'n.
/M (titi'* (---/£/<" S*;lii Ik »J^ '.f'.i :* :.im. t-ti_. M: d. h. entweder
hat ufM/a oiii A vliIoi»,!). ij-i.. 'Ll- '. jLi 'lJ¥j'la ist parasitisch.
Knlsclu'iclcn lils.il <'u:\i *{[*•<*: j..' ..i./^i'.- :. ir JurL-h die etymologie
des vitIuiiiis, /u «Il'Ixti aul;!i. Im: .^ v !:■ zLiiiriclist statt der all-
;,M'iiH'iiU'n kalejroiie ^srlilau'- :: ^ -» i-ir- iüdlviduelie bcdcutuiig
kniiu'M iiiiisseii.
SiiUiUJi lifissL LS. ilä-fs «k-i r^i.iv.la. flnirui el et an tcnp losten^)
^'h»i rl I , vajja-m uluujfiatai ^ )-ftha rüi'tii/:hitnjßt.tnf » durch das drauf-
srhla^'cii iniL dem (loiinei-kcil uiitji-54.hQt lorlich festgestellt ist«.
Nai'li der Inidilioii, bc.-oinlL'is IVs*). bedeutet also audd »fest-
srlila;;cMi«, und os ir?l klar, das.s R mit .-•eiMer Übersetzung tiko-
Unut (von hda sfutiltofau Dhp. 3J, 1:!) zugleich eine etymologie
im au^'e liattti — wie mir scheint, die richtige. Alsdann aber
kann von tiiMla, sccundür ähuila, die handgreiflich pkilische
w/. liuda sanujhntc Dlip. :!8, lOii niclil j^elremit werden: der
Dlip. hat das j^^anz und gar pkrtisdie vurbum mit haut und
liaartMi auf^'cnonnncn, und die wz. hud aus ahotlai steht auf
^ItMchcr lini(' mit solchen missbildungcn wie ruksha {slsiii vrksha)
ans nikkhn, wie khai (stall styai) aus sanikM'i, wie die famose
w/. ^sthak »stehen« aus thakkai, etc. Wem fallen da nicht die
kiii'lirnlaltinischcn tbrmen des miltelalters ein, mcstiagium statt
Mtfimiomdirmn, rtiiiirc statt cotisture, etc.?
M PisrlH-Ts iitMioriMi v»»rsiirlien (Bezzeiib. beitr. 3, !i46. 6,91 IT.), sowohl
ilrii iiusi'cill ,ils iliMi i'iiisrhiih von h zwischen vocalen überhaupt zu leugnen,
^hiiiiMp irli nhlil bri. ob^loicb ii'h von ileu neuen ableitungen, die er für
niiir tili. -:i hl iii<<lirr auf (lir.MMii wo^ro iTklurtcr formen vorschlägt, einige fQr
nii^itliib b.illi\ /m (iii>MM) hin^liobcn abloituni^en rechne ich nicht die
\(iii riAiif-.i />Aii/i/iii sihtira, \\i\ dio prolutypen *cikhura etc. canz und gar
r:tiiici«li>;rb Mfiil : tuirb nicht ilio xon sunaha , da päli ^uftaX'Aa nicht für
riiio ;iUii runii. sdiidrrn ITn* rini' rtymolo^izin^ corruption (st. Trenckner
l*:ih iiii^i. :»s-) .11 lutltrn i^t. Da V, es undenkbar fuidet (ti, 93), dass
iMiii-, •^niK.l drii biiiliiN iM riMi^^rude, .Sprache Wni (gelegentlich durch conso-
iMtif»-ni:iii-i-biib «H'der <niflielu\ erhniere ich an franz. ^ra^iiVf — grair —
b/i .»«■•# . f# .i,fi-i f tr,nf triihu\ eto. : an pkrt sioka — thoa — thova^ araka^ —
»•.•v. i'i-'vi, rlr. .\\u\\ mit diT ♦vcr^rri^be^unJr« des h hat Paul Gold-
'.vbiiiiiU <:(biin ls;i di'u iia^i'l auf den kopt* getrotVen; wäre, wie Pis^el
iiit'iiii, Aa. i'f* III K{.'-Y:«.i piiniiu'. so li.'itte es nach einem sehr bekannten
,:i-'.i'io IM dri ^hi*ii(^rii Mjb.'ir. h utM-iIen nnlssen. >Skrt< f7bhara (st) für
••tM' dr- \\A\ ^, AM«di Kill. sl. 'ir.» note) isl vom sell>en caliber wfe
" ' V'.u-M riM i*{i«>.ti*u wird diiivh dnuitW blasen mit knfittehi fest-
" i^':a"..h.% €• tl»V.;..A. .».'.. 'w.tr.'v.;. Kii. \vr,\ /in^pielui!^ auf die Iiekannte
Siojrfr. tioldschmidt.
Latein und griechisch in einigen ihrer
wichtigsten lautunterschiede.
Gewohnt, bei vorgleichung von sprachen zunächst auf das-
jenige seine aufmorksamkeit zu richten, worin sie mit einander
übereinkommen, übersieht man nur zu leicht die oft gar tief
gehenden unterschiede zwischen ihnen, auch selbst sonst nah
verwandten. Es ist nun meine absieht, im folgenden einige
der wichtigeren falle hervorzuheben, wo jedes von dem classi-
schen schwesterpaar in lautlicher hinsieht eigenthümlichkeiten
zeigt, durch welche es von dem anderen part beträchtlich ab-
weicht.
Inzwischen will ich doch flüchtig ein paar besonderheiten
vorausschicken, wodurch sich im gebiete der flexi on zwischen
beide ein nicht unwesentlicher unterschied hineinstellt, oft durch
conservatives festhalten am alt überkommenen dort, und in
folge Verlustes von einstigem oder durch neuschöpfung hier,
herbeigeführt.
Zuerst nun vom nomen.
a) Den numerus anlangend, hat, wissen wir, gleich den
Aeoliern das latein den an sich schönen, wenn schon verstandes-
mässig nicht geforderten, und daher in den jüngeren sprachen
wieder aufgegebenen dual so gut wie ganz landes verwiesen.
Gerettet sind ja nur ein paar kümmerliche reste, wie einige
casus von duo und anibo meist neben pluralen; vielleicht octo,
dafem ursprünglich zwei tetraden bedeutend; endlich n6~s und
v6-8 als aus vto und tfgxa pluralisiert.
b) im gebiete der relationen, d. h. Verhältnisse, und somit
casus, haben gleichfalls bedeutende Veränderungen stattgefunden.
Zeitechrift für rergl. Sprachf. N. F. VI. 2. 8
1 14 A. F. Polt.
Xelinu'ii wir zuvörder.4 den vnraliv. In dual und plural hat
ov im giur/Am indogermanischen .stannno überhaupt keine ver-
IreUiiiij durch eint' bescmderr form, und eben so wenig, als
recht eigentlich per^ünhcher und individueller natur, einige
spärliche ITdlo im sskr. abgereclmet, beim neutrum. Kein
wunder, dass alsdann, im fall des bedarfs, durch den ersten
casus rectus dessen rolle mit übernommen wird. Allein auch
im sg. sexual geformter nomina hat schon das griechische
ebenfalls oft zum nominativ seine Zuflucht genommen und end-
lich das lalein sich lediglich auf einen vocativ für das masc.
in decl. II, z. b. hone serve salve , durch contr. mi filt (st. TÄ)
boschrankt. — Dem Griechen ist der ablativ abhanden ge-
kommen, d. h. als casus, indem ihm für den sg. nur der ad?.
gebrauch in wg, lat. od, s. wf, also wohl neutral verblieb, und
das -^i in advv. avxoifi, rav(pi u. s. w. sich zwar mit der präp.
ablii im lat. i-hi, nambii^s dgl. berührt, ohne sich jedoch, weil
mehr adverbial, damit zu decken. Dagegen blüht nun jener
casus im latein und zcnd, während selbst das sskr. im sg. einen
abl. nur bei der a-decl. kennt, und dessen function sonst durch
den genitiv ausüben lässt. Also, wie im griech. z. b. äno und iS
den genitiv erfordern zum ausdrucke des woher, an stelle des
lat. abl. Wo aber das latein den abl. auch zur bezeichnung
eines instrumentalen womit (im sskr. durch einen eigenen
instr. vertix^ten) verwendet, gleichsam als ur sachliches woraus,
da l)edienl sich der (irieche, wie bekannt, meistens seines
sog. dativs, welcher indess, wo der form nach cig. locativ, z. b.
X(i^i\ d. i. in der band, die Ursache einer thätigkeit als darin
betindlioh darstellt, gegen: manu, von der band aus. — Weiter
hat das sskr. zur anzeige des ruhigen wo (mitunter auch des
erst dem ziele zustrebenden wohin gls. unter vorwegnähme
des künftigen wo. collocare in mensa), ferner in der zeitsphäre
wann, seinen besonderen casus, den locativ. Dem begegnen
wir nun im lat. fast nur in der einschränkung von städtenamen
(Eoma^^ jyraCf xafiai, rnai : AgiigentL humt. domi; Cknrihagmi,
TilmrK fwt: hek, wi: Am), während der sog. dat im griech.
auf kurzes -§ (aus ir st. it\ vgl. s. ta-^nn-in)^ sowie auch wohl
das ]^1nr. -ai dorn sskr. loc. gleichkommen, was von 7 und m
in l. 11. i^vgl. oiVfw, lat. WaI == sskr. dat. fYJ(v#j/a, aber •««•« =a
l<v. tvf') niohl gilt. I\i muss dann, wie z. b. ir ra o7m der
wirkliche dativ (als l>ethciligung) neben dem loc. cV x^'f*» ün
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 115
lat. auch wieder oft zur bezeichnung des wo und wann (gls.
von welchem Standpunkte aus) der ablativ: lioc loco, hoc anno,
in hoc urhe^ Ms mensibas aushülfe leisten. Vgl. Max Rüge,
De ablativi in veteribus Unguis Italicis forma et usu locali, in
Gurt. Stud. X, 382 sqq.
Jetzt nur noch ein wort, betreffs qualitativer bestimmung
der nomiha m'ttelst genus. Vorweg sei daran erinnert: das
latein lässt in deminutiven mit wenigen ausnahmen das
gleiche geschlecht fortbestehen wie im jedesmaligen primitiv.
An sich ändert ja auch der grössenunterschied nichts am ge-
schlecht. Herabsetzung des deminutivs in das bereich des
geschlechtslosen, welche im griechischen und deutschen
so häufig, ist ihm fremd. — Im sskr. wird in der o-decl. das
fem. einmal durch symbolische Verstärkung der in a-s m., a-wi n.
waltenden kürze und zweitens, wie desgl. t, durch abwesenheit
eines s, als üblichen sexual -Zeichens im nom. sg., vom masc.
und neutr. unterschieden. Niemals aber werden nomina mit the-
matischem a als fem., noch je solche mit ä (höchstens solche,
wie ganichadhnä neben dhnia) als masc. gebraucht. Um so auf-
fallender erscheint das beiderseitige gegentheil im latein und
griechischen. In den nachtragen zu meinem Humboldt ausg. 2
ist der fall a-g, ij-g, lat. a m. als auf contr. von ao-g beruhend
beseitigt, und auch für das weibliche geschlecht von baumnamen
auf o-g, lat. ths, zu einem nicht kleinen theile nach IV., in
einer, auf späterer mythologischer verweiblichung beruhenden
anomalie die erklärung gesucht. Seltsam aber bleibt, nament-
lich gegenüber dem latein, welches sich doch, ausser namen
von bäumen, nur wenige fem. auf ti-s II. gestattet, nicht bloss
die, obschon im gründe abenteuerliche, doch ziemlich häufige
Verwendung von subst. auf o-g noch anderer art im griech. als
fem., sondern auch die menge von adjj. auf og, ov. Man hat
hiebei also nur am gegensatze zwischen sexualem und ge-
schlcchtlosem festgehalten, unbekümmert um den Zwiespalt
innerhalb des sexus selbst. Man denke sich nun aber einmal
ein lat adj. auf as, bezc^en auf ein fem. Wie entsetzlich
würden sich darob die ludimagistri empört fühlen, und schreien:
welche unsinnige zumuthung! Und gleichwohl nimmt der Römer,
einzig den acc. sg. sowie n. und a. pl. ausgenommen, an ver-
Avischung sogar jedes gonus-untei*schiedes, z. b. im pari, legens
anstatt kSyt^y^ ovaa, oy^ oder felix, audax, nicht den geringsten
8*
110 A. F. P.ptt.
ansfo-s, der colossakfii vorirrun? ins gesiclit hinein, dass in
«liefern fallen ä, wio son.st nirgends, al- noulralo5 casus-zeichen
im nom., allein nielit minder im ckc. \\) >g., dienen miiss. Tic-
triria arma etwa nafii 11, wie iKisforivius'i^ Es käme darauf an,
ob / vor c in Wahrheit lang ist. Dagegen nun besitzt das
latoin eine menge von adjectiven auf is mf.. v (st. T) n., und
zwar massenweis als possessiv-compp., in denen sich der the-
matische vocal des suhst. zu / abschwächte. Imberbis (barba),
imMlis (h'lUnn), exanimis (anima), cnormis u. s. w. Das ist
jedoch minder auffällig , weil sich kur/es / in betreff des ge-
schlechts ziemlich indifferent zeigt, und daher schwankt z. b.
skr. ons mf., lat. ot75 f., aber a(/»i5, Xntignisxn. Ausserdem ver-
dient eine besondere erinneiung, dass die adjj. auf « im sskr. =
j:r. V durch ansetzen von i im lat. der IV., wohin sie sonst
gehörten, gänzlich verloren gegangen. Also tenn-d-s (s. iann-^,
im fem. tami-s, tanvi, gr. sTa, und, verm. mit f? aus vi, (anAs);
diifris. ykvxvg, äsvxog ohne X; brevis, ßga^vq mit Verlust von
A u. s. w. Vgl. Whitney, ind. gramm. § 344. — Auch in der
wähl der zweierlei arten von steigerungstufen zeigt sieh
ein merkwürdiger unterschied. Was nämlich im sskr. als tara,
superl. iama, im griech. «^o, aber im superl. xaxo^ die regel
bildet, wird im lat., z. b. dc^-fer, de.v-timuSf dl-ter, exteri und
deutschen itu-<hrr, vor-dcre, af-fer, dnoitfQog, goth. af-tunia nur
mehr ausnahmsweise gefunden. Umgekehrt haben die im sskr.
und grioch. nur auf einen engeren kreis beschränkten iy€i(n)s,
ish'flia, \:\\ ioy(cK itr-ro, im goth. im (-er), ists (-este) und im lat.
ior. iif.<. superl. nicht mit dem ordinalsuff. tlia, sondern mit dem
indisrhon Uwm hinter dem zu k< verschrumpften compar. is-simo
(."^N< <t. s-/) jene!i kreis durchbrochen und weitaus überwiegend
die mohiTahl an sich gerissen. — Im lat. kein artikel.
\unniehr zum verbum. Da hat also a) das latein nir-
jjxMuls mehr ein gegenslück zu griech. imperativen auf -^«,
«. ittf (/jf). Selbst f's. iss, was Benfey als einziges Überbleibsel
—- s. ad-dhf beansprucht, miVhte versagen, b) medium
und pi^ssiv, wolehes im griei^h. rücksichllich der endungen zum
s<kr. stimmt, hat der Homer als tinitum eingebüsst, und, wie
\\\v \\\\}i\ durch rellexiv-formen fr aus »V; ersetzt. Dann sind
cw.u" Optativ -formen, die mit griciinschen und indischen
\|s^Sv\?lalis) »itinnnen. vorhanden, allein in der anwendung ver-
«^hitNten. ANo .Wm» aus .f*Vw. fv/if», rt/wM, auch in I. amem.
Latein u. griecb. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 117
werden syntaktisch völlig wie wahre conjj. legam, legäs, Xiyao,
tjg gebraucht. Und der möglichkeitsmodus leges = Xiyoig mit
gefolge verstieg sich in das futurum, als tempus auch der
möglichkeit. Von etwaigen »unächtenc conjj. des sskr. im
griech. und lat., hier z. b. angeblich ero trotz u in erunt, anders
als legerint, bei Brugman, morph. unters. III schweige ich. —
c) finden sich nicht minder auf dem gebiete der tempora be-
deutende ab weichungen. Das latein entbehrt nicht der redupli-
cation im verbum, wiewohl nur noch in massigem umfange,
allein die augmentirten tempora gehen ihm ab. Als im-
perfect sind nur zwei formen in Latium vorhanden. Nämlich
Sram und in III. (legjibam. In letzterm suche ich, unter ab-
weis von itvffx^fjv u. dgl, woran andere denken, das sskr.
gunirle imperf. a-bTuiv-am, das sich etwa mit dem e von leg-e
verband und so noch vielleicht durch contraction verstecktes
augment enthält. Das lange a in legebas, legebämus u. s. w.
aber könnte sehr wohl folge der zusammenziehung sein, nach
ausfall von v, wie in amarunt u. dgl. Schwieriger wäre ^ram, das
sein augment eingebüsst haben könnte, allein rücksichtlich des
langen a in er äs, erämus aus aller analogie herausfallt. Am
nächsten käme wohl stiv 1.; etwa faq ion. 2.; bijv^ auch ^tjv
(v ephelk. f. erat) und ttsav st. iitsav, erant. Jedoch ist in li^v
selbst das tj hinter vermuthlich ausgefallenem a nicht leicht zu
verstehen. Dem indischen imperf. äsa^n entspräche wohl am
besten lov^ wo nicht, vor der üblichen Wandlung des a vor nasal
in ö, ^v. Aber ^a, ia sehen aus, wie s. perf. äsa, zu welchen
dann ijsv sich verhielte, wie yiyQafs : yi^gatfa. Rein äusserlich
genommen fiele eram, er äs ab, wie der conj. legam ^ äs, oder
von 1. sg. abgesehen, amäs u. s. w. — Vom aorist finden
sich im latein nur spuren. Curtius stud. V, 429. Das sigmatische
perf. darf meines erachtens nicht mit dem sigmatischen aor
im griech. in vergleich kommen ausser dem umstände, dass
natürlich beide präterital - formen des verb. subst. ihr dasein
verdanken. Im latein hat das perfect die rolle des fehlenden
aorists, d. h. erzählenden tempus, mit übernommen. In unserm
deutsch aber ist merkwürdiger weise der syntaktische gebrauch
des einfachen prät.', d. h. der form nach perf, solchergestalt
verschoben, dass es, unter ausschluss gerade des erst wieder
durch Umschreibung neugewonnenen perf., des griech. imperf.
und aor. stelle vertritt.
Hb A. F. Füll,
Noch sei eines grossen vui'zugi*s gedacht, dessen sich
das griechische zu berühinen hat, wogegen sich seine italische
Schwester in bedeutendem nachtheil beHndet. Das ist, wie über-
haupt in der Wortbildung die grosse gewandtheit und fülle,
wodurch die Griechensprache sich auszeichnet, so im besonderen
ihr reich thum an schönen compositen, noch abgesehen von
präpositionalen , gegen die dürfligkeil des lateins in dieser hin-
sieht und die zu äberschwenglichc jagd nach sesquipedalia verba
(coniposita) im sskr.
Allein jetzt ohne zögern zu dem in der uberschrifl ver-
kündeten thema.
Bekannte sache ist, dass mit nichlcn in allen sprachen das
inventar ansprachlauten sich überein zeigt. Vielmehr besitzt
deren die eine spräche in ihrem alphabete, welche (und so
verhält es sich manchmal mit sonst ziemlich landläufigen, wie
l, r, f) der andern ganz und gar fehlen oder doch nur an
gewissen stellen des Wortes geduldet werden. Und gilt das
nämliche ja von lautgruppen, gegen deren einige sich dieses
oder jenes idiom, oft bis zu völligem verschmähen, spröde er-
wxist, wähi'end hinwiederum andere die gleichen, vielleicht selbst
mit grosser Vorliebe, verwenden. Man nehme beispiels halber
im engl, lg am wortende zu ow auseinander gezogen: hMows^
bälge, al)er io hellotv, blöken (niederd. bölken); hiUow (nd. frtil^e);
faUotv (fclgc%\)\ follow und dazu wohl fdlcto {ygl gefolge); gaU
lows; willotc {mhA. wilgc). Und für r^: borrow, marraw, wrrow^
aber auch farrow ferkel, fwratc furche (porca). Wahrscheinlich
-mittelst eines Überganges von gutt. zu lab., vgl. sparraw, goth.
sparva: inlliHc, pfühl, aus lai. 2>idV'intiS, als culcita plumea,
durch metath. und v für m, aus pluma, ilaum ; faUow falb, frz.
fhuve. Wif^ow, etwa wind-auge trotz eye? Wenigstens s. gar
vaksha ein rundes fenster, wie oetiil-de-hocuf.
Sogar aber sonst eng verwandte sprachen, wie das clas-
sische scinvcsternpaar, offenbaren in diesem allen, bei mancherlei
sonstigem traulichen zusammengehen, nicht wenige entzwöungen
unter sich, zumal im gegensatz zu anderen idiomen. Lat. kein v, (•
Und anderseits erhallen z. b. die griechischen mundarten durch
lautbesonderheiten eine eigenthümliche farbung, und namentlich
bei zeitweilig kunstvoller Verwendung in der poesie ein wohl
zu beachtendes timbre, was, zumal in ihrer gesammtheit, zur
zeit, wo jene vom munde lebender erklangen, noch einen ganz
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 119
anderen reiz und eindruck auf ohr und geinüth der hörer ge-
macht haben muss, als von uns, bei bloss schriftlicher Über-
lieferung, gefühlt werden kann. Gedenken wir nur hiebe! der
in unserem eignen deutschen Sprachgebiete üblichen volks-
mundarten.
Wohl lohnt es der mühe, sich einmal dergleichen durch
einige beispiele zu klarem bewusstsein zu bringen. Ist ja durch
die elgenthümlichkeit der laulgeslaltung, welche natürlich nicht
mit dem blossen lau tbest an de und statistischen verhält-
niss der einzellaute in einem sprachidiom (etwa überwiegen
von a gegen i, u im sskr.; oder glelchmacherischer itakismus
der heutigen Griechen) allein erschöpft ist, dessen Charakter,
das heisst zumeist, indess nicht ausschliesslich von der ästheti-
schen Seite, jedenfalls nicht unwesentlich mit bedingt. Es
leuchtet unschwer sein: auch die Stellung der laute gegen
einander und ihre Verbindungen in ihm verdienen die gründ-
lichste beachtung.
Schicken wir aber, bevor zu unserem eigentlichen vorhaben
geschritten wird, ein paar, Friedr. Müller, grundriss der sprach-
wiss., bd. II zu anfange entnommene bemerkungen voraus.
Ihm zufolge nämlich »kommen in den polynesischen spra-
chen diphthonge nicht vor; es ist also bei zwei auf einander
folgenden vocalen jeder vocal getrennt von anderen zu sprechen«.
Nicht zu reden von diphthongen und triphthongen im auslaut,
z. b. tönend KA2f, gesteigert KIAN; dumpf KU AN, gesteigert
KlUAN^ Endlicher gramm. § 78, welcherlei das chinesische
genug zählt, entsinne man sich nur der schönen, und durch
farbenreiche abwechselung wohlthuenden menge altgriechiscber
diphthonge, welche, zum theil auch im älteren latein vorhanden,
später darin allmählich wie mit dem schwämme weggewischt
worden.
Ja noch um vieles schlimmer hat mit dem reichthum des
vocalismus ihrer hellenischen vorfahren die 'Fcofia'ix^ gewirth-
schaftet, indem sie nicht nur i^ und t;, sondern auch die vor-
maligen diphthongen £^, o$, vt zu eintönigem t nivellirte, nicht
zu reden von anderen neuerungen in der ausspräche. Wäre
nicht ein, freilich übelverstandener Patriotismus mit im spiele:
da müsste man sich höchlich wundern, wie noch jüngst
(Leipzig 1881) in einer schrift: »die ausspräche des griechischen«
ein gelehrter solchen ranges, wie hr. Ran gäbe, dem längst.
120 A. F. Polt,
und zwar mit recht, niedergestreckten Reuchlinisnius wieder
auf die beinc zu helfen den versuch machen konnte. Dieser ist
denn auch, was für jeden unbefangenen vorauszusehen, niiss-
lungen, und in so ungläcklicher weise misslungen, dass der zu
gunsten seines dienten angetretene beweis, auf den wahren werlh
zurückgeführt, fast ohne ausnähme zum vortheil des gegners aus-
schlägt. Es ist hier nicht der ort, auf viele einzelnheiten wider-
legend einzugehen, was sonst nicht allzu viel Schwierigkeit machte.
Wie kann man aber allen ernstes glauben, im jetzigen griechisch
habe sich noch auch nur die etwa vor zweitausend jähren bei
den Griechen gültige ausspräche unverändert erhalten? Das
hiesse also ungefähr so viel, als wenn die Italiener uns, gegen
alle Sprachgeschichte, einreden wollten, ihr gegenwärtiges idioni
unterscheide sich in laut und sonst von der spräche, wenn auch
ein wenig der des Romulus und Remus, doch so gut wie nichts
des Cicero. Ausserdem, um nur bei allgemeinheiten stehen zu
bleiben : wie ist es menschenmöglich sich einzubilden, in Wider-
spruch mit der alten, natürlich doch nicht auf bloss graphischer
narrethci beruhenden Vielfältigkeit der Schreibung, sei damit
doch immer das eine # gemeint — der ausspräche nach! Es
scheint, hr. R. habe von der Sprachvergleichung nicht die
geringste kenntniss genommen. Die hätte ihm allerdings auf
schritt und tritt unbequem werden müssen. So steht er noch
auf dem paradisisch unschuldigen Standpunkte, als hätten die
Römer durch >entlehnung« ihr idiom aus dem aeolischen ge-
schöpft (vgl. s. 11. 12. 24. 31), so dass das verhältniss der
beiden classischen sprachen zu einander aus einem schwester-
lichen, was es in Wahrheit ist, zu einem des Hellenenthums
als angeblich mutter vom latein verdreht wird. Daher dann
das misskennen der Unmöglichkeit, als hätten von uralters her
die endvocale z. b. in /Jyst, tj, oi überein gelautet der doch so
noth wendigen modal -Unterscheidung (lat. legit^ at und fut. et,
alle drei vocale gekürzt aus sskr. a4i, äti, S4) zum trotz. Auch
überkommt hrn. R. selbst doch s. 23 ein bedenken in betreff
des nicht bloss >unbequemen€, nein widersinnigen »gleichlautesc,
welcher den alten pronominen ^ftstq und vfABlg, also imis, an-
gedichtet wird. Als ob diese nicht in sskr. asniat, yuskmat
wurzelten und darin ihre erklärung fanden, wonach jenen durch
assimilation entstandene formen, wie äfAfAsg, infA€g'{\eizieres indess
nach aeolischer weise ohne asper), zum gründe liegen. Hieraus
Latein u. griech. in eini|^en ihrer wichtigsten lautunterschiede. \^l
erhellet genugsam, dem 17 in ^fisig gehe dor. a (nicht umgekehrt!)
voraus, etwa wie nach jetziger ausspräche von a in engl. are.
Dass aber langes a und 17 unmittelbar in einander übergehen
könnten, bloss aus mundartlicher laune, urspränglichkeit der
ausspräche von ij als i vorausgesetzt, — credat Jadaeus Apella.
Aber der asper in v(A€tg (nicht so der ihm bloss nachgeahmte
in ^fjisig) hat als Stellvertreter des cons. jot, wie andere male
eines digamma oder er, etymologischen werth, und, wenn jetzt
die schon im acolischen vorkommende psilose sich allgemein
geltend gemacht hat, so vergleicht sich das dem verstummen
des doch im latein nicht für die langeweile dastehenden anfangs-A
in den meisten französischen Wörtern. — Weiter wird an unseren
glauben die harte zumuthung gestellt, die hinten mit v ge-
schriebenen diphthonge av, €v, fjv seien schon im alterthum
eben keine diphthonge gewesen, sondern av, ev, iv und vor
harten conss. mit f gesprochen. Der name des apostels Jlavlog
wird uns freilich schon von Ulfilas als PavltAS, wie russ. Pdwd\
überliefert. Ob jener aber schon bei lebzeiten so hiess, ist nach
dem lat. paulus, paucus (sicherlich doch nicht pafkus) ganz
ausserordentlich zu bezweifeln. Und mit welchem rechte stände
dann z. b. in vsvqov der circumflex, wenn nevron gesprochen?
NsßQÖg wie vsaQog mit ß (sprich b) aus s. nava. Des digamma,
sicherlich doch wo nicht völlig, doch nahezu von gleichem laute
mit lat. Vau (eig. wau), das man ehemals so wenig als jot von
den entsprechenden vocalen U und I in der schrift unterschied,
gedenkt hr. R. kaum, und doch hat dieses, ehe man im griechi-
schen dem hiatus thor und und thür öffnete, als hemmniss
gegen diesen, also zwischen vocalen, eine grosse rolle ge-
spielt. Vor consonanten erhielt sich der diphthong, wie auch
im auslaute. Also z. b. vavg (s. näus), vt^vg, vavüi (s. nmsku\
vijvifij Zbv, wogegen vor vocalen eine dem lat. nävis = sskr.
gen. näv-ctö entsprechende, nachmals durch wegfall des conso-
nantischen elements getrübte Veränderung eintrat. Wann
damit angefangen sei, vavg und ^171;; ^^s und nifs, wie
jetzt, zu sprechen: weiss ich nicht. Schwerlich aber hörte der-
gleichen das athenische volk schon vor der redebühne eines
Demosthenes aus dessen munde. Auch sprach dieser zuver-
lässig noch nicht ß wie deutsch w aus, was nicht nur das Vor-
handensein von digamma daneben, sondern seine stelle in dem
von Phönicien überkommenen aiphabet (nicht toitä) mehr als
iii A. F. Polt,
nöthig beweist. Gr. JT als ursprunglicher 17-laut vertrat auch
bei cer, t^v^ av^ ja ov (was gewiss auch mehr diphth. war, als
lediglich langes u) um so naturgemässer den zweiten platz im
gemisch, als noch das gefühl dafür lebendig war, das vau,
hebr. i, sei eben die consonantische seile vom 17, welche sich
noch gelegentlich zwischen vocalen als digamma behaupte.
Ich breche hier ab. Mir schien es bloss gerathen, später-
hin, wo vom griech. vocalismus die rede ist, vor angriffen sicher
gestellt zu sein, die man etwa dem itakismus entnähme. Viel-
leicht leiste ich auch denjenigen einen kleinen dienst, welche
neuerdings den griechischen vocalismus, d. h. nach erasmischer
ausspräche, zu dem ursprünglichen unseres Stammes zu erheben
den muth haben. Mit letzteren mich hier auseinander zu selxen,
bedürfte es eines weitaus breiteren raumes, als ich mir zu
meinem gegenwärtigen zwecke gestatten dürfte.
Dann femer, welche übertriebene duldsamkeit gegen hiaten
im polynesischen, derart, dass zum öfteren fast nur aus vocalen
bestehende Wörter, dergleichen hooiaiaia, »beglaubigte, sich fast
wie die ersten, noch unsicher tastenden sprachversuche des
kindcs ausnehmen! Uebrigens eher ein dem zahnlosen alter
vergleichbarer zustand, durch allzu trägen ausfall von conao-
nanten aus dem wortinnern herbeigeführt, durch welchnlei
sorglose Verunstaltungen viele Wörter, offenbar nicht in be-
neidenswerthestcr weise (man denke auch hier wieder an das
diinesische) zu schwer begrifflich auseinander zu hallenden
homonymen herabsinken, — dem allerverschiedensten Ur-
sprünge zum trotz und ungeachtet des entlegensten sinnes. —
Und dagegen nun das sanskrit, welches in nach vedischer zeit
nur äusserst spärliche beispiele von vocalen in unmittelbarer
reihenfolge, auch selbst nicht in dem Intervall eines vocalischen
Wortschlusses und eines derartigen Wortbeginnes dahinter, ge-
stattet. Denn dem indischen olu*e erklangen da hiaten so über
die manssen widerwärtig, dass man sie fast ausnahmslos, sei es
durch cHsion, contraction und krase, oder durch Umbildung Ton
vcKalon zu entsprechenden mitlautern (jot aus t, S, di; vau
aus fi, ti, tfu) beseitigte. Uas letztere, auch den classisch ^rä-
chen zuständige nuttel (z. b. lat. diluviumy fiuüius, alt fwd; iäs,
bi^vis, moirth m4(us: criroo, caufH^: favor. fanstus und sonst) ist
aber grösslontheils wieder verscherzt, z. b. pctü^ adieratf und
contr. fkimiM. Zumal im griechischen, welches leichtsinniger
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. ]23
weise, gleichwie durch niederrelssen zwischen vocalen auf-
gerichteter Scheidewände (jot, digamma und signia), erst wieder
hiatcn schuf, und so, wenn man nicht die in folge hievon ent-
standene kluft aufs neue mittelst contraction schloss, einander
oft, namentlich im lonismus, vocalc folgen, ohne dass dies
scheint sonderliches missfallen erregt zu haben. Ich nenne bei-
spiels halber nlita mit ausfall von digamma, aber fut. nXevao"
fia^j sskr. plavämi^ und nXoog, nXovg, plava-s. Lavarc, Xovto,
koiöfSat. \4xoij von dxova, das, wie dxQoäo/iatj eine beziehung
zu *ovg haben möchte. Etwa »spitzen die obren, sie scharf
worauf richtenc, vgl. äxij, ax^og, lat. ja auch aus-^ultare hin-
ten mit intens, von duere. Affig zu dnoXavta^ goth. laun lohn,
lat. lucrum, Jit, s. divL "Aidog, des ungesehenen, lat. ini>isus.
Auch aoixog; erst später, wo das dem subst. olxog^ sskr. vega,
lat. v^icus gebührende digamma nicht mehr gefühlt wurde,
wieder äv-otxog. "O'i-g, oig, oviSy s. avl-Sy gen. 6'iogy olog, ovüs
(i durch verschrumpfung, wie nqip neben pr-ius), s. fem. avy-äs?
rivog, gen. s^S-og, ovg, lat. geii-er-is, s. Janas, os-os.
Dann wieder erfahren wir bei Müller von den Idiomen
Polynesiens: »Die silbe kann entweder mit einem consonanten
oder mit einem vocale beginnen und muss nothwendig auf
einen vocal auslauten. Häufung von consonanten, sei es
im an-, in- oder auslaute eines Wortes, ist vollkommen aus-
geschlossen.c Weil hier demnach nur offene sylben vor-
kommen, würde sich zu wiedergäbe dieser sprachen recht wohl
eine Silbenschrift eignen, wie bei ähnlichem lautlichen verhalten
(s. zu Humb. s. CCCLXXV.) eine solche für Tschiroki in Amerika
und Vei in Afrika erfunden worden. Auch das übliche chi-
nesische hat ja nur vocalischen ausgang der Wörter, wovon
die schluss- nasale als gewissermaassen blosse affectionen des
Yoraufgehenden vocals, ist man streng, kaiun eine ausnähme
machen. Derlei enthaltsamkeit aber von consonanten-gruppen
(z. b. auch im finnischen und esthnischen zu anfange) steht
dann bei den Polynesien! in unverkennbarem cinklang mit
ihrem hiaten- schwindet, obschon letzterer im gründe von zu
häufiger und gewaltsamer consonantensperre keinen gerade
allzu beneidenswerthen gegensalz bildet. Man irrt nämlich
vielleicht nicht, wenn man sich so im übermass verweich-
lichende sprachen euier gewissen unmännlichen Charakterlosig-
keit zeiht, wenn ich gleich nicht unbedingt hieraus auch für
124 A. F. Polt,
die Völker, welche sich ihi'cr bedienen, den schluss auf grosse
schlafHieit und geistesträgheit ziehen möchte. Es enveist sich
indess auch jener etwas ärmliche lautstand zum thcil als nicht
ursprünglich, sondern erst im verlaufe der zeit geworden.
Wie ja auch anderwärts in den sprachen vieles erst jüngerem
datum angehört, was natürlich, da keine spräche, so lange sie
lebt, ohne mancherlei Wechsel in gleichsam stagnirendem zu-
stande verharrt, auch nicht im geringsten zu verwundem. Man
nehme etwa im ital. e für egli, er, es, e* mipare es dankt mich.
Dann e (wie ä) aus lat. est, und c (vor voc. noch ed) st. lat. eL
Ferner hat man aus mundarten und verwandten sprachen den
beweis geführt, die schon oben berührte beschränkung des
chinesischen rücksichtlich des auslauts, wodurch viele lästige
homonyme erzeugt werden, finde ihre erklärung in vielfacher
einbusse einst vorhanden gewesener consonanten am wort-
schlusse. S. meine anz. von Edkins in den Gott. gel. anz. 1877
und Eitel 1878. Und so zeigt Fr. Müller, auch vielen jetzt
vocalisch auslautenden Wörtern im polynesischen müsse vor
Zeiten ein noch in verwandten Wörtern malayischer spräche
nachweisbarer consonant angehaftet haben. Vgl. v. d. Gabe-
lentz, Dajak-sprache s. 6 wegfall von end-conss. Sonst kommen
auch nur ausnahmsweise »im Tonga-tabu die tönenden explo-
siven g, d, h, die anderwäits fehlen, sowie auch die gequetschten
dentale tS, dz vor ; und mangeln im tahitischen die laute Jt, l, s.€
Hiebei sei noch erinnert, dass dem Esthen in seinem finnischen
idiom gleichfalls, jedoch lediglich im anlaute, g, d, b abp^eh^i.
Nach diesem zweiten präludium endlich zur sache.
I. Consonanten.
Und zwar sehen wir uns 1. ein wenig näher die auslauts-
gesetze an, von welchen latein und griechisch beherrscht
werden. Jedoch, um der kürze willen, meist ohne auf die ge-
schichtlich früheren zustände zurückzugreifen. In den sprachen
indogermanischen Stammes hat eine menge von Verstümmelungen,
wodurch namentlich die flexions-endungen betroffen, theils in
einem gewissen natürlichen, oft vom accent abhängigen streben
nach kürze des geflügelten Wortes, zum anderen theile aber
darin seinen grund, dass man allmählich am wortende gewisse
laute oder laut Verbindungen missliebig fand, und hiedurch die
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 1^
ursprünglich doch grammalisch so tief bedeutsamen und noth-
wendigen schluss- anhänge, wo nicht, was übrigens auch der
fall, gänzlich zu gründe gingen, doch vielfach schweren schaden
erlitten. Hierauf zu achten und besonderes gewicht zu legen,
hat zuerst Westphal in seinem höchst beachtenswerthen auf-
satze: »Das auslautsgesetz im gothischenc in Kuhn's
ztschr. IL (1853) s. 161 — 190 den anstoss gegeben. Ueber
die irischen auslautsgesetze handelte seitdem Windisch
in Paul und Braunes beitr. bd. IV. Von 6. Curtius (studien
X. s. 205 — 223) wird unter der aufschrifl »Zu den auslauts-
gesetzen des griech.c hauptsächlich nur der fall besprochen,
wo in den mundarten der Hellenensprache, in einer dem indi-
schen sandhi analogen weise, vermöge assimilirender einwirkung
abseilen anlautes in einem nachfolgenden worte auf den aus-
laut eines voraufgehenden sich am ende noch zuweilen andere
consonanten vorfinden, als die sonst dort für gewöhnlich
üblichen.
Gedacht werde hier auch noch kurz des italienischen.
Wer weiss nicht, dass es vocalischen, mithin mehr ge-
tragenen und gewissermassen weiblich milden ausgang der
Wörter und wortformen liebt, und den jäheren consonantischen
abslurz oft genug meidet ? Eben diesem umstände aber, in ge-
meinschaft mit der menge volltönender vocale, überdies bei
abglättung und ausgleich gewisser etwas eckiger consonanten-
gruppcn verdankt besagtes idiom, auch selbst einigen andern
romanischen sprachen voraus, seinen mit recht gepriesenen
Wohllaut und seinen ^hen grad von sangbarkeit. £s leuchtet
jedoch ein, ersterer vorzug, wie wohlthuend er, zugleich mit der
die ursprünglichen wortgestalten verdunkelnden gleichmacherei
von consonanten (z. b. atto aus acttis und aptus)^ ästhetisch
und gleichsam musikalisch auf das gefühl wirke, sei doch zu
einem nicht geringen theil durch mannigfache arge Verletzung
des intellectuellen princips der spräche etwas theuer erkauft.
Man nehme nur beispielsweise das so ziemlich durchweg ein-
getretene hinschwinden der lateinischen casus. Vgl. Ascoli,
Krit. Stud. s. 51—84: »Das romanische Nomenc
Stellen wir aber einmal dem italienischen mit bezug auf
Wohllaut überhaupt, insbesondere aber auf die wortenden unser
heutiges deutsch gegenüber: da begriffe sich unschwer, wenn
dem bewohner der transalpinischen halbinsel, oder auch dem
126 A. F. Pott,
menschen romanischer zunge überhaupt, dasselbe, obzwar auch
kruflig und naehdrucksvoli, ducli gar hart und unbehaglich
in seinem anders gewöhnlen ohre erklingen mag, und ihn da-
bei ein gewisses grauen überkommt, etwa wie uns Deutsche bei
der befremdlichen fülle von ziscliern und quetschlauten der
Slaven, namentlich im polnischen, die zum öflern auf dem
papier (z. b. sscz = seh mit isch, z. b. 8zrzupak^ Hecht; russ.
nach unserer Schreibweise m^cJUschiscMschdt" beschützen) noch
schUmmer aussieht, als, zum theil mehr weil uns fremd, ins
gehör Tällt. Während aber der Gothe sich in andern fällen
keineswegs unempfindlich ^Qgen wohllaul erweist, duldet er
doch im auslaute Verbindungen von drei, ja vier consonanten
so anscheinend barbarischer art, dass, wie Westphal nicht ganz
mit unrecht sagt, kaum eine andere spräche dergleichen auf-
zuweisen hat. Man müsste denn freilich dabei vergessen, wie es
mit sprachen aussieht, welche von bewohnern des Kaukasus
gesprochen werden, — bis zum äussersten gewaltsam wild und
rauh, wie dessen berge, welche auch vielleicht an diesem, ver-
muthlich zum theil nicht primitiven zustande die schuld tragen.
Man höre nur Schiefner, Versuch über die Thusch-
Sprache. 1856. §42 ff.: »Der Consonantenreichthum dieser
Sprache in ihrem jetzigen Zustande steht in dem grössten Miaa-
verhältniss zu den Vocalen.c Sie besitzt die üblichen 5 vocale
a, e, i, 0, u, freilich ausserdem eine menge daraus gebildeter
gruppen als diphthonge § 18. Hiegegen 31 consonanten, da-
runter mehrere schon in ihrer einfachheit nicht allzu liebliche,
8 gutturale und 10 Zischlaute. An Verbindungen zweier conso-
nanten sodann zählt Schiefner, mit einschluss derer in fremd-
Wörtern, ungefähr 400. Namentlich in Zusammensetzungen,
wobei indess häufig der die ausspräche natürlich erleicht^nde
umstand eintritt, dass sich zwei silben in die consonantengruppe
theilen, kommt auch die häufung dreier consonanten vor. Und
zwar »sind von den mehr als hundert fallen ungefähr ein viertel
der art, dass sie nicht einen der flüssigen consonanten l, m, n,
r oder mehrere derselben oder die halbvocale j und w in sich
schlössenc. Aus der grossen menge wahrhaft zahn brecherischer
gruppen nur ein paar, ohne die sonst erforderlichen typ^i dar-
stellbare beispiele: ztq, rnk, rcx {x von der ausspräche unseres
cA), lüi, hsf, xkd, (IIb, hnUy xl-r, sxw u. s. w. Vier consonanten
zusammen, wie bstr (vgl. etwa engl. u?eb8ter), rcxn, mtwr; ^ibl
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 1^7
fünf rcxion. Sielit man von freiudwörtern ab, auf deren rech-
nung ein grosser theil solcher schwer vereinbarer gruppen
kommt, ermässigt sich allerdings deren sunmie in acht ein-
heimischen Wörtern der Thusch -spräche um vieles. Insbeson-
dere gilt das, — und thut es noth, dies nicht ausser acht zu
lassen, zumal im gegensatze zum hinterende der Wörter, — vorn
an deren köpf. Drei consonanten sind an dieser stelle, was
doch im gr. nichts ungewöhnliches, nicht in gebrauch mit
ausnähme von bstu, weib, und bstu, ochse. Ihrer zwei freilich
daselbst nicht selten. Man beachte aber, »dass die verbal-
wurzeln fast alle mit einem einfachen consonanten beginnen.
Eine einzige wurzel beginnt mit st, nämlich stex, warten, und
zwei mit thx€. Von den 55 fallen zweiconsonantigen aus-
lautes bei nominal- und verbalstämmen kommen 28 auf die
ersleren und 26 auf die zweiten, während nur 10 beiden ge-
meinsam sind.c
Sieht man sich die WestphaFsche liste von gothi sehen
laut-ungethümen (vgl. auch v. d. Gab. Gramm. § 54) mit drei
oder vier consonanten am wortschlusse an: da ergiebt sich
freilich alsbald, so widerwärtige art von zusammenstössen, und
zwar auf das nomen beschränkt, habe ihren grund bei den
neutren in wegfall der endung (s. a-m, lat. ti-m), z. b. smair41ir
(mittel zum schmieren, lat. sufif. 4rum). Vaurstv (wohl selbst mit
ausfall von h, vgl. handuvaurh-ts, mit der band bereitet), werk,
gegen die seh w. masc. vaurstva und sogar mit 5 consonanten vaursU
vja^ arbeifer. Taihsvo (die rechte) wohl auch mit zusatz von v,
vgl. d£$Mx. Sköhsl^ Scheusal, und smimsl, auch svumfsl, teich, gis.
schwemmsal. — Die geschlectitlichen mit s im nom. sg. hinten
haben (so weit nachweisbar) ausstoss der thematischen vocale
a, i vor dem zischer erlitten, z. b. decl. I vitids = lat. ventus,
aber II gasts = hostis (fremdling), während das dunkle u, z. b.
in maüishis, mist, handas, band, sich nicht verdrängen Hess.
In Gabelentz, Gramm. § 63 wird an stelle der Grimnrschen
bezeichnung starker und schwacher declination die benennung
vocalischer und consonantischer gesetzt. So viel ist dabei
gewiss: mit ausnähme der durch zusatz von n erweiterten sog.
schwachen declination und etwa von verwandtschaftsnamen
wie brothar, besitzen die germanischen sprachen, wie sehr der
schein bei jetziger zahllosen menge im nom. consonantisch aus-
lautender Wörter trüge, keine wahrhaft mit cons. endende
128 A. l\ Pott.
Ihemen gleich denen in skr. decl. VI, und in der gr. und
lat. ni ziemlich unverstandig von den grammatikem mit voca-
lischen untermengt. Ueberführung von hause aus consonan-
tischer themen in die bahn vocalischer declinationen, wie
opulens : opulentas; elephas : dephantus; liUuienta aus nlaxovg
(o^Bvt) neben lucuns, yXvxueig; formdstis mit der schreibang
fomionstis Schneider, Gramm. II 457, mofittiosus aus s. vant, gr.
o-€vr (vgl. fem. pamphyl. mit dig. xiiiafstsa Bezz. beitr. V 332:
fishtoBöaa^ fieXitovTTa, nwllosa und ^sJuvovciog neben -ot;i^r»o()
schon bei mir Et. F. P 612, Corssen ausspr. P 98; vaikiv^^ aber
noch ep. dat. v(ffiiv-$; ysQOvtoTg; poeniatis im pl., wie Tra^f/tcr-
%oig^ taeda aus öatg und vv. aa. , so namentlich im neu-
griechischen, ist eine nichts weniger als seltene erscheinung.
Auch Übergang von einer vocalklasse in die andere, wie Saiur^
naliorum, ddxQvoy, datsov (e st. tt) aus s. asthi. Erklärlich
erst eres — um besserer erhaltung des consonanten oder um
sonst bequemerer handhabung willen. In solchem maasse je-
doch durchgeführt, wie im germanischen, das gothische an der
spitze, wüsste ich kein zweites beispiel zu nennen. Um so ver-
wunderlicher ist, dass der Gothe dann den ursprünglichen oder
auch erst erworbenen vocal vor dem nominativischen 8 fahren
liess. Konnte doch durch dessen beibehaltung der schroffe za-
sammenstoss von cons., tnaithms, anabnzns, sogar bis zu 4, wie
in hrunsts, bairhts, haifsts, spaiskuldrs, rohs7is, wenn schon nicht
gänzlich verhindert, doch gar sehr gemildert werden. Es will
mich fast bedünken, als habe der Gothe hartnäckig am zischer
als grammatischem kennzeichen des erstwichtigen aller casus
festgehalten, wie viel lautlicher Überwindung dies seinen sprach-
werkzeugen kostete. Dadurch wurde einerseits der gegensalz
zum neutrum gewahrt, als welchem kein s als nominativzeichen
gebührt, und anderseits der in andern germanischen sprachen,
durch Wegfall von s im nom. , und von m im acc. herbeige-
führte Synkretismus verhütet. Ohnedies vermied man durch
die Synkope im nom. etwaiges zusammenfallen mit dem gen. s.
(nom. fisk'S, altn. fisk-r, als ob lat. piscis hinten u-s IL, gen.
fiskis, altn. fisks, skr. -asya; halgs, haigr, gen. hdlgiSy baigj-ar
wie im skr. f. nuUy-äs).
Allein wie doch? Hat nicht sogar der seines os rotundum
wegen gerühmte Grieche, — trotzdem dass er von einfachen
consonanten am ende, ausser den, schon mehr den selbstlautem
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 129
zuneigenden q und v (nicht aber l und fi) sowie seinem scharfen <;
keinen (denn die proklitischen ix und ovx sind nicht zu rech-
nen) duldet, — sich gleichwohl weniger mädchenhaft schüch-
tern 5 und }p, d. i. dem laute nach ks, ps (jedoch kein ts, wie
überhaupt nicht) gefallen lassen? Und überdies, damit nicht
das sexuale thema nackt und ohne sein würdevolles abzeichen
im nominativ umherlaufe, — ohne scheu vor triconsonanz mit
liquida davor! So ö*«^?, xog, ich weiss nicht ob vergleichbar
mit s. dsra-ja (aus blut entstehend), fleisch. Sonst wüsste ich
nur noch die übrigens nicht gerade seltenen formen auf y§ (vgl.
deutsch rings, links im gen.) aus yy ^^^ «> h oder v vorauf
zu nennen : 0älay^. 2vQty^, ctQiy^^ ^V^Y^i M^^Y^f (fntvd'äQtY^
(yy) und *? ($y)' ''ivY^^ Hqvy^^ ^tiQvyS^ an^Xvy^ (yy, aber
spdunca), Ivy^t Xvyxog ausser Xvyyog, Als Seltenheiten noch
äXg, bei Alkman fjuixagg. Tiqvv(^)g. Ti^iv(t)g mundartlich
neben v&d'sig. Fetische acc. pl., welche noch den aus dem accu-
sativischen v st. m mit g als pluralzeichen entstandenen urlaut
-yg retteten. Ebenso, nur noch etwas mannigfaltiger im latein,
dreiconsonantig arx; cälx, fdUc; lanx^ quincunx, deren themata
sämmtlich in c ausgehen. Wohl keins mit g, wie einfach rex,
lex. Ferner stirps, und, wie ich vermuthe, mit etymologischer
Schreibung trotz harter ausspräche i*rhs, wie desgl. trabs, cadebs,
abs, wie ätp. Und mit ausstoss von vielleicht durch synkope
mit dem gutt. vereinten r; «vag. T sammt einstigem i (vgl.
skr. und lith. nc^tirS, lat. nodi^m) ist in nox, vv^ eingebüsst,
woneben sich das % (st. xt?) in ndvvvxcc, vv%i,og u. s. w. be-
fremdlich ausnimmt. Natürlich hülfe das in unserem »nachte,
schon got. nahts (also mit drei conss.), enthaltene ch in der
widerspänstigen und für gr. und lat. unerhörten Verbindung
mit t keinenfalls zur aufklärung. Ferner fehlt t in den besitz-
lichen compp. mit caput: anceps, -cipitis, praeceps, biceps gegen
princeps (gls. primum locum capiens), terticeps, wozu neutr.
deinceps^ municeps. Siremps hinten gekürzt aus -pse. Nach
Corssen Ausspr. IP 604. 847 aus si (sie) und rem (so der
Sache nach). Nicht vielleicht reduplicirtes s. sama (similis, r
für s)? Die Schreibung von ehs im deutschen bedeutet jetzt
in der ausspräche meist nichts anderes als x, wie fucJis = e.
fox; luchs; sechs (got. saihs) = lat. sex. Unser kux (portion
d'une mine) wohl aus qtwte, was ich auch in mhd. ktUe (pen-
sum), ein kawte flachs suche. Anders z. b. in spornstreichs,
Ztiltoehrift flir yergl. Spnichf. N. F. VI. 2. ^
130 A. F. Polt,
wie höheren flugs, untenvags, stracks mit beibehalten des lautes
noch ohne s. Ausserdem besitzt ja das latein, hierin uneins mit
dem gr., genug singular-nominalive auf s mit liq. davor, allein
stets unter aufgeben eines d oder t dazwischen. Ls (puls); rs (ars,
socors); ns (frmis, Ims, ^/,9und dis; libripens, pendo); mens; das
part. priis. IIieni(x))s. Ul-s, vielleicht nach weise von eis aus
ollus, als ausnähme. Qmtiens dgl., als neutr. acc, bilden keine,
wegen gleichbildung mit s. ii/ant.
Das latein hingegen verfügt ausserdem über einen weit-
aus grösseren reichthum von consonanten im auslaut als das
griechische. Es lässt also ausser s (x, 2)s) sämmtliche liqq. l,
m, n^ r an dieser stelle zu. Von gutturalen c, allein g und h
nicht. Proh, vermuthc ich aus der interj. oh mit per, in verbb.
wie per tuam fidem, Dent. /, d. Von lab. duldet es nur fr,
wenigstens der schrift nach, kein 2^ (volup apok.^ und f. Auch
nicht V, j. — Hiebei ist aber wieder zu beachten: ausser den
erwähnten Verbindungen mit s kommen nur noch einige wenige
falle von zwei schlussconsonanten vor. Nämlich in folge Ver-
lustes von e aus -ce (ecce): nun-c, tun-^; A«n-c, hanrc; hin^
Und gleichfalls vermöge abbisses von einstigem t in 3. sg, fert,
vuU, das doppelte es4 = iati und es4 (edit) = s. (xt-ti, sowie
in 3. pl. sunt, amant u. s. w. Auch ast (aus (U mit sed^ und
post.^)
") Dies wäre zufolge Corssen, Ausspr. I ^ 337 II, 62 und II * 821 nebst
poste, poSj umbr. pust, pus ein um d gekürzter abl. (vgl. posHäea, onM-
dea). Wohl nicht allzu sicher, da man vielleicht mit mehr gnind in letzt-
genannten compp. das von post^ ante abhängige pron. id suchte, mit eä
(sc. via), Ante, s. dnti, avxi (aus ana mit ti st. ati^ auf der andern seite,
wie nqo-rt) musste ein adj., wie «iTiof, adv. crvrioi', vgl. got andeis^ ende,
s. anta. aus sicli erzeugt haben, um einen abl. *a}iiid zu ermöglichen.
Woher aber pos. das selbst (doch vgl. os. ossis aus s. asthi) Ursprung-
lidier sein könnte als post und poste? Ich denke, s. pa^ca (poBterior)
zeigt uns den weg. Dies entspringt, gleichwie apänc, zd. apetna, der letzte,
von apa^ aus einem noch in apas-kara (excremeute) mit s schliessenden
adv. (vgl. lat. ab-s), das auch wohl in dem 0 des zd. apo verborgen liegt
Dem könnten pos, umbr. pus, und p6-ne wie sine zu se, infeme (gls, ab-
gekehrt) recht wohl entsprechen, wie intus, subtus dem skr. a-tas, von
da, u. s. w., zumal a etwa unter assimilirendem einflusse von |) zu 0 wurde.
Weiter haben wir im skr. apa-shthu (entgegengesetzt) aus apa mit sthä^
so dass poste, falls sein -te dem in ante ungleich, etwa als adv. auf e gls.
abstehend, ihoaradoy^ besagte. Vgl. praesto. Oder liegt darin ein anver-
wandter von sitiis, mit synkope wie postiis? Osk. post mit abl. (gls. Ton
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 131
Was will aber dies alles sagen, wenn wir das beer con-
sonantiscber ausgänge aus unserer muttersprache zum ver-
gleicb heranführen? Es weiss jeder von uns, wir lassen so
zienilicb alle einfachen consonanten (nur nicht v, u?, j) am ende
zu und eine menge composita davon. Nur möchte ich fragen,
ob nicht die media, mit kürze davor gesprochen, auch phone-
tische und nicht bloss etymologische berechtigung haben. Vgl.
mhd. lop, löbc8; rat, rades; tac (bei uns täch, wie dach lau-
tend), tages. Ein Wechsel, der auf einem natürlichen gründe
beruhen muss. Wird doch auch im provenzalischen zufolge
Diez, Gr. P 251 der weiche cons. des inlauts auslautend zum
harten desselben organs, z. b. Idba, lop; servaar, serf u. s. w.
Uad im skr. fordert ja gleichfalls die regel, dass in der satz-
pause, wo mithin einfluss von dem anlaute eines folgenden
Wortes ausgeschlossen ist, harte conss. gefordert sind, — was
mich wiederum an die oxytonirung am satzende im gr. er-
innert P (z. b. Jcnapp); t (th; hat, satt; that); h (geschmack,
Bchredc)* Damit in Widerspruch etwa lug und trug, die prätt.
{ogf, log und der apok. imper. leg, lieg, lug^ vergleichbar den
englischen Wörtern bog, heg, big, bog^ bug. Femer f und das
dem hd. eigenthümliche pf, auch eh. — Nun aber, welche fluth
äierdem von consonantengruppen! Liqq. hinter einander: Im
(heim); rm (arm); In (selten, z. b. Cälv), aber oft m (stem,
harn). Karl, kerl, quirl. — Man durchmustere aber in betreff
anderweitiger Verbindungen namentlich den nom. sg. mit den
ihm gleich gewordenen casus; die dritte person im verbum.
Auch (fie zweite, wegen ihres st^ dessen^ der dieser pers.
Euständigen endung s, falls nicht rein schmarotzerhafter Zu-
wachs, ein nochmaliges d u , gleichwie zu schärferer bekräftigung
anfügt
Also nf (hanf); mpf (kämpf aus lat. campus), hramj^ und
das auch vom beschwerte strumpf. Bf (scharf)^ If (echilf, lat.
sdrpus). Rb {herb ^), eru?erb, korb, stirb). Lb (haib, kalb, gelb);
dnem punkte ans, wie a tergo). Aber postin mit acc trotz etwaigen über-
dnkommens mit exin, dein? Oder hinten präp. t» mit acc.?
^) Herb mit b st. to im ahd. haretoer s. Grimm Wb. grenzt äusserlich
nahe genug an acerbua. Ob aber innere Verwandtschaft zwischen ihnen
bestehe, ist doch sehr fraglich. Das lat. wort sieht wie Weiterbildung von
aeer aus. Cacumen, wenn anders nicht zu kahud, gipfel im s., könnte aus
aeumen rednplicirt sein , wie dxmx^. Auch würde ich in cu-^ides lieber
9*
132 A. F. Pott,
Iji) (alp), Mp (himp, klump, plump aus lat. plumbeus?); mb in
c. laml (mhd. lamp), lamm; cotnh (mhd. hamp)^ kämm.
Mt (amt, sammt, sammt, DC. i^dfinov, nimmt, kommt). Bt
(schwert, wort^ liart, aber a lg. in arf); U (alt, weit, edt, zahlt).
Nd (band, rind, rund). Itd (liecrd, bord, wird); Id (feld, gdd,
scJiild). Selbst: hcmd (mhd. hemcde)^ fremd (mhd. vrepnede aus
vram, e. f'rom, von auswärts her). Xk (krank, schlank, sanAr, flink,
prunk); ng (fiang, sfremf, ring). Rk (sturk, werk, aber tcerg),
Ik (schalle, welk, volk), Rg (sarg, barg, bürg); lg (talg, balg);
rch (storch); Ich (molch, welch).
Ausserdem mit / hinten: beleht, erbt, schreibt, schrift, litft,
kauft, kraft, saß, sanft, hilft, werft, damjyft, kämpft, hlcpfl,
haupt. Es stäubt, aber er wird gestäupt. Es klappt nicht.
Si^gt, 'neigt, pflügt, säugt, bringt, angestrcfigt. Nackt, aber nacht
wie wacht. Wagt^ ^^figt; strikt, wogegen singH; sMingt , gegen
sdimcckt; senkt, prunkt; sptickt, verrückt. Auch magd, jägd
gegen jiigt. Dann aber mit dtt, was an sich, ebenso wie gt,
bt, ft, mt für griechische und römische obren wegen ungleich-
artigkeit der beidei*seitigen conss. eine unerträgliche Verbindung
wäre, wacht neben weckt, acht, sa^cht, pflicht, reclU (lat. reciHs)^
aber regt, sucht und flucht (von fliehen) gegen die länge in
sacht, flAdU. — Schreibungen wie vericandt, gls. einander jsu-
gewendet, mhd. näcliwendcc nah verwandt, angeunrndt st. ange-
toendct, todt, brodt bedeuten für das ohr nichts. Wohlberech-
tigl aber sind die häufigen wortschlüsse mit st, auch ssi, selbst
mit noch einem cons., ja zweien davor. Ast; fast, aber fasst,
ist, nhcr isst wie wisst; geniest, aber getiicsst. Preist. Kost und
liebkost Frost gegen trdst. Mist, got. mailistus, wie lat. mis4us
st. mixttis, während nur textus, indess it. testOj wie destra an
stelle des träubleins mit 4 conss. in lat. dextra. Dagegen laL
paS'tus mit beibehaltung des s von sc in widerspiel mit tiosct-
turus. Last mit Unterdrückung von d in laden, sowie auch
%virst. Vgl. auch erhcil(t)st, sowie hast, hat mit einbusse von h.
Sonst labst, liebst, reibst: strcrfst, raffst^ rufst, triffst, und selbst
mit 4 conss. am ende stirbst^ erbst, hilfst, darfst, tappst. Es
bemerkt aber Struve conjug. s. 227 mit bezug auf d^pstum:
»wohl das einzige lat. wort, wo 3 conss. zusammenstossen, ohne
dass der erste oder letzte eine liq. ist.« Bist, willst, fäUst, wärst,
ein verstflinmeltes acus mit unserem spitze, als com- suchen. Acupediu»
eher ohvnodtif wie accipiter iJxvnn^g,
Latein u. griecb. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 133
nimmst, kannst. — Axt, hackst, nickst. Neigst, lügst, trägst,
legst. Chs in wächst wird wie x gesprochen. Nicht so in dem-
nächstj lachst, wachst neben weckst, streckst; streichst. Mit
4 conss. horchst und borgst, wie desgl. schmilzt (z aus ts) und
angst, hängst, längst, hengst. Sengst gegen senkst, welches letz-
tere wie lenkst, winkst sich verhält. — Warbst ^ gespenst, einst,
sonst, inbrunst, gunst, kunst und selbst mit 2 liqq. vor st: ernst.
Wtdst. Zuerst, zuvörderst, barst, forst.
Femer mit s, und z, dem laute nach ts. Gans und ganz;
hals, als, fels, weis. Kaum noch rs, wie besonders. Aber barsch
(frz. perche; fisch, got. fisk-s), barsch. Hirsch (mhd, hirz, wo-
her vermuthlich egn. Hirzel), unwirscli. Klapps, schnaps, knirps.
Krebs, gröbs (kerngehäuse). Ich übergehe Wörter mit blossem
schluss-xr, wie geiz, reiz, oder hinter kürzen, um doppelung an-
zuzeigen, mit tz, wie satz, sitz. Behält man aber im äuge, dass
Griechen und Römer überhaupt kein t-s zulassen, da wird man
zumal anhäufungen von liqq. mit z bei uns nicht allzu leicht
und bequem finden. Lz: salz, Pfalz (palatium), schmalz, schmelz,
pelz (pellicium), pilz (aus boletus)^ filz, holz. Auch rz: harz,
schuHirz^ erz, herz^ schmerz, scherz, kurz (aus ctirtus) und dazu
scht/MTZ (it. scortalo, abgekürzt), März. Femer nz: glänz, kränz,
tanz, schwänz. Hinz und Kunz, wie eine menge hypokoristische
abkfirzungen von egn. : Götz, Fritz u. s. w. In der Schreibung
ist ts beibehalten in abwärts, höheren orts, takts, jenseits, bereits,
und nach etymologischen rücksichten ds in zusehends^ abends,
femer nachts wie sonntags, nichts, rechts. In jetzt, zuletzt,
strotzt will tz bloss kürze bemerklich machen. Anders in arzt
(mhd. arzat aus archiater mit wegfall des zweiten r, wie in
Christoph und lat. inff. auf -ri aus -rier; nicht aus artista)^ be-
herzt, gefalzt, welche, das z zu ts aufgelöst, 4, sage vier end-
consonanten, darunter zweimaliges t enthalten.
Durch solch einen, auch nur oberflächlichen überblick von
den consonantischen endlauten im deutschen, gegenüber der un-
endlich kleineren minderzahl derer, welche die beiden classischen
sprachen sich gestatteten, allein schon stellt sich ein wahrlich
nicht gering zu achtender, vielmehr tiefeingreifender unterschied
heraus zwischen diesseits und jenseits. Und trotzdem, dass so
gut wie ganz davon abgesehen wurde, wie die einen oder an-
deren sprachen je im einzelnen falle, oder nach bestimmten
regeln, rücksichtlich der Wortschlüsse zu diesem zustande im
134 A. F. Polt.
verlaufe der zeit gelangten, da er nur späi'lich sieh als der ur-
sprunglichc erweisen lässt.
Es schiesst mir aber, wie von selbst, durch den köpf ein
gedanke* der, wie anspruchslos er sei, doch einer kurzen er-
wägung nicht ganz unwerth sein möchte. Wie, meint man
wohl, würde sich die poesic der Griechen und Römer, auch
selbst unter beibehaltung ihres quantitativen princips, mit den
bei uns üblichen end reimen ausnehmen? Oder, besser ge-
sagt, bis zu welchem grade wäre ihr gebrauch dort in wirkungs-
voller und wohlthuender weise möglich gewesen? Wie mir
scheinen will, in einem äusserst massigen. Namentlich, um
kräftige männliche reime hätte der griechische dichter sich doch
in beständiger Verlegenheit befinden müssen. Angesichts des
Überflusses im deutschen an Wörtern mit mannigfaltigster ab-
wechselung in consonantischen ausgängen, welche armuth da-
ran in seinem mutteridiom, das ihm mit bi- und triconsonanz
nur und allein solche mit s, dazu, von einigen adverbien auf ]f,
oder äyj, fMip, abgesehen^ lediglich im sexualen nom. sg. (etwa
wirklich im gr. als weisser sperling neutral %d owvQoi?) zu
bieten hätte! Woher femer sollen wohl in griechisch oder
latein dem dichterischen reime gleichsam vorspukende laut-
und zugleich sinnvolle begriffs-vermählungen genommen werden,
welcher art massenweis bei uns im volksmund umlaufen? Als:
AU und kaU. Knall und fcM (wie beim schusse). Handel und
wandd. Auf schritt und tritt. Sdilecht und recht. Lug und trug.
Aus rund und band (wie eine auseinander gegangene tonne). Zu
Schutz und trutz. Ohn' rast, aber ohn' hast. Eile mit imle.
Ohne soft und kraft. Ohne sang und klang. Träume schäume.
Schöne lippcn sind — Hippen. Ueber stock und block. Mit sadt
und pack. Heil un deü (ganz und theilweise) Reuter, Gamellen
V 63, wie alliterir^id sammt und sonders. Heute roä%, morgen
todt. Aufgeschoben, nicht aufgehoben. Mit gegangen, mit ge^
hangen. Schalten und undten, ersteres wohl zu ahd. sooMtm
(dueere navem), mhd. sdkoUen (fortstossen), also im sinne von
gubemare. Der anklang an sollen, got. skulan, präs. skal, wdt-
len mithin aller Wahrscheinlichkeit nach bloss zufallig. BaÜien
und fhaten. Scheide^i und meiden. Hangen und bangen.
Was auf erden kreucht und fleugt Wer die wohl hat, hat die
quäl. — Nicht zu reden von blossen andeutungen des rdmes,
wie Hina und Kuna. Mit hand und mufid. Mit haut und haar.
Lateiii u. griecfa. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 135
Mit mann und tnaus. Er schofU weder freund noch feind. Freud
und leid.
Alliterationen, ja über solche konnte man im alterthum
auch verfügen, und hat auch gelegentlich davon gebrauch ge-
macht. S. meine doppelung s. 79. Nur ein paar beispiele:
^qov fMd^ta^a^ ^ /it/i€i<T'd'a$. Ilcc^^fiaTa (jKxi^ijfAaja. Beim
Theokr. XV 89 in nachahmung des weibergeschwätzes, als
wäre es schwalbengezwitscher, mit dreimaligem t& und zwei-
mal €«;
— — tl ds riv, ei K(OTiXa& sif^iQ^
^t*J (vgl. nvy-fA^^ pug-nus) Kai Xd^ {Xaxtil^ca, verwandt mit
calx pedis, calcare, calcUrare, sodass vor X das eine x gewichen)
klingen mit einer gewissen absichtlichkeit im $ an. Manibus
pedibtisque dafür bei Terenz. Ich suche aber in derlei advv.,
wie auch y^tJJ (wohl ein mit yovar-i^fa^ vgl. auch yvv-nsxoq^
in der endung stimmendes verbum voraussetzend), o^Xdl^, in$%a^,
intfiilS verstümmelte dat. auf ^# (vgl. Td^&g, inifjuStg). — Purus
putus. Sanus salvus. Bei Plaut. Amphitr. 3, 2, 23 : Si sis sanus,
aui rnpias satis. Sarta tecta und sane sarteque. Non semel,
sed saepius Munchener Sitz. 1880, s. 411. — Auch bei alten
lateinischen dichtem:
Pacuvius Pcriboca : Lapü cor cwra, aerumna corpus conficU.
Lucilius: Vis est vita, vides, vis nos facere cogit.
Und bei Ennius nach citat bei Cicero, ungerechnet die drei-
malige Wiederholung eines gewichtigen tonabfalls, fünfmal mit
m: haec omnia vidi inflamma/ri, Priamo vi vitam evitari
(gls. ausgelebt?), Jotris aram sanguine turpari. Derselbe von
sich: völito vimf per ora virum. Ferner: Quem mea cominus
madMera, atque Imsta hostivit e manu. In den Ann. I 154:
Äccipe daque fidem foedusque feri bene fimium.
Ja zwölfmal t Ann. I 151 nicht ohne einige Spielerei:
0 Tite, tute, Tati tibi tanta tyranne tulisti.
Woraus denn wenigstens der dem menschen einwohnende
drang nach reim auch bei den alten erhellet. Freilich kam der
anwendung des vollreims hinten bei uns der nicht zu über-
sehende günstige umstand zu statten, dass nach deutschem be-
tonuDgssystem der accent stets auf die, in lexikalem sinne ge-
wichtigste, d. h. die Wurzelsilbe fallt, und gerade diese bei
maiiBJgfacher wortkürzung häufig genug ans ende gerieth.
136 A. F. Polt,
Als ein interessantes beispiel übrigens, wie sich der grie-
chische sprachgcist gegen fremd Wörter mit consonantischem
ausgang benahm, kann die benennung von buchstaben dienen,
welche man mit der schrift von den Phöniciem überkam. Ich
meine namentlich die, welche er in a, gleich neutren auf a(%)^
z. b. aiyiia (eig. gezisch), ausgehen Hess. Und zwar ausser ai4pa^
IdfAßda, YdfAfAa (dies unter wcgfall von X in ginid, trotz gamal,
xafAylog)j xdnna und selbst xonnat-iag von xonna (vgl. {fa§ir
(fOQag) noch mehrere auf t« wie ß^ta u. s. w.
2. Gegenüber nun aber der grossen engherzigkeit, welcher der
Grieche rücksichtlich des auslautes sich schuldig macht, sehen
wir ihn nichts weniger als allzu wählerisch und peinlich in
betreff des wortbeginns. Er stösst also an dieser stelle
keinen einfachen consonanten seiner spräche zurück, nur dass
digamma, jot und sigma, wie auch inlautend, nicht immer stand
hielten, während latein und germanisch diese getreuer bewahren.
Dann aber besitzt das Hellenen -idiom im anlaute seinerseits
nicht wenige consonanten- häufungen, von welchen die beiden
eben genannten nichts wissen. Im latein muss das verzeichniss
mehrerer derartiger wortanfange schon um deswillen etwas
anders ausfallen als bei den Griechen, weil dort die indischen
und griechischen aspiratä (denn f und h sind bloss Spiranten)
aufgegeben worden. Und natürlich, der lautverschiebung halber,
desgleichen im gothischen. Man denke nur an das jetzt wieder
abgestreifte h statt A;, in hl, hr, hn, hv. Im sskr. eben diese
und hm, hy in hya^, x^H. Auch mangeln $ (daher insipere,
dissipare st. sskr. kship, werfen) und ifj bei jenen, wie oft sie
da auch in der mitte und am schluss gehört werden. Die
indischen palatalen (doch ngr. t?, z. b. TXitJ^fig, d. i. lat.
caecus) ausser jot, und cerebralen, ausser r, fallen natürlich
ebenfalls fort. Ts ist vielleicht in adstim, ad&ideo vor der assim.
SS gesprochen, sicherlich aber erst spät an stelle von lat. c vor
hellen vocalen, und für ti assibiliert, wenn ein anderer
vocal folgt, wie patior neben patüur; natio, it. noßume.
a) mit gutt.: xq, er (selbst, obschon kein axQ, scribo, das
am nächsten zu auseinandergezogenem axägitpaofiai steht), xq9
xXj d, %X (auch goth. lü). 2x, sc (deutsch seh, daher die Schrei-
bung mit dl, obschon auch z. b. sehlafen aus goth. sl^^n)^ tfuL
Kein cy (wohl wegen härte von er, doch fiicfw). Kft (kein xi»)»
^^} X^ (x^^Vi xvavoi). Goth. hnaivan, uXivstv^ vgl. cannivare,
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 137
nicere, nidus. Ahd. hnigan neigen, und daher lat. gnioms, was,
meines bedünkens, falschlich auf genu (Corssen ausspr. I, 43)
zurückgeführt wird. Goth. hnuto, knute. -3%, z. b. (rx*f», aber
scindo, s. chinadmi (wohl vorn aus sk, wo nicht steh). Kein (Tx^,
^XQf ^X^ (aber, s. sogleich, axv) trotz aiaxQog^ yllaxgeg, ßifj-
XQog u. s. w.; ia%v6q. — 2xyin6g, wie xvlnog^ auch vielleicht
(Sxvlifoq nebst Fviipcav, knauserig, knickerig (diese auch mit iw),
sowie (fxvinrm, kneipen, zwicken, das, wenn axsvinTco^ (Tx^v/tttc»
grund haben, fast als mit umgestelltem i^ componiert aussieht.
Jedoch poln., ohne w, szczypac. — Ausserdem eine reihe von Wör-
tern, eben so dunkel in ihrer mannigfaltigkeit, als was sie be-
zeichnen. 2icvtq>6g wie xv^ifög, dunkel, und axvtipog s. v. a.
xviifag^ doch seltsam wegen ihres i. — S. nablias n. nebel, ge-
wölk, vi(pog, nebula, und wenn man auch etwa nicere (der
dunkle laut herbeigeführt durch 6?) hinzunimmt, entbehren
sämmtlich eines Zusatzes vorn. Darf man aber etwa in Wörtern
mit derlei zusatz verwitterte präpp. suchen? Kviffag erinnerte
etwa wegen JvV, xo^vog (y st. |i*, wie in x^^Jv, und » aus sufT.
io übergetreten) an lat. cowr. Es stellen sich aber, noch ab-
gesehen von dem anklingenden lat. cr&pusculum, daneben yvo^fog
und dvoipog (etwa mit da- im sinne von d*a, sehr), allein nicht
minder (J^a- mit Unterdrückung von v?) io^pog sammt tiifwqog
und lith., wie in der neunzahl, mit d st. n, debesis. Vgl. Benfey,
Vedica s. 54. — Kt (lat. nur inlautend). A'^ mit müssigem &
in x^-dv^ wie 7i%6hg, In d^x^d neben d#x« möglicher weise
auch so. Wahrscheinlicher ersteres aus dem zweiten gebildet,
vgl. s. dvidhä, auch adj. dvirvidha, zweifach, rdovnog. Ngr.
ydi^to ich ziehe die haut ab, was vielleicht dafür spräche,
YVfAvog^ wie Giese vermuthete, stehe für iy-dv-fAivog (exuttis),
vgl. ixdvfka^ i*dt!fjb€v. Fq^ gr, Crrä'tt4S als part. von x^^Q^
mit metath. aus hr = x^^^^^g. TU, gl. Kein yf* vom, wie oft
auch Inlautend. Fv, gn mit oftmaligem wegfall des gutt., wie
vovg^ nasco, auch engl, k in know stumm. NcUas. NaevtAS als
angeborenes muttermaal, mit gleichem suff. als nat4vtis, und daher
Naevius. Anders, und wahrscheinlich als yrija^og im gegensatz
zu Spurius gemeint, auf der Scipionen-inschrift, Gnaivod p(xtre(d)
progncUus, und On., d. i. Cnaem, zu sprechen mit g.
Von dem qu (kw) des latein ßndet sich im griech. keine
spur. Es begreift sich aber leicht, wenn qu mit p wechselt,
wie in mehreren sprachen der fall ist. So oskisch ; im welschen
138 A. F. Polt,
p st. gult. im irischen^ vgl. petoritum; walachisch z. b. pairu
(quatuar); aeol. niavQsg. Das ist näinlich ohne zweifei so zu
versieben, dass der gutt. zuerst den wciclien laut v zu sich
heraufzieht, dann aber dem n (st. xn) zum opfer fallt, wie
ähnlicher weise lat. bis (st. db) aus s. dvis wurde. Daher dann
nicht seltene begegnungen von qu mit griech. n, wie sogleich
in dem pronominalst, no (vgl. osk. piipit f. quidquid)^ got. huL
Seqtior, insa^a* entsprechen beide dem sskr. sac, woher scJornan
Umgang, verkehr, und nicht dem begrifflich seitab liegenden «ip.
Woher nun aber die beimischung des lippen-elements, wäre
eine andere frage.
b) mit dental: iq, tr, ^Qj %k (lat. latus aus tXfftvq)^ i^X,
x^p. Jq, Hingegen von acht lateinischen Wörtern kein beispiel.
Selbst Drusus wäre, so heisst es, zuerst von einem Livier wegen
ermordung des gallischen fcldherrn I>rausus angenommener
narne. Mithin wie T. Manlius den beinamen Torgtuitus erhielt,
weil er einem Gallier die halskette (bei den alten Britten ferfe
nach Owens Welsh Dict. ehrenschmuck des kriegers) im Zwei-
kampfe wegnahm. Doch z. b. quadrans und, mit de, dodnxns.
Tf», aber kein rv, wie auch kein <rT/i», atv. Aber crr, st^ ütq^
str. — 2^, wie oft inlautend, sogar iad'fiog, doch vom nur in
dem einzigen aO^iyo) mit zubehör vertreten. Ich wShne:
durch zusannnenrücken (vgl. armen, sater aus atat^g) Yoa
<t(Ta)x^ in cta^sQog, evataO^ijg, feststehend, goth. a^iasio^an
(anfangen, gleichsam zu einem geschäft aufstehen). Auch sonst
ist ja aus wohllautsgi*ünden ein t weggeblieben. In aestas (st.
aestu -\- tat, wie oUvitas u. aa.) und fastvdium aus fastus mit
taedium, umgelautet wie in pertisum. Und bildete man nicht
mUrix geradenwegs aus niUrio trotz nutrUor? Eine ähnliche
syncope liegt vor in exta, vgl. prosedum. Ferner noc^ aus
adrhi (s. sadhana\ mag nun auch niog, aniog, s. pasas n. (lat.
pS-nis) darin enthalten sein oder eine präposition (etwa nQ6
umgestellt und so q erloschen; s. prasädJiana, zuwege bringend).
Letzteres ist der fall in dem, übrigens höchstens sinnverwandten
indischen upa-sfha, dessen sfh ja ein av entsprechen müsste.
Oder darf man für lotai^og einen irreg. superi. auf -»avo (vgl.
%iQnv$aTog) von Xo$n6g voraussetzen, wie (Haaq^tiftog nach weise
von ßXa^lifQ(i$v gekürztes ßXdtfßtg enthält? Das v in a&ivm wird
erweiterung sein wie in t^/uv«, <paivm dgl. 2^ipQg aber könnte
der analogie nicht seltener neutra auf -^g folgen, welche
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 139
diesem das -vo im sinne eines part. prät. pass. vorauEschickten.
So xT^vog (erworbenes), wie lat. fadnus, fenus, pignus, üinera
von itare. Vultms, dafern aus vdlo, iXxog, und ohne Verwandt-
schaft mit s. vra/^ (aus vy-ar, auseinandergehen, mit sufif. ana?).
Auch %ifA€vog, wozu, als auch abschnitte, templum z. b. der
auguren, und daher contemplari (gls. Vogelschau halten) und
tempus, ex tempore, und aus dem dem. extempulo, auch
extemplo, mit mp st. mn, wie in contemptus? — Das fehlende
a&X wenigstens im wortinnern: iax^Xog, dor. iaXogy vielleicht
unser edel. 'IfAdad^Xf^ doch wohl mit ähnlichem sufif., wie in
ix^Xfi, und etwa erklärlich aus ifAdötfco, fut. ifiäöca. Oiifi^Xa,
womit Bezzenb. btr. V, 327. pamphyl. äysd^Xa, als vermuthlich
opfergeräthe zu ay#o$, vergleicht. Ersteres, weil geräthe zur
Bacchusfeier, natürlich zu d^ve&r. Seltsam ist es sowohl des
zweimaligen ^ wegen als auch röcksichtlich c;^, das doch
schwerlich in x^aat sl. %^vtddeg, bacchantinnen, entschuldigung
flndet. &ifA€d^lov, grundlage, auch mit zweifachem ^, und
-d-sfAsiltov >vie xsifAi^hov, etwa mit themen auf /ao oder gAtj da-
zwischen. Fsviy^Xfi, Ursprung. S. noch -^qop neben tqov sp. —
S%X (c%XsYYig, strigilis). Das lat. hat früheres stt durch wegwerfen
von st beseitigt. So suis st. lis, und demnach wahrscheinlich mhd.
sMt, streit. In stlocus für locus erblicke ich eine Weiterbildung von
sthäla, wie unser stelle, platz, ort, also Standort. Vgl. hiulcus. Süop-
pus oder sdoppm, Corssen beitr. s. 17, naturlaut beim schlagen auf
die backe, und daher ital. stioppo, oder schioppo^ flinte (sclopetum).
Pedibus stlembus vielleicht wie azQeßXog, aTdsßXoTtovg. Auch
SÜata genus navigii latitm magis quam altum verräth unstreitig
— für die latüudo, wonach es benannt wäre, mit — entstehen aus
strdtus, hmgestreckt, ausgebreitet. Bliebe nur noch stritavus alt
für Mtavus, was dem gr. rgnonaTniQ nachgebildet scheint,
ohne für sein s eine entschuldigung zu bieten.
Sdsvg doch wohl mit weichem <r, mundartlich umgedreht
aus Zevg (s. dyäus, vgl. lat. juglans, Mog ßdXavog). Dessen C
kommt nicht unserem z, d. i. ts gleich, wie wir falsch »zonec st.
iliv^ sprechen. Am wahrscheinlichsten lautete es wie frz. de.
Grerade das im dorismus so häufige ad an stelle des üblichen
C spricht nachdrücklich dafür, es sei nicht bloss dem einfachen
frz. 0 (d. h. weichem s) gleich, wie Rangabe, ausspr. s. 16 will.
Vgl. den analogen fall il^ig^ viscum. — Dor. axl^pog st. l^iipog.
Ihm entsprechend finden sich (und auf der einen oder andern
140 A. P- Po».
Seite entlehnt) arab. ssaif anä kopt. ssacfc, sscteß, auch stoiAe
(gladius; canna, calainus), was lebliaft an frz. sahre, säbel (doch
s. Diefenb. völkerk. 11, 351) erinnert.
c) mit labial: nq, pr, ßg, hr, tfq, fr; ^ß z. b. in ^^p'k/m,
wrack, e. torecks, in welcher spräche w von ar ebenso ver-
slummt, wie im griech. Dazu auch wohl, wenn schon (vgl.
8. vragc, lacerare) mit x; ^äxo^, zerrissenes kleid; ^ÜKtlof, ab-
gerissen, schroff, rauh. Zu s,barh ^äxoi, jedes abgerissene stück.
Aaxi?, lacero. Nur als durch r verstärktes s. hiumj , dem sich
schwesterlich hhuj, biegen, anschliesst, halten frango, goth.
brikan, brechen, den allgemeinen lypus damit inne. Wwb.
nr. 1057. So auch digammirtes äyvviit Ahrens H, 45 und
^^fWftt. Wegen nleus s. sp. Einige male indess ßg für ßf.
So ßQmffiq, devoratio, vgl. würgen, rahd. wü-ge. 'P6dov st ß^ö-
ätv mit lab. in orientalischen sprachen, z. b. kopt vert, ottrt
(rosa), Abel, kopt. unters. I, 208, vgl. vert, roth, p. 20. Aus^
führliches darüber in meinen kurd. Studien (Lassen ztschr. VII,
s. 118). Rasa ist den Griechen abgeborgtes ^odia, mit asaibilie-
rung, wie Clausus si. Claudius; it. orxo, frz. orge (hordeum). —
NeßQÖg, vißqai wie viaiS, wohl aus vtagig. Das ß aus v im
sskr. »ava. Etwa pamphylisch gen. Nfj:onö3Lsit Bezzenb. beitr.
V, 327. 335, der jedoch s. 331 die möglichkeit lässl, dass es
kein griech. name sei, — HX, ßl, qX, pl, M, fl. Ilyia, wz. rtw,
gemildert in nAev'/i«»' und umgestellt pulmones. /Ztvtföc wahr-
scheinlich durch einschub auseinandergezerrt, wie piiuUa aus
mvta. Auch qvfi, interj. von schnaubenden rossen, worin sich,
desgl. in mhd.j3/n»Äc (Spiro) und nvifia, die vereinte thätigkeit
von lippen und nase mall. Kein ti/*, ^ft oder jS/*, ßv. Mv in
nv^fta, im inlaut z. b. aifiy6g zu gißtad-au Auch st pn mit
nasal vor nasal, also einigermassen assimiliert, lat som-nws,
s. svap-na, vnvog, sopor, — Ausser ip auch aß, an, sp, apr
(kein anq), atrJL, sß (splendeo), atp, a<pQ. Aus der neupers.
Schreibung ssipehr (sphaera, orbis coelestis) für, den Griechen
abgeborgtes e^aiga (im lat auch ^era und im gael. speur sf.
himmel) Vullers H, 214 folgt, man habe darin wirklich ein mehr
auseinandergezogenes ph gehört, und nicht blosses f, wie im ngr.
Sonst giebt pers. freilich aän^t^og durch ssaftr oder ssa^tr ib.
302, also 9> durch f, wieder. S. auch kurz zuvor arab. ssa^. —
.2 in aß verm., wie auch in c/t, weich, llt. Lat nur inlautend,
atOus Hi7l. m. Ot». RS (SSällu. SSim. lat. tAdo U. s. W.>.
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 141
d) Liq. vor muta ist vom anlaute ausgeschlossen. Also
kein mp, nib; nt, nd; nr, nl, oder r, l mit t, d u. s. w. Man
würde aber sehr irren, hielte man sämmtliche Verbindungen
dieser art im anlaut für etwas unerhörtes, ja unmögliches. Es
giebl deren mitunter in anderen sprachen. Z. b. im Yoruba
mit rhinismus Mbeh To be, to eanst, to live. Nkan A thing,
something. Nhung, ohung A thing, Ntori Became. Der
imper. nsho Proceed, go on. Nwhin To borrow, Ng-ng No.
Nla-nla durch doppelung den begriff verstärkend : Very great,
very large. — Im ngr. hat der nasal in vt und [An achtes d
und b, als gleichsam herabminderungen von r imd n, zu be-
zeichnen, weil d^) und ß jetzt dort einen andern lautwerth
haben. Beispiele so beginnender fremdwörter bietet DC. —
Sonderbar im pamphylischen (Bezz. beilr. V, 330) ist >die an
den cyprischen dialect erinnernde beseitigung von v vor d und
T und die gleichzeitige Verwandlung des letzteren in d«, z. b.
aÖQl' dvÖQi, nsdsxaidexa. Ich weiss nicht, ob mit mehr als
aufgeben der nasalirung bloss in der schrifl.
Mv in fjkv^iAa u. s. w. hat sich erhalten. Allein ^aq und
[kl haben für das ik ein ß eingetauscht, wie sich in der mitte
ß zwischen ia und q leichtern Übergangs wegen, z. b. fAsai^fAßgia
(wie frz. nombre), in analogie mit d zwischen v — q (avdgeg^ frz.
gendre) einschob. Bqotoq, mortdlis. BXciax(o mit ca in folge
der metath. aus gAolstv. So auch wohl ßXd^, ßXäxog zu fAaXa"
xoq (etwa tnarceo, mukeo?\ ßXf^xQog, falls nicht (s. ob. unter a)
mit suflf. xQo^ sondern x unter etwaigem einflusse von ^, oder
wohl gar verwandt mit lith. biogas, schlecht, gering, schwach.
Biit%(o aus iiiXi(T)j aber ßXltov aus melde, ahd. melda, mdUa
(atriplex) Unverträglichkeit im vocal halber fraglich. Dagegen
hibemus unzweifelhaft aus br st. mr, vgl. xs^ihSQtvoq^ und eon-
sobrini mit entwickelung von b aus o nach ausfall des einen r
von soror. Fkayog zu diiilyco ohne den präp. Vorschlag, milch,
und zwar yX st. ßXj wie lat. quinque mit zweimaligem q. Mo-
Xißog, lAoXvßog, [AoXvßöog lässt sich doch kaum von plumbum,
mhd. bli, g. bltioes blei (etwa auch Uvens plumbum Virg. dazu ?)
>) Dies und ^ gelispelt, wie im engl, das zweifache (weiche und harte)
ih. Bei den Dacoromanen wird d zu weichem z, jedoch nur vor den
feinen vocalen, z. b. eieu (deua), zece (decem). Auch im Basbreton wan-
delt sich d m Zj wie im ahd. z (es wäre die frage, ob direkt oder erst
durch die mittelstufe des goth. t) sich aus d herabgesunken zeigt.
142 • A. F. Pott,
trennen. Ich weiss nicht, ob mit rein zufälligem anklänge in-
bazkisch umiila, blci, zinn, Klapr. As. Polygl. s. 172. 180. —
Desgl. fonntca (als ob, jedoch entgegen dem lat compositions-
gesetze, ferens micas) aus ßoQfAa^, ^r^/iiyj, engl, pismire, welsch
fnor, ir. moirb, auch pers. wiÄr. S. Wwb. unter nr. 659, so
auch in Lassens ztschr. IV, s. 37. Diefenb. Völkerk. II, 350.
Der versuch Bugge's Kz. 20, 24, es aus Umstellung von s. ram-ra
zu deuten, leuchtet mir nicht ein.
e) Zischlaute, s. z. th. schon früher. iSim griech. und
lat. hat man, ebenso wie im sskr., wohl so ziemlich durchweg
als das harte oder dumpfe zu betrachten, wesshalb denn vor
dessen allzu grosser häufung, dem aiYt^aTiöfAogj in der rede ge-
warnt worden. Also nicht gleich unserem weichen 5, z. b. in
singen und sagen (etwa gegen scharfes end-s in saus und hraus)^
wo es dem frz. z, nicht aber dem s z. b. in son, sa, entspricht
Möglich jedoch, dass es inlautend, wo von hause aus allein
stehend, und nicht erst aus anderen lauten erwachsen, wie
z. b. in tlatg^ fftjai {a aus t wegen i), lat. mtsi, vtsus, je zu-
weilen eine dem goth. z (d. h. da f = weichem s), z. b. in hai-4eo,
bess-er, analoge milderung erfuhr. Wie dort das e dem nach-
maligen r, so zu sagen, den weg ebnete, so vielleicht auch im
latein. Erfolgte doch hier ein im anlaut nie vorkommender
Umtausch von s und r. Indess sehr begreiflich, nur zwischen
vocalen (z. b. dir-üno), als selbst, wie r, tönenden buchstaben,
dem erst später, wohl durch die macht der analogie auch ein
r im nom. (ho7ior, arhor, minor) nachfolgte. Warum aber wider^
stand der zischer solchem Wechsel vor t, c? Natürlich schützten
sie den dumpfen zischer vermöge ihrer gleichartigen eigenschaft
als surdae. Daher onustus, aber oneratus; arhus-tum, arboretum,
arbusctila; masculus, rusculum, mollusca (mollius), Etrus-d, JPo-
lis-ci u. s. w. Aus gleichem gründe werden äbs und sus (subs)
nur vor tenues gesetzt. Vor media weicht lieber s, z. b. in
jüdea:, aber jtiridicus (jur-gare wegen synk., nebst liHgare^ pur-
gare, navigare wie remigare von reniex aus agere), dt-duco. Der
Grieche stiess seinerseits inneres s nicht selten aus, wie auch
c vom zuweilen durch blossen spiritus Vertretung fand. P kommt
mundartlich am ende für g vor. Beispiele solchen wechseis für
in- und anlaut giebt es ein paar, jedoch ziemlich verdächtiger
art. Ueber gr. f, was dem Lateiner abgeht, s. vorher.
Latein n. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 143
2vj or^, ak fehlen, obschon die ersten beiden das sskr.
besitzt, und agi auch das griech. nicht verschmäht. Unseren
sdm, scM, schm ging noch im mhd. ein sn, sl, sm voraus, wäli-
rend nur seh (früher sk) vorkommt. Auch hier zeigt sich
zwischen den beiden alten sprachen ein nicht unbedeutender
unterschied in behandlung dieser combinationen , sowie ander-
seits der im sskr. vorkommenden von sy {s mit jot) und sv im
anlaute. Sm, sn sind sämmtlich im lat. verwirkt, griech. nur
theilweise. 2fAvx^j schmauchen, mhd. smouch, rauch, e. smöke.
Mtrus, aber auch /ii€id#av, mhd. smide, sniiere, e. smile, zu s.
sm, wie wie-wör, viell. fkSQ'ii^Qil^cii^ sorgenvoll hin und her denken,
zu smar. Auch in unserem schnidssen, e. to sniite spiegelt sich
wieder lat. mittere, Wwb. nr. 1882, d. h. wohl t4 aus d mit
t als präsential- Zusätze; vgl. adgret-tus, wofür sonst aggres-sus
durch assim. von s4 aus d-t. Vgl. noch Kz. VII, 127. O. Keller
NJhb. 1873 s. 601 und frz. meUre Schwartze, Die Wörterbb. der
frz. Spr. s. 26. Zu s. smAshä, mhd. snur, gehört nunis, wog
und ivwog, merkwürdiger weise mit männlicher endung, allein
wohl nur, um doppeltem w, wie in lat. nurus nach IV, auszu-
weichen. Armen, nu Diefenb. Völkerk. II, 350. Soll etwa die
prosth. von b vor doppel-f einem früheren i-av gleich gelten?
Indess ja auch ivvia^ und, als ob reduplicirt, ivsvfjt^ovTa.
Imperf. iwsov von vioa^ vBvaofAaij s. snu, flüssigkeit entlassen,
womit sich viell. goth. snivan, snau, fortgehen, sniumja, eile,
und mit sl: mhd. sliwme^ sliune, schleunig, berühren. — Aber
nix, fiitves, ningü (g st. gu?) s. M. Müller, Kz. XIX, 42,
goth. noch mit sn: snaivs, mhd. sniwe, snte, schneien. M<pa
(nivem) u. s. w. muthmasslich mit Verhärtung von vau zu y,
aber xiQv^ßov. Sskr. ndus, vavgy navis^ also sämmtlich ohne
B, sind doch schwerlich gleichen Ursprungs mit snava (von snu)
= srofoa, das triefen. Auch ist ausstoss von v in nare, trotz
vj», schwimmen, s. ob., und vdta^ angeblich aeol. ratfo), fut.
vdism^ fiiessen, nicht ohne bedenken. Man muss also vielleicht
rfidLsichtlich letzterer auf sna zurückgreifen, ungeachtet der
sinn (sich baden) nur ungefähr zutriflFt. — S. snwoan, band,
sehne, auch snayu, und snävwa^ sehnig, spiegeln sich einmal in
ahd. senua (chorda), seneioe (nervus), engl, sinew (ich weiss
nicht, ob IvBq zu s. si, binden) sowie zweitens in snur, mhd.
swumr, schnür, aber auch nord. snara (laqueus). Vgl. dann
aber auch vsvqov, dessen q der abloitung angehört. Dass nervus
144 A. F. Pott,
durch mctath. hieraus entstanden, bedünkt mich nicht allzu
gewiss. Lassen wir in ihm r für s gelten, was kaum Schwierig-
keit macht, du bietet sich uns s. unasä, band, sehne, ungesucht
dar. — Eingebüsst ist ferner a vor ^ia = s. sravämi. Desgl.
in ^o^ia, wälirend dessen Verluste im lat. durch umstellui^
sorbeo, im letl. durch den vermittelnden einscbub von t in
ßreltht vorgebeugt %vurde. Wwb. nr, 2225.
Wie grausam aber ist das griechische mit se und sy
des sskr. umgesprungen , so dass aus ihm selbst fast nie
mehr diese, jedoch von aussen her unzweifelhaft gemachte Ver-
bindungen erkennbar geblieben! Der Lateiner richtete unter
ihnen keine solche Verheerung an, indem er sie fast nur^ durch
vocalisierung des zweiten cons. umänderte. Daher ey&s, ifft
(mit bcibehaltung des c von i;), siSs und ^, wie fut. n^«^im
im dor. = s. -sj/ämi. Sv bestand im griech. nirgends. In der
r^el, ausser mundartlich, wo j: oder auch ß (ßaSvg) ihr dasein
fristeten, musstc für das lautpaar asper, oder wohl gar blosse
lenis, schwachen ersalz bieten. Ganz besondere aufmerksamfceit
verlangt st^ieich das reflexiv-pron. S. meinen aufs, über das
indog. pron. in DMZ. XXXIII, s. C3. S. svmf-ani mit fidtoi; tr^wc
(also mit aq) trotz «os, ög, suus, s. sva-3. Sacsco (sich zu eigen
machen) nebst soleo. Auch tifa>, itm&a, gewohnt sein, wahr-
scheinlich mit refl. und wz, ^, gis. zum seitiigcn gemacht
haben, vgl. assttefieri. Goth. sidus, mit ^do^ übersetzt, dessen
^ nicht recht sicher, gehört, wie unser sittc, mhd. süe, vemi.
gleichfalls dazu. Der mangel des v findet sich ja auch in got. su
(sibi), sik, sich. Aber svikimOis, offenbar, etwa gls. sich selbst
kund gebend. Sves n. eigenthum, als adj. Mto;, otKcio;. Nicht aber
auch mittelst «o von ^&o^ abgeleitet ^^sloq, als »trauter genossec,
wie oixeiös xtvi (familiaris)? Daher ja auch als zu den sm,
seinigen, gehörigschwester (s. svasar\ schwäher {iva^ra, das
erste s dem zweiten assimiliert) undschwager. Kret. /foc^xiafrf c '
awi^ijßos, gls. stioe aetatis. Kaum södes, indem ein persönliches
wort mit solcher enduog, vollends als vocativ, im lat. ganz allein
stände, und von soddlis durch die länge sich abtrennt. Eher also
verbal, f. st audies bei Freund, vgl. Clodius st. Claudiua, als h5f-
lichkeitsformel. Dagegen allerdings, meine ich, sodtdis nicht sowohl
von s. sa (mit) als zu sva (sutis), und zwar so, dass d eig. ablaÜT
sein möchte, wie in sed. Nämlich dies als adversativ -partikel
(gK wie sich die sachc an sich, in walirhcit, verum, vero, d. h.
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 145
von irrigem gesondert, vgl. sondern) verhalt, und das iso-
lirende se in secemere, auch mit nachklang von v in socor»
neben secm-us, solvo (zu Xvat), Auch solus, getrennt von anderen.
Zweifelhaft mhd. swnder mit comparativ-endung, viell. jedoch
zu engl, some, einige.
Sva setzte der Römer, sich hierin conservativer erweisend,
meistens in su oder so um. Vgl. jetzt Gorssen, Ausspr. IP, 64.
Jedoch Siutvis (wie die nom. gruis und suis) und suudeo (u wohl
cons.), gls. süss machen, entsprechend einem sskr. nom. svädus,
fem. svadv4, ^dsia, goth. sutis (also nur u, vgl. s. süd) süss,
gegen ßädv^ aJr, ^dv. Su-surrus reduplicirt s. svar Wwb.
nr. 552, unser schwirren und surren nebst dem Schwann, wo-
durch man lebhaft an vqov, bienenstock, erinnert wird. Aber
auch avQiCco und als pfeifende nagethiere vga^ und sarex, frz.
souris. Svana, lat. somis, — "Ogxo^, wenn anders nicht dabei
die dadurch eingegangene Verbindlichkeit (vgl. oQxdvtj) das
massgebende war, etwa zu schwur, goth. svaran, schwören^). —
Sur-di^s wohl nicht, worauf absurdum neben absonus führen
könnte, vom ohrenbrausen (vgl. susurrus) , sondern wie gravida
dgl., schwerhörig, vgl. goth. svare 1. vergebens, ohne grund,
si»^ 2. ohne Wirkung, iiazt^v. Goth. svers, geachtet, wahrsch.,
nach analogie von gravis, elg. schwer. Letzteres zu lett. fswehrt,
wägen, Wwb. nr. 554, das seinerseits an avQoa nr. 556, wenig-
stens im sinne von »ziehen«, unter berücksichtigung, dass ilxsi^v
von der waage gebraucht wird, erinnert. 2vQ(fs%6q^ tSvQipoq^
goth. afsvairban^ wegwischen. — ^^yäv^ schweigen, aber lat.
sHere ohne v. — Soror, s. svasar, goth. svistar, wie socer, txvQog,
goth. svaihra, s. gvagura (das vordere g st. 5?). Doch gvan,
xvmv^ im lat. canis mit ausfall von v. — Got. svamms, dän.
svamp, altn. svamp^*, schwamm, anoyyog. Kaum doch, vgl.
fungus, das v unter einfluss von s (vgl. zd. agpa aus agva, equus,
*) Ahrens billigt, Namen des Campus Martius der alten Franken s. 30,
eine beziehung zu ags. sver (columna), mhd. swir, uferpfahl, als sei es
>auf den vorgehaltenen pfähl geloben«, was doch wohl, ungeachtet nach
Aristoteles 6 de oQxog ijv 6x^nT()ov inavuraa^g^ suhtilius qiiam verius,
Svaran ist ja, als stark, unmöglich ein derivat, wie: den eid staben.
Bei den Römern schwur man beim Jupiter Lapis, vgl. stein und ])ein
(reliquien) schwören. Preller, Rom. myth. s. 221. Vgl. auch verbenae
t. e. herbae purae bei den Fetialen a. a. o. s. 219, wozu auffallend chrene-
cruda (reines kraut) der lex Salica stimmt.
Zeitschrift fSr vergl. Sprarhf. N. F. VI. 2. 10
14f> A. F. Pott,
tnnag) verhärtet, und ng durch disani. an stelle von fnp in
aofufvg, schwammig. — Somniis, vnvoq, svapna. — Sordea, gotfa.
svarls, schwäre. — Uebor söl, f<lioc, golh. sauil und ihre
etwaigen bezfigc zu s. smr, himmcl, s. Wwb, nr. Ö58. — X^at.
sulfur und goth. svibls fügen sicli vielieicht zu einander. Im
s. ^v&ri entlehnt?
In sddare hat der Lateiner, wie durch s. svid-yti-mt = tSi»,
schwitzen, zur genüge bestätigt wird, eine contraction von vi
zu fJ vollzogen. Umgekehrt ist i in nachfolgendem « untere
gegangen in dtt-d«»» aus din, biduum, vgl. nu-diws-tertius, sc. est,
und stdtis st. si vultis. Dagegen von vcrto, vorto: seorsum,
dorsum (mit de, die abgewendete, d. h. rßckseite). iVoso (mit
einbusse des z^veiten r) und prorsa (d. h. die ohne unterbrechang
fortschreitende) ac v&rsa f'ucundia. Biirsus wie prorsus, kaum
doch männliche nomm. des part. Etwa acc. pl. nach IV., oder,
wie comimis, eminus (Ennius s. 135: emanu), die fast auf einen loc.
pl. =^ s. -s«, gr. ff( rathen liessen. Msa^yvg, auch ohne ? (letzteres
etwa dat. sg. st. tii?) und iy-yv-Q, walirsch. dat. pl. gekörzt
(vgl. ix&^'-ai) von einer körzcrn form zu fviov, also eigentlich
dicht an den gliedern, am leibe, wie iyxwi eig. auf der haut.
Vielleicht rtf>t aus vnö, von unten. Sursiim, susfu», mit stät,
d. h. von unten nach aufwärts wie in stiMmtttö, aurgo. Ausser-
dem sttrpuit, sumo (stibrailcmo). So dann durch analoge assi-
milation, vermeine ich, sürus und sein dem. surctdus aus suborior,
vgl. suboles. Wer sulciis einfach dem olxög gleichstellt, müsste
die erklärung von tXxa aus lith. loilkti, Wwb. nr. t048, ziehen,
preisgeben. Falls ags. sulh einheimisch, sonst hinderte nichts
daran, in sulcus fibeidem sub zu suchen, wie in vfilta?
Sp. sombra (aus stib tinibra) schalten. Anders ulcus, H*og aus
zd. vrac, s. irofc zerreissen, nr. 1057, wobei man auch etwa
an veUere (II st. Ic? oder fiXXat • xiXat), viilstis und vtdnvs
(als zerreissung, s. ob. s. 139. 140) dächte. Ja süra erinnert
stark an s. lir», schenkel, und sollte nicht die wade im lat.
danach benannt sein, dass sie sich an der hinteren, gls. unleren,
seile von letzterem befindet? Auch besagt der Spitzname SuUa
schwerlich etwas anderes, als »kleine wade«. Umsonst dichtete
man ihm um der griocli. schreibtuig iVAia? willen, welche
doch nicht massgebend sein kann , eine märchenhafte ent-
stelumgs-gpschichlo aus ^ißriXa an. Srhuoidor, Lat. Gramm. 1,47.
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 147
Nach dem muster von sMa/rc (gr. SiSaxfi st. d'viattti) giebt
es aber noch eine menge ähnlicher coniractionen. Aufgelöst
blieb gcnutniis, nach weise von ingmumus, was zu einem
inge^iuus gehört, d. h. einem, der — als freier — i n der familie
geboren ist^ yervatog, kein ctdtdtermiis noch libertimts. Dagegen
genuini dentes, nicht von genae, sondern zu y^vr^, s. hanu, welchem
auch gingiva (das zweite g st. gv aus u?) zufällt. — Ingenuilis
aufrichtig, offen, gegen servüis. Gratmtus, adv. mit o, und
fofiuitus, abl. -Äo, itu, setzen subst. auf 4w nach IV (vgl. /br-
tuna Corssen, Äusspr. P, s. 11), voraus, wie astutus von astus,
allein mit vocal wie tuitus neben tütus, statütus. Patruelis von
painms (dagegen na^gvog, naTQVtog Stiefvater) und danach spät
frairudis. Auch carduelis von Carduus. Sonst nur noch fiddis,
famelicus wegen fides, fames, allein doch aedilis, sedüe von
ciedes, sedes; und ohne gleichen anlass crudelis. Aus crüdus^
vgl. visddus von viscum, also denominativ. Cruor und sskr.
hra/oya rohes fleisch; Tcqiaq nebst i/^ra a) wund, saucius (aus
safs^is mit suflf. -idus?) b) grausam, hart, setzen wohl ein
kürzeres wort für blut voraus. Hingegen meist von lebenden
wesen, und gleichwie durch % von dem allgemeineren älis sich
charakteristisch abgrenzend Uis: civilis, senilis, virüis, von
stallen equile u. s. w., frz. chenil. Von der analogie überwältigt
anUis ohne u und gleichfalls mit Verwischung des u im langen
i von liticen, wie tibiccn (aus ii oder ic, wegen tibia) neben
tubicenj comicen, obschon mit tuha, comu. Dann aber tribülis
und tribd/nus beide mit te wegen contr. mit i^ vgl. vidnus;
%Qif>vXog, was mit iribtis gleichstämmig, wie auch rgifpri^g,
Idulis Ovis. Ob curtdis mit currtdis identisch seiner herkunft
nach, macht mir dessen einfaches r bedenklich. Fasciac crurcdes
pedidesque und pcddie, it. pedtdc, sohle (aber pedale, mensura
pedis) wüsste ich nur aus got. fotus^ fuss, dessen o jedoch
lang, zu deuten. Eher jedoch mit Uis, als wie manuälis. Im
s. haben wir pädü beide male mit länge und pädtiku, schuh,
pantoffel. Der beinamo Pedüccums wird einen, auch vom fusse
hergenommenen sinn haben, wie Pedo, ampliativ: mit grossem
fusse. Ital. pidocdiio schliesst sich dem lat. peduclus an , einer
andern form für pediculus, das dem. zu 2>«(fcs, lause. Auch
fuhrt ital. ginocchio wegen o auf eine form mit n, welche
neben geniculum berechtigt, wie ferner conocchia, kunkel, ver-
möge diseimilation aus dem. von cölus nach IV. hervorging. —
to*
148 A. F. Pott.
Anders dürfte es sich mit edülis verhalten. Ich suche darin
nämlich eine zusammenziehung der beiden verbalsiiffixe nus
und 7lls. Das eine wie das andere hat passiven oder intransi-
tiven Charakter, wie z. b. pascuiiS, hibilis, sorbilis, und so dann
auch edulis, essbar. Befremden kann aber auch nicht die hau-
fung der suffixe, indem ja -büis (wie vom fut. auf -bo) und
4üis (z. b. altAlis vom part. prät.) gleichfalls zwiespältig sind.
Vgl. anntudis aus annuus, st. annalis; aber dorsuaiis vielleicht
wie usualis, wenn dorstis als m., etwa wie versus, nach IV gehend
zu betrachten. Gemialia. — Der name der göttin Vacüna lehnt
sich auch an vacuus^ vacivtis, wie subscdvtis u. s. f. Pecunia aus
t^hius, wie vitulinus. Pecidimn. Vcruiiia. — Opportünus, wipar-
tünus von portus, wie perfnarinus von niare, PortUor, der zoU-
einnehmer (versch. von portitor, der fahrende), aus portus; mit
tutor, allein der drei t wegen gekürzt ? So erkläil Corssen, beitr.
s. 307, janitos, wie aedituus, wesshalb es nicht mit notos (i. e.
notor) hie advenisfi, Liscr. Orelh nr. 4957 in vergleich käme,
dessen .s, wenn richtig, etwa auf einen nom. noto(r)s hinwiese.
Janltor (doch wohl mit überspringung des u von janaa, wie
etwa hidusfriiis zu instriio, und vitüpero von vithwi) wohl gar,
wie die nominal -abll. olitor, oUvitor, ficitor, vinitor, woher
Winzer? — Cadücus neben cadlviis, occiduus, etwa wie atnicus.
Caduceus aus xfjQvxstov mit d st. q. Wie es sich mit fidücia,
mandücus von mandere, und Edusa (göttin des essens? Nach
Preller, Rom. Myth. s. 579 Educa von edaeare, im sinne von
ntärire) verhalte, weiss ich nicht. Ist in ihnen einfach ein suflF.
üco zu suchen? Carrtica zu carrtis 11 , laettica aus Ute; Verruca
mit d. warze (eig. gewächs, wie würz?), dessen dent. assimiiirt;
eruea, festuea und fistuca räthselhaft. — Solutus wohl nicht mit
u aus viy sondern weil solvo eig. se -{- Ivca, und völüto wohl
von volvo, wie siXvfa. Auch salnto, wie mir scheinen will, nicht
von Salus, sondern als intensivform aus salvere a) unversehrt
erhalten, b) grüssen, wie jubeo te scdvum esse und vielleicht als:
»oft salve zurufen« gedacht. Salus selbst scheint eher verbal-
ableitung aus salveo mit suflf. ti, als etwa gekürzt aus tiU (wie
servitus) aus saivus. — Brmui i. e. brevissima dies, jedoch mit
küi-zerer superlativ-endung, aus brevis, ßqaxvq. Prudens, Jütw,
Jupiter, vgl. sskr. Dydus, Zsvq, Junior aus juvenis. Nundinae
aus novcfn. Nomis; denuo, viell. gls. umgestelltes veo&sv; nuper.
Auch wohl nmintins, n.qph nnrcson Rpitr Qft .ins *«n»-fi-n^t«ff.
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 149
also etwa »voll neuigkeilenc , vgl. o-spt. Sollte nuticius rich-
tigere Schreibung sein, da rietlie man zur noth auf einen bezug
zu ivfyxelv, Unna, gr. ovqbXv von ssk. vär, väri, wasser, zd.
Vitra regen.
Ferner sehe ich meine alte erklärung von curia durch
Corssens unsichere behauptung, es liege dessen r älteres s zum
gründe, mit nichtcn widerlegt. Ich suche nämlich darin eine
Verbindung von co(m) mit mr, als männerverein, wie coetm.
Der gleiche ausgang wäre in deeUria, cefitUria zu suchen, nur
dass sich vi von vir in ü umsetzte ohne contr. Y gl. s^)t€nwiri,
sexvir, triunwir, ein mann von den dreien. Vgl. cur, qfwr, d. i.
cui, quoi rei, zu welchem ende. Aber cüra, alt coira^ wenn
anders (s. Wwb. II, 594) aus co(m) mit «^a, vgl. goth. varei,
behutsamkeit, list. — Weitere contraclionen : thus entlehnt aus
^voq; pus, vgl. nvor, s. päya; jus aus s. yu, verbinden. Etwa
rus als umgestürzter ackcr zu ruere, oder, wie arvum, zu arare?
Beides für den gegensatz von land zur stadt nicht allzu gewiss.
Vor allem aberwäre die vierte declination in betracht
zu ziehen. Die lateinischen grammatiker shid mit derjenigen
decL, welche bei ihnen so eben erwähnte stelle einnimmt,
nicht sehr wissenschaftlich verfahren. Wenn sie die formen
mit i nach griechischem vorgange in der III., d. h. derjenigen
beliessen, in welche der strenge nach nur consonantisch
schliessende themen sollten eingestellt werden, warum Hessen
sie dann nicht auch die Wörter der IV. darin, wie doch gr.
v^gj V neben den, mit ihnen parallel gehenden auf t-g, ir ihren
platz behaupten? So etwa noüiig^ wovon sich nohg, wenn der
itakismus recht hätte, nur durch die verschiedene tonstelle
trennte. Im sskr. sind puri, stadt , und purü, viel , nicht nur
gleichen Stammes, sondern beide oxytonirt. Am besten thäte
man freilich, wenn man diese wie jene aus III aussonderte,
und, wie im sskr. mit III, IV geschieht, in einer besondem
decl. zusammenfasste und behandelte, während die lat. V, das
is in den beiden nomm. (vgl. indess z. b. den osk. pl. scriftas,
lat. scriptae Corssen, Ausspr. II S 146) und e st. d in abzug ge-
bracht, wesentlich sich in nichts von I unterscheidet. Vgl. gr.
i|^ s=: a in I. Nur hat die attische mundart beibehaltung von
a gerade hinter « als m festgehalten, während im lat. durch
assimilirenden einfluss die V iSs liebt. RSs = s. ras, wie
rgbus = rdbhyas, aber ris n. a. pl. räy-as wie im gen. sg.
150 A. F. Pott,
mit ^-lallt. — Man muss nur hicbci im äuge behalten : in decl.
IV hat sich die spätere spräche (s. (1. Ausspr. P, s. 11. IP,
s. 143 fl.) mancher contractionen schuldig gemacht ; und ersähe
man dies sogleich sehr gut, sobald man sus, arg^ ig und grus
in ihr an die spitze stellte, weil diese als einsilbler verschont
blieben von dem zusammenschnurren. Im nom. sg. hat das
M, z. b. von fruciü-s (anders obige einsilbler im n., und ix^g^
i'xd-i'r), ich weiss nicht ob auch comu u. s. w., kurze. Dagegen
länge im g. fmctüs, mit apex parUis, statüs, weil früher fruch^,
seiiatU'is und noch älter senatu-08, vgl. su-is, v-og. Auch
conius, mit verlust von s: comu. Dat. t*-i und ü, vgl- s^ri,
frtictu-i, comu-l und cornti, tisu, casu, anu, und so doch unslr.
auch der abl. Im pl. n. fnwMs, vgl. ix^v-sg, su-is; aber auch
im acc. scfistis, castis, neben ixi^v-ag, su-es. So kommt es, dass
in den hieher fallenden neutra, falls sie nicht etwa im n. und
acc. sg. kürze haben, alle casus des sg. überein lauten. Mit ihnen
vergliche sich z. b. aorri;, nur dass in diesem bei aaxsmg u. s. w.
durch abreissen des v von der gunirung sv der grundlaut ent-
stellt worden. Vgl. Freund Wß. Vorr. III.
Was nun aber die i-flcxion anbelangt: da kann, berück-
sichtigt man also z. b. igni-s (s. agni-s) gegen Imhu-s, yevv^^
oder om-s, oi-g, gegen s. avi-s (s. die flexion Wwb. n. 205) und
im neutrum, mit wandelung des kurzen i in e, leve : levis,
iÖQ^-g^ gen. tögt-og (att. IdQe-wg), und noXt-g, nach ion. flexion
noXt'og u. s. w., niare gegen n^ntgij ion. i-og, s. väri und tdlu,
doch keinen augenblick zweifei aufkonmien über den parallelis-
mus, welcher zwischen der i- und w-flexion besteht. Auch in
ersterer sind die vocale der flexions-endung vielfach mit dem
thematischen i verschmolzen, und hat man überdem nicht
mehrere andere eigenthümlichkeiten zu übersehen, welche sie
vor der abwandlung acht consonanlischer themen voraus hat.
Da würden also zweckmässig z. b. ig^tü-s mit dem gleich-
bedeutenden agni'S im sskr. und fk^zi^-g (lat. mens st. fnenti-s)
mit s. m<üi'S f. zusammengehalten. Der gen. is lautet mit dem
nom. gleich. Dies wahrsch., nicht sowohl, dass agnis, rnaUs
in ihnen gekürzt wäre, sondern dass sich i-us (gr. /mi^vi-o^, wie
ja noh-og auch zweisilbig vorkommt, aber (Aiitstag mehr wie
maty-ns) kürate, wie nuig-is neben mä-jus. Ignt und /*iJt# aus
(kffTi't, aber sskr. gunirt agnay-ey also jene analog dem dat.
auf ü. Im abl. %, wiewohl auch theilweise e, was denn auch
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 151
von dem acc. e-m gegenüber dem regelrechteren auf i-m
(resti-^m, ft^t^-v) dgl. gilt. Mithin auch wie ü, tdr^n, ciJy, vv^
ixih)v. Weiter im n. und acc. plur. fifieSy levis, levira, mari-a
gerade wie sw-es, fructüs, coniu-a. Das tritt aber noch deut-
licher hervor im acc. von der art wie omneis (vgl. noXsig st.
n6h'ag\ otnnis. Im s. nom. m. f. ay-as, z. b. tray-as m. (lat. zu
is in iris contrah.), aber acc. m (st. i-ns) m. Noch weniger
kann uns der gen. auf iruin in fini-um, Icvi-um, mari-um be-
fremden angesichts von frudu-tim, caniurum. Einzelne längen
noch mit öm, um = oav (sti-um, v-tov) und s. dm weist C, Ausspr.
IS 367 nach. Im d. und abl. pl. hat sich das u meist zu i
verdünnt, z. b. noch artübus, aber frudi-bus scheinbar wie
fini^bus.
Zu der weitaus grösseren zahl von femininen auf ü in
decl. III Whitney 355 c. 1179, wie ich vermuthe, aus u mit
fem. d und i erwachsen, z. b. gva^rüs (durch Umstellung des
u von dvof^ura), bietet das lat. socnis (auch einmal a socru smo),
desgl. etwa anus, als ahnin, und zu bhrü-s, braue, gr. otp^vg
ein gegenstück.
Auch die zahbeichen subst. auf sv-g im giiech. würden
rechtmässig hier untergebracht, wenn sie, worin ich nicht zu
irren glaube, lithauischen auf -jus, z. b. steg-jus, entsprechen,
was mir mit bezug auf sufl'. u mit jot davor im sskr. (Whitney
§ 1178 g. Ä.) etwas bedenklicher vorkommt. S. Wwb. II, 1.
s. 987. II, 2. s. 1237 f. Das sv hätte dann den werth von «t;,
freilich in anderer weise, wo es sich mit iu im goth. als guna
von u = s.o (a-u) begegnet : z. b. Uu/iath, licht, gi*. Xevxog dgl.
Vom paiatal-zischer^, welchem die classischen sprachen
k gegenüberstellen, wird man in betreff ^v abweichende be-
handlung nicht unerwartet finden. In xvap xvvog, canis, s. gvä,
ffunäs haben wir im lat. wcgfall von v, und im griech., wie
schon im sskr., vocalisierung von va, wie sonst oft, zu m ver-
möge samprasarana. Dann aber findet im zend hcranzichung
des tönenden v absciten des dumpfen q zu seiner höhe als p
statt, nom. gpä, g. gäno. Vgl. (ry., ijj im reflexivpron. st. sv.
Dasselbe hinten in den egn. s. YuktdQva^ zd. Yukhiägpa mit
pari. prät. und Zsv^tnnog mit nom. abstr. Also Innog st. equus,
d. b. mit bewältigung des h (st. g) durch das schwächere und
an jenem erst (zu n) erstarkte /. So erklärt sich dann auch
gr« no (eben so p im osk.; als stamm des fragpronomens.
152 A. F. Pott,
Spielt doch in qiU, quae, (juod, sowie verschoben goth. hvas,
hvo, hva, jetzt wer (oline leni.)^ was^ noch e. who, what^ eine
grosse rolle die conibination ko. Vielleicht unter engerem an-
schluss an den, z. b. ni Jtm, wo, vertretenen skr. stamm hu,
wofür ha (ohne v) das übliche. Lat. querar, qucstus doch wohl
zu s. Qvas, blasen, zischen, sausen, aber auch aufseufzen.
Analoge Umwandlungen treffen wir auch sonst. So bei
uns pipps^ ahd. phiphk, glossirt pittiita, morbus in orc gallp-
iiarum, it. piinta, sp. pcpiUi, frz. 2>epi(^- Also p aus tv, und das
lat. wort angelehnt an mvo), nvri^oa^ woher entlehnt pytisso.
Schweiz, öppcr (ctwer), go2>2x^l (gotwd). — Dass andere male
das V hinter t sich auflöste, z. b. lat. tuus wie stius^ xvv-ri aus
s. tv-am, oder spurlos schwand, z. b. te, (fi, hingegen im zend
z. b. thwa st. s. tva (tum), und einige male im sskr. (so in
endungen 2. pers. tha st. tva, und als ordinal -suffix -tha, lat.
'tu^, toq aus tva, anderer) aspirierend auf t einwirkte : sei hier
nur kurz erwähnt. — Eine solche aspiration (vgl. odd-iv neben
oväiy wegen iv) muss man auch wohl trotz d in s. dvdr, acc.
pl. düras, voraussetzen bei ^vga, fores, und selbst im zd. dvara
(nicht mit h vorn), goth. daur, etwa mit Umstellung von tw, d.
thor, thür gegen ^ivei. Möglich, dass hiebei auch r nicht ohne
allen einfluss gewesen.
Dann aber findet sich namentlich bei der zweizahl die
bunteste mannigfaltigkeit in der Vertretung des ursprünglichen
dv. Also z. b. geht v oder, wenn man lieber will, j: verloren
in dcodsxaj s. dvädagan; doioL (dvo mit suff. «o, vgl. nolog),
s. dvaya, paar. Dann aber cJix«, wie xqix'^t dXXajpv. Aber
auch wieder dtTtax(Sg == dixiSg. Hieraus diiro?, diatyog, tQi(f(f6g,
vgl. auch TTSQiaaög, unstreitig wie y^Qiaaog, a st. %Qixiag. Auch
vBoaaoq^ vsotTog, vgl. vsoxfiog. Benfey's erklärung (zahlw. zwei
s. 11) aus zd. thrishva (etwa aus loc. pl.) ein drittel, s. vifva
(zu gvi, wachsen) all, trifft meines bedünkens das rechte nicht.
Weiter dig und, gleichmässig im zd. wie im lat., bis st. skr.
dvis, und verm. nicht minder (r für s) mhd. zieir, zwire, ahd.
mit suff. zwiro; zwirne, drehe, e. twi^ie, twist. Vgl. ztaälich,
difMog^ und drell (drillich), lat. trilix. Lett. trinnihts zu
nihtes, gezwirnt wcbergeräth, anscheinend zu lat. nere s. 169.
E. twixt st. betwixt, unser zwisclien, Zw^ie, e. twain, aber distr.
got. tveihnai, wie lat. bmi; und das Ä darin, wie in s. dvika, aus
zweien bestehend) ävixog^ und, der gabelung wegen, auch
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. ][53
mhd. auHc, e. twig. Zd. hUya = s. dvUiya, zweite, wahr-
scheinlich dort nach voraufgehen von dh, trotz dva, zwei, indem
ja auch zh sich einstellt für s. hv in jsbarj sich krümmen, s.
hvar (indcss auch dhvar!)^ und ishd, rufen, st. hvä, weil h im
zd. durch 0 vertreten wird. Indess auch in ihm hijsva, s. jiJiva,
pers., wie mit aphärese, zahan, lat. alt dingua, zunge, got. mit
u tuggo, e. tongue. Lingua kann jetzt wohl nur als »leckende«
gemeint sein. Allein das scheint blosse umdeutung von dingtui,
worin d ebenso ursprünglich sein wird, als in dacrima des gr.
wegen voraus vor l. S. jihva wäre, wenn von hvä, rufen, ab-
geleitet, eine regelrechte reduplication , indem das palatale ^'
wohl für ursprüngliches g steht. Sollte dann nicht aber d (und
dafür wieder germ. ^, z) schon früh dissimilationslialber an dessen
stelle getreten sein ? Vgl. auch Bezzenb. beitr. III 135. — Ungeachtet
mangels von v, vielleicht zur Unterscheidung von his, alt duis,
ebenfalls hieher lat. dis% z. b. in dis-carrfia (Uneinigkeit der hei-zen)
im ggs. zu der einigkeit, sowie nicht minder vorn in mYi^.zer-
sdr, zerrissen, got. tairan, und did (näheres hierüber meine
präpp. s. 731 ff.), auch dmvdtxa. Das cingebüsste v verblieb
in got. tvisstandan, sich trennen von j. mit dat., unotdaaBad^ai.
Vgl. zwist, Zwietracht gegen eintracht. Beüum aus duellum
(wie alt duonoro st. bonorum), wohl als deminutiv-form von
dem distr. Uni, vgl. gemellus und unser Zwilling aus mhd.
zurindinc, e. tum, lett. dwihnis, pl. dwihni (vgl. lat. hmi). Gr.
dldv/Aog, didvfjkvog (als ob participial), worin meines bedünkens
ausser dem dt-, wie in dlyafiog dgl., noch ein derivat steckt
von dvoj nach weise von nQOfiog, zw. ngdfiyog. Mit seltsamem
anklänge hat der Lette jummis, doppelfrucht, als eine doppelte
nuss, eme zwiefache ähre; im abc der diphthong. Indess der
schein möchte trügen trotz frz. jumeaux neben gemeaux (gemelli).
Will man es nicht gar mit s. yu (verbinden) zusammenbringen :
da möchte es sein u dem einflusse des labials verdanken, an-
statt a in s. yama, zd. yenia, dem man etwa geminus und yaiAog
anzuschliessen geneigt wäre, fänden sich anderweite beweise
von eintausch eines g für jot. — Dvipad, dinovg, hipes, zwei-
füssig, sind wesentlich gleich; zd. hizatlgra stimmt wenigstens
im ersten gliede. Dagegen ist z. b. s. vigiras, kopflos, obschon
vi, der trennung halber, auch der zweizahl entsprossen. Im zd.
^) Fr. Miklosich, Le Präfixe Roman Dis en Albanais. Extr. de la
Revue de Ling. et de Philol. compar^. Paris 1871.
154 A. F. Potl.
vi, auch vis (also im sinne vcrsch. von bis)^ adv., auseinander,
fort, gegen. Z. b. mdaSva, gegner der Daevas (s. videva, wider-
göttlich), vidmj, der Drukhs feindlich. Negirend vidpa, und,
als ob grösseren nachdruckes wegen reduplicirt, vhäp, Wasser-
mangel (vgl. das zweite v st. y in mvaozayüti Justi s. :^ als
caus. von yaojsaüi). Dag. s. dvtpa (eig. mit zwei wassern, rechts
und links) insel, wie das Du-db als zwischen zwei Aussen belegen,
also wie Mesopotamien, Inkra/inna. Zu zd. trita, getrennt, gesellt
sich, darf man glauben, ahd. mhd. toU, weit, ^) wenn anders
diesem nicht eine comp, wie s. vUa, vei^angen, geschwunden,
gewichen, als part. von vi mit i (auseinandergehen), vtti, Schei-
dung, zum gründe liegt. Daher unstreitig nicht minder lat.
vUare, wo nicht vi mit dem intens, üare. InvUare aliguem,
wohl eig. jemanden von dessen orte zur einkehr bei sich ver-
mögen. Oder zu s. vi, verlangend aufsuchen? Sollten nidii
aber auch eixo), j:t^at' %iAQ^aah i. e. st^ai Ahrens II 55, und
toeicheti die nämliche präp. in sich schliessen, so gut wie lat
dUi^idere, was jedoch bei idus, eidus seine bedenken hätte»
zu s. vi'dä, zerstückeln, zerkleinem, abtrennen, day, datofUJUg
gehört, und selbst wissen und lat. videre, der Unterscheidung
(»qiiS$g^ cerncre octdis, discemere) wegen, auf gleichen Ursprung
hinweisen. Und auch etwa, weil man im kämpfe auseinander
und wider einander geht, mhd. wlge, streite, kämpfe. — Ich
weiss wohl, man zeiht mich nicht erst seit gestern allzu unbe-
dachtsamer kühnheit in annähme von präpositionalverbindungen
selbst schon in wurzeln und in verben, die man für einfach
hinnimmt. Das geschieht dann meist mit einer miene, als sei
es ein selbstverständliches, keines beweises bedürftiges axiom,
zugesellungen von präpositionen zu verb» in festerer weise, als
gleichsam nm* in der tmesis, seien für die. proethnische zeit
unseres Stammes eine — Unmöglichkeit. Bis jetzt warte ich
vergebens auf einen solchen beweis. Und, wer es besser weiss,
was im gr. anscheinend zweisilbige wurzeln, wie i-^$iq9b und
d-YsiQia\ ä'fAvvta und d'fAiXym neben munire, mtdgere, zu sagen
haben, wenn sie nicht mit verschlissenen resten von präpp.
^) Wohl gar, des auseinandergeheiis, des Zwischenraums wegen, aus
dva, zwei, etwa mit ar, gehen, wo nicht zu urü, tvQvst zd..und s. däroj
Bkr. sogar vidüra gesteigert: weit, entfernt; vi-bhu, weit reichend, ausge-
U-eitet. Selbst düta, bete? Der compar. zu urü ist noch voller im s.
vdriyans.
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 155
(meine meinung) verwachsen sein sollen, der enthalte dies doch
nicht der wissbegierigen weit vor. Der aus weg, sie für rein
massige prothesen auszugeben, und ohne lautlichen anlass, etwa
wie bei s impurum im romanischen, ist eben keiner, und späht
Diez, Gr. I ^ 262 für vocalischen Vorschlag vor einfachen conss.,
selbst in dem jüngeren sprachgeschlecht der romaninnen, nach
grammatisch bedeutsamer erklärung.
In zd. n&U — vttarem, nicht weiter, dagegen lügt letzteres,
weil in weü-er das r aus Zischlaut entstanden, nur den schein
der gleichheit mit diesem, da vi-tara zum comparativsufüx -ta/ra
hat. Letzterem steht aber nahe got. vUhra, local: gegenüber,
und wider, gegen, in freundlichem wie feindlichem sinne.
Mhd. wider auch: zurück (in entgegengesetzter richtung), wie-
derum. Mhd. zwitam, zwidom (hinten etwa wie alternus\
Zwitter, bastard. So gewinnen wir denn auch für das lat. vitricus
als durch wiederheirath der mutter erhaltenen zweiten vater
(dsvT€Qog mit sv st. vi, vgl. s. dvi-Üya?), Es heisst ja auch
im skr. die Stiefmutter vimätar (vi- wohl nicht gerade mit
tadelndem nebenbegriflf), und lat. hiviras (frauen eines zweiten
mannes) guas ustis viduas (s. vidhavä) appellat. Vgl. Pseudo-
phocyl« 168 fj^jQvi^g — devrega Ximqa yov^og, Mater -tera
(matris soror) enthält, gls. als andere mutter, den in i-terum
dem lat. verbliebenen comparativ. Etwa ar-biter nicht von
dem fremdartigen bOere (als hinzutretender?), sondern als
dritter, zu (ar-) den zwei parteien, dfiffotegoi, die ihm, als ob-
mann gegenüber auch dtvtsQoi^. So scheint ja auch ad-ulier
ein solchei^, qui adit alterius (u wohl umlaut, und nicht zu
oUus, iMra) conjugem. — Die zweiheit liegt ferner in zd. dvaidi,
zweifelhaftes, a^dvoo^ zweifellos, aber vhnanohya (gls. mit aus-
einandergehendem sinne), zum zweifei gehörig. Got. tveißs,
mhd. emvd etwa mit ahd. fal (casus)? Aber auch got.
twH)erjan, zweifeln, diaxQivsts&m (man beachte auch hierin
d«r), viell. nicht wesentlich unterschieden von tvis in obigem
UriS'Skindan. jAOrd^eo, öixo&raaia. Disiantia. Auch etwa zivilst
zu stehen, wie anscheinend juxta, juxtim im lat. aus juge, wo
nicht mit sOms, mit einem derivat von stare? Buhius, ver-
meine ich, nicht wie bivius, noch sonst componirt, wie mit
hdbeo Corssen, Ausspr. I 1027, oder nach Benfeys meinung mit
6 st. db aus s. dvidJia, oder auch allenfalls ditpviog. Vielmehr
h nur für sonstiges v, das sich, nach weise z. b. von düuvium,
156 A. F. Pott.
aus u zu entwickeln pllegt. So ja auch subare, tfvßag; röbur
veriH. zu geiyvvfii. Joi^, äoid^co, JvdCstp (auch eVrf.) zwei-
fehi, med. sich paaren (zu lat. 2>ar), Vgl. diß,ifi,gß^%€lv. Got.
tvai'tigjas^ pl. m., zwanzig (n etwa nach ziveen; im s. dvidaga^
eig. die summe von 2 X 10) und 200 tva-hunda pl. n. süid eig.
blosse zusammenrückungen von 2 eikosadon, 2 hundcrtcn. Dem
beibehalten der dent. in der ersten, ohnedies neugebildcten zahl
gegenüber ist uns der ausdruck dafür aus unvordenklicher zeit
her so überliefert, dass ihm sein d spurlos abliandcn gekom-
men, wie auch im zd. bei Vieieii» formen sonst von dva. Selbst
uye = duye, beide, doppelt. Justi s. 164. Daher denn auch
wohl (s. Wwb. nr. 2143) das m in zd. übe fem. du., beide,
s. ubhdu (äfi<f.(o, amho, nur im schluss stinmiend). Jedoch nach
dem Pwb. von wz. uhhj zusammenhalten. Vgl. meine schrifl:
»die spr. Europas, in ihrem untersch. an den zahlw.« s. 27.
S. vin^ati, zd. vi^iti, alt j:ixa%i st. tixoai^ vigifUi. Dagegen zd.
duye gait€, s. dvigaUim n. sg. (die summe von zwei hunderten),
aber adjectivisch lat. ducenti, diax6(f&o& (a st. t wegen », auch
mit ii st. ä) nach weise von XQtaxodioi (300 ausmachend)
u. s. w., und nicht etwa mit der, übrigens des »entzwei, durch«
wegen verwandten präp. did (plur., wie xqia). — So nicht
minder duplus mit u gegen dmXöog, dmkog Auch bipiex f.
duplex. — Vielleicht Hesse sich mit grund lat. tfttium hieher
ziehen als abweichung vom rechten. Körperlich, Schiefheit,
verkrüppelung Cic. Tusc. 4, 13, 29. Vgl. Wölflflin, Münch.
Sitzungsber. 1880, s. 388 bei späteren f. niorbus. Man müsste
alsdann in ihm das präf. m suchen mit dem üblichen pro-
nominalsuff. -tya (der) im skr., z. b. apchtya, abkömmling , upa-
tya, darunter gelegen, wie desgl. gr. vn-tiog (supinus) aus vno.
Aehnliches muss man vermuthen von russ. vind, schuld, aber
auch Ursache, veranlassung, ksl. causa, accusatio; allein lett.
u^aifia, als ob zu wai, wehe, tvaida, Jammer. S. vinä (vgl lat.
den schluss in sine, pronus dgl.) ist : ohne, mit ausnähme von, *
bis auf (excl.), woher vindkar, trennen von, berauben; vindbhü,
getrennt werden. — Ob lat. ve- (vae-) in adjj. gleichen Ursprungs
mit s. vi" sei, macht dessen länge zweifelhaft. BegrifTHch passte
es sonst zu letzterem, indem dieses auch bald privativ steht,
bald, ausbreilung nach zwei selten oder mehr hervorhebend,
den begriff (also gewissermassen in entgegengesetzter richtung)
verstärkt. Derart vitnula, fleckenlos, aber vinwhant, überaus
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 157
gross. Audi ve- zielt ja auf etwas, was nicht das übliche
maass, sei es drunter oder drüber, hat. Also vegrandis (nicht
genügend gross; sehr klein); vecors (ohne den richtigen ver-
stand), vesantis wie male sanus, aber vepallidm, sehr (im über-
maass) blass. Hiebei an die inlerj. vae, dem 7nale parallel, zu
denken, wäre doch wohl zu kühn.
Im zd. haben wir dvaetha f., schrecken, aber auch, was
auf ein verbum thwi, mit wahrsch. Vorgänger t, hinwiese, thtvya,
furcht, thioyant als part., erschreckend, furchtbar. Daraus er-
klärt sich dann wohl der diphth. in öeidia, dsidoixa neben
didm didohxa^ desgleichen im redupl. präs. ÖBidw^ sowie das
doppel-d (st. df) in idäs^aa^ vnoddslaag, M(o, sich fürch-
ten, d^aixoß etwa wie dXixo), aber äsi/AÖg, dsifia, furcht, dsMg
furchtsam, passivisch dstpog (zu fürchten), furchtbar. Jiog,
ads^g mit ausfall von *. — Dagegen s. vermuthlich mit zusatz
hinten dvish, Widerwillen empfinden, hassen, seinen hass aus-
lassen gegen j., dveshas, abneigung, anfeindung, hass, finden
ihr gegenblld in zd. dvish, 1. perf. didhvaesha, peinigen, ohne
d va^sho n. leiden, pein, und zufolge Justi, s. 138, wieder mit
besonderem präfix tbish, peinigen. Gr. mit o (st. s. ava?)
odaidvfStM, zürnen, grollen, hassen, odvffad/jkspog pass., verhasst,
verfeindet. — Jedoch zu s. tvish, in heftiger bewegung, erregt
sein; sowohl leidenschaftlich aufgeregt als bestürzt sein, tvesha,
ungestüm, hastig, gesellt sich zd. thwueslia, furcht, schreckniss.
— S. dmh (s. Pwb.) verderben, schlecht werden, zu gründe
gehen, dushta, verdorben, und in compp., als gegens. zu su-,
zd. Ätt-, SV, übeles anzuzeigen, dmh-, dm- (vor weichen lauten
dfir-), zd. dus-, duzh-, dvg-. Z. b. dusmananh^ übeldenkend,
dusmainyu, feind, nps. dushman, s. durmanas, dvg/jtevijg. Duzhäpa,
schwer zu erlangen, duzhüa, schwer zugänglich, aber von dush:
dushiti, elend. Kaum hiezu, mit etwaigem ausfall von a, dvti,
Unglück, elend, jammer, indem div, in jammer versetzen, pari.
dyü-na näher liegt. Wwb. nr. 276.
Auch dy, wie nicht minder jot, haben sich mannigfachen
änderungen unterwerfen müssen. Bekanntlich verdankt letzte-
rem gr. f *) häufig seinen Ursprung. Das kann uns aber um
so weniger wunder nehmen, als wir ja auch in neueren sprachen
*) Ja, im eleischen dialekt (Daniel p. 33) kommen viele C st. <f vor,
und zwar nicht bloss vor dünnen vocalen, wie i, f: Zi st. Ji:i\ Jifi; C^J^ata:
C<, 9^(4, Ci*a, CSfioVf jH^tos. Dies also parallel mit dem harten zischer tf
158 A. R Pott.
ähnlichen Umwandlungen in nicht geringer zahl begegnen. Also
z. b. aus lat. diumum (sc. ictnpus) ward ital. giomo, frz. jour.
Vgl. s. dyn-nir, tag und nacht. Also wenig anders als Zwg
aus s. dyms (durch Verstärkung von dyu st. div\ lat. (Dijovis,
Jupiter, osk. Diov<n. X^i^og aus x^ig (s. hyas) mit rffa
kretisch f. dies. Demnach sein f aus a-Sio, aber * wohl noch
als nachwirkung von jot, wo nicht durch überspringen von hin-
terem t in das primitiv. — Ils^og^ zu fuss, s. päd^ya, auf den
fuss bezüglich. Ferner Ca-, auch da- st. d&a, verstärkend, wie
oben vimaJhant. Docli nicht etwa lat. jacio mit Verlust von d
zu diX€Xv? — Hicher fällt die menge dem lat. fremder und
vielleicht auf das gr. beschränkter verben auf *C«, aC« (vgl.
adj. und subst. auf «d und ad\ auch t»?« (sQnvj^w), aQfAoC*» wie
zu aQfAodiog, aber dor. fut. ägfio^oS wie zu aQfjtoy^^ (fw^w. "OC«,
dor. offdfa^ lat. odar; mlid. ireJjsrc (";? st. d), sodass wohl jenen
V vor dem, unter seinem einflusse entstandenen o abhanden
gekommen. Mithin f wohl aus d-i oder auch y-* nach weise
von lat. ctqno (s. kupyämi)^ capio, fugio, im s. cl. IV. Auch
im s. kommt vereinzelt j (ausspräche von j in e. John, it. gi)
st. y (unser jot) vor, und dtafASTQov geben die Inder mit yämüru
(also unter weglassen von d) oder jdmitra wieder. — So denn
aber auch für einfaches jot, an stelle von yuj im s. und zd.,
j^evyvvfAij während lat. jungo, jtyum und unser jo(^ den alten
cons. bewahren. It. dafür gi^igticre, {vz.joindre, wie giusto, frz.
jiiste. E. judgc f. judex, frz. jugc. — Ausserdem im s. ein dop-
peltes yu; s. Benfej' 1871, Jubeo und seine verwandte, und
mein Wwb. nr. 324. Also 1. verbinden, und daher mit neutral-
suffix, das doppelte lat. jus (recht als Verbindlichkeit; jurare,
sich durch einen eid binden, dass man etwas thue, die Wahr-
heit sage) und jus (brühe als gemisch), wozu jussuienius (etwa
an jtisctdnm streifend) si. jurul<mtiis. S.yAsiha und jüsha; auch
ayavaym, rührlöffel. Vgl. gr. foiriy mit s. yüna, band, schnür
und ^ojfAoc, falls letzteres nicht zu f^w. Nicht auch dazaJHvarß,
adjMus? Wenigstens im sinne des förderns von einer zweiten,
mit den eigentlichen thätcrn zur hülfe sich verbindenden
person aus oder absciten eines gegenständes passte das nicht
übel. Von seiner, doch vcrm. erst secundären bedeutung >er-
aus »*> anderwrirts, und <s sl. t hrmrig vor *. Hieraus scheint sich zu er-
gel>en, (T und «> hahen. wouifir^lens mundartlich schon fn1h, eine lispelnde
ausspräche gehabt.
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede« 159
freuen, ergötzen«, vgl. jücundus, liegt s. div, spielen, scherzen,
tändeln, am ende eines comp, dyü, spielend, zu weit ab. Wie
aber? Llesse sich nicht bei s.puvan, jung, an herkunft hieraus
denken, wie umgekehrt nai^uv nach den naldet; geschaffen ist?
— 2. Ein zweites yu, fern halten von, abwehren, im s. findet
sich zu ffuöä%y zd. yifdy kämpfen, erweitert nieder in v<spivii
(a st #•;). Also mit ersetzen von jot durch asper, wie desgl. in
•ifMlg, s. yiAshmcU.
Ziehen wir hieraus das schlussfacit, da ergiebt sich: wie
zartfühlend der Grieche sich, mit ausnähme von J, tp, zu bei-
behaltung welcher härten intellectuelle gründe überwogen, gegen
consonantische wortenden verhalte, in deren beginn übt er, von
den minder widerstandsfähigen lauten w und jot, auch zu-
weilen s, absehen genommen, eine solche duldsamkeit im ge-
biete der mitlauter, dass deren nicht immer allzu bequem
sprechbarer reichthum an dieser stelle auffällig absticht von
der weitaus eingeschränkteren anzahl solcher wortanfänge in
der spräche des Römers.
3. Palatale besitzen gr. und lat., auch got. keine, einzig
jot, als consonantischen t-laut abgerechnet. Dies also in Wider-
spruch mit skr., slavischem, italienischem, englischem, wo sie,
obschon verhältnismässig erst nachgeborne Spätlinge, blühen.
Also hierin stimmen die beiden classischen sprachen uberein;
nur dass doch jot im griechischen höchstens spurweise ver-
blieben.
Wir wollen aber hier nur noch einen wichtigen unter-
schied berühren, wodurch sich im berciche der consonanten
das latein vom griechischen entfernt. Letzteres stellt sein {p
(ph, nicht f) dem indischen bh sowie ^ (th) dem dh, endlich %
(th, und viell. nicht ganz wie deutsches ch) dem h {gh ist selten,
und dass h stets aus älterem gh entstanden, wie man neuer-
dmgs bloss heischweise behauptet, ist unerwiesene fabel) gegen-
über, und vertauscht sonach die tönenden aspiratä mit dumpfen
(surdae). Das armenische (s. Hübschmann, Entgegnung an
De Lagarde hinter Dmz. XKXIV, lieft IV, s. 2) hat, also wie
das gotische, den indischen aspirirten media den hauch ge-
raubt, derart dass 6ä, ghy dh m b, g, d wurden. Der umge-
kehrte fail von dem, welcher gelegentlich im s. vorkommt,
wenn von jenen aspiratä nach auskemung nichts als h übrig
bleibt. In acht lateinischen Wörtern (sonderbar ist th in Ofho)
160 A. F. Potl,
giel)l es kein i/, noch % (eigenth, Gracchus; brackinm; s^uUAntm,
puUJiey liüclistcits spüt unter usitir. eiiilluäs von r). Auch ent-
spricht f, wie sclioii aus dem bekannten beispiele (Fandanius)
bei Cicero {s, C, Ausspr. 1*, 137, 173) hervorgeht, der aus-
spräche nacli mit nicliten dem gr. tf, wenn schon dies Rangabe
a. a. o. s. 17, auf die jetzige ausspräche sich berufend, zuver-
sichtlich behauptet. Streng genoinuien besitzt also das latein
keine aspiratä, sondern nur die Spiranten /' und h, welche
ihrerseits dem gr. abgehen. Ich pflichte nämlich Corssen voll-
kommen bei, wcim er K/.. 19, 190 f. Ascoli's hypothese von
angeblich uritalischen tenuisaspiraten für die uns zugängliche
zeit verwirft. Der gr. asper im anlaute, oder auch mundartlich
inlautend, ist stets, wo uicht hyslerogen als blosse Verstärkung
des lenis (z. b. Innog, vois^og, s. uttara), an stelle anderer
laute, w, jot und sigma, auch sv getreten. Nur in von dort
nach Italien herübergenonnneiien Ichnwörtern b^egnet sich h
mit asper, wie z. b. in liUaris, ila^ög. Falsch wäi-e aber etwa
herleitung von kiems, dessen /* dem im s. kmia, schnee, und x
in x"/**"*" etymologisch gleichkommt, aus ve^p, wie man sie
wohl ehemals versuchte. — In der mitte zwischen vocalen,
also tönenden lauten, was das alte s nicht ist, später auch
am ende, sehen wir dagegen den Lateiner häufig r, weil tönen-
den vocalen näher gerückt, für s anwenden, was auch in ger-
manischen mundarten oft genug vorkommt, häufig unter darauf
vorbereitender Vermittlung eines e, d, h. weichen ziscbers, im
gotischen. Der Grieche, nur am ende sich mundartlich ein q sI.
S gestattend, zog vor, in ähnlichen fallen eine lücke zu lassen
trol2 des hieraus entstehenden hiatus. Beispiele: uro mit d
st. 6 in skr. osMmi, gr. tvat mit asper, der wohl als Stellver-
treter von a in der mitte nach vorn sprang. Der zischer hat
sich unter dem schütze des harten t erhallen in ustus, und gr.
mit anderem diphth. nr(tava-i^g, die sich im feuer verbrennende
lichtmutte. Auch m'Qcivyov, kohtenpfannc, ohne a. Mtats,
fi<6£s, bei uns noch mause. Auris, ohr, got. auso, ov-a^
Aliärum, diXä-wv, s. anpäsäm. Der elische dialect hat hier
äv, z. b. TÜf, tiftäv, noinäf. Opus, cris, s. dpas, asas; genus,
tvis, yivoi;, f2-og. — Wälirend aber meist v in c untergeht,
hat doch das gr. im sigmatischen aor. hinter liqq. in der späte-
ren Sprache ff, zuerst durch assimilation, verloren, wofür sich
dann längung in der Wurzelsilbe an die stelle setzte. Lat., als
[Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 161
hinter blossem n, sehr vereinsamt im perf. man-si, während gr.
aor. sfisiva. Vgl. auch s. amansi aor. med. von man, denken.
F aber hat nicht nur indisches bh und sein gr. gegenbild q>
(z. b. fui, (pvta, s. bhü) etymologisch zu vertreten, sondern muss
(s. Corssen, Ausspr.), wie dienstwilligste aushülfe, noch andere
rollen mit übernehmen. Nicht genug, dass es, wie der Spanier
eine menge von h hat für lat,/*(z. b. hijo = filius; walach. han,
kirche, aus fanum; auch frz. hors = foris), s. Diez, P 184 flf.,
zuweilen umgekehrt mit h wechselt, sehen wir es auch gar
nicht selten, in das gebiet der dentale hinübergreifend, an stelle
des zwar nicht homorganen, doch homogenen s. dh, gr. ^ treten.
So f sLh in fedus st. fioMm, dem die ursprünglichkeit des gult.
durch unser geiss, e. goat an die stirn geschrieben ist. Ferner
nach Festus helus et helusa (also noch mit s) dicehant, quod
nunc holus et holera. Somit, allem vermuthen nach, wie auch
ölesco (gls. grün werden? und virgo zu vireo, vgl. adolescens?)
gleichstämmig mit x^^V^ s» ^^^^^ (übrigens auch hliarüa\ grün.
Zu letzterem verhielte sich nun lat. fei, fellis nicht anders wie
mel, mellis (tt aus U) zu (iiXi(Tj, trotzdem dass x^^ und galle
mit gutt. daneben stehen. Eine andere form aber ist folus und
ohne köpf olus, wie unser das h von s. hansa, %viv (ohne er),
unserem gans, nicht mehr besitzt. — Auch scheint odium, wo
nicht Ä selbst, doch einen gutt. eingebüsst zu haben. Auf-
fallend wäre h, wenn unverschoben (vgl. jedoch hairto, s. hrd,
und trotzdem xaqdia, cor\ in, doch unstreitig verwandtem got.
hatjan, hassen. Wenn ex^ofim, wiese dessen x^ etwa auf em
früheres x^ Wn', welches freilich dadurch in eine bedenkliche
nähe zu s. had und xodog rückte. In fundo, part. fons, vgl.
Xitovj fidüis u. s. w. ist gr. x (s- Wwb. nr. 257) verborgen,
vgl. got. giiäan, giessen. Aber hümeo zu x^f*^^ o^^^ üvens? —
Es mag zweifelhaft sein, ob man in nihüum (nicht ein faser-
chen) oder filum den früheren laut vor sich habe. In herba
zur Seite von qiiQßw, (poqß^ (denn forbea ist kaum etwas an-
deres als den Griechen abgeborgtes (poQßsid) hat sich h einge-
stellt, gleichwie in Jiaba, ebenso im span., statt des üblicheren
fäba, poln. bob. Ofifenbar zur ausbeuge vor lästiger Wiederkehr
zweier labiale. Anderseits viell. ßrus, ßra neben x^^q, aber
auch 0^Q. Nur scheinbar unser thier, altschwed. diur, weil
deren r aus 8 im got. neutr. dius, d. pl. diumm, hervorgegangen,
welches sich fast wie eine erweiterung von ksl. ditM, wild, aus-
ZeUschrift f&r vorgl. Spraclif. X. F. VI. 2. 1 1
163 A. F. Pott,
nimmt. MikL lex. bringt unbedonklich ksl. evjer" mit *^f zusam-
men, was, auch wenn man e aus h entstanden glaubt, nicht sehr
einleuchtend. Ben. s. Iü3 stellt mhd. her, bar, mit fera zu-
sammen. (Diicttio's st. ©eiraAös Bbelfr. V 325 auf böot. in^
Schriften, falls richtig gelesen. Auch spricht man ja im russ.
vulg. Märfa f. Märflia und FHor st. TJteodiir. Fhilophei, auch
mit th, ist umgedreht s. v. a. TlieopitW. Der general Fadejeto
doch wohl aus Tiiaddäm. Schon aus dem j. 944 kennt Thomsen,
Urspr. d. russ. Sf , s. 143 den altn. egn. Thorstein in russ. Fur'sUiv
umgewandelt. — Ferner sei erwähnt aus Neumann, Gescb. d.
engi.-cliin. Kriegs s. 191: »Die verwandten laute H und F
.liverden auch im chinesischen mit einander verwechselt. Im
Kantoner dialekte wird Humen oder tigerpforte (d. i. mündung
des Tschukiang oder perlen-, auch Pckiang, nordfluss) F\imein
ausgesprochen.« Kein wunder, dass auch gh Im e. etwugh f
lautet, obschon unser gemtg. Haben wir ja gleichfalls nd.
schadif, woher schadttel/ialm, st. schert (ax^ntgov, seapHS), hol),
sgagt, wie (fragi neben graft, graben.
Nun ist es aber eine eigenthümlichkeit des latein, dass in
ihm — nur muss man compp, , wie offerre, st^erre, ttifimtas,
-fer, -ßctts, -/'acere, nicht mitzählen, — inlautend gar weQige
/"vorkommen. Rufus; sißare {frz. sifßer) neben milderem
sä>iiare; bufo mit lauten, welche das aufblähen der kröte nach-
ahmen; vafer (zu poln. toabic, anlocken?); offa. Das rührt
daher: /", welchen Ursprung es auch habe, verweichlichte sich
an dieser stelle zu h. — So mit sskr. abhi, bei, und nicht trotz
n69t dgl. adki (ad, also mit ff st. dh durch fortlassen des
hauches), lat. i-bi, urabr. noch i-fe, vgl. avtöipf. Desgl. tibi
(das vordere i durch assim. st. «), umbr. lefe, s. tvbh^m. In
merkwürdigem einverständniss aber »tiAt, wie s. mahy-am mit
h, um der häufung von labialen aus dem wege zu gehen.
Somit hier auskernung der aspirata zu blossem hauche, wie
auch sonst öfters im sskr., z. b. hita, von ä/i(j, ein imper. hi
sL dAi, gr. nur Ü-t. So erklären sich nun rufta und ruber als
blosse Varianten von dlt in s. rttdhira, blut, allein rokita (A st dh),
roth, iQMv&io, iQv&QÖg, goth. rands Wwb. nr. 1468. Allein,
hat man den muth, nttüus (wie pumilus, vgl. nvyfuiTog; mutilM,
nubiltis, sibilus, tgoxtios, noiitiXog, bei Grimm fech, bunt, lat.
pieus, pica, s. pS^a, verziert) und rnssas (aus d -\- t) trotz
ihres dent. davon zu trennen? Ich dächte vielmehr, selbst ein
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 16S
des hanches beraubtes dh in gestalt von hartem i lässt sich
für das lat, übrigens nur inlautend, nicht ganz hinwegläugnen,
obschon dieser Wechsel hier befremdlicher ist, als bei der gr.
geltung von ^, d. i. th, trotz herkunft aus dh im sskr. jittvif
unstreitig doch, seines % ungeachtet, von ald^on, wie auch Lemnos
soll als vulkanische insel jiix^äX^ benannt sein. Auch ^iTTfj,
woher entlehnt Latona, ward nicht uneben, bedünkt mich, —
vielleicht in mundartlicher abwelchung von der heerstrasse, —
»verbergerin« , nämlich als die urnacht geheissen, aus deren
schoosse naturgemäss der himmel, das ist ja buchstäblich Zeus,
das geschwisterpaar, sonne und mond, hervorgehen liess. Licht
und finsterniss sind feinde, was sich in dem indischen mythus
von Rähu kund giebt. Auch er stellt die finsterniss (etwa als
der einsame, geheime, von rah, und nicht von rdbh, ergreifen?)
vor, welche durch den Unsterblichkeitstrank ewig zu werden
drohte. Daran durch die beiden hauptgestirne gehindert rächt
er sich von zeit zu zeit an deren Verfinsterung. Dass ihn das
epos zum söhne des Vipracitti (als adj. scharfsinnig) und der
Sinhikä (d. i. löwin) macht, soll ihn, vermuthe ich, als ein mit
Weisheit (die im verborgenen ruht) und kraft ausgestattetes
wesen hinstellen, welches in prometheischem übermuth mit den
göttem des lichtes den kämpf aufnehmen möchte. Stellt sich doch
unweigerlich lateo zu Xa&^ Xf]&fiy äXfj&'^q^ und patior zu na&.
Grassmanns argumentationen dagegen Ez. XII, 86. 120 haben
nichts zwingendes. Gleichstellung von offendere, anstossen, und
defendere, abschlagen, gegen infensus (aus s. han Wwb. nr. 579
mit Zusatz, wie ten-dere) mit hadh halte ich für verfehlt. S. s. 171.
Weniger einleuchtend cutis, mhd. Mi, iyxvzi (in ctUe) als schwer-
lich zu «ct^» (lat. daher cauda? Doch s. sskr. gtM) gehörig, sondern
zu coKoeo, als schwesterform zu s. sku, woher axvtog^ acutum. —
Auch in put6re (Wwb^ nr. 298) ist t nicht aus dem zusätzlichen
d in nv%^sa^a$ zu deuten, sondern participial. Vgl. armen.
pkut (faul, mhd. vül, verdorben) und daher phtü, faulen. Or.
und Occ. ni, 81. Der see Püitika (der stinkende) zufolge Justi,
Btr. z. allen Geogr. Persiens s. 9. Also nicht der reinigende?
Päiare hat auch mit s. budh, nv& nichts gemein. Es bezeichnet
ja ög. reinigen (z. b. von allem unnützen holz). Amputare.
Die lat. tempp. amdbam (mit hinten angehängtem indischöi
impert a-iJia'iMJim) und fut. amdbo (mit präs. zu s. hhü, vgl
ifioim^ wachsen, werden) entstammen der ssk. wz. IM,
11*
164 A. F. PoU,
lat. /u (bei mir n. 310). Von dieser schlechthin wohlbegrOn-
deten meinung abzugehen, fühle ich mich nicht durch die
neuerdings aufgebrachte ansiebt bewogen, als steckten darin
bildungen aus s. dhä, jiiHvai, im sinne unseres tkun. Also
analog mit dfivva^ov, eTv<f^>jv, rtX^ita dgl. im griech., oder mit
dem germ. schw. prät., welches indess Begemann eigenlhüm-
licher lautverhältnisse halber zum part. prät. bringen will. Ich
läugne das schon aus dem gründe, weil dJui im lat. in abdere u, s. w.,
s. sp., dureh d vertreten wird. Uelwrdies bedenke man den
ausdrücklich futuralen gebrauch von ags. beo, auch beom
(s. bkavämi, ich bin), gegenüber dem präs. eom (sum, stfti)
Grimm I, 909. 1051. au^. 2. Ausserdem liegt ja in der wz.
6ÄÄ nicht sowohl der begriff des starren seins als vielmehr
des beweglichen und lebendigen werdens. Desgl. sieht zufolge
Hoernle, Gaudian languages 1880, p. 361, note 2 das prät.
hhail oder hhayal nicht als reines aux., sondern bed. He hecame,
um den mtfang einer handlung zu bezeichnen. SJahat boj/td
He begau saying. Das ist ohne zweifei s, bhavüast bhavya,
gegenwärtig, allein auch >im begriiT stehend zu werden«. Vgl. als
gewächs ksl. biW (Jterba, olus) von imti, ytrvtaifat, stvat. Im
zd. paiii-pcregeinnd bva (part. mit 1. sg. aor., wie Justi ei^
klärt) bei ihm s. 186. 215. 401 nr. 607 s. V. a. Ich werde
fragen.
Auch ist die italische perfect-bildung secundärer art mit
-PI, -n» aus fuvi (s. Wwb. I, 1197) unbestreitbar. Vergebens
sträubt sich Tafel, A review of some points in Bopp's Comp.
Gr. 1861 p. 40 dagegen. Es sollen die oskischen formen
aamana-ffed, aikäa-fcd Mommsen, U. Dial. s. 234 und umbr.
pihafei (piavi), anibrefurent bloss v za f verhärtet haben. Und
wolier dann v und u, falls nicht aus fuvi, später fui, welches
im osk. den weicheren, im lat. den härteren labial, beide male
um der dissimilation willen aufgab? Mit rein wllkürlichem
einschub zur Vermeidung des hiatus ist es nicht getlian, F^toi
selbst, ßuvius dgl., entwickeln diesen cons. eben nur aus « und
verwandten lippenvocalen, wie z. b. boi-es. Dafür zeugt, auss^
den bekannten sanskrit- regeln , u. aa. auch das magyarische.
Man sagt hierin also z. b. lovak, pferde, von lo, aber lavat,
teiche, von tö. Fävek gräser, v. fit, BSvebb, weiter, von W.
F^rok, präs. v. ftini, blasen. — Nur kurz für jetzt: wie »schia-
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 165
1871 des letzleren theorien über die genannten lat. tempp. er-
scheinen, ich vermag sie durchaus nicht für wahr zu halten
ungeachtet eines gewissen Scheines von niöglichkeit. Dasselbe
gilt von Studio glottologico del prof. dott. F. 6. Fumi sulla
formazione lat. del pret. e fut. imperfetti in II R. Liceo Chiabrera
in Savona. Milano 1875. Joh. Schmidt, La formation des futures
cet., der p. 36 mit mir die bildung des fut aus wz. fu anerkennt,
nur dass er, was ich wegen conj. fuam bezweifele, eine mit (fvito
stimmende form (etwa fio?) verlangt, von mirWwb. III, s. 12
für unnöthig erachtet. — Auch probus (gls. pro re, sachgemäss
seiend, vgl. prodesse) und superhus halte ich mit fu, unter ver-
wischen von dessen u vor dem suff., zusammengesetzt. Nach
meinem dafürhalten steht aber letzteres dem vn€()(pv^g nähert
als demjenigen worte, womit es üblicher weise in Verbindung
gebracht wird. 'Ynigßiog als mit ßia comp. Hesse im lat
ausser i auch ein v (wegen vis) erwarten.
An das fut. auf -bo schliessen sich, und, ich glaube hierin
nicht zu irren, in überaus passender weise, die adjectiv-suffixe
Ihüis und b-undtts an. (Ueber -bulum und -brum, letzteres zu
ferre s. zu Humb. I, 434.). Dem b4lis liegt das einfache -iZis
zum gründe, welches bequem nur an starke verba (doch z. b.
docUis s. u.; viell. manälis neben nianaMlis) sich anschliesst.
Die flüchtige natur dieses Ui aber, sei es nun in betreff des
kinderhaft verkleinernden l, vgl. ob. iltis, oder des zwei-
fachen, mittelst raschester tonschwingung hervorgebrachten i
wegen hat etwas malerisches an sich. Durch beides zusammen
mvd treffend die leichtigkeit, andere male auch die unbezweifel-
bare Würdigkeit, eines geschehens, und zwar in passivform,
unserm gefühle veranschaulicht. Agilis, facilis, fragüis, tMis,
aber auch täibüis, nubilis u. s. w. Diese im gegensatze, und
zwar symbolischem, mit adj. auf -tUus, schon wegen dessen
dumpfem u, das ein achtes, kein secundäres aus der o-familie,
sein möchte, und begrifflicherseits , weil die mittelst seiner ge-
bildeten Wörter activ-bedeutung haben. Z. b. bibtdtts, anders
bibilis; credulus gegen credibilis; convolvtdus (sich zusammen-
wickelnd), nicht wie volubäis; sSdtdm, wie asstduus, aber deses
(vgl. desinere)^ und ganz verschiedener art sessilis. Figulus^
fictilis, wovon weit entfernt das späte fingibüis. Cramdus, por
tulus, pendidus neben pensilis, stridulus, tremulus, tumulus.
Von deminutiven auf ulus, ula oder tdum (vgl. gr. viJuav^ also
166 A- f- Polt,
14 vor { vielleicht urspr.) sind die obigen Wörter schon durch
ihre herkunft aus vcrbcn unterschieden. Ebenso von denomi-
nativen, wie kurnüis, %9analöi, und similis, 6pai.6t, nebst parilis.
Auch nebenformen pumilis und sterüam st. et». 'O^aXif, q>v-
ttakif. Vgl. s. baJiala, bahula, dicht, dick, von haAh; naxviii.
Yasula hypokor. von Vasudatta, Da alwr unser suff. üi auf
etwas hinweist, nicht was ist oder schon ^var, sondan auf
etwas, was eventuell geschehen kann, nicht, wie das genin-
divum, soll oder muss, wird man seinen häufigen an-
schluss an das fut., als tempus der noch unverwirklichten
möglichkeit, voUkomnien in der Ordnung finden. Zumal
dies, weil durch jenes futurale b in vielen lallen dergleichen
bildung, wo nicht erst ermöglicht, doch sehr erleichtert wird.
So von I, stabilis, ttteabäis, IL flebilis, itidelebilis. Indess auch,
wie dodus, habittta keinesweges S hewahven, horrütilis, terribiiis;
äocibilis, ja ohne h: docilis (leicht zu beiehren). Habüis (leicht
gehandhabt), ggs. debilis, was demnach kaum mvaUdus und
zu s. hala, kraft. Das de wie in deses gegen sedvius. — Dass
die ni, und IV. für gewöhnlich kein fut. auf -bo besitzen (doch
z. b. reddibo wie dabo; Ao), darf uns nicht beirren. Daher
dann, der grossen heerde folgend, incredibilis, patibüis; sei-
bÜis u. s. f. Mö-bäis, vgl. mö-tus, und n6-iäis, d. i. aoeiy
fcemienswerth, ansehnlich, wie mnabüis, Solübüis wie volubili$
mit u an stelle des v im pr&s. Solutüis jenem glcichzueteilen,
wie versucht worden, sämmtliche formen auf 4äis, z. b. edtäia,
volaiäis, mit denen auf -biHa etymologisch zu identificiren , ist
ein eiteles bemühen. Viele dieser bildungen gehören, wie be-
kannt, erst der periode sinkender latinität an, und so auch
possibilis. Visibüis zeigt ein gesteht, als enthalte es mit hftu-
fung der suff. nicht nur s (st. t) und b vor ilis. Oder sollte es
von viso, genau besehen, kommen? Man beachte übrigens auch
mdivisibilis, wie von indivisus, freilich mit einem gewissen
Widerspruche zwischen perf. und fut. Ganz entschieden vom
part. pensüia, aessilis. Auch aupelledilis zu supellex, aus leehia,
was sich übereinander sammeln, wo nicht legen? lässt. üten-
säia, etwa >den «tentea genehm« und durch abirrung in das
gebiet derer auf -tüis (-siiis)? Ignitabvlum besitzt t verm. kraft
eines vorweggenommenen freq, von ignire nach weise von
mtabidwa, susdtahulum , wog^^en das / von aeeMmlum aus
1 stammt.
I^leio u- griMh. in einiF«n ihrer iridiUfsUn laukiatenc biede. |S7
In ähnlicher weise stellt sich nun such neben da« penin*
diruin. jedoch ohne beiinischiing passlrcn und nöthjgunfr aus-
drückenden ?inQt$. z. b. orimMdKS, sonie. ficicLfails von einem
dep. aufgehend. m^iri^Mit/ius , im fterben begriffen . — somit
fulural! Tn-mui/tauiHs . zitternd, freaubundus, rauEcliend. ^emr>-
btaiAt$. SaiafjtuiHus. ^ofan-immesd . aber natobüit und tioto-
titis i'nie nJatilif, uad. als ginge es von eirA-in vcii^ nach I.
aus, fitiriaiijifu wa~ schwimmen kann. Pud\Mtndut. riäiiUmAm.
UfegibtmdMf auffallend wegen i. Nicht seilen aber ferner mit
Vorschub eines r.- jjütvndus: fäfvndu». rubkmndtie, rtreamäms.
C Aus^T. P. 294. Mir unwahrscheinlich, dies c sei «doh
▼erbum enlfftrossen. Ich rathe auf einen zusalz. wie z. b. io
aOntarc, fodioare. vdiitan.
Auf den efslen blick sonderbarer und in scbeinbarem
Widerspruche mit dem ginne von Uif. ais möglithlieJt aoaeigend,
stellt 9ch dessen rerblndung von i oder f vor sich dar. wa«
doch, am naiüriidislen auf dae pajl. prät. im pase. zurück-
fBfübrl. danach aiif etwa: schon abgethanee eidi bezi«4d.
' ~ fcwiDdet. sobald irir, und ich dächte.
I parL etjmotoKJsch fkucbkucuueode
D« bat ja ifti^ii aicM
<kr -'r t^äMAt, sondfra sudi irtHMTafagi.
wenleo. Bdbst ^esBlrt, «r «Mte «•
im i&tein z. b. imvidimt. ufibeeie^
Man zleät. so oi sagen, vor der
I BciüusE auf gleichen forl^^ang in
es der eprache gewie« nur mt
• paeFivität an bei der wtdit dee
, cimediiee den io jenem liegenden
tietap. tcjJta.'ia, viUtie;
aber fittüis EU
i'oti film
T|;L auliU
lllint.
tiiiev inneren g. Ut. ^ zü b
w'if ja auch im germ. Uiw
VOM inaticbeui unübarief
iger gururdttrl wird,
üd. an ölt'tli' von In
168 A. F. Polt,
sal) entgegengcselzlcr Wechsel erscheint doch unstreitig nalur-
gemässer, als etwa der Umtausch von gh mit e, Z. b. zd. ga-
renia, warm, s. gharma, aber sitna, lat. hienis, s. hima, schnee.
Gaosha (auris, ohr) von gtish, hören, goth. Juiusjan; s. ghtisli,
ertönen. GJina, wie im sskr., schlagend, aber ^'aw^* st. sskr.
hatUi, wogegen im part. perf. jagJmväo, s. jaghuivas. Ist es da
so gewiss, gJuin mit gh, wie man neuerdings behauptet, sei
durchweg das ursprüngliche, und nicht, wie die indischen
grammatiker wollen, bloss ausnahmsweise das gh secundär für
h? Ersteres mag für den gegebenen fall seine richtigkeit haben,
wiewohl auch hier, s. bald, Schwierigkeiten nicht fehlen. Für
imerhörte kühnheit erachte ich dagegen ein erdichtetes *agham
für s. äham = zd. azefn, ksl. jaz\ Man hat aber jene falsche
münze, wie viele andere, so oft von band zu band gegeben,
dass es für selbstverständlich gilt, sie als acht hinzunehmen.
Das g in iYcip, ego, goth. iJc, bedarf keiner in solchem maasse
zweifelhaften stütze. Als ob nicht auch gelegentlich im griech.
eine milderung von h zu g habe eintreten können, wie in
unserem ga7is st. s. hansa, worin keine spur von gh! Uebrigens
behaupte ich vor wie nach, ah-iim ist verbalen Ursprungs, und
bedeutet: Ich jener (vgl. awm), welcher da spricht. Aus aha,
lat. ait (mit ausfall von h, wie in mih, lat. niejo)^ ^. Vgl. fjx^, ^x«-
So wird auch in Bunsen, Three diss. p. 298, chin. ^igb (I) und
ngb BecUe, sjyeak, speaMng zusammengehalten. Weitere bei-
spiele: dXJLaY^vat, aber dXXaxovj und m. dgl. im aor. 2. pass.
JtoQvy^j das verm. später als dto^vx^» Ov^dtt^Q st. duliüar,
mit hauch - Umstellung dort. Besonders aber im lat. ein ng,
welches zuweilen einfachem 7* ohne nasal gegenübersteht, so dass
dieser sich möglicher weise erst nachträglich einschlich. Lingo,
iU^xo», s. lih, Mingo, mejo (st. h oder g mit i dahinter, wie
Ciip-io?), dfjux^a^ s. mih. Ängo, «yx», ayx*> d- ^Hf^- -^Wjrttis,
«XK, s. o/m. — Unguis, ovvx^g, s. nakha (also iA), nagel, Kz,
XII, s. 85, als ob zu rrcrcrai, vv»x^^^^ Wx/u« und vvy^a, — Mit
gleicher Umstellung und h für asp. lab. umhilictis, ofi^falog habet,
s. fiähhi, ebenfalls nahe. Frz. lunhenj (nmbilicus) Thurot, Exlr.
p. 530, also verm. wie frz. nomhril, d. h. derart, dass l (nach-
mals durch n abgelöst) den aitikel vorstellt. Vielleicht auch umbo,
buckel des Schildes, als dessen mitte. Dafern jedoch äfAßwv
dessen erhöhter rand, hiesse dieser passender so von ävd oder
d/Mpi mit ßd, gehend. Etwa auch umbra zu nubo und vvfAtp^
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 169
trotz nebtila, veipiXij? — Longus, unser lang, wenn etwa d ab-
gestossen (vgl. lith. ilgas) und einverstanden mit d6h%og^ s.
dirgha, wozu dräghiman, länge, ^aycig, im fall zu s. langh,
springen auf; überschreiten. Kirste s. 62. Die alten wollten
den l^us zu einem leichtfuss machen, was freilich die form
verbietet. Sonst erinnert das griech. wort einigermaassen an
laghü, woher iXaxvg, levis mit ausfall des gutt. — Auch steht
ysvvg^ kinn, gegenüber dem s. hanu, Neo entbehrt das 7t,
wie vSdOy vr^ta, was doch in nedOy und s. 'nah, vorhanden,
wovon freilich das fut. natsyati lautet, als ob \onnadh. Dtico,
wenn zu s. daJi Wwb. nr. 1428. Traho. Velio^ wie s. vah.
Äugeo, wachsen, s. vaksh, zd. vakhsh, av^dvo), auch lat. auxilitim
(aus einem adj. auf -ili, wie coficümm, wenn letzteres nicht zu
xaXstv) gls. als Vermehrung, lassen den ursprünglichen cons.
vor der Steigerung nicht erkennen. Wwb. II, 1. s. 589.
Weiter: oq^pog, orbus; äXtfog^ albus, Sorheo, gocpio). 1^fA(p(a,
ambo; ä(A(piy ambi-, deutsch um st. unib, lifi^ogsvg mit meiden
des einen y neben a(i(p$(fOQ€vg^ vgl. dfAy)(oijgj und dl(fQog (zwei
tragender sitz), aber ahd. zui-bar^ mhd. züber, gefäss mit zwei
griffen, gegen eimber, einbe7' (eimer), nur an einem getragen,
Ben. I 142, vgl. mamibrium hinten und ää. zu Humb. — S. lubh,
lat. liibei, Übet, und lieben. Lambo, labium, labrum, lippe, Xdntna,
Xilufpa, aber auch la(pv(sa<a, gierig fressen. Kvnxta^ xixvffa,
sich bücken, xryog, etwa gebogen (kaum gibbus) und dazu
wohl cumbere, cvibare. — Glübere und glü-nia (mit Verlust von
6, vgl. rä-mtis neben radivs, ^ddt^^ ruthe), und xslitpfi, schale,
auch kahn, vgl. canna, etwa als nussschale zu xaqvov. K vorn
viell., um wieder mit dem dumpfen y ins gleichgewicht zu
kommen. Dies also nicht vom bedecken (xalvßij, obdach, laube,
ahd. louba), xalvnxca^ das freilich wie auseinander gezerrtes
xQvntfA, xQvg)&og sich ausnimmt; aber auch an occulere, und
verhüllen anklingt, deren u indess blosser umlaut ist vom ahd.
helan. Vielmehr als ausgeschältes zu yliffca, wie glaber zu
ylaquA. Bloss damit verschwisterte formen sind scul^w, scalpo.
2xoXvmi»y stutzen, abschneiden. Allein auch abschälen, ab-
bauten, wie deglübere, und daher, weil zugespitzt, (Sxoloxp, pfähl,
und aus diesem, ihres langen schnabcls wegen, axoXond^^
Schnepfe. Wiederum schaben nebst lat. scabo; scöbis, was beim
schaben abfallt. Sxdmao^ graben, und daher (fxd(f>og, das graben;
der graben, grübe, nachen, scapim. Mhd. durch r verstärkt und
170 A. F. Pott.
rauher gemacht schriffe, sehraf, rcisse, ritze, kratze, und daher
sehrapfe, kratze, schrappe. Ben. s. 216. Dazu aber nicht nur
lat. scrobis, grübe, und als wüblondc sau scrofa, sondern auch
einfacheres graben nebst YCl*f^? Kirstc s. 73 und — f^dtp».
Dem gr. ^«7^, qdXatva, latinisirl balacna begegnen mhd. toal,
toalvisch, allein ags. hval, an. hvalr, merkwürdiger weise indess
auch pers. wdl A whale. Cetus. Gast. Lex. p. 517.
Lat. /"an stelle von s. d/i, gr. *, allein auch wieder im
Inlaut zu i gemildert. Z. b. Wwb. nr. 283 fmnus. Vgl, itvf*a,
räucherwerk, thts bloss aus Ovog entlehnt. Ich weiss nicht,
ob fiintis als leichenverbrennung bieher, da möglicher weise
auch, wie b-tis-tum, fus-a(s (brandfa^big) , mit Verlust von s
(i^l, prüna) aus einem comp, von uro, s. itshna. Auch etwa
mit i, wovor u unterdrückt, sufßre, fimus, foetere, viel!, über-
tragen foe-dus. Vielleicht auch ittXov (mit verlust von r st. ew vor
»?), Schwefel. Ahrens, Dial. Dor, p. 122. Mhd. («im, dunst,
duft (alle vorn mit dent), got. dauns, dunst, geruch. S. dhOma
und dhiipa, räucherwerk. — Siiffl&mcn, der hemmschuh, natür-
lich nicht zu sufflare, blasen. Vielmehr aus ^läa, ion. st.
i>läa, wie eine lesart ^Xißm st. i/lißm, drücken, pressen, be-
drängen, was leichthin an got. drciban, treiben, erinnert. Von
lat, ßigo, affligo, confligo (mit langem ?, wie in iflißa) könnte
man meinen, es spiegele sich, unter Voraussetzung eintausches
von g für ß, der dissimilation zu liebe, in dem gr, \vorte. Je-
doch erheben viell. got. lUggvan, schlagen, und threikan, &lißstv
hiegcgen einsprach. — &Qavt», zerbrechen, 5-gai'tf/ia , bruch-
stück, if^avardg, zerbrochen, doch wohl la.1. frustwn, und etwa
auch fratis, dis, als gis. jemandem angethaner abbruch? — Eine
gewisse ähnliche bedrängniss empfindet man bei der wähl
zwischen iHgm, erhitzen, itißog, sommer, ^egpoe und ]at.formu8,
sowie ivarm, got. varmjan, 9-älL7ttiv, wohl gar lat. veru, auf der
andern seite. •) Vollends unter hinzunahme von s. gfiarmei,
gluth, wärme, aus ghar, leuchten, mit seinen entschiedenen an-
verwandten im slawischen, gorjeti (ardere), (;jy'e;j'{calefacere). Von
formus lassen sich doch füglich nicht ftimtis, fomax (kaum wie
■) Auch tfBQv/tof toi/itiQÖ; und äifBQVftos' Siolftes will Schtnalfeld in
Fleckeiaen, Jhb. 1876 or. 3 s. 306, des fervena animiu wegen, lu 9tgiu
bringen, freilich ^^ttais ^ s. dkräii fSlschlich einmetigend. Sollte abn
oiäovuoc nicht zu feruK. ferox aetittmn?
lAtein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 171
ob. fus-cus) trennen. Dann aber wieder fervco, auch ferbeo
(etwa von einem adj. auf -vo, vgl. furvus, curvtis dgl.) und
febris, das sich allenfalls zu dor. x^tßQog (ßq aus (aq) st. y^sQ^og
halten Hesse? Und wenigstens an sie erinnernd unser brennen und
braten. — Für offendo (woran stossen) und defendo (abschlagend
vertheidigen) bieten sich auch verschiedene möglichkeiten der
anknüpfung, s. Wwb. nr. 579. An nasalirung von s. badhy
ags. beado, nord. böd (pugna), Grafif III 61, oder gar e. baUle,
frz. baUre zu laL batuere, dächte ich zuletzt. Vielmehr deutet
alles auf einen zusatz, wie den in ten^. Sonst aber könnte
man wählen, etwa zwischen inetpvov, den qtovoq als todtschlag
gedacht, oder ^sivta. Corssen, beitr. s. 185. Am natürlichsten
bedankt mich aber zusammenhalten mit s. /^an, schlagen, tödt-
lich treffen; apa-han, wegschlagen, wegstossen; abtreiben, ab-
wehren; abhirhany treffen mit schlag oder wurf; gJiana, keule.
Pers. täbar-0ad (s. hata), mit dem beil zerschlagen, als name
harten zuckers, Dmz. XXIII 192. Auch, zurückweisend auf ghan
mit gh, ir. ni gom (non vulnerat u. s. w.) Stokes, Kbeitr. VII
61 vgl 63. — Fremo verträgt sich viell. besser mit xQeiASxilifo
als mit ß^ifiea. — Fleo doch wohl eher nebenform von fltM,
als mit x)^i(», vom lauten weinen. — Fingere, figtdiis, figura,
vom formen zunächst wohl aus weicher masse. Mhd. teic,
weich, teic, got. daigs, teig, schickte sich doch nicht übel zu
got deigan^ bilden, gadikis, gen.? nldaf^a, S. Wwb. nr. 1177.
Dazu auch etwa %ei%og und vot^oq, des zu ihrer hcrstellung ver-
wendeten lehmes oder mörtels wegen. Vgl s. dehi aufwurf,
dämm, wall, aus dih, bestreichen, verstreichen, verkitten, salben,
nr. 1427, das freilich, wäre Tiyt^ nicht, sich enger an tingo
aiUEUsehmiegen scheinen könnte. &iYYav(a steht, als blosses be-
rühren, verm. zu weit ab. üebrigens müsste man in fingere,
deigan, falls sie mit s. dih zusammengehen, durch Umstellung
des hauchs ans vorderende gedrängtes dh voraussetzen, was
auch bei ähnlichem vorgange in d^v^ax^q^ got. daühtar, st. s.
dUkitar keinen schlagenden einwand hergäbe. Selbst r, und
nicht d, in totxog u. s. w. fände seinerseits entschuldigung in
dem häufigen streben, durch Verhärtung der media eine an-
näherung herzustellen an die später kommende sog. dumpfe
aspirata. — Man denke aber an fores st. ^vga^ got. daur,
kd. ife'V" (aber dvor% aula, domus) schon oben, gegenüber dem
sogar im zd. unaspirirten dv zum trotz, im s. dvär, dur Wwb. II
172 A.»P. Pott,
1 s. 16. Dessen Ursprung übrigens hielte ich, selbst mit hin-
blick nach bifores vulvae, nicht f. gls. zweigängig, aus dva und
ar gehen. Mit mehr muth verfiele ich auf eine durch aphä-
rese entstandene bildung aus tid-var, weit öfifnen, aufreissen die
äugen. Auffallend ohne d, das doch kaum weggefallen, umbr.
piis, pre veres, hinter, vor dem thor (etwa lat, vcUvcie)^ AK.,
Umbr. Sprd. I 155. Auch sieht es nicht ganz unwahrschein-
lich aus, lat. a2)erio gehöre zu s. apa-var, aufdecken, enthüllen,
ölTnen, aber operhis zu upävrfa, verdeckt, ohne dessen zweite
präp. ä. Es müsste das v hinter noch erhaltenem alterthüm-
lichen p der präpp., nach voraufgegangener progressiver assim«,
geschwunden sein. Vielleicht jedoch thun mehrere von Struve,
Conjug., unter pario vereinte verba hiegegen einspruch. Be-
perio (re-pperi mit synk. redupl. wie re-Utdi aus tetuU) hätte
als red mit v höchstens b-h gegeben. Es lässt seinerseits, wie
vollends cmiperio, experior, auf eine andere herkunft sinnen.
Vielleicht als caus. zu pareo, erscheine, das etwa, der gegenwart
wegen, zu nagd. — Firmtis des i ungeachtet von s. dhar,
halten. Allein fere und superl. ferme, nicht wie unser fest, fast,
sondern wie heinahe (s. äbhüas, nebenbei) zu s. abhi, dessen hh
ja auch zu b gemildert in i-bi und den plural-endungen -bis,
-bm. — "Afiai^oq und ipccfjiad^og (indess auch ä/jtogj äfAfjkog etwa
mit fAfA st. ^?) stimmt vielleicht zu unserem safid, ahd. sant
{tp, wennschon räthselhaft, mit etwa präp. beimischung?).
Nicht aber auch mit beiden, obgleich ohne den, wohl im 6 st.
fAd^ mitvertretenen nasal, lat. sabulum, woher sdbtUo, grober
sand, während frz. sablon umgekehrt als dem. feiner? Säburra
als schiflfssand, etwa mit verrere.
Merkwürdig genug aber, dass inlautendes dh im laL sich
ein b gegenüber sieht. Ein solcher sprung wäre unmöglich
oluie hindurchgang durch einstiges f, welches sich dann seiner-
seits wieder zur media herabsenkte. Als unläugbares beispiel
längst bekannt ist tiber, ovO^ag (bcmerkenswerth ov, und nicht,
wie sonst v st. s. ü) euter, ags. nder, s. üdhar (üdhas), üdhan.
Sollten nicht diese Wörter auf dhä (präs. freilich dfiay-a-ti^ an
etwas saugen, d^aai^ x^r^lfj zurückgehen? Und zwar, da als
adj. vd-dlmya erwähnt wird, mit der präp. ud, der wir ja auch
im lat. ut-ems = s. ud-ara, eig. in die höhe gehend, begegnen ?
Die länge zum ersatz für ausfall von d, wo nicht verschrumpftes
ava darin steckt. Fellare dagegen stellt sich viell. zu ßddXlu
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 173
und ßdiXXa. Femina hat man wegen &^lvg^ riT&tj, T&d'ijv^
nicht uneben auch hier untergebracht. Es wäre indess die
frage, ob diese deponentiale participialform nicht vielmehr,
wegen foetus, effeta, als »fähig zum gebären« zu verstehen sei. —
Verbum ist völlig gleich dem apok. got. vatird, wort; lett. wahrds,
Umbr. verfale s. Wwb. IV 804. Und harha, mhd. hart, sl. mit
d (st. dh) brada. — Auch lumhus {u der lab. wegen) finde ich
wieder in ahd. lenti (rien), acc. pl. le^iti (lumbos), lende, alts.
lendi; aber versch. lancha im ahd. Lendes, nisse, dagegen aus
x6v$dsg gleichen Ursprungs mit xvidti und xW^o).
Wie nun als allerwelts-aushülfe im lat. f das amt bald für
s. bh, gr. y, bald für dh, &, vereinzelt für h, % übernimmt, in-
lautend aber sich wieder in geschwächter gestalt durch b ver-
treten lässt: so begegnen uns doch im lat. einige d an stelle
von dky ^, wie, sahen wir, selbst ein paar mal t für & sich
einschlich, und wie an stelle von s. th im gr. meist und lat. nur i
erscheint. Für den anlaut wüsste ich indess ein solches vor-
kommen nur bei wz. dhä, %^ij, überdies bloss in compp. zu
nennen. Und zwar sonderte sich mit ausdrücklicher Unter-
scheidung auch des vocales im gr. von s. da, äta, lat. dare das
gr. ^ij == s. dhä ab. Auch ksl. dati, dajati, geben, allein djeH
(ponere; auferre), djejati, noutv^ nqdtxsiv^ djei (actus). —
Das zd. liess, wegen aufgeben des hauches in letzterem, mehr
oder weniger beide als da zusammenrinnen. Es besitzt aber
sowohl im sinne des gebens als des machens eine nebenform
du, die lebhaft an lat. duim (oder = dolffv?) und creduam er-
innert Dum, ihr schuft, freilich wohl nur wie s. adhadhvam.
Gfot. taujan, thun, seinerseits jedoch könnte, obwohl begrifflich
zu zd. du, inf. ddwi stehend, keineswegs mit diesem sich decken,
weil sein t ein achtes d, wie in du, geben, heischte. Wohl
aber gehört got. gadeds, that, handlung, und sunive gadeds als
äbers. des nahverwandten viod^sala zu mhd. tuon (uo aus ä),
e. to do. So entspricht mhd. toate, wate, auch schreite einher,
dem lat. vado, und tmt lat. vadum. Sie setzen dfi voraus, und
scheitert der vergleich mit ßädog, ßadi^ta. Ohnedies, als zu sßfiv
= s. agäm gehörend, steht ihr ß für g. — Auch im latein sind
obige zwei verba in ihren gekürzten und hiedurch in conj. III
gerathenen compp., vermöge erlöschens des hauches von dhä
und sonst, derart zusammengefallen, dass man nicht alle mehr
mit Sicherheit zu unterscheiden vermag. Ausser allen zweifei
174 A. P. Pott,
gestellt ist aber als comp, mit dhä das alt-überkommene crS^
= grad-dadhämi. Kein quasi cretum do trotz u in ereduamj
was viell. dem duim erst nachgebildet worden. Wir dürfen
nun aber, hierauf und auf die unfügsamkcit des sinnes »gebenc
fussend, getrost dieselbe wz. in abdere, d. h. beiseit legen (nicht
weggeben), anoti^f^fit, sowie in abscandere, suchen. Hat doch
schon das skr. apa-dli4, versteck, verschluss. Desgl. in condere,
d. h. zusammenlegen, gründen. Zweifelhafter wäre, ob indo
mit ipdldoofii leiblich eins sei, oder als hineint hun mit ipti^^fu.
Nicht minder, ob z. b. reddere fdicem, glücklich machen, mit
dem sinne der \viedergabe zu thun habe. Vgl. im s. vi-dhä,
machen zu, mit acc. Pwb. III 923. Das re- hat dabei un-
streitig, im einen wie im andern falle, versetzen in einen, dem
früheren entgegengesetzten zustand (vgl. recludo, wieder auf-
schliessen, allein auch: verschliessen) auszudrücken. Dass tevhdo,
aus s. tan, wie viele mittelst des general-begriflfes ^fj (machen)
verlängerte verba nkfj^ca^ <f^^co u. s. w. zu beurtheilen sei, ist
nicht mehr zweifelhaft. Auch rechne ich defendo, aus s. Jum,
s. früher, dahin, während fundo wegen t in goth. gitäan sich
dem vergleiche entzieht. — Claudere, schliessen, macht mir
einige sorge. Mit ahd. sliuzan, sloz, schloss, hat es schwerlich
zu thun, denn in sclusa (schleuse, frz. icluse) der 1. Sal. hat)en
wir ein lehnwort vor uns aus exclusa, sc. aqtM. Allein auch das
ableitungs-suff. td in xXf^tg, weil dem lat. fremd, führt uns nicht
zum ziele. »Den Schlüssel hineint hun«, erhielten wir aber auch
höchstens aus davem mit einem comp, indere. Es bleibt dem-
nach kaum etwas übrig, als ein gegenstück zu xX^tw, xXijm,
xXsica mit angefügtem d, wie in cudo. Wwb. nr. 208, Kz. 19,
148. 413. Altn. höggva, hauen, ags. heavan u. s. w. Zimmer,
Ost- u. Westg., s. 13. — Per-do ist gewiss comp., vne per-eo
(vgl. inieritus). Ob auch niQ&(Oy und mit welcher präp., ist
schwerer zu sagen. Vcn-do neben veneo und venumdare wäre
schicklicher: kaufweise hingeben, als: zum verkauf auslegen.
Manda/re, als »einhändigen« und commendare »jemandes bänden
anvertrauen, es in seine bände legen« gehen verm. als denomm.
von einem adj. auf -dus (sei es nun »gebend« oder »legend«)
aus. Wegen mandavi u. s. w. kann es nicht füglich direct mit
dare verbunden sein. Gegensätzlich zum promus ist candius der,
welcher geschirr und speisen wieder an ihren ort setzt, eomUt,
und aufbewahrt. Alhda (aquam dans) ist bez. der wdke im s.,
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 175
aber (ähdhi (wasser in sich enthaltend) see, teich. — Beachtens-
werth sind aber auch im zd. einige fortbildungen von wurzeln
mit da (thun), wie gnad, waschen; t^ud, fliessen lassen. Auch
im ksl. (Dobr. Inst. p. 350) präs. idou (inf. iti), im goth. verm.
prät. iddja zu gaggan. Fut. houdou (ero) zu hü-ti.
Ich nehme hienach keinen anstand, in dem häufigen adj.-
suff. der Lateiner -ättö einen abkömmling von dhd zu erblicken,
im sinne von »thuend«, nach weise von dem freilich mehr de-
nominativ gebrauchten -ficus (s. mich zu Humb. I s. 436). Ein
glaube, der in mir noch besonders durch den umstand verstärkt
wird, dass leicht weitaus der überwiegendste theil solcher adjj.
von intransitiven, und desshalb vorzugsweise in conj. II aus-
geht. Albidus, candidus, pallidus; flavidus, aber, wohl des vor-
aufgehenden i wegen viridis; floridtis; flacddiis; placidus; sordi-
duSj splendidus, lucidas, fulgidus; liorridus. Avidus, woher
audeOj aust4>s; acidm; ccUlidus; uvidus, udus; timidi4S, vgl. Ume-
f actus (erst zu fürchten gemacht); foetidm, frcwidas; turgidus;
validus. Freilich auch z. b. fluidtis, fordus, tardus, von trdho,
cupidus, sapidus; ohne verbum lepidus, luridtis, solidtis; gelidus
(nur gelare), wie algidus, frigidus; formidus; stolidus; hispidus;
sucidt4S. Diese Wörter besagen freilich vielmehr, dass sich eine
eigenschaft woran äussert, als dass sie selbige erst recht
eigentlich hervorbringend bezeichneten. Kein wunder übri-
gens, wenn sich nun wieder aus ihnen transitive verba erzeugen.
Diese laufen dann denominativen, wie -ficare (aedificare, nidp-
ficare, ludificare, -4; purificare; nigrificare, nigridiiis; nullificare;
terrificHS, -ficare; frz. ghr^ier u. s. w.), desgl. -igare (remigare
von remex, na/vigare, aber auch levigare^ purgare) parallel, und
wechseln mit Zusammensetzungen auf -facere, -fieri, auch aus
conj. II und mit dessen characteristicum S davor. So stupidus,
stitpidare, stupefacere; lividus, lividare. Madidare, iepidare f.
made^, tepefacere. Trepidus, trepidare. Torridus, -dare, torrer
facere. Limpidus, -dare, Marddat, Nitidus, nitidare, nite-
facere. lAguidus, putridus, rigidus, tmnidus ebenfalls mit verben
auf -facere. Olidus, ölfacere. S. die weitere ausführung bei
Wölfflin, Münch. Sitzungsber, 1880, s. 421 flf. Gnarigavit, clari-
gare einigerm. entsprechend unserem : unr thun hietnit kund und
0u wissen. Zu ago. Man vgl. die mit kr, machen, und hhü, sein
(vgl. die lat. adjj. auf -hüis) im skr. componirten verba, welche zum
theü das eigenthüm liehe haben, die beiden glieder durch « zu
17C A. F. Pott..
verhindGn. Also z. b. mit prädus (etwa zu pradvdr, platz vor
der lliiir): prMuät-kr offenbar machen, prädur-^M, offenbar
sein. An -dyHS (tags) in compp. zu denken, als wäre »ein an
den tag bringen« gemeint, verbietet mangel von y. ^uklikr,
weiss maclien, lagfmkr, leicht machen, u. aa. m.
Mir auch nicht unwahrscheinlich, das gerundivum auf e»-
difs (von I. andtts), undus enthalte vorn eine mit unserem inf.
(s, -ana n.) stimmende form in sich, wie dtagl. das part. auf
en-t, z. b. scribcns, s. v. a. mit dem schreiben-der, d. i.
schreiben-d. Scrihendtim est aber hat man sich zu denken als
etwas, das zum thun bereit sein muss, ein zuthuendes, wie
(^is est, als ein (vorzunehmendes) werk; oiv tqyov ievi.
^It<li^4g, schon bei Homer, findet sich in höchst merk-
würdiger Übereinstimmung sowohl mit goth. mkdo als mit zd.
nnslida, lohn, u. s. w., Justi, Hdb. s. 233. Windischmann habe
darin ein derivat von s. dha hinter nuts, messen, oder mish,
besprengen, gesucht. Frölulc (Bbeitr. V, 270) vergleicht, über
das etymon sich nicht äussernd, s, mtdka, natürlich in dem
sinne von kämpf, wettkampf, was freilich auch in dem von
Grassmann gemuthniasstcn sinne von kampfpreis nicht allzu
geschickt herauskäme. Ausserdem ist unklar, wie sich dies
subst. zu dem part. m'tdlia (mkttis, mindus) verhalte. Ai^e-
nommen aber auch, mtdhvans, freigebig, gut befruchtend, als
von iHÜi in dem allgemeinen sinne wohlthätigen regens herge-
nommen, erklärte nimmermehr den zischer im gr., goth. und zd.
Einen solchen zeigen freilich auch ahd. micla, mhd.miete, jede
gäbe, sei sie verdienter lohn, bezahlung, oder eine captatio
benevolentiae, alts. mcda neben ags. meorda mit r sL s, nicht,
obgleich man sie doch ungern ganz von letzterem trennte.
Sollte das wort durch söldoer und miethssoldaten umher ge-
kommen und mehrfach entstellt sein? Merces mit r aus s wfire
vor c ungewöhnlich, und herkunft aus nicrcri fraglich.
Sonst nun aber auch vidva, s. vidJuivä, wiLtwe, nach den
angaben indischer grammatiker »ohne mann«, was sadfuwä
(noch mit einem mann) bestätigen würde, hätte man dies nicht
für blosse erfindung von ihnen zu halten. Das PWB. leitet
vidhava und vidhura, vereinsamt, von dem selbst nicht ganz
zweifelfreien vidh (vindhatc), leer werden von. Lat. viduus, das
seinerseits an ittäividnus (jedoch zu s. da, schneiden: suff. -«tw)
lebhaß erinnert, entschiede nichts. Sein irrundliefFriff brauchte
LAteii) u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautanterschiede. 177
nicht »leer« zu sein. Es könnte ja eine Übertragung von »mann-
beraubt« auf andere beraubungen stattgefunden haben, wie bei
orbus, verwaist. Von der präp. vi wird man so wie so nicht
loskommen. ^Htd-sog, von Fröhde BBtr. V, 294 hinzugenommen,
machte nur in betreff des ^ Schwierigkeit. Etwa: noch (^-d^,
adhuc) ledig? — Umgekehrt lässt uns unser deutsches mit,
goth. nvUh (vgl. zd. mat, mit, sammt, nebst, vgl. skr. smat,
zusammen) neben mitte, mittel (wie remedium, wenn anders in
mederi d für dh steht) für tnediuSj s. madhya, zd. maidliya,
goth. midja (i durch assim.), gr. fjiiaaog {a(f durch assim. von
dh durch i), aber osk. mefiai (mcdiae) sogar mit f, auf die
Zusammenlegung (dh zu dM, legen, und y wie i im part. hita?)
zweier hälften (daher di-midiits in dem auseinander) rathen. —
Castus verm. gleichstämmig mit xuO^agog. — Adhikarana^ als
die beziehung des lokativs anzeigend, enthält also adhi = lat.
€ul, wodurch also zweckmässig ein wo angezeigt wird. Daher
dann n6-&$^ dfio^t (zu e. sonie)^ irgendwo, äXXod-t dgl. Sollte
nun nicht adhi mit s. ä-dhi, Standort, läge, wurzel-gemeinschaft
(d&a legen) haben? — Anders das suff. -i^s, -d^sv, womit wohl
das lat. -de, dem freilich stets n voraufgeht, übereinkommt.
Il6%^€v, unde, älicunde. "EpToad'Sj umgekehrt deinttts; txtoads,
vgl. exinde. ^^inod^ev^ lat. mit zweimaligem de: ddnde. !^Aio-
^€V, aliunde, dor. und aeol. äXXo&ay wie vnai^a^ vgl. subinde,
ÜQÖü&s und ähnlich 2>^aiw(fe. Adverbia und präpositionen , na-
mentlich örtliche, enthalten ja, so gut wie oblique casus, die
bezeichnung von Verhältnissen in sich. Hieraus erklärt sich
wie von selbst, einmal, dass erstere ja in vielen fallen nichts
sind als verknöcherte casus, und zweitens, dass mitunter Wörter
mit adverbialen oder präpositionalen suffixen gewissermassen
als casus fungiren. Daher ja z. b. in finnischen sprachen die
grosse menge sog. casus, welche nur dadurch herauskommt,
dass, was anderwärts abgetrennte präpositionen sind, hier (man
muss sich schon den widerspruchsvollen zusatz der terminologie
gefallen lassen) als »präpositionale« postpositionen hinten,
jedoch nicht, wie in ^necutn, vohiscum, einem bereits fertigen casus,
sondern der forma cruda, dem thema, des nomens sich anfügen.
So als casuell und zur bezeichnung des woher t^ev, tfxsx^sv s.
sp. Zeitlich ^cSd'e wie d^^s. NeoOsv, wie dernu), ix viov,
aber veto&svy vs^d-i, vsiatQa (wie itatQog) nebst vigd^e, svsQ^e,
ivtqok, wie zu skr. ni und deutsch nieder, hienieden. Mit präp.
ZeltoflhrlA fOr Tergl. Bprachf. N. F. VI. 2. 12
178 A. F. Pott,
c| ot^avüd'ey, wie ja auch bei advv, auf -9». Alle derartige
Wörter maclien den eindruck, als lioge ihnen lat. di zum gründe,
welches ja ausdrücklich ein woher, und zwar »von oben herabc
(v^l. selbst dcinde), bezeichnet. Man könnte selbst auf den
gedanken gerathen, dos ablativische -d ini lat., sowie der dental
gleicher function im zd. und skr. sei mit jenem de und -9»
wesentlich eins und nur apokopirt. Vgl. z. b. ^ctf^cv (divini~
üis), im s. abl. devät (de6 , alt mit d). Ich bin jedoch anderer
meinung. Mir gilt der ablative dental, der keine spur von
aspiration an sich tri^t, für gekürztes adverbial-sufF. s. -few, lat.
-4us, gr. -tos (tittog), das zu ts synkopirt früh den zischer fallen
liess, wie z. b. s. pat im nom. (pes) das nominativ -zeichen $
aufgab. Lat. stib besitzt in surgo, sursum, susHneo dgl. einen
scheinbar mit sich in Widerspruch gerathenen sinn »nach oben«,
womit aber die Vorstellung eines »von unten« in bestem Ein-
klang steht, wie gr. vnö mit gen. und desub ein worunter hei^
vor bezeichnen. Daher auch trotz des gegensatzes elym. Zu-
sammenhang von super (sunwws) mit sub nicht befremden dart
Dies lässt mich glauben, dass, wenn s. adhi und lat. ad eher
eine adsecnsio bezeichnen, darum das di mit der descensio nicht
nothwendig ohne Verwandtschaft mit dem s. adv. adhas, untn*,
zu sein brauche. Ohnehin bedarf es, um etwas wohin (also
auf etwas) legen zu können, zugleich einer unterläge, sodass
eine etymologische beziehung zu dhd legen auch für adiias
nicht unmöglich schiene. Anderseits wird sich nicht füglich
anschluss von a^ias, adhara an deutsch imien, goth. tmdar vni,
und, trotz /", inferi, infra, inferior in abrede stellen lassen. Nur
macht mir der nasal in diesen, wie gleichfalls in unde, inde
u. s. w., gegenüber dem fehlen im gr. vor ~t^e, sowie auch
dein u. s. w., hinc, extrinsecus, forinsecus einigen kummer. Dem
adhas vorn rhinismus anzudichten ist kaum misslicher, als lässt
man ihn sich, ohne comp., in ttnten erzeugen. Dann aber, das
m von ilUm, isHm, utrimque, welches mir freilich verdächtig
vorkommt, wenigstens da, wo keine assimilation im spiele, also
wie in exin, dein u. s. w., ohne sonstiges Vorbild in n ver-
wandelt zu glauben wage ich kaum. Oder sollen die genannten
formen, wie frz. en aus inde, nach vorhergegangener assim.,
nn sf. nd, aus den längeren hervorgegangen sein? Cors^n,
Ausspr. I ', 67 sucht in illim, istim Verkürzungen aus *-fim = 3.
A>hyam. Dadurch orhielle man aber doch höchstens ein wo,
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 179
wie in iJn, ubi aus s. dbhi, allein doch kein woher, wenn iüinrc
wirklich üUm zur grundlage hat.
Grassmann (üeber die Aspiraten und ihr gleichzeitiges Vor-
handensein im An- und Auslaute der Wurzeta. Kz. XII. S. 81)
erblickt in nebeliger urzeit unseres Stammes, in welche man ja
leicht vieles hineindichtet, wurzeln mit aspiraten zu beiden
enden. Obwohl ernstlich von mir (ebenda XIX. S. 16—42.
Die Umstellung des Hauches) bekämpft, hat diese theorie dennoch
gläubige nachbeter gefunden. Neuerdings regt sich doch em-
mal wieder das gewissen gegen eine, den frühesten vorfahren
indogermanischer sippe angesonnene Widerwärtigkeit in unter-
brochener Wiederkehr solcher laute. Der allbekannte umstand,
dass skr. und griech. — und die könnten ja im gründe allein
hiebe! in frage kommen — solchen übellaut aufs ängstlichste
meiden, und nur gleichwie in fällen der noth, z. b. in der com-
position, idulden, hätte doch die Skepsis ein wenig wach erhalten
sollen. Man sehe: Kirste, Die constitutionelle Verschiedenheit
der Verschluss-Laute im Indog. Graz 1881. S. 63 fgg. geht er
auf die frage ein, mit gründen, die ich allerdings nur theilweise
zu den memigen machen kann. Man wird auch mit Interesse
hinzunehmen As coli 's Abh. (Stud. S. 225): »Die Umstellung
der Lautgruppe h -f- Cons. und ihre Folgen auf Indischem
Gebiete.c
Dass &y ff und %^ entgegengesetzt ihren »tönenden« vorältem
iky hh und h, auch gh, harte laute, d. h. aspirirte tenues sind,
tyffenbart sich schon dadurch, dass sie in der reduplikation
ittcbt, wie sie sonst jnüssten, eine media, sondern r, n und x
heraussetzen. Dadliämi, aber zli^f/fii trotz didoofn sL dadämi,
JUipvxa, s. habhüva. Kix^xa, während das skr., seinem brauche
gemäss, gutturale in der reduplikation durch palatale zu ver-
unähnlichen, h durch palatales j ersetzt. Selbst ausnahmsweise
im perf. jabhdra (tuli), wofür erst später das regelrechte 6a-
tMra, allein im präs. bibharti (fert). Der Grieche hat, jener
'wohlbegrfindeten dissimilation gegenüber, zum öftern ein ent-
g^engesetztes verfahren, eine art assimilation, eingeschlagen.
Jedoch nicht, wo es sich um reduplikation handelt. Mehrmals
nämUch, wo im skr. die wz. mit einer von obigen weichen
aspiraten schliesst und mit einer media beginnt, wandelt das
griechische beide um, damit nicht durch einseitige Verhärtung der
aspirate die bestandene homogeneität aufgehoben wird. Indem
12*
180 A, P. Polt,
so die aspirate auch die der media entsprechende tenuis^)
nach sich zieht, wird eine gewisse gleichmässigkeit wieder
hergestellt. So gestaltet sich biidli zu nvd^ nr. 1872. Hin-
gegen steht nsid-o), niaxig u. s. w. nr. 1871 ohne zweifei
mit ursprünglichem n. Auch selbst, wenn es (wie übrigens
nicht unglaubhaft) kein comp, sein sollte = s. pi- oder
api'dhdy hineinstecken, darreichen, hingeben; die Über-
redung wie eine art »zuseUen jemandemc vorgestellt. Man vgl.
aber credo s. 174 und nsi^ofjim mit viell. gleichem zusatze von
dhd und als sinnverwandt. Nur dass letzterem der mehr passive
sinn des Vertrauens und glaubens einwohnt, wie in den lat.
fido, pldes^ foedus. Diese übrigens erfuhren hauchumstellung,
was ja auch sonst nichts ungewöhnliches. S. demnächst f ödere,
fundus. ni'd'og ist doch auch, wie zu vermuthen, eig. zuge-
decktes mittelst inlx^^fia^ s. pidhana, deckel, decke. Femer
Bipi^liq^ deckel, mit ders. präp. Auch wieder mit Umsetzung
tat. fidelia daher, wie (piddxvti st. m&dxvtj^ lak. ntadxvii
(a st. &). Schwerlich, wie Buttmann wollte, zu tfiddq^ q>€id6g,
sparsam, das eher vom spalten, findere, ausgegagen. Xtvciv,
ion. xiO^civ. XvTQa, ion. xv'd^ga aus x^i giessen, allein xvr^
wie zu XV CO. KaXxfiödv = ÄaXxi^dcov. Udd^vij gem. für q^TVi/.
Ich halte letzteres unter einfluss von (payslv erst aus nadvii
entstanden, das sich an naz^ofiai. anschliessen mag. Zeigt sich
doch öfters eine asp. vor v. JIqöxpv. KvXixvii (st. xvUx-vii\
noXi%vfiy als ob mit suff. ^xoq. Tix'^ijy vgl. tixTcov^ s. taksh.
Ich weiss nicht, ob mit hinschielen nach tsvxoo. Dag. rixvov
von WZ. t€x. ndxvfi, Ivxvoq. "ixvog? Desgl. mit % vor f*:
icoxiiog, i(ox^. JlXoxfAÖg^ ^^X/*^''^* Nsoxfiog, adj. wie viog, und
avxfAog neben avog scheinen gar erst % eingeschoben zu haben.
Woher nun jener anscheinend, weil nicht in der wz. ent-
halten, unmotivirte und doch häufige einschub von &, auch tf
und wohl gar ö*^, vor suffixen, die mit /u beginnen? Also z. b.
atäd'fjLi^, axad-fAog^ doch verm. mit demselben ^ wie in tfta&sQog^
aber atafiiv. Bad^fiog; Xd-^ia und eigid^fii^; noQ&fjtog. ^Aq&fkog
band, bund, imd so auch vielleicht trotz # aQ^gAog^ zahl (lat.
rortio, reor dazu?). 'Pv^fiog, ion. Qvaiiog^ als sanftes dahin-
1) nXadaqog, nass, aber auch mit gewisser ausgleichung der conss.
ßXadaQof. Freilich nicht minder ohne eine solche nitucof und ßXmif^
neben einander. Jedoch c auch hart.
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 181
fliessen? Ts^fAog dor. statt des verm. erst jüngeren ^stSfudg.
Diese übrigens nicht aus redupl. ^fj^ meine ich, sondern wie
dvd^fk^ dor. st. dvcffj^. JeafAog^ diafjia neben dSfia, Kvfjx^fAog,
xv^tSfjLog von xvf^&fo, was selbst erweiterung aus xy««. So nun
auch ivfi9(i6g, fivxi^'d^fiog , ßgvxfj'd^fiog Ahrens II, 82. Kavx^fAogj
xlavl^fiog, iavx^fiog^ als ob ^ ihnen eigen, wie xevd^-fjtög
von xBvd'd). M^vid-fiog. Jllaafia^ vgl. ^ in xoQonXad^oc, allein
z. b. %&ov6nXa(Sxoc, JlkdO^co st. neldCfo. Adna&ov eine den
leib öfl&iende ampferart, wesshalb wohl zu Xandl^ai. ^nacffAog,
(fndtffjia allem anscheine nach von einem verbum andtca^ vgl.
anaduiv, vnoanadtaTog^ wie ICfia zu t^fiOj XCfASV st. Idfisv. 2ni'
d^afA^ von einem aniC(o' ixrsivco, ^nid^g etwa seines # un-
geachtet von andio mit ableitendem d, wie in ardd&og? KocffAog
u. mm. dgl. — Dann iad^fiog, hals, Schlund, wie eigi^fif^ mit
Übertragung von * auf die präp. Mit Verwischung des wurzel-
haflen <f aus s. vctsman, decke, vasana, kleidung, slf^a mit
diphth. st. ig, wie in etfAivog, aber assimilirt iv-vv-fii. Selbst
dann mit blossem « l-fiat-iov. ^^ia^fia^ vgl. dia&w, aber dvTfA^,
wie iqiSTfjL^, dessen r jedoch vielleicht durch dissim. für ^ steht.
*A(ps<fgA6g,
Wenn mir recht ist, thäte man solchem 9 oder statt seiner
tf unrecht, sie zu rein müssiger zuthat herabzusetzen. Vielmehr
dienen sie aller Wahrscheinlichkeit nach dazu, eine anzahl von
verbalformen hinten mit der wurzel &ii im allgemeineren sinne
unseres damit verwandten thuns (ich thue schreiben, e. ^ do) zu
bekleiden. Vgl. auch statt nemög, coctuSy auffallend genug ein
iip&og^ das sich rücksichtlich ^ an den aor. pass. auf -^fjv, part.
'^sig anlehnt. Der asper wohl als ersatz für tt, wie in tnvafuxt^
obschon er nicht, wie als Stellvertreter von a in tar^in^ gerecht-
fertigt ist. Sogar ohne scheu vor zweifacher aspirata: q)ai^(io,
^Xeyi&fiOj if^ivv&co, (t%^&(a. Dann ßißda^aov wohl zunächst zu
ßtßdCdo. JaQ&dva^ s. drä, lat. dor-mio. TsU&w, d(Awd&(a,
iQYd9(a, ata^dpw zu dt<o. ^Hl^gAog Wwb. nr. 1834. Illijafia^
nXnifAfjkfi, auch nkij-fii^ zu nXii&fo^ also wie nviffia. Etwa plehs
st. t)- in nXijd-vgj aus nlt^ in nifjknXi^iJn? Ueber nXid^Qov mit
suff. '9Qoy s. sp. — Zu s. bandh, goth. bindan (6 der gleichförmig-
keit mit d wegen un verschoben , ohne dass man thörichter
weise zu einem bhandh greifen müsste!) gehört handhu, ver-
wandter. Demnach glaubhaft nicht minder nev^sgog. Kaum aber
n^XtSfka (b^ 3t.9v)j und eher zu neU^ofAat, als »gehorsam« vom
182 A. F. Polt,
schiff erzwingend. Lässt sich aber gleich n st. |3 in neviftQ^f
füglich annehmen, da entzichtsich doch, 30 bcdünkt mich, na^;9^vo(
einer etwaigen eikläiiing aus s. vardfiana, zunehmend, wachsend.
Das V in ietztemi wiese eher nach ßkactäva, svßlaeTos (a aus it)
Wwb. IV, 807 hin. Auch erlaubt kret. näHx"? st. aeol. Slxo^
= 0x^05 keinen sichern schluss auf gcmeinschafl mit vulgus,
das sich besser zu s. varga stellt. 11q).xo% ist wohl an Tioüvg
angelehnt, wozu ja auch unser volk gehört samnit redupl. po-
ptduB (vgl. nifinltKu). '0%la^ i\1e s. ögha (aus vah) flutb,
menge.
Ueber lat. fodcre ist nachzusehen Wwb. nr. 1868. Auch
hier ist die aspiration von ßöi^eos, ßaHq u. s. w. im lat. auf
das vorderende übertragen. Denn für das griech., namentlich
auch unter berücksichtigung von n in nvitft^y neben ßv9of,
ßvaaös (wie fiiaaog st. s. madfipa), wenig glaubhaft wäre der
umgekehrte w(^. Fovea, wie cavea, aiveus von alvus, hat
verm. d vor ableitendem w oder « (vgl. resi^um) eingebüsst
wie in suavis. Nach Oehler, de simplicibus cons. p. 22 auch
dor. (Jöffffaund ß^aaa, waldschluchl, was sich wegen profuiidae
süvae Lucr. 5, 42 und ßiydta vÄijg sehr wohl hören lässt.
Die länge, wie in Irjiffi, und ßaaoiov dor. compar. st. ßaitittv.
Schwerlich aber pcssunäaro Wwb. nr. 1566 nach weise von
>zu gründe riclitenc — Ktvita scheint s. gub (/i aus dhf)
Wwb. nr. 1413, Die ungarischen Zigeuner haben khudinav,
ich decke, Miklosich, Beitr. 1874 s. 29. Also mit grosser
Wahrscheinlichkeit ist, wie sonst oft in deren idlom, der hauch
umgcslellL Der fall ist von besonderer Wichtigkeit, weil sich
hieraus naturgemass der nainc gottes, als »der verborgene,
UDsichlbarcf , goth. guth, pl. guda dürfte entwickelt haben. —
Goth. daubs, taub, verstockt, ahd. tottber (surdus, absurdus,
hebes, stolidus) bringt Kirste s. 68 mit tief, also goth. diups,
zusammen, woher auch dattpjan, taufen, tauchen, welches eich
aber den lautvorhältnissen nach von Svnzot zu sehr entfernt.
Ich rechne zu jenem vielmehr goth. dumbs, gtumin, xtarpög, ahd.
der htnAo (brutus, stultus, hebes, mutus), tumlth (absurdus), mhd.
dumb, dumm, unverständig, und als nicht unberechtigten dritten
im bunde vvffXög (vgl. gael. dubh, d. i. ater, tcnebrosus, Iristis,
lugubris). Tv<flöt ist ja nicht bloss »blind< , sondern kommt
auch auf die übrigen änne übertragen vor. Sogar tv^uUc tä
*'^<-„ tA., t. »i>.T» r»' ^' £....„,» fi Wwh n>- 19A>;i>ni1 41A7_
Latein u." griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 183
WO zwischen ^dfißog, i:äq>oq staunen (ähnlich s. stabh, gelähmt — ,
gehemmt werden) und TvfpoD räuchern (des augenbeizenden
rauchs wegen), woher xhvipig, tsTVfpcofjbiyiog , thörichter weise,
geschwankt wird. Baier. tubeln, qualmen, vgl. mhd. tühele und
tuft, duft, dunst. Ostfris. bei Koolmann hcdummeln (aus
dumm?)j betäuben, verwirren, auch des taumeis und schwindeis
(vertigo) wegen mhd. tünie, sich im kreise drehen, ags. mit 6
tunibian. Bedüpcn, anführen, übervortheilen, will K. nicht mit
»dupiren« gleichstellen. In notariellen Urkunden früherer zeit
sei es mit hetiefen wiedergegeben, was es buchstäblich allerdings
sei. Mir trotz unseres >zugrunderichten« nicht allzu einfeuch-
tend, da es eine bloss volksmässige anpassung sein könnte an
das frz. wort. — Dass sich t nach dem y in TvipXog gerichtet
habe, wie xslvip^ (indess auch xvQijßior) dem (p aus ghiho, und
eigentlich d vertrete, welches in dauhs der gleichmässigkeit von
d — b zu liebe unverschoben geblieben, wäre möglich, steht aber
kaum zu beweisen. Es könnte auch Umstellung des hauches
mit im spiele sein.
Beispiele von media, hinten A: naxvg aus bahu, sowie
vielleicht ndyxv^ da im sskr. die Steigerungsstufen, z. b. banhiyans,
nasalirt sind. Daher denn auch wohl mit p lat. pinguis, so
sehr dies wegen des vorderen i (doch vgl, pignus von pango)
auf beziebung zu nicov rathen liesse. Auch n^x^^ = s. &äAf«.
Allein daneben ßgaxvg, lat., mit Unterdrückung von A, brev^is,
und brachium, dessen ch fast nach entlehnung aus gr. ßqaxiiav
schmeckt. — Tei/x«, WTvxara*, ion., als hätten alle drei conss.
einander homogen bleiben sollen, istvxbIv (ohne hauch, wie
Siuofkat), bereiten, zeugt tevxoQi wozu mhd. schw. ^iuge 1. ver-
fertige, schaffe; 2. zeuge, bezeuge. Letzteres gls. schaffe, er-
zeuge, mit die einsieht in den wahren thatbestand. Vgl. testis
nebst dem »zeugenden« testimltis, die ich, vgl. s. tas/itar Werk-
meister, Zimmermann, nebst tsxsTv auf s. taJcsh, behauen, wie
tixtavj allein auch verfertigen und machen im allg., zurück-
führe. S. Wwb. III, s. 893 und vgl. hebr. ben, söhn, von
banah, bauen, s. Gesenius, Hdwb. Aufl. 8. Mhd. z. b. werk-
giue, und sonst von allerhand geräth, allein desgl. ritterlich
gmitge, was zur kleidung (also zeug) und bewaffnung des rit-
ters gehört. Man riethe gern auf beziehung zu s. tvaksh, einer
schwesterform zu taJcsh, deren sinn: schaffen, wirken, tvakshas,
wirkaamkeit, thatkraft, lüstigkeit, sich gar wohl zu t€vx^ schickte.
184 A- P- Pott.
Wenn aber auch die vocalo {va etwa in u umgesetzt, und dies
dann zu sv verstärkt) keine sciiwierigkeit machten, wie steht
es mit den andern herrn? Ungewöhnlich wäre Xi das doch
kaum in dem k von tvaish steckt, obschon A vor s allerdings
hsh giebl. Noch unfügsamer wäre z in den deutschen Wörtern,
da es nach dem kürzeren goth. taujan, thun, taui, werk, that,
teva, Ordnung, reihe, nihd. gezoutcc, geräth, Werkzeug, neben
eiuwe, ziehen, vgl. auch eoa-m, zäum, wie zügel, in denen
Grimm, unter bezug auf gielien und zeugen, Wegfall eines gutt.
vermuthet. Sonst, befrachtet man nevxto und ziitge ohne rück-
sicht auf tvaksk: da ginge die Vereinigung glatt genug ab, Ver-
härtung von ursprünglichem d dort in der uns bekannten weise,
dem X O'^O zu liebe, vorausgesetzt. — Grimm erinnert bei er-
wähnten deutschen Wörtern an goth. tiwhan, das als eieJien, eog,
sug natürlich lateinischem ducerc sich beigesellt. Man müsste
dann ifvzu und giuge als ein hervorbringen, producere, fassen
dürfen. Das ist ja eig. »hervorziehen«, wie educere, ausbrüten,
gebären. Hiedurch geriethen wir dann aufs neue in eine
andere bahn. Nämlich in die von s. diiJi Wwb. nr. 1428,
melken, welches ein spccialisirtes ziehen sein könnte. D. h.
i^ra dt(cerc (frz. trairc aus lat. traJiere) und herausziehen
der milch (wohl gar tüj«, säugen, durch synkope des w?) wie
cduccrc, austrinken in einem zuge. Dtüi indess auch vom er-
giessen des männlichen samens, was dann wieder eine ver-
mittelung mit dem erzeugen hergäbe. Hiebei aber brächte
dann das c in duco und sein regelrechter stellvertretÄ h in
tiuhan uns in Verlegenheit. Denn vcho und tralio setzen ihr A
erst vor s und t in die tenuis um, wie Ifctus doch wohl wegen
lixo?. Vielleicht indess kommt dessenungeachtet alles ins gleiche
durch den umstand, dass die aspiration in der wz. düli viel-
fachem Wechsel unterliegt. Oder sind duco, goth, tiulian neben-
fonncn, wie ttrvxtJv ohen? Z.h. also dtiglid, milchkuh. Dugha
am ende von compp.: milchend, gewährend. Dagegen -d^
ebenso gesetzt, im nom. s^, zu -dhnk wird, weil der zusatz des
wieder abgefalleneu nominativ- Zeichens (s) h sl. h verlangte,
und nun doch die aspiration, wenn schon umgesetzt, unverloren
bleiben sollte. Also aus einer art gerechtigkeitsgefühl, wie beim
ersatz von unterdrückter position durch naturlänge. Ebenso im
fut. dltdhshyaii; aber das ful. döglidJiä (vgl. ductor, aber «rmf^,
. vcrfertieerl mit QbertrairunB der asnir, auf das suff. -far.
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 185
dessen t unter einfluss des tönenden gutt, sei es nun h oder
gh, auch zugleich tönend geworden. Dem gemäss dann auch
dögdhar, melker, neben duhitar, tochter, was man als melkerin
fasst, obschon das nicht ausgemacht ist. S. meinen ausführ-
lichen art. duh (vielleicht gekürzt aus tfd-vah) Wwb. nr. 1428.
Der Widerspruch zwischen sucht und tochter (nicht 0) und
schon goth. tiuhan und dauhtar weist unbestritten auf eine,
schon frühe hauchübertragung nach vorn, wie desgl. in ^ryar^yg.
Mit reinen erfindungen, wie das portentum dhv^h, ist es nicht
gethan. Wer von metathese des hauches überhaupt nichts
wissen will, der kann seinen unberechtigten Unglauben nicht
aufrecht erhalten gegen die menge von belegen aus mundartcn
Indiens bei Hoernle, Gaud. lang. § 132. Z. b. nibhääi oder
nibdhäi (He accomplishes) aus s. nirvälmyatL Sogar phM,
Vaters Schwester, s. pitr-shvasd, h st. 5. — Ich weiss nicht
ob xsvd-dd zu s. guh. — Mkysd^oq^ ion. (jtiyad^og^ wenn aus
mahat im s., wie ßagog^ svqoc, vxjjoq, fi^xog, hätte diesmal
den hauch auf den letzten cons. gerettet. Kaum doch zusatz
wie in fA^pvd-co, d. i. klein machen (mit ^^) und fiixv&og.
MixQog, fAixxog (st. xt;, vgl. nilsxxov?)^ aber auch (SfiiXQog
(vielleicht lat. mica; hingegen mit a ahd. smdh, klein, wie lat.
macer, mager; smal, schmal). Mit dem scheine symbolischen
gegfensatzes der vocale gegen fiaxQog ist es demnach wohl nichts.
Heterogene mutä gleichen sich, wie bekannt, im griech.
und lat., wo sie unmittelbar zusammentrefTen, dadurch aus,
dass sie homogen werden, was auch von dem harten, aus
dentalen mutä entstandenen or, z. b. lat. es-t st. cdit, s. at-ti;.
ntc-TÖg (nsid-ca), sowie desgl. tp und J, gilt. Diese art attraction
zeigt sich nun auch bei den aspirirten gruppen x^^, y^ (^x,
VXi ^9f Vf wohl ohne beisp.), während homorgane dieser
art, ganzliche gleichheit zu rauh findend, den ersten laut bloss
als harte tenuis t^, xx, tt^/ verlangen. Wir unserseits bean-
standen dagegen Widersprüche, wie W, gt oder vollends ft,
eU, durchaus nicht, wie ja auch pers. heft = kmd^ aber
itpd^fMqog^ oder ^dßdog nach ausstoss des » von ^anig^ idog,
liid. rap (fustis). — Hingegen die Wiederkehr von aspiraten
in syllabar auseinandergehaltener Stellung empfand man als
misslaut, dem zu entgehen man in dissimilation ein mittel
herausfühlte und demgemäss gern anwandte. Das geschah
ausnahmsweise freilich zuweilen nicht, zum theil um nicht dem
186 A- F- Pott.
sinne cintrag zu tliun, auf kosten der östhetik. So in tiiftv&ty
weil schon einmal t in der redupl. gesetzt war. S^iaü-at,
iis%ii>^v, ffxeittt (it aas wz. ^if?), wozu ax^Ögög, axsitQÖs, aber
auch öxsitQÖg' TXy/ttov s. u. Ts&QÖifH-ai, sogar i&c^tf^*'! >iQ
untersch. von ttTgätfi^at, izQitpif^v von tdinio. Aus ähnlichem
gründe hat lat. pando, uni nicht dem pefnäo ins gehege zu
kommen, im pcrf. pandi und ej^andi ohne redupl. und den
von ihr bei a geforderten uralaut (vgl. escendi), weil von letz-
terem pepaidi und, des sonstigen wachstiiums wegen, bloss
expettdi! Namentlich in conipp., wie iifv^aivm. rt>oaifotp6gosy
»tttft^ifÜQOi , Xo(foif-6qoq , ffwg^ÖQog, äa%0(föqog. IloX^oqtäx^,
B^axvxQÖviOi, Ttaxvx^fiog (zweimal x*')> Tax''*e*Z''C w'^ naxv-
*e«$, ßaihiitQi^. '03Qt^ wie »Cf J. Man schreibt rc-T^i^ (vorn
mit g. vöi) und ßöatQvlg durch ineinanderschieben von ßör^vg
und tff t'J (gis. traubenhaar) im nora. ohne aspiration. — Dann
die bekannten beisp. TQix<'>> ^Qi^o/tat, etwa goth. thrt^an
Kirste s. 72; zQiffto, -lä^ipog, ijqöftßog; ^qiipia nicht anders, wie
das skr. vor s vertahrt. &qdaiJüi aus taqäaaa, vagax^- — "^x« =
sah, ertragen, wie man annimmt, so dass sich äxi^o/tat mit &
als Zusatz kaum davon trennen lässt. S. jedoch Wwb. nr. 1464.
Wenn dig. in /tx^« Bezz. Btr. V, 331 als pamphylisch, und
die conj. ßöxaya von Ahrens II, 55 grund hat, müsste man bei
diesen auf s. vah (vehere) rathen. Aber auch j:ifSxvv • iaxvp
schiene sich des dig. wegen einer erklärung aus T-ax" zu ent-
ziehen, dessen i sich sonst treffend aus redupl-, wie l-er^fu =
si-sio, erklärte. 'laxvg, stärke, kraft, und dazu ictxvQÖg, neben
ixvQÖg und oxvQÖg, hätten sonst in dem, allerdings nicht redupl.
s. salias, gcwalt, macht, sieg ein begriffliches Vorbild. Ja auch
iffX'Of, höftgelenk, licssc sich zur noth als »halt« vorstellen.
Ist dig. in ftaxvi begründet, da wüsste ich, um bezichung zu
s. sah aufrecht zu erhalten, nur zwei wege. Entweder müsste
man comp, mit der im gr. nicht üblichen präp. vi anerkennen,
s. viaJtalmtc, überwältigen, oder es wäre darin nicht sowohl Ic
wegen dessen v, als vielmehr lat. vis mit axsiv zu suchen. In
SffX'"'> synk. wie Snsgivov, scheint x wurzelhaft. Sonst müsste
man darin, wie in Sx^^f'^p, das jedoch impcrf. ist, nicht aor^
ausfall von x "^^^ '^t allein Übertragung seines hauches hinüber
über den zischer auf x, anerkennen. Aber auch htsnön^ (von
s. sac, lat. seqwr, wohl nicht zu sap) enthält redupl. mit synJc,
Latein u. griech. in einigen ihrer wiehtigsten lautunterschiede. 187
wennschon nur als asper, wieder in sein recht ein. Ohne
ersatz um des x willen bleibt es in ixsxs^Qlcc^ gls. stillhalten
der bände. 2vxv6g ist stark zusammengezogenes part. pass.
von cw^x», wie nvxvog^ on&dvog u. s. w. — ^xi'fhog etwa
hinten wie ixixXii und ohne beziehung zu tXtjvat und otXog.
Aber oxsrXov. Die befremdliche Wiederholung des priv. a in
ädax^Tog^ ädancTog (vgl. infandus) sieht wie nachdrucksvollere
Verneinung aus. Sx^f^a^ aber ^x/*«j ^XH'^* — ^l(^x^og^ dürr,
trocken, mager, muss ebenfalls als part., wie desgl. iaxdleog^
i(fxcigj von einer redupl. form, natürlich indess andern Ursprungs
ausgehen. Die einfache form ist oaxvög, das freilich den diphth.
in <savx6g, davx^og, wie avxfj^dgj (favifagog vermissen lasst.
Das X in slavischen verwandten wie poln. suchy, woher suchar,
Zwieback, russ. »brode, welche durch Verdunstung ausgetrocknet
ihre nährfähigkeit auf unbegrenzte zeit bewahren«. Verne, Courier
des Czar II, 130, vertritt den cerebralen zischer sh im skr.
Ksl. 80UX* (siccas) Mikl. Lex. p. 905, aber soushiti (siccare).
Vielleicht ein unübersteigliches hinderniss, um aaxpog u. s. w.
nach analogie von s. gtish-ka, trocken (aus gt^sh, das wahrscheinlich
mit verstümmelter redupl. aus ush, brennen, vgl. atm, ent-
springt), qdmhkdsya (trockenheit des mundes, äsya, lat. ös),
^sha, das austrocknen, an die letztern anknüpfen zu können. —
B&-fS%w verdankt sein x der hauch-übertragung von na^ an das
inchoativ-suff. er««, wie lAiayoa (dem lat. misceo und s. migr, aber
auch miksh, zum trotz) cy dem gemilderten y in fiiYWfAt. Sonst
iUfdfSnm trotz x in di3a%fi> Die aspir. scheint nicht ursprünglich
bei vergleich mit id&fiv^ doceo, das sich als caus. zu dem gewaltig
verkürzten disco, auch mit redupl. st. di(dcJsco, verhält, wie
moneo, mahnen, zu memini. Torreo. Vgl. yiyvcocrxa) und tixtoa
aas ti(T€)itt(B. — Adanm mit einbusse von x, vgl. Xaxetv^ vor
<rtr. — 7tfjf«, ^(Txco, gleich machen, entschieden nicht aus laog^
s. vitihu. Letzteres, s. v. a. »nach beiden seiten«, entspringt etwa
dnem alten plur. lok. zu dm, zwei, wie i>ar, gleich und paar.
Viskwoa, tüfUAeqia^ aeqtiinoctium. Vgl. bei Hes. mit doppeltem
dig. ft^fov laov. Vielmehr wie das vorige wegen txsXog^ «?-
ircioc, wo nicht aus stdofiai, videri, aussehen wie. Vgl. sinsfSxsr.
Auch sixs nebst sotxsj was auf dig. hinweist, pass. wie vide-
htdur. J konnte vor x, sei es nun präs. (dXixw) oder perf.
(nittHUa, tannxa) weichen. Der sinn, wie in videbatur, visum
esk — JNiEiMciseor macht, nur befremdete das a, und nicht i, bei-
188 A. P. Pott,
nahe den eindruck eines reduplicirten präsens. Es verträgt sich
nacUts recht wohl als wohingelangen mit Ictt. »ahkt, kommen.
Wwb. nr. 9G3, vgl. s. anc nr. 887 und Stokes Kbtr. VII, 10.
Näher liegt s- »wf mit seiner erweiterung durch zischer naksh,
erreichen. Dost in inaksh als dcsid. mag rest einer redupl. »i
(mit i) sein, was um des zweiten nasais willen das « einbüsste.
Uebrigens of ; aksh wie nag : naksh. Sonst ist mir wohl bei
wesentlicher einerleiheit von i-äyf} und laneea eingefallen, ob
sich nicht mit nancisci. unter dissimilirendem eintausch von l
st, », Aaj'xßVw berühre. Jedoch- haben hierauf mhd. linge, lanc,
gehe vorwärts, gelinge, vielleicht selbst erlange gis. »durch äch
lang (wo nicht dies zu «Jö-ltxos) machen* erreichen, e. to Umg,
verlangen, ein näher anrecht. Jiaxo^ zu dtxsXy muthm. mit
suff. -taxoq. yii<sx^, ein ort, viell. nicht sowohl zum sprechen,
Uystv, als zur Versammlung oder lagerung {% wie in U^o^, -tox*?)'
Daher jedoch ivyo(i,oXi<}%^i und ädoi.ia%^q. — S. vksh aus vakt^
golh. vahsjan, falls etwa lat. atigeo (s. früher) auf ursprüngliches
Ä, oder gk, hinweist, gäbe, bei etwaiger Umdrehung wie in
S(fxato( aus t|, aufschluss über äa^oi, öaxog und <Sitxi, öex^-
Wohl gar auch /toV^oc (/* st, w) und ö^oi nach weise von
ifvCa (aus (fvy mit -m), oder (läCa, dor. (täaSa, nddöa, zu
[tayii, fiäyfict. Dagegen fial^ös, futodöq, futaSög mit anklang
an it^cit^ai, und (laaiög, als sei es participial, muss vermöge
ahd. maneon (ubera) urspr. S zur grußdlage haben. Maüxäl^
als träger zu vo/» (vehere) Wwb. nr. 1459. KnÖs, dig. Hom.
p. 144'. Auch VTTÖ ftältig höchst wahrsch, mit ausfall eines gutt,
vor X (vgl. ftöyiq, /iöitg gls. /iox^oig). Anscheinend also, des
hebens und tragens wegen, gletclistämmig mit /^oxJlä; tmd selbst
vcciis? Mit letzterem hängt, für mich unzweifelhaft, avx^v s.
a. a. o. zusammen. 'Afuf^v und avif^v, welche Joh. Schmidt,
Gesch. des Indog. Voc. I, s. 182 zu begründung einer andern
ansieht ins feld führt, können mich der meinigen kaum abwendig
machen. Sie verdienen, wie aus Hesych. ed. M. Schmidt 1, 157
genugsam erhellet, so gut wie gar keinen glauben, und können
überdies mit ahd. andia, goth. hals-agga (vgl. d^xäv) nichts zu
thun haben. Auch t^'x^^o;, tials, nacken, wohl als träger,
sei es nun vom köpf, oder sonst.
Im lat. und gr. muss sich die aspirale beim zusammenstoss
namentlich mit t und <s verwischen, in folge wovon wir mehr««
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 189
wohin kennen lernten. Eine ähnliche Umstellung vollzog aber
das latein, wo inneres dh sich zu hauchlosem d abschwächte
in folge einwirkung von vocal rechts und links. — Man über-
lege sich nun aber einmal, ob nicht eine spräche, in der sich,
zumal inlautend, nur ein winziges häuf lein einfacher spiranten
(von verben meines erinnerns nur veho und traho, keines auf jf,
und ebensowenig in suffixen), verbundener wie ft ((pi^)^ ht (x^^)
gar nicht, vorfindet, — und so verhält es sich doch mit dem
latein, — in gedachter hinsieht auf äusseren und inneren sinn
einen wesentlich anderen eindruck machen müsse, als das hel-
lenische schwester-idiom, worin es von hauchlauten und ihren
Verbindungen, die bloss vom wortende fern gehalten, fast im
Übermasse wimmelt. In einer, übrigens wohl nicht stets und
immer zu äusserer Verschönerung dienenden mannigfaltigkeit.
Da giebt es also selbst gruppen wie a(p, ax, (f^; fi(p, yXf ^^;
yv, x^ (sogar oyx^v)'» V^y ^f'y XH'f ^ber st. (p(A nur fi-fA, wovon —
im lat. keine spur ! Man ist ihnen hier überall aus dem wege ge-
gangen. So wurde anlautendem cry (schon zuweilen an da-
neben) zu erleichterung verholfen dadurch, dass der sibilus
abgestreift wurde, und blosses f zurückblieb. Man nehme
üffidfi, fides. S^öyyog^ att. st. (fnoyyog, fungus. 2(p€vdavfi,
aber funda, s. nr. 1800, vgl. I 778. Fallo, wenn anders diese,
von Ascoli Stud. s. 13S viel zu leicht genommene gleichung
mit ifqHiUM nr. 496 seine richtigkeit hat. Man hat auch s. hvar
(von der richtung abbiegen) und hval, straucheln, herangezogen
wegen des gleichwerthigen dhvar nicht ganz ohne bedenken.
Auch figo zufolge Kirste s. 74 zu Cifiyyw. Die Cif^xsq doch
nicht etwa (mit suflf. fjn?) von ihrem eingeschnürten leibe?
Noch misslicher bliebe gleichstellung damit von vespa, ahd.
wrfsa, lith. wapsa, da nicht nur die buchstaben sehr willkür-
lich wären durch einander geworfen, sondern auch zwischen
k und p hätte müssen ein Wechsel stattgefunden haben. — In
^üyarov aus a^dtTto, a^ay^ hat Umstellung des a und gewiss
auch milderung desselben vor y stattgefunden. — Goth. smdkka,
feige, crvjeov, aber theban. wxor, erhielt sein m durch etwaigen
anklang an sckmecken. Wurde etwa mundartlich in dem worte
ein digamma gehört, sodass sich auf diese weise lat. ficus da-
mit vereinigen liesse? Vgl. Ascoli, Stud. s. 323. — Verhär-
tungen von Vau zu tf, unter einfluss von (S, ein cr^iV, (Stpog^
c^, kommen im lat. se, sut^s, vos nicht zur geltung. Auch
190 A. F. Potl.
vi^w neben goth. stiatvs. Der Lateiner wandelte dessen v, wel-
ches sich in nives erhielt, in nix und beim verbum nrngit in g
mit iiasai um. Demnach, im fall nicht zd. ^ieh, schneien, ksl.
Si^cg' Mikl. Lex. SG7, einspruch thiui, älinlich, wie in romani-
schen sprachen v vielfach zu gu (also lab. mit gutt. beimischung)
und g geworden. Aber auch, wie proximus, hier freilich zu
Vermeidung von ps nach voraufgegangenem p und folgendem m,
mit gutl. cintausch: conniveo, -nij,-i; vivo, vixi, vidtis, aber vita
von viDus, wie juventa; fluo, conftuges (aber g in seges, vgl.
goth. saian, und strages wohl an stelle von j) trotz fimrius,
ftvxi. Desgl. struo, stnixi. Mithin wie fruges, fructus, aber
ohne g (vgl. s. bhuj) fruor. Struve, Conj. s. 317. — 2xii^
und oxiiio besitzen ax wohl vermöge der asp. im s. ehätadmi,
während sctTtdo, axirSälanog den hauch fallen liessen.
Auch das gr. neigt sich gelegentlicher lautmilderuny
von conss. zwischen vocalen, oder sonst im wortinnem, zu. So
Ovößoc, atofitfog. 'Egeßog aus i^iifa, öqq-v^. StQi^a und da-
zu (St^f.ßXög, GtqäßaXog, aiQoßelög, tstQaßög, atQoißog mit über-
getretenem t hinter ß weg davor. Auch giQÜ/tßog, wie ^o/i/foc
aus TQiqw. Ucberhaupt gern /i,ß: ^lEußto, im kreise herum be-
wegen, herumdrehen. Dagegen (fi/nf-og, ion. st. ^ä/tgiog, der
krumme schnabel der vögel. 'Pö/ißog, att. ^vfißog, jeder kreis-
förmige körper. 'Patßög mit metahatischem i. Etwa selbst
vrbis, oder dies zu wirbel, welches freilich den gutt. von goth.
hvairban, ne^iTcatsiv dahin gegeben hat? Vgl. xi'ffßtig, da sie
gedreht wurden. — Oä/ißa^ von ■ia(piav, il^^na und selbst,
ohne scheu vor aspiranten-häufung, zütäifs [le. — K^ig)tee,
*Qvßä^o>. Labh = älterem rabh, rambh im s., fassen, erhalten;
lamhlia, das finden, wiederfinden und crlangung. Ohne zweifei
damit eins Xaßety, iUtftßäva. Kaum Xä^vgov, beute, das nach
einer seitc an Xsia (zu dnoXaveo) und andererseits an tpoip, ßtr
erinnern könnte. Wohl aber passte, wo niclit mit entstellter
präp., durch mctatb. äkq-aiva. Ad^onat aus ß -\- t, ähnlich
wie frz. rage aus rahies, rottge (rubcus) dgl. — Möglicher weise
lat. rahei-e, räbies mit anschluss an s. rabltas, ungestüm, gewalL
Weiter, mit zwiefacher hcrabsenkung, fßde/tog st. septwnns.
'Oydoog mit ausfall von dig. = oddvus aus dem duaJ-älinlichen
vxctü, s. ashMu. Ausserdem im lat, bei zahlen nicht wenige
herabscnkungen. 1. Bei quatiior (etwa unter einfluss von «, v,
s. catväri\ zu auaära. ouadraaitita. MUulriHaenti. letzteres als
Latein u. ^iech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 191
zusammengesetzt mit quaterni. Ascoli will Stud. s. 100 den
Zehnern ein nichtssagendes qtiantus aufzwängen, obgleich nicht
der leiseste grund zur abweichung von der bisherigen erklärung
vorhanden. Viginti bis nonaginta nämlich haben den ihnen
von geköpftem decem^ skr. daga(n)^ her gebührenden nasal,
welchen auch das gr. als xovTa (trotz dixa, und zwar aus
verliebe des nasals für voraufgehendes o) nicht verschmähte,
bewahrt. G jedoch Hessen sie wie in negligo^ negotium sich zu
g mildem. Eixoarog, nevTfixoaxri dgl. haben t, wo nicht ohne
ersatz w, in dem Superlativ - suflE. untergehen lassen. Dieses
mag nun s. -{ha, wie Tivagzog aus caturtha, sein oder ^nfzog,
wie unser zwanzigste u. s. w. Vgl. noatog^ gehe es nun von
noisoq aus, oder sei es, in welchem falle es lat. quot, s. kaü
enthielte, mit s. kaHtha gleich, nevtaxoatoatog dgl. könnten
den Zehnern nachgebildet sein, ohne dass -ato mit &(fto eins zu
sein braucht. In den gleichfalls superlativisch gebildeten ordi-
nalien vicensimus (allerth. noch mit n aus viginti -f- timtis, vgl.
zd. v^ä^4ema, s. vmQati4amay dem aber der nasal vor t ab-
geht), weshalb ^ im gewöhnlichen vicSsimus oder vigesimus^
sowie tricesimtis, auch mitflf; und ferner in vicies, vigies; tricies
fiiit der nebenform iricesies (vgl. rgtaxopra^ weshalb c und 8
st. fU vor i) hat sich das alte c erhalten, welches sonst dem
jängeren g weichen musste, wie in quadragies, quadrageni u. s. w.
b deürlei distr. auf -ini könnte man allenfalls t der primitiva
(vgl. htni, sS-ni, qutrni) vor n unterdrückt glauben. Bei den
nmltipl. "rndes, quadragies u. s. w. ist das unglaubhaft, und
kann man die fortlassung des blossen suftixes 4%, -ta sammt
nasal davor nur nach dem muster von s. vinga (der zwanzigste;
n. ein zwanzig) dgl. beurtheilen. Centum ist, als verzelmfachung
der zehn, selbst von [dejcem entstanden. Seine compp., mit
ausnähme von ducenti, trecenti^ sexcenti (% 3, 6 hunderte ent-
haltend), entlehnen ihren vorderen theil den distributiven der
einer: quadrin^genti (qtuxtemi), quin-genti (quini), septin-^enH
(eher aus septeni als aus Septem)^ octin-genti (dem vorigen nach-
gebfldet trotz odoni)^ non-genti (noni und kaum novem). In
emU-ies u. s. w. geht nirgends das nt verloren.
Ganz besonders verdient noch erwähnung der bei den
Makedoniem gepflogene brauch, an stelle der gr. aspiraten
iddit etwa die entsprechenden tenues zu setzen, sondern media.
192 A. P. Polt,
selbst im anlaute, Bsgsvixti, äUmnof, äßgovieg sL iy^s,
dävoi st, itävavoi u. dgl. m. Sturz, Dial. Maced. p. 31.
Anderseits wieder im gr. zeigen sich aspirate auch in Suf-
fixen, was doch im* lal. nicht der fall ist. Also die indische
präp. aiki in vav-ipt dgl. (lat. in seltenem einverständnis mir^i
st. s. mahy-am mit h st. bh; d., abl. -6ms), nä/tift, aber mit Xt
das doch wohl andern Ursprungs, «aj-x»! sonst viell. durch ver-
mengung mit naxv, s. compar. batibhjam, ndfxv gleich, und
^X*- Letzteres etwa wie im skr. hi, denn, ja, nämlich. Hinter
relat. z. b. yö Jd. Auch vaixi und wx», wie s. mit neg. na hi.
Sodann von Zahlwörtern (Utvaxöi, navtax^, äiictxov, ötJaxov,
SXtfaxov, Uo/UaxiSg u. s. w, ; aber nolläxig. M^a und tQixa.
Ja «Jtxi^a und %qix9ä. Diese doch wohl nicht mit bloss stützen-
der, aber begrifflich müssiger denl., wie in x^wi', nt&ktq^ son-
dern nach weise z. b. von s. tr%-äh&, in dreifacher weise, v<hi
^ä, legen. Und solchem muster folgend auch viell. ^h9a^
wenn zu ähg mit w^lassung des hauches um & willen. JtjS'tit
wie di^v, und daher S^ftvvi». Aber mit a vor x ■ciiQaxa, rsiQaxS^d,
nivtaxa, Staaaxn^ oxiax<Sg. — Ferner, ich weiss niclit ob mit
symboliscJicni gegensatze des hellen t gegen a im vorigen der Ver-
kleinerung zu gefallen -tx^i it^ demm., wie nv^Qtxog (burrus),
dQ%aitxsvg, aaT^(>ixo( aus ctoT^Q, »dddixof, und in egn. j^fwy-
ttX"^/ ^iQti%txos u. s. w. Auch TioXixv^i Onv^ixvtov. UäiaxvtP
neben Ttaiävi] etwa zu ^w/eo, der breite w^en. Oder nario-
l*at? Viell. ^avxoi aus ^a-xai, s. us, sitzen; kaum aber hinten
mit scJiweigca, ai/äv. Ausserdem demm., wie zupa^xov, ogvv-
tfMv. — Adjj., die viell. aus »xo, »x» ißit neuem suff. gebildet,
ntvtXQÖq, (uBXQoe neben to itiaxog, ta%(i6q. Allein auch mit y,
7.. b. avtj'^o;, atavvYQOi. Und mit ip: axBlttfQÖg, axXtffpQÖQf
UxolvtpQÖg, — 'OqvIx*? "nd ÖQVlSsg von ÖQvig. Letzteres etwa
Wie Yvdi^og in vergleich mit ^^vwg. — Wurzeln durch x erweitert
sind vi^xa, Ofi^x^'i '^|uü]c<tf, i/'t^Z"') V^Z'^i aäx'^i äiaatäx»-
Delitzsch, Stud. s. 99. Maat^x"'^ ^^ (utardSa aus mandere
mit ff aus vd. Dagegen fmadös u. s. w. s. 188.
Absehend von fiöx^og (vgl. /töyog, mühe), Üx^og (zu s.
sah) und öxitog, ÖQoxOot (von zweifelhafter herkunft, da ab-
leitung, sei es aus e^w oder veho, das aufwärts vermissen
Hesse), öqnai^6g (reihe, wohl vergleichbar mit öqimq und ^,
legen), gedenke ich zuletzt einiger Wörter mit -Ü^qov. Da diese
gleich denen auf -tqov = s. tra-m, lat. iru-m Werkzeuge oder
Latein n* griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterscUede. 19^
mittel zu bezeichnen pflegen, ist es verführerisch genug, sie
letzteren gleichzustellen. Man könnte ja auch auf den gedanken
verfallen, ^^ habe sich unter aspirirender kraft von g, wie im
zd., eingefunden, wie z. b. in d-qdtTco^ Ti&qmnov^ dessen d'
wegen asper in Innog keinen ausreichenden beweis giebt,
&Q$vaxiiij von trini? Auch (pQoifuoVy (pQOVQog wie iniovqoq^
qgovdogj wie zd. fra, nqo. Etwa auch KQovog zu s. Jcaratia,
machend; als schaffende zeit, XQ^^^Q^ ^^^ letzteres mit % st. x,
oder = s. harana, wegnehmend, raubend? OtXelv erklärlich
aus zd. frt, s. prt Wie aber käme es doch, dass die Wörter
auf "iQOP als weitaus die mehrzahl, anscheinend ohne grund,
sich jener Umwandlung entzogen hätten? Dies bestimmt mich,
bei "^Qop lieber auf comp, mittelst s. dhara, haltend, tragend,
erhaltend (vgl. lat. fir-mus) zu rathen. Oder sollte, gleichwie,
sahen wir oben, ^ häufig vor /l» zu einer gewohnheitsmässigeu
stutze, trotz urspr. bedeutsamen Ursprungs aus wz. (kf^, gewor-
den, auch hier dasselbe sich dem, im gründe eigentlich ge-
meinten suff. QO zugesellt haben? Vgl. ava&sQog; tpaO^aqdg und
tpa&vQogj beide auch mit d. Es hätte sich aber letzterenfalls
das vereinigte -d^Qov auch rücksichtlich der betonung an -tqov
angeschmiegt. In meinen äugen ist daher die endung von
xiy^&Qop mit anschluss an xivi^^fsog grundverschieden von der
in xiv^Qop, 'Elxii&Qov und lAx^^^o^. Desgl. fiiat^d-ijov, allein
auch giiai^tQov (ggs. q)iXTQov) mittel, hass zu erwecken, "^q&qov
wie dg^fiog? ^HXaiy>QOv. KXeX^qov^ xX^id^qov. Lat. daus-trum
von claudoy aber dies erst, s. vorhin, aus clavis, etwa mit dem
schluss von indo, thue hinein? ßad^Qov (vgl. ßa^fjog; ßißda&cnVf
etwa aus i^-ax?), dnoßäd-Qa und diaßd^qa f. — Kvxfjd^qa*
vaqaxiji aber xvxii^qov^ rührkelle. — ßid-qov etwa grübe, wie
ßox^Qog^ oder wirklich zsgz. aus ßSQcO-Qov, ion. st. ßaQad-Qor?
Kaum doch umgekehrt diese, nebst seltsamem ^ im maked.
tiqed^Qov, Verlängerungen aus ßi&qoy mit einsalz von q. Ztti-
d^qov. 'Pisd-qovy qeix^qov. Av&qov ^ wie i.V(Aa^ liUum. Dag.
Xvtqov, lösegeld. Das m. Xv^qog^ wie olsO-qog. Auch oq&qogj
meine ich, des sol oriens wegen, wo nicht vom aufstehen, vgl.
Ä»5 ix Xsxiiov (SqvvTO. Eigenthümlich von einer person:
ftvXmd'qög (molitor), wie iaiqog. — Kqsfidd-qa und xqcfidöTqa,
KvX$vd^-9'qa wie oqx^(frqaj dessen sigma wohl in dem x^ von
iqXV^f^og, aber att. oqxfitSfiog seine erklärung findet. "AX^vd^-
. ZoltMdmft fOr veigl. Sprachf. N. F. VI. 9. 13
194 A. F. Polt,
i>Qa, volutahruni, sonst xoriarga, JIzoXuOqov. TfQÜ^Qoy^ das
üusserslc, nebst tf^/i« zu s. far, übcrsclircilen.
Die mögliclikeit, jedoch auch nur diese, lat. -h'um, -hra
deckten sich, von dem lautweclisel abgesehen, mit -x^qop, -O^qu,
gebe ich zu. Allein der von mir zu llumb. P s. 434 If. be-
folgten erklarung, dass sie, wie unser -har, dem vorbum ferre
entstammen, hält sie meines dafürhaltcns nicht das gegcngewicht.
Ascoli fasst in seinen Stud. ?. 123 — 148 unter der Überschrift:
»Die lat. formen des ursprünglichen inslrumental-suffixes 'tra€
den gegenständ ausführlich ins äuge. Mich haben jedoch die
argumcntationen des italienischen gelehrten nicht davon zu
überzeugen vermocht, eine so bunte Vielheit von suffixen älm-
lichen sinnes (ob darin nun fr, tq, ^^, hr oder nun gar «•,
und wieder diese mit l an stelle von r, enthalten), sei lediglich
aus s. 'tra abgezweigt, und gleichsam nur ein fürwahr doch
über die maassen ungewöhnliches farbenspiel ohne genetische
und demnach auch ursprüngliche sinnes-verschiedenheit. Wo-
her ferner hat Ascoli s. 128, 138 qjQeO^QOv und xifiBx>Xov?
Wenigstens Passow erwähnt sie nicht, und erregen sie auch
der zwiefachen aspir. wegen bei mir bedenken. Gqo scheint
fast ausnahmlos auf vocalisch oder mit liq. schlicssende wur-
zeln beschränkt. Zu zeugen seines entstehens aus -t(;o ruft
Ascoli s. 133 zd. ga-thra, dü-thra, pti-tlira auf. Er selbst hat
vag-tra, rag-tra, pis4ra daneben gestellt. Ist ihm denn aber
nicht eingefallen, dass deren t nur darum der behauchung ent-
ging, weil es unter dem schütze eines zischers stand? Ferner
aber, einen augenblick entstehen von ^&qov aus fi*üherem -rgov
zugestanden, was bewiese dies für das latein? Und in welches
irrsal von Schwierigkeiten verstrickte man sich durch solcherlei
annähme? Einmal müsste doch das latein, da es sich bei
Wörtern auf -bnim keineswegs um lehnwörter handelt, unab-
hängig vom griechischen und aus eigenem antriebe zuerst -trum
in ein thrum (sicherlich docli eine gewaltsame forderung, denn
datJiri schreibt man nur der entlehnung aus xI^Oqov wegen!),
dann dieses in ein -frtim umgewandelt haben, um endlich an
vierter stelle bei -hrum anzulangen. Ausserdem hülfe borufung
auf sQsvi^w einerseits mit t, z. b. rutilus, und dann doch wie-
der mit f, h, s. oben, als labialen zu nichts. Der fall liegt ja
von grund aus anders, indem bei -trum unaspirirtes t das ur-
Latein n. griech. In einigon iliror wicliligslen lautunterschiecle. 195
willkürliche durcheinandermengen von adjj. auf -Ulis und -hilis,
wovon früher die rede gewiesen.
II. Vocale.
Wenn nun aber der lateinische vocalismus dem der
griechischen spräche vergleichend gegenübergestellt wird: da
stösst man nicht minder in diesem betracht auf tief einschneidende
unterschiede zwischen beiden. Wir haben denn also
1. Die verschiedene behandlung des accentes hier und
dort, wie z. b. dass die Römer als ßaQvvxixoi bei mehrsilbigen
Wörtern den ton nicht auf die endsilbe legen, wogegen unter
den griechischen dialekten nur allein die Aeoler sich diese stelle
auch von betonung frei halten. Femer, dass im latein auf die
quantltät der letzten silbe nicht, wie im griechischen, in betreff
der tonstelle rücksicht genommen wird, dagegen auf die der
vorletzten, um welche nun seinerseits wieder das griechische
sich nicht in dem maasse kümmert, dass, wenn lang, dieselbe
nothwendig betont werden müsste. Also z. b. ^641% aber nodog,
wie s. auch padds, Tsqiiöwv^ ovog^ teredo, inis. Hdmines, aber
nlsviAovoiv gegen nXevfjLovog^ lat. pulmönis, pulnwnes, obschon
äv&Qionoq^ allein ävi>Qoinov,
2. begegnet uns im latein, wenn man die unächten, zu-
nächst aus den kürzen e und o entstandenen t, ä, welche in
jüngerer zeit wuchernd darin überhand nehmen, und von denen
in lehrbüchern nicht uneben die minderzahl der ursprüng-
iicheil i, u durch den druck unterschieden würde, ausser acht
lässt, ein mächtiger drang nach abschwächung der vocali-
schen elemente. Gewissermassen das gegenstück zu der hauch-
entziehenden richtung im gebiete der consonanten. Und zwar
zeigt sich dieser einmal
a) in dem allmählichen absterben der diphthonge,
solcherweise, dass sich diese meist zu langen, also nur ein-
farbigen vocalen verflachen. S. Corssen, Ausspr. schon I \ 155 ff.
und 231. Von allen, in älterer zeit noch nachweisbaren diph-
thoDgen aUf ou^ ai, oi, ei hat sich einzig au, und auch dies
nicht überall, behauptet. Man müsste denn lauten, wie ae, oe
diphtliongischen rang zuerkennen. Durch derartige Verwischungen
entstehen aber zuweilen selbst Vermischungen solcher art, wie
im dot pl. U sowohl = atg I als o$g II. Oder im gen. sg. II
13*
1Ö6 A. P. Polt,
i = oto, s. a-sya (mit ausfall von s auch im lat.vor j, wie
z. b. di-judico) und im n. pl. ^ = oi, lat. früher oi, oe, ei. Das-
selbe i steht aber auch z. b. im dat. patrci, pcUre, zuletzt pcUrt
= s. pitre. Corssen s. 215. Also ganz verschieden vom sog.
dat. im gr. narSQ&, navQl = s. loc. pitar-lf. — Ferner als
Steigerung (guna) von kurzem i z. b. in dtcere, noch deicet s. 228,
vgl deixyvfi^j zu s. dig. In gleicher weise steht ou an stelle
von (V als guna von kurzem u in abdoucet, indoucere. Vgl. den
ablaut in siXt^Xovd-a^ dMovO^og^ zusammen des wegs ziehend,
aus xilsv^og^ und fiafjLnäxovx^og. Sonach mag denn auch die
im perf. übliche Steigerung, z. b. reliqui, liXotna, wie vidi,
olda, s. veda; vicus, olxog, s. vega, oder fügt, nifferya (vgl.
etwa s. hhdga, Windung^ einer schlänge) mit nichten von vorn
herein auf blosse vocal-verdoppelung hinauslaufen.
Dann b) in kürzung der im älteren latein oft noch als
längen nachweisbaren endsilbe, was wohl damit zusammen-
hängt, dass sie, bei mehrsilbern selber tonlos, auch überdies
ohne einfluss auf die beton ung bleibt. Findet doch sogar ver-
rückung des tones statt, z. b. dnimäl, dessen zweites a, vgl.
animälia, nach ab fall der neutral -endung e gekürzt worden.
C, Ausspr. I ^ s. 328 ff. — Man wird diesen Vorgang um so
bemerkenswerther erachten, wenn man namentlich den nom.
sg. ins äuge fasst. Denn, während das gr. bei sexualen Wör-
tern den Wegfall des nominativ-zeichens s durch vocal-länge zu
ersetzen pflegt, zeigt der Römer bei mangel eben jenes s für
gewöhnlich in entgegengesetzter richtung kürze, selbst dann,
wo dem thema die auch sonst bewahrte länge zusteht. So
durchweg, im unterschiede vom ä des abl., ä im nom. I, auch
bei dem gr. entnommenen Wörtern, wie Geta, Mida, Sosia
u. s. w., poeta, nauta, die man der acht römischen weise, scriboj
conviva, collega, durch fortlassen von s anpasste (Bentley, Opus-
cula p. 517 sq.). Das skr. ä lehrt, dass in der I im nom. f.
allein länge berechtigung hätte, und hat das gr. deshalb auch
insgemein 5, oder dafür 7, und viel seltener, namentlich bei
movirendem -ia = s. i (wohl aus yd\ kürze. Das auch vor-
kommende -a, -TOT, z. b. si^Qvona, Innoxa^ vsfpsX^ysQiTa, st. täg^
tfjg, ist nur noch eine weitere concession an das fem., mit wel-
chem das äusserlichc zusammenfallen in den meisten casus
lediglich durch contr. aus ao-g nach II sich einschlich. Daher
ja auch im allen latein paricidas, hosticapas, i. e. hosHum cap-
Latein u. in*iecli. in einigen ihrer wichtigsten iautunterschicde. 197
tor. — Das suflf. -tor, pl. -tdr-es. S. ddtä (ohne r), daiaras^ dcittaQj
toqeg; indess auch mit anderem acc. dot^Q, -t^Qsg^ lat. ddt6r,'tdres.
Von dem kurzlautigen -tar, toq durch synkope : voratrina, sutrina,
pistrina, latrina wie piscina, culina; auch doctrina wie disci-
plina. Fem. tric. Und so auch pdtgr nom. voc. gegen nat^Q,
aber mit symbolisch für den vocativ als gls. nominaler interj.
geeigneten kürze und tonzurückziehung nd%BQ, Vgl. ebenso bei
der verbalen interj., d. h. dem imper., in 2. sg., nicht nur apok.
fer, die, duc, fac (diese früher noch mit e\ sondern auch kürzung,
z. b. ca/oe, videsis, sowie mangel eines personalz. im lat. immer,
während z. b. im gr. einzeln -^#, wie skr. dhi (hi). — Weiter
S mf. mit einbusse des thematischen n = s. ä (st. aw-s), aber
gr- wv, z. b. Plato st. niäztov. Auch o in 1. sg. ind. = gr.
10, s. Ormi, während auch im conj. ä^, ä-t, gr. « (auch S-xw-ji**),
^, z. b. legat st. Xiyy, s. ä-ti. — Erwähnt wurde schon der jähe
abfall von äl (vermöge dissim. är) an stelle von die (dre). —
Hiezu kommen auch noch die nominative auf ör st. des älteren
-^s (z. b. honos; decor^ welchem ein neutr. dec-us, oris gegen-
über steht) und im compar. iör (gr. -köv, s. tyän) mit neutr.
ius = $ovy s. iyas, deren Ö, u in den anderen casus länge gegen-
über steht. — Auf er besitzt das latein eine menge durch
apokope von us oder is entstandene formen, die aber dann im
nom. (auch im superl. ptdcher-rimus , acer-rimus durch assim.
wie fadHimtiS, suflf. timus) vor r ein e einschoben, das also
nicht, wie man sich gewöhnlich einbildet, in den andern casus
geschwunden. Sie besassen es in den wenigsten fallen, es sei
denn in Wörtern, wie tniser, miseri, welche des zischers wegen
e nicht gern entbehrten. Oder dextera, tra. Auf die be-
dingungen, unter welchen diese art apokope unterbleibt, will
ich hier nicht weiter eingehen. Nur ein paar hingeworfene
bemerkungen. Länge in der vorletzten silbe hindert den ab-
fall z. b. in avcuruSj severus, decorus. Der verbleib in humerm,
numerus rechtfertigt sich, weil mr nach einem mhr verlangt
hätte« Also ager (verm. durch *agrtis = äyQog^ *agr'S, goth.
akrs, und zuletzt abfall des einen der durch assim. entstande-
nen rr). Alexander aus IdXi^aväQog. Acer aus acris, wie ter
= tgig, aeol. tiQTog (s. trtij/a mit r-voc.) st. TQitog, Ahrens,
Aeol. p. 79. Vir, s. vtras, lett. mhrs, allein lith. noch wyra-s.
Aber auch schon goth. vair. — Satur.
198 A. F. Polt,
Beider, nicht wenig in den charukter der spräche ein-
greifender lautveränderungen, dieser und der vorigen, macht
sich das griechische nur selten schuldig. Doch will ich nicht
ein paar falle unerwähnt lassen, die ich in verdacht nehme,
beispiele einer küi'zung zu sein, wie z. b. das adv. modo neben
dem lang verbliebenen abl. des subst. viodö, ovo st. dvw. Ich
spreche von dem ax-»g, ^) allein auch «x* bei multiplicativen, oder
ähnlichen Wörtern, wie 6<sdxiq^ dijd^dx$g^ kxaxeqdx^q, ^afidx$g^
noXldxtg, ^Oxrdxig mit a wie kntdx&g u. s. w. Auch sixoffdxtg^ ja
stxoiSdni^Xvg st. eixoainiixvg, nev%Bxauixo(SdiSfiiAog, *Exaxoviaxtg
nach weise von iBfsaaqaxovxdx^g u. s. w. Die form auf ax» er-
weckt den schein, als sei sie dat. sg. von einem suflf. ax, das viell.
nur irrthümlich an advv., wie fiovvd^^ Tiigi^^ erinnert, in denen
ich, gleichwie in img^i^ dgl, verkürzte dat. von subst. auf -Ji-c
(vgl. inifAilStg) suche. Formen aber, wie zBtQdxig, sind doch
unstreitig pluralisch gedacht s. v. a. zu vier malen. Vgl. lat.
(ütemis (sc. mcibm). Ist nun nicht aber z. b. das späte TsvQaxi
eine blosse kürzung daraus mit einbusse von g? Was jedoch
das axtg anbetrifft, da wusste ich, falls man nicht gar darin
einen mit noXt^a* gleichen ausgang voraussetzt, nur auf ein oig
von einem thema axo nach II zu rathen, das seinen diphthong
entfärbt hätte, wie im lat. das freilich lang gebliebene -is?
Nicht ganz unwahrscheinlich unter hinschielen nach dig = s.
dvis (lat. bis), tQlg^ s. tris (lat. ter nach weise von acer, s. kurz
vorher) und s. catur(s) = lat. qtuUer. Die beiden zuletzt ge-
nannten multiplicativ-formen aber neigen sich den plural-loca-
tiven der cardd. tri-shu, catur-shu im s. so auffallend zu, dass
man jene für blosse kürzungen aus letzteren zu halten geneigt
wird. Allein auch dlg gegenüber dem plural-dat. dv-tfi wider-
strebte nicht zu sehr. Hat doch auch das skr. vishu, obschon
in Widerspruch mit semer herkunft aus der dualen zweizahl,
den nämlichen ausgang, im sinne von >zu beiden seltene, wo-
mit von uns früher iicog, iVo^, lak. ßiaoQ, tatog^ in Verbindung
gebracht worden. Auch wohl aus einem solchen adverbial ge-
brauchten loc. abgeleitet zd. thrishva, ein drittel, gls. von einem
^) Uydgaxasy viritimf wie mit dem sufT. -^as im skr.? Allein das « in
cxxK lässt kaum einen vergleich damit zu, obschon letzteres häufige abll.
von Zahlwörtern bildet, z. b. gatagas^ hundertweise. Vielmehr muss mau
an "ka im skr. denken, wie catushka, aus 4 bestehend, pdncaA;a, qataka
u. s. w.
Latein u. griech. in einigen ilirer wichtigsten lautuntersdiiede. 199
dreigetheilten ganzen ein theil. Abfall von u hinler zischer
hatte eine analogie wenigstens in lat. mox^ mit dessen erklärung
aus nioveo und ocius es nichts ist. Es deckt sich vollkommen
mit s. maJcshUy nmnkshu, bald, das gleichen Ursprungs ist mit
zd. makhsti, Schnelligkeit, in compp.
Ferner z. b. dfAoißadig (adj. dfiotßdd^og)^ auch -jydi'e, und
dfAOißadoy, was mithin nur acc. nculr. nach II sein kann. Auch
aJUt;d»$ älXogj a^vdig (aeol. mit v st. o?). Ob eine beziehung
zu dem localen suff. -J«, wie es bei x^(^^^^9 st. x^f^^C^ und
otxadtg wegen der formen xafxdde-g und oX^aöa-g neben oXxa-de
Greg. Cor. p. 230 starken anschein hat, bedünkt mich trotzdem
nicht allzu gewiss. OXxade-g hat mit suffix-häufung noch ein-
mal das, dem oixo-cs u. s. w. abgeborgte -cxfi, jedoch in kürzerer
gestalt sich angeeignet. Damit ist aber ol'xadtg noch keines-
wegs erklärt. Plural-endung wäre auch hiefüi- und für xai.iddig
nicht gerade ausgeschlossen. Scheinen sich doch x^l^^C^i
hQai^s nach d^vqa^s, ""AO^/jpa^s gerichtet zu haben, in wel-
chen der plur. acc. auf ag mit -de seine gute berechtigung hat.
— Sollte nun nicht -dig in obigen Wörtern auch dat. plur.
sein, wie eine menge singular- casus anscheinend verwandter
art in adv. gebrauch sind? ^Ava(favd6v^ -da acc. n. pl. ggs.
xQvßday xQvßötjP^ letzteres feminal. ^xeiov^ axeöitjv^ (fx^-
d^v. Miyda^ fiiydriv^ fjtlya und fAiyddfjv, ^EuKSiadov, Mo-
yadöy, fiopadt^v, Koofii^dov wie vicatim; ari/^dor. K^ov^dov.
Jlavtfvdei,
Nicht aber auch fioytg st. (loyoig^ mit vieler mühe (ahd.
dat. muJn, glossirt fatigatmie)^ ä pciyie, lat. aegrc, krank, gegen
sane? Unser kaum, mhd. küme, mit mühe und noth, küni
schwach, krank, elend. Selbst fioyog-toKog^ den schwer ge-
bärenden helfend, mit seltsamer verirrung, indem man sich zu-
gleich nach zwei selten hinziehen Hess. Die ächte comp, hätte
sich mit dem thema (^oyo- begnügt. Nun wollte man aber auch
dem casuellen verhältniss ((loyoK) einen ausdruck geben, was
aber denn bloss andeutungsweise mittelst g geschah. MoXtg
mit ausfall eines gutt. vor X (vgl. vno fidX^g), wie ficoXogy lat.
mölcs, mölior wahrsch. machen. — Will man nicht /w^k als
loc. von XfaQidig fassen, dem end-^ abgebissen: da bleibt auch
wohl nichts übrig als ein dat. auf -o«$ (vgl. x^^^oc, mit anderem
acc.). D. w. hienach gls. suis locis^ in getrennten räumen für
sich. Xäqog selbst geht doch wohl als klaffender, leerer raura
200 A. F. Polt.
auf die wz. von xa»V« zurück. — "AXig räthselhafl, vgl. auch
Ahrens, Dor. p. 53. /«A» (fort. faX^g) ixavöv.
Ausserdem habe ich von meinem alten glauben (be-
reits EF. I^ s. XXXVIII f. und 136, sowie Wwb. I 2 s. 996),
^eotg sei in mehreren compp. zu d^sg- zusammengezogen, mich
zu einem andern zu bekehren noch keine Ursache gefunden.
Ueber ältere deutungen von &s6g, worauf es bei der frage mit
ankäme, s. Creuzers Symb. I s. 5 und § 54. Auch Charles Ploix
m Mem. de la Soc. de Ling. T. I p. 213: Les dieux, qui pro-
viennent de la racine div. Bergmann, Curiosites ling. II: An-
Ihropos et theos. Oigxslog^ als egn. Ov. M. V. 182, bei Aristoph.
^eixeXog, gottgleich. Vgl. dvÖQsixslog. Aber instr. d-igipaxogj
von göttem gesprochen, vgl. fatum. Gleichen sinnes ^eania^og,
so scheint es, falls nicht >von göttern begleitete, vgl. cnetyj
intoy sequor. Wenn jenes, zu eineXv, €<fn€t6, dessen <;, wegen
j:inog, vox nicht mit insece vergleichbar, nach dem muster von
Snsaov gebildet und durch metath. vor n gekommen scheint
Ob viell. casuelles sigma vor verbalem ausgefallen, ist nicht
recht klar. Im ausgange verm. wie EvqiiSiog, l^qiitftog, Idxi-
fSiog^ ysviiSiog^ ^avfAäa$og dgl. Also wohl nicht, wie ^dvenig^
vom neutr. enog. Dessen a hätte sich schwerlich zwischen
vocalen gerettet. Auch ^iifntg^ z. b. dotd^ und do$d6g; ^s-
annadog. Ausserdem, gleichwie divino (Diony^) afflatu be-
geistert mit prophetischem namen, der so geheissene Urheber
des gr. dramas. Wie sich 2dlantg, tdog mit anscheinend gleichem
ausgange dazu verhalte, weiss ich nicht. >Gesunde reden füh-
rende giebt wenigstens keinen so überzeugenden sinn, wie etwa
S(o(pQ(ov. Doch nicht etwa analog dem Kreter ^aifiapng s. v. a.
Qovfiavxhg? — In d-sitnienijg sodann (gls. gottgesprochenes wort
redend) steckte demnach ein zwiefaches derivat von elnetv. Nicht
auffallig, sobald der Ursprung des Wortes ^i(fn$g im sprach-
bewusstsein sich verdunkelt hatte. OSantog und Giffneta t
des Asopus (aber Idaconig t. des Thespis) als eponym mit
Oeamai erklären sich von selbst. Aber woher ein solcher
öfters vorkommender ortsname? Die berühmteste so geheissene
Stadt lag in Boötien am Helikon," einem Apollo nind den da-
nach 'EXiX(avta& nag&ivoi benannten Musen heiligen gebirge,
weshalb uns auch die Thespiades Musae nicht wunder nehmen
können. Eben so wenig aber Thespiades, als zufolge Val. Flaccus
Argus, erbauer der Argo, indem dadurch wohl nur angedeutet
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautnnterschiede, 201
werden soll, er stamme aus einem orte mit erfinderischen köpfen,
welche >unter göttlicher eingebung« wunderbares zu stände
brächten. Befanden sich in Thespiä weihen oder ein orakel, und
erhielt davon der ort seinen namen, oder wollte man durch
diQ wähl desselben nur überhaupt seine bewohner unter gött-
lichen schütz gestellt wissen? — Man denke daran, was Strabo
sagt: ^ Jvnddivi^ x6 fihv naXawv vno OeanQtötotg ^i/, und es
kann wohl kaum einem zweifei unterliegen, die Thesproter so-
wohl als Lykaons söhn OsanQooTog bedeutet s. v. a. ^solg
nengwfiivog, den göttern gewidmet, wo nicht: von ihnen ge-
schenkt, dargebracht. — Im gegensatz hiemit O^sogsxiyqia von
&eoJg (kaum doch gen. ^>bo%o noch mit dem g, wie in s. cfevo-
sya) ix^ifog, den göttern feind, oder pass. ihnen verhasst, wie
ix&QodaiiAcav possessiv: zu feinden die götter habend. 0€O$-
öatidijg (auch viell. mit f st. ad) von Gsogöotog, möglicher
weise irrthümlich in die analogie von J$6gdotog, vom Zeus,
iu J$6g^ aber auch als achtes comp. Jtodotog^ gegeben, hinein-
geglitten. Indess auch ^eogdtoQog^ von gott geschenkt; oder
beschenkt. Vgl. ^vxSg-ovga nach Kwog-orga, aber AvxovQia^
Kvvovqia. Auch mit gen. vscogoixot, GedäcoQog, als geschenk,
öwQov, von den göttern den altern dargebracht, oder (als
poss.-comp.) : von jenen gaben empfangend? — 'EQfAOx^satog ist
unstreitig der vom Hermes erflehete, nach weise von noXvO^ea-
rag. Ggs. dno&asxog. Desgl. wohl Sitstri^ OiatvXlog (Desir
derius, HoXvevxtog, als von den altern ersehnt), QidtvXig.
Auch etwa Oiattog, Ob ^iaaaad^at mit dem indischen desid.
didhishatij geben — , verschaffen wollen, im med. sich ver-
schaffen wollen, zu gewinnen suchen, von dliä (li^^fn) sich in
vergleich bringen lasse, wage ich nicht mit Sicherheit zu be-
haupten. Noch weniger eine beziehung zu ^eog, wie beii^sog-
xwBlv (nQoax.^ ocquinisco, conquinisco^ ähnlich wie inquüinus:
incda), obschon zur noth das auch in nQotaaofiat enthaltene s.
ish, erwünschen, sich dahin wenden Hesse. Bedeutet dieses doch
mit dem acc. der sache und loc. der person (eig. in jmd. etwas
suchen) jemand um etwas angehen. Das s. bietet uns freilich
ein diih-ishti, nach Grassmann urspr. himmelswunsch, daher
andacht, gebet, opferfest. Ist aber auch GSavcnQ activ als an-
betender und die götter befragender gemeint, wie sein vater
*ldfMv (vgl, auch IloXvidog, Creuzer IV 105) als kundiger seher,
und der 9«<rro^6«o^ fuiyttg KdX%ag^ avtog (zu xakxaivw, in
202 A. F. Polt,
liefen gedanken sein) ihr geschäft durch den bedeutsamen namen
verralhen?
Es liat aber Ascoli, Studien s. 293 — 309 dem »©fo^und
O^aa- in iyßaqaiog etc.« eine besondere aufmerksamkeit gewid-
met. Ohne weiteres gebe ich iiini zu, ^satfuvog und die ahn-
lich gebildeten compp. begründen mit nichten zu der von Curlius
aufgebrachten und auch noch Grundz. 5. aufl. s. 520 festgehaltenen
erklärung des gr. gottesnamens, als Hesse sich aus O'ea(fatog
u. s. w. ein "^^tao- der angeflehete (während x^iatracxtat doch
wohl nur erflehen) als urform von ^aog erschliessen , irgend
welches recht, und auch Windischmanns und R. Rödigers her-
leitung aus ^fj, als gls. schöpfer (dhä-tar), ist unzulässig, und
längst von Roth, Dmz. I 66, verworfen. Mit dem besten willen
aber kann ich mich seiner eigenen deutung auch nicht mit
freudiger Zuversicht überlassen. Divydj auch divid^) in den
Veden, himmlisch, Grassmann s. 606 ergiebt wenn auch anders
accentuirtes diog nach ausstoss von v {div, himmel), «. Wwb. 1 2
s. 982. Daran zweifelt niemand, und dasselbe würde mit devya,
devia 1. götllich, d. h. die eigenschaften eines gottes (devd)
habend, 2. den göttern zugehörig, und mit gr. O^sXog^ selbst
x^astog, unfehlbar auch der fall sein, machte nicht die ab-
weichung durch & am letzteren orte stutzig. Qsog hat mit s.
devd die gleiche tonstellung, während natürlich das latein ver-
möge seines accentuationssystemes nur dms sagen konnte.
Sehen wir nun einen augenblick vom ^ in ^sog ab, da wäre
Wegfall von dig., wie von v im lat., ganz in der Ordnung, und
nicht minder weiter die kürzung des diphth. nach aufgeben des
i-elemenles. So entspricht -cw5, z. b. in aureus, ligneus u. s. w.,
dem gr. -co$, das seinerseits auf älteres -etog zurückgeht, wie
z. b. xy^^^^og^ '^ogj und mit Wechsel der tonstellung im alt.
^) Der einfall von M. Möller, Stratif. p. 31, als enthalte dies das loca-
tivische i von div-iy im Iiimmel, und olxtTog den locativ ofxo», ist wohl
nicht allzu ernstlich gemeint. Letzteres widerlegt sich einfach schon durch
die ion. form oJxpiJog. Was würde denn wohl unter Voraussetzung, es
verhalte sich damit so, aus ivxftogy oUiog und oUog und vielen aa.? Diese
weil mit einem suff. fMg = lat. ^us gebildet, gebe ich willig, als nicht
dazu gehörend, preis. Olxttog aber befolgt unstreitig die analogie von ßa-
ailiiog, ion. -ii«off, welches seinerseits das dig. von ßaüUi-tog oder ^-og vor
dem suff. lo-ff fallen lässt. D. h. also, es geht aus von olxfvg, und nicht
von olxog. So verdankt auch dculog sein f demjenigen in äüre-o^y wel-
ches als rest der gunirung €v von v zu betrachten.
Latein u. griecb. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiedc. 203
contrahirt xp^'^^oiT^. &IB02 angeblich für v>sdg auf kretischen
münzen (Curtius a. a. o., Ascoli s. 302) mag nicht genügend
verbürgt sein, würde sonst aber zur entscheidung grosses ge-
wicht haben. Dasselbe gölte yon osßsmoXu^ wenn Bezz. beitr.
V p. 326 für diesen auf einer pamphylischen inschrift von Syllion .
vorn nicht unwahrscheinlich 0 st. O vermuthet. Es müssto das
adj. x^istog, nur noch mit dig., darin stecken. Auf Kypros
scheint dem gottesnamen das doch sonst hier übliche digamma
abzugehen. S. M. Schmidt, Inschr. von Idalion z. b. s. 99 den
dat. rot 0'€oT. Man darf aber wohl mit grund annehmen,
mundartliches &i6g und mit (f (etwa weil ^, wie heule, nach
englischer weise^wie hartes th gelispelt wurde?) dafür awg be-
wahren noch eine erinnerung an einstiges et = e m s. devd^
und dor. d-svg bei Kallimachus, ^ev/AOQog, von gott zugelheilt,
vielleicht gar an einstiges digamma. Man vgl. böot. egn. wie
GtSdiOQog^ &i6fiva<frog u. s. w. Dann ferner spartanische mit
<;«!- st. d^so-j ^ov' und i^ev- anderwärts (s. Pape), z. b. J««-
dixrag, SstfA^dtig, ^sinofinog^ ^sittfAog, und den seiner list
wegen, xiQdtaiog II. 6, 153 vgl. Schol. Soph. Aj. 190, be-
rühmten 2iav(f'0g ($ lg.), was also wahrscheinlicher r^eocoipogy
als, wie Curtius, Grundz. s. 512 5. aufl., meint, blosse redupl.,
was in dem Hesych. ai-av^pog' navovQYog auch nicht allzu ge-
wiss sein möchte. S. in den Oesterr. Sitz. bd. XGII s. 528,
ausser lakonischen egn. linofinogj JStxX^g, ^$x^QV^^ ^^^ ^^^"
manische fftstd^g st. ^soeiö^g. Auch viell. ungeachtet des kurzen
« SißvXXa (A-*a, wie äXXog^ dem scheine nach dem.) eher:
der götter rathschlusse verkündend, vgl. GsoßovXog^ von den
göttem wohl berathen, EvßovXia^ als nach Jwg ßovXrj Gerh.
M. I* 147 benannt, indem <r auch kaum aus 2ötvg erzielt
würde. Gründe genug, für i^sog sowie dem (vgl. auch dil =
9Boi^ diis &solg^ wie n, iis, denen aber j abhanden gekommen)
einstigen diphth. b^ zu vermuthen, wie daxiov sich nur aus
einer erweiterung mittelst si als gunirung des # (vgl. lat. osscus)
in s. asthi erklärt. — Jetzt kommt freilich der stein des an-
stosses, das ^ in ^sSg. Nur um dieser Schwierigkeit zu ent-
gehen, sind so viele, und eben ihrer menge wegen bis etwa
auf die schwer erkennbare eine richtige, versteht sich, fehlge-
schlagene versuche gemacht. Ascoli lässt den Zusammenhang
zwischen ^sog, deus und devä unangetastet, wenn er auch die
grumoatiscbe identität läugnet. Da wird denn zu s. divya-s als
204 A. F. Polt,
auskunftsmittel gegriffen, indem dies, obschon unbestritten mit
diog sich deckend, anderseits auch wieder durch ein natürlich
fingirtes dfwg (in welchem also i hinter d weggefallen wäre),
von diesem zu einem, auch nicht allzu leicht hinzunehmenden
(JjTfioc, hierauf ^j^eog, und zuletzt zu i^eog sich soll hindurch-
gearbeitet haben. Und was helfen uns alle diese schönen
sacheichen? Höchstens doch dies, dass wir zu behauchung
von d durch v einen mit O^vga u. s. w., zd. dvara parallelen
anlass gewännen. Man wird vielleicht sagen, damit eben sei
ja alles gewonnen. Doch wohl kaum so ganz, auch wenn man
davon absieht, dass die angewendeten beweismittel äusserst
künstliche und gezwungene sind. Denn, nicht zu reden davon,
dass deus kein f aufweist, wie fores, sehen wir doch auch in
dig trotz gleichheit mit s. dvis, oder sonst bei Jf, kein d- sich
einstellen. Um aber jenes vermeintlichen vortheiles nicht wie-
der verlustig zu gehen, sieht Ascoli sich genöthigt, in den zahl-
reichen indischen compp. mit divas, z. b. divas-pati {himmelS'
herr), statt dies in natürlicher weise für gen. s. von div, him-
mel, also = Jtogj wie sonst jedermann glaubt, zu halten, ein
aus divasa, tag, und einigen parallelen dazu abstrahirtes neu-
trum auf -as zu suchen. Das könnte jedoch als solches un-
möglich >gott als person«, sondern höchstens >himmel€, statt
>gottheit, nunien divinum^ bezeichnen. Auch leistet der italische
Diespiter nur einen zweifelhaften beistand, da er recht eig. als
der das tageslicht heraufbringende gott verehrt wurde. Preller
Rom. M. s. 166, 168, 218, 577, So bei Gell. V, 12, 6 itemque
Jovis Diespiter appellatus, i, e. diei et lucis pater, weshalb
denn auch >dieser gott des lichten tages das neugebome kind
mit dem alles belebenden und beseelenden lichte empfangtc.
Wir dürfen demnach mit ziemlicher gewissheit annehmen, das
Vorderglied des namens entspricht nicht dem skr. divas in
compp., sei vielmehr erst, wie der gott selbst, auf italischem
boden gewachsen. S. ausführlich wie über Mars Wwb. I 2 942 IBf.
Es scheint aber ein gen. von dies, in ähnlicher weise wie -os
in pcUer familias, oder auch ein verknöcherter nominativ, wie
Marspiter, freilich auch Maspiter, g. Maspiteris oder -pitris^^
*) Jioi\Ph j:(Q60Qtt ravQoii erklärt Mommsen, Unterit. D. s. 191 als
dem Z(vs iQonaiog (vgl. aversor pecuniae) entsprechend. Das lässt mich
glauben, in Mavors^ und daraus contrahirt Mars, sei auch vartere zu
Latein u. griech. in einigen ihrer wictitigsien lauiunterscliiede. 205
Preller s. 296. Aber auch mit dem vermeintlichen eintausch von
€ ffir » in d-iog liegt die sache so einfach nicht. Ich muss mich
freilich schuldig bekennen, EF. P 114 selber ziemlich unbefangen
itcog mit s. satya und xsvsog mit s. gunya (dies jedoch auch
nur unter der misslichen annähme, dessen u setze ein va vor-
aus, wie das andere gmiya im sinne von xvvsog aus xvpsiog) zu-
sammengehalten zu haben. So ohne weiteres darf man indess,
wie auch Wwb. II s. 244 willig von mir anerkannt worden,
auf solchen Wechsel in der üblichen spräche nicht pochen. Ein
B im hiatus beruht nachweislich oft auf wegfall des consonan-
tischen elementes vom guna «« (s. ay) oder «f (s. av) von sv,
z. b. noXs'tog, ßaifiliag. Desgl. z. b. (ftsXsov = arsiXsioVj ahd.
Stil. — Für d^ig-ffavog u. s. w. schafft sich Ascoli aber damit
rath, dass er ein ^ätFeg-tfarog erfindet. Also ein comp, mit
einem neutr., wie aaxeg-yiÖQog, jedoch nicht, wie hier, im sinne
des acc, sondern instr. gedacht. Auch darin soll sich nach
erfolgter synkope öf in d^ verwandelt haben. Sa-dj-as, dieses
doch in etwas, dass mores feindliche männer sein mussten. Viel selt-
samer käme das jedoch nicht heraus, als wenn mlat. hostis f. heer sich
in den romanischen sprachen festsetzte. Diez, Ewb. s. 229 ausg. 4. Dürfte
man hingegen in dem t des namens ein suff. für nomm. ag., wie in fiay-
rK» annehmen, da gewänne man etwa, wie Nestor ovQog 'Ax^dSy hiess, um-
gekehrt einen mores tuens, wahrend (s. var) die männer (der eignen par-
thei). 8 von mos wäre vor v gerade so geschwunden und durch länge
ersetzt, wie in divortium. Weitere verschluckung von r vor dem s in
Magpiier aber, falls dies nicht etwa vater oder Schützer (s. pätar) der
männer (mit beibehalten des s von mos, wie mas-culus), fände Vorbilder
nicht nur z. b. in ios-tus^ sondern auch selbst in susum, sursum, die ja
ans verto gleichfalls hervorgingen. Anlangend aber das oskische Mdmers
nnd den vokativ Marmar im Arval-liede dächte ich lieber an einen durch
eintausch von m für v herbeigeführten schein von reduplication (r hinten
st rr s= rs?) als, mit etwaigem bczug auf mors^ an den »männermörder
oder mannhaften mörder? c^i^cf^cft^oi^n^^c — Nicht aber sei hier noch ein
anderer einfall unterdrückt. Wie doch, wenn in Mavors u. s. w. nicht
mos steckte, sondern mcUurn? Dann bekämen wir daraus eine art averruncus
(vgl. bene averruncare) , wie er ja auch im Arval-liede angefleht wird,
allerlei unheil zu verhüten. Freilich wäre verlust von l nicht so leicht zu
verschmerzen, wie der von g in mä'VÖlo, mälo aus mage. Vis scheint aller-
dings aus dem conj. velis gekürzt, wie e. suchy uohich = solch, welch, und
ßi ans ob. Auch noti sieht aus wie ein zwitter, der als scheinbarer imper.
nach IV. doch verm. von noHs seinen ausgang nahm. Vin tu? Wie steht
es mit imiUus? Es streift nahe genug an velle an, wenn nur nicht die
faraüielie Schwierigkeit wäre. Zu s. vt?
20ß A. P. Pott,
Lages, mit ausfall von v, oder pare-dyus (aus "^divasi^ im loc.,
mit u st. va durch samprasarana?) und pare-dt/avi mit loc.
von di/u^ anderen tages, morgen, dgl. können dabei nicht in
betracht kommen. »Von einem tage gesprochene wäre sinnlos,
und die bedeutung von divas als gottheit beruht auf lediglich
geheischter Voraussetzung.
Um meine eigene ansieht über die vorhegende frage inter-
pellirt entzöge ich mich gern mit einer cmifessio ignorantiae
dem ansinnen. Ich glaube übrigens zu den übrigen compp.
Mq-ifatog, ^ig-xsXog (O^sotg ixsJiog, kaum »gottgefällig, wie
€«x£, es dünkte gut«, und a gewiss nicht das von staxon), vgl.
&€0€lx6log, ia6i>sog (hier das abhängige glied hinten, wie in
■d^iotVQc) u. s. w. der beispicle von kaum minder wunderlicher
zusammenfügung mit unregelmässigen casus-gebilden genug bei-
gebracht zu haben, als dass ich deren von mir vertheidigte
erklärung gegen blosse willkürlichkeitcn hinzugeben brauchte.
Dergleichen abirrungen von der gewohnten bahn sind indess
kaum je ausgeburten eigenwilliger laune. So wollte man z. b.
in d-iaipatog unstreitig, so gut wie in (loyog-roxog , wenigstens
eine andeutung vom plural-dativ durch das g geben. Bei
ersteren sogar mit Unterdrückung von dig. vor 5, nach über-
springen des diphth. o$; und der plur. »götterc etwa, um
keinem einzelnen vor den köpf zu stossen. Um aber dieser
etwas harten zumuthung mehr erleichterten herzens nachzugeben,
sehe man sich einmal die gar bunte mannichfaltigkeit an von
compp. mit dem neutrum oQog. Also einmal mit dem dat. pl.
oQS(S<sißiogj oQsaißiog. Das kürzere oQig-ß&og II. 5, 707 und
ogsg-xülog lassen möglicher weise eine doppelte deutung zu.
Entweder ging ihnen das obige end-* verloren, wie ifsgig-ßioq^
was seinerseits jedoch mit slxBai-ntnlog dgl. (d. h. vorn mit
nomm. act. auf -er*) in analogie steht, denselben vocal einbüsste.
Oder es ist darin oqog selbst als thema enthalten, nur mit b,
wie "^Ogia-rai doch auch ein bergvolk (montani, \gL Montenegro)
bezeichnen wird. Sonst dafür dQshijg, d. h. wohl mit ausfall
von a vor », vgl. x^Q'^^^^^ noXiti^g, Hingegen mit «* als den
Singular -dativ anzeigend oQsißdTtigj wofür poet. mit pl. oQBCt-
ßatijg. Dann aber auch an stelle von oqsixvnog mit o* ; oqoi'
xvnog. Kann man zweifeln, letzteres in einer gewissen nacli-
ahiiiung von xoQoi'Tvnog^ obschon es nicht, wie dieses durch
seine bildung als lok. nach II, gerechtfertigt ist. Auch ist der
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lantonterschiede. 207
wohl nur sagenhafte name des alten, gls. altfränkischen dieh-
ters "^OqoißdvTiog Ael. V. H. 11, 2 kaum anders zu verstehen,
als: noch der zeit der rohen gebirgswandeler angehörig. Auch
in oQOTvnoq ist, wie in manchen andern compp. mit neutren
auf -0^, das Vorderglied so behandelt, als sei es neutr. nach IL
Vgl. tat. vulgivagtis, wie schon im gen. vtdgi II trotz vulgus n.
III; foedi-fragus, vulnifer u. aa. Hingegen oQioxvnoq \Qvm, aus
dem subst oQoq mit dem üblichen zwischenvocal o in coinpp.,
also st. OQS^'O, vgl. corparicida. So auch ovQsocfoixog neben
QVQ6(Slif)o$Tog. Gekürztes adj. ogsiog, wie etwa in oQBoaf?.&rov
gegen dqsmtsX^a mit lok., kann es in den beiden genannten
compp. nicht füglich sein. Dies aber entschieden z. b. in oqbiO'
röfiog (montana pascua frequenfatis) , allein oQsn'ofjogj Ölsaat-
vöfiog dem strengen wortverstande nach m moiite, in montihus
pascens. — Seltsam zum theil nehmen sich auch mehrere compp.
mit noXig aus. JloliaQxog, auch mit einschub von o noXio^fv-
Xaxim sind in der Ordnung. Auch no?.tovxoc, woneben doch
auch schon noXii^o%oc^ dor. noXivioxog, trotz no^af^Ttjg ciniger-
maassen befremdet. Aber, was soll der zischer in noXiaov%og^
auch mit (S<s^ und noktaaorofiog? Vgl. Roediger, Compos. p. 43.
91- Wegen noXixvrj an eine ableitung wie vsoaaog^ oder wohl
gar an eine solche motion, wie ßatsihcaa dabei zu denken wage
ich nicht. Allein auch annähme eines darin versteckten gen.
noXtog oder wohl gar acc. pl. noXsig empföhle sich nicht allzu
sehr. Sollte nicht aber, da nohatsoog vorhanden, das in ihm
enthaltene <r<u^, >die stadt gesund und unbeschädigt erhaltend«,
auch in nohcov%og zu suchen sein?
üebertragung wenigstens eines asper nach vorn, freilich
nur bei verquickung zweier Wörter durch krasis, ist nichts
ungewöhnliches. Selbst, wo der vocal des ersten Wortes über-
sprungen werden musste, wie in ^otfidttov f. to ifiduoy;
■9-aifiätia. Odtsgov mit äisgov der Dorier, und xoixsqog contr.
aus 9tal o tvsQog. Auch vielleicht der asper in tv«, weil es,
vgL uro, s. dshdmi, ein <;, zunächst w^ohl in asper verwandelt,
einbüsste. Wie könnte man ferner läugnen, iffiäXti^g habe
den, wegen äXXofiat, salire, berechtigten asper selbst über den
endvocal von ini hinweg auf die präp. verlegt, um ihm eine
firelstätte zu gewähren, entgegen dem hom. imäXfisvog, selbst
indi^vog an stelle des üblichen tifik/j^iiui? Auch i^ftoQxelv
Ahrens 11, 83. — Mir auch nicht schlechthin unglaubhaft, eine
208 A. P. Pott,
gewisse abergläubige dcisidümonie habe, bereits früh, wo nicht
allein, doch unter etwaigem eindrucke von Volksetymologie,
deren schon im alterthume mehrere von dem worte umliefen,
sich einmischend, die allzu grosse nahe zwischen O-sog^ im fall
einst auch mit d anlautend, und to diog auslöschen wollen.
Bei staunen, botheuerung, fluche enthaltenden ausrufen giebt
es ja im täglichen leben bei uns genug beispiele, welche mit
einer gewissen scheu vor missbrauch von heiligem sich nicht
ohne absieht müssen abenteuerliche Verdrehungen gefallen lassen.
Z. b. sapperment, potz (gottes?) tausend, herrje (Jesus), frz.
pärhleu, morhicu, morbleu st. nwri de dieu. — Sonderbar ist ja
auch lat. levir, s. devara-s, aus dem bei Nonius ein laevus
herausgedeutet wird trotz unläugbarer gleichheit mit da^^q^ voc.
däsQ^ sl. djever Mikl. Lex. p. 185. Lith. deveris, s. devdr. Im
anlaut wiche aber das lat. so gut von deus, wie ^«17^ von
d^eog ab. Wenn aber das griech. wort überdem ä (ags. tdcar
mit c aus g für v) st. des ursprünglichen e (ahd. eeiMiur) zeigt,
so geschah es wohl, um der Wiederholung von e in den meisten
casus zu entgehen, wie ja auch deshalb, mit Vermeidung des
regelrechten voc. st. s. deva, Osog, deus diesen casus vertreten
mussten.
Zuletzt aber, das ^ in ^sog anbelangend, mögen doch zu
einer gewissen entschuldigung noch einige beispiele von d- für
d dienen. An stelle erwähnter media sind, wxnn auch erst in
späterer zeit und unter einfluss eines unmittelbar folgenden
asper ov&Big, (n^O^sig, obschon doch keinesAveges ovzs «?^ Ahrens
II, 84, sowie nach deren analogie, obwohl unter durchaus nicht
mehr zutreffenden Verhältnissen, odd^cftia, fiiid^sfiia gebildet.
Sollte ovTidapög dies beiläufig zu bemerken, noch den dent. der
pronn. im neutr., also Ti(d), wie quid, in sich enthalten, wie
^fisdanog den abl. asniat? Auch entstand äv&qcanog (d unter
aspirirendem einflusse von q) aus ävdqeg, gls. mannsbild, vgl-
aväqonQoacdnog, Das mysteriöse dqoip und ägtSneg^ angeblich
äv^q(ano$, welche Bentley, Opp. p. 493 aus Porphyrius ver-
zeichnet, sollen in räthselhafter weise, scheint es, zugleich nach
[AfQoneg ävdqeg hinspielen.
Die ächten i und u des skr. behaupten sich im griechischen.
Nur hat sich das u zu dem mittellaute ü, wie im franz. und
holl., verdünnt. Vgl. auch im lat. einen medius quidam inter
i et u sontis. C, Ausspr. l\ 143. Jedoch hat der aeoliscbe
tiatein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten tautanterschiede. J20$
dialekt, welchem hierin, wie in manchem andern, das latein
noch näher steht, sich auch ein u, kurzes und langes, gerettet,
das, in ermangelung eines besonderen lautzeichens dafür, mit
dem übrigens auch der ausspräche nach diphthongischen ov,
z. b. xovyeg, d. i. xvvsg, s. gunas, wiedergegeben wird. Vgl,
beim Ulfllas au für gr. o und at f. « in lehn Wörtern, wie
praufetus (also S, und nicht itakistisch!), nQO(p^Ttigj praish
bytaireis, ngeaßvrs^og. Ohne zweifei, indem er damit falscher
ausspräche als langes 6 oder S vorbeugen wollte. Bloss ver-
einzelt dagegen liegen unächte, d. h. nicht ursprüngliche, #, v,
tnnog^ vtJj, avüpvfAog, navfjyvQtg^ in dem a-kreise (a, «, o). Nun
bedenke man aber, welche fluth unächter % und u (zum theil
vielleicht letzteres als zwitterlaut m), d. h. solche, denen zeitlich
die kürzen c (als mittelton zwischen a und i) und o (mit hin-
neigung von a nach u) vorausgingen, über das latein herein-
gebrochen, in einem maasse, dass sich die unverfälschten da-
gegen ausnehmen, wie rari nantes in gurgite vasto. Und so
maassen sich denn dabei eindringlinge aus dem a-reiche eine
rolle an, welche ihnen von vorn herein nicht gebührt. Sonst
bleiben ja, wie aus dem skr. ersichtlich, die i und u, trotz
ihrer charaktervolleren bedeutsamkeit, und zwar jenes vermöge
seiner raschheit und höhe (discant), aber letzteres damit im
gegensatz wegen seiner langsamkeit und tiefe (bass), — viel-
leicht gerade deshalb, — angesichts a, welches gleichsam als
urvocal zwischen beiden die mitte hält, ganz ausserordentlich
in der minderheit. In ihrer massenhaftigkeit maassen sich i und
u im latein eine rolle an, welche an sich ihnen so wenig ge-
gebührt, als etwa dem im deutschen wuchernden e.
a) Im griech. zeigt sich an stelle des skr. a- lautes als
bindevocal zwischen wurzel, oder stamm, und personal-
endung, — abgesehen von perf. und sigmatischem aor., welche
als charakteristicum « haben, — ein €, jedoch vor nasalen
meist ein o-laut, der sich hienach mehr zu diesen hingezogen
fühlt Vgl Usyov 1. sg., 3. pl., ilirofiev, aber Uey^g, €, ste.
Ein solches imperf., wie desgl. sog. aor. 2., geht dem lat. ab.
Allein lego = iUy» (s. d-ww), hingegen im conj. unter anschluss
an die anderen personen legam, legämus, legänt gegen Xiyta
(anch noch unverstümmelt im conj. Ixco/ii), XiyoifiBv^ «ex* und
Ugwiü «a dor. Uyovxty gew. ovtSi vertragen sich recht gut.
Auch etwa inquam nicht zu s. khyämi, sondern als bescheidener
BriiMkcift mr t«^ Spnchf. N. F. VI. 2. 1^
210 A. P. Polt,
conj., vgl. insecr, wie die 1. sg. im ful. auf a^n? Mit bezug auf
letzlere sei der parallele in den östlichen sprachen Indiens ge-
dacht. Iloernle, Gaudian lang. p. 331. 333: The pres. conj. is
occasionally used in the fut. indic. Freilich eig. the old pres.
indic. Das «, lal. o, der 1. pers. sg. erklärt sich demnach als
verbliebene einwirkung des nasals auch nach dessen abfall.
Man vgl. dasselbe co im gen. pl. wv, z. b. noötav^ pcdum, skr.
pad-dm. Ferner im du. -tov st. tarn, allein -rjyv st. -iäm, wo-
gegen im imper. -tcdv unter anschluss an -tw = s. tat. Sonst
legitis und Uysve. Nun haben wir in legimus, legunt ein », a
an stelle des griech. o, sowie auch sum, siimus, snnt und quae-
sumus. Namentlich vor dem m als lippen- nasal stellten sich
ja vermöge einer gewissen attraction die homorganen vocale
0 und u ein. Auch steht u überdies oft vor labialen conso-
nanten G. Ausspr. P, 143 ff. mit theihveise zwischen u und t
schwankender lautfärbung. Die dortigen beispiele indess haben
nur zum kleinsten theile, z. b. artuhus, mmiubus gegen abge-
schwächtes i in fructibus, cornihus u. s. w., luhido, IcLcrimae
(ddx()Vfia) wirkliches u zur Voraussetzung. Viel öfter einen in
die a-reihe fallenden vocal, z. b. im superl. optumus, ma^icumtis,
deren suff. = s. tama. Kürzer gr. tßäofjiog, scptimus; decuma.
Das ältere o hat sich übrigens noch vor nt erhalten C. s. 260
in trcnwnti, exfociont. Da aber selbst in der III., d. h. starken
conj., in der älteren zeit sich länge in 2. 3. sg. ts, U vorfindet,
rechtfertigt sich freilich der von ihm s. 353 hieraus gezogene
schluss, es müsse ihnen eine, dem gr. f#g, €1(1) entsprechende
länge zum gründe liegen, die sich nachmals verkürzte. Also
läge der fall anders als in legMs dgl. Merkwürdiger weise hat
das part. präs. z. b. Icgentes mit e trotz 0 in liyovrsgj und
zwar in abweichung von legunt. Nur in eimtis, iowog gegen
icns, ifiv (s. Ihema yant) bricht \vieder u durch. Wie desgl.
in einzelnen gerundiven, z. b. repetundarum mit u neben e.
Im passiv-particip cUumnus, Vertumnus (wechsel der Jahreszeiten).
Trotzdem als 2. pers. pl. legmini u. s. w., wohl in folge von
assimilation, zweimaliges kurzes t.
Ausserdem neigen 0 und u sich ganz besonders, nicht bloss
labialen (so auch einem voraufgehenden v, z. b. vox, voster, valgus),
nein ferner, was weniger einleuchtend, einem nachfolgenden l
zu, ganz besonders in geschlossener silbe. Nur scheinen sich
die Gegensätze i und u vor l nicht zu vertragen, weshalb dann
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautonterschiede. 211
-ioltis, a, wie z. b. sciolus, fdiolus; viola. Man nehme volo, vuU,
Dag., wo i oder e dem l folgen, vermöge einer art vocalischer
anziehiingskraft mit e: velim, velle^ vellem nach dem muster
von sim, esse, essem. Aber futural gebraucht volam conj.,
voUs u. s. w. opt. , der form nach wie feram, (p^Qco^ feres,
(f^QOic. Noch mehr mit v voraus: vtiUtis, wenn, was nicht un-
wahrscheinlich, mit l st. r, zu o^ofco, gewahren, wdlimehmcn,
und vfdiur zu vorare, und sogar das suff., wie toq mit kurzem
vocal? Vulnus zu vcllo? s. früher. Vulgus, s. varga, und j^rö-
mulgare mit tn st. m-v, aus in vulgiis. Btilga, lederner ranzen,
s. Ben. Mhd. Wb. unter büge^ schwelle auf. Vulpes, lupus und
d. tcdf zu s. lu^)^ woher vihipya^ zerstörbar, vilumpaka rauber,
dieb. Bulbus, ßoXßog; puls, ttoItoc, Fulgeo, fulgur mit zwei-
maligem M, yUyco, (fA.6^^ wie mulgeo, cifialyo}^ d. melken. —
Auch ohne voraufgehenden labial: stolidus^ stultus, wie ollus,
ultra. Columen, ctdmen. Culmus, calamus, unser halm. Culter^
wohl nicht zu colere, cuUus, sondern zu s. hart, schneiden, mit
l wegen r. Adultus^ sepultus; calim, caligo, oceulere; pepuli,
pulsiis; perculi, perculsus; inculcare. Insidtare zu insilio, salio;
aber i^isidsus umlautend aus salsus. Facultas, simultas auch
im sinne verschieden von facultas, similiias. Simvlare etwa
nicht zu similiSy sondern von einer form auf tdus, vgl. öfiaXog?
Simulj proctd (zu procello?) apok. — Entlehnt: Ilercides, Aescu-
lapius, auf der sardinischen trilinguis: Aescolapius, Rödiger, Berl.
Ak, 1870 s. 268, mit einschub von u. Letzteres, als gehörte es
zu aesadus. Aplustre aus äqlaarov, als wäre es analog mit
palustris. Cafapulta, xatanüaTjg. — Ausserdem öfters u vor
dem sufif. laüus, auch wenn dies in dem grundworte nicht vor-
handen. Turbxdcntus trotz herkunft aus turba; Itdtdentus aus
IL und hienach carpidentus, wie virulentus von dem heterokl.
virus, i n. Luctdentus, apide^Uus. Violentus wegen i mit o, wie
in sciolus dgl. EF. P 64, und selbst, obschon noch ein n da-
zwischen steht, vinölentus gegen temtdenius, und sanguinolenius
mit der nebenform sangudentiis, vgl. acc. sanguem, Macdcntus
wegen niacies. Gracilenius neben gracdis und dem doch wohl
participialen cracentcs. Dag. trueulentus von irux. Durch an-
ähnlichung von lippenconsonanten : bubus, wie umgekehrt soboles,
aucupes, recupero, vitupero, contubernium. — Wenn jpiXka nicht
wäre, brächte man ohne grosses zagen pidex, ahd. floh, mhd.
vl6h zu vliuhe, fliehe, seiner flüchtigkeit wegen. Freilich müsste
212 A. F. Poll,
dabei vorausgesetzt werden, im lat. sei die wz. zu einer zwa-
silbigen auseinander gezerrt, v in vlöh aber, wie z. b. in vlög,
fluss, zu verstehen. — Ausserdem hat das « in den demra. mit
-adus assimiiirend auf den vocal in den primitiven auf o» ein-
gewirkt. So homun-culus, Urwn-cuius, orafiun-eula, wie ja aach
arbuscula, minusöulus, opusctdum u. s. w.
EntgegengeseUt dem ist die beachtenswerthe abneigung,
welche gegen ein i vor sich das r zur schau trägt. In analogen
lallen nämlich, wo anderwärts i steht, gesellt es sich an dessen
statt e bei. So denn legere, legcrem, erim, eram, ero, während
doch legissem, legisse, vgl. essem, esse. Auch z. b. moreris gegen
rnorUur. Nirgends ferner findet sich, woran bereits EF. U^ 67
erinnert worden, vor r ein sonst doch so häufiger umlaut zu t.
Verba mit er lassen in compp., wie a/fero, aggero, desero, keinen
umlaut zu. Solche mit ar höchstens den minder schwachen mit
c, 2. b. pauper, vipera a.\ispario, iniperare. Iners. Dann /öederis
dgl. {nom. us), cineris, ptilveris (nom, änis, pulvis) g^enüber
dem i in fluniinis u. s. f. — Auch schiebt sich, s. oben, vor r
nach erfolgter apokope: ager st. äy^of, celeher st. -bris ein e ein,
wie ter aus tgli geworden, und temi sich zu trini, cemo zu
discrimen, xQtvca verhält. Auch sacerdos und uterculits, jedoch
von vierus, neben «tricultts. So denn femer cdeher-rimus, aber
facüAiwus, indem t vom suff. ~timus durch progressive asä-
milation nur noch virtuell verblieb. — Uebrigens ist i nicht
gänzlich vor r ausgeschlossen. So in dir-imo, wo für cU$, ir-r
st. »rt-r. Firmus von s. dhar, halten.
Wir haben bereits oben bei gelegenheit der i- und ti-decl.
erwogen, dass sich diese vocale, wo ursprünglich, mehrfach
standhafter behaupten, als mit ä und genossen S, ö der fall zu
sein pflegt. Einzeln freilich sind sie dem Wechsel unterlegen.
Da haben wir also z. b. in fructibus, aniada dgl. umspringen
von u aus seiner tiefe in das hellere i vor uns, welcher Sprung
jedoch durch einen übergangslaut von der art des gr. v ver-
mittelt sein mag. Allein auch nicht jedes ursprüngliche » ist
von dem Schicksale des wandeis verschont geblieben, w^
doch z. b. acc. wie ignem, s. agnim, und abl. auf c. Wir
werden sehen , dem lat. kurzen end-i ging es seinem alten
adelsbriefe zum trotz nicht allzu gut, indem es an dieser stelle
weitaus im übermass zu charakterloserem e entartete. Auch'
Tfirlnr sich niiliint(>r rtna i. 7^ h. vnn illuittris. trigtü. in nhll.
Latein u. c^iech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterscbiede. 213
wie ülustrare, contristare, nicht anders wie der thematische
vocal von albus z. b. in albare, albere, oder der von serws in
servire. Dagegen z. b. aestuare, manticUis, frtictuosus, fruduarim,
übrigens auch igni-arius.
b) Das gr. pflegt im ersten gliede der composition den
thematischen ausgang o (seltener ä, ly), i, v aufrecht zu halten.
Auch hierin mit ihm uneins das latein, welches über alle diese,
an sich wohlberechtigten anspräche auf auseinanderhalten gleich-
gültig hinwegsehend die unterschiede erbarmungslos in dem
einen t, als deren allgemeinem Stellvertreter, verschwimmen lässt.
Taeäifer st. öqöo(p6Qog; niuüiscitis, armiger; fractifer (frudi-
ficare) neben ignifer; frugifer, Ardpotens, arci- (auch arqui-)
ienens von arcus, arqwus, trotz arx. — Auch in den ab-
leitungen zeigt sich häufig ein«, sei es als abschwächung des
thematischen auslautes oder als hilfsvocal zwischen primitiv
und suffix. Man nehme beispielsweise: justüia wie tristi-tia,
Patrimonium wie testi-monium; veritas: civi-tas; beatüudo: farU-
iudo; monüor, monitus und daher monitare.
In der lat. flexi.on des nom. hat i den bescheideneren theil
für sich behalten, den grösseren dem o und später dafür u über-
lassen. Die ganze IL decl. im gr. und lat. setzte durchweg o
an stelle der unzweifelhaft primitiven a-laute, und selbst das i
st. Oio oder o$ und is = o$g (s. früher) sind blosse schein-
ausnahmen. Jedoch liegt dem e des vocativs, z. b. o bone,
d gfiXe^ gegenüber dem auch unbekleideten vocativ mit a, z. b.
deva (lat. und gr. misslauts wegen durch den nom. ersetzt) im
s., wohl inslinctiv der trieb zum gründe, den, so zu sagen, interj.
ruffall durch eigenthümliche, gerade in den laut verlegte Sym-
bolik (vgl. im skr. nach entgegengesetzter seile durch kürzung
oder längung des thematischen vocals) zu kennzeichnen. —
Erst verhältnissmässig später traten u-s, u-m an stelle von <h8,
(HH, welche noch zum gr. o-c, o-v. stimmen. Dies us ist dem-
nach grundverschieden von dem gleichlautenden der IV., weil
in letzterer das u ein ursprüngliches ist. Der dat. « = s. äya
hat im lat 6 jede erinnerung an einstigen i-laut in der endung
eingebfisst, während diese sich in ae (alt d-i, wie ret) = q, ^
lebendig erhielt. Meine DMZ. XXXIII s. 39 ausgesprochene
vermutbung aber, die ein richtungsverhältniss wohin ausdrücken-
den advv. idiro citroque; adeo, quo, eo (abll. beim compar. wie
imclto), huc (st. huic loco?) möchten dative sein, erhält eine ge-
214 A. F. Polt,
wisse bestätigung durch den gebrauch des dat. bei verben des
gehens im s., z. b. vanäya gacha, im sinne des Zieles. Gaedicke,
Accus, s. 141, vgl. s. 133. Ac aber haftete vielleicht deshalb
fesler, weil sich der entsprechende dat. f. im s., wie auch sonst
gern feminalformen, zu dyäi gesteigert zeigt. Die übliche daliv-
endung s. e (lat. t; aber gr. -i in III. = s. ^ ist loc.) scheint
mir aus abhi mit auskernung zu ahi, und dann e, contrahirt.
Vgl. frz. y, it. ivi, lat. ibi, dessen schluss ja auch gerade auf
s. ahhi, zd. aihi, aiwi, zurückgeht. Von rückführung der aspiratä
überhaupt zu blossem hauche enthält das buch von Hoernle,
Gaudian lang. § IIG — 120 eine menge belege, und so denn
auch von bh zu h. Ein mit dem lat. ihm gemeinsames und
deshalb besonders interessantes beispiel kennt auch schon das
skr. Nämlich ma/iy-am, d. i. mi-ki, während tubliy-am = lat.
tibi {b ohne hauch) und im pl. bhy-as (lat. -6ws), instr. bhis,
und zumal äis s. weiterhin. In devdiya, ^fw, deo aber, und
ihres gleichen, gilt mir der schluss als gedoppeltes i oder äi,
wenn man will, wie ja z. b. devas-as der Veden auch eine
Wiederholung der plural-endung enthält. Das ay-a(y) hätte dem-
nach den Schlussbuchstaben eingebüsst, wie z. b. der loc. t;at»c
vor vocalen zu va^ia (st. ay) äsU wird, selbst ohne scheu vor
hiatus. Ferner halte ich advv., wie ycUra kidracit (wo es auch
sei), gleichfalls für gekürzte locc. (vgl. dagegen lat. postri'die)^
deren ^ des i-momentes gerade so verlustig ging, \vie die
endung ta, gr. %o an stelle des volleren t(}, tat. Im dat sg.
fem. üM^dydi für äi -f- di mit auch sonst üblicher, charakteristisch
für die motion bedeutsamer vocalsteigerung hat sich jene
endung mit dem feminalen ä des thema verquickt. — Auch
im d. und abl. pl. -bus, alt z. b. fiavebos, wird das indische a
in bhyas (mit überhörung von jot) durch o, später « vertreten.
Möglicher weise unter einwirkung des lab. b. Indess gehen
auch die advv. intus, subtus, radicitiis u. s. f., sowie die gr. auf
"XÖg: ivTog, ixrog auf s. -tcLS zurück. Von neutr. auf -us als-
bald. In widerstreit mit dem gr. jedoch hat das lat. z. b.
voc-is, orrog^ s. väc-as, und voc-cm st. 07r-a, vdc-am, obwohl
vocibus, s. vägbhyas. Allein vereinzelt mit u z. b. nominus an
stelle des späteren nominis, s. ^lämnas.
Das u im pass. und reflexiv-verbum (dep.), z, b. legitttrr,
legimiii-r, legimu-r bedarf noch einer besonderen erklärung.
B aus sc bat sich in lego-r schwerlich früher als nach Verlust
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 215
von -im hinter -lego eingefunden. In legimur giebt sich noch
legimm mit seinem u (dagegen gr. XiyofAeg, s. -mos, ved. -tnasi)
zu erkennen. Allein legimus -|- se hätte wohl ein s-s, aber
sicherlich kein einfaches r erbracht, assim. rr. Man musste
also darin vielleicht eine asigmatische form, wie im skr. ge-
l^entlich -ma st. -mas, und gr. (as-v {v bloss ephelkystisch) in
Verbindung mit se voraussetzen, welches so sein s zwischen
vocalen konnte rhotakistisch werden lassen. Sonst bliebe etwa
noch als andere möglichkeit : es stecke in jenem -mur noch ein
volles gegenbild zu der ved. endung -wo-si (ich und du). Dessen
8 konnte dann nach anheflung von se zu r werden, woraus
leicht r-s (st. ri-s)^ durch assimilation aber rr wurde, wovon
im auslaut nur eines hörbar blieb. Vgl. schon oft von uns
angezogenes lat quater st. s. catur(s) (desgl. pitus, lat. patris\
wie ter == tris. — In le^erirs hat sich das s von se behauptet,
während hier das s der 2. pers. seinerseits zu r wurde, und
diesem zu lieb auch e hat und nicht das i von legis. S. früher.
Woher nun aber das i in legeri-s? Ich kann nicht anders
glauben, als wir haben darin noch die ganze ungekürzte endung
2. pers. = s. si vor uns, welche der Grieche einzig in ia-ai
== s. a-si rettete. In legitiHr, leguntu^ scheint das i der vollen
endungen (gr. noch ti, vt», lat. übrig in tremonti) vor r ver-
dampft.
Femer zeigen in nicht sehr gewöhnlicher weise (doch z. b.
pignus aus pango; prolixus aus laxus) statt des in der positions-
klemme üblicheren e die zahlen viginti, triginta bis nonaginia
aufwärts ein i, während centum und mit ihm ducenti — nongenU,
gerade wie in der ersten silbe von deceni die additiv-zahlen
undecim u. s. f. das e bewahren. Dagegen haben wir nach
griechischer gewohnheit, welche o st. a, s vor nasal liebt, nicht
nur tQtdxovva bis ivpsp^xoviaj sondern auch in den adjeetiv-
bildungen der hunderte diaxociot u. s. w. OiTenbar im letzteren
falle als nachwirkung des ohne vocalische ersatz-längung unter-
gegangenen r. Das (T aber erzeugte sich unter assibilirendem
einfluss des nachfolgenden i aus r, wie in Bixoai = viginti, ob-
sehon der dial. von Eiis in j:lxari'= s. vingati, die tabb. Heracl.
dutxdT$oi^ TQiaxärioi Daniel, de dial. Eliaca. Hai. S. 1880
p. 14, sowie das gr. insgemein in s-xarov (mit tv) = s. gatam
das ursprüngliche a bewahrten. Vgl. noaog^ %6a-aog^ im fall ver-
gleichbar mit quantus, tantus unter etwaigem ausfall von *des
216 A. F. Polt,
suff. io. Vgl. z. b. 2sXivovmog und dafür auch SeX$vov<f$og
von 2sXivovg, reich an eppich, wie süvosa = vXfjsaaa. Sonst
steht i in quinque gr. « gegenüber in nitzs^ ni/insy obwohl
s. panca mit a vor nasal. Es würde zu weit führen, hier auf
die von Äscoli, Studien s. 85 ff. gewagte entscheidung einzu-
gehen, wonach nicht dem n, z. b. in goth. sibun, niun, taihun,
sondern dem m, wie im lat. Septem u. s. w., die Priorität zu-
erkannt wird. Nur sei kurz erinnert: die goth. Wörter sind für
seine theorie untauglich. Ihr n ist schwerlich aus m entstan-
den ; denn das s. cmh im neutr. und im acc. sg. werden regelrecht
gekappt. Auch bin ich weit davon entfernt, ein m für das
dualische du (ved. ä) in ashtäu wie dväti einzuräumen, wie
uns schon das v in oääv-tis lehrt. Für den uns vorliegenden
fall genügt: der nasal in viginti, tQuixopta u. s. f. rührt von
der geköpften zehnzahl her (auch das bestreitet Ascoli ver-
gebens), sei er nun m gewesen, wie in decem {septuaginta vieU.
mit ausfall von m, wegen eßöo/A^xovta ^ und nicht aus dem
Card.?), oder, wie die analogie-gerechte Voraussetzung daQa(n)
für das skr. verlangt, n. Das skr. Hess den nasal der zehner
fallen. Viell. nach vorausgegangenem rhinismus, wie im slavi-
schen, meinetwegen eines n sonans, womit man ja jetzt glaubt
Wunderdinge hervorzuzaubern. Zur noth also zwar wie gorta
von gam, falls wirklich daga(m) die Urform wäre. Natur-
gemäss aber doch vingati, wie ta^td part. von tan, vavogj und
ixaToVf d. i. einhundert, und gaiam (mit Wegfall von da, vgl.
dagati, prägnant für 100, obschon gew. dekade) als aus mul-
tiplication von 10 mit sich selbst gewonnene summe. Das m
in dccent u. s. w. halte ich meinerseits für secundär. Wie
quinque (nivxs^ allein in compp. nsvta-) mochten decem u. s. w.
urspr. in e enden. Allein vielleicht heftete man ihnen erst später
m an. Und zwar nach dem nmster von neutren auf u-m, wie
auch centihm. Jedoch ohne den vocal mit umzuwandeln, so-
dass ihr ausgang, äusserlich zum a in dixa^) stimmend, dem
^) Den Ursprung dieses Zahlwortes anlangend sei mir ein wagniss ver-
ziehen. Der duale ausgang von s. dshtäUt oxro), goth. tihtau, habe ich
stets gemeint, müsse seinen grund haben in der Zählung. Wegen er-
klärung von o^, als coacervare, rieth ich sonst auf »2 häufen zu je 4c,
mithin == 8. Nun geht aber von ag, anlangen bei, das subst. ashfi, er-
reichung, aus, und ud-agt an die spitze kommen, bis an etwas reichen,
ArrAirhAn Wii» H»_ wpnn wir nicht, hlnsn R. snndpm Aiinh 10 nanh Her
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 217
von den acc. pedevn: noda ähnlich sieht. In betreff des e in
em, also decem f. dixa, daga, darf noch in betracht gezogen
werden: die neulra auf n verlieren im s. und zd. in nom.
und acc. sg. das schluss-n, wie z. b. s. ndma (nomen), zd. däma,
(töhava. Das gr. behält den nasal, z. b. in ä^Qijv, £v, zd.
arsha(n), bei. Also wie das lat. nomen. Nicht unglaubhaft
jedoch, es habe sich beim neutr. der bei o (st. on) in m. und
f. weggelassene nasal in den lat. neutren auf n in den beiden
gleichlautenden singular-casus aus den obliquen (vgl. die conj.
nani gekürzt aus s. näma[nj) erst wieder hergestellt. Wenn
nun decem mit genossen einst wie quinque ausgingen, später
aber ein m sich zulegten, mit beibehaltung von e: so will mir
scheinen, es sei geschehen mit halbem blick nach neutren auf
-um und anderseits mit halbem nach der analogie von nomen,
als ursprünglichem ausgangspunkte = s. daQa(n) wie ndma.
Das neutr. %. als collectiv gedacht. Uebrigens steht lat. schluss-
em nicht bloss im acc. der III. decl., sondern auch in item =
8. %t4ham ind. am gegenüber. Man wird aber unter berück-
sichtigung des instrumentalen it-thd (lat. gekürzt itä) wohl
kaum fehlgehen, sucht man in iUtham neutralen acc. des suff.
iha der Ordinalzahlen. Sind doch das wie und grad analog der
zablenordnung. Gr. dixa sammt Bnxä und ivvia aber lassen
dch, obschon sie der Qexion entbehren, dem äussern nach fast
wie plural-neutra an nach weise von tQia, tixxaqa, Mussten
doch ohnedies die zehner auf -ginta, ^xovxa dem obre wie plur.
neutra (und das sind sie meines bedünkens wirklich, nicht fem.
sg.) klingen. Das i in -ginta vergliche sich wie früher bemerkt,
einigermassen demjenigen in undecim u. s. w., das sich als um-
laut zur erleichterung der compp. bildete.
c) Ein kurzes end-c, was sich an stelle von i setzte, sei
jetzt unsere sorge. Das gr. weist nicht allzu viele s am wort-
Schlüsse auf. In subst. und adj. fast nur im voc. der IL, z. b.
Savs^ ci fiiXs, ^U, yXsij in einklang mit dem imper. Xiye, lege;
f^Q$, gekappt /er wie opaer. In beiden fallen s. a. Im du. 6a<f€ (s)
u. s. w. üivTs s. vorhin wie quinqtie, mit ihrem abweichenden e
erreichung eines bestimmten endpunktes benannt fassen? Die Zählung
bei verschiedenen ungebildeten Völkern geht vom kleinen finger aufwärts.
So erhftlt man, vor dem daumen halt machend, eine tetrade, und die
gleiche an der andern band hinzugenommen, noch eine dazu, mithin zu-
8. AlBoashfäu s. v. a. »die zwei erreichtenc, und d-aga »spitze«?
218 A. F. Pott,
gls. die mitte der dekade abschneidend als eine art ruhepunkt,
wie im skr. von GO shashti (gls. versechsfachung, nämlich der 10)
eine andere bildung der zehner anhebt. Daher denn auch wohl
im gr. flexion nur bei 1 — 4. Im ksl. (Dobr. Inst, p, 598,
vgl. 589) werden die eben genannten Zahlwörter nach weise
von adjj. mit subst. construirt, während pjaf, sJwsf u. s. w.,
sfo 100 u. s. w. wie sing.-subst. das verbum im sg. erfordern.
Vgl. auch Fleury, Un peuple retrouve p. 67. — Dann im pron.
die acc. ifiS^ ci, I, dem anschein nach gekürzt aus lat. tnS,
U, sc, im s. mä, fvd (rell. fehlt), und ihnen in singularer col-
lectivform nachgebildet äpfis, vfifis, DMZ. XXXIII 23. Oder
zieht man vor, mit Curtius (s. auch Oesterr. Sitzungsber. XCII)
darin die, nach indischem brauch auch thematisch verwendeten
ablative fnät, tvät (lat. mit länge med, tSd, wie s.yasmcU), asmat,
ytishmat (vgl. ^fisö-ancg, vfisö-anög, ablativ vor cktto), wieder-
zufinden? ^fAid^sv, ü€&€v, tO^€v enthalten natürlich, trotzdem
dass nccQotO^s unzweifelhaft eine locativform, wie otxot, ein-
schliesst, wie xaiiald^sv aus xafxai, neben xafid^BVy ja x^f^o&^y,
keinen acc, und weichen im voc. ab von no&ev^ avro^svn
äfAO^Bv, ofiod^svj olxo^sv, /nijxöi^sv, selbst äXo&sv. Vgl. auch
das € vor t in ^iiixsQoq u, s. w. Auf früheres a wird dies
B doch wohl hinauslaufen, man müsste denn darin ein ver-
kümmertes st als Steigerung von i' erblicken , vgl. z. b. ^i^bH
mit TQBtq = tray-as. In dem Schlüsse -d-s oder, v wohl nur
ephelkystisch, -d-sy erblicke ich den in unde u. s. w. als post-
ponirtes dS (von wo her), s. bereits früher. "Ords dofK^viB,
olxovds und wie von einem cons. thema olxaÖB, vgl. äXads
u. s. w., wie zd. vae^ntefi-da, zum hause. OXxodB wie notss
u. s. w., was gekürzt in nQoq, sig aus ip. Etwa verwandt mit
dem plur. -er* im dat.? — Im verbum, ausser imper. Xi/Sj
Xiysrs = legite, auch die 2. plur. XiysTB = legitis u. m. dgl.
Ferner nach kappung des end-^ in präterital- formen IXb/b;
sowie in aor. und perf. zur Unterscheidung von a in 1. sg. das
für die unbestimmte weite der 3. sg. schicklicher gehaltene
matte s in iXe^s, Yiyqaq.B. — Zuletzt partikeln, wie -w, -gue,
s. 'Ca. IlotB, äXXoTB, aeol. äXXova, dor. äXXoxa^ vimta^ wie
inBixa? AvTB. Js^ ys. Ki, xivj s. kam? Christ, Pari. TE
Münch. Sitz. Febr. 1880 s. GO unterscheidet ein dreifaches ts.
1. kopulatives = s. ca, 2. indef., was mit s. cana und kam
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 219
Zufolge s. 65 wäre der schluss in ote, nota, oxa gleichen Ur-
sprungs, was doch nicht so ganz unbedenklich.
Das latein entwickelt bei dürftigkeit an kurzem end-t
gegenüber dem griech. reichthum an solchen, seinerseits da-
gegen eine fülle von kurzen end-6. Nicht zum geringsten theil
durch trübung aus i. Den vocativen auf #, den dat. auf -cXi,
fSifia^^ ^sotai; den pronn. cy*', /*, t«, wie auch den verbal-
endungen n, ai und vti, ov(S$ u. s. w. hat es keine gleich aus-
gehende form entgegenzusetzen. IlSnsQi, aus Indien hergeholtes
pippali f. (Piper Jongum), hat in xvper das i aufgegeben, wie
mper, vni(ß vgl. mit s. upari, Quattiar hingegen würde man
verm. mit unrecht als abstumpfung ansehen von indischem
catvär-i, indem doch eher die form um neutrales -a (gr. t^t-
TOQa) gebracht worden. — Auch die Partikeln auf ^ haben im
lat. dies in den seltensten fallen bewahrt, wegen elnbusse durch
apokope oder durch Umwandlung in c. Ersteres z. b. in et st.
fr», s. aii, und ad st. s. adhi, dem sich, als damit componirt,
ndx^i dgl. anreihen, welcher bildung aber, das lehrt d von ad,
lat. ubi u. s. w. nicht zufallen, wie man geglaubt hat. Also»
Verstümmelungen analog denen, welche auch ab, ä = änö'^
s. apa; süb = vnö (doch wohl zu upa, auf, mit räthselhaftem s)
ex, S neben ij» ^*; 5^- und re- hinten mit d erfuhren. Dor.
natij zd, paiH im sinne von ngotl, s.prati, allein eher aus (u)pa
mit (a)ii gebildet, mag in pos-sideo, nqoq-i^fa^ liegen. Oder will
man par-rigo, porricio, poUuo lieber aus umgestelltem kret. nogtl^
wo nicht aus i>ro, wie frz. potir deuten? — Oh ist wohl eher
& abhi, unser bei, als upa, da letzteres bereits (unser auf etwa
»von untenc, vno mit gen., wie in surgo, sursum?) ver-
treten ist in S'Ui mit s, wie in super = vtt^q, — ein schibo-
leth, wodurch sich die beiden classischen sprachen in seltsamster
und mir unerklärlicher weise von allen ihren Schwestern unter-
scheiden. Der Gothe z. b. hat uf (unter), ufar, doch wohl
apok. aus s. updri, zd. upairi mit ai durch assimilation, wie
insiQj das end-« in sich hineinnahm. Aehnlich in 2. und 3.
sg. €tg und c*, während im skr. a-si, a-ti. Vgl. für letzteres,
ebenso mit einbusse von t, welches doch dem lat. (sogar altlat.
% z.b.p(mU, mit länge C. Ausspr. P, 353) und germ. verblieb:
Eastem Hmdi caldi st. s. cakUi, er geht. Ja selbst kardiü =
prakr. karanti, sie machen. Hoernle, Gaud. lang. p. 51. f}büer
schwerlich mit iter, zu welchem glauben dg iv naQoötf und öbviam
220 A. F. Potl,
verleiten könnten, sondern wie hreviter, drcUer, praeter, propter.
Mithin ähnlich, wie s. abhitas herzu , nahebei. Einzig aber hat
sich das kurze i von s. abhi als sufTix, wie im gr. -ipt, geboi^a
in tibi, miki, contr. nti, sihi; und lokal ibi, ubi (mit Verlust von
c vom, Tgl. alicu-ii, früher aliquo-bi, umbr. pufe mit p st. q),
altbi (wohl aus alis, weil sonst i zu envarten, wie in tibicen),
sidi-U, ubi-vis, aber ubique. C. Ausspr. I S 339 f. setzt schlank-
weg voraus, diese formen seien aus dem s. bhy-am derart ge-
kürzt, dass tibi, umbr. noch mit der asp. t^e, sich geradehin
mit ttihhy-am deckte. Bedeutet aber die alterthümliche Schrei-
bung mihei, ttbei, ibei, ubei in der that länge und nicht etwa
bloss einen mittelton zwischen iund c (ib. s. 219): dann müsste
allerdings ein im älteren lat. nicht allzu fest sitzendes end-m
gewichen und eine, der von ßti aus ie, inf. pass. r» aus älterem
rter und sim aus siem analoge contr. erfolgt sein. Das griech.
hat -y« und -qtv, z. b. avtö^t, hi^iupt (wo nicht ^ mit jota
subscr.), und, über das pron. hinausgreifend, »gaTte^ift ßi^ift.
Auch /(/)• verm., falls digammirt, vi, und zu »s nur dann, wenn
das V in ivcc zusaU wie in rivef. Eigenthümlich aus dem, gl3.
adv. gebrauchten ly» das adj. tifiog, was nicht s. Vbhya sein
kann, weil dies von Lassen, Ind. Alterth. I, 313 herangezogene
wort nur schwer damit vereinbare bedd. hat. NaStf* (vgl. s.
nätAhyas, lat. nambus, im pl.), deofiy (altlat. diibus, s. ä^vi-
hhtfcts) /t^attifi dTälavTOi, Öjccff^* st. SxfU* u. s. w. In dies^
spräche würde das gleiche höchstens dann zur Wahrheit, wenn
man das v hier ausnahmsweise für mehr als ephelkystiscfaen
Zusatz hielte, und -tpt umgekehrt desselben verlustig gegangen.
Doch nicht allzu gewiss, vollends wenn man überlegt, das em-
phatische -am (zugehörig dem pron. amu, jener, und wohl zu
blosser Verstärkung mittelst hinzeigens »da« dienend DMZ.
XXXIQ, s. 78) erstrecke sich im skr,, erklärlich geni^, nicht über
das pron. hinaus. Man müsste denn, was nicht unm^lich
wäre, in dem m (hinter conss. am) des acc. sg. als wohin-casus
ein, auf das object gls. mit dem fmger weisendes dorthin
ßnden woUen. Eine übersieht der verschiedenen meinungen
über die entstehungsweise des instr. findet man bei Wenzel,
Instrum. im Rigveda zu anfange. Der drei casus (d. abl. u.
mstr. des du.) vertretenden form, wie z. b. dv^>hj/äm stellt
sich im zd. dvaUbya und vaSibya, d. h. n'ohl mit au^ben des
Latein n. griech. in einigen ihrer wichtigsten kutunterschiede. j^^l
vaÜbt/ö (6 st. as) entsprechenden Verlängerung gegenüber. Der
Grieche hat im gen. und dat. ävoXif^ bei Her. auch dv^^v und
bloss fär gen. dvsXv. Z. b. Soph. Änt. 13 dvoXv ädshf'Otv (masc.)
iatsQ^^fisv ovo (fem. !). Nach Bopp's meinung ist in den gr.
formen das 9) au^estossen, und ((p)tv zusammengeschrumpfles
-bhffäm. Der länge des zweiten a wegen hätte man eher tt^v
erwartet Allein z. b. dotfisv st. doifjiuv verhalten sich wenig
anders. Und nXsXv steht ja auch neben nXsXov^ nUov (mit
w^all von »), und äktv st. diov. Auch nq-iv als compar. von
niiQ (vgl. pr-ius) hat das suflf. -iov zusammengezogen. In der
that ist kein zwingender grund vorhanden, diese erklärung zu
verwerfen. Schliesst sie sich doch dem skr. (vom instr. auf
äis auch ohne hh sogleich) nahe genug an. Eine andere frage
ist, ob auch, wie Schleicher, Comp. 2. Ausg. § 259, meint,
tfitv^ %iv^ ifiiv^ ^fiXy^ äfi/nv den skr. dat. auf bhyam, wie tu-
ihyam, asmabhyam entsprechen. Mir will |ast scheinen, als sei
das -*y in ihnen die noch ungekürzte lokativ-endung, wie in
tarsw^4n (d. h. die in europäischen sprachen blühende präp. in),
welche gekürzt in mayi (fioi) und tvayi (aoi) als i enthalten.
Den instr. pl. auf äis von themen auf -a anlangend, pflichte
ich noch heute der ansieht von Bopp (s. z. b. Kl. Gramm. § 148)
bei, agväis sei von agvebhis derVeden, auch advv. wie uccäis,
hoch, wesentlich nicht verschieden, wie skeptisch sich auch
Wenzel a. a. o. s. 7 dazu verhalte. Man stösst sich an dem
rf»*), und nicht i; vergisst aber, dass der, wohl seines be-
schränkteren gebrauchs wegen formarme dual, unbeirrt vom
geschlechte, {ivdbhyäm das ä nicht bloss im fem. hat, sondern
auch im m. und n., sowie selbst der gen. pl. z. b. (ivänäm,
worin ich intermediäres pron. ana suche, das geschlecht, wohl
in folge von contr., ununterschieden lässt. Dies in abweichung
vom pronominalen Sshwn mn., ä-säm f., worin dem sonstigen
casussuflf. dm (gr. tap^ lat. um) auch noch ein, meines be-
dünkens pronominaler einschub vorausgeht. Vgl. lat. r-um mit
r st. zischer. Wären nun aber der instr. und d. abl. pl. nach
analogie derer im dual gebildet : da hätten sich in diesen casus
») Bollengen in Benfey's Or. u. Occ. II, 467 nimmt auch wegfall von
(b)h bei äis an. Nadyäis (nicht bei Grassm.) neben nadthhis ginge noch
auf nncontr. yä st % (vgl. kanyä mädchen, lat. av-ia) zurück. Den dat.
•g. My zu hfilfe^ zufolge Grassm. auch instr. st. -ta erklärt er aus üii mit
(kii eontnhirt lyam, einsilbig Im ib. 461 = Xw aCr^ DMZ. XXXIII, s. 63«
222 A. F. Polt,
die gL'äcIilL'ciitsimtorscliiL'do aucli verwischt. Bei asm/lhhis (nobis)
war keine gefatir der Verwechselung vorhanden, wesshalb 4
(wahrKcheinlich aus dem zusanimenstoss vom fhema asma mit
dem a der präp, abhl \orniüge coiitr. geiängl) sich hier be-
hauptete. Wenn nun aber ^ivi'fis sich des ihm von rechts
wegen zukommenden bk begab: da geschah es eben, um dem
fem. t^ivähhis auszuweichen. Wer aber die vorhin erwähnte
contr. läuguet, der muss doch das zugeständniss machen, auch
das augment verlange mit dem vocatisohen anlaut des vcrbums,
worauf Bopp a. a, o. § 287 nicht uneben hinweist, die höchste
Steigerung, z. b. äiaham aus a -f- iccJuiin, allein trotzdem nicht
eccham. Man sielit überdies: in der a-declination kam man
auch sonst mit einhaltung des geschlechts-unterschicdes, welcher
thematisch nur in der ungleichen quanfität besteht, einiger-
massen in Verlegenheit. Daher denn allerhand auswege in der
flexion. So ?.. b. niy dem m. und n. zuständiges S vor casus-
suffixen, welches Fich namentlich im pron. hervordrängt. Wäh-
rend also z. b. f!ü«s im nom, pl. und ^Ivdnäm im g. des glei-
chen numerus äussertich unterschiedslos zusammenfallen, sind
z. b. anj/S (äXloi) und ant/üs (aiiae, äU.aiJ, anyi-shäm (aliörimi,
äiXtav), aber anj/tlsäm (äXiämv, äl'Aiüv, aliärum) sorglich ge-
trennt, wie desgl. instr. atiffShhis in den ved. , gewöhnlich
anyäis, vom f. anyühhis; d. ab], ant/ebh/as mn. , anydbhyäs f.,
und im lok. anySshu (etwa die längere form -oitr» und otq, lat.
IS, im fall nicht daraus gekijrzi, st. instr. dw?), aber i.anyasH.
Da solch inteimediäres e jedoch, wenn man vom räthsetbaften
instr. sg. auf ena absieht, nur in mehrheitlichen casus sich
findet, will mir nicht die vermuthung aus dem köpfe, ob ge-
dachte vocalsteigerung, deren zweck sichtbar im auseinander
halten der geschlechler besteht, nicht nebenbei auch der mehi^
heit gelte. In betreff der instrumental-endung ena möchte ich
fast glauben, sie sei im wesentlichen mit dem instrum. Hä, auf
diese weise, so, identisch, und zwar, indem ich letzteres nicht,
wie man nach der üblichen erklfirung muss, vom pronominalst.
n leite, sondern es dem mit eta parallelen Sna, er, sie, es, über-
weise. Das insti'umentale element von ^lä suche ich demnach
bloss in dem, mehrfach allein die function des instr. ausübenden
d. Der nasal aber hat dann meines erachtens hier, wie der
anderwärts casusendungen vorgeschobene, keinen andern Cha-
rakter, als den eines pronominalstammes, welcher als Häget
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautanterschiede. 223
der eigentlichen flexions-endungen dient. Nicht anders, wie
im verbum das schon mit personal -endungen versehene Sub-
stantiv-verbum in mehreren tempora hinten mit der concreten
Verbalwurzel verschmilzt und so deren abwandlung bewerk-
stelligen hilft.- Einen anderen sinn, als die gen. vasv-as, vasös
(durch gunirung aus av-as, aus?), hat dann auch wohl vasu-
-11-08 Grassmann Wb. s. 1236 nicht; verhindert aber durch
seine (urspr. pronominale) dazwlschenkunft zusammenfliessen
von thematischem ausgang mit der casus-endung. — Das plu-
rale S dagegen fasse ich, indem es schon Im nom. m. ye = ot
(DMZ. XXXin, s. 18) bei pronn. vorkommt, als ein, behufs
pltiral-bezeichnung hinzugefugtes i, welchem auch im lat. i-s
fortlebenden pronominal-stamme, gleichsam die addition »dieser
4" jener in unbestimmter menge« obliegt. Gerade so, wie im
pl. z. b. deväs [deva gott -{- as, jene anderen) dem von mir
mit reduplicirtem dsäu zusammengehaltenen -as. Nämlich um
der lästigen Wiederholung des jedesmaligen concreten Wortes,
etwa »gott gottc, zu entgehen, musste in dessen Vertretung
als allgemeines wort ein pron. die zweite stelle einnehmen. Vgl.
z. b. bei einander die dreierlei nomm. pl. aus RV. 5, 23, 3
bei Gaedicke, Accus, s. 62 vigve (alle, wie pron.) hi tva sajö^
gkaso (gleichgesinnte, von sajöshas; mit o st. as)jdnaso (doppelter
pl., nämlich Janas mit Wiederholung des plur.-sutT. -as).
Zwischen instr. pl. und auf der andern seite dat. und abl.
pl., welche drei casus sogar im dual nur durch ein und die-
selbe form bezeichnet werden, besteht anscheinend nur ein
geringer unterschied, indem jener in &Ai-s, diese in hhy-as
ausgeben. Das eig. casus-suffix ist in beiden die präp. ahßd,
unser hei, welches instrumental gewendet, eig. wohl der be-
theiligung von etwas wobei wegen, z. b. im engl, by vorkommt.
Bei dem schluss-^ in beiden kann es, z. b. wenn man etwa
vobi-8 mit ti-bi in vergleich bringt, doch nur auf den numerus
abgesehen sein. Bleibt also zum unterschiede zwischen bhis
und bhyas lediglich das a in letzterem. Es nimmt aber Schlei-
cher zu dessen erklärung an, es sei bhyas aus dem sing, bliy-am
unter hinzufügen von s entstanden. Was wiedereinschwinden
des nasals als anusvara vor zischer anbelangt, nicht unmöglich.
Man nehme nur dasselbe verhältniss im acc. pl. auf a-s, von
wdchem der in devän = lat. deos seinerseits verbliebene nasal
auligegeben wurde. Es ist aber klar, z. b. padas hat das m
224 A. F. Polt,
des acc. sg. vor dem pluralcn s gerade so fallen lassen, wie
das gricch. in 7tö6a-g, welches, im g^ensatz zu n6d-s%, am
a von TzöSa = s, paäam, lat. pedcm, festhielt. Ja, wenn dies
accMsative am mit dem in hhy-am, wie weiter zurück vermuthet
worden, in Wahrheit sich berührt, wäre die Übereinstimmung
noch schlagender. Die begrifflich verschiedene gebraucbsweise
von iiÄi-s und hlty-as sieht freilich eher nachmab'ger feststellung
eines etwas Avillkürlichen usus ähnlich, als einem mit strenge
etymologisch begründeten unterschiede. So übernimmt ja im
lat. pl. die zwar syntaktisch nach dem muster des sg. als dat.
und abl, unterschiedene, etymologisch jedoch — wunderbar
genug wegen einer gewissen begrifflichen widerspänstigkeit —
einheitliche form auf -hm (in I, II is) auch als gis. ursach-
liches woher, gleich dem instrum. abl. des sg., die rolle des
in dieser spräche durch keine eigene form ausgeprägten instr.
mit. Also z. b. manihus pcdibusgue. Weil alM als dabei nälie
anzeigt, kann der dativ, mit de.ssen hülfe erzeugt, als ann&he-
rung, mithin ein jedoch nicht so sehr, wie im acc, ausge-
sprochenes wohin, nicht befremden. Auch nicht allzu sehr
ein ruhendes dabei, oder wo, wie in manibus. Allein doch
einigermassen ein aufgegebenes dabei, als Standort vor be-
w^iung und deren ausgangspunkt , wie e manibus, wenigstens
sobald das woher nicht aus Zusätzen, wie eaiorguere numäms
(wegen ex), in die äugen springt. — Der nasal in der von
Schleicher aufgestellten urform *hhy-<im-s wird im gründe ledig-
lich aus dem preuss. -mans, lith. bloss ms, gefolgert, welches
freilich auch möglicher weise in dem n eine blosse wieder^
holung des m = s. hh'-) enthielte. Allzu sicher erachte ich
demnach jene erklärung nicht, theils weil ja dergleichen Wieder-
holungen des nämlichen suff. (z. b. s. deväs-<is) auch sonst vor-
kommen, und as in bky-as vielleicht (wie das -as des nom.,
z. b. pad-as) keine andere aufgäbe zu erfüllen hat, als, gleich
dem s in bhis, den plur. zu bezeichnen, freilich mit einer
>) Trotz Sonderbarkeit lässt sicli ein solcher wecfasel fOr den gegeberen
fall nicht filglLch in abrede stellen. Vgl. Hiklos. Formenl. III, g 5S dat.
trem', s. tribhyaa, lal, tribui, aber instr. tr''»ti = s. tribhis. Und 8 75
im d. und loc. tebje, also wohl ^ s. UAkyam (tibi), wie »ebje (sibi).
Dagegen na-m' und pa-m' im pl d., aber instr. tm-ini, va-mi (nobia, vobisj.
Das b hat sieb indess auch in den gen. s. ttbe und den instr. s. tobejtM
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 225
casuellen farbung. Indess dem sei, wie ihm wolle. Wenn aber
Gorssen l\ s. 288 sowohl -6ms, als hts, beis in nobis, vobis
dem s. bhyas, und letztere nicht dem instr. bhi-s (also mit
kurzem i) gleichstellt: ist die frage erlaubt, woher die in bis
auf *bhyams, wie Unbi, -bei auf bhyam, zurückgeführte länge,
und doch mit übergehung des i-lautes -biis? Die pronominal-
formen ndbis, vobis schlössen sich aller Wahrscheinlichkeit nach
enger an die analogie der ihnen entsprechenden singularformen
(jedoch quibus trotz übi) an. Ein grund, welcher für duobus,
dmbus u. s. w. wegfiel. Das umgekehrte verfahren, das ältere
0 in vöster in e zu verwandeln, und durch solche verunähn-
lichung dem noster zu entfremden, hat wohl in dem streben
nach schärferer entgegensetzung beider seinen grund. Uebrigens
machte, richtigkeit der Corssen'schen erklärung für den sg. -6et,
}n als = bhyam, nicht blosses -bhi, zugestanden, dieser fall,
als erst vermöge contraction eingetreten, keine ausnähme von
der regel im latein, dass sich ursprünglich kurzes end-i unter
beimischung der von a entlehnten färbe zu e verdunkelt. Auch
♦ in quctöi und nisi ist, weil aus st verkürzt, dem Wechsel ent-
gangen. Soll man indess den partikeln w-^ci, utei-que C, Ausspr.
n*, s. 395, wegen dieser Schreibung neben uti, idinam, uPique
gleichfalls einstigen zusatz von -am andichten ? Das wäre doch
etwas abenteuerlich gegenüber der indischen zu u-ti (aus st. quo)
stimmenden form. Nämlich irti (so, eo modo), verblieben im
lat. iK-dem und iden-tidem (dasselbe auf dieselbe weise), ü-t
gekürzt, wie qtwt, s. kati; tot (s. tuti), totirdem. Lokati v-endung
«^ %, wie in heircei C. P, 338, heirc, M-c, vgl. dornt, und wenn
schon mit modaler fassung in sl^ (pronom. acc. sum, sam)
mit- demonstrativem -ce, s. sp., kann man trotz SKyuti doch
kaum in iäi suchen.
Anderseits hat das latein (vgl. auch etwa im abl. c mit
Verlust von d, marid, neben t) für auslautendes ^ Verdunkelung
zu e gefordert, während jener vocal im wortinnem an seinem
rechte festhält. Das verhältniss nähert sich also dem von index,
ieis, indica/re; pedes, itis (wz. i gehen) und ähnlichen. — Ante
(vom) als gegenüber dvrL Vgl. goth. andeis (s. aw-to, von ana,
jemer) als dvriog (der zwei enden wegen), woher vielleicht als
contr. abl. antid-ea, Antistes, aber in anderen compp., weil
mehr als lose angeschobenes adv. angesehen, antcstare (dies
jedoch auch mit t), antecedere. — Prope s. meine präpp. s. 508,
ZsitMliilfl fllr Tergl. Spnchf. N. F. VI. 2. 1^
226 A. F. Pott,
zusammengeschmiedet aus altem ape, inl^ s. apiy mit pro (vgl.
vor-bei mit s. ahlii). Auch vielleicht sacpc aus ape mit so- (zu-
sammen), oder etwa von sepeSy wie rahd. dicke 1, dicht, dick,
2. oft? Nicht aber wohl gar saepirc zu wz. ap, vgl. coaptare,
coepi?
Bei C. Ausspr. II 2, s. 846 ff. finden sich mehrere, ich meine
jedoch, nichtige einwendungen gegen meine erklärung von i-pse
aus s. patp-s, n6<fig (gemahl, eig. herr, gls. hochmögender, wie
Isit. potis, vgl. compos, impos), Vdh. pafs, herr, und, wie die
römischen sklaven mit ipse ihren herrn meinten, umgekehrt f.
selbst, jis paVs, er selbst. DMZ. XXXIII, 45. Die singular-
nominative ipse, iste, üU haben, und so auch qui neben qui-s,
und hi^, wie üli-c u. s. w. , ihr nominativzeichen, nämlich 8,
abgelegt, während dies sich in i-s erhielt, weil dies durch
gleichen Vorgang zu unkenntlich geworden wäre. Es fragt sich
nur, will man obige nominative als Verstümmelungen der alten
formen ipsu-s, istu-s (zu ille nur ein ollus) ansehen, wozu ja
mehrere, auf das gleiche thcma zurückgehende andere casus
sich gesellen. Oder: schreiben sie sich, was ich des e wegen,
dem man doch wohl nicht ursprünglichen vokativ- Charakter
nachsagen kann, für allein naturgemäss halte, nebst gen. und
d. ipstuSy ipsi, von einem i-thema her? Gorssens erklärung
hierüber a. a. 0. s. 672 fallt nicht selu: befriedigend aus,
S. DMZ. XXXIII, s. 19 und schon präpp. s. 866. Auf t weist
ja auch das lat. adj. potis hin, z. b. potis est, n. pote est z=z
potest, und potiri, refl. sich zum herrn machen wovon, üeber
das s in -pse nachher. Man wird aber doch wohl so gütig
sein, mir nicht in dem vaiTonischen: viget veget, utpote (so sehr
wie möglich) oder bei Appulejus: aufugiamus hinc quam pote
longissmie (vgl. long-inquus aus longe hinc) das unverkürzte
neutrum von potis abzustreiten. Bloss daraus synkopiertes pte,
und zwar vorzüglich nach populärer Sprechweise, hängt das
latein pronominen zur Verstärkung an. Namentlich auch ad-
jectivischen, und zwar im ablativ sg., was glauben lässt, es sei
damit pte in gleichem casus gedacht. Meopte^ oder tuopte, m-
genio; nostraptc (gls. ipsa nostra) culpa. Allein auch im acc.
suufnpte amicum, und -mepte, mihipte. Nicht genug damit, wurde
dann mittelst progressiver assimilation auch -ppe gesprochen.
So beim Festus ij)si^pe, erklärt ipsi neque alii. Also mit noch-
maliger Steigerung des schon einmal hervorgehobenen ipsi, wie
Latein a. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 227
ja sogar ein superl. ipsissitwus, auch avtotatog. Doch halt ! Es
belehrt mich nämlich Corssen, -ppe (auch in qui-ppe wie mit
der modalpartikel qu% pote? und utpote)^ sodann mit, bei der
ausspräche nothwendigem wegfall des zweiten p hinter conso-
nanten -pe in ttem^ (aus nam mit angleichung des vocals),
gms-picm, us-p^am (mit jcm, wie et4am, quon-iam, n wegen
j, wie in quicunque^ wer immer, mit einer bildung quum aus
^pMque)^ — nun, was kann dieses -ppe mit genossen nicht?
Glaubt man seiner Versicherung, »dann kann es nicht aus
pte, pate entstanden sem, da pt im lat. sich sonst niemals zu
pp assimiliert«. Gewiss ein an sich schon nicht schwer wie*
gender einwurf. Und äberdem ist ja die möglichkeit, welche
Yon Zeyss KZ. XIX, s. 182 selbst gar nicht als Wirklichkeit
angezweifelt wird, nahe gelegt, vappa, d. i. vapidum vinum, sei
aus p-^, P't hindurch zu pp aus gedachtem adj. entstanden.
Man darf aber, meine ich, das fem. vapida zum gründe legen,
d. h. unter tadelnder ergänzung von aqua, nach bekannter
analogie von calida oder calda. Mit etwas besserem gründe
wird mir meine abermalige gleichstellung von -pse mit pte in
eo-pse, ea^se^ reapse; etmipse und eampse abgestritten. Sie sei
»unhaltbar, weil für den Übergang eines auslautenden t einer
yorbalwurzel vor folgendem vocal in 8 sich sonst kein beispiel
findete. Ich muss bekennen, der satz ist mir nicht ganz klar.
Wahrscheinlich wird gemeint, s. paii-s entstamme, wie die
indischen grammatiker wollen, der von ihnen aufgestellten wz.
pat, mächtig sein. Offenbar indess gehört pchti zu s. pd (tueri)
mit kurzung des a, wie deren viele bei da (dare) im lat. und
gr. vorkommen. Und da gedachtes verbum als mediales pat^
fote erscheint, ist es klärlich denominativ, nicht anders als
potior im lat. Ob 3 in capsa (aus capere, in sich aufnehmen,
woher auch capis und capedo, vgl. intercapedo) ursprüngliches
oder aus t gewordenes s besitze, vermag ich nicht mit Sicher-
heit zu sagen. Möglich, dass auch in fltucus trotz, oder wohl
gar wegen, fluctus; lua^us (Ivyoto); sexus; noxa; ßxus im
unterschiede von fkttis; laxus, vgl. langueo; convexus (zu s.
väkdh, wachsen; kaum zu veho) der zischer ursprünglich ge-
wesen, was mich bei pexus, nexus, flexus des et im präs. halber
minder wahrscheinlich bedünkt. EF. I \ 29 ist von mir selbst
lofMis von läbi als ein zwar sehr vereinsamter fall beigebracht,
angesidits von nuptus, scriptus oder habüu^, die auch b zum
15*
228 A. F. Pott,
endlaut haben. Und sollte s-s in jus-si, jussus als ausgleichung
von b-s auf blossem schein beruhen? Corssen erklärt Ausspr.
II *, 1027 jübeo trotz der bedenkliclien kürze aus jus mit um-
gelauteten -hibeo. Nicht aber besser aus s. yu, binden, direkt,
mit b aus v, wie in dubius s. früher, alscaus.: verbindlich,
fest machen, obligare? legem, zu einem gesetze diejenigen ver-
binden, welche es angeht? Oder jusai, jussus wohl gar unter
einfluss von jtts, woher als denominatives pari, jus-tus? Doch
auch aus prenio, abweichend von d&npsi, dempius, ein pres-si,
pres-sus. Etwa wie vian-si, und, freilich von pando, pas-3us?
Obgleich aber im it. capsa, sowie im mhd. kefse, kafsc, reliquien-
capsel, das lat. wort, als gelehrter, sich minder entstellt erhielt,
Qndet sich daneben mit ss =^ cassa, kästen und kasse, welche
beide daher, frz. caisse, und für den brust-kasten otöso aus lat.
copsus. Mhd. koste, kästen , in betreff des Schlusses verm. an-
gelehnt an das auch erst aus der fremde geholte kiste. So
findet sich nun auf grabmälern ebenfalls mit ss als kosewort
issa (st, ipso) Jiave und im dem. issulo (dem jüngelchen) fece-
runt. Auch gegen derlei Umwandlungen erhöbe Corssen ib. 630
vermuthlich einspruch. Vergebens. Das ist mir nicht gleich-
gültig. Die genannten formen nämlich spielen schon den ital.
esso (er, ipsus) und nessuno (ne ipse unus — quidem) vor. lieber
ipsullices (menschenähnliche figürchen) und subsilles (aus sapsa
res mit s., sä, ^ oder siia?) s. Bugge in Fleckeisen Jhb. 1873.
s, 99, — Und welchen ersatz bietet nun für die von ihm ver-
worfene erklärung Corssen seinerseits? Eine in ihrem ersten
theile mehr als zweifelhafte, geradezu hinfällige. Einmal hat
er sich durch die gewiss nicht glückliche theilung von prati-pa,
sami-pa bei Bopp, Vgl. Gr. § 992 anm. täuschen lassen. Es
unterliegt nämlich keinem zweifei : jene beiden Wörter (s. PWb.
unter pratipa, widrig, gls. adverso fiumine; an^a, am wasser
gelten; dvipa, zweiwasserig st. insel) gehen von ap, wasser,
aus, und haben ihr y-a (etwa eig. ä, wie im pl. äpas?) zu t
umgestaltet. Auch in samipa ist eben so ein samt- zu suchen,
wie in samy-anc, fem. satmct. Der ihm geliehene sinn >nahe€
hat sich unstreitig herausgebildet aus dem von gemeinschafl
eines wassers, etwa brunnens, für nachbarsleute , wie im lat.
rivcdes solche sind, die, um bewässerung ihrer benachbarten
felder willen aus emem und demselben bache, leicht in streit
geralhen. — Eher Hesse es sich mit dem zweiten hinweis nach
Latein u. gn*iech. in einigen ihrer wichtigHtcn laiitiintonicliiucl(t. JJH)
näpi (d. L na -{- api) versuchen. Denn api, uIh prfip. h. v. ii.
ini, entwickelt bei adv. gebrauche aus dem Uayivittti von
»hinzuc den eines »auch«, und damit eines .steigernden Musr-
Schusses »selbst, sogar« PWb. I, 305 nr. 4, in welchem fiille im
dem dadurch hervorgehobenen worie in der reg(;l unmittelbar
folgt. Z. b. halo'pi, selbst wenn er ein knabe ist. A/lj/äj/i
sogar jetzt, schon jetzt. Tathapi, dennoch, de.sHenuriKeurliti;f.
Yadyapiy selbst wenn. Es ist dies api schon oben mit lufm^,
Vixxt prope und saepe besprochen. Einen grund, der für lusnifm,
quüpiam, angesichts vom doppel-p in ^/ui^ßfßfs, iphirffjH:, vmt
meiner wohlbegründeten meinun(r abzugehen n'/thigte, ktitm
ich darin nicht erkennen. OfTonbar .s':hicken mcIi -fß^jk, pUi,
ppe, pe und pse, wie bunt sie auch auHVrhen. verv/;jndt:i/:han-
lich aufs beste zu einander. Da.s s in ipfte uns/ durch eirj d/;m
begriffe nach nicht unberechtigte?: hin.y:hielen untAi tUnti refl/rxjv-
proD. mit herbeigeführt sein.
Xun aber noch einmal auf -/>^ J'' *V''*^ vMrCuMvjikfftuui^ui,
Corssen erblickt in dem au.-gar.ge von V;y;irMiü, d;ii: Mjn ^■:. ihn
auch Beitr. s. 516; d:e "ä'.^.otzu *^^r 7>v; ^ur/j /r^niUi. uirM vieJ-
mehr ipSHft itis v:-.':. ^'.df::;: er e- i.'i iry^^^wi yjiüiH/;kf. Uiftl/Hf
den Tereicze*: Tor£^Äi;ic.e::derj a- te.'j [^ßiifitiüui.i^JuSiUi ^p (^, mf^
et. Dadurch -srOrde «loO Vj: ij^ui wj >':r <sL'j/;h 'U^* jr^rA^r^/^/sri^
Sicbaüch ein etwas ü>«xC:-v.Jch^r^c {jr^y^^r^, '•^'^.j'.rjU. tf^n.u
man noch da« -«ißf fcirjzr^riXMr.*- Z, ':,, .;.: f'Mf'//f^:m *a^,
pairiam mfEifi$<ptam n^^imti \p^o>. Vi'^a r. ^:. "iJ^^-^-rrj,. i\^i:jiic.,
wie anch «rf*t* ■i:>i ^«Vi k^,:jfifj':tT\: y^ ;.v^>>: :;j«-'. j.*«; «•.v'/t-j»:!*;'^*
als nada ää.. D. ii i. :.>';r. J ?^-'..v:.*c <:^i>x::jf^. h:.^U^*^
vkidü JxiMsr, uamä^ifA . vj*r;v:g*r- Cr: :/<•'.'. ^'r, 'li^ÄÄ?.-. «>
z. b. yrifart . ijimi :jr:0^ yw^-t -/j': /.--t ^"Atrj«'- ?'v.-. y+rj';«/«;.
aber die zr.*:jj.'.AC.:^h ypbi. ««>, w, -i*:^,'.-?'. x^. *!»* //.iC c. * *•>
verlässig dec; i-*r-t:v i::ir: <.•:. i> lejr .: i%?*l.' i/.**^* ;;'.«*::m*: i<Jä
der adbnrer ■Luirsu^v.»w>y'i:i'. :-»vvv.«- ^%»? ' 'Si*". 'ov.'.v. ai^r ^^^,^
iUi-^^ fe^ «-t. Z- :-! 'j^y «'--• 'vr • 'f v-*. Vj* *^-« «•/.«: -<f'ii<,
bm^ fcflä»: "U t. V . ifcfj y.ik'.u'jK'' i.*: ffVi»r. >rr:./, /;/.« iisi »•#*,
230 A. F. Pott,
tend, einigerma3sen stutzig machen. Auch hioä-ne, üliett-nef
zeigen wieder ungetrübt das -t st. e in hicce, ecce. Dieser enkli-
tika liegt schwerlich zum gründe das lokativische iutt, sondern
eis mit cüeri&r, citra. S. DMZ. XXXIII, 49. Das 3 wie in ul-8
aus olliis; abs, sui)-s<us, dftffit neben dftffi (oder wie ^ts?) dgl.?
Zu diesem eis verhielte sich aber -ee nach w^fall von s in
ähnlicher weise, wie z, b. närare aus mirari-s; fortasse : for-
Uasis (hinten mit an, sia = si vis?) u. s. f. Dam endlich die
gänzliche abstumpfung in hü-c (st. d-ce wie qtiod mit dem
stamme nach II. gegen quid, wie id, und mit verdunkelui^
istud, ilUtc). Mögen aber vielleicht, dem iste, iUe voraus, istus,
oUhs ursprünglicher sein, d. h. mehr adjectiv-bildungen: dann
wurde ipse, dem vermöge lith. pat's ursprüngliches i (s. paHs)
gebührte, in deren strudel mit hineingezogen. Derart, dass in
früherer zeit selbst ipsud nicht beliebt wurde, sondern adjec-
tivischcs ipsum nach weise von solum, alterum trotz gen. ius,
d. i. — I-s bewahrte seiner grossen kürze wegen das s, und
wurde von ihm als nachwirkung des ausfalls in udem länge
hinterlassen, wie z. b. in dt-do (auch dis-do geschrieben), di-
dvco. Dagegen verlor das neutr. i-dem unersetzt das d von «^
wie auch guidem, equidei^ indefinites quid (gls. etwas schon, in
gewisser hinsieht schon) zu enthalten scheinen. — Wie steht
es aber mit dem nom. hUc, der doch wohl dem qi» parallel
geht ? S dürfte ihm nicht abhanden gekommen sein, da solches
sich vor c (vgl. dw-oedo) wen^ens in Äis-ce, im nom. pl. ques-
ctm^ue behauptete. Anders natürlich ist die aus hei-e um-
geänderte ortspartikel hi-c zu verstehen, die, wo nicht wie
ixsT u. s. w., dann wie dornt, hmm lokaüv ist s. v. a. hoc loeo.
Ruri, rare esse versch. vom abl. mre, vom lande. Vgl. pri-die,
verm. vom pos. zu prior, wie anscheinend ablativisches prod;
dafcrn dessen d nicht wie in deinde dgl. zu verstehen ist
Mithin solchenfalls nicht compar. wie in pris-tinus, pri-dem.
Als zeitliche lok. für »wann« sind ja nicht minder posiri~die
und die crastini zu betrachten. Ferner heri und here mit r aus
s (vgl. hes-temus, unser gestern) und mit gleicher, an s. Ayas,
X9tt getretener endung. Ob dem hfc aber das modale St-c, nach
Corssen (s. vorhin) aus dem demonstrativ- stamme so, gleich-
komme, darüber liesse sich streiten. Könnte es sich doch zu
sS, alt aei (osk. smi) ähnlich verhalten, wie unser so zu wmm,
Latein u. griech. i^ einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 231
fem. des sg. quae, alt quai, haec^ istaec, sondern in den gleich-
lautenden pluralfornien des neutnuns muss auf den ersten blick,
gegenüber sonstigem ä, höchlich befremden. Liesse man in
letzteren, indess doch nur gar missliche, berufung auf i in ein-
zehien neutren des plur. im skr. zu : so versagte solche hülfe beim
fem. gänzlich. Niemand wird doch wagen, in jenem ae die zwei-
fache feminal-endung ä und i im s. (letzteres selbst aus yä contr.)
vereinigt zu denken. Durch nae, fasst man vai als v^ mit Zu-
satz-?, wie in vw-i^ od-i u. s. w. dabei ins äuge, wird uns eine
andere deutung näher gelegt. Obige formen nämlich verdanken,
meine ich mit G. Ausspr. IP, 672, i, e einem zusatze, wie
der nom. s. qui = umbr. poei. Auch im goth. stellt sich bei
pronn. ei ein (s. DMZ. XXXUI, 67), schafft sie aber zu relativen
um. Leicht erklärt dann ist, warum bei indefinitem gebrauch
äliqua, si qua die emphatische Verstärkung nicht platz griff.
Man geht eben gleichgültiger über unbestimmtes hinweg. Quü
im Singular- nom. hat sein casuelles s vermuthlich schon früh
vor dem zusatze verloren. Also etwa wie ipse u. s. w. ohne
einen solchen. Hingegen verblieb s dem fragenden und enkli-
tischen qui-s, das sich zu quid verhält wie i-s : id. Verm.
schon deshalb, um nicht mit der part. que := s. ca (wie nS-fas
aus s. na) zusammenzufallen. Allein qiuhd, sowie mit adj.-
bildung quo-m, qtMHn nach weise von tum (s. tcU, to), gehören
dem st quo '=» s. ka nach II. an. Im s. geht neben diesem
üblichen ha ja auch ein M (nom. mä-kis = nS-quis) her. —
Noch sei zuletzt erwähnt, dass die alte, noch im umbr. und
Qsk. beibehaltene plural-bildung des nom. vom fem. in I. auf
-00, welche mit dem skr. im einverständniss bleibt, von Griechen
und Lateinern verlassen worden. Sie bilden ja, gegenüber z. b.
dem osk. pas (quae), s. käs, alt ai, später ae, gr. a», z. b. hai-ce,
literai. G. II, L 146, der ihr wesen jedoch misskennt. Sie sind
der pron.-flexion z. b. skr. kS = qui, yS = ot im m. nachgebildet.
Weiter haben wir bereits früher erfahren, das e im nom.
neutr. wie breve, hrevira, mare, ira; acre neben acer, acris sei
aus kurzem i getrübt. Eine grosse menge aber der Wörter
auf die, äre, nach dem muster von quäle, ira, hat nebst apo-
kope kürzung des vocals, also äl, är, erfahren. Ambe nach
Varro ist dfi^i^ dessen i sich in cmbidens, ambifariam erhielt.
Hinneigung zu schluss-e zeigt sich spätlat. auch selbst bei übe,
sehe, inibe, übe^ quase, nisß. G., Ausspr. IP, 245.
232 A. F. Pott,
Einigen e hinten jedoch, wofür sich inlautend der hellere
laut zeigt, liegt entweder nachweislich ein anderer vocal als i
zum gründe, oder es ist ursprünglichkeit von i wenigstens
zweifelhaft. Z. b. dem e in lege u, aa. imp, der starken conj.
b^egnet legite, während der Grieche beide male e hat, und
das skr. a. Indi-dem aus inde, undigue, vgl. dof. äUo9a st
äXXoi^ep. Donee : dontmm C, Ausspr. II', 55. Benivoltis,
benSvolus II *, 320. Beni-gntts '■) (wohlgeboren, im sinne von
>gutgeartet* , mit guter natur, geutts), mali-gnus aus heng, tmtS.
Es ist von diesen schwer zu sagen, ob nach weise der adw.
aus dect. II /acüamed dgl. mit kürzung von e entstanden, oder
wie das adv., doch wohl eig. accusalive fädle. Vgl, pronis, e
neben jwontw, und daher auch wohl infcniS, supemS. Desgl.
f^ne, nicht aus dem abi. sS, dem d fehlt, sondern wohl aus
dem reflexiv-stamme s. svi, 0^4, und demnach: für sich (ge-
trennt wovon). Pone (aus post, pos) und auch paene wahr-
scheinlich neutr. Fere, fertne. Mane (archaist. mani, wie Utd,
vesperi), doch vielleicht lokativisch, wie here s. oben. Sonst
wird es ja mit abl. construirt, wie man freilich auch matutino
tempore (fei. sagt. Wölölin, Münch. Sitzungsber. 1880. s. 395.
Da end-s im älteren lateln, wie m, ziemlich lose sass, C,
Ausspr. I', s. 118, dürfen hieher auch unstreitig formen mit
e neben M gezählt werden. So nun die 2, pers. sg, pass. rS
aus ris, wodurch sie im ind. präs. äusserlich dem imper. (-re
st. se?) gleich wird, z. b. logttere, conare, videA(a-e u. s. w.
Der inf. auf -rS entspricht wohl dem skr. auf -asi, selten si
Whitney g 973, z. b. jivase, dem vtvSre, falls hinten gekürzt,
gleich käme. Diese formen scheinen aber eig. dative vom
neutrum auf -as, gr. og, lat. us.
Es stände daher z. b. gignere, abgesehen von der redupli-
cation, dem lat. abl. genere nicht allzufem, sowie auch nicht
') Frivignus, von dem einzelnen (privits) eines ehepaares erzeugt.
Vitiginus, -eua, aber auch bloss viteui und mit anderem sufT. davor viN-
tuus. Aprngnut, aprugtHeu» etwa Tom abl. apro'f Oltaginva mit -güuit,
oder g aus c, vgl. oleaceus? Die von Priacian bezeugte lauge in abilgmu
rQfart doch wohl von wegfall des t her vor g, oder stände gn fQr d-n?
In betrelT von ilignia, iligneu», neben iliteiu, sowie ialignug, -gneu» bin
ich in zweifei, ial ihr g bloss durch erweichung von C vor eiaem sufT., wie
I. b, ki^ivos. faecitMs; faginus, fagin-eus, fageut, entstanclen , oder viel-
mehr (tipH n vnr -nintia raim iiinnr.rf-\ aemphpnf
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 333
dem indischen dat. janas-4 = lat. generA. Unter dem schütze
von 8 hat sich -S6 mit s gerettet in esse, pos-se, während es
in vel-le, fer-re vorwirkende assim. erfuhr. Wie man aber
den alten inf. auf r^er, in III der kürze von e in legere wegen
mit nur einem r : ier, durch aufgeben des zweiten r und contr.
von ie zu i (wie voc. mi fili), erkläre: möglich scheint, das * in
ihnen entspreche dem e des act. Rührt das end-r vom refl.
8i auch in dieser form her: da müsste sein vocal etwa durch
metath. vor r gerückt sein. Lange hilft sich mit einem seiner
meinung nach geeigneten zusatze von fiere (so !). — Die kürzere
endung in 3. pl., z. b. ded^re st. dederunt, möchte man fast in
verdacht nehmen, nicht einfach Verstümmelung der längeren
person zu sein. Dies jedoch angenommen, etwa wie man im frz.
Ü8 aiment dgl. für gewöhnlich den schluss verschluckt. Könnte es
aber nicht — e st. e[r] — rest sein von dem -us der 3. pl. im skr.
gerade auch im perf. des Substantiv -verbums äs-tis (fuerunt)?
Das lautliche verhältniss wäre ungefähr dasselbe, wie bei dem
öfters schon von uns herangezogenen quater, das dem s. caUir(s)
begegnet, in welchem letzteren jedoch w beibehalten worden.
Noch sei beiläufig daran erinnert, das lat. perf. hat in mehreren
Personen dem Substantiv- verbum skr. 1. äsa 2. äsitha u. s. w.
die entsprechenden formen abgeborgt, so dass in perfif. auf si,
s-isii, s-erunt dasselbe sogar zweimal vorkommt. Eine andere
abweichung vom griech. besteht darin, dass sich dort vom a
des letzteren, mit zu schärferer absonderung vom plqpf., keinerlei
spur zeigt. Also z. b. dedSnmt, gr. äa^ st. avn,
Aehnlich verhält es sich mit Verkürzung von magis zu
möge (selbst mä-völo), die sich vielleicht nach dem vorgange
von tenuis : tenue dgl. vollzog. Allerdings irrthümlich, indem
das verhältniss keineswegs das gleiche ist. Denn mag-i^, woher
iL mai, ma; goth. mais, mhd. m$rey mSr und mS mehr, ist ja
hinten zusammengeschrumpfter comparativ, wie unstreitig auch
satl^s, pris-cus. Vgl. dagegen das adj. mä-jus, wie im gegen-
satze damit molltis-ca und min-or, its (goth. mins), minnsciiliAS
das i einbüssten. Noch weiter wurde satis aus sativs zu sat
herabgebracht. Es vergleicht sich aber mit unserm satt, lat.
satur; wie affatim, bis zur zerlechzung (also übervoll). Dies ad
mit acc. von einem subst. auf -ti, und /' verm. aus % in x«*v«,
hiare. Unstreitig liegt aber in ersterem ein derivat vor, gleich-
stänmiig mit craooi, woher auch sanus, d. i. ganz, heil, und
234 A. F. Pott,
dem s. sa, a- collectiven sinnes; vgl. d^Qoog^ gls. campletM,
Nimis dagegen aus s. na mit md, messen (das i vorn durch
asslm., wie nX-si neben nefas u. s. w.), also immodice, fugte
sich als compar. nicht allzu gut. Kaum aus abl. nimits.
3. Hat das latein massenweis den an und für sich be-
deutungslosen, oder, wenn man will, rein mechanischen
lautwechsel von vocalen, d. h. u miaut, über sich ergehen
lassen. Eün Vorgang, nicht zu verwechseln mit dem ablaute,
welcher seinerseits, als dynamischer art, recht eigentlich
auf begriffliche modificationen abzielt. Der umlaut dient
im latein dem natürlichen zwecke, Wörter, welche in folge von
Zusammensetzung oder vermöge hinten antretenden, derivativen
oder flexiven, Zuwachses sich verlängern, durch abschwächen
des vocals wieder anderweit eine gewisse er leicht er ung zu
verschaffen. Diese art lautwandels aber geht dem Griechen,
etwa einige assimilationen, wie ta^&, sei, oder allenüalls an-
näher ungen, wie das € in «r» st. s. ati, in abzug gebracht, so
gut wie ganz ab. Hingegen blüht bei ihm der a blaut. Auch
der, im skr. unvorhandene qualitative, welcher sich in dem
kreise von kürzen ce, c, o, goth. a, i, u bewegt, alleid, im griech.
so häufig, im lat. nur spärlich gefunden wird. S. EF. I ^, s. 1 1 f.
das kap. »ablaut und umlaut«. C, Ausspr. I\ 231 S. Im
deutschen begegnet uns bei sprechen ein den regenbogen-farben
an zahl gleicher vocal Wechsel , der jedoch nur zum theil auf
rechnung des ablautes kommt, weil anderntheils umlaut ist.
Sprich, sprach, spräche, gespräch, gesprochen, sprtMk, Sprüche.
Ein beispiel, das durch brechen, wenn man hröMem von
hrocken hinzunimmt, noch um eine nummer überboten wird.
Lat. also doch z. b. toga, ttytirium mit assim. von tego. Femer
in emigen causativen zur Unterscheidung von den grundformen :
moneo (mens) mahne , daceo {dafjva$^ dtdax^ ; disco aus d$ddcxM
verschrumpft), sowie mit länge sedo, söpio = s. sväpayämi^).
^) Mit recht misstFröhde (Bezzenb. Beitr. V. S68) der lautverst&rkang
in indischen causativen, wie er es nennt, »fünctionelle bedeatungc bei.
Wenn die indischen längen, wie man jetzt versucht, das prius sein sollen,
aus dem die kürzen sich erst erzeugt hätten, so ist das eben so widersinnig
und sinnlos, als Hesse man etwa mn. auf a aus den femm. auf d, oder den
ind. mit a aus dem conj. mit d, entstehen. Eis beweist nur, dass man von der
lautsymbolik keinen begriff hat. Zu näherer Verdeutlichung nur em paar
flüchtige winke. Zuerst aus dem chinesischen. ^Bisweilen wirdc sind find-
Latein u, griecb. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. S35
Allein trotzdem auch intrans. pendeo, jaceo, sedeo in gegensatz
zu pemb, jacio, ja con^ido. — Was die reduplication anbetrifft
(vgl. Corssen, Beitr. s. 441 f.), da hat diese im gr. und lat.,
seltener im skr. (doch s. Fröhde a. a. o. s. 269, z. b. ti-
skthäfni, vgl. tiftf^f$$, sisto; pibänd, lat. bibo; auch wohl
Mdmi, xa^iido st. sis[a]d)y sich i als vocal für die redupli-
cations-silbe des präsens erkoren. Kaum ohne, instinctiv
das richtige trefiFende wah], um in dem hellen, gleichsam die
unmittelbare gegenwart, das jetzt versinnlichenden vocale einen
symbolischen unterschied zu gewinnen von der schon ent-
schwundenen und ins dunkel zurückgetretenen Vergangenheit,
dem fernen einst Z. b. dldwfjn : didcoxa gegen skr. dadami :
dadäu. Auch mit « trotz verdunkelter doppelung, oder an deren
statt: fkifkim^ rixtia, nnvia) (ni-nrw), nixviiin (nsrdvvvfjti),
xiQvdm^ xiövafiM^ nlXvafjta^. In gewissem einklang hiemit auch,
während s. bandh den a-laul ohne Wechsel lässt, binde, spreche
mit i, e im präs. gegen das dunklere, weil tiefere, a und so
auch u, 0 in band, sprach; gebunden, gesprochen.
Auch der quantitative ablaut verblasste im latein, davon
haben wir uns früher überzeugt, wegen herabsinkens der diph-
thonge zu farbloser gemination. Z. b. dicere st. deicere. Das
ersieht man denn auch an dem ersatz für die reduplication des
perfects, welche sich gegen griech. und skr. gar stark im er-
löschen, jedoch dies um vieles weniger als im gothischen, er-
weist. Im einverständniss mit gedachten sprachen sollten im
latein, also unter begreiflichem ausschluss der auxiliar-bildungen
auf 'Si und -w, ui, sämmtliche perfecta von starken, d. h. un-
abgeleiteten verben in III. und von verba mixta, wie jüvi, vidi,
vinij reduplicu*t sein. Das ist ja aber nur noch mit weitaus
licher^B Worte Gramm. 8. 293, »das intrans. durch den blossen tonwechsel
zom trans. Z. b. lat, kommen, im p'ing (gleichem ton) ; lai, einfflhren, ein-
laden, kommen machen, im k'iu*. Letzteres, der sog. fortschreitende ton,
beginnt gleich, sinkt aber zuletzt um vier noten. Das mittel ist zwar nicht
dasselbe, aber ein analoges, und zu gleichem zwecke die länge z. b. in
dem ind. caus. sädayoH setzen, sich setzen lassen, hinbringen in, von sad
sitzen; wie gamayati, jedoch ohne vocalsteigerung von gam, kommen.
Mit ähnlicher Symbolik goth. aitanj sitzen; der vocal voller in sat-jan
setzen. Femer Yitat, je nach verschiedenem accent, kaufen (her) und ver-
kaufen (hin) Endlicher s. 282; 296. — Dann im Namaqua causs. durch
doppelung Wallmann s. 16, ^kä kennen, aber ^kä'ka lehren; aa trftnken,
Indew auch si schicken, von si kommen.
236 A. F. Polt,
der mindcrzahl der fall. Sic haben meist, zum thcil der dissi-
milation wegen und anderntheils im interesse der wortkürzung,
die an sich ja nichts weniger als bedeutungslosem schmucke
dienende reduplication aufgegeben. An deren stelle Hessen sie
es sich, ausserhalb position, an blosser Verlängerung des
Wurzel- vocals (mithin auch ja eine, nur in das innere verlegte
doppelung) genügen. Für a nur als einziges beispiel scdbi.
Sonst i: egi, feci, fregi u. s. w. Wohl nicht, wie in UXtjd^a
(wz. la^) bloss mundartlich ij st. d. Wahrscheinlicher, wie
desgl. im s. ^, z. b. tenitha st. i<itantha von wz. tan (vgl. alt-
lat. tetinerim). Oder sSdimtis, goth. setum (jetzt: wir sassen)
wie s. sedinia; aber an stelle von sSdi, goth. sat, sass, s. sasdda.
Weiter für e: enii, Ugi. Fodi, ddi zu födio, ödium. Vtd. End-
lich fügi, füdi. Mit redupl. ; allein nicht ohne umlauten des
wurzelvocals , falls dieses nicht nach anderen rücksichten, so
wie bei e in position oder vor r, unterbleibt. Alsoz. h.pe^pigi,
mit compigi, aber peperi. Pependi (in comp, bloss expendi ohne
redupl., und expmidi auch ohne umlaut trotz descendi). Memini,
aber meniento der position zu liebe. Sciscidi mit ursprüng-
lichem i, was sich von didici trotz disco, vgl. ö$da%fi^ s. ob., in
strenge nicht sagen lässt. Von einem a in der reduplications-
silBe (scandi ohne redupl.) kein beispiel. Ce(yidi von cado, aber
cectdi von caedo. Ciaudo, indüdi; plaudi, explödi. Ausserdem
vor l, jedoch fefelli, die bemerkenswerthe Umwandlung von e
oder 0 in das dumpfe u: peptUi, percuii von pdlo, percello, so-
wie tetuli, sustuli zu tollo, tolerare, xXäv. — Von diesem allen
im griech. keine spur; kann doch der häufige ablaut o vor l
kaum damit in vergleich kommen.
Man beachte aber weiter, das im skr. beobachtete ver-
fahren besteht darin : der aus der wurzel in die reduplications-
silbe, sei es gls. in eigner person oder durch geordnete Ver-
tretung, herausgestellte cons. bekommt als begleiter den der
wurzel innewohnenden vocal selbst, oder doch einen ihm
nächst verwandten, mit. Hiedurch wird die redupL um
desswillen kräftiger, weil so gls. tiefer in den busen der wurzel
hineingegriffen wird. Etwa, wie bei der attischen redupl., z. b.
äy-ayetv, nur in anderer weise, der fall ist. Der Grieche hat
jenes princip aufgegeben, indem er, ausser präsensstamm (jedoch
auch hier z. b. tstQSfAaivw) den reduplications- vocal überall
zu mattherzigem und einförmigem a herabdrfickte, wodurch
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 237
dann eine art anschluss an das augm. «, jedoch vereinzelt a,
z. b. äd€$Q6y = s. a, zuwege kam. Z. b. Titayf^at, riraxa mit
tsrapog^ rivaXf^ai (a ursprünglicher als c in %ill(a)^ xstdqnsxo;
%€TiiQyf*iv<ag ; rszit^fMai, Tsn/j^iyog; xsxoxvXa; xirgafAfMat, xixQijxa^
%sxqiYB$^ xixQoq)a; xixvYfAa&^ xsxevxccxo. Solchergestalt wird s
gleichsam zum allgemeinen und eben deshalb charakterloseren
Vertreter des jedesmal in der Wurzelsilbe des perf. oder auch
redupl. aor. enthaltenen besonderen vocales, und tritt damit
gegen das vorklingen der bedeutsam wiederholten consonan-
ten in selbstloser bescheidenheit zurück. Während wir aber
lat. und griech. in betrefif * der reduplicationssilbe im präs.,
dafern sie dort nicht, wie z. b. In do, gnosco, ganz eingebüsst
worden, in gutem einvernehmen finden (gigno, sisto, hibo), gehen
sie im perfect, auch wo dem lat. die redupl. verblieb, aus-
einander, und selbst mehr, als es auf den ersten blick den an-
schein hat. Eigentlich sollte für das lal. auch wohl die skr.
grundregel, d. h. Wiederholung auch des wurzel-vocals, gelten.
So sciscidi, später, dem misslaute zu entgehen, sctdi wie
ftdi, scandi; sterti, stridi, psalU. TtUüdi zwar nicht wie im
Sg. mit 6 s. ttdoda, aber tutadimtis, wie s. tutudinia. Desgl.
cueurri. Peptigero neben pupugi ist eine Seltenheit und in pe-
puli, tetuli hat u doch nur secundäre berechtigung. Totondi,
popasci. Spopondi (mit ausfall von s an zweiter stelle, wie in
steti, gr. S-<rri7)ca, asper st. a) auch spepondi. Das e hat aber
breiteren räum gewonnen, indem es das ganze a-geblet, e und
(te mit eingeschlossen, für sich beansprucht, habe nun der
wurzel-vocal umlaut, oder keinen, erfahren. Fefelli (fallo), pe-
perci, cecini; tetendi (tendo), pepuli; ceddi, aber collisi; dedi,
steü. PepSdi. M(Mnordi, alt vorn e, s. ma-marda.
Nach mir, jedoch ohne seinen Vorgänger zu nennen, hat
J. Lattmann Das Gesetz der Perfect- und Supin-Bildung im Lat.
in Jacobs und Rühle Ztschr. Neue Folge. 2. Jhg. S. 94—105
besprochen. Er führt aus Prise. X, 3, 17 die stelle an, welche
besagt, verba mit naturlänge vor -co bildeten sigmalisches perf.,
und 4, 22, wonach bei verben auf -do mit länge davor das
gleiche geschieht. Das hat ja auch einen natürlichen grund.
War schon im präs. langer vocal da, woher im perf. bei weg-
bleiben von redupl. innere Unterscheidung nehmen, wenn dem
lat. eine etwa dem kSkoma (reliqui) gegen Xslnco = rclifiquo
(mit nasal wie hfjtndvoo) analoge form versagt war? Desshalb-
238 A. F. Polt,
ja wurde dem zur aushülfe nach dem perf. -si (st. *isi, s. äsa,
wie Mi = s. äda) gegriflfen, weil das zweite auxiliare -w, -w
st. fui, alt fuvi weitaus zum grössten theil den schwachen
Verben vorbehalten blieb. Also hinter den stammvocalen d, i
(jedoch in IL meist ui) und t Der überblick über die perff.
auf -si, etwa bei Ramshorn § 59, jedoch kann jeden belehren,
das 'Si heftet sich nicht ausschliesslich an wurzeln mit lange
vor d, c, sondern greift weiter bei natur- oder auch {)ositions-
länge. Ohne einschränkung auf die von Priscian allein er-
wähnten consonanten. So haben, d^ ausgenommen, sanmit-
liche verba mit perf. psi im präs. länge. Kurzvocalige wurzeln
mit 'Si bilden gewissermassen nur die ausnähme, für welche
sich mitunter auch ein grund einsehen lässt Mehrfach compp.
als spätere nachkömmlinge und mit stark vom simplex ab-
weichender bedeutung: sumsi, demsi, promsi neben imi, aber
auch u. aa. adSmi. Di-, neg-, intei-lexi, aber legi, coUSgL
Amixi neben j&d. ÄU, ü-, pdlexi gegen dicui. In compp.
-punxi wie -spexi. Texi aus tego unterscheidet sich so von
tetigi. Inzwischen sind ja auch rexi und coxi da, und vexi^
traxi. Ausser dSpi ist auch ein depsi vorhanden. Sollte dies
sich wegen ydimao an formen mit zusätzUchem, zum theil kaum
wurzelhaßen t im präs. anlehnen? Fledo nur flexi, aber pedo,
plecto, necto nicht nur xi, sondern auch, seltsam genug, mit
zweifacher perfect - bildung -xui (also o^ und t4»!), wie auch
fnessui. Möglich, dass t im part. prät. pass., und nicht un-
glaublicher weise erst von hier aus auch im perf., seine band
mit im spiele hatte. Vgl. die alleinigen bildungen dieser art
von Verben auf dentalis: miüo, mis-ms (das ss durch assim.),
misL Msi. Divido, divism, divisi; worin die länge, welche
z. b. in conftdi, confisus wegen fido (dag. fis-sus)^ oder vidi,
in der Ordnung ist, etwas befremdlich aussieht. QucUio : guaa-
9US (ss aus st). QeS'Si, ges-tus wz. gea, wie queshis. So auch
us-si.
Von dem im latcin beobachteten umlaute will ich nicht
das schon £F. I ^, s. 64 ff. beigebrachte hier wiederholen. Er
iallt übrigens nicht mit dem im germanischen üblichen zusam-
men, welcher, z. b. ahd. gast, pl. wegen i gesti, gaste, sich als
eine art zurückwirkende assimilation erweist. Dem principe
des ersteren nach ist es — etwa mit ausnähme von u vor l —
.auf abschwächung eines vocales abgesehen. Hiebei erregt
Latdn u. ipriech. in einigen ihrer wichtigsten lautunterschiede. 239
aber besonderes Interesse der umstand, dass die umlautung von
a, e zu, i vor einfachen consonanten in einer der mitt-
leren Silben einzutreten pflegt. Anderseits, dass hingegen in
Position oder in der schluss-silbe, welclie mit ihr auf
gleichem fusse behandelt wird, der um laut, falls er nicht, hie-
durch verhindert, ganz unterbleibt, eine gewisse hemmung er-
fährt Das zeigt sich darin: ungewöhnliche ausnahmen, wie c<m-
imgo, effringo, viginU, undedm nicht in anschlag gebracht, kommt
unter genannten Verhältnissen nicht dies vom urlaut sich am
weitesten entfernende i zur geltung, sondern nur die mindere
abschwächung, d. h. zwischen a und i in der mitte liegendes e.
Also z. b. acUgo, aber adadus; contiguus : contactus. Incipio :
ineq^tua; contmeo : contentus. Ohne umlaut z. b. inseco, insectus,
wie assequor, aber insicia.
Nur sei noch des end-umlautes in kürze gedacht. Da
haben wir also z. b. remex, haruspex, simplex, artifex, forfex,
forceps, princeps und anc&ps. Sie alle zeigen bei erweiterung
in den anderen casus i (auceps jedoch u) an stelle von e im
nom.| und beide gehen auf a oder e im primitiv zurück. Ja
selbst in den compp. mit i-t (gehend), wie pedes, eques, sowie in
judex, index ^ vindex hat sich das ächte i der wurzel zu e ge-
trübt, während andere male, z. b. in appendix, der helle laut,
ich weiss nicht, um welcher laune willen, sich behauptete. —
Der fall betrifft den singular-nominativ. Da nun dieser
casus auch andere male ausser der composition eines dunkleren
vocales sich erfreut, seinen brüdern gegenüber: so liegt hierin
wohl ehae art bevorzugung vor diesen. Geräth er doch ver-
möge des, so zu sagen, gewichtvolleren vocales mit den anderen
casus in einen gewissen widerstreit, und stellt sich diesen wie
ihr obmann gegenüber. Unter solchem gesichtspunkte auf-
gefasst, wäre der Vorgang kein schlechthin mechanischer.
•
Denn ihm wohnte ja allerdings eine gewisse symbolische kraft
und bedeutsamkeit ein. In folge des gegensatzcs, hier der
casus, wie bei der composition zwischen dem primilivum, als
den generellen gattungs- begriff (z. b. scando, steigen über-
haupt, und so rapiö) vertretend, und auf der anderen seite
dessen besonderungen {ascendo, descendo hinauf, hinab ; insc.,
esc. hinein, heraus; desgl. eripio, corripio u. s. w.).
Da haben wir nun also, von vocal-verstärkungen des
nom« sg. im griech. zum ersatz des nominativcn zischers, und
240 A. F. Pott,
dagegen von der oftmaligen energischen kürze des gleichen
casus im lat. absehen genommen, derartige auf o, gen. inis,
homo, ordo, indago, fidigo {gleichen Ursprungs mi\.fwtMs) u, s. w. —
Ferner im neutr. fttimen, inis, aber Flumcntana porta; turnten-
daior; regimen, -mentum. Ganz besonders aber gehört hieher
das grösstentheils neutrale sufGx -ris, ur, -im compar. ius gegen
sexuales iör, deren u auf älterem o fusst. So opos st. opus auf
einer inschr., s. dpas; gr. -05, s. -as n. Comp, «oc, s- ii/a(n)8.
C. Ausspr. I^, 239 ff. RQcksichtlich des einen punktes, dass
dem -ag im n. und a. sg. sich in den übrigen casus, also
pl. rivsa (mit ausfall von ff) = lat. gener-a aus getms,
ein f (was im s. wegen fehlens nicht vorkommen kann)
gegenüberstellt, gehen beide classische sprachen einträchtig zu-
sammen. Zur noth auch, wenn man will, noch darin, dass
sich in den compp. hier z, b. degener wie tvytv^'i, i( zeigt.
Allein nichts dem bicorpor ähnliches, so wenig als dem corpora
mit ihrem 0. Im lal. spaltet sich bekanntlich das suff. -us in
den übrigen casus so, dass bald or, bald er an dessen statt
erscheinen. Ftilgur, uris müsste, was indess funus, munus
nicht thaten, um des u in der wurzel-silbc wegen dieses auch
in den endungen vorgezt^en haben. Entweder wie die freilich
anders gearteten vtiitur {l wegen diss. und gis. vorator, mit
kürze im suff.?), »wwrwmr, furfur (zu friare?), oder, weil ihm
indisches neutral-suff. -hs, und nicht -as, zum gründe lag.
Jedoch mit r die göttin Ftdgora, der aber, falls darin o lang,
ffdgor, vgl. Flora, zum gründe liegen müsste. "Firfus, erts als
annosus, TioArtr^c von dig. ho?, s. vaisa m,, sowie Venus, d. i.
die wonnrglicho, liebliche (von s. van, gern haben, vgl. das n.
vanas) sind als adjj. zu betrachten. Also, wie im s. ajwis,
wcrkthätig, durch Verlegung des Ions vom wurzel - begriff , als
gelhanes werk, auf das thätige subject, aus dpas (t^pus) ent-
springt, und caif^i;, ig, was vielleicht gar nicht einmal comp,
ist. 'PEvä^g. Nicht zwecklose lautwechsel, die demgemäss auch
keineswegs gänzlich einer gewissen absichtlichkeit entbehren, so
wenig, als der o-laut z. b. in tvnärmQ, an stelle des e im simplex.
EvdvaQ, evtpqav und damit zusammengezogen Evifqävtof^, so-
fern nicht gls. BVipQaiytav ävdqag. Marmor (ftaßnaiga), auch
carcer, xa^xce^ov, sind redupl.; und Wörter wie piper, »ter in
den formen iteris, Üere konnten des r wegen nicht umlauten.
Nicht gleicher art können mit thematischem is Im nom., sonst
Latein u. griech. in einigen ihrer wichtigsten kutunterschiede. 241
dafür er, sein : cinis,puhis {später pülver, woher frz. poudre)^pubis,
auch puber. Ist Ceres etwa pflugerin von s. krsh, ziehen, zd. karesh
ziehen, schleppen, furchen ziehen, bebauen ? Unter nicht unglaub-
hafter annähme, v in verro stehe für qu, vgl. mvus = s.jiva, fügte
sich auch dies, da rr ohne zweifei aus assim. hervorging, wie
in iarreo, terreo. Möglich aber, robus, oris bedeute als bäum
urspr. den »starken«, welches dann aber selbst im geschlechte
{Ygi.jecur, oris) gleich mit robur starke (aus Qcoryvfjn mit b st. v,
vermuthe ich, wie mö-tt^ sich vor vocal zu moveo verbreitert).
Nun ist aber bemerkenswerth , es behauptet sich in der ab-
leitung -HS vor conss., während vor voc. s dem r und der
dunkle voc. dem hellen seine stelle einräumen muss. Selbst, trotz-
dem altes 08 (wie alter acc. arbosem) st. or im nom. verblieben:
arbus-tum, arbiAS-cula {s durch die harten conss., als ihnen an
härte ebenbürtig, geschützt) zur seite von arboretum, arbo-
reus XX. s. w. Corroboro, robustus, aber fulguro. Crepusculum
neben crq^erum. Corpus, corporevs, corpusctdum, wie minuscuiuSf
worin aber nicht gerade minus als n. zu suchen. Ebenso
wenig pluscidus aus plus, vielmehr aus dem thema zu plures^
alt ple-ores. Melius-culus zu melioseni, d. i. meliorem, bei Festus,
und als falsche analogie-bildung bor^us-ctUa pl., vgl. auch das
andersgeartete donmncula. Majuscuius, aber daneben majestas,
wie, vester st. voster ausser acht zu lassen, hones-tus trotz honos,
hondro, majorinus. Vetustus^ inveterare; onustus, onerare^ wie
operari, generare. Veneror, veniam peto, im gebete an einen
gott, allem vermuthen nach s. v. a. ich erbitte mir dessen wohl-
gewogenheit, im einzelfall: seine gunst. Mithin gleichstämmig
mit Venus aus s. van, s. kurz vorher. Auch moderor, modestus
setzen ein n. auf -us voraus, wie tempero, intempestus, tempestas auf
tempus, eig. bestimmter abschnitt, zurückgehen. Man müsste denn
etwa an recupero, toUro, deren r vielleicht ursprünglich, sich wen-
den, und modestus (gls. im maasse stehen bleibend), wie coelestis,
an Stare anknüpfen. — Mich beschleicht aber ferner der ver-
dacht, ausserdem gehe von sidus aus sideratus, it. assiderare,
vgl. Tschischwitz , Nachkl. s. 13. Bereits früher, s. 139, haben
whr conteniplor als zunächst von der Vogelschau innerhalb des
gezogenen templum (vgl. aber auch coeli templa) kennen lernen.
Kann man hienach beanstanden, wenn ich considerare auf jede
sorgfaltige betrachtung übertragen erkläre, als urspr. ausgehend
vom (etwa astrologischen) beschauen des gestirnten himmels
ZeiiBchrilt fOr voikI. Sprachf. X. F. VI. 3. 16
342 A. P. Pott, Latein n. griecb. etc.
(amsiderare lucentia sidera Gell. 2, 21, 2)? Und wäre dann
desiderare mitsammt dem destderium als sehnsuchtsvolles ver-
langen nach vermisstem, als herabwünschen von einem faustum
sidtts so unpassend ? — Sollten nicht aber auch dem suff. -tur-
nus nomm. ag. auf -tor zum gründe liegen ? Taciittmus. Man-
iuma, die eb^ttin, welche man um beständigkeit der ehe
anrief (vgl. maniare und mansurvs). Auch wohl die quell-
nymphe Jütuma, vgl. a^&tor. Nodumus, diumus dagegen zu
nodu, diu, und wie hodie-mus aus Jiodie, dem nachgebildet
modernus aus modo, jetzt eben. Aetemus wie hestemus, fUiemi,
aus dem comparativ-suffix.
Zum schluss dieser umschau sei mit bezug auf vocalismus
noch einmal als hauptergebniss wiederholt : der vocal- best and
des latein in seiner uns erreichbaren ältesten form
steht noch, was sich übrigens auch nicht anders erwarten
Hess, auf einer, dem griechischen viel näher gerück-
ten stufe. Indem aber im verlaufe der zeit dort die diph-
thonge sich verwischen und die kürzen e und o massenweis
mit den volltönen » und « vertauscht werden, tritt von seilen
des latein eine grössere entfremdung ein im gebiete der vocale.
Der Grieche macht ja, auf dem älteren Standpunkt verharrend,
beiderlei wandlmigen nicht mit. Den erst viel jüngeren ifakis-
mus lasse ich selbstverständlich ausser frage, wie nicht minder
die behauptung, als reiche der griechische vocalismus ia
die uraeit hinein, selbst hinaus ül>er sanskrit und golhiscfa. Ob,
und was etwa, an dem letzten, jüngst beliebten satz wahr sein
m^e, zu prüfen: dazu bedürfte es einer weitschichUgen untei^
suchuog, deren entscheid für meinen gegenwärtigen zweck
nicht nothwendig war.
Halle aß., März 1881.
A. F. Polt.
C. V. Paucker, Materialien zur lai. wMerbildangsgeschichte. 243
Materialien zur lateinischen wörterbildunga«*
geschichte.
III.
Die uerba frequentatiua.
Verba , qnae a pxopria nerbi sigiiifi-
catione deriuantor, ot indicatiao modo
temporis praesentis . . non sco literis,
sed aliis quibuslibot dofiniontor, haeo
ft^quentatiua aerba esse pronuntiaatar.
Probus.
1. Unsere lateinische grammatik versteht unter uerba fre-
quentatiua gemeiniglich gewisse auf -are (t-are, wie captare,
s-are, wie cursare) oder -itare (wie emptitare, haesitare) aus-
gehende Verben, welche von anderen verben abgeleitet die in
diesen enthaltene bethätigung als eine sich wiederholende aus-
drücken (wie scriptitare oft schreiben) oder derselben doch
einen verstärkten, intensiven ausdruck geben (wie clamitare
heftig, laut schreien). Die bezeichnung dieser als uerba fre-
quentativa ist eine aus der antiken grammatik überlieferte. Was
uns diese über dieselben sagt^), ist im wesentlichen folgendes.
Die forma frequentatiua ist eine der formae oder quali-
tates oder species uerbi, deren meist vier aufgeführt werden,
bei einem mit der bemerkung, dass einige diese formas nicht
gelten liessen, weil sie sich auf den sinn, nicht die form der
uerba bezögen, ein begründeter einwand, wenn nicht hier eben
die differenten formen wirklich vorhanden wären. Diese vier
formae sind 1) die perfecta oder absoluta (bezeichnend, was
einer »einmal thut«), wie lego, 2) die meditatiua, wie lecturio,
3) die inchoatiua^ 4) die frequentatiua, wie lectito, welche be-
zeichne, dass etwas öfter gethan werde, actus frequentiam, wie
Prise, sagt. Diomedes hat dafür den ausdruck assiduam in
agendo uim, scheinbar eine mehr in sich fassende definition,
wenn er sie nicht sofort durch »öftere Wiederholung einer
handlung« umschriebe. Deutlich aber ist der begriff des inten-
siven mit aufgenommen in den Worten eines der commentatoren
des Donat: frequentatiua et plus nescio quid significantia,
*) Gell. II, 6. IX, 6, Prob. inst, art p. 158 Keil, Donat. II, 12, Sem. ad
Don. p. 413, [Serg.] ad eund. p. 548, Gbaris. III, 5, Diom. I, p. 344 sq. K.»
PriBC. inst VIII, 74 sq., partit. p. 466 H., Gaper p. 105 K.
16*
244 G. V. t'auckel*,
zusammengehallen mit dem was Gelllus von uerbis wie uexare,
taxare, iactare, quassare sagt, dass sie im vergleich zu ihren
grundwörtern bedeuten etwas pressius crebriusque, fusius largi-
usque, grauius uiolentiusque. Er braucht an dieser stelle die
bezeichnung frequentatiua nicht, in der anderen, wo er aus-
drücklich von den uerbis frequentatiuis handelt, sind die zahl-
reichen beispiele, die er anführt, lauter auf -itare (t-itare,
s-itare) ausgehende. Es scheint demnach, dass schon im alter-
thum einige die kürzeren formen als mehr intensiver, meist
nicht eigentlich iterativer bedeutung von den formen auf -itare^
bei denen in der that die iterative bedeutung im gebrauch
mehr hervortritt, unterschieden, und nur die letzteren als eigent-
liche frequentatiua betrachteten. Einen schritt weiter thut
Probus, wenn er den namen beibehaltend, aber von dessen
bedeutung absehend als genus frequentatiuum alle nicht in-
choativisch, sondern irgendwie anders ausgehenden uerba zu-
sammenfasst, welche von verben abgeleitet den begrifif des
grundwortes nicht aufgeben, sondern enthalten (a propria uerbi
significatione deriuantur). Aber die vorherrschende ansieht,
welche auch gewichtigere stimmen, wie Charisius, Diomedes,
Donatus, Priscianus, vertreten, bezeichnete und betrachtete
alle hier in betracht gezogenen derivative als uerba frequen-
tatiua ohne Unterscheidung, wie das auch die von ihnen
beigebrachten beispiele zeigen, als merso id est saepius mergo
Diom.
Was form und ableitung betrifft, so beschränken sich die
meisten darauf zu sagen, dass die frequentatiua derivative von
verben seien, und dass sie der 1. conjug. folgen, also auf -are
ausgehen (mit ausnähme, heisst es wohl, von uisere, oder von
facessere, lacessere und derartigen). Aber schon Gellius bringt
die frequentatiua in Zusammenhang mit dem part. perf., die
Übereinstimmung in der quantität hervorhebend, sagt auch
deutlich genug, dass er sie als abgeleitet von dem part an-
sieht: actito . . ex eo fit, quod est ago et actus . • Schon
Cato muss dies als regel vorgeschwebt haben, wenn er zu ferre
ein freq. latare bildete. Ganz ausdrücklich sagt PrisciaUi der
auch hier das ausführlichste hat, dass die frequentatiua in der
regel und meistens vom part. perf. abgeleitet seien, nur dass
er an der anderen stelle dafür das sog. supinum substituirt,
\Drip naoh ihm Hia nPiiArpn . ^xrnQ ^vpnicrpr rir.htiff iet . nhAr in
Materialien zur lateinischen wOrterbildungsgeschichte. 24g
der Sache dasselbe : so sei aus dictus (dictu) geworden dict-are,
so curs-are, domit-are u. s. w. Auch das findet sich schon bei
ihm als regel aufgestellt, dass aus participien auf -atus mit
Umwandlung des & in i uerba freq. auf -it-are (statt -at-are)
gebildet werden, wie imperit-are, rogitare. Als eine ausnähme
von der regelmässigen ableitungsweise stellt er diejenigen fre-
quentatiua hin, welche vom präsens abgeleitet sind, wie agitare,
fiigitare, nur mit irrthümlicher einschränkung dieser bildung auf
solche primitiua, welche im perf. -gi haben (vgl. fluitare, fun-
ditare, latitare von latere u. a.).
Endlich machen auch die Unterscheidung von frequentativen
1. grades auf -are, wie cursare, und 2. grades (doppelfrequen-
tativa Zumpt), wie das aus jenem weitergebildete cursitare,
schon alte grammatiker, wie Donatus, bemerkend, dass nicht
in allen fallen beide grade zum ausdruck kommen, und Dio-
medes, der solche, wie cursitare, als iteratorum iteratiua be-
zeichnet, mithin die zweiten als aus den ersteren, nicht direct
vom primitiuum, abgeleitet zu betrachten scheint
Fast alles dies ist in unsere schulgrammatiken über-
gegangen, auch die Unterscheidung zwischen uerba intensiua
vom supinum auf -are (t-are, s-are) und eigentlichen frequen-
tatiua auf -itare, welche einige machen, jedoch nicht streng
durchfuhren können, hat, wie wir sahen, einen Vorgang in der
theorie der alten. In den abweichungen einiger von den Pri-
scianischen regeln vermögen wir Verbesserungen nicht zu finden.
Wie wenig massgebend theorien alter grammatiker im all-
gemeinen für uns sind, so muss doch dasjenige was Lateiner
über eine derivativformation aussagen, die sich noch in ihrer
zeit weiter productiv bethätigte, wohl einiges gewicht für uns
haben, insoweit es durch die producte selbst bestätigt und nicht
etwa widerlegt wird, und, wenn eine regel zur erklärung aller
falle ausreicht, sind wir nicht genöthigt nach einer anderen
hypothese auszuschauen.
Aber damit, dass wir die endung und die art ihrer an-
fügung kennen, ist das wesen der bildungsform noch nicht er-
kannt. Hierüber finden wir bei den alten keine genügende
belehrung (wenn nicht halbwegs bei Probus), wir müssen die
spräche selbst befragen und versuchen, ob sich aus ihren ge-
bilden etwas ersehen lässt.
246 C. V. Paucker,
Darin können wir der Überlieferung folgen und an ihr
festhalten, dass alles dasjenige, was sie als uerba frequentaliua,
abgeleitet von verben, ausgehend auf t-are, s-are, -itare zu-
sammenfasst, was man noch jetzt gemeiniglich so nennt, eine
gleichartige bildungsform ist. Zwar findet die beobachlung
noch andere von verben abgeleitete verba jenen gleichartig, in
welchen theils 1) die endung -are mit einer anderen epenthese,
als -it-, behaftet ist, z. b. sträng -ul- are, fo-cul-are (focilare),
missiculare gl. nsiAnd^siv^ pos(c)-tul-are, consid-er-are und
desiderare, uenerari, fod-ic-are, mordicare und morsicare,
mand-uc-are, car-in-are (carere), lancinare, destinare und
obstinare (stare) u. a. , anderentheils 2) an den präsensstamm
nicht das epenthetisch erweiterte -are, sondern einfaches -are
herantritt, als z. b. anticip-are, occupare (capere), pacifer-are,
belliger-are , proflig-are, appell-are und compellare, aspern-ari,
conspic-ari, suspicari, assent-ari, constern-are u. a. Doch wir
meinen diese verben, die zwar keinesweges selten, jedoch viel
weniger zahlreich sind als jene gemeiniglich als frequentaliua
bezeichneten, hier bei seile lassen zu dürfen, ohne sie aus dem
gesiebt zu verlieren. Ist die Sphäre auch eine weitere, so wird
dadurch die einheit und gleichartigkeit der auf t-are, s-are,
-itare ausgehenden uerba frequentatiua nicht alterirt.
Dass aber der name frequentatiua oder iteratiua den inhalt
dieser bildungsform nicht erschöpft, also nicht richtig angiebt,
hat die beobachtung des Sprachgebrauchs längst gelehrt. Denn
dass uerba dieser art öfters iterative bedeutung haben, nämlich
etwas besagen, was wiederholt, öfters, immer geschieht, zu ge-
schehen pflegt (was andere, einfache uerba auch können), ge-
nügt noch nicht zum beweise, dass sie frequentatiua im smne
des Worts sind, vielmehr zum beweis des gegentheils, wenn
manche, namentlich gebräuchlichere, von denen viele beispiele
vorliegen, diese bedeutung nicht immer haben. Es ist über-
haupt zu bezweifeln, ob irgend eine spräche unseres Stammes
eine besondere form von verben für den ausdruck der mehr-
maligen handlung ausgeprägt habe, denn dies ist keine form
der thätigkeit selbst, wie dauer und geschlossenheit, wie auch
beginn und werden eines thuns allerdings formen der thätigkeit
sind. Die frequentative bedeutung ist eben nur eine der be-
deutungen, welche die hier besprochene forma uerbi au&u-
nehmen geeignet, ja wohl auch vermöge ihrer specifischea
Materialien zur lateinischen wörterbildungsgeschichte. 247
function mehr geeignet ist, als es andere uerba auch sind, und
mag demzufolge auch wohl von gewissen einzelnen verben
dieser form diese frequentatIVische bedeutung usuell aus-
schliesslich oder doch vorwiegend übernommen worden sein.
Die theorie hatte sich frühzeitig für diese bedeutung als haupt-
bedeulung entschieden, was wohl nicht ohne einwirkung auf
den gebrauch gewesen ist, wenn es auch im ganzen den sprach-
sinn nicht trüben konnte. Immerhin mögen gewisse vereinzelt
vorkommende verben, wie z. b. accessitare, feritare, natitare,
subrectitare u. a., nur für den iterativen gebrauch gebildet
worden sein. Was aber der eigentliche Inhalt der form und
das wesen ihrer function ist, das ist in dem namen uerba
frequentatiua uns nicht gegeben, sondern ist aus dem Sprach-
gebrauch im ganzen zu abstrahiren und zu definiren. Gleich-
wohl können wir den namen als solchen gleichsam synek-
dochisch gelten lassen, mit eben so gutem, wenn nicht besserem
recht als andere namen, wie genitiv, accusativ u. dgl., auch.
Es stellen sich uns etwa folgende fragen. Was macht
diese bildungsform zu dem, was sie ist? Welcher laut best and-
theil an dem uerbum, welches frequentatiuum genannt wird,
ist sitz und ausdruck derjenigen specifischen function, welche
dem uerbum dieser form als solchem eigen ist und mit der
bedeutung des stammlauts die grundbedeutung des Wortes aus-
macht ? Ist es die endung, das suffix allein ? Und wie ist es mit
der endung? Wir müssen das -it- in- itare zum theil wohl als
zur endung selbst gehörig, und mithin neben -are als besondere
endung auch -itare anerkennen. Da fragt sich denn, ob beide
endungen auch zweierlei sind, oder wenigstens functionell einerlei,
wie sie es an denominativen verben meist und wohl gewöhn-
lich sind, wie z. b. pur(i)gare und purgitare einerlei sind, gleich-
wie deutsch end-en und end-igen. Wenn sich aber doch eine
diff^enz herausstellt, fragen wir weiter, worauf diese differenz
sich gründet, und ob diese differenz hier immer stattfindet und
mithin eine wesentliche ist, oder ob sie nur eine partielle,
gleichsam facultative und zum theil usuelle ist, wie ja öfters
in den sprachen das, was wesentlich und ursprünglich einerlei
ist, einer usuellen differenzirung unterliegt.
Es folgt nun zuvörderst ein verzeichniss auf t-are, s-are,
-itare ausgehender von primitiven verben abgeleiteter uerba
frequentatiuai das wohl zahlreich genug ist, um einen überblick
248 C. V. Paucker,
und ein möglichst sicheres urtheil über die bildungsform za
gewinnen, dessen Vollständigkeit wir jedoch nicht verbürgen.
Darnach wollen wir kurz zusaihmenfassen, was sich aus den
gesammelten beispielen uns zu ergeben oder zu bewähren
scheint 1) über bildung und ableitung der uerba &equentatiua
auf -are und -itare, 2) über wesen und significabilität dieser
bildungsform.
2. In dem nachstehenden verzeichniss sind geflissentlich
manche uerba, die man hier zu finden erwarten dürfte, über*
gangen, namentlich die nicht eben zahbreichen, welche, wenn
man sie als frequentatiua betrachtet, von verben herzuleiten
sind, die nicht primitiua sind, sondern denominativa, wie z. b.
coenitare, auf die wir in dem folgenden aufsatz kommen, —
femer solche, die ihrer form nach frequentativische sind, über
deren herleitung aber wir uns keine rechenschaft geben können,
wie cunctari, optare, oder solche, die uns nicht in die reihe
der hier behandelten hineinzugeboren schienen, wie mussare,
das sich zu muttire, mussire vielleicht so verhält, wie asper-
nari zu spernere. Auch einige von part. perf. abzuleitende,
wie z. b. subitare, haben wir, von unserem princip, dass die
form, nicht die bedeutung für grammatische classificinmg mass-
gebend ist, eine ausnähme machend, zu den denominatiuis ge-
zogen. Eingereiht und gezählt sind in dem verzeichniss nicht
nur die frequentativformen einfacher uerba, wie z. b. nutare
von nuere, sondern auch die welche von mit Präpositionen
zusammengesetzten gebildet sind, wie abnutare von abnuere.
Als solche, als deriuatiua, nicht composita, lassen wir in der
regel alle diejenigen gelten, welchen eine präpositionirte form
des grundwortes mit auch entsprechender bedeutung gegenüber-
steht, also z. b. auch excitare neben exciere, während wir z. b.
recitare, suscitare als Zusammensetzungen des fireq. citare mit
Präpositionen betrachten. Weil jedoch solche Unterscheidung
in manchen fallen sache des meinens ist, fügen wir, schon um
dem leser controle und kritik zu erleichtem, jedem firequenta-
tiuum seine Zusammensetzungen mit präpositionen vollständig
bei. Um die zahl der vom präsensstamm auf -itare gebildeten,
wie ag-itare, leichter zu übersehen, sind sie etwas eingerückt
Die weiteren Vorbemerkungen gelten zugleich für das ver-
zeichniss in dem folgenden aufsatz. Wenngleich für die frage,
ob ein wort ein echtlateinisches ist, es am meisten darauf an-
Materialien zur lateinischen wOrterbildungsgeschichte. 249
kommt, ob es sprachrichtig gebildet ist und sprachgebräuchlich
war, so ist doch auch auf bestimmung und Unterscheidung der
zeit, in welche es gehört, gewicht zu legen. Wir lassen uns
daher dies angelegen sein, und suchen den unterschied der zeit
zur erleichterung der Übersicht möglichst augenfällig zu machen.
Freilich vermögen wir meist nur die zeit anzugeben, aus welcher
ein wort uns bekannt wird, die nicht immer diejenige ist, in
welcher es entstand, und selbst unter den Wörtern, welche wir
erst durch spätlateinische Schriften kennen lernen, befinden
sich alte, ja, vollends in glossarien, veraltete. Wir machen
also zu chronologischer Unterscheidung, soweit sie eben möglich
ist, durch minuskelschrift kenntlich die Wörter, welche der ältesten
sog. vorclassischen latinität allein angehören oder doch nachher
nur vereinzelt vorkommen oder häufiger erst wieder bei späten
(et recc), —durch cursivschrift die erst bei nachhadrianischen
Schriftstellern (recc.) vorkommenden, während von allen nicht
durch abweichende schriftform ausgehobenen anzunehmen ist,
dass sie sich schon in Schriftwerken der classischen literatur
von Cicero bis zu Tacitus und dessen Zeitgenossen incl. (uett.)
vorfinden. Wenn bei mehren der letzteren Wörter sich ein
(meist nur ein) autor angegeben findet, so ist dies in der regel
nicht der einzige zeuge, auf welchen es zurückgeführt wird
(was mitunter s. hervorhebt), sondern der zeitlich erste oder
in prosa erste, hauptsächlich aber soll mit solchen beifügungen
(die keineswegs eine ausreichende belehrung zu geben beab-
sichtigen) nur negativ besagt werden, dass sich das betreffende
wort bei Cicero oder Cäsar nicht zu finden scheint, und das-
selbe besagt mitunter, bei sonst gebräuchlicheren Wörtern, ein n.
Ausserdem wenden wir zuweilen auch hier folgende sigia an:
pr = älteste vorciceronianische schriftsteiler, p = dichter, be-
sonders der augustischen zeit, pÄ = autoren der sog. silbernen
latinität von Augustus bis Hadrian.
abnutare. 5 accubüare. aditare.
acceptare Plaut., pA. actitare. ^^ adiutare.
acceptitare «). adauctare. aduectare Tac.
accessitare. adiedare, aduentare.
«) Ebenso auf t-itare (s-itare) a) neben t-are (s-are): 28, 32, 34, 36,
42, 65, 88, 92, 103, 106, 118, 144, 159, 167, 180, 198, 206, 216, 226, 231.
248, 258, 277, 282, 297, 302, 304, 315, 326, 332, 370, 374, 376, dazu 4
(vgl. 37), 6 (vgl. 48), 125 (vgl. 303), 266 (vgl. 279 u. 331), 360 (vgl. 100), —
250
C. V. Paucker,
aduersare *).
aduolitare Plin.
" affeclare.
afflictare.
agitare, ex-, ob-
(acetare), cf. 49,
259, 328, 344 *).
allectare , cf. 93,
123, 168, 239,
287, 345.
alsitare (alsus).
«oamplexari, ex- Ad
Her., -re et Petr.
annutare.
apertare, cf. ^250.
appellitare Tac.
apprensare Grat.
«» aspectare.
assultare Plin,
auctare, cf. 7,
auctitare Tac.
auersari.
»0 calefactare Plaut,
(cf. ad 143).
cantare, ad- Stat.,
con-y de-, ex- pr,
p, in- pr, p, recc.,
o6-, prae- Petr.,
re- p, sülh, -cen-
tare, ob-, prae-.
cantitare.
captare, -ceptare,
dis-, cf. 2, 3, 60,
132, 174, 244,
277, 299,
capiitare.
sscassare (casare),
cassitare.
cessare, con- et recc,
cf. 4.
circumcursare
Plaut.
circumplexari, cf.
20, 56.
*o circumspectare.
circumuectare Verg.,
Liu.,
circumuectitari.
circumuersari Lucr.
circumuolitare p,
pA.
*« circumuolutare
Plin. s.
citare, ad-^ de-, re-,
suJhre-, sus-, ex-
sus-, re-sus-
Ouid., con^esus-,
cf. 61, 133, 175.
clamitare, cf. 62, 90,
134,176,245,300.
coactare Lucr.,
cogitare, ex-, in-
Hor., prae- Liu.,
re-^).
»0 coeptare.
comme(i)tare (meare),
commentari, -re.
CQinmorsitare.
cotnmotare.
51 compensare, re-.
camplexari,
comprebensare.
compressare.
compulsare, cf. 95,
139, 289, 311.
•^ conceptare.
concitare.
conclamitare.
concrepiUire,
concursare,
•» concursitare,
conflictare, -ri.
cangestare.
coniectare, '^.
conquassare.
To consa^tare.
consectari.
conspectare.
b) ohne nachweisliches t-are (s-are): 19, 81, 129, 162, 212, 222, 224 (nebst
53, 94), 273, 280, 298, 321, 336, 347, 352, 378, 380, 386.
») So von s-us auf s-are: 20, 24, 29, 35, 37, 38, 39, 43, 55—59, 64^ 69,
79, 87, 91, 95, 97, 100, 102, 110, 112, 130, 135, 137, 139, 148, 151, 160, 173,
179, 191, 192, 215, 233, 247, 249, 257, 260, 262, 269, 281, 283, 284, 289,
291, 294, 301, 308, 309, 311, 314, 320, 339, 346, 351, 356, 364, 366, 371,
375, — auf s-itare 4, 19, 36, 53, 65, 88, 92, 94, 103, 129, 162, 180, 212, 216,
222, 224, 248, 258, 273, 280, 282, 298, 302, 315, 321, 336, 360, 376, 386.
*) Ausser diesen fünf sind vom präsensstamm gebildet: 71, 82, 107,
108, 145, 146, 150, 154, 155, 156?, 169, 181, 184, 202, 207, 209, 213, 214^
217, 221, 235, 255, 256, 263, 292, 293, 295, 312, 327, 330, 333, 367, 377,
379, 381.
») Vgl. 6 actitare und 17 agitare, 105 f. u. 181?, 168 u. 169, 203 iL
145, 205 u. 207, 212 u. 213, 215 f. u. 217, 325 u. 327, 329 u. 330, 380 u. 38L
Haierialien zur lateinischen Wörterbildungsgeschichte. 251
consputare.
consultare, -ri.
Ti contentare (conten- '"'* detonsare.
dere), cf. 142, deuectare.
detentare {delinere)^ i^eiiersare.
cf. 318, 355. euolitare Gol.
190, 251.
canterritare.
conuectare Verg.
conuentare.
conuersare.
•0 conuolutari Sen.
codiiare,
coquitare.
correptare.
credUare.
•» crepitare Plaut., p,
Plin., cf. 63, 109,
177.
cubltare, cf. 5, 178,
334.
cursare, cf. 38, 64,
deuersari,
detiersitare Gell,
deuotare.
losdictare, cf. 119,
dictitare.
difpunditare.
exceptare.
excitare, co-.
exclamitare.
i»»excursare Stat.
exercitare, co-Qtl.
expensare.
expramptare.
expulsare MarL
,. ..' t' ' exsultare, CO-, stiper-.
discrepitare Lucr. s. . , , ««
,. ^ i-. . 1 extentare Lucr.
10 discursare Qumt. ^^^^^^^^ ^^ ^^ _ 30,
disiectare Lucr. s. 152, 153, 199, 211,
dispensare. factitare.
dissertare et Tac, cf. i*» ferüa/re (ferro).
120, 140, 185. flagitare, ef-, re-
dissultare p, Plin. CatuU.
191* 247* 260* dormitare, ob-. flexare.
' ' -■ ' ducfare pr. Sali, flidare, cf. 16, 66.
cf. 237, 261, 305, »« fluitare, ^flutare
ductitare. Lucr.,-riVarr.
edictare. (cf. 383).
110 edissertare et Liu. fossare.
defensarePU.,SalL, ^^^^'\^- f?gSSe.
cf. 249, eiuhtare«). fueitare
j , .. electare (lactare). luguare.
depulsare. 288, 138. cf^ giyb*).
despectare p. ereptare. futare,'con'- (cf. fu-
desponsare Suet., erogitare. turus).
recc. eructare (erugere). gestare,circuin-,cf.
demltare. esitare. 67, 285,
284.
cursitare , cf. 65,
180, 248.
datare, cf. 342.
•0 declamitare.
•) Ebenso sind von -are gebildet auf -Itare anstatt ätare: 23, 47, 51,
163, 164, 170, 204, 219, 228, 229, 232, 241, 252, 253, 254, 275, 322, 382,
383, und 14, 44, 62, 90, 127, 131, 134, 171, 176, 194, 242, 245, 265, 270.
300, 353, 365.
25S
C. V. Paucker,
gestilare et recc. "
" grassari n., de- Stat.
babitare, co-, in- Ou.
haesitare.
haliUre.
hletara.
nJiiimUare gl. "
iactare, j>f oe-, super-
Val. Max., cf 8,
68,111,121,182,
238, 286, 306,
3*3,
iactiiare Liu.,prae-.
iUedare,
iUieUare.
'«imttari, -re.
imperitare Plaut. "
implieiUo'e.
impressare.
inceplare.
't jncitare.
inclamitare.
increpitare , sub- ,
super-, „
incubitare Plaut,
incursare,
>» incursitare Sen.
indigitare ( iodici-
tare?).
iniectare Stat.
initare. »
insectari.
" insertare Verg., red-,
inspectare,
insputare.
itttir^Uare.
insultare, super-.
*' intentare. "
intercursare Liu.
ioteruersare Plin.
introspectare.
muolitare Hör.
irreptare Stat.
itare, cf. 9, 183,
labefactare , con -
Ouid.
•iBrtare (zu 18).
lamhUfxre.
lälitare.
lätiu» (cT. 145).
lauiUre (?).
leäare, cf. 124,
lectltare,
Xegiiare,
lidtari, cf. 974.
loqnitari et App.
lu[i]tar&
madefadare.
niansitare Plin.,
man[i]tare, om-men-."
meditari (mede-
ri?), con- Ad
Her., e-, prae-.
mersare, p, pA,
cf. 346, •'
tnersitare,
mergitare, *'iner-
[gilUre.
meritare.
minitari, -re. i,
näsciiatus Grom.
(cf. 202, 213,
214, 256).
missitare U.a. "
tnmiiare.
morsitare, cf. 53, 94.
motare Verg., cf. 54,
motüare Gell,
munitare Gic. s.
mnisitai« et recc. 0&-.
mutitara Gell. **
natare, ab- Stat.,
ad- B. AI., de-
p, e-, super-e-
Luc, in-, prae-
p,pA,pro-Hyg.,
re-, sah- Sil.,
8tä>ter-, super-
Sen.,
natitare.
negitare.
Dexare.
iii<lare, ad-, -ri.
\ Qoscitare Plaut.,
Liu.
nutare, cf. 1, 21,
307.
obduetare.
obiectare.
oblectare, üi-.
lobreptara et PlÜL
obson itare.
obuolitare Pore.
Lalr. decl.
obuolvtM-e.
occeptare.
1 oeclamitare.
occultare.
occursare,
occwsitare.
offeusare Lucr., pA.
, opertare.
palitari.
palpitare.
paritare, cf. 171.
pascitare Varr. ■.
pauitare Ter., p.
pensare p, pA, cfL
55,112,137,262,
308,
pensitare.
peragitare.
percursaie pA.
Itaioialien zur lateinischen wörterbildungsgeschiclite. 25ä
quassare, cf. 69,
— 351.
»•» queritari Tac ,
-re, uel ^ qui-
rilare, -ri Vaf r.
raptare, ^rapsare
B. Afr., Gell.,
raptitare Gell,
rasitare Suet.
receptare Ter.
»00 reclamitareCic. (?).
recursare Plaut.,
recursüare.
perdactare.
perpensare Grat.
perqutritare.
perreptare.
it5 perrogitare.
perscriptitare.
perspectare pr, p A.
perterrikire.
peruersare.
iTt peruolitare p, Vitr.
peruolutare.
placitare.
plausüare.
poDidtari et Sali. redemptare Tac
...popuiaare Dig. (?). redemptitare.
potare, e-, per-, ^oireduäare.
^^*^' reiectare Lucr.
poütare. renutaie Lucr.
praeceptare (rest.
saepe praecipere). repensare Vell.
praescriptare. reprehensare Liu. s.
.•0 pransitare Plaut., *'• ^^PJ^f^F^^"*- ' ^f-
*^ Vitr 83,126,196,240,
prehensareuelpren- ^^'
sare, cf. 24, 57, repulsare Lucr.
309, requiritare.
prensUare. respectare.
pressare p, cf. 58, responsare Plaut., p,
173. »" responsitare.
procursare Liu. restitare et Liu., Fun,
tM^progestare. resultare Plin.
proiectare Enn., Amm. retentare (cf. 99).
«•• *prolalare (cf . 203) . reuectare.
proiectare. «i« reuersare.
promptare, cf. 138.
propulsare.
tw prospectare.
pulsare (zu 59),
l> poltare (pul[si]-
tare?).
quaeritare, cf. 263,
312.
guaesUare Prise.
Vm, 74
risitare.
rogitare, cf. 127,
265.
ructare, in-, o6-,-ri,
cf. 128.
saeptaius, cf. 70.
SS6 saltare,circww-, de-
Suet., sub-, -sul-
tare, per- Lucr.,
Liu. , prae- et
trans-Liu.,cf.26,
98,114,141,189,
317, 348,
saltitare QuinL,
salitare Varr. s.
satagitare.
scitari Verg.,
»»** sciscitari, -re.
Scriptare, cf. 279,
scriptitare, cf. 266.
sectari ( *sequi-
tari), ad-, per-
Lucr., cf. 71,
184 (vgl. 209).
secubitare.
•»» sepuUare.
sessitare.
solüare Gell.
spectare,an<i-Gell.,
ex-^per-ex-yprae-
ca;-,cf.25,40,72,
96,186,193,267,
290, 313, 354.
Sponsore, cf. 97,314.
«4osputare, cf. 73, 187.
strepitare Verg,, o6-,
cf. 188.
subditareLucr.?, gl.
subiectare p (sub-
iactare Varr.).
subigitare et recc.
•48 subiectare.
submersare.
subrectitare.
subsultare Plaut.
subuectare Plaut.,
p, pA.
SSO subuentare.
succussare.
sumptitare Plin. s,
superuolitare Verg.
suspectare pr, pA,
prae^.
S54
C. V. Paucker,
13, 29, 43, 7d,
102, 130, 192,
269, 320, 364,
uersitare, gl, cf.
103.
uescitari.
uictitare et recc.
uisitare (uisere),
i»-, re- Plin. s.
•«• unctitare,
unguitare.
uocitare.
uolitare, cf. 14, 44,
131, 194, 242,
270, 353, 365.
uolutare, cf. 45, 80,
195, 243, 271.
uomitare Sen.
usitatus pass.,
»" sustenlare (cf. 99). transuectan lul.
taxare ( längere ), ^^^* ^
con-, re- Suet. transuersare Verg.
(cf. 371, 296^). Mor.
tentare, ad-, ex-, '" ^^'^'^^"^"^^^^ L"^^-
per-, ppae-, Ouid., ^"^^are Calull.
pA, pro-, re- tuditare.
Ouid., Sen., vgl. tutari, -re.
zu 75. uectare p, Liu., cf.
territare, cf. 76, 11, 41, 77, 101,
268. 319, 349, 363,
tinnitare. »to tieditare, cf. 42,
Motonsitare (cf. ICD). uexare,con-etrecc.,
tortare. di-, prae-.
tractare (-trectare), uenditare.
ad-, con-, prae- uentare,cf.l2,78,350,
con- Ouid., de-, uentitare.
ob-, per-, jp^'oe-, »'»uersare, in-, -ri,
re-. con- pA, ob-, cf.
3. Es sind hier im ganzen, wenn man alle composita imd
ein paar nebenforraen (b) mitzählt, 500 verba frequentatiuischer
form aufgeführt, von denen durch Cicero oder Cäsar saDctio-
nirt sind 146. Als pr sind bezeichnet 104, doch durften noch
einige hinzuzuziehen und so etwa 130 (mehr als V«) als ganz
oder vorwiegend dem älteren • Sprachgebrauch angehörig zu
betrachten sein. Eine gewisse Vorliebe der älteren latinilät fär
diese formation tritt noch mehr hervor, wenn wir nur die
Stammverben, ohne ihre Zusammensetzungen, welche frequen-
tativform angenommen haben, zählen (z. b. citare nur als 1,
nicht als 12), wo dann der antheil der pr 0,3 ausmacht Aus
der ganzen masse der spätlateinischen Schriften, gegen die doch
quantitativ der nachlass der classischen literatur weit zurück-
steht, sind nur 122 (weniger als V*) hinzugekommen, von den
einfachen formen sind ihnen gar nur 0,14 anzurechnen. Wenn
man nun nicht vergisst, dass sich unter den uns erst durch spätere
überlieferten Wörtern auch viele alte bergen, ^andrerseits auch
daran denkt, wie überaus gross in anderen bildungsformen die
fülle des neueren Zuwachses ist, wie z. b. von den Wörtern auf
-tio oder -sio 0,55 aller der tausende den recc. angehört, so
scheint jenes ergebniss die meinung, dass in der späteren
spräche die hiimeigung zu den freauentativformen im zunehmen
Itaterialien znr lateinischen wörterbildungsgesctiictite. $gg
war, nicht gerade zu bestätigen. Indess haben allerdings auch
wir frequentativformen bei recc, häufig angewendet gefunden,
und in gewissem mass wollen wir auch abschleifung der be-
deutung dieser formen im spätlatein nicht abläugnen. Ein
beispiel, das nicht gerade viel beweist, über das wir aber ge-
naues sagen können, bieten die scrr. bist. Aug. Es finden sich
bei ihnen mehr als sechzig uerba frequentatiua , fast halb so
viel als in allen den vielen ciceronischen Schriften, darunter
fünf prisca recocta, neu nur ein einziges, während sie in anderen
wörlerarten meist recht viele neue haben.
Von den aufgereihten uerba frequentatiua weisen vor der
endung den Charakter des part. per f. auf nicht weniger als
309, die überwiegende mehrzahl, fast 0,8 aller. Wir haben
allerdings alle gezählt, in denen nur immer das, was vor der
endung steht, der Charakter einer supinform, welche das primi-
tiuum wirklich hat, sein kann, zumal auch ohne die wenigen
für einige vielleicht zweifelhaften fälle (wie ob, mit uns, lambit-
are, oder lamb-itare zu theilen sei) den sicher vom part. perf.
abzuleitenden doch die überwiegende mehrheit bliebe. Das a
in grassari, das doppelte s in cassare kann nicht beirren, und
für die formen rapsare, taxare, uexare werden wir wohl ent-
sprechende nebenformen des supinstammes vermuthen dürfen
(vgl. rapsit, taxim, uexillum). Wenn sich noch immer zuweilen
eine neigung zeigt als eigentliches frequentativsuffix -tare an-
ssusehen, -sare nur als mitunter vorkommende ausnähme oder
als aus -tare erst geworden (z. b. Gossrau Gramm. § 217), so
hört das eben auf denkbar zu sein angesichts der n. 3 zu-
sammengestellten 63 falle (ohne comp.), in welchen s-are, 29,
in welchen s-itare die endung ist (0,3 aller), eben weil das
part. perf. des primitiuum auf s ausgeht. Dass das part. perf.
der bewusste bildungstamm war, bestätigt auch z. b. latare
zu ferre, die quantität von citare, die von dormitare (die wur
daher, ohne Überlieferung, auch für 165, 359 annehmen), der
ablaut z. b. in iniectare, insultare, die homonymie in tentare,
weil tendere und teuere beide part. tentus haben. Unter den
Verben, welche die primitiua dieser frequentativformen sind,
habep in der supinform c. 0,6 vor der endung (-tus, -sus)
einen consonanten, wie cap-tus, pul-sus, c. 0,22 einen stamm-
vocal, z. b. a (in 3), wie fla-tus, i der 4 coiy. (in 4), wie
256 G. V. Pauckei^,
muni-tus (in 6 verben endete der stamm auf einen dentalen
consonanten, wie plau-sus von plaud-ere), c. 0,18 ein kurzes i,
wie domit-us, habit-us, uendit-us. Sonst kommt dai*auf, welcher
conjugation die primitiua angehören, kaum etwas an.
So hat sich denn also die regel des Geilius und Priscian
bewährt, und auch der ausnahmsregel bei Priscian, dass von
part. auf -atus mittelst abschwächung des ä in i frequenlatiua
auf it-are, statt at-are, gebildet werden, und so aus clamare
werde clamit-are, glauben zu schenken hindert uns nichts, mit
der näheren bestimmung, dass einsilbige a-stämme, wie nare,
das a festhalten: nat-are (zu 147). Gewiss sind z. b. natare,
saltare, cursare, uolitare unter einander gleichartig, und das,
was in ihnen mitten zwischen sinnlaut und endlaut sich vor-
findet, in allen dasselbe, nämlich Charakter der form des part.
perf., ob ohne oder mit ablaut. In hietare von hiare ist nach
dem i des Stammes für a statt i eingetreten §, in commetare
das i für a mit dem vorausgehenden 6 in e verschmolzen, wie
in lutare das ui in ü. Wir zälilen also unbedenklich die von
verben 1 conjug. abgeleiteten frequentativformen auf it-are,
deren wir in unserem verzeichniss 37 aufgeführt haben (n. 6),
den von der form des part perf. gebildeten zu, die mit ihnen
89^/s % aller frequentatiua ausmachen.
Man könnte nach analogie der eben betrachteten frequen-
tatiua von verben auf are versucht sein, das it der endung
(-itare) auch aus den sog. doppelfrequentativen, wie dicti-
tare, zu eliminiren. Wenn ihnen die frequentatiua ersten grades
auf are ebenso zu gründe liegen, wie den frequentatiua ersten
grades ihre primitiua, so wäre auch in ihnen, wie clamit-are
aus clamat-are, so dictit-are aus dictat-are, eben it-are aus
at-are geworden, und suffix auch in ihnen einfaches -are. Da-
gegen aber spricht, nämlich gegen herleitung der längeren aus
den kürzeren frequentativen statt unmittelbar aus dem primi-
tiuum, oder mindestens nicht dafür spricht etwa folgendes.
Wenn auch in den meisten fallen die kürzere form auf -are die
gebräuchlichere und auch wohl, wie es scheint, die ältere form
ist, wie gestare häufiger vorkommt als gestitare, iactare und
natare gebräuchlicher und auch älter sind als iactitare, nati-
tare, so verhält es sich doch in einigen fallen umgekehrt, wie
z. b. lectitare und scriptitare gebräuchlicher und früher bezeugt
sind nis Winrp. «u^riiiffAro. iinH «» Hia l5ncr»rA frirm IKaiIq ont.
ttaterialien zur lateinischen wÖrtiBirbildungsgeschichte. ^7
weder gebräuchlicher oder älter, theils beides zugleich ist in
den paaren 6 und 48, 91 f., 125 (304) und 303, 143 f;) 257 f.,
314 f., 373 f., — und, noch mehr, nicht gerade selten neben
dem frequentatiuum 2. grades die kürzere form gar nicht vor-
handen, für unsere kenntnis wenigstens, wie wir z. b. wohl
morsitare finden, aber dazu kein morsare (n. 2, b). Dass diese
verba, in welchen wir hinter dem Charakter des part. perf.
des primitiuum ilare haben, gesteigerte frequentatiua sind, ge-
steigert auch in ihrer bedeutung, ist nicht zu verkennen. Da
kommt denn wenig darauf an, ob das increment it, in welchem
die differenz gegen das freq. 1. grades liegt, das also der laut-
liche träger der Steigerung ist, dem stammende anhaftet, oder
zum suffix gehört. Aufgeführt sind in unserem Verzeichnis
36 paare von frequentativen ersten und zweiten grades, welche
abgeleitet sind von 29 verben oder deren Zusammensetzungen
mit Präpositionen, wie factare, factitare von facere, responsare,
responsitare von re-spondere (n. 2). Einige dieser paare sind
aus einem einfachen und einem präpositionirten frequentatiuum
zusammengebracht, wie detonsare, tonsitare.
Die übrigen uerba frequentatiua, kaum mehr als Vio aller,
sind nicht vom part. perf., sondern vom präsensstamm ab-
geleitet, wie quaer-itare, noscitare, uisitare (der bedeutung nach
zu uisere gehörend), und die anderen n. 4 zusammengestellten.
Die meisten (0,85) sind von verben der 3. conj., vom ein-
fachen stamm, wie tuditare, aber auch vom verstärkten, wie
funditare, discitare, gebildet, doch einige auch von verben der
2. conj. wie latitare (zu 221), eines, wie es scheint, von
einem verbum, das im präs. nach der vierten geht (327).
Einige haben parallelformen regulärer ableitung, wie sich acti-
tare neben agitare, illectare neben illicitare findet. Als endung
dieser frequentatiua vom präsensstamm können wir nicht umhin
itare anzuerkennen. Denn wollten wir, um it aus ihr zu eli-
miniren, auch diese formen als doppelfrequentative auffassen,
wofür deren bedeutung kaum spricht, so existiren eben die
zugehörigen einfachen nicht, und, könnten wir auch zu agitare
ein agare aus ind-agare entnehmen, zu den meisten müssten
wir die kürzeren aus den längeren erst erschliessen, worauf
man sich ernstlich nicht einlassen kann. Es dürfte sich aber
die epenthese des it vor der endung -are hier dadurch er-
klären lassen, dass zur herstellung der intensiven form, d. h.
Zeitschrift für vergl. SpracUf. N. F. VI. 3. 17
^8 d V. Paucker,
der frequenlativform, das am wortstamm mangelnde increment
am suffix ersetzt wm*de.
Die frage nach dem gründe der thatsache, dass es in der
regel die form des part. perf. ist, was den bildungsstamm der
uerba frequentatiua abgibt, seheint uns durch den feinen ge-
danken: »ihr sinn ist also etwas schon geschehenes zur er-
scheinung bringen, d. i. eben die Wiederholung und verstärkungc
doch schwerlich sich lösen zu lassen. Wir lassen uns daran
genügen, dass es zurückzuführen ist auf die analogie aller bil-
dung neuer Wörter aus verben. Es werden ja auch nomina
uerbalia, wie sämmtliche auf -tor (-sor), weit vorwiegend die
auf -io, -US, -ura, -iuus . . vom stamm des part, perf. abge-
leitet, wie act-io, pens-io, actus, sensus, natura, usura, captiuus,
possessiuus, — actor, suasor. Und auch dort, wie hier, finden
wir daneben einige, aber, wie hier, unverhältnismässig wenige,
welche vom präsensstamm ausgehen, wie religio, gradus, figura,
nociuus. Es wird eben zum bildungssgtamm in der regel der
verbalstamm in ehier form, in welcher er einen Zuwachs, eine
Verstärkung angenommen hat.
4. Statt auf diesem wege der betrachtung gleich weiter
vorzugehen, um zu einer definition des wesens dieser bildungs-
form zu gelangen, wollen wir zuvor nochmals den blick auf
die bedeutungen lenken, welche die uerba frequentatiua in
lateinischer rede aufweisen. Eine Statistik auch der bedeutungen
ist nicht aufzustellen, weder ist sie ausführbar, noch würde,
wenn auch noch mehr beispiele iterativer bedeutung, als sich
aufgezeichnet finden, beigebracht würden, dadurch bewiesen
werden können, dass die iterative bedeutung die grundbedeutung
der form selbst sei. Allerdings ist ja die bedeutung nicht selten
eine iterative. So sind z. b. wesentlich iterativisch uisitare,
uolutare, — conuentare, datare, demorsitare, sumptitare . .,
auch quassare lässt sich als wiederholtes quatere fassen, habi-
tare ist entweder ein wiederholtes oder ein immerwährendes
habere, auf eine iterative grundbedeutung lässt sich zurück-
führen der gebrauch von uolitare hin und her fliegen, flattern,
cursare, ductare befehligen, dictare, auch bei cessare die be-
deutung säumen auf »immer wieder zurückweichenc (die auf
das intensive »ganz und gar zurückweichenc zurückgehende
bedeutung aufhören ist später) u. s. w. Andererseits ist noch
viel öfter von iterativer bedeutung wenig oder m'chts zu finden,
Materialien zur lateinischen wörterbilctungfigeschichte. 25d
wie u. a. in blatnitare laut oder heftig schreien, eiulitarei flagi-
tare, minitari, imitari u. s. w., andere uerba, die sie öfters
haben, haben sie mitunter wiederum nicht, wie z. b. poUicitari
in >se Pyrrhum occisurum, si sibi quidquam pollicitareturc
nichts iteratives hat, wie bei esitare, pransitare es sich in
manchen beispielen um einmaliges handelt u. s. w. Es genügt
aber der jedem des lateinischen kundigen bekannte umstandi
dass die iterative bedeutung bei uerbis frequentatiuis nicht immer
stattfindet, um zu beweisen, dass sie, wie oft auch immer sie
vorkommen möge, nicht die grundbedeutung der form, sondern
nur eine abgeleitete sein kann. Denn mag auch aus einer
iterativen bedeutung ein neuer wortbegrifif hervorgehen, der
dann als solcher zusammengefasst selbst nicht weiter iterativ
gedacht zu werden braucht, wie aus tractare in der iterativen
fassung : hin und her ziehen, zerren der begriff: sich mit etwas
abgeben, etwas oder einen behandeln, so kann doch nimmer-
mehr der nur iterativ zu denkende begrifif eines thuns eben
dasselbe thun auch als einmal eintretendes oder auch durch
einen Zeitabschnitt sich erstreckendes ausdrücken: unmöglich
kann der ausdruck »er pflegt wiederzugrüssenc auch auf einen,
der jetzt eben einen gruss erwidert oder es früher einmal that,
so übertragen werden, dass er eben nur die eine handlung
ausdrückte, und zwar kann durative gestalt eines thatbegriffs
(wie jedes praet. imperf.) auch iterative bedeutung aufnehmen,
indem nämlich das immer wieder thun als ein fortlaufendes,
mit übersehen der pausen, gefasst wird, aber nicht umgekehrt
die wesentlich iterative auch die durative. £s haben nun
einige in betracht, dass nicht alle sog. uerba frequentatiua
immer, aber doch manche und zwar vornehmlich auf -itare
ausgehende häufig frequentativisch gebraucht sind, als zweierlei,
wie schon erwähnt^ unterscheiden wollen uerba intensiua auf
-are und frequentatiua auf -itare. Es ist wahres in der Sub-
stitution des begriffs intensiua für den unhaltbaren begriff fre-
quentatiua, es ist auch etwas wahres darin, dass, wie wir be-
reits zugaben, in verben auf -itare die iterative bedeutung
zum theil mehr hervortritt. Allein es ist weder richtig, dass
ausschliesslich nur die uerba auf -itare frequentativische be-
deutung aufzeigen, noch dass diese sie immer oder alle ge-
bräuchlicheren derselben sie auch nur als vorherrschende haben.
Wie dies schon einige hier angeführte beispiele andeuten, so
17 ♦
260 C. V. Paucker,
wird man es bei eingehender prüfung in weitcrem umfang
bestätigt finden.
Wir fanden im uerbum frequentatiuum den stamm des
grundworts in der regel in der sog. supinform, an diese heran-
tretend die endung -are, in einigen erweitert oder verstärkt zu
-itare (um von anderen epenthesen abzusehen). Die endung
-are ist nichts anderes als was sie auch in einfachen verben
verschiedentlicher bedeutung ist, wie amare, clamare, stare,
und was sie und neben ihr -itare als derivationssufßx auch
im uerbum denominatiuura ist, auch dort weiter nichts bedeu-
tend, als dass sie trägerin des allgemeinen verbalbegriflfs einer
bethätigung ist. Ebenso kann die supinform des Stammes hier
wie in pens-are, nichts anderes sein oder bedeuten, als im
nomen uerbale, wie pens-io. Mit recht also nahm, wie wir
auf grund des principium identitatis erkennen, Probus die
significative Indifferenz der forma frequentatiua an. Der begriff
derjenigen thätigkeit, welchen das primitiuum ausdrückt, wird
dadurch, dass es in die forma frequentatiua eingeht, nicht ver-
ändert, aber verändert wird es doch, eben durch Zuwachs und
Verstärkung als solche. Zuwachs findet hier immer statt, be-
sonders sinnfällig, wenn zu dem verstärkten stamm in der
endung der vollere a-laut, wie doch in der niehrzahl der falle,
für ursprüngliches e (oder auch e, i) eintritt, noch mehr dann,
wenn die endung auch noch epenthetisch verstärkt ist, zu -itare.
Der Zuwachs bedeutet nichts für sich, verändert, wie gesagt,
nicht den begriff, aber er wirkt immorativ, intendirend, fest-
haltend bei der Vorstellung von demselben, sie betonend, ver^
stärkend, steigernd. Das uerbum, welches frequentatiuum heisst,
ist ein intensiuum, gleichsam ein potenzirtes. Die alten gramma-
tiker sprechen auch eigentlich nicht sowohl, wie wir es oben
ausdrückten, von zwei frequentativgraden, sondern von drei
graden, deren ersten das primitiuum bildet, so dass dictare ein
gesteigertes dicere wäre, dictitare dann gleichsam den Superlativ
darstellete. Und so kann denn durch die frequentativform
vermöge ihrer specifischen function 1) die thätigkeit sich als
eine verstäi'kte darstellen, hervorgehoben werden als mit kraft
oder eifer ausgeübte: domitare völlig bezwingen, raptare hastig
fortreissen, spectare sich etwas angelegentlich, genau ansehen,
queritari heftig klagen, ebenso intensiv territare, propulsare
und viele andere, oder 2) die Vorstellung bei ihr festgehalten
Materialien zur lateinischen Wörterbildungsgeschichte. 261
werden als bei einer sich zu verwirklichen strebenden, im co-
natus begriflfenen, wie captare zu ergreifen suchen, haschen,
schnappen, cassare fallen wollen, taumeln, so dormitare, zum
theil noscitare, sciscitari u. a., oder 3) als bei einer beharren-
den, andauernden, fortgesetzten, wie haesitare haften bleiben,
latitare sich dauernd verborgen halten, so restitare, sustentare,
lutari, sepultare u. a., endlich dann auch, da das immorative
sich, wie im fortsetzen, ebenso im wiederaufnehmen eines
thuns zeigt, auch Vervielfachung eine art der Verstärkung und
intension ist, kann 4) die thätigkeit erscheinen als eine sich
wiederholende, immer wieder aufs neue hervortretende, welche
bedeutung aufzunehmen wohl mit besonders disponirt sein
dürfte die intensivform solcher uerba, .welche mehr oder
weniger ein einmaliges momentanes thun zu bezeichnen pflegen,
also z. b. dictltare oft sagen, uocitare, emptitare, factitare (aber
ebenso das seltene factare), datare. Alle diese sinnesphasen,
die intensive (im engeren verstände), die conative, die durative
und die iterative oder frequentative, lässt zu, nimmt auf die
von uns erkannte function der uerba intensiua, sie bilden die
«phäre ihrer significabilität. Welche dieser bedeutungen die
einzelnen verben haben, das ist bedingt durch den gegebenen
thätigkeitsbegriflf, und bestimmt durch gebrauch und geschichte.
Die frequentative bedeutung ist eben nur als die eminenteste
Steigerung der Vorstellung von einem thun, als die xar* i^ox^v
intensive bedeutung der intensivform der theorie besonders auf-
gefallen und von ihr als hauptbedeutung der form aufgefasst,
darnach und zum theil wohl in folge davon auch vom usus
in gewissem masse bevorzugt worden, dem sich denn auch für
diese stärkste bedeutung die am meisten verstärkte form, die
auf -itare, besonders empfehlen mochte.
IV.
Die uerba denominatiua auf -are.
. . erit intor oxompla.
Die lateinischen uerba denominatiua gehen in weit über-
wiegender mehrzahl auf -are aus. Die zahl der übrigen, der
auf -Ire endenden, wie custod-ire, stabilire, esurire, der auf
-ere, wieflau-ere, senere, und der denominativischen inchoa-
262 ' C. V. Paucker,
tive, wie z. b. arborescere, ditescere, maturescere , notescere,
kommt zusammengenommen nicht einmal dem fünften theil
jener gleich. Hier wird zunächst von der hauptform auf -are
gehandelt, mit berücksichtigung, wo es für das wesen der
ganzen art erforderlich schien, auch der übrigen.
In dem nachfolgenden Verzeichnis der uerba denomina-
tiua auf -are (I), bei dem es auf Vollständigkeit wenigstens
abgesehen ist, wird man neben den nach form und bedeutung
unzweifelhaften auch einige uerba finden, von denen es streitig
sein kann, ob sie abgeleitet sind oder beziehungsweise primäre.
Es sind eben als denominativisch manche darum betrachtet
worden, weil sie sich auf ein nomen zurückführen lassen und
nicht ebensogut umgekehrt das nomen auf das verbum, und
so ist z. b. zwar dennoch nicht uocare auf uox, wohl aber
coenare auf coena, curare auf cura zurückgeführt worden, ohne
dass damit behauptet wird, es sei einmal cura dagewesen und
curare noch nicht. Von einigen aber ist die hingehörigkeit
auch uns selber zweifelhaft, wie z. b. ingare, das auch inten-
siuum von lungere sein kann, lacerare u. a. Mit aufgeführt
sind auch 19 uerba, die gar nicht als denominativisch be-
trachtet sein wollen, sondern von adverbien, meist localen,
abgeleitet sind, wie intrare (n. 34).
In dem Verzeichnis ist der stoff zu einer abhandlung über
die lateinischen denominatiua gegeben, zum theil auch bereits
digerirt in den noten, die das in einem oder dem anderen
betracht gleichartige zusammenfassen, während manches wei-
terer betrachtung übrig gelassen bleibt. Nicht alles aus dem
Verzeichnis ersichtliche, ja auch nicht alles in den noten an-
geregte gestattet der räum in dem zweiten theil dieses auf-
satzes auszuführen. Es soll in demselben nur 1) kurz zusammen-
gefasst werden das hauptsächliche über form und ableitung
der uerba denominatiua auf -are (II), 2) versucht werden ein
semasiologisches princip für das uerbum denominatiuum abzu-
leiten und zu begründen (III). Auf die modificationen aber
der grundbedeutung durch Zusammensetzung mit präpositionen
gehen wir hier nicht ein, obschon wir in dem Verzeichnis
sorgfaltig bei jedem' uerbum seine Zusammensetzungen ange-
geben und dadurch mehrfach unser in De latinit. Hieronymi • .
p. 98 — 134 gegebenes Verzeichnis der lateinischen mit präpo-
Materialien zur lateinischen wörterbildungsgeschichte. 263
sitionen zusammengesetzten verben ergänzt oder auch berichtigt
haben.
Die zum Verständnis des nachfolgenden Verzeichnisses er-
forderlichen Vorbemerkungen findet man in dem vorhergehenden
aufsatz.
abortare Varr., recc.
(abortum, i), cf.
abortire (abortus,
us)^).
äbsentare, ^ absent-i-
are ^).
absidcUi4S.
absinthiatus Sen.
rh., absentcUas,
»accipitrare Laeu.
ocedfian.
aceratus, ob- -re.
acerbare p, ex-, de-
ex-, ifh- gloss., ob-
(P. Diac.) epit.
Fest.
acerrare gl. i. sacri-
ficare.
loaceruare Liu.^ co-,
I.
36, 247, 299, 338,
352,404,639,652,
1593.
acetare (perf. App.
herb. 3,8).
-acinare, de-, ex-.
'Oeisclare, ex-,
aculeatus.
16 acuminatusPlin.,-re,
ex^.
acutatus.
adipatus.
adminiculare, n-*).
adolescentiari Varr.
s. (cf. 2«'^ 1184,
1196, 723, 724,
— 304, 590, 1094,
1277, — recc. 5).
ex-, super-, cf.34, *^ adolescentulare.
aduersari, cf. 347,
348.
adulterare, intr. et
-ri.
aedituari et -re, ex-
(sed cf. Loewe
Prodr. corp. gloss.
lat. p. 277), « aedi-
tumari.
aegrotare, co- (cf.
aegrere Lucr.)*).
" aemulari *), ob-, sub-,
-re.
Oreneatfis.
aequare, ad-, co-,
ex-, in- Caes. s.,
pra>e-, red-, ^ -ae-
qu'it-are% ad-.
aeratus, ob-, sub-
Pers., -re, ad-^ in-.
*) Cf. ad 116 (artare, artire), 136, 180, 188, 249*, 290, 427, 50% 578, 603,
782, 790, 939, 947, 1058. 1096, 1121, 1195, 1276, 1284, 1330, 1336, 1406, 1413,
1677, cf. et ad 362 et 975.
») Cf. 19 adolescent-i-ari, 64 b, 172, 278, 353, 387, 587 b, 691b, 724, 809 b,
842b, 956, 1091b, 1144b, 1268, 1432, 1482, 1512, 1660 (20, recc. 11), -e-are
574, 786, 885c.
») Cf. 62, 75, 228, 229, 310, 314, 354, 393, 404, 438, 493, 504, 544, 558,
634, 694, 762, 765, 797, 828, 875, 1050, 1067, 1101, 1104, 1127, 1129, 1145,
1227, 1279, 1281, 1294, 1355, 1441, 1452, 1463, 1465, 1469, 1483, 1509, 1520,
1549, 1552, 1557, 1568, 1585, 1587, 1618, 1653, et n. 5.
*) .Cf. ad 42 (albicare, albere), 303, 428, 468, 574, 594, 777, 795, 806,
848, 937, 993, 1151.
•) Cf. 148, 268, 443, 512, 549, 626, 668, 1084, 1265, 1437, 1566, 1603,
1649, 1668, — cl. n. 3 ab -ulus, -bulus, -culus, -tulus . . finitis uerbalibus
65, recc. 20.
•) Cf. 66 amuss-it-atus, 78, 136b, 163a, 174, 187b, 188, 200, 256b, 287b,
294, 315b, 388, 399b, 406b, 416, 424, 428b, 435, 461, 488?, 489, 508b, 526,
264
C. V. Paucker,
cienigtnare.
ao aeruscare^) Fest, epit.,
Gell., ^ aesculari
(*aesculura).
aesliuare Varr., . .
aestuare, ab-, ad-
Stat. s. , ex- p, pA,
in- p, inter-,
aeternare Varr.
aggerare, p, pA, ad-
pr, pA, circum-
Col., co-CoL, ex-,
in-, super- Col.
»^aginari (agina Fest.)
gl. tricari, in paruo
morari.
agniinari.
-agrare, per-.
agricolari.
alapari, -re gl., ex-,
cf. 321, 695, 1163,
1626, 1686.
4oalatus p.
albatus, -re, de-, sub-
de- Varr. s., ex-,
in- Enn.? (al. al-
bere) ®).
albicare Hör., sub-
Varr. (cf. albica-
scere)»)» cf. et al-
albidare. [pere.
-alburnatus, ex-
Plin.
"alienare, ab-.
alliatus.
alludiare (cf. 701, 1191).
alogiari.
altarß, ex- Sen., 5m-
per-ex-, in-, super-,
Bo alterare, in-,
alter-c-ari, co-, -re
et recc.
alternare p.
alueatus.
aluminatus Plin., ex-
Plin. s.
*' alumnari{-tusp3iss.).
amarare, ^ amar-ic-
are^% ex-, in-,
ambulare, ab-, ad-,
eircum-, co-, de-
pr, Suel., pro-de-,
ex-, in-, ob-, per-,
prae-, red-, super-.
anientatus; -reppA,
cf. 637% 694, 783,
1333, 560, 618,
1626.
amethystinatus
Mart. s.
•oamicare ^^) Stat.,
^-ri.
amictuare gl. , eir-
cum- it.
amiculatus.
amoenare.
amplare, ^ -iare, ad-,
ex-, re-,
"ampullari Hör.
-aniurcare, ea>.
amussitatus , cf. 813,
925, 942, 945,
1003, 1014, 1129,
1177, 1225, 1281,
1519, 1580.
amylare, ^amylicare.
amUhemare.
Toancillari") et recc,
ex-^ -re.
ancaratus, ex- -re.
528b, 529,590b, 664,676,680,691c, 698,710b, 726, 737b, 777 b„ 837b, 841b,
844, 852b, 864b, 941b, 959, 973b, 999, 1002b, 1107b, 1127b, 1151b, 1234,
1250b, 1251b, 1330, 1607b, 1613b, 1615b, 1626b, 1651, 1677b (recc. 30).
^) i. aera coUigere, cf. 919 mellare 1. mel colligere h. e. demere ex
alueis, 1043, 1269, fort, et 1041b, 1161, et porro 284, 594 b frondare q. pro
defrondare, 765, 827b, 832 al., 1082b, 1116, 1152 trans., 1238, 1279, 1288,
1392, 1459 al. (horum 10 recc).
») a. ad 207, 209, 296, 511, 564, 956, 998, 1309, 1341, 1361, 1503, 1616.
•) Cf. ad 120 asperare, -asperascere, 142, 222, 364, 438, 533, 562, 624
630, 633, 646, 650, 673, 746, 757, 911, 1091, 1107, 1234, 1239, 1252, 1301,
1396, 1412, 1523, 1582, 1638, 1640.
»«) Cf. 42 alh-ic-are, 51 alter-c-ari, 68b, 129b, 165b, 183, 234, 293, 297,
301b, 303, 331, 383 b, 503, 526 (-ic-it-), 574b, 594 c 620, 697, 706, 888, 889,
993, 1066b, 1098 b, 1291, 1309, 1422b, 1429, 1485, 1523, 1550, 1661b (recc. 21).
") Cf. ab -Icus uerb. 84, 95, 711, 736, 923, 1022, 1232, omnia uett
") Cf. 19, 21, 22 b, 23a, c, 25, 38, 60b, 72 b, 78, 86, 95, 101, 103, 110a,
127 b, 128 a, 132 b, 137 b, 140a, 146 a, 158, 174 a, 255, ^7, 267b, 313, BU.
Materialien zur lateinischen Wörterbildungsgeschichte.
265
anculare (anclare), CO-,
-ri.
anethatus.
angariare. [jare.
„ angulalus, ex-, angu-
angustare Catull.^
CO-.
angustiare ^^), co- -ri
S. S.
anü-it-ari.
animare, ex-, in-,
redr.
anisatus.
annare, per- Suef. s.
annonari ^*).
ansatus pr, Col.
antiquare.
,, anulatus.
anxiari.
aphratum,
apiatus Plin.
apicatus Ou. s.
apinari, cf. 253, 504,
506,755,756,855,
1011, 1198, 1294,
1398 sq., 1569.
apocJiare,
aporiari, ex-.
apostatare.
apothecare.
tsapricari, -re.
aptare, ad- Suel.,
CO-, ex-, prae-,
aquari, ad-, ^ aqua-
tus Sen., ad- -re
Plin., in-,
aquilattis (aquilus).
araneans^^).
100 aratrare ( artrare )
Plin., cf. 1684.
arbitrari, -re.
arbustare Plin. s.
architectari , archi-
tedonari
arcuare ^®) Mela, cf.
105,211,212,584,
1415.
105 arculatus Fest.
arenalus Cat., ex-
-re Plin. s.
argentatus pr, Liu.,
argentare, de- et
recc, in- Plin.
argestare gl.
argumenlari, de-,
prae-, super-.
iioargutari, -re Prop.,
Petr.
arietare pr, pA.
aristatus.
armare, ad-, co-, de-
Liu., ex- Sen., in-,
ob- p, recc, per-
Curt, red-,
armillatus Prop.
116-arrare, oh-, sub-,
aitare pr, pA, co-,
in- (artire).
articulare Lucr.,
recc, CO-, ex-,
arttiare, de-, ex- (?).
asciare Vitr., de-, ex-.
"0 asperare Varr., ex-
Ou., Sen. rh., in-
(cf.c;r-, in-aspcra-
scere gl.).
ossäre, in- PI. s.,
sub-, cf. 474.
-dsserare, in-.
327a, 347, 348, 351, 360, 448, 456. 503 a, 512a, 522, 523, 612, 620, 644, 648,
668, 672, 685, 704, 724, 730, 736 b, 745, 749 a, 763 b, 770, 780, 799, 805 a,
860b, 882b, 914a. 921b, 923b, 930, 946, 980b, 984. 988, 1007, 1019a, 1029b,
1052a, 1084, 1092, lia3. 1120, 1125. 1142, 1160, 1174, 1184a, 1187a, 1199,
1200, 1207, 1212a, 1234, 1235, 1240, 1265, 1276, 1277, 1291b, 1322, 1371,
1377, 1429, 1437, 1507, 1534, 1544a, 1574, 1601, 1607, 1611b, 1614, 1619,
1628, 1629, 1645, 1652 b, 1658, 1668, 1682, 1687 (CXIV).
") Cf. 6 acediari, 48, 92, 506, 547, 649, 719, 814, 1481, omnia recc, -^
191 caerimoniari, 74, 210, 349, 426, 615, 699, 731, 739, 743, 867 b, 1018, 1198,
1206, 1391, 1499, 1647 (uett. 6, recc. 11), —870 maceriatus, 425, 909 (recc. 1).
") i. annona se instruere, cf. 30b, 97a, 279b, 352, 597, 817, i 1041b,
1067, i 1161, 1448, 1470.
") Cf. 326a comans, et sim. 361b, 537, 630, 673b, 784, 1009, 1252b,
1392a, 1458b (recc. 6), et mtr. ab adi.217c candidans, 192,993,1248,1311a,
1661b . . Cf. et n. 28.
") Cf. 61 araictu-are, 118, 565, 665, 695, 747, 896, 897, 1069,1111,1415,
1417, 1495, 1555, 1588, 1688 (recc. 12, — a nom. uerb. 9, recc. 7).
'. Paucker,
').
-assulare, ex-,
" atratus, ob- Plin. s.,
auclionari. [alrare.
auctorare Hor.,Liu.,
ex- Liu., -ri.
aucupari, -re.
auerua-e, aiien{i)care.
— auerruncarc.
aagrnentare, eo-^^).
augurare, ex- pr,
Liu., in-, -ri.
auguiäare.
auratus, -re.de-, in-,
ob-, sub- Petr.,
super-.
" aurcatus.
-auriculare, ex- (au-
ritus, in- -re), al.
auscu1(i)tare.
aurigare Plin., -ri
Varr. s.
aurorare Varr. s.
aurugittare^*).
'• auspicari, et -re, co-,
ex-, red-,
aastrare gl.
autuninare Plin. (cf. i
aidumHo-scere).
auxiliari, co-, -re.
-axare, co- Vitr. s.
" bacatus p.
bacchari, de- Ter.,
Hör., per-, -re.
baeticalus Marl. s. '
baiulare pr, Qulnt.,
con-, re-, sub-.
balanatus Pers.
» -ballistare, ex-.
balneatus, al. ^h(d-
neare.
baiteare. Vbire).
barbalus (al. bar- ''
basiare Calull, per-
Pelr. s., cf. 1063,
1477.
1. bellare, de- Verg.,
re- Hirl., -ri p,
cf. 269, 463, 1213,
123G.
heluatuB.
beneßciare, -/ms*").
henigtuai, cf. 882.
bidentare^\.\.XoAeTG.
' bifidare.
bigatusLiu.,cf.l259.
bimare gl.
-binare, con-, cf. 52,
1263, 1530. [f^
bitumisatus *^) Plin^
bombitare, bombicture
' (-zare), cf. bom-
bire SueU
botiAycmare gl. Isid.
purpuram facere.
houinari Fest. ep. (an
a boare?).
bracatus.
brachialus Col.
> -brachiolare, de-,
bracteatus Sen., «i-
-re.
breuiare Quint., ad-.
-bromare, ex-.
bubulc-it-ari Plaut.,
■roVarr-fbubulcireJ,
1 bttb-ul-are{b\iho)'*),
cf. 805 »- .
buecdlatus, de-.
bucinare Varr., de-,
(ff-, cf. 1581.
■') er. ab -UU8 uerb. S3a?, 387, 34*, «9, 522, 523, 597, 887, 973, 1131,
1382, 1471, 1598, 1648 (recc. 4), — 934.
") Cf. 109 arRument-arl, 58, 190, 309, 377, 432, 454, 473, 494, 5^ 548,
575, 597, 602, 706, 781, 840, 879, 1044, 1106, 1149, 1384, 1386, 1470, 1488,
1500 (recc. 15).
'•) er. 29 aerugin-are, S05b, 221, 537, 60*. 703, 784, 814, 1300, 1537,
1636 (recc. 9, _ a -do 2), — 233 cardio-are, 647, 903, 1060 (omnia uetL).
'*) Cf. ab -ium ahstr. 47, 143, 320, 328, 339, 333, 3H, 338, 343, 350, 439,
446, 496, 5igb, 56t, 701, 709, 733, 738, 987, 1027, 1035, 1039, 1065, 1113,
1164h, 1188, 1191, 1193, 1205, 1308, 1313, 1218, 1383, 1286,1428,1434,1164,
1477, 14S0, 1510, 1515, 1536, 1573, 1666 (recc. 17).
") Cf. 15 acumin-atus, 36, 54, 185, 336, 337, 369, 316, 382, 398, 445,
492, 53S, 577, 605, 633, 645, 833, 830, 857, 1002, 1015, 1193, 1317, 1887, 1457,
1489, 1493, 1513 (recc. 8, — ab abstr. 16, recc. 4).
") -ul-are uel -il-are 570a et b, 648b, 9^ 1199, 1239b, 14tl (-ic-ul-),
Materialien zur lateinischen wOrterbildungsgeschichte. 267
-bulhitare, in- (ßoXßnoy),
hülifnare.
»• bullare Cat. (cf. bul-
lire), al. ^ bullatus
Varr.
bustare gl.
buxans.
cäballicare (chevaur
eher).
cachinnare, de-, cf.
1349.
18« cacuminare Ou., de-
Col. s.
caduceatus.
caecare, ex-, per-
ex-, ob-, prae-,
casdtare Arn. VI,
22 cod.
caecul(i)tare (caecu-
tire).
caelare.
ito caementcUiAS,
caerimoniari ( cf.
1536).
caerulans.
caeruleatusVell.s.^*)
caesariatus et recc«,
cf. 222, 285, 290,
326.
itf calabricare.
calamistratus ^*).
-calauticare,de-Lucil.s. *!• calumniari, -re S. S.
calcare,circum-Col., uet., re-.
inter- Col. s., re-
Col, super- Col.,
-culcare, con-, de-
Plin., ex-, in-, ob-
elLiu.,i>rae-,pro-
Ou., pA.
calceare, dis- Suet., *" cancellare Col.
caraerare Plin., con-
Vitr.
caminare Plin. s.
eampestrari.
canaliculatus Plin. s.
ex-Sen.,-riVarr.s.
«00 calc-il-(e)r-are^^),
re- Hör.
calcülare.
cäl(i)dare, ex-.
calicatus Fest. ep. p.
47 et 59 M., de-
ib. p. 75 (calce
litus).
calicare gl. (decali-
cancerare.
candidatus, ^-re,fti:-,
in-, et ®intr. candi-
dans.
eanieuUUus, cf. 226,
323, 1404, 1422.
cantheriatus Col. s.,
cf. 18, 602, 614,
1114% 1172,1457,
1544b.
cator xazanoT^g). "« canusinatus Mart.
soscaligare (cf. 582 et -capedinare , dis-,
fort. 1639), cali-
ginare.
caligatus Suet. (ca-
liga).
-callare, in-, -tus,
ob- Sen. s. (al.
caliere).
ccUorattiS *•).
caluare Cat. ap.
Plin., de- fal. cal-
uere Plin.).
inter-,
capillatus, -ri Plin.?,
-re, de- auct. de S.
nelM,ex-(deehe-
veler, echevele), cf.
capülascere gl.
capistrare Ou., Col.,
in-.
capitatus Varr., -ca-
pitare, de- gl., in-
it., prae- ^'').
**) Gf. ab -eus, -ea, -eum finitis, sed substantiuis aut substantiuorum
uicem obtinentibus 14, 26, 99, 135, 171, 1S6, 199, 239, 251, 305, 312, 318,
405, 516, 787, 826, 829, 883, 891, 899, 982, 1009, 1031, 1064, 1076, 1086,
1119, 1155, 1375, 1537b, 1548, 1564.
") Cf. (a -ber, bra, brum, -cer . ., -ter . . finitis subst) 100, 223, 266,
381, 401, 455, 543, 700, 795, 813, 851, 855, 863, 878, 935, 951, 1080, 1169,
1211, 1305, 1337, 1364, 1476, 1523, 1527, 1635 (recc. 10), — ab adi. 213, 259,
376, 635, 702, 746, 852, 1361, 1394 . .
») Cf. -er-are 243, 942, 1123, 1438, -ig-er- 562 c, 1627, 16.32.
") Cf. ab -or, oris 322. 465, 525, 683, 692, 772, 990, 1036, 1233, 1296,
1310. 1351, 1430, 1475, 1487. 1526, 1547, 1559, 1608, 1650 (uett 7).
") Cf. 364, 238, 118, 136 a, 271, 282, 369. 429, 436, 827, 897 b, 975,989,
1034b, 1063, 1088, et ad 194, 318, 665.
268
C. V. Paucker.
"» capilulatus Gels,
(-rcgl.), re-el-ri
caprificare Plin.
captiuare, re-,
capulare (capula)
Plin. s.
capulare (capulum)
Mela, Gol. (aliud
est, fort, non de-
nom. , capulare
uelcapellare,unde
chapeler.., Spicil.
Add. Lex. p. 17).
"• carbunculare Plin.
s.").
carcerare, in-,
cardinatus Vitr. s.,
inter- it., cardina-
re, in-,
carians^^).
car(r)icare i. carro
imponere uel ue-
here onus, one-
rare (ital. cari-
care, gaW.charger),
dis-, ex-,
***carinare et ^ -tus
Plin. (carina).
carminare Varr.
(Carmen acarere).
carminare (carmen
a canere), -ri.
carnattiSj -camare,
con-, de-, ex-, in-.
caseattis, in-.
i^^cassare (cassus). »wcelerare p, Tac.»
cast-ig-are, con-, re-. ad-, cm-, prae-
castaritmtus.
cast(e)rare, ex- Gell.,
al.ex- (acastrum)
Scrib.
ca^plasniare.
"» catarrhatus,
catenare Gel., con-,
Slat. s.
centesimare (cf. 418).
cenfratus.
centuplicatus Plin.
(-ato), -rc»i).
centuriare, con-,
prae-, sub- et recc.
in- (enchainer). *"ceratU3, -re Gol. s.,
-cateruattis, con-. '^" ^^'^'
catillare. -cercbrare, ex-.
cauare p, pA, con- cernuare Varr., -r».
Ou., de-, ex-, in- cernulare Sen. s.
Gol. s., sub-, süb- certaminare gl.
^"* "« certiorare **).
"•*cati(?afus gl. (cf. ceruicatus, de-.
,. ^ ^ cerussatus Marl,
-caudicare, ex- uet. .. i /-x i
Uv on Frnntm ces?)ttorc gl. (ital. ow-
picare i. inciampa-
275 cetratus. L^^h
characatus GoL s.
SBO
lex ap. Frontin.,
caudicatus gl.
caueatusPlin. s.,-rc.
cauemare, , , , .
.„ . . chlamydatus.
cauillan, tn-, -re. , . "^ ...
,. , . chnsmare^^).
caiUiCulcUus, h ' i
«.* cauponari Enn., recc'o). CiiymiatUS.
causari n., -cusare, "« ^^^^^^ G^'-' ^^'> -^•
ad-, co-ad-, in-ad-, cicatricar%.
sub-ad-, ex-, st4b-
ex-, in-, re-, -cu-
sitare, ad-.
causidicari.
cauteriare.
cicurare.
ciliatus gl.
-cilfcicUus, con-.
cimicare gl. noqil^B^v^
cf. 1116, 1238, et
celebrare, con-, per-. «•» cincinnatus. L*^' '•
») Cf. 139 auruginare (i. e. cum . . esse), 233, 526, 1360, 1508, 1633
uerminare, 581, 1548. Cf. n. 15.
") Cf. (a -es 5 decl.) 194, 472, 872, 1348, 1357, 1360, 1435, 1438 (recc. 6).
»«) Cf. 313, 888 (on-ic-are), 1187, cf. ad 799, — 818, 957, 1128, 1^0,
1399 (et 1398), 1551.
") Cf. 417, 467, 960, 1033, 1261, 1267, 1393, 1410. 1572 (recc. 2). Cf. n. 44.
") Cf, 431, 881, 918, 936, 1118, omnia recc. Cf. n. 47.
**) Cf. 69 anathemare, ab anathema, aus, 244^ 434, 625, 1168» 1173.
1334, 1372, 1460.
Materialien zur lateinischen wörterbildungsgeschichte.
269
'Cinerare, con- Teil., sos clipeatus p, Liu., -re. colostrafus Plin. s.
de-, in-. cloacare Fest. ep. columbari Maecen. s.
drcare^^), circum-, dysteriare. t^a columnatus et recc.
coaetaneare Tert(?), comans p, comalus
cf. 500 (et 1521).
coagmentare,ef.310,
538, 641.
circitare Sen.
circinare Ou., de- Ma-
nn. s.,ef. 1058,638.
circulari, ->'C.
fwcirratus Pers. (cf. siocoagulare Plin.
cirntusap. Macr.). coccinatus Mart. ««).
citratus (citrus). cochleatus,
cUratus (citra). codonan.
duicare gl. (einem coenaculatus.
agere). »iscoenare, con-, in-
ciuttare gl. Isid. et- ^^^^ s., re-, sub-
uem facere.
fhdanculare gl.
ciarare p (et Cic.p.),
ad- Liu. s., de-,
prae-de-, ex- Vitr.
(al. elarerc).
daricare App.
mund. s.
clarigare (Plin.) ^5).
-dassare, con- gl.
soociatrare Plaut, (cf.
215).
ap. Quint., coeni-
tare; cf. 487, 929.
cognominare Varr.
(cf. 1193).
colare Col., de-, ex-,
n., comare.
comitari, con-, -re
p, -ri pass. et pA,
-tus pass., con-.
comiliare, in-, -Tt,
comnierdari.
»so commodare, ad-, su-
per- ad- Geis, s.,
prae-,
communicare, dis-,
ex-, in-, -ri Liu. s.
compendiare.
comperendinare, cf.
375, 452.
compluuiatus Varr.
per- p, re- Scrib. sas conchatus Plin. s.
s., trans-, condmlatm.
coleatus (cf . 926, 972,
1 6 1 2, catidi^, pe-
nitus).
-collare, de- pr, pA,
sub- Varr.
conchyliatus.
conciliare, de-, in- et
recc, re-,
concinnare, prae-,
re-, -ri.
clauatus pr, Plin., ««cöKegfia^ws, cf. 264, ^^„ J n^* , .
^. .7ww.,c .q9.ft..q:^ft A07A51 "»concordare (et
-re, dauiceUus.
-clauatus (clauis), con-
Fest. ep.
claudicare (cf. clau-
dere).
dientare gl.
328,338,407,421.
-colopare , per-
Petr. s.
colorare, con-, de-
Ad Her., dis- gl.,
prae-, sub-.
trans.\ cf. 444.
canfoedustare gl.^').
coniedurare^^).
consiliari.
continuare.
»*) Cf. ab adu. 292. 346, 501, 521?, 578, 599, 753, 754, 7.59, 889, 1074^
1123, 1199?, 1221, 1496, 1518, 1554?, 1672 (recc. 8).
»») Cf. 562b flamm-ig-are, 607, 618b, 768, 809c 810b, 810c (-ig-in-),
834, 938, 974b, 981, 1251, 1284?, 1316b, 1610b (i-eg-are), 1622 (recc. 7).
**) Cf. ab adiectiuis substantiuorum uicem obtinentibus 26, 31, 41a, 53,
59, 135, 147, 195, 213, 217 a, 220, 242, 311, 386, 413, 516, 621, 677, 826,829,
890, 914, 924, 992, 1086, 1115, 1119, 1138, 1155, 1201,1202,1241, 1248, 1344,
1397, 1401, 1504, 1537 b, 1643.
»') Cf ab adi. -tus finitis 76, 101, 133, 505, 611, 682, 689, 734, 877, 892,
943, 950, 1047, 1613, 1617, 1623, 1641 (recc, 7).
»•) Cf. ab -ura 402, 542, 550, 693, 835, 925, 940, 977, 1148, 1376, 1556,
1575 (recc. 11).
270
G. V. t^aucker,
>*» conlionari ^^).
-contrare, re- (ren-
contrer).
ccntrariari,
conlrouersan Gic. »'«
fr.*«).
contumdiare, -ri, cf.
210,350,382,739.
»»« conuiciari Varr., -re.
conuiuari, -re.
copiari. ,,5
-i^apriare, in-.
copulare, dis- (de-
coupler), -ri.
•^^ coraodfHire^^).
corcinari (corcus).
cordatus (et SeD.,,^^
recc.),ea:--rc, ^re-
-ri.
coriandratus.
-coriare, de-, dis-, ex-,
ttocornicari Pers.
camictdatus, -^ins.
cornuatus (cf. cor-
nutus).
coronare.
corporare (-tus et
Gic.)*^), orf-, con- »"
Plin., in-, re- ü^,
re- , trans- ( cf.
carporascere).
«« corpulentare *').
corticatus Gol., -cor-
ticare,de-Plin.,fti;-.
coruscare.
corymhiatus.
costatus ( Costa)
Varr. s.
costatus (costum).
cothurnatus Ouid.
-coxare, in-.
crapulaius, -ri.
crassare , con- , in-
(engraisser).
crastinare gl., pro-
re- Gol.
crebratus Plin.,|)er-,
crementare, in-.
crepidatus.
cretatus, In- -re Petr,
cribellare, ex-,
cribrare Scrib., am-,
in- Plin. s., per-
Scrib.
criminari, con-, -re
et recc, ♦»- gl.
(incriminer).
crispare p, pA, con-
Vitr., in-, crispi-
care Gell. s.
cristatus Verg.
crocatus Plin., -re.
crocinare (croci-
num).
cruciare, con- Lucr.
s., de-, dis-, ex-,
per-, fe-'
cruditare.
cruentare.
»•0 cruminare.
crustare Plin«, con-,
de-, in- Varr.
crustulcUus.
cubiculatus San. s.
cuculare Suet. fr.
*•> cuculkUus.
cucurbitare, cf. 195,
244,258,277,307,
460,475,477,478,
575, 1143, 1327,
1363.
"CulcUus, de- gl.
culminare.
culpare n., de-, ti^>
culpitare.
400 cultellatus Plin., ex-.
cultratus Plin., s.,
^sulh -re.
cuUtirare gl. Pap.
cuminatus.
cumulare, ad-, cir-
cum- Stat. s., eon-.
40f cuneare Liu. (-tus),
Sen., dis- Plin. s.,
ex-, sub- Vitr. s.
curare, ad-, con-, ex-,
per- Liu., proe-,
pro- , re- Gtll.,
Plin., super-, euri-
tare.
curiatus , ^ ex- -re
Varr. s.
>•) Cf. ab -io uerb. 126, 1 185, 1224, 1262, 1275 (o-d-nan), 1383, 1562 (uett 4).
'®) Cf. a part perf. uicem nominis obtinente 16, 21, 49, 96, 110, 116,
121, 181, 240, 423, 474, 509, 520, 541, 893, 903, 1021, 1028, 1132,1247, 134%
1401. 1427, 1478 (recc 14).
") Cf. 356 corc-in-ari, 167?, 415, 810c (-ig-in-), 860b, 1100b, 128%
1338? 1374b (recc. 6), -ic-in- 894, 1614.
") Sic or-are ab -us. oris 419, 592b, 1110, 1459. 1521, 1522, 1528(1301),
recc. 3, sed er-are 531 fener-ari, 592 a, 1150, 1519 (omnia uett); cf. n. 57.
«*) er. 389, 854, 865, 1054, 1592, 566, 1175, 1680 (recc. 6).
Materialien zur lateinischen wdrterbildnngsgeschlchte«
271
curtare p, de-.
curuare p, pA, con-
Laber. s., de-^
in- , super- in-,
pro- Stat. s., re-
Cels-
4iocuspidare Plin. s.
cycladatus Suet. s.
cylindratus Plin. s.
dälfnaticattis.
damnare, de-, per-,
prae- Liu. , re-,
-demnare, con-.
4if dapinare.
debilitare (cf. 435,
664).
decemplicatus
Varr. s.
decimare Fest. ,
Suet., ad-, c-.
decorare, con- n.,
de- n.
Ato decuplatus^^).
decuriare.
decussare.
dcfrutare Cat.
deäare.
Atk deliciatus.
ddiciari.
dementare (etiam i.
demenlire).
densare p, pA, ad-
Liu., circum-, con-
Varr., itUer- gl.,
densitare (cf. den-
sere).
dentalus , -denlare,
e-, in- (al. den-
tire)").
«so denticulatus Col.
deteriorare.
detrimentarL
dextratus, cf. 1414.
diadematus Plin.
436 diffictd(i)tare.
digitatus Plin. s.,
-re gl.").
dignari p, pA, de-
it., -re, de-.
dilucfdat Gell. (cf.
düuctdascere).
diluuiare Lucr. s.
440 dimidiatus , -re, cf.
1388.
diphtJwngare.
disdpUnatus, cf.452,
833.
discipulari.
discordare.
446 discriminare.
displuuiatus Vilr. s.,
cf. 334, 709.
dltare n., diuitare, cf.
839, 1054, 1107.
ditmtus gl.
diuiduare gl.
"odiuinare, od-, prae-,
pr, Plin. (cf. 741,
1125, 1498, 1645,
1687,-442,462,
915, 1180, 1245,
1676, 1683).
diurnare.
ditdinare gl.
doctrincUus.
documentare.
*»» dolabrare.
dominari, con-, c-,
per-, -ri pass. pr,
recc.
donare, con-, dis-,
re- Hör.
-dorsuare (-dorsare),
ex-, in- (endosser).
4S0 dotare.
dropacare, cf. 1229.
dubitare (duo), ad-,
in- p, sub-.
ducare gl.
diAdlare gl.
didcare, ad-, con-, e-
4S8 ap. Gell., in-, öb-^
diücorarCy e-, in-,
duplare.
duplicare, con-, re-.
durare, con- Lucr.
s., e- pA, ex-e-,
in- Ou., pA, ob-,
per- n., prae- Gol.
(ad durare intr.
cf. durere).
ebriare Lab., recc,
de-, in- Sen., cf.
47 0 eburatus. [1418.
echinatus Plin. s.
effigiare, cf. 550, 580,
703, 1168.
-elementoUus, co-.
**) Cf. 466, 1260, 1409, 1571, omnia recc. Cf. n. 31.
") Cf. ad 153, 540, 673. 697, 720, 788, 919, 1114, 1289.
*•) Cf. 15, 25, 28, 58, 71, 106, 107, 134, 164, 171, 207, 222,224,225, 232,
263, 301, 326, 366, 379, 440, 507, 515, 516, 536, 558, 568, 572, 573. 584, 595,
632, 643, 646, 669, 7a5, 712, 718. 732, 744, 789, 801, 827, 883, 8a5, 103f
1077, 1079, 1124, 1140, 1155, 1158, 1170, 1224, 1305, 1353, 1405, 1431, 1440,
1458, 1509, 1526, 1532, 1589, 1606, 1643, 1653, 1676, 1680, 1681.
m
C. V. Pauckef,
elixare, per- (gl. et
47» lixare, -ere).
dleborare,
elogiare.
embrocare.
emplastrare Col.
(implasirare),
480 encaeniare.
endromitcUus,
-enterare , ex- pr,
pA {inüratus gl.).
enthealus Marl.
epbippiatus.
epüogare gl., cf. 476,
«, 486, 1218.
episcopare inscr.
epitomare.
epulari, cc-, -re.
equitare, ab- Liu,
s., ad-, circum-
Liu. s., in-, inter-
Liu.,ob-Liu.,per-,
praeter-Liu.s.,5t*-
per- (equ-it-are?).
eremitare (i. uacu-
4»o are).
escare, ad-, in- n,
eunuchare Varr. s.
examinare.
exemplare.
«•8 expertjnentare.
exsequiari Varr. s.
exsiliatus.
exsulare.
extemarep (cf.Beitr.
z. lat. Lexicogr. I
s- u.). [cor. 5.
extimare *'') Tert.
800 extraneare,
extrare.
fabalus Varr.
fabricari, con- Gell,
-re n., ad-, per-,
re- (cf. fdbrire),
fabulari pr, pA, con-
et recc, fdbellari
gl. (favellare).
^^^facetare.
facetiari.
faecatas,-faecare,con-,
de- et recc, ex-,
in-.
falcatus Verg. , Liu.,
falcüare gl.
fcUsare (it. falsare,
gall. f ausser) j in-.
"* famatvs , -famare,
de-, dif- Ouid.
fanielicare^^) trans.
(al. famyre),
famulari, con-, -re,
fanare Varr. s., de-,
pro- et recc. , al.
-ri Maec. s.
farinatiis, de-,
»1» farratus Pers., luu.,
con-.
farreatus, -farreare,
con- Tac.
fasciare Mart. , /o-
sciolare.
fascinare p, recc,
ef- Plin., prae-,
fasligare ( contr. e
fastu-ig-are ?), fa-
sligiare Plin.
^tofataias, cf. 1093.
fatigare, de-, dis-
N.T. (fati-ig-are,
an : fati-igare ab
agere ?)•
fatuari Sen., -re, In-
(et Cic).
fatuari.
fauülare gl,
»2» fauorare.
febricitare Gels.
februare, ex- gl.
fecundare ppA, ef-,
fecunditare.
felicitare (feliciter).
5»o fetninare intr. , ef-
trans.
fenerari, -ren., de-.
fenestrare Varr.
-ferare, ef- {cteffe-
rascere).
feriari Varr.
»" fermentare Varn,
con-^ in-, suh-.
ferratus n. , prae-
Plt,, -re.
ferruginans.
ferruminare PIL,
con- Plin. s.
festiuare (cf. 31,
etiam 790, ab
-iuus uerb. 227).
»4ofetare (fetus, us)
Col.**), super-
Plin. s. (al. fetm-
tus).
fetare (fetus, i), ef-.
feturatus.
fibratus Priap.
*T) Cf. a superl. 728, 752, 1135, 1183, 1288, 1494, 1671, omnia recc
(praeter con-summare).
«») Cf. ab adi. in -icus 847, 944» 970, 1231, 1248, 1322, 1611 (recc 6).
«•; Gf. -are pro u-are 1, 643, 660, 867 a, 1390, 1413.
Materialien zur lateinischen wArterbilclani^escliichie. 27$
fibulare CoL, con-,
dif- Stat., ex-, in-
pr, Geis., ob-, re-
Mart. s.
fidicinare, cf. 1544,
1583.
fiduciare, in-, ob-,
figmentaius et -re gl.
figula/re.
6»ofigurare, ad-, con-
CoL, d6-,prae-, re-,
trans- Sen.
filare, ex-.
'ßicUtiS, ad-^%
filicatus.
fimbriatus pr, Plin.
sfts firmare,ad-,circum-
Col. s., con.^per-
con-, re-con-, in-,
of- et recc, re-,
fiscare, con- Suet.,
in-,
fistucare Cat.
fistulatus Suet., -re
et -ri.
fläbdlare, con-^ in-.
5eoflagellare Ou., pA.
flagüiare Isid.
flammare (Cic. p),
con-, de-j ef-, in-,
pir(u>- gl., pro-, re-,
sub-, flammigare
Gell., flamm-ig-er-
are, cf. 1627, 1632
(cf. flammoscere).
-floccare, de-.
-florare, de-j prae-
Liu. (al. florere).
"» fluctuare, con-, per-
Lucr. s., re-j -ri
Liu.
fluentare.
fluidare ^^).
fluuiatus Plin. s.,
-re gl., trans-,
-focare, ef- Sen., of-,
prae-Ou.Ib.,recc.,
suf-, ex-suf-,
»To foc- il - are ( focus )
Sen., re-, -ri Varr.
fr. s. , foculare
Non., gl.
foedare, con-, de-, ef-,
inter-, re-, super-.
foederatus , foede-
rare, con-,
foliatus Plin., -foli-
are, de-, ex-,
folleatvs , fcilicare
(cf. follere).
^f^ fomentare, prae^,
fomitare gl., de-.
foraminattis,
forare Plt., circum-
Plin. s., ef- GoL
s., in-, per-, super-
Scrib. s. , trans-
Sen. (cf. forire),
forficare gl.*^.
68oformare, con-, de-,
in-, per-, prae-
Quint., re- Qu.,
trans- Verg.
formicare Plin. s.
formidare, ad-, prae-
Quint, re-.
formosare, cf. 1628.
fornicatus, con — re
Vitr. s., al. fomi-
care et -ri, ex-
eccl.
") Cf. 12 -acinare, de-, 13, 27 b, 37, 41, 44, 66, 115, 122, 124, 136, 150,
163, 170, 173, 178, 197, 207, 221, 247, 250, 266, 283, 286, 299, 302, 319,321,
346, 353, 359, 372, 397, 458, 473, 481, 510, 563, 564, 569, 585, 591, 596, 613,
637, 645, 649, 656, 673, 675, 692, 771, 773, 823, 848, 856, 862, 910, 917, 922,
956, 969, 975, 994, 1000, 1012, 1053, 1059, 1063, 1074, 1075, 1085, 1102, 1110,
1115, 1136, 1157, 1164 a, 1165, 1172, 1178, 1190, 1203,1211,1232,1242, 1263,
1336, 1362, 1369, 1373, 1385, 1395, 1424, 1442, 1451, 1483, 1484, 1521, 1522,
1530, 1545, 1546, 1578, 1602, 1603, 1656, 1664, 1665, 1675.
") Cf. 43 albid-are, 202, 217b, 593, 608, 628, 651, 674, 690, 825, 831,
836, 850, 861, 876, 900, 955, 996, 1105, 1162, 1268 (id-iare), 1272, 1295, 1304,
1426, 1431, 1444, 1474, 1486, 1525, 1546, 1561, 1567, 1586, 1591, 1604, 1616,
1669 (recc. 32).
»*) Cf. 9, 13, 100, 119, 150, 159, 189, 196, 201, 236, 246, 258, 288,
302, 317, 354, 380, 381, 401b, 455, 508b. 544, 557, 559, 589, 667 b, 818, 821,
883, 948a, 979, 981, 1061, 1075, 1099, 1104, 1109 a, 1129, 1136, 1246, 1284,
1285, 1319, 1326, 1344, 1355, 1363, 1369, 1370, 1395, 1400, 1447, 1483, 1527,
1557, 1558, 1568, 1585, 1653b, ad 58, 177, 219, 396, n. 56.
Zeitschiift für veryl. Sprachf. N. F. VI. 8. 18
274
C. V. Pancker,
fortunare, -tus.
fraterculare , fralriare
(cf. 1432), uel
Äratrare Fest.
fraudare, de-, tw-, re-,
frenare, de- p, ef-,
in-, of-, re-.
»t« frequentare , con^,
per-, frequenÜtare
Gell.
-fretare, ex-, per-,
trans- Suet.
frigerare p , per-
Scrib. s., re-, fri-
gora/re.
frigidare.
frondcbre gl. qpvJUo-
ffvsXVf de-**), al.
-H gl. (purgari,
cf. frondator q>vX'
XotöfAog^ q. de-
frondator), fron-
dicare (= fron-
dere?).
M» frontatus Vitr. s.,
re- -re.
-fhigare, de- ap.
Plin.
frumentari.
fn48tare, de-,
frustrari, -re n., con-,
•M fimticari , -re CoL,
ef-, super-.
fucare, in-, per-.
fideimetUare.
fulgurare, de-, dif-,
ef-, per- Stat. s.,
prae- Val. Fl. (cf.
ftilgurire).
füliginatus.
•0« fulminare Verg., dif-
Sil. s., al. -tus, cf.
603, 647, 1555,
138, 438.
fumare , ef- auct.
Aetn. s., in- Plin.,
re-, suf-, trans-
Stat.,
fumigare Varr., dis-,
ef-, suf- Varr.
fumidare.
fundare, ex-, per-,
sub- Varr. s., sub-
ter-.
«lofunerare pA (al.
Hör.), con-, -ri,
cf. 495.
funestare.
fiirari, sub-.
-fureare, in- (en-
fowrcher),
furcillare, adr (?) gl.
eisfuriare p, ef-.
fwmaiiis.
fuscare Ou. , in-,
inter-, of- (it. offu-
scare, gall. offus-
qf*er)j re-.
fustare excc. de
impp. 82 , de-,
fustigare.
gaesoitus.
620 gcdaticari.
galbinatus Mart. s.
galeatus, -re.
gallans Varr. fr. s.
gaUfdare gl. ^ßäv
(cf. gallolascere).
6si gammatus , -gam-
mans, re-.
garrtdare.
gausapatus Sen.
-gelidare, e-.
geminare, con- Fit.,
Verg., in- p.
"0 gemmatus Liu., *-re
intr., pro- Col. s.
(gemmans pass.
p); cf. gemma-
scere.
geniatus, -geniare,
de-,
geniculatus, -grau-
clare, con-, genicu-
ctdare, -ri, ad-,
in- Vitr. ( -re
Hyg.), pro- gl.
germinare Hör.,
Plin., con-, e- Col.
s., in-, prae- Plin.
s., pro- Col. s., re-
Plin. (cf. germi-
fUiscere).
gesticulari Petr.
«»» glabrare Col. s., de-.
glaciare Col., con-,
cf. «47.
-gladiari, di-, glor
dicUus.
globare Plin., cir-
cum- id. s., con-.
glomerare, ad-p, con-
et Cels., in- Stat
siogloriari, eon-.
glutinare Cels., ad-.
con-, de- PUn. s.,
dis-, re- GUL,
recc, sidh.
gnarurture gl. (gna*
ruris).
gradatus Plin.,- gra-
dare, de-, re- (al*
prae-, retro-).
") Cf. 630b gemmare knospen treiben, 600, 633, 673b, 1239, 1271, 1107,
1461, 366.
Materialien zur lateinisehen wdrterbildungsgeschichte. 27S
graecari Hör., recc, gyralus Plin., gyror humanare, in' (et
per-, con- -re. re, circum-, con^, 1682).
•^i-^ramificUus, e-; in- de-, re-. humare, dreun^,
-re gl. habiliture N. Tir. in- Plin. s., 06-.
granatus Scrib., ß-;«,8ÄatiYMaW, cf. 357, humectare Verg.
in- -re gl., cf. 665,733,954,977, ..oA^midarc, co-.
Sfrano^cer. 1390,1435,1688. j^urnüa^e, hvmüia^.
grandinare Pacuu., Jiaedulare gl. nai- humüitare.
de- Ou. s. rctv t
gratari p, Liu. gra- hamatus, -re Naeu., i^aurari.
tulari,con.etrecc., in-. tuopururi..
swper". u • 1 • laculari, e- Ou., -re
-/f./,/^w -r/, /Wi *^a"oiari. Lucan.(-tuspass.)
•^^^'^r^' rß. rnn- h^status, sw6- -re. et recc., od-, e-.
der). "° hebetare p, pA. ess ic^ware gl.
•so grauare, ad- n., con-, hederatus. ieiunare.
de- n., in- p, pA, helluari ^^). ignicare (al. ignire).
prae- it., re- N. -herbare, ex- GoL igndbilitare, cf. 999,
Tir., supror- (cf. s., herbans App. 941 '
gri>mscere gl.). s (cf. A«r6asccre, i^^^^^^i^re Gell.
grauidare, t«-. al Ä^fti^. .^^lecebrare.
gregare Stat., recc, /«^»^rc. i^^^^iia,« Gell,
ab-, ad-, con-,ats-, «is-heredare, ex-, ...
se-, con-se-. hereditäre, ex-, in-. |""strare.
flfit«i»iore gl, de-, ex-, hibernare, cf. 31, 81, ™Sn c?HilS'
fltyltore. 142, 678, 1634, . ^«|^eii.,co-Hiiar.
' , iqo QA.a 1AQÖ imoectttan.
^ummo^tts (x6i»fu). hilarare, ex-. imbrimre (imber)
gurgtlare, e-, m-. Jj^jf'e^J^'"''"^" .^^^, et recc.. cf.
...gustare de-, «n-, hiuicare CÜl. 1146.
prae-Sen.rh.,re-. h^nestare, co-, de- impluuiatus.
guttatus Marl. , -re ,..improbare(cf.l210),
gl. (dSgouUer), cf. ""• improbitare Gell.
1462, 1302, 1449, Honorare, co-, rte-, f , .«„„
180, 565 sq., 1678, ex-, prae-, -n. mpudicatus, cf. 1232.
776, 777, 1249, hordeari (xq,9,ccp). '°'P"*j!^' "*'^' "*
1339, 1347, 1348, ... hospitari Sen., co- . ^f"' . »nn
ad 1089 (cf. «?«<. (.ns),(fe-,-reAug., '"«'^'•^ ^^„f Pf*
«re). ^/ inceslare Plaut., p.
gypsare, prae-, hostiatus. ii*incolare.
M) er. 17& 805b, 860, 984.
18»
276
C V. Paucker,
incommodare ( cf.
330).
indignari, su&- (cf.
437).
mdusiatus, -fß-
industriare gL
«•ineptorß gl. i. infatu-
are (al. ineplire).
inermare Fest. epit.
infamare.
infantare,
-infantiari, co-.
'«» infellcare.
infelicitare.
infestare B. Alex.
infimare.
infirmare (cf. 555).
Ttoin/Sriwari, co-.
infitiari.
infulatus Suet., -re,
ex- Fest. epit.
ingeniatus et recc.
inhonestare Ou.,
recc. (cf. 682).
'«» inhonorare.
inimicare p, -W.
iniquare Laber., al.
iniquitare S. S.
(cf. 27»>).
initiare.
iniuriare et recc, -ri.
T40 inquietare Sen. rh.,
cf. 1266.
inquiUnare gl. (cf.
715).
insiciaius (isuy).
Insidiari, drcufn-, -rc.
insidcUus, -re gl.
(isoler).
li^insulsari gl.
integrare, de-, red-
(cf. integrascere).
intelleduare.
interpolare,
interpretari et -re,
7S0 ifUeruaUäre.
intertdatus gl. (ca-
misia indutus).
infimare.
intrare, per-^ süb-,
super-.
intrinsecari S. S. (it.
intrinsicarsi).
7»» iocari, od-.
ioculans Liu. s., -rc
gl.
iratus, ob- Liu., per-,
sub- (irasci).
irritare.
iterare, re-.
i«o üinerari,-re, cf. 1642.
iubatus pr, pA.
iubilare et recc, ad^,
in-, iubilüare gl.
iticundare, -ri S. S.
uet., cöw- (cf. 528,
1308,1381, 1629,
— 1595).
iugare, ab-, ad- Pa-
cuu., Col., con-,
de-, dl-, su6-.
7e«iugulare (cf. 594^
827 \ 832 al,
1152,1279, 1288,
1392 al., 1502%
1459 al. et germ.
köpfen i. ent-
haupten.
iugumentare Vitr. s.
iurare, ab-, ad-, con-,
(fc-, e-, in-, ob-,
per-, ex- per-^prae-
gl., -ierare, de-,
pe(r)-, -ri (cf. in-
iurare inscr.), cf.
803, 1600, 1655.
iurigare, iurgare,al>-
Hyg, f. s., ob-.
iusceUatus.
"• iüuenari Hör. s., cf.
19, 20, 530, 1234,
1240, 1658.
-labellare, con- La-
ber, s.
laborare, ad- Hör.,
con-, de-, e-, in-,
prciC".
-labrare, sub-, lahra-
tus.
lacerare, con- Tac.
s., di-.
"»lacematus. Vell.
lacrimare , ad- p,
con-, de- Col. s.,
in-, sub-, super-
Col. s., -ri Hyg.
et recc., in-.
lactare p (recc. et pro
lactere i. lac sugere),
cib-, ad-, iactitare
Mart. s.
IdcuJcUus.
lacunare Ou., Plin.
78olaetari, con-, -re et
recc.
lamentari, con- gl.,
de- Ou. s., -re.
lanatus Liu. (cf.2afii-
tus gl,), al. -re gl.
lanceare.
lanuginans.
7t5 lapidare Liu., Petr.,
de- 9 di- et recc,
e- Plin. s.
laqueare(lacus), ad-
Cat. , ob- Col.,
sub-.
laquearc (laqueus)
Col.circum-6rat.y
e-, in-, oft-.
Materialien zur lateinischen wörterbildun^sgeschiclite.
277
largatus (?), al. lar-
giri.
laruatus, -re.
''^^ lasduare (cf. lasci-
uire).
laseratus.
laserpiciatus Cat.
lassare Tib. , de-
Plt., prae-de- p,
prae- Frontin,
latare gl., di-, e-,
pro- Lucr,, pA.
''^^ latebrare gl. ifAqfio-
X€V€$p^ in-.
laierare Prise, ad-
gl. Plac., con-.
latibulari-, -reVarr.
ap. Non.
laünare.
latro-ci-nari (cf. 805,
1103,1275,1398).
•••laudare, ad-, con-,
di-,e-,re-,cf. 1188.
laureatus, -re.
laxare, con- Lucr.,
di-,per-,i>rae-, re-.
legare (lex), ab-, ad-,
de-, e-Petr.,prae-
Val. Max. , re-,
cühre'.
lemniscatus.
••» lenocinari, lenare.
lentare p (al. len-
tere).
lewHcidatus.
letare p., cf. 985.
ISuare, ab-, ad-, ciV-
cum-, e-, super-
e-, prae-, pro-, re-.
sub-, leuiare, ad-,
leuigare, -leuitare,
ad' gl.
"oleuare, ad- Col. s.,
con- Sen., de- Col.
s., leuigare Varr.,
leu-ig-in-are , cf .
894, 860^ 1614.
liberare, de- (däi-
vrer), e- (?).
libidinari Petr.
librare (libra), con-,
de- (-librare uel
-liberare), per-
Vitr. ; al. -libratus
(über), de-.
licentiare (licencier).
•16 lidaitis,
liciniare.
lignari.
ligonatus.
ligidatus gl.
•"limare (limus), in-
Col., ob-.
limare (lima), de-
Plin. s., e-, per-
Vilr. s.
limbatfis.
-liminare, e- pr et
Hör.
limitare Varr., con-
(et -ri), de-.
titlimpidare^, e-.
lineare Plaut, con-,
de- Plin., prae-,
linguatas Tert^ ^-re
gl. YlcotsaotofABJv,
e- et recc.
lingulatus Vitr.
linteatus Liu.
s*o liquaminaius.
liquidare gl.
lirare Varr. (al. Aus.
ep. 10,9), de-, cf.
1181, 1473, 1491,
1472, 214.
literatus, -re, ob-.
litigare, de- Hör. s.,
8S5 litvA'are. [^.
liuidare.
locare **), ab- Suet.
s., con-, re-c(m-,
de-, dis-, ob-, prae-,
re-, locitare; cf.
1417.
loculatus Varr., al«
Potam.
locupletare, con-
Ter., Ad Her.
•^^lomentare gl.
longaeuare, longae-
uitare.
longare, e-, prae-
Plin. s., pro-, lon-
giare, al. long-in^
a(tio) gl.
longinquare, e-, et
1222.
loquadtare gl.
•"loratus p.
lorlcare Varr., di-.
lübricare, de-, in-.
-lucare, ante-, con-
et Col. , inter-
Plin., sub- (cf. lu-
cere).
lucematus.
"0 lucidare, di-, e-, in-.
»•) Cf. q. = in (loco, re) esse, uersari, facere, in (locum, rem) incidere,
immittere 6, 26, 77, 94, 151b, 231, 234, 262, 273, 306, 320, 328, 387, 426,
433, 556, 568, 584b, 659, 688?, 795, 796, 832, 863b, 912, 1073, 1080, 1102,
1169, 1320, 1414, 1452, 1540, - 928 mercari, 895, 987, 1297, 1374, i 248.
278
C. V. Paucker,
lucrari, con-, super-, macerare, can-, e-
-re. Sen., per- Vitr. s.,
luctarl, adr, con- prae- Scrib. s,
Sen. rh. , de-, e- sto maceriatus.
Verg., pA, in- machinari, con- gl.
Stat.s.,ob.Verg., Radare, e- Gol. s.
re- Hör., -re, lu- _ ,
ditaHet-reWisc '^^re gl
lucubrare, e- (et -ri). «^»ctare.
7 7 * 1 876 maculare, con-, e-
luculentare gl, nr L
madidare, in-.
S55 ludicrari,
-lumbare, de- (de-
lumbis), prae- (i-
prae-e-).
laminare, con-, e-,
in-, re- in-, per-,
prae-, re-,
lunalus Verg., pA.,„„^^
lupatus Verg. ; al*
-ri, cf. 930, 1120,
1371, 22, 946.
gratia attrectare
Fest.) et App.
marduatus (mantüs,
u) gl-
manuatus Laber.
(manu agitans**)
i. furans), al. (L
manibus praedi-
tus) M. Gap.
manubriatus.
raanuleatus Plaut,
cf. 890 sq.
maestare Laber. s. ,,, marddare.
magisterare Fest.
epit., magistrare,
cf. 935.
magmentatus Fest.
epit.
„olurcare, -ri, lurch-in-
abundus.
luridains.
'luscare, e-.
lustrare , circum-
Lucr., con-, de-,
ob-, per-; al. lu-
strari , cf. 584^
1180.
lutare Gat., con-, de-,
maiorare gl.
malignare, -ri.
malleatus Gel., con-
-re Frontin.
malthare Plin.
885 mammatus Plin.,
^-re, mammeatus,
fnargari4€UiAS,
marginare Liu., ean -,
e- Plin. s.
maritare Varr., cf.
1689.
marmorare Varr.
•08 masculare Mar.Vict.,
con-, 6-, re*.
massare, con-, in-,
mastichaius.
mastrucatus.
materiare, al. -ri.
-mancare,e- Labien. »^^ -matricare, (fo-.
ap. Sen. rh.
mancipare n.,e-,re-.
mangonicare Plin.
XXXn, 47, 135.
manicare (mane).
lutilare, lutülare, s,omanicatus, per- et
con- Plaui ap. ^«ti«, j/w
Non., gl.
^^^lutfdentdre gl., con-.
hixare (luxus =
lo^ög) Gat., pA.
luxari (luxUS , Us),
hixuriari, e- Gel.,
-re.
suJh gl.
manidecUtiS.
manifestare Ou.,
con-.
mansfietare.
mant-ic-in-ari, cf.
1614.
8«5 maniiculari (i. man-
lymphare Hör., Liu. ticulas furandi
maturare, ad-» de-,
e- (ctmaiurascere,
per- Hyg. f.).
inaxülare gl. at^iAO-
xonsXv.
mediare.
medicari Plt., -re
p , Gol. , prae-
Ou.
115 medicinare^ cf. 1283.
medulläre, e- Plin.
rpart.), S. S. ap.
Cypr. et Rofin.
inNum. 17,6eme-
duUabit.
>•) Gf. 198 caleare i. calce facere, 136 b, 200, 372, 633, 656, 771, 1034a»
lOaö, 1062, 1079, 1080, 1114b, 1316.
Materialien zur lateiniscben wörterbildungsgeschichte.
279
-meletare , con-
Hyg. f.
fneliorare.
fnellare Pallad. VIII,
7, 1 (unde mel-
latlo Col., Plin. i.
aluei exemptio),
al. mellitus.
**^membrare, con-, de-,
di - (smembrar),
-ri.
meraorare, ad- Gran.
Licin., con-, re-,
-ri, con-, re-con-,
re-.
-mendare-, e-, co-
e-, in-.
mendicare Fit., Sen.
rh., e-Sen., -ri.
menstmans, -ata.
•*^ mensurare, con-, de-,
per-, re-.
mentulatus Priap.
meratus.
mercari , con- pr,
Sali., e- Tac,
prae-.
merendare.
•»• meretricari.
meridiari Gels., -re
Soet.
metari Sali, (-tus
pass. Hirt.), de-,
di- (-re Liu.),
prae-.
militare, aw-, con-
tror, per-.
miniare.
ministrare , ad-,
jproe-, sub-.
minarare, der.
mlserari, con-, -re,
con- (cf. miserere,
-ri).
DÜtigare, con-, de-,e-.
mitralus Sen. rh.
(cf. mitellitus).
»*o mixParcd/us.
mobilitare p.
mod-er-ari (ad 200),
ad-, e- Ou. s.,
prae-, -re et ICti,
con- Cod. Theod.
modestare gl.
modicare gl,
mmodulari, ad-, e-
Ou. s. , prae-
Quint.s.,-tuspass.
pA, -re (modul-
ari, an mod-ul-
ari? cf. n. 22).
nioechari Ctll.
moeniare gl. ( cf.
moenire, munire).
molare, al. in-.
molendare (cf. mo-
lendinum,et929).
»M molestare Scrib. ,
con-.
monstrare, con-, de-,
per- de-, prae-de-,
per-, prae-, prae-
ter-.
mörari, con-, de-,
e-, in- Gels., per-,
re-, -re.
mörari Plaut,
moratus (mos).
965 morbidare.
-mudwre, ex- (mu-
cus), al. mucere.
mucronatus Plin. s.,
cf. 818.
mulierare Varr. s.,
cf. 530 (ef-), 1656,
424,491,552,675,
687,
multare, multitare.
»•• muUiplicare, cön-,
mundare Verg,, dr^
cumr, con- CoL,
e- Sen.,^)er-, jproe-,
re-.
munerari (-re), de-
(et -re), re- (et -re
Petr.),
mwrare, cf. 947,
1605, 870.
muricatus Plin., al.
Fulg.
965 murmurare , ad-,
con- Plin. , de-
p, in-p, ob-Oa,
re- p, sub-, -ri et
recc, ad-^ con-,
cf. 1402, 1505,
murmurillare. [165.
murratus pr, recc.
murtatus (myrt-)
Varr.
-muscare (muscus),
e- Gol. s., museor
•'f^mmicare. [^ ?L
mutilare, ad-, de-
Col. s.
mutoniatus Mart.
mutuari , -re pr,
pA, in- gl., mu-
tuitflDS.
narrare (gnarare),
de- pr. Hör., e-,
sub-e^, per-, jarae-,
l^e- p, gnarigare
(gnarire).
9TS -nasare, de- (cf. nasu-
nasitematus. [tus).
naiuratus, con-.
nauare {nauire, Bat-
in-ari).
nauculari Mart. s.
naviculari.
280
C. V. Paucker,
»•0 naufragare Petr.,
recc, -n.
nauigare, ad- Plin.,
circum- Vell. s.,
e-, in- Mela, per-
Plin., prae- Sen.,
praeter- Suet.,re-,
suJh, 5i*pcr-,trans-
Mela.
nauseare.
nebulare (nebula),
cf. 205, 1008,
nominare, adr, con- nutricari, -re Plt.
(?), de- Ad Her., lo^oobelare.
prae^^pro-, super^, obesare Col. s.
Irans- Suet., no- ... _.
minitare Lucr. (cf. obliquare Verg.
316, 1193). olmoxiare.
normare (Col. (-tus), dbryzatus.
Diom., de- Hör., ^^^nibscoenare gl.
^^■' obscurare.
notare, ad- pA, dr- obsidiari Col. , cf.
cwm-, de-, e- Plin., 743^
«n-, per-, prae-,
sub- Sen.
1523.
nebutari gl. (nebulo). ioo»nouare, in-, re-
is» necare,e-,inter., per-, nouellare Suet., re- .„^^^Ug^j^g y^^^.^
KaOU
cbsoletare,
obstetricare, -n (cf.
1019, 930).
noiiercart.
nubilare Gat., ad-
Stat. s., e-, in-,
ob-, per-,
nucleare Scrib.
(-tus), e-, nude-
ans intr.
ocreatus Hör,
octansVitr.,cf.l539.
octuplicatus Liu. s.
oculatus depon.
Plaut, (testis),
pass. recc, -re,
ex-, in- Col.
necessare.
negotiari.
nepotari , cf. 644,
672, 860, 984.
ner%Mrey e-, sw6-.
•••nidorare N. Tir.
nidulari Plin., Gell.
nigellatus. loz^iatus, per- K Tir.
Tiim-nrp Staf dp- ioi<»iiuaare, de-, e-, re-. ' r. .o^
mgrare btat. , de- ^^^^^.^ ^ ^^ odorari, sub^ (?), ^e.
-wtiZtore, ad-. ^^^T^^ (odorus)
„ ' Ou.,cii;-,m-Col.s.
numerare,ab.Nigid. ^«^«^^- ^
s., ad-, con-, 5^6- ö^A^^, -^c gl.
cow-, de-, di-, e-, >o4oofoflrfu8. P-ri.
per- Plt., i>ro-, re-, olerare, de- et ex- gl.,
s/wper-y trans- Ad
Her. s.
loisnummatus.
nundinari, -re Tert.,
de-, e-.
nuntiare, ad- Plin., io45ominari(.re),ab-Liu.
inier-ad-y con-, \^^ "^w-
de-, e-, inter- Liu. onerare *'') , ocl- N.
s., ob-, prae-, pro-, T., co-, de-, ex-
re-, a6-re-, o&-re-. n., re-, stub- N. T.
nvptians. onustare, co-.
Varr., in-, inter-
Stat. intr., it. ni-
grans Varr., p (cf.
nigrere), nigricare
Plin.
'Whüare, ad-,
•f t nimbatus.
nitidare pr, . Col.,
sub-.
nitratus Col.
niuatus Sen. (niui-
taregl.,3i\.niuere).
nobilitare.
looo-noctare , ab- Sen.,
per-.
nodare p, Plin., ab-
Cols., od- gl. ,con-,
e-, in-, re- p.
oletare Frontin.
oliuare Plin. s. (q.
oliuas decerpere, col-
ligere).
omentcUus.
»^) Gf. ab -US, eris 572, 610, 639, 1049, 1177, 1313, 1366, 1401^ 1664^
1670, 1686, omnia uett, cf. n. 42.
Materialien zur lateinischen wörterbildungsgeschichie.
281
opacare, in- Gol. s.
operari p, pA, recc,
ad-, c(h, ex-, in-,
super^, qperare,
ex-, in-,
io»»operculare Gol. s.
opimare Gol.
opitulari (opitulus),
-re.
'Oppidatus, in-.
opulentare Hör.
io6»orare, ad- n., co-ad-,
CO-, de-, ex-, per-,
prae-, super-.
-orare (ora), in-.
orbare, de-, ex-.
orbiculatus (cf. or-
bitus).
-orbitare-, de-, ex-.
loeoordinare , ad-, co-
gl., inter-, Vitr.
s., prae-, super-.
oscillare, -ri.
osculari, ad-, de-
Plt., ex- Sen,, -re
et recc.
-ossäre, ex- Ter.
ostreatus.
loesotiarL
ouatus Plin. s., al.
ouicare.
pabulari.
pacare, con-, per-
Liu.
pactuari.
lOTopaedagogare.
paenulatus.
paginare, con-, re-
con-, re-.
palaestrare.
-polare, de-, pro-,
loirpälare, de-.
paleatus Gol.
palliatus, ex-, -re Ps.
Eucher., ad- gl.,
ob-, sub-.
palliolatus Mart.
palmatus Liu., al.
Quint. decl., -re
Gol., al. Qt. decL,
ex-.
lOBopalpebrare.
paludatus.
pampinatus Plin.,
al. ^pampinare
Varr.
pandare Gol., intr.
Vitr. s.
pandiculari.
loitrpannare, de- gl.
pannuceatus.
papaueratus Plin. s.
papillatus, ex-.
papulare^ cf. 1254,
1255, 1360, 1637,
216, 1582, 1670.
io9oparag<mdatus.
parare (par), con-,
dis- (cf. dispara-
scere), se-, circum-
se-, dis-se-, sub-,
pariare.
parasitari, sub-.
parcatus gl.
parentare (i. parenti-
bus facere, cf. 51,
1685, i 913).
io»5parmatus Liu.
particulattis (cf. par-
tire, -ri).
pastare.
pastillatus, pastilli-
care Plin. s.
pastinare Gol., re-n.
(-tio Gic.)
iiooPatagiatus , patagi-
nare.
patibulatus.
-patriare, ex- gl., re-.
patrocinari n. (pa-
trocinium et Gic),
ctpatro i. patro-
nus gl., Alcuin.
pauiculare gl.
iioipauidare.
pauimentare Plin.
pauperare Plt., ex-
gl., pauper(i)tare
(cf. pauperascere).
pausare, ex-, re-
(reposer).
pectinare Plin. ,
recc. , al. pecti-
natus Vitr.
iiio-pectorare, ad-, de-,
pecuatus. t®^'*
-pecülari (*peculis^,
de- , peculan
simpl. Flor.
peculiare, ex-.
pedare Gol., in- Gol.
s., al. re- (cf.
quadrupedans) ;
al.pedire,ex-,im-,
sed et indur, pro-
pedare gl.
nih-pedicare, in-.
pediculare gl. y*«*-
peditare (pedes) gl.,
'tus Hyg. castr.
cohors (cf. 327,
488?, 933, 1619J,
^-peditare (pes),
peiorare, [sub-.
pelleaius.
^^*^Uicari gl., -re.
pelliculare Gol, de-
gl. (et -ri)j -pdla-
re, de-, cf. pellitus.
peltatus Mart.
ggg ^' ^'' Paucker,
penetrare (penit-er- Petr., ob-, prae- nsopopimri.
are), per-. B. Afr., pro-, -porcare, in- CoL s.
, pennatus p, •^. pilalus (pilum) p. posterare, prae-.
ii2»peregrinari. ii»»pileatus GUI., -re. postumare.
perennare Ou. (cf. pincerrums. potentari, -re.
81). 'pingttare, in-^ cf. nsspotionare Suet,
periculari, periciitari. 1051. praecipitare.
peronalus Pers. s., pinnatus, de- Varr. nraecmari -re.
cf.818 ap.Fulg -regl. ^^^i,^.
perpendicuMt^. piperatus Gels. praedari, de-, -re.
u*,perperare S. S. uet. u,opiratican. u.o^aegnare, in- (m-
perpetuare. piscari, ex-. pregner).
perplexari. plaädare. praeludiare.
persoUaUi Plin. s. ^lagare. praemiari Suet. s.,
personatus, ^lägare, in-; plagi- ^e.
^"•pessimare. mc. praenominareVarr.,
-pessulare, ob-Petr. luj-p^Maye, iw-. cf. 1002.
petasatus. planare, con-, de-, praeputiatus,i»-,-re,
pexatus Marl. s. dis- Varr. fr. s., m^aesagare (cf. sa-
phaecasiatus Sen. e^-» *"^- _ , gire, praesagire).
iwophaleralus Ter., -re. plantare Plin. , cir- praesentare, de-, re-.
phantasmari,cUOd, v™"' l°"rnl !' praesidiari, cl 143,
1428. Yf "•' f'- ^äb 1*21, 1480, 1499.
1 • ***"> ^^'> SUD-, ^- • • ^^
philosophan. ^ans-, praesUgiarh, -re.
pfOebatomare. plasmare, cm-, re-. praestolari.
phoenicatus, -iatus, pUmstrari. nooproestitor».
ii46piaculare. ,,,oplumatus, -re Gell., praetextatus.
piare, ex-. ^. prasinatus Petr. s.
picare Cat., in- Gol., pjunibare Gat. (-lus -prauare, de-, tn-.
.^^'' . .. Val. Max.), ad- precari, äd- Hor„
picluratus Verg. g^lb.^ circum-, in- con- PIL, de-, am-
pigmentattMs. Vitr. s., re- Sen, de-, in- Verg., Sen.
iijopignerare Liu. ob-, ^odiare, ad- (appth itQtpräiare, aar (appre-
prae-, re-, -ri, yer), suih. ckr)^ de-,
pigrare intr. et -ri podismare, -ri. primitiari, Cf. 467,
(cf. pigrere), re- p^etari, -re. 459, 9&2,
Irans., pig^*<^^ ,,,,polentatus. pHncipari.
et -re, re- gl. p^pare, de-, erc-. prinäpiare, cf. 738,
pila^ (p^lus) con- ^^^^^^^^^ ^_^ ^^ 1218, 1191.
Lucil.,, ex«; sub.. Petr., prae-, re-, priuare, cte-.
pilare (pila-) Host. -pontare,de.Varr.s. »loprobare, ad-, con-,
ap. Sem., con- pontificans. ^*
Materialien zur lateinischen wOrterbildungsgeschichte.
283
-probrare, ex-, ob-
et recc, et inde
corr. -properare,
in- Petr., recc.
procariy -re (procus).
proeliari, de- Hör,
s., -re.
profanare (profa-
nus) Ou., Liu.
laisprolixare Col. s.
pronare, <idr.
pronvibare.
prooemiari Plin. ep.
^^^^*prop(xgin(Mre.
properare, ad-, con-,
AQ'V\t^eX',prae-,
^ti^ophetare,
propiare, ad-.
propinquare p, Tac,
ad-, cow- et de-
N. Tir.
propitiare PH., tfe-,
ex-, re-, -ri.
prqportionatus Firm,
math., -re Beda.
issipropriare, ad*.
prosperare Plt.
prostihtdatttö gl.
proodmare^ ad-.
psüothrare.
liifpuberare gl.
publicare, de* gl.
-pudicare, de»- La-
ber, s.
pudorattis, ex- Petr. s.
puellitari Laber. (cf.
puellascere Varr.
iiiipugüari. [s.)-
pugnare, ad- Tac.
s., con-, de-, ex-,
in -, ob-, pro-, re-.
puleiatus,
ptdicare gl.
pullare Calp. s., pul-
lulare Verg., Col.,
ex-, re- Sen. (cf.
pullulascere Co!.).
^i*f>pidlari gl. ntaXi^SiV,
pullatus Quint.
-pulpare, de-, ex-,
pulpitare (pulpitum).
puluerare Plt., Col.,
de-, dis-,
i248puluinatus Vitr.
pumicare Lucil., ex-,
punctare, ad- 4u8
(a punctum, — an
freq. a pungere? ex-
stat et punctitare,
pungitare Thom.
thes. nou.).
punicans, ~re gl.
ptmicauit, erübuit
purare (pus) , de-,
sub- Cat., ex-sub'.
lasopurare (purus), de-,
purüare gl.,
purgare (pur-ig-
are), circum-
Cels., con- Plin.
s., de- Plt, ex-,
in- gl, inter-, per-,
prae-, pro-, re-
Ou., Liu., purgi^
tare.
pnrpuratus, circtmir,
in-, -re Für. Ant.
magisque recc. (et
intr.) , cf. pur-
purascere.
purpurissatus.
pustidare, -ri.
pyxkJalas PKn. s.
quadrangulattis.
quadratus , -re (et
intr.), con- Varr.,
recc, per- Vitr.
s. (-tos).
quadrigatus Liu.
ntftqtiadruplare, con- (ah
-ri?).
quadruplicare Plt-
quaestionare,
-qaatemare, con-,
querelari, -re (qm-
reller).
nesqtierulari gl.
quietare, -ri,
quinquiplicare Tac.
rabidiare,
racemari Varr., -re,
al. -tus Plin. s.
uToradiare, in- Stat.,
ob-, prae- Ou.,
sub-, -ri Ou.; cL
562 (606 sq.), 138,
848, 1367.
radicari Col., -re^ e-,
randdare.
rapulatus.
ra/rare, dis- Col.
ii7»ratiocinari, -re.
raVfCari, -re gl, ö6-
"tus (cf. raucire).
recentari.
reciprocare.
redimiculat gl. Phi-
lox. dvaXvsi di"
iisoregrnare (reg-in-are:
cL456), con-*,prae-.
reguiari, -re.
reliqtuire, -ri.
remediare Scrib., -n.
remigare, ad- Flor.,
e- Plin., «üb- Verg.
(cf. remitua).
t28^eniuleare , remütcu*
lare gl.
repudiare.
resinatus Cets.
284
C. V. Paucker,
retare ap. Gell
retiaitis (retia), al.
-retire, in-.
»•oreticulatus Varr.
rhetor-ic-are, -ri (cf.
503, 620, 888,
1160, 1429).
rhonchare (underow-
riciniatus. [^^^)«
ridicülari.
"»»rigidare Sen, s.
rigorare Plin. s.
rimari, -re et recc.
riuare, con- Sen.,
de-, inter-,
rixari, con-, -re Varr.
itoorobiginare,
roborare, con-, in-
Varr. ap. Non.,
prae- (robor ascere) .
rorare, ad-, circum-,
in- Ou,, prae-,
roscUm, rosansp(in
Catal).
roscidare.
iioirostratus, -re Plin.
(-ns), gl.
rosülatus.
rotare p, orf-, cir-
cum-Caes.Germ.,
in-, sub- Vitr. s.
rotundare, drcunh,
con- Sen., e-.
mbicare (al. rubere).
itii/niboratus. [^t<5.
rubrans intr., rubrch
rubricatus Petr.
ruderatus Plin. s.,
e- -re Varr.
rufare Plin. s., in-.
iiisTugare Plt. , con-
Hor., e- Plin., in-
Stat.
rumare, in- Ctll., sub-
Fest., rumigare,
ruminare Col. , -ri
Varr.
runatus.
runcinare Varr.
uaorurare, -ri Varr. s.
russalus Plin.
ruslicari.
rutatus Plin.
rulilare p (Irans.
pA), in-, sub-, su-
per-.
isissaburrare Plt., cf.
1046, 1353.
saccare Lucr. , cf.
317.
saccdlare.
sacrare, de- Plin.,
-secrare, con-, in-,
ob-, ex-ob-, pro-,
re-, -ri, ex- (-re).
sacrilegare gl.
liiosaeuitare (cf. sae-
uire).
sagatus.
saginare.
sagittare Gurt.
Dagmare gl., cf. 483.
issssagulatus Suet.
-salare, ex-, in- (cf.
salire).
salehraius.
salinare gl. (gall.
uet. saliner).
saliuare Plin.
luosälsare gl.
saluare Plin., recc.
(sauver), re- (al,
saluere).
salutare, ad- N. T.,
con-, de- N. T.,
ob-, per-, re-.
sambticatt^.
samiare.
n*»sanare, con- Col. s.,
per- Sen., prae-
Plin., re-.
sandaracatus Plin. s.
sanguinare Tac. ,
recc. , de-, ex-
Vitr. s.
saniare, ex- Gels.
sannare, de-, sub-,
-ri.
liiosaponatus.
saporare, in- (cf.
savourer.).
sapphiratus.
sarcinatus, -re gl.,
sub- Paul. Nol.
ep. 29, 2, Faust.
ep. 8 s. f. (al., non
denom., subsarcinare
Vict. Tunon. poen.
29, consarcinare, a
sarcire).
sarcophagare.
liiiSarculare.
sardonychatus Mart.
s.
satiare (saties), ex-
Liu.
saturare, ex-, ob-, sa-
tullare, ob-.
sauciare, con- Ad
Her., prae-,
it9oscdbiare intr.
scabratus Gol. s. (al.
scabrere).
-scaeuare, ob-.
sccdpellare.
scalpratus Col. s.,
cf. 401.
lubscamnalus.
sceleratus , -re p,
con- (-tus Gic).
scintillare Plaut.
Materialien zur lateinischen wOrterbildiingsgeschichte.
285
scirpare Varr. s.
-scobinare, de- Varr.
iiiosccpare.
scortari et reCC.
scotomare, cf. 205,
1523.
-scrobare, de-,
scrutari, in-, per-,
prae^, -re (-tus
pass. pA), ex-, S.
S. uet., scrtUinare.
i»"sculponeatus Varr. s.
sctUpturatus (ars).
scurrari Hör. s.
scutalus.
scutulatus Plin.
»»«osebare Col. s.
secundare p, ob-,
SÜlh.
securiclatus Vitr., al.
Plin.
seditiofiari,
segnientatus luu.
i»«»-seZfari (-re), ad-.
sementare Plin. s.
Seminare, con-, dis-,
in- Vitr., inter-,
prae-, pro-, re-
Ou. s., super-,
semissare.
semitare Plin. s.
ii9osensatus (in-), cf.
sense (inseme).
sententiare,
sentinare et recc, qui
et al.
septemplicare.
seqtiestrare.
iifj-serare, de-, dis-, ob-
n., re-.
screnare, dis- Plin.
(cf. disserena-
scere).
sericatus Suet., holo-,
ob-.
sermocinari, -re,
semumari Gell., con-,
-re.
liooserratus Petr., -re.
sertatas,
sibilare, ad- Stal.,
ex-, in- p, ob-,
re-,
siccare , ad- Sen.,
de- et recc, ex-,
per-ex-, per^prcte-,
siderari Plin. [su6-.
i*«»sigillatus, -re, dis-.
signare, ad-, co-ad-,
re-ad-, circum-
Col., con-, re-con-,
de-, prcie-de-, ex-
Plt., in-, ob-, per-
Liu., prae- Plin.,
re-, sub-, cf. 1004
(insignire,s^tVc).
siliquarl Plin. s.
simare Lucil.
simplare.
liiosimplicare, re-,
simulare (simil-),
ad-, con-, dis-,
ftr-, in-.
sincerare (cf. since-
rascere).
sihgullare Verg. (cf.
singullire).
sinistrattis,
i4i»sinuare p, pA, ex-,
in-.
sistratus Mart. s.
süuattis (situe).
sobriare^ ex-,
soccatus Sen.
usosociare, ad- Stat,
con-, (fo-, dis-, re-.
solaciari (soulager)..
solatus (sol) Plin. s.,
-solare, in- Co!.,
soUcare {sölicatio
Coel. Aur.) u.
soliclare (solicu-
lare) gl.
solare (solus) ppA,
de- Verg.
-solare (solum), ad-.
i4"soleatus.
solidare Verg., ad-,
con- Vitr. , ex-,
ob- Vitr. s., per-
Stat., re-,
sollicitare.
somniare, con-, ex-,
-ri Petr.
sophisticari,
i4»osoporare p (-tus),
Gels.
sordidatus, -re.
sororiare (et Plin.).
sospitare Plt.
spatiari , circum^,
con- Petr. s., ex-
Ou., -re.
ii^ispeciatus.
specillafm.
specularl ( *specu-
lus), per- Suet.,
prae-, pro- B. Afr.
sperare, de-, prae-,
sphingcUus. [super-.
i««ospicatus Vitr., -re
Grat., Plin., de-,
in- Verg.
spiculare Plin.
-spirare (spira), con-.
spissare Ou., Gels«,
con- Gol., in-,
splendidare.
i44ispleniatus Mart, s.
S86
C. V. Paucker,
spoliare (cf. 1189),
con-y de-, di-, ex-,
-ri.
$pongia/re.
sportulari.
spumare , circuni-,
de- Verg. , ex-
Cels. s., in-,
i4»ospurcare, con-Lucr.,
in- Sen, s.
-squamare, de- Plt.,
squamati4S.
stabulare et -ri Varr.
stadiatus Vitr. s.
stagnare Sali., ceV-
cum-, con-, in-N.
T., re-, super-
Tac. s.
i4s>staminatus Petr. s.
stannare.
statuminare Vitr.,
super-.
stellatus, -re Plin.,
con- (stellans intr.
et Cic).
stercorare , ex-
(simpl. q. pro
comp. Vlp.).
u$ostigtnare.
stilare Gol. s.
stillare, de- p, Gels.,
super-de-, ex- et
Col., in-, suthin-,
super-in-, per-, re-,
super-.
stimulare, de-, di-,
ex- Ou., in- p,
per- Tac, 6.
slipendiari Plin,
litt^tipulari, ad- Liiu,
in-, re-, -re, -tus
pass.
-slirpare, ex-.
stolatus Vitr.
stomachari, de-,SM&-.
stragulatus, -re.
»«ostramentari Hyg, f.
strenuare (?).
striare Plt., Vitr.
strigare Sen., Plin.,
al. 'tus.
stupidare.
i*iiSiuporatus.
stuprare, con-, 06-.
suauiari, dis-, -re,
con-.
suhitare^ de-.
sublimare et recc.
*"<*subsidiari Hirt.
-substanHatus, con-,
in-.
sübtiliare.
-subulare, de- Varr.
s., in-.
-sucare, ex- Vitr.,
in- GoL
usisucicare.
sucidare.
sudorare gl.
suffitnentare.
sufflaminare Sen.
i4»osuffragari, -re (suf-
fragium?cf.205).
sulcare Varr. , p,
Plin., (fe-, dis-, tn-,
per-, prae^, re-,
sulfuratus Vitr.
suminatus.
sunmare, ad-, con-
Ou., Liu., sub-.
iftsumptuatus, ex- -re
gl. (i. pauperare).
superare, ex-, in-.
superstitare.
supinare Verg., re-
n., cwrre^f suppare.
suppetiari.
1 MosupplemerUare.
supplicare.
surculare Gol, al.
Apic.
surdare gl., ex- Hör.,
pA, ob- (al. sur-
dere gl.).
susinatus,
iBossusurrare p, con-, in-.
swfefaregl. (cf. 1264,
sycophantari. [1596).
syncopare, -tus.
tabulatus, -re, con-.
^^^^taediare, -ri, ex-.
taiiare (talea) Crom.,
inter- (taiUer).
taiiare (talis), re-.
laminare, ad-, COn-,
in-,
tardare, in-, prae-
Pind. Theb., re-,
ta/rditare intr. gl.
ibitünuröboliari.
-technari, con-, cf. 87 1 .
teguUxtus, in-.
temerare,Verg., con-
Ou., in-.
temperare, ad- Vitr.,
con-, dis-, ex-, ob-,
re-, sub-.
iMo-templari, con-.
-temporäre, con-.
-temporäre^ de- Pe-
lag. uet.
tenebrare, con-, cir-
cum- con-, in-, ob-,
tenebricare, con-,
in-, -ri (cf. tene-
brascere, con-).
tenuare p, ad-, ex-,
subter- (?) Lucr.
""tepidare Plin. s.
Materialien zur lateinischen wOrterbildungsgeschichte.
m
teporatus Plin. s., -re.
terebrare Plt, con-,
, €X-, per-.
tergorare Plin. s.
terminare, ab-, ad-,
eireum-, con-, de-,
prae-^e-^ dis- ex-,
pro- (cf. 824, —
finire).
tertiäre Col., ad-.
tessellatus Suet, -rc.
tesseratm, con- -re.
testari , an- , ad-
Fest. ep., Sen.,
co-ad-, con-, de-,
ob-, prae-, pro-,
re- (-tus pass.).
issstestilari, testiculari, al.
testicülätus.
testimoniatiAS.
testudinatus Fest,,
testudineatus Col.
tetraplare. [ß^
tetrare.
^^Hhecatus Sid. {enthe-
catus Fulg. M.).
thoracatus Plin. s.
thymatus,
tiaratus.
tibidnari, -rc(et al.).
iB4B-tignare, con-.
4imidare, in- (in-
timider).
Umoratus, in-,
tineare^ cf. 1633.
tintinnabtdcUus,
liiotironicare gl.. Uro-
cinare it.
tüianare gl.
tüvlare, ad-, in-
prae-, pro.
togatus, con-.
tolutari (tolutim?). tubicinare.
iMtonitruare. tubulatus Plin.
tonsurare. "«»tudiculare Varr.
torcfdare. tumidare.
tornare, de- Plin., lumulare p, ad-
ex-, inter-, re- (re- Plin., con- Ou.
toumer). tumultuari, -re.
torporare et Lact. tunicatus, -reVarr. s.
ueotorquatus.
torridare.
tortionare.
toxicaius.
trabeatus n.
i«««tranquillare.
tremulare (gl. trem-
bler).
trepidare, ad-, in-,
prae- Ctll.
tribulare et recc.,
ad-, con-.
tricari, ex-, -re, ex-,
in- (intriguer),r€-.
liidirigeminare.
triplare.
triplicare Plin.
tripudiare.
tristari, -re gl., con-
(et ap. Cic).
^^^Hriturare, re-.
triuraphare, de-.
tropa,eatus.
-trqpare, ad-.
truncare Ou., Liu.,
con-, de-Ou.,Liu.,
dis-, ob- (et ap.
Cic), prae-.
i58otrutinari Pers. , -re,
cf. 813, 1177.
tübare,
tuberare ^ ex- Sen.,
iMoturbare, ad-, con-,
de-, dis-, ex, inter-
et recc, ob-, per-,
sub-per-Sen.,pro-.
turbidare.
turbtdentare.
"turmare, con-.
turpare (et Cic. fr.),
de- Plin., eay.
is94urundare.
tiäelattzs, -re.
tutulatus.
uacuare Varr. fr.,
pA , e- Plin. , per-
e-.
uadare^ trans-.
leoouadari, con-.
uagari, circum-Vitr.,
de-, di- (divaguer),
e-, per-, super-
Col. s.
-uaginare, e- Hyg. f.
-uagulare, ob-.
ualidarej con-.
leosuallare , circum-
Vitr., con-, e-, ob-,
prae- B. Alex. s.
ualuatus Varr., e-
-re.
uanari, uanitare.
uaporare p, pA, e-,
pra>e-.
uarare, ob-.
pro-, al. tuberattis mouariare, con-, e-,
(cf, tuberascere). uariegare.
288
C. V. Paucker,
uaricare Varr., di-,
prcie-, trans-, -ua-
ricari, prae-.
uasatus, al. -uasare,
con-,
uastare , de- Liu.,
di-, e- Liu., per-
Liu., uastitare.
uaticinaii, -re.
isisuberare intr. Col.,
od-, ex- n., in-,
Irans, recc, ex-
Col., ubertare PI.
min.
uda/re, in- (al. uuens).
uegetare Sen., con-.
uelare, ad- p, cir-
cum-p, cöw-,de-p,
o6-,2>ra^-, re-Ou.,
Tac, pstt., sub-.
uelitari et recc, -re.
iMouenenare.
uentilare,eii-,e- Col.,
re-,
uentrigare (i. uen-
trem facere).
uenustare (Naeu.?),
con-, de-, e-,
uerare.
Ktsuerbenatus Suet. s.
uerberare, ad-Stat.
s., con- Sen., de-,
di- p, e- Ou., pA,
06-, re- Sen.,
Irans- , uerberitare
'Cato frequenta-
tiue ab eo q. e.
uerbero dixit'
Fest. epit.
uerbigerare.
uerhosari.
uerecundari.
leaouerieulatus Col. s.
uermiculatus Lucil.,
al. -ri Plin.
uermigcratiAS.
uerminari (-re) pr,
Sen.
uernare p, Plin.,
prae- Plin.
lassuertebratus Plin. s.
tiertiginare, -ri.
uesicare.
uesperat, ad- (fort.
et Plin.), -ri (die
iam uesperato Solin.),
cf. uesperascere.
uestigare (cf. 519),
e- Ou., in-, ad-in-,
per-.
i«4oueterare Scrib. (-tor
Cic.), in- (cf. ue-
terascere).
uetustare.
uiare, ante-, de-, in-,
06-, per-, prae-,
uiaticatus, "rt gl.
uibrare (uiere :
uibr - ) , con- et
recc, inter-, re-,
itiiUicinari, con-.
uictimare.
uictoriatus.
uiduare p, pA.
uigilare, ad-, e-, in-,
inter-, ob-, per-,
prae-.
itiouigorare, e-.
uilitare, in- gl.
uillicare, -ri.
uinculatus Varr., -re.
uindemiare Col.,
per-,
lessuiolare (uis), con-,
ob'.
uirare gl. (-tus S. S.),
e- etil., Varr,
uirgatus p, Sen.
uirginari, de-, -re.
uirgulatus Plin. s.
mouiriatns Lucil. (?), gl.
xQaTatog.
uiridare Ou., intr.
-ans Verg. et -re,
uiridicare (et Cic.
ep.).
uiscare luu., in-,
uiscellatus.
-uiscerare, con-^ e-,
in-.
i««5-uitare (uita), e-.
uitiare, con-, e-,
prae- p.
uittatus Ou.
uitulari (Vitula).
uiuidare.
i«7oulcerare, od-, ex-,
if^^prde-, re-, sub-.
idtimare.
tUtrcUus.
umbilicatus Plin. s.
umbrare Varr., ad-,
in- n., ob- n.,
super- ob-, prae*-
Tac, suih.
liiiimcatus C. Aur., -rc
gl., ad- Fest, ep.,
in- Lucil., Col., 06-.
uncinatus, -re.
unare, ad-, co-ad-,
sub-ad-, CO-, ex-,
in-, sub-, unUare
(cf. unire Sen.,
recc).
undare p, ab-, ex-
ab-, super-ab-, ad-,
ex- pA, in-, per-
in-, super-in-, in-
ter-, red-, super-.
undulatus Varr.
Ksounguentatus CtU.,
-re.
ttateriatlen zur lateinischen wörierbildungsgesdiichte. ^80
ungulatus, ex- -re. ""uulgare, di-, e- Liu., mltuatus.
urbanari gl ***** P^r-, pro-. uxorabus.
urinarl, -re Varr., uulnerare, con- B. i„ojereZare,/>rae-,-ri,(Ml-.
in- Gol. Afr., pA.
uruare. uulpinari Varr.
II.
Von den 1777 (1758) hier aufgeführten formen sind recc.
727 (719), c. 41%. Als pr bezeichnet sind gegen 130, bei
Cicero oder doch Cäsar finden sich 401, nur etwa 22V2%.
Gezählt sind hierbei nur die simplicia, wenn nicht vorhanden,
durch ihre praepositiua vertreten, nicht daneben auch alle Zu-
sammensetzungen mit Präpositionen besonders, so dass z. b.
cordatus ungeachtet re-cordari den pr zugezählt ist. Immerhin
zeigt sich auch bei dieser berechnung, wieviel an lateinischen
ausdrucksmitteln diejenigen verscherzen, welche sich mit dem,
was in Cicero's erhaltenen schriften zu lesen ist, behelfen zu
müssen vermeinen.
In 112 nummern (n. 50) fehlt ganz oder so gut als ganz
das Simplex, wie z. b. uiscerare nur in e-uiscerare und ein paar
neueren compositis erhalten ist, wenn es überhaupt für sich
existirte. Denn in manchen präpositiven denominativen ist nicht
die Präposition mit einem simplex zusammengesetzt, sondern eine
construction der präposition mit dem nomen verbalisirt, wie per
agrum zu peragrare, ante lucem zu antelucare, und einige solcher,
wie z. b. postergare, subpernatus, sind auch gar nicht in das
Verzeichnis aufgenommen worden. Die Untersuchung über die
bedeutung der denominatiua wird sich nur auf diejenigen,
welche auch ohne Zusammensetzung vorhanden sind, zu stützen
haben.
Die endung -are tritt an die stelle der casusendung des
nomen, also ordin-are von ordin-is, fluctu-are von fiuctu-us,
corpor-are, und darum fallt auch ein etwa zum wortstamm
gehörendes i in derselben bei der bildung des denominatiuum
weg, wie z. b. in tenu-are von tenu-is, test-ari. Durch synkope
scheint mitunter ein stammlaut ausgefallen zu sein, wie u in
singultare u. a. (n. 49), i vielleicht in fastigare, uestigare, in-
in caligare von caligo, inis neben caliginare recc, in formidare.
Die endung are erscheint öfters epenthetisch verstärkt durch
-i-, -it-, -ic- (-ci-, -ic^it-) oder -ig- (-ig-it-), -il- oder -ul-
ZelUchrlft für vcrgl. Spraclif. N. F. VI. 3. 19
290 C. V. Paucker,
(-ic-ul-), -in- (-ic-in-, -ig-in-), -er- (-it-er-, -ig-er-), epenthesen
gleicher art wie diejenigen, welche auch im nomen uerbale
das suffix -US (-is), -ul-us (-il-us, -il-is) annimmt, wie in pu-er-
um, ti-t-ulus, fer-t-ilis, ora-c-ulum, sta-b-ulum, sta-b-ilis u. s.w.
Diese epenthesen können den wortsinn wohl intendiren, aber
nicht abändern, wie auch im deutschen -ig-en, -s-en oft einerlei
ist mit -en, z. b. in endigen für enden, bettigen landschaftlich
für betten, beeidigen, beschönigen, benamsen, piepsen. So tritt
anstatt -are ein auch
1) -i-are, wie ampl-i-are, humil-i-are neben humilare, in
20 fällen, recc. 11 (n. 2), vielleicht e für i in laqueare für
lacu-i-are (vgl. 574, 885); —
2) -it-are (-t-are), wie nobil-it-are, über tare neben uber-
are, in nicht weniger als 63 fallen, recc. 33 (n. 6), in mehr
als der hälfle der falle als nebenform eines auf einfaches -are
ausgehenden uerbum, wie circitare neben circare, densitare
neben densare, und in einigen dieser neben einem gangbareren
und kaum als denominativisch bewussten verbum wohl als
frequentatiuum oder intensiuum in gebrauch gewesen, so coeni-
tare, culpitare, curitare und, nach Festus, uerberitare, vielleicht
auch improbitare, .nominitare (mit -itare vielleicht zu vergl.
-ütire : balbutire, caecutire) ; —
3) -ic-are, wie claud-ic-are, communicare, fabr-ic-ari,
alter-c-ari, in 34 fallen, recc. 21 (n. 10), in den meisten, ca. ^/s,
intransitiv, in einigen eine gleichsam inchoative, wie Priscian
VIII, 30 es bezeichnet, oder similative bedeutung annehmend,
als albicare sich weissen, weisslich sein, nigricare, vielleicht so
noch uiridicare, ignicare; — o-ci-n-ari für on-ari von -o, onis,
wie latro-ci-nari , sermocinari neben sermonari (zu 799), alle
fünf beispiele uett.; —
4) -ig-are, wie mit-ig-are, litigare, pur-(i)g-are (und
pur-g-it-are), in 16 oder 17 fallen, recc. 6 oder 7, wenn nicht
noch 3, in denen i lang ist, fastigare, wie wir glauben, casti-
gare, fatigare, hinzuzuziehen sind. Eutych. ars p. 462 K. stellt
dahin , ob die uerba auf -igare denominative seien , oder com-
posita mit agere (siue inest eis uerbi quod est agere quaedam
compositio). Die letztere ansieht, die auch neuere hegen, wird
durch die n. 35 zusammengestellten beispiele insgesammt be-
trachtet widerlegt, sie passt nur etwa auf nauigare, remigare,
uentrigare (allenfalls auch 768, 834); —
Materialien zur lateinischen wörterbildongsgeschictife. ^1
5) -ul-are oder -il-are, wie grat-ul-ari, uent-il-are (-ic-
ul-are : solic[u]lare), in 11 fällen, recc. 2 (n. 22); —
6) -in-are, wie dap-in-are, oder -ic-in-are, wie mant-
ic-in-ari, -ig-in-are : leu-ig-in-are, in 12 fallen, recc. 6
(n. 41) ; -
7) -er-are, -r-are, wie mod-er-ari, sperare, -it-er-are :
calc-it-(e)r-are, -ig-er-are, wie uerbigerare schwatzen, s. n. 25,
wo 8 beispiele.
Ablaut in der composition , bei einfachen verben recht
häufig eintretend, finden wir bei 5 denominativen , die alter
und verbreiteter gebrauch wohl den einfachen gleichstellte, näm-
lich damnare : con-demnare, iurare : de-ierare . ., sacrare :
con-secrare . ., — calcare : con-culcare . ., causari : ad-cusare . .
Was das Verhältnis der denominative auf -ere und -ire zu
denen auf -are betrifft, so macht es schon das numerische un-
gleichmass jener diesen gegenüber bedenklich hier einen sema-
siologischen gegensatz, wie intransitiv und transitiv, zu präsu-
miren. In versuchen jeder dieser endungen eine specifische
bedeutung zuzuweisen bewährt sich, dass aus einigen fallen
etwas induciren und aus allen einen schluss ziehen nicht auf
dasselbe herauskommt. Wenn in einer grammatik gesagt wird,
die auf -ire hätten »meistens eine transitive, doch auch häufig
eine intransitive bedeutung«, so ist, wenn damit etwas gesagt
ist, dies doch nicht einmal wahr. Richtiger ist, was eine andere
sagt, dass »die denominative auf -ire die bedeutung derer auf
-are haben«, nur nicht so wie es gemeint ist, nämlich die be-
deutung sei beiderseits vorzugsweise und ursprünglich immer
eine »factitive«. Vielmehr in dem sinne ist es richtig, dass
ebensowohl das denominativ auf -ire, wie das auf -are, alle
bedeutungen aufnehmen kann, welche, wie weiter unten ent-
wickelt werden wird, das uerbum denominatiuum als solches
haben kann, und dass die wesentlichen dieser bedeutungen auch
in beiden formen vorkommen. In 26 in n. 1 zusammengestellten
fallen ist die bedeutung der von demselben nomen abgeleiteten
formen auf -are und auf -ire, wie buUare und buUire blasen
werfen, d. h. machen, ebenso gleichartig, wie es auch die
mehrer lautlich differenten, als z. b. terminare, limitare und
andererseits finire, mitigare imd lenire, mollire u. a., ist. Da-
gegen haben wir nur 10 beispiele ungleichartiger bedeutung
gleicbstammiger auf -are und auf -ire, wie barbatus mit einem
19*
292 C. V. Paticker,
bart versehen und barbire einen bart bekommen d. h. machen,
hervorbringen, aufgefunden (n. 45). Die dem uerbum auf -ere
zugeschriebene prädisposition zu intransitiver bedeutung, wie
sie sich im gegensatz von iacere zu iacSre u. dgl. kundgibt,
stellen wir nicht in abrede. Allein einen gegensatz der deno-
minativform auf -ere zu der gleichsam universalen auf -are
können wir darum doch nicht zugestehen. Die zahl der deri-
vative von demselben nomen auf -are und -ere mit gleich-
artiger bedeutung, 14, wie densare und densere dicht machen
(n. 4), ist mit nichten kleiner als die zahl derjenigen mit un-
gleichartiger bedeutung, 13, wie caluare kahl machen, caluere
kahl sein (n. 8). Denominative inchoative auf -scere, deren
zahl die der von reinen uerbis abgeleiteten beträchtlich über-
trifft (c. 4 : 3), sind allerdings wesentlich intransitiver bedeutung.
Formell entsprechen den denominativen auf -are die auf -a-scere
ausgehenden. Von diesen sind in unserem Verzeichnis 29 bei
den gleichstammigen, wie ueterascere bei ueterare, aufgeführt
(n. 9), d. h. fast alle, die überhaupt uns bekannt sind*®).
Es ist auch die frage zu erörtern, ob uerba denominatiua
auf -are von nominibus jeder art abgeleitet worden sind, oder
ob irgend welche unterschiede, und welche namentlich sich
dabei herauserkennen lassen. Aus unserer Sammlung ergibt
sich im allgemeinen, dass uerba auf -are von aller art von
adjectiven primärer bildung und Substantiven concreter bedeu-
tung gebildet sind ohne andere als etwa euphonische rücksicht
auf die form des nomen. Etwas anders gestaltet es sich, wenn
wir die nomina deriuatiua im engeren sinn, msbesondere die
mehr abstracten begrilBfs, ins äuge fassen, solche derivate, welche
mehr mit bewusstsein gemacht oder declinirt sind, declinirt
nach dem bedarf der rede, wie vom nomen seine casus, aus
den Wörtern, primären oder secundären, welche der Sprach-
schatz darbietet. Hier finden wir, besonders wenn wir vorzugs-
weise die sicher der älteren sprachzeit vor dem edictum Anto-
nini (uett.) angehörigen denominativen formen in betracht ziehen,
dass nicht von allen gleichmässig , sondern von gewissen arten
häufiger, von anderen seltener, von einigen gar nicht oder fast
gar nicht uerba denominatiua gebildet sind. Was aber in dem
älteren nationalen latein nicht oder selten vorkommt, unterliegt
**) Ausserdem crepusctdaacere, puerascere Suet, re-, tenerascere Lucr.
Materialien zur lateinischen wörterbildungsgeschichte. 293
der präsumption der sprachregel nicht entsprechend, also nicht
gut lateinisch zu sein. So finden wir überhaupt keine uerba
denominatiua von Substantiven auf -tas, -tudo (von -tus, tis,
die nicht zahlreich sind, nur das eine salutare, von -tor, die
sehr zahlreich sind, nur das eine auctorare), — keine von ad-
jectiven auf -arius, -alis oder -aris (wohl wegen kakophonie,
vgl. von gleichartigen gnarur-are, anilitari). Sehr wenige oder
nur vereinzelte, unter den uett. aber gar keine finden wir von
Substantiven auf -ela (zu 1506), von adjectiven auf -ax (844),
-osus (zu 583), -anus (zu 687), -aneus (zu 308), -iuus uerb.
(zu 539), — von adjectivischem -eus wohl nur ein beispiel,
caeruleatus VelL, von substantivirtem allerdings nicht eben
wenige (n. 23), z. b. caueatus, wie überhaupt viele von sub-
stantivirten adjectiven (concretes bezeichnend), wie canusinatus
= in wollenstolBf aus Canusium gekleidet (mehr beispiele, nicht
alle, n. 36). Ferner finden sich nur bei recc. uerba, welche
abgeleitet sind von denominativen eigenschaftswörtem auf -ia
(n. 13), wie licentiare, angustiare, von adi. proportionalia auf
-plus (n. 44), wie duplare, von comparativen (n. 32), wie
meliorare, Superlativen (n. 47), wie ultimare (nur con-summare
schon früher). Gleich wenig zahlreich bei uett. und recc. sind
bildungen von -io uerb. (n. 39), wie auctionari, von part. praes.,
wie praesentare, oder adi. auf -ns, wie frequentare (zu 19),
während ebenfalls selten sind, jedoch entweder ganz oder in
mehrzahl den uett. gehören, die von -go, -do masc., wie ordi-
näre, marginare (n. 19), -bilis (zu 698), wie mobilitare, 3, uett.
2, -iuus denom. (zu 539), wie aestiuare. Selten ferner bei
uett., bei recc. zum theil etwas häufiger sind derivate von
subst. uerb. auf -tus (-sus), wie fluctuare (n. 16), -ura (n. 38),
wie figurare, auch bei recc. selten von -rtrix (zu 1029), wo nur
nutricari, -ilis uerb. (zu 416), wo nur debilitare den uett. ge
hört. Auch die schon mehr gebräuchlichen bildungen von
subst. abstr. uerb. auf -or, wie laborare, honorare (n. 26),
von -ia von uerb. oder subst. (n. 13), wie calumniari, uicto-
riatus, von -mentum, wie argumentari, coagmentare (n. 18),
von adi. auf -idus (n. 51), wie trepidare, 39, uett. nur 7, von
nominalisirtera pari perf. (n. 40), wie aduersari, defrutare, sind
in grösserer anzahl bei recc. als bei uett. vertreten, ferner
die von -go, -do fem., wie imaginari, libidinari (n. 19), von
-ies 5 decl. (n. 29), wie meridiari, von adi. auf -icus (n. 48),
3594 C. V. Paucker,
wie publicare, -entus (n. 43), wie cruentare. Dagegen ver-
hältnismässig häufig auch bei uett. und bei ihnen an zahl
auch überwiegend sind derivate von nom. uerb. auf -ulus,
-culus, -bulus, a, um . ., -brum, -crum, -trum u. dgl. (n. 3, 5, 24),
wie hariolari, iaculari, fabulari, operculare, librare, lucrari,
capistrare, zusammen 92, uett. 62, von -men (n. 21), wie exa-
minare, nominare, 30, uett. 22, -ium abstr. (n. 20), wie auxi-
liari, negotiari, 46, uett. 29, von adi. denom. auf -tus (n. 37),
wie honestare, 18, uett. 8, multiplic. auf -plex (n. 31), wie
duplicare, 10, uett. 8, adi. uerb. auf -uus (n. 17), wie con-
tinuare, 15, uett. 11, -icus uerb. (n. 11), wie amicare, 8, alle
uett., und so auch mehr uett. von -Inus adi., wie supinare (zu
450), 6, uett. 4 (von subst. dieser endung, wie puluinatus von
puluinus, 7 — 8, zur hälfte uett.). Es sei noch bemerkt, dass
die von -us, eris und -us, oris, aber auch von letzteren meist
auf -erare gebildeten fast alle den uett. angehören (n. 42 u. 57),
wie ponderare, fenerari (fenus, oris), nämlich mit ausnähme
von nur 4 auf -orare ausgehenden, wie frigorare neben uett.
frigerare. Uebrigens machen alle von den genannten arten
von derivativen abgeleiteten uerba zusammen kaum ^/lo aller
denominatiua auf -are aus. Von griechischen Wörtern (unge-
rechnet corrumpirte, wie architectus, wovon architectari) sind
123 uerba gebildet, von denen die meisten, fast ^/s, recc. sind.
m.
Die erörterung der semasiologischen frage muss sich hier
auf deduction des princips und blosse skizze einer abhandlung
beschränken.
Jedes nomen ist consummat zweier elemente, vorau3gesetzter
pronominaler substantia und prädicirter qualitas, durch die aus
dem pro-nomen ein nomen wird, Verbindung einer allgemeinen
pronominalen basis, die an sich nur substantialitat überhaupt
ausdrückt und lautlich existent ist in dem, was an dem nomen
nominalform ist, mit einem qualificirenden adnominalen element,
dessen träger dasjenige ist^ was an dem nomen bedeutungslaut ist
Ebenso ist jedes uerbum consummat zweier elemente, des actus
generalis und einer species actus, 1) eines proverbalen elements,
jdas nur bethätigung eines subjects im allgemeinen und noch
Materialien zur lateinischen wörierbildungsgeschichte. 296
indifferent ausdruckt und deren allgemeine accidentien oder
relationen (tempus, modus, pronominale Personalität) zum aus-
druck bringen kann, dessen träger das ist, was an dem uerbum
verbalform ist, und 2) eines von jenem aufgenommenen speci-
ficirenden, adverbialen elements, dessen träger das ist, was an
dem uerbum bedeutungslaut, stammlaut ist. Und so besteht
zunächst das einfache oder reine, primäre, nicht derivative
uerbum aus dem uerbum generale als basis und einem in diese
eingegangenen aduerbium, wie wir es nennen müssen. Durch
beispiele ist dieser Vorgang nicht zu belegen. Nicht ist für sich
vorhanden das nomen generale, nicht in seiner ursprünglichkeit
das uerbum generale, nicht mehr sind es die adverbialen ur-
stammlaute. Nicht lässt sich die prähistorische genesis der
Verbalstämme beobachten und nachweisen an beispielen aus
historischen sprachen, die immer aus einer schon fertigen
spräche hervorgegangen sind, und aus ihr ihre verbalstämme
empfangen haben als etwas vorausgesetztes, gegebenes, das sich
weiter nur lautgeschichtlich abwandelte und entwickelte, kaum
Zuwachs erhielt durch zuschaffung, nur mitunter durch derivation
aus vorhandenen adverbien, wie circare von circa = sich um
. . bethätigen, sich herum- oder umher-bew^en. Wohl aber
lässt sich die analyse vollziehen an dem abgeleiteten uerbum
denominatiuum. Hier ist das, was zu dem uerbum generale
aduerbialiter hinzugetreten und in die verbalform eingegangen
ist, ein nomen, der an sich indifferente begriff allgemeiner
bethätigung ist mit einem nominalbegriff versetzt. Wir fragen,
in welcher weise kann im denominatiuum das nomen zu dem
proverbalbegriff construirt sein und demnach in welchen sinn-
beziehungen zu ihm stehen. Wenn wir das beantworten können,
so haben wir damit erkannt, welche arten der bedeutung ein
uerbum denominatiuum haben kann, und können die grund-
bedeutung eines jeden einzelnen bestimmen, auf welche von
demselben aufgenommene bedeutungen zurückzuführen, und
mit bezug auf welche sie im lexicon zu disponiren sind.
Ein satz besteht aus subject und prädicat, von denen jedes
weitere bestimmungen annimmt, also aus zwei theilen oder
satzstellen, locus subiecti und locus praedicati. Ein uerbum
fmitum stellt schon für sich allein einen satz dar, denn es ist
prädicat, und das subject enthält es zwar nicht als nomen,
setzt es aber als pronomen in seiner personalform. In dem
296 C. V. Paucker,
uerbum denominatiuum nun kommt in diesen einfachsten satz
noch ein nomen hinzu, ein nomen ad praedicatum, in praedi-
cato, ein nomen also in loco praedicati, nicht in loco subiecti.
Hieraus folgt, als was, in welchem satzverhältnis das nomen
im denominatiuum sich darstellen und fungiren kann, sowohl
was es in ihm sein kann, als auch in der hauptsache schon,
was es nicht sein kann. Nicht sein kann es subject, denn das
subject ist zwar, wie gesagt, durch das uerbum schon vertreten,
nämlich projicirt, in ihm aber ist es nicht, kann bestandtheil
des prädicats nicht sein, und so kann z. b. nubilat nicht ex-
ponirt werden: wölken sind da, sondern nur: es (subj.) macht
wölken, wie »es regnet« = es gibt (ergibt, macht) regen.
Und ebenso wenig kann es etwas von dem sein, was in locum
subiecti hineingehört, was zum subject oder zu einem subject-
wort d. h. nomen, dasselbe bestimmend, construirt wird, d. h,
nicht attribut, nicht appositiuum, nicht casus adnominalis, d. h.
genitiv. Dagegen kann es sein, was ein nomen construirt ad
praedicatum sein kann, nämlich a) nominalprädicat in
casu recto, bezeichnend, als was oder in welcher eigenschaft
das subject sich bethätigt, wie militat er bethätigt sich als
miles, thut kriegsdienst, — b) object in casu obiectiuo, wie
liberat = facit liberum, bellat = facit, gerit bellum, — c) ad-
verbiale prädicatbestimmung in casu aduerbiali, d. h. zumeist
im sog. ablativ, hauptsächlich dasjenige bezeichnend, womit
einer sich bethätigt, womit er einen oder etwas bethut, inficirt
oder afficirt, wie calcare = facere calce d. i. treten, cibare =
cibo afficere, speisen, uenenare = ueneno inficere. Hiermit ist
das gesuchte semasiologische princip gefunden, und es bedarf
nur noch näherer bestimmungen, namentlich ad b und c.
Das object im denominatium ist entweder (immer,
wenn dieses innere object ein adjectivisches ist) das, wozu die
bethätigung des subjects ihr äusseres object macht, das prädicat,
welches sie an diesem erwirkt oder setzt, z. b. liberare einen
frei machen, tranquillare, dignari für würdig halten, wärdigen,
effeminare einen gleichsam zum weibe machen (zu 958), —
oder es ist (wie meistens, wenn dieses innere object substan-
tivisch, vollends wenn es zugleich abstracten begriffes ist) das
effectivobject der bethätigung, dasjenige was sie hervorbringt
oder zu stände bringt, fumare rauch machen, rauchen, lacri-
mare thränen machen d. i. von sich geben, weinen (zu 661), /
Materialien zur lateinischen wörterbildungsgeschicbte. 297
ulcerare geschwüre entstehen machen (zu 1089), germinare
(n. 53), murmurare (zu 965), radiäre (zu 1270), nubilare (zu
983), aceruare (zu 10), auch gleichartig articulare i. diuidere
in articulos (cf. membrare gl. Labb., 598, 1096), aestiuare (zu
677), — fabulari gespräch machen, sich unterhalten (zu 90),
infitiari, precari, rixari, curare, conciliare, uindemiare, auxiliari
(zu 1197), insidiari . . • Indem es für grammatische con-
struction (prädicat-, appositiv-, object- Verhältnis) einerlei ist, ob
etwas als wirklich gesetzt wird oder nur gleichsam, gleichnis-
weise, findet auch die bedeutung statt: gleichsam zu etwas
machen, einem ähnlich machen, wie alueatus einem alueus
ähnlich gemacht, muldenförmig, cuneare auch: keilförmig
machen pA, echinatus igelähnlich, stachelig, vgl. 251, 335, 401,
1066 a, 1245, 1364, 1631 u. a. (bes. bei Plin. öfters).
Der grund aber davon, dass das object im denominatiuum
regelmässig ein eflfectives object ist, und nicht ein affectives oder,
wie man es zu nennen pflegt, transitives, ist folgendes. Das
nomen im denominatiuum determinirt die bethätigung, speciali-
sirt die an sich ganz allgemeine, gibt der an sich inhaltlosen
einen inhalt, das aber kann es als object nur dann, wenn es
ein für die thätigkeit wesentliches, zu ihr gehöriges, in sie
fallendes, aus ihr hervorgehendes ist, nicht aber, wenn es ein
zufalliges und äusserliches ist, ein nur afficirtes und nicht auch
selbst afficirendes ist. Hieran anknüpfend können wir vielleicht
mittelst folgender betrachtung für einige doch vorkommende
ausnahmen von der regel eine gewisse nicht sowohl logische
als etwa psychologische begründung finden. Es ist nach obigem
unstatthaft in einem verbum, wie z. b., um das erste beste zu
nehmen, feminare, das darin enthaltene feminam als transitives
object zu fassen, unstatthaft und sogar undenkbar, es dann zu
deuten == feminam inuenire, oder uidere, caedere, interficere . .,
unstatthaft auch, aber nicht ebenso undenkbar es zu deuten =3
feminam quaerere, cupere, amare. Nämlich unstatthaft ist
alles dies, weil eine bethätigung, die feminam zum gegenständ
hat, nicht nothwendig eine von jenen sein muss, ein wort aber
das, was es nicht, an sich oder nach umständen, bedeuten
muss, auch nicht bedeuten kann. Undenkbar aber nennen
wir, was wir so nannten, darum, weil jene thätigkeiten , wie
finden, schlagen, dadurch dass sie feminam zum object haben,
gar nicht alterirt werden, also dadurch auch nicht specialisirt,
298 G. V. Paucker,
darnach nicht benannt werden können, während amare femi-
nam eine andere species amandi ist als z. b. amare filium, und
es daher, wenn dieser sinn in das wort gelegt wäre, unter
umständen und in gewissem Zusammenhang wohl möglich wäre
ihn als gemeint zu errathen. So kann denn durch gewisse
arten von affectiven objecten unter umständen auch der all-
gemeine thatbegrifif genugsam determinirt erscheinen, um einen
wirklich gemeinten speciellen thatbegrifif im uerbum zu errathen,
wie z. b., wenn als gegenstände menschlicher (oder etwa gar
noch enger landwirthschaftlicher) thätigkeit vorliegen fruchte
des baums oder anderes was wächst, das product der bienen-
zucht, krebse, fische oder dgl, man leicht darauf verfallt, dass
unter jener thätigkeit ein wegnehmen, einsammeln, abernten
gemeint sei. So nun und weiter auf ähnliche art erklären sich,
wie uns scheint, deutsche Wörter, wie fischen, krebsen, herbsten
(oncoQi^siv) , grasen, häuten, pellen (peler), lausen, haaren
(haare verlieren), federn, köpfen u. a., und die zum theil ent-
sprechenden lateinischen, wie frondare i. defrondare, surculare,
pampinare, oliuare, racemari, olerari, mellare, vielleicht piscari
(das auch eine andere, mehr rationelle erklärung zulässt =
sich mit fischen versorgen, nach c, n. 14), retare, sentinare
grundwasser ausschöpfen , stercorare ausmisten , pediculare
(<p&stQiis$v) und ähnliches, pilare enthaaren, iugulare, auch
linguare der zunge berauben, aeruscare geld in kleiner kupfer-
münze einsammeln, denen sich noch anschliessen lirare für de-
lirare, redimiculare , vielleicht catillare (vielleicht auch anders
nach n. 55 ex. zu erklären). Jedenfalls war wohl wenig davon
aligemeiner und auch in der gebildeten rede gebräuchlich.
Sind schon die uerba dieser zweiten art sehr zahlreich, so
sind noch zahlreicher die der dritten, die das nomen in casu
aduerbiali involviren. Die bedeutungen, welche diese uerba
haben, sind meistentheils, wie schon gesagt, solche, welche sieh
mittelst der präposition »mite ausdrücken lassen, wie z. b. die
deutschen kleiden, schürzen, dachen (bedachen), dolchen (er-
dolchen), drücken i. mit druck, drängender kraft einwirken
(dififerenziirt , mehr causal, drucken i. durch druck hervor-
bringen). Eine der hauptarten des adverbialen satzverhältnisses
ist das Sinnverhältnis des mit der bethätigung des subjects
coefficienlisch verbundenen, miterwirkenden, das instrumentale,
und dieses ist hier durch viele uerba vertreten, die wir instru-
Materialien zur lateinischen Wörterbildungsgeschichte. 299
mentalia nennen können, z. b. orare i. ore facere, mit dem
munde sich bethätigen, oculatus (testis) i. qui oculis fecit 1. e.
uidit (n. 56), caballicare i. caballo facere, reiten, terebrare
1. terebro facere, bohren, colare i. colo facere, seihen (n. 52),
f urciliare i. furcilla facere i. e. sustentare, stützen (zu 219),
Stimulare, sagittare mit pfeilen schiessen (zu 58), emplastrare
mit einem pflaster, cucurbitare mit schröpf köpfen behandeln
und so andere anwenden von heilmitteln oder heilwerkzeugen
ausdrückende uerba (zu 396), tubare trompeten u. s. w. Vor*
züglich zahlreich sind die uerba, welche bedeuten, womit der
gegenständ der bethätigung bethan wird, d. h. entweder an-
gethan, versehen, begabt, oder womit belastet, womit oder
wovon betroffen, z. b. armare, calceare, coronare, capillatus,
ingeniatus, decorare, fucare, picare, frumentari i. frumento se
instruere, aquari (n. 14), piperatus, rosatus, dotare, limitare,
nominare . . (uestire, cratire, turritus, fellitus), onerare, damnare,
multare, necare, uerberare, alapari. Hierher gehören grössten-
theils die vielen meist niu* in der form des part, per f. ge-
bräuchlichen, wie togatus, scutatus, die aber doch immer jedes
ein uerbum vertreten und uerba sind, wie denn zu nicht
wenigen, wenn auch seltener oder erst später, andere formen
sich finden, wie zu ferratus doch auch ferro (71 beispiele in
n. 46), öfters wenigstens mit präp. zusammengesetzte, wie zu
auratus schon uett. inaurare. Es sei bemerkt, dass hierher
auch decimare nach seiner grundbedeutung »mit zehntensteuer
belegen« gehört. Die bedeutung des mit der bethätigung ver-
bundenen erstreckt sich auch auf die uerba, welche bedeuten:
sich mit . . zu thun machen, beschäftigen, wie mercari, scru-
tari u. a., und auf die, in welchen der inliegende casus ad-
uerbialis das bezeichnet, worin (in quo) sich das subject be-
thätigt, ist, oder wohinein (in quod) etwas geräth oder gethan,
versetzt wird, wie deutsch z. b. betten, schultern (n. 55). Bei-
spiele dieser mehr locativischen bedeutungsart sind rurare, po-
pinari, cruciare, maxillare (in maxilla afficere, i. e. ictu afficere),
fiiuuiatus i. in fiiuuium immissus, aeneatus = in aenea tabula
scriptus, etwa auch dergleichen, wie soporare, angustiare. Selten
sind sichere beispiele davon, dass die adverbialform des nomen
im uerbum das sinnverhältnis des »woher« oder ein causales
vertritt, wie fatatus, parcatus, siderari u. a., wohl auch libi-
dinari L libidine agi, vielleicht materiare aus holz machen,
300 C. V. Paucker,
farratus, peditatus aus pedites bestehend (cohors). Zum ad-
verbialen Satzverhältnis gehört auch, mit dem locativischen in
Zusammenhang stehend, das dativische, und so lässt sich
zwar nicht oft, aber doch zuweilen das nomen in uerbo dali-
visch fassen, wie in uulgare i. uulgo tradere, parentare, alter-
cari (dat. incomm.), vgl. deutsch munden = für den mund
sein, geeignet sein. Von weiterer ausführung abstehend, be-
merken wir nur noch, dass mitunter, besonders bei p und recc.,
uerba in activer form, gewöhnlich als part. praes., vorkommen,
welche die bedeutung »mit . . sein, mit . . behaftet sein« auf-
weisen, wie comans, stellans (n. 15), wo vielleicht das part.
praes., wie zuweilen (Spicil. p. 187 sq., 297), passivisch zu
nehmen ist. Andere, welche ebenso activisch den sinn: mit
emem leibesübel behaftet sein ausdrücken (n. 28), wie uerrai-
nare, carbunculare , lassen sich wohl besser objectivisch, wie
purare (pus) . ., erklären, also carbunculare, scabiare i. carbun-
culum, scabiem progignere.
Die uerba der zweiten art würden wir, wenn der scho-
lastische ausdruck nicht so gar unlateinisch wäre, factitiua
nennen, wollen sie als effectiua bezeichnen, die der dritten als
alBfectiua. Die der ersten art (a) können wu: habitiua nennen.
Diese bedeuten nach dem obigen: sich als etwas bethätigen,
etwas sein, z. b. philosophari , famulari, interpretari, furari,
ciuicare i. ciuem agere, — exsulare, aegrotare, propinquare,
rutilare, uiridans, acetare sauer sein oder werden, oder auch:
sich wie etwas bethätigen, dem ähnlich sein, wie bacchariwie
bacchantinnen rasen, graecari, adolescentiari, arietare wie ein
bock stossen, aurorare wie morgenroth strahlen, albicare ins
weisse spielen, buxans buchsbaumartig. Vornehmlich treten in
dieser classe hervor die, welche bethätigung eines persönlichen
subjects bezeichnen, und von diesen wenigstens lässt sich hin-
neigung zu medialer form behaupten (115 beispiele in n. 12).
Zwar haben auch recht viele die active, doch auch dann öfters
eine nebenform auf -ri, wie z. b. aurigare, mendicare, eine
vielleicht ältere uillicare, zu anderen findet sich eine solche
wenigstens bei späteren, wie naufragari, praeuaricari. Uebrigens
siiid die habitiua keineswegs ausschliesslich intransitiv, sie transi-
tiviren sich, wenn die bethätigung des subjects eme richtung
auf äussere gegenstände hat oder anninunt, und mehre werden
daher oft oder immer mit emem accusativ construirt, wie z. b.
Materialien zur lateinischen wOrterbildungsgeschichte. 301
augurare, nuntiare, memorare, nauare, infestare, auch mediale,
wie architectari , fabricari, comitari, furari. üeberhaupt sind
transitiv und intransitiv keine für das denominatiuum als solches
weisentliche kategorien.
Es ist nicht nothwendig, dass ein jedes denominatiuum
ausschliesslich nur eine dieser bedeutungsarten habe, nur in
einer bedeutung angewendet werde. Viele sind sowohl a
als b, wie aequare gleich sein, gleich kommen und gleich
machen bedeutet, ebenso alternare, concordare, quadrare, ube-
rare u. a., viele sind sowohl b als c, wie donare sowohl donum
facere (alicui) als dono afficere (aliquem), ebenso bullare blasen
machen und mit einer bulla versehen (bullatus), so cuneare,
lapidare, sanguinare u. a. Es kann eben, was prädicat ist,
auch object sein, und oft umgekehrt, nicht so leicht aber ein
praedicabile in adverbialem satzverhältnis fungiren, und darum
sind auch von adjectiven abgeleitet nur a und b, keine c.
Somit ist auch eine genaue vertheilung der denominatiua unter
die drei arten und auszählung nicht zu machen. Nach einem
ungefähren Überschlag aber verhalten sich die, welche aus-
schliesslich oder vorwiegend habitiua, eflfectiua, affectiua sind,
also a, b, c zu einander wie 13, 40, 47.
Reval, ende Juli 1881.
Paucker.
Urspr. dfl tfl Cfl im lateinischen.
Dass die lateinische form fundus dem skr. hudhndh genau
entspricht, und dass unda aus udn-, dem schwachen stamme
des indogermanischen wortes für wasser weitergebildet, also
aus *udnä entstanden ist, wird wohl allgemein anerkannt; aber
die consequenzen für das lateinische finde ich nirgends daraus
gezogen. Jene beiden Wörter stehen so vereinzelt da, dass es
wenig Wahrscheinlichkeit hat, dass sie irgend einer analogie-
bildung angehören; sondern allem anscheine nach stellen sie
die lautgesetzliche entwickelung der vorauszusetzenden formen
*fii^os und *udnä dar. Also ist hier urspr. dn und dhn
zwischen vocalen zu nd umgestellt worden.
Aehnliches finden wir auch bei andern consonanten. So
steht den griechischen praesentien nstdvpviu nirvfifAt das latei«
30^ R. Thurnöysetl,
nische pando gegenüber, zu welchem sich das intransitive pcUSre
stellt. Dieses pandd ist deutlich aus *patn6 entstanden, dessen
vocalismus wir hier auf sich beruhen lassen wollen ^). Ganz wie
mit pandö steht es mit pango cf. gr. n^yw/it. Der alte aorist
pacit pacunt und eine fülle anderer formen wie skr. pägäh, lat.
päx pdciscor etc. erweisen, dass der zweite consonant ursprüng-
lich eine tenuis war. In diesen zwei verben ist also aus urspr.
tn und cn zwischen vocalen nd und ng geworden, d. h.
Schwächung (assimilation) und metathese zugleich eingetreten. —
In meiner dissertation über die lat. verba auf -io (Leipzig
1879) habe ich zu zeigen gesucht, dass im lateinischen eine
ganze reihe ursprünglicher aoristformen sich völlig im praesens-
system eingebürgert hat. Mir scheint auch tendd zu dieser
gruppe zu gehören. Dass dasselbe mit tenSre eng verwandt
ist, bezweifelt niemand; das hinhalten, hinstrecken steht als
entsprechende momentane handlung neben dem festhalten.
Auch zeigt das participium tenftis, dass das d nur dem praesens-
stamme angehört, also nicht etwa eine sog. Wurzelerweiterung ist;
die form repräsentiert zugleich das participium von tenSre und
erweist dadurch beide verba als theile des selben verbalsystems.
Im Rgveda findet sich von eben diesem verbum ein praeteritum
tatdnat tatanan tatananta. Ob dieses als aorist oder als plus-
quamperfect angesehen wird, seine bildung ist unregelmässig;
man erwartet ^tatnat *fatnanta. Und das sind auch unzweifel-
haft die älteren formen; sie entsprechen genau griechischen
aoristen wie insipvov ststikov cf. dpaptat dvocat. Diese bil-
dung hat sich im sanskrit bei wurzeln mit schliessender liquida
nicht rein erhalten; ob tatanat eine lautgesetzliche oder eine
durch analogie hervorgerufene Umbildung von *tcUnat ist, kommt
für uns nicht in betracht. Es springt in die äugen, dass tendo
dieser selbe aorist ist, der sich kraft seiner modificierten be-
deutung neben dem älteren tened unter den praesentien einen
platz errungen hat; jfnan vergleiche cSdo und cadd. Also tendo
aus *tetnd. Das perfect tendi kann direct dem altindischen
tatan^ entsprechen ; die nebenform tetendi ist eine pleonastische
bildung in der art von skr. cäcäkki und begreift sich leicht
wegen des gleichklangs von tendö und tenäi. Es ist nicht
meine absieht alle falle zu durchgehen, in welchen Vorgänge
^) Vgl. osk. patenBtna mit dem ähnlich gebildeten lat. panderent; der
Inf. lautete *patunum.
Ürspr. dn in cn im lateinischen. 303
dieser art können stattgefunden haben; es würde dies weit-
läufige etymologische Untersuchungen erfordern. Ich werde
mich darauf beschränken, auf einige ganze gruppen von Wör-
tern hinzuweisen, welche in unser capitel einschlagende er-
scheinungen darbieten. Hier möchte ich nur noch auf zwei
verba aufmerksam machen, auf mungo = skr. muncdti und auf
pingo = skr. pimgdti, da sie für die frage betreffs des alters
der verschiedenen präsensbildungen mit nasalen von bedeutung
sein können.
Vor allem müssen wir nun den lautlichen Vorgang selbst
ins äuge fassen. Es Hesse sich denken, dass der wandel von
*udna zu unda ohne weitere mittelstufe stattgefunden hätte
durch einfachen platzwechsel von d und n, wie z. b. air. belre
wohl direct in berle neuir. beurla übergegangen ist. Auf andere
wege weist uns das altspanische. Im Poema del Cid geht das
enclitische pronomen nos mit einem vorhergehenden imperativ eine
so enge Verbindung ein, dass es mit ihm völlig zu einem worte
verschmilzt. Nun findet man daselbst nicht nur die form dad-
nos, sondern daneben auch dandos und ebenso tenendos =
tened-nos, cortandos = cortad-nos. Dieses dandos aus dadnos
entspricht vollständig unserm unda aus *udnä. Eine mittelform
zwischen diesen beiden bildungen hat Cornu (Romania IX,
p. 95 f.) aus demselben gedichte nachgewiesen, nämlich dandnos
(v. 273). Dies ist so zu verstehen, dass das w der zweiten
silbe, wohl indem es die vorausgehende media nasal explo-
dieren machte, in der derselben vorangehenden silbe einen
nasal hervorrief, und dass dann später der eine der beiden
nasale durch eine art von dissimilation wegfiel, und zwar in
diesem falle der zweite. Wir werden also von vom herein
genügt sein, die selbe entwickelung für die betreffenden latei-
nischen Wörter anzunehmen; denn gleiche Vorgänge erklärt
man gern auf gleiche weise, wenn nicht triftige gründe es
widerrathen. Also *tidnä - *undnä - unda, "^fudnos oder *fudnos
-^fundnoS'fundus, "^paino - *pantnd - *pandn6 - pandd , "^pacnd-
Spanend - *pangn6 -pango ^).
Für diese reihenfolge scheint mir eine klasse von formen
zu sprechen, über deren erklärung man viel gestritten hat; ich
meine das gerundium und die gerundiva. Dass dieselben zum
') Siehe J. Schmidt Voc. I, 32.
304 R. Thürneysen,
part. praes. gehören, hat schon Bopp erkannt (Vgl. Gramm. III*,
184 ff.). Darauf weisen auch die parallelformen wie fadundus
und fadendus, welche beide schon in den ältesten denkmälem
gleichberechtigt neben einander stehen (Neue: Lat. Formenlehre
IP, 453); die entstehung von -endus aus -undus kann durch
nichts wahrscheinlich gemacht werden. Der selbe Wechsel zwi-
schen -on- und -en- zeigt sich in einigen wenigen participien
wie iens euntis; gemäss dem Zeugnisse der verwandten sprachen
muss er einst bei allen verben der III. und IV. conj. regel ge-
wesen sein, die wurzelverba vielleicht ausgenommen. Corssen,
der die betreffenden formen als Weiterbildungen von n-stämmen
wie edon- geron- auffasst (Krit. Beitr. 120 ff.), scheint mir die
gerundiva der ersten und zweiten conjugation wie amandas
monendus zu wenig zu berücksichtigen und ausserdem das suffix
-do eine function verrichten zu lassen, die ihm sonst im latei-
nischen fremd ist. Curtius hat seine frühere erklärung (aus
-anjor) jetzt selbst zurückgezogen (Grundz. d. gr. Etym.* 664).
Freilich um eine einfache Weiterbildung mit a-sufßx, wie Bopp
sie annimmt, kann es sich nicht handeln; nt zwischen vocalen
bleibt im lateinischen unverändert (Corssen a. o.). Der einzige
weg zur erklärung der formen amandtis gerundus gerendus
scheint mir die annähme einer Weiterbildung des participiums
mit einem n-suffix zu sein, also urspr. *ainant'^u)s *geront-nos
*gerent-noSy genau entsprechend dem obigen '^pantnd *tefdfid,
der ersten mittelstufe zwischen *patn6 *tetn6 und pandö tendo.
Die Schwierigkeit besteht in der erklärung des suffixes.
Ein secundärsuffix -no besteht im lateinischen wohl zur bildung
von adjectiven aus Substantiven, z. b. fiinas zu aes, latmnus
zu laurus, vielleicht auch in ovinus zu ovis, tribünus zu tribiis etc.
Allein zur ableitung von gerundien aus participien, d. h. von
abstracten Substantiven aus adjectiven, und zur Weiterbildung
von adjectiven wird dasselbe sonst nicht verwendet. Am
ehesten lassen sich infemus von infer, extemus von exter,
altemus von alter und ähnliche vergleichen, die aber selbst
vereinzelt dastehen und vielleicht besser mit den von Zahl-
adverbien abgeleiteten distributivzahlen Mni von bis, trint term
von *tris ter, quatemi von quaier zusammengestellt werden. —
Ich glaube, es wird einiges licht auf jene räthselhaften bil-
dungen fallen, wenn wir erst noch einige andere hierhergehörige
Wörtergruppen vor uns werden haben vorübergehen lassen.
Ürspr. dn tn cn im lateinischen. 905
Es giebt eine beträchtliche anzahl von Substantiven, welche
anscheinend mit den suffixen -ägd und -ügo gebildet sind. Nun
ist aber ein jf-suffix nirgends mit Sicherheit nachgewiesen.
Auch verrathen sie ihre abkunft deutlich; sie stammen von
den mannigfachen adjectiven und Substantiven auf -äx -äcus
-äca und -6x -ücus -üca her, wie aus einigen beispielen klar
ersichtlich ist. So ist vordgö, der Schlund zweifellos Individuali-
sierung von vordx^ und ferulägo ist eine art der ferulay wozu
ein adjectivum/miWcews existiert; so steht aeriigd neben a&nka,
albügo neben albücus. In manchen fallen ist das grundwort
verschwunden; virdgö ist sicherlich aus einem adj. Hnräx fem.
"^viräca »mannhafte weitergebildet. Natürlich werden secundär
die Suffixe -ägö und -^6 auch selbständig verwendet. — Er-
weichung einer ursprünglichen muta zwischen vocalen ist für
das lateinische so spärlich bezeugt, dass man derselben stets
mit misstrauen gegenübertreten muss. Es ist also gerathen,
eine andere erklär ung für das aus c entstandene g zu suchen;
und sie lässt auch nicht auf sich warten. Aus der Stammform
der obliquen casus osk. medicatin- umbr. naiin- air. airitin-
deicsin- ist geschlossen worden, dass die Wörter auf -46 in der
flexion den suffixvocal auch im lateinischen ursprünglich aus-
stiessen(Osthofif: Zur Gesch. d. deutsch, schw. Adj. 94 flf.); unsere
Wörter zeigen uns, dass dies überhaupt bei den Wörtern auf
'6 der fall war, d. h. dass das secundärsuffix -an genau so
flectiert wurde wie das primäre. Das i in -inis entspricht also
nicht einem ursprünglichen e, sondern ist einschubsvocal. Wir
müssen uns als urspr. flexion nom. *vard€d gen. *varäcnis
denken; das letztere musste sich, wenn unsere theorie richtig
ist, in *vorancnis *varangnis verwandeln. Daraus hätte nun,
nach dem muster von pangd aus *pangnd, *vorangis werden
sollen. Doch scheint in dieser periode ein ausgleich zwischen
dem nominativ und den obliquen casus stattgefunden zu haben;
*voräcö vertauschte seine muta mit der media, bewirkte aber
andrerseits, dass, als die lautgruppe ngn nicht mehr mund-
gerecht war, nicht das zweite, sondern das erste n fallen gelassen
wurde; und so entstand vordgö gen. *vorägnis, später vordginis.
Ganz wie mit den Wörtern auf -ägö und -iigd verhält es
sich mit testüdö; es bezeichnet das schalentragende thier und
stammt von "^testütus, welches zu testu testum testa gebildet ist
wie veriUus zu veru, ndsütus zu näsus. Ebenso wird hirüdS
Zeitschrift für vergl. Sprachf. N. F. VL %.. 20
306 H. Thurneysen,
durch *hirüUis mit hira zusammenhangen; der »darmbegabte«
scheint mir kein unpassender name für den sich dick saugenden
blutegel; ein blick auf eine darstellung seiner darmverhältnisse
wird die benennung leicht begreiflich machen. Also ursp.
*testütd gen. *testütnis *testuntnis *tesfundms, daraus durch aus-
gleichung: *testüdd *testüdnis testüdinis. Ob der gegenseitige
einfluss der verschiedenen formen gleichzeitig stattgefunden hat,
lässt sich nicht bestimmen; es ist möglich, dass schon *testütd
seinen einfluss auf "^testtmdnis geltend gemacht hat, dass also
eine zeit lang Hestüto neben testüd(i)nis bestand.
Hieher gehören auch die abstracta auf -tüdö. Wie im
Sanskrit neben dem secundären abstractsuffix -fä eine neben-
form -tvor besteht, so finden wir im lateinischen neben dem
erweiterten -tat- ein -tut-. Letzteres hat sich jedoch nur in
wenigen Wörtern rein erhalten wie in Juventus virtüs senedüs
servifüs und in dem alterthümlichen tempestüs neben tempestäs
(Varro L. L. 7, 51). Im übrigen hat es, ohne wesentliche
modification der bedeutung, dieselbe erweit erung erfahren, die
wir so oft beim primärsuffix -ti- antreffen cf. ventiro iti-o
naii-o etc.; so steht servüMö neben servitüs, und so ist die
ganze menge der feminina auf -tüdö entstanden wie därüüdö
castitüdo etc. etc. Zu den Wirkungen der dissimilation in con-
su^tüdo hehetüdo u. ähnl. vergl. Fick in dieser zeitschr. XXII, 101.
Auch aritüdö wird aus *aridüüdd durch dissimilation verkürzt
sein, ebenso wohl valStüdd zu validus gehören; das $ wird so-
gleich zur spräche kommen.
AuflFallend ist die länge des vocals in den Wörtern auf 4g6;
dort steht vertigo neben Vertex verttcis, scatürtgo neben sccUfM-
eis, elaudtgö neben clatUltcäre. Die endung -igd muss als aus-
gangspunkt das suffix -ic- Acch gehabt haben, obschon dies
durch kein sicheres beispiel bezeugt ist (die quantität des ♦ in
ap'pendix neben pendtgd, in impetix neben Impetigo ist un-
unbestimmbar); sie hat, wohl unter der mitwirkung von -ägo
und -%ö, das daneben stehende *-^jfö vollständig verdrängt.
Noch merkwürdiger sind die suffixe -Sdö und -tdö. Das
erstere steht mit den Wörtern auf -^tum wie oUvUum fruticStum
offenbar in keinem zusammenhange; nur facitus Hesse sich
etwa zur vergleichung heranziehen. Häufig stehen ihm adjectiva
auf -tdm zur seite: frigidtis frigidd, nibidus rubedo, albidtis
albedd, mikidiiS müddo, torpidus torpSdo, putrides ptUridö u. a.
ürspr. dn tn cn iok lateinischen. 307
Zu diesen gehören meist verba auf -ere -Sscere cf. frigSre rubSre
albere mücSre torpere ptdrSre, und so finden wir nun auch «i-
grMd neben nigrire, pinguedo neben pinguSscere ohne ein ad-
jectivum *nigridm *jpinguidm. Wie ist nun zwischen den
endungen -^dus und -edö zu vermitteln. Wir müssen eben zu
derselben hypothese greifen, die wir beim suffixe -igd als wahr-
scheinlich glaubten aufstellen zu dürfen ; es hat eine tiefgreifende
uniformierung der suffixe stattgefunden und zwar, wie mir
scheint, nicht nur unter den Wörtern, die jetzt auf -idd aus-
lauten, sondern auch unter den adjectiven auf -Mils. Auf eine
Umbildung der ersteren weist capedd, das wohl zweifellos mit
capis capidis verwandt ist, besonders aber das wort ordß, das
einem adjectivum *ordus *oridus (dem grundworte von ordiar)
entsprungen, der Umwandlung, welche die übrigen Wörter auf
urspr. -^dö (-Mo) traf, entgieng, weil das kurze i (e) hinter dem
r schon vor der betreffenden epoche geschwunden war. Ob
ordo sein grammatisches geschlecht gewechselt oder die ganze
klasse auf -^do, vermag ich nicht zu entscheiden. Jenes -edd
aber, das nach unserer annähme unter mithilfe der Wörter auf
-ödö ein neben ihm stehendes -^dö (-SddJ vollständig verdrängt
hat, muss selbst eine existenzberechtigung gehabt haben. Dies
führt uns zu den adjectiven auf -Xdus. -do- ist kein indo-
germanisches primärsuffix ; es ist also erst im lateinischen dazu
geworden. Die veranlassung waren wohl bildungen wie lüddus
mücidas^ die ursprünglich composita der stamme lüci- müce-
mit der wurzel &S oder d6 (cf. lüci'fer)^ allmählich, nachdem
die bedeutung sich verallgemeinert, als zu lücSre mücire gehörig
gefühlt wurden; nach ihrem muster entstand dann eine grosse
menge von adjectiven auf -^di^s, welche auf andere, ältere
formationen auf -do- sammt deren analogiebildungen einen
assimilirenden einfluss ausübten. Wie sehr das latein solche
ausgleichungen liebt, zeigt das klassische calidus neben dem
archaistischen und vulgären caMus, validus neben valdi, avidttö
neben aadeö. So muss das adjectivum zu frigtis urspr. "/ngfc^
dos, dann "^rigSdos gelautet haben cf. tdem aus is-dem^ und
dieses ist sehr wahrscheinlich das grundwort zu frigSdo; der
erste bestandtheil von frigirdm enthält einen dem lateinischen
sonst unbekannten stamm, frigidus wird also wohl die Um-
bildung von ^rig^us sein (vgl. Corssen: Krit. Beitr. 98 ff.;
Ausspr. Voc. etc. * 302 ff.).
20»
308 ^' Thurneysed,
So weisen vielleicht auch ruhor und rubedö, torpor und
torpSdö etc. darauf hin, dass rübidus torpidus älteres *rubMtis
HorpHus ersetzt haben. Das suffix edo (ed), aus der adjectiv-
bildung radical verdrängt, hat nur wenige spuren hinterlassen.
Ein sicheres beispiel ist cuppes (Plaut. Trin. 239) , weiter-
gebildet in cuppSdium cuppHia; dazu gehört nun ganz regel-
recht das substantivum cupp^do, ein glaubwürdiger zeuge für
die ableitung von -^dd aus -ä?o-. Das oben erwähnte vaUtMd
ist wohl aus *valSditüdd entstanden und weist also auf ein
adj. *vaUdos cf. valor-, vgl. auch monSdtda, her^, nierced-.
In drei Wörtern erscheint Add, in formidS, cupidd und libtdd,
Dass das erste von einem stamme fonmdo- weitergebildet ist,
zeigt das verbum formidäre. Ob cupidtis oder cupidd alter-
thümlicher ist, ist schwer zu sagen; mit cuppis und cuppSdo
sind sie der quantität der ersten silbe wegen nicht zu identi-
ficiren ; cupidd könnte unter dem einflusse von cupUus cupitor etc.
stehen und selbst wieder das sinnverwandte libidd zu libSre her-
vorgerufen haben. — Die entwicklung der flexion war auch
hier: urspr. frtgedö *frtgendnis, daraus unter dem drucke des
nominativs 'Y^tgMnis frigSdinis.
Zu den Substantiven auf -ägö -tgö -ügo können adjectiva
durch blosses o-suffix gebildet werden, z. b. ferrüginus (neben
ferrügineus) zu ferrügo. Und diese bildung hat weitergewuchert;
so entstand fabäginus öleäginus von faba olea; auch abiegntis
wird als eine etwas weiter abliegende analogiebildung zu fassen
sein, vgl. auch ilignus salignas. Fabäginus hiess also nicht
ursprunglich »bohnengezeugt« (cf. Gorssen: Krit. Nachtr. 123),
wiewohl es lautlich den formen wie indigena TrSjugena prt-
vignus nahe steht und von dichtem wohl auch als compositum
gefasst worden ist; so nennt Lucrez den wein liqtwr vUigenus,
vUigent latic^s^).
Wir kehren nun zu den gerundiven zurück. Es lässt sich
nach dem eben besprochenen zu ihrer erklärung folgende hypo-
^) Das eintreten und ausbleiben des einschubsvocals ist nicht dem
Zufall überlassen. Vielmehr scheint mir als allerdings durch die mannig-
faltigsten einflusse gekreuzte regel zu gelten, dass derselbe sich zeigt, wenn
die silbe vor dem suffixe lang ist, dass er dagegen nach kurzer silbe fehlt,
cf. imäginisy pülchritüdinis , ferrüginus , ordinia etc. und camis^ ilignus
von iUXj salignus von saUx, larigneus von lafix; femer lihert und Uhfi^
dUerius und Utrtus, femina terminus lämina (poetisch auch lämnä) und
eöiamna alümnus autümnus u. a. m.
ürspr. dn tn cn im lateinischen. 309
Ihese aufstellen. Wie zu cupidiLS ctiptdd, das »begierig-sein«,
die begierde gebildet ist, zu torpidus torpSdo, die gefühllosigkeit,
so konnte von jedem participium ein abstractes substantivum
auf '6 abgeleitet werden z. b. "^faciento *facientnis von factent-,
^adunto von fadunt-y vgl. provident-ia abundant-ia patient^a.
Dieses nomen bezeichnete das »machend -sein«, das machen,
stand also betreffs der bedeutung einem verbalnomen ausser-
ordentlich nahe und deckt sich darin vollständig mit dem spä-
tem gerundium. Vom verbalnomen wird in den verwandten
sprachen das participium necessitatis abgeleitet: skr. -fevyo-
air. -ti von -^w-; ganz ähnlich wurde im lateinischen, wie ferrü-
ginus von ferrügd, so von "^fadcmio ^fadontnos, von "^adewtd
^facientnos gebildet, aus dem sich regelrecht durch ^aciondnos
^fadendnos hindurch das gerundivum faciundus faciendt4S ent-
wickelte. Ebenso wurde aus dem genitiv des Substantivs *fa-
dendnis *fadendis, da hier die gestaltung des nominativs (*f(a-
dentö) das regelmässige aufgeben des zweiten n nicht hinderte;
und es entstand so die flexion '^fadentd C^fadendo) *fadendis,
die im lateinischen durchaus ohne gleichen dastand. Dies mag
die Ursache sein, weshalb diese bildungen gänzlich aufgegeben
und durch das neutrum des zu ihnen gehörigen adjectivums
ersetzt wurden ; so lautet das gerundium fadendi fadendö for
dendum. — Ich bin mir wohl bewusst, dass dies alles auf
reiner hypothese beruht; doch scheinen mir bildung und be-
deutung der formen dadurch genügend erklärt, und zu jedem
abschnitte der entwicklung lassen sich parallelen anführen.
Noch eine gruppe von Wörtern möchte ich hier besprechen,
nämlich die zehner der Zahlwörter. Sie alle enthalten ein bis-
her unerklärtes g, welches einem ursprünglichen c entspricht,
und das, wie mir scheint, nur durch einfluss eines nasals ver-
ursacht sein kann. Freilich in der gestalt, in welcher sie uns
überliefert sind, steht von vtginü bis nSnägintä das g nirgends
in unmittelbarer berührung mit einem nasal. Auch wenn wir
weiter hinaufgehen und den zweiten bestandtheil von m-ginti
quadrä-^esimus auf früheres "^-cnti *-cnU(h zurückführen, erklärt
sich die erweichung des c nicht; denn dass ein anlautendes
oder auf einen vocal folgendes c auch vor nasalis sonans er-
halten bleibt, zeigt centum aus *knt6m und vicSsimtis tricesimus.
Wir müssen also die ursprüngliche bildung der zehner etwas
näher in augenschein nehmen*
310 R- Thumeysen,
Durch die mannigfachen arbeiten, die sich in der letzten
zeit mit den indogermanischen numeralien beschäftigt haben,
ist es möglich, sich ein ungefähres bild von der ursprachlichen
Zahlenbildung zu machen. Die zehner wurden damals, wenig-
stens in den grundsprachen des indischen und iranischen, des
armenischen, des griechischen, des italischen und des keltischen,
mittelst des neutralen nomens *k(mt *k^ gebildet, welches flec-
tiert wird wie z. b. skr. ttidant- du. neutr. tudcUi plur. tudanti
= urspr. Hudntl *tudonta^). Eine art der Zählung ist die,
dass die einer multiplicierend vor dasselbe treten und selb-
ständig flectiert werden. Wir wollen nun versuchen, an der
band der verwandten sprachen die formen aufzustellen, welche
im lateinischen eigentlich zu erwarten wären.
20. Urspr. veU-k'^ti oder vv-knti^) dor. ßsUat$ böot. j:ixaT&
(att. Jon. isixodi sXxoaifv) und ixavtiv Hes. sind beide von
'xopxa beeinflusst) akymr. uceint: lat. *incintt. Zum vocalismus
vgl. arm. khsan gegenüber jeresun kharasun hisun etc., air.
fiche gen. flehet gegenüber tricha cethorchat etc. Skr. vimgati-
hat verschiedene Umbildungen erfahren; in der endung hat es
sich an sasti- saptati- etc. angeschlossen.
30. Urspr. tria konta gr. TQtäxovra: lat. *triconta.
40. Urspr. qetvöra konta vergl. skr. catvärirhgat; europ. mit
verschiedener Stammform cf. gr. tsxtaQdxovta zsacsQäxovra
^) £s liegt nahe dieses *kont mit dem deutschen stamme handu- in
Verbindung zu bringen, so dass es eigentlich eine handvoll, einen griff
(cf. got. hinpan) bedeutete. So würde sich begreifen, warum die indo-
germanischen sprachen, die sonst in der benennung der giiedmassen
viele Übereinstimmung zeigen, beim begriffe »bände so weit auseinander
gehen; *kont war eben zum zahlworte geworden. An die zahl der finger
darf man kaum denken, da die band deren nur fünf besitzt, der dual
*kntt aber zwanzig d. i. 4x5 bezeichnet. Urspr. *kntöm ist eine collectiv-
bildung dazu und bezeichnet eine anzahl von *k<mt; da dasselbe lit. mm-
tas lautet, wäre vielleicht richtiger urspr. *komt *kmt anzusetzen; doch ist
einfluss von deszimtia möglich.
*) Welches die ursprungliche form ist, ist schwer auszumachen. Immer-
hin ist beachtenswerth, dass der diphthong gerade in deijenigen spräche
erscheint, in welcher auslautendes -ia nicht contrahiert wird, in der also
die dem 20 so nahe folgende dreissigzahl nicht mit tri- anlautet. Geht
auch kymr. iiceint auf *V€ican(t zurück, etwa durch *oicanti wie un von
*ain08? Zu vergleichen ist ucher = air. feseor gr. (f)i<fnt^oi, welches
eher auf ^vecanti aus *tacamH (air. fiche) hinweist.
Urspr. dn tn cn im lateinischen. 311
TstQcixoyta air. gen. cethorchat (d. i. cetura-) : lat. ersetzt durch
*quadrä'Conta.
50. Ursp. penqea konta, contrahiert zu penqekonfa oder
penqäkonta; das erstere ist wahrscheinlicher, da im lateinischen
die pluralendung der neutra der o-declination eingewirkt haben
kann. Gr. nsvt^xovva cf. skr. pancägat: lat. *quinquäconta.
Diese zahl hat mit ihrem langen vocal im griechischen und
lateinischen auf die folgenden einen assimilierenden einfluss
ausgeübt. Die Übereinstimmung mit den arischen sprachen
hört von nun an auf; diese gebrauchen für 60 — 90 in ellip-
tischer ausdrucksweise von den einem gebildete numeral-
subslantive, ohne die zehner zu bezeichnen, so skr. Sastifi sap-
iatih a^tih navatih, »eine sechszahl (von zehnern)« etc. cf. ksl.
SesU devqPi. Haben sie ältere bildungen aufgegeben oder war
die feste Zahlenbildung in der Ursprache noch nicht weiter
fortgeschritten? Auf letzteres dürfte der umstand hinweisen,
dass in verschiedenen andern sprachen die zahl 60 einen ge-
wissen abschnitt bildet. Der lateinische gebrauch von sexä-
gintd (und sescentt) als unbestimmter grosser zahl ist bekannt.
Das gotische, das althochdeutsche und das angelsächsische
bilden die zehner über 60 auf andere weise als die sechs ersten.
Andrerseits besitzt schon die Ursprache ein wort für zehn
zehner.
60. Gr. 8^^xov%a: lat. *sexäconta.
70. Gr. *s^tmmSkonta (cf. de Saussure: Syst. prim. d.
voy. 275) sßäe/jn^xovra sßdofAijxoyta , vgl. air. sechtmogat^i lat.
''^s^tumaconta, ersetzt durch ^septuaconta nach "^ocUAäccnbi
(Wackernagel in dieser zeitschr. XXV, 281) ^).
^) Diese erklärung ist gewiss derjenigen Mahlow*s (die langen vocale
A E 0 79 f.) vorzuziehn, welche dem zahlworte 7 einen ursprachlichen
nasal ganz abspricht. Diesen bezeugen skr. saptam-äh lat. septum-us zu
deutlich; besonders das letztere hat die alten Ordinalzahlen von 3 — 10
treu bewahrt. Die daselbst angenommene entstehung von lat. auslauten-
dem -u aus urspr. -a ist sehr zweifelhaft. Altir. seeht neuir. seacht be-
weist nichts gegen ein urspr. *8eptm, woraus *8eptem *aechten; denn die
lautgruppe cht ist der palatalen ausspräche durchaus abhold, man vergleiche
air. cumachtae, endung *-actiom, gen. cumachti mittelir. cumhMhda (statt
*'aichde) und beachte die altirischen Schreibungen sercaidechtae forcit-
laidechtae deacMae bendachtae coimdenmachtae (gen. fem.), auch esariae
aus *'arcHo9,
312 R- Thurneysen,
80. Gr. dydo^xovta: lat. *octoväconta ^octuaconta,
90. Lat. *neundconta *ndnäconta.
Das schliessende -a ist im altlateinischen lang, wohl unter
einfluss der ursprünglichen endung der neutralen o- stamme.
Ferner hat die endung von *t?t-cinß zunächst wohl Siuf *tricontä,
sodann auf alle übrigen zehner eingewirkt, so dass sie ihr
"Contä, das durch die Übereinstimmung des armenischen, des
griechischen und des irischen als ursprünglich bezeugt ist, in
-dntd verwandelten. Aber eine Ursache des herabsinkens des
c zu g ist in keiner dieser formen zu finden.
Dies war eben nicht die einzige weise, auf welche die
einer mit *k(mt in Verbindung traten. Sobald die zahlen weiter-
gebildet wurden, mussten die beiden demente sich zur com-
position vereinigen; und das erste wie das zweite zeigte sich
dann nicht mehr als flexionsform, sondern als reiner stamm.
Dies muss immer der fall gewesen sein bei der bildung der
ordinalia, ob dieselben nun mit blossem o-suffix abgeleitet
werden wie z. xhisata- (hieher gehört wohl auch das verkürzte
skr. vifhQdr trirngd- etc.) oder mit einem ^suffix wie skr. trim-
gaUamor z. vtsästema- und wie stets im griech. und lat. Ob
der selbständige gebrauch des compositums, der in den arischen
und den irischen formen sich abspiegelt, ein alter ist, kann ich
nicht entscheiden. In allen sprachen haben die offenen formen
stark auf die componierten eingewirkt; doch finden sich noch
spuren dieser letztem. Dahin gehört z. b. das kurze i in z.
&risäs y^risaia und ir. tridia (und fiche) bret. tregont. Air. sesca
neuir. seasga weist auf *se(c)8'C(mt^. Das m in skr. vimQcdi
trifhgat und ccUvärimgat könnte unter einfiuss der formen
*saptä-gat *navä-gcU entstanden sein {ä bezeichnet den zwischen
ursp. n (m) und reinem a stehenden nasalvocal), wenn wir
berechtigt sind solche bildungen anzusetzen (s. oben). Ist auch
der Wechsel von vei- und vi- in der zwanzigzahl hieherzuziehn?
Im lateinischen haben die stamme der Ordinalzahlen einst
gelautet: vicntto- tricntto- gMadrM-(resp. quedrvr')^)cntto- quen-
queci^tto- (oder durch dissimilation quencntto- cf. quingentt) sex-
cntto- septncnUo- odducntto- nevncntto-. Und nun wird der
Ursprung des lateinischen g auf einmal klar. Die hunderter
septingentt nöngenti aus septm cntä nevn cntä (s. Mahlow a. o. 99)
^) s, Wackernagel i, d. zeitschr. XXV, 283 ff.
Urspr. dn tn cn im J^teinischen. 313
nebst ihren analogiebildungen quadringentt odingentt^ verglichen
mit dticenti trecentt sescenti, zeigen, dass c zwischen zwei nasalen
sonanten dem gleichen Schicksal verfallt wie zwischen zwei con-
sonantischen nasalen, d. h. dass es zu g wird. So entwickelte
sich aus ^septncntto- : "^septngntto- *septingensumus , aus "^nevn-
cntto- : *nevngntt(h "^nöngensumus. Unter dem einflusse von
*n6näcintä ward dann etwa aus dem letzteren nonägensumus
vgl. gr. tQiäxoatoq e^t^xocrtog — , und dieses wirkte zurück auf
die cardinalzahl, indem es dieselbe zu nondgintä umgestaltete.
— Von diesen zahlen aus, welche vielleicht ein "^quingensumus
unterstützte, verbreitete sich das g durch das ganze system;
nur vic^simus und trtcisimus hat es nie ganz bezwingen können.
Wie, vom g abgesehen, die cardinalia ihren einfluss geltend
gemacht haben in tricisimus quinquag^simus sexägesimus septuä-
g^simus nonägSsimus, so hat umgekehrt octögesimus eine neben-
form odöginta zu octuägintä hervorgerufen; ^qtmdrugisimus ge-
staltete die ursprüngliche form für 40 zu quadrägintd um und
entlehnte diesem dann selber den vocal ä. Der gleichklang der
endung bei allen ordinalien mag mit zur ausgleichung von
-dntt und -contä beigetragen haben.
Ich glaube nicht zu weit ausgeholt zu haben, um ein einzelnes
lateinisches g zu erklären ; denn diesem g verdanken wir einen
tiefen einbiick in die Zahlenbildung besonders des lateinischen.
Dagegen muss ich mich wegen der vielen »Urformen« ent-
schuldigen, die ich behufs grösserer deutlichkeit aufgestellt habe;
ich möchte die reale existenz keiner derselben vertheidigen und
habe bei ihrer ansetzung meist nur auf die gestaltung der-
jenigen laute rücksicht genommen, welche gerade in frage
kamen.
Oben haben wir der einfachheit der darstellung zu liebe
kurzweg angenommen, die entwicklung von ng aus cn ncn
zwischen vocalen sei regelmässig, wie dies für nd aus ndn und
ntn durch unda fundus und durch die gerundiva bezeugt ist;
allein sicher ist es nicht. Zwar lüna beweist nichts dagegen,
da es C. I. L. 55 : losna d. i. lousnä lautet (Jordan : Krit. Beitr.
z. G. d. 1. Spr. 34 f.) und zu z. r€U>x?na- preuss. lauxnos
stimmt (Bugge ztschr. XX, 13); eher spricht decSre : dignus
dagegen, auch pignus, wenn es zu pangö gehört ; vgl. auch üex
üignus, larix larigneus, Salix salignus. Fango aus *pacnd könnte
leicht unter fremdem einflU3se stehn, Eine entscheidung läs^t
314 H. Thurneysen, Urspr. du in en im lateinischen.
sich nur auf grund einer vollständigen Sammlung der ein-
schlägigen beispiele treflfen; die Schwierigkeit besteht darin, zu
wissen, welche Wörter wirklich hieher gehören und welche
nicht; erst nach aufhellung des lateinischen vocalismus wird
eine sichere antwort erfolgen können. Für die obigen auf-
stellungen ist es natürlich ohne belang, ob imäginis vertiginis
ferrüginis rein lautgesetzlich oder unter einfluss des nominativs
entstanden sind.
Der regel, die für die dentale gilt, scheinen zwei Wörter
zu widersprechen, nämlich mercennäriiis cf. mercid- und penna
von der wurzel pet Das letztere geht auf *petsnä zurück, wie
altlat. pesnä (Fest. 205, 209) zeigt; mercennärius dürfte aus mer-
cemo- entstanden sein und mit mercSd- (^merces-d-) Mercur-im auf
ein substantivum *merco8 zurückzuführen sein. Die distributiva
als viceni tricSnt etc. st. *vicendt Hrtcendt sind, wie auch du-
cini ducentent und septent dini etc., analogiebildungen , wie es
scheint, nach sent. Immerhin ist zu bemerken, dass die Um-
stellung von dn und^nzuwd nur nach kurzen vocalen sicher
bezeugt ist.
Zum Schlüsse verweise ich noch auf den stamm singtdo-
aus *sincl(h, in welchem ncl zu ngl geworden ist. Er ist darum
interessant, weil wir daraus ersehen, wie das g aus ursp. c in
Wörtern wie gldria zu verstehen ist. Man sprach offenbar alt-
lateinisch tovä doujsid, aber acc. tovän-glouisiäm.
Basel, Dezember 1880.
Rudolf Thurneysen.
Noch einmal das präkritische quantitätsgesetz.
Nach meiner eingehenden begründung des quantitätsgesetzes
in den präkritsprachen in dieser Zeitschrift XXV, 292 flf. hätte
ich selbst auf Goldschmidt's Zustimmung hoffen dürfen. Der-
selbe glaubt aber bei seiner früheren aufstellung, dass doppel-
consonanz nur ein graphischer ausdruck für die länge des
vorhergehenden vocals sei, und dass e o stets lang seien,
beharren zu dürfen. Denn: »So lange es feststeht, dass ein
dichter, der sonst der reinheit des reims die äussersten und
- ^
H. Jacobi, Noch einmal das präkritische quantitätsgesetz. 315
sprachwidrigsten opfer bringt, inna mit im etc. reimt, kann
man es nicht vvegdisputieren , dass consonanten verdoppelang,
hier wie im französischen, ein zeichen der vocallänge ist.«
KZ XXV 616 anm. Da uns jetzt der sorgfältig edierte text
des Setubandha vorliegt, wollen wir einmal jene zwei reime —
denn so viele sind es, auf die Goldschmidt seine kühne hypo-
these stützt — genauer betrachten. Der erste vers III 34 lautet :
bäläavam va entam
dhua'ambälda''Vainsu--nivahacchdam \
kai-sennam raaniard
• • • •
iama-raa-niara wa pecchium pi aoggä \\
Dieser vers ist in dem gewöhnlichen metrum Skandhaka abgefasst.
Die Skandhakaverse pflegen im Setubandha nicht gereimt zu
sein, und die unserm verse vorausgehenden und folgenden verse
zeigen keine spur von reim. Bei gereimten versen ist der reim
entweder auf beide halbverse vertheilt, oder jeder halbvers hat
reime ; da nun unser vers in der ersten hälfte keinen reim hat,
so dürfen wir auch keinen für die zweite hälfte annehmen,
zumal da reime nicht mitten im verse zu stehen pflegen. Wir
haben also keinen eigentlichen reim, sondern höchstens ein
yamaka, das wir auf raania beschränken könnten. Ich will
aber einräumen, dass raaniard das yamaka bildet, so ist damit
über die quantität von raaniara (vva) noch nichts gesagt. Die
Schlusssilben von yamakas wurden nicht streng gleich gefordert
cf. Kävyädarga III 15
vishamam visham anveti ^) madanam mcidanandanah \\
und ib. 18:
ramant ramaniyä me pätaiäpdtalämguJcä.
Wenn also ein dichter in versen, welche er als muster für
dergleichen kunststücke gedichtet hat, sich solche Unregelmässig-
keiten erlaubte, um wieviel mehr werden wir sie einem dichter
verzeihen, dem sich ein solches kunststück zufällig und unge-
zwungen ergab. Ist er doch in folgendem verse XI 50 noch
freier verfahren, als in dem vorgeblichen reime:
samtihdloana - vidiam
vidia-'i^müla-pia' damsanüsuahiaatn \
üsuahiaummillam
ummillosaria-pai-muha-kilimmanti^ \\
^) Der moderne eommentator sucht durch eine unhaltbare conjectur
(viahamain kshnauti) die völlige gleichheit herzustellen.
316 H. Jacobi, .
Also Goldschmidt's erste stütze ist hinfällig; seine zweite ist
nicht viel besser. Es ist VIII 65:
dtsai maa^ulehi ttaht nalo anehim
samaam sela-padana-bhaa-unna-loanehim \
jam hhaliam aii sälilam naina üraifi
tarn tiddhäi pavaa-kcUadla-viinna-ürafn \\
Hier haben wir wirklich reime, aber was für welche!
Einem dichterling, der in demselben verse aneJiitj^ für janehim,
üram für düram^) zu setzen wagte, aus reiner reimnoth, dem
geben wir gerne ein vitna^) für viinna mit in den kauf.
Uebrigens brauchten wir gar nicht einmal inaürarn als reim
anzusehen, naüram genügte zur noth. Doch will ich den reim-
Schmied nicht weiss waschen: wenn er den anlautenden con-
sonant eines selbständigen Wortes unterdrückte, was sonst nur
in compositis zulässig ist, so wird er sich auch bei der analogie
von väsa vassa, tsaro issaro etc. beruhigt haben für die Schaffung
eines vüna für viima: eine lebendige kenntnis der spräche
wird er nicht mehr gehabt haben. Die beiden (?) reime in
Setubandha beweisen also nichts. Auf solches »reim dich
oder ich fress' dich« irgend welche sprachliche Schlüsse zu
bauen, ist durchaus unzulässig.
Was nun die von Goldschmidt so sehr urgirte analogie
des präkrit mit dem französischen betrifft, so ist sie zum theil
schon längst anerkannt, wie ich auch schon bezüglich des ein-
tretens von natürlicher vocallänge für positionslänge in meinem
ersten artikel auf die südromanischen sprachen hingewiesen
habe, theils aber dehnt Goldschmidt sie zu weit aus. So wenn
er die reihe lat. cowpUta, franz. XVI. jhd. complette, jetzige
Schreibweise complete mit der indischen reihe sanskrit priman
präkrit p^mma, hindi pSma vergleicht. Die Schreibweise conP-
plette, ebenso wie muette mit zwei t bezweckt nicht die länge
oder kürze des vocals zum ausdruck zu bringen, sondern seinen
klang als e ouvert. Oder wenn man im französischen zu-
weilen noch die etymologisch berechtigte doppelconsonanz
schreibt wie in flamme, wo man einfachen consonant mit
^) Goldschmidt hat selbst im index auf die Ungeheuerlichkeit dieser
formen hingewiesen.
*) So nämlich hätte Goldschmidt in den text setzen müssen, da in
reimen die gleicbheit der silb^ auch in der schrift zum ausdruck kommen
musSf
Noch einmal das präkritische quantitätsgesetz. 317
langem vocal spricht, während man sich in andern fällen des
circonflexe mit einfachem consonanten bediente, so zeigt das
nur das inconsequente festhalten an historischer Orthographie
im ersteren falle. Im präkrit aber kann man nicht von histo-
rischer Orthographie gegenüber einer phonetischen sprechen, da
in allen indischen sprachen nur von der letztern die rede sein
kann, insofern die alte schrift schon zeichen für alle laute der
spräche besitzt. Abzusehen ist natürlich von sanskritischen
lehnworten in den modernen sprachen; diese werden so viel
wie möglich in der alten Orthographie gegeben, mag auch die
traditionelle ausspräche sich geändert haben. Nur für kurzes
e 0 haben die nordindischen alphabete keine zeichen, daher
bei bezeichnung dieser laute schwanken.
Goldschmidt's behauptung, dass doppelconsonanz im prä-
krit nur ein zeichen der vocallänge ist, lässt sich übrigens auch
direkt widerlegen. Denn bei dieser annähme wäre puttassa
(putrasya) gesprochen worden: pütdsa. Die präkritinschriften
nun schreiben bekanntlich doppelten consonanten nicht, sie
müssten also pütäsa bieten ; statt dessen bieten sie putasa, Ist
hier der kurze vocal etwa auch historisch, d. h. nach sans-
kritischem vorbilde ? Nun, warum findet sich denn puve (i. e.
puwe) = pürvdh. Einfach, weil der vocal in beiden fallen kurz
war; der kurze vocal in puve, in hhatinä (bhrätrd), in Tamia-
pamni (Tämraparni) etc. erklärt sich nur als \virkung der Po-
sition, welche auf den Inschriften nicht einmal ausdruck in der
schrift finden konnte, zu deren kenntnis wir auf die buchschrift
angewiesen sind.
Die leugnung des quantitätsgesetzes verwickelt noch in
andere Schwierigkeiten. Wie ist es zu erklären, dass aus
tüshntka tunhikJca, aus sükshma sümha, aus ttkshna ttnha, aus
hrdhmana bämhana, aus madhyähna majjhänha, aus krdnta
känta etc. geworden ist? Da in diesen Worten die doppel-
consonanz lautlich bestand, konnte sie nicht rein graphischen
werth als ausdruck der vocallänge haben. Oder will Gold-
schmidt behaupten, dass doppelconsonanz nicht nur sich mit
langem vocal vertrug sondern auch kurzen vocal zum langen
machte? Letzteres müsste er als eine consequenz seiner an-
sieht vom Wesen der präkritschrift annehmen; und er thut es
auch wirklich, wie ich aus seiner behauptung entnehme, »dass
e 0 überall, und speciell vor doppelconsonanz, lang waren«.
318 H. Jacobi,
Denn dsi t ü vor doppelconsonanz häufig zu e o wurden, Hern.
I 85, 116, diese aber nach Goldschmidt lang waren, so folgt,
dass die doppelconsonanz verlängernden einfluss auf vorher-
gehenden vocal gehabt haben müsse. Eine solche annähme
läuft aber allen sprachlichen analogien zuwider. Das gegen-
theil, die ersatzdehnung, findet sich dagegen überall.
Es Hessen sich leicht noch viele Ungereimtheiten aus der
Goldschmidtschen ansieht deduciren; z. b. warum schrieb man
Jcusuma-ppayaro, was nach Goldschmidt ktASumä-payaro ge-
sprochen wäre, dagegen kt^uma-paräo? Da nach Goldschmidt
der lautliche werth von p in payaro und paräo vollständig
gleich war, wie käme es, dass vor dem einen der auslautende
vocal des vorausgehenden Wortes verlängert worden wäre, vor
dem andern nicht? Jedoch, ich will mich darauf beschränken,
den nachweis zu liefern , dass in worten wie pcMa (= patra)
weder das t ein einfaches t, noch das a ein langes ä war.
Wäre päli patta päta gesprochen worden, so hätte es wie
päli pata (= päta) im gewöhnlichen präkrit zu päa, in der
^auraseni zu päda werden müssen. Da dies nicht eintrat, so
folgt, dass in den älteren präkrits das t kein einfaches, also
seine doppelschreibung nicht rein graphisch war. Wollte sich
nun Goldschmidt durch die weitere annähme helfen, dass ein
durch Vereinfachung einer ursprünglichen doppelconsonanz im
präkrit hervorgegangener einfacher consonant eine besondere,
sagen wir energischere ausspräche gehabt habe, welche ihn
vor weiteren Zerstörungen schützte, gleichzeitig aber seinen ver-
längernden einfluss auf vorangehenden vocal nicht hinderte, dass
also patta etwa päTa gesprochen worden sei, so lässt sich auch
die hinfalligkeit dieser ausflucht leicht darthun. Denn darnach
wäre auch pätti zu pätt geworden,, was im gewöhnlichen prä-
krit pdti, zu schreiben patti, hätte geben müssen. Nun finden
wir aber pdi, ferner gäa maa süa etc. für gatra mätra sütra etc.,
nicht aber pda für patra, m\a für mitra etc. Da nach obiger
annähme das product der consonantengruppe ein gleiches sein
musste, so erklärt sich die Verschiedenheit des resultats nur
aus der Verschiedenheit des vorhergehenden vocals. Also haben
wir erwiesen, dass wenigstens in den altern stufen des präkrits
patta mitta etc. weder mit einem gewöhnlichen langen vocale,
noch mit gewöhnlichen einfachen consonanten gesprochen wur-
den. Da nun aber die Orthographie in. den altern und jungem
Noch einmal das präkritisehe quantitätsgesets. 319
präkrits dieselbe geblieben ist, so ist auch anzunehmen, dass
die ausspräche dieselbe geblieben, es müsste denn Goldschmidt
gelingen, für das gegentheil haltbare gründe vorzubringen.
Goldschmidt's hypothese hat sich also als unbegründet und in
ihren consequenzen zu den schlimmsten Widersprüchen führend
erwiesen. Diese Widersprüche treten nicht ein, wenn wir von
der alten ansieht über das quantitätsgesetz ausgehen, deren
haltbarkeit die erfolglosen angriffe erhärtet haben.
Goldschmidt sucht nun an stelle des quantitätsgesetzes auf
grundlage der position ein unbestimmt gelassenes gesetz vom
»wortrhythmus — in bezug auf den des präkrit sehr conser-
vativ istc zu setzen. Er scheint anzunehmen, dass die summe
der moren in einem präkritwort und seinem sanskritprototyp
gleich sein müsse. Daher suhuma wegen des Zuwachses einer
kurzen silbe die Währung des »wortrhythmus« von sükshma
durch kürzung des ersten vocals erreichte. Dass dies nicht der
grund ist, habe ich schon KZ XXIII 597 durch hinweis auf
formen wie giläna sinäna sineha, wo trotz des silbenzuwachses
keine Verkürzung des langen vocals eingetreten ist, dargethan.
Der grund der Verkürzung liegt in der dem ursprünglich langen
vocal folgenden, nur durch svarabhakti, welche samyogam na
vihanti a. a. o. XXV, 605, gesprengten doppelconsonanz. Ging
letztere voraus, so war der vocaleinschub ganz ohne einfluss
auf den folgenden vocal. Dies habe ich alles bereits in dem
aufsatz »üeber vocaleinschub und vocalisierung des y im päli
und präkrit« klar gelegt, wo Goldschmidt auch hätte finden
können, dass formen wie vtriya neben vtriya nicht meiner für
suhuma etc. gegebenen erklärung widersprechen. Denn bei
viriya haben wir nicht vocaleinschub, sondern vocalisierung
des y. vvria ist ja schon im sanskint nebenform von virya;
auf erstere geht mriya im präkrit zurück, auf virya, *v^rya
dagegen viriya. So erklären sich auch bei andern, ähnlichen
Worten die vielen präkritischen fortsetzer z. b.
( bhdriä pr. hhäriyd
hhwria l ( pr. hhajjä
I hhärya *ihär'yä |
f päli bhäriyä
die formen vtriyd bhäriyä etc. sind also ganz anders entstanden
als suhuma etc. Mit letztern formen würde ich jetzt geneigt
sein hhariyd viriyd etc. auf eine linie zu stellen.
320 H. Jacobi, Noch einmal das präkritische quantitätsgesetz.
Steht somit das quantitätsgesetz auf grundlage der position
als fundamentalgesetz aller präkritsprachen fest, so ergiebt sich
die kürze von e o vor doppelter consonanz als nothwendige
consequenz. Auch habe ich dem über diesen punkt in meinem
ersten aufsatz gesagten nichts hinzuzufügen. Hätte Goldschmidt
meine dortigen auselnandersetzungen besser erwogen, so würde
er mir jetzt nicht die frage entgegen halten: »soll es denn
Zufall sein, dass dieses scheinbare ^ o sich nur da findet, wo
die grammatik nebenformen auf i u lehrt, und dass kein
anderes e o jemals kurz ist ?« Das ist kein zufall, sondern sehr
natürlich; denn wie hätten die grammatiker anders die kürze
von e und o bezeichnen sollen, wenn es darauf ankam die
quantität hervorzuheben, als durch i resp. a und u?
Endlich sei noch erwähnt, dass in den gäthäs selbst der
ältesten heil, Schriften der Jainas schliessendes e und o anceps
sind. Meine demnächst erscheinende ausgäbe des Äcäränga
Sütra wird belege dafür in menge liefern. Hier haben wir
also in einer viel älteren sprachperiode als der im Setubandha,
Häla etc. vorliegenden unzweifelhaft kurz gemessenes e und o.
An einfluss von Apabhram<ja ist da noch nicht zu denken.
Ich glaube im vorhergehenden die unhaltbarkeit der Gold-
schmidtschen hypothese zur genüge dargethan zu haben. Wenn
dieselbe nicht einen cardlnalpunkt der präkritgrammatik beträfe
und nicht von einem sonst so gründlichen kenner des präkrit
aufgestellt worden wäre, würde ich derselben keine so ein-
gehende und ernsthafte Widerlegung zu theil haben werden lassen.
Münster i. W., 13. Mai 1881.
H. Jacobi.
Entgegnung.
Hr. J. F. Kräuter hat in dem Mai-Juni-heft der Zeit-
schrift f. Orthographie s. 201 f. meiner in dieser zs. XXV, 419 fif.
veröffentlichten abhandlung: »lenuis und media« eine be-
sprechung gewidmet, deren anfang lautet: »Herr J. Hoflfory
hat sich bereits vor einigen jähren in derselben Zeitschrift be-
kannt gemacht durch seine versuche in verschiedenen sprachen,
i. Hoffbry, äntgegnutig. g^i
namentlich im dänischen, flüsterlaute nachzuweisen. Leider
sah er sich hinterher (s. Scherer, zur geschichte der deutschen
spräche, 2. aufläge, anhang) zu dem eingeständnisse genöthigt,
einmal, dass er nicht wusste was flüsterlaute sind, zweitens
dass es im dänischen keine b, d, g, J (d. h. geflüsterte b, d, g, I)
giebt. Wenn ein philologe einen angeblich diplomatisch ge-
treuen abdruck einer von ihm entdeckten Horaz- oder Nibe-
lungenhandschrift veröffentlichte und hernach zugeben müsste,
dass er keine alten manuscripte zu lesen versteht und um sich
aus der Verlegenheit zu helfen, kritiklos den Brücke'schen,
wollte sagen Haupt'schen oder Zamcke'schen text nachgebetet
hat, so würde sich jeder herausgeber einer fachzeitschrift hüten,
von diesem manne weitere beitrage anzunehmen. Aber in der
lautwissenschaft herrscht vor der band unbegrenzte gemüthlich-
keit. So erhält denn herr Hoffory abermals das wort« etc.
Ich erwidere darauf folgendes:
Es ist eine nackte Unwahrheit, dass meine erstlings-
arbeit den zweck verfolge »in verschiedenen sprachen, nament-
lich im dänischen, flüsterlaute nachzuweisen«. Der betreffende
aufsatz (»phonetische Streitfragen«, zs, f. vergl. Sprachforschung,
XXIII, 525 — 58) behandelt in sechs capiteln resp. die mouil-
lirten laute, die r-laute, die Waute, die nasale, die halbvocale,
und die vocale, enthält aber durchaus keine Untersuchungen
über die »flüsterlaute«. Es kömmt dieser ausdruck überhaupt
nur ein einziges mal in der abhandlung vor, nämlich s. 536,
wo ich ganz beiläufig in einer anmerkung erwähnte, dass
die b-, d-y gr- laute im dänischen nicht wie in den meisten
anderen sprachen wirklich tönend, sondern, wie man damals
nach Brückes Vorgang allgemein sagte, geflüstert sind. Eine
Untersuchung über die physiologische beschaffenheit der flüster-
laute und über ihr vorkommen in den verschiedenen sprachen
war aber durchaus nicht von mir beabsichtigt, noch hatte ich
dazu nach der ganzen anläge meiner abhandlung die geringste
veranlassung. Später jedoch, nach dem erscheinen meines auf-
satzes, erkundigte sich prof. Scherer bei mir über die natur
und das vorkommen der dänischen 6-, d-, ^-laute. üeber den
letzteren punkt, der mir schon längst klar war, konnte ich so-
gleich die erwünschten aufschlüsse geben; über die physio-
logische beschaffenheit der betreffenden laute sprach ich mich
ZeiUchrift flir vergl. Sprachf. N. F. VI. 3. 21
340 l Schmidt,
sg. und du. gebildet werden; als beispiele werden angeführt
pl. mamsi, instr. mamsa, du. manbhyam. Der acc. sg. aber
lautet mds RV. IV, 33, 4. V, 29, 8. Dass diese nasallose form
älter als die Sprachtrennung ist, beweist lit. mesä. Dies kann
nicht aus dem im preuss. vorliegenden mensa = abulg. m^o,
got. mime entstanden sein, denn ens wird Bs, nicht es. Aus
*mensa ist es ebensowenig herzuleiten, denn e = indog. ^ hätte
nach' dem beim acc. pl. bemerkten vor ns verkürzt werden
und dann ebenfalls *mesa, nicht mesä entstehen müssen, mesh
ist also von dem indog. nom. m^s beeinflusst wie skr. mdmsdh
von den casus obliqui des primitlvum, während preuss. mensa,
got. mimZy abulg. m^o die dem oxytonierten secundärstarame
von rechtswegen gebührende gestalt bewahrt haben (s. ztschr.
XXVI, 16, wo m^Snsa verdruckt ist statt m^sä),
3) Indog. mens- monat ergiebt sich aus lesb. ikijwoq^ (j^v-
v«<r<r#, lat. gen. pl. m^nsum (Neue P 259 f.), mit apex MENS
L R. N. 6546 (d. i. mBnsibiiS, W. Schmitz beitr. z. lat. sprach-
und literaturkunde 8. 33). Lit. menü, mSnesio und got. m^na,
mSnöps, welche die länge des vocals weiter bezeugen, werden
demnächst zur spräche kommen. Das entsprechende skr. maths
nehmen Grassmann wtb. und de Saussure (mömolre p. 120 note)
in ved. mamgcatü- an (anders BR.). Der nom. lautet skr. mds
= abaktr. maog-ca, mao, und von hier aus hat sich die nasal-
lose form, welche in den cas. obl. nicht entstanden sein kann,
auf alle casus, acc. mdsam = abaktr. mdonhem usw. und auf
die ableitung mdsa-s = abaktr. maonhö, apers. gen. mahyä
erstreckt. Auch abulg. mSs^ kann für indog. mes zeugen,
muss es aber nicht (vgl. pSsUküj skr. päthsü-s u. a. voc. I, 85 f.).
4) Der plural zu skr. gdm, abaktr. gäm, hom. argiv. ßcSv
lautet übereinstimmend skr. gds, abaktr. gao, dor. ßcSg (ztschr.
XXV, 19).
5) Der altbaktrische nom. acc. pl. ntr. der os-stämme, z. b.
vacao verhält sich zu skr. väcamsi genau wie skr. ndmä pl. zu
ndmän-i, d. h. vacoo ist aus *v<icans entstanden. Im indischen
ist die i-lose bildung ebenfalls erhalten, nur nicht mehr in
pluralischer function. Wie der ursprüngliche plural ndma vedisch
auch als nom. acc. sg. fungiert, so ist die arische pluralbildung
auf 'OS singularisch gebraucht und nur in dieser Verwendung
erhalten. Belegt wird sie durch die von Lanman Joum. Amer.
Or. Soc. X, 560 verzeichneten nom. acc. sg. ntr. devävyacäs usw.
Das sniAx des imrticipiiua perfecü actirl. 341
Dem Verhältnisse von arisch vdcas zu plur. *vacäs entspricht
das von q)aog : (powq, ^tyog : rigor- (griech. ^^tycog folgt aus
^tycSpy welches nur aus ^Qtymsv, nicht "^^^yosv contrahiert sein
kann; von ^tyoq ist hom. ^iyi^as abgeleitet wie von äXyoq «A-
y^aag)^ lat. adör- : adör-, decus : decör-, skr. bhdrgas^ fulgur:
ftUgör-, skr. dmhas : angör-, sQsvd-og : rübör-, rstxog, got. gadigis :
figüra (weitergebildet wie auröra), got. sigis : ags. sigor u. a.,
wie ich hier nicht näher begründen kann; es sei auf das ver-
wiesen, was Mahlow s. 74 nach meinen andeutungen ausge-
führt hat. Also auch hier ist der nasal nachweislich schon in
der Ursprache geschwunden.
6) Skr. J(fe nachkommenschaft kann nur aus *jans entstanden
sein. Dass der nasal nicht erst im skr. oder arischen ge-
schwunden ist wie in jatd-, abaktr. zäta-, lehren dsa-novi^g,
abulg. gos-podi = jds-pcUis. Eine nasallose >wurzel« hat nie
bestanden, s. ztschr. XXV, 15 f. Weitere nominative auf -äs
aus -ans oder -ams wird ein am Schlüsse dieser abhandlung
folgender excurs nachweisen.
Diese beispiele genügen wohl für den nachweis, dass nicht
erst im arischen, sondern bereits in der Ursprache jeder nasal
zwischen langem vocale und auslautendem s geschwunden ist.
In diesem lautgesetze haben wir den schlüssel zur deciination
der participia perfecti activi und der comparative. sidcig und
abaktr. vfdhväo stammen, wie Brugman richtig gesehen hat,
von einer schon in der Ursprache nasallosen form. Diese ist
jedoch aus einer nasalierten entstanden und der acc. skr.
vidvdmsam nicht im mindesten unursprünglicher als der nom.
abaktr. vidhvao.
Aber verbieten nicht skr. vidvdn und lit. padarens, den
nom. schon für die Ursprache als vidvds anzusetzen? Durchaus
nicht. Nehmen wir an, das skr. habe aus der Ursprache über-
nommen nom. *vidvds, acc. vidvdmsam, dann die starken casus
unter einander ausgeglichen, so dass der allein abweichende
nom. sg. das volle suffix der übrigen wieder erhielt zu einer
zeit, als das gesetz, welches indogermanisches -ans in -äs ge-
wandelt hatte, längst ausser kraft war. Dann fiel dieser nom.
vidvdfks unter das im sanskrit für auslautendes -^n$ geltende
gesetz. Andere Zeiten, andere lautgesetze. Es giebt im sanskrit
einige auslautende -ans, welche in der Ursprache sicher nicht
so vorhanden waren, nämlich erstens solche, die in der ur-
342 l Schmidt,
spräche noch kurzen vocal vor ns hatten, und zweitens solche,
die in der Ursprache zwar langen vocal aber noch einen con-
sonanten hinter sich hatten, der erst durch das indische aus-
lautsgesetz getilgt wurde. Beide sind völlig gleich und anders
behandelt als die Ursprache auslautendes ns hinter langem
vocale behandelt hatte: 1) d^^fhs tdtra, dgvamg ca^ äfvan dtra,
df^an (speciellere nachweise bei Lanman on noun-inflection in
the Veda, Journ. Americ. Orient. See. X, 346); 2) die durch
die vrddhi des wurzelvocals als 3. sg. des sigmatischen , nicht
des sogenannten einfachen aorists erwiesenen cUan (tan), ayan
(yam) RV., denen Whitney gr. § 890 noch khan (khan), anän
(nam) zufügt; vor vocalen steht ayän RV. VI, 71, 5; X, 139, 1;
U, 38, 3, worin die nachwirkung des s noch klar ersichtlich ist
(s. Whitney zu Ath. prat. II, 27). Genau so ist der im sanskrit
neu gebildete nom. vidvdms behandelt: vidvdms tdtra, vidvdmg
cUcüvdn, vor vocalen vidvän, im absoluten auslaut vidvdn (nach-
weise bei Lanman 512).
Im litauischen wären die indog. nom. -vOSj acc. "Vänsjn ^)
lautgesetzlich zu ves (vgl. mes-ä), acc. -vens-im und mit der
vor n -f- consonant gesetzmässigen Verkürzung -vens-im geworden,
also nach schwund des v (s. 333) z. b. *sukes, *sukensim. Eine
ähnliche dififerenz zwischen nom. und acc. bestand einst bei
den part. praesentis. Bezzenberger (beitr. z. gesch. d. lit. spr.
80. 157) führt aus Bretken einen zwar vereinzelten aber durch
die Übereinstimmung mit den lettischen participialadverbien
sedu sitzend usw. (Bielenstein K, 176. 277), abulg. s^y, griech.
(piQwv legitimierten nom. sedu sitzend {u s= nasaliertem u)
an ^). Dieser alte nom. auf -w ist durch einen aus dem acc,
neu gebildeten auf ^-ants, heute -qs verdrängt worden. Gerade
ebenso ist im part. perf. der alte nom. *-es durch den aus dem
acc. neu gebildeten -*ens-s = heutigem -^ ersetzt. Über die
weiteren Schicksale des accusativs wird später zu handein sein.
Also skr. vidvdn und lit. suk^ widersprechen dem ansatze
eines indog. nom. vidvds nicht. Ob dieser seinen nasal schon
verloren hatte, ehe der accent die vocalisation der Ursprache
^) Es sei gestattet das suffix vor der hand noch in seiner arische
vocalisation aufzuführen. Wenn das consonantengerippe klar gestellt sein
wird, sollen die vocale nach möglichkeit zu ihrem rechte kommen.
*) Bezzenbergers herleitung des -u aus -ants verstösst gegen die laut-
geselze.
Das sufBx des iMurtieipliim perfeeti acÜTi. 34S
durchgreifend omgestaltete, oder erst nach dieser periode, wird
kaum zu entscheiden sein. Nehmen wir ersteres an, dann
lagen, als der accent vorhergehende lange vocale zu kürzen
begann, schon zwei Stammvariationen -vas und -väns- vor.
Nach dem ztschr. XXV, 30 f. dargelegten accentgesetze konnten
sich zu jeder von beiden zwei schwache formen entwickeln, je
nachdem der accent die unmittelbar folgende oder die zweit-
folgende silbe traf: 1) vds : vas -^ : ws - ^ , 2 j väns : vans ^ : uns - \
Die schwachen formen der ersteren vom nominativ ausge-
gangenen reihe siegten dann schon in der Ursprache über die
der letzteren. Nehmen wir dagegen an, der nominativ habe
semen nasal erst nach fixierung des ablautes verloren, dann
sind die zur herrschaft gelangten schwachen vas und us erst
nach falscher analogie zu dem nasallos gewordenen nominative
neu gebildet an stelle des früheren vans und uns. Dass ein
lautgesetzlich aus ^ns oder öns entstandener nom. auf es oder
üs schon in der Ursprache nasallose casus obliqui mit -es- her-
vorrufen konnte, beweist die Übereinstimmung von ved. su-pra-
jdsas mit äatf-notiigj abulg. gos-pocK von dem stamme indog.
yö»s-, nom. yös = skr. jds (ztschr. XXV, 15 f. 145). Ein ent-
sprechender indischer fall ist candrd-mas, welches schon vedisch
alle casus obliqui mit -mos bildet, gen. candrd-^nasas usw.
(Lanman a. a. o. 547. 555). Unursprüngliches eindringen von
n in (A^pa, m^nsis wird wohl niemand annehmen wollen.
An stelle des mittleren Stammes -vos- hat das skr. -vat-:
vidvdtsu, vidvddbhis, welches seit Bopp mit griech. -or- : eiäovog,
€id6(ft verbunden wird. Sichere anzeichen fähren darauf, dass
auch im altbaktrischen dies -vat- einst vorhanden war (s.u.). Nach
Brugman >muss« das t durch falsche analogie übertragen sein
(ztschr. XXIV, 73. 79). Auch hier wie bei den ns enthaltenden
formen verfahrt er nach dem grundsatze >divide et imperac Die
indischen formen mit V€U erklärt er als »analogiebildungen nach
den entsprechenden casus der van^-stämmec, vidvddbhis vidvdtsu
nach padvddbhis padvdtsu (s. 72). Erinnern wir uns, dass
auch vidvdmsam »auf einer association an die t;an^-stämme
beruht« laut s. 90. Also dieselben van^-stämme , welche nach
Brugman ursprünglich keinen einzigen casus hatten, der auf
den entsprechenden der participia reimte, denen mithin jeder
angriffspunkt fehlte, von dem aus sie die declination der parti-
cipia beeinflussen konnten, sollen trotzdem diese nicht nur be-
342 '. Schmidt»
spräche noch kurzen vocal vor ns hatten, und zweitens solche,
die in der Ursprache zwar langen vocal aber noch einen con-
sonanten hinter sich hatten, der erst durch das indische aus-
lautsgesetz getilgt wurde. Beide sind völlig gleich und anders
behandelt als die Ursprache auslautendes ns hinter langem
Tocale behandelt hatte: 1) dgvOfhs UUra, äevamgcay dgvan äira,
df^an (speciellere nachweise bei Laninan on noun-inflection in
the Veda, Journ. Americ. Orient. See. X, 346); 2) die durch
die vrddhi des wurzelvocals als 3. sg. des sigmatischen , nicht
des sogenannten einfachen aorists erwiesenen cUan (tan), ayan
(yam) RV., denen Whitney gr. § 890 noch khan (khan), anan
(nam) zufügt; vor vocalen steht ayän RV. VI, 71, 5; X, 139, 1;
II, 38, 3, worin die nach Wirkung des s noch klar ersichtlich ist
(s. Whitney zu Ath. prät. II, 27). Genau so ist der im sanskrit
neu gebildete nom. mdvdms behandelt: vidväms tdhra, vidvdmg
eiküvdn, vor vocalen vidvdn, im absoluten auslaut vidvdn (nach-
weise bei Lanman 512).
Im litauischen wären die indog. nom. -vOs, acc. -väns^ ^)
lautgesetzlich zu ves (vgl. mes-d), acc. -vens-im und mit der
vor n -f- consonant gesetzmässigen Verkürzung -vens-im geworden,
also nach schwund des v (s. 333) z. b. *sukes, ^stdcensim. Eine
ähnliche dififerenz zwischen nom. und acc. bestand einst bei
den part. praesentis. Bezzenberger (beitr. z. gesch. d. lit. spr.
80. 157) fuhrt aus Bretken einen zwar vereinzelten aber durch
die Übereinstimmung mit den lettischen participialadverl)ien
sedu sitzend usw. (Bielenstein K, 176. 277), abulg. s§dy, griech.
(piQwv legitimierten nom. sedu sitzend {u ^= nasaliertem u)
an ^). Dieser alte nom. auf -w ist durch einen aus dem acc.
neu gebildeten auf ^-ants, heute -qs verdrängt worden. Gerade
ebenso ist im part. perf. der alte nom. *-es durch den aus dem
acc. neu gebildeten -*ens-s = heutigem -^ ersetzt. Über die
weiteren Schicksale des accusativs wird später zu handeln sein.
Also skr. vidvdn und lit. sük^ widersprechen dem ansatze
eines indog. nom. vidvds nicht. Ob dieser seinen nasal schon
verloren hatte, ehe der accent die vocalisation der Ursprache
^) Es sei gestattet das suffix vor der hand noch in seiner ansehe
vocalisation aufzuführen. Wenn das consonantengerippe klar gestellt sein
wird, sollen die vocale nach möglichkeit zu ihrem rechte kommen.
*) Bezzenbergers herleitung des -u aus -anta verstösst gegen die laut-
gesetze.
i)as sufBx des iMurtieipliim perfectt acUvi. 34S
durchgreifend umgestaltete, oder erst nach dieser periode, wird
kaum zu entscheiden sein. Nehmen wir ersteres an, dana
lagen, als der accent vorhergehende lange vocale zu kürzen
begann, schon zwei Stammvariationen -vOs und -väns- vor.
Nach dem ztschr. XXV, 30 f, dargelegten accentgesetze konnten
sich zu jeder von beiden zwei schwache formen entwickeln, je
nachdem der accent die unmittelbar folgende oder die zweit-
folgende silbe traf: 1) väs :vas^\ m5 - ^ , 2 j väns : vans ^ : uns - \
Die schwachen formen der ersleren vom nominativ ausge-
gangenen reihe siegten dann schon in der Ursprache über die
der letzteren. Nehmen wir dagegen an, der nominativ habe
seinen nasal erst nach fixierung des ablautes verloren, dann
sind die zur herrschaft gelangten schwachen vcis und as erst
nach falscher analogie zu dem nasallos gewordenen nominative
neu gebildet an stelle des früheren vans und uns, Dass ein
lautgesetzlich aus ^ns oder öns entstandener nom. auf es oder
öS schon in der Ursprache nasallose casus obliqui mit -es- her-
vorrufen konnte, beweist die Übereinstimmung von ved. su-pra-
jäsas mit daü-notiigj abulg. gos-pocK von dem stamme indog.
yöns-y nom. yös = skr. jds (ztschr. XXV, 15 f. 145). Ein ent-
sprechender indischer fall ist candrd-mas, welches schon vedisch
alle casus obliqui mit -mos bildet, gen. candrd-^nasas usw.
(Lanman a. a. o. 547. 555). Unursprüngliches eindringen von
n in f^fva, mensis wird wohl niemand annehmen wollen.
An stelle des mittleren Stammes -vas- hat das skr. -vat-:
vidvdtsu, vidvddbhis, welches seit Bopp mit griech. -or- : eiöotog,
Bid6(ft verbunden wird. Sichere anzeichen führen darauf, dass
auch im altbaktrischen dies -vat- einst vorhanden war (s.u.). Nach
Brugman >muss€ das t durch falsche analogie übertragen sein
(ztschr. XXIV, 73. 79). Auch hier wie bei den ns enthaltenden
formen verfahrt er nach dem grundsatze »divide et imperac Die
indischen formen mit vat erklärt er als »analogiebildungen nach
den entsprechenden casus der t;an^-stämme«, vidvddbhis vidvdtsu
nach padvddbhis padvdtsu (s. 72). Erinnern wir uns, dass
auch vidvdmsam >auf einer association an die t;an^-stämme
beruht« laut s. 90. Also dieselben van^stämme, welche nach
Brugman ursprünglich keinen einzigen casus hatten, der auf
den entsprechenden der participia reimte, denen mithin jeder
angriffspunkt fehlte, von dem aus sie die declination der parti-
cipia beeinflussen kennten, sollen trotzdem diese nicht nur be-
344 l Schmidt,
einflusst sondern noch dazu auf drei verschiedene casus der
angeblichen vos- stamme in drei verschiedenen weisen gewirkt
haben, padväntam soll seinen nasal auf vidvdrhsam übertragen,
das s aber unberührt gelassen, dagegen padvdtsu sein t an
stelle des s in *vidvctssu gedrängt, endlich padvdtt auf vidüshl
überhaupt nicht gewirkt haben. Ich übertreibe die skepsis
wohl nicht, wenn ich dies für unglaublich erkläre. Im verfolg
wird sich zeigen, dass in den hier erwähnten formen überhaupt
keine einwirkung der van^-stämme stattgefunden hat, in anderen
vielmehr die vöm-stämme auf die vatt^-stämme, nicht diese auf
jene gewirkt haben. Nicht besser steht es mit der erklärung
des griech. -or-. Wenn das griechische die von Brugman als
ursprünglich geforderten formen *j:€tdj:6<sa usw. bewalirt und
lautgesetzlich zu *«/deö, gen. att. *ei6ovgj dat. *£i6ot weiter ent-
wickelt hätte, wäre eine »calamitätc eingetreten (s. 78), Wer
sich erinnert^ dass a/dcJ, aidovg, aidoZ, ^c5 u. s. w. und die
gleichlautenden casus der w- stamme ohne jegliche beschwerde
ertragen sind, wird das Vorhandensein der >calamität« über-
haupt nicht anerkennen. Um sie zu beseitigen, habe man das
T von q>kQovx' übertragen. >Aber warum schuf die spräche
nicht *€#d6vf:-, wie ja sonst nach der vollen analogie des prä-
sens z. b. xexlfjyovTBg, nsipQintovxBq geschaffen wurde? Grund
sind wohl die nominative tidtaq und sidog, indem sich zu diesen
eine nasallose flexion besser schickte als eine nasalierte. Man
vergleiche auch die Wörter wie %Qfig xgiOTog, yHrng yiXcoTog,
von denen s. 29 die rede war: hier hat die flexion mit t eben-
falls einen unbequemen hiatus beseitigt und die nominativform
auf -mg erzeugte in den andern casus nur ein -r, kein -vr.c
Die flexion yiXcdg yiXcoTog ist bekanntlich erst nachhomerisch
an stelle der homerischen dat. yiX(p (yiXo$ t), acc. yiXfa (var.
yik(av)y yikov getreten. Von der flexion xgdg xgcovog finden
sich nur drei spuren bei Homer x^a)T6^ K 575, acc. xgcot"
a Yl^, 179 gegenüber 19 x^ooc, 41 xQ^h 34 xßoa, also drei xp«v-
gegenüber vierundneunzig laut Brugman »unbequemenc ;cpo-.
Hiemach ist die flexion x^wto^, wenn überhaupt homerisch,
jedesfalls erst in der spätesten zeit der epischen dichtung ein-
getreten. Bei Homer giebt es kein einziges wort der flexion
nom. -«$, gen. -oxog, nach dessen muster die participia, welche
auch bei ihm nie anders als -mgy -ozog (mzog) flectieren, neu
gebildet sein könnten. Wenn also überhaupt eine beziehung
Das suffix des t)ari]dpiaili perfecti acüvi. 346
zwischen der flexion xgcotög und stdotoq besteht, dann kann
augenscheinlich nur erstere nach letzterer (xQfaq^ %Qm%6g nach
fji€(Aacüg, (A€(Aa(STog) gebildet sein, nicht umgekehrt. Zu den
von Brugman nicht erklärten indischen und griechischen formen
kommt endlich eine von ihm übersehene gotische. Den ur-
sprünglich consonantischen stamm veüvöd- zeuge hat Bühler
or. u. occ. n, 341 f. als altes part, perf. erkannt. Der nom.
pl. galiuga-veUvöds I Cor. 15, 15 entspricht fast laut für laut
dem griech. jsidovsg.
Wer die Übereinstimmung des skr. -vat-, griech. -ot- und
got. 'Vöd' vorurtheilsfrei ansieht, wird auch hier zu dem
Schlüsse gedrängt, dass das t schon in irgend einer form der
Ursprache vorhanden gewesen ist. Ob das verhältniss dieses t
zu dem s anderer casus erklärt werden kann, ist eine davon
ganz unabhängige frage, deren eventuelle Verneinung an seinem
thatsächlichen bestehen nichts ändert. Überdies steht es
keineswegs vereinzelt. Schon Bopp (vgl. gr. IIP, 158 f.) hat
mit recht ved. mOdhhls und mhddbhis als analoga zu vidvddbhis
angeführt. Auch deren t oder d ist nicht auf das indische be-
schränkt, fjtshdd'bhis steht, abgesehen von der ztschr. XXV, 23
erklärten differenz der Wurzelsilben, zu eond-'-ivog (aus *^o-d^'tvog)
in genau dem selben Verhältnisse wie mahäd-bhis zu (Aiya&'og,
Als dritter bürge für das alter des t oder d treten wieder die
germanischen sprachen ein: ags. edst im Osten, an. aust-, ahd.
öst' in comp., an. aastan, ags. edstan, ahd. östana von osten.
Skr. mds bedeutet mond und monat, im griech. hat /i^v nur
die letztere bedeutung behalten, erstere wird durch fi^vii ver-
treten, ebenso hat das germanische zwei worte got mSna, an.
mani, ags. möna, ahd. mano mond und got. mSnöps, an. matMdr,
ags. mönaä, ahd. mänoth, manod monat. Im gotischen sind
folgende casus belegt: nom. menöps, dat. menöp, pl. dat.
menöpum, acc. mdndps. Aus dieser deutlich consonantischen
flexion, deren spuren sich auch im nordischen gen. sg. manaär,
nom. acc. plur. mäfiaär erhalten haben, ergiebt sich, dass
der nom. sg. inenöps ebenso wenig ursprünglich sein kann
wie galitya-veitvöds, frijönds, bairands. Denn stamme auf
t haben im germanischen ursprünglich kein nominativ-s in
vielleicht nicht zufalliger Übereinstimmung mit dem skr., an.
nefi, ahd. nefo = skr. ndpat, got. taihun = skr. dofdt (accent
im germanischen wie in lit. disginU, russ. disjafi)^ ahd. ean =»
Zeitschrift Ar TOigl. Sprachf. N. F. VI. 4. 23
344 J. Schmidt,
einflusst sondern noch dazu auf drei verschiedene casus der
angeblichen vos- stamme in drei verschiedenen weisen gewirkt
haben, padvdntam soll seinen nasal auf vidvdmsam übertragen,
das s aber unberührt gelassen, dagegen padvdtsu sein t an
stelle des s in *vidvctssu gedrängt, endlich padvät% auf vidüshl
überhaupt nicht gewirkt haben. Ich übertreibe die skepsis
wohl nicht, wenn ich dies für unglaublich erkläre. Im verfolg
wird sich zeigen, dass in den hier erwähnten formen überhaupt
keine einwirkung der i;an^-stämme stattgefunden hat, in anderen
vielmehr die vöm-stämme auf die vatt^-stämme, nicht diese auf
jene gewirkt haben. Nicht besser steht es mit der erklärung
des griech. -or-. Wenn das griechische die von Brugman als
ursprünglich geforderten formen */«*^/o<ra usw. bewahrt und
lautgesetzlich zu *«#deö, gen. att. *€#dof^, dat. *si6oX weiter ent-
wickelt hätte, wäre eine »calamitätc eingetreten (s. 78). Wer
sich erinnert^ dass a/doJ, aidovg, aidoT^ ^(5 u. s. w. und die
gleichlautenden casus der w- stamme ohne jegliche beschwerde
ertragen sind, wird das Vorhandensein der >calamität« über-
haupt nicht anerkennen. Um sie zu beseitigen, habe man das
T von g)iQovt- übertragen. »Aber warum schuf die spräche
nicht *6id6vT'j wie ja sonst nach der vollen analogie des prä-
sens z. b. xexkijyoPTsg, nsffQixovteg geschaffen wurde? Grund
sind wohl die nominative eidoig und sidog, indem sich zu diesen
eine nasallose flexion besser schickte als eine nasalierte. Man
vergleiche auch die Wörter wie x^aJc %Q(a%6g, yiXfag yikwtog,
von denen s. 29 die rede war: hier hat die flexion mit t eben-
falls einen unbequemen hiatus beseitigt und die nominativform
auf -mg erzeugte in den andern casus nur ein -r, kein -vr.c
Die flexion yiX(og yiXwrog ist bekanntlich erst nachhomerisch
an stelle der homerischen dal. yiX(a (yilot t), acc. yiX(a (var.
y6Xwv\ yikov getreten. Von der flexion XQ^^ XQ^^og finden
sich nur drei spuren bei Homer x^^^^g K 575, acc. x^wv*
tf 172. 179 gegenüber 19 x^odc, 41 xQot, 34 xßoa, also drei x^wt-
gegenüber vierundneunzig laut Brugman »unbequemenc x?o-.
Hiernach ist die flexion xQwtog, wenn überhaupt homerisch,
jedesfalls erst in der spätesten zeit der epischen dichtung ein-
getreten. Bei Homer giebt es kein einziges wort der flexion
nom. -mg, gen. -ovog, nach dessen muster die participia, welche
auch bei ihm nie anders als -cog, -ovog (mzog) flectieren, neu
gebildet sein könnten. Wenn also überhaupt eine beziehung
Das suffix des pariidpiam perfecti activi. 346
zwischen der flexion XQ^^^^ ^^^ stdotog besteht, dann kann
augenscheinlich nur erstere nach letzterer (xQf^Q^ XQ^^^^ ^^^h
ficfiacig, (AefAacoTog) gebildet sein, nicht umgekehrt. Zu den
von Brugman nicht erklärten indischen und griechischen formen
kommt endlich eine von ihm übersehene gotische. Den ur-
sprünglich consonantischen stamm veüvöd- zeuge hat Bühler
or. u. occ. II, 341 f. als altes part. perf. erkannt. Der nom.
pl. galinga-veüvöds I Cor. 15, 15 entspricht fast laut für laut
dem griech. jstdoTsg.
Wer die Übereinstimmung des skr. -vai-, griech. -or- und
got. 'Vöd' vorurtheilsfrei ansieht, wird auch hier zu dem
Schlüsse gedrängt, dass das t schon in irgend einer form der
Ursprache vorhanden gewesen ist. Ob das verhältniss dieses t
zu dem s anderer casus erklärt werden kann, ist eine davon
ganz unabhängige frage, deren eventuelle Verneinung an seinem
thatsächlichen bestehen nichts ändert. Überdies steht es
keineswegs vereinzelt. Schon Bopp (vgl. gr. IIP, 158 f.) hat
mit recht ved. mOdbhis und mhddbhis als analoga zu vidvddbhis
angeführt. Auch deren t oder d ist nicht auf das indische be-
schränkt, ushdd'bhis steht, abgesehen von der ztschr. XXV, 23
erklärten differenz der Wurzelsilben, zu eon-^-ivog (aus *^o-d^'tvog)
in genau dem selben Verhältnisse wie mahäd-bhis zu (Aiyad-'og.
Als dritter bürge für das alter des t oder d treten wieder die
germanischen sprachen ein: ags. edst im osten, an. aust-, ahd.
öst- in comp., an. atistan, ags. edstan, ahd. östana von osten.
Skr. mäs bedeutet mond und monat, im griech. hat fi^v nur
die letztere bedeutung behalten, erstere wird durch fji^vii ver-
treten, ebenso hat das germanische zwei worte goL mSna, an.
mäni, ags. möna, ahd. mano mond und got. mSnöps, an. manaär,
ags. mönaä, ahd. manoth, manod monat. Im gotischen sind
folgende casus belegt: nom. menöps, dat. menöp, pl. dat.
menöpum, acc. mSndps. Aus dieser deutlich consonantischen
flexion, deren spuren sich auch im nordischen gen. sg. manaär,
nom. acc. plur. manaär erhalten haben, ergiebt sich, dass
der nom. sg. menöps ebenso wenig ursprünglich sein kann
wie gaUuga-veitvöds, frijönds, bairands. Denn stamme auf
t haben im germanischen ursprünglich kein nominaliv-s in
vielleicht nicht zufalliger Übereinstimmung mit dem skr., an.
nefi, ahd. nefo = skr. ndpat, got. taihun = skr. dagdt (accent
im germanischen wie in lit. disgimt, russ. desjaPC^ ahd. ean =»
Zeitschrift Ar veigl. Sprachf. N. F. VI. 4. 23
346 ^' Schmidt,
skr. ddn (zand ist urspr. acc. = ddntam), s. Mahlow 97. 158.
Wie skr. nä;p(it, lat. nepds lautgeselzlich zu an. tJ6/i, ahd. nefo
geworden und wegen des Zusammentreffens mit dem nom. der
n-stämme in deren analogie übergetreten ist, so ist der alte
nominativ "^nienöt zu got. mena, an. mOni, ahd. mano geworden
und hat dann n-casus entwickelt. Der eine stamm menöp-,
welcher wie skr. mos mond und monat bedeutete, bat sich so
in zwei stamme gespalten, von denen jeder nur eine der beiden
bedeutungen erhielt. Eine haltbarere erklärung des Stammes
menan- ist mir nicht bekannt, denn die herleitung aus
*fnenS'an verstösst gegen die lautgesetze, und eine von allem
anfange an s-lose grundform aufzustellen verbietet die in allen
übrigen sprachen auf s auslautende bezeichnung des mondes
und monats. Im litauischen musste der alte nom. *menöt zu
menu werden, welches noch beide bedeutungen mond und
monat hat. Für die bisherige annähme, dass menu aus *menun
entstanden sei, beweist das dialektische minung (Eurschat gr.
§ 731) ebenso wenig wie sesung des selben dialekts jemand be-
wegen wird sesu nicht aus *sesur herzuleiten. Gegen sie fallt
ins gewicht, dass das preussische zwar ioundan, cUidan, semen =
liL vandu, semü hat, aber kein *menen oder '^menan, sondern
das noch nicht erklärte menig monat, dessen emendation in
wenius (Nesselmann) ebenso wenig wie die Paulische in meni£f
= minesis (beitr. VII, 205 f. lit. e suffixaler silben wird nicht
», s. beitr. VI, 433) befriedigt Nur bei unserer erklärung ist
ferner die fiexion menu, gen. m'Snesio einigermassen begreiflich.
Den Zusammenhang von menes- mit dem mens- des lat. griech.,
welches im arischen vom nom. aus die nasallose form in alle
casus verschleppt hat, wird wohl niemand bezweifeln. Wie
meneS" zu skr. mds verhält sich germ. lit. "^menöt- zu skr. med-.
Die zweisilbigen nordeuropäischen formen können darauf führen,
dass die älteste indog. zeit einen doppelt ablautenden stamm
menös : menes : m^ns = *aij:wa-a (aiü) ; *atfs(S-i (ahi) : äffus
(ztschr. XXV, 24. 30 f.) besass. Jedesfalls aber gab es daneben
schon in der Ursprache einen nom. mes aus mens, wie d^ nur
so erklärbare vertust des nasals in arisch mos beweist Die
processe, deren Wirkungen wir hier vor uns sehen, haben sich
in Zeiten vollzogen, welche an der grenze unserer erkenntniss
liegen. Durch spätere ausgleichungen sind ihre Wirkungen
einerseits da, wo sie bestanden, verwischt, andererseits dahin
Das suflix des participium perfecti activi. 347
verschleppt, wo sie ursprünglich nicht berechtigt waren ; hand-
greifliche Sicherheit über ihre entwickelung im einzelnen ist
also, jetzt wenigstens, nicht zu erlangen. Zweifellos aber ergiebt
sich aus der Übereinstimmung von vidvdtsu, sidoTog, veüvöds,
von ushädhhis, ecoü^ivog, aust- und von madbhis, menöfi-, lit.
menü(t), dass in der Ursprache s unter irgend welchen be-
dingungen zu t oder d geworden ist. Dass nicht mehr spuren
dieses lautwandels erhalten sind^), spricht nicht im mindesten
gegen seine existenz. Wenn zusammengehörige formen durch
Wirkung irgend eines lautgesetzes verschiedene gestalten ge-
wonnen haben, dann gleichen sich diese nur zu oft nach ab-
lauf des gesetzes wieder aus. Dies ist ein grundzug aller
Sprachgeschichte, der gar keines beleges bedarf. Ich erinnere
nur an die zahlreichen Verwischungen der alten ablautsverhält-
nisse, an nhd. war, waren aus was, wären, an die entgegen-
gesetzten ausgleichungen von arisch pakämi, pacasi einerseits
zu skr. pdeami, pdcasi (ztschr. XXV, 104), andererseits zu zigeun.
pekdv, pekes (Miklosich anzeiger der Wiener akad. 1879
s. 90) u. s. w. Im skr. wird auslautendes as je nach dem an-
laute des folgenden Wortes verschieden behandelt, im päll
aber ist eine dieser Wandlungen (q) überall durchgeführt. So
wird in der Ursprache stammauslautendes s vor verschieden
anlautenden casussufflxen theils bewahrt, theils in t über-
gegangen, im skr. aber die ^Wandlung bis auf die genannten
und noch zu nennenden reste wieder verwischt, s hergestellt
und dies dann nach neuen gesetzen umgestaltet sein. Aus
dem Widerspruche zwischen vidvdtsu, vidvddbhis, ashddbhis,
mädbhis und mänassu, mdnöbhis, ydvlyohhis folgt keineswegs,
wie Brugman s. 70 meint, dass erstere nicht auf lautgesetz-
lichem Wege aus ^vidvassu u. s. w, entstanden sein können,
sondern nur, dass sie einem anderen gesetze als mdnassu,
*mdnashhis unterworfen gewesen sind. Und da eine und die
selbe lautgruppe in verschiedenen sprachperioden nach ver-
schiedenen gesetzen umgestaltet wird, so ist nur zu schliessen,
entweder dass vidvdtsu zu einer anderen zeit aus "^vidva^su ent-
standen ist als mdnassu, mdnahsu aus manas -f su, oder dass
^) Eine weitere spur desselben ist wohl in dem Verhältnisse von
nviT^iOf nvria zu skr. ptyushü'f ahd. biost nachweisbar, auf dessen erörte-
rung als zu weit abseits führend ich hier verzichten muss.
23*
348 3' äcbmidt,
«
in ersterem ss unter irgend einer bedingung stand, welche letz-
terem fehlte, und dass diese bedingung an der verschiedenen
behandlung beider schuld ist. vidvdtsu kann ein indogerma-
nisches gesetz, mdnassu ein indisches repräsentieren. Wenn
jemand aus dem erhaltenen tt von ahd. qucMa, anord. veiUa
schliessen wollte, wie Begemann (das schwache Präteritum s. 56)
gethan hat, dass das st von toista nicht aus zwei dentalen
verschlusslauten entstanden sei, oder aus dem erhaltenen rs in
lat. vorsi^, dass das rr von tarreo nicht aus rs entstanden sei,
so würde heute jeder den historischen irrthum als solchen
erkennen. Principiell auf der selben stufe steht Brugmans
schluss.
Suchen wir nun zu ermitteln, vor welchen suffixen der
Übergang des s in den verschlusslaut stattgefunden hat. Das
griechische mit seinem durch alle casus verschleppten t kann
uns den weg nicht weisen. Nach dem thatsachlichen bestände
des skr., den wir nicht ohne grund verlassen dürfen, kommen
in frage die mit bh und s anlautenden sufßxe des plurals und
duals und der nom. acc. sg. ntr. Letzterer scheidet aber so-
fort aus, wenn man erwägt, dass auslautendes 8 hinter vocalen
sonst stäts bewahrt ist, daher auch der andere suffixlose
casus, der voc. sg. m,, im RV. noch -vas lautet und dem ent-
sprechend das neutrum im griechischen -og, dass also das in-
dische ntr. 'Vat sein t erst durch unursprüngliche Vorgänge er-
halten hat. Ausser vidvddbhis, vidvdtsu, ushddbhis, mädbhis
zeigen den lautwandel madbhyds AV. III, 10, 10. XIX, 27, 2
(dagegen mossu Paiicav. Br. IV, 4, 1, mOsü TS. VII, 6, 2, 2,
Lanman p. 497), ferner zwei formen, welche sich demnächst
als unursprüngliche analogiebildungen herausstellen werden,
svdtavadbhyas VS. XXIV, 16; Käth. XXXVI, 1 ; gänkh. HI, 13, 9.
Käty. V, 1, 16 (dagegen svdUavöhhyas ^atap. II, 5, 1, 14,
A, Weber beitr. IE, 388 , Lanman p. 566 f.), svdvadbhis nach
angäbe der grammatiker (s. Böhtlingk zu Pän. VTI, 4, 48),
endlich werden die als nominalstämme gebrauchten wurzeln srams
und dhvams im wortauslaute und vor den mit Vh und s anlau-
tenden Casussuffixen zu srat, dhvat. Ausserhalb der declination
zeigen den fraglichen lautwandel die composita ducchüna (dus
-}- fwno- AV. prät. II, 61), PdrucchBpch (pdrus -f- {^pa-) und die
verbalformen vatsydmi, dvatsam (vas) , jighatsati (des. von
ghas), vgl. A. Kuhn ztschr. I, 273; A. Weber beitr, m, 387 f.
Das Suffix des participium peifecti activl. 349
Eventuell kommt noch in frage anad-vdh- aus dnas = lat. onus,
dessen d aus d entstanden sein kann wie in padbhis, pddvlQc^
pädbiga-. Lassen wir es wegen des unaufgeklärten linguallautes,
der es auf jeden fall von den einen dental enthaltenden Worten
trennt, beiseite, so findet sich ein dentaler verschlusslaut an
stelle von s ausserhalb der declination nur vor s und g. Dazu
stimmen zwei sandhi-erscheinungen auf das beste. AV. prät.
II, 9 lehrt, dass hinter auslautendem n vor folgendem s ein t
eingeschoben wird. Whitney zu der stelle und gramm. § 207
betrachtet dies t als einen zwischen n und s physiologisch ent-
wickelten übergangslaut ähnlich dem d in ävÖQog. Dies steht
aber im Widerspruche mit den sonst zwischen n und s wal-
tenden beziehungen. Wenn statt asmdn vor folgendem t die
ältere form asmdths erscheint, so beweist dies, dass n und s
keiner vermittelung bedurften, dass also in fällen wie asmdnt
samaryt pavamäna cödaya RV. IX, 85, 2, tdnt satydujäh AV.
IV, 36, 1 das t nicht zur vermittelung von n und s entwickelt
Ist. Auslautendes n ist entweder ursprüngliches n (in den vo-
cativen und locativen der n-stämme), oder ursprüngliches ns (in
den acc. pl, und nom. sg.) oder ursprüngliches nt (in der 3.
pl. oder sg. von verbalformen). Der letzte fall ist unmittelbar
klar, in dgant saman^ RV, X, 10, 7, agant sumaür X, 40, 12,
ahant sdhasa I, 80, 10 ist das t der personalendung unter dem
schütze des folgenden s erhalten. In der zweiten kategorie
asmdnt samaryt ist das alte ns ebenfalls unter dem schütze
des folgenden s vor der reduction auf n bewahrt, das s aber
vor dem folgenden s ixx t geworden wie in vatsydmi. Die erste
kategorie endlich hat, als der grund des in den beiden anderen
scheinbar eingeschobenen t vergessen war, es von diesen über-
nommen, rdjant söma RV. I, 91, 4, gerade so wie sie das vor
folgendem t scheinbar eingeschobene s (rajams tatra) aus den
Verbindungen, in welchen es berechtigt war (agvams tatra),
übernommen hat. Ferner ergiebt sich aus AV. prät. II, 10
und 17, dass -n g- za -ä cä- wird. Whitney hat diese er-
scheinung mit recht als der eben besprochenen analog erklärt,
an einschub eines lautes ist aber auch hier aus den selben
gründen wie vorher nicht zu denken: asmdü chatrüyattm äbM
AV. m, 1, 3 ist zunächst aus tismdnt g- und dies aus asmdns
Q- entstanden genau wie ducchüna aus dus 4- guna-. Also im
sandhi wie im innem der worte haben wir den Übergang von
348 1' Schmidt,
in ersterem ss unter irgend einer bedingung stand, welche letz-
terem fehlte, und dass diese bedingung an der verschiedenen
behandlung beider schuld ist. vidvdtsu kann ein indogerma-
nisches gesetz, mdnassu ein indisches repräsentieren. Wenn
jemand aus dem erhaltenen tt von ahd. quatta^ anord. veitta
schliessen wollte, wie Begemann (das schwache Präteritum s. 56)
gethan hat, dass das st von wista nicht aus zwei dentalen
verschlusslauten entstanden sei, oder aus dem erhaltenen rs in
lat. vorms, dass das rr von torreo nicht aus r$ entstanden sei,
so würde heute jeder den historischen irrthum als solchen
erkennen. Principiell auf der selben stufe steht Brugmans
schluss.
Suchen wir nun zu ermitteln, vor welchen suffixen der
Übergang des s in den verschlusslaut stattgefunden hat. Das
griechische mit seinem durch alle casus verschleppten x kann
uns den weg nicht weisen. Nach dem thatsächlichen bestände
des skr., den wir nicht ohne grund verlassen dürfen, kommen
in frage die mit hh und 8 anlautenden suffixe des plurals und
duals und der nom. acc. sg. ntr. Letzterer scheidet aber so-
fort aus, wenn man erwägt, dass auslautendes s hinter vocalen
sonst stäts bewahrt ist, daher auch der andere suffixlose
casus, der voc. sg. m., im RV. noch -vas lautet und dem ent-
sprechend das neutrum im griechischen -oq, dass also das in-
dische ntr. "Vat sein t erst durch unursprüngliche Vorgänge er-
halten hat. Ausser vidvddbhis, vidvdtsu, ushddbhis, madbhis
zeigen den lautwandel madbhyds AV. III, 10, 10. XIX, 27, 2
(dagegen mossu Paiicav. Br. IV, 4, 1, mOsü TS. VII, 6, 2, 2,
Lanman p. 497), ferner zwei formen, welche sich demnächst
als unursprüngliche analogiebildungen herausstellen werden,
svdtavadbhyas VS. XXIV, 16; Käth. XXXVI, 1 ; gänkh. III, 13, 9.
Katy. V, 1, 16 (dagegen svätavöbhyas Qatap. II, 5, 1, 14,
A. Weber beitr. IE, 388 , Lanman p. 566 f.), svdvadbhis nach
angäbe der grammatiker (s. Böhilingk zu Pän. VII, 4, 48),
Bndlich werden die als nominalstämme gebrauchten wurzeln srams
und cOivams im wortauslaute und vor den mit bh und 8 anlau-
tenden Casussuffixen zu srcU, dhvat. Ausserhalb der declination
zeigen den fraglichen lautwandel die composita ducchunä (du8
-}- fwno- AV. prät. H, 61), PdnMch^pa- (pdrus -f- fepa-) und die
verbalformen vatsydmi, dvatsam (vas) , jighatsati (des. von
ghas), vgl. A. Kuhn ztschr. I, 273; A. Weber beitr. m, 387 f.
Das Suffix des participium peifecti activl. 349
Eventuell kommt noch in frage anad-väh- aus dnas = lat. (ynm,
dessen d aus d entstanden sein kann wie in padbhis, pädvlgch-
pddblga-. Lassen wir es wegen des unaufgeklärten linguallautes,
der es auf jeden fall von den einen dental enthaltenden Worten
trennt, beiseite, so findet sich ein dentaler verschlusslaut an
stelle von s ausserhalb der declination nur vor s und g. Dazu
stimmen zwei sandhi-erscheinungen auf das beste. AV. prät.
II, 9 lehrt, dass hinter auslautendem n vor folgendem s ein t
eingeschoben wird. Whitney zu der stelle und gramm. § 207
betrachtet dies t als einen zwischen n und s physiologisch ent-
wickelten übergangslaut ähnlich dem d in dvÖQog. Dies steht
aber im Widerspruche mit den sonst zwischen n und s wal-
tenden beziehungen. Wenn statt asmän vor folgendem t die
ältere form asmdms erscheint, so beweist dies, dass n und s
keiner vermittelung bedurften, dass also in fällen wie asmänt
samaryt pavamäna cödaya RV. IX, 85, 2, tdnt scUyäujäh ÄV.
IV, 36, 1 das t nicht zur vermittelung von n und s entwickelt
Ist. Auslautendes n ist entweder ursprüngliches n (in den vo-
cativen und locativen der n-stämme), oder ursprüngliches ns (in
den acc. pl. und nom. sg.) oder ursprüngliches nt (in der 3.
pl. oder sg. von verbalformen). Der letzte fall ist unmittelbar
klar, in dgant samant RV. X, 10, 7, agant sumaür X, 40, 12,
dhant sdhasa I, 80, 10 ist das t der personalendung unter dem
schütze des folgenden s erhalten. In der zweiten kategorie
asmänt samaryt ist das alte ns ebenfalls unter dem schütze
des folgenden s vor der reduction auf n bewahrt, das s aber
vor dem folgenden s tm t geworden wie in vatsyämi. Die erste
kategorie endlich hat, als der grund des in den beiden anderen
scheinbar eingeschobenen t vergessen war, es von diesen über-
nommen, rdjant söma RV. I, 91, 4, gerade so wie sie das vor
folgendem t scheinbar eingeschobene s (rajams tatra) aus den
Verbindungen, in welchen es berechtigt war (oQväms teUra),
übernommen hat. Femer ergiebt sich aus AV. prät. II, 10
und 17, dass -n g- za -fi ch- wird. Whitney hat diese er-
scheinung mit recht als der eben besprochenen analog erklärt,
an einschub eines lautes ist aber auch hier aus den selben
gründen wie vorher nicht zu denken: asmdü chairüyattm abhl
AV. ni, 1, 3 ist zunächst aus tismdnt g- und dies aus asmdns
c- entstanden genau wie duccMna aus dus 4- ^>}^* Also im
sandhi wie im innern der worte haben wir den Übergang von
350 J- Schmidt,
5 in einen dentalen verschlusslaut ausserhalb der declination
nur vor s und g. Wäre vidvat-, vidvad- aus vidvas- im sonder-
leben des indischen entstanden, so könnte demnach die Wand-
lung lautgesetzlich nur im loc. pl. eingetreten und der ver-
schlusslaut von da in den instr. dat. abl. pl. du. übertragen
sein wie der guttural von diksM u. a. auf dighhis übertragen
ist (ztschr. XXV, 119), Der lautwandel ist nun zwar indo-
germanisch, da jedoch auch die stamme «»doir-, veUv^, m&nöp-,
s(o&' nur von einem casus ausgegangen sein können, in welchem
t, nicht d, durch das casussuffix bedingt war, der einzige über-
lieferte casus der art aber der loc. pl. ist — aust- widerspricht
wenigstens nicht — , so werden wir das resultat, zu welchem die
indische lautlehre führt, auch für die Ursprache annehmen dürfen.
Man wird dagegen einwenden, dass zu nshäcß^his, madbhis
keine locative *tishatsu, *mat8u überliefert sind und dass die
grammatiker bei svdvtis, svdtavas den wandel nur für die mit
bh anlautenden casussuffixe angeben. Dies kann jedoch auf
reinem zufall beruhen. Die locative aller dieser stamme sind
naturgemäss seltener gebraucht als die übrigen pluralcasus,
zufallig kamen sie in den texten, aus welchen die grammatiker
ihre angaben zogen, überhaupt nicht vor. Wäre das part. perf.
act. im nachvedischen sanskrit wie im lateinischen oder ger-
manischen ausser gebrauch gekommen, dann würden uns die
grammatiker gerade so, wie sie nur ushddbhis, madbhis über-
liefern, auch nur berichten, dass diese participia im instr. pl.
-vad- gehabt haben, denn das im RV. dreimal belegte jägr-
vddbhis ist die einzige vedische form, welche diesen wandel
zeigt (Lanman 514), der dat. abl. pl., loc. pL, dat. abl. du.
sind zufallig von keinem dieser participia in den Veden bel^.
Wird daraus jemand den schluss ziehen, das diese casus ve-
disch anders gelautet haben als später ? Aber selbst wenn die
grammatische tradition nicht auf zufall beruht, wenn die loca-
tive in ältester zeit nicht nur nicht belegt wären, sondern
positiv ushdssu u. s. w. gelautet hätten, würde ein daraus gegen
die obige erklärung entnommener einwand nicht schwer wiegen.
Schon die lehren der präti^äkhyen und der von ihnen citierten
autoritäten über die oben herbeigezogene sandhi-erscheinung,
welche Whitney zu AV. pr. II, 9 und 17 zusammengestellt hat,
stimmen nicht überein, indem die einra den »einschubc vor-
schreiben die anderen nicht, und PSmni Vm, 3, 30. 31 erklärt
Das Suffix des participium perfecti activi. 351
ihn nur fär facultativ, nicht für obligatorisch. Daraus folgt,
dass die dissimilation von ss, sg zwischen zwei Worten zu ts,
*tc, cch in der zeit, aus welcher unsere ältesten traditionen
stammen, schon im schwinden begriffen war, wir also auch nicht
erwarten dürfen sie im wortinnern überall da, wo sie einst
bestanden hat, erhalten zu sehen. Diese spätere zeit stellte ss
nach massgabe der anderen casus wieder her (mässu, mäsü
statt *matsu), unterliess die restitution aber vor bh (mädbhis).
Consequenz darf man bei solchen rückläufigen entwickelungen
nie erwarten. Der grund der inconsequenz ist uns ebenso un-
erreichbar wie der, welcher vidvdtsu, vatsydmi, jighatsaU
in alter form erhielt. Ebenso wenig ist noch zu ermitteln,
unter welchen bedingungen ss zu ts ward, denn dass jedes ss
einst diese Wandlung erfahren habe, wird man angesichts der
wenigen erhaltenen beispiele nicht behaupten können. Die
declinationsbeispiele lassen auf mitwirkung eines vorhergehenden
nasals schliessen im einklange mit dem alten sandhigesetze.
Aber wxtsydmi, jlghatsaii, dttcchüna, Fdrucchepa-? Ersichtlich
sind die Schöpfungen des alten gesetzes durch anders gerichtete
tendenzen späterer perioden so umgestaltet, dass wir auf erlangung
voller klarheit kaum hoffen dürfen. Aber genug können wir
noch sehen, um mit aller entschiedenheit zu behaupten, dass
hier ein altes indogermanisches gesetz zu gründe liegt.
Nun zu den vocalen. siädg und veüvöds führen auf ö in
den starken casus (got. ö = urspr. ö wie in fötus, fidvdr, menöp-,
bairös, ahd. chtio). Dazu stimmt das preussische, welches die
endung hinter vocalen als Hvuns, häufiger -uns, hinter conso-
nanten als -ons, seltener -uns oder -ans hat: klantttouns kUm-
tzuns, lavpinnons laipinnans, llsans llsuns (s. Nessehnann s. 65 f.).
Das selbe schwanken zwischen o, u, a findet sich auch in an-
deren endungen an stelle von altem ö: gen. pl. crixtianiskun,
smntan, grikan {grecon, grekun I), steison, steisan, tenneisan,
tenneisan {tenneison auch zur Übersetzung des gen. sg. gebraucht,
tmneiscm nur so, der form nach natürlich gen. pl.), dat. sg.
stesniu, steismo, stesma = skr. tdsmai, lit. tdmui, urspr. -di.
Dagegen hat das litauische sükqs, ntr. sükq, nom. pl. m. sük^.
Zur erklärung dieser differenz zwischen dem litauischen und
den übrigen sprachen bieten sich zwei wege.
Da sich alsbald ergeben wird, dass das suffix in den
formen, welche die ihm folgende silbe betonten, -ves- lautete,
350 ^' Schmidt,
s in einen dentalen verschlusslaut ausserhalb der deelination
nur vor s und g. Wäre vidvat-, vidvad- aus vidvas- im sonder-
leben des indischen entstanden, so könnte demnach die Wand-
lung lautgesetzlich nur im loc. pl. eingetreten und der ver-
schlusslaut von da in den instr. dat. abl. pl. du. übertragen
sein wie der guttural von dikshü u. a. auf digbhis übertragen
ist (ztschr. XXV, 119). Der lautwandel ist nun zwar indo-
germanisch, da jedoch auch die stamme «»doir-, veUv^, m&nöp-,
§(o&' nur von einem casus ausgegangen sein können, in welchem
t, nicht d, durch das casussuffix bedingt war, der einzige über-
lieferte casus der art aber der loc. pl. ist — ausU widerspricht
wenigstens nicht — , so werden wir das resultat, zu welchem die
indische lautlehre führt, auch für die Ursprache annehmen dürfen.
Man wird dagegen einwenden, dass zu nshädbhis, madbhis
keine locative *tishatsu, ^matsu überliefert sind und dass die
grammatiker bei svdvus, svdtavas den wandel nur für die mit
bh anlautenden casussuffixe angeben. Dies kann jedoch auf
reinem zufall beruhen. Die locative aller dieser stamme sind
naturgemäss seltener gebraucht als die übrigen pluralcasus,
zufallig kamen sie in den texten, aus welchen die grammatiker
ihre angaben zogen, überhaupt nicht vor. Wäre das part. perf.
act. im nachvedischen sanskrit wie im lateinischen oder ger-
manischen ausser gebrauch gekommen, dann würden uns die
grammatiker gerade so, wie sie nur ushddbhis, madbhis über-
liefern, auch nur berichten, dass diese participia im instr. pl.
-vad- gehabt haben, denn das im RV. dreimal belegte jägr-
vddbhis ist die einzige vedische form, welche diesen wandel
zeigt (Lanman 514), der dat. abl. pl., loc. pL, dat. abl. du.
sind zufällig von keinem dieser participia in den Veden bel^.
Wird daraus jemand den schluss ziehen, das diese casus ve-
disch anders gelautet haben als später ? Aber selbst wenn die
grammatische tradition nicht auf zufall beruht, wenn die loca-
tive in ältester zeit nicht nur nicht belegt wären, sondern
positiv ushdssu u. s. w. gelautet hätten, würde ein daraus gegen
die obige erklärung entnommener emwand nicht schwer wiegen.
Schon die lehren der präti^äkhyen und der von ihnen citierten
autoritäten über die oben herbeigezogene sandhi-erscheinung,
welche Whitney zu AV. pr. II, 9 und 17 zusammengestellt hat,
stimmen nicht überein, indem die einen den »einschubc vor-
schreiben die anderen nicht, und PSnini Vm, 3, 30. 31 erklärt
Das Suffix des participium perfecti activi. 351
ihn nur fär facultativ, nicht für obligatorisch. Daraus folgt,
dass die dissimilation von ss, sg zwischen zwei Worten zu ts,
*tg, cch in der zeit, aus welcher unsere ältesten traditionen
stammen, schon im schwinden begriffen war, wir also auch nicht
erwarten dürfen sie im wortinnern überall da, wo sie einst
bestanden hat, erhalten zu sehen. Diese spätere zeit stellte ss
nach massgabe der anderen casus wieder her (mässu, mäsü
statt *matsu), unterliess die restitution aber vor bh (madbhis).
Consequenz darf man bei solchen rückläufigen entwickelungen
nie erwarten. Der grund der incönsequenz ist uns ebenso un-
erreichbar wie der, welcher vidvdtsu, vatsyämi, jighaisati
in alter form erhielt. Ebenso wenig ist noch zu ermitteln,
unter welchen bedingungen ss zu ts ward, denn dass jedes ss
einst diese Wandlung erfahren habe, wird man angesichts der
wenigen erhaltenen beispiele nicht behaupten können. Die
declinationsbeispiele lassen auf mitwirkung eines vorhergehenden
nasals schliessen im einklange mit dem alten sandhigesetze.
Aber vcUsydtni, jighatscUi, dacchüna, Fdrticchepa-? Ersichtlich
sind die Schöpfungen des alten gesetzes durch anders gerichtete
tendenzen späterer perioden so umgestaltet, dass wir auf erlangung
voller klarheit kaum hoffen dürfen. Aber genug können wir
noch sehen, um mit aller entschiedenheit zu behaupten, dass
hier ein altes indogermanisches gesetz zu gründe liegt.
Nun zu den vocalen. eiäwg und veUvöds führen auf ö in
den starken casus (got. ö = urspr. ö wie in fötas, fidvör, m^nöp-,
bairös, ahd. chtio). Dazu stimmt das preussische, welches die
endung hinter vocalen als Hvuns, häufiger -uns, hinter conso-
nanten als -ons, seltener -uns oder -ans hat: Mantttouns kUm-
tzuns, laipinnons laipinnans, llsons llsuns (s. Nessehnann s. 65 f.).
Das selbe schwanken zwischen o, u, a findet sich auch in an-
deren endungen an stelle von altem ö: gen. pl. crixtianiskun,
sunntan, grikan {grecon, grekun I), steison, steisan, tenneisan,
tenneisan {tenneisan auch zur Übersetzung des gen. sg. gebraucht,
tenneisan nur so, der form nach natürlich gen. pl.), dat. sg.
stesniu, steismo, stesma =» skr. tdsmai, lit. tdmui, urspr. -(H*.
Dagegen hat das litauische sük^, ntr. sükq, nom. pl. m. sük^.
Zur erklärung dieser differenz zwischen dem litauischen und
den übrigen sprachen bieten sich zwei wege.
Da sich alsbald ergeben wird, dass das suffix in den
formen, welche die ihm folgende silbe betonten, -ves- lautete,
352 J- Schmidt,
SO könnte man annehmen, dass von hier aus das c im litau-
ischen auch in den nominativ gedrungen, -vös, -vöns- : -ves- zu
-vens- : -ves- ausgeglichen seien. Dies halte ich aber für unwahr-
scheinlich, denn sesu sesers, aJcmü dkmens, menü menesio haben
die differenz zwischen dem starken ü und dem schwachen e
bewahrt. Ausserdem ist -ves-, die mittlere form, schon sehr
früh — dafür zeugt die Übereinstimmung mit dem preussischen
und slawischen — durch die schwächste -us- verdrängt.
Es bleibt also nur der andere weg zur erklärung offen,
d. h. -vens war die ursprüngliche gestalt des suffixes in den
starken casus , welche, abgesehen von der durch ns bedingten
kürzung des e (s. 338), im litauischen bewahrt ist. Dann ist
t; im htauischen geschwunden ohne das e zu trüben (vgl. sesu,
sergu, szeszuras, szeszi, szdmu, sunilis s. 333), während es in den
übrigen sprachen S, e in ö, o wandelte. Hierfür liegen im
griechischen und germanischen mehrfache analoga vor. Griech.
0, (lo ist aus ve, vE auf zwei verschiedenen wegen entstanden.
Theils ist /« zu /o geworden mit bewahrtem /, theils ist es zu
o geworden, indem beide laute verschmolzen, ersteres in j:otxog
= lat. vicus, jioXvog = vlnum, letzteres sicher in den drei ersten
der folgenden beispiele: hom. wvog (vocalisch anlautend Enös
146, L. Meyer ztschr. XXIII, 56) = laL v^um, abulg, väno;
hom. oxog (vocalisch anlautend a. a. o.) aus *j^ixog, vgl. ix^a^iv'
aQlkaa^v Hesych. , pamphyl. äyed-Xa j:Bxi%(o inschr. v. Sillyon
Hirschfeld monatsber. der Berl. akad. 1874, s. 726, z. 24; döfk^,
oddÖBk bei Hom. überall vocalisch anlautend 8 415, 6 406.
442. 446, s 59. 60, » 210 übereinstimmend mit odor, lit. udzv,^
doch mhd. wazen, abulg. sU^adeft riecht (von Miklosich gr. I ^,
71 angeführt), vonja aus *vodnja^) erweisen urspr. ved, dessen
spur vielleicht in dem hiatus von äoäfwg erhalten ist ; oQyavov aus
*j:iQyavov, wie yiQyava' Igyalsla Hesych. beweist; Sgcoi' xäv
äqvtüv oi 6(rxaTo# ysvofisvot Hesych., welches Lobeck rhem. 283
not. und Nauck Aristoph. Byz. 105 f. mit hom. i^ca^ verbunden
haben, lit. verszis kalb erweist für letzteres/, dessen spur allerdings
Od. $ 222 x^Q^^ ^^ ^^^^ iQCa& durch Verwandlung von av in av^*
verwischt ist {iQ(ffi thau ist höchstens wurzelverwandt) ; dotoi =
^) Bei der üblichen auch von Bfiklosich a. a. o. fest gehaltenen her-
leitung aus skr. an ist das v unerklärlich, da anlautendem o nirgend ge-
meinslawisch V vorgeschlagen ist Das v von 11t tootka, woikas specerei
(Bezz. 340) kann unursprünglicher Vorschlag sein.
bas snfßx des pariidphim perfecti activi. 353
lit. dveji. Bei den part. perf. lässt sich nicht bestimmen, ob
ve, ve direct zu co, o oder zunächst zu /eo, /o geworden sind«
Eine form mit j: ist weder auf inschriften noch sonst wo er-
halten und das elische j:€iC(i9 A. Eirchhoff arch. ztg. 1880
s. 66 no. 362 (älter als 580 v. Chr.) spricht durch den gegen-
satz des anlautend erhaltenen j: für die erstere der beiden mög-
lichkeiten. Aus dem germanischen ist mir kein beispiel von
vö aus v^ bekannt, dagegen mehrere den selben zweck erfüllende,
in welchen ve zu vo und bei der Wandlung von altem o in
germ. a weiter zu va geworden ist : got. tvaddje = äo$<3r = lit.
dvejü; vdcstij Isitvestis; vahsja : di^w; ahd.tvarm, äbvlg. vrödU;
wafsa = vespa; tcachal == vigü. Dem Verhältnisse von etdaig :
veitvöds : lit. -qs entspricht genau das von SokSv : tvaddje : dvejü.
Die preussischen dunkelen vocale werden auch unter einwir-
kung des v entstanden sein. Ein ganz genaues analogon kann
ich allerdings nicht beibringen, indessen findet sich mehrfach
trübung von vocalen durch vorhergehendes oder folgendes v:
mergu, mergümans, mergan : mergwan (I. II), gallü neben galwas*
ddUks, taws cat., towis voc. = lit. tevcts, so dass der herleitung,
des durch -wtms, -uns^ -ons, -ans bezeichneten suffixes aus -vens
schwerlich etwas im wege steht. Ein weiteres beispiel von
consonant -{- ve in suffixen kommt in den katechismen nicht vor,
und is-quendau, stwen, po-qudbton begründen keinen einwand,
da sie die lautgruppe in der Wurzelsilbe, nicht in suffixaler silbe
enthalten. Auf das einmalige polfkins assei hast verliehen
(pölycki er bescheert), welches zu lit. -gs, lett. -is zu stimmen
scheint, darf man sich gegenüber den mehr als hundert belegen
mit dunkelen vocalen nicht verlassen.
Nebenbei sei noch erwähnt, dass der auf die historisch
überlieferten formen gegründete ansatz von indog. vidvh, vidr
vtnS'onn zu der von Mahlow 161 gemachten beobachtung stimmt,
dass ein langer vocal von stammbildungssuffixen mehrfach als
e erscheint, wenn er den hochton trägt, dagegen als ö, wenn
eine vorhergehende silbe betont ist: äv^q aber ay^viAQ^ q)Q^v
aber svfpQcoy, nat^q aber tp^atm^ u. a. ^)
^) Darauf hat Fick in den Göttinger gelehrten anzeigen v. 7. april 1880
s. 4SI f. eine theorie über das verhältniss von e, ^ z\x Oy ö gegründet.
Auch Möllers vom 8. April 1880 datierte abhandlung in Paul und Braunes
beitr. VII, 492 f. beruht auf dem selben grundgedanken. Beiden scheint
Mahlows Vorgang unbekannt zu sein. . .
354 i' Schmidt,
Dem hochbetonien -v^s entsprach in der dem hochtone
unmittelbar vorhergehenden silbe -ves- oder -vet- je nach den fol-
genden lauten. Die qualität des vocals ist, wenn wir von den
zweifelhaften lat. cada-ver, papOrver absehen, bewahrt nur in
den dorischen und attischen fem. wie theräisch innBXBlsxBta,
savaxsta, iSvvaYttYo%%la C. I. A. 2448 I, 26. 28, heracl. ^^^17-
Ysiaq siebenmal G. I. 6. 6744 z. 18—42, YsywBiaq C. I. A.
II 455, 16. 467, 92. 593, 7. r^yo^Btav 471, 27. r^roveia^ 68
(Kühner l\ 410, G. Meyer Bezz. beitr. V, 241). Hier hat wohl
das folgende i die Wirkung des vorhergehenden v, durch
welches -^et- zu griech. -ot- geworden ist, paralysiert, vgl. lat.
inquüinus : incöla, velim : volo. Die schwächste gestalt des
stufflxes -itö- ist nach den ermittelungen ztschr. XXV, 29 f. in
den formen entstanden, welche die zweite auf das suffix fol-
gende silbe betont hatten. Für das fem. ergiebt sich hiemach
als ursprängliche flexion nom. vidves-ia =^ ^tdsta, gen. vidus-ids
= tdvM^ (betont wie /uia, iMa^Y Im griechischen wurde y^"
Y^vsta, gen. */£)^oyt;#ac sowohl zu }^«/ov€»a^ j^cj^ovc/a^ als zu
YBYovi}Xa, Y^tovviaq ausgeglichen, gerade wie svvijt€§Qa, *€vv^
%qiaq sowohl zu 6vvfi%€$qa, eivf^tsi^aq als zu svv^Qta, svvftQiai
ausgeglichen ist (ztschr. XXV, 36 und G. Meyer a. a. o.). Im
skr. ward *'^asi, '^-ushiäs zu -üshl, -üshyOs ausgeglichen gerade
wie *'4art, -trids zu 4H, -tryäs.^)
^) Eine weitere parallele zu dem Verhältnisse von ycyoyoic : yiy»yi7« :
yiyoyvta zeigt sich in dem von ahd. affo : affin : an. apyf^'a, d. h. urspr.
-(m oder -in : fem. -en-ia : gen. an-jäs. Das schwanken zwischen ahd. wirtin
und wirtun Otfr. I, 6, 3 sowie die differenz von ahd. -in, -tima (Henning
Sanctgallische Sprachdenkmäler 91 f.) und an. -y^ja (Grimm gr. II, 319)
führt auf eine noch urgermanische flexion nom. -int (got Saurim fem.
zu ßaur JvQos), gen. '■u^jös. Das griechische hat wie bei den part perf.
die schwächste form auch in den nom. übertragen, -^nva. Nur in dem
verhältniss von ayxa>y : imjyxiyidfs Hom., auf welches mich GoUitz auf-
merksam gemacht hat, ist etwas dem ahd. affo : affin entsprechendes be-
wahrt. Es seien noch einige ablautende feminina auf urspr. -ta angeführt.
Lit iukstanHSj abulg. tysqita, ags. ßüsend weisen auf nordeurop. ta$<mf%,
dagegen preuss. tüsimUms, got. Jmsundi, an. ßiistmd, ahd. dütmU haben
in der zweiten silbe urspr. totf daraus ergiebt sich eine alte den nord-
«iropftischen sprachen gemeinsame flexion tüBOnH, gen. tüSeßu^äi. Griech.
dia kann wegen der kürze seines « nicht fem. zu cflo; sein, sondern ist
fem. zu skr. d^vä- und kann mit skr. divi auf ur^rüngliches ^deMa, gen.
dix(jä9 führen, falls das i von diri nicht aus divd- wieder eingedrungen
ist« Die benennung der erde lautete urgriecfa. nom. ^yvia, gen, yihS$,
Das suffix des participium perfecti activi. 866
Als ursprünglich ist mithin folgende flexion anzusetzen:
nom. vidves, acc. vidv^ns-am, voc. vidves, loc. vidves-i u. s. W,
mit ves vor allen vocalisch anlautenden suffixen, pl. instr. vidve&-
bhis, dat. abl. vidm-bhiöms (ztschr, XXV, 38), loc. vidvet-sü;
fem. vidves-ia, gen. vidtts-ids u. s. w.; comparativ vidus-terö-s.
Keine der überlieferten sprachen hat die fünf gestalten des
Suffixes alle und ohne ausgleichungen zwischen den verschie-
denen casus bewahrt. Konnte schon ein dreigestaltiges suffix
wie skr. tär, tar, tr, tr seine alten Verhältnisse nicht aufrecht
erhalten, wie viel weniger ein fünfgestaltiges. Die Schicksale
unseres participiums werden am zweckmässigsten so erörtert,
dass wir es zunächst durch die sprachen hindurch verfolgen,
welche es noch zu historischer zeit in lebendigem gebrauche
bewahren, und zum Schlüsse die spuren untersuchen, welche
es in den germanischen und italischen sprachen hinterlassen hat.
1) Im sanskrit glichen sich die starken casus unter ein-
ander aus, der allein abweichende nom. sg. auf *'va3 erhielt
das suffix der übrigen -vams wieder zu einer zeit, als das indo-
germanische gesetz, welches -ans in -a$ gewandelt hatte, längst
ausser kraft war. Die seit dieser zeit neu auftauchenden -ans
behielten ihren nasal, verloren aber später durch das auslaute
gesetz ihr s, falls es nicht am folgenden anlaute schütz fand:
vidväms tdtra, vidvän wie dgvams tätra, dfvan (s. 341). Dieser
neue nom. und der aus indog. -vetsü entstandene loc. pl. -vdtsu
glichen äusserlich den entsprechenden casus der i;an^- stamme.
In folge dessen wurden alle casus, welche wie der nom. ^. m.
kein suffix oder wie der loc. pl. ein consonantisch anlautendes
hatten, allmählich nach analogie der vant-s^mme umgestaltet,
am spätesten der vocativ sg. und diä gradationsformen. Ersterer
lautet im RV. noch stäts -^vas, dkitvas, UHrvas, didivfis, m%dhvM,
im äV. schon -mn, cikitvan (Lanman 513) und später stäts so.
Letztere haben im RV. noch -wsä-, vidüsh-taror, mldhüsh-t^ima'
übereinstimmend mit abaktr. jagerebus4arö , jaghtnüs-temö,
ydetuS'temem , gagakus-tenta, hanhaniis4efnem, und von rechts-
wegen, denn die regelmässige betonung der comparative und
letzteres in hom. yaifis erhalten und darnach nom. yata gebildet; urgr.
*y«f^ ward ion. *yfita, *yn^i dann regelrecht verkürzt zu yia Gauer de-
lectus 133 c, 10, att. contrahiert y9 (yt^'fiitQiig, dyti-yiuff aus *yn^'), meine
auffas^ng ztschr. XXV, 146 f. ist falsch, da urgriech. m oder aj nie zu
ion. tij, n geworden ist.
356 J« Schmidt,
Superlative auf der silbe, welche im positiv den ton trägt, ist,
obwohl sie sich, soweit es die griechische beschränkung des
accentes auf die drei letzten silben erlaubt, mit der griechischen
betonung deckt, nicht ursprunglich, sondern erst durch einwirkung
des positivs zu stände gekommen. Gradationsformen, welche
durch begrififliche entwickelung soweit aus der reihe getreten
waren, dass sie nicht mehr als gradationen empfunden wurden,
und sich dadurch der einwirkung des positivs entzogen, haben die
ältere betonung bewahrt: die pronominalen hatardr (= Wi.haträs),
hatamd-^ yatard-, yatamd-, ikatardry Ekatamd-y die ordinalien qa-
teUamd-, saJicisratamd' u. s. w. und die substantivischen acvatard-
maulesel, ukshatard-, rshahhcUard- kleiner stier, vatsakird- junges
thier, kästUart kurzer speer, g^itart sackchen, griech. ds^itsQog,
oQkaxsQog; vedisch sogar noch das superlativisch gebliebene
fogvattamd'. Diese betonung reducierte das in der zweiten silbe
vor dem hochtone stehende vas nach dem gesetze ztschr. XXV,
30 f. zu US. Nachvedisch dringt aber auch hier vat ein, vid-
vdüara-, vidvdttama-. Hiemach sind wir zu der annähme be-
rechtigt, dass der nom. acc. ntr. sein "vat {tatanvät, samvavrtvdt
RV.) an stelle des dem griech. -oc entsprechenden --vctö durch
die selbe analogie erhalten habe wie der voc. sein -van, nur
früher. Die pluralflexion *vidv(ishhis, *vidusbhidms (du. *t;wfeis-
bhidin\ vidvatsü ward zu vidvddbhis, vidvddbhyctö (-bhyam),
vidvdtsu uniformiert; dass vät auch an stelle eines älteren us
dringen konnte, lehren die gradationsformen.
Anders vor vocalisch anlautenden suffixen« Die stamme
auf "tar und -an haben in dieser läge ausser dem loc. sg. die
mittlere form des stammsuffixes -tar, -an durch die schwächste
-4r, -n ersetzt (ztschr. XXV, 39), das selbe ist bei den part. perf.
in allen den casus geschehen, welche früher vas vor vocalisch
anlautendem suffixe hatten, den loc. inbegriffen^): vidüshas,
^) Sollte man einwenden wollen, dass ich mich auf die Verhältnisse
der tär- und Sn-stämme nicht berufen dürfe, da im plural (ausser dem
acc.) die part. perf. den mittleren stamm haben, während die id^ und änr
Stämme den schwächsten zeigen (-vaUu gegen -tfshu, -asu), so übersehe
man nicht, dass im plural der participia die Verhältnisse ganz anders lagern
vaa konnte durch us, ush verdrängt werden, wo aber das ßzai geworden
war, hemmte nicht nur die grössere Verschiedenheit zwischen vat und im,
ush sondern auch der dem vat aus der neu eingreifenden analogie der
vant-stämme erwachsende schütz die Übertragung des us, vidvdtsu blieb,
während *vidvesia, *vidviui% = gr. -ua durch vidüshl ersetzt ward.
Das Suffix des participium perfecti activi. 357
vidtishi u. s. w., fem. vidüsM (urspr. -i?6sfa = -sta). Da vedisch,
zufolge Lanmans Sammlungen, der loc. sg. überhaupt nicht be-
legt ist, bleibt die allerdings sehr schwache möglichkeit, dass
er noch *'V(m gelautet habe, wie bei den aw-stämmen vedisches
-awi, -an späterem -ni gegenübersteht.
Die mittlere form des Stammes mit s ist allein bewahrt im
voc. sg., der im RV. noch stäts -vas lautet. Ehe er dem durch
die van^analogie unterstützten nominativ erliegend zu -van ward,
hat er vielmehr den vocativ der vaw^- stamme umgestaltet.
vOfkS' und vant- stamme sind im RV. völlig gleich flectiert
im nom. -van, ntr. -vcU, pl. -vad-hhis, •vad-bhyas, -vat-su, du.
-vad-bhyam. In folge dieser gleichheit (namentlich der beiden
erstgenannten casus) wurde der vocativ der vöws -stamme auf
die vaw^stämme und durch diese vermittelt der ausgang -as an
stelle von -an auf die man^-stämme übertragen, -vas ist die
im RV. fast überall, -mos die allein gebräuchliche form des
Vocativs der vant- und mantslämme, rshlvas, hhanumas u. s. w.
(Lanman 519 f.), nachvedisch bhös und bhagös. Vereinzelt
scheint sich diese analogie auch auf andere casus erstreckt zu
haben, so ökivdmsä RV., welches seines wurzelvocals wegen
schwerlich als part. von uc (dessen dat €U>ushö belegt ist), son-
dern als dual eines nicht mehr nachweisbaren *ökivänt- auf-
zufassen sein wird; auch m^hvdn, mldhüshas u. s. w. ist wohl
ursprünglich denominativ (vgl. mTdhd-, ^fcr^o^); über bhaJctp-
vdmsas AV. sieh BR. s. v. bhakshivdms-. Sobald im part. der
vocativ -vas durch -van ersetzt war, gelangte bei den vant-
stämmen der lautlich allein berechtigte vocativ auf -van wieder
zur geltung. Der AV. hat im part. dküvan und dem ent-
sprechend harivan u. s. w. (Lanman 513. 520), was die regel
für die nachvedische spräche ist. Andererseits reimte der alte
vocativ vidvas mit den vocaüven derjenigen abstamme, welche
vor dem as ein zur wurzel gehöriges v haben. In folge dessen
stellten sich bei einigen der letzteren neubildungen nach analogie
der vOms-stsimme ein: nom. sg. svdv-an, svdtav-än, tuvlrdv-an
(Lanman 559), dat. svdtavadbhyas, instr. svdvadbhis (s. o. s. 348).
Auch den alten aus *-vah-s entstandenen nom. ^anad-vos (vgl.
gvetorvos) ergriff diese analogie und gestaltete ihn zu anadvdn,
anadvdmg ca (Lanman 499) um. Endlich wurden auch die
mn-stämme in den Strudel gerissen. Von diesen berühren sich
mehrere mit den t^n^ämmen in folge der Zweideutigkeit des
356 J* Schmidt,
Superlative auf der silbe, welche im positiv den ton trägt, ist,
obwohl sie sich, soweit es die griechische beschränkung des
accentes auf die drei letzten silben erlaubt, mit der griechischen
betonung deckt, nicht ursprünglich, sondern erst durch einwirkung
des positivs zu stände gekommen. Gradationsformen, welche
durch begriffliche entwickelung soweit aus der reihe getreten
waren, dass sie nicht mehr als gradationcn empfunden wurden,
und sich dadurch der einwirkung des positivs entzogen, haben die
ältere betonung bewahrt: die pronominalen hatardr- (= WLhairäs),
katamd-^ yata/rär, yoUamä-, Skatard-, Shatamdr, die ordinalien Qa-
tatamd-, sahasratamd- u. s. w. und die substantivischen agvcUard-
maulesel, ukshatard-, rshahhcUard- kleiner stier, vafscUard- junges
thier, käsiUart kurzer speer, göntiart säckchen, griech. öe^ttsgog,
oQhiSTBQog; vedisch sogar noch das superlativisch gebliebene
fo^ücMamd'. Diese betonung reducierte das in der zweiten silbe
vor dem hochtone stehende vas nach dem gesetze ztschr. XXV,
30 f. zu US. Nachvedisch dringt aber auch hier val ein, vid-
vdüaror, vidvdUama-. Hiemach sind wir zu der annähme be-
rechtigt, dass der nom. acc. ntr. sein "Vat (tcUanvdt, samvavrtvdt
RV.) an stelle des dem griech. -oc entsprechenden -vas durch
die selbe analogie erhalten habe wie der voc. sein -van, nur
früher. Die pluralflexion ^vidvashhis, *vidusbhidfns (du. *vidu$''
bhidm\ vidvatsü ward zu vidvddbhis, vidvddbhyas (-Ihyain),
vidvdtsu uniformiert; dass vät auch an stelle eines älteren us
dringen konnte, lehren die gradationsformen.
Anders vor vocalisch anlautenden sufBxen. Die stamme
auf 'tar und -an haben in dieser läge ausser dem loc. sg. die
mittlere form des stammsuffixes -iar, -an durch die schwächste
*tr, -n ersetzt (ztschr. XXV, 39), das selbe ist bei den part. perf.
in allen den casus geschehen, welche früher va$ yqt vocalisch
anlautendem suffixe hatten, den loc. inbegriffen^): vidüshas,
^) Sollte man einwenden wollen, dass ich mich auf die Verhältnisse
der tär- und än-siSmme nicht berufen dürfe, da im plural (ausser dem
acc.) die part. perf. den mittleren stamm haben, während die täf' und änr
stamme den schwächsten zeigen (-vatsu gegen -tr^u, -aiu)^ so übersehe
man nicht, dass im plural der participia die Verhältnisse ganz anders lagern
V€i8 konnte durch us, ush verdrängt werden, wo aber das ßzat geworden
war, hemmte nicht nur die grössere Verschiedenheit zwischen vai und m»,
ush sondern auch der dem v(U aus der neu eingreifenden analogie der
vaiU-stämme erwachsende schütz die Übertragung des us. fMvdtsu blieb,
während *vidvesia, *vidwU% = gr. -f lo durch vidüsh^ ersetzt ward.
Das Suffix des participium perfecii activi. 357
vidüshi u. s. w., fem. vidüsM (urspr. -vesia = -«r«). Da vedisch,
zufolge Lanmans Sammlungen, der loc. sg. überhaupt nicht be-
legt ist, bleibt die allerdings sehr schwache möglichkeit, dass
er noch *'Va$i gelautet habe, wie bei den an-stämmen vedisches
-a»>, -an späterem -ni gegenübersteht.
Die mittlere form des Stammes mit s ist allein bewahrt im
voc. sg., der im RV. noch stäts -vas lautet. Ehe er dem durch
die van^analogie unterstützten nominativ erliegend zu -van ward,
hat er vielmehr den vocativ der vaw^- stamme umgestaltet.
vämS' und van^- stamme sind im RV. völlig gleich flectiert
im nom. -van, ntr. -vcU, pl. -vad-bhis, -vad-bhyas , -vat-su, du.
-^ad-bhyiim. In folge dieser gleichheit (namentlich der beiden
erstgenannten casus) wurde der vocativ der väws -stamme auf
die van^stämme und durch diese vermittelt der ausgang -as an
stelle von -an auf die man^-stämme übertragen, -vas ist die
im RV. fast überall, -mos die allein gebräuchliche form des
Vocativs der vant- und wan^stämme, rsMvas, hhanumas u. s. w.
(Lanman 519 f.), nachvedisch hhös und bhagös. Vereinzelt
scheint sich diese analogie auch auf andere casus erstreckt zu
haben, so ökivdmsä RV., welches seines wurzelvocals wegen
schwerlich als part. von uc (dessen dat iicushö belegt ist), son-
dern als dual eines nicht mehr nachweisbaren *ökivdnt- auf-
zufassen sein wird; auch nMhvdn, mldhüshas u. s. w. ist wohl
ursprünglich denominativ (vgl. tnlähd-, fAKfd-og); über bhakH-
vdfksas AV. sieh BR. s. v. bhakshivdms-. Sobald im part. der
vocativ -vas durch -va» ersetzt war, gelangte bei den vant-
stammen der lautlich allein berechtigte vocativ auf -van wieder
zur geltung. Der AV. hat im part. dküvan und dem ent-
sprechend harivan u. s. w. (Lanman 513. 520), was die regel
für die nachvedische spräche ist. Andererseits reimte der alte
vocativ vidvas mit den vocativen derjenigen o^-stämme, welche
vor dem as ein zur wurzel gehöriges v haben. In folge dessen
stellten sich bei einigen der letzteren neubildungen nach analogie
der vOms-stämme ein: nom. sg. svdv-an, svdtav-an, tuvlrdv-an
(Lanman 559), dat. svdiavadbhyas, instr. svdvadbhis (s. o. s. 348).
Auch den alten aus *-väh-s entstandenen nom. *anad-vas (vgl.
gveta-vas) ergriff diese analogie und gestaltete ihn zu anadvdn,
anadvdmg ca (Lanman 499) um. Endlich wurden auch die
vanslämne in den Strudel gerissen. Von diesen berühren sich
mehrere mit den t^n^stämmen in folge der Zweideutigkeit des
358 i' Schmidt,
vocativs auf -van : maghavä, niaghonaä neben maghdvan, mäghd-
vadbhyas u. s. w.; drvä, arvänam neben drvan, drvantam, är-
vatas u. s. w. ; sahdva neben sahävan; fkvatä instr. zu rkvan-;
yuvaÜ'S, yuvat zu yüvan-; hhüridävaUarar comparativ zu lihürir
davan- (A. Kuhn ztschr. I, 373; Benfey d. indog. thema des
Zahlwortes zwei s. 19; Lanman p. 516. 523). Die vocative
ftavas, evayävas, prätarüvas, motarigvas (Lanman 536), viel-
leicht auch der nom. mbhvan von t;an-stan)men sind also durch
vermittelung der von^-analogie von den i;esm$- stammen über-
tragen. Volle Verwirrung zwischen den van-, vant-, vams- und
t?-as-analogien zeigen endlich die flexionen von nom. rbhva,
fhhvan RV. VI, 34, 2, acc. rbhwisam, gen. fbhvasas und von
instr. glkväbhis, pl. nom. gikvasas, dat. sg. (ikvase. So erklären
sich ohne Verletzung der lautgesetze diese formen, welche man
benutzt hat um lautgesetzlich unvereinbare suffize aus einander
herzuleiten. Die ausgangspunkte der ganzen Verwirrung sind
die Übertragungen des vocativs der participia -vas auf die vant^
stamme und des nominativs der participia -van, instr. -vcul-hhis
auf die -v-o^-stämme. Beide sind mir nur unter der Voraus-
setzung verstandlich, dass eine flexion nom. -van, voc. -vas, loc.pl.
--vatsu bei den part. perf. bestand, ehe die Übertragungen begannen.
Diese Übertragungen halte ich also nicht nur für unfähig die
herkunft des t in vidvdtsu von den t;an^ - stammen darzulhun,
was Brugman s. 71 f. von ihnen erwartet, sondern zähle sie zu
den beweisen für die hohe alterthümlichkeit des t von vidvdtsu.
2) Von den starken casus des altbaktrischen ddähvoon-
hem, taräiväonhem, vldhvaonhö ist nicht zu entscheiden, ob sie
aus "VäfhS' oder -vas- entstanden sind. Ausser diesen parti-
cipien und den noch ebenso streitigen comparativen liegt im
altbaktrischen kein wort vor, welches im skr. die lautgruppe
am enthält. Da nun in Qanhetn = skr. gdmsam, Nairyöganhö ==
^drOgdfhsas, hizvö-daiihanha = ddthsasä und den aoristformen
jmhefUu {gam, jam gehen), nianhanö (man) skr. ams vor nicht-
i-laut^i gerade so behandelt ist wie as ^), so können auch ams
und äs vor den selben lauten gleich behandelt sein. Sollte aber
tüdhvaonhö zunächst aus "^vidvasas, nicht aus vidvdriisas entstan-
den sein, dann wäre die nasallose form des nom. sg. auf die übrigen
^) Brugmans eweifel daran (s. 80 anm.) sind durch Vermischung der
g&ihH-formen mit den zendformen her})eigeführt.
Das sufBx des paiiidpiam perfecti aciivi. 359
starken casus übertragen wie in skr. mäsas, welches wahr-
scheinlich machen kann, dass auch abaktr. maanhö zunächst
aus einer nasaUosen form entstanden sei. Ein argumeid gegen
den ansatz von indog. -i;^^- wäre daraus also ebenso wenig
zu entnehmen als aus mdsas, mdonhö gegen mens. Aller übrigen
casus hat sich die schwächste form ush bemächtigt (Spiegel § 145,
Justi § 554). Dass indes auch vat in einigen casus früher be-
standen hat, ist mit Sicherheit aus den nom. sg. der vanU
und mant^lkmme auf -äo, -aog-ca, z. b. Vtvanhäo gegen skr.
Vivdsvän zu erschliessen. Diese können nur von den part. perf.
act. übertragen sein, die Übertragung war aber möglich, nur
wenn wenigstens ein casus beider stammclassen den gleichen
fitammausgang hatte, d. h. nur wenn wenigstens ein casus der
participia vat enthielt. Von den van^stämmen hat sich dann
"äo auch einerseits über die mant- imd aw<-stämme verbreitet,
andererseits wie im skr. über die van 'Stkmme: verethrcwäo
neben verethrava, myazdavOo acc. myazdavanem, taurvao fem.
vlopa-tat/^rvairi.
3) Im griechischen ist der mittlere stamm auf -or- =
'Vet-, der nur in etdöfft = vidvdtm berechtigt war, auf alle
casus des m. ntr. ausser dem nom. eldcSg, eidog übertragen.
Die homerischen ßeßaiSva, nsxfnitSu u. s. w. (Gurtius verb. P,
251) haben das co aus dem nom. übernommen. Brugmans
frühere erklärung, die er jetzt noch (s. 80) neben der eben
gegebenen auch von ihm bevorzugten für möglich hält, dass j:
den folgenden vocal gedehnt habe, halte ich ebenso wie alle
übrigen von Brugman stud. IV, 170 f. für diesen Vorgang bei-
gebrachten beispiele für irrig. Im femininum ist die alte flexion
YsyovBla, gen. *Y^Yorv$ag sowohl zu y^tovsta, ycforeiag als zu
yeyowTa, ysyarviag ausgeglichen (s. o. s. 354).
4) Das litauische hat die stärkste und die schwächste form
des Suffixes bewahrt: -vens- verlor sein v (s. 333), verkürzte das
e vor n -j- consonant und drang in dieser gestalt an stelle des
indog. nom. ves (s. 342). Das bei Bretken noch erhaltene -cns,
padarens, suniaischens (Bezzenberger 160) musste im sogenannten
hochlitauischen zu -f« werden, daher veiqs. Nach dem muster
von vezqs : ntr. vezq, pUxtüs : pUxlü, geras : gera bildete sich zu
vez^s das ntr. vezl^, welches wie das ntr. der part. praes. auch
als nom. pl. m. fungiert. Es auf lautlichem wege aus *vezen$
oder ^vezes herzuleiten ist nicht möglich. Wie bei den adjecti-
360 J« Schmidt,
vischen w-stämmen vom fem. platt = skr. prthvt aus die^a-flexiön
auf die meisten casus der masc. übertragen ist, so auch bei
den participien: zu fem. viiusios bildete sich m. veeusio u. s. w.
Indes haben sich mehrere casus consonantischer flexion erhalten,
welche bisher noch nicht richtig erkannt worden sind. Bei
den tt-stämmen bleibt der alte acc. plMt^ = prihüm, ebenso
ist der acc. veeusi ein consonantischer acc, gebildet wie ved.
edkrüshcnn, vgl. äkmeni, m6ter\ =s äxfAova, fji,^iQa, veianti =s
vdhantam; deren -{(m) entspricht der sogenannten unbetonten
nasalis sonans wie in sAmtas = geUdm, disjsimHs = dagcM-,
is0miniis = maH-s, bingüs = bähth-s u. s. w. Dass dieser acc.
nicht, wie man annimmt, ein ja -casus ist, lehren sonnenklar
die part. praes., denn zu fem. veianceq müsste der acc. m. auch
'^veia/ncgq lauten , nicht veiant\ ^). Femer sind consonantisch
die von Schleicher (gramm. 211) um Pilkallen und Ragnit
häufig gefundenen nom. du. auf e, isjsgSruse (leseb. 215, 10),
iejuse (leseb. 138, 28), cU'ejase druck v. j. 1612 (Bezzenberger
161, dessen herleitung des e aus -m lautgesetzwidrig ist). Bei
der hohen alterthümlichkeit aller litauischen nom. du. (cisem =
dgve, am = dvi, sünü = sünü, vilkü = vfka) ist die bewahrung
der alten dualendung consonantischer stamme -e = griech. -s
nicht verwunderlich ^). Aus einem gesangbuche v. j. 1589 ver-
zeichnet Bezzenberger s. 71 einen gen. sg. mirrus emogaus, der
iö verloren haben soll. Ist die form richtig überliefert und
richtig construiert, dann kann mirrus nur ein consonantischer
genetiv sein, -us = -us-s = skr. -usJ^as wie aJcmens = äffmanas.
Der consonantisch flectierte dativ lebt noch heute als gerundium.
Dass die gerundien dative sind, lehren die in diesem casus
stehenden zugehörigen nomina und prönomina, man ^us, vSjui
pücjsent, und sichere aufklärung über ihre entstehung giebt das
gerundium des part. praes. Mit erhaltener casusendung liegt
dies vor in enti gehend (Schleicher gr. 253), ne czisas kdrfq
Idkint, enti mediöt (leseb. 86, 24), idant iamuy aienti ir tuskiär
^) Die accusative sg. auf -t, plor. auf -fs = ursp. -dW, -o^ww, welche mit
den gleichen casus der t-stämme zusammen fielen, haben den übertritt
fast aller casus aller consonäntischen stamme in die analogie der t-stämme
veranlasst.
<) Der du. part praes. negoMncse (leseb. 215, 15) hat es aus den üb-
rigen casus Übertragen, da weder aus -ft«, -ttu noch aas -tie lautgesetzlich
<ee werden konnte (s. o. s. 881 f.).
Das Suffix des partidpium perfecti activi. 361
nant tuoiam iamuy atdaritu (Bezz. 227 anm.). Bei anderen
Verben ist das i nur unter dem schütze des angefügten reflexiv-
pronomens erhalten, leiäzantis (Schleicher gr. 234. 341), tienius
daiktamus pradeduntis (Szyrwid punktai sakimu p. 1), Jcaip-
-norinte-s in Andrjewo (Geitler 60), übrigens geschwunden. In
Merecz (poln. süd-lit.) lautet das gerund, praes. auf 4s aus,
man he kalbants (Kurschat gr. § 11G3). In dieser mundart ist
jedes t vor / zu ts geworden, das i selbst kann dann ge-
schwunden sein, z. b. inf. praszyts (Kurschat § 118). Wie letz-
teres aus praszyti, so ist halhants aus *Jcalbanti entstanden, und
dies ist der alte dativ auf urspr. -ntai. Urspr. ai und oi im
auslaute mehrsilbiger worte sind im heutigen hoch-lit. stäts zu
i geworden: nom. pl. geri = griech. -o#, nom. du. f. rankt =
abulg. rqcö, skr. -e, loc. toll = tijXot, dat. der w-st. stinui, vgl.
ved. krdtve; inf. -ti aus -tiji, -teji (wie 2. sg. sravt, kentl aus
*sraviji, *kentiji, *sraveji, *kenteji ztschr. XXI, 285) = ved.
-tdye. Das gesetz, welchem das i der gerundia zum opfer ge-
fallen ist, darzulegen, würde uns hier zu weit führen, es genügt
dass wir für die reihe -nti (-nti-s), -nts, -nt die völlig analoge
des Infinitivs -ti (-tis), -ts, -t haben ^). Ausser vezant = vä-
hate und veziis = ühüshe ist mir nur noch ein consonantischer
dativ bekannt, szün (Schleicher gr. 192) = skr. güne. Die
litauische construction eines nomen im dativ mit dem gerun-
dium entspricht also genau den sogenannten absoluten dativen
^) Ein gerundium mit noch langer endsilbe ist vielleicht preuss. gitoäntei
enchirid. 64: kawida adder en labbaiquoitisnan giwa^ sta ast gitoäntei
aulause (welche aber in Wollüsten lebt, die ist lebendig todt). Die setzung
des gerundiums, wo wir einen nom. des part. erwarten, findet sich auch im
litauischen, z. b. barzduti vyrai pre kräszto Uidantj ( därzq köpant rtUäs
numyne (Schleicher leseb. s. 5) ; bevdlgant zvirblyti, beträszkinant Iszmauke
älüko dvl püsbaczki (ebenda s. 17). Auch an der Verbindung des ur-
sprünglich masculinen und neutralen dativs mit einem femininen nomen
oder pronomen wäre kein anstoss zu nehmen, vgl. lit. dShai aüsztant u.
dergl. (Schleicher gramm. s. 321). Lautlich kann also gitoäntei consonan-
tischer dativ = skr. ytt?a<e, abulg. zivqsti (s.u.) sein. Indessen ist bei dem
schwanken der Schreibung unserer preussischen texte auch möglich, dass
ei wie öfter nur ein langes t vertritt (z. b. geiwans neben glwans vivos
u. a. voc. I, 75), und gitoäntei nom. sg. fem. ist. Allerdings fällt dann
die Verschiedenheit der endungen in den unmittelbar aufeinander folgenden
gitoäntei und alause auf, doch ein ausschlag gebendes moment wage ich
in dieser dififerenz bei dem bekannten zustande des textes nicht zu er-
blicken. Non liquet.
Zeitschrift für vergl. Sprachf. N. P. VI. 4. 24
362 J. Schmidt,
der germanischen sprachen, z. b. got. nauhpannh imma rodjandin
qemun fram pamma synagogafada qifiandans Mc. 5, 35 = lit.
jdm taip dar bekalhant at'Sjo keü smm^nos vyridusio sziüiUs
sak^dami; über die germanischen dat. absol. s. Grimm gr. IV,
896 f., Behaghel Germania XXXIII, 242 f.
Endlich kommen wir an den nom. pl. m. Auch hier gehen
part. praes. und part. praet. band in band. Wäre die jor
flexion eingedrungen, dann würden entstanden sein praes. "^vezanti
(vgl. tuszü von tüszczas\ praet. *vezusi. Diese wären mit dem
nom. sg. fem. zusammengefallen, kamen daher nicht in gebrauch.
In der bestimmten declination trat dieser zusammenfall nicht
ein, deshalb wurden die Ja-formen hier gebildet: vizanteji, veßuseji
gegen nom. sg. fem. vezanczoß, vezusioji^). Für die unbe-
stimmten participia ist dialektisch der nom. pl. nach der i-decli-
nation gebildet : memelisch praes. hijantis, praet. perejusis (Klein
bei Bezz. 7), zahlreiche belege für -ntis aus Bretken bei Bezz.
158, heute memel. sargontis aegrotantes (Kurschat § 1163), in
Retowo (zemait.) -antys (Geitler 59). Veranlasst ist diese
bildung wie jede i-flexion ursprünglich consonantischer stamme
durch missverstand des acc. sg., indem dessen zur casusendung
gehöriges i ({ ist ursprüngliches am) zum stamme gezogen ward.
Im hochlitauischen lauten die nom. plur. unbestimmter decli-
nation praes. vezq, perf. veze. Die identificierung von vezq mit
skr. vähantas (Schleicher comp.* 519, Brückner archiv III, 292)
verstösst gegen die lautgesetze, noch mehr die herleitung von -q
aus -antys (Bezzenberger 158). Nach den auslautsgesetzen des lit.
kann vezq nur aus *vezant entstanden sein, wie die 3. pl. veza aus
der gleichlautenden grundform. Hätte hinter dem t einst noch
ein vocal oder vocal -|- consonant gestanden, dann wäre es nicht
gesch\vunden, vgl. te-vezÜ' = skr. vdhet gegen dti, eit = skr. eti.
Der nom. pl. part. perf. vezq kann, wie die gleichlautende form
des nom. acc. sg. ntr., nur durch die analogie von vezq hervor-
gerufen sein, da inlautendes und auslautendes s sonst bewahrt
bleibt. Also über den nackten participialstamm kommen wir
nicht hinaus. Dieser erschien ursprünglich in zwei casus, im
vocativ sg. m. und nom. acc. sg. neutr. Dass der vocativ sing,
eines participiums durch Verschiebungen dahin kommen könnte,
») Aelter vermuthlich fem. sg. *vezanty-ji, ^vezusy-ji, vgl. gras^-ji
neben graziö-ji (Schleicher s. 208, Kurschat § 965).
Das Suffix des participiam perfecti activi. 363
an stelle des nom. p1. zu treten, wird wohl niemand annehmen
wollen. Es bleibt also nur der nom. acc. sg. ntr. übrig, und
in der that sind ve^q, vezq sowohl nom. pl. m. als nom. acc.
sg. ntr. Vielleicht lässt sich auch der weg finden, auf welchem
das ntr. sg. zur function des nom. pl. m. gelangt ist. Gonso-
nan tische neutralstämme haben in der Ursprache den nom. acc.
pl. ohne anfugung eines suffixes gebildet, so dass mehrfach
die selbe form als nom. acc. sg. und als nom. acc. pl. erscheint,
ich erinnere nur an ahd. miga^ lierza, skr. ndnia, ndma, welche
sowohl nom. sg. als pl. sind, und an das, was Mahlow 72 f. auf
grundlage meiner Vorlesungen ausgeführt hat, indem ich be-
merke, dass ich nicht mit allem dort gesagten übereinstimme
und meine ansieht demnächst ausführlich darlegen werde. So
kann lit. *vezant einst sowohl ntr. sg. als ntr. pl. gewesen sein.
Später verlor das litauische das genus neutrum bei den Sub-
stantiven ganz und gar, bei den adjectiven und participien
aber behielt es den nom. acc. sg. ntr., doch nur wo er als
prädicat eines subjectlosen satzes steht, d. h. subject und prä-
dicat in sich vereinigt (szenden Ujq heute hat es geregnet), oder
eines satzes, dessen subject eins der neutralen pronomina tai,
käs, viskos, neks ist (to^wwsiddvg das ist geschehen). Die meisten
neutralen substantiva werden wegen der von je bestehenden
gleichheit aller casus ausser den nom. acc. der drei zahlen mit
denen der masculina auch in den drei ursprünglich abweichen-
den casus den masculina gleich gestaltet. Im nom. sg. du. er-
hielten sie die form der masculina, z. b. lünkas hast, preuss.
lunkan, slav. lyko; ezeras teich, preuss. assaran, abulg. jezero;
jüngas joch, abulg. igo, skr. yugdm u. s. w. Dagegen im nom.
pl. übernahmen umgekehrt die masculinen o-stämme die endung
-ai von den neulra, wie Mahlow 81 erkannt hat^). Hiernach
sind z. b. in uzszdUq ezerai (zufrierende teiche), ezeral uzszdlq
(die teiche sind zugefroren) beide worte regelrecht gebildete
neutrale nom. acc. pl. Im nom. sg. war die masculine form
ezeras an stelle des nach dem preuss. zu erwartenden *ezerq
getreten, in folge dessen hatte sich auch die masculine form
^) Das slawische hat die alten nom. pl. ntr. auf -ä-i (lat. quae) in den
comparativformen gorXsi Zogr. Luc. 11, 26, boljtsi Supr. 17, 7, an deren
erkiftrung Scholvin (archiv II, 555) verzweifelt, erhalten. Wie der dat.
bo^lH dem skr. hdfüyasyäi entspricht, so ist ntr. pl. holjlH der durch urspr.
% vermehrte gewöhnliche plural bolfiSa.
24*
364 J. Schmidt,
des part. eingestellt, uzs^dlqs ezeras, ezeras uzszdlqs. So sind
die neutralen uzszdlq, uzszdlq zum plural des masculinen uzsmlqs,
uzszdl^ geworden.
Man wird vielleicht fragen, weshalb durch die Substantiven
neutra pl. nicht auch bei den adjectivischen o-stämmen die
neutrale pluralform auf die masculina übertragen wurde, warum
es maz\ ezerai (kleine teiche), nicht *mazai ezerai heisst. Darauf
ist zu sagen, dass einerseits ein grund erkennbar ist, welcher
die Übertragung bei den adjectivischen a-stämmen hinderte,
andererseits ein grund, der sie bei den participien begünstigte.
Das neutr. pl. der adjectivischen o-stämme war als adverb
überall in lebendigem gebrauche, mazai wenig, ausserdem be-
stand eine gleichlautende, nur anders betonte form, mdzai als
dat. sg. fem. Die spräche hatte also gar kein interesse noch
ein mazai als lebendigen casus zu erhalten, Hess ihn daher von
dem nom. pl. masc. mazl verdrängen. Diese Verdrängung
wurde dadurch begünstigt, dass die pronomina, zu denen die
adjectivischen a-stämme in der engsten beziehung stehen, die
alte pluralform des ntr. entweder als ntr. sing, (tal) oder als
adv. (kai, jai, jel) verwandten und für den pl. ntr. wie m. nur
die masculinform behielten; durch ^^ ward mazeji, mazl gestützt.
Dagegen war die Verwendbarkeit von ^vezant, vezq als ntr. sg.
auf ein miniraum beschränkt, das ntr. sg. setzte also der bei-
behaltung des ntr. pl. *vezant, vezq geringeren widerstand ent-
gegen als die viel gebrauchten adverbia und pron. tai, kai u. s. w.
der bewahrung des ntr. pl. auf -ai. Überdies mochte die be-
wahrung des alten »organischenc nom. pl. m. unbequem werden,
indem *vezants = abulg. vezqäte, skr. vdhantas dem neu ge-
bildeten nom. sg. m. *vezants (jetzt vezqs) in der ausspräche
nahe kam, *vezenss = urspr. -vens-es mit dem nom. sg. m.
vezens zusammenfiel.
Im preussischen scheint der dem nom. sg. gleich gewordene
nom. pl. m. part. perf. in voller alterthümlichkeit an folgenden
stellen erhalten zu sein, denen ich die zur beurtheilung noth-
wendigen entsprechenden worte des deutschen, im enchiridion
v.J. 1561 mitgedruckten Originals in klammem beifüge*): beggi
^) Sie sind mir zugänglich durch eine voUständige abschrift aller kate-
chismen, welche Leskien für sich gemacht und mir mit grosser liebens-
würdigkeit geschenkt bat.
Das Suffix des participium perfecti activi. 3g5
mes asmai sUison neainessa wertei kan mes madlimai, asmai
stan dygi ni perschlüsiuns (denn wir sind der keines werth das
wir bitten, habens auch nicht verdienet) enchirid. 24; katvydsa
duckti ious postäuns asti, ikai ioics Idbban seggßti bhe ni tyt bürai
asti (welcher töchter ihr geworden seid, so ihr woithut und
nicht so schüchtern seid) 59; bhe stai tvfrst boüuns ains ^nensas
(und sie werden sein ein fleisch) 68 ; astai poquoitluns (begehrt
habt) 88; katvydan ious . . . ains anter smu taukinnons astai (die
ihr . . . einander gelobt habt) 75 ; kai tms esse Adam mssawidei
en grlkans pogautei bhe gemnions postanimai (dass wir von Adam
her allesammt in sünden empfangen und geboren werden) 80;
stenkysman ioüs toans, is Crixtianiskan mylin bhe ginniskan,
Schisses niaubüUntis N. enimmans blie stalleti perdin (dieweil
ihr euch aus christlicher liebe und freundschaft dieses noch
unmündigen N. habet angenommen und vertretet ihn) 89. Doch
ist auf die preussischen formen kein sicherer verlass, denn da im
deutschen das part. die selbe form bei pluralischem wie bei singu-
larischem subjecte hat (ich bin geworden, wir sind geworden),
so ist dem Übersetzer, welcher sogar »tochterc und »töchterc
gleichmässig durch dtickti übersetzte, wohl zuzutrauen, dass er
darnach auch im preussischen einem pluralischen subjecte das
particip im nom. sing, geben konnte. Fälle wie mes . . . pogautei
bhe gemmons postanimai, in welchen das erste particip im nom.
pl. steht, beschwichtigen allerdings den argwöhn etwas. Doch
wird er aufs neue erregt, wenn wir, wo kein deutsches particip
irre leiten konnte, d. h. namentlich zur Übersetzung des futurums,
einen nom. pl. auf -tisis finden, der sich mit Kleins lit. perejtms
genau deckt: madliti tytwtrstai ious im^nusis, laukyti tyttvlrstai
ious aupallusis, klumstinaitai tyt wirst ioumus etwiriuns (bittet,
so werdet ihr nehmen, suchet, so werdet ihr finden, klopfet
an, so wird euch aufgethan) 84; en kawydsei debykun nautin
bhe wargan stai gwrynai malnykiku embaddusisi (in was grosser
noth und gefahr die armen kindlein stecken). Deshalb wird
man, vor der band wenigstens, den pluralnominativen auf -ns,
obwohl sie durch die Sprachwissenschaft als sehr alterthümliche
bildungen gerechtfertigt werden können, kein volles vertrauen
schenken dürfen.
5) Im slawischen lautet das suffix hinter vocalen -vö,
hinter consonanten -U, da-vü, nes-ü. Miklosich (vgl. gr. P,
187; IP, 328) und Brückner (archiv III, 269) halten das v für
366 J* Schmidt,
einen rein phonetischen, hiatusfüllenden einschub, so dass -vü
und 'U beide die schwächste form des suffixes, urspr. -us-,
repräsentieren. Das urslawische war aber hier so wenig wie
sonst wo in der läge hiate zu beseitigen, weil bereits in der
Ursprache alle beseitigt waren. Im gegentheil sehen wir durch
Schwund von consonanten neue hiate entstehen. Diese werden
später nicht durch consonantenentwickelung sondern durch con-
traction der zusammenstossenden vocale gehoben: dobrajego
dobraago dobrago, byvajeSi hyvatm byvaSi, *plet^^hU *plet^€Lchü
plet^hü plet6chü (s. u.) u. s. w. Im allgemeinen hat das altbulga-
rische noch den hiatuslosen zustand bewahrt, welchen alle älteren
phasen des indogermanischen zeigen oder, wie das griechische,
voraussetzen. Einem vor consonanten erscheinenden wurzelhaften
i = urspr. ^ entspricht vor vocalen ^j, bi-ti: btj-enü (vgl. skr.
hht'S : bhiy-ds, ari-5 • »XJ)'oq Einem vor consonanten erscheinen-
den y = urspr. ü entspricht vor vocalen üv, m-by4i : zchbüv-enü
= skr. bhü4i'S : bhüv-anam, lit. biUi : büv-aü; svekry : svekrüv^;
brüV'^ = skr. bhruv-am, vgl. o(pqv(ß)-oq; jsütHxH, vgl. skr. huv-e
u. s. w. Einem vor consonanten erscheinenden u = indog. eu, ou,
au entspricht vor vocalen ov, pVurti : plov-q, is-tni-ti, is-trov-enU
u« s. w., die analoga aus den übrigen sprachen sind allbekannt.
Allerdings dringt bei verben bisweilen der vor consonanten
stehende vocal an die stelle des ersten elementes der auflösung,
bijenü, ismyvenü, öbuvenü statt btjenüf izmüvenü, *öbovenü,
doch sind die durch die indogermanische regel und die slawi-
schen nominalbildungen geforderten formen noch bei weitem
häufiger belegt, wie man aus Miklosich vgl. gr. III *, 108 ersehen
kann. Hätte nun das slawische vom part. perf. act. nur die
schwächste gestalt des suffixes überkommen, dann hätten die
formen von wurzelverben, welche vor consonanten i, y, u haben,
zu lauten z. b. *bl^j'ü (woraus *btjX *biji, *bij geworden wäre),
*büV'U, *ploV'U. Deren völliger verlust gegenüber der bewah-
rung der regelrechten part. praet. pass. b^enü, mbÜvenU, istro-
venu wäre unbegreiflich. Das ausschliessliche vorkommen von
formen wie bivü, byvU, pluvü beweist also, dass das v der alte
anlaut des suffixes ist. Namentlich bivü fällt ins gewicht, da
der hiatus überall durch auslaufen des ersten der beiden zu-
sanunenstossenden laute in die ihm entsprechende spirans be-
seitigt ist, zwischen i und ü also nur ein j, nicht ein v ent-
stehen konnte. Bei den auf a und ö auslautenden wurzelformen
Das Suffix des participium perfecti activi. 3g7
dorvU, d6-vü ist vollends nicht an hiatusfüllendes v zu denken.
Ihre schwächsten formen hatten in der Ursprache gar keinen
hiatus, z. b. die dat. sg. fem. daviisi, döniiSi sind an stelle von
urspr. *dnsidi, *dhusiäi getreten (ztschr. XXV, 31. 35), setzen
also voraus, dass zur zeit ihrer entstehung entweder in irgend
einem oder mehreren casus der zugehörigen masculina oder in
den femininen der participia anderer verba die suffixform -vUs-,
durch deren anfügung an die ausserpräsentischen verbalstämme
sie entstanden, bereits vorlag. Die annähme, dass etwa *düsi
durch eindringen des a aus dachii, dati u. s. w. zu ^da-USi
geworden und dies auf rein phonetischem wege zu dorv-üsi
entwickelt sei, ist unerweislich. Da es keine beispiele giebt, in
denen a-ü, ö-ü {= urspr. e -j- urspr. u) im sonderleben des
slawischen zusammen getroffen wären, ist ein directer gegen-
beweis allerdings nicht zu führen, einen indirecten führt aber
die oben berührte behandlung der unursprünglich auftauchen-
den hiate in dobra-ago u. s. w. Abgeleitete verba haben in
der Ursprache überhaupt kein perfect gebildet, wie die Unver-
einbarkeit ihrer in historischer zeit erscheinenden perfectbildungen
beweist. So kommt auch im RV. von keinem einzigen abge-
leiteten verbum ein part. perf. act. vor. Abulg. däavU, umivü,
chvalivu sind also erst nach dem muster primärer formen wie
davü, dövü, bivü geschaffen.
Nur von einer classe vocalisch auslautender verbalstämme,
den abgeleiteten auf -iti ist bisher die bildung mit suff. -Us
bekannt: chvaljt neben chvati-vU. Ersteres ist durch *chvaljü
hindurch aus *chvaVlju entstanden (vgl. chvaljq aus *chvaKjq)j
also in chvalivu das v sicher nicht zur beseitigung des hiatus
entwickelt. Miklosich (sitzungsber. der Wiener akad. LXXXI,
81 f.; gramm. IIP, 117) hält chvalß für die ältere, chvalivU für
die jüngere bildung. Aus seinen Sammlungen geht allerdings
hervor, dass im laufe der zeit erstere durch letztere verdrängt
wird, aber nicht dass letztere überhaupt später entstanden ist
als erstere. Bereits aus dem Zographos-evang., unbestritten
einer der ältesten quellen, führt Miklosich an ilagoslovivU,
väarivuj, pustivUsi, pristqpivu, rastodivU^), welchen allerdings
^) Ich habe die formen gegeben wie sie a. a. o. der Sitzungsberichte
stehen, in der grammatik haben zwei derselben andere endungen, udarivu,
puativüy was ich erwähne, da auf die casus vieUeicht auch gewicht zu
legen ist.
368 J. Schmidt,
56 fomien des anderen typus gegenüber stehen. Vielleicht
lässt sich auch von anderen abgeleiteten verben die bildung
mit -w (nicht -vU) nachweisen: Glag. CIoz. I, 40 oubozavai
6 TiTiaxsvaag kann, wenn es richtig überliefert ist, nichts anderes
als die dem typus chvalfi entsprechende participialbildung zu
oubozati sein.
Man kann nun daran denken, dass -vt2 und -ü die selbe
stufe des suffixes repräsentieren, so dass hinter vocalisch aus-
lautenden stammen aus den starken und mittleren casus das v
auch vor die schwächste gestalt des suffixes verschleppt, das so
entstandene -vus^ dann auf alle casus ausgedehnt sei. Die
Verschleppung des v könnte durch das streben nach gleich-
massiger Wurzelgestalt und gleichmässiger erkennbarkeit des
suffixes in allen casus herbei geführt sein. Bei den conso-
nantisch auslautenden stammen war dies desiderat schon ohne
weiteres erfüllt, daher erklärte sich bei ihnen das unterbleiben
der Verschleppung.
Indessen kann -vü auch ohne einwirkung falscher analogie
dem griech. -«$, preuss. -urnns entsprechen und sich den von
Mahlow s. 88 zusammengestellten Verkürzungen auslautender
Silben anreihen. Auch im slawischen ist bisweilen e hinter v
zu 0 getrübt: dvqji = lit. dvej\; volja : got. vüja; völje, vole:
got. vaila; su-vodePt, vonja :mhd. wäzm (s. 352); vosa, lit. vapsä
= lat. vespa; sokü, lit. sakai, lett. sweM harz. So kann der
alte nom. -ves zu -vös geworden und dann zu -vü verkürzt sein,
so dass sich -vU zu -lag verhielte wie bratü, makü, vlükU zu
ipqdxonQ^ fA^xiav, Xvxiav. Desgleichen kann der stamm der
übrigen starken casus -vens- mit der auch im slawischen vor
n -{- consonant nothwendigen Verkürzung (s. 338) zu -vens-,
-vonS' geworden, dann wie im preussischen und litauischen auf
den nom. übertragen und hier im auslaute zu -vU geworden
sein. Dann verhielte sich -vü zu preuss. -urnns wie dat. pl.
-mü zu preuss. -nians. Auch im inlaute konnte -vons- wohl zu
'VUS' werden, vgl. v-utorU = lit. äntras, got. anpar. Die
vocaldilDFerenz zwischen -vU und lit. -(vjens findet ein analogen
in dvcji = lit. dveß. War dies der hergang, dann wechselten
in der flexion der vocalisch auslautenden verbalstämme ur-
sprünglich nom. -vU und cas. obl. -tfe- mit einander: chvalivü,
gen. chvaljXsa, welche ausgeglichen wurden entweder zu chvalivü,
chvaiivüSa oder zu chvi^^ß, chvaljtsa, und es wird kein zufall
Das sufiix des participium perfecti activi. 369
sein, dass von den oben erwähnten ältesten fünf beispielen für
-vU hinter i-stämmen aus dem Zogr. vier im nominativ stehen.
Gonsonantisch auslautende verbalstämme haben nur -it,
'US' kein -vu, "VUs-. Letzteres kann durch ausgleichung ver-
drängt, aber auch, wenigstens hinter gewissen wurzelauslauten,
auf lautlichem wege zu ü geworden sein. Hinter b schwindet
V regelmässig: ohiti aus o&w-wYi u. s. w, Miklosich P, 234, ver-
muthlich auch hinter p (beispiele fehlen), mehrfach hinter s :
sestra, lit. sesu, preuss. swestro; sesti, dor.j:^?, abaktr. khshvas;
soku, lit. sakal, lett. sweki harz ; os^Jcii, ahd. sweiga (Fick) ; strögq,
lit. sergu hüte, ahd. sworga; vM, v^sii, lit. visas, skr. vigvas;
hinter 0: vUzUpiti aus vUeüvüpiti; hinter n : nitnij, got. minniza
aus ^minvim. Also nominative wie grehU, nesii, vezu können
auf lautlichem wege aus *grebvU, *nesvu, *vezvu entstanden sein ;
dass sie es müssen, lässt sich natürlich nicht erweisen.
Jüngere formen wie mklqvu, prostrUvU, minqvU (Miklosich IIP,
105. 106. 111) kommen hier selbstverständlich nicht in betracht.
Hinsichtlich der flexion ist zu bemerken, dass vom fem.
"üsi aus sich wie im litauischen die flexion nach analogie der
./a-stämme über fast alle casus des masc. und neutr. erstreckt
hat. Die consonantische flexion hat sich erhalten nur im nom.
sg. m. -vU, -U, dem gleichlautenden nom. ntr. (der acc. ntr.
lautet schon -Use, Scholvin archiv II, 545) und dem nom. pl.
m. auf "vUS-e, -Us-e. An eine grundform *'usjes ist hier nicht
zu denken. Entweder ist *-wses durch ^^-üche hindurch zu -iise
geworden oder das s ist von den ^a-casus übertragen wie in
vezqste = vähantas, fem. vezq^ti = vdhantT, lit. vezanti das gar
nicht anders erklärbare st.
Der consonantische dativ hat sich wie im litauischen als
gerundium erhalten. Abulg. pozdö hyvUsi pride clovikU logatü
Supr. 341, 20 = pozdö Se byvüSu pr. 61. 342, 1; pozd^ ze byvüäi
sqtU Glag. Gloz. I, 921 = pozdö byvvtsju pride clovökü iogcUü
935. 948; pozdö lyvusi Zogr. Mc. 1, 32 = pozd6 byvUsju Zogr.
Matth. 8, 16; 27, 57; Mc. 15, 42, Assem. p. 49, 19, 141, 9;
i vueruiu da mi ie nazem zuete betisi iti se na on zttet mon.
Frising. 1, 8 (kslaw. i vörujq da mi jesft na sern^ sväö byvusi
iti ze na onU sväu). Das entsprechende präsentische pozdc
sqsti führt Miklosich gr. IV, 615 aus ev. Assem. an = pozde ze
sqStju casu Zogr. Marc. 11, 11. Aus der vollkommen gleichen
Verwendung von bt/vüsi, sqsti und byvüSju, sqStju in den selben
370 J- Schmidt,
quellen ergeben sich erstere zweifellos als dat. sg. m. oder
ntr., und so fasst sie auch Miklosich IV, 141. 615 (in der Formen-
lehre IIP, 20. 24 sind sie nicht verzeichnet) unter vergleichung
der litauischen gerundia und der sogenannten dativi absoluti
in den germanischen sprachen. Die in den übrigen slawischen
sprachen entsprechenden gerundia oder indeclinabelen participial-
formen erklärt aber Miklosich IV, 616. 825 und überall in der
Formenlehre (IIP, 157. 162. 228. 314. 316. 376. 446. 449. 488.
489) nicht aus abulg. -cisti, -^ti, -vüSi sondern aus dem nom«
pl. -qßte, -qSte, -vUse, obwohl die lautgesetze Schwierigkeit machen
und die russischen und kleinrussischen formen sich durch ihre
construction als dative ergeben. Nslov. Mvsi ist = abulg. lyvüsi,
aslov. leusi, und lodöc ist aus hqdqsti entstanden wie lödes
aus Iqdesi (bqdqMe würde e bewahrt haben wie Jx^dete = nsl.
bödete, löste). Serb. buduci, bivSi, klruss. buducy, buvSy, russ. badtuli,
byvSi, osorb. diicy (idqSti), biwäi ergeben sich ohne weiteres als
urslaw. bqdqsti, byvüSi, desgleichen poln. bywsßy, das praes. b§dqc
hat i verloren wie 2. sg. imperat. bi^djs (bqdi), inf. byc (byti), 2. sg.
ind. b^eiesz (bqdeSi), Miklosich selbst belegt die alterthüm-
lieberen formen jadqcy, müujqcy, will sie aber trotzdem aus
abulg. -qßtey -qSte herleiten (III ^, 449) ; e wäre nicht geschwunden
(vgl. bqdziede = bqdete). Das cechische hat vom part. perf. die
auf i auslautende form nicht bewahrt, wohl aber vom part.
praes., es sind die gerundia wie pocnüc, bei welchen Miklosich
IIP, 376 Verlust eines e annimmt, obwohl die nominative pl.
der partlcipia, sowohl als gerundia erstarrt wie als lebendige
casus, das e bewahren, Sddajice, chodjece (a. a. o. und IIP, 350)
in Übereinstimmung mit der 2. pl. chodUe. Vielmehr haben
die gerundia auf c ein i verloren, welches Miklosich selbst aus
mährischen Volksliedern belegt, z. b. chodaci; das i ist abge-
fallen wie in der 2. sg. ind. pleM = abulg. pletesi, im imperat,
plef = abulg. pleti und im inf. tvorit, tvofiP (III \ 373). Dass
nun alle diese formen, welche ersichtlich auf urslaw. -i zurück-
weisen, dative sind, beweist ihre im russischen und kleinrussi-
scben erscheinende Verbindung mit dem dat. sg. imd plur. des
zugehörigen nomens (Miklosich IV, 616. 827. 837), z. b. klr.
buducy hospodarju koroPu jeho mylosty v Krdkovi, posylal Jeho
mylosf popysyvaty vsych Moskvyö. nam buduSy u Perekqpi,
posylal jesmy. pryjichavsy vcjevod'i naSamu, pervoho d/Aa jemu
hrest cilavaly. ptySedSy nam v genHy üverskyje, tyje jesmo
Das Suffix des parücipiura peifecii activi. 371
zaniky inocno vidly. In dem oben aus dem mon. Frising. ange-
führten Satze ist zweifelhaft ob der dat. mi mit heusi oder mit
ie iti oder mit beiden zu construieren ist. Die Verbindung des
singularen dativs des participiums mit dem pluralen des nomens
findet sich gerade so beim litauischen gerundium: täs vaikins
hüvo jenis vakarenq bevdlgant ozhq pavögqs, Schleicher leseb.
s. 129, 6. Desgleichen die von Miklosich IV, 825 f. 835 f. be-
legte Verbindung der gerundia mit dem nom. sg. pl. ^): nesa-
hykit nieldm t'evui käd bernytis skendo, hent sakykit m'eldm t'evui
kad zirgyczvs glrdant, Schi, leseb. s. 34 v. 4. bevdlgant zvirb^V^,
betrdszkinant iszniaukö (pl.) cUüko dvl püsbaczki, ebenda s. 17.
Wenn die formen auf -5i, -i^i im abulg. seltener vorkommen
als in den übrigen slawischen sprachen, so hat dies seinen
grund darin, dass im abulg. die nominale flexion der participia
noch lebendiger war als in fast allen übrigen sprachen, die
absoluten dative also in ihrer dativischen function noch klar
empfunden wurden und daher meist die in den übrigen casus
herrschende Jo-flexion erhielten, byvüsju neben byvüsi. Diese
gemeinslawischen byvüsi, sq^ti entsprechen lautlich und syntak-
tisch genau den lit. büviis(i), esant(i), können also nur conso-
nantische dative sein. Nach synom = skr. swmve, nebesi =
ndbhasB, kameni = dgmane hätten den skr. babhüvushe, sait
lautgesetzlich zu entsprechen *byvUsi, *sqti; die vorliegenden
byvüSi, sqSti haben wie die nom. sg. fem. ihr S, St aus den üb-
rigen der ^a-flexion folgenden casus übertragen.
6) Aus den germanischen sprachen sind nur wenige
trümmer des part. perf. act. erhalten: got. veitvöds, beru^ös
masc. eitern, ags. Bgesa, egsa, as. ecso eigenthümer = got. *aigt4sja
(H. Möller ztschr. XXIV, 447), gerade genug um erkennen zu
lassen, dass wie im slawischen und litauischen vom fem. nom.
*-e*s*, gen. "^-mjös aus der Jo-stamm auch in die schwachen casus
des masc. übertragen ist. Wir haben dafür ein völliges ana-
logon in der von Sievers beitr. II, 124 unrichtig erklärten de-
clination der adjectivischen t*-stämme. Diese können im skr.
ihr fem. auf drei verschiedene weisen bilden, welche zum theile
alle drei bei einem und dem selben stamme üblich sind: tanüs,
tanüs, tanvt; im griech. sind davon zwei erhalten ^dvg amgA^
^) Dadurch wird nicht ausgeschlossen , dass auch der erstarrte nom.
sg. bestimmter flexion sein contingent zu diesen redewendungen gestellt hat.
372 J. Schmidt,
fA 369 und ^dsta. Nehmen wir an, das germanische habe vor
dem wirken der auslautsgesetze ebenfalls alle drei bildungen
gehabt : hardüs, hardäs, hardvt = lit. kartt, so mussten durch
das auslautsgesetz die beiden ersten zusammenfallen, da -üs
zu 'US verkürzt wurde (vgl. qairnm = abulg. zriny). Die dritte
^hardvt ward zu *hardi, acc. hardja mit Verlust des v wie
gdhardjan, htiggrjan (hührus). Der nom. auf i ist nur in dem
substantivischen mavi (:magus) und in vöfn angenehm, dat.
vopjai erhalten, welches wir, obwohl keine weitere form belegt
ist, mit Sicherheit als alten M-stamm erschliessen können. Aus
den beiden alten femininbildungen hardtis und *hardi ist die
historisch überlieferte femininflexion in der weise entstanden,
dass der nom. *hardi im got. durch hardtis verdrängt ward,
alle übrigen casus aber nur von *hardi gebildet wurden : hardja
= lit. härczq, paursja = skr. trshvtm, Jcaurja = gurvtm. Dem
entsprechend wurden dann auch alle casus des masc. und
neutr. ausser dem nom. hardus, hardu vom stamme *hardja'
gebildet, der in allen aussergotischen sprachen in alle casus
aller geschlechter gedrungen ist. Der selbe process hat sich bei
den part. perf. act. vollzogen, wie das männliche geschlecht
von Mrmjös und ags. egesa lehrt, der selbe auch bei den part.
praes. act. im westgermanischen, was hier nicht weiter aus-
geführt werden kann, berusjös aus fem. *herusi ist genau
analog dem griech. idvlo& aus idvta.
7) Italische sprachen. Lat. cadäver und papaver wird
man nicht eher mit Curtius (verb. II ^ 250) als part. perf. be-
trachten dürfen, als ein verbalstamm cada- »fallen« nachge-
wiesen ist. Das suff. 'ver in dem neutr. cadäver könnte urspr.
-ves = gr. 'Og sein , in papäver (altlat. masc. Neue 1 2, 625)
müsste es aus den cas. obl. in den nom. übertragen sein. Eine
sicherere spur des participiums glaube ich anderswo zu finden.
Das auf der oskischen tabula Bantina zweimal vorkommende
sipm identificiert man seit Grotefend mit dem lat sibus callidus
sive acutus (Paul. exe. Fest.) und übersetzt die durch A. Kirch-
hoflf (stadtr. v. Bantia 24) richtig gestellte formel sipt4S perum
dolom mallom durch »sciens sine dolo malo« als gegensatz des
römischen sciens dolo malo. Man hält es für den nom. sg. eines
Stammes sipo- ohne sich durch die dann gesetzwidrige bewah-
rung des stamm vocals im nom. stören zu lassen (Gorssen n^,
115; Enderis formenl. XLVII). Gvgtajevü (sbomikü s. 99 f.)
Das Suffix des participium perfecti activi. 373
will die nominative sipm, facus, praefums der TB. auf römi-
schen einfluss zurück führen, allein cevs Bantins der selben in-
schrift widerlegt ihn^). Ausserdem ist die übliche identificie-
rung von fcictis, praefums mit lat. factus, praefectus auch hin-
sichtlich der consonanten lautgesetzwidrig, wie Uhtavis,
saahtüm, ehtrad lehren. Das richtige über fdciLS, praefucus
hat längst Bugge gesagt ohne beachtung gefunden zu haben.
Er erklärt sie als facu(o)s, praefucu(o)s, gebildet wie individims,
perspicuits (ztschr. II, 383, altital. Studien 21). So begreift sich
auch das u der Wurzelsilbe von praefticus als assimilation an
das folgende u (vgl. pertumum : pertetnest, pertemust), da an
Schwächung allein wegen der Stellung im zweiten gliede der
composition zu denken Anter-stata! und di-asiis (bes,
Corssen eph. ep. II p. 170) verbieten. Entsprechend will Bugge
auch sipus aus *sipuos von einer wz. sip = got. saiJwan her-
leiten. Auf keinen fall kann es von einem stamme sipo-
kommen. Die deutungen der volskischen Inschrift von Velletri
sind viel zu unsicher, als dass die annähme, ihr s^u sei ab-
lativ des oskischen sipus (Mommsen UD. 325, Corssen de Vols-
corum lingua p. 25) gegenüber dem klaren auslautsgesetze des
oskischen in die wagschale fallen könnte. Höchstens als meta-
plasmus wäre dies sepu zu begreifen. Den ausschlag für die
beurtheilung des oskischen sipus giebt der vocal der ersten
silbe. Diesen als »Schwächung« des a von lat. sapio zu be-
trachten (Corssen II 2, 19. 27, Bruppacher lautl. 28) wird jetzt
niemand mehr über sich gewinnen, da sapio, (faif^g, mhd. ent-
sehen ursprüngliches a erweisen, sipus verhält sich zu lat.
sapio wie die ebenfalls nur auf der TB. vorkommenden hipid,
pruhipid, hipust, pruhipust zu lat. hdbeo, osk. haftest TB. Bugge
suchte in haftest : hipid einen »unregelmässigen ablaut ähnlich
dem in lat. gradior : gressus, fatiscor : fessus<ii (ztschr. III, 419).
Dem widerspricht erstens das oskische i, zweitens der ganze
Zusammenhang des vocalismus, der hier nicht welter erörtert
werden kann {gressm stimmt zu got. grids, abulg. grqdq, wäh-
^) Der nom. Herenniu Cv5t. no. 1 einer im Aequerlande gefundenen
auch sonst besondere eigenthümlichkeiten zeigenden inschrift kommt für
den dialekt des lucanischen Bantia nicht in betracht. Ebenso wenig der
bruttische ziegelstempel üBFKEJfOS Cv5t. no. 143; dass dieser die
griechische, nicht die oskische form des nom. enthält, lehrt Perkens
Cv$t. no. 53.
374 J* Schmidt,
rend gradw abweichende farbung hat; umgekehrt stimmt das
a von haftest zu got. hahan, während das i von hipid ab-
weicht). Ebenso wenig überzeugt mich Bugges neuere herleitung
von hipid aus *hafifid (ztschr. XXII, 451 f.). Gorssen (ztschr.
XI, 371, ausspr. P, 429) nimmt an, ein perfectstamm *hehap
sei zu *hehip geworden, dann habe sich das e der redupli-
cationssilbe zu i gewandelt, wie in didest dabit, endlich *hihip
zu Mp (ebenso Bruppacher lautl. 28, Enderis formenl. XXXIX).
Aber es ist weder erweislich, dass *hehapid zu *hehipid werden
konnte, denn fefacid, fefacust sind unverändert, noch dass in die
reduplicationssilbe des perf. i dringen konnte, denn neben didest
steht perf. deded mit e, ausserdem ist das i von didest nicht
im oskischen aus e entstanden, sondern stammt wie das von
did(o(A& aus der Ursprache (ztschr. XXV, 74). Die TB. zeigt
jedes ursprünglich lange lat. e zu i gewandelt: ligtid lege, ligis
legibus, lidtud liceto, sicolom dieculam, nm* das durch folgenden
nasal unursprünglich gedehnte e von keenzstur Gv. 20 er-
scheint auch auf ihr als e, censtur u. s. w. Also ist hipid eine
perfectbildung wie lat. egi, cepi, ßd, fregi, j&ci, merkwürdig
übereinstimmend mit italien. ehhi, ei, canter-ei = lat. *h^hi.
Sein p gegenüber dem f von haftest weiss ich ebenso wenig zu
erklären wie ip gegenüber puf (umbr. ife, pufe, lat. ibi, w6i),
es scheint irgendwie durch die perfectbildung bedingt zu sein.
Man wende nicht ein, dass ja dem lat. ßd oskische frfadd,
-ust gegenüberstehen. In der Ursprache hatten S nur die
schwachen formen solcher perfecta, deren wurzelvocal in den
starken formen o lauTtete (e-wurzeln), die Übertragung des 5 auf
wurzeln der a-reihe ist etwas specifisch italisches. Nach dem,
was ztschr. XXV, 8 über die wurzelvocale und ebenda 30 f.
Über den verlust der reduplicationssilbe ermittelt ist, haben die
italischen sprachen vor dem beginne ihrer sonderentwickelung
die perfecta der a-wurzeln flectiert *fefaci, *fäcimi4S (vgl, tehUi,
tülimus; auf die gestalt der der wurzel folgenden silben ist hier
gar kein gewicht gelegt). Im irischen ist dieser ablaut a : a
noch erhalten, s. Scherer GDS.^ 257. Daraus entwickelten
sich, wenn es gestattet ist der kürze halber alle Veränderungen
an einem verbum vorzuführen, 1) ^ef(Ui^ *fef&cmus, später
^fefäciy "^fefäcimuSj ^fefid, ^feßdfims (belegt in pepigi, pepi-
gimtAs), 2) *f^> *fädmus, (wie air. ro gdd sa rogavi : 1. pL
ro-gadammar, täich confugit : ro tachatar fugerunt) später VJüci
Das Suffix des participiam perfecti activi. 375
*facimiis (belegt in scäbi, scäbimus = got. sJcöf, 3kölmm\ 3) mit
Übertragung des e aus formen wie sedimits = got. s^um, skr.
sedimd zunächst vielleicht in die schwachen formen *fefaci,
fedmus, später feoi, fednms^). Da pSghrms neben pepigimus
lehrt, dass in einem und dem selben verbum sogar innerhalb
der selben spräche mehrere dieser Umgestaltungen eintreten
konnten, befremdet es nicht in fed, osk. fefaciist, umbr. fakust
deren sogar drei auf verschiedene dlalekte vertheilt zu finden;
welche drei, das lässt sich leider wegen mangelnder quantitäts-
bezeichnung im oskischen und umbrischen nicht bestimmen.
So widerspricht auch osk. fefacust der oben von hipid, hipust
gegebenen erklärung nicht, beide bildungen waren neben einander
möglich \vie pepigi neben fr^i. Umbr. hdbus verhält sich zu
osk. hiptcst wie umbr. fakust zu fecerit^). Der parallelismus
*) Wie diese ausschliesslich italische Übertragung des e zu stände ge-
kommen ist, weiss ich nicht. Wäre sie nur lateinisch, dann könnte man
denken, sie sei eingetreten, als die typen *pepägi und *memoni (/Lti/nöya)
durch die ausschliesslich lateinische vocalschwächung gleiche vocalisation
erhalten hatten: pepigi, memvni, so dass die pluralvocalisation der e-wur-
zeln auf den plural der a- wurzeln übertragen wurde wegen der gleich heit
der singularvocalisatioD : pepigi^ pegimus nach *8e8idif sSdimus. Allein dem
widerspricht das oskische, in welchem, trotzdem der sing. perf. von a-
und 6-wurzeln lautgesetzlich nicht gleich geworden sind (fefacid)^ das i
= urspr. e im perf. der a-wurzeln erscheint (hipidj. Auch Corssens an-
nähme *fefäci sei zu *fefeci geworden wie hälare zu anhElare und dann
die reduplication geschwunden (krit. beitr. 530 f., ausspr. II*, 578 f. anm.)»
scheitert am oskischen hipid, Gorssen selbst hatte sie ausspr. I *, 564 auf-
gegeben und statt ihrer die früher (krit. beitr. 533) von ihm als unge-
nügend bezeichnete Leo Meyers (vgl. gr. 1, 134) angenommen, nach welcher
S eine »lautsteigerungsform« des a sei; auch sie ist heute unhaltbar.
*) Auch das umbrische scheint ein beispiel von * im perfectstamme
an stelle von g zu bieten, dennprusikurent declaraverint (zu lat. m-^egwe,
^yyinSf Aufrecht-KirchhofTI, 32) ist wohl kaum anders zu erklären, benu-
rent venerint, welches sich nur mit e findet, widerspricht dem nur
scheinbar. Auf der TB., welche jedes ursprünglich lange e zu t gewandelt
hat, finden wir pert-emust, per-emustj deren e also kurz war. Ausserdem
ist nur noch ein e-perfectum belegt küm-bened C. Ab. 11, aber auch
dies hat kurzen vocal, denn lat. e ist auf dem cippus überall durch i ver-
treten llgatüls 6. 7. 10, llkltud 37, flisnam 32, fisnam 45 (umbr.
fesnaf-e, fesner-e), nur das unursprünglich lange teer[üm] 12, terüm
18, terei 19. 46. 49, terels 20 hat nicht 1 ganz entsprechend dem ver-
hältniss von censtur zu ligis u. s. w. auf der TB. Ausserdem ist zu be-
rücksichtigen, dass im oskischen perf. zu lat. venio nicht wie in lat. vdni-
mu8, got qi^mum das B von formen wie aidimus (situm, sedimd) einge-
376 J. Schmidt,
von hipust : Jiafiest, lat. haheo = sipus : lat. sapio ergiebt nun,
dass sipus das part. eines perf. ist, welches lat. *sepi lauten
würde und in ital. seppi thatsächlich vorliegt in bemerkens-
werther Übereinstimmung mit hipid : ital. ebbt.
Wie steht es nun mit lat. sibtis, persüms. Sie sind über-
liefert in folgenden stellen, Paul. Fest. p. 336 M. sitms callidus
sive acutus. Varro de 1. 1. VII, 107 M. apud Naevium . . .
in Demetrio: persibus a perlte, itaque sub hoc glossema callide
subscribunt (Naev. v. 50 Ribb. com. ^ p. 14). Fest, p, 217 M.
persibus (persicus hs.) peracutum significare videtur, ut Plautus:
»Nihil de consiliare sibus nisi qui persibus sapis«. Naevius:
»Et qui fuerit persicus carpenti adstratio«. Den Plautusvers
stellt 0. Müller her als: nil deconcilläres ibus nisi quid persibus
sapis, den Naeviusvers Ribbeck com.^ p. 27 v. 116 als: Ecqui
fuerit persibus cum argenti adest oratio? Aus der Überlieferung
folgt also für die quantität des i nichts sicheres. Da nun ein
ablautsverhältniss von s^bus : sapio beispiellos ist, sehe ich nur
folgende alternative. Entweder das i war kurz, dann hat ein
Simplex sibus nie bestanden und ist nur von grammatikern
aus dem in ihren belegsteilen allein erscheinenden schon ihnen
nicht mehr klar verständlichen — man beachte Festus' signi-
ficare videtur — compositum jpersi6«*s gemacht, welches dann
aus *persäbics entstanden ist. Das sich so ergebende simplex
*sabus verhielte sich zu osk. sipus wie umbr. Äaftws zu osk,
hipust; eventuell könnte die composition an dem Verluste der
reduplication schuld sein. Oder das simplex sibus bestand
wirklich, dann muss es langes i gehabt haben und aus *sebus
entstanden sein, vgl. slca : abulg. pchsSku incisio, s^ca caedes
u. a. voc. II, 358 — 369. Die in lebendigem perfectischem ge-
brauche gebliebenen feci u. s. w. erleiden zwar nie den wandel
von e zu J, doch daraus schliessen zu wollen, dass auch eine
erstarrte aus dem verbalzusammenhange ausgeschiecjene form
diesen wandel nicht erleiden konnte, halte ich für gewagt.
Nachdem ^sepi durch sapui aus der Schriftsprache verdrängt
drungen ist, sondern wie im skr. die alte consonantengruppe unverstQmmelt
und in folge dessen der reduplicationsvocal unverlängert erbalten ist, wie
cehnust TB. für ^ge-hn-uat : skr. ja-gm-imä beweist (Osthoff MU. I, 118
anm.). In kümbened, umbr. benurent u. s. w. haben wir also nicht den
schwachen perfectstamm des plurals sondern den starken des Singulars mit
Verlust der reduplication (vgl. got. qam) und des ablautes.
Das Suffix des participium perfecti activi. 377
war^), konnte ein altes nun adjectivisch empfundenes *89pus
leicht vom wege der übrigen perfecta abkommen, ähnlich wie
im deutschen die participia, deren zugehörige verba verloren
sind, von dem für die übrigen obligatorischen ge^ frei bleiben:
eigen. Zwischen den beiden erklärungen eine begründete wähl zu
trefifen, ist mir bei dem stände der Überlieferung nicht möglich.
Ebenso wenig lässt sich sicheres über den vocal der zweiten
silbe ermitteln. Da wir kein ursprünglich auf -ws auslautendes
wort im oskischen erhalten haben, andererseits urspr. ö auf
der TB. stäts als u erscheint (impcrat. facttui, actud u. s. w.,
ablat. dolud, mallud, preivatud, (ütrud u. s. w., pru, censtur\
lässt sich nicht entscheiden, ob sipus den schwächsten stamm
auf "US in den nom. übertragen hat wie vielleicht die slaw. parti-
cipia, oder ob sein -us aus dem mittleren stamme -ves durch
das oskische auslautsgesetz entstanden ist oder endlich dem
griech. -m entspricht. Sicher ist nur, dass sipus nicht aus älterem
*sipos entstanden sein kann, also auch lat. sihus ursprünglich
nicht der nom. eines o-stammes ist, wodurch natürlich nicht
ausgeschlossen wird, dass nach dem zusammenfallen von urspr.
-OS und -US im lateinischen sibus in die analogie der o-stämme
übergetreten sein kann (vgl. bardus aus ßqaövq). Sollte sibus
langes u gehabt haben, so v^rürde die endung dem gr. -w^ ent-
sprechen, sollte es kurzes u gehabt haben, so könnte dies der
vocal der schwächsten form des sufßxes urspr. us sein oder
aus dem ve der mittleren form entstanden (vgl. die u von
gula, concussus^ cujus aus ve ztschr. XXV, 94). Leider kommen
wir wegen zu dürftiger Überlieferung auch hier nicht weiter
als zu mehreren möglichkeiten, nicht zu einer nothwendigkeit.
So viel aber ergiebt sich, dass der deutung, zu welcher der
erste vocal von osk. sipus zwingt, von allen anderen seiten
nichts entgegensteht
Das primäre comparativsuffix.
Brugman bemüht sich auch hier eine in allen casus nasal-
lose form für die Ursprache zu erweisen. Der nasal in skr.
svddlyamsam ist ihm zufolge aus den part. wie vidvdnisam
*) Die perfecta von sapere und habere zeigen schon im altitalischen
eine merkwürdige beziehung, osk. sipus wie hipid, lat. sapui wie habüi,
Zeitschrift fOr vergl. Sprachf. N. F. VL 4. 25
378 J. Schmidt,
übertragen (ztschr. XXIV, 97). Eine begriffliche Verwandt-
schaft der comparative mit den part. perf. hat noch nie-
mand nachgewiesen, eine formelle auch nicht, denn in den
mittleren und schwächsten casus waltet nicht die mindeste
ähnlichkeit (svädtyasas, svddlyöhhis gegen vidüshis, vidvädbhis).
Brugmans annähme würde also wahrscheinlich sein, nur wenn
alle den part. perf. in gleichem grade verwandten oder unver-
wandten wortformen den nasal übernommen hätten, d. h. wenn
alle nomina, welche ursprünglich in den starken casus den
Stammauslaut -äs- hatten, diesen durch -aths- ersetzt hätten.
Das ist bekanntlich nicht geschehen. An usMsam würde
Brugman scheitern, selbst wenn seine erklärung des part. perf.
act. richtig wäre.
Andererseits begegnet der nasal von svddiyamsam wieder
in ^diova und dem lit. comparativadverb saldzaüä^ superl. saJr
dedasias, deren -iatis man seit Bopp aus -dans erklärt. Brugman
s. 60 bestreitet dieser erklärung den »genügenden anhält an
den litauischen lautgesetzenc. Leider giebt es sehr viele that-
sacben, die sich noch auf kein [bestimmt zu formulierendes
gesetz zurück führen lassen', deren anerkennung wir uns aber
nicht entziehen können. Zu ihnen gehört der Übergang von an
in lit. au, der bereits voc. 1, 176 durch mehrere beispiele belegt
ist. Folgende falle werden annähernd sicher sein: dueülas,
preuss. ausonis eiche, russ. lit. anzülas (Geitler 55. 76), ebenso
in alten drucken (Bezz. 39 f.) ; uiülas Szyrwid (Ness. wtb. 36),
lett. üfäls weisen ebenfalls auf *anfüls; grduzti nagen, preuss.
grensings bissig; daüg viel, älter ciaugi,^daugia (Bezz. 72) ntr«
sg. zu abulg. dqzX robustus {danksin Bezz. LLD. I, 28, 8 ist
druckfehler, wie dauksin 29, 10 zeigt) ;\skraudüs brüchig: ahd.
scrintan scrant bersten); gaudzu gausH tönen : abulg. gi^dq (For-
tunatov Bezz. beitr. III, 56) ; spraudeu dränge, su-sprausü : lett.
sa-sprist zusammendrängen, lit. sprendeu umspanne (voc II, 500)9
spraustis, sprastis sperrruthe der leinweber, knöpf (Ness. 495.
496), letzteres wohl sprqstis zu schreiben, vgl. Bretkens spranstas
buckel, knauf (Bezz. 42); spdudeu spdusti drücken, lett. spifchu
spifl drücken, lit. spenden stelle fallen, spqstasMle = lett. ^9&sts,
lett. spanda band, welches pflugschar und fernem zusammen
hält. Im zem. erscheint ou statt an mehrfach vor Zischlauten:
sklwstys riegel: us-si-sklensU sich verriegeln (Geitler 109. 118),
sUindas riegel, Bretken hat je ein mal uisklaustuvts und
Das primäre comparativsuffix. $79
shlanstiwus (Bezz. 45); ousms, anszas, wanseas haken (Geitler
99) ; roustas, ranstas balken (Geitler 106, Bezz. 42) ; iotms gans
(Geitler 123). Ferner leil.plauksta flache band: pluku(:=:pl(mku)
plakt flach werden, lat. planem; preuss. auctan vocab., atuste
Grünau: ahd. ancho, lat. unguen, skr. anj. Die folgenden au
beruhen nur auf dem handschriftlichen wörterbuche im Königs-
berger geheimen archive, so dass die möglichkeit einer ver-
schreibung nicht ausgeschlossen ist: augstirai = avikseürai
engerlinge, finnen (Ness. 6. 14), lett. angsteri, ahd. angari,
engirinc curculio (Bezz. 45 anm.); präucUis sitte, weise = prandas
art^ natur, gestalt Bd. Qu. (Ness. 312. 314). So lange das
gegentheil nicht mit bestimmten gründen nachgewiesen ist,
glaube ich also, dass die herleitung von saidiads aus *saldian8
»genügenden anhält an den litauischen lautgesetzenc hat und
dass durch die Übereinstimmung von lit. -iaus und skr. -lyams für ,
irgend welche casus der Ursprache die existenz des nasals ge-
sichert ist.
Endlich das griechische -*«v. Brugman s. 64 postuliert
eine alte flexion ^fj^Bii^aog, *fA€iSo(if)og, *fA6iCo((Sji, *fji,ei^o(if)a
u. s. w. Daraus wäre im attischen geworden *fi6i^wg, *fA6iCovg,
*fji,6iio&, lAsiZdü, Diese flexion sei aber nicht »mundgerecht und
durchsichtig« gewesen, der »trieb nach deutlichkeitc habe den
anschluss an die v-declination, iisi^ovog u. s. w. bewirkt. Aber
aiddg aidovg aidol, Aiftfi AijxoSq Aiftot waren mundgerecht und
durchsichtig, an ihnen hat kein trieb nach deutlichkeit gerüttelt!
Also Brugman hat weder die indische noch die Utauische noch
die griechische form des comparativsuffixes erklärt, welche zu-
sammen eine nasalierte form für die Ursprache erweisen. Die
nasallosen formen darneben werden uns nicht mehr beirren.
Ziemlich verwickelt sind die vocalverhältnisse wegen der
mehrfachen Variationen, welche die accentbewegung bewiri^t
Die übereinstimmende betonung von svddtydM ^öiov, got. jühiaa
(Verner ztschr. XXIII, 127), von skr. bdliyan und russ. bdt^§if
und die hochtonige stufe des wurzelvocals im arischen und
griechischen (ztschr. XXV, 156) erweisen für die Ursprache
Wurzelbetonung der starken casus. Ferner erweisen jtfeshthd-,
hanishihd-, dhamshthd (bamhishtha- und gravishthä werden als
oxytona und proparoxytona überliefert) in Verbindung mit
den ordinalien catt^iM- u. s. w., got. sibunda u. s. w., russ.
Sestqj, griech. eUoiStog u. s. w. ursprüngliche oxytonierung der
25*
380 J. Schmidt,
zugehörigen Superlative. Diese bewirkte eine reduction des
wurzelvocals, welche später fast überall der vocalstufe des com-
parativs wieder gewichen, aber doch in unverkennbaren spuren
erhalten ist : skr. jyd^änis- :jyeshthd-, d. i. jychisMhd-; xQsitfacov:
xQariarog; abaktr. fräyäo : fra^tor, d. i. urspr. pre-jöns- oder
prt-ljönS' (air. lia, lat. pleores) ; pra^stö-, welche in entgegen-
gesetzten richtungen ausgeglichen sind einerseits zu nXsiwv,
nXsiazog, andererseits zu anord. fleiri, flestr (ei = urspr. ai),
in beiden fallen ward die kürze auf den comparativ übertragen
wie in skr. stheyäms-, sthishtha- gegenüber jydyams-, jyesMhd-.
Die schwachen casus des comparativs hatten, wie der ablaut
des Stammbildungssuffixes beweist, ursprünglich jedesfalls einen
höheren ton auf den casussuffixen als auf dem stammbildungs-
suffixe. Die frage ist nur, ob er die alleinherrschaft über das
ganze wort gewonnen hatte, oder ob auch die Wurzelsilbe noch
einen höheren ton, das ganze wort also zwei vermuthlich nicht
gleich starke accente hatte wie die vedischen infinitive des typus
etaväi. Erslere annähme würde, da von der accentwandlung
selbst keine spur mehr erhalten ist, nur durch ablaute der
Wurzelsilbe zu beweisen sein. Deren liegen allerdings einige
vor, aber von nicht genügender Sicherheit. Skr. hhüyas neben
bhdvlyasa RV., welches man darauf deuten könnte, mag sein
ü aus dem positiv hhuri übertragen haben. So lässt sich auch
Ikdaaiov statt ^fjn/tfacov (vgl. fA^xKfTog) als einwirkmig von fAaxQog
erklären (mehr dergl. ztschr. XXV, 156); für abaktr. magyao
apers. mcUhista kommt noch die eben nachgewiesene aus-
gleichung zwischen den comparativen und Superlativen in
frage ^). Lat. junior verräth sich durch das n als unursprüng-
^) Auf ausgleichung eines ursprünglichen ablauts avädijöns- : ^svadü-s
(vgl. adtJy): *8udU'bhi8, *8udi8toibhi8 (vgl. sänu i^snubhiSf snübhiSy ztschr.
XXV, 51) beruht die differenz von got. suts sutizö und as. suöti suöHertZj
ahd. suuozssera ^dulcms Isid., ags. svete. Das der betonung widersprechende
ä von svädüSf äSvg, auäviSf as. suöH ist trotz der Übereinstimmung von
vier sprachen erst aus dem comparativ übertragen gerade wie der lange
vocal von tJxvg, arisch äguSf wo lat acu-pedius : öcior das ursprüngliche
verhältniss bewahrt hat. sud- als doppelt reducierte form von svad- liegt
vor im inf. sam-sudi RV. VIII, 17, 6. Nach dem Verhältnisse von drgi,
%fuji zu sam-dfgej samyiije ist ein oxytoniertes simplex *8vadi (vgl. ädiJr
svddänU aus *8vadämi) zu erschliessen, woraus nach dem ztschr. XXV,
54 f. entwickelten gesetze ^sdfhaudt^ samsude entstand. Das u von got.
9ut8 als lang anzusetzen liegt kein grund vor, denn die beiden accentge-
setze, auf welche ich mich hier in einem fort beziehen muss, bewirken
Das primäre comparativdufflx. 381
lieh. Das einzige beispiel wechselnder quantität der Wurzelsilbe,
welches sich weder aus einwirkung des positivs noch aus der
des Superlativs erklären lässt, ist neuion. iaacav : ^(faatv, ^xt<ftog
(vgl. jecur, ydkrt : ^naq, yokare ztschr. XXV, 23), und auf dies
allein wage ich keinen accentansatz für die Ursprache zu
machen. Zur erklärung des suffixalen ablautes reicht die an-
nähme einer betonung der Wurzelsilbe und des casussuffixes —
also z. b. skr. svädlyasds — hin, wenn man dazu voraussetzt,
dass die summierte kraft dieser accente, da sie beide in einem
einheitlichen worte standen, nicht so gross war wie die ztschr.
XXV, 54 f. nachgewiesene kraft der beiden hochtöne zweier
zu einem compositum zusammengefügter Wörter. Dann wirkten
beide zusammen auf die vocale des stammbildungssuffixes nur
wie ein einfacher hinter dieselben fallender accent.
Ihrem einflusse unterliegen die beiden in skr. -fyöms-, gr,
'Jfav erscheinenden vocale. Deren zweiter wird durch die Über-
einstimmung von '%yaihs, -iwv, lat. -iös, lit. 4aus = urspr. ions
oder 'iöns für die starken casus als ö erwiesen. In den casus,
welche den zweiten accent unmittelbar hinter dem stamme
hatten, wird das (J zu e, vgl. pdd- : ped ^, lit. ahmu : akmens,
suflf. 'ÖS : -es^, -tor- : 4er ^ , ketvires : ktver^ (ztschr. XXV, 15.
23 f. 26 f. 43 f.). Diese suffixform hat Mahlow 46 erkannt in
lat. majeS'tas^ hom. nlieg, nXiaq aus ^nlisag (vgl. dvffxXia aus
*dv(fxX€ia), *nXilJBiSaq = abaktr. fröyanhü und in xiqt^a u. s. w.
aus "^xsQfjsa zu xsQsianv (oder x«ß5«v?); Trite^ findet sich auch
in lesbischer prosa auf der zuletzt von Bechtel Bezz. beitr. V,
107 f. abgedruckten inschrift Conze taf. VI, 1 z. 9. 10. Ferner
kann nQiif-ßvg, dor. nQiif-yvg, kret. nQsTyvg Ahrens II, 111,
böot. ngtaystsg (= att. ngsaßsTg) Meister Bezz. V, 192 no. 33
z. 6. 7. 18, dessen ersten theil Curtius g.e.* 479 mit lat. prius,
prls-cm verbindet, aus *nQs(j)6iS''ßvg entstanden sein wie tsniaa^
aus anksddiy xi(fx€To aus ^xeeaxsro. Die von Brugman ztschr.
XXV, 62 anm. adoptierte herleitung von ngiayvg aus ^nQs^tSfvg
unter bezugnahme auf neuion. ändös^ig aus änods^^&g leidet an
dem von Brugman selbst eine seite früher gerügten fehler der
völligen Schwund eines unter dem hochton langen vor unmittelbar fol-
gendem hochtone verkürzten urspr. a, vgl. die erOrterung von skr. ushäs,
abaktr. ptar-, dughdhar-, skr. -nii-, -tta-t -shthär- (ztschr. XXV, 23 f. 33 f.
55 f.) und skr. vis, vtnäm, vibhia gegen lat. avis (alte flexion in indischer
lautgestalt angesetzt avis, vibhis).
382 J* Schmidt,
Übertragung eines specifisch neuionischen Vorganges in andere
dialekte. Eher wird das * von nQstyvg sich aus dem c ent-
wickelt haben, vgl. voc. I, 112; Meister Bezz. V, 213; G, Meyer
gr. s. 108. Leider ist die quantität des & in böot. nQtffystsQ
nicht zu ermitteln. Die suffixform jes erscheint femer in lat.
plerttö aus *pl^eS'OS, im litauischen sald-es-nis aus *saW-ies-nis
(s. 332; Brugmans ^soM^as-nis ztschr. XXV, 60 wäre zu *sal'
dicisnis geworden), im preussischen muisieson =: skr. mäklyasam
und wird sich auch im slawischen nachweisen lassen.
Fiel der zweite accent nicht auf die dem stamme unmittel-
bar folgende sondern auf eine entferntere silbe, so schwand der
zweite vocal des stammbildungssuffixes ganz. Diese schwächste
gestalt des suffixes zeigt anerkanntermassen das arisch-grie-
chisch-germanische superlativsufOx -isUh^ welches ztschr. XXV,
30 ff. erklärt ist.
Aber auch der erste vocal des suffixes hat verschiedene
quantität; skr. nAotyHmS" und ndvyOahS'' u. s. w. (Whitney gr.
§ 470). Ersterem entspricht hom. -kov, att. ra>v, letzterem das
aus ^aacov, olsiimp u. s. w. zu reconstruierende -jaw. Ob die
länge de& i von 'lyams, -Iwv aus der Ursprache datiert und das
hom. 'icov den vocal vor folgendem vocale gekürzt hat, lässt
sich nicht bestimmen, da bekanntlich im sonderteben des skr.
wie des griech. i vor j dehnung erfahren hat (vgl. lötm und
skr. m^dmäna-). Stammt die länge aus der Ursprache, dann
wird ihre Verkürzung durch das selbe accentverhältniss, welches
das folgende J zu e verkürzte, herbeigeführt sein. Ein vor un-
mittelbar folgendem hochtone stehendes l, ü scheint nämlich zu
i, u geworden zu sein, wenn der hochton auf die zweitfolgende
dlbe fiel, vgl.
pcm-tram : pürtdr : ptt-nänd-, pu-nl-mda,
Idvi'tum : lü^nd- : li/hfUi-mds,
jü-tär : ju-nl-mds {dvvafuu, ztschr. XXV, 149),
jyd : jl^tor : jir-nl-mdSy
sä)ak\x. jyä-iti- , C^ (= * C^s§) : jl-vd-, jf-rd- : ji-nti-ffias (belegt
ji^no-shi, ji-nv-a-H aus ♦ji-nw-a-^i),
pt/d^a-mäfM', : pi-td-, pü-nd- : pi-nv-änd-,
si-rndn- : si-nl-mds.
Ein mathematischer beweis für diese vermuthung ist frei-
lich nicht zu erbringen, denn es heisst ja auch pundmi, jinänU,
jinöshi, sindmi, nicht, wie ich als ursprünglich annehme, ^pOndfliv
Das primäre comparativsuffix. 3g3
*jfnämi, *fin6shi, *^ndmi. Wer sich aber bei der annähme
eines regellosen Schwankens zwischen i, u und f, ü nicht be-
ruhigen kann, wird auf diese erklärung geführt, welche mit
den ztschr. XXV, 35 nachgewiesenen accentwirkungen in vollem
einklange steht, und wird die wurzelvocale von pundmi, jindmi,
jinömi für übertragen aus dem plur., du. und med. halten.
Belehrend hierfür ist der gegensatz von ved. dhünöti, dhünuthd
und später üblichem dhunoti, dhuniUM, welche aus zu gründe
liegendem dhünoH, dhuntUhd nach entgegengesetzten richtungen
uniformiert sind. Diese erklärung giebt auch den Schlüssel zu
dem verhältniss von skr. lit. sünüs, abulg. synU : abaktr. hunur,
got. stmiis; skr. bhütd- : (fvxov, skr. hhüH', abulg. hyti : fpvütq; abd.
hüt:\eX. cüHs; skr. ßvd-, lit g^tnis, abulg. givü, laL vlvus: got.
qius, ßiog (im abaktr. apers. ist die quantität zweifelhaft s. ztschr.
XXV, 66 anm.); skr. v^d-s, lit. v^ras, umbr. veiro : lat. vir,
air. fer, got. vair; iög, lat. virus : skr. vishd-m; skr. pfyati : got,
ßjands; skr. sirndn-, as. sumo, Jftdg : tfjtag, ifAdwco (= siniantji).
D. h. aus flexionen wie sünüs, "^sumibhis = got. sunum sind durch
ausgleicbungen in entgegengesetzten richtungen die vorliegenden
formen mit verschiedenen quantitäten entstanden^). Hiermit
im einklange befände sich eine ursprüngliche flexion skr. nA-
vHyömsam, gen. ndvyasas, welche aber schon im RV. verwischt
wäre, da dieser sowohl nd/vyaihsam als ndvlyasas dameben hat.
Sollte aber das • erst im sonderleben des skr. und griech.
verlängert worden sein, dann bleiben immer noch zwei formen
des Suffixes in der Ursprache, eine mit vocalischem i und eine
mit spirantischem j, beide auch im Avesta metrisch nachge-
wiesen (Geldner metrik s. 25). Aus verschiedener quantität'
der Wurzelsilbe sind sie nicht erklärbar, denn wir haben im
skr. und griech. j sowohl hinter langer, als hinter kurzer
Wurzelsilbe: jydyams-^ ndvyams-^ oXel^tov^ fAitf»v. Auch in
diesem falle liegt es also nahe, auf die betonung zu recurrieren,
d. h. i ursprünglich nur för die starken, J nur für die schwachen
casus anzunehmen. Beweisbar ist dies nicht.
Mit aller eben dargelegten reserve hinsichtlich der accen-
tuation, der von ihr abhängigen gestalt des wurzelvocals sowie
^) Die letzten zehn beispiele lassen wohl erkennen, weshalb ich de
Saussiires erklärung der hierhergehOrigen praesensbildungen der IX. dasse
pundmi u. s. w. (memoire 240 f.) nicht beistimme.
384 3. Schmidt,
der quantifüt des ersten suffixalen vocals und indem ich wegen
der consonantischeii ausgleichungen auf das beim part. perf.
gesagte (s. 343) verweise, setze ich also die flexion eines com-
parativs und Superlativs für die periode der Ursprache, in
welcher die accentwirkungen eben eingetreten und noch keine
vocalischen ausgleichungen vollzogen waren, folgendermassen
an: nom. sväd^ös, acc. svädfjönsam, loc, svd^jesi, fem. nom.
svädjesla {-jesia = abulg. -jiSi s. a.), gen. svddisiäs (vgl. got.
stUmins), superl. su4}est4s, instr. sudistoibhls (= got. suttslaim).
In keiner comparativform einer indogermanischen spräche
hat sich bisher ein dentaler verschlusslaut an stelle des s ge-
funden. Hat aber das part. perf. act. in irgend einem oder
mehreren schwachen casus der Ursprache lautgesetzlich s in f
oder d gewandelt, dann ist das selbe auch für den comparativ,
dessen suföx dem des participiums in den schwachen casus
genau enUpricht, selbst dann anzunehmen, wenn das t oder d
in keiner spräche mehr erhalten sein sollte. Es könnte ja in
allen sprachen durch ausgleichung wieder beseitigt sein wie
das / der part, perf. im abaktr. slaw, lit. Dass in der com-
parativQesion genau die selben ausgleichungen vollzogen sein
sollten wie in der participialfiexion, wäre eine ganz unbegrün'
dete erwartung. Vielleicht ist noch eine spur dieses wandeis
erhalten, nämlich in got, bajöps nom. pl., bajöpttm dat. pl.^)
Hit diesem deckt sich, abgesehen von der nicht mehr conso-
nantischen Qexion, an. bääir aus *ba(j)aäir (vgl. sä = got.
Satan), welches sich zu bajöps verhält wie mdtiadr zu mSnöps,
ferner ahd. bsde aus *beode (vgl. lercha aus Heorcha, ags. laverce
u. a. voc. n, 448). Dagegen ahd. beide enthält einen redueierten
stamm, welcher eine ursprünglich ablautende declination erweist,
it^Öp- : baip- = fidvSr : fidwr- = veitvöd- : ber-us-j5s = aime,
ito9-tPÖi : aust- (s. 345). Dieser declinationsablaut und der
consonantische auslaut des Stammes schliessen die möglichkeit
aus das d direct oder durch Übertragung aus einem denomina-
tiven verbum zu erklären und legitimieren es als eine der
ältesten alterthümlichkeiten. Nehmen wir an, be^sps sei ein
comparativ, dann ist es begrifflich analog dem griech. ajU^Kfrc^o»,
') hajöp» zeigt, nebenbei bemerkt, wie begrQndet das angebliche laut-
gesetz ist, nach welchem im germanischen >jedes S nach j lu 8 ge-
Das primäre comparativsoffix. 385
formal in der Verschleppung des t den got. veüvöds, menöps,
und das verhältniss der suffixgestalten ba-jöps: moriz-ei ent-
spricht dem von veit-vöd-s : ber-us-jos. Selbstverständlich
gebe ich dies nur als vermuthung. Die bewahrung des stamm-
auslautenden a in ba-jöps lässt sich wohl begründen. Vor dem
secundärsuffixe -io- schwand stammauslautendes o mehrsilbiger
nominalstämme: ved. dgvia-s Inmog, dagegen das o einsilbiger
pronominalstämme blieb: kdya- notog, dvayä- doioq got. tvaddjS;
unter deren einwirkung haben die mehrsilbigen pronominal-
ableitungen übhdya-, dlXotog, ofAolog, hsQotog, navtoXog das a, o
bewahrt, respective wieder erhalten. Genau wie ubhä-ya^ zu
ägv-ia- verhält sich nun ba-jöps, falls es ein comparativ ist, zu
ndv-yämS'.
Wie ward der nom. acc. sg. ntr. gebildet? Skr. mdMyas,
lat. fnajus, got. mais, abulg. tntnje haben übereinstimmend die
mittlere gestalt des suffixes wie auch das neugebildete i^siCov;
auf sie gestützt könnte man also indog. svädjes oder svddjos
annehmen. Im germanischen bestehen aber neben den ad-
verbien des typus got. hauhis, airis, nehvis, vulpris, haldis,
framis, deren vocal nicht mit Paul und Sievers beitr. V, 111
als unursprünglich restituiert zu betrachten sondern nach dem
auslautsgesetz regelrecht aus urspr. jo oder je entstanden ist,
andere des typus got. mins, vairs, pana-seips (Grimm gr. III,
589 f. Scherer gesch.^ 188 f.), welche vor dem auslautsgesetze
*minnis, *versis, *sipis lauteten, den lat. satis, nimis, magis,
osk. mais, püstiris entsprechen und dadurch accusative sg.
ntr. auf -is in adverbialer Verwendung wenigstens schon für
die zeit, in welcher die germanischen und italischen Völker-
schaften noch ungetrennt waren, erweisen. Vielleicht steckt
auch in oma-cco, oma-d'sv ein comparativisches *07ng, dessen
positivstamm 3n- in on-dga, on-aS, aeol. o/r-tf* vorliegt. Somit
scheinen beide bildungen, sowohl -jos als -is, in proethnische
zeit hinauf zu reichen. Wenn eine declinabele und eine in-
declinabel gewordene form neben einander liegen, so hat letztere
von vornherein das präjudiz der grösseren alterthümlichkeit für
sich, in unserem falle also das nur adverbielle -is. Der nom.
msc. m(i(g)jüs hat dann vom nom. ntr. magis genau den selben
abstand wie d^a, äxficuv von näma, ovo/Aa, und der nom. ntr.
majos, majus kann unter einwirkung der casus obliqui und des
386 J- Schmidt,
masculinum neu gebildet sein ähnlich wie ein nom. neutr. des
typus €V€&fAov an stelle des alten elf^a.
Verfolgen wir nun die comparativflexion durch die einzelnen
sprachen.
1) Das sanskrit hat den nom. sg. svddiyan neu gebildet
wie vidvän (s. 341). Er zog den voc. svddtyan an stelle des
noch vedischen -lyas {ijlyas, jydyas RV.) nach sich. In alle
übrigen casus und das ganze fem. hat sich der stamm svddlyas
(urspr. svädjes-) erstreckt. Dass aber der schwächste stamm
-ts- auch im sonderleben des skr. noch nicht auf den Superlativ
: beschränkt war, ist vielleicht aus mahish-d- gewaltig, bäffel,
; fem. mahishf büffelkuh, mdhishl gemahlin eines fürsten zu
schliessen. mahishi kann sich mit got. maizei decken, so dass
* es eine alte filexion mdhlyasl, gen. mdhishyds bezeugte (vgl.
Ysyovetaj fsyarvtag s. 354), aus deren auflösung später zwei
Stämme erwachsen wären, mdhlyasfl, welches allein die function
eines fem. zu mdMyams- behalten hätte, und mahisht, zu welchem
ein neues masc. mahishä- geschaffen wäre^). Vergl. auch pSii
papissika-, päpiyyasiha- (Oldenberg ztschr. XXV, 319). Doch
können mahishd-, mahishi auch von mdhas abgeleitet sein, vgl.
iavishd-, tdvish4 von tavds.
2) Das altbaktrische hat den indog. nom. bewahrt:
gpanyOo, ausserdem sind von starken casus belegt acc. sg.
näidhyäonhem, Qpanyanhem^ var. ^painyäonhem^ nom. du. (J^cmha,
welche zeigen, dass der schwache stamm schon in die starken
easus gedrungen ist. Ob -donh- arisches -ans- oder -äs- vertritt,
lässt sich, wie s. 358 gesagt, nicht entscheiden.
3) Im griechischen wäre folgende flexion zu erwarten:
nom. *nX€'iwg^ acc. *nX8''UiiV(S'a^ woraus ^nksionva ward (vj^.
I i^va, xfiva\ gen. ^uXB^iBts-^qy *nXsieog. Den stamm nXijstt^
hat Mahlow in nXisg nliag aus ^nJU^s-sg, ^nle-S'-ag erkannt
(& 0. s. 381). Und dass der nom. noch im griechischen einst
*nX€img^ der acc. ^nlsimva, nom. pl. *nXeimvBg^ du. *nJisimvB
I gelautet haben, folgt zunächst aus den beiden thatsächlich vor-
i liegenden comparativflexionen, welche nur unter dieser voraus-^
Setzung erklärbar sind. '^nXeltag^ "^nUimfa^ ^TtUUog ward-
nämlich in zwei verschiedenen weisen ausgeglichen. 1) Vl^e
atddg^ gen. *aidB((S)og (vgl. aids(s9sig) zu aiddg^ gen. ۊi6ot^
1) Analoga hierfür aus dem hochdeutschen hat Behaghel Germania
XXni gesammelt
Das primäre comparativsoffix. 887
aidtog, aiiavg ausgeglichen ist (Brugman ztschr. XXIV, 23;
verf. XXV, 23 f.), so wurde *nX€$wg, '^nX€u(<f)og zu *nXs$mgf
*nX€$o((i)og ausgeglichen. Der stamm nUtoa- ist erhalten in
nXsifö^ nXsiovg^ deren herleitung aus ^TvXeioüa, *7vX€io(feg laut
Ebel ztschr. I, 300 Benarys verdienst ist, ferner im dat. pl.
homer. nXeloüt^ dqBioa^^ xQsi<sao(f$. Diese können nur aus
"^nXetoa-at entstanden sein. Dass schon bei Homer das alte
ac nicht mehr erscheint (in der aeolischen litteratur kommt
kein dat. pl. vor), verschlägt nichts, haben doch auch die dat.
pl. der part, bei Homer nur einfaches a: stdoai, fj^sfiawaiv,
obwohl sie auf jeden fall einst doppeltes er hatten. 2) Eine
andere ausgleiehung gieng von dem stamme der starken casus,
nXcttav-, aus. Wie im skr. aus svddlyamsam ein neuer nom.
svädlyan(s) an stelle des arischen ^svadiyas gebildet ist, im
attischen aus (Affva der nom. /[»ifv an stelle des hom. neuion.
altatt. lesb. fisig, dor. fjhiig und gemeingriech. aus %äva der nom.
xdv, xiqv an stelle des lautgesetzlich zu erwartenden *x«^» *^
%%hyif6g der nom. x&iiv an stelle des lautgesetzlichen *x**^^
= skr. kshds (s. u.), so entstand aus ^nksiauva der nom. nXsiiav,
durch welchen das alte ^nXeimg ebenso spurlos verdrängt ist
wie *xag, *x^(og durch xav, x^^^« Zu nleitav wurde der schon
bestehende dat. pl. nXsiotu in beziehung [gesetzt, so dass sich
nach dem muster von daiiMnf, daiikovog^ daif^oai die flexion
nlsitovy nXsiovog^ nXsioüB entwickelte, vor welcher die alten
'^nXstava, *nXet»v€gy *7iX€$mvs zurück traten. Die ältere flexion
*nX€Kag^ *nXst(ovay ^nXetsog wird demnach durch die historischen
formen des griechischen ebenso nothwendig erfordert wie durch
die der verwandten sprachen. Sie wird weiter erwiesen durch
die Wirkung, welche sie auf die flexion anderer stamme
geübt hat.
Neben *aij:(S(fa == aiß Aeschyl., ^aifsiSi = aljisi (ztschr.
XXV,'^25) liegen aimva u. s. w., und der nom. lautet nur aiiiv.
Zu dem acc. xvxi^cS (xt;x€#io die tradition) A 624. 641, nvnBm
X 290. 316, dem einzigen bei Hom. vorkommenden casus des
Wortes, werden die übrigen ^casus später von xvxedv gebildet,
auch der acc. xvxsäva (Kühner I, 331). Die unursprüngliche
i/-flexion ist mir begreiflich nur unter der Voraussetzung, dass
sie nach dem muster von stammen gebildet ist, welche von
rechts wegen in einigen casus als cr-stämme, in anderen als
y-stämme erschienen. Solche stamme waren ursprünglich nur
388 J- Schmidt,
die part. perf. act. und die comparative. Erstere kommen, da
^e die iiasalformen im griechischen aufgegeben haben, nicht in
betracht. Es bleibt also die einzige mögiichkeit , dass nach
dem muster von *iiA«»we, *Ti3i£ie(a)t, 'nlsiava sich zu *aij:äQ
aiߣ(a)i der acc. aiiäya neben den alten ^aißtSaa gesellte und
von den starken casus aus der stamm aiäv allmählich in
sämmtiiche casus eindrang. Dass aii^v, aiwvoq nicht noch die
weitere Wandlung zu aitiv, *aiövoi; mit den comparativen
durchgemacht hat, b^ründet natürlich keinen einwand. Als
die nom. nXsimv, atäv entstanden waren, hatten sich die
»^Stämme schon in zwei classen geschieden: fx^nav, (i^xavoc
und tixftav, rixiovoq; aiiäy kam bei ersteren zur ruhe, nlsitav
aus dem angegeben gründe erst bei letzteren. Ebenso ist mir
die Qexion äXa^, äiavos, tatof, toeiSm, Tvtpä^, Tvtftav, Tvqiävt
(Eähner I, 392), syrecusan. ^ecivsact (Ährens U, 241) nur unter
der Voraussetzung begreiflich, dass sie nach dem muster von
*nleuag, »nXeuüva gebildet sei^). Das nebeneinander von
älterem atm, xvksiü und jüngerem aiäva, xvueiSva bewirkte
weiter, einerseits dass neben einige aus -oja entstandene accu-
sative auf -ta der b)'Stämme neubildungen auf -mva traten,
Bv^töva, fl^xiäva neben ITv&(S, ^Xiix^S, und sich eine neue
>-flexion entwickelte Ilvi^äv, yXijxföy (s, Ahrens ztschr. III, 105 f.),
andererseits dass neben jin6Xiava, Iloastdäva die neubildungen
lAnöXiM, no<sti&m, welche Hom. noch unbekannt sind, ent-
standen. Alle diese neubildungen sind also indirecte Zeugnisse
für die alte flexion *7rAEtbi$, *3tXtitava, *nXeieos.
Endlich, als *nXfiava schon durch nXeiova verdrängt war
und neben einander lagen nXsiova nXsiat, nXeiovsf nXsiovg,
entstanden darnach einerseits neben den alten rogyni, MoQftei
die neubildungen roQyöva, MoQ/töva, andererseits neben dem
alten d^döva die neubildung d^3ä, und es ergab sich bei
mehreren stammen ein schwanken zwischen ov- und «-flexion
(material bei Abrens ztschr. Ili, 106 f.).
Eine empfmdliche lücke hat unsere kenntniss durch das
fehlen aeolischer casus obliqui von comparativen. Auf Inschriften
') Bnigman zlschr. XXIV, 64 glaubt diese vflexion aua dem »triebe
nach deutlichkeiti erklären zu kSnnen. Merkwürdig, dass nur den S;»-
1 nQ^'i, bei welchem sich alle übrigen Griechen beruhigten, nicht
Das primllre compalativBuffix. 389
findet sich ausser dem s. 381 erwähnten nXiag keine einzige
comparativform, in den dichterfragmenten nur fiai^tov Sappho
91 B. 3, (AdUov 78, 4, xdJitov Alcae. 134 B.». Ich glaube nicht,
dass man aus ihnen einen einwand gegen die oben vermuthete
entwickelung , welche sich durch erklärung einer reihe sonst
unbegreiflicher erscheinungen legitimiert, entnehmen kann.
Mytilen. fi^vvog (C. I. G. 2166, 34 v. j. 324 v. Chr.), fii^pvsaat
Conze taf. VI, 1, 12 (von Newton transactions of the roy. soc.
of literature VIII, 550 f. nicht später als Ol. 96 = c. 390 gesetzt)
lassen allerdings vermuthen, dass der dem skr. -^yams-am ent-
sprechende accusativ, welchen ich als quelle aller griechischen
Umgestaltungen betrachte, im lesbischen des IV. jh. noch -icovpa
gelautet habe. Man könnte nun weiter schliessen: da fi^wog
im lesbischen keinen nom. (ii^v erzeugte, sondern das alte fisig
bestehen Hess, dürfe auch nicht angenommen werden, dass aus
'toovva ein nom. -#(ov an stelle des alten *-#öig entwickelt sei.
Dieser schluss hat aber keine berechtigung , denn die beiden
auf va auslautenden substantivstämme sind keineswegs gleich-
massig behandelt. Während, so viel wir wissen, alle dialekte
in alter zeit den nom. (isig, dor. fA^g hatten, ist aus keinem ein
nom. *x^^ oder *xv^ sondern nur xaV, xv^ überliefert, welcher
aus den cas. obl. (xccva =^ *x^'^^i *Xc«vcra) neu gebildet ist.
Hätte das sicher in allen dialekten vorkommende wort irgendwo
einen nom. *x^ o^^r lesb. *%«*? gehabt, so würde er den
grammatikem wohl bemerkenswerth genug erschienen sein um
ihn zu verzeichnen. Ebenso konnte zu altem "^-mwa der nom.
'Kov entstehen.
4) Von den germanischen comparativformen sind die
adverbiellen neutra wie got. mais aus *inajos, vairs aus "^versis
bereits erklärt. Die flectierten formen sind sämmtlich vom fem.
ausgegangen. Bei den part. perf. act. entwickelte sich aus dem
alten fem. -tisi, gen. -wsjffs ein neuer masculinstamm -i^/a- :
herusjös m., ags. egesa = *aigusja (s. 371). Ebenso ist das
fem. maizei = skr. mcihisM (?) der keimpunkt aller germanischen
flectierten comparativformen. Die neubildung geschah hier
anders als bei den part. perf. act. und den w-stämmen, weil
die comparative ausschliesslich der bestimmten (schwachen)
declination folgen. Von der alten unbestimmten flexion des
fem., welche dem abulg. -ßSi, acc. 'ßsq entsprechend vor wurkung
der auslautsgesetze -40%, acc. -izjam gelautet hat, wurde in die
■i
. 1
I ■
• I
390 J. Schmidt,
neue w-flexion nur der nom. hinüber genommen: nom. -ielfn),
acc. -iz%n(om). So verschwand der ^*ö- stamm der alten obli-
quen casus des fem., die später neugebildeten masculina und
neutra konnten also nicht zu ja- oder jan-stämmen werden
wie die part. perf. act. Vielmehr schloss sich maieei an bai-
randei, frufnd, innumei, auhumei, aftumei, iftumei, Jdeidumei,
hindumei, und nach dem vorbilde von bairandei, bairanda,
bairandö erwuchsen aus maizei das masc. maim, ntr. maissö. Im
westgermanischen wurde dann das l der fem. unter dem drucke
der neugebildeten masculina und neutra durch die dem got. o
entsprechende endung ersetzt; wie got. fruma, fmmei, frumö
zu ags. forma, forme, forme so wurden maisa, maieei, maijsö zu
ags. mara, fnare, märe, ahd. mero, mera, mera ausgegUchen.
Für die jüngeren comparativbildungen auf got. -öe-a ist
nur von Mahlow s. 46 f. eine lautlich haltbare erklänmg auf-
gestellt worden. Nach dem muster von nehv, comparat. nShvis
habe sich zu den adverbien auf -ö ein comparativ auf *-^
gebildet, letzteres sei zu -ös contrahiert wie opt. *salböitna zu
sdiboma. Der parallelismus von nehv : nehvis = sniumundö :
sniumundös ist vollständig, und der entstehung von blindöM
aus blindö ist völlig analog die von Mahlow angenomm^e der
slawischen comparative auf -^i aus adverbien auf -4.
5) Im slawischen ist sofort durchsichtig der ^nom. acc.
ntr. 6o^'e = skr. bäUyas; ob je altes -jes oder -Jos vertritt, ist
nicht zu ermitteln. Das fem. bolßSi, slagdtsi scheint von vorn-
herein zwiefacher deutung zugänglich. Man könnte meinen,
-Ui wäre = got. -izei und das vorhergehende j oder dessen Wir-
kung vom nom. sg. masc. ntr. übertragen, so dass *sladisi durch
slazde zu slazdisi umgestaltet wäre wie ckvcdfiU durch chvor
livü zu chvalivuSi. Bei den i enthaltenden comparativen müsste
man dann annehmen, dass döbr^ßSi durch dobr^e aus älterem
*dobraj'^Si oder *dobroj'^§^ oder "^döbr&i umgestaltet sei, was offen-
bar bedenklich ist. Wu* bedürfen aber der falschen analogie gar
nicht, denn -jXsi kann rein lautgesetzlich dem skr. -ya^ urspr.
-jesla entsprechen, da e vor 6, S, §, c, fr, s, wenn eine der folgenden
Silben betont ist, zu ? wird : picl, ricl, Ud, Silesi, vicerd (: veierit,
die accente nach dem russ., s. voc. I 25. II, 82). Dann verhalt
sich mtnßSi zu got. minnizei wie ktfraxsta zu ifftauvta (s.386).
Da nichts gegen diese erklärung spricht, ausserdem in preuss,
muisieson und lit. said^snis aus ^said-ies-nis das suf&z als -ies-
■ '!l
Das primäre cotnparatiTsuffix. 391
erscheint, gebe ich ihr, weil sie nur auf den lautgesetzen be-
ruht, den Vorzug vor der ersten. Eine dritte mehrfach auf-
gestellte annähme, dass -ftSi^ aus *-jtÖi entstanden, in ^em ü
den Vertreter eines alten nasalvocals habe, wird durch die Über-
einstimmung von mladißStmu mit preuss. maldaisinians, welches
keinen nasal verloren haben kann, abgewiesen. Wie bei den
part. praes. und perf, act. hat sich der in den cas. obl. des
fem. erscheinende ^'ö-stamm auf fast alle casus des masc. ntr.
als yo-stamm übertragen, gen. holjiSa, slazdtsa u. s. w. (die
nom. pl. ntr. bolßsi, gorßsi sind s. 363 anm. erklärt). Nur im
nom. pl. m. hat sich neben der ^o-form böljtsi noch die alte
consonantische bolf(Se erhalten (Miklosich IIP, 20, Scholvin
archiv II, 551 f.), vgl. part. perf. -üie. Der nom. sg. m. findet
sich in den ältesten denkmälern geschrieben boVU, bolei, bolii
(Miklosich a. a. o., Scholvin 549) , woraus sich -ßß als älteste
erreichbare suffixgestalt ergiebt, wie allgemein anerkannt ist.
Schleicher comp.* 466 und Leskien decl. 66 halten dies für
einen nom. bestimmter, zusammengesetzter flexion, welcher den
unbestimmten nom. *bölß, "^slaedl verdrängt habe. Zur Unter-
stützung lässt sich anführen, dass die selbe form zugleich als
acc. sg. fungiert, was eben nur bei einer zusammengesetzten
oder vom Sprachgefühle dafür gehaltenen form möglich war.
Allein für den Ursprung der form beweist dies nichts. Ist
doch nicht abzusehen, weshalb die bestimmte flexion allein im
nom. sg. m. zur ausschliesslichen herrschaft gekommen sei,
nicht in allen casus aller geschlechter wie im germanischen.
Daher möchte ich einen anderen Vorschlag machen. Oben
(s. 382) waren wir auf die vermuthung geführt, dass in der
Ursprache die starken casus ein mit ij oder y, die schwachen
ein mit j anlautendes suffix hatten. Ist dies richtig, dann
dürfen wir für den nom. masc. im slawischen ein mit %)* an-
lautendes suffix erwarten im gegensatz zufallen übrigen casus,
welche ein mit j anlautendes haben. Wie nun dem skr. dadyds
abulg. daBdi entspricht, so kann dem alten arischen *bdUyas
(skr. bdllyan) abulg. "^boVlß, *sladtß entsprochen haben und
die »erweichungc des der comparativendung vorhergehenden
consonanten aus den übrigen casus aller geschlechter), wo sie
berechtigt war (slckide, slcMisi), auch in den nom. m. über-
tragen sein, wie *t;e;e?qrfi = skr. vdhantl^ *vezqie = skr. vdhantats
durch vezcptq u. s. w. zu veec^ti, vezqßte umgestaltet sind, und
392 J. Schmidt,
dann slazdiji, slazdijt, welches nun ganz das aussehen eines
nom. zusammengesetzter dccHnation gewonnen hatte, nach
dessen analogie auch als acc. gebraucht sein. Die zugehörige
bestimmte form hätte dann ursprünglicli *slactlji-jX gelautet,
welche wohl auf lautlichem wege zu "sladjlß =^ slaediß, slaS-
diJJ geworden, d. h. der unbestimmten form gleichgeworden
sein kann -^ sicheres ist darüber nicht zu sagen. Die be-
stimmte und die unbestimmte form sind ja thatsächlich gleich.
Auf jeden fall, mag -ß oder -I?t der ursprüngliche ausgang
des nom. sg. m. gewesen sein, befremdet es, das masc. urspr.
-Tjös durch -tß oder -ji, das schwächere neutrum lat. -ios aber
durch das weniger geschwächte -je vertreten zu sehen. Allein
einerseits deckt die analogie von dai^ = äadyds, urspr. -ies die
gleichsetzung von böl^ji mit *l>aliyas ^), andererseits konnte das
zusammenfallen des neutr. -je mit dem neutrum derjo-stämme
die Schwächung des masc., weiche auch diesem das aussehen
eines jo-nominatlvs gab, begünstigen^). Brugman ztschr. XXIV,
59 f. will das masculine -ß allein durch diese falsche analogie
erklären.
Eine Schwierigkeit ist noch zu erwähnen, welche in der
entsprechung von preuss, -ais und abulg. -^'c liegt. Bekanntlich
sind in abulg. 4 die alten diphthonge ai, oi und ursprüngliches
e zusammengefallen. Da nun die gutturalen vor 6 zwei ver-
schiedene Wandlungen erleiden (cS und da aus *ki), liegt nichts
näher, als zu vermuthen, wie es Collitz ohne weitere begrün-
dang ausgesprochen hat (Bezz. III, 203), dass ca aus urspr. ks,
dagegen cö aus urspr. hat, koi entstanden sei. Und die klar
erkennbaren fälle bestätigen dies.
1) ci, eS wo ^ aus ai, oi entstanden ist: loc. sg. der o-st.
vlUci, boei = griech, -oi, fem. rt^S (griech. x<*^o^0> nom, du.
fem. rqci = lit. ranhi aus -e (te-dvi), got. dual, fmsun^a
(Mahlow 98), also urspr. -ai; nom. du. ntr. isi = skr. t/ugt;
pl. loc. vlüc^chU T= skr. vrkeshu, Sivxotai; dat. pl. pron. tacämH,
instr. tacömi, vgl. got.^t'm; gen. pl. tacickU, vgl. anord. peira;
'mperal.p(cSte=gr.-ot-Ts; cilit= got. hails, preuss. kailüsttskun;
') Auch tiier kann das slaw. -ji zunächst aus -jii entstand«! sein,
indem -jöi und -jes sich zu -jis und -jea ausgeglichen haben mt^en.
>) Vergl, die allerdings nicht aus den ältesten denkmälern belegten
Das primäre comparativsuffix. 393
c^na = notvijj abaktr. k(zena, lit. kaina Mikuckij; cfytiti purgare :
lit. skaistas klar, glänzend; ciSta c. gen. wegen, um — willen:
preuss. qiiaits wille, skr. keta-s verlangen, absieht; cMiti colare :
lit. skaidrüs klar, hell von der luft, sk'edzii skesH verdünnen;
is^ü vehemens = lit. gailüs, ahd. geil,
2) ca, za wo e ursprünglichem e entspricht: cara incan-
tatio : lit. kerUi bezaubern ; capu fAsXtaaa, vgl. xytp^v (Matzenauer
cizi slova 136); casii: preuss. kisman acc. zeit, weile (preuss. f
= lit. e, urspr. e ztschr. XXIII, 345 anm.); Urgasnq = got.
lis-geisna aus *gendsnö (voc. I, 56. 86); iStazati evanescere,
sUzagati iterativa zu iSteznq, zegq; zadati begehren: Vit. pasigendü,
godas; zalo stachel : lit. gelu (Miklosich I ^, 60); po-zarü incendium
verhält sich zu zeratükü kohlenhaufen, goräti, lit. gdrcts dampf
wie lit. veze : vezü : pervdzas; codi fumus verhält sich zu kaditi
suffire wie säsfi, rözati, döjat% Uzq zu sadUf obrazu, blagodatt,
vu-lazü; der selbe ablaut zwischen serb. ^avka und slov. kavka
dohle; zaJba und preuss. gdbcmo kröte stehen in dem selben ab-
lautsverhältnisse wie m^a und lit. matüti. Hiernach wird man
zdti leid, zaliti trauern, zaliti si schmerz empfinden mit dem
allerdings verwandten lit. gaileti leid thun (impers.), gailetis be-
dauern, sich erbarmen nicht so identificieren dürfen, dass man
den diphthong ai als schon slavolettisch betrachtet. Seine un-
ursprünglichkeit erhellt aus lit. gela schmerz, gelti schmerzen,
weh thun, ahd. quelan cruciari, und nichts verbietet für ml^,
zaliti ursprünglich monophthongisches e anzunehmen, welches
in ahd. quala, mhd. qmle thatsächlich vorliegt. Dann haben
die wurzelvocale von zaliti und gaileU ebenso wenig mit einander
gemein wie die von rdza;ti und lit. rdizyti, wo der ablaut razü
das 6 als urspr. e = lit. e in rizti erweist (voc. II, 496) , oder
von zadaii und lit. gaidüs lieb.
Die regel ist somit unverkennbar. Gegen sie Verstössen
von formen, deren ö sicher deutbar ist, nur die comparative
münozaß u. s. w. und die imperfecta. Für erstere ist der Ur-
sprung des e aus ai durch das preussische maldaisinums =
abulg. mlädößs^mU ausser frage gestellt. Dennoch lassen sie sich
unter die regel bringen. Mehrfach ist nämlich Wirkung eines
vocals auf den der vorhergehenden silbe zu bemerken: mene,
tele, sehe aber münqjq, tohojq, sobojq. Jagic hat im Zographos-
evangelium einen vom folgenden vocale abhängigen Wechsel
zwischen ü und l beobachtet: v^Unü aber vtnö (archiv I, 17),
Zeitschrift für veigl. Sprachf. N. F. VI. 4. 26
I
I
394 J- Schmidt,
düva aber dtvS (19), ziUU eXU (22), tnianojq mXn^ (26), tUma
tXmtno (44), ebenso beruhen auf assimilation an die folgenden
vocale die schreibangen vüdava, hürati (16), dÜrtUi (20), züde^
(21), b^däi (30). Hiernach scheint nicht unmöglich, dass S durch
das folgende fi eine hellere klangfarbe gewonnen hat, so dass
es dem aus ursprünglichem e entstandenen gleich wurde und
wie dieses vorhergehende gutturallaute in ö, i, S wandelte.
Man erhebe dagegen nicht den einwand, dass die Wandlung
der gutturalen durch folgendes e, e in palatale schon aus
der Ursprache datiert (ztschr. XXV, 135. 179), also ein erst
im sonderleben des slawischen entstandenes e nicht mehr die
selbe Wandlung bewirkt haben könne. Allerdings waren palatale
und gutturale schon in der Ursprache von einander verschieden,
^e Wirksamkeit heller vocale auf vorhergehende gutturale ist
aber bis tief hinein in das sonderleben des slawischen bestehen
geblieben. Das beweist der Übergang des erst im slawischen
aus s entstandenen ch vor hellen lauten in S, das beweisen
femer fremdwörter wie (fgcto (kind), dr^nja (xeQacog^ cer€töus),
ilämü (heim), cista uterus {»visxiq oder uv<fx^og, Matzenauer cizi
slova 139), slov. dagd (kegd), (eher (mhd. hever)^ iantara
(centaurea), russ. dara schale (an. ker)^ poln. öolgac siq kriechen
(mhd. Jcelgen hangen, nachschleppen? Matzenauer 140). Somit
steht nichts im wege comparative wie dobrS-^X, hk^Sorfi mit
Mahlow 47 aus den adv. dobri, blazS herzuleiten und in den
adverbien auf ä (Miklosich lY, 162) die quelle des bis dahin
räthselhaften ^ der comparative zu suchen. In iech. doU^Si
der untere, hofejsi der obere, nyn^il der jetzige u. a. von dote^
hofe, nyni (abulg. doli, gori, nyn€), welche Miklosich H, 341
von den comparativen trennt, liegt der adverbiale ursprang
klar zu tage. Der hergang würde dann gewesen sem, dass za
dem adv. dohri zunächst ein comparativisches adv. äobrijt
gebildet wäre, welches sich dann zum vollen adjectiv aus-
gewachsen hätte. Jedesfalls ist diese erklärung der Schleicher-
schen, dass an den stamm dobro- ein mit ij anlautendes com-
parativsuffix getreten sei, bei weitem vorzuziehen, da das sla-
wische in seinem sonderleben keine adjectiv stamme mehr besass,
Wie die comparative so enthalten auch die bisher nicU
befriedigend erklärten imperfecta ein ursprünglich diphthonp«
sches, auf gutturale aber wie urspr. ^ wirkendes 6. Miklosicl
(das imperf. in den slaw. sprachen, sitzgsber. der Wiener akad
Das prim&re eomparativsofßz, 396
LXXVII s. 5ff.; vgl. gr. IIP, 92 f.) hält jetzt formen wiepfcft&ÄÄ
für älter als pletiacM,, Historisch erwiesen ist dies nicht, denn
letztere überwiegen selbst in den ältesten denkmälern, so dass
sie auch Miklosich in den paradigmen beibehalten hat. Aller-
dings belegt M. schon aus den ältesten quellen auch formen
auf -öchU, Dass sie älter seien als jene, folgt daraus keineswegs,
denn die selben denkmäler haben auch imperfecta auf -^chü
und -dchü von verben auf -äi und ^ati, z. b. södöcM, ht/vachü.
Wie Miklosich (sitzungsber. 13. 19) letztere mit recht als zu-
sammengezogen aus -ÄicM, -aachU erklärt, so steht nichts im
wege auch ein 6d^hU aus MöachU herzuleiten , was M. a. a. o.
s. 30 selbst zugiebt. Es genügt auf grund der Sammlungen
Miklosichs (a. a. o. s. 7. 13 f. 19) das material für einige der
ältesten quellen zusammenzustellen. Zograph. : vüpC^chU, pt^chU,
aber auch bo^hü sq, stoöchU, sid^hU; Glag. Cloz.: moeachU,
poichU, aber auch enachU, hyvachU, mhyvachU, prSbyvadiüy pro-
povMachU, podobdchii, vUmrachü, priimachU, mkalachU, otüsylackU,
v^dSchU, sto^hU; Athosevang: vitpi^hu, aber auch stoöchü; Savina
kniga : SivSchü, id^hU, proid^chU, Michü, mo^achü, bijachü, znajachU,
aber auch sÖmÄcÄiJ, bolöchU, mXn^hU, dostqjachU, stydSchü sq,
chotSchU, spachU, rydachü; Cod. Suprasl. : jadSchU, bijachU, pijachU,
aber auch pr^vachU, poklanjachU sq, posluSacM,, prötvar^U.
Die selben denkmäler haben auch in der bestimmten adjectiv-
declination zusammengezogene formen des gen. sg. auf -ojfö aus
-dogo, -ajego, loc. sg. auf -dmi aus -SSmü, -^rni, -^emX, z. b. Glag.
Cloz. prövöciUnago 32, sqdqStago 37, vSmago 50, sqßtago 51,
cherumivisc^^ 38; aus Zogr. führt Miklosich (vgl. gr. IIP, 59 f.
an dmgago, iivago, novago, galüejtscömt, gcdü^fistSm^, drujsSm^,
nebestscöm^; formen auf -^T aus Sav. kn. und Suprasl. bei
Miklosich a. a. o., aus ev. Assem. bei Jagi6 uvod XXXIII. Die
früher auch von Miklosich (vgl. gr. I \ 156) gehegte annähme,
dass pletöchü aus pletätchü entstanden sei, steht also in vollem
einklange mit den lautverhältnissen der ältesten denkmäler und
wird auch dadurch empfohlen, dass von den heutigen slawischen
sprachen bulg., cech., osorb., nsorb. nur den typus plet^hü, nicht
pUt^chU erhalten haben. Einzig im serbischen finden sich
beide typen. Von zwei zeitweilig neben einander bestehenden
formen pflegt nach allen erfahrungen die ältere, nicht die
jüngere zu schwinden. Ueberdies giebt Miklosich weder für
pletöchü noch für pletfyceM eine befriedigende erklärung. »Die
26*
396 J- Schmidt,
form pletiachU verdankt ihren Ursprung der analogie jener sehr
zahlreichen imperfeclformen, welche vor dem ch die silben cux,
ia bieten: byvaachü, moljaachU, gor^achÜ€ (sitzungsber. s. 16;
ebenso Bopp vgl. gr. IP s. 400, den Miklosich sitzungsber. 28
bekämpft, und Schleicher comp.* 825). Um dies glaubhaft zu
machen, wäre nachzuweisen, wie die analogie der abgeleiteten
verba überhaupt einwirken konnte und warum sie einzig und
allein das imperfect der primären verba, nicht auch die üb-
rigen verbalformen und participia nebst Infinitiv ergriflfen hat.
Ebenso wenig überzeugt die ansieht, dass pUt^-chü durch
Steigerung aus plete-chü (plete- präsensstamm) entstanden sei
(a. a. o. s. 6); durch die berufung auf das verhältniss von
süpUsti zu süpläati wird sie nicht begründet. Lautlich besser
war Schleichers erklärung von pletächU aus ^plete-jechU wie
n&^ aus ne jesU (formenl. d. ksl. spr. 371), d. h. aus einer
Verbindung des präsensstammes mit dem alten imperf. von
jesm^. Aber wort stamme haben schon lange vor dersprach-
trennung als selbständige wesen zu existieren aufgehört Ent-
halten die imperfecta -jechU, so kann der vorhergehende be-
standtheil nur eine mit einem casussuffixe versehene infiniUv-
oder participialform sein. Ich sehe daher nur eine möglichkeit
diese bildungen zu erklären, indem ich auf grund der dargelegten
Verhältnisse von den volleren formen ausgehe. Statt -^ocM
findet sich auch -^öchu, grqdöichU, rastdecJiü, jadöSchü, naSin^äcML
Suprasl. (Miklosich sitzungsber. 16 = vgl. gr. III^ 93). Der selbe
Wechsel zwischen ä* und M besteht im loc. sg. m. n. der be-
stimmten declination, adüst^^nU und adüstianvU, beide im cod.
Suprasl. u. a. (Miklosich vgl. gr. in^ 60). Wie in letzterem
Ä» und ^ aus dem darneben noch erscheinenden &, ^e ent-
standen sind, so könnte man versucht sein plet^achü, pletS&hU
auf älteres pletö-jechü zurück zu führen und in dem letzten
theile jechU mit Schleicher das alte augmentlose imperfectum
von jesnn = hom. sov zu suchen. Allein die serbischen formen
wie idijali, in alten serbischen kslaw. quellen id^achü u. eu
(Miklosich III ^, 93) können nicht aus *idö-jechü entstanden sein
sondern nur aus id^-öchU, id^achü, d. h. das augmentierte
imperf. öchü, jachU (vgl. ^ti, jasti) enthalten. So erklärt sich
die bei Miklosichs herleitung unbegreifliche stäts durative be-
deutung des imperfects, nicht nur im gegensatze zur stäts mo-
mentanen des aorists sondern auch zu der des praesens, falb
Das primäre comparativsuffix. 397
dies momentane bedeutung hat: isikJinSciSe durativ gegen praes.
isüchnett momentan (Miklosich vgl. gr. IV, 786). Sie beruht
eben auf ^M oder jachü, dem imperfect des stäts durativen
jesm^ (das zugehörige momentane praes. ist b(idq\ welches mit
uralten, isoliert nicht mehr gebräuchlichen Infinitiven verschmel-
zend das neue imperfectum ergab. sUröachü enthält den inf.
stiH = ved. iipa-stire, b^chü aus *hv^achU (Miklosich 1 2, 234)
den inf. "^bvä = pari-bhve (viersilbig) RV. II, 16, 3, bhuve X, 88, 10.
Diese Infinitive sind bekanntlich dative von wurzelnomina,
endigten also ursprünglich auf -ai (vgl. dofievat = ddmane,
öovvai = dävdn^)^ welches im inlaute regelrecht zu abulg. ö
geworden, durch das folgende urspr. e, jö (später ja) aber,
wie das ^ der comparative durch folgendes urspr, je, jl[, soweit
erhellt ist, dass es vorhergehende gutturale in c, 0, § wandelte,
mozaachU u, s. w. ^) Demnach sind die slawischen imperfecta
ziemlich analog den lateinischen gebildet, welche Westphal
(philos.- histor. gramm. d. deutschen spr. s. 109) richtig als
Verschmelzung eines wie skr. sdde gebildeten inf., z. b. lege mit
dem hilfsverbum -bäm erklärt hat. Selbständig haben sich
solche Infinitive in Verbindung mit facere und fieri erhalten,
facit are Lucr. VI, 962 u. s. w. (Lachmann zu Lucr. p. 191 f.
409 f.; Corssen H^ 887. 514), welche man bisher in unmög-
licher weise für reine verbalstämme erklärt. Ob are aus *arejai
oder *arai enstanden ist, wage ich nicht zu entscheiden ; B, e aus
ai wie in vlvere = jlvdsB. Auch darin laufen beide sprachen
parallel, dass sie den ursprünglich von der wurzel gebildeten
Infinitiv vom praesensstamme bilden, auch wo dieser von dem
alten infmitivstamme abweicht, sid^-achü, sld^bam gegen sdd^,
^) Man wende dagegen nicht ein, dass in den locativen der zusammen-
gesetzten declination wie boSisc^emi, bozi8tSSm% u. s. w. S trotz des fol-
genden je vorhergehende gutturale in c, Zy 8, nicht in c, i, i gewandelt
hat. Hier liegen die Verhältnisse ganz anders. Erstens ist das je von
jemi gar kein ursprüngliches je sondern erst aus jo, lit. ja entstanden,
während die imperfecta indogermanisches ^ enthalten. Wollte man auch
zugeben, dass diese Wandlung von jo zu je schon vollzogen war, als die
in rede stehende vocalassimilation bei den comparativen und imperfecten
sich vollzog, so bliebe zweitens zu berücksichtigen, dass neben hozisc^eml
der unbestimmte locativ *bozt8kS, bozXscS erhalten blieb und das S der
zusammengesetzten form gegen die assimilierende Wirkung des folgenden
je schützen konnte, während pe6aac?M, mozaachü eines solchen Schutzes
entbehrten, da die alten Infinitive *peki, *pecd verloren waren.
398 J- Schmidt,
und dass sie in abgeleiteten verben den verbalstamm an stelle
des infinitivs gesetzt haben, vidö-achü, hyvoHichU wie videAnim,
ama-ham. Dies ist natürlich erst lange, nachdem pUtö-achU,
plede-ham vollständig zusammengewachsen waren und niemand
mehr ihren Ursprung kannte, geschehen.
Nach dieser unvermeidlichen abschweifung kehren wir zur
erörterung der comparativbildungen zurück.
6) Die dürftigen Überreste der preussischen comparativ-
formen stimioen mit den slawischen ganz überein. muiisiesan
in der Verbindung sen statvfdsmu adder muisieson grtkans (mit
solcher oder grössern sünden) ist einer von den vielen casus,
welche das deutsche »grössernc ausdrückt, aber sicher nicht
acc. pl., wie Nesselmann meint, sondern gen. pl. consonantischer
flexion. muisieson = skr. mdhTyasOm enthält die selbe sufßxform
-ies-, welche im lit. lautgesetzlich zu -es-, im slawischen zu -jU-
geworden ist ^). Den slawischen bildungen auf -^If entsprechen
formen wie maidaisimans =^ abulg. nUad^StmU. Belegt sind
noch folgende casus: acc. sg. mäldaisin jünger, uraisin älter,
huslaisin schwächer , acc. pl. maldaisins, uraisins, uraisans,
nom. pl. nuddaisei, adv. massais weniger. Von diesen zeigt
consonantische flexion sicher das adv. auf -ais, welches dem
abulg. ntr. -äje entspricht (vgl. mais, ttd^ais, swais = abulg. mcijt,
tvQj^y svoji). Der acc. sg. pl. auf -in, -ins können der alten
consonantischen flexion und der^'o-flexion angehören, der nom.
pl. auf -ei nur letzterer, desgleichen das einmalige wraisans
(vgl. martan = lit. märczq braut, tirtan = tr6czq neben marHn,
ffrtin, tirtian). -ais- ist aus -aies- = abulg. -^'^S- entstanden,
vgl. twaisei neben twaiasei tui, iumsmu neben twaiosmu tuo,
maisei mei, swaisei sui. Ausserdem finden sich als Übersetz-
ungen deutscher comparative und werden daher von Nesselmann
spr. d. alten Preussen 58 und Bopp spr. d. alt. Pr. 23 f. für
comparativadverbia gehalten die folgenden formen: turrite dinM
ste myls »habt sie um so liebere ; hhe ka tans toüls . . . €ui
seggluns »und was er mehr . . . gethan hat« ; stans uHrst ain$
läaiAShoings lahhai toaist sen toüls bülysnans prei glandint »die
^) te als Vertretung eines ursprünglich einheitlichen € oder % findet
sich nur vor n, einmal vor r, wohl meist als ausdruck geschliffener betonung:
nacktien naMin nacht, sienni sin sich, tien Hn dich, mien mich, pieneU
der fünfte, amkündlai er ersaufe {auikand»iUs ersäuft), Hinshoei reizen
{tenaeiti 2. pl. imperat), eMerpt eUodrpt vergeben {pmcüTps frei).
Das primäre comparativBuffix. 399
wird ein beichtvater wohl wissen mit mehr spruchen na
trösten € ; schien mälnykan, kos temü totUs twais malneyks po^aums
ast »dies kind, so nunmehr dein kind geworden istc; stas ni
turri surgaut adder täls gryhms lauklt »der soll nicht sorgen
oder weiter sünde suchen«; tiüs »weiter« (als Überschrift); t%t
turri stas lübeniks stdmans tals gerdaid »so soll der priester
ihnen weiter sagen«; daiti ncmmans tälis madlit »ein ander
gebet« (d. h. lasset uns weiter beten). Formell können myls,
toüls, tals, tälis neutra des comparativs sein. Wie Hirtias
(acc. ttrtian) zu tirts konnte *mylies zu myls werden. Allein
bei der art, wie die Übersetzung des katechismus zu stände
gekommen ist, haben wir Sicherheit für die comparativische
natur der form nur da, wo im deutschen das comparativadverb
nicht dem nom. sg. m. unbestimmter flexion gleich lautet,
d. h. nur bei toüls, denn myls, tals, talis können auch
nom. sg. m. des positivs sein, weil »lieber, weiter« beides zu-
gleich sind.
7) Das litauische hat andere wege eingeschlagen als das
preussische. Seine flectierten comparative wie saldesnis^ fem.
scddesne, für welche die drei druckfehler -^sni (Bezzenberger z.
gesch. d. lit. spr. 109) nicht in betracht kommen, enthalten
die selbe gestalt des suffixes wie preuss. rnuis-ies-on und abulg.
"ßS-i; ie ward lautgesetzlich zu einem vorhergehende conso-
nanten nicht erweichenden e (s. 331 f.), so dass saldes- und abulg.
"^slazdtS-, slaSde einander decken. Die erweiterung durch -wia*
hat vielleicht mit der comparation gar keinen Zusammenhang,
da sie auch dem positiv nicht selten widerfahrt : ruksztas, säldüs
öbülas ein saurer, süsser apfel, ruksztinis, saldinis öbulas ein
apfel saurer, süsser gattung (Eurschat gr. s. 94), jädas, jüdüniSg
isztisas, is0tisinis. Möglicherweise hat sie aber augmentativen
sinn. Das lettische, welches die indogermanische gradation
ganz verloren hat, ersetzt den comparativ durch den positiv
eines augmentativum : saldaks süsser = lit. saldökas ziemlich
süss. So kann das -nia zur Verstärkung des comparativs an-
gefügt sein und *saldes sich zu saldesnis ähnlich verhalten wie
vaikas knabe zu vaikinas starker, tölpelhafter junge, mergä
mädchen zu mergina robustes mädchen u. a. bei Schleicher gr.
s. 121, Kurschat gr. s. 87, übaginasis ühagctö erzbettler (Nesselm.
wtb. 33). Dies sind allerdings substantiva, doch fmdet sich
auch bei den adjectiven ein anhält für die auffassung des -nia-
i'
400 J. Schmidt,
als augmentativ. Die adverbia auf -yn, welche die richtung
>wohin« bezeichnen, auJcsdyn in die höhe, £em^n nach unten
u. a. (Schleicher gr. s. 293 f., Kurschat § 799) gewinnen mit
Verben der bewegung verbunden einen an den coraparativ
heranstreifenden sinn, tol^n vaziuti weiter fahren, siautümas
tdvo pr'eszininku eiti jü ilgyn jü did^n das toben deiner wider-
wärtigen wird je länger je grösser psalm 74, 23, so jaun^n
halten dub^ dum^ drutpi ger^n eiti u. s. w. jünger, weisser,
tiefer, schlimmer, stärker, besser werden (eine häufung solcher
adv. bietet die daina bei Schleicher leseb. s. 45); das verbum
der bewegung kann auch fehlen , z. b. teip täs kelelis siauryn
so wurde das weglein schmaler (Schleicher leseb. 135, 4). In
älteren Schriften erscheinen diese adverbia mit der endung
'iniui, -inui, -iniu, didiniui u. s. w. (Bezzenberger z. gesch. d.
lit. spr. 110), sind also deutlich dative nominaler flexion zu
nominativen auf -inis oder -^nis. Es ist wohl denkbar, dass
sie mit ihrer an den comparativ streifenden bedeutung den
anstoss zur nasalerweiterung der alten comparativstämme auf
-es- gegeben haben.
Ausserdem hat sich als adverb ein nom. acc. neutr. er-
halten, welcher in der vorzeit den nasal aus den starken casus
übernommen hatte, saldzaüs, grundform der endung -Jons. Aus
ihm ist der Superlativ saldzäus-ias mit veränderter betonung
des au erwachsen (vgl. aüksztas höhe, dachboden : dukszta^
hoch). Berücksichtigt man, dass im lettischen, ähnlich wie in
den romanischen sprachen, die bestimmte form des comparativs
als Superlativ fungiert {milaks lieber, tos mlWcais der liebste),
so wird die vermuthung nahe gelegt, dass geridusias, sdl-
dzdtisias nicht mittels des stammbildungssuffixes -ia- aus dem
comparativadverb gebildet, sondern eine Verwachsung des letz-
teren mit dem flectierten pron. urspr. jas ist. Dialektisch lautet
er auch geridusis (Schleicher gramm. s. 148, Kurschat § 791)
ganz wie der bestimmte positiv geräsis. Die bestimmte flexion
des Superlativs geridvsiasis oder geridusysis (Kurschat § 933)
beruht dann auf einem vergessen seines Ursprunges.
Berlin, juli 1881.
! Johannes Schmidt«
Heterokl. nomin. sing, auf -äs in den arischen sprachen. 401
Excurs.
Heteroklitische nominative singularis auf -äs in
den arischen sprachen.
Das lautgesetz, welches einen nasal zwischen langem vocale
und auslautendem s in der Ursprache schwinden liess, erklärt
noch eine reihe von Unregelmässigkeiten der arischen nominal-
flexion. Sie werden am leichtesten verständlich, wenn wir von
der heteroklisie der s-stämme wie usMs, acc. ushdm ausgehen,
für welche jetzt Lanman p. 549 das material am vollständig-
sten gesammelt hat. Die von L. wieder aufgestellte annähme,
dass 'G/n% aus -asam contrahiert sei, hält ebenso wenig stich
wie die Brugmansche herleitung von -am aus -as-ififi (stud. IX,
307; ztschr. XXIV, 25 f.). Die sogenannte nasalis sonans ist
hinter s nicht anders behandelt als hinter anderen consonanten.
Man hält zwar die 1. sg. aor. dkrarmm für eine lautliche Um-
wandlung von "^akramism, doch ist sie dies ebenso wenig, wie
dkramU aus *akramisht entstanden sein kann, beide sind viel-
mehr von der 2. sg. dkramt8(s) nach falscher analogie neu ge-
bildet (vgl. Brugman stud. IX, 312). So gut den griech. ^aia&
(iataijy ija im skr. dsate, dsam entsprechen, kann nur arisch
*ushasa, tishdsam, abaktr. ushoonhem die regelrechte Vertretung
von ^6a sein. Die richtige erklärung von ushdm, abaktr. ushäm
hat Benfey gegeben (Altpers. mojsdäh u. s. w. abh. d. Götting.
ges. d. wiss. v. j. 1878, bd. XXIII, s. 8 f.). Sie sind neubil-
dungen, veranlasst durch die Übereinstimmung des nominativ-
ausganges mit dem der masculinen und femininen durch com-
position mehrsilbig gewordenen wurzelnomina auf ä. Nach dem
muster von rathB-shthd-s, rathe-shthd-m^) ward zu tishds der
acc. mhdm gebildet, ebenso abaktr. t^shao, vshäm nach rathaB-
stao, ratJiaestäm. Diese falsche analogie macht sich hauptsäch-
lich im acc. sg. geltend : vedhäm, ägdm, ja/rdm, dngiräm, dnägäm,
*) Mit abaktr. rathaestärem u. s. w., welche ztschr. XXV, 29. 65 er-
klärt sind, brauchen diese formen nicht mehr Verwandtschaft zu haben
als fif-pa- mit nr-pätdr-.
I"
402 J. Schmidt,
apsardm, sumsdhäm, vaydm, ergreift aber mehrfach auch andere
casus, so dass die alten s-stämme agäs-, jaräs-, apsards- all-
mählich ganz in die analogie der a-stämme überschlagen.
medhd flectiert schon im RV. völlig als femininer ö-stamm: n.
medhd, a. medhdm, i. medhdyä, pl. n. medhds, i. m^dMbhis,
während das comp. nom. sumedhds, a. sumedhdsam (neben
sumSdhdm)^ pl. voc. stdmSdhasas noch die ^flexion bewahrt und
das abaktr. mazdao, pl. maedaonhö, acc. nuadäm, dat. mazdai
u. s. w. zwischen beiden flexionen steht ^). Die einzelheiten
sehe man in Lanmans trefiflichen Sammlungen. Das griechische
zeigt den entsprechenden Vorgang in der flexion Jiox^airi^^,
StaxQdtfp^ u. a. (Ahrens I, 113. 205, Kühner gr. I, 394 f., Erman
stud. V, 306, Beermann stud. IX, 72, G. Meyer gr. s. 281).
Hier ist die heteroklisie auf den acc. beschränkt, weil der unter- •
schied zwischen urgriech. 17 und ce, welcher auch in der ionisch-
attischen gruppe noch bestand (s. Dittenberger Hermes XV,
225 f.), den völligen übertritt der ccr-stämme in die analogie
der a-stänune verhinderte, während das monotone skr. ä keinen
widerstand leistete.
Wie die wurzelhaften ^stamme in die analogie der o-stämme
gezogen werden, z. b. rcäMshfhSna, rcUheshfhdya und viele an-
dere (Lanman p. 434 f.), so sind auch alte as- oder o^-stämme.
^) Dass Brugman, Benfey a. a. o. s. 11 und Lanman auch den männ-
lichen eigennamen nom. ügdnä, acc. ügdnäm, loc. dat. ü^änB mit recht
zu den oben genannten stellen, bezweifele ich. Denn erstens erscheint der
stamm ügdnas erst nachvedisch, und zweitens ist nicht ersichtlich, wie der
name eines mannes einen weiblichen nominativ annehmen konnte, wenn
er ursprünglich einen männlichen gehabt hätte. Grassmann hat in ügdnä
die personification eines alten femininen abstractum erkannt, dessen instr.
ugdnä als adv. »begierig, eilig« vorkommt. Männliche eigennamen, welche
ursprünglich feminina waren, sind auch im indischen nicht so selten:
Tiragci, Namx, Pfthi, MätdU^ SÖbhari, den lat. Naeica, jBesUOt JStugm,
Murena, Dolabeüa u. s. w. vergleichbar. Hier waltet die selbe personifi-
cation, durch welche die masculinen ä-stämme europäischer sprachen ent-
standen sind (siehe die ausführung der von mir gegebenen andeutungen
bei Osthoff verb. in der nomlnalcomp. s.264f. und Delbrück syntakt. forsch.
IV, 6 f.). Wie im griechischen die alten feminina in folge des geechlecfats-
wechsels das nominativ-« und die genetivendung von den masculina über-
nahmen, so hat Ucdnä den loc. ügdne nach analogie der msc a-«t&mme,
den dat. ÜQdfii nach analogie der msc. ^-stamme gebildet Durch letztere
erhielt es nach?ediech das nominativ-s und damit die brücke, auf weldnr
es in die analogie der s-stämme hinüber wanderte.
Heterokl. nomin. sing, auf -08 in den arischm sprachen. 403
welche zunächst zu o-stämmen geworden waren, dann mit
diesen zu a-stämmen umgestaltet, nom. dravi^^däs, voc. dravi-
nödas, derivat. dravmödasd- : acc. dravmoddm, pl. n. draviitödäs :
loc. dravinödeshu. Benfey a. a. o. 12 f. hält in solchen fallen
die 5-stämme, dagegen Lanman 555 f. die o-stämme für die
älteste grundlage der schwachen flexion; eine durchweg sichere
entscheidung ist kaum möglich. Uns genügt hier, dass die
nachvedischen Jeärta-yaga-m, prati-srötorm, sahasra-srötor (Lan-
man p. 553) die Stufenfolge as : a : a zweifellos belegen.
hiernach werden nun einige flexionsformen von stammen
auf nasale anders beurtheilt werden müssen als bisher.
Die flexion skr. pdnthas, acc. pdnthäm = abaktr. pafUäm
und abaktr. zao, 0äm, eyao, zyäm erklärt Brugman (stud. IX,
307 f.) durch die annähme, dass *panthan"m oder *panthafhm
lautlich zu pdntham geworden und dazu nach falscher analogie
der nom. pdnihas gebildet sei, ebenso isäm, zyäm aus ^zam-m,
^zyam-m und dazu nach falscher analogie eao, zyoo. Dagegen
ist zu sagen, erstens dass »nasalis sonans« hinter nasalen sonst
ebenso zu a geworden ist wie hinter anderen consonanten ^)
vgl. ndma, dhharama (ztschr. XXV, 591), zweitens dass nomi-
native auf -as auch bei solchen »-stammen erscheinen, welche
den acc. sg. nicht auf -am bilden: rbhukshäs, acc. im RV. nur
rbhukshänam, abaktr. verefhrcyOo, acc. verefhrajanem. Es er-
giebt sich also, dass die nominativc auf -as, -ao von nasal-
stämmen auf lautgesetzlichem wege schon in der Ursprache
aus än-8 oder am-s entstanden sind, dagegen accusative wie
^) Ich kenne überhaupt keinen fall, in welchem die casus- oder per-
sonalendung m unmittelbar hinter consouanten getreten wäre. Brugmans
letztes beispiel vam RV. X, 28, 7 (stud. IX, 310) ist auch nicht aus *varm
entstanden. Vielmehr gab die 2. sg. vor aus *var-8t welche nach bekanntem
gesetze eventuell als vdfh erscheint, z. b. RV. V, 32, 1, vor folgendem t
als vas und dann missverständlich als va-h^ va-s empfunden wurde, den an-
stoss zur neubildung vam, Missverständniss der 2. sg. hat auch falsche
neubildungen der 3. sg. herbeigefQhrt: äkaff dkäh du machtest als a-ka-s
aufgefasst zog das im Qat. Br. mehrfach vorkommende dkat (s. BR.) als
dritte person nach sich, 3. sg. vyoQät Ait. Br., Qat. Br. ist nicht mit Del-
brück verb. 49 aus *-gä8t herzuleiten, sondern folge der falsch aufgefassten
2. sg. vyägä8(s). Ebenso erklären sich 3. sg. ahinat {himSy Whitney gr.
§ 692) und die aoristformen ajäü, acäit, oQräitf ahäit, näit Whitney § 889^
deren bisherige deutung geg^ die lautgesetze verstösst. Vgl. oben dkran^m^
dkrannt nach äkramta.
404 J- Schmidt,
:säm gerade so wie tisMm, ushäm aus diesen nominativen nach
analogie der wurzelnomina auf -ö- neu gebildet sind. Diese
analogie erstreckt sich bei einigen stammen auch über andere
casus und bewirkt bisweilen sogar einen Übergang der am- oder
an-stämme durch ö-stämme hindurch in a-stämme ganz ent-
sprechend dem, was eben über die Schicksale der os-stämme
gesagt ist. Folgende formen gehören hierher:
1) Abaktr. zao, 0äm.
2) Abaktr. zyäo, eyäm.
3) Ved. nom. rhhvrkshds, acc. rhhurkshdn'amy voc. pl.
rhhurkshan-cLS und rbhuk-shas, nom. pl. rihur-kshdrHis,
4) Der dem griech. %d^fiv entsprechende stamm hat im RV.
folgende flexion, für welche man bisher zwei stamme ansetzt:
n. hshds, a. kshdm, i. kshamä, 1. kshdmi (g. kshmds kann zu
kshmd- gehören), du. n. kshdma, pl. n. kshdmas, a. ksMs, 1.
ksMsu. Die accusative kshdm, kshds kommen auch zweisilbig
gemessen vor, Grassmann reconstruiert dann kshdmam, kshamas.
Eine andere vom nom. ksMs (aus *kshafns) ausgehende ana-
logie schuf nach dem muster der s-stämme zu divd-kshas den
nom. pl. divd-kshasas, auf welchen gestützt Lanman 485. 556
kshdsam und kshds<is an stelle der Grassmannschen kshdmam
kshamas setzen will. Endlich entwickelte sich der vermeintliche
stamm kshä- als zweites glied von compositen zum dreige-
schlechtigen a-stamme in dynrkshdr- dem der himmel als erde,
als behausung dient und wohl auch in antdri-'ksha'-m das
zwischen der erde (und dem himmel) befindliche. Im griechi-
schen ward der dem skr. kshds entsprechende nom. *x^«c
durch die neubildung *x^(ßii, %d^(iv ersetzt (vgl. comparativ
'Uav aus ♦-*«$ s. 387).
5) Die composita, deren zweites glied han ist, flectieren im
sanskrit nicht anders als die auf suffixales an auslautenden
stamme, ebenso die meisten altbaktrischen composita, z. b. nom.
vira-ja = d-v^ra-ha RV., ashava-ja, haeanrorja. Urarisch aber
hat der nominativ -^has gelautet, wie er in abaktr. veretkra-jao
erhalten ist und durch die zahlreichen indischen composita auf
'ha- (RV. vriraMm, saträhdm, karafißaht, AV. aröHham, gatruhds,
sahasrahds Lanman p. 478 f., ER. 2 ha) vorausgesetzt wird,
denn -ha- ist aus dem nom. -hos == abaktr. -jdo gerade so ent-
standen wie 'kshch aus kshds.
Heterokl. nomin. sing, auf -äs in den arischen sprachen. 406
6) Nun ergiebt sich der grund, weshalb von den beiden
wurzeln gä und gam nur die erstere im schlussgliede von
composita erscheint: im nom. -gas sind -gä-s und ^-gäm-s zu-
sammengefallen.
Zwiefache erklärung lassen die beiden folgenden zu:
7) Nom. bisa-khä-s wurzelschossgräber, abaktr. khao quelle
nom. sg., z. b. ashahe Jchäo ahi varedhayanha niana vaca Yq, X,
11 (du bist der Wahrheit quelle, wachse durch meine rede),
acc. kham RV., pl. nom. acc. abaktr. khao, zu khdnämi.
8) Die composita auf -so-, z. b. dhana-sdrs und die daraus
entwickelten auf -sa-, z. b. instr. dhana-sais (verzeichniss bei
Lanman 438. 439) zu sanömi; neben nom. gö-shd-s, acc. go-sMrm
hat sich der alte gen. gö-shdn-as RV. IV, 32, 22 erhalten.
Nach der scharfsinnigen Untersuchung de Saussure's (mem.
245 flf.) ist ä in den meisten mit no. 7 und 8 wurzelhaft ver-
wandten Worten die tieftonige form eines hochtonigen dni,
khdnir-tum : khä-td-, sdni-tum : sa-td-, de Saussure setzt die
wurzeln als ursprünglich zweisilbig an und hält dem ent-
sprechend gö-shdisd-s für den zu go-sha- gehörigen nom. (mäm.
247. 254). Ist dies richtig, dann enthält khani-^n AV. XVI, 1, 7
den starken stamm zu klui, und sä, kha sind in den schwachen
casus *sö-6Äfo, *khä-hhis u. s. w. entstanden, erst später auch
in die starken vorgerückt. So richtig mir de Saussure's erklä-
rung von Said-, khatdr zu sein scheint, so schwer will mir seine
auflfassung der composita einleuchten. Dass san-i-, khan-i- ein
vocalisches suffix, dessen schwächste form urspr. i ist, enthalten
können, vermag auch de Saussure nicht zu bestreiten, und die
flexion, welche für das simplex sani- im RV. voll belegt ist,
sanis, sanim, sandye, sandyas, sanibhyas, sanlndm, spricht ent-
schieden dafür. Ferner scheint mir auch noch nicht ausgemacht,
dass in sdni-tum, khdni-tum die beiden ersten silben wirklich
die uranfangliche wurzel, nicht eine einsilbige wurzel mit einem
vocalischen suffixe sind. Wie will man beweisen, dass jdn-
-tua-m, jdn-ma unursprünglicher sind als jdni'tva-m, jdni-ma?
So halte ich denn mindestens nicht für unmöglich, dass neben
sdni4um, khdni-tum u. s. w. auch von allem anfange an ein-
silbige Wurzelnomina bestanden, und deren alte nominative
sa(n)8 und kha(n)s die quelle der stamme so- und khä- sind,
welche sich dann zu sani-, -sdni-, khani- verhalten wie tvish-
zu tvishi-, drQ- zu drqdye u. a. Es bedarf noch eingehender
406 ^' Schmidt,
Untersuchungen um die von de Saussure angeregte frage in
allen punkten endgiltig zu beantworten.
9) Auch die composita auf -ja- und -ja- von wz. jan kann
man, wenn nur die indischen formen berücksichtigt werden,
so erklären und dann die einen ^-stamm enthaltenden supra-
jdsam, suprajastüdm u. s. w. mit Lanman 556 als analogie-
bildungen betrachten (vgl. divä-kshasas oben unter 4). Allein
die Übereinstimmung von jds-pcUis ^), dtanoviig, gospodl erweist
einen s-stamm als indogermanisch (ztschr. XXV, 15 f.). Ver-
muthlich bestanden einst zwei stamme neben einander jä(n)S'
nachkommenschaft und jan- oder jän- geboren, entstehend
(letzteres nur am Schlüsse von comp.), welche durch den glei-
chen nominativ jas völlig mit einander verwachsen sind.
Nicht hierher gehören dta f., dkh m. thürrahmen (belegt
im acc. pl. dtas, loc. dtasu, instr. ätais), da es nicht compo-
situm von tan ist sondern dem lat. antae, an. önd entspricht,
vgl. auch abaktr. äithya- (Bugge ztschr. XIX, 401; Osthoff XXm,
84; Zimmer altind. leben 154 anm.).
Die vom nom. auf as herbeigeführte Umgestaltung der ge-
nannten stamme ist klar, die entstehung dieses nominativs selbst
aber erfordert noch ein wort. Wo auch der stamm der starken
casus einen langen vocal hat, wie im nom. pl. kshämas, du.
Jcshdma, ist das Os aus -ams oder -Ons des nom. sg. unmittelbar
klar. Die länge erscheint aber auch gegenüber kurzem vocale
in den übrigen starken casus: rbhukshds (rbhukshdnam), vere^
fhrajao (vfirahAifuim) , eyäo (stark ^gyam- = lat. hiem», sdiwach
gen. gim-ö, skr. instr. him^), eoo (aus eemö, skr. jmds, instr.
jmä, %afiai, humus ergiebt sich ein schwacher vocalloser, re-
spective mit reduciertem vocale versehener stamm, der starke
hatte also kurzen vocal wie abulg. eenüja, lit. zäne). Hier ist
im nom. sg. der wurzelvocal gedehnt gerade wie in pitä, nat^Q
gegen pitdram, naviqa oder in ukskd gegen ukshdi^am, welche
wir kein recht haben durch ersatzdehnung zu erklären. Wo-
durch diese dehnung veranlasst ist, wissen wir nicht, die that-
sache steht fest.
Vorstehend sind sämmtliche stamme auf m und sämmtliche
einsilbigen auf n, deren nominativ aus einer der arischen
^} jä8 als gen. von ja hätte kein analogen, man könnte als solchen
nur jas erwarten, denn gnds-fdUa ist offenbar selbst erst nach jäspatiH
gebildet und unfähig einen gen. gnds zu erweisen.
Heterokl. nom. sing, auf 'äs in den arischen sprachen. 407
sprachen ältester zeit tiberliefert ist, verzeichnet. Alle haben
im gegensatz zu den mehrsilbigen n-stämmen im nom. -s. Nur
die composita von skr. -han zeigen neben dem mit Sicherheit
als arisch zu erschliessenden nom. -^has auch den s-losen nom.
-^ha. Erwägt man einerseits, dass alle übrigen einsilbigen den
nominativ auf s haben, andererseits dass der durch Zusammen-
setzung mehrsilbig gewordene stamm leicht von der analogie
der mehrsilbigen n-stämme ergriffen werden konnte, so muss
man nominative wie skr. dvlraha = abaktr. vlraja für unur-
sprünglicher halten als abaktr. verethrajao. Da femer n oder
m zwischen langem vocale und auslautendem 5 nur in der Ur-
sprache, nicht im sonderleben des altindischen und altbaktrischen
schwinden konnte, so ergiebt sich, dass die einsilbigen nasal-
stämme schon in der Ursprache den nom. mit s gebildet haben.
Haben auch mehrsilbige w-stämme im arischen den nom.
auf äs gebildet? Ich muss gestehen, dass ich geneigter bin,
diese frage zu verneinen als zu bejahen, pdnthas, mdnthäs
gelten als nominative der siBmm pänthan-, mänthan-. Da aber
im RV. nur pdnthas, pdntham = abaktr. paütäm, pl. nom.
pdnthas, pdnthasas und erst im AY. pdnfhanam, pdnthands mit dem
zugehörigen nom. sg. pdnthä erscheinen, hält Lanman p. 441 f.
pänthan- für jünger als pdntho- und mänthan- für jünger als
mäntha- (RV. nur mdntham). Dafür spricht auch das fehlen
des on-stammes in den europäischen sprachen, ferner dass von
den drei stammen, welche man bisher für die flexion des Wortes
ansetzt, pdnthan-, path-, pathl-, die ersten beiden sich dann auf
einen reducieren, da die arische flexion pd/ntham = ab. pofUäm,
gen. pathds =» abaktr. path^ sich als die eines Stammes päntha-^
dessen a =:= indog. ö war, nach analogie der wurzelnomina auf
a leicht erklären lässt. Die ausbildung dieser flexion fallt aber,
wie die Variation der ersten silbe zeigt, in die zeit vor der
ersten Sprachtrennung, niwog und ndtog würden sich dann
aus dem alten nom. *novTt9g = pdnthas entwickelt haben wie
yHov aus yHag oder wie rcUheshthena aus rathsshthäs. Gegen
Lanmans ansieht spricht allerdings, dass die entwickelung der
späteren indischen flexion pdntha, pdnthanam, pdnthamus sowie
deren Übereinstimmung mit der altbaktrischen pafUa, pafUanem,
pafUanö dann unaufgeklärt bleibt. Für ausschlag gebend kann
ich diesen umstand indes nicht halten, so lange von der an-
deren Seite nicht nachgewiesen ist, wodurch unter allen mehr-
408 J. Schmidt,
silbigen n-stämmen allein pänthän-, mdnthan- veranlasst sein
sollten die alle flexion aufzugeben.
Für den dritten hier in betracht kommenden fall, ved.
mahd-^n, ist ein n-stamm nirgend erwiesen (lat. niagnus kann
von dem abstractum mahän- ausgegangen sein), dagegen der
vocalisch auslautende stamm für die Ursprache erweislich.
moMm kann weder aus "^mahän-m oder *maJian-m entstanden
noch mit fiiyäv identisch sein; ebenso wenig können composita
mit moM- griechischen mit f^iyä entsprechen, wie Brugman
stud. IX, 308 meint (vergl. auch morph. unters. II, 175 f.).
fAiya ist, wie fiSyar^-og lehrt, das skr. mahdi, und fA^yag, fiiyav
sind dazu neu gebildet nach analogie der vocalischen stamme.
moM- aber ist identisch mit dem nordischen adv. miök aus
^meJcu = urspr. *niega wie giöf aus *gefu = got. giba. miök
kann weder = skr. mahdt sein, da das u geschwunden ist (vgl.
tiu = dagdt Mahlow 97), noch = skr. mdhi, da dessen i ur-
sprüngliches i ist (ztschr. XXVI, 16), noch aus etwaigem megan
entstanden, da es ««-umlaut hat (vgl. acc. hanä).
Ob wir die bildung der stamme pdnthch, mäntha-, maM-
zu erklären vermögen oder nicht, ist für die feststellung ihres
Vorhandenseins natürlich gleichgiltig.
Ferner könnten in frage kommen abaktr. verethraväo neben
verethrava, myazdavao, acc. myazdavanem, tav/rvao, fem. vfgpo-
-tawrvairi. Diese nominative auf -vao sind jedoch erst von den
part. perf. act. übertragen (s. 359).
Endlich abaktr. thrizafao als nom. sg. zum acc. thrizafanem,
voc. thrizafem ist nicht nom. eines »-Stammes. Neben zafare Vd.
III, 110, gen. zafanü Yl.X,38 ist viehnehr ein 5-stamm, nom. "^zafö
anzunehmen, vgl. aogö aogare, avö avare (skr. dvas), skr.jävaSj
abaktr. zavare zävare, tcLcahi loc. zu tacare, skr. üdhas tldhar
ov&ag, iJi^xog f^vX^Qt dat. väsi (vgl. skr. «ife-o- brunnen) neben
väiOQ und manche andere (vgl. A. Kuhn ztschr. I, 370 f.). Von
diesem s-stamm ist thri-zafao gebildet wie von vmö h^trViicao,
während thrirzafanem von dem neutralen w-stamme, dessen
nom. mfare ist, seinen ausgang nahm.
Für die arischen sprachen scheint sich also die regel zu
ergeben, dass die einsilbigen nasalstämme ihren nominativ
mit Sj die mehrsilbigen ohne s bildeten mit dem selben gegen-
satze, welcher zwischen den einsilbigen und den mehrsilbigen
O-stämmen besteht. Diese regel wird durch den schwund des
Heterokl. nom. sing, auf -äs in den arisdien sprachen. 409
nasals vor 8 als ursprachlich erwiesen. Wir werden daher
nicht mit Brugman stud. EX, 404 jeden sigmatischen nominativ
im griechischen als unursprünglich betrachten sondern in dem
gegensatze von slg und äxfAtov, noifjt^v, soweit es sich um Vor-
handensein oder fehlen des g handelt, einen nachklang der indo-
germanischen regel annehmen dürfen^).
Berlin, September 1881.
Johannes Schmidt.
Materialien
zur lateinischen wörterbildungsgeschichte.
Anhang zu m und IV.
„üeber den tmspning der abgeleiteten nerbft
glaubte man genügend nntenichtet zn sein, weiss
aber bei lichte besehen sehr wenig darüber."
A.
Zu HL
In dem aufsatz aber die uerba frequentatiua auf t-are
(s-are), -it-are ist darauf hingewiesen, dass aus verben verba
von der art derjenigen, welche frequentatiua genannt werden
und intensiua sind, gebildet werden konnten auch durch blosses
übergehen in die endung der a-conjugation, wie com-
pellare aus compeltöre ward^), und dass andrerseits auch an-
dere epenthesen, als das für specifisch frequentativisch gel-
tende -it-, bei dieser bildung angewendet wurden. Wir lassen
hier eine Sammlung von beispielen derartiger bildungen
^) Einige monate nach abschluss dieser blätter habe ich durch herrn
dr. Bartholomäus gute dessen arische forschungen erhalten, welche s. 25 f.
die in diesem excurse erörterten dinge ebenfalls behandeln. Ich muss es
dem leser überlassen unsere beiden darstellungen zu vergleichen, da meine
amtlich jetzt sehr in anspruch genommene zeit mir nicht erlaubt, noch
einmal auf diese Untersuchung zurück zu kommen. Januar 1882.
*) Mitunter scheint auch Verlängerung der endung -Sre in -ere oder
übergehen in -ire eine ähnliche tendenz zn haben, wie excellere für ex-
cellSre, sorbere, — linure für linere, caluire u. a.
Zeitschrift für vergl. Spraehi: N. F. VI. 4. 27
410
C. V. Paucker,
folgen, wenn auch keine ganz vollständige. Vielleicht gehört
manches von dem, was auch wir noch unter die denominativen
uerba eingereiht haben, wie z. b. iugare, focilare, lacerare,
eigentlich hierher, und insbesondere dürften einige der auf
-ulare ausgehenden, wie speculari, nicht sowohl von einem
nomen uerbale auf -ulus denominirt, als vielmehr direct ver-
balen Ursprungs sein.
agere :
cadere
capere
♦cellere
-cumbere
de-Iicere
dicere
ducere
facere
1.
-are (ohne epenthesis).
-agare, ind-.
-igare, oft- (auch -eare).
*cadare: caddbundus gl.
*capare: capabüis.
-cipare (-cupare), anti-, oc- (-cupare), ea?-oc-,
prae-oc-, super-oc-Verg. , parti-, com-
parti-, posti-,
-ciliare, oc-.
cubare, ad-, con-, de-, ex-, in-, super-in-
Liu., oc- Plt., all., pro- p, re-, se- p,
Liu., super- Col.
delicatus.
dicare, ab-, de-, in-, prae^in-, sub-in-, prae-,
iudicare, ab-, ad-, can-, di-, prae-, uin-
dicare (uindicere), rc-.
-ducare (ducare?), e-, fo*a- gl.
-ficare in zahlreichen compositis, die unten
in der note ^) möglichst vollständig zu-
sammengestellt sind.
*) aedificare, co-, ex-, in-, re-, dUificare, amarificare, amplificare, an-
geUficare, astrificare, aucHficare, aogiücare, beatificare,^^ beUificare, bUmdi-
ficare, candificare (cf. candefacere Plaut, et comp.), canificare, camificare
pr, Liu., ex-, -n, castificare, caudificare, cMtificari et App., cerificare Plin.,
certificare (et fragm. metr. Vindob. de pedibus u. 21 p. 646 K.),*<^ dort'
ficare 9 concorporificcUuSf crasHfiearef crucificare, damnificare, deificare,
d^nsifica/re, dignificare, dUificare^ diuersificare,*^ danificarey dühifieare, ex-
pergificare (cf. expergefacere), fdUifica/re^ fetificare Plin., forüfißart^ frucH'
ficare, ituniArare, gaudificare gL, glorificare, con-,*^ gratificari, -re, heredifi*
care, honorificarej horrificare p, humificare (cf. humefacere Plin.), humiU»
ficare^ hynmifieare, imbrificare, iusHficare, laetificare,*® la^ficare^ laud^ficare
gl., lenificare Gass. FeL, liu{ficare, luctficare, e- Laber., lucrificare (cL lu-
crifacere), ludificare et -ri, de-, e-, maestificare^ magnificare Plaut, melli-
ficare Yerg. ap. Don., PL,*^ mmficare, miUficare, modificare et -n* (aed
Materialien zur latemiscben wÖrterbilduDgegeschichte. 411
fligere -fligare, pro-.
frangere i -fragari, re-, sub-.
*fricere (-ui, -dum) fricare (-atum), ad- pA, circum-, con-, de-
n., ef- Sen., in pA, per-^prae-, re-,sub- pA.
gerere -gerare: belligerare, -ri Hyg. f., famigeratus
Mela (famigeratio, -ator), morigerari, -re,
pennigerare, rumigerare, -ri.
läbi läbare, ad-.
lauere lauare, circum- Sali, fr., de-, e- Hör., per-,
prae-, re-, sub- Gels.
minere (Lucr.) minari, con- Plaut., pA, inter- pr, Hör.,
prae-, pro-, -re.
mulcere (mulgere, mulcare, con-, de-, pro- (-mulgare),
cf. Löwe Prodr.
corp. gloss. lat.
p. 358)
muttire, *mussire mussare n., de-,
(wovon mussitus,
us), de-
pangere -pagare, pro-.
-parere, ad- Lucr. parare, ad-, con-, prae-, re-, -perare, in-
(indu-), -parere, ad-, super-ad-, con-,
diS' ("pa/rescere, ad-).
pellere -pellare, ad-, co-ad-, com-, inter-
et populäre, -ri, de-, per- Liu.
pinsere pinsare Varr., Vitr., recc.
plec-t-ere plicare p, pA, ad-, circum-, con-, ex-, jper-
ex-, sub-ex-y im-, co4my inter- Stat., re-.
modificatus pass. iam Cic), moUificare, morbificare, fnarificare, mortificare,
com-, mundificare, munificare Lucr., com-, nardificare,'^^ naturificare, nidificare
pA, inter- PL, nigrificare (cf. nigrefieri), notiflcare et recc., nvMficaref
nuirificare, odorificare, opiflcare, orbiflc»re, pacificari n., -re Ctll., ppA,'*
panificare, parificare, pestificare, pinguificare (cf. pinguefacere PI.), potenti'
ficare,prodificare (cf. prodefacere, -fieri), propriificafe, pvicrificare, purificare
pA (cf. purefacere), radificaret*^ rectificare {ct. recHfacere), regnifieare^
rubificare (cf. rubefacere Ou.), mmifieard, sdluificare, sanctificmrej napimtir
ficare, sacrificare, ex- p ap. Cic, sca/rificare, circum- Plin., con-, sensi-
ficare,^'^^ sentificare, significare, ad- Varr., con-, prae- (signifacere?), speci-
ficare.splendificareySteüificare^ stultificare, suauificare^ suificare, tdbificare (cf.
tabefacere, con), terrificare p,"* testificari, con-, tristificare, timficare, turpi-
ficatus (Cic. s.), turrificaref uanificafe, uarificare, uelificari, -re Prop., pA, ueri-
ficare,uüificare (cf. uilefacerey^^ mrginificare^wuificare, con-, re-, unificare,
uocificare Varr., Gell., uotificare, uuMficare, von welchen 125 formen (mit
den praep, 146) recc. sind 96, pr 6, oiceronianisch doch 11 (fast V")-
27*
412 C V. Paucker,
sentire -senlari, ad-.
sinere -siuare, de-.
-sipere, in- supare, -sipare, dis-, per-dis-, iiP-, ob-.
sonere (-ui, -itum) * sonare, ab-, ad- p, circum-, con- n., dis-
Vitr., CoL, ex- Petr., in- p, pA, inter-
Stat., ob-, per-, prae- p, re-, suft-re-,
sub-,
spemere spernari luuen., aspernari.
stemere -stemare, con- (et Gaes.),
et 'Strare, pro-.
*specere, -spicere -spicari, con- (Gaes.), de- (-tus pass. Gic),
suspicari.
-sUnguere, in- -stigare, in-.
tinnire tintinnare Gtll
uerrere -nerrare, o- gl. (cf. et euematio, -lor).
Wir hätten aus später latinität mehr anführen können,
wollen aber von dem, was vielleicht oder wahrscheinlich nicht
erzeugnis der spräche, sondern Verstoss gegen dieselbe ist, wie
z. b. fiiectare, nicht gebrauch machen. Etwas anderes ist das
transitivirende übergehen der endung in -are, wie in fugare,
liquare, placare, sedare.
2.
-er-are.
blatire blat-er-are et Hör., GelL, App., ad^, de-.
capere cap-er-are et recc. i. irrugare.
-cip-er-are (-cuperare), re-.
*flagere (cf. flag-it- £iag-(e)r-are, ewJ-, drcum-, con-, de-, tw-,
are) per-, re-.
genere (gignere) gen-er-are, ad-, con- pr, Varr., de-, in-,
pro- Varr., all., re- Plin., s^per-.
lambere lamb-er-are.
*mad- (cf. madere) mad-er-are gl. humefacere.
♦marc- (cf. marcSre) maroer-are gl.
petere -pet-(e)r-are, im- (et impetrire).
pluere, piouere plorare (plou-er-are), ad- Hör., cour, de-,
ex-, in-, ob- Ad Her. s., per*.
sid- (= uid-, j:#d-) -sid-er-are, con-, re-coti-, de-.
tollere tol-er-are, ad-, per-.
uenire uen-er-ari, ad- Varr., de- p, re-, -re et recc
Materialien zur lateinischen wörterbfldnngBgeschidite. 413
i filare
? meare
sim. Stare
fra-(i)g-(e)r-are uel fraglare pr, Sali, recc
migrare (contr. e me-ig-er-are) , a- Liu,,
ad-, con-, de-, e-, in-, prae- Plin., re-,
trans-.
-staurare, in-, re- Tac. (cf. Gorssen nachtr.
z. lat. formenl. 239).
canere
capere
findere
fricare
mittere
pendere
pipire
poscere
protendere
scribere
sorbere
stringere
sugere?
uadere
uertere
urere
3.
-ul-are, -il-are
(-t-ulare, -ic-ulare, -c-ulare).
cant-ü^re App.
-dp-il-are, con-.
al. cap-id-CMrCj capellare Hier, in ps., Anthim., all.
seqq. i. concidere, secare (cf. Diez Rom.
WB. IF, p. 250, et cap-us s. capo, kappen).
^-fric-olro/re, in-,
miss-ic-uUare Plaut., gl. nefAnäJ^sw.
pen&^o-id-^xre Gell.
pip-il-are Gtll., pip-ul^Mre gl.
pos(c)-tul-are, de- B. Hisp.
protelare pr, recc. contr. e protend-(i)l-are.
-scrib-il-are, con- Varr.
sorb-il-are Ter., App.
strang-ul-are, ad-, de- Pore. Latr. decl.,
ea?-, prae-.
et -strig-il-are, ob-.
sug-il-are Varr., Liu., pA.
ua(d)-cill-are.
uert-il-a(bundas) Varr.
ust-ul-are CtD., amb-, cf. 1, 4, 6, 7.
Wenn man alle diese beispiele zusammengenommen über-
blickt, kann man die bildung nicht als deminutive auffassen,
für einzelne wollen wir deminutivischen gebrauch nicht be-
streiten. Es ist ja auch das deminulivsuffix -ulus mit dem zur
bildung verbaler nomina dienenden -ul-us identisch (Zeit-
schrift für österr. Gymnasien 1876, s. 595).
414
C. T. Paudcer,
■ I
i!
■I
4.
-in-are^) (-ic-in-are).
carere car-in-are.
coquere coqu-in-are.
domare dom-in-are Nigid.
farcire farovnrare^ ob-, sub-.
♦lacere (undelacer) lanc-in-are GtlL^ pA, di-.
pangere pag-in-are, com-,
plouere Petr. (i, plnu-io-in^re gl. (ital. piovigginare).
pluere)
ruspare rusp-in-^re gl.
sarcire -saro-ifhare, con-, sw6-.
s^rpere -serp-ifHire, pro- gl.
si-stere -st-in-are, de-, prae-de-Liu., all, ob- (-tui
Gic), prae- (?).
Aehnlich ist epenthetisches -um- in:
aiere: »aitare, au- aut-um-are,
tare«
neg-um-are, Vgl. aestimare, cl. adaerare.
■ I
candere
fellare
fodere
humere
ludere
inandere
mordere
uellere
uerrere
5.
-ic-are (-uc-are?, -ig-are).
cand-ic-are Varr.
feU^c-are.
fod-ic-are.
hum-dg-are, in-.
ludric-are Hisper. Fam.
mand-üc-are pr, recc, com- pr, pA.^)
masticare (aus mans-t-ic-are ?).
mard-ioare App. (-ns), gl.,
mors-ic-are et App.
uell-ic-are.
-nerr-ic-are, a-, e- (-uemculare) gl.
1;
= i
^) Gf. da-n-imt 1* dailt| neqa-iii>imt, ferlnanty obinimt, prodinimt, redinimty ezplenm
(Neue lat. formenl n*, p. 412 sq.).
*) Oder ist manducare vielmehr, des langen u wegen, als denomi
nativ zu fassen von dem adi. uerb. manducus (vgl. amicus, cadOcos..)?
!| I
Materialien zur lateinischoi wOrterbildungsgeschichte. 415
B.
Zu IV.
Die uerba denominatiua auf -Ire und -ere sind bereits
in dem aufsatz über die denominatiua auf -are mitberücksich-
tigt worden, indess auf geäusserten wünsch tragen wir hier
Verzeichnisse derselben nach.
In dem Verzeichnis der denominatiua auf -ire (1) sind mit-
eingereiht die sogenannten desideratiua auf -türire, -sürire,
ohne dass damit über ihre hingehörigkeit entschieden wird.
Sie würden hingehören, wenn sie das sind, als was sie dem
äuge erscheinen und was sie ihrer bedeutung nach ganz wohl
sein könnten: derivate vom part. fut. auf -urus (also formell
von einem nomen), wogegen aber freilich das ohr die ab-
weichende quantität des u geltend macht. Die antike tradition
nennt sie meditatiua als non actum, sed agendi medita-
tionem uel apparatum habentia (Donat. II, 12, Diom. I, p. 346
K., Prise. Vin, 74, X, 1 u. a.), und Priscian leitet sie, was
auch neuere, wie z. b. Madvig, annehmen, vom stamm des
part. perf. oder supinum ab: script-urire. Dann ist urire das
bildungssufßx und dasjenige, was dem uerbum seine meditative
bedeutung zuführt, ist selbst als ein uerbum für sich volunta-
tiver bedeutung zu betrachten, und wir haben dann hier com-
posita, nicht deriuatiua. Dafür, dass -urire oder etwa -ur-ire,
d. h. -ire mit epenthetisch^n -ur- (= -er- ?) , das bildungs-
sufßx sei, ist adolescent-urire, das scherzgebilde eines Laberius,
nicht beweisend, wohl aber kann man sich auf altlateinische
von Verben abgeleitete verba, die den meditativen analog sind,
berufen, als ligurire, scalpnrire, scaturire, in denen wir das sufSx
-urire wiederfinden, hier jedoch mit langem u. Und in impe-
trire, wenn es das desiderativ zu impetrare ist (das übrigens
auch selbst desiderative bedeutung zeigt), scheint gar -ire allein
für sich träger der desiderativen bedeutung zu sein, wie auch
in einigen denominativen verben auf -ire desiderativer bedeutung,
wie equire: nach dem hengst verlangen (zu Verz. 1, nr. 20),
ja nuptuire: auf hochzeit ausgehen, könnte darauf führen, in
der endung dieser bildungsform das uerbum ire erkennen zu
wollen. Bei allem dem scheint dem, welcher von der so sinn-
gemässen auffassung des uerbum meditatiuum als verbificirles
.1
c
I
l'
416 C* ^* Paucker,
participium meditatiuum nicht ablassen möchte, in betracht
dessen, dass wechselnde quantität ja auch sonst mitunter bei
Wortableitung vorkommt (läbare von läbi, tegula von tegere . .)
und, wie erwähnt, auch hier in -urire, die vermuthung offen
gelassen zu sein, dass das participialsuffix -urus in seiner er-
weiterung zum uerbum -urire die länge seines u in der Verbin-
dung mit dem verstärkten verbalstamm des part. perf. (lect-
urire) aufgegeben, dagegen bei anschluss an blossen unver-
starkten verbalstamm (lig-urire) compensativ wiederhergestellt
habe.
Mit mehr Sicherheit der berechtigung dazu haben wir den
auf -ere ansehenden denominativen auch die perfectformen
auf -ui zugezählt, die gewöhnlich zu den sinnentsprechenden
inchoativen gestellt werden. Sie sind in 3 sing, aufgeführt, und
bezeichnet z. b. inclaruit, dass als präsensform dazu ein incla-
rere nicht bekannt ist, sondern eine inchoativische deren stelle
vertritt, wenn überhaupt eine sich findet, wie in diesem falle
inclarescere erst bei Boethius.
1.
Verba denominatiua auf -ire.
äbartire^ cf.40?, 45, balb-ut-ire, cf. 17^. ^^^ ^ «P««^ co»»-
54?, 91, 122, 135. 6arWre3)(cf. 34,48). S'/cir^^^*''' "*'
add^centurire La- ,obarrire(barrus)Suet hubtdcire gl.
* • * n ^' ^ *^^' " bullire pÄ, am-, de-,
amamrtre ). blandiri, od-, e-, e-, super- e-, re-,
artire (artus). inter-, sub-. sulh, super-, et 5S.
»artitus (ars) Fest, bombire (bombus) cacaturire Mart.
epiL et gl. Suet. fr. caecutire Varr.
auitns, cf. 105. hruHre Thom. thes. canturire Fest epit,
auritusPlaut.,<w— re. »p. 398c accentare: Petr.
1) a. 16, 18, 22, 35, 36, 38, 59, 73, 78, 81, 86, 90, 92, 95, 101, 106,
118, 126, 129, — 2, meditatiua 21, recc 8 (cf. ad 20).
i «) a. 10, 11, 13, 14, 17, 29, 33, 39, 42, 44, 61, 62, 63, 66, 67, 71, 72,
75, 89, 102, 104b, 107, 109, 110, 114^ 115, 119, 127, 132 (et ad 10, 42, 44), —
habitiua 30 (com meditatiuis 51).
») Cf. 1, 4, 12, 15, 25, 26, 30, 34, 40, 41, 47, 48, 54, 55, 56, 58, 62, 65,
I 68, 70, 74, 76, 77, 83, 84, 85, 91, 93, 94^ 96, 104a, 118, 117, 122, 123, 125,
i : 131, 134^ 135 (ad 9, 15^ 30, 41, 55). — effectiua 4a
■
■
i':
r
1-1
Materialien znr lateinischen wOrterbildangiKesehiehte. 417
cassita^). febrire pÄ (cf. 131, hirg^uUcMire Genso-
«ocatulireVarr.,cf.37, 122,123). rin. (hirquiuilns).
128,-91,135; feIireSuet.fr. (felis?), hostire, red-: ver-
a° et 54? f^iiif^ ^ 23 letzen, - gleich-
^^.e. (cf. 7, 28, ^ ^„.^ ^,, machen.
öl, xjxj). (cf. 11 33 61 63 *»"*"^'^^*
coenaturire MarL 66 67 71 72* ignitus Cic. ?, ^irc,
cerritus fe cerebri- 89, 107,' 1 14, 1 15,' . '®': ^
lus) Plaut, (et 127, 132, 7, 13, "inanire Lucr. Plm.,
Cic.?). 75, 104b, 109, ^^'
cirritus Cloat. ap. HO). ineptire Ter., CtlL
Macr. ^^fetuitus gl., cf. 51, insanire.
iBcompotire et recc. 57^). insignire.
corbita (nauis). fidüus (ödes) gl. lanüus gl, cf. n. 2.
cratire Plin. flnire, de-, präe-de-, ^oiapire Pacuu. (abl.
crinitus, re-, -re Stat. d^-, prae-. **pi Enn.),
custodire, cow-. florire. largiri, de-, di-, e-
Jl^cucurrire (cucurru) farire (foria), con-. , ^^^^'' '!!' '""' .
Suet. fr. (cf. 12, .o^^,,^,, g,. ,.^ ^^. lascmire Ou., Lm.,
•'*, . naee eoguere. t ^ '• «
»••cunire (cf. coenum, fortuitus lectunre Gramm.
inquinare). • lenire, de-, ob- Sen.
-cutitus, re- pÄ, in- «Jj«" «b etSen^ -re. ^.
ter- gl, dectOire. galeritusVarr., Prop. 7^./,„„^s -, ^.
DapÄmft«. Vulc. gestire (gestus?) ^«^('"cus) gl.(fen
Ca^. 5, 5 (cf. 51, prae-. ^^^^^
ozj. BBgnanre l^est. epit.
dementire Lucr. (cf. 25, 65, 68, fneditaturire gl.
dentire Plaut dA ^*' ^^' ^' 1^*' mellitus Varr., p,
, . -. 1^' wmentin, oa-, C(W-,
emptunre Varr. grandire. e-, -re (pr. mente
equire Plin. gratuitus. operari, cf. 88).
esurire, ad-. gtOHre gl. (gutta). micturire luu.
fahrire. habiturire. mitellilus Suet. (d.
*ofastidire. •^herUtus. 19, 53, 98, 133).
') Cf. 5, 6, 7, 21, 23, 24, 27, 28, 30*, 31, 32, 43, 45, 46, 49, 50, 51,
52, 53, 57, 60, 64, 69, 79, 80, 82, 87, 88, 98, 99, 100, 103, 105, 108, 111,
112, 116, 120, 121, 124, 130, 133 (ad 6, 21, 32^ 43, 45, 82, 103), — affec-
tiua 43.
') et ab -u in -utus (contr. ex -uitus?) artutm, astutus, dnctutus p,
cornutus Varr., gresautuSf sensutus, uersutus, uerutus Verg., — cf. lamdtM
gl., nasutus Lucil., all.
418
C. T. Paucker,
I
I:
V
i.
'S
■ «1
f I
•I
I'
i:
<>l
'rl
f^üire. -tus et Cic.) . ., saeuire, drcum-, de-
moliri,a-n.,ad-Plt., -n, co»»-, de-. P, pA, ex- Liu.,
all., con-, de-, e- •^parturire, re-, in-, jpcr-, re- Ou.
Plt., pA Jn- Liu., patritus. "»sagire Cic. s., prae-.
-pedlre, com- Varr., salire pr, pÄ, recc,
pA,
-re ap. Prontin.
" mollire, con-, de-, e-
p , pA , prae-
Quint., re- Ou.,
pA.
morturire Cic. fr.
(pari, mortus Cic
rep. II, 18, 33, cf.
Mai. ad 1., et alios
recc. , ex-,
im-, per-im- B.
Afr., ifUer-, per-,
prae- n., cf. 31,
113.
pellitus.
penitus.
saluire gl.
scripturire.
seruire, ad-, de-, in-,
prae-, sub- et recc«
"•sicilire Varr.
signire.
locos Neue F. L. II joopoenire, punire.
^ ^^* peliturire Cic. ep. s. singultire pA.
pistrire (pistor) gl. sitire.
(cf. pistrina, sortiri, sub-, -re.
-num). "»stabilire, con-, re-
plaustrire gl. (reso- (-sübüire).
nare plaustro, cf. suUaturire Cic ep. s.
27, 120). superbire p, pA.
potire, re-, b -ri. surire (sus).
"^""^ ^t ^.T""^' -'proauitus Ou., ppA. tacUurire.
•onixurire Nigid.
nuptuire Marl, s., ^p g
proteruire.
ratitus.
raucire gl. (non hinc
est ir-rauserit Gic).
iiorauire.
mumre, circum-,
con-, e- p, pA,
in-Tac.,per-Liu.,
prae-, super- Col.,
moenire, ad-, cir-
cum-.
narire gl. (naribus
facere i. sannari, ir-
ridere).
cf. 135.
nupturire App.
orbitus Varr.
partire (et -perlire),
proscripturire Cic. "Hurritus p, B. Afr.
tussire n., ex- pA,
bi-, de- gl., in-,
quinque- (-tus), rdtre gl., circum-,
super l-ns), tri- in-, ob- Lucr.
Serg. ad Don. (sed -rudire, e-.
uesanire CtU. (-iens),
Cssd.
uesUre, circum-,
con-, de-, in-, re-,
super-,
unire post Sen., ad-,
CO-, dis-, in-, per-.
^^^ustuire.
li
Von den hier verzeichneten verben sind recc. 40, cicero-
nianisch 44, pr 14, — rechnet man aber die meditatiua (n. 5)
ab, so liegen 114 denominatiua auf -ire vor, und von diesen
sind recc. 32 (nur 0, 28), ciceronisch 39, pr 13. Man könnte
noch andere hierher ziehen, wie z. b. metiri (mit metitus, nicht
mit mensus, denn denominatiua haben nur die regelmässigen
formen der conjugation) , doch sei erweiterung, wie sichtungi
des registers anderen überlassen.
Haterialien zur lateinischen wOrterbildungsgeschichte. 419
Die grundwörter dieser uerba sind grösstentheils ent-
weder adjectivische, wie zu superbire übermüthig sein, moUire
weich machen (zu 44 und 55), oder andere prädicativische,
wie zu custodire (diese zusammen c. Va aller), oder unper-
sönliche dingnamen (concr.), wie die von salire mit salz ver-
setzen, uestire (über Vs aller). Nur wenige sind von seeun-
dären derivativen namentlich abstracter bedeutung abgeleitet,
und zwar, was derartige Substantive anlangt, mit nur einer
ausnähme (oder, wenn man fast-id-ire direct von fastus her-
leiten darf, ohne ausnähme) von nom. uerb. auf-tus, wie sin-
gultire (zu 1); bildung von einem derivativen adjectiv findet
sich nur in dem einen beispiel stabilire. Dagegen sind von
zusammengesetzten mehre abgeleitet, wie compotire, insanire.
Die adjectivischen grundwörter sind keinesweges vorzugweise
oder in der mehrzahl auf -is endende oder überhaupt der 3.
decl. folgende. Bemerkt sei noch, dass sich auch hier, wie auf
-are, ein von einem nomen agentis auf -or abgeleitetes uerbum
findet.
Das suffix -Ire tritt ebenso, wie -are, an die stelle der
flexionsendung, nur dass ein dieser vorhergehendes i wohl mit
dem i des Suffixes verschmilzt, wie in conforire von foria, orum,
ein u der flexionsendung zum theil vor -ire sich erhält, wie in
fetuitus (nicht z. b. in singult-ire), vielleicht auch mitunter das
i absorbirt, wofern -utus in part. wie sensutus (p. 417 n. 2) auf
-uitus zurückzuführen ist. Als epenthetischen Zuwachs der
endung -ire finden wir zweimal -ut- (zu 8), einmal vielleicht
-id- (= -it-?).
Wenn man nach den arten der bedeutung unterscheidet,
so verhalten sich unter diesen denominatiuis numerisch zu
einander habitiua (p. 416 n. 2), eflfectiua (ib. n. 3), afifectiua
(p. 417 n. 1), wie 26,8 : 35,7 : 37,5; rechnet man zu den habi-
tiuis auch die (ihnen gleichartigen) meditatiua hinzu, dann un-
gefähr wie 26, 20, 21. In den eigentlich denominativischen
desiderativen (zu 20) ist das originative nomen gleichsam als
transitives object enthalten (vgl. IV, p. 297 f.).
2.
Verba denominatiua auf -ere.
aegrere Lucr. anere. »callere,con-,-calluit,
albere, in-, sub-. -brutuit,ob-,&rt*fer6gl. iw-, oc-, per-.
: I
■1
■|t:
■■■■l."
C
. :■
420
canere p, -uit, in- p.
clarere (et Cic.),-cla-
ruit, in- pA, 06-
Solin., per-.
daudere.
l consere (Gonsus, unde
est et cons-ul-ere)
cf. Löwe Prodr. p.
342), censere, ad-
Ou.,per-,re-,suc-.
^*cracens (?).
crebruit, con- Verg.
Cir., in-, per-.
-cruduit, prae- N.
Tir., re- Liu.
densere p, Sali. fr.
dülcuü Paulin. NoI.,
06-.
^^durere Sern., ad- et
in- gl., duruit Ou.,
in- p, pÄ, ob-.
famere (fames).
flaccere.
flauere p, Col.
florere*), co»-, de-
Col., ^-.
^•fdUere (follis).
firacere (firaces).
frauäere Forc. Lex.
app.
firondere p, -fronduü,
C. ▼. Paucker,
-granduit, in- Col.
^^ignere,
iuuenuit Tert.
lactere.
lassere gl.
lentere.
»•lucere, ad- Plt,
all., circum- Sen.,
con-, di- Liu., e-,
in- et recc., inter-
p, pA, ob-, per-,
prae-, re-, sub-
p, Plin., super-,
trans- p, pA.
macrere.
maturuit, e- et per-
Ou., pA.
miserere, -ri, con-.
mcUere.
simucere (mucus).
-mutuit, in- Stat.,
ob-, mutere gl.
nigrere.
nitere (niu-it-ere?)*),
e-, inter- pA, per-
Mela, prae- Hör.,
pA, re-.
niuere.
«ouotere Prise., perf.
Tac, et ita e-
pA, in- Ou., pA,
per- Tac.
piC^ere.
plebere gl. plebem
imifeiri (wie., sich
bethätigen).
poen-it-ere , sub-,
-rt.
pratere.
"pubere p.
putrere, -putruit,
com- pA, im- Col.
rarere.
rubere, sub- p, -ru-
buit, e-, in- Stat.,
recc.
rtrf'ere gl.
»• saluere.
-sanuit, con-,re-Ou.
scabrere.
senere, -senuit, con-,
de- Sali, fr., in- p.
sordere n. (i. sorde
affectumesse) *), re^,
-sorduit, in-, ob-
et recc.
Bssqualere (squalus).
stirdere gl.
uanere Ale. Auit,
e- gl., sed euani-
turus Suet., perf.
et Cic.
uüere, -uiluit, e-
Suet.
Wenn man alle hier aufgeführten verba als denominativ
anerkennt, so zahlen wir 19 auch bei Cicero vorkommende,
12 pr, 6 p, und der allein durch recc. überlieferten nur 14,
kaum V«) ein noch kleineres contingent als bei den verbal
auf -ire.
1) l florem edere, atque ita sunt effectiua 5, 13, 21, 32, S3, 37, 30^
43,45.
*) -it- epenth. etiam 43.
*} Gf. 16 et 35.
Materialien zur lateinischeti wdrtobfldiiogsgescliiclite. 421
Die meisten hier, fast %, sind von adjecliven abgeleitet,
und die habitive bedeutung ist die vorherrschende, z. b. nigrere
schwarz sein, follere wie ein blasebalg sein, schlottern. Doch
ist in 8 oder 9 verben (p. 420 n. 1) die bedeutung eine eJBfective,
wie lactere milch von sich geben, in sich haben, in sordere und
wohl noch 2 anderen (ib. n. 3) eine affective, und endlich reiht
sich lactere in der anderen bedeutung, die es auch aufweiset,
milch saugen, den exceptionellen denominativen an, in welchen
das nomen als transitives object zu fungiren scheint. Somit
sind auch in dieser formation alle bedeutungsarten vertreten,
welche wir bei der hauptform auf -are erkannt haben. ^)
C.
Naohlese zu den wörterverBeiohnissen in m und IV.
1.
Zu dem Verzeichnis der uerba frequentatiua auf t-are (s-are)
und -it-are.
^*äbiect(ire gl., a6- "*crocitare (crocire, "•*indeptare.
ieditare. i^nde crodtus, us) i»»*iaWtore (labare).
«•♦annictareNaeu.,aimic- SueL fr., recc. «•^♦lapsare Verg., pÄ,
titare uel annidtare ^^''^dimensore gl. ^,
Plaut (cf. Thom. n^^docHtare gl. fi^*lusiiare gl.
^7 tu 7< "*-doHtare. u.^miditare »).
»f !f:i^' . ci "•*^^^^*^^- -*nic«ftir6, ^ gl
^^*aspergitare gl. "•♦exsdssatus. •.^** • •/'•♦•m„^«
» --assertare gl. ^^^^fellitare. "**XT ^ '^
"♦auditare. ^^**frixare (frigere). ,,,f,^tare.
"♦certare (cemere?), i««horitari (horiri), ^ C •* «^
con-, de-, stfper-. hortari, ad-, ccil, "•*obseruitare.
« ^deptare (clepere). de-, ex- p, pÄ, ^^^*offmsUa/re.
4.*coctitare. ♦^- ''**pangtlare gl.
66 *conficUre. "•♦impedltare Stat. *^**partUare (parSre).
''**con8trict(tre Tert. "^**impensare. ^^^^ptissare (pati).
^) Auch einzelne verba auf ^Sre können als denominativ gefasst werden
wie minuere (minus), com-, de-, di-, im-, aannere, e-, euaUere Plin., vielleicht
acuere, ex-, per- (-tus), prae-, metuere, prae- (et C!aes.), compescere von com-
pes, tribuere, ad-, con-, dis-, in- et per- Plin. ep., re-; audi statuere kann
man hierherziehen.
') Vielleicht wäre auch mulctare hier einzureihen, das wir jetzt lieber
nicht für denominativ nehmen möchten, sondern als intensiuum von mal«
care für mQlc(i)tare.
422 C V. Paucker,
*7i*pinsitare (pinso, ^^^*refertare gl. ^*^*tostare.
]p'msiium%pistare. *^'*satare. ad ''Hraditare gl.
"»♦pittitore gl. •"*5parsitorc gl. "**uerjfitore gl.
^^''*protensare, ^öfen-'*°*sternutare Pelr. "•♦«mfoara.
sitore gl. *^^*t€xüare gl.
Il Es kommen somit hinzu 52 (oder 53, viell. 54) formen:
recc. 34, uett. 18, von diesen pr 9, — vom part. perf.: auf
-are 33 (von -are 3), auf -itare 12, vom präsensstamm aus-
gehende auf -itare, wie es scheint, 7 oder 8. Weiteren einfluss
auf die ausführungen in unserem aufsatz hat dieser ansehnliche
Zuwachs kaum, durch den unsere Sammlung der Vollständigkeit
näher gebracht wird, die hier nicht eigentlich beansprucht war.
Aber auch zu dem Verzeichnis der uerba denom. auf -are, bei
dem es allerdings auf Vollständigkeit abgesehen war, finden wir
schon jetzt nicht weniges nachzutragen, wie folgt.
Zu dem Verzeichnis der uerba denominatiua auf -are.
^^*(dlecatus. "**festinare (festlnus), gl. omnibus no-
•^amnari gl. made- ^' P"^^^ P^' P^' ^^^ f^^^^^'
facere (cf. 568). ^^"' '•"♦opinari, ad- Lucr.
•^*(morafus. '''*formre (fornus) gl. (-opinus,in-,nec.).
„^ ,., , , (cf. -ire 50). ""*pharetratus p.
^ , ^''^^frangor-tc-are His-"'**^Ztiuiar6 Virg.
^^^arundtnare gl. per. Fam. (frangor Gramm.
^^**axungiare gl. pro fragor). ^^^^psdlwrU-^re.
'''^hdOMAoifiraxi gl. '''Y^-in^re gl. lau-M..*^inare, con-, in-,
^^^caccabaius. .... ^^"^^ ^^'^^'^' co-in- pA (cf. -ire
Mfcfc.
'•^calamare gl. cala- .„/^!^^ **^/ , x a ^ ^^*l*.
mos post messores •"*gelare (gelum) p A, ^^••^quGhdiare gl.
colligere (cf. circum- "P^in., i^^^scapulaius.
1269). ^ö"-' ^' %.?^^^^^solerare gl. Isid.
^^^cambiare (^a^nnr, cS- GeHA ^^^^^^' ^™^'
quod sonabat cam- '^' »»*<>*thiasare.
(?'. ben, i. e. conuer- "'^gfiaraws. C^^r. i»4i*^^y^^l„^ll5^
(ehang&r). "^*in.futtoHieatus gl qui tu^ fedt sa
""cimtwsore. (cf. ad 1291). idolis).
"**eoa>4g-are gl. z«- "^i»'««»"« gl-, cf. 177,""*<»P»<»»«-
A«»v«v. 1581. "'•*«6»i«ror6 (Venus)
•"♦«fettiicore gL (i. den- •"*««aw»ßa^. Gell.
tibus operari). •"*-mufwW»»-<we, de-"»»*uiuatus Lucr.
Materialien 2ur lateinischen wdrterbädungfgfiM^iidUe. 423
Es kommen hinzu 38 Wörter, davon recc. 30, pr 2, p 2, —
gebildet mit epenthetischem -it- 1, -ig- 1, -ic- 3, -in- 2, -uc-in- 1.
Reval, nov. 1881.
C. V. Paucker.
Ein angebliches ^^italo-keltisches'^ lautgesetz.
Osthoff handelt in seinem neuesten werke: morph. unters.
4, 16 anm. über die entstehung von lat. flo aus fUio (vergl. auch
s, 27) und bemerkt dabei: »Da nach Windisch Curtius' grundz.*
305 auch altir. hiu »fio, sumc »über *hiriu aus *6w-ia [*JtH^]
entstandene ist und im italischen das oskische piihiüi, das
umbrische peio-, piho-, peihaner, pihaner und jnr = gr. nviQ
hat, war es da vielleicht schon ein gemeinsames
»italo-keltischesc lautgesetz, ü% in 7 zu verwandeln?€
Wie dem sanskrit jivas, lat. vtvus das ir. hiu, heo, kymr.
bm, hytVy kom. hev, arem. heo vivus entspricht, so dem sanskrit
jlvCHni, lat. vtvo das altir. hiuu, Uu, versor, sum (nie fio),
kymr. htfwaf, kom. hetoaf, arem. heuaf vivam ; im neukymr. kann
hyw wie hod (=: ir. huUh = yvtfij) in der bedeutung »da sein,
existieren« verwendet werden. Dass dem so sei, hat Stokes
schon im jähre 1875 gesehen und für jeden, der Schlüsse zu
ziehen versteht, erwiesen; er sagt in den an Windischs spezi-
elle adresse gerichteten »Remarks on the Geltic additions to
Curtius' Greek etymology« 2. aufl. Calcutta 1875 s. 84: »The Ir.
verb Substantive hiu Windisch refers to the root hhü. But the
older form Uuu (leg. Muu) Z. 491 seems = jtvami, ßtoa, vivo,
just as the adj. hiu = jlvds, f>%vtis. Compare the frequent use
in Plautus of vivere for esse (Aulularia ed. Wagner, v. 417).
The 3d. sing, future hia {=vlvet?) is a dissyllable in Fei. Ep.
168: so are its relative form hias ib. Mar. 13, Ep. 289, and
its plur. hiait Prol. 308. The 3d. sing, conjunctive hia is also
dissyllabic ib. Jan. 13. All this points to the loss of i;
between vowels.€
Durch die Scheidung der bei ZE. 491 ff. gesammelten alt-
irischen formen nach den wurzeln htv und hu (g^v und hhü) —
vergl. Stokes, index zum F^lire p. CCXXIV ff. — lösen sich die
.1
I
I
424 H. Zimmer, Ein angebliches >italo-keltiscbes< lautgesetz.
Schwierigkeiten sowohl hinsichtlich der lautform als auch der
bedeutung. Die grundz.* 305 angenommene entwicklung von
ir. »Ww über *6i-iw aus *bhu^ia€ ist eine nach jeder hinsieht
I unhaltbare behauptung ; noch viel mehr gilt dies fürs keltische
< im allgemeinen, da in den britannischen dialekten der stamm
l hujor geradezu noch vorliegt: kymr. byddaf, körn, bedhaf, arem.
■ beeaf, hezann (ZE. 556 flf.; Rhys, Revue Celtique 2, 116); der
Wandel des u r^;ulär wie in kymr. dyn, kom. den, arem. den
homo, vir : ir. duine.
Vom Standpunkt der keltischen sprachen ist daher das
fragliche »italo-keltischec lautgesetz Osthoffs nicht vorhanden.
Derselbe mann aber, welcher so leichtfertig ein lautgesetz auf-
stellt, hält sich für berechtigt gegen Mahlow den Vorwurf zu
schleudern, dass er »an einer sucht leide, neue lautgesetze um
jeden preis, und solche bedenklichster sorte auszuwittem.€
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I-,.
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liiHi-
Greifswald, 16. nov. 1881.
H. Zimmer.
The Breton Glosses at Orleans.
The following Old- Breton glosses were found about three
years ago, by Mr. Bradshaw, of King's College, Cambridge, in
a Latin manuscript of the tentb or eleventh Century, written,
chiefly, by one lunobnis, preserved in the library at Orleans,
and numbered 193. When I was last in Europe, he presented
me with a copy in his own band, not only of the glosses, but
of the context of most of the Latin words glossed; and I seize
this occasion to express my gratitude for a generosity as rare
as it is precious.
The manuscript and its contents are best described in
Mr. Bradshaw's own words: —
»This Manuscript, which may be assigned to the Xth or
Xlth Century, contains the following pieces in a very clurasy
and illiterate handwriting:
L — Liber ex lege Moysis; extracts from Exodus, Leviticus,
Numbers and Deuteronomy, to be used as canons
still applicable to the Christian Church. Each extract
is headed E {Kavtav, canon).
IL — A Paragraph beginning »Ex Adam in diluuium...c
IIL — A Paragraph beginning »Narcisus Hierosolimorum
episcopusc.
IV.— Remissiones Peccatorum by Penuffius, from cap. 8
['De diversis poenitentiae fructibus'] of No. 20 of
the Collationes of Joannes Cassianus, which is
headed *De poenitentiae fine et satisfactionis indicio.
Collatio XX. quae est Abbatis Pynuphii'.
V. — A Paragraph beginning »Ex Adam usque ad Ninum . . .c
VI. — Four extracts about divorce, from Hermas, St. Matthew,
St. Paul, and the Law of Mose^.
Zeitscshrift för vergl. Sprachf. N. F. VI. 5. 28
426 Whitley Slokes,
{' VII. — A piece containing in prose and verse the *virlutes
I quas Dominus dominica die fecit'.
VIII. — An earlier scribe's subscription beginning *Pro me
frater oraueris' in four rhyming lines.
IX. — A discourse on the text 'Discite a me quia mitis sum'.
X. — Gollectio Canonum Hibemensis; the A-lext in 65 books.
Wasserschieben ^) gives 67 books, but his 9 and 10
properly form one book, and his 23 is only found
in the St. Gallen manuscript
XI. — Canons beginning 'Si quis homicidium . . . / here called
»Excerpta de libris romanis et franconimc *).
XII. — Canons beginning »Marina animalia,c here and com-
' monly headed ^Canones Adamnani'').
»All these pieces occur in precisely the same order, only
copied by a more intelligent scribe, in the Book of Maeloc in
Paris Ms. Lat. No. 3182, which may be attributed to the Xlth
Century. The Orleans manuscript is very clumsily written, and
some of the words are very troublesome to read satisfactorily.c
There are, according to Mr. Bradshaw, no glosses on the
extracts numbered I, on the paragraphs numbered respectively
II and III, on the piece numbered VII, or on the scribe's sub-
scription numbered VIIL But glosses (in which three hand-
writings are traceable) are found on all the other pieces.
The glosses are 322 in number*), but of these no less
than 109 are only portions of the words intended by the glosser.
Thus 37 consist of only the first two letters, 30 of only the
first three, 24 of the first four, 11 of the first five, 1 of the
first six, and 6 of the first seven. Similar abbreviations are
found in the Old Breton and Old Comish glosses already pub-
lished by Zeuss^). Thus, Old Breton dadU (gl. curia) for
dadl-ti, dogtumistir (gl. geo), and didanuud (gl. elicio), respec-
^) Die Irische Kanonenmmmlungj Giessen 1874.
') Printed in Wasserschleben's Die Bussordnungen der abendländisehen
Kirdie, HaUe 1851, pp. 124—136.
*) Ibid., pp. 190—123. Also (with corrections) in Haddan and Stubbs'
Councils, etc., vol. n., p. 111—114.
^) Tbere are, besides, eight glosses, of each of which only the firsi
letter is written. See infra at Nos. 6, 10, 13, 29, 132», 170, 199, 24a
>} See Prof. Rhys, in Kuhn*s Beiträge vn. 237.
The fireton (blosses at Orleans. 427
tively for doguomisui/ram and didanuudam, guparth (gl. remota)
for guparthol, torguisi (gl. fido, leg. pythio) for torguisiol, and
nim (gl. seriem) for nimer^). So Old Cornish emmeni (gl.
babtuta *buttermilk') for some derivative from emmenin *butter',
ara (gl. aratrum) for arater, and hemi (gl. non difflcile) for
heueith.
These 109 abbreviations do not, of course, add mueh lo
our knowledge of Old Breton, but the remaining 213 glosses
are of great value, not only from the point of view of Ihe
lexicographer, but also from that of the grammarian.
It may be eonvenient to gather together the grammatical
forms presented by our glosses, and arrange them in the order
followed by the GrammcUica Celtica: —
The Noun: The plural distinguished by internal i (Z^.
283 — 284) is exemplified by meir 79, cerpit 100, meic 169,
cmnmin 232. Plurals made by extemal i (Z^. 284) are desi
6, cenemi 130. Plurals made by ou (Z^ 287) are huisicou 28,
' dcdou 90, dvprou 110, testou 184, and neuidteruo, ölguo, 7, 119,
for neuidterou, ölgou. The adjective occr makes its plural
(occrou 274) in the same way. A plural in •4au for -iow is
roiau 222. Plurals in -ion (Z ^. 290) are the nouns brientinion
183, orion 193, guorcerdorim 211, drosion 230, guinion 246,
the adjectives anscantocion 280, hleocion 281, and the unique
form in -tun, bliniun 210. A plural in -ed (Z^. 293) is comed 136,
if this be complete.
An interesting coUective form (Z*. 294) is loois 218.
The numerals are represented by un in un-blot, 65, 66,
and, perhaps, on 4.
Gradation: comparative boco 223.
Pronouns: abs. pers. pron Ist pl. used enclitically, docordom-
ni: suffixed pers. pron. of 2nd sg. {Z\ 380), cent-et, and per-
haps the absolute possess. pron. of 3rd sg. masc. e-rie.. Suf-
fixed possessive pron. of Ist person sg. (Z*. 389) i-m 58; of 2d
person sg., perhaps i-th 32. Relative (Z^. 392) a dorn 203,
a dinosd 31. Interrogative (Z^ 401) pi co ... 140.
Verb (Z2. 506—606): Act. pres. indic. 3d sg. without en-
ding or inflection: ampar (gl. habet), ial (gl. soluit) 156, insoblin
*) Unless, as may be conjectured, nim, Z*. 1065, should be read rim,
See infra No. 45.
28*
r"rr::rT: iztä sg- drfwW -jl diäerceries 23-: o5 pL i«-
«mf 145.
The form ^KtgÄtid -jL litiüjia^KTh ■ 171 se^hi?- üe /-ifrkrf
a 3d s;^. f T«^ bct b€fre Tsed wrJb a furjre raeaiäig. A lik<
fgTT.ark :::^T be naaäe as to <i>7«reoit»fh (fL rogai}crIl'; oi
lue form a dinosoi :'jgi. qi iLTOfaTaerlj 31. isay be a con-
ImperaÜTe. inä sg. owArif 'ji. difer* 24i
SöDCÄvdarT presecl aad fotiire: tbe form emumii .pl. moii
relur; 4-^. seems to beJong to this tense. tbcKjgh tbe d^ita
eiidjng k ascmalous. It does cot appear in fowpn ^gl. com
paraTerit » SCö. if this gkßs be complete.
Prelerite : the jf-preterite 3d s;^. is eiänp^ined by guof^gui
(gL oonpiscuit' 101, and forensU (gL atriuit) ilo: the /-prete
rite 3i sg. by the irregrilar verbs doU dOl and arimmoi 60.
Passive (Z*. 5f9— 531;: pres. indic 3d sg. icsi<mer 93
dispriner 'gl depreüatur) 24-S. Preterite 3d s?. serocat (gl
tractus estj 115.
Participles 'Z *. 532 : pret inJ^fhcfic (gl. intä-litam t 67, dide
gwstic (gl. dkütutus) 1S6. anfmuHc 219. ilmZirffiii^fir (?) 29C
a«msa«iff>c (r) 22. and perhaps ftth^mii 309: fiiture: tiiaa^>
(gl ineundum) 133.
Infinilives or verbal nouns (Z*. 535 — 537> are: starai (gl
diiudicari) 313, dilucei 36, guenoe 229, art<m (gl. latrare) 19£
guf/numim (gl. pulliceri), silim (gl. tuiüonem>, dfM^iietsriiii (gl
conflictum) 38, 56, 285, meiklaom (gl. confitari) 131.
Anomalous Verbs: is 'est' 153, hü non est' 133« pei
baps toi *smnus* 182, fHJhbu hion fuit* 219. tbe ^preterites (al
ready cited) arimnot (gl. functus est) 60, doü (gl. sustuUerit
307, and the participles em-gruU 309. and tiMiofor 133.
Adverbs (Z^. 615): iniroc 113, inmor 154.
Preposiüons (Z ». 666— 69S) : * 229, a 101, 109, 1 19, 123, 191
238, 255, 318, ar 266, m 250, 263, 278, with loss of the nass
The Breton Glosses at Orleans. 429
before s, i, 64, with change of i to e, en, 7: dan 195, cant
(in cent-et 289), bit 'usque ad' 182.
Negative particies (ZK 751, 752): ni 13, 14, 25, 148; na
50, 219, 221, 224.
Derivation (ZK 817 — 852): of vowels, goui 47, niguid 50:
of liquids, air 283, rigl 258, dal 90: in -oZ ex -dl: gutharol
209, bostol 275: ietol (leg. iethol), eriolim 76, guomonim
38, 5iKm 56, gmsdm 285, cewem 130, guedom 301, Zaom 131,
Ztmnn 51, iow 8, Zien 78, eltroguen 20, »liZm 260, brientin 183,
ar^on 198, neuidter 7, guirhter 190, cerdor 212: of spirants,
ftwes 278: of tenues, d«*^ 220, blot 66, coiw^ 72, nith 24, 94,
scara^ 313, maciat 308, guiliat 214, gtwliat 215, con^tiZe^ 178,
gfZane^ 255, dtomo^ 196, gwpartölaid (-aid for -ai^A^ 149, Äa^
107, ftZeoc 213, 281, guenoc 229, anscantoc 280, cöZioc 247,
eZet«c 68, iac 59, milintric 179, motrep 23.
Composition (Z^. 888 — 892): Noun with noun: aqua-lostr
77, teg-rann 250, gud-coguod 126, flftid-MaioZ 206, meth-laom 131,
mun-tul 138, dar4eber 296, and perhaps bit-uer 238 and ^«eZt-
(d)oguat 305. Adjective with verb: ^rom-den(>}as^ 75.
Compounds with particies (Z^. 893): Negative particies:
an-gtw ... 173, an-^can^ooim 280, en-&i^ 172, em-^'u 139, em-
ji«er ... 141, dirlucet 36, di-Ziw 57, di-comü 250, dis-prener
248. Particies ofquality (Z^. 895): perhaps do-red 132. Inten-
sive particies (ZK 895): guor-cerdorion 212, gur-Umnn 51.
Inseparable particies (Z^. 897): a*-toZ 30, crfÄrecZ (= at -f
^r6cZ) 266, em-gruit 309, w/^-cö ... 217, ar-cogued 135, or-Zu^i
315, er-guinü 48, er-iolim 76, er-dirh 220, er-cor 259, con-tulet
178, co-guenau 19, co-spUiot 171, cchgued 126, co-guelt 284,
cO'htfdü(ioc) 291, commin 232, com-nidEdEer 24, 227, com^ia . .
228, (di)com('b)ü 250, com-pri 303, do-cordam 221, df-Zwcef 36,
dirTwti 13, 25, gft*o-wanim 38, guo-teguis 161, guo-troit 199,
guo'tric 242, giJirfor(n) 10, gu-partolaid 149, gur-prit 95, jftir-
stli(nnm) 200, gfur-re 273, in-lenetic 67, in-oa^ 133, roc
144, 146.
Compounds with two or more inseparable particies (Z^
906 — 908): com'ar'guid(it) 58, dar-cew-ne^i^c^ 17, di-et-eguetic
186, dthti-men 44, cö»w-co 287, ad-guo 151,
do-guo-louit 80, do-gtwr 37, do-gur-bonneu 52, ar-im-not
60, im^gurparton 256, do-ti^t-ue 261, di-iw-daw-jfwas .. . 181,
d-em-gtiescim 285.
-A
äIs:-
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;— =c:
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li^e-i in -iil; coEiice::lary ciay bc usefi:]: —
■fcil.' Eeünans ilerlasei. Usdcz. !>:*
'Lih-' Buhii Sanii: Sifin, ParU. 1S37.
■i'^-:. RkJ.' CartiLaire de iabbaye de Re-io::. Paris. ISöS.
■Ciüi.' Ls Catto'-icta de I=häs La^Ädeüc. ed, Le Men.
UrieiiL Ivil.
•Ccirci.' Ccnaacs Glosään-, Teil. Lccdiin. IS6i. Trans-
lailon, Calcuila. 1S6S.
■Cr.' The CreaÜon. a Corcäh Mysiery. Benin. IStiS.
•D." J'aiiio JJomiH; is Norris' CtH'oisb Drama. Oxiord.
"Davli?." .Vnti-i'jat L:!:guae Britaimicae . . . Dictionarium.
Loridirii, Itiäü.
•F-.i.' Ftiire Oingusso. the Caleadar of Otagus, Dublin,
l>r*J.
•Hgrae." iliddle Breton Hours. Calcutla, 1^76.
■Ir. Gl.' Irish Glosiö. Dubüii 1<6U.
•Juv.' The Oid WeUh glosses oa Juvencu^. Kubn's Bei-
träge IV. 36-3,
•LB.' Lebar Brecc. Facsiniile. Dablin. lS7i 1S76.
•LL.' Book of Leinster. Facsimile. Dubliu. Isck).
'LL". Lebar na huidre. Facsiniile, Dublin. 1S70.
'Lux.' The Old -Breton glosses at Luxemburg, printed as
Old-Weläh in the Oramaujtua dltita. pp. 1063 — 5.
■ilart. Cap." The Old Weish glosses on MarÜanus Capeila,
Kuhn'ä Beiträge VII, 385.
^M.' Le Grand Mystere de Jesus, eil. H. de la VUleuarque,
Paris, IS65.
'0*C1.' O'Clery's Glossary. Louvain. 1643.
'F.' Pascon agan Arluth, a Middle-Coniish poem, Berlin,
1S62.
'PB,' Poenies Bretons, ed. H. de la ViUemarque. Paris, 1879.
'R.' Besurreäio Domini, in Norris" Cornish Drama.
'Seinigr.' Y Seint Greal, cd. Robert Williams, London,
The Breton Glosses »i Orleans. 431
'Sg.' Le Chiose irlandesi del codice di San Gallo, ed. Ascoli,
1880.
*Skene.' The Four Ancienl Books of Wales, Edinburgh,
1868.
'Z^.* Graramatica Celtlca, ed. Ebel, Berlin, 1871.
L Liber ex lege Moysis.
a. From Exodus.
1. mi (gl. sopulaj. MS. p. 2. The context is: »perforauitque
aurem eins sopula« (Exod. xxi. 6). Here perforauit Stands for
perforabit, sopula for subula, and mi for minauet = menauet
Cath., now menaoiied or minaoued *an awl', W. mynatvyd, Corn.
benewez (Lhuyd), Ir. menad.
2. giu) (gl. industria). p. 2. The context is: »Si quis de in-
dustria occiderit« (Exod. xxi. 14, where the Vulgate reads 'per
industriam'). We have here the first syllable of some word
compounded with the prep. jfwo, Ir.fo, Gaul, vo^), and cognate,
perhaps, with the Mid. W. gaual Z^. 845, now gofäl 'cura',
*sollicitudo' (Davies), from gm and mal = Corn. mal 'will',
'desire', Mid. Br. mall 'impatience' : deuet troz heuz ma maU
harn leff, PB. 42: mall creff ho deveux, 272. With mal, go-fal
Prof. Bugge compares fiiiloi, fieXir^, Curtius G. E. No. 466.
3. ar (gl. expetiaerit).
4. on (gl. arbitri). p. 2. The context (Exod. xxi. 22, Vulg.) is :
»Subiacebit damno quantum maritus mulieris expetierit et ar-
bitri iudicaverintc. Ar may be the beginning of a verb cog-
nate with O. W. di-erchim 'ad poscendum', W. erchi 'to ask',
arch 'petitio* Corn. arghaf 'mando', O. Ir. arco, all of which
have, according to Windisch (Kuhn's Beitr. vni. 1), lost initial
p and are cognate with Skr. pragna, Lat. preces, Goth. fraihna.
But perhaps it is the first syllable of a verb compounded with
the prep. ar: cf. No. 312.
on is probably the first syllable of some word like *onma'
nerton = the modern unvanerien 'arbitres', 'conciliateurs', from
unvan {unvan ha leal, PB. 148; unvanou, PB. 275), where un
(= W. un, Ir. oen) is the unaugmented form of the numeral
^) In Yo'hergmsiSj Glück, Keltische Namen, 89.
432 Whitley Slokes,
foiind in composillon (un-liu *unicolor', img-caloii *iinicors') Z ^.
315. The changc of u to o is fouud in in on-vrct (gl. ideni)
Bernc 53, (ms. ni otiuref), = a Welsh yn un-fryd (Rhys), and
in thc augmented form of Ihis numeral in Cornish ojio^i, onan,
Z\ 315, otww, BM. 3935.
5. eis (gl. adustionem). p. 3. The context (Exod. xxi. 25) is :
»adustionem pro adustione, vulnus pro vulnerec This seenis
to be the equivalent of, or cognate wilh, the Mid. Er. ([nis^)
(now ÄJ^), 'recur, 'relour', 'arriore'; kiza *reculer\ 'retournei',
and to mean here 'retaliation , *returning of like for like\
ü. de^i {gl. acervos). p. 4. The context (Exod. xxii. 6) is: »Si
ignis comprehenderit acervos frugum«. Desi is the pl.
of das = O.W. das (o diis gl, acervo, Juvencus, p. 45), Mod.
W. das 'acer\'us, proprio ut vulgö suniitur segetis, foeni, vel
similiuni', Davics: Ir. dais f. gen. dire do daise arba, i Senchas
Mör, IGG, .1. it cruaich arba, ibid. 170. The ä.S. tass seems
cognate, and from Ulis, or some similar Teutonic fomi, comes
the French tas ^). The umlaut in dcsi of the a of das is note-
worthy, So infra, in brientin, centet, ct'ple, ccrpit. dar-leber..,
er, gucscim and rfö . .
Over »dolauit« (Vulg. dotabit) in the plirase >dotauit eamc
(^Exod. xxH. 16^ p. 4, is wrilten e, which is, perhaps, Uie initial
of some verb cognate wilh the modern Welsh cynnysgactha
{cynnysifaeddu, Davies) Ho endow\
7, cnnctiidterHo (gl. nouorum). p. G. The context is: >sicut
precipi tibi in tempore mesis *) i^Vulg. mensis) nouorum quando
egresus t^ de egiptoc (Exod. xxui. 15). Here ai for in is the
preposition, elsewhere in these glosses in or #: and neuidteruo
is for nciiidt^roii, the pl. of naudter = W. ncicydd-der 'newness\
*novelty\ Here fhe^ud, later fk^iu'- is = liOrn. neicyth, Ir. nüe,
Gaul. novjOy Skr. futvya , the j bocoming <(/. and then dy as in
many British words. For the umlaut in neuid of the o of
"^noffnid, cf. gudcet infra No. ioi ^= colctL and Enu*b, infra
Xa 286, = Amobius. For the wriling ho for wi compare ölguo
M Gar quis *retro', Calh.; oar hr quis ^swv sou iwul*. PB. 255; voar
WM gtiw. Buh. 12. 52.
*) It is sad to see Littre hort^ quotin^ tlio uoiwxistent Uaelic ta» and
the Breton verb ciä^^imu *ama$ser\ whorv «iciic, for daz, \s a Compound
pr^tix from dthot. Ir. doaith. ZK IHM'n W7,
') Over *ine!M$* i$ wntteu y. Mr. Itrailsliaw plausibly conjectures
thal this means veuitive case*.
The Breton Glosses at Orleans. 433
infra No. 119, dadluo (gl. antropas) MS. Hatton, 42, and O.W.
cmmmanhuo (gl. scropibus) Juv. 77.
8. Imi (gl. adeps). p. 6. The context is: »nee remanebit adeps
soUempnltatis meae usque in mane« (Exod. xxiii. 18). This is
the Breton equivalent of the 0. Ir. Uon, hon (gl. adeps) Sg.
70a, 125a, whence lönaichti (gl. adipati, crassi) Ml. 20a. I
conjecture that initial p may have been lost and that nlovioq
may be cognate.
b. froni Lemticus.
9. diblo (gl. infitias). p. 7. The Vulgate here has: »Anima
quae . . . rem perditam invenerit et infitiaws insuper pejeraverit«
(Lev. VI. 3). Diblo seems the pL, or the beginning of the pl.,
of some Word meaning ^deniaF, but I cannot explain it.
10. gufor (gl. clibani). p. 7. Context: »siue clibani siue
scitropes [chytropodes *pots with feet', Vulg.] destruentur«
(Lev. XI. 35). This seems to be the first flve letters of *gufomiou,
where gti is the common prefix gtw (Ir. fo, vno), here implying
diminution^), and fomiou is the pl. of forn (Corn. forn gl.
fornax vel clibanus), W. ffwm, Ir. som, a loan from the Lat.
furnus. The meaning would then be 'small ovens', and it will
be remembered that the clibanus was portable and smaller
than the furnus.
Over 'scitropes' is written t, the initial of *trepediou pl. of
*treped, now trebez *trepied*, *ustensile de cuisine qui a trois
pieds', Corn. tribet (gl. andena), W. trybedd, all borrowed from
Lat. tripes.
11. eidguin (gl. aucupio). p. 8. Context: »Si uenatione aut
aucupio caeperis feram« (Lev. xvu. 3). The gloss seems to
stand for eidn-guinot, where eidn = ezn *oyseau' Cath., Com.
ethefiy O.Br. ein (in etn-coilhaam gl. auguro, Z \ 1053), O. W.,
pl. cetinet, Ir. ^ (all cognate with nirofjtat, pattrin, penna,
fedara), and guinot is a loan from the Latin venätt^. So in
Old Er. guinod-roUou (gl. plagae) Herne 56.
12. CO (gl. indegenis). p. 8. The context is: »quam de inde-
genis lauabit« (Lev. xvii. 15), the words 'de eodem genere' being
*) Gompare the W. go-afael *a slight hold', go-air *a half-word\
gO'bant *a little dingle', go-fram *a feist', go-drem *a glance\ So in Irish :
fO'dhäla .i. mionchuiseanna O'GL, fo-dhord 'murmur^ ib. fo-chäs *slightly
Curling', O'Don. Gr. 277, fo-dhaoine *peasantry', 4 MM. A.D. 1152, fo-chrodh
*small cattle', ibid. A.D. 1336, fo-bard *bardling', fo-gheag *branchlet',
O^Don. note to 4 MM. A.D. 1336.
434 tt^i^ley Stok«.
WTitteii over -de indegenis'. Here we have tbe first =yllabk
of fhe pi. o>jiu)i->u, infra Xo. 19.
13. aiäiHO': (7\. Ron diäcoperies«. p. S. Coatext: >turijitud!neia
matris tuae aon di£co[o]peries« (Lev. svul 7 1. This gloss al^
may be completed br tbe aid of one lower down, \o. i5. II
Stands for ni dittoeihi, wbere ni is the negative particie, latei
ne {Z\ 751) and dinoethi is tbe ^d sg. pre;. ifuL) of a rerb
= W. dinaethi 'to make bare' (Seiotgr., p. 4ü<!)). Ir. diiiodUaim,
Lat. dtnitdo tfram *(fe-»4riVf(], 'rig-Hu^iiitJoi, cognate with GoLb.
naqiaihs, Engl, nalcd.
Over 'feditateni' in the pa5=age »nee reuelabis feditateni
eius« (Lev.ivüi. 19l. p. 9. is «Titten l. wbich probably Stands foi
*breiHter = Mid. Br. brciadcr -putredo' Cath. Ornate witb \V.
braen 'rotten', Ir. bren (gl foetidus). And over 'coitu' in the
phrase >coitu femineo< \Ley. xvm. ü) is written e. Tbe same
]etter is over 'coire' in the pbrase ^JuDleota non facief coire
cum alteriuf generis animanlibusc yh^v. xix. 19).
14. Ml iHUigl.QOßdemoreturVp. 9. Context: >N<hi deiuoretui
merct>£ [Vidg. 'morabitur opus'] mercennahi (?k/ apud te usquc
in Diane« iLev. xix. 13\ As to ni see Xa 13 supra. Prof.
Buj^ tbiokf that inu mar be Tor inufdU, and conipares Uu
Welsb b-jd yii icedditl to remain. gtcsädill renmaot.
15. /'Kclgl. uabulabunturi.p- 10. TheVuIgateberetLeT. iix
30) has 'vapulabuot'. Free must be the flrst syUable of the
3d pl. fut. pass. of tbe O.Br. verb represented by the Mid. Br.
frfgaff. wbicb is said to be = hegaff 'quatire'. Cath.
Iti. res t.gl> radatis). p. 10. Context: >nec radatis [Volg.
radetis] barbani« (Lev. xix. ^7). Tbis seems (he first syUabk
of tbe 2d pl. fut. t'rtsiti) of the rerb *rasam = Mid. Br. nuaß
'raire\ 'rädere' Catb.
17. danentuti •: r<k (gl. ariolts). p. 10. Context: >Nec ab
ariotis aliquid sciicitaminic ^Lev. xix. 31). Here we seem to harc
Ibe Breton cognate of tbe Irish do-aur-chanim (gl. sa^xi),t/üniüitA
'pn^hetia' Z*. 880, iarchdlid 'sootbsayer'. For dar \s^do-\-
or, Z\ 906. and in tbe rest of tbe word, wbich 1 would read
dareefm&ieion, witb tbe accent on the second e ^). we certainlj
find tbe root am. The second » may be due lo the accent
■I rt. nVi. lOfMJk-rtieiom. Hart. Pjn Saa. whri« Ihe 1 aeam du» Ir
The Breton Glosses at Orleans. 435
The modern diougän {= do-guo-can) and the W. dar-o-gan
(d(har-gtio-can) are formed from the same root. The rd, with
which the gloss ends, should, apparently, be read rannöu, the
pl. of rann *rapsodie', 'morceau de poeme chante par les rap-
sodes' (H. V. in Legonidec). This is the Ir. rann *a quatrain'.
18. loit (gl. cano). p. 10. Context: »Goram cano capite con-
surgec (Lev. xix. 32). This is the Mid. Br. loet, Cath., Corn. luü,
loySy W. llioyd, h*. liat\ an Old Geltic Heta, which Rhys would
conneet with Skr. palita.
19. cogumou (gl. indegena). p. 10. Context: »sed sit inter
vos quasi indegenac (Lev. xix. 34). This is the plur. of co-guen
= Ir. ^coibin, whence coibnes 'affinitas' Z \ 788, from con -j- fin
(also in fin-gal 'parricidium'), which is cognate with A.S. wine
*friend', O.Sax. toini, O.N. vinr.
20. .i. eltroguen (gl. nouerca). p. 10. Context: »et qui dormierit
cum nouerca suac (Lev. xx. 11), Corn. altnuin, W. elldretvyn.
In Middle Breton this word seems to have become itronn or
itron *lady', the fem. of atärou 'lord* = Corn. altrou (gl. vic-
tricus), W. aiUraw *god-father'.
Over *nuro\ in the passage >si quis dormierit cum nuro
suo«, Lev. XX. 12), p. 11, is written g, the initial of guhid,
Mid. Br. gouJiez, Com. guhit, W. gtvaudd.
21. col (gl. nefariam rem, Lev. xx. 17). p. 11. This is the W.
cwl, 'culpa', 'peccatum', Ir. col, gen. in chuü (gl piaculi) Ml.,
cited by Muratori Antt. Ital. in., col. 871. In the Collatio
Canonum, Bibl. Nat. Ms. Lat. 12021 we have *piacula .i.
abscenia [leg. obscoena] .i. caul.
22. aimseudeticad {gl reuelauerint). p. 11. The context is:
»eo quod turpitudinem suam mutuo reuelauerint« (Lev. xx. 17). I
conjecture that this difficult gloss (which is clear in the ms.) should
be aimseudeticad (gl. mutuo reuelauerint), and that it should be
analysed thus: aimscudetic-ad . . . The epenthesis ai has not
hitherto been found in the older forms of the British dialects
{ei, e, i are the current forms, Z \ 83, 84). But it certainly seems
to occur not only here, but in comairde infra No. 54. We
may therefore regard aim- as a form of im- from amU, the
preposition signifying reciprocal or mutual action (Z*. 898).
The s may stand for es-, the privative particle found in
Mid. Br. es-uezaif 'abesse' Cath., Corn. es-kar *inimicus', W.
es-garant: compare s-crocat infra, No. 115.
4;^ wti'^j st^zkis.
r.Si:i-: is ihe v:^:erl:e rorticirlr r.i5SLTr =et iura Ne. 67
r:" j v-rb = Mi-d. Br. .isu'.:". Cm. .-^'if. W. mM'. -j cicoeal'
Äfr>*. Skr. jäü »irrn: •tf-.v.w, T^riillez'. •itüricej:*. Aj5
iT. cc^'l:".i: Af^fr i r-::^. riin- ras?, cd ±e >C*i£»? W^ä fonns
vV.iV. rv :h»£ !i:£ Evn.iri: Et-izs- . nf-o!2Ni»>Ai-.'«ii isati beer
m m
:i»i±:\ fHAAAfr-.'vr -bii -etc r^r^c , ATWRAft--;cf; ttss :cc:zo
£5. v*ii*.fi^ r!- -»:c i5CCCl£^jt*i^ . r 11.
thC^rr Lccif : :':c l ^ :,>r:c ber^ ja? ii X:i5w 154^ ±2L 236
f74 xnc i^ll :crx
rmoMirr 2? = VV. rtr^fco^ i ^x^^siZr^sr-riir frort *»■»
mat: .•d i>«%'Mc« Zii^cir- T!ä sUhZce wvri ->xar5 ±ca Xo
« c i? = %ici fr., rufcci* 'rrri N,\ ?4. -ült^t «•& Com. «mI
VT. «;ci, !r. ^vhc, Ijl!:. ^wrä irad xät w^nri? Äfced &y Cor
A. ^vi wv ?r:c -r. jfef»/f5. r^^wjDrs L^rn X,>> An. Äk S^
T!ije :er*rL;'>twCC -a. tbr r^ryx^ar fornf rc :äsf ICiL 5fc«t. Sim
^. ?JX- icc. .^•. 511. ^ :o S- .vcTj^ii:^ wrti -^ ia :iif j
^9mh9 « v>nrti; i'iliMfi^^. \.vi. v>aii)miiai^ J^^cL 1SE3L ^ n
The Breton Olossed at Orleans. 437
26. dorguid (gl. pithonicus). p. 11. Gontext: »Vir siue mulier
in quibus pithonicusc (Lev. xx. 27). If we compare this gloss
with darleher (gl. phitonicus) infra No. 296 and tor-leberieU
(gl. phitonistarum) *ventriloquists' Ms. Lat. 12021, we see
Ihat dor here slands for torr, tor, tar 'venter', now fewr, in
Vannes tor, Corn. tor ^), O.W. torr *), Ir. tarr, all, perhaps, cog-
nate with Vedic trshu 'gierig, lechzend, verlangend' (Grassmann)
and O.N. thurs (thuss) *giant' '). Guid Stands for guidol = W.
gtoyddol 'scientific', a derivative of the root VID. Prof. Rhys
suggests that the torguis^) (gl. fido), toruisiolion (gl. fidis) of
the Luxemburg glosses may be connected with our dor-guid.
If so, *fido' Stands for 'pythio', and 'fidis', for 'pythiis'.
27. cre (gl. sicatricem, leg. si cicatricem). p. 11.
28. huisicou (gl. papulas). p. 11.
29. inpü tax (gl. inpetiginem). p. 11. The context is: »Si
fractum si [ci]catricem habens, si papulas aut scapiem uel
inpetiginem, non oflferetis ea domino« (Lev. xxii. 22).
In cre we have the first three letters of creith, pl. creithi
(gl. ulcera) Lux., later with the singulative -enn, crezenn (Cath.),
now kleizen, W. creitheny Ir. creckt.
huisicou is the pl. of huisicenn, later huysigaenn 'ampuUa',
'pustula', Cath., now c^houSzigen, W. chtvysigen, also gtoysigen
= Corn. gtmgan, borrowed, according to Prof. Rhys, from Lat.
vesica. Other instances of hu from v may be hoari *jouer'
= W. chwarae (also gwarae\ huerzin 'rire' Cath. = W. chwerthin
(also gwerthin)^ hoanenn 'puce' = W. chwannen, NHG. wanze,
and hueurer 'feburier' = W. ckwefror 'February', from a low-
Latin *Vebr(Jl/rius. (Rhys, Arch. Cambrensis v. 55). The Mid.
Br. hoaM 'carpere' (cf. Lat. vellere) and the W. chwa 'aura'
(root VA, Fick', i. 759) may also be instances of this change.
inpü must be a loan from impetigo, and ^ar probably
slands for the adj. *tardol = W. tarddawl 'issuing', 'springing',
cf. tarddwreinyn (gl. impetigo) Davies. The Mod. ßr. cognate
is tarza.
1) In tor-cigel (gl. uentris lora) Z*. 1062, tor (gl. uenter) Z*. 1066.
*) hOT elin cihviun hi torr 'ab ulna usque in ventrem'. Z*. 1060, 691,
where torr is misrendered 'palmam\
•) So, as Fick (m. 132) remarks, O.Kjöiutm comes from etan *toeat\
*) For tOT'guisiol,
H
■I '.
43g Whittey Siokes,
Over *scapiem* i e, scabiem is written t, which Stands for
Hruscenn, now trousken, *croüte qui se forme sur une plaie,
^caille legere qui survient sur le peau', Ir. trusci (gl. scabiem)
Parker 134.
30. attal (gl. uicarium). p. 12. Context: »Qui percuserit
animal reddet uicarium« (Lev. xxiv. 18). This is the Welsh
ixtdal 'repayment' and is compounded of the particle cU-,
later ae-, Ck)m. os-, W. crf-, Ir. aüh- (Z*. 900) = Gr. h$, Skr.
ati, and täl, probably cognate with Ir. taue (gl. salarium), and
Gr. tiiog *tax\ 'duty'.
31. adinosoi (gl. qui inrogauerit). p. 12. The context is:
>Qui inrogauerit maculam cuilibet ciuium suorumc (Lev. xxiv. 19).
We have here, I think, as in a dorn infra No. 203, the relative
pronoun and a verb in the 3d sg. conj., compounded with three
prepositions di-in-guo. The root is to me obscure. For the
termination compare the foUowing Old Welsh forms cited by
Evander Evans: creddoe 'credat', gtdedichuy 'dominetur', cothvy
'loedat', digontoy *faciat', cartoy 'amet', rodwy *det', syUwy *videat',
cattoy 'servet'.
32. ipn (gl. ualere). p. 13. The context (Vulg.) is: »Si statim
ab anno incipientis iubilei voverit agrum, quanto ^) valere polest^
tanto asstimabitur« (Lev. xxxvii. 17). This gloss is obscure.
Possibly here, as in Nos. 96, 131, 266, 315 infra, ihep is mis-
written for />, the A.S. sign for th (cf. gwrpait gl. fusam, Lux.,
leg. gurpait, gurthaU gl. fusum) and the n (if not for *nimeram,
later niverctff, nivera 'nombrer') should be read u, i. e. v, the
vocalic infection of b (bam, hri?) or m (mennoz?). The gloss
would thus mean »in thy estimation« '), and ith, later ez, is the
possessive pron. of the 2nd ^. sufBxed to the prep. in, Z \ 389.
f; : 33. pns (gl. punderabitur). p. 13.
34. arga (gl. obelos). p. 13.
35. ampar (gl. habet), p. 13.
The context is: »Omnis aestimatio siclo*) sanctuarii pun-
derabitur siclus *) jcx. obelos habetc (Lev. xxvn. 25). Here pus
(for puisT) is the first syllable of the 3rd sg. fut. pass. of the
•i"
\'-\
t ,
*) Manuscript, qwmdo,
*) cf. the Anthorixed Version (Lev. xxvn. 17) >If be sanctify bis field
from the year of jabUee, according to thy estimation It sball dtand.«
*) Manuscript, n^,
*) Manuscript, 9iglo9^
The ßreton Olosdeft oi OrleanSi 489
Old Bret. verb equivalent to Mid. Br. poesaff •peser', Cath.,
now poeza, pouem, W. pwyso, loans from Lat. pensare. So
Ir. piss Corm. from pensum, as ds from census. The Gorn. poy^,
Ir. pes (In pes-bolg) are also from pensum.
arga Stands for argant *argenli', Cath., Com. ärgems, W.
afiafU, arian, Ir. argat, Gaulish Argento-TSLium, Z\ 845.
In ampar we have, perhaps, a loan from the Proven?al
amparar, emparar 'saisir', 'prendre' (Fr. s'emparer), Burguy
III, 282.
c. From D&uteronomy.
36. düucet (gl. anathema). p. 14. Contcxt: »ne fias ana-
thema« (Deut. vn. 26). This mäy be the Infinitive or verbal
nomi of some verb compounded with the privative particie di- Z.
894, and meaning *to deprive of light' (W. llug *lux', luraen'),
*to excommunicate. Compare the Ir. gloss coindel'b(d)thadh,
lit. *candle-extinguishing' (gl. anathema), Ir. 61. No. 845, the
phrases sith Mitte coindel 4 MM. A.D. 1225, iar ndenamh easc-
caoine 7 bafhadh coindell ibid. A.D. 1233, and the ceremony of
excommunication described m a ms., about 1190, published by
Marlene 1). The root is LÜK, Curtius G. E. No. 88.
37. doguor (gl. connubuerit, Deut. xxn. 28, ms. eoncupuerit),
p. 15, the flrst two syllables of some verb (^doguoruedam?) com-
pounded with the prepositions do and gum (so dchgwr-howneu
infra No. 52) cognate with the modern gourvee; gourveza *se
coucher', Com. growefhe, W. gor-wedd *to lie'. Ho rechne'.
38. guomonim (gl. pulliceri, Vulg. polliceri). p. 15. The con-
text is: »Si nolueris polliceri absque peöcato eris« (Deut. xxiu. 22).
This is an Infinitive, Compounded with the prep. guo, Z^. 904,
and cognate with the W. gcfun *to vow', and, as Prof. Bugge
thinks, mun 'band'. The gloss guomone (gl. territorio) infra
No. 249 may be connected, if, as he conjectures, it origi-
nally mearit vno^siqhöv. For the termination in -iw, cf. Old
Bret. diprim (gl. essum) Lux., hepcorm Berne, 44, silim, dem^
guescim infra Nos. 56, 285.
39. din (gl. conflatilem, Vulgate conflatile). p. 15.
0 Twelve priests stand round the bishop with larops or torches in
their hands, and after the conclusion of the sentence they cast them on
the ground and stamp out the light beneath their feet. — Smith^s Diäio-
nary of Christian ÄnHquities, l 641.
440 Whiüey Stokes,
40. er (gl. domiiii). \\ 15.
The context is: »Maledicius homo qui facit sculptilc e
cotiflatile doinini« (Deut, xxvii. 15).
Here din is tho first three letters of d'mouti 'fusus' Cath.
W. dineu 'effundere' (Davies).
er may possibly be a loan from the Latin lierus, bcttei
erus '). But more probably, it Stands, as Buggc tliinks, for *erUfk
= Com. arlvih, W. arlwydd, arglu-ydd. Compare ir ... infra
No, AG.
IT. BemiasioneB Feocatonun.
41. «it» (gl. admisomm), p. 17. The context is: ladmisoruti
scelerum remissio obtinctiir«. >See<, says Mr. Bradshaw, >Joanr
Cassiani collationes ed. Lugd. 1606, 8vo, p. 549. The passf^
is said lo be frotn Isaiah xuu, according to the Septuagint.
Here alo may stand for the pl. of the past participle (aloisctie^
of a Verb = W. allwys 'effundere' (Davies).
42. moid (gl. finicum). p. 17. The context is: »Etsi fueric
pDccata uestra ut fraicum ut nix dealbabuntnr*. Here for 'finicun
(r. e, phceniceum 'purple-red') the printed copies have 'cot
cinum', as in Isaiah i. Bugge conjectures that the ignorar
glosser took 'finicum' to be a derivative of/enit»», foenum, an
that moid is the beginning of a word which (like Old Fr, mm*
Span, meda 'häufe garben', Lomb. ttieda 'häufe heu', Ital. md
'misthaufe') comes from the Lat. tiiUa (cf. fenuni in meta
exlruere, CoL % 19). Other Old Breton examples of oi from
are Tloi-lan, Eacl-moini, Hoiar-scoil, Z^. 97, and see No. 1
supra. For d from Latin t, cf. sovdan, raä, infra Nos. 64, 17^
43. ma (gl. labis). p. 18.
44. dutimen (gl. exquoquilur). p. 18.
The contest is: »Nonnunquam misericordiae et fidei merit
labis exquoquitur \\fig. labes excoquilur] uitiorumc Here m
are the first two letters either of *tnacl = Lat. nuunäa, "W
mt^l, or of *mann = W. taann 'a spof (pl. manncu, Seintgi
2G9), cognate witli, or a loan from the Latin mcndum.
dutimen (for *dtäimcner?) seems, as Mr. Bradshaw su^esl
connected with the dodimenu (jgL decre[s]cit) of the Luxembui
The Breton Ölosses at Örieand. 441
glosses. The t may stand for an infected d, and the Latin
diminuo (whence diminuaff, Gath.) is either cognate with, or the
source of, both the verbs just quoted. The modern Welsh
difanw *despicable', *dwindling', may, as Prof. Rhys says % be
connected.
V. The Paragraph 'ex Adam usque ad Kinum^
45. vi (gl. summa), p. 19. The context is: »Summa autem ab
Adam usque in Stilliconem anni .v. milia. cc. || ccc. Ixxxii.« Here
ri Stands for *Ww = W. rW/" 'numerus', O.-Ir. do-rimu 'enumero',
from a root-form rä = ar in O.Ir. äram, Curtius G. E. No. 488.
For long i from ä, cf. Hin No. 210 infra = Skr. glana (Bugge),
ri = Skr. räjä and see No. 165 infra.
VL The Four Eztraots about divorce.
From Hermas.
46. ir (gl. quatinus). p. 20. The context is: »Interrogaui
deinde eum et dixi ei Domine quantinus pro patientia tuac. I
cannot explain this gloss. Mr. Bradshaw refers to Hermae Pastor
(ed. Cotelerius in the Patres Apostolici) Mand. 4, sect. 4: 'Do-
mine quoniam patienter me audis, etiam hoc mihi demonstra'.
Perhaps, as Bugge suggests, it may be intended for 'Domine'.
IX. ^Discite a me quia mitis siim'.
47. goui (gl. conpescat). p. 23. The context is: »Vitamque
nostram a prauitate compescat.€ This gloss must, as Bugge
thinks, be intended for 'prauitate', and be derived from gou, now
gaou 'faux', 'tors', Com. gaw, W. gau, Ir. gdo, gö, which have
been compared by Fick with yavaog and the Hesychian Yavaädag;
ip€vdf}g. For the ending compare glisi *livor', W. tlodi 'pau-
pertas', Com. berri 'pinguedo'.
X« The eolleotio oanonum hibemensis.
48. erguinit (gl. molirentur). p. 25. The context in Wassersch-
ieben (i. 5) is: »Porro episcopus non ab uno, sed a cunctis
') Bevue CeUique, i. 161.
Zeitschrift fttr vergl. Sprachf. N. P. VI. 6, 29
44f *2±Jfft' 5::«?^
IZJ!-? iJX^^ «:a tD:r.:ir*L:f ftf>V^*"-<. Tu? ^ i Tf»:t r: tbc
^ 3r. rr«w ::ni. äIt., iz>f Sw ür a' . . . r' 3:»Iizi:z: ^ ^r . . ,
;?*- ü^iL'sic^ "nirx Nx. 1*7. M£. ^:x:L^•^3:!iei tj± irtr rrw.'f»
fr:ci sr. Z'. ?«V. H.:j2Tr ?:cira:rfs '^ a^t-r» '^*:i*si.' T^ssEJm*.
-Iir iTÄl I.CTIS iZ: -?::l HC Z-. ik,
I l3itz frxz Lii. lair«»'?*. tttj: ±ir r^rilir j:s? :/ r iÄire«
TT*»«. TTj^. Tr grj~ tzd Lz. jk£?;«f. JrvTcäfcii.» izzrt X-"ß. 133
1^3. izii ZI 'jjz VazT.ri ÄracT isrÄt' X:. :r4. I: i? sj^"
»^1 ± FZ. 243. Ti^z '2iib:ö:-:iz. Lia. z^rr? ir^'criif-JT. sieiJ.
T. €" Vre zercciTzzK - 7. HfTr i-^ i? ize zt^pxiTr rarücii
«i!fv;r. is = C.:cz- v-o'di. C'.W. vu%«? Z*. !i>. zcw JUinwiJ
±e i r^riliTiT rfcrsseczr^ i». ttz-tTt. is :ft£C Iz (£:>=«. \hi
X 11-3, Czrz-is G. 51' -5fS « *v.
Tbe rrzrts-i crct^xt is: >X:sac T«r> a-?« ^»nises. phire
acazt T* qnorsz 5czt c^^'ü? vieMrit: t«.1 «isseqans. t^ pn
czfbc? zLiicrcai qaisyiaLm rv^Tvritc y^:. 7\ Tbe fxraer ^los
naiT efth«- izean nvrr 5CKvth\ or trriy staad fL>r
Ü» pret. parL rass^ of a T«i» ccKj.vu»ied w:c!t ±ie prep
Z*. S05, and the BrvHoa e^iuivalvnt rf tze WeJsh JTjfM o
ttfpum -to sc::«>xh\ a vierlvatiw of :he ac\ ii^pi = Ir. dämm
•hibrlciB' Z*. 777. rvv4 SU. l^urtius lu H X\v 557,
(i<>-^icr-iiwiicf« k ootaixxü^ied ^^lifc:^ ±ie T^b ^cpra Xa.37
with the two pn?iy^tioxisi i» a::d /«av == b, *>7^jr-, tfr-]
The 6 iss I sus{>ect« \vritten for an ui:\x*te>i «« azid 2" so, Ih
Tefb xnay be eouipared Avith the W. fvfym t» Ari—wr, *b
Tbe ßreton CUosses at Orleanfl. 443
ask*, Com. govynnadow 'a deraand\ If the b is original, com-
pare the Old Irish cU-hoind *he proclaims, inhibits', ad-bonnar
.1. urfogarthar, O'Don. Supp. to O'Reilly's Dictionary.
53. es (gl. bonestatis). p. 26. Tbe printed context is: »Hujus
sermo debet esse . . . plenus gravitatis et bonestatis« (i. 8).
Tbis must be only the first syllable of some word, perbaps
estim, cf. >estimaflF g. estimer cuyder, l. estimare Catb. ne raff
estim, MJ. 232 &.
54. camairde (gl. coUigam, leg. coUegam). p. 26. Tbe printed
context is : »Ut episcopus in ecclesia consessu prespiterorum subli-
mior sedeat ; intra domum vero coUegam se prespiterorum esse
cognoscatc (i. 10). Tbe same, or a similar, word occurs in
No. 97: comarde (gl. collegium). It seems a loan from some
early form of tbe Frencb camarade, wbicb was originally, accor-
ding to Diez (s. v. camerata)^ a collective (as in No 97), but
was afterwards (as in No. 54) applied to a Single persona).
The ai in comairde, an umlaut of a, is bigbly remarkable in
Breton. See äimscudetic supra No. 22.
55. tigtwtrou lau — ms. ti guo trou lau — (gl. supellectilem).
p. 26. Tbe context is: »Ut episcopus vilem supellectilem ...
babeat« (i. 10), Here, as in htiguire (gl. utensilia) infra No. 71,
tbe ti is = riyog, Ir. teg, tech : guotrau (leg, guotreou?) seems
the pl. of guire = Com. gutra, in tbe gloss guira hd^) (gl. sup-
pellex). In gthtre, gu-tra we have, perbaps, tbe common word
tra 'res' compounded witb tbe prep. guo, here (as in No. 10
supra) implying diminution.
lau must be eitber a Substantive in tbe genitive meaning
'band', see intra, No. 70, or tbe first three letters of an adjec-
tive derived from lau and agreeing witb tiguotrou.
56. süim (gl. tuitionem). p. 26. The context is: »üt episcopus
tuitionem testamentorum non suscipiat« (i. 10). Tbis is cognate
witb the Mid. Br. selUi 'tueri' Catb., Gorn. sylly, W. sylm,
syllu 'to observe', Ir. seMad. For tbe termination -^ see above,
No. 38.
*) Compare the Eng. fai^y etymologically = Fr. fkerie and the Ir.
munter j which generaUy means *household\ hui in F^I., May 11, Aug. 9,
in LU. 134, in LL. 109a, and in Gormac, s. v. pruUj certainly means
'servant'.
*) The ms. has giähel with what seems an a written over ti hei
(gl. aula).
29*
, I
' ■ I
r
■ I
444 Whitley Stokes,
57. diliu (gl. fuscetur). p. 28. Context: »ut nulla religionis
reverentia obscuritate fusceturc (i. 13). Here di- (as in dp-lucet
supra, No. 36, di^com(b)U, infra No. 250) is the common priva-
tive particle, Z*. 894, and liu is *color', W. lUw, Com. liu,
lyw, Ir. Uy cf, Lat. liveo, livor, lividus. Perhaps the gloss is
only the beginning of a verb.
58. imcomarguid (gl. expertus sum). p. 28. The printed context
is: »quem prae ceteris hominibus expertus sum Deum colentemc
(i. 14). The gloss seems to mean *in my experience' : im (later
em, ZK 672) being the preposition in with the infixed posses-
sive pronoun of the first person Singular, and com-ar-guid (for
comarguidif) being = W. Tcauanoydyt *historia', Z\ 906, now
cyf-ar-tDyddyd. Gompare the Comish lowenna tekca gothfy ihesu
ov map heva/rwouih vgy wamaf ow pygy *the fairest joy thou
knowest make my son Jesus experience, who is praying unto
me' D. 1043—4.
59. iac (gl. suspite). p. 28. The printed context is: »De eo
quod elegit episcopus successorem ipso vivente et sospitec (i. 17).
Here iac Stands for iach = yach *sanus' Gath., Com. iach (gl.
sanus), W. iach, cognate with Ir. icc, Gr. idofmi, Skr. ishayati
*strengthens', 'refreshes' (Fick i*. 509). Our iac for iach, ac-
cordingly, Stands for *isacca. Other instances in these glosses
of c written for ch are meic No. 169 and tnadcU No. 308.
60. arimnot (gl. functus est), p. 28. The context is: »Nar-
cissus, qui prius ibi functus est pontificatus ofßcioc (i. 17). I take
this to be compounded with the prepositions or and im, and
to stand for ar-im-gnoeth, just as dinoti, supra No. 25, Stands
for dinoethi. If so, we may compare the Welsh gwnaeO^,
gwneuth *fecit', Z^ 579, 195, 3d sg. pret. act. of gtDnaf=lr.
gniim.
61. ender (gl. evidentissimis, i. 17 — ms. euidentis simis),
p. 29. This seems to stand for en derch 'in view\ W. drych, Ir.
derc. See infra No. 220.
62. guasco. This is written in the margin of p. 29 oppodte
the line ending 'vitae deces-', in the following title: »De eo quod
debet electio bonomm post obitum observari et in exitu vitae
deces soris episcopic (i. 18). It is probably intended to gloss 'exita
vitae', and Stands for guascotenn = the modern gtvaskaden
^defaillance', 'övanouissement'.
The Breton Glosses at Orleans. 445
63. er (gl. prefuit). p. 29. Printed context: »et postea Laudi-
censi ecclesiae praefuitc (i. 19), This is the first syllable of some
verb compounded with the prep. ar-, er-, Z\ 900. So infra
No. 82, er (gl. preerant).
64. isoudan (gl. in hebitudinera, i. 20). p. 29. The i is of
course, with loss of the liquid, the preposition in (as in ihepcorim
Berne, 44, and Old Welsh hi hestaur Z\ 117), and soudan is
the Mid. Br. soumn *surprise\ *etonnement', *frayeur soudaine'
PB. 265, connected with soez *stupor' Cath., soezaff *stupere',
Com. sawthenys *surprised', D. 610, and all borrowed from the
Latin sübikmeus or svbüa/re^ »re quapiam insolita et subitanea
percelli, expavescere', Du Gange. For d = Lat. t, d. moid . .
supra No. 42 and rad(ou) No. 177.
65. unblot (gl. similaginem, ii. 7). p. 31.
66. unblot (gl. simila quae — leg. similago, ii. 7). p. 31. Here
hlot (now Ueud, bled) is *flour'; W. blatvd; but the wn- is ob-
scure. Can the cardinal un *one' be used here instead of the
ordinal first, the first or finest flour? Compare the Ir. aon ,i.
oirdheirc *conspicuus', O'Cl., aon-bharr Mananndin, O'Curry,
Children of Tuirenn, 163. Bugge compares the A. S. use of
dn in än-getrutn *cohors eximia', and the Old-Norse einsmuming
^unguentum praestantissimum'. Davies, I see, renders similago
by eü-blawd *second flour'. With blot cf. Old Corn. bloteü (gl.
spumaticum) Z\ 1061, blot (gl. farina) Z*. 1080. Cognate with
Corn. blodon (gl. flos), O.Ir. bldth, the Latin flos and other
words mentioned by Curtius G. E.* No. 412.
67. inlenetic (gl. interlita). p. 31. The printed context is:
»quae . . . euangeliorum mola, inter lüteram et spiritum separate
(ii. 7), and the glossographer has taken the scribe's blander
(interlita instead of inter litteram) for the past participle pas-
sive of interlino and ^translated it accordingly. Our gloss is
compounded of the prep. in (Z\ 905) and lenetic, the preL
part. pass. of a verb cognate with Ir. lenim 'adhaereo', Lat. Uno,
Gr. d-Xlvsiv dXsiipsiv Hesych. and other words quoted by Curtius,
G. E. No. 541. The termination -rfic (now lost in Breton, though
kept in Welsh) occurs also in dieteguetic, anfumetic infra Nos.
186, 219, hanter-toetic Lux., tdgmthconeti(c) Berne, 58, deh-huetic
MS. Lat. 12021: a plural crasetidon occurs in Lux. Ebel com-
pares Latin adjectives, such as dediticius, facbiduSy suppositicias,
but there the i before c is short.
446 WhiUey Stokes,
liS. eltttc \jg\. vitulae). p. 32. The printed conleit is: »Si
sanguis vitulüruin ^t hlrcoram et cinis vituli a^tersus redemil pec-
rata honiiiiumc (u. S). The gloss is on the mai^in with re-
forencf^mark. It seerns cofoate with Vi. elain 'cerva*, Ir. dit
Vapreolus', Gr. lXaif»i. But the termination -fMC ex -äe is
peculiar and Prof. Bugge would aoalyse the gloss thus: e4e-ue,
when? (' ft>r eh- is the negative prefix. Z-. S94, le => Mid. Be.
Im \V. iio 'calf. and -w for -oc, Z*. t49. The glos would
Ihuä mean 'calfless*. *a 00«* that has not had a calf.
6d. MAJ*) (gl. erant. leg. enmt). p. 3i. The first letter of the
gloss. U. ^ays Mr. Brad^haw, not clear. The printed context
js: »Primitie omuis i.x>puli Israel sacerdolis enmt« (u. II). I
conjectui« that the drsl letter is misnritten for m. and that tbe
gloss Stands for itedoHi. beJoni or later besoiU. mait. Compare
■n; KXdä gtmys *tant Us seroni lasses', PB. *6^
70. lüu \£\. i^ei'tusvuluuiV p. 32. The printed context is:
>rev'U'.A"a'.uni et anmuu dextruni tuli a filüs laaeU iu. 11, ciliog
Xuu). xv::i. t. 1>1. As ian means •band" (0. W. lau Z'. 117,
DOW i!t»c. i.>m. Uf\ •^'- If- ^'■'H ^ foima. .Toia^f Cartius,
G. £. No. l>45^: this mitft be the drst part of a Compound, the
secviHi pan of whkh cieans *breast'. CoQpare the Iiish de
m»t ma äa9aim»if \fl. pectuscu^uniX literalty. -to the breast of
the palsi'.
71. «nyih^ >.;'.. ut tenaüa. leg. utenslia. u. HL p. 3^ Hüs
fioss bas beec aZ»d>iy notii»J. sopra >\\ öö. Tbe pr^xed h
is also ::{;zii in V"^ ^^"^ '*- h^trsiii Nc ÄW. U may per^
ha;:« ^ a zae» r?i«^s>?e-niark.
Ti «ft'«K _fi. iijueästus". p. 3i Tbe friBtAi context is:
>sica: is. cn: iiiT^utus ?e:'j:iiLt : quesi^us :«fi^t siais ]
üiahrcs« (,:l 13 . 1 o^'^.jtvtuiv tha: uk^.w means '
fcc wh!-.h tbf p>3SE)iVTai^bir has misuke:: ibe 'qn^tos' {i. &
^.iK^r.:s'' of ÜJf =2f> Sb.^uld Ulis be n^:. we bm boe
a^jt :£L; *Jie oi^ :'jci3 es' ihf derjüte ari;^;. i:<r. an OU Bceton
dcnnXiTe .x 'jx reo: 01 ncÖHH. W. .imu. HÜ. &'. comam
•tanfEtsix-c'. BchL ri PB. fTS.
TS. fm ^^. alrv'. p. Si. Tbe rrlr:«ä cccten »: »aic is
^ ^L^in? azit-:: . . . ^nvu'. dubio rv^vLVic-c'Js« <z. 13L Here yw
^XT fvr\ CtTT, «nar. xr. Ir. '■>. iv~cs urjtr = &. ^wif,
La:. j-Minr. Sir. tiftri. is ÜK- nis: sy.'ubr'-a oc socie ■drab to
The Breton Glosses at Orleans. 447
74. guir (gl. sedatium). p. 33. The context is: »sedatioin
communis (leg. commune) si modicum fuerit, respui non debet
(ii. 15)€. The Latin word seems to mean 'pretium sepulchri'.
The Breton Stands, perhaps, for guirth = W. gwerth 'price',
Corn. gwyrthy 'to seil', Goth. vairths^ Eng. worth.
75. trotnden (gl. peruolauit). p. 34. The printed context is:
»Mox ad eum Liguntius, divina expertus beneficia, pervolavit«
(n. 24). The gloss is obviously, like OldW. cein-mkun Z*. 892,
compounded of an adjective and a verb : tr(yin is = the modern
trumm 'prompt', 'diligent', 'exp6ditif . See infra No. 265. The
den may stand for dennas (where d is an infected t) from
tenna 'tirer', *retirer', ew-em-denwa 'se retirer', Com. ym-denne.
76. trioUm (gl. editui). p. 36. The printed context is: »levite
a quinquagesimo anno custodes sacrorum habebantur in lege:
sie et in novo aeditui ecclesiarum in senectute suntc (iii. 5):
eriolim seems cognate with W. eiriol 'intercedere', 'exorare',
(Davies). For its formation cf. cenemi infra No. 130.
77. aqualastr (gl. aquiminilem). p. 37.
78. lien (gl. manutergium). p. 37.
The context is: »De manu vero archidlaconi accepit ur-
ceuleum [leg. accipit urceolum] cum aqua et aquiminilem [leg.
aquamanilem], id est scipum [leg. scyphum] et manutergiumc
(iv. 3). Here aquchlostr is a hybrid compounded of the Latin
aqua and the Br. lostr (leg. Zesfr?) 'vase', 'vessel', Ustr, Cath.,
Corn. lester (gl. navis), W. llestr, Ir. lestar.
lien (also in Cath.) = W. lliein, Z^, 823, now Uiain 'lin-
teum', 'mappa\ Corn. lim in lien dui-lof (gl. manutergium vel
mantile), lien gueli (gl. sindo) pl. lyynnyou, Ir. lin. These words
are doubtless connected with Uvov, Umm, and the Homeric
h%iy li%a; but the root must be li.
79. meir (gl. actores, templi, vi. 1). p. 38. This is the pl. of
maer = Corn. mair (gl. praepositus), maer huit (gl. dispensator),
O.W. merion (gl. actores). The modern Breton is, according
to Legonidec, mear or maer, pl. meared. The Ir. equivalent is
maer, pl. n. maek 'stewards', acc. mueru, O'Don. Gr. 84, all bor-
rowed from Lat. major 'a house-steward'.
80. doguolouit (gl. redegit). p. 38. The printed text has: >^sic
exorcista redigit in sua diligentia totius regni Domini secreta«
(vi. 1). This is a verb in the 3d sg. pres. indic. act. com-
pounded with the prepositions do and gtu) Z\ 907, like the
The Breton Glosses at Orleans. 449
Clara) eritc (ix. 2). Our coson, like W. cyson, is borrowed
from the Lat. consonm, the n disappearing before s, as in
isoudan supra No. 64, cosoin infra No. 304, and in masur
'mensura', cusul *consilium', Z^ 117.
88. eules (gl. medoliam). p. 40. The Latin word should,
of course, be 'melodiam*. The printed context is: »habens
sonum et melodiam sanctae religioni congruentem« (ix. 2).
Our gloss seems cognate with the modern W. eilod, eilw, eilyw
*mtisic', 'melody', as etisin is = W. eisin and douo-louse is con-
nected with W. llais. As eu is the umlaut of au (Z^. 107), the
Gr. avXoq, avl^fia (root AV) may be connected. The Old Welsh
pret. part. pass. ellesheticion (gl. mela) in Mart. Gap. 8, a a,
seems to come from a diflferent root.
89. eli (gl. redoleat, ix. 2). p. 40. The context is : »neque
musica vel theatrali arte redoleat«. The glossographer seems to
have believed in some connection between redoleo and oleum,
for eli means 'unguentum', dio 'ungere'. For other instances
of his crass ignorance, see supra No. 67 and infra Nos. 95,
191, 220, 228, 309, and the note to No. 118.
90. dalou (gl. andronas, x). p, 40. This gloss Stands for
dadlou or datlou: cf. dacUtw (gl. antropas, leg. andronas) Bibl. Bod.
Ms. Hatton 42, dadlou (gl. curiae) Cotton Ms. Otho E. xiii., pl.
of dadl (gl. concio) Eutych. 3^ 8*. Com. dalhel in datheUuur
(gl. concionator), O.W. datl (gl. foro), Ir. ddl. The Latin word
glossed is the acc. pl. of andron 'compitum, locus publicus ubi
viri, oi ävÖQsgy invicem confabulantur', Ducange.
91. eonno tax. This gloss is written in the margin, of p. 40,
but without a reference-mark. The context is: »Glericus inuidens
fratrum prouectibus [printed text: profectibus] donec in hoc
uitio est, degradeturc (x). Here I conjecture that conno = conno
(gl. emulamenti, i. e. emolumenti ?) Lux., that tar is (as tor in
No. 26 supra) 'venter', that the gloss means 'advantage, or
indulgences in diet', *relaxations in fasting', and that it is in-
tended to translate 'provectibus'.
92. doilux (gl. promens). p. 40. The context is: »Glericus
inter epulas cantans, fidem utique non aedificans, sed auribus
tantum promens^) excommunis sitc (x. 1). I suspect that doilt^x
^) The printed text has 'pruriens*, another reading is *placens\
■r:.i.:.i- ir. ü'/. «:. tl^t: as '^^z - -^^ iK.t^ Car- Red« p. 333) is
-vj". j,vt't::. l. :.:-.: ::.r ::ir u. La?^'= coE^Äres ibe Hü
Vfc .• cjii ßf/j^:->. .SiLU'ji.Lrr^ V :»:::-, ;^^:'jg iL 231.
l-c y>:rj9itir i'.. :i:ri .-.Li^^ . j . 4*.'. Tir priiilrrd omtpit fe:
.jCi'- ycjri. 'J. i -.rri = ■-iir ::::»ier:L i>;ifr^iia temoigner'. The
;:i*:a:.;:4'. i-f c:'_>:l'5c. ir iha.: erlitcce is ^Iven ihat the neoesät;
viL: ::.r-:uöie. C'jr:;ptre i"^?*:'«^ ii^i-a >':■. 1S4, and fbr the
1^4. 7«a >.. Lepie. I.. p. 41. See above. Na 24.
C^S. 'iKKrifTxi c^ -Tjj^errJt^jst: .. :-. 43. The printed contexiE:
i::X ';Är:.i-e dr.>.:u:r.. ::jjd ciiLLinitiunL etlazn vindicare quadam
v^;^v: -;.!*• v*Ä :riJ^r/.Ä*^ r-::::r.:ur* xi. 5\ The glossogiapbff
L'*i-:ii.i:f:.T ■=r-;:K:r5:!:!j5i' f:r "rjj:»er?li:e". for pur-prä is oon-
yy^Ahi of f7Mr. ^ior ■5Jj:»er". Z-. ^Iß, and priY = Com. fr#
'?!. nora . pryh. W. />fy(? -tlme'. cognate. perhapis, with Skr.
krt iii sa-irt -orjcV.
Wi. yu^Tjy ^g!. ^tigmale . p. 43. The context is: »illico sUgmik
lepre percusa e?t« 'xi. C). This mar, possibly, be the BMob
c^uivalent of the h*. fcrb .i. 2i<>Zc docuirüher for aigid dutne Mm-
ciir no iar ngührdh *a blister that is put od one^s face aAer
a Satire or a fal.% jadgment'^^ Cormac: /!?arb c7«ic^ *a ranndel
lujiip of a «■■.cfTie*, Petrie's 7ara p. 155. Bul more likely haCi
as in No. 3^ supra and Nos. 131, 309. 366 and 315 infra, the
p In iiiiswhtten for p, the A. S. ih, If so. we may ooD^Nue W.
gwarth 'reproach, and the Latin vereor^ veremda, GortiaSi
(}. E. So. rj)l.
07. comarde (gl. coUigium). p. 43. The printed contezt Ins:
»extra collegium sanctae ecclesiae septem annis pitMcatnrt
(xi. 6). See above, No. 54.
98. cot (gl. agrestij. p. 44. The printed context is: »et agnrii
') And to go furtber back, Comux Caelexti for Comu» CadeMÜt^ Bkgf
Lecture9 188, 189^^J4; müex, xaneto for müe$, saneto, Gorssoi l 997, Ä
») Compare Theocritug xu. 24 (i^tvd^n ^vog vm^Hr dl^cEifc
f&vtfft») and FriLzsche's Dote. Bucree comDares tbe modern Bretoii
The Breton Gloci^es at Orleans. 461
melle pascebatur« (xii. 2). Here o Stands for o» or 00 as in
Nos. 25 and 60 supra, and our gloss is the first syllable of an
adjective *coetoc = Mid. Br. coadec Cath., W. hoedawc 'sylvester'
Z^. 849 now coedog, derived from coai 'nemus' Cath., Com.
cuit (gl. Silva), Ir. ciad, in ciad-cholomb *wood-dove', Lat, 6tf-
-cetum, and Goth. haithi.
99. ar (gl. coibere). p. 45. The printed context is: »Nihil
prodest cohibere exteriorem hominem, et interiorem damnare«
(xii. 4). The gloss is the first syllable of some verb compounded
with the prep. ar, Z ^. 900, which like Ir. ar, air, W. ar, er, yr,
Gaul, are in Aremorica, has lost initial p, and is cognate with
ndqoq, Skr. puras ^), Goth. faüra, faür, Engl. for.
100. cerpit (gl. vehiculis, xii. 5). p. 45. This is the pl. of
the Breton equivalent of W. cerhyd, which is borrowed from Ir.
*carpet, carptxt, which again comes from Lat. carp&ifUum.
101. amor (gl. fastu). p. 45. The printed context is: »Multi
clericorum jejunant fastu superbise ex propriis suis nihil largientes
egenis« (xii. 7). Here a may be the prep. used to indicate
the ablative and mar (now ineur) *great', the first syllable of
some Compound. See tn-wor infra No. 154.
102. 8cdl (gl. carduumque, xii. 8). p. 46. This gloss is exactly
the W. y-sgallen. The Cornish asJceüen (gl. card[u]us) and Mid.
Br. ascolenn ^chardon' have an initial a, which I do not understand.
103. ie (gl. curatusque). p. 46. The printed context is: »Curat
vulnera delinquentis abstinentia, curatosque sanctificat jejunium«
(xii. 9). Here ie is the first two letters of iechetidon, pl. of
the pret. part. passive of a verb (now ia(fhaat) derived from
iach supra No. 59.
104. ar (gl. arduam). p. 47.
105. distrit (gl. austeram). p. 47.
The context is: »Hie vitam arduam et austeram gerebat«
(xii. 15). Here ar seems the beginning of some word cognate
with Ir. ard, Gaul. Ärduenna, Lat. ardutis, and distrit (for
distrüh^) is a loan from Lat. districtttö *strict', 'severe'. So
stris Cath. comes from stridtis.
>) A trace of tbe original (genitival?) 8 has been observed in Irish by
Prof. Bugge, wbo brings errach 'spring* from *per8äka and compares NH6.
frühling and Danish for-aar.
*) Compare nit, ditwti, arimnot supra Nos. 24, 25, 60, and ietol, gupar-
tolaid, arton infra Nos. 118, 149, 198, for nüh, dinoeihi, drimnoeth, iethol,
45» WiL-J^T SiAes.
:>>*. v:-:mloi 'g'.. iasc-'übiie i. p. 17. The prioted coolcri w.
'In iSiS:ii.^Zt'..e. •'*/•■'"'■"" i cltU statüUL* Komani, xA QilGÜtd-
Ti.-.v^ =po::^; --^a; r osir; }f;Liriii le^es inremate (xu. 15). Hb
?!&= 1= In th^ niargiL -^'.i'z a refe.-eace-mark . bat I *^"*mi* Jh^
üiIiÜLf tLai :: 's a ^lv== oc -~tatuu:i'.': that we änold cob-
Luxe=:b;:rg gios. enKü&i'Xwf i^^. a^-ocatt i. c o^kiGantt. He
r«.: a* Prof. Rfcv; ha= io;Lteä oat. Rer. Celt i. 373) ts I^L
I^ -.'JT ziors reaüy reiiders 'iosolubite*. we must read atea^m
w:*Ji '.hc n^aüve pr^±cp asd cc-nipare Ir. It^^od 'disaoUiD',
W. r/«iric •arimi deliquium' Z'. S4>.
107. Kal-x gl.'.agubri'.p.öi. The printed nmtext is: »Qii-
äasn puer morieos visas e~t malri Don una rice in Teste higida
süieos et esurieos- xr. 6). Our gloss means *foul*. and b «
W. MZav;?, Ir. sa^Jl >!. sordidus) : cf. also Com. Aolw (jf.
s-.t.-co.-B . 0. Ir. icil [?'.. labe) Sy. 52 a. 4, and the OHG. Mb
ir'^iji. <>:ber iiötaDce; of Breton h from s are hir, Am^ I9
asd htnt, Z*. 123.
10?. />re ■ ?1. Li5tanter). f<. 53. GoDtext: »QaodeunqDC poW
ina.':us tua facere. ioälanter operaree (xt. Su Tliis seems Üt
£r=t =>'iiai>ifc of ac adrerb cognate with Mid. Br.jiresan^ ^preaeiW
CaU).. \V. pmennol 'iostans'.
lOÖ. (kJü ;^!. asperlione^ p. 55. Printed context: >te^
meDlum redemtJODis iniqujtatmn populi asperäone äanguinis an-
inaiiamt ixtl M.. Here. as in No. 101 supra, a is tbe isepo-
3it:on indicating tbe ablative. Tbe dis may be the Grst qrlÜde
'A some Word like *(frscaiti or *d\sceiniai, cognate vith W. OM^
yiceiniad 'aspergo . or like ^disperfa C(^ate with the mTHfcw
^/ifw/d -asperger'.
110. dipr'M f?l, acitameota. xtil 11). p. 58, The eontot
lelU bow one of tbe soas of an artifex (smitb?) »dedit »fi^^wiiwte
eius in oblationem eccle5ia:r. In MS. Hatten 43 'acitunenta,'
(i. e. acutaraeota) is explained by the Br. d\o\ou 'clavi'. U
onr tUprou, if rightlf read, is the pl. of dipr = the modeni Ar
*saddle\ pl. dibrou, W. dibr, and the glossographo' bete aeefli
to hare blundered.
111. toetd (gl. fiscum). p. 59.
1 1 3. er (gl coQpetita). p. 59. The printed amtext i« : aSäim
The ßreton Glossös at Orleatii. 453
illud hac lege sancimus, ut si quod domus vel agri vel quae*
libet praedia ex bonis christianorum ac parentum nostrorum
preceptis ad fiscum sociata fuerint, si qua etiam ab aliquo con-
petita sunt . . . haec omnia in jus antiquum revocari pre-
cipimus« (xvii. 15).
Here soeul is = W. swllt 'solidus', *thesaurus', *fiscus'
(Davies), Com. söls (gl. pecunia) from Mid. Lat. solta Z*. 154,
soldus for sölidus (nummus), whence also Ital. söldo, Sp. sueldo,
Fr. sol, sou. The Iriphthong oeu is curious. Should it lye oue
= Ihe ue of sueldo?
er is the first syllable of some verb to me unknown.
A little after this (p. 60) comes a passage beginning »Tran-
samundus uandalorum rexc, and over the last syllable of »uan-
dalorum« is written gua. This probably Stands for "^guandal
or "^guannal = *Vandalus'.
113. l. introc (gl. obnixe). p. 62. The printed context is:
»Quidam clericus in aliena ecclesia moriens illic sepultus est,
propinquis vero ejus corpus petentibus non est dimissum, sed
obnixe retentum est« (xviii. 7). The meaning of the gloss
seems *vel öbnoocie\ for introc may be = int^roc, an adverb
formed (like W. yn ddrwg *male') from the prefix int = ävti
and the adj. droc, later drouc, Gath. = W. drwg, Ir. droch.
Compare the Mid. Br. enta 'igitur, ergo', lit. *probe', Comish
inta *bene' from int^ Z^ 200.
114. heb (gl. tumuli). p. 63. The printed context is: »cum
vero peccata gravia deprimunt, non ad absolutionem , sed ad
majorem damnationem tumuli in ecclesia ponuntur« (xvm. 8).
The copyist perhaps meant bep, bep (see No. 32 supra) for beth,
bed, the first syllable of *bediou, now. beziou pl. of bed, now beis,
Corn. beth, W. bedd 'sepulchrum', cognate, according to M.
d'Arbois de Jubainville, with Lat. fossa from fodio. If beb be
the true reading cf. the Irish beabh tomb, grave (O'Reilly) and
perhaps ßtofiog.
115. strocat (gl. tractus est), p. 63. Printed context: »Nocte
media cum tumultu ab ecclesia alligatus pedibus tractus est«
(xvm. 8). This should, as Bugge conjectures, be read scrocat,
the 3d sg. pret. pass. (Z\ 531) of some verb borrowed from
a Mid. Lat. ex-crocare *mit einem haken ausziehen', Fr. crac
*hook', whence Mod. Br. hrdJi or krög. He compares the Mid.
454 WhiUe; Stokei.
Lat. ittcroeare 'an einem liakcn aufhängen' (Lex Salica). Hii
etymology roninds me of Juvenafs *Sejanii5 ducitur unco' (x. 6^^
116. aco (gl. adeundis). p. 05. Printed coiüezt: »De iBm
provinciis adeundis ad judicandum« (xx. o\. Here & may be Ikt
preposition indicating the ablatire, and co Ihe first syllableflf
somo verb.
117. amsobe {gl fingunt). p. 6G.
118. ktol (gl. alieni gena). p. CC. The prinled codUsL r.
xJudices sunt quindecim sepUmus gentilis in n
gentilitate, ut Deorum Judicium Alinervae et Neptuni de cooteo-
tione r^onis apud Cecropem actum cronica*) finguaU; octaTB
o/iCTi^ma, ut Moyses consilima ab il)o Jetbro , alienigena ctf-
nato suo soscepit« (xsi. S).
Or the Grst of these glosses I can make nothing. I cod-
jecture that ietd, may have been miswritten for teflol (ot
No. 105 supra, note), a derivative from idh, later yesr, ddt
WZ 'dialecte', 'idiome', \V. iaith 'lingua, dialectus, idnna'
(Davics), from *yakU, which Siegfried connected with the 0.B&
jehan 'fateri, afünnare' (Grimm, Deutsche Grammatik, it. fiC8)
and Glück with the Gaulish river-name lactus"*) and the I^tii
jaeio. Sbould tbis conjecture be right our gloss would propolf
mcan /A^j-ytufftfoc. and may well be used for dkXogrvloi,
119. a (Hguo (gl. indagatione). p. 67. The contezt i:
»Tiibus modia iudicibus iudicandum, natura, hoc est indigk-
tione renim et similitudine preccdentium et ^ verbis aeof
tnrae< (xxi. 6). Here a \s the preposition indicating the aUatifC
and olgvo for dgou (see No. 7, supra) is the pl. of tig ^4
(gl. indago) infra No. I3ä, now üä, had, W. o< *Te9tighBi^i
Com. Ol, odl, Cr. 1763, pl. o/oir, aüow, Cr. 174& All cogiMk
(as Prof. Rhys suggesU) with O.H.G. /bi^Mi, N.H.G. fOfm,
A.S. foigian, OA. fi/lgja, the original p having been lost in tk
Cellic forms. For the loss of g atter l cf. W. hol == Ji, h^
Gaulisb Mga 'saccus' and hei 'venari' ^ Ir. selg.
120. IM (gl. iurgiorum, xxi. 7). p. 67. This ia probably ttc
first syllable of the Br. c<^ate of W. t/ntsen oc yauerO.
121. €m (gl. e direrso, xxi. 7). p. 67. I cannot explik
this. Bugge compares W. amrytr diverse, sundry, Z*. 897.
132. nac tu (gl. nee . . . adquiescas). p. 68. The contcxt JK
tlie ßreton Olosses at Orleftnd. 465
»Non sequeris turbam ad malum faciendum, nee in judicio
adquiescas sententiae plurimorumc (xxi. 10, citing Exod. xxün.
w. 2, 3). Here nac (later na, Z*. 753) is the particle used in
expressing double or multiplex negation, and tu is the ßrst syl-^
lable of the 2d sg. conjunctive of a verb = the modern tuat
*prendre partie', from tu = Ir. tdib *side\
123. CLolo is written (p. 68) without a referenee-mark, op-
posite the line »De perverso iudicio non faciendo temere« (xxi.
11). Mr. Bradshaw conjectures, with much probability, that it
refers to 'judicio', and compares the gloss aolgu^o (gl. indaga-
tione) supra No. 119,
124. arliu {gl. proibuit). p. 68. Printed context: »non pro*
hibuit judicandi facultatem« (xxi. 11). This gloss, is, nodoubt,
a fragment of a verb cognate with arluth (gl. pedicam) infra
No. 315. It probably Stands for ar4udas, 3d sg. pret. act. of the
Breton equivalent of W. ar4uddia8 'to intercept', 'to hinder*,
which Prof. Bugge connects with Skr. rodha 'obstruetion' (root
rudh)^ Zend apa-raodhayBüi.
125. fan (gl. uolubiles). p. 69. The printed context is: »Non
oportet judices ecclesiae volubiles esse« (xxi. 12). The same
Word glosses the Singular 'uolubilis' infra No. 299, and the fan
in No. 125 doubtless Stands for fanian. We may, perhaps,
connect this word with Goth. spinnan, ^pann, for a Breton f
occasionally comes from sp: thus felch, cnXdyfyw^ Ir. selg,
faezaff 'vincere' (Skr. 8paQ?\ ftmfoff 'spatiari*.
126. guäcoguad (gl. reprehendendi). p. 69. Printed context:
»De quatuor principalibus modis reprehendendi {vor. kc, perver-
tendi) iudicium (xxi. 13). This seems to gloss 'pervertendi Judi-
cium' and to be a Compound of gud = W. gwydd 'knowledge'
(also in gud-^uUol infra No. 206, guthard Nos. 209, 240), root M
'to know', and coguod (leg. cogued?) in arcogued *noxa', 'laesio',
infra No. 135.
127. er (gl. moUimur, leg. molimur) p. 69: see above No. 48.
128. di (gl. discuüt, xxi. 14). p. 70.
129. do (gl. dispenset, leg. dispensat xxi. 14). p. 70.
In these three glosses we have the first syllables of verbs
respectively compounded with the prepositions ctr, di, and do.
130. cenemi (gl. causidicorum, xxi. 15). This is the plural
of a derivative from cen = Gorn. chen (gl. causa), km in the
common phrase hep ken ^withocit cause'.
456 Whitley Stokes.
131. meplaom (gl. confitarij. p. 70. Printed context: »com
«Torem suom senserint confutari<< (xxi. 15). This ^ an infimüie
in -om, of the ä-conjugation, like douohinuam and limfm. Lux. h
the first syllable of the word, as in Nos. 33, 96 supra ani
Nos. 209, 236, 315 infra, the p seems miswritien for p, the A. Sl
sign for ih, and the meth whieh we thus attain is the Old BretOB
form of the Mid. Br. mezz 'honte*, 'uergoygne* Cath., Com. mdk
W. meih 'a miss', ^abortion*. The laom is the infinitive of t
verb cognate with Lr. laaim ^I drive', ^cast', Gr. i^-lLum^ CaitiiB
G.E. No. 661. Our gloss would thus mean ^ put to shame.
133. ol dored (gl. indago disputationis, xxi. 15). p. 70. ii
lo 61 V. supra No. 119: dored may be = Ir. äoraidk *stril^,
*dispute\ O'Reilly. »Rofitir ingen an doraid (m
an dodoraid) tarraid coinculaind isindaidchisinc , LU. 112a.
The Greek diJQ$g (dijQicavzOy ötjQtäaa^ai), which Bopp would
connect with dfgm^ Skr. dara, Goth. gorialra, Eng. to fear, cv
hardly be cognate. More likely we have here a Compound of
the particle of quality do (= dvq-) and ret = W. rhed, Ir. rÄ
*cursus\
132a. di (gl. forinsecus). The printed text (xn. 15) reads:
»Negotiorum sectatores forensium eloquentiam propter praximi
dilectionem in saeculari negotio deserere debent.c Over thef
of Negutiorum (sie), the scribe has written e. I cannot exphin
either of these fragments.
133. nüinaatoe (gl. non ineundum est, xxi. 21). p. 72. In inf
(= W. nid) we have a combination of the negative m and t
fragment of the verb Substantive, and in-aatoe is = the prqi
in -|- the fuL part. passive of the irregulär verb mon^ *ire\ of
which the present (af for aaß, the preterite ((Meg), the fiitaiie
(ahy), the secondary present (ahenn), the imperative (aet), and
the pret. participle pass. (aet) are from the root AG. In oote
(ex *agatoe\ as in siel supra No. 49, the 9 is last betweea
vowels. Cognate are äym^ Skr. a^ämi, Lat. ago, 0.1t. atom^
(ad-domraig) 'adigit me'. For the termination -^äoe compaie
the Old Breton names Benüoe, Portitoe, Z \ 532, Com. carmimff
casadaw, W. caradtpy, Skr. ^avya.
134. acam (gl. disceptantes, xxi. 21). p. 72. I cannot ex-
plain this.
135. arcogued vel iniquos (gl. niciuas, xxi. 26). p. 73. T\m
context is : »De iudicio clericorum ut non sit apad niduasc Hb
.ii:i3l
The ßreton Glosses ät Orleans. 45t
'niciuas' (for which Ihe printed text has 'iniquos') seems a
mislake for *nociuos', and our arcogued may stand for arc(h
guedolion, pl. of "^arcogttedöl, a derivative from *arcogiied = W.
argywedd 'noxa', *laesio', Davies. The Ir. erchOl 'noxa' appears
to be cognate: so arachoat *quod nocet' Ml. 31d; co orM (gl.
ad nocendum) Ml. 46 d.
136. mined (gl. minas, xxiv. 1, citing Eph. vi. 9), (p. 75),
if correctly read, seems the pl. of *nim, a loan from the Latin
mina. [Mr. Bradshaw now reads this gloss comed, which is
obscure to me and is, perhaps, incomplete.] That these so-called
plurals in -ed were originally coUectives is maintained by Prof.
Rhys, Rev. Celt. ii. 117, 118, who cites the Old Bulgarian use of
the fem. bratija 'brotherhood' as the plural of brcUü *brother'.
As British d oflen comes from dj, and this from j, we may com-
pare not only bratija, but Greek dtö^id, äv&Qax-idj iiv^iM^x-td^
vsoTT-idj and Skr. gav-yH *a number of cows', Curtius, G. E.* 609.
137. couled (gl. oculum). p. 75. Context: »Non ad oculum
servientesc (xxiv. 2, citing Ephes. vi. 6). According to Bugge,
this may stand for co-vled, where co is the preposition, later que-
in que-vaes 'ager', Z\ 902, and vled a mutation of hled = W.
hlaidd 'look\
138. muntul (gl. lenticulam). p. 75. Printed context: »Sa-
muel lenticulam olei accepit et fudit super caput Sauli« (xxv. 1,
citing 1 Reg. x. 1). This is = the montöl (gl. trutina) of the
Eutychius glosses, Z^. 1054, Old W. menntaiU (gl. bilance) Mart.
Cap. 12 b. a., now montöl, as to which see Z^. 84, 766.
Glück, K.N. 44 — 47, connects the Gaulish names Cata-manta-
loedis (which he renders by *aequabilis'), Mantala and Petro-
rnantaliMn, But I suspect that our mwntul is a Compound of
mun. Skr. mäna 'maass' (Curtius G.E.* No. 461), and tut ex
tal, connected with xdXavzov^ tolayämi, töllo, ibid. No. 236.
139. emsiu (gl. abitionis). p. 76. This must be the *abusionis'
of the printed text: »Nonus abusionis gradus est rex iniquus«
(xxv. 3). Here as in No. 141 infra, em- seems the negative
prefix amr Z ^. 893 — 4, and No. 22 supra, the a being infected
by the following i. As to siu, it seems connected with W.
sywino *to turn or use continually', Ir. soud (gl. conversio) root
SU, whence Latin sucula^).
^) M. de la Villemarqu^ cites an Cid French st Hare, defauir {nans
nul 8% =3 Br. hep ai), as to which I can find nothing in Diez, or elsewhere.
Zeitschrift für rergl. Sprachf. N. F. VI. 5. 30
45g mitley Stoke«,
140. pico {gl. qualiter). p. 76. The conlext is : »sed qtnÜcr
alios corrigere potest, qui proprios mores, ne iniqui sint. nan cor-
rigit?« (XXV. 3). In pi we have thc old form of the Mid. BtcL
mteiTOt;atiTe pronoun pe, Z^. 401, Com. fiy, Ir. cia, ^ I^
quis, Umbr. im-g, Gr. ti>$. In eo vre probably have tbe 1»
ginning of some word like *eogfted = W. ci/wedd ^ccnfonnitr'.
141. emguer (gl. piacula). p. 76. Printed context: »Proptff
piacula regum . . . scmina eorum ne regnarent , extmxit Dae*
(xxv. 3). I cannot explain Ulis gloss. Possibly it Stands b
emgueredou , pl. of a Compound of the negative preAx om ud
guSred for f/uir^ (Z^. 99): cf. W. an-tciredd 'iniquity', pL «i-
Kireddau.
142. pü imfer (gl. pithonistarum). p. 76. The printed coatnl
is: »magoram et pythonissarum et auguriorum supersUtioniliE
non intendere« (xxv. 4). With pis ... I wonld connect the Com
pystry 'witchcrafl', pystryor 'wizard', and the Iridi jmk
(pisöe) of which the n. p[. occurs in a gloss on the !
Mör (Laws, i. 180): Ftiha n-imda .i.^oea isin tepuidh »d
in the bed' (to render a man impotent?), and ag-ain fremmA
felmais .\. fromadh na pisoe *to prore the enchantments'. Tbt
Mid. Br. pistri 'veneiicium' may also be connected. The st^
word seems to Bugge the Lat. pyxis, a box for medicine or
poison: pysidem veneni alicui tradere (Gic), venenum m u-
ream pyxidera conditum (Sueton.), partos gladio Tel pyxide
nummos (Juv.). Hence also the Ir. pios 'a cup'. The f k
pis4-ri is =^ Ihe d in pgxida. The second word, itnfer, is (fr
ecure. It may possibly stand for vmfemas = the mod. V%nM
'infernal', W. v^emol. The im before f is perhaps a modt «f
writing the nasal vowel ; cf. the Gaulisb om in the Vknx»
Poiticra inscription RATIN BRIVATIOM FRONTU TARBO-
SONIOS lEVRV.
143. tro$ (gl. tirannide). p. 77. The printed contezt is : »Mulb
melius est pauci temporis legitinium regnum fyrannide loifi
temporis« (xxv. 7). tros must be the first s;llable of the Bnbi
cognate of W. trawseäd, iratcsder or irawsindt 'ot^resno', *■■■
quitas' (Davies), a derivative from traws ^= Lat. tramt.
144. rac (gl. proferebat). p. 77. The printed contezt iB
>Surrexit Judas Galileus, qui asserebat eos . . . tributa noo ni-
dere< (xxv. 91). This gloss is the first syllable of some Tob
Hie breton ftloases at Orleatid. 45d
leueris *antedictus', W. rhag. Compare the Br. racAomu (gl.
proscenia) Berne, 28, and the gloss rac (gl. obtimantes, i. e.
optimales) infra No. 146.
145. decmint (gl. adecimabit). p. 78. Printed context: »sed
et segetes vesiras et vinearum reditus addecimabitc (xxv. 12).
If correctiy copied this must be the 3rd pl. (a mistake for the
3rd sg.) of a Breton verb equivalent to the W. degymmu *adde-
cimare', decum, degum 'decimae', Z \ 821, Gorn. dege, Ir. derJimad.
146. rac (gl. obtimantes). p. 79. The printed context is : >et
increpavi optimales et magistratus« (xxv. 14). See above No. 144.
147. er (gl. celebrae). p. 79. The printed context is: »hujus
inter omnia celebre dictum fertur, perdidisse diem, in quo nihil
boni fecisset« (xxv. 14). This, no doubt, is the first syllable
of erdirch *conspicuus' = erdirh, infra No. 220.
148. ni diglo (gl. non deglobare). p. 80. The printed con-
text is: »Boni pastoris est pecus tondere, non deglobare« (i. c,
deglubare, xxv. 16). Ni is the negative particle and digh is
borrowed from the Latm word which it renders. The 6 is
vocalised as in soudan No. 64 supra.
149. gupartolaid (gl. priuilegia). p. 81. Context: »cum pri-
vilegia singulorum non possint legem facere communem« (xxvi. 3).
This seems to be a derivative from *guparthol, ms. guparth
(gl. remota) Lux., pl. gupar(tholion) gl. remotis, infra No. 208,
and cognate with the verb mguparton (gl. se abdicant) infra
No. 256. I take our gloss to stand for gupartholaithau, pl. of
*gupart}iolaith, where -aith, later -aejs, ez, is = Gorn. -aid (in
ruifanaid 'regnum', medhecnaid *medicina'), later -eth, 0. W.
-md (in utolaidou gl. natales), later -aith, -aeth, Ir. -acJU ex
-acta, Z^. 846, 847. The groundform gthparth is, of course,
from the prep. guo and parth, which is either a loan from the
Lat. i^ars, or, as is more probable, = Ir. scert, scart, cerdd in
descert (des-sceri) = W. dehefUrbarth 'south', tüairscert *the north',
di-scart din inn-ecin fil fornd, LU. 63 b, cerdd chuind (*Gonn's
part', the northern half of Ireland, usually leth Cuinn) Amra
Gholuimbchille, 130 — all from the root SKARD, Rhys, Rev.
Gelt. u. 333—334.
150. com (gl. sortiendum). p. 81. The printed context has:
»non viribus sortientium et maxime ethnicorum (xxvi. 3)«. This
is the first syllable of some verb compounded with the prep.
com, Z\ 902.
30*
4G0 Whitley Stokes,
151. adguo (gl. secuit). p. 83. Contexl: »Finees meretricon
cum viro suo una secuit, ut cito mortem finirentc (xxm. ä).
Here we have tlie firsl two syllables of a verb compoundei
with the prepositious ai and guo, Z^. 907.
152. er (gl. moliuntur, xxvn. S). p. 84. See above, Kce
48, 127.
153. is. This word, tbe third sg. of the verb snbstantiTe,
is written (p. 84) over the first a of lianitas' in the pfarase »isü
uaniias est« (printed text »Quae est vanitas istac xxvn. 81
'Est* is wTitten with the usual contraction, so znay (says Mr.
Bradshaw) have been overlooked by the scribe. Is (^ Ir. k,
est, icTi) oecurs often in Old Welsh, ZK 553. It seems tk
Com. CS. The Mid. Br. eus. Com. etis, us appear to be difr
rent words.
154. mmor (gl. maius). p. 85. The printed eontext is
»quamvis multo rarius (xxvii. 9)«:, and I suspeet that our (Jass
is intended to translate 'multo*. It is, like the Ir. inmmr (^
magnopere), inmaire 'bigness', compounded of tbe particie M,
ZK G15. GIG, supra Xo. 113, and mor (mar), whence OMr.itt-
marian (gl. inormia) Lux., Com. maur (gl. magniis), W. Morr.
Ir. mar, Gaul, moros.
155. scc (gl. discerlam). p. 85. The printed contezt k: »i
cetero corpore discerptam manum (xxrn. 9)«. This gloss ^^y«
the first three letters of the pret. part. pass. of the verb equiTtkaft
to the modem skeja 'couper' = sq^wiaff^ Cath., hcaiUcr ^gmagä
'demy couppe' Cath. As tbe lingual sonant spirant j (wriUa
i and g) often come? from a dental {egenn 'ox' =: W. dim,
eureugau 'nuptials\ pl. of curef, nigal to üy\ W. neidio, aad
the loanwords rauejau O.Br. roit'Ou = retia, pinigen, ^^^^9^ de),
we may, ]>erhaps, connect skeja (O.Br. *scetam, *sciiam) wik
sci-n-do, c%ldrf, Curtius G.E. Xo. 295.
156. fM \g\. sohiit). p. 85. The printed eontext is: »GaiD
primus homicida tu vindictas solvit« (xxvn. 10). Here fal is tk
3rd sg. pres. indic. ad. of a verb = W. toZ«, Com. iJ§.
Compare the noun aUtal ^payment* supra No. 30. In ICd. aad
Mod. Br. the root is compounded with haut : i4df>omi ^raloir^.
157. gwf (gl. motulavit). p. 8C. The eontext is: »i
. . . novem menabus motulavit«, i. e. mutulavit
dumb- (xxvii. llj. This is the first syllable of sraoe verb
pounded with the prep. guo.
j
The Breton Glosses at Orleans. 461
158. gu (gl. prodens, xxvii. 20). p. 89. This may be the
first two lelters of some form of the verb equivalenl to the
modern, gwerm (gwermff, Cath.) 'vendre', *livrer', *trahir', W.
gwerthu 'vendere'. Compare guir . . ., No. 74.
159. coel (gl. aruspicem xxviii. 10). p. 92. This Stands for
coelioc {colioc, infra No. 247) Com. chuillioc (gl. augur), whence
cuülioges (gl. phitonissa), O.W. cailiaucc (gl. augur) Mart. Cap. 2.
a b., all derived from coil (O.W. pl. o coilou gl. auspiciis), Z\
1657, Ir. cel = O.N. heilt 'omen', *auspicium\ See infra
No. 293.
160. crap. This is written in the margin of p. 93, without
a reference-mark, opposite 'a conuiuio chatolicorum separetur.
De aeclesiae reos obstinanter non defendente' (xxviii. 11, 12).
I think this must mean 'a prohibition'. Davies has (s. v. cräff
*harpago' 'fibula', Fr. agrafe) an 'Arm. crapaf *anchoro* (leg.
*anchorare'): cf. Corn. grabel *a grappling-iron'. Fr. grappin,
Eng. grapling. Legonidec has kraban 'serre'. The Welsh cog-
nate is crap *raplio', *prehensio', Davies. The Irish grabbad .i.
bdcdil no tairmesc *a stopping or prohibilion', H. 3. 18^), p. 516,
seems to suggest the meaning of our gloss. All appear con-
nected vvith the Ital. grappare and the other Romance words
which Diez* 172, brings from O.H.G. hrapfo. To crap belong
the Mid. Br. scrap (= excrap) 'objet d'un rapt' PB. 243, and
scrapat *to scrape', Cath.
161. guoteguis (gl. conpiscuit). p. 93. The printed context
has: »Christus male facientes in templo flagellis conpescuit et
ejecit« (xxviii. 13). This is the 3rd sg. s-preterite of a verb
compounded with the prep. guo and the O.Br. equivalent of Mid.
Br. tevell *tacere', W. teud. Compare the O.Br. taguel in taguel-
guüiat (gl. silicernium) Eutych. Z *. 1053 == Corn. tewel, W.
tawel, Ir. to (1.) 'silent', (2.) 'silence' (fearr to labhra, O'CL),
from the root tus, Fick ' i. 602, Skr. tushyaü. Our gloss seems
to mean 'he put to silence (by scourging) the evildoers in the
temple'. The termination -is (swallowed up in Middle Breton
by the commoner -os) is = the Corn. -ys, W. -is, infecting
the preceding vowel, Z*. 523.
162. anno (gl. persuadenfwm). p. 94. The printed context
has : >Non ad reorum defensionem facta et ecclesia, sed judicibus
^) A manuscript in the library of Trinity College, Dublin.
4€2 WhiUer Slokes.
Ifir^uAdtndum (xx\m. U«. and Mr. Bradsbaw says Uat »te
-tum Ujr -dum i~ \ery coriimun in niOst of the Britiany mal
have scenr, See as to the glo3= Xos. i?3, S5 sopra.
Itl3. 'jwi. Thi= is wriUen. p. 04. without a referance-mufc,
c^fiOäile the line >De eo quud intersit [leg. idem äl apod Dnal
utnun pan'um an ma^mn quis ruratur< i xxix. 2). This bw»
intended to ^loss -furatur and is possibly connected with fk
Old Br. di-dan-vtid igl. eHcio), Z*. l(6i. The root may k
VABH whence liifim elc. CurÜuä G. E.* \o. 3ä4.
16i. fnrw/fV .i. itt^tin. WrJlten in the mai^in of p. SB.
wilhoat a referer-ce-mark, oppofite the words in the followai;
passa^e bcyicning nith *utilitate5' acd ending wilh *juTe-*. >Vini
qaoque quatuor uUlitates habet, inunolatur. ctxisolatur xbe,
notiit juvenes. arat in PalesUna« (xxix. ij. tf. with Biigge, K
retard »Min as cognale mth W. sj/fit/d *to moTe', to rfr'.
we may, ] thkk. refer our gloss lo 'consolatur'. ZRaoWM woäi
ihe.^ be the 3d s^. pre=. indic. ol a verb synmyiiioas «U
mrmiir, whfch feem= a deponent, also in the 3d sg. pr^ tpifc,
measing 'Ir.citat'. compounded with the preposHion m, oi
radicaüy con:^ected with \V. rheu *to oioTe', rlietieäd 'ueüiftj'i
>'bg. rtgm.
1^5. &i/af i.gL r^icaret). p. 9-3. The printed r*w#frrt k
>Nam Salomon addit tria super legem, ut resecaret tU
populi* {tTiT 5). This seems a 3d s^. secondary present eoq
acL, iike the Irisb form; in nith > i, -ad, Z ^ 445. Compaie fa
Ihe dental termination ergumit supra No. 48. RadKaDy Mk
seems connected wilh the W. bidag -ensiculus', 'gladiohisf, 'ni',
Daries. which k, 1 sospect. ilike the Ir. WA 'a woand' 0"Q,
ro-bitk -he slew' LU. -öS'') connected with Skr. ^Aofa, the I
Coming frcm gv as often. Fror. Bu^e. howeTer, suggesb (W
bUat may possibly be int«]ded to gloss 'vitia'. ' If so, it Sri
be the p]. oi 'hif borron-ed from Lat. Titioni, as beeCf tma^
heatxMt. biUn, buriul come respectirely from ricia, MiTtiif»^
TicecooiiteiD. Ttlain. vultur.
166. Uinniaus dicit ixsa. S>. p. 96. >The|»1nted texts^i
Mr. Brad^aw, ifrom Ibe St. Gallen ms., has Vinniams. All tti
Brittany ms.?, have. ihc older ones 'Vinniaus'. Ihe laier oaa
'Vinniamis'. The Cambrai ms. iSth Century) lias *
Tbe Breton Glosses at Orleans. 463
So also the Vienna ms. The name 'Vinniau' occurs in Ihe
Redon cartulary as 'Vinniau' or 'Viniau' and in the invocalions
in the Breton htanies as *sce. Gumiaue'.«
167. tal (gl. deperdunt). p. 102. The printed context has,
rightly, *dependunt\ *Quicumque filii a parentibus suis causa
divini cultus abscedunt, nee debitam reverentiara dependunt, ana-
thema sit« (xxxi. 15). Here tal Stands for talont, 3d pl. pres.
indic. act. of the verb, vvhence comes tal (gl solvit) supra No, 156.
168. brat (»more like brit or bret, rather perhaps 6re<«,
says Mr. Bradshaw). This is written in p. 107, opposite the follo-
wing passage from Numbers xxvn. : »Filiae Selphat . . . accesserunt
a Moysen . . . dicentes: pater noster mortuus est non habens filios,
... cur privamur hereditate ejus?« (xxxii. 19). This is the mo-
dern brad 'trahison\ 'tromperie', Corn. bras^)^ W. brad^)^ O.Ir.
mrath Ml. 1, 33d, ar in mrath (gl. pro proditione) Ml. col. 301,
mraithemnachtae (gl. iniquae simulationis) MI. 133 a. conu-merad
(gl. ut proderetur) Ml. 24c. The Old French barat (whence
Eng. barratry) is, apparently, of Geltic origin. The rise of hr
from mr is also exemplified by bro = O.Ir. mrug, cognate with
margo, marka, etc. With mrath, brad etc. Prof. Bugge com-
pares äfiaQtslv, ijfißQotovj aßgova^w, For the development
of meaning he compares Lat. ^ia dedpi des weges verfehlen,
decipere, betrügen.
169. meic (gl. ratas). p. 107.
170. ra (gl. stimulationes). p. 107.
The printed context is: »Auetores ecclesiae hie multa ad-
dunt, ut feminae heredes dent ratas et stipulationes, ne trans-
feratur hereditas ad alienos« (xxxn. 20).
Here meic is written for meich, the pl. of nuxeh = W. mach
^vas, vadis, praes, fidejussor, Sponsor, adpromissor, yid. an hinc
mechdiern' (Davies), Com. myghtem. Mach is, doubtless, as
Davies suggests, the first element of the well-knöwn Old Breton
title machtiem, which occurs in Gart. Red., p. 6: 'Ermor epia-
copus, Machtiernn in Poutrecoett'. Compare also the Old
Welsh dirguor-mechis ('testatus est') Z^ 907,
^) The vn cam y fue tetdya par may coüias yn oto bras, 'to a rock
he was cast so that he feil into my perfidy\ R. 2333, ^3^ where Norris
renders bras as if it were brus *judgmenl\
*) Hence Uid,W. bratwr *proditor', Z*. 828 and bradauc (gl. insidiosi),
Kahn's Beitr. iv. 423.
164 Whitley Stokes,
ra (like rad infra Xo. 177) Stands for radou, pL of *ii^
= Ir. raJth 'surety'. Borrowcd, apparently, from LaL r^m
in phrai-es like raJtum aliquid faccre, habere, ducere,
Over *dent' in the passage just quoted is written g, wlöä
probably .Stands for tlic 3rd pl. pres. conj. acL of gwend
'appeler Cath., now gerveL
171. cospitiot (gl. titubaucrit). p. 108. The printed ocnlal
is: »Heredes mortuorum sie judicentur: si alter habuo-it testen
adhibeat, si non habuerit, actas videnda et nobilitas et oi£-
natio et ratio: si autem titubaverint, aut sorte aut veritale ...
aut a judicibus veris, . . . interpretentur (xxxu. 23)c. Qh^fUi
is compounded with the prep. con, Z^ 901. The terminaün
resembles that of the present indic. fleriot infra No. 264, hä
is here used with a future meaning: so W. heidyawt ^he wil
challenge', Skene ii. 307, W. mefhawd 4t will fail', ymchodad
*it will turn', Z^. 51ö, hidliawt 'erit', gicasgaraipt *will scatter,
Evander Evans, Arch. Camb., April 1873. The simple verb e,
like the W. yspeidiaw 'to niake an intervaP, a denominatifc
from *spit = Corn. spys, W. yspaid, borrowed from LaL q»-
tium 'a Space of time'. The Mid. Br. espet {en berr eqpd in
brevi spatio' PB. 82) is from the low-Latin espatium.
172. enbü (gl. debilis). p. 108. Context: >De debitis dimit-
tendis illi, qui debilis est aut inops« (xxxm. 3). Tfais must, 1
think, be the W. ynfyd 'stultus, insanus, ineptus, demens, amens*,
Davies, Ir. oinmid (gl. sotus). If so, the b of enbü is writien '
for infected m, as, possibly, in dogur-bonneu supra No. 52. The
privative particle here used resembles the Irish m-, Z *, 860.
173. angtw (gl. inequalitatem, xxxiii. 3). p. 108. The cm- is,
of course, the negative prefix, see infra Nos. 219, 280. The ^110-
is the beginning of some word like *guostatid = W. gwastadeU
^aequitas'. Gompare the W. anwastadrwydd ^inaequalUas*
(Davies), and the modern Breton adverb goustad or g%oedd
*doucement', 'tranquillement'.
174. gms. This is written in the margin of p. 109, witboat
any reference-mark, opposite the first seven words of the followiif
passage »Disputatio Romana dicit. Quatuor comitantur ddläa,
ratae (ms. rate), stipulationes, testes idonei scriptio« (xxxm. 4).
The gloss guo8 (gl. ratas) infra No. 185 shows that cur fm
refers to ^ratae'. It doubtiess Stands for gMsUou === tiie «m^a»*
The Breton Glosses at Orleans. 465
gwestlau 'gages', pl. of gwestl, Corn. gwistd (gl. obses), W.
gwystl, from ^ved-tla, cognate with a-Fs^-kov.
175. erie (gl. pernoctauit). p. 110. The printed context is:
»si pauper est, non pernoctabit apud te vestimentum ejus« (xxxiu.
10, citing Deuteron. 24. v. 12)* I suspect that this is a gloss
on 'vestimentum eius' rather than on *pernoctauit (-abit?)'.. If
so, the e is the possessive pron. 3rd sg. masc, Z*. 386, but
the rie ... remains obscure. Can it stand for rei (as tu) for
ouy supra Nos. 7, 119) the first three letters of *retY = W.
rhaid, Mod. Br. ret now ret, red 'needment', Corn. reys?
176. molin (gl. molam, xxxiii. 10). This is Mid. Br. mdin
Cath., now milin, Com. melin (gl. molendinum), W. mdin, Ir.
muilenn. All apparently borrowed from Lat. molina, as kegin,
Ir. cuicenn, from coquina, and Ir. ruingenn 'a plane' from runcina.
177. rad (gl. stipulationes, xxxiv. 6). p. 1 12. See No. 170 supra.
178. contulet (gl. colligas). p. 114. The printed context has:
»Inter collegas suos« (xxxv. 4). This is apparently the same word
as the cunMlet (gl. collegio) pl. cuntelletou (gl. collegia) of the
Luxemburg ms., as to which see Z\ 901 and Rev. Celtique
I. 362, Corn. ctmtellet (gl. congregatio vel concio) Z\ 901,
1068, Mid. W. kynnullaw *colligere\ M. Emile Ernault com-
pares the Mod, Bret. ktUuill 'cueillir'.
179. milintric (gl. stupris). p. 114. The printed text has: >si
quispiam adulterae conjunctus perpetuam cum ea permanendi
fidem polliceatur ; tolerabilius est sacramentum non implere quam
permanendi (sie) in stupri flagitio« (xxxv. 5). This probably
Stands for müintricion (or -tou?), pl. of ^müintric^ a derivative
from müin (gl. prostitutam) infra No. 260, of which the pl.
milinon (gl. libosas, leg. libidinosas) occurs in the Luxemburg
glosses. Compare the Old Breton names Milon, Müun in the
Redon Cartulary. The root seems mü, Fick* i. 173, whence
fisiXia^ the Lith. meiliis 'lovely', and other words cited by
Curtius G. E. No. 464 ^).
The suffix tric may perhaps be compared with the Lat.
tricio in meretridum, etc.
180. ngmt or hgud — Mr. Bradshaw thinks the latter — (gl.
secundum). p. 114. The printed context (xxxv. 5) is: »Tria jura-
') To these perhaps may be added the Ir. miUde, an epithet for heaven
in the Sc61a lai brätha, LU. 33 b.
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<«
I- r-r.: -i^- - T,r. f -■*■"•. l^.JS .»^-^r aW^ft» JV-JV <•
The Breton Glosses at Orleans. 467
(fora^^)) are the common prepositional prefixes, Z*. 903, 900,
and eguetic is the pret. part. passive of some verb from the
root AV, *to Protect*, Ir. con-oim *servo*, Fick ', i. 24.
187. aior (gl. anchora, xxxvii. 3). p. 118. Aior, Mid. Br. heor
Cath., now hedr or edr, is a loan, like W. angor, Com. ancar,
Ir. ingor, from a Low-Lat, *angora for ancora (Loth). For the
loss or vocalisation of the guttural nasal in inlaut compare Mid.
Br. ael 'angelus', aviel *evangelium', duellcnn *cingulum*, iuin
'unguis' = Ir. acc. sg. itigin, moe 'coma' = Ir. mong, nouen
'unguentum', stoeaff *clinare\ W. ystwng, toeaff 'iurare\ Ir. ton-
gad, spoe *spongia\ and perhaps the mod. Br. s-t-laon 'eel' =
O.H.G. slango, now schlänge. Compare the change in Welsh
of ng to w, Rhys, Rev. Celtique, ii. 192.
188. or (gl. maleus, leg. malleus, xxxvii. 3). p. 118. This
is for ord now horz= 0. Corn. ord (gl. malleus) Z^ 1061, W.
g-ord with prefixed g from v, Ir. ordd (gl. malleus).
189. guilp (gl. madeficandum). p. 118. The printed context
has: »Ros sit ad madefaciendum (xxxvii. 3)«. This is the begin-
ning of g-uüpitoey the fut. part, pass. of the verb whence ro-
gulipias (gl. olivavit) Lux. The modern infinitive is glebia or
glibia, a derivative from gleb = Mid. Br. gluip {gluipycidur
'humectatio') , O.W. gidip, Kuhn's Beitr. IV. 405, now gwlyb
*humidus', 'madidus', Corn. gleb, Ir. flimh. The root is VALG
according to Fick^ 778.
190. guirhter (gl. austeritate). p. 119. The printed context
is: »cum austeritate imperabant eis, eo quod non esset pastor
bonus« (xxxvii. 4). This is an abstract noun formed like
blinder (gl. segnitia), by adding 4er to some adjective, Z *. 829.
What this adjective is remains doubtful. Cruirh may stand for
*guirch, and if this is by metathesis for guichr we may com-
pare O.W. guichir, guichr (gl. effrenus, gl. eflfera) Kuhn's Beitr.
IV. 398, W. gwychr *alacer\ 'strenuus'. Or if the c is a jf
provected by the t of the suffix, we may bring guirhter from
the Old Br. guerg (gl. efficax) Eutych.
191. abiin (gl. faustu). p. 119. The printed context is: >Cunctos
fastu superbiae parvipendunt« (xxxvii. 4). The glossographer
seems to have regarded 'fastus' as meaning 'fastidium', in which
case we should read a blin(der), or 'fastigium', for blin (now
bUn 'bout', *extremite') is = Corn. blyn, W. blaen 'cuspis',
') See dO'ti-et'Ue (gl. desistit) infra, No. 261.
i
f,
■7i
468 Whitley Siokes,
'extremitas', 'summitas'. The a is, of course, the prepositior
indicating the ablative. Thcre is a castruui Blaeti in a 12U
Century charter, Gart. Red., page 291.
^ 192. c^le (gl. reprehensibiliter, xxxvii. 5). p. 119. Con-
\ nected with cabltis *coupable' Cath., *criminans' Davies, Corn,
V cabel, W. caibl *calumnia'. All from a Med. Latin cabüla, clas-
I sical cavilla. For the change oi b io p in loanwords compait
the Mid. Br. chapl *cable', campr 'chambre', divempraff Hc
[i dismember*, canap 'cannabis'.
] 193. orion (gl. oram). p. 119.
j 194. straal (gl. calamidls). p. 119.
The printed context is: »abscidit oram clamidis [leg. chla-
mydis] ejus« (xxxvu. 5). Here orioti is the pl. of or (Ir. or
dat. sg. ur\ a loan from, or cognate with, Lat. ora, and straal
[which M. Loth reads straul] is like Corn. strail (gl. tapeta)
W. ystraill, a loan from Lat. stragulum, the g, as usual
disappearing between vowels.
195. dan (gl, sub), p. 119: this is written over the sub oJ
»subjectione«, (xxxvu. 6). It is the Corn. tan (in the oath tan au
feth), the W. dan from tan. In Middle Breton this prepositioi)
appears only when compounded with the prepositions di oi
en: di-dan, cfh^n, dindan = di^n-dan, Z\ 680: dindan panat
püat, Horae. The Lat. tenm may be cognate.
*1 196. donwt (gl. ritum). p. 120. The printed context is: »Qui-
cunque venerit contra ritum \var, lec. decretum] principis, ab
ecclesia abjiciatur« (xxxvn. 6). This is the W. defawd, drfoä
*mos', *consuetudo', Davies. Cognate with ^iik^g, dhämafn)^
Goth. dom-s (Eng. doom) and the other words cited by Curtius,
G. E. No. 309.
197. tes (gl. decreto). p. 121. Context: »Qui contradixeril
decreto principis in berede ordinando, non est christianus« (xxxvu.
18). This is the first three letters of testamant, Cath., a loaE
from Latin testanientum.
197 a. no (gl. non quesito), p. 122, I cannot explain.
198. arUm (gl. latrare). p. 122.
199. guotroit (gl. demulgitis). p. 122.
The printed context is: >Canes muti non possunt latrare
vos demulgitis lac ovium et comeditis easc (xxxvu. 22, citinj
Isaias 59, v. 10). Here arton is for arthan, cognate with the
Mid. Br. harjsaff *aboyer', Cath., now harga, W. cyf-arOh Daviea
The Breton Glossen ftt Orleans. 469
Pughe has also arthal, arthiad, arthaw and arthu, The ending
'On seems lo stand for -an. In Middle Breton we have only
-en, Z^. 536, as in atutren, untren.
gaotroit is the 2nd pl. pres. indic. act. of a verb = the
Mid. Breton gozro *mulgere' Cath., now görö, W. godro, and
compounded of the prep. guo and tro^ which latter seems (like
the Fr. traire) to come from a Med. Lat. trägere = trahere.
Over 'abutimur' in the phrase »quorum abutimur donis«
(xxxvii. 22) is written m, which I cannot explain.
200. hgurstli (gl. informetur). p. 123. The printedtext has:
>Decernimus, ut discat, quod doceat, refonnetur quod teneat«
(xxxvii. 23). This seems compounded with the prep. guor, like
gurlimnn, gurprit, supra Nos. 51, 95. The stli may be the be-
ginning of a verb cognate with O.W. istlinnit 'loquitur', Juv. 4
= O.Ir. sluindid.
201. gfwödces (gl. hodio habentes). p. 124. Context: »crudeles,
hodio habentes bonum« (xxxvn. 30, citing 2 Timoth. 3, v. 3).
Here gtwd may possibly stand for *goud, a loan from A.S. god
(Mhg. guot, 0. Sax. gtwd)^ and ces may stand for *ceseion = W.
caseion, pl. of casai 'a hater', cognate with cos, Com. cäs
*hatred\ Mid. Br. caset *to hate' Cath., W. cassau 'odio habere',
Davies, Ir. cais .i. mioscais no fuath, O'Cl. Our gloss would
thus mean *haters of the good' ionum.
202. im (gl. Paulus, xxxvii. 36). p. 125. This name is pre-
fixed to 1 Corinth. 12, vv. 21, 22: >Non potest dicere caput
pedibus, etc.« Perhaps our im is the first syllable of impossibl
MJ. 9 b, 120a, and is intended to gloss 'non potest'.
203. adam (gl. triturantis). p. 126. The context is: >Non
alligabis os bovis triturantis in area«, xxxviii. 1, citing Deuteron.
25, V. 4. Here a is the relative pronoun, Z \ 392, and dorn is
the 3d sg. pres. indic. act. of a verb = domaff 'bastre' Cath.,
now douma = W. dymu 'triturare', 'flagellari'. All derived
from dorn, Com. dorn, W. dtvm 'pugnus', Ir. dorn. Hence
also Mid. Br. domat *manipulus' Cath.
204. Zi«ism(gl. lixa). p. 127. Context: »Ut lixa per cinerem
humidum et sordidum fluens lavat, et non lavatur« (xxxvni. 5).
So li^u (gl. lixa) Eutych. Z^. 1054 and Cath., now lisiou
Messive', 0. Com. lissiu, Z\ 1063, W. lleisw, both loans from
Lat. lücivium. Other instances in Breton loanwords of 8 frora
470 Whilley Slokeä,
X are //m5 *flux\ mos *nox', cs-frcizaff *exfrigidare\ esbren
'extraneus', hisest 'bisextus', and perhaps escis, infra No. 964.
205. in Un loed (gl. in lacuna sordida, xxxviii. 5). p. 127.
Here in is the preposition ; Un is = Com. Un, W. Uyn ^lacus',
'stagnum' [Ir. Knw], which Davies compares with iUfivf, and
loed is now long *sale\ 'malpropre', et selon quelques-uns *vilain',
'laid\ Com. lowse Cr. 158, lowz 'mouldy', Lhuyd Arch. BriL
281. Our loed seems borrovved from some Romance form of
Fr. laid, which Diez brings from 0hg. leid *verhasst*. In PB.
33 we have lesu a le^n an bei a laet, which M. de Villemarque
renders by /Jesus qui tire le monde, de la honte'.
206. gudnaiol (gl. erudiens). p. 128. The context is: »Melior
est docta sapientia non minus erudiens, quam sancta rusticitasc
(xxxviii. 7). This seems, as Prof Bugge suggests, miswritten for
gudruaioly a Compound of gud = W. gwydd No. 126 supra, and
})aiol^ from Lat. baiulus, which in the Middle Ages meant *er-
zieher', 'hofmeister' (Diez E.W. 36, s. v. baüo). In the Old
Comish vocabulary baiol (gl. enula) seems to mean an enve-
lope for a letter.
207. con (gl. sustulit). p. 129. The Latin word should be
'sustollit': »Lectio divina indoctum aedificat, doctum corripitf
pauperem smhdü, regem humiliat, purißcat animamc , etc.
(xxxvui. 13), and our gloss seems the first syllable of the 3d
sg. pres. indic. act. of the Old Er. verb corresponding to the
Mid. Br. quen-dercJ^ell cognate with W. cynncd *sustinere' a cyn
et dcd, Davies: cf. quendelch 'conserve', 'garde', evd merch a
quendelch guerclidet ^like a maiden that guards her virginity'
PB. 13; ez quendelch roen tir e guiryou 'the king of the earth
keeps his words' PB. 40.
208. gupar (gl. remotis, xxxix. 3). p. 129. See above No. 149.
209. guparol (gl. theorica). p. 131. Context: >In sola
contemplatione theorica viventes perseverant« (xxxix. 3). This
adjective (which glosses *theoricam' infra No. 240) seems, as
Prof. Bugge suggests, to stand for guparol, gutharol = W.
gwyddorol 'scientific' : cf. gud supra Nos. 126, 206.
210. Uiniun (gl. tebefacti). p. 131. The printed text has
»eorum ... qui ... continuo tepefacti« (xxxix. 3). This seems
the plural of blin (gl. inerte) Lux., pl. blinion (gl. inertes) Lux.««
Skr. glana *fordone', Bugge. Compare blin (gl. t^)ore) infra
No. 268, which probably Stands for blinder, Mid. W. blinder
The Breton Crlosses at Qrleanfi. 471
*faligatio* Z*. 829, or some other abstract derivative. Tbe
Word Uin or tlen, which forms part of several Old Breton
names^), may be cognate.
211. ad (gl. lacesi, leg. lacessiti, xxxix. 3), p. 132, the first
syllable of the pret. part. passive of some verb compounded
with the prep. ai.
212. guarcerdorUm (gl. eireumcellionum), p. 132, »Qui sub
habitu monachorum usque quaque vagantur« xxxix. 3. This is
the pl. of guorcerdor 'vagabond', vvhere guor (= Gaul, ver-) is
the common intensive prefix Z^. 895, 896; the ending -or, as
in ousor (gl. opilio) Berne 10, is from ar, Z *. 830, and cerd is
the base of the verb credam, leg. cerdam (gl. vado) Eutych.
6a = W. cerddaf, Z^. 1053, and the verbal noun querget,
Cath., now kerzä == W. cerdded 'incedere', 'ambulare', Davies,
Com. kerd (gl. iter), Ir. ceird^ all cognate with 0. Saxon scridan
^schreiten', Curtius G. E.« No. 71.
213. bleoc (gl. criniti). p. 132.
214. guüiat (gl. tonsa). p. 132.
215. guoliat (gl. comata). p. 132.
The context is: >alii criniti incedunt, ne vilior habeatur
tonsa sanctitas quam comatac (xxxix. 3). Here bleoc Stands
ibr bleocion, infra No. 281, pl. of bleoc, better bleuoc = bleühec^)
'plein de poil' Cath. = Com. bleuaJc, W. bleuH^ 'crinitus', Davies.
It is an adj. derived from bleu (also bleuou gl. iubis. Lux.), pl.
of bleuenn 'poil' Cath., = W. bietvyn. Compare O.W. bleu-
porthetic (gl. lanigerae) Z\ 1055, Gorn. bleu yn pen (gl. ca-
pillus), bleu en lagai (gl. palpebrae).
guiliai for *guilliat seems an abstract noun meaning ^the
State of being shom'. For the termination see Z*. 840. Our
gloss is cognate with 0. Com. guUUhim (gl. forceps) ZK 1062,
W. gwelUiif *a pair of shears', and perhaps Latin vdh. To
this belongs the Luxemburg gloss guiUiatou (gl. tonsuras).
guoliat for guoltiat, also an abstract noun, meaning ^hai-
riness', is derived from *guolt *coma', Corn. gols (gl. cesaries),
W. gwallt, Ir. foU, which Prof. Rhys would connect with Gr.
Xdiftog ex Flauog. See coguelt (gl. lanitium) infra No. 284.
216. guad (gl. deterrimum, xxxix. 3). p. 132. This Stands for
^) Blen4ini^ Blen-lisaet^ Bkn-litietj Blen-Uuuet, Blen-luet, BUn-liuetf
Treu-bien,
*) Here the h is due to the accent on ec*
472 Whilley Slokeä,
guadam, now guHisa, the irregulär Superlative of drouk 'malus\
Prof. Bugge conjectures thal the stemword may be the Latin
vapidus, whence according to G. Paris, the Fr. fade. The W.
gtoaethaf, Corn. guefhe D. 1130, Br. gwe^e 'pesslme' MJ. 196,
2 seem to come from a diflferent root.
217. imco (gl. agitet, leg. uigilet?). p. 132.
218. loois — ms. lois, with o written over i — (gl. la-
tronibus). p. 1 32.
The printed context is : >Quis ab insidiis luporum custodit
oves, si pastoris cura non vigüet, quis latronibus et foribos
resistit, si speculatorem non habuerit?« (xxxix. 4).
im-co is the first tvvo syllables of a verb compounded with
the preposition im, perhaps with a reflexive meaning, Z \ 898,
and the prep. con, and possibly identical with W. cynnhyrfu
*agitare' ex cyn4yrfu 'conturbare'.
In lom, if this be the right reading, the -ois may be = the
-wys, 'is (ex -enses?) forming collective substantives in Mid. W.
and Mid. Breton, such as W. montcys, Lloegrwys, Br. hedis
*homines', literally 'mundi (letj habitatores\ brais ^regionis
habitatores', ploeys *plebani' from ploe *plebs', Z K 294. In lo
1 see the equivalent of Xoxog ^an ambush', Hhe lurking place
of robbers'. The Welsh cognate seems to exist in the Ogam
part of the bilingual inscription on the Llanvaughan stone,
Trenaccat lo, l e., 'the bed', or 'grave', 'of Trenacatus (Tringad),
son of Magiagnus (Maelan)'^). The root of h (the GauIisJi
logchfi in the Todi inscription) is lagh, as to the existence of
which in the Celtic languages see Curtius, G. £. No. 173 and
Rhys, Rev. Gelt, i 373. For the loss of the g between vowels,
see above No. 49.
219. nahu anfumeHc (gl. non suspectionis). p. 133.
220. gur dut erdirh (gl. mali euidentis). p. 133.
The context is: >abbas ita degeneravit ab opere Dei ut
mereatur . . . fomicationis crimine non suspectionis sed mali
evidentis honeraric (xxxix. 7). For the last three words Ihe
printed text has »male videntis onerari«.
In na-hu (as in gloss No. 221) the na is the negative paiv
ticle used in a relative or subjunct sentence Z\ 752, and Im
>) See as to Maelan and Tringad Rhys* Lectures on Welsh Philology,
2d edn. 380.
The ßreton (jlosses at Orleans. 473
must be the 3d sg, pret. of the verb Substantive. It is iden-
tical with the W. bu, ZK 561. The Middle Breton forms are
houe, boe, the Cornish bm, ZK 563, 562.
For anfumetk I was inclined to suppose that we should read
ansunietic, the pret. part. pass. of a verb connected with the
Old Fr. ensongier 'avoir ses pensees dirigees sur qqch.' Burguy,
II. 351, Mid. Br. songeal *to think', songiaf, soingaff 'je pense'
(songe), ultimately from the Lat. somnio. The ms., however, is
clear, and M. Ernault thinks that anfumetic may be = Fr. en-
fume (a Low-Latin *infumatus\ and compares the proverb il
n'y a pas de fumee Sans feu. For the prefix aw- = 0. Fr.
en- cf. anclinaff, ancontraff, anserret, äntechet, antren, Cath.
The second gloss, gur clut erdirh 'a man of conspicuous
glory', is, I think, intended to explain 'honerari', which the
ignorant glosser mistook for honorari, the gen. sg. masc. of
honorarias. Here gur, Corn. gur (in gur-ruid), W. gwr, Ir. fer
is = Lat. vir, and cltd {cht gl. rumoris, Lux.) is = W. clod,
Corn. dos, 0hg. fdud. It is possible that clut may be an ad-
jective = clot in 0. Br. Clot-ri, Z\ 889, Ir. cloth, Gr. xlvzög^
Curtius No. 62. In that case the gloss should be rendered 'a
man famous, conspicuous'. The third word erdirh, for erdirch,
is exactly the Ir. airdirc, erdirc *conspicuus', from the root
DERC, Skr. darg, Curtius 6. E. No. 13. In the phrase en hanu
derch an guerches 'in the clear (or bright) name of the Virgin',
PB. 173, derch is an adjective: cf. 0. Sax, torht 'splendens',
0hg. zorah't 'helF, 'deutlich'.
221. nä docordonmi (gl. non arcemus). p. 133. The context
is: »illos vero, quorum abbatem de mensa sanctorum propter
infamiam non arcemus« (xxxix. 7). As to na see No. 219. The
-ni (later ny), Lat. nds, Zend näo, is the pers. pronoun of the
Ist pl. (Z2. 374, 380, Curtius G. E.« No. 444) here used as
an enclitic. Between the m of the termination of the verb
and the n of the suffixed pronoun, a p was, in Middle Breton,
inserted as a fulcrum (cf. in Mid. Br. coltwi-p-nenn 'columna',
dam^-naff 'damnare', hym-p^ 'hymnus' and in mediaeval
Latin sonv-p-nus, sollem-p-nitas for somnuSj sollemnitas). The
ni (ny) then dropt ofif and left the verbal ending -omp. The
verb do-c&rdom is compounded with the prep. do and its root
seems KAR, Curtius G. E,*, 53, whence xsiqiü and Lat. curtus,
ZelUchrifr ffir vertl. Spraehf. N. F. VI. 5. 31
474 Whitley Stokes,
properly 'abgerissen*. Our cordom, if, as is possible, d Stands
for th, may thus be equated in form with Lat. cufiarH%is.
222. roiau (gl. soffosoria). p. 133. The printed contexl is:
>aratra trahentes et sofosoria (var. lec. fossoria) figentes terraec.
Our gloss raeans 'spades' and is equivalent to the modern W.
rhawiau, pl. of rhaw 'rutrum\ 'ligo', 'paliis*, Davies. I think
Ulis must be cognate with, or borrowed from, the Lat. ramus:
for 0 from a see No. 154 supra, and for the vocalisation of m,
see lau supra No. 70 and W. ffaw from fama. In Mod. Breton
we have reon 'pelle' (Leon) and ranv 'beche' (Treg. et Comouaille).
The Ir. rdnia LL. 12 b. (like Fr. rame) means 'oar', The -iau
for 'iou is remarkable.
223. boco (gl. paulo). Context: »De monacho paulo remis-
sioris regulae non admittendo« (xxxix. 9). This seems intended
for 'remissioris', and is the comparative of boc, huc (gl. putris),
pl. hocion (gl. putres) Berne 13, 27 : for the loss of the final db
cf. enteraßo (gl. inopportunius).
224. naco (gl. non admittat, xxxix. 9). p. 133. As to na
see No. 220. The co- must be the first syllable of some verb
compounded with the prep. con.
225. pei — Mr. Bradshaw is not sure of the third letter —
(gl. belial). p. 135. Context: >quae enim societas, lud cum
tenebris et Belial cum justis?« xl. 1) cf. 2 Corinth 6, w. 14, 15.
I suspect we have here the later pe, Z *. 725, that the gloss is
intended for 'et', and means 'or'.
226. com (gl. scipho, leg. scypho, xl. 5). p. 136. This
is = Ir. com m. *a drinking cup or hom!', Com. com (gl. comu),
W. clywitor com can ni weler *a hörn will be heard, though it
be not Seen', comeyt 'cornu plenum', Z^. 840. Galatian xaqvov
adXntyya Hesych., Goth. kaum,
227. comnidder (gl. consabrinis leg. consobrinis, id est filiis
fratris patris, xl. 6), p. 136 v. supra No. 24.
228. comdia (gl. sodalitates, xl. 13). p. 137. I suspect that
this gloss Stands for comeliachmiy pl. of comeliaeh = W. ctffeUliaA
'amicitia' Z«. 851. Cognate with W. cyfaill, cyfaütt 'amicus',
'socius', 'sodalis', Davies, Ir. ad-com-altar 'conjungitur', ae-eom^
älUe (gl. socius, i. e. junctus) ZK 73, 116 n., Com. ehef-mU
(gl. artus), Ir. alt 'a Joint' ^), Goth. liihus, Lat. artus^ and other
*} Also 'a song or strain*: cf. fiiko^.
The Breton Closses at Orleans. 475
words quoted by Gurtius G. E. No. 488. The preservation of
the preposition com is remarkable: cf. cou-arcou, ccharchölion
Berne 12, 46, vvhere it is infected or vocalised.
The assimilation of the t had taken place in the ninth
Century: Comäircar, Cumalcar, Couuellic (Gart. Red., pp. 12,
221, 125). But we find, also in a charter of the ninth Century,
Comalt-car (ib., pp. 10, 36, 143, etc.).
229. ditienoc — ms. diumic, o being written over the se-
cond i — (gl. in ballinea): p. 137. The printed context is: >Sunt
qui audierunt, quod Johannes discipulus Domini apud Effesum,
cum balneas lavandi gratia fuisset ingressus et vidlsset ibi Gerin-
tum exsiluisse, continuo fertur et discessisse non lotus dicens:
fugiamus hinc, ne et ipsae balneae corruant, in quibus Gerintus
lavat, inimicus veritatis« (xl. 13). This may be for *di-gueimoc,
where di is the prep. di (= Ir. du, do, O.W. di, Gorn. dhe)
now de or da, and guennoc is connected with the adj. gwenn
'white', It. find, and with the W. verb gwynu, the Gornish
verb gtcynna *to whiten', 'to wash' (los^ the gryst a wynnas
y arrow 'Joseph for Ghrist washed his legs' P. 233. 1). If so,
our gloss means 'ad lavandum', the *lavandi gratiä' of the text.
The loss of g between vowels is regulär. For the writing n
for nn ex nd compare oferen = offerenda and peden = petenda
ZK 113. For the formation of an infinitive in -c compare redec
*currere*, Galh. = Gorn. resek, W. redec, and W. eredic *arare'
Z2. 535.
230. drosion (gl. tritura). p. 137. The context is: >In tritura
areae grana sub paleis premuntur« (xl. 14). This may be
intended for 'paleis', and must be the pl. of dros, which seems
to be connected with A. S. dros 'fllth', lees' (Ed. Müller), Eng.
dross, Nhg. drusen, ralher than with Nhg. drasch tritura, 0. Fr.
dräsche 'hülsen', 'schoten' Diez, E. W. * 563.
231. fleriot (gl. redolet). p. 137. Printed context: >Rosa,
quae redolet, crescit cum spina« (xl. 14). This is the 3d sg.
pres. indic. act. of an ä-verb = Mid. Br. fkueriaff, Gorn. fleyi-ye,
flerye, from flaer = Gorn. flair (gl. odor), 0. Fr. flair. From
Lat fragrare^ by dissimilation flagrare, Diez E. W. 146. For
the termination cf. crihot Lux. and cospitiot supra No. 171.
232. commin (gl. annalibus). p. 138. Gontext: >Origenes in
annalibus Hebreorum ait« (xu. 1). This is the pl. of com-man,
which is radically connected with Ir. ctHnan 'remembrance'
3l»
476 Whilley Slokes,
{ni cuman lim 'nescio', Z\ 872) or cumain, and the modern
cuimhne. The root is MAN, whence (inter alia) c(miminiscor,
commentum, Curtius G. E. No. 429. In the Mid. Br. cauff *sou-
venlr', W. and Com. cöf (Mod. Br. koun) the dental nasal has
been lost. It is kept in the Com. covenek.
233. coket (gl. agipam). p. 139.
234. gudcet (in marg. gl. agipam). p. 139.
235. brothrac (gl. taxam). p. 139.
236. toos (in marg. gl. taxam). p. 139.
The printed context is : »Episcopo liceat commendare vesti-
mentum, quo utitur, et agipam et taxam (xu. 2)€. «
Here colcet, O.W. dicket pl. cilchetou (gl. vela) Z. 1056, Corn.
cilcd (gl. tapiseta, gl. stratorium) Z *. 1063, Ir. cdcaid, is a loan
from Lat. ädcUa, whence also Fr. coite, Engl. cowUe now quUL
gudcet is a later form of the same word, the guUxi of Ms. Lat
12021, the golchet, golchedenn of the Catholicon, now goUfhed.
brothrac seems a loan from the Ir. brothrach. But the
meanings difTer, for taxa is ^a purse' and brothrach is some
kind of embroidered (?) garment ^).
toos i. e. tds (ex *taiis, *tas) comes, like Fr. tasse, from
taxa. For the expression of length by duplication, cf. O. Br.
guaan Otho E. xiii.
237. tron ca issent. This is written in the margin of p. 140^
opposite the words italicised in the following passage: >Ut si con-
tigerit episeopum migrare de hoc saeculo, certis existentibus
rebus, quae sunt ecclesiae, sciant, ne ipsse conlapsse depereant,
nee quae propriae probantur episcopi, sub occasione pervadantm
ecclesiaec (xli. 5). Mr. Bradshaw says: >If it is a Latin word
I don't see what the meaning is. Can it be Bretonc?
') It is glossed hrat riogh[(S\a by O'Rody Hardiman, Irisk Min$irdtjff
II 298; brothrach col-luibnib finnaib im chechtar de, LL. 952b. dat a^.
consL'brothraig b<3saille, LB. 215 b. dat. pl. roherrad a tech di cholctib 7
brothraduUb, LU. 19 a. Intan bd urlam la Bricrind dönam a thige m^7
a grianän 7 anerrad dfblfnaib do brothrachaib 7 brecanaib 7 cholethib 7
cerchaillib 'and the fumishing of both of them with brothrachs and plaidt
and quilts and pillows\ LU. 99 b. Urgud amra isin tig do cholctbechaib
7 brotrachaib, LU. 134 b. acc. pl. sudigthe a Uiincur etir cholcthe 7 6rott-
racha, LU. 56 b. Ni cuincem colcthi no cerchaille no clumderaigthe no
bratrachu no breccanu, LB. 211a. In each of Uie last four dtations it
seems to mean 'blanket\ Its diminutive brathraehan explains sabribnnm
t. e. sarabarra, Ir. Gl. 180.
The Breton Glosses at Orleans. 477
I suspect Ihat this gloss requires to be re-examined. We
may perhaps have in it an example of the 3d pl. secondary
preterite, like responsent, PB. 138.
238. auituer (gl. degente sub censu). p. 140. The contexl is:
»De degente sub censu nihil commendante« (xli. 8). This is the
heading of the following chapter: i^Sinodus Hibemensis: Sicut
sine permissu abbatis monachus nihil commendare [to make a
bequest^)?] audebit, ita degens sub censu [a layman paying
trlbute?] potestatem non habebit donare aliquid in morte sua,
nisi jubente domino suo«. The a may be a preposition signi-
fying the ablative: the wer seems part of a Compound of which
gmr, gur supra No. 220 is the second element.
The uü i. e. vü may stand for bit *mundus', the b being
infected (cf. abredahez *sero' from a pret, a-uoez *palam' from
a-guoez). The bit-uer to which we thus attain would mean
'a person leading the secular, as opposed to the monastic, life*.
The corresponding Welsh word bydtor means an accoucheur.
239 — 240. eindrü gupar (gl. theoricam). p. 141. Printed
context: »Tria tantum ecclesia custodjt et nutrit theoricam et
actualem et penitentem« (xlii. 1). Here eindrit Stands over gupar
by a diflferent band. Possibly it is miswrilten for *eindric
(*contemplation' ?) radically connected with er-dirh, supra No. 220.
As to gupar it Stands for giäharöl, see above No. 209.
241. fon (gl. inrogatis). p. 141. Printed context: >vos e
contrario non solum non suflfertis, sed etiam non (?) facienti-
bus inrogatis (xlii. 4)«. This seems the beginning of a verb in
the 2d pl. pres. indic. act. derived from fon = W. ffon *baculus',
'hasta' Davies, Ir. sonn.
242. guotric (gl. difer). p. 141. The printed context is: >Si
debitor inrogandus vel exigendus est, differc (xlu. 4). This gloss
is = the ^guiric (gl. difer)' of the Gotton ms. Otho E. xni, and
is connected with W. godrig *mora', trigo 'morari', Lat. tricari.
243. gro (gl. crocitat). p. 141. Context: »Columba non
move pennam . . . neque crocitat (xlii. 4)«. This is perhaps the
3rd sg. pres. indic. of the verb equivalent to W. creu 'instanter
petere', *crocitare' (Davies). The Gr. xQavrfj, xgavyog and Goth.
hruJcjan may be cognate. For the sinking of initial c to g cf.
guelcet, supra No. 234, and the Mid. Br. gant, gueffret, goural.
^) Gompare W. üythyr cymyn 'a testament or bequest*.
478 Wbitley Stokes,
For Ihe loss of intervocalic g, see No. 49 supra. But the gloss
may be an abbreviation, and M. Ernault compares the mocL
grougousat 'roucouler'.
■ 244. aguetur (gl. diminuitur). The printed context is:
»quanto de terrenis deminuitur [seil, ecclesia], tanto de spiri-
tualibus augetur, et quantum terrena quaesiverit aut conten-
derit, tantum de spirit(u)alibus diminuitur (xlu. 4)€. This is
probably a mistake for the Latin augetur^ which the scribe
intended to replace diminuitur, See M. Lioth, Rev. Celtique v. 1 14.
245. tru (gl. humanitatis, xlii. 9) p. 142, is the first syllable of
*trucared, later trugarez = W. trugaredd ^misericordia' (Davies),
Ir. tröcaire, from tro, tru, Corn. tru, Ir. trog, truag, and careä.
Compare O.W. trucarauc (gl. mitia), Kuhn's Beitr. iv. 401.
246. guinion (gl. vinulas ^), xlii. 9). p. 142. Plural of guin
borrowed from the Latin vinea, whence also Ir. /ine.
247. cölioc (gl. fascinavit). p. 143. The context is: >0 insen-
sati Galatae, quis vos fascinavit?« (xlii. 13), citing Galat. 3, v. 1,
and our gloss is an answer to this question. It should be
coüioc or codioc, see above No. 159.
248. dispriner (gl. depretiatur). p. 146. The printed context
is (xlii. 24) : »De infantibus in ecclesia projectis. Eadem 8ifk)dus.
Filius allatus servus est ejusdem, nisi depretiatur«. Our gloss
is the 3d sg. pres. indic. pass. of a verb compounded with the
privative particle dis (=» di + 65?) Z\ 894. The simple verb
is in Mid. Er. prenaff now prena *acheter', 'acquerir', O. Com«
prinid, Z *. 1069, Com. prenne, W. prtfnnu,prynu *eraere', ^redimere',
Davies, Ir. crenim 'emo', crithid ^emax'. Here, as in pi, panim,
prin, Nos. 140, 182, 295, supra, p has come from hv, k, and
our gloss is connected with the Skr. root kri Ho buy' {kripid
base of the present).
A little further down, over 'protervus', is writtenjr, which
I cannot explain. It can scarcely be the initial of a Br. equi-
valent of W. gwantan (rhuthrau gwyntau gwantan 'gusts of
wanton winds', Pughe), for this is borrowed from the EngL
wantan = wan-togen 'schlecht gezogen' (Bugge).
249. guomone (gl. in territorio). p. 149.
250. in dicomit (?), and underneath: tegran.
The printed context is: >Si quis episcopus sive aliquis
1) The printed text has 'villulas* (var. lec, vineolas vel temilas)«
The Breton Glosies at Orleans. 479
edificaverit ecciesiam in territorio alicujus episcopi, hujus eo
clesiae consecratio reservetur ei, in cujus territorio edificata estc
(xLiii. 2). Gloss No. 250 is in the margin without a reference-
raark, opposite the line ending with *in territorio'.
guomone seems a Compound of the prep. gao and some
forraation from mon = W. mun *hand': see above, No. 38.
The ending of the second word in gloss No. 250 is doubt-
ful. M. Loth reads dicomit, The Redon cartulary suggests that
this Stands for dicombü. Thus, in the 264th charter, »data est
ista terra in dicombitione ad Endelgent et semen ejus in
sempiternum«. »Vendidit Tanethic terciam partem Brontro . . .
in alode et in dicombito« (Gart. 39). So in Gart. 40 *in luh
in dicombito in alode comparatö' (Gart. 91), 'in alode et in
conparato et in dicombito' (Gart. 131), *sine fine, in dicombito,
sine Ulla renda' (Gart. 133), *in dicombito sine censu et sme
tributo' (Gart. 146). M. de Gourson (p. 752) explains the phrase
by *res Ecclesiae sie concessa, ut inde nihil sibi reservet donator'.
Dicombü is compounded of the negative prefix di and combit
= Ir. commaid *partnership', LL. 106b, comad Gormac Tr.,
p. 45, dat. sg. robätar i commaid oc legund, LL. 278 a.
tegran oflen occurs in the Redon charters, and means,
according to M. de Gourson (p. 755), ^mansus; praedium cum
cella vel habitatione {ti 'domus', ran *pars fundi'). Our teg
(also tig in bourtig, Z\ 1053) is == Ir. tech, tiyog, tegere; our
ran is for rann, pl. rannou, Lux, Old Breton rannam (gl. par-
tior), Z^. 1052, W. rhan, Ir. rann^)^ whence Gorn. rennicU
(gl. divisor).
251. bi (gl. fore, xliv. 18). p. 154. This Stands for *bidam
or *bidiit == Mid. Breton bezaf or beeout, Z*. 564.
252. do (gl. fautrix). p. 155.
253. di (gl. eradicatrix). p. 155.
The context is: »Virginitas . . . innocentiae fautrix, amica
justitiae, eradicatrix vitiorum« (xlv. 1). Gompare Nos. 128,
129 supra. The di in No. 253 may stand for ^digridienneres:
cf. the modern dic'hrisienner *extirpateur', W. diwreiddiaw *to
uproot': from gwreidd-^, Gorn. grueiten, (y)radix, Fqi^a^
*) From ♦prafifi, ♦por-w«, a pret. part. pass. cognate with i-noQov,
por-HOy Gurtius No. 376 (Bugge).
480 Whitley Stokes,
vaürt-s, tmrz-el. In the Irish frem, LL. 5 b, now freumh, the
d has disappeared with a compensatory lengthening of the
preceding vowel.
254. CO (gl. dedicaverint, xlv. 9). p. 158. Here we probably
have the first two letters of the 0. Br. equivalent of the Welsh
loanword cyssegru 'consecrare', Ir. coisecrad.
255. aglanet (gl. a palliditate, xlv. 10). p. 158. Here a is
the preposition indicating the ablative and glänet a derivative
from glan 'pur', *blanc', Corn. glan, W. gldn *mundus\ 'nitidus',
O.W. 0 glanstlinnim (gl. famine sancto) Kuhn's Beitr. iv. 392.
Connected is the Old Celtic river-name Glana, which corresponds
in raeaning with the German Hlütra, Lütra, now Lauter, Glück
K. N. 187 note.
256. imguvpartcn (gl. se . . . abdicant). p. 158. The con-
lext is: »et se mundi actibus abdicant« (xlv. 13). Here im- is
the reflexive particle (later eni-, Z^ 899) and guparton (better
guparthon) is the 3rd pl. pres. indic. of a verb cognafe with
gupafih(ol) gl. remota, supra No. 149. The termination -o»
for the usual -ont is noteworthy, and may possibly be an
example of the nasal infection which the late Evander Evans
pointed out in Welsh forms like techyn *they yielded', a
doyn *they came', a emdygyn *they brought themselves', ty-
gtoydyn *they feil', ry-godessyn *they had oflfended (Archaeologia
Cambrensis, April 1874, pp. 121, 122). Of the assimilation of
^ to n we find a few certain examples in Middle Breton.
Thus cann 'white' (ex canta), rouancz 'kings' (regentes), tennoer
*tentorium', n-ouen 'unguentum', and see infra No. 289. So in
modern Breton gourvenn *envie' = Ir. format ex ^ver-nien-ta.
257. dem or, perhaps, iem (gl. coactaticia). p. 161. Context:
>coactaticia vis matrimonium non separat« (xlvl 7). Ck)mpare
dem-guescim infra No. 285.
258. rigl (gl. gilosa — i. e. zelosa — xlvi. 10). p. 162. The
printed context is: »Quid ergo, si sterilis si luxuriosa, si
gulosa, si jurgatrix et maledica, tenenda sit vel tradenda sitPc
This seems the sg. of riglion (gl. gamilis) of the Luxemburg
glosses. If so, our gloss is intended, not for *gilosa', but for
*jurgatrix' or 'maledica' (cf. No. 291 infra).
259. ercor (gl. ictum). p. 163. Context: »ipse ad primum libi-
dinis ictum victus cadit« (xlvi. 16). This is the W. ergyr *impulsus\
The Breton Glosses at Orleans. 481
ergyr-wayw *hastile impulsum* (Davies), Ir. erchor, irchor, aurchor
or urchor 'a cast', with which Bugge connects Skr. kirati 'werfen'.
260. müin (gl. proslitutam, xlvi. 21). p. 165. See above
No. 179.
261. dotietm {gl. des\slH).p, 166, The context is: »Ubi fuerit
numerus maritorum, ibi vir, qui propriae [proprie?] unus est,
esse desistit« (xlvi. 28). This verb is compounded with three
prepositions. The do-ti may, like the du-ti of No. 44, stand
for do'di The -et, as in di-et-eguetic supra No. 186, Stands
for at. The stem seems to be the same as that of navo^ai.
261 *. deu (gl. edocandi, xlvi. 30). I cannot explain this.
262. hrot (gl. zelotipiae, spiritus, xlvi. 37). p. 168. Connec-
ted with the modern adjective hroud *tres-chaud', 'ardent',
W. hrwdy Corn. bredion (gl. coetio). The Irish noun bruth *furor',
*fervor' (root BHRU, Curtius, G. E.* No. 415, whence (fgiag,
hnmnä) is the exact equivalent of hrot. So Welsh aidd 'zeal'
is = Ir. aed *fire', ai&og,
263 and 264. inardotas escis (gl. flagitium). p. 169. The
gloss is written in the margin with a reference-mark: escis is
below inardotas in a diflferent band, but with the same mark re-
peated. The context is: »Latente commisso virorum non facile
aliquis ex suspicionibus separandus, qui utique submovebitur,
si ejus flagitium detegalur (xlvi. 38)«. Here in may be the
preposition, ardotas a Substantive cognate with Lat. ardor and
0. Ir. ardithe (gl. accensus) Ml. 50 d, and escis another Sub-
stantive borrowed, like Mid. Er. esats, W. esgus, from Lat.
excüsare. For Breton i from ü, cf. glin = Ir. glün and quil
= Ir. etil. For s from x see above No. 204. The words
would thus mean *in heat of passion : an excuse' ; but this ex-
planation is a mere conjecture.
265. tmm (gl. inoportune, leg. inopportuna). p. 170. The
printed context is: »Inoportuna in evangelio anus, quae canibus
se parem confessa est« (xlvii. 3). This gloss is the modern trumm
'prompt', 'diligent', Corn. trom, W. trtvm *heavy', 'weighty', Ir.
trumm *heavy', 'dense' {drcüll tram do demnaib, LB. 26a).
266. ara/^recZ (gl. prodigum). p. 170. The context is: »Chris-
tus, inquam, prodigum filium revertentem laetum amplectitur«
(xLVii. 3). This seems, according to Prof. Rhys, intended for
*revertentem', and should be read ar athred = W. ar athrcigl
*on returning', the p being miswritten for the A. S. thorn. Here
482 WbiUey Stokes,
(Uhred comes from at-irecl. As to o^ see above No. 30: Ured
is = W. treigl *revolutio\ *obambulatio', Davies. The rool
seenis tarh wbence ä-xQaxrog, Skr. tarku.
267. scal (gl. ferula). p. 171. The context is: >Neino gladio
percutiet ulcus quod ferula mederi valet« (xlvii. 6). In a siniilar
passage in ms. Otho E. xiii — »nee ferula curare meditelur
quisque quod gladio percutiendum« — tbe glossograpber ren-
ders ^ferula' by allin 'razor'. Tbis suggests tbat our scal may
be a Word, or the first four letters of a word, cognate wilh,
or borrowed from, Ihe Latin scaipellum.
268. blin (gl. tepore). p. 172. v. supra No. 210. The con-
text is: »melior est penitentia brevis reddenda, quam longa et
remissa cum tepore mentis, in qua nihil stricte agiturc (xlvil 8).
269. düu (gl. detestantur). p. 172. Context: »Fructuosa est
penitentia cum tu detestaris vitia, cum enim infirmaris, non tu
detestaris vitia, sed vitia tua te detestanturc (xlvh. 9). Our
gloss is the first four letters of a verb in the 3d pl. pres.
indic. act.
270. do (gl. prodantur). p. 173. Context: »publica lamen-
tatione peccata prodantur« (xlvii. 11).
271. er (gl. praesumitur). p. 173. Context: »venia peccatorum
presumitur [printed text: praesumatur] ab illo« (xlvii. 11).
These are the first syllables of verbs compounded respec-
tively with the prepositions do and ar.
272. hat uel crü (gl. frenesin). p. 174. Context: »De in
frenesin versis« (xlvü. 16). Here 'frenesin' is for *phrenesin': bat
is now bad 'etourdissement' : the word badou, which occurs in
the phrase en badou (curiously like the Prov. enbada\ is either
the plural of, or a derivative from, this word. The Comish
badus (gl. lunaticus) comes from a cognate adjective bad, which
occurs thrice in the plays: tebel seruont a leuer, mar serf ef
bad y vester, ke the honan ha gura guel 'a bad servant says,
if he serves bis master stupidly, 'go thyself and do better\ D.
2283—5; eugh whyleugh thymmo pilat, gothfetheugh ma na
veugh bad *Go ye, seek Pilate for me, be sure that ye be not
stupid', R. 1773—4; vvhet kerghough thymmo pilat ynygeuer
>) en badou ra vech darnouet, MJ. 147 a; ezay da hol! mat dan
badou, Buh. 172; a coezas en badou PB. 114.
The Breton glosees at Orleans. 483
del fuef badt^), y fuf tollys 'Again fetch Pilate to me, as I
was stupid regardinjj hira, I was deceived', R. 1885 — 7b. The
absence of the usual changes of t in Breton (through d) to z
and in Gornish to s seems to shew that we have here to do
with loanwords. Possibly we should connect our bcU with
the Erfurt gloss bcUat *ginath', i. e. gähnt (Diez, E.W. s. v.
badare) and the Mid. Br. hazaillat baailler, Cath. (Rev. Gelt.
V. 219).
crit is now cryd *fever\ *ague', = O.W. crit (gl. timore),
Kuhn's Beitr. iv. 392, Ir. crüh *a trembling', crith-galar *fever'.
In modern Breton I find only kridien *frisson' : In Gornish only
crj/s: an houl ny golse y lyw ... na dor grys 'The sun would
not have lost bis brightness, nor would the earth shake', D.
3083. A. S. hridhian, hridhe, and the N.H.G. ritte 'fever' (Ed.
Müller) are the Teutonic cognates.
273. gurre {gl, fulciuntur). p. 176. Gontext: »ecclesia et reg-
num a mundialibus constituuntur et fulciuntur« (xlviii. 1). This
seems a part of the verb which in Middle Breton is written
gourren and explained by 'levare', 'attoUere', *exaltare', Gath.
It is corapounded of the prep. guor, gur, gour, Z^. 905, and
the verb ren *agere', 'ducere', Gath. So in Gorn. gar-re.
274. occrou (gl. hirsutis). p. 177.
275. toreusit (gl. atriuit). p. 177.
The printed context is: »alios hirsutis serra dentibus at-
trivit« (xLix. 4).
occrou is the pl. of *o€cr a loan from, or cognate with,
Lat. äcer. It occurs compounded with the prep. ar in ar-ccrion
(gl. atrocia), Lux. The ending -ou, for the usual plural ending
of adjectives -ion, is noteworthy.
Prof. Rhys thinks that toreusit may be identical with W.
torasai, older Horessit, from tori *to break'. Perhaps in the u
of toreusit we have a vocalised g: if so we may compare
^Qaö(f(o ex *r^axi(», root targh, Fick i. 598. The termination
'Sit seems that of the Old Welsh preterites quoted by the
late Professor Evans (Studies in Gymric Philology, xix^),
namely seinnyessyt 'resonavit', pregethyssit *praedicavit', Tcewssit
^) Observe the rhyme with Püat.
*) Archaeologia Gambrensis, April 1873, p. 152.
484 Whitley Stokes,
'invenit', Uochessid *protexit\ delyessid *tenuit\ prynessid *emit\
Uygrassyd *corrupit'. ,
276. mormi hostd (gl. bilbina leg. belluina). p. 177.
Theprinted context is: »alios beluina rabies inorsibus detruncando
comminuit« (xlix. 4). The gloss is written in the margin, with
a reference-mark. The end of the former word is cut off in
the binding. Mormi is an adjeclive derived from fnormü
*a sea (t}ior) beast' (Corn. nvor-uil gl. cetus, W. niorfil): mil is
= W. and Ir. tnU, Gr. fA^Xoy, and bostol, better boestd, is
another adjective derived from hoest, W. hmjst, Ir. heist, all
borrowed from Latin bestia.
277. eise (gl. anteriore), p. 183. Context: »in cujus (seil.
Simonis magi) capite cesaries ab aure ad aurem tonsa anteriore
partec (lii. 3). I think this gloss must stand for something like
the Old Welsh cisemie 'primus', Kuhn's Beitr. IV. 407, er Corn.
quesevin (gl. primas), Mod. W. eysefin. But possibly it may be
intended for *tonsa', and Stands for cisdletic, the pret. part
pass. of a verb *eisellam, now hizella = *ciseler'.
278. inhties (gl. in bobaello — leg. in bovello, Lm. 5). p. 185.
Here in is the preposition, and hues is = W. huches *locus niul-
gendi vaccas' (Davies) from buch (gl. iuuencae) Z. 1055, now huwck^
Corn. buch, For the loss of cA in inlaut cf. 0. Br. bian == W.
byehan, and W. eroen *skin' = Br. crochenn, Ir. croccenn. For
the termination, compare (besides buches) W. llynghes 'classis'
and daucUtes ^grex ovium'.
279. fe (gl. sicatorium). p. 185. The printed context (which
reads like a translation of one of the so-called Brehon laws ^) is
as foUows: ^De gcUlinis. Hibernenses dicunt: Gallinae si devasta-
verint messem aut vineam [!] aut hortulum in civitate sepe
circumdatum, quae altitudinem habet usque ad mentum viri et
coronam spinarum habuerit, reddet dominus earum, sin vero,
non reddet. Si vero foras exierint ultra siccatarium, dominus
reddet, si aliquid mali fecerint« (liii. 9). The Latin word seems
to be for '^'secatorium, and the gloss is the Mid. Br. les *aula\
') Compare also xliu. 5 De canibus^ xlui. 6 De prima canis culpa non
reddenda, and XLm. 8 De pÜacibus Hibernenses dicunt: Pilax [a catj si
quid mali fecerit nocte, non reddet dominus ejus, in die vero nocens, red-
det. Gap. 3 of Book xxxvu (de bonis prindpibusj also reads like a trans-
lation from tbe Irisb.
The Breton Glossed at Orleans. 486
'curia*, now Uz 'cour', 'lisiere\ *bord', Com. les, lis, W. llys,
Ir. lis, les.
280. anscantocion (gl. insquamosos** — ms. in scam mossos).
281. bleocion (gl. pilosos — ms. pilossos). p. 187. The con-
text is: »Una caro est, quae luxuriam non gignit, hoc est pis-
cium, sed lex docet aliquos pisces inlicitos, ut insquamosos ^) et
pilosos et reliqua« (liv. 8).
Here anscantocion is the pl. of the adjective anscantoc 'not
having scales', from the negative prefix an and scantoc now
skantek 'couvert d'ecailles'. The subst. skant is skand in the
Catholicon, but the t is still kept in di-scanta/f 'exsquamare'.
I suspect a connection with Fr. echantillon.
bleocion is the pl. of hleoc supra No. 213.
282. rod (gl. eruginem, leg. aeruginem, liv. 10). p. 187.
This is the W. rhwd, Mid. W. ryt-lyt 'ferruginosus' Z\ 891,
whence we should have expected our gloss to be rot, Ir. rot
'everything red', Corm. s. v. rotta. The Eng. rust, 0hg. and
Nhg. rost, are certainly cognate.
283. air (gl. stragem, liv. 11) p. 187 is 0. Com. hair (gl.
clades) ZK 1063, W. aer 'slaughter', Ir. dr (gl. strages) ZK 17,
which Zeuss connects with Ver-agri and Rhys with äyQa. The
pl. airou (gl. strages) and the cognate adj. airolio(n) (gl. vim)
occur in the Luxemburg glosses.
284. cogudt (gl. laniticium, leg. lanitium, liv. 11). This
seems a Compound of the prep. co and guelt, a formation from
guolt *coma' supra No. 215. A connection with guelt = Com.
gwels, W. gwellt 'grass', 'straw', gueltiodon, Lux., is unlikely.
285. demguesdm (gl. conflictum).
286. erseb (gl. arnubiura). p. 187. The printed context is
>Hieronimus autem dicit in conflictu ad Arnubium« (liv. 13).
demguesdm is the Infinitive of a verb compounded with dem
= do 4" öt»*, Z^ 906 and guescim cognate with Com. gtveskel,
Ir. faiscim 'I squeeze' (faiscis drecht dib il-lestar, H. 2. 16,
col. 385), and the mod. Br. gwaska, supra No. 181.
^) cf. cuncta quae non habent pinnulas et sqtmmas in aquis poHuta
erunt, Leviticus xi. 12. Wasserschieben gives us *in scamososM Conver-
sely, in xxvn. 10, he prinls *Delamech' for De Lamech. In liv. 11 *cor-
porum' should be *porcorum\ Altogether these canons wanl re-editing.
486 Whitley Siokes,
er seh must be a scribe's mistake for Emeb, the Breton form
of Amöbius, just as Emrys is the Welsh form of Ambrasius.
The occurrence in the same word of c as the umlaut not only
of a, but of 0, Is interesting. See Nos. 6 and 7 supra.
287. cowco (gl. commestis). p. 187. Theprinted context has:
>de carnibus comestis a lupis« (uv. 14). The gloss is only the
first two syllables of a verb compounded with the prepositions
com and co, Z^. 902, 907. Compare W. Jcetiedac, qffeddaek
'comessatio', 'epulae', Z^. 851.
288. air (gl. stragulentur). p. 188. The printed context has
rightly: »Aves et animalia cetera, si in retibus strangulentur^
(uv. 14). Out glossographer thought stragulentur connected
with strages (supra No. 283) and glossed by the first three
letters of a verb = W. aeru.
289. centet (gl. penes temet, liv. 15). p. 188. This is == the
prep. cant (later gant) *cum' with the suffixed personal pronoun
of the 2nd sg. The corresponding form in Mid. Br. is guenea,
Corn. genes, W. gennyt, Z^. 686, 685, where the c of cant has
sunk to g, and its t has undergone nasal infection. See No.
256 supra and compare er-cent-bidite Beme No. 33.
290. terdeuinetic [?] (gl. desideratrix, lv. 1). p. 188. The
reading of this gloss is wholly conjectural. Mr. Bradshaw thinks
it may possibly be 'edeiunetic\ M. Loth reads edemnetic. It begins
with what may be either a long e or a ^ with the mark for
-ar, -er over it. It may be a prepositional Compound of
ndnetic, the pret. part. passive (here used in an active sense^)
of a verb = the modern menna, W. mynu *to will', et O.W.
ar guor-di-minntius (gl. ab invito) Z^. 1057.
291. cohudüioc (gl. gilosus, i. e. zelosus, lv. 4). p. 190. The
last three letters are blurred. The printed context is : >De vitiis,
quae adherent innocentiae puerorum , maledicus, per^
jurus, gulosus, et ceterac. I think this gloss must be intended
for ^maledicus' not ^gilosus' (see No. 258 supra) and would
compare the Corn. cuhuthudioc (gl. accusator) Z^. 1081, W,
cyhudded 'accusation' and the Ir. co-säit *complainl' (ex *a»i-
soicm, root spi, Curtius 6. E. No. 365?).
1) Compare the Cid Welsh bleu-partheHc (gl. lanigerae), unaneUieüm
(gl. solicanae).
The ßreton Olosses at Orleans. 487
292. IcU (gl. crupulam, leg. crapulam, lx. 2). p. 193. This
is the first syllable of some derivative like Ir. laühirt (gl. cra-
pula) Ir. 61. No. 266, from a word IcU = the Com. lad (gl.
liquor), W. llad {llawen gtoyr utoch ben llad *men are merry
over liquor', Llywarch Hen), Ir. laith 'ale'. The Latin latex
is cognate: cf. Verg. Aen. i. 686, Ov. Met. 13, 653.
293. CO (gl. auguria, lxiv. 1). p. 197. These are the first
two letters of coüou, coelou pl. of coü. See above, No. 159.
294. bdr (gl. caragios). p. 197.
295. prin (gl. sortilegos). p. 197.
The printed context is: >Admoneo vos pariter, ut nullus
ex vobis karagios et divinos et sortilegos requirat« (lxtv. 1).
Caragios is the acc. pl. of caragvus = Ducange's 'caragus, cara-
jus, sorlilegus, praestigiator qui characferibus magicis utilur,
unde vocis etymoii'. Our bar probably Stands for barou, pl. of
bar *wizard' = Ir. bar .i. sai *a sage', Gorm. Tr. p. 28, .i. saoi,
O'Gl. The root may be BHAR, whenee q)dQog 'plough', Zend
bar 'to cut', Lat. forare, Ir. berna *gap'. Compare for the step
from 'cutting' ('Separation', *distinction', 'discerning') to *know-
ing', Lat. sdo, de-sd-scere cognate with xsico (for tfxsUo), cemere,
and German gescheit, Curtius G. E.^, 110, and Ir. sliucht 'cognitio',
root SLAK, whenee Ir. ro-selaig 'cecidit', Goth. slahan. So the
Eng. skül is connected with shiled *divided' Orm., 'it sMls
not' = 'it makes no distinction or difiference', 0. Norse shilja
'disjungere', skiUnn 'distinctus', shil 'distinctio', shilning 4n-
tellectus'.
prin is the first syllable of some derivative from a Compound
of prenn 'tree' Corn. and W. pren, Ir. crann, Lat. quemtis: com-
pare the W. cod-brenm in these phrases from Davies: demn-
dabaeth codbrenni (gl. sortilegium), dewin, torth goelbrenni (gl.
sortilegus). I conjecture that our gloss Stands for prif^ncoüiocau.
See above No. 159.
296. darleber (gl. phitonicus, i. e. pythonicus, lxiv. 3, citing
Leviticus 20, v. 27). p. 197. Here dar Stands for tar (gl. uentrem)
Berne No. 38 (compare dor-guid, supra No. 26), and leber for
lebertir = W. Uafartvr or leberiat = Corn. leveriat *a Speaker'.
The word would thus mean *ventriloquist'.
297. lim (gl. acummine, leg. acumine, lxiv. 7). p. 198. This
Stands for ^linder, Mid. Er. lemder 'acumen' Cath. = W. llymder
'acumen', a derivative from lim, now lenrn — W, üym 'acutus'^
488 Whitley Stokes,
Com. lym. Hence also the 0. Br. letyihaam (gl. acuo) Eiilych.
Z\ 1052 (where it is wrongly given as a gloss on *arguo') and
the Comish participle lemmys 'acutus' P. 160, 1, Cr. 2283.
298. Strom — *It may, perhaps, be strum\ says Mr. Bradshaw,
— (gl. satius). p. 203. The printed context is: »Satius est
nobis neglegentes praemonere . . . quam culpare quae sunt factac
(lxvi. 18). I cannot explain this gloss. Possibly the s is a relic
of the verb subst. is supra No. 153, and the trom is the beginning
of Hromach, the comparative of trom, trum supra Nos. 75, 265.
The gloss might thus mean 'it is more serviceable', which renders
'satius' well enough. Possibly, again, the s may be a relic of
the negative prefix es- supra No. 22.
299. fan (gl. volubilis). p. 203. The context is: >non debet
omnis judex volubilis esse in judicio (lxvii. 1 .)« . See No. 1 25 supra.
300. am. danica (gl. in munumentis). p. 206. The printed con-
text is : >Dicit enim, in munimentis tantum saxorum sublimitatem
habere inmobilium« (lxvü. 7). We have here apparently a deri-
vative in -ic, Z'. 848, from the Compound preposition a^n-dan
(= am '\' tan) 'circum', which occurs frequently in Weish, as
am-dan, ym-4an and dan-ym, Z^. 674, 675. The pl. ending -ä
is obscure and probably incomplete. Should we read amdan^
caiou, and compare caiou (gl. munimenta) Lux.?
XI. From the *Si quis homioidium' Canons^).
301. guedom (gl. bidubio, c. vi, Wasserschleben's c. 4). p. 207.
Bidtibium (for vidubium, viduvium?) is a »ferramentum
. . . quod a quibusdam falcastrum vocatur, quod in faicis
similitudine curvum sit«. Vita S. Leufredi cited by Ducange.
Our guedom is = 0. Corn. uitdimm (gl. lignismus) 2\ 1061.
Probably, as Zeuss thought, derived from guid 'arbor', Com.
guit, W. gtoydd^en, Ir. fid {fidhba gl. falcastrum), Gaul, vidu,
A.S. vudu. For the termination cf. tigom 'naevi' Lux.
302. deor (gl. inpigerit, c. xui, W.'s c. 36). p. 207. The con-
text is: >Si quis alapam inpigerit«. Our gloss is the first four
letters of some verb compounded with the preposition do-.
303. compri (gl. conparauerit). p. 208.
304. cosoin (gl. consignatum). p. 208.
^) Wasserschleben's Bussordnungen, pages 124 to 136.
The Breton Glosses at Orleans. 489
The context is: >Si quis Senium seruamque uel quamlibet
pecodem uel rem aliquam conparauerü et ipso consignatum, si
auctorem aut fide iussorem non habueril de furto se nouerit
conponendum« (e. xxm, W.'s c. 28).
Here compri seems the 3d sg. fut. conj. of a verb like W.
cymharu, a loan from Lat. comparo. The termination 4 is in
Middle Breton -e, Z*. 519, 520. A like ending in Welsh is men-
tioned by Evander Evans, who quotes nodi 'availed', ceri 'amabal',
ni weli 'non videbat' ^). But, as M. Ernault says, compri may
be incomplete and the near relalion of dispriner, No. 248.
Cosain is the first two syllables of *cos(>in€iic, the pret. pari,
pass. of a verb borrowed, like W. cysivyno 'to ackhowledge',
from a low Latin *consegno, Lat. consigno. The first four letters
of another form of the same verb occur infra No. 319.
305. gueltogtiat (gl. fastigium, leg. fenisecium). p. 208.
The context is: »Si quis animalia uicini sul in herba commis-
serit intacta et manserint in ea pro[pter] animalia duo, unum
scripulum reddal . . . Si in fastigium fueri[n]t capta pro[pter]
animalia .iiii. scripulum unum reddat (xxv. W.'s c. 31)«. The
gloss may stand for guelttoguat. The gudt- here (like the 0. Br.
adj. gueltiodon 'fenosis', Lux.) must be connected with the mod.
Bret. geot, W. gwellt 'grass', 'sward', Com. gtoels, the toguat may
possibly come from a root tus, Zend tush, taoshaySüi 'schädigen',
'scheeren' (Fick, i. 603), just as 0. Br. taguel, W. tawel, come
from the root ttis *to be silent'. Or the gloss may stand for
*gu€Udoguat , where doguat for *doguai (Z^. 140, 143) may be
cognate with W. ar-wedd, Ir. do-fedaim 'afifero', immefedat (gl.
circumferunt).
306. adi (gl. protullerit, var. lec. pertuUerit). p. 208. The
context is : >Si in messe quantum iurauerit dominus messis cum
alioi doneo quidquid dampni protullerit sine dubio restauratur«
(xxvi = Wasserschleben's c. 14). This seems the first two syl-
lables of a verb compounded with the prepositions ai and in.
307. doit (gl. sustullerit). p. 208. The context is: »Si quis
sustuUerit de homine equum aut uacam vel quamlibet pecodem«
(xxK = Wasserschleben's c. 17). This Stands for doith, and is,
like ar-uwHirt (gl. fascinauit. Ms. Lat. 12021,) a <-prelerite, from
>) Studies in Cymric Philology, Arch. Cambrensis, April 1874, p. 117.
Zeitschrift für veigl. Spnichf. N. F. VI. 5. 32
490 Whiiley Siokes,
the Infinitive dorn *to bear', Ho carry' (cf. dodoceHc gl. inlatam.
Lux.). So deus 'venit* = W. dueth, and aee 'ivit* = W. aeth
(ex *ag-l). The root of our doiih (ex *(J-oc-f, d-ee-i?) is -AT,
one of the many related roots mentioned by Curtius G. E.
No. 424. In meaning the Greek ^vix-^iiv and Ch. Slav. ne94i
'tragen' come nearest.
308. maciat (gl. poractur, leg. tnachiat gl. porcator i. e. por-
carius). p. 208. The context is : Si porci in grade (uel n [i. e. iiel
glande]) ingressi quotiens capti poractur reddat (xxx = Wasser-
schleben's c. 19). This Is the W. meidiiad *swineherd': cf. moekpn,
Br. fndc% Com. mogh *pigs', Ir. muco, root MÜK, Curtius 6. EL
No. 92. Our gloss and the W. meichiad point to a root AT AK
or MANK. For the termination compare the Old Breton name
Uuinmochiat Cart. Red., p. 37, Anbudiat, ib. 19, and the Middle
Breton dibricU 'eater', quinyat 'singer' clted Z\ 839.
3Ö9. eingruit (gl. questionem). p. 209. The context is: »Si
quis ingenuus furtum fecerit et tustus [var, led. captus] fuerit,
ipse moritur nullus ab eis [var. led. a suis] accipiat^) [yar. leeL
habeat] questionem (xxxiv. W.'s c. 21)«. The glossographer
may, thinks Mr. Bradshaw, have mistaken 'questionem' for
'quaestum', and we may, with much probability, equate our
gloss with amgruit (gl. lucrum) in Ms. Lat. 12021. The word
seems a Compound of the prep. am, etn and gruit, connected or
identical with the Mid. Br. groaet, graet, gret, Com. gruys, gruejfS,
guris, Z^. 597, the pret. part. passive of ober 'facere'. Compare
Lat. pro-fectus 'profit', »ine profectu, Ovid M. 9, 50.
310. coso (gl. consignetur, xxxvi, W.'s c. 23) p. 209: see
above No. 30.
311. coUot (gl. tributatorio, var. led. tributario, xxxviii.). p. 209.
The Latin word means *a tribute-gatherer': cf. tribtUare 'bibutum
exigere', tributatio 'exactio', Ducange. Our gloss must, therefore,
stand for HoUoter = W. cyllidur *tax-gatherer', a derivative
from eoUot = W. cyliid 'tribute'. This is a loan from Lat
collatio 'a contribution', *a gratuity collected for the emperor'.
312. ar (gl. conpetiit, var. led. conpetit, conpetere voluerit,
XLvm.) p. 209. See above No. 3.
*) Not in the Orleans manuscript. I have inserted it from the Bigot
ms. quoted by Wasserschieben, p. 128, note 8.
The Breton Glosses at Orleans. 491
313. scarat (gl. diludicari, lii.). p. 210. Cognate with W.
ysgar *separare', *dissociare\ Ir. scarad, Lith. sMriü ^scheide', and
other words clted by Gurtius, 6. E. No. 76. For other examples
of infinitives in -a^ see Z ^ 535.
314. mos (gl. stagnum i. e. stannum). p. 211. The context
is: »Si quis ancellam alterius adprehenderit fugientem et a do-
mino suo potuerit euadere stagnum ferrum merito accipiatc
(lxvi. W.'s c. 59), the meaning of which I take to be that if any
one arrests another's slave-girl who is running away with some
Chance of escaping, he is entitled to a certain weight of tin or
iron. (In another ms. printed by Wasserschieben, Bussardnungen,
p. 134, we find >si ancella fuit, libras ii merito accipiat, qui
capit eam, si senrus III stagni libra unam accipiat«, where,
for the figure and words italicised, we should apparently read
stanni libram). Here mas is == the Old Corn. mos (gl. metallum)
ZK 1061, where Zeuss cites the Mid. W. nuis in kymeint ar
vas twym 'aeque ut ferrum candens', lit. Uhe heated mass'.
The corresponding Irish form is mass, acc. sg. maiss n^air
^massam auri', Three Middle Irish Homüies, p. 12, all borro-
wed from Latin massa, as used by Vergili Aen. viii. 453, and
Ovid, M. 11, 112.
315. arZup(gl. pedicam). p. 211. Context: »Si quis caballum
alterius tuUerit et in pedicam ruerit suum proprium reddere pre-
clpimus« (lxix W.'s c. 63). Here, as in Nos. 32,96, 131 and 266
supra, p seems to stand for >, the A. S. sign for th, and, if so,
our gloss is a Compound of the prep. ar and lulh, for lud, which
is the root of the verb arlu(das) gl. proibuit, supra No. 124. As
the prep. ar has lost initial p, Prof. Bugge equates our gloss with
Skr. pari-rodha 'hemmung, Zurückhaltung', which seems right,
save that ar- is the equivalent of puras rather than of paH.
316. er (gl. capitaU). p. 211.
317. dr (gl. Circo). p.211.
The (unintelligible) context is: >Si quis uillam uendere
capitali in circo et uoluerit seu domum seu ortum potestatem
habeat preter sepes gignunt messes et herbam« (lxx. W.'s
c. 64).
Here er probably stand for ^erpennic = late Corn. arbednec
Lhuyd 224, W. arbennig 'capitalis', *principalis' Davies (Ir.
airchinnech\ from the prep. ar and pennic, a derivative of
32*
492 Whiiley Stoked,
penn = Ir. cetm, and cir is for cirh borrowed from Latin cireus
as W. cyrchell, Ir. circtU, cercol, from Lat. drculus.
318. aam (gl. nulo). p. 211. Conlext: »Si quis legitime legis
uoluntate patrum nulo filiam [var. lect. nuplam fiiio] lunxerit
(lxxv.)c. The glossographer here regards nuio as the abl. sg.
of nuti^s, The a is the preposition used to indicate the abla-
tive, the ani- is the first syllable of the Old Breton equivalent
of Welsh amnaid 'nutus\ wlth which the Old Br. enmetiam
(gl. innuo) and O.W. enmeüuou (gl. nulus) Z\ 1052, 1056
appear lo be unconnected. See, however, Z\ 896.
X£L From the 'Marina Antmalia' Canons, oommonly headed
'Canones Adamnani'.
319. guis (gl. suilis, leg. suilla). p. 212. The context is: »Gare
suilis [viir, led. suilla] morticinus [leg, -nis] cras[sus uel pinjguis
ut mortieinum quo pinguescunt sues re[futa]nda (vi)«. Here
guis Stands for some adjective derived from guis = gues Cath.,
now gwez, gwU, Gorn. guis (gl. scroffa *a sow'), Ir. feis:
da sheanainm ar mhuic mhiadhaigh.
feis Qeg, feis) is mada moirdhiamhair ^).
gen. iomnocht feise .i. croiceann muiee 'a sow's skin\
Ghildren of Tuirenn, ed. O'Curry, p. 200.
320. At the end of this piece is the subscription of the
scribe beginning 'lunobrus scripsit' etc. As Siegfried said of
Pughe, the Welsh lexicographer, Peace to his stupid ashes!
^) Fonis focul, ciied by O'Reilly s. v. dreimne. The coaplet above
quoted means »iwo ancient names for a wortby pig, /et« and mofa
very vastc.
Breton IndesL
498
Breton Index.
(The numbers are those of the glosses.)
a prep. indicating the
ablative 101, 109, 119,
123, 191, 238, 255,
318.
a verbal prefix 203.
a relative pronoun 31,
203.
abredahez 238.
aa for ä 236.
a-co- 116.
a-com- 134.
acomloen^ 106.
ad- 22, 211.
ad-guo 151.
ad-i 306.
ael 187.
ai Umlaut of a, 22, 54.
aimscudetic (?) 22.
aior 187.
air 283.
air . . . . 288.
alo .... 41.
altin 267.
am .... 121.
am-danica (?) 300.
amnet^ 318.
ampar 35.
amsobe . . 117.
an- negative prefix 173,
280.
an- = Fr. en- 219.
Anbudiat 308.
anfumetic 219.
an-guo- 173.
anno . . 83, 85, 86, 162.
anscantoc 280.
aqualostr (-lestr?) 77.
ar 266.
ar- 3, 99, 312.
arcoguedoJ 135.
ard 104.
argan^ 34.
ardotas (?) 263.
arimnot 60.
arludas 124, arluth 315.
artAon 198.
athrecl 266.
attal 30, 156.
auoez 238.
aviel 187.
b for infected m 52,
172, vocalised 64, 148,
from gv 165, br from
rar 168.
bar 294.
bat 272.
bed, bez 114.
bedis 218.
bedont 69.
Benitoe 133.
hidam (bidut?) 251.
biUt 165.
bit-panim 182.
bituer (?) 238.
Blaen 191.
blen 210.
bleoc 213, pl. bleocion
281.
blin s. 'fastigium* 191.
blin, adj. pl. bliniun
210.
blinder 268.
blot 65, 66.
boco 223.
boestol 277.
boue, boe 219.
brat 168.
breinder 13.
brientin 183.
brois 218.
brot 262.
brothrac 235.
bu 219.
buch 278.
bues 278.
c for ch 59, 169, 308.
cablus 192.
caropr 192.
canap 192.
cann 256.
cantoeüer 84.
caul 21.
cenem 130.
centet 289.
ceple 192.
cerdor 212.
cerpet, pl. cerpit 100.
ch lost in inlaut 278.
chapl 192.
cirÄ 317.
ob, quis, kiz 5.
daemin 277.
ciuellenn 187.
clut, dot 220.
coat 98.
coel 293.
coelioc 159, 247.
cogued 126.
coguelt 284.
coguenou 19, 12.
cobudittoc 291.
coint 72.
col 21.
colcet 233.
colioc V. coilioc.
coUot 311.
columpnenn 221.
com- 150.
comairde 54. comarde
97.
Gomaltcar 228.
comarguidt^ 58.
com-co 287.
comed (?) 136.
494
WhiUey Stokes,
Cornelia . . . 228.
comman, pl. commin
232.
comnidder 24 S 227.
compri 303.
condelch 207.
contulet 178.
cormo lar 91.
com 226.
cosecr . . . 254.
cosoineiicdOi, cosotner
310.
coson 87.
cospitiot 171.
coioc 98.
couarcou 228.
coarchol 228.
couen 72.
coufT 232.
couled 137.
Gouuellic 228.
crap, crapaf 160.
creith, crezenn 27.
crit, kridien 272».
crochenn 278.
cuzaff 22.
d for t 26, 195, 296;
for th 149; for dy
ex y 50, 136; from
vowelflanked 1 42, 64,
75, 177; assimilated
by n 229.
dadl, pL dalou 90.
dampnaff 221.
dan 195.
darceoneti *.* ran (?)
17.
darleberio^ 296.
das, pl. des! 6.
dastumi 6 n.
dd for th 24.
decmini 145.
dem . . . 257.
demguescim 285.
de-or . . . 302.
derch 61.
dermor 154.
desi See das.
di 229.
di- 128.
diatil 81.
diblo 9.
dibriai 308.
di-combi< 250.
didan 195.
didanuudam 163.
di-et-eguetic 186.
dlglo 148.
digridietmer 253.
di-im-dam-guascam
181.
diliu 57.
dilu . . . 269.
dilucet 36.
dindan 195.
dinoeihi 13, 2&
dinosoi 31.
diuouet 39.
dipr, pl. diprou 110.
dis . . . 109.
discantaff 280.
dispriner 248.
dbtritA 105.
divemprafT 192.
do- 129, 252, 270.
docordom-ni 221.
dodimenu 44.
do-guo-louit 80.
do-guor ... 37.
do-gur-bonneu 52.
doilux 92.
doiU 307.
domot 196.
dored 132.
dor-guidoJ 26.
dorn, dornaff, dornai
203.
do-ti-et-ue 261.
douobinuom 131.
droc 113.
dros, pl. drosion 230.
dutimen^r 44.
e from i 7, breaking
of i 233, Umlaut
of a 6, 385^ umlaat
of 0 286.
e 175.
egenn 155.
eidguino^ 11.
eindric (?) 239.
deuc 68.
eli . . 89.
eltroguen 20.
em-cobloent 106.
em-gniit 909.
emguer . . 141.
emsiu 139.
en 7, 61.
enbadou 272.
enbit 172.
endan 195.
en-dercA 61.
enemdemia 75.
enmetiam 318.
er- 63, 82, 112, «71.
ercor 259.
erdirb 220, 147.
erguinit 48, 127, l&t.
erie . . . 175.
eriolim 76.
Emeb (?) 286.
erpemifc 316.
es ... oo.
escis, escus 264.
espet 171.
estim 53.
esvezaff 22.
eu correspondüig with
W. ei 88, umUut of
au 88.
eules 88.
eureugou 155.
f from sp 125.
faezaff 125.
fan 125, 299.
fadaff 125.
felch 125.
fleriot 231.
free . . . fregaff 15.
fon . . 241.
Ä
Breton lad«.
g lost betweeo rowels
19, 106, 133, 164,
183, 194, 218, 329.
243, lost atter I 119,
and before r 383, gu
ex V 174, 186, 220,
301, g for c in an-
laut 234, 243.
ganl 243.
glanet 255.
elin 264.
gluip, glebiat 189,
golchet 334.
gouhez 30.
goural 243.
gourren 373.
gourveni) 256.
goustad, gwesUd 173.
goiro 199.
gro 343.
groaet, graet, gret 309.
gu . . . 168.
guad 216.
guandal 112.
guaBCofenn 62.
gud 163.
gudcoguod 126.
t;U(l-iiaiol 206.
guedom 301.
gueffret 243.
guerg 190.
guelcet 334.
gueltioc 305.
gueltoguat 30Ö.
guen V. coguenou.
guenez 289.
guenoc 229.
guerth 96.
guertAam (?) 158.
guervell 170.
guescim 385.
gueth 180.
güfor .... 10.
guid, guidol? 26.
guiliat 314.
guilpäoe 189.
guin, pl. guinioo 346.
guinot 11.
guir- 74.
guirbfer 190.
guia 319.
guo- 2, 10, 157.
guoilcesn'on 301.
guolial 315.
guamnl 2.
guomaoe 249.
guomonim 38,
guorcerdor 313.
guostl, gwestl 174, 185.
(juolegiiis liil.
guotric 342.
guoLroil 199.
gupartAolaid 149.
gur = vir 220.
gur . . . . 73.
gur-limnn 61.
gur-prit %.
gurre . . . 273.
gur-BÜinttint 200. '
gurlhait 33.
gutharol 209, 240.
h Trom s 107, prefixed
toglof<9e8 71,180,90a
arising from accenl
17 n., 213 n.
Haelmoini 42.
haloc 107.
bariaff 198.
hegaff 15.
heor 187.
hoalat 38.
hoanenn 28.
hoari 38.
Hoiarscoit 4^
hu from v 28.
huerzin 28.
hueurer 28.
huisic, pl. huisicou 28.
hympn 321.
i umlaul of a 171, of
0 50.
i for in 64.
1 from ä 45, 310, from
a364.
iaehetic 103.
ielAol 118.
im- 130.
im-co 317.
im fem 142.
imguparlAon 356.
impossibl 202.
in, tbe arttcle 84.
in, prep. 305, 250, 363,
278.
inaatoe 133.
incoint (?) 72.
inlenetic 67.
inmor 154.
inpit 29.
inruetir 164'.
insoblin 164*.
int, in, preflx 113, 154.
introc 113.
f 14.
r 4«.
j (written i and g) from
laom 131.
lat 29S.
lau 65, 70.
lemm,lemder,lemhMiu
297.
les, lez 379.
lestr 77.
lien 78.
lim 297.
limn 51.
]imt«r 997.
Unit 305.
4%
WbiUey Stokes,
linom 121.
lis 279.
liu 57.
liusiu, lisiu 204.
loed 205.
loit, loet 18.
Ion 8.
loois 218.
louz 205.
lue 36.
m vocalised 70, 222.
macAiat 308.
macbtiem 169.
msLcl? mann.? 43.
maer, pl. meir 79.
mall 2.
mas 314.
meicA 169.
meir 79.
melin 176.
menna 290.
metblaom, mezz 131.
minauetj menauet 1.
milin 179, 260.
milintric 179.
Milon, Milun 179.
möc'h 308.
moe 187.
moid . . . 42.
molin 176.
mor- 101, in-mor 154.
morma 276.
motrep, mozreb 23.
muniul, montol 138.
n for nn, nd 229, lost
before s 64, 87, 304.
ng lost or vocalised
in inlaut 187.
na, neg. pari. 50, 219,
221, 224.
nac 122.
nedo (?) 69.
neuidter 7.
ni 13, 14, 25, 148.
ni, pronom. suffix Ist
, pl.221.
nigal 155.
niguid 50.
nil *non est' 133.
nith 94, nit for nith,
niz 24*.
niveraff 32.
nouen 187, 255.
o from u 4, for oi, oe
25, 60, 98, 276.
ö from ä 11, 25, 154,
222, 236, 274, 311;
00 for ü 236.
ocr, pl. occrou 274.
oeu 111.
oferen 229.
oi from 4 18, 42, 304.
olg, Ol 132, pl. olguo
119, olo 123.
onmoner 4.
00 for 6 236.
or, pl. orion 193.
ord 188.
ousor 212.
p in anlaut lost 3, 8,
11, 18, 70, 99, 119,
315, for b in loan-
words 192, inserted
between m and n 221,
from k, kv 95, 248,
295, miswritten for
tb 32, 96, 131, 209,
240, 266, 315.
pan, pan-im 182.
peden 229.
pei (?) 225.
pi 140, pi cogued 140.
pinigen 155.
pis 142.
ploe, ploeys 218.
Ploilan 42.
Portitoe 133.
prenafT 248.
pre«an^ 108.
prinncoüioc 295.
prit 95.
pus . . . poesafif 33.
queiniif 72.
quenderchell 907.
quil 264.
r for rr, rs 26.
rac- (gl.proferebat) 144.
rac- (gl. optimates) 146.
raclor 144.
rann 'telrastichon* 17.
rann 'pars', rannam S50.
rat 170, pl. radou 177.
razaff 16.
resU 16.
ret 175.
riglf riglion 258.
rim 45.
ro, pl. roiau 222.
rod 282.
rouanez 256.
rouejou 155.
s lost in anlaut before
1 51, before c 212,
from X in loanwords
204, assimilated to r
26.
scalZ 102.
scal . . . 267.
scantoc 280.
scarat 313.
scetam, squeiaff 155.
scrap, scrapat 160.
scrocat 115.
siel, siell 49.
silim, seilet 56.
soeul 111.
soezaCr 64.
songeal 219.
soudan, souzan 64.
sparfa 109.
spoe 187.
stlaon 187.
stoeaff 187.
straal (straul?) 194.
striz 105.
ström 298.
.^
Breton Index.
497
t for th 24, 25, 60, 105,
149, 198, 307, for in-
fected d 305, assi-
milated to 1 228, to
n 256, 289, rt ex rd
149.
taguel 161, 305.
tal 156, isAont 167, at-
tal 30.
tar 91, 296.
i&rdolj tarza 29.
tegrann 250.
tennam 75.
tennoer 256.
lerdeuenetic (?) 290.
lest, pl. testou 184.
iestamant 179.
testoner 93.
tevell 161.
th from et 27.
ti-gutre 71; ti-guotrou
55.
toeaff 187.
toguat (?) 305.
toos 236.
toreusit 275.
tor-guisiol 26.
ireped 10.
trom-dennos 75.
tron ca issent (?) 237.
Simla, 26th October 1880.
tros ... 143.
irucared 245.
trum 265.
iru8cenn 29.
tuat 122.
u for ui 33, for u o
73.
Uinniaus 166.
Uuinmochiat 308.
unblot 65, 66.
uo for ou 7, 119.
X for s 92. s from x
in loanwords 204.
Whitley Stokes.
Note. Since the above was written, Mr. Bradshaw has re-examined
the original manuscript, corrected his readings of the glosses respectively
numbered 55, 118, 136, 245, 276, and added three fragments. These cor-
rections and additions appear in the paper as now printed.
Oxford, 6th June 1882. W. S.
The Irish Passages in the Stowe Missal
The Stowe Missal is a small manuscript of 66 leaves,
5*/8 inehes long by 47« broad, containing, first, a copy of
S. John's Gospel; seeondly, a Missal, with eight Irish rubrics
and several names of Irish saints, bishops, and priests; thirdly,
an Irish tract on the ceremonies of the Mass; and, fourthly,
three Irish spells. It has been described by Dr. O'Gonor in the
Stowe Catalogue, 1818; by Dr. Todd in the Transactions of the
Royal Irish Academy, vol. xxiii; and, recently, by the Rev.
F. E. Warren in The Academy for February 8, 1879, November
29, 1879 and January 1, 1881. It is said to have been found in
Germany in the eighteenth Century by one John Grace, an officer
in the German service: from his hands it came into the Stowe
Collection: thence in 1849 it passed into the library of Ashburnham
House, Battle; and there in May 1880, thanks to the kindness
498 Whitley Stokes,
of Lord Ashburnhaiu, I transcribed the Irish passages in this
precious book. Since ihen Mr. Warren has courtcously sent me
autotypes of the Irish tract and spells, and I have thus been
enabled, in four or five places, to correct my readings.
The Latin portion of the manuscript seems to me to have
been written partly in the eighth, partly in the tenth or eleventh
Century. The Irish tract and the spells cannot have been
written before the tenth Century, and were probably transcribed
in the eleventh or twelflh. For we find therein the foUowing
Middle-Irish corruptions: -o for -ti (baullo, gnimo, firto« esergo);
-oth, -od for 'tUh, -ud (suidigoth, fobdod, slocod); üi for the
diphthong 6i (ro-büi, cuic, tuib) ; ae for the umlaut ai (caelech,
ro-saegeth); a for e (cadacht); a for o (fathri); e for % (for-sen,
in-sen, ro-saegeth); g for c (corrigi, enngaib); d for t (cuaird);
nd for nn (brond); inorganic infection of c afler the gen. sg.
of a fem. tö-stem (figor öge chuirp) and after the acc. sg.
of Ihe article (frisin chorp); crann for the dat. sg. crunn;
and pleonastic use of the possessive pronoun (a slocod in
parsa). But, as a rule, the language is that of the Zeussfian
glosses, and the scribe may therefore have copied froni an
Old-Irish codex.
The writing of the Latin portion of the manuscript is
between parallel horizontal lines, *one-eighth of an inch apart',
says Mr. Warren. 'There are', he continues, *thirteen of such
pairs of lines, ruled on both sides of the page, with siightly
larger intervening spaces'. Here we have, perhaps, the ex-
planation of the Irish adj. indlinech as applied to a bock,
Z\ 953, which I would now propose to render by ^niled
with lines'.
I. S. John's Gospel.
The copy of S. John's Gospel (which is in the older hand)
ends thus (fo. 12a): *Deo gratias ago. Amen. Finit. Amen.
Rogo qui cum que ^) hunc librum legeris . ut memineris mei
peccatoris . scriptoris .i. sonid peregrinuS. Amen. sanus
sit qui scripsit . et cui scriptum est . Amen'.
The name S(mid is here written from left to right in Ogham
characters.
0 Äc. Dr. Todd: 'quicunque'.
The Irish Passages in the Stowe MusaL 499
IL The Missal.
The Missal consists of the following: —
a) Ordo Missae, i, ß., Ordinary and Canon of the Mass,
with the colophon (fo. 36 a) *möel^) cäich scripsif.
b) Misa apostolorum et martirum et sanctorum et sanc-
tarum uirginum.
e) Misa pro penitentibus uiuis.
d) Misa pro mortuis pluribus.
e) Ordo baptismi.
Subdeacons are not mentioned, and the ceremony of mixing
water with the eucharistie wine is omitted^). In the Nicene
Creed, ßlioque is lefl out; buf is interlined by the later band.
The Agnus Dei is used.
In the Ordo Missae are the following six rubrics in the
later hand-writing: —
1. (fo. 17 b.) Lethdirech sund.
This introduces the lesson from the Gospel of S. John c. vi,
on the Institution of the Eucharist, and has been rightly rendered
by Dr. Todd 'a half uncovering here'. The meaning is thal
the chalice is half uncovered before the reading of that lesson.
As the scribe goeä on to say, ^Hic eleuatur lintiamen de calice\
2. After this lesson (fo. 20 a) is the rubric —
Landirech sund
,a füll uncovering here', meaning that the chalice was wholly
uncovered afler that lesson was read. Psalm lxxxiv: Ostende
nobfs domine misericordiam et salutare tuum da nobis.
3. (fo. 21b.) Sursumcorda. Habemus ad dominum. Gratias
agamus domino deo nöstro. Dignum et iustum est. Isund tot^t
dignum intörmaig ind maid per quem bes innadiudidi thall.
Per quem maestatem tuam laudant angeli, etc.
*It is here that the 'Digntfm' of the addition ('augmenti')
comes into it, if it is per quem that is in its continuation (?) there.
4. (fo. 22b.) Isund tötet dignum intörmig ind mäid sanctus
bess innadiudidi thall.
^) Dr. Todd, wriiing from memory, gives this in the modern form
Maol, I overlooked this colophon and now take it from one of Mr. War-
ren's papers in The Academy,
*) Dr. Todd, TransactionSt p. 30. It occurs, however, in the Irish tract,
and aliusion to the use of water is made in a quatrain (LU. 117 a) be-
ginning 0 robreca bröendn crö.
500 Wbitley Siokes,
Sanclus, sanctus dominus, deus sabaoth.
4t is here ihat the 'DignunC of tlie addition comes into it,
if it is safictus that is in its continuation (?) there.
Dr. Todd renders these obscure rubrics thus:
^Here the I>ignum receives the addition, if Per quem foUows
in the text'.
^Here the Dignum receives the addition if, Sanctus follows
in the text'.
'To explain this', he says, *we have only to recollect that
after the response of the people »Dignum et justum estc, the
priest proceeds: —
^»Vere dignum et justum est, aequum et salutare nos tibi
semper et ubique gratias agere, Domine sancte Pater omnipotens,
aeterne Deus: per Christum Dominum nostrum.
SPer quem Majestatem tuam laudant angeli, etc.
SCum quibus et nostras voces ut admitti jubeas deprecamur,
supplici confessione dicenles, Sanctus, Sanctus, Sanctus, etcc
'But on saints' days and festivals additions were made to
the ordinary form of this prayer (called in these rubrics from
its first words the Dignum) before the clause beginning Per guemg
and before the Sanctus,
'This fully [?] explains the foregoing rubrics, which are
intended to mark the places where the priest is to introduce
these proper prefaces, as the English liturgy calls them, in tk\e
Ordinary of the Mass«.
5. (fo. 32 b.) Ter canitur . isund conogabar indablu tuäir ^)
forsincailech 7 fobdidithir leth nabairgine isincailuch.
The Irish means 4t is here that the chief ^) Host on the chalice
is lifted up, and the half of the Bread is submerged in the chalice'.
The rubric refers tho the words 'Omnis honor et gloria' etc.
6. (fo. 32 b.) Isund conbongar in bairgen.
This means 4t is here that the Bread is broken'. This
rubric is followed by the words Cognouerunt dominum . alleluia.
in fractione panis.
The Ordo Missae also contains a Latin prayer for the
rescue of the founder of the Church in which the missal was
^) Two, or periiaps three, letiers have been erased before lndtr.
*) The celebrant appears to have had several wafers, of which one^
destined for the priest himself , was larger than the others which
intended for the communicants.
The Irish Passages in the Stowe Missal.
501
used and all the people »ab idulorum culturac, which seems
to point to soine place, not necessarily in Ireland, where
Christianity was still not fully established. Further on, in the
Commemoratio pro Defunctis, there is a litany of sainls, (ff. 29 a,
29 b) amongst which the following Irish nanies occur, in the ge-
nitive singular, most in the Latin form, but some in the Irish : —
Ailbei
Finnio (bis)
Ciarani (bis)
Brendini
Comgilli
Cainnichi
Findbarri
Nessani
Factni
Lugidi
Lacteni
Ruadani
Carthegi
Mochonne
Brigta
IIa
Scetha
Sinecha
Samdine
Coemgeni
Then comes a prayer of S. Ambrose, beginning *Ante con-
spectum diuinae malestatis', to which are subjoined the following
names of Irish bishops and priests, all in the genitive sg., most
in the Latin form, but twelve in the Irish:
Bishops.
Cerbäni
Senani
Muchti *)
Erci
Finbarri
Ciannani
Catheri
Colmani
BuiU
Ibori
Cuäni
Eogeni
Aübi
Declach
Declani
Conlai
Aedo
Garthain
Maie nissse
Dagani
Maile ruen.
Moinenn
Tigernich
Priests.
Ciarani
Brendini (bis)
Colmani
Oengusso
Cainnichi
Comgelli
Endi
Columbe (bis)
Coemgeni
S. Mochonne died A. D. 704, and if, as is probable, the
Mäelruen here mentioned was Mäelruain, bishop of Tallaght,
this part of the manuscript must have been written after
A. D. 792, in which year that bishop died.
The seventh and eighth rubrics are in the Ordo Baptismi : —
7. (fo. 49 b.) Isund doberar insalann imbelu indlelacit.
^) gen. sg. of Muchte == Mochtae of Loutb (Maucteus, Reeves, Co-
lumba, 6).
502 Whitley Stoke^,
This means *It is here that the salt is put into the
child's mouth'. It comes before the formula 'Effeta (= i^fq>a9a^
Mark vii, 34) quod est apertio. effeta est hostia in honorem
suauitatis'.
8. (fo. 57 a.) Isund dognither intongaih.
This Stands before the passage ^Ungo t^ de oleo et de
crismate salutis' etc., and means *It is here that the anointing
(angaih) is done'.
The Ordo Baptismi also provides for the oeremony of
pedilamutn (*tunc lauantur pedes eius aceepto linteo'), and con-
tains (fo. 46a) the following curious Collect: —
*Domine sancte pater omnipotens sempiterne deus expeUe
diabulum et gentilitatem ab homine isto de capite de cappillis
de uertice de cerebro de fronte de oculis de auribus de naribus
de ore de lingua de sublingua de gutore de faucibus de coUo de
pectore de corde de corpore toto intus de [leg. ^et'] foris de manibos
de pedibus de omnibus memris de co[m]paginibus memrorum
eius et de cogitationibus de uerbis de operibus et omnibus
conuersationibus hic et [in] futuro per te ihesu christe qui reg[nas]'.
Mr. Warren, from whose copy in The Äcademy for Nov. SS9,
1879, the above collect is taken, refers to 'Gerbert Litwrg,
Aleman. ii. 133', a book to which I have not access. The
minute speclfication of the parts of the body reminds one of
the Lorica of Gildas printcd in Mone's Hymni I. 367, and in
Irish Glosses, Dublin, 1860, pp. 136—143.
III. The Irish tract on the Mass.
The tract on the Mass occupies the whole of ff. 64 b, 65 a,
65 b, and nearly half of 66 a. It begins abruptly, at least two
sentences having been omitted by the copy ist.
It is here printed in lines corresponding with those of the
manuscript. Extended contractions are represented by italics.
[fo. 64b.]
INDaltoir fiugor indingriinme immab. [fochaidi]. In
cailech isfigor innaeclaise foruirmed 7 rofothiged
foringrimmim 7 fonnartri innafathe 7 aliorum
4 Huisque prius incalicem 7 issed canar occo. peto te pa
ier deprecor t6 filü . obsecro te spirüas sancte .i. figor iiiphopiitl
toresset in Bdclesia. . Oblse iarum super altare .i. intKrtur
med canar occo .i. ihs. xps. A et £i hoc est prindpiuin
Tbe Irish Passage« in tbe Stowe IßssaL 603
8 et finis . figor cuirp crist rosuidiged hi linannart
brond maire • Fin iarunt arhuisque hicaelech
.i. deacbt crist aradonacht 7 arinpopuZ inaimsir thuis
ten iss^ canar ocsuidiu . Remitet pater indulget
12 Utius . misseretwr spin^tis sanc^us . Acanar dind offriund forsen iUV
i^ttroit 7 orthana 7 tormach corrigi liacht napsfeiZ
7 i//alm ndigrod isßgor recto aicnlth insin inro
aithnuiged crist triahuili baullo 7 gnfmo . Liacht hpstal
16 immuro 7 saim digrad 7 bosuidiu codinochtad is foraith
met . rechta lilre mrofiugrad crist [acht] nadfess cadacht
cid rofiugrad and . Indinochtad corrici leth inna
oblae 7 incailich 7 acanar occo itir sosc^ 7 aillöir
20 corrici oblata isforat^Jlmet rechta fäthe hitarchet
cris^ cofollti^ acht nathnaiccess corrogenu*: c^
TocbäP) incailich iarnaldndiurug quando canittir ob
lata isforai^Amet gene crist iwsin [7] aiwdocbale Ire airde')
24 et firto . Quando canittir accipit ihs. panem . Tanaurnat
insacar^ fathri duaithrigi dia pecthaib atnopuir deo^)
7 slechthith*) inpopuZ 7 nitaet guth isson arnatar
[fo. 65 a.]
masca . insacardd arisaed athechte amarascra amen
28 me contra deum ^) c^ne canas inliachtso isde ispariculosa oratio
ä nom^n . Na .111. chemmen cinges infergraith foracülu 7
tocing afritbisi \sed atrede inimruimdethar cachdui
ne .i. hi79}brethir hicocell hiugnim 7 ised .ui. tressanaith
s2 nuigther itenim 7 trisatoscigther dochorp crist [ ^o
In mesad mesas insacor^ ^ncailecb 7 inobli 7 intammus ad
midethar acombach figor nanailhisse 7 nanesorcon
7 innaaurgabale insen . Indoblae forsinm^is colind crist
36 hi crann cruche . Acombag forsinmeis corp crist do
chombug cocloaib forsinchroich . Incomrac conreca
tar indalleth iarsinchombug figor ög^ chuirp crist
iarnes^rgo . In fobdod fornbaitar indalled figor fob
*) The first letter is obscure.
*) Ms. Mnsin: tre airde . aindocbale* with a mark afler insin and one
before a indocbaie indicating that the latter words come in before tre airde,
*) Here tbe scribe omits some words like '7 canaid insalraso miserere
mei deus\
«) Sic. Read 'slechtith' «r flectit (genua).
*) Read tbe corresponding Irisb words 'fri dia'.
S04 Whitley Stokes,
40 dotha culq) crist innafuil iamaithchumbu hlcroich.
Inpars benar ahiclitf«r indlithe bfs forlaim cli figor iffdaith
chummi cosindlägin inoxil intuib deiss arissfar robui
aiged crist in cnice .i. contra ciuitatem 7 isair robüi aigeth longini
44 arrobothuaisre dosuidiu issed ropodesse*) do crist l —
Ataat .Uli. figne forsincbombug .1. u. parsa diobli choit
chinn hffigmr .u. sense anmae .a.uii. diobli noeb 7 huag
acht nahuaisli . hffigmr .un. ndana Spiritus sancti .A.uiiL
48 di obli mBrtir, hffigmr. indnuinadnisi ochti .A.uuii. dl
obli domnich hffiguir noe montar nimse 7 noengrath aecaka
A .XI. diobli apsfoZ hffiguir innaairme anfuirthe^) apos^olortfiii
iamimmarmttö iudse • a .xii. deobli kl. 7 chenlai hiforaith
si mut ainnse foirbte inna napstal
[fo. 65 b.]
A .XIII. diobli minchasc 7 feie frcsgabale p : : cefo
dailUr ni bes miniu iarum octecht dolaim hifigiitr crist
conadib nsipstalaib deac:- Inna .u. 7 inna .uii. 7 inna .uin.
5C 7 inna .uiiii. 7 inna .xi. 7 inna .xii. 7 inna .xiii.
IThe acuicsescot samlith 7 ishae lin in(naparsa)sin
bis inobli casc 7 noüaic 7 chenncigis arcongaib
ther huile hl crist insin 7 ishitorrund eruisse
CO suidigthir huile forsinm^is 7 isforclöen
inpars ochtarach forlaim clil ut dictum est
indinato') capite tradidit spiritum: (x>
Suidigoth combuig casc 7 noÜaic .111. parsa deac
C4 ineo nacros . a .uun. innatarsno .xx. pars
innacuairt roth .u. parsse cache oxile
a .xui. itir incuaird 7 chorp nacros .1. a im.
charainne (?) inpars medonach ishf diatet
•8 intuoisre (?) .i. figor inbruinni cosnarünaib
ambfs hos : : : s dind eo . doepscopbaib . ata
rsno . forlaim cli dosacardaib .a. .ni. forlaim
deis dohuilib : : : : daib . anf ondtarsno sfs
71 doanchor ::::::: aithirge . Anf bfs is
indoxü ochtarthuaiscerdig dofirmocclerchib
>) Sic. Read 'desre\
s) Sic. Read *anfairbthe\
*) MS. inclinate. The quotation is from S. John xa 30, when the
Vulgate has 'emisit* for tradidit*.
the trish Pasdages in the Stowe Itissal. 505
indochtardescerdach domoccib enngalb.
anichtarthuaiscerdacÄ doaes uitheitge (?) . anichtar
76 descerdach doaes lanamnassa dligthig 7 doaes na
tet dolaim r :::::::: ind :: 7 corophe tomenmme
\Ssed tra asbrig laeis (?) menmae dobuith hifigraib
[fo. 66 a.]
: : : ann arafoemi din obli amail bith
80 ball dicris^ assachroich 7 aramb^ croch
sa : : hir forcach arith fein : ore noenige (?)
: : : : : frisinchorp crochthe . Nitechte
aslocod iwparsa cenamlaissiuth amal (?) na : :
84 coer censaigith tnlas hirruna d6
Nicoir ätecht foculfiacli . hifigwir na : :
coir rosa^geth forruna d6 na forber
ther heres nocoi «^ Finit . amen. Deo gratias.
Translation,
[fo. 64b.]
'The Altar (is) the figure of the persecution which causes
them [seil, the Christians] sufTerings.
'The Chalice, it is the figure of the Church which was
set and founded on the persecution and on the martyrdom
of the prophets and others.
'Water, first, into the chalice, and this is chanted thereat :
Feto te Pater, deprecor te Fili, öbsecro te Spiritus Sancte, to
wit, the figure of the people that was poured forth into^) the
Church.
'The Host, then, upon the altar, to wit, the turtledove.
This is chanted thereat, to wit Jesus Christus, Alpha et Omega,
hoc est principium et finis. A figure of Christ's Body which
was set in the linen sheet of Mary's womb.
'Wine then for water into the chalice, to wit, Christ's
Godhead for his Manhood and for the people at the time of
(Hls) begetting^): this is chanted hereat: Eemittit Pater, in-
dulget Filius, miseretur Spiritus Sanctus»
>) lit. 4n\
*) The meaning seems to be that the mingling of the wine with the
waler symbolizes the union of Christ's Godhead wilh His proper Huma-
nity and that of the people, which was efifected when He was conceived.
Zeitschrift für vergl. Sprachf. N. P. VI. 5. 33
506 Whitley Stokes,
^Wiiat is chanted of the Masa thereailer, both introit and
prayers and addition, as far as tbc lesson of tbe Apostles [the
Epistle] and tbe psalm of degrccs [tbe Gradual], fhat is a
figure of tbe law of Nature, wberein Cbrist was renovated
througb all bis menibers and deeds. Tbe lesson of the AposUes,
bowever, and tbe psalm of degrees, and from tbis to the un-
covering (of tbe cbalice), it is a commemoration of the law of
tbe Letter wberein Cbrist was figured, save tbat what was
figured tberein was not yet known.
Tbe uncovering, as far as half, of tbe Host and of the
cbalice, and wbat is cbanted tbereat, botb Gospel and AJlduia
as far as oblata, it is a commemoration of tbe law of the Pro-
pbets wberein Cbrist was manifestly foretold, save that it was
not seen until He was born.
'Tbe elevation of tbe Cbalice afler tbe füll uncovering
tbereof wben oblata is cbanted, that is a commemoration of
Cbrist's Birtb and of His glory tbrougb signs and miracles.
*Wben accepit lesus panem is cbanted tbe priest bows
bimself down tbrice to repent of bis sins: be offers it (the
cbalice) to God, [and cbants Miserere mei, DeuSf] and the
people kneels and sound cometb not, lest the priest
be disturbed^), [fo. 65 a] for tbis is bis due, tbat his mind
separate not from God wbile be cbants tbis lesson: therefore
its name is »periculosa oratio«.
The three steps which tbe ordamed man steps backwards
and wbich be again steps (forwards), tbis is tbe three-things
wberein every one sinnetb, to wit, in word, in tbought, in
deed, and tbis is tbe tbree-tbings tbrougb wbich be is again
renovated and througb wbich be is moved unto Ghrist's Body.
The examination wherewith tbe pr^ost examines the cba-
lice and the Host, and the effort which he meditates to break
it, that (is a) figure of tbe disgraces and of the buffets and of
tbe capture (of Cbrist).
The Host on tbe paten (is) Christas Flesh on^) the tree
of the Gross.
Tbe fraction on tbe paten is Cbrist's Body which was
broken with nails on tbe Gross.
*) The tarmasca of the Bfs. is probably a mistake for the pftssiTe
tarnuucar,
») lit, *in\
The Irish Passages in the Stowe ItissaL SOQT
The meeting with which the two halves meet after the
fraction (is) a figure of the wholeness of Christ's Body after
resurrectlon.
*The submersion with^) which the two halves are sub-
raerged (in the ehalice is) a figure of the submersion of Christ's
Body in His Blood after (the) wounding on (the) cross.
*The particle which is cut oflf from the bottom of the half
which is on the (priest's) left band (is) the figure of the woun-
ding wlth the lance in the armpit of the right side; for west-
wards was (the) face of Christ on the cross, to wit, against
the city, and eastwards was the face of Longinus, for what
unto him was left unto Christ was right.
'The fraction is of seven kinds*) to wit, five particles of
the common Host as a figure of the five senses of the soul :
seven of the Host of saints and virgins (save the chief ones)
as a figure of the seven gifts of the Holy Ghost'): eight of the
Host of martyrs as a figure of the octonary New Testament *) :
nine of the Host of Sunday as a figure of (the) nine house-
holds of heaven *) and (the) nine grades of the Church •) : eleven
of the Host of the apostles as a figure of the incomplete number
») lit. *under\
*) Literall y Hhere are seven kinds on the confraction*.
•) See Isaiah c. xi. 2, 3.
*) Which is composed of the four gospels, 5, the Acts, 6, the Gatholic
epistles, 7, the Pauline epistles, and, 8, the Revelation.
*) Angeli, Archangeli, Virtutes, Potestates, Principatus, Doroinationes,
Troni, Hiruphim et Saraphim, Lib. Hymn. IIb.
•) The ecclesiastical or earthly hierarchy consisted (according to Dio-
nysius, the pseudo-Areopagite) of baptism, communion, chrism, bishops,
priests, deacons, monks, initiated and catechumens. A division of the Host
into nine parts is also found among the Mozarabic Christians: Qui Moza-
rabum sequuntur ritum, hostiam dividunt in partes novem, quarum cuique
alicujus ex Christi mysteriis nomen imponunt. Primam Incamationem
nominant; secundsim Nativitatem ; tertiam Oircumct«ionei?»; quartam Trana-
figurationem seu Apparüionem; quintam vocant PasHonem; sextam Mortem;
septimam dicunt ResurrecHonem; odavam appellant Oloriam Christi m
caelo; nonam denique Jesu Christi Begmtmy cum veniet judicaturus vivos
et mortuos. — Benedictus xiv, De Missae Sacrificio, in Migne's Theologiae
Cursus Completus, tom. 23, col. 1050. The first seven of these nine frag-
ments were arranged on the paten in the form of a cross (Neale, lAtur-
giology 166). So the second Council of Tours, A.D. 567, enacts 'ut Corpus
Domini in altari non imaginario ordine, sed sub crucis titulo componatur'.
So also the Sarum Use of S. Osmund.
33»
506 Whitley Stokes,
'Wiiat is chanted of the Masä Uiereailer, both introit and
prayers and addition, as far as the lesson of the Apostles [the
Epistle] and the psalm of degrees [the Gradual], fhat is a
figure of the law of Nature, wherein Christ was renovated
through all his members and deeds. The lesson of the Apostles,
however, and the psalm of degrees, and from this to the un-
covcring (of the chalice), it is a commemoration of the law of
the Letter wherein Christ was figured, save that what was
figured therein was not yet known,
The uncovering, as far as half, of the Host and of the
chalice, and what is chanted thereat, both Gospel and AUeluia
as far as ohlata, it is a commemoration of the law of the Pro-
phets wherein Christ was manifestly foretold, save that it was
not Seen until He was born.
'The elevation of the Chalice afler the füll uncovering
thereof when Mala is chanted, that is a commemoration of
Christ's Birth and of His glory through signs and miracles.
'When accepit lesus panern is chanted the priest bows
himself down thrice to repent of his sins: he offers it (the
chalice) to God, [and chants Miserere mei, DeuSjJi and the
people kneels and sound cometh not, lest the priest
be disturbed^), [fo. 65 a] for this is his due, that his mind
separate not from God while he chants this lesson: therefore
its name is »periculosa oratio«.
'The three steps which the ordained man steps backwards
and which he again steps (forwards), this is the three-things
wherein every one sinneth, to wit, in word, in thought, in
deed, and this is the three-things through which he is again
renovated and through which he is moved unto Ghrist's Body.
'The examination wherewith the prifist examines the cha-
lice and the Host, and the effort which he meditates to break
it, that (is a) figure of the disgraces and of the buffets and of
the capture (of Christ).
'The Host on the paten (is) Christas Flesh on^) the tree
of the Gross.
'The fraction on the paten is Christas Body which was
broken with nails on the Gross.
*) The tarmasca of the Ms. is probably a mistake for the puaiTe
tarmascar.
») lit, *in\
The Irish Passages in the Stowe UissaL SCff
*The meeting with which the two halves meet after the
fraction (is) a figure of the wholeness of Christ's Body after
resurrectlon.
*The submersion with^) which the two halves are sub-
raerged (in the chalice is) a figure of the submersion of Christ's
Body in His Blood after (the) wounding on (the) cross.
'The particle which is cut oflf frora the bottom of the half
which is on the (priest's) left band (is) the figure of the woun-
ding with the lance in the armpit of the right side; for west-
wards was (the) face of Christ on the cross, to wit, against
the city, and eastwards was the face of Longinus, for what
unto him was left unto Christ was right.
'The fraction is of seven kinds*) to wit, five particles of
the common Host as a figure of the five senses of the soul :
seven of the Host of saints and virgins (save the chief ones)
as a figure of the seven gifts of the Holy Ghost*): eight of the
Host of martyrs as a figure of the octonary New Testament *) •"
nine of the Host of Sunday as a figure of (the) nine house-
holds of heaven *) and (the) nine grades of the Church •) : eleven
of the Host of the apostles as a figure of the incomplete number
») lit. *under\
*) Literall y 'there are seven kinds on the confraction*.
•) See Isaiah c. xi. 2, 3:
^) Which is composed of the four gospels, 5, the Acts, 6, the Gatholic
epistles, 7, the Pauline epistles, and, 8, the Revelation.
*) Angeli, Archangeli, Virtutes, Potestates, Principatus, Doroinationes,
Troni, Hiruphira et Saraphim, Lib. Hymn. IIb.
•) The ecclesiastical or earthly hierarchy consisted (according to Dio-
nysius, the pseudo-Areopagite) of baptism, communion, chrisra, bishops,
priests, deacons, monks, initiated and catechuraens. A division of the Host
into nine parts is also found among the Mozarabic Christians: Qui Moza-
rabum sequuntur ritum, hosUam dividunt in partes novem, quarum cuique
alicujus ex Christi mysterüs nomen imponunt. Primam Incamationem
nominant; secundsna Nativüatem ; tertiam CVrcumctMonein; quartam Trans-
figurationem seu Apparitianem; quin tarn vocant Passionem; sextam Mortem;
septimam dicunt BesurrecHanem; octavam appellant Qloriam Christi m
caelo; nonam denique Jesu Christi Begnum^ cum yeniet judicaturus vivos
et mortuos. — Benedictus xiv, De Missae Sacrificio, in Bügne's Theologiae
Cursus Completus, tom. 23, col. 1050. The first seven of these nine frag-
ments were arranged on the paten in the form of a cross (Neale, Litur-
giology 166). So the second Council of Tours, A.D. 567, enacts 'ut Corpus
Domini in altari non imaginario ordine, sed sub crucis titulo componatur'.
So also the Sarum Use of S. Osmund.
33»
508 AVhiiley Stokes,
of the aposiles after (the) sin of Judas : twelve of the Host of
Kalends (the Circumcision) and Maunday Thursday in comme-
moration of the complete number of the Apostles: [fo. 65 b.]
thirteen of the Host of Little-Easter and the Festival of the
Äseension .... though there is distributed • • . •
. . going to communion as a figure of Christ with His twelve
apostles. The five and the seven and the eight and the nine
and the eleven and the twelve and the thirteen, they are sixty-
ßve altogether, and it is the number of those parts that is in
the oblation of Easter and Christmas and Whitsunday, for in
Christ is all that comprised, and in the form of a cross is all
set on the paten, and the upper part is inclined to the left
band, as was said Indinato capite tradidit spiritum.
'The setting of the fraction at Easter and Christmas: thirteen
partlcles in the tree of the Grosses, nine in their cross-piece, twenty
particles in their ctiah-t^oth, five particles in eaeh angle, sixteen
both in the cirele and in the body of the Grosses, that is,
The middle particie
it is that is, a figure of the breast
with the secrets. What is from of
the shaft to bishops. The cross-pieee on the left band to priests:
that on the right band to all . . . . that from
the crocs-piece down, to anchorites of
repentance : that which is in the left upper angle to true clerical
students: the right upper to innocent ehildren, the left lower to
folk of constant prayers (?), the right lower to folk of lawful
marriage and to folk that do not'
The remainder of the text is too much faded to be read
with any completeness or interpreted with any certainty. The
last two sentences seem to mean that it is unmeet to swallow
the fragment of the Host without tasting it, as it is improper
not to seek savours in God's mysteries (rüna should be rünaibf),
and that the fragment should not go under the back-teeth,
this Prohibition symbolizing that it is wrong to dispute over-
muGh about God's mysteries, lest heresy should increase thereat«
It will be understood that the above translation is merely
tentative. Any one having, what I have not, access to the
opusGulum of a Spanish Bishop Eldefonsus (A.D. 845), printed
The Irish Passages in the Stowe Missal. 509
by Mabillon in bis Vetera Änaleäa, Parisils, 1723, pp. 549 — 551.
or any other mediaeval Latin work on the subject, will doubtless
find much to correct. My only aid has been an Irish tract in
the Lebar Brecc (p. 251, a. I of the facsimile), from which
I take the following passages: —
*De figuris et spirltuaiibus sensibus oblatlonis sacrificii ordinis.
Figuir ira incholiaigthi cm^ ochompert cöachesad 7 cöafresgabail.
inchoiscid sin ord innaifnnd.
'INtempul ditnes inpopwZ 7 indaltoir . figuir inna nditen
diodacda diada diandebmd. Sub umbra alarum tuarum
protege me^).
'INdaitoir isintempul . figwir ingrema na cristRide imofolngat
fochaide inellach cuirp crist . prout spiritus sanctus ex persona^)
eins dixit torcular conculcaui solus .1. ipse cum niembrls suis.
*INcailech alfrind [figuir] innaheclaise roiuirmed 7 rofoth-
aiged foringreim 7 niartra nafätha 7 tuicsen de ^) archena . sicut
Christus dixit . super hanc petram edificabo eclesiani meam .1.
forsonairti irsi namartirech töisech roläitea ifotha inchunitaig 7
innamartirech ndedinach conice helii 7 enoc.
*Usqm isincailech artt<5 icontempred ised istechta . et dicis
quaesso te pater . Banna lassln . Deprecor te fiiii . banna lassin .
Obsecro te spiritus sancte . intres banna lassin . Figuir inpopuiZ
doroiset ineol«*s inrechta nüi ire oentaid thoile natnnöti 7 tria
erlathar inspir^a nöib . ut dictum est . Efundam de spiritu meo
super omnem carnem et profetabunt et rellqua . et ut dictum est
uenient ab Oriente et ab occidente et ab aquilone et recumbent
cum abraham et isäc et iacob in regno dei .i. in ecclesia eterna
primo ultimo in regno celesti.
'Ein iarwm isincailecÄ arinusce .1. deacht ciist ardoenaciW for-
inpopul inaimsir athwsten 7 itisien mpopuü . ut est angelus.
sermonem iecit Christum uirgo concepit .i. isann sin tanic indeacht
arcend nadoenacÄ^a. IS donpoptd dino atbert . Nuwquid ego
in utero accepi omnem populum islum iterum in tristitia et in
dolore accipes (sie) filios tuos . INeclais atbertsin . ut apostolus
dicit . Filioli mei quos iterum parturio donec christus formetur
in uobis. ised chanair ictabairt fina Isincailech nofWnd Mitet
») Ps. XVI. 8. _
*) Facs. and ms. *expersca\
*) Sic in the facsimile and ms. Read 'tuicse nd^' (tuicse = do-gustia).
510 WhiUey Stokes,
pater . banna annsin. INdulget filius • banna aile and sin •
Miseretur spiritus sanctus . intres banna andsin.
'Acanair dino icon oifrmd iarsin ittr intrait 7 orthanaib
7 imthormach ^) corice liachtain nanaps^ 7 psalm digraid .1.
figt«ir rechta aicntdsin inrohathnuiged aichne crist triarünib
7 gnimaib 7 tömoltud naicnid . ut dictum est . Uidit abraham
diem meam et gauissus est . Uair is trtarecht naicnid itcottnairc
abraham liachtu aps^ 7 liachtu sosceli . 7 indisalm digroid
osein codinochtud choilig oiSrind . isfigt«ir sin rechta littrt iii-
bertar in rofiugrod crist 7 nifes cid acht rofiugrod ann 7 niro-
acht inni 7 niroforbthiged trit . Neminem enim ad perfectum
duxit lex.
Wdinochtad coleth inchoilig oifrind 7 innahablainne. 7 ican-
tar occu ittr soscel 7 alleoir . Figuir rechta, litn sin inroterchanad
cvist cofollttö . acM nafacus he c^in congenir.
'Gömgabail inchoilig oifnnd 7 namesi iamaländirgiud icanair
infersa .i. immola deo sacrificium laudis . Figuir gene crist 7
ainöcbala triafertaib 7 mirbulib . Noui testamenti initium sin.
Wtan \ra chanair . Accepit iesus panem stans in medio dis-
cipulorum suorum usque in finem . Dotoirnet fotri nasacairt do
aitrige donapedhaib dorönsat 7 idprait dodia . 7 canait insahnsa
Uli . Miserere mei deus • 7 nitheit guth isön leo conatairmescthor
insacart . uair ised istechta conaroscara amenma fr^dia cid inoin
uocabulo iconemaigthisea • uair isbidbu inuird spir^alla 7 nihairitin
fridia menip amlaidsin isdenta . cotiid desin ise ainmm naher-
na^&isea .i. periculosa oratio.
'Natn ceimend chindes infer greiid forachüla 7 chinnes
iterum foragnüis . ise sin tredi ituitend induine .i. inimradud
irnbrethir ingnim . Oct^s isesin tredi tresanathnüidigther induine
iterum codia.
Intaimsiugud aimsiges insacart incailech oifrmd 7 inmäs
7 inablaind . 7 intamtis dosbetr forsinablaind diacombach . Figidr
sin innahaithise 7 innahesoircne 7 innanergabai forfhulaing crist .
7 isesin athaithmech siansaide.
'Ocus inabland forsinmeis • coland crist forsincroich.
'Acombach forsinmeis . coland cr^ dochombach fncmod
crochi.
*) Facs. and ms. imihomrach.
The Irish Passages in ihe Stowe Missal SU
^Ncomrac chomracithir indaleth iarsin combach . flgiiir
öige chuirp crist iarnesergi.
^INfödbugud fhödbaigther nadaleth iamm. Figtiir sin fod-
baigti innafuile dothebrensat iudaide acolaind crt^.
'INrand b^nair ahichtar inlethi bis iläim eil insacairt. Figuir
sin indathcumai cu^in lägin iläim longini isindachsaill töibe deiss
isu . uair issiar boi aiged crist inachroich .i. frisincatraig ierusa*
lern 7 is sair roboi aiged longini . 7 inni roputuathbel dosum
\ssed ön robodess docns^ . uair issed boi aiged crist frinde
octidecht chucaind . ut dictum est Orietur in diebus illis uobis
timentibus nomen domini sol iustitie et deus ab Oriente ueniet
Achul immuro fnnd ictocht uaind 7 se ictogairm chaich uli
chuci inadiaid . Dicens . uenite omnes ad me post nie.
Translation of the Irish.
'De figuris etc. The flgure, now, of Christas Incarnation
from (bis) Conception to bis Passion and to bis Ascension, that
the Ordinary of the Mass signifies.
*The Temple which shelters the people and the Altar (is)
a flgure of the shelter of the divine Godhead, whereof was said
Sub umbra etc.
'The Altar in the Temple (is) a figure of the persecution
of the Christians, which causes ^) them sufferings together with
Christ's Body proiU etc.
*The chalice of the oflfering is a figure of the Church which
was set and was founded on the persecution and martyrdora
of the prophets and God's elect besides, sicut etc. to wit, on
the firmness of the faith of the first martyrs who were laid in
the foundation of the edifice, and of the last martyrs as far as
Eli and Enoch.
*Water into the chalice at first in due measure (?), this is
meet, et dices 'qtiaeso te, Pater\ a drop thereat; 'd^arecor te,
Fili\ a drop thereat; 'dbsecro te, Spiritus sancte\ the third
drop thereat. A figure of the people which was brought forth
in the knowledge of the new law through the unity of the will
of the Trinity and through the mystery (?) of the Holy Ghost,
ut dictum est.
'Wine, then, into the chalice for the water, to wit, Christas
0 The pl. Im-o-folngar seems a mistake for the sg. *im-o-folaing\
512 Whitley Slokes,
Godhead for Manhood on the people at the Urne of His begetUng
and of the begetting of the people, ut est angdus etc., to wit»
then came the Godhead to meet the Manhood. It is of the
people then he said, 'Numqtiid etc. The Chureh said that, ut
apostolus etc. This is chanted when putting the wine into the
chalice of the offering. [Be]mittvt Pater, a drop then: Indulget
FilitAS, another drop then : Miseretur Spirittts Sanctus, the third
drop then.
'Now what is chanted at the Offering afler that, both
mtroit and prayer and addition, as f ar as the lesson of the
Apostles (the Epistles) and psalm of degrees (the Gradual), that
is a figure of the law of Nature, wherein Christ's nature was
renovated through mysteries and deeds and . . of Nature, ut etc.,
for it is through the law of Nature that Abraham beheld Ihe
Apostles' lesson and the lesson of the Gospel and the two
psalms of degrees (Graduals), thence unto the uncovering of
the chalice of the oflfering. That is a figure of the law of the
Letter wherein Christ was figured, and it was not even known
that he was figured therein and no one was . . . end and
no one was perfected by it, Neminem etc.
The uncovering half-way of the chalice of offering and of
the Host and what is chanted at this, both Gospel and Alleluia,
(hol is a figure of the law of the Letter wherein Christ was
manifestly foretold, but this was not seen until he was bom.
*The elevation of the Chalice of offering and of the paten,
after their being completely uncovered, whereat is chanted this
verse, to wit, immöla etc., (is) a figure of Christ's Birth and of
His glory through miracles and marvels. Novi testamenti inüium
(is) that.
*So when there is chanted Accepit etc., the priests bow
down thrice to repent for the sins they have committed, and
they offer to God and they sing all this psalm, Miserere elc,
[and the people kneels,] and with them no sound ......
comes (forth), so that the priest may be not disturbed. For
this is due, that his mind separate not from God, even in one
vocaibulum, at this prayer. For he is guilty as to the spiritual
Order, and there is no acceptance from God, unless it is done in
that wise, wherefore the name of this prayer is pericuiosa oratio.
The three steps which the ordained person steps backwards
and again steps forwards, that is the three things m which the
The Irish Passages in the Stowe Missal. 513
human being falls, to wit, in thought, in word, in deed. And
that is the three-things through whlch the human being is
again renewed unto God.
'The trial (?) wherewith the priest tries (?) the Ghalice
of ofifering and the paten and the Host, and the attack which
he makes on the Host to break it, that is a figure of the
disgrace and of the smiting and of the seizures which Christ
suflfered, and that is its sensuous explanation.
'And the Host on the paten, Christas flesh on the cross.
'Its fraction on the paten, Christas flesh, which was broken
against the tree of the Gross.
'The meeting wherewith the two halves meet äfter the fraction
(is) a figure of the wholeness of Christas Body after resurrection.
'The submersion wherewith the two halves are submerged,
then, that is a figure of the submersion in His Blood, which
Jews made to flow out of Christ's flesh.
'The particle which is cut from the lower part of the half
that is in the priest's left band, that is a figure of the wounding,
with the spear m Longinus' band, in the armpit of Jesu's right
side. For westward was the face of Christ on the cross, to
wit, overagainst the city of Jerusalem, and eastward was
Longinus' face; and the thing which unto him was left, that
unto Jesus was right. For Christas face was towards us when
Coming to us, ut dictum etc, But his back (was) towards us
in going from us, and He calling every one to him after him,
dicens etc.'
IV. The Spells.
These are found on the last page, fo. 66 b, which is now
so faded and soiled as to be, to a great extent, illegible, The
first spell, apparently, is a charm against blindness: it begins
with the words 'Admuiniur epscop n-Ibar iccas / venercUe
hishop Ibar who hedls' ^), and contains an extract from S. John
ix, vv. 6, 7.
The second — ar delc — is a charm against a thorn. The
third — ar galar fuel 'contra morbum urinae' — is a charm
against strangury or gravel ^). Compare the charms in the St. Gall
^) Compare Admuinur in slanicid I venerate the Saviour, Sg. Z*. 949.
Admuiniur teora ingena flithais 1 venerate Flithas* three daughters, LB. 99.
») See Four MM. A.D. 1488 and the Sc61 mucci mic dä-thö (atäi
CO ngalur füail ond uair-sin) Windisch, Irische Texte^ p. 103.
514 Whitley Stokes,
codex, printed in the Grammatica Geliica, ed. Ebel, p. 949,
and the spell in the Lebar Brecc, facsimile, p. 99.
88 Admuiniu]: epscop nibar iccas : :
arra : : : conicca do suil send : :
gi crist c : : : : lais sid conasellais
Rose sl : : : ce suo:* Uaec cum dixisset exspuit
93 in ierrum fecit lutum ex puto ^) et linuit
super oculos eius et dixit ei uade et laua manus.
tuas in siloe quod interpretsiiur misus abiit ergo
(et Iaiii)t 7 uenit uidensj e^ ar delc
96 : : : : aele an tofasci delc nip hon nip anim
(Dipat)t nipgalar nip crü cruach nip loch
: : : 7 o aupaith lii grene frisbenatt
b :: : hgalar:* ar galar fueh,
100 Fuil fuiles camull lind lindas gaine reth reihte
s : 0 : : e tele taisc lotar teora mucca inan : :
: : thade nethar suil na ro suil taber do fual in ai :
doneitt 7 doslane roticca ic slane :,
V. Notes,
a. Chi the Scribes' names.
Sonid would seem from the context to mean 'sanus'; but
I have never met this name elsewhere. It may be cognate
not only with sa-^us, but with 2atii^ adS-xo-g and other words,
Curtius G. E. No. 570.
Möd cdich 'servus (or calvus) Gaeci'. Dr. Todd menüoDs
a Maeleaieh, son of Aed Bennan, King of West Munster. The
gen. sg. of möel (or mdel) when it forms the first part of a name,
is in Old Irish always mdüe (so Maüe ruen, supra p. 501, mae
maüe odrae Tir. 6: mac maüae-humae, Inscr., bds tnuirchatho
maicc maüe Min, Z^ xxui comaüa mdUi-düin, LU. 23 b), Ifoefo-fii-
bi absid bennchoir, LL. 359, dat. or acc. ar mdelbrigte Z\ xm,
voc. a mdelbrigte, Z^. xx.
Cdich, gen. of cdech = Lat. caecttö. A diminutive Caichdn
occurs in Tir. 1,
6. On the Irish rubrics.
1 — 2. dlrech = O'Davoren's direch .i. nochtad, dat. sg. diurug,
Tract 22, and cognate with dtrgetar (gl. exuantur), HL 136a.
■■
») Sic, leg. *sputo'.
The Irish Patsages in the Stowe Hbsal. 516
3 — i. isund for is stmd, as isair Tract 43 for is sair: taUt
for do-n-t-et (with the infixed relative) : tönnaig, tdrmig, gen. sg.
of tormach (do-for-raaga) *augmentum', do-far-magar *augetur'
Curtius No. 473: ind the prep. in with suffixed pers. pron. 3d
sg. in the accusative: cf. ind-som *in illum' Z^. 627: roläset
ingena faindle mic duib daroth ind (the diadem) 'which the
daughters of F., son of D. D., flung into it' [Loch Seta], LL,
168b: rasäldestar achil sleig ind eo torchair 'Achilles set a
spear into him so that he feir, LL. 234a. diudidi, dat. sg. of
diudide, whicb I have not me elsewhere. It seems derived
from diu .i. cian no fada, O'Cl., and Windisch would connect
O'Reilly's diuide *continuance'.
5. conogäbar = 0. Ir. conocabar^ 3d sg. pres. indic. pass.
of conticbaim (= con-ud-gabim): ablu, gen, oblann Lib. Arm.
77 a 1, *the consecrated wafer\ is borrowed from Lat. ablatio:
so oblae, Tr. 6, 35, gen. oblae Tr. 19, dat. acc. oWt, Tr. 33,
45, from Med. Lat. oblea (Fr. oublie, Prov. oblia, Span. oblea\
öblata *the raaterials of the eucharistic sacrifice': tudir, O'Reilly's
ttjuivr *chief , may be cognate with A. S. stör, 0. H,G. stur
*magnus', and perhaps Skr. sthüla *great, large, powerfuF: föb-
didithir, a mistake (dlttography) for fobdUhir, better fob-
düher, 3d sg. pres. indic. passive of föbdim (fo-bädim, W. boddi)
'I submerge': with the infixed relative fo-m-baiter, Tract 39:
the infinitive or verbal nomi is fobdod, gen. fobdotha, Tract
39, 40. The accent must here have been, not on the root,
but on the prepositional prefix. So in Uhdng 30, Uhgu^ toi-
bgim, etc. The last word of this rubric, -caüuch, is for oaüiuch
dat. sg. of caüech.
6. co-n-bongar, 3d sg. pres. indic. pass. (with infixed rela-
tive) of comboingim. So c(Hi-recatar Tract 36, 3d pl. pres. indic.
deponent (with infixed relative) of camrecur, generally camracaim.
7. lelacit, gen. sg. of *lelacet or *lelacat, which I have not
met elsewhere. It must mean 'child\ and seems a redupli-
cated form cognate with 0. Ir. lagait ^parvitas'.
8. ongath is = Gormac's ongad, the verbal noun of angaim
= Lat. unguoy W. en-einio.
c. On the Irish Tract.
(The numbers refer to the lines.)
1. immab. This seems a scribe's mistake for imnud,, i. e.
imm'(f)ärlaing, 3d sg. press. indic. act. of immfolngim *efficio',
516 Whitley Stokes.
with a, the pers. pron. of the 3d pl. {Z\ 332), inflxed, as in
f-a-dam *ea patiar'.
6. toresset {daroiset, LB), is I think 3d sg. pret. pass. of
tessmim *I pour out* = dchro-cs-sem-t, as tarchct, 20, is = ifo-
air-caii-t. So doreiset, Wb. 21a. But it may be a 3d sg. t-pret
active *\vhich poured (itself)'.
annart for anart, Corm., a fem. ä-stem (ar in anairt taith-
nemhaigh, O'Don. Supp. pl. n. lin-anartai, LB. 120 b) may
have lost initial p and be cognate with n^vog, panntis, Gotb.
fana, OHG. fano. With the suffix -art-ä cf. uqt in sldctf^,
fjnaQy öysiag. In LL. 370c afiart occurs with the masc. articie
(fail and int-anart).
9. brand, gen. sg. of brü f., (W. bru): cf. bronnaü (gl.
ventriculum) Z^. 274.
10. danacht, a scribe's mistake for döenacht: tuistefi gen.
sg. of tuistiu 'begetting', *creation'.
14. ro-aitlirnuiged, lit. *was renewed': aUhnuigther 32, *is
renewed', W. ad-newyddu,
15. liacht, acc. liaclit 28 (W. llith) borrowed from LaL
Udio as liachtu (L.B.) froiii lectiönefn.
17. nad fess seems a mistake for axiht nad fess: cf. oeU
natlir-n-aiccess 21.
cadacht is = cadecht (gl. nondum) Ml. 19b, catecht Ml. 30b.
cedacM Sg. 158 a, cidecW Sg. 148 a.
19. ai^7r (= alleair LB.) seems a derivative from, er com-
pounded with, aüle ^praise' (acc. sg. aiUi Lib. Arm. 77 a. 1, daL
pl. aillib LB. 213 b), which is probably borrowed from haUduiak.
21. aiccess = adchess Z^ 478, 3d sg. pret. pass. of aicdu,
adrciu *I seeS root CÄS: genir 3d sg. redupl. pret, deponent
ol gainiv/r 'gnascor'.
22, 23. tocbdl from do-ud-^abdU: indocbale gen. sg. of indodM
= in-ud-gabdl,
24. tanaumat = do-an-air-n'th-t, 3d sg.*) pres. indic acL
of *tairindim, *tairinnim, later taimitn, toimim, inf. äitr^iMi«!.
A trace of the dental of the root appears also in the 2d 3g.
imperative not(t)ainnd 'bow thyself down' LL. 365, lower margin
^) The writer in the Lebar Brecc, not understanding the third sg.
in t (cf. (Windet, tadhat etc.), makes it into a plural, *do toimä', and then
turns the siogular nom. sacart into the pl. sacairt»
The Irish Pasdages in the Stowe Missal. 5l7
(A chlerig coisc in figill. inge foaihri notairind), do-w-rttk? sis
an carpat, Windisch, Irische texte, p. 271. 3d sg. pret. ro4harinn,
Three Frags. 84.
25. atnopuir = ad-dn^puir: cf. adopuir (= aith-od-beir) Tir.
10 : 3d sg. t-pret. atröpert Tir. 1. 3d sg. pret. pass. atan^r-
aipred, MI.
26. isson (= isdn, LB.), is possibly for »isson = 0*Reilly's
siosdn 'a sudden whisper*, W. sis, For the erroneous infection
of s after guth cf. that of c after the gen. sg. öge, 38. But perhaps
it Is from in -f s6n *in that', i. e. at that stage of the Mass.
27. rascra for ro-scara, as in LB. Here again the accent
must have been on the prefix, not the root: cf. rogbus Fei.
Prol. 18.
28. cene, an adverb which I have met only once elsewhere
(cene sniges snechta find, H. 3. 18, p. 75, col. 1): it seems to
mean 'as long as', *while', and to be derived from dan 'long'.
periculosa oratio: cLperectd A. cubus (== confessio), H. 3. 18, p. 637.
30. Unmg, 3d sg. pres. indic. act. of do-ckingim^ with the
infixed relative: inrniimdethar, 3rd sg. pres. indic. deponent of
immruhndiwr. The cognate Substantive is immarmm 51, im-
mormus, ZK 238.
31. cocell, 0' Clery 'scoigül .i. smuaineadh no run. W. cymhtoyU.
32. iosdgther 3d sg. pres. indic. pass. of töscaigim (do-fo-sc.).
33. mesad, mesas: cf. er-maisim I estimate, LU. 58 a. ammtis,
acc. pl. amsiu (gl. conatüs) Ml. 16 a.
35. meis, dat. sg. of mias *dish', *paten', borrowed from
Lat. mensa.
37. cloaib, dat. pl. of do (.i. tairimge, O'Cl.) cognate with,
or borrowed from, Lat. davus, n. pl. d6i (gl. clavi) Sg. 189 a.
38, 39. in-daAleth, in-<la4led, nom. dual of leth = Lat. latiLS.
öge a mistake for öge (as saegeth 86 for saegeih)^ gen. sg. of öge,
*integritas', from the adj. ög, cognate with vytijg.
40. aith-cJium'bu, dat. sg. of aith-^hum-be, gen. aüh^hum-mi
41 — 42, acc. adcumhe (gl. concissionem) Wb. 24 a, root Iha,
bhan, Curtius No. 299.
44. tuaisre desre: dat. sg. rogabastar . . . ina desra . . .
ina thaasri LU. 79 a.
46. sense gen. pl. of sians, dat. sens, dat. pl. siansib Z ^. 26,
borrowed from Lat. sensus.
518 Whitley Stokes,
48. ockti, gen. sg. n. of ochte 'octonarius', derived from oekt:
cf. öende ^unicus', dädi (gl. bini), trede ^mus', seehta ^septe-
narius', deidhi (gl. denos), nöidecde ^decemnovenalis'.
49. grath misspelt for grdd, gen. pl. of grdd (gen. sg. graäh
29) = Lat. gradus (W. gradd) , with lengthening of the vowd.
51. cenlai, gen. of cenld, cendld Conn. s. v. CapUd.
53. minchasc = Lat. pascha minor, Low Sunday, the first
Sunday after Easter.
55. dib n-apstdlaib : here dib n is = Skr. dvabhjfOm.
57. sescot, gen. sg. of sesca ^e^ijxovta' : samlith can hardly
be the common samlid ^so\ It seems to mean 'together', and
to be cognate with Lat simid, ^HG.samnd, GurtiuSi 6.E. No.449,
58. cenndgis, gen. sg. of cenciges = Lat. quinguageaima
*Whit-sunday'.
59. tarrund for törund, dat. sg. of tirand.
64. eo .i. lignum .i. crand, Feiire, March 10.
69. a-tarsno, ond-tarsno 71; cf. /br-ttarsnti *athwart\ Three
Hom. p. 68. fden for-tarsnu, LU. 76 b. tarsnu on darus diaraüiu
^across from one door to the other\ LU. 121b. dar fiar4kar8na
LU. 77 b.
74. enngaib, dat. pl. of ennac = Lat. innocens.
75. uüheüge : can this be for vüh-eitge i. e. bühHitge, the b
infected after the dat. sg. aes?
83. slocod, better slucud, the verbal noun of sltuntn, W. üyncu,
Br. lonka, NH6. schlingen: mlaissitUh seems the infinitive of
ndaissim, now blaisim 4 taste' (W. blctöu)^ a denominative
from tnias (gen. pl. 84), later nMds (d(HinblaSy so-mblas, H-^nblas)
and blas.
85. ni cair ä techt fo cül-fiadi 'not proper (is) its Coming
under (the) back-teeth' {ctU, W.cü= Lat. culus, acc. pl. ctdu 29).
86. ro-saegeth, compounded of the intensive preflx ro and
saegeth for saigid 'disputare', which Gurtius (No. 632) connects
with Goth. saJcan 'streiten' : forberther, 3d sg. conj. pass. otforbmr.
d. On the Spells.
88. ad-rnuiniu/Ty also in ZK 949, Ist sg. pres. indlc. deponent,
3d (2d ?) sg. admuinler, Fei. Oct 2. pl. 1. admunemary BrocG. h. 9&
96. de dn 'splendid salve' : to-fasci, 3d sg. do-faiseim *I com«
press', W. djfwasgu. nip h^m nip anim (nip at)t nip galar «y
The trish Passages in the Stowe Ifbsal. 519
cru cruach nip loch *let there not be scathe, nor blemish, nor
swelling, nor sore, nor red göre, nor pii' (loch: cf. locha ochsal
'armpits', Gildas, 216, and Gr. lax-xo-g).
97. The r in cruacJi (crüach-bhäs .i, dearg-bhäs, O'Cl.) is
written over the w.
98. aupaifh = epaid, Incant. Sg., Z K 949, pl. nom. aipihi,
Z*. 60. lii grene *splendor (splendoris?) solis'.
99. fuel, gen. sg. of füal, acc, 102 (ex *vog-la, Curtius
No, 158), cf. O. Bret, dp-di-^nUam (gl. micturio).
101. lotar teora mucca 'three pigs went*.
102. taher do fual in-ai(t) 'put thy urine in a place*.
Compare Focertar inso dogres i maigin hi tahair ih(-f)ual, Sg.
Z2 949.
Here follows the Lebar Brecc spell above referred to: in
the original it occupies five lines: —
t Tre uele treibeoil aneim hinaithir achontan . hicoin adaig
hi numae nifon hinduine • Treuele . treibeoil fuil chon fuil ilchon
fuil fletha flithais . niploch nipcru nipatt nifallsiu . anni frisi-
cuirither mofele . Admuiniur teora ingena flithais anaithir hicc
anatt benaim galar benaim crecht suidim att frisbenaim galar .
archoin gaibes . ardAelg goines . ariarn benas . Bendacht forinn-
galursa . bennacht forincorp hita . Bennacht for in h^lesea •
Bennacht forcäch rotla • Mathettö . marcti^ . lucas . hiohannis •
et patcT pnus et post.
Galcutta, Christmas, 1880.
Whitley Stokes.
Naohaohrift der Bedaotion.
Die vorstehenden beiden abbandlungen sind schon 1880 und 1881 zu
Caicutta in einer beschränkten anzahl von exemplaren zu privater verthei-
lung gedruckt worden (vergl. J. Loth Revue Geltique V, 104—115 und
L. Duchesne ebd. 145), wurden jedocb vom herrn Verfasser für den ab-
druck in dieser Zeitschrift einer eingehenden revision unterzogen.
520 Th. Aufrecht, r«, t^.
Wie oloqy olßog dem altpersischen aiva, dem avestischen
aeva (unus)^) entspricht, kann man bei io ein pronomen iva
voraussetzen. Dieses findet sich in der gewöhnlichen enkli-
tischen vergleichungspartikel iva, welche in allen perioden des
Sanskrit sich erhalten hat. Gebildet ist das wort von dem
demonstrativstamm i mit va wie e-vd (so) von e in eia, emu
Sie scheint mir »eins (unä)€ bedeutet zu haben. Nehmen wir
z. b. den satz:
sd nah piteva sündve dgnc süpäyanö hhava
»du, Agni, sei uns wie ein vater dem söhne leichtzugänglichc,
so bedeutet dieses nach der gegebenen auffassung: sei uns zu-
gänglich, eins (übereinstimmend) der vater dem söhne, d. h.
die feststehende zugänglichkeit des vaters steht in einem ver-
hältniss mit der ge\vunschten des Agni. Ebenso in:
ydh kukshih somapatainah samudrd iva pinvate
»dessen an das somatrinken gewöhnter bauch wie das meer
anschwilltc, d. h. die bekannte thatsache des steigens des
meeres ist eins (kommt überein) mit dem aufgedunsenen bauche
des Indra, wenn er mit soma gefüllt ist.
Zur vergleichung heranziehen lässt sich das bekannte xaid
niätXa xd (itv (fiqov äfia nvoif^q di^ifioio. Dieses wiederum
erinnert an den gebrauch des althochdeutschen sama, samo
(alsatn) »ebensoc und »wiec, über welche jedes Wörterbuch aus-
kunft ertheilt. Das altnordische sem, das dänische und schwe**
dische soni haben nur den relativ vergleichenden sinn {tig)
bewahrt.
>) Gelegentlich spreche ich die ansieht aus, dass das indische ika eine
zusammenziehung von eva-ka ist.
Th. Aufrecht
Zur
wtLrdigimg der Pahlavl-glossare und ihrer erklämng
durch die Parsen.
Einleitende bemerkungen über iranische spräche
und den gebrauch der schrift in |]rän.
Es unterliegt keinem zweifei, dass die keilschrift einfachster
art auf den monumenten der Achaemeniden die zur zeit dieser
dynastie in der Fersis übliche gestalt der iranischen spräche
ausdrückt. Wie weit etwa die spräche in eben derselben
gestalt auch über die grenzen der Fersis hinaus von der ari-
schen bevölkerung Eräns gesprochen wurde, ist unbekannt
In den benachbarten provinzen des westlichen Erän mag sich
die spräche von der speciell persischen nur durch unwesentliche
dialectische abweichungen unterschieden haben. Dagegen hat
man allen grund anzunehmen, dass sich im alterthume ost-
eränische spräche von west- iranischer, obgleich einerlei Ur-
sprungs, doch in manchen beziehungen wesentlich unterschied,
nicht bloss dialectisch.
Aus der zeit der Arsaciden erhalten wir von Erän her
keine unmittelbare und zuverlässige künde von den damaligen
sprachlichen Verhältnissen daselbst Sicher ist aber, dass zur
zeit dieser dynastie die persische keilschrift in West-ilrän
durch einführung einer schrift semitischen Ursprungs aus dem
aramaeischen tieflande verdrängt wurde. Dieselbe erscheint
dann unter den ersten Säsäniden bereits als die of&cielle
schrift ihres reiches, und zwar in zwei modificationen , von
denen die eine wahrscheinlich von Babylon und Ktesiphon aus
nach Medien, die andere von Susa her nach der Fersis
gebracht wurde; vgl. darüber die »erläuterungen zur geschichte
der Pahlavi-schrift« in den monatsberichten der Berliner akad.
von 1880. s. 897 ff. Ein besonderer name ist für diese officielle
ZeitBohxift fOr rergl. Spraohf. N. F. VI. 6. 36
fi.^tf*.'
-7 ij.:" l:*-" ^juki rirvi rniTfL T*nrL ma * sixn
ru:i.ii:iii*^:.u'T-" tini-.iL liLiit-r.'L :."e: t-? ii'riiif thuHtii- los kmi
liuni^o» ST HL i:iKiJ3iäi "»^«'1.1^:1 n^tirLuösn rflöxMA: ii
TKr^'juruiur.-tTL r-.':»rtL'jii-e tnii^i. sh ä':.i kiiii ":«: dan
vjirtfL T^'/iinri^i-eli-erL. li ErLz. *j*I:t?: fc-:»2r «rfiiiir se
liiTLij'^iitfL ILlrfo. 'EiLArL:*^.. Tili, vxrif iiz":i Äiilcrr
::>ri:iri-^ ikOJ'Lüiiirr: . nr rirrnfyri ":tt"i»f^m:iir ü
*naJr^ ▼rj'.iHr* -«riiHir irrrrr'rTÄiri 5ti. "t»e5€"aTimr und
niTu-e-r-^'eL vtr. A":»er i-:i: :.rr vrlxsis:. ii» burc odor
niuinst vTird* Erbi-em Pi/^??- erijjii:"L
'••MM'.imiir inibCrüLk*?ii5* büiiinrsiinfii -s Äürfhfcart, so
Cfc-b*^ ihi ;t*?G*r der ervü^ien ST^eJcIier TrTweudimgtt
Zur würdigimg der FahlaTt-glosBare etc. 528
Parther als nation, oder auf den einzelnen parthischen mann
und insbesondere auf ein mitglied des arsacidischen königs-
hauses, oder auf parthisches land bezogen werden. Freilich
kann die bezeichnung als »parthisch« auch eine bloss metony-
mische sein, wie da, wo sich pahlam (= lyahlaväni) auf einen
angesehenen mann bezieht, der ohne Parther zu sein, doch
die bewunderten eigenschaften eines parthischen kriegshelden
besitzt. In ähnlicher weise, nur in grösserem massstabe,
erweiterte sich der begriff des wertes pahlavi nach dem unter-
gange der parthischen herschaft, als über diese hinaus in
Erän jede deutliche erinnerung an die zustände der heimat
verschwunden war. Nur so konnte es dahin kommen, dass
vom beginne der neupersischen litteratur an alles, was aus der
iranischen vorzeit erinnerlich war und meist in dem verklärten
lichte der »guten alten«, vormuslimischen zeit erschien, als
fipalilavU bezeichnet wurde.
Fragt es sich nun, in welchem sinne einer in Erän
heimisch gewordenen semitischen schrift der name pahlam
zukommen könne, so wird zuvörderst der gedanke völlig abzu-
weisen sein, als sei dieselbe jemals für eine den Parthem von
alters her eigenthümliche gehalten worden. Dass die Parther
nicht mit griffein schrieben, sondern mit der schärfe des
Schwertes, wusste man in Erän nur zu gut. Unbekannt konnte
es dort auch unmöglich sein, dass jene schrift in ihren ver-
schiedenen Varietäten aus dem benachbarten westlichen tief-
lande stammte. Da sie aber zur zeit der Arsaciden-herschaft
und unter dem günstigen einflusse dieser in Erän eingang
gefunden hatte, so lag es gewiss sehr nahe, mit rücksicht auf
diese parthische zeit die neue schrift als »Pahlavi« zu bezeich-
nen, zunächst vielleicht die einzige varietät, die in Medien,
dem hauptlande der Arsaciden, üblich wurde, sodann auch
die nahe verwandten modificationen, die daneben und darnach
in gebrauch kamen. Höchst unwahrscheinlich ist es dagegen,
dass jene benennung bloss dadurch veranlasst sei, dass man
die semitische schrift als die der verschollenen iranischen
vorzeit angesehen habe; denn unzweifelhaft ist sie auch nach
der muslimischen eroberung keineswegs schnell aus dem
gebrauche verschwunden, sondern erst nach und nach in gegen-
satz zu der arabischen schrift getreten. Ein letzter spross
eigenthtLmlicher art, den die Pahlavi- schrift erst in der zeit
36*
524 J. Olthausen,
der letzten Säsäniden getrieben, wird aber unter demselben
namen nicht mit begriffen; darüber wird weiterhin mehr za
sagen sein.
Zunächst ist noch eine frage aufzuwerfen, welche ganz
befriedigend zu beantworten freilich bis jetzt kaum möglicli
ist, die frage, was unter dem oft gebrauchten namen der
»Pahlavi- spräche« zu verstehen sei. Meist scheint man dar.
unter alles zu begreifen, was mit Pahlavi-schrift geschrieben
ist. Dies ist aber ein äusserst buntscheckiges conglomerat,
worin sich neben eränischem sprachgut semitische Wörter in
menge finden, theils in unveränderter gestalt, theils verquickt
mit eränischen bestandtheilen. Indessen hat sich bei weiterem
anwachsen des schriftlichen materials und eingehenderem
Studium der sprachlichen Verhältnisse mehr und mehr die Über-
zeugung verbreitet und befestigt, dass diese semitischen ele»
mente in der schrift gar nicht der spräche angehören, sondern
von frühester zeit an anders gelesen, d. h. ausgesprocben
wurden, als wie sie geschrieben sind; sie wurden eben im
lesen durch rein iranische Wörter ersetzt Weshalb man mit
der an Wendung der schrift, die man doch auch ftLr Sränische
spräche gebrauchte, in so seltsamer weise verfuhr, weshalb
man nicht vorzog die iranischen Wörter selbst in der neuen
schrift niederzuschreiben, ist ganz unklar. Eine absieht mnss
dabei jedoch zum gründe gelegen haben, ein bestreben, das
verständniss der schrift auf gewisse kreise der bevölkerung za
beschränken. Die Wahrnehmung religiöser interessen ist dabei,
dem vorliegenden material nach zu urtheilen, völlig ausge-
schlossen. Vielleicht darf man aber vermuthen, dass die zunft
der Schreiber, welche zuerst in den besitz der nöthigen kennt-
niss der schrift kommen musste, im interesse ihres erwerb-
zweiges einen grossen theil des wortvorraths geheim zu halten
wünschte, den sie allein in semitischer schrift und spräche zu
ei kennen wusste. Für eine solche annähme spricht aucb der
umstand, dass allem anscheine nach mit semitischen Wörtern
besonders solche gegenstände und Verhältnisse ausgedrückt
wurden, die im gemeinen leben für die grössten kreise der
iranischen bevölkerung von bedeutung waren; dieselben wurden
dadurch in höherem masse von den Schreibern abhängig.
Die fortpflanzung der mündlichen tradition in betreflf der
bedeutung semitischer Wörter in iranischen Schriftstücken
Zur Würdigung der Pahlavi-glossare eto. 5^
musste jedoch bei steter erweiterung des gebietes, in welchem
die neue schrift eingang fand, immer schwieriger und zur
erhaltung des Verständnisses schriftliche aufzeichnung immer
mehr bedürfniss werden. Zwar hatte man schon frühzeitig
zur erleichterung des Verständnisses manche aramaeische formen
in ähnlicher weise mit phonetischen ergänzungen versehen, wie
sich dergleichen in gewissen fallen auch in der assyrischen
keilschrift finden. Dieselben sollten als fingerzeig dienen für
die ersetzung semitischen sprachgutes durch geeignetes 6rä-
nisches. Aber auf die dauer genügte dies nicht und die
mündliche Überlieferung wurde dadurch keineswegs ganz ent-
behrlich gemacht Vielmehr bedurfte bald jedes semitische
wort, das in der schrift gebraucht vnirde, einer ausdrücklichen
erklärung in iranischer spräche, einer »»aufdeckung« oder
»enthüUung«, — und dies wird der wahre sinn des nachmals
misverstandenen wertes uzväris sein. So entstanden die
sogenannten Pahlavi-glossare, ursprünglich als Verzeichnisse
semitischer Wörter in der Pahlavi-bücherschrift, denen in eben-
derselben Schriftart die eränischen ausdrücke beigefügt wurden,
welche anstatt jener ausgesprochen werden sollten. In der
that haben ja die semitischen bestandtheile der schrift mit
eränischer spräche gar nichts zu thun, und was in Pahlavl-
schrift übrig bleibt, sobald man jene semitica, wie es beab-
sichtigt war, durch iranisches ersetzt, ist eben durchweg
eränisch.
»Eränisch«, jedoch keineswegs homogener art, sondern
eine sich mehr oder weniger verschieden gestaltende spräche
und unter dem wechselnden einflusse, wie es scheint, von zeit
und ort von sehr verschiedener farbung. Manches hat ein
alterthümliches ansehen, in den meisten beziehungen zeigt sich
aber eine entschiedene annäherung an die neupersische spräche,
so dass eine scharfe sonderung kaum mehr möglich ist. Mit
welchem rechte kann man nun eine so wenig scharf begrenzte
spräche »Pahlavi« nennen? Die übliche benutzung desselben
Schriftcharakters für die darstellung einer nur im ganzen
gleichartigen sprachform kann doch füglich nicht ein kriterium
abgeben um jene namengebung zu rechtfertigen, wenn sie auch
ausreichen könnte, von einer »Pahlavi-litteratur« zu sprechen.
Unter den oft sehr unklaren mittheilungen muslimischer
Schriftsteller über die »Pahlavi - spräche« finden sich einige
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Zur Würdigung der Flohlavi-gloBsare eto. 527
haben mögen, ist schwer zu sagen und noch nicht hinreichend
untersucht. So wie wir sie jetzt kennen lernen, ist die spräche
des Avesta trotz ihres alterthümlichen gepräges sicherlich
niemals Volkssprache gewesen, sondern in einer gestalt über-
liefert, welche besonderen zwecken zu dienen bestimmt war.
Was uns vorliegt, ist eine sehr alte spräche, die in lautlicher
beziehung eine eigenthümliche, umfangreiche und künstlich
ausgebildete umwandelimg erfahren hat, wie solche beim feier-
lichen gottesdienstlichen gebrauche grade zu der zeit diente,
als sie schriftlich festgestellt wurde. Denn lange bevor dies
geschah, mag das System sich ausgebildet haben, und wie
ähnliches auch anderswo vorkam, ausschliesslich durch
mündliche tradition fortgepflanzt sein. Die zeit aber, in
welcher die uns bekannt gewordene schriftliche aufzeichnung
erfolgte, wird sich annähernd mit einiger Sicherheit bestimmen
lassen.
Ein so ausgebildetes lautsystem mit seiner kleinlichen,
überaus feine lautnuancen unterscheidenden vocalisation dar-
zustellen, eignete sich keine der bekannten älteren Schriftarten,
nicht die keilschrift der Achaemeniden, noch weniger ihre
nachfolgerin, die so überaus unvollkommene Pahlavi-schrift.
Dennoch zeigte sich diese, in Erän alleinherschend geworden,
als grundlage für eine reich entwickelte lautschrift brauchbar,
wie solche dem liturgischen bedürfhisse der bevölkerung ent-
sprach. Das aiphabet, welches das Avesta zu schreiben dient,
ist unzweifelhaft von der Pahlavi-schrift abgeleitet, und zwar
von deren jüngster, der späteren Säsäniden-zeit angehörenden
form, der bücherschrift. Eben dieser zeit wird denn auch die
entstehung der Avesta -schrift angehören, wobei nicht ausge-
schlossen bleibt, dass sie vielleicht in einigen puncten abände-
rungen erfahren hat, ehe sie ganz die gegenwärtige gestalt
gewann.
Die ausbildimg dieser deutlichen und genauen Schriftart
ermöglichte aber nicht bloss den ansprüchen des zoroastrischen
cultus vollkommen zu genügen, sondern erwies sich auch in
anderer beziehung sehr nützlich. Bei sorgfältiger Verwendung
war sie ganz geeignet, die in Pahlavi-schrift ausgedrückte
mitteleränische spräche in der weise zu transcribieren , dass
über die wirklich oder doch vermeintlich beabsichtigte aus-
spräche kein zweifei obwalten konnte. Zu diesem zwecke
528 J. OLBhaoBen,
yerwendet, führt die Avesta-schrift den namen P&gand, dessen
Ursprung man sich folgendermassen erklärt. Den verschiedenen
theilen des Avesta ¥nirde im eränischen mittelalter in der
spräche, wie sie damals lebte, und in Fahlavi- schritt stück-
weise eine paraphrastische Übersetzung beigegeben, welche
mit dem anderweit nicht bekannten namen Zand bezeichnet
wurde. Die Unklarheit der Pahlavi-schrift veranlasste dann
weiterhin, dass zur erleichterung des Verständnisses auch
wohl eine interlineare Umschreibung der ausspräche solcher
Paraphrasen beigefügt wurde, die als das (lautliche) gegen-
bild des Zand den namen Pü-zand erhielt. Dieser name
ist der Avesta - schrift auch in allen anderen fällen ge-
blieben, in denen sie neben der Fahlavi - schrift oder anstatt
derselben zum ausdruck des Mittel iranischen dient, mochte
solches einer älteren oder jüngeren zeit angehören und
dem Neupersischen mehr oder weniger nahe stehen. Eine
Unterscheidung zwischen der in Pahlavi-schrift und der in
Päzand ausgedrückten spräche lässt sich nicht durchführen;
sie stellen ganz dasselbe sprachliche material dar. — Ob das
Päzand jemals ausserhalb des kreises der anhänger Zoroasters
zur Verwendung gekommen ist, lässt sich schwerlich mehr
ermitteln ; kaum ist es wahrscheinlich, dass es der fall gewesen
sei. Dagegen ist dasselbe bei den anliängern des alten glaubens
auch nach der muslimischen invasion fortwährend und selbst
dann noch im gebrauch geblieben, als die iranische spräche
bereits stark mit rein arabischen elementen versetzt war. In
mancher beziehung könnte man wünschen, dass das Päzand
allein zum ausdruck iranischer spräche benutzt worden wäre,
für welchen die arabische schrift sich viel weniger eignete.
Leider ist jedoch der beste theil des nutzens, den die aus-
schliessliche anwendung dieser Schriftart für die gesammte
iranische Sprachkunde hätte haben können, durch die zu-
nehmende Unwissenheit und fortdauernde flüchtigkeit der
Schreiber verloren gegangen, und es ist durch die allgemeine
Verbreitung der arabischen schrift dahin gekommen, dass man
sich nicht immer scheute, auch sie zur wiedergäbe mittel-
Sränischer Schriftstücke zu verwenden; vgl. deshalb Spiegel,
Gramm, der Pärsispr., s. 17.
In den Pahlavi-glossaren, die ursprünglich nur dienen
sollten, aramaeische Wörter durch eränische zu erklären, ist
Zur Würdigung der Fahlavi-glossare eto. 529
für letztere, wie gesagt, zuerst nur die Pahlavl-schrift ver-
wendet worden. Später aber bedurfte es bei abnehmender
Sicherheit der mündlichen Überlieferung wegen der bösen Zwei-
deutigkeit jener schrift einer interlinearen Umschreibung dieser
Uzväris, wozu sich die Päzand- schrift als geeignetes mittel
darbot. Schliesslich wurden die Wörterverzeichnisse dann auch,
den Zeitverhältnissen entsprechend, durch Übersetzung in neu-
persische spräche unter anwendung arabischer schrift verständ-
licher gemacht. Leider sind jedoch schon bei der ersten, der
Päzand - beischrift zum gründe liegenden lesimg der Pahlavi-
schrift mancherlei offenbare misdeutungen vorgekommen, und
diese begreiflicher weise auch bei der Übertragung in neu-
persische spräche nicht verbessert, ja zum theil noch durch
weitere irrthümer vermehrt worden.
Manche der in die glossare eingedrungenen fehler zu
beseitigen ist bereits von verschiedenen gelehrten mit mehr
oder weniger günstigem erfolge versucht worden. Dieselbe
aufgäbe zu verfolgen soll auch einen hauptgegenstand der
nachfolgenden blätter bilden. Eingehende berücksichtigung
werden dabei die wichtigen Veränderungen in der Pahlavi-
schrift finden, über welche ich in den monatsberichten der
Berl. akad. vom Nov. 1880, s. 897—910 gehandelt habe. 0
Insbesondere sind die allmählichen Übergänge der schrift-
zeichen von l auf r, von r auf v, und von v auf n beachtet,
welche überaus zahlreiche misverständnisse veranlasst haben.
Ebenso ist das am ende aramaeischer Wörter häufig vorkommende
N, wo es irrthümlich für die sylbe -^nan gehalten wurde, wieder
in seine rechte eingesetzt, und in diesen fallen, wie überhaupt,
die transcription nach den a. a. o. dargelegten grundsätzen
eingerichtet.
Die nicht beabsichtigte verderbniss der glossare ist aber
nicht die einzige Veränderung, welche dieselben im verlaufe
der zeit erfuhren. Lässt es sich nicht bezweifeln, dass es sich
anfänglich nur um die deutung solcher aramaeischer Wörter
handelte, die in der Pahlavi-schrift aufnähme gefunden hatten,
so waren doch in der folge auch innerhalb des Eränischen
selbst Veränderungen des Sprachgebrauches eingetreten, welche
1) Ich benutze die gelegenheit um einen dort, s. 902, z. 13 v. u.,
übersehenen druckfehler zu verbessern. Anstatt des hebr. n ist daselbst
natürUoh ein n zu lesen.-
530 J. OlshaoBen,
ihrerseits ebenfalls eine nähere erklärung mancher in Pahlayt-
schriften vorkommender iranischer ausdrücke nöthig zu machen
schienen, auch wenn diese früher selbst gedient hatten, das
yerständniss aramaeischer Wörter zu vermitteln. Die zahl der-
selben in den glossaren ist nicht gering.
Eine andere Veränderung wurde dadurch veranlasst, dass
anstatt der früher in die Fahlavi- Schriften aufgenommenen
aramaeischen ausdrücke, oder doch neben denselben, noch
andere semitische, insbesondere arabische Wörter in gebrauch
kamen und somit eine ergänzung der glossare erforderlich
erscheinen liessen. Diese neuerung ist vermuthlich den in
Indien sesshaft gewordenen Färsen zuzuschreiben, und dasselbe
gilt wohl von der aufnähme einer gewissen anzahl von aus-
drücken völlig dunkler herkunft, auf die wir in den glossaren
stossen. Ein anderer umstand, der ebenfalls auf indischen
einfluss zu deuten scheint, ist die in einem theile der glossare
versuchte, jedoch nicht immer gut durchgeführte Ordnung der
Wörter nach den materien.
Bei der prüfung und beurtheilung einer reihe von einzel-
nen angaben sind folgende, durch den druck bekannt gewordene
glossare benutzt worden.
1. Das von Anquetil Duperron im j. 1771, Zend-Avesta
tome II p. 476 — 526, mitgetheilte vocabulaire Pehlvi-Persan-
Fran^ois. Demselben liegt das daselbst p. 476 in margine
erwähnte ms. n° XVII zum gründe, von welchem ich im
j. 1822 eine copie in transcription genommen habe. Diese
verglich ich noch mit einer später von hm. professor F. Justi
genommenen gleichartigen abschrift; beide stimmten in befrie-
digender weise überein. Ueber die einrichtung dieses glossars
vgl. Justi's Bundehesch, vorrede s. XXXI. Auch die von
Anquetil unter den äugen seines lehrers, des Destür Däräb
im j. 1759 ausgeführte bearbeitung dieser handschrift habe
ich im j. 1826 abgeschrieben. Sie wird jetzt in der national-
bibliothek in Faris, wenn ich recht berichtet bin, als »Fapiers
d'Anquetil n® 7 (2. partie)« bezeichnet. Die von Anquetil
a. a. o. gleichfalls erwähnte handschrift n^ lY ist von ihm,
wie es scheint, gar nicht benutzt worden und in der that
meist von geringem werthe; doch habe ich sie zuweilen mit
nutzen berücksichtigt. Irgend eine sachliche oder formelle
Ordnung ist darin nicht beobachtet.
Zur würdignng der FahlATi-gloesare eto. Ü81
2. Das Yom Destür Hoshangji Jamaspji Asa bearbeitete
und von M. Hang revidierte, im j. 1870 erschienene »old
Pahlavi-Pazand-Glossary«,
3. Die beiden Petersburger glossare in 0, Salemann'a
abhandlung über eine Parsenhandschrift der kais. öffentl.
bibliothek, s. 97 flf. des Separatabdrucks (= s. 557 ff. in vol.
n des Travaux de la 3® session du congrös international des
orientalistes).
4. Das im j. 1859 mit dem Chorda -Avesta in Bombay
veröflfentlichte glossar mit neupersischer erklärung, von welchem
Hoshangji a. a. o., vorrede p. IX, und Salemann s. 66 des
separat-abdr. handeln.
Von geringem nutzen war die vergleichung' zweier mangel-
hafter glossare in Kopenhagen, die mir abschriftlich von
Spiegel zur benutzung mitgetheilt waren.
Obgleich alle diese glossare keineswegs ganz mit einander
übereinstimmen und sich namentlich in der anordnung ihrer
angaben unterscheiden, kann ihnen doch eine gemeinsame
ältere quelle zum gründe liegen; aber in ihrer jetzigen gestalt
können sie unmöglich von sehr hohem alter sein. Dagegen
spricht theils alles, was wir von der geschichte der Parsen in
Indien wissen, theils die bedeutende und unverkennbare ver-
derbniss der glossare selbst
Abgesehen von dem was für die kritik und erklärung
derselben in den ausgaben von Hoshangji-Haug und Salemann
geschehen ist, sind mir andere umfassendere versuche gleichen
Zieles nicht bekannt, mit ausnähme dessen, was Justi im
glossar zum Bundehesch über den gesammten inhalt von
Anquetil's glossar bemerkt hat Darunter ist des unzweifel-
haft richtigen viel enthalten, aber auch manches verfehlt, was
im folgenden zu berichtigen auch dann versucht wird, wenn
anzunehmen ist, dass der scharfsinnige und fleissige gelehrte
diesen oder jenen fehlgriff längst selbst erkannt hat und so
gut zu bessern im stände ist, wie irgend ein anderer.
In den nachstehenden blättern ist davon abstand genom-
men, bei beurtheilung des Inhalts der glossare eine feste, im
voraus bestimmte Ordnung inne zu halten. Jeder versuch der
art müsste an dem zustande der glossare scheitern, da sowohl
eine Ordnung nach materien, als eine solche nach dem alpha-
532 J. Olshausen,
bete durch nachweisung von irrthümem wieder und immer
wieder gestört werden würde. An der spitze mögen indessen
für jetzt die Untersuchungen über einige wirkliche oder angeb-
liche thiemamen stehen.
Für manche namen dieser art sind freilich die zum gründe
liegenden aramaeischen formen längst richtig erkannt; sie
bedürfen einer näheren beleuchtung nicht und geben nur zum
theil zu geringfügigen bemerkungen anlass.
So ist kalbä, der hund, bei Anq. p. 513, Hosh. 6, 5,
Chorda -Av. 24, 5, Salem. 71, 7. 96, 10 als aram. ^2^3 an sich
klar, und die erklärung durch y^ weinstock, bei Salem. 97, 3
beruht auf einer Verwechselung mit aram. ND'n
Ebenso deutlich ist dibä, Anq. p. 499, Hosh. 6, 5, Ch.-
Av. 24, 5, Salem. 71, 8 = aram. M^n wolf.
Uebereinstimmend wird ttbä durch pers. ähü erklärt:
Anq. p. 492, franz. cerf, Hosh. 5, 6, engl, (im index) a deer,
roe- gazelle; Ch.-Av. 28,8, Salem. 71,1. 90,1. Man hat darin
aram. H^ni: erkannt, was richtig sein kann, obgleich die Um-
stellung der consonanten h und j bedenken erregen mnss.
VuUers, im lex. II, p. 1542 a, bemerkt dazu: »fortasse legendum
U^*«. Die verändenmg erscheint in arab. schrift als ein nahe
liegendes versehen; nicht leicht erklärt sie sich aus Pahlavi-
schriftzügen. Indessen kann sich hier auch ein schwereres
versehen schon frühzeitig eingeschlichen haben, während die
tradition die richtige erklärung des sinnes bewahrte.
Bei Anq. p. 492 werden tora und — minder correct
gelesen — touna beide richtig durch ^Ö' d. i. aram. N'^ln erkl&rb
Ebenso törä und tönä bei Hosh. 5, 2, Ch.-Av. p. 22, 8, Salem,
p. 70, 8. Ebenda p. 90, 1 ist tönä ebenso erklärt, z. 6 dagegen
törä durch «l^, was nur verschrieben oder verlesen sein kann.
In djemna, bei Anq. p. 493, pers. oschte^-, chameau, ist
aram. n^d^ nicht zu verkennen, das b jedoch durch alte
misdentung in n verwandelt. Ebenso bei Hosh. 5, 2 ^amnä)
tmd bei Salem, p. 70, 8 und 93, 3 (uitur). Im Ch.-Av. p. 23, 6
ist jXlii (maulthier) in yL^\ zu verbessern. Ob aber das aram«
wort zur zeit der Übertragung nach Erän im anlaute mit g
Zur Würdigung* der Fahlayf-glosBare eta 583
oder mit g gesprochen wurde, ist ungewiss, übrigens jedoch
gleichgültig.
Für das soeben erwähnte maulthier findet sich bei Anq.
p. 511 kotina, pers. aster, mulet; ebenso bei Hosh. 5, 3 und
Salem, p. 70, 10. 96, 10, sowie im anhang zum Farh. Gahäng.,
womach kutina zu sprechen ist. Das wort ist bei Vullers,
lex. II, p. 1549 b, und bei Justi s. 209 b, unter Zustimmung
von Hang, im index zu Hosh, p. 143, durch aram. NJlis un-
zweifelhaft richtig erklärt. Die Schreibung mit t statt d beruht
vielleicht nur auf älterer orthographischer sitte. Beim Ch.-Av.
p. 28, 7 lautet die erklärung von köünä: «-^\ j>lc\ ob nach
einer deutung der femininform NriJli3 (mula) ist unklar.
Das pferd, sosia bei Anq. p. 506, Hosh. 5,2, Ch.-Av. p.
26,8, Salem, p. 70,9. 91,9 lässt sich als aram. n;|D1D nicht
verkennen.
Anq. p. 503 erklärt renieka, pers. madian, durch femelle
d'animal; es ist nach Justi s. 158 a stute (aram. NDsn). Hosh.
p. 5,2 spricht das aram. wort (mit Ch.-Av. p. 30,6) lamkä
aus. Hang im index p. 149 besser ramkä, Salem, p. 70, 9
reniakä (vgl. auch p. 95, 4). Das richtigste möchte ramakä
oder ramekä sein.
Nach Anq. p. 513 ist kopa, pers. palan, franz. cheval de
main, bat. In seinen handschriftlichen aufzeichnungen heisst
es dagegen: jjaZän (asp kotel), cheval de main, conduit devant
une personne en palanquin; von dem bat, saumsattel, ist aber
nicht die rede. Die erklärung von kopä durch ^Mb findet
sich auch bei Salemann p. 96, letzte zeile; in welchem sinne,
ist nicht ersichtlich. Nach dem Burh. q., s. v. jOS^U-axj», ist
pälän allerdings ein mit wolle gefülltes (kissen), das man
zwischen den rücken eines pferdes und seine massige last
legt, — womach Anq.'s angäbe p. 489 s. v. paschmagonad zu
berichtigen ist. Das »handpferd« aber, mit der von Anq. (in
der handschriftl. bemerkung) gegebenen erläuterung, wird im
Burh. q. s. v. Mb und v>Jl;jbMb, nicht ^Mb> sondern Mb (oder Mb)
genannt; vgl. dazu auch Vullers lex. II, p. 907 b s. v. J^y.
Möglich ist es ja, dass man auch pcUän in diesem sinne
gebrauchte; dann lässt sich aber noch weniger erkennen, was
in dem glossar unter dem werte wirklich verstanden wurde.
Auch der Ursprung des wertes kopä ist ganz ungewiss; semi-
tischen Ursprungs ist es schwerlich und Justi's zusammen-
534 J. Olshausen,
Stellung mit chald. N3n3 clitellae (s. 209 b, 8. y. by) nicht
unbedenklich.
Bei Anquetil p. 481 ist alia, pers. schir, lion, längst als
identisch mit aram. n^*V( anerkannt; man wird also besser arjä
schreiben, wozu 6rän. sir (oder ser) als richtige Uzväris passt.
Auffallend ist aber, dass ebendort kurz vorher alia auch durch
pers. sag, chien, erklärt wird. Dieses alia hat aber, ungeachtet
der Identität der Pahlavl-schriftztLge -vdu i in Wahrheit mit
aram. arjä nichts zu thun und ist überdies irrthümlich durch
i>hund«( erklärt. Zu richtiger deutung führt die vergleichung
anderer glossare, zunächst solcher, die nach den materien
geordnet sind und dem worte aljä einen andern sinn beilegen.
So Hoshangji's glossar p. 4, 5 in dem capitel »Wine, drin-
king etc.«, welches aber in anderen exemplaren, wie auch
ebenda aus der note 1 erhellt, mit anderen Überschriften ver
sehen ist Hosh. kennt zwar nach dem index p. 146 auch die
Schreibart Anq.'s aliä, zieht aber seinerseits, wie es die
Pahlavi-schrift gestattet, die transcription khliä vor und giebt
als XJzväris in Pahlavi-schrift neupers. serkeh^ d. i. ^J^$
vinegar. In dieser bedeutung würde dem worte aljä aram.
N^n oder N^!rn von der wurzel bbn entsprechen. Dagegen
würde nun auch kaum etwas einzuwenden sein, wenn nur der
)»essig« besser zu den übrigen, in diesem capitel aufgeführten
Stoffen passte, als der fall ist. Denn die anderen, darin
erwähnten gegenstände sind folgende: weinstock und traube,
dattel, wein mit becher ; dann — nach dem angeblichen essig
noch Zucker, süsses getränk und honig. Schliesslich wird noch
hinzugefügt: »süs8es<c (oder angenehmes). Diese aufzählung
lässt es doch recht bedenklich erscheinen, unter lauter im
Orient so beliebten leckereien auch den essig aufgeführt zu
sehen, obgleich sich die erklärung von aljä durch ^S^ auch
in dem glossar zum Chor da- Av. p. 17,6 wiederholt.
In dem ersten Petersburger glossar, welches mit dem von
Hosh. herausgegebenen im wesentlichen identisch ist, wird bei
Salemann p. 70 das capitel, von dem hier die rede ist, mit
einem mitteleränischen worte überschrieben, das im allgemeinen
»nahrungsmittel, esswaaren« bedeutet, hier jedoch, wie weiter-
hin nachgewiesen werden wird, in dem sinne von »genussmittel,
delicatessen« zu verstehen ist. Vergleicht man beide dracka
Zar Würdigung der Pahlavt-g^osBare etoi 535
mit einander, unter beachtung von Salemann's yorbemerkungexiy
p. 64 ff., so ergiebt sich an dem pancte, worauf es hier
ankommt, eine zwiefache bemerkenswerthe abweichung des
Petersburger glossars von Hoshangji's exemplar. Erstens
nemlich wird das wort ^y^ hinter dem lemma MhliSi (nach
Hosh.'s ausspräche) oder alySi (nach Salem.) ausgelassen, so
dass darnach bei Salem, die Wörter alydt, und aiHr unmittelbar
auf einander folgen. Dagegen wird hinter aiür ein zusatz:
I^HJO^ 4^ gemacht, den man lesen kann: s(i))c nasäk. Das
erste dieser Wörter ist ein neupersisches, welches den original-
lexicis Farh. Gahäng. und Burh. q. als ein äquivalent von
^jA^ gilt Das zweite wort nasäk erscheint in den glossaren
als gleichbedeutend mit atür (oder atör). Letzteres wird, wie
bei Hosh. in der stelle, um die es sich hier handelt, so auch
beim Chorda- A.v. p. 17, 6 durch Jj^ zucker erklärt, bei Salem,
p. 87, 12 durch /^^^ rohrzucker oder Zuckerrohr. Auch bei
Anq. p. 481 wird atir (in minder beglaubigter Schreibart)
durch »pers. schakkar, sucre« erklärt. Damit übereinstimmend
ist v-rLiJ bei Salem, p. 85, 9 (in der transcription niiäk) «=»
saker; ebenda p. 98, 6 — ^xü» (d. i, yxio), beim Chorda- Av. p.
32,8 neupers. J^^ J^l^^ ^' ^* vermuthlich: Zuckerrohr und
zucker, in append. IV zum Farh. (jahäng. sxij^, I^lä* ^T )\ dS JJ:i».
Damit würde auch Anq. p. 519 übereinstimmen, wenn er
das persische wort Jib» nicht irriger weise ^schoker^ gelesen
und dies durch »remerciment, louange,« übersetzt hätte; ein
fehler, den auch bereits Justi s. 249a im anschluss an den
Burhän beseitigt hat. Verstümmelt scheint das wort nasäk
bei Salem, p. 93, 1 zu anf., wo iäJc durch ^UL (d. i. j\y^) über-
setzt wird, welches weiterhin zu erklären ist.
Die richtigkeit der Überlieferung in bezug auf den sinn
beider Wörter in zweifei zu ziehen, und insbesondere etwa bei
7iaMk einer der bedeutungen den vorzug zu geben, welche
VuUers im lex. s. w. s^X^ und AJ:o anführt, ist, wie mir
scheint, kein grund vorhanden, wenn auch die herkunft beider
ausdrücke für zucker bis jetzt völlig im dunkeln liegt. Denn
mehr als kühn ist es, wenn Hang im ind. zu Hosh. p. 76 mit
grosser Zuversicht von ator behauptet: »it is Semitic, but the
origin uncertaina. Vorsichtiger äusserte sich Justi s. 54 b,
indem er zu Anq.'s atir bemerkt: »vgl. ar. ^ aromata?«
Meinerseits kann ich sowohl atür, als nasäk nur für mittel-
536 J. OiBhausen,
iranische Wörter halten die, weil sie veraltet waren, selbst
einer erklärung bedurften und durch eine jüngere Uzväris j^J^
ersetzt wurden. Ueber ihre verwandtschafts- Verhältnisse kann
ich nichts muthmassen, das mich befriedigte, muss aber Sachau^s
bemerkung über atür, ZDMG. XXIV s. 726 oben, als unzu-
trefifend ansehen und auch eine etwaige begründung durch die
notiz bei Gawäliki p. 104, z. 1 ff. nicht für möglich halten*
Nasaky welches sich auch nisak lesen Hesse, könnte viel-
leicht nur eine Verstümmelung von neupers. yLi) ^ in Pahlavi-
schrift sein, und wäre dann kaum als ein selbständiges wort
anzusehen.
Lässt sich füglich annehmen, dass die angaben über die
bedeutung von nasak und atür richtig überliefert sind, und
beide in dem Petersburger glossar durch eine gemeinsame
Uzväris — zucker — verständlich gemacht wurden, so ist
damit doch noch nicht erklärt, was die einschiebung des
anderen wertes sik hinter aljä veranlassen konnte, wenn dieses
nicht wirklich als »essig«( aufzufassen war. Es wird sich fragen,
ob die gruppe pahlavischer schriftzüge, welche zwei ganz ver-
schiedene aramaeische Wörter ausdrücken konnten, — den
löwen arjä und den essig 'haU'jä, — nicht noch ein drittes
wort gleicher herkunft wiederzugeben geeignet waren, dessen
erwähnung hier ganz am rechten platze gewesen wäre. Diese
frage wird unbedingt zu bejahen sein. Von aram. bn, mit der
determinativendung t<bn oder n^^, von der wurzel bbn, unter-
scheidet sich in Pahlavi-schrift aram. N^n, N^bn, süss, von der
Wurzel ibn gar nicht, und eine Verwechselung der doppelten
bedeutung derselben schriftzüge ist nur zu leicht möglich.
Einer solchen Verwechselung hat sich nun der ordner des ersten
Petersburger glossars nicht schuldig gemacht, wenn das
wörtchen sik erst später von anderer band eingeschoben wurde.
Er erklärte dann vielmehr drei gleichwerthige ausdrücke durch
dasselbe neupersische wort JJ^. Derjenige Parse aber, welcher
den einschub vornahm, kannte entweder nur die eine von zwei
bedeutungen der gruppe, die zwei verschiedene, obwohl gleich-
lautende, aramaeische Wörter in Pahlavi-schrift wiederzugeben
dienen musste, oder er griff fehl, indem er die für das geord-
nete glossar geeignete bedeutung gegen die weniger oder gar
nicht passende zurücksetzte. Man darf endlich daran keinen
anstoss nehmen, dass der aram. ausdruck für »süss« oder
Zur Würdigung der Fahlavt-gbasare etc. 537
»süsses«« hier in dem beschränkteren sinne von »zucker« stehen
würde, da die aram. spräche, soviel bekannt, für diesen vor-
züglichsten Stoff einen besonderen namen gar nicht besass und
ein passenderer ersatz für diesen mangel sich schwerlich hätte
finden lassen.
Aus der hier unberechtigten, im übrigen aber wohl unan-
fechtbaren erklärung von äljä = N^bn durch s(i)k erklärt sich
nun meines bedünkens die sonst schwer begreifliche deutung
von alja durch »hund« bei Anq. Dieser meinte in den buch-
staben sk eine ältere form des neupers. sag in Pahlavi-schrift
zu erkennen, und konnte, da ihm ein nach den materien
geordnetes glossar nicht vorlag, so wenig auf die deutung als
»essig«, wie auf irgend eine andere verfallen, die ihm geläufiger
gewesen wäre. Justi's vermuthung, s. 70 b am ende, scheint
mir wenig berechtigt
Es ist nun aber noch einer anderen misdeutung oder
Verwechselung zu gedenken, die wiederum den als aljä gelesenen
löwen arjä betroffen hat Damit verhält es sich so.
Auch bei Hoshangji liest man im capitel »quadrupeds etc.«
p. 5, 6 alj/ä, erklärt durch pers. sMr, jedoch nicht unter den
namen der thiere selbst, sondern erst weiterhin, unter den
producten des thierreiches, wie fett, butter, käse u. dgl. Einen
ähnlichen platz nimmt das wort auch in dem ersten Peters-
burger glossar p. 71, 1 ein, und so wird denn ebenfalls im
zweiten Petersburger glossar p. 87, 12 aljä durch ^^y^ a^^^,
milch, die man trinkt, und im anhange zum Farh. Gahäng.
durch sir, »milch von menschen und thieren« erklärt So
unzweifelhaft es ist, dass das pahL aljä, richtiger gelesen arjä,
den löwen bedeutet ^ dessen name in arab. schrift grade so
geschrieben, wie die benennung der milch, übrigens in Indien
ser, im heutigen Persien iir gesprochen wird, wie das wort
für milch, ebenso unglaublich ist es, dass auch das semitische
wort für den löwen zugleich für die milch gebraucht sei. Es
bedarf keines grossen Scharfsinnes um zu erkennen, dass
gewisse Parsen das zur erklärung von aljä dienende wort,
nachdem ihnen das Aramaeische ganz fremd geworden war,
irriger weise durch »milch« erklärt haben, während andere
noch die allein richtige deutung kannten.
Dass hier ein irrthum obwalte und aljä nicht geeignet
erscheine, als ausdruck für milch zu gelten, haben auch Ho-
Zeitsohrift für rergl. Sprachf. N. F. VI. 6. 37
538 J. Olshausen,
shangji und Haug richtig erkannt. Unter bezugnahme auf
das Burhäni qat. wird aljä durch alba j(= aram. Ni»n) ersetzt
und eine vemv^echselung angenommen, die sich aus dem
gebrauche der arabischen schrift sehr leicht erklären würde;
vgl. im index zu Hosh. p. 58. Misslich ist nur, dass dabei
als grundlage ein älteres glossar vorausgesetzt werden müsste,
in welchem nicht bloss die üzväris, sondern auch die der
erklärung bedürfenden Pahlavi- Wörter in arabischer schrift
geschrieben waren. Dies würde aber dem eigentlichen und
gewiss zu allen zeiten festgehaltenen zwecke der glossare
widersprechen, wornach eben die in Pahlavi -schrift ausge-
drückten Wörter ohne rücksicht auf ihren ursprünglichen laut-
werth ihrer bedeutung nach durch gangbare eränische Wörter,
die gesprochen werden sollten, erklärt wurden. Es kam also
grade auf die alten PaiAsLYt-achriftzüge an und diese konnten
durcli arabische nicht ersetzt werden, wenn letztere auch fftr
die Uzvaris genügten und sogar mehr und mehr bevorzugt
werden mussten. Es kann darnach wohl keinem zweifei unter-
liegen, dass die vorhin gegebene erklärung der quelle des
irrthums den vorzug vor der bei Hosh. beliebten verdient.
Anders lag die sache für neupersische original-lexica, wie
das Farh. Gahäng. und Burhäni qäti', welche unter der Benen-
nung als »Wörter des Zand und Päzand« die der erklärung
bedürfenden mittel^ränischen Wörter in arabischer schrift aus-
drücken. Dies ist ganz in der Ordnung; denn ihre Stellung
jenen Wörtern gegenüber war von der der glossare durchaus
verschieden. Sie sind nicht, wie die glossare, bestimmt, die
routine des lesens pahlavischer schrift zu erleichtem, in welchem
fremdes oder veraltetes sprachgut durch bekannte iranische
Wörter ersetzt wurde, sondern sie geben sich als ein product
gelehrter arbeit, worin unverständliches sprachgut nicht bloss
mit bekanntem vertauscht, sondern ausserdem auch in seinem
ursprünglichen oder für ursprünglich gehaltenen lautbestande
mittels zeitgemässer (arabischer) schrift wiedergegeben werden
sollte. Dass es dabei nicht ohne mannigfache misgriffe abging,
ist ganz natürlich, da die abfassung solcher lexica nach zeit
lind ort von der entstehung der glossare weit absteht und
ihren Verfassern ausreichende philologische Schulung und kennt-
niss fehlten. Wie gefahrlich aber für die arbeit an den lezicis
jeder mangel an Sorgfalt im gebrauch der arab. schrift war^
Zar wiircligimg der Pahkvi-glossare eto. 539
davon liefert der schluss des artikels a2&d im Burh. q. noch
ein anderes beispiel. Es wird dort gesagt, aJhä bedeute auch
»die wilde malve«; in diesem sinne komme auch aljä für dIM
vor. Das wäre also eine zweite bedeutung für alba und eine
dritte für aljä. Das eine ist so unzulässig, wie das andere.
Man hat bei der »malve« an nichts anderes zu denken, als
an griech. diX6aia, und also eine entstellung etwa aus altaja
anzunehmen.
Die Verwechselung der beiden so ganz verschiedenen
bedeutungen des neupers. -^ sir oder ser hat vielleicht für
die glossare noch weitere folgen gehabt. Mit der unrichtigen
deutung von arjä durch »milch« wird es zusammenhängen,
dass einestheils arjä in seinem richtigen sinne als »löwe« in
Hoshangji's glossar gar nicht vorkam oder vorzukommen
schien, und anderntheils der richtige ausdruck für milch (alba
= Nnt>n) völlig übergangen wurde. Im glossar zum Chorda-
Av. p. 18, 1.2 finden sich Jjeide Wörter in deutlich unter-
schiedener Pahlavi-schrift : aljä (d. i. arjä) und aJbä (== aram,
Mbh) ; aber auch hier hat die arab. schrift die gedachte irrige
Übertragung der bedeutung des einen wertes auf das andre
veranlasst. Beide werden nemlich durch ^-^^ rt^**»» d. h. durch
»milch«, erklärt. — Auch das kann mit dieser unheilvollen
vermengung zusammenhängen, dass sich in den glossaren noch
ein paar andre namen für den löwen finden, die zwar ebenfalls
semitischen, aber durchaus nicht aramaeischen Ursprungs,
sondern ausschliesslich arabisch sind.
Bei Anq. p. 480 lauten diese: asder und asdeman (d. i.
asdä)\ im cod. IV fol. 46 r.: asder und asdam, letzteres ver-
muthlich nur verschrieben für Anquetil's asdeman. Ferner bei
Hoshangji p. 6, 5 asdar, und ebenso im ersten Petersb. glossar
p. 71, 7. Mit recht hat man diese formen auf arab. asady
löwe, zurückgeführt. Die Färsen haben dasselbe mit einer
ihm gar nicht zukommenden, aramaeischen endung versehen
und ein asdä oder asadä daraus gemacht; das r aber am ende
von asdar deutet, wie Hang im index zu Hosh. richtig erkannt
hat, auf die lesung der iranischen Uzväris, ser (oder sir), hin.
Anders verhält es sich mit einer angäbe, der wir bei
Anq. p. 510 begegnen: schev, pers. schir, Hon. Im cod. XVII
liesse sich das erklärte wort wohl auf verschiedene weise
lesen. Einen verschlag in dieser beziehung macht Justi s. 188 a,
37*
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|/fe:.r;,*;^ .ht- <:ry«:;-Vy ;-ä*V: e- a:::': hier ein anderes, wir]
tf^irv.«':;^;;; >;•«;> »Ort eT*:lär*:ri Bolleii. welcbes LTir durch die
v;;,'^.'j Ajj'j'>':*.ii'ii u:-d ^;L*r« leLrers ansg^ikllen ist. Einblick
iij d<:/i 'y>«l. XVJJ i£i^*t SK/fort erkeanec. dass ein wort mit
<l«f/ Uu*it\i^:*ja\fiU aa-.^pra'.ii*: pOlVin, Uzv.: ^»alartg^ vorlag. ESn
Vyi';h':>. wofl i^sl lu^ztUh', wis-ieijs aFiderweit nicht bekannt; es
ka/i(i ab':r au^.li. wie 'ias zur erklärung dienende palang ver-
i'fh'rri ^.<;irl. luh'ttizi-.tßUfieTf: koufite dieselbe schriftgruppe, die
lijcr :iU // atjf;('rf;is-fit wurde, ebensogut ursprünglich r(7 bedeuten
hoilen, und vielleicht lä^re dann ein wort, wie griech. rap&o?
oder r4r/';a/',; in entstellter form vor. Auf welchem wege
HoU-.Un^ in die Pah la vi -Schriften gekommen wäre, bliebe dabei
freilich ^an/ un^^ewiKS.
.lefh-.nfallH Hchf'int das hier erwähnte, durch palang erklärte
friitt<'|/>r:'inihche wort, wie es auch gelautet haben mag, gleich
dem arani. nimm nicht eigentlich den tiger bezeichnet za
haben, Honderu einen verwandten desselben, etwa den leopard
•d. d^l.
Zur Würdigung der Pahlavi-gloBsare eta 541
Einen anderen namen für den tiger bietet Anq. p. 481
dar: akbia, pers. baber, grand tigre. Seltsamer weise fQgt
Anq. in den handschriftlichen aufzeichnungen aus den con-
ferenzen mit seinem lehrer der erkläning durch haher noch
die Worte bei: »animal k une corne«, woraus die Unsicherheit
der Überlieferung hervorgeht; ein aufschluss über den wahren
sinn und die herkunft des wortes wird jedoch dadurch nicht
gewonnen. Vielleicht hat AnquetiPs Destür in der ersten sylbe
des Wortes, »»aft«, eine ältere form des neupers. wortes für die
zahl »ein« zu erkennen geglaubt; woher er aber das »hornn
genommen, bleibt unbegreiflich. — Hosh. p. 6, 10 hat das
wort ebenfalls, aber in dem capitel »parts of the body«, mit
der Uzväris päe, was er im index p. 182 als neupers. ^b,
fuss, auffasst. Zu vergleichen war vielmelir ^,, und so triftt
er das richtige besser, wenn er ebenda p. 57 das lemma
akbyä selbst durch »a tendon, nerve, ligament, sinew, artery«
erklärt und dann hinzusetzt: »compare hebr. Dpjp, heel«.
Auch heisst die Uzväris bei Salemann p. 87, 5 v. unten :
l4^\vX>\ ^/^ gemeint ist jedoch unzweifelhaft nur die ferse
(heel), aram. NDp^; oder Njpj;. Das wort ^^^ konnte aber,
wenn es nachlässig geschrieben war, leicht als ein ungenau
punctiertes -o gelesen werden; doch ist an dieser stelle an
einen tiger gar nicht zu denken.
Aber auch den bekanntesten einheimischen namen des
tigers -o bäbr meine ich in den glossaren nachweisen zu
können, obgleich er gänzlich verkannt worden ist. Bei Anq,
stehen p. 487. 488 unmittelbar hinter einander aufgeführt:
papra und papr, beide erklärt durch pers. zanou, genouil.
Diese deutung lässt sich schwerlich rechtfertigen. Nach Justi
s. 100 b wären wohl diese Wörter aus chald. NinD, "jp^, birkä,
bcerech, verdorben, was doch ganz unwahrscheinlich sein möchte.
Hoshangji's glossar p. 7, 10 hat ein lemma papra, dem als
erkläning papar beigegeben ist; dann folgt ein andres lemma,
welches durch ausdrücke für das knie erklärt wird, mit dem
vorhergehenden aber nichts zu thun hat, obgleich dieses in
folge eines verhältnissmässig alten misgriiFs hier, wie im ersten
Petersb. glossar p. 72, 10, in das capitel von den »»par^s of
the body<c gerathen ist. Auch im zweiten Petersb. glossar
p. 96, 6. 7 ist die deutung dieselbe. Etwas anders liegt die
Sache jedoch im anhang zum Farh. Gahäng., cod. Lond. 5647,
542 J. ObhaoMD,
wo das wort s^. papara, mit stummem h am ende, geschrieben
und durch eine pers. form erklärt wird, die Terschieden gelesen
werden kann. Im Burh. qät. ist sie durch hinzufügen zweier
vocalpuncte unter dem zweiten schriftzeichen zu einem neu-
pers. ^. plr gemacht, d. h. alt, greis; was denn VuUers, lex.
II. p. 1540a veranlasst zu fragen, ob nicht etwa papara aus
diesem worte umgewandelt sein könnte. Diese frage muss
natürlich unbedingt verneint werden. Vielmehr wird man
papara — nicht mit lans;em a am ende, wie bei den meisten
Wörtern semitischen Ursprungs, sondern mit stummem h anstatt
eines älteren k — als das eranische wort anzusehen haben,
aus welchem neupers. bahr entstanden ist, in alterthümlicher
weise noch mit doppeltem p statt des h geschrieben. Dies ist
die einfache und nahe liegende erklärung jener ausdiücke nnd
alles, was bei Hosh. im index p. 175 an deutungen durch die
Destür's angeführt wird, wie »the anus«, the knee, the shank,
dient nur zu zeigen, wie wenig verständniss von dem worte
ihnen wirklich beiwohnte.
Für den tiger führt Anq. p. 480 noch einen ausdruck
auf, der das aussehen eines semitischen wortes hat: a^ra, pers.
baher, grand tigre. Es ist jedoch schwerlich ein semitisches
wort zu finden, das sich damit vergleichen Hesse, und es mag
wohl bei der angäbe irgend ein misverständniss zum gründe
liegen. Anq. fügt in seinen vorhin erwähnten aufzeichnungen,
ähnlich wie dort, hinzu: »animal qui n'a qu'une come (pent.
rinocerots)«, was die Untersuchung nicht fördert. Vielleicht
war ursprünglich azorä, Schwein, gemeint.
Eine ähnliche form, wie azra, bietet übrigens auch cod.
IV, fol. 4ü r. dar: azbä, erklärt durch ^, d. i.^, bahr, tiger.
Aber diese angäbe ist ebenfalls verdächtig, da dem worte azbä
sonst eine andere bedeutung zugeschrieben wird. Bei Anq.
p. 481 ist es nemlich durch »pers. roba, renard«, erklärt, wozu
aber in den gedachten aufzeichnungen AnquetiUs bemerkt
wird: »pet. animal ä 2 pieds«. Was damit gemeint sein
könne, ist ganz unklar. Die deutung durch röpä, d. i. neupers.
robdh, kehrt wieder bei Hosh. p. 6, 6, bei Salemann, p. 71, 8.
87, 12 und im glossar bei dem Chorda-Av. p. 18, 2. Ver-
niuthlich ist dieses az'ä dasselbe wort, das anderswo in Fahlavi-
Schrift mit j beginnt und bei Salemann p. 71, 8. 99, ulL yasbä,
bei Anq. p. 523 izba und bei Hosh. p. 6, 6 izbä transcribiert»
Zar würdigoDg der FahlaTf-glossare eta 543
und überall als schakal gedeutet wird; also ein dem fuchse
nahe verwandtes thier bezeichnen soll. Justi s. 62 b und Hang
im index zu Hosh. p. 131 vergleichen dazu chald. dnt ze^eb,
wolf. Ihnen beizustimmen trage ich jedoch bedenken. Der
unterschied in der bedeutung ist freilich bei der nahen Ver-
wandtschaft von wolf, Schakal und fuchs von keinem belang;
wie denn ja auf ähnliche weise der name des wolfs (3nt) im
äthiopischen zur benennung der hyäne wird. Allein die laut-
liche Umwandlung von z^eh in azhä oder jazbä ist meiner
meinung nach zu gewaltsam, um sie wahrscheinlich zu finden,
zumal da das wort in dem sinne von wolf anderweit regelrecht
in dXbä umgewandelt vorhanden ist. An eine vergleichung mit
dem hebr. und talm. namen der hyäne (yus) zu denken, wider-
räth wohl die Verschiedenheit der Zischlaute.
Ausser diesem jazbä (oder izha) gilt bei Anq. p. 492 auch
tatmeman als name des schakals; ebenso bei Hosh. p. 6,6
tatmaman, bei Salemann p. 90,2; beim Chorda -Av. p. 23,1;
im vierten anhang zum Farh. Gahäng., aber mit der ausspräche
tatmimin, und im Burhän — wahrscheinlich nur verdruckt —
tatmitan (lies: tatmiman), schagäl, »welcher der bruder des
fuchses istct. Eine anknüpfung an anderweit bekanntes sprach-
gut ergiebt sich nirgend. Dem anscheine nach ist das wort
von den Aramaeem erborgt und also = tatniä; allein an
wirklich semitisches wird man durch nichts erinnert. Denn
Justi's frage s. 108 a, ob nicht chald. pon, marder, zu ver-
gleichen sei, kann wohl nur verneint werden. — Die forschung
wird auch dadurch nicht erleichtert, dass dem worte bei Anq.
p. 491 ein anderes, lautlich und vermuthlich auch dem Ursprünge
nach verwandtes wort zur seite steht: tatmota, pers. khe^s,
ourse; bei Hosh. a. a. o. besser: tatmatä, khirs^ und ebenso
im cod. IV fol. 46 r., in beiden Petersburger glossaren p. 71,8.
90,2., im Farh. Gahängtri und im Burhän, während beim
Chorda-Av. p. 23, 1 statt dessen bloss tatmä geschrieben wird,
was denn ja mit dem daneben stehenden, aber als schakal
gedeuteten tatmaman identisch wäre. Einstweilen bleibt die
herkunft aller dieser formen und ihre wirkliche bedeutung noch
unermittelt.
Noch einen ausdruck für den schakal, der bei Anq. fehlt
finden wir bei Hosh. p. 6, 6, wo tatmaman, izbä und türak
(oder törak, dort transcribiert türeh) zusammengefasst und durch
544 J. OlBhansen,
nachfolgendes schagäl erklärt werden. Ebenso werden im
ersten Petersb. glossar p. 71, 8 tatmiman (nach Salemann's
transcription), yazbä und türak (törak, *) dort transcribiert töra)
mit einander verbunden, und dahinter in einer andern, von
dem herausgeber benutzten quelle schagäl hinzugefügt. Auch
im glossar zum Chorda -Av. p. 23, 1 kehrt die erklärung von
türak durch schakal wieder. Dagegen dient im zweiten Petersb.
glossar p. 90, 2 neupers. «^y töra, wie die ausspräche nach
dem Burhän lautet, d. h. die neuere form des mitteleränischen
törak, zur erklärung von tatmaman, und ebenso p. 99 extr. zu
der von yazhä; desgleichen im anhang zum Farh. Gahängirl.
Das wort ist durchaus nicht aramaeisch und wahrscheinlich
überhaupt nicht semitischen Ursprungs. Mit aram. N^*n, rind,
in Pahlavi- Schrift töra (und vielfach irrthümlich tönä oder nach
Anq. p. 492 tounä gelesen) darf es nicht verwechselt werden.
Anquetil's talman (d. h. tala% pers. robah, renard (p. 491)
ist längst als aram. N/>3;r: richtig erkannt; vgl. z. b. Justi, s. 110a.
Es findet sich auch bei Hosh. p. 6, 6 (neben azhä) durch röpä
(die ältere form des neupers. «l*«!;) erklärt; ebenso beim Chorda-
Av. p. 23,1 und bei Salemann p. 90,2. Ebenda p. 71,7. 8
ist der text offenbar etwas in Unordnung gerathen; die beiden
Wörter gurg und talman sind aus z. 7 ohne zweifei nach z. 8
zwischen d/iba (wolf) und azba zu versetzen und letzteres mit
talman zusammen durch röpäh, fuchs, erklärt. — Mit dem bei
Anq. p. 492 und in anderen glossaren vorkommenden worte
talman (oder talman), nase, hat das hier angeführte talman
natürlich nichts zu thun; von jenem wird an anderer stelle
ausführlicher zu handeln sein.
Hoshangji p. 21, 9 führt in dem abschnitte »miscellaneous
words«t ein lemma röbäs auf, mit der Uzväri§ röpäh, in dem
sinne von >»fuchs«. Auch im Bundeh. p. 30, 15 wird rSbäs
geschrieben; dagegen p. 30,18. 47,16 röpäh; s. darüber Justi
s. 158 b und Zendspr. s. 65 b sub voce urupi, sowie Spiegel,
Comment zum Av. I, s. 177. Daraus lässt sich ersehen, wie
unsicher die Überlieferung in bezug auf die bedeutung und
^) Auf die vier zeichen des wertes "pin folgt an dieser stelle noch ein
fünftes, welches sonst zur hezeichnung von v oder n dient, hier aber, wie
in vielen ähnlichen fällen, wohl misbräuchhch dem ende des Wortes ang&>
%t ist.
Zar Würdigung der Fahlavi-gloesare etc. 545
selbst auf die form des mittel^ränischen wertes ist. Zu der
modernen (neupers.) media b stimmt der anscheinend alter-
thümlichere auslaut auf -äs, falls er überhaupt echt ist, nicht
gut. Unter allen umständen kann es jedoch nicht verkannt
werden, dass es sich hier um eine ältere form für das neupers.
röbäh handelt. Derselbe name mag nur zu verschiedenen
zelten und an verschiedenen orten bald dem einen, bald einem
andern raubthiere beigelegt sein.
Ausser dem bereits früher erwähnten namen des wolfs,
bei Anq. p. 499 diba, gorg, loup, führt ebenderselbe noch
einige andere Wörter mit gleicher bedeutung auf. So p. 510
ghentche, p. 519 neang, p. 520 nakand. Aber so deutlich das
wort dtbä dem gleichlautenden aram. werte entspricht (vgl.
z. b. Justi s. 150 b), ebenso bedenklich sieht es mit den
anderen angaben aus. Justi s. 194 vergleicht ghentche (oder
nach den schriftzügen eher ghantchü oder ghantchan, nach der
Päzand-transcription aber ganci) mit arab. J-i^, was dessen
bedeutung empfehlen könnte, lautlich aber eher anstössig wäre.
Mir scheint es zwar nicht ganz unmöglich, dass hier eine ent-
stellung des neupers. gurg vorliegen könnte; wenn wir jedoch
bei Hosh. p. 21, 9 auf ein lemma ghojan, nakandj erklärt
durch korag, stossen, so wird es rathsam sein, auf das eine,
wie auf das andere dieser Wörter weiterhin zurückzukommen.
— Neang hält Justi, s. 253 a sub voce 7iang, nur für andere
punctierung des (apokryphen) nakand, mit der unzureichenden
bemerkung: »mit erweichung des k zu g*i. Hier sei nur an-
gemerkt, dass die Schreibart im cod. XVII wohl richtiger
anders zu lesen war, als wie bei Anq. und in der Päzand-
transcription der fall ist; ob aber ntnak, ntvak, najök oder
navök, oder wie Justi a. a. o. sub voce nek, nyak, oder wie
Hosh. im index p. 162 s. v. nadük^ und p. 171 s. v. nyok,
andeuten, ist ganz unklar; auf den wolf führt jedoch schwerlich
irgend ein versuch anderer lesung.
Anq. schreibt p. 508 schomarman, pers. gorbah, chaL
Ebenso wird shomärman bei Hosh. p. 6, 5 durch gurba{k), bei
Salemann p. 71, 7. 92, 6 und im glossar zum Chorda-Av. p.
27, 8 durch pers. jy^^^ A^yT erklärt. Mit berichtigter endung
wäre in Pahlavi-schrift n'^ndik^ zu schreiben. Die wesentliche
Identität mit aram. und mandäischem nI^ik^ scheint unzweifel-
haft und wird auch von Nöldeke anerkannt, nach Sachaus
546 J. OlBhausen,
mittheilung in der ZDMG. XXIV, s. 728. Früher wollten
VuUers im lex. II, p. 1548 b und Justi s. 191b, s. v. o^U^-i,
irre geleitet, wie es scheint, durch das Burh. q., das zur
erklärung dienende wort dJ*^ in d^^j^ verwandeln, woran jetzt
nicht mehr gedacht werden kann. Aus derselben oder einer ähn-
lichen trüben quelle mag auch die erklärung durch ^^sJ^^ ^j^
»fletus et planctus« im glossar zum Chorda-Av. p. 27, 5
geflossen sein, >vo das wort in sönuirmand entstellt und die Iden-
tität mit dem erwähnten , richtig erklärten söniärman (27, 8)
nicht erkannt ist. Der Übergang von n zu in ist in Pahlayi-
schriften nicht häufig und erklärt sich aus der gestalt der
schriftzüge nicht; vielleicht hat man es hier mit einer dia-
lektischen abweichung im Aramaeischen selbst zu thun.
Die semitische benennung für den esel giebt Anq. p. 477:
amna, pers. khavy ane. Hosh. p. 5, 3 stellt die formen amnä
und awlä neben einander, welche beide auf misverstandener
älterer Pahla\i-schrift beruhen. Im index p. 60 wird die aus-
spräche amrä vorgeschlagen, die immerhin den Vorzug verdient,
obgleich nur Immärä ganz correct wäre. Auch in dem glossar
beim Chorda-Av. stehen p. 17,8.9 das richtige amrä und das
minder berechtigte amnä neben einander, und ebenso bei
Salemann p. 70, 9. Dass die aram. consonantschrift NiDH hier
wiedergegeben werden sollte, ist längst anerkannt und weiterer
begründung nicht bedürftig.
Anders verhält es sich mit einer zweiten angäbe bei Anq.
p. 510: sthakra, pers. khar, ane; womit auch Salemann p. 92,6
übereinstimmt. Irgend eine grundlage für diese gleichstellong
ist nicht nachweisbar, und dass hier ein irrthum obwalte,
wurde bereits von Justi s. 189 a anerkannt. Dort wird vor-
geschlagen, das in arab. schrift überlieferte wort ^ esel, in
neupers. >^ verstand, zu verwandeln, und darnach schaJcrä
mit »chald. ^3e^«c zusammen gestellt. Da die entlehnung semi»
tischer Wörter vpn so abstracter bedeutung den mittel^ränischen
Schriftwerken überhaupt nicht geläufig ist, scheint dieser
lösungsversuch bedenklich, und anderes möchte näher liegen.
Meiner Überzeugung nach handelt es sich hier nicht bloss um
die berichtigung eines beschädigten wortes in arabischer schrift,
mit deren hülfe sich eine mehr oder weniger vertrauen ver-
dienende üzväris herstellen liesse, sondern um den nachwei«
Zur wnrdigang der Pablavf-glossare eio. 547
des Zusammentreffens verschiedener Unklarheiten der leidigen
Pahlavi- Schrift, die einen äusserst verwickelten, aber nicht
unlösbaren knoten zu bilden anlass gegeben haben. Ich ver-
suche die lösung in folgender weise.
Zunächst hat man allen grund, das bei Anq. durch nesel«
erklärte wort einfach für die transcription eines aramaeischen
ausdruckes in Pahlavi -schrift zu halten, Damach würde das
von Anq. mit den Parsen in Indien als schahra gelesene wort
■juJaju aramaeischem trov) entsprechen. Ein solches wort
ist ja auch wohl bekannt und bedeutet, — mag es nun nach
jüdischer weise in der ersten sylbe mit i versehen werden,
N^D^z;, griech. otxepa, oder nach syrischer mit a, N^Dü, —
immer ein dem weine vergleichbares, jedoch nicht grade damit
identisches, berauschendes getränk. In diesem sinne begegnen
wir dem worte auch in glossaren mit sachlicher anordnung an
geeigneter stelle. So bei Hosh. p. 4, 6 in dem capitel »wine,
drinking etc.«, wofür nach seinem eignen Zeugnisse (p. 4, note 1)
anderswo die mittelöränische form gebraucht wird, welche
neupersischem J^)^^ nahrungsmittel, speise, zum gründe liegt
und in fast gleicher gestalt als aequivalent des synonymen
neupers, J^j\^ auch bei Salemann p. 70, 1 dem entsprechen-
den capitel zur Überschrift dient. Der ausdruck ist ein sehr
umfassender; indessen nach dem inhalte des so benannten
capitels zu urtheilen, wurde das wort auch in einem engeren
sinne gebraucht. Die hauptsächlichsten nahrungsmittel des
menschen, die dem thier- und pflanzenreiche angehören, werden
in demselben gar nicht erwähnt. Vielmehr erscheint das wort
hier in einem speciellen sinne, etwa in dem von »delicatessen«,
ähnlich wie in Frankreich das gleichbedeutende wort »come-
stibles« auch in diesem beschränkten sinne vorkommt.
Die Uzväris des aram. wertes liest Hosh. im index p. 145
khär = neupers. j\^, Salemann p. 70, 3 qar = neupers. ^yL.
Derselbe führt aber als Variante auch die von Hosh. über-
lieferte foim an. Das wort N"iDsß^ kehrt auch in Salemann's
zweitem glossar p. 93, 1. 2 wieder, ist aber dort irrthümlich
einmal durch ^U^ das andre mal durch j\jL (beides in neupers.
schrift) erklärt; gemeint ist auch hier unzweifelhaft j\^*
Beide formen, die mit langem und die mit kurzem a, bedeuten
ganz dasselbe: »das gemessbare, speise und trank«. Auch
548 J. OlshAuaen,
käme nichts darauf an, wenn das Burhän recht hätte, die
form mit langem a ^\y^ zu sprechen, da die consonantschrift
davon nicht berührt wird. Insbesondere wird hier mit dem
aram. ausdruck ein bestimmtes, wohlschmeckendes und berau-
schendes misch-getränk bezeichnet sein, wie es zu der erwähnten
Überschrift passt, welche eben nur ein derivat von ^yL oder
^\y^ ist. Auch bei uns in Europa findet ja in ähnlichen fallen
hie und da ein ausdruck von umfassender bedeutung eine
specielle anwendung, wie z. b. die »speise« für eine art Back-
werk, die tobowle« für einen angenehmen mischtrank. Die
neben Nn^tt^ in dem capitel noch erwähnten gegenstände sind
schon vorhin aufgeführt.
Bei dieser Sachlage wird es sofort klar, woher die so auf-
fällige erklärung von schdkra durch »esel« bei Anq. rührt.
Ihm entging der geringfügige, feine unterschied in der aus-
spräche von ^ und selbst \^ einerseits, und dem blossen
^ des anlauts, ohne die Verbindung mit dem abgeschwächten
laute des v; er umschrieb alle diese sylben in französischer
Schrift gleichmässig durch kha. Es kam aber noch ein anderer
umstand hinzu, der eine solche Verwechselung in diesem falle
begünstigte.
Der dem N'nDtt^ als temetum nahe stehende wein nemlich
wird in den glossaren mit dem aram. namen NlDH bezeichnet^
welchem beim lesen iranisches ^^ niaj substituiert wird; s.
Anq. p. 481, fiosh. 4,5, Salem. 70,2 (wo jedoch die trans-
cription amarä nicht gebilligt werden kann) und 87,10. Beim
Chorda -Av. 17, 5 lautet die neupers. erklärung i^^ß^\ w— >^t-S»>
rebentrank. Ebendieselben Pahlavl - schriftzüge jjjjj' aber,
welche die aram. benennung für wein wiedergeben, drücken
auch das bereits vorhin erwähnte aram. NlDH esel aus, was
T T -t
ZU gelegentlichen Verwechselungen anlass geben kann. Da
jedoch die Färsen mit den beiden, durch dieselben Pahlavi-
schriftzüge ausgedrückten objecten, wein und esel, fortdauernd
bekannt blieben, ist ihnen auch die künde von den ver-
schiedenen bedeutungen nicht abhanden gekommen, wie die
vergleichung der soeben angeführten stellen der glossare mit
den früher (s. 546) erwähnten zeigt. Auch die neupersischen
lexica, wie das Farh. öahäng. und das Burhäni q., kennen
beide bedeutungen, nur verkehren sie die sache in der aus-
Zur wtirdigang der Pahlavf-gloBsare etc. 549
Sprache: ihnen ist amra (\Jc\) der esel and amara (\^T) der
wein.
Als nun Anq. sein glossar bearbeitete, lag ihm ein nach
materien geordnetes glossar nicht vor; doch muss er, wahr-
scheinlich durch seinen Destür, erfahren haben, dass sein
schakrä ungefähr s. v. a. amrä sei. Dieses erkannte er in
seiner bedeutung »Titein« nicht, auch war dem an ein überaus
massiges leben gewöhnten manne die specifische bedeutuug
von ^^ {= j\^) als einem leckeren getränke vermuthlich
ganz unbekannt, und da ihm der geringfügige unterschied in
der ausspräche von j^ und j^ entging, musste er nothwendig
zu der annähme kommen, dass sein ^kham. (I2L) nur eine
andre benennung fELr den esel (aram. amarä, von den Parsen
amrä gelesen) sei.
Beachtenswerth sind die bemerkungen Hoshangji's über
sein shdkarä (nidc^) und das eränische hhär (;^y^). Zu
ersterem bemerkt er im index p. 210: »sugar in all ms.« Da
nun die üzväris zu dem aram. worte regelmässig nicht 6rän.
ßj^ ist, sondern )\y^j so gewinnt es den anschein, als ob
Hosh. letzteres vom zucker verstehe. Allein an andrer stelle
p. 145 sagt er über dasselbe wort khär: »this word is trans-
lated jSugar* in nearly all ms., but that is not correct. Per-
haps the word shakarä, being in juxta-position, was mistaken
for shakar, sugar.« Dass khär in den mss. »fast immer« als
zucker erklärt werde, ist mir nicht bekannt, obgleich es an
einigen stellen so vorkommt, insbesondere bei Hosh. selbst, in
append. 11 miscellaneous words, p. 21,8, bei Salemann p. 85, 9,
wo qar (;^äL, d. i. = j\yL) mit nisäk zusammen durch saker
erklärt wird, während umgekehrt p. 93, 1 neben sakrä auch
das einer erklärung gar nicht bedürfende Jj^ durch ^U^ (ver-
schrieben für ^UL « j^y^) erläutert wird. Diese umstände
machen es jedenfalls sehr wahrscheinlich, dass Hosh. mit recht
vermuthete, wo khär und yLi> zusammengestellt würden, sei
nur eine Verwechselung des letzteren mit dem aram. NiDKf
anzunehmen. Für dieses selbst sucht er eine andere erklärung,
nachdem er vorher eine anderweit mitgetheilte lesung und
deutung des wertes khär zurückgewiesen. Er sagt nemlich
p. 210 weiter: »In the glossary of Destur Jamshedji Burzorji
of Surat, published with a Khordeh-avastä, at Bombay in 1859,
it is translated by Ja^ )ü\, pomegranate tree. From what
548 J. Olehauaen,
käme nichts darauf an, wenn das Burhän recht hätte, die
form mit langem a ^\yL zu sprechen, da die consonantschrift
davon nicht berührt wird. Insbesondere wird hier mit dem
aram. ausdruck ein bestimmtes, wohlschmeckendes und berau-
schendes misch-getränk bezeichnet sein, wie es zu der erwähnten
Überschrift passt, welche eben nur ein derivat von ^^ oder
^\^ ist. Auch bei uns in Europa findet ja in ähnlichen fallen
hie und da ein ausdruck von umfassender bedeutung eine
specielle anwendung, wie z. b. die »speise« für eine art back-
werk, die »bowle« für einen angenehmen mischtrank. Die
neben Ni^tt^ in dem capitel noch erwähnten gegenstände sind
schon vorhin aufgeführt.
Bei dieser Sachlage wird es sofort klar, woher die so auf-
fallige erklärung von schdkra durch »esel« bei Anq. rührt.
Ihm entging der geringfügige, feine unterschied in der aus-
spräche von ^ und selbst \^ einerseits, und dem blossen
^ des anlauts, ohne die Verbindung mit dem abgeschwächten
laute des v; er umschrieb alle diese sylben in franzosischer
Schrift gleichmässig durch kha. Es kam aber noch ein anderer
umstand hinzu, der eine solche Verwechselung in diesem falle
begünstigte.
Der dem Nn^c^ als temetum nahe stehende wein nemlich
wird in den glossaren mit dem aram. namen NlDH bezeichnet^
welchem beim lesen iranisches ^ niaj substituiert wird; s.
Anq. p. 481, fiosh. 4,5, Salem. 70,2 (wo jedoch die trans-
cription amarä nicht gebilligt werden kann) und 87,10. Beim
Chorda -Av. 17,5 lautet die neupers. erklärung ^^ß<^\ w— >W-^>
rebentrank. Ebendieselben Pahlavi - schriftzüge Jsijt^ aber,
welche die aram. benennung für wein wiedergeben, drücken
auch das bereits vorhin erwähnte aram. nidh esel aus, was
TT-:'
ZU gelegentlichen Verwechselungen anlass geben kann. Da
jedoch die Färsen mit den beiden, durch dieselben Pahlavi-
schriftzüge ausgedrückten objecten, wein und esel, fortdauernd
bekannt blieben, ist ihnen auch die künde von den ver-
schiedenen bedeutungen nicht abhanden gekommen, wie die
vergleichung der soeben angeführten stellen der glossare mit
den früher (s. 54G) erwähnten zeigt. Auch die neupersischen
lexica, wie das Farh. öabäng. und das Burhäni q., kennen
beide bedeutungen, nur verkehren sie die sache in der aus-
Zur Würdigung der Pahlavf-gloBsare etc. 549
spräche: ihnen ist amra O^^t) der esel and amara (\'^) der
wein.
Als nun Anq. sein glossar bearbeitete, lag ihm ein nach
materien geordnetes glossar nicht vor; doch muss er, wahr-
scheinlich durch seinen Destür, erfahren haben, dass sein
schakrä ungefähr s. v. a. amrä sei. Dieses erkannte er in
seiner bedeutung »T\tein«t nicht, auch war dem an ein überaus
massiges leben gewöhnten manne die specifische bedeutuug
von ^^ (= j\^) als einem leckeren getränke vermuthlich
ganz unbekannt, und da ihm der geringfügige unterschied in
der ausspräche von j^ und j^ entging, musste er nothwendig
zu der annähme kommen, dass sein ^»khar^ (1^) nur eine
andre benennung fELr den esel (aram. amarä, von den Parsen
amrä gelesen) sei.
Beachtenswerth sind die bemerkungen Hoshangji's über
sein shdkarä (nidk^) und das iranische khdr (;^y^). Zu
ersterem bemerkt er im index p. 210: »sugar in all ms.« Da
nun die üzväris zu dem aram. worte regelmässig nicht 6rän.
ßj^ ist, sondern ^^^, so gewinnt es den anschein, als ob
Hosh. letzteres vom zucker verstehe. Allein an andrer stelle
p. 145 sagt er über dasselbe wort khar: »»this word is trans-
lated ,sugar* in nearly all ms., but that is not correct. Per-
haps the word shakarä, being in juxta-position, was mistaken
for shakar, sugar.« Dass khär in den mss. »fast immer« als
zucker erklärt werde, ist mir nicht bekannt, obgleich es an
einigen stellen so vorkommt, insbesondere bei Hosh. selbst, in
append. 11 miscellaneous words, p. 21, 8, bei Salemann p. 85, 9,
wo qar (;^äL, d. i. = j^y^) ^ait nisäk zusammen durch saker
erklärt wird, während umgekehrt p. 93, 1 neben sakrä auch
das einer erklärung gar nicht bedürfende JJ:» durch ^U^ (ver-
schrieben für ^UL « j^y^) erläutert wird. Diese umstände
machen es jedenfalls sehr wahrscheinlich, dass Hosh. mit recht
vermuthete, wo khär und yLi zusammengestellt würden, sei
nur eine Verwechselung des letzteren mit dem aram. H'^d^
anzunehmen. Für dieses selbst sucht er eine andere erklärung,
nachdem er vorher eine anderweit mitgetheilte lesung und
deutung des wertes khär zurückgewiesen. Er sagt nemlich
p. 210 weiter: »In the glossary of Destur Jamshedji Burzorji
of Surat, published with a Khordeh-avasta, at Bombay in 1859,
it is translated by Ja^ )ü\, pomegranate tree. From what
550 J. Olahansen,
source this meaning is taken could not be ascertained. Of
course the word j\yL liJiär can be read also anär, but that is
ouf of place here.« Dass in dem von mir benutzten exemplar
jener ausgäbe von 1859 die pers. erklärung mit anderer Wort-
stellung j\J\ J:i>Ji lautet, wird gleichgültig sein, immer ist es
richtig, dass sich in Pahlavi-schrift jdiwai ayiär von j\yL nicht
unterscheiden lässt und jenes den granatapfel bedeutet, neben
dem süssen (^^.^-^) vermuthlich auch den säuerlichen {J^y),
der vielleicht mit der citrone (sonst gu^*) identisch sein mag.
Ob auch der bäum, wie die frucht, anär heisst, lasse ich
dahin gestellt sein. In keinem falle aber durfte Hosh. sagen,
das wort sei hier, d. h. in dem capitel von den leckereien»
nicht am platze, wie aus dem vorhin gesagten deutlich genug
hervorgeht. Man hätte also daran durchaus keinen anstoss
zu nehmen, wenn nicht die bedeutung des aram. wertes H'^M
auf einen andern und natürlicheren weg hinwiese. Auf den
granatapfel führt keinerlei sprachliche Verwandtschaft und
gewöhnlich entspricht demselben sonst das aram. rimmänä
oder ru7nmänä.
Hosh. begnügt sich aber, wie gesagt, nicht damit, andere
erklärungen zurückzuweisen, sondern versucht auch seinerseits
eine solche zu geben, — die freilich seltsam genug ist. In
der unbegründeten Überzeugung, dass es sich in dem capitel
seines glossars nur um etwas handeln könne, das mit dem
trinken zusammenhange, setzt er schliesslich a. a. o. hinzu:
»in all probability this word shakarä means a drunkard, a
tipsy man, as khär signifies the same; comp. Arabic^X^ to
be drunk, Hebr. and Chald. -idü, Syr. skar, Ethiop. sak^ra id.«
Woher er diese bedeutung von ^\^ geschöpft hat, sagt er
nicht; gewiss genug ist aber, dass sie jeder begründung
ermangelt. Auch Hang scheint die sache bedenklich gefimden
zu haben, als er zu Hoshangji's werten im index p. 145 die
kurze bemerkung beifügte: »Pers. ^\^ in compos. a devourer«.
Ganz richtig; denn nur als zweiter theil eines compositum
bedeutet der verbalstamm j\^ den verzehrer von speise oder
trank. Hosh. liess sich wohl irre leiten durch Wörter dieser
art, wie z. b. )\yL^^, j\yL k^^j^j beides s. v. a. weintrinken
Wunderlich genug ist es aber, dass sich Hosh., indem er hin-
sichtlich der bedeutung von «"Oü bereits ganz auf der riohtigea
Zur würdigang der FahlaYi-g^ossore etc. 561
fahrte war, noch im letzten moment verirrte und stfttt des
getränkes auf einen trinker verfiel.
Zu azora^ Anq. p. 481, Hosh. p. 5,6, pers. khouk, porc,
ist von Nöldeke (nach Sachau's mittheilung in der ZDMG.
XXIV, 8. 728) die nächste grundlage für die vocalisation in
dem neusyr. 'hazürä nachgewiesen. Vgl. auch Justi s. 124 b.
Wir begegnen aber bei Anquetil noch drei anderen aus-
drücken von eigenthümlicher gleichartiger bildung, welche
sämmtlich durch pers. khouk, porc, erklärt werden: p. 481
akharid^ p. 499 döbrid und p. 492 tasobarid. Alle drei kehren
in dem glossar wieder, das dem Chorda -Avesta beigefügt ist,
und zu ihnen tritt dort noch ein vierter ausdruck ähnlicher
art hinzu, p. 26,8: stbrU, wozu auch Salemann p. 70 extr. zu
vgl. Die erklärung ist dieselbe, wie bei Anq., mit ausnähme
des erstgedachten akhrU, das beim Chorda-Av. p. 18, 1 als
pferd gedeutet wird. Dieselben vier Wörter kommen auch in
Hoshan gji's glossar vor, p. 5, 5. 6, in dem capitel j»Quadru-
peds etc.«, ohne weitere erklärung, aber unmittelbar darnach
folgt das lemma: azorä^ khouk, schwein. Hang erkannte im
index p. 56 sq. ohne Schwierigkeit drei wichtige puncto, welche
diese angaben zu erläutern geeignet sind; erstens, dass der
erste theil jener vier Wörter aus Zahlwörtern besteht, und zwar
aus den cardinalzahlen für 1 — 4; sodann, dass der zweite, sich
gleichmässig wiederholende theil das pers. wort jo^ hartd ist, von
welchem Haug dann das lat veredus ableitet, — ob mit recht,
lasse ich dahin gestellt sein; einerlei Ursprungs sind beide
Wörter jedenfalls. Der dritte punct ist der, dass die erklärung
durch schwein lediglich auf einem irrthum beruht, indem Anq.
(oder vielmehr sein gewährsmann) die gedachten ausdrücke
ohne alle berechtigung mit dem unmittelbar nachfolgenden
lemma — azorä, khouk, — zusammenzog, genau so wie das
vorhin erwähnte lemma papra, papr, mit dem nachfolgenden,
durch toknie« erklärten, zusammengeworfen war. Hinsichtlich
der Zahlwörter bemerkt Haug noch, dass das erste darunter
)»a%«( vermuthlich nur aus dem gewöhnlichen ^»yak^i entstellt
sei, worin ihm wohl beizustimmen ist; die zahlform tarn für
vier sieht er als bekannt an; ich muss gestehen, dass ich sie
als cardinalform nicht kenne, sondern nur als grundlage der
Ordinalzahl tasüm, der vierte, worüber man SpiegePs einl. I,
6. 74 S. vergleichen kann.
552 J. OUtsoBen,
um nun die unhaltbare erklämng der vier Wörter in den
glossaren als »»schwein« durch eine bessere zu ersetzen, stützt
sich Haug vornehmlich darauf, dass sich dieselben in dem
capitel über thiemamen finden. Darauf darf jedoch, gar
manchen misgriffen in diesen Verzeichnissen gegenüber, meiner
ansieht nach kein zu grosses gewicht gelegt werden. Da das
wort harid im persischen einen )»messenger« oder »conrier«
bedeute, und auch ein mass (wegemass) von zwei oder (nach
anderen) vier parasangen, so meint Haug, die genannten vier
Wörter müssten entweder die erste, zweite Station u. s. w. sein,
oder auch ein pferd, das die post eine, zwei oder mehr Stationen
weit trüge. Letzteres verdiene den Vorzug. Die postpferde
seien wahrscheinlich nach massgabe ihrer starke und Schnellig-
keit classificiert gewesen, und es erscheine gar nicht unglaub-
lich, dass ein pferd drei oder vier Stationen ausgehalten habe,
da ja die turkomanischen pferde tage lang ohne auszuruhen
ihren reiter trügen.
Meinerseits muss ich hierzu bemerken, dass die erste, von
Haug für möglich gehaltene erklämng durch die erste, zweite
Station u. s. w. ganz unzulässig sein würde ; nothwendig hätten,
um diesen sinn auszudrücken, Ordinalzahlen, und zwar als
abgesonderte Wörter, verwendet werden müssen, wodurch dann
die aufnähme solcher ausdrücke in die glossare überhaupt
überflüssig geworden wäre. Femer, die zweite, von Haug
vorgezogene erklämng scheint mir eine sehr künstliche, jeden-
falls Verhältnisse ganz ungewöhnlicher art berücksichtigende, und
wie ich fürchte, mit den gesetzen für die Wortzusammensetzung
unvereinbare. Oder lässt es sich rechtfertigen, wenn in einer
iranischen spräche ein »zwei-stationen-laufendes pferd« bloss
ein »zwei-stationer« genannt wird? — Unter allen umständen
ist hier meiner meinung nach eine sehr einfache Sache unnöthi-
ger weise verdunkelt. Wir haben regelrecht gebildete dvigu-
composita vor uns, welche bedeuten: eine entfemung oder
eine strecke von einer, zwei oder mehr Stationen. Das zweite
glied ist die masseinheit, das erste die Zählung derselben;
genau so, wie biduum, trinoctium, quadriennium sich ver»
halten, wie im Griech. *}) xpifjLTjvo«; die zeit von drei monaten,
TpiopaxH^ov ein gewicht oder eine münze von drei drachmen,
oder adjectivisch gebraucht, zpioxiZio^ drei Stadien lang, nicht
etwa »drei Stadien laufend« oder anderes dgL
Zar Würdigung der Pahlavi-gloBBare etc. 663
Die glossare bieten uns für zwei sehr verschiedenartige
thiere, den elephanten und die schwalbe, namen dar, welche
in ähnlicher weise zusammengesetzt sind und deren zweiter
theil völlig identisch ist. Derselbe lautet bei Anquetil und
Hoshangji harMtä und es ist nicht zweifelhaft,« dass er aram.
Nn'»3 12 ausdrückt, d. i. wörtlich »der haussohn« oder »der
söhn des hauses«. Dies ist das aram. aequivalent in der
Pahlavi-schrift für iranisches vaspür, wie nach der Uzväris
zu sprechen ist, wofür indessen später, als dieses wort veraltet
war, sälär eintrat; so bei Anq. p. 486. Vaspür war der
ehrentitel für die mitglieder der vornehmsten iranischen adels-
geschlechter, wie wir aus zuverlässiger tradition wissen und
durch die Pahlavi-inschriften bestätigt wird, sowohl durch die
von Hägi Abäd, bei Westergaard, Bundeh. p. 84, 6, als durch
die von Edw. Thomas in den early Sassanian inscriptions im
j. 1868 veröffentlichten, leider so lückenhaften Überreste der
grossen inschrift von Pä'i kuli, p. 39 n. 8, 43 n. 16, 47 n. 17.
Ueber diesen gegenständ ist im anschluss an Nöldeke aus-
führlicher gehandelt in den monatsberichten der Berl. akad.
vom April 1880.
Es fragt sich nun, wenn dasselbe wort harMtä als zweiter
theil der namen des elephanten und der schwalbe auftritt, ob
es da in seinem ursprünglichen aramaeischen wortsinne zu
verstehen sei, oder in dem nachgewiesenen specifisch iranischen
sinne eines »vornehmen herrn«. Obgleich es sehr ungewiss
ist, ob dem Eränier beim anblicke der von ihm nicht ausge-
sprochenen, sondern iranisch gelesenen aramaeischen schriffc-
gruppe überhaupt ein anderer gedanke kommen konnte, als
der an die ihm geläufige adelsbezeichnung, würde ersteres
— die auffassung nach aram. wortsinne — doch wohl als das
nächstliegende angesehen werden, wenn es gleichmässig zu den
namen der beiden so verschiedenartigen thiere passte. Zu
dem der schwalbe passt sie allerdings, insofern die in der
alten weit weitaus bekannteste art dieses vogels an dem dache
von häusern zu nisten pflegt und gewissermassen als »kind
des hauses« betrachtet werden kann. In den glossaren wird
die schwalbe sosobarUtä genannt, besser wohl süsübarbttä zu
sprechen, vom aram. D^D, schwalbe, ausgehend, und Hang trägt
kein bedenken, im index zu Hosh. p. 208 zu sagen: «5650 is
a swallow; harbltä is chald. »son of the house«, i. e. domesticated;
Zeitaehrlft für rergl. Spraohf. K. F. VI. 6. 38
554 J. Olshansen,
the whole simply means »hirundo domestica«, house-BwalloWi
»cbimney-swallow«. Hierauf wird weiterhin zurückzukommen
sein^ unnatürlich wird aber diese auffassung an sich gewiss
nicht erscheinen.
Aber wie steht es mit dem elephanten? In den glossaren
wird er bänharbitä oder bäbarbitä genannt und dies durch pers.
pU erklärt. Nach analogie von sosobarbitä müsste man wohl
annehmen, dass bän oder bä ein semitisches wort und zwar
vermuthlich die benennung eines thiergeschlechtes sei; allein
bisher zeigt sich nirgend ein punct, an den man anknüpfen
könnte, um den sinn klar zu bestimmen. Die sache läge auch
dann nicht günstiger, wenn man die erklärung auf dem boden
der eränischen sprachen suchen wollte, und für jetzt wenigstens
ist herkunft und bedeutuug des ersten gliedes jenes compositums
völlig dunkel. Wie es aber auch damit sich verhalten mag,
immer lässt sich mit Zuversicht sagen, dass das zweite ghed
auf den elephanten unmöglich passen könne, wenn man darin
nur den »haussohn«, das zum hause gehörige thier, sehen
wollte ; denn der elephant ist in Erän zu keiner zeit hausthier
gewesen, sondern ausschliesslich hochgeschätztes imd mächtiges
kriegsmaterial. In anerkennung dieser seiner eigenschaft
werden denn auch die Aramaer im verkehr mit den Eräniem
dem elephanten zur Unterscheidung von anderen thieren, denen
ein — uns nicht mehr verständlicher — allgemeinerer name
ebenfalls zukam, den ehrentitel der vornehmsten iranischen
adelsgeschlechter beigelegt haben. Das verfahren war dasselbe,
wie das unsrige, wenn wir von einem edelhirsch, edelaar oder
gar von einem königsadler reden. Und nicht auf an sich schon
so ausgezeichnete thierarten beschränken wir uns mit beilegang
solcher ehrentitel; haben wir doch auch den edelmarderi den
edelfink, ja den Wachtelkönig, der nicht einmal selbst zu den
wachtein gehört, aber doch zu zeiten als mit denselben gewisser^
massen verbunden erscheint.
Verwandte beispiele, wie diese, mögen nun wohl zu der
frage berechtigen, ob denn in der that die schwalbe durch
den Pahlavi-namen sosobarbita als »hausschwalbe« bezeichnet
sein solle, oder ob es nicht wahrscheinlicher sei, dass eine
art schwalben oder mit ihnen verwechselter anderer vögel als
»edelschwalbe« oder »schwalbenfürstin« galt und demgemäss
benannt wurde. Die entscheidung über diese frage wird ohne
Zur Würdigung der Pah]aTf-g|[oBMre eta 555
zweifei nicht durchweg gleich ausfallen; hier muss sie dahin
gestellt bleiben. Einst wird vielleicht nähere auskunft gewonnen
werden. Merkwürdig ist es immer, dass in dem glossar beim
Chorda- Av. p. 26 extr. sosdbarMtä nicht durch den üblichsten
neupers. ausdruck für die schwalbe, aufweichen nachher zurück-
zukommen ist, erklärt wird, sondern durch ^Ja^ tüti, papagei.
Dass diese deutung alt sei, ist wohl sehr zu bezweifeln, doch
beweist sie, dass man bei den Färsen in Indien noch fühlte,
der gemeinte vogel sei nicht eine gewöhnliche schwalbe, sondern
etwas besonderes, vornehmeres.
Ich kann den elephanten nicht verlassen, ohne noch eines
ausdrucks zu gedenken, der bei Anq. p. 504 vorkommt: zan-
grota, pers. jendih pil, 616phant furieux. In den Petersburger
glossaren wird zanglötä geschrieben und die XJzväris zandapU
(bei Salem, p. 71,9 und etwas entstellt p. 90, paenult.). Bei
Hosh. p. 6,7 entspricht dem: zanglötä, zendpil, und im index
p. 240 wird bemerkt, dass das wort in einem der von ihm
benutzten manuscripte durch elephant, in zwei anderen glos-
saren, wovon das eine das dem Chorda-Av. beigegebene, durch
pUi mastj furious elephant, erklärt werde, nach einigen pers.
lexicis aber »a male elephant, a large elephant«, bedeute. Im
Burhän findet man neben einander ringarütä und zingarütä
geschrieben, und im anhange zum Farh. Uahäng. bieten die
handschriften theils das eine, theils das andre dar. Auf
erstere form stützt sich VuUers im lex. II p. 1545 b, indem
er sagt: »sine dubio origo huius vocis in ^tvoxipax; quaerenda
est«. Diese ableitung erscheint sehr ansprechend und ins-
besondre auch geeignet, die endung auf -ötä oder dafür -ütä
zu erklären. Dennoch stehen ihr mannigfaltige bedenken ent-
gegen. In den glossaren ist das wort überall in Pahlavischrift
mit anlautendem z geschrieben, auch beim Chorda-Av. p. 26^ 4.
Wäre die form mit r die echte, so müsste man wieder zu
der annähme seine Zuflucht nehmen, dass die angäbe aus
einem glossar herstamme, in welchem nicht bloss die üzväris,
sondern auch das der erklärung bedürfende wort in arabischer
schrift geschrieben war, bei der eine Veränderung von r in ^
leicht wäre; einer solchen annähme fehlt aber jede berechti-
gung. Sodann müsste angenommen werden, dass die bedeutung
von rhinoceros in Indien, wo man beide thiere sehr wohl zu
unterscheiden wusste, sowohl in den glossaren, als in den
38*
556 J. OlBhauBexi,
original -lexicis, auf den elephanten übertragen sei, was mir
durchaus unglaublich scheint. Ich gebe daher der Schreibart
mit z den vorzug und halte zugleich die ausspräche der
Petersb. glossare und Hoshangji's ftir besonders beachteiis-
werth. Zieht man dabei die häufigkeit des wechseis zwischen
g und z in den Pahlavi- Schriften in erwägung, so wird man
leicht an das allbekannte wort »dschungel« erinnert, d. i sskr.
gaugalay pers. jxIä^ ^ci^ff^h ^^^ beliebten aufenthaltsort des
wilden elephanten. Dies könnte vielleicht der ausgangspunct
für das wort zanglütä gewesen sein; doch verkenne ich nicht»
dass die eigenthümliche gestaltimg der endung dabei dunkel
bleiben würde.
Auch in betreff der schwalbe möge hier noch einiges
nachgetragen werden. Der erwähnte aramaeische ausdruck
für dieselbe wird in den glossaren durch ein persisches wort
erklärt, welches bei Anq. p. 505 parestouk lautet und dort
auffallender weise durch »»chien« übersetzt wird. Ebenso wird
das wort p. 490 als ein der erklärung bedürftiger Fahlavl-
ausdruck durch pers. sag, chien, wiedergegeben, und unmittel-
bar darauf ein wort parestan in gleichem sinne gedeutet. Mit
recht bemerkt Justi s. 99 a zu dieser stelle: »scheint auf einem
misverständniss zu beruhen, da offenbar das neupers. piristü,
schwalbe, gemeint ist.« Denn eine derartige benennung des
hundes ist im Neupers. sonst völlig unbekannt, und so ent-
schieden der erste theil des aram. ausdrucks auf die schwalbe
passt, so wenig deutet er auf den hund. Dazu kommt noch,
dass nach ausweis von Anquetil's eigenhändigen au&eichnongen
zu dem Pahlavi-glossar vom März 1759 (in der Pariser hdschr^
die im j. 1827 als »Supplement du fonds d'Anq. n. 20« be-
zeichnet wurde, jetzt wie es scheint »Papiers d'Anq. n. 7«)
Anquetil's lehrer, der Destür Däräb, in der stelle p. 505 zu
dem Worte parestouk bemerkte: »iani qui vole, oiseau«; während
es dort allerdings zu p. 490 heisst: »paresstak, paresstan, sag,
chien«. Allein diese beiden letzten formen lassen sich gewiss
von der ersterwähnten nicht trennen und wären wohl richtiger
parestuk oder pi7'istuk und parestü oder piristü gelesen. Das
allem anscheine nach uralte und in £rän weit verbreitete wort
hat nemlich eine übergrosse zahl verschiedener aussprachen
und Schreibarten angenommen, so dass es begreiflich wird,
warum ein theil davon, als nicht mehr allgemeinverständlich,
Zur würdigoBg der Fahlavf-glosBare eio. 557
in den glossaren, wo sie ursprünglich nur in Pahlavl-schrifit
vorkommen konnten, einer neuen interpretation (üzväris) zu
bedürfen schien. Einige dieser formen werden im index zu
Hosh. p. 188 aufgeführt, wie piristük, piristuk, piristü; femer
^yu*>\^ und d)yc-a)^, ohne weitere vocalbezeichnung. Weit
mehr Varietäten bieten die neupers. original -lexica dar, und
ihnen folgend VuUers in seinem lexicon. Die ursprünglich
offenbar identischen formen lassen sich füglich in folgender
weise gruppieren.
Im anlaut findet sich stets entweder p, oder das muth-
masslich daraus erst entstandene f. Das erste sylbenpaar
erscheint theils als piris- oder pirii-, auch wohl in weicherer
form pilis-; theils als faras- oder faris-, firis-, faräs-, faras-,
faräs. Eine blosse Verstümmelung mag in far-ittik) vorliegen.
Den letzten theil des wertes bilden nicht bloss sylben, wie die
angeführten -tiikj -tuk, tu, sondern auch solche mit r, sei es
im auslaut, wie (pinS')tür, oder in erweiterter gestalt, wie
(faras-) tarük oder -tarü, (faräs-) tarük oder -tarü. Als ein
schreibversehen mag die in dem zweiten Petersburger glossar,
bei Salemann p. 91, 9, vorkommende endung -täk (i^U-u^^^
anzusehen sein, die aber nach ausweis des angeführten An-
quetil'schen manuscripts auch in dem glossar des Destür's
Däräb (bei Anq. p. 490) gelesen, anscheinend jedoch schon
von Anquetil abgeändert wurde.
Die persische benennung der schwalbe macht in ihren
verschiedenen gestaltungen durchaus den eindruck eines
zusammengesetzten wertes und zum theil erinnern dieselben
lebhaft an den lautverwandten griechischen namen der taube,
Tzepiozepi, Beide Wörter beginnen allem anscheine nach mit
der praeposition sskr. pari, Av. pairi, tzepl, um -herum. An
diese schliessen sich zunächst die consonanten st an, denen
weiterhin in einem theile der persischen formen, wie im grie-
chischen Worte, ein r nachfolgt. Es wird daher in erwägung
gezogen werden dürfen, ob nicht beide sprachen ganz dasselbe
wort besassen, es aber auf grund der gemeinsamkeit gewisser
merkmale zur bezeichnung verschiedener thiere verwendeten,
^vie gleiches in stammverwandten sprachen bekanntlich auch
sonst nicht gar selten vorkommt. Hier sei nur an die von
Pott wiederholt empfohlene gleichstellung des deutschen wertes
wolf mit dem römischen vulpes erinnert Es fragt sich aber.
558 J. OlahaoBen,
ob eine indo- europäische wurzel vorhanden ist, die in dem
vorliegenden falle sowohl lautlich, als sachlich, zur anfklftning
dienen könnte. Eine wurzel der art, die mit den lauten ^
beginnt, wird sich schwerlich finden lassen; doch zwingt auch
nichts dazu^ bei wurzeln mit diesem anlaute stehen zu bleiben.
Man vergesse nicht, dass der praeposition pairi im Avesta in
Zusammensetzungen adverbielles imiris zur seite steht, s. Jasti,
Zendspr. s. 180 b, dass im Altpers. und im Avesta neben paU,
paiti, auch patish, paitish, neben äbi im Altpers. auch abish
erscheint (s. Spiegel altpers. keilinschr. ^ s. 193, altSrän. granun,
s. 455, 461), dass im Griechischen auf gleiche weise z. b.
dji(pi<; neben dji^i steht; vgl. darüber Pott, etymol. forschungen^I
8. 250 f., 485 f. Eine genau entsprechende bildung von irspC
kennen wir zwar nicht, bis zu einem gewissen grade lässt sich
jedoch auch tzipii hier vergleichen. — Hiemach scheint es
nun sehr wohl statthaft, in dem gegenwärtigen falle auch
solche wurzeln in betraclit zu ziehen, die bloss mit t anlauten,
und da bietet sich mit rücksicht auf die lautfolge der con-
sonanten Ur für das persische wort sehr leicht die wurzel
twar, kürzere form tu7', eilen, dar, welche zur bezeichnung der
schwalbe, die ihre nahrung im fluge haschend um ihr nest in
weitem kreise herum eilt, ausserordentlich gut geeignet ist.
Am deutlichsten Hesse sich diese wurzel noch in der form
piris'tür erkennen, neben welcher mit verlust des auslautenden
wurzelconsonanten piris-tii, oder nach älterer Pahlavi-schreib-
weise piris-tük, stehen möchte. In den auf -tarü (tarÜk) aus-
gehenden formen wäre wohl das u (tva) der wurzel als verblasst
anzusehen, das auslautende u aber als nominal -bildungssuffix.
Ihnen analog wäre denn auch das griech. uepiotspa gebildet»
und wie sehr die benennung als »die im kreise herumeilende«
für die taube passen würde, wird jedem aufmerksamen beob-
achter der natur einleuchten, der bei nicht ganz ungünstiger
Witterung täglich gelegenheit hat zu sehen^ wie die insassen
eines taubenschlages in raschem fluge und in geschlossener
schaar ihren wohnsitz umkreisen.
Wie vorhin erwähnt wurde, war nach einer wahrscheinlichen
vermuthung an einer stelle des Anq.'schen glossars durch einen
noch unaufgeklärten irrthum die persische »schwalbe« in einen
hund verwandelt. Ein ähnliches Schicksal scheint ein anderes
geflügel betroffen zu haben, dessen hier gedacht werden solL
Zur Würdigung der P ahlayf-c^oinre eto. 559
Bei Anq. heisst es p. 520: näkand, ]pers. garg, loup. Eine
dem Pahlavi-worte auch nur einigermassen ähnliche benennung
für den wolf ist sonst in iranischer spräche, die hier allein in
betracht kommt, nicht bekannt. Man wird berechtigt sein zu
fragen, theils ob das Pahlavl-wort richtig gelesen sei, theils ob
Anquetil's erklärung auf einem misverständnisse beruhe. Aus
der prüfung dieser beiden puncto muss sich ergeben, ob hier
ein unlösbares räthsel vorliegt, oder ein fehler, der sich berich-
tigen lässt. Das für die beantwortung jener fragen in den
verschiedenen glossaren vorhandene material ist folgendes.
In dem vom Anq. zum gründe gelegten cod. XVII ist
der letzte (vierte) schriftzug des Pahlavl-wortes -^Ij) vermittels
des bekannten jüngeren diakritischen Zeichens als d kenntlich
gemacht. Die transcription in Päzand-schrift fügt hinter dem-
selben noch ein auslautendes a hinzu : nakanda, wie auch Justi
s. 250 b zu bemerken nicht versäumt. Anq. hat dieses, in der
Pahlavi- Schrift gar nicht vorhandene a gestrichen. Die von
Anq. (und seinem lehrer) gorg gelesene und als wolf gedeutete
erklärung war in neupers. schrift beigefügt: d)^ = ^A. —
Auch bei Hosh. p. 21, 9, in Append. II »miscellaneous words«,
wird der auslautende consonant ausdrücklich als d bezeichnet,
in Pahlavi -schrift aber durch :i-iD korag erklärt. Im index
p. 163 wird jedoch zu nakand, jedenfalls etwas voreilig,
bemerkt: »this is apparenüy a misreading for nakang*. Diese
letzte lesart findet sich nemlich ebenfalls bei Hosh. p. 6, 1 in
dem capitel »Birds etc.«, in Pahlavi-schrift erklärt durch JiD,
:i"0, körg, karg. Zur erläuterung beider stellen heisst es dann
im index p. 143: i»kdrg, korag, a partridge, a domestic fowl«,
letzteres ohne zweifei in dem sinne von >»huhn«; ferner p. 139
s. V. karg, »a domestic fowl, a partridge; a crab, pers. vi^^^«
endlich p. 163 s. v. naJcang >»a hen, a domestic fowl; a kind
of quail; a vulture; pers. ^ß and ^yJS^.% Auch in den
Petersburger glossaren begegnen wir wieder der Pahlavi-form
:iJDj, mit Salemann's transcription nikng, p. 71,5 (unter den
vögeln) und 98, 1. 6. Zur erklärung dient an der ersten stelle
in Pahlavi-schrift id^d mit einigen Varianten, darunter Jin,
und in neupers. schrift J^.
Man sieht, es fehlt hier in jeder beziehung an eioer festen
Überlieferung und die unvollkommenheit der Pahlavi-schrift,
sowie die inconsequenz in deren Verwendung, hat die verschie-
560 J. OlsbaoBen,
densten auffassungen der consonantgruppe Icrk möglich gemacht.
Hoshangji hat sich allem anscheine nach an das Burhäni qät.
gehalten um für dieselbe eine bedeutung zu finden, und
schliesslich die disparatesten dinge neben einander gestellt.
Von dem wolf wird er abgesehen haben, weil das Pahlavi-wort
bei ihm unter den vögeln stand. Unter diesen standen ihm
in den formen s*)\ß und jJ\^, ^^, e)*^ manche zu geböte,
ausserdem auch die i»crab«t für die form y*)ß (= eX^yL^ c^^y-**)i
welche auch in AnquetiPs cod. IV mit der gruppe jmD*o oder
JDJDiD gemeint sein wird. Aber nichts von allem, was Hoslu
ohne kritik zusammen gelesen, giebt einen fingerzeig für die
beurtheilung der beiden lesarten nakand und nakang und
deren verhältniss zu dem sinne, der dem worte zugeschrieben
werden könnte, und doch möchte ein brauchbares resultat
sich gewinnen lassen. Hosh. hat nur eine deutung des neu-
pers. Icurg übersehen oder vernachlässigt, die grade geeignet
ist, auf eine ganz befriedigende lösung des räthsels zu führen.
Im Burhän heisst es nemlich auch: »»is?^ kurg nennt man die
henne, die vom eierlegen herkommt und in ekstase gerathen
ist«, — womit kaum etwas anderes gemeint sein kann, als
das gackern, durch welches die henne ihre freude darüber
ausdrückt, dass sie mit ihrer aufgäbe fertig geworden, ihrer
bürde entledigt ist. Da neupers. »von einer last befreienti
^>y\^ (wäkardan) heisst, vermuthe ich, dass hier in dem frag-
lichen nakand oder nakang die zu einem anderen lemma ge-
hörende Uzväris wakarde verborgen ist, welche in Pahlavi-
schrift undeutlich ausgedrückt, falsch gelesen und infolge davon
entstellt wurde; ähnlich wie z. b. das oben erwähnte neupers.
palang in palög verdorben ist. Ich wage deshalb im glossar
statt nakand zu lesen: wäkard. Wegen des dritten Zeichens
als eines r beziehe ich mich auf die erwähnten monats-
berichte der Akad. vom November 1880, insbesondre auf s.
907 f. Im übrigen bemerke ich noch zweierlei. Das eine ist
dass man in der ersten sylbe des wertes anstatt der defectiven
Schreibart die ausdrückliche bezeichnung des langen vocals
hinter dem w hätte erwarten sollen, da dieser der bekannten,
nur in Verbindung mit verbalformen vorkommenden partikel
%v(i eigen ist. Allein wenn eine solche bezeichnung auch in
sorgfaltiger Pahlavi-schrift die übliche ist, so wird dieselbe
loch in flüchtigeren aufzeichnungen oft genug vemachlässigti
Zur Würdigung der Fahlayf-glossare etc. 561
um auch in dem vorliegenden falle nicht zu überraschen, und
zwar um so weniger, da es sich hier um ein Schriftstück aus
einer zeit handelt, in der man sich der bedeutung des wortes
gar nicht mehr bewusst war. Aus diesem umstände erklärt
sich zweitens auch uDSchwer das wegfallen der dem worte
zukommenden schlusssylbe auf aQc). Eine spur davon hat sich
indessen vielleicht noch in der erwähnten transcription durch
naJcanda (für wäkarda) in Änquetil's cod. XVII erhalten, wo
das auslautende a zu tilgen kein grund vorhanden gewesen
wäre, wenn man trotz der Verstümmelung des Pahlavi- wortes
dessen bedeutung richtig erkannt hätte.
Hier ist nun noch zu erwähnen, dass in der vorhin berührten
stelle bei Hosh, p. 21, 9, als gleichwerthig mit dem angeblichen
nakand in dem sinne von korag (kurg), ein wort ghojan )^>1^
angeführt wird, wozu Hang im index p. 123 bemerkt: »explai-
ned in Päzand by J-\D, pers. eT^. Comp, hebr, brU »the young
one of a bird«, arab. v^j^«. Hier scheinen lesung und deutung
unverwerflich, und dass letztere zu der »gackernden henne»
nur in soweit stimmt, als sich beide ausdrücke auf das
geschlecht der haushühner beziehen, kann keinen ausreichenden
grund für ablehnung der angäbe abgeben. Dieselbe lässt aber
zugleich erkennen, dass Anq.'s schon vorhin berührten lesungen
und deutungen, ghentchej p. 510, und nakand, p. 520, beide
als toWolf<i erklärt, gänzlich zu verwerfen sind. Statt ghentche
ist eben ghogan zu lesen, und Js'j^, das huhn, irrthümlich als
^^'»< wolf gedeutet.
Die betrachtung des wortes wäkarda führt mich auf eine
reihe anderer ausdrücke für das hühnergeschlecht. Zuvörderst
sei hier ein wort erwähnt, das in den glossaren wiederholt
zur erklärung verschiedener Wörter dient, aber auch, weil in
der früheren mittel6ränischen form veraltet, selber mit einer
neuen erklärung versehen wird. Dasselbe hat ursprünglich
eine weitere bedeutung, wird aber insbesondre von dem haus-
huhn gebraucht. Bei Anq., p. 516, wird es morav ausge-
sprochen und durch »pers. parendeh, volatile«« erklärt. In
seinen handschriftlichen aufzeichnungen wird an anderen stellen
mouroUy auch morow, geschrieben und noch hinzugefügt:
»oiseau ou poule«, oder ähnliches. Auch in den Pahlavi-
handschriften schwankt die Schreibart, man findet sowohl niDi
562 J. Olshanaen,
als )nc, geschrieben, und die Parsen sprechen murv, muru,
auch mrti. Im plur. ist mir nur die Schreibart l^n1lD bekannt^
was ohne zweifei murvän zu lesen ist Eine ältere und
Yollständigere Schreibart des wertes ist ■p")iD, bei Hosh. p. 5,9,
desgleichen im Gosht-i Fryano, cap. 2,25, bei West's Arda
Viraf, p. 215. West spricht diese form »mörftfe« aus, im
gloss. and index p. 217, Hang dagegen im index zu Hosh. p.
161 ^murvun, will das wort aber, wie mir scheint, ohne genü-
genden grund, mit rücksicht auf die Avestaform wär^ha und
die neupers. ^Ji murgh in murghu verändern. Gegen die
Zusammenstellung mit m^rägha oder martyha (bei Justi, zendspr.
s. 228 a, 234 a) wird zwar nichts einzuwenden sein, da der
sinn der wurzel sehr geeignet ist, eine benennung des »Tegels«
davon zu entlehnen. Auch wird die identität mit dem neu-
pers. Worte nicht in zweifei zu ziehen sein ; allein dass sich in
diesem ursprüngliches gh erhalten hat, berechtigt noch nicht
zu der annähme, dass im mittelalter und in allen theilen
iranischen landes ebendasselbe habe stattfinden müssen. Es
liegt vielmehr nahe zu vermuthen, dass theilweise eine dialektische
erweichung des gh in v eingetreten sei; eine erscheinung, zu
der sich eine wichtige parallele darbietet in der gestaltung
eines berühmten namens, der einer der östlichen provinzen
i^räns angehört. Diese wird in den inschriften des Darius
Hystaspis Margu (nominativ Margus) genannt und ihr bewohner
heisst Märgava oder Märgaja. Mit dem altpersischen namen
ist im wesentlichen derjenige des flusses identisch, der bei
Plinius Margus genannt wird, während die provinz selbst,
welcher er angehört, bei den Griechen und Bömem Margiane
heisst. Der neuere name des flusses ist nach sorgfältigen
arabischen Schriftstellern, wie Istachii, Ihn Hauqal und Jäqüt,
Margäb, der Marg-fluss, von minder achtsamen Murffäb
gesprochen.
Woher nun die alte grundlage dieses namens Mar^
stamme, was sie ursprünglich bedeutete, ob sie irgendwie mit
der benennung des »vogels«« zusammenhange, an welchem
puncte sie zuerst angeknüpft haben möge, ob sie von dem
flusse auf das land oder von dem lande auf den fluss über-
gegangen sei, oder vielleicht von einer beschränkteren örtlich-
keit, z. b. einer stadt, auf beide, welches endlich das verh<niss
der alt- und der neupersischen namensform zu der des Avesta-
Zur würdigtmg der Pahlavt-gloBBare eto. 563
namens Möuru sei, welche Bumouf einst von sanskr. marUj
wüste, abzuleiten geneigt war, das sind fragen, die mit einiger
Sicherheit zu beantworten schwer ist und vielleicht niemals
möglich sein wird; hier aber kann auf dieselben nicht weiter
eingegangen werden. Soviel scheint sich mir jedoch aus der
angeführten parallele zu ergeben, dass es wohl das richtigste
sein möchte, das mittel6ränische wort für »vogel« als murv
auszusprechen, und soweit es noch mit schliessendem k ge-
schrieben wird, als murvak, oder in jüngerer form als murvah,
mtirveh. Dieses mittel6ränische wort dient nun in den glossaren
zur Uzväris verschiedener fremdwörter.
So lesen wir zunächst bei Anq. p. 491 : teangoria, pers.
morou, iaani parend6h, oiseau (ou poule), c'est-ä-dire volatile.
Seine transcription soll die Schreibart des cod. XVII aus-
drücken ; besser ist die transcription von Justi , s. lila, tan-
guryä, zu der auch mit recht bemerkt wird: »ohne zweifei das
chald. ^U^nn hahn«. Die einfachste Schreibart dieses im Ara-
maeischen üblichen, aber nicht ursprünglich semitischen
wertes >) ist ^jiA^»1^ (so ™ cod. IV fol. 46 v., bei Hosh.
p. 5, 9, bei Salemann p. 71, 3. 90, 1 und beim Chorda-Av. p.
22, 9), d. i. tangöria, oder vielmehr tangöliä, also bis auf den
ausfall des r ein getreues abbild jener form. Der ausfall
wurde aber leicht dadurch veranlasst, dass in einer zeit, wo
in der Pahlavi-schrift r und n in der form zusammentrafen,
eines der beiden zeichen beim lesen oder copieren vernach-
lässigt war. Eine etwas andere beschädigung , aber ebenso
unzweifelhafter art, hat dasselbe wort anderswo erfahren, wie
weiterhin nachgewiesen werden soll.
In der erklärung des wertes tangöria durch ))"1D oder '^I'^ID
oder neupers. murgh stimmen das erste Petersb. glossar, Hosh.
und das glossar beim Chorda-Av. mit Anq. überein. Auf-
fallend ist aber, dass dasselbe wort anderswo anders erklärt
wird. So im cod. XVII, wo nach Anq.'s hdschriftl. aufzeich-
nung tangmia durch (pers.) Morde, petit, wiedergegeben wird,
nach Justi a. a. o.: ^>/>*, niit der bemerkung »i. e. f^>/>*
1) Einen sinnreichen versuch, dasselbe aus dem Sanskrit zu erklären,
machte vorlängst (1842) F. Boetticher (de Lagarde), rudimenta mythologiae
Semiticae. Supplementa lexici Aramaici, p. 59. Ob und in wie weit die
Indianisten ihm beistimmen, weiss ich nicht zu sagen.
564 J. Olflhaiifen,
avis nautac«. In seinem gedruckten glossar hat Anq. diesen
artikel übergangen, vermuthlich weil ihm sein lehrer den sinn
des Wortes ^>j^ nicht erklärt hatte, vielleicht auch nicht zu
erklären vermochte. Als deutung von tangoriä durfte hier
nur der name eines vogels, im gründe nur ein anderer ans-
druclj für »hahn« erwartet werden; ^>j>^ ist aber überhaupt
als name eines vogels nicht bekannt. So hat Justi denn
geglaubt, das wort dem lautverwandten ^>j^ gleichsetzen zu
dürfen, und es durch »avis nautae«( übersetzt Diese deutung
geht wohl ohne zweifei auf die angäbe von Golius in Castellus
lex. pers. zurück: t»^>j^ turc. ^K^ip ^JDD avis nautae«. Gemeint
ist also türk. <^y ij^^^^. Welcher quelle Golius dies ent-
lehnte, ist mir unbekannt; seine angäbe ist aber in die zweite
ausgäbe von Meninski's lex. übergegangen und wird auch bei
Vullers erwähnt. Der »schiflFervogel« stimmt jedoch zu dem
hahn so wenig, dass er im glossar schwerlich gemeint sein
kann. Auch weist Vullers noch eine andere erklärung nach,
die eher beachtung verdiente. Im Farh. schu'üil (I fol. 404 r-,
lin. antep.) wird ^j^>^ durch türk. ^^^ k^F^. wiedergegeben.
Das wäre etwa »wächtervogel« und somit kein übler name
für den hahn, — falls die angäbe richtig ist, was ich nicht
verbürgen möchte. Ein pers. wort ^>j^ konnte jedoch
unmöglich auf die Übertragung durch »wächtervogel« führen^
und wenn der Türke den hahn bezeichnen wollte, warum
bediente er sich dann nicht des gewöhnlichen ausdrucks f&r
hahn — auch im Türkischen — ^^^?
Ich halte hiemach die gleichstellung von dem ^>j^
einiger glossare und dem wenig gesicherten ^ >j^ türkischer
quellen für sehr misslich, und bin überzeugt, dass die erklä-
rung von tangoriä auch hier den hahn (^^^) geben sollte,
diese eränische Uzväris aber irrthümlich als ^>/>* gelesen
wurde. Dazu konnten auch unwissende und gedankenlose
Parsen leicht verleitet werden, und zwar auf eine oder andere
weise. Entweder war einst in Pahlavi-schrift das vorletzte
zeichen (i) des eränischen wertes als unnöthig, oder auch aus
flüchtigkeit nicht geschrieben; dann genügte die Identität der
schriftzüge für s und für auslautendes -dt um eine Verwechse-
lung zu veranlassen. Oder der irrthum rührte daher, dass
^^j^ in arabischer schrift flüchtig und undeutlich geschrieben
war, so dass anstatt des ^ leicht ein >, und statt des ^ ein
Zur Würdigung der Pahlavf-glossare eto. 565
^ gelesen wurde. Täusche ich mich hierin nicht, so hat
Anq.'s cod. XVII das wort tangoriä, wahrscheinlich verschie-
denen quellen folgend, zweimal aufgeführt, ohne dass der
compilator bemerkte, dass beide male derselbe sinn ausgedrückt
werden sollte, einmal durch ein mittel6ränisches , das andre
mal durch ein neupers. wort.
Die Sache anders zu beurtheilen ist mir auch dann nicht
möglich, wenn ich bei Hosh., abweichend von der angeführten
stelle p. 5,9 ebenfalls die andere angäbe: tangürut, khordih
finde, und zwar an einem orte, wo man solche nicht erwarten
sollte, mitten unter den verben, p. 15,6. Allerdings ist die
XJzväris hier in Pahlavi-schrift yn'^n geschrieben, allein mit
recht, wie ich meine, von Hang so wenig, wie von Hosh.
bezweifelt worden, dass damit dieselben laute ausgedrückt
werden sollten, welche das ^^>/>* des cod. XVII darstellt.
Läge jedoch hier eine echte, ältere form des wertes vor, so
liesse sich solche aus falsch gelesenem pers. ^^^ nicht
füglich erklären oder ableiten. Ich kann dagegen in jener
Schreibart eine echte form nicht anerkennen, sondern bezweifle
nicht, dass dem schon vorhandenen, auf falscher lesung beru-
henden chordi erst bei der redaction von Hoshangji's glossar,
wenn nicht schon in einer der von ihm benutzten handschriften
eine alterthümlichere form zu geben versucht wurde, ohne dass
dazu genügender grund vorhanden war.
Was die deutung des wertes an dieser stelle anlangt, so
übersetzt Hosh. im index p. 147 s. v. khordih (und ähnlich
p. 217 s. V. tangüria): »broth, juicy meat, eatables; game?
Pers. ^>jy^ ;« gemeint ist vielmehr ^>^yL. Die angäbe ist
vermuthlich aus Johnson's dict 1852 entlehnt; nur woher das
dem Verfasser selbst zweifelhafte »game« stammt, ist mir unbe-
kannt Für tangoriä wäre aber alles angeführte eine seltsame
erklärung. Auch bemerkt Hang p. 217 seinerseits dazu: »the
Päzand is khordih y and the first three meanings are derived
from an identification of this with the Persian ^>j^; but it
may also be identified with the Persian ,^^^, a kind of
bird, which combined with the idea conveyed by the preceding
Päzand verb breshtan, suggests the last meaning. — If this
last identification be correct, tangüria is identical with the
next word«, — d. h. mit dem im index zunächst folgenden
tangüryä, a bird, a winged auimal, wozu auch Haug richtig
566 J. OlahaoBen,
chald. N^1J)^*^r vergleicht. Man sieht hieraus, dass Haug eben-
falls, wenngleich mit einigem zagen, auf die missliche Zusammen-
stellung mit chordeln zurückgreift. Im übrigen hat er gewiss
recht, wenn er die erwähnung eines hier vermutheten vogels
mitten zwischen den verben mit dem sinne des unmittelbar
vorher aufgeführten verbum breshtan, d. i. neupers. ^^^JuS» >
braten, in Zusammenhang bringt. Es liegt dabei sichtlich ein
nach anderen gesichtspuncten geordnetes glossar zum gründe,
in welchem bei gelegenheit des wertes für »braten» zur illu-
stration sofort ein gebratenes object, ein vogel, imd zwar, wie
ich meine, ein hahn angeführt wurde. Aehnliches verfahren
findet sich auch sonst bei HosL wieder.
Ist hiemach für das doppelte tangoria der glossare nur
eine und dieselbe bedeutung anzunehmen, die des aram. N^JUVi
huhn, insbondere hahn, so findet sich dagegen für eben dieses
wort noch eine zweite form in Pahlavi-schrift, welche eben so
wenig fehlerfrei, wie jene erste, aber in etwas anderer weise
verunstaltet ist; --»{puiJ^o' ^^® ^^ ^^^ Hosh. p, 6,1 tar-
nävaryä gelesen und zugleich mit einem anderen werte alkä
durch neupers. j^^j^ hahn erklärt Damit stimmt Anq.'s
cod. IV fol. 46 V. ganz überein, und auch bei Salemann p. 90, 1
steht diese form, jedoch ohne XJzväris, unmittelbar neben der
erst erwähnten. Ebenso beim Chorda- Av. p. 22, 9 mit der
XJzväris ^^y»*» neben tangoliä. Dass hier nur eine andere
gestaltung desselben aram. wertes vorliege, ist auch flaug im
index p. 218 nicht entgangen. Das r der ersten sylbe ist
hier in der zweiten form nicht verschwunden, wie dort; dagegen
ist in der zweiten sylbe vor der gruppe go, wie bei vielen
anderen gelegenheiten, ungehöriger weise ein häkchen hinzu-
gefügt, wodurch das ^ in ein a verwandelt wurde, welches nun
mit dem vorhergehenden n eine zweite sylbe nä bildete. In
folge davon erschien dann das zum ausdrucke des ö bestimmte
zeichen hinter dem ä als ein consonantisches i; und bildete
mittels eines — in der schrift nicht angedeuteten — ä lesbarer
gemacht, die dritte sylbe var,
Dass nur bei gänzlichem verfall jeder festen Überlieferung
eine derartige entstellende verwandelung des wertes möglich
war, versteht sich wohl von selbst; eben sie ftüirte aber noch
zu weiteren Verunstaltungen. Denn wenn wir bei Anq. p. 492
Zur Würdigung der Pahlavf-gloasare eto. 667
lesen: ixirvria^ pers. Jchercms, coq. so lässt sich schwerlich
bezweifeln, dass hier nur eine verstümmelte Variante von tor-
nävaryä vorliegt. Was Justi s. 109 b dazu bemerkte, würde
er heute gewiss nicht schreiben« Damit i»t aber, meiner
ansieht nach, die verderbniss noch keineswegs abgeschlossen.
Im cod. XVII findet sich nemlich noch ein von Anq. beim
drucke übergangenes wort torün, erklärt durch [y>^j^j hahn.
Dazu bemerkt Justi s. 112b: »vgl. hebr. "^n turtur?«i Ich
glaube, dass diese vergleichung abgelehnt werden muss und
kann das wort nur als eine Verstümmelung von tamgölä
ansehen.
Ich meine aber noch weiter gehen und auch über das
vorhin erwähnte alkä, hahn, bei HosL und im cod. IV eine
vermuthung äussern zu dürfen. Anq. p. 480 und das glossar
beim Chorda -Av. p. 18, 1 kennen das wort ebenfalls und
erklären es ebenso. Bei Justi wird es s. 272 a erwähnt, ohne
dass dort über dessen Ursprung näheres beigebracht würde.
Nach dem äusseren ansehen könnte man wohl an ein aram.
wort denken, doch bietet sich, wie es scheint, in keiner semi-
tischen spräche ein anhaltspunct dar, um über heikunft und
bedeutung zu urtheilen. Wenn man aber beachtet, dass die
beiden ersten Pahlavi- schriftzeichen — al — dieselben sind,
die man auch für iranisches ^ in dem werte ^^/^ verwendete
und verwenden musste, und wenn man ferner erwägt, wie
leicht bei flüchtigem schreiben pahl. v und fc, s und ä mit
einander verwechselt wurden, — wofür sich zahlreiche bei-
spiele beibringen Hessen, — so dürfte es nicht als zu gewagt
erscheinen, alkä lediglich für ein entstelltes ^^/^ zu halten,
welches, in dieser gestalt nicht mehr erkennbar, jedoch dem
sinne nach durch die Überlieferung geschützt, einer neuen,
aber identischen, XJzväris bedurfte, durch die das wort wieder
zu seinem rechte kam. Uebrigens wäre es, um denselben sinn
zu gewinnen, gar nicht einmal nöthig, das auslautende ä des
angeblichen (ükä in ein 8 zu verwandeln, da das zeichen für a
auch das h darzustellen dient und neben dem üblicheren ^^j^
den neupers. originallexicis zufolge, unter anderen in gleicher
bedeutung auch die form ^^/^ zulässig ist
In der erwähnten stelle bei Hosh. p. 6, 1 liest man gleich
hinter der angäbe ^tarnävaryä, alkä, khrüs* eine andere,
Vielehe lautet: lokä, näkang, körg, karg, üeber das wort lokä
566 J. OlahaoBen,
chald. NbuiJ^^r vergleicht. Man sieht hieraus, dass Haug eben-
falls, wenngleich mit einigem zagen, auf die missliche Zusammen-
stellung mit chordehi zurückgreift. Im übrigen hat er gewiss
recht, wenn er die erwähnung eines hier vermutheten vogels
mitten zwischen den verben mit dem sinne des unmittelbar
vorher aufgeführten verbum breshtan, d. i. neupers. ^^^Jui»^
braten, in Zusammenhang bringt. Es liegt dabei sichtlich ein
nach anderen gesichtspuncten geordnetes glossar zum gründe,
in welchem bei gelegenheit des wertes fiir »braten» zur Illu-
stration sofort ein gebratenes object, ein vogel, imd zwar, wie
ich meine, ein hahn angefahrt wurde. Aehnliches verfahren
findet sich auch sonst bei Hosh. wieder.
Ist hiemach für das doppelte tangoria der glossare nur
eine und dieselbe bedeutung anzunehmen, die des aram. N^inn
huhn, insbondere hahn, so findet sich dagegen für eben dieses
wort noch eine zweite form in Pahlavi-schrift, welche eben so
wenig fehlerfrei, wie jene erste, aber in etwas anderer weise
verunstaltet ist: --»(iJuiü^o" ®^® ^^ ^^^ Hosh. p. 6,1 tor-
navaryä gelesen und zugleich mit einem anderen worte aükä
durch neupers. ^^/^ hahn erklärt. Damit stimmt Anq.'s
cod. IV fol. 46 V. ganz überein, und auch bei Salemann p. 90, 1
steht diese form, jedoch ohne üzväris, unmittelbar neben der
erst erwähnten. Ebenso beim Chorda-Av. p. 22, 9 mit der
üzväris ^^y^9 neben tangoliä, Dass hier nur eine andere
gestaltung desselben aram. wertes vorliege, ist auch Hang im
index p. 218 nicht entgangen. Das r der ersten sylbe ist
hier in der zweiten form nicht verschwunden, wie dort; dagegen
ist in der zweiten sylbe vor der gruppe go, wie bei vielen
anderen gelegenheiten, ungehöriger weise ein häkchen hinzu*
gefügt, wodurch das g in ein ä verwandelt wurde, welches nun
mit dem vorhergehenden n eine zweite sylbe nä bildete« In
folge davon erschien dann das zum ausdrucke des 6 bestimmte
zeichen hinter dem ä als ein consonantisches i; und bildete
mittels eines — in der schrift nicht angedeuteten — ä lesbarer
gemacht, die dritte sylbe var.
Dass nur bei gänzlichem verfall jeder festen Überlieferung
eine derartige entstellende verwandelung des Wortes möglich
war, versteht sich wohl von selbst; eben sie ftüirte aber noch
zu weiteren Verunstaltungen. Denn wenn ¥rir bei Anq. p. 492
Zur Würdigung der Pahlavf-gloasare eto. 667
lesen: tarvria, pers. Jeher (ms, coq. so lässt sich schwerlich
bezweifeln, dass hier nur eine verstümmelte Variante von tor-
nävaryd vorliegt. Was Justi s. 109 b dazu bemerkte, würde
er heute gewiss nicht schreiben. Damit i»t aber, meiner
ansieht nach, die verderbniss noch keineswegs abgeschlossen.
Im cod. XVII findet sich nemlich noch ein von Anq. beim
drucke übergangenes wort torün, erklärt durch ^^/^, hahn.
Dazu bemerkt Justi s. 112b: »vgl. hebr. "^n turtur?«« Ich
glaube, dass diese vergleichung abgelehnt werden muss und
kann das wort nur als eine Verstümmelung von tamgölä
ansehen.
Ich meine aber noch weiter gehen und auch über das
vorhin erwähnte alkä, hahn, bei HosL und im cod. lY eine
vermuthung äussern zu dürfen. Anq. p. 4S0 und das glossar
beim Chorda -Av. p. 18, 1 kennen das wort ebenfalls und
erklären es ebenso. Bei Justi wird es s. 272 a erwähnt, ohne
dass dort über dessen Ursprung näheres beigebracht würde.
Nach dem äusseren ansehen könnte man wohl an ein aram.
wort denken, doch bietet sich, wie es scheint, in keiner semi-
tischen spräche ein anhaltspunct dar, um über heikunft und
bedeutung zu urtheilen. Wenn man aber beachtet, dass die
beiden ersten Pahlavi- schriftzeichen — al — dieselben sind,
die man auch für iranisches yL in dem werte ^^/^ verwendete
und verwenden musste, und wenn man ferner erwägt, wie
leicht bei flüchtigem schreiben pahl. v und k, s und ä mit
einander verwechselt wurden, — wofür sich zahlreiche bei-
spiele beibringen Hessen, — so dürfte es nicht als zu gewagt
erscheinen, älkä lediglich für ein entstelltes ^^/^ zu halten,
welches, in dieser gestalt nicht mehr erkennbar, jedoch dem
sinne nach durch die Überlieferung geschützt, einer neuen,
aber identischen, Uzväris bedurfte, durch die das wort wieder
zu seinem rechte kam. Uebrigens wäre es, um denselben sinn
zu gewinnen, gar nicht einmal nöthig, das auslautende ä des
angeblichen cUkä in ein 8 zu verwandeln, da das zeichen für a
auch das h darzustellen dient und neben dem üblicheren ^^^n
den neupers. originallexicis zufolge, unter anderen in gleicher
bedeutung auch die form ^^j^ zulässig ist
In der erwähnten stelle bei Hosh. p. 6, 1 liest man gleich
hinter der angäbe ^tarnävaryä, dum, khrüs^ eine andere,
Vielehe lautet: lokä, nakang, korg, karg, üeber das wort lokä
568 J. OlBhausen,
äussert sich Haug im index p. 150 nicht eben glücklich.
Das wort ist völlig dunkeln Ursprungs, wenn es nicht etwa
bloss aus dem angeblichen alkä entstellt ist; doch wird dieses,
wie gesagt, sonst für den hahn erklärt, nicht für die henne.
Zu den Wörtern, die von den Parsen als benennung för
das hühnergeschlecht angesehen werden, gehört noch das bei
Anq. p. 503 aufgeführte zazronteria, von ihm erklärt durch
»pers. parendeh, volatile«; was jedoch von dem haushuhn zu
verstehen ist. Die bildung des wertes ist aber so absonder-
licher art, dass man sie unbedenklich für verwerflich halten
kann, obgleich sie wesentlich ebenso und mit derselben deutung
als »vogel«c, d. h. hahn, bei Salemann wiederkehrt, p. 71,3.
90, 7. In mehr entstellter form findet sich dieselbe Schreibart
auch im vierten anhange zum Farh. Gahäng., und desgleichen
in app. I zum Burh. q., fol. 981b, wo bj3 ^/J^ durch
f^\A. ^yo haushuhn erklärt wird. Justi transcribiert das
wort s. 167 a b^-^jjj mit dem emphatischen t der Araber
und bemerkt dazu: »^j<J> scheint chald. "Tu, arab. ^^ zu
enthalten«, was gewiss für verfehlt zu halten ist. Ebenso
kann die auf dieselbe stelle sich beziehende frage bei Vullers
in lex. n p. 1545 b: »num forte syr. tameguito conferendum
est?« nur imbedingt verneint werden.
Anderswo ist denn auch das mishandelte wort in besserer
gestalt erhalten. So bei Hosh. p. 5, 9 und in Anq.'s cod. IV
fol. 46 V. An beiden stellen wird zazrüntya (oder zazruntiä)
geschrieben und dieses mit tangoriä zusammengefasst und
durch murveh, murgh, erklärt. Die bildungsweise von einem
femin. wie zazrunt ist dem Aramaeischen nicht fremd, damit
aber über die bedeutung noch nichts entschieden. Ein wurzel-
haft verwandtes wort von einfacherer gestalt bieten die glos«
sare in dem zazra dar, welches bei Anq. p. 603, gewiss irr-
thümlich, als »pers. vehi, pur, excellent« gedeutet wird. Bei
Salem, p. 90, 7 lautet die Uzväris ,^\^, wird aber nicht weiter
erklärt. Beim Chorda-Av. dagegen, p. 26, 3 wird zazra durch
^^y^Si^^ iijJ)>, »ein wildes raubthier«, übersetzt Hosh. kennt
das wort zazra ebenfalls und giebt als Uzväris vah% geschrieben
mit schliessendem k. Im index p. 241 giebt Haug dazu eine
erklärung ab, welche lautet: »a kind of goat Its Päzand
equivalent is yr\) vähikj which Anq. and others have identified
*vith the Fersian ^^^j^^ goodness, excellence, overlooking its
fiSiur würdigQfig; der Pahkvt-gloeiai« ete. 669
occurrence in B(undehesh) 13, 19 as fhe name of the zodiacal
sign capricornus, and not being aware of the Classification of
the glossary«; wozu aber Justi s. 251b sub y. dX.^1^ zu
vergleichen ist — Eine »art von ziegen« konnte man sich als
bedeutung eines worts yon der form eazra schon geüallen
lassen^ insofern bei diesem, wie bei dem uns yorliegenden
angeblichen vogelnamen, wahrscheinlich ein naturlaut zum
gründe liegt^ deren gleichen in den semitischen sprachen leicht
zur Verdoppelung zweiiautiger wortstämme anlass geben, wie
z. b. im Arabischen zu verben, wie ^jjj» ^^ Man könnte
daher bei eazra (aus zargara) etwa an das meckern einer ziege
denken; aber als gesichert ist Haug's erklarung natürlich
nicht anzusehen. Nicht minder gut, vielmehr besser noch,
liessen sich von einem semit ni")? namen für vögel ableiten,
wie man im Arabischen fQr den staar (sturnus) namen
gebraucht, wie y^y^ und ^y^yy Aber am ersten dürfte es den
umständen nach wahrscheinlich werden, dass unser wort
zazruntiay oder vielleicht zuzruntia, nichts anderes war, als der
aram. ausdruck für die iranische benennung der »gackernden
henne«, die vorhin in dem bisher verkannten wakarda entdeckt
wurde.
Zur Orientierung über die geringe Zuverlässigkeit der glos-
sare in ihrem jetzigen zustande und über die nicht selten
mögliche herstellung einer brauchbareren gestalt derselben
werden hoffentlich die wenigen, hier vorgelegten beispiele aus
der grossen zahl der nomina genügen, deren behandlung ich
mir bisher habe angelegen sein lassen. Eine weit grössere
anzahl gleicher art, sowie die gesammtheit der in der Fahlavi-
litteratur üblichen semitischen verba, harrt aber noch der ein-
gehenderen bearheitung.
Berlin, im Juni 1882.
J. Olshausen.
ZeitMluift Ar TMgl. Spraohf. N. F. VI. 6.
39
570 G. lUblow,
üeber den futurgebrauch griechischer praesentia.
Es handell sich im folgenden nicht um die futurbedeutuDg
einiger momentaner praesentia, wie ci/ii», Z^%a$^ «tf^ficu,
niofiai, sondern um die Verwendung eines jeden beliebigen
griechischen praesens im sinne der Zukunft. Zu diesem zwecke
sei es mir gestattet, etwas weiter auszuholen.
Wir haben beim verbum zwei gattungen von tempora zu
unterscheiden, momentane und durative. Ich behalte diese
ausdrucke in ermanglung besserer und anerkannter bei, obwohl
sie nicht grade treffend sind, so wenig wie unsere tempus- und
modusbezeichnungen ; die beiden andern, perfectiv und imper-
fectiv, sind nicht viel passender und collidieren zu sehr mit den
namen für die tempora; wir müssten vom imperfectiven per-
fectum und von perfectiven imperfecten (shnov) sprechen. Die
besten bezeichnungen für die beiden Zeitformen wären be-
stimmt und unbestimmt. Denn eine momentane handlung
ist in ihrer Zeitdauer bestimmt, in so fem als sie als abge-
schlossen bezeichnet wird ; eine durative ist unbestimmt, da nur
die handlung an und für sich bezeichnet wird, nicht ob sie
abgeschlossen ist. Es ist nicht richtig zu sagen, dass eine du-
rative handlung eine nicht -abgeschlossene sei, imd daher ist
die bezeichnung imperfectiv ungenau. Denn es giebt durative
tempora, das griechische perfectum der Vergangenheit, wie ich
das perfectum in der einen bedeutung zum unterschied von der
andern in iaxfixa^ nino&d'a u. and. nennen will, und das plus-
quamperfectum , die immer abgeschlossene handlungen be-
zeichnen. Ich muss hier mit einigen Worten auf den unterschied
zwischen diesem perfectum und dem aorist, d. h. den indicativen
beider tempora, eingehen. Dass der aorist das absolute tempus
der Vergangenheit sei, ist eine ganz vage erklärung; allerdings
entspricht der aorist auch dem plusquamperfectum, worauf ich
später zurückkommen werde; sonst aber ist er das gegenstück zum
perfectum, wie das auch aus dem gebrauch des conjunctivs und
des particips hervorgeht. Beide tempora drücken eine in bezug
auf die gegenwart vergangene handlung aus. Die übliche er-
klärung der bedeutung des perfects der Vergangenheit ist, es
bezeichne eine vergangene handlung, deren Wirkungen bis in
Ueber den futurgebraueh ^echischer praesentia. 571
die gegen wart fortdauern. Wie kann eine tempusform das
ausdrucken ? Die Wirkungen einer Handlung liegen doch ausser»
halb der handlung selbst; wie kann also zugleich mit dem
tempus der handlung das tempus der Wirkungen derselben be-
zeichnet werden? Das ist ganz unmöglich, wenigstens im indo-
germanischen Verbalsystem. Man sucht sich, um zu dieser
bedeutung zu kommen, ein paar geeignete perfecta aus, bei
denen die Wirkungen der handlung auch an dem subject der
handlung hervortreten. Also ti&pi/xs heisst »er ist gestorben
und ist nun tote ; das sieht ganz plausibel aus und erinnert an
die bedeutung, die iaT^na wirklich hat »ich habe mich gestallt
und stehe nochc. Wie aber, wenn für tid^vtixs gesagt wird
exTova avTov? Das heisst »ich habe ihn getötet und nun ist
er tote : die Wirkungen der handlung, die bis in die gegenwart
dauern, äussern sich aber hier nicht am subject, sondern am
object; nun möchte ich wissen, wie Bxtova die fahigkeit be-
kommen sollte, solche Wirkungen, die weder mit dem subject
noch mit der handlung selbst etwas zu thun haben, wieder-
zugeben. Ebenso verhält es sich mit axi^xoar« »ihr habt es
gehört und wisst es nun« und siQ^xa »ich habe es gesagt und
ihr wisst es nun«. Es ist also klar, dass man hier eine bedeu-
tung, die sich aus dem zusammenhange ergicbt, als grund-
bedeutung des perfects angesehen hat. Welches ist nun aber
die grundbedeutung ? Der aorist bezeichnet eine handlung der
Vergangenheit als abgeschlossen, das perfectum berücksichtigt
nicht, dass sie abgeschlossen ist, sondern hebt hervor, dass es
überhaupt zu einer solchen handlung gekommen ist; im aorist
ist die handlung nur ein teil dessen, das die verbalform aus-
drückt, im perfectum das einzige; das perfectum wurde also
ursprünglich gesetzt, wenn es auf die handlung selbst ankam,
der aorist erzählt nur die handlung. Ein paar gegensätze
werden dies klar machen. eS^fxa bedeutet »ich habe es ge-
sagt«, und legt auf die handlung des sagens den nachdruck,
entweder im gegensatz zu »ich habe es nicht verschwiegen«,
oder um auf die folge »und es ist daher bekannt« hinzuweisen ;
£l£$a konnte nur einen gegensatz ausdrücken, der im tempus
lag, also »ich habe es gesagt«, in der regel aber drückt es
keinen gegensatz aus, sondern constatiert bloss die thatsache,
htara hebt die handlung des tötens hervor und dadurch auch
ihre Wirkungen (s. o.); Sxt€$va erzählt nur das factum. Der-
39*
57S 6- Hahlow,
selbe unterschied zeigt sich beim particip; sowohl Oavmv als
xsd'vsdq ist »der totec, rsdrealg aber im gegensatz zum leben-
digen. Man kann sagen (onXiafiivog t^l&e und inha9slq
^Id^s; in beiden fallen ist der kommende gerüstet; c^JU-
afiivog aber hebt hervor, dass er nicht ohne Waffen kam.
Wäre es richtig, dass das perfect eine handlung ausdruckt,
deren Wirkungen bis in die gegenwart dauern, so müssten doch
gewiss die eitern durch das part. perf. bezeichnet werden; sie
heissen aber ot tsxopreg^ parentes, mit recht , denn es ist kein
innerer gegensatz vorhanden, der zum gebrauch des perfects
veranlassung gäbe ; xsxovrsg sind alle eitern. Hierzu vergleiche
man folgende stellen: Her. I 108 Xdßs %dv Mavdavfi Itbub
naxda »nimm das kind, das Mandane geboren hatt und 116
r^v Tsxovifav avriv t%i sJvat naq itavt^S »die ihn geboren
habe, sei noch bei ihmc; hier sollte man doch das perfedum
finden, da es sich durchaus um etwas handelt, dessen Wir-
kungen bis in die damalige gegenwart fortdauerten. Dagegen HS
titoxa xai iyü, xixoxa dh ted-veog; hier also das perfectum,
weil leben und tod einander gegenübergestellt werden.
Aus meiner feststellung der bedeutung des perfects der Ver-
gangenheit geht hervor, dass in einem älteren sprachzustande,
als dem griechischen, die wähl zwischen perfectum und aorist
viel freier war, als sie im Griechischen ist. In sehr vielen
fallen, wo ein scharfer innerer gegensatz nicht vorlag, hing es
ganz von der willkür des sprechenden ab, in welchem sinne ec
eine handlung zur darstellung bringen wollte. Aus diesem
Verhältnis der beiden tempora erklärt sich ihre Vermischung
im Indischen, Lateinischen, Germanischen; ginge man vom
griechischen Sprachgebrauch aus, so würde man dafür schwer^
lieh eine erklärung finden. Das Griechische hat eine entschie-
dene Vorliebe für den aorist, d. h. für eine solche darstellung
von handlungen der Vergangenheit, wie sie der aorist ausdrückt;
daher wird der aorist sehr häufig angewendet, wo nicht bloss
wir, sondern auch die Griechen selbst das perfect gebrauchen
konnten. Man kann beide überall neben einander lesen, z. b.
Her. 1 110 Tcfdfi to» ixSXsvtfs siTtetVj kurz darauf %itayfHt$ ifA^
beides auf denselben auftrag bezüglich. Doch ist auch das zu
beachten, dass in der historischen erzählung, die in der litte-
ratur eine grosse rolle spielt, in der gesprochenen spräche aber
(?ar nicht, das perfectum nicht anwendbar war; daher ist das
lieber den futurgebrauch griechischer praesentia. 573
perfect in den litterarischen denkmälern im Verhältnis zum
aorist verschwindend selten. Ich verstehe also unter einem
momentanen tempus eins, das die handlung als abgeschlossen
darstellt, während ein 'duratives den abschluss nicht ausdrückt,
sondern nur die handlung selbst, wodurch es fähig wird, band-
lungen zu bezeichnen, die noch nicht zum abschluss gekommen
sind, sondern in einem gewissen Zeitpunkt noch vor sich gehen;
diese bedeutung hat für die Vergangenheit das durative im-
perfectum.
Die zahlreichen praesensbildungen zerfallen demgemäss in
zwei klassen, innerhalb deren die einzelnen vermutlich eigen-
tümliche bedeutungen hatten. Dass bedeutungsschattierungen
möglich sind, liegt auf der band. Wenn wir sagen »die vögel
fliegenc, so lassen wir unentschieden, ob wir meinen, dass sie
augenblicklich fliegen, oder dass sie überhaupt fliegen; wir
können sagen »ich trinke bierc, ohne ein glas vor uns zu
haben. Ebenso sind momentane praesentia allgemeiner bedeu-
tung möglich. Die momentanen praesentia, d. h. die indicative
der momentanen praesensstämme, sind bei den meisten wurzeln
verloren gegangen. Das Sanskrit besitzt zwar noch ziemlich
viel, aber auch schon sehr viel alleinstehende zweite aoriste;
das Griechische hat nur sehr wenig erhalten, von denen ein
teil die secundäre futurbedeutung hat; regel ist im Griechischen,
dass das übliche praesens, sei es ursprünglich durativ oder
momentan, beide bedeutungen vereinigt, also «x^ ^ich habe«
und »ich erhalte« u. s. w. Der Verlust der momentanen prae-
sentia erklärt sich aus ihrem seltenen gebrauch; denn man
kam nicht oft in die läge, eine handlung der gegenwart als
abgeschlossen darzustellen ; der historische gebrauch des praesens,
wie im Griechischen, bei dem die momentane bedeutung häu-
figer ist, hat sich erst im laufe der zeit entwickelt Da es sich
aber im folgenden nur um die ursprünglichen formen des indo-
germanischen verbs handelt, so setze ich zwei verschiedene
praesensklassen an, als deren typen ich XiTtu) und Xsitco) an-
nehme, indem ich hier wie später accentlose griechische formen
als hypothetische ansetze. Es fragt sich nun, welches die dem
praesensstämme zu gründe liegende bedeutung ist, die alle ab-
leitungen desselben teilen. Natürlich nicht die gegenwart, eine
bedeutung, die nur dem indicativ, und den modi und verbal-
nomina unter umständen zukommt. Die beantwortung der
574 6* Mahlow,
frage ist sehr leicht, wenn wir das particip berücksichtigen;
JUiTTCc/v, es mag zu einem tempus der Vergangenheit, gegen
wart oder zukunft gesetzt werden, drückt stets eine mit der
haupthandlung gleichzeitige handlung aus; die grundbedeutung
des praesensstammes ist also die gleichzeitigkeit und die
Praesentia haben nur dadurch die bedeutung der gegen-
wart, dass ihnen solche elemente fehlen, die sie zu tem-
pora der Vergangenheit oder zukunft machen könnten; denn
das i der suffixe ist nicht durchgehend und auch dem con-
junctiv und dem perfect teilweise eigen. Das Imperfectum,
wie ich das augmenttempus eines jeden praesensstammes nenne,
also auch den späteren zweiten aorist, ist demnach ausdruck
der gleichzeitigkeit in der Vergangenheit. Die imperfecta iXi7tov
und iXsiTtov unterschieden sich ehemals nicht anders als XtTtw
und Xsinaa. ßXstnoy hat noch die alte bedeutung, Slinov aber
hat seine bedeutung zu der des aorists (s. u.) erweitert; ur-
sprünglich bezeichnete es nur die gleichzeitigkeit in der Ver-
gangenheit bei einer momentanen handlung. Um gleichzeitig-
keit auszudrücken, muss man natürlich einen Zeitpunkt der
Vergangenheit im äuge haben, an dem die. handlung vor sieh
geht) mit dem sie also gleichzeitig ist; entweder schliesst sich
daher ein imperfectum an eine vorher erwähnte handlung an,
welche die zeit der handlung des imperfects feststellt, oder es
tritt unmittelbar ein, sei es dass der bestimmte Zeitpunkt der
Vergangenheit als bekannt vorausgesetzt wird oder aus dem
vorhergehenden sich deutlich ergiebt, sei es dass er durch
einen temporalen nebensatz, ein particip oder ein zeitadverb,
wie totSy Snena^ ausgedrückt wird. Als beispiele führe ich
einiges aus Her. I 110 ff. an: ravta eins nai uvxixa äyysloy
biBf^nß »sobald als er gesprochen hatte, schickte erc während
$lns xai IneiA^e einfach hiesse »er sprach und schickte spätere.
Es folgen schildernde imperfecta ^mataroy avvoixee^ dann fahrt
die erzählung fort: inei dk dmxsto^ Slsye »als er ankam, sagte
erc; das imperfectum bringt die beiden handlungen in un-
mittelbare beziehung, der abschluss des dmxia&at ist der eintritt
des UyB^y, während IXc^s nur ausdrückte, dass nach der an-
kauft des hirten zu einer nicht näher bestimmten zeit Harpagos
ZQ ihm sagte. Der hirt erzählt c. 111 tldop ig nohv iX^v
ual ^Movisa X. r. l» olxog nag xarsix^to^ das impf, bezeichnet
)inen teil dessen, was er sah und hörte. "Aqnaf^q tag §166 (§§,
lieber den futurgebraucb griechischer praesentia. 575
ixiXsvs; ohne den temporalsatz , der den Zeitpunkt bestimmt,
wäre das imperfectum unmöglich, iy^ dyaXaßdv sipsgovj wo
das particip die Zeitbestimmung herstellt ; es konnte auch heissen
dpiXaßov xal ttpsqov; der Zeitpunkt, an dem das (fiQe$v ein-
tritt, wird durch die abgeschlossene bandlung des ävaXaß$tv
ausgedrückt, c. 112 äfxa dh tavxa iXsye xa$ änedsixvvs, ^ di^
wg sldsy daxQVtfaaa ixqrnis (impf.!), c. 113 tdo^s sv Uysiv nai
avvixa inoiss tavta, c. 114 ot; yäQ dij inoifiaa — ixiXsvs,
c. 115 dxovfSag xal iädv IdfStvdyijq fisvsnifjtnsro u. s. w.
Solche beispiele sind überall zu ünden, am meisten bei Homer;
die attische prosa dagegen zieht auch hier den aorist vor;
darum sind aber nicht beide tempora gleichbedeutend. Der
aorist stellt eine handlung vom Standpunkte der gegenwart als
vergangen dar; aufeinander folgende aorisle lassen es unaus-
gedrückt, in welchem verhältniss ihre handlungen zu einander
stehen. Das imperfectum aber betrachtet eine handlung als in
der Vergangenheit geschehend; dazu muss natürlich der Zeit-
punkt der Vergangenheit, während welcher sie geschieht, in
irgend einer weise bestimmt werden. Die fahigkeit, eine mo-
mentane handlung als gleichzeitig in der Vergangenheit dar-
zustellen, hat das Griechische verloren, da es nur noch das
durative imperfectum besitzt. Hier zeigt sich übrigens eben-
falls, dass das imperfectum nicht eine nicht-abgeschlossene hand-
lung bezeichnet, denn in (allen wie oben ixilsve, (A€tsnifä7¥§t9
ist die handlung sicher abgeschlossen; das momentane tempus
ixiJi€v(f€ konnte aber nicht eintreten, weil es nicht dieselbe
beziehung zu dem vorhergehenden ausgedrückt hätte, wie das
imperfectum. In solchen fällen bezeichnet das imperfectum
auch einen fortscbritt der handlung, aber in der weise, dass
der Zeitpunkt, an dem die handlung des imperfects eintritt,
bestimmt ist Dies ist der gebrauch des imperfects in haupt-
sätzen; sehr wichtig aber waren die alten imperfecta auch für
die nebensätze; so bedeutete iiit^e t$ eiÖB »er sagte was er er-
blickec, iXs^s ov$ ilems »er sagte, dass er lassec. Diese Ver-
wendung des imperfects ist im Griechischen selten geworden;
es setzt an ihre stelle entweder im' anschluss an die directe
rede ungenau den indic. praes. iksliE du XBin$$^ oder den Op-
tativ der indirecten rede. Der ausgedehnte gebrauch dieses
Optativs ist eine neuerung d^ griechischen spräche, an der das
Lateinische teil nimmt. Denn der optativ ist nur der modus
576 6. Mahlow,
der subjectiven aussage und in so fern in indirecter rede be-
rechtigt; im Griechischen aber wird er auch für thatsachen,
für objectiTe aussagen verwendet; doch zeigt der gebrauch des
indicatiTS daneben, dass diese ausdrucksweise der spräche noch
nicht ganz genehm war, weil sie noch fühlte, dass der optativ
für die bezeichnung von thatsachen nicht geeignet war. Der
indicativ praes. in solchem falle ist eine freiheit, die sich eine
spräche erlauben kann, der das historische praesens so ge-
läufig ist; es ist aber klar, dass zu einer zeit, als die tempus-
bedeutung noch ganz rein und starr und der indic. praes.
eben nur indic. praes. und nichts anderes war, die Terbindung
ile^€ 6u JLsmsi nur bedeuten konnte »er sagte damals, dass
er jetzt lässtc. Hier waren ihnov und iXstnov, die tempora
der gleichzeitigkeit in der Vergangenheit, einzig möglich. Man
findet das imperfectum in solchem gebrauch verhältnismassig
selten im Griechischen; in den meisten fallen, wo das imper-
fectum steht, ist die handlung desselben nicht im sinne des
subjects des hauptsatzes als thatsache gesagt, sondern im sinne
des erzählers, wie wenn wir sagen »er sagte, was er sähe; so
häufig nach ytyvdaxstv und ähnl. verben und in relativsätzen
der indirecten rede. Doch finden sich auch falle, in denen das
imperfect die handlung als gedanken des subjects angiebt, z. b.
Xen. An. 4, 3, 29 JiaQ^yysiXe . • . d$aßaivBtv , ^ ixaötog %ij¥
täi$v bIxsv, Xen. Mem. I, 1, 2 notof ixQijöatTo tsxfMiQitOj tig
ov» ivofttj^svy ebenso I, 2, 1 nsKS^ijvai t^vaq^ mq d$iipd'stQ89f
(Kühner II § 550, 3, a und c und 594, anm. 1). Meistenteils
tritt hier der optativ ein, während es ursprunglich keinen unter-
schied machte, ob eine thatsache vom Standpunkte des er-
zählers oder des subjects des hauptsatzes dargestellt wurde.
Die gleichzeitigkeit in der zukunft muss offenbar ebenfalls
durch eine form des praesensstammes dargesteltt werden, nicht
etwa durch das futurum, da das particip praes. mit einem
futurum die gleichzeitigkeit, das part fut. aber stets eine im
Verhältnis zur haupthandlung zukünftige handlung ausdrückt
Die gleichzeitigkeit in der zukunft wurde durch den Conjunctiv
Praes. bezeichnet, durch iU/rco cj. für eine momentane, JUin«
ej. für eine durative handlung.
Wie das participium JiBinmv die gleichzeitigkeit in altoi
irei Zeiten vertritt, so war es auch ehemals mit hnmv der
; die alte bedeutung haben z. b. die zu derselben praesens»
Ueber den futurgebrauch griechischer praesentia. 577
bildung gehörigen partic. iUv^ xicov, äv^) erhalten; selbst Xtntiv
hat sie in Verbindung mit einem aorist, wo es eine gleichzeitige
handlung ausdrücken kann; sonst hat das momentane part«
praes. aoristbedeutung angenommen.
Wie das particip gilt der Infinitiv für alle drei zelten;
XsinetVj XmsXv sind nicht Infinitive der gegenwart, sondern der
gleichzeitigkeit. Auch XmsXv hat in gewissen fallen die un-
ursprüngliche aoristbedeutung.
Der gleichzeitigkeit stehen gegenüber vergangene und fol-
gende zeit. Wie jede der drei Zeiten, Vergangenheit, gegenwart
und Zukunft, ihre formen der gleichzeitigkeit hat, so auch der
Vergangenheit und Zukunft. Für die auf die gegenwart bezogene
Vergangenheit ist das momentane tempus der Aorist, d. h.
der mit s gebildete aorist. Denn iXmov und iXetipa sind ur-
sprünglich zwei vollständig verschiedene tempora, beide mit
momentaner bedeutung; iXsupa bezeichnet eine in der gegen-
wart vergangene, iXmov eine in der Vergangenheit gleichzeitige
handlung. irgsipa xa$ ihnov also bezeichnete nur zwei gleich-
zeitige handlungen, itgetf/a xa$ iXB$ipa erstens zwei auf einander
folgende handlungen, dann aber auch zwei gleichzeitige, deren
gegenseitiges Verhältnis nicht berücksichtigt wird, sondern die
bloss in beziehung zur gegenwart gesetzt werden. Dieser um-
stand veranlasste aber, dass die grundbedeutung von ihnov
allmählich zurücktrat und dass es mit iXs$ipa verwechselt
wurde; so kam es, dass das momentane imperfectum die aorist-
bedeutung annahm und nicht mehr allein eine in der Vergangen-
heit gleichzeitige, sondern auch jede vergangene momentane
handlung bezeichnete, so dass die spräche die fahigkeit, eine
gleichzeitige momentane handlung der Vergangenheit scharf aus-
zudrücken, verlor. Daher finden wir auch öfter das griechische
imperfectum, wo man ein momentanes tempus erwartet; die
spräche musste zum durativen tempus greifen, weil sie kein
momentanes hatte, das dem bedürfnis entsprach, eine gleich-
zeitige handlung auszudrücken. Dies wäre aber nicht möglich
gewesen, wenn das imperfect eine entschieden nicht-abgeschlos-
sene handlung bezeichnete.
Die Vermischung von IXtnov und iXsupa hat tiefer gehende
folgen gehabt; nicht nur, dass das participium X^naiv die be-
>) Ausser diesem in mehreren sprachen erhaltenen particip (lat. sons
u. s. w.) noch got. sai opt = sijai von derselben praesensbildung.
578 G' Mablow,
deutung von Xsiipag angenommen hat, dass Xinslv^ Xinw^ Xinotfit
unter umständen aoristisch gebraucht werden, umgekehrt haben
modi und infinitiv von eXsupa gewisse functionen übernommen,
die ihnen ursprüngh'ch nicht zukamen; dabei hat der aorist
sogar einen neuen imperativ entwickelt, der die bedeutung des
Imperativs des momentanen praesens bekommen hat.
Ich muss an dieser stelle auf einen allgemein verbreiteten
irrtum aufmerksam machen. Eine in der griechischen syntax
bekannte regel sagt, dass der aorist im unterschied vom imper-
fectum den anfang, das eintreten einer handlung bezeichne,
also €(Jxov »erhielt«, lav^v »trat hin«. Man könnte diese be-
deutung für eine eigentümlichkeit des aorists halten, während
es in der that ein mangel der deutschen spräche ist. Wir
haben nur wenige echte momentane verba und können vor
allen dingen nicht momentane und durative handlung an einem
verbum ausdrücken. Nun haben wir uns gewöhnt, den
griechischen verben durative grundbedeutung zugeben; das ist
durchaus falsch. Die würzet ctä bedeutet gar nicht unser
»stehen«, sondern die durativen formen der würzet haben diese
bedeutung, die momentanen können wir meistens nicht mit
»stehen« übersetzen, eher mit »sich stellen«. Dass die alte
spräche für beides eine würzet hatte, ist eben ihr Vorzug,
SaTiiv ist eine abgeschlossene handlung des Stehens; dass auf
diese handlung weiteres stehen folgt, wird durch latfv selbst
nicht ausgedrückt, sondern ergiebt sich aus dem Zusammen-
hang; itrvtjv kann auch gesagt werden, wenn derjenige, der
sich hinstellt, sofort umfallt. Wenn wir also deswegen, weil
wir latfjv durch »ich trat hin« übersetzen, dem aorist die be-
deutung des eintretens in die handlung des Stehens geben, so
lassen wir uns durch von aussen zukommende umstände tauschen,
wie oben beim perfect, und da iatijp auch »ich blieb stehen,
stand still« bedeutet, könnte man mit demselben rechte sagen,
es bezeichne den abschluss einer bewegung. Dass Itfrfy nicht
mehr »ich stand« bedeutet, d. h. eine längere handlung des
Stehens als abgeschlossen, liegt daran, dass auch das praesens
tifrafbat nicht mehr »stehen« bedeutet; doch teilt z. b. tsx^viu
die beschränkte bedeutung des indicativs nicht. Femer iiS%ov
ist nicht »ich fing an zu haben« ; dies kommt nur heraus, wenn
wir dem verbum ixta die bedeutung »haben« geben, die die
Wurzel nur in ihren durativen formen hatte. Wie unser
Ueber den futurgebrauch griechischer praesentia. 579
»erhielt« eine vollkommen abgeschlossene handlung bezeichnet,
auf die das behalten folgt, wie auf jede handlung ein zustand,
so auch its%ov; tax^v »ich erhielt« bedeutet eine abgeschlossene
handlung wie €(iyoy »ich hatte«, nur dass jene von kürzerer
dauer ist; in keinem von beiden fällen wird durch die verbal-
form selbst ausgedrückt, welches der auf die abgeschlossene
handlung folgende zustand ist. Ebenso ist es mit ^g^€ »er kam
zur regierung«; a^xw bedeutet nicht bloss »herrschen«, sondern
sowohl »erster werden« als »erster sein«, sowohl »hervortreten«
als »hervorragen«, ißaailsvas »er wurde könig« bezeichnet
eine abgeschlossene handlung des könig-seins von kurzer dauer;
man kann aber auch sagen ißaaiXsvas TQidxovra htj; in diesem
fall ist die handlung nur von längerer dauer, als im ersten;
so wenig aber wie im zweiten fall die verbalform ißaaiXevas
ausdrückt, dass das könig-sein nach den dreissig jähren zu ende
war, so wenig drückt sie im ersten aus, dass weiteres könig-
sein folgte; beides ergiebt sich aus dem Zusammenhang, nicht
aus der verbalform. Diese Vermischung der deutschen Über-
setzung der verba mit ihrer grundbedeutung hat überhaupt zu
vielen confusionen veranlassung gegeben. So heisst es, qiBvya
habe perfectbedeutung, iipvyov bezeichne das eintreten in die
handlung des fliehens; dabei geht man für {pevycß von der mo-
mentanen grundbedeutung »entfliehen« aus, für sifvyov von der
durativen »fliehen«. In der that ist (petfyt» sowohl momentan
als durativ, und €q>vyov und Iffsvyov teilen sich in die bedeu-
tungen, die das praesens hat. Es mag rein durative wurzeln
gegeben haben, vielleicht xs$fAai, ^fAa$ (mit fester betonung, also
nicht zur klasse eifii); diese konnten dann aber keine momen-
tanen formen bilden. Umgekehrt geben wir auch griechischen
Verben momentane grundbedeutung; die folge ist, dass wir dann
das praesens mit dem perfectum übersetzen müssen, wie »ich
habe« gleich »ich habe erhalten« ist; so ist es mit ffsvyeiv^
vtxävj xgaretv^ ^ttäcd-ai, d3UtfxBa&a$, nvvd^dvsöd'aij fAavd^dv8$r
u. s. w. und besonders mit ijyutv und ofx«<^*a*« Man irrt sehr,
wenn man hier dem griechischen praesens eine eigentümliche
bedeutung zuschreibt; die doppelte bedeutung, die nxdS, xgatß
hat, ist dieselbe, die auch ägxoo hat; ^qx^ *®r ^^r herrscher«
unterscheidet sich von ^q^€ »er gewann die herrschaft« ganz
genau so wie ixqdxs* »er war überlegen« von ixgaTfiae »er
gewann die Überlegenheit«. Wenn ein verbum aorist und im-
580 6- Mahlow,
perfectum nicht unterscheidet, so tritt dieselbe doppelung der
bedeutung ein wie im praesens; ndq^ax^ ist nicht nor »er ist
anwesend«, sondern auch »er erscheint«, naQ^y sowohl >er
war da« als »er kam hin, trat auf«.
Endlich ist noch ein wichtiger umstand in betrachi zo
ziehen, der uns an der richtigen erkenntnis der bedeutung der
griechischen verbalformen hindert. Eine grosse zahl unserer
verba ist resultativ, d. h. drückt auch das resultat der band-
lung aus, die bei intransitiven am subject, bei transitiven am
object erfolgt ist ; z. b. »tötenc bezeichnet nicht allein die band-
lung des subjects, sondern auch den erfolg der bandlung am
object; »ich tötetec setzt immer ein getötetes object voraus.
Die verba der älteren spräche, auch des Griechischen, sind aber
durchaus nicht resultativ; die griechischen verba können es
durch composition werden, besonders mit xava-j äno^] doch
ist auch hier die resultative bedeutung nicht notwendig, sondern
nur üblich. Zwischen xrtivo) und »töten« ist also ein bedeu-
tender unterschied, der nämlich, dass xtshw einzig und allein
die bandlung des subjects ausdrückt, nicht aber den erfolg der
bandlung am object; die grundbedeutung von nBlvto ist also
»das thun, was zum töten eines andern gehört«. Waui
IxTBtva in den meisten fallen »ich tötetec bedeutet, so babm
wir wieder den fall, dass der Zusammenhang der verbalform
eine bedeutung giebt, die sie an und für sich nicht hat; denn
dass sie dieselbe nicht hat, beweisen die falle, in denen im%$pa
nicht »ich tötete« ist, sondern »ich versuchte zu töten«. Es ist
bekannt, dass im Griechischen praesens, imperfectum und aorist
auch den ausgeführten versuch einer bandlung ausdrücken
können; für das perfectum sind keine beispiele bekannt, doch
kann es bei diesem nicht anders gewesen sein. Dass sowohl
imperfectum als aorist diese bedeutung haben, beweist, dass es
sich nicht um eine eigentümlichkeit der verbalform handelt,
sondern der wurzel. Grade bei x%tiv(o ist der unterschied des
Griechischen und Deutschen am meisten einleuchtend; beispiele
für xweivw und ixts^va vgl. bei Kühner II § 382, 6 und § 386,
12, dazu Her. I, 109 t^g vSv %ov vlov xt$ivs$ d$^ ifisv auf
Eyros bezüglich, Soph. Oed. Gol. 993 sS %tq üb xvsiyot, nivcga
nvv&dvo^ ar . . . . ^ tlvo$ av Bvd'iwq; in allen fallen bezeichnet
xwsivsiv die bandlung des subjects, die aber am object wir-
kungslos bleibt Man muss sich also hüten den abschluss
üeber den fuiurgebrauch griechischer praesenUa. 581
einer Handlung mit dem erfolg zu verwechseln ^ wenn man
eine griechische momentane form durch eine deutsche resul*
tative übersetzt; gxTs$va ist momentan, aber nicht resultativ.
Ein andres klares beispiel giebt das verhum ß^äCeada»; grund-
bedeutung ist »gewalt anwenden«; ob die gewalt mit erfolg
angewendet wird oder nicht, drückt ß$äisif&a$ selbst nicht aus.
Wir können ß^d^ead^m in der regel mit s^zwingen« übersetzen;
da aber »zwingen« resultativ ist, so ist in manchen fällen, in
denen die handlung des gewalt anwendenden subjects am ob-
ject erfolglos bleibt, die Umschreibung mit versuchen nötig;
vgl. das imperfectum Xen. An. 1, 3, 1 KlSaQxog tovg avtov
(ftgaTidvag iß$dievo iSva$j und den aorist Thuc. 7, 79, 1
ißtdaavTo TTQog tov Xoq>ov il&sXv; in beiden fallen misslingt
die anwendung der gewalt. Aehnlich besonders d^dovai »geben,
was nicht angenommen wird«, nsid-s^v »zu überreden ver-
suchen«, dovXov(f&aij iXsvd-sQovv »an die Unterjochung, be-
freiung gehen« u. s. w. ; ebenso ist fprystp nicht notwendig
»entfliehen«, yrtSva^ »erkennen« u. s. w. In manchen fällen
wird die resultative mit der momentanen handlung zusammen-
fallen ; €&avov muss resultativ sein, da das subject naturgemäss
tot ist, wenn die handlung des Sterbens abgeschlossen ist; aber
in i&vt^axov zeigt sich, dass die wurzel doch nicht resultativ
ist, da es sich auch findet, wenn es nicht zum sterben ge-
kommen ist. Alles dies sind also punkte, die man berück-
sichtigen muss, wenn man nicht eine verkehrte Vorstellung von
dem Wesen des griechischen aorists bekommen will.
Ich komme nun zu dem durativen tempus der vergangen-
heil. Für dieses haben wir den perfectstamm. Das Per-
fectum bezeichnet also die durative Vergangenheit auf die
gegenwart bezc^en und zwar in eigentümlicher weise; nämlich
die handlung wird als in der Vergangenheit geschehen, aber in
der gegenwart noch fortdauernd bezeichnet: Xilo$na »ich habe
gelassen und lasse noch«, Stfvijxa »ich habe gestanden und
stehe noch«, nSno^S^a »ich habe vertraut und vertraue noch«,
oder vom eintritt der handlung an gerechnet, wie man tffti^xa
auch auffassen kann »ich habe mich gestellt und stehe noch«,
ts&dQfftjxa »ich habe mut gefasst und habe mut«, tsvcXsvtiixs
»er hat geendigt und ist zu ende« (denn tsXsvtSv heisst so-
wohl »ein ende nehmen« als »ein ende haben«), v€v6fA$xa »ich
habe in gebrauch genommen und brauche« (daher oft mit
582 <^. Mahl<m,
naQcly dno) u. s. w. Da also der indicativ des perfects nicht
rein der Vergangenheit angehört; hat er auch nicht das augmenL
Man sieht, dass dies perfectum nicht das gegenstück zum aorist
ist; es fehlt hier noch ein tempus. Das griechische perfectum
hat in der that noch eine andere bedeutung, als die eben an-
gegebene, diejenige, die ich oben in ihrem Verhältnis zum aorist
besprochen habe; es bezeichnet noch eine durative handlung
der Vergangenheit, die nicht bis in die gegenwart dauert;
zwischen diesen beiden bedeutungen ist also ein grosser unter-
schied. Ist es nun denkbar, dass schon die Ursprache zwei so
verschiedene tempora, wie die beiden arten des griechischen
perfects, bei ihrem sonstigen überfluss an formen durch dieselbe
tempusform ausgedrückt hat? Ich glaube nicht, besonders da
das zweite tempus als reines tempus der Vergangenheit das
augment beansprucht. Nun findet sich in der that eine tempus-
form, die bisher ganz übersehen ist, nämlich der thematisch
flectierte perfectstamm. Vom indicativ haben wir im Griechischen
nur wenig formen; es sind ifiifjiiixov, ininXtjYov^ iniquvxov
Curtius Verb. II 2 24 f. 256, vielleicht auch «(rriyr« 191 ; dazu
gehört der übliche conjunctiv des griechischen perfects und
der Optativ, XsXoinfo, XeloinoiiAi, auch der imperativ kkXoins^)^
ferner das participium XsXoinav, der Infinitiv XeXoinstv, beide
mit ausnähme von xsxX^yoiTsg nur dem Aeolischen und Do-
rischen eigen, Curtius Verb. II ^ 201 f. Es wäre sehr ver-
kehrt, diese formen aus Übergang in die thematische flexion
erklären zu wollen, wie etwa die dorischen formen des indi-
cativs, die bei einigen verben nachweisbar sind; denn warum
ist das perfectum nicht wie der aorist behandelt? und auch
nicht wie 016a? Dazu kommt, dass entsprechende formen im
vedischen Sanskrit häufig genug sind; vgl. asasvajat u. a.
Whitney gramm. § 820. Sie werden mit detn reduplicierten
aorist zusammengeworfen, von dem sie sich durch wurzelvocal
und betonung streng unterscheiden. Ich will dieses tempus
einfach als das Praeteritum bezeichnen. Ich behaupte, dass
das perfectum XsXoma in der Ursprache nur die zuerst charak-
terisierte bedeutung gehabt hat, dass ihm für die reine ver^
^) liXotni kann sich urspr. nur auf die Zukunft bezo{pen haben: »habe
dann gelassene; ebenso Iflipoy, Einen imperativ für die gegenwart hatte
aber das perfectum; tmad^ heisst »bleib stehenc zu einem stehenden
gesagt, eigentlidi »stehe wie du gestanden hast«.
Ueber den futurgebrauch gritchischer praeseniia« 583
gangenheit gegenüber dem momentanen aorist iJLst^a das
durative praeteritum iXsXomov zur seite stand, das erst bei
schwächer werdendem gefuhl für genaue Unterscheidung der
zelten durch das perfectum verdrängt ist. Es wird sich später
zeigen, wodurch diese ansieht, dass zwei durative tempora der
Vergangenheit anzusetzen sind, unterstützt wird. Der aorist
also bezeichnet eine handlung der Vergangenheit als ab-
geschlossen, das praeteritum hebt nur die handlung selbst hervor
und lässt es unbestimmt, dass sie abgeschlossen ist; aorist und
praeteritum verhalten sich genau zu einander wie die beiden
imperfecta, wie ihnov zu ils^nov.
Ich habe also drei formen der vergangenen zeit aufgestellt,
s-aorist, praeteritum, perfectum, deren indicative die Vergangen-
heit in beziehung zur gegenwart ausdrücken. Es fragt sich
nun, welche gestalt diese drei formen annahmen, um das Ver-
hältnis von Vergangenheit zu Vergangenheit zu bezeichnen.
Klar ist es bei der dritten form; das Plusquamperfectum
iXsloma verhält sich zu ilsmov wie XeXoma zu X$m(o; es hat
das augment im unterschied vom perfectum, weil es die reine
Vergangenheit ausdrückt Hier zeigt sich nun, dass neben dem
perfectum noch ein anderes tempus der Vergangenheit anzu-
nehmen ist, abgesehen von den inneren gründen^ die dafür
vorliegen; denn die form, die dem praeteritum für die Ver-
gangenheit entspricht, ist vorhanden; es ist das Plusquam-
praeteritum iXsXotnea, das im Griechischen übliche plus-
quamperfectum. Es hat zu einer erweiterung des Stammes ge-
griffen werden müssen, weil iXsXomov schon das augment hatte.
Die form iXsXomea ist nicht bloss im Griechischen, sondern
auch im Lateinischen gebräuchlich (liqueram)^ und im vedischen
Sanskrit nachweisbar; denn hierher gehören dbubhöjis, arirecit
u. a. Whitney § 819. Als im Griechischen das plusquamprae-
teritum an stelle des plusquamperfects trat, ist auch ißs$dea
^dea für ißOidu gebildet; ebenso sliuiiv. Ein aorist konnte
die bedeutung, die ^dsa hat, niemals bekommen. Der voca-
lismus von ißstdta ist wahrscheinlich der ältere und iX§Xoin€a
jünger ; denn dass das €$ dem perfectstamme angehört, beweist
der conjunct. sXdofAsr sidtte von oida gegenüber n§7ioi^of$BP,
Es ist bekannt, dass der griechische aorist sehr häufig die
bedeutung unseres plusquamperfects hat^), sowohl in haupt-
*) Es ist natürlich falsch, zu sagen, der aorbt trete im Griechischea
584 ^' Mahlow,
als in nebensätzen. Man wird, wenn man in der syntax allein
vom Griechischen ausgeht, geneigt sein, diesen gebrauch für
altertumlich zu halten; in der that ist es aber ein entschie-
dener mangel, dass dem Griechischen ein tempus fehlt, das die
Vergangenheit einer momentanen handlung in der Vergangenheit
ausdruckt. Das Griechische kommt selbst in nebensätzen mit
dem blossen aorist aus; doch ist zu bedenken, dass dabei die
temporalen conjunctionen das Verständnis erleichtem. Die Ur-
sprache war aber sehr arm an conjunctionen, desto reicher an
formen ; erst bei fortentwicklung der spräche übernehmen con-
junctionen und Partikeln vielfach die functionen der tempora
und modi oder unterstützen dieselben wenigstens, ähnlich wie
beim nomen praepositionen das ausdrücken, was in der Ur-
sprache allein durch casus hergestellt wurde. Die Ursprache
hatte nur unterordnende conjunctionen ohne eigene bedeutung;
derart ist noch etwa das griechische aig; aber ot£, inei^ inadii
haben schon eine viel stärker ausgeprägte eigne bedeutung. Wenn
man dies berücksichtigt, so wird man es für unwahrscheinlich
halten, dass die Ursprache mit dem aorist sowohl für das Ver-
hältnis zu gegenwart als zu Vergangenheit ausgekommen sei,
während sie für die durativen handlungen je zwei tempora
schuf, die einen die sich auf die gegenwart, die andern die sich
auf die Vergangenheit beziehen. Ich glaube also, dass die nr^
spräche ein eignes tempus besessen hat, das sich zu ils$yta
verhielt, wie iXsXotrta zu Xsloma^ oder wie iUnov zu Junm.
Wie dies tempus gebildet war, lässt sich noch sehr gut fest-
stellen, da es mehrfach erhalten ist. Wenn wir nämlich be-
denken, wie iXslomsha vom perfectstamme gebildet ist, so wird
es am nächsten liegen, das betreffende tempus, das ich ent-
sprechend den Plusquamaorist nennen will, ebenso vom
aoriststamm abzuleiten. Derart finden wir nun erstens im
Indischen ayäsisham, das, um es nicht zu übergehen, Brugman
stud. IX, 312 als analogiebildung zu ayO^, einer 3. sg. von
ajfäsam^ erklärt, also das vedische ayasisham aus der nach-
vedischen 3. sg. des ^-aorists. Dieser indischen aoristbildung
entspricht zum teil der griechische aorist, wie schon Bezsen-
berger beitr. III, 159 anm. angedeutet hat Denn wie im
far das plusquamperfect ein; beide verhalten sich zu einander, wie d»t
«orist zum perfect der Vergangenheit,
Üeber den futurgebrauch griechisclier praesenlia. ggg
futurum und im aorist vor dem $ des Stammes bald ein vocal
erscheint, bald nicht (s. "ishyämi und -syami^ -isham und samjy
so dürfen wir auch hier doppelformen annehmen, so dass also
in der einen die beiden 8 zusammenstiessen. Dass auf solche
5S- formen der griechische aorist der vocalischen verba zurück-
geht, zeigt die erhaltung des (X; denn das a des futurs kann
leicht durch den aorist erhalten sein; wäre das (X aber in
beiden tempora einfach gewesen, so konnte es unmöglich er-
halten bleiben. Sehr wichtig ist aber, dass die verba mit
kurzem vocal im stammauslaut in ihrer ältesten flexion im
futurum kein (X, im aorist <sa haben ; nämlich zum fut. ika%6oikm
aor. iyLa%s(S<sd^v j xQSfAoito ixQifjtaaaa^ iXaw ^Xatsaa, okim
üilsfSifaj xoQim ixoQSifiSa, dfjtovfAai (»/Aoo'cra, dvvw {jvvctTay Tavv(o
exdwtSfSa, Viel seltner sind futura mit c wie oXiaato, oXScw
nach analogie ihres aorists und der futura alter 5-stämme wie
tsXiacfo. Hinter langen vocalen war die Vereinfachung des s^
schon sehr früh eingetreten; deswegen ist auch hinter langem
vocal im futurum ts ausschliesslich in gebrauch bis auf spuren
in vereinzelt stehenden futurformen wie dtio)^ xsio)^ ߀£of$a$
ßiofjut$ (fut. zu faoo), x<^^9 dessen aorist auch kein a hat.
Der aorist der consonantischen wurzeln ist aber der einfache
s-aorist, der auch bei vocalischen vorkommt; denn ix^va,
€(f(fBva, ^Xsva^v sind s-aoriste; zweite aoriste sind nur B%Ba
und txfia\ da weder ein *ixava noch ein *^Xvto vorkommt,
ist diese teilung nötig.
Wie wir im Griechischen im futurum die beiden formen
mit und ohne vocal vor dem s erhalten finden, sowohl Xettpcj
als fAcvcS, so kann dies auch in dem zum aorist gewordenen
tempus mit doppeltem s der fall gewesen sein. Dass sich hinter
vocalen nur die form mit ss erhielt, ist begreiflich ; hinter con-
sonanten aber, wo das erste 8 erhalten blieb, war auch die
form möglich, die dem indischen atfasisham genau entspricht
Hierher gehören die Optative Xsi\ps$aq Xsiipets Xsiipsuiv; XbI'
tpBiag^ Isiipsts sind wie eXe^ipag, SXsups entstanden; eine ältere
3. sg. Xsiipei ist überliefert und es ist kein grund derartige
formen mit Curtius vrb. IP 293 anzuzweifeln; dazu kommen
die als aeolisch überlieferten formen lelrps^a iBiips^fAsv (wie
siiuv). Die flexion dieses Optativs ist also:
kaixpsta^ Xs^xpsiq Xslipsiag^ Xslipst XsiipBis,
XsltpstfAsy, Xslips^tSj XsltpSiav.
Zoitschrift für veigl. Sprachf. N. F. VI. 6. 40
586 (^' Hahlow,
Auf diesen optativ gebt übrigens der gewöhnliche aorist-
optativ mit a« zurück; denn wäre derselbe aus dem alten
aoristoptativ entstanden, so müsste er *3i€iifjaiiiv u. s. w. flec-
tieren. Der opt. Isiips^a ist der optativ eines indicativs ÄUt-
i/}€ha; er hatte ursprünglich Wurzelbetonung, daher schwachem^
des Optativelements auch in den starken formen in derselben
weise wie in blidreyam bhdres hhdret (ztschr. XXIV, 303). Der
accent ist in den attisch-ionischen formen nach der contraction
verschoben und dem accent des indicativs und conjunctivs gleich-
gemacht; ähnliche accentassimilationen nach contraction sind
im Griechischen ausserordentlich häufig; von Optativen z. b.
führe ich an ti&ono, nQo^&o^to, dq^iaivs, während umgekehrt
in ötdotfAsVj änodoTfisy u. s. w. der accent durch did^Ufp,
unodoifiv von der stelle, die ihm zukam, verschoben ist und
nur iniCTano^ ovano, dvva$to, neben denen keine activformen
lagen, den alten accent behalten haben. Für das frühere \ot^
handensein eines iXciipsa neben ilatpa spricht auch das dorische,
vereinzelt auch im Attischen vorkommende futurum JUi^to,
das vermittelt durch die verlornen formen des futurs und des
aorists leinsto (wie fAsvfS) ilstnea zu ihi^sa nach Xsi^/m
ilenfja neugebildet ist.
Im Lateinischen haben wir ebenfalls beide formen dieser
tempusbildung; denn dem griechischen aorist bei vocalischen
stammen entspricht latein. cj. amcLSSO, opt. atnassim, med. qj.
amassüur. Die andere form ist wie im Griechischen hinter
consonanten erhalten, cj. di-lexero, opt. lexerim, und zu diesen
gehört der indicativ Uxeram, welcher die bedeutung erhalten
hat, die ich als ursprünglich angesetzt habe; denn lexeram
verhält sich zu lexi wie legeram zu legi; lexeram ist also der
alte indogermanische plusquamaorist. Die modi lexero und
lexerim, letzteres gleich Uixpeta^ hatten ursprünglich dieselbe
bedeutung wie lexo und lexim; als aber der aorist Uxi zum
lateinischen perfectum \vurde, machten nur lexero und lexerim
diese bedeutungsveränderung mit, so dass sie eine weitere be-
deutung erhielten, als Uxo und lexim haben. Freilich wird man
sagen, lexeram u. s. w. seien analogiebildungen ; es ist eine
kleinigkeit, so etwas zu behaupten, aber eben so leicht, nach-
zuweisen, dass diese annähme nicht zulässig ist Wenn sich
ursprünglich nur legi legero legerim und lexi lexo lexim gegen-
Ueber den futurgebrauch griechischer praeseniia. 587
über gestanden hätten, so musste nach legeram *lexam gebildet
sein, nicht lexeram.
Dass die indicative des plusquamaorists und aorists im
Indischen und Griechischen zusammengefallen sind, hat seinen
grund darin, dass die kürzeren formen beider vielfach nicht zu
unterscheiden sind. s. ayos ayosta konnten sowohl zu ayilsam,
als zu altem *ayassam gehören; eXsupa war sowohl nebenform
von iXemsha als von iXsiipsha. Beim optativ kommen aber
noch andere dinge in betracht, die hier nicht zu erörtern sind;
denn im Lateinischen hat zwar der optativ aoristbedeutung,
aber nicht der indicativ. Sowohl das plusquampraeteritum als
der plusquamaorist hatten einen eignen optativ. Derselbe findet
sich bei ayäsisham noch häufig, dann in Xsixpua^ lexerim. Der
des plusquampraeteritum, lat. legerim, ist im Griechischen im
activ nur in eidsii/p und in dsdiBUi erhalten; doch zeigt schon
die neubildung eidsiifp, dass er eine zeit lang im perfectum
herrschend war neben dem thematischen optativ des praete-
ritum. Zu erkennen ist er noch an formen wie nenotd^olf/y
Curtius vrb. IP 246; diese entstanden dadurch, dass die bil-
düngen XsXoins^tiy IskoiTtSi/isv und Xsloinotfu XsXotnoifitev ver-
mischt wurden, wie ioiiip aus islijp und to$fu zusammengeflossen
ist. Im medium ist dieser optativ der einzige; denn iks^ivißfi^p
(Curtius vrb. 248) kann seinen diphthong nur nach verlust eines
h bekommen haben (vgl. Die langen vocale 52 f., wo hinzuzu-
fügen ist der conj. dor. q>iQsi, die ältere form für ipiQti^ fi wie
in '9'VQtj<f$y und die indicative tataij %i&€iy didoi neben fcx^fcr«
u. s. w. wie (fiqe^ neben g>iQfj(ft). In Pindars fis/Avaiaro ist
ai wohl als q aufzufassen, wie im aeolischen fAiftvaitfxm «&
fjtifivffiSnm } die Überlieferung ist hierin unsicher; gilt doch als
dativ von yiQag y^Q^ nicht t^Q^f ^^^ ^^^ ^Q^^ ^ erwarten
ist, wobei dative wie d^vqq offenbar den irrtum veranlasst
haben. Ob itstaiiiv, xBdvaifjv^ tsxXaifiv alte perfectoptative
sind, oder nach Itstaiiiv, fftai^v erst a$ für q, fj eingeführt ist,
mag dahingestellt bleiben; es scheint aber, als wenn der optativ
des perfects, wie der des aorists, längst verloren gegangen ist;
sonst gäbe es neben den conjunctiven sJdofAsv^ nsnoi&ofABv und
den alten aoristconjunctiven noch spuren der optative; das für
den Griechen unbequeme j des Singulars hinter consonanten
scheint veranlassung gewesen zu sein, sie aufzugeben. Ausser
den Optativen finden sich im Lateinischen die dazu neugebiideten
40*
588 C. Hählow,
conjunctive legero und lexero, atnasso, beide unursprünglich. Das
Griechische kennt nichts dergleichen bis auf sidw; dies ist aber
eine ganz junge bildung zu cidti^v nach «3 cffi/. Da Homer
nicht tidwfiav eidf^Ts, sondern nur stdofiBv iXdsxe kennt, so ist
bei ihm die betonung cidc», (^d^g^ eidf^^ €$d<a(f$ wahrscheinlich
unrichtig und eidoi u. s. w. zu betonen, wie im conjunctiv des
ersten aorists.
Ich muss noch ein paar worte über den angeblichen the-
matischen 5-aorist hinzufügen, damit es nicht etwa scheint, als
wenn darin noch eine besondere tempusbildung Torliegt. Im
Griechischen haben wir zwei klassen zu unterscheiden: erstens
alte und vereinzelte homerische, der spätem spräche ganz
fremde formen, zweitens das attisch-ionische Insaov (mit dem
gelegentlichen ixs(roy)j für das die andern dialecte insvoy
haben; vgl. Curtius vrb. n^ 308 f. Es liegt auf der band, dass
wir es hier mit zwei ganz verschiedenen dingen zu thun haben.
Ich halte insrov für älter und Snsaov unter dem einfluss des
futurs 7i€(SovfAa$ (schon Hom.) nach analogie der verba mit
liquida, &avovfAa$ id-avop^ und formen wie %sxelöd^a$ neben hexor^
fAay^BVfAa§ neben ifiad-op (a. a. o. 336) gebildet; solche futura
neben aoristen ohne a gab es in älterer zeit vermutlich mehr.
Wichtig ist, dass der stamm nst in diesem verbum sonst nicht
vorkam. Was nun die andern formen betrifft, so möchte ich
wissen, mit welchem rechte sie zu alten aoristen gemacht
werden. Der aoristische gebrauch von dvtrsto und ß^aevo be-
wiese nicht, dass es auch der form nach aoriste waren; das
partic. dva6fA€Pog mit seiner praesensbedeutung beweist viel-
mehr, dass diese annähme nicht zulässig ist. Wie die formen
zu erklären sind, weiss ich nicht; ich will nur darauf aufmerksam
machen, dass sie in einem eigentümlichen verhältm's zum fu-
turum stehen, olas liegt neben dem futurum oiaw; von der
Wurzel kommen nur noch oi(f&^tfof$a$ und oittvog vor; denn
äväiSai ist eine der unglaublichen formen, die sich in unserm
Herodot finden; der aorist iveVxa$j auch dp€V€txa$y ist bei ihm
ganz gewöhnlich. Auch otpea&s steht neben dem gebrauch-
Uchen SipoiMi, während wtpdfitiv selten und nachhomerisch ist
ß^(fsto hat die bedeutung von ß^trofim, obwohl ßaivm sonst
activ ist; die form ißijtrato ist nur als eine Umbildung von
iß^tfsro ZU betrachten; ein intransitives ißt/adf^v gab es d>enso
^enig wie itfr^ttdii^v. Vor allem aber ist dsitfeo neben cic<-
Ueber den futurgebrauch griechischer praesentia. 589
co/ticr« zu bemerken; denn äsidto kommt sonst im medimn gar
niclit vor. Ausserdem ist noch ein andrer punkt zu beräck-
sichtigen. Man hat eine wichtige form übersehen, welche ohne
zweifei ebenfalls dazu gehört; es ist dgiovro zu oQvvfj^t^ im-
perfect oder aorist, B 398 ^^ 212 neben dem futurum ogsttak
Y 140. Nimmt man dazu das homerische participium fiax^»^
IkBvog und f^axeofisvog (geschrieben fjtaxsovfjbBvog), das praesens-
bedeutung hat, wie dvtfoftevog, obwohl es zum futurum fiaxiofAa$
gehört — denn das praesens, das unendlich oft vorkommt,
heisst einzig und allein fAdxofAa$ — , so ergiebt sich, dass der
weg zur erklärung aller dieser formen anderswo zu suchen ist,
als beim s-aorist^).
Der indische sa-aorist endlich hat die eigentümlichkeit, nur
bei wurzeln auf gutturale vorzukommen. Er ist augenscheinlich
von einigen wenigen wurzeln ausgegangen. Ich glaube, dass
er bei diesen ein zweiter aorist war, also ein altes imperfectum,
und dass er gar nicht mit s gebildet ist, sondern dass das ksh
die affection der gutturale ist, die sich in ksham, akshan u. and.
findet; neben einander liegende formen wie äksh und ag, comp,
mit 'd/fksha und 'drga kommen ja vor.
Um das letzte noch einmal zusammen zu fassen, so haben
wir also zum ausdruck der vergangenen zeit drei formen, eine
momentane und zwei durative, und zwar in beziehung auf die
gegenwart aorist, praeteritum und perfectum, in beziehung auf
die Vergangenheit die drei entsprechenden plusquamtempora.
Es bleibt noch die beziehung auf die Zukunft, für welche die
Conjunctive des aorist, praeteritum und perfectum dienten;
diese drücken also eine in der Zukunft vergangene handlung
aus (fecero), während die conjunctive der praesentia die gleich-
zeitigkeit in der Zukunft bezeichneten.
Hiermit sind die verschiedenen formen für gleichzeitigkeit
und vergangene zeit besprochen; es bleibt noch die zukünftige
zeit übrig, welche durch den futurstamm ausgedrückt wird.
0 fiaxn<fofiah u. s. w. gehört zu einem denominativ von fJiaxn, vgl. dor.
/uaxaiag. Bemerkenswert ist auch das imperfect oUtaxiy T 135 zum futurum
ilita Si(3. Zu den von Gurtius a. a. o. aufgeführten formen gehört auch
dn^t<s<iov K 493; von «^li^^c konnte nur an^ifa, d. i. dfid^af'jtoy abgeleitet
werden, wozu sich dii&t<f<foy verhält wie ntXdcifSToy zu niXdCm, Vgl. dn^dim
axf^diCa dxffdiiftiog von dxtid^g.
590 G. Mahlow,
Das Verhältnis zur gegenwart bezeichnet der indicativ des
Stammes, schlechtweg das Futurum. Man siebt, dass zwischen
ksitptö und den conjunctiven Ji€$7Hö und JUnw ganz derselbe
unterschied bestand, wie zwischen iX€$ipa und iiunov einer-,
iksXomov und ilsmov andrerseits. X^tipta war die auf die
gegenwart bezogene Zukunft, wie iXsupa^ iislomop die auf die
gegenwart bezogene Vergangenheit; dagegen bezeichneten JUttm
cj. und Xsmm cj. die gleichzeitigkeit in der Zukunft, wie iimov
und iXatnov die gleichzeitigkeit in der Vergangenheit. Aehnlich
aber wie iSUttpa und iitnoy schon sehr früh zusammen gefallen
sind, so ist auch Xtttpta mit dem conjunctiv 3L€$7rm gleichbedeu-
tend geworden. In folge dessen ist z. b. im Lateinischen das
alte futunuu verloren gegangen und durch den conjunctiv er-
setzt, worauf ich zuerst Die langen vocale s. 162 aufmerksam
gemacht habe; leget ist nichts anderes als JUyfij erit ist 5. Das
Griechische hat ebenfalls beide formen vermischt; der conj.
Una aber hat, wie schon bemerkt, auch die bedeutung des
conj. aoristi angenommen, der seinerseits dadurch fähig geworden
ist, als conj. des momentanen praesens zu dienen. Doch bat
sich der conjunctiv im Griechischen als futurum bis in spätere
zeit nur in gewissen nebensätzen erhalten; in hauptsätzen nur
noch bei Homer und später in der deliberativen bedeutung.
In flnalsätzen ist der conjunctiv noch durchaus vorherrschend,
und war es immer; denn in der regel ist die ausführung einer
absieht, eine befärchtung u. s. w. an eine bestimmte zeit der
Zukunft geknüpft, was den gebrauch der conjunctive bedingte;
das futurum drückte dagegen die blosse absieht, befürchtung in
bezug auf eine zukünftige handlung aus. Also der unterschied
war ehemals der, dass ontag leinen bedeutete »damit ich dann
lassec, indem der Zeitpunkt, den ich durch »dannc ausdrücke,
irgendwie aus dem vorhergehenden bekannt war, onag Jislt/zfo
aber »damit ich überhaupt lassec ; q^oßwfiat /u^ jU/tt« »ich fürchte,
dass ich dann lassec, (poßovfAa$ ju^ X€itp(o »ich fürchte, dass ich
lassen werdec In ähnlicher weise ist zu erklären, dass nach
den verben des sorgens u. s. w., wie in^fAsXsia^at, tiximsad-a^^
fast immer onrnq mit dem futurum steht, weil nicht au^iedrückt
wird, es solle etwas in einer bestimmten zeit der Zukunft ge-
schehen, sondern es solle etwas überhaupt geschehen. Die
zweite stelle, an der der conjunctiv gebraucht wird, sind die
x>ndicionalen nebensätze; hier hat kinm in der regel die bedeor
Ueber den futurgebraiich griechischer praesentia. 591
tung des conj. aor.; der conj. Isinm dagegen ist ganz gleich*
bedeutend mit dem futurum ; erst der zutritt von äv bringt eine
bedeutungsdififerenz hervor, die aber dadurch wieder abge-
schwächt wird, dass die spräche sich gewöhnt, äv zum condi-
cionalen conjunctiv zu setzen, wo der blosse conjunctiv, der in
diesem fall nach Homer ziemlich selten ist, ausgereicht hätte.
Ich komme nun zu der tempusform, welche die zukünftige
zeit vom Standpunkte der Vergangenheit aus betrachtet aus-^
drückt. Die Verbindung tgina Isitptav kann aufgelöst werden
in xqinm xal Xeltpa; wie ist nun aber Irgsyja keiipmv in zwei
verba finita zu verwandeln? Nicht in ixQstpa x<x»JU»^i», denn
dies würde bedeuten »ich wandte und werde lassenc, d. h. in
einer von der gegenwart aus gerechneten zukunft; in hqtxpa
Xsiipwv aber ist die handlung des lassens nur zukünftig von
dem Zeitpunkte des Wendens an und kann in der gegenwart
schon ausgeführt sein. Das Griechische vermag leiip^v zu einem
tempus der Vergangenheit gesetzt nicht anders aufzulösen als
durch Umschreibung mit {(ibIU Xaltps^v; wie aber ktitpto und
lAÜJi» Xaitp^tv sich nicht ganz decken, so giebt auch I/MJIJU
Xaiips$y^ wenigstens seiner grundbedeutung nach, nicht das ver-
langte tempus wieder. Im Lateinischen entspricht dicturus crom;
denn auch dictimis sim tritt für dicam im abhängigen satz
em. Dasselbe tempus war ehemals von grosser Wichtigkeit in
abhängigen sätzen, noch mehr als ich es oben beim imperfectum
gezeigt habe. Ich gab dort als beispiele iXais 6%$ iXems und
t& eiös und sagte, dass das imperfect in solchen fallen in der
regel durch das praesens oder den optativ ersetzt werde. Wie
drückt nun das Griechische aus »er sagte, dass er lassen werdet
und »was er thun werdec? Entsprecbencl dorch den indicativ
oder den optativ futuri; über beide ist dasselbe zu sagen, wie
über den indicativ und optativ praes. in jenem falle. Das fu-
turum ist ungenau, weil es sich auf die gegenwart, nicht auf
die Vergangenheit bezieht; der optativ fut. war nicht der ge-
eignete ausdruck für eine objective aussage, und grade bei der
Zukunft sind subjective aussagen sehr selten; daher wird auch
der optativ fut. in dieser Verwendung erst in historischer zeit
gebräuchlich und kommt bei Homer nicht vor. Nicht richtig
sagt Curtius vrb. I. 8, dass der opt. fut. bei Homer überhaupt
nicht vorkomme; denn f^axio^tQ A 272 und yka^iokino A 344
sind Optative fut., wenn auch in anderer, altertümlicherer ver-
592 6- M ahlow,
Wendung, als der in späterer zeit üblichen ; sonst aber wird der
opt. fut. grade da, wo er berechtigt war, nicht gebraucht, son-
dern dafür der ind. fut. mit ay^ oder auch der conjunctiv mit
äv. Was Horaer an stelle des optativ fut. in abhängigen aus-
sagesätzen braucht, weiss ich nicht; vielleicht kommen über-
haupt keine derartigen falle vor. Möglich war jedenfalls noch
eine andere ausdrucksweise, die durch die optative des praesens
und des aorists, welche ebenso den conjunctiven entsprechen,
wie der optativ fut. dem indic. fut. Diese ausdrucksweise ist
üblich in finalsätzen, in denen der optativ fut. verhältnismässig
sehr selten ist (ausser nach verben des sorgens); vgl. ein bei-
spiel Kruger § 53, 7, 10. Diese optative finden sich bei Homer
in relativsätzen zur bezeichnung des Zweckes, wie das futurum,
vgl. Krüger IL § 53, 7, 3, wo man hinzufügen kann Soph.
Trach. 914 xqvipaiS* ifiavt^Vy h*y^a fj^^ ttg siqidok. Selbst nach
it^ finde ich diesen gebrauch des optativs bei Thuk. II, 13
nQotiyoQsvs %oXq *A&ijvaioig, Jr» ov . . . yivono »nicht werden
werdet. Diese optative stehen ebenso an stelle der alten im-
perfecta, wie in den fällen, die ich oben besprochen habe,
Sle^s Su Xeinot für älteres iks^e 6t$ iXsmev. Welches tempus
aber vertritt der optativ fut.? Darüber wird uns eine inter^
essante stelle aus Her. VII, 161 aufklärung verschaffen : ii^Qxer
^fiTv ^Cvxifiv äfsiy in$<s%a(kivoia^ dq 6 Adxwv Inavog %o$
SfAsXle las a^a$ dnoXoysvfAsvog »dass er geeignet sein werde«.
Diese ausdrucksweise entspricht also dem gebrauch des imper-
fects in ähnlichen Sätzen, den ich oben erwähnt habe; wichtig
ist aber, dass If^eliXe hier durchaus nicht die bedeutung der
absieht oder bestimmung hat; ifAelXs iasa&a$ ist futurus erat
als praeteritum zu erit; es ist das tempus der Vergangenheit,
das dem zur gegenwart gehörigen iüBta^ entspricht. Es kann
keinem zweifei unterliegen, dass die Ursprache für dieses tempus,
IfteXXov lasa&atj futtirus eram^ eine eigene einheitliche form
besass; es war dies das augmenttempus des futurstamms, das
Augmentfuturum, ilsiipov, im Indischen als condicionalis
erhalten, ähnlich wie didurus fui die stelle von dixissem ver-
treten kann. Das augmentfuturum ist also im Griechischen in
abhängigen sätzen durch den optativ fut. ersetzt, wie das
imperfectum durch den opt. praes.; vereinzelt findet sich
^uch die umschreibimg mit IfkeXlov, die im hauptsatze allein
möglich ist.
lieber den futurgebrauch griechischer praesentia. 593
Das augmentfuturum steht der Vergangenheit gegenüber
wie das futurum der gegenwart; die entsprechende form für
die Zukunft war der Conj. Fut., der im Sanskrit belegt ist
(Whitney gramm. § 938).
Hiermit ist aber die besprechung der formen der zukunft
noch nicht abgeschlossen. Da die Unterscheidung momentaner
und durativer tempora durch das ganze verbalsystem geht,
müssen consequenter weise auch zwei futura angesetzt werden.
In der that hat das Griechische in manchen fallen zwei formen.
a%fi(SO(iai ist das futurum zu iatf^v, iat^^io das zu iifrijxa;
ebenso verhält sich d'avoviia$ zu ted'P^^w; jene also sind mo-
mentan, diese durativ. Nun ist aber das s-futurum an sich
keineswegs momentan ; (fT^aofbat hat seine bedeutung erst durch
die mediale form bekommen. Wir sehen nämlich bei tata^m^
(ftvofiaty dvofAat, neid^ofiat^ (paivofAa$\i. s. w., dass ein duratives
praesens im medium ausdruck für den eintritt der handlung
werden, also die functionen eines crx-praesens übernehmen
kann; denn dvofkak verhält sich zu dvvto^ XatafAa^ zu tishthatij
fpvofAa$ zu q>v€t Z 149, wie ßdaxa zu ßaivt», fjbifjtv^Cxofiat' zu
fAvdofjiat. Der unterschied von ttftafAat laväfjiiiv und *aT^fji$
ifStfiv ist der, dass jenes das sich-stellen als geschehend, dieses
als abgeschlossen bezeichnete; da aber iöxf^v aorist geworden
ist, so vertritt laxdfMiv auch das momentane imperfectum. Aber
die durative bedeutung, die taxaiAat noch hat, tritt im futurum
nicht hervor; so wird <Jr^aofAa$ momentan. %(S%a^a$ aber hat
seine bedeutung nicht daher, dass es das medium von lattukt
»stellen € ist, sondern umgekehrt tiSti^iit, <pv(o u. s. w., von in-
transitiven wurzeln, sind erst durch den einfluss ihrer media
transitiv geworden. Wie diese eigentümliche bedeutungsent-
wickelung beim medium zu erklären ist, ist eine frage für sich;
hier genügt die thatsache, aus der es sich erklärt, warum so
viele active verba mediale futura haben. Auch wir ziehen es
vor, eine zukünftige handlung als eintretend zu bezeichnen ; wir
sagen lieber »ich werde erhalten, erfahren« als »ich werde
haben, wissenc. Ebenso fühlten die Griechen und sagten z. b.
yv(ii<fof*at, ßijfjofjtatj deren bedeutung nach (ft^(fo(jktt& zu beur-
teilen ist. Im activen futurum ist die bedeutung wie im prae-
sens schwankend; entschieden durativ aber ist das perfect-
futurum, vgl. noch Ttii^aoiia$ »ich werde zu ehren kommenc
und vBt$f^aofjka$ »ich werde in ehren seine, (f%sQ^aofAai, und
594 G. Mahlow,
iateQiiaofux$^ istif-^tjaoftai und l£X§itpofiai. Wie das perfedum
häufig als duratives praesens diente, z. b. Icx^iua^ so wurde
das perfectfuturum zum durativen futurum, indem die dem
perfectstamme inhaerierende beziehung auf die veiigangenheit
unberücksichtigt blieb. Hiernach kann es keinem zweifei unter-
liegen, das3 die Ursprache sich nicht mit dem einen futurain
beholfen hat; es fragt sich nur, ob es gelingen wird, ein zweites
noch jetzt nachzuweisen.
Nehmen wir das verbum flyvoiui^ ysp^aoiMu iysvift^v
fifova. Hiervon sind drei formen klar; was aber ist j^n^cro/ia»?
Gleichen Stammes ist Y^t^vfU^^h &b^r jungen Ursprungs; es sollte
das zu wenig passivische yi^ova ersetzen; ebenso iy^Pf^y^
Y9y^^aogAa$. Alle diese formen haben ihren stamm dem aiUen
futurum fBy^ifoiMtt entnonmien; es bleibt also nur zu erklären«
was dies ist Wenn man sagt, es komme vom stamme ]^crf-j
so ist damit nichts gewonnen; was für ein stamm ist denn
Ytvij'? Stämme des verbs sind wurzeln, tempusstamme oder
abgeleitete. Allerdings liegen primäre und abgeleitete verba
öfter neben einander, wie bei iid%oiMn giaxrjaoitas, äx^aguu
dx9icoiktu^ fnixaofux& fiififxa. So sind auch dovnim, aminte,
^pfJUtti, und manche andere formen mit f neben primären als
denominative aufzufassen. Aber dies kommt für Y§v^C0§aM^
und die meisten ähnlichen formen nicht in betracUt. Auch
wurzeln gehen auf 17 aus, wie nXti, nqtjy /^^ mit draen man
tfXfi ^ßn (äus cßtSfi) zusammen gestellt hat. Diese auffassung
hat sehr vieles gegen sich ; aber man mag sie auch annehmeni
sie würde doch nicht das f in den zweisilbigen stammen wie
t$vti' erklären. Es bleibt also nichts übrig, als dass tsvff- ein
tempusstamm ist. Es könnte als solcher praesentisch sein, und
in der that tritt das e auch im praesens auf in viäeo neben
lii^üm, medeor §A$d^ifo§$a$; sedeo, taceo, habeo und viele andere
sind jedenfalls primär. Aber im Griechischen sind solche prae*
sentia vereinzelt; so nachhomerisch iaxim, msiadi»^ sv^Im,
in$f/^$JiJofjM$ für hom. idxi» u. s. w.; wohl auch einige ältere,
wie ilxim. Alle diese praesentia sind unursprünglich; denn acmst
ist f auf die nicht- praesentischen formen beschränkt , upd so
ist es regelmässig im Litauischen, wo bei den verschiedenstea
praesensbildungen nebenstämme mit e liegen, vgl. Uhu tdcäi^
bundu budeti, aedmi sedeii, gtUju gtdeti, vgl. auch goL bami^
hamida. Femer hat das Griechisdie einen praeseoastawn uät
lieber den futurgebrauch griechischer praesentia« 59S
if in seinem zweiten aorist auf -fip; aber dass dieser eine neu-
bildung ist, ist vielfach angenommen und unschwer zu beweisen.
Ausgegangen ist er von intransitiven aoristen, wie iffav^v^
i^dQtjv. Dass ein solcher aorist sich an das medium seiner
Wurzel anschloss, beruht auf dem oben besprochenen bedeu-
tungsübergang; das Verhältnis von (paivofAa$ (fav^aofta^ i^dvi/v
nitpf^va ist dasselbe wie das von t(fxafAa§ a%ij(fO(jia$ fatipf
iatf^xa; andrerseits auch ^i<o Qv^aofAat iqqvi^v wie ßaivta j9f*
(XOjucr« B^r^v. Der i|^- aorist ist also ursprunglich rein activisch;
wäre er aber alt, dann müssten sich auch medialformen dazu
und transitive activformen mit der bedeutung des activs finden.
Er ist also eine neubildung, die nur unter bestimmten Verhält-
nissen entstanden ist und nur die darin nötigen formen ent-
wickelt haL Wie konnte aber z. b. i(pdvfjp entstehen? Es
muss sich an irgend eine form angeschlossen haben. Im engsten
zusammenhange mit diesen aoristen steht das futurum auf
'iiaofiat; beide formen müssen von anfang an zusammen ge-
hört haben, sonst hätte die spräche nie ein futurum aus dem
aoriststamme gebildet, wie sie kein passives perfectum daraus
gebildet hat. Bei manchen verben ist dies futurum allerdings
erst durch den aorist angekommen ; dass aber alle futura vom
aorist stammen, ist unbeweislich und unwahrscheinlich. Wie
hätte ii(o zum aorist iQQiSfjv kommen können ohne das futurum
^v^aofMt? ^v^aofiai aber gehört zu ^im me ysvijifoiiah a%^i$m
zu yiyvofAa$^ S%(o. Bei Homer findet sich fii^oftat und fMyf-
aofiat, daher auch iikixd-fiv und if^iy^v; es ist nicht der min-
deste grund, fAtyij^foficu aus ii^lytiv, dessen herkunft unerklärt
bleibt, abzuleiten; denn ebenso gebildet sind idfiaä, n^am,
und doppelte futura sind auch H^ und a%^am. Das futurum
zu hvnfp ist tvntija9f»ak ; dies ist aber nichts andres als das
medium von tvm^am, das durch den einfluss von tvntm ein
t bekommen hat. Stammt nun auch %vm^ai» von itvntiv?
Ebenso ist das Verhältnis von xa$Qif<fm und ixdqf^v. Ich glaube
also, dass der aorist auf -17V sich bei solchen verben entwickelt
hat, die ein futurum auf -^cxo^a« besassen, das ebenso selb-
ständig war wie ysviqaoiJbat^ fux^^ifQfAm. Zu altem (pav^aofMcu,
cß^aoikUk also wurde iipdv^v^ icßi^v neu gebildet und dem
aorist iq^va, icßeUfSa g^enüber gestellt, wie neben a%^<so^M^
^Qiipoikah saxf^v^ hgatpov gegenüber satf^aa^ Id^Qsipa standen.
Diese bildung ging dann auf transitive wurzeln über, if^iy^
596 0. Mahlow,
ZU fAty^aofiat^ itvTTfjy, wurde dadurch passivisch und trat zu-
letzt auch ein, ohne dass ein futurum auf -tiaofiat vorhanden
war. Der so entstandene verbalstamm drang zuweilen ins per-
fectum ein; vgl. dsddtjxa neben dsdadg, xBxaqfjna neben xc-
XaQiikvoq^ €Cßtixa, iqqvrixa, iatiqi^iiat ((Sxsqita (SxsqifSa^ v 262).
Das sind ausnahmen, die für die erklärung des 7 nicht in be-
tracht kommen. Eine zweite gruppe von verben hat das e
überhaupt nicht oder erst spät im praesensstamm (vgl. Curtius
verb. I. cp. 12); die grosse mehrheit derselben hat den zweiten
aorist und das i|^-futurum, wie ysp^aofAUi iysvdfiijv. Ohne andre
formen mit 17 finden sich nigdofMn 7iaQdij(fofAa$ inaqdov ni^
noQÖa, ferner nsr^aofjtat intd^fiv, igijaofAat (Hora. iiQ~) ^QOfi^y^
iöi^acä tidovj fA€dijaofia$ ifAsdofjtijp (praes. fjt^dofAat)^ inavQ^<fogAa$
infiVQOiMiv ^ oiffpQ^öOfjtat (aCipQOfxfiv; auch laxi^co/j^at ilaxoyj
vereinzelt nachhom. iXdxi^aa, md-^fSfa imt/ov, das transitiv ge-
worden ist, Tnd^fjaaq. Vom futurum ist f zuerst ins perfectum
gedrungen, der neigung der Griechen entsprechend, schwache,
d. h. vocalische perfecta zu bilden; so vereinzelt ad^xa für
lada zu dd^<f<a iadov, ferner y€yivijfAa$ für yi/ova, eaxijxa für
6%i0xa, fASfiiXfixa für fj^ifAi^Xa^ mxfjiAai für oi^^xa. So erkläre
ich auch das eine ältere stufe der Übertragung repraesentierende
ninvioxa nsntijdg mit ablaut nach fcrco i(axa^ Qijyvvfu iQQmya
iqQi^yfim, ^&og stw^a^ obwohl das futurum *ntfi(f(o nicht mehr
vorkommt ; wurzeln ^vie uXi^ haben keinen ablaut, vgl. stQfixa.
Nicht selten sind die consonantischen perfectformen ganz ver-
loren wie bei fASfid^iixa, ^cr^i^/ua«, wtpXfjxa, svQf^xa u. a.; darum
wird man aber fisfid&tixa nicht anders auffassen wollen als
aifixa. Ganz jung sind formen wie XsXdß^xa für ell^fpaj d«-
dgdfiijxa für didqo^a^ wo nur der aorist einwirkte; aber vBvi^
fAi/xa^ fASfAiv^xa sind von ivefiid^p, fievetog ausgegangen. Der
alte aorist wird auch bisweilen verdrängt, z. b. ^li^i/tfa für
^Xalxovy ixelf^adfii^v für älteres ixsxXoftijp zu x€k^aofAa$j iftiXi/tfa
neben [AifAi^Xa^ äl^ii^a zu i^^am {oleo^ vergl. x^*q4^^> vvnt^ifm)
neben odmda. Bei av^dva zeigt diese praesensbildung, dass
ein einfacher aorist einst vorhanden war; av^^ff» vgl. augeo»
Nur sehr wenig verba, diw, i&iJUo, haben gar kerne spuren
von formen ohne 17. Sehr interessant sind endlich die alter-
tümlichen neubildungen xBxadfjato^ nsnt&ijofßj n€g)id^(fofAa$ neben
HBxadüy, nsnU^slv, nBtp^diiid'm^ welche beweisen, dass die
Sprache die futura mit 9 als primäre auffasste und zum pri-
Ueber den futurgebrauch griechischer praesenila. 597
mären aorist stellte, nicht zu einem mit 17 gebildeten. Wenn
man dies alles im Zusammenhang betrachtet, so wird man zu
dem resultat kommen, dass es ehemals neben dem futurum auf
-(TCO ein primäres auf -i^coi gegeben hat, worin das 17 zum
tempuscharacter des futurstammes gehört ; die wuraelform des-
selben war die des einfachen aorists, weswegen es sich diesem
angeschlossen hat. Von diesem futurum ist das e, dass sich in
der Stammbildung primärer verba findet, ausgegangen. So
haben wir also die gesuchten zwei indogermanischen futura;
da beide im Griechischen gleichbedeutend geworden sind, lässt
sich nicht unterscheiden, welches das durative, welches das
momentane war.
Die dritte form für die Zukunft ist das Perfect futurum,
welches aussagte, dass eine schon dauernde handlung (perfectum)
weiter dauern werde ; sari^aai bedeutete also »ich werde stehen
bleiben, bestehen«. Diese bedeutung ist noch im Griechischen
vorhanden, vgl. Kruger § 53, 9, 2.
Entsprechend den conjunctiven konnten sich alle fünf im-
perative auf die Zukunft beziehen ; ausserdem gab es drei Futur-
imperative, welche einen befehl für einen unbestimmten fall
in der zukunft ausdrückten. Xsmhto und hnitcn sind von prae-
sensstämmen gebildet; dass dies unurspruglich ist, ergiebt sich
nach dem vorhergehenden von selbst Ein imperativ des per-
fectfuturs ist memento »behalte in erinnerung«, gr. fiefjtp^a&m
Xen. An. III, 2, 39.
Auf diese weise gelangen wir zu folgendem indogermanischen
Verbalsystem :
Gegenwart. Vergangenheit. Zukunft.
Ipraes.mom.AtTTft» impf. mom. iJUnou qj. praes. mom. Ai^ra»
praes. dur. iHnio impf. dur. iltmov cj. praes. dur. Ximta
Iaor. iXinj^a plquamaor. ikn%lf%ha cj. aor. lti>%ifw.
praet. ^AfXomoy plquampraet. ^^UAofTrc^a cj. praet. likom»
perf. Ukoma plquamperf. ikiloma q. perf. Itkoinm
I fut. mom. luypto augmfut. mom. iXit^f/oy cj. fut. mom. Xi$%ffoif
Zukunft, j ^^j j^jj. x^jg^fff,^ augmfut. dur. iJUnfi<foy cj. fut dur. hntieof
fut. perf. A^Aoti/zai augmfut. perf. lAcAoit^oy cj. fut. perf. XtXoitpto
Ich habe schon erwähnt, dass die conjuncüve ihre alte be-
deutung ausser in resten bei Homer in der gewöhnlichen spräche
fast nur in condicionalen und finalen nebensätzen erhalten
haben; es fragt sich nun, was ist in den übrigen nebensätzen
508 G. Mahkm,
und den hauptsätzen an ihre stelle getreten. Wir finden erstens
für den cj. perf. das perfectfuturum ; im activ, beliebig auch im
medinm resp. passiv, tritt die Umschreibung durch das particip
mit btrofiat ein, wie im lateinischen passiv. Anstatt des cj. aor.
steht das futurum des aorists, das nur durch Umschreibung ge-
bildet werden kann und sehr selten ist; in diesem fall also
zieht das Griechische die ausdrucksweise durch den perfectstamm
vor, wie auch das plusquamperfectura ziemlich beliebt ist, wäh*
rend das perfectum selbst vor dem aorist zurücktritt Beispiele
dieses futurum bei Kühner II. § 388, anm. 3, Krüger § 53, 9, 1,
z« b. dyt&dovg last , diaqtyytiy l(r§(J&a& (Her. VII. 194). Aber
an stelle beider futura werden auch häufig die indicative des
perfects und des aorists gebraucht, wenn aus dem Zusammen-
hang hervorgeht, dass sich die handlungen auf die zukunft be-
ziehen. Ein bedeutungsunterschied ist aber nicht vorhanden
zwischen den beiden indicativen und den futurformen; das per-
fectum bezeichnet durchaus nicht das eintreten einer zukünftigen
bandlung mit mehr Sicherheit als das perfectfuturum; beim
aorist ist von dieser Sicherheit des eintretens überhaupt nichts
zu merken; beide indicative haben genau dieselbe bedeutung,
die sie sonst haben, nur dass die handlungen, die sie aus-
drücken, nicht in beziehung zur gegenwart, sondern zur zukunft
gebracht werden; sie vertreten also die conjunctive und der
aorist steht für den conjunctiv des aorists, wie er auch für den
plusquamaorist gebraucht wird. Das perfectum finden wir in
f&llen wie Xen. An. 1, 8, 12 xav tovto v#xai/t4cv, ndyd*^ ^fktp
nenoU/zaky vgl. Plat Rep. 506 A ^ nohtsia reXi(oq xexoiffAJlffstatj
iäv avt^v imaKonfi q>vXai 6 rovtosv i7i$iftijfu»v; andere bei-
spiele für das perfect bei Kühner II. § 384, 4, auch Krüger
§ 53, 3, 4. Dem gegenüber steht der gebrauch des aorists, z. b.
Thuk. 6v 80, 2 et o na&tiv ifq>ai^(f6ta$ xcU 6 x^ünaiv neQi-
tffratj tl äXlo ^ toXq fAkv ovx ^fivraTs, Toig di ovx ixmXvffats,
Weder ist hier die rede »lebhaftere als gewöhnlich, noch be-
zeichnen die aoriste etwas, das »unausbleiblich« eingetreten
sein musstc, sondern sie stellen ganz einfach die handlung in
demselben Verhältnis zur zukunft dar, wie sonst zur gegenwart ;
der indicativ war die einzig mögliche ausdrucksweise, da der
coiyunctiv im hauptsatz nicht mehr gebräuchlich war. Ein
sehr klares beispiel findet sich Her. VIIL 102 oi yotf aoi ioSlQ$
naxBQfdiSavvo (vo tQfy) »deine sclaven werden ed aufgeführt
Ueber den futürgebraudi griechischer praesentia. g99
haben«, wo Verhältnisse der zuklinft ebenso ruhig dargestellt
werden, wie sonst die der Vergangenheit. Einige beispiele bringt
auch Kühner II, § 386, 11.
In dieser weise regelt sich die Vertretung fi5r die conjunc*
tive der tempora der Vergangenheit; wie wird aber der con^
junctiv des praesens ersetzt? Erstens tritt dafür, wie in jenen
fällen, eine futurform ein, nämlich das einfache futurum ; dabei
macht sich aber ein misstand geltend : das futurum ist nicht im
stände, die gleichzeitigkeit auszudrücken. In den meisten ßLllen
wird darauf nichts ankommen und das futurum ohne schaden
gebraucht werden können; da es der spräche aber zuweilen
darauf ankam, ^inen schärferen ausdruck für das zu haben,
was früher der con junctiv bezeichnet hatte, so blieb ihr nichts
übrig, als der indicativ des praesens, den sie denn auch
wählte. Das praesens mit futurbedeutung ist also rein temporal
aufzufassen, wie das perfectum und der aorist. Es bezeichnet
weder etwas, das »unausbleiblich« eintreten wird, ^vie Krüger
§ 53, 3, 4 und in seinen erklärungen der stellen annimmt; denn
diese erklärung passt überhaupt nur in einigen fällen, und dann
bleibt es unven^ndlich, warum niemals flyverai unmittelbar
»es wird unausbleiblich geschehen« bedeutet. Ebenso wenig ist
es aber richtig, dass das praesens »die zukunft mit lebhaflig'-
keit praecipirt« Krüger § 53, 1, 8, Kühner II. § 382, 5 und so
in der regel die erklärer der stellen; wäre dies der fall, so
würde ebenfalls das praesens beliebig für das futurum eintreten
können, was durchaus nicht geschieht; ausserdem kommt das
praesens häufig genug vor, wo von lebfaaftigkeit nichts zu
m^ken ist. Ich kenne nur eine stelle, in der allerdings hand-^
lungen der zukunft wie gegenwärtige dargestdit werden ; es ist
das Orakel bei Her. VII. 140 ; das ist aber auch ein ganz be-
sonderer fall, weil eine seherin im zustand der geistigen Ver-
wirrung wohl die zukunft vor sich zu sehen glauben kann.
Hier entspricht der gebrauch des praesens der Verwendung des^
selben für die Vergangenheit, dan historischen praesens; denn
dies erklärt sich so, dass man erlebtes oder wenigstens genau
bekanntes wie auf einem bilde vor sich sieht und als gegen-
wärtig schildert, eine ausdrucks weise , die durch die litteratur
dann zu einer kunstform wird; um aber die zukunft ebenso
auCnifassen, dazu muss man seherin sein. Griechisdie Schrift-
steller und redner also, die sich nicht in orakeln ausdrücken^
COO 6. Mahlow,
können nicht das praesens schlechtweg als futuram gebraueben
und thun es auch nicht; selbst die in ruhigen Worten abge-
fassten orakel machen keine ausnähme von der regel. Das
praesens nimmt als form der zukunft ganz dieselbe stelle ein,
wie das imperfectum als form der Vergangenheit; ebensowenig
wie das imperfectum beliebig den aorist vertritt, kann das
praesens ohne weiteres an stelle des futurs gebraucht werden;
es müssen vielmehr dieselben bedingungen erfüllt werden wie
beim imperfectum; es muss also in irgend einer weise ein Zeit-
punkt der Zukunft festgestellt sein, an dem, d. h. mit dem
gleichzeitig, die handlung des praesens vor sich geht, und so
steht das praesens an der stelle, an der ehemals der conjunctiv
gestanden hat. Das klarste beispiel hierfür giebt Thuk. VL 91
st avxfj ^ noX&g k^tp&fitSBxat^ txsta^ xai 17 nd<fa 2$x€l£a; das
praesens ist hier des präcisen ausdrucks wegen gewählt; denn
es ist gemeint, dass gleichzeitig mit der einnähme von Sy-
rakus auch ganz Sicilien im besitz der Athener sei. i^evcu
würde dem satz einen andern sinn geben, da es die gleich-
zeitigkeit, auf die es hier grade ankommt, nicht ausdrückt; der
besitz Siciliens würde damit als eine spätere folge der einnähme
von Syrakus dargestellt. Ebenso ist IV. 95 aufzufassen: ip
yaQ nfj Tovvoüv 6 äydr iaxar xai ^v v^xfjCvaiuVy iv ik$q t^XS
%^vds TS nQogxtäifd'S xai insivfiv fidXlov ilsv9sQ0VT6 und
I. 121, 3 fi$^ vixy äXiaxovratj wo die Wörter fidxfi und Wacjf
den Zeitpunkt, mit dem die durch die praesentia ausgedrückten
handlungen gleichzeitig sind, angeben. III. 58 findet sich das
praesens iQtjfjkovts mit dovXciasrs und dg)a$Q^(fsa&s coordiniert,
damit nicht durch die auf einander folgenden futura der an-
schein erregt würde, als wenn sie auch auf einander folgende
handlungen bezeichneten, während dieselben in der that mit
der erfüllung der bedingung (si xtsvslts) gleichzeitig sind; das
praesens ist also schärfer als die futura. Bemerkenswert ist
auch die von Kühner II. § 382, 5 angeführte stelle Eur. And.
381 ^v 9dvfj^ ai, naXq 06^ ixfpsvyst fAoqov' Cov J' ad 9sJüav6^q
xa%9avsXv topos xvspdS »mit deinem tode entgeht er seinem
geschick; da du aber nicht sterben willst, so werde 'ich ihn
töten« ; hier ist der unterschied zwischen dem praesens und dem
futurum besonders klar; die erste handlung ist gewiss nicht
lebhafter aufgefasst als die zweite; die Verschiedenheit beruht
jtllein in der zeit In dem orakel Her. VIII. 77 folgt auf futura
Üeber den futurgebrauch griechischer praesentia. 60i
im bedingungssatz, äXV oxav Ysq>vQ()iifaa$ — <fß{<fifs& — ffvfA"
fAi^szai, — (foivi^et, das praesens im nachsalze, nachdem das
vorhergehende durch tote zusammengefasst ist, tot iXeiS^sQoy
^fAUQ KQovidfig iTidyst »dann ist der tag der freiheit dac. Mehr
beispiele a. a, o. Sogar hinter fAij findet sich das praesens in
dieser weise bei Xen. Hell. 1, 6, 32: 17 2näQtfi ovöiv fjt^
xdxiov oix€tta& avtov dnod-avovtog; das particip, »nach seinem
tode«, bestimmt den Zeitpunkt für die handlung des otxsXta$\
das futurum wäre auch richtig, das praesens ist aber gewählter
und bringt beide handlungen in einen engen Zusammenhang,
wie die imperfecta in der erzählung; das praesens bezeichnet,
was unmittelbar mit erfolgtem tode eintritt, das futurum nur,
was in beliebiger zeit nach dem tode eintritt. Auch ein zeit-
adverb giebt die berechtigung zum gebrauch des praesens, wofür
beispiele bei Krüger II. § 53, 1, 1.
Man wird vielleicht glauben, dass dies praesens doch nur
in seltnen fällen gebraucht wird, wenn der schriftsteiler seinem
ausdruck eine besondere färbung geben will. Dass es nicht
häufig ist, liegt in der natur der sache; denn genaue Zeit-
bestimmungen, wie sie für die Vergangenheit sehr notwendig
sind, sind für die zukunft meistenteils entbehrlich. Dennoch
kommt das praesens noch oft genug vor, bei Herodot fast in
jeder rede ; ich habe im folgenden eine reihe von beispielen zu-
sammengestellt, aus der man sich überzeugen kann, wie mannich-
faltig und dem gebrauch des imperfects vollkommen entsprechend
die anwendung des praesens im sinne der zukunft ist; wir
finden es in nebensätzen, um gleichzeitigkeit mit der haupt-
handlung auszudrücken, in hauptsätzen im anschluss an con-
dicionalsätze oder participia, endlich auch bei Zeitbestimmungen.
Immer ist in irgend einer weise der Zeitpunkt, während dessen
eine handlung geschieht oder an dem sie eintritt, bestimmt;
unmittelbar für das futurum kann das praesens nie gebraucht
werden; daher steht es nie in condicionalsätzen. Die bei-
spiele aus Herodot sind:
I. 109 81 id-sl^Cet dvaß^vat ^ tVQavvig, äXXo t$ ^ i,€in€ta$
to iv&€Vt€V ifAol x$vdvv(ov 6 (jiiY$atog.
I. 120 xsivtag yaQ ällotQtovtai ig tov natda nsQuoviSa
(V ^QXV ^^^ W^^^ dovlovfAB&ä te xal löyov or-
dsvog Yiv6fA€&a,
Zoitschrift für veigl. Sprachf. N. F. VI. 6. 41
60S Ct. MahloW,
I. 124 ^y TS syoi) dnods^d-idu <JiQavfiY6g, Icrr» to#, td ifv
ßovXsat,
I. 126 ßovXo(iivo$(f$ ifiio nsiS-sd^a^ e(ftt tddsj f*^ ßovXo-
nivoKSh dh €t(Sl vfitv 7t6vo$,
I. 207 iaaoD&slg fikv TtQoganokXvsig näaav t^v cIqxi}'^'
vixwv dk ov ViX(fg; femer xstvot tdoficvot dyad'd
noXXä TQiipovral ts nqog avrä xal fjfATv td ivQ-svvsv
Xsinstai x. r. X,
in. 85 (Sg T^g iniovcf^g ^fJtiQijg o dycov ^/ufv Itfri.
m. 155 ^v (ifi rdSv (fcSv de^dtj, atgiofAsv BaßvXäva (aber
V. 43 oXxexo XQfjfSo^svog^ ei aiQht^ in ^v (friXXstas
X^Qf^v' ^ dh Ilv^iti oi XQ^ aig^astv und VI. 82 ji*a-
d^sVv di, oti ovx alqis^ to "Aqyog ist alqht histo-
risches praesens).
V. 111 fjv xaTiXtjg ävdqa (fTQatfiyov, iiiya to$ yiv€Ta$.
VII. 8 (pQOVTi^aiv eigicxco a^a fiiv xvdog TtQogytvofABVOVj
äfAa de r/cTiv ytvofiivi^v (nämlich si %^v 'EXXdda
xavaifTQsifjofAsd^a) ' ferner nvv&dvofjiat äds sxetVj
id^vog ovöhv vnoXsinsdd^ai^ to ol6v rs i(fTa$..,,
Tovxcnv vne^aQaiQi^fAipcov,
VII. 10 i^v Xv(S(aai t^v yicpvQav^ tovto 6^ yiv€Ta$ ds$v6v;
ferner orcrv to» doxir^, nqoayvQsvB^ rd to» doxis$
slvai^ aQiaza; und aiQatiiXdTss avtog <fv intXel^afiB'
vog TS ävÖQag, Tovg id^iXsig, xal Xaßcov (ftQaTi^v,
ox6(f^v Tivd ßovXsat; aber darauf im condicional-
satze sl dk ovx id-sXiji^stg.
VII. 49 f^v nXsvvag üvXXS^ijg, tcc ovo to» noXXtS It» noXsfAUi'
Tsga ylvsTat; und ei x^iXe^ (jetzt will) to» fn/iiv
dvTi^oov xaxaaTfjvai^ Tocoitip to» yive%a& noiU-
fAtwTiQiiy oaip av nQoßaivrig.
VII. 51 ^v J^ncüvratj dst ddixWTatovg yivs<f&a$ ^ diwaiQtd"
Tovg' ddixiaTUTOk (liy vvv ytvofisvot ovdiv xigdog 9M^
TiQogßdXXovtft^ dfxaioTaro» ds yivofuvoi oloi «rc
dijX^ffaffd^air y ivovTai.
VII. 157 dX^g fklv yccQ yevofkivti nada ^ ^EXXdg x^^Q f^ydXij
(SvvdysTa^ xal d^tofxaxoi yiVOfAed-a' ^v dh fjftimv
oi fiiv xaTanQOÖiddSfii, ol dh fA^ d-iXtaCt tifAWQisiV^
TOVTO dk ^dfi den'ov yivsTai; und ßoij&ieov y^Q
Ueber den futurgebrauoh griechischer piraeseiitia. (Sßi
VIII. 102 fv xatatfTQiipi^at ^ %d q^tSt ^iXeiVy tfov xo i^9¥
ylvezai, aber dann ^r tct ivavtia yipfitcuj addßftt»
avfiipoQ^ i<f%a&j ebenso ^v av nsqi^q^ noXkov'; aydSvag
ÖQafAiovta& oi "Elkiivsg' Maqöoviov dk, ^v %$ ndd^^
loyog ovdalg yivB%ak ovöi ti vtxcivtsg ol "EkXt/Psg
v$x(S(f$,
Marburg, 16. mai 1882.
6. Mahlow.
Iranica«
1. skr. lopäga und zd. Jcahrkäsa.
In Justi's handbucb ist das wort Jcahrkosa geier (oder
JcahrJcas, vgl. gen. pl. Jcahrkdsäm und gen. sg. kaJirkasö Yt. 5, 61,
siehe E. Z. 27, 97) richtig als compositum von kaJirka huhn
(die neuiranischen verwandten jetzt am vollständigsten bei
Jaba-Justi p. 329 s. v. kerge) und der aus dem skx. be-
kannten Wurzel ag essen erklärt, kahrkas, kahrkasa <= pehl.
karkäs = np. kargas (baluci khargae, afgh. gargas; pars! ka/r^
ketas geier ZDM6. 36, 63 erinnert an zd. kahrkatas als Schimpf-
name des hahns) ist also der geier als »hühner-esser«. Dieselbe
Wurzel ag steckt nun offenbar auch in lopaga = neup. röbäh
pärsi rüwas (ZDMG. 36, p. 63; im Deri-dialekt von Yezd etwa
rüwas : ebd. 35, p. 380) , pehl. röbäs und röpah (?) , ossetisch
rubas, baluci rophask (Dames p. 80) = arm. alues = gr. dhani^l^
(ZDMG. 35, 654), die alle »fuchse resp. »schakalc bedeuten,
und das arische laupaga (idg, laupek^-?) wäre also = laupa-
esser. Was aber ist laupa?^)
2. ZcoQodittQ^g.
Es steht jetzt fest, dass der name des Jagatog altp. doraya-
vatirs, das im zd. däraya^vanhu-s, im skr. dharayadvasu-s lauten
») Pott E. F.* II, 2, 1284 und vor ihm Förstemann K. Z. I, p. 498
deuten »aasfresserc Besser ist wohl der mit dem sonstigen gebrauche
der Wurzel lup und ihrer ableitungen eher stimmende Vorschlag Pictet's
Origines* I, p. 434: »l'animal qui vit de sa proie«. — Anm. d. red.
41*
604 H. HQbscbmand,
würde, nach seinem ersten theil zu skr. dhOrayaUküH die ge-
schöpfe tragend, zd. daraya^ra&a nom. pr. (= wagen besitzend),
nach seinem zweiten theil zu zd. fradafvahhu nom. pr. (= das
gute fordernd) gehört und also: gutes besitzend, guter besitzend
bedeutet (Spiegel, keilinschr.^ p.81). Wie zd. 3.p. imperf. darayaf
im Altp. adaraya lautet, so musste für jenes ^därayti^vankf/^ im
Altp. gesetzmässig darayava(h)t*S eintreten ^) : auch in letzterem
falle wirken die auslautsgesetze. Aus diesem altpers. darayava(h)u§
entstand das hebr. daryaveS und das griech. Jccfslog. Der
name Zoroasters zd. mra^uStra ist, wie ich mit andern an-
nehme, ein compositum aus einem part. praes.') und dem
subst. uStra = kameel. Ist das richtig, so lautete die ältere
form des namens mra^-astra und im persischen munde') earor'
uStra, dessen griechische form ZfAqodatQtiq naturgemäss keine
spur des inlautenden dentals (zd. zaradustra) verräth. So ist
wohl auch zu vermuthen, dass das altpers. vindafrand = gr.
^IvraySgvfig aus ^vindcU-franä entstanden ist, gebildet wie zd.
vihda$'Spada ein beer besitzend, vtäa^-gav*, dass es also im
zd. etwa vifidaf-franä gelautet hätte. Ich finde das fra/ndhr
des zweiten theiles in neup. farr splendor, maiestas wieder,
das durch *fam- auf altes ^fran- zurückgehen kann^). Dass
übrigens Spiegel's Vifidafrä in Vifidafrana umzuändern sei,
habe ich schon ZDM6. 30, p. 141 »lies Vindafrana, gemäss
der »medischenc Übersetzung: Vintapama, B. III, 87c bemerkt,
wie später auch Oppert, Langue des M^des p. 180. Die Über-
lieferung des persischen textes gestattet diese änderung ohne
weiteres.
3. Suffix afM und na.
Geldner nimmt stud. zum Av. 1, 50 an, dass das alte sufifix
-atia im Neupersischen verloren gehe^). Mit unrecht. Er wirft
die Suffixe atia und na zusammen, übersieht was ich E. Z. 24,
p. 329 anm. 2 bemerkt habe und erkennt nicht, dass '^ma im
^) Anders ist das skythische Bayddwfnos ss zd. *vanafiMpa behanddU
*) Vielleicht &= skr. jarat^ ossetisch earond, gr. ytqon.
*) Vgl zd. aia'Vahiiia = altp. ^arta-vah^ta, nach neup. Ofd'-i'-hakiH
zu urtheilen.
*) Vgl. schon de Lagarde, Btr. z. b. Lex. 38 und Spiegd K. B. 5, 391.
*) Dennoch setzt er p. 63 zd. ^omana s np. sSmtin, was ich übrigens
•icht für richtig halle.
Iranlca« g05
Neup. zu an oder an wird, na dagegen (nach consonanten)
stets schwindet.
1. suffix ana:
zd. airyana = pehl. erän, np. Iran,
zd. Sayana = armenisch (lehnwort) Sen,
zd. karana rand = np. Jcanar, karan,
zd. haüjainana Zusammenkunft = np. anjuman,
zd. havana roörser = np. havan.
2. Suffix na:
zd. suhurena = np. suyur hystrix,
zd. yavarena d. i. yavama = np. yavar stössel (wenn Geldner
recht hat; man sollte javar im Neup. erwarten),
zd. upastarena d. i. upastama decke = arm. (lehnwort) pastar
Strato prezioso (de Lagarde, arm. stud. s. v.) = np. bistar
lectus, Stratum,
zd. parena feder = skr. partjM = np. jwrr,
zd. perena voll = np. |M«r,
zd. kamna wenig = np. kam,
zd. hvafna schlaf = np. x^&,
zd. ^nu lieber <= np. to&,
zd. for^na = skr. ^rjna durst = np. tiS u. s. w.
4. zd. Vouruka$a.
Der name des sees Vauruka$a wird im Pehlevi consequent
durch faraxukart wiedergegeben. Mag dies für die Parsen
»weitgemachtc oder sonst etwas bedeutet haben, klar ist, dass
nach dieser Überlieferung zd. ka^ aus *kafia wie zd. ba§ar=^
pehl. burtar aus bartar, zd. At^o^ <= pehl. %f)artar aus hvartar
entstanden ist. Dieses *karta finde ich nicht in dem zd. kereta
gemacht, sondern in einem von der wurzel kort schneiden her-
kommenden karta, dem ich die bedeutung: einschnitt, bucht
beilegen wurde. Zd. ka$a »einschnitt, buchte gehört also einer-
seits zu zd. kareta messer = »das schneidendec, andererseits
zu skr. kartd grübe, loch, krta Schlucht, abgrund, und vouru-
ka^a würde also bedeuten: mit weiten buchten. Ein weiteres
beispiel für ä = rt führt Geldner stud. zum Av. 1, 74 anm. »ke$a Yt.
17, 14 = kereia gemacht, fertig« an und mit recht hat schon
Justi im Wörterbuch das ke^ des compositums bae$amkefa
(Vd. 21, 14 Sp.) auf grund der Pehleviübersetzung, die b-kartOrih
giebt, auf die wurzel kar machen zurückgeführt, denn auch
60g H. Höbschmann,
dies ht^ia ist aus kereta entstanden. Diese beispiele für jS aus
ri sind zu den K. Z. äi, 352 angemerkten hinzuzufägen.
5. zd. Vibda.
Gegen Benfey's herleitung von zd. mazda- = skr. medha-
aus urspr. ma^uis-dha (idg. also ntenez-dlie) hatte ich früher
einzuwenden, dass sich der Übergang von arisch *inanzdM (aus
manazdhd) in *mazdhä- = skr. mediio-, zd. mazda- nicht be-
griffe, da nasalschwund in solchem falle für die arische grund-
sprache nicht anzunehmen sei. Wenn freilich das von Job.
Schmidt K. Z. 25, 30 aufgestellte idg. vocalgesetz durchaus
geltung hatte, so müsste man allerdings annehmen, dass ein
idg. menezdhe- schon in der urzeit zu mnzdhe- \vurde, woraus
arisch mazdhd- = zd. mazda-, skr. mScüia- ^) entstehen musstc.
Hätte nun gar Geldner stud. zum Av. 1, 172 recht, so könnte im
Zend (und darum auch im Arischen) auch das aus nasalis sonans
entstandene a noch ausfallen (er leitet -6d- aus ftoiki binden
her), so dass wir noch von glück zu sagen hätten, dass uns
im zend mazdo- und nicht vielmehr eine tochter von medOr
erhalten ist. So schlimm steht es nun doch nicht. Zwar
leitete schon Justi das -hd- von libda (doppelfessel), ^ribda^
vUpahda von land binden her, und ihm folgt nun Geldner,
aber beide irren. Denn wie frabda aus *prapada, upabda aus
*upapada entstanden ist, so ging auch hibda aus *dvipada,
^ihda aus tripada u. s. w. hervor, und dieses zu hda gewor-
dene pada ist nichts anderes als gr. nid^, fessel, vgU lat.
ped'icuj cofn-pes u. s. w. (Curtius grundz.^ 245), wie Job. Schmidt
K. Z. 25, 55 schon richtig erkannt hat.
ti. idg. esi du bist.
Bei dem, was Job. Schmidt K. Z. 26, 351 über die be-
handlung von idg. ss bemerkt, hätte er die 2. p. sg. praes. von
es sein nicht übersehen sollen. Skr. äsi = zd. ahi = gr. sl (=
lat. es = ksl. jesi = lit. esl = got. is) ist sicher nicht aus idg,
cU-si entstanden, geht vielmehr offenbar auf ein idg. esi = es^i
zurück, wonach zu urtheilen ss schon im Indogerm., jedenfalls
aber in den einzelnen sprachen zu einfachem s wurde. VgL
auch die loc. pl. von as stammen im Zend: äzahu, temöhva.
') Das i dieses Sanskritwortes ist schwerlich aus id^. e -(- cons. her*
vorgegangen, wie angenommen worden ist.
Iranica. ^7
7. zd. gada.
Geldner will neben zd. gada keule und gada krankheit das
wort gada nur noch im sinne von »verpester, krankheitstifterc
gelten lassen (stud. I, 166). Mit unrecht. Denn die stellen, an
denen das wort vorkommt, die tradition und die etymologie
lehren deutlich, dass das wort »räubere bedeutet, wie bisher
angenommen wurde.
a) die stellen: Yt. 13, 136 wird Keresäspa angerufen »um
zu bekämpfen die beuteschaar, um zu bekämpfen den Ver-
wüstung anrichtenden räuber (gada) — den männer mordenden,
unbarmherzigen, um zu bekämpfen den von räubern gemachten
(gadö'karSta) angriflfc (Geldner, K. Z. 25, p. 551).
Yt. 11, 5: gaddhp. vaisöväi^wyfhe fbae^ö der angriflf »des
die herden forttreibenden räubers« (Geldner, stud. I, 116).
Ys. 9, 69 (Spiegel): tayüm — gadem — vekrketn den
dieb — räuber — wolf, 95: gadahe — 97: ma§yfhp drvatö
sastars des räubers — des schlechten gewaltthätigen menschen.
Ys. 64, 29: toywi — hazanha — gadö — a^avaja —
yatumä — nastispä der dieb — gewaltthätige — räuber —
mörder des gerechten — zauberer — leichenbegräber.
Äogemadaeca 80: pairidwö havaUipaniä — yim tna^ö gado
paiti vermeiden lässt sich der weg, den ein räuber besetzt hält
(der mitleidlos mit einem male tödtet).
b) Die Pehleviübersetzung trennt das gada (räuber) des
Yasna von dem gada (krankheit) des Vendidad (21, 8 Sp.), das
gada des Aogem. und des Jasna wird durch skr. caura imd
nrgafhsa übersetzt.
c) Zd. gada ist genau = afgh. ygl dieb, räuber, vgl.
K. Z. 24, 393.
8. Der vogel vOraytHi.
Memoires de la Sociöte de Linguistique V, 77 übersetzt
Darmesteter zd. varayna durch corbeau und identificirt es mit
neupers. kulay. Aber varayna heisst weder »rabec noch ist es =
np. ktday.
Die wichtigste stelle über den vogel ist Yt. 14, 19—21.
Nachdem der siegesgott Vere^rayna in gestalt eines windes,
eines stieres, eines pferdes, eines kameeles, eines ebers, eines
Jünglings erschienen ist, erscheint er zum siebenten male:
19. mereyahe kehrpa varaynahe
urmtö adara-na^mäd
608 H. HQbschmann,
pi^cUö upararnapma4
yö vayäm asti äsiilö
reüjiStö fravazemnanäm.
20. hö a^vö uStanavatäm
i§U'Vasnia apayfjU
(1iasci$ va nöi$ va?)
ya^cid vazaiti huastem.
yö vazaiti zar^yamnö
ayräm usaittm u^änhem
ax$afni x^afnlm isemnö
asuiri süirJm isemnö.
21, vi gatvö mareza^ kaofanäm
bare^navö mareza$ gairinäm
jäfnavö maresa^ raonäm
saenis tnareza^ urvaranäm
vayäm vacim si^suru^mnö
d. h. in gestalt des vogels värayna, welcher ist urvaM (?) von
unten, pikant (?) von oben, der schnellste der vögel, der hur-
tigste der fliegenden. Er allein unter den creaturen entgeht
pfeilschnell fliegend jedem noch so gut geworfenen geschoss.
Welcher fliegt entgegen dem ersten aufleuchtenden morgenrotb,
verlangend dass nachtlos das nächtliche, das morgenlose
morgendlich werde. Hin streift er über die breiten (?) der
hugel, er streift über die gipfel der berge, er streift über die
tiefen der thäler, er streift über die wipfel der bäume, der
vögel gesang belauschend. Vgl. Geldner, stud. zum Av. I,
p. 163 — 165. Dass hier von einem raben nicht die rede sein
kann, ist klar.
Der vogel wird weiter erwähnt Yt. 19, 35:
. $üsa^ hvarenö yima$ haca
mereyaihe Jcehrpa vö/raynahe
d. h. es entwich die majestät von Yima in der gestalt des
vogels vära/na« — Dass die königliche majestät die gestalt eines
raben angenommen habe, ist wenigstens nicht wahrscheinlich.
Eine andere form des wortes vOrayna ist varef^ana, das
sich Yt 14, 35 findet:
mereyah^ pe^ö-parenahe
vOrefijanah^ parenem (a)yasa^§a
»suche dir euie feder des vogels v., wann er sich gemausst
latc, nach Geldner, stud. zum Av. I, 157, der sicher mit
Iranica. 60d
recht pe^ö aus peretö erklärt. Dieselbe feder wird § 36 mereyahe
parenö niereyanäm d. h. die »feder des vogels der vögeU ge-
nannt, so dass man unter värayna = varefijana mit Geldner
(stud. z. Av. I, 165 anm. 2) wohl den adler, nicht aber mit
Darmesteter den raben zu verstehen hat.
Justi stellt im Bundehesh p. 260 zd. varayna mit pehl.
varay »name des rabenc zusammen. Mir ist aus dem Bundehesh
nicht klar, welcher vogel der varäy ist. Er wird p. 31, 11
neben dem simurgh, karsift, arvä (?), kahrkäs (geier), ardä (?)
und kulang (kranich) genannt und könnte hier wohl der adler,
also = zd. vürayna sein. Nach 47, 8 ist der varäy entweder
der »werthvollste« oder der »wohlfeilste« der vögel? Vgl. auch
47, 13: der varäk »welcher bergstaar heisst« (Justi, dagegen
West: the crow [valak] and the mountain kite). Gab es ein
pehl. varäy rabe oder krähe, so ist dies am besten im baluci
guräy crow, vgl. köh-gurdy (bergkrähe) raven (Dames p. 104)
wiederzufinden, das freilich von np. kulay rabe trotz dessen k
nicht zu trennen sein wird. Aber mit diesen hat zd. varayna
seiner bedeutung wegen auf alle falle nichts zu thun.
varayna ist richtig erklärt worden aus vara = ved. vard
skr. vala, np. hol und yna von wz. jan = skr. han, es bedeutet
also »die flügel schlagend«. Wie im Zd. veredrayna neben
vere^rajan steht, so kann es auch neben varayna ein varajan
gegeben haben, dessen genetiv varaynö lauten musste. Dieser
genetiv stand vermuthlich an den drei oben angeführten stellen
des Avesta und ist erst später, als man das Avesta nicht mehr
metrisch las, durch die genetive der formen varayna und
varenjana {vOrefija? vgl. var.) verdrängt worden, wie der gen.
kährkasö Yt. 5, 61 durch den gen. kährkasah^. Bei dieser
annähme braucht man weder mit Geldner, stud. zum Av. I,
163 ein varyna und 157 gar ein varfija (zweisilbig) anzusetzen,
noch mit Bartholomae, arische forschungen I, 112 und 114
varayna ganz und gar zu tilgen und durch vr^ajan (»ein sieg-
hafter vogel« !) zu ersetzen, noch gar mit Pischel, Gott. gel.
anz. 1882, 749 f. ein zweisilbiges var(a)yna »flamingo oder gans«
mit skr. varca gans zu vergleichen und von einer wurzel vatj
= varc glänzen, schimmern abzuleiten.
Strassburg, Juni 1882.
H. Hübschmann.
ßlO Th. Aufrecht.
Miscellanea.
Ueber das vedische anuHa.
dnutta ist üiii dorn Rigveda eigenthümliches woi-t. Eis er-
scheint fünfmal selbätständig und dreimal iii dem compositum
änuttamamjuh^). Süyana, Mahidhara und alle neueren forscher
stimmen in der ableituug von nud (P. 8, 2, 56) überein. Im
PW. wird CS mit »unerschüttert, unbezAvinglichc, von Grassmami
mit »nicht fortzustossen , unüberwindliche übersetzt und von
dieser crklärung ist meines wissens niemand abg^angen.
Ziehen wir die stellen selbst in betracht. I, 80, 7:
indra tuhhyam id adrivo 'nuttwn vajrin vlryäm \
ydd dha u. s. w.
VII, 3i, 11:
rajä rdshfranam petjo iiadindm dnuttwn asmai kshatrdm
v'iQvd'yu I
III, 31, 13:
vii^vä Indrdya tdv^ishtr dnuttäh \
Bei der annähme, dass anutta unbezwinglich bedeute, fallt
es auf, dass bei ausgelassener copula der seltene gebrauch des
dativs für den geneliv des besitzes (shashthyarthe caturtht)
gerade in Verbindung mit diesem worte drei- oder gar viermal
auftreten soll.
Meiner ansieht nach steht anutta für anudatta, \ne pratta,
devatta, bhagatti, mcujhatti, vasutti für pradatta u. s. w. Will
man sich an die analogie von parttta, pratitta und an die regel
von P. 6, 3, 124 halten, so sollte man allerdings anutta er-
warten. Dieses kommt jedoch nirgends vor und die Wahrheit
steht über der analogie.
anu da bedeutet wörtlich nachgeben; hieraus entwickelt
sich die von zugeben, zugestehn, nachlassen, erlassen; intr.
nachstehn. Belege dafür sind in dem PW. nachzusehn. In
den obigen stellen wird zugestanden vollkommen passen.
I, 80, 7: Indra, dir wurde heldenkraft zugestanden, als du
Vritra erschlugst, d. h. freier: deine kraft wurde allgemein
>) Davon verschieden scheint anutta in P. 8, % 61, welches zuerst von
Jer Kä<;ikä als die vedische form von an-unna (ud) auf||pefasst wird.
Miscellanea. gH
anerkannt. VII, 34, 11: Varuna ist könig über land und leute,
bildner der gewässer, ewige herrscherniacht wird ihm zuge-
standen. III, 31, 13: Jede art von kraft wird Indra zugestanden.
Vgl hiemit II, 20, 8. VI, 25, 8:
tdsmai tavasyäm dnu däyi satrendrdya devebhir drnasätau \
dnu te däyi mdhd hidriyä'ya satra te vigvam dnu vritrdhdtye \
dnu Jcshatrdm u. s. w.
Wie steht es mit I, 165, 9? Dort heisst es:
dnuttam a te tnaghavan ndkir ml nd tvaväü asti devdtd
vldänaJi \
Dieses übersetzt Roth in ZDMG. XXIV, 303: »gewiss, nichts
ist, was je dir widerstünde, und so wie du gibts keinen zweiten
gott mehr«. Ich selbst streiche na in ß und theile:
anuttam ä te maghavan, nakir nu
tudvän asti devatd viddnah |
Nachdem Indra in stolzem selbstbewusstsein im achten verse
seine thaten hervorgehoben hat, schliessen die Marut das Zwie-
gespräch mit den worten: »Allerdings wird dir zugestanden:
es gibt keinen unter den göttern^ der mit dir sich messen darf«.
Vgl. I, 52, 13:
saiyam adähd ndkir anyas tuavän \
Es bleibt der schlimme vers VIII, 90, 5b:
tvdm vritrd'ni hansy aprati'ny eka id dnuttä carshanidkritä \
Die Schwierigkeit liegt in carshanidkritä, wozu Säyana, Grass-
mann, Ludwig in kühner weise vajreiia ergänzen. Im Sama-
veda 248 lautet der vers:
tvdm vritrd'ni hansy aprati'ny eka it purv dnuttag carshani-
dhritih |
Mir bleibt er dunkel. Hingegen übersetze ich dnuMamanyu mit
»er dessen ungestüm (von allen) anerkannt wird, dessen un-
gestüm (alle) sich fügen«.
Zu Rv. I, 36, 17.
Die Strophe
agnir vavne suvVryam agnlh kdnväya saübhagam \
agnih prd'van mitrota medhyätithim agnih sdtd* upastufdtn \
übersetzt Grassmann:
Agni gewährte heldenkraft,
dem Kanva Agni hohes glück,
612 Th. Aufrecht,
Agni und Mitra halfen dem Medhjatithi,
beim spenden dem Upastuta.
Ludwig: Agni hat heldenkraft, Agni glück dem Eanva ge-
wonnen, Agni hat wie Mitra [und Varuna] den Medhyätithi
begünstigt, Agni bei gewinn den Upastuta.
Säyana, der sich ebenfalls an die abtheilung mitra utd
hält, erklärt asmanmiträni, aber er vermeidet den fehler täd
mit wie zu übersetzen. Wie Mitra oder Mitra und Varuna in
ein ausschliesslich an Agni gerichtetes lied eingeschaltet werden
sollen, leuchtet nicht ein. Der wahre Sachverhalt ist der, dass
man mürd (so ist statt mürd' anzusetzen) mit dem folgenden
(xtühi in Medhya-atithi verbinden muss: »Agni hat bei der er-
langung von gütern den Miträtithi, Medhyätithi und Upastuta
(alle 3 gehörten wahrscheinlich der Eanva-familie an) geför-
derte. Es ist dieses dieselbe abkürzung, die in pataydn imm-
daydtscJckam vorliegt und auf gleicher unbeholfenheit des dich-
ters beruht. Der name Miträtithi erscheint in X, 33, 7.
Rv. X, 34, 5.
f/dd ddtdhye nd davishäf}i ebhUi
parayddbhyo dva hiye sdJchibhyah \
niuptdg ca bäbhrdvo vä'cam dkratali^)
emtd eshdm nishkritdtih järintva \\
Dieses übersetzt Muir (Original Sanskrit Texts 1870 p.426):
When I resolve not to be tormented by them, because I am
abandoned by my friends who withdraw from them, — yet as
soon as the brown dice, when they are thrown, make a ratUing
sound, I hasten to their rendezvous, like a woman to her
paramour. Eaegi (1875):
Und sag' ich mir: ich will nun nicht mehr spielen,
so lassen mich im stich die freunde alle;
doch hör' ich wieder braune Würfel fallen,
so eir ich wie zum Stelldichein die buhle.
Grassmann (1876):
Und wenn ich denk': nicht will ich femer spielen,
so weichen von mir alle meine freunde;
^) vacam akraia bt eine so stehende redensart, dass eine änderung
dkran nicht rathsam ist.
Hiscellanea« 613
Und hör' ich dann die braunen wfirfel fallen,
so eir ich wie zum Stelldichein die buhle.
Ludwig: wenn ich nun denke: »ich will mit diesen [würfeln]
nicht [mehr] spilen, weg wenden sich die freunde von mir
und ich bin verlassene — | da haben die braunen nider-
geworfen ihre stimme ertönen lassen, und wie eine bulerin
kom ich zum Stelldichein.
Vergleicht man diese drei Übersetzungen mit einander, so
hat die von Muir das verdienst, nicht nur die satzfügung ge-
treu wiedergegeben, sondern auch in kräftiger spräche den sinn
dargestellt zu haben. Die zweite stelle nimmt die von Ludwig,
die dritte die von Eaegi ein. Der letzte hat verkannt, dass
die zwei ersten linien den Vordersatz, die letzten den nachsatz
bilden. Dass dem so sei, erhellt aus den Worten: njfüptäg ca
bäbhrdvo vacam dkrata, »wenn geworfen die braunen ihre
stimme haben ertönen lassenc.
Eine bedeutende Schwierigkeit liegt in dem conjunktiv
davishäni. Muir führt dieses auf die vnirzel du brennen, quälen
zurück. So nach Säyana: na davishäi^i, na düye^)^ na pari-
tapdmi. Die active form spricht gegen diese Zusammenstellung.
Dem sinne nach würde: »ich will mich mit ihnen nicht be-
fassen, mit ihnen nichts zu thun habenc am besten passen, aber
diese bedeutung lässt sich aus dem vorliegenden material nicht
erweisen. Die Übersetzung lautet: »Wenn ich mir auch vor-
genommen habe, mit ihnen nicht zu verkehren, weil ich von
meinen freunden, die sich von mir zurückziehen, verlassen werde ;
so eile ich dennoch, sobald die braunen würfet schallen, in
ihre gesellschaft, wie eine buhlin zum geliebtenc.
Zu XXVI, 520.
Windisch gebührt das verdienst in Gurtius Studien II, 380. 41 1
zuerst den Zusammenhang von Xa l£ mit iva gegeben zu haben.
Indem ich mich freue, mit diesem forscher zusammengetroffen
zu sein, bemerke ich, dass meine darstellung eine verschiedene ist.
^) So ist bei MOller Y, 551 statt duBkaye zu lesen, denn der Dhätup&tha
hat dHüi paritdpe.
Bonn.
Th. Aufrecht,
I. Sachregister,
Ablaut: verbunden mit accent-
wechsel 93; im nomen 101 f.; im
griech., latein. verblasst 234 f.
Accent: im lat. und griecb. 195;
german. n-stämme 8; indog. fem.
ta -stamme 354; präpositionen im
indogerra.21 ff.; verbalnomina auf
'ti im skr. und urgerman. 68 ff.;
ebenso die pass. part. auf -^a, -na
71 ff.; entwickelung des german.
verbalacc. in der composilion aus
dem indogerman. 78 ff.; accent-
wechsel in der nominalflexion 92 ff.
Airegorie 47 f.
Alliterationen 135.
Aorist: im lat. nur spuren 117;
aoristformen im lat. völlig im
praesenssystem eingebürgert 302.
Ausgleichungstrieb 22 ff.
Auslaut: german. auslau tsgesetze
20 ff. 42 ff.; lat. griech. 123 ff.;
'ans im skr. 341 f.
Bahuvrihicompos.: betonung 81.
Brechung: des urgerman. a, o hin-
ter r 35.
Deklination: die i-w-dekl. im
latein 149 f.; ia-flexion der part.
lit. 360, slaw. 369, german. 372;
mischuDg von -a>f , -oi^, -w 389.
— Siehe Komparativ und Particip.
Deminutiva: genus ders. 115.
Diphthonge: ai, oi urspr . auslaut.
vertreten im got. 42 f.; nicht in
den polynes. sprachen 119; im
lat. und griech. 119 ff.; deren ab-
sterben im lat. 195; au = alts. ä 7;
oi siebe ai.
Dissimilation: wegen Wiederkehr
von aspiraten 185 f.
Dual im latein 113.
Endreime 134.
Eranische spräche 531 (L
Finnische sprachen: kasusreich
177.
Fremdwörter: im griech. 136.'
Futurum im lat. 163 f.; Futur-
gebrauch griech. praesentia 570 ff.
Genus: bezeichnnng dess. 115 f. —
Siehe deminutiva.
Gerundium: lat 303 f., lit. 360 f.,
slaw. 369 f.
Gerundivum: 167. 176. 303 f.; er-
klär ung dess. 308 f.
Hauchumstellung: 180. 185.
Hiatus: im polynes. lat griedk
122 f.; slaw. 366.
Imperfect: im latein. 117. 163 f.;
im slaw. 394 ff.
Intransitiva: zu transit durch
blossen tonwechsel 235.
Kasus. — Nom. sg. der part perl
act 341, der n-stämme arisch
403 f.; nom. und acc. sing. n. des
komparat. 385 f.; sing, heteroklit
auf 'äs in den arischen spr. 401 ff,;
nom. plur. der lit part 362;
nom. pl. m. der unbest a^ject im
got. 44. — - Plur. ac& der fenu
ä-stämme 337 f.; der ntr. -of
Stämme im arischen 340 f. —
Genitiv: derverwandtschaftsnamen
im allnord. 83. — Ablativ: 114;
-d im lat 178. — Dativ und AbL
plur. 223. — Instrumental: auf
-ais im skr. 221. — Lokativ: 114
— Vokativ: 114.
Komparativ: das primaere suffix
377 ff.; vocalverhältnisse 379 ff.;
Sachregister.
615
flexion: im skr. 386, altbkt. 386,
griech. 386 f., german. 389 f., slav.
390 f., preuss. ais und altbulg. ^je
392, preuss. 398 f., lit. 399 f.
Komposita 118; dvigu-komp. 552.
Konsonanten. — Aspiratae: 159 f.
179 f.; beim zusammenstoss im
lat. griech. 188, in Suffixen im
griech. 192; indogerman. tenues
aspiratae im german. durch Spi-
ranten vertreten 88 ff. — Mutae:
heterogene im griech. und latein.
werden homogen 185. — Mediae:
an stelle der griech. aspiration im
maked. 191 f. — Palatale: im
griech. lat. got. 159.
b eigtl. ü vor l zu f, v im ahd.
verschoben 97 f.
d za z \m dakorom. und bas-
breton 141; lat. statt dh 173.
dh Inlaut. = lat. bh 172 f. 189.
f im lat. 160 flf. 170 ft. 173; wech-
selt mit h 161 f.; selten inlaut.
im lat. 162.
g statt c in den zehnem der lat.
Zahlwörter 309 fif.
h ausfall und einschub im präkr.
112; im zd. = 5 153; im skr.
167 f. — Siehe f.
j 157 f.
2 zu ^ im präkr. 111.
n hinter langem vocal vor ausl.
8 in der urspr. geschwunden
337 ff.
r vor (T, T im pampbyL 141; =
germ. m 99.
qu wechselt mit p 137 f.
r abneigung dess. gegen • vor
sich im lat. 212.
8 zu r im lat 142, 160; s zu t
indog. 343 f., skr. 348 f.
6 160.
t, d, p + m 9S.
^ statt cf 20a
V hinter ^ aufgelöst 152; schwindet
nicht zwischen voc. im got. 11;
hinter cons. geschwunden lit.
preuss. 333, slaw. 369.
/ 161 f.; zu q> 189.
C 139. 157 f.
Konsonanteneinschub: ^ undtf^
vor suff. die mit fz beginnen 180 ff.
Konsonantengruppen: dn, tn,
cn urspr. im lat. 301 ff., dy 157 f.;
dv mannichfach vertreten im dual
152 ff.; ng im lat 168; rg, lg am
wortende im engl, zu ow 118;
rt zu sh im zd. 605; 8S schon im
indogerm. zu 8 606; 8V, sy des skr.
im griech. 144 f.: <r^ im anl. 189;
sht in kkh im ind. 105; tl german.,
dl indogerm. zu fil verschoben,
durch metathesis zu Id (st Iß)
96 f.; tv 152; tw nicht im west-
german. 76; qv 151 f.
Konsonautenhäufung 1^3 ff.:
1) im auslaut 124 ff.; ital. 125,
Thuschspr. 126, goth. 127, griech.
128 f., latein. 129 f., dtsch. 125 £.
131 ff.; 2) im anlaut 136 ff. 159;
mit guttun 136 ff., mit dental
138 ff., mit labial 140, liqu. vor
muta 141 f., Zischlaute 142.
Konsonantenschwund: v hinter
konson. im lit 333 f.; jeder nasal
zwischen urspr. langem vocal und
auslaut 8 in der urspr. 337 ff.
Kontraktion: im latein. 146 f.
Lautgruppen: 118. an = lit au,
zem. ou 378 f. ; äv, öv urspr., des-
sen Vertreter im german. 1 ff.;
öv, öu zu ü (got om) od. Q 13 f.;
öv im wortausL 14 f.; ava im
latein 145.
Lautmilderung: von konson. im
griech. 190 f.
Laut unterschiede: wichtigste im
lat und griech. 113 ff.
Lautverschiebung: inzusammen-
gesetzten Worten 82 ff.
Numerale: zweizahl 152 f.; im
griech. u. lat. 190 f. ; zehner 309 ff.
Pahlavt-glossare 521 ff.
Particip. perf. activi: Suffix
329 ff. ; 1) väs : vas^ : U8. 2) väns :
vans^ : mws; vas = skr. vat, gr.
616
Sacbregbter.
or, got. vöd 344 ff. ; Übergang des
8 in t 345 f.; die vocale 351 ff.:
im skr. 355 ff., altbktr. 358 f.,
griech. 359, lit 359 ff., slav. 365 ff.,
german. 371, ital. 372.
Perfectum: italisch -vi, ui 164 f.;
'8% im lat. 238; der a- wurzeln im
italischen 374; t im perf. stamm
statt lat. i im umbr. 375.
Personalendungen: Sing.: 2. pf.
skr. tha, griech. ^a, got nord. t
90 f. — Dual.: act 1. Ö8 got. 11 f.;
2. t8 got., tha8 skr. 90; med. 2. 3.
ätki, äti u. s. w. skr. 12 f.; got.
medialendungen 43 f.
Praepositionen: germanische
SO ff.; betonung 21 f.; doppelheit
der formen in der urspr. 23 f.; im
german. 24 ff.; praepositionsyerbin-
düngen 154 f.
Präkrit: s. quantitätsgesetz.
Quantitätsgesetz: präkrit 314 ff.
Reduplikation: 236 ff.
Schrift in Erän 521 ff.
Spiritus: asper aus dem inlaute in
den anlaut fibertragen 207.
Stämme: t'-st. neutr. nicht im
slay. 17, unurspr. 17; i und ja-st,
(spond.) als erste glieder von komp.
im ahd. 37 f., langsilbig im alts.
38, t-st. längs, im ags. 38; ü-st.
im skr. 151; tv-si. im griech. 151 ;
neutr. n-st. aus nicht-n-st. 17 f.
Steigerungsstufen 116.
Suffixe. — Ursprache: % angeffigt
dem nom. acc. sg. und nom. acc.
pl. der neutra 16 f., bisw. zum
stamme gezogen 17; mo,no 89.—
Sanskrit: iya 156; (os 198. —
Neupersisch: anay na 604. —
Griechisch: »/o, «/o 192; dkt 199;
^ ^1, ^11' 177 f.; &Qoy, XQoy 192 f.;
Tfo 156; (fty X* ^^* ~' Latein:
ägo, Igo, ügo 3(fö f.; 6f2t, hundo
165 ff. 195; bro, hra 194; cüh
212, 241; da 175; ^, i^ 306 f.;
m^lU 147; %lo,üio 8. bili u.s.w.;
lenio 211; no 304; o bei adject
308; tüi 166. 195; 4üdo 306;
tumo 242; U8, ur 240. — Ger-
manisch: urgerman. fdlpo, faMo,
toerpo, toerdo, wardo 84; gotisch:
düpi 81. — Suffix der Ordinal-
zahlen 89. — Siehe: Part, perf.
act, Komparativ.
Synkope im hd. 33.
Tempora: im lat nicht die aug-
roent. 117. — Siehe: Aorist, Futu-
rum, Imperfect, Perfeci, Pariidp.
Umlaut: im latein. 234 ffl
Yerbum: im latein 116 t; vorba
frequent 243 ff. ; denomin. auf -are
261 ff. 410 ff.; -ire, -»e 415 ff.;
semasiolog. frage 294 ff. ; auf -aC«,
'iC«>f -vCcv 158.
Verbalpartikeln^: in der Zusam-
mensetzung im altgerm. 68 (L 328.
Vokale. — f,ü im Wechsel mit i,u
indog. 382. — Griech. o, m aus
e, e hinter v 352. — Vokalismos
im lat. und griech. 195 fL 1) Ver-
schiedenheit des accentes. 2) drang
nach abschwäcfaung im lat a) im
allmähl. absterben der diphth. 195^
b) kflrzung der endsilbe 1% f., im
griech. 198 f. 3) s, umlaut; haupt-
ergebniss 242. — Die ächten i, u
des skr. im griech. und latein.
208 ff. a) skr. a 209 ff., b) im 1.
gliede der kompos.213 ff., c) kurxes
end-e an stelle von i 217 ff. 232.
— I im lat ausl. zu e verdonkeit
225; f vertreten im german. 90; 9
lat = f in der TB. 374. — Siehe:
particip. — (xot ö, a«, germ. ö, ü im
Wechsel mit einander 1 f.; g«rm. a
aus e hinter v 353; ablaut i : a
8 f.; germ. auslautsgesetz 90ff. 42 f.
— Lit e aus te 331 f. — Slaw. o
aus e hinter v 368 ; zweierlei i 392 ff.
Yokalassimilation im slaw. 393 f.
Yokalschwund: i stammaosLdes
1. gliedes von germ. kompos. 37.
Wurzeln: durch x erweitert 192.
II. Wortregister.
A. Arische sprachen.
jAar (leuchten) 170.
pathS9.
1. Suukrlt.
caSO.
pdH 24 r.
dMi, aksh 16 1.
cakrd 100.
pateä- 24.
ddhi U. 177.
jaflgala 556.
pf^aydmi 23.
ämdta (Ted.) 610 t
jÖ'n» 16.
pu(n6.
an« 24. 36.
jtAca 153.
purä, puräi :
dpa 9*.
jtvämi 423.
puriaha 62 ff.
opiuAfA« 13a
jtla-ptda 23.
parva 11.
apashara 130.
turväMi 7.
pr<Ä» 89.
dpi 23. 329.
(rno-pf da 23.
pratipa 228.
abdaili.
(r«Afä 87.
pAcna 89.
«»AilTS.
dSru 8. 16.
baiidAu 181.
«Mi 37.
ilMä87.
btidhna 89. 96
am« 101.
ditiishti 300.
»MdAya 177.
dvaU.
dIryAffl 169.
manMä89.
6$ai 17.
diMÄ-, dua- 157.
mdA» 16.
aiam 16S.
dtoAta 157.
maAwAr 386.
s 4a.
duA 184.
MM 16 f.
äfaM-gg.
duhiiar 185.
mrdü 69.
«jrf*i23.
(K« 171.
MgeA 91.
äjfovima 168.
ildgdhar 185.
mtthi 89.
MoitA 188.
dwif, d«r 52. 171.
me<Uä 606.
tt>a 620. 613.
dvidata 156.
yddi 16 f.
udara 17«.
yoMO 153.
iii«lri33.
fltrüA u. E. w. 157.
yu 158 f.
wMdN 156.
dripa 154.
yüna 1[>8.
«itttor, «itton 17S.
dhariäri 16.
yüaha 158.
«ni 146.
eIAMi87.
rritta 89.
tia590.
dAruoa 6.
ÄdAtt 163.
M 100.
ndktam u. s. w. 18.
lagkü 169.
iravya U^.
nakha 88.
Ia6A 190.
biUra 147.
näj>At 168.
lopdfa 603.
fclAoM 10.
n» U.
cateA 169.
kArntlO.
ni4ä 23.
«i'ri, tjö'r 16.
lAoivSB.
Haus 8. 143.
vidhavA 176.
gkHM 171.
pintt 156.
ZitItMshrIft für Tsril. f
Inruhf. N, P. VI. n.
42
618
Wortregister.
vimätar 155.
vilupya 211.
vüumpaka 211.
Vitras 153.
vishu 187.
vrana 139.
caphd 89.
(Tu/mri 146.
Qushka 187.
^tfaAÄ:a«t/a 187.
{Tttte 87.
^an 145.
gtaQura 144 f.
samtpa 228.
snara 143.
»fuiAd 144.
snäyu 143.
«ndran 143.
«fidtnra 143.
snushä 143.
«mae 177.
svasar 145.
Aan 111.
^aitu 169.
hrd 89.
Ärdi, hardi 16 f.
heshas 87.
Ärar, Ämi 189.
2. Päli.
dakkhati 106.
3. Präkrit.
acchijjat 107 f.
aftanti 111.
a<frt» 109 f.
atthijja'i 108.
ahilakkhai 106.
doda, dÄoda 111 f.
uithatya 108.
utthaüa 108.
A;aA:Ä;Äai' 105.
cea : ccea, cta ; ccia 105.
tiaX;Ä:Aaf 105 f.
nibbhara 327.
nakkhayati lOo,
nattai 109.
levaccAoi^ 108.
pariattai 109.
palottai 109.
pawälia 108.
&Äarta 327.
maggai 109.
viddavia ciddavia 103 f.
aaH-ai 109.
salilutthayam 108.
äikI 111 f.
4. Hindi.
ü;r(iX;Ä:Äai, krikkhai \Qo,
nakkhai 105.
5. Altbaktrisch.
a-d?'do 155.
adhairi 34.
t4&6 156.
«yc 156.
t«(rraÄi 11.
kahrkäsa 603.
Ä:e8Äa 605.
pa«fa 607.
pAena 326.
zafan 89.
zaraO^ushtra 604.
fftisÄ 157.
•
thtcya 157.
da, du 173.
du9-, dui^Ä- 157.
diara 152.
drisÄ 157.
dvaetha 157.
tiot^ 155.
mry 324 f.
i'aX:Ä8A 169.
pa» 89.
jpr^M 89.
6t6da 606.
mat 177.
maxrdd 606.
miehda 176.
maidhya 177.
ro^a 89.
vaisho 157.
wrayna 607 ff,
t?t- 153 f.
vito 154.
viMaf' 604.
rimanoAya 155.
Vourukasha 605 f.
(näd, (mud 175.
gnävare 10.
«a/d 89.
sruta 87.
hazdyäf 325.
6. PahlATt.
aJb^artd 551.
aÄ^ötd 541.
azora 551.
ozöd 542 f.
azra 542 f.
amna 546.
alf'a o. s. w. 534. 537 flL
a//:d 567.
o^er, asdeman 589.
ilaribd« 603.
ila/6d 532.
kotina 533.
itdpa 533.
ghentchi 545. 561.
ghojan 561.
£raj?ron<erta 568 f.
zangrota 555.
tatmeman u. s. w. 543 f.
tatmota 543.
talman, tälman 544.
taso^artd 551.
tt6d 532.
teangoria, tan- 563 ff.
<ora, ^ouna 532. 544.
dihä 532. 545.
dobrid 551.
(^>m»»a 532.
naA;and 545. 559 f.
naidk 535.
tteanp 545..
papra, papr 541.
parestouk 556 f.
f)aZo^ 540.
&ar&tfd 553.
bänbarbttä 554.
ja2&d ft>&4^ 54S f.
raorav 561 f.
remeka 533.
WortregisUr.
619
robäs 544.
lokä 567.
wäkarda 561. 569.
schakra 546 ff.
schev 539 f.
schomarman 545.
stbrtt 551.
so^ta 533.
sosobarbttä 553 ff.
7. Neuperslscli.
kargas 603.
ro&dA 603.
ssaßr, ssafßr 140.
ssipehr 140.
8. Ossetisch*
ru5as 603.
9. Amenisoh*
aluSs 603.
nu 143.
phut 163.
p^ea 163.
soter 138.
aßiJUos 9.
«>^^ila 139.
ayojyts (argiv.) 12,
a£>lAO« 86.
Al&dXri 163.
^fri')? 163.
dxtüxii 131.
«il/ff 200.
dX(faiy(o 190.
al(pog 169.
«^laiTrijl 603.
a^a 520.
afÄU&os 172.
«^/Jwi' 168.
«^of, a^^o; 172.
a/LKfriVf av(f>tiy 188.
«?^(f« 37. 169.
d/Lt(f>OQ(VS 169.
afAffffo 169.
ai'a, «»^01 29.
äv^Qojnog 208.
avra 24.
«nr» 26.
«770 24.
dQk&fiog 180.
<?<rTfTof 202.
«vlßvai 169.
nvXTiy 188.
d(paQVfios 170.
uX^ofitth 186.
«/j'i? 88.
ßaUxKOTijs 144.
/5a»'« (böot.) 326.
/5«*^oi^ 193.
/J^ff<r« 182.
B. Griechisch.
ßladaQog 69.
^il«| 141.
ßidif(f)t]fios 138.
ßifJXQOS 141.
/9A*Tov 141.
/SAlTTW 141.
ßioiaxo) 141.
/9o>^af 142.
ßqctxvg 183.
y^vwff 169.
y^cfyof 141.
y^aqpQi 169.
yXv(f(o 169.
yvtJI 135.
yo^yof 86.
YQatfxo 170.
yqiqfog 91.
yQO/nff>ds 170.
yvfAVog 137.
daiofitti 154.
.^cf^«»off 603.
(ff/(f«a u. s. w. 157.
cTixa 216 f.
dfvUQog 155.
dixo/nai 91.
(f*a 153.
dHxxoifiot 156.
dianQo 24.
Sianqvciog 24.
diddcxo) 187.
didv/nogf didv/uvog 153.
(fitfxoff 188.
di(f>Qog 169.
<f#ai u. s. w. 157.
doXixog 169,
dvttCof 156.
(ftli? 157.
cft;?- 157.
^yypj 146.
lyxvri 146. 163.
^yöJi' 168.
Icfaijv 187.
1^0», cfoi^a 144.
«Ix« 187.
cfxo) 154.
ffiliovf; 86.
ei^a 181.
ixtx^tQia 187.
Ixv^o; 145.
Iil(r;^v( 169.
?^xoc 146.
ivi, Ivi 24. 26.
iyyeoy 143.
iyyvog 143.
lofxe 187.
I^TT« 24.
^tf^AoV 139.
%<m6fjiriy 186.
cvai 160.
I^^i/Ak 180.
^X^o/uai 161.
l/ai 186.
Im&tyog 345.
/«;^iTai 186.
/T|«» 154.
Ca-, <f«- 158.
Ctvyyv/ut 158.
^«vj 158.
Co'^o; 158.
Ctoyri 158,
42»
G20
iiiias 9-
q'9t<0f 144.
^»o; 144.
i^i&tos 177.
igffc/oc 192.
9(1
r 170.
9tfji»li)y 139.
*(os 200 ff.
9i^at 170.
J«. 200 ff.
»iaaaa&at 201.
«^noif 201.
aijjpdf 171.
^tyyirvat 171.
»^jJn> 170.
*oi»Ti 87.
^Biiw 170.
lifia 171.
»i7<iri)^ 171. 1&5.
»Bfia 170.
ȟpB 152. 171.
»ia»la 139.
*B«)«^ 147.
r«, V 520. 613.
JUKI
K 181.
Ivis 143.
■/«ir^iei^C 604.
la^fiSs 181.
loof 187.
(ff;^«^ 187.
hgie 186.
xalOTTTu 169.
näns 86.
xlvf-l 169.
xfc^ 182.
xiviit 87.
»fuTic 173.
«e^os 147.
KQÖyot 193.
xrjtioc 100.
XDTITW 169.
xei^öc 169.
layxöi'et 188.
ioyo'f 169.
^öfo^i» 190.
la/ißäyti 190,
'biitffoi- 181.
Wortregister.
Xiinm 169.
Jtiff»ij 89.
iUif«pa>' 190.
laifiaiiti 169.
l((;|'>'i] 86.
iti/iiöy 8.
Utfjfil 188.
.^iTToi 163.
ieni96f 138.
iUBC*f U- a. w. 188.
juntf/ii^il 188.
fiägaiQa 91.
ftäxofjot 91.
/ilidiöio 143.
^.-V 17.
/jilJu 69.
fitij/itfiS«> 143.
fuatfyic 146.
^fotrof 177.
^qvb»' 8.
fi^vroi (mytil.) 389.
iHlJJfOS 91.
^ioyiu 187.
fiKr»is 176.
[ivüofiut 336.
/jö/t; 199.
/loj-ofTÖxo; 199.
ftoXißog u. s. w. 141.
lUÖAtf 199.
ftöngiK 188,
fioxiös 188.
fjvQfili 142.
iU(Äloc 199.
»■ofö «lüf 8. 143.
fäai 143.
Vf^^df 140.
Ntfojieitit 140.
Müpsf 143,
>•>> 80.
t^TUp 18.
>-e^9<i] 168.
-vit 143.
iiveaäftfttos 157.
iiäivnm 157.
SCof 188.
If» 158.
»iHlaf 202.
oln; 590.
ifiqMiet 168.
Si^e 88.
iiKO^tv, inieti 385.
ä^»ßa; 193.
5^0C 1^
Ag<t6t 169.
eW« 17.
öagoe 188.
of»«^ 172.
o^pil.' 149.
ois, äc, alUtL 02 17.
nöyjfr 183.
no<fn. 159,
näric 16.
naQ^inac 182.
näej(io 187.
najrrf 183.
n(i»iu 180.
jMi'S-ieric 181.
iTf^>, nt(( 24 f.
iH^MTtpä 557.
"WPe 183,
niifai 23.
ni9t.i 180.
ntcoiDf 140.
7ikd9avoy 89.
nÜfl, 7IÜOC 381.
nktiftaii/ 140.
"ilWf 7.
rri;v9af 93.
nloiav 7.
wriytu 140.
nilxfi Ckret.) 182.
noevoi/i (böot.) 24,
no^TtoeXtidos (bOot) 24.
no'ffff, 183.
nqiaßvs 381 f.
n(>ö 24.
ngotnoo/iiu SOI.
figvXtit 24.
»emt 11. 15.
nv»f,iy 98.
ni/iaiaf 24,
nvftnroi' 160.
nvQttvarijg 160.
^axog 140.
^ff/off 140.
ginru} 91.
^6(foy 140.
Qotfia) 144. 169.
aaxvog 187.
.Tcffvff 139.
cF^^i'co 138.
tf*yav 145.
Gixtqa 547.
«ixaTiTOi 169.
CKuqtog 91.
tfx/<;^of (dor.) 139.
GKokona^ 169.
<rxoAoi/; 169.
axoXvnra} 169.
cxvTog 163.
öofniog 146.
(fnaafÄog 181.
anidrjg 181.
anoyyog 145,
tnoQ&og 92.
Gtqoxog (böot.) 24.
Wortregister.
(tvxov, Tvxoy 189.
cvQiCo>f <rvQ(o 145.
cvQtffTog 145.
avxyog 187.
ö(f>^xtg 189.
ßXirliog 187.
tf/iCa> 190.
täqyapov 24.
«i;^off 171.
T«i;/£ü 183,
ro7xog 171.
r^cevilo; 87.
TQaxtjkog 188.
r^»or7«; 17.
T^vl 24.
T^CüO) 7.
Tt;<^iloV 182.
v^iTj 159.
rrr«^ 34.
^710 ^ffili;; 188.
^^a| 145.
^^ov 145.
vCfjiivfi 159.
vV* 146.
621
qtakatvuy ipaXti 89. 170.
(pttQVfiog 170.
(pttcyayoy 189.
(fdrvfi 180.
(fiyyo) 89.
4>CTrailoc 162.
9»il€a) 193.
<^ilaa) 170.
<^^«/9(ki 170.
<^vc» 140.
(pQvyto 24.
^voi 6.
^Qiilco; 6.
/«loj 87.
/^iCoff 158.
/^QIV 10.
/yoof 10.
XQe^iTtCm 171.
XQovog 193.
/a)^<V 199.
X^QOg 199.
\fjdfia&og 172.
iacxog, tattxn 188.
C. Italische sprachen.
1. Lateinisch.
(Verba frequent. 249 ff.
263 ff.)
dE 42.
aWo 173.
a5« 24.
accipiter 132.
acerbus 131.
acetabulum 166.
acupedius 132.
adulter 155.
aes^as 138.
a^a^im 233.
fl^na 88.
aZ&ti8 169.
mii^o 169.
amputore 163.
an««r 161.
an^e 130.
operto 172.
aplustre 211.
ar6t7cr 155.
audio 17.
ati^eo 169. 188.
auris 17.
au«cu2<are 17.
Atm/ium 169.
öatoma 170.
barba 172.
beüum 153.
öent^nu« 232.
ötduum 146.
ftmros 155.
brachium 183.
ftrctn« 183.
druma 148.
bulga 211.
frtiafum 170.
cacumen 131.
cadaver 372.
cadticetis 148.
canis 145.
cartna 169.
carruca 148.
co^ua 177.
couda 163.
centurio 149.
Cere« 241.
claudo 174.
c2at49<rum 193.
comtnii« 146.
concüium 169.
condo 174.
condus 174.
considero 241.
conso^rtni 141.
contemplor 139. 241.
cratea 100.
credo 174.
622
Wortre^ter.
cruor 147.
cuUer 211.
cumbo 169.
cur, quor 149.
cura 149.
curia 149.
curulis 147.
ctM|pt({£8 131.
cu/t8 163.
de 178.
-de 177.
decurio 179.
de/birfo 163. 171. 174.
denuo 148.
(2epo^um 132.
desidero 241.
dimiditts 177.
dt«. 153.
divido 154.
dorsum 146.
Dru8U8 138.
duötua 155.
dticenh' 156.
duco 169. 184.
dudum 146.
duonoro (alt) 153.
dupZus 156.
edulia 148.
JJdusa (Educa) 148.
€^0 168.
eminus 146.
exta 138.
extemplo 139.
/aZ/o 189.
fastidium 138.
/edus 161.
/•ei 161.
/eßare 172.
/*emi'ita 89. 173.
fere, ferme 172.
ferua 161.
/■(ßfreo 171.
jfKcu« 189.
fiddia 180.
>ide8 189.
Ügo 189.
8 170.
0 171.
firmu8 172. 193.
^60 171.
fligo 170.
/bdto 182.
foedus 170.
/be^eo 170.
/bZi4S 161.
fons 161.
forbea 161.
/"ores 152. 171.
formica 142.
formus 170.
fornax 170.
fortuitus 147.
/bt*ea 182.
frango 140.
/rau« 170.
/retwo 171.
/rus^um 170.
/unda 189.
/•undo 161. 174.
/un^us 145. 189.
/unus 170.
furcus 170.
fumus 170.
gemini dentes 147.
genuinus 147.
gibbi48 169.
gingiva 147.
^to6er 169.
^2u6o 169.
gluma 169.
gnixus 137.
'^nua 232.
gratuitiis 147.
gratus 137.
gressus 373.
Aa6eo 88.
Mti«^ -a 161.
Aer&a 161.
At^ernti« 141.
Ate 230.
Aiems 160.
Airudo 305 f.
Aumeo 161.
«6i 162.
idua 154.
i^itodulum 166.
iüim 178.
impoHunus 148.
indo 173.
industrius 148.
infensus 163.
ingenuüi8 147.
inri^o 154.
im*i/us 205.
ip«e 226 fr.
is/im 178.
üerutn 155.
Jacio 158.
Janitor 148.
^'ucundu« 159.
juglans 139.
jugum 158.
jungo 158.
Jupiter 158.
yuro 158.
JUS 158.
^'u«9u2entu« 158.
^'uüo 158.
^'uorto 155.
?a&ium, Za^mm 169.
lactuca 148.
Za»/i&o 169.
Zana 86.
lateo 163.
Xa^ona 163.
lendes 173.
Zepu« 169.
Zerir 208.
levis 169.
Zin^ua 153.
longus 169.
/u6e^ 169.
Zum^u« 173.
lumen 8.
Zuj)ii8 211.
magis 233.
moZi^us 232.
mandare 174.
mane 232.
3far«, Mavors 204 f.
Maspiter 205.
matertera 155.
medium 177.
memor 143.
Wortregister.
628
mercennarius 314.
merces 176.
mirus 143.
mitto 143.
moles 5. 199.
molior 199.
nanciscor 187.
nare 143.
nam 143.
7iecto 169.
neo 169.
nervus 143.
ntV2u9 23.
wmts 233.
nix 143. 190.
noc/timtis 18.
nountius 148.
novacu2a 10.
710X 18.
nwJere 137.
nu>ictus 149.
nurus 143.
occM/erc 169.
odium 161.
odor 158.
o/e«do 163. 171.
olesco 161.
o^tis 161.
opertus 172.
oppor^unus 148.
orbis 190.
or6ws 169.
paenc 232.
pando 186. 302.
pan^o 302.
papaver 372.
pareo 172.
pateo 302.
potior 163.
Perfo 147.
Peducaeus 147.
pedule 147.
penna 314.
per(?o 174.
peraibus 376 f.
peaatmdare 182.
pin^ts 183.
pt^tttYa 140. 152.
p2e&a 181.
pZum&um 141.
pöne 24. 232.
populus 182.
portitor 148.
po»# 130.
poatidea 24.
probua 165.
pröÄ 130.
pramulgare 211.
prorsM« 146.
proaa, proraa 146.
proximtM 190.
ptiZea; 211.
puZmo 140.
pus 149.
pu^eo 163.
pw^o 163.
pytiaao 152.
queror 152.
ra6o 190.
reddo 174.
remedium 177.
röperto 172.
ro6t4^; ro&ur 156. 241.
rosa 140.
ruber 162.
ru/t*« 162.
rt«8 149.
ruaaua 146. 162.
ru^t/tis 162.
aabulum 172.
aaburra 172.
«aepe 226.
aaepio 226.
aaZti« 148.
«a/u^o 148.
«apto 373.
aatia 233.
«ca&o 169.
acapha 169.
sctWo 190.
acrobia 170.
acrofa 170.
aculpo, accUpo 169.
si^us 376 f.
«tc 230.
simu/o 211.
m« 232.
ainguli 314
airempa 129,
socer 145.
sodaZta 144.
so(2e« 144.
aoZ 9. 146.
aolua 145.
ao^u^us 148.
aomnua 146.
«Ofw 577.
aorbeo 144. 169.
sorefes 146,
aorex 145.
«oror 145.
spuma 89.
ativa 87.
sf/ate 139,
atlia 139.
s^/ocus 139.
s^/oppus^ acloppua 139.
atritavua 139.
suaeleo 145.
SU& 178.
«u&o 156.
audo 146.
aueaco 144.
»M/y?rc 170.
aufflamen 170.
9u?cu9 146.
aulfur 146.
5u;/a 146.
au^^ts 146.
«iimo 146.
aupeüectilia 166.
auperbua 165.
«iira 146.
SMfCuZus 146.
surelus 145.
sur^o 178.
aurpuit 146.
fittf «um, SMSum 146. 178.
aurua 146.
susftn^o 178.
auaurrua 145.
templum 139.
«endo 171. 174. 302.
^s^ictfZu« 183.
624
Wortregister.
testis 183.
iestudo 305.
thu8 149. 170.
Torquatus 138.
tribulis 147.
tribunus 147.
trilix 152.
<Mr^co 7.
ttfeer 172.
Ulcus 146.
fil8 130.
umbüicus 168.
um&o 168.
um&ra 168.
unda 88.
unguis 88.
urtna 149.
t«ro 160.
I4^efi5t7ia 166.
Uterus 172.
utrimque 178.
Vacttna 148.
i^ado 173.
w/er 162.
V?- ft?ac-J 156 f.
vectis 188.
veZZo 146.
ven-do, -eo 174.
ver&um 173.
verro 241.
Verruca 148.
t?cn* 170.
vespa 189.
t;i(i«o 154.
itdtia 176.
iHrgo 161.
ri7tum 156.
vito 154.
ft^'cw« 155.
rt^upero 148.
iHrus 423.
ruZ^MS 182. 211.
minus 146. 211.
t'uTpe« 211.
2. Italienisch.
assiderare 241.
conoccAta 147.
ginocchio 147.
giomo 158.
giugnere 158.
mal, 9na 233.
pe(2t42e 147.
pidocchio 147.
pipita 152.
stioppOf schioppo 139.
3. Spanisch.
dodnos, (2an(^« (alt) 303.
Äyo 161.
pepita 152.
sombra 146.
4. Französisch.
cAent7 147.
Äor« 161.
joindre 158.
joMf 158.
jumeauXj gemeaux 153.
lunbery 168.
me^tf 14a
nomfrra 168.
pepie 153.
ra^e 190.
roM^e 190.
aa&Zot» 172.
8a6r« 140.
souris 145.
5. Oskiseh.
cebnust 376.
XHoret 158.
/acu« 373.
hafiest 373.
^tptc;, Atp«^ 373.
hümbened 375 f.
fn6/iai 177.
pcUensins 302.
poMitom 24.
post 130.
pruhipid 373.
«tptfs 373.
6. Umbriseh«
frentirent 375.
ife 162.
prc rcre« 172.
prusikurent 375.
pt«sf^ pus 130. 172.
tefe 162.
rer/a/c 173.
7. Tolskiseh.
««pu 373.
1. GaUisch.
ambactus 25.
gaesum 87.
2. Kymrisch«
6{u, 6yu7 423.
heul 9.
D. Keltische sprachen^).
3. Cornisch. 5. Irisch.
6co 423. admuiniur 518.
, , 9 awccM 516.
'^'*' •'• aiCdir 516.
aith'Chum'bu 517.
annart 516.
^«ö 423. a-tor«no, Of«f- 518.
4. Armorisch.
^} Breton index 493—497.
Wortregister.
626
atnopuir 517.
aupaith 519.
büc, bio u. s. w. 423.
brond 516.
cadacht 516.
cäich 514.
eine 512.
eerUai 518.
cenneigis 518.
doai& 517.
coceß 517.
conbongar 515.
conogabar 515.
criiac/^ 519.
cu2 518.
dib-n-apstcdaib 518.
direeh 514.
donacht 516.
c/e dn 518.
enngaib 518.
eo 518.
/•fiel 519.
^ratA 518.
immab 515.
tn-(2a-»e<A, -»ed 517.
tsson 517.
i^und 515.
leZoct^ 515.
liac/^ 516.
lotar teora mucca 519.
meis 517.
mesa-d, -8 517.
mi 17.
mdel cdtcA 514.
moirb 142.
nad 516.
nt-^oin 171.
ö 17.
oc^^i 518.
ongath 515.
raacra 517.
ro-aüh-nuiged 516.
rO'Saegeth 518.
«eit«6 517.
sesco^ 518.
slococ^ 518.
mdtAe 10.
sonid 514.
^»19.
to^er da fual in'ai(t)
519.
tanaumat 516.
tocbcU 516.
Mctn^ 517.
torosset 516.
torrund 518.
toseighter 517.
^(«atsre 517.
uitheitge 518.
E. Germanische sprachen.
1. Gotisch.
af'dauif)8 5.
af'tnauipa 5.
afsvairban 145.
ahana 88. 95.
«wa 27 ff. 79.
ana6u8n8 11.
a7id 24 f. 80 f.
and-ati^i-6a 17.
anda-vaufdt 24.
and&aA<8 25.
dnd'Vairps 25. 84.
andvaurdjan 25.
a«a9W 94.
aUaugjan 69,
au«o 8. 94.
avi-Huda 84. 101.
bajopa 384.
&aM 94.
&auan 6.
fti 23. 78.
di^tf 68.
ömdan 181.
blopa- 95.
^atMin 10.
brikan 140.
daddjan 9.
dat^a 171.
dau^a 182.
datfiM 170.
daur 152. 171.
daupjan 182.
daupa, daupus 5. 94.
drei6an 170.
du 24.
dumös 182.
fair- 24 f.
/atrina 84.
fairzna 94.
/alj^a, vairpa 95.
/aur 31. 79.
yfodtf« 7.
fon, funins 16 ff.
/ra 24. 30.
fra-kürman 72.
fragipan 75.
frattjan 76.
frauja 11.
frä-vaurhta 73. 77.
fra-vaürkjan 73.
fri-aahta 24.
fröda-, fropa- 94.
gabaur 71.
^ad^ds 173.
gaman 70.
ganoha 95.
gaakohi 83.
^{i^mtii^'on 8.
greipan 91.
^rufidu 100.
^uj^ 182.
puj^a^ jTuda- 94.
hcUjan 161.
/kiurd« 100.
huggrjan 95.
/^tiArua 95.
i/'fuma 23.
t'A; 168.
tm'lo 84.
»nu 24.
tupa, tup 39.
626
Wortregister.
Jcas 94.
Jcniu 16.
laiihmuni 8.
mag 92.
mais 233.
maipms 99.
mekeis 91.
mena, menops 345.
mtV/ja 177.
«nim^ 16.
mi/» 30. 78. 177.
mizdo 176.
motjan 91.
nahta-iiiats 18.
noA^s, na/itom 16 ff.
naupi'y naudi' 95.
neJ&Za 95.
nti 80.
raus 94.
salipvos 96.
sau»2 9.
sidus 144.
siggvan 85.
si^;« 96.
sZeidi 94.
smakka 189.
«nat t'S 143.
sntuoi/a 143.
snit'an, snau 10. 143.
«norjo 10.
Stada-, stapa- 94.
6u^8 380.
staua, stajan 5.
svaihra 145.
«ramm« 145.
«raran 145.
«rare 145.
svers 145.
sriöZa 98.
8vibl8 146.
msfar 145.
ta^ 100.
tawarif tavida u. s. w.
4. 173.
teA;a 91.
tiuhan 184.
trauan 6.
i^atMft 6.
tuzverjan 155.
fraAun(2a 156.
tvaitigjua 156.
<fe»/f« 155.
^rt8sfa9t(fan 153. 155.
Pairh 24. 79.
paürsus 94.
u/*32.
M/ar 34. 78.
uh 80.
wiaganda 69.
und 24. 26.
uskunpts 77.
ust*aur^/s 77.
usi*w« 77.
u^ Uta 39. 78.
u-sr- 69.
vairpan 91.
varmjan 170.
raurd 173.
vaurstvja 70.
retfix>d- 345.
vtj&ra 35. 155.
rroÄi- 95.
2. Althoehdeatsclu
a 41.
a6a, ab 40 f.
d6^air 69.
ädara 100.
a/ifar, a/ifer 36.
ana, an 27 f.
ana-Zu^i^ -lütt 87.
dno 24.
antchund 77.
ar- 41.
aran 94.
arflauuen 7.
arstuota 5.
d^um 98.
au^t-tots 17.
auua-, auu€-jerofaA< 17.
bäan 9.
5ad 9.
bald 74.
feere 94.
fri&iR, bibinon 85.
Wdcrdi 73.
5ZuoM 95.
bodam 89. 98.
&uan 6.
bür 6.
cancur 86.
caumun 8.
commo 8.
c;ta2t> 91.
cAuo 9 f.
chreia 9.
droa 7.
druoan, druoen 7.
druos 7.
duf uA 78 f.
dtiruh-naht, -nofa 77.
etmuY;;a 84.
eivar 101.
/awco 89.
farnuuuafias 10.
/ctm 89.
/endco 89.
fersana 94.
/csa 70.
firchunnan 72.
yirt-, Jir- 25.
firi'ioiei 24 f.
^r-<Mon, -tön 24. 73.
fir-toäzan 24.
^^do 89.
flödar 7.
^ÖÄ 211.
^uo< 7.
/ona 24.
/br-, /"ar-, p- 24. 30.
/rdftoW, -I 74.
frafüdi 75 f.
framano Ib.
frascurgit 75. 77.
/rd«c5, feraiz 74
/"rdtö« 24. 73.
frauaz 74.
fratTaK 74. 83 f.
fra-wäz 24
/rcA^ 74
freidl 74
/ruo 11. 15.
fruqjer 11.
funcho 8«
Wortregist«.
m
funden 89.
furi 30 f.
gagaUy ingagan, -t 36.
gamindü 328.
gdscaft, giscäft 328.
gasoffo, gasoffa 71.
gastluomi 11.
gdvissa, gäbissalOt. 83.
flfer 87.
glizemo 8.
guoino 8.
haretoer 131.
Äaso 8. 99 f.
hehera 8.
Elotahari 87.
Eludotcig 87.
ÄMo/" 85.
ÄMon 19.
ÄMrd 100.
««nt, in, ew, t«nc 39.
«w^ 78.
ir 78.
jiohhälmo 70.
^•ar 94.
kiWtno 11.
/aAan 89.
lancha 173.
ie«« 173.
lerahha 84.
mahhön 91.
T/ia^a 9.
messer 82.
mezziras u. s. w. 82.
mi^^tZun^en 77.
twt^, wi^t- 27. 30.
miiAt 199.
muoan, mitodi 5.
n^(2Z 95.
na^a^ 88.
nahti-gcUa 18.
na/)^um 18.
wic?ar, nider, nidnre 35.
niuutY 10.
noii, nicot7 10.
nua 10.
«uaw 10.
nuot 10 f.
o6a, opa u, s. w. 32.
oboTy obir 27. 33.
öra 8. 94.
phiphiz 152.
ror 94.
ruhet 11.
rwodc 11.
ruog 95.
ruo^a 11.
rtiouua 5.
ruovaruba 100.
sama, samo 520.
scatüluomi 11.
scazluomi 11.
8ce/aA 101.
scephen 69.
scluza 174.
scww 89.
sci^t;a/a 98.
sewMa, senewe 143.
56^/, sej^e^ 96.
«exr^ra^ 96.
sZidi^ 94.
smelzan 69.
«nuor 10.
«nur 143.
statulaamer 11.
Ä^erif, «tor^r 92.
stiuz 87.
s^out4an^ 8^uen u. s. w.
4 f.
suhtluotni 11.
sweval, atoebül 98.
<ou&er 182.
touuan 5,
/ros^ 6.
irouuen 7.
/rt«en 6.
ertwf 70.
tunibo 182.
^um/tA 182.
übar-fuar u. s. w. 78 f.
ubari, ubiri u. s. w. 33.
üffi 39. [78.
umbi 37 f. 79.
undia 88.
untar, untari u. s. w.
34. 78.
untarskeidan 77.
üntartdn 77.
un^oj? 24.
un^ri 24.
iW' 42.
wr- 41.
üzi, üz, üze 39.
viri-mzzi 25.
t(7a/sa 189.
2i;et;a2 98.
widamo 99.
W7idar, -», -c 34 f. 79.
wtt 154.
za^ ze, zi 24. 78.
zagen 69.
jraAar 100.
zeinen 70.
zougen 69.
zouuitun 4.
zuibar 169.
j^uo 24.
xrwr- 71.
zürgang 69.
xreriro 152.
3. Mittelhochdeatscli,
6ar< 173.
&t&«n 85.
&uode 6.
5uoZe 6.
druo 7.
durnö 182.
eimber, einber 169.
eimere 84.
frdsüme 328.
^d«^ei^ 328.
geliuwen 11.
^a^m« 70.
Äe^er 8.
hinken 89.
Au^ 163.
A;anÄ;er 86.
Aum«, A^m 199.
A»«^ 129.
linge 188.
2oAe 100.
Züeme 11.
tnägey mdgen 8.
md^ 8.
628
Wortregisler.
incUe 9.
mere, mir, me 233.
niutoet nou 10.
nuot 10.
nüejel 10.
ore, or 94.
pfnihe 140.
riieden 11.
schriffe, schraf 170.
sJiuine, s^tune 143.
smiele, smiere 143.
muor 143.
sntif 143.
snüve^ snte 143.
s^tuj?, 8^tu2f 87.
sunder 145.
<oum 170.
tübele 183.
<ti/]{ 183.
w/" gedroutoen 7.
ti^eJ, U8e2 84.
vlade 89.
vloder 7.
i72dA 211.
vlöuwen 7.
traZ, 2i;a2vt5cA 170.
t<7a^e 173.
wd£rö 158.
widern 99.
t<7t(2er 155.
trt^e 154.
toit 154.
timr A/6 70.
zerrir 153.
jfft'ti^e 183.
göugen 69.
^^öutt^en 4.
xrÄfter 169.
zxoindinh 153.
ifii^tr, 2rt(7tre 152.
ztüitam, zwidom 155.
x^trlvel 155.
4. Neuhochdeutgch
(und ober-, mittel-
deutsche dlalekte).
^nri'thiunnde (altfr.)
sa
an, ana (altfr. alem.)
28. 40.
arzt 133.
at7a (altfr.) 40.
beben 85.
6ider 73.
braten 171.
brennen 171.
der& 73.
dre« 152.
drohen (thuring.) 7.
erlangen 188.
/?aden 89.
/remd 132.
/unA;e 89.
/ur», für (altfränk.) 31.
gawnen 8.
gegin-, gen- (altfränk.)
36.
geiss 161.
graben 170.
/^a&^n 88.
lieher 100.
Äerfe 131.
am/ 85.
joch 158.
kämpf 131.
kanker 86.
Äiir^r 133.
Atmo; 129.
lan^ 169.
^(M^er 89.
lieben 169.
2ied 85.
lippe 169.
Lothar 87.
Ludwig 87.
machen 91.
wada (frank.) 9.
moto (alem.) 9.
>m< 177.
nagel 88.
nemman (alem.) 8.
Öse 94.
oocr, oytr 34.
pelz 13:^.
piler 133.
ptpp« 152.
plump 132.
acAaftm 169.
schaufei 98.
«cÄi?/* 131.
schöpfen 69.
acAurz 133.
Schwager 144.
acAtoäAer 144.
schwärm 145.
Schwester 144.
acAtcnrreit 145.
st^e 144.
8<eiM 87.
8toutfii^«n (altfr.) 4.
surren 145.
«Äter 161.
<Aor, thür 152.
^ratim 70.
verhüUen 169.
voUb 182.
trarm 170.
weichen 154.
iret^er 155.
irtder 155.
Winzer 148.
tt^m 154.
withere (altfränk.) 35.
wolf 211. 557.
zagen 69.
£fatim 70.
zwiUich 152.
zwiüing 153.
zwischen 152.
isrtüis^ 155.
5. Alts&ehsiseli.
tt 41.
a/'40.
a/lfar, a/lfer 36.
ädra 100.
an^ ana- 27. 40.
ändswor 68.
aiigegin 36.
ono 24.
&t<f on 85.
bihet 68.
&odme (dat.) 98.
bwm 6.
Wortregister.
6S9
doian 5.
drom 70.
fa-n 24.
ßmna 89.
firi-toit 25.
flod 7.
/br, furi 27. 31.
/orctieÄ 73.
fratahi 76.
gedan 87.
geginward 36.
gi'bür 6.
he-dan 87.
tnne, tnna 39.
jfcö 9 f.
iendi 173.
Storno 8.
med 30.
m^ras 82.
mid, mi(2i 30.
mothi 5.
na^^t-^ala 18.
nidara u. s. w. 35.
odar 34.
of-lig€8 32.
of'Sittien 32.
or- 41.
ora 8.
re^n 103.
sceppian 69.
fe 24.
to 24.
togian 69.
thrd'Werk 7.
utuiar 34.
upc, upjpa, up 39.
wr- 41.
üt, iUe, iUa 39.
toi^ar 35.
6. Niederdeutsch.
boel, boedel (nnl.) 6.
Schacht 162.
iött^m 4.
7. Angelsächsisch.
a, <e 41 f.
äfter 36.
Oft, on 28.
andloma 11.
5d{ 6.
biiait 6.
ftwr^- 18.
bur 6.
6^5tfn 11.
cu 9f.
edre 8.
yZo(i 7.
flovan 7.
/br 31.
for-Uösan 24.
^ea^, ^ean u. s. w. 36 f.
geloma 11.
gdome 11.
gode-gyld 32.
Äara 8.
Ät?aZ 170.
tnn, tun« 39.
leöma 8.
2oma 11.
2u/e 32.
meadu 9.
mtd 30.
niäer, nyder u. s. w. 35.
niht' 18.
a-42.
ej<f 24. 26.
ofer 34.
or- 41.
röv 5.
f^dr 11.
ryn 11.
advan 5.
%e2, segly aägl 9.
8^17 5.
8dl 9,
atüh 146.
<d 24.
tÖl^.
tö'Viäre, -videre 35.
J&rcd, 'veorc 7.
«der 172.
üd-genge 26.
Äd-ri/a 26.
w/era 32.
ufe-veard 32.
ufider 34.
HPP^) tfpp, up 39.
t^^, u^e 39.
viäer 35.
ym&e, ym6 27. 38.
8. Englisch.
a) altenglisch.
adr, adre, addre 100.
al-tasw 77.
ctmyrie 84.
(^^ 98.
äfor 101.
dnd^if 68.
andscer 68.
dndtftoaru 68.
beofian 85.
6coe, feeÄd^ 68. 74.
berje 94.
5oo^ 6.
ftoem 98.
ceafl 89,
ceato 91.
dream 70.
dryī (bis) 70.
fdm 89.
fSmne 89.
/ej&a 89.
feoriminga 71.
/t/*eZ 103.
^in< 92.
förworht 11,
fordede (mitt.) 73.
/rdco^ 72 f. 77. 81.
frae- 74.
/ra«/ete 74.
fraettoe u. s. w. 75 f.
gafol 71.
flfdflfoZ 71.
gatnol 71.
flfdf 87.
geattoe u. s.w. 75 f. 102.
gmeahhe 95.
geofon 87.
Äara 99 f.
heapor, heador 101.
heofon 87.
ÄfW/" 70.
630
Wortregister.
higora 100.
toyrhta 70.
Hlopere 87.
2^«/« 84.
Elopwig 87.
yp 88.
hwcd 89.
hioehol, htoeol 100.
b) englisch.
hwylc, ylc 76.
enough 162.
hyrd 100.
^oa< 161.
%S6 86.
Äare 99 f.
Zdto^c« 84.
pismire 142.
leahtor 70. 89.
stneto 143.
leon 89.
smüe 143.
mdlan 96.
amt?« 143.
mänfor'Wyrht, -dad 73.
80»M€ 145.
mapelian 96.
twin 153.
mäpfium 95. 99.
tuTtne, firi«t 152.
meteseax 82.
iwixt 152.
muS 97. 328.
n^orxna 84.
9. Altnordisch.
«^(ß 97.
ä28.
or 69.
bifa 85.
Of^aZd 77.
6nua (^neri) 10.
oröj5, orup u. s. w. 76.
böl 97.
örpone 68.
&d/, 6<sZ» 6.
oUatoan 69.
bua 6.
dj& 68.
&ur 6.
owaatm 68.
byr, bar 6. 9.
ro/* 100.
dcyja 5.
«ipol 101.
einman (bis) 70.
«CO/? 98.
eimyrja 84.
«ec^ro/* 100.
eld'Stö 5.
seid 96. 99.
epitr, apfr 35 f.
«eJ&eZ 96. 99.
cyra 8.
sinew' 76.
^mfeu/-, ftfl' 102 f.
s«J^« 94.
y?a<r 90 f.
Späth späld 97.
flaust 7.
ataelwyrpe 96 f.
yley 7.
sto^ol 96 f.
flx>a 7.
BUdefasi 96.
yiöcr 7.
<car 100.
yliCifr 7.
um^tfAdr^t 73.
^5» 7.
ümbipyrfe 73.
^Äif 7.
un/iorcup 73.
fimi 19.
iipgong 68.
/y»*» /*!/*•«> 32.
f0<e(2/, t(7£f^e2, t9^/<i^ 97.
gamall 70.
watum 99.
^ctmt 87.
f0eo/(Mi 71.
^ctV 87.
weotuma 99.
grunnr 100.
ia(«, K^ec 97.
^kmt 19.
hegri 8.
A^ri 8. 99.
hhi-hegri 100.
Aro/r 170.
Äro^ 91.
htH 100.
titfi, titnt 39.
kona 8. 326.
I;yr 9 f.
lagpr 86.
Zu^mi 8.
logi 100.
lös^r 89.
lüdr 7.
2ut 11.
2umn 11.
lyja, Inda 11.
mä, määa 5.
m^^ 30.
meipr 89.
ffi^ 97. 328.
tno^r 5.
monduU 89.
nau^ 8.
niär^ nidri 35.
nor 8.
o/*32.
o/a-/^ 32.
ofa-mikiü 32.
o/r 34.
ö^n 88.
on, an 24.
öir 101.
rc^in 103.
reyrr 101.
rö 5.
rugr, ryge 101.
rj(;a, rtkfa u. s. w. 11,
sem 520.
skjalgr 101.
stiara 143.
snöggr 10.
sruslda 10.
sn/eri 10.
snua 10.
anikfr 10.
8dl 9.
«fdl 96.
Wortregister.
631
stropifm 90.
svampr 145.
svili 86.
iiara 8.
töl 4.
traust 6.
<rt4a 6.
tyda, taja 4.
peyjanda 7.
^rar 7.
/reya 7.
proask 7.
/►ru(fr 7.
ti&ar 34.
umh, um 38 f.
undir 34.
t4ppty ti/)p 39.
üt, üti 39.
v/^r 35.
yfir 34.
10. Norwegisch.
duögje 4.
ro5 (alt) 101.
11. Schwedisch«
diur (alt) 161.
8om 520.
iuoje 4.
12. Dänisch.
for 32.
gumme 8.
M>m 520.
5ramp 145.
F. Lettisch-slavische sprachen.
1. Altpreussisch.
druwis 6.
laims 11.
Umtwey 11.
inenso 16.
|)anno 16.
panusiaclan 16.
2. Litauisch.
a^Mfki 8.
aitt-8 17.
<mta 24.
qp^, op» 24.
apmaudffja 5.
auaia 17.
dervä 8. 16.
(Zdvytt 5.
glaumaB 10.
gomurya 9.
i/^aa 169.
jai 17.
X;ai 17.
Umti 11.
{tau/u 11.
{firna (lama) 11.
matMid 5.
mau^ 6.
maukH 6.
fkiibtl« la
ftS, nu- 24. 29.
paUtkna 11.
poflrt^« 24.
^a- 24.
'pi 23.
po- 24.
j)ra- 24.
pr^ 24.
j)r«- 24.
pro 24.
rdtiyu, r(H7iau, riut» 11.
rojöti 11.
sdfi-, 8t« 24.
adule 9.
stovSti 5.
85tfÜ-8 17,
toi 17.
wapsa 189.
3. Lettisch.
dunhnis 153.
gämurs 9.
jummis 153.
laimigs, lömigs 11.
magone 8.
noA^-^ 188.
pl, in 23.
rd/u, ro< 11.
«n^l/ti, «näf 10.
fswehrt 145.
/itreÄft« 144.
tritmihts 152.
wahrds 172.
loattia 156,
4. Altbalgarisch,
ferada 173.
6i/Zu 164.
davtti 5.
(2o 24.
dwfö 171.
d/üirl 171.
^o/ü 91.
goräi, grÜi 170.
u^ 175.
lomiti 11.
moA^ti 8.
m^o 16.
na 24. 29.
noiti 18.
oci 17.
pa-synükü 24.
plseno 71.
|)2(n7({ 8.
po- 24.
j)ra- 24.
2)ft- 24.
pristavü 5.
j)ro- 24.
r^' 5.
rarü 11.
nre^l 11.
ryjq, ryti 11.
sq-logü 24.
sucAa 187.
«ridice 17.
«to^a 5.
632
statiti 5.
8ü-drai>u 6.
trava 7.
%^c?^o 17.
ustojcUi 5.
vina 156.
j?a&ara 6.
zviri 161.
Wortregister.
5. Russisch.
budka 6.
majad 5.
ra;a<l 5.
rtita 156.
6. Polnisch.
hob 161.
6fMia 6.
MieAar 187.
9uchg 187.
tftoac 7.
7. B5hHlseh.
&oik2a 6.
Berichtigungen.
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429
444
446
461
477
499
36 1. d'ar'Cenneti(c),
37 1. decessoris.
26 tilge hguet No. 180.
3 tilge den punkt hinter modern.
34 f. move 1. movet.
28 hinter „iustum est" einzoschaiten „Vere
dignum et iustum est, etc."
30 f. tho 1. to.
9 1. indnuifiadnisi.
6 tilge den punkt.
10 f. me 1. met.
515 letzte zeile f. press. 1. pres.
517 zeile 16 f. (confessio) 1. conscientia.
518 „ 21 f. innocena 1. iimocuus.
Im Wortregister s. 629 hätte die rubrik „Altenglisch" (nach ten
Brink's terminologie) mit der rubrik „Angelsächsisch" vereinigt werden
müssän.
In der bogenzälüung sind aus versehen die Signaturen 34 und 35
ausgdkllen.
500
504
514
515
9f
»»
n
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«niMAR. • MOF'BUOHORUOKCRCI.
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