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Full text of "Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete der indogermanischen Sprachen"

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ZEITSCHRIFT 


FÜR 


VERGLEICHENDE 


SPRACHFORSCHUNG 


AUF  DEM  GEBIETE  DER 


INDOGERMANISCHEN  SPRACHEN. 


BEGRÜNDET 

VON 

A.    KÜHN. 


HERAUSGEGEBEN 

VON 

E.  KÜHN  Din>  J.  SCHMIDT. 


BAND  XXVI. 
NEUE  FOLGE  BAND  VI. 


BERLIN 

FERD.  DÜMMLERS  VERLAGSBUCHHANDLUNG 

HARRWITZ  UND   GOSSMANN 
1883. 


Weimar.  "—  Hof-Bachdraoksrei. 


Inhalt. 


Adalbert  Kuhn      

Die  Vertreter  von  urapr.  äv.   Ob  m  den  germanischen  sprachen. 

Johannes  Schmidt 

Die  germanischen    präpositionen  und   das  auslaut^esetz.     Von 

Johannes  Schmidt 

Vedische  Studien.    Von  B.  Roth      

Zur  altgermanischen  Sprachgeschichte.    Von  F.  Kluge    .... 

Präkrtische  miscellen.    Von  Siegfr.  Goldschmidt 

Latein  und  griechisch  in  einigen  ihrer  nichtigsten  lautunteiscliiec 

Von  A.  F.  Pott 

Materialien  zur  lateinischen  nCrterbildungsgeschicble.    III.  Die  ue 

frequentatiua.    IV.  Die  nerba  denominatiua  auf  -are.    Von 

C.  von  Paucter  

Urspr.  dn  In  cn  im  lateinischen.     Von  Budotf  Thurneysen    . 
Noch  einmal  das  präkritische  quantitfitsgesetz.    Von  H.  Jacobi 

Entgegnung.    Von  J.  Hoffory      

zd.  mry.    zd.  hazdyä4.    Von  H.  Hfihschmann 

Xxia/iat  „ich  freie".    Von  H.  Osthoff 

Pr&krtische  miscellen.    13.  faht.    H.  nibbhara;  bharia.   Von  Sie| 

Goldschmidt 

Zu  zs.  XXVI,  70  fr.  Verbalpartikeln  in  der  Zusammensetzung.    Vo 

F.  Kluge 

Das  Suffix  des  parlicipium  perfecti  acttvi.   Das  primäre  compara 

sufHx.    Von  Johannes  Schmidt 

Eicurs.  Heterokli tische  nominalive  singularis  auf  -ä$  in  den  arisc 

sprachen.    Von  Johannes  Schmidt 

Materialien  zur  lateinischen  wOrterbildungsgeschichte.  Anhar^  zu 

und  IV.    Von  a  v.  Paucker 

E^n  angebliches  „italo-keltisches"  lautgesetz.  Von  H.  Zimmer  > 
Tb«  Breton  Glosses  at  Orleans.    By  Whitley  Stokes    .... 


IV  InhalL 

8Mt» 
Th«  Irisb  Faasages  in  the  Stowe  Missal.    By  Whitley  Stokes    .   .    487 

im.  /f.     Von  Th.  Aufrecht 590 

Zqt  w^rdifnng  der  Pahlavl-glossare  und  ihrer  erklärung  durch  die 

Parsen.    Von  J.  Olshausen fiSl 

Ueber  den  futurgebrauch  griechischer  praesentia.    Von  G.  Mahlow  •    570 

Iranica.  1.  skr.  lopä^a  und  zd.  koArkasa.  ±  Zm^^ctQ^q.  3.  Suffix 
«IUI  and  %a.  4.  zd.  Vouruka.^.  5.  zd.  bibda.  6.  idg.  eti  du 
bist.  7.  zd.  gada.   8.  Der  vogel  rärayna.  Von  H.  HQbschmann    603 

Miscellanea.    Ueber  das  vediscbe  anutta.  Zu   Rr.  L  36,  17.   Rv.  X, 

34.  5.    Zu  XXVI,  530.    Von  Th.  Aufrecht 610 

Sach'  and  Wortregister.    Von  Alois  Vani'Sek 614 


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Adalbert  Kuhn 

geboren  den  19.  november  1812  zu  Königsberg  in  der  Neumark, 
gestorben  den  5.  mai  1881  zu  Berlin. 


Wiederum  hat  der  tod  unsere  reihen  gelichtet  und  einen 
der  besten  dahingerafft.  Der  mann,  welcher  diese  Zeitschrift 
begründet  und  fast  drei  Jahrzehnte  geleitet  hat,  ist  zur  ewigen 
ruhe  gegangen.  Reiche  kenntnisse,  scharfer  blick,  unbestechliches 
artheil,  verbunden  mit  milde  und  wohlwollen  befähigten  ihn  wie 
wenige  andere,  ein  organ  zu  schaffen  und  zu  leiten,  in  welchem 
die  verschiedenen  richtungen  der  Sprachforschung  zu  worte  ge- 
kommen sind  und  würdigen  ausgleich  gefunden  haben.  In  den 
fünfundzwanzig  bänden  der  Zeitschrift  und  den  acht  bänden  der 
beitrage,  welche  unter  seinem  namen  hinausgegangen  sind,  spiegeln 
sich  dreissig  jähre  der  geschichte  unserer  Wissenschaft.  Alle 
fortschritte  dieser  zeit  sind  in  ihnen  theils  zuerst  an  das  licht 
getreten,  theils  berichtend  erwähnt  oder  berichtigend  weiterge- 
führt. Im  mittelpunkte  aller  steht  der  herausgeber,  überall  ein- 
greifend und  fordernd,  so  dass  schon  dadurch  sein  name  untrenn- 
bar mit  der  geschichte  der  indogermanischen  Sprachwissenschaft 
verbunden  ist. 

Kuhns  wissenschaftliche  thätigkeit  hat  sich  vornehmlich  auf 
den  beiden  anscheinend  weit  auseinanderliegenden  von  ihm  in 
organische  Verbindung  gebrachten  gebieten  der  vedischen  litteratur 
und  der  deutschen  volkssagen  bewegt.  Kuhn  war  unter  den 
ersten,  welche  das  verständniss  der  veden  sprachlich  und  sachlich 
erschlossen  haben.  Dem  hingebenden  fleisse  und  den  scharf- 
sinnigen divinationen  dieser  männer  vermag  die  jetzige  generation, 
welche  auf  der  von  ihnen  mühsam  gebrochenen  bahn  mühelos 
dahinschreitet,  beim  besten  willen  kaum  gerecht  zu  werden.  Eifrig 
hat  Kuhn  mitgewirkt,  die  ältesten  denkmale  indogermanischer 
spräche  und  anschauungswcise  zu  beleuchten  und  von  ihnen 
wieder  licht  für  die  sprachen  und  Vorstellungen  der  verwandten 
Völker  zu  gewiimen.  Der  vedischen  textgeschichte  ist  sein  aofsatz 
über  die  Vrhaddevatä  (Webers  ind.  stud.  I)  gewidmet.  Der- 
selbe gegenständ  hat  ihn  in  den  letzten  lebensjahren  wieder  be- 
schäftigt. Tief  einschneidend  waren  seine  „sprachlichen  resultate 
aus  der  vedischen  metrik^  (beitrage  lU.  lY).  Seine  zahlreichen 
aufsätze  in  dieser  Zeitschrift  haben  der  Sprachforschung,  welche 
noch  in  den  vierziger  jähren  fast  nur  auf  dem  späteren  sanskrit 

Zeitschrift  für  vorgl.  Spracht  N.  F.  VI.  1.  « 


VI 

fusste,  aas  den  veden  eine  fülle  neuer  anregangen  Zugeführt. 
Seine  scharfsinnige  erklArang  der  medialeDdungen  aus  doppelten 
pronominalsuffixen  (de  conjugatione  in  fc/,  Berolini  1837,  p.  24) 
hat  lange  zeit  ungetheilte  anerkennung  gefunden.  Werth volle 
beitrage  zur  lautlehre  brachten  seine  aufs&tze  über  das  alte  $ 
(zeitschr.  I — IV).  So  wäre  noch  manches  zu  erw&hnen,  wenn 
es  uns  hier  um  aufz&hlung  aller  Verdienste  im  einzelnen  zu 
thun  wäre. 

Doch  nicht  diese  arbeiten  sind  die  hauptstutzen  seines  grossen 
rufes.  Denn  die  sprachliche  form  und  deren  entwickelung  waren 
ihm  selten  endzweck  der  forschung,  sondern  galten  ihm  meist 
nur  als  mittel  um  die  ältesten  Vorstellungen  und  damit  den 
ältesten  culturstand  unseres  volkstammes  zu  gewinnen.  Wenn 
man  so  sagen  darf,  nicht  die  reine,  sondern  die  angewandte 
Sprachwissenschaft  war  sein  hauptziel.  Ja  die  letztere  ist  über- 
haupt erst  durch  ihn  geschaffen.  Jakob  Grimm  erklärt  in  der 
vorrede  zur  geschieh te  der  deutschen  spräche:  „Sprachforschung, 
der  ich  anhänge  und  von  der  ich  ausgehe,  hat  mich  doch  nie  in 
der  weise  befriedigen  können,  dass  ich  nicht  immer  gern  von 
den  Wörtern  zu  den  Sachen  gelangt  wäre;  ich  woUte  nicht  blos 
häuser  bauen,  sondern  auch  darin  wohnen,  mir  kam  es  ver- 
suchenswerth  vor,  ob  nicht  der  geschichte  unsers  volks  das  bett 
von  der  spräche  her  stärker  aul^eschüttelt  werden  könnte,  und 
wie  bei  etymologien  manchmal  laienkenntniss  fruchtet,  umgekehrt 
auch  die  geschichte  aus  dem  unschuldigeren  Standpunkt  der  spräche 
gewinn  entnehmen  sollte^.  Kuhns  streben  lässt  sich  kaum 
treffender  charakterisieren  als  mit  diesem  Selbstbekenntnisse  des 
altmeisters  vaterländischer  Wissenschaft.  So  ist  er  der  begründer 
der  vergleichenden  cultui^eschichte  und  vergleichenden  mythologie 
geworden.  Seine  1845  erschienene,  dann  im  ersten  bände  von 
Webers  indischen  Studien  erweitert  wiederholte  schrill  „zur 
ältesten  geschichte  der  indogermanischen  Völker^  bildete  den 
keim,    aus  welchem  die  sprachliche  paläontologie  erwachsen  ist. 

Mit  besonderer  Vorliebe  gieng  er  den  religiösen  Vorstellungen 
der  Indogermanen  nach.  Angeregt  durch  J.  Grimms  deutsche 
mythologie  sammelte  er,  unterstützt  von  seinem  Schwager 
Schwartz,  aus  volkesmunde,  was  spuren  vorchristlicher  an- 
schauung  enthalten  konnte,  in  den  abhandlungen  über  das  ver- 
hältniss  märkischer  sagen  und  gebrauche  zur  altdeutschen  mytho- 
logie (märkische  forschungen  I.  1841,  s.  115  f.),  über  einen 
fastnachtsgebrauch  im  dorfe  Stralow  bei  Berlin  (ebend.  s.  294  f.), 
in  seinen  märkischen  sagen  und  mährchen  (1843),  norddeutschen 


VII 

sagen,  mShrchen  und  gebrauchen  (1848  zusammen  mit  Schwartz), 
sagen,  gebrauchen  und  mährchen  aus  Westfalen  (1859).  Indem 
er  zu  gleicher  zeit  die  sagen,  gebrauche  und  den  cultus  der  übri- 
gen indogermanischen  Völker  durchforschte,  fand  er  überall  die- 
selben züge  und  theilweise  auch  dieselben  göttemamen.  Diesen 
sprachlichen  Übereinstimmungen  als  leitstemen  folgend  enthüllte 
er  mit  kühner  und  glänzender  combination  die  geschichte  der 
göttergestalten  bis  in  die  indogermanische  vorzeit  hinauf  und 
wies  nach,  wie  sie  aus  den  Vorstellungen  erwachsen  sind,  welche 
donner  und  blitz,  der  Wechsel  von  tag  und  nacht,  von  winter 
und  sommer  bei  unseren  urvätem  hervorriefen.  Seine  letzte 
Schrift  „über  entwicklungsstufen  der  mythenbildung'*  (abhandlun- 
gen  der  Berliner  akademie  auis  dem  jähre  1873)  entwirft  in 
grossen  zügen  eine  methodologie  der  sagenforschung.  „Die  grund- 
lage  der  mythen  ist  auf  sprachlichem  gebiete  zu  suchen,  polyo- 
nymie  und  homonymie  sind  die  wesentlichsten  factoren  dersel- 
ben.'* Poetische  Übertragung  „giebt  zweien,  mit  oft  nur  einer 
gleichen  eigenschaft  ausgestatteten  gegenständen  dieselbe  bezeich- 
nung,  die  ursprünglich  nur  einem  derselben  zukam,  so  wenn  z.  b. 
die  strahlen  zügel,  finger,  bände,  kühe  u.  s.  w.  heissen'*.  Dadurch 
wird  das  ursprünglich  allen  verständliche  allmählich  dem  Ver- 
ständnisse entrückt.  „Das  mehr  und  mehr  sich  entwickelnde 
religiöse  bewusstsein  der  Völker  verleiht  dem  einfachen  prosa- 
ischen oder  poetischen  ausdruck  för  die  Vorgänge  in  der  natur, 
dadurch  dass  es  in  ihnen  die  Wirkungen  bald  freundlicher  bald 
feindlicher  mächte  sieht,  einen  ganz  veränderten  Charakter,  der 
wesentlich  das  bisher  verständliche  verschwinden  und  zum  räthsel 
werden  lässt.  Wenn  z.  b.,  um  einen  allen  Indogermanen  gemein- 
samen ausdruck  zu  wählen,  es  hiess,  das  tageslicht  ist  ver- 
schwunden, die  nacht  ist  gekommen,  und  man  dann  mit  poeti- 
scher Übertragung  sagte,  die  kühe  sind  verschwunden,  die  nacht 
ist  da,  und  dann  in  weiterer  entwicklung  gesagt  wurde,  die  kühe 
sind  verschwunden,  der  finstere  nachtgeist  hat  sie  geraubt,  so 
musste  dadurch  das  ursprünglich  klare  Verständnis  des  ausdrucks 
getrübt  werden  und  allmählich  der  mythische  ausdruck  eintreten.** 
„Die  mythenbildung  tritt  erst  ein,  sobald  die  folgende  periode 
das  Verständnis  für  die  spräche  der  je  früheren  verloren  hat^, 
welche  ihrerseits  durch  die  culturstufe  des  volkes  bedingt  ist. 
„Jede  stufe  der  socialen  und  politischen  entwicklung  hat  ihren 
mehr  oder  minder  eigenthümlichen  mythologischen  Charakter  und 
das  neben-  und  durcheinanderliegen  solcher,  so  zu  sagen  mytho- 
logischer   schichten    erschwert    die    lösung    der    mythologischen 


VIII 

r&thsel  oft  nicht  wenig.  Die  Honderung  solcher  eutwicldungs- 
stufen  müsste  daher  das  verHtändnis  der  mythologischen  gestal- 
tung  erheblich  zu  fordern  im  stände  sein.^  Kuhn  zeigt  dann, 
wie  die  Vorstellung  des  wechseis  von  tag  und  nacht  auf  den 
verschiedenen  culturstufen  verschiedenen  ausdruck  gewinnt,  je 
nachdem  das  volk  von  der  jagd  lebt.  Viehzucht  treibt  oder  den 
acker  bestellt,  und  wie  die  auf  uns  gekommenen  mythen  zuge 
aller  drei  culturstufen  erhalten  haben,  so  dass  eine  and  dieselbe 
naturerscheinung  in  den  verschiedensten  gotterthaten  dargestellt 
wird.  Wegen  der  grossen  locken,  welche  in  der  Überlieferung 
der  mythenentwickelung  unausgefullt  bleiben,  und  wegen  der  viel- 
fachen Übertragungen  von  zügen  einer  mythischen  gestalt  auf 
eine  andere  sind  in  der  vergleichenden  mvthologie  viel  weitere 
klüfte  durch  vermuthungen  zu  überbrücken  als  in  der  verglei- 
chenden Sprachforschung,  daher  die  einzelnen  ergebnisse  in 
gleichem  masse  unsicherer.  Dass  die  von  Kuhn  eingeschlagene 
bahn  der  mythenerklärung  die  richtige  ist,  hat  der  beifall  und 
die  nachfolge  der  auf  diesem  gebiete  arbeitenden  bewiesen.  AU 
muster  mythologischer  forschung  ist  seine  „herabkunft  des  feuers 
und  des  göttertranks^  anerkannt.  Eine  ausfuhrliche  Würdigung 
derselben  und  der  zahlreichen  mythologischen  Untersuchungen 
in  dieser  Zeitschrift  sowie  in  denen  von  Haupt  (Bd.  II — VI), 
Wolf-Mannhardt  (Bd.  III),  Zacher -Höpfher  (Bd.  I)  müssen  wir 
uns  hier  versagen.  Sie  haben  seinem  namen  ein  bleibendes 
gedächtniss  gesichert. 

Alles  dies  hat  er  in  der  spärlich  bemessenen  mussexeit, 
welche  ihm  sein  schulamt  Hess,  geschaffen.  Vor  wenigen  wochen 
trat  er,  durch  schweres  leiden  gezwungen,  in  den  wohlverdienten 
ruhestand.  Als  die  krafte  sich  wieder  hoben,  hoffte  er,  voll  von 
entwürfen  neuer  arbeiten,  noch  den  abend  seines  lebens  aus- 
schliesslich dem  dienste  der  Wissenschaft  widmen  zu  können. 
Diese  hoffnung  hat  ein  sanfter  tod  plötzlich  abgeschnitten. 

Wer  das  glück  gehabt  hat,  dem  verstorbenen  persönlich 
naher  zu  treten,  dem  wird  der  milde  und  wohlwollende  mann, 
welcher  sich  auch  in  angesehener  Stellung  schlichte  anspruchs- 
losigkeit  bewahrt  hatte,  unvergesslich  sein. 

Johannes  Sobmidt« 


Die  Vertreter  von  urspr.  m;^  ot;  in  den 
germanischen  sprachen. 

Die  vocaldififerenz  von  as.  äö,  ahd.  cJitw  und  anord  kgr, 
ags.  cü  ist  ztschr.  XXV,  17  aus  einer  alten  flexion  nom.  *küi, 
got.  *kaui,  gen.  *kdjös  =  skr.  gavt,  gavyas  durch  das  von 
A.  Kirchhoflf  d.  got.  runenalphabet^  s.  55  gefundene  gesetz 
erklärt,  dass  urgerm.  öv  vor  vocalen  zu  got.  au,  in  den  übrigen 
germanischen  sprachen  zu  ü,  vor  consonanten  in  allen  ger- 
manischen sprachen  zu  ö  geworden  ist.  Sievers  hat  dann  noch 
einige  belege  für  das  gesetz  gegeben  (Paul  u.  Braune  beitr.  VI, 
564  f.)f  Paul  aber  das  ganze  gesetz  für  die  aussergotischen 
sprachen  in  frage  gestellt  (ebenda  VII,  152  f.).  Es  wird  daher 
nicht  überflüssig  sein  hier  darauf  zurück  zu  kommen. 

Eine  quelle  der  Verwirrung  ist  zunächst  die  gotische  Ortho- 
graphie geworden.     Wenn  wir  von  einer  und  derselben  wurzel  . 
neben  einander  haben  taujan  tavida  und  töjis  taui,  so  ist  klar,  [ 
dass  das  au,  welches  vor  vocalen  in  av  übergeht  und  das  au,\ 
welches  im  gegentheil  gerade  vor  vocalen  seine  stelle  hat,  ur-\ 
sprünglich  zwei  ganz  verschiedene  laute  gewesen  sind.     Dem 
au  vor  vocalen  entspricht  in  den  übrigen  germanischen  sprachen 
ü  :  hauan  =  an.  hüa,   ags.  as.   ahd.  büan,   und   so  in  allen 
fallen,    wo  die  alten  Verhältnisse  nicht   durch  einseitige  aus- 
gleichung  verschoben  sind.    Kirchhoflf  hat  dies  schon  i.  j.  1854 
vollkommen  richtig  dargelegt.     Daraus  ergiebt  sich,   dass  die 
identification  von  ahd.  stouuita  mit  got.  stauida  (Mahlow  die 
langen  vocale  A  E  0  s.  19.  21,  Paul  160)  irrig  ist,  um  so  mehr 
als  in  stüa-fa^o  Musp.  55  :  got.  staua-stöls  die  regelrechte  ent- 
sprechung  vorliegt.   Ahd.  stouuan  stouuita,  mhd.  stöuwen  klagen 
verhalten   sich   also  zu   got.  staua  stauida  stöjan  richten  wie 

Zeitschrift  £Ur  vergl.  Sprachf.  N.  P.  VI.  1.  1 


J.  Schmidt, 

ahd.  zouuüun  (Graff  V,  713),  mhd.  jsöuwen  zu  got.  taui,  töjis, 
anord.  tceja,  d.  h.  sie  würden  in  gotischer  form  *staujan  *stavida 
lauten  ^). 

Doch  Paul  erkennt  die  Identität  von  got.  au  vor  vocalen 
und  dem  entsprechenden  ü  der  übrigen  germanischen  sprachen 
überhaupt  nicht  an.  Got.  bauan  ist  ihm  nicht  gleich  ahd.  hüan, 
»Die  einfache  lösung  der  Schwierigkeit  wird  vielmehr  die  sein, 
dass  wir  für  das  urgermanische  den  ablaut  ü-au  ansetzen,  wie 
in  lüka4auk,  und  also  das  got.  au  im  praes.  aus  einer  an- 
gleichung  an  das  praet.  erklären.  Zwingt  uns  doch  dazu  schon 
die  consequenz  des  Systems,  da  wir  wissen,  dass  durch  die 
reduplication  der  ablaut  nicht  ausgeschlossen  ist«  (s.  155). 
Diese  einfache  lösung  verstösst  nur  leider  gegen  ein  elementar- 
gesetz  des  gotischen.  Das  au  von  *baibau  würde,  wenn  es 
kurzes  a  enthalten  hätte  und  ins  praes.  übertragen  wäre,  ein 
praes.  *bava,  nicht  baua  ergeben  haben.  Vergl.  naus  navcis, 
faursnau  faursnivan  u.  s.  w.  L.  Meyer  got.  spr.  s.  387.  Die 
Identität  des  got.  au  vor  vocalen  mit  dem  aussergotischen  ü 
bleibt  also  unerschüttert.  Da  für  die  au  vor  vocalen,  neben 
welchen  sich  ö  vor  j  findet  (stauida  stöjan)  auch  Paul  öv  als 
grundlage  anerkennt  (s.  156),  ist  es  unmethodisch  die  gleiche 
eridänmg  für  die  au  vor  vocalen,  neben  welchen  zufallig  kein 
ö  aus  dem  gotischen  überliefert  ist,  zu  bekämpfen,  zumal  andere 
germanische  sprachen  mehrfach  das  nebenliegende  ö  oder 
aussergermanische  sprachen  die  lautgesetzlichen  Vertreter  des 
zu  gründe  liegenden  öv  wirklich  haben,  so  bei  bauan,  bncman, 
sauü  s.  u. 

Die  erklärungen,  welche  man  für  das  got.  au  an  stelle  von 
ü  der  übrigen  germanischen  sprachen  versucht  hat,  sind  sämmt- 
lich  unhaltbar.  Dietrich  ausspr.  20  nimmt,  gestützt  auf  Banaui 
=  Bavovi,  eine  lautneigung  an,  ü  vor  vocalen  in  au  diphthonge- 
scieren  zu  lassen.    Er  hätte  noch  Bagauis  =  Bayovi  anführen 


*)  Das  bei  Graff  VI  727  siebenmal  ausglossen  des  10.— 11.  jh.  belegte 
gtouuitüf  welches  durch  die  bewahning  des  %  auf  ursprünglich  kurzen 
vocal  schliessen  lässt,  vermag  Paul  s.  160  nicht  zu  erklären,  er  setzt  es 
daher  in  klammern  und  hält  sich  an  das  nur  aus  Rg.  1  und  der  Über- 
setzung des  Boetius  je  einmal  belegte  stouta,  welches  er  mittels  west- 
germanischer syncope  Sius*8tömda  herleitet.  Warum  ist  dann  ö  nicht  zu 
110  geworden?  Die  richtige  auffassung  findet  sich  in  den  von  Paul  be- 
kämpften aufsätzen  ztschr.  XXV,  18,  Kluge  beilr.  VI,  382,  Sievers  ebenda  567. 


Die  Vertreter  von  iirspr.  at>,  av  in  den  germanischen  sprachen.         3 

können.  Aber  alle  übrigen  eigennamen  widerlegen  ihn:  lesuis, 
Fanudis,  Aidduins  (^hdovd),  Odueiins  Cilöovia).  Holtzmann 
altd.  gr.  14  f.  will  iaüan  u.  s.  w.  lesen.  Er  unterscheidet  dabei 
die  aw,  neben  welchen  zufällig  kein  got.  ö  erhalten  ist,  von 
denen,  neben  welchen  im  gotischen  ö  hegt.  Erstere  seien  aus 
ü  verkürzt,  sein  beweis  ist  das  einzige  Banaui  Dietrichs,  gegen 
welches  die  zahlreicheren  falle,  in  welchen  ov  vor  vocalen  durch 
u  wiedergegeben  ist  »nichts  beweisen  können«.  Die  anderen 
seien  aus  ö  verkürzt  wie  die  au  von  Tratiadai  (Tgcodöt),  Nauel 
(Ntüs),  Lauidjai  (Acotdt);  ö  stehe  nicht  vor  vocalen,  entweder 
werde  es  aü  oder  es  werde  h  eingeschoben:  Johannes.  Diese 
behauptung  ist  für  gotische  wie  für  fremde  worte  falsch,  vergl. 
vaivöun,  lailöun,  ailöe  (sXcoiJ,  löanan,  Silöamis,  Endlich  Kluges 
behauptung,  au  vor  vocalen  habe  in  der  ausspräche  »mitten 
zwischen  öw  und  üw  gelegen«,  das  w  sei  »bloss  graphisch  nicht 
vorhanden«  (beitr.  VI  382  f.)  ist  von  Sievers  (ebenda  568)  ge- 
nügend beleucTitet,  dem  »Holtzmanns  hypothese  jetzt  in  einem 
etwas  weniger  zweifelhaften  lichte  erscheint  als  früher«.  Mit 
den  heute  zu  geböte  stehenden  hilfsmitteln  kommen  wir  nicht 
über  die  feststellung  der  thatsache  hinaus,  dass  v  hinter  ö 
anders  behandelt  ist  als  hinter  a,  e,  i,  u,  und  zwar  vor  vocalen 
im  gotischen  anders  als  in  den  übrigen  germanischen  sprachen. 
Ob  got.  au  vor  vocalen  aus  ü  oder  umgekehrt  das  ü  der 
übrigen  sprachen  aus  dem  im  gotischen  mit  au  bezeichneten 
laute  oder  beide  auf  verschiedenem  wege  aus  dem  noch  ur- 
germanischen öv  entstanden,  und  wie  dies  au  gesprochen  sei, 
darüber  weiss  ich  nichts  begründetes  zu  sagen.  ^) 

Die  gesetzmässige  vertheilung  von  ü,  got.  au  einerseits  und 
gemeingermanischem  ö  andererseits  hat  sehr  früh  stattgefunden, 
daher  finden  sich  in  historischer  zeit  schon  vielfache  aus- 
gleichungen    des    nicht    mehr    verstandenen    wechseis.      Das 


*)  Das  einzige  Beispiel,  in  welchem  ausserdem  got.  au  aussergotischem 
ü  gegenübersteht,  sauls  =  an.  as.  ahd.  stU^  bringt  man  nicht  zum  vortheil 
der  Sache  in  Verbindung  mit  den  hier  behandelten  au,  Dass  kein  laut- 
gesetz  besteht,  welches  got.  ü  vor  l  unmöglich  machte,  lehrt  fawrmuljan. 
Dasselbe  wort  verbietet  sauls  als  suis  auszusprechen  wie  Kluge  will  (beitr. 
VI,  381).  Vermuthlich  liegt  ein  nach  entgegengesetzten  richtungen  aus- 
geglichener alter  ablaut,  hochton  au,  tiefton  ü,  zu  gründe,  so  dass  sich 
sauls  zu  sul  verhält  wie  old-aq  :  ahd.  xUar,  skr.  udhar,  lit.  üä^rUti  (zu  er- 
klären wie  nnttQ  :  yakrt  rtschr.  XXV,  23). 


4  J.  Sdunidt, 

gotische,  welches  die  differenz  von  sU^a  und  stamda  aufrecht 
erhielt,  hat  die  einander  näher  liegenden  st^ja  und  *staueis, 
*8taueip  zu  stöja,  stöjis,  stöjip  uniformiert,  ebenso  ffdla^,  ubür 
töjis  statt  *4aueis.  Ich  glaube  nicht,  dass  jemand  auf  grund 
der  letzteren  die  gesetzmässigkeit  des  wechseis  zwischen  au  und 
ö  in  frage  stellen  wird.  Um  so  mehr  muss  man  in  den  noch 
äbrigen  germanischen  sprachen  auf  ausgleichungen  gefasst  sein. 
Nach  diesen  Vorbemerkungen  gebe  ich  die  mir  bekannten 
beispiele  des  lautwandels,  indem  ich  mit  1 11 III  der  reihe  nach 
die  vocale  des  typus  got.  taujan,  taui,  töjis  bezeichne.  Das 
verhältniss  von  I  zu  II  und  HI  ist  dasselbe  wie  von  a  zu  ö. 

1.  I  got.  taujan,  tavida,  run.  taundo,  ahd.  eouuitun  exer- 
cebant,  mhd.  söuwen,  ndd.  towen;  11  got.  taui,  anord.  I^äa 
half;  III  got.  tüjis,  ftdUUöjis,  norw.-lapp.  duögje,  schwed.-lapp. 
tuoje,  enare-lapp.  työje  (Thomsen  51.  177.),  anord.  toeja  helfen, 
anord.  ags.  töl  Werkzeug  (Sievers  beitr.  VI,  566  f.).  Im  nordi- 
schen ist  die  alte  flexion  tosja,  praet.  tyäa  ausgeglichen,  so 
dass  im  inf.  sowohl  tcsja  als  tyja,  im  praet.  sowohl  tyäa  als 
tcßäa  vorkömmt,  ebenso  in  den  übrigen  verbalformen.  Vgl. 
hyr,  beer,  gen.  byjar,  bosjar  aus  hyr  =  büir,  gen.  hcejar.  Paul 
s.  153  findet  in  taui  unlösbare  Schwierigkeiten.  >Setzt  man 
als  grundform  *töu-jo  an,  so  stünde  öu  vor  consonant,  folglich 
ergäbe  sich  urgerm.  *U^o.  Wie  soll  daraus  got.  taui  abgeleitet 
werden?  Setzt  man  aber  *töu-i^  an,  wie  es  von  dem  öu  statt 
öw  abgesehen  das  einzig  richtige  ist,  so  stände  öu  vor  vocal, 
folglich  ergäbe  sich  westnordisch  *tüi,  womit,  wie  Sievers  selbst 
bemerkt,  weder  das  lappische  duögje  etc.  zu  vereinigen  ist 
noch  das  verbum  tc^a€.  Daraus  folgt  doch  nur,  dass  unmittel- 
bar, bevor  öv  oder  öu  vor  vocalen  eine  andere  behandlung  erfuhr 
als  vor  consonanten,  weder  *töjo  noch  *töuio  oder  *töuno  bestand, 
sondern  *tövi  pl.  *tövja,  denom.  *tövjan.  Dann  ist  alles  in  Ordnung, 
und  es  ergiebt  sich,  dass  ü,  got.  au  an  stelle  von  öv  erst  ein- 
getreten ist,  als  auslautendes  -jam,  -^iam  bereits  zu  i  geworden  war, 
was  in  urgermanischer  zeit  geschehen  sein  kann,  da  alle  germ. 
sprachen  dies  i  haben  oder  hatten.  Läpp,  duögje  enthält  den 
ursprünglich  nur  den  casus  obliqui  zukommenden  stajnm;  den 
nom.  auch  für  das  nordische  vor  der  umlautperiode  als  *tüi 
anzusetzen  hindert  nichts. 

2.  I  ahd.  stouuan  pf.  stouuita  conqueri,  increpare,  objur- 
gare,  irstoutum  repellere,  anfränk.  stouungon,  stouuuingan  incrc 


Die  Vertreter  von  urspr.  äv,  öv  in  den  germanischen  sprachen.       5 

patione  gl.  Lips. ;  II  got.  staua  gericht,  staua  richter,  ahd.  siüch 
tago  Musp.  55,  stüen  büssen  Musp.  25,  zi  stuuanne  conqueren- 
dum  Gh.  4,  das  ü  mit  Paul  beitr.  VII,  160  als  contraction  von 
HO  zu  erklären  ist  für  den  dialekt  des  Muspilli  nicht  möglich, 
da  er  tio  vor  vocalen  unverändert  lässt  {kittwe  v.  20).  III  Got 
stöjan,  ahd.  arstuota  expendit,  stuoot  queritur  Gc.  3  (Graflf  VI  727), 
auch  un^irstuomi  gehört  vielleicht  dazu  (vgl.  aber  Id-stemet 
compescit  Graflf  VI  681).  Die  wurzelformen  II  und  III  erscheinen 
wieder  im  slawischen  staviti  stellen,  hemmen,  einen  angriff  zum 
stehen  bringen,  lit.  stoviü  stehen  (Pott  wzwtb.  I  358),  wegen 
der  bedeutung  vergl.  noch  abulg.  pristavU  beamter,  ustqjati 
herrschen.  Paul  beitr.  VII,  157  ohne  die  hochdeutschen  formen, 
auf  welche  ztschr.  XXV,  18  hingewiesen  war,  zu  berücksichtigen 
fragt:  »wie  wäre  ags.  stöw  denkbar,  da  aus  urgerm.  *8töwo  etc. 
durchgängig  *stauo  etc.  geworden  sein  müsste?  Und  ahd, 
ruauua  etc.Pc  Die  antwort  auf  beide  fragen  hatte  bereits  Mahlow 
(die  langen  vocale  A  E  0  32.  142)  gegeben:  stöv,  an.  eld-stö 
entspricht  abulg.  staja  und  ags.  röv,  an.  rö,  ahd.  ruotma  ist 
das  fem.  zu  abulg.  raj,  keinem  von  beiden  liegt  also  urgerm. 
öv  zu  gründe.  Ihr  v  ist  durch  denselben  process  entstanden 
wie  in  ags.  savan  =  got.  saian  u.  a.,  deren  v  nach  Paul  s.  158 
eine  besondere,  von  ihm  leider  nicht  gegebene  erklärung  fordert. 

3.  I  got.  daups,  daupus,  an.  deyja,  as.  döian,  ahd.  touuan; 
II  got.  af^auips  erschöpft,  abulg.  davüi  erwürgen,  lit.  dövyti 
quälen. 

4.  II  got  af-mauips  e|*müdet;  III  ahd.  fnuoan,  pf.  muota 
agitare,  fatigare,  an.  mö^,  as.  rnöfhi,  ahd.  muodi  nicht  identisch 
mit  got  -mauips.  Im  ahd.  finden  sich  verbalformen  auch  mit 
u  statt  uo  geschrieben  (s.  Graflf  n,  6(X)  f.) ,  die  ältesten  denk- 
mäler  haben  aber  nur  ö,  oa,  uo^  z.  b.  armoUe  Pa,  irmoüe  gl.  K., 
armote  Ra  p.  HO,  35  Steinm.-Siev.,  armoade  Pa,  kemocUhe, 
irmoade  gl.  E.  p.  156,  11,  so  dass  u  als  aus  uo  vor  folgendem 
vocale  entstanden,  nicht  dem  got.  au  gleich,  gelten  muss, 
Otfrids  muent,  tnuen  neben  irmuaü  fatigatus  sind  ebenso  zu 
beurtheilen,  vergl.  bluen,  duen  u.  a.  Uebrigens  ist  zu  bemerken, 
dass  die  aussergotischen  worte  nicht  nothwendig  ein  v  verloren 
haben  müssen,  vergl.  russ.  majct^  ermüden,  fjuSlog,  lat.  möles 
Pott  e.  f.  in  ^  995  f.  Die  stufe  I  erscheint  in  lit.  maurdä  sorge, 
mühe,  apmaudyja  es  bereitet  verdruss  (Fick  III  225).  Im  ger- 
manischen  sucht  sie  Mahlow    (21.  33)   in  anord.  mä  mOda, 


5  J.  Schmidt, 

welches  er  auf  got.  *maujan  '^mavida  zurückfuhrt  wie  sira  sMUta 
auf  strat^an  dravida,  doch  erweckt  die  bedeutung  zweifei,  denn 
mü  bedeutet  1)  etwas  geschriebenes  verwischen,  2)  abnutzen, 
stumpf  machen  (s.  Cleasby),  gehört  also  vielleicht  zu  lit.  tm- 
mduH  abstreifen,  maükti  streifen. 

5.   n  got.  bauan,  an.  büa,  ags.  as.  ahd.  büan;  III  an.  byr 
boar,  gen.  byjar  boejar  durch   ausgleichung   aus  bgr  =  *bü/ir, 
gen.  boßjar.     Die  hergehörigkeit   von  an.  böl  und  mhd.  buode 
(äievers  beitr.  VI,  506)  ist  zweifelhaft.    Das  von  böl  abgeleitete 
baii  lager,  nest  von  thieren  kann  mit  dem  gleichbedeutenden 
^ptfiUa^  identisch   sein  (Fick  Bezz.  I,  333),   wegen  der  vocale 
vgL  flödus  :  nJLwvdg  nr.  9.    Doch  kann  böl  auch  =  as.  bodlos 
pL  sein  (vgl.  ncU  =  as.  nadla,  got  nBpla) ;  im  nnl.  liegen  boedd 
und  bod  besitzthum  neben  einander  (afries.  bodd  oder  bödd? 
bewegliche  habe).     Ags.  böl  dormitorium,  von  Ettmüller  ohne 
beleg  gegeben,  ist  vielleicht  nordisches  lehnwort,  die  zugehörig- 
k^t  von  mhd.  buoU  geliebter,  verwandter  (Ettm.,  Zimmer  die 
nominafaniff.  a  und  a  s.  216,  d.  h.  zu  demselben  böl  gehöriger) 
zweifelhaft.    Mhd.  buode,  nnl.  boed,  engl  booth  unterliegen  dem 
verdachte  slawischer  entlehnung  (cech.  bouda,  poln.  buda,  russ. 
bmUca).    Dafür  spricht  der  mangel  des  wortes  im  ahd.  und  der 
unedle  sinn,   welcher  unnöthigen  lehnworten  so  oft  anhaftet. 
Die  wurzelform  II  hatte  durch  ihre  alleinherrschaft  im  verbum 
von  vornherein  das  übergewicht  über  III,   daher  ist  sie  schon 
früh  in  das  mittels  -^ä  gebildete  nomen   übertragen:   an.  ags. 
ahd.  bür,  as.  g^iür.   Paul  beitr.  VII,  155  hält  an  der  alten  gleich- 
setzong  von  bcma  mit  qw(a  fest,  den  irrthum  erweist  schön  aeol. 
iffvita.    Wie  saltan  von  scM,  valdan  von  an.  vald,   ahd.  gitoalt 
(beweis  die  vocale  von   lit.  vilsti  erlangen,  pa-veld'iti  erben), 
gaggain  von  gaggs  (beweis  lit.  zengti),   falpan  von  ahd.  fald 
plica  =  abulg.  pMA  geflecht  (vgl.  skr.  putor-  falte  aus  *purktr; 
fMnm^  plecto,  ßäUu  sind  unverwandt)  u.  a.,  so  ist  bauan,  büan 
denominativum  des  in  allen  germanischen  sprachen  ausser  der 
gotischen  erhaltenen  bü,  dessen  entstehung  aus  *bövcMn  durch 
daw.  M'bava  verweilen,  beschäftigung,  hinderniss  u.  s.  w.  er- 
wiesen wird.    Vgl.  statsa  :  stamti,  af-damps  :  damti. 

6.  I  got.  troMsH  vertrag,  an.  traust  zutrauen,  ahd.  tröst; 
H  got.  troman,  an.  trüa,  as.  ^rö^,  ahd.  trUM  —  preuss.  druwis 
glaube,  skr.  dhruod,  abulg.  s0rdravü  aus  -doravU, 


Die  Vertreter  von  urspr.  äv,  öv  in  den  germanischen  sprachen.         7 

7.  I  ahd.  trouuen  puplscere,  crescere  Ra  p.  232,  25  St.*S., 
Graflf  V  471  (über  aleni.  t  =  urspr.  p  s.  Weinhold  alem.  gr. 
s.  133),  nhd.  thüring.  dröen,  drohen  wachsen,  gedeihen,  wohl 
anschlagen  (Regel  ztschr.  X,  137);  II  slu.  prüdr  stark,  bezeich- 
nung  Odhins,  aus  *prüiär  (vgl.  lüär  zerquetscht  aus  Imär  u.  a« 
bei  Wimmer -Sievers  §  149);  III  mhd.  druo  frucht,  wohl  wie 
ktio  zu  erklären  (d.  h.  got.  *draui,  *dröjös)^  schweizer,  trüehaft 
nahrhaft,  ti^üehen  gedeihen,  an.  pröask  (Regel  a.  a.  o.),  ahd. 
druos  geschwulst.  Regel  vergleicht  lat.  turgere,  man  kann 
andererseits  an  slaw.  trava  gras,  kraut  denken.  Einer  drei- 
fachen deutung  fähig  ist  mhd.  üfgedrotmen  erwachsen,  1)  kann 
es  part.  zu  ahd.  *drüan  (vgl.  an.  prüär)  sein  wie  genouioen  zu 
nüan,  got.  hnaaan,  wie  gebouwen  zu  büan,  got.  bauan,  2)  kann  es 
part.  zu  ahd.  triuuit  excellet,  pollet,  floret  Ra  (Graflf  V,  471) 
sein  wie  gekouwen  zu  kimoen  ^) ,  endlich  3)  kann  es  part.  zu 
ahd.  trautien  sein  wie  an.  däinn  zu  deyja. 

8.  I  an.  preyja  prüäa  sich  sehnen,  geduldig  ertragen,  pr(ir 
trotzig,  ags.  pred  drangsal,  pred-veorc  =  as.  thr(lH4?erk  (as.  a 
=  germ.  au  Holtzmann  altd.  gr.  140),  ahd.  dröa  passio,  onus 
aus  *prauja  wie  frö  =  frauja ,  döanta  tepens  (glacies)  Graff 
V,  233  =  an.  pet/janda;  III  ahd.  druoan,  drtwen  pati,  3igs.prövir 
gean,  dessen  v  wie  in  savan  u.  s.  w.  hygterogen  ist,  grundform 
*pröjön,  welche  sich  zu  ahd.  druoan,  pf.  thru>otun  verhält  wie 
got.  hausjön,  supjön,  beistjön  zu  hausjan,  supjan,  gabeistjan. — 
Poln.  trwac  ausdauern  oder  passivum  intransitivum  zu  tQwn, 
skr.  türvämi  überwältige;  in  letzterem  falle  verhalten  sich  ags. 
pred  :  prövigean  :  rgdw  :  türvämi  wie  frauja  :  ahd.  fruo  : 
TSQwt  :  pürva^ 

9.  I  an.  fley  =  nkotov,  flaust  schiflT,  ahd.  flödar,  mhd. 
vlöder  das  fliessen,  ahd.  fleuuan  lavare,  arflauuen  eluere,  mbd. 
vlimoen  spülen,  waschen,  sich  im  wasser  hin  und  her  bewegen; 
II  an.  flüd  low  skerries  or  reefs  flooded  by  the  sea  (aus  *flüiäj ; 
m  got.  flödus,  an.  flöd,  ags.  as.  flöd,  ahd.  fluot,  an.  floedr  fluth 
im  gegensatz  zur  ebbe,  flöi  meerbusen,  sumpf,  flöa,  ags.  flövan 
fleov  (got.  "^flöjan)  fliessen.  Die  Zusammenstellung  von  flödus 
mit  nlfi^iq  u.  s.  w.    (Amelung  ztschr.   f.   d.  a.  XVIII,    193, 


^)  Dies  triuuit  steht  zu  den  hier  behandelten  worten  in  demselben 
Verhältnisse  wie  got.  divans  zu  nro.  3,  triggva  zu  nro.  6,  snivan  zu  nro.  14, 
ahd.  muuit  ztt  nro.  15,  ags.  beö  zu  oro.  5. 


8  J.  Schmidt, 

Brugman  morph.  unters.  I,  45)  scheitert  an  der  qualität  der 
vocale.  Es  verhalten  sich  an.  fley  :  flöa,  fUiä  =  nXolov  :  niMm, 
nlüotog  =  abulg.  plovq  :  plavü,  plaviti,  plavati.  Mahlow  s.  34 
meint,  eine  grundform  *flövdus  oder  *flaudus  für  fUidus  sei  gegen 
alle  regeln  der  Wortbildung,  ich  verweise  auf  ahd.  nwA  no.  15 
und  ruoäe  no.  19. 

10.  I  an.  maust  gebäude,  in  welchem  die  schiffe  unter  dach 
gebracht  werden  (vocal  wie  in  hora.  vavtpi)\  III  m^  schiff  = 
hom.  vfvg,  skr.  ndius  (s.  ztschr.  XXV,  20).  nör  ist  erst  nach 
Wandlung  von  ^  vor  consonanten  zu  9  in  die  a*declination 
übergetreten,  sonst  würde  es  ü  haben,  vgl.  hü  ntr. 

11.  I  ahd.  ccmmm  palatum  Rb,  nhd.  gaumen;  VI  ahd. 
guomo  guttur,  palatum,  faux,  ags.  gfhnüf  an.  g(Hnr,  Die  vocal- 
differenz  erklärt  sich  wie  bei  no.  10  aus  altem  declinations- 
ablaute :  nom.  ahd.  guomo,  gen.  goumin^  vergl.  mhd.  vamke  neben 
vunke,  ahd.  funcho  (urspr.  nom.  fancho^  gen.  funchin),  an.  kona, 
gen.  pl.  kvenna  (urspr.  nom.  kvena,  cas.  obl.  kona-  wie  air.  ben, 
gen.  mnd  ztschr.  XXV,  129),  ävad^t^^a  :  x^ifia,  skr.  ddman^  dm- 
diiika  :  xQijdsfAVov,  (ft^fia,  (ftijfAnv  :  <ftd(kvoq  u.  a.  Eine  dritte 
form  ist  dän.  nhd.  gumme  m.  (Hildebrand  deutsches  wtb.  IV, 
1,  1576),  ahd.  commono  faucium  Ra.  Sie  ist  aus  *gumn-^  ent- 
standen wie  stimma  Ra.  aus  stimna,  alem.  nemman  (z.  b.  Eero 
p.  119  H.  dreimal)  aus  namnjan  und  geht  auf  eine  secundär- 
ableitung  von  guomo  goumin  mittels  suff.  -ä  zurück,  welche  in 
die  schwache  declination  übergetreten  ist.  Ahd.  commo  verhält 
sich  also  zu  *gumnr€i^  und  guomo  ähnlich  wie  an.  tiara  theer 
zu  lit.  dervä  und  skr.  däru.  Die  betonungsgesetze,  aus  welchen 
sich  die  dreifache  vocalisation  erklärt,  sind  ztschr^  XXV,  21 — 59 
erörtert.  Eine  fast  vollständige  parallele  zu  guomo  :  goumin  : 
gommo  ist  das  verhältniss  von  Xe&fkcSv  :  lti*ivog  :  UfAVfi^  vergl. 
auch  as.  liomo,  ags.  leima,  an.  Ii6mi,  lat.  lumen :  got.  laühmuni, 
ahd.  gllzemo  :  got.  glümfmjan.  Dass  die  n-stämme  noch  im 
sonderleben  des  germanischen  die  starken  und  die  schwachen 
casus  verschieden  betonten,  lehren  die  consonantenwechsel  von 
an.  h&ri,  ahd.  hehera  :  an.  hegri,  mhd.  heger  (Leffler  nord.  tidskr., 
ny  rsekke  IV,  286),  mhd.  fnahen  :  mOge,  magen  {fA^xcavj  abulg. 
mdkü  :  lett.  mägone,  lit.  aguna  mit  zugehörigem  ablaute),  got. 
ausö  :  an.  eyra,  ags.  edre,  as.  ahd.  öra,  ahd.  haso  :  ags.  hara, 
an.  heri  aus  *hain,  (der  umlaut  durch  r  =  0  bewirkt,  s.  Bugge 

..tidskr.  VIII,  320,   Steffensen  ebenda  ny  rsekke  II,  71),  aus 


Die  Vertreter  von  urspr.  äv,  öv  in  den  germanischen  sprachen.        9 

welchen  sich  auf  gotischer  lautstufe  eine  flexion  *A?5a,  *ha0ins 
ergiebt;  wegen  der  vocale  vergl.  leta  :  lats,  ahd.  bOan  :  bad, 
chraan  :  chreia  (gräcuius),  tOan  :  got.  daddjan,  mäan,  mad :  fränk. 
maday  alem.  mata  (in  Ortsnamen  nachgewiesen  von  MüUenhoff 
ztschr.  f.  d.  a.  XXIII,  6),  mhd.  mate,  ags.  meadu,  Lit.  gomur^s 
gaumen,  rächen,  lett  gämitrs  luflröhre  ist  entweder  eine  alte 
entlehnung  aus  dem  germanischen  oder  klingt  nur  zufallig  an 
göma,  guomo  an,  denn  bei  Verwandtschaft  wäre  au  (wie  in 
sdide  :  an.  söl)  oder  &  (wie  in  ugis  :  dugti,  gudytis  :  gausti, 
häpä  :  kadpas)  als  wurzelvocal  zu  erwarten. 

12.  Vergleicht  man  got.  sauil,  ^iX^og^  kret.  dßiXiog  mit 
anord.  ags.  söl,  lat.  söZ,  lit.  sdule,  cymr.  corn.  hetd  sonne  (Ebel 
beitr.  II,  165),  air.  süil,  gen.  süla  äuge  nach  Windisch  (Curt.* 
s.  552)  aus  *savali-,  so  ergiebt  sich  als  grundlage  ein  alter 
consonantischer  stamm  stark  savd^  schwach  savl.  Die  Weiter- 
bildungen mittels  ä  und  ia  haben  ursprünglich  nur  die  schwache 
form  gehabt,  die  starke  erst  durch  Übertragung  aus  dem  primi- 
tivum  erhalten,  got.  sauil  und  an.  ags.  söl,  auch  im  abeced. 
nordmann.,  sind  die  lautgesetzlichen  Vertreter  beider  (Mahlow 
die  langen  vocale  32).  Wie  gotischem  bauan,  gatrauan  angel- 
sächsisches büan  und  bügan,  getrüvian  und  getrügian  entspricht 
(Holtzmann  altd.  gr.  212),  so  sauil :  sügil  (markomann,  runen, 
got.  aiphabet  der  Wiener  hs.),  d.  i.  süjil,  ags.  mit  umlaut 
fsygii,  slgd.  Das  wort  ward  früh  unverständlich  und  schon  in 
der  angelsächsischen  erklärung  der  runennamen  auf  segel,  segl 
velum  umgedeutet,  in  folge  dessen  ward  es  auch  segl  Andr.  50, 
sägl  Andr.  89.  1456  geschrieben.  Alles  dies  hat  A.  Kirchhoff 
got.  runenalphabet*  1854,  33  f.  bereits  dargelegt.  Dennoch 
sieht  Paul  beitr.  VII,  154  keine  möglichkeit  sigd  mit  sauü  zu 
vereinigen. 

13.  Die  benennungen  der  kuh  an.  kyr^  ags.  cü,  Sis.  kö, 
ahd.  chuo  habe  ich  ztschr.  XXV,  17  aus  einer  alten  flexion 
got,  *kaui,  köjös  ==  skr.  gävt,  gävyäs  erklärt;  an.  kyr  aus 
*küir  :  *kaui  =  mter  aus  *mavir  :  mavi.  Paul  a.  a.  o.  155 
wendet  gegen  diese  »gewaltsame  construction«  ein,  i  bewirke 
»niemals«  umlaut  eines  unmittelbar  vorhergehenden  vocals. 
Dass  an.  byr  =  *büir  =  got.  bauis  sei,  wird  wohl  niemand 
bestreiten,  die  herleitung  von  kyr  aus  *küir  =  got.  *kaui  ist 
also  lautlich  unanfechtbar.  Dem  skr.  gdus  kann  kyr  nicht 
gleich  sein,  denn  wie  ndus  zu  nör  wäre  gdus  zu  *kör  oder  etwa 


10  J.  Sfhmidt, 

^rch  das  r  umgelautet  ^hosr  geworden.  Es  ist  unmöglich  die 
vorliegende  flexion  durch  rein  lautgesetzliche  Umgestaltungen 
aus  der  indogermanischen,  welche  im  sanskrit  erhalten  ist,  her- 
zuleiten. Die  im  ags.  und  anord.  herrschende  Stammform  M, 
kann  nur  entweder  im  nom.  sg.  fem.  ^Izüir,  kyr  =  gavf  oder 
im  nom.  pl.  m.  *küir,  an.  kyr,  ags.  cy  =  skr.  gdvas  (vgl.  fcetry 
mgss,  sgr  =  pddas,  müshas,  veg)  entstanden  sein,  in  alle  übrigen 
casus  ist  sie  erst  übertragen.  Ich  habe  mich  für  *Jcüir  =  gävi 
entschieden  1)  wegen  der  hochdeutschen  flexion,  2)  wegen  der 
Übereinstimmung  des  lett.  guws  und  3)  weil  das  wort  in  allen 
germanischen  sprachen  wie  im  lettischen  nur  das  weibliche 
thier  bezeichnet.  Paul  meint,  »wir  haben  keine  andere  grund- 
form  nöthig  als  [nom.  sg.]  *A:tl54c.  Als  ob  diese  ohne  »gewalt- 
same construction«  zu  erlangen  wäre. 

14.  I  got.  sna/u  perf.  zu  snivan  eilen,   an.  snöggr  schnell; 

11  an.  snüa  wenden,  drehen;  III  sncelda  spindel  (Sievers  beitr. 
VI,  568),  got.  snörjö  flechtwerk,  an.  snceri,  ahd.  snuor,  abaktr. 
(nOvare,  skr.  sndvan-  ntr.  sehne.  Wie  bei  nro.  4  ist  aber 
möglich,  dass  das  ö  der  unter  HI  genannten  worte  nicht  aus 
äv  entstanden  ist,  sondern  urspr.  a  vertritt,  vgl.  air.  sndthe 
fllum,  lett.  maju  mat  locker  zusammendrehen.  An.  snüär  das 
drehen,  ags.  snüd  Schnelligkeit,  adj.  schnell  haben  das  ü  von 
mma  Übertragen. 

15.  n  got.  bnauan  zerreiben,  an.  bnüa  (bneri  belegt  Bugge 
tidskrifl  for  philol.  og  peedagogik  VIII,  169),  gnüa,  nüa,  ahd. 
nüan  (Graflf  IV,  1125);  III  ahd.  nöü,  nüoü  runcina,  mhd.  nü^el 
(aus  *nöjü),  ahd.  mhd.  nuot  fuge,  nöen  gl.  K.,  kmöen  Ra 
(Steinmeyer-Sie vers  I,  137,  26.  27),  mhd.  nü^m  durch  schaben 
glätten,  zusammenfügen,  hnoe  Ra,  neo  gl.  K.  rimis  (Steinm.-S. 
I,  241,  30),  nuoha,  ntmi  incastratura  (ob  das  daneben  vorkom- 
mende nua  Graf  11,  998  aus  ntwa  entstanden  oder  mit  diesem 
zusammen  auf  ein  altes  (h)nam  gen.  (b)nöjö8  führt,  kann  erst 
eine  genaue  Untersuchung  der  glossen  entscheiden).  Ueber  das 
verhältniss  von  ahd.  niuuU  retundit  Prud.  1  (Graflf  IV,  1125), 
famumumaz  tunsum  (Steinm.-S.  I,  287,  35),  mhd.  niuwe  nou  zu 
den  vorhergenannten  s.  no.  7.  Auswärtige  verwandte:  xv6og^ 
jfvotJ?  abschabsei  (^vcfiog  Hesych.),  lat.  novacula,  lit.  glaumas 
was  beim  schleifen  vom  stein  abgeht  (l  ans  n  wie  in  gündas 
abulg.  gmda?)  s.  Pott  wzwtb.  I,  673  f. ;  auch  skr.  ksh^,  kahi^^duti 
reiben,  wetzen  kann  dazu  gehören  {ksh  wie  in  ksham,  xd'tor)- 


Die  Vertreter  von  urspr.  av,  &v  in  den  germanischen  sprachen.       \\ 

16.  II  an.  lüifm  abgenutzt,  erschöpft,  lüi  m.  n-st.  müdig- 
keit,  tlija  lüäa  weich  schlagen,  durch  schlagen  matt  machen 
(lyja  zu  erklären  wie  tyja  no.  1);  III  mhd.  lüenie  matt,  sanft, 
milde,  lüemen  ermatten,  erschlaffen.  Mhd.  geliuwen  durch  kauen 
zermalmen  Mart.  (Lexer  wtb.  I,  1945  vermuthet  geniuwen)  ver- 
hält sich  dazu  entweder  wie  hiuwen  zu  hüu\en  oder  wie  niv/wen 
zu  an.  gnüa  nüa.  —  Lit.  liduju  höre  auf.  Grimm  gr.  II,  41  f. 
571  stellt  lüeme  zu  tom,  dann  gehört  es  zu  abulg.  lomiti  preuss. 
linUwey  brechen.^) 

17.  I  got.  frauja;  II  ahd.  frtw  diluculo,  fruojer  matutinus, 
griech.  ngoat^  skr.  purva-, 

18.  an.  r^a  rüäa  rüiär  rüär  abrupfen,  den  schafen  die 
wolle  abrupfen,  lit.  rduju  röviau  rdiäi  raufen,  jäten.  Sicher 
lässt  sich  die  entstehung  des  nord.  ü  aus  öv  freilich  nicht  be- 
haupten, da  abulg.  ryjq  ryti  graben  auch  ein  urgerm.  *rüja  = 
ryjq  anzusetzen  ermöglicht. 

19.  ahd.  ruode  rugitui,  mhd.  rüeden  lärmen,  ahd.  ruota 
rugiebat,  ruhet  rugit  N.  (aus  ruoii)  können  sich  zu  ags.  ryä 
rugit  (=  abulg.  rwePi),  ryn  rugitus  (aus  "^1^^11(1)8  wie  hysen 
praeceptum  =  got  andbu^sns)  verhalten  wie  ahd.  nuot  zu 
niuuit  no.  15;  Mahlow  29  stellt  sie  zu  lit.  rajott  unruhig 
krähen,  lett.  räju  rat  schelten,  abulg.  raru  sonitus,  russ.  rajcM 
sonare. 

20.  Das  'öS  der  1.  pers.  du.  in  got.  galeipös,  gataujös  lässt 
sich  nur  aus  *'övs,  *-öws,  vor  dem  auslautsgesetze  *-o-ves,  erklären. 
Unmöglich  ist  die  herleitung  aus  -avasi  oder  -ovesi,  dessen  vocale 
nach  ausfall  des  trennenden  v  zu  ö  zusammengezogen  seien, 
denn  v  zwischen  vocalen  schwindet  nicht.  Ausserdem  beruht 
der  ansatz  eines  auslautenden  i  nur  auf  dem  einmaligen  abaktr. 
w^aÄf .  Da  das  skr.  nur  -vds,  kein  -vcm  kennt,  ist  anzunehmen, 
dass  abaktr.  -vaAl  das  i  von  "inahl  übernommen  hat.     Auch 


*)  Wohl  ganz  unverwandt  mit  lüetne  sind  die  von  Grimm  dazu  ge- 
stellten ags.  gdöme,  ahd.  kÜömo  frequenter,  ahd.  gastluomi  hospitalis, 
suhtlwmi  corruptus  aer,  scatuluomi  opacus,  scazluomi  utilis,  commodus, 
sUdviuamtr  locupletajtus,  ags.  löma^  anälöma,  gdöma  suppellex,  instrum^i- 
tum.  Sie  scheinen  verwandt  mit  lit.  luma  Schicksal,  zustand,  art,  gattung 
(Ness.  373,  Geitler  95),  lett.  lömigs  erfolgreich,  wonach  Nesselmanns  loma 
bestimmtes  ziel  (s.  356)  in  luma  zu  ändern  ist,  lett.  laimigs  glücklich, 
preufis.  loma  reich,  lit.  paiaima  glück,  lemti  das  Schicksal  bestimmen 
(ffioe.  a,  406). 


IS  J.  Schmidt, 

argiv.  äymY&i  *  äywfMV  Hesych  weist,  falls  es  wirklich  1.  du.  ist 
(Baunack  stud.  X,  60)  auf  -ves,  nicht  -vesi,  doch  lasse  ich  diese 
form  wegen  ihrer  Vereinzelung  und  der  Unsicherheit  ihrer 
deutung  aus  dem  spiele,  vigös  und  vdhavas  genügen  voll- 
kommen um  -vas  (die  qualität  des  vocals  ist,  wenn  wir  von 
aY^yig  absehen,  unbestimmbar),  nicht  -vasi  als  primärendung 
der  Ursprache  zu  erweisen.  Beide  stimmen  auch  in  der  länge 
des  dem  v  vorhergehenden  vocals  überein.  Andererseits  haben 
lit.  vezii^a,  abulg.  vezo-vS  aor.  (praes.  vesfe-vö  hat  wie  vejse-mü 
den  vocal  von  veze4e  u.  s.  w.  angenommen)  übereinstimmend 
kurzen  vocal.  Entweder  ist  also  im  slavolettischen  ein  ur- 
sprünglich langer  vocal  durch  einwirkung  der  1.  pl.  vezama, 
aor.  vezomü  verkürzt  oder  die  länge  von  vigös  und  vdhavas 
ist  unursprünglich,  vdhavas  könnte  wie  vdhamas  sein  a 
aus  der  1.  sg.  übernommen  haben  (ztschr.  XXV,  7),  für  vigös 
weiss  ich  dann  aber  keine  erklärung,  denn  dass  es  aus  dem 
conjunctiv  in  den  indicativ  gedrungen  sei,  ist  nicht  anzu- 
nehmen, da  in  der  1.  pL  umgekehrt  die  conjunctivform  durch 
den  indicativ  verdrängt  ist:  afslaham  dnoxrsivwfAsv  u.  s.  w. 
bei  Gabelentz  Lobe  gr.  s.  88.  Somit  spricht  die  grössere  Wahr- 
scheinlichkeit dafür,  dass  die  stamme  auf  a-d  ihre  1.  du.  ur- 
sprünglich auf  -ävds  oder  -^väs  bildeten.  Ob  wir  diese  form 
erklären  können,  ist  für  die  constatienmg  ihres  Vorhandenseins 
ganz  gleichgiltig.  Die  übrigen  stamme  legen  kein  hindemiss 
in  den  weg,  denn  die  ä-{!-stämme  haben  auch  in  der  S.  3.  du. 
med.,  über  deren  ursprüngliche  bildung  nur  die  arischen  spra- 
chen aufschluss  geben  können,  ein  anderes  suffix  als  die  anders 
auslautenden  stamme :  ith^  ite  oder  tths  itB  u.  s.  w.  gegen  Othe 
atS,  atham  atam  (Schleicher  comp.  §  286).  Begründet  ist  diese 
differenz  in  der  betonung:  dthe  u.  s.  w.  stehen  überall  da,  wo 
die  personalendung  betont  ist,  tthe  wo  der  tempusstamm  betont 
ist:  vdMthE  =  vdha4the^  drmhete  =  drtnhd-dte,  i  oder  l  ist 
also  ersichtlich  durch  den  tieflon  veranlasste  Schwächung  von  a.^) 
Wie  sich  hier  die  o-stämme  von  den  nicht-o-stämmen  scheiden, 
so  können  sie  auch  in  der  1.  du.  act.  eine  von  dem  -vas  der 
letzteren  verschiedene  vocalisch  anlautende  endung  gehabt  haben. 


^)  Die  optatiyformen  der  a-stämme  wie  hhä/rey-äiham,  bhdrlSy'ätäm 
widersprechen  dieser  regel,  sie  scheinen  unursprQngliche  analogiebildungen, 
der  RV.  kennt  sie  nach  Delbrücks  Sammlungen  (verb.  s.  47. 7S)  noch  nicht 


Die  Vertreter  von  urspr.  äv^  öv  in  den  germanischen  sprachen.      13 

welche  mit  dem  stammyocale  zu  ävas  oder  ävas  verschmolz.  Diese 
endung,  in  arischer  form  -avas,  verhielte  sich  zu  -vas  der  übrigen 
stamme  ähnlich  wie  2.  3.  du.  perf.  skr.  -athur,  -aiur,  abaktr. 
-atare  (J.  Darmesteter  mem.  soc.  lingu.  III,  99)  zu  den  sonstigen 
dualendungen  -thcLS,  -tos,  nur  dass  jene  sich  nach  den  verbal- 
stämmen,  diese  sich  nach  den  tempora  unterscheiden.  Beachtet 
man,  dass  -äthur,  -ättir  den  vor  dem  dental  stehenden  vocal  be- 
tonen, während  -thäs,  -tos,  'tarn,  -täm  den  hinter  demselben 
stehenden  betonen,  so  ergiebt  sich  als  möglichkeit,  dass  jede 
dieser  endungen  ursprünglich  in  doppelter  gestalt  vorhanden 
war  je  nach  der  betonung:  -(Uhas  und  -thds  u.  s.  w.,  die  je 
zweite  aus  der  ersten  nach  bekanntem  gesetze  entstanden. 
Machen  wir  dieselbe  Voraussetzung  für  die  1.  du.,  so  erklärt 
sich  der  im  indischen  vorliegende  thatbestand.  Alle  diejenigen 
tempora,  welche  die  personalendung  betonen  oder  einst  betonten, 
haben  -vas,  -vef,  während  alle  diejenigen^  welche  den  tempus- 
stamm betonen,  -avaSj  -ava  haben  vdha-dvas  =  vdhavas,  tudd- 
^vas  =  tuddvas.  Ob  wir  für  den  opt.  der  auf -a  auslautenden 
tempusstämme  den  hauptton  ursprünglich  auf  der  personal- 
endung, also  urspr.  -vd  annehmen  dürfen,  wird  sich  schwer 
entscheiden  lassen,  nöthig  ist  es  nicht,  denn  vdheva,  vigaiva 
lassen  sich  eventuell  auch  aus  vä'hä-l-ava  erklären  mittels  con- 
traction  von  -lava  zu  -*i;a,  vgl.  hhdrantl,  got.  frijöndi :  (piQov(fa. 
Uebrigens  konnte  die  spräche  durch  s^ds  u.  s.  w.  bald  dahin 
geführt  werden  auch  vdhär'oas  zu  theilen  und  -ras,  -va  überall 
dahin  zu  verpflanzen,  wo  kein  a  den  tempusstamm  schloss. 
Näheres  zu  ermitteln  bin  ich  bei  der  spärlichen  erhaltung  von 
dualformen  in  Europa  ausser  stände.  Dass  der  durch  v£havas, 
vigös  erwiesene  anlautende  vocal  der  endung  -^tvas  mit  dem 
des  skr.  ävdm,  avdm  zusammenhängen  werde,  ist  eine  nahe- 
liegende vermuthung. 

Von  den  genannten  beispielen,  welche  altes  öv  oder  öu  zu 
ü  (got.  au)  oder  ö  umgestaltet  haben,  wird  vielleicht  das  eine 
oder  andere  noch  zu  streichen  sein;  sollten  auch  keine  weiteren 
hinzu  gefunden  werden,  wie  zu  erwarten  steht,  so  ist  das  gesetz 
doch  in  anbetracht  der  geringen  zahl  von  Worten,  welche  über- 
haupt die  Verbindung  öv  gehabt  haben  können,  so  fest  begründet 
wie  wenige  der  in  den  letzten  jähren  behaupteten  gesetze.  Paul 
freilich  sagt  (beitr.  VII,  153):  »Diesem  gesetze  wird  von  vorn- 
herein der   boden   entzogen   durch   die   bemerkung,   dass  ein 


14  J.  Schmidt, 

urgermanisches  öu  weder  vor  consonanten  noch  vor  vocalen 
existiert  haben  kann.  Was  das  öu  vor  consonanten  betriflft, 
so  wird  der  beweis  für  meine  behauptung  demnächst  von 
Osthoff  erbracht  werden.«  Dag^en  erkennt  er  für  die  fälle, 
in  welchen  got.  au  vor  vocalen  mit  ö  vor  j  wechselt  (sümida  : 
stöjan)  öv  als  grundlage  an  (s.  156).  Ein  streit,  ob  öu  oder  öv 
zu  gründe  liegt,  ist  gegenstandslos,  da  u  und  v  in  allen  spra- 
chen je  nach  dem  folgenden  laute  mit  einander  wechseln,  öu 
und  öv  also  ganz  gleichwerthig  sind.  Welches  von  beiden  die 
unmittelbare  Vorstufe  von  germ.  o  sei,  lässt  sich  gar  nicht  ent- 
scheiden. Weder  u  noch  v  ist  im  gotischen  irgendwo  sonst 
hinter  vocalen  geschwunden.  Die  analogie  der  übrigen  vocale 
in  Verbindung  mit  u,  v  giebt  auch  keinen  anhält,  da  v  hinter 
ihnen  nicht  gleichmässig  behandelt  ist.  Wurde  öv  wie  av  be- 
handelt, dann  fuhren  straujan,  taujan,  gaujis,  haujis  auf  *stöur 
Jan,  wurde  es  dagegen  vne  ev  behandelt,  dann  führen  fralevjan, 
skevjan,  auf  *stövjan.  Folgt  ein  vocal,  dann  steht  durchweg 
v,  gleichgiltig  welcher  vocal  voraufgeht.  Für  ü,  got.  au  in 
dieser  läge  wird  daher  öv  als  unmittelbare  Vorstufe  sehr  wahr- 
scheinlich. Dass  diese  ü  (au)  aber  schon  urgermanisch  nicht 
mehr  in  ein  v  ausliefen,  ist  zweifellos  (s.  Sievers  beitr.  V,  569). 
Will  man  von  hier  aus  rückwärts  schliessen,  dass  wo  nicht  ü, 
got.  au  erscheint  auch  nicht  öv  directe  Vorstufe  ist,  dann  ge- 
langt man  vor  consonanten  zu  öu,  *stöujan.  Zwingend  ist 
dieser  schluss  aber  nicht,  ö  für  öv  oder  öu  will  Paul  nur  vor 
j  anerkennen  und  zwar  nur  für  got.  und  ahd.  »Aber  dieser 
ausfall  des  w  [im  ahd.]  ist  gewiss  unabhängig  von  dem  im 
gotischen,  da  er  erst  eingetreten  sein  kann,  nachdem  das  da- 
hinter stehende  i  consonantisch  geworden  ist«  (s.  160).  Der 
Übergang  von  öv,  öu  in  ö  findet  aber  nicht  nur  vor  j,  sondern 
vor  allen  consonanten  statt  und  ist  urgermanisch,  das  lehren 
gemeingerm.  flödus,  göma,  got.  bairös,  ags.  an.  töl,  söl,  an.  nör, 
ahd.  nuot  (zweifelhaft  sind  got.  snörjö,  an.  snodda,  ahd.  ruode, 
mhd.  buode,  lüeme).  Er  zeigt  sich  ebenso  in  allen  sprachen 
vor^.  Daraus  ist  zu  schliessen,  dass  er  hier  ebenfalls  urgerma- 
nisch ist,  das  j  also  schon  urgermanisch  eine  spirans,  nicht  i 
oder  ij  war. 

Endlich  fragt  es  sich,  wie  öv  im  wortauslaute  behandelt 
sei.  Ist  der  wandel  von  öv,  öu  vor  consonanten  zu  ö  urgerma- 
nisch, so  werden  die  worte,  welche  ursprünglich  hinter  öv  einen 


Die  Vertreter  von  urspr.  äVj  9»  m  den  germanischen  sprachen.      15 

vocal  hatten,  der  erst  durch  die  auslautsgesetze  der  einzel- 
sprachen getilgt  ist,  ü  haben,  dagegen  diejenigen,  welche  schon 
gemeingermanisch  den  folgenden  vocal  verloren  hatten,  werden 
ö  haben,  da  die  Stellung  im  auslaute  für  vocal  -f  ^  dieselbe 
bedingung  schaffl.  wie  folgender  consonant  (gasnau,  triu  wie 
ta/y^any  gaqiujan).  Das  gotische  hat  kein  beispiel  der  art,  aber 
die  der  übrigen  germanischen  sprachen  stimmen  sammt  und 
sonders  hierzu,  am  im  nom.  acc.  sg.  der  a-stämme  war  ur- 
germanisch noch  nicht  geschwunden  (vgl.  run.  horna,  staina), 
als  urgerm.  ist  also  anzusetzen  *böva  oder  *bövä,  dessen  regel- 
rechte Vertretung  jn  an.  ags.  as.  ahd.  hü  vorli^;  ebenso  an. 
frür  aus  *trövar  (vgl.  HoUingar,  haäinar  u.  a.). 

Früher  als  das  a  im  nom.  acc.  der  a-stämme  sind  die 
suffixalen  vocale  der  1.  3.  sg.  perf.  geschwunden  (s.  Heinzel 
endsilben  der  anord.  spr.  s.  30,  Sievers  beitr.  V,  120).  Setzen 
wir  ihren  Schwund  in  die  germanische  zeit,  woran  nichts 
hindert,  dann  sind  an.  dö,  gö  (perf.  zu  deyja,  geyja)  =  urgerm. 
dö,  gö  gerechtfertigt,  haben  also  ihr  v  früher  verloren  als  das 
part.  dainn.  In  plur.  und  opt.  wäre  nach  der  regel  ü  zu  er- 
warten, das  0  des  sg.  hat  sich  aber  nach  analogie  der  übrigen 
verba  mit  constantem  ö  in  allen  perfectformen  an  dessen  stelle 
gedrängt  :  dö,  gö  aus  *döw,  "^göu  (mit  hiatus  wie  got.  vaivöun, 
laüöun)^  opt.  dm,  gm.  Bei  den  reduplicierten,  welche  dieser 
analogie  etwas  ferner  standen,  haben  sich  die  regelrechten 
formen  erhalten:  *6e6o  =  an.  Jnö,  pl.  *bebüun,  dann  wegen 
betonung  der  ersten  silbe  verkürzt  ^bebutm,  *bebuvun  = 
an.  biuggu,  ahd.  biruun,  biruuuts  Otfr.  IV,  4,  59.  II,  7,  18 
(über  das  r  s.  ztschr.  XXV,  598).  Ebenso  sind  *hehö,  pl.  *hehüun, 
welche  sich  zum  praes.  an.  höggva  verhalten  wie  an.  trüa  zu 
^y99^9  ^wa  snoßlda  zu  snöggr,  regelrecht  vertreten  in  an.  hiö, 
ahd.  for-heo  Br.  Mo  Tat.,  plur.  an.  hmggu;  das  v  von  ags. 
hedv,  heövon  ist  aus  dem  praes.  he(wan  übertragen  und  kommt 
für  das  urgermanische  ebensowenig  in  betracht  wie  das  von 
sedv  =  got.  saisö. 

Ahd.  fruo  =  nQtat  erweist  hiemach  urgerm.  frö  und  ur- 
germanischen Schwund  eines  im  unmittelbaren  auslaute  stehen- 
den i.  Dies  steht  im  Widerspruche  mit  den  neuesten  theorien 
und  erfordert  daher  eine  prüfung  derselben.  Vorher  gestatte 
man  noch  einen  excurs. 


16  i.  Schmidt, 

Got.  fön  funins,  nahts  nahtam. 

Da  beispiele  des  quantitativ  zweifachen  ablauts,  welcher 
sich  in  ahd.  guamo  :  gowmm  :  gcmmo  zeigt  (s.  8),  im  ger- 
manischen wie  in  anderen  sprachen  nicht  aHzu  häufig  sind, 
möge  hier  noch  eins  angeführt  werden.  Got.  fön,  funins  sind 
die  beiden  äusseren  glieder  eines  solchen.  Fick  ztschr.  XVm, 
416  verbindet  fiH^  richtig  mit  preuss.  panno  feuer,  panti-staclan 
feuerstahl,  irrig  mit  näv6g.  Letzteres  ist  ganz  unverwandt, 
erstens  wegen  des  ä,  für  welches  dann  att.  17  zu  erwarten  wäre 
—  ndvoq  findet  sich  bei  Aeschylus  Ag.  284  im  dialoge  — , 
zweitens  wegen  der  bedeutung.  Es  bezeichnet  ein  als  fackel 
dienendes  reisigbündel,  dicikti  »Xi^fkatidav  erklärt  es  PhoL  lex. ; 
dass  navoq  an  sich  den  sinn  des  feurigen  nicht  hat,  lehrt  auch 
der  Zusatz  7ivQiq>3i€XTog  Eurip.  Ion  195  (eine  andere  lautlich 
ebenfalls  unhaltbare  deutung  von  navog  giebt  Röscher  stud.  I, 
2,  72).  Der  fem.  a-stamm  preuss.  panno  hat,  wie  das  nn  be- 
weist (Pauli  beitr.  VI,  442),  kurzen  wurzelvocal,  bietet  also  das 
im  germanischen  verlorene  mittelglied  zwischen  ßn  imd  funins. 
Wie  preuss.  menso,  abulg.  m^o,  got.  mimg  aus  urspr.  *mams 
=  skr.  nom.  mäs  (vgl.  tds  aus  ^tams),  wie  lit.  dervä  aus  skr. 
ddru,  wie  got.  kniu  =  ^genthä-m  aus  skr.  Jänu  (ztschr.  XXV, 
50),  wie  skr.  padd-fn  aus  pdd  u.  a.,  so  kann  panno  aus  einem 
urspr.  neutr.  ^pün  abgeleitet  sein.  Ob  der  wurzelvocal  ur- 
sprünglich 0,  0  oder  ö,  a  war,  ist  nicht  zu  entscheiden,  ftin 
kann  aus  *panam  entstanden  sein,  welches  sich  hinsichtlich 
des  genus  zu  dem  fem.  panno  verhielte,  wie  mimz,  triu  zu 
lit.  mesä,  dervä,  die  länge  wäre  dann  aus  dem  zu  gründe  liegen- 
den pan  wieder  eingedrungen  wie  in  skr.  mamsdrfn^  lit.  mesh 
(aus  *mensa,  nicht  *mensa  welches  *mesa  ergeben  hätte)  gegen 
mimz,  abulg.  mqso  mit  ursprünglicher  kürze. 

Möglich  ist  aber  noch  eine  andere  erklärung.  Die  Ursprache 
hat  in  ziemlich  weitem  umfange  ein  suffix  i  dem  nom.  acc.  sg. 
wie  dem  nom.  acc.  pl.  der  neutra  angefügt,  dasselbe  welches 
im  skr.  im  plural  überall  zur  regel  geworden  ist.  In  singulari- 
scher Verwendung  findet  es  sich  z.  b.  in  skr.  ydd4  =  ydd,  mdhri 
nom.  neutr.  zu  mdJi-,  hrdrl  und  hdrd4  nom.  zu  hrd,  dhartdr-^ 
(s.  Grassm.  wlb.  z.  RV.  s.  v.  und  unter  sthätf),  vär-i  neben 
vdr,  dkshr4  neben  aksh^  welches  vorliegt  im  nom.  m.  an-4k 
RV.  n,  15,  7,  gen.  du.  akshris  AV.  V,  4,  10,  nom.  du.  akshri 


Die  Vertreter  von  urspr.  av,  öv  in  den  germanischen  sprachen.       17 

RV. ,  WO  der  accent  lehrt,  dass  der  stamm  aJcsh  ist.  €tksh4 
deckt  sich  mit  abulg.  oc-i  wie  wdmn-*,  ved.  ndman-t,  nabhas-f 
mit  imen^,  nebes4;  neutrale  i-stämme,  nach  deren  analogie 
Schleicher  comp.  §  248  die  slawischen  duale  gebildet  sein  lässt, 
hat  das  slawische  gar  nicht.  Dass  sich  oö-i  und  aksh4  decken, 
wird  besonders  klar  durch  den  aus  dem  nom,  gebildeten  dat. 
ved.  akshibhyäm  =  ocima  (gegen  pqMma  mit  i).  Mit  ahsh4^ 
oi-i  deckt  sich  weiter  oaas^  welches  lehrt,  dass  iä  die  ursprüng- 
liche dualendung  der  neutra  war,  die  in  allen  sprachen  ausser 
dem  griech.  zu  *  geworden  ist  wie  das  *a  der  fem.,  fpiqovaa 
gegen  bhdrantty  abulg.  berqsti,  lit.  sükanü,  got.  frijöndi.  Ur- 
sprünglich auf  den  nom.  acc.  beschränkt  war  auch  das  i  von 
skr.  dsthi,  der  stamm  (isth-  liegt  vor  in  abaktr.  gen.  aQtckQ-ca 
(de  Saussure  mem.  s.  le  syst.  prim.  des  voyelles  p.  226  note), 
instr.  azdelns  (Mahlow  die  langen  vocale  80),  lat.  ossa.  Aus 
den  europäischen  sprachen  erwähne  ich,  um  die  singularische 
Verwendung  und  zugleich  die  ursprüngliche  quantität  des  i  zu 
constatieren  das  lit.  ta4  und  die  nur  adverbial  gebrauchten 
alten  neutra  kai,  jai  (vgl.  skr.  y6d-4). 

Das  ursprünglich  nur  auf  den  nom.  acc.  beschränkte  i 
wird  dann  bisweilen  zum  stamme  gezogen,  und  es  entstehen 
unursprüngliche  i-stämme:  lit.  szirdi-s,  abulg.  sr%(K'Ce  aus  skr. 
hrd-i;  lit.  akl-s,  got.  and-^ugi-ba,  ahd.  augi-ms  publice  Ra  224, 
37  St.-S.  (ein  aif^gi-zoraht  steckt  wohl  in  auuizoraht  anuezoraht 
Ra  =  aukamraht,  atikuzorath  gl.  K.  224,  36.  233,  11,  oder  ist 
awi'  =  got.  avi'  in  avi4iud?),  griech.  ^Qi-oxti-g  aus  skr.  äksh-i; 
lit,  ausi-s,  lat.  atfri-s  aus  nom.  *ai4s4,  stamm  aus-,  der  erhalten 
ist  in  lat.  aus-cuitare,  au(s)'dire,  abulg.  ws-i  (vgl.  oc-i),  air.  6 
(Zeuss  2  33  =  *J5,  *aw5  wie  mi  mensis  =  fjbsig^  skr.  mäs;  griech. 
ovQ  aber  ist  nach  ausweis  des  dor.  w^,  altatt.  02  C.  I.  A.  I, 
322a,  93  aus  "^oiaog  =  abulg.  ticho  contrahiert).  Im  skr.  dringt 
das  i  vom  äkshi,  dsthi,  dddhi,  sdkthi  bekanntlich  nur  vor  con- 
sonantisch  anlautende  suffixe,  bei  vdri  in  alle  casus. 

Neutrale  nicht-w-stämme  werden  in  den  casus  obliqui  oft 
z, — "otämmen:  skr.  dos  döshnds,  yAs  yüshnds,  ds  äsnäs,  giras 
(trshnds  =  xQäzog  (*xQa<faz6g),  ddru  drünas  =  doitgatog  u.  a. 
Die  letztgenannten  zeigen,  dass  diese  stamm erweiterung  schon 
in  der  Ursprache  vorhanden  war.  Sie  tritt  ebenso  ein  bei 
denen ,  welche  im  nom.  acc.  i  anfügen :  dkshi  akshnds  =  got. 

Zeitschrift  für  vcrgl.  Sprachf.  N.  F.  VI.  1.  2 


ig  J.  Sehmidi, 

augins,  asthnds,  dadhnds,  sakthnds.  Auch  diese  er  Weiterung 
verbreitet  sich  über  ihren  ursprünglichen  bereich,  got.  augö, 
au8ö,  hairtö  sind  auf  diese  weise  ganz  zu  n^stämmen  geworden, 
während  das  litauische  die  alten  nominative  aki,  ausi,  seirdi 
durch  alle  casus  hindurch  geführt  hat. 

So  bestand  auch  ein  altes  neutrum  st.  näht-  =  wx%'^  got. 
nijiii-,  nom.  "^naht^,  gen.  ^fi&kinäs.  Das  geschlecht  ist  bewahrt 
zunächst  in  skr.  ndktctrmy  welches  sich  zu  einem  neutr.  *nakt- 
verhält  wie  manisd-'m  zu  mds.  Die  «»^flexion  der  casus  obliqui 
und  das  neutrale  geschlecht  wird  durch  das  nur  so  erklärbare 
skr.  ndktäbhis  =  got.  nahtam  erwiesen,  welche  sich  zu  einander 
verhalten  genau  wie  dkshdbhis  zu  augam.  Ahd.  nahtum  K.  ist 
enti^eder  die  ganz  »organische«  Vertretung  von  naktdbhis,  wie 
got.  tigum  =  dagdbhis  oder  von  dem  einfachen  alten  naJU-  gebildet 
wie  brmtum  von  brüst.  Der  n-stamm  erscheint  auch  in  got. 
nähta-mafs  (vgl.  augordaurö),  ahd.  nahta-gala  Ra  217,  28  St.-S. 
(vgl.  augor-tora).  Zu  ihm  hat  sich  im  griech.  und  lat.  ein  neuer 
neutraler  nom.  acc.  riW«»^  (=  vdmQ  :  uddbhis),  lat.  noctur-^nus) 
gesellt.  Andererseits  entwickelte  sich  aus  dem  alten  neutralen 
nom.  *naM'i  der  fem.  i-stamm  skr.  ndktls  nom.  pl.,  lat.  nodi^im 
(wie  aurium),  lit.  nakü-s  (wie  ausis),  abulg.  nosft.  Ueber  diesen 
zwischen  neutr.  und  fem.  vielfach  bemerkbaren  genuswechsel, 
welcher  in  unserem  falle  durch  die  in  den  Veden  so  nahe  be- 
Ziehung  von  näkti  zu  ushds  begünstigt  sein  mag,  wird  an 
anderem  orte  zu  reden  sein.  In  den  germanischen  sprachen 
zeigen  den  i-stamn^  ahd.  as.  nahti-gala  Ra  93,  27  St.-S.,  Strassb. 
gl.  73.  74  (Heyne  kl.  andd.  denkm.^  93)  und  das  ags.,  dessen 
von  Grein  angeführte  composita  sämmtlich  in  allen  quellen  mit 
nüU-f  d.  i.  nahti-,  anlauten.  Auch  in  der  ganzen  flexion  herrscht 
der  Umlaut,  Grein  belegt  von  unumgelauteten  formen  nur  den 
nom.  neaht  und  gen.  sinneahtes  je  einmal.  Dass  hier  nicht  bloss 
formübertragung  aus  dem  gen.  dat.  sg,  nom.  acc.  pl.  den  um- 
laut  verbreitet  hat,  lehrt  eine  vergleichung  mit  bürg- ^  welches 
als  erstes  glied  von  compositen  stets  bürg-  lautet  und  byrig 
auf  den  gen.  dat.  sg.  nom.  acc.  pl.  beschränkt  gelassen^ hat. 
Dies  nahti-  verhält  sich  also  zu  got.  nahtam  und  ahd.  wPfc- 
-gala  genau  wie  ahd.  augi-wis  zu  got.  augam,  atiga-daurö,  ahd. 
ai*ga4ora. 

Kehren  wir  nun  zu  fdn  zurück ,  so  wird  die  annähme  ge- 
stattet sein,  der  alte  stamm  pän-  sei  wie  aJcsh-,  naht-  u.  s.  w. 


Die  Vertreter  von  urspr.  at\  ov  in  den  germanischen  sprachen.       19 

flectiert.  Dann  ergiebt  sich  für  die  Ursprache  nom.  pdn4^\ 
gen.  pann-äs,  instr.  pl.  pananbhis  (vgl.  jdnu  :  *y6vj:(Sv^  ysvvüSv  : 
abaktr.  sshnuby^,  ztschr.  XXV,  51),  wekhe  im  gotischen  zu  lauten 
hätten  fön,  gen.  */aw5,  (wie  mans\  dat.  pl.  "^ furtum  (wie  tigum 
=  dagdbhis).  Indem  die  casus  obliqui  die  hier  nicht  weiter  zu 
verfolgende  Umgestaltung  erlitten,  welche  bei  den  n-stämmen 
mit  wenigen  ausnahmen  durchgeführt  ist,  und  ihr  ablaut  aus- 
geglichen ward,  entstanden  funins,  funam  (pl.  nicht  belegt). 
Dem  ablaute  fön  :  funins  entspricht  der  des  ahd,  nefo  :  nift 
=  skr.  ndpät :  naptts,  abgesehen  davon,  dass  zwischen  anlauten- 
dem p  und  n  der  vocal  nicht  ganz  schwinden  sondern  nur  re- 
duciert  werden  konnte  wie  in  ahd.  dunni  ==.  tanu-  u.  a.  Die 
kürze  des  u  wird  durch  das  metrisch  als  kurz  gesicherte  anord. 
funi  bewiesen  (Sievers  beitr.  VI,  564).  Das  verhältniss  von 
fön  :  preuss.  panno  :  funins  entspricht  demnach  hinsichtlich  der 
Yocalquantität  und  der  stammbildung  dem  von  skr.  ddru  :  lit. 
dervä  :  gen.  skr.  drürias.  Sollte  aber  fön  aus  *panäm  ent- 
standen sein,  was  ja  möglich  ist,  dann  bleibt  alles  übrige  be- 
stehen, wir  haben  nur  ein  mittelglied  mehr  anzunehmen.  *pöw-  ; 
"^pandm,  fön  :  funins  verhalten  sich  dann  wie  skr.  aksh- :  akshdm  : 
akshnds,  verg).  auch  ngoaconov  :  ngoadnact.  Der  nordische 
nom.  funi  ist,  vom  gepus  abgesehen,  wie  auga  aus  den  cas. 
obl.  neu  gebildet.  Mahlow  (die  langen  vocale  140)  will  fön 
aus  *panany  d.  h.  einem  alten  mit  funins  ursprünglich  gleich- 
stämmigen nom.,  gebildet  wie  nänm,  ovofAa,  nomen  herleiten. 
Ich  halte  dies  nicht  für  wahrscheinlich,  weil  dann  nicht  abzu- 
sehen ist,  weshalb  nicht  *fonö  eingetreten  ist  wie  namö,  vcUö^ 
augö  u.  s.  w.  Die  diflferenz  von  fön,  funins  und  7iamö,  namins 
weist  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  auf  eine  uralte  anomalie. 
Vielleicht  ist  auch  hön  (ahd.  huon)  :  hanins  zu  beurtheilen 
wie  fön  :  funins  und  der  nom.  hana,  an.  hani  m.  neugebildet 
wie  an.  funi  m.  mit  demselben  genuswechsel.  Wie  oben  fön : 
*fans  :  *funum  wäre  dann  als  alte  flexion  hön  :  '^hans :  *hunum 
anzusetzen,  und  hanins  hätte  den  wurzelvocal  der  mittleren 
casus.    Indess  ist  auch  eine  andere  erklärung  möglich. 

^)  Einen  nom.  auf  i  nimmt  auch  Kluges  übrigens  ganz  verfehlte  er- 
klärung an  (Paul  u.  Braune  beitr.  VI,  378). 


20  J*  Schmidt, 


Die  germanischen  präpositionen  und  das 

auslautsgesetz. 

Sievers  hat  als  regel  aufgestellt,  dass  ursprünglich  aus- 
lautende unbetonte  i,  a,  e  bereits  in  der  germanischen  grund- 
spräche  abgefallen,  betonte  aber  bewahrt  seien  (beitr.  V,  111. 121). 
Die  thatsachen,  auf  welche  er  seine  regel  baut,  sind  folgende. 

Aus  dem  umlaut  in  dativen  wie  an.  ags.  menn  schliesst  er, 
dass  das  einst  auslautende  i  noch  im  urgermanischen  vorhanden 
gewesen  sei.  Der  schluss  ist  aber  durchaus  nicht  zwingend. 
Im  litauischen  und  in  slawischen  sprachen  hinterlässt  ein  im 
auslaute  schwindendes  i  eine  seinen  Schwund  lange  überdauernde 
mouillierung.  Nehmen  wir  dem  entsprechend  an,  aus  *manni 
sei  zunächst  urgerm.mafm  mit  mouilliertem  ww  geworden,  welches 
im  an.  und  ags.  die  mouillierung  bis  zur  umlautsperiode  be- 
wahrte, im  ahd.  und  as.  aber,  welche  den  umlaut  erst  später 
erlitten,  vor  derselben  verlor,  dann  erklären  sich  an.  ags.  menn, 
as.  ahd.  man,  got.  mann  in  Übereinstimmung  mit  den  bisher 
angenommenen  auslautsgesetzen. 

Ferner  glaubt  Sievers,  ahd.  as.  timbi,  ags.  ymbe  haben  das 
i  von  dfjKpi,  ahhi  im  auslaute  bewahrt.  Die  differenz  zwischen 
umbiy  ymbe  und  an.  timb,  um  erklärt  er  durch  die  annähme, 
dass  umbi  als  präposition  durch  die  enclise  seinen  accent  ver- 
loren und  dann  durch  das  auslautsgesetz  sein  i  eingebüsst,  da- 
gegen als  adverbium  noch  zur  zeit  des  auslautsgesetzes  den 
accent  auf  dem  i  gehabt  und  dadurch  dies  i  bis  in  historische 
zeit  gerettet  habe.  Von  der  doppelform  urgerm.  umb  präp.  und 
umbi  adv.  sei  dann  in  historischer  zeit  je  eine  ausser  gebrauch 
gekommen,  hi  gleicher  weise  habe  das  urgermanische  als  präp. 
und  adv.  neben  einander  gehabt  ab  aid,  an  and,  ui  uid^  miä 
midi,  for  ford,  für  furi,  und  es  ergiebt  sich,  dass  auch  betontes 
ursprünglich  auslautendes  a  noch  urgermanisch  nach  Wirkung 
des  auslautsgesetzes  erhalten  war.  Daraufhin  hat  Paul  beitr. 
VI,  124  f.  jedes  gemeingermanische  auslautsgesetz  geleugnet. 

Zunächst  besteht  ein  auffallender  Widerspruch  zwischen 
Sievers'  beiden  belegen  für  erhaltenes  i,  den  locativen  sg.  ein- 
silbiger consonantischer  stamme  und  den  präpositionen.  Hätten 
die  in  betonung  und  quantität  völlig  gleichen  von  Sievers  an- 


Die  germanischen  präpositionen  und  das  auslau Isgesetz.  21 

genommenen  manni  und  unibi  im  urgerm.  bestanden,  dann 
würden  beide  in  den  historisch  überlieferten  sprachen  je  gleiche 
Umgestaltungen  erlitten  haben,  das  ist  aber  in  keiner  einzigen 
der  fall.  Lassen  wir  an.  umb,  um  vorläufig  bei  seite ,  so  folgt 
aus  der  diflferenz  von  ags.  menn  und  ymbe,  as.  ahd.  man  und 
umbi,  dass  entweder  manni  oder  umbi  für  das  urgerm.  falsch 
angesetzt  ist,  wenn  nicht  beide.  Ferner  verbietet  das  von 
Sievers  selbst  beitr,  V,  104  f.  als  westgermanisch  anerkannte 
gesetz,  demzufolge  nach  langer  silbe  ursprünglich  kurze  selbst 
oxytonierte  (a.  a.  o.  116)  vocale  geschwunden  sind,  in  ahd. 
as.  umbi,  ags.  ymbe  die  erhaltung  eines  auslautenden  i  anzu- 
nehmen. Ist  es  irgend  glaublich,  dass  umbi,  ymbe  ein  unmittel- 
bar auslautendes  i  erhalten  habe,  während  urspr.  dheUs,  dhetim 
(abulg.  d^)  das  durch  consonanten  gedeckte  i  verloren  haben : 
ahd.  tat,  as.  dad,  ags.  dced?  Dass  ferner  die  ursprüngliche 
oxytonierung  an  der  erhaltung  des  i  von  umbi  unschuldig  ist, 
lehrt  das  ahd.  ubari,  ubiri  adv.,  an.  yfir  =  skr.  updri,  griech. 
vnsQy  vnig.  Richtig  hat  Sievers  das  i  von  umbi  mit  dem  a 
von  ahd.  oba  auf  gleiche  stufe  gestellt.  Sollte  seine  erklärung 
des  letzteren  sich  als  falsch  ergeben,  so  würde  damit  auch  die 
des  ersteren  fallen,  und  so  ist  es.  Sievers  behauptet,  aba,  oba 
seien  ursprünglich,  d.  h.  indog.,  oxytona  gewesen,  wie  auch 
speciell  ihr  6  an  stelle  von  urspr.  p  beweise.  Beides  ist  irrig. 
Das  b  beweist  nur  negativ,  dass  es  nicht  in  formen  entstanden 
ist,  welche  dpa,  üpa  betont  waren.  Eine  betonung  apd,  upd 
positiv  zu  erweisen  ist  es  ebenso  unfähig  als  etwa  die  d  von 
püsundi,  bairand,  haitanda  im  stände  sind  eine  von  russ.  t^sjaca, 
lit.  tukstantis,  skr.  bhdranti,  bhdrante  abweichende  germanische 
oxytonierung  zu  erweisen.  Zu  der  behauptung,  dass  apa,  upa 
ursprünglich  oxytona  waren,  ist  Sievers  wohl  durch  das 
griechische  verleitet  worden.  Benfey  hat  aber  erwiesen,  dass 
die  griechischen  präpositionen  ihren  ursprünglichen  accent  nur 
dann  bewahrt  haben,  wenn  sie  hinter  dem  zugehörigen  casus 
(in  der  anastrophe)  oder  adverbiell  ohne  zugehörigen  casus 
stehen:  äno,  vno,  im,  hSqi  =  skr.  dpa,  üpa,  dpi, pari.  Werden 
sie  vor  einen  zugehörigen  casus  gesetzt,  so  verlieren  sie  pro- 
klitisch  ihren  ton  ganz  und  gar:  ix  xaxoSv  gegen  xaxiSv  1$. 
Zweisilbige  atona  ertrug  das  griechische  nicht,  sondern  gab 
ihnen,  wo  wie  in  diesem  falle  kein  tonanschluss  an  das  vorher- 
gehende wort  möglich  war,  einen  unursprünglichen  accent  auf 


22  .1.  Schniidt. 

die  letzte  silbe:  dno,  vno  wie  nrog^  iaxi  (Benfey  nachr.  v,  d. 
Götting.  ges.  d.  w.  1878  s.  176  ff.)  Also  Sievei-s*  urgemianische 
äiki,  fjiid  entbehren  jedes  anhalts.  Aus  skr.  dpa,  üpa,  griech. 
ano,  ino  aber  können  ahd.  aba,  öba  nicht  hergeleitet  werden 
wegen  des  h.  So  bleibt  nur  eine  möglichkeit:  sie  sind  in  Zu- 
sammensetzungen, welche  das  zweite  glied  betonten,  entstanden 
oder  sind  selbst  Zusammensetzungen  zweier  präpositionen.  Und 
damit  haben  wir  den  festen  punkt,  von  dem  aus  sich  alles 
erklären  und  das  Westphalsche  gesetz,  soweit  es  die  ursprüng- 
lich auslautenden  kurzen  vocale  betrifft,  wieder  völlig  zu  ehren 
bringen  lässt. 

Wenn  durch  irgend  ein  lautgesetz  der  stamm  eines  Wortes 
in  verschiedenen  flexionsformen  verschiedene  gestalten  gewonnen 
hat,  so  gewährt  die  Verschiedenheit  der  suffixe  und  der  an 
ihnen  haftenden  beziehungen,  welche  beispielsweise  zwischen 
nom.  und  gen.,  zwischen  1.  pers.  sg.  und  plur.  besteht,  der 
verschiedenen  stammgestalt  einen  gewissen,  auf  die  dauer  aller- 
dings auch  nicht  ausreichenden  schütz  gegen  den  ausgleichungs- 
trieb,  welcher  sofort  nach  ablauf  des  betreffenden  lautgesetzes 
in  der  spräche  aufsteigt.  Ein  indeclinabeles  wort  aber,  welches 
in  verschiedenen  lagen  verschieden  gestaltet  wird,  entbehrt 
dieses  Schutzes.  Der  ausgleichungstrieb  erreicht  daher  durch 
zurückdrängung  oder  Vernichtung  einer  der  beiden  ganz  gleich- 
bedeutenden formen  sein  ziel.  Solchen  lautgesetzen ,  welche 
jedem  Worte  eine  doppelte  gestalt  gaben,  sind  die  germanischen 
Präpositionen  in  ihrem  leben  zweimal  unterworfen  gewesen, 
einmal  in  der  Ursprache  den  Wirkungen  des  hochtones,  zum 
zweiten  den  germanischen  auslautsgesetzen.  Ihre  historisch 
überlieferten  formen  sind  also  das  ergebniss  doppelter  differen- 
zierungen  und  darauf  folgender  doppelter  aui^leichungen. 
Wenn  wir  die  consonanten  mit  berücksichtigen,  haben  wir 
beide  processe  sogar  dreifach  vollzogen. 

Im  Sanskrit  ist  das  verbum  finitum  nach  bekannten  ge- 
setzen,  welche  wir  zufolge  J.  Wackernagels  Untersuchung  (ztschr. 
XXIII,  457  f.)  als  indogermanisch  anzunehmen  haben,  Iheils 
betont  theils  enklitisch  unbetont.  Ist  es  betont,  dann  verliert 
eine  unmittelbar  vorhergehende  zugehörige  präposition  ihren 
accent,  ist  es  unbetont,  dann  behält  sie  ihn,  z.  b.  paripäsi  RV. 
I,  121,  9,  aber  pdri  yosi  IX,  83,  5.  Ebenso  erscheinen  die 
Präpositionen  in  nominalcompositionen  und  in  ableitungen  theils 


Die  germaDischeu  präposiiionen  und  dsm  auslautsgesetz.  ;23 

betont  theils  unbetont.  Ihre  gestalt  ist  in  den  durch  denkniale 
bezeugten  sprachperioden  meist  unverändert,  mögen  sie  den 
hoehton  haben  oder  proklitisch  an  das  folgende  wort  an- 
gelehnt sein.  In  der  Ursprache  war  es  aber  nicht  so,  wie  zahl- 
reiche spuren  verrathen.  Nachvedlsch  »verlieren  api,  adhi,  ava 
in  Verbindung  mit  gewissen  wurzeln  ihren  anlautenden  vocal, 
nämlich  api  mit  nah  und  dhü^  adhi  mit  stha,  ava  mit  gah<i 
Whitney  gramra.  §  1087  a.  Der  Verlust  des  vocals  kann  nicht 
durch  irgend  welche  eigenschaften  gerade  dieser  wurzeln  be- 
dingt sein,  denn  vedisch  finden  sich  auch  vor  ihnen  die  vollen 
Präpositionen.  Er  ist  auch  nicht  im  sonderleben  des  indischen 
eingetreten,  denn  ein  compositum  mit  pi  lässt  sich  schon  für 
die  Ursprache  erweisen.  Bereits  Pott  e.  f.  P,  248  hat  Orpldar 
kränz  und  plddydmi  drücke  als  composita  von  api  -\-  sad 
erklärt  und  püddyami  mit  niil^(0  verbunden,  vergl.  noch  tüa- 
'pfda-  ölmüller,  trna-ptda-  das  zusammendrucken  wie  gras,  be- 
zeichnung  einer  art  von  handgemenge  BR.  Mit  pish  zermalmen, 
von  welchem  Flck  P,  146  und  Gurtius  verbum  P,  350  diese 
Worte  herleiten,  haben  sie  begrifflich  gar  nichts  gemein.  Wie 
nldd-j  lat.  nidus,  nest  von  Pott  a.  a.  o.  schon  richtig  aus 
ni-sd^j  WZ.  sad  erklärt  ist  (Fick  P,  129  giebt  statt  dessen 
eine  gegen  die  lautgesetze  verstossende  etymologie),  so  ist  der 
im  indischen  vorliegende  stamm  ptda-  aus  *pi'Sd'd-  entstanden 
und  daraus  der  verbalstamm  pfddya-  abgeleitet  wie  ntddya- 
aus  nldd-.  Folgte  auf  das  d  der  wurzel  ein  consonant,  so 
konnte  der  nun  vor  doppelconsonanz  stehende  wurzelvocal  auch 
in  tieftonigster  silbe  nicht  schwinden,  nur  reduciert  werden, 
daher  ms^w,  dor.'  mä^w  =  pi-sadjd.  Die  formen,  welche 
volles  dpi  in  Verbindung  mit  sad  enthielten,  verloren  sich  so 
frühzeitig,  dass  schon  vedisch  pid  als  wurzelbestandtheil  be- 
trachtet und  ein  perf.  pipid^  gebildet  wurde.  Ferner  findet  sich 
pi  im  litauischen  als  postposition,  im  lettischen  gedehnt  pi, 
dialektisch  pi  (Bielenstein  §  554)  als  präposition.  Das  gotische 
endlich  hatte  wie  das  sanskrit  beide  formen  hi  =  skr.  pi  und 
*if  =  d^i,  int,  zu  erschliessen  aus  iftuma,  welches  aus  "^if  ge- 
bildet ist  wie  aftuma  aus  af  (Pott  e.  f.  P,  452).  Hiernach 
kann  wohl  nicht  bezweifelt  werden,  dass  |die  Ursprache  Jrwei 
formen  der  präposition  halte  d'pi  und  pi^,  und  dass  die  alleih- 
herrschaft  je  einer  von  beiden  formen  in  den  einzelsprachen 
erst  durch  ausgleichung  herbeigeführt  ist.    Ebenso  erklären  sich 


24  J-  Schmidt, 

6va  :  va  (vergl.  noch  vcUamsa-  =  avatathsa-) ;  ddhi  :  dhi^;  evt : 
skr.  ni^;  lat.  abs :  skr.  poQ-cd,  lit.  pas-kui,  lat.  pas-fcjtid-^a,  osk. 
po8-niam,  pöne  aus  ^pos-ne;  skr.  dpa,  a/ro  ;  niS-fj^atog,  ahd. 
/o-wa,  as.  /a-w;  skr.  awtt,  ags.  da  bis  =  urgerm.  *an/>  ;  got. 
nnä  (=  indog.  antV),  ahd.  «n^  in  tin^-oj?,  unzi  =  ww^  ri;  skr. 
pari,  niQi,  got.  /air-,  ahd.  ßri-wizi :  got.  fri-sdhts;  got.  />airÄ  ; 
westgerm.  /mrÄ;  got.  fra4iusan :  ags.  for-leösan,  ahd.  /br-,  /ar- 
fir-leosan^  SLhd.frd-was  anathema  (Grimm  gr.  11,732) ;  fir-wämn; 
frd-tat  scelus  :  fir-ttion,  fir-tdn  sceleratus  ^) ;  ahd.  as.  ano,  an. 
ön,  an  :  got.  inu  (der  ablaut  wie  in  got.  her  :  hiri,  vaia  [d.  i. 
*veja]  :  vinds,  ahd.  taan  :  iila  u.  a.);  as.  ags.  tu,  ahd.  zuo :  as. 
tCy  ahd.  ;8fa  ze  zi,  got.  dw,  slaw.  do;  Ht.  ope  :  apppeneti;  abulg. 
2>ri,  lit.  2>r^  :  lit.  pri-vesti;  lit.  pö-sunis,  abulg.  |)a-syntiiÄ  ;  lit. 
jpa-ves^i,  abulg.  po-vesti;  abulg.  p^-a-baba,  lit.  i>rd  .*  abulg.  |)ro- 
-i<i,  lit.  pra-eiti;  abulg.  w«,  lit.  nw  ;  nu-eiti;  abulg.  sq-logü:  sü- 
"lezati  =  foY.  sän-dora  :  su-dereti  =  skr.  5(im  .*  sa.  Das  sind 
wohl  anzeichen  genug,  um  für  alle  präpositionen  der  Ursprache 
die  entsprechende  doppelheit  der  formen  zu  sichern  und  die 
unveränderlichkeit  derselben  in  historischer  zeit  als  das  resultat 
frühzeitiger  ausgleichung  zu  erweisen. 

Durch  das  vocalische  auslautsgesetz  erhielt  jede  mehrsilbige 
Präposition  als  selbständiges  wort  eine  andere  gestalt  als  in  den 
zu  dieser  zeit  bestehenden  compositionen ,  z.  b.  avra,  lit.  anta 
(Bezzenberger  z.  gesch.  d.  lit.  spr.  71.  243)  ward  einerseits  got. 
and,  andererseits  bewahrte  es  seinen  vocal  in  anda-vaurdi^). 
Mit  verbalformen  sind  präpositionen  erst  sehr  viel  später  als 

*)  Dem  ahd.  fra-  :  for-  far-  fir-  entspricht  j^iech.  tiqo  :  TiQV'jaytSy 
ngv'liig,  dtango  :  (fiangviftog.  Die  schon  aus  historischen  gründen  un- 
wahrscheinliche vermuthung  von  Curtius  g.  e.*  435,  dass  ngvraytg  aeolisches 
Ursprungs  sei,  ist  unzulässig,  da  das  wort  im  aeolischen  gar  nicht  ngirayts 
sondern  nQotavts  lautete,  G.  I.  6.  2166,  33,  Ahrens  dial.  I,  84.  II,  507, 
Gonze  taf.  XII  B  29.  tt^v-  würde  skr.  *pf-  entsprechen,  vgl.  ^vya»  =  skr. 
bhfjjdmiy  rgvl^  :  tfXQyayoy  voc.  II,  337.  Ob  lesb.  nqoxay^g  die  hoch  tonige 
form  enthält,  ist  zweifelhaft,  da  sein  qo  wie  in  tnqorayfü,  ßgoxitog,  &Qo<fia}g 
(Ahrens  I,  76)  eine  andere  form  des  skr.  r  sein  kann,  in  diesem  falle 
würde  sich  n^oTaytg  zu  TtQvraytg  ähnlich  verhalten  wie  ruQyayoy  zu  rgv^. 
Endlich  ist  die  tieftonige  form  vielleicht  auch  in  dem  zweimaligen  böot. 
nognovJUddog  G.  I.  G.  1569c  z.  14.  45,  welches  Meister  Bezz.  V,  219  als 
nQonvXiadog  deutet,  enthalten.  Boot,  oq  kann  att.  oq  =  skr.  r  entsprechen 
wie  in  tfTQorogy  noQyotp. 

*)  Ursprünglich  wechselte  es,  je  nachdem  es  selbst  betont  oder  unbe- 
tont, respective  proclitisch  dem  folgenden  worte  angeschlossen  war,  zwischen 


Die  germanischen  präpositionen  und  das  auslau tsgesetz.  25 

mit  nominalformen  in  ein  wort  verwachsen.  In  den  Veden 
und  bei  Homer  ist  die  unlösbare  Vereinigung  unter  einen 
hauptaccent  noch  nicht  ganz  vollzogen,  im  germanischen  geschah 
sie  erst  nach  Wirkung  des  auslautsgesetzes.  Das  beweist  eben 
die  Vertretung  von  ävta  im  gotischen:  andor-  in  nominalzu- 
sammensetzungen ,  and-  in  verbalzusammenrückungen  wie  als 
selbständiges  wort.  Vergl.  anda-bcit  :  and-beitmi,  anda-hafts  : 
andrhafjan,  anda-hait  :  and-haitan,  anda-numts  :  and-niman, 
anda-sets  ;  and-siüm,  anda-stafijis  :  and-standan,  anda-pahts  : 
andrpaghjan  u.  a.  Diese  Unterscheidung  der  verbal-  und 
nominalcomposita  war  dem  Sprachgefühle  so  fest  eingeprägt, 
dass  selbst  dem  von  andavaurdi  abgeleiteten  verbum,  obwohl 
es  kein  compositum  sondern  ein  decompositum  ist,  die  den 
verbalcomposita  zukommende  gestalt  der  präposition  verliehen 
worden  ist:  andvaurdjan.  Einer  späteren  zeit  aber  konnte  die 
Unterscheidung  zweier  formen  für  jede  präposition  leicht  lästig 
werden.  Welche  von  beiden  dann  aufgegeben  wurde,  hieng 
von  umständen  ab,  welche  nicht  überall  die  selben  waren  und 
weder  bei  der  selben  präposition  in  verschiedenen  sprachen 
noch  bei  allen  präpositionen  in  einer  und  der  selben  spräche  zu 
durchweg  gleichen  resultaten  geführt  haben,  ganz  entsprechend 
dem,  was  sich  eben  für  die  ausgleichung  der  indogermanischen 
doppelformen  ergeben  hat.  So  beginnt  in  got.  andvairps, 
andvairpi  gegenwart,  andvairpi  preis  ^)  die  Verdrängung  von 
andor,  welche  in  den  nominalcomposita  aller  übrigen  germani- 
schen sprachen  schon  vorhistorisch  vollzogen  ist.  Auch  skr. 
pari,  gr.  niqi^  ubqI  hatte  einst  zwei  formen.  Die  den  nominal- 
composita von  rechts  wegen  zukommende  firi-  ist  nur  in  as. 
ßri^t,  ahd.  firi-^izi  curiosus,  viri-wiezi  portenta  gerettet^), 
sonst  überall  durch  das  ursprünglich  nur  verbale  got.  fair-, 
ahd.  /?r-  verdrängt,  welch  letzteres  mit  der  tieftonigen  form 
von  fra  und   mit  got.  faur  zu  unauflöslichem  knäuel  verwirrt 


anpa-j  anp  =  an.  atm-^  ags.  öd  und  anda-j  and  =  an.  and-,  ags.  and-, 
and-  (Braune  beilr.  VI,  199). 

^)  andbahts  ist  mit  Wackernagel  und  Diefenbach  (Kuhn  u.  Schleicher 
beitr.  I,  471  f.)  als  volksetymologische  Umgestaltung  des  gall.  anibactus 
zu  betrachten. 

*)  Die  alten  alem.  glossare  haben  firi  schon  fast  ganz  verloren  firi- 
melih  Ra.,  firwizlih  gl.  K.  210,  34  St.-S.,  firwizlihher  Pa.  gl.  K.  100,  13, 
firwizi  Pa.  gl.  K.,  firuuuizi  Ra  p.  138,  7,  firwizlih  gl.  K.  Ra.  S02,  31, 


36  J*  Sehmidt, 

ist.  Für  £vi,  ivi  und  dwi^  skr.  dnti  ist  die  form  der  nominal- 
composition  nirgends  mehr  erhalten,  wobei  zu  beachten  ist, 
dass  got.  und  in  keiner  nominalcomposition  vorliegt,  ebenso 
wenig  das  in  seinem  verhältniss  zu  und  oben  erklärte  ags.  öd 
bei  Grein  {üd-genge  evadens,  discedens,  caducus  und  üi-vita 
sapiens  enthalten  got.  unpor,  nicht  und%  s.  Grimm  zu  Andr. 
1106). 

In  anderen  fällen  hat  die  form  der  nominalen  composition 
den  sieg  davon  getragen,  indem  sie  zunächst  in  die  zwischen 
Domen  und  verbura  vermittelnden  infinitive  und  participien, 
von  da  aus  dann  in  das  verbum  finitum  drang.  Da  die  verbal- 
Präposition  mit  der  selbständigen  präposition  gleiche  gestalt 
hatte,  so  überwucherte  die  nominale  form,  wenn  sie  die  verbale 
erdruckte,  auch  leicht  die  selbständige  präposition,  und  zwar 
erst  die  der  verbalcomposition  zunächst  liegende  adverbiale 
ohne  nominalen  casus  stehende,  dann  bisweilen  auch  die  mit 
einem  casus  verbundene.  Nur  bei  präpositionen  war  eine  rück- 
wirkung  des  compositum  auf  das  simpIex  möglich,  weil  nur  bei 
diesen,  nicht  bei  den  nomina,  das  compositionselement  mit  dem 
Simplex  von  anfang  an  identisch  war,  und  weil  sich  nur  bei 
Präpositionen  die  zwischen  simplex  und  compositum  vermittehide 
sogenannte  trennbare  Zusammensetzung  sowie  das  nebenein- 
ander von  verbum  compositum  und  verbum  simplex  mit  nach- 
folgender einen  nominalcasus  »r^ierender«  präposition  findet. 
Von  er  al  iz  umbithahta  Otfr.  II,  11,  51  zu  mit  ihm  thekent  sie 
nan  umbi  IV,  29,  12  oder  von  umbig^ent  fh^  Tat.  116,  6  zu 
äün  gab  umbi  inan  Tat.  124,  1  war  nur  ein  kleiner  schritt, 
ebenso  von  so  thisu  wort  thö  gahun  ihen  huning  anaquämun 
(so  accentuiert  V.)  Otfr.  I,  17,  29  zu  farhta  unde  bibenot  chamen 
mih  ana  Nps.  54,  6,  von  thiu  man  iuuih  furisezze  Tat.  44,  7 
zn  zi  sezenne  furi  then  heilant  Tat.  54,  2,  von  wazzer  öbesiänt 
die  berga  Nps.  103,  6  zu  unz  her  quementi  stwmt  oba  thar  (hie 
hneht  was  Tat.  8,  5,  von  mitikangun  pedissequae  Rd.  p.  289, 
17  St.-S.  zu  üu  gant  io  mite  Org.  (Grafif,  IV,  91)  u.  s.  w.  Auf 
diesem  wege  sind  alle  die  vom  auslautsgesetze  scheinbar  ver- 
schont gebliebenen  selbständigen  präpositionsformen  ausser  aha 


*)  unpa-pUuhan  intpivyHv  hat  natürlich  mit  und-rimian  hinzu  laufen, 
vnd'greipan  imXa/ußiptg&at,  avXXttfißavHffy  und-rMan  besorgen,  gewähren 
gar  nichts  gemein. 


Die  germanischen  präpositionen  und  das  auslautsgesetz.  ^7 

entstanden.  Beweisend  dafür  ist,  dass  die  selbständigen  mit 
einem  nominalcasus  verbundenen  ahd.  an,  mitj  obar,  as.  far 
in  grösserer  oder  geringerer  ausdehnung  noch  die  nach  dem 
auslautsgeseize  zu  erwartende  regelrechte  gestalt  zeigen,  während 
die  zugehörigen  den  Verbalzusammensetzungen  näher  liegenden 
präpositionaladverbia  aus  diesen  schon  durchweg  die  formen 
ana,  müi,  ubari,  ftm  übernommen  haben.  Ausser  got.  ana  und 
ags.  ymbe  finden  sich  die  volleren  formen  selbständig  nur  im 
ahd.  und  anord. 

In  der  erörterung  der  einzelnen  fälle  ist  es  nöthig,  die 
zweisilbigen  mit  erster  kurzer  silbe  von  denen  mit  langer  und 
den  mehrsilbigen  zu  scheiden,  da  ausserhalb  des  gotischen  die 
verschiedene  quantität  verschiedene  behandlung  des  folgenden 
vocals  in  compositen  bedingte. 

an,  ana.  Im  as.  herrscht  als  präp.  und  adv.  durchweg  an 
(s.  Heynes  glossare),  dagegen  haben  die  drei  erhaltenen  nominal- 
composita  ana  :  ana-fangas  Essener  beichte  MSD.  LXXI,  28 
(als  präp.  zwölfmal  an  z.  30 — 47),  ana-wOni  gl  Prud.  85,  an 
themu  anaginne  Hei.  3593  Siev.  Mon.,  anginne  Gott.,  anginnea 
1034  M.  anginne  C.  Das  schwanken  des  letztgenannten  braucht 
nicht  durch  eindringen  der  selbständigen  form  an  in  die  com- 
posita  erklärt  zu  werden.  Das  a  kann  syncopiert  sein,  da  die 
nominalstämme  In  der  composition  den  vocal  auch  schon  fast 
alle  verloren  haben ;  erhalten  ist  er  nur  in  wenigen  kurzsilbigen 
haga-stald,  wara-lfco  4352  C.  {war4ico  M.,  300  G.  M.),  baral%co 
1424,  5193  G.  {bar-lfco  M.),  ala-,  alo-mahtig,  alo-toaldo  (G.  aber 
auch  al-mahtig,  al-waldo)  u.  a.  mit  ala-^  dage-thingo  induciarum 
gl.  Prud.  588,  hova-warde  cane  ib.  139,  ge-wono-hsd  Bed.  13; 
alle  übrigen  kurzsilbigen  und  langsilbigen  haben  das  a  schon 
.vörloren :  dag-werk,  dd-möd,  hof-ward,  lof-salig,  sak-toaldand,  skap- 
ivard,  wanskefti,  tprak-slä,  halrlöc  caepe  gl.  Prud.  259,  cluf-löc 
260,  juk^ac  juk-ruoda  Werd.  heber.,  juc-tam  Freck.,  ebenso  die 
adv.  hin-fard,  tvel4if,  Vcrbalcomposita  sind  nur  zwei  erhalten: 
an-thengean,  anorwerpan  3871.  3941.  3946,  anwerpan  G.  überall. 
Sievers  schreibt  ana  werpan  getrennt,  es  wäre  der  einzige  fall 
von  selbständigem  ana.  Da  ausserdem  anawerpan  mit  doppeltem 
acc.  (u>dd%m  ina  sten  anawerpen)  sich  von  an  werpan  c.  dat. 
pers.  acc.  rei  {thetnu  toibe  gedorsti  sten  an  werpen  3877  M.  C.) 
in  der  construction  scheidet,  so  ist  mit  Heyne  anawerpan,  aber 
<m  fverpa!^  zu  schreiben  (mit  doppeltem  acc.  anwerpan).    Eni- 


28  J.  Schmidt, 

sprechend  liegen  die  Verhältnisse  in  den  altniederfränkischen 
psalmen:  als  präp.  und  adv.  durchweg  an,  dagegen  in  comp. 
anorgen^  ana-^enni,  ancnileida  induti  (aber  an-fluz,  afirvanmnst, 
an-fresa,  an^eheiti)^  verbal  anchfallU^  ana-fehUmde,  ana4iepon, 
atMstandunt  (aber  an-drodan).  Die  alleinherrschafl  des  ags. 
an,  on,  auch  in  comp,  kann  durch  syncope  des  a  entstanden 
sein  (vgl.  däg-veorc,  äl-mihtig,  hägsteald,  god-fyrht,  man-drytäen), 
die  des  nordischen  a  aber  nicht,  da  das  n  dann  geblieben  wäre 
wie  in  vin-skapr,  dyn-bjalla,  aptan-stjarra  u.  a.;  ürgangr,  (l-egg- 
Jan  u.  s.  w.  haben  die  form  des  isolierten  a  =  urgerm.  an 
übernommen.  Im  hochdeutschen  dagegen,  welches  ana  in  comp, 
seinen  syncopierungsgesetzen  zu  folge  intact  bewahrte,  herrscht 
ana  in  nominal-  und  verbal -comp,  und  als  adv.  überall,  als 
präp.  aber  unter  den  grösseren  Sprachdenkmälern  nur  bei 
Otfried.  Tatian  hat  als  präp.  nur  das  mit  sich  selbst  zusammen- 
gesetzte an-an  und  unz^n,  aus  Rb.  giebt  Graflf  I,  277  drei 
belege  der  präp.  als  an,  und  Notker  gebraucht  als  präp.  nur  an. 
Daher  ist  auf  Keros  ana  ambahti  propter  officium  p.  117  H., 
die  einzige  stelle,  an  welcher  K.  das  einfache  wort  als  präpo- 
sition  hat,  nichts  zu  geben,  zumal  in  unzan  p.  68.  99  das  regel- 
rechte an  steht.  Notkers  regel  veranschaulichen  legeti  mjna  Imni 
an  die  ps.  80,  14;  du  legetest  mili  ana  dlna  hant  138,  5;  a7U(, 
legeta  103,  1;  analegi  indumentum  103,  1.  Williram  hat  als 
präp.  auch  noch  an  neben  ane,  anne,  als  adv.  ana,  ane,  in  comp. 
ana-,  Isid.  und  hymn.  haben  weder  an  noch  ana  als  präp., 
die  alten  alemannischen  glossare  haben,  so  viel  ich  bei  der 
durchsieht  bemerkt  habe,  das  wort  nur  einmal  als  präp.,  ana 
wän  pim  gl.  K.  Pa.  62,  15  Siev.  {an  sUhit  gl.  K.  198,  24  S. 
ist  Schreibfehler  für  arslahit  Ra.),  in  comp,  und  vor  dem  verbum 
steht  durchweg  ana,  s.  88,  31.  92, 35.  118, 28.  40.  120,  5.  134,  40. 
41.  148,23.  174,26.27.31.  178, 36  ff.,  186,  2flf.  u.  a.  Hier- 
nach ist  nicht  zu  bezweifeln,  dass  ana  nur  aus  der  composition, 
welche  es  übereinstimmend  in  allen  germanischen  sprachen 
ausser  dem  nordischen  hat,  durch  die  adverbiale  Verwendung 
hindurch  als  selbständiges  wort  an  stelle  des  im  ags.  as.  anfr. 
alem.  erhaltenen  an  getreten  ist.  Zwischen  dem  anfr.  welches 
als  präp.  und  adv.  an  und  Otfr.,  welcher  in  beiden  functionen 
ana  hat,  liegt  Notker  mit  an  als  präp.,  ana  als  adv.  in  der 
mitte.  Das  gotische  aber  hat  wie  Otfrid  ana  in  allen  functionen. 
Nach  dem,   was  and  :  andor  lehrt,   sind  auf  grund  der  zuge- 


Die  germanischen  präpositionen  und  das  auslautsgesetz.  29 

hörigen  ävd,  avm  drei  erklärungen  möglich.  1)  anapräp.  und 
adv.  ist  =  ttvta^  ana-  in  comp,  ist  =  «vo,  2)  nach  Wirkung 
des  auslautsgesetzes  ist  ana  =  ävo)  in  die  composita  übertragen. 
Nimmt  man  eine  dieser  erklärungen  an,  so  muss  man  ahd.  ana 
von  got.  ana  trennen,  da  ävo)  ==  abulg.  na,  lit.  nu,  nu-  (Pott 
e.  f.  I  *  308,  Mahlow  87)  im  ahd.  nur  *awo,  *anu  lauten  könnte, 
vgl.  hiru,  biro  =  (pigut,  lit.  beru;  worto,  wortii  =  lit.  vardü,  lat. 
modo,  cito  (Mahlow  s..  85  flf.);  nefo  =  nepos.  Da  man  sich 
schwer  enlschliessen  wird  got.  ana  von  ahd.  ana  zu  trennen, 
so  bleibt  als  dritte  möglichkeit,  dass  ebenso  wie  im  ahd.  awo- 
=  dvd  aus  den  comp,  an  stelle  des  selbständigen  *aw  = 
urgerm.  an  getreten  ist.  Der  übertritt  kann  an  zwei  punkten 
stattgefunden  haben,  erstens  in  Verbindungen  wie  anaiimridai 
ana  grunduvaddjau  Eph.  2,  20;  veitvod  gup  anahaita  ana  meinai 
saivalai  II  Cor.  1,  23;  ancAunibei  ana  pamrna  aftumistin  stada 
Luc.  14,  10;  anaaukan  anavahstu  seinana  Matth.  6,  27;  zweitens 
aus  zusammengesetzten  verben,  neben  welchen  das  simplex  mit 
folgender  präposltion  oder  präpositionaladverb  gebräuchlich  ist, 
z.  b.  ainhvarjammeh  ize  handuns  analagjands  Luc.  4,  40  neben 
lagjands  handuns  ana  po  Mc.  10,  16;  galagidedun  ana  (adv.) 
vastjos  seinos  Mc.  11,  7;  anaqam  ins  Luc.  2,  9  neben  qimand 
dagos  ana  pus  Luc.  19,  43;  in  aldim  paim  anagaggandeim  Eph. 
2,  7  neben  pamma  gaggandin  ana  sik  Luc.  14,  31 ;  anatimridai 
ana  grunduvaddjau  Eph.  2,  20  neben  ana  pammei  so  baurgs 
ize  gaUmrida  vas  Luc.  4,  29 ;  anamdjan  Luc.  2,  5  neben  game- 
lida  izvis  ana  pizai  aipistaulein  I  Cor.  5,  9.  In  allen  übrigen 
fallen  hat  das  gotische  die  ausgleichung  zwischen  den  beiden 
formen  der  präpositionen  in  dem  ahd.  entgegengesetzter  rich- 
tung  vollzogen,  so  dass  die  isolierte  form  auch  in  die  composita 
kam.  Sollte  hier  die  Verdrängung  von  *an  vorgezogen  sein, 
weil  es  der  fragepartikel  an  gleich  lautete?  Mahlow  67  will 
got.  ahd.  ana  aus  ana  mit  angefügtem  an  =  skr.  a,  derselben 
Partikel,  welche  in  got.  pan-a,  pat-a  angewachsen  ist,  erklären. 
Abgesehen  davon,  dass  ein  "^anän  nirgend  ausserhalb  nach- 
gewiesen ist  und  die  übrigen  präpositionen,  in  welchen  Mahlow 
-an  sucht  sich  nicht  so  erklären  lassen  (s.  u.),  begreift  sich 
nicht,  wie  dies  emphatisch  verstärkte  *awÄn  im  as.  nur  in  der 
composition  erscheinen  kann,  warum  kein  selbständiges  *ana 
wie  fhana  und  im  ags.  nirgend  *ön^  wie  pone  erscheint. 


:K)  j.  soiiiiiidi. 

Urgerm.  mi4,  comp,  midi-,  daraus  got.  überall  mip,  da- 
gegen im  ahd.  noch  der  ursprünglichen  vertheüung  näher  als 
präp.  nur  mit,  in  comp,  miti-^  daraus  übertragen  adv.  nur 
müi  (Grimm  gr.  II,  762;  895;  Graff  11,  659).  Von  den  comp. 
schwankt  nur  müiwareetn  Kero  p.  38  H.  mitkoarii  p.  124, 
müirware  gl.  K.  84,  24  St.-S.  (andere  Graflf  I,  918),  mUwOre 
Pa.  mitwari  Pa.  gl.  K.  Ra.  8,  10  St.^.,  mOwanm  Isid.  p.  73, 
19  H.,  mhd.  mitewiere.  müi-  behielt  in  comp.  geaetzmäsBig 
sein  i  wie  pugi-hafto  Pa.  19,  11  St.-S.,  siki-noami  54,  20,  sigi* 
-nomo  152,  5,  maszi-mös  100,  32,  slagi-fedherom  17,  21,  tinrp-wari 
194,  40,  scriü^meis,  stetirgot  u.  a.  Grimm  gr.  II,  419,  Sievers 
beitr.  V,  108.  As.  im  Mon.  nur  mid  präp.  und  adv.  thor  mid 
675,  im  Gott,  aber  neben  mid  auch  midi  als  präp.  und  adv. 
Ags.  mid  präp.,  adv.;  midrmst  hat  die  form  des  selbständigen 
wüjies  in  die  composition  übertragen,  denn  ahd.  mite-mst  N. 
wüi^dc  iautgesetzlich  ags.  *nHde-vist  entsprechen,  da  kurzsilbige 
i-stämme  in  der  composition  ihren  vocal  bewahren :  hyge-cräft, 
mete-leäs,  sele-veard,  stede-vang,  sige-leds,  hete-nld.  An.  med  ist 
von  diesen  formen  zu  trennen,  denn  urgermanisches  aus  *miti 
entstandenes  md  würde  auch  im  nordischen  *m«f  lauten,  vgl. 
mik,  l,  vist.  Also  ist  tned  =  futa,  ebenso  as.  med  Freck.  97. 
233  {mid  171). 

ürgerm.  for,  comp,  furi-  (o  durch  folgendes  i  zu  u  ge- 
wandelt, s.  Leffler  bidrag  til  läran  om  *-omljudet  102  f.)  ist 
locativ  zu  dem  instr.  skr.  ptird,  gen.  abl.  purds.  Pauls  gleich- 
setzung von  furi  mit  negi  (beitr.  VI,  207)  ist  lautlich  und  be- 
grilBflich  verfehlt  (s.  o.  s.  24.  25).  Die  feststellung  des 
materials  ist  mit  Schwierigkeiten  verbunden,  da  for  auch  die 
tieflonige  form  zu  got.  fra  ist  (s.  24).  Ahd.  furi-  behielt  in 
comp,  sein  /  wie  miti-  :  fürirbuH,  furi-pringan  usw.  Grimm 
gr.  II,  728.  896,  Lachmann  betonung  kl.  schi*.  I,  372,  furi 
hat  in  allen  älteren  denkmälern  die  herrschaft  auch  als 
selbständige  präp.  gewonnen,  für,  vur  soll  nach  Graff  111,616 
in  folgenden  vor  dem  X  jh.  geschriebenen  denkmälern  neben 
ftm  erscheinen:  K.  Pa.  Tat.  Ic.  Rc.  Gc.3.  Ich  habe  K.  Pa. 
gl.  K.  Ra.  darauf  hin  durchmustert.  In  der  Benedictinerregel 
findet  sich  das  wort  als  präp.  überhaupt  nicht,  nur  in  nominal- 
nnd  verbal-zusammensetzungen  oder  zusammenrückungen  mit 
Verben  und  lautet  stets  furi  (an  20  stellen)  ausser  in  fur-iursti 
praesumptione  p.  102  H.  (wegen  der  Übersetzung  vergl.  erpcddet 


Die  germaDischen  präpositioiien  und  das  auslautsgesetz.  31 

praesumpserit  p.  117;  das  wort  fehlt  bei  Graff  V,  443). 
Ebenso  in  den  glossen  durchweg  furi  {f(m  gl.  K.  44,  19.  21 
Sl.-S.  =  furi  Pa.  Ra.)  mit  nur  zwei  ausnahmen,  als  präp. 
furi  propter  Pa.  152,  28,  fm^i  durfii  pre  inopia  Ra.  228,  14 
und  in  zahlreichen  comp,  furipiutit  Pa.  26,  5  (got.  faurUudip), 
furislahit  34,  9,  fv/ripuntan  52,  1,  furi  sih  provide  76,  6,  furi 
kisantero  paralipominon  Ra.  226,  1,  furi  sez&iu  propono  gl.  K. 
233,  33,  furichuiti  Ra.  226,  20;  für  nur  zwei  mal:  fwr  Mit 
gl.  K.  =  furi  erlidit  Pa.  furi  lidit  Ra.  44,  20  und  fwfaru 
propter  eode  gl.  K.  220,  12  (vorher  geht  fora  propter);  zwei- 
mal /br,  aber  an  stelle  von  /ar-  /?r-  ;  fordampsit  Pa,  = 
firthemphit  gl.  :K.,  firdemfit  Ra.  sufTocatio  130,  37;  so  ent- 
spricht auch  forquidit  abdicat  Pa.  22,  22,  da  gl.  K.  und  Ra. 
farchuidhitj  farchuU  haben,  wohl  dem  got.  fraqipark  c.  acc.  rei, 
nicht  faurqipan  c.  dat.  rei  (über  die  Vermischung  von  far-  fir- 
mit  furi  s.  Grimm*  gr.  II,  858.  896,  Grafif  III,  608,  vgl.  auch 
furiperanti  Pa.,  firperandi  gl.  K.,  farperanti  Ra.  frugalitas  148,  8). 
Auch  Tatian  hat  nach  Sievers'  glossar  nur  furi,  nicht  für  (für- 
ferit  praeteribit  25,  5  ist  =  vor-ferit  praeteribit  146,  3  d.  h. 
enthält  die  dem  alem.  fa/r-,  fir-  entsprechende  präp.).  furi 
werden  wir  demnach  als  die  alleinige  form  der  selbständigen 
Präposition  zu  betrachten  haben,  welche  in  nominalcompositen 
ihren  ursprünglichen  sitz  hatte,  sich  dann  auf  die  verbal- 
composita  erstreckte  und  durch  die  trennbare  composition  zum 
selbständigen  adv.  und  präp.  ward.  Dass  sich  einige  alte 
verbalcomposita  mit  for  der  Übertragung  des  i  durch  unter- 
schlüpfen bei  far-,  fir-  entzogen  haben,  ist  wahrscheinlich. 
Anfränk.  durchweg  furi,  nur  einmal  für  als  präp.,  für  nietvehte 
pro  nihilo  ps.  55,  8,  comp,  furirtekin  wie  sigi-märL  Asächs. 
als  präp.  for  (far,  für),  furi,  in  comp,  nur  furi,  einziges  beispiel 
furi-sago  Gott.  928.  1429  {fara-sago  M.),  in  Verbindung  mit 
Verben  nur  fmi  wurdi  596  M.  C.  Das  i  ist  in  der  composition 
bewahrt  wie  in  firi-wU,  heti-lfk.  hugi-skaft,  meti-lösi,  sdi-hüs, 
stedi'haft,  sigirdrdhtin ,  wini-^ewa,  wrisirllk,  Ags.  überall  for 
wie  got.  faur  (fore  ist  got.  faura),  in  den  comp,  hat  for  auch 
die  Vertretung  von  got.  fair-,  fror  übernommen  (Grimm  gr.  II, 
726,  852);  for  ist  die  form  des  selbständigen  Wortes,  denn 
urgerm.  fu/ti-  wäre  zu  fyre-  geworden,  vgl.  gryre-Uk  u.  a.  (s. 
unter  miS), 


o^  .1.  Schill i«ll. 

Im  iiordiirchcn  inusslc  urjrenn.  fw  bleiben  und  ist  als 
-r^rlb^^tänditros  wort  im  (lili).  erlialton«  im  an.  aber  nur  in  comp., 
wo  t-  von  i\ov  lieltoni^'en  form  des  got.  fra  und  von  goL 
faura  nidit  vm  soheidon  ist.  fifri-  aber  musste  sein  %  ohne 
unilaul  vorlioren  wie  die  kurzsilbigen  präterita  z.  b.  hutda 
(^jyljaj  und  die  kurzsilbigen  /-slämnio  in  der  composition,  z.  b. 
mufi^ligr,  huif-hlandr ,  mar-bakki  u.  s.  w.  *fur  ist  aber  durch 
/'yr  und  die  neubildung  /'yrir  verdrängt,  /y/*  mit  Paul  beitr. 
VI,  2^i8  auf  >organi.schein'«:  wege  aus  urgerm.  furi  zu  erklären 
ist  unmöglidi,  denn  aucli  als  selbständiges  wort  musste  furi  zu 
Y'ur  werden,  wie  die  kurzsilbigen  V-slämme  barr,  munr,  httgr, 
frulr  letiren  (vergl.  Leffler  om  V-omljudet  107  =  tidskr.  f.  filol. 
(j{/^  fiir-dag.  ny  rarkke  II,  :283;  Sievers  beitr.  V,  112).  Der  um- 
laut  in  /'yr  ist  vermutlilich  durch  Vermischung  mit  dem  com- 
paraliv  /'yrr  (gebild<4  wie  f'remr  ==  goL  framis,  vgl.  auch  ahd. 
f'uriro)  entstanden,  llebrigens  scheint  nicht  unmöglich,  dass 
da,  wo  man  jetzt  f'yr  (ediert,  früher  für  gestanden  hat,  da  nach 
Vi|/fiisson  a.  a.  o.  in  den  handschriften  dafür  gewöhnlich  eine 
abbreviatiu'  und  für'  für  fyrir  steht. 

Uiyeiin.  uf\  comp,  uta-,  Got.  überall  ufy  präp.  uf  unter, 
nfkun7uin,  uf-knnp^i.  Dagegen  an.  of  über  präp.,  adv.  und  in 
comp,  i^l  aus  lAa-  entstanden,  dessen  a  in  comp,  gesetzniässig 
schwand  (ofa-fti  übermässiges  geld,  ofa-mikill  übergross  ent- 
halten den  ;(en.  pl.  eines  femininen  /7-stammes,  vgl.  das 
schwache  fem.  ofaj.  Ags.  bei  Grein  nur  ufe-veard  aufwärts 
l'h.  2'Mi  mit  erhaltenem  vocale  wie  ijodc-gyld  idolumPs.  105,  17, 
n  ungetirochen  wie  in  ufan  von  oben,  ufcra  posterior,  hife  gen. 
lufun  liirbe.  As.  nur  ofsitiieii  llel.  ViW*  M.  besitzen  (also  von 
i'anl  iieitr.  VI,  101  mit  unrecht  zu  got.  a/^  gezogen),  of4iges 
oblie^eidielt  Kreck.  Ahd.  präp.  und  adv.  oba,  opa  in  den  alten 
denkmäiern,  aißa  stv.inv  super  p(*lram  K.  p.  33  H.,  obe  N.,  Graff 
führt  nh,  op  an  aus  hib.  1.  ±  (X.  jh.)  Bib.  5.  (XL  jh.)  und 
der  SalzbuiKer  hs.  der  iMonseer  ^Mossen,  leider  ohne  anzugeben, 
(»b  es  präp.  oder  adv.  ist.  Nominalcomp.:  opa  fehtun  ex- 
pugnationes  Pa.,  olnt  klfvhtnm  gl.  K.  4S,  12  St.-S.,  obdach  gl. 
Mons.  (IX.  Jh.),  tihtsrrifi ,  ultvsUff,  tibcsUhf/  N.:  verbalcomp. : 
ojkihlhu^f  i»X(ellet,  fisff  oImi  lUjcninn  piscem  superpositum  Tal. 
i237,  1,  o}Hi(/iwinanfl  proventu  Pa.  70,  II  St.-S.,  ofxi  suuepsnii 
Ist  cüorta  est  l*a.  71-,  i!,  ofm  s^avparnuti  praenatans  Prud.  1, 
ofHitvisit  iinminet  VA.  VI,  tUKl,  r>/*^*s7«7w/  dir  benia  super  montes 


Die  germanischen  präpositionen  und  das  auslautsgesetz.  33 

stabunt  N.  ps.  103,  6,  du  obesehest  mih  u.  a.  Notk.  Eine  regel 
ist  hieraus  nicht  zu  erkennen.  Einige  comp,  mit  ob  enthalten 
nicht  got.  uf  sondern  af  s.  MSD.  s.  458  und  im  verfolg  unter  aba. 

Bei  spondeischen  oder  tribrachyschen  präpositionen  liegen 
die  Verhältnisse  insofern  anders,  als  die  volle  form  in  der  com- 
position  durch  die  syncopierungsgesetze  der  einzelsprachen  ihren 
auslautenden  vocal  verlor,  während  ihn  das  adv. ,  welchem  er 
erst  aus  der  composition  übertragen  ist,  bewahrte.  So  steht 
dann  die  volle  form  nur  noch  als  adverb,  und  es  gewinnt  den 
anschein,  als  ob  das  adv.  durch  anfügung  eines  i  aus  der  präp. 
entstanden  sei. 

Dem  skr.  updri  entspricht  ahd.  als  adv.  ubari,  vbiri,  als 
präp.  theils  vba/r,  tibir,  theils  obar,  obir  (s.  Grafif  I,  83).  tibar 
und  obar  können  nicht  aus  derselben  urgermanischen  form 
hervorgegangen  sein,  wie  die  Verschiedenheit  ihres  anlautes 
lehrt.  Von  d^  grösseren  denkmälern  hat  nur  Tat.  beide  und 
zwar  in  folgender  vertheilung:  als  präp.  ubar  und  obar  gleich- 
bedeutend, beide  mit  dat.  und  acc,  aber  in  allen  nominalen 
und  verbalen  composita  nur  ubar  mit  einziger  ausnähme  von 
obarqueme,  obarquimit  unmittelbar  hinter  einander  146,  4  (in 
demselben  verse  noch  obo/r  als  präp.  und  die  comp,  in  ubar- 
azze  intin  übartrunke),  als  adv.  nur  ubiri  (aus  ubari  assimiliert 
wie  fvmidirit  neben  fornidarit).  Hieraus  ergiebt  sich  folgender 
hergang:  wjpdri  ward  als  selbständiges  wort  zu  urgerm.  w6ar  = 
Tat.  obar,  in  composition  zu  ubari-,  dessen  i  sich  wie  die  vocale 
von  ana,  miti,  furi  auf  das  adv.  fortpflanzte,  in  der  composition 
aber  später  durch  das  hochdeutsche  syncopierungsgesetz  getilgt 
wurde.  *ubari4runk  musste  zu  ubartrunk  w^erden,  wie  asani- 
zu  aran-y^iänöt  y  aran-scarti,  miluki-  zu  milih-char,  miHch-fais, 
vgl.  die  praeterita  und  part.  watartin  jubilarent,  gimagarie 
attenuati,  ginidarta,  ginidirta,  capittarte  amaricati,  mdhalta,  na- 
galta,  nibultön,  gisidalta^  bisigilta,  ant-adaltaz,  gaganta,  chra- 
damta  fremuit,  bilidta,  irropfezta,  gireztön,  dahhazta,  slagaztun, 
ungivaroiaz  (fariuuit  tingit),  kisalota  decoloravit,  scatotön  (sca- 
teuuet).  ubartrunk  und  ubari^  ubiri  stehen  zu  einander  in  genau 
demselben  Verhältnisse  wie  bilidbuoh  und  biladi,  bilidi.  Nur  so 
erklärt  sich  das  ungebrochene  u  und  das  mhd.  w.  Das  erst  im 
hochdeutschen  syncopierte  i  der  composita  hatte  zu  der  zeit, 
als  u  durch  folgendes  a  zu  o  ward,  das  vorhergehende  a  schon 
so  weit  nach  i  hin  gefärbt,   dass  es  unfähig  war  brechung  zu 

Zeitschrift  für  vergl.  Spraolif.  N.  F.  VI.  1.  3 


34  h  Schmidt, 

bewirken;  geschrieben  ward  es  trotzdem  noch  mita,  weil  dieser 
vocal  m  unbetonten  silben  namentlich  vor  r  beliebt  war.  Als 
das  i  dann  schwand,  hinterliess  es  eine  mouillierung  des  r,  durch 
welche  die  klangfarbe  des  a  so  weit  verwischt  ward,  dass  um- 
lädt des  u  emtreten  konnte,  die  schrift  hielt  trotzdem  noch  eine 
weile  an  ihm  fest :  yparmuotemo  Bib.  1  (X.  jh.).  In  der  selb- 
ständigen Präposition  aber  hinterliess  das  durch  das  auslauts- 
gesetz  viel  früher  getilgte  i  keinerlei  spur,  so  dass  das  a  mit 
voller  krafl  wirken  und  obar  entstehen  musste.  Die  meisten 
denkmäler  haben  dies  durch  das  vibar  der  composita  verdrängt. 
Umgekehrt  ist  anfränk.  over,  ovir  präp.  adv.  in  die  composita 
übertragen :  ovir-mtiodi,  ovir-havan  wirihit,  ebenso  as.  ofcor  präp., 
oftor-iwöd,  verbal  oikir-hördi,  oifar-sehan,  cikur-fangan,  ags.  als  präp. 
adv.  und  in  allen  comp,  nur  ofer,  got,  nur  ufar.  Das  nordische 
hat  ofr  nur  als  adv.  in  der  bedeutung  »nimis«  und  in  nominal- 
comp.,  wo  es  fast  stets  durch  >nimis«  zu  übersetzen  ist  (ausser 
ofrborä),  dagegen  yfir  als  präp.  adv.  und  in  nominal-  und 
verbalcomp.  mit  der  bedeutung  super,  supra,  auf  der  inschrift 
von  Vamum  aber  noch  übar  als  präp.;  ofr,  ubar  =  ahd.  o6ar, 
yfir  =  ahd.  ^ibar^,  tibiri,  tibar-.  Das  f  des  got.  tdfar  erklärt 
sich  aus  der  betonung  des  selbständigen  vnsQ.  Das  ahd.  b 
Hesse  sich  aus  der  des  skr.  updri  herleiten,  wenn  es  nicht 
misslich  wäre  zwei  verschiedene  betonungen  desselben  Wortes 
im  urgerm.  anzunehmen.  Daher  ist  wahrscheinlicher,  dass  es 
aus  compositen  mit  betontem  zweitem  gliede  stammt  wie  skr. 
uparisprg. 

Genau  entsprechend  sind  die  Verhältnisse  bei  ahd.  untar 
präp.  =  abaktr.  adhairi,  in  comp,  untar-  aus  germ.  ^undari-, 
daraus  als  adv.  untari,  uniiri  K.,  undere  N.,  welches  den  vocal 
bewahrte.  As.  tmdar  präp.  und  adv.,  in  comp.  undar4henkian, 
undar-werpmi  gl.  Prud.,  ags,  utider  präp.,  adv.,  nominal-  und 
verbal-comp.  ebenso  an.  überall  undir  dem  ahd.  untar  ent- 
sprechend (untari,  untar(i)'  würde  *yndir  geworden  sein,  vgl. 
yfi^Jf  got.  undar^  undar-leija  wie  ufar,  ufar-gudja. 

Ebenso  ahd.  widar  präp.,  in  comp,  widar-  aus  ^undari-^ 
daraus  als  adv.  undari,  widwi.  ubar  und  wntar  sind  mit  verben 
nur  untrennbar  zusammengesetzt,  widar  geht  aber  auch  die 
sogenannte  trennbare  Zusammensetzung  ein  (Lachmann  betonung, 
kl.  sehr.  I,  370).  Hier  erwartet  man  undari  und  dies  findet 
sich   auch:    widari   khmntanaz   rctortum   Ib.   Rd.,   Steinm.-S. 


Die  germanischen  präpositionen  und  das  auslautsgesetz.  35 

p.  290,  3.  293, 42,  widari  sehante  respicientes  p.  290,  1,  tvidri 
Santa  remiserat  p.  289,  62,  sehr  begreiflich  dringt  aber  auch 
hier  widar  ein:  giwanta  sih  tmdar  Tat.  221,  3,  fuarun  toidar 
12,  3,  tmdarfiwr  17,  8  ^).  As.  toidar  präp.,  undar-möd,  wider- 
siandan,  imdar-werpan.  Ags.  vider  präp.,  v^ider-gyld,  mder- 
'habhan.  An.  durchweg  vidr.  Ein  comp,  wie  mdr-mceli  ist  aus 
^mpri-mteli  entstanden  wie  ßdr-varinn  aus  fidri.  Die  mangelnde 
brechung  erklärt  sich  aus  der  grundform  ^vipri-^  vipr.  Got. 
vipra  verhält  sich  dazu  wie  Uta  zu  üt,  inna  zu  inn,  iv/pa  zu 
iup;  wie  diesen  ags.  üte^  inne,  uppe,  ahd.  üee,  iwne,  üfe  ent- 
sprechen, so  ist  vipra  =  ags.  tö-vidre,  tö-videre,  anfränk.  withere 
(vgl.  inne)^  ahd.  widare  K.  p.  77  H. 

Ebenso  ahd.  nidar,  nider  als  simplex,  in  comp,  nidar-  aus 
*nidari',  daraus  als  selbständiges  adv.  nidiri  Otfr.  II,  14,  83 
(bei  Graff  II,  987  steht  verdruckt  II,  24,  83,  ebenso  bei  Paul 
beitr.  IV,  469^),  as.  nidar  adv.,  ags.  nider,  nyder,  nydor,  niodor 
adv.  und  in  nominalcomp. ,  an.  nidr.  Alle  diese  formen  be- 
deuten »nach  unten«.  Davon  zu  trennen  ist  ahd. nidare  Otfr., 
welches  überall  nur  »unten«  bedeutet,  also  von  Graff  und  Paul 
nicht  hätte  mit  nidari  zusammengeworfen  werden  sollen.  Vergl. 
stuant  er  fhar  tho  nidare,  huäb  thiu  ougun  uf  ei  himUe  III,  24, 89, 
aber  ffiae  sih  liae  thiu  sin  diwri  mit  otnmati  so  nidiri  II,  14, 83. 
Dem  ahd.  nidare  entsprechen  as.  nidara  M.,  nithare  G.  2421, 
ags.  nidre,  an.  nidri  unten.  Diese  verhalten  sich  zu  ahd.  nidiri^ 
nidar^  as.  nidar,  ags.  nider,  an.  nidr  wie  ahd.  widare,  ags.  tö- 
-vidre,  got.  vipra  zu  ahd.  toidar,  widari,  as.  vidar,  ags.  vider 
oder  wie  ahd.  inne^  as.  inna,  inne,  ags.  inne,  an,  inni,  got.  inna 
zu  ahd.  inni  (?  s.  u.),  ags.  an.  got.  inn.  Der  mangel  der 
brechung  erklärt  sich  bei  nidiri  wie  bei  ubiri,  allen  verwandten 
formen,  welche  hinter  dem  r  urgerm.  a  oder  o  hatten,  kommt 
von  rechtswegen  brechung  zu  (vgl.  ahd.  obaro  :  ubiri),  sie  ist 
aber  nur  im  an.  erhalten,  nedri  inferior,  nedan  gegen  ahd. 
nidaro,  nidana. 

Ein  germ.  aftari-  ergiebt  sich  aus  an.  eptir  (vgl.  yfi^r  = 
iSari)  präp.  adv.  und  in  comp.    Als  selbständige  präp.  lautete 

^)  Dasselbe  schwanken  zeigen  die  barbarischen  Übersetzungen  der 
Benedictin erregel  in  den  der  wirklichen  spräche  unmöglichen  untiri  sin 
kefolget  subsecuntur  p.  53  H.,  untari  ist  kefolgeet  subsequitur  p.  54,  untar 
sin  kafolget  subsequantur  p.  58,  untar sihi folget  subsequatur  p.  59,  si  untar- 

folget  subsequatur  p.  60.  62. 

3* 


36  J*  Schmidt, 

es  ursprünglich  aftar,  wie  die  inschrifllichen  öfter  (Tune),  afatR 
(Istaby)  bezeugen,  ebenso  als  adv.,  wie  die  in  der  Schriftsprache 
erhaltene  nur  adverbielle  nebenform  aptr  (auch  in  comp.)  be- 
weist. Das  verhältniss  von  aptr  zu  eptir  entspricht  genau  dem 
von  ofr  zu  yfir.  Die  übrigen  sprachen  haben  nur  urgerm.  aftar 
erhalten:  ags.  äfter  präp.,  adv.,  nominalcomp.,  as.  aftar ^  öfter 
präp.,  adv.,  nom.  und  verb.  comp,  (after-bier,  aftar-warödun), 
ahd.  aftar,  öfter  präp.,  adv.,  nom.  verb.  comp.  Kein  gewicht 
ist  zu  legen  auf  anfränk.  aftri-thinsinde  detrahentes  ps.  70,  13 
wegen  des  mangelnden  Umlautes  und  weil  das  i  von  *afteri  in 
comp,  syncopiert  werden  musste,  vgl.  undirthüdig,  tvüherstrldunt. 
Es  wird  für  aftir-  verschrieben  sein,  die  gl.  Lips.  verzeichnen 
aus  ps.  70,  13  afterthinsindi  und  aus  ps.  37,  21  afterthtmsun. 
Grot.  aftra  verhält  sich  dazu  wie  vißra  zu  tcidar. 

Ahd.  gagan,  ingagan  präp.  wie  obar,  in  comp,  gagan-  aus 
*gagani-,  z.  b.  *gagani-wertcr  ward  gaganwerter  wie  praet.  *gagar 
nita  zu  gaganta.  Echte  untrennbare  Verbalzusammensetzung  ist 
selten  wcus  wirt  dir  gdgenstellet^ oik,  ps.  119,  3,  ingaganspröchan 
wirdit  gl.  Mons.  378  (Lachmann  betonung,  kl.  sehr.  I,  371). 
Ehe  das  i  in  den  comp,  schwand,  pflanzte  es  sich  durch  die 
verbalcomp.  auf  das  adv.  fort,  so  entstand  das  nur  adverbial, 
nicht  als  präp.  gebrauchte  gagani,  ingagani  wie  iihari^  z.  b.  in 
den  hymnen  präp.  cagan  chumfti  obviam  adventui  1,  8,  2,  comp. 
Jcaganlön  8,  5,  3,  kagan  pliuuanti  obtundens  4,  2,  3,  adv.  kakan 
lauffem  Jcagani  occurramus  obviam  1, 10,  4.  Aus  gagani,  gagaü- 
ward  dann  ingegini  O. ,  geginwerti  0.,  genginsacho  T.  u.  s.  w. 
Wie  das  alte  obar  =  urgerm.  utar  durch  ubar,  mhd.  über  = 
urgerm.  utari-  mehr  und  mehr  verdrängt  ward ,  so  geschah  es 
auch  dem  alten  gagan  durch  die  umgelautete  form.  Anfränk. 
an^gegin  präp.,  gegin-loup,  gegin-wirdi,  gen-wert,  gen-werde  gl. 
Lips.  417  aus  *ga>gani-,  eine  spur  von  gagan  ist  vielleicht  in 
gaienwerde,  gaienweierde  gl.  Lips.  373.  374  erhalten.  As.  nur 
angegin  präp.  und  adv.,  geginward  (auch  tegegnes,  gegnungo 
mit  Umlaut).  Ags.  hat  beide  formen:  gea^gn,  gean  =  urgerm. 
gagn  (vgl.  geaf,  ongeat,  geat  porta)  und  gegn,  gen  =  urgerm. 
gagni-^  ein  unterschied  in  der  Verwendung  beider  ist  nicht 
mehr  bemerklich:  he  Mm  gean  pingode  Gen.  1009,  aber  Judas 
hire  ongen  pingode  El.  609.  667,  mlnum  gceste  ongegn  Hy.  4,  59, 
geag^ievide  El.  525,  aber  gencvidas  594,  gegncvida  Beov.  367. 
ongedn  steht  im  Beov.   als   adv.  und  als  präp.,  in  der  Elene 


Die  germanischen  präpositionen  und  das  auslautsgeseiz.  37 

lautet  die  präp.  ongean  und  ongSn.  Als  adv.  in  der  bedeutung 
>noch«  überall  gen,  gena.  In  anderen  verwandten  formen  das- 
selbe schwanken :  tögeänes  Beov.  gewöhnlich,  aber  tögenes  3115. 
Der  Umlaut  hat  sich  auch  in  gegnum,  gegnunga,  genunga  ein- 
genistet, für  welche  Grein  kein  ea  belegt;  vgl.  as.  tegegnes^  geg- 
nungo.  Die  beiden  formen  geagn,  gean  und  gegn,  gen  sind  nur 
begreiflich,  wenn  ersteres  die  durch  das  auslaulsgesetz  verkürzte, 
letzteres  die  durch  Zusammensetzung  geschützte  form  des  alten 
gagni  ist.  Langsilbige  i-stämme  als  erstes  glied  von  compositen 
haben  ihren  auslautenden  vocal  nach  eintritt  des  Umlautes  ver- 
loren: bryd-guma,  dryhUbeam,  dcedrfruma,  sp^-llce,  gest-sele  u.s.w. 
Ebenso  ist  gegn-evida  aus  *gagnir  entstanden,  und  dies  die 
quelle  der  umgelauteten  form.  Im  nordischen  haben  langsilbige 
i-stämme,  welche  nicht  in  die  ^*a-decl.  übergetreten  sind,  als 
erstes  glied  von  comp,  das  i  ohne  umlaut  verloren  hrüä-gumi, 
hüä-fat,  dröU'tnegir,  söU-dauär,  däd-framr,  kvan-fang,  krapiniuäugr, 
sauSrfe  u.  s.  w.  Es  mag  dies  auf  einwirkung  der  declination  dieser 
stamme,  welche  nirgends  mehr  umlaut  hat,  beruhen,  da  diejenigen, 
welche  in  die  analogie  der^'a-declination  übergeschlagen  sind  und 
flectiert  durchweg  umlaut  haben  (Schlüter  die  mit  dem  sufif.  3a 
gebildeten  deutschen  nomina  s.  213  f.,  Sievers  beitr.  V,  112  f.) 
auch  in  comp,  umlaut  zeigen:  belg-bera,  hehk-klcedi ,  gest-risinn, 
drykk'lauss  u.  s.  w.  Auf  jeden  fall  bietet  die  behandlung  der 
unumgelauteten  i-stämme  in  der  composition  ein  völliges  ana- 
logon  dazu,  dass  dem  selbständigen  *gagn  =  ahd.  gagan,  ags. 
geagn  auch  in  den  comp,  durchweg  gagn-  zur  seite  steht,  z.  b. 
gagn-vert.  Das  selbständige  "^gagn  ist  später  verloren  gegangen 
und  durch  das  dem  ahd.  gagani,  ingagani  entsprechende  gegn,  l 
gegn  als  präp.  und  adv.  verdrängt,  gagn  verhält  sich  zu  gegn 
wie  o/r-  zu  yfir.  Das  adj.  gegn,  adv.  gegnt  wird  ein  aller  jor 
stamm  sein,  von  welchem  aus  gegnum  an  stelle  des  alten  durch 
reim  gesicherten  gögnum  (Vigfusson  s.  v.)  trat,  gögn  =  gegn 
adv.  führt  Vigfusson  an,  ohne  es  zu  belegen. 

Umbi  =  dfiipl,  skr.  abhi  hat  in  allen  westgermanischen 
sprachen  nach  Wirkung  der  auslautsgesetze  sein  i  aus  der  Zu- 
sammensetzung auf  das  selbständige  wort  wieder  übertragen. 
Spondeische  i-  und  ^o-stämme  als  erste  glieder  von  composita 
sind  im  ahd.  nicht  consequent  behandelt.  Einerseits  finden 
sich  prüt-lmfti  Pa.  160,  19  St.-S.,  naoUhaft  82,  33,  munt-poro 
26,  11,  kanuM-sami  64,  31,  canuht-sam  100,  38,  liut-stam  144, 15. 


38  J-  Schmidt, 

214,  29,  hrain-haft  66^  4,  tiur-lHihes  48,  31,  andererseits  mit 
bewahrtem  i  brüti-gomo,  truhti-gomo  Aldh,,  mundi-burd  (Grafif 
III,  166),  missUat,  sami-^uech  Pa.  gl.  K.  82,  17,  Tat.  128,  7. 
sämi-lml  Ra.  Rf.,  samirwlz  Ib.  Rd.  samiAöto  Sg.  242,  naMi- 
gaia  R.  93,  27  St.-S.,  chimii-heini ,  chinni-bahhon  K.  p.  54  H., 
misi-poum,  endirdago,  anti-prurti  Pa.  50,  14,  arpi-nomo  68,  25, 
slengistain  70,  39,  wasti^jparn  72,  15,  lOchhitv^n  150,  40, 
wmni-samöndi  gl.  K.  218,  24,  himi-polla  Ra.  228,  7.  Wie 
letztere  konnte  umbi  sein  i  in  der  Zusammensetzung  bewahren, 
was  zur  folge  hatte,  dass  die  volle  form  wie  bei  ana  (Otfr.), 
oba,  fwri  auch  für  die  selbständige  präposition  hergestellt  wurde, 
deren  lautgesetzliche  form  wmfe,  um  das  nordische  erhalten  hat. 
Ebenso  steht  es  im  as.  Hier  hat  die  mehrzahl  der  langsilbigen 
i-  und  ja-stämme  ihr  i  in  comp,  schon  unterdrückt  druht^dÜCy 
ga8t-(gest-)seli  y  grisUgrimmo ^  liud-fölk^  mund-btird,  nöd-röf, 
röh-fai,  stdJU-beddi,  sam-quik,  ja^t :  bll34lk,  diwr-Uk,  heU-dor, 
sllä-mödy  spah'ltk,  (hrisUmüd,  %Dun(n)'Sam.  Aber  andere  haben 
es  noch  bewahrt:  brüdi-gumo,  hüdi-scalk,  liudi-bam,  umräi- 
-giskapu,  -^iskefti,  noMi-gala  Strassb.  gl.  Heyne  kl.  denkm.  s.  93, 
73. 74,  ja-st.:  eldi-barn,  endi-lös^  erbinvard,  helli-gethmng,  -grund, 
-Witt,  rlki-döm,  suiidi-lös  und  mit  letzteren  steht  umbi-hwarf, 
aus  welchem  sich  selbständiges  umbi  entwickelte  wie  furi,  auf 
gleicher  stufe.  Das  ags.  hat  ymbe  und  ymb  beide  als  präp. 
adv.  und  in  comp.  Nehmen  wir  an,  es  habe  in  allen  diesen 
Verwendungen  früher  wie  im  as.  ahd.  umbi  bestanden,  so  ist 
ymb  gerechtigt.  Langsilbige  i-stämme  als  erste  glieder  von 
comp,  haben  ihren  auslautenden  vocal  nach  eintritt  des  umlauts 
verloren:  brgd-guma,  dryJU-beam,  dted-fruma,  gest-sele  u.  s.  w., 
ebenso  entstanden  ymb-hvyrft,  ymb-hveorfe  u.  s.  w.  (Grein  hat 
nur  7  belege  für  ymbe-  in  comp.,  zahlreiche  für  ymb-).  Das 
selbständige  ymb  erklärt  sich  wie  gegn,  die  lautgesetzliche  ent- 
wickelung  hätte  nur  "^umb  ergeben  wie  gefign,  vgl.  an.  umb,  um. 
Die  zweite  form  ymbe  vermag  ich  lautlich  nicht  zu  rechtfertigen. 
Dass  an  erhaltung  eines  ursprünglich  auslautenden  i  gar  nicht 
zu  denken  ist,  wurde  oben  (s.  21)  bemerkt.  Wollte  man  an- 
nehmen, ymbe  sei  aus  den  composita  erwachsen,  ehe  diese  den 
zweiten  vocal  syncopiert  hatten,  so  geriethe  man  in  Widerspruch 
mit  gegn  =  *gagni.  Ich  sehe  daher  keinen  ausweg,  als  dass 
nach  der  analogie  von  viSer  :  tövidre,  niäer  :  niäre,  üt  :  iUe, 
inn  :  inne,  upp  :  uppe  im  ags.  ymbe  zu  ymb  neu  gebildet  sei. 


Die  germanischen  präpasitioxien  und  das  auslautsgesetz.  39 

Das  nordische  hat  durchstehend  umb,tmi,  welches  überall  laut- 
gesetzlich  entwickelt  ist,  da  comp,  wie  um-hvarf,  timh-hverfis 
sich  zu  ahd.  umpi-werf  Ra.  167,  14  St.-S.,  umpi-hwerft  Pa.  48, 
20  verhalten  wie  brüä-gumi,  drött-megir  zu  ahd.  brüti-^omo, 
truhti-gomo;  vgl.  gagn-. 

Für  ahd.  tm  hinaus,  welches  bei  Graff  I,  532  fehlt,  habe 
ich  nur  einen  beleg  Isid.  p.  67,  5  H.  Inan  dhuo  dJmnan  uzsi 
dJiurah  geilm  arworpanan  ni  arsluoc  got,  oh  wrehJmn  chifnimida 
lizs  fma  paradises  hliidhnissu,  übrigens  durchweg  üz  als  präp., 
adv.,  comp,  wie  got.  an.  ags.  as.  fiL  Zu  bemerken  ist,  dass 
zwar  ahd.  üz-  in  comp,  rein  lautlich  aus  üzi  entstanden  sein 
kann  üz-kaiic  aus  *üzi-kanc,  vgl.  tat-rahha,  prüt-petti,  prüU 
chanhara,  cast-luami  Gr.  II,  420,  dagegen  ags.  üt  nur  urgerm.  üt, 
nicht  urgerm.  rUi-  entsprechen  kann,  aus  Hiti-gang  wäre  ^yt- 
gang  geworden,  nicht  tltgang,  es  hat  also  wie  bei  on,  ofer  u.  a. 
das  selbständige  wort  die  composita  überwuchert.  Von  diesen 
die  richtung  »hinaus«  bezeichnenden  Worten  zu  trennen  ist  das 
den  ruheort  »draussen«  bezeichnende  ahd.  üze  K,  0.  T.  fg.  th. 
=  as.  Ute,  Uta,  ags.  ütCj  an.  üti,  got.  Uta. 

Ob  ein  ahd.  inni  in  denkmälern,  welche  die  unbetonten 
vocale  noch  zuverlässig  scheiden,  überhaupt  sicher  steht,  ist 
mir  zweifelhaft.  Es  könnte  nur  dem  got.  an.  ags.  inn  ent- 
sprechen, dies  bedeutet  nur  »hinein«.  An  seine  stelle  ist  im 
hd.  bekanntlich  in,  In  getreten.  Neben  inn  liegen  got.  inna, 
an.  inni,  ags.  inne,  as.  inne,  inna  sämmtlich  »darin«  bedeutend, 
ihnen  entspricht  ahd.  inne  Otfr.  inna  Pa.  188,  30  St.-S.,  und 
was  Graff  I,  295  anführt,  gehört  begrifflich  alles,  formell  bis 
auf  zwei  ausnahmen  zu  got.  inna.  Die  ausnahmen  sind  inni 
des  interea  Vg.  (X.-XI.  jh.),  Ep.  can.  1.  3.  4  (X.  jh.)  und  inni- 
herder  Gc.  5  (VIII.  jh.),  welchen  begrifflich  entschieden  inne  = 
got.  inna  zukommt,  vgl.  inna-pureo  intestinum  Pa.  gl.  K.  192, 16 
St.-S.,  got.  inna-huyids.  Die  belege  sind  sämmtlich  bairisch, 
ich  vermuthe  daher,  dass  ihr  i,  falls  es  sicher  steht,  erst  aus  e 
entstanden  ist  wie  zweifellos  inni  mir  Otloh  MSD.  LXXXII,  5 
aus  inne  entstanden  ist  (vgl.  die  dative  dlnemo  dionosti  z.  9.  18, 
cUtari  17,  gibeti  50). 

Wie  bair.  inni  =  Otfr.  inne,  so  ist  das  von  Graff  I,  169 
nur  aus  Gh.  3  (X.  jh.,  bair.)  belegte  üffi  =  üfe  Otfr.  II,  1,  22, 
entspricht  also  dem  got.  iupa,  an.  ujypi,  ags.  uppe,  as.  uppe, 
uppa  »oben«,  nicht  dem  got.  iup,  an.  upp,  ags.  upp,  up,  as.  np 


40  J.  Schmidt, 

»hinauf«.  Von  dem  ursprünglich  auslautenden  vocale  des  letz- 
teren hat  sich  nirgend  eine  spur  erhalten,  auch  als  selbständiges 
adv.  lautet  es  nur  üf,  z.  b,  Musp,  13. 

Von  zwiegestaltigen  präpositionen  bekanntes  Ursprungs  ist 
nur  eine,  deren  vollere  form  sich  nicht  in  gleicher  weise  er- 
klären lässt,  ahd.  aha,  anfränk.  ava.  Vergleichen  wir  ab,  aha 
mit  an,  ana,  so  zeigt  sich  ein  fast  vollständiger  gegensatz  beider. 
Das  anfränk.  hat  als  präp.  an,  in  comp,  ana-,  dagegen  als 
präp.  ava  thi  abs  te  ps.  72,  27,  in  comp,  afgetal,  afgrundi, 
aflät.  Im  as.  haben  die  comp,  anor,  aber  ausnahmslos  af-  : 
afgrundi,  afgod  Bed.,  gl.  Prud.,  avunst  Essener  beichte,  afgehan, 
afhehbian,  afheldian,  afstandan,  afstoä,  aftüian.  Ganz  dasselbe 
verhältniss  bestand  einst  im  ahd.  In  nominalcompositionen 
herrscht  ah  (Grimm  gr.  II,  708).  Von  den  bei  GraflF  I,  72 
verzeichneten  erscheinen  nur  mit  oft:  ahanst,  ahunst,  abläz, 
ahldzi,  ahlid,  ahkezzal,  ahgot,  ahcrunti,  ahsneitach.  aha  findet  sich 
nur  in  ahawartemo  Sb.  Bib.  1,  ahawarte  Sg.  70  (766,  39  St.-S.), 
indes  ist  die  form  ohne  a  belegt  aus  K.  p.  125  H.,  gl.  Mons., 
Boet.,  ahwertaz  0.  und  ist  zu  berücksichtigen,  dass  der  stimm- 
ton des  w  bisweilen  ein  a  entwickelt,  z.  b.  hiscatawita  T., 
zesawa  T.  0.,  zawei  gl.  Teg.  u.  a.  Grimm  gr.  P  146.  141, 
Weinhold  al.  s.  24,  bair.  s.  16.  ahageiz  bessert  Graff  IV,  287 
in  ahageiz,  -»ahamurus  murus  muro  additus,  contremur  gl.  Car- 
pentier.«  Graff  II,  841  ist  durch  seine  latinisierte  form  un- 
brauchbar. So  bleibt  nur  ahedrunniger  Sg.  292  neben  ahdrun- 
niger  in  derselben  hs.,  deren  glossen  Graff  in  das  IX.  jh.  setzt. 
Entweder  ist  die  glosse  von  späterer  band,  da  verbalcomp.  im 
IX.  jh.  noch  durchweg  aha  haben,  oder  das  e  ist  ein  zwischen 
h  und  d  entwickelter  irrationaler  laut,  nicht  identisch  mit  dem 
a  von  aha.  Auch  die  verbalcompositionen  hatten  einst  wie  im 
as,  die  einsilbige  form,  aber  nur  noch  in  geringen  spuren  er- 
halten: dbfuor  Tat.  228,  4,  ohlaz,  ohlazem  Sang,  patern.  MSD. 
LVII,  3,  oblipun  destituerunt  gl.  ,K.  Ra.  112,  24  St.-S.  {opali- 
pum  Pa.),  oh  kidänemu  abacta  gl.  K.  Ra.  46,  32  St.-S.  {oba 
kitanemu  Pa.,  s.  MSD.  s.  458),  ahzivirscuManne  Gh.  3  (X.  jh.), 
ahscinte  Bib.  5  (XI.-XII.  jh.).  Das  selbständige  adv.  lautet 
stets  aba,  und  diese  form  ist  schon  in  fast  alle  verbalcomp. 
gedrungen  (Grimm  gr.  II,  894),  in  echter  untrennbarer  Zu- 
sammensetzung ist  es  selten:  apakepan  destitutus  gl.  Hrab. 
175,  24  St.-S.,   dhasnüine  praecisi  N.  ps.  95,    13   (Lachmann 


Die  germanischen  präpositionen  und  das  auslau isgeseiz.  41 

betonung,  kl.  sehr.  I,  373),  dagegen  ala  sl  farsnitan  amputetur 
K.  p,  108  H.  Als  selbständige  präp.  findet  sich  das  wort  nach 
Grafif,  sprachsch.  I,  72,  präpos.  213  f.  nur  einmal  bei  Isid. 
m%na  mütnissa  ni  nitnu  ih  ab  imu  p.  83,  20  H.,  zweimal  bei 
Williram  hdbo  daz  stuppe  dbe  mir  geftdzzet  78,  9  Seem.,  ab  öbana 
121,  6,  häufig  bei  Notker  in  den  formen  ab,  aba,  abe.  Hier- 
nach ist  zweifellos  aba  nicht  mit  Sievers  und  Paul  beitr.  VI, 
190  einfach  =  skr.  dpa,  äno,  dno  zu  setzen,  da  in  der  nominal- 
composition,  welche  allein  die  vom  auslautsgesetze  verschonten 
formen  bewahren  konnte  (got.  anda-  nominal,  and-  verbal), 
keine  einzige  germanische  spräche  die  zweisilbige  form  hat. 
aha  ist  vielmehr  eine  alte  Verschmelzung  zweier  bedeutungs- 
verwandter Präpositionen  wie  an-^n,  unt-ajs,  unzi  =  unt-zi. 
Das  zweite  element  bildet  die  selbständig  nicht  mehr  gebrauchte, 
aber  in  nominal-zusammensetzungen  erhaltene  präp.  ä.  Gleich- 
bedeutend liegen  neben  einander  a-kezzal  oblitus  gl.  K.,  ab- 
kezzal  oblivione  gl.  K.  221,  23  St.-S. ;  a-snita,  a-sneitaha,  ab- 
sneitach  sarmentorum  Bib.  4;  ä-wertero  absentium  Ic,  ab-wertaz 
0.;  nominales  ä-  neben  verbalem  c^:  a-scröta  assumentum, 
äba-scrötan  praecidere;  a-werf  abjectio,  örwerfo  abjice,  apon 
farworfan^r  excussus;  d-scorunga  lanugo,  aborsceran  rädere. 
Grimm  gr.  P,  91;  ü,  705;  791  leitet  dies  a  aus  ar-  oder  as- 
und  identificiert  es  mit  dem  as.  ags.  ä-,  welches  nur  in  verbal- 
zusammensetzungen  erscheint,  beides  irrig.  Gegen  die  herleitung 
von  a  aus  ar  bemerkt  schon  Graff  I,  16  mit  recht,  dass  ä  nur 
in  nominalzusammensetzungen  steht,  welche  gar  nicht  ar,  son- 
dern nur  wr-  gehabt  haben  könnten  (I,  394),  und  hebt  begriflfs- 
diflferenzen  wie  ateüo  expers:  wrteü  Judicium,  Ockösunga  delira- 
mentum :  urchösi  elucidum  hervor.  Das  as.  ags.  ö-  vor  verben 
ist  allerdings  aus  *aje?  =  ahd.  ar-  entstanden  (vgl.  as.  mlda, 
ags.  fn€d,  got.  mizdö;  as.  linön,  ags.  Unan  [?  Grein  sprachsch. 
unter  linan],  leomian)^  aber  nicht  dem  ahd.  d  vor  nomina 
gleich  zu  setzen.  Denn  wie  im  ahd.  t^-  nom.,  ar-  verb.,  ä- 
nom.  von  einander  geschieden  sind,  so  scheidet  das  ags.  or- 
nom.,  ä-  verb.,  tß-  nom.,  das  as.  or-,  ur-  nom.,  ä-  verb. 
(nominalcomp.  mit  «-  =  ags.  ce-  sind  nicht  überliefert).  Bei- 
spiele 1)  ags.  or-Zögr,  Bis.or-lag,  ähd.ur-lag;  2)  ags.  O-biddan,  as. 
ä-biddian,  ahd.  ar-pittan,  ags.  a-belgan,  ahd.  ar-belgan;  3)  ags. 
te-bylg  =  ahd.  a-btdgi,  ts-svic  =  ahd.  a-steih  scandalum.  Die 
beschränkung  von  a-  auf  verba,  cc-  auf  nomina  ist  in  den  ags. 


42  J.  Schmidt, 

poetischen  denkmälern  streng  inne  gehalten,  nur  ganz  vereinzelt 
überträgt  sich  das  Or  vom  verbum  auf  nebenliegende  abstracta : 
abylgnes,  äbyligd,  alysif^,  dlysnes.  Diese  differenz  von  ags.  ^c- 
=  ahd.  ä-  und  ags.  ö-  =  ahd.  ar-  sichert  als  gemeinsam  west- 
germ.  a-  (älter  e)  vor  nomina  und  erweist,  dass  dies  a-  nicht 
aus  (iT',  der  unbetonten  form  zu  hochtonigem  ur-,  xiz-  entstanden 
ist.  Ursprünglich  identisch  mit  ö-  ist  ahd.  uo-,  ags.  ö-,  eben- 
falls nur  in  Zusammensetzungen  enthalten:  CHnad  neben  mhd. 
üe-met  nachmad,  a-waJist,  u<jrtvahst  incremen  tum  Graff  I,  687, 
ags.  ö'Västm,  ahd.  lUhchalawEr  recalvaster,  ua-qhuefno  posterus 
u.  a.  bei  Grimm  gr.  II,  784,  Graff  I,  69.  Das  verhältniss  von 
ö-  ;  tuh  ist  dasselbe  wie  von  rawa  :  ruoiva,  gitan  :  tuon;  worauf 
dieser  ablaut  beruht,  für  welchen  Mahlow  s.  137  f.  140  f. 
material  gesammelt  hat,  kann  hier  nicht  untersucht  werden. 
Ausserhalb  des  germanischen  erscheint  die  präposition  in  lat.  a, 
dessen  herleitung  aus  ab  (Corssen  P,  153  ff.,  Curtius  g.  e.*  77) 
den  lautgesetzen  widerspricht,  und  in  ved,  ä,  welches  hinter 
dem  ablativ  die  richtung  »von  — her«  bezeichnet.  Zwischen 
ahd.  a-vicgi  und  dem  es  glossierenden  lat.  a-vium  besteht  dasselbe 
lautliche  verhältniss  wie  zwischen  ahd.  släfan,  plat,  stast,  plao, 
grao,  mogo  und  lat.  labi,  flatus,  stas,  flavus,  ravtis,  dor.  ^axtav. 
Kein  einziger  der  am  Schlüsse  von  präpositionen  oder  ad- 
verbien  stehenden  vocale  nöthigt  uns  also  zu  der  annähme, 
dass  ursprünglich  auslautende  a,  o,  e,  i  in  der  germanischen 
Ursprache  noch  bewahrt  seien. 

Die  Vertretung  der  ursprünglich  auslautenden 

oi  und  ai  im  gotischen. 

Noch  einen  satz  des  Westphalschen  auslautsgesetzes ,  den 
manche  jetzt  für  beseitigt  halten,  vertheidigen  die  präpositional- 
adverbia.    Man  überblicke  die  folgende  Zusammenstellung: 

got.     an.      ags.  as.  ahd. 

inna  inni  inne       inne  {inna  C.  3337)      inne  {inna  Pa.  188,  30 

St.-S.) 

Uta     üU     Ute         Ute  {Uta  M.  388. 553)      üze 

iupa  uppi  uppe       uppe  {uppa  1605  M.,     üfe  (üffa  Rb.) 

2421 M.,  4382  G.M.) 

nidri  niäre      nithareC.jnideraiiL^i21  nidare  (oben  s.  35.) 

vipra  tö-viäere  widare   K.  p.  77   H. 

anfr.  unthere 


Die  Vertretung  der  ursprünglich  auslautenden  oi  u.  ai  im  got      43 

Hier  zeigt  sich  eine  ganz  regelmässige  entsprecbung  von 
got.  -a,  an.  -i,  welches  keinen  umlaut  bewirkt,  und  westgerm.  e, 
welches  im  as.  und  ahd.  nach  a  hin  schwankt.  Bei  dieser 
regelmässigkeit  ist  der  gedanke,  dass  ein  glied  dieser  reihen 
durch  falsche  analogie  an  seine  stelle  gekommen  sei,  von  vorn- 
herein ausgeschlossen.  Genau  dasselbe  verhältniss  haben  wir 
aber  im  dat.  sg.  der  männlichen  «-stamme: 

got.  an.  ags.  as.  ahd. 

mdfa  tUfi  vulfe  wulte,  -a        wolfe,  -a. 

Damit  fallen  die  versuche  in  vulfa  einen  anderen  casus  als 
in  lUfi  u.  s.  w.  zu  suchen  (Braune  beitr.  II,  161  f.,  Paul  beitr. 
II,  339,  Mahlow  die  langen  vocale  s.  100).  Die  genannten 
adverbia  inna  u.  s.  w.  sind  ruhelocative,  also  sind  vulfa  u.  s.  w, 
die  Vertreter  von  skr.  vfk^,  griech.  -oi.  Dass  ursprünglich  aus- 
lautendes oi  und  ai  nicht  nur  in  dritter  silbe,  wie  Braune  will, 
sondern,  wie  Westphal  lehrt,  auch  in  zweiter  zu  got.  a  wird, 
hat  Mahlow  s.  98  durch  die  schlagend  richtige  erklärung  von 
tva  pusundja  als  dual.  fem.  =  abulg.  dv^  tysqSti  gestützt. 
tva  folgt  hier  der  analogie  der  mehrsilbigen  nomina  gerade  wie 
im  ntr.  pl.  tva,  welches  zu  blinda,  nicht  zu  pö  stimmt.  Es 
gab  noch  einen  beleg. 

Wie  kommt  die  gotische  3.  sg.  med.  dazu  die  1.  sg.  zu 
vertreten,  und  wie  kommt  sie  nebst  der  zweiten  sg.  zu  dem 
vorletzten  a  :  -ada,  -aza  gegen  griech.  -crai,  ''B(a)at?  Sievers 
beitr.  VI,  563  meint,  die  3.  pl.  Imitanda  habe  ihr  a  zunächst 
auf  die  3.  sg.  übertragen.  Glaubhaft  ist  das  nicht,  da  im  act. 
haitis,  haiHp  nicht  den  vocal  von  haitand  übernommen  haben. 
Die  einzig  mögliche  lösung,  welche  die  beiden  eben  aufgeworfenen 
fragen  beantwortet  und  zugleich  den  Schlüssel  für  die  geltung 
der  formen  auf  -anda  als  1.  und  2.  pl.  giebt,  scheint  mir  die 
zu  sein,  dass  die  1.  sg.  med.  einmal  *haita  gelautet  hat.  Sievers 
a.  a.  0.  hat  richtig  erkannt,  was  ich  schon  vorher  in  meinen 
Vorlesungen  ausgesprochen  habe,  dass  axi,  heUi  eine  1.  sg.  med. 
wie  skr.  hhärS  ist.  Wie  an,  tUfi  =  got.  vulfa,  inni  =  inna  u.  s.  w., 
so  entsprach  im  gotischen  *haita.  Dies  fiel  mit  der  1.  sg.  act. 
haita  zusammen.  Um  beide  zu  scheiden,  fügte  man  der  1.  sg. 
med.  das  da  der  dritten  an  und  gewann  damit  zunächst  1.  -^ida, 
3.  *ida,  welche  sich  dann  ganz  zu  ada  ausglichen  und  das  a 
auf  die  2.  sg.  übertragen.    Also  drei  entwickelungsstufen ; 


44  •)•  Schmidt, 

*haita^    daraus    haitada,    endlich    haituda 
*haüim  *haüiea  haitaza 

*haUida  *haitida  luiitada 

Das  ags.  hatte  1.  3.  sg.  ist  genau  wie  das  gotische  haiiada 
zu  erklären,  auch  hier  fiel  die  alte  1.  sg.  med.  in  der  form 
^hate  mit  der  1.  sg.  act.  zusammen  und  ward  von  ihr  wie  im 
gotischen  geschieden.  Auf  das  einmalige  haette  1.  sg.  wage  ich 
ebenso  wenig  wie  Sievers  zu  bauen. 

Als  alte  pluralflexion  werden  wir  nach  den  arischen  formen 
ansetzen  dürfen  got.  Viaitamida,  *haitidva,  haitanda.  Als  im 
sg.  die  1.  pers.  der  dritten  gleich  geworden  war,  trat  auch  im 
plur.  die  3.  pers.  an  stelle  der  ersten  und  erdrückte  dann  weiter 
noch  die  zweite,  was  bei  dem  ihnen  gemeinsamen  d  leichter 
war  als  im  act.  Nach  der  Brauneschen  fassung  des  auslauts- 
gesetzes  hätte  dem  an.  heiti  ein  gotisches  *haHai  zu  entsprechen. 
Man  begreift  nicht,  wie  dies  durch  haitada  verdrängt  werden 
konnte. 

Der  einzige  fall,  in  welchem  urspr.  oi  mit  kurzem  o  und  i, 
hinter  welchem  kein  consonant  steht  oder  stand,  in  mehr  als 
einsilbigen  gotischen  worten  diphthongisch  bewahrt  zu  sein 
scheint,  ist  der  nom.  pl.  m.  der  unbestimmten  adjectiva:  blindai. 
Der  schein  erweist  sich  aber  leicht  als  trügerisch.  Im  gotischen 
haben  pai  und  blindai  gleiche  endung,  dagegen  im  ags.  foa 
und  blinde  und  im  an.  *pei  und  *blindi,  aus  welchen  durch 
Übertragung  des  r  der  nomina  peir  und  blindir  entstanden, 
verschiedene.  Wie  den  ags.  vulfe,  an,  ülfi  gotisches  vü^a, 
nicht  *vulfai  entspricht,  so  kann  den  ags.  blinde,  an.  bUndi(r) 
nur  got.  *blinda,  nicht  blindai  entsprochen  haben.  Dies  fiel 
mit  dem  neutr.  pl.  zusammen  und  erhielt  zur  Scheidung  von 
demselben  wieder  die  volle  endung  von  pai.  Im  ags.  und 
anord.  aber  fielen  ursp.  -oi  und  -ä  nicht  lautgesetzlich  zusam- 
men: ags.  m.  blinde,  ntr.  blind,  hvcUu,  an.  m,  bli^ndifr),  ntr. 
blind,  hvöt,  daher  blieben  die  adj,  masc.  blinde,  blindir  in  ur- 
sprünglicher weise  von  den  einsilbigen  pronomina  pa,  peir 
geschieden.  Wie  im  gotischen  hat  vielleicht  auch  im  ahd.  eine 
rückwirkung  der  einsilbigen  pronominalform  auf  die  mehr- 
silbigen adjectiva  stattgefunden.  Falls  nämlich  auf  das  zwei- 
malige andree  der  Benedictinerregel  p.  60.  61  H.  etwas  zu 
geben  ist  (s.  Braune  beitr.  11,  139),   kann  dies  an  stelle  des 


Die  Vertretung  der  ursprünglich  auslautenden  o»  u.  ai  im  got.      45 

lautgesetzlichen  andre  nur  durch  einwirkung  von  de  =  got.  pai 
gekommen  sein. 

Also  oi  und  ai  im  ursprünglichen  wortauslaute  sind,  wie 
Westphal  lehrte,  überall  zu  got.  a  geworden.  Die  Vertretung 
dieser  diphthonge  in  consonantisch  schliessenden  silben  sowie 
die  behandlung  der  diphthonge  von  drei  moren  zu  untersuchen 
ist  hier  nicht  der  ort. 

Berlin,  Ostern  1880. 

Johannes  Schmidt. 


Vedische  Studien. 

I.   Von  Pada  und  Samhitä. 

Nach  Vollendung  seines  Wörterbuchs  zum  Rigveda  schrieb 
mir  Grassmann  in  den  ersten  tagen  des  jahrs  1873,  dass  Qin 
gelehrter  freund  sich  tadelnd  —  und  seiner  sache  sehr  gewiss  — 
gegen  ihn  ausgesprochen  habe,  weil  er  nicht  überall  genau 
an  die  Zerlegungen  des  Padapätha  sich  gehalten  hätte. 
>Wenn  nichts  anderes«,  sagt  Grassmann  darüber,  »als  dies 
an  meinem  Wörterbuch  zu  tadeln  wäre,  so  könnte  ich  sehr 
beruhigt  sein.  Seine  schwäche  liegt  an  einem  ganz  andern 
fleck,  nämlich  dem  mangel  einer  scharfen  auffassung  des  Sinnes 
der  einzelnen  stellen,  wie  sehr  ich  mich  auch  abgemüht  habe 
denselben  zu  treffen.«  Und  derselbe  seufzer  klingt  ja  drei  jähre 
später  auch  durch  die  vorrede  zu  seiner  Übersetzung. 

Was  Grassmann  die  scharfe  auffassung  des  sinnes 
nennt  ist  nichts  anderes  als  die  richtige  erklärung  gegenüber 
den  hundert  halbrichtigen  und  unrichtigen  erklärungen  alten 
und  neuen  datums,  bei  welchen  man  sich  so  oft  beruhigt,  der 
eine,  weil  sie  ihm  gut  genug  sind,  der  andere,  weil  er  im 
augenblick  nichts  besseres  zu  finden  vermag,  jener  ohne  ernst- 
lichen widerstand,  dieser  gezwungen.  Wie  aber  jeder  ernst- 
hafte autor  dafür  angesehen  werden  muss  in  seine  worte  einen 
vernünftigen  und  für  andere,  mindestens  für  seine  zuhörer,  ver- 
standlichen sinn  gelegt  zu  haben,  so  auch  die  Rishi  des  Veda 


46  R*  Roth, 

Sinnloses  oder  absurdes  dürfen  wir  nicht  voraussetzen.  Liefern 
unsere  Übersetzungen  das  eine  oder  andere  —  und  wie  oft 
thun  sie  das!  —  so  ist  das  ihre  schuld  und  müssen  andere 
erklärungen  versucht  werden.  Nur  zweierlei  falle  giebt  es,  wo 
das  nicht  zu  ändern  ist:  wenn  entweder  der  lext  unheilbar 
verdorben  ist,  wir  also  die  worte  des  autors  gar  nicht  kennen, 
oder  wo  dieser  selbst  seine  gedanken  in  das  künstliche  dunkel 
bildlicher  rede  hüllt.  In  welchem  fall  seine  zeit-  und  bildungs- 
genossen  eher  noch  einen  Schimmer  von  verständniss  mögen 
gehabt  haben  als  wir,  falls  es  uns  nicht  gelingt  irgendwo  finger- 
zeige  aufzufinden,  die  auf  die  spur  leiten. 

Diese  beiden  falle  sind  aber  in  den  texten  lange  nicht  so 
häufig,  als  die  unverständlichen  stellen  in  den  Übersetzungen 
sind.  Eine  solche  erapfindung  hat  Grassmann  auch  von  seiner 
arbeit  gehabt,  welche  übrigens  wie  jede  Übersetzung  des  ganzen 
Veda  als  eine  muthige  that  anzuerkennen  und  deren  streben 
nach  klarheif  und,  wo  es  anging,  geschmackvoller  form  noch 
besonderen  lobes  werth  ist.  Und  diesem  eindruck  gegenüber 
erschien  ihm  die  ausstcllung  eines  vergebens  gegen  den  Pada 
so  unbedeutend,  dass  er  die  berechtigung  derselben  ganz  dahin 
gestellt  sein  lässt.  Indessen  hängen  beide  mängel,  der  wirk- 
liche und  dieser  vermeintliche  an  vielen  punkten  zusammen. 

Die  frage  des  Padapätha,  an  welcher  ich  im  folgenden 
eine  seile  zu  beleuchten  suche,  die  frage,  ob  die  im  Pada  auf- 
gestellte wortform  für  unsere  auffassung  des  textes  bindend  sei 
oder  nicht,  ist  für  die  exegese  sehr  wichtig.  Denn  oft  liegt 
das  einzige  mittel  zu  einem  sinn  des  textes  zu  gelangen  für 
den  erklärer  darin,  dass  er  anders  analysiert  als  der  Pada« 
Soll  ihm  dieser  weg  verschlossen  sein,  weil  der  Verfasser  des 
Pada  ihn  verbietet?  Grassmann  ist  es  wie  manchen  andern 
vor  ihm  und  mit  ihm  ergangen,  dass  er  im  verlauf  seiner 
arbeit  erst  deutlich  sah,  der  kanonische  werth  jenes  Pätha  sei 
nur  ein  exegetisches  dogma.  Er  hat  sich  davon  frei  zu  machen 
gesucht,  aber  lange  nicht  genug.  Hat  er  dabei  im  einzelnen 
geirrt,  so  ist  das  sein  fehler,  nicht  der  des  prinzips. 

Obgleich  Bo Mensen  durch  seine  scharfeinnige  ausführung 
in  Orient  und  Occident  II.  1864  s.  457  flF.  jenes  dogma  erschüt- 
tert hatte,  so  blieb  und  bleibt  noch  die  an  Wendung  der  ge- 
wonnenen einsieht  auf  gegebene  falle  schwierig  und  hat  noch 
nicht   alle  fruchte  gebracht,   welche  sie  bringen   muss.     Aber 


Vedische  Studien.  47 

unser  verständniss  der  texte  ist  wesentlich  gewachsen,  und  ich 
glaube  sagen  zu  können,  dass  zahlreiche  missgriflfe  unserem 
Wörterbuch  erspart  geblieben  wären,  wenn  ich  den  Charakter 
des  Padapätha  vor  dreissig  jähren  ebenso  beurtheilt  hätte  wie 
heute.  Dass  unsere  ansieht  sich  in  dieser  weise  geändert  hat, 
ist  nicht  zu  verwundern.  Eher  haben  wir  uns  vorzuwerfen,  so 
spät  klug  geworden  zu  sein.  Was  ist  denn  der  Pada  anders 
als  eine  erklärung,  und  welchen  grund  haben  wir,  derselben 
eine  fehler losigkeit  zuzuschreiben,  die  wir  an  keinem  anderen 
ähnlichen  literaturwerk  durch  erfahrung  kennen?  Man  kann 
sagen,  dass  die  zum  glück  verklungene  Streitfrage  über  die  be- 
rechtigung  der  anspräche  der  kommentatoren  sich  hier  in 
zweiter  instanz  wiederhole.  Denn  die  Pada -gelehrten  sind 
auch  nichts  anderes  als  erklärer  eines  nicht  von  ihnen  ver- 
fassten,  nicht  einmal  von  ihnen  redigierten  textes.  Stehen  sie 
diesem  text  der  zeit  nach,  ohne  zweifei  auch  dem  verständniss 
nach,  viel  näher  als  die  kommentatoren,  so  sind  sie  doch  noch 
immer  durch  eine  ungeheure  kluft  von  den  Verfassern  der  texte 
getrennt  und  es  lag  ihnen  so  wenig  als  den  gelehrten  Brah- 
manen  des  mittelalters  eine  authentische  Interpretation  vor,  son- 
dern sie  mussten  das  verständniss  suchen  wie  Säyana  und  die 
seinigen. 

Die  entscheidung  des  prozesses  wird  also  in  dieser  instanz 
nicht  anders  ausfallen  können  als  in  der  ersten.  Auch  diese 
erklärung  kann  nicht  das  verständniss  selbst  sein,  sondern  nur 
ein  hilfsmittel  für  das  verständniss  des  textes;  allerdings,  wie 
man  zugeben  muss,  ein  in  der  regel  zuverlässiges  hilfsmittel, 
das  da  und  dort  eine  kenntniss  der  spräche  verräth,  welche  die 
späteren  schwerlich  ebenso  besassen. 

Was  mit  diesem  lob  gemeint  ist,  dürfte  sich  beispielsweise 
an  der  stelle  Rv.  3,  57,  3  deutlich  machen  lassen :  yä'  jämdyo 
vfshna  ichänti  ^Jctim,  Der  vers  enthält  eine  jener  allegorien, 
welche  als  die  eigentliche  plage  der  Vedenerklärer  bezeichnet 
werden  können  und  das  ebensogut  vor  Jahrtausenden  gewesen 
sind  wie  heute.  Sie  haben  häufig  die  eigenschaften  eines 
schlechten  räthsels,  dessen  Verfasser  sich  etwas  darauf  zu  gute 
thut,  dass  niemand  es  zu  lösen  weiss.  Alltägliche  Vorgänge  in 
der  natur  oder  beim  opfer,  die  mit  dem  wahren  namen  genannt 
geringfügig  erscheinen,  werden  als  heilige  dinge  in  gesuchte, 
dazu   unvollkommene   und   verschwimmende    bild^  gekleidet, 


48  H.  Roth, 

welche  die  einbildungskraft  des  hörers  reizen  und  ihn  tiefe 
gedanken  des  priesterlichen  dichters  ahnen  lassen.  Sie  sind 
nicht  dichterischer  mythus,  sondern  spielende  kunst  des  dichters. 

Der  vers,  auf  dessen  ersten  Päda  ich  mich  einschränke, 
um  nicht  zu  weit  abzukommen,  hat  nach  meiner  ansieht  Agni 
zum  gegenständ,  wie  auch  aus  v.  4  erhellt,  nicht  Indra  oder 
die  sonne,  wie  Säyana  meint.  Nun  \vürde  in  den  ausgehobenen 
Worten  jeder  leser,  der  die  wähl  hätte,  gewiss  in  vrshna,  das 
nur  von  foÄWm  abhängen  kann,  einen  genitiv  suchen.  Grass- 
mann übersetzt  geradezu:  die  des  stieres  kraft  suchen.  Der 
Pada  liest  aber  vrshne,  nicht  vrshndh.  Und  wenn  wir  weiter 
wissen,  dass  \on  ich  nicht  wohl  ein  dativ  abhängen  kann  als 
etwa  fanve  =  atmane  oder  ein  ähnlicher,  weil  es  bedeutet: 
für  sich  haben  wollen,  nicht  aber  einem  andern  oder  für  einen 
andern  wünschen  —  weshalb  des  kommentators  und  Lud\vigs 
auffassung  nicht  zulässig  ist  —  so  fragen  wir  uns,  ob  denn  der 
Verfasser  des  Pada  den  dativ  von  gaktim  abhängig  gedacht  habe. 

Und  allerdings  hat  er  uns  damit  auf  den  rechten  weg  ge- 
wiesen. Wenn  es  in  ^Br.  14,  5,  4,  7  heisst:  nd  gdbdäü  chak- 
nuydd  grahanaya  er  vermag  nicht  die  töne  zu  greifen,  oder 
wenn  in  TS.  1,  1,  4,  1  die  opfersprüche  lauten:  karmane  vom  \ 
devebhyah  gakeyam  \  vesMya  tvd  \  möge  ich  auf  die  götler  etwas 
vermögen,  so  schliessen  wir,  auch  das  nomen  gdkti  werde  das 
Objekt,  auf  welches  das  bewältigende  vermögen  ausgeübt  wird, 
im  dativ  bei  sich  haben  können.  Und  zum  glück  findet  sich 
eine  stelle,  die  das  bestätigt,  in  VS.  11,  2  svargyaya  gdkiyä, 
mit  der  vollmacht  über  das  was  zum  himmel  führt  ^). 

Jetzt  fügen  sich  die  angeführten  worte  des  Rv.  ohne 
Schwierigkeit  so,  dass  wir  verstehen:  während  die  verschwister- 
ten  (finger,  die  bände)  macht  über  den  vrshan  zu  bekommen, 
ihn  in  ihre  gewalt  zu  bringen,  nämlich  das  feuer  zu  erzeugen 
suchen,  merken  oder  entdecken  sie  den  keim  d.  i.  den  ersten 
glimmenden  funken.  Der  grosse  oder  gewaltige  (vrshan)  ist 
Agni,  von  einem  stier  ist  keine  rede.  Und  der  Vorgang  ist  die 
reibung  der  hölzer,  um  Agni  auf  die  feuerstelle  bringen  zu 
können.  Im  folgenden  vers  ist  schon  von  emporschlagenden 
flammen  die  rede. 


*)  Die  v.  1.  der  TS.  4,  1,  1,  1  suvargeyäya  gaktyai  enthält  eine  ver- 
fehlte Zerlegung. 


Vedische  Studien.  49 

Fälle  wie  dieser  enthalten  ein  so  günstiges  zeugniss  für  die 
Wissenschaft  des  Padamachers,  dass  wir  nicht  zaudern  sollten, 
uns  dieser  kundigen  führung  zu  überlassen.  Aber  wie  kommt 
es,  dass  derselbe  erklärer  daneben  proben  fast  unbegreiflicher 
kurzsichtigkeit  gibt  imd  damit  unsere  gute  meinung  wieder 
zerstört  ?  Wie  konnte  er  z.  b.  Rv.  5,  12,  6  sah  \  päti  setzen, 
während  ihm  v.  2  desselben  lieds  das  richtige  sapäti  in 
der  gleichen  Verbindung  zeigt?  wie  mochte  er  4,  17,  2  dycm- 
rejat  in  dyavi}  \  rejcxt  statt  in  dyauh  \  ejat  theilen?  während  rej 
nur  medial  so  gebraucht  wird  und  ein  hhüniir  ejati  aus  5,  59,  2 
einem  Vedawisser  dieses  schlags  im  gedächtniss  sein  musste. 
Wie  konnte  es  ihm  entgehen,  dass  3,  30,  5  avado  nicht  durch 
avadah,  sondern  nach  seiner  art  zu  schreiben  durch  ava  |  dcJi 
wiederzugeben  war?  War  es  nicht  noth wendig,  das  Qukra  in 
2,  34,  2  durch  gukraJi,  nicht  aber  durch  guJcre  zu  erklären? 

In  dieser  weise  Hesse  sich  eine  reiche  Sammlung  machen. 
Es  sind  ja  auch  von  den  verschiedensten  selten  schon  solche 
klagen  gegen  ihn  erhoben  worden,  namentlich  aus  anlass  der 
zahlreichen  verfehlt  scheinenden  auflösungen  von  kontraktionen 
und  elisionen,  durch  welche  er  allerdings  am  meisten  Ver- 
wirrung in  unserer  exegese  angerichtet  hat.  Es  ist  aber  billig 
sogleich  zu  bekennen,  dass  hinsichtlich  der  letzteren  falle  eine 
vorsichtigere  betrachtung  uns  hätte  abhalten  sollen,  seine  auf- 
lösungen für  baare  münze  zu  nehmen,  während  sie  allem  an- 
schein  nach  nur  eine  grammatische  Aktion  sind,  wie  ich  weiter 
hin  zeigen  werde.  Und  in  betreff  der  übrigen  missgriffe  wird 
die  Prüfung  ergeben,  dass  sie  meist  nicht  ihm,  dem  gelehrten 
grammatiker  —  nennen  wir  ihn  nach  Durga's  angäbe  Qäkalya  — 
sondern  seiner  vorläge,  dem  text,  also  den  Sammlern  und  be- 
arbeitern  des  Veda  zur  last  fallen,  während  ihm  die  berichtigung 
selbst  greifbarer  fehler  durch  die  ehrfurcht  vor  dem  buch- 
staben  verboten  war. 

^äkalya  kann  z.  b.  die  soeben  zu  3,  30,  5  gemachte  aus- 
stellung  mit  grund  von  sich  abweisen:  der  text  hätte  müssen 
dvado  betonen,  wenn  die  theilung  dva  \  ddh  \  von  dar  erlaubt 
sein  sollte.  Zu  dieser  änderung  habe  ihm  kein  recht  zugestanden, 
also  müsse,  obschon  unverständlich,  avadah  stehen  bleiben. 
Desgleichen  bei  vielen  uns  anstössigen  auflösungen  des  un- 
regelmässigen sandhi.  Wenn  er  10,  68,  4  das  udniva 
in  udnä'  iva  auflöst,    während    nur   udndh  iva   grammatisch 

Zeitschrift  für  yergl.  Sprachf.  N.  F.  VI.  1.  4 


50  R.  Roth* 

richtig  ist,  so  darf  er  den  tadler  auf  8,  19,  14  verweisen,  wo 
die  Samhitä  selbst  udnd  iva  schreibt,  wenn  gleich  die  metrische 
ausspräche  hier  wie  dort  udneva  an  die  band  gab.  ^Akalya 
kann  also  entgegnen,  die  Samhita  selbst  habe  einen  unterschied 
gemacht,  sie  hatte  auch  10,  68,  4  udm  iva  schreiben  müsseni 
um  ihn  zu  der  verlangten  auflösung  zu  berechtigen. 

Der  Verfasser  des  Pada  fasst  also  seine  aufgäbe  in  einem 
beschränkteren  sinn  und  weit  mechanischer  auf,  als  wir  anzn- 
nehmen  geneigt  waren.  Er  hält  sich  keineswegs  für  verpflichtet 
alle  durch  Wirkung  der  lautlichen  Vorgänge  der  kontraktion, 
elision  u.  s.  w.  entstandenen  alterationen  vollständig  auCsulösen, 
d.  h.  die  organischen  formen  an  der  band  der  gangbaren  gram- 
matik  herzustellen,  sondern  er  bleibt  in  allen  fallen,  die  über 
seine  nächste  lautregel  hinausgehen,  auf  halbem 
weg  stehen,  bei  der  mechanischen  Zerlegung  des 
durch  mischung  irgend  einer  art  entstandenen  vokals,  der  in 
der  Samhitä  vorliegt. 

So  ist  für  den  Pada  z.  b.  vigv&  immer  vigvä  \  ü,  obgleich 
es  folgende  granmaalische  werthe  haben  kann: 

1.  der  regel  nach  vigvd  \  it; 

2.  vigväJ}  \it  1,92,3.    2,13,19; 

3.  vigvdn  \  it  8,  19,  14; 

4.  vi^e  I  U  10,  20,  8. 

Ebenso  würde  aber  auch  aufgelöst,  wenn  es  stände  für 

5.  vigväh  \  it  vgl.  vrshabheva  6,  46,  4;  apaseva  67,  3; 

6.  vigvam  |  it  vgl.  cand/reva  3,  61,  7;  dvareva  8,  5,  21  (auch 
im  AV.  7,  78,  2;  18,  3,  4  drdmnehä); 

7.  vigväm  |  it  vgl.  kevcUendrah  4,  25,  6. 

Für  die  fälle  2  bis  7  Hessen  sich  ohne  mühe  die  gegen- 
beispiele  geben,  d.  h.  es  Hesse  sich  nachweisen,  dass  in  der 
Samhitä  nach  den  regeln  des  sandhi  geschrieben  wird  auch 
da,  wo  nur  jene  unregelmässige  behandlung  richtig  ist, 
nämlich  das  metrisch  gesprochene  wort  wiedergiebt  ^).  Sechs 
dieser  falle  sind  also  nur  zerlegt,  nicht  grammatisch  erklärt. 
Und  durchaus  ähnlich  verfahrt  der  Pada  bei  analogen  Ver- 
schmelzungen anderer  vocale,  welche  hier  nicht  aufgezählt 
werden  soUen. 

Es  mögen  davon  nur  zwei   beispiele  ausgehoben  werden, 


1)  A.  Kuhn  beitr.  4,  199. 


Vedische  Studien.  51 

um  zugleich  zu  zeigen,  wie  die  erklärer,  die  einen  gram  ma- 
lischen Pada  voraussetzen,  fehlgreifen  mussten.  In  der  alle- 
gorischen stelle  1,  164,  7  lassen,  mit  Säyana,  M.  Hang  und 
Ludwig  ohne  bedenken  die  kühe  »mit  dem  fusse«  wasser  trinken, 
indem  sie,  nach  dem  Pada,  paMpuh  in  paM  \  apuh  auflösen. 
Das  ist  doch  zu  stark  selbst  für  einen  vedischen  allegoriker. 
Die  abgeschmacktheit  hebt  sich  aber  einfach,  wenn  wir  paddh  \ 
apuh  grammatisch  zerlegen  und  padah  zu  dem  vorangehenden 
glrshndh  in  gegensatz  stellen  so  viel  als  von  oben  —  von  unten. 
Vielleicht  ist  das  aber  dem  liebhaber  des  erhabenen  imver- 
ständlichen  zu  einfach  und  klar.  Und  mit  dem  gleichen  kunst- 
stück  gewinnen  wir  dem  vers  1,  51,  11  statt  eines  ungeschickten 
ausdrucks,  wonach  Indra  »die  raschen,  raschasten  rosse«  be- 
steige (Benfey  und  Grassmann)  oder  die  »weit  herumschweifen- 
den« (Ludwig)  einen  befriedigenden  und  lexikalisch  allein  rich- 
tigen sinn  ab,  wenn  wir  vankütaa-adhi  grammatisch  nicht  in 
^tara  \  adhi,  sondern  in  HaraJ}  \  adhi  zerlegen,  wie  vorhin 
jpaddpuh,  und  übersetzen :  wenn  Indra  (sammt  seinem  gespann) 
sich  am  Soma  gütlich  gethan,  so  besteigt  er  die  taumelnden 
rosse,  selbst  noch  taumelnder.  Desgleichen  ist  gviyadM  5,  61, 12 
als  Qriydh  \  ddhi  zu  verstehen. 

Wir  werden  uns  also  daran  gewöhnen  müssen  den  Pada 
darauf  anzusehen,  ob  er  uns  eine  wirkliche  grammatische 
lösung,  oder  nur  einen  nothbehelf,  eine  mechanische  vocal- 
zerlegung  giebt.  Es  ist  leicht  sich  durch  probe  zu  überzeugen, 
dass  durch  systematische  anwendung  dieser  erkenntniss  hundert 
kleine  und  grosse  steine  des  anstosses  sich  wegräumen  lassen. 

Im  besonderen  soll  bei  diesem  kapitel  die  behandlung  des 
wörtchens  iva  erwähnt  werden,  weil  Bollensen  Orient  und  Occi- 
dent  2,  470,  um  anstösse  dieser  art  zu  beseitigen,  auf  den 
gedanken  gekommen  ist  neben  iva  ein  verstümmeltes  va  anzu- 
nehmen. A.  Kuhn  in  den  beitragen  4,  198  und  Grassmann  im 
Wörterbuch  sind  ihm  darin  allzu  rasch  gefolgt.  Wer  die  bei- 
spiele  durchgeht,  welche  bei  diesem  für  ein  das  metrum 
störendes  iva  gesammelt  sind,  wird  finden,  dass  sie  sämmtlich 
durch  eine  der  obigen  formen  von  krasis  einzurichten  sind, 
dass  also  die  Verfasser  der  Samhitä  —  die  Überarbeiter  — 
in  diesen  fällen  grammatisch  richtig  anstatt  metrisch  richtig 
geschrieben,  also  gethan  haben,  was  eigentlich  nicht  ihre  sache, 
sondern  die  eines  erklärers,    etwa   auch   eines   Padamachers, 

4* 


52  R.  Roth, 

gewesen  wäre,  wenn  dieser  seine  aufgäbe  etwas  weniger  skla- 
visch hätte  auffassen  wollen.  Es  ist  also  nicht  blos  überflüssig, 
sondern  es  ist  unzulässig  für  iva  eine  besondere  regel  zu  sta- 
tuieren. Denn  es  wirkt  ebenso  und  ist  ebenso  behandelt  wie 
das  obige  it  oder  jedes  andere  mit  i  anlautende  wort  und  hat 
die  ihm  zugedachte  capitis  deminutio  nicht  verdient. 

Hiemach  ist  der  Padapätha  an  zahlreichen  mangeln  un- 
schuldig, die  ihm  von  der  Samhitä  aufgedrängt  sind.  Deren 
fehler  und  insbesondere  ihre  inkonsequenz  in  der  behandlung 
des  Sandhi  spiegeln  sich  im  Pada  wieder.  Der  hauptvorwurf, 
den  wir  ihm  zu  machen  haben,  seine  blinde  Unterwerfung 
unter  den  buchstaben,  wäre  in  ^äkalya's  obren  ein  lob.  Wir 
fordern  von  ihm  was  er  nicht  erfüllen  konnte  und  wollte. 
Aber  eben  deshalb  ist  er  nichts  weniger  als  ein  unfehlbarer 
rathgeber  des  exegeten  und  darf  nicht  als  zeuge  gegen  eine  sonst 
tadellose  herstellung  oder  erklärung  des  textes  aufgeführt  werden. 

Es  steht  uns  aber  frei  den  mann  für  besser  zu  halten  als 
sein  werk  und  anzunehmen,  dass  er  als  grammatiker  fehler 
erkannte,  die  er  als  exeget  eines  unantastbaren  textes  nicht 
abschaffen  durfte. 

Aus  all  diesem  sehen  wir,  dass  für  unsere  exegese  nur 
der  text  selbst,  auf  welchen  wir  immer  wieder  zurückgewiesen 
werden,  das  objekt  ist,  mit  welchem  sie  sich  zurechtzufinden 
hat.  Aber  auch  dieser  text,  die  Samhitä,  ist  noch  immer  nicht 
das  letzte  ziel,  das  wir  suchen.  Denn  er  ist  nur  und  nennt 
sich  ja  eine  Sammlung  von  erzeugnissen  der  verschiedensten 
Verfasser,  nicht  von  diesen,  sondern  von  anderen,  weit  späteren 
personen,  die  wir  nicht  kennen,  so  zusammengestellt  und  so 
verzeichnet.  Wir  aber  möchten  gern  wissen,  nicht  was  die 
Sammler  etwa  für  worte  der  Verfasser  gehalten  haben,  sondern 
was  wirklich  die  worte  der  Verfasser  gewesen  sind  oder  sein 
könnten. 

Unsere  Untersuchung  der  Samhitä  muss  drei  fragen  zu 
beantworten  suchen.  Die  nächste  ist  die  Vorfrage,  ob  der  text, 
den  wir  in  bänden  haben,  in  allen  theilen  der  von  den  Samm- 
lern festgestellte  sei.  Könnte  dieselbe  bejaht  werden,  so  erhebt 
sich  die  zweite  frage,  ob  die  sammler  das  wort  ihrer  gewährs- 
männer  treu  wiedergeben,  und  endlich  die  dritte,  ob  jene  ge- 
währsmänner  das  mittheilten  und  mittheilen  konnten,  was  die 
Verfasser  gesprochen  hatten. 


Vedische  Studien.  53 

Es  ist  aber  kaum  möglich  auch  nur  die  fragen  genau  zu 
stellen,  ohne  dass  man  sich  für  eine  von  zwei  dabei  möglichen 
Voraussetzungen  entschieden  hat:  fär  oder  gegen  die  a n Wen- 
dung der  schrift.  Im  ersten  fall  ist  der  Vorgang  des  sam- 
melns  eine  uns  bekannte  und  verständliche  sache,  im  zweiten 
dagegen  ein  in  unserer  erfahrung  nicht  vorkommendes  ver- 
fahren: das  zusammenlernen  eines  auch  für  das  stärkste  ge- 
dächtniss  gewaltigen  Stoffes,  um  zunächst  in  einer  person  zu 
vereinigen,  was  bis  dahin  in  mehreren  zerstreut  war,  dann  zu 
ordnen  und  zu  sichten  —  alles  nur  durch  innere  Vorgänge  — 
und  endlich  durch  mündliche  lehre  weiterzugeben.  Wiss- 
begierige müssen  wieder  durch  ein  Studium  von  jähren  er- 
werben, was  jener  allein  besass,  und  da  auch  das  treueste 
gedächtniss  nicht  unfehlbar  ist,  hätte  der  besitz  durch  wieder- 
holte durchsieht,  also  durch  abhörproben  der  wissenden  unter 
sich  von  zeit  zu  zeit  erneuert  und  gereinigt  werden  müssen, 
bis  endlich  eine  spätere  zeit  in  den  besitz  der  schrift  kommt, 
oder  auch,  wenn  diese  kunst  früher  vorhanden  nur  nicht  ange- 
wandt war,  man  sich  entschliesst  den  schätz  des  gedächtnisses 
in  buchstaben  niederzulegen. 

Mir  scheint,  ohne  dass  ich  auf  die  frage  nach  alter  und 
gebrauch  der  schrift  in  Indien  in  diesem  Zusammenhang  ein- 
gehen könnte,  dass  schon  die  verständige  erwägung  des  mög- 
lichen und  unmöglichen  uns  zur  Überzeugung  führen  muss,  die 
Sammlung  könne  nur  eine  wirkliche  aufzeichnung  gewesen  sein  ^). 

*)  Eine  Übersicht  der  ansichten  bei  A.  Weber  Indische  Literatur- 
geschichte 24.  Der  scheinbarste  einwand  gegen  eine  schriftliche  behand- 
lung  des  Veda  ist  davon  hergenommen,  dass  alle  ausdrücke,  die  sich  auf 
das  Studium  desselben  beziehen,  nur  auf  sprechen  oder  hersagen  lauten. 
Ganz  ebenso  müssten  die  schulausdrücke  der  Druiden  gelautet  haben,  auf 
deren  analoge  methode  man  mit  recht  hinweist,  wShrend  die  schrift  sonst 
bei  ihnen  gebräuchlich  ist.  Nur  der  Unterricht  ist  mündlich,  hier  wie 
dort.  Ob  nicht  auch  in  Gallien  der  lehrer  zu  seiner  eigenen  Sicherheit 
geschriebenes  gehabt  habe,  das  konnte  Cäsar  nicht  wissen.  Uebrigens 
giebt  es  ausser  den  schulen  der  Druiden  noch  ein  zweites  wie  mir  scheint 
wenig  bekanntes  beispiel  umfassender  mündlicher  Überlieferung,  mit  welchem 
uns  J.  A.  Moerenhout,  ein  intelligenter  kaufmann,  der  viele  jähre  auf 
den  inseln  der  Südsee  lebte,  bekannt  macht,  in  seinen  Voyages  aux  lies 
du  grand  Oc^an  Paris  1837,  I,  506,  nämlich  die  recitationen  der  Harepo, 
der  träger  der  religiösen  Überlieferung  auf  den  gesellschaftsinseln:  Rien  de 
plus  ^tonnant,  que  la  memoire  de  ces  hommes,  r^citant  mot  pour  mot  des 
nuits  enti^es  ces  antiques  toaditions,  dont  la  traduction  pour  ce  qui  en 


54  R.  Boih. 

(}d:iz   anders  iirlheill    einer  Jor   ?r'":r:d:icl*iten  kennen  des 
V^iia.  Benfoy.   von   dessen  Veiiir/ranirüa-ii  wir  über  viele  In 
die:?er  be<^»i"eoliung  nur  berührte  fragen  voil^tlndige  lösung  ei-^ 
•vart^?!.      In    einer   besonderen    d^üi    Sdiiihiiätext   gewidmeten 
abhard  ui-;:  im  19.  band  der  Abb.  d.  k.  Gt:=.  d.  WW.  zu  Göl- 
tini?»en  IS74.  wo  übrigens  mehr  von  tbrtptlar.zuiig  der   »dias- 
ieuase-c.  also  der  einmal  horgeric bieten   Sammlung  als  Ton  ihr 
selbst  «ind  ihrer  entslehung   die  rede    ist.    nimmt  Benfey  an, 
diese  Tind  «lie  anderen  Sammlungen,  die  ich  beiseite  lasse,  seien 
>n\.\:b  lar.ge  zeit<  nach  ihrer  ersten  Vereinigung  »einzig  aus  den) 
•j;h»Jd*:hKrAss   vorgetragen    und   sicherlich   erst   verhältnissmässig 
spät  -rchrirtiich  fixiert  worden«.    Ja  er  gelangt  im  verlauf  seiner 
bew*iisfiihrung  sogar  zu  der  übei*zeugung.  dass  die  indische  arl 
der  mündlichen  Überlieferung  bedeutend  sicherer  gewesen 
äön  durfte  als  eine  schriftliche.     Diese  wohl  manchem  paradox 
klingende  Zuversicht  gründet  sich  namentlich  auf  die  verschie- 
denen Pätha.  die  sogenannten  Kramalesungen  u.  dergl.,  über 
welche,  wie  ich  bekennen  muss,  meine  ansieht  vielmehr  dahm 
geht,  dass  sie   als  ein  um  einen  geschriebenen  text  errichteter 
zäun  beirreir'lich  sind,  als  stützen  eines  ungetreuen  gedächtnisses 
sich  aber  kaum  denken  lassen.    Sie  waren  nicht  bloss  die  ent- 
setziiehste  plai^re  für  jeden  Scholaren,  sogar  für  jene  ausdauernden 
beritsmässigen  nichtsthuer.  sondern  es  ist  auch  anzunehmen, 
dass.  wer  die  Samhitä  nicht  mehr  wusste,  um  so  gewisser  den 
Krama    als   das   schwierigere,    weil   sinnlose,    vergessen  hatte. 
Jeder  remitierende  wilrde  überhaupt  den  Krama  nicht  sowohl 
auswendig  gelernt  als  vielmehr  an  der  band  seiner  Samhitä  in 
jedem  augenblick  sich  zurecht  gemacht  haben. 

Es  ist  oben  von  einem  summier  ges^^rochen  worden  nur 
in  rücksicht  auf  die  bypothese  des  einlernens.  Denn  nur  dann 
ist  ja  diese  art  von  Sammlung  wirklich,  wenn  das  ganze  in 
einem  iiedachtniss  beisammen  liegt.  Andernfalls  hätte  man 
ebensogut  die  kenner  einzelner  theile,  z.  b.  je  eines  der  zehn 
bücher  des  RJgveda.  neben   einamler  stellen,  diese  decemTim 


r^ste  car  ^lle»  s<:iit  Aniounihji  !a  plv.s  j\irl  iiicompletes  et  tronquees) 
•lemunderait  ui  -ravail  a<!^i<iM  Je  plusieiirs  aniiees.  Vnd  zwar  musste.  wie 
beim  iniHsciieii  ritiial.  'i\n  reci'jtioii  ^nz  genau  ^in:  sonst  wurde  die 
^axize  •»ninonie  ab^brocben.  Der  berichter»tatter  meint,  dass  diejenigen, 
weiche  an  entslehung  un>i  tortpdauzuu^  der  homerisvheu  gedichte  ohne 
■«chrift  nicht  glauben  wollen.  ?ich  viert  belehren  k<^nnten. 


Vediflchö  Studien.  55 

als  Samhitä  ansehen  und  tu  ihnen  der  reihe  nach  wissbegierige 
Brahmanen  in  die  schule  schicken  können.  Benfey  spricht  abcsr 
in  der  regel  von  einer  mehrzahl  von  »diaskeuasten«,  muss  also, 
wenn  diese  kein  Schreibzeug  haben,  entweder  an  ein  solches 
kollegium  denken,  dessen  tnitglieder  nur  theile  der  Samhitä 
sind,  oder  annehmen,  dass  diese  mehrzahl  von  personen  zu 
den  quellen  der  Überlieferung  umherreiste  oder  auch  die  ge- 
eigneten männer  zu  sich  berief,  gemeinsam  memorierte  und 
sich  über  zweifelhafte  dinge,  an  denen  es  nicht  fehlen  konnte, 
schlüssig  machte.  Was  ja  am  ende  des  geschäfts  wenigstens 
den  vortheil  gehabt  hätte,  dass  sofort  mehrere  exemplare  der 
Samhitä  vorhanden  waren. 

Man  wird  aber  nicht  blos  ein  solches  verfahren  höchst 
unwahrscheinlich  finden,  sondern  auch  schon  daran  anstoss 
nehmen,  dass  überhaupt  jemand  auf  den  gedanken  gekommen 
sein  soll  eine  Sammlung  für  andere  —  sie  sollte  ja  den 
wichtigsten  zwecken  der  religiösen  gemeinde  dienen  —  nur  in 
seinem  gedächtniss  zu  machen. 

Hieran  schliessen  sich  die  folgenden  erwägungen. 

Man  begreift  wie  ein  erzählendes  gedieht,  selbst  bedeutenden 
umfangs  wie  etwa  die  homerischen,  sei  es  aus  dem  munde 
eines,  sei  es  mehrerer  Verfasser  oder  bearbeiter  einzelner  theile 
in  ein  fremdes  gedächtniss  aufgenommen,  vielleicht  in  dem- 
selben zum  ersten  mal  vereinigt  werden  konnte,  und  man  ver- 
steht, dass  ein  solcher  besitz  zu  bestimmten  zwecken  gesucht 
sein  mochte.  Jenes  war  thunlich,  weil  ein  verknüpfender  faden 
durchläuft,  der  die  theile  zummenhält,  die  handlung;  dieses  war 
natürlich,  weil  ein  solcher  besitz  den  persönlichen  zwecken  des 
rhapsoden,  barden,  oder  wie  wir  sonst  bei  verschiedenen 
Völkern  diese  sammler  nennen,  dienen  sollte. 

Wie  ganz  anders  die  Samhitä  des  Rigveda !  Tausend  lieder 
durch  kein  band  aneinander  geheftet,  nicht  sachlich  zusammen- 
gestellt, wie  sie  etwa  in  A.  Ludwigs  anordnung  erscheinen,  also 
nicht  etwa  für  die  praxis  des  priesters  bequem,  sonderniin  ganz 
eigenthümlicher  Ordnung  nach  ihrem  wirklichen  oder  vermeinten 
Ursprung  in  mehrere  gruppen  gebracht,  diese  wiederum  sachlich 
geordnet,  mit  einem  wort  eine  gelehrt  zu  nennende  anordnung  — 
wie  soll  diese  memoriter  gemacht  sein !  Hat  etwa  der  satnmler, 
nachdem  er  die  einzelnen  lieder  sich  eingeprägt  —  und  ohne 
zweifei  doch  auch  in  bestimmter  folge,  wenn  er  sie  behalten 


56  H.  Roth, 

wollte  —  sie  hintennach  in  seinem  gedächlniss  hin   und  her 
geschoben  und  an  eine  andere  stelle  gebracht  wie  kartenblätter  ? 

Und  zu  welchem  zweck  ist  die  Sammlung  wirklich  gemacht? 
Es  lässt  sich  darauf  leichter  negativ  als  positiv  antworten: 
weder  für  das  bedürfniss  des  einzelnen,  noch  auch  nur  für  den 
ritus.  Eine  Sammlung,  die  wie  diese  den  ganzen  schätz  über- 
lieferter lieder,  auch  solche,  die  in  keiner  art  für  den  gottes- 
dienst  verwendet  werden,  in  sich  begreifen  sollte,  dient  nicht 
dem  bedürfniss  des  am  altar  handelnden,  singenden  oder 
sprechenden  priesters,  noch  viel  weniger  eines  seine  häuslichen 
cerimonien  besorgenden  familienhaupts,  sondern  einem  all- 
gemeineren und  idealeren  zweck. 

Wir  können  uns  vorstellen,  dass  zu  einer  gegebenen  zeit, 
nehmen  wir  an  etwa  im  7.  jahrhimdert,  nachdenkende  brah- 
manen,  einer  oder  mehrere,  selbst  besitzer  heiliger  traditionen 
und  des  engen  Zusammenhangs  der  Weisheit  und  des  gottes- 
dienstes  ihrer  zeit  mit  jener  tradition  sich  bewusst,  für  gut  ge- 
funden haben  alles  was  acht  schien  zu  sammeln  und  zu  ordnen, 
um  es  nicht  blos  vor  weiterem  verlust  und  verderbniss  zu 
sichern,  sondern  auch  dem  Studium  zugänglich  zu  machen. 
Einem  solchen  plan  entspräche  die  Sammlung,  die  uns  vorliegt. 
Den  plan  selbst  aber  wird  niemand  entwerfen,  der  das  mittel 
zu  seiner  ausführung  nicht  hat,  die  schrifl.  Ja  noch  mehr: 
niemand,  dem  nicht  ähnliche  anfange  vorliegen,  die  ihn  dazu 
einladen  und  anleiten,  kleinere  Sammlungen  derselben  art,  eben- 
falls geschrieben.  Diese  auffassung  giebt  uns  der  Rigveda  selbst 
an  die  band  mit  seinen  zehn  büchern^). 

Zu  diesen  allgemeinen  erwägungen,  welche  geeignet  sein 
dürften,  das  an  sich  unwahrscheinliche  als  unmöglich  erscheinen 
zu  lassen,  und  mit  denen  ich  mich  vielleicht  schon  zu  lang 
aufgehalten  habe,  könnten  aber  noch  besondere  eigenheiten 
imserer  Samhitä  namhaft  gemacht  werden,  die  blos  einem 
geschriebenen  werk  zukommen.  Zunächst  die  Zusammen- 
stellung von  liedern,  nach  der  anzahl  der  verse,  also  nach 
äusserem  umfang.  Im  Atharvan  das  vornehmste  prinzip  herrscht 
es  auch  vielfach  im  Rik.  Wie  sollte  ein  memorierender  dazu 
gekommen  sein  diesen  leitfaden  zu  wählen?  Wogegen  leicht  zu 
verstehen  ist,  wie  der  die  vorliegenden  blätter  sortierende  und 


^)  A.  Ludwig  Rigveda  III,  46. 


Vedische  Studien.  57 

nach  belieben  verschiebende  durch  eine  äussere  gleichförmigkeit 
seiner  arbeit  das  ansehen  einer  gewissen  Ordnung  geben  will. 

Insbesondere  aber  ist  hinzuweisen  auf  die  zahlreichen  Inter- 
polationen namentlich  die  anhängsei  an  lieder.  Es  ist  ja  be- 
kannt, wie  an  vollkommen  abgerundete,  auf  deutliche  schluss- 
verse  ausgehende  lieder  ein  vers  oder  mehrere,  oft  sogar  durch 
das  metrum  verschieden,  angehängt  werden.  Und  zwar  stücke, 
die  durchaus  nicht  den  Charakter  später  entstehung  oder  nach- 
bildung  an  sich  tragen,  im  gegentheil  nicht  selten  eigenthüm- 
liche  oder  in  irgend  einer  art  pikante  verse.  Grassmann  hat 
solche  stücke  in  seiner  Übersetzung  abgetrennt.  Meist  ist  die 
anklebung  durch  den  zusammenklang  eines  oder  etlicher  Wörter 
in  lied  und  zuthat  veranlasst,  und  es  entsteht  der  eindruck,  als 
ob  der  compilator  das  bruchstück,  das  er  in  der  band  hatte, 
weil  es  zu  selbständiger  Stellung  nicht  taugte,  irgendwo  ange- 
flickt hätte,  um  es  nicht  gänzlich  verloren  gehen  zu  lassen. 
Konnte  das  etwa  auch  memoriter  geschehen? 

Und  ganz  ähnlich  steht  es  mit  den  in  die  mitte  der  lieder 
gebrachten  Interpolationen.  Weder  der  Wechsel  des  metrums 
noch  die  Störung  des  Zusammenhangs  hielten  den  sammler  ab 
einen  solchen  eindringling  dazwischen  zu  schieben,  wenn  sich 
die  handhabe  bot.  Oder  sollten  wir  gar  schon  an  randglossen 
denken  ? 

Ein  beispiel  möge  für  diese  jedem  leser  des  Rigveda  be- 
kannte erscheinung  genügen,  das  zugleich  gelegenheit  zu  einer 
beobachtung  über  die  behandlung  des  accents  durch  die  redak- 
toren  bietet.  In  das  Trishtubhlied  10,  131  findet  sich  an  vierter 
stelle  eine  Anushtubh  eingeschaltet,  welche  die  worte  sur^inafh, 
vipipand'  enthält,  wie  v.  5  ydt  surämam  vydpibah.  Vers  4  ist  nur 
eine  parallele  zu  5  und  vipipänd'  in  vipipändm  zu  ändern,  wie 
der  Inhalt  beider  verse  lehrt.  In  v.  5  ist  indrcLvatuh  zu  lesen 
und  grammatisch  aufzulösen  indrdm  avatuh.  Es  zeigt  sich  zu- 
gleich, dass  der  bearbeiter  des  textes,  weil  er  indra  irrig  für 
Vokativ  ansah,  nach  seiner  grammatischen  regel  das  unmittelbar 
folgende  verbum  betonte,  dem  in  der  that  kein-  ton  gebührt. 
Die  betonung,  welcher  Benfey  eine  besondere  beständigkeit  bei- 
messen möchte,  erweist  sich  also  als  mit  dem  worte,  d.  h.  je 
nach  der  grammatischen  auffassung  des  redaktors 
wandelbar.    Und  das  ist  auch  das  allein  natürliche, 


58  R.  Roth, 

In  den  versen  selbst  wird  erzählt,  dass  Indra  bei  Namuci 
in  einem  starken  trank  sich  übernommen  habe,  die  A^vin  aber 
ihm  in  seinen  geschäfte,  mit  welchen  er  wolii  nicht  richtig  zu 
stand  kam,  an  die  band  gegangen  seien,  mid  v.  5  fügt  hinzu, 
dass  Sarasvati  ihn  von  den  lästigen  folgen  des  trunks  kuriert 
habe,  was  ja  nach  rationalistischer  auffassung  sich  von  der 
heilkrafl  des  wassers  bei  solchen  leiden  verstehen  Hesse. 

Das  wort  suriTma  lässt  der  Pada  hier  wie  auch  VS.  10, 
33.  34.  20.  76  ungetheilt  ^).  Die  richtige  erklärung  ist  ange* 
deutet  vom  kommentator  zu  TBr.  1 ,  4,  S,  1  surayd  sampdditam 
rasavii^esluim  ein  mit  surä  bereiteteter  trank  und  wird  Yon 
Mahidhara  sowohl  für  surö^nui  VS.  20,  76,  als  für  das  gleich* 
bedeutende  suramam  21,  42  vorgeschlagen,  nämlich  »urävcaU, 
surwuiaya,  also  sürd  mit  den  suffixen  nui  und  man.  Als  ana- 
loge bildungen  wären  etwa  zu  nennen  rgnia  imd  chanäomd, 
dieses  mit  der  bedeutung:  dem  versmass  ähnlich,  entsprechend, 
wofür  der  kommentator  zu  Täncjiya  19,  9,  3  zu  vergleichen  isL 
surama  und  surämany  substantivisch  gebraucht,  ist  also  ein 
branntweinähnlicher,  d.  i.  starkberauschender  trank.  Man  er- 
wartet oxytonierung  des  worts,  und  vielleicht  beruht  die  be- 
tonung  in  unserem  text  schon  auf  der  falschen  auffassung  9^ 
-rdma  etwa  nach  analogie  von  su^Vnia,  SHshtinia.  Doch  ist  in 
Sachen  des  accents  selten  sicher  zu  entscheiden. 

Nach  dem  gesagten  gehe  ich  also  von  der  Voraussetzung 
aus,  dass  die  Sammlung  miserer  Samhitd  nicht  anders  möglich 
war  als  auf  dem  weg  der  schrift,  indem  ich  diese  entstehungs- 
art  durch  den  Charakter  des  buchs  selbst,  durch  seine  Vorzüge 
und  mängel  bezeugt  finde. 

Ueber  die  Vorfrage,  ob  unser  text  wirklich  der  der  sammler 
sei.  also  durch  Jahrhunderte  und  Jahrtausende  keine  wesentliche 
einbusse  erlitten  habe,  kann  ich  kurz  weggehen,  da  es  nicht 
viel  auf  sich  hat,  wenn  da  und  dort  die  bewahrer  desselben 
sich  kleine  eingriffe,  Verbesserungen  oder  ergänzungen  gestattet 
hätten.  Wie  weit  das  etwa  gehen  konnte,  sehen  wir  aus  den 
Varianten,  welche  in  verschiedenen  Sammlungen,  auch  recensionen 
(<^hä)  aufbewahrte  identische  texte  aufweisen.  Das  greift  ge- 
wöhnlich nicht  tief.  Im  grossen  und  ganzen  aber  kann  man 
als  höchst  wahrscheinlich  zugeben,  dass  von  dem  Zeitpunkt  an, 

^j  Garbe  in  dieser  Zeitschrift  23,  47ö. 


Vedische  Studien.  59 

wo  die  erklärungsschriften ,  zuerst  die  Pätha  und  Präti^äkfaya, 
sich  wie  ein  gitter  um  die  texte  gestellt  hatten,  diesen  kaum 
mehr  beizukommen  war.  Wenn  das  geschah,  wie  lang  oder 
kurz  nach  der  ersten  Sammlung,  wissen  wir  nicht.  Da  es  aber 
von  jeder  Sammlung  eine  anzahl  besonderer,  wenn  auch  nur 
wenig  unter  sich  abweichender  recensionen  giebt  und  weit 
mehr  einst  gegeben  hat,  sogenannte  ^äkhäs,  die,  was  wohl  zu 
bemerken  ist,  nicht  besondere  Sammlungen,  sondern  nur  die 
ramifikationen ,  d.  i.  Variationen  jedesmal  derselben  grund- 
sammlung  sind,  so  muss  man  den  nöthigen  Spielraum  setzen, 
um  diese  pedanterie  und  rechthaberei  sich  ausbilden  zu  lassen. 
Denn  diese  produkte  werden  nicht  von  den  schulen  erzeugt, 
sondern  die  subtilen  lehrer  erzeugen  jene  Variationen  und  damit 
die  schulen.  Und  dazu  bedarf  es  doch  einer  ganzen  zahl  von 
generationen. 

Wir  sehen  also,  dass  wir  auch  mit  einem  seit  Jahrtausenden 
so  treu  als  möglich  erhaltenen  text,  ohne  dass  nach  anschauung 
unserer  gläubigen  auch  nur  itSta  §v  ^  fjtia  xsgaia  verloren 
gegangen  wäre,  noch  lange  nicht  beim  ersten  sammler  und 
noch  weniger  beim  Verfasser  angelangt  sind. 

Nehmen  wir  aber  gleichwohl  an,  dass  auf  dem  langen 
weg  von  dem  sammler  bis  zu  uns  entstellung  oder  verlust,  wie 
es  auch  wahrscheinlich  ist,  höchst  unbedeutend  gewesen  sei  — 
wiä  steht  nun  der  sammler  zu  demjenigen,  was  er  gesammelt  hat? 

Haben  wir  Sammlung  auf  schriftlichem  weg  im  äuge,  so 
hindert  uns  nichts  eine  mehrzahl  von  Sammlern  vorauszusetzen. 
Es  ist  ja  überhaupt  wahrscheinlich,  dass  unserer  Samhitä  theil- 
sammlungen  zu  grund  liegen,  dass  sie  nichts  anderes  ist  als 
eine  Vereinigung  und  Zurichtung  specieller  älterer  bücher,  die 
bei  ihrer  Verbindung  etwa  durch  buch  9  und  10  vervollständigt 
wurden  und  eine  einheitliche  redaction  erhielten.  Schieben  wir 
also  die  frage  gleich  weiter  auf  die  sammler  jener  einzelbücher, 
so  versteht  sich  und  ist  unbestritten,  dass  sie  so  schrieben  und 
schreiben  mussten,  wie  man  sie  in  der  schule  gelehrt  hatte, 
wie  die  grammatik  der  schule,  die  uns  bekannte  nicht  auf  der 
Vedensprache  aufgebaute,  es  verlangte.  Diese  schrieb  nun  z.  b. 
sv€M^,  während  man  für  den  Veda  nur  suvar  (oder  wie  andere 
meinen  stiar)  brauchen  kann,  schrieb  die  dualendungen  ete  äte 
und  äihe,  während  in  der  regel  nur  ate,  athe  möglich  sind, 
sprach  und  schrieb  träsUMm  rasathäm,  wo  die  alte  zeit  trän 


^  R.  Boui. 

Mthäni  rd^häm  sprach  und  so  w^iitei'^-.  Na4±  diesem  Oäus 
ichrieben  also  die  sammlcr.  Site  verrathec  'ins  aber  ihr  ver- 
fahrpn  daduTch,  dass  sie  da  und  diji't  iHjer^fehen  haben  leit- 
^mäss  zu  ändern  und  ausnahn^iweis^  V'^ti.s«:!!  richtig  schreiben» 
ißomate  statt  yannU  7.  37.  3.  p*is^«ju:^,  miz  pacyete  3.  58.  8. 
Ebenso  führen  sie  überall  ihr  plpd^i  ein.  wiiirend  nur  pipäjfa 
gestanden  haben  kann,  mache::  ;ar  a^is  patnika  ein  pötaka 
und  dergleichen.  Bei  A.  Kuhn,  Grosauann.  ^le  in  unserem 
Wörterbuch  sind  weitere  belege  lu  rinden.  Weil  sie  nun  ge- 
wöhnlich in  dieser  weise  redigiert,  d.  h.  nioderniisiert  haben, 
so  sind  die  falle  einer  korrekten,  mit  der  übüchea  Orthographie 
nicht  stimmenden  aufzeichnung  selten  und  cur  uns  rathsdfaaft 
geworden.  Wir  haben  nicht  erwartet  einem  ard-ca  für  arrd, 
üiarl  für  strU  tarasanii  für  tni^anti,  i^htsJcrtd  r'ür  ishtrid  und 
unzähligen  aya  und  iya  für  ya  zu  begegnen  iind  darum  hat  es 
einige  zeit  gebraucht,  bis  uns  die  äugen  autgingen.  Wir  hattm 
namentlich  nicht  erwartet,  dass  sie  den  sandhi,  von  welchem  oben 
die  rede  war,  so  ganz  inkonsequent  behandein«  so  oft  sich  dem 
verdacht  ihre  texte  nicht  zu  verstehen  aussetzen  würden. 

Hieraus  soll  ihnen  kein  Vorwurf  erwachsen,  ab^  es  sollen 
die  thatsachen  in  das  rechte  licht  gestellt  werden,  welche  laut 
gegen  diejenigen  sprechen,  die  uns  an  die  unfehlbariLeit  joier 
männer,  an  ihre  unerreichte  treue  glauben  machen  möchten. 
Wie  steht  es  denn  unter  diesen  umständen  mit  jener  treoe? 

Man  wird  sagen  können:  es  ist  sicher,  dass  sie  die  texte 
keineswegs  genau  so  aufzeichneten,  wie  sie  dieselben  recitieren 
hörten.  Das  sagen  uns  so  viele  verrätherische  Inkonsequenzen. 
Bei  metrischen  stücken,  die  durch  eine  ganze  reihe  von  gedächt- 
nissen  hindurch  fortgepflanzt  werden,  wird  das  dauerhafteste 
der  rhythmus  sein,  nach  welchem  die  w"ortmasse  —  nicht  mehr 
in  allen  theilen  verständlich  —  sich  abhaspelt.  Man  kann 
heute  an  volksthümlichen  versen  sehen,  wie  innerhalb  d» 
metrischen  form  der  haare  unsinn  sicher  fortgepflanzt  wird. 
Und  wie  das  kind  in  der  schule  sein  lied  im  takte  hersagt,  um 
^u}inem  gedächtniss  an  den  krücken  des  tonfalls  und  reiras 
sicher  fortzuhelfen,  so  wird  auch  damals  der  rhythmische  sing- 


<}  A    Kulm  helLr.  3.  1:25.  455.  4(>3  ff.,   wo  eine  reiche  Sammlung  von 
iMIen  gttfjeben  j.^l,  die  unter  diesen  gesichtspunkt  fallen. 


Vedische  Studien.  61 

sang,  der  ohnedies  in  der  liturgie  üblich  war,  der  richtige  leit- 
faden  gewesen  sein. 

Die  den  Sammlern  aufsagenden  gewährsmänner  haben  also 
z.  b.  sicherlich  nicht  nach  dem  grammatischen  gegen  das  vers- 
niass  sich  sperrenden,  sondern  nach  dem  rhythmischen  Sandhi, 
überall  womöglich  nach  dem  metrum  gesprochen.  Der  auf- 
zeichner  aber  als  geschulter  grammatiker  ist  dabei  nicht  stehen 
geblieben,  sondern  hat  gesucht  die  Sachen  zurecht  zu  rücken, 
aber  nicht  durchgreifend,  sondern  wohl  nur  wo  er  seiner  sache 
sicher  zu  sein  glaubte.  Er  hat  z.  b.  wenn  ihm  vorgesungen 
wurde:  sa  nah  sindhviva  nävayä  korrekt  grammatisch  geschrieben 
sindhum  iva  1,  97,  8,  ohne  sich  durch  den  Verstoss  gegen  das 
metrum,  den  er  schrieb,  beirren  zu  lassen.  Der  redaktor  des 
Atharvan  war  sogar  noch  klüger  und  schrieb,  nach  seiner 
meinung  auch  metrisch  richtig,  sindhum  iva  nävä  AV.  4,  33,  8. 
Ihm  war  die  silbenzahl  wichtiger  als  der  rhythmus^). 

So  steht  es  also  mit  der  buchstäblichen,  peinlichen  genauig- 
keit  der  sammler.  Es  ist  möglich,  aber  nicht  zum  voraus 
anzunehmen,  dass  sie  in  gewissen  grammatischen  feinheilen 
untergeordneter  art,  die  ja  ihre  eigentliche  starke  sein  mussten, 
genauer  und  konsequenter  erfunden  werden. 

Die  letzte  und  wichtigste  frage  endlich,  ob  imd  wie  weit 
die  gewährsmänner  selbst,  die  Vertreter  der  mündlichen 
tradition  im  besitz  eines  authentischen  textes,  d.  h.  desjenigen 
wortgefüges  waren,  welches  die  Verfasser  ihren  liedem  gegeben 
hatten,  ist  durch  die  bisherigen  arbeiten  über  den  Veda  hinläng- 
lich beantwortet.  Alle  bestrebungen  mussten  sich  ja  von  anfang 
an  auf  diesen  punkt  richten,  und  von  jedem  erklärer  des  Veda 
sind  belege  für  diese  oder  jene  mängel  des  textes  herbeigeschafft 
worden.  Wer  alles  sammelte,  was  schon  jetzt  für  bewiesen  zu 
erachten  ist,  der  würde  ein  ansehnliches  register  erhalten.  Und 
doch  ist  das  nur  der  anfang,  der  sich  mehren  wird,  je  ver- 
trauter wir  mit  spräche  und  Inhalt  des  Veda  werden.  Das 
fallt  zum  allergrössesten  theil  auf  die  rechnung  jener  gewährs- 
männer. Am  entschiedendsten  wird  derjenige  so  urtheilen  müssen, 
der  von  der  genauigkeit  der  sammler  und  der  tradition  der 
bücher  einen  hohen  begriff  hat. 


*)  Die  Paippaläda-recension  schreibt  hier  wie  Rigveda,  ist  aber  sonst 
konservativer  gegenüber  der  rhythmischen  form  als  die  vulgata. 


63  H  hi^u. 

Wo  fehler  voikommen  wie  va/fram»  füi  vraymm  4,  20,  fi, 
^ira  für  cakra  i,  39.  2.  »Mif^/asri  f^ü  mananö  oflers.  rrsMcffoA 
für  rshtdyah  i,  34.  i!.  gojHi'jüiraFya  ^tja  &:iiiiici!'  für  pifßi'  jikmdBjfa 
3,  3b,  9,  5M»kjrt  für  .^fif^rt  fi.  1.  li  uiia  vjeie  axjdere,  also  alle 
arten  von  Verwechslungen  nach  orJü  ^ebör  aiid  onverbessert 
durch  kritisches  verständniss.  da  $c>l]  oei  ttnaarer 
sein  und  so  oft  dem  text  ein  ^ena^eziünr  s'mri  man^cjü. 
ob  nicht  eine  verderbniss  vorlit-ire  und  irje  dieselbe  zu 
oder  zu  heben  sei. 

Es  ist  ja  nicht  zu  verwiindeiD.  dasf-  die  dinge  so  Ik 
Noitiwendig  waren  die  lieder  auf  dem  ersten  theU  ihres 
zu  uns,  von  niund  zu  uiuud  ge^-ben.  schutiios  den  meisten 
gefahren  ausgesetzt.  IVn  einraa]  t-ing^edrangeneD  fehler  zu 
bessern,  hatte  man  kein  mittel,  wa^rti:-  es  vielieicht  gai  nidit 
auf  eij^enc  liand.  Es  ist  alsi>  nicht  schwer  sich  Torzustdlen, 
wie  inj  laufe  von  genorationen  die  Zerrüttung  lorlschritle  machep 
mussle,  bis  diu  worto  vom  sclireJU-nden  Stammler  —  wenn  auch 
iji  seiiK^r  weise  —  lixierl  und  von  da  sji  wenigstens  in 
liauptsacho  geschützt  waren. 

l>iei>e  heiligen  Überlieferungen,  obschon  Ton  elDem 
punkt  an  in  jeder  arl  gepflegt,  haben  also  das  geschick  jeder 
Überlieferung  get  heilt  und  i's  wäre  ülvrilussig.  das  zu  behauptoi 
und  zu  beweisen,  wenn  wir  nicht  mit  ihn^i  und  namentlich 
mit  der  um  sie  her  aulgelniuflon  erklärenden  literatur  auch 
einen  tlieii  dim  indischen  aL>eivliUibons  übernommen  hätten,  der 
sie  umsponnen  hal. 


II.    pur  iah  tu 

Man  üfAWi*  glauben,  dass  die  vedischen  Wörter,  die  im 
gebruurij  dt^r  spätereri  spräche  sich  erhalten  haben,  onaerem 
vef>t.üti<Jniss  kein<^  Schwierigkeit  machen,  dass  man  aus  der 
späte]  (;ij  l«'i<;|jt  auf  «'ini'  ältere  beiloutung  schliessen  könne. 
JJah  i^fisjiiel  von  jmrtshn  zeigt  uns.  wie  dieso  operati€Xi  nicht 
injmer  einfach  ist,  und  enlhalt  zugleich  eine  wamung  gegen 
die  nfj^i^hiiiitiUi  Iraditioii. 

E:-  lj.-j1  njir  jjiiMuals  einleuchten  wollen,  dass  dassdbe  wart, 
v\<rl<:Jiivr  jiij  iii/<'r«*in.s(imm(>n(lfii  gebrauch  namentlich  der  medi- 
/Jiiej  «iic  konsistenten  auHsi'.heiilungen  des  körpers,  die  ffficesi 
iijj  /iij^i'naiih  gegen  die  llüsbigen,  iMfMrci  harn,  bezeichnet^  im 


Vedische  Studien.  g3 

Veda  geradezu  flussigkeit,  w asser  bedeutet  haben  soll.  Ueber 
diese  letzte  bedeutung  sind  aber  alle  indische  erklärer  von  den 
Nighantavas  an  unter  sich  einig,  die  etymologie  bot  keine 
sichere  handhabe,  so  blieb  es  bei  dem  hergebrachten  und  man 
suchte  sich  damit  zu  helfen,  dass  man  unter  jpwns7*a  den  die 
lufl  füllenden  dunst  sich  vorstellte,  dem  etwa  auch  eine  gewisse 
konsistenz  zugeschrieben  werden  konnte.  Daran  hielten  sich 
die  Übersetzer :  Grassmann  schlägt  sich  auf  die  seite  des  dunsts 
und  nebeis,  Ludwig  bleibt  beim  einfachen  wasser,  für  welches 
wir  wahrlich  schon  genug  benennungen  haben.  Eine  wieder- 
holte befragung  der  texte  führt  nun  aber  zu  einem  ganz  andern 
ergebniss:  purisha  bedeutet  nicht  wasser  und  flüssiges, 
sondern  land  und  erdiges  gerade  im  gegensatz  zum  wasser. 

1.  Die  stellen  Rv.  1,  163,  1  und  4,  21,  3,  wo  sich  samtidrd't 
und  pirishät,  6,  49,  6  wo  pürisMni  und  dpyäni  gegegenüber- 
stehen, gewinnen  nur  dann  einen  richtigen  sinn,  wenn  dem 
feuchten  das  trockene,  das  land  gegenüber  gestellt  wird.  Und 
das  bestätigt  sich  durch  5,  45,  6  dhiyam  ydyä  vmig .  vankür 
apa  pürisham  »das  gebet  durch  dessen  Wirkung  der  handels- 
mann  taumelnd  das  festland  erreichte«,  also  aus  wassersgefahr 
sich  rettete.  Die  nicht  weiter  bekannte  fabel  ist  sichtbar  eine 
andere  als  die  von  1,  112,  11,  auf  welche  Säyana  hier  verweist. 
Auch  10,  27,  23  dvä'  hfbüham  vähatah  pürisham,  wo  wir  für 
das  unbekannte  bfbüka  auf  Ngh.  1,  12  und  ebend.  barbiMra 
angewiesen  sind,  würde  sich  befriedigend  erklären:  »zwei  (götter 
oder  naturmächte,  etwa  Parjanya-Väta)  führen  das  rieselnde 
(regen  oder  dgl.)  aufs  trockene  land.« 

2.  Land  erscheint  aber  auch  als  gebiet,  in  dem  etwas 
schwierigeren  Zusammenhang  10,  27,  21  aydmyö  vdjrah  pmudkd' 
vivrUo  'vdh  sü'ryasya  hrhatdh  purishät,  wo  Ludwig  einen  hohen 
wasserraum,  Grassmann  einen  dunstkreis  der  hohen  sonne  finden, 
während  sie  über  dünsten  und  wasseraum  steht.  Ich  übersetze: 
»jener  blitzstrahl  —  er  zuckt  oft  und  viel  unterhalb  des  er- 
habenen gebiets  der  sonne:  eine  andere  bahn  ist  jenseits,  die 
durchlaufen  sie  ohne  durch  hinföUigkeit  zu  fall  zu  kommen.« 
Damit  will  gesagt  werden,  dass  unter  der  sonne  allerlei  Un- 
heil, von  den  höheren  mächten  unversehens  gesandt,  also  mit 
dem  bild  des  blitzes  ausgedrückt,  den  menschen  treffe,  wäh- 
rend jenseits  im  himmel  kein  leid  mehr  sein  freies  ergehen 
hemme. 


ß4  "      •trrtr. 

Damit  iliid  >li:^:-»:>:  f*.  -^  :>-  rJr^tf3&  enedi^  mit  aas- 
iiahine  von  1«.».  1«^..  ' .  :;«Lr  ,::  ri.*.r.;t':i  :»s:ifien£  laaae,  weil 
sich  nicht  sagen  i^-^..  ^£>  i^'  i-=s-jzl  ^.Lc  ens:  gemesDt  und 
was  hokuspoku?  i?:.  Wei.:  zlaj:.  ^hzz  kssjeriicL  betrachtend, 
in  den  vier  versen  ö  :  >  "^  i-üI-*  vtcirt::  Li?  fünfnDdyjcmgmal 
das  r  und  sechsniä.  ö:Lf  f< -eiit  ji#  zLLh .  ?;  nas  man  ver- 
muthen,  dass  es  nur  ^-z:  -.■.:  >::MiLr-t?r  nnz  ziusien  abgesdien 
gewesen  sei.  Einen  sir.r.  r.  ?ü:iHr:  .  v:  r.K  eiD«"  war,  das 
können  wir  uns  sparer.. 

3.    Von  }*74ridM  komrje::  ca  z^Miez.  ad^iecnre  jmnAga  mid 
jnmshin,  jenes  nur  einmÄ^  :r.  R^.  iv  ^  4  ;)«r«sk9S«>  afmdjfäl^ 
prävanebhih   sajct$lH\saJt    häunfer    £i»t?r    ir   Väjaäaneyi  Samhitft 
gebrauchl.    Gemeint  ist  dor.  das  ituer  im  erdboden  neben 
dem    fcuer  in  klüfien   oder  ab^rürjden.     Der  Padapätha  adit 
mit  unrecht    in    der   erster    >:*.'rit'  dt^  j»rävai*a  eine  metrische 
dehnung.      Meine   erklünmir  ertirbi   sich    nicht    blos  aus    der 
obigen  best  immuner  von  jmr'tsita.  sondern  wird  auch  so  klar 
al»   möglich  bestätigt    durch   die   worte   der  TS.  5. 5. 7,  5  jfe 
9^^y<^fj  purishffYdi  priirishtäl   ^wikirfm   änv    >die   bodaifeu«', 
die  in  der  erde  umher  sich  befindenc  und  durch  VS.1 1,9  »ans 
der    frdo    lier    l)ring   das    bodenfeuer«.      Hiemach    muss    die 
hlffheride  scholiastondeutung,  wonach  es  soviel  als  po^ocya,  »dar 
ti'r<rrde  dienlich«  heissen  soll,  das  feld  räumen.    Man  kann  sich 
erklären,    wie    dieselbe   aufkam.      Sie   beruht   nicht   blos  auf 
einigen  stellen  der  Bnihmana.    die   es  ja  mit   identifikationan 
nicht   schwer  nehmen,   und  auf  der  unten  zu  besprechenden 
Verbindung  ixirnw  ptmshiiiam  Rv.  10, 48.  4,  sondern  wohl  aach 
auf  der  ispäler  geläufigen  bedeutung  von  pwriska  als  mist,  dünger, 
indem  die  scholiastcn  ohne  mühe  von  stercorarius  auf  pecuarins 
übei-gingen.      Daneben    ist   aber   noch   ein   bemerkenswerther 
gebrauch  des  worts  auszuheben,  den  das  ^Br.  2,  1,  1,  7   als 
eine   volk^fthümliche  redeweise  erwähnt,  dass  man  den  reich- 
gewordenen jfßur'tshya  nenne.     Die  bezeichnung  hat  eine  etwas 
abschätzige  färbung:  der  bodenreiche,  wenn  man  sich  er- 
Innei't.  da-^fs  in  dieser  zeit  purtsha  auch  schutt  und  abraum  also 
einen  wert h losen  boden  bedeuten  kann.    Uebrigens  ist  es  darin 
dem  lat.  locuples  ähnlich,   dem  wohl  auch  eine  levis  nota 
anhäfjgt,  da  es  nur  die  ausdehnung  oder  strecke,  also  den  räum 
überhaupt,  nicht  aber  acker  oder  landgut  benennt,  wie  Gorssen 
nachlr.  253  annimmt. 


Vedische  sludien.  ß5 

4.  Uebrigens  scheint,  was  ich  deshalb  hier  vorwegnehme, 
auch  die  andere  adjektivform  purishin  in  demselben  sinn  im 
AV.  11,  1,  32^)  gebraucht  zu  sein,  wenn  die  zum  genuss  des 
brahmaudana  —  eines  sehr  wichtig  genommenen  reisgerichtes, 
das  nur  Brahmanen  zusteht  —  berechtigten  drsheyäs,  d.  h. 
männer  korrekter  priesterlicher  abkunft  ak  ptmshinah  pratha- 
mdnäh  pt4rastät  bezeichnet  werden.  Da  prathamänäh  purastat 
nichts  anderes  aussagt  als  »sich  vorwärts  oder  vor  sich  hin, 
d.  h.  überhaupt  weiter  oder  immer  weiter  sich  ausbreitend«, 
wie  die  vergleichung  von  AV.  12,  1,55.  3,37  zeigt,  so  heisst 
das:  »grundbesitzer  über  weite  strecken  hin«.  Wir  lernen  also 
in  diesem  ausdruck  die  reichen  der  zeit,  die  herren  ausgedehnter 
triften  und  äcker  kennen. 

Dieser  specielleren,  auf  den  besitz  gehenden  bedeutung  tritt 
aber  die  allgemeinere  voran:  land  oder  boden  habend  soviel 
als  darauf  befindlich,  darüber  sich  ausbreitend.  Da- 
mit löst  sich  ungezwungen  Rv.  10,  48,  4  ahdm  etdm  gavydm 
agvyam  pagum  purUhmath  sayakenä  hiranyäyam  \  purü  sahdsrä 
ni  gigämi  dägüshe,  wo  Ludwig  »die  wasser  der  luft  und  gold«, 
Grassmann  »reichversehnen  goldnen  schätz«  (beides  mit  dem 
masc.  unverträglich)  finden,  in  folgender  weise :  »ich  verschaffe, 
spricht  Indra,  durch  mein  geschoss  meinem  Verehrer  heerden 
von  rindern  und  rossen,  das  land  überziehende,  goldene 2)  zu 
vielen  tausenden.«  Dafür  dass  die  gewaltigen  viehstände,  die 
wir  im  Veda  erwähnt  finden,  auf  weite  räume  sich  verbreiten 
mussten,  ist  der  ausdruck  ganz  bezeichnend.  Und  in  demselben 
suin  kann  er  vom  wind  und  gewitterst  urm  gebraucht  werden 
10, 65,  9  parjdnyävatä  vrshabhä' pt^tshind,  5,  55, 5  tid  iraycUhd 
martäah  samvdrato  yüya/ni  vrshtim  varshayafhä  purishmah. 
Läge  nicht  eine  gewisse  Verwandtschaft  dieser  beiden  stellen 
vor,  so  würde  ich  für  die  zweite  gern  die  änderung  annehmen, 
welche  der  commentator  zu  TS.  2,  4,  8,  2  macht,  indem  er 
purtshinah  voraussetzt  und  —  freilich  unrichtig  —  übersetzt :  das 
trockene  land,  pänsuyuktdn  hhüpradegän.  Zu  übersetzen  wäre 
vielmehr:  »ihr  Marut  treibet  auf  aus  dem  reich  der  wasser  (nicht 


^)  Es  ist  zu  bemerken,  dass  im  AV.  sonst  weder  pwrisha  noch  eine 
ableitung  von  demselben  vorkommt. 

*)  Nil  pulcrius  auro.  Warum  sollte  das  zärtliche  äuge  des  Inders  nicht 
seiner  heerde  die  färbe  des  goldes  leihen',  wie  andere  dichter  andern  ge- 
liebten dingen? 

Zeitschrift  für  vergl.  Sprachf.  N.  F.  VI.  1.  5 


f\f\  H.  Huth, 

aus  ili'iii  iiiciT  in  uiiscmti  siiiiic)  ik'ii  ic^l'H  und  lassel  ihn  strömen 
aul'  tliti  bowohnor  ilos  lroi.kfiieii  landt-s.«  Das  gäbe  einen  rich- 
til^ori  i^t'^tMisiit/.  iiu  siutif  doi  oIk-u  untt-r  1.  iUigreführten  stellen. 

WtMiii  wciliT  iUm-  lUb-s  Sarayu  in  5.  53.  'J  als  purtshini 
hvmt:\iuv\  \vii\l  inul  diese?  nach  dem  bisherigen  nicht  als 
»wuss('rn?i('li«  verstanden  werden  dari".  so  liegt  am  nächsten  es 
von  iMiieni  wasser  /.n  verstolieii.  das  erdiges  mit  sich  führt, 
niso  >4andi;;  oder  lelunig  i<t.  Das  sehliesst  sith  an  die  den 
sdioliastrii  j^eläulige  bedeutung  an:  2furl<haf;abdeHa  pänrur^pä 
mril  nrjutt:  /..  b.  Mahidluua  ai  VS.  11,  44. 

."i.  Mehl  eben  so  einfaeh  war  der  werth  des  Wortes  in 
rior  nncli  übrigen  stelle  1.  Uti.  12  zu  erkennen:  pducapädam 
pUnram  dvndai^ukrtiih  dicä  itJmh  ^^:«*t  äntht'  ptiHshiHam  \  dthemi 
nnya  lifuirr  rirakshamim  :k%ptiU'akrt  ^hiilara  tihnr  ärpitam.  Bei 
K'^nnurr  brlnulitung  des  s;it/.es  wird  deutlich,  dass  die  erste 
7^mI«?  finr  iinsirlil  tMn7.elner  ausspricht,  von  welcher  nach  der 
/weiten  tlie  ansieht  anderer  r(iiiiy<i  äkuhß  abweicht.  Also  ist 
nolliweiiflig,  dass  fi/xiiv  im  /weiten  theil  dasselbe  ding  be- 
/i*if'linrn  niuss.  das  im  ersten  mit  /^cirr  bezeichnet  wird,  nicht 
Mb#ir,  wir  jdle  iibersel7.er  annahmen,  ein  anderes*).  Die  «it- 
((otfriicIi^iliiiiK  halte  ja  keinen  sinn,  wenn  es  sich  um  zweieiiei 
nbjiw  li<  liiindrile.  KiMteutet  nun  jHini  das  obere,  so  kann  npara 
nwht  Kul  dit*i<i('lbe  aussagiM),  denn  es  heisst  das  hintere;  der 
von  ilri  rrde  un»^  gedachte  hintere  theil  des  himmels  ist  aber 
iiiifh  «In  iibiTr.  l'nd  als  g*v^*ns;it/.  stellt  sieh  heraus,  dass  die 
»>in««n  iiIt  fHinnifutiiii ,  dvdiUt^Cdrti  mul  jHtn^tn  ansehen,  was 
din  Mnilnti  hir  sitfittuttktii ,  .«/«lAini  und  v'.tiikskiiHn  erklären. 
N«.|i#»ii  iliii  /nlilallrKorien,  die  lur  uns  wonig  bedeutwi,  liegt 
iiUi  dri   biiii|ilK<*K('ii'*<d/  in  nvtiksHittM ,  das  ich  nach  9,  86,  35 

';  Dil-  iUMiiqi-.l<uiih!  liMiIrt  liri  M.  Mac.^  s;;^uufsb^rioi;te  der  k.  b.  ak. 
|u/  I,  i/ii  Mihi  4i||||  ,  lim-  t'ühlhlvsi^o  i\\ol('^t^<SAlsx^«  viiter  $^L  aasä  in  der 
ffliiMii  liHlffi. ,  iiliri  iiiiiliiiii  «u^ji'ii,  i!,ivt  kWv  jkiU^  i.:rv:£L>chaueniie  in  der 
■  tiiii>Mi  IM  i-iiiiii  >'ti>liiniiii«li i|siMi  •.«•!•  hvspt'u-ln^k'u  w A^vt:  t:«<?tit  sei.  Grass- 
Ml  lim  l</iiilhi>i'ii|!,  oti(}iwi  itr.  MM  \W\  sw.»l!!hi«:!;^  vA'.er.  der  an  feuchtig- 
l»«t»  II. II  In-  iitii  iinUi-t  Ulm  iiiuiui*  il**«»  hüu:i:f'>.  wv.Ji,  diese  aiiJem  »agen, 
-ii-i  "iiiiiMiji.Hi  liiiiiiiiii  jni  ,111  am  \iMt('i'ti  s-.etk'i'-Jiv.irr^er..  <ecks?peichigen 
i'tiit«'h)i«t  liiiiln-l|<-  \iUiii  MiMnuMi  ^ir  a*.\  kU"*  hiiv.'.v.eis  ;erj«eiti^er  hälfte, 
•I' !•  .111. i  iiitii  ii.iit-.ii  lii>iiiii||iiiiilrit,  \\\*\  swMf  dv.tlii**  hl'..  \.ler  wa*«rreiche; 
fl.i  I  li.  liii...||M.ii.  iitihniii,  hiMiiiiMk  \l(Mt  Vii-Ai-iLMv.A  V er«:liii1  igen)  als  aur 
hin    iiiMiMiili  lycii  ii'i  li  I  >|iri«  l((|',iMi  iirtuMul         M-i»!  <'v^^  «^.isa- es  hier  noch 

I'   I      i>l      llillM     l-llll   I 


Vedische  Studien.  67 

(Soma  =  mond)  und  10,  11,  4  {drapsa,  der  wirkliche  Soma) 
mit  hell,  klar  erkläre,  und  purishin,  welches  somit  das  un- 
durchsichtige, feste,  körperliche  bezeichnen  muss,  wie 
ja  sonst  puris/ia  das  feste  bröckelige  gegenüber  dem  flüssigen 
ist.  Der  sinn,  den  ich  in  diesem  scheinbar  dunklen  vers 
finde,  ist  also,  dass  nach  den  einen  der  himmel  —  dessen  Um- 
schwung das  jähr  mit  seinen  fünf  zelten  und  zwölf  monaten 
bildet  —  im  hintergrund  konsistent  sei,  ein  firmament;  wo- 
gegen andere  sagen,  auch  dort  hinten,  wohin  die  menschen 
nicht  sehen  könnnen,  sei  der  räum  durchsichtig,  d.  h.  luftartig. 
Jene  denken  sich  eine  feste  grenze  der  weit,  diese  nicht.  Der 
Spruch  hat  also  einen  tieferen  sinn,  als  man  auf  den  ersten 
blick  annimmt.  Die  abweichung  in  den  zahlen  kann  hier  auf 
sich  beruhen  bleiben. 

6.  Was  endlich  den  gebrauch  von  purisha  in  den  Bräh- 
mana  und  den  analogen  theilen  der  Väjasaneyi  Samhitä  betrifft, 
so  ist  die  bedeutung  deutlich,  wenn  auch  unsere  Schriftsprache 
kein  wort  hat,  das  genügte.  Lebte  das  mhd.  molte  noch,  so 
würde  es  meist  zutreffen.  Es  geht  von  einer  anderen  grund- 
vorstellung  aus,  durchläuft  aber  ziemlich  dieselbe  reihe  von 
bedeutungen:  staub,  erde,  erdboden  bei  Lexer^).  purtsha  ist 
hier  der  lose  bröckelige  boden,  nicht  sowohl  staub  als  beweg- 
liche erde,  schutt,  geröll  etwa  was  lat.  agger  und  darum  kann 
in  ^Br.  2,  1,  1,  7  karisha  das  was  der  maulwurf  auswirft, 
also  molte,  geradezu  damit  gleichgesetzt  werden,  nimmt  auch 
weiterhin  wie  purisha  die  bedeutung  koth  an,  jenes  mehr  vom 
mist,  dieses  von  menschlichen  excrementen  gesagt. 

7.  Bei  der  etymologie  des  Nirukta  2,  22  purisham  ppaMer  vä 
pArayater  vä  sind  alle  spätem  stehen  geblieben,  einzelne  versuche 
mit  pushyati  und  p^'tnaycUi  abgerechnet.  Wir  werden  nicht 
daran  denken  die  Vorstellung  des  wassers  auf  den  begriff 
des  füllens  zurückzuführen;  für  die  commentatoren  mag  es 
genügt  haben,  dass  man  wasser  überall  hineinfüllen  kann. 
Dagegen  passt  das  füllen  als  anhäufen  gedacht  für  die  nach- 
gewiesenen bedeutungen  von  purtsha,  und  seine  Verwandtschaft 


^)  Den  doppelsinn  des  wortes,  ganz  wie  purisha,  beleuchtet  hübsch 
die  erzählung  von  Gonstantin  in  der  kaiserchronik ,  a.  v.  Diemer  s.  321: 
er  bieg  si  inainen  wert  uarn  und  bieg  den  feiere  betragen  mit  romifcher 
m Alten  alfe  H.  dar  nach  fweren  i'olten  dag  die  beide  g^te  ftf  romifcher 
erde  fLunden. 


5* 


mit  iHirrata  parcan  uiul  pur  ist  iloiillicli  %u  erkennen.  Fick, 
wörterbucii  1,  1I>S.  Siii  liat  ilio  ziistininien.slellung  richtig  ge- 
macht, ohne  sich  durch  ilun  »dinist«  ablialten  zn  lassen,  der 
nun  wohl  für  ininicr  zerstreut  ist. 

R.  Roth. 


Zur  altger manischen  Sprachgeschichte. 

i.    Vcrhalparlikcln   in  der  Zusammensetzung. 

1.  hn  altindisehen  gilt  die  regcl,  dass  verbalnomina  mit 
Huflix  'li,  die  von  zusammengesetzten  verben  abgeleitet  sind, 
auf  d(nn  präfix  betont  werden,  während  die  gleiche  abstract- 
bildung  vom  simplox  auf  dem  suffix  betont  ist;  cf.  abhimäH^ 
gesell  mdfis,  prdtistuii'ii  gegen  stufis,  ahln^asti-s  gegen  gasits, 
prtin'ifi'S  gingen  n1t(-s,  jn'äbhrti-s  gegen  bhrti-s.  Dieses  princip 
muKH  idg.  sein  und  denmach  auch  im  urgerm.  gegolten  haben. 
I)as  in  historiscIuT  zeit  herrschende  princip,  das  Lachmann  in 
winer  (grundlegenden  abhandlung  für  das  ahd.  und  as.  erschloss, 
JHt  ja  genau  dasselbe:  verbalabstracta  zu  componirten  verben 
werilen  auf  ilem  prfilix  l)otont,  und  zwar  sämmtliche  verbal- 
ahslrac.tn,  nicht  bloss  wie  im  ind.  die  mit  sufiix  -ti  gebildeten. 
|eh  gebe  einige  lautlich  interessante  belege  für  das  princip. 

a-'.  hihf'f,  ae.  hi'of,  got.  biltaif  (Faul  beitr.  Vll,  122),  aber 
ae.  hcluVinn  st.  v.  tJrein  I,  8tJ:  ae.  neben  hcot  auch  hdid'L 

\%i}.  uiulHtraru,  ne.  unswcr,  as.  dmlsicor:  das  st.  v.  wäre  got. 
*an(lHHuirjan  st,  v. 

af.  thitlipt  iutellec.tus  zu  inuiUan  intelligere. 

ni\  amiHttr  repugiuitio  zu  onsiican  repugnare. 

i\t\  tVwfi'Hfm  incremen  tum  zu  ti-ict'ti.ran  crescere  («,  <Jr  =  ti^ 
Paul  beitr.   VI,  äOM). 

at'.  ntjumv  ingeiiium  zu  fV-/)f'i*<w«  excogitare. 

iK-,  tr/lfinna  Iias>4  zu  ofl^pimn  displicero. 

a«'.  ^u/ffffmtf  evasio  (cf.  lY/njnuje)  zu  of^jiwgan  M  evadere. 

*}  |f-li  m«l/n  lOi*  iliiH  hiKh(M'i);o  oft  uiibodenklicli  kürze  öß;  denn 
ilif  liviintUnihu'Ut*  nvwWyiwim,  i*s  svi  ilns  got.  un^a,  reicht  allein  nicht 
iifr-,    'lii>   |rMi(n<   /ii  fiiwiMMiMi:   H.  iiff/A/ifi        Mti/NM/m.   gcofföfi  tLiisjugunP; 


Zur  altgermaiiischeii  Sprachgeschichte.  69 

ahd.  zürgmig  defectio  zu  zirgdngan  deficere. 

ahd.  äbläz  Vergebung  zu  öblä'isisan  vergeben  (PBbeitr.  VI,  191). 
Ich  habe  absichtlich  bloss  solche  beispiele  gewählt,  in 
denen  neben  metrischen  kriterien  das  lautliche  zufolge  Pauls 
werthvollen  Untersuchungen  über  proklitische  wortformen  PBbeitr. 
VI,  179 — 209  für  die  betonung  zeugt.  Ein  paar  weitergehende 
beobachtungen  in  derselben  richtung  mögen  hier  mitgetheilt 
werden.  Für  got.  at  bringt  Paul  ibid.  p.  191  aus  dem  altengl. 
belege  für  die  volltonige  und  proklitische  lautgestalt  bei:  ot  ist 
in  den  altnordhumbr.  psalmen  die  proklitische  form  zu  voll- 
tonigem  (Bt;  cf.  oteawan  =  westsächs.  aet^'toan.  Für  das  ahd. 
und  as.  wäre  zu  bedenken,  ob  nicht  ^,  hd.  z  unter  bestimmten 
umständen,  etwa  vor  vocalen,  die  proklitische  form  wäre;  got. 
cU-augjan  ist  as.  t-ogian,  ahd.  z-ougen^  mhd.  zeugen.  Auch 
wird  man  sich  unser  nhd.  zagen,  ahd.  zogen  wohl  kaum  anders 
als  aus  einem  schwachen  verbalstamm  at-^gai-  erklären  können; 
dgair-  als  verbalstamm  liegt  auch  in  got.  unagands  »sich  nicht 
fürchtend«  vor;  für  zagen  fehlte  bisher  ein  etymon;  der  an- 
schluss  an  die  weitverbreitete  wz.  ogf  (got.  agis,  6g  u.  s.  w.),  idg. 
agh  ==  sich  fürchten  wird  vollkommen  befriedigen.  Aehnlich 
ist  auch  wohl  unser  schöpfen^  ahd.  seephen  =  as.  sce^ppian  — 
der  bedeutung  wegen  —  nicht  mit  scapjan  schaffen  identisch, 
sondern  ist  lautlich  entstanden  aus  einem  us'kapjan=  tisskapjan; 
in  der  untergegangenen  präposition  lag  ein  wesentlicher  theil 
des  begrififes  (nhd.  schöpfen  aus  us-kapjan  zu  ßantco  zu  deuten 
wäre  zu  gekünstelt).  Vielleicht  ist  auch  ahd.  smelzan  nicht 
direct  mit  ae.  meltan,  sondern  mit  einem  got.  *usmiltan  zu 
vergleichen;  deren  wurzel  ist  altind.  mrd,  gr.  fiiXöa>  erweiche, 
wozu  ßkadaQog  =  mldrö^  weich,  locker,  schwammig,  altind. 
mrdü  gehören.  Doch  gerate  ich  damit  schon  auf  die  frage, 
wie  sich  wz.  teg  (tego)  zu  steg  (gr.  (TTiyw)  u.  s.  w.  verhält,  worauf 
einzugehen  ich  diesmal  unterlasse;  man  wird  leicht  sehen,  dass 
hier  eine  reihe  auffälliger  erscheinungen  im  weiteren  kreise  der 
idg.  spräche  beleuchtet  werden,  wie  das  verhältniss  von  got. 
hamjan  hören  zu  auso  ohr,  crxoc/o)  zu  ovq  u.  s.  w.  (vgl.  E.  Kuhn 
zs.  XXIV,  99). 


tip  ist  gesetzlich  die  unbetonte,  proklitische  wie  die  nebentonige  form  för 
unp\  cf.  p.  72  f.  das  über  ae.  frac^p  bemerkte.  Für  got.  tts?  =  ae.  or  vgl. 
auch  got.  üiita  krippe  und  me.  oret^  ne.  ort  abfalle  des  viehfutters  am 
rande  der  krippe,  mndd.  ortj  mndl.  ortBte. 


70  y-  Klugo. 

Das  princip  jener  abstractbildungen  hinsichtlich  der  be- 
tonung  entspricht  genau  ;dem  jener  ind.  nomina.  Holtzmann 
AdGr.  I,  2,  55  fahrt  nach  dailegung  der  Lachmann'schen  regeln 
für  das  got.  (wonach  hUnait,  bL^ingq,  frdwaurhts  u.  s.  w.  gelte) 
folgendennassen  fort:  »nur  g<i-  scheint  eine  ausnähme  zu 
machen;  es  ist  aber  nicht  abzusehen,  warum  nicht  gdtils,  gdr 
gups,  gdhlaiba,  gdrcunia  betont  wurde;  aber  die  vergleichbaren 
ahd.  Worte  führen  überall  auf  gagüps,  gardztia  u.  s.  w.«  Auch 
Lachmann  kennt  ga  nur  als  proklitikon.  Aber  Holtzmanns 
suchen  nach  Zusammensetzungen  mit  betontem  ga  war  wohl 
berechtigt,  und  ein  paar  reste  dieser  betonung  sind  in  der  that 
noch  nachzuweisen. 

Das  aussergot  wort  gdman  n.  (aus  gawan-^n)  freude, 
jubel  ist  genau  got.  gaman  xo$pwvia,  gemeinschaft;  ähnlich  ist 
ae.  dream,  as.  dröm  jubel  von  der  bedeutung  schaar  aus- 
gegangen; es  ist  draumo-  für  drauymo-^),  also  mit  draüktSj 
ae.  dryht,  ahd.  trust  für  tru/ist  urverwandt ;  »geselliges  Zusammen- 
sein« ist  die  grundbedeutung  auch  von  gorman,  dessen  zweiter 
compositionsteil  das  ^nana-  von  manorsSps  menschheit  ist,  wie 
die  got  nebenbedeutung  mitmensch  zeigt.  Dieser  composition 
mit  einem  collectivpräfix  setzt  das  an.  mit  einman  (got  ^aina- 
man)  n.  =  einsamkeit  eine  composition  entgegen,  die  von  der 
rein  numeralen  bedeutung  aus  gleichfalls  zur  moralischen  ge- 
langt ist;  adj.  einmam  =  einsam,  with  the  notion  of  a  desolate 
orphan  state^). 

ae.  ganwl  (as.  g-igd^ncUod)  =  an.  gamall  alt  erkläre  ich 
aus  got.  *gdmels  bezeitet,  cf.  lat.  vetustus  bejahrt  =  alt 

Neben  fesa  =  spreu,  migma,  quisquiliae  hat  das  ahd.  eine 
collectivbildung  gdvissa,  gdbissa;  die  betonung  steht  fest  durch 


*)  Aehnlich  hat  Grassmaim  zs.  XII,  133  hd.  tratitn  =  ne.  dream  aus 
WZ.  dhrugh  für  drauymö-  trügen,  träum  also  =  trugbild,  zäum  =  taumo- 
aus  tau/ymö'  zu  ziehen  hergeleitet;  vergl.  noch  ahd.  zeinen  =  zeigen  för 
taiynjan  zu  vrz.dik;  mhd.  AaZme  handhabe,  aihd.jiofihalmo  z\i  TiaUiftrahalf- 
ier,  ae.  hielf  =  ne.  helve  handhabe  für  hcUßmö-.  Zu  trust  =  ae.  dryht 
vgl.  hd.  lastar  =  ae.  leafUor,  got.  waürstwja  =  ae.  toyrhta,  mhd.  würhU 
arbeiter. 

*)  Fick  III,  101  denkt  für  gaman  an  eine  der   obigen  verwandte  er- 
klärung  aus  ga  -f-  wz.  tnan  denken.   Mir  ist  diese  dcutung  deshalb  zweifel- 
haft, weil  gamunan  (prät-präs.)  im  altgerm.  nur  »sich  erinnern,  eingedenk 
sein«  heisst  und  weil  ein  simplex  man  nirgends  vorliegt.    Die  obige  deu-. 
tung  stützt  sich  wesentlich  auf  an.  einman  ]iach  form  und  bedeutung.      ,  . 


Zur  altgerinahisclien  Sprachgeschichte.  71 

Otfr.  I,  27,  66  sowie  durch  das  allgemein  ahd.  ga  (nicht  gi) 
der  Vorsilbe;  über  das  h  von  gabissa  handle  ich  kurz  p.  83. 
Der  accent,  der,  wie  das  b  von  gdbissa  zeigt,  ursprunglich 
nicht  auf  der  vorsilbe  stand,  gerieth  durch  die  germ.  accent- 
verschiebung  von  der  Stammsilbe  auf  ga.  Aehnlich  war  ja 
(dm  =)  tuz  im  urgerm.  nach  QF.  32,  132  stets  unbetont, 
wie  das  auslautende  z  =  idg.  s  zeigt;  und  doch  hat  im  ahd. 
jsur-  durchweg  den  ton:  z.  b.  eürwdni  suspiciosus,  zür^wöm 
verdacht').  Die  accentverschiebung  von  '^gablsjö  zu  *g(ibisj6 
konnte  um  so  eher  eintreten,  als  der  Zusammenhang  mit  *ßs6 
durch  die  Verschiedenheit  der  entwicklung  des  alten  p  gerissen 
war.  Die  Verschiebung  traf  plsä  und  ^ghajAsjä  und  daraus 
entstand  *fisd  und  *gabisjd  —  *gdbisjd.  Ein  anderes  ahd.  wort 
für  quisquiliae,  gasoff'o  m.  und  gasoffa  f.,  hat  ganz  das  gleiche 
aussehen  wie  gdbissa;  es  ist  aber  nur  aus  glossen  belegt,  und 
erst  eine  eingehende  betrachtung  der  betr.  kann  lehren,  ob 
gasoffa  zu  betonen  ist ;  es  gehört  zu  got.  supon.  —  Beachte  ae. 
feormunga  quisquiliae  aus  got.  ^fizino-,  ksl.  ptseno. 

Got.  gabaur,  n.  =  Steuer,  tribut,  collecte  (gr.  loyia,  ipoQoq; 
gabaur  eigtl.  collectiv  =  das  zusammengebrachte),  als  paroxy- 
tonon  betont,  klingt  zu  sehr  an  das  gleichbedeutende  ae.  gafcl 
n.  an,  als  dass  man  beide  von  einander  trennen  wollte  *);  nur 
wäre  g(ä>ai4r  im  ae.  *gdfor,  Uebrigens  braucht  man  nicht 
*gdbur  im  got.  zu  erwai'ten ;  denn  in  u^idaumi'  und  unduwaima 
liegt  auch  in  nicht  haupttoniger  silbe  brechung  vor  r  vor.  — 
ae.  gdgol  =  lascivus  kenne  ich  nur  aus  den  Wörterbüchern; 
es  kann  zu  gäl  neutr.  ==  lascivitas  gehören. 

2.  Gleiche  betonung  mit  den  oben  angeführten  verbal* 
abstracten  des  ind.  zeigen  die  zugehörigen  passivparticipien 
auf  ta  und  na:  während  im  simplex  die  regel  suffixbetonung 
A^erlangt,  gilt  betonung  des  präfixes  für  das  componirte  particip ; 


^)  Das  präfix  ist  nicht  ganz  klar.  Es  ist  nur  nominalpräfix  im 
ar.  und  gr.,  sowie  im  got.  und  nord.,  im  westgerm.  aber  auch  verbal- 
partikel,  was  jedenfalls  jüngere  eutwiekelung  ist.  An  eine  Vermischung 
von  tuz  mit  der  verbalparlikel  dia  (got.)  kann  des  anlauts  wegen  nicht 
gedacht  werden.  Ich  möchte  glauben,  dass  die  begrifÜiche  Verwandtschaft 
von  tuz  mit  uz  dahin  führte;  letzteres  war  nominal-  und  verbalpräfix, 
ersteres  nur  nominalpräfix ;  so  wurde  tuz  dann  auch  verbalpräfix.  Vgl. 
ahd.  zurlust'Urlust  =  fastidium,  zurwäni-ürwäni  =  suspiciosus. 

*)  Das  f  wäre  dem  von  weofod  altar  =  got.  *weihabadi  zu  vergleichen. 


72  F.  Kliiire, 

cf.  bhrtds,  aber  prdbhrUis  vibhrtas  prdtihhrtas;  bhütds,  aber 
vlbhütas  u.  s.  w.  Bisher  hat  man  diese  regel,  die  Schröder 
zs.  24,  121  im  gr.  wiederfand,  im  germ.  noch  nicht  gesucht. 
Allerdings  ist  es  ziemlich  früh  regel  gewesen,  dass  die  betonung 
des  passivparticips  in  der  composition  streng  unter  dem  einfluss 
des  Simplex  stand.  Aber  Lachmann  belegt  in  seiner  abhand- 
lung  mehrere  ahd.  participia,  die  auf  dem  präfix  betont  sind; 
doch  sind  ihm  das  »wunderbare  fehler«,  die  er  sich  nicht  er- 
klären kann.  Wie  sie  zu  erklären  sind,  ergiebt  sich  aus  der 
folgenden  etymologischen  erörterung.  Grein  im  ags.  Sprach- 
schatz bemerkt  zu  ae.  fracop  verachtet,  es  sei  den  übrigen 
dialecten  fremd.  Möller  zs.  24,  460  deutet  es  mit  lat.  spurcas 
aus  idg.  sparko-  u.  ae.  fracepu  soll  genau  lat.  sptifrdties  sein: 
aber  die  lautlichen  bedenken  dagegen  sind  doch  zu  gross. 
Ettmüller  lex.  ags.  p.  365  deutet  zwei  möglichkeiten  der  ab- 
leitung  an:  vocem  fracop  hie  (i.  e.  sub  free)  posui  quamquam 
voces  boreales  cum  fra  compositas  privativam  notionem  habere 
non  nego  et  ex  fra  +  cüp  originem  ducere  possit.  Die  letztere 
deutung  befriedigt  allein^),  nur  bedarf  sie  einer  kleinen  modi- 
ficirung:  fracop  ist  nicht  sowohl  selber  componirt  als  vielmehr 
part.  zu  einem  componirten  fraJcunnan.  Bosworth  giebt  ein 
ae./brcwnwaw  mit  der  bedeutung  totempt?  temnere?  ohne  beleg. 
Aber  der  bedeutung  wegen  liegen  weit  näher  ahd,  firchunnan  = 
misstrauen,  bezweifeln  Graff  IV,  411  und  vor  allem  got.  fror 
künnan  =  verachten,  zu  dem  das  part.  frdJcunps  —  diese  be- 
tonung ergiebt  sich  aus  der  von  ae.  fracop  —  aus  Mc.  9,  12 
(ei  frakunps  waurpei  =  Iva  i^ovdsviod^^)  und  II.  Kor.  10,  10 
(waurd  frakunp  =  Xoyoq  i^ovdsv^fjiivog)  belegt  ist.  fra  als  pro- 
klitikon  wird  im  westgerm.  fr  nach  den  von  Paul  behandelten 
analogien,  und  fra  ist  auch  im  westgerm.  die  voUtonige  form 
des  got.  fra.  Die  betonung  ist  es  auch,  die  aus  frdkunpog 
durch  frdkäp  hindurch  die  endsilbe  unkenntlich  gemacht  hat; 
cf.  ae.  geogop,  nigofHi  p.  68  anm.  und  auch  ae.  norpeme  für 
norprSni  aus  norpromz,  ahd.  nordröni.  fracop  hat  noch  eine 
weitere  geschichte  von  interesse.  In  der  Zusammensetzung  mit 
fin  privativum  musste  dies  den  ganzen  compositionsaccent  über- 
nehmen,  nach  einer  idg.   wie  urgerm.  accenti-egel;  cf.  altind. 


^)  Nebenher  bemerke  ich,   dass  die  erklärung  von  hatte  aus  haiiada 
vor  Grein  von  Ettmüller  p.  475.  447  gegeben  wurde. 


Zur  altgermanischen  Sprachgeschichte.  73 

dprahitay  dpravUa,  dprayuta  u.  s.  w.  Wir  haben  also  dem  got. 
fräkunps  ein  ünfrakunps  zur  seile  zu  stellen  und  dürfen  die 
bedeutung  »unverachtet  =  geehrt,  honestus«  annehmen;  über 
diese  positivische,  eigentlich  oppositionelle  bedeutung  von  tm 
privativum  vgl.  Benfey  Ved.  und  linguist.  p.  185 ;  jene  bedeutung 
hat  ae.  ünforcüp,  also  mit  deutlichem  cüp  =  *Jctmpojs,  was 
darauf  hinweist,  dass  auf  cüp  der  nebenton  lag:  *ünfrahünpoz, 
und  fra  weil  unbetont  wurde  hier  regelrecht  for  (aus  fr). 
Diese  Stellung  des  nebentones  zeigt  sich  grade  so  noch  in  einem 
andern  compositum.  Unser  nhd.  hider  ist  ahd.  biderbi  (wz.  parh), 
aber  die  zugehörige  negirte  form  war  *ünbipärbi,  wofür  aus 
metrischen  gründen  auch  *ünbipdrbi  erscheint:  ae.  ünbipyffe, 
ae.  umbithdrbi;  unser  »eferft«,  ahd.  hiderbi  ist  erst  eine  folgerung 
aus  dieser  negierten  wortform.  Aehnlich  folgerte  man  auch 
aus  ünforcüp  ein  forcu'p  =  as.  forcü'th  verachtet,  fracop  kommt 
nach  Grein  in  den  poetischen  denkmälern  etwa  20  mal  vor, 
forcüp  ist  nur  aus  der  prosa  zu  belegen  (cf.  Grein  sub  unforc&p). 
Zu  erwähnen  bleibt  noch,  dass  für  fracop  etwa  viermal  frcLcod 
vorkommt ;  es  ist  seiner  bedeutung  despectus  wegen  an  die  part. 
der  schw.  ß-verba  angelehnt. 

Ich  habe  noch  etwas  länger  bei  ae.  fracop  zu  verweilen, 
da  ich  die  ältere  —  Lachmann'sche  —  ansieht  verbreitet  weiss, 
wonach  weder  far  noch  ga  im  ahd.  betont  würden.  Allerdings 
wird  fary  fir  im  ahd.  nie  betont.  Aber  man  übersieht,  dass 
auch  int  nie  betont  wird,  ant  :  int  =  v/r  :  ir  =  ae.  üp  :  6p 
=  ahd.  ab  :  ob  =  ae.  bi  :  be;  an  diese  reihe  schliesst  sich 
noch  das  verhältniss  von  fra  :  for  an.  Man  übersieht  ferner, 
dass  im  ahd.  und  ae.  mehrere  belege  für  das  volltonige /ra  zu 
finden  sind,  und  diese  habe  icTi  hier  zur  stütze  von  Ettmüllers 
erklärung  des  ae.  fracop  zusammenzustellen. 

Dem  got.  frdwav/rkts  sünde  entspricht  ahd.  frdlat  (got. 
*frdd^ps)  verbrechen;  firtä'n  =  ae.  fordon  part.  ist  got.  /Vo- 
vHiwrkts  Sünder,  über  dessen  betonung  weiter  unten ;  ahd.  firtüon 
=  got.  frawdurhjan^). 


^)  Beachtenswerth  ist  dahei,  dass  im  ae.  nur  die  coinposita  mänfor- 
wyrhtf  mänfordced  belegt  sind;  sie  sind  nach  dem  muster  von  ünforcüp 
zu  erklären;  leider  ist  im  ae.  frcedc^d  =  ahd.  frdtdt  nicht  nachgewiesen, 
aber  ebensowenig  ein  fordad;  erst  im  me.  zeigt  sich  zu  fordon  ein  for- 
dede  =  previous  deed.  —  Einige  recht  interessante  parallelen  über  laut- 
veränderungen  zweiter  compositionsglieder  bringt  Paul  FBbeitr.  VII,  121 


74  F.  Kluge, 

Das  ae.  hat  selber  eine  reihe  worle  mit  bctontein  frm  in 
der  bcdeutung  von  prae  =  übermässig.  Ettmüller  p.  371  ver- 
zeichnet nach  den  älteren  Wörterbüchern  fr€e-biior}Uy  -mdre  = 
praeclarus,  frafätt  =  praepinguis,  frtehradCy  -ofestlice  valde 
celeriter,  frtemicd  pennagnus.  Da  zu  fracop  die  nebenform 
frcdcop  bei  Grein  belegt  ist,  so  wird  jenes  /r«  wohl  sicher  ^ 
haben,  also  got.  fra  sein:  vielfach  wird  ohne  grund  fr&  an- 
gesetzt. In  einem  etymologisch  freilich  dunkeln  worte  haben 
das  ae.  und  ahd.  übereinstimmend  präfix  fra  :  ahd.  fravoit  =^ 
ae.  frcefele  verwegen.  Schon  Graflf  III,  823  muthmaasst  für 
das  adj.  eine  yiz.fal,  und  auch  das  DWb.  IV,  171  hält  an  präfix 
frii-  fest,  obwohl  der  zweite  compositionstheil,  der  gelegentlich 
auch  mit  b  anlautet  —  dieses  h  fallt  unter  die  gesichtspunkie, 
die  der  folgende  aufsatz  aufdeckt  —  aus  germ.  mittein  kaum 
zu  deuten  ist^). 

In  anderen  ahd.  bildungen  hat  man  bereits  präfix  fra  wahiv 
scheinlich  gemacht :  freht  verdienst  wäre  nach  Möller  zs.  24,  447 
got.  *frarailUs  wie  ahd.  fr'ezean  fra-^tan  sei,  cf.  auch  Holtz- 
mann  AdGr.  p.  240;  ahd.  freidi  =  profugus  ist  nach  DWb. 
IV,  102  fmaipeiZy  cf.  ne.  outlato  =  ae.  utlag. 

Wichtiger  sind  aber  wohl  nächst  frdtdt  zu  firtüon  folgende 
ahd.  residua,  die  nach  form  und  bedeutung  meist  durchsichtig 
sind.  Zu  ahd.  hold  (=  got.  halps)  kühn  gehört  ahd.  frdhaUL 
übermässig  kühn,  verwegen,  also  mit  der  bedeutung  des  ae. 
präfixes  free;  ahd.  frdbaldt  f.  Verwegenheit:  GrafF  III,  111. 
Dass  man  im  ahd.  fra  und  fir  als  correlate  wie  ant  und  int  fühlte, 
zeigen  die  zwillingsformen  frdscz  und  fersejs,  die  Notk.  ps.  77, 
46  bezeugt  {unde  fersezse  i,  frdsezse  gab  er  iro  wuochera  = 
et  dedit  erugini  i.  rubigini  fructus  eorum;  v.  48  ibid.  gebraucht 
Notker  frdsez;  Hattemer  II,  278);  sie  verhalten  sich  genau  wie 
frätät  zu  firtüon.  Ausserdem  finden  sich  in  den  ältesten  ahd. 
glossen  noch  4  an.  Xsy.  von  Worten  mit  präfigiertem  fra;  ihre 
alterthümlichkeit  kann  nach  dem  bisher  bemerkten  kaum  an- 
.-Äezweifelt  werden.  Zu  far-,  firwäzzan  belegt  Graff  1, 1089  aus 
den  Gl.  Jun.  die  abstractbildung  fraxuxz,  d.  h.  frdwäz  =  ana- 
thema,   wofür  sonst  immer  mit  anderer  ableitung,  vom  part., 


auch  auä  dem  allengl.  bei;  seine  unzweifelhaft  richtige  und  feine  deutung 
von  ae.  heoi  neben  hthat  aus  got  hihaii  wurde  oben  p.  68  mitget heilt 
^)  Zur  erklärung  des  wertes  s.  ztschr.  XXII,  325.  —  D,  red. 


Zur  altgermanischen  Sprachgeschichte.  75 

far-,  firwazzant  =  anathema  gesagt  wird;  cf.  got.  fraU'tan, 
aber  fräUts  und  der  bedeutung  wegen  got.  fraqipan  verfluchen 
mit  fehlendem  frdqiss.  Das  aus  Gl.  Hrab.  einmal  bezeugte 
frafildi  (in  frauüdim  =  in  campestribus  Braunes  ahd.  leseb. 
p.  5,  38)  bezeichnet  Braune  im  glossar  als  fraglich;  allerdings 
zeigt  das  präfix  keine  klare  bedeutung.  Zu  fatmanon  con- 
temnere  gehört  das  aus  Gl.  Hrab.  bezeugte  nomen  agentis  /Va- 
ntano  (proparoxytonon)  mit  der  nebenform  farmano  (paroxyt.) 
=  contemptor;  dass  nom.  agent.  im  ahd.  und  überhaupt  germ. 
auf  dem  verbalpräfix  betont  werden,  zeigen  z.  b.  ahd.  urchundo 
zeuge,  ae.  andsaca  gegner  (zu  onsacan).  Das  letzte  an.  Xsf. 
des  ahd.  führt  uns  wieder  zur  betonung  der  part.  zurück. 
Graflf  VI,  542  giebt  aus  Gl.  Pa.  frascurgit  =  praeceps  zu 
firscurigen;  es  ist,  wenn  der  Schreibung  zu  trauen,  proparoxy- 
tonon wie  got.  frdkunps  und  ae.  frdcöp  paroxytona  sind. 

Doch  ehe  ich  zum  accent  der  part.  zurückkehre,  habe  ich 
noch  zwei  schwierige  ae.  worte  zu  deuten,  die  hier  vielleicht 
eine  richtige  erklärung  finden.  Ae.  geatwe  und  frcetwe  bieten 
lautlich  gleiche  Schwierigkeiten.  Ich  gehe  zur  erklärung  von 
geatwe  —  trotz  Greins  abweichender  ansieht  I,  495  —  von  der 
gleichbedeutenden  nebenform  getätce  aus:  täwa,  getäwa  =  instru- 
menta (me.  tätve  instrumentum  bei  Stratmann*  557  **)  ist  durch 
belege  aus  der  prosa  gut  gesichert.  Die  poetischen  denkmäler 
zeigen  auch  getäwa;  im  Beow.  erscheinen  zwei  sichere  belege 
im  compositum:  vAggetäwum  368,  güpgetäwa  2636;  ausserdem 
395  noch  güpgeatatoum ,  wo  der  Schreiber  zwischen  geateumm 
und  getätomn  geschwankt  haben  mag.  Heyne  in  seiner  Beow.- 
ausgabe  beseitigt  mit  allerdings  leichter  und  naheliegender 
änderung  diese  Schreibungen,  geaiewum  lesend.  Grein  behält 
sie  aber  mit  vollem  rechte  bei  auf  ginind  der  belege  für  getäwa 
innerhalb  der  prosa ;  wegen  der  quantität  von  getäwa  cf.  Holtz- 
mann  AdGr.  p.  223  und  got.  t^a  f.  Ordnung,  mhd.  gezäwe, 
zäwe,  gezouwe  f.  n.  =  geräth,  Werkzeug,  rüstung;  ae. />is  syndon 
pä  getäwa,  pe  mon  mceg  heofona  rice  mid  begitan;  mid  pyssum 
wapnum  etc.  bei  Grein.  Die  bedeutung  von  geatwe,  geatewe 
und  getätce  stimmt  vollkommen  überein;  ich  identificiere  sie, 
got.  *gätSw6s  und  *gatS^w6s  voraussetzend.  Wichtig  ist  dabei, 
dass  die  ältesten  belege  für  getäwe  die  Beow.-composita  wtg-, 
güpgetäwa  sind;  wir  denken  zurück  bji  frdkunpoz :  ünfrakünpoz, 
hiparhi :  ünbipärbi;  gdt^woz  und  günpgathooz  hätten  also  weitere 


76  F.  Klug*^. 

parallelen.  Zu  dieser  erklärung  von  fjeaiicc  isl  hinzuzufügen, 
dass  der  initlel vokal  als  geaiawe  ein  paar  mal  erhalten  blieb; 
seine  synkope  ist  auffällig^),  aber  auch  die  synkope  eines  kurzen 
mittel  vokales  könnte  nicht  auffälliger  sein,  denn  die  tonsilbe 
ist  kuiz.  Ein  niittelvokal  niuss  aber  urgerm.  vorhanden  ge- 
wesen sein/ weil  die  lautgruppe  tw  im  westgerm.  nicht  bleiben 
durfte.  Auch  das  ae.  wort  für  sehne  zeigt  ähnliche  erschei- 
nungen.  ne.  sineio  ist  ae.  sinew'  als  Stammform;  daneben  aber 
sind  belegt  n.  s^inu,  seonu,  dat.  pl.  simcum,  seonotoum;  die  got- 
wortform  wäre  wohl  miSwa^). 

Mit  dieser  erklärung  von  geatwc  gewinnen  wir  auch  eine 
deutung  von  ae.  frcefwe  schmuck;  auch  im  as.  erscheint  das 
wort.  Im  glossar  zu  Pipers  ad.  leseb.  finde  ich  T^frcdahl? 
schnitzwerk,  schmuck«;  soviel  ich  sehe,  steht  es  in  seinem 
leseb.  nur  p.  162  (Hei.  380): 

fliö  ina  thiu  modar  nam 
hiicand  ina  mid  tcädiu  tclbo  sconiost 
fagaron  fratalmn. 

Was  eine  Übersetzung  »schnitzwerk«  hier  soll,  ist  schwer  zu 
erkennen;  und  jedenfalls  fehlt  jeder  weitere  anhält  sie  anzu- 
nehmen: »schmuck«  bedeutet  das  as.  und  ae.  wort.  Das  ae. 
wort  macht  dieselben  lautlichen  Schwierigkeiten  wie  getätce, 
geatewe;  neben  frcetwe  besteht  auch  frcetewe,  und  dasas.  kennt 
nur  formen  mit  mittel  vokal;  belegt  sind  gen.  pl.  fratoho,  fratoo, 
dat.  pl.  fraidhuiiy  fratohun,  fratoun.  Das  ae.  w  von  frtßttce, 
frcetewe  beweist,  dass  das  as.  ä  für  w  steht,  cf.  Holtzmann 
AdGr.  p.  152.  Man  hat  an  got.  fratwjan  an.  ksy.  =  klug 
machen  dies  frcetwe  anzuschliessen  gedacht;  das  ist  der  be- 
deutung  wegen  unmöglich  und  weil  das  dem  as.  und  ae.  zu 
gründe  liegende  wort  von  haus  aus  mittelvokal  gehabt  haben 
muss;  zudem  ist  usfrcUwjan  wohl  verschrieben  für  usfrcistwjan, 
da  das  wort  zweifellos  zu  fra^jan,  frops  gehört.    Ich  vermuthe 


^)  Hat  aber  im  altengl.  ganz  sichere  analoga.  orbp,  orup  athem  aus 
oranp,  uzanp  steht  für  öröp  nach  den  im  text  gegebenen  parallelen;  da- 
neben aber  kommt  die  form  orp  mit  synkope  vor;  auch  orpian  athmen 
aus  got.  *üzanpdn  neben  epian  athmen  =  anpjan  (cf.  Paul  PBbeitr.  VI,  122 
anm.)  zeigt  aufläliige  synkope  eines  eigentlich  langen  vokals  nach  kurzer 
silbe.    Beaclite  auch  ae.  hwylc  aus  hwilikoz,  ylc  aus  ilikoz. 

2)  Anders  ztschr.  XXIII,  27«.  —  D.  red. 


Zur  altgermanischen  Sprachgeschichte.  77 

ein  got.  ^frätewos  fem.  plur.  Der  bedeutung  wegen  vgl,  noch 
ae.  cd'tcdw  onmino  bonus,  excellens,  good,  entire.  —  So  er- 
halten die  beiden  fast  ungerm.  aussehenden  ae.  werte  geatwe 
und  frcetwe  eine  gut  germ.  gestalt,  beider  lautform  ist  conform 
und  ihre  bedeutungen  berühren  sich  nahe  genug. 

Nachdem  ich  so  alle  mir  klaren  worte  mit  volltonigem 
präfix  fra  und  ga  behandelt  habe,  kehre  ich  nun  zur  betonung 
componierter  participia  zurück,  ae.  frdcop  =  got.  frdkunps 
sowie  ahd.  fräscurgit  sind  bereits  besprochen,  und  ich  kann 
nun  die  von  Lachmann  aus  dem  ahd.  nachgewiesenen  fälle  von 
betontem  verbalpräfix  im  part.  mit  mehr  beweiskrafl  anführen; 
jedenfalls  sind  es  keine  »wunderbaren  fehler«,  sondern  schöne 
reste  einer  altindogerm.  accentregel.  Lachmann  bietet  folgendes 
gesichtetes  material: 

Die  betonung  unseres  -»Untertans  ist  bereits  ahd.,  üntartdn; 
dünihnaht,  düriAhnoht  vollkommen,  perfectus  part,  zu  durviir 
nügan  (got.  *pairhnduhan)  p.  369;  missilungen  zu  missüingan 
p.  374;  üntarskeidan  zu  untarskeidan  p.  368.  Hierher  gehören 
auch  ahd.  antchund  expertus,  uralt  =  ae.  oreald  grandaevus; 
und  vgl.  got.  andapahts  p.  81;  frascm-git  oben  p.  75  würde 
hier  eine  erklärung  finden.  Ahd.  üntartän  und  ae.  frdcop 
sind  die  beweiskräftigsten  Zeugnisse;  sie  berechtigen  uns,  für 
das  got.  die  betonung  von  frdkunps  —  mit  vollster  Sicher- 
heit wenigstens  —  für  diejenigen  part.  anzunehmen,  die  sich 
begrifflich  vom  zugehörigen  verb  losgelöst  oder  entfernt  haben: 
ich  nehme  unbedenklich  üswaurhts  gerecht,  frdwaurhts  sündig, 
üswiss  eitel,  üskunps  offenbar  an.  Grenzen,  innerhalb  deren 
man  diese  betonung  gebrauchen  darf,  werden  sich  wohl  kaum 
bestimmen  lassen. 

Jene  betonung /r(iw;a«*rÄfe  setzen  auch  einige  ae.  stellen  voraus; 
Sal.  620  hat  man  aus  einem  verse  zwei  gemacht,  er  lautete 
ponne  stondaä  pä  ßrworhtan,  pä  pe  fimedon. 

Sal.  76   hat    man  förworht    weil  reimwort   in  forJU   ge- 
ändert; forworJU  =  afflictus  passt  recht  gut: 
eß  reordade  oäre  siäe 
feonda  aidor,  wces  pä  fdncorht  agen, 
seoääan  he  pces  uAtes  wom  geßlde. 

Dabei  wäre  nur  beachtenswerth ,  dass  in  ffirworht  (für 
frdworht,  cf.  ahd.  frdtät)  partielle  anlehnung  an  foruyyrcan 
vorliegt. 


78  F.  Kluge, 

3.  Es  erübrigt  die  frage,  wie  sich  der  gcrni.  verbalaccent 
in  der  composition  aus  dem  idg.,  wie  ihn  das  ind.  zeigt,  ent- 
wickelt hat.  Das  gerni.  zeigt  eine  Unterscheidung  von  un- 
eigentlicher und  eigentlicher  verbalcoinposition.  Diese  Unter- 
scheidung, wie  wir  sie  etwa  zwischen  niftgehen,  ausgehen, 
iibersetjsen  einerseits  und  Über  stehen,  beschneiden,  ertragen  ander- 
seits haben,  kennt  das  altind.  nicht.  Gemeinschaftlich  ist 
beiden  compositionsarten,  dass  das  prätlx  eigentlich  präpositkn 
ist;  dasselbe  gilt  von  der  Zusammensetzung  im  ind.;  während 
aber  im  ind.  alle  gesetze  für  alle  verbalpartikeln  gelten,  zeigt 
das  germ.  eine  eigenthum liehe  behandlung  derselben,  einige 
Präpositionen  gehen  nie  eigentliche  composition  ein;  mip,  M 
sind  im  got.  immer  adverbial  beim  verb  gebraucht,  sie  finden 
sich  nie  untrennbar  mit  einem  verb  componiert;  mip  gaggam, 
mip  gcUeipan,  fä  gal^iipan:  fram  g(iggan  weiter  gehen.  Sobald 
die  oben  behandelten  nomina  actionis  von  solchen  unechten 
compositis  gebildet  werden,  tritt  echte  composition  ein;  zu  mip 
wiian  mit  wissen  gehört  mfpwiss^  gewissen,  zu  främ  gaggtm 
frdnigilhts.  Vergleichen  wir  das  nhd.  nur  flüchtig  mit  einer 
älteren  sprachstufe  wie  dem  got.,  so  springt  in  die  äugen,  dass 
das  nhd.  die  uneigentliche  composition  m  weit  grösserem  um- 
fange besitzt  als  das  got.  oder  ahd.;  im  got.  zeigt  sich  ufair 
nur  in  untrennbarer  Verbindung  mit  dem  verb,  das  nhd.  besitzt 
über  in  beiden  arten  der  Zusammensetzung;  bi  bei  ist  hd.,  das 
got.  kennt  nur  proklitisches  bi  in  verbaler  composition.  Schon 
das  ahd.  zeigt  bedeutende  abweichungen  gegen  das  got.;  im 
ahd.  (ef.  Lachmanns  Untersuchung)  werden  •>  int  ssi  (ent- 
sprechend den  got.  %iZy  atid,  *ti  =  du)  nur  proklitisch  gebraucht; 
ubar  unt<ir  durah  gehen  wie  im  nhd.  trennbare  und  untrenn- 
bare Zusammensetzung  ein.  Lachmann  allerdings  behauptet, 
»sie  würden  im  ahd.  noch  nie  trennbar  vor  verba  gestellte; 
er  hätte  sagen  sollen  —  selten.  Denn  wenn  er  —  um  seinen 
eignen  ausdruck  zu  gebrauchen  —  im  Otf.  »sich  den  accent 
von  V.  übar  fuär  (III,  7,  20)  nicht  gefallen  lässt,  weil  P.  richtig 
ubarf'iiar  habec ,  so  werden  wir  die  von  Lachmann  gering 
geschätzte  Übereinstimmung  von  PV.  in  zwei  andern  stellen 
(V,  17, 25.  35)  übarfuar,  nbarfuari  doch  für  die  richtigkeit  jenes 
üba}fuar  in  V.  geltend  machen  müssen.  Jedenfalls  herrscht  im 
ahd.  ubatfAran  (=  ae.  oferf'dran;  im  ae.  wird  ofer  nur  un- 
trennbar comi)onierf)  mit  der  seltneren  gleichbedeutenden  neben- 


Zur  altgermanischen  Sprachgeschichte.  79 

form  ubarfuran.  Während  got.  fnürh  nur  proklilisch  gebraucht 
wird,  finden  sich  im  ahd.  und  ae.  duruh,  purh  auch,  aber 
selten,  in  trennbarer  composition,  ohne  dass  die  bedeutung  ab- 
wiche von  der  im  proklitischen  gebrauch;  Notk.  düre  skiejsen, 
ae.  purh  feailan,  purh  wlitan;  aber  auch  ae.  purhwddan,  got. 
pairhsdihwan ,  pairhgdggan.  Auch  umbi  geht  composition 
beiderlei  art  ein ;  nur  ist  volltoniges  umbi  hinlänglich  oft  belegt. 
Man  höre  Lachmanns  regel  p.  369:  >vor  einfachen  verben  sind 
umbi  uridar  hintar  gegin  ingegin  proklitisch,  wenn  der  aus- 
gedrückte oder  gedachte  acc.  resp.  dat.  nicht  durch  das  verb 
an  sich  bedingt  ist,  sondern  nur  durch  die  präposition;  im 
entgegengesetzten  falle  stehen  sie  adverbial  oder  wenn  man 
lieber  sagen  will  sind  mit  dem  verbo  trennbar  zusammengesetzt, 
also  betont;  es  liegt  schon  in  der  regel  selbst,  dass  nach  ver- 
schiedener ansieht  hier  beides  zugleich  richtig  sein 
kann«;  die  Otfr.  hhdd.  schwanken  auch  hier  in  der  angäbe 
der  accente  zuweilen:  umbirttan;  ümbiscouwönY,,  umHscöuwdn 
PY,;  umbitM'htaPFV.;  ümbithekken;  umbihwerban;  umbigürten: 
ümbisehan;  ümbikSren-  umbizerbefi  PF.;  ünibisserben  V.  Dies 
alles  lehrt  wie  Lachmanns  worte,  dass  die  grenzen  zwischen 
eigentlicher  und  uneigentlicher  composition  für  das  ahd.  ganz 
schwankend  sind  und  sich  aus  ahd.  Sprachmitteln  nicht  er-" 
klären  lassen.  Das  wird  auch  durch  Lachmanns  nachweise 
über  widar  bestätigt.  In  der  bedeutung  contra  ist  es  pro- 
klitisch, in  der  bedeutung  re^o  volltonig,  aber  gelegentlich 
auch  proklitisch.  Im  got.  zeigt  ana  beide  arten  der  compo- 
sition: Luk.  4,  40  handuns  analag jands  =  Mc.  8,  23  atlagjands 
ana  (für  anorotl.)  handuns.  Aehnlich  faur,  cf.  Marc.  8,  6  atgaf 
hlmbans  siponjam  seinaim  ei  atlagidedeina  faur,  aber  Luc.  9,  16 
gaf  hlaibans  siponjam  seinaim  du  faurlagjan  pizai  mana^gein 
und  Luk.  10,  8.  Daraus  dürfen  wir  schliessen,  dass  eigentliche 
und  uneigentliche  composition  von  verben  mit  präpositionen 
urgerm.  sind  und  dass  sich  kein  bedeutungsunterschied  an  die 
doppelheit  knüpft.  Wie  dies  zu  erklären  sei,  dafür  giebt  uns 
das  altind.  eine  vermuthung  an  die  band.  Auch  das  altind. 
kennt  die  doppelheit  der  accentuation ;  die  verbalpartikeln  sind 
auch  im  altind.  proklitisch  oder  volltonig,  letzleres  im  haupt- 
satz,  dessen  verb  der  regel  nach  unbetont  bleibt,  ersteres 
überall,  wo  das  verb  betont  ist.  Eigentlich  geht  das  ind.  verb 
aber  gar  keine  untrennbare  composition  ein;  die  verbalpartikel 


8()  P.  Klut'f, 

kann  beliebig  weit  vom  verb  stehen,  und  wenn  sie  unmittelbar 
vor  dem  verb  steht,  gilt  sie  als  selbständiges  wort ;  nur  in  den 
zugehörigen  nominalbildungen  (nom.  und  part.)  ist  untrennbare 
composition.  Im  gcrm.  wie  im  gr.  entwickelte  sich  aus  der 
proklitischcn  Stellung  der  pailikel  die  eigentliche  composition, 
während  jene  volltonige  accentuatiop  der  urgrund  der  hd.  un- 
eigentlichen composition  ist. 

Dass  der  name  eigentliclie  composition  schlecht  gewählt 
ist,  hat  man  bereits  erkannt:  das  got.  zeigt,  dass  auch  sie 
durch  einfügung  und  einschiebung  aufgelöst  werden  kann;  bes. 
tili  =  ssk.  m  trennt  die  sonst  untrennbare  composition. 

Im  altind.  gilt  mit  einer  einzigen  ausnähme  das  gesetz 
(cf.  Grassmann  Rkwb.),  dass  ca  =  und  nur  nach  betontem 
Worte  steht  und  dass  bei  verben,  zu  denen  eine  verbalpartikel 
gehört,  ca  als  satzverknüpfung  stets  unmittelbar  hinter  der 
Partikel  steht.  Die  letztere  regel  repräsentiert  das  got.  in 
schönster  Übereinstimmung  mit  dem  ind.:  djkjt  ca  tiSthtUi  = 
»und  er  ist  abtrünnig«  und  got.  ahulistaiidip  »und  er  fallt  ab€  ^). 
Es  fragt  sich,  ob  wir  auch  jene  erstere  regel  auf  das  germ. 
ausdehnen  dürfen  und  also  äbuJhStandip,  üzuliqam,  dieuhscU  be- 
tonen UHJssen  oder  können.  Dafür  könnten  falle  sprechen  wie 
Mc.  lü,  8  dizuhpansat  zu  dissitan.  Weit  außalliger  ist  Mc  8,  23: 
gatüucasehivi  =^  ob  er  etwas  sähe :  die  mit  uh  gleich  behandelte 
fragepartikel  u  ist  eingeschoben  und  noch  ein  hioa  =  etwas. 
Diese  Stellung,  die  ganz  ungerm.  scheint,  ist  alter  rest  aus  der 
Vorzeit.  Ich  möchte  die  aufgeworfene  frage  dahin  beantworten, 
dass  Partikeln,  die  eigentlich  nur  untrennbare  composition  im 
germ.  eingehen  und  daher  eigentlich  proklitisch  sind,  durch 
einfügung  von  nh,  u  und  nu  volltonig  werden  müssen,  d.  h.  den 
aus  der  idg.  zeit  überkommenen  accent  in  dieser  Verbindung 
behalten,  während  er  sonst  stets  auf  das  verb  übergegangen  ist. 

Untrennbare  composition  geht  im  germ.  atid  ein,  das  zu- 
gehörige verb  hat  also  stets  den  ton.  Nun  beachte  man  die 
bildung   der  zugehörigen  nomina  actionis  im  got.:  andbetUm- 

*)  Diese  ind.  accentregel  beweist,  dass  Sonne  mit  unrecht  got.  uh  auf 
ein  unniögliclies  u  ca  des  altind.  zurfickführte;  uh  muss  auf  grund  jener 
accentregel  unmittelbar  aus  ca  erklärt  werden.  Uebrigens  erscheint  im 
got.  auch  »ttt  enklitisch:  Luk.  20,  ifö  us-nu-gibi/t  /to  kaisans  kaistwa  etc.; 
hierin  hat  das  ^^ot.  gleiches  princi]»  wie  das  gr.  mit  seinem  enklitischen 
yv ;  altind.  »iti  ist  volltonig. 


Zur  altgermanischen  Sprachgeschichte.  gl 

dndaheit;  andhdfjmi-ändaJiafts;  andhäitcmrä'iiddliait;  andniman- 
dndanumts  u.  s.  w.  Also  die  verbalpartikel  ist  um  eine  silbe 
länger  in  der  nominalcomposition  als  in  der  verbalen.  Das 
kann  nur  folge  des  accentes  sein;  ända-  in  der  nominalcompo- 
sition ist  vorgerm.  antd;  proklitisch  erscheint  dafür  and,  Dass 
wir  zu  andpdgkjan  sich  bedenken,  sich  erinnern,  dndapäkts  be- 
dächtig, vernünftig  als  part.  mit  der  vollen,  also  betonten  ge- 
stalt  des  präfixes  finden,  darf  nicht  mehr  befremden,  nachdem 
die  betonung  frdkunps  zu  frakti/nnan  erwiesen  ist.  Dass  das 
got.  andwairps  gegenwärtig  ursprünglich  das  proklitische  präfix 
hatte,  steht  mit  der  p.  84  berührten  form  des  suffixes  wairpa- 
in  Zusammenhang. 

Von  hier  aus  gewinnt  Holtzmannsvermuthung  (AdGr.1,2,55) 
einige  Wahrscheinlichkeit,  wonach  das  fehlen  oder  setzen  des 
stammhaften  a  oder  i  im  ersten  compositionstheile  durch 
den  idg.  compositionsaccent  zu  erklären  wäre.  Weiter  könnte 
für  diese  vermuthung  folgendes  sprechen.  Im  altind.  werden 
bahuvrihicomposita  auf  dem  vorderglied  accentuiert;  im  got. 
bewahren  die  Vorderglieder  im  bah. -comp,  gern  den  stamm- 
auslaut:  wairaieiks,  ibnaleiks,  samaleihs,  juggalaups^  satnalaups, 
aljakuns,  mmakands,  *mükam6ds,  IcK/gamöds,  dwalawaurds, 
hrainjahairts.  Im  ind.  accentuieren  die  determinativa ,  deren 
zweites  glied  ein  passives  part.,  das  vorderglied:  got  godakunds, 
himinakunds.  Beachtenswerth  wäre  auch,  dass  vor  suffix  düpir 
im  got.  der  stammauslautende  vocai  unterdrückt  wird :  gamain- 
düp8,  mikilMpSy  ajtikdüps;  ursprüngliche  betonung  des  suffix  tüti 
(täti?)  schemt  zweifellos. 

Der  ausgangspunkt  dieser  Untersuchung  war  für  mich 
die  oben  angegebene  deutung  von  ae.  fracop,  die  ich  unab- 
hängig von  Ettmüller  fand,  und  die  feststellung  der  ur- 
sprünglichen betonung  zusammengesetzter  participia  ist  ihr 
wesentlichstes  resultat. 

Zum  schluss  sei  es  mir  gestattet,  hier  mitzutheilen ,  wie 
zwei  fachgenossen,  denen  ich  diese  deutung  von  fracop  ge- 
sprächsweise vortrug,  dieselbe  aufnahmen.  Der  eine  gelehrte, 
welcher  meinen  erklärungsversuch  mehr  vom  standpunct  der 
germanischen  grammatik  aus  beurtheilte,  wünschte  erst  den 
nachweis  geführt,  dass  componierte  participia  die  voraus- 
gesetzte betonung  hätten,  wenn  die  deutung  von  ae.  fracop 
annehmbar  sein  solle.     Der  andre  gelehrte  dagegen  hatte  — 

Zeitschrift  für  ver|{l.  SprHchf.  N.  F.  VI.  1.  ^ 


S:2  K.  KUiijo. 

als  ^(imchvurgleicher  —  in  hiiiblick  uuf  die  g;r.  und  ind.  be- 
luiiungsvcrliäUnisse  nie  bo/weit'clt,  ditxs  im  ^oi.frdkunps  zu  be^ 
tonen  sei.  kli  thcilo  dies  niil,  damit  man  dos  resullat  dieser 
nntersuchung  nicht  als  selbstverständlich  hinnimmt.  Was 
Lachmann  in  seiner  werthvollen  abhandlung  als  »wunderbare 
fehlere  hinstellte,  war  bisher  von  denen  nicht  beachtet,  die 
germanische  Spracherscheinungen  mit  aussergermanischen  ver- 
gleichen. Und  so  darf  ich  diese  Untersuchung  als  eine  er- 
gan/ung  zu  Lachmanns  aufsatz  bezeichnen. 


II.  Lautverschiebung  in  zusammengesetzten  Worten. 

Bereits  in  meiner  erstlingsschrift  QF.  32  und  nachher  in 
einem  in  PBbeitr.  VI  gedruckten  aufsatz  p.  394—399  habe  ich 
den  lauterscheinungen  in  zusammengesetzten  Wörtern,  soweit 
sie  dem  Verner'schen  geselze  unterstehen,  aufmerksamkeit  ge- 
schenkt, lils  handelte  sich  in  den  dort  besprochenen  flUlen 
um  solche  erscheinungen,  die  ich  unmittelbar  aus  den  altind. 
accentuationsgesetzen  ableiten  konnte.  Nachdem  nun  dieser 
versuch  wie  es  scheint  allgemein  gebilligt  ist,  darf  ich  dasselbe 
princip  auch  auf  solche  falle  ausdehnen,  in  denen  uns  die  alt- 
ind. gesetze  über  den  compositionsaccent  (Garbe  zs.  23,  500) 
im  stich  lassen. 

Das  werthvollste  beispiel  für  den  accent  in  zusammen- 
»"Izungen  liefert  unser  hd.  nwsser:  wer  das  bei  Weigand 
gegt^bene  material  durchsieht,  dem  wird  das  problem  bald 
klar  si'in.  Im  altengl.  heissl  das  messer  metescaxy  was  im  got. 
♦mw/»-mAj!  erpt^bon  würde.  Dem  entsprechend  hat  auch  das 
as,  der  FriHrkonh.  heberolle  \^yl  (cf.  Heyne  kl.  andd.  denkm. 
p.  \VX\  vwjMS  für  9ii/7-sa.N\  mii-sahs.  Dagegen  lialte  man  die 
ältesten  ahd.  formen  wi«^mis.  me^irahs  und  me^isahs;  wir 
werden  Si>mit  durch  die  beiden  erstgenannten  formen  auf  ein 
got.  ^iHati'Cahs  geführt.  Nun  lässt  sich  kein  grund  einsehen, 
weshalb  alti^  s  in  ^ntatisahs  im  hd.  zu  r  hätte  werden  können; 
ilagiyt^n  konnte  aus  ältcnnn  *wati'j:<ihs(m  auf  allen  sprach- 
g^^bieten  miiti-AiJison  worden,  indem  das  simplex  "^sahso-n  = 
kleinem  schwort  mit  seinem  tonlosen  anlaut  einwirkte.  Somit  ist 
*»Hii/f-r<?7»\»fi  die  ilUoiv  germ.  form  und  *wirt//-Aifooti  die  jüngere. 

DiosiM'  lall  untoivoheidot  sich  wesentlich  von  denen,  die  ich 
iVülior  hevvotvezogiMi  \\i\W\  bei  ihnen  handelte  es  sicii  um  die 


Zur  altgermanischen  Sprachgeschichte.  83 

Verschiebungsverhaltnisse  im  wortinnern:  idg.  Jcetür  als  flec- 
tierender  stamm  hat  im  urgerm.  zufolge  got,  fidur  sufßx- 
betonung  gehabt;  idg.  Jcäur-  oder  wohl  besser  mit  Wacker- 
nagel zs.  25,  283  ^)  Jcetrur  hat  als  erstes  compositionsglied  auch 
im  urgerm.  stammbetonung  gehabt  nach  ausweis  des  ae.  feoßor. 
Das  eben  vorgeführte  compositum  ist  beweis  dafür,  dass  auch 
der  wortanlaut  im  compositum  Verschiebung  erleiden  kann; 
das  altind.  war  uns  dabei  von  keinem  werth,  weil  beide  com- 
positionsglieder  dieser  spräche  fehlen.  Das  hd.  liefert  noch  ein 
paar  hierhergehörige  falle  derselben  art;  nur  einer  derselben 
ist  mit  der  gleichen  Sicherheit  wie  messer  zu  beurtheilen. 

Ich  habe  bereits  oben  p.  70  ahd.  gdbissa  spreu,  abfall, 
quisquiliae  besprochen  und  im  anschluss  an  GrafiflV,  177  ety- 
mologisch gedeutet;  gdbissa  schreibt  und  accentuiert  Otfrid 
I,  27,  66;  die  belege  aus  den  bibelglossen  bei  Graff  haben  für 
das  b  Otfrids  durchgängig  v.  Wir  haben  also  die  doppel- 
formen gdbissa  und  gdvissa^  und  diese  verhalten  sich  genau 
wie  die  ahd.  doppelformen  me^giras  und  m^^j^scihs.  Denn  der 
zweite  compositionstheil  ist  ahd.  fesa  spreu,  quisquiliae;  ga  ist 
das  collectivpräfix ,  das  accentuiert  wird  wie  in  den  oben  be- 
handelten got.  gama/n,  gäbaur  u.  s.  w.;  der  bedeutung  wegen 
vergl.  auch  noch  etwa  got.  gasköki  ==  ein  paar  schuhe.  Hier 
interessiert  der  grammatische  Wechsel  von  gdbissa  und  gavissa, 
der  schon  Holtzmann  AdGr.  p.  303  aufgefallen  ist.  ßsa  ahd. 
ist  vorgerm.  *plsä,  und  gdbissorgdvissa  ist  vorgerm.  *ghaplßjä, 
aus  welcher  form  sich  lautlich  nur  gdbissa  entwickeln  durfte; 
gavissa  beruht  auf  neuer  anlehnung  an  das  uncomponierte 
wort,  wie  matisaJis  für  matizahs  auf  anlehnung  an  das  ein- 
fache sahs. 

Weiterhin  fallt  hierher  ahd.  frdbdli'fravaii  =  frevelhaft; 
der  grammatische  Wechsel  ist  kaum  anders  zu  beurtheilen  als 


*)  Dieser  aufsatz  wird  fflr  das  germ.  wichtig,  weil  er  zur  erklärung 
der  genetivform  der  verwandtschaftsnamen  im  altnord.  verhilft  An.  mopUTy 
föpur  u.  s.  w.  kann  weder  aus  germ.  modroz,  fad/raz  noch  aus  germ. 
modriz,  fadriz  erklärt  werden  (cf.  /utitQog  =  lat.  matris,  nargog  =  lat 
patHs);  in  beiden  fällen  hätte  man  im  nord.  rr  zu  erwarten,  möpur, 
fÖPur  sind  urgerm.  modur  fadur^  und  diese  grundformen  decken  sich  gut 
mit  ssk.  pitwr,  wdiur.  Im  altengl.  können  die  genetive  modor,  brößor 
genau  ebenso  erklärt  werden;  fOr  die  seltene  nebenform  meder  hätte  man 
die  erklärung  des  lat.  matris  anzunehmen. 

6* 


S1  F.  Kliipf. 

iior  von  ffahlssa-4javism,  es  sei  denn,  dass  man  f'rabali  aus  an- 
gliMi'liuii^  an  das  oben  p.  74  behandelte  gleichbedeutende  ahd. 
/'f»i/>r//f/ iMklären  wollte:  dann  wäre /'rarä//  die  berechtigte  form. 

Aul*  /woi  etymologisch  ^än/Jich  dunkle  worte  kann  ich 
hier  nur  hinweisen,  ich  vermuthe  bloss,  dass  es  composita 
sind,  tinde  aber  keine  irgend  befriedigende  deutung.  Ahd. 
Irftüiha  ■  ^  ae.  Idtct'rce,  aber  nordfries.  läsk  (mit  s  gegen 
hd.  engl,  r)  weisen  auf  ein  gemeinweslgerm.  wort  für  lerche, 
dossiMi  laut^H'stalt  etwa  gel.  als  *laitvazak6  darzustellen  wäre  — 
un«i  das  k(")nnte  fuglich  nur  comi)ositum  sein.  Das  schwierige 
ai\  fUiH\nio  (inmtf  ^=  |)aradies),  dessen  bisherige  deutungen  kaum 
lvfrii\)ii:on .  scheint  nn'r  ein  compositum  zu  sein;  an  ae.  neo 
{      ^ot.  w«iin-)  --=  der  todte  könnte  es  sich  anschliessen. 

Kin  verstecktes  compositum,  das  auch  wegen  der  lautveiv 
!5*"liiobuiig  von  inloresse  ist,  sehe  ich  mit  Zacher  in  mhd.  eimere^ 
;\\ui,  rimutiia,  ae.  tcmtjriv,  an  ,cimyrja  glühende  asche.  Schade 
wIk  ;ioiit  t^  zu  an.  rimr  dampf,  rauch;  da  aber  an  eine  ab- 
UMtuti^anf  urja  nicht  /.u  denken  ist,  wird  man  darin  ein  dem  mhd. 
ftk^:?.  ^s<ir]  funke,  aschenstaubchcn  verwandtes  sehen  müssen,  das 
5«  der  verbreiloton  w/.  hs  =  brennen  gehört  cf.  ae.  ysle?  ^de? 
au.  f»>\>.  Auch  wäre  ja  aus  nord.  cimr  allein  die  bedeutung 
dtv  i'»fAyr\%  \\w\\{  :\\  bogroifon:  die  annähme  eines  goL  ^aim-tc^ 
^Tklärt  un\\\  und  lunloutung  jener  worte  am  besten. 

l\^s  u;vi>>"iu»  Ih\s;iss  unstTc  suflixe  -^'(Utiii  und  -tcärfig  in  den 
7>\^'.;rjrst\^vmen  rtuS>-  :  fahU)-  und  trcrfH>-  :  icet'do',  teardo-, 
"vW.N)  V.<v«  )i^)  ^^^'-  vor,  f'iiltiti-  im  nord.  und  hd. :  auf  dem 
^^vy<\;  j:vb;oJ  *ios  jivrm.  ist  i^  nur  als  suftix  gebräuchlich,  und 
i«Är^  V^v.v.Jo  <'i\\a  ,-^n  einen  wivhs^M  //r*/ii//H>-.  fVpurf'aldo-  nach 
rUNvtv  \  K  :n*A^  derAon,  w  cim  es  nii  ht  näher  läge  an  einfluss 
*<<'*<  ^'  >  *'.»J.\>«»^  ■'■,f',»;,f«*«  präl,  pl.  ..u  denken.  Ausgeschlossen 
rs^  ,\N'  jtr.vl-.e  A';vr.,thnu*  ixiv  das  sutViX  wf^i*-.  irenfo-;  die 
i^;v;.-  \'\'."  >;  ^x  <v.*v  v;:r  vi;;ivh  ^i.^s  jro:.  IvriUirt,  im  westgerm. 
^■.".i  «/ifW..  «/'/jf/'.?,.  N;ii':i  vit'm  p,  Sl  iWi.erkteii  wäre  für  got 
/rti»///w.  '  SS  o  v*  ::^^\^;r4;   ÄC>vr.:i'.Atio:^.  i?»K.>\3-**vr«  >.•  wohl  denkbar  *). 

v-.s-.;     /wv..  H.i.-$  o;;rks;vj:;;:ia:    \erV':r.i?c-  -oh   mit  Vinpa- 

^■«.     \       •».t,''i-.   1.-V 'V>.%"q^ '.  ■••    ,•  frv  V. -•,■...- V  vv>r   ■;■■  .■  .v-r/.  ar!f!nreit«rt€ni 

•■  1  ■■  '■  'v-    j,-.'     ■♦^»    SV- -.v,-. ■ : V .    t"  Aw  ,v  ;<.-■■  .-."..i^  .-u:    y.rif.\  "ä*>.  meist 

i.  *.■.■■.<.•..•.-■..%*.    ■,■      »,v'-^  -.      .*       .■.■?^.    ^  jr/'i    v.tTiw*j#.    ahd. 
■^."•11           ■"     f    I».       ('i-i 


Zur  altgerm aniseben  Sprachgeschichte.  g5 

lied  in  Hupareis  sänger;  der  bedeutung  wegen  erinnere  ich  an 
siggwan  =  singen  und  lesen;  »Ked«  bezeichnete  vielleicht  jede 
form  gehobener  rede. 


III.  hd.  hebend) 

Das  e  des  Wortes  ist  erst  nhd.;  die  älteren  wortformen 
weisen  auf  idg.  i  in  der  Stammsilbe  hin:  mhd.  biben,  ahd. 
Üben,  as.  biton,  ae.  beofian,  an.  bifa.  Der  germ.  verbalstamm 
ist  demnach  bibai-.  Als  nächsten  verwandten  betrachtet  man 
gr.  (pSßofAcct^  wogegen  vocalismus  und  consonantismus  zugleich 
sprechen;  Ficks  europ.  bhebh  hat  weder  am  germ.  noch  am 
gr.  eine  stütze.  Ahd.  bibem,  bibes,  bibet  sind  urgerm.  bibaind 
bibaizi  bibaidi  =  idg.  bhibhaimi  bhibJiaisi  bhtbhaiti;  diese  grund- 
formen  enthalten  bhi-  als  reduplication  und  bhai-  als  Stamm- 
silbe, die  der  im  ssk.  und  lett.-slav.  verbreiteten  wz.  bhi  sich 
fürchten  entspricht.  Im  altind.  des  Rk  sind  nach  Grassmanns 
wb.  folgende  formen  der  3.  conjugationsclasse  belegt:  bibhij/dt, 
bibhUnna,  obibMt,  Mbhyat,  Die  starke  wurzelform  6A^  ist  also 
nur  durch  das  imperfect  abibhSt  bezeugt;  aber  bibMmi  bibhMi 
bibhSti  sind  nach  aller  analogie  vorauszusetzen.  Das  e  des  ind. 
kann  sowohl  ei  als  ai  und  oi  sein;  ei  ist  der  slav.-lett.  verwandten 
wegen  unmöglich,  diese  scheinen  vielmehr  bhai  (at)  als  st. 
wurzelform  zu  erweisen.  ^Der  Übergang  des  alten  st.  v.  bM- 
bhaimi  bhibhaisi  bhibhaiti  in  die  a»-conjugation  (bibein  bibSs  hibH) 
begreift  sich  also  nur  aus  den  starken  formen.  Auf  die  Über- 
einstimmung von  ahd.  bibem  mit  altind.  *bibhemi  ist  freilich 
wenig  gewicht  zu  legen;  man  hält  ja  das  m  der  1.  sg.  in  der 
schw.  conjugation  für  unursprünglich  —  wobei  man  freilich  zu 
zeigen  vergisst,  warum  grade  zwei  schwache  conjugations- 
classen  beeinflussung  von  der  starken  wi-conjugation  erfahren 
haben.  Dass  auch  die  schw.  vocalstufe  der  \vz.  bht  vorhanden 
war,  lehrt  das  ahd.  bibinon  beben,  das  von  einem  reduplicierten 
particip  bibfno  =  bhibMno  abgeleitet  ist,  cf.  ai.  dattd-  zu  da 
für  'Ud-,  jagdhä'  zu  wz.  glws  (cf.  gr.  oxpov  =  *ghjsöm).  Die 
erhaltung  der  reduplication  im  germ.  erklärt  sich  aus  frühem 
übertritt   des  st.   v.   in   die   schw.    conjugation.      Wir  hätten 


^)  Nähere  bcgründung  des  artikels  »beben«  in  meinem  etymologischen 
Wörterbuch  des  neuhochdeutschen. 


86  F.  Kluge. 

somit  —  entgegen  Joh.  Schmidts  abweichender  ansieht  zs.  35, 
74  —  auch  im  europ.  ein  redupl.  präsens  von  einer  t-wurzel 
mit  erhaltener  reduplication. 


IV.  Etymologica.*) 

1.  Die  von  Curtius  grdz.  p.  366  besprochene  gruppe  Jid%v^ 
==^  lat.  läna,  vorhistorisch  laghnä,  hat  auch  innerhalb  des  germ. 
einen  sicheren  angehörigen:  altnord.  lagpr  m.  a  lock  of  wool; 
I^P'fiV^'f  -Q^pr  adj.  =  with  fine  fleece,  of  sheep. 

2.  Gr.  eiUoveg,  Curtius  grdz.  p.  173,  hat  falls  wirklich  aus 
ishovsg  contrahiert  ein  ganz  genaues  correlat  an  altnord.  soUi 
a  brother  -  in  -  la w ,  pl.  svüar  the  husbands  of  two  »sters; 
got  *swäja,  pl.  *swiljans;  eiJUopeg  und  swUjans  aus  9wdi4me^ 
Vi'gfüsson  vergleicht  dem  nord.  wort  das  jedenfalls  auch  ver- 
wandte gr.  dSXto&;  unsere  Zusammenstellung  empfiehlt  sich  der 
formellen  gleichheit  der  worte  wegen. 

3.  Für  hd.  hanker  =  Stengelkrankheit  der  nelken  denk^i 
Weigand  und  DWb.  s.  v.  an  entlehnung  aus  lat.  cancer^  cancrem; 
auffällig  ist  bei  dieser  annähme,  einmal  dass  die  entlehnung 
schon  im  ahd.  stattgefunden  haben  müsste  —  ahd.  cancur  ist 
belegt  —  und  dann  dass  im  lat.  Cancer  als  gewächs-  oder 
baumkrankheit  nicht  nachzuweisen  ist.  Es  liegt  überhaupt  kein 
gnind  vor,  der  uns  zwingt  in  kanker  ein  lehnwort  zu  sehen. 
Fassen  wir  es  als  gut  heimisches  wort,  urgerm.  kankroß,  ao 
liegt  nichts  näher  als  es  mit  gr.  yoyYQog  auswuchs  an  bäumen 
zu  identificieren ;  bcdeutung  und  laut  passen  gut.  Wegen  des 
mitteldeutsch,  kanker  =  spinne,  das  man  früher  auch  aus  laL 
Cancer  deutete,  vgl.  Hildebrands  feine  und  überzeugende  dar- 
legung  im  DWb. 

4.  Falls  man  an  der  geläufigen  Zusammenstellung  von  ae. 
hyse  mit  gr.  xdctg  festhalten  will,  hat  man  das  ae.  wort  mit 
ff  anzusetzen.  Diese  vermuthung  wird  durch  die  form  des 
nom.  sg.  zur  gewissheit  gehoben ;  denn  da  das  wort  als  jci-stamm 
flectiort,  cf.  pl.  hyssas,  so  hätte  der  nom.  sg.  *hpss  zu  lauten;  hfise, 
hysBos  sind  got.  *hunseis,  hunsjSs;  das  a  von  xac^^  ist  daher 
nasaüs  sonans. 


*)  Vorläufige    verwerthung    einiger   resultate    meines    etymolog.  wb. 
dmi  nhd. 


Zur  altgermanischen  Sprachgeschichte.  g7 

5.  Mit  as.  heian,  ae.  hcofon  himmel  steht  as.  g^an,  ae. 
geofon  meer  genau  parallel;  im  got.  hätte  man  nach  himins 
ein  *gimins  zu  erwarten,  und  dies  giebt  uns  eine  erklärung  für 
das  dunkle  geofon  an  die  hand.  Im  altnord.  heisst  das  meer 
geimi,  was  zu  dem  gemuthmassten  gimins  deutlich  in  ablauts- 
verhältniss  steht.  Falls  geofon  ursprünglich  w-stamm  ist,  wären 
gaimen  :  gimen  die  st.  und  schw.  Stammform. 

6.  Hd.  steiss  aus  mhd.  süu^,  stiu^,  ahd.  stiu^  für  stitvuT;; 
ich  vermuthe  ein  got.  steiwats  und  dies  wäre  eine  ableilung  von 
einem  sttwa  =  lat.  süva  pflugsterz. 

7.  Zu  germ.  gaizo^  neutr.  =  speer  (an.  geir  beweist,  dass 
das  r  von  ae.  gär,  ahd.  g^r  ein  altgerm.  z  ist)  und  lat.-gall. 
gaesum  —  grundform  ghaiso-m,  cf.  altind.  MSas  n.  geschoss  — 
stimmt  gr.  x^^^^  hirtenstab;  die  bedeutungsdiflferenz  innerhalb 
der  gruppe  weist  auf  eine  grundbedeutung  »stab  zum  werfenc. 
Wegen  des  ausfalls  des  s  vgl.  ausser  den  geläufigen  beispielen 
noch  ^o/viy  speise  für  d^oa^vf}  =  ssk.  dhäsi  nahrung,  dovlog 
aus  doffolog  zu  altind.  ddsd  sklave;  TgavXog  lispelnd  (cf.  davXog 
dicht)  für  trsu-Us  zu  altind.  trS-td  heiser. 

8.  In  einem  excurs  (s.  unten)  gebe  ich  eine  liste  von  Worten,  in 
denen  ablaut  nach  art  von  ind.  sünus  :  germ.  sünuz,  germ.  hMie 
haut  (ae.  hyd)  :  lat.  (Mis  vorliegt.  Dahin  gehört  auch  die  diiSFe- 
renz  von  altgerm.  Müdö^  laut,  zA.srütd-  und  ssk.  QrUta^  xlikS-. 
Wie  nun  im  ahd.  doppelformen  andlidti  und  ancdüti  (Notk.  anch 
liute  Holtzmann  AdGr.  p,  257)  bestehen,  so  hat  auch  hlüdo-  inner- 
halb des  germ.  eine  nebenform  mit  U;  sie  blieb  erhalten  nur  in 
den  eigennamen  Luäung  und  Lothar,  ahd.  Hludowig  und  Hlota- 
hart,  ae.  Hlopung  und  Hlophere;  got.  *Hlupaweigs  und  "^Hludor 
harjis  (Hlupaharjis),  Man  kann  schwanken,  ob  das  part.  hier 
dem  gr.  xlvrog,  ind.  grtUas  in  der  bedeutung  (also  etwa  =  KXso- 
fiaxog,  KlsoffTQaTog)  entspricht,  oder  ob  es  wie  tdüdö-  laut  be- 
deutet, so  dass  die  beiden  eigennamen  als  bahuvrihicomposita 
=  >lautkampf,  lautheer«  zu  fassen  wären.  Das  letztere  erscheint 
mir  wahrscheinlicher:  lauter  lärm  ist  ein  wesentliches  moment 
in  den  altgerm.  kämpfen  nach  dem  zeugniss  unserer  allitterations- 
poesie. 


S8  y-  Kji:j:«'. 

V.  Die  idg.  tcnucs  ad?iiiratae  im  germ. 

Vielfach  finde  ich  die  ansieht  ausgesprochen,  dass  die  idg. 
lenues  adspiratae  im  germ.  durch  reine  tenues  verlrelen  würden. 
Da  gegen  diese  altere  annähme  noch  nicht  einspräche  erhoboi 
ist  und  auch  gründliche  kenner  des  germ.  sie  theilen,  darf  ich 
meine  abweichende  ansieht  der  envagung  empfehlen,  für  die 
ich  eine  reihe  sicherer  und  beweisender  beispiele  beibringen  kann. 

Bedenkt  man,  dass  die  idg.  mediae  adspiratae  im  germ. 
/.unachst  zu  tönenden  Spiranten  und  weiterhin  erst  in  histori- 
scher zeit  thcilweise  zu  medien  geworden  sind,  so  hat  man 
auch  für  die  alten  tenues  adspiratae  Übergang  in  die  zugehörige, 
d.  h.  tonlose  spirans  zu  gewärtigen.  Waren  aber  th  ph  kh 
so  zu  ^  X  9*  geworden,  so  mussten  sie  mit  den  aus  reinen 
tenues  entstandenen  spiranten  ^  (f>  x^  P  f  ^  zusammenfallen, 
und  mit  diesen  dem  von  Vemer  entdeckten  Verschiebungsgesetze 
unterstehen:  d.  h.  die  idg.  tenues  adspiratae  erscheinen  im 
im  germ.  als  p  f  h  oder  ä  t  y  je  nach  der  Stellung  des 
accentes.  Folgende  belege  bestätigen  diese  a  priori  gemachte 
construction,  die  auf  der  herrschenden  theorie  der  lautverschie- 
bung  basiert. 

liorm.  /ki?wi-  sw.  verbalslamm  =  haben  ist  lat.  AaU-; 
kJH^Iihai-  ist  die  vorhistorische  lautform  des  Stammes;  das  k 
dts  laL  Wortes  kann  nicht  auf  gh  beruhen  des  germ.  verbs 
w«Vi^n.  Du  die  Verwandtschaft  von  habere -haben  doch  wohl 
kaum  anzuzweifeln  ist,  bleibt  die  annähme  einer  grundform 
IJhiMfff-  die  einzij:o  mi)glichkeit  der  erklärung.  Das  gleiche 
irill  vom  pn^nominalstanun  germ.  hi-  =  lat.  hi-;  k^hi  ist  die  idg. 
stanuuform. 

lioL  fi/Ni»i(i  aussorgot.  fujano  (an.  ögn),  gr.  a^vf ,  laL 
fWi«»;  dio  got.  form  beweist,  dass  an  idg.  media  adspirata 
«i^oiff»  uichl  ;.u  denken  ist :  akJkuu)  (mit  wechselnder  betonung 
cf.  \y  \K^)  ist  idg.  an/.usot/on. 

IM.  Mi»ik/.  alhi.  iifff/d/.  ae.  furtil  und  ssk.  fiakha  beruhen 
tioullioh  iriMuiK  «nf  idg.  nokho-,  und  gr.  o-t^vx-^  kann  so  gut 
#♦,^<^  MMU  wio  IjU.  ♦i«i/##ts  fiir  foi^nc.  Das  a  des  germ.  Wortes 
lvn»h(  iUif  ^uftKbolouung.  Aohnlich  beurtheile  ich  das  vei> 
hAlhU'.--  \»>u  ai\  y/\  ahd.  fii)«/ifi  wogi^  i-u  lat.  fim^ci:  ae.  j(^,  got. 
wolil  »/•«>>.  >;ou.  ♦«♦♦/^lis.  i^l  Hiiihu  lal,  eiwJii  isl  ww^ci.  unthä. 


.    ^ 


Zur  altgermanischeu  Sprachgeschichte.  89 

Mhd.  hinken  =  ssk.  wz.  kJuinj  sind  idg.  kheng;  hd.  huf, 
ahd.  huof,  altgerm.  Mfo-  ==  altind,  gaphd-,  zd.  sa/a  huf,  erweisen 
ein  idg.  käpho-  mit  wechselnder  betonung.  Zu  ssk.  manthd  drehholz 
gehört  an.  möndM  m.  drehholz;  das  d  des  nord.  Wortes  deutet 
auf  Suffixbetonung;  die  volltonige  Stammform  wäre  manp.  an. 
meipr  m.  stange  und  ssk.  methi-s  opferpfosten  beruhen  auf  idg. 
maithis.  Zd.  zafan  mund  =  g^apJhan  ist  ae.  ceafl  kiefer.  Lat. 
femina  und  ae.  fcemne  (got.  *faimind)^  as.  /*^mwa  lassen  sich 
bei  einer  grundform  phaiminä  als  identisch  ansehen.  Aehnlich 
entspricht  ae.  fäm,  ahd.  /bim  schäum  dem  ssk.  phSna;  der 
suffixwechsel  »wo  .•  no  zeigt  sich  in  ahd.  bodam,  boden  =  ssk. 
Imdhna;  lat.  spüma  durfte  doch  wohl  auf  si^öma  cf.  ahd.  scüm 
=  schäum  beruhen.  Zu  ssk.  prthü,  zd.  prd^  breit  stimmt 
ausser  gr.  nXd^avov  platte,  auf  der  kuchen  gebacken  wird 
gut  das  p  von  ahd.  flado,  mhd.  vlade,  nhd.  fladen  =  breiter, 
dünner  kuchen.  Auf  die  Zusammenstellung  von  nhd.  funke, 
ahd.  fanco  mit  gr.  (pifr^^v  (also  wz.  pheng?)  ist  kein  gewicht 
zu  legen.  Gr.  Xda^ii  spott,  schmach,  falls  mit  hd.  lasier,  ae. 
Jmktor,  an.  Ws^  fehler,  laster  verwandt,  steht  für  *Aax(^r^, 
cf.  naaxca  =  nad^(fxco  ^),  und  beweist,  dass  ahd.  lalian,  ae.  lean 
tadeln,  schmähen  auf  einer  wz.  lakh  beruht. 

Schwierig  ist  das  verhältniss  von  ifäXatva^  (palij  walfisch 
zu  ae.  hwcel  der  vocale  wegen  zu  beurtheilen  ^) ;  wz.  k%tml? 
WZ.  panth  gehen  liegt  vor  in  ind.  path  =  zd.  pai^  weg ,  dazu 
gehört  ahd.  fanden  eilen  (got.  *funpjan)  und  ahd.  fendeo,  ae. 
ßpa,  got.  "^fanpja  fussgänger.  Ssk.  rdtha,  zd.  rad^a  und  germ. 
rap(h  vereinigen  sich  unter  ein  idg.  rötho-;  und  es  Hesse  sich 
denken,  dass  germ.  herton  herz  mit  ssk.  hrd  auf  ein  idg.  kherd, 
khrd  hinwiese,  erhüben  nicht  die  übrigen  idg.  dialecte  bedenken. 
Das  gleiche  gilt  vom  suffix  der  Ordinalzahlen:  ssk.  tha  und 
germ.  do,  po  (QF.  32,  132)  können  ebensogut  idg.  tho  sein  als 
germ.  do,  po  und  gr.  to,  lat.  to  sich  unter  ein  idg.  to  ver- 
einigen lassen. 

Somit  bestätigen  eine  reihe  werthvoller  und  überzeugender 
beispiele  die  vermuthung,    dass  die  idg.  tenues  adspiratae  im 


*)  Aus  *lax(fTti  hätte  lautgesetzlich  nur  Haxrri  oder  *lax^  werden 
können,  vgl.  ttnogf  ixTag,  mv/^cn.  —  J.  S. 

•)  Nach  J.  Schmidt  voc.  II,  347  sind  sie  mit  einander  gar  nicht  ver- 
wandt. 


•M)  F    K   li' 

pTiii.  iliinth  .s|iiraiit»-ii  prll« '">'.-: ".  vi.-:%iM:„  l_^  bislierige  an- 
imliini',  /  sei  der  vertrettr  \o:,  !i*r.  :*.  =j:ütztf  sich  wesentlich 
nur  /.woi  belego  aus  den  i-.-rK-i.ilirifijirr: .  die  ich  behandle, 
«»lif»  ic'li  ilio  soristife'en  einzelner:  fkl-r.  a  jf  denen  die  ältere  an- 
nahmt Inisierf,  beleuchte. 

Das  'ts  von  got.  hatrat^.  fnrai^  i,  dual.  prä«.  soll  deni 
s>k.  fhas  (Mitsprechen:  das  Hesse  ^ich  sich  wohl  denken,  wenn 
doni  ssk.  hhdratha  der  i.  pl.  nur  auch  *l»a!nt  und  nicht  bairip 
onlspräclie;  thatsache  ist.  dass  im  ind.  /Aa.«  für  die  2.  dual., 
//mi  filr  die  i.  pj.  gilt,  während  das  gr.  qtgetovj  qffcvs  in 
boi(l('n  falh^n  reine  tenuis  zeigt:  nur  das  germ.  hat  im  dual 
einen  aiulein  dental  als  im  plur.  Das  ist  den  anhängem  der 
Alleren  theoric  unwesentlich.  Aehnlich  ist  auch  das  oben  un- 
luMürksichligt  gelassene  verhältniss  von  ar.  j>rthü  breit  zu  gr. 
Ttiatrc  un«l  an.  /latr^). 

Der  '/weile  fall,  für  den  man  germ.  t  =  idg.  th  im  sufBx 

M  In  (lios4Mn  fallo  winl  die  zusainmenstelluni^  des  nord.  vocales 
ui't:t*n  iinsirliiM':  dem  r  des  griecli.  la,  ai  entspricht  im  germ.  oZ;  für 
f>f'  tiuiiot  sich  nllertlinirs  gelegentlich  ar,  aber  nie  ra.  Daher  bleibt  die 
oIm|!o  7iis:unnit>nstonung  problematisch.  Ueber  ar  als  Vertreter  von  f 
t>;ibrn  wir  \on  nndoror  soite  aufschluss  zu  hoffen.  Hier  nur  einige  winke, 
ob  or  odor  ro  als  jr«»si't7.1icluM*  Vertreter  von  r  zu  gelten  hat.  Osthoff  hat 
jiln^st  jiltnoril.  stro/tin»,  das  auflBlIige  part.  zu  serpa,  hervorgezogen,  um 
«»ino  niH'hmnIiiro  prilfimir  der  fra^'e  zu  empfehlen.  Zunächst  ist  die  autorit&t 
ihrvri  rmou  m^rd.  form  wonig  überzeugend,  weil  r  zuweilen  im  nord. 
mpt.-)lbovi\  orIfMdon  kann:  cf.  ra$a  :~=  o^o;,  ars  und  ragr  =  arg  und 
mnoibalb  doi  riMiju^.i(ion  muss  freta  ----  fvrtan  iti^^Hv  beachtet  werden. 
7)i<)nn  ^p^i^t'biMi  oino  iran;o  voihe  isolierter  formen  für  wr,  or  als  verteter 
xon  i«)^  f  lind  's\\;\x  formen,  in  donon  die  annähme  analogischer  beein- 
llu^Mui^  f.-»«*  An!K|rovrhlosson  ist.  hrrdo-  :  bordo-  =  brett  sind  Zwillings- 
toviuni.  dir  i«h  r.i>t*ii  nw-ihnc;  j\\  wi.fir^k^'prvk^  fragen  (cf. /raiAiuifi  goL, 
fhv,e*'n  üh*\.)  ^rhc\\\  tho  al^liMtnug  ftirako  -•  frage  fflr  forhsko  =  pfk^tka 
^t-A  f  v.->*rtV  d'.o  im  tr\l  unton  iH^bandolton  zwillingswörter  hurfit- :  kmrdi 
Ui  .'«Vff^v  vir.d  A\w\\  birr  \\rrtb\o]|;  oIhmiso  alt  gor  m.  Aor«ito*  =  schnell 
{nwA  y,h.\  ^fK'V./^  lu  ar  %v,?,jV.  hrA'Mu^r  «vleritor:  horsko-  ist  ftrf«to-.  Auf- 
<'.^)h^vi  ^^■4>)«r  or.{v)^vwM  .im)  g<M,  />-if>i»4)  das  ae.  formte  a5.  /ormo.  f&r  die 
An  ir.r.t^viv  nNriAih<^»^.-«>  v.:«hs  '/.)  drnVon  i^' .  ^M'Mi'-  ist  grundfonn,  cf.  den 
MifiV.Ant»  .1  1^^\v.■,^;iVÄ^,^  ^-vj, .  y^  »'rn  ü\\>  fvjA  - ;  jCt,  !(»*«•>  macht  wahf- 
ciho.i"i*ii,  li  oa-^  ^vi  •'••»»•j^  Awi  ari>br,;;nif  Ar.  riTjo  sUrko  vocalstufe  be» 
\vA'i\  >-«?/»  it<  ,i?r  lA;i^^t^oJ>h*-br  f»>ni^.  S^Mi^-il  ist  .■«•,  w  auch  reHreter 
v,%v.      \,s •.•*".     .;,■■.  r,^  •1,*-^  viA\V»^\  vi;-. ff  fv  od^r  Vi  TS*,     l>ani  kckmmt.   di 

V-,":  fT^h;  <?^'"»/    W'V'^*  "...   r^   a'J«'  x-rviiv^i<^i   xv.""*.  '  v»*r^ini weisen  ist. 


Zur  aliger manischen  Sprachgeschichte.  91 

statuierte,  ist  das  suffix  der  2.  sg.  perf.;  gr.  ^oe,  altind.  tha 
sehen  wir  hier  in  guter  Übereinstimmung,  tha  hat  allerdings 
als  idg.  suffix  zu  gelten;  aber  im  got.  nord.  entspricht  t.  Nun 
bedenke  man,  dass  der  bei  weitem  grösste  theil  der  wurzeln 
auf  s  oder  einen  verschlusslaut  endigt,  somit  st,  ht,  fl,  pt  in 
ihnen  beim  antreten  des  suffixes  nothwendig  wurde;  denn  kfh, 
gth,  ghth  konnten  nichts  anders  ergeben  als  x^,  ht.  Nach  einer 
ungefähren  rechnung  stehen  die  verbalstämme  auf  s  und  auf 
verschlusslaute  zu  denen  auf  l  m  n  r  und  vocale  etwa  im  ver- 
hältniss  von  8:3;  ich  nehme  daher  an,  dass  von  wz.  bher  die 
2.  sg.  prät  eigentlich  harp  hätte  lauten  sollen,  aber  nach  dem 
muster  von  last  zu  lisan,  sloht  zu  slahan,  hlaft  zu  hlifan  u.  s.  w* 
zu  bort  umgewandelt  wurde. 

Weiterhin  kommen  nach  Grassmanns  aufsatz  zs.  XII  p.  106 
noch  einzelfälle  in  betracht,  die  ich  freilich  nicht  alle  beseitigen 
kann.  Grassmann  fuhrt  ausser  den  beiden  besprochenen  noch 
10  belege  an  zum  beweise  für  die  jetzt  herrschende  Iheorie, 
wonach  den  idg.  tenues  adspiratae  im  germ.  reine  tenues 
entsprechen.  Davon  wurde  die  gleichung  an.  flair  =  prthü-s 
des  vocalismus  der  Stammsilbe  wegen  p.  90  als  problematisch 
bezeichnet.  Got.  wairpan  mit  gr.  ^7q)  (Qln)  zu  identificieren 
und  unter  ein  vorgerm.  unrph  zu  vereinigen  verbietet  auch  der 
vocalismus  der  Wurzelsilbe.  Bei  y^iipog  (tQtnog)  netz  und  got. 
greipan  widerspricht  der  anlaut  der  Zusammenstellung;  gr.  y 
wäre  germ.  h.  Germ,  skipo-  schiff  hat  bereits  Paul  PBbeitr. 
VI,  83  anm.  auf  grund  des  urgerm.  i  von  gr.  (fxd<pog  getrennt. 
Die  ssk.  wz.  meth  auf  einander  stossen  aus  mamath  zu  deuten 
und  zu  got.  mötjan  zu  ziehen,  liegt  kein  genügender  grund  vor. 
Die  deutung  von  an.  hvatr  scharf  aus  einer  vn.  ktoath  hat  an 
ssk.  hUhöra  scharf  und  kuthdra  axt  keine  stütze,  da  sie  das 
verlangte  kw  nicht  zeigen.  Ahd.  chalo,  ae.  cedlo  kahl  hält 
man  mit  mehr  recht  für  ein  lat.  lehnwort  ^),  denn  für  correlate 
zu  ssk.  khalati,  khälväta  kahlköpfig.  Gr.  dtxo/iat  mit  got.  tSka 
auf  ein  idg.  cßkhd  zurückzuführen,  got.  mSkeis  seh  wert  zu  gr. 
fAcixatQa^  wz.  makh  ((idxofAai),  zu  stellen,  würde  ich  für  mög- 
lich halten.  Aber  auch  machen  ahd.  tnähhon  aus  einer  wz. 
fiuikh    abzuleiten   zwingt    uns    nichts,    da    gr.   fi^x^^   I^X^W 


')  Es  ist  echt  deutsch  und  entspricht  abulg.  golü.  —  J.  S.,  s.  ztschr. 
XXV,  77. 


'j'2  ^    Kv. 

('lii'iiMf;;iil.  ifiiL  '/tA.  aii«].  i/c/w  ^  vi.-iiii.ir'-    ^*inu   verwandt  sein 

kann. 

Von  (irussuiaiiri'^  Jisle  biicii'/U  -ouii!  nur  zwei  falle  als 
sliil/.rii  iUiv  iil\iii'(*ti  lliooiif-  übri;.':  nuni  könnte  —  was  meines 
wissrns  aliiT  liislu-r  nicht  ^'frf-ch».4i».'U  i^t  —  noch  folgende  zwei 
Wfilrn»  lällo  ln.Mljrin;:(.'n:  ahd.  .«/'rr.  sY«rr  nach  Fick  III,  346 
/u  ifr.  tsi6(fl}oi  zacke,  ao.  ///></  kiesol  zu  pr.  nkivi^og:  Fick 
liriitrl  in  liridon  Hillon  das  ^  des  ;:r.  als  entstellung  aus  d  = 
^'ri'iii.  /.  nlnir  ^^f^nü^rctidcn  ^Tund:  auch  an  idg.  th  wird  nun 
niclit  nirlir  m  diMik^^n  sein.  Grassmann  giebi  übrigens  p.  108 
si'll)«T  zu,  dass  di<»  ar.  tonues  adspiratae  im  germ.  zuweilen  wie 
riMUt*  Irnurs  JK^liandoll  wurden.  Die  obige  liste  von  etwa  90 
brlf^rn  besonders  ans  dem  ari>chen  und  lateinischen  beweist, 
iIums  diese  bebandinng  die  gesetzliche  ist;  und  dazu  kommt, 
da^s  die  Iheorii*  der  Vorschiebung  der  mcdiae  adspiratae  zu 
s|iiranlen  (hese  beliaiidhuig  a  priori  erwarten  lässt. 


\*l.    .\eeenl  Wechsel  in  der  nominalflexion. 

Iin  ^vv\\\,  \(\AA  es  oine  reihe  nomina,  in  denen  die  einzelnen 
ilialecle  abweichend»»  verlreler  idg.  tenues  zeigen.  Dieselben 
hat  mau  neuerdiii^*^  angefangen  zu  i^animeln.  Norreen  hat 
jün^.-.t  in  Paul  nnil  Urauiu^s  beitr.  VU  und  Leßler  in  der  Tid- 
?»kult  n*Mie  l'ol^'e  l\\  JSf»  mehrere  tallo  bo?:onder?  aus  den  nord. 
^pidcheu  an*,  licht  ^'c/o^'en,  eii\zelncs  sonst  ist  bereits  von 
autlein  lithti^  gedeutet  worden;  diH'h  sind  schon  manche  wei- 
Icieu  bci-ipiele  nach/usunnieln. 

hie  beuvliti^jun^ ,  iteu  acceiit  zur  erklärung  der  ange- 
de\U\>(eu  diüeuMiau  'iKu/ielien,  iriobt  vor  allem  die  consonan- 
li^he  deihnalioM  Pie  \iK*iihs\h  aus^'ehendon  stumme  zeigen 
im  atlind.  um  \\\\\\  velten  in  der  tlo\ion  accent Wechsel;  zu 
wKOMi  1    inv"ii-\!i    heiv.l    Jei'   Uv.   'miw^i  <&.    abor   daneben    auch 

w.vt'/'.>,     d^n:    bilvlet    den    i!i-.tr.    «tVfv// ■.    5:^-!i.   dnhk.l.<:    ähnlich 

■'■'i*..  Ulli  dem  \\\  v.  **,v.'  doM  ii'^t-.  <n".H,r.  ci".  Schmidt  zs. 
\\\.  »l  *H'  li.i!  >fi//  iiti  i;ei».  vf-wviis.  ?r;j  irstr.  ^nijßCC  mid 
••>'■>''  11'^  h  o  -..:  *i.' V«'.  x  *;e^;e'i  't.  [.•:  •■•.■•I«' >.  Auf  einzelne 
<  i'iuiu-  ul\v!  t»i  i'i-'i i'U"?  J\'  :v  d..'?'  '.•.•j^V'tOrij^cr.  aJj.  nicht  im 
IV. .lü    .L=iMMi.!».    }• 'i   hj..i"  /.".K-^   lv'e::<  !T"i;v\\:esf-ii:  j^^imanas 


Zur  altgerm<anischen  Sprachgeschichte.  93 

sanimen;   der  abl.   von  sä^ia-s  alt  ist  sanat  =  von  alters;  cf. 
üttara-s  und  uttarat,  dpäkorS  und  ajmM't  u.  s.  w.  ^) 

Diesen  accentvveehsel  dürfen  wir  für  alle  declinationsclassen 
der  idg.  grundsprache  voraussetzen,  und  aus  ihm  können  wir 
begreifen,  warum  im  germ.  einzelne  dialectformen  in  der  Ver- 
tretung alter  tenues  und  tenues  aspiratae  nicht  übereinstimmen. 
Besteht  doch  schon  —  worauf  bereits  Verner  zs.  XXIII,  119 
aufmerksam  machte  —  in  einigen  fallen  differenz  der  ind.  und 
der  urgerm.  betonung;  ssk.  meid  widder  =  an.meiss;  an.  hvel 
aus  hweliwlo-n  ist  hekro-m  (cf.  xvxXoq)  gegen  altind.  cakrd-m,  vgl. 
Bechtel  zs.  f.  d.  a.  nf.  IX,  225.  In  diesen  und  ähnlichen  fallen 
darf  man  wohl  jenen  vorausgesetzten  accentwechsel  zuziehen 
um  die  differenz  innerhalb  der  idg.  dialecte  zu  erklären.  Das- 
selbe princip  wenden  —  und  mit  recht  —  LeflFler  u.  a.  an  um 
die  differenzen  in  der  Vertretung  der  idg.  tenues  zu  erklären. 
Ehe  ich  die  einzelnen  fälle  derart  sammle,  habe  ich  proble- 
matische punkte  zu  erörtern. 

a.   Gotisches. 

Wir  haben  heute  nicht  mehr  das  zutrauen  zum  got.,  das 
man  ihm  früher  schenkte.  Aber  gleichwohl  war  es  ein  metho- 
discher fehler,  wenn  ich  QF.  XXXII,  22  den  satz  äusserte, 
wenn  eine  got.  wortform  von  ihren  aussergot.  correlaten  ab- 
weiche, müsse  man  den  letzteren  den  Vorzug  grösserer  alter- 
thümlichkeit  geben.  Allerdings  stehen  wir  jetzt  got.  formen 
oft  rathlos  gegenüber  und  wissen  sie  nicht  zu  erklären.  Aber 
das  got.  hat  den  vorzug  der  anciennität  vor  den  übrigen  dia- 


^)  Mit  dem  accentwechsel  ist  zuweilen  auch  ablaut  verbunden;  das 
ind.  hat  in  der  bedeutung  heilbringend,  hold  nebeneinander  gtva-  und  givd-, 
analog  dem  verhältniss  von  daru-  :  dru-.  Innerhalb  der  einzelnen  idg. 
dialecte  bestehen  oft  differenzen  in  der  weise,  dass  die  eine  spräche  bloss 
die  form  des  typus  geva,  eine  andere  bloss  die  form  des  typus  givä  hat; 
nur  lässt  sich  nicht  immer  auch  ein  gleiches  accentverhältniss  nachweisen, 
obwohl  der  accent  auch  in  diesen  fällen  die  letzte  Ursache  der  formen- 
doppelheit  gewesen  sein  wird.  Nicht  bloss  zwischen  den  übrigen  idg. 
sprachen  einerseits  und  dem  germ.  anderseits,  sondern  auch  innerhalb  des 
germ.  bestehen  derartige  differenzen,  und  da  wahrscheinlich  der  »accent- 
wechsel in  der  nominalflexion«  damit  im  zusammenhange  steht,  lasse  icli 
eine  Sammlung  aus  dem  germ.  ui  der  form  eines  excurses  diesem  aufsatze 
folgen. 


M  F-  Kluge. 

ler:t<!ii,  und  vielleicht  sleckt  hinter  dieser  oder  jener  dunkeln 
laud'orin  doch  etwas  von  bedeutun^'.  Dies  bestimmt  mich  die 
abweichungen  des  got.  von  den  übrigen  dialecten,  soweit  sie 
unter  (las  gesetz  der  Verschiebung  fallen,  hier  besonders  und 
vüllslundig  aufzuzahlen. 

Kot.  €u$ans  =  ahd.  aran. 

gol,  ausö  =  ahd.  6ra. 

got.  rawior  =  ahd.  ror;  mndl.  ros  bei  Weigand  existiert  nicht. 

Xol.  hasi  e=r  ahd.  here. 

;^'ot.  kcLsa-  =  ahd.  kar. 

Kot.  fairena  =  ahd.  fersaiia. 

I((>1.  /hiutsus  =  aussergot.  /mrzuss  (an.  fmrr). 

g(it.  Iwai  hat  gegen  ahd.  bere  =  ae.  bcrje  eine  schöne 
l>e«i(iUiKunK  ^^n  einigen  dialectformen,  die  Weigand  anfuhrt: 
r!(*v.  /m'-m!  neben  ffcre,  neuniederländ.  bes;  Heyne  kl.  gramm. 
drr  aitgirni.  dialecte  p.  119  führt  ein  mir  unauffmdbares  ae. 
Ihiso  b(H*r(^  an.  Jedenfalls  ist  die  got.  lautform  gut  begründet; 
für  das  r  von  Imtc  wäre  zu  beachten,  dass  das  wort  in  den 
allKcriii.  sprachen  als  zweites  composition^lied  beliebt  war 
{üHhuilHisi  u.  s.  w.).  Für  die  übrigen  s  des  got.  gegen  ausser- 
Kol.  r  ft^hll  (^ine  ähnliche  bestätigung;  nur  kann  für  got.  aaans 
an  <lir  iilMTrinslinunung  von  got.  asfieis  mit  ae.  esne  und  ahd. 
nsni  -  •  ariu'itiT  erinnert  werden.  Für  ausö  wäre  zu  dem 
untrii  luigeihMitelen  noch  auf  nlul.  ose  hinzuweisen:  im  mhd. 
bnliMürt  un\  or  sowohl  ohr  als  nadelör  und  henkel,  handhabe 
und  in  Irl/teron  bedoulungen  gilt  auch  die  nebenform  äse;  auch 
n<\  rill'  und  ^v,  «i\*  htHteuten  ohr  und  ör,  henkel. 

Mi#/M»/m  ((Sal.  :i,  ;i)  neben  horrsi*hendeni  froda-  cf.  Holtzmann 
AtKir.  I».  *J7  und  Hrauue  got.  gramm.  §  70«  anm.  4. 

s/iii/ii  Kr.stadi*  (./fiiNis  >7(m/*s  :  -  fiV  t«  ntffav  Mark.  4,  35;  cf. 
<lii*iijn  Taulk.  Uijdr.  I,  IIH))  neben  gewöhnlichem  stapa-; 
iA\'i\\\\  will  Nfii/*iN  srhroilHMK  diKh  ist  Cosijns  deutung  nicht 
^win^rnd. 

i|mN»  (n.  \A.  i/m/»ii  umi  ijHf^tskaHm^)  neben  gewöhnlichem  j^fidle»- 
li.  Ilolli-iuann  \k  4*J  und  Uraune  a.  a.  o. 

^knh  mlrr  sUh{m  ^x'^^i'n  ae.  slif\-  --  ahd.  slidig  schädlich; 
li't'.liMv  M'hliiv<<iiM)  sich  vielleicht  an  ^\.  drif^^.  sieipjan  nn. 

./.Mf.\i    (odi    niv*»*   ^iMurin^oiMu.  i/iin«/«^-  of.  Vernor  zs.  23,  123. 


Zur  altgermaniscbeu  Sprachgeschichte.  95 

imup^ir  got.  gegen  aussorgot.  navdi-;  im  got.  ist  naudir  erstes 

glied  in  der  Zusammensetzung,  cf.  Schmidt  anzeiger  f.  d,  a. 

VI,  126 1). 

falpa-,  wairpa-  gegenüber  den  westgerm.  formen  mit  d:  als 

simplicia  sind  beide  adj.  ausgestorben,   die  suffixfunction 

übernommen  haben;  ich  denke  zur  erklärung  der  dental- 

Verschiedenheit  an  Wechsel  des  accents  je  nach  der  com- 

position;  cf.  p.  84. 

hlöpor  im  Simplex  und  im  compositum,  gegen  westgerm.  blddch; 

im  ahd,  erscheint  sehr  selten  hltcoth;  hhläto-m  grundform? 

büh^^us  (aus  hührtis)  =  aussergot.  htmgnis  hunger  (cf.  dazu  got. 

htygrjan), 
ganöha-  (mit  den  ableilungen  ganohnan,  ganohjan)  =  aussergot. 
ganogo-;  die  got.  lautform   kann   auf  einfluss  von  gandh, 
ganauhum  beruhen ;  cf.  jedoch  ae.  geneahhe  adv.  =  genug, 
allerdings  mit  auffälliger  geminirung  und  ablaut  a. 
ahana  spreu  =  aussergot.  agano;  grdf.  akhanä  nach  p.  88. 
wrdhi-  anklage  =  ahd.  ruog. 

Wie  viel  von  diesen  got.  Wörtern  zur  annähme  von  urgerm. 
accentverschiedenheiten  zu  verwerthen  ist,  lässt  sich  nicht  ent- 
scheiden. Zum  theil  haben  wir  es  mit  an.  X^y.  resp.  einmaliger 
Schreibung  zu  thun,  und  so  müssen  wir  diese  falle  aufzuzählen 
uns  begnügen. 

b.   Altengliscbes  und  Althochdeutsches. 

Die  frage,  ob  ae.  nddl  mit  media  gegenüber  dem  got. 
nSpla  eine  urgerm.  form  nSdld  erweist  und  ob  in  ae.  mdppum" 
mddmas  zwillingsformen  von  urgerm.  alter  vorliegen,  kann  nur 
in  weiterem  zusammenhange  erörtert  werden.  Sievers  hat  in 
seinem  aufsatz  über  das  nominalsuffix  tra  im  germ.,  PBbeitr.  V, 
einzelne  punkte  behandelt  ohne  freilich  alle  Schwierigkeiten  za 
entfernen.  Ich  bemühe  mich  hier  möglichst  das  raaterial  zu 
sammeln,  zumal  das  was  bisher  in  der  frage  nicht  beachtet  ist ; 
ich  ziehe  nothwendig  manches  mit  in  die  Untersuchung,  was 
abzuliegen  scheint  vom  eigentlichen    theraa;   die  frage  ist  so 


^)  Schmidt  hält  naupi-  für  die  gesetzliche  form  des  simpIex  und  naudi- 
(etwa  wie  fadi  =  ssk.  pati)  für  die  gesetzliche  form  im  compositum ;  dann 
hätte  das  westgerm.  die  letztere  form  ungehöriger  weise  für  das  simplex 
verwendet. 


Ori  K.  Klujre. 

coinplicicrl  und  so  verächicdene  ersclieinuiigen  gehören  zu- 
sammen, dass  CS  unmöglich  scheint  klarheil  in  die  scheinbare 
regellosigiceit  zu  bringen.  Was  in  dieser  hinsieht  sicheres  zu 
gewinnen  war,  hat  Osthoff  Plibeitr.  VII  eruiert:  ein  über  das 
von  ihm  gebotene  hinaa«;gchender  versuch,  den  ich  selber  an- 
gestellt habe,  hat  mir  gezeigt,  dass  wir  in  vielen  fällen  nicht 
auf  beweisbare  regeln  gelangen  können. 

1.  Grein  hrdt  im  ags.  Sprachschatz  das  ae.  seid  für  einen 
verwandten  von  got.  salipicös:  sonst  wurde  er  ihm  nicht  die 
grundbedeutung  aula  gegeben  haben;  aber  in  einer  dem  gel. 
salipicos  entsprechenden  form  hätte  der  mittelvocal,  Sievers' 
regeln  zufolge,  kaum  ausfallen  dürfen.  Ferner,  was  wesent- 
hcher  ist,  ae.  seid  heisst  fast  überall  sedes  domicilium  thronus; 
letztere  bedeutung  ist  die  herrschende;  zumal  in  Zusammen- 
setzungen wie  hcaJiseUI:  dazu  kommt  nie.  seid  =  sedes  Strat- 
mann*  49i.  seid  ist  identisch  mit  seil  (ne.  settle),  in  der 
bedeutung  wie  in  den  lauten:  vgl.  des  lautlichen  wegen  vor- 
läulig  bold-hotl.  Für  seld-sttl  findet  sich  als  erstes  compositions- 
conipositionsglied  einmal  sepel  =  ahd.  5wfa/.  Ahd.  s'e^s^d,  goL 
sith.  ae.  sctl  können  aber  ebenso  wenig  von  ae.  sepel  =  ahd. 
scdal  und  von  ae.  seid  als  von  einander  getrennt  werden:  eine 
grundform  sttlo-  steht  für  sammtliche  formen  wegen  der  ab- 
ableitung  von  sitzen  (wz.  scd)  fest.  Also  muss  tl  unter  um- 
ständen zu  pl  verschoben  werden,  und  dieses  kann  wie  altes 
/>/  melathesis  zu  W  (für  Ip)  erfahren.  Dass  pl  noch  andre  be- 
handUing  erfahren  kann,  zeigt  ae.  nuelan  aus  nuüiljan  =  got. 
HMpIjan  und  ao.  mafHiian  (aus  fnapltm):  zu  ae.  stapci  funda- 
mentum  =  an.  shil  (cf.  Sievers  a.  a.  o.)  gehört  ae.  sttSlan 
(cf.  frrhjy'  ic  icillc  sttrhui)  wie  mapol,  mcpel  zu  maJan,  Die 
annähme,  ae.  stttlnyrpe  wcrthvoll,  trefTlich  bedeute  eigentlich 
stehlenswerth.  wird  man  auch  als  nothbehelf  nicht  gelten  lassen 
können:  schon  Sweet  im  glossar  zu  seinem  ags.  reader  ver- 
gleicht richtig  das  ae.  sfcdeftrst,  Leo  übersetzt  »passend  zum 
platz  nehmen«,  und  worauf  Körner  ags.  K^eb.  p.  319  hinweist 
eine  lidschr.  der  ohronik  hat  zum  jähre  89i>  für  sMtcyrpe  die 
Variante  sciluyrjw  im  nie.  (Ancr.  R,  :273)  tindet  sich  einmal 
sfahfhtyr]^.  und  so  kann  man  kaum  zweifeln,  dass  stapto-  der 
erste  tlieil  der  znsannnensetzung  .«//r/trj/r/v  ist,  die  ich  daher 
mit  rr  siMuvibe. 


Zur  allgermanischen  Sprachgeschichte.  97 

Entstehung  von  pl  aus  gönn,  tl  =  idg.  dl,  wie  sie  in  ahd. 
sedal  =  ae.  sepel,  seid  vorliegt,  darf  wahrscheinlich  auch  für 
folgendes  wort  vermuthet  werden,  wo  aber  mehr  möglichkeiten 
der  erklärung  vorliegen.  Sievers  lässt  ae.  ^päll  a.  a.  o.  aus  spaidUh 
entstehen,  übersieht  dabei  aber  ae.  spdtan  (=  spaUjan;  ein 
spaiwcUjan  ihm  zu  gründe  zu  legen  geht  nicht  an),  was  auf  eine 
germ.  wz.  spait  weist;  auch  ist  Sievers'  grundform  spai-dlo- 
aus  WZ.  s^nw  nicht  zu  begreifen.  Man  könnte  an  ahd.  spekhal 
(aus  spaiklo-  für  spaitlo-)  denken;  speichcd  :  spdtl  =  fnaJud  : 
niapoL  Uebrigens  ist  späld  Elene  300  nicht  zu  übersehen,  wo 
Grimm  und  seine  nachfolger  jetzt  spädl  schreiben,  für  das  mir 
aber  ein  beleg  fehlt.  Metathesis  nach  langem  stammvocal  liegt 
auch  in  *n(eld  vor,  das  durch  me.  nild  und  ne.  dial.  neeld  als 
nebenform  zu  nddl  vorausgesetzt  wird.  Bemerkenswerth  ist 
noch  der  acc.  nom.  pl.  spMlu  in  Aelfrics  Hom.  II,  248. 

Die  Zwillingsformen  botl-bold  sind  sicher  anderen  Ursprungs 
als  sctUseld;  im  ersteren  falle  liegt  nach  Sievers  germ.  badlo- 
zu  gründe.  Nach  dem  von  ihm  a.  a.  o.  p.  529  aufgestellten 
gesetze  hätte  er  im  an.  hold  zu  erwarten.  Aber  das  entsprechende 
nord.  wort  ist  ohne  frage  hol,  das  Sievers  beitr.  VI,  566  aus 
germ.  höulo-  ableitet,  was  mir  andere  erwägungen  unwahr- 
scheinlich machen,  hol  :  hopl  =  stdl  :  stapl  =  ndl  :  näpl; 
p  wurde  in  diesen  fällen  vor  Izuh  wie  in  ahd.  maJial  =  ^napl. 

Dasselbe  lautverhältniss  waltet  auch  zwischen  ae.  midi  und 
an.  mel  =  gebiss  am  zäume;  Grein  sub  midi  etymologisiert 
mit  seiner  Übersetzung  »mittelstück«,  wozu  die  bcrechtigung 
fehlt.  Wahrscheinlich  gebührt  dem  ae.  worte  i,  und  im  an. 
wurde  ip  zu  ih  und  dies  zu  eh  wie  lettr  aus  Uhtr  und  weiterhin 
lihtjif  entstand.  Also  miplo-  oder  midlo-  ist  grundform.  ae.  widl 
schmutz  ist  wohl  mit  i  anzusetzen,  daneben  erscheint  im  com- 
positum wUbec  wie  stdl  in  stSlwyrpe  neben  stapoL  Wie  die  frage 
sich  entscheiden  lässt,  ob  urgerm.  pl  oder  dl  in  den  letzteren 
fallen  zu  gründe  liegt,  sehe  ich  nicht ;  man  hat  nddl  =  got.  nipla 
zu  erwägen  und  weiterhin  auch  ae.  wcedl  dürftigkeit  =  ahd. 
wadal;  Sie.toepd  f.  =  armuth  zeigt  gleiche  dentalstufe  mit  dem 
hd.  Worte.  Stratmann*  belegt  me.  wtelde  (=  ae.  wcedl)  aus 
Laj.  1002;  wcedl  fehlt  im  me.;  aber  das  schw.  v.  wtedlien  kommt 
vor;  einmal  dafür  auch  wceüien. 

Weiterhin  käme  hier  noch  in  betracht,  dass  auch  b  eigtl. 
S  vor  l  eine  Verschiebung  zu  /*,  v  im  ahd.  erfährt;  die  übrigen 

Zoitschrift  fttr  yorgl.  SprAchf.  N.  F.  VI.  1.  7 


98  P.  Kluge. 

dialekte  kommen  dabei  iiichl  in  betracliL  Hollzmann  AdGr. 
p.  306  bietet  das  material  aus  dem  ahd.:  so  gebort  ahd.  weval 
stamen  zu  weben,  wz.  tcebh  (ssk.  vabh,  gr.  i/y  =  ubh);  got  wäre 
demnach  ivibla-.  nhd.  Schaufel,  ahd.  scnvala,  das  zu  ae.  seeVl  = 
sküfla,  skübla  in  ablautsverhaltniss  steht,  cf.  p.  102,  gehOrt  zu 
scJiicben,  wäre  somit  wahrscheinlich  germ.  skifblo.  Dem  got. 
swiblc^  Schwefel  entspricht  im  ahd.  stceval  und  swänd.  Diese 
Verschiebung  von  media  resp.  tönender  spirans  zur  tonlosen 
Spirans  hat  das  beste  analogon  an  ahd.  bodam  =  germ.  hiidno- 
boden,  auf  die  ich  gleich  zu  sprechen  komme;  in  allen  derartigen 
fallen  liegt  kein  grund  vor,  idg.  tenuis  anzunehmen  um  die 
dialectischen  doppelformen  aus  altem  accentwechsel  in  der 
flexion  zu  erklären. 

Ich  fasse  die  besprochenen  Schwierigkeiten  zusammen. 
In  ein  paar  fallen  erscheint  im  ae.  dl  für  altes  pl,  in  andern 
tritt  metathesis  ein  zu  Id  (für  //?),  ausserdem  kann  pl  zu  hl  und 
weiterhin  l  mit  vorhergehender  dehnung  werden;  dann  zeigt 
sich  eine  Verschiebung  von  tl  zu  pl,  doch  bleibt  die  ältere  laut- 
form mit  tl  erhalten.  Die  frage,  ob  niMl  gegenüber  dem  got. 
n^pla  auf  eine  urgerm.  grundform  nedid-  geht,  lässt  sich  in 
keiner  weise  sicher  entscheiden,  und  daher  hat  man  nddl  mit 
got.  n&pla  zu  identificieren. 

2.  Eine  gleiche  fülle  von  Schwierigkeiten  zeigt  sich,  wenn 
einem  dental  t  d  p  ein  m  folgt.  Auch  in  diesem  falle  ist  die 
entscheidung  unmöglich,  ob  urgerm.  accentverhältnisse  die 
differenzen  innerhalb  der  dialecte  erzeugt  haben. 

Dem  gr.  nvd-fujp  sollte  germ.  bödme  und  westgerm.  bodm 
entsprechen;  dafür  erscheint  ae.  botm,  ahd.  bodam  sowie  as. 
dat.  bodnie,  bhudhnö-,  bhudhmö-  als  idg.  grundform  steht  fest; 
an  eine  grundform  mit  tenuis  adspirata  des  ahd.  bodcmh  wegen 
zu  denken  macht  das  ind.  budhnd  unmöglich.  Das  t  des  ae. 
botm  steht  dem  von  botl  durchaus  parallel,  ebenso  das  d  von 
as.  bödme  dem  von  as.  bodlos.  Ahd.  bodam  weist  auf  bopmn^ 
welche  lautform  auch  das  me.  kennt;  vor  m  (oder  vor  i»  vocale?) 
trat  wahrscheinlich  eine  Verschiebung  von  d  zu  p  ein.  Ein  wei- 
teres beispiel  dafür  ist  das  westgermanische  wort  für  athem ;  bei 
Isidor  wechseln  ddiim  und  ädhmdn,  und  grade  so  verhält  sich  ahd. 
{itum  zu  as.  ääofn,  ae.  tepm;  altind.  ättna  masc.  lässt  ein  ur- 
germ. edmo',  daraus  urwestgerm.  Sdmu,  edm  erwarten;  Isidors 
dh,  das  ae.  p  und  das  as.  ä  sind  Verschiebungen  dieses  d  vor  m. 


ZuT  altgermanischen  Sprachgeschichte.  99 

Die  entstehung  von  ae.  sepel  und  seid,  sowie  ahd.  sedal 
aus  seU(h  hat  folgende  parallele.  Ahd.  widatno  =  dos,  braut- 
gäbe  (nihd.  tvidem)  ist  ae.  weotuina;  das  lautliche  verhältniss 
ist  das  von  ahd.  bodam  zu  ae.  batm:  nur  scheint  ae.  t4?eotuma 
urgerm.  t  zu  haben,  wenn  wenigstens  gr.  höpa  für  jiöva  zu 
vergleichen  ist;  wUma  wäre  als  got.  form  zu  vermuthen;  die 
diflferenz  von  germ.  w  =  gr.  v  erinnert  an  ahd.  hodam  zu  ai. 
budhnd.  Ae.  wapum  fluctus  und  die  nebenform  wapema  schw. 
m.  sind  entweder  dem  plur.  wado  gewässer  verwandt  oder  zu 
an.  vcUn  (cf.  hd.  boden  =  an.  botn)  gehörig;  in  beiden  fallen 
wäre  p  jüngere  Verschiebung. 

Eine  andre  Verschiebung  liegt  vor  in  der  flexion  von  ae. 
mäppum  kleinod,  dessen  p  durch  got.  maiptns  geschenk  als 
urgerm.  erwiesen  wird.  Die  dehnung  des  p  ist  regel  im  nom. 
acc.  sg.  und  in  der  Zusammensetzung  wie  mäppumgifu  u.  s.  w. 
Vor  unmittelbar  folgendem. m  erscheint  wohl  nie  dehnung  des 
p,  sondern  nur  p  und  d  und  zwar  erscheint  zufolge  Greins  ags. 
Sprachschatz  im  -nom.  acc.  pl.  10  mal  mäpfiuis  und  7  mal 
madmas,  im  gen.  pl.  11  mal  mäpma  und  4  mal  mädma,  im 
dat.  pl.  8  mal  mdpmum  und  1  mal  mädmum.  Vielleicht  galt 
einmal  die  regel,  dass  pp  vor  m  vocale^),  d  vor  m  consonans 
stand;  jedenfalls  ist  mäppunhmädmas  die  wahrscheinliche  flexion, 
cf.  as.  mSdam  Hei.  C.  1200,  aber  mSdmas  Hei.  C.  1198.  Die 
gleiche  doppelheit  wie  mäpmas-mädmas  zeigt  auch  ae.  eapmdd- 
eadmöd  =  as.  öämödi-odmodi,  Isidors  6dhmuotig-diiA.  otmuotig. 
Hier  finden  wohl  auch  Isidors  üh-nium  und  anthrlutti  einige 
beleuchtung;  auch  sie  haben  eine  aus  d  entstandene  spirans. 

Resultat :  alle  fälle,  in  denen  dentalstörungen  vor  m  und  l 
eingetreten  sind,  lassen  sich  für  den  Wechsel  der  betonung  in 
demselben  stamme  nicht  verwerthen. 

c.   Zerstreute  formen. 

Ahd.  liaso  hase  =  ae.  hara,  ne.  hare,     Ihr  verhältniss  ist 

ziemlich  gleichzeitig  von   mehreren    dahin   gedeutet,  dass  die 

form   mit   8  ursprünglich    den   starken,   die  mit  r  ==  j?   den 

schwachen   casus   zukam;   an.  heri  muss   aus   etymologischen 


^)  Vgl.  auch  ae.  iMdor,  gen.  tüdres;  der  nom.  tuddar  ist  etwa  12  mal, 
der  nom.  tAdor  etwa  2  mal  bei  Grein  belegt. 


7* 


100  F.  Kluge, 

gründen  c  haben,  e  wäre  unbegreiflich.  —  Ueber  an.  heri-hegri 
=  h(l.  lieher,  ae.  higora  handelt  Lefller  Tidskrifl  neue  folge  IV, 
p.  28ß.  Dem  an.  lofji  m.  ihinnnc  entspricht  mhd.  Iahe  m.  aus 
ahd.  *loho;  lukofi-  mit  wechselndem  accent  ist  der  zu  gründe 
liegende  vorgerm.  stamm.  Diese  drei  iiille  haben  das  mit 
einander  gemein,  dass  in  —  wahrscheinlich  alten  —  n^tänimen 
verschiedene  stufen  in  der  Vertretung  der  verschiebbaren  con- 
sonanlcn  auftreten;  zur  erklarung  darf  der  accent  Wechsel  in 
der  consonantischcn  dechnation  zugezogen  werden.  Hier  findet 
auch  die  diflerenz  zwischen  got.  aiisö  und  aussergot.  auzö  die 
einzig  mögliche  erkläi'ung. 

Die  oben  zugezogenen  sporadischen  beispiele  von  accent- 
Wechsel  in  der  altind.  t«-deciination  erklären  die  diffcrenz 
zwischen  got.  tagr  (aus  tagni  wie  kaum  aus  hrnu?)  und  ahd. 
isdliar,  ae.  tear;  das  idg.  dak^m  hatte  accent  Wechsel  in  der 
flexion.  Äehnlich  hat  das  got.  und  gemeingerm.  grundun  im 
an.  die  nebcnform  grunnr  =  meeresgrund  aus  grunptiz.  Ein 
hergehöriger  i-stamm  ist  got.  haürdi-  =  thür  (eigtl.  geflecht  «= 
lat.  crätes,  wz.  krt  altind.  =  flechten)  und  ahd.  hurd  (für  hurpiry 
Im  ac.  scheint  hgrd  Genes.  2095  vorzukommen: 

slppan  nie  (Abraham)  sc  hälga  (godj  of  hyrde  frean 
fader  mines       fyrn  aUedde 

wo  Grein  die  lautlichen  bedenken  Übersicht,  die  seine  erkläning 
vonhyrd  als  heord  macht;  hyrd  bedeutet  hier  thür  wie  im  got., 
mit  dem  es  in  der  media  haiirdi-  übereinkäme  gegen  die  ton- 
lose Spirans,  die  das  ahd.  hurd  voraussetzt;  ein  vorhistorisches 
kfti'  mit  accentwechsel  ist  vorauszusetzen. 

Ahd.  ädiira  adcr  =  a«:.  dära  ist  im  ae.  tedr,  ddre,  tSddre 
(Sievers  PBbeitr.  V,  520);  zu  gründe  liegt  eträ^,  iträn--  mit 
wc»chselndem  accent. 

Ahd.  ruova-nwha  Holtzmann  AdGr.  p.  303  numerus  setzt 
ein  idg.  rdpd  mit  accentwechsel  voraus;  hierher  gehört  wohl 
auch  ae,  ruf  in  Rui.  27 

swyli  call  fbmom  secgrof  wera 
wo  Grein  fragend  aber  wohl  verkehrt  secgrof  als  fortitudo  giebt. 

Ind.  cakrd:  gr.  xvxlo-  haben  im  germ.  doppelformen ; 
rakrti  ist  hwcuh)-  für  hwegwlo-^  an.  hj6l  =  ae.  htvcci  (cf.  an.  s^&t 
---  ae.  stcutot),  xi'x^o-  ist  hwehvlih,  ae.  hivcoliol,  hiveci,  an.  hvä; 
der    ansatz    (^inos   an.    hvH   ist    nach   einer    freundlichen  mit- 


Zur  altgermaTiischen  Sprachgeschichte.  101 

Iheilung  von  Dr.  HofTory  ohne  jede  berechtigung,  da  das  Stockh.- 
Honiil.  p.  4P®  die  länge  von  hvel  zu  erweisen  genüge^). 

Auf  an.  reyrr  tuniulus  {ey  wegen  ^er-umlauts) :  altnorw.  ros 
macht  Holtzmann  AdGr.  p.  123  aufmerksam;  räuso,  nmssd  sind 
die  urgerm.  Stammformen.  In  der  bedeutung  receptaculum 
hat  das  ae.  heapor  und  heador;  es  scheint  zu  hydan  =  ne.  to 
hide  zu  gehören;  ea  ist  wohl  germ.  au.  Falls  aber  hea-por, 
heordar  zu  trennen  ist,  hat  man  suffixwechsel  anzunehmen,  cf. 
ahd.  cwartar,  cortar  :  ae.  corpor  herde,  got.  sktüds  :  ahd. 
skuld.  —  Wegen  germ.  hlada-blapa  blatt  cf.  Möller  beitr.  7, 351. 

Got.  amlitida'  danksagung  zu  liupa^  lied?  cf.  p.  84. 

Auch  bei  adjectiven  finden  sich  doppelformen  nach  gS'vor 
fivd  im  ind.  Dem  ahd.  scelah  =  ae.  sceol  (für  sceolh)  in  sceoU 
Sged  scheeläugig  entspricht  im  an.  sJcjälgr,  was  auf  ein  vorgerm. 
skdko'  mit  accentwechsel  hinweist.  Ahd.  eivar  :  eihar  amarus 
hat  Holtzmann  AdGr.  p.  305  zugezogen;  ae.  äfor  stark,  bitter  ist 
doppeldeutig ;  dass  adj.  auf  ro-  gelegentlich  auch  die  Stamm- 
silbe betonen  dürfen,  zeigen  die  ssk.  dhtra  weise,  vij)ra  weise, 
grdlira  gierig  u.  s.  w.*). 

*)  Bei  dieser  gelegenheit  will  ich  auf  zwei  andre  nord,  Worte  auf- 
merksam machen,  deren  lautverhältnisse  nicht  immer  richtig  beurtheilt 
sind.  Dr.  HofTory  wies  mich  hin  auf  zwei  stellen  von  Soederbergs  Forn- 
gutnisk  Ljudlaera:  p.  11,  anm.  2  wird  gezeigt,  dass  an.  rugr,  nicht  rügr 
gilt;  fOr  das  ae.  sichert  die  von  Zupitza  anz.  f.  d.  a.  VI,  p.  30  belegte 
nominativform  ryge  kurzes  y.  —  p.  13,  anm.  3  von  Soederbergs  buch 
wird  gezeigt,  dass  an.  örr  (=  altind.  arus  wunde)  vielmehr  9rr  zu  schreiben, 
d.  h.  dass  e  der  germ.  vocal  der  würze!  ist. 

')  In  der  form  eines  excurses  theile  ich  mit,  was  ich  an  einzelnen 
fällen  von  ablaut  im  nomen  mir  gesammelt  habe;  vielleicht  ist  die  Samm- 
lung geeignet  in  der  zwischen  Schmidt  und  Brugman  bestehenden  düTerenz 
in  der  erklärung  von  fällen  wie  do/^og-dämas  einige  für  Brugman  günstige 
momente  abzugeben.  Ich  gebe  in  allen  zu  erwähnenden  fällen  nur  andeu- 
tungen.  Es  handelt  sich  um  entsprechungen  wie  ind.  sünuSt  got.  günua; 
ind.  vtraSj  got.  wair;  lat  cutis,  sAigerm,  hüdis  (haut,  ae.  hyd);  ahd.  toeüa, 
ksl.  vluna;  tSiitni,  got.  alina  (anz.  f.  d.  a.  VI,  200).  Derartige  differenzen 
bestehen  zwischen  dem  germ.  und  den  übrigen  idg.  dialecten  in  sehr 
vielen  fäUen.  Mir  kommt  es  darauf  an,  die  etwas  versteckter  Hegenden 
fälle  innerhalb  des  germ.  zu  sammeln.  Grerm.  nasö-noaö  nase  (ae.  nösu 
Sievers  PBbeitr.  1, 488).  Ae.  rador-rodor  (rador  nur  in  der  Elene?),  as.  rador. 
Ae.  scolu-scealu  schaar.  Altnord,  prötttr  rand  aus  pramuz  —  ahd.  drum 
säum  aus  prumus,  Gemeingerm,  bredo-n  neutr.  brett  (ae.  bred,  ahd.  bret) 
—  bordo-n  neutr.  brett  (goL  baürd,  an.  borß,  ae.  bord  u.  s.  w.).  Got. 
winja  f.  weide,  futter,  altnord.  vin  —  ahd.  tounnia  weide;  ae.  gefea  freude 


102  F.  Kluge. 

Nachträgliches. 

1.  Ich  hätte  |).  75  nicht  unerwähnt  lassen  sollen,  dass 
schon  Rieger  bei  Zacher  III,  38G  die  Beowulfcomposita  fdgtfe- 
täwe  und  (jüpifctäwc  bespricht  und  das  letzte  glied  der  Zusammen- 
setzung getatce  (so  setzt  er  an)  als  identisch  mit  geahoe  auffasst; 
gcatice  soll  eine  »transpositionc  von  getatce  sein,  »wofür  sich 
innerhalb  des  deutschen  parallelen  finden  lassen  wordene  Zo 
einer  lautlichen  begründung  der  identität  von  geaiwe  und  getäwe 
habe  ich  nirgends  ausätze  gefunden. 

2.  Zu  den  bemerkungen  p.  82  f.  über  den  altgerm.  com- 
positionsaccent  fuge  ich  eine  neue  bestätigung  aus  dem  nord. 
und  engl.  Altnord,  fimhul-  mighty,  great  findet  sich  nur  in 
einigen  wenigen  (6)  compositis  wie  fimbtiUtyr  the  mighty  god, 
fiwbul^etr  riesenwinter  (unmittelbar  vor  dem  weltende).  Dafür 
erscheint  einmal  —  Völuspä  51  —  Pfl-  in  fiflmegir  pl.  monster 
men,  fiends.  Von  hier  aus  ergiebt  sich  eine  lautliche  dcutung 
des  bisher  noch  nicht  genügend  erklärten  fimbul-j   das  bereits 


aus  gafdha-  —  ahd.  gifeho  freude.  Mlid.  baat-buost  hast.  Ahd.  waUwuöl 
strages.  Ahd.  balco,  as.  bako  •—  an.  bjalki,  dän.  bjäUee  balken.  As.  s&mo 
lectus  —-  ae.  scaltna.  Got.  malma  —  ahd.  as.  milm.  An.  dkhr  —  ahd.  Um. 
Ahd.  stirz,  ae.  aieari  —  ahd.  siarz,  Ahd.  analnUi-analüH  (Notk.  tmäHmte) 
aniliüc  Ahd.  scüvala  —  ae.  scofl  (5  =  ii)  sdiaufel.  Ahd.  ^'M  —  an^g^ß; 
uhä.  chivar  ^  Sie,  ceafor:  ae.ceor/,  kerl  —•  an.ürcrW,  ahd.  cAoroI;  ae.cecjjfC~ 
mhd.  kivel:  diese  vier  fälle  deutet  Möller  zs.  24,  461  wohl  mit  unredit 
anders.  hlüdO'  laut  —  IlliSbdovng,  Hlotahari  Lothar  aus  Hlüdo-j  BVkpO'^ 
xlffro-,  Ahd.  scinco  schinken  —  ae.  aceoncGf  seeanca,  ne.  shank —  ndd. 
strassburg.  achunke,  Ahd.  räwa-mowa.  Ae.  weoa,  mhd.  wUea  mos  —  ahd. 
mhd.  moa.  An.  dia  —  ae.  idea  für  idta  (also  nord.  mit  abfall  des  e  wie 
ssk.  amda-i^/uir),  Ahd.  kreta-hrota  kröte.  Ahd.  brarUbrori,  ae.  hrtordrbrard 
rand  aus  bratdo-  :  brozdo^.  Dunkel  sind  ae.  gowMn^  ahd.  gwomo  —  ahd. 
goumo  gaumen ;  hd.  ratfm-rdm  —  an.  rjömi  rahm ;  ae.  heap,  ahd.  häuf —  an. 
höpr;  got.  scnüa  —  ahd.  aä/;  mhd.  s/foum-s/rinn.  —  Hierher  gehören  audi 
einige  adjectiva,  cf.  z.  b.  ssk.  gohhxrd-gcmMSifd  tief,  geva-^vd  hold,  heil- 
hringend  u.  s.  w.  ahd.  raak-roak  =  alacer,  mhd.  raach-roach  bu  rado 
schnell,  also  fQr  ratako-  (cf.  an.  harakr  zu  ae.  hradüce  und  löakr  schlaff 
für  ladahh  zu  lass  lässig);  an.  vanr  ^  ahd.  giwon  (aber  asUtDenüw). 
Got.  dwaU  —  ae.  dol^  ahd.  toi  (ablaut  wa-u).  Got.  hardus  —  «^af^. 
raudO' :  reudO'  (an.  rjöpr,  ae.  reod)  roth.  An.  mjükr  —  ^oi.  müka?  wt&ka9 
— -  Got.  tioeihnai  —  ahd.  zioene  (=  itoaihnai);  got.  -wairfia  —  ae.  «ocord!, 
ahd.  wart  und  wert.  Got  galufa-galaufa  kostbar,  ahd.  gilob,  GoL  6aifr« : 
bitter  =  germ.  haidro-heiter  :  ssk.  citrd  Möller  engl.  stud.  III,  157.  An. 
bljügr  schwach  —  ahd.  blügo  adv.  =  zaghaft. 


Zur  altgermanischen  Sprachgeschichte.  103 

Jac.  Grimm  und  Holtzmann  fragend  an  ae.  fvfd'  anknüpften. 
Ar],  fifl  als  simplex  hat  die  bedeutung  narr,  thor  angenommen, 
zu  gründe  liegt  die  bedeutung  riese,  ungeheuer,  was  man  längst 
allgemein  aus  ae.  fifd  ungeheuer  —  nicht  speciell  seeunge- 
heuer —  geschlossen  hat ;  vgl.  auch  nord.  JywrB  a  glant,  a  dull 
fellow.  Daher  ergiebt  sich  für  die  bedeutung  von  fimbtd^^  dass 
es  unserm  riesen  (=  riesenhaft)  in  der  Zusammensetzung  ent- 
spricht —  eine  weitere  analogie  wäre  das  altgerm.  ragin  (an. 
regin,  as.  regin),  als  erstes  compositionsglied  =  ungeheuerlich, 
riesig,  gegen  an.  regin  pl.  götter.  Für  die  lautgeschichte  ist 
werthvoli,  dass  im  uncomponierten  worte  die  betonung  fimflo- 
galt,  während  im  componierten  Substantiv  eine  vom  simplex 
abweichende  betonung  galt  nach  ausweis  von  an.  fimbul  «=> 
germ.  fimblo-.  Für  das  einmalige  fifl-  der  Völuspä  könnte 
man  die  ae.  composita  wie  fifd-stream,  pfd-w&g  zuziehen  und 
annehmen,  dass  einige  urgerm.  composita  das  erste  glied  wie 
im  simplex  betonten;  vielleicht  ist  aber  fifl-,  fifdr  hier  nichts 
als  die  in  das  compositum  gedrungene  form  des  simplex.  Zu- 
letzt verdient  erwägung,  ob  die  beiden  angeführten  ae.  com- 
posita wirklich  die  bedeutung  »flut,  woge  der  seeungeheuer« 
haben  oder  ob  sie  nicht  vielmehr  des  an.  fimbtü-  wegen  mit 
riesenflut,  d.  h.  riesenhafte  flut,  also  unmittelbar  mit  oceanus 
wiederzugeben  sind;  ich  halte  letzteres  für  das  richtige:  Ficks 
germ.  i^femfla  m.  n.  seekalb,  tölpeU  III,  185  ist  jedenfalls  mehr 
als  problematisch. 

Strassburg,  25.  October  1880. 

F.  Kluge. 


Präkrtische  miscellen. 

8.  viddavia  ciddavia. 

Wir  lesen  Päiyalacchl  ed.  Bühler  vs.  188,  und  daher  auch 
im  index,  dddaviya  =  vindsiyaya  »destroyed«.  Beide  codd. 
haben  vi%  aber  der  herausgeber  (s.  einleitung  p.  17)  ist  — 
mit  gutem  gründe,  wie  es  zunächst  scheint  —  diesmal  von  den 
mss.  abgewichen,  weil  dddaviya  die  Schreibung  von  Henu's 


104  ^'  ^'<'^^'^clllIlilit. 

De<,-f(;aljclasaiiigrulia  ist,  in  dem  wegen  rmikm*  alphabetischen 
anorcinung  die  sonst  so  häufige  Verwechslung  von  v  mit  c  un- 
möglich schien. 

Im  Setu  (s.  index  s.  v.  dru)  findet  sich  das  wort  viermal: 
4,  60  heisst  es,  dass  Vibhfshanas  gutes  urtheil  von  seinen 
genossen,  den  Rakshasas,  uiclit  verdorben  (aviddaviafn)^) 
worden  sei,  so  wenig  wie  das  amrta  im  mecre  durch  die  gifl- 
schlangen;  8,  104,  dass  das  aflfenheer  das  meer  mit  unver- 
sehrter kraft  (amldavia  ^  i  -  vikhamam)  überschritten  habe; 
15,7,  dass  die  äffen  unter  Ravana'sangrifif einen  schwanken- 
den tritt  (viddiivia^)-pac)  angenommen  liallen;  15,  71,  dass 
selbst  durch  den  Ravaiia*s  stirn  durchbohrenden  pfeil  ihr 
zorniges  runzeln  nicht  vertrieben  (viddaviä)*)  worden  sei.  — 
Mit  ausnähme  vielleicht  der  dritten  stelle  —  wo  das  wort, 
ganz  wie  vidnäa  vidravifa,  einfach  »fliehende  heissen  mag  — 
fallt,  wie  man  sieht,  die  bedeutung  von  viddavia  überall  in  die 
kalegorie  von  vinä^iia  und  wird  daher  auch  von  den  scholl 
theils  mit  diesem  worte,  theils  mit  nahezu  synonymen  para- 
phrasiert;  ganz  dasselbe  gilt  von  Hdla  88  (»vertriebene).  — 
Nach  der,  vielleicht*)  richtigen,  etymologie  der  scholl.  —  die 
vidriUa  vidravita  vidrävita  übersetzen  —  kommt  viddavia  von 
mdru:  der  anlaut  v  steht  also  nicht  nur  durch  den  consensos 
codicum  (auch  der  bengalischen  und  telingischen,  in  denen  v 
und  c  nicht  verwechselt  werden  können),  sondern  auch  durch 
die  traditionelle  etymologie  fest. 

Schwerlich  wird,  um  dem  gegenüber  Hem/s  credit  auf- 
recht zu  halten,  einer  den  muth  haben  viddavia  und  ciddavia 
für  zwei  verschiedene  und  gleich  richtige  Wörter  zu  erklären. 

*)  na  vipldvitam^  na  vuiä^tam.  Scholl. 

')  akhamlüa,  anupahatüf  Scholl. 

')  visatnshthula,  skhalita^  Scholl. 

*)  txjdjifd,  R. 

^)  Möglich  ist  es  nuiiilicli  auch,  dass  viddavia,  mit  der  vor  dem  caus.- 
charaktor  paya  schon  im  Saipskyt  erschcinendon  und  im  Prakrt  ganz  ge- 
wöhnlichen kürzung  des  d,  von  vidddi  kommt,  das  die  Scholl,  auf  drä  »kuUäe 
gamane€  (cf.  Dhp.  ^2-1,40)  zurückfühi-en  und  daher  mit  kutsito  bhavaii  xmd 
vipadyatc  erkhiren,  und  tur  das  sich  aus  Setu  -i.  29.  32  mit  evidenz  die 
hedcutung  »zu  schänden  werden,  versagen«  ergiht.  —  Wie  leicht  die,  ur- 
sprfinghch  so  difTerenlen,  hedeutnngen  von  vidrii  und  vidrä  ineinander 
fihergelien  können,  ersielit  man  aus  der  erstaunhchen  etymologie  Heiii.*8 
(I,  107)  vidddo  =  vidrutaU! 


Präkrtische  miscellen.  105 

Wir  sehen  vielmehr  hier  —  aufs  neue,  kann  ich  im  sinne  der 
kenner  dieses  grammatikers  sagen  — ,  dass  Hem.,  obgleich  er 
als  Jaina  ohne  zweifei  eine  gehörige  praxis  des  Präkrt  besessen 
haben  muss,  nicht  im  stände  war  aus  der  lebendigen  kenntniss 
der  spräche  zufälligen  mangeln  seiner  mss.  nachzuhelfen,  son- 
dern gelegentlich  ganz  gemeine  schreib-  und  lesefehler  für  bare 
münze  nahm.  So  kommt  es  z.  b.  auch,  dass  er  für  den 
Wechsel  zwischen  cea  :  ccea,  da  :  ccia  —  den  er  fälschlich  für 
einen  willkürlichen  ansah  —  II,  99  als  belege  so  da  und  tarn 
ccea  anführt,  was  doch  nichts  als  schlechte  Schreibungen  statt 
so  ccia  und  tarn  cea  sind !  Cf.  Prdkrtica  p.  24  f. 


9.  nakkhat. 

Präkrtica  p.  7  und  9  habe  ich  gezeigt ,  dass  das  im  Dhätu- 
pdtha  überlieferte  verbum  nakhayati  »vemichtenc  —  wie  so 
viele  verba  dieser  Verzeichnisse  —  samskrtisiertes  Präkrt  ist, 
nämlich  das  denominativ  xon'^ndkTclia  {A\xvQ\i*n(h)akka)=na^hta. 
Diese  aufstellung  hat  seitdem  zwei  schlagende  bestätigungen 
gefunden.  Zunächst  ist  ihr  fundament,  der  von  Paul  Gold- 
schmidt entdeckte  Übergang  von  sM  (durch  kht)  in  Mä,  den 
ich  bereits  damals  durch  das  sichere  beispiel  adakkhu  = 
adafthu  =  adrshtvä  erhärtet  hatte,  inzwischen  (oben  25,  439) 
auch  von  Jacobi  durch  das  ebenso  unzweifelhafte  dkkhai  = 
tishthati  weiter  befestigt  worden.  Zweitens  hat  Hoernle  ^)  die 
früher  hypothetische  mittelform  nukkJia  nunmehr  in  hindi 
nakkhai  »vemichtenc  bei  Cand  wirklich  nachgewiesen. 

Demselben  inhaltreichen  aufsatz  verdanke  ich  das  hindi 
verbum  krakkhai  —  oder  nach  dem  reim  zu  schliessen  kri- 
kkhai  —  »ziehenc.  Da  im  Hindi  bekanntlich  ra  ri  eine  sehr 
übliche  Schreibung  für  den  r-vocal  ist^)  (cf.  krami  kritni  = 
krmi  u.  dgl.),  der  im  Präkrt  a  etc.  wird,  so  ist  krakkhai 
kfi^  der  treue  reflex  von  präkrt  kakkhat  =  *kr$htati.  Sub- 
stituieren   wir  für   die   gewöhnliche  präkrtform    kaddhm   ihre 

1)  A  Gollection  of  Hindi  Roots,  J.  A.  S.  Beng.  49  (1880),  p.  35.  39. 

')  Diese  tbatsache  scheint  Hoernle,  ein  so  guter  kenner  der  modernen 
sprachen  er  ist,  übersehen  zu  haben,  da  er  aus  krakkhai  sofort  auf  krakshyati 
und  sogar  auf  ein  apabhr.  krakkhai  zuruckschliesst.  Durch  sie  fällt  aber 
das  einzige  handfeste  argument  für  diese  auffassung  von  krakkhai  dahin. 


mit  siclHM'liril  crschlüssrnff  vorslulV*  *katthnt,  so  verhalten  sich: 
H'rshtnti  :  Hafthm  :  kakkhai  --  tishtlmti  :  rittha'i  :  cikkhai,  = 
fidrs/ttva  :  üdfiUhu  :  adakkliu,  =  w^iW«/«  ;  inittha  :  ihakkha.  = 
Inshta  :lnftha  ^):Iakk}m'^).  —  Nebenbei  bemerkt,  erschcinl  vielleicht 
maiiciioin  durch  diese  analogicn  die  »ganz  verfehlte,  kühne  und 
falsche«'^)  ctymologie  »////aA-A'/ki/  »begehrenc  (ahhilaskaii  übss.) 
aus  *nhhiUuihUiti  genügend  fundiert,  um  nicht  durch  ein  blosses 
au>rufnng$/eichen  umgeworfen  zu  werden. 

Hoernlc  selbst,  wie  ich  nicht  verschweigen  darf,  erklärt 
dii'  von  ihm  ans  licht  gezogenen  formen  ganz  anders,  nämlich 
an^  naiikiihijati  und  krak^hyaii,  also  als  fälle  des  »change  of 
len>e'<  und  als  jiarallelen  zu  dekkhai,  das  er  mit  Childcrs-Pischel 
--  ilraks/it/afi  setzt.  Wer  die  obige  auseinandersetzung  billigt 
mul  mit  Paul  Goldschmidt  und  mir  dekkhai  von  *drshtaii  ab- 
K'itot,  muss  natürlich  diesen  versuch  a  limine  abweisen;  aber 
ich  fürchte,  dass  er  selbst  bei  denen  kein  glück  machen  wird, 
die  in  bezug  auf  dekkhai  der  futur-hypothese  anhängen.  Für 
dieses  vorbum  empflehlt  sie  sich  durch  mehrere  sehr  scheinbare 
gründe:  durch  die,  in  der  bedeutung  des  verbums  begründete, 
haullpkoit  des  futurs  drakshyaii,  durch  die  verführerische  ana- 
logio  von  pali  dakkhati,  welches  in  der  that  präsens  und  futur 
rugloioh  istf  endlich  durch  die  Wahrscheinlichkeit,  dass  die  eines 
alten  prasons  entbehrende  wz.  dart;  zu  seiner  bildung  einen 
excoplionoUen  weg  einschlage.  Nichts  hiervon  trifft  bei  jenen 
vovbon    7X\\    wie    ungeläuflg  sind   die    formen    krakshyati  und 


M  S.  iii()ic(^  7\\  Kaipas..  I'aiyal.  etc. 

M  S.  iiuicx  7\\  Selu.  Prakrtica  p.  9. 

*)  S.  PimMioI.  tJg.V.  K*^\  :ur>.  —  Nach  ihm  wäre  ahilakkhät  vielmehr 
--  .1."  ?>*M)l.<^,i.t.)'ft.  woli'hos  vorhum  aher  (s.  PW.)  die  gänzlich  abliegenden 
!vi1t",;i'.;nfrn  »oihliokon*  (.so  nitMstonsiK  »hozeiclinen«.  »berichten«  hat 
Pisr!',«*-  tivilirli  mriiit  MiVsc  boilciitunjjsilifferonz  »spielend  vermittelnc  ni 
ki^mii^i.  iMilnm  IT.  srhoinbar  auf  die  Autorität  des  PW..  dem  samskft 
\TtlMnii  dio  l>edeu(ung  *soiii  au|;onmerk  auf  etwas  richten«  im  sinne  von 
»ptwas  wüu**^h»M'.«  j.i^oliivjM.  Hatte  er  sich  die  einzige  stelle,  wo  das  PW. 
;fvr  •.■',lvr«<»ts'ur|?  ^ibt .  angosrhrn  ^cino  glossi^  Säyana's  nämlich:  abkisa" 
n/i-H^  ■■-  nr  hfhil  fhfi'i  piii*f\  ♦ointrtMeu  ru  einem  opfer  heisst  ein- 
i^-M^r:  'TA  liinMiik  auf  oin  op!W*V  so  wilrde  er  erkannt  haben,  dass  sie 
r.7<V,i  .Vi»  ipuv  rüi<»\  handhabe  (\\y  jene  unnu'V liehe  Vermittlung  bietet. 
W  V  VJiMin  wohl  die  sohoU.  nne  >o  ;hand^ reifliche  et\molO|pie  verfehlen 
i.Vv.^"..    w5iv   «ie   riohi    dunMi    die    iH^hMilungsdiiTeren»   absolut 


Präkj  tische  miscellen.  107 

iiankshyaii,  und  für  letzteres  muss  Hoernle,  ausser  dem  vertust 
der  futuren,  aucti  nocli  Zuwachs  der  causalen  Function  an- 
nelimen. 

Mit  recht  nimmt  bei  dieser  gelegenheit  Hoernle  die  schon 
1872  von  Beamcs  ausgesprochene  ansieht  wieder  auf,  dass  der 
vocal  in  dekJcha  aus  dem  einfluss  von  pekkha  (peccha)  erklärt 
werden  muss.  In  der  that,  zu  welcher  der  aufgestellten  er- 
klärungen  von  dekkhaz  man  sich  auch  bekenne,  und  obgleich 
bei  allen  dreien  die  entwicklung  des  e  aus  r  resp.  a  allenfalls 
hingenommen  werden  kann,  das  verhältniss  von  dekkhdi  zu 
seinem  causativ  dakkhuvat  ist  so  auffallend,  dass  man  noth- 
wendig  für  die  entstehung  des  e  nach  einem  speciellen 
gründe  suchen  muss.  Nun  kann  drshta  lautgesetzlich  so  gut 
dakhha  als  dikkha  werden  (cf,  dhattha  und  dhittha  =  dhfshfa  etc.): 
von  ersterem  ist  dakkhavat  das  reguläre  causativ,  während 
dikkha'i  und  dekkhai  rein  orthographische  Varianten  sind,  die 
sich  für  das  Sprachgefühl  zu  einander  verhalten  m^pikkhm 
und  pekkhai. 

10.  acchijja'i. 

Wenige  Wörter  haben  mir  bei  der  bearbeitung  des  Selu 
soviel  kopfbrechens  gemacht  wie  das  passiv  acchijjat  14,  7: 
»Fortwährend  liegt  der  pfeil  des  Raghuherrn  auf  der  sehne, 
und  fortwährend  ist  sein  bogen  gekrümmt,  acchijjat  a  sarähach 
sal^palhaUhant<i-r<xkkhasa'Sirehi  maJii,  >und  mit  den  von  pfeilen 
getroffen  fortwährend  fliegenden  Räkshasaköpfen  bedeckt  sich 
der  boden.«  —  Da  einerseits  die  bedeutung  »wird  bedeckt« 
durch  den  klaren  Zusammenhang  und  die  einstimmige  tradition 
feststand,  anderseits  keine  der  zwei  möglichen  analysen  (ä-chijjat, 
acch'ijjai)  diese  bedeutung  ergab,  beschränkte  ich  mich  im 
index  darauf,  der  form  einfach  die  ermittelte  bedeutung  beizu- 
fügen, aber  keine  etymologie ;  vielmehr  markierte  ich  das  verbum 
acchat,  unter  das  ich  sie  noth wendig  einordnen  musste,  durch 
ein  ?  als  unbekannt  und  zweifelhaft. 

Zu  dieser  .vorsieht  habe  ich  allen  grund  mir  glück  zu 
wünschen,  seitdem  ich  den  wahren  Sachverhalt  erkannt  habe.  — 
Wie  nämlich  die  übs.  astiryate^)  zeigt,   war  die  echte  lesart 


^)  So,  ausser  KS,  auch  Kulanätha  (Ku.),  dessen  überaus  seltenen  com- 
mentar  zum  Setu  Dr.  R.  Mitra  neuerdings  entdeckt  (Proceedings  A.  S.  Beng. 


ms  S.  GoMächmidt. 

ftiihijin'i,  was  Ijokanntlich  in  alioii  iJevaiu'ig.  ni.ss.  von  aochi* 
iiiclit  zu  uiiiLM-.sc'hüidün  i.sl  *).  .So  all  iiiul  so  i*cci|»icrt  ist  aber 
in  ilicst'ni  falle  der  lesefehlcr  //■//  für  ffh,  dass  einerseits  die 
zwei  reccnsioiicn  U  und  C  darin  iibereinslimmen,  anderseits 
schon  die  übs.  der  einen  chayä  acchulyatv  nur  ein  misslungener 
versuch  ist,  zwischen  der  entstellten  form  und  dem  feststehenden 
sinn  nach  inöglichkeit  zu  vermitteln.  —  Diese  stelle  ist  also  Setii 
oinloihmg  p.  X  bei  den  gemeinsamen  Verderbnissen  von  RC 
hinzuzufügen,  acch  im  index  zu  streichen,  und  dafür  atthyjcA 
s.  V.  star  zu  stellen. 

Ich  darf  nicht  verschweigen,  dass  Pischel,  GgA.  1880  331, 
die  mir  so  lange  unbesiegbare  Schwierigkeit  auf  den  ersten 
blick,  und  noch  weit  einfacher,  zu  lösen  vermocht  hat.  Er 
erkannte  sofort  in  acchijjai  das  passiv  von  acchai  >sitzenc ;  hin- 


Jitly  l.v^))  Ulli]  inii  der  (^rOsstcii  bcreitwilligkeit  mir  verschafTl  hat.  — 
Piesos  i<t  niirijroiis  keine  n:anz  neue  quelle,  ila  Ku.  die  von  der  S  über- 
sol/to  rortMi>ion  mumicntiert  hat. 

*)  Per  ronfusion  von  cch  und  Wi  verdanken  fast  in  jeder  ausgäbe 
i'inos  Pkrttoxlos  ein  paar  imaginäre  formen  ihren  Ursprung.  So  z.  b.  lies 
r.»iyal.  ü:X\  ntViUf'hmn  für  "itham,  cf.  Setu  12,  67,  Hem.  II,  21;  daselbst 78 
Iio<  t'nr  ftulUucvhatfnm  mit  A  ^tthayam  =  HaUlävastrteun,  also  nicht  »sport- 
iu^  in  iho  wntor«.  sondern  »von  wasser  betleckt«,  denn  dieses  ist,  wie 
7;)lilr«Mii)«*  stolliMi  des  Setu  zeigen  (s.  index  s.  v.  pabbäia),  die  bedeutung 
\on  p<irr«i^4/.  rf.  auch  Hern.  I\\  21.  4-1.  —  Kalak.  (ed.  Jacobi  ZDMG.  34, 
417  IT.)  vs.  U'»  leM'n  wir  htirti'vU'.-ucchahia-vaccha'yalo  »die  brüst  be- 
di't'kt  mit  |>orlonsrhnuron« .  und  MCc/inVf/a  wird  im  index  erklärt  mit  uccha- 
•!i.'(i.  UMS  \^oh1  iMu  Yorsohon  für  ucchtidita  ist.  Des  sinnes  halber  mQsste 
iiundo>^(rn«  ijriu\-htuiit*i  ühorsot/t  werden,  aber  auch  diese  erkläning  be- 
frirtii;;t  durchaus  nii*ht.  «la  chilia  aus  chidita  nnl>ekannt  ist.  Nun  könnte 
lu.m  sioh  fiviluh  auf  \\\o  in  <lon  commentar  zu  Hem.  II,  17  so  sonderbar 
hinoitt^f^i'hrioitt  uoti;  borufon.  dass  für  tfkua  {sihajfita)  manchmal  ekata 
>W\w  w.\ro  o*i  nur  nirht  ;i1I.-u  wahrsobetnlich.  dass  diese  notiz  selbst 
Awi  ;rtw  i-v^rf;;H;o]i  rwisibon  dh  und  tth  l>eruht.  Berücksichtigen  wir 
iMin.  i^«s^  t'ii^ui  \inii  otiHtiM  ^ranr  ^rleidibedeutend  sind  und  dass  R  im 
S't'.i  r^.'Vii.}  si^.^r  u.rbrLirli  mit  riiMsf.rfii  übersetzt,  also  als  Weiterbildung 
^on  W.-Vm  An«-.rb'  (<.  indo\  s  v.  sihno,  uote  ri  zu  4.  3S  übers.K  und  ver- 
^b^-b«-:A  WM  tVn'i^;  vvr  oh\^c\\  stoUo  dos  Kalak.  die  ganz  ähnliche  Kaipas. 
lA   \'fV'^Vu;i  i'U'  i\u\h.-     *io    bleibt  kaum  oin  /weifel.   dass  auch    oben 

■ 

«i»?rvv<>.?  '.;r  ;,%s4*v.  \<.  -  \V;r  stüvk  die  mss.  dos  Hom.  zwischen  ecM  und  tth 
^sVw.ivV."-.  ':o^»:1  .bo  \l.  Ivi  ri*ii'bol:  moistons  bat  der  horausgeber  im  text 
,'ji«  •. :«i-v^i,i  ^v*<v;Vop.  ro».j\  oin;obTo  iVh^riiTo  ^l'f.  i.  b.  FYäkrtica  p.  1  ni 
Iv'*  U.  i'i'  -.'v.  5w.'lor.  tt-.o^l  lvji\btij:l :  wor.n  .»Ivr  IV.  17-4  seine  lesart 
v-^fii.'     tvVi  i^'i        wrt*  w\\  flautv      ,  muv«  natCniich  auch  lY.  3äß  mit 


Pnikrtische  miscellen.  109 

sichtlich   des   bedeutungsübcrgangs  >wird   gesessen«   zu    »wird 
bedeckt«  findet  er  bloss,  dass  derselbe  >von  interesse«  ist. 


11.  attai. 

•  • 

Aus  Hem.  IV,  230  lernen  wir  den  äkrtigana  gakadi  kennen, 
solche  wurzeln  enthaltend,  die  im  Pkrt  den  auslautenden  con- 
sonanten  verdoppeln.  Die  mehrzahl  derselben  bietet  kein  be- 
sonderes interesse:  die  Verdopplung  entspringt  einfach  aus  der 
assimilation  des  consonanti!fechen  präsenscharakters  (meistens  y, 
in  sakka'i  vielleicht  w),  des  suffixes  des  ppp.  (laggai  von  lagga), 
oder  ist  ersatz  für  die  nasalierung  (maggat^)  =  mangate);  für 
einige  (sdkkai,  naitat)  bieten  sich  mehrere  gleich  mögliche  er- 
klärungen  *).  —  Zwei  der  aufgeführten  verba  aber,  paloUai  und 
pariattai,  fallen  zunächst  dadurch  auf,  dass  Hem.  sie  nur  in 
der  composition  mit  präpositionen  kennt :  ein  simplex  lottat  oder 
aftai(=  atati)  gab  es  also  nicht.  DapaloUai  uns  hier  nicht 
speciell  angeht,  begnüge  ich  mich  hinsichtlich  dieses  verbums 
zu  constatieren,  dass  es  in  der  literatur  häufig,  und  zwar  bis  jetzt 
ausschliesslich  in  dieser  Zusammensetzung,  vorkommt,  dass  der 
präsensstamm  mit  dem  ppp.  gleichlautend,  also  ein  denominativ 
desselben  ist,  endlich  dass,  nach  der  mannigfaltigkeit  seiner 
bedeutungen  zu  schliessen  (»vorquellen,  herumgewirbelt  werden, 
umherliegen,  zurückkehren«,  s.  note  6  zu  Setu  5,  46  übers.), 
mehrere  verben  darin  zusammengeflossen  sind. 

Ich  wende  mich  zu  pariattai,  Dass  es  hierzu  kein  simplex 
attai  gibt,  sahen  wir  eben;  atati  musste  vielmehr  im  Pkrt  ada? 
lauten,  was  zum  überfluss  Hem.  I,  195  direct  bezeugt,  indem 
er  atai  als  unregelmässige  Schreibung  für  a4(^^  überliefert. 
Nach  Hem.  scheinen  also  simplex  und  compositum  verschiedenen 
conjugationen  zu  folgen,  was  bekanntlich  auch  für  manche 
andern  verba,  z.  b.  für  rudhy  vesht  etc.,  gelehrt  wird;  hieran 
also  wäre  kein  anstoss  zu  nehmen.  —  Um  so  grössern  aber 
nehme  ich  an  der  seltsamen  phonetischen  behandlung  von  pary 
vor  o.    Nur  aus  dem  Jainapkrt  —  wo  bekanntlich  viprakarsha 


*)  Wenn  Hem.'s  ableilung  dieses  verbums  von  wz.  mag  überhaupt 
richtig  ist. 

*)  $iückai  =  qahioti,  oder  =  gakyati,  oder  von  sakka;  natta'i  =  *fiariatfy 
oder  von  nafta. 


1 10  S.  Goldichmidt 

statt  «issiiiiilalioii  viel  häutiger  ist  n\?  im  ciassisehen ,  s.  Jacobi 
oben  t23,  594  —  sind  ein  paar  beispielo^)  dafür  bekannt,  dasB 
IHU'i/'  nach  der  analogie  von  lleni.  11,  107  zu  pariy-  statt  Pßjj' 
wird.  Nichts  derart  kommt  in  der  classischen  spräche  vor; 
ilie  grammatikcr  beschränken  diesen  vifirakarsha  ausdrücklich 
auf  die  mit  rya  auslautenden  Wörter  (wie  caurtfa  etc.),  UDd 
gegenüber  den  zahlreichen  beispielen  von  assiniilation  wie 
IHijjatta,  iKijjanta,  xHijjavas(i\m^  pojjäa,  ixijjai'da,  pajjuväsaya  etc. 
(und  anderseits  wie  pallahka,  ])allcUtha,  jhiIIihm)  ist  kein  zweifei, 
ilai^s  skrt  jiaryaU  in  der  Mähär.  pajjaU  (oder  allenfalls  paUat-) 
lauten  musste  '^).  Der  hiatus  in  parirattai  ist  das  deutlichste 
zeugniss  für  einen  geschwundenen  consonanten,  und  darum 
gibt  es  dazu  kein  simplex  attdi:  Ilem/s  etymologie  ist  also 
falsch.  —  Die  richtige  liegt  nahe  genug:  pariatfai  ist  =  pari- 
vartaie;  die  sonne  heisst  Kaipas.  39  Meru-giri-pariaftaya  = 
IHirivurtaka  *)  >den  Meruberg  umwandelnd«,  und  in  Bhagav.  II 
p.  iijl  samsdra-kanturam  uniipanyattdi  >er  durchstreift  die 
wildniss  des  sawjsära«  haben  wir  nicht  mit  Weber  (p.  270^*) 
yat  oder  at  zu  suchen,  sondern  einfach  anuparivartate.  —  Das 
verbum  atfa'i  »umherschweifen«  sind  wir  nun,  denke  ich, 
gründlich  los. 

Dagegen  habe  ich  im  Setu- index  ein  verbum  atfat  »ver- 
Irocknon*),  .schwinden«  nachgewiesen*);  beiläufig  bemerkt,  wird 
dasselbe  von  K  zweimal  mit  {-^iishyati  und  kvathati  erklärt:  es 
ist  also  nach  der  ansieht  der  tradition  identisch  mit  dem  von 
lleni.  l\\  119  überlieferten  attai  »sieden«,  und  in  der  tliat  ist 
die  bodeulun^^sent Wickelung  »sieden  (intrans.),  durch  hitze  ver- 
gehen, schwinden«  durchaus  glaublich®). 

'^  l%tnyaHUu$umyi'uiiyiu,panythja.panyavaJJa'i^  s.  iiidices  zu  E.  Mflller 
JliUnrt|>k't.  J;uvM  Ka1i>;is. 

*)  Niilurlirli  win!  »luroh  ilios*«»  orwil^iin);  auch  die  Pkrtica  p.  14  von 
mir  «otbsl  ^i;<^b«?no  .iMoitunir  von  parMthi  aus  pari  t  <^^o  erschüttert. 
OaiuaN  9\^oifo)to  ich  oIhmi  nooli  nicht  an  Heni/s  erkhlrung  von  pariatiaa. 

M  S«  richtig;  Jacohi  im  tmlcx. 

*^  «ifffi  *(rookon«  hat  so);.ir  oingunir  hi  ilio  Modini  i^ofunden,  s.  PW. 

M  \^xkynh,  kshf{^*itf  Scholl.  Lot.rtorc<  i::t  die  c\Mistante  Obers.  Ku/s; 
l»^Mdmvh  i«!  der  lotyto  res!  dt^^  5h^Iu  \\  Itt  -i  ausgesprochenen  zweifeis 
hr«rili|:<.  ol«  Ihm  K  t:^  :W  in  dt«m  outstoUton  pratika  adiUumti  =  kMjfomie 
x\nVhrh  iifM^ff  <tivkt. 

*^  Vt:l  9  h.  A-tMfA>i*<iM.iNiiA  *\««r»ohiion  hcrzons:«  Har?hac.  142,  14w 
-    |Mtilhn(;k  u.Mtoih    l*\%ik 


Präkrtische  misceilen.  111 

Setu  13,  32  lesen  wir*)  in  einer  lebhaften  Schilderung  der 
wechselnden  Chancen  einer  schlacht :  »Bald  nicht  stand  haltend, 
theilwelse  geschlagen,  zurückgedrängt  und  entmuthigt,  bald 
wieder  den  feind  durchbrechend  und  verjagend  —  so  attanti 
die  beere«,  üeber  den  sinn  von  attanti,  der  sich  aus  dem 
Zusammenhang  durchaus  nicht  ergibt,  bestand,  wie  man  aus 
meiner  note  ad  loc.  sieht,  keine  feste  tradition:  atyate  balam 
der  S  ist  nichts  als  eine  mechanische  transcription  ins  Skrt 
unter  verzieht  auf  jede  erklärung;  R's  ävartante^)  ist  ein  ver- 
zweifelter versuch,  attanti  als  Verstümmlung  von  äattanti  auf- 
zufassen; E's  hshiyante  endlich  »so  reiben  sich  die  beere  auf« 
ist  zwar  eine  durchaus  wissenschaftliche,  und  wie  ich  glaube 
die  richtige,  erklärung,  —  da  aber  die  andern  nichts  von  ihr 
wissen,  kann  auch  sie  nur  für  den  guten  einfall  eines  einzelnen 
scholiasten  gelten  und  hat  nicht  das  gewicht  einer  alten  tra- 
dition. —  Gewissenhafter  weise  musste  ich  daher  im  index 
attanti  an  dieser  stelle  als  dunkel  bezeichnen. 

Dem  Scharfsinn  Pischel's  dagegen  gelang  es,  auch  diesen 
knoten  glatt  zu  durchhauen,  s.  a.  a.  o.  331:  -/^attanti  13,  32 
bedeutet  »sie  schweifen  umher«  und  gehört  zu  wz.  a^,  cfr.  Hemac. 
IV,  230«. 

12.  WZ.  hud. 

doda  (in  äodiyaya  =  tädita  Päiyal.  184)  und  dhoda  (=  täday 
Hem.  IV,  27)  verhalten  sich  zueinander  entweder  wie  j^diaffa 
(Setu  6,  31)  zu  parihatta,  apabhr.  bhanai^)  »sprich«  (Urv. 
vs.  99)  zu  bhanahi,  padiodana^)  (Setu  9,  58  vi.)  zu  pariholana, 
viadia  (10, 10  vi.)  zu  vihadia,  ahiad  (15,  18  vi.)  zu  ahihad,  etc.  — 
oder  .aber  wie  chdä  zu  chdhd  ^hi,  dura  zu  cihura,  siara  zu 
gthara,  osianta  zu  osihanta  (Setu  1,  40),  sunaa  dhaniaa  *phaiia 
zu  sunaha  dhaniaha  (Kälak.  vs.  82)  phdliha,  iarä  (Setu  11,  26) 
ZH  iharä,  viasaaiti  zu  apabhr.  vihasanti  (Hem.  IV,  365),  atsarfulhia 


^)  Nach  den  lesarten  und  erklärungen  R's. 

*)  partisparam  upary  upari  patanttty  arthah. 

*)  So  lies  mit  allen  mss. 

*)  Von  gholat;  die  vermulhung  eines  Zusammenhangs  zwischen  padi- 
odana  und  äodana  (s.  Setu  index  s.  vv.)  nehme  ich  zurück.  —  Was  den 
Übergang  2  in  ^  in  padiodana  und  in  unzähligen  andern  fällen  betriflt, 
so  sind  diese  zwei  zeichen  zwischen  vocalen  gleichwertig  und  wechsehi  in 
den  mss.  beliebig  und  nach  beiden  seilen,  cf.  Setu  ein],  p.  XIX;  PischePs 
entgegenstehende  behauptung  (GgA.  1880  p.  324.  335  oben)  halte  ich  für 
einen  radicalen  irrthum.  —  Dagegen  ist  es,  trotz  doana  =  locana  (s.  Pischel 
in  Bezzenb.  beitr.  6,  89),  sehr  zweifelhaft,  ob  auch  anlautend  d  für  1  ein- 
treten kann. 


IIJ  S.  irji'i-«:.(iiiii\  F/.ii;*..-4-i.»^  ra*.-?4'»»il»'n. 

/M  (titi'*  (---/£/<"  S*;lii  Ik  »J^  '.f'.i  :*  :.im.  t-ti_.  M:  d.  h.  entweder 
hat  ufM/a  oiii  A  vliIoi»,!).  ij-i..  'Ll-  '.  jLi  'lJ¥j'la  ist  parasitisch. 
Knlsclu'iclcn  lils.il  <'u:\i  *{[*•<*:  j..'  ..i./^i'.-  :.  ir  JurL-h  die  etymologie 
des  vitIuiiiis,  /u  «Il'Ixti  aul;!i.  Im:  .^  v  !:■  zLiiiriclist  statt  der  all- 
;,M'iiH'iiU'n  kalejroiie  ^srlilau'- ::  ^  -» i-ir-  iüdlviduelie  bcdcutuiig 
kniiu'M  iiiiisseii. 

SiiUiUJi  lifissL  LS.  ilä-fs  «k-i  r^i.iv.la.  flnirui  el  et  an  tcnp  losten^) 
^'h»i rl  I ,  vajja-m uluujfiatai  ^  )-ftha  rüi'tii/:hitnjßt.tnf  » durch  das  drauf- 
srhla^'cii  iniL  dem  (loiinei-kcil  uiitji-54.hQt lorlich  festgestellt  ist«. 
Nai'li  der  Inidilioii,  bc.-oinlL'is  IVs*).  bedeutet  also  audd  »fest- 
srlila;;cMi«,  und  os  ir?l  klar,  das.s  R  mit  .-•eiMer  Übersetzung  tiko- 
Unut  (von  hda  sfutiltofau  Dhp.  3J,  1:!)  zugleich  eine  etymologie 
im  au^'e  liattti  —  wie  mir  scheint,  die  richtige.  Alsdann  aber 
kann  von  tiiMla,  sccundür  ähuila,  die  handgreiflich  pkilische 
w/.  liuda  sanujhntc  Dlip.  :!8,  lOii  niclil  j^elremit  werden:  der 
Dlip.  hat  das  j^^anz  und  gar  pkrtisdie  vurbum  mit  haut  und 
liaartMi  auf^'cnonnncn,  und  die  wz.  hud  aus  ahotlai  steht  auf 
^ItMchcr  lini('  mit  solchen  missbildungcn  wie  ruksha  {slsiii  vrksha) 
ans  nikkhn,  wie  khai  (stall  styai)  aus  sanikM'i,  wie  die  famose 
w/.  ^sthak  »stehen«  aus  thakkai,  etc.  Wem  fallen  da  nicht  die 
kiii'lirnlaltinischcn  tbrmen  des  miltelalters  ein,  mcstiagium  statt 
Mtfimiomdirmn,  rtiiiirc  statt  cotisture,  etc.? 

M  PisrlH-Ts  iitMioriMi  v»»rsiirlien  (Bezzeiib.  beitr.  3,  !i46.  6,91  IT.),  sowohl 
ilrii  iiusi'cill  ,ils  iliMi  i'iiisrhiih  von  h  zwischen  vocalen  überhaupt  zu  leugnen, 
^hiiiiMp  irli  nhlil  bri.  ob^loicb  ii'h  von  ileu  neuen  ableitungen,  die  er  für 
niiir  tili. -:i hl  iii<<lirr  auf  (lir.MMii  wo^ro  iTklurtcr  formen  vorschlägt,  einige  fQr 
nii^itliib  b.illi\  /m  (iii>MM)  hin^liobcn  abloituni^en  rechne  ich  nicht  die 
\(iii  riAiif-.i  />Aii/i/iii  sihtira,  \\i\  dio  prolutypen  *cikhura  etc.  canz  und  gar 
r:tiiici«li>;rb  Mfiil :  tuirb  nicht  ilio  xon  sunaha ,  da  päli  ^uftaX'Aa  nicht  für 
riiio  ;iUii  runii.  sdiidrrn  ITn*  rini'  rtymolo^izin^  corruption  (st.  Trenckner 
l*:ih  iiii^i.  :»s-)  .11  lutltrn  i^t.  Da  V,  es  undenkbar  fuidet  (ti,  93),  dass 
iMiii-,  •^niK.l  drii  biiiliiN  iM  riMi^^rude,  .Sprache  Wni  (gelegentlich  durch  conso- 
iMtif»-ni:iii-i-biib  «H'der  <niflielu\  erhniere  ich  an  franz.  ^ra^iiVf  —  grair  — 
b/i  .»«■•# .  f#  .i,fi-i  f  tr,nf  triihu\  eto. :  an  pkrt  sioka  —  thoa  —  thova^  araka^  — 
»•.•v.  i'i-'vi,  rlr.  .\\u\\  mit  diT  ♦vcr^rri^be^unJr«  des  h  hat  Paul  Gold- 
'.vbiiiiiU  <:(biin  ls;i  di'u  iia^i'l  auf  den  kopt*  getrotVen;  wäre,  wie  Pis^el 
iiit'iiii,  Aa.  i'f*  III  K{.'-Y:«.i  piiniiu'.  so  li.'itte  es  nach  einem  sehr  bekannten 
,:i-'.i'io  IM  dri  ^hi*ii(^rii  Mjb.'ir.  h  utM-iIen  nnlssen.  >Skrt<  f7bhara  (st)  für 
••tM'    dr-  \\A\    ^,    AM«di  Kill.  sl.  'ir.»  note)   isl    vom  sell>en   caliber  wfe 

"  '  V'.u-M    riM    i*{i«>.ti*u    wird    diiivh    dnuitW blasen    mit   knfittehi    fest- 
"  i^':a"..h.%  €•  tl»V.;..A. .».'.. 'w.tr.'v.;.  Kii.  \vr,\  /in^pielui!^  auf  die  Iiekannte 

Siojrfr.  tioldschmidt. 


Latein  und  griechisch  in  einigen  ihrer 
wichtigsten  lautunterschiede. 

Gewohnt,  bei  vorgleichung  von  sprachen  zunächst  auf  das- 
jenige seine  aufmorksamkeit  zu  richten,  worin  sie  mit  einander 
übereinkommen,  übersieht  man  nur  zu  leicht  die  oft  gar  tief 
gehenden  unterschiede  zwischen  ihnen,  auch  selbst  sonst  nah 
verwandten.  Es  ist  nun  meine  absieht,  im  folgenden  einige 
der  wichtigeren  falle  hervorzuheben,  wo  jedes  von  dem  classi- 
schen  schwesterpaar  in  lautlicher  hinsieht  eigenthümlichkeiten 
zeigt,  durch  welche  es  von  dem  anderen  part  beträchtlich  ab- 
weicht. 

Inzwischen  will  ich  doch  flüchtig  ein  paar  besonderheiten 
vorausschicken,  wodurch  sich  im  gebiete  der  flexi on  zwischen 
beide  ein  nicht  unwesentlicher  unterschied  hineinstellt,  oft  durch 
conservatives  festhalten  am  alt  überkommenen  dort,  und  in 
folge  Verlustes  von  einstigem  oder  durch  neuschöpfung  hier, 
herbeigeführt. 

Zuerst  nun  vom  nomen. 

a)  Den  numerus  anlangend,  hat,  wissen  wir,  gleich  den 
Aeoliern  das  latein  den  an  sich  schönen,  wenn  schon  verstandes- 
mässig  nicht  geforderten,  und  daher  in  den  jüngeren  sprachen 
wieder  aufgegebenen  dual  so  gut  wie  ganz  landes  verwiesen. 
Gerettet  sind  ja  nur  ein  paar  kümmerliche  reste,  wie  einige 
casus  von  duo  und  anibo  meist  neben  pluralen;  vielleicht  octo, 
dafem  ursprünglich  zwei  tetraden  bedeutend;  endlich  n6~s  und 
v6-8  als  aus  vto  und  tfgxa  pluralisiert. 

b)  im  gebiete  der  relationen,  d.  h.  Verhältnisse,  und  somit 
casus,  haben  gleichfalls  bedeutende  Veränderungen  stattgefunden. 

Zeitechrift  für  rergl.  Sprachf.  N.  F.  VI.  2.  8 


1 14  A.  F.  Polt. 

Xelinu'ii  wir  zuvörder.4  den  vnraliv.  In  dual  und  plural  hat 
ov  im  giur/Am  indogermanischen  .stannno  überhaupt  keine  ver- 
IreUiiiij  durch  eint'  bescmderr  form,  und  eben  so  wenig,  als 
recht  eigentlich  per^ünhcher  und  individueller  natur,  einige 
spärliche  ITdlo  im  sskr.  abgereclmet,  beim  neutrum.  Kein 
wunder,  dass  alsdann,  im  fall  des  bedarfs,  durch  den  ersten 
casus  rectus  dessen  rolle  mit  übernommen  wird.  Allein  auch 
im  sg.  sexual  geformter  nomina  hat  schon  das  griechische 
ebenfalls  oft  zum  nominativ  seine  Zuflucht  genommen  und  end- 
lich das  lalein  sich  lediglich  auf  einen  vocativ  für  das  masc. 
in  decl.  II,  z.  b.  hone  serve  salve ,  durch  contr.  mi  filt  (st.  TÄ) 
boschrankt.  —  Dem  Griechen  ist  der  ablativ  abhanden  ge- 
kommen, d.  h.  als  casus,  indem  ihm  für  den  sg.  nur  der  ad?. 
gebrauch  in  wg,  lat.  od,  s.  wf,  also  wohl  neutral  verblieb,  und 
das  -^i  in  advv.  avxoifi,  rav(pi  u.  s.  w.  sich  zwar  mit  der  präp. 
ablii  im  lat.  i-hi,  nambii^s  dgl.  berührt,  ohne  sich  jedoch,  weil 
mehr  adverbial,  damit  zu  decken.  Dagegen  blüht  nun  jener 
casus  im  latein  und  zcnd,  während  selbst  das  sskr.  im  sg.  einen 
abl.  nur  bei  der  a-decl.  kennt,  und  dessen  function  sonst  durch 
den  genitiv  ausüben  lässt.  Also,  wie  im  griech.  z.  b.  äno  und  iS 
den  genitiv  erfordern  zum  ausdrucke  des  woher,  an  stelle  des 
lat.  abl.  Wo  aber  das  latein  den  abl.  auch  zur  bezeichnung 
eines  instrumentalen  womit  (im  sskr.  durch  einen  eigenen 
instr.  vertix^ten)  verwendet, gleichsam  als  ur sachliches  woraus, 
da  l)edienl  sich  der  (irieche,  wie  bekannt,  meistens  seines 
sog.  dativs,  welcher  indess,  wo  der  form  nach  cig.  locativ,  z.  b. 
X(i^i\  d.  i.  in  der  band,  die  Ursache  einer  thätigkeit  als  darin 
betindlioh  darstellt,  gegen:  manu,  von  der  band  aus.  —  Weiter 
hat  das  sskr.  zur  anzeige  des  ruhigen  wo  (mitunter  auch  des 
erst  dem  ziele  zustrebenden  wohin  gls.  unter  vorwegnähme 
des  künftigen  wo.  collocare  in  mensa),  ferner  in  der  zeitsphäre 
wann,  seinen  besonderen  casus,  den  locativ.  Dem  begegnen 
wir  nun  im  lat.  fast  nur  in  der  einschränkung  von  städtenamen 
(Eoma^^  jyraCf  xafiai,  rnai :  AgiigentL  humt.  domi;  Cknrihagmi, 
TilmrK  fwt:  hek,  wi:  Am),  während  der  sog.  dat  im  griech. 
auf  kurzes  -§  (aus  ir  st.  it\  vgl.  s.  ta-^nn-in)^  sowie  auch  wohl 
das  ]^1nr.  -ai  dorn  sskr.  loc.  gleichkommen,  was  von  7  und  m 
in  l.  11.  i^vgl.  oiVfw,  lat.  WaI  ==  sskr.  dat.  fYJ(v#j/a,  aber  •««•«  =a 
l<v.  tvf')  niohl  gilt.  I\i  muss  dann,  wie  z.  b.  ir  ra  o7m  der 
wirkliche  dativ  (als  l>ethciligung)  neben  dem  loc.  cV  x^'f*»  ün 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.      115 

lat.  auch  wieder  oft  zur  bezeichnung  des  wo  und  wann  (gls. 
von  welchem  Standpunkte  aus)  der  ablativ:  lioc  loco,  hoc  anno, 
in  hoc  urhe^  Ms  mensibas  aushülfe  leisten.  Vgl.  Max  Rüge, 
De  ablativi  in  veteribus  Unguis  Italicis  forma  et  usu  locali,  in 
Gurt.  Stud.  X,  382  sqq. 

Jetzt  nur  noch  ein  wort,  betreffs  qualitativer  bestimmung 
der  nomiha  m'ttelst  genus.  Vorweg  sei  daran  erinnert:  das 
latein  lässt  in  deminutiven  mit  wenigen  ausnahmen  das 
gleiche  geschlecht  fortbestehen  wie  im  jedesmaligen  primitiv. 
An  sich  ändert  ja  auch  der  grössenunterschied  nichts  am  ge- 
schlecht.  Herabsetzung  des  deminutivs  in  das  bereich  des 
geschlechtslosen,  welche  im  griechischen  und  deutschen 
so  häufig,  ist  ihm  fremd.  —  Im  sskr.  wird  in  der  o-decl.  das 
fem.  einmal  durch  symbolische  Verstärkung  der  in  a-s  m.,  a-wi  n. 
waltenden  kürze  und  zweitens,  wie  desgl.  t,  durch  abwesenheit 
eines  s,  als  üblichen  sexual -Zeichens  im  nom.  sg.,  vom  masc. 
und  neutr.  unterschieden.  Niemals  aber  werden  nomina  mit  the- 
matischem a  als  fem.,  noch  je  solche  mit  ä  (höchstens  solche, 
wie  ganichadhnä  neben  dhnia)  als  masc.  gebraucht.  Um  so  auf- 
fallender erscheint  das  beiderseitige  gegentheil  im  latein  und 
griechischen.  In  den  nachtragen  zu  meinem  Humboldt  ausg.  2 
ist  der  fall  a-g,  ij-g,  lat.  a  m.  als  auf  contr.  von  ao-g  beruhend 
beseitigt,  und  auch  für  das  weibliche  geschlecht  von  baumnamen 
auf  o-g,  lat.  ths,  zu  einem  nicht  kleinen  theile  nach  IV.,  in 
einer,  auf  späterer  mythologischer  verweiblichung  beruhenden 
anomalie  die  erklärung  gesucht.  Seltsam  aber  bleibt,  nament- 
lich gegenüber  dem  latein,  welches  sich  doch,  ausser  namen 
von  bäumen,  nur  wenige  fem.  auf  ti-s  II.  gestattet,  nicht  bloss 
die,  obschon  im  gründe  abenteuerliche,  doch  ziemlich  häufige 
Verwendung  von  subst.  auf  o-g  noch  anderer  art  im  griech.  als 
fem.,  sondern  auch  die  menge  von  adjj.  auf  og,  ov.  Man  hat 
hiebei  also  nur  am  gegensatze  zwischen  sexualem  und  ge- 
schlcchtlosem  festgehalten,  unbekümmert  um  den  Zwiespalt 
innerhalb  des  sexus  selbst.  Man  denke  sich  nun  aber  einmal 
ein  lat  adj.  auf  as,  bezc^en  auf  ein  fem.  Wie  entsetzlich 
würden  sich  darob  die  ludimagistri  empört  fühlen,  und  schreien: 
welche  unsinnige  zumuthung!  Und  gleichwohl  nimmt  der  Römer, 
einzig  den  acc.  sg.  sowie  n.  und  a.  pl.  ausgenommen,  an  ver- 
Avischung  sogar  jedes  gonus-untei*schiedes,  z.  b.  im  pari,  legens 

anstatt  kSyt^y^  ovaa,  oy^  oder  felix,  audax,  nicht  den  geringsten 

8* 


110  A.  F.  P.ptt. 

ansfo-s,   der   colossakfii    vorirrun?  ins  gesiclit  hinein,    dass  in 
«liefern  fallen  ä,  wio  son.st  nirgends,  al-  noulralo5  casus-zeichen 
im  nom.,  allein  nielit  minder  im  ckc.  \\)  >g.,  dienen  miiss.    Tic- 
triria  arma  etwa  nafii  11,  wie  iKisforivius'i^  Es  käme  darauf  an, 
ob   /  vor  c  in  Wahrheit    lang    ist.     Dagegen   nun   besitzt   das 
latoin  eine  menge  von  adjectiven  auf  is  mf..  v  (st.  T)  n.,  und 
zwar  massenweis  als  possessiv-compp.,  in  denen  sich  der  the- 
matische vocal  des  suhst.  zu  /  abschwächte.    Imberbis  (barba), 
imMlis  (h'lUnn),  exanimis  (anima),  cnormis  u.  s.  w.     Das  ist 
jedoch  minder  auffällig ,  weil   sich  kur/es  /  in  betreff  des   ge- 
schlechts  ziemlich  indifferent  zeigt,  und  daher  schwankt  z.  b. 
skr.  ons  mf.,  lat.  ot75  f.,  aber  a(/»i5,  Xntignisxn.    Ausserdem  ver- 
dient eine  besondere  erinneiung,  dass  die  adjj.  auf «  im  sskr.  = 
j:r.  V  durch  ansetzen  von  i  im  lat.  der  IV.,   wohin  sie  sonst 
gehörten,  gänzlich  verloren  gegangen.    Also  tenn-d-s  (s.  iann-^, 
im  fem.  tami-s,  tanvi,  gr.  sTa,  und,  verm.  mit  f?  aus  vi,  (anAs); 
diifris.  ykvxvg,  äsvxog  ohne  X;   brevis,  ßga^vq  mit  Verlust  von 
A  u.  s.  w.    Vgl.  Whitney,  ind.  gramm.  §  344.  —  Auch  in  der 
wähl  der   zweierlei  arten    von  steigerungstufen  zeigt  sieh 
ein  merkwürdiger  unterschied.    Was  nämlich  im  sskr.  als  tara, 
superl.  iama,   im  griech.  «^o,   aber  im  superl.  xaxo^  die  regel 
bildet,  wird  im  lat.,  z.  b.  dc^-fer,  de.v-timuSf  dl-ter,  exteri  und 
deutschen  itu-<hrr,  vor-dcre,  af-fer,  dnoitfQog,  goth.  af-tunia  nur 
mehr  ausnahmsweise  gefunden.    Umgekehrt  haben  die  im  sskr. 
und  grioch.  nur  auf  einen  engeren  kreis  beschränkten  iy€i(n)s, 
ish'flia,  \:\\  ioy(cK  itr-ro,  im  goth.  im  (-er),  ists  (-este)  und  im  lat. 
ior.  iif.<.  superl.  nicht  mit  dem  ordinalsuff.  tlia,  sondern  mit  dem 
indisrhon  Uwm  hinter  dem  zu  k<  verschrumpften  compar.  is-simo 
(."^N<  <t.  s-/)  jene!i  kreis  durchbrochen  und  weitaus  überwiegend 
die  mohiTahl  an  sich  gerissen.  —  Im  lat.  kein  artikel. 

\unniehr  zum  verbum.  Da  hat  also  a)  das  latein  nir- 
jjxMuls  mehr  ein  gegenslück  zu  griech.  imperativen  auf -^«, 
«.  ittf  (/jf).  Selbst  f's.  iss,  was  Benfey  als  einziges  Überbleibsel 
—-  s.  ad-dhf  beansprucht,  miVhte  versagen,  b)  medium 
und  pi^ssiv,  wolehes  im  griei^h.  rücksichllich  der  endungen  zum 
s<kr.  stimmt,  hat  der  Homer  als  tinitum  eingebüsst,  und,  wie 
\\\v  \\\\}i\  durch  rellexiv-formen  fr  aus  »V;  ersetzt.  Dann  sind 
cw.u"  Optativ -formen,  die  mit  griciinschen  und  indischen 
\|s^Sv\?lalis)  »itinnnen.  vorhanden,  allein  in  der  anwendung  ver- 
«^hitNten.     ANo  .Wm»  aus  .f*Vw.  fv/if»,  rt/wM,  auch  in  I.  amem. 


Latein  u.  griecb.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.      117 

werden  syntaktisch  völlig  wie  wahre  conjj.  legam,  legäs,  Xiyao, 
tjg  gebraucht.  Und  der  möglichkeitsmodus  leges  =  Xiyoig  mit 
gefolge  verstieg  sich  in  das  futurum,  als  tempus  auch  der 
möglichkeit.  Von  etwaigen  »unächtenc  conjj.  des  sskr.  im 
griech.  und  lat.,  hier  z.  b.  angeblich  ero  trotz  u  in  erunt,  anders 
als  legerint,  bei  Brugman,  morph.  unters.  III  schweige  ich.  — 
c)  finden  sich  nicht  minder  auf  dem  gebiete  der  tempora  be- 
deutende ab  weichungen.  Das  latein  entbehrt  nicht  der  redupli- 
cation  im  verbum,  wiewohl  nur  noch  in  massigem  umfange, 
allein  die  augmentirten  tempora  gehen  ihm  ab.  Als  im- 
perfect  sind  nur  zwei  formen  in  Latium  vorhanden.  Nämlich 
Sram  und  in  III.  (legjibam.  In  letzterm  suche  ich,  unter  ab- 
weis von  itvffx^fjv  u.  dgl,  woran  andere  denken,  das  sskr. 
gunirle  imperf.  a-bTuiv-am,  das  sich  etwa  mit  dem  e  von  leg-e 
verband  und  so  noch  vielleicht  durch  contraction  verstecktes 
augment  enthält.  Das  lange  a  in  legebas,  legebämus  u.  s.  w. 
aber  könnte  sehr  wohl  folge  der  zusammenziehung  sein,  nach 
ausfall  von  v,  wie  in  amarunt  u.  dgl.  Schwieriger  wäre  ^ram,  das 
sein  augment  eingebüsst  haben  könnte,  allein  rücksichtlich  des 
langen  a  in  er  äs,  erämus  aus  aller  analogie  herausfallt.  Am 
nächsten  käme  wohl  stiv  1.;  etwa  faq  ion.  2.;  bijv^  auch  ^tjv 
(v  ephelk.  f.  erat)  und  ttsav  st.  iitsav,  erant.  Jedoch  ist  in  li^v 
selbst  das  tj  hinter  vermuthlich  ausgefallenem  a  nicht  leicht  zu 
verstehen.  Dem  indischen  imperf.  äsa^n  entspräche  wohl  am 
besten  lov^  wo  nicht,  vor  der  üblichen  Wandlung  des  a  vor  nasal 
in  ö,  ^v.  Aber  ^a,  ia  sehen  aus,  wie  s.  perf.  äsa,  zu  welchen 
dann  ijsv  sich  verhielte,  wie  yiyQafs  :  yi^gatfa.  Rein  äusserlich 
genommen  fiele  eram,  er  äs  ab,  wie  der  conj.  legam  ^  äs,  oder 
von  1.  sg.  abgesehen,  amäs  u.  s.  w.  —  Vom  aorist  finden 
sich  im  latein  nur  spuren.  Curtius  stud.  V,  429.  Das  sigmatische 
perf.  darf  meines  erachtens  nicht  mit  dem  sigmatischen  aor 
im  griech.  in  vergleich  kommen  ausser  dem  umstände,  dass 
natürlich  beide  präterital  -  formen  des  verb.  subst.  ihr  dasein 
verdanken.  Im  latein  hat  das  perfect  die  rolle  des  fehlenden 
aorists,  d.  h.  erzählenden  tempus,  mit  übernommen.  In  unserm 
deutsch  aber  ist  merkwürdiger  weise  der  syntaktische  gebrauch 
des  einfachen  prät.',  d.  h.  der  form  nach  perf,  solchergestalt 
verschoben,  dass  es,  unter  ausschluss  gerade  des  erst  wieder 
durch  Umschreibung  neugewonnenen  perf.,  des  griech.  imperf. 
und  aor.  stelle  vertritt. 


Hb  A.  F.  Füll, 

Noch  sei  eines  grossen  vui'zugi*s  gedacht,  dessen  sich 
das  griechische  zu  berühinen  hat,  wogegen  sich  seine  italische 
Schwester  in  bedeutendem  nachtheil  beHndet.  Das  ist,  wie  über- 
haupt in  der  Wortbildung  die  grosse  gewandtheit  und  fülle, 
wodurch  die  Griechensprache  sich  auszeichnet,  so  im  besonderen 
ihr  reich thum  an  schönen  compositen,  noch  abgesehen  von 
präpositionalen ,  gegen  die  dürfligkeil  des  lateins  in  dieser  hin- 
sieht und  die  zu  äberschwenglichc  jagd  nach  sesquipedalia  verba 
(coniposita)  im  sskr. 

Allein  jetzt  ohne  zögern  zu  dem  in  der  uberschrifl  ver- 
kündeten thema. 

Bekannte  sache  ist,  dass  mit  nichlcn  in  allen  sprachen  das 
inventar  ansprachlauten  sich  überein  zeigt.  Vielmehr  besitzt 
deren  die  eine  spräche  in  ihrem  alphabete,  welche  (und  so 
verhält  es  sich  manchmal  mit  sonst  ziemlich  landläufigen,  wie 
l,  r,  f)  der  andern  ganz  und  gar  fehlen  oder  doch  nur  an 
gewissen  stellen  des  Wortes  geduldet  werden.  Und  gilt  das 
nämliche  ja  von  lautgruppen,  gegen  deren  einige  sich  dieses 
oder  jenes  idiom,  oft  bis  zu  völligem  verschmähen,  spröde  er- 
wxist,  wähi'end  hinwiederum  andere  die  gleichen,  vielleicht  selbst 
mit  grosser  Vorliebe,  verwenden.  Man  nehme  beispiels  halber 
im  engl,  lg  am  wortende  zu  ow  auseinander  gezogen:  hMows^ 
bälge,  al)er  io  hellotv,  blöken  (niederd.  bölken);  hiUow  (nd.  frtil^e); 
faUotv  (fclgc%\)\  follow  und  dazu  wohl  fdlcto  {ygl  gefolge);  gaU 
lows;  willotc  {mhA.  wilgc).  Und  für  r^:  borrow,  marraw,  wrrow^ 
aber  auch  farrow  ferkel,  fwratc  furche  (porca).  Wahrscheinlich 
-mittelst  eines  Überganges  von  gutt.  zu  lab.,  vgl.  sparraw,  goth. 
sparva:  inlliHc,  pfühl,  aus  lai.  2>idV'intiS,  als  culcita  plumea, 
durch  metath.  und  v  für  m,  aus  pluma,  ilaum ;  faUow  falb,  frz. 
fhuve.  Wif^ow,  etwa  wind-auge  trotz  eye?  Wenigstens  s.  gar 
vaksha  ein  rundes  fenster,  wie  oetiil-de-hocuf. 

Sogar  aber  sonst  eng  verwandte  sprachen,  wie  das  clas- 
sische  scinvcsternpaar,  offenbaren  in  diesem  allen,  bei  mancherlei 
sonstigem  traulichen  zusammengehen,  nicht  wenige  entzwöungen 
unter  sich,  zumal  im  gegensatz  zu  anderen  idiomen.  Lat.  kein  v,  (• 
Und  anderseits  erhallen  z.  b.  die  griechischen  mundarten  durch 
lautbesonderheiten  eine  eigenthümliche  farbung,  und  namentlich 
bei  zeitweilig  kunstvoller  Verwendung  in  der  poesie  ein  wohl 
zu  beachtendes  timbre,  was,  zumal  in  ihrer  gesammtheit,  zur 
zeit,  wo  jene  vom  munde  lebender  erklangen,  noch  einen  ganz 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     119 

anderen  reiz  und  eindruck  auf  ohr  und  geinüth  der  hörer  ge- 
macht haben  muss,  als  von  uns,  bei  bloss  schriftlicher  Über- 
lieferung, gefühlt  werden  kann.  Gedenken  wir  nur  hiebe!  der 
in  unserem  eignen  deutschen  Sprachgebiete  üblichen  volks- 
mundarten. 

Wohl  lohnt  es  der  mühe,  sich  einmal  dergleichen  durch 
einige  beispiele  zu  klarem  bewusstsein  zu  bringen.  Ist  ja  durch 
die  elgenthümlichkeit  der  laulgeslaltung,  welche  natürlich  nicht 
mit  dem  blossen  lau  tbest  an  de  und  statistischen  verhält- 
niss  der  einzellaute  in  einem  sprachidiom  (etwa  überwiegen 
von  a  gegen  i,  u  im  sskr.;  oder  glelchmacherischer  itakismus 
der  heutigen  Griechen)  allein  erschöpft  ist,  dessen  Charakter, 
das  heisst  zumeist,  indess  nicht  ausschliesslich  von  der  ästheti- 
schen Seite,  jedenfalls  nicht  unwesentlich  mit  bedingt.  Es 
leuchtet  unschwer  sein:  auch  die  Stellung  der  laute  gegen 
einander  und  ihre  Verbindungen  in  ihm  verdienen  die  gründ- 
lichste beachtung. 

Schicken  wir  aber,  bevor  zu  unserem  eigentlichen  vorhaben 
geschritten  wird,  ein  paar,  Friedr.  Müller,  grundriss  der  sprach- 
wiss.,  bd.  II  zu  anfange  entnommene  bemerkungen  voraus. 
Ihm  zufolge  nämlich  »kommen  in  den  polynesischen  spra- 
chen diphthonge  nicht  vor;  es  ist  also  bei  zwei  auf  einander 
folgenden  vocalen  jeder  vocal  getrennt  von  anderen  zu  sprechen«. 
Nicht  zu  reden  von  diphthongen  und  triphthongen  im  auslaut, 
z.  b.  tönend  KA2f,  gesteigert  KIAN;  dumpf  KU  AN,  gesteigert 
KlUAN^  Endlicher  gramm.  §  78,  welcherlei  das  chinesische 
genug  zählt,  entsinne  man  sich  nur  der  schönen,  und  durch 
farbenreiche  abwechselung  wohlthuenden  menge  altgriechiscber 
diphthonge,  welche,  zum  theil  auch  im  älteren  latein  vorhanden, 
später  darin  allmählich  wie  mit  dem  schwämme  weggewischt 
worden. 

Ja  noch  um  vieles  schlimmer  hat  mit  dem  reichthum  des 
vocalismus  ihrer  hellenischen  vorfahren  die  'Fcofia'ix^  gewirth- 
schaftet,  indem  sie  nicht  nur  i^  und  t;,  sondern  auch  die  vor- 
maligen diphthongen  £^,  o$,  vt  zu  eintönigem  t  nivellirte,  nicht 
zu  reden  von  anderen  neuerungen  in  der  ausspräche.  Wäre 
nicht  ein,  freilich  übelverstandener  Patriotismus  mit  im  spiele: 
da  müsste  man  sich  höchlich  wundern,  wie  noch  jüngst 
(Leipzig  1881)  in  einer  schrift:  »die  ausspräche  des  griechischen« 
ein  gelehrter  solchen  ranges,  wie  hr.  Ran  gäbe,  dem  längst. 


120  A.  F.  Polt, 

und  zwar  mit  recht,  niedergestreckten  Reuchlinisnius  wieder 
auf  die  beinc  zu  helfen  den  versuch  machen  konnte.    Dieser  ist 
denn  auch,   was  für  jeden  unbefangenen  vorauszusehen,  niiss- 
lungen,  und  in  so  ungläcklicher  weise  misslungen,  dass  der  zu 
gunsten  seines  dienten  angetretene  beweis,  auf  den  wahren  werlh 
zurückgeführt,  fast  ohne  ausnähme  zum  vortheil  des  gegners  aus- 
schlägt.   Es  ist  hier  nicht  der  ort,  auf  viele  einzelnheiten  wider- 
legend einzugehen,  was  sonst  nicht  allzu  viel  Schwierigkeit  machte. 
Wie  kann  man  aber  allen  ernstes  glauben,  im  jetzigen  griechisch 
habe  sich  noch  auch  nur  die  etwa  vor  zweitausend  jähren  bei 
den  Griechen   gültige   ausspräche   unverändert    erhalten?    Das 
hiesse  also  ungefähr  so  viel,  als  wenn  die  Italiener  uns,  gegen 
alle  Sprachgeschichte,  einreden  wollten,  ihr  gegenwärtiges  idioni 
unterscheide  sich  in  laut  und  sonst  von  der  spräche,  wenn  auch 
ein  wenig  der  des  Romulus  und  Remus,  doch  so  gut  wie  nichts 
des  Cicero.    Ausserdem,  um  nur  bei  allgemeinheiten  stehen  zu 
bleiben :  wie  ist  es  menschenmöglich  sich  einzubilden,  in  Wider- 
spruch mit  der  alten,  natürlich  doch  nicht  auf  bloss  graphischer 
narrethci  beruhenden  Vielfältigkeit  der  Schreibung,  sei  damit 
doch  immer  das  eine  #  gemeint  —  der  ausspräche  nach!  Es 
scheint,  hr.  R.  habe  von  der  Sprachvergleichung  nicht  die 
geringste  kenntniss  genommen.     Die  hätte  ihm  allerdings  auf 
schritt  und  tritt  unbequem  werden  müssen.     So  steht  er  noch 
auf  dem  paradisisch  unschuldigen  Standpunkte,  als  hätten  die 
Römer  durch  >entlehnung«  ihr  idiom  aus  dem  aeolischen  ge- 
schöpft (vgl.  s.  11.  12.  24.  31),   so  dass  das   verhältniss  der 
beiden  classischen  sprachen  zu  einander  aus  einem  schwester- 
lichen, was  es  in  Wahrheit  ist,   zu  einem  des  Hellenenthums 
als  angeblich  mutter  vom  latein  verdreht  wird.     Daher  dann 
das  misskennen  der  Unmöglichkeit,  als  hätten  von  uralters  her 
die  endvocale  z.  b.  in  /Jyst,  tj,  oi  überein  gelautet  der  doch  so 
noth wendigen  modal -Unterscheidung  (lat.  legit^  at  und  fut.  et, 
alle  drei  vocale  gekürzt  aus  sskr.  a4i,  äti,  S4)  zum  trotz.   Auch 
überkommt  hrn.  R.  selbst  doch  s.  23  ein  bedenken  in  betreff 
des  nicht  bloss  >unbequemen€,  nein  widersinnigen  »gleichlautesc, 
welcher  den  alten  pronominen  ^ftstq  und  vfABlg,  also  imis,  an- 
gedichtet wird.     Als  ob   diese   nicht  in  sskr.  asniat,  yuskmat 
wurzelten  und  darin  ihre  erklärung  fanden,  wonach  jenen  durch 
assimilation  entstandene  formen,  wie  äfAfAsg,  infA€g'{\eizieres  indess 
nach  aeolischer  weise  ohne  asper),  zum  gründe  liegen.    Hieraus 


Latein  u.  griech.  in  eini|^en  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     \^l 

erhellet  genugsam,  dem  17  in  ^fisig  gehe  dor.  a  (nicht  umgekehrt!) 
voraus,  etwa  wie  nach  jetziger  ausspräche  von  a  in  engl.  are. 
Dass  aber  langes  a  und  17  unmittelbar  in  einander  übergehen 
könnten,  bloss  aus  mundartlicher  laune,  urspränglichkeit  der 
ausspräche  von  ij  als  i  vorausgesetzt,  —  credat  Jadaeus  Apella. 
Aber  der  asper  in  v(A€tg  (nicht  so  der  ihm  bloss  nachgeahmte 
in  ^fjisig)  hat  als  Stellvertreter  des  cons.  jot,  wie  andere  male 
eines  digamma  oder  er,  etymologischen  werth,  und,  wenn  jetzt 
die  schon  im  acolischen  vorkommende  psilose  sich  allgemein 
geltend  gemacht  hat,  so  vergleicht  sich  das  dem  verstummen 
des  doch  im  latein  nicht  für  die  langeweile  dastehenden  anfangs-A 
in  den  meisten  französischen  Wörtern.  —  Weiter  wird  an  unseren 
glauben  die  harte  zumuthung  gestellt,  die  hinten  mit  v  ge- 
schriebenen diphthonge  av,  €v,  fjv  seien  schon  im  alterthum 
eben  keine  diphthonge  gewesen,  sondern  av,  ev,  iv  und  vor 
harten  conss.  mit  f  gesprochen.  Der  name  des  apostels  Jlavlog 
wird  uns  freilich  schon  von  Ulfilas  als  PavltAS,  wie  russ.  Pdwd\ 
überliefert.  Ob  jener  aber  schon  bei  lebzeiten  so  hiess,  ist  nach 
dem  lat.  paulus,  paucus  (sicherlich  doch  nicht  pafkus)  ganz 
ausserordentlich  zu  bezweifeln.  Und  mit  welchem  rechte  stände 
dann  z.  b.  in  vsvqov  der  circumflex,  wenn  nevron  gesprochen? 
NsßQÖg  wie  vsaQog  mit  ß  (sprich  b)  aus  s.  nava.  Des  digamma, 
sicherlich  doch  wo  nicht  völlig,  doch  nahezu  von  gleichem  laute 
mit  lat.  Vau  (eig.  wau),  das  man  ehemals  so  wenig  als  jot  von 
den  entsprechenden  vocalen  U  und  I  in  der  schrift  unterschied, 
gedenkt  hr.  R.  kaum,  und  doch  hat  dieses,  ehe  man  im  griechi- 
schen dem  hiatus  thor  und  und  thür  öffnete,  als  hemmniss 
gegen  diesen,  also  zwischen  vocalen,  eine  grosse  rolle  ge- 
spielt. Vor  consonanten  erhielt  sich  der  diphthong,  wie  auch 
im  auslaute.  Also  z.  b.  vavg  (s.  näus),  vt^vg,  vavüi  (s.  nmsku\ 
vijvifij  Zbv,  wogegen  vor  vocalen  eine  dem  lat.  nävis  =  sskr. 
gen.  näv-ctö  entsprechende,  nachmals  durch  wegfall  des  conso- 
nantischen  elements  getrübte  Veränderung  eintrat.  Wann 
damit  angefangen  sei,  vavg  und  ^171;;  ^^s  und  nifs,  wie 
jetzt,  zu  sprechen:  weiss  ich  nicht.  Schwerlich  aber  hörte  der- 
gleichen das  athenische  volk  schon  vor  der  redebühne  eines 
Demosthenes  aus  dessen  munde.  Auch  sprach  dieser  zuver- 
lässig noch  nicht  ß  wie  deutsch  w  aus,  was  nicht  nur  das  Vor- 
handensein von  digamma  daneben,  sondern  seine  stelle  in  dem 
von  Phönicien  überkommenen  aiphabet  (nicht  toitä)  mehr  als 


iii  A.  F.  Polt, 

nöthig  beweist.  Gr.  JT  als  ursprunglicher  17-laut  vertrat  auch 
bei  cer,  t^v^  av^  ja  ov  (was  gewiss  auch  mehr  diphth.  war,  als 
lediglich  langes  u)  um  so  naturgemässer  den  zweiten  platz  im 
gemisch,  als  noch  das  gefühl  dafür  lebendig  war,  das  vau, 
hebr.  i,  sei  eben  die  consonantische  seile  vom  17,  welche  sich 
noch  gelegentlich  zwischen  vocalen  als  digamma  behaupte. 

Ich  breche  hier  ab.  Mir  schien  es  bloss  gerathen,  später- 
hin, wo  vom  griech.  vocalismus  die  rede  ist,  vor  angriffen  sicher 
gestellt  zu  sein,  die  man  etwa  dem  itakismus  entnähme.  Viel- 
leicht leiste  ich  auch  denjenigen  einen  kleinen  dienst,  welche 
neuerdings  den  griechischen  vocalismus,  d.  h.  nach  erasmischer 
ausspräche,  zu  dem  ursprünglichen  unseres  Stammes  zu  erheben 
den  muth  haben.  Mit  letzteren  mich  hier  auseinander  zu  selxen, 
bedürfte  es  eines  weitaus  breiteren  raumes,  als  ich  mir  zu 
meinem  gegenwärtigen  zwecke  gestatten  dürfte. 

Dann  femer,  welche  übertriebene  duldsamkeit  gegen  hiaten 
im  polynesischen,  derart,  dass  zum  öfteren  fast  nur  aus  vocalen 
bestehende  Wörter,  dergleichen  hooiaiaia,  »beglaubigte,  sich  fast 
wie  die  ersten,  noch  unsicher  tastenden  sprachversuche  des 
kindcs  ausnehmen!  Uebrigens  eher  ein  dem  zahnlosen  alter 
vergleichbarer  zustand,  durch  allzu  trägen  ausfall  von  conao- 
nanten  aus  dem  wortinnern  herbeigeführt,  durch  welchnlei 
sorglose  Verunstaltungen  viele  Wörter,  offenbar  nicht  in  be- 
neidenswerthestcr  weise  (man  denke  auch  hier  wieder  an  das 
diinesische)  zu  schwer  begrifflich  auseinander  zu  hallenden 
homonymen  herabsinken,  —  dem  allerverschiedensten  Ur- 
sprünge zum  trotz  und  ungeachtet  des  entlegensten  sinnes.  — 
Und  dagegen  nun  das  sanskrit,  welches  in  nach vedischer  zeit 
nur  äusserst  spärliche  beispiele  von  vocalen  in  unmittelbarer 
reihenfolge,  auch  selbst  nicht  in  dem  Intervall  eines  vocalischen 
Wortschlusses  und  eines  derartigen  Wortbeginnes  dahinter,  ge- 
stattet. Denn  dem  indischen  olu*e  erklangen  da  hiaten  so  über 
die  manssen  widerwärtig,  dass  man  sie  fast  ausnahmslos,  sei  es 
durch  cHsion,  contraction  und  krase,  oder  durch  Umbildung  Ton 
vcKalon  zu  entsprechenden  mitlautern  (jot  aus  t,  S,  di;  vau 
aus  fi,  ti,  tfu)  beseitigte.  Uas  letztere,  auch  den  classisch  ^rä- 
chen zuständige  nuttel  (z.  b.  lat.  diluviumy  fiuüius,  alt  fwd;  iäs, 
bi^vis,  moirth  m4(us:  criroo,  caufH^:  favor.  fanstus  und  sonst)  ist 
aber  grösslontheils  wieder  verscherzt,  z.  b.  pctü^  adieratf  und 
contr.  fkimiM.     Zumal  im  griechischen,  welches  leichtsinniger 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.      ]23 

weise,  gleichwie  durch  niederrelssen  zwischen  vocalen  auf- 
gerichteter Scheidewände  (jot,  digamma  und  signia),  erst  wieder 
hiatcn  schuf,  und  so,  wenn  man  nicht  die  in  folge  hievon  ent- 
standene kluft  aufs  neue  mittelst  contraction  schloss,  einander 
oft,  namentlich  im  lonismus,  vocalc  folgen,  ohne  dass  dies 
scheint  sonderliches  missfallen  erregt  zu  haben.  Ich  nenne  bei- 
spiels  halber  nlita  mit  ausfall  von  digamma,  aber  fut.  nXevao" 
fia^j  sskr.  plavämi^  und  nXoog,  nXovg,  plava-s.  Lavarc,  Xovto, 
koiöfSat.  \4xoij  von  dxova,  das,  wie  dxQoäo/iatj  eine  beziehung 
zu  *ovg  haben  möchte.  Etwa  »spitzen  die  obren,  sie  scharf 
worauf  richtenc,  vgl.  äxij,  ax^og,  lat.  ja  auch  aus-^ultare  hin- 
ten mit  intens,  von  duere.  Affig  zu  dnoXavta^  goth.  laun  lohn, 
lat.  lucrum,  Jit,  s.  divL  "Aidog,  des  ungesehenen,  lat.  ini>isus. 
Auch  aoixog;  erst  später,  wo  das  dem  subst.  olxog^  sskr.  vega, 
lat.  v^icus  gebührende  digamma  nicht  mehr  gefühlt  wurde, 
wieder  äv-otxog.  "O'i-g,  oig,  oviSy  s.  avl-Sy  gen.  6'iogy  olog,  ovüs 
(i  durch  verschrumpfung,  wie  nqip  neben  pr-ius),  s.  fem.  avy-äs? 
rivog,  gen.  s^S-og,  ovg,  lat.  geii-er-is,  s.  Janas,  os-os. 

Dann  wieder  erfahren  wir  bei  Müller  von  den  Idiomen 
Polynesiens:  »Die  silbe  kann  entweder  mit  einem  consonanten 
oder  mit  einem  vocale  beginnen  und  muss  nothwendig  auf 
einen  vocal  auslauten.  Häufung  von  consonanten,  sei  es 
im  an-,  in-  oder  auslaute  eines  Wortes,  ist  vollkommen  aus- 
geschlossen.c  Weil  hier  demnach  nur  offene  sylben  vor- 
kommen, würde  sich  zu  wiedergäbe  dieser  sprachen  recht  wohl 
eine  Silbenschrift  eignen,  wie  bei  ähnlichem  lautlichen  verhalten 
(s.  zu  Humb.  s.  CCCLXXV.)  eine  solche  für  Tschiroki  in  Amerika 
und  Vei  in  Afrika  erfunden  worden.  Auch  das  übliche  chi- 
nesische hat  ja  nur  vocalischen  ausgang  der  Wörter,  wovon 
die  schluss- nasale  als  gewissermaassen  blosse  affectionen  des 
Yoraufgehenden  vocals,  ist  man  streng,  kaiun  eine  ausnähme 
machen.  Derlei  enthaltsamkeit  aber  von  consonanten-gruppen 
(z.  b.  auch  im  finnischen  und  esthnischen  zu  anfange)  steht 
dann  bei  den  Polynesien!  in  unverkennbarem  cinklang  mit 
ihrem  hiaten- schwindet,  obschon  letzterer  im  gründe  von  zu 
häufiger  und  gewaltsamer  consonantensperre  keinen  gerade 
allzu  beneidenswerthen  gegensalz  bildet.  Man  irrt  nämlich 
vielleicht  nicht,  wenn  man  sich  so  im  übermass  verweich- 
lichende sprachen  euier  gewissen  unmännlichen  Charakterlosig- 
keit zeiht,  wenn  ich  gleich  nicht  unbedingt  hieraus  auch  für 


124  A.  F.  Polt, 

die  Völker,  welche  sich  ihi'cr  bedienen,  den  schluss  auf  grosse 
schlafHieit  und  geistesträgheit  ziehen  möchte.  Es  enveist  sich 
indess  auch  jener  etwas  ärmliche  lautstand  zum  thcil  als  nicht 
ursprünglich,  sondern  erst  im  verlaufe  der  zeit  geworden. 
Wie  ja  auch  anderwärts  in  den  sprachen  vieles  erst  jüngerem 
datum  angehört,  was  natürlich,  da  keine  spräche,  so  lange  sie 
lebt,  ohne  mancherlei  Wechsel  in  gleichsam  stagnirendem  zu- 
stande verharrt,  auch  nicht  im  geringsten  zu  verwundem.  Man 
nehme  etwa  im  ital.  e  für  egli,  er,  es,  e*  mipare  es  dankt  mich. 
Dann  e  (wie  ä)  aus  lat.  est,  und  c  (vor  voc.  noch  ed)  st.  lat.  eL 
Ferner  hat  man  aus  mundarten  und  verwandten  sprachen  den 
beweis  geführt,  die  schon  oben  berührte  beschränkung  des 
chinesischen  rücksichtlich  des  auslauts,  wodurch  viele  lästige 
homonyme  erzeugt  werden,  finde  ihre  erklärung  in  vielfacher 
einbusse  einst  vorhanden  gewesener  consonanten  am  wort- 
schlusse.  S.  meine  anz.  von  Edkins  in  den  Gott.  gel.  anz.  1877 
und  Eitel  1878.  Und  so  zeigt  Fr.  Müller,  auch  vielen  jetzt 
vocalisch  auslautenden  Wörtern  im  polynesischen  müsse  vor 
Zeiten  ein  noch  in  verwandten  Wörtern  malayischer  spräche 
nachweisbarer  consonant  angehaftet  haben.  Vgl.  v.  d.  Gabe- 
lentz,  Dajak-sprache  s.  6  wegfall  von  end-conss.  Sonst  kommen 
auch  nur  ausnahmsweise  »im  Tonga-tabu  die  tönenden  explo- 
siven g,  d,  h,  die  anderwäits  fehlen,  sowie  auch  die  gequetschten 
dentale  tS,  dz  vor ;  und  mangeln  im  tahitischen  die  laute  Jt,  l,  s.€ 
Hiebei  sei  noch  erinnert,  dass  dem  Esthen  in  seinem  finnischen 
idiom  gleichfalls,  jedoch  lediglich  im  anlaute,  g,  d,  b  abp^eh^i. 
Nach  diesem  zweiten  präludium  endlich  zur  sache. 


I.   Consonanten. 

Und  zwar  sehen  wir  uns  1.  ein  wenig  näher  die  auslauts- 
gesetze  an,  von  welchen  latein  und  griechisch  beherrscht 
werden.  Jedoch,  um  der  kürze  willen,  meist  ohne  auf  die  ge- 
schichtlich früheren  zustände  zurückzugreifen.  In  den  sprachen 
indogermanischen  Stammes  hat  eine  menge  von  Verstümmelungen, 
wodurch  namentlich  die  flexions-endungen  betroffen,  theils  in 
einem  gewissen  natürlichen,  oft  vom  accent  abhängigen  streben 
nach  kürze  des  geflügelten  Wortes,  zum  anderen  theile  aber 
darin  seinen  grund,  dass  man  allmählich  am  wortende  gewisse 
laute  oder  laut  Verbindungen  missliebig  fand,  und  hiedurch  die 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     1^ 

ursprünglich  doch  grammalisch  so  tief  bedeutsamen  und  noth- 
wendigen  schluss- anhänge,  wo  nicht,  was  übrigens  auch  der 
fall,  gänzlich  zu  gründe  gingen,  doch  vielfach  schweren  schaden 
erlitten.  Hierauf  zu  achten  und  besonderes  gewicht  zu  legen, 
hat  zuerst  Westphal  in  seinem  höchst  beachtenswerthen  auf- 
satze:  »Das  auslautsgesetz  im  gothischenc  in  Kuhn's 
ztschr.  IL  (1853)  s.  161 — 190  den  anstoss  gegeben.  Ueber 
die  irischen  auslautsgesetze  handelte  seitdem  Windisch 
in  Paul  und  Braunes  beitr.  bd.  IV.  Von  6.  Curtius  (studien 
X.  s.  205 — 223)  wird  unter  der  aufschrifl  »Zu  den  auslauts- 
gesetzen  des  griech.c  hauptsächlich  nur  der  fall  besprochen, 
wo  in  den  mundarten  der  Hellenensprache,  in  einer  dem  indi- 
schen sandhi  analogen  weise,  vermöge  assimilirender  einwirkung 
abseilen  anlautes  in  einem  nachfolgenden  worte  auf  den  aus- 
laut  eines  voraufgehenden  sich  am  ende  noch  zuweilen  andere 
consonanten  vorfinden,  als  die  sonst  dort  für  gewöhnlich 
üblichen. 

Gedacht  werde  hier  auch  noch  kurz  des  italienischen. 
Wer  weiss  nicht,  dass  es  vocalischen,  mithin  mehr  ge- 
tragenen und  gewissermassen  weiblich  milden  ausgang  der 
Wörter  und  wortformen  liebt,  und  den  jäheren  consonantischen 
abslurz  oft  genug  meidet  ?  Eben  diesem  umstände  aber,  in  ge- 
meinschaft  mit  der  menge  volltönender  vocale,  überdies  bei 
abglättung  und  ausgleich  gewisser  etwas  eckiger  consonanten- 
gruppcn  verdankt  besagtes  idiom,  auch  selbst  einigen  andern 
romanischen  sprachen  voraus,  seinen  mit  recht  gepriesenen 
Wohllaut  und  seinen  ^hen  grad  von  sangbarkeit.  £s  leuchtet 
jedoch  ein,  ersterer  vorzug,  wie  wohlthuend  er,  zugleich  mit  der 
die  ursprünglichen  wortgestalten  verdunkelnden  gleichmacherei 
von  consonanten  (z.  b.  atto  aus  acttis  und  aptus)^  ästhetisch 
und  gleichsam  musikalisch  auf  das  gefühl  wirke,  sei  doch  zu 
einem  nicht  geringen  theil  durch  mannigfache  arge  Verletzung 
des  intellectuellen  princips  der  spräche  etwas  theuer  erkauft. 
Man  nehme  nur  beispielsweise  das  so  ziemlich  durchweg  ein- 
getretene hinschwinden  der  lateinischen  casus.  Vgl.  Ascoli, 
Krit.  Stud.  s.  51—84:  »Das  romanische  Nomenc 

Stellen  wir  aber  einmal  dem  italienischen  mit  bezug  auf 
Wohllaut  überhaupt,  insbesondere  aber  auf  die  wortenden  unser 
heutiges  deutsch  gegenüber:  da  begriffe  sich  unschwer,  wenn 
dem  bewohner  der  transalpinischen  halbinsel,  oder  auch  dem 


126  A.  F.  Pott, 

menschen  romanischer  zunge  überhaupt,  dasselbe,  obzwar  auch 
kruflig  und  naehdrucksvoli,  ducli  gar  hart  und  unbehaglich 
in  seinem  anders  gewöhnlen  ohre  erklingen  mag,  und  ihn  da- 
bei ein  gewisses  grauen  überkommt,  etwa  wie  uns  Deutsche  bei 
der  befremdlichen  fülle  von  ziscliern  und  quetschlauten  der 
Slaven,  namentlich  im  polnischen,  die  zum  öflern  auf  dem 
papier  (z.  b.  sscz  =  seh  mit  isch,  z.  b.  8zrzupak^  Hecht;  russ. 
nach  unserer  Schreibweise  m^cJUschiscMschdt"  beschützen)  noch 
schUmmer  aussieht,  als,  zum  theil  mehr  weil  uns  fremd,  ins 
gehör  Tällt.  Während  aber  der  Gothe  sich  in  andern  fällen 
keineswegs  unempfindlich  ^Qgen  wohllaul  erweist,  duldet  er 
doch  im  auslaute  Verbindungen  von  drei,  ja  vier  consonanten 
so  anscheinend  barbarischer  art,  dass,  wie  Westphal  nicht  ganz 
mit  unrecht  sagt,  kaum  eine  andere  spräche  dergleichen  auf- 
zuweisen hat.  Man  müsste  denn  freilich  dabei  vergessen,  wie  es 
mit  sprachen  aussieht,  welche  von  bewohnern  des  Kaukasus 
gesprochen  werden,  —  bis  zum  äussersten  gewaltsam  wild  und 
rauh,  wie  dessen  berge,  welche  auch  vielleicht  an  diesem,  ver- 
muthlich  zum  theil  nicht  primitiven  zustande  die  schuld  tragen. 
Man  höre  nur  Schiefner,  Versuch  über  die  Thusch- 
Sprache.  1856.  §42  ff.:  »Der  Consonantenreichthum  dieser 
Sprache  in  ihrem  jetzigen  Zustande  steht  in  dem  grössten  Miaa- 
verhältniss  zu  den  Vocalen.c  Sie  besitzt  die  üblichen  5  vocale 
a,  e,  i,  0,  u,  freilich  ausserdem  eine  menge  daraus  gebildeter 
gruppen  als  diphthonge  §  18.  Hiegegen  31  consonanten,  da- 
runter mehrere  schon  in  ihrer  einfachheit  nicht  allzu  liebliche, 
8  gutturale  und  10  Zischlaute.  An  Verbindungen  zweier  conso- 
nanten sodann  zählt  Schiefner,  mit  einschluss  derer  in  fremd- 
Wörtern,  ungefähr  400.  Namentlich  in  Zusammensetzungen, 
wobei  indess  häufig  der  die  ausspräche  natürlich  erleicht^nde 
umstand  eintritt,  dass  sich  zwei  silben  in  die  consonantengruppe 
theilen,  kommt  auch  die  häufung  dreier  consonanten  vor.  Und 
zwar  »sind  von  den  mehr  als  hundert  fallen  ungefähr  ein  viertel 
der  art,  dass  sie  nicht  einen  der  flüssigen  consonanten  l,  m,  n, 
r  oder  mehrere  derselben  oder  die  halbvocale  j  und  w  in  sich 
schlössenc.  Aus  der  grossen  menge  wahrhaft  zahn  brecherischer 
gruppen  nur  ein  paar,  ohne  die  sonst  erforderlichen  typ^i  dar- 
stellbare beispiele:  ztq,  rnk,  rcx  {x  von  der  ausspräche  unseres 
cA),  lüi,  hsf,  xkd,  (IIb,  hnUy  xl-r,  sxw  u.  s.  w.  Vier  consonanten 
zusammen,  wie  bstr  (vgl.  etwa  engl.  u?eb8ter),  rcxn,  mtwr;  ^ibl 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     1^7 

fünf  rcxion.  Sielit  man  von  freiudwörtern  ab,  auf  deren  rech- 
nung  ein  grosser  theil  solcher  schwer  vereinbarer  gruppen 
kommt,  ermässigt  sich  allerdings  deren  sunmie  in  acht  ein- 
heimischen Wörtern  der  Thusch -spräche  um  vieles.  Insbeson- 
dere gilt  das,  —  und  thut  es  noth,  dies  nicht  ausser  acht  zu 
lassen,  zumal  im  gegensatze  zum  hinterende  der  Wörter,  —  vorn 
an  deren  köpf.  Drei  consonanten  sind  an  dieser  stelle,  was 
doch  im  gr.  nichts  ungewöhnliches,  nicht  in  gebrauch  mit 
ausnähme  von  bstu,  weib,  und  bstu,  ochse.  Ihrer  zwei  freilich 
daselbst  nicht  selten.  Man  beachte  aber,  »dass  die  verbal- 
wurzeln fast  alle  mit  einem  einfachen  consonanten  beginnen. 
Eine  einzige  wurzel  beginnt  mit  st,  nämlich  stex,  warten,  und 
zwei  mit  thx€.  Von  den  55  fallen  zweiconsonantigen  aus- 
lautes  bei  nominal-  und  verbalstämmen  kommen  28  auf  die 
ersleren  und  26  auf  die  zweiten,  während  nur  10  beiden  ge- 
meinsam sind.c 

Sieht  man  sich  die  WestphaFsche  liste  von  gothi sehen 
laut-ungethümen  (vgl.  auch  v.  d.  Gab.  Gramm.  §  54)  mit  drei 
oder  vier  consonanten  am  wortschlusse  an:  da  ergiebt  sich 
freilich  alsbald,  so  widerwärtige  art  von  zusammenstössen,  und 
zwar  auf  das  nomen  beschränkt,  habe  ihren  grund  bei  den 
neutren  in  wegfall  der  endung  (s.  a-m,  lat.  ti-m),  z.  b.  smair41ir 
(mittel  zum  schmieren,  lat.  sufif.  4rum).  Vaurstv  (wohl  selbst  mit 
ausfall  von  h,  vgl.  handuvaurh-ts,  mit  der  band  bereitet),  werk, 
gegen  die  seh w.  masc.  vaurstva  und  sogar  mit  5  consonanten  vaursU 
vja^  arbeifer.  Taihsvo  (die  rechte)  wohl  auch  mit  zusatz  von  v, 
vgl.  d£$Mx.  Sköhsl^  Scheusal,  und  smimsl,  auch  svumfsl,  teich,  gis. 
schwemmsal.  —  Die  geschlectitlichen  mit  s  im  nom.  sg.  hinten 
haben  (so  weit  nachweisbar)  ausstoss  der  thematischen  vocale 
a,  i  vor  dem  zischer  erlitten,  z.  b.  decl.  I  vitids  =  lat.  ventus, 
aber  II  gasts  =  hostis  (fremdling),  während  das  dunkle  u,  z.  b. 
in  maüishis,  mist,  handas,  band,  sich  nicht  verdrängen  Hess. 
In  Gabelentz,  Gramm.  §  63  wird  an  stelle  der  Grimnrschen 
bezeichnung  starker  und  schwacher  declination  die  benennung 
vocalischer  und  consonantischer  gesetzt.  So  viel  ist  dabei 
gewiss:  mit  ausnähme  der  durch  zusatz  von  n  erweiterten  sog. 
schwachen  declination  und  etwa  von  verwandtschaftsnamen 
wie  brothar,  besitzen  die  germanischen  sprachen,  wie  sehr  der 
schein  bei  jetziger  zahllosen  menge  im  nom.  consonantisch  aus- 
lautender   Wörter   trüge,    keine   wahrhaft    mit   cons.  endende 


128  A.  l\  Pott. 

Ihemen  gleich  denen  in  skr.  decl.  VI,  und  in  der  gr.  und 
lat.  ni  ziemlich  unverstandig  von  den  grammatikem  mit  voca- 
lischen  untermengt.  Ueberführung  von  hause  aus  consonan- 
tischer  themen  in  die  bahn  vocalischer  declinationen,  wie 
opulens  :  opulentas;  elephas  :  dephantus;  liUuienta  aus  nlaxovg 
(o^Bvt)  neben  lucuns,  yXvxueig;  formdstis  mit  der  schreibang 
fomionstis  Schneider,  Gramm.  II  457,  mofittiosus  aus  s.  vant,  gr. 
o-€vr  (vgl.  fem.  pamphyl.  mit  dig.  xiiiafstsa  Bezz.  beitr.  V  332: 
fishtoBöaa^  fieXitovTTa,  nwllosa  und  ^sJuvovciog  neben  -ot;i^r»o() 
schon  bei  mir  Et.  F.  P  612,  Corssen  ausspr.  P  98;  vaikiv^^  aber 
noch  ep.  dat.  v(ffiiv-$;  ysQOvtoTg;  poeniatis  im  pl.,  wie  Tra^f/tcr- 
%oig^  taeda  aus  öatg  und  vv.  aa. ,  so  namentlich  im  neu- 
griechischen, ist  eine  nichts  weniger  als  seltene  erscheinung. 
Auch  Übergang  von  einer  vocalklasse  in  die  andere,  wie  Saiur^ 
naliorum,  ddxQvoy,  datsov  (e  st.  tt)  aus  s.  asthi.  Erklärlich 
erst  eres  —  um  besserer  erhaltung  des  consonanten  oder  um 
sonst  bequemerer  handhabung  willen.  In  solchem  maasse  je- 
doch durchgeführt,  wie  im  germanischen,  das  gothische  an  der 
spitze,  wüsste  ich  kein  zweites  beispiel  zu  nennen.  Um  so  ver- 
wunderlicher ist,  dass  der  Gothe  dann  den  ursprünglichen  oder 
auch  erst  erworbenen  vocal  vor  dem  nominativischen  8  fahren 
liess.  Konnte  doch  durch  dessen  beibehaltung  der  schroffe  za- 
sammenstoss  von  cons.,  tnaithms,  anabnzns,  sogar  bis  zu  4,  wie 
in  hrunsts,  bairhts,  haifsts,  spaiskuldrs,  rohs7is,  wenn  schon  nicht 
gänzlich  verhindert,  doch  gar  sehr  gemildert  werden.  Es  will 
mich  fast  bedünken,  als  habe  der  Gothe  hartnäckig  am  zischer 
als  grammatischem  kennzeichen  des  erstwichtigen  aller  casus 
festgehalten,  wie  viel  lautlicher  Überwindung  dies  seinen  sprach- 
werkzeugen  kostete.  Dadurch  wurde  einerseits  der  gegensalz 
zum  neutrum  gewahrt,  als  welchem  kein  s  als  nominativzeichen 
gebührt,  und  anderseits  der  in  andern  germanischen  sprachen, 
durch  Wegfall  von  s  im  nom. ,  und  von  m  im  acc.  herbeige- 
führte Synkretismus  verhütet.  Ohnedies  vermied  man  durch 
die  Synkope  im  nom.  etwaiges  zusammenfallen  mit  dem  gen.  s. 
(nom.  fisk'S,  altn.  fisk-r,  als  ob  lat.  piscis  hinten  u-s  IL,  gen. 
fiskis,  altn.  fisks,  skr.  -asya;  halgs,  haigr,  gen.  hdlgiSy  baigj-ar 
wie  im  skr.  f.  nuUy-äs). 

Allein  wie  doch?  Hat  nicht  sogar  der  seines  os  rotundum 
wegen  gerühmte  Grieche,  —  trotzdem  dass  er  von  einfachen 
consonanten  am  ende,  ausser  den,  schon  mehr  den  selbstlautem 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     129 

zuneigenden  q  und  v  (nicht  aber  l  und  fi)  sowie  seinem  scharfen  <; 
keinen  (denn  die  proklitischen  ix  und  ovx  sind  nicht  zu  rech- 
nen) duldet,  —  sich  gleichwohl  weniger  mädchenhaft  schüch- 
tern 5  und  }p,  d.  i.  dem  laute  nach  ks,  ps  (jedoch  kein  ts,  wie 
überhaupt  nicht)  gefallen  lassen?  Und  überdies,  damit  nicht 
das  sexuale  thema  nackt  und  ohne  sein  würdevolles  abzeichen 
im  nominativ  umherlaufe,  —  ohne  scheu  vor  triconsonanz  mit 
liquida  davor!  So  ö*«^?,  xog,  ich  weiss  nicht  ob  vergleichbar 
mit  s.  dsra-ja  (aus  blut  entstehend),  fleisch.  Sonst  wüsste  ich 
nur  noch  die  übrigens  nicht  gerade  seltenen  formen  auf  y§  (vgl. 
deutsch  rings,  links  im  gen.)  aus  yy  ^^^  «>  h  oder  v  vorauf 
zu  nennen :  0älay^.  2vQty^,  ctQiy^^  ^V^Y^i  M^^Y^f  (fntvd'äQtY^ 
(yy)  und  *?  ($y)'  ''ivY^^  Hqvy^^  ^tiQvyS^  an^Xvy^  (yy,  aber 
spdunca),  Ivy^t  Xvyxog  ausser  Xvyyog,  Als  Seltenheiten  noch 
äXg,  bei  Alkman  fjuixagg.  Tiqvv(^)g.  Ti^iv(t)g  mundartlich 
neben  v&d'sig.  Fetische  acc.  pl.,  welche  noch  den  aus  dem  accu- 
sativischen  v  st.  m  mit  g  als  pluralzeichen  entstandenen  urlaut 
-yg  retteten.  Ebenso,  nur  noch  etwas  mannigfaltiger  im  latein, 
dreiconsonantig  arx;  cälx,  fdUc;  lanx^  quincunx,  deren  themata 
sämmtlich  in  c  ausgehen.  Wohl  keins  mit  g,  wie  einfach  rex, 
lex.  Ferner  stirps,  und,  wie  ich  vermuthe,  mit  etymologischer 
Schreibung  trotz  harter  ausspräche  i*rhs,  wie  desgl.  trabs,  cadebs, 
abs,  wie  ätp.  Und  mit  ausstoss  von  vielleicht  durch  synkope 
mit  dem  gutt.  vereinten  r;  «vag.  T  sammt  einstigem  i  (vgl. 
skr.  und  lith.  nc^tirS,  lat.  nodi^m)  ist  in  nox,  vv^  eingebüsst, 
woneben  sich  das  %  (st.  xt?)  in  ndvvvxcc,  vv%i,og  u.  s.  w.  be- 
fremdlich ausnimmt.  Natürlich  hülfe  das  in  unserem  »nachte, 
schon  got.  nahts  (also  mit  drei  conss.),  enthaltene  ch  in  der 
widerspänstigen  und  für  gr.  und  lat.  unerhörten  Verbindung 
mit  t  keinenfalls  zur  aufklärung.  Ferner  fehlt  t  in  den  besitz- 
lichen compp.  mit  caput:  anceps,  -cipitis,  praeceps,  biceps  gegen 
princeps  (gls.  primum  locum  capiens),  terticeps,  wozu  neutr. 
deinceps^  municeps.  Siremps  hinten  gekürzt  aus  -pse.  Nach 
Corssen  Ausspr.  IP  604.  847  aus  si  (sie)  und  rem  (so  der 
Sache  nach).  Nicht  vielleicht  reduplicirtes  s.  sama  (similis,  r 
für  s)?  Die  Schreibung  von  ehs  im  deutschen  bedeutet  jetzt 
in  der  ausspräche  meist  nichts  anderes  als  x,  wie  fucJis  =  e. 
fox;  luchs;  sechs  (got.  saihs)  =  lat.  sex.  Unser  kux  (portion 
d'une  mine)  wohl  aus  qtwte,  was  ich  auch  in  mhd.  ktUe  (pen- 
sum),   ein  kawte  flachs  suche.     Anders  z.  b.  in  spornstreichs, 

Ztiltoehrift  flir  yergl.  Spnichf.  N.  F.  VI.  2.  ^ 


130  A.  F.  Polt, 

wie  höheren  flugs,  untenvags,  stracks  mit  beibehalten  des  lautes 
noch  ohne  s.  Ausserdem  besitzt  ja  das  latein,  hierin  uneins  mit 
dem  gr.,  genug  singular-nominalive  auf  s  mit  liq.  davor,  allein 
stets  unter  aufgeben  eines  d  oder  t  dazwischen.  Ls  (puls);  rs  (ars, 
socors);  ns  (frmis,  Ims,  ^/,9und  dis;  libripens,  pendo);  mens;  das 
part.  priis.  IIieni(x))s.  Ul-s,  vielleicht  nach  weise  von  eis  aus 
ollus,  als  ausnähme.  Qmtiens  dgl.,  als  neutr.  acc,  bilden  keine, 
wegen  gleichbildung  mit  s.  ii/ant. 

Das  latein  hingegen  verfügt  ausserdem  über  einen  weit- 
aus grösseren  reichthum  von  consonanten  im  auslaut  als  das 
griechische.  Es  lässt  also  ausser  s  (x,  2)s)  sämmtliche  liqq.  l, 
m,  n^  r  an  dieser  stelle  zu.  Von  gutturalen  c,  allein  g  und  h 
nicht.  Proh,  vermuthc  ich  aus  der  interj.  oh  mit  per,  in  verbb. 
wie  per  tuam  fidem,  Dent.  /,  d.  Von  lab.  duldet  es  nur  fr, 
wenigstens  der  schrift  nach,  kein  2^  (volup  apok.^  und  f.  Auch 
nicht  V,  j.  —  Hiebei  ist  aber  wieder  zu  beachten:  ausser  den 
erwähnten  Verbindungen  mit  s  kommen  nur  noch  einige  wenige 
falle  von  zwei  schlussconsonanten  vor.  Nämlich  in  folge  Ver- 
lustes von  e  aus  -ce  (ecce):  nun-c,  tun-^;  A«n-c,  hanrc;  hin^ 
Und  gleichfalls  vermöge  abbisses  von  einstigem  t  in  3.  sg,  fert, 
vuU,  das  doppelte  es4  =  iati  und  es4  (edit)  =  s.  (xt-ti,  sowie 
in  3.  pl.  sunt,  amant  u.  s.  w.  Auch  ast  (aus  (U  mit  sed^  und 
post.^) 


")  Dies  wäre  zufolge  Corssen,  Ausspr.  I  ^  337  II,  62  und  II  *  821  nebst 
poste,  poSj  umbr.  pust,  pus  ein  um  d  gekürzter  abl.  (vgl.  posHäea,  onM- 
dea).  Wohl  nicht  allzu  sicher,  da  man  vielleicht  mit  mehr  gnind  in  letzt- 
genannten compp.  das  von  post^  ante  abhängige  pron.  id  suchte,  mit  eä 
(sc.  via),  Ante,  s.  dnti,  avxi  (aus  ana  mit  ti  st.  ati^  auf  der  andern  seite, 
wie  nqo-rt)  musste  ein  adj.,  wie  «iTiof,  adv.  crvrioi',  vgl.  got  andeis^  ende, 
s.  anta.  aus  sicli  erzeugt  haben,  um  einen  abl.  *a}iiid  zu  ermöglichen. 
Woher  aber  pos.  das  selbst  (doch  vgl.  os.  ossis  aus  s.  asthi)  Ursprung- 
lidier  sein  könnte  als  post  und  poste?  Ich  denke,  s.  pa^ca  (poBterior) 
zeigt  uns  den  weg.  Dies  entspringt,  gleichwie  apänc,  zd.  apetna,  der  letzte, 
von  apa^  aus  einem  noch  in  apas-kara  (excremeute)  mit  s  schliessenden 
adv.  (vgl.  lat.  ab-s),  das  auch  wohl  in  dem  0  des  zd.  apo  verborgen  liegt 
Dem  könnten  pos,  umbr.  pus,  und  p6-ne  wie  sine  zu  se,  infeme  (gls,  ab- 
gekehrt) recht  wohl  entsprechen,  wie  intus,  subtus  dem  skr.  a-tas,  von 
da,  u.  s.  w.,  zumal  a  etwa  unter  assimilirendem  einflusse  von  |)  zu  0  wurde. 
Weiter  haben  wir  im  skr.  apa-shthu  (entgegengesetzt)  aus  apa  mit  sthä^ 
so  dass  poste,  falls  sein  -te  dem  in  ante  ungleich,  etwa  als  adv.  auf  e  gls. 
abstehend,  ihoaradoy^  besagte.  Vgl.  praesto.  Oder  liegt  darin  ein  anver- 
wandter  von  sitiis,  mit  synkope  wie  postiis?    Osk.  post  mit  abl.  (gls.  Ton 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     131 

Was  will  aber  dies  alles  sagen,  wenn  wir  das  beer  con- 
sonantiscber  ausgänge  aus  unserer  muttersprache  zum  ver- 
gleicb  heranführen?  Es  weiss  jeder  von  uns,  wir  lassen  so 
zienilicb  alle  einfachen  consonanten  (nur  nicht  v,  u?,  j)  am  ende 
zu  und  eine  menge  composita  davon.  Nur  möchte  ich  fragen, 
ob  nicht  die  media,  mit  kürze  davor  gesprochen,  auch  phone- 
tische und  nicht  bloss  etymologische  berechtigung  haben.  Vgl. 
mhd.  lop,  löbc8;  rat,  rades;  tac  (bei  uns  täch,  wie  dach  lau- 
tend), tages.  Ein  Wechsel,  der  auf  einem  natürlichen  gründe 
beruhen  muss.  Wird  doch  auch  im  provenzalischen  zufolge 
Diez,  Gr.  P  251  der  weiche  cons.  des  inlauts  auslautend  zum 
harten  desselben  organs,  z.  b.  Idba,  lop;  servaar,  serf  u.  s.  w. 
Uad  im  skr.  fordert  ja  gleichfalls  die  regel,  dass  in  der  satz- 
pause, wo  mithin  einfluss  von  dem  anlaute  eines  folgenden 
Wortes  ausgeschlossen  ist,  harte  conss.  gefordert  sind,  —  was 
mich  wiederum  an  die  oxytonirung  am  satzende  im  gr.  er- 
innert P  (z.  b.  Jcnapp);  t  (th;  hat,  satt;  that);  h  (geschmack, 
Bchredc)*  Damit  in  Widerspruch  etwa  lug  und  trug,  die  prätt. 
{ogf,  log  und  der  apok.  imper.  leg,  lieg,  lug^  vergleichbar  den 
englischen  Wörtern  bog,  heg,  big,  bog^  bug.  Femer  f  und  das 
dem  hd.  eigenthümliche  pf,  auch  eh.  —  Nun  aber,  welche  fluth 
äierdem  von  consonantengruppen!  Liqq.  hinter  einander:  Im 
(heim);  rm  (arm);  In  (selten,  z.  b.  Cälv),  aber  oft  m  (stem, 
harn).  Karl,  kerl,  quirl.  —  Man  durchmustere  aber  in  betreff 
anderweitiger  Verbindungen  namentlich  den  nom.  sg.  mit  den 
ihm  gleich  gewordenen  casus;  die  dritte  person  im  verbum. 
Auch  (fie  zweite,  wegen  ihres  st^  dessen^  der  dieser  pers. 
Euständigen  endung  s,  falls  nicht  rein  schmarotzerhafter  Zu- 
wachs, ein  nochmaliges  d  u ,  gleichwie  zu  schärferer  bekräftigung 
anfügt 

Also  nf  (hanf);  mpf  (kämpf  aus  lat.  campus),  hramj^  und 
das  auch  vom  beschwerte  strumpf.  Bf  (scharf)^  If  (echilf,  lat. 
sdrpus).    Rb  {herb  ^),  eru?erb,  korb,  stirb).  Lb  (haib,  kalb,  gelb); 


dnem  punkte  ans,  wie  a  tergo).   Aber  postin  mit  acc  trotz  etwaigen  über- 
dnkommens  mit  exin,  dein?    Oder  hinten  präp.  t»  mit  acc.? 

^)  Herb  mit  b  st.  to  im  ahd.  haretoer  s.  Grimm  Wb.  grenzt  äusserlich 
nahe  genug  an  acerbua.  Ob  aber  innere  Verwandtschaft  zwischen  ihnen 
bestehe,  ist  doch  sehr  fraglich.  Das  lat.  wort  sieht  wie  Weiterbildung  von 
aeer  aus.  Cacumen,  wenn  anders  nicht  zu  kahud,  gipfel  im  s.,  könnte  aus 
aeumen  rednplicirt  sein ,  wie  dxmx^.    Auch  würde  ich  in  cu-^ides  lieber 

9* 


132  A.  F.  Pott, 

Iji)  (alp),    Mp  (himp,  klump,  plump  aus  lat.  plumbeus?);  mb  in 
c.  laml  (mhd.  lamp),  lamm;  cotnh  (mhd.  hamp)^  kämm. 

Mt  (amt,  sammt,  sammt,  DC.  i^dfinov,  nimmt,  kommt).  Bt 
(schwert,  wort^  liart,  aber  a  lg.  in  arf);  U  (alt,  weit,  edt,  zahlt). 
Nd  (band,  rind,  rund).  Itd  (liecrd,  bord,  wird);  Id  (feld,  gdd, 
scJiild).  Selbst:  hcmd  (mhd.  hemcde)^  fremd  (mhd.  vrepnede  aus 
vram,  e.  f'rom,  von  auswärts  her).  Xk  (krank,  schlank,  sanAr,  flink, 
prunk);  ng  (fiang,  sfremf,  ring).  Rk  (sturk,  werk,  aber  tcerg), 
Ik  (schalle,  welk,  volk),  Rg  (sarg,  barg,  bürg);  lg  (talg,  balg); 
rch  (storch);  Ich  (molch,  welch). 

Ausserdem  mit  /  hinten:  beleht,  erbt,  schreibt,  schrift,  litft, 
kauft,  kraft,  saß,  sanft,  hilft,  werft,  damjyft,  kämpft,  hlcpfl, 
haupt.  Es  stäubt,  aber  er  wird  gestäupt.  Es  klappt  nicht. 
Si^gt,  'neigt,  pflügt,  säugt,  bringt,  angestrcfigt.  Nackt,  aber  nacht 
wie  wacht.  Wagt^  ^^figt;  strikt,  wogegen  singH;  sMingt , gegen 
sdimcckt;  senkt,  prunkt;  sptickt,  verrückt.  Auch  magd,  jägd 
gegen  jiigt.  Dann  aber  mit  dtt,  was  an  sich,  ebenso  wie  gt, 
bt,  ft,  mt  für  griechische  und  römische  obren  wegen  ungleich- 
artigkeit  der  beidei*seitigen  conss.  eine  unerträgliche  Verbindung 
wäre,  wacht  neben  weckt,  acht,  sa^cht,  pflicht,  reclU  (lat.  reciHs)^ 
aber  regt,  sucht  und  flucht  (von  fliehen)  gegen  die  länge  in 
sacht,  flAdU.  —  Schreibungen  wie  vericandt,  gls.  einander  jsu- 
gewendet,  mhd.  näcliwendcc  nah  verwandt,  angeunrndt  st.  ange- 
toendct,  todt,  brodt  bedeuten  für  das  ohr  nichts.  Wohlberech- 
tigl  aber  sind  die  häufigen  wortschlüsse  mit  st,  auch  ssi,  selbst 
mit  noch  einem  cons.,  ja  zweien  davor.  Ast;  fast,  aber  fasst, 
ist,  nhcr  isst  wie  wisst;  geniest,  aber  getiicsst.  Preist.  Kost  und 
liebkost  Frost  gegen  trdst.  Mist,  got.  mailistus,  wie  lat.  mis4us 
st.  mixttis,  während  nur  textus,  indess  it.  testOj  wie  destra  an 
stelle  des  träubleins  mit  4  conss.  in  lat.  dextra.  Dagegen  laL 
paS'tus  mit  beibehaltung  des  s  von  sc  in  widerspiel  mit  tiosct- 
turus.  Last  mit  Unterdrückung  von  d  in  laden,  sowie  auch 
%virst.  Vgl.  auch  erhcil(t)st,  sowie  hast,  hat  mit  einbusse  von  h. 
Sonst  labst,  liebst,  reibst:  strcrfst,  raffst^  rufst,  triffst,  und  selbst 
mit  4  conss.  am  ende  stirbst^  erbst,  hilfst,  darfst,  tappst.  Es 
bemerkt  aber  Struve  conjug.  s.  227  mit  bezug  auf  d^pstum: 
»wohl  das  einzige  lat.  wort,  wo  3  conss.  zusammenstossen,  ohne 
dass  der  erste  oder  letzte  eine  liq.  ist.«    Bist,  willst,  fäUst,  wärst, 

ein  verstflinmeltes  acus  mit  unserem  spitze,  als  com-  suchen.    Acupediu» 
eher  ohvnodtif  wie  accipiter  iJxvnn^g, 


Latein  u.  griecb.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     133 

nimmst,  kannst.  —  Axt,  hackst,  nickst.  Neigst,  lügst,  trägst, 
legst.  Chs  in  wächst  wird  wie  x  gesprochen.  Nicht  so  in  dem- 
nächstj  lachst,  wachst  neben  weckst,  streckst;  streichst.  Mit 
4  conss.  horchst  und  borgst,  wie  desgl.  schmilzt  (z  aus  ts)  und 
angst,  hängst,  längst,  hengst.  Sengst  gegen  senkst,  welches  letz- 
tere wie  lenkst,  winkst  sich  verhält.  —  Warbst  ^  gespenst,  einst, 
sonst,  inbrunst,  gunst,  kunst  und  selbst  mit  2  liqq.  vor  st:  ernst. 
Wtdst.    Zuerst,  zuvörderst,  barst,  forst. 

Femer  mit  s,  und  z,  dem  laute  nach  ts.  Gans  und  ganz; 
hals,  als,  fels,  weis.  Kaum  noch  rs,  wie  besonders.  Aber  barsch 
(frz.  perche;  fisch,  got.  fisk-s),  barsch.  Hirsch  (mhd,  hirz,  wo- 
her vermuthlich  egn.  Hirzel),  unwirscli.  Klapps,  schnaps,  knirps. 
Krebs,  gröbs  (kerngehäuse).  Ich  übergehe  Wörter  mit  blossem 
schluss-xr,  wie  geiz,  reiz,  oder  hinter  kürzen,  um  doppelung  an- 
zuzeigen, mit  tz,  wie  satz,  sitz.  Behält  man  aber  im  äuge,  dass 
Griechen  und  Römer  überhaupt  kein  t-s  zulassen,  da  wird  man 
zumal  anhäufungen  von  liqq.  mit  z  bei  uns  nicht  allzu  leicht 
und  bequem  finden.  Lz:  salz,  Pfalz  (palatium),  schmalz,  schmelz, 
pelz  (pellicium),  pilz  (aus  boletus)^  filz,  holz.  Auch  rz:  harz, 
schuHirz^  erz,  herz^  schmerz,  scherz,  kurz  (aus  ctirtus)  und  dazu 
scht/MTZ  (it.  scortalo,  abgekürzt),  März.  Femer  nz:  glänz,  kränz, 
tanz,  schwänz.  Hinz  und  Kunz,  wie  eine  menge  hypokoristische 
abkfirzungen  von  egn. :  Götz,  Fritz  u.  s.  w.  In  der  Schreibung 
ist  ts  beibehalten  in  abwärts,  höheren  orts,  takts,  jenseits,  bereits, 
und  nach  etymologischen  rücksichten  ds  in  zusehends^  abends, 
femer  nachts  wie  sonntags,  nichts,  rechts.  In  jetzt,  zuletzt, 
strotzt  will  tz  bloss  kürze  bemerklich  machen.  Anders  in  arzt 
(mhd.  arzat  aus  archiater  mit  wegfall  des  zweiten  r,  wie  in 
Christoph  und  lat.  inff.  auf  -ri  aus  -rier;  nicht  aus  artista)^  be- 
herzt, gefalzt,  welche,  das  z  zu  ts  aufgelöst,  4,  sage  vier  end- 
consonanten,  darunter  zweimaliges  t  enthalten. 

Durch  solch  einen,  auch  nur  oberflächlichen  überblick  von 
den  consonantischen  endlauten  im  deutschen,  gegenüber  der  un- 
endlich kleineren  minderzahl  derer,  welche  die  beiden  classischen 
sprachen  sich  gestatteten,  allein  schon  stellt  sich  ein  wahrlich 
nicht  gering  zu  achtender,  vielmehr  tiefeingreifender  unterschied 
heraus  zwischen  diesseits  und  jenseits.  Und  trotzdem,  dass  so 
gut  wie  ganz  davon  abgesehen  wurde,  wie  die  einen  oder  an- 
deren sprachen  je  im  einzelnen  falle,  oder  nach  bestimmten 
regeln,  rücksichtlich  der  Wortschlüsse  zu  diesem  zustande  im 


134  A.  F.  Polt. 

verlaufe  der  zeit  gelangten,  da  er  nur  späi'lich  sieh  als  der  ur- 
sprunglichc  erweisen  lässt. 

Es  schiesst  mir  aber,  wie  von  selbst,  durch  den  köpf  ein 
gedanke*  der,  wie  anspruchslos  er  sei,  doch  einer  kurzen  er- 
wägung  nicht  ganz  unwerth  sein  möchte.  Wie,  meint  man 
wohl,  würde  sich  die  poesic  der  Griechen  und  Römer,  auch 
selbst  unter  beibehaltung  ihres  quantitativen  princips,  mit  den 
bei  uns  üblichen  end reimen  ausnehmen?  Oder,  besser  ge- 
sagt, bis  zu  welchem  grade  wäre  ihr  gebrauch  dort  in  wirkungs- 
voller und  wohlthuender  weise  möglich  gewesen?  Wie  mir 
scheinen  will,  in  einem  äusserst  massigen.  Namentlich,  um 
kräftige  männliche  reime  hätte  der  griechische  dichter  sich  doch 
in  beständiger  Verlegenheit  befinden  müssen.  Angesichts  des 
Überflusses  im  deutschen  an  Wörtern  mit  mannigfaltigster  ab- 
wechselung  in  consonantischen  ausgängen,  welche  armuth  da- 
ran in  seinem  mutteridiom,  das  ihm  mit  bi-  und  triconsonanz 
nur  und  allein  solche  mit  s,  dazu,  von  einigen  adverbien  auf  ]f, 
oder  äyj,  fMip,  abgesehen^  lediglich  im  sexualen  nom.  sg.  (etwa 
wirklich  im  gr.  als  weisser  sperling  neutral  %d  owvQoi?)  zu 
bieten  hätte!  Woher  femer  sollen  wohl  in  griechisch  oder 
latein  dem  dichterischen  reime  gleichsam  vorspukende  laut- 
und  zugleich  sinnvolle  begriffs-vermählungen  genommen  werden, 
welcher  art  massenweis  bei  uns  im  volksmund  umlaufen?  Als: 
AU  und  kaU.  Knall  und  fcM  (wie  beim  schusse).  Handel  und 
wandd.  Auf  schritt  und  tritt.  Sdilecht  und  recht.  Lug  und  trug. 
Aus  rund  und  band  (wie  eine  auseinander  gegangene  tonne).  Zu 
Schutz  und  trutz.  Ohn'  rast,  aber  ohn'  hast.  Eile  mit  imle. 
Ohne  soft  und  kraft.  Ohne  sang  und  klang.  Träume  schäume. 
Schöne  lippcn  sind  —  Hippen.  Ueber  stock  und  block.  Mit  sadt 
und  pack.  Heil  un  deü  (ganz  und  theilweise)  Reuter,  Gamellen 
V  63,  wie  alliterir^id  sammt  und  sonders.  Heute  roä%,  morgen 
todt.  Aufgeschoben,  nicht  aufgehoben.  Mit  gegangen,  mit  ge^ 
hangen.  Schalten  und  undten,  ersteres  wohl  zu  ahd.  sooMtm 
(dueere  navem),  mhd.  sdkoUen  (fortstossen),  also  im  sinne  von 
gubemare.  Der  anklang  an  sollen,  got.  skulan,  präs.  skal,  wdt- 
len  mithin  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  bloss  zufallig.  BaÜien 
und  fhaten.  Scheide^i  und  meiden.  Hangen  und  bangen. 
Was  auf  erden  kreucht  und  fleugt  Wer  die  wohl  hat,  hat  die 
quäl.  —  Nicht  zu  reden  von  blossen  andeutungen  des  rdmes, 
wie  Hina  und  Kuna.  Mit  hand  und  mufid.   Mit  haut  und  haar. 


Lateiii  u.  griecfa.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     135 

Mit  mann  und  tnaus.   Er  schofU  weder  freund  noch  feind.  Freud 
und  leid. 

Alliterationen,  ja  über  solche  konnte  man  im  alterthum 
auch  verfügen,  und  hat  auch  gelegentlich  davon  gebrauch  ge- 
macht. S.  meine  doppelung  s.  79.  Nur  ein  paar  beispiele: 
^qov  fMd^ta^a^  ^  /it/i€i<T'd'a$.  Ilcc^^fiaTa  (jKxi^ijfAaja.  Beim 
Theokr.  XV  89  in  nachahmung  des  weibergeschwätzes,  als 
wäre  es  schwalbengezwitscher,  mit  dreimaligem  t&  und  zwei- 
mal €«; 

—  —  tl  ds  riv,  ei  K(OTiXa&  sif^iQ^ 

^t*J  (vgl.  nvy-fA^^  pug-nus)  Kai  Xd^  {Xaxtil^ca,  verwandt  mit 
calx  pedis,  calcare,  calcUrare,  sodass  vor  X  das  eine  x  gewichen) 
klingen  mit  einer  gewissen  absichtlichkeit  im  $  an.  Manibus 
pedibtisque  dafür  bei  Terenz.  Ich  suche  aber  in  derlei  advv., 
wie  auch  y^tJJ  (wohl  ein  mit  yovar-i^fa^  vgl.  auch  yvv-nsxoq^ 
in  der  endung  stimmendes  verbum  voraussetzend),  o^Xdl^,  in$%a^, 
intfiilS  verstümmelte  dat.  auf  ^#  (vgl.  Td^&g,  inifjuStg).  —  Purus 
putus.  Sanus  salvus.  Bei  Plaut.  Amphitr.  3,  2,  23 :  Si  sis  sanus, 
aui  rnpias  satis.  Sarta  tecta  und  sane  sarteque.  Non  semel, 
sed  saepius  Munchener  Sitz.  1880,  s.  411.  —  Auch  bei  alten 
lateinischen  dichtem: 

Pacuvius  Pcriboca :  Lapü  cor  cwra,  aerumna  corpus  conficU. 
Lucilius:  Vis  est  vita,  vides,  vis  nos  facere  cogit. 

Und  bei  Ennius  nach  citat  bei  Cicero,  ungerechnet  die  drei- 
malige Wiederholung  eines  gewichtigen  tonabfalls,  fünfmal  mit 
m:  haec  omnia  vidi  inflamma/ri,  Priamo  vi  vitam  evitari 
(gls.  ausgelebt?),  Jotris  aram  sanguine  turpari.  Derselbe  von 
sich:  völito  vimf  per  ora  virum.  Ferner:  Quem  mea  cominus 
madMera,  atque  Imsta  hostivit  e  manu.    In  den  Ann.  I  154: 

Äccipe  daque  fidem  foedusque  feri  bene  fimium. 

Ja  zwölfmal  t  Ann.  I  151  nicht  ohne  einige  Spielerei: 

0  Tite,  tute,  Tati  tibi  tanta  tyranne  tulisti. 

Woraus  denn  wenigstens  der  dem  menschen  einwohnende 
drang  nach  reim  auch  bei  den  alten  erhellet.  Freilich  kam  der 
anwendung  des  vollreims  hinten  bei  uns  der  nicht  zu  über- 
sehende günstige  umstand  zu  statten,  dass  nach  deutschem  be- 
tonuDgssystem  der  accent  stets  auf  die,  in  lexikalem  sinne  ge- 
wichtigste, d.  h.  die  Wurzelsilbe  fallt,  und  gerade  diese  bei 
maiiBJgfacher  wortkürzung  häufig  genug  ans  ende  gerieth. 


136  A.  F.  Polt, 

Als  ein  interessantes  beispiel  übrigens,  wie  sich  der  grie- 
chische sprachgcist  gegen  fremd  Wörter  mit  consonantischem 
ausgang  benahm,  kann  die  benennung  von  buchstaben  dienen, 
welche  man  mit  der  schrift  von  den  Phöniciem  überkam.  Ich 
meine  namentlich  die,  welche  er  in  a,  gleich  neutren  auf  a(%)^ 
z.  b.  aiyiia  (eig.  gezisch),  ausgehen  Hess.  Und  zwar  ausser  ai4pa^ 
IdfAßda,  YdfAfAa  (dies  unter  wcgfall  von  X  in  ginid,  trotz  gamal, 
xafAylog)j  xdnna  und  selbst  xonnat-iag  von  xonna  (vgl.  {fa§ir 
(fOQag)  noch  mehrere  auf  t«  wie  ß^ta  u.  s.  w. 

2.  Gegenüber  nun  aber  der  grossen  engherzigkeit,  welcher  der 
Grieche  rücksichtlich  des  auslautes  sich  schuldig  macht,  sehen 
wir  ihn  nichts  weniger  als  allzu  wählerisch  und  peinlich  in 
betreff  des  wortbeginns.  Er  stösst  also  an  dieser  stelle 
keinen  einfachen  consonanten  seiner  spräche  zurück,  nur  dass 
digamma,  jot  und  sigma,  wie  auch  inlautend,  nicht  immer  stand 
hielten,  während  latein  und  germanisch  diese  getreuer  bewahren. 
Dann  aber  besitzt  das  Hellenen -idiom  im  anlaute  seinerseits 
nicht  wenige  consonanten- häufungen,  von  welchen  die  beiden 
eben  genannten  nichts  wissen.  Im  latein  muss  das  verzeichniss 
mehrerer  derartiger  wortanfange  schon  um  deswillen  etwas 
anders  ausfallen  als  bei  den  Griechen,  weil  dort  die  indischen 
und  griechischen  aspiratä  (denn  f  und  h  sind  bloss  Spiranten) 
aufgegeben  worden.  Und  natürlich,  der  lautverschiebung  halber, 
desgleichen  im  gothischen.  Man  denke  nur  an  das  jetzt  wieder 
abgestreifte  h  statt  A;,  in  hl,  hr,  hn,  hv.  Im  sskr.  eben  diese 
und  hm,  hy  in  hya^,  x^H.  Auch  mangeln  $  (daher  insipere, 
dissipare  st.  sskr.  kship,  werfen)  und  ifj  bei  jenen,  wie  oft  sie 
da  auch  in  der  mitte  und  am  schluss  gehört  werden.  Die 
indischen  palatalen  (doch  ngr.  t?,  z.  b.  TXitJ^fig,  d.  i.  lat. 
caecus)  ausser  jot,  und  cerebralen,  ausser  r,  fallen  natürlich 
ebenfalls  fort.  Ts  ist  vielleicht  in  adstim,  ad&ideo  vor  der  assim. 
SS  gesprochen,  sicherlich  aber  erst  spät  an  stelle  von  lat.  c  vor 
hellen  vocalen,  und  für  ti  assibiliert,  wenn  ein  anderer 
vocal  folgt,  wie  patior  neben  patüur;  natio,  it.  noßume. 

a)  mit  gutt.:  xq,  er  (selbst,  obschon  kein  axQ,  scribo,  das 
am  nächsten  zu  auseinandergezogenem  axägitpaofiai  steht),  xq9 
xXj  d,  %X  (auch  goth.  lü).  2x,  sc  (deutsch  seh,  daher  die  Schrei- 
bung mit  dl,  obschon  auch  z.  b.  sehlafen  aus  goth.  sl^^n)^  tfuL 
Kein  cy  (wohl  wegen  härte  von  er,  doch  fiicfw).  Kft  (kein  xi»)» 
^^}  X^  (x^^Vi  xvavoi).    Goth.  hnaivan,  uXivstv^  vgl.  cannivare, 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     137 

nicere,  nidus.  Ahd.  hnigan  neigen,  und  daher  lat.  gnioms,  was, 
meines  bedünkens,  falschlich  auf  genu  (Corssen  ausspr.  I,  43) 
zurückgeführt  wird.  Goth.  hnuto,  knute.  -3%,  z.  b.  (rx*f»,  aber 
scindo,  s.  chinadmi  (wohl  vorn  aus  sk,  wo  nicht  steh).  Kein  (Tx^, 
^XQf  ^X^  (aber,  s.  sogleich,  axv)  trotz  aiaxQog^  yllaxgeg,  ßifj- 
XQog  u.  s.  w.;  ia%v6q.  —  2xyin6g,  wie  xvlnog^  auch  vielleicht 
(Sxvlifoq  nebst  Fviipcav,  knauserig,  knickerig  (diese  auch  mit  iw), 
sowie  (fxvinrm,  kneipen,  zwicken,  das,  wenn  axsvinTco^  (Tx^v/tttc» 
grund  haben,  fast  als  mit  umgestelltem  i^  componiert  aussieht. 
Jedoch  poln.,  ohne  w,  szczypac.  —  Ausserdem  eine  reihe  von  Wör- 
tern, eben  so  dunkel  in  ihrer  mannigfaltigkeit,  als  was  sie  be- 
zeichnen. 2icvtq>6g  wie  xv^ifög,  dunkel,  und  axvtipog  s.  v.  a. 
xviifag^  doch  seltsam  wegen  ihres  i.  —  S.  nablias  n.  nebel,  ge- 
wölk,  vi(pog,  nebula,  und  wenn  man  auch  etwa  nicere  (der 
dunkle  laut  herbeigeführt  durch  6?)  hinzunimmt,  entbehren 
sämmtlich  eines  Zusatzes  vorn.  Darf  man  aber  etwa  in  Wörtern 
mit  derlei  zusatz  verwitterte  präpp.  suchen?  Kviffag  erinnerte 
etwa  wegen  JvV,  xo^vog  (y  st.  |i*,  wie  in  x^^Jv,  und  »  aus  sufT. 
io  übergetreten)  an  lat.  cowr.  Es  stellen  sich  aber,  noch  ab- 
gesehen von  dem  anklingenden  lat.  cr&pusculum,  daneben  yvo^fog 
und  dvoipog  (etwa  mit  da-  im  sinne  von  d*a,  sehr),  allein  nicht 
minder  (J^a-  mit  Unterdrückung  von  v?)  io^pog  sammt  tiifwqog 
und  lith.,  wie  in  der  neunzahl,  mit  d  st.  n,  debesis.  Vgl.  Benfey, 
Vedica  s.  54.  —  Kt  (lat.  nur  inlautend).  A'^  mit  müssigem  & 
in  x^-dv^  wie  7i%6hg,  In  d^x^d  neben  d#x«  möglicher  weise 
auch  so.  Wahrscheinlicher  ersteres  aus  dem  zweiten  gebildet, 
vgl.  s.  dvidhä,  auch  adj.  dvirvidha,  zweifach,  rdovnog.  Ngr. 
ydi^to  ich  ziehe  die  haut  ab,  was  vielleicht  dafür  spräche, 
YVfAvog^  wie  Giese  vermuthete,  stehe  für  iy-dv-fAivog  (exuttis), 
vgl.  ixdvfka^  i*dt!fjb€v.  Fq^  gr,  Crrä'tt4S  als  part.  von  x^^Q^ 
mit  metath.  aus  hr  =  x^^^^^g.  TU,  gl.  Kein  yf*  vom,  wie  oft 
auch  Inlautend.  Fv,  gn  mit  oftmaligem  wegfall  des  gutt.,  wie 
vovg^  nasco,  auch  engl,  k  in  know  stumm.  NcUas.  NaevtAS  als 
angeborenes  muttermaal,  mit  gleichem  suff.  als  nat4vtis,  und  daher 
Naevius.  Anders,  und  wahrscheinlich  als  yrija^og  im  gegensatz 
zu  Spurius  gemeint,  auf  der  Scipionen-inschrift,  Gnaivod  p(xtre(d) 
progncUus,  und  On.,  d.  i.  Cnaem,  zu  sprechen  mit  g. 

Von  dem  qu  (kw)  des  latein  ßndet  sich  im  griech.  keine 
spur.  Es  begreift  sich  aber  leicht,  wenn  qu  mit  p  wechselt, 
wie  in  mehreren  sprachen  der  fall  ist.   So  oskisch ;  im  welschen 


138  A.  F.  Polt, 

p  st.  gult.  im  irischen^  vgl.  petoritum;  walachisch  z.  b.  pairu 
(quatuar);  aeol.  niavQsg.  Das  ist  näinlich  ohne  zweifei  so  zu 
versieben,  dass  der  gutt.  zuerst  den  wciclien  laut  v  zu  sich 
heraufzieht,  dann  aber  dem  n  (st.  xn)  zum  opfer  fallt,  wie 
ähnlicher  weise  lat.  bis  (st.  db)  aus  s.  dvis  wurde.  Daher  dann 
nicht  seltene  begegnungen  von  qu  mit  griech.  n,  wie  sogleich 
in  dem  pronominalst,  no  (vgl.  osk.  piipit  f.  quidquid)^  got.  huL 
Seqtior,  insa^a*  entsprechen  beide  dem  sskr.  sac,  woher  scJornan 
Umgang,  verkehr,  und  nicht  dem  begrifflich  seitab  liegenden  «ip. 
Woher  nun  aber  die  beimischung  des  lippen-elements,  wäre 
eine  andere  frage. 

b)  mit  dental:   iq,  tr,  ^Qj  %k  (lat.  latus  aus  tXfftvq)^  i^X, 
x^p.  Jq,    Hingegen  von  acht  lateinischen  Wörtern  kein  beispiel. 
Selbst  Drusus  wäre,  so  heisst  es,  zuerst  von  einem  Livier  wegen 
ermordung    des   gallischen    fcldherrn  I>rausus   angenommener 
narne.    Mithin  wie  T.  Manlius  den  beinamen  Torgtuitus  erhielt, 
weil  er  einem  Gallier  die  halskette  (bei  den  alten  Britten  ferfe 
nach  Owens  Welsh  Dict.  ehrenschmuck  des  kriegers)  im  Zwei- 
kampfe wegnahm.    Doch  z.  b.  quadrans  und,  mit  de,  dodnxns. 
Tf»,  aber  kein  rv,  wie  auch  kein  <rT/i»,  atv.     Aber  crr,  st^  ütq^ 
str.  —  2^,  wie  oft  inlautend,  sogar  iad'fiog,  doch  vom  nur  in 
dem    einzigen    aO^iyo)    mit    zubehör    vertreten.      Ich   wShne: 
durch   zusannnenrücken   (vgl.    armen,  sater   aus  atat^g)   Yoa 
<t(Ta)x^   in  cta^sQog,   evataO^ijg,    feststehend,   goth.  a^iasio^an 
(anfangen,  gleichsam  zu  einem  geschäft  aufstehen).    Auch  sonst 
ist  ja  aus  wohllautsgi*ünden  ein  t  weggeblieben.     In  aestas  (st. 
aestu  -\-  tat,  wie  oUvitas  u.  aa.)  und  fastvdium  aus  fastus  mit 
taedium,  umgelautet  wie  in  pertisum.    Und  bildete  man  nicht 
mUrix  geradenwegs  aus  niUrio  trotz  nutrUor?   Eine  ähnliche 
syncope  liegt  vor  in  exta,  vgl.  prosedum.     Ferner  noc^  aus 
adrhi  (s.  sadhana\  mag  nun  auch  niog,  aniog,  s.  pasas  n.  (lat. 
pS-nis)  darin  enthalten  sein  oder  eine  präposition   (etwa  nQ6 
umgestellt  und  so  q  erloschen;  s. prasädJiana,  zuwege  bringend). 
Letzteres  ist  der  fall  in  dem,  übrigens  höchstens  sinnverwandten 
indischen  upa-sfha,  dessen  sfh  ja  ein  av  entsprechen  müsste. 
Oder  darf  man  für  lotai^og  einen  irreg.  superi.  auf  -»avo  (vgl. 
%iQnv$aTog)  von  Xo$n6g  voraussetzen,  wie  (Haaq^tiftog  nach  weise 
von  ßXa^lifQ(i$v  gekürztes  ßXdtfßtg  enthält?  Das  v  in  a&ivm  wird 
erweiterung  sein  wie  in  t^/uv«,  <paivm  dgl.  2^ipQg  aber  könnte 
der  analogie  nicht  seltener    neutra    auf  -^g  folgen,    welche 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     139 

diesem  das  -vo  im  sinne  eines  part.  prät.  pass.  vorauEschickten. 
So  xT^vog  (erworbenes),  wie  lat.  fadnus,  fenus,  pignus,  üinera 
von  itare.  Vultms,  dafern  aus  vdlo,  iXxog,  und  ohne  Verwandt- 
schaft mit  s.  vra/^  (aus  vy-ar,  auseinandergehen,  mit  sufif.  ana?). 
Auch  %ifA€vog,  wozu,  als  auch  abschnitte,  templum  z.  b.  der 
auguren,  und  daher  contemplari  (gls.  Vogelschau  halten)  und 
tempus,  ex  tempore,  und  aus  dem  dem.  extempulo,  auch 
extemplo,  mit  mp  st.  mn,  wie  in  contemptus?  —  Das  fehlende 
a&X  wenigstens  im  wortinnern:  iax^Xog,  dor.  iaXogy  vielleicht 
unser  edel.  'IfAdad^Xf^  doch  wohl  mit  ähnlichem  sufif.,  wie  in 
ix^Xfi,  und  etwa  erklärlich  aus  ifAdötfco,  fut.  ifiäöca.  Oiifi^Xa, 
womit  Bezzenb.  btr.  V,  327.  pamphyl.  äysd^Xa,  als  vermuthlich 
opfergeräthe  zu  ay#o$,  vergleicht.  Ersteres,  weil  geräthe  zur 
Bacchusfeier,  natürlich  zu  d^ve&r.  Seltsam  ist  es  sowohl  des 
zweimaligen  ^  wegen  als  auch  röcksichtlich  c;^,  das  doch 
schwerlich  in  x^aat  sl.  %^vtddeg,  bacchantinnen,  entschuldigung 
flndet.  &ifA€d^lov,  grundlage,  auch  mit  zweifachem  ^,  und 
-d-sfAsiltov  >vie  xsifAi^hov,  etwa  mit  themen  auf  /ao  oder  gAtj  da- 
zwischen. Fsviy^Xfi,  Ursprung.  S.  noch  -^qop  neben  tqov  sp.  — 
S%X  (c%XsYYig,  strigilis).  Das  lat.  hat  früheres  stt  durch  wegwerfen 
von  st  beseitigt.  So  suis  st.  lis,  und  demnach  wahrscheinlich  mhd. 
sMt,  streit.  In  stlocus  für  locus  erblicke  ich  eine  Weiterbildung  von 
sthäla,  wie  unser  stelle,  platz,  ort,  also  Standort.  Vgl.  hiulcus.  Süop- 
pus  oder  sdoppm,  Corssen  beitr.  s.  17,  naturlaut  beim  schlagen  auf 
die  backe,  und  daher  ital.  stioppo,  oder  schioppo^  flinte  (sclopetum). 
Pedibus  stlembus  vielleicht  wie  azQeßXog,  aTdsßXoTtovg.  Auch 
SÜata  genus  navigii  latitm  magis  quam  altum  verräth  unstreitig 
—  für  die  latüudo,  wonach  es  benannt  wäre,  mit  —  entstehen  aus 
strdtus,  hmgestreckt,  ausgebreitet.  Bliebe  nur  noch  stritavus  alt 
für  Mtavus,  was  dem  gr.  rgnonaTniQ  nachgebildet  scheint, 
ohne  für  sein  s  eine  entschuldigung  zu  bieten. 

Sdsvg  doch  wohl  mit  weichem  <r,  mundartlich  umgedreht 
aus  Zevg  (s.  dyäus,  vgl.  lat.  juglans,  Mog  ßdXavog).  Dessen  C 
kommt  nicht  unserem  z,  d.  i.  ts  gleich,  wie  wir  falsch  »zonec  st. 
iliv^  sprechen.  Am  wahrscheinlichsten  lautete  es  wie  frz.  de. 
Grerade  das  im  dorismus  so  häufige  ad  an  stelle  des  üblichen 
C  spricht  nachdrücklich  dafür,  es  sei  nicht  bloss  dem  einfachen 
frz.  0  (d.  h.  weichem  s)  gleich,  wie  Rangabe,  ausspr.  s.  16  will. 
Vgl.  den  analogen  fall  il^ig^  viscum.  —  Dor.  axl^pog  st.  l^iipog. 
Ihm  entsprechend  finden  sich  (und  auf  der  einen  oder  andern 


140  A.  P-  Po». 

Seite  entlehnt)  arab.  ssaif  anä  kopt.  ssacfc,  sscteß,  auch  stoiAe 
(gladius;  canna,  calainus),  was  lebliaft  an  frz.  sahre,  säbel  (doch 
s.  Diefenb.  völkerk.  11,  351)  erinnert. 

c)  mit  labial:  nq,  pr,  ßg,  hr,  tfq,  fr;  ^ß  z.  b.  in  ^^p'k/m, 
wrack,  e.  torecks,  in  welcher  spräche  w  von  ar  ebenso  ver- 
slummt,  wie  im  griech.  Dazu  auch  wohl,  wenn  schon  (vgl. 
8.  vragc,  lacerare)  mit  x;  ^äxo^,  zerrissenes  kleid;  ^ÜKtlof,  ab- 
gerissen, schroff,  rauh.  Zu  s,barh  ^äxoi,  jedes  abgerissene  stück. 
Aaxi?,  lacero.  Nur  als  durch  r  verstärktes  s.  hiumj ,  dem  sich 
schwesterlich  hhuj,  biegen,  anschliesst,  halten  frango,  goth. 
brikan,  brechen,  den  allgemeinen  lypus  damit  inne.  Wwb. 
nr.  1057.  So  auch  digammirtes  äyvviit  Ahrens  H,  45  und 
^^fWftt.  Wegen  nleus  s.  sp.  Einige  male  indess  ßg  für  ßf. 
So  ßQmffiq,  devoratio,  vgl.  würgen,  rahd.  wü-ge.  'P6dov  st  ß^ö- 
ätv  mit  lab.  in  orientalischen  sprachen,  z.  b.  kopt  vert,  ottrt 
(rosa),  Abel,  kopt.  unters.  I,  208,  vgl.  vert,  roth,  p.  20.  Aus^ 
führliches  darüber  in  meinen  kurd.  Studien  (Lassen  ztschr.  VII, 
s.  118).  Rasa  ist  den  Griechen  abgeborgtes  ^odia,  mit  asaibilie- 
rung,  wie  Clausus  si.  Claudius;  it.  orxo,  frz.  orge  (hordeum).  — 
NeßQÖg,  vißqai  wie  viaiS,  wohl  aus  vtagig.  Das  ß  aus  v  im 
sskr.  »ava.  Etwa  pamphylisch  gen.  Nfj:onö3Lsit  Bezzenb.  beitr. 
V,  327.  335,  der  jedoch  s.  331  die  möglichkeit  lässl,  dass  es 
kein  griech.  name  sei,  —  HX,  ßl,  qX,  pl,  M,  fl.  Ilyia,  wz.  rtw, 
gemildert  in  nAev'/i«»'  und  umgestellt  pulmones.  /Ztvtföc  wahr- 
scheinlich durch  einschub  auseinandergezerrt,  wie  piiuUa  aus 
mvta.  Auch  qvfi,  interj.  von  schnaubenden  rossen,  worin  sich, 
desgl.  in  mhd.j3/n»Äc  (Spiro)  und  nvifia,  die  vereinte  thätigkeit 
von  lippen  und  nase  mall.  Kein  ti/*,  ^ft  oder  jS/*,  ßv.  Mv  in 
nv^fta,  im  inlaut  z.  b.  aifiy6g  zu  gißtad-au  Auch  st  pn  mit 
nasal  vor  nasal,  also  einigermassen  assimiliert,  lat  som-nws, 
s.  svap-na,  vnvog,  sopor,  —  Ausser  ip  auch  aß,  an,  sp,  apr 
(kein  anq),  atrJL,  sß  (splendeo),  atp,  a<pQ.  Aus  der  neupers. 
Schreibung  ssipehr  (sphaera,  orbis  coelestis)  für,  den  Griechen 
abgeborgtes  e^aiga  (im  lat  auch  ^era  und  im  gael.  speur  sf. 
himmel)  Vullers  H,  214  folgt,  man  habe  darin  wirklich  ein  mehr 
auseinandergezogenes  ph  gehört,  und  nicht  blosses  f,  wie  im  ngr. 
Sonst  giebt  pers.  freilich  aän^t^og  durch  ssaftr  oder  ssa^tr  ib. 
302,  also  9>  durch  f,  wieder.  S.  auch  kurz  zuvor  arab.  ssa^.  — 
.2  in  aß  verm.,  wie  auch  in  c/t,  weich,  llt.  Lat  nur  inlautend, 
atOus  Hi7l.  m.      Ot».     RS  (SSällu.  SSim.  lat.  tAdo  U.  s.  W.>. 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     141 

d)  Liq.  vor  muta  ist  vom  anlaute  ausgeschlossen.  Also 
kein  mp,  nib;  nt,  nd;  nr,  nl,  oder  r,  l  mit  t,  d  u.  s.  w.  Man 
würde  aber  sehr  irren,  hielte  man  sämmtliche  Verbindungen 
dieser  art  im  anlaut  für  etwas  unerhörtes,  ja  unmögliches.  Es 
giebl  deren  mitunter  in  anderen  sprachen.  Z.  b.  im  Yoruba 
mit  rhinismus  Mbeh  To  be,  to  eanst,  to  live.  Nkan  A  thing, 
something.  Nhung,  ohung  A  thing,  Ntori  Became.  Der 
imper.  nsho  Proceed,  go  on.  Nwhin  To  borrow,  Ng-ng  No. 
Nla-nla  durch  doppelung  den  begriff  verstärkend :  Very  great, 
very  large.  —  Im  ngr.  hat  der  nasal  in  vt  und  [An  achtes  d 
und  b,  als  gleichsam  herabminderungen  von  r  imd  n,  zu  be- 
zeichnen, weil  d^)  und  ß  jetzt  dort  einen  andern  lautwerth 
haben.  Beispiele  so  beginnender  fremdwörter  bietet  DC.  — 
Sonderbar  im  pamphylischen  (Bezz.  beilr.  V,  330)  ist  >die  an 
den  cyprischen  dialect  erinnernde  beseitigung  von  v  vor  d  und 
T  und  die  gleichzeitige  Verwandlung  des  letzteren  in  d«,  z.  b. 
aÖQl'  dvÖQi,  nsdsxaidexa.  Ich  weiss  nicht,  ob  mit  mehr  als 
aufgeben  der  nasalirung  bloss  in  der  schrifl. 

Mv  in  fjkv^iAa  u.  s.  w.  hat  sich  erhalten.  Allein  ^aq  und 
[kl  haben  für  das  ik  ein  ß  eingetauscht,  wie  sich  in  der  mitte 
ß  zwischen  ia  und  q  leichtern  Übergangs  wegen,  z.  b.  fAsai^fAßgia 
(wie  frz.  nombre),  in  analogie  mit  d  zwischen  v — q  (avdgeg^  frz. 
gendre)  einschob.  Bqotoq,  mortdlis.  BXciax(o  mit  ca  in  folge 
der  metath.  aus  gAolstv.  So  auch  wohl  ßXd^,  ßXäxog  zu  fAaXa" 
xoq  (etwa  tnarceo,  mukeo?\  ßXf^xQog,  falls  nicht  (s.  ob.  unter  a) 
mit  suflf.  xQo^  sondern  x  unter  etwaigem  einflusse  von  ^,  oder 
wohl  gar  verwandt  mit  lith.  biogas,  schlecht,  gering,  schwach. 
Biit%(o  aus  iiiXi(T)j  aber  ßXltov  aus  melde,  ahd.  melda,  mdUa 
(atriplex)  Unverträglichkeit  im  vocal  halber  fraglich.  Dagegen 
hibemus  unzweifelhaft  aus  br  st.  mr,  vgl.  xs^ihSQtvoq^  und  eon- 
sobrini  mit  entwickelung  von  b  aus  o  nach  ausfall  des  einen  r 
von  soror.  Fkayog  zu  diiilyco  ohne  den  präp.  Vorschlag,  milch, 
und  zwar  yX  st.  ßXj  wie  lat.  quinque  mit  zweimaligem  q.  Mo- 
Xißog,  lAoXvßog,  [AoXvßöog  lässt  sich  doch  kaum  von  plumbum, 
mhd.  bli,  g.  bltioes  blei  (etwa  auch  Uvens  plumbum  Virg.  dazu  ?) 

>)  Dies  und  ^  gelispelt,  wie  im  engl,  das  zweifache  (weiche  und  harte) 
ih.  Bei  den  Dacoromanen  wird  d  zu  weichem  z,  jedoch  nur  vor  den 
feinen  vocalen,  z.  b.  eieu  (deua),  zece  (decem).  Auch  im  Basbreton  wan- 
delt sich  d  m  Zj  wie  im  ahd.  z  (es  wäre  die  frage,  ob  direkt  oder  erst 
durch  die  mittelstufe  des  goth.  t)  sich  aus  d  herabgesunken  zeigt. 


142       •  A.  F.  Pott, 

trennen.  Ich  weiss  nicht,  ob  mit  rein  zufälligem  anklänge  in- 
bazkisch  umiila,  blci,  zinn,  Klapr.  As.  Polygl.  s.  172.  180.  — 
Desgl.  fonntca  (als  ob,  jedoch  entgegen  dem  lat  compositions- 
gesetze,  ferens  micas)  aus  ßoQfAa^,  ^r^/iiyj,  engl,  pismire,  welsch 
fnor,  ir.  moirb,  auch  pers.  wiÄr.  S.  Wwb.  unter  nr.  659,  so 
auch  in  Lassens  ztschr.  IV,  s.  37.  Diefenb.  Völkerk.  II,  350. 
Der  versuch  Bugge's  Kz.  20,  24,  es  aus  Umstellung  von  s.  ram-ra 
zu  deuten,  leuchtet  mir  nicht  ein. 

e)  Zischlaute,  s.  z.  th.  schon  früher.  iSim  griech.  und 
lat.  hat  man,  ebenso  wie  im  sskr.,  wohl  so  ziemlich  durchweg 
als  das  harte  oder  dumpfe  zu  betrachten,  wesshalb  denn  vor 
dessen  allzu  grosser  häufung,  dem  aiYt^aTiöfAogj  in  der  rede  ge- 
warnt worden.  Also  nicht  gleich  unserem  weichen  5,  z.  b.  in 
singen  und  sagen  (etwa  gegen  scharfes  end-s  in  saus  und  hraus)^ 
wo  es  dem  frz.  z,  nicht  aber  dem  s  z.  b.  in  son,  sa,  entspricht 
Möglich  jedoch,  dass  es  inlautend,  wo  von  hause  aus  allein 
stehend,  und  nicht  erst  aus  anderen  lauten  erwachsen,  wie 
z.  b.  in  tlatg^  fftjai  {a  aus  t  wegen  i),  lat.  mtsi,  vtsus,  je  zu- 
weilen eine  dem  goth.  z  (d.  h.  da  f  =  weichem  s),  z.  b.  in  hai-4eo, 
bess-er,  analoge  milderung  erfuhr.  Wie  dort  das  e  dem  nach- 
maligen r,  so  zu  sagen,  den  weg  ebnete,  so  vielleicht  auch  im 
latein.  Erfolgte  doch  hier  ein  im  anlaut  nie  vorkommender 
Umtausch  von  s  und  r.  Indess  sehr  begreiflich,  nur  zwischen 
vocalen  (z.  b.  dir-üno),  als  selbst,  wie  r,  tönenden  buchstaben, 
dem  erst  später,  wohl  durch  die  macht  der  analogie  auch  ein 
r  im  nom.  (ho7ior,  arhor,  minor)  nachfolgte.  Warum  aber  wider^ 
stand  der  zischer  solchem  Wechsel  vor  t,  c?  Natürlich  schützten 
sie  den  dumpfen  zischer  vermöge  ihrer  gleichartigen  eigenschaft 
als  surdae.  Daher  onustus,  aber  oneratus;  arhus-tum,  arboretum, 
arbusctila;  masculus,  rusculum,  mollusca  (mollius),  Etrus-d,  JPo- 
lis-ci  u.  s.  w.  Aus  gleichem  gründe  werden  äbs  und  sus  (subs) 
nur  vor  tenues  gesetzt.  Vor  media  weicht  lieber  s,  z.  b.  in 
jüdea:,  aber  jtiridicus  (jur-gare  wegen  synk.,  nebst  liHgare^  pur- 
gare,  navigare  wie  remigare  von  reniex  aus  agere),  dt-duco.  Der 
Grieche  stiess  seinerseits  inneres  s  nicht  selten  aus,  wie  auch 
c  vom  zuweilen  durch  blossen  spiritus  Vertretung  fand.  P  kommt 
mundartlich  am  ende  für  g  vor.  Beispiele  solchen  wechseis  für 
in-  und  anlaut  giebt  es  ein  paar,  jedoch  ziemlich  verdächtiger 
art.    Ueber  gr.  f,  was  dem  Lateiner  abgeht,  s.  vorher. 


Latein  n.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.      143 

2vj  or^,  ak  fehlen,  obschon  die  ersten  beiden  das  sskr. 
besitzt,  und  agi  auch  das  griech.  nicht  verschmäht.  Unseren 
sdm,  scM,  schm  ging  noch  im  mhd.  ein  sn,  sl,  sm  voraus,  wäli- 
rend  nur  seh  (früher  sk)  vorkommt.  Auch  hier  zeigt  sich 
zwischen  den  beiden  alten  sprachen  ein  nicht  unbedeutender 
unterschied  in  behandlung  dieser  combinationen ,  sowie  ander- 
seits der  im  sskr.  vorkommenden  von  sy  {s  mit  jot)  und  sv  im 
anlaute.  Sm,  sn  sind  sämmtlich  im  lat.  verwirkt,  griech.  nur 
theilweise.  2fAvx^j  schmauchen,  mhd.  smouch,  rauch,  e.  smöke. 
Mtrus,  aber  auch  /ii€id#av,  mhd.  smide,  sniiere,  e.  smile,  zu  s. 
sm,  wie  wie-wör,  viell.  fkSQ'ii^Qil^cii^  sorgenvoll  hin  und  her  denken, 
zu  smar.  Auch  in  unserem  schnidssen,  e.  to  sniite  spiegelt  sich 
wieder  lat.  mittere,  Wwb.  nr.  1882,  d.  h.  wohl  t4  aus  d  mit 
t  als  präsential- Zusätze;  vgl.  adgret-tus,  wofür  sonst  aggres-sus 
durch  assim.  von  s4  aus  d-t.  Vgl.  noch  Kz.  VII,  127.  O.  Keller 
NJhb.  1873  s.  601  und  frz.  meUre  Schwartze,  Die  Wörterbb.  der 
frz.  Spr.  s.  26.  Zu  s.  smAshä,  mhd.  snur,  gehört  nunis,  wog 
und  ivwog,  merkwürdiger  weise  mit  männlicher  endung,  allein 
wohl  nur,  um  doppeltem  w,  wie  in  lat.  nurus  nach  IV,  auszu- 
weichen. Armen,  nu  Diefenb.  Völkerk.  II,  350.  Soll  etwa  die 
prosth.  von  b  vor  doppel-f  einem  früheren  i-av  gleich  gelten? 
Indess  ja  auch  ivvia^  und,  als  ob  reduplicirt,  ivsvfjt^ovTa. 
Imperf.  iwsov  von  vioa^  vBvaofAaij  s.  snu,  flüssigkeit  entlassen, 
womit  sich  viell.  goth.  snivan,  snau,  fortgehen,  sniumja,  eile, 
und  mit  sl:  mhd.  sliwme^  sliune,  schleunig,  berühren.  —  Aber 
nix,  fiitves,  ningü  (g  st.  gu?)  s.  M.  Müller,  Kz.  XIX,  42, 
goth.  noch  mit  sn:  snaivs,  mhd.  sniwe,  snte,  schneien.  M<pa 
(nivem)  u.  s.  w.  muthmasslich  mit  Verhärtung  von  vau  zu  y, 
aber  xiQv^ßov.  Sskr.  ndus,  vavgy  navis^  also  sämmtlich  ohne 
B,  sind  doch  schwerlich  gleichen  Ursprungs  mit  snava  (von  snu) 
=  srofoa,  das  triefen.  Auch  ist  ausstoss  von  v  in  nare,  trotz 
vj»,  schwimmen,  s.  ob.,  und  vdta^  angeblich  aeol.  ratfo),  fut. 
vdism^  fiiessen,  nicht  ohne  bedenken.  Man  muss  also  vielleicht 
rfidLsichtlich  letzterer  auf  sna  zurückgreifen,  ungeachtet  der 
sinn  (sich  baden)  nur  ungefähr  zutriflFt.  —  S.  snwoan,  band, 
sehne,  auch  snayu,  und  snävwa^  sehnig,  spiegeln  sich  einmal  in 
ahd.  senua  (chorda),  seneioe  (nervus),  engl,  sinew  (ich  weiss 
nicht,  ob  IvBq  zu  s.  si,  binden)  sowie  zweitens  in  snur,  mhd. 
swumr,  schnür,  aber  auch  nord.  snara  (laqueus).  Vgl.  dann 
aber  auch  vsvqov,  dessen  q  der  abloitung  angehört.   Dass  nervus 


144  A.  F.  Pott, 

durch  mctath.  hieraus  entstanden,  bedünkt  mich  nicht  allzu 
gewiss.  Lassen  wir  in  ihm  r  für  s  gelten,  was  kaum  Schwierig- 
keit macht,  du  bietet  sich  uns  s.  unasä,  band,  sehne,  ungesucht 
dar.  —  Eingebüsst  ist  ferner  a  vor  ^ia  =  s.  sravämi.  Desgl. 
in  ^o^ia,  wälirend  dessen  Verluste  im  lat.  durch  umstellui^ 
sorbeo,  im  letl.  durch  den  vermittelnden  einscbub  von  t  in 
ßreltht  vorgebeugt  %vurde.    Wwb.  nr,  2225. 

Wie  grausam  aber  ist  das  griechische  mit  se  und  sy 
des  sskr.  umgesprungen ,  so  dass  aus  ihm  selbst  fast  nie 
mehr  diese,  jedoch  von  aussen  her  unzweifelhaft  gemachte  Ver- 
bindungen erkennbar  geblieben!  Der  Lateiner  richtete  unter 
ihnen  keine  solche  Verheerung  an,  indem  er  sie  fast  nur^  durch 
vocalisierung  des  zweiten  cons.  umänderte.  Daher  ey&s,  ifft 
(mit  bcibehaltung  des  c  von  i;),  siSs  und  ^,  wie  fut.  n^«^im 
im  dor.  =  s.  -sj/ämi.  Sv  bestand  im  griech.  nirgends.  In  der 
r^el,  ausser  mundartlich,  wo  j:  oder  auch  ß  (ßaSvg)  ihr  dasein 
fristeten,  musstc  für  das  lautpaar  asper,  oder  wohl  gar  blosse 
lenis,  schwachen  ersalz  bieten.  Ganz  besondere  aufmerksamfceit 
verlangt  st^ieich  das  reflexiv-pron.  S.  meinen  aufs,  über  das 
indog.  pron.  in  DMZ.  XXXIII,  s.  C3.  S.  svmf-ani  mit  fidtoi;  tr^wc 
(also  mit  aq)  trotz  «os,  ög,  suus,  s.  sva-3.  Sacsco  (sich  zu  eigen 
machen)  nebst  soleo.  Auch  tifa>,  itm&a,  gewohnt  sein,  wahr- 
scheinlich mit  refl.  und  wz,  ^,  gis.  zum  seitiigcn  gemacht 
haben,  vgl.  assttefieri.  Goth.  sidus,  mit  ^do^  übersetzt,  dessen 
^  nicht  recht  sicher,  gehört,  wie  unser  sittc,  mhd.  süe,  vemi. 
gleichfalls  dazu.  Der  mangel  des  v  findet  sich  ja  auch  in  got.  su 
(sibi),  sik,  sich.  Aber  svikimOis,  offenbar,  etwa  gls.  sich  selbst 
kund  gebend.  Sves  n.  eigenthum,  als  adj.  Mto;,  otKcio;.  Nicht  aber 
auch  mittelst  «o  von  ^&o^  abgeleitet  ^^sloq,  als  »trauter  genossec, 
wie  oixeiös  xtvi  (familiaris)?  Daher  ja  auch  als  zu  den  sm, 
seinigen,  gehörigschwester  (s.  svasar\  schwäher  {iva^ra,  das 
erste  s  dem  zweiten  assimiliert)  undschwager.  Kret. /foc^xiafrf c ' 
awi^ijßos,  gls.  stioe  aetatis.  Kaum  södes,  indem  ein  persönliches 
wort  mit  solcher  enduog,  vollends  als  vocativ,  im  lat.  ganz  allein 
stände,  und  von  soddlis  durch  die  länge  sich  abtrennt.  Eher  also 
verbal,  f.  st  audies  bei  Freund,  vgl.  Clodius  st.  Claudiua,  als  h5f- 
lichkeitsformel.  Dagegen  allerdings,  meine  ich,  sodtdis  nicht  sowohl 
von  s.  sa  (mit)  als  zu  sva  (sutis),  und  zwar  so,  dass  d  eig.  ablaÜT 
sein  möchte,  wie  in  sed.  Nämlich  dies  als  adversativ -partikel 
(gK  wie  sich  die  sachc  an  sich,  in  walirhcit,  verum,  vero,  d.  h. 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.      145 

von  irrigem  gesondert,  vgl.  sondern)  verhalt,  und  das  iso- 
lirende  se  in  secemere,  auch  mit  nachklang  von  v  in  socor» 
neben  secm-us,  solvo  (zu  Xvat),  Auch  solus,  getrennt  von  anderen. 
Zweifelhaft  mhd.  swnder  mit  comparativ-endung,  viell.  jedoch 
zu  engl,  some,  einige. 

Sva  setzte  der  Römer,  sich  hierin  conservativer  erweisend, 
meistens  in  su  oder  so  um.  Vgl.  jetzt  Gorssen,  Ausspr.  IP,  64. 
Jedoch  Siutvis  (wie  die  nom.  gruis  und  suis)  und  suudeo  (u  wohl 
cons.),  gls.  süss  machen,  entsprechend  einem  sskr.  nom.  svädus, 
fem.  svadv4,  ^dsia,  goth.  sutis  (also  nur  u,  vgl.  s.  süd)  süss, 
gegen  ßädv^  aJr,  ^dv.  Su-surrus  reduplicirt  s.  svar  Wwb. 
nr.  552,  unser  schwirren  und  surren  nebst  dem  Schwann,  wo- 
durch man  lebhaft  an  vqov,  bienenstock,  erinnert  wird.  Aber 
auch  avQiCco  und  als  pfeifende  nagethiere  vga^  und  sarex,  frz. 
souris.  Svana,  lat.  somis,  —  "Ogxo^,  wenn  anders  nicht  dabei 
die  dadurch  eingegangene  Verbindlichkeit  (vgl.  oQxdvtj)  das 
massgebende  war,  etwa  zu  schwur,  goth.  svaran,  schwören^).  — 
Sur-di^s  wohl  nicht,  worauf  absurdum  neben  absonus  führen 
könnte,  vom  ohrenbrausen  (vgl.  susurrus) ,  sondern  wie  gravida 
dgl.,  schwerhörig,  vgl.  goth.  svare  1.  vergebens,  ohne  grund, 
si»^  2.  ohne  Wirkung,  iiazt^v.  Goth.  svers,  geachtet,  wahrsch., 
nach  analogie  von  gravis,  elg.  schwer.  Letzteres  zu  lett.  fswehrt, 
wägen,  Wwb.  nr.  554,  das  seinerseits  an  avQoa  nr.  556,  wenig- 
stens im  sinne  von  »ziehen«,  unter  berücksichtigung,  dass  ilxsi^v 
von  der  waage  gebraucht  wird,  erinnert.  2vQ(fs%6q^  tSvQipoq^ 
goth.  afsvairban^  wegwischen.  —  ^^yäv^  schweigen,  aber  lat. 
sHere  ohne  v.  —  Soror,  s.  svasar,  goth.  svistar,  wie  socer,  txvQog, 
goth.  svaihra,  s.  gvagura  (das  vordere  g  st.  5?).  Doch  gvan, 
xvmv^  im  lat.  canis  mit  ausfall  von  v.  —  Got.  svamms,  dän. 
svamp,  altn.  svamp^*,  schwamm,  anoyyog.  Kaum  doch,  vgl. 
fungus,  das  v  unter  einfluss  von  s  (vgl.  zd.  agpa  aus  agva,  equus, 


*)  Ahrens  billigt,  Namen  des  Campus  Martius  der  alten  Franken  s.  30, 
eine  beziehung  zu  ags.  sver  (columna),  mhd.  swir,  uferpfahl,  als  sei  es 
>auf  den  vorgehaltenen  pfähl  geloben«,  was  doch  wohl,  ungeachtet  nach 
Aristoteles  6  de  oQxog  ijv  6x^nT()ov  inavuraa^g^  suhtilius  qiiam  verius, 
Svaran  ist  ja,  als  stark,  unmöglich  ein  derivat,  wie:  den  eid  staben. 
Bei  den  Römern  schwur  man  beim  Jupiter  Lapis,  vgl.  stein  und  ])ein 
(reliquien)  schwören.  Preller,  Rom.  myth.  s.  221.  Vgl.  auch  verbenae 
t.  e.  herbae  purae  bei  den  Fetialen  a.  a.  o.  s.  219,  wozu  auffallend  chrene- 
cruda  (reines  kraut)  der  lex  Salica  stimmt. 

Zeitschrift  fSr  vergl.  Sprarhf.  N.  F.  VI.  2.  10 


14f>  A.  F.  Pott, 

tnnag)  verhärtet,  und  ng  durch  disani.  an  stelle  von  fnp  in 
aofufvg,  schwammig.  —  Somniis,  vnvoq,  svapna.  —  Sordea,  gotfa. 
svarls,  schwäre.  —  Uebor  söl,  f<lioc,  golh.  sauil  und  ihre 
etwaigen  bezfigc  zu  s.  smr,  himmcl,  s.  Wwb,  nr.  Ö58.  —  X^at. 
sulfur  und  goth.  svibls  fügen  sicli  vielieicht  zu  einander.  Im 
s.  ^v&ri  entlehnt? 

In  sddare  hat  der  Lateiner,  wie  durch  s.  svid-yti-mt  =  tSi», 
schwitzen,  zur  genüge  bestätigt  wird,  eine  contraction  von  vi 
zu  fJ  vollzogen.  Umgekehrt  ist  i  in  nachfolgendem  «  untere 
gegangen  in  dtt-d«»»  aus  din,  biduum,  vgl.  nu-diws-tertius,  sc.  est, 
und  stdtis  st.  si  vultis.  Dagegen  von  vcrto,  vorto:  seorsum, 
dorsum  (mit  de,  die  abgewendete,  d.  h.  rßckseite).  iVoso  (mit 
einbusse  des  z^veiten  r)  und prorsa  (d.  h.  die  ohne  unterbrechang 
fortschreitende)  ac  v&rsa  f'ucundia.  Biirsus  wie  prorsus,  kaum 
doch  männliche  nomm.  des  part.  Etwa  acc.  pl.  nach  IV.,  oder, 
wie  comimis,  eminus  (Ennius  s.  135:  emanu),  die  fast  auf  einen  loc. 
pl.  =^  s.  -s«,  gr.  ff(  rathen  liessen.  Msa^yvg,  auch  ohne  ?  (letzteres 
etwa  dat.  sg.  st.  tii?)  und  iy-yv-Q,  walirsch.  dat.  pl.  gekörzt 
(vgl.  ix&^'-ai)  von  einer  körzcrn  form  zu  fviov,  also  eigentlich 
dicht  an  den  gliedern,  am  leibe,  wie  iyxwi  eig.  auf  der  haut. 
Vielleicht  rtf>t  aus  vnö,  von  unten.  Sursiim,  susfu»,  mit  stät, 
d.  h.  von  unten  nach  aufwärts  wie  in  stiMmtttö,  aurgo.  Ausser- 
dem sttrpuit,  sumo  (stibrailcmo).  So  dann  durch  analoge  assi- 
milation,  vermeine  ich,  sürus  und  sein  dem.  surctdus  aus  suborior, 
vgl.  suboles.  Wer  sulciis  einfach  dem  olxög  gleichstellt,  müsste 
die  erklärung  von  tXxa  aus  lith.  loilkti,  Wwb.  nr.  t048,  ziehen, 
preisgeben.  Falls  ags.  sulh  einheimisch,  sonst  hinderte  nichts 
daran,  in  sulcus  fibeidem  sub  zu  suchen,  wie  in  vfilta? 
Sp.  sombra  (aus  stib  tinibra)  schalten.  Anders  ulcus,  H*og  aus 
zd.  vrac,  s.  irofc  zerreissen,  nr.  1057,  wobei  man  auch  etwa 
an  veUere  (II  st.  Ic?  oder  fiXXat  •  xiXat),  viilstis  und  vtdnvs 
(als  zerreissung,  s.  ob.  s.  139.  140)  dächte.  Ja  süra  erinnert 
stark  an  s.  lir»,  schenkel,  und  sollte  nicht  die  wade  im  lat. 
danach  benannt  sein,  dass  sie  sich  an  der  hinteren,  gls.  unleren, 
seile  von  letzterem  befindet?  Auch  besagt  der  Spitzname  SuUa 
schwerlich  etwas  anderes,  als  »kleine  wade«.  Umsonst  dichtete 
man  ihm  um  der  griocli.  schreibtuig  iVAia?  willen,  welche 
doch  nicht  massgebend  sein  kann ,  eine  märchenhafte  ent- 
stelumgs-gpschichlo  aus  ^ißriXa  an.  Srhuoidor,  Lat.  Gramm.  1,47. 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     147 

Nach  dem  muster  von  sMa/rc  (gr.  SiSaxfi  st.  d'viattti)  giebt 
es  aber  noch  eine  menge  ähnlicher  coniractionen.  Aufgelöst 
blieb  gcnutniis,  nach  weise  von  ingmumus,  was  zu  einem 
inge^iuus  gehört,  d.  h.  einem,  der  —  als  freier  —  i  n  der  familie 
geboren  ist^  yervatog,  kein  ctdtdtermiis  noch  libertimts.  Dagegen 
genuini  dentes,  nicht  von  genae,  sondern  zu  y^vr^,  s.  hanu,  welchem 
auch  gingiva  (das  zweite  g  st.  gv  aus  u?)  zufällt.  —  Ingenuilis 
aufrichtig,  offen,  gegen  servüis.  Gratmtus,  adv.  mit  o,  und 
fofiuitus,  abl.  -Äo,  itu,  setzen  subst.  auf  4w  nach  IV  (vgl.  /br- 
tuna  Corssen,  Äusspr.  P,  s.  11),  voraus,  wie  astutus  von  astus, 
allein  mit  vocal  wie  tuitus  neben  tütus,  statütus.  Patruelis  von 
painms  (dagegen  na^gvog,  naTQVtog  Stiefvater)  und  danach  spät 
frairudis.  Auch  carduelis  von  Carduus.  Sonst  nur  noch  fiddis, 
famelicus  wegen  fides,  fames,  allein  doch  aedilis,  sedüe  von 
ciedes,  sedes;  und  ohne  gleichen  anlass  crudelis.  Aus  crüdus^ 
vgl.  visddus  von  viscum,  also  denominativ.  Cruor  und  sskr. 
hra/oya  rohes  fleisch;  Tcqiaq  nebst  i/^ra  a)  wund,  saucius  (aus 
safs^is  mit  suflf.  -idus?)  b)  grausam,  hart,  setzen  wohl  ein 
kürzeres  wort  für  blut  voraus.  Hingegen  meist  von  lebenden 
wesen,  und  gleichwie  durch  %  von  dem  allgemeineren  älis  sich 
charakteristisch  abgrenzend  Uis:  civilis,  senilis,  virüis,  von 
stallen  equile  u.  s.  w.,  frz.  chenil.  Von  der  analogie  überwältigt 
anUis  ohne  u  und  gleichfalls  mit  Verwischung  des  u  im  langen 
i  von  liticen,  wie  tibiccn  (aus  ii  oder  ic,  wegen  tibia)  neben 
tubicenj  comicen,  obschon  mit  tuha,  comu.  Dann  aber  tribülis 
und  tribd/nus  beide  mit  te  wegen  contr.  mit  i^  vgl.  vidnus; 
%Qif>vXog,  was  mit  iribtis  gleichstämmig,  wie  auch  rgifpri^g, 
Idulis  Ovis.  Ob  curtdis  mit  currtdis  identisch  seiner  herkunft 
nach,  macht  mir  dessen  einfaches  r  bedenklich.  Fasciac  crurcdes 
pedidesque  und  pcddie,  it.  pedtdc,  sohle  (aber  pedale,  mensura 
pedis)  wüsste  ich  nur  aus  got.  fotus^  fuss,  dessen  o  jedoch 
lang,  zu  deuten.  Eher  jedoch  mit  Uis,  als  wie  manuälis.  Im 
s.  haben  wir  pädü  beide  male  mit  länge  und  pädtiku,  schuh, 
pantoffel.  Der  beinamo  Pedüccums  wird  einen,  auch  vom  fusse 
hergenommenen  sinn  haben,  wie  Pedo,  ampliativ:  mit  grossem 
fusse.  Ital.  pidocdiio  schliesst  sich  dem  lat.  peduclus  an ,  einer 
andern  form  für  pediculus,  das  dem.  zu  2>«(fcs,  lause.  Auch 
fuhrt  ital.  ginocchio  wegen  o  auf  eine  form  mit  n,  welche 
neben  geniculum  berechtigt,  wie  ferner  conocchia,  kunkel,  ver- 
möge diseimilation  aus  dem.  von  cölus  nach  IV.  hervorging.  — 

to* 


148  A.  F.  Pott. 

Anders  dürfte  es  sich  mit  edülis  verhalten.  Ich  suche  darin 
nämlich  eine  zusammenziehung  der  beiden  verbalsiiffixe  nus 
und  7lls.  Das  eine  wie  das  andere  hat  passiven  oder  intransi- 
tiven Charakter,  wie  z.  b.  pascuiiS,  hibilis,  sorbilis,  und  so  dann 
auch  edulis,  essbar.  Befremden  kann  aber  auch  nicht  die  hau- 
fung  der  suffixe,  indem  ja  -büis  (wie  vom  fut.  auf  -bo)  und 
4üis  (z.  b.  altAlis  vom  part.  prät.)  gleichfalls  zwiespältig  sind. 
Vgl.  anntudis  aus  annuus,  st.  annalis;  aber  dorsuaiis  vielleicht 
wie  usualis,  wenn  dorstis  als  m.,  etwa  wie  versus,  nach  IV  gehend 
zu  betrachten.  Gemialia.  —  Der  name  der  göttin  Vacüna  lehnt 
sich  auch  an  vacuus^  vacivtis,  wie  subscdvtis  u.  s.  f.  Pecunia  aus 
t^hius,  wie  vitulinus.  Pecidimn.  Vcruiiia.  —  Opportünus,  wipar- 
tünus  von  portus,  wie  perfnarinus  von  niare,  PortUor,  der  zoU- 
einnehmer  (versch.  von  portitor,  der  fahrende),  aus  portus;  mit 
tutor,  allein  der  drei  t  wegen  gekürzt  ?  So  erkläil  Corssen,  beitr. 
s.  307,  janitos,  wie  aedituus,  wesshalb  es  nicht  mit  notos  (i.  e. 
notor)  hie  advenisfi,  Liscr.  Orelh  nr.  4957  in  vergleich  käme, 
dessen  .s,  wenn  richtig,  etwa  auf  einen  nom.  noto(r)s  hinwiese. 
Janltor  (doch  wohl  mit  überspringung  des  u  von  janaa,  wie 
etwa  hidusfriiis  zu  instriio,  und  vitüpero  von  vithwi)  wohl  gar, 
wie  die  nominal -abll.  olitor,  oUvitor,  ficitor,  vinitor,  woher 
Winzer?  —  Cadücus  neben  cadlviis,  occiduus,  etwa  wie  atnicus. 
Caduceus  aus  xfjQvxstov  mit  d  st.  q.  Wie  es  sich  mit  fidücia, 
mandücus  von  mandere,  und  Edusa  (göttin  des  essens?  Nach 
Preller,  Rom.  Myth.  s.  579  Educa  von  edaeare,  im  sinne  von 
ntärire)  verhalte,  weiss  ich  nicht.  Ist  in  ihnen  einfach  ein  suflF. 
üco  zu  suchen?  Carrtica  zu  carrtis  11 ,  laettica  aus  Ute;  Verruca 
mit  d.  warze  (eig.  gewächs,  wie  würz?),  dessen  dent.  assimiiirt; 
eruea,  festuea  und  fistuca  räthselhaft.  —  Solutus  wohl  nicht  mit 
u  aus  viy  sondern  weil  solvo  eig.  se  -{-  Ivca,  und  völüto  wohl 
von  volvo,  wie  siXvfa.  Auch  salnto,  wie  mir  scheinen  will,  nicht 
von  Salus,  sondern  als  intensivform  aus  salvere  a)  unversehrt 
erhalten,  b)  grüssen,  wie  jubeo  te  scdvum  esse  und  vielleicht  als: 
»oft  salve  zurufen«  gedacht.  Salus  selbst  scheint  eher  verbal- 
ableitung  aus  salveo  mit  suflf.  ti,  als  etwa  gekürzt  aus  tiU  (wie 
servitus)  aus  saivus.  —  Brmui  i.  e.  brevissima  dies,  jedoch  mit 
küi-zerer  superlativ-endung,  aus  brevis,  ßqaxvq.  Prudens,  Jütw, 
Jupiter,  vgl.  sskr.  Dydus,  Zsvq,  Junior  aus  juvenis.  Nundinae 
aus  novcfn.    Nomis;  denuo,  viell.  gls.  umgestelltes  veo&sv;  nuper. 

Auch  wohl  nmintins,    n.qph  nnrcson  Rpitr    Qft    .ins  *«n»-fi-n^t«ff. 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     149 

also  etwa  »voll  neuigkeilenc ,  vgl.  o-spt.  Sollte  nuticius  rich- 
tigere Schreibung  sein,  da  rietlie  man  zur  noth  auf  einen  bezug 
zu  ivfyxelv,  Unna,  gr.  ovqbXv  von  ssk.  vär,  väri,  wasser,  zd. 
Vitra  regen. 

Ferner  sehe  ich  meine  alte  erklärung  von  curia  durch 
Corssens  unsichere  behauptung,  es  liege  dessen  r  älteres  s  zum 
gründe,  mit  nichtcn  widerlegt.  Ich  suche  nämlich  darin  eine 
Verbindung  von  co(m)  mit  mr,  als  männerverein,  wie  coetm. 
Der  gleiche  ausgang  wäre  in  deeUria,  cefitUria  zu  suchen,  nur 
dass  sich  vi  von  vir  in  ü  umsetzte  ohne  contr.  Y gl.  s^)t€nwiri, 
sexvir,  triunwir,  ein  mann  von  den  dreien.  Vgl.  cur,  qfwr,  d.  i. 
cui,  quoi  rei,  zu  welchem  ende.  Aber  cüra,  alt  coira^  wenn 
anders  (s.  Wwb.  II,  594)  aus  co(m)  mit  «^a,  vgl.  goth.  varei, 
behutsamkeit,  list.  —  Weitere  contraclionen :  thus  entlehnt  aus 
^voq;  pus,  vgl.  nvor,  s.  päya;  jus  aus  s.  yu,  verbinden.  Etwa 
rus  als  umgestürzter  ackcr  zu  ruere,  oder,  wie  arvum,  zu  arare? 
Beides  für  den  gegensatz  von  land  zur  stadt  nicht  allzu  gewiss. 

Vor  allem  aberwäre  die  vierte  declination  in  betracht 
zu  ziehen.  Die  lateinischen  grammatiker  shid  mit  derjenigen 
decL,  welche  bei  ihnen  so  eben  erwähnte  stelle  einnimmt, 
nicht  sehr  wissenschaftlich  verfahren.  Wenn  sie  die  formen 
mit  i  nach  griechischem  vorgange  in  der  III.,  d.  h.  derjenigen 
beliessen,  in  welche  der  strenge  nach  nur  consonantisch 
schliessende  themen  sollten  eingestellt  werden,  warum  Hessen 
sie  dann  nicht  auch  die  Wörter  der  IV.  darin,  wie  doch  gr. 
v^gj  V  neben  den,  mit  ihnen  parallel  gehenden  auf  t-g,  ir  ihren 
platz  behaupten?  So  etwa  noüiig^  wovon  sich  nohg,  wenn  der 
itakismus  recht  hätte,  nur  durch  die  verschiedene  tonstelle 
trennte.  Im  sskr.  sind  puri,  stadt ,  und  purü,  viel ,  nicht  nur 
gleichen  Stammes,  sondern  beide  oxytonirt.  Am  besten  thäte 
man  freilich,  wenn  man  diese  wie  jene  aus  III  aussonderte, 
und,  wie  im  sskr.  mit  III,  IV  geschieht,  in  einer  besondem 
decl.  zusammenfasste  und  behandelte,  während  die  lat.  V,  das 
is  in  den  beiden  nomm.  (vgl.  indess  z.  b.  den  osk.  pl.  scriftas, 
lat.  scriptae  Corssen,  Ausspr.  II S  146)  und  e  st.  d  in  abzug  ge- 
bracht, wesentlich  sich  in  nichts  von  I  unterscheidet.  Vgl.  gr. 
i|^  s=:  a  in  I.  Nur  hat  die  attische  mundart  beibehaltung  von 
a  gerade  hinter  «  als  m  festgehalten,  während  im  lat.  durch 
assimilirenden  einfluss  die  V  iSs  liebt.  RSs  =  s.  ras,  wie 
rgbus  =  rdbhyas,  aber  ris  n.  a.  pl.  räy-as  wie  im  gen.  sg. 


150  A.  F.  Pott, 

mit  ^-lallt.  —  Man  muss  nur  hicbci  im  äuge  behalten :  in  decl. 
IV  hat  sich  die  spätere  spräche  (s.  (1.  Ausspr.  P,  s.  11.  IP, 
s.  143  fl.)  mancher  contractionen  schuldig  gemacht ;  und  ersähe 
man  dies  sogleich  sehr  gut,  sobald  man  sus,  arg^  ig  und  grus 
in  ihr  an  die  spitze  stellte,  weil  diese  als  einsilbler  verschont 
blieben  von  dem  zusammenschnurren.  Im  nom.  sg.  hat  das 
M,  z.  b.  von  fruciü-s  (anders  obige  einsilbler  im  n.,  und  ix^g^ 
i'xd-i'r),  ich  weiss  nicht  ob  auch  comu  u.  s.  w.,  kurze.  Dagegen 
länge  im  g.  fmctüs,  mit  apex  parUis,  statüs,  weil  früher  fruch^, 
seiiatU'is  und  noch  älter  senatu-08,  vgl.  su-is,  v-og.  Auch 
conius,  mit  verlust  von  s:  comu.  Dat.  t*-i  und  ü,  vgl-  s^ri, 
frtictu-i,  comu-l  und  cornti,  tisu,  casu,  anu,  und  so  doch  unslr. 
auch  der  abl.  Im  pl.  n.  fnwMs,  vgl.  ix^v-sg,  su-is;  aber  auch 
im  acc.  scfistis,  castis,  neben  ixi^v-ag,  su-es.  So  kommt  es,  dass 
in  den  hieher  fallenden  neutra,  falls  sie  nicht  etwa  im  n.  und 
acc.  sg.  kürze  haben,  alle  casus  des  sg.  überein  lauten.  Mit  ihnen 
vergliche  sich  z.  b.  aorri;,  nur  dass  in  diesem  bei  aaxsmg  u.  s.  w. 
durch  abreissen  des  v  von  der  gunirung  sv  der  grundlaut  ent- 
stellt worden.    Vgl.  Freund  Wß.  Vorr.  III. 

Was  nun  aber  die  i-flcxion  anbelangt:  da  kann,  berück- 
sichtigt man  also  z.  b.  igni-s  (s.  agni-s)  gegen  Imhu-s,  yevv^^ 
oder  om-s,  oi-g,  gegen  s.  avi-s  (s.  die  flexion  Wwb.  n.  205)  und 
im  neutrum,  mit  wandelung  des  kurzen  i  in  e,  leve  :  levis, 
iÖQ^-g^  gen.  tögt-og  (att.  IdQe-wg),  und  noXt-g,  nach  ion.  flexion 
noXt'og  u.  s.  w.,  niare  gegen  n^ntgij  ion.  i-og,  s.  väri  und  tdlu, 
doch  keinen  augenblick  zweifei  aufkonmien  über  den  parallelis- 
mus,  welcher  zwischen  der  i-  und  w-flexion  besteht.  Auch  in 
ersterer  sind  die  vocale  der  flexions-endung  vielfach  mit  dem 
thematischen  i  verschmolzen,  und  hat  man  überdem  nicht 
mehrere  andere  eigenthümlichkeiten  zu  übersehen,  welche  sie 
vor  der  abwandlung  acht  consonanlischer  themen  voraus  hat. 
Da  würden  also  zweckmässig  z.  b.  ig^tü-s  mit  dem  gleich- 
bedeutenden agni'S  im  sskr.  und  fk^zi^-g  (lat.  mens  st.  fnenti-s) 
mit  s.  m<üi'S  f.  zusammengehalten.  Der  gen.  is  lautet  mit  dem 
nom.  gleich.  Dies  wahrsch.,  nicht  sowohl,  dass  agnis,  rnaUs 
in  ihnen  gekürzt  wäre,  sondern  dass  sich  i-us  (gr.  /mi^vi-o^,  wie 
ja  noh-og  auch  zweisilbig  vorkommt,  aber  (Aiitstag  mehr  wie 
maty-ns)  kürate,  wie  nuig-is  neben  mä-jus.  Ignt  und  /*iJt#  aus 
(kffTi't,  aber  sskr.  gunirt  agnay-ey  also  jene  analog  dem  dat. 
auf  ü.    Im  abl.  %,  wiewohl  auch  theilweise  e,  was  denn  auch 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     151 

von  dem  acc.  e-m  gegenüber  dem  regelrechteren  auf  i-m 
(resti-^m,  ft^t^-v)  dgl.  gilt.  Mithin  auch  wie  ü,  tdr^n,  ciJy,  vv^ 
ixih)v.  Weiter  im  n.  und  acc.  plur.  fifieSy  levis,  levira,  mari-a 
gerade  wie  sw-es,  fructüs,  coniu-a.  Das  tritt  aber  noch  deut- 
licher hervor  im  acc.  von  der  art  wie  omneis  (vgl.  noXsig  st. 
n6h'ag\  otnnis.  Im  s.  nom.  m.  f.  ay-as,  z.  b.  tray-as  m.  (lat.  zu 
is  in  iris  contrah.),  aber  acc.  m  (st.  i-ns)  m.  Noch  weniger 
kann  uns  der  gen.  auf  iruin  in  fini-um,  Icvi-um,  mari-um  be- 
fremden angesichts  von  frudu-tim,  caniurum.  Einzelne  längen 
noch  mit  öm,  um  =  oav  (sti-um,  v-tov)  und  s.  dm  weist  C,  Ausspr. 
IS  367  nach.  Im  d.  und  abl.  pl.  hat  sich  das  u  meist  zu  i 
verdünnt,  z.  b.  noch  artübus,  aber  frudi-bus  scheinbar  wie 
fini^bus. 

Zu  der  weitaus  grösseren  zahl  von  femininen  auf  ü  in 
decl.  III  Whitney  355  c.  1179,  wie  ich  vermuthe,  aus  u  mit 
fem.  d  und  i  erwachsen,  z.  b.  gva^rüs  (durch  Umstellung  des 
u  von  dvof^ura),  bietet  das  lat.  socnis  (auch  einmal  a  socru  smo), 
desgl.  etwa  anus,  als  ahnin,  und  zu  bhrü-s,  braue,  gr.  otp^vg 
ein  gegenstück. 

Auch  die  zahbeichen  subst.  auf  sv-g  im  giiech.  würden 
rechtmässig  hier  untergebracht,  wenn  sie,  worin  ich  nicht  zu 
irren  glaube,  lithauischen  auf  -jus,  z.  b.  steg-jus,  entsprechen, 
was  mir  mit  bezug  auf  sufl'.  u  mit  jot  davor  im  sskr.  (Whitney 
§  1178  g.  Ä.)  etwas  bedenklicher  vorkommt.  S.  Wwb.  II,  1. 
s.  987.  II,  2.  s.  1237  f.  Das  sv  hätte  dann  den  werth  von  «t;, 
freilich  in  anderer  weise,  wo  es  sich  mit  iu  im  goth.  als  guna 
von  u  =  s.o  (a-u)  begegnet :  z.  b.  Uu/iath,  licht,  gi*.  Xevxog  dgl. 

Vom  paiatal-zischer^,  welchem  die  classischen  sprachen 
k  gegenüberstellen,  wird  man  in  betreff  ^v  abweichende  be- 
handlung  nicht  unerwartet  finden.  In  xvap  xvvog,  canis,  s.  gvä, 
ffunäs  haben  wir  im  lat.  wcgfall  von  v,  und  im  griech.,  wie 
schon  im  sskr.,  vocalisierung  von  va,  wie  sonst  oft,  zu  m  ver- 
möge samprasarana.  Dann  aber  findet  im  zend  hcranzichung 
des  tönenden  v  absciten  des  dumpfen  q  zu  seiner  höhe  als  p 
statt,  nom.  gpä,  g.  gäno.  Vgl.  (ry.,  ijj  im  reflexivpron.  st.  sv. 
Dasselbe  hinten  in  den  egn.  s.  YuktdQva^  zd.  Yukhiägpa  mit 
pari.  prät.  und  Zsv^tnnog  mit  nom.  abstr.  Also  Innog  st.  equus, 
d.  b.  mit  bewältigung  des  h  (st.  g)  durch  das  schwächere  und 
an  jenem  erst  (zu  n)  erstarkte  /.  So  erklärt  sich  dann  auch 
gr«  no  (eben  so  p  im  osk.;  als   stamm   des   fragpronomens. 


152  A.  F.  Pott, 

Spielt  doch  in  qiU,  quae,  (juod,  sowie  verschoben  goth.  hvas, 
hvo,  hva,  jetzt  wer  (oline  leni.)^  was^  noch  e.  who,  what^  eine 
grosse  rolle  die  conibination  ko.  Vielleicht  unter  engerem  an- 
schluss  an  den,  z.  b.  ni  Jtm,  wo,  vertretenen  skr.  stamm  hu, 
wofür  ha  (ohne  v)  das  übliche.  Lat.  querar,  qucstus  doch  wohl 
zu  s.  Qvas,  blasen,  zischen,  sausen,  aber  auch  aufseufzen. 

Analoge  Umwandlungen  treffen  wir  auch  sonst.  So  bei 
uns  pipps^  ahd.  phiphk,  glossirt  pittiita,  morbus  in  orc  gallp- 
iiarum,  it.  piinta,  sp.  pcpiUi,  frz.  2>epi(^-  Also  p  aus  tv,  und  das 
lat.  wort  angelehnt  an  mvo),  nvri^oa^  woher  entlehnt  pytisso. 
Schweiz,  öppcr  (ctwer),  go2>2x^l  (gotwd).  —  Dass  andere  male 
das  V  hinter  t  sich  auflöste,  z.  b.  lat.  tuus  wie  stius^  xvv-ri  aus 
s.  tv-am,  oder  spurlos  schwand,  z.  b.  te,  (fi,  hingegen  im  zend 
z.  b.  thwa  st.  s.  tva  (tum),  und  einige  male  im  sskr.  (so  in 
endungen  2.  pers.  tha  st.  tva,  und  als  ordinal -suffix  -tha,  lat. 
'tu^,  toq  aus  tva,  anderer)  aspirierend  auf  t  einwirkte :  sei  hier 
nur  kurz  erwähnt.  —  Eine  solche  aspiration  (vgl.  odd-iv  neben 
oväiy  wegen  iv)  muss  man  auch  wohl  trotz  d  in  s.  dvdr,  acc. 
pl.  düras,  voraussetzen  bei  ^vga,  fores,  und  selbst  im  zd.  dvara 
(nicht  mit  h  vorn),  goth.  daur,  etwa  mit  Umstellung  von  tw,  d. 
thor,  thür  gegen  ^ivei.  Möglich,  dass  hiebei  auch  r  nicht  ohne 
allen  einfluss  gewesen. 

Dann  aber  findet  sich  namentlich  bei  der  zweizahl  die 
bunteste  mannigfaltigkeit  in  der  Vertretung  des  ursprünglichen 
dv.  Also  z.  b.  geht  v  oder,  wenn  man  lieber  will,  j:  verloren 
in  dcodsxaj  s.  dvädagan;  doioL  (dvo  mit  suff.  «o,  vgl.  nolog), 
s.  dvaya,  paar.  Dann  aber  cJix«,  wie  xqix'^t  dXXajpv.  Aber 
auch  wieder  dtTtax(Sg  ==  dixiSg.  Hieraus  diiro?,  diatyog,  tQi(f(f6g, 
vgl.  auch  TTSQiaaög,  unstreitig  wie  y^Qiaaog,  a  st.  %Qixiag.  Auch 
vBoaaoq^  vsotTog,  vgl.  vsoxfiog.  Benfey's  erklärung  (zahlw.  zwei 
s.  11)  aus  zd.  thrishva  (etwa  aus  loc.  pl.)  ein  drittel,  s.  vifva 
(zu  gvi,  wachsen)  all,  trifft  meines  bedünkens  das  rechte  nicht. 
Weiter  dig  und,  gleichmässig  im  zd.  wie  im  lat.,  bis  st.  skr. 
dvis,  und  verm.  nicht  minder  (r  für  s)  mhd.  zieir,  zwire,  ahd. 
mit  suff.  zwiro;  zwirne,  drehe,  e.  twi^ie,  twist.  Vgl.  ztaälich, 
difMog^  und  drell  (drillich),  lat.  trilix.  Lett.  trinnihts  zu 
nihtes,  gezwirnt  wcbergeräth,  anscheinend  zu  lat.  nere  s.  169. 
E.  twixt  st.  betwixt,  unser  zwisclien,  Zw^ie,  e.  twain,  aber  distr. 
got.  tveihnai,  wie  lat.  bmi;  und  das  Ä  darin,  wie  in  s.  dvika,  aus 
zweien   bestehend)    ävixog^   und,  der   gabelung   wegen,   auch 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     ][53 

mhd.  auHc,  e.  twig.  Zd.  hUya  =  s.  dvUiya,  zweite,  wahr- 
scheinlich dort  nach  voraufgehen  von  dh,  trotz  dva,  zwei,  indem 
ja  auch  zh  sich  einstellt  für  s.  hv  in  jsbarj  sich  krümmen,  s. 
hvar  (indcss  auch  dhvar!)^  und  ishd,  rufen,  st.  hvä,  weil  h  im 
zd.  durch  0  vertreten  wird.  Indess  auch  in  ihm  hijsva,  s.  jiJiva, 
pers.,  wie  mit  aphärese,  zahan,  lat.  alt  dingua,  zunge,  got.  mit 
u  tuggo,  e.  tongue.  Lingua  kann  jetzt  wohl  nur  als  »leckende« 
gemeint  sein.  Allein  das  scheint  blosse  umdeutung  von  dingtui, 
worin  d  ebenso  ursprünglich  sein  wird,  als  in  dacrima  des  gr. 
wegen  voraus  vor  l.  S.  jihva  wäre,  wenn  von  hvä,  rufen,  ab- 
geleitet, eine  regelrechte  reduplication ,  indem  das  palatale  ^' 
wohl  für  ursprüngliches  g  steht.  Sollte  dann  nicht  aber  d  (und 
dafür  wieder  germ.  ^,  z)  schon  früh  dissimilationslialber  an  dessen 
stelle  getreten  sein  ?  Vgl.  auch  Bezzenb.  beitr.  III 135.  —  Ungeachtet 
mangels  von  v,  vielleicht  zur  Unterscheidung  von  his,  alt  duis, 
ebenfalls  hieher  lat.  dis%  z.  b.  in  dis-carrfia (Uneinigkeit  der  hei-zen) 
im  ggs.  zu  der  einigkeit,  sowie  nicht  minder  vorn  in  mYi^.zer- 
sdr,  zerrissen,  got.  tairan,  und  did  (näheres  hierüber  meine 
präpp.  s.  731  ff.),  auch  dmvdtxa.  Das  cingebüsste  v  verblieb 
in  got.  tvisstandan,  sich  trennen  von  j.  mit  dat.,  unotdaaBad^ai. 
Vgl.  zwist,  Zwietracht  gegen  eintracht.  Beüum  aus  duellum 
(wie  alt  duonoro  st.  bonorum),  wohl  als  deminutiv-form  von 
dem  distr.  Uni,  vgl.  gemellus  und  unser  Zwilling  aus  mhd. 
zurindinc,  e.  tum,  lett.  dwihnis,  pl.  dwihni  (vgl.  lat.  hmi).  Gr. 
dldv/Aog,  didvfjkvog  (als  ob  participial),  worin  meines  bedünkens 
ausser  dem  dt-,  wie  in  dlyafiog  dgl.,  noch  ein  derivat  steckt 
von  dvoj  nach  weise  von  nQOfiog,  zw.  ngdfiyog.  Mit  seltsamem 
anklänge  hat  der  Lette  jummis,  doppelfrucht,  als  eine  doppelte 
nuss,  eme  zwiefache  ähre;  im  abc  der  diphthong.  Indess  der 
schein  möchte  trügen  trotz  frz.  jumeaux  neben  gemeaux  (gemelli). 
Will  man  es  nicht  gar  mit  s.  yu  (verbinden)  zusammenbringen : 
da  möchte  es  sein  u  dem  einflusse  des  labials  verdanken,  an- 
statt a  in  s.  yama,  zd.  yenia,  dem  man  etwa  geminus  und  yaiAog 
anzuschliessen  geneigt  wäre,  fänden  sich  anderweite  beweise 
von  eintausch  eines  g  für  jot.  —  Dvipad,  dinovg,  hipes,  zwei- 
füssig,  sind  wesentlich  gleich;  zd.  hizatlgra  stimmt  wenigstens 
im  ersten  gliede.  Dagegen  ist  z.  b.  s.  vigiras,  kopflos,  obschon 
vi,  der  trennung  halber,  auch  der  zweizahl  entsprossen.    Im  zd. 

^)  Fr.  Miklosich,  Le  Präfixe  Roman  Dis  en  Albanais.    Extr.  de  la 
Revue  de  Ling.  et  de  Philol.  compar^.    Paris  1871. 


154  A.  F.  Potl. 

vi,  auch  vis  (also  im  sinne  vcrsch.  von  bis)^  adv.,  auseinander, 
fort,  gegen.  Z.  b.  mdaSva,  gegner  der  Daevas  (s.  videva,  wider- 
göttlich),  vidmj,  der  Drukhs  feindlich.  Negirend  vidpa,  und, 
als  ob  grösseren  nachdruckes  wegen  reduplicirt,  vhäp,  Wasser- 
mangel (vgl.  das  zweite  v  st.  y  in  mvaozayüti  Justi  s.  :^  als 
caus.  von  yaojsaüi).  Dag.  s.  dvtpa  (eig.  mit  zwei  wassern,  rechts 
und  links)  insel,  wie  das  Du-db  als  zwischen  zwei  Aussen  belegen, 
also  wie  Mesopotamien,  Inkra/inna.  Zu  zd.  trita,  getrennt,  gesellt 
sich,  darf  man  glauben,  ahd.  mhd.  toU,  weit,  ^)  wenn  anders 
diesem  nicht  eine  comp,  wie  s.  vUa,  vei^angen,  geschwunden, 
gewichen,  als  part.  von  vi  mit  i  (auseinandergehen),  vtti,  Schei- 
dung, zum  gründe  liegt.  Daher  unstreitig  nicht  minder  lat. 
vUare,  wo  nicht  vi  mit  dem  intens,  üare.  InvUare  aliguem, 
wohl  eig.  jemanden  von  dessen  orte  zur  einkehr  bei  sich  ver- 
mögen. Oder  zu  s.  vi,  verlangend  aufsuchen?  Sollten  nidii 
aber  auch  eixo),  j:t^at'  %iAQ^aah  i.  e.  st^ai  Ahrens  II  55,  und 
toeicheti  die  nämliche  präp.  in  sich  schliessen,  so  gut  wie  lat 
dUi^idere,  was  jedoch  bei  idus,  eidus  seine  bedenken  hätte» 
zu  s.  vi'dä,  zerstückeln,  zerkleinem,  abtrennen,  day,  datofUJUg 
gehört,  und  selbst  wissen  und  lat.  videre,  der  Unterscheidung 
(»qiiS$g^  cerncre  octdis,  discemere)  wegen,  auf  gleichen  Ursprung 
hinweisen.  Und  auch  etwa,  weil  man  im  kämpfe  auseinander 
und  wider  einander  geht,  mhd.  wlge,  streite,  kämpfe.  —  Ich 
weiss  wohl,  man  zeiht  mich  nicht  erst  seit  gestern  allzu  unbe- 
dachtsamer kühnheit  in  annähme  von  präpositionalverbindungen 
selbst  schon  in  wurzeln  und  in  verben,  die  man  für  einfach 
hinnimmt.  Das  geschieht  dann  meist  mit  einer  miene,  als  sei 
es  ein  selbstverständliches,  keines  beweises  bedürftiges  axiom, 
zugesellungen  von  präpositionen  zu  verb»  in  festerer  weise,  als 
gleichsam  nm*  in  der  tmesis,  seien  für  die.  proethnische  zeit 
unseres  Stammes  eine  —  Unmöglichkeit.  Bis  jetzt  warte  ich 
vergebens  auf  einen  solchen  beweis.  Und,  wer  es  besser  weiss, 
was  im  gr.  anscheinend  zweisilbige  wurzeln,  wie  i-^$iq9b  und 
d-YsiQia\  ä'fAvvta  und  d'fAiXym  neben  munire,  mtdgere,  zu  sagen 
haben,  wenn  sie  nicht  mit  verschlissenen  resten  von  präpp. 


^)  Wohl  gar,  des  auseinandergeheiis,  des  Zwischenraums  wegen,  aus 
dva,  zwei,  etwa  mit  ar,  gehen,  wo  nicht  zu  urü,  tvQvst  zd..und  s.  däroj 
Bkr.  sogar  vidüra  gesteigert:  weit,  entfernt;  vi-bhu,  weit  reichend,  ausge- 
U-eitet.  Selbst  düta,  bete?  Der  compar.  zu  urü  ist  noch  voller  im  s. 
vdriyans. 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     155 

(meine  meinung)  verwachsen  sein  sollen,  der  enthalte  dies  doch 
nicht  der  wissbegierigen  weit  vor.  Der  aus  weg,  sie  für  rein 
massige  prothesen  auszugeben,  und  ohne  lautlichen  anlass,  etwa 
wie  bei  s  impurum  im  romanischen,  ist  eben  keiner,  und  späht 
Diez,  Gr.  I  ^  262  für  vocalischen  Vorschlag  vor  einfachen  conss., 
selbst  in  dem  jüngeren  sprachgeschlecht  der  romaninnen,  nach 
grammatisch  bedeutsamer  erklärung. 

In  zd.  n&U  —  vttarem,  nicht  weiter,  dagegen  lügt  letzteres, 
weil  in  weü-er  das  r  aus  Zischlaut  entstanden,  nur  den  schein 
der  gleichheit  mit  diesem,  da  vi-tara  zum  comparativsufüx  -ta/ra 
hat.  Letzterem  steht  aber  nahe  got.  vUhra,  local:  gegenüber, 
und  wider,  gegen,  in  freundlichem  wie  feindlichem  sinne. 
Mhd.  wider  auch:  zurück  (in  entgegengesetzter  richtung),  wie- 
derum. Mhd.  zwitam,  zwidom  (hinten  etwa  wie  alternus\ 
Zwitter,  bastard.  So  gewinnen  wir  denn  auch  für  das  lat.  vitricus 
als  durch  wiederheirath  der  mutter  erhaltenen  zweiten  vater 
(dsvT€Qog  mit  sv  st.  vi,  vgl.  s.  dvi-Üya?),  Es  heisst  ja  auch 
im  skr.  die  Stiefmutter  vimätar  (vi-  wohl  nicht  gerade  mit 
tadelndem  nebenbegriflf),  und  lat.  hiviras  (frauen  eines  zweiten 
mannes)  guas  ustis  viduas  (s.  vidhavä)  appellat.  Vgl.  Pseudo- 
phocyl«  168  fj^jQvi^g  —  devrega  Ximqa  yov^og,  Mater -tera 
(matris  soror)  enthält,  gls.  als  andere  mutter,  den  in  i-terum 
dem  lat.  verbliebenen  comparativ.  Etwa  ar-biter  nicht  von 
dem  fremdartigen  bOere  (als  hinzutretender?),  sondern  als 
dritter,  zu  (ar-)  den  zwei  parteien,  dfiffotegoi,  die  ihm,  als  ob- 
mann  gegenüber  auch  dtvtsQoi^.  So  scheint  ja  auch  ad-ulier 
ein  solchei^,  qui  adit  alterius  (u  wohl  umlaut,  und  nicht  zu 
oUus,  iMra)  conjugem.  —  Die  zweiheit  liegt  ferner  in  zd.  dvaidi, 
zweifelhaftes,  a^dvoo^  zweifellos,  aber  vhnanohya  (gls.  mit  aus- 
einandergehendem sinne),  zum  zweifei  gehörig.  Got.  tveißs, 
mhd.  emvd  etwa  mit  ahd.  fal  (casus)?  Aber  auch  got. 
twH)erjan,  zweifeln,  diaxQivsts&m  (man  beachte  auch  hierin 
d«r),  viell.  nicht  wesentlich  unterschieden  von  tvis  in  obigem 
UriS'Skindan.  jAOrd^eo,  öixo&raaia.  Disiantia.  Auch  etwa  zivilst 
zu  stehen,  wie  anscheinend  juxta,  juxtim  im  lat.  aus  juge,  wo 
nicht  mit  sOms,  mit  einem  derivat  von  stare?  Buhius,  ver- 
meine ich,  nicht  wie  bivius,  noch  sonst  componirt,  wie  mit 
hdbeo  Corssen,  Ausspr.  I  1027,  oder  nach  Benfeys  meinung  mit 
6  st.  db  aus  s.  dvidJia,  oder  auch  allenfalls  ditpviog.  Vielmehr 
h  nur  für  sonstiges  v,  das  sich,  nach  weise  z.  b.  von  düuvium, 


156  A.  F.  Pott. 

aus  u  zu  entwickeln  pllegt.  So  ja  auch  subare,  tfvßag;  röbur 
veriH.  zu  geiyvvfii.  Joi^,  äoid^co,  JvdCstp  (auch  eVrf.)  zwei- 
fehi,  med.  sich  paaren  (zu  lat.  2>ar),  Vgl.  diß,ifi,gß^%€lv.  Got. 
tvai'tigjas^  pl.  m.,  zwanzig  (n  etwa  nach  ziveen;  im  s.  dvidaga^ 
eig.  die  summe  von  2  X  10)  und  200  tva-hunda  pl.  n.  süid  eig. 
blosse  zusammenrückungen  von  2  eikosadon,  2  hundcrtcn.  Dem 
beibehalten  der  dent.  in  der  ersten,  ohnedies  neugebildcten  zahl 
gegenüber  ist  uns  der  ausdruck  dafür  aus  unvordenklicher  zeit 
her  so  überliefert,  dass  ihm  sein  d  spurlos  abliandcn  gekom- 
men, wie  auch  im  zd.  bei  Vieieii»  formen  sonst  von  dva.  Selbst 
uye  =  duye,  beide,  doppelt.  Justi  s.  164.  Daher  denn  auch 
wohl  (s.  Wwb.  nr.  2143)  das  m  in  zd.  übe  fem.  du.,  beide, 
s.  ubhdu  (äfi<f.(o,  amho,  nur  im  schluss  stinmiend).  Jedoch  nach 
dem  Pwb.  von  wz.  uhhj  zusammenhalten.  Vgl.  meine  schrifl: 
»die  spr.  Europas,  in  ihrem  untersch.  an  den  zahlw.«  s.  27. 
S.  vin^ati,  zd.  vi^iti,  alt  j:ixa%i  st.  tixoai^  vigifUi.  Dagegen  zd. 
duye  gait€,  s.  dvigaUim  n.  sg.  (die  summe  von  zwei  hunderten), 
aber  adjectivisch  lat.  ducenti,  diax6(f&o&  (a  st.  t  wegen  »,  auch 
mit  ii  st.  ä)  nach  weise  von  XQtaxodioi  (300  ausmachend) 
u.  s.  w.,  und  nicht  etwa  mit  der,  übrigens  des  »entzwei,  durch« 
wegen  verwandten  präp.  did  (plur.,  wie  xqia).  —  So  nicht 
minder  duplus  mit  u  gegen  dmXöog,  dmkog  Auch  bipiex  f. 
duplex.  —  Vielleicht  Hesse  sich  mit  grund  lat.  tfttium  hieher 
ziehen  als  abweichung  vom  rechten.  Körperlich,  Schiefheit, 
verkrüppelung  Cic.  Tusc.  4,  13,  29.  Vgl.  Wölflflin,  Münch. 
Sitzungsber.  1880,  s.  388  bei  späteren  f.  niorbus.  Man  müsste 
alsdann  in  ihm  das  präf.  m  suchen  mit  dem  üblichen  pro- 
nominalsuff.  -tya  (der)  im  skr.,  z.  b.  apchtya,  abkömmling ,  upa- 
tya,  darunter  gelegen,  wie  desgl.  gr.  vn-tiog  (supinus)  aus  vno. 
Aehnliches  muss  man  vermuthen  von  russ.  vind,  schuld,  aber 
auch  Ursache,  veranlassung,  ksl.  causa,  accusatio;  allein  lett. 
u^aifia,  als  ob  zu  wai,  wehe,  tvaida,  Jammer.  S.  vinä  (vgl  lat. 
den  schluss  in  sine,  pronus  dgl.)  ist :  ohne,  mit  ausnähme  von,  * 
bis  auf  (excl.),  woher  vindkar,  trennen  von,  berauben;  vindbhü, 
getrennt  werden.  —  Ob  lat.  ve-  (vae-)  in  adjj.  gleichen  Ursprungs 
mit  s.  vi"  sei,  macht  dessen  länge  zweifelhaft.  BegrifTHch  passte 
es  sonst  zu  letzterem,  indem  dieses  auch  bald  privativ  steht, 
bald,  ausbreilung  nach  zwei  selten  oder  mehr  hervorhebend, 
den  begriff  (also  gewissermassen  in  entgegengesetzter  richtung) 
verstärkt.    Derart  vitnula,  fleckenlos,  aber  vinwhant,  überaus 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     157 

gross.  Audi  ve-  zielt  ja  auf  etwas,  was  nicht  das  übliche 
maass,  sei  es  drunter  oder  drüber,  hat.  Also  vegrandis  (nicht 
genügend  gross;  sehr  klein);  vecors  (ohne  den  richtigen  ver- 
stand), vesantis  wie  male  sanus,  aber  vepallidm,  sehr  (im  über- 
maass)  blass.  Hiebei  an  die  inlerj.  vae,  dem  7nale  parallel,  zu 
denken,  wäre  doch  wohl  zu  kühn. 

Im  zd.  haben  wir  dvaetha  f.,  schrecken,  aber  auch,  was 
auf  ein  verbum  thwi,  mit  wahrsch.  Vorgänger  t,  hinwiese,  thtvya, 
furcht,  thioyant  als  part.,  erschreckend,  furchtbar.  Daraus  er- 
klärt sich  dann  wohl  der  diphth.  in  öeidia,  dsidoixa  neben 
didm  didohxa^  desgleichen  im  redupl.  präs.  ÖBidw^  sowie  das 
doppel-d  (st.  df)  in  idäs^aa^  vnoddslaag,  M(o,  sich  fürch- 
ten, d^aixoß  etwa  wie  dXixo),  aber  äsi/AÖg,  dsifia,  furcht,  dsMg 
furchtsam,  passivisch  dstpog  (zu  fürchten),  furchtbar.  Jiog, 
ads^g  mit  ausfall  von  *.  —  Dagegen  s.  vermuthlich  mit  zusatz 
hinten  dvish,  Widerwillen  empfinden,  hassen,  seinen  hass  aus- 
lassen gegen  j.,  dveshas,  abneigung,  anfeindung,  hass,  finden 
ihr  gegenblld  in  zd.  dvish,  1.  perf.  didhvaesha,  peinigen,  ohne 
d  va^sho  n.  leiden,  pein,  und  zufolge  Justi,  s.  138,  wieder  mit 
besonderem  präfix  tbish,  peinigen.  Gr.  mit  o  (st.  s.  ava?) 
odaidvfStM,  zürnen,  grollen,  hassen,  odvffad/jkspog  pass.,  verhasst, 
verfeindet.  —  Jedoch  zu  s.  tvish,  in  heftiger  bewegung,  erregt 
sein;  sowohl  leidenschaftlich  aufgeregt  als  bestürzt  sein,  tvesha, 
ungestüm,  hastig,  gesellt  sich  zd.  thwueslia,  furcht,  schreckniss. 
—  S.  dmh  (s.  Pwb.)  verderben,  schlecht  werden,  zu  gründe 
gehen,  dushta,  verdorben,  und  in  compp.,  als  gegens.  zu  su-, 
zd.  Ätt-,  SV,  übeles  anzuzeigen,  dmh-,  dm-  (vor  weichen  lauten 
dfir-),  zd.  dus-,  duzh-,  dvg-.  Z.  b.  dusmananh^  übeldenkend, 
dusmainyu,  feind,  nps.  dushman,  s.  durmanas,  dvg/jtevijg.  Duzhäpa, 
schwer  zu  erlangen,  duzhüa,  schwer  zugänglich,  aber  von  dush: 
dushiti,  elend.  Kaum  hiezu,  mit  etwaigem  ausfall  von  a,  dvti, 
Unglück,  elend,  jammer,  indem  div,  in  jammer  versetzen,  pari. 
dyü-na  näher  liegt.    Wwb.  nr.  276. 

Auch  dy,  wie  nicht  minder  jot,  haben  sich  mannigfachen 
änderungen  unterwerfen  müssen.  Bekanntlich  verdankt  letzte- 
rem gr.  f  *)  häufig  seinen  Ursprung.  Das  kann  uns  aber  um 
so  weniger  wunder  nehmen,  als  wir  ja  auch  in  neueren  sprachen 

*)  Ja,  im  eleischen  dialekt  (Daniel  p.  33)  kommen  viele  C  st.  <f  vor, 
und  zwar  nicht  bloss  vor  dünnen  vocalen,  wie  i,  f:  Zi  st.  Ji:i\  Jifi;  C^J^ata: 
C<,  9^(4,  Ci*a,  CSfioVf  jH^tos.    Dies  also  parallel  mit  dem  harten  zischer  tf 


158  A.  R  Pott. 

ähnlichen  Umwandlungen  in  nicht  geringer  zahl  begegnen.  Also 
z.  b.  aus  lat.  diumum  (sc.  ictnpus)  ward  ital.  giomo,  frz.  jour. 
Vgl.  s.  dyn-nir,  tag  und  nacht.  Also  wenig  anders  als  Zwg 
aus  s.  dyms  (durch  Verstärkung  von  dyu  st.  div\  lat.  (Dijovis, 
Jupiter,  osk.  Diov<n.  X^i^og  aus  x^ig  (s.  hyas)  mit  rffa 
kretisch  f.  dies.  Demnach  sein  f  aus  a-Sio,  aber  *  wohl  noch 
als  nachwirkung  von  jot,  wo  nicht  durch  überspringen  von  hin- 
terem t  in  das  primitiv.  —  Ils^og^  zu  fuss,  s.  päd^ya,  auf  den 
fuss  bezüglich.  Ferner  Ca-,  auch  da-  st.  d&a,  verstärkend,  wie 
oben  vimaJhant.  Docli  nicht  etwa  lat.  jacio  mit  Verlust  von  d 
zu  diX€Xv?  —  Hicher  fällt  die  menge  dem  lat.  fremder  und 
vielleicht  auf  das  gr.  beschränkter  verben  auf  *C«,  aC«  (vgl. 
adj.  und  subst.  auf  «d  und  ad\  auch  t»?«  (sQnvj^w),  aQfAoC*»  wie 
zu  aQfAodiog,  aber  dor.  fut.  ägfio^oS  wie  zu  aQfjtoy^^  (fw^w.  "OC«, 
dor.  offdfa^  lat.  odar;  mlid.  ireJjsrc  (";?  st.  d),  sodass  wohl  jenen 
V  vor  dem,  unter  seinem  einflusse  entstandenen  o  abhanden 
gekommen.  Mithin  f  wohl  aus  d-i  oder  auch  y-*  nach  weise 
von  lat.  ctqno  (s.  kupyämi)^  capio,  fugio,  im  s.  cl.  IV.  Auch 
im  s.  kommt  vereinzelt  j  (ausspräche  von  j  in  e.  John,  it.  gi) 
st.  y  (unser  jot)  vor,  und  dtafASTQov  geben  die  Inder  mit  yämüru 
(also  unter  weglassen  von  d)  oder  jdmitra  wieder.  —  So  denn 
aber  auch  für  einfaches  jot,  an  stelle  von  yuj  im  s.  und  zd., 
j^evyvvfAij  während  lat.  jungo,  jtyum  und  unser  jo(^  den  alten 
cons.  bewahren.  It.  dafür  gi^igticre,  {vz.joindre,  wie  giusto,  frz. 
jiiste.  E.  judgc  f.  judex,  frz.  jugc.  —  Ausserdem  im  s.  ein  dop- 
peltes yu;  s.  Benfej'  1871,  Jubeo  und  seine  verwandte,  und 
mein  Wwb.  nr.  324.  Also  1.  verbinden,  und  daher  mit  neutral- 
suffix,  das  doppelte  lat.  jus  (recht  als  Verbindlichkeit;  jurare, 
sich  durch  einen  eid  binden,  dass  man  etwas  thue,  die  Wahr- 
heit sage)  und  jus  (brühe  als  gemisch),  wozu  jussuienius  (etwa 
an  jtisctdnm  streifend)  si.  jurul<mtiis.  S.yAsiha  und  jüsha;  auch 
ayavaym,  rührlöffel.  Vgl.  gr.  foiriy  mit  s.  yüna,  band,  schnür 
und  ^ojfAoc,  falls  letzteres  nicht  zu  f^w.  Nicht  auch  dazaJHvarß, 
adjMus?  Wenigstens  im  sinne  des  förderns  von  einer  zweiten, 
mit  den  eigentlichen  thätcrn  zur  hülfe  sich  verbindenden 
person  aus  oder  absciten  eines  gegenständes  passte  das  nicht 
übel.    Von  seiner,  doch  vcrm.  erst  secundären  bedeutung  >er- 

aus  »*>  anderwrirts,  und  <s  sl.  t  hrmrig  vor  *.  Hieraus  scheint  sich  zu  er- 
gel>en,  (T  und  «>  hahen.  wouifir^lens  mundartlich  schon  fn1h,  eine  lispelnde 
ausspräche  gehabt. 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede«     159 

freuen,  ergötzen«,  vgl.  jücundus,  liegt  s.  div,  spielen,  scherzen, 
tändeln,  am  ende  eines  comp,  dyü,  spielend,  zu  weit  ab.  Wie 
aber?  Llesse  sich  nicht  bei  s.puvan,  jung,  an  herkunft  hieraus 
denken,  wie  umgekehrt  nai^uv  nach  den  naldet;  geschaffen  ist? 
—  2.  Ein  zweites  yu,  fern  halten  von,  abwehren,  im  s.  findet 
sich  zu  ffuöä%y  zd.  yifdy  kämpfen,  erweitert  nieder  in  v<spivii 
(a  st  #•;).  Also  mit  ersetzen  von  jot  durch  asper,  wie  desgl.  in 
•ifMlg,  s.  yiAshmcU. 

Ziehen  wir  hieraus  das  schlussfacit,  da  ergiebt  sich:  wie 
zartfühlend  der  Grieche  sich,  mit  ausnähme  von  J,  tp,  zu  bei- 
behaltung  welcher  härten  intellectuelle  gründe  überwogen,  gegen 
consonantische  wortenden  verhalte,  in  deren  beginn  übt  er,  von 
den  minder  widerstandsfähigen  lauten  w  und  jot,  auch  zu- 
weilen s,  absehen  genommen,  eine  solche  duldsamkeit  im  ge- 
biete der  mitlauter,  dass  deren  nicht  immer  allzu  bequem 
sprechbarer  reichthum  an  dieser  stelle  auffällig  absticht  von 
der  weitaus  eingeschränkteren  anzahl  solcher  wortanfänge  in 
der  spräche  des  Römers. 

3.  Palatale  besitzen  gr.  und  lat.,  auch  got.  keine,  einzig 
jot,  als  consonantischen  t-laut  abgerechnet.  Dies  also  in  Wider- 
spruch mit  skr.,  slavischem,  italienischem,  englischem,  wo  sie, 
obschon  verhältnismässig  erst  nachgeborne  Spätlinge,  blühen. 
Also  hierin  stimmen  die  beiden  classischen  sprachen  uberein; 
nur  dass  doch  jot  im  griechischen  höchstens  spurweise  ver- 
blieben. 

Wir  wollen  aber  hier  nur  noch  einen  wichtigen  unter- 
schied berühren,  wodurch  sich  im  berciche  der  consonanten 
das  latein  vom  griechischen  entfernt.  Letzteres  stellt  sein  {p 
(ph,  nicht  f)  dem  indischen  bh  sowie  ^  (th)  dem  dh,  endlich  % 
(th,  und  viell.  nicht  ganz  wie  deutsches  ch)  dem  h  {gh  ist  selten, 
und  dass  h  stets  aus  älterem  gh  entstanden,  wie  man  neuer- 
dmgs  bloss  heischweise  behauptet,  ist  unerwiesene  fabel)  gegen- 
über, und  vertauscht  sonach  die  tönenden  aspiratä  mit  dumpfen 
(surdae).  Das  armenische  (s.  Hübschmann,  Entgegnung  an 
De  Lagarde  hinter  Dmz.  XKXIV,  lieft  IV,  s.  2)  hat,  also  wie 
das  gotische,  den  indischen  aspirirten  media  den  hauch  ge- 
raubt, derart  dass  6ä,  ghy  dh  m  b,  g,  d  wurden.  Der  umge- 
kehrte fail  von  dem,  welcher  gelegentlich  im  s.  vorkommt, 
wenn  von  jenen  aspiratä  nach  auskemung  nichts  als  h  übrig 
bleibt.    In  acht  lateinischen  Wörtern  (sonderbar  ist  th  in  Ofho) 


160  A.  F.  Potl, 

giel)l  es  kein  i/,  noch  %  (eigenth,  Gracchus;  brackinm;  s^uUAntm, 
puUJiey  liüclistcits  spüt  unter  usitir.  eiiilluäs  von  r).  Auch  ent- 
spricht f,  wie  sclioii  aus  dem  bekannten  beispiele  (Fandanius) 
bei  Cicero  {s,  C,  Ausspr.  1*,  137,  173)  hervorgeht,  der  aus- 
spräche nacli  mit  nicliten  dem  gr.  tf,  wenn  schon  dies  Rangabe 
a.  a.  o.  s.  17,  auf  die  jetzige  ausspräche  sich  berufend,  zuver- 
sichtlich behauptet.  Streng  genoinuien  besitzt  also  das  latein 
keine  aspiratä,  sondern  nur  die  Spiranten  /'  und  h,  welche 
ihrerseits  dem  gr.  abgehen.  Ich  pflichte  nämlich  Corssen  voll- 
kommen bei,  wcim  er  K/..  19,  190  f.  Ascoli's  hypothese  von 
angeblich  uritalischen  tenuisaspiraten  für  die  uns  zugängliche 
zeit  verwirft.  Der  gr.  asper  im  anlaute,  oder  auch  mundartlich 
inlautend,  ist  stets,  wo  uicht  hyslerogen  als  blosse  Verstärkung 
des  lenis  (z.  b.  Innog,  vois^og,  s.  uttara),  an  stelle  anderer 
laute,  w,  jot  und  sigma,  auch  sv  getreten.  Nur  in  von  dort 
nach  Italien  herübergenonnneiien  Ichnwörtern  b^egnet  sich  h 
mit  asper,  wie  z.  b.  in  liUaris,  ila^ög.  Falsch  wäi-e  aber  etwa 
herleitung  von  kiems,  dessen  /*  dem  im  s.  kmia,  schnee,  und  x 
in  x"/**"*"  etymologisch  gleichkommt,  aus  ve^p,  wie  man  sie 
wohl  ehemals  versuchte.  —  In  der  mitte  zwischen  vocalen, 
also  tönenden  lauten,  was  das  alte  s  nicht  ist,  später  auch 
am  ende,  sehen  wir  dagegen  den  Lateiner  häufig  r,  weil  tönen- 
den vocalen  näher  gerückt,  für  s  anwenden,  was  auch  in  ger- 
manischen mundarten  oft  genug  vorkommt,  häufig  unter  darauf 
vorbereitender  Vermittlung  eines  e,  d,  h.  weichen  ziscbers,  im 
gotischen.  Der  Grieche,  nur  am  ende  sich  mundartlich  ein  q  sI. 
S  gestattend,  zog  vor,  in  ähnlichen  fallen  eine  lücke  zu  lassen 
trol2  des  hieraus  entstehenden  hiatus.  Beispiele:  uro  mit  d 
st.  6  in  skr.  osMmi,  gr.  tvat  mit  asper,  der  wohl  als  Stellver- 
treter von  a  in  der  mitte  nach  vorn  sprang.  Der  zischer  hat 
sich  unter  dem  schütze  des  harten  t  erhallen  in  ustus,  und  gr. 
mit  anderem  diphth.  nr(tava-i^g,  die  sich  im  feuer  verbrennende 
lichtmutte.  Auch  m'Qcivyov,  kohtenpfannc,  ohne  a.  Mtats, 
fi<6£s,  bei  uns  noch  mause.  Auris,  ohr,  got.  auso,  ov-a^ 
Aliärum,  diXä-wv,  s.  anpäsäm.  Der  elische  dialect  hat  hier 
äv,  z.  b.  TÜf,  tiftäv,  noinäf.  Opus,  cris,  s.  dpas,  asas;  genus, 
tvis,  yivoi;,  f2-og.  —  Wälirend  aber  meist  v  in  c  untergeht, 
hat  doch  das  gr.  im  sigmatischen  aor.  hinter  liqq.  in  der  späte- 
ren Sprache  ff,  zuerst  durch  assimilation,  verloren,  wofür  sich 
dann  längung  in  der  Wurzelsilbe  an  die  stelle  setzte.    Lat.,  als 


[Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     161 

hinter  blossem  n,  sehr  vereinsamt  im  perf.  man-si,  während  gr. 
aor.  sfisiva.  Vgl.  auch  s.  amansi  aor.  med.  von  man,  denken. 
F  aber  hat  nicht  nur  indisches  bh  und  sein  gr.  gegenbild  q> 
(z.  b.  fui,  (pvta,  s.  bhü)  etymologisch  zu  vertreten,  sondern  muss 
(s.  Corssen,  Ausspr.),  wie  dienstwilligste  aushülfe,  noch  andere 
rollen  mit  übernehmen.  Nicht  genug,  dass  es,  wie  der  Spanier 
eine  menge  von  h  hat  für  lat,/*(z.  b.  hijo  =  filius;  walach.  han, 
kirche,  aus  fanum;  auch  frz.  hors  =  foris),  s.  Diez,  P  184  flf., 
zuweilen  umgekehrt  mit  h  wechselt,  sehen  wir  es  auch  gar 
nicht  selten,  in  das  gebiet  der  dentale  hinübergreifend,  an  stelle 
des  zwar  nicht  homorganen,  doch  homogenen  s.  dh,  gr.  ^  treten. 
So  f  sLh  in  fedus  st.  fioMm,  dem  die  ursprünglichkeit  des  gult. 
durch  unser  geiss,  e.  goat  an  die  stirn  geschrieben  ist.  Ferner 
nach  Festus  helus  et  helusa  (also  noch  mit  s)  dicehant,  quod 
nunc  holus  et  holera.  Somit,  allem  vermuthen  nach,  wie  auch 
ölesco  (gls.  grün  werden?  und  virgo  zu  vireo,  vgl.  adolescens?) 
gleichstämmig  mit  x^^V^  s»  ^^^^^  (übrigens  auch  hliarüa\  grün. 
Zu  letzterem  verhielte  sich  nun  lat.  fei,  fellis  nicht  anders  wie 
mel,  mellis  (tt  aus  U)  zu  (iiXi(Tj,  trotzdem  dass  x^^  und  galle 
mit  gutt.  daneben  stehen.  Eine  andere  form  aber  ist  folus  und 
ohne  köpf  olus,  wie  unser  das  h  von  s.  hansa,  %viv  (ohne  er), 
unserem  gans,  nicht  mehr  besitzt.  —  Auch  scheint  odium,  wo 
nicht  Ä  selbst,  doch  einen  gutt.  eingebüsst  zu  haben.  Auf- 
fallend wäre  h,  wenn  unverschoben  (vgl.  jedoch  hairto,  s.  hrd, 
und  trotzdem  xaqdia,  cor\  in,  doch  unstreitig  verwandtem  got. 
hatjan,  hassen.  Wenn  ex^ofim,  wiese  dessen  x^  etwa  auf  em 
früheres  x^  Wn',  welches  freilich  dadurch  in  eine  bedenkliche 
nähe  zu  s.  had  und  xodog  rückte.  In  fundo,  part.  fons,  vgl. 
Xitovj  fidüis  u.  s.  w.  ist  gr.  x  (s-  Wwb.  nr.  257)  verborgen, 
vgl.  got.  giiäan,  giessen.  Aber  hümeo  zu  x^f*^^  o^^^  üvens?  — 
Es  mag  zweifelhaft  sein,  ob  man  in  nihüum  (nicht  ein  faser- 
chen) oder  filum  den  früheren  laut  vor  sich  habe.  In  herba 
zur  Seite  von  qiiQßw,  (poqß^  (denn  forbea  ist  kaum  etwas  an- 
deres als  den  Griechen  abgeborgtes  (poQßsid)  hat  sich  h  einge- 
stellt, gleichwie  in  Jiaba,  ebenso  im  span.,  statt  des  üblicheren 
fäba,  poln.  bob.  Ofifenbar  zur  ausbeuge  vor  lästiger  Wiederkehr 
zweier  labiale.  Anderseits  viell.  ßrus,  ßra  neben  x^^q,  aber 
auch  0^Q.  Nur  scheinbar  unser  thier,  altschwed.  diur,  weil 
deren  r  aus  8  im  got.  neutr.  dius,  d.  pl.  diumm,  hervorgegangen, 
welches  sich  fast  wie  eine  erweiterung  von  ksl.  ditM,  wild,  aus- 

ZeUschrift  f&r  vorgl.  Spraclif.  X.  F.  VI.  2.  1 1 


163  A.  F.  Pott, 

nimmt.  MikL  lex.  bringt  unbedonklich  ksl.  evjer"  mit  *^f  zusam- 
men, was,  auch  wenn  man  e  aus  h  entstanden  glaubt,  nicht  sehr 
einleuchtend.  Ben.  s.  Iü3  stellt  mhd.  her,  bar,  mit  fera  zu- 
sammen. (Diicttio's  st.  ©eiraAös  Bbelfr.  V  325  auf  böot.  in^ 
Schriften,  falls  richtig  gelesen.  Auch  spricht  man  ja  im  russ. 
vulg.  Märfa  f.  Märflia  und  FHor  st.  TJteodiir.  Fhilophei,  auch 
mit  th,  ist  umgedreht  s.  v.  a.  TlieopitW.  Der  general  Fadejeto 
doch  wohl  aus  Tiiaddäm.  Schon  aus  dem  j.  944  kennt  Thomsen, 
Urspr.  d.  russ.  Sf ,  s.  143  den  altn.  egn.  Thorstein  in  russ.  Fur'sUiv 
umgewandelt.  —  Ferner  sei  erwähnt  aus  Neumann,  Gescb.  d. 
engi.-cliin.  Kriegs  s.  191:  »Die  verwandten  laute  H  und  F 
.liverden  auch  im  chinesischen  mit  einander  verwechselt.  Im 
Kantoner  dialekte  wird  Humen  oder  tigerpforte  (d.  i.  mündung 
des  Tschukiang  oder  perlen-,  auch  Pckiang,  nordfluss)  F\imein 
ausgesprochen.«  Kein  wunder,  dass  auch  gh  Im  e.  etwugh  f 
lautet,  obschon  unser  gemtg.  Haben  wir  ja  gleichfalls  nd. 
schadif,  woher  schadttel/ialm,  st.  schert  (ax^ntgov,  seapHS),  hol), 
sgagt,  wie  (fragi  neben  graft,  graben. 

Nun  ist  es  aber  eine  eigenthümlichkeit  des  latein,  dass  in 
ihm  —  nur  muss  man  compp, ,  wie  offerre,  st^erre,  ttifimtas, 
-fer,  -ßctts,  -/'acere,  nicht  mitzählen,  —  inlautend  gar  weQige 
/"vorkommen.  Rufus;  sißare  {frz.  sifßer)  neben  milderem 
sä>iiare;  bufo  mit  lauten,  welche  das  aufblähen  der  kröte  nach- 
ahmen; vafer  (zu  poln.  toabic,  anlocken?);  offa.  Das  rührt 
daher:  /",  welchen  Ursprung  es  auch  habe,  verweichlichte  sich 
an  dieser  stelle  zu  h.  —  So  mit  sskr.  abhi,  bei,  und  nicht  trotz 
n69t  dgl.  adki  (ad,  also  mit  ff  st.  dh  durch  fortlassen  des 
hauches),  lat.  i-bi,  urabr.  noch  i-fe,  vgl.  avtöipf.  Desgl.  tibi 
(das  vordere  i  durch  assim.  st.  «),  umbr.  lefe,  s.  tvbh^m.  In 
merkwürdigem  einverständniss  aber  »tiAt,  wie  s.  mahy-am  mit 
h,  um  der  häufung  von  labialen  aus  dem  wege  zu  gehen. 
Somit  hier  auskernung  der  aspirata  zu  blossem  hauche,  wie 
auch  sonst  öfters  im  sskr.,  z.  b.  hita,  von  ä/i(j,  ein  imper.  hi 
sL  dAi,  gr.  nur  Ü-t.  So  erklären  sich  nun  rufta  und  ruber  als 
blosse  Varianten  von  dlt  in  s.  rttdhira,  blut,  allein  rokita  (A  st  dh), 
roth,  iQMv&io,  iQv&QÖg,  goth.  rands  Wwb.  nr.  1468.  Allein, 
hat  man  den  muth,  nttüus  (wie  pumilus,  vgl.  nvyfuiTog;  mutilM, 
nubiltis,  sibilus,  tgoxtios,  noiitiXog,  bei  Grimm  fech,  bunt,  lat. 
pieus,  pica,  s.  pS^a,  verziert)  und  rnssas  (aus  d  -\-  t)  trotz 
ihres  dent.  davon  zu  trennen?  Ich  dächte  vielmehr,  selbst  ein 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     16S 

des  hanches  beraubtes  dh  in  gestalt  von  hartem  i  lässt  sich 
für  das  lat,  übrigens  nur  inlautend,  nicht  ganz  hinwegläugnen, 
obschon  dieser  Wechsel  hier  befremdlicher  ist,  als  bei  der  gr. 
geltung  von  ^,  d.  i.  th,  trotz  herkunft  aus  dh  im  sskr.  jittvif 
unstreitig  doch,  seines  %  ungeachtet,  von  ald^on,  wie  auch  Lemnos 
soll  als  vulkanische  insel  jiix^äX^  benannt  sein.  Auch  ^iTTfj, 
woher  entlehnt  Latona,  ward  nicht  uneben,  bedünkt  mich,  — 
vielleicht  in  mundartlicher  abwelchung  von  der  heerstrasse,  — 
»verbergerin« ,  nämlich  als  die  urnacht  geheissen,  aus  deren 
schoosse  naturgemäss  der  himmel,  das  ist  ja  buchstäblich  Zeus, 
das  geschwisterpaar,  sonne  und  mond,  hervorgehen  liess.  Licht 
und  finsterniss  sind  feinde,  was  sich  in  dem  indischen  mythus 
von  Rähu  kund  giebt.  Auch  er  stellt  die  finsterniss  (etwa  als 
der  einsame,  geheime,  von  rah,  und  nicht  von  rdbh,  ergreifen?) 
vor,  welche  durch  den  Unsterblichkeitstrank  ewig  zu  werden 
drohte.  Daran  durch  die  beiden  hauptgestirne  gehindert  rächt 
er  sich  von  zeit  zu  zeit  an  deren  Verfinsterung.  Dass  ihn  das 
epos  zum  söhne  des  Vipracitti  (als  adj.  scharfsinnig)  und  der 
Sinhikä  (d.  i.  löwin)  macht,  soll  ihn,  vermuthe  ich,  als  ein  mit 
Weisheit  (die  im  verborgenen  ruht)  und  kraft  ausgestattetes 
wesen  hinstellen,  welches  in  prometheischem  übermuth  mit  den 
göttem  des  lichtes  den  kämpf  aufnehmen  möchte.  Stellt  sich  doch 
unweigerlich  lateo  zu  Xa&^  Xf]&fiy  äXfj&'^q^  und  patior  zu  na&. 
Grassmanns  argumentationen  dagegen  Ez.  XII,  86.  120  haben 
nichts  zwingendes.  Gleichstellung  von  offendere,  anstossen,  und 
defendere,  abschlagen,  gegen  infensus  (aus  s.  han  Wwb.  nr.  579 
mit  Zusatz,  wie  ten-dere)  mit  hadh  halte  ich  für  verfehlt.  S.  s.  171. 
Weniger  einleuchtend  cutis,  mhd.  Mi,  iyxvzi  (in  ctUe)  als  schwer- 
lich zu  «ct^»  (lat.  daher  cauda?  Doch  s.  sskr.  gtM)  gehörig,  sondern 
zu  coKoeo,  als  schwesterform  zu  s.  sku,  woher  axvtog^  acutum.  — 
Auch  in  put6re  (Wwb^  nr.  298)  ist  t  nicht  aus  dem  zusätzlichen 
d  in  nv%^sa^a$  zu  deuten,  sondern  participial.  Vgl.  armen. 
pkut  (faul,  mhd.  vül,  verdorben)  und  daher  phtü,  faulen.  Or. 
und  Occ.  ni,  81.  Der  see  Püitika  (der  stinkende)  zufolge  Justi, 
Btr.  z.  allen  Geogr.  Persiens  s.  9.  Also  nicht  der  reinigende? 
Päiare  hat  auch  mit  s.  budh,  nv&  nichts  gemein.  Es  bezeichnet 
ja  ög.  reinigen  (z.  b.  von  allem  unnützen  holz).    Amputare. 

Die  lat.  tempp.  amdbam  (mit  hinten  angehängtem  indischöi 
impert  a-iJia'iMJim)  und  fut.  amdbo  (mit  präs.  zu  s.  hhü,  vgl 

ifioim^   wachsen,    werden)    entstammen   der  ssk.  wz.  IM, 

11* 


164  A.  F.  PoU, 

lat.  /u  (bei  mir  n.  310).  Von  dieser  schlechthin  wohlbegrOn- 
deten  meinung  abzugehen,  fühle  ich  mich  nicht  durch  die 
neuerdings  aufgebrachte  ansiebt  bewogen,  als  steckten  darin 
bildungen  aus  s.  dhä,  jiiHvai,  im  sinne  unseres  tkun.  Also 
analog  mit  dfivva^ov,  eTv<f^>jv,  rtX^ita  dgl.  im  griech.,  oder  mit 
dem  germ.  schw.  prät.,  welches  indess  Begemann  eigenlhüm- 
licher  lautverhältnisse  halber  zum  part.  prät.  bringen  will.  Ich 
läugne  das  schon  aus  dem  gründe,  weil  dJui  im  lat.  in  abdere  u,  s.  w., 
s.  sp.,  dureh  d  vertreten  wird.  Uelwrdies  bedenke  man  den 
ausdrücklich  futuralen  gebrauch  von  ags.  beo,  auch  beom 
(s.  bkavämi,  ich  bin),  gegenüber  dem  präs.  eom  (sum,  stfti) 
Grimm  I,  909.  1051.  au^.  2.  Ausserdem  liegt  ja  in  der  wz. 
6ÄÄ  nicht  sowohl  der  begriff  des  starren  seins  als  vielmehr 
des  beweglichen  und  lebendigen  werdens.  Desgl.  sieht  zufolge 
Hoernle,  Gaudian  languages  1880,  p.  361,  note  2  das  prät. 
hhail  oder  hhayal  nicht  als  reines  aux.,  sondern  bed.  He  hecame, 
um  den  mtfang  einer  handlung  zu  bezeichnen.  SJahat  boj/td 
He  begau  saying.  Das  ist  ohne  zweifei  s,  bhavüast  bhavya, 
gegenwärtig,  allein  auch  >im  begriiT  stehend  zu  werden«.  Vgl.  als 
gewächs  ksl.  biW  (Jterba,  olus)  von  imti,  ytrvtaifat,  stvat.  Im 
zd.  paiii-pcregeinnd  bva  (part.  mit  1.  sg.  aor.,  wie  Justi  ei^ 
klärt)  bei  ihm  s.  186.  215.  401  nr.  607  s.  V.  a.  Ich  werde 
fragen. 

Auch  ist  die  italische  perfect-bildung  secundärer  art  mit 
-PI,  -n»  aus  fuvi  (s.  Wwb.  I,  1197)  unbestreitbar.  Vergebens 
sträubt  sich  Tafel,  A  review  of  some  points  in  Bopp's  Comp. 
Gr.  1861  p.  40  dagegen.  Es  sollen  die  oskischen  formen 
aamana-ffed,  aikäa-fcd  Mommsen,  U.  Dial.  s.  234  und  umbr. 
pihafei  (piavi),  anibrefurent  bloss  v  za  f  verhärtet  haben.  Und 
wolier  dann  v  und  u,  falls  nicht  aus  fuvi,  später  fui,  welches 
im  osk.  den  weicheren,  im  lat.  den  härteren  labial,  beide  male 
um  der  dissimilation  willen  aufgab?  Mit  rein  wllkürlichem 
einschub  zur  Vermeidung  des  hiatus  ist  es  nicht  getlian,  F^toi 
selbst,  ßuvius  dgl.,  entwickeln  diesen  cons.  eben  nur  aus  «  und 
verwandten  lippenvocalen,  wie  z.  b.  boi-es.  Dafür  zeugt,  auss^ 
den  bekannten  sanskrit- regeln ,  u.  aa.  auch  das  magyarische. 
Man  sagt  hierin  also  z.  b.  lovak,  pferde,  von  lo,  aber  lavat, 
teiche,  von  tö.  Fävek  gräser,  v.  fit,  BSvebb,  weiter,  von  W. 
F^rok,  präs.  v.  ftini,  blasen.  —  Nur  kurz  für  jetzt:  wie  »schia- 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     165 

1871  des  letzleren  theorien  über  die  genannten  lat.  tempp.  er- 
scheinen, ich  vermag  sie  durchaus  nicht  für  wahr  zu  halten 
ungeachtet  eines  gewissen  Scheines  von  niöglichkeit.  Dasselbe 
gilt  von  Studio  glottologico  del  prof.  dott.  F.  6.  Fumi  sulla 
formazione  lat.  del  pret.  e  fut.  imperfetti  in  II  R.  Liceo  Chiabrera 
in  Savona.  Milano  1875.  Joh.  Schmidt,  La  formation  des  futures 
cet.,  der  p.  36  mit  mir  die  bildung  des  fut  aus  wz.  fu  anerkennt, 
nur  dass  er,  was  ich  wegen  conj.  fuam  bezweifele,  eine  mit  (fvito 
stimmende  form  (etwa  fio?)  verlangt,  von  mirWwb.  III,  s.  12 
für  unnöthig  erachtet.  —  Auch  probus  (gls.  pro  re,  sachgemäss 
seiend,  vgl.  prodesse)  und  superhus  halte  ich  mit  fu,  unter  ver- 
wischen von  dessen  u  vor  dem  suff.,  zusammengesetzt.  Nach 
meinem  dafürhalten  steht  aber  letzteres  dem  vn€()(pv^g  nähert 
als  demjenigen  worte,  womit  es  üblicher  weise  in  Verbindung 
gebracht  wird.  'Ynigßiog  als  mit  ßia  comp.  Hesse  im  lat 
ausser  i  auch  ein  v  (wegen  vis)  erwarten. 

An  das  fut.  auf  -bo  schliessen  sich,  und,  ich  glaube  hierin 
nicht  zu  irren,  in  überaus  passender  weise,  die  adjectiv-suffixe 
Ihüis  und  b-undtts  an.  (Ueber  -bulum  und  -brum,  letzteres  zu 
ferre  s.  zu  Humb.  I,  434.).  Dem  b4lis  liegt  das  einfache  -iZis 
zum  gründe,  welches  bequem  nur  an  starke  verba  (doch  z.  b. 
docUis  s.  u.;  viell.  manälis  neben  nianaMlis)  sich  anschliesst. 
Die  flüchtige  natur  dieses  Ui  aber,  sei  es  nun  in  betreff  des 
kinderhaft  verkleinernden  l,  vgl.  ob.  iltis,  oder  des  zwei- 
fachen, mittelst  raschester  tonschwingung  hervorgebrachten  i 
wegen  hat  etwas  malerisches  an  sich.  Durch  beides  zusammen 
mvd  treffend  die  leichtigkeit,  andere  male  auch  die  unbezweifel- 
bare  Würdigkeit,  eines  geschehens,  und  zwar  in  passivform, 
unserm  gefühle  veranschaulicht.  Agilis,  facilis,  fragüis,  tMis, 
aber  auch  täibüis,  nubilis  u.  s.  w.  Diese  im  gegensatze,  und 
zwar  symbolischem,  mit  adj.  auf  -tUus,  schon  wegen  dessen 
dumpfem  u,  das  ein  achtes,  kein  secundäres  aus  der  o-familie, 
sein  möchte,  und  begrifflicherseits ,  weil  die  mittelst  seiner  ge- 
bildeten Wörter  activ-bedeutung  haben.  Z.  b.  bibtdtts,  anders 
bibilis;  credulus  gegen  credibilis;  convolvtdus  (sich  zusammen- 
wickelnd), nicht  wie  volubäis;  sSdtdm,  wie  asstduus,  aber  deses 
(vgl.  desinere)^  und  ganz  verschiedener  art  sessilis.  Figulus^ 
fictilis,  wovon  weit  entfernt  das  späte  fingibüis.  Cramdus,  por 
tulus,  pendidus  neben  pensilis,  stridulus,  tremulus,  tumulus. 
Von  deminutiven  auf  ulus,  ula  oder  tdum  (vgl.  gr.  viJuav^  also 


166  A-  f-  Polt, 

14  vor  {  vielleicht  urspr.)  sind  die  obigen  Wörter  schon  durch 
ihre  herkunft  aus  vcrbcn  unterschieden.  Ebenso  von  denomi- 
nativen,  wie  kurnüis,  %9analöi,  und  similis,  6pai.6t,  nebst  parilis. 
Auch  nebenformen  pumilis  und  sterüam  st.  et».  'O^aXif,  q>v- 
ttakif.  Vgl.  s.  baJiala,  bahula,  dicht,  dick,  von  haAh;  naxviii. 
Yasula  hypokor.  von  Vasudatta,  Da  alwr  unser  suff.  üi  auf 
etwas  hinweist,  nicht  was  ist  oder  schon  ^var,  sondan  auf 
etwas,  was  eventuell  geschehen  kann,  nicht,  wie  das  genin- 
divum,  soll  oder  muss,  wird  man  seinen  häufigen  an- 
schluss  an  das  fut.,  als  tempus  der  noch  unverwirklichten 
möglichkeit,  voUkomnien  in  der  Ordnung  finden.  Zumal 
dies,  weil  durch  jenes  futurale  b  in  vielen  lallen  dergleichen 
bildung,  wo  nicht  erst  ermöglicht,  doch  sehr  erleichtert  wird. 
So  von  I,  stabilis,  ttteabäis,  IL  flebilis,  itidelebilis.  Indess  auch, 
wie  dodus,  habittta  keinesweges  S  hewahven,  horrütilis,  terribiiis; 
äocibilis,  ja  ohne  h:  docilis  (leicht  zu  beiehren).  Habüis  (leicht 
gehandhabt),  ggs.  debilis,  was  demnach  kaum  mvaUdus  und 
zu  s.  hala,  kraft.  Das  de  wie  in  deses  gegen  sedvius.  —  Dass 
die  ni,  und  IV.  für  gewöhnlich  kein  fut.  auf  -bo  besitzen  (doch 
z.  b.  reddibo  wie  dabo;  Ao),  darf  uns  nicht  beirren.  Daher 
dann,  der  grossen  heerde  folgend,  incredibilis,  patibüis;  sei- 
bÜis  u.  s.  f.  Mö-bäis,  vgl.  mö-tus,  und  n6-iäis,  d.  i.  aoeiy 
fcemienswerth,  ansehnlich,  wie  mnabüis,  Solübüis  wie  volubili$ 
mit  u  an  stelle  des  v  im  pr&s.  Solutüis  jenem  glcichzueteilen, 
wie  versucht  worden,  sämmtliche  formen  auf  4äis,  z.  b.  edtäia, 
volaiäis,  mit  denen  auf  -biHa  etymologisch  zu  identificiren ,  ist 
ein  eiteles  bemühen.  Viele  dieser  bildungen  gehören,  wie  be- 
kannt, erst  der  periode  sinkender  latinität  an,  und  so  auch 
possibilis.  Visibüis  zeigt  ein  gesteht,  als  enthalte  es  mit  hftu- 
fung  der  suff.  nicht  nur  s  (st.  t)  und  b  vor  ilis.  Oder  sollte  es 
von  viso,  genau  besehen,  kommen?  Man  beachte  übrigens  auch 
mdivisibilis,  wie  von  indivisus,  freilich  mit  einem  gewissen 
Widerspruche  zwischen  perf.  und  fut.  Ganz  entschieden  vom 
part.  pensüia,  aessilis.  Auch  aupelledilis  zu  supellex,  aus  leehia, 
was  sich  übereinander  sammeln,  wo  nicht  legen?  lässt.  üten- 
säia,  etwa  >den  «tentea  genehm«  und  durch  abirrung  in  das 
gebiet  derer  auf  -tüis  (-siiis)?  Ignitabvlum  besitzt  t  verm.  kraft 
eines  vorweggenommenen  freq,  von  ignire  nach  weise  von 
mtabidwa,  susdtahulum ,  wog^^en  das  /  von  aeeMmlum  aus 
1  stammt. 


I^leio  u-  griMh.  in  einiF«n  ihrer  iridiUfsUn  laukiatenc  biede.     |S7 


In  ähnlicher  weise  stellt  sich  nun  such  neben  da«  penin* 
diruin.  jedoch  ohne  beiinischiing  passlrcn  und  nöthjgunfr  aus- 
drückenden ?inQt$.  z.  b.  orimMdKS,  sonie.  ficicLfails  von  einem 
dep.  aufgehend.  m^iri^Mit/ius ,  im  fterben  begriffen .  —  somit 
fulural!  Tn-mui/tauiHs .  zitternd,  freaubundus,  rauEcliend.  ^emr>- 
btaiAt$.  SaiafjtuiHus.  ^ofan-immesd .  aber  natobüit  und  tioto- 
titis  i'nie  nJatilif,  uad.  als  ginge  es  von  eirA-in  vcii^  nach  I. 
aus,  fitiriaiijifu  wa~  schwimmen  kann.  Pud\Mtndut.  riäiiUmAm. 
UfegibtmdMf  auffallend  wegen  i.  Nicht  seilen  aber  ferner  mit 
Vorschub  eines  r.-  jjütvndus:  fäfvndu».  rubkmndtie,  rtreamäms. 
C  Aus^T.  P.  294.  Mir  unwahrscheinlich,  dies  c  sei  «doh 
▼erbum  enlfftrossen.  Ich  rathe  auf  einen  zusalz.  wie  z.  b.  io 
aOntarc,  fodioare.  vdiitan. 

Auf  den  efslen  blick  sonderbarer  und  in  scbeinbarem 
Widerspruche  mit  dem  ginne  von  Uif.  ais  möglithlieJt  aoaeigend, 
stellt  9ch  dessen  rerblndung  von  i  oder  f  vor  sich  dar.  wa« 
doch,  am  naiüriidislen  auf  dae  pajl.  prät.  im  pase.  zurück- 
fBfübrl.  danach  aiif  etwa:  schon  abgethanee  eidi  bezi«4d. 
'  ~  fcwiDdet.  sobald  irir,  und  ich  dächte. 

I  parL  etjmotoKJsch  fkucbkucuueode 
D«  bat  ja  ifti^ii  aicM 
<kr     -'r   t^äMAt,  sondfra  sudi    irtHMTafagi. 
wenleo.  Bdbst  ^esBlrt,  «r  «Mte  «• 
im  i&tein  z.  b.  imvidimt.  ufibeeie^ 
Man  zleät.   so  oi  sagen,   vor  der 
I  BciüusE  auf  gleichen  forl^^ang  in 
es   der  eprache   gewie«   nur    mt 
•  paeFivität   an   bei   der  wtdit  dee 
,  cimediiee  den  io  jenem  liegenden 
tietap.  tcjJta.'ia,  viUtie; 


aber  fittüis  EU 


i'oti  film 
T|;L  auliU 

lllint. 

tiiiev  inneren  g.  Ut.  ^  zü  b 
w'if  ja  auch  im  germ.    Uiw 

VOM  inaticbeui  unübarief 
iger  gururdttrl   wird, 
üd.  an  ölt'tli'   von  In 


168  A.  F.  Polt, 

sal)  entgegengcselzlcr  Wechsel  erscheint  doch  unstreitig  nalur- 
gemässer,  als  etwa  der  Umtausch  von  gh  mit  e,  Z.  b.  zd.  ga- 
renia,  warm,  s.  gharma,  aber  sitna,  lat.  hienis,  s.  hima,  schnee. 
Gaosha  (auris,  ohr)  von  gtish,  hören,  goth.  Juiusjan;  s.  ghtisli, 
ertönen.  GJina,  wie  im  sskr.,  schlagend,  aber  ^'aw^*  st.  sskr. 
hatUi,  wogegen  im  part.  perf.  jagJmväo,  s.  jaghuivas.  Ist  es  da 
so  gewiss,  gJuin  mit  gh,  wie  man  neuerdings  behauptet,  sei 
durchweg  das  ursprüngliche,  und  nicht,  wie  die  indischen 
grammatiker  wollen,  bloss  ausnahmsweise  das  gh  secundär  für 
h?  Ersteres  mag  für  den  gegebenen  fall  seine  richtigkeit  haben, 
wiewohl  auch  hier,  s.  bald,  Schwierigkeiten  nicht  fehlen.  Für 
imerhörte  kühnheit  erachte  ich  dagegen  ein  erdichtetes  *agham 
für  s.  äham  =  zd.  azefn,  ksl.  jaz\  Man  hat  aber  jene  falsche 
münze,  wie  viele  andere,  so  oft  von  band  zu  band  gegeben, 
dass  es  für  selbstverständlich  gilt,  sie  als  acht  hinzunehmen. 
Das  g  in  iYcip,  ego,  goth.  iJc,  bedarf  keiner  in  solchem  maasse 
zweifelhaften  stütze.  Als  ob  nicht  auch  gelegentlich  im  griech. 
eine  milderung  von  h  zu  g  habe  eintreten  können,  wie  in 
unserem  ga7is  st.  s.  hansa,  worin  keine  spur  von  gh!  Uebrigens 
behaupte  ich  vor  wie  nach,  ah-iim  ist  verbalen  Ursprungs,  und 
bedeutet:  Ich  jener  (vgl.  awm),  welcher  da  spricht.  Aus  aha, 
lat.  ait  (mit  ausfall  von  h,  wie  in  mih,  lat.  niejo)^  ^.  Vgl.  fjx^,  ^x«- 
So  wird  auch  in  Bunsen,  Three  diss.  p.  298,  chin.  ^igb  (I)  und 
ngb  BecUe,  sjyeak,  speaMng  zusammengehalten.  Weitere  bei- 
spiele:  dXJLaY^vat,  aber  dXXaxovj  und  m.  dgl.  im  aor.  2.  pass. 
JtoQvy^j  das  verm.  später  als  dto^vx^»  Ov^dtt^Q  st.  duliüar, 
mit  hauch  -  Umstellung  dort.  Besonders  aber  im  lat.  ein  ng, 
welches  zuweilen  einfachem  7*  ohne  nasal  gegenübersteht,  so  dass 
dieser  sich  möglicher  weise  erst  nachträglich  einschlich.  Lingo, 
iU^xo»,  s.  lih,  Mingo,  mejo  (st.  h  oder  g  mit  i  dahinter,  wie 
Ciip-io?),  dfjux^a^  s.  mih.  Ängo,  «yx»,  ayx*>  d-  ^Hf^-  -^Wjrttis, 
«XK,  s.  o/m.  —  Unguis,  ovvx^g,  s.  nakha  (also  iA),  nagel,  Kz, 
XII,  s.  85,  als  ob  zu  rrcrcrai,  vv»x^^^^  Wx/u«  und  vvy^a,  —  Mit 
gleicher  Umstellung  und  h  für  asp.  lab.  umhilictis,  ofi^falog  habet, 
s.  fiähhi,  ebenfalls  nahe.  Frz.  lunhenj  (nmbilicus)  Thurot,  Exlr. 
p.  530,  also  verm.  wie  frz.  nomhril,  d.  h.  derart,  dass  l  (nach- 
mals durch  n  abgelöst)  den  aitikel  vorstellt.  Vielleicht  auch  umbo, 
buckel  des  Schildes,  als  dessen  mitte.  Dafern  jedoch  äfAßwv 
dessen  erhöhter  rand,  hiesse  dieser  passender  so  von  ävd  oder 
d/Mpi  mit  ßd,  gehend.     Etwa  auch  umbra  zu  nubo  und  vvfAtp^ 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     169 

trotz  nebtila,  veipiXij?  —  Longus,  unser  lang,  wenn  etwa  d  ab- 
gestossen  (vgl.  lith.  ilgas)  und  einverstanden  mit  d6h%og^  s. 
dirgha,  wozu  dräghiman,  länge,  ^aycig,  im  fall  zu  s.  langh, 
springen  auf;  überschreiten.  Kirste  s.  62.  Die  alten  wollten 
den  l^us  zu  einem  leichtfuss  machen,  was  freilich  die  form 
verbietet.  Sonst  erinnert  das  griech.  wort  einigermaassen  an 
laghü,  woher  iXaxvg,  levis  mit  ausfall  des  gutt.  —  Auch  steht 
ysvvg^  kinn,  gegenüber  dem  s.  hanu,  Neo  entbehrt  das  7t, 
wie  vSdOy  vr^ta,  was  doch  in  nedOy  und  s.  'nah,  vorhanden, 
wovon  freilich  das  fut.  natsyati  lautet,  als  ob  \onnadh.  Dtico, 
wenn  zu  s.  daJi  Wwb.  nr.  1428.  Traho.  Velio^  wie  s.  vah. 
Äugeo,  wachsen,  s.  vaksh,  zd.  vakhsh,  av^dvo),  auch  lat.  auxilitim 
(aus  einem  adj.  auf  -ili,  wie  coficümm,  wenn  letzteres  nicht  zu 
xaXstv)  gls.  als  Vermehrung,  lassen  den  ursprünglichen  cons. 
vor  der  Steigerung  nicht  erkennen.    Wwb.  II,  1.  s.  589. 

Weiter:  oq^pog,  orbus;  äXtfog^  albus,  Sorheo,  gocpio).  1^fA(p(a, 
ambo;  ä(A(piy  ambi-,  deutsch  um  st.  unib,  lifi^ogsvg  mit  meiden 
des  einen  y  neben  a(i(p$(fOQ€vg^  vgl.  dfAy)(oijgj  und  dl(fQog  (zwei 
tragender  sitz),  aber  ahd.  zui-bar^  mhd.  züber,  gefäss  mit  zwei 
griffen,  gegen  eimber,  einbe7'  (eimer),  nur  an  einem  getragen, 
Ben.  I  142,  vgl.  mamibrium  hinten  und  ää.  zu  Humb.  —  S.  lubh, 
lat.  liibei,  Übet,  und  lieben.  Lambo,  labium,  labrum,  lippe,  Xdntna, 
Xilufpa,  aber  auch  la(pv(sa<a,  gierig  fressen.  Kvnxta^  xixvffa, 
sich  bücken,  xryog,  etwa  gebogen  (kaum  gibbus)  und  dazu 
wohl  cumbere,  cvibare.  —  Glübere  und  glü-nia  (mit  Verlust  von 
6,  vgl.  rä-mtis  neben  radivs,  ^ddt^^  ruthe),  und  xslitpfi,  schale, 
auch  kahn,  vgl.  canna,  etwa  als  nussschale  zu  xaqvov.  K  vorn 
viell.,  um  wieder  mit  dem  dumpfen  y  ins  gleichgewicht  zu 
kommen.  Dies  also  nicht  vom  bedecken  (xalvßij,  obdach,  laube, 
ahd.  louba),  xalvnxca^  das  freilich  wie  auseinander  gezerrtes 
xQvntfA,  xQvg)&og  sich  ausnimmt;  aber  auch  an  occulere,  und 
verhüllen  anklingt,  deren  u  indess  blosser  umlaut  ist  vom  ahd. 
helan.  Vielmehr  als  ausgeschältes  zu  yliffca,  wie  glaber  zu 
ylaquA.  Bloss  damit  verschwisterte  formen  sind  scul^w,  scalpo. 
2xoXvmi»y  stutzen,  abschneiden.  Allein  auch  abschälen,  ab- 
bauten, wie  deglübere,  und  daher,  weil  zugespitzt,  (Sxoloxp,  pfähl, 
und  aus  diesem,  ihres  langen  schnabcls  wegen,  axoXond^^ 
Schnepfe.  Wiederum  schaben  nebst  lat.  scabo;  scöbis,  was  beim 
schaben  abfallt.  Sxdmao^  graben,  und  daher  (fxd(f>og,  das  graben; 
der  graben,  grübe,  nachen,  scapim.    Mhd.  durch  r  verstärkt  und 


170  A.  F.  Pott. 

rauher  gemacht  schriffe,  sehraf,  rcisse,  ritze,  kratze,  und  daher 
sehrapfe,  kratze,  schrappe.  Ben.  s.  216.  Dazu  aber  nicht  nur 
lat.  scrobis,  grübe,  und  als  wüblondc  sau  scrofa,  sondern  auch 
einfacheres  graben  nebst  YCl*f^?  Kirstc  s.  73  und  —  f^dtp». 
Dem  gr.  ^«7^,  qdXatva,  latinisirl  balacna  begegnen  mhd.  toal, 
toalvisch,  allein  ags.  hval,  an.  hvalr,  merkwürdiger  weise  indess 
auch  pers.  wdl  A  whale.  Cetus.  Gast.  Lex.  p.  517. 

Lat.  /"an  stelle  von  s.  d/i,  gr.  *,  allein  auch  wieder  im 
Inlaut  zu  i  gemildert.  Z.  b.  Wwb.  nr.  283  fmnus.  Vgl,  itvf*a, 
räucherwerk,  thts  bloss  aus  Ovog  entlehnt.  Ich  weiss  nicht, 
ob  fiintis  als  leichenverbrennung  bieher,  da  möglicher  weise 
auch,  wie  b-tis-tum,  fus-a(s  (brandfa^big) ,  mit  Verlust  von  s 
(i^l,  prüna)  aus  einem  comp,  von  uro,  s.  itshna.  Auch  etwa 
mit  i,  wovor  u  unterdrückt,  sufßre,  fimus,  foetere,  viel!,  über- 
tragen foe-dus.  Vielleicht  auch  ittXov  (mit  verlust  von  r  st.  ew  vor 
»?),  Schwefel.  Ahrens,  Dial.  Dor,  p.  122.  Mhd.  («im,  dunst, 
duft  (alle  vorn  mit  dent),  got.  dauns,  dunst,  geruch.  S.  dhOma 
und  dhiipa,  räucherwerk.  —  Siiffl&mcn,  der  hemmschuh,  natür- 
lich nicht  zu  sufflare,  blasen.  Vielmehr  aus  ^läa,  ion.  st. 
i>läa,  wie  eine  lesart  ^Xißm  st.  i/lißm,  drücken,  pressen,  be- 
drängen, was  leichthin  an  got.  drciban,  treiben,  erinnert.  Von 
lat,  ßigo,  affligo,  confligo  (mit  langem  ?,  wie  in  iflißa)  könnte 
man  meinen,  es  spiegele  sich,  unter  Voraussetzung  eintausches 
von  g  für  ß,  der  dissimilation  zu  liebe,  in  dem  gr,  \vorte.  Je- 
doch erheben  viell.  got.  lUggvan,  schlagen,  und  threikan,  &lißstv 
hiegcgen  einsprach.  —  &Qavt»,  zerbrechen,  5-gai'tf/ia ,  bruch- 
stück,  if^avardg,  zerbrochen,  doch  wohl  la.1.  frustwn,  und  etwa 
auch  fratis,  dis,  als  gis.  jemandem  angethaner  abbruch?  —  Eine 
gewisse  ähnliche  bedrängniss  empfindet  man  bei  der  wähl 
zwischen  iHgm,  erhitzen,  itißog,  sommer,  ^egpoe  und  ]at.formu8, 
sowie  ivarm,  got.  varmjan,  9-älL7ttiv,  wohl  gar  lat.  veru,  auf  der 
andern  seite.  •)  Vollends  unter  hinzunahme  von  s.  gfiarmei, 
gluth,  wärme,  aus  ghar,  leuchten,  mit  seinen  entschiedenen  an- 
verwandten  im  slawischen,  gorjeti  (ardere),  (;jy'e;j'{calefacere).  Von 
formus  lassen  sich  doch  füglich  nicht  ftimtis,  fomax  (kaum  wie 

■)  Auch  tfBQv/tof  toi/itiQÖ;  und  äifBQVftos'  Siolftes  will  Schtnalfeld  in 
Fleckeiaen,  Jhb.  1876  or.  3  s.  306,  des  fervena  animiu  wegen,  lu  9tgiu 
bringen,  freilich  ^^ttais  ^  s.  dkräii  fSlschlich  einmetigend.  Sollte  abn 
oiäovuoc  nicht  zu  feruK.  ferox  aetittmn? 


lAtein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     171 

ob.  fus-cus)  trennen.  Dann  aber  wieder  fervco,  auch  ferbeo 
(etwa  von  einem  adj.  auf  -vo,  vgl.  furvus,  curvtis  dgl.)  und 
febris,  das  sich  allenfalls  zu  dor.  x^tßQog  (ßq  aus  (aq)  st.  y^sQ^og 
halten  Hesse?  Und  wenigstens  an  sie  erinnernd  unser  brennen  und 
braten.  —  Für  offendo  (woran  stossen)  und  defendo  (abschlagend 
vertheidigen)  bieten  sich  auch  verschiedene  möglichkeiten  der 
anknüpfung,  s.  Wwb.  nr.  579.  An  nasalirung  von  s.  badhy 
ags.  beado,  nord.  böd  (pugna),  Grafif  III  61,  oder  gar  e.  baUle, 
frz.  baUre  zu  laL  batuere,  dächte  ich  zuletzt.  Vielmehr  deutet 
alles  auf  einen  zusatz,  wie  den  in  ten^.  Sonst  aber  könnte 
man  wählen,  etwa  zwischen  inetpvov,  den  qtovoq  als  todtschlag 
gedacht,  oder  ^sivta.  Corssen,  beitr.  s.  185.  Am  natürlichsten 
bedankt  mich  aber  zusammenhalten  mit  s.  /^an,  schlagen,  tödt- 
lich  treffen;  apa-han,  wegschlagen,  wegstossen;  abtreiben,  ab- 
wehren; abhirhany  treffen  mit  schlag  oder  wurf;  gJiana,  keule. 
Pers.  täbar-0ad  (s.  hata),  mit  dem  beil  zerschlagen,  als  name 
harten  zuckers,  Dmz.  XXIII  192.  Auch,  zurückweisend  auf  ghan 
mit  gh,  ir.  ni  gom  (non  vulnerat  u.  s.  w.)  Stokes,  Kbeitr.  VII 
61  vgl  63.  —  Fremo  verträgt  sich  viell.  besser  mit  xQeiASxilifo 
als  mit  ß^ifiea.  —  Fleo  doch  wohl  eher  nebenform  von  fltM, 
als  mit  x)^i(»,  vom  lauten  weinen.  —  Fingere,  figtdiis,  figura, 
vom  formen  zunächst  wohl  aus  weicher  masse.  Mhd.  teic, 
weich,  teic,  got.  daigs,  teig,  schickte  sich  doch  nicht  übel  zu 
got  deigan^  bilden,  gadikis,  gen.?  nldaf^a,  S.  Wwb.  nr.  1177. 
Dazu  auch  etwa  %ei%og  und  vot^oq,  des  zu  ihrer  hcrstellung  ver- 
wendeten lehmes  oder  mörtels  wegen.  Vgl  s.  dehi  aufwurf, 
dämm,  wall,  aus  dih,  bestreichen,  verstreichen,  verkitten,  salben, 
nr.  1427,  das  freilich,  wäre  Tiyt^  nicht,  sich  enger  an  tingo 
aiUEUsehmiegen  scheinen  könnte.  &iYYav(a  steht,  als  blosses  be- 
rühren, verm.  zu  weit  ab.  üebrigens  müsste  man  in  fingere, 
deigan,  falls  sie  mit  s.  dih  zusammengehen,  durch  Umstellung 
des  hauchs  ans  vorderende  gedrängtes  dh  voraussetzen,  was 
auch  bei  ähnlichem  vorgange  in  d^v^ax^q^  got.  daühtar,  st.  s. 
dUkitar  keinen  schlagenden  einwand  hergäbe.  Selbst  r,  und 
nicht  d,  in  totxog  u.  s.  w.  fände  seinerseits  entschuldigung  in 
dem  häufigen  streben,  durch  Verhärtung  der  media  eine  an- 
näherung  herzustellen  an  die  später  kommende  sog.  dumpfe 
aspirata.  —  Man  denke  aber  an  fores  st.  ^vga^  got.  daur, 
kd.  ife'V"  (aber  dvor%  aula,  domus)  schon  oben,  gegenüber  dem 
sogar  im  zd.  unaspirirten  dv  zum  trotz,  im  s.  dvär,  dur  Wwb.  II 


172  A.»P.  Pott, 

1  s.  16.  Dessen  Ursprung  übrigens  hielte  ich,  selbst  mit  hin- 
blick  nach  bifores  vulvae,  nicht  f.  gls.  zweigängig,  aus  dva  und 
ar  gehen.  Mit  mehr  muth  verfiele  ich  auf  eine  durch  aphä- 
rese  entstandene  bildung  aus  tid-var,  weit  öfifnen,  aufreissen  die 
äugen.  Auffallend  ohne  d,  das  doch  kaum  weggefallen,  umbr. 
piis,  pre  veres,  hinter,  vor  dem  thor  (etwa  lat,  vcUvcie)^  AK., 
Umbr.  Sprd.  I  155.  Auch  sieht  es  nicht  ganz  unwahrschein- 
lich aus,  lat.  a2)erio  gehöre  zu  s.  apa-var,  aufdecken,  enthüllen, 
ölTnen,  aber  operhis  zu  upävrfa,  verdeckt,  ohne  dessen  zweite 
präp.  ä.  Es  müsste  das  v  hinter  noch  erhaltenem  alterthüm- 
lichen  p  der  präpp.,  nach  voraufgegangener  progressiver  assim«, 
geschwunden  sein.  Vielleicht  jedoch  thun  mehrere  von  Struve, 
Conjug.,  unter  pario  vereinte  verba  hiegegen  einspruch.  Be- 
perio  (re-pperi  mit  synk.  redupl.  wie  re-Utdi  aus  tetuU)  hätte 
als  red  mit  v  höchstens  b-h  gegeben.  Es  lässt  seinerseits,  wie 
vollends  cmiperio,  experior,  auf  eine  andere  herkunft  sinnen. 
Vielleicht  als  caus.  zu  pareo,  erscheine,  das  etwa,  der  gegenwart 
wegen,  zu  nagd.  —  Firmtis  des  i  ungeachtet  von  s.  dhar, 
halten.  Allein  fere  und  superl.  ferme,  nicht  wie  unser  fest,  fast, 
sondern  wie  heinahe  (s.  äbhüas,  nebenbei)  zu  s.  abhi,  dessen  hh 
ja  auch  zu  b  gemildert  in  i-bi  und  den  plural-endungen  -bis, 
-bm.  —  "Afiai^oq  und  ipccfjiad^og  (indess  auch  ä/jtogj  äfAfjkog  etwa 
mit  fAfA  st.  ^?)  stimmt  vielleicht  zu  unserem  safid,  ahd.  sant 
{tp,  wennschon  räthselhaft,  mit  etwa  präp.  beimischung?). 
Nicht  aber  auch  mit  beiden,  obgleich  ohne  den,  wohl  im  6  st. 
fAd^  mitvertretenen  nasal,  lat.  sabulum,  woher  sdbtUo,  grober 
sand,  während  frz.  sablon  umgekehrt  als  dem.  feiner?  Säburra 
als  schiflfssand,  etwa  mit  verrere. 

Merkwürdig  genug  aber,  dass  inlautendes  dh  im  laL  sich 
ein  b  gegenüber  sieht.  Ein  solcher  sprung  wäre  unmöglich 
oluie  hindurchgang  durch  einstiges  f,  welches  sich  dann  seiner- 
seits wieder  zur  media  herabsenkte.  Als  unläugbares  beispiel 
längst  bekannt  ist  tiber,  ovO^ag  (bcmerkenswerth  ov,  und  nicht, 
wie  sonst  v  st.  s.  ü)  euter,  ags.  nder,  s.  üdhar  (üdhas),  üdhan. 
Sollten  nicht  diese  Wörter  auf  dhä  (präs.  freilich  dfiay-a-ti^  an 
etwas  saugen,  d^aai^  x^r^lfj  zurückgehen?  Und  zwar,  da  als 
adj.  vd-dlmya  erwähnt  wird,  mit  der  präp.  ud,  der  wir  ja  auch 
im  lat.  ut-ems  =  s.  ud-ara,  eig.  in  die  höhe  gehend,  begegnen  ? 
Die  länge  zum  ersatz  für  ausfall  von  d,  wo  nicht  verschrumpftes 
ava  darin  steckt.    Fellare  dagegen  stellt  sich  viell.  zu  ßddXlu 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     173 

und  ßdiXXa.  Femina  hat  man  wegen  &^lvg^  riT&tj,  T&d'ijv^ 
nicht  uneben  auch  hier  untergebracht.  Es  wäre  indess  die 
frage,  ob  diese  deponentiale  participialform  nicht  vielmehr, 
wegen  foetus,  effeta,  als  »fähig  zum  gebären«  zu  verstehen  sei.  — 
Verbum  ist  völlig  gleich  dem  apok.  got.  vatird,  wort;  lett.  wahrds, 
Umbr.  verfale  s.  Wwb.  IV  804.  Und  harha,  mhd.  hart,  sl.  mit 
d  (st.  dh)  brada.  —  Auch  lumhus  {u  der  lab.  wegen)  finde  ich 
wieder  in  ahd.  lenti  (rien),  acc.  pl.  le^iti  (lumbos),  lende,  alts. 
lendi;  aber  versch.  lancha  im  ahd.  Lendes,  nisse,  dagegen  aus 
x6v$dsg  gleichen  Ursprungs  mit  xvidti  und  xW^o). 

Wie  nun  als  allerwelts-aushülfe  im  lat.  f  das  amt  bald  für 
s.  bh,  gr.  y,  bald  für  dh,  &,  vereinzelt  für  h,  %  übernimmt,  in- 
lautend aber  sich  wieder  in  geschwächter  gestalt  durch  b  ver- 
treten lässt:  so  begegnen  uns  doch  im  lat.  einige  d  an  stelle 
von  dky  ^,  wie,  sahen  wir,  selbst  ein  paar  mal  t  für  &  sich 
einschlich,  und  wie  an  stelle  von  s.  th  im  gr.  meist  und  lat.  nur  i 
erscheint.  Für  den  anlaut  wüsste  ich  indess  ein  solches  vor- 
kommen nur  bei  wz.  dhä,  %^ij,  überdies  bloss  in  compp.  zu 
nennen.  Und  zwar  sonderte  sich  mit  ausdrücklicher  Unter- 
scheidung auch  des  vocales  im  gr.  von  s.  da,  äta,  lat.  dare  das 
gr.  ^ij  ==  s.  dhä  ab.  Auch  ksl.  dati,  dajati,  geben,  allein  djeH 
(ponere;  auferre),  djejati,  noutv^  nqdtxsiv^  djei  (actus).  — 
Das  zd.  liess,  wegen  aufgeben  des  hauches  in  letzterem,  mehr 
oder  weniger  beide  als  da  zusammenrinnen.  Es  besitzt  aber 
sowohl  im  sinne  des  gebens  als  des  machens  eine  nebenform 
du,  die  lebhaft  an  lat.  duim  (oder  =  dolffv?)  und  creduam  er- 
innert Dum,  ihr  schuft,  freilich  wohl  nur  wie  s.  adhadhvam. 
Gfot.  taujan,  thun,  seinerseits  jedoch  könnte,  obwohl  begrifflich 
zu  zd.  du,  inf.  ddwi  stehend,  keineswegs  mit  diesem  sich  decken, 
weil  sein  t  ein  achtes  d,  wie  in  du,  geben,  heischte.  Wohl 
aber  gehört  got.  gadeds,  that,  handlung,  und  sunive  gadeds  als 
äbers.  des  nahverwandten  viod^sala  zu  mhd.  tuon  (uo  aus  ä), 
e.  to  do.  So  entspricht  mhd.  toate,  wate,  auch  schreite  einher, 
dem  lat.  vado,  und  tmt  lat.  vadum.  Sie  setzen  dfi  voraus,  und 
scheitert  der  vergleich  mit  ßädog,  ßadi^ta.  Ohnedies,  als  zu  sßfiv 
=  s.  agäm  gehörend,  steht  ihr  ß  für  g.  —  Auch  im  latein  sind 
obige  zwei  verba  in  ihren  gekürzten  und  hiedurch  in  conj.  III 
gerathenen  compp.,  vermöge  erlöschens  des  hauches  von  dhä 
und  sonst,  derart  zusammengefallen,  dass  man  nicht  alle  mehr 
mit  Sicherheit  zu  unterscheiden  vermag.    Ausser  allen  zweifei 


174  A.  P.  Pott, 

gestellt  ist  aber  als  comp,  mit  dhä  das  alt-überkommene  crS^ 
=  grad-dadhämi.  Kein  quasi  cretum  do  trotz  u  in  ereduamj 
was  viell.  dem  duim  erst  nachgebildet  worden.  Wir  dürfen 
nun  aber,  hierauf  und  auf  die  unfügsamkcit  des  sinnes  »gebenc 
fussend,  getrost  dieselbe  wz.  in  abdere,  d.  h.  beiseit  legen  (nicht 
weggeben),  anoti^f^fit,  sowie  in  abscandere,  suchen.  Hat  doch 
schon  das  skr.  apa-dli4,  versteck,  verschluss.  Desgl.  in  condere, 
d.  h.  zusammenlegen,  gründen.  Zweifelhafter  wäre,  ob  indo 
mit  ipdldoofii  leiblich  eins  sei,  oder  als  hineint  hun  mit  ipti^^fu. 
Nicht  minder,  ob  z.  b.  reddere  fdicem,  glücklich  machen,  mit 
dem  sinne  der  \viedergabe  zu  thun  habe.  Vgl.  im  s.  vi-dhä, 
machen  zu,  mit  acc.  Pwb.  III  923.  Das  re-  hat  dabei  un- 
streitig, im  einen  wie  im  andern  falle,  versetzen  in  einen,  dem 
früheren  entgegengesetzten  zustand  (vgl.  recludo,  wieder  auf- 
schliessen,  allein  auch:  verschliessen)  auszudrücken.  Dass  tevhdo, 
aus  s.  tan,  wie  viele  mittelst  des  general-begriflfes  ^fj  (machen) 
verlängerte  verba  nkfj^ca^  <f^^co  u.  s.  w.  zu  beurtheilen  sei,  ist 
nicht  mehr  zweifelhaft.  Auch  rechne  ich  defendo,  aus  s.  Jum, 
s.  früher,  dahin,  während  fundo  wegen  t  in  goth.  gitäan  sich 
dem  vergleiche  entzieht.  —  Claudere,  schliessen,  macht  mir 
einige  sorge.  Mit  ahd.  sliuzan,  sloz,  schloss,  hat  es  schwerlich 
zu  thun,  denn  in  sclusa  (schleuse,  frz.  icluse)  der  1.  Sal.  hat)en 
wir  ein  lehnwort  vor  uns  aus  exclusa,  sc.  aqtM.  Allein  auch  das 
ableitungs-suff.  td  in  xXf^tg,  weil  dem  lat.  fremd,  führt  uns  nicht 
zum  ziele.  »Den  Schlüssel  hineint  hun«,  erhielten  wir  aber  auch 
höchstens  aus  davem  mit  einem  comp,  indere.  Es  bleibt  dem- 
nach kaum  etwas  übrig,  als  ein  gegenstück  zu  xX^tw,  xXijm, 
xXsica  mit  angefügtem  d,  wie  in  cudo.  Wwb.  nr.  208,  Kz.  19, 
148.  413.  Altn.  höggva,  hauen,  ags.  heavan  u.  s.  w.  Zimmer, 
Ost-  u.  Westg.,  s.  13.  —  Per-do  ist  gewiss  comp.,  vne  per-eo 
(vgl.  inieritus).  Ob  auch  niQ&(Oy  und  mit  welcher  präp.,  ist 
schwerer  zu  sagen.  Vcn-do  neben  veneo  und  venumdare  wäre 
schicklicher:  kaufweise  hingeben,  als:  zum  verkauf  auslegen. 
Manda/re,  als  »einhändigen«  und  commendare  »jemandes  bänden 
anvertrauen,  es  in  seine  bände  legen«  gehen  verm.  als  denomm. 
von  einem  adj.  auf  -dus  (sei  es  nun  »gebend«  oder  »legend«) 
aus.  Wegen  mandavi  u.  s.  w.  kann  es  nicht  füglich  direct  mit 
dare  verbunden  sein.  Gegensätzlich  zum  promus  ist  candius  der, 
welcher  geschirr  und  speisen  wieder  an  ihren  ort  setzt,  eomUt, 
und  aufbewahrt.    Alhda  (aquam  dans)  ist  bez.  der  wdke  im  s., 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     175 

aber  (ähdhi  (wasser  in  sich  enthaltend)  see,  teich.  —  Beachtens- 
werth  sind  aber  auch  im  zd.  einige  fortbildungen  von  wurzeln 
mit  da  (thun),  wie  gnad,  waschen;  t^ud,  fliessen  lassen.  Auch 
im  ksl.  (Dobr.  Inst.  p.  350)  präs.  idou  (inf.  iti),  im  goth.  verm. 
prät.  iddja  zu  gaggan.    Fut.  houdou  (ero)  zu  hü-ti. 

Ich  nehme  hienach  keinen  anstand,  in  dem  häufigen  adj.- 
suff.  der  Lateiner  -ättö  einen  abkömmling  von  dhd  zu  erblicken, 
im  sinne  von  »thuend«,  nach  weise  von  dem  freilich  mehr  de- 
nominativ  gebrauchten  -ficus  (s.  mich  zu  Humb.  I  s.  436).  Ein 
glaube,  der  in  mir  noch  besonders  durch  den  umstand  verstärkt 
wird,  dass  leicht  weitaus  der  überwiegendste  theil  solcher  adjj. 
von  intransitiven,  und  desshalb  vorzugsweise  in  conj.  II  aus- 
geht. Albidus,  candidus,  pallidus;  flavidus,  aber,  wohl  des  vor- 
aufgehenden i  wegen  viridis;  floridtis;  flacddiis;  placidus;  sordi- 
duSj  splendidus,  lucidas,  fulgidus;  liorridus.  Avidus,  woher 
audeOj  aust4>s;  acidm;  ccUlidus;  uvidus,  udus;  timidi4S,  vgl.  Ume- 
f actus  (erst  zu  fürchten  gemacht);  foetidm,  frcwidas;  turgidus; 
validus.  Freilich  auch  z.  b.  fluidtis,  fordus,  tardus,  von  trdho, 
cupidus,  sapidus;  ohne  verbum  lepidus,  luridtis,  solidtis;  gelidus 
(nur  gelare),  wie  algidus,  frigidus;  formidus;  stolidus;  hispidus; 
sucidt4S.  Diese  Wörter  besagen  freilich  vielmehr,  dass  sich  eine 
eigenschaft  woran  äussert,  als  dass  sie  selbige  erst  recht 
eigentlich  hervorbringend  bezeichneten.  Kein  wunder  übri- 
gens, wenn  sich  nun  wieder  aus  ihnen  transitive  verba  erzeugen. 
Diese  laufen  dann  denominativen,  wie  -ficare  (aedificare,  nidp- 
ficare,  ludificare,  -4;  purificare;  nigrificare,  nigridiiis;  nullificare; 
terrificHS,  -ficare;  frz.  ghr^ier  u.  s.  w.),  desgl.  -igare  (remigare 
von  remex,  na/vigare,  aber  auch  levigare^  purgare)  parallel,  und 
wechseln  mit  Zusammensetzungen  auf  -facere,  -fieri,  auch  aus 
conj.  II  und  mit  dessen  characteristicum  S  davor.  So  stupidus, 
stitpidare,  stupefacere;  lividus,  lividare.  Madidare,  iepidare  f. 
made^,  tepefacere.  Trepidus,  trepidare.  Torridus,  -dare,  torrer 
facere.  Limpidus,  -dare,  Marddat,  Nitidus,  nitidare,  nite- 
facere.  lAguidus,  putridus,  rigidus,  tmnidus  ebenfalls  mit  verben 
auf  -facere.  Olidus,  ölfacere.  S.  die  weitere  ausführung  bei 
Wölfflin,  Münch.  Sitzungsber,  1880,  s.  421  flf.  Gnarigavit,  clari- 
gare  einigerm.  entsprechend  unserem :  unr  thun  hietnit  kund  und 
0u  wissen.  Zu  ago.  Man  vgl.  die  mit  kr,  machen,  und  hhü,  sein 
(vgl.  die  lat.  adjj.  auf  -hüis)  im  skr.  componirten  verba,  welche  zum 
theü  das  eigenthüm liehe  haben,  die  beiden  glieder  durch  «  zu 


17C  A.  F.  Pott.. 

verhindGn.  Also  z.  b.  mit  prädus  (etwa  zu  pradvdr,  platz  vor 
der  lliiir):  prMuät-kr  offenbar  machen,  prädur-^M,  offenbar 
sein.  An  -dyHS  (tags)  in  compp.  zu  denken,  als  wäre  »ein  an 
den  tag  bringen«  gemeint,  verbietet  mangel  von  y.  ^uklikr, 
weiss  maclien,  lagfmkr,  leicht  machen,  u.  aa.  m. 

Mir  auch  nicht  unwahrscheinlich,  das  gerundivum  auf  e»- 
difs  (von  I.  andtts),  undus  enthalte  vorn  eine  mit  unserem  inf. 
(s,  -ana  n.)  stimmende  form  in  sich,  wie  dtagl.  das  part.  auf 
en-t,  z.  b.  scribcns,  s.  v.  a.  mit  dem  schreiben-der,  d.  i. 
schreiben-d.  Scrihendtim  est  aber  hat  man  sich  zu  denken  als 
etwas,  das  zum  thun  bereit  sein  muss,  ein  zuthuendes,  wie 
(^is  est,  als  ein  (vorzunehmendes)  werk;  oiv  tqyov  ievi. 

^It<li^4g,  schon  bei  Homer,  findet  sich  in  höchst  merk- 
würdiger Übereinstimmung  sowohl  mit  goth.  mkdo  als  mit  zd. 
nnslida,  lohn,  u.  s.  w.,  Justi,  Hdb.  s.  233.  Windischmann  habe 
darin  ein  derivat  von  s.  dha  hinter  nuts,  messen,  oder  mish, 
besprengen,  gesucht.  Frölulc  (Bbeitr.  V,  270)  vergleicht,  über 
das  etymon  sich  nicht  äussernd,  s,  mtdka,  natürlich  in  dem 
sinne  von  kämpf,  wettkampf,  was  freilich  auch  in  dem  von 
Grassmann  gemuthniasstcn  sinne  von  kampfpreis  nicht  allzu 
geschickt  herauskäme.  Ausserdem  ist  unklar,  wie  sich  dies 
subst.  zu  dem  part.  m'tdlia  (mkttis,  mindus)  verhalte.  Ai^e- 
nommen  aber  auch,  mtdhvans,  freigebig,  gut  befruchtend,  als 
von  iHÜi  in  dem  allgemeinen  sinne  wohlthätigen  regens  herge- 
nommen, erklärte  nimmermehr  den  zischer  im  gr.,  goth.  und  zd. 
Einen  solchen  zeigen  freilich  auch  ahd.  micla,  mhd.miete,  jede 
gäbe,  sei  sie  verdienter  lohn,  bezahlung,  oder  eine  captatio 
benevolentiae,  alts.  mcda  neben  ags.  meorda  mit  r  sL  s,  nicht, 
obgleich  man  sie  doch  ungern  ganz  von  letzterem  trennte. 
Sollte  das  wort  durch  söldoer  und  miethssoldaten  umher  ge- 
kommen und  mehrfach  entstellt  sein?  Merces  mit  r  aus  s  wfire 
vor  c  ungewöhnlich,  und  herkunft  aus  nicrcri  fraglich. 

Sonst  nun  aber  auch  vidva,  s.  vidJuivä,  wiLtwe,  nach  den 
angaben  indischer  grammatiker  »ohne  mann«,  was  sadfuwä 
(noch  mit  einem  mann)  bestätigen  würde,  hätte  man  dies  nicht 
für  blosse  erfindung  von  ihnen  zu  halten.  Das  PWB.  leitet 
vidhava  und  vidhura,  vereinsamt,  von  dem  selbst  nicht  ganz 
zweifelfreien  vidh  (vindhatc),  leer  werden  von.  Lat.  viduus,  das 
seinerseits  an  ittäividnus  (jedoch  zu  s.  da,  schneiden:  suff.  -«tw) 
lebhaß  erinnert,  entschiede  nichts.    Sein  irrundliefFriff  brauchte 


LAteii)  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautanterschiede.     177 

nicht  »leer«  zu  sein.  Es  könnte  ja  eine  Übertragung  von  »mann- 
beraubt« auf  andere  beraubungen  stattgefunden  haben,  wie  bei 
orbus,  verwaist.  Von  der  präp.  vi  wird  man  so  wie  so  nicht 
loskommen.  ^Htd-sog,  von  Fröhde  BBtr.  V,  294  hinzugenommen, 
machte  nur  in  betreff  des  ^  Schwierigkeit.  Etwa:  noch  (^-d^, 
adhuc)  ledig?  —  Umgekehrt  lässt  uns  unser  deutsches  mit, 
goth.  nvUh  (vgl.  zd.  mat,  mit,  sammt,  nebst,  vgl.  skr.  smat, 
zusammen)  neben  mitte,  mittel  (wie  remedium,  wenn  anders  in 
mederi  d  für  dh  steht)  für  tnediuSj  s.  madhya,  zd.  maidliya, 
goth.  midja  (i  durch  assim.),  gr.  fjiiaaog  {a(f  durch  assim.  von 
dh  durch  i),  aber  osk.  mefiai  (mcdiae)  sogar  mit  f,  auf  die 
Zusammenlegung  (dh  zu  dM,  legen,  und  y  wie  i  im  part.  hita?) 
zweier  hälften  (daher  di-midiits  in  dem  auseinander)  rathen.  — 
Castus  verm.  gleichstämmig  mit  xuO^agog.  —  Adhikarana^  als 
die  beziehung  des  lokativs  anzeigend,  enthält  also  adhi  =  lat. 
€ul,  wodurch  also  zweckmässig  ein  wo  angezeigt  wird.  Daher 
dann  n6-&$^  dfio^t  (zu  e.  sonie)^  irgendwo,  äXXod-t  dgl.  Sollte 
nun  nicht  adhi  mit  s.  ä-dhi,  Standort,  läge,  wurzel-gemeinschaft 
(d&a  legen)  haben?  —  Anders  das  suff.  -i^s,  -d^sv,  womit  wohl 
das  lat.  -de,  dem  freilich  stets  n  voraufgeht,  übereinkommt. 
Il6%^€v,  unde,  älicunde.  "EpToad'Sj  umgekehrt  deinttts;  txtoads, 
vgl.  exinde.  ^^inod^ev^  lat.  mit  zweimaligem  de:  ddnde.  !^Aio- 
^€V,  aliunde,  dor.  und  aeol.  äXXo&ay  wie  vnai^a^  vgl.  subinde, 
ÜQÖü&s  und  ähnlich  2>^aiw(fe.  Adverbia  und  präpositionen ,  na- 
mentlich örtliche,  enthalten  ja,  so  gut  wie  oblique  casus,  die 
bezeichnung  von  Verhältnissen  in  sich.  Hieraus  erklärt  sich 
wie  von  selbst,  einmal,  dass  erstere  ja  in  vielen  fallen  nichts 
sind  als  verknöcherte  casus,  und  zweitens,  dass  mitunter  Wörter 
mit  adverbialen  oder  präpositionalen  suffixen  gewissermassen 
als  casus  fungiren.  Daher  ja  z.  b.  in  finnischen  sprachen  die 
grosse  menge  sog.  casus,  welche  nur  dadurch  herauskommt, 
dass,  was  anderwärts  abgetrennte  präpositionen  sind,  hier  (man 
muss  sich  schon  den  widerspruchsvollen  zusatz  der  terminologie 
gefallen  lassen)  als  »präpositionale«  postpositionen  hinten, 
jedoch  nicht,  wie  in  ^necutn,  vohiscum,  einem  bereits  fertigen  casus, 
sondern  der  forma  cruda,  dem  thema,  des  nomens  sich  anfügen. 
So  als  casuell  und  zur  bezeichnung  des  woher  t^ev,  tfxsx^sv  s. 
sp.  Zeitlich  ^cSd'e  wie  d^^s.  NeoOsv,  wie  dernu),  ix  viov, 
aber  veto&svy  vs^d-i,  vsiatQa  (wie  itatQog)  nebst  vigd^e,  svsQ^e, 
ivtqok,  wie  zu  skr.  ni  und  deutsch  nieder,  hienieden.    Mit  präp. 

ZeltoflhrlA  fOr  Tergl.  Bprachf.  N.  F.  VI.  2.  12 


178  A.  F.  Pott, 

c|  ot^avüd'ey,  wie  ja  auch  bei  advv,  auf  -9».  Alle  derartige 
Wörter  maclien  den  eindruck,  als  lioge  ihnen  lat.  di  zum  gründe, 
welches  ja  ausdrücklich  ein  woher,  und  zwar  »von  oben  herabc 
(v^l.  selbst  dcinde),  bezeichnet.  Man  könnte  selbst  auf  den 
gedanken  gerathen,  dos  ablativische  -d  ini  lat.,  sowie  der  dental 
gleicher  function  im  zd.  und  skr.  sei  mit  jenem  de  und  -9» 
wesentlich  eins  und  nur  apokopirt.  Vgl.  z.  b.  ^ctf^cv  (divini~ 
üis),  im  s.  abl.  devät  (de6 ,  alt  mit  d).  Ich  bin  jedoch  anderer 
meinung.  Mir  gilt  der  ablative  dental,  der  keine  spur  von 
aspiration  an  sich  tri^t,  für  gekürztes  adverbial-sufF.  s.  -few,  lat. 
-4us,  gr.  -tos  (tittog),  das  zu  ts  synkopirt  früh  den  zischer  fallen 
liess,  wie  z.  b.  s.  pat  im  nom.  (pes)  das  nominativ -zeichen  $ 
aufgab.  Lat.  stib  besitzt  in  surgo,  sursum,  susHneo  dgl.  einen 
scheinbar  mit  sich  in  Widerspruch  gerathenen  sinn  »nach  oben«, 
womit  aber  die  Vorstellung  eines  »von  unten«  in  bestem  Ein- 
klang steht,  wie  gr.  vnö  mit  gen.  und  desub  ein  worunter  hei^ 
vor  bezeichnen.  Daher  auch  trotz  des  gegensatzes  elym.  Zu- 
sammenhang von  super  (sunwws)  mit  sub  nicht  befremden  dart 
Dies  lässt  mich  glauben,  dass,  wenn  s.  adhi  und  lat.  ad  eher 
eine  adsecnsio  bezeichnen,  darum  das  di  mit  der  descensio  nicht 
nothwendig  ohne  Verwandtschaft  mit  dem  s.  adv.  adhas,  untn*, 
zu  sein  brauche.  Ohnehin  bedarf  es,  um  etwas  wohin  (also 
auf  etwas)  legen  zu  können,  zugleich  einer  unterläge,  sodass 
eine  etymologische  beziehung  zu  dhd  legen  auch  für  adiias 
nicht  unmöglich  schiene.  Anderseits  wird  sich  nicht  füglich 
anschluss  von  a^ias,  adhara  an  deutsch  imien,  goth.  tmdar  vni, 
und,  trotz  /",  inferi,  infra,  inferior  in  abrede  stellen  lassen.  Nur 
macht  mir  der  nasal  in  diesen,  wie  gleichfalls  in  unde,  inde 
u.  s.  w.,  gegenüber  dem  fehlen  im  gr.  vor  ~t^e,  sowie  auch 
dein  u.  s.  w.,  hinc,  extrinsecus,  forinsecus  einigen  kummer.  Dem 
adhas  vorn  rhinismus  anzudichten  ist  kaum  misslicher,  als  lässt 
man  ihn  sich,  ohne  comp.,  in  ttnten  erzeugen.  Dann  aber,  das 
m  von  ilUm,  isHm,  utrimque,  welches  mir  freilich  verdächtig 
vorkommt,  wenigstens  da,  wo  keine  assimilation  im  spiele,  also 
wie  in  exin,  dein  u.  s.  w.,  ohne  sonstiges  Vorbild  in  n  ver- 
wandelt zu  glauben  wage  ich  kaum.  Oder  sollen  die  genannten 
formen,  wie  frz.  en  aus  inde,  nach  vorhergegangener  assim., 
nn  sf.  nd,  aus  den  längeren  hervorgegangen  sein?  Cors^n, 
Ausspr.  I ',  67  sucht  in  illim,  istim  Verkürzungen  aus  *-fim  =  3. 
A>hyam.    Dadurch  orhielle  man  aber  doch  höchstens  ein  wo, 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.    179 

wie  in  iJn,  ubi  aus  s.  dbhi,  allein  doch  kein  woher,  wenn  iüinrc 
wirklich  üUm  zur  grundlage  hat. 

Grassmann  (üeber  die  Aspiraten  und  ihr  gleichzeitiges  Vor- 
handensein im  An-  und  Auslaute  der  Wurzeta.  Kz.  XII.  S.  81) 
erblickt  in  nebeliger  urzeit  unseres  Stammes,  in  welche  man  ja 
leicht  vieles  hineindichtet,  wurzeln  mit  aspiraten  zu  beiden 
enden.  Obwohl  ernstlich  von  mir  (ebenda  XIX.  S.  16—42. 
Die  Umstellung  des  Hauches)  bekämpft,  hat  diese  theorie  dennoch 
gläubige  nachbeter  gefunden.  Neuerdings  regt  sich  doch  em- 
mal  wieder  das  gewissen  gegen  eine,  den  frühesten  vorfahren 
indogermanischer  sippe  angesonnene  Widerwärtigkeit  in  unter- 
brochener Wiederkehr  solcher  laute.  Der  allbekannte  umstand, 
dass  skr.  und  griech.  —  und  die  könnten  ja  im  gründe  allein 
hiebe!  in  frage  kommen  —  solchen  übellaut  aufs  ängstlichste 
meiden,  und  nur  gleichwie  in  fällen  der  noth,  z.  b.  in  der  com- 
position,  idulden,  hätte  doch  die  Skepsis  ein  wenig  wach  erhalten 
sollen.  Man  sehe:  Kirste,  Die  constitutionelle  Verschiedenheit 
der  Verschluss-Laute  im  Indog.  Graz  1881.  S.  63  fgg.  geht  er 
auf  die  frage  ein,  mit  gründen,  die  ich  allerdings  nur  theilweise 
zu  den  memigen  machen  kann.  Man  wird  auch  mit  Interesse 
hinzunehmen  As  coli 's  Abh.  (Stud.  S.  225):  »Die  Umstellung 
der  Lautgruppe  h  -f-  Cons.  und  ihre  Folgen  auf  Indischem 
Gebiete.c 

Dass  &y  ff  und  %^  entgegengesetzt  ihren  »tönenden«  vorältem 
iky  hh  und  h,  auch  gh,  harte  laute,  d.  h.  aspirirte  tenues  sind, 
tyffenbart  sich  schon  dadurch,  dass  sie  in  der  reduplikation 
ittcbt,  wie  sie  sonst  jnüssten,  eine  media,  sondern  r,  n  und  x 
heraussetzen.  Dadliämi,  aber  zli^f/fii  trotz  didoofn  sL  dadämi, 
JUipvxa,  s.  habhüva.  Kix^xa,  während  das  skr.,  seinem  brauche 
gemäss,  gutturale  in  der  reduplikation  durch  palatale  zu  ver- 
unähnlichen,  h  durch  palatales  j  ersetzt.  Selbst  ausnahmsweise 
im  perf.  jabhdra  (tuli),  wofür  erst  später  das  regelrechte  6a- 
tMra,  allein  im  präs.  bibharti  (fert).  Der  Grieche  hat,  jener 
'wohlbegrfindeten  dissimilation  gegenüber,  zum  öftern  ein  ent- 
g^engesetztes  verfahren,  eine  art  assimilation,  eingeschlagen. 
Jedoch  nicht,  wo  es  sich  um  reduplikation  handelt.  Mehrmals 
nämUch,  wo  im  skr.  die  wz.  mit  einer  von  obigen  weichen 
aspiraten  schliesst  und  mit  einer  media  beginnt,  wandelt  das 
griechische  beide  um,  damit  nicht  durch  einseitige  Verhärtung  der 
aspirate  die  bestandene  homogeneität  aufgehoben  wird.  Indem 

12* 


180  A,  P.  Polt, 

so  die  aspirate  auch  die  der  media  entsprechende  tenuis^) 
nach  sich  zieht,  wird  eine  gewisse  gleichmässigkeit  wieder 
hergestellt.  So  gestaltet  sich  biidli  zu  nvd^  nr.  1872.  Hin- 
gegen steht  nsid-o),  niaxig  u.  s.  w.  nr.  1871  ohne  zweifei 
mit  ursprünglichem  n.  Auch  selbst,  wenn  es  (wie  übrigens 
nicht  unglaubhaft)  kein  comp,  sein  sollte  =  s.  pi-  oder 
api'dhdy  hineinstecken,  darreichen,  hingeben;  die  Über- 
redung wie  eine  art  »zuseUen  jemandemc  vorgestellt.  Man  vgl. 
aber  credo  s.  174  und  nsi^ofjim  mit  viell.  gleichem  zusatze  von 
dhd  und  als  sinnverwandt.  Nur  dass  letzterem  der  mehr  passive 
sinn  des  Vertrauens  und  glaubens  einwohnt,  wie  in  den  lat. 
fido,  pldes^  foedus.  Diese  übrigens  erfuhren  hauchumstellung, 
was  ja  auch  sonst  nichts  ungewöhnliches.  S.  demnächst  f ödere, 
fundus.  ni'd'og  ist  doch  auch,  wie  zu  vermuthen,  eig.  zuge- 
decktes mittelst  inlx^^fia^  s.  pidhana,  deckel,  decke.  Femer 
Bipi^liq^  deckel,  mit  ders.  präp.  Auch  wieder  mit  Umsetzung 
tat.  fidelia  daher,  wie  (piddxvti  st.  m&dxvtj^  lak.  ntadxvii 
(a  st.  &).  Schwerlich,  wie  Buttmann  wollte,  zu  tfiddq^  q>€id6g, 
sparsam,  das  eher  vom  spalten,  findere,  ausgegagen.  Xtvciv, 
ion.  xiO^civ.  XvTQa,  ion.  xv'd^ga  aus  x^i  giessen,  allein  xvr^ 
wie  zu  XV CO.  KaXxfiödv  =  ÄaXxi^dcov.  Udd^vij  gem.  für  q^TVi/. 
Ich  halte  letzteres  unter  einfluss  von  (payslv  erst  aus  nadvii 
entstanden,  das  sich  an  naz^ofiai.  anschliessen  mag.  Zeigt  sich 
doch  öfters  eine  asp.  vor  v.  JIqöxpv.  KvXixvii  (st.  xvUx-vii\ 
noXi%vfiy  als  ob  mit  suff.  ^xoq.  Tix'^ijy  vgl.  tixTcov^  s.  taksh. 
Ich  weiss  nicht,  ob  mit  hinschielen  nach  tsvxoo.  Dag.  rixvov 
von  WZ.  t€x.  ndxvfi,  Ivxvoq.  "ixvog?  Desgl.  mit  %  vor  f*: 
icoxiiog,  i(ox^.  JlXoxfAÖg^  ^^X/*^''^*  Nsoxfiog,  adj.  wie  viog,  und 
avxfAog  neben  avog  scheinen  gar  erst  %  eingeschoben  zu  haben. 
Woher  nun  jener  anscheinend,  weil  nicht  in  der  wz.  ent- 
halten, unmotivirte  und  doch  häufige  einschub  von  &,  auch  tf 
und  wohl  gar  ö*^,  vor  suffixen,  die  mit  /u  beginnen?  Also  z.  b. 
atäd'fjLi^,  axad-fAog^  doch  verm.  mit  demselben  ^  wie  in  tfta&sQog^ 
aber  atafiiv.  Bad^fiog;  Xd-^ia  und  eigid^fii^;  noQ&fjtog.  ^Aq&fkog 
band,  bund,  imd  so  auch  vielleicht  trotz  #  aQ^gAog^  zahl  (lat. 
rortio,  reor  dazu?).    'Pv^fiog,  ion.  Qvaiiog^   als  sanftes  dahin- 


1)  nXadaqog,  nass,  aber  auch  mit  gewisser  ausgleichung  der  conss. 
ßXadaQof.  Freilich  nicht  minder  ohne  eine  solche  nitucof  und  ßXmif^ 
neben  einander.    Jedoch  c  auch  hart. 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.      181 

fliessen?  Ts^fAog  dor.  statt  des  verm.  erst  jüngeren  ^stSfudg. 
Diese  übrigens  nicht  aus  redupl.  ^fj^  meine  ich,  sondern  wie 
dvd^fk^  dor.  st.  dvcffj^.  JeafAog^  diafjia  neben  dSfia,  Kvfjx^fAog, 
xv^tSfjLog  von  xvf^&fo,  was  selbst  erweiterung  aus  xy««.  So  nun 
auch  ivfi9(i6g,  fivxi^'d^fiog ,  ßgvxfj'd^fiog  Ahrens  II,  82.  Kavx^fAogj 
xlavl^fiog,  iavx^fiog^  als  ob  ^  ihnen  eigen,  wie  xevd^-fjtög 
von  xBvd'd).  M^vid-fiog.  Jllaafia^  vgl.  ^  in  xoQonXad^oc,  allein 
z.  b.  %&ov6nXa(Sxoc,  JlkdO^co  st.  neldCfo.  Adna&ov  eine  den 
leib  öfl&iende  ampferart,  wesshalb  wohl  zu  Xandl^ai.  ^nacffAog, 
(fndtffjia  allem  anscheine  nach  von  einem  verbum  andtca^  vgl. 
anaduiv,  vnoanadtaTog^  wie  ICfia  zu  t^fiOj  XCfASV  st.  Idfisv.  2ni' 
d^afA^  von  einem  aniC(o'  ixrsivco,  ^nid^g  etwa  seines  #  un- 
geachtet von  andio  mit  ableitendem  d,  wie  in  ardd&og?  KocffAog 
u.  mm.  dgl.  —  Dann  iad^fiog,  hals,  Schlund,  wie  eigi^fif^  mit 
Übertragung  von  *  auf  die  präp.  Mit  Verwischung  des  wurzel- 
haflen  <f  aus  s.  vctsman,  decke,  vasana,  kleidung,  slf^a  mit 
diphth.  st.  ig,  wie  in  etfAivog,  aber  assimilirt  iv-vv-fii.  Selbst 
dann  mit  blossem  « l-fiat-iov.  ^^ia^fia^  vgl.  dia&w,  aber  dvTfA^, 
wie  iqiSTfjL^,  dessen  r  jedoch  vielleicht  durch  dissim.  für  ^  steht. 
*A(ps<fgA6g, 

Wenn  mir  recht  ist,  thäte  man  solchem  9  oder  statt  seiner 
tf  unrecht,  sie  zu  rein  müssiger  zuthat  herabzusetzen.  Vielmehr 
dienen  sie  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  dazu,  eine  anzahl  von 
verbalformen  hinten  mit  der  wurzel  &ii  im  allgemeineren  sinne 
unseres  damit  verwandten  thuns  (ich  thue  schreiben,  e.  ^  do)  zu 
bekleiden.  Vgl.  auch  statt  nemög,  coctuSy  auffallend  genug  ein 
iip&og^  das  sich  rücksichtlich  ^  an  den  aor.  pass.  auf  -^fjv,  part. 
'^sig  anlehnt.  Der  asper  wohl  als  ersatz  für  tt,  wie  in  tnvafuxt^ 
obschon  er  nicht,  wie  als  Stellvertreter  von  a  in  tar^in^  gerecht- 
fertigt ist.  Sogar  ohne  scheu  vor  zweifacher  aspirata:  q)ai^(io, 
^Xeyi&fiOj  if^ivv&co,  (t%^&(a.  Dann  ßißda^aov  wohl  zunächst  zu 
ßtßdCdo.  JaQ&dva^  s.  drä,  lat.  dor-mio.  TsU&w,  d(Awd&(a, 
iQYd9(a,  ata^dpw  zu  dt<o.  ^Hl^gAog  Wwb.  nr.  1834.  Illijafia^ 
nXnifAfjkfi,  auch  nkij-fii^  zu  nXii&fo^  also  wie  nviffia.  Etwa  plehs 
st.  t)-  in  nXijd-vgj  aus  nlt^  in  nifjknXi^iJn?  Ueber  nXid^Qov  mit 
suff.  '9Qoy  s.  sp.  —  Zu  s.  bandh,  goth.  bindan  (6  der  gleichförmig- 
keit  mit  d  wegen  un verschoben ,  ohne  dass  man  thörichter 
weise  zu  einem  bhandh  greifen  müsste!)  gehört  handhu,  ver- 
wandter. Demnach  glaubhaft  nicht  minder  nev^sgog.  Kaum  aber 
n^XtSfka  (b^  3t.9v)j  und  eher  zu  neU^ofAat,  als  »gehorsam«  vom 


182  A.  F.  Polt, 

schiff  erzwingend.  Lässt  sich  aber  gleich  n  st.  |3  in  neviftQ^f 
füglich  annehmen,  da  entzichtsich doch,  30 bcdünkt mich,  na^;9^vo( 
einer  etwaigen  eikläiiing  aus  s.  vardfiana,  zunehmend,  wachsend. 
Das  V  in  ietztemi  wiese  eher  nach  ßkactäva,  svßlaeTos  (a  aus  it) 
Wwb.  IV,  807  hin.  Auch  erlaubt  kret.  näHx"?  st.  aeol.  Slxo^ 
=  0x^05  keinen  sichern  schluss  auf  gcmeinschafl  mit  vulgus, 
das  sich  besser  zu  s.  varga  stellt.  11q).xo%  ist  wohl  an  Tioüvg 
angelehnt,  wozu  ja  auch  unser  volk  gehört  samnit  redupl.  po- 
ptduB  (vgl.  nifinltKu).  '0%la^  i\1e  s.  ögha  (aus  vah)  flutb, 
menge. 

Ueber  lat.  fodcre  ist  nachzusehen  Wwb.  nr.  1868.  Auch 
hier  ist  die  aspiration  von  ßöi^eos,  ßaHq  u.  s.  w.  im  lat.  auf 
das  vorderende  übertragen.  Denn  für  das  griech.,  namentlich 
auch  unter  berücksichtigung  von  n  in  nvitft^y  neben  ßv9of, 
ßvaaös  (wie  fiiaaog  st.  s.  madfipa),  wenig  glaubhaft  wäre  der 
umgekehrte  w(^.  Fovea,  wie  cavea,  aiveus  von  alvus,  hat 
verm.  d  vor  ableitendem  w  oder  «  (vgl.  resi^um)  eingebüsst 
wie  in  suavis.  Nach  Oehler,  de  simplicibus  cons.  p.  22  auch 
dor.  (Jöffffaund  ß^aaa,  waldschluchl,  was  sich  wegen  profuiidae 
süvae  Lucr.  5,  42  und  ßiydta  vÄijg  sehr  wohl  hören  lässt. 
Die  länge,  wie  in  Irjiffi,  und  ßaaoiov  dor.  compar.  st.  ßaitittv. 
Schwerlich  aber  pcssunäaro  Wwb.  nr.  1566  nach  weise  von 
>zu  gründe  riclitenc  —  Ktvita  scheint  s.  gub  (/i  aus  dhf) 
Wwb.  nr.  1413,  Die  ungarischen  Zigeuner  haben  khudinav, 
ich  decke,  Miklosich,  Beitr.  1874  s.  29.  Also  mit  grosser 
Wahrscheinlichkeit  ist,  wie  sonst  oft  in  deren  idlom,  der  hauch 
umgcslellL  Der  fall  ist  von  besonderer  Wichtigkeit,  weil  sich 
hieraus  naturgemass  der  nainc  gottes,  als  »der  verborgene, 
UDsichlbarcf ,  goth.  guth,  pl.  guda  dürfte  entwickelt  haben.  — 
Goth.  daubs,  taub,  verstockt,  ahd.  tottber  (surdus,  absurdus, 
hebes,  stolidus)  bringt  Kirste  s.  68  mit  tief,  also  goth.  diups, 
zusammen,  woher  auch  dattpjan,  taufen,  tauchen,  welches  eich 
aber  den  lautvorhältnissen  nach  von  Svnzot  zu  sehr  entfernt. 
Ich  rechne  zu  jenem  vielmehr  goth.  dumbs,  gtumin,  xtarpög,  ahd. 
der  htnAo  (brutus,  stultus,  hebes,  mutus),  tumlth  (absurdus),  mhd. 
dumb,  dumm,  unverständig,  und  als  nicht  unberechtigten  dritten 
im  bunde  vvffXög  (vgl.  gael.  dubh,  d.  i.  ater,  tcnebrosus,  Iristis, 
lugubris).  Tv<flöt  ist  ja  nicht  bloss  »blind< ,  sondern  kommt 
auch  auf  die  übrigen  änne  übertragen  vor.     Sogar  tv^uUc  tä 

*'^<-„     tA.,  t.   »i>.T»    r»'  ^'  £....„,»      fi  Wwh    n>-    19A>;i>ni1  41A7_ 


Latein  u."  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     183 

WO  zwischen  ^dfißog,  i:äq>oq  staunen  (ähnlich  s.  stabh,  gelähmt  — , 
gehemmt  werden)  und  TvfpoD  räuchern  (des  augenbeizenden 
rauchs  wegen),  woher  xhvipig,  tsTVfpcofjbiyiog ,  thörichter  weise, 
geschwankt  wird.  Baier.  tubeln,  qualmen,  vgl.  mhd.  tühele  und 
tuft,  duft,  dunst.  Ostfris.  bei  Koolmann  hcdummeln  (aus 
dumm?)j  betäuben,  verwirren,  auch  des  taumeis  und  schwindeis 
(vertigo)  wegen  mhd.  tünie,  sich  im  kreise  drehen,  ags.  mit  6 
tunibian.  Bedüpcn,  anführen,  übervortheilen,  will  K.  nicht  mit 
»dupiren«  gleichstellen.  In  notariellen  Urkunden  früherer  zeit 
sei  es  mit  hetiefen  wiedergegeben,  was  es  buchstäblich  allerdings 
sei.  Mir  trotz  unseres  >zugrunderichten«  nicht  allzu  einfeuch- 
tend, da  es  eine  bloss  volksmässige  anpassung  sein  könnte  an 
das  frz.  wort.  —  Dass  sich  t  nach  dem  y  in  TvipXog  gerichtet 
habe,  wie  xslvip^  (indess  auch  xvQijßior)  dem  (p  aus  ghiho,  und 
eigentlich  d  vertrete,  welches  in  dauhs  der  gleichmässigkeit  von 
d — b  zu  liebe  unverschoben  geblieben,  wäre  möglich,  steht  aber 
kaum  zu  beweisen.  Es  könnte  auch  Umstellung  des  hauches 
mit  im  spiele  sein. 

Beispiele  von  media,  hinten  A:  naxvg  aus  bahu,  sowie 
vielleicht  ndyxv^  da  im  sskr.  die  Steigerungsstufen,  z.  b.  banhiyans, 
nasalirt  sind.  Daher  denn  auch  wohl  mit  p  lat.  pinguis,  so 
sehr  dies  wegen  des  vorderen  i  (doch  vgl,  pignus  von  pango) 
auf  beziebung  zu  nicov  rathen  liesse.  Auch  n^x^^  =  s.  &äAf«. 
Allein  daneben  ßgaxvg,  lat.,  mit  Unterdrückung  von  A,  brev^is, 
und  brachium,  dessen  ch  fast  nach  entlehnung  aus  gr.  ßqaxiiav 
schmeckt.  —  Tei/x«,  WTvxara*,  ion.,  als  hätten  alle  drei  conss. 
einander  homogen  bleiben  sollen,  istvxbIv  (ohne  hauch,  wie 
Siuofkat),  bereiten,  zeugt  tevxoQi  wozu  mhd.  schw.  ^iuge  1.  ver- 
fertige, schaffe;  2.  zeuge,  bezeuge.  Letzteres  gls.  schaffe,  er- 
zeuge, mit  die  einsieht  in  den  wahren  thatbestand.  Vgl.  testis 
nebst  dem  »zeugenden«  testimltis,  die  ich,  vgl.  s.  tas/itar  Werk- 
meister, Zimmermann,  nebst  tsxsTv  auf  s.  taJcsh,  behauen,  wie 
tixtavj  allein  auch  verfertigen  und  machen  im  allg.,  zurück- 
führe. S.  Wwb.  III,  s.  893  und  vgl.  hebr.  ben,  söhn,  von 
banah,  bauen,  s.  Gesenius,  Hdwb.  Aufl.  8.  Mhd.  z.  b.  werk- 
giue,  und  sonst  von  allerhand  geräth,  allein  desgl.  ritterlich 
gmitge,  was  zur  kleidung  (also  zeug)  und  bewaffnung  des  rit- 
ters  gehört.  Man  riethe  gern  auf  beziehung  zu  s.  tvaksh,  einer 
schwesterform  zu  taJcsh,  deren  sinn:  schaffen,  wirken,  tvakshas, 
wirkaamkeit,  thatkraft,  lüstigkeit,  sich  gar  wohl  zu  t€vx^  schickte. 


184  A-  P-  Pott. 

Wenn  aber  auch  die  vocalo  {va  etwa  in  u  umgesetzt,  und  dies 
dann  zu  sv  verstärkt)  keine  sciiwierigkeit  machten,  wie  steht 
es  mit  den  andern  herrn?  Ungewöhnlich  wäre  Xi  das  doch 
kaum  in  dem  k  von  tvaish  steckt,  obschon  A  vor  s  allerdings 
hsh  giebl.  Noch  unfügsamer  wäre  z  in  den  deutschen  Wörtern, 
da  es  nach  dem  kürzeren  goth.  taujan,  thun,  taui,  werk,  that, 
teva,  Ordnung,  reihe,  nihd.  gezoutcc,  geräth,  Werkzeug,  neben 
eiuwe,  ziehen,  vgl.  auch  eoa-m,  zäum,  wie  zügel,  in  denen 
Grimm,  unter  bezug  auf  gielien  und  zeugen,  Wegfall  eines  gutt. 
vermuthet.  Sonst,  befrachtet  man  nevxto  und  ziitge  ohne  rück- 
sicht  auf  tvaksk:  da  ginge  die  Vereinigung  glatt  genug  ab,  Ver- 
härtung von  ursprünglichem  d  dort  in  der  uns  bekannten  weise, 
dem  X  O'^O  zu  liebe,  vorausgesetzt.  —  Grimm  erinnert  bei  er- 
wähnten deutschen  Wörtern  an  goth.  tiwhan,  das  als  eieJien,  eog, 
sug  natürlich  lateinischem  ducerc  sich  beigesellt.  Man  müsste 
dann  ifvzu  und  giuge  als  ein  hervorbringen,  producere,  fassen 
dürfen.  Das  ist  ja  eig.  »hervorziehen«,  wie  educere,  ausbrüten, 
gebären.  Hiedurch  geriethen  wir  dann  aufs  neue  in  eine 
andere  bahn.  Nämlich  in  die  von  s.  diiJi  Wwb.  nr.  1428, 
melken,  welches  ein  spccialisirtes  ziehen  sein  könnte.  D.  h. 
i^ra  dt(cerc  (frz.  trairc  aus  lat.  traJiere)  und  herausziehen 
der  milch  (wohl  gar  tüj«,  säugen,  durch  synkope  des  w?)  wie 
cduccrc,  austrinken  in  einem  zuge.  Dtüi  indess  auch  vom  er- 
giessen  des  männlichen  samens,  was  dann  wieder  eine  ver- 
mittelung  mit  dem  erzeugen  hergäbe.  Hiebei  aber  brächte 
dann  das  c  in  duco  und  sein  regelrechter  stellvertretÄ  h  in 
tiuhan  uns  in  Verlegenheit.  Denn  vcho  und  tralio  setzen  ihr  A 
erst  vor  s  und  t  in  die  tenuis  um,  wie  Ifctus  doch  wohl  wegen 
lixo?.  Vielleicht  indess  kommt  dessenungeachtet  alles  ins  gleiche 
durch  den  umstand,  dass  die  aspiration  in  der  wz.  düli  viel- 
fachem Wechsel  unterliegt.  Oder  sind  duco,  goth,  tiulian  neben- 
fonncn,  wie  ttrvxtJv  ohen?  Z.h.  also  dtiglid,  milchkuh.  Dugha 
am  ende  von  compp.:  milchend,  gewährend.  Dagegen  -d^ 
ebenso  gesetzt,  im  nom.  s^,  zu  -dhnk  wird,  weil  der  zusatz  des 
wieder  abgefalleneu  nominativ- Zeichens  (s)  h  sl.  h  verlangte, 
und  nun  doch  die  aspiration,  wenn  schon  umgesetzt,  unverloren 
bleiben  sollte.  Also  aus  einer  art  gerechtigkeitsgefühl,  wie  beim 
ersatz  von  unterdrückter  position  durch  naturlänge.  Ebenso  im 
fut.  dltdhshyaii;  aber  das  ful.  döglidJiä  (vgl.  ductor,  aber  «rmf^, 
.  vcrfertieerl  mit  QbertrairunB  der  asnir,  auf  das  suff.  -far. 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     185 

dessen  t  unter  einfluss  des  tönenden  gutt,  sei  es  nun  h  oder 
gh,  auch  zugleich  tönend  geworden.  Dem  gemäss  dann  auch 
dögdhar,  melker,  neben  duhitar,  tochter,  was  man  als  melkerin 
fasst,  obschon  das  nicht  ausgemacht  ist.  S.  meinen  ausführ- 
lichen art.  duh  (vielleicht  gekürzt  aus  tfd-vah)  Wwb.  nr.  1428. 
Der  Widerspruch  zwischen  sucht  und  tochter  (nicht  0)  und 
schon  goth.  tiuhan  und  dauhtar  weist  unbestritten  auf  eine, 
schon  frühe  hauchübertragung  nach  vorn,  wie  desgl.  in  ^ryar^yg. 
Mit  reinen  erfindungen,  wie  das  portentum  dhv^h,  ist  es  nicht 
gethan.  Wer  von  metathese  des  hauches  überhaupt  nichts 
wissen  will,  der  kann  seinen  unberechtigten  Unglauben  nicht 
aufrecht  erhalten  gegen  die  menge  von  belegen  aus  mundartcn 
Indiens  bei  Hoernle,  Gaud.  lang.  §  132.  Z.  b.  nibhääi  oder 
nibdhäi  (He  accomplishes)  aus  s.  nirvälmyatL  Sogar  phM, 
Vaters  Schwester,  s.  pitr-shvasd,  h  st.  5.  —  Ich  weiss  nicht 
ob  xsvd-dd  zu  s.  guh.  —  Mkysd^oq^  ion.  (jtiyad^og^  wenn  aus 
mahat  im  s.,  wie  ßagog^  svqoc,  vxjjoq,  fi^xog,  hätte  diesmal 
den  hauch  auf  den  letzten  cons.  gerettet.  Kaum  doch  zusatz 
wie  in  fA^pvd-co,  d.  i.  klein  machen  (mit  ^^)  und  fiixv&og. 
MixQog,  fAixxog  (st.  xt;,  vgl.  nilsxxov?)^  aber  auch  (SfiiXQog 
(vielleicht  lat.  mica;  hingegen  mit  a  ahd.  smdh,  klein,  wie  lat. 
macer,  mager;  smal,  schmal).  Mit  dem  scheine  symbolischen 
gegfensatzes  der  vocale  gegen  fiaxQog  ist  es  demnach  wohl  nichts. 
Heterogene  mutä  gleichen  sich,  wie  bekannt,  im  griech. 
und  lat.,  wo  sie  unmittelbar  zusammentrefTen,  dadurch  aus, 
dass  sie  homogen  werden,  was  auch  von  dem  harten,  aus 
dentalen  mutä  entstandenen  or,  z.  b.  lat.  es-t  st.  cdit,  s.  at-ti;. 
ntc-TÖg  (nsid-ca),  sowie  desgl.  tp  und  J,  gilt.  Diese  art  attraction 
zeigt  sich  nun  auch  bei  den  aspirirten  gruppen  x^^,  y^  (^x, 
VXi  ^9f  Vf  wohl  ohne  beisp.),  während  homorgane  dieser 
art,  ganzliche  gleichheit  zu  rauh  findend,  den  ersten  laut  bloss 
als  harte  tenuis  t^,  xx,  tt^/  verlangen.  Wir  unserseits  bean- 
standen dagegen  Widersprüche,  wie  W,  gt  oder  vollends  ft, 
eU,  durchaus  nicht,  wie  ja  auch  pers.  heft  =  kmd^  aber 
itpd^fMqog^  oder  ^dßdog  nach  ausstoss  des  »  von  ^anig^  idog, 
liid.  rap  (fustis).  —  Hingegen  die  Wiederkehr  von  aspiraten 
in  syllabar  auseinandergehaltener  Stellung  empfand  man  als 
misslaut,  dem  zu  entgehen  man  in  dissimilation  ein  mittel 
herausfühlte  und  demgemäss  gern  anwandte.  Das  geschah 
ausnahmsweise  freilich  zuweilen  nicht,  zum  theil  um  nicht  dem 


186  A-  F-  Pott. 

sinne  cintrag  zu  tliun,  auf  kosten  der  östhetik.  So  in  tiiftv&ty 
weil  schon  einmal  t  in  der  redupl.  gesetzt  war.  S^iaü-at, 
iis%ii>^v,  ffxeittt  (it  aas  wz.  ^if?),  wozu  ax^Ögög,  axsitQÖs,  aber 
auch  öxsitQÖg'  TXy/ttov  s.  u.  Ts&QÖifH-ai,  sogar  i&c^tf^*'!  >iQ 
untersch.  von  ttTgätfi^at,  izQitpif^v  von  tdinio.  Aus  ähnlichem 
gründe  hat  lat.  pando,  uni  nicht  dem  pefnäo  ins  gehege  zu 
kommen,  im  pcrf.  pandi  und  ej^andi  ohne  redupl.  und  den 
von  ihr  bei  a  geforderten  uralaut  (vgl.  escendi),  weil  von  letz- 
terem pepaidi  und,  des  sonstigen  wachstiiums  wegen,  bloss 
expettdi!  Namentlich  in  conipp.,  wie  iifv^aivm.  rt>oaifotp6gosy 
»tttft^ifÜQOi ,  Xo(foif-6qoq ,  ffwg^ÖQog,  äa%0(föqog.  IloX^oqtäx^, 
B^axvxQÖviOi,  Ttaxvx^fiog  (zweimal  x*')>  Tax''*e*Z''C  w'^  naxv- 
*e«$,  ßaihiitQi^.  '03Qt^  wie  »Cf  J.  Man  schreibt  rc-T^i^  (vorn 
mit  g.  vöi)  und  ßöatQvlg  durch  ineinanderschieben  von  ßör^vg 
und  tff t'J  (gis.  traubenhaar)  im  nora.  ohne  aspiration.  —  Dann 
die  bekannten  beisp.  TQix<'>>  ^Qi^o/tat,  etwa  goth.  thrt^an 
Kirste  s.  72;  zQiffto,  -lä^ipog,  ijqöftßog;  ^qiipia  nicht  anders,  wie 
das  skr.  vor  s  vertahrt.  &qdaiJüi  aus  taqäaaa,  vagax^-  — "^x«  = 
sah,  ertragen,  wie  man  annimmt,  so  dass  sich  äxi^o/tat  mit  & 
als  Zusatz  kaum  davon  trennen  lässt.  S.  jedoch  Wwb.  nr.  1464. 
Wenn  dig.  in  /tx^«  Bezz.  Btr.  V,  331  als  pamphylisch,  und 
die  conj.  ßöxaya  von  Ahrens  II,  55  grund  hat,  müsste  man  bei 
diesen  auf  s.  vah  (vehere)  rathen.  Aber  auch  j:ifSxvv  •  iaxvp 
schiene  sich  des  dig.  wegen  einer  erklärung  aus  T-ax"  zu  ent- 
ziehen, dessen  i  sich  sonst  treffend  aus  redupl-,  wie  l-er^fu  = 
si-sio,  erklärte.  'laxvg,  stärke,  kraft,  und  dazu  ictxvQÖg,  neben 
ixvQÖg  und  oxvQÖg,  hätten  sonst  in  dem,  allerdings  nicht  redupl. 
s.  salias,  gcwalt,  macht,  sieg  ein  begriffliches  Vorbild.  Ja  auch 
iffX'Of,  höftgelenk,  licssc  sich  zur  noth  als  »halt«  vorstellen. 
Ist  dig.  in  ftaxvi  begründet,  da  wüsste  ich,  um  bezichung  zu 
s.  sah  aufrecht  zu  erhalten,  nur  zwei  wege.  Entweder  müsste 
man  comp,  mit  der  im  gr.  nicht  üblichen  präp.  vi  anerkennen, 
s.  viaJtalmtc,  überwältigen,  oder  es  wäre  darin  nicht  sowohl  Ic 
wegen  dessen  v,  als  vielmehr  lat.  vis  mit  axsiv  zu  suchen.  In 
SffX'"'>  synk.  wie  Snsgivov,  scheint  x  wurzelhaft.  Sonst  müsste 
man  darin,  wie  in  Sx^^f'^p,  das  jedoch  impcrf.  ist,  nicht  aor^ 
ausfall  von  x  "^^^  '^t  allein  Übertragung  seines  hauches  hinüber 
über  den  zischer  auf  x,  anerkennen.  Aber  auch  htsnön^  (von 
s.  sac,  lat.  seqwr,  wohl  nicht  zu  sap)  enthält  redupl.  mit  synJc, 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wiehtigsten  lautunterschiede.     187 

wennschon  nur  als  asper,  wieder  in  sein  recht  ein.  Ohne 
ersatz  um  des  x  willen  bleibt  es  in  ixsxs^Qlcc^  gls.  stillhalten 
der  bände.  2vxv6g  ist  stark  zusammengezogenes  part.  pass. 
von  cw^x»,  wie  nvxvog^  on&dvog  u.  s.  w.  —  ^xi'fhog  etwa 
hinten  wie  ixixXii  und  ohne  beziehung  zu  tXtjvat  und  otXog. 
Aber  oxsrXov.  Die  befremdliche  Wiederholung  des  priv.  a  in 
ädax^Tog^  ädancTog  (vgl.  infandus)  sieht  wie  nachdrucksvollere 
Verneinung  aus.  Sx^f^a^  aber  ^x/*«j  ^XH'^*  —  ^l(^x^og^  dürr, 
trocken,  mager,  muss  ebenfalls  als  part.,  wie  desgl.  iaxdleog^ 
i(fxcigj  von  einer  redupl.  form,  natürlich  indess  andern  Ursprungs 
ausgehen.  Die  einfache  form  ist  oaxvög,  das  freilich  den  diphth. 
in  <savx6g,  davx^og,  wie  avxfj^dgj  (favifagog  vermissen  lasst. 
Das  X  in  slavischen  verwandten  wie  poln.  suchy,  woher  suchar, 
Zwieback,  russ.  »brode,  welche  durch  Verdunstung  ausgetrocknet 
ihre  nährfähigkeit  auf  unbegrenzte  zeit  bewahren«.  Verne,  Courier 
des  Czar  II,  130,  vertritt  den  cerebralen  zischer  sh  im  skr. 
Ksl.  80UX*  (siccas)  Mikl.  Lex.  p.  905,  aber  soushiti  (siccare). 
Vielleicht  ein  unübersteigliches  hinderniss,  um  aaxpog  u.  s.  w. 
nach  analogie  von  s.  gtish-ka,  trocken  (aus  gt^sh,  das  wahrscheinlich 
mit  verstümmelter  redupl.  aus  ush,  brennen,  vgl.  atm,  ent- 
springt), qdmhkdsya  (trockenheit  des  mundes,  äsya,  lat.  ös), 
^sha,  das  austrocknen,  an  die  letztern  anknüpfen  zu  können.  — 
B&-fS%w  verdankt  sein  x  der  hauch-übertragung  von  na^  an  das 
inchoativ-suff.  er««,  wie  lAiayoa  (dem  lat.  misceo  und  s.  migr,  aber 
auch  miksh,  zum  trotz)  cy  dem  gemilderten  y  in  fiiYWfAt.  Sonst 
iUfdfSnm  trotz  x  in  di3a%fi>  Die  aspir.  scheint  nicht  ursprünglich 
bei  vergleich  mit  id&fiv^  doceo,  das  sich  als  caus.  zu  dem  gewaltig 
verkürzten  disco,  auch  mit  redupl.  st.  di(dcJsco,  verhält,  wie 
moneo,  mahnen,  zu  memini.  Torreo.  Vgl.  yiyvcocrxa)  und  tixtoa 
aas  ti(T€)itt(B.  —  Adanm  mit  einbusse  von  x,  vgl.  Xaxetv^  vor 
<rtr.  —  7tfjf«,  ^(Txco,  gleich  machen,  entschieden  nicht  aus  laog^ 
s.  vitihu.  Letzteres,  s.  v.  a.  »nach  beiden  seiten«,  entspringt  etwa 
dnem  alten  plur.  lok.  zu  dm,  zwei,  wie  i>ar,  gleich  und  paar. 
Viskwoa,  tüfUAeqia^  aeqtiinoctium.  Vgl.  bei  Hes.  mit  doppeltem 
dig.  ft^fov  laov.  Vielmehr  wie  das  vorige  wegen  txsXog^  «?- 
ircioc,  wo  nicht  aus  stdofiai,  videri,  aussehen  wie.  Vgl.  sinsfSxsr. 
Auch  sixs  nebst  sotxsj  was  auf  dig.  hinweist,  pass.  wie  vide- 
htdur.  J  konnte  vor  x,  sei  es  nun  präs.  (dXixw)  oder  perf. 
(nittHUa,  tannxa)  weichen.  Der  sinn,  wie  in  videbatur,  visum 
esk  —  JNiEiMciseor  macht,  nur  befremdete  das  a,  und  nicht  i,  bei- 


188  A.  P.  Pott, 

nahe  den  eindruck  eines  reduplicirten  präsens.  Es  verträgt  sich 
nacUts  recht  wohl  als  wohingelangen  mit  Ictt.  »ahkt,  kommen. 
Wwb.  nr.  9G3,  vgl.  s.  anc  nr.  887  und  Stokes  Kbtr.  VII,  10. 
Näher  liegt  s-  »wf  mit  seiner  erweiterung  durch  zischer  naksh, 
erreichen.  Dost  in  inaksh  als  dcsid.  mag  rest  einer  redupl.  »i 
(mit  i)  sein,  was  um  des  zweiten  nasais  willen  das  «  einbüsste. 
Uebrigens  of  ;  aksh  wie  nag  :  naksh.  Sonst  ist  mir  wohl  bei 
wesentlicher  einerleiheit  von  i-äyf}  und  laneea  eingefallen,  ob 
sich  nicht  mit  nancisci.  unter  dissimilirendem  eintausch  von  l 
st,  »,  Aaj'xßVw  berühre.  Jedoch-  haben  hierauf  mhd.  linge,  lanc, 
gehe  vorwärts,  gelinge,  vielleicht  selbst  erlange  gis.  »durch  äch 
lang  (wo  nicht  dies  zu  «Jö-ltxos)  machen*  erreichen,  e.  to  Umg, 
verlangen,  ein  näher  anrecht.  Jiaxo^  zu  dtxsXy  muthm.  mit 
suff.  -taxoq.  yii<sx^,  ein  ort,  viell.  nicht  sowohl  zum  sprechen, 
Uystv,  als  zur  Versammlung  oder  lagerung  {%  wie  in  U^o^,  -tox*?)' 
Daher  jedoch  ivyo(i,oXi<}%^i  und  ädoi.ia%^q.  —  S.  vksh  aus  vakt^ 
golh.  vahsjan,  falls  etwa  lat.  atigeo  (s.  früher)  auf  ursprüngliches 
Ä,  oder  gk,  hinweist,  gäbe,  bei  etwaiger  Umdrehung  wie  in 
S(fxato(  aus  t|,  aufschluss  über  äa^oi,  öaxog  und  <Sitxi,  öex^- 
Wohl  gar  auch  /toV^oc  (/*  st,  w)  und  ö^oi  nach  weise  von 
ifvCa  (aus  (fvy  mit  -m),  oder  (läCa,  dor.  (täaSa,  nddöa,  zu 
[tayii,  fiäyfict.  Dagegen  fial^ös,  futodöq,  futaSög  mit  anklang 
an  it^cit^ai,  und  (laaiög,  als  sei  es  participial,  muss  vermöge 
ahd.  maneon  (ubera)  urspr.  S  zur  grußdlage  haben.  Maüxäl^ 
als  träger  zu  vo/»  (vehere)  Wwb.  nr.  1459.  KnÖs,  dig.  Hom. 
p.  144'.  Auch  VTTÖ  ftältig  höchst  wahrsch,  mit  ausfall  eines  gutt, 
vor  X  (vgl.  ftöyiq,  /iöitg  gls.  /iox^oig).  Anscheinend  also,  des 
hebens  und  tragens  wegen,  gletclistämmig  mit /^oxJlä;  tmd  selbst 
vcciis?  Mit  letzterem  hängt,  für  mich  unzweifelhaft,  avx^v  s. 
a.  a.  o.  zusammen.  'Afuf^v  und  avif^v,  welche  Joh.  Schmidt, 
Gesch.  des  Indog.  Voc.  I,  s.  182  zu  begründung  einer  andern 
ansieht  ins  feld  führt,  können  mich  der  meinigen  kaum  abwendig 
machen.  Sie  verdienen,  wie  aus  Hesych.  ed.  M.  Schmidt  1, 157 
genugsam  erhellet,  so  gut  wie  gar  keinen  glauben,  und  können 
überdies  mit  ahd.  andia,  goth.  hals-agga  (vgl.  d^xäv)  nichts  zu 
thun  haben.  Auch  t^'x^^o;,  tials,  nacken,  wohl  als  träger, 
sei  es  nun  vom  köpf,  oder  sonst. 

Im  lat.  und  gr.  muss  sich  die  aspirale  beim  zusammenstoss 
namentlich  mit  t  und  <s  verwischen,  in  folge  wovon  wir  mehr«« 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     189 

wohin  kennen  lernten.  Eine  ähnliche  Umstellung  vollzog  aber 
das  latein,  wo  inneres  dh  sich  zu  hauchlosem  d  abschwächte 
in  folge  einwirkung  von  vocal  rechts  und  links.  —  Man  über- 
lege sich  nun  aber  einmal,  ob  nicht  eine  spräche,  in  der  sich, 
zumal  inlautend,  nur  ein  winziges  häuf  lein  einfacher  spiranten 
(von  verben  meines  erinnerns  nur  veho  und  traho,  keines  auf  jf, 
und  ebensowenig  in  suffixen),  verbundener  wie  ft  ((pi^)^  ht  (x^^) 
gar  nicht,  vorfindet,  —  und  so  verhält  es  sich  doch  mit  dem 
latein,  —  in  gedachter  hinsieht  auf  äusseren  und  inneren  sinn 
einen  wesentlich  anderen  eindruck  machen  müsse,  als  das  hel- 
lenische schwester-idiom,  worin  es  von  hauchlauten  und  ihren 
Verbindungen,  die  bloss  vom  wortende  fern  gehalten,  fast  im 
Übermasse  wimmelt.  In  einer,  übrigens  wohl  nicht  stets  und 
immer  zu  äusserer  Verschönerung  dienenden  mannigfaltigkeit. 
Da  giebt  es  also  selbst  gruppen  wie  a(p,  ax,  (f^;  fi(p,  yXf  ^^; 
yv,  x^  (sogar  oyx^v)'»  V^y  ^f'y  XH'f  ^ber  st.  (p(A  nur  fi-fA,  wovon  — 
im  lat.  keine  spur !  Man  ist  ihnen  hier  überall  aus  dem  wege  ge- 
gangen. So  wurde  anlautendem  cry  (schon  zuweilen  an  da- 
neben) zu  erleichterung  verholfen  dadurch,  dass  der  sibilus 
abgestreift  wurde,  und  blosses  f  zurückblieb.  Man  nehme 
üffidfi,  fides.  S^öyyog^  att.  st.  (fnoyyog,  fungus.  2(p€vdavfi, 
aber  funda,  s.  nr.  1800,  vgl.  I  778.  Fallo,  wenn  anders  diese, 
von  Ascoli  Stud.  s.  13S  viel  zu  leicht  genommene  gleichung 
mit  ifqHiUM  nr.  496  seine  richtigkeit  hat.  Man  hat  auch  s.  hvar 
(von  der  richtung  abbiegen)  und  hval,  straucheln,  herangezogen 
wegen  des  gleichwerthigen  dhvar  nicht  ganz  ohne  bedenken. 
Auch  figo  zufolge  Kirste  s.  74  zu  Cifiyyw.  Die  Cif^xsq  doch 
nicht  etwa  (mit  suflf.  fjn?)  von  ihrem  eingeschnürten  leibe? 
Noch  misslicher  bliebe  gleichstellung  damit  von  vespa,  ahd. 
wrfsa,  lith.  wapsa,  da  nicht  nur  die  buchstaben  sehr  willkür- 
lich wären  durch  einander  geworfen,  sondern  auch  zwischen 
k  und  p  hätte  müssen  ein  Wechsel  stattgefunden  haben.  —  In 
^üyarov  aus  a^dtTto,  a^ay^  hat  Umstellung  des  a  und  gewiss 
auch  milderung  desselben  vor  y  stattgefunden.  —  Goth.  smdkka, 
feige,  crvjeov,  aber  theban.  wxor,  erhielt  sein  m  durch  etwaigen 
anklang  an  sckmecken.  Wurde  etwa  mundartlich  in  dem  worte 
ein  digamma  gehört,  sodass  sich  auf  diese  weise  lat.  ficus  da- 
mit vereinigen  liesse?  Vgl.  Ascoli,  Stud.  s.  323.  —  Verhär- 
tungen von  Vau  zu  tf,  unter  einfluss  von  (S,  ein  cr^iV,  (Stpog^ 
c^,  kommen  im  lat.  se,  sut^s,  vos  nicht  zur  geltung.    Auch 


190  A.  F.  Potl. 

vi^w  neben  goth.  stiatvs.  Der  Lateiner  wandelte  dessen  v,  wel- 
ches sich  in  nives  erhielt,  in  nix  und  beim  verbum  nrngit  in  g 
mit  iiasai  um.  Demnach,  im  fall  nicht  zd.  ^ieh,  schneien,  ksl. 
Si^cg'  Mikl.  Lex.  SG7,  einspruch  thiui,  älinlich,  wie  in  romani- 
schen sprachen  v  vielfach  zu  gu  (also  lab.  mit  gutt.  beimischung) 
und  g  geworden.  Aber  auch,  wie  proximus,  hier  freilich  zu 
Vermeidung  von  ps  nach  voraufgegangenem  p  und  folgendem  m, 
mit  gutl.  cintausch:  conniveo,  -nij,-i;  vivo,  vixi,  vidtis,  aber  vita 
von  viDus,  wie  juventa;  fluo,  conftuges  (aber  g  in  seges,  vgl. 
goth.  saian,  und  strages  wohl  an  stelle  von  j)  trotz  fimrius, 
ftvxi.  Desgl.  struo,  stnixi.  Mithin  wie  fruges,  fructus,  aber 
ohne  g  (vgl.  s.  bhuj)  fruor.  Struve,  Conj.  s.  317.  —  2xii^ 
und  oxiiio  besitzen  ax  wohl  vermöge  der  asp.  im  s.  ehätadmi, 
während  sctTtdo,  axirSälanog  den  hauch  fallen  liessen. 

Auch  das  gr.  neigt  sich  gelegentlicher  lautmilderuny 
von  conss.  zwischen  vocalen,  oder  sonst  im  wortinnem,  zu.  So 
Ovößoc,  atofitfog.  'Egeßog  aus  i^iifa,  öqq-v^.  StQi^a  und  da- 
zu (St^f.ßXög,  GtqäßaXog,  aiQoßelög,  tstQaßög,  atQoißog  mit  über- 
getretenem t  hinter  ß  weg  davor.  Auch  giQÜ/tßog,  wie  ^o/i/foc 
aus  TQiqw.  Ucberhaupt  gern  /i,ß:  ^lEußto,  im  kreise  herum  be- 
wegen, herumdrehen.  Dagegen  (fi/nf-og,  ion.  st.  ^ä/tgiog,  der 
krumme  schnabel  der  vögel.  'Pö/ißog,  att.  ^vfißog,  jeder  kreis- 
förmige körper.  'Patßög  mit  metahatischem  i.  Etwa  selbst 
vrbis,  oder  dies  zu  wirbel,  welches  freilich  den  gutt.  von  goth. 
hvairban,  ne^iTcatsiv  dahin  gegeben  hat?  Vgl.  xi'ffßtig,  da  sie 
gedreht  wurden.  —  Oä/ißa^  von  ■ia(piav,  il^^na  und  selbst, 
ohne  scheu  vor  aspiranten-häufung,  zütäifs  [le.  —  K^ig)tee, 
*Qvßä^o>.  Labh  =  älterem  rabh,  rambh  im  s.,  fassen,  erhalten; 
lamhlia,  das  finden,  wiederfinden  und  crlangung.  Ohne  zweifei 
damit  eins  Xaßety,  iUtftßäva.  Kaum  Xä^vgov,  beute,  das  nach 
einer  seitc  an  Xsia  (zu  dnoXaveo)  und  andererseits  an  tpoip,  ßtr 
erinnern  könnte.  Wohl  aber  passte,  wo  niclit  mit  entstellter 
präp.,  durch  mctatb.  äkq-aiva.  Ad^onat  aus  ß  -\-  t,  ähnlich 
wie  frz.  rage  aus  rahies,  rottge  (rubcus)  dgl.  —  Möglicher  weise 
lat.  rahei-e,  räbies  mit  anschluss  an  s.  rabltas,  ungestüm,  gewalL 

Weiter,  mit  zwiefacher  hcrabsenkung,  fßde/tog  st.  septwnns. 
'Oydoog  mit  ausfall  von  dig.  =  oddvus  aus  dem  duaJ-älinlichen 
vxctü,  s.  ashMu.  Ausserdem  im  lat,  bei  zahlen  nicht  wenige 
herabscnkungen.  1.  Bei  quatiior  (etwa  unter  einfluss  von  «,  v, 
s.  catväri\  zu  auaära.   ouadraaitita.   MUulriHaenti.   letzteres  als 


Latein  u.  ^iech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     191 

zusammengesetzt  mit  quaterni.  Ascoli  will  Stud.  s.  100  den 
Zehnern  ein  nichtssagendes  qtiantus  aufzwängen,  obgleich  nicht 
der  leiseste  grund  zur  abweichung  von  der  bisherigen  erklärung 
vorhanden.  Viginti  bis  nonaginta  nämlich  haben  den  ihnen 
von  geköpftem  decem^  skr.  daga(n)^  her  gebührenden  nasal, 
welchen  auch  das  gr.  als  xovTa  (trotz  dixa,  und  zwar  aus 
verliebe  des  nasals  für  voraufgehendes  o)  nicht  verschmähte, 
bewahrt.  G  jedoch  Hessen  sie  wie  in  negligo^  negotium  sich  zu 
g  mildem.  Eixoarog,  nevTfixoaxri  dgl.  haben  t,  wo  nicht  ohne 
ersatz  w,  in  dem  Superlativ  -  suflE.  untergehen  lassen.  Dieses 
mag  nun  s.  -{ha,  wie  Tivagzog  aus  caturtha,  sein  oder  ^nfzog, 
wie  unser  zwanzigste  u.  s.  w.  Vgl.  noatog^  gehe  es  nun  von 
noisoq  aus,  oder  sei  es,  in  welchem  falle  es  lat.  quot,  s.  kaü 
enthielte,  mit  s.  kaHtha  gleich,  nevtaxoatoatog  dgl.  könnten 
den  Zehnern  nachgebildet  sein,  ohne  dass  -ato  mit  &(fto  eins  zu 
sein  braucht.  In  den  gleichfalls  superlativisch  gebildeten  ordi- 
nalien  vicensimus  (allerth.  noch  mit  n  aus  viginti  -f-  timtis,  vgl. 
zd.  v^ä^4ema,  s.  vmQati4amay  dem  aber  der  nasal  vor  t  ab- 
geht), weshalb  ^  im  gewöhnlichen  vicSsimus  oder  vigesimus^ 
sowie  tricesimtis,  auch  mitflf;  und  ferner  in  vicies,  vigies;  tricies 
fiiit  der  nebenform  iricesies  (vgl.  rgtaxopra^  weshalb  c  und  8 
st.  fU  vor  i)  hat  sich  das  alte  c  erhalten,  welches  sonst  dem 
jängeren  g  weichen  musste,  wie  in  quadragies,  quadrageni  u.  s.  w. 
b  deürlei  distr.  auf  -ini  könnte  man  allenfalls  t  der  primitiva 
(vgl.  htni,  sS-ni,  qutrni)  vor  n  unterdrückt  glauben.  Bei  den 
nmltipl.  "rndes,  quadragies  u.  s.  w.  ist  das  unglaubhaft,  und 
kann  man  die  fortlassung  des  blossen  suftixes  4%,  -ta  sammt 
nasal  davor  nur  nach  dem  muster  von  s.  vinga  (der  zwanzigste; 
n.  ein  zwanzig)  dgl.  beurtheilen.  Centum  ist,  als  verzelmfachung 
der  zehn,  selbst  von  [dejcem  entstanden.  Seine  compp.,  mit 
ausnähme  von  ducenti,  trecenti^  sexcenti  (%  3,  6  hunderte  ent- 
haltend), entlehnen  ihren  vorderen  theil  den  distributiven  der 
einer:  quadrin^genti  (qtuxtemi),  quin-genti  (quini),  septin-^enH 
(eher  aus  septeni  als  aus  Septem)^  octin-genti  (dem  vorigen  nach- 
gebfldet  trotz  odoni)^  non-genti  (noni  und  kaum  novem).  In 
emU-ies  u.  s.  w.  geht  nirgends  das  nt  verloren. 

Ganz  besonders  verdient  noch  erwähnung  der  bei  den 
Makedoniem  gepflogene  brauch,  an  stelle  der  gr.  aspiraten 
iddit  etwa  die  entsprechenden  tenues  zu  setzen,  sondern  media. 


192  A.  P.  Polt, 

selbst  im  anlaute,  Bsgsvixti,  äUmnof,  äßgovieg  sL  iy^s, 
dävoi  st,  itävavoi  u.  dgl.  m.     Sturz,  Dial.  Maced.  p.  31. 

Anderseits  wieder  im  gr.  zeigen  sich  aspirate  auch  in  Suf- 
fixen, was  doch  im*  lal.  nicht  der  fall  ist.  Also  die  indische 
präp.  aiki  in  vav-ipt  dgl.  (lat.  in  seltenem  einverständnis  mir^i 
st.  s.  mahy-am  mit  h  st.  bh;  d.,  abl.  -6ms),  nä/tift,  aber  mit  Xt 
das  doch  wohl  andern  Ursprungs,  «aj-x»!  sonst  viell.  durch  ver- 
mengung mit  naxv,  s.  compar.  batibhjam,  ndfxv  gleich,  und 
^X*-  Letzteres  etwa  wie  im  skr.  hi,  denn,  ja,  nämlich.  Hinter 
relat.  z.  b.  yö  Jd.  Auch  vaixi  und  wx»,  wie  s.  mit  neg.  na  hi. 
Sodann  von  Zahlwörtern  (Utvaxöi,  navtax^,  äiictxov,  ötJaxov, 
SXtfaxov,  Uo/UaxiSg  u.  s.  w, ;  aber  nolläxig.  M^a  und  tQixa. 
Ja  «Jtxi^a  und  %qix9ä.  Diese  doch  wohl  nicht  mit  bloss  stützen- 
der, aber  begrifflich  müssiger  denl.,  wie  in  x^wi',  nt&ktq^  son- 
dern nach  weise  z.  b.  von  s.  tr%-äh&,  in  dreifacher  weise,  v<hi 
^ä,  legen.  Und  solchem  muster  folgend  auch  viell.  ^h9a^ 
wenn  zu  ähg  mit  w^lassung  des  hauches  um  &  willen.  JtjS'tit 
wie  di^v,  und  daher  S^ftvvi».  Aber  mit  a  vor  x  ■ciiQaxa,  rsiQaxS^d, 
nivtaxa,  Staaaxn^  oxiax<Sg.  —  Ferner,  ich  weiss  niclit  ob  mit 
symboliscJicni  gegensatze  des  hellen  t  gegen  a  im  vorigen  der  Ver- 
kleinerung zu  gefallen  -tx^i  it^  demm.,  wie  nv^Qtxog  (burrus), 
dQ%aitxsvg,  aaT^(>ixo(  aus  ctoT^Q,  »dddixof,  und  in  egn.  j^fwy- 
ttX"^/  ^iQti%txos  u.  s.  w.  Auch  TioXixv^i  Onv^ixvtov.  UäiaxvtP 
neben  Ttaiävi]  etwa  zu  ^w/eo,  der  breite  w^en.  Oder  nario- 
l*at?  Viell.  ^avxoi  aus  ^a-xai,  s.  us,  sitzen;  kaum  aber  hinten 
mit  scJiweigca,  ai/äv.  Ausserdem  demm.,  wie  zupa^xov,  ogvv- 
tfMv.  —  Adjj.,  die  viell.  aus  »xo,  »x»  ißit  neuem  suff.  gebildet, 
ntvtXQÖq,  (uBXQoe  neben  to  itiaxog,  ta%(i6q.  Allein  auch  mit  y, 
7..  b.  avtj'^o;,  atavvYQOi.  Und  mit  ip:  axBlttfQÖg,  axXtffpQÖQf 
UxolvtpQÖg,  —  'OqvIx*?  "nd  ÖQVlSsg  von  ÖQvig.  Letzteres  etwa 
Wie  Yvdi^og  in  vergleich  mit  ^^vwg.  —  Wurzeln  durch  x  erweitert 
sind  vi^xa,  Ofi^x^'i  '^|uü]c<tf,  i/'t^Z"')  V^Z'^i  aäx'^i  äiaatäx»- 
Delitzsch,  Stud.  s.  99.  Maat^x"'^  ^^  (utardSa  aus  mandere 
mit  ff  aus  vd.    Dagegen  fmadös  u.  s.  w.  s.  188. 

Absehend  von  fiöx^og  (vgl.  /töyog,  mühe),  Üx^og  (zu  s. 
sah)  und  öxitog,  ÖQoxOot  (von  zweifelhafter  herkunft,  da  ab- 
leitung,  sei  es  aus  e^w  oder  veho,  das  aufwärts  vermissen 
Hesse),  öqnai^6g  (reihe,  wohl  vergleichbar  mit  öqimq  und  ^, 
legen),  gedenke  ich  zuletzt  einiger  Wörter  mit  -Ü^qov.  Da  diese 
gleich  denen  auf  -tqov  =  s.  tra-m,  lat.  iru-m  Werkzeuge  oder 


Latein  n*  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterscUede.     19^ 

mittel  zu  bezeichnen  pflegen,  ist  es  verführerisch  genug,  sie 
letzteren  gleichzustellen.  Man  könnte  ja  auch  auf  den  gedanken 
verfallen,  ^^  habe  sich  unter  aspirirender  kraft  von  g,  wie  im 
zd.,  eingefunden,  wie  z.  b.  in  d-qdtTco^  Ti&qmnov^  dessen  d' 
wegen  asper  in  Innog  keinen  ausreichenden  beweis  giebt, 
&Q$vaxiiij  von  trini?  Auch  (pQoifuoVy  (pQOVQog  wie  iniovqoq^ 
qgovdogj  wie  zd.  fra,  nqo.  Etwa  auch  KQovog  zu  s.  Jcaratia, 
machend;  als  schaffende  zeit,  XQ^^^Q^  ^^^  letzteres  mit  %  st.  x, 
oder  =  s.  harana,  wegnehmend,  raubend?  OtXelv  erklärlich 
aus  zd.  frt,  s.  prt  Wie  aber  käme  es  doch,  dass  die  Wörter 
auf  "iQOP  als  weitaus  die  mehrzahl,  anscheinend  ohne  grund, 
sich  jener  Umwandlung  entzogen  hätten?  Dies  bestimmt  mich, 
bei  "^Qop  lieber  auf  comp,  mittelst  s.  dhara,  haltend,  tragend, 
erhaltend  (vgl.  lat.  fir-mus)  zu  rathen.  Oder  sollte,  gleichwie, 
sahen  wir  oben,  ^  häufig  vor  /l»  zu  einer  gewohnheitsmässigeu 
stutze,  trotz  urspr.  bedeutsamen  Ursprungs  aus  wz.  (kf^,  gewor- 
den, auch  hier  dasselbe  sich  dem,  im  gründe  eigentlich  ge- 
meinten suff.  QO  zugesellt  haben?  Vgl.  ava&sQog;  tpaO^aqdg  und 
tpa&vQogj  beide  auch  mit  d.  Es  hätte  sich  aber  letzterenfalls 
das  vereinigte  -d^Qov  auch  rücksichtlich  der  betonung  an  -tqov 
angeschmiegt.  In  meinen  äugen  ist  daher  die  endung  von 
xiy^&Qop  mit  anschluss  an  xivi^^fsog  grundverschieden  von  der 
in  xiv^Qop,  'Elxii&Qov  und  lAx^^^o^.  Desgl.  fiiat^d-ijov,  allein 
auch  giiai^tQov  (ggs.  q)iXTQov)  mittel,  hass  zu  erwecken,  "^q&qov 
wie  dg^fiog?  ^HXaiy>QOv.  KXeX^qov^  xX^id^qov.  Lat.  daus-trum 
von  claudoy  aber  dies  erst,  s.  vorhin,  aus  clavis,  etwa  mit  dem 
schluss  von  indo,  thue  hinein?  ßad^Qov  (vgl.  ßa^fjog;  ßißda&cnVf 
etwa  aus  i^-ax?),  dnoßäd-Qa  und  diaßd^qa  f.  —  Kvxfjd^qa* 
vaqaxiji  aber  xvxii^qov^  rührkelle.  —  ßid-qov  etwa  grübe,  wie 
ßox^Qog^  oder  wirklich  zsgz.  aus  ßSQcO-Qov,  ion.  st.  ßaQad-Qor? 
Kaum  doch  umgekehrt  diese,  nebst  seltsamem  ^  im  maked. 
tiqed^Qov,  Verlängerungen  aus  ßi&qoy  mit  einsalz  von  q.  Ztti- 
d^qov.  'Pisd-qovy  qeix^qov.  Av&qov  ^  wie  i.V(Aa^  liUum.  Dag. 
Xvtqov,  lösegeld.  Das  m.  Xv^qog^  wie  olsO-qog.  Auch  oq&qogj 
meine  ich,  des  sol  oriens  wegen,  wo  nicht  vom  aufstehen,  vgl. 
Ä»5  ix  Xsxiiov  (SqvvTO.  Eigenthümlich  von  einer  person: 
ftvXmd'qög  (molitor),  wie  iaiqog.  —  Kqsfidd-qa  und  xqcfidöTqa, 
KvX$vd^-9'qa  wie  oqx^(frqaj  dessen  sigma  wohl  in  dem  x^  von 
iqXV^f^og,  aber  att.  oqxfitSfiog  seine  erklärung  findet.    "AX^vd^- 

.  ZoltMdmft  fOr  veigl.  Sprachf.  N.  F.  VI.  9.  13 


194  A.  F.  Polt, 

i>Qa,  volutahruni,    sonst  xoriarga,     JIzoXuOqov.     TfQÜ^Qoy^  das 
üusserslc,  nebst  tf^/i«  zu  s.  far,  übcrsclircilen. 

Die  mögliclikeit,  jedoch  auch  nur  diese,  lat.  -h'um,  -hra 
deckten  sich,  von  dem  lautweclisel  abgesehen,  mit  -x^qop,  -O^qu, 
gebe  ich  zu.  Allein  der  von  mir  zu  llumb.  P  s.  434  If.  be- 
folgten erklarung,  dass  sie,  wie  unser  -har,  dem  vorbum  ferre 
entstammen,  hält  sie  meines  dafürhaltcns  nicht  das  gegcngewicht. 
Ascoli  fasst  in  seinen  Stud.  ?.  123 — 148  unter  der  Überschrift: 
»Die  lat.  formen  des  ursprünglichen  inslrumental-suffixes  'tra€ 
den  gegenständ  ausführlich  ins  äuge.  Mich  haben  jedoch  die 
argumcntationen  des  italienischen  gelehrten  nicht  davon  zu 
überzeugen  vermocht,  eine  so  bunte  Vielheit  von  suffixen  älm- 
lichen  sinnes  (ob  darin  nun  fr,  tq,  ^^,  hr  oder  nun  gar  «•, 
und  wieder  diese  mit  l  an  stelle  von  r,  enthalten),  sei  lediglich 
aus  s.  'tra  abgezweigt,  und  gleichsam  nur  ein  fürwahr  doch 
über  die  maassen  ungewöhnliches  farbenspiel  ohne  genetische 
und  demnach  auch  ursprüngliche  sinnes-verschiedenheit.  Wo- 
her ferner  hat  Ascoli  s.  128,  138  qjQeO^QOv  und  xifiBx>Xov? 
Wenigstens  Passow  erwähnt  sie  nicht,  und  erregen  sie  auch 
der  zwiefachen  aspir.  wegen  bei  mir  bedenken.  Gqo  scheint 
fast  ausnahmlos  auf  vocalisch  oder  mit  liq.  schlicssende  wur- 
zeln beschränkt.  Zu  zeugen  seines  entstehens  aus  -t(;o  ruft 
Ascoli  s.  133  zd.  ga-thra,  dü-thra,  pti-tlira  auf.  Er  selbst  hat 
vag-tra,  rag-tra,  pis4ra  daneben  gestellt.  Ist  ihm  denn  aber 
nicht  eingefallen,  dass  deren  t  nur  darum  der  behauchung  ent- 
ging, weil  es  unter  dem  schütze  eines  zischers  stand?  Ferner 
aber,  einen  augenblick  entstehen  von  ^&qov  aus  fi*üherem  -rgov 
zugestanden,  was  bewiese  dies  für  das  latein?  Und  in  welches 
irrsal  von  Schwierigkeiten  verstrickte  man  sich  durch  solcherlei 
annähme?  Einmal  müsste  doch  das  latein,  da  es  sich  bei 
Wörtern  auf  -bnim  keineswegs  um  lehnwörter  handelt,  unab- 
hängig vom  griechischen  und  aus  eigenem  antriebe  zuerst  -trum 
in  ein  thrum  (sicherlich  docli  eine  gewaltsame  forderung,  denn 
datJiri  schreibt  man  nur  der  entlehnung  aus  xI^Oqov  wegen!), 
dann  dieses  in  ein  -frtim  umgewandelt  haben,  um  endlich  an 
vierter  stelle  bei  -hrum  anzulangen.  Ausserdem  hülfe  borufung 
auf  sQsvi^w  einerseits  mit  t,  z.  b.  rutilus,  und  dann  doch  wie- 
der mit  f,  h,  s.  oben,  als  labialen  zu  nichts.  Der  fall  liegt  ja 
von  grund  aus  anders,  indem  bei  -trum  unaspirirtes  t  das  ur- 


Latein  n.  griech.  In  einigon  iliror  wicliligslen  lautunterschiecle.     195 

willkürliche  durcheinandermengen  von  adjj.  auf  -Ulis  und  -hilis, 
wovon  früher  die  rede  gewiesen. 


II.   Vocale. 

Wenn  nun  aber  der  lateinische  vocalismus  dem  der 
griechischen  spräche  vergleichend  gegenübergestellt  wird:  da 
stösst  man  nicht  minder  in  diesem  betracht  auf  tief  einschneidende 
unterschiede  zwischen  beiden.    Wir  haben  denn  also 

1.  Die  verschiedene  behandlung  des  accentes  hier  und 
dort,  wie  z.  b.  dass  die  Römer  als  ßaQvvxixoi  bei  mehrsilbigen 
Wörtern  den  ton  nicht  auf  die  endsilbe  legen,  wogegen  unter 
den  griechischen  dialekten  nur  allein  die  Aeoler  sich  diese  stelle 
auch  von  betonung  frei  halten.  Femer,  dass  im  latein  auf  die 
quantltät  der  letzten  silbe  nicht,  wie  im  griechischen,  in  betreff 
der  tonstelle  rücksicht  genommen  wird,  dagegen  auf  die  der 
vorletzten,  um  welche  nun  seinerseits  wieder  das  griechische 
sich  nicht  in  dem  maasse  kümmert,  dass,  wenn  lang,  dieselbe 
nothwendig  betont  werden  müsste.  Also  z.  b.  ^641%  aber  nodog, 
wie  s.  auch  padds,  Tsqiiöwv^  ovog^  teredo,  inis.  Hdmines,  aber 
nlsviAovoiv  gegen  nXevfjLovog^  lat.  pulmönis,  pulnwnes,  obschon 
äv&Qionoq^  allein  ävi>Qoinov, 

2.  begegnet  uns  im  latein,  wenn  man  die  unächten,  zu- 
nächst aus  den  kürzen  e  und  o  entstandenen  t,  ä,  welche  in 
jüngerer  zeit  wuchernd  darin  überhand  nehmen,  und  von  denen 
in  lehrbüchern  nicht  uneben  die  minderzahl  der  ursprüng- 
iicheil  i,  u  durch  den  druck  unterschieden  würde,  ausser  acht 
lässt,  ein  mächtiger  drang  nach  abschwächung  der  vocali- 
schen  elemente.  Gewissermassen  das  gegenstück  zu  der  hauch- 
entziehenden richtung  im  gebiete  der  consonanten.  Und  zwar 
zeigt  sich  dieser  einmal 

a)  in  dem  allmählichen  absterben  der  diphthonge, 
solcherweise,  dass  sich  diese  meist  zu  langen,  also  nur  ein- 
farbigen vocalen  verflachen.  S.  Corssen,  Ausspr.  schon  I  \  155  ff. 
und  231.  Von  allen,  in  älterer  zeit  noch  nachweisbaren  diph- 
thoDgen  aUf  ou^  ai,  oi,  ei  hat  sich  einzig  au,  und  auch  dies 
nicht  überall,  behauptet.  Man  müsste  denn  lauten,  wie  ae,  oe 
diphtliongischen  rang  zuerkennen.  Durch  derartige  Verwischungen 
entstehen  aber  zuweilen  selbst  Vermischungen  solcher  art,  wie 
im  dot  pl.  U  sowohl  =  atg  I  als  o$g  II.    Oder  im  gen.  sg.  II 

13* 


1Ö6  A.  P.  Polt, 

i  =  oto,  s.  a-sya  (mit  ausfall  von  s  auch  im  lat.vor  j,  wie 
z.  b.  di-judico)  und  im  n.  pl.  ^  =  oi,  lat.  früher  oi,  oe,  ei.  Das- 
selbe i  steht  aber  auch  z.  b.  im  dat.  patrci,  pcUre,  zuletzt  pcUrt 
=  s.  pitre.  Corssen  s.  215.  Also  ganz  verschieden  vom  sog. 
dat.  im  gr.  narSQ&,  navQl  =  s.  loc.  pitar-lf.  —  Ferner  als 
Steigerung  (guna)  von  kurzem  i  z.  b.  in  dtcere,  noch  deicet  s.  228, 
vgl  deixyvfi^j  zu  s.  dig.  In  gleicher  weise  steht  ou  an  stelle 
von  (V  als  guna  von  kurzem  u  in  abdoucet,  indoucere.  Vgl.  den 
ablaut  in  siXt^Xovd-a^  dMovO^og^  zusammen  des  wegs  ziehend, 
aus  xilsv^og^  und  fiafjLnäxovx^og.  Sonach  mag  denn  auch  die 
im  perf.  übliche  Steigerung,  z.  b.  reliqui,  liXotna,  wie  vidi, 
olda,  s.  veda;  vicus,  olxog,  s.  vega,  oder  fügt,  nifferya  (vgl. 
etwa  s.  hhdga,  Windung^  einer  schlänge)  mit  nichten  von  vorn 
herein  auf  blosse  vocal-verdoppelung  hinauslaufen. 

Dann  b)  in  kürzung  der  im  älteren  latein  oft  noch  als 
längen  nachweisbaren  endsilbe,  was  wohl  damit  zusammen- 
hängt, dass  sie,  bei  mehrsilbern  selber  tonlos,  auch  überdies 
ohne  einfluss  auf  die  beton ung  bleibt.  Findet  doch  sogar  ver- 
rückung des  tones  statt,  z.  b.  dnimäl,  dessen  zweites  a,  vgl. 
animälia,  nach  ab  fall  der  neutral -endung  e  gekürzt  worden. 
C,  Ausspr.  I  ^  s.  328  ff.  —  Man  wird  diesen  Vorgang  um  so 
bemerkenswerther  erachten,  wenn  man  namentlich  den  nom. 
sg.  ins  äuge  fasst.  Denn,  während  das  gr.  bei  sexualen  Wör- 
tern den  Wegfall  des  nominativ-zeichens  s  durch  vocal-länge  zu 
ersetzen  pflegt,  zeigt  der  Römer  bei  mangel  eben  jenes  s  für 
gewöhnlich  in  entgegengesetzter  richtung  kürze,  selbst  dann, 
wo  dem  thema  die  auch  sonst  bewahrte  länge  zusteht.  So 
durchweg,  im  unterschiede  vom  ä  des  abl.,  ä  im  nom.  I,  auch 
bei  dem  gr.  entnommenen  Wörtern,  wie  Geta,  Mida,  Sosia 
u.  s.  w.,  poeta,  nauta,  die  man  der  acht  römischen  weise,  scriboj 
conviva,  collega,  durch  fortlassen  von  s  anpasste  (Bentley,  Opus- 
cula  p.  517  sq.).  Das  skr.  ä  lehrt,  dass  in  der  I  im  nom.  f. 
allein  länge  berechtigung  hätte,  und  hat  das  gr.  deshalb  auch 
insgemein  5,  oder  dafür  7,  und  viel  seltener,  namentlich  bei 
movirendem  -ia  =  s.  i  (wohl  aus  yd\  kürze.  Das  auch  vor- 
kommende -a,  -TOT,  z.  b.  si^Qvona,  Innoxa^  vsfpsX^ysQiTa,  st.  täg^ 
tfjg,  ist  nur  noch  eine  weitere  concession  an  das  fem.,  mit  wel- 
chem das  äusserlichc  zusammenfallen  in  den  meisten  casus 
lediglich  durch  contr.  aus  ao-g  nach  II  sich  einschlich.  Daher 
ja  auch  im  allen  latein  paricidas,  hosticapas,  i.  e.  hosHum  cap- 


Latein  u.  in*iecli.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  iautunterschicde.     197 

tor.  —  Das  suflf.  -tor,  pl.  -tdr-es.  S.  ddtä  (ohne  r),  daiaras^  dcittaQj 
toqeg;  indess  auch  mit  anderem  acc.  dot^Q,  -t^Qsg^  lat.  ddt6r,'tdres. 
Von  dem  kurzlautigen  -tar,  toq  durch  synkope :  voratrina,  sutrina, 
pistrina,  latrina  wie  piscina,  culina;  auch  doctrina  wie  disci- 
plina.  Fem.  tric.  Und  so  auch  pdtgr  nom.  voc.  gegen  nat^Q, 
aber  mit  symbolisch  für  den  vocativ  als  gls.  nominaler  interj. 
geeigneten  kürze  und  tonzurückziehung  nd%BQ,  Vgl.  ebenso  bei 
der  verbalen  interj.,  d.  h.  dem  imper.,  in  2.  sg.,  nicht  nur  apok. 
fer,  die,  duc,  fac  (diese  früher  noch  mit  e\  sondern  auch  kürzung, 
z.  b.  ca/oe,  videsis,  sowie  mangel  eines  personalz.  im  lat.  immer, 
während  z.  b.  im  gr.  einzeln  -^#,  wie  skr.  dhi  (hi).  —  Weiter 
S  mf.  mit  einbusse  des  thematischen  n  =  s.  ä  (st.  aw-s),  aber 
gr-  wv,  z.  b.  Plato  st.  niäztov.  Auch  o  in  1.  sg.  ind.  =  gr. 
10,  s.  Ormi,  während  auch  im  conj.  ä^,  ä-t,  gr. «  (auch  S-xw-ji**), 
^,  z.  b.  legat  st.  Xiyy,  s.  ä-ti.  —  Erwähnt  wurde  schon  der  jähe 
abfall  von  äl  (vermöge  dissim.  är)  an  stelle  von  die  (dre).  — 
Hiezu  kommen  auch  noch  die  nominative  auf  ör  st.  des  älteren 
-^s  (z.  b.  honos;  decor^  welchem  ein  neutr.  dec-us,  oris  gegen- 
über steht)  und  im  compar.  iör  (gr.  -köv,  s.  tyän)  mit  neutr. 
ius  =  $ovy  s.  iyas,  deren  Ö,  u  in  den  anderen  casus  länge  gegen- 
über steht.  —  Auf  er  besitzt  das  latein  eine  menge  durch 
apokope  von  us  oder  is  entstandene  formen,  die  aber  dann  im 
nom.  (auch  im  superl.  ptdcher-rimus ,  acer-rimus  durch  assim. 
wie  fadHimtiS,  suflf.  timus)  vor  r  ein  e  einschoben,  das  also 
nicht,  wie  man  sich  gewöhnlich  einbildet,  in  den  andern  casus 
geschwunden.  Sie  besassen  es  in  den  wenigsten  fallen,  es  sei 
denn  in  Wörtern,  wie  tniser,  miseri,  welche  des  zischers  wegen 
e  nicht  gern  entbehrten.  Oder  dextera,  tra.  Auf  die  be- 
dingungen,  unter  welchen  diese  art  apokope  unterbleibt,  will 
ich  hier  nicht  weiter  eingehen.  Nur  ein  paar  hingeworfene 
bemerkungen.  Länge  in  der  vorletzten  silbe  hindert  den  ab- 
fall z.  b.  in  avcuruSj  severus,  decorus.  Der  verbleib  in  humerm, 
numerus  rechtfertigt  sich,  weil  mr  nach  einem  mhr  verlangt 
hätte«  Also  ager  (verm.  durch  *agrtis  =  äyQog^  *agr'S,  goth. 
akrs,  und  zuletzt  abfall  des  einen  der  durch  assim.  entstande- 
nen rr).  Alexander  aus  IdXi^aväQog.  Acer  aus  acris,  wie  ter 
=  tgig,  aeol.  tiQTog  (s.  trtij/a  mit  r-voc.)  st.  TQitog,  Ahrens, 
Aeol.  p.  79.  Vir,  s.  vtras,  lett.  mhrs,  allein  lith.  noch  wyra-s. 
Aber  auch  schon  goth.  vair.  —  Satur. 


198  A.  F.  Polt, 

Beider,  nicht  wenig  in  den  charukter  der  spräche  ein- 
greifender lautveränderungen,  dieser  und  der  vorigen,  macht 
sich  das  griechische  nur  selten  schuldig.  Doch  will  ich  nicht 
ein  paar  falle  unerwähnt  lassen,  die  ich  in  verdacht  nehme, 
beispiele  einer  küi'zung  zu  sein,  wie  z.  b.  das  adv.  modo  neben 
dem  lang  verbliebenen  abl.  des  subst.  viodö,  ovo  st.  dvw.  Ich 
spreche  von  dem  ax-»g,  ^)  allein  auch  «x*  bei  multiplicativen,  oder 
ähnlichen  Wörtern,  wie  6<sdxiq^  dijd^dx$g^  kxaxeqdx^q,  ^afidx$g^ 
noXldxtg,  ^Oxrdxig  mit  a  wie  kntdx&g  u.  s.  w.  Auch  sixoffdxtg^  ja 
stxoiSdni^Xvg  st.  eixoainiixvg,  nev%Bxauixo(SdiSfiiAog,  *Exaxoviaxtg 
nach  weise  von  iBfsaaqaxovxdx^g  u.  s.  w.  Die  form  auf  ax»  er- 
weckt den  schein,  als  sei  sie  dat.  sg.  von  einem  suflf.  ax,  das  viell. 
nur  irrthümlich  an  advv.,  wie  fiovvd^^  Tiigi^^  erinnert,  in  denen 
ich,  gleichwie  in  img^i^  dgl,  verkürzte  dat.  von  subst.  auf  -Ji-c 
(vgl.  inifAilStg)  suche.  Formen  aber,  wie  zBtQdxig,  sind  doch 
unstreitig  pluralisch  gedacht  s.  v.  a.  zu  vier  malen.  Vgl.  lat. 
(ütemis  (sc.  mcibm).  Ist  nun  nicht  aber  z.  b.  das  späte  TsvQaxi 
eine  blosse  kürzung  daraus  mit  einbusse  von  g?  Was  jedoch 
das  axtg  anbetrifft,  da  wusste  ich,  falls  man  nicht  gar  darin 
einen  mit  noXt^a*  gleichen  ausgang  voraussetzt,  nur  auf  ein  oig 
von  einem  thema  axo  nach  II  zu  rathen,  das  seinen  diphthong 
entfärbt  hätte,  wie  im  lat.  das  freilich  lang  gebliebene  -is? 
Nicht  ganz  unwahrscheinlich  unter  hinschielen  nach  dig  =  s. 
dvis  (lat.  bis),  tQlg^  s.  tris  (lat.  ter  nach  weise  von  acer,  s.  kurz 
vorher)  und  s.  catur(s)  =  lat.  qtuUer.  Die  beiden  zuletzt  ge- 
nannten multiplicativ-formen  aber  neigen  sich  den  plural-loca- 
tiven  der  cardd.  tri-shu,  catur-shu  im  s.  so  auffallend  zu,  dass 
man  jene  für  blosse  kürzungen  aus  letzteren  zu  halten  geneigt 
wird.  Allein  auch  dlg  gegenüber  dem  plural-dat.  dv-tfi  wider- 
strebte nicht  zu  sehr.  Hat  doch  auch  das  skr.  vishu,  obschon 
in  Widerspruch  mit  semer  herkunft  aus  der  dualen  zweizahl, 
den  nämlichen  ausgang,  im  sinne  von  >zu  beiden  seltene,  wo- 
mit von  uns  früher  iicog,  iVo^,  lak.  ßiaoQ,  tatog^  in  Verbindung 
gebracht  worden.  Auch  wohl  aus  einem  solchen  adverbial  ge- 
brauchten loc.  abgeleitet  zd.  thrishva,  ein  drittel,  gls.  von  einem 


^)  Uydgaxasy  viritimf  wie  mit  dem  sufT.  -^as  im  skr.?  Allein  das  «  in 
cxxK  lässt  kaum  einen  vergleich  damit  zu,  obschon  letzteres  häufige  abll. 
von  Zahlwörtern  bildet,  z.  b.  gatagas^  hundertweise.  Vielmehr  muss  mau 
an  "ka  im  skr.  denken,  wie  catushka,  aus  4  bestehend,  pdncaA;a,  qataka 
u.  s.  w. 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ilirer  wichtigsten  lautuntersdiiede.     199 

dreigetheilten  ganzen  ein  theil.  Abfall  von  u  hinler  zischer 
hatte  eine  analogie  wenigstens  in  lat.  mox^  mit  dessen  erklärung 
aus  nioveo  und  ocius  es  nichts  ist.  Es  deckt  sich  vollkommen 
mit  s.  maJcshUy  nmnkshu,  bald,  das  gleichen  Ursprungs  ist  mit 
zd.  makhsti,  Schnelligkeit,  in  compp. 

Ferner  z.  b.  dfAoißadig  (adj.  dfiotßdd^og)^  auch  -jydi'e,  und 
dfAOißadoy,  was  mithin  nur  acc.  nculr.  nach  II  sein  kann.  Auch 
aJUt;d»$  älXogj  a^vdig  (aeol.  mit  v  st.  o?).  Ob  eine  beziehung 
zu  dem  localen  suff.  -J«,  wie  es  bei  x^(^^^^9  st.  x^f^^C^  und 
otxadtg  wegen  der  formen  xafxdde-g  und  oX^aöa-g  neben  oXxa-de 
Greg.  Cor.  p.  230  starken  anschein  hat,  bedünkt  mich  trotzdem 
nicht  allzu  gewiss.  OXxade-g  hat  mit  suffix-häufung  noch  ein- 
mal das,  dem  oixo-cs  u.  s.  w.  abgeborgte  -cxfi,  jedoch  in  kürzerer 
gestalt  sich  angeeignet.  Damit  ist  aber  ol'xadtg  noch  keines- 
wegs erklärt.  Plural-endung  wäre  auch  hiefüi-  und  für  xai.iddig 
nicht  gerade  ausgeschlossen.  Scheinen  sich  doch  x^l^^C^i 
hQai^s  nach  d^vqa^s,  ""AO^/jpa^s  gerichtet  zu  haben,  in  wel- 
chen der  plur.  acc.  auf  ag  mit  -de  seine  gute  berechtigung  hat. 
—  Sollte  nun  nicht  -dig  in  obigen  Wörtern  auch  dat.  plur. 
sein,  wie  eine  menge  singular- casus  anscheinend  verwandter 
art  in  adv.  gebrauch  sind?  ^Ava(favd6v^  -da  acc.  n.  pl.  ggs. 
xQvßday  xQvßötjP^  letzteres  feminal.  ^xeiov^  axeöitjv^  (fx^- 
d^v.  Miyda^  fiiydriv^  fjtlya  und  fAiyddfjv,  ^EuKSiadov,  Mo- 
yadöy,  fiopadt^v,  Koofii^dov  wie  vicatim;  ari/^dor.  K^ov^dov. 
Jlavtfvdei, 

Nicht  aber  auch  fioytg  st.  (loyoig^  mit  vieler  mühe  (ahd. 
dat.  muJn,  glossirt  fatigatmie)^  ä  pciyie,  lat.  aegrc,  krank,  gegen 
sane?  Unser  kaum,  mhd.  küme,  mit  mühe  und  noth,  küni 
schwach,  krank,  elend.  Selbst  fioyog-toKog^  den  schwer  ge- 
bärenden helfend,  mit  seltsamer  verirrung,  indem  man  sich  zu- 
gleich nach  zwei  selten  hinziehen  Hess.  Die  ächte  comp,  hätte 
sich  mit  dem  thema  (^oyo-  begnügt.  Nun  wollte  man  aber  auch 
dem  casuellen  verhältniss  ((loyoK)  einen  ausdruck  geben,  was 
aber  denn  bloss  andeutungsweise  mittelst  g  geschah.  MoXtg 
mit  ausfall  eines  gutt.  vor  X  (vgl.  vno  fidX^g),  wie  ficoXogy  lat. 
mölcs,  mölior  wahrsch.  machen.  —  Will  man  nicht  /w^k  als 
loc.  von  XfaQidig  fassen,  dem  end-^  abgebissen:  da  bleibt  auch 
wohl  nichts  übrig  als  ein  dat.  auf  -o«$  (vgl.  x^^^oc,  mit  anderem 
acc.).  D.  w.  hienach  gls.  suis  locis^  in  getrennten  räumen  für 
sich.    Xäqog  selbst  geht  doch  wohl  als  klaffender,  leerer  raura 


200  A.  F.  Polt. 

auf  die  wz.  von  xa»V«  zurück.  —  "AXig  räthselhafl,   vgl.  auch 
Ahrens,  Dor.  p.  53.  /«A»  (fort.  faX^g)  ixavöv. 

Ausserdem  habe  ich  von  meinem  alten  glauben  (be- 
reits EF.  I^  s.  XXXVIII  f.  und  136,  sowie  Wwb.  I  2  s.  996), 
^eotg  sei  in  mehreren  compp.  zu  d^sg-  zusammengezogen,  mich 
zu  einem  andern  zu  bekehren  noch  keine  Ursache  gefunden. 
Ueber  ältere  deutungen  von  &s6g,  worauf  es  bei  der  frage  mit 
ankäme,  s.  Creuzers  Symb.  I  s.  5  und  §  54.  Auch  Charles  Ploix 
m  Mem.  de  la  Soc.  de  Ling.  T.  I  p.  213:  Les  dieux,  qui  pro- 
viennent  de  la  racine  div.  Bergmann,  Curiosites  ling.  II:  An- 
Ihropos  et  theos.  Oigxslog^  als  egn.  Ov.  M.  V.  182,  bei  Aristoph. 
^eixeXog,  gottgleich.  Vgl.  dvÖQsixslog.  Aber  instr.  d-igipaxogj 
von  göttem  gesprochen,  vgl.  fatum.  Gleichen  sinnes  ^eania^og, 
so  scheint  es,  falls  nicht  >von  göttern  begleitete,  vgl.  cnetyj 
intoy  sequor.  Wenn  jenes,  zu  eineXv,  €<fn€t6,  dessen  <;,  wegen 
j:inog,  vox  nicht  mit  insece  vergleichbar,  nach  dem  muster  von 
Snsaov  gebildet  und  durch  metath.  vor  n  gekommen  scheint 
Ob  viell.  casuelles  sigma  vor  verbalem  ausgefallen,  ist  nicht 
recht  klar.  Im  ausgange  verm.  wie  EvqiiSiog,  l^qiitftog,  Idxi- 
fSiog^  ysviiSiog^  ^avfAäa$og  dgl.  Also  wohl  nicht,  wie  ^dvenig^ 
vom  neutr.  enog.  Dessen  a  hätte  sich  schwerlich  zwischen 
vocalen  gerettet.  Auch  ^iifntg^  z.  b.  dotd^  und  do$d6g;  ^s- 
annadog.  Ausserdem,  gleichwie  divino  (Diony^)  afflatu  be- 
geistert mit  prophetischem  namen,  der  so  geheissene  Urheber 
des  gr.  dramas.  Wie  sich  2dlantg,  tdog  mit  anscheinend  gleichem 
ausgange  dazu  verhalte,  weiss  ich  nicht.  >Gesunde  reden  füh- 
rende giebt  wenigstens  keinen  so  überzeugenden  sinn,  wie  etwa 
S(o(pQ(ov.  Doch  nicht  etwa  analog  dem  Kreter  ^aifiapng  s.  v.  a. 
Qovfiavxhg?  —  In  d-sitnienijg  sodann  (gls.  gottgesprochenes  wort 
redend)  steckte  demnach  ein  zwiefaches  derivat  von  elnetv.  Nicht 
auffallig,  sobald  der  Ursprung  des  Wortes  ^i(fn$g  im  sprach- 
bewusstsein  sich  verdunkelt  hatte.  OSantog  und  Giffneta  t 
des  Asopus  (aber  Idaconig  t.  des  Thespis)  als  eponym  mit 
Oeamai  erklären  sich  von  selbst.  Aber  woher  ein  solcher 
öfters  vorkommender  ortsname?  Die  berühmteste  so  geheissene 
Stadt  lag  in  Boötien  am  Helikon,"  einem  Apollo  nind  den  da- 
nach 'EXiX(avta&  nag&ivoi  benannten  Musen  heiligen  gebirge, 
weshalb  uns  auch  die  Thespiades  Musae  nicht  wunder  nehmen 
können.  Eben  so  wenig  aber  Thespiades,  als  zufolge  Val.  Flaccus 
Argus,  erbauer  der  Argo,  indem  dadurch  wohl  nur  angedeutet 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautnnterschiede,     201 

werden  soll,  er  stamme  aus  einem  orte  mit  erfinderischen  köpfen, 
welche  >unter  göttlicher  eingebung«  wunderbares  zu  stände 
brächten.  Befanden  sich  in  Thespiä  weihen  oder  ein  orakel,  und 
erhielt  davon  der  ort  seinen  namen,  oder  wollte  man  durch 
diQ  wähl  desselben  nur  überhaupt  seine  bewohner  unter  gött- 
lichen schütz  gestellt  wissen?  —  Man  denke  daran,  was  Strabo 
sagt:  ^  Jvnddivi^  x6  fihv  naXawv  vno  OeanQtötotg  ^i/,  und  es 
kann  wohl  kaum  einem  zweifei  unterliegen,  die  Thesproter  so- 
wohl als  Lykaons  söhn  OsanQooTog  bedeutet  s.  v.  a.  ^solg 
nengwfiivog,  den  göttern  gewidmet,  wo  nicht:  von  ihnen  ge- 
schenkt, dargebracht.  —  Im  gegensatz  hiemit  O^sogsxiyqia  von 
&eoJg  (kaum  doch  gen.  ^>bo%o  noch  mit  dem  g,  wie  in  s.  cfevo- 
sya)  ix^ifog,  den  göttern  feind,  oder  pass.  ihnen  verhasst,  wie 
ix&QodaiiAcav  possessiv:  zu  feinden  die  götter  habend.  0€O$- 
öatidijg  (auch  viell.  mit  f  st.  ad)  von  Gsogöotog,  möglicher 
weise  irrthümlich  in  die  analogie  von  J$6gdotog,  vom  Zeus, 
iu  J$6g^  aber  auch  als  achtes  comp.  Jtodotog^  gegeben,  hinein- 
geglitten. Indess  auch  ^eogdtoQog^  von  gott  geschenkt;  oder 
beschenkt.  Vgl.  ^vxSg-ovga  nach  Kwog-orga,  aber  AvxovQia^ 
Kvvovqia.  Auch  mit  gen.  vscogoixot,  GedäcoQog,  als  geschenk, 
öwQov,  von  den  göttern  den  altern  dargebracht,  oder  (als 
poss.-comp.) :  von  jenen  gaben  empfangend?  —  'EQfAOx^satog  ist 
unstreitig  der  vom  Hermes  erflehete,  nach  weise  von  noXvO^ea- 
rag.  Ggs.  dno&asxog.  Desgl.  wohl  Sitstri^  OiatvXlog  (Desir 
derius,  HoXvevxtog,  als  von  den  altern  ersehnt),  QidtvXig. 
Auch  etwa  Oiattog,  Ob  ^iaaaad^at  mit  dem  indischen  desid. 
didhishatij  geben  — ,  verschaffen  wollen,  im  med.  sich  ver- 
schaffen wollen,  zu  gewinnen  suchen,  von  dliä  (li^^fn)  sich  in 
vergleich  bringen  lasse,  wage  ich  nicht  mit  Sicherheit  zu  be- 
haupten. Noch  weniger  eine  beziehung  zu  ^eog,  wie  beii^sog- 
xwBlv  (nQoax.^  ocquinisco,  conquinisco^  ähnlich  wie  inquüinus: 
incda),  obschon  zur  noth  das  auch  in  nQotaaofiat  enthaltene  s. 
ish,  erwünschen,  sich  dahin  wenden  Hesse.  Bedeutet  dieses  doch 
mit  dem  acc.  der  sache  und  loc.  der  person  (eig.  in  jmd.  etwas 
suchen)  jemand  um  etwas  angehen.  Das  s.  bietet  uns  freilich 
ein  diih-ishti,  nach  Grassmann  urspr.  himmelswunsch,  daher 
andacht,  gebet,  opferfest.  Ist  aber  auch  GSavcnQ  activ  als  an- 
betender und  die  götter  befragender  gemeint,  wie  sein  vater 
*ldfMv  (vgl,  auch  IloXvidog,  Creuzer  IV  105)  als  kundiger  seher, 
und  der  9«<rro^6«o^  fuiyttg  KdX%ag^   avtog   (zu   xakxaivw,    in 


202  A.  F.  Polt, 

liefen  gedanken  sein)  ihr  geschäft  durch  den  bedeutsamen  namen 
verralhen? 

Es  liat  aber  Ascoli,  Studien  s.  293 — 309  dem  »©fo^und 
O^aa-  in  iyßaqaiog  etc.«  eine  besondere  aufmerksamkeit  gewid- 
met. Ohne  weiteres  gebe  ich  iiini  zu,  ^satfuvog  und  die  ahn- 
lich gebildeten  compp.  begründen  mit  nichten  zu  der  von  Curlius 
aufgebrachten  und  auch  noch  Grundz.  5.  aufl.  s.  520  festgehaltenen 
erklärung  des  gr.  gottesnamens,  als  Hesse  sich  aus  O'ea(fatog 
u.  s.  w.  ein  "^^tao-  der  angeflehete  (während  x^iatracxtat  doch 
wohl  nur  erflehen)  als  urform  von  ^aog  erschliessen ,  irgend 
welches  recht,  und  auch  Windischmanns  und  R.  Rödigers  her- 
leitung aus  ^fj,  als  gls.  schöpfer  (dhä-tar),  ist  unzulässig,  und 
längst  von  Roth,  Dmz.  I  66,  verworfen.  Mit  dem  besten  willen 
aber  kann  ich  mich  seiner  eigenen  deutung  auch  nicht  mit 
freudiger  Zuversicht  überlassen.  Divydj  auch  divid^)  in  den 
Veden,  himmlisch,  Grassmann  s.  606  ergiebt  wenn  auch  anders 
accentuirtes  diog  nach  ausstoss  von  v  {div,  himmel),  «.  Wwb.  1 2 
s.  982.  Daran  zweifelt  niemand,  und  dasselbe  würde  mit  devya, 
devia  1.  götllich,  d.  h.  die  eigenschaften  eines  gottes  (devd) 
habend,  2.  den  göttern  zugehörig,  und  mit  gr.  O^sXog^  selbst 
x^astog,  unfehlbar  auch  der  fall  sein,  machte  nicht  die  ab- 
weichung  durch  &  am  letzteren  orte  stutzig.  Qsog  hat  mit  s. 
devd  die  gleiche  tonstellung,  während  natürlich  das  latein  ver- 
möge seines  accentuationssystemes  nur  dms  sagen  konnte. 
Sehen  wir  nun  einen  augenblick  vom  ^  in  ^sog  ab,  da  wäre 
Wegfall  von  dig.,  wie  von  v  im  lat.,  ganz  in  der  Ordnung,  und 
nicht  minder  weiter  die  kürzung  des  diphth.  nach  aufgeben  des 
i-elemenles.  So  entspricht  -cw5,  z.  b.  in  aureus,  ligneus  u.  s.  w., 
dem  gr.  -co$,  das  seinerseits  auf  älteres  -etog  zurückgeht,  wie 
z.  b.  xy^^^^og^  '^ogj  und  mit  Wechsel   der  tonstellung   im    alt. 

^)  Der  einfall  von  M.  Möller,  Stratif.  p.  31,  als  enthalte  dies  das  loca- 
tivische  i  von  div-iy  im  Iiimmel,  und  olxtTog  den  locativ  ofxo»,  ist  wohl 
nicht  allzu  ernstlich  gemeint.  Letzteres  widerlegt  sich  einfach  schon  durch 
die  ion.  form  oJxpiJog.  Was  würde  denn  wohl  unter  Voraussetzung,  es 
verhalte  sich  damit  so,  aus  ivxftogy  oUiog  und  oUog  und  vielen  aa.?  Diese 
weil  mit  einem  suff.  fMg  =  lat.  ^us  gebildet,  gebe  ich  willig,  als  nicht 
dazu  gehörend,  preis.  Olxttog  aber  befolgt  unstreitig  die  analogie  von  ßa- 
ailiiog,  ion.  -ii«off,  welches  seinerseits  das  dig.  von  ßaüUi-tog  oder  ^-og  vor 
dem  suff.  lo-ff  fallen  lässt.  D.  h.  also,  es  geht  aus  von  olxfvg,  und  nicht 
von  olxog.  So  verdankt  auch  dculog  sein  f  demjenigen  in  äüre-o^y  wel- 
ches als  rest  der  gunirung  €v  von  v  zu  betrachten. 


Latein  u.  griecb.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiedc.     203 

contrahirt  xp^'^^oiT^.  &IB02  angeblich  für  v>sdg  auf  kretischen 
münzen  (Curtius  a.  a.  o.,  Ascoli  s.  302)  mag  nicht  genügend 
verbürgt  sein,  würde  sonst  aber  zur  entscheidung  grosses  ge- 
wicht haben.  Dasselbe  gölte  yon  osßsmoXu^  wenn  Bezz.  beitr. 
V  p.  326  für  diesen  auf  einer  pamphylischen  inschrift  von  Syllion  . 
vorn  nicht  unwahrscheinlich  0  st.  O  vermuthet.  Es  müssto  das 
adj.  x^istog,  nur  noch  mit  dig.,  darin  stecken.  Auf  Kypros 
scheint  dem  gottesnamen  das  doch  sonst  hier  übliche  digamma 
abzugehen.  S.  M.  Schmidt,  Inschr.  von  Idalion  z.  b.  s.  99  den 
dat.  rot  0'€oT.  Man  darf  aber  wohl  mit  grund  annehmen, 
mundartliches  &i6g  und  mit  (f  (etwa  weil  ^,  wie  heule,  nach 
englischer  weise^wie  hartes  th  gelispelt  wurde?)  dafür  awg  be- 
wahren noch  eine  erinnerung  an  einstiges  et  =  e  m  s.  devd^ 
und  dor.  d-svg  bei  Kallimachus,  ^ev/AOQog,  von  gott  zugelheilt, 
vielleicht  gar  an  einstiges  digamma.  Man  vgl.  böot.  egn.  wie 
GtSdiOQog^  &i6fiva<frog  u.  s.  w.  Dann  ferner  spartanische  mit 
<;«!-  st.  d^so-j  ^ov'  und  i^ev-  anderwärts  (s.  Pape),  z.  b.  J««- 
dixrag,  SstfA^dtig,  ^sinofinog^  ^sittfAog,  und  den  seiner  list 
wegen,  xiQdtaiog  II.  6,  153  vgl.  Schol.  Soph.  Aj.  190,  be- 
rühmten 2iav(f'0g  ($  lg.),  was  also  wahrscheinlicher  r^eocoipogy 
als,  wie  Curtius,  Grundz.  s.  512  5.  aufl.,  meint,  blosse  redupl., 
was  in  dem  Hesych.  ai-av^pog'  navovQYog  auch  nicht  allzu  ge- 
wiss sein  möchte.  S.  in  den  Oesterr.  Sitz.  bd.  XGII  s.  528, 
ausser  lakonischen  egn.  linofinogj  JStxX^g,  ^$x^QV^^  ^^^  ^^^" 
manische  fftstd^g  st.  ^soeiö^g.  Auch  viell.  ungeachtet  des  kurzen 
«  SißvXXa  (A-*a,  wie  äXXog^  dem  scheine  nach  dem.)  eher: 
der  götter  rathschlusse  verkündend,  vgl.  GsoßovXog^  von  den 
göttem  wohl  berathen,  EvßovXia^  als  nach  Jwg  ßovXrj  Gerh. 
M.  I*  147  benannt,  indem  <r  auch  kaum  aus  2ötvg  erzielt 
würde.  Gründe  genug,  für  i^sog  sowie  dem  (vgl.  auch  dil  = 
9Boi^  diis  &solg^  wie  n,  iis,  denen  aber  j  abhanden  gekommen) 
einstigen  diphth.  b^  zu  vermuthen,  wie  daxiov  sich  nur  aus 
einer  erweiterung  mittelst  si  als  gunirung  des  #  (vgl.  lat.  osscus) 
in  s.  asthi  erklärt.  —  Jetzt  kommt  freilich  der  stein  des  an- 
stosses,  das  ^  in  ^sSg.  Nur  um  dieser  Schwierigkeit  zu  ent- 
gehen, sind  so  viele,  und  eben  ihrer  menge  wegen  bis  etwa 
auf  die  schwer  erkennbare  eine  richtige,  versteht  sich,  fehlge- 
schlagene versuche  gemacht.  Ascoli  lässt  den  Zusammenhang 
zwischen  ^sog,  deus  und  devä  unangetastet,  wenn  er  auch  die 
grumoatiscbe  identität  läugnet.    Da  wird  denn  zu  s.  divya-s  als 


204  A.  F.  Polt, 

auskunftsmittel  gegriffen,  indem  dies,  obschon  unbestritten  mit 
diog  sich  deckend,  anderseits  auch  wieder  durch  ein  natürlich 
fingirtes  dfwg  (in  welchem  also  i  hinter  d  weggefallen  wäre), 
von  diesem  zu  einem,  auch  nicht  allzu  leicht  hinzunehmenden 
(JjTfioc,  hierauf  ^j^eog,  und  zuletzt  zu  i^eog  sich  soll  hindurch- 
gearbeitet haben.  Und  was  helfen  uns  alle  diese  schönen 
sacheichen?  Höchstens  doch  dies,  dass  wir  zu  behauchung 
von  d  durch  v  einen  mit  O^vga  u.  s.  w.,  zd.  dvara  parallelen 
anlass  gewännen.  Man  wird  vielleicht  sagen,  damit  eben  sei 
ja  alles  gewonnen.  Doch  wohl  kaum  so  ganz,  auch  wenn  man 
davon  absieht,  dass  die  angewendeten  beweismittel  äusserst 
künstliche  und  gezwungene  sind.  Denn,  nicht  zu  reden  davon, 
dass  deus  kein  f  aufweist,  wie  fores,  sehen  wir  doch  auch  in 
dig  trotz  gleichheit  mit  s.  dvis,  oder  sonst  bei  Jf,  kein  d-  sich 
einstellen.  Um  aber  jenes  vermeintlichen  vortheiles  nicht  wie- 
der verlustig  zu  gehen,  sieht  Ascoli  sich  genöthigt,  in  den  zahl- 
reichen indischen  compp.  mit  divas,  z.  b.  divas-pati  {himmelS' 
herr),  statt  dies  in  natürlicher  weise  für  gen.  s.  von  div,  him- 
mel,  also  =  Jtogj  wie  sonst  jedermann  glaubt,  zu  halten,  ein 
aus  divasa,  tag,  und  einigen  parallelen  dazu  abstrahirtes  neu- 
trum  auf  -as  zu  suchen.  Das  könnte  jedoch  als  solches  un- 
möglich >gott  als  person«,  sondern  höchstens  >himmel€,  statt 
>gottheit,  nunien  divinum^  bezeichnen.  Auch  leistet  der  italische 
Diespiter  nur  einen  zweifelhaften  beistand,  da  er  recht  eig.  als 
der  das  tageslicht  heraufbringende  gott  verehrt  wurde.  Preller 
Rom.  M.  s.  166,  168,  218,  577,  So  bei  Gell.  V,  12,  6  itemque 
Jovis  Diespiter  appellatus,  i,  e.  diei  et  lucis  pater,  weshalb 
denn  auch  >dieser  gott  des  lichten  tages  das  neugebome  kind 
mit  dem  alles  belebenden  und  beseelenden  lichte  empfangtc. 
Wir  dürfen  demnach  mit  ziemlicher  gewissheit  annehmen,  das 
Vorderglied  des  namens  entspricht  nicht  dem  skr.  divas  in 
compp.,  sei  vielmehr  erst,  wie  der  gott  selbst,  auf  italischem 
boden  gewachsen.  S.  ausführlich  wie  über  Mars  Wwb.  I  2  942  IBf. 
Es  scheint  aber  ein  gen.  von  dies,  in  ähnlicher  weise  wie  -os 
in  pcUer  familias,  oder  auch  ein  verknöcherter  nominativ,  wie 
Marspiter,  freilich  auch  Maspiter,  g.  Maspiteris  oder  -pitris^^ 

*)  Jioi\Ph  j:(Q60Qtt  ravQoii  erklärt  Mommsen,  Unterit.  D.  s.  191  als 
dem  Z(vs  iQonaiog  (vgl.  aversor  pecuniae)  entsprechend.  Das  lässt  mich 
glauben,   in  Mavors^  und  daraus  contrahirt  Mars,  sei  auch  vartere  zu 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wictitigsien  lauiunterscliiede.     205 

Preller  s.  296.  Aber  auch  mit  dem  vermeintlichen  eintausch  von 
€  ffir  »  in  d-iog  liegt  die  sache  so  einfach  nicht.  Ich  muss  mich 
freilich  schuldig  bekennen,  EF.  P  114  selber  ziemlich  unbefangen 
itcog  mit  s.  satya  und  xsvsog  mit  s.  gunya  (dies  jedoch  auch 
nur  unter  der  misslichen  annähme,  dessen  u  setze  ein  va  vor- 
aus, wie  das  andere  gmiya  im  sinne  von  xvvsog  aus  xvpsiog)  zu- 
sammengehalten zu  haben.  So  ohne  weiteres  darf  man  indess, 
wie  auch  Wwb.  II  s.  244  willig  von  mir  anerkannt  worden, 
auf  solchen  Wechsel  in  der  üblichen  spräche  nicht  pochen.  Ein 
B  im  hiatus  beruht  nachweislich  oft  auf  wegfall  des  consonan- 
tischen  elementes  vom  guna  ««  (s.  ay)  oder  «f  (s.  av)  von  sv, 
z.  b.  noXs'tog,  ßaifiliag.  Desgl.  z.  b.  (ftsXsov  =  arsiXsioVj  ahd. 
Stil.  —  Für  d^ig-ffavog  u.  s.  w.  schafft  sich  Ascoli  aber  damit 
rath,  dass  er  ein  ^ätFeg-tfarog  erfindet.  Also  ein  comp,  mit 
einem  neutr.,  wie  aaxeg-yiÖQog,  jedoch  nicht,  wie  hier,  im  sinne 
des  acc,  sondern  instr.  gedacht.  Auch  darin  soll  sich  nach 
erfolgter  synkope  öf  in  d^  verwandelt  haben.    Sa-dj-as,  dieses 


doch  in  etwas,  dass  mores  feindliche  männer  sein  mussten.  Viel  selt- 
samer käme  das  jedoch  nicht  heraus,  als  wenn  mlat.  hostis  f.  heer  sich 
in  den  romanischen  sprachen  festsetzte.  Diez,  Ewb.  s.  229  ausg.  4.  Dürfte 
man  hingegen  in  dem  t  des  namens  ein  suff.  für  nomm.  ag.,  wie  in  fiay- 
rK»  annehmen,  da  gewänne  man  etwa,  wie  Nestor  ovQog  'Ax^dSy  hiess,  um- 
gekehrt einen  mores  tuens,  wahrend  (s.  var)  die  männer  (der  eignen  par- 
thei).  8  von  mos  wäre  vor  v  gerade  so  geschwunden  und  durch  länge 
ersetzt,  wie  in  divortium.  Weitere  verschluckung  von  r  vor  dem  s  in 
Magpiier  aber,  falls  dies  nicht  etwa  vater  oder  Schützer  (s.  pätar)  der 
männer  (mit  beibehalten  des  s  von  mos,  wie  mas-culus),  fände  Vorbilder 
nicht  nur  z.  b.  in  ios-tus^  sondern  auch  selbst  in  susum,  sursum,  die  ja 
ans  verto  gleichfalls  hervorgingen.  Anlangend  aber  das  oskische  Mdmers 
nnd  den  vokativ  Marmar  im  Arval-liede  dächte  ich  lieber  an  einen  durch 
eintausch  von  m  für  v  herbeigeführten  schein  von  reduplication  (r  hinten 
st  rr  s=  rs?)  als,  mit  etwaigem  bczug  auf  mors^  an  den  »männermörder 
oder  mannhaften  mörder?  c^i^cf^cft^oi^n^^c  —  Nicht  aber  sei  hier  noch  ein 
anderer  einfall  unterdrückt.  Wie  doch,  wenn  in  Mavors  u.  s.  w.  nicht 
mos  steckte,  sondern  mcUurn?  Dann  bekämen  wir  daraus  eine  art  averruncus 
(vgl.  bene  averruncare) ,  wie  er  ja  auch  im  Arval-liede  angefleht  wird, 
allerlei  unheil  zu  verhüten.  Freilich  wäre  verlust  von  l  nicht  so  leicht  zu 
verschmerzen,  wie  der  von  g  in  mä'VÖlo,  mälo  aus  mage.  Vis  scheint  aller- 
dings aus  dem  conj.  velis  gekürzt,  wie  e.  suchy  uohich  =  solch,  welch,  und 
ßi  ans  ob.  Auch  noti  sieht  aus  wie  ein  zwitter,  der  als  scheinbarer  imper. 
nach  IV.  doch  verm.  von  noHs  seinen  ausgang  nahm.  Vin  tu?  Wie  steht 
es  mit  imiUus?  Es  streift  nahe  genug  an  velle  an,  wenn  nur  nicht  die 
faraüielie  Schwierigkeit  wäre.    Zu  s.  vt? 


20ß  A.  P.  Pott, 

Lages,  mit  ausfall  von  v,  oder  pare-dyus  (aus  "^divasi^  im  loc., 
mit  u  st.  va  durch  samprasarana?)  und  pare-dt/avi  mit  loc. 
von  di/u^  anderen  tages,  morgen,  dgl.  können  dabei  nicht  in 
betracht  kommen.  »Von  einem  tage  gesprochene  wäre  sinnlos, 
und  die  bedeutung  von  divas  als  gottheit  beruht  auf  lediglich 
geheischter  Voraussetzung. 

Um  meine  eigene  ansieht  über  die  vorhegende  frage  inter- 
pellirt  entzöge  ich  mich  gern  mit  einer  cmifessio  ignorantiae 
dem  ansinnen.  Ich  glaube  übrigens  zu  den  übrigen  compp. 
Mq-ifatog,  ^ig-xsXog  (O^sotg  ixsJiog,  kaum  »gottgefällig,  wie 
€«x£,  es  dünkte  gut«,  und  a  gewiss  nicht  das  von  staxon),  vgl. 
&€0€lx6log,  ia6i>sog  (hier  das  abhängige  glied  hinten,  wie  in 
■d^iotVQc)  u.  s.  w.  der  beispicle  von  kaum  minder  wunderlicher 
zusammenfügung  mit  unregelmässigen  casus-gebilden  genug  bei- 
gebracht zu  haben,  als  dass  ich  deren  von  mir  vertheidigte 
erklärung  gegen  blosse  willkürlichkeitcn  hinzugeben  brauchte. 
Dergleichen  abirrungen  von  der  gewohnten  bahn  sind  indess 
kaum  je  ausgeburten  eigenwilliger  laune.  So  wollte  man  z.  b. 
in  d-iaipatog  unstreitig,  so  gut  wie  in  (loyog-roxog ,  wenigstens 
eine  andeutung  vom  plural-dativ  durch  das  g  geben.  Bei 
ersteren  sogar  mit  Unterdrückung  von  dig.  vor  5,  nach  über- 
springen des  diphth.  o$;  und  der  plur.  »götterc  etwa,  um 
keinem  einzelnen  vor  den  köpf  zu  stossen.  Um  aber  dieser 
etwas  harten  zumuthung  mehr  erleichterten  herzens  nachzugeben, 
sehe  man  sich  einmal  die  gar  bunte  mannichfaltigkeit  an  von 
compp.  mit  dem  neutrum  oQog.  Also  einmal  mit  dem  dat.  pl. 
oQS(S<sißiogj  oQsaißiog.  Das  kürzere  oQig-ß&og  II.  5,  707  und 
ogsg-xülog  lassen  möglicher  weise  eine  doppelte  deutung  zu. 
Entweder  ging  ihnen  das  obige  end-*  verloren,  wie  ifsgig-ßioq^ 
was  seinerseits  jedoch  mit  slxBai-ntnlog  dgl.  (d.  h.  vorn  mit 
nomm.  act.  auf  -er*)  in  analogie  steht,  denselben  vocal  einbüsste. 
Oder  es  ist  darin  oqog  selbst  als  thema  enthalten,  nur  mit  b, 
wie  "^Ogia-rai  doch  auch  ein  bergvolk  (montani,  \gL  Montenegro) 
bezeichnen  wird.  Sonst  dafür  dQshijg,  d.  h.  wohl  mit  ausfall 
von  a  vor  »,  vgl.  x^Q'^^^^^  noXiti^g,  Hingegen  mit  «*  als  den 
Singular -dativ  anzeigend  oQsißdTtigj  wofür  poet.  mit  pl.  oQBCt- 
ßatijg.  Dann  aber  auch  an  stelle  von  oqsixvnog  mit  o* ;  oqoi' 
xvnog.  Kann  man  zweifeln,  letzteres  in  einer  gewissen  nacli- 
ahiiiung  von  xoQoi'Tvnog^  obschon  es  nicht,  wie  dieses  durch 
seine  bildung  als  lok.  nach  II,  gerechtfertigt  ist.    Auch  ist  der 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lantonterschiede.     207 

wohl  nur  sagenhafte  name  des  alten,  gls.  altfränkischen  dieh- 
ters  "^OqoißdvTiog  Ael.  V.  H.  11,  2  kaum  anders  zu  verstehen, 
als:  noch  der  zeit  der  rohen  gebirgswandeler  angehörig.  Auch 
in  oQOTvnoq  ist,  wie  in  manchen  andern  compp.  mit  neutren 
auf  -0^,  das  Vorderglied  so  behandelt,  als  sei  es  neutr.  nach  IL 
Vgl.  tat.  vulgivagtis,  wie  schon  im  gen.  vtdgi  II  trotz  vulgus  n. 
III;  foedi-fragus,  vulnifer  u.  aa.  Hingegen  oQioxvnoq  \Qvm,  aus 
dem  subst  oQoq  mit  dem  üblichen  zwischenvocal  o  in  coinpp., 
also  st.  OQS^'O,  vgl.  corparicida.  So  auch  ovQsocfoixog  neben 
QVQ6(Slif)o$Tog.  Gekürztes  adj.  ogsiog,  wie  etwa  in  oQBoaf?.&rov 
gegen  dqsmtsX^a  mit  lok.,  kann  es  in  den  beiden  genannten 
compp.  nicht  füglich  sein.  Dies  aber  entschieden  z.  b.  in  oqbiO' 
röfiog  (montana  pascua  frequenfatis) ,  allein  oQsn'ofjogj  Ölsaat- 
vöfiog  dem  strengen  wortverstande  nach  m  moiite,  in  montihus 
pascens.  —  Seltsam  zum  theil  nehmen  sich  auch  mehrere  compp. 
mit  noXig  aus.  JloliaQxog,  auch  mit  einschub  von  o  noXio^fv- 
Xaxim  sind  in  der  Ordnung.  Auch  no?.tovxoc,  woneben  doch 
auch  schon  noXii^o%oc^  dor.  noXivioxog,  trotz  no^af^Ttjg  ciniger- 
maassen  befremdet.  Aber,  was  soll  der  zischer  in  noXiaov%og^ 
auch  mit  (S<s^  und  noktaaorofiog?  Vgl.  Roediger,  Compos.  p.  43. 
91-  Wegen  noXixvrj  an  eine  ableitung  wie  vsoaaog^  oder  wohl 
gar  an  eine  solche  motion,  wie  ßatsihcaa  dabei  zu  denken  wage 
ich  nicht.  Allein  auch  annähme  eines  darin  versteckten  gen. 
noXtog  oder  wohl  gar  acc.  pl.  noXsig  empföhle  sich  nicht  allzu 
sehr.  Sollte  nicht  aber,  da  nohatsoog  vorhanden,  das  in  ihm 
enthaltene  <r<u^,  >die  stadt  gesund  und  unbeschädigt  erhaltend«, 
auch  in  nohcov%og  zu  suchen  sein? 

üebertragung  wenigstens  eines  asper  nach  vorn,  freilich 
nur  bei  verquickung  zweier  Wörter  durch  krasis,  ist  nichts 
ungewöhnliches.  Selbst,  wo  der  vocal  des  ersten  Wortes  über- 
sprungen werden  musste,  wie  in  ^otfidttov  f.  to  ifiduoy; 
■9-aifiätia.  Odtsgov  mit  äisgov  der  Dorier,  und  xoixsqog  contr. 
aus  9tal  o  tvsQog.  Auch  vielleicht  der  asper  in  tv«,  weil  es, 
vgL  uro,  s.  dshdmi,  ein  <;,  zunächst  w^ohl  in  asper  verwandelt, 
einbüsste.  Wie  könnte  man  ferner  läugnen,  iffiäXti^g  habe 
den,  wegen  äXXofiat,  salire,  berechtigten  asper  selbst  über  den 
endvocal  von  ini  hinweg  auf  die  präp.  verlegt,  um  ihm  eine 
firelstätte  zu  gewähren,  entgegen  dem  hom.  imäXfisvog,  selbst 
indi^vog  an  stelle  des  üblichen  tifik/j^iiui?  Auch  i^ftoQxelv 
Ahrens  11,  83.  —  Mir  auch  nicht  schlechthin  unglaubhaft,  eine 


208  A.  P.  Pott, 

gewisse  abergläubige  dcisidümonie  habe,  bereits  früh,  wo  nicht 
allein,  doch  unter  etwaigem  eindrucke  von  Volksetymologie, 
deren  schon  im  alterthume  mehrere  von  dem  worte  umliefen, 
sich  einmischend,  die  allzu  grosse  nahe  zwischen  O-sog^  im  fall 
einst  auch  mit  d  anlautend,  und  to  diog  auslöschen  wollen. 
Bei  staunen,  botheuerung,  fluche  enthaltenden  ausrufen  giebt 
es  ja  im  täglichen  leben  bei  uns  genug  beispiele,  welche  mit 
einer  gewissen  scheu  vor  missbrauch  von  heiligem  sich  nicht 
ohne  absieht  müssen  abenteuerliche  Verdrehungen  gefallen  lassen. 
Z.  b.  sapperment,  potz  (gottes?)  tausend,  herrje  (Jesus),  frz. 
pärhleu,  morhicu,  morbleu  st.  nwri  de  dieu.  —  Sonderbar  ist  ja 
auch  lat.  levir,  s.  devara-s,  aus  dem  bei  Nonius  ein  laevus 
herausgedeutet  wird  trotz  unläugbarer  gleichheit  mit  da^^q^  voc. 
däsQ^  sl.  djever  Mikl.  Lex.  p.  185.  Lith.  deveris,  s.  devdr.  Im 
anlaut  wiche  aber  das  lat.  so  gut  von  deus,  wie  ^«17^  von 
d^eog  ab.  Wenn  aber  das  griech.  wort  überdem  ä  (ags.  tdcar 
mit  c  aus  g  für  v)  st.  des  ursprünglichen  e  (ahd.  eeiMiur)  zeigt, 
so  geschah  es  wohl,  um  der  Wiederholung  von  e  in  den  meisten 
casus  zu  entgehen,  wie  ja  auch  deshalb,  mit  Vermeidung  des 
regelrechten  voc.  st.  s.  deva,  Osog,  deus  diesen  casus  vertreten 
mussten. 

Zuletzt  aber,  das  ^  in  ^sog  anbelangend,  mögen  doch  zu 
einer  gewissen  entschuldigung  noch  einige  beispiele  von  d-  für 
d  dienen.  An  stelle  erwähnter  media  sind,  wxnn  auch  erst  in 
späterer  zeit  und  unter  einfluss  eines  unmittelbar  folgenden 
asper  ov&Big,  (n^O^sig,  obschon  doch  keinesAveges  ovzs  «?^  Ahrens 
II,  84,  sowie  nach  deren  analogie,  obwohl  unter  durchaus  nicht 
mehr  zutreffenden  Verhältnissen,  odd^cftia,  fiiid^sfiia  gebildet. 
Sollte  ovTidapög  dies  beiläufig  zu  bemerken,  noch  den  dent.  der 
pronn.  im  neutr.,  also  Ti(d),  wie  quid,  in  sich  enthalten,  wie 
^fisdanog  den  abl.  asniat?  Auch  entstand  äv&qcanog  (d  unter 
aspirirendem  einflusse  von  q)  aus  ävdqeg,  gls.  mannsbild,  vgl- 
aväqonQoacdnog,  Das  mysteriöse  dqoip  und  ägtSneg^  angeblich 
äv^q(ano$,  welche  Bentley,  Opp.  p.  493  aus  Porphyrius  ver- 
zeichnet, sollen  in  räthselhafter  weise,  scheint  es,  zugleich  nach 
[AfQoneg  ävdqeg  hinspielen. 

Die  ächten  i  und  u  des  skr.  behaupten  sich  im  griechischen. 
Nur  hat  sich  das  u  zu  dem  mittellaute  ü,  wie  im  franz.  und 
holl.,  verdünnt.  Vgl.  auch  im  lat.  einen  medius  quidam  inter 
i  et  u  sontis.    C,  Ausspr.  l\  143.     Jedoch  hat  der  aeoliscbe 


tiatein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  tautanterschiede.     J20$ 

dialekt,  welchem  hierin,  wie  in  manchem  andern,  das  latein 
noch  näher  steht,  sich  auch  ein  u,  kurzes  und  langes,  gerettet, 
das,  in  ermangelung  eines  besonderen  lautzeichens  dafür,  mit 
dem  übrigens  auch  der  ausspräche  nach  diphthongischen  ov, 
z.  b.  xovyeg,  d.  i.  xvvsg,  s.  gunas,  wiedergegeben  wird.  Vgl, 
beim  Ulfllas  au  für  gr.  o  und  at  f.  «  in  lehn  Wörtern,  wie 
praufetus  (also  S,  und  nicht  itakistisch!),  nQO(p^Ttigj  praish 
bytaireis,  ngeaßvrs^og.  Ohne  zweifei,  indem  er  damit  falscher 
ausspräche  als  langes  6  oder  S  vorbeugen  wollte.  Bloss  ver- 
einzelt dagegen  liegen  unächte,  d.  h.  nicht  ursprüngliche,  #,  v, 
tnnog^  vtJj,  avüpvfAog,  navfjyvQtg^  in  dem  a-kreise  (a,  «,  o).  Nun 
bedenke  man  aber,  welche  fluth  unächter  %  und  u  (zum  theil 
vielleicht  letzteres  als  zwitterlaut  m),  d.  h.  solche,  denen  zeitlich 
die  kürzen  c  (als  mittelton  zwischen  a  und  i)  und  o  (mit  hin- 
neigung  von  a  nach  u)  vorausgingen,  über  das  latein  herein- 
gebrochen, in  einem  maasse,  dass  sich  die  unverfälschten  da- 
gegen ausnehmen,  wie  rari  nantes  in  gurgite  vasto.  Und  so 
maassen  sich  denn  dabei  eindringlinge  aus  dem  a-reiche  eine 
rolle  an,  welche  ihnen  von  vorn  herein  nicht  gebührt.  Sonst 
bleiben  ja,  wie  aus  dem  skr.  ersichtlich,  die  i  und  u,  trotz 
ihrer  charaktervolleren  bedeutsamkeit,  und  zwar  jenes  vermöge 
seiner  raschheit  und  höhe  (discant),  aber  letzteres  damit  im 
gegensatz  wegen  seiner  langsamkeit  und  tiefe  (bass),  —  viel- 
leicht gerade  deshalb,  —  angesichts  a,  welches  gleichsam  als 
urvocal  zwischen  beiden  die  mitte  hält,  ganz  ausserordentlich 
in  der  minderheit.  In  ihrer  massenhaftigkeit  maassen  sich  i  und 
u  im  latein  eine  rolle  an,  welche  an  sich  ihnen  so  wenig  ge- 
gebührt, als  etwa  dem  im  deutschen  wuchernden  e. 

a)  Im  griech.  zeigt  sich  an  stelle  des  skr.  a- lautes  als 
bindevocal  zwischen  wurzel,  oder  stamm,  und  personal- 
endung,  —  abgesehen  von  perf.  und  sigmatischem  aor.,  welche 
als  charakteristicum  «  haben,  —  ein  €,  jedoch  vor  nasalen 
meist  ein  o-laut,  der  sich  hienach  mehr  zu  diesen  hingezogen 
fühlt  Vgl  Usyov  1.  sg.,  3.  pl.,  ilirofiev,  aber  Uey^g,  €,  ste. 
Ein  solches  imperf.,  wie  desgl.  sog.  aor.  2.,  geht  dem  lat.  ab. 
Allein  lego  =  iUy»  (s.  d-ww),  hingegen  im  conj.  unter  anschluss 
an  die  anderen  personen  legam,  legämus,  legänt  gegen  Xiyta 
(anch  noch  unverstümmelt  im  conj.  Ixco/ii),  XiyoifiBv^  «ex*  und 
Ugwiü  «a  dor.  Uyovxty  gew.  ovtSi  vertragen  sich  recht  gut. 
Auch  etwa  inquam  nicht  zu  s.  khyämi,  sondern  als  bescheidener 

BriiMkcift  mr  t«^  Spnchf.  N.  F.  VI.  2.  1^ 


210  A.  P.  Polt, 

conj.,  vgl.  insecr,  wie  die  1.  sg.  im  ful.  auf  a^n?  Mit  bezug  auf 
letzlere  sei  der  parallele  in  den  östlichen  sprachen  Indiens  ge- 
dacht. Iloernle,  Gaudian  lang.  p.  331.  333:  The  pres.  conj.  is 
occasionally  used  in  the  fut.  indic.  Freilich  eig.  the  old  pres. 
indic.  Das  «,  lal.  o,  der  1.  pers.  sg.  erklärt  sich  demnach  als 
verbliebene  einwirkung  des  nasals  auch  nach  dessen  abfall. 
Man  vgl.  dasselbe  co  im  gen.  pl.  wv,  z.  b.  noötav^  pcdum,  skr. 
pad-dm.  Ferner  im  du.  -tov  st.  tarn,  allein  -rjyv  st.  -iäm,  wo- 
gegen im  imper.  -tcdv  unter  anschluss  an  -tw  =  s.  tat.  Sonst 
legitis  und  Uysve.  Nun  haben  wir  in  legimus,  legunt  ein  »,  a 
an  stelle  des  griech.  o,  sowie  auch  sum,  siimus,  snnt  und  quae- 
sumus.  Namentlich  vor  dem  m  als  lippen- nasal  stellten  sich 
ja  vermöge  einer  gewissen  attraction  die  homorganen  vocale 
0  und  u  ein.  Auch  steht  u  überdies  oft  vor  labialen  conso- 
nanten  G.  Ausspr.  P,  143  ff.  mit  theihveise  zwischen  u  und  t 
schwankender  lautfärbung.  Die  dortigen  beispiele  indess  haben 
nur  zum  kleinsten  theile,  z.  b.  artuhus,  mmiubus  gegen  abge- 
schwächtes i  in  fructibus,  cornihus  u.  s.  w.,  luhido,  IcLcrimae 
(ddx()Vfia)  wirkliches  u  zur  Voraussetzung.  Viel  öfter  einen  in 
die  a-reihe  fallenden  vocal,  z.  b.  im  superl.  optumus,  ma^icumtis, 
deren  suff.  =  s.  tama.  Kürzer  gr.  tßäofjiog,  scptimus;  decuma. 
Das  ältere  o  hat  sich  übrigens  noch  vor  nt  erhalten  C.  s.  260 
in  trcnwnti,  exfociont.  Da  aber  selbst  in  der  III.,  d.  h.  starken 
conj.,  in  der  älteren  zeit  sich  länge  in  2.  3.  sg.  ts,  U  vorfindet, 
rechtfertigt  sich  freilich  der  von  ihm  s.  353  hieraus  gezogene 
schluss,  es  müsse  ihnen  eine,  dem  gr.  f#g,  €1(1)  entsprechende 
länge  zum  gründe  liegen,  die  sich  nachmals  verkürzte.  Also 
läge  der  fall  anders  als  in  legMs  dgl.  Merkwürdiger  weise  hat 
das  part.  präs.  z.  b.  Icgentes  mit  e  trotz  0  in  liyovrsgj  und 
zwar  in  abweichung  von  legunt.  Nur  in  eimtis,  iowog  gegen 
icns,  ifiv  (s.  Ihema  yant)  bricht  \vieder  u  durch.  Wie  desgl. 
in  einzelnen  gerundiven,  z.  b.  repetundarum  mit  u  neben  e. 
Im  passiv-particip  cUumnus,  Vertumnus  (wechsel  der  Jahreszeiten). 
Trotzdem  als  2.  pers.  pl.  legmini  u.  s.  w.,  wohl  in  folge  von 
assimilation,  zweimaliges  kurzes  t. 

Ausserdem  neigen  0  und  u  sich  ganz  besonders,  nicht  bloss 
labialen  (so  auch  einem  voraufgehenden  v,  z.  b.  vox,  voster,  valgus), 
nein  ferner,  was  weniger  einleuchtend,  einem  nachfolgenden  l 
zu,  ganz  besonders  in  geschlossener  silbe.  Nur  scheinen  sich 
die  Gegensätze  i  und  u  vor  l  nicht  zu  vertragen,  weshalb  dann 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautonterschiede.     211 

-ioltis,  a,  wie  z.  b.  sciolus,  fdiolus;  viola.  Man  nehme  volo,  vuU, 
Dag.,  wo  i  oder  e  dem  l  folgen,  vermöge  einer  art  vocalischer 
anziehiingskraft  mit  e:  velim,  velle^  vellem  nach  dem  muster 
von  sim,  esse,  essem.  Aber  futural  gebraucht  volam  conj., 
voUs  u.  s.  w.  opt. ,  der  form  nach  wie  feram,  (p^Qco^  feres, 
(f^QOic.  Noch  mehr  mit  v  voraus:  vtiUtis,  wenn,  was  nicht  un- 
wahrscheinlich, mit  l  st.  r,  zu  o^ofco,  gewahren,  wdlimehmcn, 
und  vfdiur  zu  vorare,  und  sogar  das  suff.,  wie  toq  mit  kurzem 
vocal?  Vulnus  zu  vcllo?  s.  früher.  Vulgus,  s.  varga,  und  j^rö- 
mulgare  mit  tn  st.  m-v,  aus  in  vulgiis.  Btilga,  lederner  ranzen, 
s.  Ben.  Mhd.  Wb.  unter  büge^  schwelle  auf.  Vulpes,  lupus  und 
d.  tcdf  zu  s.  lu^)^  woher  vihipya^  zerstörbar,  vilumpaka  rauber, 
dieb.  Bulbus,  ßoXßog;  puls,  ttoItoc,  Fulgeo,  fulgur  mit  zwei- 
maligem M,  yUyco,  (fA.6^^  wie  mulgeo,  cifialyo}^  d.  melken.  — 
Auch  ohne  voraufgehenden  labial:  stolidus^  stultus,  wie  ollus, 
ultra.  Columen,  ctdmen.  Culmus,  calamus,  unser  halm.  Culter^ 
wohl  nicht  zu  colere,  cuUus,  sondern  zu  s.  hart,  schneiden,  mit 
l  wegen  r.  Adultus^  sepultus;  calim,  caligo,  oceulere;  pepuli, 
pulsiis;  perculi,  perculsus;  inculcare.  Insidtare  zu  insilio,  salio; 
aber  i^isidsus  umlautend  aus  salsus.  Facultas,  simultas  auch 
im  sinne  verschieden  von  facultas,  similiias.  Simvlare  etwa 
nicht  zu  similiSy  sondern  von  einer  form  auf  tdus,  vgl.  öfiaXog? 
Simulj  proctd  (zu  procello?)  apok.  —  Entlehnt:  Ilercides,  Aescu- 
lapius,  auf  der  sardinischen  trilinguis:  Aescolapius,  Rödiger,  Berl. 
Ak,  1870  s.  268,  mit  einschub  von  u.  Letzteres,  als  gehörte  es 
zu  aesadus.  Aplustre  aus  äqlaarov,  als  wäre  es  analog  mit 
palustris.  Cafapulta,  xatanüaTjg.  —  Ausserdem  öfters  u  vor 
dem  sufif.  laüus,  auch  wenn  dies  in  dem  grundworte  nicht  vor- 
handen. Turbxdcntus  trotz  herkunft  aus  turba;  Itdtdentus  aus 
IL  und  hienach  carpidentus,  wie  virulentus  von  dem  heterokl. 
virus,  i  n.  Luctdentus,  apide^Uus.  Violentus  wegen  i  mit  o,  wie 
in  sciolus  dgl.  EF.  P  64,  und  selbst,  obschon  noch  ein  n  da- 
zwischen steht,  vinölentus  gegen  temtdenius,  und  sanguinolenius 
mit  der  nebenform  sangudentiis,  vgl.  acc.  sanguem,  Macdcntus 
wegen  niacies.  Gracilenius  neben  gracdis  und  dem  doch  wohl 
participialen  cracentcs.  Dag.  trueulentus  von  irux.  Durch  an- 
ähnlichung  von  lippenconsonanten :  bubus,  wie  umgekehrt  soboles, 
aucupes,  recupero,  vitupero,  contubernium.  —  Wenn  jpiXka  nicht 
wäre,  brächte  man  ohne  grosses  zagen  pidex,  ahd.  floh,  mhd. 
vl6h  zu  vliuhe,  fliehe,  seiner  flüchtigkeit  wegen.    Freilich  müsste 


212  A.  F.  Poll, 

dabei  vorausgesetzt  werden,  im  lat.  sei  die  wz.  zu  einer  zwa- 
silbigen  auseinander  gezerrt,  v  in  vlöh  aber,  wie  z.  b.  in  vlög, 
fluss,  zu  verstehen.  —  Ausserdem  hat  das  «  in  den  demra.  mit 
-adus  assimiiirend  auf  den  vocal  in  den  primitiven  auf  o»  ein- 
gewirkt. So  homun-culus,  Urwn-cuius,  orafiun-eula,  wie  ja  aach 
arbuscula,  minusöulus,  opusctdum  u.  s.  w. 

EntgegengeseUt  dem  ist  die  beachtenswerthe  abneigung, 
welche  gegen  ein  i  vor  sich  das  r  zur  schau  trägt.  In  analogen 
lallen  nämlich,  wo  anderwärts  i  steht,  gesellt  es  sich  an  dessen 
statt  e  bei.  So  denn  legere,  legcrem,  erim,  eram,  ero,  während 
doch  legissem,  legisse,  vgl.  essem,  esse.  Auch  z.  b.  moreris  gegen 
rnorUur.  Nirgends  ferner  findet  sich,  woran  bereits  EF.  U^  67 
erinnert  worden,  vor  r  ein  sonst  doch  so  häufiger  umlaut  zu  t. 
Verba  mit  er  lassen  in  compp.,  wie  a/fero,  aggero,  desero,  keinen 
umlaut  zu.  Solche  mit  ar  höchstens  den  minder  schwachen  mit 
c,  2.  b.  pauper,  vipera  a.\ispario,  iniperare.  Iners.  Dann /öederis 
dgl.  {nom.  us),  cineris,  ptilveris  (nom,  änis,  pulvis)  g^enüber 
dem  i  in  fluniinis  u.  s.  f.  —  Auch  schiebt  sich,  s.  oben,  vor  r 
nach  erfolgter  apokope:  ager  st.  äy^of,  celeher  st. -bris  ein  e  ein, 
wie  ter  aus  tgli  geworden,  und  temi  sich  zu  trini,  cemo  zu 
discrimen,  xQtvca  verhält.  Auch  sacerdos  und  uterculits,  jedoch 
von  vierus,  neben  «tricultts.  So  denn  femer  cdeher-rimus,  aber 
facüAiwus,  indem  t  vom  suff.  ~timus  durch  progressive  asä- 
milation  nur  noch  virtuell  verblieb.  —  Uebrigens  ist  i  nicht 
gänzlich  vor  r  ausgeschlossen.  So  in  dir-imo,  wo  für  cU$,  ir-r 
st.  »rt-r.     Firmus  von  s.  dhar,  halten. 

Wir  haben  bereits  oben  bei  gelegenheit  der  i-  und  ti-decl. 
erwogen,  dass  sich  diese  vocale,  wo  ursprünglich,  mehrfach 
standhafter  behaupten,  als  mit  ä  und  genossen  S,  ö  der  fall  zu 
sein  pflegt.  Einzeln  freilich  sind  sie  dem  Wechsel  unterlegen. 
Da  haben  wir  also  z.  b.  in  fructibus,  aniada  dgl.  umspringen 
von  u  aus  seiner  tiefe  in  das  hellere  i  vor  uns,  welcher  Sprung 
jedoch  durch  einen  übergangslaut  von  der  art  des  gr.  v  ver- 
mittelt  sein  mag.  Allein  auch  nicht  jedes  ursprüngliche  »  ist 
von  dem  Schicksale  des  wandeis  verschont  geblieben,  w^ 
doch  z.  b.  acc.  wie  ignem,  s.  agnim,  und  abl.  auf  c.  Wir 
werden  sehen ,  dem  lat.  kurzen  end-i  ging  es  seinem  alten 
adelsbriefe  zum  trotz  nicht  allzu  gut,  indem  es  an  dieser  stelle 
weitaus  im  übermass  zu  charakterloserem  e  entartete.    Auch' 

Tfirlnr  sich   niiliint(>r    rtna  i.  7^   h.   vnn    illuittris.   trigtü.    in    nhll. 


Latein  u.  c^iech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterscbiede.     213 

wie  ülustrare,  contristare,  nicht  anders  wie  der  thematische 
vocal  von  albus  z.  b.  in  albare,  albere,  oder  der  von  serws  in 
servire.  Dagegen  z.  b.  aestuare,  manticUis,  frtictuosus,  fruduarim, 
übrigens  auch  igni-arius. 

b)  Das  gr.  pflegt  im  ersten  gliede  der  composition  den 
thematischen  ausgang  o  (seltener  ä,  ly),  i,  v  aufrecht  zu  halten. 
Auch  hierin  mit  ihm  uneins  das  latein,  welches  über  alle  diese, 
an  sich  wohlberechtigten  anspräche  auf  auseinanderhalten  gleich- 
gültig hinwegsehend  die  unterschiede  erbarmungslos  in  dem 
einen  t,  als  deren  allgemeinem  Stellvertreter,  verschwimmen  lässt. 
Taeäifer  st.  öqöo(p6Qog;  niuüiscitis,  armiger;  fractifer  (frudi- 
ficare)  neben  ignifer;  frugifer,  Ardpotens,  arci-  (auch  arqui-) 
ienens  von  arcus,  arqwus,  trotz  arx.  —  Auch  in  den  ab- 
leitungen  zeigt  sich  häufig  ein«,  sei  es  als  abschwächung  des 
thematischen  auslautes  oder  als  hilfsvocal  zwischen  primitiv 
und  suffix.  Man  nehme  beispielsweise:  justüia  wie  tristi-tia, 
Patrimonium  wie  testi-monium;  veritas:  civi-tas;  beatüudo:  farU- 
iudo;  monüor,  monitus  und  daher  monitare. 

In  der  lat.  flexi.on  des  nom.  hat  i  den  bescheideneren  theil 
für  sich  behalten,  den  grösseren  dem  o  und  später  dafür  u  über- 
lassen. Die  ganze  IL  decl.  im  gr.  und  lat.  setzte  durchweg  o 
an  stelle  der  unzweifelhaft  primitiven  a-laute,  und  selbst  das  i 
st.  Oio  oder  o$  und  is  =  o$g  (s.  früher)  sind  blosse  schein- 
ausnahmen. Jedoch  liegt  dem  e  des  vocativs,  z.  b.  o  bone, 
d  gfiXe^  gegenüber  dem  auch  unbekleideten  vocativ  mit  a,  z.  b. 
deva  (lat.  und  gr.  misslauts  wegen  durch  den  nom.  ersetzt)  im 
s.,  wohl  inslinctiv  der  trieb  zum  gründe,  den,  so  zu  sagen,  interj. 
ruffall  durch  eigenthümliche,  gerade  in  den  laut  verlegte  Sym- 
bolik (vgl.  im  skr.  nach  entgegengesetzter  seile  durch  kürzung 
oder  längung  des  thematischen  vocals)  zu  kennzeichnen.  — 
Erst  verhältnissmässig  später  traten  u-s,  u-m  an  stelle  von  <h8, 
(HH,  welche  noch  zum  gr.  o-c,  o-v. stimmen.  Dies  us  ist  dem- 
nach grundverschieden  von  dem  gleichlautenden  der  IV.,  weil 
in  letzterer  das  u  ein  ursprüngliches  ist.  Der  dat.  «  =  s.  äya 
hat  im  lat  6  jede  erinnerung  an  einstigen  i-laut  in  der  endung 
eingebfisst,  während  diese  sich  in  ae  (alt  d-i,  wie  ret)  =  q,  ^ 
lebendig  erhielt.  Meine  DMZ.  XXXIII  s.  39  ausgesprochene 
vermutbung  aber,  die  ein  richtungsverhältniss  wohin  ausdrücken- 
den advv.  idiro  citroque;  adeo,  quo,  eo  (abll.  beim  compar.  wie 
imclto),  huc  (st.  huic  loco?)  möchten  dative  sein,  erhält  eine  ge- 


214  A.  F.  Polt, 

wisse  bestätigung  durch  den  gebrauch  des  dat.  bei  verben  des 
gehens  im  s.,  z.  b.  vanäya  gacha,  im  sinne  des  Zieles.    Gaedicke, 
Accus,  s.  141,  vgl.  s.  133.    Ac  aber  haftete  vielleicht  deshalb 
fesler,  weil  sich  der  entsprechende  dat.  f.  im  s.,  wie  auch  sonst 
gern  feminalformen,  zu  dyäi  gesteigert  zeigt.    Die  übliche  daliv- 
endung  s.  e  (lat.  t;  aber  gr.  -i  in  III.  =  s.  ^  ist   loc.)  scheint 
mir  aus  abhi  mit  auskernung  zu  ahi,  und  dann  e,  contrahirt. 
Vgl.  frz.  y,  it.  ivi,  lat.  ibi,  dessen  schluss  ja  auch  gerade  auf 
s.  ahhi,  zd.  aihi,  aiwi,  zurückgeht.   Von  rückführung  der  aspiratä 
überhaupt  zu  blossem  hauche  enthält   das  buch  von  Hoernle, 
Gaudian  lang.  §  IIG — 120  eine  menge  belege,   und  so   denn 
auch  von  bh  zu  h.    Ein  mit  dem  lat.  ihm    gemeinsames  und 
deshalb  besonders  interessantes  beispiel  kennt  auch  schon  das 
skr.    Nämlich  ma/iy-am,  d.  i.  mi-ki,  während  tubliy-am  =  lat. 
tibi  {b  ohne  hauch)  und  im  pl.  bhy-as  (lat.  -6ws),   instr.  bhis, 
und  zumal  äis  s.  weiterhin.    In  devdiya,  ^fw,  deo  aber,  und 
ihres  gleichen,  gilt  mir  der  schluss  als  gedoppeltes  i  oder  äi, 
wenn  man  will,  wie  ja  z.  b.  devas-as   der  Veden  auch   eine 
Wiederholung  der  plural-endung  enthält.   Das  ay-a(y)  hätte  dem- 
nach den  Schlussbuchstaben  eingebüsst,  wie  z.  b.  der  loc.  t;at»c 
vor  vocalen  zu  va^ia  (st.  ay)  äsU  wird,  selbst  ohne  scheu  vor 
hiatus.    Ferner  halte  ich  advv.,  wie  ycUra  kidracit  (wo  es  auch 
sei),  gleichfalls  für  gekürzte  locc.  (vgl.  dagegen  lat.  postri'die)^ 
deren  ^  des   i-momentes    gerade   so  verlustig  ging,    \vie   die 
endung  ta,  gr.  %o  an  stelle  des  volleren  t(},  tat.    Im  dat  sg. 
fem.  üM^dydi  für  äi  -f-  di  mit  auch  sonst  üblicher,  charakteristisch 
für   die    motion    bedeutsamer    vocalsteigerung    hat   sich   jene 
endung  mit  dem  feminalen  ä  des  thema  verquickt.  —  Auch 
im  d.  und  abl.  pl.  -bus,  alt  z.  b.  fiavebos,  wird  das  indische  a 
in  bhyas  (mit  überhörung  von  jot)  durch  o,  später  «  vertreten. 
Möglicher   weise   unter  einwirkung  des   lab.  b.     Indess  gehen 
auch  die  advv.  intus,  subtus,  radicitiis  u.  s.  f.,  sowie  die  gr.  auf 
"XÖg:  ivTog,  ixrog  auf  s.  -tcLS  zurück.     Von  neutr.  auf  -us  als- 
bald.    In  widerstreit  mit  dem    gr.  jedoch  hat   das   lat.  z.  b. 
voc-is,  orrog^  s.  väc-as,    und  voc-cm  st.  07r-a,  vdc-am,   obwohl 
vocibus,  s.  vägbhyas.    Allein  vereinzelt  mit  u  z.  b.  nominus  an 
stelle  des  späteren  nominis,  s.  ^lämnas. 

Das  u  im  pass.  und  reflexiv-verbum  (dep.),  z,  b.  legitttrr, 
legimiii-r,  legimu-r  bedarf  noch  einer  besonderen  erklärung. 
B  aus  sc  bat  sich  in  lego-r  schwerlich  früher  als  nach  Verlust 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     215 

von  -im  hinter  -lego  eingefunden.  In  legimur  giebt  sich  noch 
legimm  mit  seinem  u  (dagegen  gr.  XiyofAeg,  s.  -mos,  ved.  -tnasi) 
zu  erkennen.  Allein  legimus  -|-  se  hätte  wohl  ein  s-s,  aber 
sicherlich  kein  einfaches  r  erbracht,  assim.  rr.  Man  musste 
also  darin  vielleicht  eine  asigmatische  form,  wie  im  skr.  ge- 
l^entlich  -ma  st.  -mas,  und  gr.  (as-v  {v  bloss  ephelkystisch)  in 
Verbindung  mit  se  voraussetzen,  welches  so  sein  s  zwischen 
vocalen  konnte  rhotakistisch  werden  lassen.  Sonst  bliebe  etwa 
noch  als  andere  möglichkeit :  es  stecke  in  jenem  -mur  noch  ein 
volles  gegenbild  zu  der  ved.  endung  -wo-si  (ich  und  du).  Dessen 
8  konnte  dann  nach  anheflung  von  se  zu  r  werden,  woraus 
leicht  r-s  (st.  ri-s)^  durch  assimilation  aber  rr  wurde,  wovon 
im  auslaut  nur  eines  hörbar  blieb.  Vgl.  schon  oft  von  uns 
angezogenes  lat  quater  st.  s.  catur(s)  (desgl.  pitus,  lat.  patris\ 
wie  ter  ==  tris.  —  In  le^erirs  hat  sich  das  s  von  se  behauptet, 
während  hier  das  s  der  2.  pers.  seinerseits  zu  r  wurde,  und 
diesem  zu  lieb  auch  e  hat  und  nicht  das  i  von  legis.  S.  früher. 
Woher  nun  aber  das  i  in  legeri-s?  Ich  kann  nicht  anders 
glauben,  als  wir  haben  darin  noch  die  ganze  ungekürzte  endung 
2.  pers.  =  s.  si  vor  uns,  welche  der  Grieche  einzig  in  ia-ai 
==  s.  a-si  rettete.  In  legitiHr,  leguntu^  scheint  das  i  der  vollen 
endungen  (gr.  noch  ti,  vt»,  lat.  übrig  in  tremonti)  vor  r  ver- 
dampft. 

Femer  zeigen  in  nicht  sehr  gewöhnlicher  weise  (doch  z.  b. 
pignus  aus  pango;  prolixus  aus  laxus)  statt  des  in  der  positions- 
klemme  üblicheren  e  die  zahlen  viginti,  triginta  bis  nonaginia 
aufwärts  ein  i,  während  centum  und  mit  ihm  ducenti  —  nongenU, 
gerade  wie  in  der  ersten  silbe  von  deceni  die  additiv-zahlen 
undecim  u.  s.  f.  das  e  bewahren.  Dagegen  haben  wir  nach 
griechischer  gewohnheit,  welche  o  st.  a,  s  vor  nasal  liebt,  nicht 
nur  tQtdxovva  bis  ivpsp^xoviaj  sondern  auch  in  den  adjeetiv- 
bildungen  der  hunderte  diaxociot  u.  s.  w.  OiTenbar  im  letzteren 
falle  als  nachwirkung  des  ohne  vocalische  ersatz-längung  unter- 
gegangenen r.  Das  (T  aber  erzeugte  sich  unter  assibilirendem 
einfluss  des  nachfolgenden  i  aus  r,  wie  in  Bixoai  =  viginti,  ob- 
sehon  der  dial.  von  Eiis  in  j:lxari'=  s.  vingati,  die  tabb.  Heracl. 
dutxdT$oi^  TQiaxärioi  Daniel,  de  dial.  Eliaca.  Hai.  S.  1880 
p.  14,  sowie  das  gr.  insgemein  in  s-xarov  (mit  tv)  =  s.  gatam 
das  ursprüngliche  a  bewahrten.  Vgl.  noaog^  %6a-aog^  im  fall  ver- 
gleichbar mit  quantus,  tantus  unter  etwaigem  ausfall  von  *des 


216  A.  F.  Polt, 

suff.  io.  Vgl.  z.  b.  2sXivovmog  und  dafür  auch  SeX$vov<f$og 
von  2sXivovg,  reich  an  eppich,  wie  süvosa  =  vXfjsaaa.  Sonst 
steht  i  in  quinque  gr.  «  gegenüber  in  nitzs^  ni/insy  obwohl 
s.  panca  mit  a  vor  nasal.  Es  würde  zu  weit  führen,  hier  auf 
die  von  Äscoli,  Studien  s.  85  ff.  gewagte  entscheidung  einzu- 
gehen, wonach  nicht  dem  n,  z.  b.  in  goth.  sibun,  niun,  taihun, 
sondern  dem  m,  wie  im  lat.  Septem  u.  s.  w.,  die  Priorität  zu- 
erkannt wird.  Nur  sei  kurz  erinnert:  die  goth.  Wörter  sind  für 
seine  theorie  untauglich.  Ihr  n  ist  schwerlich  aus  m  entstan- 
den ;  denn  das  s.  cmh  im  neutr.  und  im  acc.  sg.  werden  regelrecht 
gekappt.  Auch  bin  ich  weit  davon  entfernt,  ein  m  für  das 
dualische  du  (ved.  ä)  in  ashtäu  wie  dväti  einzuräumen,  wie 
uns  schon  das  v  in  oääv-tis  lehrt.  Für  den  uns  vorliegenden 
fall  genügt:  der  nasal  in  viginti,  tQuixopta  u.  s.  f.  rührt  von 
der  geköpften  zehnzahl  her  (auch  das  bestreitet  Ascoli  ver- 
gebens), sei  er  nun  m  gewesen,  wie  in  decem  {septuaginta  vieU. 
mit  ausfall  von  m,  wegen  eßöo/A^xovta  ^  und  nicht  aus  dem 
Card.?),  oder,  wie  die  analogie-gerechte  Voraussetzung  daQa(n) 
für  das  skr.  verlangt,  n.  Das  skr.  Hess  den  nasal  der  zehner 
fallen.  Viell.  nach  vorausgegangenem  rhinismus,  wie  im  slavi- 
schen,  meinetwegen  eines  n  sonans,  womit  man  ja  jetzt  glaubt 
Wunderdinge  hervorzuzaubern.  Zur  noth  also  zwar  wie  gorta 
von  gam,  falls  wirklich  daga(m)  die  Urform  wäre.  Natur- 
gemäss  aber  doch  vingati,  wie  ta^td  part.  von  tan,  vavogj  und 
ixaToVf  d.  i.  einhundert,  und  gaiam  (mit  Wegfall  von  da,  vgl. 
dagati,  prägnant  für  100,  obschon  gew.  dekade)  als  aus  mul- 
tiplication  von  10  mit  sich  selbst  gewonnene  summe.  Das  m 
in  dccent  u.  s.  w.  halte  ich  meinerseits  für  secundär.  Wie 
quinque  (nivxs^  allein  in  compp.  nsvta-)  mochten  decem  u.  s.  w. 
urspr.  in  e  enden.  Allein  vielleicht  heftete  man  ihnen  erst  später 
m  an.  Und  zwar  nach  dem  nmster  von  neutren  auf  u-m,  wie 
auch  centihm.  Jedoch  ohne  den  vocal  mit  umzuwandeln,  so- 
dass ihr  ausgang,  äusserlich  zum  a  in  dixa^)  stimmend,  dem 


^)  Den  Ursprung  dieses  Zahlwortes  anlangend  sei  mir  ein  wagniss  ver- 
ziehen. Der  duale  ausgang  von  s.  dshtäUt  oxro),  goth.  tihtau,  habe  ich 
stets  gemeint,  müsse  seinen  grund  haben  in  der  Zählung.  Wegen  er- 
klärung  von  o^,  als  coacervare,  rieth  ich  sonst  auf  »2  häufen  zu  je  4c, 
mithin  ==  8.  Nun  geht  aber  von  ag,  anlangen  bei,  das  subst.  ashfi,  er- 
reichung,  aus,  und  ud-agt  an  die  spitze  kommen,  bis  an  etwas  reichen, 

ArrAirhAn       Wii»  H»_    wpnn    wir  nicht,    hlnsn  R.    snndpm    Aiinh    10  nanh  Her 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.    217 

von  den  acc.  pedevn:  noda  ähnlich  sieht.  In  betreff  des  e  in 
em,  also  decem  f.  dixa,  daga,  darf  noch  in  betracht  gezogen 
werden:  die  neulra  auf  n  verlieren  im  s.  und  zd.  in  nom. 
und  acc.  sg.  das  schluss-n,  wie  z.  b.  s.  ndma  (nomen),  zd.  däma, 
(töhava.  Das  gr.  behält  den  nasal,  z.  b.  in  ä^Qijv,  £v,  zd. 
arsha(n),  bei.  Also  wie  das  lat.  nomen.  Nicht  unglaubhaft 
jedoch,  es  habe  sich  beim  neutr.  der  bei  o  (st.  on)  in  m.  und 
f.  weggelassene  nasal  in  den  lat.  neutren  auf  n  in  den  beiden 
gleichlautenden  singular-casus  aus  den  obliquen  (vgl.  die  conj. 
nani  gekürzt  aus  s.  näma[nj)  erst  wieder  hergestellt.  Wenn 
nun  decem  mit  genossen  einst  wie  quinque  ausgingen,  später 
aber  ein  m  sich  zulegten,  mit  beibehaltung  von  e:  so  will  mir 
scheinen,  es  sei  geschehen  mit  halbem  blick  nach  neutren  auf 
-um  und  anderseits  mit  halbem  nach  der  analogie  von  nomen, 
als  ursprünglichem  ausgangspunkte  =  s.  daQa(n)  wie  ndma. 
Das  neutr.  %.  als  collectiv  gedacht.  Uebrigens  steht  lat.  schluss- 
em  nicht  bloss  im  acc.  der  III.  decl.,  sondern  auch  in  item  = 
8.  %t4ham  ind.  am  gegenüber.  Man  wird  aber  unter  berück- 
sichtigung  des  instrumentalen  it-thd  (lat.  gekürzt  itä)  wohl 
kaum  fehlgehen,  sucht  man  in  iUtham  neutralen  acc.  des  suff. 
iha  der  Ordinalzahlen.  Sind  doch  das  wie  und  grad  analog  der 
zablenordnung.  Gr.  dixa  sammt  Bnxä  und  ivvia  aber  lassen 
dch,  obschon  sie  der  Qexion  entbehren,  dem  äussern  nach  fast 
wie  plural-neutra  an  nach  weise  von  tQia,  tixxaqa,  Mussten 
doch  ohnedies  die  zehner  auf  -ginta,  ^xovxa  dem  obre  wie  plur. 
neutra  (und  das  sind  sie  meines  bedünkens  wirklich,  nicht  fem. 
sg.)  klingen.  Das  i  in  -ginta  vergliche  sich  wie  früher  bemerkt, 
einigermassen  demjenigen  in  undecim  u.  s.  w.,  das  sich  als  um- 
laut  zur  erleichterung  der  compp.  bildete. 

c)  Ein  kurzes  end-c,  was  sich  an  stelle  von  i  setzte,  sei 
jetzt  unsere  sorge.  Das  gr.  weist  nicht  allzu  viele  s  am  wort- 
Schlüsse  auf.  In  subst.  und  adj.  fast  nur  im  voc.  der  IL,  z.  b. 
Savs^  ci  fiiXs,  ^U,  yXsij  in  einklang  mit  dem  imper.  Xiye,  lege; 
f^Q$,  gekappt /er  wie  opaer.  In  beiden  fallen  s.  a.  Im  du.  6a<f€  (s) 
u.  s.  w.    üivTs  s.  vorhin  wie  quinqtie,  mit  ihrem  abweichenden  e 

erreichung  eines  bestimmten  endpunktes  benannt  fassen?  Die  Zählung 
bei  verschiedenen  ungebildeten  Völkern  geht  vom  kleinen  finger  aufwärts. 
So  erhftlt  man,  vor  dem  daumen  halt  machend,  eine  tetrade,  und  die 
gleiche  an  der  andern  band  hinzugenommen,  noch  eine  dazu,  mithin  zu- 
8.    AlBoashfäu  s.  v. a.  »die  zwei  erreichtenc,  und  d-aga  »spitze«? 


218  A.  F.  Pott, 

gls.  die  mitte  der  dekade  abschneidend  als  eine  art  ruhepunkt, 
wie  im  skr.  von  GO  shashti  (gls.  versechsfachung,  nämlich  der  10) 
eine  andere  bildung  der  zehner  anhebt.  Daher  denn  auch  wohl 
im  gr.  flexion  nur  bei  1 — 4.  Im  ksl.  (Dobr.  Inst,  p,  598, 
vgl.  589)  werden  die  eben  genannten  Zahlwörter  nach  weise 
von  adjj.  mit  subst.  construirt,  während  pjaf,  sJwsf  u.  s.  w., 
sfo  100  u.  s.  w.  wie  sing.-subst.  das  verbum  im  sg.  erfordern. 
Vgl.  auch  Fleury,  Un  peuple  retrouve  p.  67.  —  Dann  im  pron. 
die  acc.  ifiS^  ci,  I,  dem  anschein  nach  gekürzt  aus  lat.  tnS, 
U,  sc,  im  s.  mä,  fvd  (rell.  fehlt),  und  ihnen  in  singularer  col- 
lectivform  nachgebildet  äpfis,  vfifis,  DMZ.  XXXIII  23.  Oder 
zieht  man  vor,  mit  Curtius  (s.  auch  Oesterr.  Sitzungsber.  XCII) 
darin  die,  nach  indischem  brauch  auch  thematisch  verwendeten 
ablative  fnät,  tvät  (lat.  mit  länge  med,  tSd,  wie  s.yasmcU),  asmat, 
ytishmat  (vgl.  ^fisö-ancg,  vfisö-anög,  ablativ  vor  cktto),  wieder- 
zufinden? ^fAid^sv,  ü€&€v,  tO^€v  enthalten  natürlich,  trotzdem 
dass  nccQotO^s  unzweifelhaft  eine  locativform,  wie  otxot,  ein- 
schliesst,  wie  xaiiald^sv  aus  xafxai,  neben  xafid^BVy  ja  x^f^o&^y, 
keinen  acc,  und  weichen  im  voc.  ab  von  no&ev^  avro^svn 
äfAO^Bv,  ofiod^svj  olxo^sv,  /nijxöi^sv,  selbst  äXo&sv.  Vgl.  auch 
das  €  vor  t  in  ^iiixsQoq  u,  s.  w.  Auf  früheres  a  wird  dies 
B  doch  wohl  hinauslaufen,  man  müsste  denn  darin  ein  ver- 
kümmertes  st  als  Steigerung  von  i'  erblicken ,  vgl.  z.  b.  ^i^bH 
mit  TQBtq  =  tray-as.  In  dem  Schlüsse  -d-s  oder,  v  wohl  nur 
ephelkystisch,  -d-sy  erblicke  ich  den  in  unde  u.  s.  w.  als  post- 
ponirtes  dS  (von  wo  her),  s.  bereits  früher.  "Ords  dofK^viB, 
olxovds  und  wie  von  einem  cons.  thema  olxaÖB,  vgl.  äXads 
u.  s.  w.,  wie  zd.  vae^ntefi-da,  zum  hause.  OXxodB  wie  notss 
u.  s.  w.,  was  gekürzt  in  nQoq,  sig  aus  ip.  Etwa  verwandt  mit 
dem  plur.  -er*  im  dat.?  —  Im  verbum,  ausser  imper.  Xi/Sj 
Xiysrs  =  legite,  auch  die  2.  plur.  XiysTB  =  legitis  u.  m.  dgl. 
Ferner  nach  kappung  des  end-^  in  präterital- formen  IXb/b; 
sowie  in  aor.  und  perf.  zur  Unterscheidung  von  a  in  1.  sg.  das 
für  die  unbestimmte  weite  der  3.  sg.  schicklicher  gehaltene 
matte  s  in  iXe^s,  Yiyqaq.B.  —  Zuletzt  partikeln,  wie  -w,  -gue, 
s.  'Ca.  IlotB,  äXXoTB,  aeol.  äXXova,  dor.  äXXoxa^  vimta^  wie 
inBixa?  AvTB.  Js^  ys.  Ki,  xivj  s.  kam?  Christ,  Pari.  TE 
Münch.  Sitz.  Febr.  1880  s.  GO  unterscheidet  ein  dreifaches  ts. 
1.  kopulatives  =  s.  ca,    2.  indef.,  was  mit  s.  cana  und  kam 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     219 

Zufolge  s.  65  wäre  der  schluss  in  ote,  nota,  oxa  gleichen  Ur- 
sprungs, was  doch  nicht  so  ganz  unbedenklich. 

Das  latein  entwickelt  bei  dürftigkeit  an  kurzem  end-t 
gegenüber  dem  griech.  reichthum  an  solchen,  seinerseits  da- 
gegen eine  fülle  von  kurzen  end-6.  Nicht  zum  geringsten  theil 
durch  trübung  aus  i.  Den  vocativen  auf  #,  den  dat.  auf  -cXi, 
fSifia^^  ^sotai;  den  pronn.  cy*',  /*,  t«,  wie  auch  den  verbal- 
endungen  n,  ai  und  vti,  ov(S$  u.  s.  w.  hat  es  keine  gleich  aus- 
gehende form  entgegenzusetzen.  IlSnsQi,  aus  Indien  hergeholtes 
pippali  f.  (Piper  Jongum),  hat  in  xvper  das  i  aufgegeben,  wie 
mper,  vni(ß  vgl.  mit  s.  upari,  Quattiar  hingegen  würde  man 
verm.  mit  unrecht  als  abstumpfung  ansehen  von  indischem 
catvär-i,  indem  doch  eher  die  form  um  neutrales  -a  (gr.  t^t- 
TOQa)  gebracht  worden.  —  Auch  die  Partikeln  auf  ^  haben  im 
lat.  dies  in  den  seltensten  fallen  bewahrt,  wegen  elnbusse  durch 
apokope  oder  durch  Umwandlung  in  c.  Ersteres  z.  b.  in  et  st. 
fr»,  s.  aii,  und  ad  st.  s.  adhi,  dem  sich,  als  damit  componirt, 
ndx^i  dgl.  anreihen,  welcher  bildung  aber,  das  lehrt  d  von  ad, 
lat.  ubi  u.  s.  w.  nicht  zufallen,  wie  man  geglaubt  hat.  Also» 
Verstümmelungen  analog  denen,  welche  auch  ab,  ä  =  änö'^ 
s.  apa;  süb  =  vnö  (doch  wohl  zu  upa,  auf,  mit  räthselhaftem  s) 
ex,  S  neben  ij»  ^*;  5^-  und  re-  hinten  mit  d  erfuhren.  Dor. 
natij  zd,  paiH  im  sinne  von  ngotl,  s.prati,  allein  eher  aus  (u)pa 
mit  (a)ii  gebildet,  mag  in  pos-sideo,  nqoq-i^fa^  liegen.  Oder  will 
man  par-rigo,  porricio,  poUuo  lieber  aus  umgestelltem  kret.  nogtl^ 
wo  nicht  aus  i>ro,  wie  frz.  potir  deuten?  —  Oh  ist  wohl  eher 
&  abhi,  unser  bei,  als  upa,  da  letzteres  bereits  (unser  auf  etwa 
»von  untenc,  vno  mit  gen.,  wie  in  surgo,  sursum?)  ver- 
treten ist  in  S'Ui  mit  s,  wie  in  super  =  vtt^q,  —  ein  schibo- 
leth,  wodurch  sich  die  beiden  classischen  sprachen  in  seltsamster 
und  mir  unerklärlicher  weise  von  allen  ihren  Schwestern  unter- 
scheiden. Der  Gothe  z.  b.  hat  uf  (unter),  ufar,  doch  wohl 
apok.  aus  s.  updri,  zd.  upairi  mit  ai  durch  assimilation,  wie 
insiQj  das  end-«  in  sich  hineinnahm.  Aehnlich  in  2.  und  3. 
sg.  €tg  und  c*,  während  im  skr.  a-si,  a-ti.  Vgl.  für  letzteres, 
ebenso  mit  einbusse  von  t,  welches  doch  dem  lat.  (sogar  altlat. 
%  z.b.p(mU,  mit  länge  C.  Ausspr.  P,  353)  und  germ.  verblieb: 
Eastem  Hmdi  caldi  st.  s.  cakUi,  er  geht.  Ja  selbst  kardiü  = 
prakr.  karanti,  sie  machen.  Hoernle,  Gaud.  lang.  p.  51.  f}büer 
schwerlich  mit  iter,  zu  welchem  glauben  dg  iv  naQoötf  und  öbviam 


220  A.  F.  Potl, 

verleiten  könnten,  sondern  wie  hreviter,  drcUer,  praeter,  propter. 
Mithin  ähnlich,  wie  s.  abhitas  herzu ,  nahebei.  Einzig  aber  hat 
sich  das  kurze  i  von  s.  abhi  als  sufTix,  wie  im  gr.  -ipt,  geboi^a 
in  tibi,  miki,  contr.  nti,  sihi;  und  lokal  ibi,  ubi  (mit  Verlust  von 
c  vom,  Tgl.  alicu-ii,  früher  aliquo-bi,  umbr.  pufe  mit  p  st.  q), 
altbi  (wohl  aus  alis,  weil  sonst  i  zu  envarten,  wie  in  tibicen), 
sidi-U,  ubi-vis,  aber  ubique.  C.  Ausspr.  I S  339  f.  setzt  schlank- 
weg voraus,  diese  formen  seien  aus  dem  s.  bhy-am  derart  ge- 
kürzt, dass  tibi,  umbr.  noch  mit  der  asp.  t^e,  sich  geradehin 
mit  ttihhy-am  deckte.  Bedeutet  aber  die  alterthümliche  Schrei- 
bung mihei,  ttbei,  ibei,  ubei  in  der  that  länge  und  nicht  etwa 
bloss  einen  mittelton  zwischen  iund  c  (ib.  s.  219):  dann  müsste 
allerdings  ein  im  älteren  lat.  nicht  allzu  fest  sitzendes  end-m 
gewichen  und  eine,  der  von  ßti  aus  ie,  inf.  pass.  r»  aus  älterem 
rter  und  sim  aus  siem  analoge  contr.  erfolgt  sein.  Das  griech. 
hat  -y«  und  -qtv,  z.  b.  avtö^t,  hi^iupt  (wo  nicht  ^  mit  jota 
subscr.),  und,  über  das  pron.  hinausgreifend,  »gaTte^ift  ßi^ift. 
Auch  /(/)•  verm.,  falls  digammirt,  vi,  und  zu  »s  nur  dann,  wenn 
das  V  in  ivcc  zusaU  wie  in  rivef.  Eigenthümlich  aus  dem,  gl3. 
adv.  gebrauchten  ly»  das  adj.  tifiog,  was  nicht  s.  Vbhya  sein 
kann,  weil  dies  von  Lassen,  Ind.  Alterth.  I,  313  herangezogene 
wort  nur  schwer  damit  vereinbare  bedd.  hat.  NaStf*  (vgl.  s. 
nätAhyas,  lat.  nambus,  im  pl.),  deofiy  (altlat.  diibus,  s.  ä^vi- 
hhtfcts)  /t^attifi  dTälavTOi,  Öjccff^*  st.  SxfU*  u.  s.  w.  In  dies^ 
spräche  würde  das  gleiche  höchstens  dann  zur  Wahrheit,  wenn 
man  das  v  hier  ausnahmsweise  für  mehr  als  ephelkystiscfaen 
Zusatz  hielte,  und  -tpt  umgekehrt  desselben  verlustig  gegangen. 
Doch  nicht  allzu  gewiss,  vollends  wenn  man  überlegt,  das  em- 
phatische -am  (zugehörig  dem  pron.  amu,  jener,  und  wohl  zu 
blosser  Verstärkung  mittelst  hinzeigens  »da«  dienend  DMZ. 
XXXIQ,  s.  78)  erstrecke  sich  im  skr,,  erklärlich  geni^,  nicht  über 
das  pron.  hinaus.  Man  müsste  denn,  was  nicht  unm^lich 
wäre,  in  dem  m  (hinter  conss.  am)  des  acc.  sg.  als  wohin-casus 
ein,  auf  das  object  gls.  mit  dem  fmger  weisendes  dorthin 
ßnden  woUen.  Eine  übersieht  der  verschiedenen  meinungen 
über  die  entstehungsweise  des  instr.  findet  man  bei  Wenzel, 
Instrum.  im  Rigveda  zu  anfange.  Der  drei  casus  (d.  abl.  u. 
mstr.  des  du.)  vertretenden  form,  wie  z.  b.  dv^>hj/äm  stellt 
sich  im  zd.  dvaUbya  und  vaSibya,  d.  h.  n'ohl  mit  au^ben  des 


Latein  n.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  kutunterschiede.     j^^l 

vaÜbt/ö  (6  st.  as)  entsprechenden  Verlängerung  gegenüber.  Der 
Grieche  hat  im  gen.  und  dat.  ävoXif^  bei  Her.  auch  dv^^v  und 
bloss  fär  gen.  dvsXv.  Z.  b.  Soph.  Änt.  13  dvoXv  ädshf'Otv  (masc.) 
iatsQ^^fisv  ovo  (fem. !).  Nach  Bopp's  meinung  ist  in  den  gr. 
formen  das  9)  au^estossen,  und  ((p)tv  zusammengeschrumpfles 
-bhffäm.  Der  länge  des  zweiten  a  wegen  hätte  man  eher  tt^v 
erwartet  Allein  z.  b.  dotfisv  st.  doifjiuv  verhalten  sich  wenig 
anders.  Und  nXsXv  steht  ja  auch  neben  nXsXov^  nUov  (mit 
w^all  von  »),  und  äktv  st.  diov.  Auch  nq-iv  als  compar.  von 
niiQ  (vgl.  pr-ius)  hat  das  suflf.  -iov  zusammengezogen.  In  der 
that  ist  kein  zwingender  grund  vorhanden,  diese  erklärung  zu 
verwerfen.  Schliesst  sie  sich  doch  dem  skr.  (vom  instr.  auf 
äis  auch  ohne  hh  sogleich)  nahe  genug  an.  Eine  andere  frage 
ist,  ob  auch,  wie  Schleicher,  Comp.  2.  Ausg.  §  259,  meint, 
tfitv^  %iv^  ifiiv^  ^fiXy^  äfi/nv  den  skr.  dat.  auf  bhyam,  wie  tu- 
ihyam,  asmabhyam  entsprechen.  Mir  will  |ast  scheinen,  als  sei 
das  -*y  in  ihnen  die  noch  ungekürzte  lokativ-endung,  wie  in 
tarsw^4n  (d.  h.  die  in  europäischen  sprachen  blühende  präp.  in), 
welche  gekürzt  in  mayi  (fioi)  und  tvayi  (aoi)  als  i  enthalten. 

Den  instr.  pl.  auf  äis  von  themen  auf  -a  anlangend,  pflichte 
ich  noch  heute  der  ansieht  von  Bopp  (s.  z.  b.  Kl.  Gramm.  §  148) 
bei,  agväis  sei  von  agvebhis  derVeden,  auch  advv.  wie  uccäis, 
hoch,  wesentlich  nicht  verschieden,  wie  skeptisch  sich  auch 
Wenzel  a.  a.  o.  s.  7  dazu  verhalte.  Man  stösst  sich  an  dem 
rf»*),  und  nicht  i;  vergisst  aber,  dass  der,  wohl  seines  be- 
schränkteren gebrauchs  wegen  formarme  dual,  unbeirrt  vom 
geschlechte,  {ivdbhyäm  das  ä  nicht  bloss  im  fem.  hat,  sondern 
auch  im  m.  und  n.,  sowie  selbst  der  gen.  pl.  z.  b.  (ivänäm, 
worin  ich  intermediäres  pron.  ana  suche,  das  geschlecht,  wohl 
in  folge  von  contr.,  ununterschieden  lässt.  Dies  in  abweichung 
vom  pronominalen  Sshwn  mn.,  ä-säm  f.,  worin  dem  sonstigen 
casussuflf.  dm  (gr.  tap^  lat.  um)  auch  noch  ein,  meines  be- 
dünkens  pronominaler  einschub  vorausgeht.  Vgl.  lat.  r-um  mit 
r  st.  zischer.  Wären  nun  aber  der  instr.  und  d.  abl.  pl.  nach 
analogie  derer  im  dual  gebildet :  da  hätten  sich  in  diesen  casus 

»)  Bollengen  in  Benfey's  Or.  u.  Occ.  II,  467  nimmt  auch  wegfall  von 
(b)h  bei  äis  an.  Nadyäis  (nicht  bei  Grassm.)  neben  nadthhis  ginge  noch 
auf  nncontr.  yä  st  %  (vgl.  kanyä  mädchen,  lat.  av-ia)  zurück.  Den  dat. 
•g.  My  zu  hfilfe^  zufolge  Grassm.  auch  instr.  st.  -ta  erklärt  er  aus  üii  mit 
(kii  eontnhirt    lyam,  einsilbig  Im  ib.  461  =  Xw  aCr^  DMZ.  XXXIII,  s.  63« 


222  A.  F.  Polt, 

die  gL'äcIilL'ciitsimtorscliiL'do  aucli  verwischt.  Bei  asm/lhhis  (nobis) 
war  keine  gefatir  der  Verwechselung  vorhanden,  wesshalb  4 
(wahrKcheinlich  aus  dem  zusanimenstoss  vom  fhema  asma  mit 
dem  a  der  präp,  abhl  \orniüge  coiitr.  geiängl)  sich  hier  be- 
hauptete. Wenn  nun  aber  ^ivi'fis  sich  des  ihm  von  rechts 
wegen  zukommenden  bk  begab:  da  geschah  es  eben,  um  dem 
fem.  t^ivähhis  auszuweichen.  Wer  aber  die  vorhin  erwähnte 
contr.  läuguet,  der  muss  doch  das  zugeständniss  machen,  auch 
das  augment  verlange  mit  dem  vocatisohen  anlaut  des  vcrbums, 
worauf  Bopp  a.  a,  o.  §  287  nicht  uneben  hinweist,  die  höchste 
Steigerung,  z.  b.  äiaham  aus  a  -f-  iccJuiin,  allein  trotzdem  nicht 
eccham.  Man  sielit  überdies:  in  der  a-declination  kam  man 
auch  sonst  mit  einhaltung  des  geschlechts-unterschicdes,  welcher 
thematisch  nur  in  der  ungleichen  quanfität  besteht,  einiger- 
massen  in  Verlegenheit.  Daher  denn  allerhand  auswege  in  der 
flexion.  So  ?..  b.  niy  dem  m.  und  n.  zuständiges  S  vor  casus- 
suffixen,  welches  Fich  namentlich  im  pron.  hervordrängt.  Wäh- 
rend also  z.  b.  f!ü«s  im  nom,  pl.  und  ^Ivdnäm  im  g.  des  glei- 
chen numerus  äussertich  unterschiedslos  zusammenfallen,  sind 
z.  b.  anj/S  (äXloi)  und  ant/üs  (aiiae,  äU.aiJ,  anyi-shäm  (aliörimi, 
äiXtav),  aber  anj/tlsäm  (äXiämv,  äl'Aiüv,  aliärum)  sorglich  ge- 
trennt, wie  desgl.  instr.  atiffShhis  in  den  ved. ,  gewöhnlich 
anyäis,  vom  f.  anyühhis;  d.  ab],  ant/ebh/as  mn. ,  anydbhyäs  f., 
und  im  lok.  anySshu  (etwa  die  längere  form  -oitr»  und  otq,  lat. 
IS,  im  fall  nicht  daraus  gekijrzi,  st.  instr.  dw?),  aber  i.anyasH. 
Da  solch  inteimediäres  e  jedoch,  wenn  man  vom  räthsetbaften 
instr.  sg.  auf  ena  absieht,  nur  in  mehrheitlichen  casus  sich 
findet,  will  mir  nicht  die  vermuthung  aus  dem  köpfe,  ob  ge- 
dachte vocalsteigerung,  deren  zweck  sichtbar  im  auseinander 
halten  der  geschlechler  besteht,  nicht  nebenbei  auch  der  mehi^ 
heit  gelte.  In  betreff  der  instrumental-endung  ena  möchte  ich 
fast  glauben,  sie  sei  im  wesentlichen  mit  dem  instrum.  Hä,  auf 
diese  weise,  so,  identisch,  und  zwar,  indem  ich  letzteres  nicht, 
wie  man  nach  der  üblichen  erklfirung  muss,  vom  pronominalst. 
n  leite,  sondern  es  dem  mit  eta  parallelen  Sna,  er,  sie,  es,  über- 
weise. Das  insti'umentale  element  von  ^lä  suche  ich  demnach 
bloss  in  dem,  mehrfach  allein  die  function  des  instr.  ausübenden 
d.  Der  nasal  aber  hat  dann  meines  erachtens  hier,  wie  der 
anderwärts  casusendungen  vorgeschobene,  keinen  andern  Cha- 
rakter, als  den  eines  pronominalstammes,  welcher  als  Häget 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautanterschiede.     223 

der  eigentlichen  flexions-endungen  dient.  Nicht  anders,  wie 
im  verbum  das  schon  mit  personal -endungen  versehene  Sub- 
stantiv-verbum  in  mehreren  tempora  hinten  mit  der  concreten 
Verbalwurzel  verschmilzt  und  so  deren  abwandlung  bewerk- 
stelligen hilft.-  Einen  anderen  sinn,  als  die  gen.  vasv-as,  vasös 
(durch  gunirung  aus  av-as,  aus?),  hat  dann  auch  wohl  vasu- 
-11-08  Grassmann  Wb.  s.  1236  nicht;  verhindert  aber  durch 
seine  (urspr.  pronominale)  dazwlschenkunft  zusammenfliessen 
von  thematischem  ausgang  mit  der  casus-endung.  —  Das  plu- 
rale  S  dagegen  fasse  ich,  indem  es  schon  Im  nom.  m.  ye  =  ot 
(DMZ.  XXXin,  s.  18)  bei  pronn.  vorkommt,  als  ein,  behufs 
pltiral-bezeichnung  hinzugefugtes  i,  welchem  auch  im  lat.  i-s 
fortlebenden  pronominal-stamme,  gleichsam  die  addition  »dieser 
4"  jener  in  unbestimmter  menge«  obliegt.  Gerade  so,  wie  im 
pl.  z.  b.  deväs  [deva  gott  -{-  as,  jene  anderen)  dem  von  mir 
mit  reduplicirtem  dsäu  zusammengehaltenen  -as.  Nämlich  um 
der  lästigen  Wiederholung  des  jedesmaligen  concreten  Wortes, 
etwa  »gott  gottc,  zu  entgehen,  musste  in  dessen  Vertretung 
als  allgemeines  wort  ein  pron.  die  zweite  stelle  einnehmen.  Vgl. 
z.  b.  bei  einander  die  dreierlei  nomm.  pl.  aus  RV.  5,  23,  3 
bei  Gaedicke,  Accus,  s.  62  vigve  (alle,  wie  pron.)  hi  tva  sajö^ 
gkaso  (gleichgesinnte,  von  sajöshas;  mit  o  st.  as)jdnaso  (doppelter 
pl.,  nämlich  Janas  mit  Wiederholung  des  plur.-sutT.  -as). 

Zwischen  instr.  pl.  und  auf  der  andern  seite  dat.  und  abl. 
pl.,  welche  drei  casus  sogar  im  dual  nur  durch  ein  und  die- 
selbe form  bezeichnet  werden,  besteht  anscheinend  nur  ein 
geringer  unterschied,  indem  jener  in  &Ai-s,  diese  in  hhy-as 
ausgeben.  Das  eig.  casus-suffix  ist  in  beiden  die  präp.  ahßd, 
unser  hei,  welches  instrumental  gewendet,  eig.  wohl  der  be- 
theiligung  von  etwas  wobei  wegen,  z.  b.  im  engl,  by  vorkommt. 
Bei  dem  schluss-^  in  beiden  kann  es,  z.  b.  wenn  man  etwa 
vobi-8  mit  ti-bi  in  vergleich  bringt,  doch  nur  auf  den  numerus 
abgesehen  sein.  Bleibt  also  zum  unterschiede  zwischen  bhis 
und  bhyas  lediglich  das  a  in  letzterem.  Es  nimmt  aber  Schlei- 
cher zu  dessen  erklärung  an,  es  sei  bhyas  aus  dem  sing,  bliy-am 
unter  hinzufügen  von  s  entstanden.  Was  wiedereinschwinden 
des  nasals  als  anusvara  vor  zischer  anbelangt,  nicht  unmöglich. 
Man  nehme  nur  dasselbe  verhältniss  im  acc.  pl.  auf  a-s,  von 
wdchem  der  in  devän  =  lat.  deos  seinerseits  verbliebene  nasal 
auligegeben  wurde.    Es  ist  aber  klar,  z.  b.  padas  hat  das  m 


224  A.  F.  Polt, 

des  acc.  sg.  vor  dem  pluralcn  s  gerade  so  fallen  lassen,  wie 
das  gricch.  in  7tö6a-g,  welches,  im  g^ensatz  zu  n6d-s%,  am 
a  von  TzöSa  =  s,  paäam,  lat.  pedcm,  festhielt.  Ja,  wenn  dies 
accMsative  am  mit  dem  in  hhy-am,  wie  weiter  zurück  vermuthet 
worden,  in  Wahrheit  sich  berührt,  wäre  die  Übereinstimmung 
noch  schlagender.  Die  begrifflich  verschiedene  gebraucbsweise 
von  iiÄi-s  und  hlty-as  sieht  freilich  eher  nachmab'ger  feststellung 
eines  etwas  Avillkürlichen  usus  ähnlich,  als  einem  mit  strenge 
etymologisch  begründeten  unterschiede.  So  übernimmt  ja  im 
lat.  pl.  die  zwar  syntaktisch  nach  dem  muster  des  sg.  als  dat. 
und  abl,  unterschiedene,  etymologisch  jedoch  —  wunderbar 
genug  wegen  einer  gewissen  begrifflichen  widerspänstigkeit  — 
einheitliche  form  auf  -hm  (in  I,  II  is)  auch  als  gis.  ursach- 
liches woher,  gleich  dem  instrum.  abl.  des  sg.,  die  rolle  des 
in  dieser  spräche  durch  keine  eigene  form  ausgeprägten  instr. 
mit.  Also  z.  b.  manihus  pcdibusgue.  Weil  alM  als  dabei  nälie 
anzeigt,  kann  der  dativ,  mit  de.ssen  hülfe  erzeugt,  als  ann&he- 
rung,  mithin  ein  jedoch  nicht  so  sehr,  wie  im  acc,  ausge- 
sprochenes wohin,  nicht  befremden.  Auch  nicht  allzu  sehr 
ein  ruhendes  dabei,  oder  wo,  wie  in  manibus.  Allein  doch 
einigermassen  ein  aufgegebenes  dabei,  als  Standort  vor  be- 
w^iung  und  deren  ausgangspunkt ,  wie  e  manibus,  wenigstens 
sobald  das  woher  nicht  aus  Zusätzen,  wie  eaiorguere  numäms 
(wegen  ex),  in  die  äugen  springt.  —  Der  nasal  in  der  von 
Schleicher  aufgestellten  urform  *hhy-<im-s  wird  im  gründe  ledig- 
lich aus  dem  preuss.  -mans,  lith.  bloss  ms,  gefolgert,  welches 
freilich  auch  möglicher  weise  in  dem  n  eine  blosse  wieder^ 
holung  des  m  =  s.  hh'-)  enthielte.  Allzu  sicher  erachte  ich 
demnach  jene  erklärung  nicht,  theils  weil  ja  dergleichen  Wieder- 
holungen des  nämlichen  suff.  (z.  b.  s.  deväs-<is)  auch  sonst  vor- 
kommen, und  as  in  bky-as  vielleicht  (wie  das  -as  des  nom., 
z.  b.  pad-as)  keine  andere  aufgäbe  zu  erfüllen  hat,  als,  gleich 
dem  s  in  bhis,   den   plur.  zu  bezeichnen,    freilich   mit   einer 


>)  Trotz  Sonderbarkeit  lässt  sicli  ein  solcher  wecfasel  fOr  den  gegeberen 
fall  nicht  filglLch  in  abrede  stellen.  Vgl.  Hiklos.  Formenl.  III,  g  5S  dat. 
trem',  s.  tribhyaa,  lal,  tribui,  aber  instr.  tr''»ti  =  s.  tribhis.  Und  8  75 
im  d.  und  loc.  tebje,  also  wohl  ^  s.  UAkyam  (tibi),  wie  »ebje  (sibi). 
Dagegen  na-m'  und  pa-m'  im  pl  d.,  aber  instr.  tm-ini,  va-mi  (nobia,  vobisj. 
Das  b  hat  sieb  indess  auch  in  den  gen.  s.  ttbe  und  den  instr.  s.  tobejtM 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     225 

casuellen  farbung.  Indess  dem  sei,  wie  ihm  wolle.  Wenn  aber 
Gorssen  l\  s.  288  sowohl  -6ms,  als  hts,  beis  in  nobis,  vobis 
dem  s.  bhyas,  und  letztere  nicht  dem  instr.  bhi-s  (also  mit 
kurzem  i)  gleichstellt:  ist  die  frage  erlaubt,  woher  die  in  bis 
auf  *bhyams,  wie  Unbi,  -bei  auf  bhyam,  zurückgeführte  länge, 
und  doch  mit  übergehung  des  i-lautes  -biis?  Die  pronominal- 
formen ndbis,  vobis  schlössen  sich  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
enger  an  die  analogie  der  ihnen  entsprechenden  singularformen 
(jedoch  quibus  trotz  übi)  an.  Ein  grund,  welcher  für  duobus, 
dmbus  u.  s.  w.  wegfiel.  Das  umgekehrte  verfahren,  das  ältere 
0  in  vöster  in  e  zu  verwandeln,  und  durch  solche  verunähn- 
lichung  dem  noster  zu  entfremden,  hat  wohl  in  dem  streben 
nach  schärferer  entgegensetzung  beider  seinen  grund.  Uebrigens 
machte,  richtigkeit  der  Corssen'schen  erklärung  für  den  sg.  -6et, 
}n  als  =  bhyam,  nicht  blosses  -bhi,  zugestanden,  dieser  fall, 
als  erst  vermöge  contraction  eingetreten,  keine  ausnähme  von 
der  regel  im  latein,  dass  sich  ursprünglich  kurzes  end-i  unter 
beimischung  der  von  a  entlehnten  färbe  zu  e  verdunkelt.  Auch 
♦  in  quctöi  und  nisi  ist,  weil  aus  st  verkürzt,  dem  Wechsel  ent- 
gangen. Soll  man  indess  den  partikeln  w-^ci,  utei-que  C,  Ausspr. 
n*,  s.  395,  wegen  dieser  Schreibung  neben  uti,  idinam,  uPique 
gleichfalls  einstigen  zusatz  von  -am  andichten  ?  Das  wäre  doch 
etwas  abenteuerlich  gegenüber  der  indischen  zu  u-ti  (aus  st.  quo) 
stimmenden  form.  Nämlich  irti  (so,  eo  modo),  verblieben  im 
lat.  iK-dem  und  iden-tidem  (dasselbe  auf  dieselbe  weise),  ü-t 
gekürzt,  wie  qtwt,  s.  kati;  tot  (s.  tuti),  totirdem.  Lokati v-endung 
«^  %,  wie  in  heircei  C.  P,  338,  heirc,  M-c,  vgl.  dornt,  und  wenn 
schon  mit  modaler  fassung  in  sl^  (pronom.  acc.  sum,  sam) 
mit-  demonstrativem  -ce,  s.  sp.,  kann  man  trotz  SKyuti  doch 
kaum  in  iäi  suchen. 

Anderseits  hat  das  latein  (vgl.  auch  etwa  im  abl.  c  mit 
Verlust  von  d,  marid,  neben  t)  für  auslautendes  ^  Verdunkelung 
zu  e  gefordert,  während  jener  vocal  im  wortinnem  an  seinem 
rechte  festhält.  Das  verhältniss  nähert  sich  also  dem  von  index, 
ieis,  indica/re;  pedes,  itis  (wz.  i  gehen)  und  ähnlichen.  —  Ante 
(vom)  als  gegenüber  dvrL  Vgl.  goth.  andeis  (s.  aw-to,  von  ana, 
jemer)  als  dvriog  (der  zwei  enden  wegen),  woher  vielleicht  als 
contr.  abl.  antid-ea,  Antistes,  aber  in  anderen  compp.,  weil 
mehr  als  lose  angeschobenes  adv.  angesehen,  antcstare  (dies 
jedoch  auch  mit  t),  antecedere.  —  Prope  s.  meine  präpp.  s.  508, 

ZsitMliilfl  fllr  Tergl.  Spnchf.  N.  F.  VI.  2.  1^ 


226  A.  F.  Pott, 

zusammengeschmiedet  aus  altem  ape,  inl^  s.  apiy  mit  pro  (vgl. 
vor-bei  mit  s.  ahlii).  Auch  vielleicht  sacpc  aus  ape  mit  so-  (zu- 
sammen), oder  etwa  von  sepeSy  wie  rahd.  dicke  1,  dicht,  dick, 
2.  oft?  Nicht  aber  wohl  gar  saepirc  zu  wz.  ap,  vgl.  coaptare, 
coepi? 

Bei  C.  Ausspr.  II 2,  s.  846  ff.  finden  sich  mehrere,  ich  meine 
jedoch,  nichtige  einwendungen  gegen  meine  erklärung  von  i-pse 
aus  s.  patp-s,  n6<fig  (gemahl,  eig.  herr,  gls.  hochmögender,  wie 
Isit.  potis,  vgl.  compos,  impos),  Vdh.  pafs,  herr,  und,  wie  die 
römischen  sklaven  mit  ipse  ihren  herrn  meinten,  umgekehrt  f. 
selbst,  jis  paVs,  er  selbst.  DMZ.  XXXIII,  45.  Die  singular- 
nominative  ipse,  iste,  üU  haben,  und  so  auch  qui  neben  qui-s, 
und  hi^,  wie  üli-c  u.  s.  w. ,  ihr  nominativzeichen,  nämlich  8, 
abgelegt,  während  dies  sich  in  i-s  erhielt,  weil  dies  durch 
gleichen  Vorgang  zu  unkenntlich  geworden  wäre.  Es  fragt  sich 
nur,  will  man  obige  nominative  als  Verstümmelungen  der  alten 
formen  ipsu-s,  istu-s  (zu  ille  nur  ein  ollus)  ansehen,  wozu  ja 
mehrere,  auf  das  gleiche  thcma  zurückgehende  andere  casus 
sich  gesellen.  Oder:  schreiben  sie  sich,  was  ich  des  e  wegen, 
dem  man  doch  wohl  nicht  ursprünglichen  vokativ- Charakter 
nachsagen  kann,  für  allein  naturgemäss  halte,  nebst  gen.  und 
d.  ipstuSy  ipsi,  von  einem  i-thema  her?  Gorssens  erklärung 
hierüber  a.  a.  0.  s.  672  fallt  nicht  selu:  befriedigend  aus, 
S.  DMZ.  XXXIII,  s.  19  und  schon  präpp.  s.  866.  Auf  t  weist 
ja  auch  das  lat.  adj.  potis  hin,  z.  b.  potis  est,  n.  pote  est  z=z 
potest,  und  potiri,  refl.  sich  zum  herrn  machen  wovon,  üeber 
das  s  in  -pse  nachher.  Man  wird  aber  doch  wohl  so  gütig 
sein,  mir  nicht  in  dem  vaiTonischen:  viget  veget,  utpote  (so  sehr 
wie  möglich)  oder  bei  Appulejus:  aufugiamus  hinc  quam  pote 
longissmie  (vgl.  long-inquus  aus  longe  hinc)  das  unverkürzte 
neutrum  von  potis  abzustreiten.  Bloss  daraus  synkopiertes  pte, 
und  zwar  vorzüglich  nach  populärer  Sprechweise,  hängt  das 
latein  pronominen  zur  Verstärkung  an.  Namentlich  auch  ad- 
jectivischen,  und  zwar  im  ablativ  sg.,  was  glauben  lässt,  es  sei 
damit  pte  in  gleichem  casus  gedacht.  Meopte^  oder  tuopte,  m- 
genio;  nostraptc  (gls.  ipsa  nostra)  culpa.  Allein  auch  im  acc. 
suufnpte  amicum,  und  -mepte,  mihipte.  Nicht  genug  damit,  wurde 
dann  mittelst  progressiver  assimilation  auch  -ppe  gesprochen. 
So  beim  Festus  ij)si^pe,  erklärt  ipsi  neque  alii.  Also  mit  noch- 
maliger Steigerung  des  schon  einmal  hervorgehobenen  ipsi,  wie 


Latein  a.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     227 

ja  sogar  ein  superl.  ipsissitwus,  auch  avtotatog.  Doch  halt !  Es 
belehrt  mich  nämlich  Corssen,  -ppe  (auch  in  qui-ppe  wie  mit 
der  modalpartikel  qu%  pote?  und  utpote)^  sodann  mit,  bei  der 
ausspräche  nothwendigem  wegfall  des  zweiten  p  hinter  conso- 
nanten  -pe  in  ttem^  (aus  nam  mit  angleichung  des  vocals), 
gms-picm,  us-p^am  (mit  jcm,  wie  et4am,  quon-iam,  n  wegen 
j,  wie  in  quicunque^  wer  immer,  mit  einer  bildung  quum  aus 
^pMque)^  —  nun,  was  kann  dieses  -ppe  mit  genossen  nicht? 
Glaubt  man  seiner  Versicherung,  »dann  kann  es  nicht  aus 
pte,  pate  entstanden  sem,  da  pt  im  lat.  sich  sonst  niemals  zu 
pp  assimiliert«.  Gewiss  ein  an  sich  schon  nicht  schwer  wie* 
gender  einwurf.  Und  äberdem  ist  ja  die  möglichkeit,  welche 
Yon  Zeyss  KZ.  XIX,  s.  182  selbst  gar  nicht  als  Wirklichkeit 
angezweifelt  wird,  nahe  gelegt,  vappa,  d.  i.  vapidum  vinum,  sei 
aus  p-^,  P't  hindurch  zu  pp  aus  gedachtem  adj.  entstanden. 
Man  darf  aber,  meine  ich,  das  fem.  vapida  zum  gründe  legen, 
d.  h.  unter  tadelnder  ergänzung  von  aqua,  nach  bekannter 
analogie  von  calida  oder  calda.  Mit  etwas  besserem  gründe 
wird  mir  meine  abermalige  gleichstellung  von  -pse  mit  pte  in 
eo-pse,  ea^se^  reapse;  etmipse  und  eampse  abgestritten.  Sie  sei 
»unhaltbar,  weil  für  den  Übergang  eines  auslautenden  t  einer 
yorbalwurzel  vor  folgendem  vocal  in  8  sich  sonst  kein  beispiel 
findete.  Ich  muss  bekennen,  der  satz  ist  mir  nicht  ganz  klar. 
Wahrscheinlich  wird  gemeint,  s.  paii-s  entstamme,  wie  die 
indischen  grammatiker  wollen,  der  von  ihnen  aufgestellten  wz. 
pat,  mächtig  sein.  Offenbar  indess  gehört  pchti  zu  s.  pd  (tueri) 
mit  kurzung  des  a,  wie  deren  viele  bei  da  (dare)  im  lat.  und 
gr.  vorkommen.  Und  da  gedachtes  verbum  als  mediales  pat^ 
fote  erscheint,  ist  es  klärlich  denominativ,  nicht  anders  als 
potior  im  lat.  Ob  3  in  capsa  (aus  capere,  in  sich  aufnehmen, 
woher  auch  capis  und  capedo,  vgl.  intercapedo)  ursprüngliches 
oder  aus  t  gewordenes  s  besitze,  vermag  ich  nicht  mit  Sicher- 
heit zu  sagen.  Möglich,  dass  auch  in  fltucus  trotz,  oder  wohl 
gar  wegen,  fluctus;  lua^us  (Ivyoto);  sexus;  noxa;  ßxus  im 
unterschiede  von  fkttis;  laxus,  vgl.  langueo;  convexus  (zu  s. 
väkdh,  wachsen;  kaum  zu  veho)  der  zischer  ursprünglich  ge- 
wesen, was  mich  bei  pexus,  nexus,  flexus  des  et  im  präs.  halber 
minder  wahrscheinlich  bedünkt.  EF.  I  \  29  ist  von  mir  selbst 
lofMis  von  läbi  als  ein  zwar  sehr  vereinsamter  fall  beigebracht, 
angesidits  von  nuptus,  scriptus  oder  habüu^,  die  auch  b  zum 

15* 


228  A.  F.  Pott, 

endlaut  haben.  Und  sollte  s-s  in  jus-si,  jussus  als  ausgleichung 
von  b-s  auf  blossem  schein  beruhen?  Corssen  erklärt  Ausspr. 
II  *,  1027  jübeo  trotz  der  bedenkliclien  kürze  aus  jus  mit  um- 
gelauteten  -hibeo.  Nicht  aber  besser  aus  s.  yu,  binden,  direkt, 
mit  b  aus  v,  wie  in  dubius  s.  früher,  alscaus.:  verbindlich, 
fest  machen,  obligare?  legem,  zu  einem  gesetze  diejenigen  ver- 
binden, welche  es  angeht?  Oder  jusai,  jussus  wohl  gar  unter 
einfluss  von  jtts,  woher  als  denominatives  pari,  jus-tus?  Doch 
auch  aus  prenio,  abweichend  von  d&npsi,  dempius,  ein  pres-si, 
pres-sus.  Etwa  wie  vian-si,  und,  freilich  von  pando,  pas-3us? 
Obgleich  aber  im  it.  capsa,  sowie  im  mhd.  kefse,  kafsc,  reliquien- 
capsel,  das  lat.  wort,  als  gelehrter,  sich  minder  entstellt  erhielt, 
Qndet  sich  daneben  mit  ss  =^  cassa,  kästen  und  kasse,  welche 
beide  daher,  frz.  caisse,  und  für  den  brust-kasten  otöso  aus  lat. 
copsus.  Mhd.  koste,  kästen ,  in  betreff  des  Schlusses  verm.  an- 
gelehnt an  das  auch  erst  aus  der  fremde  geholte  kiste.  So 
findet  sich  nun  auf  grabmälern  ebenfalls  mit  ss  als  kosewort 
issa  (st,  ipso)  Jiave  und  im  dem.  issulo  (dem  jüngelchen)  fece- 
runt.  Auch  gegen  derlei  Umwandlungen  erhöbe  Corssen  ib.  630 
vermuthlich  einspruch.  Vergebens.  Das  ist  mir  nicht  gleich- 
gültig. Die  genannten  formen  nämlich  spielen  schon  den  ital. 
esso  (er,  ipsus)  und  nessuno  (ne  ipse  unus  —  quidem)  vor.  lieber 
ipsullices  (menschenähnliche  figürchen)  und  subsilles  (aus  sapsa 
res  mit  s.,  sä,  ^  oder  siia?)  s.  Bugge  in  Fleckeisen  Jhb.  1873. 
s,  99,  —  Und  welchen  ersatz  bietet  nun  für  die  von  ihm  ver- 
worfene erklärung  Corssen  seinerseits?  Eine  in  ihrem  ersten 
theile  mehr  als  zweifelhafte,  geradezu  hinfällige.  Einmal  hat 
er  sich  durch  die  gewiss  nicht  glückliche  theilung  von  prati-pa, 
sami-pa  bei  Bopp,  Vgl.  Gr.  §  992  anm.  täuschen  lassen.  Es 
unterliegt  nämlich  keinem  zweifei :  jene  beiden  Wörter  (s.  PWb. 
unter  pratipa,  widrig,  gls.  adverso  fiumine;  an^a,  am  wasser 
gelten;  dvipa,  zweiwasserig  st.  insel)  gehen  von  ap,  wasser, 
aus,  und  haben  ihr  y-a  (etwa  eig.  ä,  wie  im  pl.  äpas?)  zu  t 
umgestaltet.  Auch  in  samipa  ist  eben  so  ein  samt-  zu  suchen, 
wie  in  samy-anc,  fem.  satmct.  Der  ihm  geliehene  sinn  >nahe€ 
hat  sich  unstreitig  herausgebildet  aus  dem  von  gemeinschafl 
eines  wassers,  etwa  brunnens,  für  nachbarsleute ,  wie  im  lat. 
rivcdes  solche  sind,  die,  um  bewässerung  ihrer  benachbarten 
felder  willen  aus  emem  und  demselben  bache,  leicht  in  streit 
geralhen.  —  Eher  Hesse  es  sich  mit  dem  zweiten  hinweis  nach 


Latein  u.  gn*iech.  in  einigen  ihrer  wichtigHtcn  laiitiintonicliiucl(t.     JJH) 

näpi  (d.  L  na  -{-  api)  versuchen.  Denn  api,  uIh  prfip.  h.  v.  ii. 
ini,  entwickelt  bei  adv.  gebrauche  aus  dem  Uayivittti  von 
»hinzuc  den  eines  »auch«,  und  damit  eines  .steigernden  Musr- 
Schusses  »selbst,  sogar«  PWb.  I,  305  nr.  4,  in  welchem  fiille  im 
dem  dadurch  hervorgehobenen  worie  in  der  reg(;l  unmittelbar 
folgt.  Z.  b.  halo'pi,  selbst  wenn  er  ein  knabe  ist.  A/lj/äj/i 
sogar  jetzt,  schon  jetzt.  Tathapi,  dennoch,  de.sHenuriKeurliti;f. 
Yadyapiy  selbst  wenn.  Es  ist  dies  api  schon  oben  mit  lufm^, 
Vixxt  prope  und  saepe  besprochen.  Einen  grund,  der  für  lusnifm, 
quüpiam,  angesichts  vom  doppel-p  in  ^/ui^ßfßfs,  iphirffjH:,  vmt 
meiner  wohlbegründeten  meinun(r  abzugehen  n'/thigte,  ktitm 
ich  darin  nicht  erkennen.  OfTonbar  .s':hicken  mcIi  -fß^jk,  pUi, 
ppe,  pe  und  pse,  wie  bunt  sie  auch  auHVrhen.  verv/;jndt:i/:han- 
lich  aufs  beste  zu  einander.  Da.s  s  in  ipfte  uns/  durch  eirj  d/;m 
begriffe  nach  nicht  unberechtigte?:  hin.y:hielen  untAi  tUnti  refl/rxjv- 
proD.  mit  herbeigeführt  sein. 

Xun  aber  noch  einmal  auf  -/>^  J''  *V''*^  vMrCuMvjikfftuui^ui, 
Corssen  erblickt  in  dem  au.-gar.ge  von  V;y;irMiü,  d;ii:  Mjn  ^■:.  ihn 
auch  Beitr.  s.  516;  d:e  "ä'.^.otzu  *^^r  7>v;  ^ur/j  /r^niUi.  uirM  vieJ- 
mehr  ipSHft  itis  v:-.':.  ^'.df::;:  er  e-  i.'i  iry^^^wi  yjiüiH/;kf.  Uiftl/Hf 
den  Tereicze*:  Tor£^Äi;ic.e::derj  a- te.'j  [^ßiifitiüui.i^JuSiUi  ^p  (^,  mf^ 
et.  Dadurch  -srOrde  «loO  Vj:  ij^ui  wj  >':r  <sL'j/;h  'U^*  jr^rA^r^/^/sri^ 
Sicbaüch  ein  etwas  ü>«xC:-v.Jch^r^c  {jr^y^^r^,  '•^'^.j'.rjU.  tf^n.u 
man  noch  da«  -«ißf  fcirjzr^riXMr.*-  Z,  ':,,  .;.:  f'Mf'//f^:m  *a^, 
pairiam  mfEifi$<ptam  n^^imti  \p^o>.  Vi'^a  r.  ^:.  "iJ^^-^-rrj,.  i\^i:jiic., 
wie  anch  «rf*t*  ■i:>i  ^«Vi  k^,:jfifj':tT\:  y^  ;.v^>>:  :;j«-'.  j.*«;  «•.v'/t-j»:!*;'^* 
als  nada  ää..  D.   ii  i.  :.>';r.  J  ?^-'..v:.*c    <:^i>x::jf^.      h:.^U^*^ 

vkidü  JxiMsr,  uamä^ifA  .  vj*r;v:g*r-  Cr:  :/<•'.'.  ^'r,  'li^ÄÄ?.-.  «> 
z.  b.  yrifart .  ijimi  :jr:0^  yw^-t  -/j':  /.--t  ^"Atrj«'-  ?'v.-.  y+rj';«/«;. 
aber  die  zr.*:jj.'.AC.:^h  ypbi.  ««>,  w,  -i*:^,'.-?'.  x^.  *!»*  //.iC  c.  *  *•> 
verlässig  dec;  i-*r-t:v  i::ir:  <.•:.  i>  lejr  .:  i%?*l.'  i/.**^*  ;;'.«*::m*:  i<Jä 
der  adbnrer  ■Luirsu^v.»w>y'i:i'.  :-»vvv.«-  ^%»?  '  'Si*".  'ov.'.v.  ai^r  ^^^,^ 
iUi-^^  fe^    «-t.  Z-    :-!   'j^y    «'--•     'vr   •   'f    v-*.  Vj*  *^-«   «•/.«:    -<f'ii<, 

bm^  fcflä»:  "U  t.  V .  ifcfj   y.ik'.u'jK''     i.*:  ffVi»r.    >rr:./,     /;/.«   iisi    »•#*, 


230  A.  F.  Pott, 

tend,  einigerma3sen  stutzig  machen.  Auch  hioä-ne,  üliett-nef 
zeigen  wieder  ungetrübt  das  -t  st.  e  in  hicce,  ecce.  Dieser  enkli- 
tika  liegt  schwerlich  zum  gründe  das  lokativische  iutt,  sondern 
eis  mit  cüeri&r,  citra.  S.  DMZ.  XXXIII,  49.  Das  3  wie  in  ul-8 
aus  olliis;  abs,  sui)-s<us,  dftffit  neben  dftffi  (oder  wie  ^ts?)  dgl.? 
Zu  diesem  eis  verhielte  sich  aber  -ee  nach  w^fall  von  s  in 
ähnlicher  weise,  wie  z,  b.  närare  aus  mirari-s;  fortasse  :  for- 
Uasis  (hinten  mit  an,  sia  =  si  vis?)  u.  s.  f.  Dam  endlich  die 
gänzliche  abstumpfung  in  hü-c  (st.  d-ce  wie  qtiod  mit  dem 
stamme  nach  II.  gegen  quid,  wie  id,  und  mit  verdunkelui^ 
istud,  ilUtc).  Mögen  aber  vielleicht,  dem  iste,  iUe  voraus,  istus, 
oUhs  ursprünglicher  sein,  d.  h.  mehr  adjectiv-bildungen:  dann 
wurde  ipse,  dem  vermöge  lith.  pat's  ursprüngliches  i  (s.  paHs) 
gebührte,  in  deren  strudel  mit  hineingezogen.  Derart,  dass  in 
früherer  zeit  selbst  ipsud  nicht  beliebt  wurde,  sondern  adjec- 
tivischcs  ipsum  nach  weise  von  solum,  alterum  trotz  gen.  ius, 
d.  i.  —  I-s  bewahrte  seiner  grossen  kürze  wegen  das  s,  und 
wurde  von  ihm  als  nachwirkung  des  ausfalls  in  udem  länge 
hinterlassen,  wie  z.  b.  in  dt-do  (auch  dis-do  geschrieben),  di- 
dvco.  Dagegen  verlor  das  neutr.  i-dem  unersetzt  das  d  von  «^ 
wie  auch  guidem,  equidei^  indefinites  quid  (gls.  etwas  schon,  in 
gewisser  hinsieht  schon)  zu  enthalten  scheinen.  —  Wie  steht 
es  aber  mit  dem  nom.  hUc,  der  doch  wohl  dem  qi»  parallel 
geht  ?  S  dürfte  ihm  nicht  abhanden  gekommen  sein,  da  solches 
sich  vor  c  (vgl.  dw-oedo)  wen^ens  in  Äis-ce,  im  nom.  pl.  ques- 
ctm^ue  behauptete.  Anders  natürlich  ist  die  aus  hei-e  um- 
geänderte ortspartikel  hi-c  zu  verstehen,  die,  wo  nicht  wie 
ixsT  u.  s.  w.,  dann  wie  dornt,  hmm  lokaüv  ist  s.  v.  a.  hoc  loeo. 
Ruri,  rare  esse  versch.  vom  abl.  mre,  vom  lande.  Vgl.  pri-die, 
verm.  vom  pos.  zu  prior,  wie  anscheinend  ablativisches  prod; 
dafcrn  dessen  d  nicht  wie  in  deinde  dgl.  zu  verstehen  ist 
Mithin  solchenfalls  nicht  compar.  wie  in  pris-tinus,  pri-dem. 
Als  zeitliche  lok.  für  »wann«  sind  ja  nicht  minder  posiri~die 
und  die  crastini  zu  betrachten.  Ferner  heri  und  here  mit  r  aus 
s  (vgl.  hes-temus,  unser  gestern)  und  mit  gleicher,  an  s.  Ayas, 
X9tt  getretener  endung.  Ob  dem  hfc  aber  das  modale  St-c,  nach 
Corssen  (s.  vorhin)  aus  dem  demonstrativ- stamme  so,  gleich- 
komme, darüber  liesse  sich  streiten.  Könnte  es  sich  doch  zu 
sS,  alt  aei  (osk.  smi)  ähnlich  verhalten,  wie  unser  so  zu  wmm, 


Latein  u.  griech.  i^  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     231 

fem.  des  sg.  quae,  alt  quai,  haec^  istaec,  sondern  in  den  gleich- 
lautenden pluralfornien  des  neutnuns  muss  auf  den  ersten  blick, 
gegenüber  sonstigem  ä,  höchlich  befremden.  Liesse  man  in 
letzteren,  indess  doch  nur  gar  missliche,  berufung  auf  i  in  ein- 
zehien  neutren  des  plur.  im  skr.  zu :  so  versagte  solche  hülfe  beim 
fem.  gänzlich.  Niemand  wird  doch  wagen,  in  jenem  ae  die  zwei- 
fache feminal-endung  ä  und  i  im  s.  (letzteres  selbst  aus  yä  contr.) 
vereinigt  zu  denken.  Durch  nae,  fasst  man  vai  als  v^  mit  Zu- 
satz-?, wie  in  vw-i^  od-i  u.  s.  w.  dabei  ins  äuge,  wird  uns  eine 
andere  deutung  näher  gelegt.  Obige  formen  nämlich  verdanken, 
meine  ich  mit  G.  Ausspr.  IP,  672,  i,  e  einem  zusatze,  wie 
der  nom.  s.  qui  =  umbr.  poei.  Auch  im  goth.  stellt  sich  bei 
pronn.  ei  ein  (s.  DMZ.  XXXUI,  67),  schafft  sie  aber  zu  relativen 
um.  Leicht  erklärt  dann  ist,  warum  bei  indefinitem  gebrauch 
äliqua,  si  qua  die  emphatische  Verstärkung  nicht  platz  griff. 
Man  geht  eben  gleichgültiger  über  unbestimmtes  hinweg.  Quü 
im  Singular- nom.  hat  sein  casuelles  s  vermuthlich  schon  früh 
vor  dem  zusatze  verloren.  Also  etwa  wie  ipse  u.  s.  w.  ohne 
einen  solchen.  Hingegen  verblieb  s  dem  fragenden  und  enkli- 
tischen qui-s,  das  sich  zu  quid  verhält  wie  i-s  :  id.  Verm. 
schon  deshalb,  um  nicht  mit  der  part.  que  :=  s.  ca  (wie  nS-fas 
aus  s.  na)  zusammenzufallen.  Allein  qiuhd,  sowie  mit  adj.- 
bildung  quo-m,  qtMHn  nach  weise  von  tum  (s.  tcU,  to),  gehören 
dem  st  quo  '=»  s.  ka  nach  II.  an.  Im  s.  geht  neben  diesem 
üblichen  ha  ja  auch  ein  M  (nom.  mä-kis  =  nS-quis)  her.  — 
Noch  sei  zuletzt  erwähnt,  dass  die  alte,  noch  im  umbr.  und 
Qsk.  beibehaltene  plural-bildung  des  nom.  vom  fem.  in  I.  auf 
-00,  welche  mit  dem  skr.  im  einverständniss  bleibt,  von  Griechen 
und  Lateinern  verlassen  worden.  Sie  bilden  ja,  gegenüber  z.  b. 
dem  osk.  pas  (quae),  s.  käs,  alt  ai,  später  ae,  gr.  a»,  z.  b.  hai-ce, 
literai.  G.  II,  L  146,  der  ihr  wesen  jedoch  misskennt.  Sie  sind 
der  pron.-flexion  z.  b.  skr.  kS  =  qui,  yS  =  ot  im  m.  nachgebildet. 
Weiter  haben  wir  bereits  früher  erfahren,  das  e  im  nom. 
neutr.  wie  breve,  hrevira,  mare,  ira;  acre  neben  acer,  acris  sei 
aus  kurzem  i  getrübt.  Eine  grosse  menge  aber  der  Wörter 
auf  die,  äre,  nach  dem  muster  von  quäle,  ira,  hat  nebst  apo- 
kope  kürzung  des  vocals,  also  äl,  är,  erfahren.  Ambe  nach 
Varro  ist  dfi^i^  dessen  i  sich  in  cmbidens,  ambifariam  erhielt. 
Hinneigung  zu  schluss-e  zeigt  sich  spätlat.  auch  selbst  bei  übe, 
sehe,  inibe,  übe^  quase,  nisß.    G.,  Ausspr.  IP,  245. 


232  A.  F.  Pott, 

Einigen  e  hinten  jedoch,  wofür  sich  inlautend  der  hellere 
laut  zeigt,  liegt  entweder  nachweislich  ein  anderer  vocal  als  i 
zum  gründe,  oder  es  ist  ursprünglichkeit  von  i  wenigstens 
zweifelhaft.  Z.  b.  dem  e  in  lege  u,  aa.  imp,  der  starken  conj. 
b^egnet  legite,  während  der  Grieche  beide  male  e  hat,  und 
das  skr.  a.  Indi-dem  aus  inde,  undigue,  vgl.  dof.  äUo9a  st 
äXXoi^ep.  Donee  :  dontmm  C,  Ausspr.  II',  55.  Benivoltis, 
benSvolus  II  *,  320.  Beni-gntts '■)  (wohlgeboren,  im  sinne  von 
>gutgeartet* ,  mit  guter  natur,  geutts),  mali-gnus  aus  heng,  tmtS. 
Es  ist  von  diesen  schwer  zu  sagen,  ob  nach  weise  der  adw. 
aus  dect.  II  /acüamed  dgl.  mit  kürzung  von  e  entstanden,  oder 
wie  das  adv.,  doch  wohl  eig.  accusalive  fädle.  Vgl,  pronis,  e 
neben  jwontw,  und  daher  auch  wohl  infcniS,  supemS.  Desgl. 
f^ne,  nicht  aus  dem  abi.  sS,  dem  d  fehlt,  sondern  wohl  aus 
dem  reflexiv-stamme  s.  svi,  0^4,  und  demnach:  für  sich  (ge- 
trennt wovon).  Pone  (aus  post,  pos)  und  auch  paene  wahr- 
scheinlich neutr.  Fere,  fertne.  Mane  (archaist.  mani,  wie  Utd, 
vesperi),  doch  vielleicht  lokativisch,  wie  here  s.  oben.  Sonst 
wird  es  ja  mit  abl.  construirt,  wie  man  freilich  auch  matutino 
tempore  (fei.  sagt.    Wölölin,  Münch.  Sitzungsber.  1880.   s.  395. 

Da  end-s  im  älteren  lateln,  wie  m,  ziemlich  lose  sass,  C, 
Ausspr.  I',  s.  118,  dürfen  hieher  auch  unstreitig  formen  mit 
e  neben  M  gezählt  werden.  So  nun  die  2,  pers.  sg,  pass.  rS 
aus  ris,  wodurch  sie  im  ind.  präs.  äusserlich  dem  imper.  (-re 
st.  se?)  gleich  wird,  z.  b.  logttere,  conare,  videA(a-e  u.  s.  w. 
Der  inf.  auf  -rS  entspricht  wohl  dem  skr.  auf  -asi,  selten  si 
Whitney  g  973,  z.  b.  jivase,  dem  vtvSre,  falls  hinten  gekürzt, 
gleich  käme.  Diese  formen  scheinen  aber  eig.  dative  vom 
neutrum  auf  -as,  gr.  og,  lat.  us. 

Es  stände  daher  z.  b.  gignere,  abgesehen  von  der  redupli- 
cation,  dem  lat.  abl.  genere  nicht  allzufem,   sowie  auch  nicht 

')  Frivignus,  von  dem  einzelnen  (privits)  eines  ehepaares  erzeugt. 
Vitiginus,  -eua,  aber  auch  bloss  viteui  und  mit  anderem  sufT.  davor  viN- 
tuus.  Aprngnut,  aprugtHeu»  etwa  Tom  abl.  apro'f  Oltaginva  mit  -güuit, 
oder  g  aus  c,  vgl.  oleaceus?  Die  von  Priacian  bezeugte  lauge  in  abilgmu 
rQfart  doch  wohl  von  wegfall  des  t  her  vor  g,  oder  stände  gn  fQr  d-n? 
In  betrelT  von  ilignia,  iligneu»,  neben  iliteiu,  sowie  ialignug,  -gneu»  bin 
ich  in  zweifei,  ial  ihr  g  bloss  durch  erweichung  von  C  vor  eiaem  sufT.,  wie 
I.  b,  ki^ivos.  faecitMs;  faginus,  fagin-eus,  fageut,  entstanclen ,  oder  viel- 
mehr (tipH  n  vnr  -nintia  raim  iiinnr.rf-\  aemphpnf 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     333 

dem  indischen  dat.  janas-4  =  lat.  generA.  Unter  dem  schütze 
von  8  hat  sich  -S6  mit  s  gerettet  in  esse,  pos-se,  während  es 
in  vel-le,  fer-re  vorwirkende  assim.  erfuhr.  Wie  man  aber 
den  alten  inf.  auf  r^er,  in  III  der  kürze  von  e  in  legere  wegen 
mit  nur  einem  r :  ier,  durch  aufgeben  des  zweiten  r  und  contr. 
von  ie  zu  i  (wie  voc.  mi  fili),  erkläre:  möglich  scheint,  das  *  in 
ihnen  entspreche  dem  e  des  act.  Rührt  das  end-r  vom  refl. 
8i  auch  in  dieser  form  her:  da  müsste  sein  vocal  etwa  durch 
metath.  vor  r  gerückt  sein.  Lange  hilft  sich  mit  einem  seiner 
meinung  nach  geeigneten  zusatze  von  fiere  (so !).  —  Die  kürzere 
endung  in  3.  pl.,  z.  b.  ded^re  st.  dederunt,  möchte  man  fast  in 
verdacht  nehmen,  nicht  einfach  Verstümmelung  der  längeren 
person  zu  sein.  Dies  jedoch  angenommen,  etwa  wie  man  im  frz. 
Ü8  aiment  dgl.  für  gewöhnlich  den  schluss  verschluckt.  Könnte  es 
aber  nicht  —  e  st.  e[r]  —  rest  sein  von  dem  -us  der  3.  pl.  im  skr. 
gerade  auch  im  perf.  des  Substantiv -verbums  äs-tis  (fuerunt)? 
Das  lautliche  verhältniss  wäre  ungefähr  dasselbe,  wie  bei  dem 
öfters  schon  von  uns  herangezogenen  quater,  das  dem  s.  caUir(s) 
begegnet,  in  welchem  letzteren  jedoch  w  beibehalten  worden. 
Noch  sei  beiläufig  daran  erinnert,  das  lat.  perf.  hat  in  mehreren 
Personen  dem  Substantiv- verbum  skr.  1.  äsa  2.  äsitha  u.  s.  w. 
die  entsprechenden  formen  abgeborgt,  so  dass  in  perfif.  auf  si, 
s-isii,  s-erunt  dasselbe  sogar  zweimal  vorkommt.  Eine  andere 
abweichung  vom  griech.  besteht  darin,  dass  sich  dort  vom  a 
des  letzteren,  mit  zu  schärferer  absonderung  vom  plqpf.,  keinerlei 
spur  zeigt.    Also  z.  b.  dedSnmt,  gr.  äa^  st.  avn, 

Aehnlich  verhält  es  sich  mit  Verkürzung  von  magis  zu 
möge  (selbst  mä-völo),  die  sich  vielleicht  nach  dem  vorgange 
von  tenuis  :  tenue  dgl.  vollzog.  Allerdings  irrthümlich,  indem 
das  verhältniss  keineswegs  das  gleiche  ist.  Denn  mag-i^,  woher 
iL  mai,  ma;  goth.  mais,  mhd.  m$rey  mSr  und  mS  mehr,  ist  ja 
hinten  zusammengeschrumpfter  comparativ,  wie  unstreitig  auch 
satl^s,  pris-cus.  Vgl.  dagegen  das  adj.  mä-jus,  wie  im  gegen- 
satze  damit  molltis-ca  und  min-or,  its  (goth.  mins),  minnsciiliAS 
das  i  einbüssten.  Noch  weiter  wurde  satis  aus  sativs  zu  sat 
herabgebracht.  Es  vergleicht  sich  aber  mit  unserm  satt,  lat. 
satur;  wie  affatim,  bis  zur  zerlechzung  (also  übervoll).  Dies  ad 
mit  acc.  von  einem  subst.  auf  -ti,  und  /'  verm.  aus  %  in  x«*v«, 
hiare.  Unstreitig  liegt  aber  in  ersterem  ein  derivat  vor,  gleich- 
stänmiig  mit  craooi,  woher  auch  sanus,  d.  i.  ganz,   heil,   und 


234  A.  F.  Pott, 

dem  s.  sa,  a-  collectiven  sinnes;  vgl.  d^Qoog^  gls.  campletM, 
Nimis  dagegen  aus  s.  na  mit  md,  messen  (das  i  vorn  durch 
asslm.,  wie  nX-si  neben  nefas  u.  s.  w.),  also  immodice,  fugte 
sich  als  compar.  nicht  allzu  gut.    Kaum  aus  abl.  nimits. 

3.  Hat  das  latein  massenweis  den  an  und  für  sich  be- 
deutungslosen,  oder,  wenn  man  will,  rein  mechanischen 
lautwechsel  von  vocalen,  d.  h.  u miaut,  über  sich  ergehen 
lassen.  Eün  Vorgang,  nicht  zu  verwechseln  mit  dem  ablaute, 
welcher  seinerseits,  als  dynamischer  art,  recht  eigentlich 
auf  begriffliche  modificationen  abzielt.  Der  umlaut  dient 
im  latein  dem  natürlichen  zwecke,  Wörter,  welche  in  folge  von 
Zusammensetzung  oder  vermöge  hinten  antretenden,  derivativen 
oder  flexiven,  Zuwachses  sich  verlängern,  durch  abschwächen 
des  vocals  wieder  anderweit  eine  gewisse  er  leicht  er  ung  zu 
verschaffen.  Diese  art  lautwandels  aber  geht  dem  Griechen, 
etwa  einige  assimilationen,  wie  ta^&,  sei,  oder  allenüalls  an- 
näher ungen,  wie  das  €  in  «r»  st.  s.  ati,  in  abzug  gebracht,  so 
gut  wie  ganz  ab.  Hingegen  blüht  bei  ihm  der  a blaut.  Auch 
der,  im  skr.  unvorhandene  qualitative,  welcher  sich  in  dem 
kreise  von  kürzen  ce,  c,  o,  goth.  a,  i,  u  bewegt,  alleid,  im  griech. 
so  häufig,  im  lat.  nur  spärlich  gefunden  wird.  S.  EF.  I  ^,  s.  1 1  f. 
das  kap.  »ablaut  und  umlaut«.  C,  Ausspr.  I\  231  S.  Im 
deutschen  begegnet  uns  bei  sprechen  ein  den  regenbogen-farben 
an  zahl  gleicher  vocal Wechsel ,  der  jedoch  nur  zum  theil  auf 
rechnung  des  ablautes  kommt,  weil  anderntheils  umlaut  ist. 
Sprich,  sprach,  spräche,  gespräch,  gesprochen,  sprtMk,  Sprüche. 
Ein  beispiel,  das  durch  brechen,  wenn  man  hröMem  von 
hrocken  hinzunimmt,  noch  um  eine  nummer  überboten  wird. 
Lat.  also  doch  z.  b.  toga,  ttytirium  mit  assim.  von  tego.  Femer 
in  emigen  causativen  zur  Unterscheidung  von  den  grundformen : 
moneo  (mens)  mahne ,  daceo  {dafjva$^  dtdax^ ;  disco  aus  d$ddcxM 
verschrumpft),  sowie  mit  länge  sedo,  söpio  =  s.  sväpayämi^). 

^)  Mit  recht  misstFröhde  (Bezzenb.  Beitr.  V.  S68)  der  lautverst&rkang 
in  indischen  causativen,  wie  er  es  nennt,  »fünctionelle  bedeatungc  bei. 
Wenn  die  indischen  längen,  wie  man  jetzt  versucht,  das  prius  sein  sollen, 
aus  dem  die  kürzen  sich  erst  erzeugt  hätten,  so  ist  das  eben  so  widersinnig 
und  sinnlos,  als  Hesse  man  etwa  mn.  auf  a  aus  den  femm.  auf  d,  oder  den 
ind.  mit  a  aus  dem  conj.  mit  d,  entstehen.  Eis  beweist  nur,  dass  man  von  der 
lautsymbolik  keinen  begriff  hat.  Zu  näherer  Verdeutlichung  nur  em  paar 
flüchtige  winke.   Zuerst  aus  dem  chinesischen.   ^Bisweilen  wirdc  sind  find- 


Latein  u,  griecb.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     S35 

Allein  trotzdem  auch  intrans.  pendeo,  jaceo,  sedeo  in  gegensatz 
zu  pemb,  jacio,  ja  con^ido.  —  Was  die  reduplication  anbetrifft 
(vgl.  Corssen,  Beitr.  s.  441  f.),  da  hat  diese  im  gr.  und  lat., 
seltener  im  skr.  (doch  s.  Fröhde  a.  a.  o.  s.  269,  z.  b.  ti- 
skthäfni,  vgl.  tiftf^f$$,  sisto;  pibänd,  lat.  bibo;  auch  wohl 
Mdmi,  xa^iido  st.  sis[a]d)y  sich  i  als  vocal  für  die  redupli- 
cations-silbe  des  präsens  erkoren.  Kaum  ohne,  instinctiv 
das  richtige  trefiFende  wah],  um  in  dem  hellen,  gleichsam  die 
unmittelbare  gegenwart,  das  jetzt  versinnlichenden  vocale  einen 
symbolischen  unterschied  zu  gewinnen  von  der  schon  ent- 
schwundenen und  ins  dunkel  zurückgetretenen  Vergangenheit, 
dem  fernen  einst  Z.  b.  dldwfjn  :  didcoxa  gegen  skr.  dadami  : 
dadäu.  Auch  mit « trotz  verdunkelter  doppelung,  oder  an  deren 
statt:  fkifkim^  rixtia,  nnvia)  (ni-nrw),  nixviiin  (nsrdvvvfjti), 
xiQvdm^  xiövafiM^  nlXvafjta^.  In  gewissem  einklang  hiemit  auch, 
während  s.  bandh  den  a-laul  ohne  Wechsel  lässt,  binde,  spreche 
mit  i,  e  im  präs.  gegen  das  dunklere,  weil  tiefere,  a  und  so 
auch  u,  0  in  band,  sprach;  gebunden,  gesprochen. 

Auch  der  quantitative  ablaut  verblasste  im  latein,  davon 
haben  wir  uns  früher  überzeugt,  wegen  herabsinkens  der  diph- 
thonge  zu  farbloser  gemination.  Z.  b.  dicere  st.  deicere.  Das 
ersieht  man  denn  auch  an  dem  ersatz  für  die  reduplication  des 
perfects,  welche  sich  gegen  griech.  und  skr.  gar  stark  im  er- 
löschen, jedoch  dies  um  vieles  weniger  als  im  gothischen,  er- 
weist. Im  einverständniss  mit  gedachten  sprachen  sollten  im 
latein,  also  unter  begreiflichem  ausschluss  der  auxiliar-bildungen 
auf  'Si  und  -w,  ui,  sämmtliche  perfecta  von  starken,  d.  h.  un- 
abgeleiteten verben  in  III.  und  von  verba  mixta,  wie  jüvi,  vidi, 
vinij  reduplicu*t  sein.     Das  ist  ja  aber  nur  noch  mit  weitaus 

licher^B  Worte  Gramm.  8. 293,  »das  intrans.  durch  den  blossen  tonwechsel 
zom  trans.  Z.  b.  lat,  kommen,  im  p'ing  (gleichem  ton) ;  lai,  einfflhren,  ein- 
laden, kommen  machen,  im  k'iu*.  Letzteres,  der  sog.  fortschreitende  ton, 
beginnt  gleich,  sinkt  aber  zuletzt  um  vier  noten.  Das  mittel  ist  zwar  nicht 
dasselbe,  aber  ein  analoges,  und  zu  gleichem  zwecke  die  länge  z.  b.  in 
dem  ind.  caus.  sädayoH  setzen,  sich  setzen  lassen,  hinbringen  in,  von sad 
sitzen;  wie  gamayati,  jedoch  ohne  vocalsteigerung  von  gam,  kommen. 
Mit  ähnlicher  Symbolik  goth.  aitanj  sitzen;  der  vocal  voller  in  sat-jan 
setzen.  Femer  Yitat,  je  nach  verschiedenem  accent,  kaufen  (her)  und  ver- 
kaufen (hin)  Endlicher  s.  282;  296.  —  Dann  im  Namaqua  causs.  durch 
doppelung  Wallmann  s.  16,  ^kä  kennen,  aber  ^kä'ka  lehren;  aa  trftnken, 
Indew  auch  si  schicken,  von  si  kommen. 


236  A.  F.  Polt, 

der  mindcrzahl  der  fall.  Sic  haben  meist,  zum  thcil  der  dissi- 
milation  wegen  und  anderntheils  im  interesse  der  wortkürzung, 
die  an  sich  ja  nichts  weniger  als  bedeutungslosem  schmucke 
dienende  reduplication  aufgegeben.  An  deren  stelle  Hessen  sie 
es  sich,  ausserhalb  position,  an  blosser  Verlängerung  des 
Wurzel- vocals  (mithin  auch  ja  eine,  nur  in  das  innere  verlegte 
doppelung)  genügen.  Für  a  nur  als  einziges  beispiel  scdbi. 
Sonst  i:  egi,  feci,  fregi  u.  s.  w.  Wohl  nicht,  wie  in  UXtjd^a 
(wz.  la^)  bloss  mundartlich  ij  st.  d.  Wahrscheinlicher,  wie 
desgl.  im  s.  ^,  z.  b.  tenitha  st.  i<itantha  von  wz.  tan  (vgl.  alt- 
lat.  tetinerim).  Oder  sSdimtis,  goth.  setum  (jetzt:  wir  sassen) 
wie  s.  sedinia;  aber  an  stelle  von  sSdi,  goth.  sat,  sass,  s.  sasdda. 
Weiter  für  e:  enii,  Ugi.  Fodi,  ddi  zu  födio,  ödium.  Vtd.  End- 
lich fügi,  füdi.  Mit  redupl. ;  allein  nicht  ohne  umlauten  des 
wurzelvocals ,  falls  dieses  nicht  nach  anderen  rücksichten,  so 
wie  bei  e  in  position  oder  vor  r,  unterbleibt.  Alsoz.  h.pe^pigi, 
mit  compigi,  aber  peperi.  Pependi  (in  comp,  bloss  expendi  ohne 
redupl.,  und  expmidi  auch  ohne  umlaut  trotz  descendi).  Memini, 
aber  meniento  der  position  zu  liebe.  Sciscidi  mit  ursprüng- 
lichem i,  was  sich  von  didici  trotz  disco,  vgl.  ö$da%fi^  s.  ob.,  in 
strenge  nicht  sagen  lässt.  Von  einem  a  in  der  reduplications- 
silBe  (scandi  ohne  redupl.)  kein  beispiel.  Ce(yidi  von  cado,  aber 
cectdi  von  caedo.  Ciaudo,  indüdi;  plaudi,  explödi.  Ausserdem 
vor  l,  jedoch  fefelli,  die  bemerkenswerthe  Umwandlung  von  e 
oder  0  in  das  dumpfe  u:  peptUi,  percuii  von  pdlo,  percello,  so- 
wie tetuli,  sustuli  zu  tollo,  tolerare,  xXäv.  —  Von  diesem  allen 
im  griech.  keine  spur;  kann  doch  der  häufige  ablaut  o  vor  l 
kaum  damit  in  vergleich  kommen. 

Man  beachte  aber  weiter,  das  im  skr.  beobachtete  ver- 
fahren besteht  darin :  der  aus  der  wurzel  in  die  reduplications- 
silbe,  sei  es  gls.  in  eigner  person  oder  durch  geordnete  Ver- 
tretung, herausgestellte  cons.  bekommt  als  begleiter  den  der 
wurzel  innewohnenden  vocal  selbst,  oder  doch  einen  ihm 
nächst  verwandten,  mit.  Hiedurch  wird  die  redupL  um 
desswillen  kräftiger,  weil  so  gls.  tiefer  in  den  busen  der  wurzel 
hineingegriffen  wird.  Etwa,  wie  bei  der  attischen  redupl.,  z.  b. 
äy-ayetv,  nur  in  anderer  weise,  der  fall  ist.  Der  Grieche  hat 
jenes  princip  aufgegeben,  indem  er,  ausser  präsensstamm  (jedoch 
auch  hier  z.  b.  tstQSfAaivw)  den  reduplications- vocal  überall 
zu  mattherzigem   und   einförmigem  a  herabdrfickte,   wodurch 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     237 

dann  eine  art  anschluss  an  das  augm.  «,  jedoch  vereinzelt  a, 
z.  b.  äd€$Q6y  =  s.  a,  zuwege  kam.  Z.  b.  Titayf^at,  riraxa  mit 
tsrapog^  rivaXf^ai  (a  ursprünglicher  als  c  in  %ill(a)^  xstdqnsxo; 
%€TiiQyf*iv<ag ;  rszit^fMai,  Tsn/j^iyog;  xsxoxvXa;  xirgafAfMat,  xixQijxa^ 
%sxqiYB$^  xixQoq)a;  xixvYfAa&^  xsxevxccxo.  Solchergestalt  wird  s 
gleichsam  zum  allgemeinen  und  eben  deshalb  charakterloseren 
Vertreter  des  jedesmal  in  der  Wurzelsilbe  des  perf.  oder  auch 
redupl.  aor.  enthaltenen  besonderen  vocales,  und  tritt  damit 
gegen  das  vorklingen  der  bedeutsam  wiederholten  consonan- 
ten  in  selbstloser  bescheidenheit  zurück.  Während  wir  aber 
lat.  und  griech.  in  betrefif  *  der  reduplicationssilbe  im  präs., 
dafern  sie  dort  nicht,  wie  z.  b.  In  do,  gnosco,  ganz  eingebüsst 
worden,  in  gutem  einvernehmen  finden  (gigno,  sisto,  hibo),  gehen 
sie  im  perfect,  auch  wo  dem  lat.  die  redupl.  verblieb,  aus- 
einander, und  selbst  mehr,  als  es  auf  den  ersten  blick  den  an- 
schein  hat.  Eigentlich  sollte  für  das  lal.  auch  wohl  die  skr. 
grundregel,  d.  h.  Wiederholung  auch  des  wurzel-vocals,  gelten. 
So  sciscidi,  später,  dem  misslaute  zu  entgehen,  sctdi  wie 
ftdi,  scandi;  sterti,  stridi,  psalU.  TtUüdi  zwar  nicht  wie  im 
Sg.  mit  6  s.  ttdoda,  aber  tutadimtis,  wie  s.  tutudinia.  Desgl. 
cueurri.  Peptigero  neben  pupugi  ist  eine  Seltenheit  und  in  pe- 
puli,  tetuli  hat  u  doch  nur  secundäre  berechtigung.  Totondi, 
popasci.  Spopondi  (mit  ausfall  von  s  an  zweiter  stelle,  wie  in 
steti,  gr.  S-<rri7)ca,  asper  st.  a)  auch  spepondi.  Das  e  hat  aber 
breiteren  räum  gewonnen,  indem  es  das  ganze  a-geblet,  e  und 
(te  mit  eingeschlossen,  für  sich  beansprucht,  habe  nun  der 
wurzel-vocal  umlaut,  oder  keinen,  erfahren.  Fefelli  (fallo),  pe- 
perci,  cecini;  tetendi  (tendo),  pepuli;  ceddi,  aber  collisi;  dedi, 
steü.    PepSdi.    M(Mnordi,  alt  vorn  e,  s.  ma-marda. 

Nach  mir,  jedoch  ohne  seinen  Vorgänger  zu  nennen,  hat 
J.  Lattmann  Das  Gesetz  der  Perfect-  und  Supin-Bildung  im  Lat. 
in  Jacobs  und  Rühle  Ztschr.  Neue  Folge.  2.  Jhg.  S.  94—105 
besprochen.  Er  führt  aus  Prise.  X,  3,  17  die  stelle  an,  welche 
besagt,  verba  mit  naturlänge  vor  -co  bildeten  sigmalisches  perf., 
und  4,  22,  wonach  bei  verben  auf  -do  mit  länge  davor  das 
gleiche  geschieht.  Das  hat  ja  auch  einen  natürlichen  grund. 
War  schon  im  präs.  langer  vocal  da,  woher  im  perf.  bei  weg- 
bleiben von  redupl.  innere  Unterscheidung  nehmen,  wenn  dem 
lat.  eine  etwa  dem  kSkoma  (reliqui)  gegen  Xslnco  =  rclifiquo 
(mit  nasal  wie  hfjtndvoo)  analoge  form  versagt  war?  Desshalb- 


238  A.  F.  Polt, 

ja  wurde  dem  zur  aushülfe  nach  dem  perf.  -si  (st.  *isi,  s.  äsa, 
wie  Mi  =  s.  äda)  gegriflfen,  weil  das  zweite  auxiliare  -w,  -w 
st.  fui,  alt  fuvi  weitaus  zum  grössten  theil  den  schwachen 
Verben  vorbehalten  blieb.  Also  hinter  den  stammvocalen  d,  i 
(jedoch  in  IL  meist  ui)  und  t  Der  überblick  über  die  perff. 
auf  -si,  etwa  bei  Ramshorn  §  59,  jedoch  kann  jeden  belehren, 
das  'Si  heftet  sich  nicht  ausschliesslich  an  wurzeln  mit  lange 
vor  d,  c,  sondern  greift  weiter  bei  natur-  oder  auch  {)ositions- 
länge.  Ohne  einschränkung  auf  die  von  Priscian  allein  er- 
wähnten consonanten.  So  haben,  d^  ausgenommen,  sanmit- 
liche  verba  mit  perf.  psi  im  präs.  länge.  Kurzvocalige  wurzeln 
mit  'Si  bilden  gewissermassen  nur  die  ausnähme,  für  welche 
sich  mitunter  auch  ein  grund  einsehen  lässt  Mehrfach  compp. 
als  spätere  nachkömmlinge  und  mit  stark  vom  simplex  ab- 
weichender bedeutung:  sumsi,  demsi,  promsi  neben  imi,  aber 
auch  u.  aa.  adSmi.  Di-,  neg-,  intei-lexi,  aber  legi,  coUSgL 
Amixi  neben  j&d.  ÄU,  ü-,  pdlexi  gegen  dicui.  In  compp. 
-punxi  wie  -spexi.  Texi  aus  tego  unterscheidet  sich  so  von 
tetigi.  Inzwischen  sind  ja  auch  rexi  und  coxi  da,  und  vexi^ 
traxi.  Ausser  dSpi  ist  auch  ein  depsi  vorhanden.  Sollte  dies 
sich  wegen  ydimao  an  formen  mit  zusätzUchem,  zum  theil  kaum 
wurzelhaßen  t  im  präs.  anlehnen?  Fledo  nur  flexi,  aber  pedo, 
plecto,  necto  nicht  nur  xi,  sondern  auch,  seltsam  genug,  mit 
zweifacher  perfect  -  bildung  -xui  (also  o^  und  t4»!),  wie  auch 
fnessui.  Möglich,  dass  t  im  part.  prät.  pass.,  und  nicht  un- 
glaublicher weise  erst  von  hier  aus  auch  im  perf.,  seine  band 
mit  im  spiele  hatte.  Vgl.  die  alleinigen  bildungen  dieser  art 
von  Verben  auf  dentalis:  miüo,  mis-ms  (das  ss  durch  assim.), 
misL  Msi.  Divido,  divism,  divisi;  worin  die  länge,  welche 
z.  b.  in  conftdi,  confisus  wegen  fido  (dag.  fis-sus)^  oder  vidi, 
in  der  Ordnung  ist,  etwas  befremdlich  aussieht.  QucUio :  guaa- 
9US  (ss  aus  st).  QeS'Si,  ges-tus  wz.  gea,  wie  queshis.  So  auch 
us-si. 

Von  dem  im  latcin  beobachteten  umlaute  will  ich  nicht 
das  schon  £F.  I  ^,  s.  64  ff.  beigebrachte  hier  wiederholen.  Er 
iallt  übrigens  nicht  mit  dem  im  germanischen  üblichen  zusam- 
men, welcher,  z.  b.  ahd.  gast,  pl.  wegen  i  gesti,  gaste,  sich  als 
eine  art  zurückwirkende  assimilation  erweist.  Dem  principe 
des  ersteren  nach  ist  es  —  etwa  mit  ausnähme  von  u  vor  l  — 
.auf  abschwächung  eines  vocales  abgesehen.     Hiebei  erregt 


Latdn  u.  ipriech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  lautunterschiede.     239 

aber  besonderes  Interesse  der  umstand,  dass  die  umlautung  von 
a,  e  zu,  i  vor  einfachen  consonanten  in  einer  der  mitt- 
leren Silben  einzutreten  pflegt.  Anderseits,  dass  hingegen  in 
Position  oder  in  der  schluss-silbe,  welclie  mit  ihr  auf 
gleichem  fusse  behandelt  wird,  der  um  laut,  falls  er  nicht,  hie- 
durch  verhindert,  ganz  unterbleibt,  eine  gewisse  hemmung  er- 
fährt Das  zeigt  sich  darin:  ungewöhnliche  ausnahmen,  wie  c<m- 
imgo,  effringo,  viginU,  undedm  nicht  in  anschlag  gebracht,  kommt 
unter  genannten  Verhältnissen  nicht  dies  vom  urlaut  sich  am 
weitesten  entfernende  i  zur  geltung,  sondern  nur  die  mindere 
abschwächung,  d.  h.  zwischen  a  und  i  in  der  mitte  liegendes  e. 
Also  z.  b.  acUgo,  aber  adadus;  contiguus  :  contactus.  Incipio  : 
ineq^tua;  contmeo :  contentus.  Ohne  umlaut  z.  b.  inseco,  insectus, 
wie  assequor,  aber  insicia. 

Nur  sei  noch  des  end-umlautes  in  kürze  gedacht.  Da 
haben  wir  also  z.  b.  remex,  haruspex,  simplex,  artifex,  forfex, 
forceps,  princeps  und  anc&ps.  Sie  alle  zeigen  bei  erweiterung 
in  den  anderen  casus  i  (auceps  jedoch  u)  an  stelle  von  e  im 
nom.|  und  beide  gehen  auf  a  oder  e  im  primitiv  zurück.  Ja 
selbst  in  den  compp.  mit  i-t  (gehend),  wie  pedes,  eques,  sowie  in 
judex,  index  ^  vindex  hat  sich  das  ächte  i  der  wurzel  zu  e  ge- 
trübt, während  andere  male,  z.  b.  in  appendix,  der  helle  laut, 
ich  weiss  nicht,  um  welcher  laune  willen,  sich  behauptete.  — 
Der  fall  betrifft  den  singular-nominativ.  Da  nun  dieser 
casus  auch  andere  male  ausser  der  composition  eines  dunkleren 
vocales  sich  erfreut,  seinen  brüdern  gegenüber:  so  liegt  hierin 
wohl  ehae  art  bevorzugung  vor  diesen.  Geräth  er  doch  ver- 
möge des,  so  zu  sagen,  gewichtvolleren  vocales  mit  den  anderen 
casus  in  einen  gewissen  widerstreit,  und  stellt  sich  diesen  wie 
ihr  obmann  gegenüber.  Unter  solchem  gesichtspunkte  auf- 
gefasst,    wäre  der   Vorgang  kein    schlechthin    mechanischer. 

• 

Denn  ihm  wohnte  ja  allerdings  eine  gewisse  symbolische  kraft 
und  bedeutsamkeit  ein.  In  folge  des  gegensatzcs,  hier  der 
casus,  wie  bei  der  composition  zwischen  dem  primilivum,  als 
den  generellen  gattungs- begriff  (z.  b.  scando,  steigen  über- 
haupt, und  so  rapiö)  vertretend,  und  auf  der  anderen  seite 
dessen  besonderungen  {ascendo, descendo  hinauf,  hinab ;  insc., 
esc.  hinein,  heraus;  desgl.  eripio,  corripio  u.  s.  w.). 

Da  haben  wir  nun  also,  von  vocal-verstärkungen  des 
nom«  sg.  im  griech.  zum  ersatz  des  nominativcn  zischers,  und 


240  A.  F.  Pott, 

dagegen  von  der  oftmaligen  energischen  kürze  des  gleichen 
casus  im  lat.  absehen  genommen,  derartige  auf  o,  gen.  inis, 
homo,  ordo,  indago,  fidigo  {gleichen  Ursprungs  mi\.fwtMs)  u,  s.  w. — 
Ferner  im  neutr.  fttimen,  inis,  aber  Flumcntana  porta;  turnten- 
daior;  regimen,  -mentum.  Ganz  besonders  aber  gehört  hieher 
das  grösstentheils  neutrale  sufGx  -ris,  ur,  -im  compar.  ius  gegen 
sexuales  iör,  deren  u  auf  älterem  o  fusst.  So  opos  st.  opus  auf 
einer  inschr.,  s.  dpas;  gr.  -05,  s.  -as  n.  Comp,  «oc,  s-  ii/a(n)8. 
C.  Ausspr.  I^,  239  ff.  RQcksichtlich  des  einen  punktes,  dass 
dem  -ag  im  n.  und  a.  sg.  sich  in  den  übrigen  casus,  also 
pl.  rivsa  (mit  ausfall  von  ff)  =  lat.  gener-a  aus  getms, 
ein  f  (was  im  s.  wegen  fehlens  nicht  vorkommen  kann) 
gegenüberstellt,  gehen  beide  classische  sprachen  einträchtig  zu- 
sammen. Zur  noth  auch,  wenn  man  will,  noch  darin,  dass 
sich  in  den  compp.  hier  z,  b.  degener  wie  tvytv^'i,  i(  zeigt. 
Allein  nichts  dem  bicorpor  ähnliches,  so  wenig  als  dem  corpora 
mit  ihrem  0.  Im  lal.  spaltet  sich  bekanntlich  das  suff.  -us  in 
den  übrigen  casus  so,  dass  bald  or,  bald  er  an  dessen  statt 
erscheinen.  Ftilgur,  uris  müsste,  was  indess  funus,  munus 
nicht  thaten,  um  des  u  in  der  wurzel-silbc  wegen  dieses  auch 
in  den  endungen  vorgezt^en  haben.  Entweder  wie  die  freilich 
anders  gearteten  vtiitur  {l  wegen  diss.  und  gis.  vorator,  mit 
kürze  im  suff.?),  »wwrwmr,  furfur  (zu  friare?),  oder,  weil  ihm 
indisches  neutral-suff.  -hs,  und  nicht  -as,  zum  gründe  lag. 
Jedoch  mit  r  die  göttin  Ftdgora,  der  aber,  falls  darin  o  lang, 
ffdgor,  vgl.  Flora,  zum  gründe  liegen  müsste.  "Firfus,  erts  als 
annosus,  TioArtr^c  von  dig.  ho?,  s.  vaisa  m,,  sowie  Venus,  d.  i. 
die  wonnrglicho,  liebliche  (von  s.  van,  gern  haben,  vgl.  das  n. 
vanas)  sind  als  adjj.  zu  betrachten.  Also,  wie  im  s.  ajwis, 
wcrkthätig,  durch  Verlegung  des  Ions  vom  wurzel  -  begriff ,  als 
gelhanes  werk,  auf  das  thätige  subject,  aus  dpas  (t^pus)  ent- 
springt, und  caif^i;,  ig,  was  vielleicht  gar  nicht  einmal  comp, 
ist.  'PEvä^g.  Nicht  zwecklose  lautwechsel,  die  demgemäss  auch 
keineswegs  gänzlich  einer  gewissen  absichtlichkeit  entbehren,  so 
wenig,  als  der  o-laut  z.  b.  in  tvnärmQ,  an  stelle  des  e  im  simplex. 
EvdvaQ,  evtpqav  und  damit  zusammengezogen  Evifqävtof^,  so- 
fern nicht  gls.  BVipQaiytav  ävdqag.  Marmor  (ftaßnaiga),  auch 
carcer,  xa^xce^ov,  sind  redupl.;  und  Wörter  wie  piper,  »ter  in 
den  formen  iteris,  Üere  konnten  des  r  wegen  nicht  umlauten. 
Nicht  gleicher  art  können  mit  thematischem  is  Im  nom.,  sonst 


Latein  u.  griech.  in  einigen  ihrer  wichtigsten  kutunterschiede.     241 

dafür  er,  sein :  cinis,puhis  {später pülver,  woher  frz.  poudre)^pubis, 
auch  puber.  Ist  Ceres  etwa  pflugerin  von  s.  krsh,  ziehen,  zd.  karesh 
ziehen,  schleppen,  furchen  ziehen,  bebauen  ?  Unter  nicht  unglaub- 
hafter annähme,  v  in  verro  stehe  für  qu,  vgl.  mvus  =  s.jiva,  fügte 
sich  auch  dies,  da  rr  ohne  zweifei  aus  assim.  hervorging,  wie 
in  iarreo,  terreo.  Möglich  aber,  robus,  oris  bedeute  als  bäum 
urspr.  den  »starken«,  welches  dann  aber  selbst  im  geschlechte 
{Ygi.jecur,  oris)  gleich  mit  robur  starke  (aus  Qcoryvfjn  mit  b  st.  v, 
vermuthe  ich,  wie  mö-tt^  sich  vor  vocal  zu  moveo  verbreitert). 
Nun  ist  aber  bemerkenswerth ,  es  behauptet  sich  in  der  ab- 
leitung  -HS  vor  conss.,  während  vor  voc.  s  dem  r  und  der 
dunkle  voc.  dem  hellen  seine  stelle  einräumen  muss.  Selbst,  trotz- 
dem altes  08  (wie  alter  acc.  arbosem)  st.  or  im  nom.  verblieben: 
arbus-tum,  arbiAS-cula  {s  durch  die  harten  conss.,  als  ihnen  an 
härte  ebenbürtig,  geschützt)  zur  seite  von  arboretum,  arbo- 
reus  XX.  s.  w.  Corroboro,  robustus,  aber  fulguro.  Crepusculum 
neben  crq^erum.  Corpus,  corporevs,  corpusctdum,  wie  minuscuiuSf 
worin  aber  nicht  gerade  minus  als  n.  zu  suchen.  Ebenso 
wenig  pluscidus  aus  plus,  vielmehr  aus  dem  thema  zu  plures^ 
alt  ple-ores.  Melius-culus  zu  melioseni,  d.  i.  meliorem,  bei  Festus, 
und  als  falsche  analogie-bildung  bor^us-ctUa  pl.,  vgl.  auch  das 
andersgeartete  donmncula.  Majuscuius,  aber  daneben  majestas, 
wie,  vester  st.  voster  ausser  acht  zu  lassen,  hones-tus  trotz  honos, 
hondro,  majorinus.  Vetustus^  inveterare;  onustus,  onerare^  wie 
operari,  generare.  Veneror,  veniam  peto,  im  gebete  an  einen 
gott,  allem  vermuthen  nach  s.  v.  a.  ich  erbitte  mir  dessen  wohl- 
gewogenheit,  im  einzelfall:  seine  gunst.  Mithin  gleichstämmig 
mit  Venus  aus  s.  van,  s.  kurz  vorher.  Auch  moderor,  modestus 
setzen  ein  n.  auf  -us  voraus,  wie  tempero,  intempestus,  tempestas  auf 
tempus,  eig.  bestimmter  abschnitt,  zurückgehen.  Man  müsste  denn 
etwa  an  recupero,  toUro,  deren  r  vielleicht  ursprünglich,  sich  wen- 
den, und  modestus  (gls.  im  maasse  stehen  bleibend),  wie  coelestis, 
an  Stare  anknüpfen.  —  Mich  beschleicht  aber  ferner  der  ver- 
dacht, ausserdem  gehe  von  sidus  aus  sideratus,  it.  assiderare, 
vgl.  Tschischwitz ,  Nachkl.  s.  13.  Bereits  früher,  s.  139,  haben 
whr  conteniplor  als  zunächst  von  der  Vogelschau  innerhalb  des 
gezogenen  templum  (vgl.  aber  auch  coeli  templa)  kennen  lernen. 
Kann  man  hienach  beanstanden,  wenn  ich  considerare  auf  jede 
sorgfaltige  betrachtung  übertragen  erkläre,  als  urspr.  ausgehend 
vom  (etwa  astrologischen)  beschauen  des  gestirnten   himmels 

ZeiiBchrilt  fOr  voikI.  Sprachf.  X.  F.  VI.  3.  16 


342  A.  P.  Pott,  Latein  n.  griecb.  etc. 

(amsiderare  lucentia  sidera  Gell.  2,  21,  2)?  Und  wäre  dann 
desiderare  mitsammt  dem  destderium  als  sehnsuchtsvolles  ver- 
langen nach  vermisstem,  als  herabwünschen  von  einem  faustum 
sidtts  so  unpassend  ?  —  Sollten  nicht  aber  auch  dem  suff.  -tur- 
nus  nomm.  ag.  auf  -tor  zum  gründe  liegen  ?  Taciittmus.  Man- 
iuma,  die  eb^ttin,  welche  man  um  beständigkeit  der  ehe 
anrief  (vgl.  maniare  und  mansurvs).  Auch  wohl  die  quell- 
nymphe  Jütuma,  vgl.  a^&tor.  Nodumus,  diumus  dagegen  zu 
nodu,  diu,  und  wie  hodie-mus  aus  Jiodie,  dem  nachgebildet 
modernus  aus  modo,  jetzt  eben.  Aetemus  wie  hestemus,  fUiemi, 
aus  dem  comparativ-suffix. 

Zum  schluss  dieser  umschau  sei  mit  bezug  auf  vocalismus 
noch  einmal  als  hauptergebniss  wiederholt :  der  vocal- best  and 
des  latein  in  seiner  uns  erreichbaren  ältesten  form 
steht  noch,  was  sich  übrigens  auch  nicht  anders  erwarten 
Hess,  auf  einer,  dem  griechischen  viel  näher  gerück- 
ten stufe.  Indem  aber  im  verlaufe  der  zeit  dort  die  diph- 
thonge  sich  verwischen  und  die  kürzen  e  und  o  massenweis 
mit  den  volltönen  »  und  «  vertauscht  werden,  tritt  von  seilen 
des  latein  eine  grössere  entfremdung  ein  im  gebiete  der  vocale. 
Der  Grieche  macht  ja,  auf  dem  älteren  Standpunkt  verharrend, 
beiderlei  wandlmigen  nicht  mit.  Den  erst  viel  jüngeren  ifakis- 
mus  lasse  ich  selbstverständlich  ausser  frage,  wie  nicht  minder 
die  behauptung,  als  reiche  der  griechische  vocalismus  ia 
die  uraeit  hinein,  selbst  hinaus  ül>er  sanskrit  und  golhiscfa.  Ob, 
und  was  etwa,  an  dem  letzten,  jüngst  beliebten  satz  wahr  sein 
m^e,  zu  prüfen:  dazu  bedürfte  es  einer  weitschichUgen  untei^ 
suchuog,  deren  entscheid  für  meinen  gegenwärtigen  zweck 
nicht  nothwendig  war. 

Halle  aß.,  März  1881. 

A.  F.  Polt. 


C.  V.  Paucker,  Materialien  zur  lai.  wMerbildangsgeschichte.      243 

Materialien  zur  lateinischen  wörterbildunga«* 

geschichte. 

III. 

Die  uerba  frequentatiua. 

Verba ,  qnae  a  pxopria  nerbi  sigiiifi- 
catione  deriuantor,  ot  indicatiao  modo 
temporis  praesentis  .  .  non  sco  literis, 
sed  aliis  quibuslibot  dofiniontor,  haeo 
ft^quentatiua  aerba  esse  pronuntiaatar. 

Probus. 

1.  Unsere  lateinische  grammatik  versteht  unter  uerba  fre- 
quentatiua gemeiniglich  gewisse  auf  -are  (t-are,  wie  captare, 
s-are,  wie  cursare)  oder  -itare  (wie  emptitare,  haesitare)  aus- 
gehende Verben,  welche  von  anderen  verben  abgeleitet  die  in 
diesen  enthaltene  bethätigung  als  eine  sich  wiederholende  aus- 
drücken (wie  scriptitare  oft  schreiben)  oder  derselben  doch 
einen  verstärkten,  intensiven  ausdruck  geben  (wie  clamitare 
heftig,  laut  schreien).  Die  bezeichnung  dieser  als  uerba  fre- 
quentativa  ist  eine  aus  der  antiken  grammatik  überlieferte.  Was 
uns  diese  über  dieselben  sagt^),  ist  im  wesentlichen  folgendes. 

Die  forma  frequentatiua  ist  eine  der  formae  oder  quali- 
tates  oder  species  uerbi,  deren  meist  vier  aufgeführt  werden, 
bei  einem  mit  der  bemerkung,  dass  einige  diese  formas  nicht 
gelten  liessen,  weil  sie  sich  auf  den  sinn,  nicht  die  form  der 
uerba  bezögen,  ein  begründeter  einwand,  wenn  nicht  hier  eben 
die  differenten  formen  wirklich  vorhanden  wären.  Diese  vier 
formae  sind  1)  die  perfecta  oder  absoluta  (bezeichnend,  was 
einer  »einmal  thut«),  wie  lego,  2)  die  meditatiua,  wie  lecturio, 
3)  die  inchoatiua^  4)  die  frequentatiua,  wie  lectito,  welche  be- 
zeichne, dass  etwas  öfter  gethan  werde,  actus  frequentiam,  wie 
Prise,  sagt.  Diomedes  hat  dafür  den  ausdruck  assiduam  in 
agendo  uim,  scheinbar  eine  mehr  in  sich  fassende  definition, 
wenn  er  sie  nicht  sofort  durch  »öftere  Wiederholung  einer 
handlung«  umschriebe.  Deutlich  aber  ist  der  begriff  des  inten- 
siven mit  aufgenommen  in  den  Worten  eines  der  commentatoren 
des  Donat:  frequentatiua  et  plus  nescio  quid  significantia, 

*)  Gell.  II,  6.  IX,  6,  Prob.  inst,  art  p.  158  Keil,  Donat.  II,  12,  Sem.  ad 
Don.  p.  413,  [Serg.]  ad  eund.  p.  548,  Gbaris.  III,  5,  Diom.  I,  p.  344  sq.  K.» 
PriBC.  inst  VIII,  74  sq.,  partit.  p.  466  H.,  Gaper  p.  105  K. 

16* 


244  G.  V.  t'auckel*, 

zusammengehallen  mit  dem  was  Gelllus  von  uerbis  wie  uexare, 
taxare,  iactare,  quassare  sagt,  dass  sie  im  vergleich  zu  ihren 
grundwörtern  bedeuten  etwas  pressius  crebriusque,  fusius  largi- 
usque,  grauius  uiolentiusque.  Er  braucht  an  dieser  stelle  die 
bezeichnung  frequentatiua  nicht,  in  der  anderen,  wo  er  aus- 
drücklich von  den  uerbis  frequentatiuis  handelt,  sind  die  zahl- 
reichen beispiele,  die  er  anführt,  lauter  auf  -itare  (t-itare, 
s-itare)  ausgehende.  Es  scheint  demnach,  dass  schon  im  alter- 
thum  einige  die  kürzeren  formen  als  mehr  intensiver,  meist 
nicht  eigentlich  iterativer  bedeutung  von  den  formen  auf  -itare^ 
bei  denen  in  der  that  die  iterative  bedeutung  im  gebrauch 
mehr  hervortritt,  unterschieden,  und  nur  die  letzteren  als  eigent- 
liche frequentatiua  betrachteten.  Einen  schritt  weiter  thut 
Probus,  wenn  er  den  namen  beibehaltend,  aber  von  dessen 
bedeutung  absehend  als  genus  frequentatiuum  alle  nicht  in- 
choativisch, sondern  irgendwie  anders  ausgehenden  uerba  zu- 
sammenfasst,  welche  von  verben  abgeleitet  den  begrifif  des 
grundwortes  nicht  aufgeben,  sondern  enthalten  (a  propria  uerbi 
significatione  deriuantur).  Aber  die  vorherrschende  ansieht, 
welche  auch  gewichtigere  stimmen,  wie  Charisius,  Diomedes, 
Donatus,  Priscianus,  vertreten,  bezeichnete  und  betrachtete 
alle  hier  in  betracht  gezogenen  derivative  als  uerba  frequen- 
tatiua ohne  Unterscheidung,  wie  das  auch  die  von  ihnen 
beigebrachten  beispiele  zeigen,  als  merso  id  est  saepius  mergo 
Diom. 

Was  form  und  ableitung  betrifft,  so  beschränken  sich  die 
meisten  darauf  zu  sagen,  dass  die  frequentatiua  derivative  von 
verben  seien,  und  dass  sie  der  1.  conjug.  folgen,  also  auf  -are 
ausgehen  (mit  ausnähme,  heisst  es  wohl,  von  uisere,  oder  von 
facessere,  lacessere  und  derartigen).  Aber  schon  Gellius  bringt 
die  frequentatiua  in  Zusammenhang  mit  dem  part.  perf.,  die 
Übereinstimmung  in  der  quantität  hervorhebend,  sagt  auch 
deutlich  genug,  dass  er  sie  als  abgeleitet  von  dem  part  an- 
sieht: actito  .  .  ex  eo  fit,  quod  est  ago  et  actus  .  •  Schon 
Cato  muss  dies  als  regel  vorgeschwebt  haben,  wenn  er  zu  ferre 
ein  freq.  latare  bildete.  Ganz  ausdrücklich  sagt  PrisciaUi  der 
auch  hier  das  ausführlichste  hat,  dass  die  frequentatiua  in  der 
regel  und  meistens  vom  part.  perf.  abgeleitet  seien,  nur  dass 
er  an  der  anderen  stelle  dafür  das  sog.  supinum  substituirt, 

\Drip  naoh  ihm    Hia    nPiiArpn .    ^xrnQ  ^vpnicrpr    rir.htiff  iet .    nhAr    in 


Materialien  zur  lateinischen  wOrterbildungsgeschichte.  24g 

der  Sache  dasselbe :  so  sei  aus  dictus  (dictu)  geworden  dict-are, 
so  curs-are,  domit-are  u.  s.  w.  Auch  das  findet  sich  schon  bei 
ihm  als  regel  aufgestellt,  dass  aus  participien  auf  -atus  mit 
Umwandlung  des  &  in  i  uerba  freq.  auf  -it-are  (statt  -at-are) 
gebildet  werden,  wie  imperit-are,  rogitare.  Als  eine  ausnähme 
von  der  regelmässigen  ableitungsweise  stellt  er  diejenigen  fre- 
quentatiua  hin,  welche  vom  präsens  abgeleitet  sind,  wie  agitare, 
fiigitare,  nur  mit  irrthümlicher  einschränkung  dieser  bildung  auf 
solche  primitiua,  welche  im  perf.  -gi  haben  (vgl.  fluitare,  fun- 
ditare,  latitare  von  latere  u.  a.). 

Endlich  machen  auch  die  Unterscheidung  von  frequentativen 
1.  grades  auf  -are,  wie  cursare,  und  2.  grades  (doppelfrequen- 
tativa  Zumpt),  wie  das  aus  jenem  weitergebildete  cursitare, 
schon  alte  grammatiker,  wie  Donatus,  bemerkend,  dass  nicht 
in  allen  fallen  beide  grade  zum  ausdruck  kommen,  und  Dio- 
medes,  der  solche,  wie  cursitare,  als  iteratorum  iteratiua  be- 
zeichnet, mithin  die  zweiten  als  aus  den  ersteren,  nicht  direct 
vom  primitiuum,  abgeleitet  zu  betrachten  scheint 

Fast  alles  dies  ist  in  unsere  schulgrammatiken  über- 
gegangen, auch  die  Unterscheidung  zwischen  uerba  intensiua 
vom  supinum  auf  -are  (t-are,  s-are)  und  eigentlichen  frequen- 
tatiua  auf  -itare,  welche  einige  machen,  jedoch  nicht  streng 
durchfuhren  können,  hat,  wie  wir  sahen,  einen  Vorgang  in  der 
theorie  der  alten.  In  den  abweichungen  einiger  von  den  Pri- 
scianischen regeln  vermögen  wir  Verbesserungen  nicht  zu  finden. 
Wie  wenig  massgebend  theorien  alter  grammatiker  im  all- 
gemeinen für  uns  sind,  so  muss  doch  dasjenige  was  Lateiner 
über  eine  derivativformation  aussagen,  die  sich  noch  in  ihrer 
zeit  weiter  productiv  bethätigte,  wohl  einiges  gewicht  für  uns 
haben,  insoweit  es  durch  die  producte  selbst  bestätigt  und  nicht 
etwa  widerlegt  wird,  und,  wenn  eine  regel  zur  erklärung  aller 
falle  ausreicht,  sind  wir  nicht  genöthigt  nach  einer  anderen 
hypothese  auszuschauen. 

Aber  damit,  dass  wir  die  endung  und  die  art  ihrer  an- 
fügung  kennen,  ist  das  wesen  der  bildungsform  noch  nicht  er- 
kannt. Hierüber  finden  wir  bei  den  alten  keine  genügende 
belehrung  (wenn  nicht  halbwegs  bei  Probus),  wir  müssen  die 
spräche  selbst  befragen  und  versuchen,  ob  sich  aus  ihren  ge- 
bilden  etwas  ersehen  lässt. 


246  C.  V.  Paucker, 

Darin  können  wir  der  Überlieferung  folgen  und  an  ihr 
festhalten,  dass  alles  dasjenige,  was  sie  als  uerba  frequentaliua, 
abgeleitet  von  verben,  ausgehend  auf  t-are,  s-are,  -itare  zu- 
sammenfasst,  was  man  noch  jetzt  gemeiniglich  so  nennt,  eine 
gleichartige  bildungsform  ist.  Zwar  findet  die  beobachlung 
noch  andere  von  verben  abgeleitete  verba  jenen  gleichartig,  in 
welchen  theils  1)  die  endung  -are  mit  einer  anderen  epenthese, 
als  -it-,  behaftet  ist,  z.  b.  sträng -ul- are,  fo-cul-are  (focilare), 
missiculare  gl.  nsiAnd^siv^  pos(c)-tul-are,  consid-er-are  und 
desiderare,  uenerari,  fod-ic-are,  mordicare  und  morsicare, 
mand-uc-are,  car-in-are  (carere),  lancinare,  destinare  und 
obstinare  (stare)  u.  a. ,  anderentheils  2)  an  den  präsensstamm 
nicht  das  epenthetisch  erweiterte  -are,  sondern  einfaches  -are 
herantritt,  als  z.  b.  anticip-are,  occupare  (capere),  pacifer-are, 
belliger-are ,  proflig-are,  appell-are  und  compellare,  aspern-ari, 
conspic-ari,  suspicari,  assent-ari,  constern-are  u.  a.  Doch  wir 
meinen  diese  verben,  die  zwar  keinesweges  selten,  jedoch  viel 
weniger  zahlreich  sind  als  jene  gemeiniglich  als  frequentaliua 
bezeichneten,  hier  bei  seile  lassen  zu  dürfen,  ohne  sie  aus  dem 
gesiebt  zu  verlieren.  Ist  die  Sphäre  auch  eine  weitere,  so  wird 
dadurch  die  einheit  und  gleichartigkeit  der  auf  t-are,  s-are, 
-itare  ausgehenden  uerba  frequentatiua  nicht  alterirt. 

Dass  aber  der  name  frequentatiua  oder  iteratiua  den  inhalt 
dieser  bildungsform  nicht  erschöpft,  also  nicht  richtig  angiebt, 
hat  die  beobachtung  des  Sprachgebrauchs  längst  gelehrt.  Denn 
dass  uerba  dieser  art  öfters  iterative  bedeutung  haben,  nämlich 
etwas  besagen,  was  wiederholt,  öfters,  immer  geschieht,  zu  ge- 
schehen pflegt  (was  andere,  einfache  uerba  auch  können),  ge- 
nügt noch  nicht  zum  beweise,  dass  sie  frequentatiua  im  smne 
des  Worts  sind,  vielmehr  zum  beweis  des  gegentheils,  wenn 
manche,  namentlich  gebräuchlichere,  von  denen  viele  beispiele 
vorliegen,  diese  bedeutung  nicht  immer  haben.  Es  ist  über- 
haupt zu  bezweifeln,  ob  irgend  eine  spräche  unseres  Stammes 
eine  besondere  form  von  verben  für  den  ausdruck  der  mehr- 
maligen handlung  ausgeprägt  habe,  denn  dies  ist  keine  form 
der  thätigkeit  selbst,  wie  dauer  und  geschlossenheit,  wie  auch 
beginn  und  werden  eines  thuns  allerdings  formen  der  thätigkeit 
sind.  Die  frequentative  bedeutung  ist  eben  nur  eine  der  be- 
deutungen,  welche  die  hier  besprochene  forma  uerbi  au&u- 
nehmen  geeignet,  ja  wohl  auch   vermöge  ihrer  specifischea 


Materialien  zur  lateinischen  wörterbildungsgeschichte.  247 

function  mehr  geeignet  ist,  als  es  andere  uerba  auch  sind,  und 
mag  demzufolge  auch  wohl  von  gewissen  einzelnen  verben 
dieser  form  diese  frequentatIVische  bedeutung  usuell  aus- 
schliesslich oder  doch  vorwiegend  übernommen  worden  sein. 
Die  theorie  hatte  sich  frühzeitig  für  diese  bedeutung  als  haupt- 
bedeulung  entschieden,  was  wohl  nicht  ohne  einwirkung  auf 
den  gebrauch  gewesen  ist,  wenn  es  auch  im  ganzen  den  sprach- 
sinn nicht  trüben  konnte.  Immerhin  mögen  gewisse  vereinzelt 
vorkommende  verben,  wie  z.  b.  accessitare,  feritare,  natitare, 
subrectitare  u.  a.,  nur  für  den  iterativen  gebrauch  gebildet 
worden  sein.  Was  aber  der  eigentliche  Inhalt  der  form  und 
das  wesen  ihrer  function  ist,  das  ist  in  dem  namen  uerba 
frequentatiua  uns  nicht  gegeben,  sondern  ist  aus  dem  Sprach- 
gebrauch im  ganzen  zu  abstrahiren  und  zu  definiren.  Gleich- 
wohl können  wir  den  namen  als  solchen  gleichsam  synek- 
dochisch gelten  lassen,  mit  eben  so  gutem,  wenn  nicht  besserem 
recht  als  andere  namen,  wie  genitiv,  accusativ  u.  dgl.,  auch. 

Es  stellen  sich  uns  etwa  folgende  fragen.  Was  macht 
diese  bildungsform  zu  dem,  was  sie  ist?  Welcher  laut  best  and- 
theil  an  dem  uerbum,  welches  frequentatiuum  genannt  wird, 
ist  sitz  und  ausdruck  derjenigen  specifischen  function,  welche 
dem  uerbum  dieser  form  als  solchem  eigen  ist  und  mit  der 
bedeutung  des  stammlauts  die  grundbedeutung  des  Wortes  aus- 
macht ?  Ist  es  die  endung,  das  suffix  allein  ?  Und  wie  ist  es  mit 
der  endung?  Wir  müssen  das  -it-  in-  itare  zum  theil  wohl  als 
zur  endung  selbst  gehörig,  und  mithin  neben  -are  als  besondere 
endung  auch  -itare  anerkennen.  Da  fragt  sich  denn,  ob  beide 
endungen  auch  zweierlei  sind,  oder  wenigstens  functionell  einerlei, 
wie  sie  es  an  denominativen  verben  meist  und  wohl  gewöhn- 
lich sind,  wie  z.  b.  pur(i)gare  und  purgitare  einerlei  sind,  gleich- 
wie deutsch  end-en  und  end-igen.  Wenn  sich  aber  doch  eine 
diff^enz  herausstellt,  fragen  wir  weiter,  worauf  diese  differenz 
sich  gründet,  und  ob  diese  differenz  hier  immer  stattfindet  und 
mithin  eine  wesentliche  ist,  oder  ob  sie  nur  eine  partielle, 
gleichsam  facultative  und  zum  theil  usuelle  ist,  wie  ja  öfters 
in  den  sprachen  das,  was  wesentlich  und  ursprünglich  einerlei 
ist,  einer  usuellen  differenzirung  unterliegt. 

Es  folgt  nun  zuvörderst  ein  verzeichniss  auf  t-are,  s-are, 
-itare  ausgehender  von  primitiven  verben  abgeleiteter  uerba 
frequentatiuai  das  wohl  zahlreich  genug  ist,  um  einen  überblick 


248  C.  V.  Paucker, 

und  ein  möglichst  sicheres  urtheil  über  die  bildungsform  za 
gewinnen,  dessen  Vollständigkeit  wir  jedoch  nicht  verbürgen. 
Darnach  wollen  wir  kurz  zusaihmenfassen,  was  sich  aus  den 
gesammelten  beispielen  uns  zu  ergeben  oder  zu  bewähren 
scheint  1)  über  bildung  und  ableitung  der  uerba  &equentatiua 
auf  -are  und  -itare,  2)  über  wesen  und  significabilität  dieser 
bildungsform. 

2.  In  dem  nachstehenden  verzeichniss  sind  geflissentlich 
manche  uerba,  die  man  hier  zu  finden  erwarten  dürfte,  über* 
gangen,  namentlich  die  nicht  eben  zahbreichen,  welche,  wenn 
man  sie  als  frequentatiua  betrachtet,  von  verben  herzuleiten 
sind,  die  nicht  primitiua  sind,  sondern  denominativa,  wie  z.  b. 
coenitare,  auf  die  wir  in  dem  folgenden  aufsatz  kommen,  — 
femer  solche,  die  ihrer  form  nach  frequentativische  sind,  über 
deren  herleitung  aber  wir  uns  keine  rechenschaft  geben  können, 
wie  cunctari,  optare,  oder  solche,  die  uns  nicht  in  die  reihe 
der  hier  behandelten  hineinzugeboren  schienen,  wie  mussare, 
das  sich  zu  muttire,  mussire  vielleicht  so  verhält,  wie  asper- 
nari  zu  spernere.  Auch  einige  von  part.  perf.  abzuleitende, 
wie  z.  b.  subitare,  haben  wir,  von  unserem  princip,  dass  die 
form,  nicht  die  bedeutung  für  grammatische  classificinmg  mass- 
gebend ist,  eine  ausnähme  machend,  zu  den  denominatiuis  ge- 
zogen. Eingereiht  und  gezählt  sind  in  dem  verzeichniss  nicht 
nur  die  frequentativformen  einfacher  uerba,  wie  z.  b.  nutare 
von  nuere,  sondern  auch  die  welche  von  mit  Präpositionen 
zusammengesetzten  gebildet  sind,  wie  abnutare  von  abnuere. 
Als  solche,  als  deriuatiua,  nicht  composita,  lassen  wir  in  der 
regel  alle  diejenigen  gelten,  welchen  eine  präpositionirte  form 
des  grundwortes  mit  auch  entsprechender  bedeutung  gegenüber- 
steht, also  z.  b.  auch  excitare  neben  exciere,  während  wir  z.  b. 
recitare,  suscitare  als  Zusammensetzungen  des  fireq.  citare  mit 
Präpositionen  betrachten.  Weil  jedoch  solche  Unterscheidung 
in  manchen  fallen  sache  des  meinens  ist,  fügen  wir,  schon  um 
dem  leser  controle  und  kritik  zu  erleichtem,  jedem  firequenta- 
tiuum  seine  Zusammensetzungen  mit  präpositionen  vollständig 
bei.  Um  die  zahl  der  vom  präsensstamm  auf  -itare  gebildeten, 
wie  ag-itare,  leichter  zu  übersehen,  sind  sie  etwas  eingerückt 

Die  weiteren  Vorbemerkungen  gelten  zugleich  für  das  ver- 
zeichniss in  dem  folgenden  aufsatz.  Wenngleich  für  die  frage, 
ob  ein  wort  ein  echtlateinisches  ist,  es  am  meisten  darauf  an- 


Materialien  zur  lateinischen  wOrterbildungsgeschichte.  249 

kommt,  ob  es  sprachrichtig  gebildet  ist  und  sprachgebräuchlich 
war,  so  ist  doch  auch  auf  bestimmung  und  Unterscheidung  der 
zeit,  in  welche  es  gehört,  gewicht  zu  legen.  Wir  lassen  uns 
daher  dies  angelegen  sein,  und  suchen  den  unterschied  der  zeit 
zur  erleichterung  der  Übersicht  möglichst  augenfällig  zu  machen. 
Freilich  vermögen  wir  meist  nur  die  zeit  anzugeben,  aus  welcher 
ein  wort  uns  bekannt  wird,  die  nicht  immer  diejenige  ist,  in 
welcher  es  entstand,  und  selbst  unter  den  Wörtern,  welche  wir 
erst  durch  spätlateinische  Schriften  kennen  lernen,  befinden 
sich  alte,  ja,  vollends  in  glossarien,  veraltete.  Wir  machen 
also  zu  chronologischer  Unterscheidung,  soweit  sie  eben  möglich 
ist,  durch  minuskelschrift  kenntlich  die  Wörter,  welche  der  ältesten 
sog.  vorclassischen  latinität  allein  angehören  oder  doch  nachher 
nur  vereinzelt  vorkommen  oder  häufiger  erst  wieder  bei  späten 
(et  recc),  —durch  cursivschrift  die  erst  bei  nachhadrianischen 
Schriftstellern  (recc.)  vorkommenden,  während  von  allen  nicht 
durch  abweichende  schriftform  ausgehobenen  anzunehmen  ist, 
dass  sie  sich  schon  in  Schriftwerken  der  classischen  literatur 
von  Cicero  bis  zu  Tacitus  und  dessen  Zeitgenossen  incl.  (uett.) 
vorfinden.  Wenn  bei  mehren  der  letzteren  Wörter  sich  ein 
(meist  nur  ein)  autor  angegeben  findet,  so  ist  dies  in  der  regel 
nicht  der  einzige  zeuge,  auf  welchen  es  zurückgeführt  wird 
(was  mitunter  s.  hervorhebt),  sondern  der  zeitlich  erste  oder 
in  prosa  erste,  hauptsächlich  aber  soll  mit  solchen  beifügungen 
(die  keineswegs  eine  ausreichende  belehrung  zu  geben  beab- 
sichtigen) nur  negativ  besagt  werden,  dass  sich  das  betreffende 
wort  bei  Cicero  oder  Cäsar  nicht  zu  finden  scheint,  und  das- 
selbe besagt  mitunter,  bei  sonst  gebräuchlicheren  Wörtern,  ein  n. 
Ausserdem  wenden  wir  zuweilen  auch  hier  folgende  sigia  an: 
pr  =  älteste  vorciceronianische  schriftsteiler,  p  =  dichter,  be- 
sonders der  augustischen  zeit,  pÄ  =  autoren  der  sog.  silbernen 
latinität  von  Augustus  bis  Hadrian. 
abnutare.  5  accubüare.  aditare. 

acceptare  Plaut.,  pA.     actitare.  ^^  adiutare. 

acceptitare «).  adauctare.  aduectare  Tac. 

accessitare.  adiedare,  aduentare. 

«)  Ebenso  auf  t-itare  (s-itare)  a)  neben  t-are  (s-are):  28,  32,  34,  36, 
42,  65,  88,  92,  103,  106,  118,  144,  159,  167,  180,  198,  206,  216,  226,  231. 
248,  258,  277,  282,  297,  302,  304,  315,  326,  332,  370,  374,  376,  dazu  4 
(vgl.  37),  6  (vgl.  48),  125  (vgl.  303),  266  (vgl.  279  u.  331),  360  (vgl.  100),  — 


250 


C.  V.  Paucker, 


aduersare  *). 

aduolitare  Plin. 
"  affeclare. 
afflictare. 
agitare,  ex-,  ob- 

(acetare),    cf.  49, 
259,  328,  344  *). 

allectare ,  cf.  93, 
123,  168,  239, 
287,  345. 

alsitare  (alsus). 

«oamplexari,  ex-  Ad 
Her.,  -re  et  Petr. 
annutare. 
apertare,  cf.  ^250. 

appellitare  Tac. 
apprensare  Grat. 
«» aspectare. 
assultare  Plin, 

auctare,  cf.  7, 

auctitare  Tac. 

auersari. 

»0  calefactare    Plaut, 
(cf.  ad  143). 

cantare,  ad-  Stat., 
con-y  de-,  ex-  pr, 
p,  in-  pr,  p,  recc., 
o6-,  prae-  Petr., 
re-  p,  sülh,  -cen- 
tare,  ob-,  prae-. 


cantitare. 

captare,  -ceptare, 
dis-,  cf.  2,  3,  60, 
132,  174,  244, 
277,  299, 

capiitare. 
sscassare  (casare), 

cassitare. 

cessare,  con-  et  recc, 
cf.  4. 

circumcursare 
Plaut. 

circumplexari,  cf. 
20,  56. 

*o  circumspectare. 

circumuectare  Verg., 
Liu., 

circumuectitari. 

circumuersari  Lucr. 

circumuolitare  p, 
pA. 

*«  circumuolutare 
Plin.  s. 

citare,  ad-^  de-,  re-, 
suJhre-,  sus-,  ex- 
sus-,    re-sus- 
Ouid.,  con^esus-, 
cf.  61,  133,  175. 

clamitare,  cf.  62, 90, 
134,176,245,300. 


coactare  Lucr., 

cogitare,  ex-,  in- 
Hor.,  prae-  Liu., 
re-^). 

»0  coeptare. 

comme(i)tare  (meare), 

commentari,  -re. 
CQinmorsitare. 
cotnmotare. 
51  compensare,  re-. 

camplexari, 
comprebensare. 
compressare. 
compulsare,  cf.  95, 
139,  289,  311. 
•^  conceptare. 

concitare. 

conclamitare. 

concrepiUire, 

concursare, 
•»  concursitare, 

conflictare,  -ri. 

cangestare. 

coniectare,  '^. 

conquassare. 
To  consa^tare. 
consectari. 

conspectare. 


b)  ohne  nachweisliches  t-are  (s-are):  19,  81,  129,  162,  212,  222,  224  (nebst 
53,  94),  273,  280,  298,  321,  336,  347,  352,  378,  380,  386. 

»)  So  von  s-us  auf  s-are:  20,  24,  29,  35,  37,  38,  39,  43,  55—59,  64^  69, 
79,  87,  91,  95,  97,  100,  102,  110,  112,  130,  135,  137,  139, 148,  151,  160, 173, 
179,  191,  192,  215,  233,  247,  249,  257,  260,  262,  269,  281,  283,  284,  289, 
291,  294,  301,  308,  309,  311,  314,  320,  339,  346,  351,  356,  364,  366,  371, 
375,  —  auf  s-itare  4,  19,  36,  53,  65,  88,  92,  94,  103,  129, 162, 180, 212,  216, 
222,  224,  248,  258,  273,  280,  282,  298,  302,  315,  321,  336,  360,  376,  386. 

*)  Ausser  diesen  fünf  sind  vom  präsensstamm  gebildet:  71,  82,  107, 
108,  145,  146,  150,  154,  155,  156?,  169,  181,  184,  202,  207,  209,  213,  214^ 
217,  221,  235,  255,  256,  263,  292,  293,  295,  312,  327,  330,  333,  367,  377, 
379,  381. 

»)  Vgl.  6  actitare  und  17  agitare,  105  f.  u.  181?,  168  u.  169,  203  iL 
145,  205  u.  207,  212  u.  213,  215  f.  u.  217,  325  u.  327,  329  u.  330,  380  u.  38L 


Haierialien  zur  lateinischen  Wörterbildungsgeschichte.  251 


consputare. 
consultare,  -ri. 
Ti  contentare  (conten-  '"'*  detonsare. 
dere),    cf.    142,       deuectare. 


detentare  {delinere)^  i^eiiersare. 
cf.  318,  355.  euolitare  Gol. 


190,  251. 
canterritare. 
conuectare  Verg. 
conuentare. 
conuersare. 
•0  conuolutari  Sen. 
codiiare, 

coquitare. 

correptare. 

credUare. 

•»  crepitare  Plaut.,  p, 
Plin.,  cf.  63, 109, 
177. 

cubltare,  cf.  5, 178, 
334. 

cursare,  cf.  38,  64, 


deuersari, 
detiersitare  Gell, 
deuotare. 
losdictare,  cf.  119, 
dictitare. 
difpunditare. 


exceptare. 
excitare,  co-. 
exclamitare. 
i»»excursare  Stat. 
exercitare,  co-Qtl. 
expensare. 
expramptare. 


expulsare  MarL 

,.         ..'     t'       '  exsultare,  CO-,  stiper-. 

discrepitare  Lucr.  s.  .     ,       ,    «« 

,.       ^       i-.  .  1  extentare  Lucr. 

10  discursare  Qumt.  ^^^^^^^^  ^^  ^^  _  30, 

disiectare  Lucr.  s.  152,  153,  199,  211, 

dispensare.  factitare. 

dissertare  et  Tac,  cf.  i*»     ferüa/re  (ferro). 

120,  140,  185.  flagitare,  ef-,  re- 

dissultare  p,  Plin.  CatuU. 

191*   247*  260*       dormitare,  ob-.  flexare. 

'         '  -■    '       ducfare  pr.  Sali,  flidare,  cf.  16,  66. 

cf.  237,  261,  305,  »«    fluitare,  ^flutare 

ductitare.  Lucr.,-riVarr. 

edictare.  (cf.  383). 

110  edissertare  et  Liu.  fossare. 

defensarePU.,SalL,      ^^^^'\^-  f?gSSe. 

cf.  249,                     eiuhtare«).  fueitare 

j  ,      ..                           electare    (lactare).  luguare. 

depulsare.                             288,  138.  cf^  giyb*). 

despectare  p.               ereptare.  futare,'con'-  (cf.  fu- 

desponsare    Suet.,       erogitare.  turus). 

recc.                          eructare  (erugere).  gestare,circuin-,cf. 

demltare.                       esitare.  67,  285, 


284. 

cursitare ,    cf.   65, 
180,  248. 

datare,  cf.  342. 

•0  declamitare. 


•)  Ebenso  sind  von  -are  gebildet  auf  -Itare  anstatt  ätare:  23,  47,  51, 
163,  164,  170,  204,  219,  228,  229,  232,  241,  252,  253,  254,  275,  322,  382, 
383,  und  14,  44,  62,  90,  127,  131,  134,  171,  176,  194,  242,  245,  265,  270. 
300,  353,  365. 


25S 


C.  V.  Paucker, 


gestilare  et  recc.        " 
"  grassari  n.,  de-  Stat. 
babitare,  co-,  in-  Ou. 
haesitare. 
haliUre. 
hletara. 
nJiiimUare  gl.  " 

iactare,  j>f oe-,  super- 
Val.  Max.,  cf  8, 
68,111,121,182, 
238,  286,  306, 
3*3, 
iactiiare  Liu.,prae-. 
iUedare, 
iUieUare. 
'«imttari,  -re. 
imperitare  Plaut.    " 
implieiUo'e. 
impressare. 
inceplare. 
't  jncitare. 
inclamitare. 
increpitare ,    sub- , 

super-,  „ 

incubitare  Plaut, 
incursare, 
>»  incursitare  Sen. 

indigitare    ( iodici- 
tare?). 
iniectare  Stat. 
initare.  » 

insectari. 
"  insertare  Verg.,  red-, 
inspectare, 
insputare. 
itttir^Uare. 
insultare,  super-. 
*'  intentare.  " 

intercursare  Liu. 
ioteruersare  Plin. 
introspectare. 
muolitare  Hör. 


irreptare  Stat. 
itare,  cf.  9,  183, 

labefactare ,    con  - 

Ouid. 
•iBrtare  (zu  18). 
lamhUfxre. 

lälitare. 
lätiu»  (cT.  145). 
lauiUre  (?). 
leäare,  cf.  124, 
lectltare, 

Xegiiare, 
lidtari,  cf.  974. 

loqnitari  et  App. 
lu[i]tar& 
madefadare. 
niansitare  Plin., 

man[i]tare,  om-men-." 

meditari  (mede- 

ri?),  con-  Ad 

Her.,  e-,  prae-. 

mersare,    p,  pA, 

cf.  346,  •' 

tnersitare, 
mergitare,  *'iner- 
[gilUre. 
meritare. 
minitari,  -re.  i, 


näsciiatus  Grom. 

(cf.  202,  213, 

214,  256). 
missitare  U.a.  " 

tnmiiare. 

morsitare,  cf.  53, 94. 
motare  Verg.,  cf.  54, 
motüare  Gell, 
munitare  Gic.  s. 
mnisitai«  et  recc.  0&-. 
mutitara  Gell.  ** 


natare,  ab-  Stat., 
ad-  B.  AI.,  de- 
p,  e-,  super-e- 
Luc,  in-,  prae- 
p,pA,pro-Hyg., 
re-,  sah-  Sil., 
8tä>ter-,  super- 
Sen., 

natitare. 

negitare. 

Dexare. 

iii<lare,  ad-,  -ri. 
\     Qoscitare  Plaut., 
Liu. 

nutare,  cf.  1,  21, 
307. 

obduetare. 

obiectare. 

oblectare,  üi-. 
lobreptara  et  PlÜL 

obson  itare. 

obuolitare  Pore. 
Lalr.  decl. 

obuolvtM-e. 

occeptare. 
1  oeclamitare. 

occultare. 

occursare, 

occwsitare. 

offeusare  Lucr.,  pA. 
,  opertare. 


palitari. 
palpitare. 
paritare,  cf.  171. 

pascitare  Varr.  ■. 

pauitare  Ter.,  p. 
pensare  p,  pA,  cfL 

55,112,137,262, 

308, 
pensitare. 

peragitare. 
percursaie  pA. 


Itaioialien  zur  lateinischen  wörterbildungsgeschiclite.  25ä 


quassare,    cf.   69, 
—  351. 

»•»  queritari  Tac , 
-re,  uel  ^  qui- 
rilare,  -ri  Vaf  r. 

raptare,  ^rapsare 
B.  Afr.,  Gell., 

raptitare  Gell, 
rasitare  Suet. 
receptare  Ter. 
»00  reclamitareCic.  (?). 
recursare  Plaut., 
recursüare. 


perdactare. 

perpensare  Grat. 

perqutritare. 
perreptare. 
it5  perrogitare. 

perscriptitare. 

perspectare  pr,  p  A. 

perterrikire. 

peruersare. 

iTt  peruolitare  p,  Vitr. 

peruolutare. 

placitare. 
plausüare. 

poDidtari  et  Sali.  redemptare  Tac 

...popuiaare  Dig.  (?).        redemptitare. 

potare,   e-,   per-,  ^oireduäare. 
^^*^'  reiectare  Lucr. 

poütare.  renutaie  Lucr. 

praeceptare    (rest. 

saepe  praecipere).      repensare  Vell. 
praescriptare.  reprehensare  Liu.  s. 

.•0  pransitare   Plaut.,  *'•  ^^PJ^f^F^^"*- '  ^f- 
*^  Vitr  83,126,196,240, 

prehensareuelpren-         ^^' 
sare,  cf.  24,  57,       repulsare  Lucr. 

309,  requiritare. 

prensUare.  respectare. 

pressare  p,  cf.  58,  responsare  Plaut.,  p, 

173.  »"  responsitare. 

procursare  Liu.  restitare  et  Liu.,  Fun, 

tM^progestare.  resultare  Plin. 

proiectare  Enn.,  Amm.      retentare  (cf.  99). 
«••  *prolalare  (cf .  203) .      reuectare. 

proiectare.  «i«  reuersare. 


promptare,  cf.  138. 

propulsare. 
tw  prospectare. 
pulsare    (zu  59), 

l>  poltare  (pul[si]- 
tare?). 

quaeritare,   cf.  263, 
312. 

guaesUare  Prise. 
Vm,  74 


risitare. 

rogitare,    cf.   127, 
265. 

ructare,  in-,  o6-,-ri, 
cf.  128. 

saeptaius,  cf.  70. 

SS6  saltare,circww-,  de- 
Suet.,  sub-,  -sul- 
tare,  per-  Lucr., 


Liu. ,  prae-  et 
trans-Liu.,cf.26, 
98,114,141,189, 
317,  348, 

saltitare  QuinL, 

salitare  Varr.  s. 
satagitare. 

scitari  Verg., 
»»**     sciscitari,  -re. 
Scriptare,  cf.  279, 
scriptitare,  cf.  266. 
sectari   ( *sequi- 
tari),  ad-,  per- 
Lucr.,  cf.  71, 
184  (vgl.  209). 

secubitare. 
•»»  sepuUare. 
sessitare. 
solüare  Gell. 

spectare,an<i-Gell., 
ex-^per-ex-yprae- 
ca;-,cf.25,40,72, 
96,186,193,267, 
290,  313,  354. 

Sponsore,  cf.  97,314. 

«4osputare,  cf.  73,  187. 

strepitare  Verg,,  o6-, 
cf.  188. 

subditareLucr.?,  gl. 

subiectare  p  (sub- 
iactare  Varr.). 

subigitare  et  recc. 
•48  subiectare. 

submersare. 

subrectitare. 

subsultare  Plaut. 

subuectare  Plaut., 
p,  pA. 

SSO  subuentare. 
succussare. 

sumptitare  Plin.  s, 

superuolitare  Verg. 

suspectare  pr,  pA, 
prae^. 


S54 


C.  V.  Paucker, 


13,  29,  43,  7d, 
102,   130,    192, 

269,  320,  364, 

uersitare,   gl,    cf. 
103. 

uescitari. 
uictitare  et  recc. 

uisitare  (uisere), 
i»-,  re-  Plin.  s. 

•«•  unctitare, 
unguitare. 
uocitare. 

uolitare,  cf.  14, 44, 
131,   194,  242, 

270,  353,  365. 

uolutare,  cf.  45, 80, 
195,  243,  271. 

uomitare  Sen. 

usitatus  pass., 


»"  sustenlare  (cf.  99).       transuectan     lul. 

taxare    ( längere ),  ^^^*  ^ 

con-,    re-   Suet.       transuersare  Verg. 
(cf.  371,  296^).  Mor. 

tentare,  ad-,  ex-,  '"  ^^'^'^^"^"^^^^  L"^^- 

per-,  ppae-,  Ouid.,     ^"^^are  Calull. 

pA,     pro-,  re-           tuditare. 

Ouid.,  Sen.,  vgl.  tutari,  -re. 

zu  75.  uectare  p,  Liu.,  cf. 

territare,    cf.  76,           11,  41,  77,  101, 

268.  319,  349,  363, 

tinnitare.  »to  tieditare,  cf.  42, 

Motonsitare  (cf.  ICD).  uexare,con-etrecc., 

tortare.  di-,  prae-. 

tractare  (-trectare),      uenditare. 

ad-,  con-,  prae-        uentare,cf.l2,78,350, 

con-  Ouid.,  de-,       uentitare. 

ob-,  per-,  jp^'oe-,  »'»uersare,   in-,   -ri, 

re-.  con-  pA,  ob-,  cf. 

3.  Es  sind  hier  im  ganzen,  wenn  man  alle  composita  imd 
ein  paar  nebenforraen  (b)  mitzählt,  500  verba  frequentatiuischer 
form  aufgeführt,  von  denen  durch  Cicero  oder  Cäsar  saDctio- 
nirt  sind  146.  Als  pr  sind  bezeichnet  104,  doch  durften  noch 
einige  hinzuzuziehen  und  so  etwa  130  (mehr  als  V«)  als  ganz 
oder  vorwiegend  dem  älteren  •  Sprachgebrauch  angehörig  zu 
betrachten  sein.  Eine  gewisse  Vorliebe  der  älteren  latinilät  fär 
diese  formation  tritt  noch  mehr  hervor,  wenn  wir  nur  die 
Stammverben,  ohne  ihre  Zusammensetzungen,  welche  frequen- 
tativform  angenommen  haben,  zählen  (z.  b.  citare  nur  als  1, 
nicht  als  12),  wo  dann  der  antheil  der  pr  0,3  ausmacht  Aus 
der  ganzen  masse  der  spätlateinischen  Schriften,  gegen  die  doch 
quantitativ  der  nachlass  der  classischen  literatur  weit  zurück- 
steht, sind  nur  122  (weniger  als  V*)  hinzugekommen,  von  den 
einfachen  formen  sind  ihnen  gar  nur  0,14  anzurechnen.  Wenn 
man  nun  nicht  vergisst,  dass  sich  unter  den  uns  erst  durch  spätere 
überlieferten  Wörtern  auch  viele  alte  bergen, ^andrerseits  auch 
daran  denkt,  wie  überaus  gross  in  anderen  bildungsformen  die 
fülle  des  neueren  Zuwachses  ist,  wie  z.  b.  von  den  Wörtern  auf 
-tio  oder  -sio  0,55  aller  der  tausende  den  recc.  angehört,  so 
scheint  jenes  ergebniss  die  meinung,  dass  in  der  späteren 
spräche  die  hiimeigung  zu  den  freauentativformen  im  zunehmen 


Itaterialien  znr  lateinischen  wörterbildungsgesctiictite.  $gg 

war,  nicht  gerade  zu  bestätigen.  Indess  haben  allerdings  auch 
wir  frequentativformen  bei  recc,  häufig  angewendet  gefunden, 
und  in  gewissem  mass  wollen  wir  auch  abschleifung  der  be- 
deutung  dieser  formen  im  spätlatein  nicht  abläugnen.  Ein 
beispiel,  das  nicht  gerade  viel  beweist,  über  das  wir  aber  ge- 
naues sagen  können,  bieten  die  scrr.  bist.  Aug.  Es  finden  sich 
bei  ihnen  mehr  als  sechzig  uerba  frequentatiua ,  fast  halb  so 
viel  als  in  allen  den  vielen  ciceronischen  Schriften,  darunter 
fünf  prisca  recocta,  neu  nur  ein  einziges,  während  sie  in  anderen 
wörlerarten  meist  recht  viele  neue  haben. 

Von  den  aufgereihten  uerba  frequentatiua  weisen  vor  der 
endung  den  Charakter  des  part.  per  f.  auf  nicht  weniger  als 
309,  die  überwiegende  mehrzahl,  fast  0,8  aller.  Wir  haben 
allerdings  alle  gezählt,  in  denen  nur  immer  das,  was  vor  der 
endung  steht,  der  Charakter  einer  supinform,  welche  das  primi- 
tiuum  wirklich  hat,  sein  kann,  zumal  auch  ohne  die  wenigen 
für  einige  vielleicht  zweifelhaften  fälle  (wie  ob,  mit  uns,  lambit- 
are,  oder  lamb-itare  zu  theilen  sei)  den  sicher  vom  part.  perf. 
abzuleitenden  doch  die  überwiegende  mehrheit  bliebe.  Das  a 
in  grassari,  das  doppelte  s  in  cassare  kann  nicht  beirren,  und 
für  die  formen  rapsare,  taxare,  uexare  werden  wir  wohl  ent- 
sprechende nebenformen  des  supinstammes  vermuthen  dürfen 
(vgl.  rapsit,  taxim,  uexillum).  Wenn  sich  noch  immer  zuweilen 
eine  neigung  zeigt  als  eigentliches  frequentativsuffix  -tare  an- 
ssusehen,  -sare  nur  als  mitunter  vorkommende  ausnähme  oder 
als  aus  -tare  erst  geworden  (z.  b.  Gossrau  Gramm.  §  217),  so 
hört  das  eben  auf  denkbar  zu  sein  angesichts  der  n.  3  zu- 
sammengestellten 63  falle  (ohne  comp.),  in  welchen  s-are,  29, 
in  welchen  s-itare  die  endung  ist  (0,3  aller),  eben  weil  das 
part.  perf.  des  primitiuum  auf  s  ausgeht.  Dass  das  part.  perf. 
der  bewusste  bildungstamm  war,  bestätigt  auch  z.  b.  latare 
zu  ferre,  die  quantität  von  citare,  die  von  dormitare  (die  wur 
daher,  ohne  Überlieferung,  auch  für  165,  359  annehmen),  der 
ablaut  z.  b.  in  iniectare,  insultare,  die  homonymie  in  tentare, 
weil  tendere  und  teuere  beide  part.  tentus  haben.  Unter  den 
Verben,  welche  die  primitiua  dieser  frequentativformen  sind, 
habep  in  der  supinform  c.  0,6  vor  der  endung  (-tus,  -sus) 
einen  consonanten,  wie  cap-tus,  pul-sus,  c.  0,22  einen  stamm- 
vocal,  z.  b.  a  (in  3),  wie  fla-tus,   i  der  4  coiy.  (in  4),  wie 


256  G.  V.  Pauckei^, 

muni-tus  (in  6  verben  endete  der  stamm  auf  einen  dentalen 
consonanten,  wie  plau-sus  von  plaud-ere),  c.  0,18  ein  kurzes  i, 
wie  domit-us,  habit-us,  uendit-us.  Sonst  kommt  dai*auf,  welcher 
conjugation  die  primitiua  angehören,  kaum  etwas  an. 

So  hat  sich  denn  also  die  regel  des  Geilius  und  Priscian 
bewährt,  und  auch  der  ausnahmsregel  bei  Priscian,  dass  von 
part.  auf  -atus  mittelst  abschwächung  des  ä  in  i  frequenlatiua 
auf  it-are,  statt  at-are,  gebildet  werden,  und  so  aus  clamare 
werde  clamit-are,  glauben  zu  schenken  hindert  uns  nichts,  mit 
der  näheren  bestimmung,  dass  einsilbige  a-stämme,  wie  nare, 
das  a  festhalten:  nat-are  (zu  147).  Gewiss  sind  z.  b.  natare, 
saltare,  cursare,  uolitare  unter  einander  gleichartig,  und  das, 
was  in  ihnen  mitten  zwischen  sinnlaut  und  endlaut  sich  vor- 
findet, in  allen  dasselbe,  nämlich  Charakter  der  form  des  part. 
perf.,  ob  ohne  oder  mit  ablaut.  In  hietare  von  hiare  ist  nach 
dem  i  des  Stammes  für  a  statt  i  eingetreten  §,  in  commetare 
das  i  für  a  mit  dem  vorausgehenden  6  in  e  verschmolzen,  wie 
in  lutare  das  ui  in  ü.  Wir  zälilen  also  unbedenklich  die  von 
verben  1  conjug.  abgeleiteten  frequentativformen  auf  it-are, 
deren  wir  in  unserem  verzeichniss  37  aufgeführt  haben  (n.  6), 
den  von  der  form  des  part  perf.  gebildeten  zu,  die  mit  ihnen 
89^/s  %  aller  frequentatiua  ausmachen. 

Man  könnte  nach  analogie  der  eben  betrachteten  frequen- 
tatiua von  verben  auf  are  versucht  sein,  das  it  der  endung 
(-itare)  auch  aus  den  sog.  doppelfrequentativen,  wie  dicti- 
tare,  zu  eliminiren.  Wenn  ihnen  die  frequentatiua  ersten  grades 
auf  are  ebenso  zu  gründe  liegen,  wie  den  frequentatiua  ersten 
grades  ihre  primitiua,  so  wäre  auch  in  ihnen,  wie  clamit-are 
aus  clamat-are,  so  dictit-are  aus  dictat-are,  eben  it-are  aus 
at-are  geworden,  und  suffix  auch  in  ihnen  einfaches  -are.  Da- 
gegen aber  spricht,  nämlich  gegen  herleitung  der  längeren  aus 
den  kürzeren  frequentativen  statt  unmittelbar  aus  dem  primi- 
tiuum,  oder  mindestens  nicht  dafür  spricht  etwa  folgendes. 
Wenn  auch  in  den  meisten  fallen  die  kürzere  form  auf  -are  die 
gebräuchlichere  und  auch  wohl,  wie  es  scheint,  die  ältere  form 
ist,  wie  gestare  häufiger  vorkommt  als  gestitare,  iactare  und 
natare  gebräuchlicher  und  auch  älter  sind  als  iactitare,  nati- 
tare,  so  verhält  es  sich  doch  in  einigen  fallen  umgekehrt,  wie 
z.  b.  lectitare  und  scriptitare  gebräuchlicher  und  früher  bezeugt 

sind  nis  Winrp.  «u^riiiffAro.    iinH    «»  Hia  l5ncr»rA  frirm  IKaiIq  ont. 


ttaterialien  zur  lateinischen  wÖrtiBirbildungsgeschichte.  ^7 

weder  gebräuchlicher  oder  älter,  theils  beides  zugleich  ist  in 
den  paaren  6  und  48,  91  f.,  125  (304)  und  303,  143  f;)  257  f., 
314  f.,  373  f.,  —  und,  noch  mehr,  nicht  gerade  selten  neben 
dem  frequentatiuum  2.  grades  die  kürzere  form  gar  nicht  vor- 
handen, für  unsere  kenntnis  wenigstens,  wie  wir  z.  b.  wohl 
morsitare  finden,  aber  dazu  kein  morsare  (n.  2,  b).  Dass  diese 
verba,  in  welchen  wir  hinter  dem  Charakter  des  part.  perf. 
des  primitiuum  ilare  haben,  gesteigerte  frequentatiua  sind,  ge- 
steigert auch  in  ihrer  bedeutung,  ist  nicht  zu  verkennen.  Da 
kommt  denn  wenig  darauf  an,  ob  das  increment  it,  in  welchem 
die  differenz  gegen  das  freq.  1.  grades  liegt,  das  also  der  laut- 
liche träger  der  Steigerung  ist,  dem  stammende  anhaftet,  oder 
zum  suffix  gehört.  Aufgeführt  sind  in  unserem  Verzeichnis 
36  paare  von  frequentativen  ersten  und  zweiten  grades,  welche 
abgeleitet  sind  von  29  verben  oder  deren  Zusammensetzungen 
mit  Präpositionen,  wie  factare,  factitare  von  facere,  responsare, 
responsitare  von  re-spondere  (n.  2).  Einige  dieser  paare  sind 
aus  einem  einfachen  und  einem  präpositionirten  frequentatiuum 
zusammengebracht,  wie  detonsare,  tonsitare. 

Die  übrigen  uerba  frequentatiua,  kaum  mehr  als  Vio  aller, 
sind  nicht  vom  part.  perf.,  sondern  vom  präsensstamm  ab- 
geleitet, wie  quaer-itare,  noscitare,  uisitare  (der  bedeutung  nach 
zu  uisere  gehörend),  und  die  anderen  n.  4  zusammengestellten. 
Die  meisten  (0,85)  sind  von  verben  der  3.  conj.,  vom  ein- 
fachen stamm,  wie  tuditare,  aber  auch  vom  verstärkten,  wie 
funditare,  discitare,  gebildet,  doch  einige  auch  von  verben  der 
2.  conj.  wie  latitare  (zu  221),  eines,  wie  es  scheint,  von 
einem  verbum,  das  im  präs.  nach  der  vierten  geht  (327). 
Einige  haben  parallelformen  regulärer  ableitung,  wie  sich  acti- 
tare  neben  agitare,  illectare  neben  illicitare  findet.  Als  endung 
dieser  frequentatiua  vom  präsensstamm  können  wir  nicht  umhin 
itare  anzuerkennen.  Denn  wollten  wir,  um  it  aus  ihr  zu  eli- 
miniren,  auch  diese  formen  als  doppelfrequentative  auffassen, 
wofür  deren  bedeutung  kaum  spricht,  so  existiren  eben  die 
zugehörigen  einfachen  nicht,  und,  könnten  wir  auch  zu  agitare 
ein  agare  aus  ind-agare  entnehmen,  zu  den  meisten  müssten 
wir  die  kürzeren  aus  den  längeren  erst  erschliessen,  worauf 
man  sich  ernstlich  nicht  einlassen  kann.  Es  dürfte  sich  aber 
die  epenthese  des  it  vor  der  endung  -are  hier  dadurch  er- 
klären lassen,  dass  zur  herstellung  der  intensiven  form,  d.  h. 

Zeitschrift  für  vergl.  SpracUf.  N.  F.  VI.  3.  17 


^8  d  V.  Paucker, 

der  frequenlativform,  das  am  wortstamm  mangelnde  increment 
am  suffix  ersetzt  wm*de. 

Die  frage  nach  dem  gründe  der  thatsache,  dass  es  in  der 
regel  die  form  des  part.  perf.  ist,  was  den  bildungsstamm  der 
uerba  frequentatiua  abgibt,  seheint  uns  durch  den  feinen  ge- 
danken:  »ihr  sinn  ist  also  etwas  schon  geschehenes  zur  er- 
scheinung  bringen,  d.  i.  eben  die  Wiederholung  und  verstärkungc 
doch  schwerlich  sich  lösen  zu  lassen.  Wir  lassen  uns  daran 
genügen,  dass  es  zurückzuführen  ist  auf  die  analogie  aller  bil- 
dung  neuer  Wörter  aus  verben.  Es  werden  ja  auch  nomina 
uerbalia,  wie  sämmtliche  auf  -tor  (-sor),  weit  vorwiegend  die 
auf  -io,  -US,  -ura,  -iuus  .  .  vom  stamm  des  part,  perf.  abge- 
leitet, wie  act-io,  pens-io,  actus,  sensus,  natura,  usura,  captiuus, 
possessiuus,  —  actor,  suasor.  Und  auch  dort,  wie  hier,  finden 
wir  daneben  einige,  aber,  wie  hier,  unverhältnismässig  wenige, 
welche  vom  präsensstamm  ausgehen,  wie  religio,  gradus,  figura, 
nociuus.  Es  wird  eben  zum  bildungssgtamm  in  der  regel  der 
verbalstamm  in  ehier  form,  in  welcher  er  einen  Zuwachs,  eine 
Verstärkung  angenommen  hat. 

4.   Statt  auf  diesem  wege  der  betrachtung  gleich  weiter 
vorzugehen,  um  zu  einer  definition  des  wesens  dieser  bildungs- 
form  zu  gelangen,  wollen  wir  zuvor  nochmals  den  blick  auf 
die  bedeutungen  lenken,   welche   die    uerba   frequentatiua  in 
lateinischer  rede  aufweisen.   Eine  Statistik  auch  der  bedeutungen 
ist  nicht  aufzustellen,  weder  ist  sie  ausführbar,  noch  würde, 
wenn  auch  noch  mehr  beispiele  iterativer  bedeutung,  als  sich 
aufgezeichnet  finden,   beigebracht  würden,  dadurch  bewiesen 
werden  können,  dass  die  iterative  bedeutung  die  grundbedeutung 
der  form  selbst  sei.    Allerdings  ist  ja  die  bedeutung  nicht  selten 
eine  iterative.     So  sind  z.  b.  wesentlich  iterativisch   uisitare, 
uolutare,  —  conuentare,  datare,  demorsitare,  sumptitare  .  ., 
auch  quassare  lässt  sich  als  wiederholtes  quatere  fassen,  habi- 
tare  ist  entweder  ein  wiederholtes  oder  ein  immerwährendes 
habere,  auf  eine  iterative  grundbedeutung  lässt  sich  zurück- 
führen der  gebrauch  von  uolitare  hin  und  her  fliegen,  flattern, 
cursare,  ductare  befehligen,  dictare,  auch  bei  cessare  die  be- 
deutung säumen  auf  »immer  wieder  zurückweichenc  (die  auf 
das  intensive   »ganz  und  gar  zurückweichenc   zurückgehende 
bedeutung  aufhören  ist  später)  u.  s.  w.    Andererseits  ist  noch 
viel  öfter  von  iterativer  bedeutung  wenig  oder  m'chts  zu  finden, 


Materialien  zur  lateinischen  wörterbilctungfigeschichte.  25d 

wie  u.  a.  in  blatnitare  laut  oder  heftig  schreien,  eiulitarei  flagi- 
tare,  minitari,  imitari  u.  s.  w.,  andere  uerba,  die  sie  öfters 
haben,  haben  sie  mitunter  wiederum  nicht,  wie  z.  b.  poUicitari 
in  >se  Pyrrhum  occisurum,  si  sibi  quidquam  pollicitareturc 
nichts  iteratives  hat,  wie  bei  esitare,  pransitare  es  sich  in 
manchen  beispielen  um  einmaliges  handelt  u.  s.  w.  Es  genügt 
aber  der  jedem  des  lateinischen  kundigen  bekannte  umstandi 
dass  die  iterative  bedeutung  bei  uerbis  frequentatiuis  nicht  immer 
stattfindet,  um  zu  beweisen,  dass  sie,  wie  oft  auch  immer  sie 
vorkommen  möge,  nicht  die  grundbedeutung  der  form,  sondern 
nur  eine  abgeleitete  sein  kann.  Denn  mag  auch  aus  einer 
iterativen  bedeutung  ein  neuer  wortbegrifif  hervorgehen,  der 
dann  als  solcher  zusammengefasst  selbst  nicht  weiter  iterativ 
gedacht  zu  werden  braucht,  wie  aus  tractare  in  der  iterativen 
fassung :  hin  und  her  ziehen,  zerren  der  begriff:  sich  mit  etwas 
abgeben,  etwas  oder  einen  behandeln,  so  kann  doch  nimmer- 
mehr der  nur  iterativ  zu  denkende  begrifif  eines  thuns  eben 
dasselbe  thun  auch  als  einmal  eintretendes  oder  auch  durch 
einen  Zeitabschnitt  sich  erstreckendes  ausdrücken:  unmöglich 
kann  der  ausdruck  »er  pflegt  wiederzugrüssenc  auch  auf  einen, 
der  jetzt  eben  einen  gruss  erwidert  oder  es  früher  einmal  that, 
so  übertragen  werden,  dass  er  eben  nur  die  eine  handlung 
ausdrückte,  und  zwar  kann  durative  gestalt  eines  thatbegriffs 
(wie  jedes  praet.  imperf.)  auch  iterative  bedeutung  aufnehmen, 
indem  nämlich  das  immer  wieder  thun  als  ein  fortlaufendes, 
mit  übersehen  der  pausen,  gefasst  wird,  aber  nicht  umgekehrt 
die  wesentlich  iterative  auch  die  durative.  £s  haben  nun 
einige  in  betracht,  dass  nicht  alle  sog.  uerba  frequentatiua 
immer,  aber  doch  manche  und  zwar  vornehmlich  auf  -itare 
ausgehende  häufig  frequentativisch  gebraucht  sind,  als  zweierlei, 
wie  schon  erwähnt^  unterscheiden  wollen  uerba  intensiua  auf 
-are  und  frequentatiua  auf  -itare.  Es  ist  wahres  in  der  Sub- 
stitution des  begriffs  intensiua  für  den  unhaltbaren  begriff  fre- 
quentatiua, es  ist  auch  etwas  wahres  darin,  dass,  wie  wir  be- 
reits zugaben,  in  verben  auf  -itare  die  iterative  bedeutung 
zum  theil  mehr  hervortritt.  Allein  es  ist  weder  richtig,  dass 
ausschliesslich  nur  die  uerba  auf  -itare  frequentativische  be- 
deutung aufzeigen,  noch  dass  diese  sie  immer  oder  alle  ge- 
bräuchlicheren derselben  sie  auch  nur  als  vorherrschende  haben. 
Wie  dies  schon  einige  hier  angeführte  beispiele  andeuten,  so 

17  ♦ 


260  C.  V.  Paucker, 

wird  man  es  bei   eingehender   prüfung   in   weitcrem   umfang 
bestätigt  finden. 

Wir  fanden  im  uerbum  frequentatiuum  den  stamm  des 
grundworts  in  der  regel  in  der  sog.  supinform,  an  diese  heran- 
tretend die  endung  -are,  in  einigen  erweitert  oder  verstärkt  zu 
-itare  (um  von  anderen  epenthesen  abzusehen).  Die  endung 
-are  ist  nichts  anderes  als  was  sie  auch  in  einfachen  verben 
verschiedentlicher  bedeutung  ist,  wie  amare,  clamare,  stare, 
und  was  sie  und  neben  ihr  -itare  als  derivationssufßx  auch 
im  uerbum  denominatiuura  ist,  auch  dort  weiter  nichts  bedeu- 
tend, als  dass  sie  trägerin  des  allgemeinen  verbalbegriflfs  einer 
bethätigung  ist.  Ebenso  kann  die  supinform  des  Stammes  hier 
wie  in  pens-are,  nichts  anderes  sein  oder  bedeuten,  als  im 
nomen  uerbale,  wie  pens-io.  Mit  recht  also  nahm,  wie  wir 
auf  grund  des  principium  identitatis  erkennen,  Probus  die 
significative  Indifferenz  der  forma  frequentatiua  an.  Der  begriff 
derjenigen  thätigkeit,  welchen  das  primitiuum  ausdrückt,  wird 
dadurch,  dass  es  in  die  forma  frequentatiua  eingeht,  nicht  ver- 
ändert, aber  verändert  wird  es  doch,  eben  durch  Zuwachs  und 
Verstärkung  als  solche.  Zuwachs  findet  hier  immer  statt,  be- 
sonders sinnfällig,  wenn  zu  dem  verstärkten  stamm  in  der 
endung  der  vollere  a-laut,  wie  doch  in  der  niehrzahl  der  falle, 
für  ursprüngliches  e  (oder  auch  e,  i)  eintritt,  noch  mehr  dann, 
wenn  die  endung  auch  noch  epenthetisch  verstärkt  ist,  zu  -itare. 
Der  Zuwachs  bedeutet  nichts  für  sich,  verändert,  wie  gesagt, 
nicht  den  begriff,  aber  er  wirkt  immorativ,  intendirend,  fest- 
haltend bei  der  Vorstellung  von  demselben,  sie  betonend,  ver^ 
stärkend,  steigernd.  Das  uerbum,  welches  frequentatiuum  heisst, 
ist  ein  intensiuum,  gleichsam  ein  potenzirtes.  Die  alten  gramma- 
tiker  sprechen  auch  eigentlich  nicht  sowohl,  wie  wir  es  oben 
ausdrückten,  von  zwei  frequentativgraden,  sondern  von  drei 
graden,  deren  ersten  das  primitiuum  bildet,  so  dass  dictare  ein 
gesteigertes  dicere  wäre,  dictitare  dann  gleichsam  den  Superlativ 
darstellete.  Und  so  kann  denn  durch  die  frequentativform 
vermöge  ihrer  specifischen  function  1)  die  thätigkeit  sich  als 
eine  verstäi'kte  darstellen,  hervorgehoben  werden  als  mit  kraft 
oder  eifer  ausgeübte:  domitare  völlig  bezwingen,  raptare  hastig 
fortreissen,  spectare  sich  etwas  angelegentlich,  genau  ansehen, 
queritari  heftig  klagen,  ebenso  intensiv  territare,  propulsare 
und  viele  andere,  oder  2)  die  Vorstellung  bei  ihr  festgehalten 


Materialien  zur  lateinischen  Wörterbildungsgeschichte.  261 

werden  als  bei  einer  sich  zu  verwirklichen  strebenden,  im  co- 
natus  begriflfenen,    wie  captare  zu  ergreifen  suchen,   haschen, 
schnappen,  cassare  fallen  wollen,  taumeln,  so  dormitare,  zum 
theil  noscitare,  sciscitari  u.  a.,  oder  3)  als  bei  einer  beharren- 
den, andauernden,  fortgesetzten,  wie  haesitare  haften  bleiben, 
latitare  sich  dauernd  verborgen  halten,  so  restitare,  sustentare, 
lutari,  sepultare  u.  a.,  endlich  dann  auch,  da  das  immorative 
sich,    wie    im    fortsetzen,    ebenso   im    wiederaufnehmen    eines 
thuns  zeigt,  auch  Vervielfachung  eine  art  der  Verstärkung  und 
intension  ist,  kann  4)  die  thätigkeit  erscheinen  als  eine  sich 
wiederholende,  immer  wieder  aufs  neue  hervortretende,  welche 
bedeutung    aufzunehmen    wohl    mit   besonders    disponirt    sein 
dürfte    die    intensivform    solcher    uerba,   .welche    mehr    oder 
weniger  ein  einmaliges  momentanes  thun  zu  bezeichnen  pflegen, 
also  z.  b.  dictltare  oft  sagen,  uocitare,  emptitare,  factitare  (aber 
ebenso  das  seltene  factare),  datare.     Alle  diese  sinnesphasen, 
die  intensive  (im  engeren  verstände),  die  conative,  die  durative 
und  die  iterative  oder  frequentative,  lässt  zu,  nimmt  auf  die 
von  uns  erkannte  function  der  uerba  intensiua,   sie  bilden  die 
«phäre  ihrer   significabilität.      Welche  dieser  bedeutungen  die 
einzelnen  verben  haben,  das  ist  bedingt  durch  den  gegebenen 
thätigkeitsbegriflf,  und  bestimmt  durch  gebrauch  und  geschichte. 
Die  frequentative  bedeutung  ist  eben   nur  als  die  eminenteste 
Steigerung  der  Vorstellung  von  einem  thun,  als  die  xar*  i^ox^v 
intensive  bedeutung  der  intensivform  der  theorie  besonders  auf- 
gefallen und  von  ihr  als  hauptbedeutung  der  form  aufgefasst, 
darnach  und  zum  theil  wohl  in  folge   davon  auch  vom  usus 
in  gewissem  masse  bevorzugt  worden,  dem  sich  denn  auch  für 
diese  stärkste  bedeutung  die  am  meisten  verstärkte  form,    die 
auf  -itare,  besonders  empfehlen  mochte. 


IV. 

Die  uerba  denominatiua  auf  -are. 

.  .  erit  intor  oxompla. 

Die  lateinischen  uerba  denominatiua  gehen  in  weit  über- 
wiegender mehrzahl  auf  -are  aus.  Die  zahl  der  übrigen,  der 
auf  -Ire  endenden,  wie  custod-ire,  stabilire,  esurire,  der  auf 
-ere,  wieflau-ere,  senere,  und  der  denominativischen  inchoa- 


262  '      C.  V.  Paucker, 

tive,  wie  z.  b.  arborescere,  ditescere,  maturescere ,  notescere, 
kommt  zusammengenommen  nicht  einmal  dem  fünften  theil 
jener  gleich.  Hier  wird  zunächst  von  der  hauptform  auf  -are 
gehandelt,  mit  berücksichtigung,  wo  es  für  das  wesen  der 
ganzen  art  erforderlich  schien,  auch  der  übrigen. 

In  dem  nachfolgenden  Verzeichnis  der  uerba  denomina- 
tiua  auf  -are  (I),  bei  dem  es  auf  Vollständigkeit  wenigstens 
abgesehen  ist,  wird  man  neben  den  nach  form  und  bedeutung 
unzweifelhaften  auch  einige  uerba  finden,  von  denen  es  streitig 
sein  kann,  ob  sie  abgeleitet  sind  oder  beziehungsweise  primäre. 
Es  sind  eben  als  denominativisch  manche  darum  betrachtet 
worden,  weil  sie  sich  auf  ein  nomen  zurückführen  lassen  und 
nicht  ebensogut  umgekehrt  das  nomen  auf  das  verbum,  und 
so  ist  z.  b.  zwar  dennoch  nicht  uocare  auf  uox,  wohl  aber 
coenare  auf  coena,  curare  auf  cura  zurückgeführt  worden,  ohne 
dass  damit  behauptet  wird,  es  sei  einmal  cura  dagewesen  und 
curare  noch  nicht.  Von  einigen  aber  ist  die  hingehörigkeit 
auch  uns  selber  zweifelhaft,  wie  z.  b.  ingare,  das  auch  inten- 
siuum  von  lungere  sein  kann,  lacerare  u.  a.  Mit  aufgeführt 
sind  auch  19  uerba,  die  gar  nicht  als  denominativisch  be- 
trachtet sein  wollen,  sondern  von  adverbien,  meist  localen, 
abgeleitet  sind,  wie  intrare  (n.  34). 

In  dem  Verzeichnis  ist  der  stoff  zu  einer  abhandlung  über 
die  lateinischen  denominatiua  gegeben,  zum  theil  auch  bereits 
digerirt  in  den  noten,  die  das  in  einem  oder  dem  anderen 
betracht  gleichartige  zusammenfassen,  während  manches  wei- 
terer betrachtung  übrig  gelassen  bleibt.  Nicht  alles  aus  dem 
Verzeichnis  ersichtliche,  ja  auch  nicht  alles  in  den  noten  an- 
geregte gestattet  der  räum  in  dem  zweiten  theil  dieses  auf- 
satzes  auszuführen.  Es  soll  in  demselben  nur  1)  kurz  zusammen- 
gefasst  werden  das  hauptsächliche  über  form  und  ableitung 
der  uerba  denominatiua  auf  -are  (II),  2)  versucht  werden  ein 
semasiologisches  princip  für  das  uerbum  denominatiuum  abzu- 
leiten und  zu  begründen  (III).  Auf  die  modificationen  aber 
der  grundbedeutung  durch  Zusammensetzung  mit  präpositionen 
gehen  wir  hier  nicht  ein,  obschon  wir  in  dem  Verzeichnis 
sorgfaltig  bei  jedem'  uerbum  seine  Zusammensetzungen  ange- 
geben und  dadurch  mehrfach  unser  in  De  latinit.  Hieronymi  • . 
p.  98 — 134  gegebenes  Verzeichnis  der  lateinischen  mit  präpo- 


Materialien  zur  lateinischen  wörterbildungsgeschichte.  263 


sitionen  zusammengesetzten  verben  ergänzt  oder  auch  berichtigt 
haben. 

Die  zum  Verständnis  des  nachfolgenden  Verzeichnisses  er- 
forderlichen Vorbemerkungen  findet  man  in  dem  vorhergehenden 
aufsatz. 


abortare  Varr.,  recc. 
(abortum,  i),  cf. 
abortire  (abortus, 
us)^). 

äbsentare,  ^  absent-i- 
are  ^). 

absidcUi4S. 

absinthiatus     Sen. 
rh.,  absentcUas, 

»accipitrare  Laeu. 
ocedfian. 
aceratus,  ob-  -re. 

acerbare  p,  ex-,  de- 
ex-,  ifh-  gloss.,  ob- 
(P.   Diac.)  epit. 
Fest. 

acerrare  gl.  i.  sacri- 
ficare. 

loaceruare  Liu.^   co-, 


I. 

36,  247,  299,  338, 
352,404,639,652, 
1593. 

acetare  (perf.  App. 
herb.  3,8). 

-acinare,  de-,  ex-. 

'Oeisclare,  ex-, 

aculeatus. 

16  acuminatusPlin.,-re, 
ex^. 

acutatus. 
adipatus. 
adminiculare,  n-*). 

adolescentiari  Varr. 
s.  (cf.  2«'^  1184, 
1196,  723,  724, 
—  304, 590, 1094, 
1277,  —  recc.  5). 


ex-,  super-,  cf.34,   *^  adolescentulare. 


aduersari,  cf.  347, 
348. 

adulterare,  intr.  et 

-ri. 
aedituari  et   -re,   ex- 

(sed    cf.    Loewe 

Prodr.  corp.  gloss. 

lat.  p.  277),  «  aedi- 
tumari. 

aegrotare,  co-  (cf. 
aegrere  Lucr.)*). 

"  aemulari  *),  ob-,  sub-, 
-re. 

Oreneatfis. 

aequare,  ad-,  co-, 
ex-,  in-  Caes.  s., 
pra>e-,  red-,  ^ -ae- 
qu'it-are%  ad-. 

aeratus,  ob-,  sub- 
Pers.,  -re,  ad-^  in-. 


*)  Cf.  ad  116  (artare,  artire),  136,  180,  188,  249*,  290,  427, 50%  578,  603, 
782,  790,  939,  947,  1058.  1096,  1121,  1195,  1276,  1284,  1330,  1336, 1406, 1413, 
1677,  cf.  et  ad  362  et  975. 

»)  Cf.  19  adolescent-i-ari,  64  b,  172,  278,  353,  387,  587  b,  691b,  724,  809  b, 
842b,  956,  1091b,  1144b,  1268,  1432,  1482,  1512,  1660  (20,  recc.  11),  -e-are 
574,  786,  885c. 

»)  Cf.  62,  75,  228,  229,  310,  314,  354,  393,  404,  438,  493,  504,  544,  558, 
634,  694,  762,  765,  797,  828,  875,  1050,  1067,  1101,  1104,  1127,  1129,  1145, 
1227,  1279,  1281,  1294,  1355,  1441,  1452,  1463,  1465,  1469,  1483,  1509,  1520, 
1549,  1552,  1557,  1568,  1585,  1587,  1618,  1653,  et  n.  5. 

*)  .Cf.  ad  42  (albicare,  albere),  303,  428,  468,  574,  594,  777,  795,  806, 
848,  937,  993,  1151. 

•)  Cf.  148,  268,  443,  512,  549,  626,  668,  1084,  1265,  1437,  1566,  1603, 
1649,  1668,  —  cl.  n.  3  ab  -ulus,  -bulus,  -culus,  -tulus  .  .  finitis  uerbalibus 
65,  recc.  20. 

•)  Cf.  66  amuss-it-atus,  78,  136b,  163a,  174,  187b,  188,  200,  256b,  287b, 
294,  315b,  388,  399b,  406b,  416,  424,  428b,  435,  461,  488?,  489,  508b,  526, 


264 


C.  V.  Paucker, 


cienigtnare. 

ao  aeruscare^)  Fest,  epit., 

Gell.,    ^  aesculari 
(*aesculura). 

aesliuare  Varr.,  .  . 

aestuare,  ab-,  ad- 
Stat.  s. ,  ex-  p,  pA, 
in-  p,  inter-, 

aeternare  Varr. 

aggerare,  p,  pA,  ad- 
pr,  pA,  circum- 
Col.,  co-CoL,  ex-, 
in-,  super-  Col. 

»^aginari  (agina  Fest.) 
gl.  tricari,  in  paruo 
morari. 

agniinari. 

-agrare,  per-. 

agricolari. 

alapari,  -re  gl.,  ex-, 
cf.  321,  695, 1163, 
1626,  1686. 

4oalatus  p. 

albatus,  -re,  de-,  sub- 
de-  Varr.  s.,  ex-, 
in-  Enn.?  (al.  al- 
bere) ®). 


albicare  Hör.,  sub- 
Varr.  (cf.  albica- 
scere)»)»   cf.  et  al- 

albidare.  [pere. 

-alburnatus,     ex- 
Plin. 

"alienare,  ab-. 

alliatus. 

alludiare  (cf.  701, 1191). 

alogiari. 

altarß,  ex-  Sen.,  5m- 
per-ex-,  in-,  super-, 

Bo  alterare,  in-, 

alter-c-ari,  co-,  -re 
et  recc. 

alternare  p. 

alueatus. 

aluminatus  Plin.,  ex- 
Plin.  s. 

*'  alumnari{-tusp3iss.). 

amarare,  ^  amar-ic- 
are^%  ex-,  in-, 

ambulare,  ab-,  ad-, 
eircum-,  co-,  de- 
pr,  Suel.,  pro-de-, 
ex-,  in-,  ob-,  per-, 
prae-,  red-,  super-. 


anientatus;  -reppA, 
cf.  637%  694,  783, 
1333,  560,  618, 
1626. 

amethystinatus 
Mart.  s. 

•oamicare  ^^)     Stat., 
^-ri. 

amictuare  gl. ,  eir- 
cum- it. 

amiculatus. 

amoenare. 

amplare,  ^  -iare,  ad-, 
ex-,  re-, 

"ampullari  Hör. 

-aniurcare,  ea>. 

amussitatus ,  cf.  813, 
925,  942,  945, 
1003,  1014,  1129, 
1177,  1225,  1281, 
1519,  1580. 

amylare,  ^amylicare. 

amUhemare. 

Toancillari")    et    recc, 
ex-^  -re. 

ancaratus,  ex-  -re. 


528b,  529,590b,  664,676,680,691c,  698,710b,  726,  737b,  777 b„ 837b,  841b, 
844,  852b,  864b,  941b,  959,  973b,  999,  1002b,  1107b,  1127b,  1151b,  1234, 
1250b,  1251b,  1330,  1607b,  1613b,  1615b,  1626b,  1651,  1677b  (recc.  30). 

^)  i.  aera  coUigere,  cf.  919  mellare  1.  mel  colligere  h.  e.  demere  ex 
alueis,  1043,  1269,  fort,  et  1041b,  1161,  et  porro  284,  594  b  frondare  q.  pro 
defrondare,  765,  827b,  832  al.,  1082b,  1116,  1152  trans.,  1238,  1279,  1288, 
1392,  1459  al.  (horum  10  recc). 

»)  a.  ad  207,  209,  296,  511,  564,  956,  998,  1309,  1341,  1361,  1503,  1616. 

•)  Cf.  ad  120  asperare,  -asperascere,  142,  222,  364,  438,  533,  562,  624 
630,  633,  646,  650,  673,  746,  757,  911,  1091,  1107,  1234,  1239,  1252,  1301, 
1396,  1412,  1523,  1582,  1638,  1640. 

»«)  Cf.  42  alh-ic-are,  51  alter-c-ari,  68b,  129b,  165b,  183,  234,  293,  297, 
301b,  303,  331,  383  b,  503,  526  (-ic-it-),  574b,  594  c  620,  697,  706,  888,  889, 
993,  1066b,  1098  b,  1291, 1309,  1422b,  1429,  1485,  1523,  1550,  1661b  (recc.  21). 

")  Cf.  ab  -Icus  uerb.  84,  95,  711,  736,  923,  1022,  1232,  omnia  uett 

")  Cf.  19,  21,  22  b,  23a, c,  25,  38,  60b,  72  b,  78,  86,  95,  101,  103,  110a, 
127  b,  128  a,  132  b,  137  b,  140a,  146  a,  158,  174  a,  255,  ^7,  267b,  313,  BU. 


Materialien  zur  lateinischen  Wörterbildungsgeschichte. 


265 


anculare  (anclare),  CO-, 
-ri. 

anethatus. 

angariare.        [jare. 
„  angulalus,  ex-,  angu- 

angustare     Catull.^ 

CO-. 

angustiare  ^^),  co-  -ri 
S.  S. 

anü-it-ari. 

animare,  ex-,  in-, 
redr. 

anisatus. 

annare,  per-  Suef.  s. 

annonari  ^*). 

ansatus  pr,  Col. 

antiquare. 

,,  anulatus. 
anxiari. 
aphratum, 
apiatus  Plin. 
apicatus  Ou.  s. 

apinari,  cf.  253, 504, 
506,755,756,855, 
1011,  1198,  1294, 
1398  sq.,  1569. 


apocJiare, 

aporiari,  ex-. 

apostatare. 

apothecare. 

tsapricari,  -re. 

aptare,  ad-  Suel., 
CO-,  ex-,  prae-, 

aquari,  ad-,  ^  aqua- 
tus  Sen.,  ad-  -re 
Plin.,  in-, 

aquilattis  (aquilus). 

araneans^^). 

100  aratrare     ( artrare  ) 
Plin.,  cf.  1684. 

arbitrari,  -re. 

arbustare  Plin.  s. 

architectari ,  archi- 
tedonari 

arcuare  ^®)  Mela,  cf. 
105,211,212,584, 
1415. 

105  arculatus  Fest. 

arenalus  Cat.,  ex- 
-re  Plin.  s. 

argentatus  pr,  Liu., 
argentare,  de-  et 
recc,  in-  Plin. 


argestare  gl. 

argumenlari,  de-, 
prae-,  super-. 

iioargutari,  -re  Prop., 
Petr. 

arietare  pr,  pA. 

aristatus. 

armare,  ad-,  co-,  de- 
Liu.,  ex-  Sen.,  in-, 
ob-  p,  recc,  per- 
Curt,  red-, 

armillatus  Prop. 

116-arrare,  oh-,  sub-, 

aitare  pr,  pA,  co-, 

in-  (artire). 

articulare     Lucr., 
recc,  CO-,  ex-, 

arttiare,  de-,  ex-  (?). 

asciare  Vitr.,  de-,  ex-. 

"0  asperare  Varr.,  ex- 
Ou.,  Sen.  rh.,  in- 
(cf.c;r-,  in-aspcra- 
scere  gl.). 

ossäre,  in-  PI.  s., 
sub-,  cf.  474. 

-dsserare,  in-. 


327a,  347,  348,  351,  360,  448,  456.  503  a,  512a,  522,  523,  612,  620,  644,  648, 
668,  672,  685,  704,  724,  730,  736  b,  745,  749  a,  763  b,  770,  780,  799,  805  a, 
860b,  882b,  914a.  921b,  923b,  930,  946,  980b,  984.  988,  1007, 1019a,  1029b, 
1052a,  1084,  1092,  lia3.  1120,  1125.  1142,  1160,  1174,  1184a,  1187a,  1199, 
1200,  1207,  1212a,  1234,  1235,  1240,  1265,  1276,  1277,  1291b,  1322,  1371, 
1377,  1429,  1437,  1507,  1534,  1544a,  1574,  1601,  1607,  1611b,  1614,  1619, 
1628,  1629,  1645,  1652  b,  1658,  1668,  1682,  1687  (CXIV). 

")  Cf.  6  acediari,  48,  92,  506,  547,  649,  719,  814,  1481,  omnia  recc,  -^ 
191  caerimoniari,  74,  210,  349,  426,  615,  699,  731,  739,  743,  867  b,  1018, 1198, 
1206,  1391,  1499,  1647  (uett.  6,  recc.  11), —870  maceriatus,  425, 909  (recc.  1). 

")  i.  annona  se  instruere,  cf.  30b,  97a,  279b,  352,  597,  817,  i  1041b, 
1067,  i  1161,  1448,  1470. 

")  Cf.  326a  comans,  et  sim.  361b,  537,  630,  673b,  784,  1009,  1252b, 
1392a,  1458b  (recc.  6),  et  mtr.  ab  adi.217c  candidans,  192,993,1248,1311a, 
1661b  .  .    Cf.  et  n.  28. 

")  Cf.  61  araictu-are,  118,  565,  665,  695,  747,  896,  897,  1069,1111,1415, 
1417,  1495,  1555,  1588,  1688  (recc.  12,  —  a  nom.  uerb.  9,  recc.  7). 


'.  Paucker, 


'). 

-assulare,  ex-, 
"  atratus,  ob-  Plin.  s., 
auclionari.    [alrare. 
auctorare  Hor.,Liu., 

ex-  Liu.,  -ri. 
aucupari,  -re. 
auerua-e,  aiien{i)care. 
—  auerruncarc. 
aagrnentare,  eo-^^). 
augurare,    ex-    pr, 

Liu.,  in-,  -ri. 
auguiäare. 
auratus,  -re.de-,  in-, 

ob-,   sub-    Petr., 

super-. 
"  aurcatus. 
-auriculare,  ex-  (au- 

ritus,  in-  -re),  al. 

auscu1(i)tare. 
aurigare   Plin.,  -ri 

Varr.  s. 
aurorare  Varr.  s. 
aurugittare^*). 
'•  auspicari,  et  -re,  co-, 

ex-,  red-, 
aastrare  gl. 


autuninare  Plin.  (cf.  i 

aidumHo-scere). 
auxiliari,  co-,  -re. 
-axare,  co-  Vitr.  s. 
"  bacatus  p. 
bacchari,  de-  Ter., 

Hör.,  per-,  -re. 
baeticalus  Marl.  s.  ' 
baiulare  pr,  Qulnt., 

con-,  re-,  sub-. 
balanatus  Pers. 
»  -ballistare,  ex-. 
balneatus,  al.  ^h(d- 

neare. 
baiteare.  Vbire). 

barbalus    (al.    bar-  '' 
basiare  Calull,  per- 

Pelr.  s.,  cf.  1063, 

1477. 
1.  bellare,  de-  Verg., 

re-  Hirl.,  -ri  p, 

cf.  269, 463,  1213, 

123G. 
heluatuB. 

beneßciare,  -/ms*"). 
henigtuai,  cf.  882. 
bidentare^\.\.XoAeTG. 


'  bifidare. 

bigatusLiu.,cf.l259. 
bimare  gl. 

-binare,  con-,  cf.  52, 
1263,  1530.  [f^ 
bitumisatus  *^)  Plin^ 
bombitare,  bombicture 
'     (-zare),  cf.  bom- 

bire  SueU 
botiAycmare  gl.  Isid. 
purpuram  facere. 
houinari  Fest.  ep.  (an 

a  boare?). 
bracatus. 
brachialus  Col. 
> -brachiolare,  de-, 
bracteatus  Sen.,  «i- 

-re. 
breuiare  Quint.,  ad-. 
-bromare,  ex-. 
bubulc-it-ari  Plaut., 
■roVarr-fbubulcireJ, 
1  bttb-ul-are{b\iho)'*), 

cf.  805 »- . 
buecdlatus,  de-. 
bucinare  Varr.,  de-, 
(ff-,  cf.  1581. 


■')  er.  ab  -UU8  uerb.  S3a?,  387,  34*,  «9,  522,  523,  597,  887,  973,  1131, 
1382,  1471,  1598,  1648  (recc.  4),  —  934. 

")  Cf.  109  arRument-arl,  58,  190,  309,  377,  432,  454,  473,  494,  5^  548, 
575,  597,  602,  706,  781,  840,  879,  1044,  1106,  1149,  1384,  1386,  1470,  1488, 
1500  (recc.  15). 

'•)  er.  29  aerugin-are,  S05b,  221,  537,  60*.  703,  784,  814,  1300,  1537, 
1636  (recc.  9,  _  a  -do  2),  —  233  cardio-are,  647,  903,  1060  (omnia  uetL). 

'*)  Cf.  ab  -ium  ahstr.  47,  143,  320,  328,  339,  333,  3H,  338,  343, 350, 439, 
446,  496,  5igb,  56t,  701,  709,  733,  738,  987,  1027,  1035,  1039,  1065,  1113, 
1164h,  1188,  1191,  1193,  1205,  1308,  1313,  1218,  1383,  1286,1428,1434,1164, 
1477,  14S0,  1510,  1515,  1536,  1573,  1666  (recc.  17). 

")  Cf.  15  acumin-atus,  36,  54,  185,  336,  337,  369,  316,  382,  398,  445, 
492,  53S,  577,  605,  633,  645,  833,  830,  857,  1002,  1015, 1193, 1317, 1887, 1457, 
1489,  1493,  1513  (recc.  8,  —  ab  abstr.  16,  recc.  4). 

")  -ul-are  uel  -il-are  570a  et  b,  648b,  9^   1199,  1239b,  14tl  (-ic-ul-), 


Materialien  zur  lateinischen  wOrterbildungsgeschichte.  267 


-bulhitare,  in-  (ßoXßnoy), 

hülifnare. 

»•  bullare  Cat.  (cf.  bul- 
lire),  al.  ^  bullatus 
Varr. 

bustare  gl. 

buxans. 

cäballicare  (chevaur 
eher). 

cachinnare,  de-,  cf. 
1349. 

18«  cacuminare  Ou.,  de- 
Col.  s. 

caduceatus. 

caecare,  ex-,  per- 
ex-,  ob-,  prae-, 
casdtare  Arn.  VI, 
22  cod. 

caecul(i)tare  (caecu- 
tire). 

caelare. 

ito  caementcUiAS, 

caerimoniari  ( cf. 
1536). 

caerulans. 

caeruleatusVell.s.^*) 

caesariatus    et    recc«, 

cf.  222,  285,  290, 
326. 

itf  calabricare. 

calamistratus  ^*). 


-calauticare,de-Lucil.s.  *!•  calumniari,  -re  S.  S. 
calcare,circum-Col.,  uet.,  re-. 


inter-  Col.  s.,  re- 
Col,  super-  Col., 
-culcare,  con-,  de- 
Plin.,  ex-,  in-,  ob- 
elLiu.,i>rae-,pro- 
Ou.,  pA. 
calceare,  dis-  Suet.,  *"  cancellare  Col. 


caraerare  Plin.,  con- 
Vitr. 

caminare  Plin.  s. 

eampestrari. 

canaliculatus  Plin.  s. 


ex-Sen.,-riVarr.s. 

«00  calc-il-(e)r-are^^), 
re-  Hör. 

calcülare. 

cäl(i)dare,  ex-. 

calicatus  Fest.  ep.  p. 
47  et  59  M.,  de- 
ib.  p.  75  (calce 
litus). 

calicare  gl.  (decali- 


cancerare. 

candidatus,  ^-re,fti:-, 
in-,  et  ®intr.  candi- 
dans. 

eanieuUUus,  cf.  226, 
323,  1404,  1422. 

cantheriatus  Col.  s., 

cf.  18,  602,  614, 

1114%  1172,1457, 
1544b. 


cator  xazanoT^g).  "« canusinatus  Mart. 
soscaligare  (cf.  582  et      -capedinare ,     dis-, 


fort.  1639),  cali- 
ginare. 

caligatus  Suet.  (ca- 
liga). 

-callare,  in-,  -tus, 
ob-  Sen.  s.  (al. 
caliere). 

ccUorattiS  *•). 

caluare  Cat.  ap. 
Plin.,  de-  fal.  cal- 
uere  Plin.). 


inter-, 

capillatus,  -ri  Plin.?, 
-re,  de-  auct.  de  S. 
nelM,ex-(deehe- 
veler,  echevele),  cf. 
capülascere  gl. 

capistrare  Ou.,  Col., 
in-. 

capitatus  Varr.,  -ca- 
pitare,  de-  gl.,  in- 
it.,  prae-  ^''). 


**)  Gf.  ab  -eus,  -ea,  -eum  finitis,  sed  substantiuis  aut  substantiuorum 
uicem  obtinentibus  14,  26,  99,  135,  171,  1S6,  199,  239,  251,  305,  312,  318, 
405,  516,  787,  826,  829,  883,  891,  899,  982,  1009,  1031,  1064,  1076,  1086, 
1119,  1155,  1375,  1537b,  1548,  1564. 

")  Cf.  (a  -ber,  bra,  brum,  -cer  .  .,  -ter  .  .  finitis  subst)  100,  223,  266, 
381,  401,  455,  543,  700,  795,  813,  851,  855,  863,  878,  935,  951,  1080,  1169, 
1211,  1305,  1337,  1364,  1476,  1523,  1527,  1635  (recc.  10),  —  ab  adi.  213, 259, 
376,  635,  702,  746,  852,  1361,  1394  .  . 

»)  Cf.  -er-are  243,  942,  1123,  1438,  -ig-er-  562  c,  1627,  16.32. 

")  Cf.  ab  -or,  oris  322.  465,  525,  683,  692,  772,  990,  1036,  1233,  1296, 
1310.  1351,  1430,  1475,  1487.  1526,  1547,  1559,  1608,  1650  (uett  7). 

")  Cf.  364,  238,  118,  136  a,  271,  282,  369.  429,  436,  827,  897  b,  975,989, 
1034b,  1063,  1088,  et  ad  194,  318,  665. 


268 


C.  V.  Paucker. 


"» capilulatus     Gels, 
(-rcgl.),  re-el-ri 

caprificare  Plin. 

captiuare,  re-, 

capulare  (capula) 
Plin.  s. 

capulare  (capulum) 
Mela,  Gol.  (aliud 
est,  fort,  non  de- 
nom. ,  capulare 
uelcapellare,unde 
chapeler..,  Spicil. 
Add.  Lex.  p.  17). 

"•  carbunculare    Plin. 
s."). 

carcerare,  in-, 

cardinatus  Vitr.  s., 
inter-  it.,  cardina- 
re,  in-, 

carians^^). 

car(r)icare  i.  carro 
imponere  uel  ue- 
here  onus,  one- 
rare  (ital.  cari- 
care,  gaW.charger), 
dis-,  ex-, 

***carinare    et   ^  -tus 
Plin.  (carina). 

carminare      Varr. 
(Carmen  acarere). 

carminare  (carmen 
a  canere),  -ri. 

carnattiSj  -camare, 
con-,  de-,  ex-,  in-. 

caseattis,  in-. 


i^^cassare  (cassus).        »wcelerare    p,    Tac.» 
cast-ig-are,  con-,  re-.  ad-,  cm-,    prae- 


castaritmtus. 

cast(e)rare,  ex- Gell., 
al.ex-  (acastrum) 
Scrib. 

ca^plasniare. 

"» catarrhatus, 

catenare  Gel.,  con-, 


Slat.  s. 

centesimare  (cf.  418). 

cenfratus. 

centuplicatus    Plin. 
(-ato),  -rc»i). 

centuriare,      con-, 
prae-,  sub-  et  recc. 


in-  (enchainer).     *"ceratU3,  -re  Gol.  s., 

-cateruattis,  con-.  '^"  ^^'^' 

catillare.  -cercbrare,  ex-. 

cauare  p,  pA,  con-      cernuare  Varr.,  -r». 
Ou.,  de-,  ex-,  in-      cernulare  Sen.  s. 
Gol.  s.,  sub-,  süb-      certaminare  gl. 

^"*  "« certiorare  **). 

"•*cati(?afus    gl.     (cf.      ceruicatus,  de-. 

,.       ^  ^       cerussatus  Marl, 

-caudicare,  ex-  uet.  ..        i  /-x  i 

Uv  on    Frnntm        ces?)ttorc gl.  (ital.  ow- 

picare  i.  inciampa- 
275  cetratus.  L^^h 

characatus  GoL  s. 


SBO 


lex  ap.  Frontin., 
caudicatus  gl. 

caueatusPlin.  s.,-rc. 

cauemare,  , ,         ,  . 

.„    .    .  chlamydatus. 

cauillan,  tn-,  -re.  ,   .    "^     ... 

,.    ,  .  chnsmare^^). 

caiUiCulcUus,  h      '  i 

«.*  cauponari  Enn.,  recc'o).  CiiymiatUS. 

causari  n.,  -cusare,  "« ^^^^^^  G^'-'  ^^'>  -^• 

ad-,  co-ad-,  in-ad-,  cicatricar%. 


sub-ad-,  ex-,  st4b- 
ex-,  in-,  re-,  -cu- 
sitare,  ad-. 

causidicari. 

cauteriare. 


cicurare. 

ciliatus  gl. 

-cilfcicUus,  con-. 

cimicare  gl.  noqil^B^v^ 
cf.  1116,  1238,  et 


celebrare,  con-,  per-.  «•»  cincinnatus.  L*^'  '• 


»)  Cf.  139  auruginare  (i.  e.  cum  .  .  esse),  233,  526,  1360,  1508,  1633 
uerminare,  581,  1548.  Cf.  n.  15. 

")  Cf.  (a  -es  5  decl.)  194,  472,  872,  1348,  1357, 1360, 1435, 1438  (recc.  6). 

»«)  Cf.  313,  888  (on-ic-are),  1187,  cf.  ad  799,  —  818,  957,  1128,  1^0, 
1399  (et  1398),  1551. 

")  Cf.  417,  467,  960,  1033, 1261, 1267, 1393, 1410. 1572  (recc.  2).  Cf.  n.  44. 

")  Cf,  431,  881,  918,  936,  1118,  omnia  recc.    Cf.  n.  47. 

**)  Cf.  69  anathemare,  ab  anathema,  aus,  244^  434,  625,  1168»  1173. 
1334,  1372,  1460. 


Materialien  zur  lateinischen  wörterbildungsgeschichte. 


269 


'Cinerare,  con-  Teil.,  sos  clipeatus  p,  Liu.,  -re.      colostrafus  Plin.  s. 
de-,  in-.  cloacare  Fest.  ep.  columbari  Maecen.  s. 

drcare^^),   circum-,      dysteriare.  t^a  columnatus  et  recc. 

coaetaneare  Tert(?),      comans  p,  comalus 
cf.  500  (et  1521). 

coagmentare,ef.310, 
538,  641. 


circitare  Sen. 

circinare  Ou.,  de- Ma- 
nn. s.,ef.  1058,638. 

circulari,  ->'C. 


fwcirratus    Pers.    (cf.  siocoagulare  Plin. 

cirntusap. Macr.).      coccinatus  Mart. ««). 
citratus  (citrus).  cochleatus, 

cUratus  (citra).  codonan. 

duicare  gl.   (einem      coenaculatus. 

agere).  »iscoenare,    con-,    in- 

ciuttare  gl.  Isid.  et-  ^^^^  s.,  re-,  sub- 


uem  facere. 

fhdanculare  gl. 

ciarare  p  (et  Cic.p.), 
ad-  Liu.  s.,  de-, 
prae-de-,  ex-  Vitr. 
(al.  elarerc). 

daricare        App. 
mund.  s. 

clarigare  (Plin.)  ^5). 

-dassare,  con-  gl. 

soociatrare  Plaut,   (cf. 
215). 


ap.  Quint.,  coeni- 
tare;  cf.  487,  929. 

cognominare    Varr. 
(cf.  1193). 

colare  Col.,  de-,  ex-, 


n.,  comare. 

comitari,  con-,  -re 
p,  -ri  pass.  et  pA, 
-tus  pass.,  con-. 

comiliare,  in-,  -Tt, 

comnierdari. 

»so  commodare,  ad-,  su- 
per- ad-  Geis,  s., 
prae-, 

communicare,  dis-, 
ex-,  in-,  -ri  Liu.  s. 

compendiare. 

comperendinare,  cf. 
375,  452. 

compluuiatus  Varr. 


per-  p,  re-  Scrib.  sas  conchatus  Plin.  s. 
s.,  trans-,  condmlatm. 

coleatus  (cf .  926, 972, 


1 6 1 2,  catidi^,  pe- 
nitus). 

-collare,  de-  pr,  pA, 
sub-  Varr. 


conchyliatus. 

conciliare,  de-,  in-  et 
recc,  re-, 

concinnare,    prae-, 
re-,  -ri. 


clauatus    pr,   Plin.,  ««cöKegfia^ws,  cf.  264,      ^^„  J  n^*         ,  . 
^.  .7ww.,c  .q9.ft..q:^ft  A07A51  "»concordare       (et 


-re,  dauiceUus. 
-clauatus  (clauis),  con- 
Fest.  ep. 

claudicare  (cf.  clau- 

dere). 

dientare  gl. 


328,338,407,421. 

-colopare ,       per- 
Petr.  s. 

colorare,  con-,  de- 
Ad  Her.,  dis-  gl., 
prae-,  sub-. 


trans.\  cf.  444. 
canfoedustare  gl.^'). 
coniedurare^^). 
consiliari. 
continuare. 


»*)  Cf.  ab  adu.  292.  346,  501,  521?,  578,  599,  753,  754,  7.59,  889,  1074^ 
1123,  1199?,  1221,  1496,  1518,  1554?,  1672  (recc.  8). 

»»)  Cf.  562b  flamm-ig-are,  607,  618b,  768,  809c  810b,  810c  (-ig-in-), 
834,  938,  974b,  981,  1251,  1284?,  1316b,  1610b  (i-eg-are),  1622  (recc.  7). 

**)  Cf.  ab  adiectiuis  substantiuorum  uicem  obtinentibus  26,  31,  41a,  53, 
59,  135,  147,  195,  213,  217  a,  220,  242,  311,  386,  413,  516,  621,  677,  826,829, 
890,  914,  924,  992,  1086,  1115,  1119,  1138,  1155,  1201,1202,1241,  1248,  1344, 
1397,  1401,  1504,  1537  b,  1643. 

»')  Cf  ab  adi.  -tus  finitis  76,  101,  133,  505,  611,  682,  689,  734,  877,  892, 
943,  950,  1047,  1613,  1617,  1623,  1641  (recc,  7). 

»•)  Cf.  ab  -ura  402,  542,  550,  693,  835,  925,  940,  977,  1148,  1376,  1556, 
1575  (recc.  11). 


270 


G.  V.  t^aucker, 


>*»  conlionari  ^^). 

-contrare,  re-  (ren- 
contrer). 

ccntrariari, 

conlrouersan     Gic. »'« 

fr.*«). 
contumdiare, -ri,  cf. 

210,350,382,739. 

»»« conuiciari  Varr.,  -re. 

conuiuari,  -re. 

copiari.  ,,5 

-i^apriare,  in-. 

copulare,    dis-  (de- 
coupler),  -ri. 

•^^  coraodfHire^^). 

corcinari  (corcus). 

cordatus    (et    SeD.,,^^ 
recc.),ea:--rc,  ^re- 
-ri. 

coriandratus. 

-coriare,  de-,  dis-,  ex-, 

ttocornicari  Pers. 

camictdatus,  -^ins. 

cornuatus     (cf.    cor- 

nutus). 

coronare. 

corporare   (-tus   et 
Gic.)*^),  orf-,  con- »" 
Plin.,  in-,  re-  ü^, 
re- ,    trans-    ( cf. 
carporascere). 

««  corpulentare  *'). 

corticatus  Gol.,  -cor- 
ticare,de-Plin.,fti;-. 


coruscare. 

corymhiatus. 

costatus      ( Costa) 
Varr.  s. 

costatus  (costum). 

cothurnatus  Ouid. 

-coxare,  in-. 

crapulaius,  -ri. 

crassare ,  con- ,  in- 
(engraisser). 

crastinare  gl.,  pro- 
re-  Gol. 

crebratus  Plin.,|)er-, 

crementare,  in-. 

crepidatus. 

cretatus,  In-  -re  Petr, 

cribellare,  ex-, 

cribrare  Scrib.,  am-, 
in-  Plin.  s.,  per- 
Scrib. 

criminari,  con-,  -re 
et  recc,  ♦»-  gl. 
(incriminer). 

crispare  p,  pA,  con- 
Vitr.,  in-,  crispi- 
care  Gell.  s. 

cristatus  Verg. 

crocatus  Plin.,  -re. 

crocinare     (croci- 
num). 

cruciare,  con-  Lucr. 

s.,  de-,  dis-,  ex-, 

per-,  fe-' 
cruditare. 


cruentare. 

»•0  cruminare. 

crustare  Plin«,  con-, 
de-,  in-  Varr. 

crustulcUus. 

cubiculatus  San.  s. 

cuculare  Suet.  fr. 

*•>  cuculkUus. 

cucurbitare,  cf.  195, 
244,258,277,307, 
460,475,477,478, 
575,  1143,  1327, 
1363. 

"CulcUus,  de-  gl. 

culminare. 

culpare  n.,  de-,  ti^> 

culpitare. 

400  cultellatus  Plin.,  ex-. 

cultratus  Plin.,  s., 
^sulh  -re. 

cuUtirare  gl.  Pap. 
cuminatus. 

cumulare,  ad-,  cir- 
cum-  Stat.  s.,  eon-. 

40f  cuneare  Liu.  (-tus), 
Sen.,  dis- Plin.  s., 
ex-,  sub-  Vitr.  s. 

curare,  ad-,  con-,  ex-, 
per-  Liu.,  proe-, 
pro- ,  re-  Gtll., 
Plin.,  super-,  euri- 
tare. 

curiatus ,  ^  ex-  -re 
Varr.  s. 


>•)  Cf.  ab  -io  uerb.  126, 1 185, 1224, 1262, 1275  (o-d-nan),  1383, 1562  (uett  4). 

'®)  Cf.  a  part  perf.  uicem  nominis  obtinente  16,  21,  49,  96,  110,  116, 
121,  181,  240,  423,  474,  509,  520,  541,  893,  903,  1021,  1028, 1132,1247, 134% 
1401.  1427,  1478  (recc  14). 

")  Cf.  356  corc-in-ari,  167?,  415,  810c  (-ig-in-),  860b,  1100b,  128% 
1338?  1374b  (recc.  6),  -ic-in-  894,  1614. 

")  Sic  or-are  ab  -us.  oris  419,  592b,  1110,  1459. 1521, 1522, 1528(1301), 
recc.  3,  sed  er-are  531  fener-ari,  592  a,  1150,  1519  (omnia  uett);  cf.  n.  57. 

«*)  er.  389,  854,  865,  1054,  1592,  566,  1175,  1680  (recc.  6). 


Materialien  zur  lateinischen  wdrterbildnngsgeschlchte« 


271 


curtare  p,  de-. 

curuare  p,  pA,  con- 
Laber.  s.,  de-^ 
in- ,  super-  in-, 
pro-  Stat.  s.,  re- 
Cels- 

4iocuspidare  Plin.  s. 

cycladatus  Suet.  s. 

cylindratus  Plin.  s. 

dälfnaticattis. 

damnare,  de-,  per-, 
prae-  Liu. ,  re-, 
-demnare,  con-. 

4if  dapinare. 

debilitare  (cf.  435, 
664). 

decemplicatus 
Varr.  s. 

decimare       Fest. , 
Suet.,  ad-,  c-. 

decorare,  con-  n., 
de-  n. 

Ato  decuplatus^^). 
decuriare. 
decussare. 
dcfrutare  Cat. 
deäare. 

Atk  deliciatus. 
ddiciari. 

dementare  (etiam  i. 
demenlire). 

densare  p,  pA,  ad- 
Liu.,  circum-,  con- 
Varr.,  itUer-  gl., 
densitare  (cf.  den- 
sere). 


dentalus ,  -denlare, 
e-,  in-  (al.  den- 
tire)"). 

«so  denticulatus  Col. 

deteriorare. 

detrimentarL 

dextratus,  cf.  1414. 

diadematus  Plin. 

436  diffictd(i)tare. 

digitatus  Plin.  s., 
-re  gl."). 

dignari  p,  pA,  de- 
it.,  -re,  de-. 

dilucfdat  Gell.  (cf. 
düuctdascere). 

diluuiare  Lucr.  s. 

440  dimidiatus ,  -re,  cf. 
1388. 

diphtJwngare. 

disdpUnatus,  cf.452, 
833. 

discipulari. 

discordare. 

446  discriminare. 

displuuiatus  Vilr.  s., 
cf.  334,  709. 

dltare  n.,  diuitare,  cf. 
839,  1054,  1107. 

ditmtus  gl. 

diuiduare  gl. 

"odiuinare,  od-,  prae-, 
pr,  Plin.  (cf.  741, 
1125,  1498,  1645, 
1687,-442,462, 
915,  1180,  1245, 
1676,  1683). 


diurnare. 

ditdinare  gl. 

doctrincUus. 

documentare. 

*»»  dolabrare. 

dominari,  con-,  c-, 
per-,  -ri  pass.  pr, 
recc. 

donare,  con-,  dis-, 
re-  Hör. 

-dorsuare  (-dorsare), 
ex-,  in-  (endosser). 

4S0  dotare. 

dropacare,  cf.  1229. 

dubitare  (duo),  ad-, 
in-  p,  sub-. 

ducare  gl. 

diAdlare  gl. 

didcare,  ad-,  con-,  e- 
4S8     ap.  Gell.,  in-,  öb-^ 

diücorarCy  e-,  in-, 

duplare. 

duplicare,  con-,  re-. 

durare,  con-  Lucr. 
s.,  e-  pA,  ex-e-, 
in-  Ou.,  pA,  ob-, 
per-  n.,  prae-  Gol. 
(ad  durare  intr. 
cf.  durere). 

ebriare  Lab.,  recc, 
de-,  in-  Sen.,   cf. 

47  0  eburatus.  [1418. 

echinatus  Plin.  s. 

effigiare,  cf.  550, 580, 
703,  1168. 

-elementoUus,  co-. 


**)  Cf.  466,  1260,  1409,  1571,  omnia  recc.    Cf.  n.  31. 

")  Cf.  ad  153,  540,  673.  697,  720,  788,  919,  1114,  1289. 

*•)  Cf.  15,  25,  28,  58,  71,  106,  107,  134,  164,  171,  207,  222,224,225,  232, 
263,  301,  326,  366,  379,  440,  507,  515,  516,  536,  558,  568,  572,  573.  584, 595, 
632,  643,  646,  669,  7a5,  712,  718.  732,  744,  789,  801,  827,  883,  8a5,  103f 
1077,  1079,  1124,  1140,  1155,  1158,  1170,  1224,  1305,  1353,  1405,  1431,  1440, 
1458,  1509,  1526,  1532,  1589,  1606,  1643,  1653,  1676,  1680,  1681. 


m 


C.  V.  Pauckef, 


elixare,  per-  (gl.  et 
47»     lixare,  -ere). 

dleborare, 

elogiare. 

embrocare. 

emplastrare      Col. 
(implasirare), 

480  encaeniare. 

endromitcUus, 

-enterare ,  ex-  pr, 
pA  {inüratus  gl.). 

enthealus  Marl. 

epbippiatus. 

epüogare  gl.,  cf.  476, 
«,     486,  1218. 

episcopare  inscr. 

epitomare. 

epulari,  cc-,  -re. 

equitare,  ab-  Liu, 
s.,  ad-,  circum- 
Liu.  s.,  in-,  inter- 
Liu.,ob-Liu.,per-, 
praeter-Liu.s.,5t*- 
per-  (equ-it-are?). 

eremitare   (i.  uacu- 
4»o     are). 

escare,  ad-,  in-  n, 

eunuchare  Varr.  s. 

examinare. 

exemplare. 
«•8  expertjnentare. 

exsequiari  Varr.  s. 

exsiliatus. 

exsulare. 

extemarep  (cf.Beitr. 
z.  lat.  Lexicogr.  I 
s-  u.).        [cor.  5. 

extimare  *'')      Tert. 


800  extraneare, 

extrare. 

fabalus  Varr. 

fabricari,  con-  Gell, 
-re  n.,  ad-,  per-, 
re-  (cf.  fdbrire), 

fabulari  pr,  pA,  con- 
et  recc,  fdbellari 
gl.  (favellare). 

^^^facetare. 

facetiari. 
faecatas,-faecare,con-, 

de-  et  recc,  ex-, 

in-. 

falcatus  Verg. ,  Liu., 
falcüare  gl. 

fcUsare  (it.  falsare, 
gall.  f ausser)  j  in-. 

"*  famatvs ,     -famare, 
de-,  dif-  Ouid. 

fanielicare^^)  trans. 
(al.  famyre), 

famulari,  con-,  -re, 

fanare  Varr.  s.,  de-, 
pro-  et  recc. ,  al. 
-ri  Maec.  s. 

farinatiis,  de-, 

»1»  farratus  Pers.,  luu., 
con-. 

farreatus,  -farreare, 
con-  Tac. 

fasciare  Mart. ,  /o- 
sciolare. 

fascinare  p,  recc, 
ef-  Plin.,  prae-, 

fasligare  ( contr.  e 
fastu-ig-are  ?),  fa- 
sligiare  Plin. 

^tofataias,  cf.  1093. 


fatigare,  de-,  dis- 
N.T.  (fati-ig-are, 
an :  fati-igare  ab 
agere  ?)• 

fatuari  Sen.,  -re,  In- 
(et  Cic). 

fatuari. 

fauülare  gl, 

»2»  fauorare. 

febricitare  Gels. 

februare,  ex-  gl. 

fecundare  ppA,  ef-, 
fecunditare. 

felicitare  (feliciter). 

5»o  fetninare    intr. ,   ef- 
trans. 

fenerari,  -ren.,  de-. 

fenestrare  Varr. 

-ferare,  ef-  {cteffe- 
rascere). 

feriari  Varr. 

»"  fermentare    Varn, 
con-^  in-,  suh-. 

ferratus  n. ,  prae- 
Plt,,  -re. 

ferruginans. 

ferruminare     PIL, 
con-  Plin.  s. 

festiuare  (cf.  31, 
etiam  790,  ab 
-iuus  uerb.  227). 

»4ofetare    (fetus,    us) 
Col.**),     super- 
Plin.  s.  (al.  fetm- 
tus). 

fetare  (fetus,  i),  ef-. 

feturatus. 

fibratus  Priap. 


*T)  Cf.  a  superl.   728,   752,   1135,   1183,  1288,   1494,   1671,  omnia  recc 
(praeter  con-summare). 

«»)  Cf.  ab  adi.  in  -icus  847,  944»  970,  1231,  1248,  1322,  1611  (recc  6). 
«•;  Gf.  -are  pro  u-are  1,  643,  660,  867  a,  1390,  1413. 


Materialien  zur  lateinischen  wArterbilclani^escliichie.  27$ 


fibulare  CoL,  con-, 
dif-  Stat.,  ex-,  in- 
pr,  Geis.,  ob-,  re- 
Mart.  s. 

fidicinare,  cf.  1544, 
1583. 

fiduciare,  in-,  ob-, 

figmentaius  et  -re  gl. 

figula/re. 

6»ofigurare,  ad-,  con- 
CoL,  d6-,prae-,  re-, 
trans-  Sen. 

filare,  ex-. 

'ßicUtiS,  ad-^% 

filicatus. 

fimbriatus  pr,  Plin. 

sfts  firmare,ad-,circum- 
Col.  s.,  con.^per- 
con-,  re-con-,  in-, 
of-  et  recc,  re-, 

fiscare,  con-  Suet., 
in-, 

fistucare  Cat. 

fistulatus  Suet.,  -re 
et  -ri. 

fläbdlare,  con-^  in-. 


5eoflagellare  Ou.,  pA. 

flagüiare  Isid. 

flammare  (Cic.  p), 
con-,  de-j  ef-,  in-, 
pir(u>-  gl.,  pro-,  re-, 
sub-,  flammigare 
Gell.,  flamm-ig-er- 
are,  cf.  1627, 1632 
(cf.  flammoscere). 

-floccare,  de-. 

-florare,  de-j  prae- 
Liu.  (al.  florere). 

"» fluctuare,  con-,  per- 
Lucr.  s.,  re-j  -ri 
Liu. 

fluentare. 

fluidare  ^^). 

fluuiatus  Plin.  s., 
-re  gl.,  trans-, 

-focare,  ef-  Sen.,  of-, 
prae-Ou.Ib.,recc., 
suf-,  ex-suf-, 

»To  foc-  il  -  are  ( focus ) 
Sen.,  re-,  -ri  Varr. 
fr.  s. ,  foculare 
Non.,  gl. 

foedare,  con-,  de-,  ef-, 
inter-,  re-,  super-. 


foederatus ,  foede- 
rare,  con-, 

foliatus  Plin.,  -foli- 
are,  de-,  ex-, 

folleatvs ,  fcilicare 
(cf.  follere). 

^f^  fomentare,  prae^, 

fomitare  gl.,  de-. 

foraminattis, 

forare  Plt.,  circum- 
Plin.  s.,  ef-  GoL 
s.,  in-,  per-,  super- 
Scrib.  s. ,  trans- 
Sen.  (cf.  forire), 

forficare  gl.*^. 

68oformare,  con-,  de-, 
in-,  per-,  prae- 
Quint.,  re-  Qu., 
trans-  Verg. 

formicare  Plin.  s. 

formidare,  ad-,  prae- 
Quint,  re-. 

formosare,  cf.  1628. 

fornicatus,  con — re 
Vitr.  s.,  al.  fomi- 
care  et  -ri,  ex- 
eccl. 


")  Cf.  12  -acinare,  de-,  13,  27  b,  37,  41,  44,  66,  115,  122,  124,  136,  150, 
163,  170,  173,  178,  197,  207,  221,  247,  250,  266,  283,  286,  299,  302,  319,321, 
346,  353,  359,  372,  397,  458,  473,  481,  510,  563,  564,  569,  585,  591,  596,  613, 
637,  645,  649,  656,  673,  675,  692,  771,  773,  823,  848,  856,  862,  910,  917, 922, 
956,  969,  975,  994,  1000,  1012,  1053,  1059,  1063, 1074,  1075,  1085,  1102, 1110, 
1115,  1136,  1157,  1164  a,  1165,  1172,  1178,  1190,  1203,1211,1232,1242,  1263, 
1336,  1362,  1369,  1373,  1385,  1395,  1424, 1442,  1451,  1483,  1484,  1521,  1522, 
1530,  1545,  1546,  1578,  1602,  1603,  1656,  1664,  1665,  1675. 

")  Cf.  43  albid-are,  202,  217b,  593,  608,  628,  651,  674,  690,  825,  831, 
836,  850,  861,  876,  900,  955,  996,  1105,  1162,  1268  (id-iare),  1272, 1295, 1304, 
1426,  1431,  1444,  1474,  1486,  1525,  1546,  1561,  1567,  1586,  1591,  1604,  1616, 
1669  (recc.  32). 

»*)  Cf.  9,  13,  100,  119,  150,  159,  189,  196,  201,  236,  246,  258,  288, 
302,  317,  354,  380,  381,  401b,  455,  508b.  544,  557,  559,  589,  667  b,  818,  821, 
883,  948a,  979,  981,  1061,  1075,  1099,  1104,  1109  a,  1129,  1136,  1246,  1284, 
1285,  1319,  1326,  1344,  1355,  1363,  1369,  1370,  1395,  1400,  1447,  1483,  1527, 
1557,  1558,  1568,  1585,  1653b,  ad  58,  177,  219,  396,  n.  56. 
Zeitschiift  für  veryl.  Sprachf.  N.  F.  VI.  8.  18 


274 


C.  V.  Pancker, 


fortunare,  -tus. 

fraterculare ,  fralriare 
(cf.  1432),  uel 
Äratrare  Fest. 

fraudare,  de-,  tw-,  re-, 

frenare,  de-  p,  ef-, 
in-,  of-,  re-. 

»t«  frequentare ,  con^, 
per-,  frequenÜtare 
Gell. 

-fretare,  ex-,  per-, 
trans-  Suet. 

frigerare  p ,  per- 
Scrib.  s.,  re-,  fri- 
gora/re. 

frigidare. 

frondcbre  gl.  qpvJUo- 
ffvsXVf  de-**),  al. 
-H  gl.  (purgari, 
cf.  frondator  q>vX' 
XotöfAog^  q.  de- 
frondator),  fron- 
dicare  (=  fron- 
dere?). 

M»  frontatus  Vitr.  s., 
re-  -re. 

-fhigare,  de-  ap. 
Plin. 

frumentari. 

fn48tare,  de-, 

frustrari,  -re  n.,  con-, 

•M  fimticari ,  -re  CoL, 
ef-,  super-. 

fucare,  in-,  per-. 
fideimetUare. 

fulgurare,  de-,  dif-, 
ef-,  per-  Stat.  s., 
prae-  Val.  Fl.  (cf. 
ftilgurire). 

füliginatus. 


•0«  fulminare  Verg.,  dif- 
Sil.  s.,  al.  -tus,  cf. 
603,  647,  1555, 
138,  438. 

fumare ,  ef-  auct. 
Aetn.  s.,  in-  Plin., 
re-,  suf-,  trans- 
Stat., 

fumigare  Varr.,  dis-, 
ef-,  suf-  Varr. 

fumidare. 

fundare,  ex-,  per-, 
sub-  Varr.  s.,  sub- 
ter-. 

«lofunerare  pA  (al. 
Hör.),  con-,  -ri, 
cf.  495. 

funestare. 

fiirari,  sub-. 

-fureare,    in-    (en- 

fowrcher), 
furcillare,  adr  (?)   gl. 

eisfuriare  p,  ef-. 

fwmaiiis. 

fuscare  Ou. ,  in-, 
inter-,  of-  (it.  offu- 
scare,  gall.  offus- 
qf*er)j  re-. 

fustare     excc.    de 
impp.    82 ,     de-, 
fustigare. 

gaesoitus. 

620  gcdaticari. 

galbinatus  Mart.  s. 

galeatus,  -re. 

gallans  Varr.  fr.  s. 

gaUfdare  gl.  ^ßäv 
(cf.  gallolascere). 

6si  gammatus ,  -gam- 
mans,  re-. 

garrtdare. 


gausapatus  Sen. 

-gelidare,  e-. 

geminare,  con-  Fit., 
Verg.,  in-  p. 

"0  gemmatus  Liu.,  *-re 
intr.,  pro-  Col.  s. 
(gemmans  pass. 
p);  cf.  gemma- 
scere. 

geniatus,  -geniare, 
de-, 

geniculatus,    -grau- 
clare,  con-,  genicu- 
ctdare,    -ri,    ad-, 
in-    Vitr.     ( -re 
Hyg.),  pro-  gl. 

germinare  Hör., 
Plin.,  con-,  e-  Col. 
s.,  in-,  prae-  Plin. 
s.,  pro-  Col.  s.,  re- 
Plin.  (cf.  germi- 
fUiscere). 

gesticulari  Petr. 

«»» glabrare  Col.  s.,  de-. 

glaciare  Col.,  con-, 
cf.  «47. 

-gladiari,  di-,  glor 
dicUus. 

globare  Plin.,  cir- 
cum-  id.  s.,  con-. 

glomerare,  ad-p,  con- 
et  Cels.,  in-  Stat 

siogloriari,  eon-. 

glutinare  Cels.,  ad-. 
con-,  de-  PUn.  s., 
dis-,  re-  GUL, 
recc,  sidh. 

gnarurture  gl.  (gna* 
ruris). 

gradatus  Plin.,-  gra- 
dare,  de-,  re-  (al* 
prae-,  retro-). 


")  Cf.  630b  gemmare  knospen  treiben,  600,  633,  673b,  1239, 1271, 1107, 
1461,  366. 


Materialien  zur  lateinisehen  wdrterbildungsgeschichte.  27S 

graecari  Hör.,  recc,  gyralus  Plin.,  gyror  humanare,  in'  (et 

per-,  con-  -re.  re,  circum-,  con^,          1682). 

•^i-^ramificUus,  e-;  in-  de-,  re-.  humare,      dreun^, 

-re  gl.  habiliture  N.  Tir.             in-  Plin.  s.,  06-. 

granatus  Scrib.,  ß-;«,8ÄatiYMaW,    cf.   357,  humectare  Verg. 

in-    -re    gl.,    cf.  665,733,954,977,  ..oA^midarc,  co-. 

Sfrano^cer.  1390,1435,1688.  j^urnüa^e,  hvmüia^. 

grandinare  Pacuu.,  Jiaedulare   gl.   nai-         humüitare. 

de-  Ou.  s.  rctv                           t 

gratari  p,  Liu.   gra-  hamatus,  -re  Naeu.,  i^aurari. 

tulari,con.etrecc.,  in-.  tuopururi.. 

swper".  u    •  1    •  laculari,  e-  Ou.,  -re 

-/f./,/^w    -r/,    /Wi  *^a"oiari.  Lucan.(-tuspass.) 

•^^^'^r^'  rß.   rnn-  h^status,  sw6-  -re.  et  recc.,  od-,  e-. 

der).  "°  hebetare  p,  pA.       ess  ic^ware  gl. 

•so  grauare,  ad-  n.,  con-,      hederatus.  ieiunare. 

de-  n.,  in-  p,  pA,      helluari  ^^).  ignicare  (al.  ignire). 

prae-  it.,  re-  N.      -herbare,    ex-  GoL  igndbilitare,  cf.  999, 

Tir.,   supror-  (cf.  s.,  herbans  App.  941    ' 

gri>mscere  gl.).             s    (cf.  A«r6asccre,  i^^^^^^i^re  Gell. 

grauidare,  t«-.                  al   Ä^fti^.  .^^lecebrare. 

gregare  Stat.,  recc,  /«^»^rc.  i^^^^iia,«  Gell, 

ab-,  ad-,  con-,ats-,  «is-heredare,  ex-,  ... 

se-,  con-se-.  hereditäre,  ex-,  in-.  |""strare. 

flfit«i»iore  gl,  de-,  ex-,      hibernare,  cf.  31, 81,      ™Sn   c?HilS' 
fltyltore.  142,   678,    1634,      .  ^«|^eii.,co-Hiiar. 

'  ,  iqo   QA.a    1AQÖ         imoectttan. 

^ummo^tts  (x6i»fu).        hilarare,  ex-.  imbrimre  (imber) 

gurgtlare,  e-,  m-.              Jj^jf'e^J^'"''"^"  .^^^,  et  recc..  cf. 

...gustare     de-,    «n-,  hiuicare  CÜl.  1146. 

prae-Sen.rh.,re-.  h^nestare,  co-,  de-  impluuiatus. 
guttatus  Marl. ,  -re                                    ,..improbare(cf.l210), 

gl.  (dSgouUer),  cf.          ""•  improbitare  Gell. 

1462,  1302, 1449,  Honorare,  co-,  rte-,  f           ,  .«„„ 

180, 565  sq.,  1678,          ex-,  prae-,  -n.  mpudicatus,  cf.  1232. 

776,   777,   1249,      hordeari  (xq,9,ccp).       '°'P"*j!^'    "*'^'    "* 

1339,  1347, 1348, ... hospitari  Sen.,   co-      .    ^f"'   .  »nn 
ad  1089  (cf.  «?«<.         (.ns),(fe-,-reAug.,      '"«'^'•^  ^^„f Pf* 
«re).  ^/  inceslare  Plaut.,  p. 

gypsare,  prae-,  hostiatus.  ii*incolare. 

M)  er.  17&  805b,  860,  984. 

18» 


276 


C  V.  Paucker, 


incommodare     ( cf. 
330). 

indignari,  su&-  (cf. 
437). 

mdusiatus,  -fß- 
industriare  gL 

«•ineptorß  gl.  i.  infatu- 
are  (al.  ineplire). 

inermare  Fest.  epit. 

infamare. 

infantare, 

-infantiari,  co-. 
'«» infellcare. 
infelicitare. 

infestare  B.  Alex. 

infimare. 

infirmare  (cf.  555). 

Ttoin/Sriwari,  co-. 

infitiari. 

infulatus  Suet.,  -re, 

ex-  Fest.  epit. 
ingeniatus  et  recc. 

inhonestare      Ou., 
recc.  (cf.  682). 

'«» inhonorare. 

inimicare  p,  -W. 

iniquare  Laber.,  al. 
iniquitare  S.  S. 
(cf.  27»>). 

initiare. 

iniuriare  et  recc,  -ri. 

T40  inquietare  Sen.  rh., 
cf.  1266. 

inquiUnare  gl.  (cf. 
715). 

insiciaius  (isuy). 

Insidiari,  drcufn-,  -rc. 

insidcUus,  -re  gl. 
(isoler). 

li^insulsari  gl. 

integrare,  de-,  red- 

(cf.  integrascere). 

intelleduare. 


interpolare, 
interpretari  et  -re, 

7S0  ifUeruaUäre. 

intertdatus  gl.  (ca- 
misia  indutus). 

infimare. 

intrare,  per-^  süb-, 
super-. 

intrinsecari  S.  S.  (it. 
intrinsicarsi). 

7»»  iocari,  od-. 

ioculans  Liu.  s.,  -rc 

gl. 

iratus,  ob- Liu.,  per-, 
sub-  (irasci). 

irritare. 

iterare,  re-. 

i«o  üinerari,-re,  cf.  1642. 

iubatus  pr,  pA. 

iubilare  et  recc,  ad^, 
in-,  iubilüare  gl. 

iticundare,  -ri  S.  S. 
uet.,  cöw-  (cf.  528, 
1308,1381,  1629, 
—  1595). 

iugare,  ab-,  ad-  Pa- 
cuu.,  Col.,  con-, 
de-,  dl-,  su6-. 

7e«iugulare  (cf.  594^ 
827  \  832  al, 
1152,1279,  1288, 
1392  al.,  1502% 
1459  al.  et  germ. 
köpfen  i.  ent- 
haupten. 

iugumentare  Vitr.  s. 

iurare,  ab-,  ad-,  con-, 
(fc-,  e-,  in-,  ob-, 
per-,  ex-  per-^prae- 
gl.,  -ierare,  de-, 
pe(r)-,  -ri  (cf.  in- 
iurare  inscr.),  cf. 
803,  1600,  1655. 


iurigare,  iurgare,al>- 
Hyg,  f.  s.,  ob-. 

iusceUatus. 

"•  iüuenari  Hör.  s.,  cf. 
19,  20,  530, 1234, 
1240,  1658. 

-labellare,  con-  La- 
ber, s. 

laborare,  ad-  Hör., 
con-,  de-,  e-,  in-, 
prciC". 

-labrare,  sub-,  lahra- 
tus. 

lacerare,  con-  Tac. 
s.,  di-. 

"»lacematus.  Vell. 

lacrimare ,  ad-  p, 
con-,  de-  Col.  s., 
in-,  sub-,  super- 
Col.  s.,  -ri  Hyg. 
et  recc.,  in-. 

lactare  p  (recc.  et  pro 
lactere  i.  lac  sugere), 

cib-,  ad-,  iactitare 

Mart.  s. 

IdcuJcUus. 

lacunare  Ou.,  Plin. 

78olaetari,  con-,  -re  et 
recc. 

lamentari,  con-  gl., 
de-  Ou.  s.,  -re. 

lanatus  Liu.  (cf.2afii- 
tus  gl,),  al.  -re  gl. 

lanceare. 

lanuginans. 


7t5  lapidare  Liu.,  Petr., 
de- 9  di-  et  recc, 
e-  Plin.  s. 

laqueare(lacus),  ad- 
Cat. ,  ob-  Col., 
sub-. 

laquearc  (laqueus) 
Col.circum-6rat.y 
e-,  in-,  oft-. 


Materialien  zur  lateinischen  wörterbildun^sgeschiclite. 


277 


largatus  (?),  al.  lar- 

giri. 
laruatus,  -re. 

''^^  lasduare  (cf.  lasci- 
uire). 

laseratus. 

laserpiciatus  Cat. 

lassare  Tib. ,  de- 
Plt.,  prae-de-  p, 
prae-  Frontin, 

latare  gl.,  di-,  e-, 
pro-  Lucr,,  pA. 

''^^  latebrare  gl.  ifAqfio- 

X€V€$p^   in-. 

laierare  Prise,  ad- 
gl.  Plac.,  con-. 

latibulari-,  -reVarr. 
ap.  Non. 

laünare. 

latro-ci-nari  (cf.  805, 
1103,1275,1398). 

•••laudare,  ad-,   con-, 
di-,e-,re-,cf.  1188. 

laureatus,  -re. 

laxare,  con-  Lucr., 
di-,per-,i>rae-,  re-. 

legare  (lex),  ab-,  ad-, 
de-,  e-Petr.,prae- 
Val.  Max. ,  re-, 
cühre'. 

lemniscatus. 

••»  lenocinari,  lenare. 

lentare  p  (al.  len- 
tere). 

lewHcidatus. 
letare  p.,  cf.  985. 

ISuare,  ab-,  ad-,  ciV- 
cum-,  e-,  super- 
e-,  prae-,  pro-,  re-. 


sub-,  leuiare,  ad-, 
leuigare,  -leuitare, 
ad'  gl. 

"oleuare,  ad-  Col.  s., 
con-  Sen.,  de-  Col. 
s.,  leuigare  Varr., 
leu-ig-in-are ,  cf . 
894,  860^   1614. 

liberare,  de-  (däi- 
vrer),  e-  (?). 

libidinari  Petr. 

librare  (libra),  con-, 
de-  (-librare  uel 
-liberare),  per- 
Vitr. ;  al.  -libratus 
(über),  de-. 

licentiare  (licencier). 
•16  lidaitis, 

liciniare. 

lignari. 

ligonatus. 

ligidatus  gl. 

•"limare  (limus),  in- 
Col.,  ob-. 

limare  (lima),  de- 
Plin.  s.,  e-,  per- 
Vilr.  s. 

limbatfis. 

-liminare,  e-  pr  et 
Hör. 

limitare  Varr.,  con- 
(et  -ri),  de-. 

titlimpidare^,  e-. 

lineare  Plaut,  con-, 
de-  Plin.,  prae-, 

linguatas  Tert^  ^-re 
gl.  YlcotsaotofABJv, 
e-  et  recc. 

lingulatus  Vitr. 


linteatus  Liu. 

s*o  liquaminaius. 

liquidare  gl. 

lirare  Varr.  (al.  Aus. 
ep.  10,9),  de-,  cf. 
1181,  1473,  1491, 
1472,  214. 

literatus,  -re,  ob-. 

litigare,  de-  Hör.  s., 

8S5  litvA'are.  [^. 

liuidare. 

locare  **),  ab-  Suet. 
s.,  con-,  re-c(m-, 
de-,  dis-,  ob-,  prae-, 
re-,  locitare;  cf. 
1417. 

loculatus  Varr.,  al« 
Potam. 

locupletare,     con- 
Ter.,  Ad  Her. 

•^^lomentare  gl. 

longaeuare,  longae- 
uitare. 

longare,  e-,  prae- 
Plin.  s.,  pro-,  lon- 
giare,  al.  long-in^ 
a(tio)  gl. 

longinquare,  e-,  et 
1222. 

loquadtare  gl. 

•"loratus  p. 

lorlcare  Varr.,  di-. 

lübricare,  de-,  in-. 

-lucare,  ante-,  con- 
et  Col. ,  inter- 
Plin.,  sub-  (cf.  lu- 
cere). 

lucematus. 

"0  lucidare,  di-,  e-,  in-. 


»•)  Cf.  q.  =  in  (loco,  re)  esse,  uersari,  facere,  in  (locum,  rem)  incidere, 
immittere  6,  26,  77,  94,  151b,  231,  234,  262,  273,  306,  320,  328,  387,  426, 
433,  556,  568,  584b,  659,  688?,  795,  796,  832,  863b,  912,  1073,  1080,  1102, 
1169,  1320,  1414,  1452,  1540,  -  928  mercari,  895,  987,  1297,  1374,  i  248. 


278 


C.  V.  Paucker, 


lucrari,  con-,  super-,  macerare,  can-,  e- 
-re.  Sen.,  per-  Vitr.  s., 

luctarl,    adr,    con-  prae-  Scrib.  s, 

Sen.  rh. ,    de-,    e-  sto  maceriatus. 

Verg.,    pA,    in-  machinari,  con-  gl. 

Stat.s.,ob.Verg.,  Radare,  e-  Gol.  s. 
re-  Hör.,   -re,  lu-  _         , 

ditaHet-reWisc  '^^re  gl 

lucubrare,  e-  (et  -ri).  «^»ctare. 

7      7    *         1  876 maculare,  con-,  e- 

luculentare  gl,  nr       L 


madidare,  in-. 


S55  ludicrari, 

-lumbare,  de-  (de- 
lumbis),  prae-  (i- 
prae-e-). 

laminare,  con-,  e-, 
in-,  re-  in-,  per-, 
prae-,  re-, 

lunalus  Verg.,  pA.,„„^^ 

lupatus  Verg. ;  al* 
-ri,  cf.  930,  1120, 
1371,  22,  946. 


gratia    attrectare 
Fest.)  et  App. 

marduatus  (mantüs, 

u)  gl- 
manuatus  Laber. 
(manu  agitans**) 
i.  furans),  al.  (L 
manibus  praedi- 
tus)  M.  Gap. 

manubriatus. 

raanuleatus   Plaut, 
cf.  890  sq. 


maestare  Laber.  s.  ,,,  marddare. 
magisterare      Fest. 

epit.,  magistrare, 

cf.  935. 
magmentatus     Fest. 

epit. 


„olurcare,   -ri,    lurch-in- 
abundus. 

luridains. 

'luscare,  e-. 

lustrare ,  circum- 
Lucr.,  con-,  de-, 
ob-,  per-;  al.   lu- 

strari ,     cf.     584^ 
1180. 

lutare  Gat.,  con-,  de-, 


maiorare  gl. 

malignare,  -ri. 

malleatus  Gel.,  con- 
-re  Frontin. 

malthare  Plin. 

885  mammatus      Plin., 

^-re,   mammeatus, 


fnargari4€UiAS, 

marginare  Liu.,  ean  -, 
e-  Plin.  s. 

maritare  Varr.,  cf. 
1689. 

marmorare  Varr. 

•08  masculare  Mar.Vict., 
con-,  6-,  re*. 

massare,  con-,  in-, 
mastichaius. 
mastrucatus. 
materiare,  al.  -ri. 


-mancare,e- Labien.  »^^ -matricare,  (fo-. 


ap.  Sen.  rh. 

mancipare  n.,e-,re-. 

mangonicare    Plin. 
XXXn,  47,  135. 

manicare  (mane). 
lutilare,    lutülare,  s,omanicatus,  per-  et 
con-    Plaui     ap.  ^«ti«,  j/w 

Non.,  gl. 


^^^lutfdentdre  gl.,  con-. 

hixare    (luxus    = 
lo^ög)  Gat.,  pA. 

luxari     (luxUS ,    Us), 

hixuriari,  e-  Gel., 
-re. 


suJh  gl. 

manidecUtiS. 

manifestare     Ou., 
con-. 

mansfietare. 

mant-ic-in-ari,     cf. 


1614. 

8«5  maniiculari  (i.   man- 
lymphare  Hör.,  Liu.         ticulas      furandi 


maturare,  ad-»  de-, 
e-  (ctmaiurascere, 
per-  Hyg.  f.). 

inaxülare  gl.  at^iAO- 

xonsXv. 
mediare. 

medicari  Plt.,  -re 
p ,  Gol. ,  prae- 
Ou. 

115  medicinare^  cf.  1283. 

medulläre,  e-  Plin. 
rpart.),  S.  S.  ap. 
Cypr.  et  Rofin. 
inNum.  17,6eme- 
duUabit. 


>•)  Gf.  198  caleare  i.  calce  facere,  136  b,  200,  372,  633,  656,  771,  1034a» 
lOaö,  1062,  1079,  1080,  1114b,  1316. 


Materialien  zur  lateiniscben  wörterbildungsgeschichte. 


279 


-meletare ,      con- 
Hyg.  f. 

fneliorare. 

fnellare  Pallad.  VIII, 
7,  1  (unde  mel- 
latlo  Col.,  Plin.  i. 
aluei  exemptio), 
al.  mellitus. 

**^membrare,  con-,  de-, 
di  -  (smembrar), 
-ri. 

meraorare,  ad- Gran. 
Licin.,  con-,  re-, 
-ri,  con-,  re-con-, 
re-. 

-mendare-,  e-,  co- 
e-,  in-. 

mendicare  Fit.,  Sen. 

rh.,  e-Sen.,  -ri. 
menstmans,  -ata. 

•*^  mensurare,  con-,  de-, 
per-,  re-. 

mentulatus  Priap. 

meratus. 

mercari ,  con-  pr, 
Sali.,    e-    Tac, 

prae-. 

merendare. 

•»•  meretricari. 

meridiari  Gels.,  -re 
Soet. 

metari  Sali,  (-tus 
pass.  Hirt.),  de-, 
di-  (-re  Liu.), 
prae-. 

militare,  aw-,  con- 
tror,  per-. 

miniare. 

ministrare ,      ad-, 
jproe-,  sub-. 

minarare,  der. 

mlserari,  con-,  -re, 
con-  (cf.  miserere, 

-ri). 


DÜtigare,  con-,  de-,e-. 

mitralus  Sen.  rh. 
(cf.  mitellitus). 

»*o  mixParcd/us. 

mobilitare  p. 

mod-er-ari  (ad  200), 
ad-,  e-  Ou.  s., 
prae-,  -re  et  ICti, 
con-  Cod.  Theod. 

modestare  gl. 

modicare  gl, 

mmodulari,  ad-,  e- 
Ou.  s. ,  prae- 
Quint.s.,-tuspass. 
pA,  -re  (modul- 
ari,  an  mod-ul- 
ari?  cf.  n.  22). 

nioechari  Ctll. 

moeniare  gl.  ( cf. 
moenire,  munire). 

molare,  al.  in-. 

molendare  (cf.  mo- 
lendinum,et929). 

»M  molestare    Scrib. , 
con-. 

monstrare,  con-,  de-, 
per-  de-,  prae-de-, 
per-,  prae-,  prae- 
ter-. 

mörari,  con-,  de-, 
e-,  in-  Gels.,  per-, 
re-,  -re. 

mörari  Plaut, 
moratus  (mos). 
965  morbidare. 

-mudwre,  ex-  (mu- 
cus),  al.  mucere. 

mucronatus  Plin.  s., 
cf.  818. 

mulierare  Varr.  s., 
cf.  530  (ef-),  1656, 
424,491,552,675, 
687, 


multare,  multitare. 
»••  muUiplicare,  cön-, 

mundare  Verg,,  dr^ 
cumr,  con-  CoL, 
e-  Sen.,^)er-,  jproe-, 
re-. 

munerari  (-re),  de- 
(et  -re),  re-  (et  -re 
Petr.), 

mwrare,  cf.  947, 
1605,  870. 

muricatus  Plin.,  al. 
Fulg. 

965  murmurare ,  ad-, 
con-  Plin. ,  de- 
p,  in-p,  ob-Oa, 
re-  p,  sub-,  -ri  et 
recc,  ad-^  con-, 
cf.    1402,    1505, 

murmurillare.      [165. 

murratus  pr,  recc. 

murtatus    (myrt-) 
Varr. 

-muscare  (muscus), 
e-  Gol.  s.,  museor 

•'f^mmicare.        [^  ?L 

mutilare,  ad-,  de- 
Col.  s. 

mutoniatus  Mart. 
mutuari ,    -re    pr, 
pA,  in-  gl.,   mu- 

tuitflDS. 

narrare   (gnarare), 

de-  pr.  Hör.,  e-, 

sub-e^,  per-,  jarae-, 

l^e-    p,     gnarigare 
(gnarire). 

9TS  -nasare,  de-  (cf.  nasu- 

nasitematus.    [tus). 
naiuratus,  con-. 

nauare  {nauire,  Bat- 

in-ari). 

nauculari  Mart.  s. 
naviculari. 


280 


C.  V.  Paucker, 


»•0  naufragare      Petr., 
recc,  -n. 

nauigare,  ad-  Plin., 
circum-  Vell.  s., 
e-,  in-  Mela,  per- 
Plin.,  prae-  Sen., 
praeter- Suet.,re-, 
suJh,  5i*pcr-,trans- 
Mela. 

nauseare. 

nebulare  (nebula), 
cf.    205,     1008, 


nominare,  adr,  con-      nutricari,  -re  Plt. 

(?),  de-  Ad  Her.,  lo^oobelare. 

prae^^pro-,  super^,      obesare  Col.  s. 

Irans-  Suet.,  no-        ...  _. 

minitare  Lucr.  (cf.      obliquare  Verg. 

316,  1193).  olmoxiare. 

normare  (Col.  (-tus),      dbryzatus. 

Diom.,  de-  Hör.,  ^^^nibscoenare  gl. 

^^■'  obscurare. 

notare,  ad-  pA,  dr-      obsidiari    Col. ,    cf. 
cwm-,  de-,  e-  Plin.,  743^ 


«n-,  per-,  prae-, 
sub-  Sen. 


1523. 
nebutari  gl.  (nebulo).  ioo»nouare,  in-,  re- 
is» necare,e-,inter.,  per-,      nouellare  Suet.,  re- .„^^^Ug^j^g  y^^^.^ 

KaOU 


cbsoletare, 

obstetricare,  -n  (cf. 
1019,  930). 


noiiercart. 

nubilare  Gat.,  ad- 
Stat.  s.,  e-,  in-, 
ob-,  per-, 

nucleare        Scrib. 
(-tus),  e-,  nude- 
ans  intr. 


ocreatus  Hör, 

octansVitr.,cf.l539. 

octuplicatus  Liu.  s. 

oculatus  depon. 
Plaut,  (testis), 
pass.  recc,  -re, 
ex-,  in-  Col. 


necessare. 

negotiari. 

nepotari ,    cf.    644, 
672,  860,  984. 

ner%Mrey  e-,  sw6-. 

•••nidorare  N.  Tir. 

nidulari  Plin.,  Gell. 

nigellatus.  loz^iatus,  per- K  Tir. 

Tiim-nrp   Staf      dp-  ioi<»iiuaare,  de-,  e-,  re-.  '     r.  .o^ 

mgrare   btat. ,    de-      ^^^^^.^  ^  ^^  odorari,  sub^  (?),  ^e. 

-wtiZtore,  ad-.  ^^^T^^     (odorus) 

„  '  Ou.,cii;-,m-Col.s. 

numerare,ab.Nigid.  ^«^«^^-  ^ 
s.,  ad-,  con-,  5^6-  ö^A^^,  -^c  gl. 
cow-,  de-,  di-,  e-,  >o4oofoflrfu8.  P-ri. 

per-  Plt.,  i>ro-,  re-,      olerare,  de-  et  ex-  gl., 
s/wper-y  trans-  Ad 
Her.  s. 

loisnummatus. 

nundinari,  -re  Tert., 
de-,  e-. 

nuntiare,  ad-  Plin.,  io45ominari(.re),ab-Liu. 

inier-ad-y     con-,  \^^  "^w- 

de-,  e-,  inter-  Liu.  onerare  *'') ,  ocl-  N. 

s., ob-, prae-, pro-,  T.,  co-,  de-,  ex- 

re-,  a6-re-,  o&-re-.  n.,  re-,  stub-  N.  T. 

nvptians.  onustare,  co-. 


Varr.,  in-,  inter- 
Stat.  intr.,  it.  ni- 
grans  Varr.,  p  (cf. 
nigrere),  nigricare 
Plin. 

'Whüare,  ad-, 
•f  t  nimbatus. 

nitidare  pr, .  Col., 
sub-. 

nitratus  Col. 

niuatus  Sen.  (niui- 
taregl.,3i\.niuere). 

nobilitare. 

looo-noctare ,  ab-  Sen., 
per-. 

nodare  p,  Plin.,  ab- 
Cols.,  od- gl. ,con-, 
e-,  in-,  re-  p. 


oletare  Frontin. 

oliuare  Plin.  s.  (q. 
oliuas  decerpere,  col- 
ligere). 

omentcUus. 


»^)  Gf.  ab  -US,  eris  572,  610,  639,  1049,  1177,  1313,  1366,  1401^  1664^ 
1670,  1686,  omnia  uett,  cf.  n.  42. 


Materialien  zur  lateinischen  wörterbildungsgeschichie. 


281 


opacare,  in-  Gol.  s. 

operari  p,  pA,  recc, 
ad-,  c(h,  ex-,  in-, 
super^,  qperare, 
ex-,  in-, 

io»»operculare  Gol.  s. 

opimare  Gol. 

opitulari  (opitulus), 
-re. 

'Oppidatus,  in-. 

opulentare  Hör. 

io6»orare,  ad-  n.,  co-ad-, 
CO-,  de-,  ex-,  per-, 
prae-,  super-. 

-orare  (ora),  in-. 

orbare,  de-,  ex-. 

orbiculatus  (cf.  or- 
bitus). 

-orbitare-,  de-,  ex-. 

loeoordinare ,  ad-,  co- 
gl.,  inter-,  Vitr. 
s.,  prae-,  super-. 

oscillare,  -ri. 
osculari,    ad-,    de- 

Plt.,  ex-  Sen,,  -re 

et  recc. 

-ossäre,  ex-  Ter. 

ostreatus. 

loesotiarL 

ouatus  Plin.  s.,  al. 
ouicare. 

pabulari. 

pacare,  con-,  per- 
Liu. 

pactuari. 
lOTopaedagogare. 

paenulatus. 

paginare,  con-,  re- 
con-,  re-. 

palaestrare. 

-polare,  de-,  pro-, 

loirpälare,  de-. 

paleatus  Gol. 


palliatus,  ex-,  -re  Ps. 
Eucher.,  ad-  gl., 
ob-,  sub-. 

palliolatus  Mart. 

palmatus  Liu.,  al. 
Quint.  decl.,  -re 
Gol.,  al.  Qt.  decL, 
ex-. 

lOBopalpebrare. 

paludatus. 

pampinatus     Plin., 
al.    ^pampinare 
Varr. 

pandare  Gol.,  intr. 
Vitr.  s. 

pandiculari. 

loitrpannare,  de-  gl. 

pannuceatus. 

papaueratus  Plin.  s. 

papillatus,  ex-. 

papulare^  cf.  1254, 
1255,  1360,  1637, 
216,  1582,  1670. 

io9oparag<mdatus. 

parare  (par),  con-, 
dis-  (cf.  dispara- 
scere),  se-,  circum- 
se-,  dis-se-,  sub-, 
pariare. 

parasitari,  sub-. 

parcatus  gl. 

parentare  (i.  parenti- 

bus  facere,   cf.    51, 
1685,  i  913). 

io»5parmatus  Liu. 

particulattis  (cf.  par- 
tire,  -ri). 

pastare. 

pastillatus,  pastilli- 
care  Plin.  s. 

pastinare  Gol.,  re-n. 
(-tio  Gic.) 
iiooPatagiatus ,      patagi- 
nare. 


patibulatus. 

-patriare,  ex-  gl.,  re-. 

patrocinari  n.  (pa- 
trocinium  et  Gic), 
ctpatro  i.  patro- 
nus  gl.,  Alcuin. 

pauiculare  gl. 

iioipauidare. 

pauimentare  Plin. 

pauperare  Plt.,  ex- 
gl.,  pauper(i)tare 
(cf.  pauperascere). 

pausare,  ex-,  re- 
(reposer). 

pectinare      Plin. , 
recc. ,    al.   pecti- 
natus  Vitr. 

iiio-pectorare,  ad-,  de-, 

pecuatus.  t®^'* 

-pecülari  (*peculis^, 
de- ,       peculan 
simpl.  Flor. 

peculiare,  ex-. 

pedare  Gol.,  in-  Gol. 
s.,  al.  re-  (cf. 
quadrupedans) ; 
al.pedire,ex-,im-, 
sed  et  indur,  pro- 
pedare  gl. 

nih-pedicare,  in-. 

pediculare  gl.  y*«*- 

peditare  (pedes)  gl., 
'tus  Hyg.  castr. 
cohors  (cf.  327, 
488?,  933,  1619J, 
^-peditare    (pes), 

peiorare,         [sub-. 

pelleaius. 

^^*^Uicari  gl.,  -re. 

pelliculare  Gol,  de- 
gl.  (et  -ri)j  -pdla- 
re,  de-,  cf.  pellitus. 

peltatus  Mart. 


ggg  ^'  ^''  Paucker, 

penetrare  (penit-er-  Petr.,  ob-,  prae-  nsopopimri. 

are),  per-.  B.  Afr.,  pro-,            -porcare,  in-  CoL  s. 

,  pennatus  p,  •^.  pilalus  (pilum)  p.        posterare,  prae-. 

ii2»peregrinari.              ii»»pileatus  GUI.,  -re.  postumare. 

perennare  Ou.  (cf.  pincerrums.                   potentari,  -re. 

81).  'pingttare,   in-^   cf.  nsspotionare  Suet, 

periculari,  periciitari.  1051.                         praecipitare. 

peronalus  Pers.  s.,  pinnatus,  de-  Varr.      nraecmari  -re. 

cf.818  ap.Fulg     -regl.      ^^^i,^. 

perpendicuMt^.  piperatus  Gels.              praedari,  de-,  -re. 

u*,perperare  S.  S.  uet.  u,opiratican.  u.o^aegnare,  in-  (m- 

perpetuare.  piscari,  ex-.                     pregner). 

perplexari.  plaädare.                      praeludiare. 

persoUaUi  Plin.  s.  ^lagare.                       praemiari  Suet.  s., 

personatus,  ^lägare,  in-;  plagi-         ^e. 

^"•pessimare.  mc.                          praenominareVarr., 

-pessulare,  ob-Petr.  luj-p^Maye,  iw-.  cf.  1002. 

petasatus.  planare,  con-,  de-,     praeputiatus,i»-,-re, 

pexatus  Marl.  s.  dis-  Varr.  fr.  s.,  m^aesagare  (cf.  sa- 

phaecasiatus  Sen.  e^-»  *"^-  _        ,            gire,  praesagire). 

iwophaleralus  Ter.,  -re.  plantare  Plin. ,  cir-      praesentare,  de-,  re-. 

phantasmari,cUOd,  v™"' l°"rnl  !'      praesidiari,  cl  143, 

1428.  Yf "•'  f'-  ^äb            1*21, 1480,  1499. 

1       •  ***">      ^^'>      SUD-,                   ^-    •      •      ^^ 

philosophan.  ^ans-,                       praesUgiarh,  -re. 

pfOebatomare.  plasmare,  cm-,  re-.       praestolari. 

phoenicatus,  -iatus,  pUmstrari.                nooproestitor». 

ii46piaculare.  ,,,oplumatus,  -re  Gell.,      praetextatus. 

piare,  ex-.  ^.                            prasinatus  Petr.  s. 

picare  Cat.,  in-  Gol.,  pjunibare  Gat.  (-lus      -prauare,  de-,  tn-. 

.^^''  .      ..  Val.   Max.),   ad-      precari,   äd-   Hor„ 

picluratus  Verg.  g^lb.^  circum-,  in-         con-  PIL,  de-,  am- 

pigmentattMs.  Vitr.  s.,  re-  Sen,         de-,  in- Verg.,  Sen. 

iijopignerare  Liu.  ob-,  ^odiare,  ad-  (appth  itQtpräiare,  aar  (appre- 

prae-,  re-,  -ri,  yer),  suih.                     ckr)^  de-, 

pigrare  intr.   et  -ri  podismare,  -ri.              primitiari,   Cf.  467, 

(cf.  pigrere),  re-  p^etari,  -re.                       459,  9&2, 

Irans.,     pig^*<^^  ,,,,polentatus.                    pHncipari. 

et  -re,  re-  gl.  p^pare,  de-,  erc-.        prinäpiare,  cf.  738, 

pila^  (p^lus)    con-  ^^^^^^^^^  ^_^  ^^         1218,  1191. 

Lucil.,,  ex«;  sub..  Petr.,  prae-,  re-,      priuare,  cte-. 

pilare  (pila-)  Host.  -pontare,de.Varr.s.  »loprobare,  ad-,  con-, 

ap.    Sem.,    con-  pontificans.                     ^* 


Materialien  zur  lateinischen  wOrterbildungsgeschichte. 


283 


-probrare,  ex-,  ob- 
et  recc,  et  inde 
corr.  -properare, 
in-  Petr.,  recc. 

procariy  -re  (procus). 

proeliari,  de-  Hör, 
s.,  -re. 

profanare  (profa- 
nus)  Ou.,  Liu. 

laisprolixare  Col.  s. 

pronare,  <idr. 

pronvibare. 

prooemiari  Plin.  ep. 

^^^^*prop(xgin(Mre. 

properare,  ad-,  con-, 
AQ'V\t^eX',prae-, 

^ti^ophetare, 

propiare,  ad-. 

propinquare  p,  Tac, 
ad-,  cow-  et  de- 
N.  Tir. 

propitiare  PH.,  tfe-, 
ex-,  re-,  -ri. 

prqportionatus  Firm, 
math.,  -re  Beda. 
issipropriare,  ad*. 

prosperare  Plt. 

prostihtdatttö  gl. 

proodmare^  ad-. 

psüothrare. 
liifpuberare  gl. 

publicare,  de*  gl. 

-pudicare,  de»-  La- 
ber, s. 

pudorattis,  ex-  Petr.  s. 

puellitari  Laber.  (cf. 
puellascere  Varr. 

iiiipugüari.  [s.)- 

pugnare,  ad-  Tac. 
s.,  con-,  de-,  ex-, 
in  -,  ob-,  pro-,  re-. 

puleiatus, 

ptdicare  gl. 


pullare  Calp.  s.,  pul- 
lulare  Verg.,  Col., 
ex-,  re-  Sen.  (cf. 
pullulascere  Co!.). 

^i*f>pidlari  gl.  ntaXi^SiV, 

pullatus  Quint. 

-pulpare,  de-,  ex-, 

pulpitare  (pulpitum). 

puluerare  Plt.,  Col., 

de-,  dis-, 

i248puluinatus  Vitr. 

pumicare  Lucil.,  ex-, 

punctare,  ad-  4u8 
(a  punctum,  —  an 
freq.  a  pungere?  ex- 
stat  et  punctitare, 
pungitare  Thom. 
thes.  nou.). 

punicans,  ~re  gl. 
ptmicauit,  erübuit 

purare  (pus) ,  de-, 
sub-  Cat.,  ex-sub'. 

lasopurare   (purus),   de-, 
purüare  gl., 

purgare     (pur-ig- 

are),       circum- 

Cels.,  con-  Plin. 

s.,  de-  Plt,  ex-, 

in-  gl,  inter-,  per-, 

prae-,  pro-,    re- 

Ou.,   Liu.,   purgi^ 
tare. 

pnrpuratus,  circtmir, 
in-,  -re  Für.  Ant. 
magisque  recc.  (et 
intr.) ,  cf.  pur- 
purascere. 

purpurissatus. 
pustidare,  -ri. 

pyxkJalas  PKn.  s. 

quadrangulattis. 

quadratus ,  -re  (et 
intr.),  con- Varr., 
recc,  per-  Vitr. 
s.  (-tos). 


quadrigatus  Liu. 
ntftqtiadruplare,  con-  (ah 

-ri?). 

quadruplicare  Plt- 

quaestionare, 

-qaatemare,  con-, 

querelari,  -re  (qm- 
reller). 

nesqtierulari  gl. 

quietare,  -ri, 

quinquiplicare  Tac. 

rabidiare, 

racemari  Varr.,  -re, 
al.  -tus  Plin.  s. 

uToradiare,  in-  Stat., 
ob-,  prae-  Ou., 
sub-,  -ri  Ou.;  cL 
562  (606  sq.),  138, 
848,  1367. 

radicari  Col.,  -re^  e-, 

randdare. 

rapulatus. 

ra/rare,  dis-  Col. 

ii7»ratiocinari,  -re. 

raVfCari,  -re  gl,  ö6- 
"tus  (cf.  raucire). 

recentari. 

reciprocare. 

redimiculat  gl.  Phi- 
lox.    dvaXvsi   di" 

iisoregrnare  (reg-in-are: 
cL456),  con-*,prae-. 

reguiari,  -re. 

reliqtuire,  -ri. 

remediare  Scrib.,  -n. 

remigare,  ad- Flor., 
e- Plin.,  «üb- Verg. 
(cf.  remitua). 

t28^eniuleare ,  remütcu* 
lare  gl. 

repudiare. 

resinatus  Cets. 


284 


C.  V.  Paucker, 


retare  ap.  Gell 

retiaitis  (retia),  al. 
-retire,  in-. 

»•oreticulatus  Varr. 

rhetor-ic-are,  -ri  (cf. 
503,  620,  888, 
1160,  1429). 

rhonchare  (underow- 

riciniatus.  [^^^)« 

ridicülari. 

"»»rigidare  Sen,  s. 

rigorare  Plin.  s. 

rimari,  -re  et  recc. 

riuare,  con-  Sen., 
de-,  inter-, 

rixari,  con-,  -re  Varr. 

itoorobiginare, 

roborare,  con-,  in- 
Varr.  ap.  Non., 
prae-  (robor  ascere) . 

rorare,  ad-,  circum-, 
in-  Ou,,  prae-, 

roscUm,  rosansp(in 
Catal). 

roscidare. 

iioirostratus,   -re  Plin. 
(-ns),  gl. 
rosülatus. 

rotare  p,  orf-,  cir- 
cum-Caes.Germ., 
in-,  sub-  Vitr.  s. 

rotundare,  drcunh, 
con-  Sen.,  e-. 

mbicare  (al.  rubere). 

itii/niboratus.  [^t<5. 

rubrans  intr.,  rubrch 

rubricatus  Petr. 

ruderatus  Plin.  s., 
e-  -re  Varr. 

rufare  Plin.  s.,  in-. 

iiisTugare  Plt. ,  con- 
Hor.,  e-  Plin.,  in- 
Stat. 


rumare,  in-  Ctll.,  sub- 
Fest.,  rumigare, 

ruminare  Col. ,  -ri 
Varr. 

runatus. 

runcinare  Varr. 

uaorurare,  -ri  Varr.  s. 

russalus  Plin. 

ruslicari. 

rutatus  Plin. 

rulilare  p  (Irans. 
pA),  in-,  sub-,  su- 
per-. 

isissaburrare  Plt.,    cf. 
1046,  1353. 

saccare  Lucr. ,  cf. 
317. 

saccdlare. 

sacrare,  de-  Plin., 
-secrare,  con-,  in-, 
ob-,  ex-ob-,  pro-, 
re-,  -ri,  ex-  (-re). 

sacrilegare  gl. 

liiosaeuitare    (cf.    sae- 
uire). 

sagatus. 

saginare. 

sagittare  Gurt. 

Dagmare  gl.,  cf.  483. 

issssagulatus  Suet. 

-salare,  ex-,  in-  (cf. 
salire). 

salehraius. 

salinare  gl.  (gall. 
uet.  saliner). 

saliuare  Plin. 

luosälsare  gl. 

saluare  Plin.,  recc. 
(sauver),  re-  (al, 
saluere). 

salutare,  ad-  N.  T., 
con-,  de-  N.  T., 
ob-,  per-,  re-. 


sambticatt^. 

samiare. 

n*»sanare,  con-  Col.  s., 
per-  Sen.,  prae- 
Plin.,  re-. 

sandaracatus  Plin.  s. 

sanguinare  Tac. , 
recc. ,  de-,  ex- 
Vitr.  s. 

saniare,  ex-  Gels. 

sannare,  de-,  sub-, 
-ri. 

liiosaponatus. 

saporare,  in-  (cf. 
savourer.). 

sapphiratus. 

sarcinatus,  -re  gl., 
sub-  Paul.  Nol. 
ep.  29,  2,  Faust. 

ep.  8  s.  f.  (al.,  non 
denom.,  subsarcinare 
Vict.  Tunon.  poen. 
29,  consarcinare,  a 
sarcire). 

sarcophagare. 
liiiSarculare. 

sardonychatus  Mart. 

s. 
satiare  (saties),  ex- 

Liu. 

saturare,  ex-,  ob-,  sa- 
tullare,  ob-. 

sauciare,  con-  Ad 
Her.,  prae-, 

it9oscdbiare  intr. 

scabratus  Gol.  s.  (al. 

scabrere). 
-scaeuare,  ob-. 

sccdpellare. 

scalpratus    Col.   s., 
cf.  401. 
lubscamnalus. 

sceleratus ,  -re  p, 
con-  (-tus  Gic). 

scintillare  Plaut. 


Materialien  zur  lateinischen  wOrterbildiingsgeschichte. 


285 


scirpare  Varr.  s. 
-scobinare,  de-  Varr. 
iiiosccpare. 

scortari    et  reCC. 

scotomare,  cf.  205, 
1523. 

-scrobare,  de-, 

scrutari,  in-,  per-, 
prae^,  -re  (-tus 
pass.  pA),  ex-,  S. 
S.  uet.,  scrtUinare. 

i»"sculponeatus  Varr.  s. 

sctUpturatus  (ars). 

scurrari  Hör.  s. 

scutalus. 

scutulatus  Plin. 
»»«osebare  Col.  s. 

secundare   p,    ob-, 

SÜlh. 

securiclatus  Vitr.,  al. 
Plin. 

seditiofiari, 

segnientatus  luu. 

i»«»-seZfari  (-re),  ad-. 

sementare  Plin.  s. 

Seminare,  con-,  dis-, 
in-  Vitr.,  inter-, 
prae-,  pro-,  re- 
Ou.  s.,  super-, 

semissare. 

semitare  Plin.  s. 

ii9osensatus  (in-),   cf. 
sense  (inseme). 

sententiare, 
sentinare  et  recc,  qui 
et  al. 

septemplicare. 

seqtiestrare. 

iifj-serare,  de-,  dis-,  ob- 
n.,  re-. 

screnare,  dis-  Plin. 
(cf.  disserena- 
scere). 


sericatus  Suet.,  holo-, 
ob-. 

sermocinari,  -re, 

semumari  Gell.,  con-, 
-re. 

liooserratus  Petr.,  -re. 

sertatas, 

sibilare,  ad-  Stal., 
ex-,  in-  p,  ob-, 
re-, 

siccare ,  ad-  Sen., 
de-  et  recc,  ex-, 
per-ex-,  per^prcte-, 

siderari  Plin.  [su6-. 

i*«»sigillatus,  -re,  dis-. 

signare,  ad-,  co-ad-, 
re-ad-,  circum- 
Col.,  con-,  re-con-, 
de-,  prcie-de-,  ex- 
Plt.,  in-,  ob-,  per- 
Liu.,  prae-  Plin., 
re-,  sub-,  cf.  1004 
(insignire,s^tVc). 

siliquarl  Plin.  s. 

simare  Lucil. 

simplare. 

liiosimplicare,  re-, 

simulare  (simil-), 
ad-,  con-,  dis-, 
ftr-,  in-. 

sincerare  (cf.  since- 
rascere). 

sihgullare  Verg.  (cf. 
singullire). 

sinistrattis, 

i4i»sinuare  p,  pA,  ex-, 
in-. 

sistratus  Mart.  s. 

süuattis  (situe). 

sobriare^  ex-, 

soccatus  Sen. 

usosociare,   ad-   Stat, 
con-,  (fo-,  dis-,  re-. 


solaciari  (soulager).. 

solatus  (sol)  Plin.  s., 
-solare,  in-  Co!., 
soUcare  {sölicatio 
Coel.  Aur.)  u. 
soliclare  (solicu- 
lare)  gl. 

solare  (solus)  ppA, 
de-  Verg. 

-solare  (solum),  ad-. 

i4"soleatus. 

solidare  Verg.,  ad-, 
con-  Vitr. ,  ex-, 
ob-  Vitr.  s.,  per- 
Stat.,  re-, 

sollicitare. 

somniare,  con-,  ex-, 
-ri  Petr. 

sophisticari, 

i4»osoporare  p  (-tus), 
Gels. 

sordidatus,  -re. 

sororiare  (et  Plin.). 

sospitare  Plt. 

spatiari ,  circum^, 
con-  Petr.  s.,  ex- 
Ou.,  -re. 

ii^ispeciatus. 

specillafm. 

specularl  ( *specu- 
lus),  per-  Suet., 
prae-,  pro-  B.  Afr. 

sperare,  de-,  prae-, 
sphingcUus.    [super-. 

i««ospicatus  Vitr.,  -re 
Grat.,  Plin.,  de-, 
in-  Verg. 

spiculare  Plin. 

-spirare  (spira),  con-. 

spissare  Ou.,  Gels«, 
con-  Gol.,  in-, 

splendidare. 

i44ispleniatus  Mart,  s. 


S86 


C.  V.  Paucker, 


spoliare  (cf.  1189), 
con-y  de-,  di-,  ex-, 

-ri. 

$pongia/re. 

sportulari. 

spumare ,  circuni-, 
de-  Verg. ,  ex- 
Cels.  s.,  in-, 

i4»ospurcare,  con-Lucr., 
in-  Sen,  s. 

-squamare,  de-  Plt., 
squamati4S. 

stabulare  et  -ri  Varr. 

stadiatus  Vitr.  s. 

stagnare  Sali.,  ceV- 
cum-,  con-,  in-N. 
T.,  re-,  super- 
Tac.  s. 

i4s>staminatus  Petr.  s. 

stannare. 

statuminare  Vitr., 
super-. 

stellatus,  -re  Plin., 
con-  (stellans  intr. 
et  Cic). 

stercorare ,      ex- 
(simpl.     q.     pro 
comp.  Vlp.). 

u$ostigtnare. 

stilare  Gol.  s. 

stillare,  de- p,  Gels., 
super-de-,  ex-  et 
Col.,  in-,  suthin-, 
super-in-,  per-,  re-, 
super-. 

stimulare,  de-,  di-, 
ex-  Ou.,  in-  p, 
per-  Tac,  6. 

slipendiari  Plin, 

litt^tipulari,  ad-  Liiu, 
in-,  re-,  -re,  -tus 
pass. 

-slirpare,  ex-. 

stolatus  Vitr. 


stomachari,  de-,SM&-. 
stragulatus,  -re. 
»«ostramentari  Hyg,  f. 

strenuare  (?). 

striare  Plt.,  Vitr. 

strigare  Sen.,  Plin., 
al.  'tus. 

stupidare. 

i*iiSiuporatus. 

stuprare,  con-,  06-. 

suauiari,   dis-,    -re, 
con-. 

suhitare^  de-. 
sublimare  et  recc. 

*"<*subsidiari  Hirt. 

-substanHatus,  con-, 
in-. 

sübtiliare. 

-subulare,  de- Varr. 
s.,  in-. 

-sucare,  ex-  Vitr., 
in-  GoL 

usisucicare. 

sucidare. 

sudorare  gl. 

suffitnentare. 

sufflaminare  Sen. 

i4»osuffragari,  -re  (suf- 
fragium?cf.205). 

sulcare  Varr. ,  p, 
Plin.,  (fe-,  dis-,  tn-, 
per-,  prae^,  re-, 

sulfuratus  Vitr. 
suminatus. 

sunmare,  ad-,  con- 
Ou.,  Liu.,  sub-. 

iftsumptuatus,  ex-  -re 
gl.  (i.  pauperare). 

superare,  ex-,  in-. 

superstitare. 

supinare  Verg.,  re- 
n.,  cwrre^f  suppare. 


suppetiari. 

1  MosupplemerUare. 

supplicare. 

surculare  Gol,  al. 
Apic. 

surdare  gl.,  ex-  Hör., 
pA,  ob-  (al.  sur- 
dere  gl.). 

susinatus, 

iBossusurrare  p,  con-,  in-. 

swfefaregl.  (cf.  1264, 

sycophantari.   [1596). 

syncopare,  -tus. 

tabulatus,  -re,  con-. 

^^^^taediare,  -ri,  ex-. 

taiiare  (talea)  Crom., 
inter-  (taiUer). 

taiiare  (talis),  re-. 

laminare,  ad-,  COn-, 
in-, 

tardare,  in-,  prae- 
Pind.  Theb.,  re-, 
ta/rditare  intr.  gl. 

ibitünuröboliari. 

-technari,  con-,  cf.  87 1 . 
teguUxtus,  in-. 

temerare,Verg.,  con- 
Ou.,  in-. 

temperare,  ad- Vitr., 
con-,  dis-,  ex-,  ob-, 
re-,  sub-. 

iMo-templari,  con-. 

-temporäre,  con-. 

-temporäre^  de-  Pe- 
lag.  uet. 

tenebrare,  con-,  cir- 
cum-  con-,  in-,  ob-, 
tenebricare,  con-, 
in-,  -ri  (cf.  tene- 
brascere,  con-). 

tenuare  p,  ad-,  ex-, 
subter-  (?)  Lucr. 

""tepidare  Plin.  s. 


Materialien  zur  lateinischen  wOrterbildungsgeschichte. 


m 


teporatus  Plin.  s.,  -re. 

terebrare  Plt,  con-, 
,  €X-,  per-. 

tergorare  Plin.  s. 

terminare,  ab-,  ad-, 
eireum-,  con-,  de-, 
prae-^e-^  dis-  ex-, 
pro-  (cf.  824,  — 
finire). 

tertiäre  Col.,  ad-. 

tessellatus  Suet,  -rc. 

tesseratm,  con-  -re. 

testari ,  an- ,  ad- 
Fest.  ep.,  Sen., 
co-ad-,  con-,  de-, 
ob-,  prae-,  pro-, 
re-  (-tus  pass.). 

issstestilari,  testiculari,  al. 
testicülätus. 

testimoniatiAS. 

testudinatus  Fest,, 
testudineatus  Col. 

tetraplare.  [ß^ 

tetrare. 

^^Hhecatus  Sid.  {enthe- 
catus  Fulg.  M.). 

thoracatus  Plin.  s. 

thymatus, 

tiaratus. 

tibidnari,  -rc(et  al.). 

iB4B-tignare,  con-. 

4imidare,  in-  (in- 
timider). 

Umoratus,  in-, 

tineare^  cf.  1633. 

tintinnabtdcUus, 

liiotironicare  gl..  Uro- 
cinare  it. 

tüianare  gl. 

tüvlare,  ad-,  in- 
prae-,  pro. 

togatus,  con-. 


tolutari  (tolutim?).  tubicinare. 

iMtonitruare.  tubulatus  Plin. 
tonsurare.                 "«»tudiculare  Varr. 

torcfdare.  tumidare. 

tornare,    de-  Plin.,  lumulare    p,     ad- 
ex-,  inter-,  re-  (re-  Plin.,  con-  Ou. 

toumer).  tumultuari,  -re. 

torporare  et  Lact.  tunicatus, -reVarr.  s. 


ueotorquatus. 

torridare. 

tortionare. 

toxicaius. 

trabeatus  n. 

i«««tranquillare. 

tremulare  (gl.  trem- 
bler). 

trepidare,  ad-,  in-, 
prae-  Ctll. 

tribulare      et     recc., 

ad-,  con-. 

tricari,  ex-,  -re,  ex-, 
in-  (intriguer),r€-. 

liidirigeminare. 

triplare. 

triplicare  Plin. 

tripudiare. 

tristari,  -re  gl.,  con- 
(et  ap.  Cic). 

^^^Hriturare,  re-. 
triuraphare,  de-. 
tropa,eatus. 
-trqpare,  ad-. 

truncare  Ou.,  Liu., 
con-,  de-Ou.,Liu., 
dis-,  ob-  (et  ap. 
Cic),  prae-. 

i58otrutinari  Pers. ,  -re, 
cf.  813,  1177. 

tübare, 

tuberare ^  ex-   Sen., 


iMoturbare,  ad-,  con-, 
de-,  dis-,  ex,  inter- 
et  recc,  ob-,  per-, 
sub-per-Sen.,pro-. 

turbidare. 

turbtdentare. 

"turmare,  con-. 

turpare  (et  Cic.  fr.), 
de-  Plin.,  eay. 

is94urundare. 

tiäelattzs,  -re. 
tutulatus. 

uacuare  Varr.  fr., 
pA ,  e-  Plin. ,  per- 
e-. 

uadare^  trans-. 

leoouadari,  con-. 

uagari,  circum-Vitr., 
de-,  di-  (divaguer), 
e-,  per-,  super- 
Col.  s. 

-uaginare,  e-  Hyg.  f. 

-uagulare,  ob-. 

ualidarej  con-. 

leosuallare ,  circum- 
Vitr.,  con-,  e-,  ob-, 
prae-  B.  Alex.  s. 

ualuatus   Varr.,    e- 

-re. 
uanari,  uanitare. 

uaporare  p,  pA,  e-, 
pra>e-. 

uarare,  ob-. 


pro-,  al.  tuberattis  mouariare,    con-,    e-, 
(cf,  tuberascere).  uariegare. 


288 


C.  V.  Paucker, 


uaricare  Varr.,  di-, 
prcie-,  trans-,  -ua- 
ricari,  prae-. 

uasatus,  al.  -uasare, 

con-, 

uastare ,  de-  Liu., 
di-,  e-  Liu.,  per- 
Liu.,  uastitare. 

uaticinaii,  -re. 

isisuberare  intr.  Col., 
od-,  ex-  n.,  in-, 
Irans,  recc,  ex- 
Col.,  ubertare  PI. 
min. 

uda/re,  in-  (al.  uuens). 

uegetare  Sen.,  con-. 

uelare,  ad-  p,  cir- 
cum-p,  cöw-,de-p, 
o6-,2>ra^-,  re-Ou., 
Tac,  pstt.,  sub-. 

uelitari  et  recc,  -re. 

iMouenenare. 

uentilare,eii-,e-  Col., 

re-, 

uentrigare  (i.  uen- 
trem  facere). 

uenustare  (Naeu.?), 
con-,  de-,  e-, 

uerare. 

Ktsuerbenatus  Suet.  s. 

uerberare,  ad-Stat. 
s.,  con-  Sen.,  de-, 
di-  p,  e-  Ou.,  pA, 
06-,     re-     Sen., 

Irans- ,  uerberitare 
'Cato  frequenta- 
tiue  ab  eo  q.  e. 
uerbero  dixit' 
Fest.  epit. 

uerbigerare. 
uerhosari. 
uerecundari. 
leaouerieulatus  Col.  s. 
uermiculatus  Lucil., 
al.  -ri  Plin. 


uermigcratiAS. 

uerminari  (-re)  pr, 
Sen. 

uernare  p,  Plin., 
prae-  Plin. 

lassuertebratus  Plin.  s. 

tiertiginare,  -ri. 

uesicare. 

uesperat,  ad-   (fort. 

et  Plin.),  -ri  (die 
iam  uesperato  Solin.), 

cf.  uesperascere. 

uestigare  (cf.  519), 
e-  Ou.,  in-,  ad-in-, 
per-. 

i«4oueterare  Scrib.  (-tor 
Cic.),  in-  (cf.  ue- 
terascere). 

uetustare. 

uiare,  ante-,  de-,  in-, 
06-,  per-,  prae-, 

uiaticatus,  "rt  gl. 

uibrare  (uiere  : 
uibr  - ) ,  con-  et 
recc,  inter-,  re-, 

itiiUicinari,  con-. 
uictimare. 
uictoriatus. 
uiduare  p,  pA. 

uigilare,  ad-,  e-,  in-, 
inter-,  ob-,  per-, 
prae-. 

itiouigorare,  e-. 

uilitare,  in-  gl. 

uillicare,  -ri. 
uinculatus  Varr.,  -re. 

uindemiare     Col., 
per-, 

lessuiolare  (uis),  con-, 
ob'. 

uirare  gl.  (-tus  S.  S.), 
e-  etil.,  Varr, 

uirgatus  p,  Sen. 


uirginari,  de-,  -re. 
uirgulatus  Plin.  s. 

mouiriatns  Lucil.  (?),  gl. 
xQaTatog. 

uiridare  Ou.,  intr. 
-ans  Verg.  et  -re, 
uiridicare  (et  Cic. 
ep.). 

uiscare  luu.,  in-, 

uiscellatus. 

-uiscerare,  con-^  e-, 
in-. 

i««5-uitare  (uita),  e-. 

uitiare,  con-,  e-, 
prae-  p. 

uittatus  Ou. 
uitulari  (Vitula). 
uiuidare. 

i«7oulcerare,  od-,  ex-, 
if^^prde-,  re-,  sub-. 

idtimare. 

tUtrcUus. 

umbilicatus  Plin.  s. 

umbrare  Varr.,  ad-, 
in-  n.,  ob-  n., 
super-  ob-,  prae*- 
Tac,  suih. 

liiiimcatus  C.  Aur.,  -rc 
gl.,  ad-  Fest,  ep., 
in- Lucil.,  Col.,  06-. 

uncinatus,  -re. 

unare,  ad-,  co-ad-, 
sub-ad-,  CO-,  ex-, 
in-,  sub-,  unUare 
(cf.  unire  Sen., 
recc). 

undare  p,  ab-,  ex- 
ab-,  super-ab-,  ad-, 
ex-  pA,  in-,  per- 
in-,  super-in-,  in- 
ter-,  red-,  super-. 

undulatus  Varr. 

Ksounguentatus  CtU., 
-re. 


ttateriatlen  zur  lateinischen  wörierbildungsgesdiichte.  ^80 

ungulatus,  ex-  -re.  ""uulgare,  di-,  e-  Liu.,     mltuatus. 
urbanari  gl  *****  P^r-,  pro-.         uxorabus. 

urinarl,    -re   Varr.,     uulnerare,  con-  B.  i„ojereZare,/>rae-,-ri,(Ml-. 

in-  Gol.  Afr.,  pA. 

uruare.  uulpinari  Varr. 

II. 

Von  den  1777  (1758)  hier  aufgeführten  formen  sind  recc. 
727  (719),  c.  41%.  Als  pr  bezeichnet  sind  gegen  130,  bei 
Cicero  oder  doch  Cäsar  finden  sich  401,  nur  etwa  22V2%. 
Gezählt  sind  hierbei  nur  die  simplicia,  wenn  nicht  vorhanden, 
durch  ihre  praepositiua  vertreten,  nicht  daneben  auch  alle  Zu- 
sammensetzungen mit  Präpositionen  besonders,  so  dass  z.  b. 
cordatus  ungeachtet  re-cordari  den  pr  zugezählt  ist.  Immerhin 
zeigt  sich  auch  bei  dieser  berechnung,  wieviel  an  lateinischen 
ausdrucksmitteln  diejenigen  verscherzen,  welche  sich  mit  dem, 
was  in  Cicero's  erhaltenen  schriften  zu  lesen  ist,  behelfen  zu 
müssen  vermeinen. 

In  112  nummern  (n.  50)  fehlt  ganz  oder  so  gut  als  ganz 
das  Simplex,  wie  z.  b.  uiscerare  nur  in  e-uiscerare  und  ein  paar 
neueren  compositis  erhalten  ist,  wenn  es  überhaupt  für  sich 
existirte.  Denn  in  manchen  präpositiven  denominativen  ist  nicht 
die  Präposition  mit  einem  simplex  zusammengesetzt,  sondern  eine 
construction  der  präposition  mit  dem  nomen  verbalisirt,  wie  per 
agrum  zu  peragrare,  ante  lucem  zu  antelucare,  und  einige  solcher, 
wie  z.  b.  postergare,  subpernatus,  sind  auch  gar  nicht  in  das 
Verzeichnis  aufgenommen  worden.  Die  Untersuchung  über  die 
bedeutung  der  denominatiua  wird  sich  nur  auf  diejenigen, 
welche  auch  ohne  Zusammensetzung  vorhanden  sind,  zu  stützen 
haben. 

Die  endung  -are  tritt  an  die  stelle  der  casusendung  des 
nomen,  also  ordin-are  von  ordin-is,  fluctu-are  von  fiuctu-us, 
corpor-are,  und  darum  fallt  auch  ein  etwa  zum  wortstamm 
gehörendes  i  in  derselben  bei  der  bildung  des  denominatiuum 
weg,  wie  z.  b.  in  tenu-are  von  tenu-is,  test-ari.  Durch  synkope 
scheint  mitunter  ein  stammlaut  ausgefallen  zu  sein,  wie  u  in 
singultare  u.  a.  (n.  49),  i  vielleicht  in  fastigare,  uestigare,  in- 
in  caligare  von  caligo,  inis  neben  caliginare  recc,  in  formidare. 

Die  endung  are  erscheint  öfters  epenthetisch  verstärkt  durch 
-i-,    -it-,    -ic-   (-ci-,  -ic^it-)  oder  -ig-  (-ig-it-),  -il-  oder  -ul- 

ZelUchrlft  für  vcrgl.  Spraclif.  N.  F.  VI.  3.  19 


290  C.  V.  Paucker, 

(-ic-ul-),  -in-  (-ic-in-,  -ig-in-),  -er-  (-it-er-,  -ig-er-),  epenthesen 
gleicher  art  wie  diejenigen,  welche  auch  im  nomen  uerbale 
das  suffix  -US  (-is),  -ul-us  (-il-us,  -il-is)  annimmt,  wie  in  pu-er- 
um,  ti-t-ulus,  fer-t-ilis,  ora-c-ulum,  sta-b-ulum,  sta-b-ilis  u.  s.w. 
Diese  epenthesen  können  den  wortsinn  wohl  intendiren,  aber 
nicht  abändern,  wie  auch  im  deutschen  -ig-en,  -s-en  oft  einerlei 
ist  mit  -en,  z.  b.  in  endigen  für  enden,  bettigen  landschaftlich 
für  betten,  beeidigen,  beschönigen,  benamsen,  piepsen.  So  tritt 
anstatt  -are  ein  auch 

1)  -i-are,  wie  ampl-i-are,  humil-i-are  neben  humilare,  in 
20  fällen,  recc.  11  (n.  2),  vielleicht  e  für  i  in  laqueare  für 
lacu-i-are  (vgl.  574,  885);  — 

2)  -it-are  (-t-are),  wie  nobil-it-are,  über tare  neben  uber- 
are,  in  nicht  weniger  als  63  fallen,  recc.  33  (n.  6),  in  mehr 
als  der  hälfle  der  falle  als  nebenform  eines  auf  einfaches  -are 
ausgehenden  uerbum,  wie  circitare  neben  circare,  densitare 
neben  densare,  und  in  einigen  dieser  neben  einem  gangbareren 
und  kaum  als  denominativisch  bewussten  verbum  wohl  als 
frequentatiuum  oder  intensiuum  in  gebrauch  gewesen,  so  coeni- 
tare,  culpitare,  curitare  und,  nach  Festus,  uerberitare,  vielleicht 
auch  improbitare,  .nominitare  (mit  -itare  vielleicht  zu  vergl. 
-ütire  :  balbutire,  caecutire) ;  — 

3)  -ic-are,  wie  claud-ic-are,  communicare,  fabr-ic-ari, 
alter-c-ari,  in  34  fallen,  recc.  21  (n.  10),  in  den  meisten,  ca.  ^/s, 
intransitiv,  in  einigen  eine  gleichsam  inchoative,  wie  Priscian 
VIII,  30  es  bezeichnet,  oder  similative  bedeutung  annehmend, 
als  albicare  sich  weissen,  weisslich  sein,  nigricare,  vielleicht  so 
noch  uiridicare,  ignicare;  —  o-ci-n-ari  für  on-ari  von  -o,  onis, 
wie  latro-ci-nari ,  sermocinari  neben  sermonari  (zu  799),  alle 
fünf  beispiele  uett.;  — 

4)  -ig-are,  wie  mit-ig-are,  litigare,  pur-(i)g-are  (und 
pur-g-it-are),  in  16  oder  17  fallen,  recc.  6  oder  7,  wenn  nicht 
noch  3,  in  denen  i  lang  ist,  fastigare,  wie  wir  glauben,  casti- 
gare,  fatigare,  hinzuzuziehen  sind.  Eutych.  ars  p.  462  K.  stellt 
dahin ,  ob  die  uerba  auf  -igare  denominative  seien ,  oder  com- 
posita  mit  agere  (siue  inest  eis  uerbi  quod  est  agere  quaedam 
compositio).  Die  letztere  ansieht,  die  auch  neuere  hegen,  wird 
durch  die  n.  35  zusammengestellten  beispiele  insgesammt  be- 
trachtet widerlegt,  sie  passt  nur  etwa  auf  nauigare,  remigare, 
uentrigare  (allenfalls  auch  768,  834);  — 


Materialien  zur  lateinischen  wörterbildongsgeschictife.  ^1 

5)  -ul-are  oder  -il-are,  wie grat-ul-ari,  uent-il-are  (-ic- 
ul-are  :  solic[u]lare),  in  11  fällen,  recc.  2  (n.  22);  — 

6)  -in-are,  wie  dap-in-are,  oder  -ic-in-are,  wie  mant- 
ic-in-ari,  -ig-in-are  :  leu-ig-in-are,  in  12  fallen,  recc.  6 
(n.  41) ;  - 

7)  -er-are,  -r-are,  wie  mod-er-ari,  sperare,  -it-er-are  : 
calc-it-(e)r-are,  -ig-er-are,  wie  uerbigerare  schwatzen,  s.  n.  25, 
wo  8  beispiele. 

Ablaut  in  der  composition ,  bei  einfachen  verben  recht 
häufig  eintretend,  finden  wir  bei  5  denominativen ,  die  alter 
und  verbreiteter  gebrauch  wohl  den  einfachen  gleichstellte,  näm- 
lich damnare  :  con-demnare,  iurare  :  de-ierare  .  .,  sacrare  : 
con-secrare  .  .,  —  calcare  :  con-culcare  .  .,  causari  :  ad-cusare . . 

Was  das  Verhältnis  der  denominative  auf  -ere  und  -ire  zu 
denen  auf  -are  betrifft,  so  macht  es  schon  das  numerische  un- 
gleichmass  jener  diesen  gegenüber  bedenklich  hier  einen  sema- 
siologischen  gegensatz,  wie  intransitiv  und  transitiv,  zu  präsu- 
miren.  In  versuchen  jeder  dieser  endungen  eine  specifische 
bedeutung  zuzuweisen  bewährt  sich,  dass  aus  einigen  fallen 
etwas  induciren  und  aus  allen  einen  schluss  ziehen  nicht  auf 
dasselbe  herauskommt.  Wenn  in  einer  grammatik  gesagt  wird, 
die  auf  -ire  hätten  »meistens  eine  transitive,  doch  auch  häufig 
eine  intransitive  bedeutung«,  so  ist,  wenn  damit  etwas  gesagt 
ist,  dies  doch  nicht  einmal  wahr.  Richtiger  ist,  was  eine  andere 
sagt,  dass  »die  denominative  auf  -ire  die  bedeutung  derer  auf 
-are  haben«,  nur  nicht  so  wie  es  gemeint  ist,  nämlich  die  be- 
deutung sei  beiderseits  vorzugsweise  und  ursprünglich  immer 
eine  »factitive«.  Vielmehr  in  dem  sinne  ist  es  richtig,  dass 
ebensowohl  das  denominativ  auf  -ire,  wie  das  auf  -are,  alle 
bedeutungen  aufnehmen  kann,  welche,  wie  weiter  unten  ent- 
wickelt werden  wird,  das  uerbum  denominatiuum  als  solches 
haben  kann,  und  dass  die  wesentlichen  dieser  bedeutungen  auch 
in  beiden  formen  vorkommen.  In  26  in  n.  1  zusammengestellten 
fallen  ist  die  bedeutung  der  von  demselben  nomen  abgeleiteten 
formen  auf  -are  und  auf  -ire,  wie  buUare  und  buUire  blasen 
werfen,  d.  h.  machen,  ebenso  gleichartig,  wie  es  auch  die 
mehrer  lautlich  differenten,  als  z.  b.  terminare,  limitare  und 
andererseits  finire,  mitigare  imd  lenire,  mollire  u.  a.,  ist.  Da- 
gegen haben  wir  nur  10  beispiele  ungleichartiger  bedeutung 
gleicbstammiger  auf  -are  und  auf  -ire,  wie  barbatus  mit  einem 

19* 


292  C.  V.  Paticker, 

bart  versehen  und  barbire  einen  bart  bekommen  d.  h.  machen, 
hervorbringen,  aufgefunden  (n.  45).  Die  dem  uerbum  auf  -ere 
zugeschriebene  prädisposition  zu  intransitiver  bedeutung,  wie 
sie  sich  im  gegensatz  von  iacere  zu  iacSre  u.  dgl.  kundgibt, 
stellen  wir  nicht  in  abrede.  Allein  einen  gegensatz  der  deno- 
minativform auf  -ere  zu  der  gleichsam  universalen  auf  -are 
können  wir  darum  doch  nicht  zugestehen.  Die  zahl  der  deri- 
vative von  demselben  nomen  auf  -are  und  -ere  mit  gleich- 
artiger bedeutung,  14,  wie  densare  und  densere  dicht  machen 
(n.  4),  ist  mit  nichten  kleiner  als  die  zahl  derjenigen  mit  un- 
gleichartiger bedeutung,  13,  wie  caluare  kahl  machen,  caluere 
kahl  sein  (n.  8).  Denominative  inchoative  auf  -scere,  deren 
zahl  die  der  von  reinen  uerbis  abgeleiteten  beträchtlich  über- 
trifft (c.  4  :  3),  sind  allerdings  wesentlich  intransitiver  bedeutung. 
Formell  entsprechen  den  denominativen  auf  -are  die  auf  -a-scere 
ausgehenden.  Von  diesen  sind  in  unserem  Verzeichnis  29  bei 
den  gleichstammigen,  wie  ueterascere  bei  ueterare,  aufgeführt 
(n.  9),  d.  h.  fast  alle,  die  überhaupt  uns  bekannt  sind*®). 

Es  ist  auch  die  frage  zu  erörtern,  ob  uerba  denominatiua 
auf  -are  von  nominibus  jeder  art  abgeleitet  worden  sind,  oder 
ob  irgend  welche  unterschiede,  und  welche  namentlich  sich 
dabei  herauserkennen  lassen.  Aus  unserer  Sammlung  ergibt 
sich  im  allgemeinen,  dass  uerba  auf  -are  von  aller  art  von 
adjectiven  primärer  bildung  und  Substantiven  concreter  bedeu- 
tung gebildet  sind  ohne  andere  als  etwa  euphonische  rücksicht 
auf  die  form  des  nomen.  Etwas  anders  gestaltet  es  sich,  wenn 
wir  die  nomina  deriuatiua  im  engeren  sinn,  msbesondere  die 
mehr  abstracten  begrilBfs,  ins  äuge  fassen,  solche  derivate,  welche 
mehr  mit  bewusstsein  gemacht  oder  declinirt  sind,  declinirt 
nach  dem  bedarf  der  rede,  wie  vom  nomen  seine  casus,  aus 
den  Wörtern,  primären  oder  secundären,  welche  der  Sprach- 
schatz darbietet.  Hier  finden  wir,  besonders  wenn  wir  vorzugs- 
weise die  sicher  der  älteren  sprachzeit  vor  dem  edictum  Anto- 
nini (uett.)  angehörigen  denominativen  formen  in  betracht  ziehen, 
dass  nicht  von  allen  gleichmässig ,  sondern  von  gewissen  arten 
häufiger,  von  anderen  seltener,  von  einigen  gar  nicht  oder  fast 
gar  nicht  uerba  denominatiua  gebildet  sind.  Was  aber  in  dem 
älteren  nationalen  latein  nicht  oder  selten  vorkommt,  unterliegt 


**)  Ausserdem  crepusctdaacere,  puerascere  Suet,  re-,  tenerascere  Lucr. 


Materialien  zur  lateinischen  wörterbildungsgeschichte.  293 

der  präsumption  der  sprachregel  nicht  entsprechend,  also  nicht 
gut  lateinisch  zu  sein.  So  finden  wir  überhaupt  keine  uerba 
denominatiua  von  Substantiven  auf  -tas,  -tudo  (von  -tus,  tis, 
die  nicht  zahlreich  sind,  nur  das  eine  salutare,  von  -tor,  die 
sehr  zahlreich  sind,  nur  das  eine  auctorare),  —  keine  von  ad- 
jectiven  auf  -arius,  -alis  oder  -aris  (wohl  wegen  kakophonie, 
vgl.  von  gleichartigen  gnarur-are,  anilitari).  Sehr  wenige  oder 
nur  vereinzelte,  unter  den  uett.  aber  gar  keine  finden  wir  von 
Substantiven  auf  -ela  (zu  1506),  von  adjectiven  auf  -ax  (844), 
-osus  (zu  583),  -anus  (zu  687),  -aneus  (zu  308),  -iuus  uerb. 
(zu  539),  —  von  adjectivischem  -eus  wohl  nur  ein  beispiel, 
caeruleatus  VelL,  von  substantivirtem  allerdings  nicht  eben 
wenige  (n.  23),  z.  b.  caueatus,  wie  überhaupt  viele  von  sub- 
stantivirten  adjectiven  (concretes  bezeichnend),  wie  canusinatus 
=  in  wollenstolBf  aus  Canusium  gekleidet  (mehr  beispiele,  nicht 
alle,  n.  36).  Ferner  finden  sich  nur  bei  recc.  uerba,  welche 
abgeleitet  sind  von  denominativen  eigenschaftswörtem  auf  -ia 
(n.  13),  wie  licentiare,  angustiare,  von  adi.  proportionalia  auf 
-plus  (n.  44),  wie  duplare,  von  comparativen  (n.  32),  wie 
meliorare,  Superlativen  (n.  47),  wie  ultimare  (nur  con-summare 
schon  früher).  Gleich  wenig  zahlreich  bei  uett.  und  recc.  sind 
bildungen  von  -io  uerb.  (n.  39),  wie  auctionari,  von  part.  praes., 
wie  praesentare,  oder  adi.  auf  -ns,  wie  frequentare  (zu  19), 
während  ebenfalls  selten  sind,  jedoch  entweder  ganz  oder  in 
mehrzahl  den  uett.  gehören,  die  von  -go,  -do  masc.,  wie  ordi- 
näre, marginare  (n.  19),  -bilis  (zu  698),  wie  mobilitare,  3,  uett. 
2,  -iuus  denom.  (zu  539),  wie  aestiuare.  Selten  ferner  bei 
uett.,  bei  recc.  zum  theil  etwas  häufiger  sind  derivate  von 
subst.  uerb.  auf  -tus  (-sus),  wie  fluctuare  (n.  16),  -ura  (n.  38), 
wie  figurare,  auch  bei  recc.  selten  von  -rtrix  (zu  1029),  wo  nur 
nutricari,  -ilis  uerb.  (zu  416),  wo  nur  debilitare  den  uett.  ge 
hört.  Auch  die  schon  mehr  gebräuchlichen  bildungen  von 
subst.  abstr.  uerb.  auf  -or,  wie  laborare,  honorare  (n.  26), 
von  -ia  von  uerb.  oder  subst.  (n.  13),  wie  calumniari,  uicto- 
riatus,  von  -mentum,  wie  argumentari,  coagmentare  (n.  18), 
von  adi.  auf  -idus  (n.  51),  wie  trepidare,  39,  uett.  nur  7,  von 
nominalisirtera  pari  perf.  (n.  40),  wie  aduersari,  defrutare,  sind 
in  grösserer  anzahl  bei  recc.  als  bei  uett.  vertreten,  ferner 
die  von  -go,  -do  fem.,  wie  imaginari,  libidinari  (n.  19),  von 
-ies  5  decl.  (n.  29),  wie  meridiari,  von  adi.  auf  -icus  (n.  48), 


3594  C.  V.  Paucker, 

wie  publicare,  -entus  (n.  43),  wie  cruentare.  Dagegen  ver- 
hältnismässig häufig  auch  bei  uett.  und  bei  ihnen  an  zahl 
auch  überwiegend  sind  derivate  von  nom.  uerb.  auf  -ulus, 
-culus,  -bulus,  a,  um  .  .,  -brum,  -crum,  -trum  u.  dgl.  (n.  3, 5, 24), 
wie  hariolari,  iaculari,  fabulari,  operculare,  librare,  lucrari, 
capistrare,  zusammen  92,  uett.  62,  von  -men  (n.  21),  wie  exa- 
minare,  nominare,  30,  uett.  22,  -ium  abstr.  (n.  20),  wie  auxi- 
liari,  negotiari,  46,  uett.  29,  von  adi.  denom.  auf  -tus  (n.  37), 
wie  honestare,  18,  uett.  8,  multiplic.  auf  -plex  (n.  31),  wie 
duplicare,  10,  uett.  8,  adi.  uerb.  auf  -uus  (n.  17),  wie  con- 
tinuare,  15,  uett.  11,  -icus  uerb.  (n.  11),  wie  amicare,  8,  alle 
uett.,  und  so  auch  mehr  uett.  von  -Inus  adi.,  wie  supinare  (zu 
450),  6,  uett.  4  (von  subst.  dieser  endung,  wie  puluinatus  von 
puluinus,  7 — 8,  zur  hälfte  uett.).  Es  sei  noch  bemerkt,  dass 
die  von  -us,  eris  und  -us,  oris,  aber  auch  von  letzteren  meist 
auf  -erare  gebildeten  fast  alle  den  uett.  angehören  (n.  42  u.  57), 
wie  ponderare,  fenerari  (fenus,  oris),  nämlich  mit  ausnähme 
von  nur  4  auf  -orare  ausgehenden,  wie  frigorare  neben  uett. 
frigerare.  Uebrigens  machen  alle  von  den  genannten  arten 
von  derivativen  abgeleiteten  uerba  zusammen  kaum  ^/lo  aller 
denominatiua  auf  -are  aus.  Von  griechischen  Wörtern  (unge- 
rechnet corrumpirte,  wie  architectus,  wovon  architectari)  sind 
123  uerba  gebildet,  von  denen  die  meisten,  fast  ^/s,  recc.  sind. 


m. 

Die  erörterung  der  semasiologischen  frage  muss  sich  hier 
auf  deduction  des  princips  und  blosse  skizze  einer  abhandlung 
beschränken. 

Jedes  nomen  ist  consummat  zweier  elemente,  vorau3gesetzter 
pronominaler  substantia  und  prädicirter  qualitas,  durch  die  aus 
dem  pro-nomen  ein  nomen  wird,  Verbindung  einer  allgemeinen 
pronominalen  basis,  die  an  sich  nur  substantialitat  überhaupt 
ausdrückt  und  lautlich  existent  ist  in  dem,  was  an  dem  nomen 
nominalform  ist,  mit  einem  qualificirenden  adnominalen  element, 
dessen  träger  dasjenige  ist^  was  an  dem  nomen  bedeutungslaut  ist 
Ebenso  ist  jedes  uerbum  consummat  zweier  elemente,  des  actus 
generalis  und  einer  species  actus,  1)  eines  proverbalen  elements, 
jdas  nur  bethätigung  eines  subjects  im  allgemeinen  und  noch 


Materialien  zur  lateinischen  wörierbildungsgeschichte.  296 

indifferent  ausdruckt  und  deren  allgemeine  accidentien  oder 
relationen  (tempus,  modus,  pronominale  Personalität)  zum  aus- 
druck  bringen  kann,  dessen  träger  das  ist,  was  an  dem  uerbum 
verbalform  ist,  und  2)  eines  von  jenem  aufgenommenen  speci- 
ficirenden,  adverbialen  elements,  dessen  träger  das  ist,  was  an 
dem  uerbum  bedeutungslaut,  stammlaut  ist.  Und  so  besteht 
zunächst  das  einfache  oder  reine,  primäre,  nicht  derivative 
uerbum  aus  dem  uerbum  generale  als  basis  und  einem  in  diese 
eingegangenen  aduerbium,  wie  wir  es  nennen  müssen.  Durch 
beispiele  ist  dieser  Vorgang  nicht  zu  belegen.  Nicht  ist  für  sich 
vorhanden  das  nomen  generale,  nicht  in  seiner  ursprünglichkeit 
das  uerbum  generale,  nicht  mehr  sind  es  die  adverbialen  ur- 
stammlaute.  Nicht  lässt  sich  die  prähistorische  genesis  der 
Verbalstämme  beobachten  und  nachweisen  an  beispielen  aus 
historischen  sprachen,  die  immer  aus  einer  schon  fertigen 
spräche  hervorgegangen  sind,  und  aus  ihr  ihre  verbalstämme 
empfangen  haben  als  etwas  vorausgesetztes,  gegebenes,  das  sich 
weiter  nur  lautgeschichtlich  abwandelte  und  entwickelte,  kaum 
Zuwachs  erhielt  durch  zuschaffung,  nur  mitunter  durch  derivation 
aus  vorhandenen  adverbien,  wie  circare  von  circa  =  sich  um 
.  .  bethätigen,  sich  herum-  oder  umher-bew^en.  Wohl  aber 
lässt  sich  die  analyse  vollziehen  an  dem  abgeleiteten  uerbum 
denominatiuum.  Hier  ist  das,  was  zu  dem  uerbum  generale 
aduerbialiter  hinzugetreten  und  in  die  verbalform  eingegangen 
ist,  ein  nomen,  der  an  sich  indifferente  begriff  allgemeiner 
bethätigung  ist  mit  einem  nominalbegriff  versetzt.  Wir  fragen, 
in  welcher  weise  kann  im  denominatiuum  das  nomen  zu  dem 
proverbalbegriff  construirt  sein  und  demnach  in  welchen  sinn- 
beziehungen  zu  ihm  stehen.  Wenn  wir  das  beantworten  können, 
so  haben  wir  damit  erkannt,  welche  arten  der  bedeutung  ein 
uerbum  denominatiuum  haben  kann,  und  können  die  grund- 
bedeutung  eines  jeden  einzelnen  bestimmen,  auf  welche  von 
demselben  aufgenommene  bedeutungen  zurückzuführen,  und 
mit  bezug  auf  welche  sie  im  lexicon  zu  disponiren  sind. 

Ein  satz  besteht  aus  subject  und  prädicat,  von  denen  jedes 
weitere  bestimmungen  annimmt,  also  aus  zwei  theilen  oder 
satzstellen,  locus  subiecti  und  locus  praedicati.  Ein  uerbum 
fmitum  stellt  schon  für  sich  allein  einen  satz  dar,  denn  es  ist 
prädicat,  und  das  subject  enthält  es  zwar  nicht  als  nomen, 
setzt  es  aber  als  pronomen  in  seiner  personalform.    In  dem 


296  C.  V.  Paucker, 

uerbum  denominatiuum  nun  kommt  in  diesen  einfachsten  satz 
noch  ein  nomen  hinzu,  ein  nomen  ad  praedicatum,  in  praedi- 
cato,  ein  nomen  also  in  loco  praedicati,  nicht  in  loco  subiecti. 
Hieraus  folgt,  als  was,  in  welchem  satzverhältnis  das  nomen 
im  denominatiuum  sich  darstellen  und  fungiren  kann,  sowohl 
was  es  in  ihm  sein  kann,  als  auch  in  der  hauptsache  schon, 
was  es  nicht  sein  kann.  Nicht  sein  kann  es  subject,  denn  das 
subject  ist  zwar,  wie  gesagt,  durch  das  uerbum  schon  vertreten, 
nämlich  projicirt,  in  ihm  aber  ist  es  nicht,  kann  bestandtheil 
des  prädicats  nicht  sein,  und  so  kann  z.  b.  nubilat  nicht  ex- 
ponirt  werden:  wölken  sind  da,  sondern  nur:  es  (subj.)  macht 
wölken,  wie  »es  regnet«  =  es  gibt  (ergibt,  macht)  regen. 
Und  ebenso  wenig  kann  es  etwas  von  dem  sein,  was  in  locum 
subiecti  hineingehört,  was  zum  subject  oder  zu  einem  subject- 
wort  d.  h.  nomen,  dasselbe  bestimmend,  construirt  wird,  d.  h, 
nicht  attribut,  nicht  appositiuum,  nicht  casus  adnominalis,  d.  h. 
genitiv.  Dagegen  kann  es  sein,  was  ein  nomen  construirt  ad 
praedicatum  sein  kann,  nämlich  a)  nominalprädicat  in 
casu  recto,  bezeichnend,  als  was  oder  in  welcher  eigenschaft 
das  subject  sich  bethätigt,  wie  militat  er  bethätigt  sich  als 
miles,  thut  kriegsdienst,  —  b)  object  in  casu  obiectiuo,  wie 
liberat  =  facit  liberum,  bellat  =  facit,  gerit  bellum,  —  c)  ad- 
verbiale prädicatbestimmung  in  casu  aduerbiali,  d.  h.  zumeist 
im  sog.  ablativ,  hauptsächlich  dasjenige  bezeichnend,  womit 
einer  sich  bethätigt,  womit  er  einen  oder  etwas  bethut,  inficirt 
oder  afficirt,  wie  calcare  =  facere  calce  d.  i.  treten,  cibare  = 
cibo  afficere,  speisen,  uenenare  =  ueneno  inficere.  Hiermit  ist 
das  gesuchte  semasiologische  princip  gefunden,  und  es  bedarf 
nur  noch  näherer  bestimmungen,  namentlich  ad  b  und  c. 

Das  object  im  denominatium  ist  entweder  (immer, 
wenn  dieses  innere  object  ein  adjectivisches  ist)  das,  wozu  die 
bethätigung  des  subjects  ihr  äusseres  object  macht,  das  prädicat, 
welches  sie  an  diesem  erwirkt  oder  setzt,  z.  b.  liberare  einen 
frei  machen,  tranquillare,  dignari  für  würdig  halten,  wärdigen, 
effeminare  einen  gleichsam  zum  weibe  machen  (zu  958),  — 
oder  es  ist  (wie  meistens,  wenn  dieses  innere  object  substan- 
tivisch, vollends  wenn  es  zugleich  abstracten  begriffes  ist)  das 
effectivobject  der  bethätigung,  dasjenige  was  sie  hervorbringt 
oder  zu  stände  bringt,  fumare  rauch  machen,  rauchen,  lacri- 
mare  thränen  machen  d.  i.  von  sich  geben,  weinen  (zu  661),   / 


Materialien  zur  lateinischen  wörterbildungsgeschicbte.  297 

ulcerare  geschwüre  entstehen  machen  (zu  1089),  germinare 
(n.  53),  murmurare  (zu  965),  radiäre  (zu  1270),  nubilare  (zu 
983),  aceruare  (zu  10),  auch  gleichartig  articulare  i.  diuidere 
in  articulos  (cf.  membrare  gl.  Labb.,  598,  1096),  aestiuare  (zu 
677),  —  fabulari  gespräch  machen,  sich  unterhalten  (zu  90), 
infitiari,  precari,  rixari,  curare,  conciliare,  uindemiare,  auxiliari 
(zu  1197),  insidiari  .  .  •  Indem  es  für  grammatische  con- 
struction  (prädicat-,  appositiv-,  object- Verhältnis)  einerlei  ist,  ob 
etwas  als  wirklich  gesetzt  wird  oder  nur  gleichsam,  gleichnis- 
weise, findet  auch  die  bedeutung  statt:  gleichsam  zu  etwas 
machen,  einem  ähnlich  machen,  wie  alueatus  einem  alueus 
ähnlich  gemacht,  muldenförmig,  cuneare  auch:  keilförmig 
machen  pA,  echinatus  igelähnlich,  stachelig,  vgl.  251,  335,  401, 
1066  a,  1245,  1364,  1631  u.  a.  (bes.  bei  Plin.  öfters). 

Der  grund  aber  davon,  dass  das  object  im  denominatiuum 
regelmässig  ein  eflfectives  object  ist,  und  nicht  ein  affectives  oder, 
wie  man  es  zu  nennen  pflegt,  transitives,  ist  folgendes.  Das 
nomen  im  denominatiuum  determinirt  die  bethätigung,  speciali- 
sirt  die  an  sich  ganz  allgemeine,  gibt  der  an  sich  inhaltlosen 
einen  inhalt,  das  aber  kann  es  als  object  nur  dann,  wenn  es 
ein  für  die  thätigkeit  wesentliches,  zu  ihr  gehöriges,  in  sie 
fallendes,  aus  ihr  hervorgehendes  ist,  nicht  aber,  wenn  es  ein 
zufalliges  und  äusserliches  ist,  ein  nur  afficirtes  und  nicht  auch 
selbst  afficirendes  ist.  Hieran  anknüpfend  können  wir  vielleicht 
mittelst  folgender  betrachtung  für  einige  doch  vorkommende 
ausnahmen  von  der  regel  eine  gewisse  nicht  sowohl  logische 
als  etwa  psychologische  begründung  finden.  Es  ist  nach  obigem 
unstatthaft  in  einem  verbum,  wie  z.  b.,  um  das  erste  beste  zu 
nehmen,  feminare,  das  darin  enthaltene  feminam  als  transitives 
object  zu  fassen,  unstatthaft  und  sogar  undenkbar,  es  dann  zu 
deuten  ==  feminam  inuenire,  oder  uidere,  caedere,  interficere . ., 
unstatthaft  auch,  aber  nicht  ebenso  undenkbar  es  zu  deuten  =3 
feminam  quaerere,  cupere,  amare.  Nämlich  unstatthaft  ist 
alles  dies,  weil  eine  bethätigung,  die  feminam  zum  gegenständ 
hat,  nicht  nothwendig  eine  von  jenen  sein  muss,  ein  wort  aber 
das,  was  es  nicht,  an  sich  oder  nach  umständen,  bedeuten 
muss,  auch  nicht  bedeuten  kann.  Undenkbar  aber  nennen 
wir,  was  wir  so  nannten,  darum,  weil  jene  thätigkeiten ,  wie 
finden,  schlagen,  dadurch  dass  sie  feminam  zum  object  haben, 
gar  nicht  alterirt  werden,  also  dadurch  auch  nicht  specialisirt, 


298  G.  V.  Paucker, 

darnach  nicht  benannt  werden  können,  während  amare  femi- 
nam  eine  andere  species  amandi  ist  als  z.  b.  amare  filium,  und 
es  daher,  wenn  dieser  sinn  in  das  wort  gelegt  wäre,  unter 
umständen  und  in  gewissem  Zusammenhang  wohl  möglich  wäre 
ihn  als  gemeint  zu  errathen.  So  kann  denn  durch  gewisse 
arten  von  affectiven  objecten  unter  umständen  auch  der  all- 
gemeine thatbegrifif  genugsam  determinirt  erscheinen,  um  einen 
wirklich  gemeinten  speciellen  thatbegrifif  im  uerbum  zu  errathen, 
wie  z.  b.,  wenn  als  gegenstände  menschlicher  (oder  etwa  gar 
noch  enger  landwirthschaftlicher)  thätigkeit  vorliegen  fruchte 
des  baums  oder  anderes  was  wächst,  das  product  der  bienen- 
zucht,  krebse,  fische  oder  dgl,  man  leicht  darauf  verfallt,  dass 
unter  jener  thätigkeit  ein  wegnehmen,  einsammeln,  abernten 
gemeint  sei.  So  nun  und  weiter  auf  ähnliche  art  erklären  sich, 
wie  uns  scheint,  deutsche  Wörter,  wie  fischen,  krebsen,  herbsten 
(oncoQi^siv) ,  grasen,  häuten,  pellen  (peler),  lausen,  haaren 
(haare  verlieren),  federn,  köpfen  u.  a.,  und  die  zum  theil  ent- 
sprechenden lateinischen,  wie  frondare  i.  defrondare,  surculare, 
pampinare,  oliuare,  racemari,  olerari,  mellare,  vielleicht  piscari 
(das  auch  eine  andere,  mehr  rationelle  erklärung  zulässt  = 
sich  mit  fischen  versorgen,  nach  c,  n.  14),  retare,  sentinare 
grundwasser  ausschöpfen ,  stercorare  ausmisten ,  pediculare 
(<p&stQiis$v)  und  ähnliches,  pilare  enthaaren,  iugulare,  auch 
linguare  der  zunge  berauben,  aeruscare  geld  in  kleiner  kupfer- 
münze  einsammeln,  denen  sich  noch  anschliessen  lirare  für  de- 
lirare,  redimiculare ,  vielleicht  catillare  (vielleicht  auch  anders 
nach  n.  55  ex.  zu  erklären).  Jedenfalls  war  wohl  wenig  davon 
aligemeiner  und  auch  in  der  gebildeten  rede  gebräuchlich. 

Sind  schon  die  uerba  dieser  zweiten  art  sehr  zahlreich,  so 
sind  noch  zahlreicher  die  der  dritten,  die  das  nomen  in  casu 
aduerbiali  involviren.  Die  bedeutungen,  welche  diese  uerba 
haben,  sind  meistentheils,  wie  schon  gesagt,  solche,  welche  sieh 
mittelst  der  präposition  »mite  ausdrücken  lassen,  wie  z.  b.  die 
deutschen  kleiden,  schürzen,  dachen  (bedachen),  dolchen  (er- 
dolchen), drücken  i.  mit  druck,  drängender  kraft  einwirken 
(dififerenziirt ,  mehr  causal,  drucken  i.  durch  druck  hervor- 
bringen). Eine  der  hauptarten  des  adverbialen  satzverhältnisses 
ist  das  Sinnverhältnis  des  mit  der  bethätigung  des  subjects 
coefficienlisch  verbundenen,  miterwirkenden,  das  instrumentale, 
und  dieses  ist  hier  durch  viele  uerba  vertreten,  die  wir  instru- 


Materialien  zur  lateinischen  Wörterbildungsgeschichte.  299 

mentalia  nennen  können,  z.  b.  orare  i.  ore  facere,  mit  dem 
munde  sich  bethätigen,  oculatus  (testis)  i.  qui  oculis  fecit  1.  e. 
uidit  (n.  56),  caballicare  i.  caballo  facere,  reiten,  terebrare 
1.  terebro  facere,  bohren,  colare  i.  colo  facere,  seihen  (n.  52), 
f urciliare  i.  furcilla  facere  i.  e.  sustentare,  stützen  (zu  219), 
Stimulare,  sagittare  mit  pfeilen  schiessen  (zu  58),  emplastrare 
mit  einem  pflaster,  cucurbitare  mit  schröpf  köpfen  behandeln 
und  so  andere  anwenden  von  heilmitteln  oder  heilwerkzeugen 
ausdrückende  uerba  (zu  396),  tubare  trompeten  u.  s.  w.  Vor* 
züglich  zahlreich  sind  die  uerba,  welche  bedeuten,  womit  der 
gegenständ  der  bethätigung  bethan  wird,  d.  h.  entweder  an- 
gethan,  versehen,  begabt,  oder  womit  belastet,  womit  oder 
wovon  betroffen,  z.  b.  armare,  calceare,  coronare,  capillatus, 
ingeniatus,  decorare,  fucare,  picare,  frumentari  i.  frumento  se 
instruere,  aquari  (n.  14),  piperatus,  rosatus,  dotare,  limitare, 
nominare . .  (uestire,  cratire,  turritus,  fellitus),  onerare,  damnare, 
multare,  necare,  uerberare,  alapari.  Hierher  gehören  grössten- 
theils  die  vielen  meist  niu*  in  der  form  des  part,  per  f.  ge- 
bräuchlichen, wie  togatus,  scutatus,  die  aber  doch  immer  jedes 
ein  uerbum  vertreten  und  uerba  sind,  wie  denn  zu  nicht 
wenigen,  wenn  auch  seltener  oder  erst  später,  andere  formen 
sich  finden,  wie  zu  ferratus  doch  auch  ferro  (71  beispiele  in 
n.  46),  öfters  wenigstens  mit  präp.  zusammengesetzte,  wie  zu 
auratus  schon  uett.  inaurare.  Es  sei  bemerkt,  dass  hierher 
auch  decimare  nach  seiner  grundbedeutung  »mit  zehntensteuer 
belegen«  gehört.  Die  bedeutung  des  mit  der  bethätigung  ver- 
bundenen erstreckt  sich  auch  auf  die  uerba,  welche  bedeuten: 
sich  mit  .  .  zu  thun  machen,  beschäftigen,  wie  mercari,  scru- 
tari  u.  a.,  und  auf  die,  in  welchen  der  inliegende  casus  ad- 
uerbialis  das  bezeichnet,  worin  (in  quo)  sich  das  subject  be- 
thätigt,  ist,  oder  wohinein  (in  quod)  etwas  geräth  oder  gethan, 
versetzt  wird,  wie  deutsch  z.  b.  betten,  schultern  (n.  55).  Bei- 
spiele dieser  mehr  locativischen  bedeutungsart  sind  rurare,  po- 
pinari,  cruciare,  maxillare  (in  maxilla  afficere,  i.  e.  ictu  afficere), 
fiiuuiatus  i.  in  fiiuuium  immissus,  aeneatus  =  in  aenea  tabula 
scriptus,  etwa  auch  dergleichen,  wie  soporare,  angustiare.  Selten 
sind  sichere  beispiele  davon,  dass  die  adverbialform  des  nomen 
im  uerbum  das  sinnverhältnis  des  »woher«  oder  ein  causales 
vertritt,  wie  fatatus,  parcatus,  siderari  u.  a.,  wohl  auch  libi- 
dinari  L  libidine  agi,   vielleicht  materiare  aus  holz  machen, 


300  C.  V.  Paucker, 

farratus,  peditatus  aus  pedites  bestehend  (cohors).  Zum  ad- 
verbialen Satzverhältnis  gehört  auch,  mit  dem  locativischen  in 
Zusammenhang  stehend,  das  dativische,  und  so  lässt  sich 
zwar  nicht  oft,  aber  doch  zuweilen  das  nomen  in  uerbo  dali- 
visch  fassen,  wie  in  uulgare  i.  uulgo  tradere,  parentare,  alter- 
cari  (dat.  incomm.),  vgl.  deutsch  munden  =  für  den  mund 
sein,  geeignet  sein.  Von  weiterer  ausführung  abstehend,  be- 
merken wir  nur  noch,  dass  mitunter,  besonders  bei  p  und  recc., 
uerba  in  activer  form,  gewöhnlich  als  part.  praes.,  vorkommen, 
welche  die  bedeutung  »mit  .  .  sein,  mit  .  .  behaftet  sein«  auf- 
weisen, wie  comans,  stellans  (n.  15),  wo  vielleicht  das  part. 
praes.,  wie  zuweilen  (Spicil.  p.  187  sq.,  297),  passivisch  zu 
nehmen  ist.  Andere,  welche  ebenso  activisch  den  sinn:  mit 
emem  leibesübel  behaftet  sein  ausdrücken  (n.  28),  wie  uerrai- 
nare,  carbunculare ,  lassen  sich  wohl  besser  objectivisch,  wie 
purare  (pus) . .,  erklären,  also  carbunculare,  scabiare  i.  carbun- 
culum,  scabiem  progignere. 

Die  uerba  der  zweiten  art  würden  wir,  wenn  der  scho- 
lastische ausdruck  nicht  so  gar  unlateinisch  wäre,  factitiua 
nennen,  wollen  sie  als  effectiua  bezeichnen,  die  der  dritten  als 
alBfectiua.  Die  der  ersten  art  (a)  können  wu:  habitiua  nennen. 
Diese  bedeuten  nach  dem  obigen:  sich  als  etwas  bethätigen, 
etwas  sein,  z.  b.  philosophari ,  famulari,  interpretari,  furari, 
ciuicare  i.  ciuem  agere,  —  exsulare,  aegrotare,  propinquare, 
rutilare,  uiridans,  acetare  sauer  sein  oder  werden,  oder  auch: 
sich  wie  etwas  bethätigen,  dem  ähnlich  sein,  wie  bacchariwie 
bacchantinnen  rasen,  graecari,  adolescentiari,  arietare  wie  ein 
bock  stossen,  aurorare  wie  morgenroth  strahlen,  albicare  ins 
weisse  spielen,  buxans  buchsbaumartig.  Vornehmlich  treten  in 
dieser  classe  hervor  die,  welche  bethätigung  eines  persönlichen 
subjects  bezeichnen,  und  von  diesen  wenigstens  lässt  sich  hin- 
neigung  zu  medialer  form  behaupten  (115  beispiele  in  n.  12). 
Zwar  haben  auch  recht  viele  die  active,  doch  auch  dann  öfters 
eine  nebenform  auf  -ri,  wie  z.  b.  aurigare,  mendicare,  eine 
vielleicht  ältere  uillicare,  zu  anderen  findet  sich  eine  solche 
wenigstens  bei  späteren,  wie  naufragari,  praeuaricari.  Uebrigens 
siiid  die  habitiua  keineswegs  ausschliesslich  intransitiv,  sie  transi- 
tiviren  sich,  wenn  die  bethätigung  des  subjects  eme  richtung 
auf  äussere  gegenstände  hat  oder  anninunt,  und  mehre  werden 
daher  oft  oder  immer  mit  emem  accusativ  construirt,  wie  z.  b. 


Materialien  zur  lateinischen  wOrterbildungsgeschichte.  301 

augurare,  nuntiare,  memorare,  nauare,  infestare,  auch  mediale, 
wie  architectari ,  fabricari,  comitari,  furari.  üeberhaupt  sind 
transitiv  und  intransitiv  keine  für  das  denominatiuum  als  solches 
weisentliche  kategorien. 

Es  ist  nicht  nothwendig,  dass  ein  jedes  denominatiuum 
ausschliesslich  nur  eine  dieser  bedeutungsarten  habe,  nur  in 
einer  bedeutung  angewendet  werde.  Viele  sind  sowohl  a 
als  b,  wie  aequare  gleich  sein,  gleich  kommen  und  gleich 
machen  bedeutet,  ebenso  alternare,  concordare,  quadrare,  ube- 
rare  u.  a.,  viele  sind  sowohl  b  als  c,  wie  donare  sowohl  donum 
facere  (alicui)  als  dono  afficere  (aliquem),  ebenso  bullare  blasen 
machen  und  mit  einer  bulla  versehen  (bullatus),  so  cuneare, 
lapidare,  sanguinare  u.  a.  Es  kann  eben,  was  prädicat  ist, 
auch  object  sein,  und  oft  umgekehrt,  nicht  so  leicht  aber  ein 
praedicabile  in  adverbialem  satzverhältnis  fungiren,  und  darum 
sind  auch  von  adjectiven  abgeleitet  nur  a  und  b,  keine  c. 
Somit  ist  auch  eine  genaue  vertheilung  der  denominatiua  unter 
die  drei  arten  und  auszählung  nicht  zu  machen.  Nach  einem 
ungefähren  Überschlag  aber  verhalten  sich  die,  welche  aus- 
schliesslich oder  vorwiegend  habitiua,  eflfectiua,  affectiua  sind, 
also  a,  b,  c  zu  einander  wie  13,  40,  47. 

Reval,  ende  Juli  1881. 

Paucker. 


Urspr.  dfl  tfl  Cfl  im  lateinischen. 

Dass  die  lateinische  form  fundus  dem  skr.  hudhndh  genau 
entspricht,  und  dass  unda  aus  udn-,  dem  schwachen  stamme 
des  indogermanischen  wortes  für  wasser  weitergebildet,  also 
aus  *udnä  entstanden  ist,  wird  wohl  allgemein  anerkannt;  aber 
die  consequenzen  für  das  lateinische  finde  ich  nirgends  daraus 
gezogen.  Jene  beiden  Wörter  stehen  so  vereinzelt  da,  dass  es 
wenig  Wahrscheinlichkeit  hat,  dass  sie  irgend  einer  analogie- 
bildung  angehören;  sondern  allem  anscheine  nach  stellen  sie 
die  lautgesetzliche  entwickelung  der  vorauszusetzenden  formen 
*fii^os  und  *udnä  dar.  Also  ist  hier  urspr.  dn  und  dhn 
zwischen  vocalen  zu  nd  umgestellt  worden. 

Aehnliches  finden  wir  auch  bei  andern  consonanten.  So 
steht  den  griechischen  praesentien  nstdvpviu  nirvfifAt  das  latei« 


30^  R.  Thurnöysetl, 

nische  pando  gegenüber,  zu  welchem  sich  das  intransitive  pcUSre 
stellt.  Dieses  pandd  ist  deutlich  aus  *patn6  entstanden,  dessen 
vocalismus  wir  hier  auf  sich  beruhen  lassen  wollen  ^).  Ganz  wie 
mit  pandö  steht  es  mit  pango  cf.  gr.  n^yw/it.  Der  alte  aorist 
pacit  pacunt  und  eine  fülle  anderer  formen  wie  skr.  pägäh,  lat. 
päx  pdciscor  etc.  erweisen,  dass  der  zweite  consonant  ursprüng- 
lich eine  tenuis  war.  In  diesen  zwei  verben  ist  also  aus  urspr. 
tn  und  cn  zwischen  vocalen  nd  und  ng  geworden,  d.  h. 
Schwächung  (assimilation)  und  metathese  zugleich  eingetreten. — 
In  meiner  dissertation  über  die  lat.  verba  auf  -io  (Leipzig 
1879)  habe  ich  zu  zeigen  gesucht,  dass  im  lateinischen  eine 
ganze  reihe  ursprünglicher  aoristformen  sich  völlig  im  praesens- 
system  eingebürgert  hat.  Mir  scheint  auch  tendd  zu  dieser 
gruppe  zu  gehören.  Dass  dasselbe  mit  tenSre  eng  verwandt 
ist,  bezweifelt  niemand;  das  hinhalten,  hinstrecken  steht  als 
entsprechende  momentane  handlung  neben  dem  festhalten. 
Auch  zeigt  das  participium  tenftis,  dass  das  d  nur  dem  praesens- 
stamme  angehört,  also  nicht  etwa  eine  sog.  Wurzelerweiterung  ist; 
die  form  repräsentiert  zugleich  das  participium  von  tenSre  und 
erweist  dadurch  beide  verba  als  theile  des  selben  verbalsystems. 
Im  Rgveda  findet  sich  von  eben  diesem  verbum  ein  praeteritum 
tatdnat  tatanan  tatananta.  Ob  dieses  als  aorist  oder  als  plus- 
quamperfect  angesehen  wird,  seine  bildung  ist  unregelmässig; 
man  erwartet  ^tatnat  *fatnanta.  Und  das  sind  auch  unzweifel- 
haft die  älteren  formen;  sie  entsprechen  genau  griechischen 
aoristen  wie  insipvov  ststikov  cf.  dpaptat  dvocat.  Diese  bil- 
dung hat  sich  im  sanskrit  bei  wurzeln  mit  schliessender  liquida 
nicht  rein  erhalten;  ob  tatanat  eine  lautgesetzliche  oder  eine 
durch  analogie  hervorgerufene  Umbildung  von  *tcUnat  ist,  kommt 
für  uns  nicht  in  betracht.  Es  springt  in  die  äugen,  dass  tendo 
dieser  selbe  aorist  ist,  der  sich  kraft  seiner  modificierten  be- 
deutung  neben  dem  älteren  tened  unter  den  praesentien  einen 
platz  errungen  hat;  jfnan  vergleiche  cSdo  und  cadd.  Also  tendo 
aus  *tetnd.  Das  perfect  tendi  kann  direct  dem  altindischen 
tatan^  entsprechen ;  die  nebenform  tetendi  ist  eine  pleonastische 
bildung  in  der  art  von  skr.  cäcäkki  und  begreift  sich  leicht 
wegen  des  gleichklangs  von  tendö  und  tenäi.  Es  ist  nicht 
meine  absieht  alle  falle  zu  durchgehen,  in  welchen  Vorgänge 

^)  Vgl.  osk.  patenBtna  mit  dem  ähnlich  gebildeten  lat.  panderent;  der 
Inf.  lautete  *patunum. 


Ürspr.  dn  in  cn  im  lateinischen.  303 

dieser  art  können  stattgefunden  haben;  es  würde  dies  weit- 
läufige etymologische  Untersuchungen  erfordern.  Ich  werde 
mich  darauf  beschränken,  auf  einige  ganze  gruppen  von  Wör- 
tern hinzuweisen,  welche  in  unser  capitel  einschlagende  er- 
scheinungen  darbieten.  Hier  möchte  ich  nur  noch  auf  zwei 
verba  aufmerksam  machen,  auf  mungo  =  skr.  muncdti  und  auf 
pingo  =  skr.  pimgdti,  da  sie  für  die  frage  betreffs  des  alters 
der  verschiedenen  präsensbildungen  mit  nasalen  von  bedeutung 
sein  können. 

Vor  allem  müssen  wir  nun  den  lautlichen  Vorgang  selbst 
ins  äuge  fassen.  Es  Hesse  sich  denken,  dass  der  wandel  von 
*udna  zu  unda  ohne  weitere  mittelstufe  stattgefunden  hätte 
durch  einfachen  platzwechsel  von  d  und  n,  wie  z.  b.  air.  belre 
wohl  direct  in  berle  neuir.  beurla  übergegangen  ist.  Auf  andere 
wege  weist  uns  das  altspanische.  Im  Poema  del  Cid  geht  das 
enclitische  pronomen  nos  mit  einem  vorhergehenden  imperativ  eine 
so  enge  Verbindung  ein,  dass  es  mit  ihm  völlig  zu  einem  worte 
verschmilzt.  Nun  findet  man  daselbst  nicht  nur  die  form  dad- 
nos,  sondern  daneben  auch  dandos  und  ebenso  tenendos  = 
tened-nos,  cortandos  =  cortad-nos.  Dieses  dandos  aus  dadnos 
entspricht  vollständig  unserm  unda  aus  *udnä.  Eine  mittelform 
zwischen  diesen  beiden  bildungen  hat  Cornu  (Romania  IX, 
p.  95  f.)  aus  demselben  gedichte  nachgewiesen,  nämlich  dandnos 
(v.  273).  Dies  ist  so  zu  verstehen,  dass  das  w  der  zweiten 
silbe,  wohl  indem  es  die  vorausgehende  media  nasal  explo- 
dieren machte,  in  der  derselben  vorangehenden  silbe  einen 
nasal  hervorrief,  und  dass  dann  später  der  eine  der  beiden 
nasale  durch  eine  art  von  dissimilation  wegfiel,  und  zwar  in 
diesem  falle  der  zweite.  Wir  werden  also  von  vom  herein 
genügt  sein,  die  selbe  entwickelung  für  die  betreffenden  latei- 
nischen Wörter  anzunehmen;  denn  gleiche  Vorgänge  erklärt 
man  gern  auf  gleiche  weise,  wenn  nicht  triftige  gründe  es 
widerrathen.  Also  *tidnä  -  *undnä  -  unda,  "^fudnos  oder  *fudnos 
-^fundnoS'fundus,  "^paino  -  *pantnd  -  *pandn6  - pandd ,  "^pacnd- 
Spanend  -  *pangn6  -pango  ^). 

Für  diese  reihenfolge  scheint  mir  eine  klasse  von  formen 
zu  sprechen,  über  deren  erklärung  man  viel  gestritten  hat;  ich 
meine  das  gerundium  und  die  gerundiva.    Dass  dieselben  zum 


')  Siehe  J.  Schmidt  Voc.  I,  32. 


304  R.  Thürneysen, 

part.  praes.  gehören,  hat  schon  Bopp  erkannt  (Vgl.  Gramm.  III*, 
184  ff.).  Darauf  weisen  auch  die  parallelformen  wie  fadundus 
und  fadendus,  welche  beide  schon  in  den  ältesten  denkmälem 
gleichberechtigt  neben  einander  stehen  (Neue:  Lat.  Formenlehre 
IP,  453);  die  entstehung  von  -endus  aus  -undus  kann  durch 
nichts  wahrscheinlich  gemacht  werden.  Der  selbe  Wechsel  zwi- 
schen -on-  und  -en-  zeigt  sich  in  einigen  wenigen  participien 
wie  iens  euntis;  gemäss  dem  Zeugnisse  der  verwandten  sprachen 
muss  er  einst  bei  allen  verben  der  III.  und  IV.  conj.  regel  ge- 
wesen sein,  die  wurzelverba  vielleicht  ausgenommen.  Corssen, 
der  die  betreffenden  formen  als  Weiterbildungen  von  n-stämmen 
wie  edon-  geron-  auffasst  (Krit.  Beitr.  120  ff.),  scheint  mir  die 
gerundiva  der  ersten  und  zweiten  conjugation  wie  amandas 
monendus  zu  wenig  zu  berücksichtigen  und  ausserdem  das  suffix 
-do  eine  function  verrichten  zu  lassen,  die  ihm  sonst  im  latei- 
nischen fremd  ist.  Curtius  hat  seine  frühere  erklärung  (aus 
-anjor)  jetzt  selbst  zurückgezogen  (Grundz.  d.  gr.  Etym.*  664). 
Freilich  um  eine  einfache  Weiterbildung  mit  a-sufßx,  wie  Bopp 
sie  annimmt,  kann  es  sich  nicht  handeln;  nt  zwischen  vocalen 
bleibt  im  lateinischen  unverändert  (Corssen  a.  o.).  Der  einzige 
weg  zur  erklärung  der  formen  amandtis  gerundus  gerendus 
scheint  mir  die  annähme  einer  Weiterbildung  des  participiums 
mit  einem  n-suffix  zu  sein,  also  urspr.  *ainant'^u)s  *geront-nos 
*gerent-noSy  genau  entsprechend  dem  obigen  '^pantnd  *tefdfid, 
der  ersten  mittelstufe  zwischen  *patn6  *tetn6  und  pandö  tendo. 
Die  Schwierigkeit  besteht  in  der  erklärung  des  suffixes. 
Ein  secundärsuffix  -no  besteht  im  lateinischen  wohl  zur  bildung 
von  adjectiven  aus  Substantiven,  z.  b.  fiinas  zu  aes,  latmnus 
zu  laurus,  vielleicht  auch  in  ovinus  zu  ovis,  tribünus  zu  tribiis  etc. 
Allein  zur  ableitung  von  gerundien  aus  participien,  d.  h.  von 
abstracten  Substantiven  aus  adjectiven,  und  zur  Weiterbildung 
von  adjectiven  wird  dasselbe  sonst  nicht  verwendet.  Am 
ehesten  lassen  sich  infemus  von  infer,  extemus  von  exter, 
altemus  von  alter  und  ähnliche  vergleichen,  die  aber  selbst 
vereinzelt  dastehen  und  vielleicht  besser  mit  den  von  Zahl- 
adverbien abgeleiteten  distributivzahlen  Mni  von  bis,  trint  term 
von  *tris  ter,  quatemi  von  quaier  zusammengestellt  werden.  — 
Ich  glaube,  es  wird  einiges  licht  auf  jene  räthselhaften  bil- 
dungen  fallen,  wenn  wir  erst  noch  einige  andere  hierhergehörige 
Wörtergruppen  vor  uns  werden  haben  vorübergehen  lassen. 


Ürspr.  dn  tn  cn  im  lateinischen.  905 

Es  giebt  eine  beträchtliche  anzahl  von  Substantiven,  welche 
anscheinend  mit  den  suffixen  -ägd  und  -ügo  gebildet  sind.  Nun 
ist  aber  ein  jf-suffix  nirgends  mit  Sicherheit  nachgewiesen. 
Auch  verrathen  sie  ihre  abkunft  deutlich;  sie  stammen  von 
den  mannigfachen  adjectiven  und  Substantiven  auf  -äx  -äcus 
-äca  und  -6x  -ücus  -üca  her,  wie  aus  einigen  beispielen  klar 
ersichtlich  ist.  So  ist  vordgö,  der  Schlund  zweifellos  Individuali- 
sierung von  vordx^  und  ferulägo  ist  eine  art  der  ferulay  wozu 
ein  adjectivum/miWcews  existiert;  so  steht  aeriigd  neben  a&nka, 
albügo  neben  albücus.  In  manchen  fallen  ist  das  grundwort 
verschwunden;  virdgö  ist  sicherlich  aus  einem  adj.  Hnräx  fem. 
"^viräca  »mannhafte  weitergebildet.  Natürlich  werden  secundär 
die  Suffixe  -ägö  und  -^6  auch  selbständig  verwendet.  —  Er- 
weichung einer  ursprünglichen  muta  zwischen  vocalen  ist  für 
das  lateinische  so  spärlich  bezeugt,  dass  man  derselben  stets 
mit  misstrauen  gegenübertreten  muss.  Es  ist  also  gerathen, 
eine  andere  erklär ung  für  das  aus  c  entstandene  g  zu  suchen; 
und  sie  lässt  auch  nicht  auf  sich  warten.  Aus  der  Stammform 
der  obliquen  casus  osk.  medicatin-  umbr.  naiin-  air.  airitin- 
deicsin-  ist  geschlossen  worden,  dass  die  Wörter  auf  -46  in  der 
flexion  den  suffixvocal  auch  im  lateinischen  ursprünglich  aus- 
stiessen(Osthofif:  Zur  Gesch.  d.  deutsch,  schw.  Adj.  94  flf.);  unsere 
Wörter  zeigen  uns,  dass  dies  überhaupt  bei  den  Wörtern  auf 
'6  der  fall  war,  d.  h.  dass  das  secundärsuffix  -an  genau  so 
flectiert  wurde  wie  das  primäre.  Das  i  in  -inis  entspricht  also 
nicht  einem  ursprünglichen  e,  sondern  ist  einschubsvocal.  Wir 
müssen  uns  als  urspr.  flexion  nom.  *vard€d  gen.  *varäcnis 
denken;  das  letztere  musste  sich,  wenn  unsere  theorie  richtig 
ist,  in  *vorancnis  *varangnis  verwandeln.  Daraus  hätte  nun, 
nach  dem  muster  von  pangd  aus  *pangnd,  *vorangis  werden 
sollen.  Doch  scheint  in  dieser  periode  ein  ausgleich  zwischen 
dem  nominativ  und  den  obliquen  casus  stattgefunden  zu  haben; 
*voräcö  vertauschte  seine  muta  mit  der  media,  bewirkte  aber 
andrerseits,  dass,  als  die  lautgruppe  ngn  nicht  mehr  mund- 
gerecht war,  nicht  das  zweite,  sondern  das  erste  n  fallen  gelassen 
wurde;  und  so  entstand  vordgö  gen.  *vorägnis,  später  vordginis. 

Ganz  wie  mit  den  Wörtern  auf  -ägö  und  -iigd  verhält  es 
sich  mit  testüdö;  es  bezeichnet  das  schalentragende  thier  und 
stammt  von  "^testütus,  welches  zu  testu  testum  testa  gebildet  ist 
wie  veriUus  zu  veru,  ndsütus  zu  näsus.     Ebenso  wird  hirüdS 

Zeitschrift  für  vergl.  Sprachf.  N.  F.  VL  %..  20 


306  H.  Thurneysen, 

durch  *hirüUis  mit  hira  zusammenhangen;  der  »darmbegabte« 
scheint  mir  kein  unpassender  name  für  den  sich  dick  saugenden 
blutegel;  ein  blick  auf  eine  darstellung  seiner  darmverhältnisse 
wird  die  benennung  leicht  begreiflich  machen.  Also  ursp. 
*testütd  gen.  *testütnis  *testuntnis  *tesfundms,  daraus  durch  aus- 
gleichung:  *testüdd  *testüdnis  testüdinis.  Ob  der  gegenseitige 
einfluss  der  verschiedenen  formen  gleichzeitig  stattgefunden  hat, 
lässt  sich  nicht  bestimmen;  es  ist  möglich,  dass  schon  *testütd 
seinen  einfluss  auf  "^testtmdnis  geltend  gemacht  hat,  dass  also 
eine  zeit  lang  Hestüto  neben  testüd(i)nis  bestand. 

Hieher  gehören  auch  die  abstracta  auf  -tüdö.  Wie  im 
Sanskrit  neben  dem  secundären  abstractsuffix  -fä  eine  neben- 
form  -tvor  besteht,  so  finden  wir  im  lateinischen  neben  dem 
erweiterten  -tat-  ein  -tut-.  Letzteres  hat  sich  jedoch  nur  in 
wenigen  Wörtern  rein  erhalten  wie  in  Juventus  virtüs  senedüs 
servifüs  und  in  dem  alterthümlichen  tempestüs  neben  tempestäs 
(Varro  L.  L.  7,  51).  Im  übrigen  hat  es,  ohne  wesentliche 
modification  der  bedeutung,  dieselbe  erweit erung  erfahren,  die 
wir  so  oft  beim  primärsuffix  -ti-  antreffen  cf.  ventiro  iti-o 
naii-o  etc.;  so  steht  servüMö  neben  servitüs,  und  so  ist  die 
ganze  menge  der  feminina  auf  -tüdö  entstanden  wie  därüüdö 
castitüdo  etc.  etc.  Zu  den  Wirkungen  der  dissimilation  in  con- 
su^tüdo  hehetüdo  u.  ähnl.  vergl.  Fick  in  dieser  zeitschr.  XXII,  101. 
Auch  aritüdö  wird  aus  *aridüüdd  durch  dissimilation  verkürzt 
sein,  ebenso  wohl  valStüdd  zu  validus  gehören;  das  $  wird  so- 
gleich zur  spräche  kommen. 

AuflFallend  ist  die  länge  des  vocals  in  den  Wörtern  auf  4g6; 
dort  steht  vertigo  neben  Vertex  verttcis,  scatürtgo  neben  sccUfM- 
eis,  elaudtgö  neben  clatUltcäre.  Die  endung  -igd  muss  als  aus- 
gangspunkt  das  suffix  -ic-  Acch  gehabt  haben,  obschon  dies 
durch  kein  sicheres  beispiel  bezeugt  ist  (die  quantität  des  ♦  in 
ap'pendix  neben  pendtgd,  in  impetix  neben  Impetigo  ist  un- 
unbestimmbar); sie  hat,  wohl  unter  der  mitwirkung  von  -ägo 
und  -%ö,  das  daneben  stehende  *-^jfö  vollständig  verdrängt. 

Noch  merkwürdiger  sind  die  suffixe  -Sdö  und  -tdö.  Das 
erstere  steht  mit  den  Wörtern  auf  -^tum  wie  oUvUum  fruticStum 
offenbar  in  keinem  zusammenhange;  nur  facitus  Hesse  sich 
etwa  zur  vergleichung  heranziehen.  Häufig  stehen  ihm  adjectiva 
auf  -tdm  zur  seite:  frigidtis  frigidd,  nibidus  rubedo,  albidtis 
albedd,  mikidiiS  müddo,  torpidus  torpSdo,  putrides  ptUridö  u.  a. 


ürspr.  dn  tn  cn  iok  lateinischen.  307 

Zu  diesen  gehören  meist  verba  auf  -ere  -Sscere  cf.  frigSre  rubSre 
albere  mücSre  torpere  ptdrSre,  und  so  finden  wir  nun  auch  «i- 
grMd  neben  nigrire,  pinguedo  neben  pinguSscere  ohne  ein  ad- 
jectivum  *nigridm  *jpinguidm.  Wie  ist  nun  zwischen  den 
endungen  -^dus  und  -edö  zu  vermitteln.  Wir  müssen  eben  zu 
derselben  hypothese  greifen,  die  wir  beim  suffixe  -igd  als  wahr- 
scheinlich glaubten  aufstellen  zu  dürfen ;  es  hat  eine  tiefgreifende 
uniformierung  der  suffixe  stattgefunden  und  zwar,  wie  mir 
scheint,  nicht  nur  unter  den  Wörtern,  die  jetzt  auf  -idd  aus- 
lauten, sondern  auch  unter  den  adjectiven  auf  -Mils.  Auf  eine 
Umbildung  der  ersteren  weist  capedd,  das  wohl  zweifellos  mit 
capis  capidis  verwandt  ist,  besonders  aber  das  wort  ordß,  das 
einem  adjectivum  *ordus  *oridus  (dem  grundworte  von  ordiar) 
entsprungen,  der  Umwandlung,  welche  die  übrigen  Wörter  auf 
urspr.  -^dö  (-Mo)  traf,  entgieng,  weil  das  kurze  i  (e)  hinter  dem 
r  schon  vor  der  betreffenden  epoche  geschwunden  war.  Ob 
ordo  sein  grammatisches  geschlecht  gewechselt  oder  die  ganze 
klasse  auf  -^do,  vermag  ich  nicht  zu  entscheiden.  Jenes  -edd 
aber,  das  nach  unserer  annähme  unter  mithilfe  der  Wörter  auf 
-ödö  ein  neben  ihm  stehendes  -^dö  (-SddJ  vollständig  verdrängt 
hat,  muss  selbst  eine  existenzberechtigung  gehabt  haben.  Dies 
führt  uns  zu  den  adjectiven  auf  -Xdus.  -do-  ist  kein  indo- 
germanisches primärsuffix ;  es  ist  also  erst  im  lateinischen  dazu 
geworden.  Die  veranlassung  waren  wohl  bildungen  wie  lüddus 
mücidas^  die  ursprünglich  composita  der  stamme  lüci-  müce- 
mit  der  wurzel  &S  oder  d6  (cf.  lüci'fer)^  allmählich,  nachdem 
die  bedeutung  sich  verallgemeinert,  als  zu  lücSre  mücire  gehörig 
gefühlt  wurden;  nach  ihrem  muster  entstand  dann  eine  grosse 
menge  von  adjectiven  auf  -^di^s,  welche  auf  andere,  ältere 
formationen  auf  -do-  sammt  deren  analogiebildungen  einen 
assimilirenden  einfluss  ausübten.  Wie  sehr  das  latein  solche 
ausgleichungen  liebt,  zeigt  das  klassische  calidus  neben  dem 
archaistischen  und  vulgären  caMus,  validus  neben  valdi,  avidttö 
neben  aadeö.  So  muss  das  adjectivum  zu  frigtis  urspr.  "/ngfc^ 
dos,  dann  "^rigSdos  gelautet  haben  cf.  tdem  aus  is-dem^  und 
dieses  ist  sehr  wahrscheinlich  das  grundwort  zu  frigSdo;  der 
erste  bestandtheil  von  frigirdm  enthält  einen  dem  lateinischen 
sonst  unbekannten  stamm,  frigidus  wird  also  wohl  die  Um- 
bildung  von  ^rig^us  sein   (vgl.  Corssen:   Krit.  Beitr.  98  ff.; 

Ausspr.  Voc.  etc.  *  302  ff.). 

20» 


308  ^'  Thurneysed, 

So  weisen  vielleicht  auch  ruhor  und  rubedö,  torpor  und 
torpSdö  etc.  darauf  hin,  dass  rübidus  torpidus  älteres  *rubMtis 
HorpHus  ersetzt  haben.  Das  suffix  edo  (ed),  aus  der  adjectiv- 
bildung  radical  verdrängt,  hat  nur  wenige  spuren  hinterlassen. 
Ein  sicheres  beispiel  ist  cuppes  (Plaut.  Trin.  239) ,  weiter- 
gebildet in  cuppSdium  cuppHia;  dazu  gehört  nun  ganz  regel- 
recht das  substantivum  cupp^do,  ein  glaubwürdiger  zeuge  für 
die  ableitung  von  -^dd  aus  -ä?o-.  Das  oben  erwähnte  vaUtMd 
ist  wohl  aus  *valSditüdd  entstanden  und  weist  also  auf  ein 
adj.  *vaUdos  cf.  valor-,  vgl.  auch  monSdtda,  her^,  nierced-. 
In  drei  Wörtern  erscheint  Add,  in  formidS,  cupidd  und  libtdd, 
Dass  das  erste  von  einem  stamme  fonmdo-  weitergebildet  ist, 
zeigt  das  verbum  formidäre.  Ob  cupidtis  oder  cupidd  alter- 
thümlicher  ist,  ist  schwer  zu  sagen;  mit  cuppis  und  cuppSdo 
sind  sie  der  quantität  der  ersten  silbe  wegen  nicht  zu  identi- 
ficiren ;  cupidd  könnte  unter  dem  einflusse  von  cupUus  cupitor  etc. 
stehen  und  selbst  wieder  das  sinnverwandte  libidd  zu  libSre  her- 
vorgerufen haben.  —  Die  entwicklung  der  flexion  war  auch 
hier:  urspr.  frtgedö  *frtgendnis,  daraus  unter  dem  drucke  des 
nominativs  'Y^tgMnis  frigSdinis. 

Zu  den  Substantiven  auf  -ägö  -tgö  -ügo  können  adjectiva 
durch  blosses  o-suffix  gebildet  werden,  z.  b.  ferrüginus  (neben 
ferrügineus)  zu  ferrügo.  Und  diese  bildung  hat  weitergewuchert; 
so  entstand  fabäginus  öleäginus  von  faba  olea;  auch  abiegntis 
wird  als  eine  etwas  weiter  abliegende  analogiebildung  zu  fassen 
sein,  vgl.  auch  ilignus  salignas.  Fabäginus  hiess  also  nicht 
ursprunglich  »bohnengezeugt«  (cf.  Gorssen:  Krit.  Nachtr.  123), 
wiewohl  es  lautlich  den  formen  wie  indigena  TrSjugena  prt- 
vignus  nahe  steht  und  von  dichtem  wohl  auch  als  compositum 
gefasst  worden  ist;  so  nennt  Lucrez  den  wein  liqtwr  vUigenus, 
vUigent  latic^s^). 

Wir  kehren  nun  zu  den  gerundiven  zurück.  Es  lässt  sich 
nach  dem  eben  besprochenen  zu  ihrer  erklärung  folgende  hypo- 

^)  Das  eintreten  und  ausbleiben  des  einschubsvocals  ist  nicht  dem 
Zufall  überlassen.  Vielmehr  scheint  mir  als  allerdings  durch  die  mannig- 
faltigsten einflusse  gekreuzte  regel  zu  gelten,  dass  derselbe  sich  zeigt,  wenn 
die  silbe  vor  dem  suffixe  lang  ist,  dass  er  dagegen  nach  kurzer  silbe  fehlt, 
cf.  imäginisy  pülchritüdinis ,  ferrüginus ,  ordinia  etc.  und  camis^  ilignus 
von  iUXj  salignus  von  saUx,  larigneus  von  lafix;  femer  lihert  und  Uhfi^ 
dUerius  und  Utrtus,  femina  terminus  lämina  (poetisch  auch  lämnä)  und 
eöiamna  alümnus  autümnus  u.  a.  m. 


ürspr.  dn  tn  cn  im  lateinischen.  309 

Ihese  aufstellen.  Wie  zu  cupidiLS  ctiptdd,  das  »begierig-sein«, 
die  begierde  gebildet  ist,  zu  torpidus  torpSdo,  die  gefühllosigkeit, 
so  konnte  von  jedem  participium  ein  abstractes  substantivum 
auf  '6  abgeleitet  werden  z.  b.  "^faciento  *facientnis  von  factent-, 
^adunto  von  fadunt-y  vgl.  provident-ia  abundant-ia  patient^a. 
Dieses  nomen  bezeichnete  das  »machend -sein«,  das  machen, 
stand  also  betreffs  der  bedeutung  einem  verbalnomen  ausser- 
ordentlich nahe  und  deckt  sich  darin  vollständig  mit  dem  spä- 
tem gerundium.  Vom  verbalnomen  wird  in  den  verwandten 
sprachen  das  participium  necessitatis  abgeleitet:  skr.  -fevyo- 
air.  -ti  von  -^w-;  ganz  ähnlich  wurde  im  lateinischen,  wie  ferrü- 
ginus  von  ferrügd,  so  von  "^fadcmio  ^fadontnos,  von  "^adewtd 
^facientnos  gebildet,  aus  dem  sich  regelrecht  durch  ^aciondnos 
^fadendnos  hindurch  das  gerundivum  faciundus  faciendt4S  ent- 
wickelte. Ebenso  wurde  aus  dem  genitiv  des  Substantivs  *fa- 
dendnis  *fadendis,  da  hier  die  gestaltung  des  nominativs  (*f(a- 
dentö)  das  regelmässige  aufgeben  des  zweiten  n  nicht  hinderte; 
und  es  entstand  so  die  flexion  '^fadentd  C^fadendo)  *fadendis, 
die  im  lateinischen  durchaus  ohne  gleichen  dastand.  Dies  mag 
die  Ursache  sein,  weshalb  diese  bildungen  gänzlich  aufgegeben 
und  durch  das  neutrum  des  zu  ihnen  gehörigen  adjectivums 
ersetzt  wurden ;  so  lautet  das  gerundium  fadendi  fadendö  for 
dendum.  —  Ich  bin  mir  wohl  bewusst,  dass  dies  alles  auf 
reiner  hypothese  beruht;  doch  scheinen  mir  bildung  und  be- 
deutung der  formen  dadurch  genügend  erklärt,  und  zu  jedem 
abschnitte  der  entwicklung  lassen  sich  parallelen  anführen. 

Noch  eine  gruppe  von  Wörtern  möchte  ich  hier  besprechen, 
nämlich  die  zehner  der  Zahlwörter.  Sie  alle  enthalten  ein  bis- 
her unerklärtes  g,  welches  einem  ursprünglichen  c  entspricht, 
und  das,  wie  mir  scheint,  nur  durch  einfluss  eines  nasals  ver- 
ursacht sein  kann.  Freilich  in  der  gestalt,  in  welcher  sie  uns 
überliefert  sind,  steht  von  vtginü  bis  nSnägintä  das  g  nirgends 
in  unmittelbarer  berührung  mit  einem  nasal.  Auch  wenn  wir 
weiter  hinaufgehen  und  den  zweiten  bestandtheil  von  m-ginti 
quadrä-^esimus  auf  früheres  "^-cnti  *-cnU(h  zurückführen,  erklärt 
sich  die  erweichung  des  c  nicht;  denn  dass  ein  anlautendes 
oder  auf  einen  vocal  folgendes  c  auch  vor  nasalis  sonans  er- 
halten bleibt,  zeigt  centum  aus  *knt6m  und  vicSsimtis  tricesimus. 
Wir  müssen  also  die  ursprüngliche  bildung  der  zehner  etwas 
näher  in  augenschein  nehmen* 


310  R-  Thumeysen, 

Durch  die  mannigfachen  arbeiten,  die  sich  in  der  letzten 
zeit  mit  den  indogermanischen  numeralien  beschäftigt  haben, 
ist  es  möglich,  sich  ein  ungefähres  bild  von  der  ursprachlichen 
Zahlenbildung  zu  machen.  Die  zehner  wurden  damals,  wenig- 
stens in  den  grundsprachen  des  indischen  und  iranischen,  des 
armenischen,  des  griechischen,  des  italischen  und  des  keltischen, 
mittelst  des  neutralen  nomens  *k(mt  *k^  gebildet,  welches  flec- 
tiert  wird  wie  z.  b.  skr.  ttidant-  du.  neutr.  tudcUi  plur.  tudanti 
=  urspr.  Hudntl  *tudonta^).  Eine  art  der  Zählung  ist  die, 
dass  die  einer  multiplicierend  vor  dasselbe  treten  und  selb- 
ständig flectiert  werden.  Wir  wollen  nun  versuchen,  an  der 
band  der  verwandten  sprachen  die  formen  aufzustellen,  welche 
im  lateinischen  eigentlich  zu  erwarten  wären. 

20.  Urspr.  veU-k'^ti  oder  vv-knti^)  dor.  ßsUat$  böot.  j:ixaT& 
(att.  Jon.  isixodi  sXxoaifv)  und  ixavtiv  Hes.  sind  beide  von 
'xopxa  beeinflusst)  akymr.  uceint:  lat.  *incintt.  Zum  vocalismus 
vgl.  arm.  khsan  gegenüber  jeresun  kharasun  hisun  etc.,  air. 
fiche  gen.  flehet  gegenüber  tricha  cethorchat  etc.  Skr.  vimgati- 
hat  verschiedene  Umbildungen  erfahren;  in  der  endung  hat  es 
sich  an  sasti-  saptati-  etc.  angeschlossen. 

30.  Urspr.  tria  konta  gr.  TQtäxovra:  lat.  *triconta. 

40.  Urspr.  qetvöra  konta  vergl.  skr.  catvärirhgat;  europ.  mit 
verschiedener  Stammform   cf.  gr.   tsxtaQdxovta  zsacsQäxovra 


^)  £s  liegt  nahe  dieses  *kont  mit  dem  deutschen  stamme  handu-  in 
Verbindung  zu  bringen,  so  dass  es  eigentlich  eine  handvoll,  einen  griff 
(cf.  got.  hinpan)  bedeutete.  So  würde  sich  begreifen,  warum  die  indo- 
germanischen sprachen,  die  sonst  in  der  benennung  der  giiedmassen 
viele  Übereinstimmung  zeigen,  beim  begriffe  »bände  so  weit  auseinander 
gehen;  *kont  war  eben  zum  zahlworte  geworden.  An  die  zahl  der  finger 
darf  man  kaum  denken,  da  die  band  deren  nur  fünf  besitzt,  der  dual 
*kntt  aber  zwanzig  d.  i.  4x5  bezeichnet.  Urspr.  *kntöm  ist  eine  collectiv- 
bildung  dazu  und  bezeichnet  eine  anzahl  von  *k<mt;  da  dasselbe  lit.  mm- 
tas  lautet,  wäre  vielleicht  richtiger  urspr.  *komt  *kmt  anzusetzen;  doch  ist 
einfluss  von  deszimtia  möglich. 

*)  Welches  die  ursprungliche  form  ist,  ist  schwer  auszumachen.  Immer- 
hin ist  beachtenswerth,  dass  der  diphthong  gerade  in  deijenigen  spräche 
erscheint,  in  welcher  auslautendes  -ia  nicht  contrahiert  wird,  in  der  also 
die  dem  20  so  nahe  folgende  dreissigzahl  nicht  mit  tri-  anlautet.  Geht 
auch  kymr.  iiceint  auf  *V€ican(t  zurück,  etwa  durch  *oicanti  wie  un  von 
*ain08?  Zu  vergleichen  ist  ucher  =  air.  feseor  gr.  (f)i<fnt^oi,  welches 
eher  auf  ^vecanti  aus  *tacamH  (air.  fiche)  hinweist. 


Urspr.  dn  tn  cn  im  lateinischen.  311 

TstQcixoyta  air.  gen.  cethorchat  (d.  i.  cetura-) :  lat.  ersetzt  durch 
*quadrä'Conta. 

50.  Ursp.  penqea  konta,  contrahiert  zu  penqekonfa  oder 
penqäkonta;  das  erstere  ist  wahrscheinlicher,  da  im  lateinischen 
die  pluralendung  der  neutra  der  o-declination  eingewirkt  haben 
kann.  Gr.  nsvt^xovva  cf.  skr.  pancägat:  lat.  *quinquäconta. 
Diese  zahl  hat  mit  ihrem  langen  vocal  im  griechischen  und 
lateinischen  auf  die  folgenden  einen  assimilierenden  einfluss 
ausgeübt.  Die  Übereinstimmung  mit  den  arischen  sprachen 
hört  von  nun  an  auf;  diese  gebrauchen  für  60 — 90  in  ellip- 
tischer ausdrucksweise  von  den  einem  gebildete  numeral- 
subslantive,  ohne  die  zehner  zu  bezeichnen,  so  skr.  Sastifi  sap- 
iatih  a^tih  navatih,  »eine  sechszahl  (von  zehnern)«  etc.  cf.  ksl. 
SesU  devqPi.  Haben  sie  ältere  bildungen  aufgegeben  oder  war 
die  feste  Zahlenbildung  in  der  Ursprache  noch  nicht  weiter 
fortgeschritten?  Auf  letzteres  dürfte  der  umstand  hinweisen, 
dass  in  verschiedenen  andern  sprachen  die  zahl  60  einen  ge- 
wissen abschnitt  bildet.  Der  lateinische  gebrauch  von  sexä- 
gintd  (und  sescentt)  als  unbestimmter  grosser  zahl  ist  bekannt. 
Das  gotische,  das  althochdeutsche  und  das  angelsächsische 
bilden  die  zehner  über  60  auf  andere  weise  als  die  sechs  ersten. 
Andrerseits  besitzt  schon  die  Ursprache  ein  wort  für  zehn 
zehner. 

60.  Gr.  8^^xov%a:  lat.  *sexäconta. 

70.  Gr.  *s^tmmSkonta  (cf.  de  Saussure:  Syst.  prim.  d. 
voy.  275)  sßäe/jn^xovra  sßdofAijxoyta ,  vgl.  air.  sechtmogat^i  lat. 
''^s^tumaconta,  ersetzt  durch  ^septuaconta  nach  "^ocUAäccnbi 
(Wackernagel  in  dieser  zeitschr.  XXV,  281)  ^). 


^)  Diese  erklärung  ist  gewiss  derjenigen  Mahlow*s  (die  langen  vocale 
A  E  0  79  f.)  vorzuziehn,  welche  dem  zahlworte  7  einen  ursprachlichen 
nasal  ganz  abspricht.  Diesen  bezeugen  skr.  saptam-äh  lat.  septum-us  zu 
deutlich;  besonders  das  letztere  hat  die  alten  Ordinalzahlen  von  3  — 10 
treu  bewahrt.  Die  daselbst  angenommene  entstehung  von  lat.  auslauten- 
dem -u  aus  urspr.  -a  ist  sehr  zweifelhaft.  Altir.  seeht  neuir.  seacht  be- 
weist nichts  gegen  ein  urspr.  *8eptm,  woraus  *8eptem  *aechten;  denn  die 
lautgruppe  cht  ist  der  palatalen  ausspräche  durchaus  abhold,  man  vergleiche 
air.  cumachtae,  endung  *-actiom,  gen.  cumachti  mittelir.  cumhMhda  (statt 
*'aichde)  und  beachte  die  altirischen  Schreibungen  sercaidechtae  forcit- 
laidechtae  deacMae  bendachtae  coimdenmachtae  (gen.  fem.),  auch  esariae 
aus  *'arcHo9, 


312  R-  Thurneysen, 

80.  Gr.  dydo^xovta:  lat.  *octoväconta  ^octuaconta, 

90.  Lat.  *neundconta  *ndnäconta. 

Das  schliessende  -a  ist  im  altlateinischen  lang,  wohl  unter 
einfluss  der  ursprünglichen  endung  der  neutralen  o- stamme. 
Ferner  hat  die  endung  von  *t?t-cinß  zunächst  wohl  Siuf  *tricontä, 
sodann  auf  alle  übrigen  zehner  eingewirkt,  so  dass  sie  ihr 
"Contä,  das  durch  die  Übereinstimmung  des  armenischen,  des 
griechischen  und  des  irischen  als  ursprünglich  bezeugt  ist,  in 
-dntd  verwandelten.  Aber  eine  Ursache  des  herabsinkens  des 
c  zu  g  ist  in  keiner  dieser  formen  zu  finden. 

Dies  war  eben  nicht  die  einzige  weise,  auf  welche  die 
einer  mit  *k(mt  in  Verbindung  traten.  Sobald  die  zahlen  weiter- 
gebildet wurden,  mussten  die  beiden  demente  sich  zur  com- 
position  vereinigen;  und  das  erste  wie  das  zweite  zeigte  sich 
dann  nicht  mehr  als  flexionsform,  sondern  als  reiner  stamm. 
Dies  muss  immer  der  fall  gewesen  sein  bei  der  bildung  der 
ordinalia,  ob  dieselben  nun  mit  blossem  o-suffix  abgeleitet 
werden  wie  z.  xhisata-  (hieher  gehört  wohl  auch  das  verkürzte 
skr.  vifhQdr  trirngd-  etc.)  oder  mit  einem  ^suffix  wie  skr.  trim- 
gaUamor  z.  vtsästema-  und  wie  stets  im  griech.  und  lat.  Ob 
der  selbständige  gebrauch  des  compositums,  der  in  den  arischen 
und  den  irischen  formen  sich  abspiegelt,  ein  alter  ist,  kann  ich 
nicht  entscheiden.  In  allen  sprachen  haben  die  offenen  formen 
stark  auf  die  componierten  eingewirkt;  doch  finden  sich  noch 
spuren  dieser  letztem.  Dahin  gehört  z.  b.  das  kurze  i  in  z. 
&risäs  y^risaia  und  ir.  tridia  (und  fiche)  bret.  tregont.  Air.  sesca 
neuir.  seasga  weist  auf  *se(c)8'C(mt^.  Das  m  in  skr.  vimQcdi 
trifhgat  und  ccUvärimgat  könnte  unter  einfiuss  der  formen 
*saptä-gat  *navä-gcU  entstanden  sein  {ä  bezeichnet  den  zwischen 
ursp.  n  (m)  und  reinem  a  stehenden  nasalvocal),  wenn  wir 
berechtigt  sind  solche  bildungen  anzusetzen  (s.  oben).  Ist  auch 
der  Wechsel  von  vei-  und  vi-  in  der  zwanzigzahl  hieherzuziehn? 

Im  lateinischen  haben  die  stamme  der  Ordinalzahlen  einst 
gelautet:  vicntto-  tricntto-  gMadrM-(resp.  quedrvr')^)cntto-  quen- 
queci^tto-  (oder  durch  dissimilation  quencntto-  cf.  quingentt)  sex- 
cntto-  septncnUo-  odducntto-  nevncntto-.  Und  nun  wird  der 
Ursprung  des  lateinischen  g  auf  einmal  klar.  Die  hunderter 
septingentt  nöngenti  aus  septm  cntä  nevn  cntä  (s.  Mahlow  a.  o.  99) 


^)  s,  Wackernagel  i,  d.  zeitschr.  XXV,  283  ff. 


Urspr.  dn  tn  cn  im  J^teinischen.  313 

nebst  ihren  analogiebildungen  quadringentt  odingentt^  verglichen 
mit  dticenti  trecentt  sescenti,  zeigen,  dass  c  zwischen  zwei  nasalen 
sonanten  dem  gleichen  Schicksal  verfallt  wie  zwischen  zwei  con- 
sonantischen  nasalen,  d.  h.  dass  es  zu  g  wird.  So  entwickelte 
sich  aus  ^septncntto-  :  "^septngntto-  *septingensumus ,  aus  "^nevn- 
cntto-  :  *nevngntt(h  "^nöngensumus.  Unter  dem  einflusse  von 
*n6näcintä  ward  dann  etwa  aus  dem  letzteren  nonägensumus 
vgl.  gr.  tQiäxoatoq  e^t^xocrtog  — ,  und  dieses  wirkte  zurück  auf 
die  cardinalzahl,  indem  es  dieselbe  zu  nondgintä  umgestaltete. 
—  Von  diesen  zahlen  aus,  welche  vielleicht  ein  "^quingensumus 
unterstützte,  verbreitete  sich  das  g  durch  das  ganze  system; 
nur  vic^simus  und  trtcisimus  hat  es  nie  ganz  bezwingen  können. 
Wie,  vom  g  abgesehen,  die  cardinalia  ihren  einfluss  geltend 
gemacht  haben  in  tricisimus  quinquag^simus  sexägesimus  septuä- 
g^simus  nonägSsimus,  so  hat  umgekehrt  octögesimus  eine  neben- 
form  odöginta  zu  octuägintä  hervorgerufen;  ^qtmdrugisimus  ge- 
staltete die  ursprüngliche  form  für  40  zu  quadrägintd  um  und 
entlehnte  diesem  dann  selber  den  vocal  ä.  Der  gleichklang  der 
endung  bei  allen  ordinalien  mag  mit  zur  ausgleichung  von 
-dntt  und  -contä  beigetragen  haben. 

Ich  glaube  nicht  zu  weit  ausgeholt  zu  haben,  um  ein  einzelnes 
lateinisches  g  zu  erklären ;  denn  diesem  g  verdanken  wir  einen 
tiefen  einbiick  in  die  Zahlenbildung  besonders  des  lateinischen. 
Dagegen  muss  ich  mich  wegen  der  vielen  »Urformen«  ent- 
schuldigen, die  ich  behufs  grösserer  deutlichkeit  aufgestellt  habe; 
ich  möchte  die  reale  existenz  keiner  derselben  vertheidigen  und 
habe  bei  ihrer  ansetzung  meist  nur  auf  die  gestaltung  der- 
jenigen laute  rücksicht  genommen,  welche  gerade  in  frage 
kamen. 

Oben  haben  wir  der  einfachheit  der  darstellung  zu  liebe 
kurzweg  angenommen,  die  entwicklung  von  ng  aus  cn  ncn 
zwischen  vocalen  sei  regelmässig,  wie  dies  für  nd  aus  ndn  und 
ntn  durch  unda  fundus  und  durch  die  gerundiva  bezeugt  ist; 
allein  sicher  ist  es  nicht.  Zwar  lüna  beweist  nichts  dagegen, 
da  es  C.  I.  L.  55 :  losna  d.  i.  lousnä  lautet  (Jordan :  Krit.  Beitr. 
z.  G.  d.  1.  Spr.  34  f.)  und  zu  z.  r€U>x?na-  preuss.  lauxnos 
stimmt  (Bugge  ztschr.  XX,  13);  eher  spricht  decSre  :  dignus 
dagegen,  auch  pignus,  wenn  es  zu  pangö  gehört ;  vgl.  auch  üex 
üignus,  larix  larigneus,  Salix  salignus.  Fango  aus  *pacnd  könnte 
leicht  unter  fremdem  einflU3se  stehn,     Eine  entscheidung  läs^t 


314  H.  Thurneysen,  Urspr.  du  in  en  im  lateinischen. 

sich  nur  auf  grund  einer  vollständigen  Sammlung  der  ein- 
schlägigen beispiele  treflfen;  die  Schwierigkeit  besteht  darin,  zu 
wissen,  welche  Wörter  wirklich  hieher  gehören  und  welche 
nicht;  erst  nach  aufhellung  des  lateinischen  vocalismus  wird 
eine  sichere  antwort  erfolgen  können.  Für  die  obigen  auf- 
stellungen  ist  es  natürlich  ohne  belang,  ob  imäginis  vertiginis 
ferrüginis  rein  lautgesetzlich  oder  unter  einfluss  des  nominativs 
entstanden  sind. 

Der  regel,  die  für  die  dentale  gilt,  scheinen  zwei  Wörter 
zu  widersprechen,  nämlich  mercennäriiis  cf.  mercid-  und  penna 
von  der  wurzel  pet  Das  letztere  geht  auf  *petsnä  zurück,  wie 
altlat.  pesnä  (Fest.  205,  209)  zeigt;  mercennärius  dürfte  aus  mer- 
cemo-  entstanden  sein  und  mit  mercSd-  (^merces-d-)  Mercur-im  auf 
ein  substantivum  *merco8  zurückzuführen  sein.  Die  distributiva 
als  viceni  tricSnt  etc.  st.  *vicendt  Hrtcendt  sind,  wie  auch  du- 
cini  ducentent  und  septent  dini  etc.,  analogiebildungen ,  wie  es 
scheint,  nach  sent.  Immerhin  ist  zu  bemerken,  dass  die  Um- 
stellung von  dn  und^nzuwd  nur  nach  kurzen  vocalen  sicher 
bezeugt  ist. 

Zum  Schlüsse  verweise  ich  noch  auf  den  stamm  singtdo- 
aus  *sincl(h,  in  welchem  ncl  zu  ngl  geworden  ist.  Er  ist  darum 
interessant,  weil  wir  daraus  ersehen,  wie  das  g  aus  ursp.  c  in 
Wörtern  wie  gldria  zu  verstehen  ist.  Man  sprach  offenbar  alt- 
lateinisch tovä  doujsid,  aber  acc.  tovän-glouisiäm. 

Basel,  Dezember  1880. 

Rudolf  Thurneysen. 


Noch  einmal  das  präkritische  quantitätsgesetz. 

Nach  meiner  eingehenden  begründung  des  quantitätsgesetzes 
in  den  präkritsprachen  in  dieser  Zeitschrift  XXV,  292  flf.  hätte 
ich  selbst  auf  Goldschmidt's  Zustimmung  hoffen  dürfen.  Der- 
selbe glaubt  aber  bei  seiner  früheren  aufstellung,  dass  doppel- 
consonanz  nur  ein  graphischer  ausdruck  für  die  länge  des 
vorhergehenden  vocals  sei,  und  dass  e  o  stets  lang  seien, 
beharren  zu  dürfen.  Denn:  »So  lange  es  feststeht,  dass  ein 
dichter,  der  sonst  der  reinheit  des  reims  die  äussersten  und 


-  ^ 


H.  Jacobi,  Noch  einmal  das  präkritische  quantitätsgesetz.         315 

sprachwidrigsten  opfer  bringt,  inna  mit  im  etc.  reimt,  kann 
man  es  nicht  vvegdisputieren ,  dass  consonanten verdoppelang, 
hier  wie  im  französischen,  ein  zeichen  der  vocallänge  ist.« 
KZ  XXV  616  anm.  Da  uns  jetzt  der  sorgfältig  edierte  text 
des  Setubandha  vorliegt,  wollen  wir  einmal  jene  zwei  reime  — 
denn  so  viele  sind  es,  auf  die  Goldschmidt  seine  kühne  hypo- 
these  stützt  —  genauer  betrachten.    Der  erste  vers  III  34  lautet : 

bäläavam  va  entam 

dhua'ambälda''Vainsu--nivahacchdam  \ 

kai-sennam  raaniard 

•   •        •  • 

iama-raa-niara  wa  pecchium  pi  aoggä  \\ 

Dieser  vers  ist  in  dem  gewöhnlichen  metrum  Skandhaka  abgefasst. 

Die  Skandhakaverse   pflegen   im  Setubandha  nicht  gereimt  zu 

sein,  und  die  unserm  verse  vorausgehenden  und  folgenden  verse 

zeigen  keine  spur  von  reim.    Bei  gereimten  versen  ist  der  reim 

entweder  auf  beide  halbverse  vertheilt,  oder  jeder  halbvers  hat 

reime ;  da  nun  unser  vers  in  der  ersten  hälfte  keinen  reim  hat, 

so   dürfen  wir  auch  keinen  für  die  zweite  hälfte   annehmen, 

zumal  da  reime  nicht  mitten  im  verse  zu  stehen  pflegen.   Wir 

haben   also  keinen  eigentlichen  reim,   sondern  höchstens  ein 

yamaka,  das  wir  auf  raania  beschränken  könnten.     Ich  will 

aber  einräumen,  dass  raaniard  das  yamaka  bildet,  so  ist  damit 

über  die  quantität  von  raaniara  (vva)  noch  nichts  gesagt.   Die 

Schlusssilben  von  yamakas  wurden  nicht  streng  gleich  gefordert 

cf.  Kävyädarga  III  15 

vishamam  visham  anveti  ^)  madanam  mcidanandanah  \\ 

und  ib.  18: 

ramant  ramaniyä  me  pätaiäpdtalämguJcä. 

Wenn  also  ein  dichter  in  versen,  welche  er  als  muster  für 
dergleichen  kunststücke  gedichtet  hat,  sich  solche  Unregelmässig- 
keiten erlaubte,  um  wieviel  mehr  werden  wir  sie  einem  dichter 
verzeihen,  dem  sich  ein  solches  kunststück  zufällig  und  unge- 
zwungen ergab.  Ist  er  doch  in  folgendem  verse  XI  50  noch 
freier  verfahren,  als  in  dem  vorgeblichen  reime: 

samtihdloana  -  vidiam 
vidia-'i^müla-pia'  damsanüsuahiaatn  \ 
üsuahiaummillam 
ummillosaria-pai-muha-kilimmanti^  \\ 

^)  Der  moderne  eommentator  sucht  durch  eine  unhaltbare  conjectur 
(viahamain  kshnauti)  die  völlige  gleichheit  herzustellen. 


316  H.  Jacobi,  . 

Also  Goldschmidt's  erste  stütze  ist  hinfällig;  seine  zweite  ist 
nicht  viel  besser.    Es  ist  VIII  65: 

dtsai  maa^ulehi  ttaht  nalo  anehim 
samaam  sela-padana-bhaa-unna-loanehim  \ 
jam  hhaliam  aii  sälilam  naina  üraifi 
tarn  tiddhäi  pavaa-kcUadla-viinna-ürafn  \\ 

Hier  haben  wir  wirklich  reime,  aber  was  für  welche! 
Einem  dichterling,  der  in  demselben  verse  aneJiitj^  für  janehim, 
üram  für  düram^)  zu  setzen  wagte,  aus  reiner  reimnoth,  dem 
geben  wir  gerne  ein  vitna^)  für  viinna  mit  in  den  kauf. 
Uebrigens  brauchten  wir  gar  nicht  einmal  inaürarn  als  reim 
anzusehen,  naüram  genügte  zur  noth.  Doch  will  ich  den  reim- 
Schmied  nicht  weiss  waschen:  wenn  er  den  anlautenden  con- 
sonant  eines  selbständigen  Wortes  unterdrückte,  was  sonst  nur 
in  compositis  zulässig  ist,  so  wird  er  sich  auch  bei  der  analogie 
von  väsa  vassa,  tsaro  issaro  etc.  beruhigt  haben  für  die  Schaffung 
eines  vüna  für  viima:  eine  lebendige  kenntnis  der  spräche 
wird  er  nicht  mehr  gehabt  haben.  Die  beiden  (?)  reime  in 
Setubandha  beweisen  also  nichts.  Auf  solches  »reim  dich 
oder  ich  fress'  dich«  irgend  welche  sprachliche  Schlüsse  zu 
bauen,  ist  durchaus  unzulässig. 

Was  nun  die  von  Goldschmidt  so  sehr  urgirte  analogie 
des  präkrit  mit  dem  französischen  betrifft,  so  ist  sie  zum  theil 
schon  längst  anerkannt,  wie  ich  auch  schon  bezüglich  des  ein- 
tretens  von  natürlicher  vocallänge  für  positionslänge  in  meinem 
ersten  artikel  auf  die  südromanischen  sprachen  hingewiesen 
habe,  theils  aber  dehnt  Goldschmidt  sie  zu  weit  aus.  So  wenn 
er  die  reihe  lat.  cowpUta,  franz.  XVI.  jhd.  complette,  jetzige 
Schreibweise  complete  mit  der  indischen  reihe  sanskrit  priman 
präkrit  p^mma,  hindi  pSma  vergleicht.  Die  Schreibweise  conP- 
plette,  ebenso  wie  muette  mit  zwei  t  bezweckt  nicht  die  länge 
oder  kürze  des  vocals  zum  ausdruck  zu  bringen,  sondern  seinen 
klang  als  e  ouvert.  Oder  wenn  man  im  französischen  zu- 
weilen noch  die  etymologisch  berechtigte  doppelconsonanz 
schreibt   wie    in  flamme,    wo  man   einfachen  consonant    mit 


^)  Goldschmidt  hat  selbst  im  index  auf  die  Ungeheuerlichkeit  dieser 
formen  hingewiesen. 

*)  So  nämlich  hätte  Goldschmidt  in  den  text  setzen  müssen,  da  in 
reimen  die  gleicbheit  der  silb^  auch  in  der  schrift  zum  ausdruck  kommen 
musSf 


Noch  einmal  das  präkritische  quantitätsgesetz.  317 

langem  vocal  spricht,  während  man  sich  in  andern  fällen  des 
circonflexe  mit  einfachem  consonanten  bediente,  so  zeigt  das 
nur  das  inconsequente  festhalten  an  historischer  Orthographie 
im  ersteren  falle.  Im  präkrit  aber  kann  man  nicht  von  histo- 
rischer Orthographie  gegenüber  einer  phonetischen  sprechen,  da 
in  allen  indischen  sprachen  nur  von  der  letztern  die  rede  sein 
kann,  insofern  die  alte  schrift  schon  zeichen  für  alle  laute  der 
spräche  besitzt.  Abzusehen  ist  natürlich  von  sanskritischen 
lehnworten  in  den  modernen  sprachen;  diese  werden  so  viel 
wie  möglich  in  der  alten  Orthographie  gegeben,  mag  auch  die 
traditionelle  ausspräche  sich  geändert  haben.  Nur  für  kurzes 
e  0  haben  die  nordindischen  alphabete  keine  zeichen,  daher 
bei  bezeichnung  dieser  laute  schwanken. 

Goldschmidt's  behauptung,  dass  doppelconsonanz  im  prä- 
krit nur  ein  zeichen  der  vocallänge  ist,  lässt  sich  übrigens  auch 
direkt  widerlegen.  Denn  bei  dieser  annähme  wäre  puttassa 
(putrasya)  gesprochen  worden:  pütdsa.  Die  präkritinschriften 
nun  schreiben  bekanntlich  doppelten  consonanten  nicht,  sie 
müssten  also  pütäsa  bieten ;  statt  dessen  bieten  sie  putasa,  Ist 
hier  der  kurze  vocal  etwa  auch  historisch,  d.  h.  nach  sans- 
kritischem vorbilde  ?  Nun,  warum  findet  sich  denn  puve  (i.  e. 
puwe)  =  pürvdh.  Einfach,  weil  der  vocal  in  beiden  fallen  kurz 
war;  der  kurze  vocal  in  puve,  in  hhatinä  (bhrätrd),  in  Tamia- 
pamni  (Tämraparni)  etc.  erklärt  sich  nur  als  \virkung  der  Po- 
sition, welche  auf  den  Inschriften  nicht  einmal  ausdruck  in  der 
schrift  finden  konnte,  zu  deren  kenntnis  wir  auf  die  buchschrift 
angewiesen  sind. 

Die  leugnung  des  quantitätsgesetzes  verwickelt  noch  in 
andere  Schwierigkeiten.  Wie  ist  es  zu  erklären,  dass  aus 
tüshntka  tunhikJca,  aus  sükshma  sümha,  aus  ttkshna  ttnha,  aus 
hrdhmana  bämhana,  aus  madhyähna  majjhänha,  aus  krdnta 
känta  etc.  geworden  ist?  Da  in  diesen  Worten  die  doppel- 
consonanz lautlich  bestand,  konnte  sie  nicht  rein  graphischen 
werth  als  ausdruck  der  vocallänge  haben.  Oder  will  Gold- 
schmidt behaupten,  dass  doppelconsonanz  nicht  nur  sich  mit 
langem  vocal  vertrug  sondern  auch  kurzen  vocal  zum  langen 
machte?  Letzteres  müsste  er  als  eine  consequenz  seiner  an- 
sieht vom  Wesen  der  präkritschrift  annehmen;  und  er  thut  es 
auch  wirklich,  wie  ich  aus  seiner  behauptung  entnehme,  »dass 
e  0  überall,  und  speciell  vor  doppelconsonanz,  lang  waren«. 


318  H.  Jacobi, 

Denn  dsi  t  ü  vor  doppelconsonanz  häufig  zu  e  o  wurden,  Hern. 
I  85,  116,  diese  aber  nach  Goldschmidt  lang  waren,  so  folgt, 
dass  die  doppelconsonanz  verlängernden  einfluss  auf  vorher- 
gehenden vocal  gehabt  haben  müsse.  Eine  solche  annähme 
läuft  aber  allen  sprachlichen  analogien  zuwider.  Das  gegen- 
theil,  die  ersatzdehnung,  findet  sich  dagegen  überall. 

Es  Hessen  sich  leicht  noch  viele  Ungereimtheiten  aus  der 
Goldschmidtschen  ansieht  deduciren;  z.  b.  warum  schrieb  man 
Jcusuma-ppayaro,  was  nach  Goldschmidt  ktASumä-payaro  ge- 
sprochen wäre,  dagegen  kt^uma-paräo?  Da  nach  Goldschmidt 
der  lautliche  werth  von  p  in  payaro  und  paräo  vollständig 
gleich  war,  wie  käme  es,  dass  vor  dem  einen  der  auslautende 
vocal  des  vorausgehenden  Wortes  verlängert  worden  wäre,  vor 
dem  andern  nicht?  Jedoch,  ich  will  mich  darauf  beschränken, 
den  nachweis  zu  liefern ,  dass  in  worten  wie  pcMa  (=  patra) 
weder  das  t  ein  einfaches  t,  noch  das  a  ein  langes  ä  war. 
Wäre  päli  patta  päta  gesprochen  worden,  so  hätte  es  wie 
päli  pata  (=  päta)  im  gewöhnlichen  präkrit  zu  päa,  in  der 
^auraseni  zu  päda  werden  müssen.  Da  dies  nicht  eintrat,  so 
folgt,  dass  in  den  älteren  präkrits  das  t  kein  einfaches,  also 
seine  doppelschreibung  nicht  rein  graphisch  war.  Wollte  sich 
nun  Goldschmidt  durch  die  weitere  annähme  helfen,  dass  ein 
durch  Vereinfachung  einer  ursprünglichen  doppelconsonanz  im 
präkrit  hervorgegangener  einfacher  consonant  eine  besondere, 
sagen  wir  energischere  ausspräche  gehabt  habe,  welche  ihn 
vor  weiteren  Zerstörungen  schützte,  gleichzeitig  aber  seinen  ver- 
längernden einfluss  auf  vorangehenden  vocal  nicht  hinderte,  dass 
also  patta  etwa  päTa  gesprochen  worden  sei,  so  lässt  sich  auch 
die  hinfalligkeit  dieser  ausflucht  leicht  darthun.  Denn  darnach 
wäre  auch  pätti  zu  pätt  geworden,,  was  im  gewöhnlichen  prä- 
krit pdti,  zu  schreiben  patti,  hätte  geben  müssen.  Nun  finden 
wir  aber  pdi,  ferner  gäa  maa  süa  etc.  für  gatra  mätra  sütra  etc., 
nicht  aber  pda  für  patra,  m\a  für  mitra  etc.  Da  nach  obiger 
annähme  das  product  der  consonantengruppe  ein  gleiches  sein 
musste,  so  erklärt  sich  die  Verschiedenheit  des  resultats  nur 
aus  der  Verschiedenheit  des  vorhergehenden  vocals.  Also  haben 
wir  erwiesen,  dass  wenigstens  in  den  altern  stufen  des  präkrits 
patta  mitta  etc.  weder  mit  einem  gewöhnlichen  langen  vocale, 
noch  mit  gewöhnlichen  einfachen  consonanten  gesprochen  wur- 
den.   Da  nun  aber  die  Orthographie  in.  den  altern  und  jungem 


Noch  einmal  das  präkritisehe  quantitätsgesets.  319 

präkrits  dieselbe  geblieben  ist,  so  ist  auch  anzunehmen,  dass 
die  ausspräche  dieselbe  geblieben,  es  müsste  denn  Goldschmidt 
gelingen,  für  das  gegentheil  haltbare  gründe  vorzubringen. 
Goldschmidt's  hypothese  hat  sich  also  als  unbegründet  und  in 
ihren  consequenzen  zu  den  schlimmsten  Widersprüchen  führend 
erwiesen.  Diese  Widersprüche  treten  nicht  ein,  wenn  wir  von 
der  alten  ansieht  über  das  quantitätsgesetz  ausgehen,  deren 
haltbarkeit  die  erfolglosen  angriffe  erhärtet  haben. 

Goldschmidt  sucht  nun  an  stelle  des  quantitätsgesetzes  auf 
grundlage  der  position  ein  unbestimmt  gelassenes  gesetz  vom 
»wortrhythmus  —  in  bezug  auf  den  des  präkrit  sehr  conser- 
vativ  istc  zu  setzen.  Er  scheint  anzunehmen,  dass  die  summe 
der  moren  in  einem  präkritwort  und  seinem  sanskritprototyp 
gleich  sein  müsse.  Daher  suhuma  wegen  des  Zuwachses  einer 
kurzen  silbe  die  Währung  des  »wortrhythmus«  von  sükshma 
durch  kürzung  des  ersten  vocals  erreichte.  Dass  dies  nicht  der 
grund  ist,  habe  ich  schon  KZ  XXIII  597  durch  hinweis  auf 
formen  wie  giläna  sinäna  sineha,  wo  trotz  des  silbenzuwachses 
keine  Verkürzung  des  langen  vocals  eingetreten  ist,  dargethan. 
Der  grund  der  Verkürzung  liegt  in  der  dem  ursprünglich  langen 
vocal  folgenden,  nur  durch  svarabhakti,  welche  samyogam  na 
vihanti  a.  a.  o.  XXV,  605,  gesprengten  doppelconsonanz.  Ging 
letztere  voraus,  so  war  der  vocaleinschub  ganz  ohne  einfluss 
auf  den  folgenden  vocal.  Dies  habe  ich  alles  bereits  in  dem 
aufsatz  »üeber  vocaleinschub  und  vocalisierung  des  y  im  päli 
und  präkrit«  klar  gelegt,  wo  Goldschmidt  auch  hätte  finden 
können,  dass  formen  wie  vtriya  neben  vtriya  nicht  meiner  für 
suhuma  etc.  gegebenen  erklärung  widersprechen.  Denn  bei 
viriya  haben  wir  nicht  vocaleinschub,  sondern  vocalisierung 
des  y.  vvria  ist  ja  schon  im  sanskint  nebenform  von  virya; 
auf  erstere  geht  mriya  im  präkrit  zurück,  auf  virya,  *v^rya 
dagegen  viriya.  So  erklären  sich  auch  bei  andern,  ähnlichen 
Worten  die  vielen  präkritischen  fortsetzer  z.  b. 

(  bhdriä  pr.  hhäriyd 
hhwria   l  (  pr.  hhajjä 

I  hhärya  *ihär'yä  | 

f  päli  bhäriyä 

die  formen  vtriyd  bhäriyä  etc.  sind  also  ganz  anders  entstanden 
als  suhuma  etc.  Mit  letztern  formen  würde  ich  jetzt  geneigt 
sein  hhariyd  viriyd  etc.  auf  eine  linie  zu  stellen. 


320        H.  Jacobi,  Noch  einmal  das  präkritische  quantitätsgesetz. 

Steht  somit  das  quantitätsgesetz  auf  grundlage  der  position 
als  fundamentalgesetz  aller  präkritsprachen  fest,  so  ergiebt  sich 
die  kürze  von  e  o  vor  doppelter  consonanz  als  nothwendige 
consequenz.  Auch  habe  ich  dem  über  diesen  punkt  in  meinem 
ersten  aufsatz  gesagten  nichts  hinzuzufügen.  Hätte  Goldschmidt 
meine  dortigen  auselnandersetzungen  besser  erwogen,  so  würde 
er  mir  jetzt  nicht  die  frage  entgegen  halten:  »soll  es  denn 
Zufall  sein,  dass  dieses  scheinbare  ^  o  sich  nur  da  findet,  wo 
die  grammatik  nebenformen  auf  i  u  lehrt,  und  dass  kein 
anderes  e  o  jemals  kurz  ist  ?«  Das  ist  kein  zufall,  sondern  sehr 
natürlich;  denn  wie  hätten  die  grammatiker  anders  die  kürze 
von  e  und  o  bezeichnen  sollen,  wenn  es  darauf  ankam  die 
quantität  hervorzuheben,  als  durch  i  resp.  a  und  u? 

Endlich  sei  noch  erwähnt,  dass  in  den  gäthäs  selbst  der 
ältesten  heil,  Schriften  der  Jainas  schliessendes  e  und  o  anceps 
sind.  Meine  demnächst  erscheinende  ausgäbe  des  Äcäränga 
Sütra  wird  belege  dafür  in  menge  liefern.  Hier  haben  wir 
also  in  einer  viel  älteren  sprachperiode  als  der  im  Setubandha, 
Häla  etc.  vorliegenden  unzweifelhaft  kurz  gemessenes  e  und  o. 
An  einfluss  von  Apabhram<ja  ist  da  noch  nicht  zu  denken. 

Ich  glaube  im  vorhergehenden  die  unhaltbarkeit  der  Gold- 
schmidtschen  hypothese  zur  genüge  dargethan  zu  haben.  Wenn 
dieselbe  nicht  einen  cardlnalpunkt  der  präkritgrammatik  beträfe 
und  nicht  von  einem  sonst  so  gründlichen  kenner  des  präkrit 
aufgestellt  worden  wäre,  würde  ich  derselben  keine  so  ein- 
gehende und  ernsthafte  Widerlegung  zu  theil  haben  werden  lassen. 

Münster  i.  W.,  13.  Mai  1881. 

H.  Jacobi. 


Entgegnung. 

Hr.  J.  F.  Kräuter  hat  in  dem  Mai-Juni-heft  der  Zeit- 
schrift f.  Orthographie  s.  201  f.  meiner  in  dieser  zs.  XXV,  419  fif. 
veröffentlichten  abhandlung:  »lenuis  und  media«  eine  be- 
sprechung  gewidmet,  deren  anfang  lautet:  »Herr  J.  Hoflfory 
hat  sich  bereits  vor  einigen  jähren  in  derselben  Zeitschrift  be- 
kannt gemacht  durch  seine  versuche  in  verschiedenen  sprachen, 


i.  Hoffbry,  äntgegnutig.  g^i 

namentlich  im  dänischen,  flüsterlaute  nachzuweisen.  Leider 
sah  er  sich  hinterher  (s.  Scherer,  zur  geschichte  der  deutschen 
spräche,  2.  aufläge,  anhang)  zu  dem  eingeständnisse  genöthigt, 
einmal,  dass  er  nicht  wusste  was  flüsterlaute  sind,  zweitens 
dass  es  im  dänischen  keine  b,  d,  g,  J  (d.  h.  geflüsterte  b,  d,  g,  I) 
giebt.  Wenn  ein  philologe  einen  angeblich  diplomatisch  ge- 
treuen abdruck  einer  von  ihm  entdeckten  Horaz-  oder  Nibe- 
lungenhandschrift veröffentlichte  und  hernach  zugeben  müsste, 
dass  er  keine  alten  manuscripte  zu  lesen  versteht  und  um  sich 
aus  der  Verlegenheit  zu  helfen,  kritiklos  den  Brücke'schen, 
wollte  sagen  Haupt'schen  oder  Zamcke'schen  text  nachgebetet 
hat,  so  würde  sich  jeder  herausgeber  einer  fachzeitschrift  hüten, 
von  diesem  manne  weitere  beitrage  anzunehmen.  Aber  in  der 
lautwissenschaft  herrscht  vor  der  band  unbegrenzte  gemüthlich- 
keit.    So  erhält  denn  herr  Hoffory  abermals  das  wort«  etc. 

Ich  erwidere  darauf  folgendes: 

Es  ist  eine  nackte  Unwahrheit,  dass  meine  erstlings- 
arbeit  den  zweck  verfolge  »in  verschiedenen  sprachen,  nament- 
lich im  dänischen,  flüsterlaute  nachzuweisen«.  Der  betreffende 
aufsatz  (»phonetische  Streitfragen«,  zs,  f.  vergl.  Sprachforschung, 
XXIII,  525 — 58)  behandelt  in  sechs  capiteln  resp.  die  mouil- 
lirten  laute,  die  r-laute,  die  Waute,  die  nasale,  die  halbvocale, 
und  die  vocale,  enthält  aber  durchaus  keine  Untersuchungen 
über  die  »flüsterlaute«.  Es  kömmt  dieser  ausdruck  überhaupt 
nur  ein  einziges  mal  in  der  abhandlung  vor,  nämlich  s.  536, 
wo  ich  ganz  beiläufig  in  einer  anmerkung  erwähnte,  dass 
die  b-,  d-y  gr- laute  im  dänischen  nicht  wie  in  den  meisten 
anderen  sprachen  wirklich  tönend,  sondern,  wie  man  damals 
nach  Brückes  Vorgang  allgemein  sagte,  geflüstert  sind.  Eine 
Untersuchung  über  die  physiologische  beschaffenheit  der  flüster- 
laute und  über  ihr  vorkommen  in  den  verschiedenen  sprachen 
war  aber  durchaus  nicht  von  mir  beabsichtigt,  noch  hatte  ich 
dazu  nach  der  ganzen  anläge  meiner  abhandlung  die  geringste 
veranlassung.  Später  jedoch,  nach  dem  erscheinen  meines  auf- 
satzes,  erkundigte  sich  prof.  Scherer  bei  mir  über  die  natur 
und  das  vorkommen  der  dänischen  6-,  d-,  ^-laute.  üeber  den 
letzteren  punkt,  der  mir  schon  längst  klar  war,  konnte  ich  so- 
gleich die  erwünschten  aufschlüsse  geben;  über  die  physio- 
logische beschaffenheit  der  betreffenden  laute  sprach  ich  mich 

ZeiUchrift  flir  vergl.  Sprachf.  N.  F.  VI.  3.  21 


340  l  Schmidt, 

sg.  und  du.  gebildet  werden;  als  beispiele  werden  angeführt 
pl.  mamsi,  instr.  mamsa,  du.  manbhyam.  Der  acc.  sg.  aber 
lautet  mds  RV.  IV,  33,  4.  V,  29, 8.  Dass  diese  nasallose  form 
älter  als  die  Sprachtrennung  ist,  beweist  lit.  mesä.  Dies  kann 
nicht  aus  dem  im  preuss.  vorliegenden  mensa  =  abulg.  m^o, 
got.  mime  entstanden  sein,  denn  ens  wird  Bs,  nicht  es.  Aus 
*mensa  ist  es  ebensowenig  herzuleiten,  denn  e  =  indog.  ^  hätte 
nach'  dem  beim  acc.  pl.  bemerkten  vor  ns  verkürzt  werden 
und  dann  ebenfalls  *mesa,  nicht  mesä  entstehen  müssen,  mesh 
ist  also  von  dem  indog.  nom.  m^s  beeinflusst  wie  skr.  mdmsdh 
von  den  casus  obliqui  des  primitlvum,  während  preuss.  mensa, 
got.  mimZy  abulg.  m^o  die  dem  oxytonierten  secundärstarame 
von  rechtswegen  gebührende  gestalt  bewahrt  haben  (s.  ztschr. 
XXVI,  16,  wo  m^Snsa  verdruckt  ist  statt  m^sä), 

3)  Indog.  mens-  monat  ergiebt  sich  aus  lesb.  ikijwoq^  (j^v- 
v«<r<r#,  lat.  gen.  pl.  m^nsum  (Neue  P  259  f.),  mit  apex  MENS 
L  R.  N.  6546  (d.  i.  mBnsibiiS,  W.  Schmitz  beitr.  z.  lat.  sprach- 
und  literaturkunde  8.  33).  Lit.  menü,  mSnesio  und  got.  m^na, 
mSnöps,  welche  die  länge  des  vocals  weiter  bezeugen,  werden 
demnächst  zur  spräche  kommen.  Das  entsprechende  skr.  maths 
nehmen  Grassmann  wtb.  und  de  Saussure  (mömolre  p.  120  note) 
in  ved.  mamgcatü-  an  (anders  BR.).  Der  nom.  lautet  skr.  mds 
=  abaktr.  maog-ca,  mao,  und  von  hier  aus  hat  sich  die  nasal- 
lose form,  welche  in  den  cas.  obl.  nicht  entstanden  sein  kann, 
auf  alle  casus,  acc.  mdsam  =  abaktr.  mdonhem  usw.  und  auf 
die  ableitung  mdsa-s  =  abaktr.  maonhö,  apers.  gen.  mahyä 
erstreckt.  Auch  abulg.  mSs^  kann  für  indog.  mes  zeugen, 
muss  es  aber  nicht  (vgl.  pSsUküj  skr.  päthsü-s  u.  a.  voc.  I,  85  f.). 

4)  Der  plural  zu  skr.  gdm,  abaktr.  gäm,  hom.  argiv.  ßcSv 
lautet  übereinstimmend  skr.  gds,  abaktr.  gao,  dor.  ßcSg  (ztschr. 
XXV,  19). 

5)  Der  altbaktrische  nom.  acc.  pl.  ntr.  der  os-stämme,  z.  b. 
vacao  verhält  sich  zu  skr.  väcamsi  genau  wie  skr.  ndmä  pl.  zu 
ndmän-i,  d.  h.  vacoo  ist  aus  *v<icans  entstanden.  Im  indischen 
ist  die  i-lose  bildung  ebenfalls  erhalten,  nur  nicht  mehr  in 
pluralischer  function.  Wie  der  ursprüngliche  plural  ndma  vedisch 
auch  als  nom.  acc.  sg.  fungiert,  so  ist  die  arische  pluralbildung 
auf  'OS  singularisch  gebraucht  und  nur  in  dieser  Verwendung 
erhalten.  Belegt  wird  sie  durch  die  von  Lanman  Joum.  Amer. 
Or.  Soc.  X,  560  verzeichneten  nom.  acc.  sg.  ntr.  devävyacäs  usw. 


Das  sniAx  des  imrticipiiua  perfecü  actirl.  341 

Dem  Verhältnisse  von  arisch  vdcas  zu  plur.  *vacäs  entspricht 
das  von  q)aog  :  (powq,  ^tyog  :  rigor-  (griech.  ^^tycog  folgt  aus 
^tycSpy  welches  nur  aus  ^Qtymsv,  nicht  "^^^yosv  contrahiert  sein 
kann;  von  ^tyoq  ist  hom.  ^iyi^as  abgeleitet  wie  von  äXyoq  «A- 
y^aag)^  lat.  adör- :  adör-,  decus  :  decör-,  skr.  bhdrgas^  fulgur: 
ftUgör-,  skr.  dmhas  :  angör-,  sQsvd-og :  rübör-,  rstxog,  got.  gadigis  : 
figüra  (weitergebildet  wie  auröra),  got.  sigis  :  ags.  sigor  u.  a., 
wie  ich  hier  nicht  näher  begründen  kann;  es  sei  auf  das  ver- 
wiesen, was  Mahlow  s.  74  nach  meinen  andeutungen  ausge- 
führt hat.  Also  auch  hier  ist  der  nasal  nachweislich  schon  in 
der  Ursprache  geschwunden. 

6)  Skr.  J(fe  nachkommenschaft  kann  nur  aus  *jans  entstanden 
sein.  Dass  der  nasal  nicht  erst  im  skr.  oder  arischen  ge- 
schwunden ist  wie  in  jatd-,  abaktr.  zäta-,  lehren  dsa-novi^g, 
abulg.  gos-podi  =  jds-pcUis.  Eine  nasallose  >wurzel«  hat  nie 
bestanden,  s.  ztschr.  XXV,  15  f.  Weitere  nominative  auf  -äs 
aus  -ans  oder  -ams  wird  ein  am  Schlüsse  dieser  abhandlung 
folgender  excurs  nachweisen. 

Diese  beispiele  genügen  wohl  für  den  nachweis,  dass  nicht 
erst  im  arischen,  sondern  bereits  in  der  Ursprache  jeder  nasal 
zwischen  langem  vocale  und  auslautendem  s  geschwunden  ist. 
In  diesem  lautgesetze  haben  wir  den  schlüssel  zur  deciination 
der  participia  perfecti  activi  und  der  comparative.  sidcig  und 
abaktr.  vfdhväo  stammen,  wie  Brugman  richtig  gesehen  hat, 
von  einer  schon  in  der  Ursprache  nasallosen  form.  Diese  ist 
jedoch  aus  einer  nasalierten  entstanden  und  der  acc.  skr. 
vidvdmsam  nicht  im  mindesten  unursprünglicher  als  der  nom. 
abaktr.  vidhvao. 

Aber  verbieten  nicht  skr.  vidvdn  und  lit.  padarens,  den 
nom.  schon  für  die  Ursprache  als  vidvds  anzusetzen?  Durchaus 
nicht.  Nehmen  wir  an,  das  skr.  habe  aus  der  Ursprache  über- 
nommen nom.  *vidvds,  acc.  vidvdmsam,  dann  die  starken  casus 
unter  einander  ausgeglichen,  so  dass  der  allein  abweichende 
nom.  sg.  das  volle  suffix  der  übrigen  wieder  erhielt  zu  einer 
zeit,  als  das  gesetz,  welches  indogermanisches  -ans  in  -äs  ge- 
wandelt hatte,  längst  ausser  kraft  war.  Dann  fiel  dieser  nom. 
vidvdfks  unter  das  im  sanskrit  für  auslautendes -^n$  geltende 
gesetz.  Andere  Zeiten,  andere  lautgesetze.  Es  giebt  im  sanskrit 
einige  auslautende  -ans,  welche  in  der  Ursprache  sicher  nicht 
so  vorhanden  waren,   nämlich  erstens  solche,  die  in  der  ur- 


342  l  Schmidt, 

spräche  noch  kurzen  vocal  vor  ns  hatten,  und  zweitens  solche, 
die  in  der  Ursprache  zwar  langen  vocal  aber  noch  einen  con- 
sonanten  hinter  sich  hatten,  der  erst  durch  das  indische  aus- 
lautsgesetz  getilgt  wurde.  Beide  sind  völlig  gleich  und  anders 
behandelt  als  die  Ursprache  auslautendes  ns  hinter  langem 
vocale  behandelt  hatte:  1)  d^^fhs  tdtra,  dgvamg  ca^  äfvan  dtra, 
df^an  (speciellere  nachweise  bei  Lanman  on  noun-inflection  in 
the  Veda,  Journ.  Americ.  Orient.  See.  X,  346);  2)  die  durch 
die  vrddhi  des  wurzelvocals  als  3.  sg.  des  sigmatischen ,  nicht 
des  sogenannten  einfachen  aorists  erwiesenen  cUan  (tan),  ayan 
(yam)  RV.,  denen  Whitney  gr.  §  890  noch  khan  (khan),  anän 
(nam)  zufügt;  vor  vocalen  steht  ayän  RV.  VI,  71,  5;  X,  139,  1; 
U,  38, 3,  worin  die  nachwirkung  des  s  noch  klar  ersichtlich  ist 
(s.  Whitney  zu  Ath.  prat.  II,  27).  Genau  so  ist  der  im  sanskrit 
neu  gebildete  nom.  vidvdms  behandelt:  vidvdms  tdtra,  vidvdmg 
cUcüvdn,  vor  vocalen  vidvän,  im  absoluten  auslaut  vidvdn  (nach- 
weise bei  Lanman  512). 

Im  litauischen  wären  die  indog.  nom.  -vOSj  acc.  "Vänsjn  ^) 
lautgesetzlich  zu  ves  (vgl.  mes-ä),  acc.  -vens-im  und  mit  der 
vor  n  -f-  consonant  gesetzmässigen  Verkürzung  -vens-im  geworden, 
also  nach  schwund  des  v  (s.  333)  z.  b.  *sukes,  *sukensim.  Eine 
ähnliche  dififerenz  zwischen  nom.  und  acc.  bestand  einst  bei 
den  part.  praesentis.  Bezzenberger  (beitr.  z.  gesch.  d.  lit.  spr. 
80.  157)  führt  aus  Bretken  einen  zwar  vereinzelten  aber  durch 
die  Übereinstimmung  mit  den  lettischen  participialadverbien 
sedu  sitzend  usw.  (Bielenstein  K,  176.  277),  abulg.  s^y,  griech. 
(piQwv  legitimierten  nom.  sedu  sitzend  {u  s=  nasaliertem  u) 
an  ^).  Dieser  alte  nom.  auf  -w  ist  durch  einen  aus  dem  acc, 
neu  gebildeten  auf  ^-ants,  heute  -qs  verdrängt  worden.  Gerade 
ebenso  ist  im  part.  perf.  der  alte  nom.  *-es  durch  den  aus  dem 
acc.  neu  gebildeten  -*ens-s  =  heutigem  -^  ersetzt.  Über  die 
weiteren  Schicksale  des  accusativs  wird  später  zu  handein  sein. 

Also  skr.  vidvdn  und  lit.  suk^  widersprechen  dem  ansatze 
eines  indog.  nom.  vidvds  nicht.  Ob  dieser  seinen  nasal  schon 
verloren  hatte,   ehe  der  accent  die  vocalisation  der  Ursprache 


^)  Es  sei  gestattet  das  suffix  vor  der  hand  noch  in  seiner  arische 
vocalisation  aufzuführen.  Wenn  das  consonantengerippe  klar  gestellt  sein 
wird,  sollen  die  vocale  nach  möglichkeit  zu  ihrem  rechte  kommen. 

*)  Bezzenbergers  herleitung  des  -u  aus  -ants  verstösst  gegen  die  laut- 
geselze. 


Das  sufBx  des  iMurtieipliim  perfeeti  acÜTi.  34S 

durchgreifend  omgestaltete,  oder  erst  nach  dieser  periode,  wird 
kaum  zu  entscheiden  sein.  Nehmen  wir  ersteres  an,  dann 
lagen,  als  der  accent  vorhergehende  lange  vocale  zu  kürzen 
begann,  schon  zwei  Stammvariationen  -vas  und  -väns-  vor. 
Nach  dem  ztschr.  XXV,  30  f.  dargelegten  accentgesetze  konnten 
sich  zu  jeder  von  beiden  zwei  schwache  formen  entwickeln,  je 
nachdem  der  accent  die  unmittelbar  folgende  oder  die  zweit- 
folgende silbe  traf:  1)  vds :  vas  -^ :  ws  -  ^  ,  2  j  väns  :  vans  ^  :  uns  -  \ 
Die  schwachen  formen  der  ersteren  vom  nominativ  ausge- 
gangenen reihe  siegten  dann  schon  in  der  Ursprache  über  die 
der  letzteren.  Nehmen  wir  dagegen  an,  der  nominativ  habe 
semen  nasal  erst  nach  fixierung  des  ablautes  verloren,  dann 
sind  die  zur  herrschaft  gelangten  schwachen  vas  und  us  erst 
nach  falscher  analogie  zu  dem  nasallos  gewordenen  nominative 
neu  gebildet  an  stelle  des  früheren  vans  und  uns.  Dass  ein 
lautgesetzlich  aus  ^ns  oder  öns  entstandener  nom.  auf  es  oder 
üs  schon  in  der  Ursprache  nasallose  casus  obliqui  mit  -es-  her- 
vorrufen konnte,  beweist  die  Übereinstimmung  von  ved.  su-pra- 
jdsas  mit  äatf-notiigj  abulg.  gos-pocK  von  dem  stamme  indog. 
yö»s-,  nom.  yös  =  skr.  jds  (ztschr.  XXV,  15  f.  145).  Ein  ent- 
sprechender indischer  fall  ist  candrd-mas,  welches  schon  vedisch 
alle  casus  obliqui  mit  -mos  bildet,  gen.  candrd-^nasas  usw. 
(Lanman  a.  a.  o.  547.  555).  Unursprüngliches  eindringen  von 
n  in  (A^pa,  m^nsis  wird  wohl  niemand  annehmen  wollen. 

An  stelle  des  mittleren  Stammes  -vos-  hat  das  skr.  -vat-: 
vidvdtsu,  vidvddbhis,  welches  seit  Bopp  mit  griech.  -or- :  eiäovog, 
€id6(ft  verbunden  wird.  Sichere  anzeichen  fähren  darauf,  dass 
auch  im  altbaktrischen  dies  -vat-  einst  vorhanden  war  (s.u.).  Nach 
Brugman  >muss«  das  t  durch  falsche  analogie  übertragen  sein 
(ztschr.  XXIV,  73.  79).  Auch  hier  wie  bei  den  ns  enthaltenden 
formen  verfahrt  er  nach  dem  grundsatze  >divide  et  imperac  Die 
indischen  formen  mit  V€U  erklärt  er  als  »analogiebildungen  nach 
den  entsprechenden  casus  der  van^-stämmec,  vidvddbhis  vidvdtsu 
nach  padvddbhis  padvdtsu  (s.  72).  Erinnern  wir  uns,  dass 
auch  vidvdmsam  »auf  einer  association  an  die  t;an^-stämme 
beruht«  laut  s.  90.  Also  dieselben  van^-stämme ,  welche  nach 
Brugman  ursprünglich  keinen  einzigen  casus  hatten,  der  auf 
den  entsprechenden  der  participia  reimte,  denen  mithin  jeder 
angriffspunkt  fehlte,  von  dem  aus  sie  die  declination  der  parti- 
cipia beeinflussen  konnten,  sollen  trotzdem  diese  nicht  nur  be- 


342  '.  Schmidt» 

spräche  noch  kurzen  vocal  vor  ns  hatten,  und  zweitens  solche, 
die  in  der  Ursprache  zwar  langen  vocal  aber  noch  einen  con- 
sonanten  hinter  sich  hatten,  der  erst  durch  das  indische  aus- 
lautsgesetz  getilgt  wurde.  Beide  sind  völlig  gleich  und  anders 
behandelt  als  die  Ursprache  auslautendes  ns  hinter  langem 
Tocale  behandelt  hatte:  1)  dgvOfhs  UUra,  äevamgcay  dgvan  äira, 
df^an  (speciellere  nachweise  bei  Laninan  on  noun-inflection  in 
the  Veda,  Journ.  Americ.  Orient.  See.  X,  346);  2)  die  durch 
die  vrddhi  des  wurzelvocals  als  3.  sg.  des  sigmatischen ,  nicht 
des  sogenannten  einfachen  aorists  erwiesenen  cUan  (tan),  ayan 
(yam)  RV.,  denen  Whitney  gr.  §  890  noch  khan  (khan),  anan 
(nam)  zufügt;  vor  vocalen  steht  ayän  RV.  VI,  71,  5;  X,  139,  1; 
II,  38, 3,  worin  die  nach  Wirkung  des  s  noch  klar  ersichtlich  ist 
(s.  Whitney  zu  Ath.  prät.  II,  27).  Genau  so  ist  der  im  sanskrit 
neu  gebildete  nom.  mdvdms  behandelt:  vidväms  tdhra,  vidvdmg 
eiküvdn,  vor  vocalen  vidvdn,  im  absoluten  auslaut  vidvdn  (nach- 
weise bei  Lanman  512). 

Im  litauischen  wären  die  indog.  nom.  -vOs,  acc.  -väns^  ^) 
lautgesetzlich  zu  ves  (vgl.  mes-d),  acc.  -vens-im  und  mit  der 
vor  n  -f-  consonant  gesetzmässigen  Verkürzung  -vens-im  geworden, 
also  nach  schwund  des  v  (s.  333)  z.  b.  *sukes,  ^stdcensim.  Eine 
ähnliche  dififerenz  zwischen  nom.  und  acc.  bestand  einst  bei 
den  part.  praesentis.  Bezzenberger  (beitr.  z.  gesch.  d.  lit.  spr. 
80.  157)  fuhrt  aus  Bretken  einen  zwar  vereinzelten  aber  durch 
die  Übereinstimmung  mit  den  lettischen  participialadverl)ien 
sedu  sitzend  usw.  (Bielenstein  K,  176.  277),  abulg.  s§dy,  griech. 
(piQwv  legitimierten  nom.  sedu  sitzend  {u  ^=  nasaliertem  u) 
an  ^).  Dieser  alte  nom.  auf  -w  ist  durch  einen  aus  dem  acc. 
neu  gebildeten  auf  ^-ants,  heute  -qs  verdrängt  worden.  Gerade 
ebenso  ist  im  part.  perf.  der  alte  nom.  *-es  durch  den  aus  dem 
acc.  neu  gebildeten  -*ens-s  =  heutigem  -^  ersetzt.  Über  die 
weiteren  Schicksale  des  accusativs  wird  später  zu  handeln  sein. 

Also  skr.  vidvdn  und  lit.  sük^  widersprechen  dem  ansatze 
eines  indog.  nom.  vidvds  nicht.  Ob  dieser  seinen  nasal  schon 
verloren  hatte,   ehe  der  accent  die  vocalisation  der  Ursprache 


^)  Es  sei  gestattet  das  suffix  vor  der  hand  noch  in  seiner  ansehe 
vocalisation  aufzuführen.  Wenn  das  consonantengerippe  klar  gestellt  sein 
wird,  sollen  die  vocale  nach  möglichkeit  zu  ihrem  rechte  kommen. 

*)  Bezzenbergers  herleitung  des  -u  aus  -anta  verstösst  gegen  die  laut- 
gesetze. 


i)as  sufBx  des  iMurtieipliim  perfectt  acUvi.  34S 

durchgreifend  umgestaltete,  oder  erst  nach  dieser  periode,  wird 
kaum  zu  entscheiden  sein.  Nehmen  wir  ersteres  an,  dana 
lagen,  als  der  accent  vorhergehende  lange  vocale  zu  kürzen 
begann,  schon  zwei  Stammvariationen  -vOs  und  -väns-  vor. 
Nach  dem  ztschr.  XXV,  30  f,  dargelegten  accentgesetze  konnten 
sich  zu  jeder  von  beiden  zwei  schwache  formen  entwickeln,  je 
nachdem  der  accent  die  unmittelbar  folgende  oder  die  zweit- 
folgende silbe  traf:  1)  väs  :vas^\  m5  -  ^ ,  2 j  väns  :  vans  ^  :  uns  -  \ 
Die  schwachen  formen  der  ersleren  vom  nominativ  ausge- 
gangenen reihe  siegten  dann  schon  in  der  Ursprache  über  die 
der  letzteren.  Nehmen  wir  dagegen  an,  der  nominativ  habe 
seinen  nasal  erst  nach  fixierung  des  ablautes  verloren,  dann 
sind  die  zur  herrschaft  gelangten  schwachen  vcis  und  as  erst 
nach  falscher  analogie  zu  dem  nasallos  gewordenen  nominative 
neu  gebildet  an  stelle  des  früheren  vans  und  uns,  Dass  ein 
lautgesetzlich  aus  ^ns  oder  öns  entstandener  nom.  auf  es  oder 
öS  schon  in  der  Ursprache  nasallose  casus  obliqui  mit  -es-  her- 
vorrufen konnte,  beweist  die  Übereinstimmung  von  ved.  su-pra- 
jäsas  mit  daü-notiigj  abulg.  gos-pocK  von  dem  stamme  indog. 
yöns-y  nom.  yös  =  skr.  jds  (ztschr.  XXV,  15  f.  145).  Ein  ent- 
sprechender indischer  fall  ist  candrd-mas,  welches  schon  vedisch 
alle  casus  obliqui  mit  -mos  bildet,  gen.  candrd-^nasas  usw. 
(Lanman  a.  a.  o.  547.  555).  Unursprüngliches  eindringen  von 
n  in  f^fva,  mensis  wird  wohl  niemand  annehmen  wollen. 

An  stelle  des  mittleren  Stammes  -vas-  hat  das  skr.  -vat-: 
vidvdtsu,  vidvddbhis,  welches  seit  Bopp  mit  griech.  -or- :  eiöotog, 
Bid6(ft  verbunden  wird.  Sichere  anzeichen  führen  darauf,  dass 
auch  im  altbaktrischen  dies  -vat-  einst  vorhanden  war  (s.u.).  Nach 
Brugman  >muss€  das  t  durch  falsche  analogie  übertragen  sein 
(ztschr.  XXIV,  73.  79).  Auch  hier  wie  bei  den  ns  enthaltenden 
formen  verfahrt  er  nach  dem  grundsatze  »divide  et  imperac  Die 
indischen  formen  mit  vat  erklärt  er  als  »analogiebildungen  nach 
den  entsprechenden  casus  der  t;an^-stämme«,  vidvddbhis  vidvdtsu 
nach  padvddbhis  padvdtsu  (s.  72).  Erinnern  wir  uns,  dass 
auch  vidvdmsam  >auf  einer  association  an  die  t;an^-stämme 
beruht«  laut  s.  90.  Also  dieselben  van^stämme,  welche  nach 
Brugman  ursprünglich  keinen  einzigen  casus  hatten,  der  auf 
den  entsprechenden  der  participia  reimte,  denen  mithin  jeder 
angriffspunkt  fehlte,  von  dem  aus  sie  die  declination  der  parti- 
cipia beeinflussen  kennten,  sollen  trotzdem  diese  nicht  nur  be- 


344  l  Schmidt, 

einflusst  sondern  noch  dazu  auf  drei  verschiedene  casus  der 
angeblichen  vos- stamme  in  drei  verschiedenen  weisen  gewirkt 
haben,  padväntam  soll  seinen  nasal  auf  vidvdrhsam  übertragen, 
das  s  aber  unberührt  gelassen,  dagegen  padvdtsu  sein  t  an 
stelle  des  s  in  *vidvctssu  gedrängt,  endlich  padvdtt  auf  vidüshl 
überhaupt  nicht  gewirkt  haben.  Ich  übertreibe  die  skepsis 
wohl  nicht,  wenn  ich  dies  für  unglaublich  erkläre.  Im  verfolg 
wird  sich  zeigen,  dass  in  den  hier  erwähnten  formen  überhaupt 
keine  einwirkung  der  van^-stämme  stattgefunden  hat,  in  anderen 
vielmehr  die  vöm-stämme  auf  die  vatt^-stämme,  nicht  diese  auf 
jene  gewirkt  haben.  Nicht  besser  steht  es  mit  der  erklärung 
des  griech.  -or-.  Wenn  das  griechische  die  von  Brugman  als 
ursprünglich  geforderten  formen  *j:€tdj:6<sa  usw.  bewalirt  und 
lautgesetzlich  zu  *«/deö,  gen.  att.  *ei6ovgj  dat.  *£i6ot  weiter  ent- 
wickelt hätte,  wäre  eine  »calamitätc  eingetreten  (s.  78),  Wer 
sich  erinnert^  dass  a/dcJ,  aidovg,  aidoZ,  ^c5  u.  s.  w.  und  die 
gleichlautenden  casus  der  w- stamme  ohne  jegliche  beschwerde 
ertragen  sind,  wird  das  Vorhandensein  der  >calamität«  über- 
haupt nicht  anerkennen.  Um  sie  zu  beseitigen,  habe  man  das 
T  von  q>kQovx'  übertragen.  >Aber  warum  schuf  die  spräche 
nicht  *€#d6vf:-,  wie  ja  sonst  nach  der  vollen  analogie  des  prä- 
sens  z.  b.  xexlfjyovTBg,  nsipQintovxBq  geschaffen  wurde?  Grund 
sind  wohl  die  nominative  tidtaq  und  sidog,  indem  sich  zu  diesen 
eine  nasallose  flexion  besser  schickte  als  eine  nasalierte.  Man 
vergleiche  auch  die  Wörter  wie  %Qfig  xgiOTog,  yHrng  yiXcoTog, 
von  denen  s.  29  die  rede  war:  hier  hat  die  flexion  mit  t  eben- 
falls einen  unbequemen  hiatus  beseitigt  und  die  nominativform 
auf  -mg  erzeugte  in  den  andern  casus  nur  ein  -r,  kein  -vr.c 
Die  flexion  yiXcdg  yiXcoTog  ist  bekanntlich  erst  nachhomerisch 
an  stelle  der  homerischen  dat.  yiX(p  (yiXo$  t),  acc.  yiXfa  (var. 
yik(av)y  yikov  getreten.  Von  der  flexion  xgdg  xgcovog  finden 
sich  nur  drei  spuren  bei  Homer  x^a)T6^  K  575,  acc.  xgcot" 
a  Yl^,  179  gegenüber  19  x^ooc,  41  xQ^h  34  xßoa,  also  drei  xp«v- 
gegenüber  vierundneunzig  laut  Brugman  »unbequemenc  ;cpo-. 
Hiemach  ist  die  flexion  x^wto^,  wenn  überhaupt  homerisch, 
jedesfalls  erst  in  der  spätesten  zeit  der  epischen  dichtung  ein- 
getreten. Bei  Homer  giebt  es  kein  einziges  wort  der  flexion 
nom.  -«$,  gen.  -oxog,  nach  dessen  muster  die  participia,  welche 
auch  bei  ihm  nie  anders  als  -mgy  -ozog  (mzog)  flectieren,  neu 
gebildet  sein  könnten.    Wenn   also  überhaupt  eine  beziehung 


Das  suffix  des  t)ari]dpiaili  perfecti  acüvi.  346 

zwischen  der  flexion  xgcotög  und  stdotoq  besteht,  dann  kann 
augenscheinlich  nur  erstere  nach  letzterer  (xQfaq^  %Qm%6g  nach 
fji€(Aacüg,  (A€(Aa(STog)  gebildet  sein,  nicht  umgekehrt.  Zu  den 
von  Brugman  nicht  erklärten  indischen  und  griechischen  formen 
kommt  endlich  eine  von  ihm  übersehene  gotische.  Den  ur- 
sprünglich consonantischen  stamm  veüvöd-  zeuge  hat  Bühler 
or.  u.  occ.  n,  341  f.  als  altes  part,  perf.  erkannt.  Der  nom. 
pl.  galiuga-veUvöds  I  Cor.  15,  15  entspricht  fast  laut  für  laut 
dem  griech.  jsidovsg. 

Wer  die  Übereinstimmung  des  skr.  -vat-,  griech.  -ot-  und 
got.  'Vöd'  vorurtheilsfrei  ansieht,  wird  auch  hier  zu  dem 
Schlüsse  gedrängt,  dass  das  t  schon  in  irgend  einer  form  der 
Ursprache  vorhanden  gewesen  ist.  Ob  das  verhältniss  dieses  t 
zu  dem  s  anderer  casus  erklärt  werden  kann,  ist  eine  davon 
ganz  unabhängige  frage,  deren  eventuelle  Verneinung  an  seinem 
thatsächlichen  bestehen  nichts  ändert.  Überdies  steht  es 
keineswegs  vereinzelt.  Schon  Bopp  (vgl.  gr.  IIP,  158  f.)  hat 
mit  recht  ved.  mOdhhls  und  mhddbhis  als  analoga  zu  vidvddbhis 
angeführt.  Auch  deren  t  oder  d  ist  nicht  auf  das  indische  be- 
schränkt, fjtshdd'bhis  steht,  abgesehen  von  der  ztschr.  XXV,  23 
erklärten  differenz  der  Wurzelsilben,  zu  eond-'-ivog  (aus  *^o-d^'tvog) 
in  genau  dem  selben  Verhältnisse  wie  mahäd-bhis  zu  (Aiya&'og, 
Als  dritter  bürge  für  das  alter  des  t  oder  d  treten  wieder  die 
germanischen  sprachen  ein:  ags.  edst  im  Osten,  an.  aust-,  ahd. 
öst'  in  comp.,  an.  aastan,  ags.  edstan,  ahd.  östana  von  osten. 
Skr.  mds  bedeutet  mond  und  monat,  im  griech.  hat  /i^v  nur 
die  letztere  bedeutung  behalten,  erstere  wird  durch  fi^vii  ver- 
treten, ebenso  hat  das  germanische  zwei  worte  got  mSna,  an. 
mani,  ags.  möna,  ahd.  mano  mond  und  got.  mSnöps,  an.  matMdr, 
ags.  mönaä,  ahd.  mänoth,  manod  monat.  Im  gotischen  sind 
folgende  casus  belegt:  nom.  menöps,  dat.  menöp,  pl.  dat. 
menöpum,  acc.  mdndps.  Aus  dieser  deutlich  consonantischen 
flexion,  deren  spuren  sich  auch  im  nordischen  gen.  sg.  manaär, 
nom.  acc.  plur.  mäfiaär  erhalten  haben,  ergiebt  sich,  dass 
der  nom.  sg.  inenöps  ebenso  wenig  ursprünglich  sein  kann 
wie  galitya-veitvöds,  frijönds,  bairands.  Denn  stamme  auf 
t  haben  im  germanischen  ursprünglich  kein  nominativ-s  in 
vielleicht  nicht  zufalliger  Übereinstimmung  mit  dem  skr.,  an. 
nefi,  ahd.  nefo  =  skr.  ndpat,  got.  taihun  =  skr.  dofdt  (accent 
im  germanischen  wie  in  lit.  disginU,  russ.  disjafi)^  ahd.  ean  =» 

Zeitschrift  Ar  TOigl.  Sprachf.  N.  F.  VI.  4.  23 


344  J.  Schmidt, 

einflusst  sondern  noch  dazu  auf  drei  verschiedene  casus  der 
angeblichen  vos- stamme  in  drei  verschiedenen  weisen  gewirkt 
haben,  padvdntam  soll  seinen  nasal  auf  vidvdmsam  übertragen, 
das  s  aber  unberührt  gelassen,  dagegen  padvdtsu  sein  t  an 
stelle  des  s  in  *vidvctssu  gedrängt,  endlich  padvät%  auf  vidüshl 
überhaupt  nicht  gewirkt  haben.  Ich  übertreibe  die  skepsis 
wohl  nicht,  wenn  ich  dies  für  unglaublich  erkläre.  Im  verfolg 
wird  sich  zeigen,  dass  in  den  hier  erwähnten  formen  überhaupt 
keine  einwirkung  der  i;an^-stämme  stattgefunden  hat,  in  anderen 
vielmehr  die  vöm-stämme  auf  die  vatt^-stämme,  nicht  diese  auf 
jene  gewirkt  haben.  Nicht  besser  steht  es  mit  der  erklärung 
des  griech.  -or-.  Wenn  das  griechische  die  von  Brugman  als 
ursprünglich  geforderten  formen  */«*^/o<ra  usw.  bewahrt  und 
lautgesetzlich  zu  *«#deö,  gen.  att.  *€#dof^,  dat.  *si6oX  weiter  ent- 
wickelt hätte,  wäre  eine  »calamitätc  eingetreten  (s.  78).  Wer 
sich  erinnert^  dass  a/doJ,  aidovg,  aidoT^  ^(5  u.  s.  w.  und  die 
gleichlautenden  casus  der  w- stamme  ohne  jegliche  beschwerde 
ertragen  sind,  wird  das  Vorhandensein  der  >calamität«  über- 
haupt nicht  anerkennen.  Um  sie  zu  beseitigen,  habe  man  das 
T  von  g)iQovt-  übertragen.  »Aber  warum  schuf  die  spräche 
nicht  *6id6vT'j  wie  ja  sonst  nach  der  vollen  analogie  des  prä- 
sens  z.  b.  xexkijyoPTsg,  nsffQixovteg  geschaffen  wurde?  Grund 
sind  wohl  die  nominative  eidoig  und  sidog,  indem  sich  zu  diesen 
eine  nasallose  flexion  besser  schickte  als  eine  nasalierte.  Man 
vergleiche  auch  die  Wörter  wie  x^aJc  %Q(a%6g,  yiXfag  yikwtog, 
von  denen  s.  29  die  rede  war:  hier  hat  die  flexion  mit  t  eben- 
falls einen  unbequemen  hiatus  beseitigt  und  die  nominativform 
auf  -mg  erzeugte  in  den  andern  casus  nur  ein  -r,  kein  -vr.c 
Die  flexion  yiX(og  yiXwrog  ist  bekanntlich  erst  nachhomerisch 
an  stelle  der  homerischen  dal.  yiX(a  (yilot  t),  acc.  yiX(a  (var. 
y6Xwv\  yikov  getreten.  Von  der  flexion  XQ^^  XQ^^og  finden 
sich  nur  drei  spuren  bei  Homer  x^^^^g  K  575,  acc.  x^wv* 
tf  172.  179  gegenüber  19  x^odc,  41  xQot,  34  xßoa,  also  drei  x^wt- 
gegenüber  vierundneunzig  laut  Brugman  »unbequemenc  x?o-. 
Hiernach  ist  die  flexion  xQwtog,  wenn  überhaupt  homerisch, 
jedesfalls  erst  in  der  spätesten  zeit  der  epischen  dichtung  ein- 
getreten. Bei  Homer  giebt  es  kein  einziges  wort  der  flexion 
nom.  -mg,  gen.  -ovog,  nach  dessen  muster  die  participia,  welche 
auch  bei  ihm  nie  anders  als  -cog,  -ovog  (mzog)  flectieren,  neu 
gebildet  sein  könnten.    Wenn   also  überhaupt  eine  beziehung 


Das  suffix  des  pariidpiam  perfecti  activi.  346 

zwischen  der  flexion  XQ^^^^  ^^^  stdotog  besteht,  dann  kann 
augenscheinlich  nur  erstere  nach  letzterer  (xQf^Q^  XQ^^^^  ^^^h 
ficfiacig,  (AefAacoTog)  gebildet  sein,  nicht  umgekehrt.  Zu  den 
von  Brugman  nicht  erklärten  indischen  und  griechischen  formen 
kommt  endlich  eine  von  ihm  übersehene  gotische.  Den  ur- 
sprünglich consonantischen  stamm  veüvöd-  zeuge  hat  Bühler 
or.  u.  occ.  II,  341  f.  als  altes  part.  perf.  erkannt.  Der  nom. 
pl.  galinga-veüvöds  I  Cor.  15,  15  entspricht  fast  laut  für  laut 
dem  griech.  jstdoTsg. 

Wer  die  Übereinstimmung  des  skr.  -vai-,  griech.  -or-  und 
got.  'Vöd'  vorurtheilsfrei  ansieht,  wird  auch  hier  zu  dem 
Schlüsse  gedrängt,  dass  das  t  schon  in  irgend  einer  form  der 
Ursprache  vorhanden  gewesen  ist.  Ob  das  verhältniss  dieses  t 
zu  dem  s  anderer  casus  erklärt  werden  kann,  ist  eine  davon 
ganz  unabhängige  frage,  deren  eventuelle  Verneinung  an  seinem 
thatsächlichen  bestehen  nichts  ändert.  Überdies  steht  es 
keineswegs  vereinzelt.  Schon  Bopp  (vgl.  gr.  IIP,  158  f.)  hat 
mit  recht  ved.  mOdbhis  und  mhddbhis  als  analoga  zu  vidvddbhis 
angeführt.  Auch  deren  t  oder  d  ist  nicht  auf  das  indische  be- 
schränkt, ushdd'bhis  steht,  abgesehen  von  der  ztschr.  XXV,  23 
erklärten  differenz  der  Wurzelsilben,  zu  eon-^-ivog  (aus  *^o-d^'tvog) 
in  genau  dem  selben  Verhältnisse  wie  mahäd-bhis  zu  (Aiyad-'og. 
Als  dritter  bürge  für  das  alter  des  t  oder  d  treten  wieder  die 
germanischen  sprachen  ein:  ags.  edst  im  osten,  an.  aust-,  ahd. 
öst-  in  comp.,  an.  atistan,  ags.  edstan,  ahd.  östana  von  osten. 
Skr.  mäs  bedeutet  mond  und  monat,  im  griech.  hat  fi^v  nur 
die  letztere  bedeutung  behalten,  erstere  wird  durch  fji^vii  ver- 
treten, ebenso  hat  das  germanische  zwei  worte  goL  mSna,  an. 
mäni,  ags.  möna,  ahd.  mano  mond  und  got.  mSnöps,  an.  manaär, 
ags.  mönaä,  ahd.  manoth,  manod  monat.  Im  gotischen  sind 
folgende  casus  belegt:  nom.  menöps,  dat.  menöp,  pl.  dat. 
menöpum,  acc.  mSndps.  Aus  dieser  deutlich  consonantischen 
flexion,  deren  spuren  sich  auch  im  nordischen  gen.  sg.  manaär, 
nom.  acc.  plur.  manaär  erhalten  haben,  ergiebt  sich,  dass 
der  nom.  sg.  menöps  ebenso  wenig  ursprünglich  sein  kann 
wie  gaUuga-veitvöds,  frijönds,  bairands.  Denn  stamme  auf 
t  haben  im  germanischen  ursprünglich  kein  nominaliv-s  in 
vielleicht  nicht  zufalliger  Übereinstimmung  mit  dem  skr.,  an. 
nefi,  ahd.  nefo  =  skr.  ndpat,  got.  taihun  =  skr.  dagdt  (accent 
im  germanischen  wie  in  lit.  disgimt,  russ.  desjaPC^  ahd.  ean  =» 

Zeitschrift  Ar  veigl.  Sprachf.  N.  F.  VI.  4.  23 


346  ^'  Schmidt, 

skr.  ddn  (zand  ist  urspr.  acc.  =  ddntam),  s.  Mahlow  97.  158. 
Wie  skr.  nä;p(it,  lat.  nepds  lautgeselzlich  zu  an.  tJ6/i,  ahd.  nefo 
geworden  und  wegen  des  Zusammentreffens  mit  dem  nom.  der 
n-stämme  in  deren  analogie  übergetreten  ist,  so  ist  der  alte 
nominativ  "^nienöt  zu  got.  mena,  an.  mOni,  ahd.  mano  geworden 
und  hat  dann  n-casus  entwickelt.  Der  eine  stamm  menöp-, 
welcher  wie  skr.  mos  mond  und  monat  bedeutete,  bat  sich  so 
in  zwei  stamme  gespalten,  von  denen  jeder  nur  eine  der  beiden 
bedeutungen  erhielt.  Eine  haltbarere  erklärung  des  Stammes 
menan-  ist  mir  nicht  bekannt,  denn  die  herleitung  aus 
*fnenS'an  verstösst  gegen  die  lautgesetze,  und  eine  von  allem 
anfange  an  s-lose  grundform  aufzustellen  verbietet  die  in  allen 
übrigen  sprachen  auf  s  auslautende  bezeichnung  des  mondes 
und  monats.  Im  litauischen  musste  der  alte  nom.  *menöt  zu 
menu  werden,  welches  noch  beide  bedeutungen  mond  und 
monat  hat.  Für  die  bisherige  annähme,  dass  menu  aus  *menun 
entstanden  sei,  beweist  das  dialektische  minung  (Eurschat  gr. 
§  731)  ebenso  wenig  wie  sesung  des  selben  dialekts  jemand  be- 
wegen wird  sesu  nicht  aus  *sesur  herzuleiten.  Gegen  sie  fallt 
ins  gewicht,  dass  das  preussische  zwar  ioundan,  cUidan,  semen  = 
liL  vandu,  semü  hat,  aber  kein  *menen  oder  '^menan,  sondern 
das  noch  nicht  erklärte  menig  monat,  dessen  emendation  in 
wenius  (Nesselmann)  ebenso  wenig  wie  die  Paulische  in  meni£f 
=  minesis  (beitr.  VII,  205  f.  lit.  e  suffixaler  silben  wird  nicht 
»,  s.  beitr.  VI,  433)  befriedigt  Nur  bei  unserer  erklärung  ist 
ferner  die  fiexion  menu,  gen.  m'Snesio  einigermassen  begreiflich. 
Den  Zusammenhang  von  menes-  mit  dem  mens-  des  lat.  griech., 
welches  im  arischen  vom  nom.  aus  die  nasallose  form  in  alle 
casus  verschleppt  hat,  wird  wohl  niemand  bezweifeln.  Wie 
meneS"  zu  skr.  mds  verhält  sich  germ.  lit.  "^menöt-  zu  skr.  med-. 
Die  zweisilbigen  nordeuropäischen  formen  können  darauf  führen, 
dass  die  älteste  indog.  zeit  einen  doppelt  ablautenden  stamm 
menös  :  menes  :  m^ns  =  *aij:wa-a  (aiü)  ;  *atfs(S-i  (ahi)  :  äffus 
(ztschr.  XXV,  24. 30  f.)  besass.  Jedesfalls  aber  gab  es  daneben 
schon  in  der  Ursprache  einen  nom.  mes  aus  mens,  wie  d^  nur 
so  erklärbare  vertust  des  nasals  in  arisch  mos  beweist  Die 
processe,  deren  Wirkungen  wir  hier  vor  uns  sehen,  haben  sich 
in  Zeiten  vollzogen,  welche  an  der  grenze  unserer  erkenntniss 
liegen.  Durch  spätere  ausgleichungen  sind  ihre  Wirkungen 
einerseits  da,  wo  sie  bestanden,  verwischt,  andererseits  dahin 


Das  suflix  des  participium  perfecti  activi.  347 

verschleppt,  wo  sie  ursprünglich  nicht  berechtigt  waren ;  hand- 
greifliche Sicherheit  über  ihre  entwickelung  im  einzelnen  ist 
also,  jetzt  wenigstens,  nicht  zu  erlangen.  Zweifellos  aber  ergiebt 
sich  aus  der  Übereinstimmung  von  vidvdtsu,  sidoTog,  veüvöds, 
von  ushädhhis,  ecoü^ivog,  aust-  und  von  madbhis,  menöfi-,  lit. 
menü(t),  dass  in  der  Ursprache  s  unter  irgend  welchen  be- 
dingungen  zu  t  oder  d  geworden  ist.  Dass  nicht  mehr  spuren 
dieses  lautwandels  erhalten  sind^),  spricht  nicht  im  mindesten 
gegen  seine  existenz.  Wenn  zusammengehörige  formen  durch 
Wirkung  irgend  eines  lautgesetzes  verschiedene  gestalten  ge- 
wonnen haben,  dann  gleichen  sich  diese  nur  zu  oft  nach  ab- 
lauf  des  gesetzes  wieder  aus.  Dies  ist  ein  grundzug  aller 
Sprachgeschichte,  der  gar  keines  beleges  bedarf.  Ich  erinnere 
nur  an  die  zahlreichen  Verwischungen  der  alten  ablautsverhält- 
nisse,  an  nhd.  war,  waren  aus  was,  wären,  an  die  entgegen- 
gesetzten ausgleichungen  von  arisch  pakämi,  pacasi  einerseits 
zu  skr.  pdeami,  pdcasi  (ztschr.  XXV,  104),  andererseits  zu  zigeun. 
pekdv,  pekes  (Miklosich  anzeiger  der  Wiener  akad.  1879 
s.  90)  u.  s.  w.  Im  skr.  wird  auslautendes  as  je  nach  dem  an- 
laute des  folgenden  Wortes  verschieden  behandelt,  im  päll 
aber  ist  eine  dieser  Wandlungen  (q)  überall  durchgeführt.  So 
wird  in  der  Ursprache  stammauslautendes  s  vor  verschieden 
anlautenden  casussufflxen  theils  bewahrt,  theils  in  t  über- 
gegangen, im  skr.  aber  die  ^Wandlung  bis  auf  die  genannten 
und  noch  zu  nennenden  reste  wieder  verwischt,  s  hergestellt 
und  dies  dann  nach  neuen  gesetzen  umgestaltet  sein.  Aus 
dem  Widerspruche  zwischen  vidvdtsu,  vidvddbhis,  ashddbhis, 
mädbhis  und  mänassu,  mdnöbhis,  ydvlyohhis  folgt  keineswegs, 
wie  Brugman  s.  70  meint,  dass  erstere  nicht  auf  lautgesetz- 
lichem Wege  aus  ^vidvassu  u.  s.  w,  entstanden  sein  können, 
sondern  nur,  dass  sie  einem  anderen  gesetze  als  mdnassu, 
*mdnashhis  unterworfen  gewesen  sind.  Und  da  eine  und  die 
selbe  lautgruppe  in  verschiedenen  sprachperioden  nach  ver- 
schiedenen gesetzen  umgestaltet  wird,  so  ist  nur  zu  schliessen, 
entweder  dass  vidvdtsu  zu  einer  anderen  zeit  aus  "^vidva^su  ent- 
standen ist  als  mdnassu,  mdnahsu  aus  manas  -f  su,  oder  dass 


^)  Eine  weitere  spur  desselben  ist  wohl  in  dem  Verhältnisse  von 
nviT^iOf  nvria  zu  skr.  ptyushü'f  ahd.  biost  nachweisbar,  auf  dessen  erörte- 
rung  als  zu  weit  abseits  führend  ich  hier  verzichten  muss. 

23* 


348  3'  äcbmidt, 

« 

in  ersterem  ss  unter  irgend  einer  bedingung  stand,  welche  letz- 
terem fehlte,  und  dass  diese  bedingung  an  der  verschiedenen 
behandlung  beider  schuld  ist.  vidvdtsu  kann  ein  indogerma- 
nisches gesetz,  mdnassu  ein  indisches  repräsentieren.  Wenn 
jemand  aus  dem  erhaltenen  tt  von  ahd.  qucMa,  anord.  veiUa 
schliessen  wollte,  wie  Begemann  (das  schwache  Präteritum  s.  56) 
gethan  hat,  dass  das  st  von  toista  nicht  aus  zwei  dentalen 
verschlusslauten  entstanden  sei,  oder  aus  dem  erhaltenen  rs  in 
lat.  vorsi^,  dass  das  rr  von  tarreo  nicht  aus  rs  entstanden  sei, 
so  würde  heute  jeder  den  historischen  irrthum  als  solchen 
erkennen.  Principiell  auf  der  selben  stufe  steht  Brugmans 
schluss. 

Suchen  wir  nun  zu  ermitteln,  vor  welchen  suffixen  der 
Übergang  des  s  in  den  verschlusslaut  stattgefunden  hat.  Das 
griechische  mit  seinem  durch  alle  casus  verschleppten  t  kann 
uns  den  weg  nicht  weisen.  Nach  dem  thatsachlichen  bestände 
des  skr.,  den  wir  nicht  ohne  grund  verlassen  dürfen,  kommen 
in  frage  die  mit  bh  und  s  anlautenden  sufßxe  des  plurals  und 
duals  und  der  nom.  acc.  sg.  ntr.  Letzterer  scheidet  aber  so- 
fort aus,  wenn  man  erwägt,  dass  auslautendes  8  hinter  vocalen 
sonst  stäts  bewahrt  ist,  daher  auch  der  andere  suffixlose 
casus,  der  voc.  sg.  m,,  im  RV.  noch  -vas  lautet  und  dem  ent- 
sprechend das  neutrum  im  griechischen  -og,  dass  also  das  in- 
dische ntr.  'Vat  sein  t  erst  durch  unursprüngliche  Vorgänge  er- 
halten hat.  Ausser  vidvddbhis,  vidvdtsu,  ushddbhis,  mädbhis 
zeigen  den  lautwandel  madbhyds  AV.  III,  10,  10.  XIX,  27,  2 
(dagegen  mossu  Paiicav.  Br.  IV,  4,  1,  mOsü  TS.  VII,  6,  2,  2, 
Lanman  p.  497),  ferner  zwei  formen,  welche  sich  demnächst 
als  unursprüngliche  analogiebildungen  herausstellen  werden, 
svdtavadbhyas  VS.  XXIV,  16;  Käth.  XXXVI,  1 ;  gänkh.  HI,  13,  9. 
Käty.  V,  1,  16  (dagegen  svdUavöhhyas  ^atap.  II,  5,  1,  14, 
A,  Weber  beitr.  IE,  388 ,  Lanman  p.  566  f.),  svdvadbhis  nach 
angäbe  der  grammatiker  (s.  Böhtlingk  zu  Pän.  VTI,  4,  48), 
endlich  werden  die  als  nominalstämme  gebrauchten  wurzeln  srams 
und  dhvams  im  wortauslaute  und  vor  den  mit  Vh  und  s  anlau- 
tenden Casussuffixen  zu  srat,  dhvat.  Ausserhalb  der  declination 
zeigen  den  fraglichen  lautwandel  die  composita  ducchüna  (dus 
-}-  fwno-  AV.  prät.  II,  61),  PdrucchBpch  (pdrus  -f-  {^pa-)  und  die 
verbalformen  vatsydmi,  dvatsam  (vas) ,  jighatsati  (des.  von 
ghas),  vgl.  A.  Kuhn  ztschr.  I,  273;  A.  Weber  beitr,  m,  387  f. 


Das  Suffix  des  participium  peifecti  activl.  349 

Eventuell  kommt  noch  in  frage  anad-vdh-  aus  dnas  =  lat.  onus, 
dessen  d  aus  d  entstanden  sein  kann  wie  in  padbhis,  pddvlQc^ 
pädbiga-.   Lassen  wir  es  wegen  des  unaufgeklärten  linguallautes, 
der  es  auf  jeden  fall  von  den  einen  dental  enthaltenden  Worten 
trennt,  beiseite,  so  findet  sich  ein  dentaler  verschlusslaut  an 
stelle  von  s  ausserhalb  der  declination  nur  vor  s  und  g.  Dazu 
stimmen  zwei  sandhi-erscheinungen  auf  das  beste.     AV.  prät. 
II,  9  lehrt,  dass  hinter  auslautendem  n  vor  folgendem  s  ein  t 
eingeschoben  wird.    Whitney  zu  der  stelle  und  gramm.  §  207 
betrachtet  dies  t  als  einen  zwischen  n  und  s  physiologisch  ent- 
wickelten übergangslaut  ähnlich  dem  d  in  ävÖQog.     Dies  steht 
aber  im  Widerspruche  mit  den  sonst  zwischen  n  und  s  wal- 
tenden beziehungen.    Wenn  statt  asmdn  vor  folgendem  t  die 
ältere  form  asmdths  erscheint,   so  beweist  dies,   dass  n  und  s 
keiner  vermittelung  bedurften,  dass  also  in  fällen  wie  asmdnt 
samaryt  pavamäna  cödaya  RV.  IX,  85,  2,  tdnt  satydujäh  AV. 
IV,  36,  1  das  t  nicht  zur  vermittelung  von  n  und  s  entwickelt 
Ist.    Auslautendes  n  ist  entweder  ursprüngliches  n  (in  den  vo- 
cativen  und  locativen  der  n-stämme),  oder  ursprüngliches  ns  (in 
den  acc.  pl,  und  nom.  sg.)  oder  ursprüngliches  nt  (in  der  3. 
pl.  oder  sg.  von  verbalformen).    Der  letzte  fall  ist  unmittelbar 
klar,  in  dgant  saman^  RV,  X,  10,  7,  agant  sumaür  X,  40,  12, 
ahant  sdhasa  I,  80,  10  ist  das  t  der  personalendung  unter  dem 
schütze  des  folgenden  s  erhalten.     In  der   zweiten   kategorie 
asmdnt  samaryt  ist  das  alte  ns  ebenfalls  unter  dem  schütze 
des  folgenden  s  vor  der  reduction  auf  n  bewahrt,  das  s  aber 
vor  dem  folgenden  s  ixx  t  geworden  wie  in  vatsydmi.   Die  erste 
kategorie  endlich  hat,  als  der  grund  des  in  den  beiden  anderen 
scheinbar  eingeschobenen  t  vergessen  war,  es  von  diesen  über- 
nommen, rdjant  söma  RV.  I,  91,  4,  gerade  so  wie  sie  das  vor 
folgendem  t  scheinbar  eingeschobene  s  (rajams  tatra)  aus  den 
Verbindungen,  in   welchen   es  berechtigt  war   (agvams  tatra), 
übernommen  hat.     Ferner  ergiebt  sich  aus  AV.  prät.  II,  10 
und  17,  dass   -n  g-  za  -ä  cä-  wird.      Whitney  hat  diese  er- 
scheinung  mit  recht  als  der  eben  besprochenen  analog  erklärt, 
an  einschub   eines  lautes  ist  aber  auch   hier   aus  den  selben 
gründen  wie  vorher  nicht  zu  denken:    asmdü  chatrüyattm  äbM 
AV.  m,  1,  3  ist  zunächst  aus  tismdnt  g-  und  dies  aus  asmdns 
Q-  entstanden  genau  wie  ducchüna  aus  dus  4-  guna-.    Also  im 
sandhi  wie  im  innem  der  worte  haben  wir  den  Übergang  von 


348  1'  Schmidt, 

in  ersterem  ss  unter  irgend  einer  bedingung  stand,  welche  letz- 
terem fehlte,  und  dass  diese  bedingung  an  der  verschiedenen 
behandlung  beider  schuld  ist.  vidvdtsu  kann  ein  indogerma- 
nisches gesetz,  mdnassu  ein  indisches  repräsentieren.  Wenn 
jemand  aus  dem  erhaltenen  tt  von  ahd.  quatta^  anord.  veitta 
schliessen  wollte,  wie  Begemann  (das  schwache  Präteritum  s.  56) 
gethan  hat,  dass  das  st  von  wista  nicht  aus  zwei  dentalen 
verschlusslauten  entstanden  sei,  oder  aus  dem  erhaltenen  rs  in 
lat.  vorms,  dass  das  rr  von  torreo  nicht  aus  r$  entstanden  sei, 
so  würde  heute  jeder  den  historischen  irrthum  als  solchen 
erkennen.  Principiell  auf  der  selben  stufe  steht  Brugmans 
schluss. 

Suchen  wir  nun  zu  ermitteln,  vor  welchen  suffixen  der 
Übergang  des  s  in  den  verschlusslaut  stattgefunden  hat.  Das 
griechische  mit  seinem  durch  alle  casus  verschleppten  x  kann 
uns  den  weg  nicht  weisen.  Nach  dem  thatsächlichen  bestände 
des  skr.,  den  wir  nicht  ohne  grund  verlassen  dürfen,  kommen 
in  frage  die  mit  hh  und  8  anlautenden  suffixe  des  plurals  und 
duals  und  der  nom.  acc.  sg.  ntr.  Letzterer  scheidet  aber  so- 
fort aus,  wenn  man  erwägt,  dass  auslautendes  s  hinter  vocalen 
sonst  stäts  bewahrt  ist,  daher  auch  der  andere  suffixlose 
casus,  der  voc.  sg.  m.,  im  RV.  noch  -vas  lautet  und  dem  ent- 
sprechend das  neutrum  im  griechischen  -oq,  dass  also  das  in- 
dische ntr.  "Vat  sein  t  erst  durch  unursprüngliche  Vorgänge  er- 
halten hat.  Ausser  vidvddbhis,  vidvdtsu,  ushddbhis,  madbhis 
zeigen  den  lautwandel  madbhyds  AV.  III,  10,  10.  XIX,  27,  2 
(dagegen  mossu  Paiicav.  Br.  IV,  4,  1,  mOsü  TS.  VII,  6,  2,  2, 
Lanman  p.  497),  ferner  zwei  formen,  welche  sich  demnächst 
als  unursprüngliche  analogiebildungen  herausstellen  werden, 
svdtavadbhyas  VS.  XXIV,  16;  Käth.  XXXVI,  1 ;  gänkh.  III,  13,  9. 
Katy.  V,  1,  16  (dagegen  svätavöbhyas  Qatap.  II,  5,  1,  14, 
A.  Weber  beitr.  IE,  388 ,  Lanman  p.  566  f.),  svdvadbhis  nach 
angäbe  der  grammatiker  (s.  Böhilingk  zu  Pän.  VII,  4,  48), 
Bndlich  werden  die  als  nominalstämme  gebrauchten  wurzeln  srams 
und  cOivams  im  wortauslaute  und  vor  den  mit  bh  und  8  anlau- 
tenden Casussuffixen  zu  srcU,  dhvat.  Ausserhalb  der  declination 
zeigen  den  fraglichen  lautwandel  die  composita  ducchunä  (du8 
-}-  fwno-  AV.  prät.  H,  61),  PdnMch^pa-  (pdrus  -f-  fepa-)  und  die 
verbalformen  vatsydmi,  dvatsam  (vas) ,  jighatsati  (des.  von 
ghas),  vgl.  A.  Kuhn  ztschr.  I,  273;  A.  Weber  beitr.  m,  387  f. 


Das  Suffix  des  participium  peifecti  activl.  349 

Eventuell  kommt  noch  in  frage  anad-väh-  aus  dnas  =  lat.  (ynm, 
dessen  d  aus  d  entstanden  sein  kann  wie  in  padbhis,  pädvlgch- 
pddblga-.   Lassen  wir  es  wegen  des  unaufgeklärten  linguallautes, 
der  es  auf  jeden  fall  von  den  einen  dental  enthaltenden  Worten 
trennt,  beiseite,  so  findet  sich  ein  dentaler  verschlusslaut  an 
stelle  von  s  ausserhalb  der  declination  nur  vor  s  und  g.  Dazu 
stimmen  zwei  sandhi-erscheinungen  auf  das  beste.     AV.  prät. 
II,  9  lehrt,  dass  hinter  auslautendem  n  vor  folgendem  s  ein  t 
eingeschoben  wird.    Whitney  zu  der  stelle  und  gramm.  §  207 
betrachtet  dies  t  als  einen  zwischen  n  und  s  physiologisch  ent- 
wickelten übergangslaut  ähnlich  dem  d  in  dvÖQog.     Dies  steht 
aber  im  Widerspruche  mit  den  sonst  zwischen  n  und  s  wal- 
tenden beziehungen.    Wenn  statt  asmän  vor  folgendem  t  die 
ältere  form  asmdms  erscheint,   so  beweist  dies,   dass  n  und  s 
keiner  vermittelung  bedurften,  dass  also  in  fällen  wie  asmänt 
samaryt  pavamäna  cödaya  RV.  IX,  85,  2,   tdnt  scUyäujäh  ÄV. 
IV,  36,  1  das  t  nicht  zur  vermittelung  von  n  und  s  entwickelt 
Ist.    Auslautendes  n  ist  entweder  ursprüngliches  n  (in  den  vo- 
cativen  und  locativen  der  n-stämme),  oder  ursprüngliches  ns  (in 
den  acc.  pl.  und  nom.  sg.)  oder  ursprüngliches  nt  (in  der  3. 
pl.  oder  sg.  von  verbalformen).    Der  letzte  fall  ist  unmittelbar 
klar,  in  dgant  samant  RV.  X,  10,  7,  agant  sumaür  X,  40,  12, 
dhant  sdhasa  I,  80,  10  ist  das  t  der  personalendung  unter  dem 
schütze  des  folgenden  s  erhalten.     In  der   zweiten   kategorie 
asmänt  samaryt  ist  das  alte  ns  ebenfalls  unter  dem  schütze 
des  folgenden  s  vor  der  reduction  auf  n  bewahrt,  das  s  aber 
vor  dem  folgenden  s  tm  t  geworden  wie  in  vatsyämi.   Die  erste 
kategorie  endlich  hat,  als  der  grund  des  in  den  beiden  anderen 
scheinbar  eingeschobenen  t  vergessen  war,  es  von  diesen  über- 
nommen, rdjant  söma  RV.  I,  91,  4,  gerade  so  wie  sie  das  vor 
folgendem  t  scheinbar  eingeschobene  s  (rajams  tatra)  aus  den 
Verbindungen,  in   welchen   es  berechtigt  war    (oQväms  teUra), 
übernommen  hat.     Femer  ergiebt  sich  aus  AV.  prät.  II,  10 
und  17,  dass   -n  g-  za  -fi  ch-  wird.      Whitney  hat  diese  er- 
scheinung  mit  recht  als  der  eben  besprochenen  analog  erklärt, 
an  einschub   eines  lautes  ist  aber  auch  hier   aus  den  selben 
gründen  wie  vorher  nicht  zu  denken:    asmdü  chairüyattm  abhl 
AV.  ni,  1,  3  ist  zunächst  aus  tismdnt  g-  und  dies  aus  asmdns 
c-  entstanden  genau  wie  duccMna  aus  dus  4-  ^>}^*    Also  im 
sandhi  wie  im  innern  der  worte  haben  wir  den  Übergang  von 


350  J-  Schmidt, 

5  in  einen  dentalen  verschlusslaut  ausserhalb  der  declination 
nur  vor  s  und  g.  Wäre  vidvat-,  vidvad-  aus  vidvas-  im  sonder- 
leben des  indischen  entstanden,  so  könnte  demnach  die  Wand- 
lung lautgesetzlich  nur  im  loc.  pl.  eingetreten  und  der  ver- 
schlusslaut von  da  in  den  instr.  dat.  abl.  pl.  du.  übertragen 
sein  wie  der  guttural  von  diksM  u.  a.  auf  dighhis  übertragen 
ist  (ztschr.  XXV,  119),  Der  lautwandel  ist  nun  zwar  indo- 
germanisch, da  jedoch  auch  die  stamme  «»doir-,  veUv^,  m&nöp-, 
s(o&'  nur  von  einem  casus  ausgegangen  sein  können,  in  welchem 
t,  nicht  d,  durch  das  casussuffix  bedingt  war,  der  einzige  über- 
lieferte casus  der  art  aber  der  loc.  pl.  ist  —  aust-  widerspricht 
wenigstens  nicht  — ,  so  werden  wir  das  resultat,  zu  welchem  die 
indische  lautlehre  führt,  auch  für  die  Ursprache  annehmen  dürfen. 
Man  wird  dagegen  einwenden,  dass  zu  nshäcß^his,  madbhis 
keine  locative  *tishatsu,  *mat8u  überliefert  sind  und  dass  die 
grammatiker  bei  svdvtis,  svdtavas  den  wandel  nur  für  die  mit 
bh  anlautenden  casussuffixe  angeben.  Dies  kann  jedoch  auf 
reinem  zufall  beruhen.  Die  locative  aller  dieser  stamme  sind 
naturgemäss  seltener  gebraucht  als  die  übrigen  pluralcasus, 
zufallig  kamen  sie  in  den  texten,  aus  welchen  die  grammatiker 
ihre  angaben  zogen,  überhaupt  nicht  vor.  Wäre  das  part.  perf. 
act.  im  nachvedischen  sanskrit  wie  im  lateinischen  oder  ger- 
manischen ausser  gebrauch  gekommen,  dann  würden  uns  die 
grammatiker  gerade  so,  wie  sie  nur  ushddbhis,  madbhis  über- 
liefern, auch  nur  berichten,  dass  diese  participia  im  instr.  pl. 
-vad-  gehabt  haben,  denn  das  im  RV.  dreimal  belegte  jägr- 
vddbhis  ist  die  einzige  vedische  form,  welche  diesen  wandel 
zeigt  (Lanman  514),  der  dat.  abl.  pl.,  loc.  pL,  dat.  abl.  du. 
sind  zufallig  von  keinem  dieser  participia  in  den  Veden  bel^. 
Wird  daraus  jemand  den  schluss  ziehen,  das  diese  casus  ve- 
disch  anders  gelautet  haben  als  später  ?  Aber  selbst  wenn  die 
grammatische  tradition  nicht  auf  zufall  beruht,  wenn  die  loca- 
tive in  ältester  zeit  nicht  nur  nicht  belegt  wären,  sondern 
positiv  ushdssu  u.  s.  w.  gelautet  hätten,  würde  ein  daraus  gegen 
die  obige  erklärung  entnommener  einwand  nicht  schwer  wiegen. 
Schon  die  lehren  der  präti^äkhyen  und  der  von  ihnen  citierten 
autoritäten  über  die  oben  herbeigezogene  sandhi-erscheinung, 
welche  Whitney  zu  AV.  pr.  II,  9  und  17  zusammengestellt  hat, 
stimmen  nicht  überein,  indem  die  einra  den  »einschubc  vor- 
schreiben die  anderen  nicht,  und  PSmni  Vm,  3,  30.  31  erklärt 


Das  Suffix  des  participium  perfecti  activi.  351 

ihn  nur  fär  facultativ,  nicht  für  obligatorisch.  Daraus  folgt, 
dass  die  dissimilation  von  ss,  sg  zwischen  zwei  Worten  zu  ts, 
*tc,  cch  in  der  zeit,  aus  welcher  unsere  ältesten  traditionen 
stammen,  schon  im  schwinden  begriffen  war,  wir  also  auch  nicht 
erwarten  dürfen  sie  im  wortinnern  überall  da,  wo  sie  einst 
bestanden  hat,  erhalten  zu  sehen.  Diese  spätere  zeit  stellte  ss 
nach  massgabe  der  anderen  casus  wieder  her  (mässu,  mäsü 
statt  *matsu),  unterliess  die  restitution  aber  vor  bh  (mädbhis). 
Consequenz  darf  man  bei  solchen  rückläufigen  entwickelungen 
nie  erwarten.  Der  grund  der  inconsequenz  ist  uns  ebenso  un- 
erreichbar wie  der,  welcher  vidvdtsu,  vatsydmi,  jighatsaU 
in  alter  form  erhielt.  Ebenso  wenig  ist  noch  zu  ermitteln, 
unter  welchen  bedingungen  ss  zu  ts  ward,  denn  dass  jedes  ss 
einst  diese  Wandlung  erfahren  habe,  wird  man  angesichts  der 
wenigen  erhaltenen  beispiele  nicht  behaupten  können.  Die 
declinationsbeispiele  lassen  auf  mitwirkung  eines  vorhergehenden 
nasals  schliessen  im  einklange  mit  dem  alten  sandhigesetze. 
Aber  wxtsydmi,  jlghatsaii,  dttcchüna,  Fdrucchepa-?  Ersichtlich 
sind  die  Schöpfungen  des  alten  gesetzes  durch  anders  gerichtete 
tendenzen  späterer  perioden  so  umgestaltet,  dass  wir  auf  erlangung 
voller  klarheit  kaum  hoffen  dürfen.  Aber  genug  können  wir 
noch  sehen,  um  mit  aller  entschiedenheit  zu  behaupten,  dass 
hier  ein  altes  indogermanisches  gesetz  zu  gründe  liegt. 

Nun  zu  den  vocalen.  siädg  und  veüvöds  führen  auf  ö  in 
den  starken  casus  (got.  ö  =  urspr.  ö  wie  in  fötus,  fidvdr,  menöp-, 
bairös,  ahd.  chtio).  Dazu  stimmt  das  preussische,  welches  die 
endung  hinter  vocalen  als  Hvuns,  häufiger  -uns,  hinter  conso- 
nanten  als  -ons,  seltener  -uns  oder  -ans  hat:  klantttouns  kUm- 
tzuns,  lavpinnons  laipinnans,  llsans  llsuns  (s.  Nessehnann  s.  65  f.). 
Das  selbe  schwanken  zwischen  o,  u,  a  findet  sich  auch  in  an- 
deren endungen  an  stelle  von  altem  ö:  gen.  pl.  crixtianiskun, 
smntan,  grikan  {grecon,  grekun  I),  steison,  steisan,  tenneisan, 
tenneisan  {tenneison  auch  zur  Übersetzung  des  gen.  sg.  gebraucht, 
tmneiscm  nur  so,  der  form  nach  natürlich  gen.  pl.),  dat.  sg. 
stesniu,  steismo,  stesma  =  skr.  tdsmai,  lit.  tdmui,  urspr.  -di. 
Dagegen  hat  das  litauische  sükqs,  ntr.  sükq,  nom.  pl.  m.  sük^. 
Zur  erklärung  dieser  differenz  zwischen  dem  litauischen  und 
den  übrigen  sprachen  bieten  sich  zwei  wege. 

Da  sich  alsbald  ergeben  wird,  dass  das  suffix  in  den 
formen,   welche  die  ihm  folgende  silbe  betonten,  -ves-  lautete, 


350  ^'  Schmidt, 

s  in  einen  dentalen  verschlusslaut  ausserhalb  der  deelination 
nur  vor  s  und  g.  Wäre  vidvat-,  vidvad-  aus  vidvas-  im  sonder- 
leben des  indischen  entstanden,  so  könnte  demnach  die  Wand- 
lung lautgesetzlich  nur  im  loc.  pl.  eingetreten  und  der  ver- 
schlusslaut von  da  in  den  instr.  dat.  abl.  pl.  du.  übertragen 
sein  wie  der  guttural  von  dikshü  u.  a.  auf  digbhis  übertragen 
ist  (ztschr.  XXV,  119).  Der  lautwandel  ist  nun  zwar  indo- 
germanisch, da  jedoch  auch  die  stamme  «»doir-,  veUv^,  m&nöp-, 
§(o&'  nur  von  einem  casus  ausgegangen  sein  können,  in  welchem 
t,  nicht  d,  durch  das  casussuffix  bedingt  war,  der  einzige  über- 
lieferte casus  der  art  aber  der  loc.  pl.  ist  —  ausU  widerspricht 
wenigstens  nicht  — ,  so  werden  wir  das  resultat,  zu  welchem  die 
indische  lautlehre  führt,  auch  für  die  Ursprache  annehmen  dürfen. 
Man  wird  dagegen  einwenden,  dass  zu  nshädbhis,  madbhis 
keine  locative  *tishatsu,  ^matsu  überliefert  sind  und  dass  die 
grammatiker  bei  svdvus,  svdtavas  den  wandel  nur  für  die  mit 
bh  anlautenden  casussuffixe  angeben.  Dies  kann  jedoch  auf 
reinem  zufall  beruhen.  Die  locative  aller  dieser  stamme  sind 
naturgemäss  seltener  gebraucht  als  die  übrigen  pluralcasus, 
zufallig  kamen  sie  in  den  texten,  aus  welchen  die  grammatiker 
ihre  angaben  zogen,  überhaupt  nicht  vor.  Wäre  das  part.  perf. 
act.  im  nachvedischen  sanskrit  wie  im  lateinischen  oder  ger- 
manischen ausser  gebrauch  gekommen,  dann  würden  uns  die 
grammatiker  gerade  so,  wie  sie  nur  ushddbhis,  madbhis  über- 
liefern, auch  nur  berichten,  dass  diese  participia  im  instr.  pl. 
-vad-  gehabt  haben,  denn  das  im  RV.  dreimal  belegte  jägr- 
vddbhis  ist  die  einzige  vedische  form,  welche  diesen  wandel 
zeigt  (Lanman  514),  der  dat.  abl.  pl.,  loc.  pL,  dat.  abl.  du. 
sind  zufällig  von  keinem  dieser  participia  in  den  Veden  bel^. 
Wird  daraus  jemand  den  schluss  ziehen,  das  diese  casus  ve- 
disch  anders  gelautet  haben  als  später  ?  Aber  selbst  wenn  die 
grammatische  tradition  nicht  auf  zufall  beruht,  wenn  die  loca- 
tive in  ältester  zeit  nicht  nur  nicht  belegt  wären,  sondern 
positiv  ushdssu  u.  s.  w.  gelautet  hätten,  würde  ein  daraus  gegen 
die  obige  erklärung  entnommener  emwand  nicht  schwer  wiegen. 
Schon  die  lehren  der  präti^äkhyen  und  der  von  ihnen  citierten 
autoritäten  über  die  oben  herbeigezogene  sandhi-erscheinung, 
welche  Whitney  zu  AV.  pr.  II,  9  und  17  zusammengestellt  hat, 
stimmen  nicht  überein,  indem  die  einen  den  »einschubc  vor- 
schreiben die  anderen  nicht,  und  PSnini  Vm,  3,  30.  31  erklärt 


Das  Suffix  des  participium  perfecti  activi.  351 

ihn  nur  fär  facultativ,  nicht  für  obligatorisch.  Daraus  folgt, 
dass  die  dissimilation  von  ss,  sg  zwischen  zwei  Worten  zu  ts, 
*tg,  cch  in  der  zeit,  aus  welcher  unsere  ältesten  traditionen 
stammen,  schon  im  schwinden  begriffen  war,  wir  also  auch  nicht 
erwarten  dürfen  sie  im  wortinnern  überall  da,  wo  sie  einst 
bestanden  hat,  erhalten  zu  sehen.  Diese  spätere  zeit  stellte  ss 
nach  massgabe  der  anderen  casus  wieder  her  (mässu,  mäsü 
statt  *matsu),  unterliess  die  restitution  aber  vor  bh  (madbhis). 
Consequenz  darf  man  bei  solchen  rückläufigen  entwickelungen 
nie  erwarten.  Der  grund  der  incönsequenz  ist  uns  ebenso  un- 
erreichbar wie  der,  welcher  vidvdtsu,  vatsyämi,  jighaisati 
in  alter  form  erhielt.  Ebenso  wenig  ist  noch  zu  ermitteln, 
unter  welchen  bedingungen  ss  zu  ts  ward,  denn  dass  jedes  ss 
einst  diese  Wandlung  erfahren  habe,  wird  man  angesichts  der 
wenigen  erhaltenen  beispiele  nicht  behaupten  können.  Die 
declinationsbeispiele  lassen  auf  mitwirkung  eines  vorhergehenden 
nasals  schliessen  im  einklange  mit  dem  alten  sandhigesetze. 
Aber  vcUsydtni,  jighatscUi,  dacchüna,  Fdrticchepa-?  Ersichtlich 
sind  die  Schöpfungen  des  alten  gesetzes  durch  anders  gerichtete 
tendenzen  späterer  perioden  so  umgestaltet,  dass  wir  auf  erlangung 
voller  klarheit  kaum  hoffen  dürfen.  Aber  genug  können  wir 
noch  sehen,  um  mit  aller  entschiedenheit  zu  behaupten,  dass 
hier  ein  altes  indogermanisches  gesetz  zu  gründe  liegt. 

Nun  zu  den  vocalen.  eiäwg  und  veUvöds  führen  auf  ö  in 
den  starken  casus  (got.  ö  =  urspr.  ö  wie  in  fötas,  fidvör,  m^nöp-, 
bairös,  ahd.  chtio).  Dazu  stimmt  das  preussische,  welches  die 
endung  hinter  vocalen  als  Hvuns,  häufiger  -uns,  hinter  conso- 
nanten  als  -ons,  seltener  -uns  oder  -ans  hat:  Mantttouns  kUm- 
tzuns,  laipinnons  laipinnans,  llsons  llsuns  (s.  Nessehnann  s.  65  f.). 
Das  selbe  schwanken  zwischen  o,  u,  a  findet  sich  auch  in  an- 
deren endungen  an  stelle  von  altem  ö:  gen.  pl.  crixtianiskun, 
sunntan,  grikan  {grecon,  grekun  I),  steison,  steisan,  tenneisan, 
tenneisan  {tenneisan  auch  zur  Übersetzung  des  gen.  sg.  gebraucht, 
tenneisan  nur  so,  der  form  nach  natürlich  gen.  pl.),  dat.  sg. 
stesniu,  steismo,  stesma  =»  skr.  tdsmai,  lit.  tdmui,  urspr.  -(H*. 
Dagegen  hat  das  litauische  sük^,  ntr.  sükq,  nom.  pl.  m.  sük^. 
Zur  erklärung  dieser  differenz  zwischen  dem  litauischen  und 
den  übrigen  sprachen  bieten  sich  zwei  wege. 

Da  sich  alsbald  ergeben  wird,  dass  das  suffix  in  den 
formen,   welche  die  ihm  folgende  silbe  betonten,  -ves-  lautete, 


352  J-  Schmidt, 

SO  könnte  man  annehmen,  dass  von  hier  aus  das  c  im  litau- 
ischen auch  in  den  nominativ  gedrungen,  -vös,  -vöns- :  -ves-  zu 
-vens- :  -ves-  ausgeglichen  seien.  Dies  halte  ich  aber  für  unwahr- 
scheinlich, denn  sesu  sesers,  aJcmü  dkmens,  menü  menesio  haben 
die  differenz  zwischen  dem  starken  ü  und  dem  schwachen  e 
bewahrt.  Ausserdem  ist  -ves-,  die  mittlere  form,  schon  sehr 
früh  —  dafür  zeugt  die  Übereinstimmung  mit  dem  preussischen 
und  slawischen  —  durch  die  schwächste  -us-  verdrängt. 

Es  bleibt  also  nur  der  andere  weg  zur  erklärung  offen, 
d.  h.  -vens  war  die  ursprüngliche  gestalt  des  suffixes  in  den 
starken  casus ,  welche,  abgesehen  von  der  durch  ns  bedingten 
kürzung  des  e  (s.  338),  im  litauischen  bewahrt  ist.  Dann  ist 
t;  im  htauischen  geschwunden  ohne  das  e  zu  trüben  (vgl.  sesu, 
sergu,  szeszuras,  szeszi,  szdmu,  sunilis  s.  333),  während  es  in  den 
übrigen  sprachen  S,  e  in  ö,  o  wandelte.  Hierfür  liegen  im 
griechischen  und  germanischen  mehrfache  analoga  vor.  Griech. 
0,  (lo  ist  aus  ve,  vE  auf  zwei  verschiedenen  wegen  entstanden. 
Theils  ist  /«  zu  /o  geworden  mit  bewahrtem  /,  theils  ist  es  zu 
o  geworden,  indem  beide  laute  verschmolzen,  ersteres  in  j:otxog 
=  lat.  vicus,  jioXvog  =  vlnum,  letzteres  sicher  in  den  drei  ersten 
der  folgenden  beispiele:  hom.  wvog  (vocalisch  anlautend  Enös 
146,  L.  Meyer  ztschr.  XXIII,  56)  =  laL  v^um,  abulg,  väno; 
hom.  oxog  (vocalisch  anlautend  a.  a.  o.)  aus  *j^ixog,  vgl.  ix^a^iv' 
aQlkaa^v  Hesych. ,  pamphyl.  äyed-Xa  j:Bxi%(o  inschr.  v.  Sillyon 
Hirschfeld  monatsber.  der  Berl.  akad.  1874,  s.  726,  z.  24;  döfk^, 
oddÖBk  bei  Hom.  überall  vocalisch  anlautend  8  415,  6  406. 
442.  446,  s  59.  60,  »  210  übereinstimmend  mit  odor,  lit.  udzv,^ 
doch  mhd.  wazen,  abulg.  sU^adeft  riecht  (von  Miklosich  gr.  I  ^, 
71  angeführt),  vonja  aus  *vodnja^)  erweisen  urspr.  ved,  dessen 
spur  vielleicht  in  dem  hiatus  von  äoäfwg  erhalten  ist ;  oQyavov  aus 
*j:iQyavov,  wie  yiQyava'  Igyalsla  Hesych.  beweist;  Sgcoi'  xäv 
äqvtüv  oi  6(rxaTo#  ysvofisvot  Hesych.,  welches  Lobeck  rhem.  283 
not.  und  Nauck  Aristoph.  Byz.  105  f.  mit  hom.  i^ca^  verbunden 
haben,  lit.  verszis  kalb  erweist  für  letzteres/,  dessen  spur  allerdings 
Od.  $  222  x^Q^^  ^^  ^^^^  iQCa&  durch  Verwandlung  von  av  in  av^* 
verwischt  ist  {iQ(ffi  thau  ist  höchstens  wurzelverwandt) ;  dotoi  = 

^)  Bei  der  üblichen  auch  von  Bfiklosich  a.  a.  o.  fest  gehaltenen  her- 
leitung aus  skr.  an  ist  das  v  unerklärlich,  da  anlautendem  o  nirgend  ge- 
meinslawisch V  vorgeschlagen  ist  Das  v  von  11t  tootka,  woikas  specerei 
(Bezz.  340)  kann  unursprünglicher  Vorschlag  sein. 


bas  snfßx  des  pariidphim  perfecti  activi.  353 

lit.  dveji.  Bei  den  part.  perf.  lässt  sich  nicht  bestimmen,  ob 
ve,  ve  direct  zu  co,  o  oder  zunächst  zu  /eo,  /o  geworden  sind« 
Eine  form  mit  j:  ist  weder  auf  inschriften  noch  sonst  wo  er- 
halten und  das  elische  j:€iC(i9  A.  Eirchhoff  arch.  ztg.  1880 
s.  66  no.  362  (älter  als  580  v.  Chr.)  spricht  durch  den  gegen- 
satz  des  anlautend  erhaltenen  j:  für  die  erstere  der  beiden  mög- 
lichkeiten.  Aus  dem  germanischen  ist  mir  kein  beispiel  von 
vö  aus  v^  bekannt,  dagegen  mehrere  den  selben  zweck  erfüllende, 
in  welchen  ve  zu  vo  und  bei  der  Wandlung  von  altem  o  in 
germ.  a  weiter  zu  va  geworden  ist :  got.  tvaddje  =  äo$<3r  =  lit. 
dvejü;  vdcstij  Isitvestis;  vahsja :  di^w;  ahd.tvarm,  äbvlg.  vrödU; 
wafsa  =  vespa;  tcachal  ==  vigü.  Dem  Verhältnisse  von  etdaig  : 
veitvöds :  lit.  -qs  entspricht  genau  das  von  SokSv  :  tvaddje :  dvejü. 
Die  preussischen  dunkelen  vocale  werden  auch  unter  einwir- 
kung  des  v  entstanden  sein.  Ein  ganz  genaues  analogon  kann 
ich  allerdings  nicht  beibringen,  indessen  findet  sich  mehrfach 
trübung  von  vocalen  durch  vorhergehendes  oder  folgendes  v: 
mergu,  mergümans,  mergan :  mergwan  (I.  II),  gallü  neben  galwas* 
ddUks,  taws  cat.,  towis  voc.  =  lit.  tevcts,  so  dass  der  herleitung, 
des  durch  -wtms,  -uns^  -ons,  -ans  bezeichneten  suffixes  aus  -vens 
schwerlich  etwas  im  wege  steht.  Ein  weiteres  beispiel  von 
consonant  -{-  ve  in  suffixen  kommt  in  den  katechismen  nicht  vor, 
und  is-quendau,  stwen,  po-qudbton  begründen  keinen  einwand, 
da  sie  die  lautgruppe  in  der  Wurzelsilbe,  nicht  in  suffixaler  silbe 
enthalten.  Auf  das  einmalige  polfkins  assei  hast  verliehen 
(pölycki  er  bescheert),  welches  zu  lit.  -gs,  lett.  -is  zu  stimmen 
scheint,  darf  man  sich  gegenüber  den  mehr  als  hundert  belegen 
mit  dunkelen  vocalen  nicht  verlassen. 

Nebenbei  sei  noch  erwähnt,  dass  der  auf  die  historisch 
überlieferten  formen  gegründete  ansatz  von  indog.  vidvh,  vidr 
vtnS'onn  zu  der  von  Mahlow  161  gemachten  beobachtung  stimmt, 
dass  ein  langer  vocal  von  stammbildungssuffixen  mehrfach  als 
e  erscheint,  wenn  er  den  hochton  trägt,  dagegen  als  ö,  wenn 
eine  vorhergehende  silbe  betont  ist:  äv^q  aber  ay^viAQ^  q)Q^v 
aber  svfpQcoy,  nat^q  aber  tp^atm^  u.  a.  ^) 

^)  Darauf  hat  Fick  in  den  Göttinger  gelehrten  anzeigen  v.  7.  april  1880 
s.  4SI  f.  eine  theorie  über  das  verhältniss  von  e,  ^  z\x  Oy  ö  gegründet. 
Auch  Möllers  vom  8.  April  1880  datierte  abhandlung  in  Paul  und  Braunes 
beitr.  VII,  492  f.  beruht  auf  dem  selben  grundgedanken.  Beiden  scheint 
Mahlows  Vorgang  unbekannt  zu  sein.  .   . 


354  i'  Schmidt, 

Dem  hochbetonien  -v^s  entsprach  in  der  dem  hochtone 
unmittelbar  vorhergehenden  silbe  -ves-  oder  -vet-  je  nach  den  fol- 
genden lauten.  Die  qualität  des  vocals  ist,  wenn  wir  von  den 
zweifelhaften  lat.  cada-ver,  papOrver  absehen,  bewahrt  nur  in 
den  dorischen  und  attischen  fem.  wie  theräisch  innBXBlsxBta, 
savaxsta,  iSvvaYttYo%%la  C.  I.  A.  2448  I,  26.  28,  heracl.  ^^^17- 
Ysiaq  siebenmal  G.  I.  6.  6744  z.  18—42,  YsywBiaq  C.  I.  A. 
II  455,  16.  467,  92.  593,  7.  r^yo^Btav  471,  27.  r^roveia^  68 
(Kühner  l\  410,  G.  Meyer  Bezz.  beitr.  V,  241).  Hier  hat  wohl 
das  folgende  i  die  Wirkung  des  vorhergehenden  v,  durch 
welches  -^et-  zu  griech.  -ot-  geworden  ist,  paralysiert,  vgl.  lat. 
inquüinus :  incöla,  velim  :  volo.  Die  schwächste  gestalt  des 
stufflxes  -itö-  ist  nach  den  ermittelungen  ztschr.  XXV,  29  f.  in 
den  formen  entstanden,  welche  die  zweite  auf  das  suffix  fol- 
gende silbe  betont  hatten.  Für  das  fem.  ergiebt  sich  hiemach 
als  ursprängliche  flexion  nom.  vidves-ia  =^  ^tdsta,  gen.  vidus-ids 
=  tdvM^  (betont  wie  /uia,  iMa^Y  Im  griechischen  wurde  y^" 
Y^vsta,  gen.  */£)^oyt;#ac  sowohl  zu  }^«/ov€»a^  j^cj^ovc/a^  als  zu 
YBYovi}Xa,  Y^tovviaq  ausgeglichen,  gerade  wie  svvijt€§Qa,  *€vv^ 
%qiaq  sowohl  zu  6vvfi%€$qa,  eivf^tsi^aq  als  zu  svv^Qta,  svvftQiai 
ausgeglichen  ist  (ztschr.  XXV,  36  und  G.  Meyer  a.  a.  o.).  Im 
skr.  ward  *'^asi,  '^-ushiäs  zu  -üshl,  -üshyOs  ausgeglichen  gerade 
wie  *'4art,  -trids  zu  4H,  -tryäs.^) 


^)  Eine  weitere  parallele  zu  dem  Verhältnisse  von  ycyoyoic :  yiy»yi7« : 
yiyoyvta  zeigt  sich  in  dem  von  ahd.  affo :  affin :  an.  apyf^'a,  d.  h.  urspr. 
-(m  oder  -in  :  fem.  -en-ia :  gen.  an-jäs.  Das  schwanken  zwischen  ahd.  wirtin 
und  wirtun  Otfr.  I,  6,  3  sowie  die  differenz  von  ahd.  -in,  -tima  (Henning 
Sanctgallische  Sprachdenkmäler  91  f.)  und  an.  -y^ja  (Grimm  gr.  II,  319) 
führt  auf  eine  noch  urgermanische  flexion  nom.  -int  (got  Saurim  fem. 
zu  ßaur  JvQos),  gen.  '■u^jös.  Das  griechische  hat  wie  bei  den  part  perf. 
die  schwächste  form  auch  in  den  nom.  übertragen,  -^nva.  Nur  in  dem 
verhältniss  von  ayxa>y  :  imjyxiyidfs  Hom.,  auf  welches  mich  GoUitz  auf- 
merksam gemacht  hat,  ist  etwas  dem  ahd.  affo :  affin  entsprechendes  be- 
wahrt. Es  seien  noch  einige  ablautende  feminina  auf  urspr.  -ta  angeführt. 
Lit  iukstanHSj  abulg.  tysqita,  ags.  ßüsend  weisen  auf  nordeurop.  ta$<mf%, 
dagegen  preuss.  tüsimUms,  got.  Jmsundi,  an.  ßiistmd,  ahd.  dütmU  haben 
in  der  zweiten  silbe  urspr.  totf  daraus  ergiebt  sich  eine  alte  den  nord- 
«iropftischen  sprachen  gemeinsame  flexion  tüBOnH,  gen.  tüSeßu^äi.  Griech. 
dia  kann  wegen  der  kürze  seines  «  nicht  fem.  zu  cflo;  sein,  sondern  ist 
fem.  zu  skr.  d^vä-  und  kann  mit  skr.  divi  auf  ur^rüngliches  ^deMa,  gen. 
dix(jä9  führen,  falls  das  i  von  diri  nicht  aus  divd-  wieder  eingedrungen 
ist«    Die  benennung  der  erde  lautete  urgriecfa.  nom.  ^yvia,  gen,  yihS$, 


Das  suffix  des  participium  perfecti  activi.  866 

Als  ursprünglich  ist  mithin  folgende  flexion  anzusetzen: 
nom.  vidves,  acc.  vidv^ns-am,  voc.  vidves,  loc.  vidves-i  u.  s.  W, 
mit  ves  vor  allen  vocalisch  anlautenden  suffixen,  pl.  instr.  vidve&- 
bhis,  dat.  abl.  vidm-bhiöms  (ztschr,  XXV,  38),  loc.  vidvet-sü; 
fem.  vidves-ia,  gen.  vidtts-ids  u.  s.  w.;  comparativ  vidus-terö-s. 
Keine  der  überlieferten  sprachen  hat  die  fünf  gestalten  des 
Suffixes  alle  und  ohne  ausgleichungen  zwischen  den  verschie- 
denen casus  bewahrt.  Konnte  schon  ein  dreigestaltiges  suffix 
wie  skr.  tär,  tar,  tr,  tr  seine  alten  Verhältnisse  nicht  aufrecht 
erhalten,  wie  viel  weniger  ein  fünfgestaltiges.  Die  Schicksale 
unseres  participiums  werden  am  zweckmässigsten  so  erörtert, 
dass  wir  es  zunächst  durch  die  sprachen  hindurch  verfolgen, 
welche  es  noch  zu  historischer  zeit  in  lebendigem  gebrauche 
bewahren,  und  zum  Schlüsse  die  spuren  untersuchen,  welche 
es  in  den  germanischen  und  italischen  sprachen  hinterlassen  hat. 

1)  Im  sanskrit  glichen  sich  die  starken  casus  unter  ein- 
ander aus,  der  allein  abweichende  nom.  sg.  auf  *'va3  erhielt 
das  suffix  der  übrigen  -vams  wieder  zu  einer  zeit,  als  das  indo- 
germanische gesetz,  welches  -ans  in  -a$  gewandelt  hatte,  längst 
ausser  kraft  war.  Die  seit  dieser  zeit  neu  auftauchenden  -ans 
behielten  ihren  nasal,  verloren  aber  später  durch  das  auslaute 
gesetz  ihr  s,  falls  es  nicht  am  folgenden  anlaute  schütz  fand: 
vidväms  tdtra,  vidvän  wie  dgvams  tätra,  dfvan  (s.  341).  Dieser 
neue  nom.  und  der  aus  indog.  -vetsü  entstandene  loc.  pl.  -vdtsu 
glichen  äusserlich  den  entsprechenden  casus  der  i;an^- stamme. 
In  folge  dessen  wurden  alle  casus,  welche  wie  der  nom.  ^.  m. 
kein  suffix  oder  wie  der  loc.  pl.  ein  consonantisch  anlautendes 
hatten,  allmählich  nach  analogie  der  vant-s^mme  umgestaltet, 
am  spätesten  der  vocativ  sg.  und  diä  gradationsformen.  Ersterer 
lautet  im  RV.  noch  stäts  -^vas,  dkitvas,  UHrvas,  didivfis,  m%dhvM, 
im  äV.  schon  -mn,  cikitvan  (Lanman  513)  und  später  stäts  so. 
Letztere  haben  im  RV.  noch  -wsä-,  vidüsh-taror,  mldhüsh-t^ima' 
übereinstimmend  mit  abaktr.  jagerebus4arö ,  jaghtnüs-temö, 
ydetuS'temem ,  gagakus-tenta,  hanhaniis4efnem,  und  von  rechts- 
wegen,  denn  die  regelmässige  betonung  der  comparative  und 

letzteres  in  hom.  yaifis  erhalten  und  darnach  nom.  yata  gebildet;  urgr. 
*y«f^  ward  ion.  *yfita,  *yn^i  dann  regelrecht  verkürzt  zu  yia  Gauer  de- 
lectus  133  c,  10,  att.  contrahiert  y9  (yt^'fiitQiig,  dyti-yiuff  aus  *yn^'),  meine 
auffas^ng  ztschr.  XXV,  146 f.  ist  falsch,  da  urgriech.  m  oder  aj  nie  zu 
ion.  tij,  n  geworden  ist. 


356  J«  Schmidt, 

Superlative  auf  der  silbe,  welche  im  positiv  den  ton  trägt,  ist, 
obwohl  sie  sich,  soweit  es  die  griechische  beschränkung  des 
accentes  auf  die  drei  letzten  silben  erlaubt,  mit  der  griechischen 
betonung  deckt,  nicht  ursprunglich,  sondern  erst  durch  einwirkung 
des  positivs  zu  stände  gekommen.  Gradationsformen,  welche 
durch  begrififliche  entwickelung  soweit  aus  der  reihe  getreten 
waren,  dass  sie  nicht  mehr  als  gradationen  empfunden  wurden, 
und  sich  dadurch  der  einwirkung  des  positivs  entzogen,  haben  die 
ältere  betonung  bewahrt:  die  pronominalen  hatardr  (=  Wi.haträs), 
hatamd-^  yatard-,  yatamd-,  ikatardry  Ekatamd-y  die  ordinalien  qa- 
teUamd-,  saJicisratamd'  u.  s.  w.  und  die  substantivischen  acvatard- 
maulesel,  ukshatard-,  rshahhcUard-  kleiner  stier,  vatsakird-  junges 
thier,  kästUart  kurzer  speer,  g^itart  sackchen,  griech.  ds^itsQog, 
oQkaxsQog;  vedisch  sogar  noch  das  superlativisch  gebliebene 
fogvattamd'.  Diese  betonung  reducierte  das  in  der  zweiten  silbe 
vor  dem  hochtone  stehende  vas  nach  dem  gesetze  ztschr.  XXV, 
30  f.  zu  US.  Nachvedisch  dringt  aber  auch  hier  vat  ein,  vid- 
vdüara-,  vidvdttama-.  Hiemach  sind  wir  zu  der  annähme  be- 
rechtigt, dass  der  nom.  acc.  ntr.  sein  "vat  {tatanvät,  samvavrtvdt 
RV.)  an  stelle  des  dem  griech.  -oc  entsprechenden  --vctö  durch 
die  selbe  analogie  erhalten  habe  wie  der  voc.  sein  -van,  nur 
früher.  Die  pluralflexion  *vidv(ishhis,  *vidusbhidms  (du.  *t;wfeis- 
bhidin\  vidvatsü  ward  zu  vidvddbhis,  vidvddbhyctö  (-bhyam), 
vidvdtsu  uniformiert;  dass  vät  auch  an  stelle  eines  älteren  us 
dringen  konnte,  lehren  die  gradationsformen. 

Anders  vor  vocalisch  anlautenden  suffixen«  Die  stamme 
auf  "tar  und  -an  haben  in  dieser  läge  ausser  dem  loc.  sg.  die 
mittlere  form  des  stammsuffixes  -tar,  -an  durch  die  schwächste 
-4r,  -n  ersetzt  (ztschr.  XXV,  39),  das  selbe  ist  bei  den  part.  perf. 
in  allen  den  casus  geschehen,  welche  früher  vas  vor  vocalisch 
anlautendem  suffixe  hatten,  den  loc.  inbegriffen^):  vidüshas, 

^)  Sollte  man  einwenden  wollen,  dass  ich  mich  auf  die  Verhältnisse 
der  tär-  und  Sn-stämme  nicht  berufen  dürfe,  da  im  plural  (ausser  dem 
acc.)  die  part.  perf.  den  mittleren  stamm  haben,  während  die  id^  und  änr 
Stämme  den  schwächsten  zeigen  (-vaUu  gegen  -tfshu,  -asu),  so  übersehe 
man  nicht,  dass  im  plural  der  participia  die  Verhältnisse  ganz  anders  lagern 
vaa  konnte  durch  us,  ush  verdrängt  werden,  wo  aber  das  ßzai  geworden 
war,  hemmte  nicht  nur  die  grössere  Verschiedenheit  zwischen  vat  und  im, 
ush  sondern  auch  der  dem  vat  aus  der  neu  eingreifenden  analogie  der 
vant-stämme  erwachsende  schütz  die  Übertragung  des  us,  vidvdtsu  blieb, 
während  *vidvesia,  *vidviui%  =  gr.  -ua  durch  vidüshl  ersetzt  ward. 


Das  Suffix  des  participium  perfecti  activi.  357 

vidtishi  u.  s.  w.,  fem.  vidüsM  (urspr.  -i?6sfa  =  -sta).  Da  vedisch, 
zufolge  Lanmans  Sammlungen,  der  loc.  sg.  überhaupt  nicht  be- 
legt ist,  bleibt  die  allerdings  sehr  schwache  möglichkeit,  dass 
er  noch  *'V(m  gelautet  habe,  wie  bei  den  aw-stämmen  vedisches 
-awi,  -an  späterem  -ni  gegenübersteht. 

Die  mittlere  form  des  Stammes  mit  s  ist  allein  bewahrt  im 
voc.  sg.,  der  im  RV.  noch  stäts  -vas  lautet.  Ehe  er  dem  durch 
die  van^analogie  unterstützten  nominativ  erliegend  zu  -van  ward, 
hat  er  vielmehr  den  vocativ  der  vaw^- stamme  umgestaltet. 
vOfkS'  und  vant- stamme  sind  im  RV.  völlig  gleich  flectiert 
im  nom.  -van,  ntr.  -vcU,  pl.  -vad-hhis,  •vad-bhyas,  -vat-su,  du. 
-vad-bhyam.  In  folge  dieser  gleichheit  (namentlich  der  beiden 
erstgenannten  casus)  wurde  der  vocativ  der  vöws -stamme  auf 
die  vaw^stämme  und  durch  diese  vermittelt  der  ausgang  -as  an 
stelle  von  -an  auf  die  man^-stämme  übertragen,  -vas  ist  die 
im  RV.  fast  überall,  -mos  die  allein  gebräuchliche  form  des 
Vocativs  der  vant-  und  mantslämme,  rshlvas,  hhanumas  u.  s.  w. 
(Lanman  519  f.),  nachvedisch  bhös  und  bhagös.  Vereinzelt 
scheint  sich  diese  analogie  auch  auf  andere  casus  erstreckt  zu 
haben,  so  ökivdmsä  RV.,  welches  seines  wurzelvocals  wegen 
schwerlich  als  part.  von  uc  (dessen  dat  €U>ushö  belegt  ist),  son- 
dern als  dual  eines  nicht  mehr  nachweisbaren  *ökivänt-  auf- 
zufassen sein  wird;  auch  m^hvdn,  mldhüshas  u.  s.  w.  ist  wohl 
ursprünglich  denominativ  (vgl.  mTdhd-,  ^fcr^o^);  über  bhaJctp- 
vdmsas  AV.  sieh  BR.  s.  v.  bhakshivdms-.  Sobald  im  part.  der 
vocativ  -vas  durch  -van  ersetzt  war,  gelangte  bei  den  vant- 
stämmen  der  lautlich  allein  berechtigte  vocativ  auf  -van  wieder 
zur  geltung.  Der  AV.  hat  im  part.  dküvan  und  dem  ent- 
sprechend harivan  u.  s.  w.  (Lanman  513.  520),  was  die  regel 
für  die  nachvedische  spräche  ist.  Andererseits  reimte  der  alte 
vocativ  vidvas  mit  den  vocaüven  derjenigen  abstamme,  welche 
vor  dem  as  ein  zur  wurzel  gehöriges  v  haben.  In  folge  dessen 
stellten  sich  bei  einigen  der  letzteren  neubildungen  nach  analogie 
der  vOms-stsimme  ein:  nom.  sg.  svdv-an,  svdtav-än,  tuvlrdv-an 
(Lanman  559),  dat.  svdtavadbhyas,  instr.  svdvadbhis  (s.  o.  s.  348). 
Auch  den  alten  aus  *-vah-s  entstandenen  nom.  ^anad-vos  (vgl. 
gvetorvos)  ergriff  diese  analogie  und  gestaltete  ihn  zu  anadvdn, 
anadvdmg  ca  (Lanman  499)  um.  Endlich  wurden  auch  die 
mn-stämme  in  den  Strudel  gerissen.  Von  diesen  berühren  sich 
mehrere  mit  den  t^n^ämmen  in  folge  der  Zweideutigkeit  des 


356  J*  Schmidt, 

Superlative  auf  der  silbe,  welche  im  positiv  den  ton  trägt,  ist, 
obwohl  sie  sich,  soweit  es  die  griechische  beschränkung  des 
accentes  auf  die  drei  letzten  silben  erlaubt,  mit  der  griechischen 
betonung  deckt,  nicht  ursprünglich,  sondern  erst  durch  einwirkung 
des  positivs  zu  stände  gekommen.  Gradationsformen,  welche 
durch  begriffliche  entwickelung  soweit  aus  der  reihe  getreten 
waren,  dass  sie  nicht  mehr  als  gradationcn  empfunden  wurden, 
und  sich  dadurch  der  einwirkung  des  positivs  entzogen,  haben  die 
ältere  betonung  bewahrt:  die  pronominalen  hatardr-  (=  WLhairäs), 
katamd-^  yata/rär,  yoUamä-,  Skatard-,  Shatamdr,  die  ordinalien  Qa- 
tatamd-,  sahasratamd-  u.  s.  w.  und  die  substantivischen  agvcUard- 
maulesel,  ukshatard-,  rshahhcUard-  kleiner  stier,  vafscUard-  junges 
thier,  käsiUart  kurzer  speer,  göntiart  säckchen,  griech.  öe^ttsgog, 
oQhiSTBQog;  vedisch  sogar  noch  das  superlativisch  gebliebene 
fo^ücMamd'.  Diese  betonung  reducierte  das  in  der  zweiten  silbe 
vor  dem  hochtone  stehende  vas  nach  dem  gesetze  ztschr.  XXV, 
30  f.  zu  US.  Nachvedisch  dringt  aber  auch  hier  val  ein,  vid- 
vdüaror,  vidvdUama-.  Hiemach  sind  wir  zu  der  annähme  be- 
rechtigt, dass  der  nom.  acc.  ntr.  sein  "Vat  (tcUanvdt,  samvavrtvdt 
RV.)  an  stelle  des  dem  griech.  -oc  entsprechenden  -vas  durch 
die  selbe  analogie  erhalten  habe  wie  der  voc.  sein  -van,  nur 
früher.  Die  pluralflexion  ^vidvashhis,  *vidusbhidfns  (du.  *vidu$'' 
bhidm\  vidvatsü  ward  zu  vidvddbhis,  vidvddbhyas  (-Ihyain), 
vidvdtsu  uniformiert;  dass  vät  auch  an  stelle  eines  älteren  us 
dringen  konnte,  lehren  die  gradationsformen. 

Anders  vor  vocalisch  anlautenden  sufBxen.  Die  stamme 
auf  'tar  und  -an  haben  in  dieser  läge  ausser  dem  loc.  sg.  die 
mittlere  form  des  stammsuffixes  -iar,  -an  durch  die  schwächste 
*tr,  -n  ersetzt  (ztschr.  XXV,  39),  das  selbe  ist  bei  den  part.  perf. 
in  allen  den  casus  geschehen,  welche  früher  va$  yqt  vocalisch 
anlautendem  suffixe  hatten,  den  loc.  inbegriffen^):  vidüshas, 

^)  Sollte  man  einwenden  wollen,  dass  ich  mich  auf  die  Verhältnisse 
der  tär-  und  än-siSmme  nicht  berufen  dürfe,  da  im  plural  (ausser  dem 
acc.)  die  part.  perf.  den  mittleren  stamm  haben,  während  die  täf'  und  änr 
stamme  den  schwächsten  zeigen  (-vatsu  gegen  -tr^u,  -aiu)^  so  übersehe 
man  nicht,  dass  im  plural  der  participia  die  Verhältnisse  ganz  anders  lagern 
V€i8  konnte  durch  us,  ush  verdrängt  werden,  wo  aber  das  ßzat  geworden 
war,  hemmte  nicht  nur  die  grössere  Verschiedenheit  zwischen  vai  und  m», 
ush  sondern  auch  der  dem  v(U  aus  der  neu  eingreifenden  analogie  der 
vaiU-stämme  erwachsende  schütz  die  Übertragung  des  us.  fMvdtsu  blieb, 
während  *vidvesia,  *vidwU%  =  gr.  -f lo  durch  vidüsh^  ersetzt  ward. 


Das  Suffix  des  participium  perfecii  activi.  357 

vidüshi  u.  s.  w.,  fem.  vidüsM  (urspr.  -vesia  =  -«r«).  Da  vedisch, 
zufolge  Lanmans  Sammlungen,  der  loc.  sg.  überhaupt  nicht  be- 
legt ist,  bleibt  die  allerdings  sehr  schwache  möglichkeit,  dass 
er  noch  *'Va$i  gelautet  habe,  wie  bei  den  an-stämmen  vedisches 
-a»>,  -an  späterem  -ni  gegenübersteht. 

Die  mittlere  form  des  Stammes  mit  s  ist  allein  bewahrt  im 
voc.  sg.,  der  im  RV.  noch  stäts  -vas  lautet.  Ehe  er  dem  durch 
die  van^analogie  unterstützten  nominativ  erliegend  zu  -van  ward, 
hat  er  vielmehr  den  vocativ  der  vaw^- stamme  umgestaltet. 
vämS'  und  van^- stamme  sind  im  RV.  völlig  gleich  flectiert 
im  nom.  -van,  ntr.  -vcU,  pl.  -vad-bhis,  -vad-bhyas ,  -vat-su,  du. 
-^ad-bhyiim.  In  folge  dieser  gleichheit  (namentlich  der  beiden 
erstgenannten  casus)  wurde  der  vocativ  der  väws -stamme  auf 
die  van^stämme  und  durch  diese  vermittelt  der  ausgang  -as  an 
stelle  von  -an  auf  die  man^-stämme  übertragen,  -vas  ist  die 
im  RV.  fast  überall,  -mos  die  allein  gebräuchliche  form  des 
Vocativs  der  vant-  und  wan^stämme,  rsMvas,  hhanumas  u.  s.  w. 
(Lanman  519  f.),  nachvedisch  hhös  und  bhagös.  Vereinzelt 
scheint  sich  diese  analogie  auch  auf  andere  casus  erstreckt  zu 
haben,  so  ökivdmsä  RV.,  welches  seines  wurzelvocals  wegen 
schwerlich  als  part.  von  uc  (dessen  dat  iicushö  belegt  ist),  son- 
dern als  dual  eines  nicht  mehr  nachweisbaren  *ökivdnt-  auf- 
zufassen sein  wird;  auch  nMhvdn,  mldhüshas  u.  s.  w.  ist  wohl 
ursprünglich  denominativ  (vgl.  tnlähd-,  fAKfd-og);  über  bhakH- 
vdfksas  AV.  sieh  BR.  s.  v.  bhakshivdms-.  Sobald  im  part.  der 
vocativ  -vas  durch  -va»  ersetzt  war,  gelangte  bei  den  vant- 
stammen  der  lautlich  allein  berechtigte  vocativ  auf  -van  wieder 
zur  geltung.  Der  AV.  hat  im  part.  dküvan  und  dem  ent- 
sprechend harivan  u.  s.  w.  (Lanman  513.  520),  was  die  regel 
für  die  nachvedische  spräche  ist.  Andererseits  reimte  der  alte 
vocativ  vidvas  mit  den  vocativen  derjenigen  o^-stämme,  welche 
vor  dem  as  ein  zur  wurzel  gehöriges  v  haben.  In  folge  dessen 
stellten  sich  bei  einigen  der  letzteren  neubildungen  nach  analogie 
der  vOms-stämme  ein:  nom.  sg.  svdv-an,  svdtav-an,  tuvlrdv-an 
(Lanman  559),  dat.  svdiavadbhyas,  instr.  svdvadbhis  (s.  o.  s.  348). 
Auch  den  alten  aus  *-väh-s  entstandenen  nom.  *anad-vas  (vgl. 
gveta-vas)  ergriff  diese  analogie  und  gestaltete  ihn  zu  anadvdn, 
anadvdmg  ca  (Lanman  499)  um.  Endlich  wurden  auch  die 
vanslämne  in  den  Strudel  gerissen.  Von  diesen  berühren  sich 
mehrere  mit  den  t^n^stämmen  in  folge  der  Zweideutigkeit  des 


358  i'  Schmidt, 

vocativs  auf  -van :  maghavä,  niaghonaä  neben  maghdvan,  mäghd- 
vadbhyas  u.  s.  w.;  drvä,  arvänam  neben  drvan,  drvantam,  är- 
vatas  u.  s.  w. ;  sahdva  neben  sahävan;  fkvatä  instr.  zu  rkvan-; 
yuvaÜ'S,  yuvat  zu  yüvan-;  hhüridävaUarar  comparativ  zu  lihürir 
davan-  (A.  Kuhn  ztschr.  I,  373;  Benfey  d.  indog.  thema  des 
Zahlwortes  zwei  s.  19;  Lanman  p.  516.  523).  Die  vocative 
ftavas,  evayävas,  prätarüvas,  motarigvas  (Lanman  536),  viel- 
leicht auch  der  nom.  mbhvan  von  t;an-stan)men  sind  also  durch 
vermittelung  der  von^-analogie  von  den  i;esm$- stammen  über- 
tragen. Volle  Verwirrung  zwischen  den  van-,  vant-,  vams-  und 
t?-as-analogien  zeigen  endlich  die  flexionen  von  nom.  rbhva, 
fhhvan  RV.  VI,  34,  2,  acc.  rbhwisam,  gen.  fbhvasas  und  von 
instr.  glkväbhis,  pl.  nom.  gikvasas,  dat.  sg.  (ikvase.  So  erklären 
sich  ohne  Verletzung  der  lautgesetze  diese  formen,  welche  man 
benutzt  hat  um  lautgesetzlich  unvereinbare  suffize  aus  einander 
herzuleiten.  Die  ausgangspunkte  der  ganzen  Verwirrung  sind 
die  Übertragungen  des  vocativs  der  participia  -vas  auf  die  vant^ 
stamme  und  des  nominativs  der  participia  -van,  instr.  -vcul-hhis 
auf  die  -v-o^-stämme.  Beide  sind  mir  nur  unter  der  Voraus- 
setzung verstandlich,  dass  eine  flexion  nom.  -van,  voc.  -vas,  loc.pl. 
--vatsu  bei  den  part.  perf.  bestand,  ehe  die  Übertragungen  begannen. 
Diese  Übertragungen  halte  ich  also  nicht  nur  für  unfähig  die 
herkunft  des  t  in  vidvdtsu  von  den  t;an^  -  stammen  darzulhun, 
was  Brugman  s.  71  f.  von  ihnen  erwartet,  sondern  zähle  sie  zu 
den  beweisen  für  die  hohe  alterthümlichkeit  des  t  von  vidvdtsu. 

2)  Von  den  starken  casus  des  altbaktrischen  ddähvoon- 
hem,  taräiväonhem,  vldhvaonhö  ist  nicht  zu  entscheiden,  ob  sie 
aus  "VäfhS'  oder  -vas-  entstanden  sind.  Ausser  diesen  parti- 
cipien  und  den  noch  ebenso  streitigen  comparativen  liegt  im 
altbaktrischen  kein  wort  vor,  welches  im  skr.  die  lautgruppe 
am  enthält.  Da  nun  in  Qanhetn  =  skr.  gdmsam,  Nairyöganhö  == 
^drOgdfhsas,  hizvö-daiihanha  =  ddthsasä  und  den  aoristformen 
jmhefUu  {gam,  jam  gehen),  nianhanö  (man)  skr.  ams  vor  nicht- 
i-laut^i  gerade  so  behandelt  ist  wie  as  ^),  so  können  auch  ams 
und  äs  vor  den  selben  lauten  gleich  behandelt  sein.  Sollte  aber 
tüdhvaonhö  zunächst  aus  "^vidvasas,  nicht  aus  vidvdriisas  entstan- 
den sein,  dann  wäre  die  nasallose  form  des  nom.  sg.  auf  die  übrigen 


^)  Brugmans  eweifel  daran  (s.  80  anm.)  sind  durch  Vermischung  der 
g&ihH-formen  mit  den  zendformen  her})eigeführt. 


Das  sufBx  des  paiiidpiam  perfecti  aciivi.  359 

starken  casus  übertragen  wie  in  skr.  mäsas,  welches  wahr- 
scheinlich machen  kann,  dass  auch  abaktr.  maanhö  zunächst 
aus  einer  nasaUosen  form  entstanden  sei.  Ein  argumeid  gegen 
den  ansatz  von  indog.  -i;^^-  wäre  daraus  also  ebenso  wenig 
zu  entnehmen  als  aus  mdsas,  mdonhö  gegen  mens.  Aller  übrigen 
casus  hat  sich  die  schwächste  form  ush  bemächtigt  (Spiegel  §  145, 
Justi  §  554).  Dass  indes  auch  vat  in  einigen  casus  früher  be- 
standen hat,  ist  mit  Sicherheit  aus  den  nom.  sg.  der  vanU 
und  mant^lkmme  auf  -äo,  -aog-ca,  z.  b.  Vtvanhäo  gegen  skr. 
Vivdsvän  zu  erschliessen.  Diese  können  nur  von  den  part.  perf. 
act.  übertragen  sein,  die  Übertragung  war  aber  möglich,  nur 
wenn  wenigstens  ein  casus  beider  stammclassen  den  gleichen 
fitammausgang  hatte,  d.  h.  nur  wenn  wenigstens  ein  casus  der 
participia  vat  enthielt.  Von  den  van^stämmen  hat  sich  dann 
"äo  auch  einerseits  über  die  mant-  imd  aw<-stämme  verbreitet, 
andererseits  wie  im  skr.  über  die  van 'Stkmme:  verethrcwäo 
neben  verethrava,  myazdavOo  acc.  myazdavanem,  taurvao  fem. 
vlopa-tat/^rvairi. 

3)  Im  griechischen  ist  der  mittlere  stamm  auf  -or-  = 
'Vet-,  der  nur  in  etdöfft  =  vidvdtm  berechtigt  war,  auf  alle 
casus  des  m.  ntr.  ausser  dem  nom.  eldcSg,  eidog  übertragen. 
Die  homerischen  ßeßaiSva,  nsxfnitSu  u.  s.  w.  (Gurtius  verb.  P, 
251)  haben  das  co  aus  dem  nom.  übernommen.  Brugmans 
frühere  erklärung,  die  er  jetzt  noch  (s.  80)  neben  der  eben 
gegebenen  auch  von  ihm  bevorzugten  für  möglich  hält,  dass  j: 
den  folgenden  vocal  gedehnt  habe,  halte  ich  ebenso  wie  alle 
übrigen  von  Brugman  stud.  IV,  170  f.  für  diesen  Vorgang  bei- 
gebrachten beispiele  für  irrig.  Im  femininum  ist  die  alte  flexion 
YsyovBla,  gen.  *Y^Yorv$ag  sowohl  zu  y^tovsta,  ycforeiag  als  zu 
yeyowTa,  ysyarviag  ausgeglichen  (s.  o.  s.  354). 

4)  Das  litauische  hat  die  stärkste  und  die  schwächste  form 
des  Suffixes  bewahrt:  -vens-  verlor  sein  v  (s.  333),  verkürzte  das 
e  vor  n  -j-  consonant  und  drang  in  dieser  gestalt  an  stelle  des 
indog.  nom.  ves  (s.  342).  Das  bei  Bretken  noch  erhaltene  -cns, 
padarens,  suniaischens  (Bezzenberger  160)  musste  im  sogenannten 
hochlitauischen  zu  -f«  werden,  daher  veiqs.  Nach  dem  muster 
von  vezqs :  ntr.  vezq,  pUxtüs  :  pUxlü,  geras :  gera  bildete  sich  zu 
vez^s  das  ntr.  vezl^,  welches  wie  das  ntr.  der  part.  praes.  auch 
als  nom.  pl.  m.  fungiert.  Es  auf  lautlichem  wege  aus  *vezen$ 
oder  ^vezes  herzuleiten  ist  nicht  möglich.    Wie  bei  den  adjecti- 


360  J«  Schmidt, 

vischen  w-stämmen  vom  fem.  platt  =  skr.  prthvt  aus  die^a-flexiön 
auf  die  meisten  casus  der  masc.  übertragen  ist,  so  auch  bei 
den  participien:  zu  fem.  viiusios  bildete  sich  m.  veeusio  u.  s.  w. 
Indes  haben  sich  mehrere  casus  consonantischer  flexion  erhalten, 
welche  bisher  noch  nicht  richtig  erkannt  worden  sind.  Bei 
den  tt-stämmen  bleibt  der  alte  acc.  plMt^  =  prihüm,  ebenso 
ist  der  acc.  veeusi  ein  consonantischer  acc,  gebildet  wie  ved. 
edkrüshcnn,  vgl.  äkmeni,  m6ter\  =s  äxfAova,  fji,^iQa,  veianti  =s 
vdhantam;  deren  -{(m)  entspricht  der  sogenannten  unbetonten 
nasalis  sonans  wie  in  sAmtas  =  geUdm,  disjsimHs  =  dagcM-, 
is0miniis  =  maH-s,  bingüs  =  bähth-s  u.  s.  w.  Dass  dieser  acc. 
nicht,  wie  man  annimmt,  ein  ja -casus  ist,  lehren  sonnenklar 
die  part.  praes.,  denn  zu  fem.  veianceq  müsste  der  acc.  m.  auch 
'^veia/ncgq  lauten ,  nicht  veiant\  ^).  Femer  sind  consonantisch 
die  von  Schleicher  (gramm.  211)  um  Pilkallen  und  Ragnit 
häufig  gefundenen  nom.  du.  auf  e,  isjsgSruse  (leseb.  215,  10), 
iejuse  (leseb.  138,  28),  cU'ejase  druck  v.  j.  1612  (Bezzenberger 
161,  dessen  herleitung  des  e  aus  -m  lautgesetzwidrig  ist).  Bei 
der  hohen  alterthümlichkeit  aller  litauischen  nom.  du.  (cisem  = 
dgve,  am  =  dvi,  sünü  =  sünü,  vilkü  =  vfka)  ist  die  bewahrung 
der  alten  dualendung  consonantischer  stamme  -e  =  griech.  -s 
nicht  verwunderlich  ^).  Aus  einem  gesangbuche  v.  j.  1589  ver- 
zeichnet Bezzenberger  s.  71  einen  gen.  sg.  mirrus  emogaus,  der 
iö  verloren  haben  soll.  Ist  die  form  richtig  überliefert  und 
richtig  construiert,  dann  kann  mirrus  nur  ein  consonantischer 
genetiv  sein,  -us  =  -us-s  =  skr.  -usJ^as  wie  aJcmens  =  äffmanas. 
Der  consonantisch  flectierte  dativ  lebt  noch  heute  als  gerundium. 
Dass  die  gerundien  dative  sind,  lehren  die  in  diesem  casus 
stehenden  zugehörigen  nomina  und  prönomina,  man  ^us,  vSjui 
pücjsent,  und  sichere  aufklärung  über  ihre  entstehung  giebt  das 
gerundium  des  part.  praes.  Mit  erhaltener  casusendung  liegt 
dies  vor  in  enti  gehend  (Schleicher  gr.  253),  ne  czisas  kdrfq 
Idkint,  enti  mediöt  (leseb.  86,  24),  idant  iamuy  aienti  ir  tuskiär 


^)  Die  accusative  sg.  auf  -t,  plor.  auf -fs  =  ursp.  -dW,  -o^ww,  welche  mit 
den  gleichen  casus  der  t-stämme  zusammen  fielen,  haben  den  übertritt 
fast  aller  casus  aller  consonäntischen  stamme  in  die  analogie  der  t-stämme 
veranlasst. 

<)  Der  du.  part  praes.  negoMncse  (leseb.  215,  15)  hat  es  aus  den  üb- 
rigen casus  Übertragen,  da  weder  aus  -ft«,  -ttu  noch  aas  -tie  lautgesetzlich 
<ee  werden  konnte  (s.  o.  s.  881  f.). 


Das  Suffix  des  partidpium  perfecti  activi.  361 

nant  tuoiam  iamuy  atdaritu  (Bezz.  227  anm.).  Bei  anderen 
Verben  ist  das  i  nur  unter  dem  schütze  des  angefügten  reflexiv- 
pronomens  erhalten,  leiäzantis  (Schleicher  gr.  234.  341),  tienius 
daiktamus  pradeduntis  (Szyrwid  punktai  sakimu  p.  1),  Jcaip- 
-norinte-s  in  Andrjewo  (Geitler  60),  übrigens  geschwunden.  In 
Merecz  (poln.  süd-lit.)  lautet  das  gerund,  praes.  auf  4s  aus, 
man  he  kalbants  (Kurschat  gr.  §  11G3).  In  dieser  mundart  ist 
jedes  t  vor  /  zu  ts  geworden,  das  i  selbst  kann  dann  ge- 
schwunden sein,  z.  b.  inf.  praszyts  (Kurschat  §  118).  Wie  letz- 
teres aus  praszyti,  so  ist  halhants  aus  *Jcalbanti  entstanden,  und 
dies  ist  der  alte  dativ  auf  urspr.  -ntai.  Urspr.  ai  und  oi  im 
auslaute  mehrsilbiger  worte  sind  im  heutigen  hoch-lit.  stäts  zu 
i  geworden:  nom.  pl.  geri  =  griech.  -o#,  nom.  du.  f.  rankt  = 
abulg.  rqcö,  skr.  -e,  loc.  toll  =  tijXot,  dat.  der  w-st.  stinui,  vgl. 
ved.  krdtve;  inf.  -ti  aus  -tiji,  -teji  (wie  2.  sg.  sravt,  kentl  aus 
*sraviji,  *kentiji,  *sraveji,  *kenteji  ztschr.  XXI,  285)  =  ved. 
-tdye.  Das  gesetz,  welchem  das  i  der  gerundia  zum  opfer  ge- 
fallen ist,  darzulegen,  würde  uns  hier  zu  weit  führen,  es  genügt 
dass  wir  für  die  reihe  -nti  (-nti-s),  -nts,  -nt  die  völlig  analoge 
des  Infinitivs  -ti  (-tis),  -ts,  -t  haben  ^).  Ausser  vezant  =  vä- 
hate  und  veziis  =  ühüshe  ist  mir  nur  noch  ein  consonantischer 
dativ  bekannt,  szün  (Schleicher  gr.  192)  =  skr.  güne.  Die 
litauische  construction  eines  nomen  im  dativ  mit  dem  gerun- 
dium  entspricht  also  genau  den  sogenannten  absoluten  dativen 


^)  Ein  gerundium  mit  noch  langer  endsilbe  ist  vielleicht  preuss.  gitoäntei 
enchirid.  64:  kawida  adder  en  labbaiquoitisnan  giwa^  sta  ast  gitoäntei 
aulause  (welche  aber  in  Wollüsten  lebt,  die  ist  lebendig  todt).  Die  setzung 
des  gerundiums,  wo  wir  einen  nom.  des  part.  erwarten,  findet  sich  auch  im 
litauischen,  z.  b.  barzduti  vyrai  pre  kräszto  Uidantj  (  därzq  köpant  rtUäs 
numyne  (Schleicher  leseb.  s.  5) ;  bevdlgant  zvirblyti,  beträszkinant  Iszmauke 
älüko  dvl  püsbaczki  (ebenda  s.  17).  Auch  an  der  Verbindung  des  ur- 
sprünglich masculinen  und  neutralen  dativs  mit  einem  femininen  nomen 
oder  pronomen  wäre  kein  anstoss  zu  nehmen,  vgl.  lit.  dShai  aüsztant  u. 
dergl.  (Schleicher  gramm.  s.  321).  Lautlich  kann  also  gitoäntei  consonan- 
tischer dativ  =  skr. ytt?a<e,  abulg.  zivqsti  (s.u.)  sein.  Indessen  ist  bei  dem 
schwanken  der  Schreibung  unserer  preussischen  texte  auch  möglich,  dass 
ei  wie  öfter  nur  ein  langes  t  vertritt  (z.  b.  geiwans  neben  glwans  vivos 
u.  a.  voc.  I,  75),  und  gitoäntei  nom.  sg.  fem.  ist.  Allerdings  fällt  dann 
die  Verschiedenheit  der  endungen  in  den  unmittelbar  aufeinander  folgenden 
gitoäntei  und  alause  auf,  doch  ein  ausschlag  gebendes  moment  wage  ich 
in  dieser  dififerenz  bei  dem  bekannten  zustande  des  textes  nicht  zu  er- 
blicken.   Non  liquet. 

Zeitschrift  für  vergl.  Sprachf.  N.  P.  VI.  4.  24 


362  J.  Schmidt, 

der  germanischen  sprachen,  z.  b.  got.  nauhpannh  imma  rodjandin 
qemun  fram  pamma  synagogafada  qifiandans  Mc.  5,  35  =  lit. 
jdm  taip  dar  bekalhant  at'Sjo  keü  smm^nos  vyridusio  sziüiUs 
sak^dami;  über  die  germanischen  dat.  absol.  s.  Grimm  gr.  IV, 
896  f.,  Behaghel  Germania  XXXIII,  242  f. 

Endlich  kommen  wir  an  den  nom.  pl.  m.  Auch  hier  gehen 
part.  praes.  und  part.  praet.  band  in  band.  Wäre  die  jor 
flexion  eingedrungen,  dann  würden  entstanden  sein  praes.  "^vezanti 
(vgl.  tuszü  von  tüszczas\  praet.  *vezusi.  Diese  wären  mit  dem 
nom.  sg.  fem.  zusammengefallen,  kamen  daher  nicht  in  gebrauch. 
In  der  bestimmten  declination  trat  dieser  zusammenfall  nicht 
ein,  deshalb  wurden  die  Ja-formen  hier  gebildet:  vizanteji,  veßuseji 
gegen  nom.  sg.  fem.  vezanczoß,  vezusioji^).  Für  die  unbe- 
stimmten participia  ist  dialektisch  der  nom.  pl.  nach  der  i-decli- 
nation  gebildet :  memelisch  praes.  hijantis,  praet.  perejusis  (Klein 
bei  Bezz.  7),  zahlreiche  belege  für  -ntis  aus  Bretken  bei  Bezz. 
158,  heute  memel.  sargontis  aegrotantes  (Kurschat  §  1163),  in 
Retowo  (zemait.)  -antys  (Geitler  59).  Veranlasst  ist  diese 
bildung  wie  jede  i-flexion  ursprünglich  consonantischer  stamme 
durch  missverstand  des  acc.  sg.,  indem  dessen  zur  casusendung 
gehöriges  i  ({ ist  ursprüngliches  am)  zum  stamme  gezogen  ward. 
Im  hochlitauischen  lauten  die  nom.  plur.  unbestimmter  decli- 
nation praes.  vezq,  perf.  veze.  Die  identificierung  von  vezq  mit 
skr.  vähantas  (Schleicher  comp.*  519,  Brückner  archiv  III,  292) 
verstösst  gegen  die  lautgesetze,  noch  mehr  die  herleitung  von  -q 
aus  -antys  (Bezzenberger  158).  Nach  den  auslautsgesetzen  des  lit. 
kann  vezq  nur  aus  *vezant  entstanden  sein,  wie  die  3.  pl.  veza  aus 
der  gleichlautenden  grundform.  Hätte  hinter  dem  t  einst  noch 
ein  vocal  oder  vocal  -|-  consonant  gestanden,  dann  wäre  es  nicht 
gesch\vunden,  vgl.  te-vezÜ'  =  skr.  vdhet  gegen  dti,  eit  =  skr.  eti. 
Der  nom.  pl.  part.  perf.  vezq  kann,  wie  die  gleichlautende  form 
des  nom.  acc.  sg.  ntr.,  nur  durch  die  analogie  von  vezq  hervor- 
gerufen sein,  da  inlautendes  und  auslautendes  s  sonst  bewahrt 
bleibt.  Also  über  den  nackten  participialstamm  kommen  wir 
nicht  hinaus.  Dieser  erschien  ursprünglich  in  zwei  casus,  im 
vocativ  sg.  m.  und  nom.  acc.  sg.  neutr.  Dass  der  vocativ  sing, 
eines  participiums  durch  Verschiebungen  dahin  kommen  könnte, 


»)  Aelter  vermuthlich  fem.  sg.  *vezanty-ji,  ^vezusy-ji,  vgl.  gras^-ji 
neben  graziö-ji  (Schleicher  s.  208,  Kurschat  §  965). 


Das  Suffix  des  participiam  perfecti  activi.  363 

an  stelle  des  nom.  p1.  zu  treten,  wird  wohl  niemand  annehmen 
wollen.  Es  bleibt  also  nur  der  nom.  acc.  sg.  ntr.  übrig,  und 
in  der  that  sind  ve^q,  vezq  sowohl  nom.  pl.  m.  als  nom.  acc. 
sg.  ntr.  Vielleicht  lässt  sich  auch  der  weg  finden,  auf  welchem 
das  ntr.  sg.  zur  function  des  nom.  pl.  m.  gelangt  ist.  Gonso- 
nan tische  neutralstämme  haben  in  der  Ursprache  den  nom.  acc. 
pl.  ohne  anfugung  eines  suffixes  gebildet,  so  dass  mehrfach 
die  selbe  form  als  nom.  acc.  sg.  und  als  nom.  acc.  pl.  erscheint, 
ich  erinnere  nur  an  ahd.  miga^  lierza,  skr.  ndnia,  ndma,  welche 
sowohl  nom.  sg.  als  pl.  sind,  und  an  das,  was  Mahlow  72  f.  auf 
grundlage  meiner  Vorlesungen  ausgeführt  hat,  indem  ich  be- 
merke, dass  ich  nicht  mit  allem  dort  gesagten  übereinstimme 
und  meine  ansieht  demnächst  ausführlich  darlegen  werde.  So 
kann  lit.  *vezant  einst  sowohl  ntr.  sg.  als  ntr.  pl.  gewesen  sein. 
Später  verlor  das  litauische  das  genus  neutrum  bei  den  Sub- 
stantiven ganz  und  gar,  bei  den  adjectiven  und  participien 
aber  behielt  es  den  nom.  acc.  sg.  ntr.,  doch  nur  wo  er  als 
prädicat  eines  subjectlosen  satzes  steht,  d.  h.  subject  und  prä- 
dicat  in  sich  vereinigt  (szenden  Ujq  heute  hat  es  geregnet),  oder 
eines  satzes,  dessen  subject  eins  der  neutralen  pronomina  tai, 
käs,  viskos,  neks  ist  (to^wwsiddvg  das  ist  geschehen).  Die  meisten 
neutralen  substantiva  werden  wegen  der  von  je  bestehenden 
gleichheit  aller  casus  ausser  den  nom.  acc.  der  drei  zahlen  mit 
denen  der  masculina  auch  in  den  drei  ursprünglich  abweichen- 
den casus  den  masculina  gleich  gestaltet.  Im  nom.  sg.  du.  er- 
hielten sie  die  form  der  masculina,  z.  b.  lünkas  hast,  preuss. 
lunkan,  slav.  lyko;  ezeras  teich,  preuss.  assaran,  abulg.  jezero; 
jüngas  joch,  abulg.  igo,  skr.  yugdm  u.  s.  w.  Dagegen  im  nom. 
pl.  übernahmen  umgekehrt  die  masculinen  o-stämme  die  endung 
-ai  von  den  neulra,  wie  Mahlow  81  erkannt  hat^).  Hiernach 
sind  z.  b.  in  uzszdUq  ezerai  (zufrierende  teiche),  ezeral  uzszdlq 
(die  teiche  sind  zugefroren)  beide  worte  regelrecht  gebildete 
neutrale  nom.  acc.  pl.  Im  nom.  sg.  war  die  masculine  form 
ezeras  an  stelle  des  nach  dem  preuss.  zu  erwartenden  *ezerq 
getreten,   in    folge  dessen  hatte  sich  auch  die  masculine  form 


^)  Das  slawische  hat  die  alten  nom.  pl.  ntr.  auf  -ä-i  (lat.  quae)  in  den 
comparativformen  gorXsi  Zogr.  Luc.  11,  26,  boljtsi  Supr.  17,  7,  an  deren 
erkiftrung  Scholvin  (archiv  II,  555)  verzweifelt,  erhalten.  Wie  der  dat. 
bo^lH  dem  skr.  hdfüyasyäi  entspricht,  so  ist  ntr.  pl.  holjlH  der  durch  urspr. 
%  vermehrte  gewöhnliche  plural  bolfiSa. 

24* 


364  J.  Schmidt, 

des  part.  eingestellt,  uzs^dlqs  ezeras,  ezeras  uzszdlqs.  So  sind 
die  neutralen  uzszdlq,  uzszdlq  zum  plural  des  masculinen  uzsmlqs, 
uzszdl^  geworden. 

Man  wird  vielleicht  fragen,  weshalb  durch  die  Substantiven 
neutra  pl.  nicht  auch  bei  den  adjectivischen  o-stämmen  die 
neutrale  pluralform  auf  die  masculina  übertragen  wurde,  warum 
es  maz\  ezerai  (kleine  teiche),  nicht  *mazai  ezerai  heisst.  Darauf 
ist  zu  sagen,  dass  einerseits  ein  grund  erkennbar  ist,  welcher 
die  Übertragung  bei  den  adjectivischen  a-stämmen  hinderte, 
andererseits  ein  grund,  der  sie  bei  den  participien  begünstigte. 
Das  neutr.  pl.  der  adjectivischen  o-stämme  war  als  adverb 
überall  in  lebendigem  gebrauche,  mazai  wenig,  ausserdem  be- 
stand eine  gleichlautende,  nur  anders  betonte  form,  mdzai  als 
dat.  sg.  fem.  Die  spräche  hatte  also  gar  kein  interesse  noch 
ein  mazai  als  lebendigen  casus  zu  erhalten,  Hess  ihn  daher  von 
dem  nom.  pl.  masc.  mazl  verdrängen.  Diese  Verdrängung 
wurde  dadurch  begünstigt,  dass  die  pronomina,  zu  denen  die 
adjectivischen  a-stämme  in  der  engsten  beziehung  stehen,  die 
alte  pluralform  des  ntr.  entweder  als  ntr.  sing,  (tal)  oder  als 
adv.  (kai,  jai,  jel)  verwandten  und  für  den  pl.  ntr.  wie  m.  nur 
die  masculinform  behielten;  durch  ^^  ward  mazeji,  mazl  gestützt. 
Dagegen  war  die  Verwendbarkeit  von  ^vezant,  vezq  als  ntr.  sg. 
auf  ein  miniraum  beschränkt,  das  ntr.  sg.  setzte  also  der  bei- 
behaltung  des  ntr.  pl.  *vezant,  vezq  geringeren  widerstand  ent- 
gegen als  die  viel  gebrauchten  adverbia  und  pron.  tai,  kai  u.  s.  w. 
der  bewahrung  des  ntr.  pl.  auf  -ai.  Überdies  mochte  die  be- 
wahrung  des  alten  »organischenc  nom.  pl.  m.  unbequem  werden, 
indem  *vezants  =  abulg.  vezqäte,  skr.  vdhantas  dem  neu  ge- 
bildeten nom.  sg.  m.  *vezants  (jetzt  vezqs)  in  der  ausspräche 
nahe  kam,  *vezenss  =  urspr.  -vens-es  mit  dem  nom.  sg.  m. 
vezens  zusammenfiel. 

Im  preussischen  scheint  der  dem  nom.  sg.  gleich  gewordene 
nom.  pl.  m.  part.  perf.  in  voller  alterthümlichkeit  an  folgenden 
stellen  erhalten  zu  sein,  denen  ich  die  zur  beurtheilung  noth- 
wendigen  entsprechenden  worte  des  deutschen,  im  enchiridion 
v.J.  1561  mitgedruckten  Originals  in  klammem  beifüge*):  beggi 


^)  Sie  sind  mir  zugänglich  durch  eine  voUständige  abschrift  aller  kate- 
chismen,  welche  Leskien  für  sich  gemacht  und  mir  mit  grosser  liebens- 
würdigkeit  geschenkt  bat. 


Das  Suffix  des  participium  perfecti  activi.  3g5 

mes  asmai  sUison  neainessa  wertei  kan  mes  madlimai,  asmai 
stan  dygi  ni  perschlüsiuns  (denn  wir  sind  der  keines  werth  das 
wir  bitten,  habens  auch  nicht  verdienet)  enchirid.  24;  katvydsa 
duckti  ious  postäuns  asti,  ikai  ioics  Idbban  seggßti  bhe  ni  tyt  bürai 
asti  (welcher  töchter  ihr  geworden  seid,  so  ihr  woithut  und 
nicht  so  schüchtern  seid)  59;  bhe  stai  tvfrst  boüuns  ains  ^nensas 
(und  sie  werden  sein  ein  fleisch)  68 ;  astai  poquoitluns  (begehrt 
habt)  88;  katvydan  ious  . . .  ains  anter smu  taukinnons  astai  (die 
ihr . . .  einander  gelobt  habt)  75 ;  kai  tms  esse  Adam  mssawidei 
en  grlkans  pogautei  bhe  gemnions  postanimai  (dass  wir  von  Adam 
her  allesammt  in  sünden  empfangen  und  geboren  werden)  80; 
stenkysman  ioüs  toans,  is  Crixtianiskan  mylin  bhe  ginniskan, 
Schisses  niaubüUntis  N.  enimmans  blie  stalleti  perdin  (dieweil 
ihr  euch  aus  christlicher  liebe  und  freundschaft  dieses  noch 
unmündigen  N.  habet  angenommen  und  vertretet  ihn)  89.  Doch 
ist  auf  die  preussischen  formen  kein  sicherer  verlass,  denn  da  im 
deutschen  das  part.  die  selbe  form  bei  pluralischem  wie  bei  singu- 
larischem subjecte  hat  (ich  bin  geworden,  wir  sind  geworden), 
so  ist  dem  Übersetzer,  welcher  sogar  »tochterc  und  »töchterc 
gleichmässig  durch  dtickti  übersetzte,  wohl  zuzutrauen,  dass  er 
darnach  auch  im  preussischen  einem  pluralischen  subjecte  das 
particip  im  nom.  sing,  geben  konnte.  Fälle  wie  mes . . .  pogautei 
bhe  gemmons  postanimai,  in  welchen  das  erste  particip  im  nom. 
pl.  steht,  beschwichtigen  allerdings  den  argwöhn  etwas.  Doch 
wird  er  aufs  neue  erregt,  wenn  wir,  wo  kein  deutsches  particip 
irre  leiten  konnte,  d.  h.  namentlich  zur  Übersetzung  des  futurums, 
einen  nom.  pl.  auf  -tisis  finden,  der  sich  mit  Kleins  lit.  perejtms 
genau  deckt:  madliti  tytwtrstai  ious  im^nusis,  laukyti  tyttvlrstai 
ious  aupallusis,  klumstinaitai  tyt  wirst  ioumus  etwiriuns  (bittet, 
so  werdet  ihr  nehmen,  suchet,  so  werdet  ihr  finden,  klopfet 
an,  so  wird  euch  aufgethan)  84;  en  kawydsei  debykun  nautin 
bhe  wargan  stai  gwrynai  malnykiku  embaddusisi  (in  was  grosser 
noth  und  gefahr  die  armen  kindlein  stecken).  Deshalb  wird 
man,  vor  der  band  wenigstens,  den  pluralnominativen  auf  -ns, 
obwohl  sie  durch  die  Sprachwissenschaft  als  sehr  alterthümliche 
bildungen  gerechtfertigt  werden  können,  kein  volles  vertrauen 
schenken  dürfen. 

5)  Im  slawischen  lautet  das  suffix  hinter  vocalen  -vö, 
hinter  consonanten  -U,  da-vü,  nes-ü.  Miklosich  (vgl.  gr.  P, 
187;  IP,  328)  und  Brückner  (archiv  III,  269)  halten  das  v  für 


366  J*  Schmidt, 

einen  rein  phonetischen,  hiatusfüllenden  einschub,  so  dass  -vü 
und  'U  beide  die  schwächste  form  des  suffixes,  urspr.  -us-, 
repräsentieren.  Das  urslawische  war  aber  hier  so  wenig  wie 
sonst  wo  in  der  läge  hiate  zu  beseitigen,  weil  bereits  in  der 
Ursprache  alle  beseitigt  waren.  Im  gegentheil  sehen  wir  durch 
Schwund  von  consonanten  neue  hiate  entstehen.  Diese  werden 
später  nicht  durch  consonantenentwickelung  sondern  durch  con- 
traction  der  zusammenstossenden  vocale  gehoben:  dobrajego 
dobraago  dobrago,  byvajeSi  hyvatm  byvaSi,  *plet^^hU  *plet^€Lchü 
plet^hü  plet6chü  (s.  u.)  u.  s.  w.  Im  allgemeinen  hat  das  altbulga- 
rische noch  den  hiatuslosen  zustand  bewahrt,  welchen  alle  älteren 
phasen  des  indogermanischen  zeigen  oder,  wie  das  griechische, 
voraussetzen.  Einem  vor  consonanten  erscheinenden  wurzelhaften 
i  =  urspr.  ^  entspricht  vor  vocalen  ^j,  bi-ti:  btj-enü  (vgl.  skr. 
hht'S :  bhiy-ds,  ari-5  •  »XJ)'oq  Einem  vor  consonanten  erscheinen- 
den y  =  urspr.  ü  entspricht  vor  vocalen  üv,  m-by4i  :  zchbüv-enü 
=  skr.  bhü4i'S :  bhüv-anam,  lit.  biUi  :  büv-aü;  svekry  :  svekrüv^; 
brüV'^  =  skr.  bhruv-am,  vgl.  o(pqv(ß)-oq;  jsütHxH,  vgl.  skr.  huv-e 
u.  s.  w.  Einem  vor  consonanten  erscheinenden  u  =  indog.  eu,  ou, 
au  entspricht  vor  vocalen  ov,  pVurti  :  plov-q,  is-tni-ti,  is-trov-enU 
u«  s.  w.,  die  analoga  aus  den  übrigen  sprachen  sind  allbekannt. 
Allerdings  dringt  bei  verben  bisweilen  der  vor  consonanten 
stehende  vocal  an  die  stelle  des  ersten  elementes  der  auflösung, 
bijenü,  ismyvenü,  öbuvenü  statt  btjenüf  izmüvenü,  *öbovenü, 
doch  sind  die  durch  die  indogermanische  regel  und  die  slawi- 
schen nominalbildungen  geforderten  formen  noch  bei  weitem 
häufiger  belegt,  wie  man  aus  Miklosich  vgl.  gr.  III  *,  108  ersehen 
kann.  Hätte  nun  das  slawische  vom  part.  perf.  act.  nur  die 
schwächste  gestalt  des  suffixes  überkommen,  dann  hätten  die 
formen  von  wurzelverben,  welche  vor  consonanten  i,  y,  u  haben, 
zu  lauten  z.  b.  *bl^j'ü  (woraus  *btjX  *biji,  *bij  geworden  wäre), 
*büV'U,  *ploV'U.  Deren  völliger  verlust  gegenüber  der  bewah- 
rung  der  regelrechten  part.  praet.  pass.  b^enü,  mbÜvenU,  istro- 
venu  wäre  unbegreiflich.  Das  ausschliessliche  vorkommen  von 
formen  wie  bivü,  byvU,  pluvü  beweist  also,  dass  das  v  der  alte 
anlaut  des  suffixes  ist.  Namentlich  bivü  fällt  ins  gewicht,  da 
der  hiatus  überall  durch  auslaufen  des  ersten  der  beiden  zu- 
sanunenstossenden  laute  in  die  ihm  entsprechende  spirans  be- 
seitigt ist,  zwischen  i  und  ü  also  nur  ein  j,  nicht  ein  v  ent- 
stehen konnte.    Bei  den  auf  a  und  ö  auslautenden  wurzelformen 


Das  Suffix  des  participium  perfecti  activi.  3g7 

dorvU,  d6-vü  ist  vollends  nicht  an  hiatusfüllendes  v  zu  denken. 
Ihre  schwächsten  formen  hatten  in  der  Ursprache  gar  keinen 
hiatus,  z.  b.  die  dat.  sg.  fem.  daviisi,  döniiSi  sind  an  stelle  von 
urspr.  *dnsidi,  *dhusiäi  getreten  (ztschr.  XXV,  31.  35),  setzen 
also  voraus,  dass  zur  zeit  ihrer  entstehung  entweder  in  irgend 
einem  oder  mehreren  casus  der  zugehörigen  masculina  oder  in 
den  femininen  der  participia  anderer  verba  die  suffixform  -vUs-, 
durch  deren  anfügung  an  die  ausserpräsentischen  verbalstämme 
sie  entstanden,  bereits  vorlag.  Die  annähme,  dass  etwa  *düsi 
durch  eindringen  des  a  aus  dachii,  dati  u.  s.  w.  zu  ^da-USi 
geworden  und  dies  auf  rein  phonetischem  wege  zu  dorv-üsi 
entwickelt  sei,  ist  unerweislich.  Da  es  keine  beispiele  giebt,  in 
denen  a-ü,  ö-ü  {=  urspr.  e  -j-  urspr.  u)  im  sonderleben  des 
slawischen  zusammen  getroffen  wären,  ist  ein  directer  gegen- 
beweis  allerdings  nicht  zu  führen,  einen  indirecten  führt  aber 
die  oben  berührte  behandlung  der  unursprünglich  auftauchen- 
den hiate  in  dobra-ago  u.  s.  w.  Abgeleitete  verba  haben  in 
der  Ursprache  überhaupt  kein  perfect  gebildet,  wie  die  Unver- 
einbarkeit ihrer  in  historischer  zeit  erscheinenden  perfectbildungen 
beweist.  So  kommt  auch  im  RV.  von  keinem  einzigen  abge- 
leiteten verbum  ein  part.  perf.  act.  vor.  Abulg.  däavU,  umivü, 
chvalivu  sind  also  erst  nach  dem  muster  primärer  formen  wie 
davü,  dövü,  bivü  geschaffen. 

Nur  von  einer  classe  vocalisch  auslautender  verbalstämme, 
den  abgeleiteten  auf  -iti  ist  bisher  die  bildung  mit  suff.  -Us 
bekannt:  chvaljt  neben  chvati-vU.  Ersteres  ist  durch  *chvaljü 
hindurch  aus  *chvaVlju  entstanden  (vgl.  chvaljq  aus  *chvaKjq)j 
also  in  chvalivu  das  v  sicher  nicht  zur  beseitigung  des  hiatus 
entwickelt.  Miklosich  (sitzungsber.  der  Wiener  akad.  LXXXI, 
81  f.;  gramm.  IIP,  117)  hält  chvalß  für  die  ältere,  chvalivU  für 
die  jüngere  bildung.  Aus  seinen  Sammlungen  geht  allerdings 
hervor,  dass  im  laufe  der  zeit  erstere  durch  letztere  verdrängt 
wird,  aber  nicht  dass  letztere  überhaupt  später  entstanden  ist 
als  erstere.  Bereits  aus  dem  Zographos-evang.,  unbestritten 
einer  der  ältesten  quellen,  führt  Miklosich  an  ilagoslovivU, 
väarivuj,  pustivUsi,  pristqpivu,  rastodivU^),  welchen  allerdings 

^)  Ich  habe  die  formen  gegeben  wie  sie  a.  a.  o.  der  Sitzungsberichte 
stehen,  in  der  grammatik  haben  zwei  derselben  andere  endungen,  udarivu, 
puativüy  was  ich  erwähne,  da  auf  die  casus  vieUeicht  auch  gewicht  zu 
legen  ist. 


368  J.  Schmidt, 

56  fomien  des  anderen  typus  gegenüber  stehen.  Vielleicht 
lässt  sich  auch  von  anderen  abgeleiteten  verben  die  bildung 
mit  -w  (nicht  -vU)  nachweisen:  Glag.  CIoz.  I,  40  oubozavai 
6  TiTiaxsvaag  kann,  wenn  es  richtig  überliefert  ist,  nichts  anderes 
als  die  dem  typus  chvalfi  entsprechende  participialbildung  zu 
oubozati  sein. 

Man  kann  nun  daran  denken,  dass  -vt2  und  -ü  die  selbe 
stufe  des  suffixes  repräsentieren,  so  dass  hinter  vocalisch  aus- 
lautenden stammen  aus  den  starken  und  mittleren  casus  das  v 
auch  vor  die  schwächste  gestalt  des  suffixes  verschleppt,  das  so 
entstandene  -vus^  dann  auf  alle  casus  ausgedehnt  sei.  Die 
Verschleppung  des  v  könnte  durch  das  streben  nach  gleich- 
massiger  Wurzelgestalt  und  gleichmässiger  erkennbarkeit  des 
suffixes  in  allen  casus  herbei  geführt  sein.  Bei  den  conso- 
nantisch  auslautenden  stammen  war  dies  desiderat  schon  ohne 
weiteres  erfüllt,  daher  erklärte  sich  bei  ihnen  das  unterbleiben 
der  Verschleppung. 

Indessen  kann  -vü  auch  ohne  einwirkung  falscher  analogie 
dem  griech.  -«$,  preuss.  -urnns  entsprechen  und  sich  den  von 
Mahlow  s.  88  zusammengestellten  Verkürzungen  auslautender 
Silben  anreihen.  Auch  im  slawischen  ist  bisweilen  e  hinter  v 
zu  0  getrübt:  dvqji  =  lit.  dvej\;  volja :  got.  vüja;  völje,  vole: 
got.  vaila;  su-vodePt,  vonja  :mhd.  wäzm  (s.  352);  vosa,  lit.  vapsä 
=  lat.  vespa;  sokü,  lit.  sakai,  lett.  sweM  harz.  So  kann  der 
alte  nom.  -ves  zu  -vös  geworden  und  dann  zu  -vü  verkürzt  sein, 
so  dass  sich  -vU  zu  -lag  verhielte  wie  bratü,  makü,  vlükU  zu 
ipqdxonQ^  fA^xiav,  Xvxiav.  Desgleichen  kann  der  stamm  der 
übrigen  starken  casus  -vens-  mit  der  auch  im  slawischen  vor 
n  -{-  consonant  nothwendigen  Verkürzung  (s.  338)  zu  -vens-, 
-vonS'  geworden,  dann  wie  im  preussischen  und  litauischen  auf 
den  nom.  übertragen  und  hier  im  auslaute  zu  -vU  geworden 
sein.  Dann  verhielte  sich  -vü  zu  preuss.  -urnns  wie  dat.  pl. 
-mü  zu  preuss.  -nians.  Auch  im  inlaute  konnte  -vons-  wohl  zu 
'VUS'  werden,  vgl.  v-utorU  =  lit.  äntras,  got.  anpar.  Die 
vocaldilDFerenz  zwischen  -vU  und  lit.  -(vjens  findet  ein  analogen 
in  dvcji  =  lit.  dveß.  War  dies  der  hergang,  dann  wechselten 
in  der  flexion  der  vocalisch  auslautenden  verbalstämme  ur- 
sprünglich nom.  -vU  und  cas.  obl.  -tfe-  mit  einander:  chvalivü, 
gen.  chvaljXsa,  welche  ausgeglichen  wurden  entweder  zu  chvalivü, 
chvaiivüSa  oder  zu  chvi^^ß,  chvaljtsa,  und  es  wird  kein  zufall 


Das  sufiix  des  participium  perfecti  activi.  369 

sein,  dass  von  den  oben  erwähnten  ältesten  fünf  beispielen  für 
-vU  hinter  i-stämmen  aus  dem  Zogr.  vier  im  nominativ  stehen. 

Gonsonantisch  auslautende  verbalstämme  haben  nur  -it, 
'US'  kein  -vu,  "VUs-.  Letzteres  kann  durch  ausgleichung  ver- 
drängt, aber  auch,  wenigstens  hinter  gewissen  wurzelauslauten, 
auf  lautlichem  wege  zu  ü  geworden  sein.  Hinter  b  schwindet 
V  regelmässig:  ohiti  aus  o&w-wYi  u.  s.  w,  Miklosich  P,  234,  ver- 
muthlich  auch  hinter  p  (beispiele  fehlen),  mehrfach  hinter  s  : 
sestra,  lit.  sesu,  preuss.  swestro;  sesti,  dor.j:^?,  abaktr.  khshvas; 
soku,  lit.  sakal,  lett.  sweki  harz ;  os^Jcii,  ahd.  sweiga  (Fick) ;  strögq, 
lit.  sergu  hüte,  ahd.  sworga;  vM,  v^sii,  lit.  visas,  skr.  vigvas; 
hinter  0:  vUzUpiti  aus  vUeüvüpiti;  hinter  n  :  nitnij,  got.  minniza 
aus  ^minvim.  Also  nominative  wie  grehU,  nesii,  vezu  können 
auf  lautlichem  wege  aus  *grebvU,  *nesvu,  *vezvu  entstanden  sein ; 
dass  sie  es  müssen,  lässt  sich  natürlich  nicht  erweisen. 
Jüngere  formen  wie  mklqvu,  prostrUvU,  minqvU  (Miklosich  IIP, 
105. 106.  111)  kommen  hier  selbstverständlich  nicht  in  betracht. 

Hinsichtlich  der  flexion  ist  zu  bemerken,  dass  vom  fem. 
"üsi  aus  sich  wie  im  litauischen  die  flexion  nach  analogie  der 
./a-stämme  über  fast  alle  casus  des  masc.  und  neutr.  erstreckt 
hat.  Die  consonantische  flexion  hat  sich  erhalten  nur  im  nom. 
sg.  m.  -vU,  -U,  dem  gleichlautenden  nom.  ntr.  (der  acc.  ntr. 
lautet  schon  -Use,  Scholvin  archiv  II,  545)  und  dem  nom.  pl. 
m.  auf  "vUS-e,  -Us-e.  An  eine  grundform  *'usjes  ist  hier  nicht 
zu  denken.  Entweder  ist  *-wses  durch  ^^-üche  hindurch  zu  -iise 
geworden  oder  das  s  ist  von  den  ^a-casus  übertragen  wie  in 
vezqste  =  vähantas,  fem.  vezq^ti  =  vdhantT,  lit.  vezanti  das  gar 
nicht  anders  erklärbare  st. 

Der  consonantische  dativ  hat  sich  wie  im  litauischen  als 
gerundium  erhalten.  Abulg.  pozdö  hyvUsi  pride  clovikU  logatü 
Supr.  341,  20  =  pozdö  Se  byvüSu  pr.  61.  342,  1;  pozd^  ze  byvüäi 
sqtU  Glag.  Gloz.  I,  921  =  pozdö  byvvtsju  pride  clovökü  iogcUü 
935.  948;  pozdö  lyvusi  Zogr.  Mc.  1,  32  =  pozd6  byvUsju  Zogr. 
Matth.  8,  16;  27,  57;  Mc.  15,  42,  Assem.  p.  49,  19,  141,  9; 
i  vueruiu  da  mi  ie  nazem  zuete  betisi  iti  se  na  on  zttet  mon. 
Frising.  1,  8  (kslaw.  i  vörujq  da  mi  jesft  na  sern^  sväö  byvusi 
iti  ze  na  onU  sväu).  Das  entsprechende  präsentische  pozdc 
sqsti  führt  Miklosich  gr.  IV,  615  aus  ev.  Assem.  an  =  pozde  ze 
sqStju  casu  Zogr.  Marc.  11,  11.  Aus  der  vollkommen  gleichen 
Verwendung  von  bt/vüsi,  sqsti  und  byvüSju,  sqStju  in  den  selben 


370  J-  Schmidt, 

quellen  ergeben  sich  erstere  zweifellos  als  dat.  sg.  m.  oder 
ntr.,  und  so  fasst  sie  auch  Miklosich  IV,  141.  615  (in  der  Formen- 
lehre IIP,  20.  24  sind  sie  nicht  verzeichnet)  unter  vergleichung 
der  litauischen  gerundia  und  der  sogenannten  dativi  absoluti 
in  den  germanischen  sprachen.  Die  in  den  übrigen  slawischen 
sprachen  entsprechenden  gerundia  oder  indeclinabelen  participial- 
formen  erklärt  aber  Miklosich  IV,  616.  825  und  überall  in  der 
Formenlehre  (IIP,  157.  162.  228.  314.  316.  376.  446.  449.  488. 
489)  nicht  aus  abulg.  -cisti,  -^ti,  -vüSi  sondern  aus  dem  nom« 
pl.  -qßte,  -qSte,  -vUse,  obwohl  die  lautgesetze  Schwierigkeit  machen 
und  die  russischen  und  kleinrussischen  formen  sich  durch  ihre 
construction  als  dative  ergeben.  Nslov.  Mvsi  ist  =  abulg.  lyvüsi, 
aslov.  leusi,  und  lodöc  ist  aus  hqdqsti  entstanden  wie  lödes 
aus  Iqdesi  (bqdqMe  würde  e  bewahrt  haben  wie  Jx^dete  =  nsl. 
bödete,  löste).  Serb.  buduci,  bivSi,  klruss.  buducy,  buvSy,  russ.  badtuli, 
byvSi,  osorb.  diicy  (idqSti),  biwäi  ergeben  sich  ohne  weiteres  als 
urslaw.  bqdqsti,  byvüSi,  desgleichen  poln.  bywsßy,  das  praes.  b§dqc 
hat  i  verloren  wie  2.  sg.  imperat.  bi^djs  (bqdi),  inf.  byc  (byti),  2.  sg. 
ind.  b^eiesz  (bqdeSi),  Miklosich  selbst  belegt  die  alterthüm- 
lieberen  formen  jadqcy,  müujqcy,  will  sie  aber  trotzdem  aus 
abulg.  -qßtey  -qSte  herleiten  (III  ^,  449) ;  e  wäre  nicht  geschwunden 
(vgl.  bqdziede  =  bqdete).  Das  cechische  hat  vom  part.  perf.  die 
auf  i  auslautende  form  nicht  bewahrt,  wohl  aber  vom  part. 
praes.,  es  sind  die  gerundia  wie  pocnüc,  bei  welchen  Miklosich 
IIP,  376  Verlust  eines  e  annimmt,  obwohl  die  nominative  pl. 
der  partlcipia,  sowohl  als  gerundia  erstarrt  wie  als  lebendige 
casus,  das  e  bewahren,  Sddajice,  chodjece  (a.  a.  o.  und  IIP,  350) 
in  Übereinstimmung  mit  der  2.  pl.  chodUe.  Vielmehr  haben 
die  gerundia  auf  c  ein  i  verloren,  welches  Miklosich  selbst  aus 
mährischen  Volksliedern  belegt,  z.  b.  chodaci;  das  i  ist  abge- 
fallen wie  in  der  2.  sg.  ind.  pleM  =  abulg.  pletesi,  im  imperat, 
plef  =  abulg.  pleti  und  im  inf.  tvorit,  tvofiP  (III  \  373).  Dass 
nun  alle  diese  formen,  welche  ersichtlich  auf  urslaw.  -i  zurück- 
weisen, dative  sind,  beweist  ihre  im  russischen  und  kleinrussi- 
scben  erscheinende  Verbindung  mit  dem  dat.  sg.  imd  plur.  des 
zugehörigen  nomens  (Miklosich  IV,  616.  827.  837),  z.  b.  klr. 
buducy  hospodarju  koroPu  jeho  mylosty  v  Krdkovi,  posylal  Jeho 
mylosf  popysyvaty  vsych  Moskvyö.  nam  buduSy  u  Perekqpi, 
posylal  jesmy.  pryjichavsy  vcjevod'i  naSamu,  pervoho  d/Aa  jemu 
hrest  cilavaly.     ptySedSy  nam   v  genHy  üverskyje,   tyje  jesmo 


Das  Suffix  des  parücipiura  peifecii  activi.  371 

zaniky  inocno  vidly.  In  dem  oben  aus  dem  mon.  Frising.  ange- 
führten Satze  ist  zweifelhaft  ob  der  dat.  mi  mit  heusi  oder  mit 
ie  iti  oder  mit  beiden  zu  construieren  ist.  Die  Verbindung  des 
singularen  dativs  des  participiums  mit  dem  pluralen  des  nomens 
findet  sich  gerade  so  beim  litauischen  gerundium:  täs  vaikins 
hüvo  jenis  vakarenq  bevdlgant  ozhq  pavögqs,  Schleicher  leseb. 
s.  129,  6.  Desgleichen  die  von  Miklosich  IV,  825  f.  835  f.  be- 
legte Verbindung  der  gerundia  mit  dem  nom.  sg.  pl.  ^):  nesa- 
hykit  nieldm  t'evui  käd  bernytis  skendo,  hent  sakykit  m'eldm  t'evui 
kad  zirgyczvs  glrdant,  Schi,  leseb.  s.  34  v.  4.  bevdlgant  zvirb^V^, 
betrdszkinant  iszniaukö  (pl.)  cUüko  dvl  püsbaczki,  ebenda  s.  17. 
Wenn  die  formen  auf  -5i,  -i^i  im  abulg.  seltener  vorkommen 
als  in  den  übrigen  slawischen  sprachen,  so  hat  dies  seinen 
grund  darin,  dass  im  abulg.  die  nominale  flexion  der  participia 
noch  lebendiger  war  als  in  fast  allen  übrigen  sprachen,  die 
absoluten  dative  also  in  ihrer  dativischen  function  noch  klar 
empfunden  wurden  und  daher  meist  die  in  den  übrigen  casus 
herrschende  Jo-flexion  erhielten,  byvüsju  neben  byvüsi.  Diese 
gemeinslawischen  byvüsi,  sq^ti  entsprechen  lautlich  und  syntak- 
tisch genau  den  lit.  büviis(i),  esant(i),  können  also  nur  conso- 
nantische  dative  sein.  Nach  synom  =  skr.  swmve,  nebesi  = 
ndbhasB,  kameni  =  dgmane  hätten  den  skr.  babhüvushe,  sait 
lautgesetzlich  zu  entsprechen  *byvUsi,  *sqti;  die  vorliegenden 
byvüSi,  sqSti  haben  wie  die  nom.  sg.  fem.  ihr  S,  St  aus  den  üb- 
rigen der  ^a-flexion  folgenden  casus  übertragen. 

6)  Aus  den  germanischen  sprachen  sind  nur  wenige 
trümmer  des  part.  perf.  act.  erhalten:  got.  veitvöds,  beru^ös 
masc.  eitern,  ags.  Bgesa,  egsa,  as.  ecso  eigenthümer  =  got.  *aigt4sja 
(H.  Möller  ztschr.  XXIV,  447),  gerade  genug  um  erkennen  zu 
lassen,  dass  wie  im  slawischen  und  litauischen  vom  fem.  nom. 
*-e*s*,  gen.  "^-mjös  aus  der  Jo-stamm  auch  in  die  schwachen  casus 
des  masc.  übertragen  ist.  Wir  haben  dafür  ein  völliges  ana- 
logon  in  der  von  Sievers  beitr.  II,  124  unrichtig  erklärten  de- 
clination  der  adjectivischen  t*-stämme.  Diese  können  im  skr. 
ihr  fem.  auf  drei  verschiedene  weisen  bilden,  welche  zum  theile 
alle  drei  bei  einem  und  dem  selben  stamme  üblich  sind:  tanüs, 
tanüs,  tanvt;  im  griech.  sind  davon  zwei  erhalten  ^dvg  amgA^ 


^)  Dadurch  wird  nicht  ausgeschlossen ,  dass  auch  der  erstarrte  nom. 
sg.  bestimmter  flexion  sein  contingent  zu  diesen  redewendungen  gestellt  hat. 


372  J.  Schmidt, 

fA  369  und  ^dsta.  Nehmen  wir  an,  das  germanische  habe  vor 
dem  wirken  der  auslautsgesetze  ebenfalls  alle  drei  bildungen 
gehabt :  hardüs,  hardäs,  hardvt  =  lit.  kartt,  so  mussten  durch 
das  auslautsgesetz  die  beiden  ersten  zusammenfallen,  da  -üs 
zu  'US  verkürzt  wurde  (vgl.  qairnm  =  abulg.  zriny).  Die  dritte 
^hardvt  ward  zu  *hardi,  acc.  hardja  mit  Verlust  des  v  wie 
gdhardjan,  htiggrjan  (hührus).  Der  nom.  auf  i  ist  nur  in  dem 
substantivischen  mavi  (:magus)  und  in  vöfn  angenehm,  dat. 
vopjai  erhalten,  welches  wir,  obwohl  keine  weitere  form  belegt 
ist,  mit  Sicherheit  als  alten  M-stamm  erschliessen  können.  Aus 
den  beiden  alten  femininbildungen  hardtis  und  *hardi  ist  die 
historisch  überlieferte  femininflexion  in  der  weise  entstanden, 
dass  der  nom.  *hardi  im  got.  durch  hardtis  verdrängt  ward, 
alle  übrigen  casus  aber  nur  von  *hardi  gebildet  wurden :  hardja 
=  lit.  härczq,  paursja  =  skr.  trshvtm,  Jcaurja  =  gurvtm.  Dem 
entsprechend  wurden  dann  auch  alle  casus  des  masc.  und 
neutr.  ausser  dem  nom.  hardus,  hardu  vom  stamme  *hardja' 
gebildet,  der  in  allen  aussergotischen  sprachen  in  alle  casus 
aller  geschlechter  gedrungen  ist.  Der  selbe  process  hat  sich  bei 
den  part.  perf.  act.  vollzogen,  wie  das  männliche  geschlecht 
von  Mrmjös  und  ags.  egesa  lehrt,  der  selbe  auch  bei  den  part. 
praes.  act.  im  westgermanischen,  was  hier  nicht  weiter  aus- 
geführt werden  kann,  berusjös  aus  fem.  *herusi  ist  genau 
analog  dem  griech.  idvlo&  aus  idvta. 

7)  Italische  sprachen.  Lat.  cadäver  und  papaver  wird 
man  nicht  eher  mit  Curtius  (verb.  II  ^  250)  als  part.  perf.  be- 
trachten dürfen,  als  ein  verbalstamm  cada-  »fallen«  nachge- 
wiesen ist.  Das  suff.  'ver  in  dem  neutr.  cadäver  könnte  urspr. 
-ves  =  gr.  'Og  sein ,  in  papäver  (altlat.  masc.  Neue  1 2,  625) 
müsste  es  aus  den  cas.  obl.  in  den  nom.  übertragen  sein.  Eine 
sicherere  spur  des  participiums  glaube  ich  anderswo  zu  finden. 
Das  auf  der  oskischen  tabula  Bantina  zweimal  vorkommende 
sipm  identificiert  man  seit  Grotefend  mit  dem  lat  sibus  callidus 
sive  acutus  (Paul.  exe.  Fest.)  und  übersetzt  die  durch  A.  Kirch- 
hoflf  (stadtr.  v.  Bantia  24)  richtig  gestellte  formel  sipt4S  perum 
dolom  mallom  durch  »sciens  sine  dolo  malo«  als  gegensatz  des 
römischen  sciens  dolo  malo.  Man  hält  es  für  den  nom.  sg.  eines 
Stammes  sipo-  ohne  sich  durch  die  dann  gesetzwidrige  bewah- 
rung  des  stamm vocals  im  nom.  stören  zu  lassen  (Gorssen  n^, 
115;  Enderis  formenl.  XLVII).     Gvgtajevü  (sbomikü  s.  99  f.) 


Das  Suffix  des  participium  perfecti  activi.  373 

will  die  nominative  sipm,  facus,  praefums  der  TB.  auf  römi- 
schen einfluss  zurück  führen,  allein  cevs  Bantins  der  selben  in- 
schrift  widerlegt  ihn^).  Ausserdem  ist  die  übliche  identificie- 
rung  von  fcictis,  praefums  mit  lat.  factus,  praefectus  auch  hin- 
sichtlich der  consonanten  lautgesetzwidrig,  wie  Uhtavis, 
saahtüm,  ehtrad  lehren.  Das  richtige  über  fdciLS,  praefucus 
hat  längst  Bugge  gesagt  ohne  beachtung  gefunden  zu  haben. 
Er  erklärt  sie  als  facu(o)s,  praefucu(o)s,  gebildet  wie  individims, 
perspicuits  (ztschr.  II,  383,  altital.  Studien  21).  So  begreift  sich 
auch  das  u  der  Wurzelsilbe  von  praefticus  als  assimilation  an 
das  folgende  u  (vgl.  pertumum  :  pertetnest,  pertemust),  da  an 
Schwächung  allein  wegen  der  Stellung  im  zweiten  gliede  der 
composition  zu  denken  Anter-stata!  und  di-asiis  (bes, 
Corssen  eph.  ep.  II  p.  170)  verbieten.  Entsprechend  will  Bugge 
auch  sipus  aus  *sipuos  von  einer  wz.  sip  =  got.  saiJwan  her- 
leiten. Auf  keinen  fall  kann  es  von  einem  stamme  sipo- 
kommen. Die  deutungen  der  volskischen  Inschrift  von  Velletri 
sind  viel  zu  unsicher,  als  dass  die  annähme,  ihr  s^u  sei  ab- 
lativ  des  oskischen  sipus  (Mommsen  UD.  325,  Corssen  de  Vols- 
corum  lingua  p.  25)  gegenüber  dem  klaren  auslautsgesetze  des 
oskischen  in  die  wagschale  fallen  könnte.  Höchstens  als  meta- 
plasmus  wäre  dies  sepu  zu  begreifen.  Den  ausschlag  für  die 
beurtheilung  des  oskischen  sipus  giebt  der  vocal  der  ersten 
silbe.  Diesen  als  »Schwächung«  des  a  von  lat.  sapio  zu  be- 
trachten (Corssen  II 2,  19.  27,  Bruppacher  lautl.  28)  wird  jetzt 
niemand  mehr  über  sich  gewinnen,  da  sapio,  (faif^g,  mhd.  ent- 
sehen  ursprüngliches  a  erweisen,  sipus  verhält  sich  zu  lat. 
sapio  wie  die  ebenfalls  nur  auf  der  TB.  vorkommenden  hipid, 
pruhipid,  hipust,  pruhipust  zu  lat.  hdbeo,  osk.  haftest  TB.  Bugge 
suchte  in  haftest  :  hipid  einen  »unregelmässigen  ablaut  ähnlich 
dem  in  lat.  gradior :  gressus,  fatiscor :  fessus<ii  (ztschr.  III,  419). 
Dem  widerspricht  erstens  das  oskische  i,  zweitens  der  ganze 
Zusammenhang  des  vocalismus,  der  hier  nicht  welter  erörtert 
werden  kann  {gressm  stimmt  zu  got.  grids,  abulg.  grqdq,  wäh- 


^)  Der  nom.  Herenniu  Cv5t.  no.  1  einer  im  Aequerlande  gefundenen 
auch  sonst  besondere  eigenthümlichkeiten  zeigenden  inschrift  kommt  für 
den  dialekt  des  lucanischen  Bantia  nicht  in  betracht.  Ebenso  wenig  der 
bruttische  ziegelstempel  üBFKEJfOS  Cv5t.  no.  143;  dass  dieser  die 
griechische,  nicht  die  oskische  form  des  nom.  enthält,  lehrt  Perkens 
Cv$t.  no.  53. 


374  J*  Schmidt, 

rend  gradw  abweichende  farbung  hat;  umgekehrt  stimmt  das 
a  von  haftest   zu  got.  hahan,  während    das  i  von  hipid  ab- 
weicht).   Ebenso  wenig  überzeugt  mich  Bugges  neuere  herleitung 
von  hipid  aus  *hafifid  (ztschr.  XXII,  451  f.).    Gorssen  (ztschr. 
XI,  371,   ausspr.  P,  429)  nimmt  an,  ein  perfectstamm  *hehap 
sei   zu  *hehip  geworden,    dann  habe  sich  das  e  der  redupli- 
cationssilbe  zu  i  gewandelt,  wie  in  didest  dabit,  endlich  *hihip 
zu  Mp  (ebenso  Bruppacher  lautl.  28,  Enderis  formenl.  XXXIX). 
Aber  es  ist  weder  erweislich,  dass  *hehapid  zu  *hehipid  werden 
konnte,  denn  fefacid,  fefacust  sind  unverändert,  noch  dass  in  die 
reduplicationssilbe  des  perf.  i  dringen  konnte,  denn  neben  didest 
steht  perf.  deded  mit  e,  ausserdem  ist  das  i  von  didest  nicht 
im  oskischen  aus  e  entstanden,  sondern  stammt  wie  das  von 
did(o(A&  aus  der  Ursprache  (ztschr.  XXV,  74).     Die  TB.   zeigt 
jedes  ursprünglich  lange  lat.  e  zu  i  gewandelt:  ligtid  lege,  ligis 
legibus,  lidtud  liceto,  sicolom  dieculam,  nm*  das  durch  folgenden 
nasal   unursprünglich  gedehnte  e  von  keenzstur  Gv.   20  er- 
scheint auch  auf  ihr  als  e,  censtur  u.  s.  w.    Also  ist  hipid  eine 
perfectbildung  wie  lat.   egi,  cepi,  ßd,  fregi,  j&ci,  merkwürdig 
übereinstimmend  mit  italien.   ehhi,    ei,  canter-ei  =  lat.   *h^hi. 
Sein  p  gegenüber  dem  f  von  haftest  weiss  ich  ebenso  wenig  zu 
erklären  wie  ip  gegenüber  puf  (umbr.  ife,  pufe,  lat.  ibi,  w6i), 
es  scheint  irgendwie  durch  die  perfectbildung  bedingt  zu  sein. 
Man  wende  nicht  ein,  dass  ja  dem  lat.  ßd  oskische  frfadd, 
-ust  gegenüberstehen.     In    der    Ursprache   hatten   S   nur   die 
schwachen  formen  solcher  perfecta,  deren  wurzelvocal  in  den 
starken  formen  o  lauTtete  (e-wurzeln),  die  Übertragung  des  5  auf 
wurzeln  der  a-reihe  ist  etwas  specifisch  italisches.    Nach  dem, 
was  ztschr.  XXV,  8  über  die  wurzelvocale  und   ebenda  30  f. 
Über  den  verlust  der  reduplicationssilbe  ermittelt  ist,  haben  die 
italischen  sprachen  vor  dem  beginne  ihrer  sonderentwickelung 
die  perfecta  der  a-wurzeln  flectiert  *fefaci,  *fäcimi4S  (vgl,  tehUi, 
tülimus;  auf  die  gestalt  der  der  wurzel  folgenden  silben  ist  hier 
gar  kein  gewicht  gelegt).     Im  irischen  ist  dieser  ablaut  a :  a 
noch  erhalten,   s.  Scherer  GDS.^  257.      Daraus   entwickelten 
sich,  wenn  es  gestattet  ist  der  kürze  halber  alle  Veränderungen 
an  einem  verbum  vorzuführen,   1)  ^ef(Ui^  *fef&cmus,  später 
^fefäciy  "^fefäcimuSj  ^fefid,   ^feßdfims  (belegt  in  pepigi,  pepi- 
gimtAs),  2)  *f^>  *fädmus,  (wie  air.  ro  gdd  sa  rogavi :  1.  pL 
ro-gadammar,  täich  confugit :  ro  tachatar  fugerunt)  später  VJüci 


Das  Suffix  des  participiam  perfecti  activi.  375 

*facimiis  (belegt  in  scäbi,  scäbimus  =  got.  sJcöf,  3kölmm\  3)  mit 
Übertragung  des  e  aus  formen  wie  sedimits  =  got.  s^um,  skr. 
sedimd  zunächst  vielleicht  in  die  schwachen  formen  *fefaci, 
fedmus,  später  feoi,  fednms^).  Da  pSghrms  neben  pepigimus 
lehrt,  dass  in  einem  und  dem  selben  verbum  sogar  innerhalb 
der  selben  spräche  mehrere  dieser  Umgestaltungen  eintreten 
konnten,  befremdet  es  nicht  in  fed,  osk.  fefaciist,  umbr.  fakust 
deren  sogar  drei  auf  verschiedene  dlalekte  vertheilt  zu  finden; 
welche  drei,  das  lässt  sich  leider  wegen  mangelnder  quantitäts- 
bezeichnung  im  oskischen  und  umbrischen  nicht  bestimmen. 
So  widerspricht  auch  osk.  fefacust  der  oben  von  hipid,  hipust 
gegebenen  erklärung  nicht,  beide  bildungen  waren  neben  einander 
möglich  \vie  pepigi  neben  fr^i.  Umbr.  hdbus  verhält  sich  zu 
osk.  hiptcst  wie  umbr.  fakust  zu  fecerit^).    Der  parallelismus 

*)  Wie  diese  ausschliesslich  italische  Übertragung  des  e  zu  stände  ge- 
kommen ist,  weiss  ich  nicht.  Wäre  sie  nur  lateinisch,  dann  könnte  man 
denken,  sie  sei  eingetreten,  als  die  typen  *pepägi  und  *memoni  (/Lti/nöya) 
durch  die  ausschliesslich  lateinische  vocalschwächung  gleiche  vocalisation 
erhalten  hatten:  pepigi,  memvni,  so  dass  die  pluralvocalisation  der  e-wur- 
zeln  auf  den  plural  der  a- wurzeln  übertragen  wurde  wegen  der  gleich heit 
der  singularvocalisatioD :  pepigi^  pegimus  nach  *8e8idif  sSdimus.  Allein  dem 
widerspricht  das  oskische,  in  welchem,  trotzdem  der  sing.  perf.  von  a- 
und  6-wurzeln  lautgesetzlich  nicht  gleich  geworden  sind  (fefacid)^  das  i 
=  urspr.  e  im  perf.  der  a-wurzeln  erscheint  (hipidj.  Auch  Corssens  an- 
nähme *fefäci  sei  zu  *fefeci  geworden  wie  hälare  zu  anhElare  und  dann 
die  reduplication  geschwunden  (krit.  beitr.  530  f.,  ausspr.  II*,  578  f.  anm.)» 
scheitert  am  oskischen  hipid,  Gorssen  selbst  hatte  sie  ausspr.  I  *,  564  auf- 
gegeben und  statt  ihrer  die  früher  (krit.  beitr.  533)  von  ihm  als  unge- 
nügend bezeichnete  Leo  Meyers  (vgl.  gr.  1, 134)  angenommen,  nach  welcher 
S  eine  »lautsteigerungsform«  des  a  sei;  auch  sie  ist  heute  unhaltbar. 

*)  Auch  das  umbrische  scheint  ein  beispiel  von  *  im  perfectstamme 
an  stelle  von  g  zu  bieten,  dennprusikurent  declaraverint  (zu  lat.  m-^egwe, 
^yyinSf  Aufrecht-KirchhofTI,  32)  ist  wohl  kaum  anders  zu  erklären,  benu- 
rent  venerint,  welches  sich  nur  mit  e  findet,  widerspricht  dem  nur 
scheinbar.  Auf  der  TB.,  welche  jedes  ursprünglich  lange  e  zu  t  gewandelt 
hat,  finden  wir  pert-emust,  per-emustj  deren  e  also  kurz  war.  Ausserdem 
ist  nur  noch  ein  e-perfectum  belegt  küm-bened  C.  Ab.  11,  aber  auch 
dies  hat  kurzen  vocal,  denn  lat.  e  ist  auf  dem  cippus  überall  durch  i  ver- 
treten llgatüls  6.  7.  10,  llkltud  37,  flisnam  32,  fisnam  45  (umbr. 
fesnaf-e,  fesner-e),  nur  das  unursprünglich  lange  teer[üm]  12,  terüm 
18,  terei  19.  46.  49,  terels  20  hat  nicht  1  ganz  entsprechend  dem  ver- 
hältniss  von  censtur  zu  ligis  u.  s.  w.  auf  der  TB.  Ausserdem  ist  zu  be- 
rücksichtigen, dass  im  oskischen  perf.  zu  lat.  venio  nicht  wie  in  lat.  vdni- 
mu8,  got  qi^mum  das  B  von  formen  wie  aidimus  (situm,  sedimd)  einge- 


376  J.  Schmidt, 

von  hipust :  Jiafiest,  lat.  haheo  =  sipus  :  lat.  sapio  ergiebt  nun, 
dass  sipus  das  part.  eines  perf.  ist,  welches  lat.  *sepi  lauten 
würde  und  in  ital.  seppi  thatsächlich  vorliegt  in  bemerkens- 
werther  Übereinstimmung  mit  hipid :  ital.  ebbt. 

Wie  steht  es  nun  mit  lat.  sibtis,  persüms.  Sie  sind  über- 
liefert in  folgenden  stellen,  Paul.  Fest.  p.  336  M.  sitms  callidus 
sive  acutus.  Varro  de  1.  1.  VII,  107  M.  apud  Naevium  .  .  . 
in  Demetrio:  persibus  a  perlte,  itaque  sub  hoc  glossema  callide 
subscribunt  (Naev.  v.  50  Ribb.  com.  ^  p.  14).  Fest,  p,  217  M. 
persibus  (persicus  hs.)  peracutum  significare  videtur,  ut  Plautus: 
»Nihil  de  consiliare  sibus  nisi  qui  persibus  sapis«.  Naevius: 
»Et  qui  fuerit  persicus  carpenti  adstratio«.  Den  Plautusvers 
stellt  0.  Müller  her  als:  nil  deconcilläres  ibus  nisi  quid  persibus 
sapis,  den  Naeviusvers  Ribbeck  com.^  p.  27  v.  116  als:  Ecqui 
fuerit  persibus  cum  argenti  adest  oratio?  Aus  der  Überlieferung 
folgt  also  für  die  quantität  des  i  nichts  sicheres.  Da  nun  ein 
ablautsverhältniss  von  s^bus  :  sapio  beispiellos  ist,  sehe  ich  nur 
folgende  alternative.  Entweder  das  i  war  kurz,  dann  hat  ein 
Simplex  sibus  nie  bestanden  und  ist  nur  von  grammatikern 
aus  dem  in  ihren  belegsteilen  allein  erscheinenden  schon  ihnen 
nicht  mehr  klar  verständlichen  —  man  beachte  Festus'  signi- 
ficare videtur  —  compositum  jpersi6«*s  gemacht,  welches  dann 
aus  *persäbics  entstanden  ist.  Das  sich  so  ergebende  simplex 
*sabus  verhielte  sich  zu  osk.  sipus  wie  umbr.  Äaftws  zu  osk, 
hipust;  eventuell  könnte  die  composition  an  dem  Verluste  der 
reduplication  schuld  sein.  Oder  das  simplex  sibus  bestand 
wirklich,  dann  muss  es  langes  i  gehabt  haben  und  aus  *sebus 
entstanden  sein,  vgl.  slca  :  abulg.  pchsSku  incisio,  s^ca  caedes 
u.  a.  voc.  II,  358 — 369.  Die  in  lebendigem  perfectischem  ge- 
brauche gebliebenen  feci  u.  s.  w.  erleiden  zwar  nie  den  wandel 
von  e  zu  J,  doch  daraus  schliessen  zu  wollen,  dass  auch  eine 
erstarrte  aus  dem  verbalzusammenhange  ausgeschiecjene  form 
diesen  wandel  nicht  erleiden  konnte,  halte  ich  für  gewagt. 
Nachdem  ^sepi  durch  sapui  aus  der  Schriftsprache  verdrängt 


drungen  ist,  sondern  wie  im  skr.  die  alte  consonantengruppe  unverstQmmelt 
und  in  folge  dessen  der  reduplicationsvocal  unverlängert  erbalten  ist,  wie 
cehnust  TB.  für  ^ge-hn-uat :  skr.  ja-gm-imä  beweist  (Osthoff  MU.  I,  118 
anm.).  In  kümbened,  umbr.  benurent  u.  s.  w.  haben  wir  also  nicht  den 
schwachen  perfectstamm  des  plurals  sondern  den  starken  des  Singulars  mit 
Verlust  der  reduplication  (vgl.  got.  qam)  und  des  ablautes. 


Das  Suffix  des  participium  perfecti  activi.  377 

war^),  konnte  ein  altes  nun  adjectivisch  empfundenes  *89pus 
leicht  vom  wege  der  übrigen  perfecta  abkommen,  ähnlich  wie 
im  deutschen  die  participia,  deren  zugehörige  verba  verloren 
sind,  von  dem  für  die  übrigen  obligatorischen  ge^  frei  bleiben: 
eigen.  Zwischen  den  beiden  erklärungen  eine  begründete  wähl  zu 
trefifen,  ist  mir  bei  dem  stände  der  Überlieferung  nicht  möglich. 
Ebenso  wenig  lässt  sich  sicheres  über  den  vocal  der  zweiten 
silbe  ermitteln.  Da  wir  kein  ursprünglich  auf  -ws  auslautendes 
wort  im  oskischen  erhalten  haben,  andererseits  urspr.  ö  auf 
der  TB.  stäts  als  u  erscheint  (impcrat.  facttui,  actud  u.  s.  w., 
ablat.  dolud,  mallud,  preivatud,  (ütrud  u.  s.  w.,  pru,  censtur\ 
lässt  sich  nicht  entscheiden,  ob  sipus  den  schwächsten  stamm 
auf  "US  in  den  nom.  übertragen  hat  wie  vielleicht  die  slaw.  parti- 
cipia, oder  ob  sein  -us  aus  dem  mittleren  stamme  -ves  durch 
das  oskische  auslautsgesetz  entstanden  ist  oder  endlich  dem 
griech.  -m  entspricht.  Sicher  ist  nur,  dass  sipus  nicht  aus  älterem 
*sipos  entstanden  sein  kann,  also  auch  lat.  sihus  ursprünglich 
nicht  der  nom.  eines  o-stammes  ist,  wodurch  natürlich  nicht 
ausgeschlossen  wird,  dass  nach  dem  zusammenfallen  von  urspr. 
-OS  und  -US  im  lateinischen  sibus  in  die  analogie  der  o-stämme 
übergetreten  sein  kann  (vgl.  bardus  aus  ßqaövq).  Sollte  sibus 
langes  u  gehabt  haben,  so  v^rürde  die  endung  dem  gr.  -w^  ent- 
sprechen, sollte  es  kurzes  u  gehabt  haben,  so  könnte  dies  der 
vocal  der  schwächsten  form  des  sufßxes  urspr.  us  sein  oder 
aus  dem  ve  der  mittleren  form  entstanden  (vgl.  die  u  von 
gula,  concussus^  cujus  aus  ve  ztschr.  XXV,  94).  Leider  kommen 
wir  wegen  zu  dürftiger  Überlieferung  auch  hier  nicht  weiter 
als  zu  mehreren  möglichkeiten,  nicht  zu  einer  nothwendigkeit. 
So  viel  aber  ergiebt  sich,  dass  der  deutung,  zu  welcher  der 
erste  vocal  von  osk.  sipus  zwingt,  von  allen  anderen  seiten 
nichts  entgegensteht 


Das  primäre  comparativsuffix. 

Brugman  bemüht  sich  auch  hier  eine  in  allen  casus  nasal- 
lose form  für  die  Ursprache  zu  erweisen.  Der  nasal  in  skr. 
svddlyamsam  ist   ihm  zufolge   aus   den   part.   wie   vidvdnisam 


*)  Die  perfecta  von  sapere  und  habere  zeigen  schon  im  altitalischen 
eine  merkwürdige  beziehung,  osk.  sipus  wie  hipid,  lat.  sapui  wie  habüi, 
Zeitschrift  fOr  vergl.  Sprachf.  N.  F.  VL  4.  25 


378  J.  Schmidt, 

übertragen  (ztschr.  XXIV,  97).  Eine  begriffliche  Verwandt- 
schaft der  comparative  mit  den  part.  perf.  hat  noch  nie- 
mand nachgewiesen,  eine  formelle  auch  nicht,  denn  in  den 
mittleren  und  schwächsten  casus  waltet  nicht  die  mindeste 
ähnlichkeit  (svädtyasas,  svddlyöhhis  gegen  vidüshis,  vidvädbhis). 
Brugmans  annähme  würde  also  wahrscheinlich  sein,  nur  wenn 
alle  den  part.  perf.  in  gleichem  grade  verwandten  oder  unver- 
wandten wortformen  den  nasal  übernommen  hätten,  d.  h.  wenn 
alle  nomina,  welche  ursprünglich  in  den  starken  casus  den 
Stammauslaut  -äs-  hatten,  diesen  durch  -aths-  ersetzt  hätten. 
Das  ist  bekanntlich  nicht  geschehen.  An  usMsam  würde 
Brugman  scheitern,  selbst  wenn  seine  erklärung  des  part.  perf. 
act.  richtig  wäre. 

Andererseits  begegnet  der  nasal  von  svddiyamsam  wieder 
in  ^diova  und  dem  lit.  comparativadverb  saldzaüä^  superl.  saJr 
dedasias,  deren  -iatis  man  seit  Bopp  aus  -dans  erklärt.  Brugman 
s.  60  bestreitet  dieser  erklärung  den  »genügenden  anhält  an 
den  litauischen  lautgesetzenc.  Leider  giebt  es  sehr  viele  that- 
sacben,  die  sich  noch  auf  kein  [bestimmt  zu  formulierendes 
gesetz  zurück  führen  lassen',  deren  anerkennung  wir  uns  aber 
nicht  entziehen  können.  Zu  ihnen  gehört  der  Übergang  von  an 
in  lit.  au,  der  bereits  voc.  1, 176  durch  mehrere  beispiele  belegt 
ist.  Folgende  falle  werden  annähernd  sicher  sein:  dueülas, 
preuss.  ausonis  eiche,  russ.  lit.  anzülas  (Geitler  55.  76),  ebenso 
in  alten  drucken  (Bezz.  39  f.) ;  uiülas  Szyrwid  (Ness.  wtb.  36), 
lett.  üfäls  weisen  ebenfalls  auf  *anfüls;  grduzti  nagen,  preuss. 
grensings  bissig;  daüg  viel,  älter  ciaugi,^daugia  (Bezz.  72)  ntr« 
sg.  zu  abulg.  dqzX  robustus  {danksin  Bezz.  LLD.  I,  28,  8  ist 
druckfehler,  wie  dauksin  29,  10  zeigt) ;\skraudüs  brüchig:  ahd. 
scrintan  scrant  bersten);  gaudzu  gausH  tönen :  abulg.  gi^dq  (For- 
tunatov  Bezz.  beitr.  III,  56) ;  spraudeu  dränge,  su-sprausü  :  lett. 
sa-sprist  zusammendrängen,  lit.  sprendeu  umspanne  (voc  II,  500)9 
spraustis,  sprastis  sperrruthe  der  leinweber,  knöpf  (Ness.  495. 
496),  letzteres  wohl  sprqstis  zu  schreiben,  vgl.  Bretkens  spranstas 
buckel,  knauf  (Bezz.  42);  spdudeu  spdusti  drücken,  lett.  spifchu 
spifl  drücken,  lit.  spenden  stelle  fallen,  spqstasMle  =  lett.  ^9&sts, 
lett.  spanda  band,  welches  pflugschar  und  fernem  zusammen 
hält.  Im  zem.  erscheint  ou  statt  an  mehrfach  vor  Zischlauten: 
sklwstys  riegel:  us-si-sklensU  sich  verriegeln  (Geitler  109.  118), 
sUindas  riegel,  Bretken  hat  je  ein  mal  uisklaustuvts  und 


Das  primäre  comparativsuffix.  $79 

shlanstiwus  (Bezz.  45);  ousms,  anszas,  wanseas  haken  (Geitler 
99) ;  roustas,  ranstas  balken  (Geitler  106,  Bezz.  42) ;  iotms  gans 
(Geitler  123).  Ferner  leil.plauksta  flache  band:  pluku(:=:pl(mku) 
plakt  flach  werden,  lat.  planem;  preuss.  auctan  vocab.,  atuste 
Grünau:  ahd.  ancho,  lat.  unguen,  skr.  anj.  Die  folgenden  au 
beruhen  nur  auf  dem  handschriftlichen  wörterbuche  im  Königs- 
berger geheimen  archive,  so  dass  die  möglichkeit  einer  ver- 
schreibung  nicht  ausgeschlossen  ist:  augstirai  =  avikseürai 
engerlinge,  finnen  (Ness.  6.  14),  lett.  angsteri,  ahd.  angari, 
engirinc  curculio  (Bezz.  45  anm.);  präucUis  sitte,  weise  =  prandas 
art^  natur,  gestalt  Bd.  Qu.  (Ness.  312.  314).  So  lange  das 
gegentheil  nicht  mit  bestimmten  gründen  nachgewiesen  ist, 
glaube  ich  also,  dass  die  herleitung  von  saidiads  aus  *saldian8 
»genügenden  anhält  an  den  litauischen  lautgesetzenc  hat  und 
dass  durch  die  Übereinstimmung  von  lit.  -iaus  und  skr.  -lyams  für  , 
irgend  welche  casus  der  Ursprache  die  existenz  des  nasals  ge- 
sichert ist. 

Endlich  das  griechische  -*«v.  Brugman  s.  64  postuliert 
eine  alte  flexion  ^fj^Bii^aog,  *fA€iSo(if)og,  *fA6iCo((Sji,  *fji,ei^o(if)a 
u.  s.  w.  Daraus  wäre  im  attischen  geworden  *fi6i^wg,  *fA6iCovg, 
*fji,6iio&,  lAsiZdü,  Diese  flexion  sei  aber  nicht  »mundgerecht  und 
durchsichtig«  gewesen,  der  »trieb  nach  deutlichkeitc  habe  den 
anschluss  an  die  v-declination,  iisi^ovog  u.  s.  w.  bewirkt.  Aber 
aiddg  aidovg  aidol,  Aiftfi  AijxoSq  Aiftot  waren  mundgerecht  und 
durchsichtig,  an  ihnen  hat  kein  trieb  nach  deutlichkeit  gerüttelt! 
Also  Brugman  hat  weder  die  indische  noch  die  Utauische  noch 
die  griechische  form  des  comparativsuffixes  erklärt,  welche  zu- 
sammen eine  nasalierte  form  für  die  Ursprache  erweisen.  Die 
nasallosen  formen  darneben  werden  uns  nicht  mehr  beirren. 

Ziemlich  verwickelt  sind  die  vocalverhältnisse  wegen  der 
mehrfachen  Variationen,  welche  die  accentbewegung  bewiri^t 
Die  übereinstimmende  betonung  von  svddtydM  ^öiov,  got.  jühiaa 
(Verner  ztschr.  XXIII,  127),  von  skr.  bdliyan  und  russ.  bdt^§if 
und  die  hochtonige  stufe  des  wurzelvocals  im  arischen  und 
griechischen  (ztschr.  XXV,  156)  erweisen  für  die  Ursprache 
Wurzelbetonung  der  starken  casus.  Ferner  erweisen  jtfeshthd-, 
hanishihd-,  dhamshthd  (bamhishtha-  und  gravishthä  werden  als 
oxytona  und  proparoxytona  überliefert)  in  Verbindung  mit 
den  ordinalien  catt^iM-  u.  s.  w.,  got.  sibunda  u.  s.  w.,  russ. 
Sestqj,  griech.  eUoiStog  u.  s.  w.  ursprüngliche  oxytonierung  der 

25* 


380  J.  Schmidt, 

zugehörigen  Superlative.  Diese  bewirkte  eine  reduction  des 
wurzelvocals,  welche  später  fast  überall  der  vocalstufe  des  com- 
parativs  wieder  gewichen,  aber  doch  in  unverkennbaren  spuren 
erhalten  ist :  skr.  jyd^änis-  :jyeshthd-,  d.  i.  jychisMhd-;  xQsitfacov: 
xQariarog;  abaktr.  fräyäo  :  fra^tor,  d.  i.  urspr.  pre-jöns-  oder 
prt-ljönS'  (air.  lia,  lat.  pleores)  ;  pra^stö-,  welche  in  entgegen- 
gesetzten richtungen  ausgeglichen  sind  einerseits  zu  nXsiwv, 
nXsiazog,  andererseits  zu  anord.  fleiri,  flestr  (ei  =  urspr.  ai), 
in  beiden  fallen  ward  die  kürze  auf  den  comparativ  übertragen 
wie  in  skr.  stheyäms-,  sthishtha-  gegenüber  jydyams-,  jyesMhd-. 
Die  schwachen  casus  des  comparativs  hatten,  wie  der  ablaut 
des  Stammbildungssuffixes  beweist,  ursprünglich  jedesfalls  einen 
höheren  ton  auf  den  casussuffixen  als  auf  dem  stammbildungs- 
suffixe.  Die  frage  ist  nur,  ob  er  die  alleinherrschaft  über  das 
ganze  wort  gewonnen  hatte,  oder  ob  auch  die  Wurzelsilbe  noch 
einen  höheren  ton,  das  ganze  wort  also  zwei  vermuthlich  nicht 
gleich  starke  accente  hatte  wie  die  vedischen  infinitive  des  typus 
etaväi.  Erslere  annähme  würde,  da  von  der  accentwandlung 
selbst  keine  spur  mehr  erhalten  ist,  nur  durch  ablaute  der 
Wurzelsilbe  zu  beweisen  sein.  Deren  liegen  allerdings  einige 
vor,  aber  von  nicht  genügender  Sicherheit.  Skr.  hhüyas  neben 
bhdvlyasa  RV.,  welches  man  darauf  deuten  könnte,  mag  sein 
ü  aus  dem  positiv  hhuri  übertragen  haben.  So  lässt  sich  auch 
Ikdaaiov  statt  ^fjn/tfacov  (vgl.  fA^xKfTog)  als  einwirkmig  von  fAaxQog 
erklären  (mehr  dergl.  ztschr.  XXV,  156);  für  abaktr.  magyao 
apers.  mcUhista  kommt  noch  die  eben  nachgewiesene  aus- 
gleichung  zwischen  den  comparativen  und  Superlativen  in 
frage  ^).    Lat.  junior  verräth  sich  durch  das  n  als  unursprüng- 

^)  Auf  ausgleichung  eines  ursprünglichen  ablauts  avädijöns- :  ^svadü-s 
(vgl.  adtJy):  *8udU'bhi8,  *8udi8toibhi8  (vgl.  sänu  i^snubhiSf  snübhiSy  ztschr. 
XXV,  51)  beruht  die  differenz  von  got.  suts  sutizö  und  as.  suöti  suöHertZj 
ahd.  suuozssera ^dulcms  Isid.,  ags.  svete.  Das  der  betonung  widersprechende 
ä  von  svädüSf  äSvg,  auäviSf  as.  suöH  ist  trotz  der  Übereinstimmung  von 
vier  sprachen  erst  aus  dem  comparativ  übertragen  gerade  wie  der  lange 
vocal  von  tJxvg,  arisch  äguSf  wo  lat  acu-pedius :  öcior  das  ursprüngliche 
verhältniss  bewahrt  hat.  sud-  als  doppelt  reducierte  form  von  svad-  liegt 
vor  im  inf.  sam-sudi  RV.  VIII,  17,  6.  Nach  dem  Verhältnisse  von  drgi, 
%fuji  zu  sam-dfgej  samyiije  ist  ein  oxytoniertes  simplex  *8vadi  (vgl.  ädiJr 
svddänU  aus  *8vadämi)  zu  erschliessen,  woraus  nach  dem  ztschr.  XXV, 
54  f.  entwickelten  gesetze  ^sdfhaudt^  samsude  entstand.  Das  u  von  got. 
9ut8  als  lang  anzusetzen  liegt  kein  grund  vor,  denn  die  beiden  accentge- 
setze,  auf  welche  ich  mich  hier  in  einem  fort  beziehen  muss,  bewirken 


Das  primäre  comparativdufflx.  381 

lieh.  Das  einzige  beispiel  wechselnder  quantität  der  Wurzelsilbe, 
welches  sich  weder  aus  einwirkung  des  positivs  noch  aus  der 
des  Superlativs  erklären  lässt,  ist  neuion.  iaacav :  ^(faatv,  ^xt<ftog 
(vgl.  jecur,  ydkrt :  ^naq,  yokare  ztschr.  XXV,  23),  und  auf  dies 
allein  wage  ich  keinen  accentansatz  für  die  Ursprache  zu 
machen.  Zur  erklärung  des  suffixalen  ablautes  reicht  die  an- 
nähme einer  betonung  der  Wurzelsilbe  und  des  casussuffixes  — 
also  z.  b.  skr.  svädlyasds  —  hin,  wenn  man  dazu  voraussetzt, 
dass  die  summierte  kraft  dieser  accente,  da  sie  beide  in  einem 
einheitlichen  worte  standen,  nicht  so  gross  war  wie  die  ztschr. 
XXV,  54  f.  nachgewiesene  kraft  der  beiden  hochtöne  zweier 
zu  einem  compositum  zusammengefügter  Wörter.  Dann  wirkten 
beide  zusammen  auf  die  vocale  des  stammbildungssuffixes  nur 
wie  ein  einfacher  hinter  dieselben  fallender  accent. 

Ihrem  einflusse  unterliegen  die  beiden  in  skr.  -fyöms-,  gr, 
'Jfav  erscheinenden  vocale.  Deren  zweiter  wird  durch  die  Über- 
einstimmung von  '%yaihs,  -iwv,  lat.  -iös,  lit.  4aus  =  urspr.  ions 
oder  'iöns  für  die  starken  casus  als  ö  erwiesen.  In  den  casus, 
welche  den  zweiten  accent  unmittelbar  hinter  dem  stamme 
hatten,  wird  das  (J  zu  e,  vgl.  pdd-  :  ped  ^,  lit.  ahmu  :  akmens, 
suflf.  'ÖS  :  -es^,  -tor-  :  4er  ^ ,  ketvires  :  ktver^  (ztschr.  XXV,  15. 
23  f.  26  f.  43  f.).  Diese  suffixform  hat  Mahlow  46  erkannt  in 
lat.  majeS'tas^  hom.  nlieg,  nXiaq  aus  ^nlisag  (vgl.  dvffxXia  aus 
*dv(fxX€ia),  *nXilJBiSaq  =  abaktr.  fröyanhü  und  in  xiqt^a  u.  s.  w. 
aus  "^xsQfjsa  zu  xsQsianv  (oder  x«ß5«v?);  Trite^  findet  sich  auch 
in  lesbischer  prosa  auf  der  zuletzt  von  Bechtel  Bezz.  beitr.  V, 
107  f.  abgedruckten  inschrift  Conze  taf.  VI,  1  z.  9.  10.  Ferner 
kann  nQiif-ßvg,  dor.  nQiif-yvg,  kret.  nQsTyvg  Ahrens  II,  111, 
böot.  ngtaystsg  (=  att.  ngsaßsTg)  Meister  Bezz.  V,  192  no.  33 
z.  6.  7.  18,  dessen  ersten  theil  Curtius  g.e.*  479  mit  lat.  prius, 
prls-cm  verbindet,  aus  *nQs(j)6iS''ßvg  entstanden  sein  wie  tsniaa^ 
aus  anksddiy  xi(fx€To  aus  ^xeeaxsro.  Die  von  Brugman  ztschr. 
XXV,  62  anm.  adoptierte  herleitung  von  ngiayvg  aus  ^nQs^tSfvg 
unter  bezugnahme  auf  neuion.  ändös^ig  aus  änods^^&g  leidet  an 
dem  von  Brugman  selbst  eine  seite  früher  gerügten  fehler  der 


völligen  Schwund  eines  unter  dem  hochton  langen  vor  unmittelbar  fol- 
gendem hochtone  verkürzten  urspr.  a,  vgl.  die  erOrterung  von  skr.  ushäs, 
abaktr.  ptar-,  dughdhar-,  skr.  -nii-,  -tta-t  -shthär-  (ztschr.  XXV,  23  f.  33  f. 
55  f.)  und  skr.  vis,  vtnäm,  vibhia  gegen  lat.  avis  (alte  flexion  in  indischer 
lautgestalt  angesetzt  avis,  vibhis). 


382  J*  Schmidt, 

Übertragung  eines  specifisch  neuionischen  Vorganges  in  andere 
dialekte.  Eher  wird  das  *  von  nQstyvg  sich  aus  dem  c  ent- 
wickelt haben,  vgl.  voc.  I,  112;  Meister  Bezz.  V,  213;  G,  Meyer 
gr.  s.  108.  Leider  ist  die  quantität  des  &  in  böot.  nQtffystsQ 
nicht  zu  ermitteln.  Die  suffixform  jes  erscheint  femer  in  lat. 
plerttö  aus  *pl^eS'OS,  im  litauischen  sald-es-nis  aus  *saW-ies-nis 
(s.  332;  Brugmans  ^soM^as-nis  ztschr.  XXV,  60  wäre  zu  *sal' 
dicisnis  geworden),  im  preussischen  muisieson  =:  skr.  mäklyasam 
und  wird  sich  auch  im  slawischen  nachweisen  lassen. 

Fiel  der  zweite  accent  nicht  auf  die  dem  stamme  unmittel- 
bar folgende  sondern  auf  eine  entferntere  silbe,  so  schwand  der 
zweite  vocal  des  stammbildungssuffixes  ganz.  Diese  schwächste 
gestalt  des  suffixes  zeigt  anerkanntermassen  das  arisch-grie- 
chisch-germanische superlativsufOx  -isUh^  welches  ztschr.  XXV, 
30  ff.  erklärt  ist. 

Aber  auch  der  erste  vocal  des  suffixes  hat  verschiedene 
quantität;  skr.  nAotyHmS"  und  ndvyOahS''  u.  s.  w.  (Whitney  gr. 
§  470).  Ersterem  entspricht  hom.  -kov,  att.  ra>v,  letzterem  das 
aus  ^aacov,  olsiimp  u.  s.  w.  zu  reconstruierende  -jaw.  Ob  die 
länge  de&  i  von  'lyams,  -Iwv  aus  der  Ursprache  datiert  und  das 
hom.  'icov  den  vocal  vor  folgendem  vocale  gekürzt  hat,  lässt 
sich  nicht  bestimmen,  da  bekanntlich  im  sonderteben  des  skr. 
wie  des  griech.  i  vor  j  dehnung  erfahren  hat  (vgl.  lötm  und 
skr.  m^dmäna-).  Stammt  die  länge  aus  der  Ursprache,  dann 
wird  ihre  Verkürzung  durch  das  selbe  accentverhältniss,  welches 
das  folgende  J  zu  e  verkürzte,  herbeigeführt  sein.  Ein  vor  un- 
mittelbar folgendem  hochtone  stehendes  l,  ü  scheint  nämlich  zu 
i,  u  geworden  zu  sein,  wenn  der  hochton  auf  die  zweitfolgende 
dlbe  fiel,  vgl. 

pcm-tram  :  pürtdr  :  ptt-nänd-,  pu-nl-mda, 

Idvi'tum    :  lü^nd-  :  li/hfUi-mds, 

jü-tär  :  ju-nl-mds  {dvvafuu,  ztschr.  XXV,  149), 

jyd  :  jl^tor  :  jir-nl-mdSy 

sä)ak\x.  jyä-iti- ,  C^  (=  *  C^s§) :  jl-vd-,  jf-rd-  :  ji-nti-ffias  (belegt 
ji^no-shi,  ji-nv-a-H  aus  ♦ji-nw-a-^i), 

pt/d^a-mäfM',  :  pi-td-,  pü-nd-  :  pi-nv-änd-, 

si-rndn-  :  si-nl-mds. 

Ein  mathematischer  beweis  für  diese  vermuthung  ist  frei- 
lich nicht  zu  erbringen,  denn  es  heisst  ja  auch  pundmi,  jinänU, 
jinöshi,  sindmi,  nicht,  wie  ich  als  ursprünglich  annehme,  ^pOndfliv 


Das  primäre  comparativsuffix.  3g3 

*jfnämi,  *fin6shi,  *^ndmi.  Wer  sich  aber  bei  der  annähme 
eines  regellosen  Schwankens  zwischen  i,  u  und  f,  ü  nicht  be- 
ruhigen kann,  wird  auf  diese  erklärung  geführt,  welche  mit 
den  ztschr.  XXV,  35  nachgewiesenen  accentwirkungen  in  vollem 
einklange  steht,  und  wird  die  wurzelvocale  von  pundmi,  jindmi, 
jinömi  für  übertragen  aus  dem  plur.,  du.  und  med.  halten. 
Belehrend  hierfür  ist  der  gegensatz  von  ved.  dhünöti,  dhünuthd 
und  später  üblichem  dhunoti,  dhuniUM,  welche  aus  zu  gründe 
liegendem  dhünoH,  dhuntUhd  nach  entgegengesetzten  richtungen 
uniformiert  sind.  Diese  erklärung  giebt  auch  den  Schlüssel  zu 
dem  verhältniss  von  skr.  lit.  sünüs,  abulg.  synU :  abaktr.  hunur, 
got.  stmiis;  skr.  bhütd- :  (fvxov,  skr.  hhüH',  abulg.  hyti :  fpvütq;  abd. 
hüt:\eX.  cüHs;  skr.  ßvd-,  lit  g^tnis,  abulg.  givü,  laL  vlvus:  got. 
qius,  ßiog  (im  abaktr.  apers.  ist  die  quantität  zweifelhaft  s.  ztschr. 
XXV,  66  anm.);  skr.  v^d-s,  lit.  v^ras,  umbr.  veiro  :  lat.  vir, 
air.  fer,  got.  vair;  iög,  lat.  virus  :  skr.  vishd-m;  skr.  pfyati :  got, 
ßjands;  skr.  sirndn-,  as.  sumo,  Jftdg :  tfjtag,  ifAdwco  (=  siniantji). 
D.  h.  aus  flexionen  wie  sünüs,  "^sumibhis  =  got.  sunum  sind  durch 
ausgleicbungen  in  entgegengesetzten  richtungen  die  vorliegenden 
formen  mit  verschiedenen  quantitäten  entstanden^).  Hiermit 
im  einklange  befände  sich  eine  ursprüngliche  flexion  skr.  nA- 
vHyömsam,  gen.  ndvyasas,  welche  aber  schon  im  RV.  verwischt 
wäre,  da  dieser  sowohl  nd/vyaihsam  als  ndvlyasas  dameben  hat. 

Sollte  aber  das  •  erst  im  sonderleben  des  skr.  und  griech. 
verlängert  worden  sein,  dann  bleiben  immer  noch  zwei  formen 
des  Suffixes  in  der  Ursprache,  eine  mit  vocalischem  i  und  eine 
mit  spirantischem  j,  beide  auch  im  Avesta  metrisch  nachge- 
wiesen (Geldner  metrik  s.  25).  Aus  verschiedener  quantität' 
der  Wurzelsilbe  sind  sie  nicht  erklärbar,  denn  wir  haben  im 
skr.  und  griech.  j  sowohl  hinter  langer,  als  hinter  kurzer 
Wurzelsilbe:  jydyams-^  ndvyams-^  oXel^tov^  fAitf»v.  Auch  in 
diesem  falle  liegt  es  also  nahe,  auf  die  betonung  zu  recurrieren, 
d.  h.  i  ursprünglich  nur  för  die  starken,  J  nur  für  die  schwachen 
casus  anzunehmen.    Beweisbar  ist  dies  nicht. 

Mit  aller  eben  dargelegten  reserve  hinsichtlich  der  accen- 
tuation,  der  von  ihr  abhängigen  gestalt  des  wurzelvocals  sowie 


^)  Die  letzten  zehn  beispiele  lassen  wohl  erkennen,  weshalb  ich  de 
Saussiires  erklärung  der  hierhergehOrigen  praesensbildungen  der  IX.  dasse 
pundmi  u.  s.  w.  (memoire  240  f.)  nicht  beistimme. 


384  3.  Schmidt, 

der  quantifüt  des  ersten  suffixalen  vocals  und  indem  ich  wegen 
der  consonantischeii  ausgleichungen  auf  das  beim  part.  perf. 
gesagte  (s.  343)  verweise,  setze  ich  also  die  flexion  eines  com- 
parativs  und  Superlativs  für  die  periode  der  Ursprache,  in 
welcher  die  accentwirkungen  eben  eingetreten  und  noch  keine 
vocalischen  ausgleichungen  vollzogen  waren,  folgendermassen 
an:  nom.  sväd^ös,  acc.  svädfjönsam,  loc,  svd^jesi,  fem.  nom. 
svädjesla  {-jesia  =  abulg.  -jiSi  s.  a.),  gen.  svddisiäs  (vgl.  got. 
stUmins),  superl.  su4}est4s,  instr.  sudistoibhls  (=  got.  suttslaim). 
In  keiner  comparativform  einer  indogermanischen  spräche 
hat  sich  bisher  ein  dentaler  verschlusslaut  an  stelle  des  s  ge- 
funden. Hat  aber  das  part.  perf.  act.  in  irgend  einem  oder 
mehreren  schwachen  casus  der  Ursprache  lautgesetzlich  s  in  f 
oder  d  gewandelt,  dann  ist  das  selbe  auch  für  den  comparativ, 
dessen  suföx  dem  des  participiums  in  den  schwachen  casus 
genau  enUpricht,  selbst  dann  anzunehmen,  wenn  das  t  oder  d 
in  keiner  spräche  mehr  erhalten  sein  sollte.  Es  könnte  ja  in 
allen  sprachen  durch  ausgleichung  wieder  beseitigt  sein  wie 
das  /  der  part,  perf.  im  abaktr.  slaw,  lit.  Dass  in  der  com- 
parativQesion  genau  die  selben  ausgleichungen  vollzogen  sein 
sollten  wie  in  der  participialfiexion,  wäre  eine  ganz  unbegrün' 
dete  erwartung.  Vielleicht  ist  noch  eine  spur  dieses  wandeis 
erhalten,  nämlich  in  got,  bajöps  nom.  pl.,  bajöpttm  dat.  pl.^) 
Hit  diesem  deckt  sich,  abgesehen  von  der  nicht  mehr  conso- 
nantischen  Qexion,  an.  bääir  aus  *ba(j)aäir  (vgl.  sä  =  got. 
Satan),  welches  sich  zu  bajöps  verhält  wie  mdtiadr  zu  mSnöps, 
ferner  ahd.  bsde  aus  *beode  (vgl.  lercha  aus  Heorcha,  ags.  laverce 
u.  a.  voc.  n,  448).  Dagegen  ahd.  beide  enthält  einen  redueierten 
stamm,  welcher  eine  ursprünglich  ablautende  declination  erweist, 
it^Öp- :  baip-  =  fidvSr  :  fidwr-  =  veitvöd-  :  ber-us-j5s  =  aime, 
ito9-tPÖi  :  aust-  (s.  345).  Dieser  declinationsablaut  und  der 
consonantische  auslaut  des  Stammes  schliessen  die  möglichkeit 
aus  das  d  direct  oder  durch  Übertragung  aus  einem  denomina- 
tiven  verbum  zu  erklären  und  legitimieren  es  als  eine  der 
ältesten  alterthümlichkeiten.  Nehmen  wir  an,  be^sps  sei  ein 
comparativ,  dann  ist  es  begrifflich  analog  dem  griech.  ajU^Kfrc^o», 


')  hajöp»  zeigt,  nebenbei  bemerkt,  wie  begrQndet  das  angebliche  laut- 
gesetz  ist,   nach   welchem   im  germanischen  >jedes  S  nach  j  lu  8  ge- 


Das  primäre  comparativsoffix.  385 

formal  in  der  Verschleppung  des  t  den  got.  veüvöds,  menöps, 
und  das  verhältniss  der  suffixgestalten  ba-jöps:  moriz-ei  ent- 
spricht dem  von  veit-vöd-s  :  ber-us-jos.  Selbstverständlich 
gebe  ich  dies  nur  als  vermuthung.  Die  bewahrung  des  stamm- 
auslautenden a  in  ba-jöps  lässt  sich  wohl  begründen.  Vor  dem 
secundärsuffixe  -io-  schwand  stammauslautendes  o  mehrsilbiger 
nominalstämme:  ved.  dgvia-s  Inmog,  dagegen  das  o  einsilbiger 
pronominalstämme  blieb:  kdya-  notog,  dvayä-  doioq  got.  tvaddjS; 
unter  deren  einwirkung  haben  die  mehrsilbigen  pronominal- 
ableitungen  übhdya-,  dlXotog,  ofAolog,  hsQotog,  navtoXog  das  a,  o 
bewahrt,  respective  wieder  erhalten.  Genau  wie  ubhä-ya^  zu 
ägv-ia-  verhält  sich  nun  ba-jöps,  falls  es  ein  comparativ  ist,  zu 
ndv-yämS'. 

Wie  ward  der  nom.  acc.  sg.  ntr.  gebildet?  Skr.  mdMyas, 
lat.  fnajus,  got.  mais,  abulg.  tntnje  haben  übereinstimmend  die 
mittlere  gestalt  des  suffixes  wie  auch  das  neugebildete  i^siCov; 
auf  sie  gestützt  könnte  man  also  indog.  svädjes  oder  svddjos 
annehmen.  Im  germanischen  bestehen  aber  neben  den  ad- 
verbien  des  typus  got.  hauhis,  airis,  nehvis,  vulpris,  haldis, 
framis,  deren  vocal  nicht  mit  Paul  und  Sievers  beitr.  V,  111 
als  unursprünglich  restituiert  zu  betrachten  sondern  nach  dem 
auslautsgesetz  regelrecht  aus  urspr.  jo  oder  je  entstanden  ist, 
andere  des  typus  got.  mins,  vairs,  pana-seips  (Grimm  gr.  III, 
589  f.  Scherer  gesch.^  188  f.),  welche  vor  dem  auslautsgesetze 
*minnis,  *versis,  *sipis  lauteten,  den  lat.  satis,  nimis,  magis, 
osk.  mais,  püstiris  entsprechen  und  dadurch  accusative  sg. 
ntr.  auf  -is  in  adverbialer  Verwendung  wenigstens  schon  für 
die  zeit,  in  welcher  die  germanischen  und  italischen  Völker- 
schaften noch  ungetrennt  waren,  erweisen.  Vielleicht  steckt 
auch  in  oma-cco,  oma-d'sv  ein  comparativisches  *07ng,  dessen 
positivstamm  3n-  in  on-dga,  on-aS,  aeol.  o/r-tf*  vorliegt.  Somit 
scheinen  beide  bildungen,  sowohl  -jos  als  -is,  in  proethnische 
zeit  hinauf  zu  reichen.  Wenn  eine  declinabele  und  eine  in- 
declinabel  gewordene  form  neben  einander  liegen,  so  hat  letztere 
von  vornherein  das  präjudiz  der  grösseren  alterthümlichkeit  für 
sich,  in  unserem  falle  also  das  nur  adverbielle  -is.  Der  nom. 
msc.  m(i(g)jüs  hat  dann  vom  nom.  ntr.  magis  genau  den  selben 
abstand  wie  d^a,  äxficuv  von  näma,  ovo/Aa,  und  der  nom.  ntr. 
majos,  majus  kann  unter  einwirkung  der  casus  obliqui  und  des 


386  J-  Schmidt, 

masculinum  neu  gebildet  sein  ähnlich  wie  ein  nom.  neutr.  des 
typus  €V€&fAov  an  stelle  des  alten  elf^a. 

Verfolgen  wir  nun  die  comparativflexion  durch  die  einzelnen 
sprachen. 

1)  Das  sanskrit  hat  den  nom.  sg.  svddiyan  neu  gebildet 
wie  vidvän  (s.  341).  Er  zog  den  voc.  svddtyan  an  stelle  des 
noch  vedischen  -lyas  {ijlyas,  jydyas  RV.)  nach  sich.  In  alle 
übrigen  casus  und  das  ganze  fem.  hat  sich  der  stamm  svddlyas 
(urspr.  svädjes-)  erstreckt.  Dass  aber  der  schwächste  stamm 
-ts-  auch  im  sonderleben  des  skr.  noch  nicht  auf  den  Superlativ 

:  beschränkt  war,  ist  vielleicht  aus  mahish-d-  gewaltig,  bäffel, 

;  fem.   mahishf  büffelkuh,    mdhishl   gemahlin   eines   fürsten   zu 

schliessen.    mahishi  kann  sich  mit  got.  maizei  decken,  so  dass 
*  es  eine  alte  filexion  mdhlyasl,   gen.  mdhishyds  bezeugte   (vgl. 

Ysyovetaj  fsyarvtag  s.  354),  aus  deren  auflösung  später  zwei 
Stämme  erwachsen  wären,  mdhlyasfl,  welches  allein  die  function 
eines  fem.  zu  mdMyams-  behalten  hätte,  und  mahisht,  zu  welchem 
ein  neues  masc.  mahishä-  geschaffen  wäre^).  Vergl.  auch  pSii 
papissika-,  päpiyyasiha-  (Oldenberg  ztschr.  XXV,  319).  Doch 
können  mahishd-,  mahishi  auch  von  mdhas  abgeleitet  sein,  vgl. 
iavishd-,  tdvish4  von  tavds. 

2)  Das  altbaktrische  hat  den  indog.  nom.  bewahrt: 
gpanyOo,  ausserdem  sind  von  starken  casus  belegt  acc.  sg. 
näidhyäonhem,  Qpanyanhem^  var.  ^painyäonhem^  nom.  du.  (J^cmha, 
welche  zeigen,  dass  der  schwache  stamm  schon  in  die  starken 
easus  gedrungen  ist.  Ob  -donh-  arisches  -ans-  oder  -äs-  vertritt, 
lässt  sich,  wie  s.  358  gesagt,  nicht  entscheiden. 

3)  Im  griechischen  wäre  folgende  flexion  zu  erwarten: 
nom.  *nX€'iwg^  acc.  *nX8''UiiV(S'a^  woraus  ^nksionva  ward  (vj^. 

I  i^va,  xfiva\  gen.  ^uXB^iBts-^qy  *nXsieog.     Den  stamm  nXijstt^ 

hat  Mahlow  in  nXisg  nliag  aus  ^nJU^s-sg,  ^nle-S'-ag  erkannt 
(&  0.  s.  381).    Und  dass  der  nom.  noch  im  griechischen  einst 
*nX€img^  der  acc.  ^nlsimva,  nom.  pl.  *nXeimvBg^  du.  *nJisimvB 
I  gelautet  haben,  folgt  zunächst  aus  den  beiden  thatsächlich  vor- 

i  liegenden  comparativflexionen,  welche  nur  unter  dieser  voraus-^ 

Setzung  erklärbar  sind.  '^nXeltag^  "^nUimfa^  ^TtUUog  ward- 
nämlich in  zwei  verschiedenen  weisen  ausgeglichen.  1)  Vl^e 
atddg^  gen.  *aidB((S)og  (vgl.  aids(s9sig)  zu  aiddg^   gen.  ۊi6ot^ 

1)  Analoga  hierfür  aus  dem  hochdeutschen  hat  Behaghel  Germania 
XXni  gesammelt 


Das  primäre  comparativsoffix.  887 

aidtog,  aiiavg  ausgeglichen  ist  (Brugman  ztschr.  XXIV,  23; 
verf.  XXV,  23  f.),  so  wurde  *nX€$wg,  '^nX€u(<f)og  zu  *nXs$mgf 
*nX€$o((i)og  ausgeglichen.  Der  stamm  nUtoa-  ist  erhalten  in 
nXsifö^  nXsiovg^  deren  herleitung  aus  ^TvXeioüa,  *7vX€io(feg  laut 
Ebel  ztschr.  I,  300  Benarys  verdienst  ist,  ferner  im  dat.  pl. 
homer.  nXeloüt^  dqBioa^^  xQsi<sao(f$.  Diese  können  nur  aus 
"^nXetoa-at  entstanden  sein.  Dass  schon  bei  Homer  das  alte 
ac  nicht  mehr  erscheint  (in  der  aeolischen  litteratur  kommt 
kein  dat.  pl.  vor),  verschlägt  nichts,  haben  doch  auch  die  dat. 
pl.  der  part,  bei  Homer  nur  einfaches  a:  stdoai,  fj^sfiawaiv, 
obwohl  sie  auf  jeden  fall  einst  doppeltes  er  hatten.  2)  Eine 
andere  ausgleiehung  gieng  von  dem  stamme  der  starken  casus, 
nXcttav-,  aus.  Wie  im  skr.  aus  svddlyamsam  ein  neuer  nom. 
svädlyan(s)  an  stelle  des  arischen  ^svadiyas  gebildet  ist,  im 
attischen  aus  (Affva  der  nom.  /[»ifv  an  stelle  des  hom.  neuion. 
altatt.  lesb.  fisig,  dor.  fjhiig  und  gemeingriech.  aus  %äva  der  nom. 
xdv,  xiqv  an  stelle  des  lautgesetzlich  zu  erwartenden  *x«^»  *^ 
%%hyif6g  der  nom.  x&iiv  an  stelle  des  lautgesetzlichen  *x**^^ 
=  skr.  kshds  (s.  u.),  so  entstand  aus  ^nksiauva  der  nom.  nXsiiav, 
durch  welchen  das  alte  ^nXeimg  ebenso  spurlos  verdrängt  ist 
wie  *xag,  *x^(og  durch  xav,  x^^^«  Zu  nleitav  wurde  der  schon 
bestehende  dat.  pl.  nXsiotu  in  beziehung  [gesetzt,  so  dass  sich 
nach  dem  muster  von  daiiMnf,  daiikovog^  daif^oai  die  flexion 
nlsitovy  nXsiovog^  nXsioüB  entwickelte,  vor  welcher  die  alten 
'^nXstava,  *nXet»v€gy  *7iX€$mvs  zurück  traten.  Die  ältere  flexion 
*nX€Kag^  *nXst(ovay  ^nXetsog  wird  demnach  durch  die  historischen 
formen  des  griechischen  ebenso  nothwendig  erfordert  wie  durch 
die  der  verwandten  sprachen.  Sie  wird  weiter  erwiesen  durch 
die  Wirkung,  welche  sie  auf  die  flexion  anderer  stamme 
geübt  hat. 

Neben  *aij:(S(fa  ==  aiß  Aeschyl.,  ^aifsiSi  =  aljisi  (ztschr. 
XXV,'^25)  liegen  aimva  u.  s.  w.,  und  der  nom.  lautet  nur  aiiiv. 
Zu  dem  acc.  xvxi^cS  (xt;x€#io  die  tradition)  A  624.  641,  nvnBm 
X  290.  316,  dem  einzigen  bei  Hom.  vorkommenden  casus  des 
Wortes,  werden  die  übrigen ^casus  später  von  xvxedv  gebildet, 
auch  der  acc.  xvxsäva  (Kühner  I,  331).  Die  unursprüngliche 
i/-flexion  ist  mir  begreiflich  nur  unter  der  Voraussetzung,  dass 
sie  nach  dem  muster  von  stammen  gebildet  ist,  welche  von 
rechts  wegen  in  einigen  casus  als  cr-stämme,  in  anderen  als 
y-stämme  erschienen.    Solche  stamme  waren  ursprünglich  nur 


388  J-  Schmidt, 

die  part.  perf.  act.  und  die  comparative.  Erstere  kommen,  da 
^e  die  iiasalformen  im  griechischen  aufgegeben  haben,  nicht  in 
betracht.  Es  bleibt  also  die  einzige  mögiichkeit ,  dass  nach 
dem  muster  von  *iiA«»we,  *Ti3i£ie(a)t,  'nlsiava  sich  zu  *aij:äQ 
aiߣ(a)i  der  acc.  aiiäya  neben  den  alten  ^aißtSaa  gesellte  und 
von  den  starken  casus  aus  der  stamm  aiäv  allmählich  in 
sämmtiiche  casus  eindrang.  Dass  aii^v,  aiwvoq  nicht  noch  die 
weitere  Wandlung  zu  aitiv,  *aiövoi;  mit  den  comparativen 
durchgemacht  hat,  b^ründet  natürlich  keinen  einwand.  Als 
die  nom.  nXsimv,  atäv  entstanden  waren,  hatten  sich  die 
»^Stämme  schon  in  zwei  classen  geschieden:  fx^nav,  (i^xavoc 
und  tixftav,  rixiovoq;  aiiäy  kam  bei  ersteren  zur  ruhe,  nlsitav 
aus  dem  angegeben  gründe  erst  bei  letzteren.  Ebenso  ist  mir 
die  Qexion  äXa^,  äiavos,  tatof,  toeiSm,  Tvtpä^,  Tvtftav,  Tvqiävt 
(Eähner  I,  392),  syrecusan.  ^ecivsact  (Ährens  U,  241)  nur  unter 
der  Voraussetzung  begreiflich,  dass  sie  nach  dem  muster  von 
*nleuag,  »nXeuüva  gebildet  sei^).  Das  nebeneinander  von 
älterem  atm,  xvksiü  und  jüngerem  aiäva,  xvueiSva  bewirkte 
weiter,  einerseits  dass  neben  einige  aus  -oja  entstandene  accu- 
sative  auf  -ta  der  b)'Stämme  neubildungen  auf  -mva  traten, 
Bv^töva,  fl^xiäva  neben  ITv&(S,  ^Xiix^S,  und  sich  eine  neue 
>-flexion  entwickelte  Ilvi^äv,  yXijxföy  (s,  Ahrens  ztschr.  III,  105  f.), 
andererseits  dass  neben  jin6Xiava,  Iloastdäva  die  neubildungen 
lAnöXiM,  no<sti&m,  welche  Hom.  noch  unbekannt  sind,  ent- 
standen. Alle  diese  neubildungen  sind  also  indirecte  Zeugnisse 
für  die  alte  flexion  *7rAEtbi$,  *3tXtitava,  *nXeieos. 

Endlich,  als  *nXfiava  schon  durch  nXeiova  verdrängt  war 
und  neben  einander  lagen  nXsiova  nXsiat,  nXeiovsf  nXsiovg, 
entstanden  darnach  einerseits  neben  den  alten  rogyni,  MoQftei 
die  neubildungen  roQyöva,  MoQ/töva,  andererseits  neben  dem 
alten  d^döva  die  neubildung  d^3ä,  und  es  ergab  sich  bei 
mehreren  stammen  ein  schwanken  zwischen  ov-  und  «-flexion 
(material  bei  Abrens  ztschr.  Ili,  106  f.). 

Eine  empfmdliche  lücke  hat  unsere  kenntniss  durch  das 
fehlen  aeolischer  casus  obliqui  von  comparativen.  Auf  Inschriften 


')  Bnigman  zlschr.  XXIV,  64  glaubt  diese  vflexion  aua  dem  »triebe 
nach  deutlichkeiti  erklären  zu  kSnnen.    Merkwürdig,  dass  nur  den  S;»- 
1  nQ^'i,  bei  welchem  sich  alle  übrigen  Griechen  beruhigten,  nicht 


Das  primllre  compalativBuffix.  389 

findet  sich  ausser  dem  s.  381  erwähnten  nXiag  keine  einzige 
comparativform,  in  den  dichterfragmenten  nur  fiai^tov  Sappho 
91 B. 3,  (AdUov  78,  4,  xdJitov  Alcae.  134  B.».  Ich  glaube  nicht, 
dass  man  aus  ihnen  einen  einwand  gegen  die  oben  vermuthete 
entwickelung ,  welche  sich  durch  erklärung  einer  reihe  sonst 
unbegreiflicher  erscheinungen  legitimiert,  entnehmen  kann. 
Mytilen.  fi^vvog  (C.  I.  G.  2166,  34  v.  j.  324  v.  Chr.),  fii^pvsaat 
Conze  taf.  VI,  1,  12  (von  Newton  transactions  of  the  roy.  soc. 
of  literature  VIII,  550  f.  nicht  später  als  Ol.  96  =  c.  390  gesetzt) 
lassen  allerdings  vermuthen,  dass  der  dem  skr.  -^yams-am  ent- 
sprechende accusativ,  welchen  ich  als  quelle  aller  griechischen 
Umgestaltungen  betrachte,  im  lesbischen  des  IV.  jh.  noch  -icovpa 
gelautet  habe.  Man  könnte  nun  weiter  schliessen:  da  fi^wog 
im  lesbischen  keinen  nom.  (ii^v  erzeugte,  sondern  das  alte  fisig 
bestehen  Hess,  dürfe  auch  nicht  angenommen  werden,  dass  aus 
'toovva  ein  nom.  -#(ov  an  stelle  des  alten  *-#öig  entwickelt  sei. 
Dieser  schluss  hat  aber  keine  berechtigung ,  denn  die  beiden 
auf  va  auslautenden  substantivstämme  sind  keineswegs  gleich- 
massig  behandelt.  Während,  so  viel  wir  wissen,  alle  dialekte 
in  alter  zeit  den  nom.  (isig,  dor.  fA^g  hatten,  ist  aus  keinem  ein 
nom.  *x^^  oder  *xv^  sondern  nur  xaV,  xv^  überliefert,  welcher 
aus  den  cas.  obl.  (xccva  =^  *x^'^^i  *Xc«vcra)  neu  gebildet  ist. 
Hätte  das  sicher  in  allen  dialekten  vorkommende  wort  irgendwo 
einen  nom.  *x^  o^^r  lesb.  *%«*?  gehabt,  so  würde  er  den 
grammatikem  wohl  bemerkenswerth  genug  erschienen  sein  um 
ihn  zu  verzeichnen.  Ebenso  konnte  zu  altem  "^-mwa  der  nom. 
'Kov  entstehen. 

4)  Von  den  germanischen  comparativformen  sind  die 
adverbiellen  neutra  wie  got.  mais  aus  *inajos,  vairs  aus  "^versis 
bereits  erklärt.  Die  flectierten  formen  sind  sämmtlich  vom  fem. 
ausgegangen.  Bei  den  part.  perf.  act.  entwickelte  sich  aus  dem 
alten  fem.  -tisi,  gen.  -wsjffs  ein  neuer  masculinstamm  -i^/a- : 
herusjös  m.,  ags.  egesa  =  *aigusja  (s.  371).  Ebenso  ist  das 
fem.  maizei  =  skr.  mcihisM  (?)  der  keimpunkt  aller  germanischen 
flectierten  comparativformen.  Die  neubildung  geschah  hier 
anders  als  bei  den  part.  perf.  act.  und  den  w-stämmen,  weil 
die  comparative  ausschliesslich  der  bestimmten  (schwachen) 
declination  folgen.  Von  der  alten  unbestimmten  flexion  des 
fem.,  welche  dem  abulg.  -ßSi,  acc.  'ßsq  entsprechend  vor  wurkung 
der  auslautsgesetze  -40%,  acc.  -izjam  gelautet  hat,  wurde  in  die 


■i 


.   1 

I  ■ 


•     I 


390  J.  Schmidt, 

neue  w-flexion  nur  der  nom.  hinüber  genommen:  nom.  -ielfn), 
acc.  -iz%n(om).  So  verschwand  der  ^*ö- stamm  der  alten  obli- 
quen casus  des  fem.,  die  später  neugebildeten  masculina  und 
neutra  konnten  also  nicht  zu  ja-  oder  jan-stämmen  werden 
wie  die  part.  perf.  act.  Vielmehr  schloss  sich  maieei  an  bai- 
randei,  frufnd,  innumei,  auhumei,  aftumei,  iftumei,  Jdeidumei, 
hindumei,  und  nach  dem  vorbilde  von  bairandei,  bairanda, 
bairandö  erwuchsen  aus  maizei  das  masc.  maim,  ntr.  maissö.  Im 
westgermanischen  wurde  dann  das  l  der  fem.  unter  dem  drucke 
der  neugebildeten  masculina  und  neutra  durch  die  dem  got.  o 
entsprechende  endung  ersetzt;  wie  got.  fruma,  fmmei,  frumö 
zu  ags.  forma,  forme,  forme  so  wurden  maisa,  maieei,  maijsö  zu 
ags.  mara,  fnare,  märe,  ahd.  mero,  mera,  mera  ausgegUchen. 

Für  die  jüngeren  comparativbildungen  auf  got.  -öe-a  ist 
nur  von  Mahlow  s.  46  f.  eine  lautlich  haltbare  erklänmg  auf- 
gestellt worden.  Nach  dem  muster  von  nehv,  comparat.  nShvis 
habe  sich  zu  den  adverbien  auf  -ö  ein  comparativ  auf  *-^ 
gebildet,  letzteres  sei  zu  -ös  contrahiert  wie  opt.  *salböitna  zu 
sdiboma.  Der  parallelismus  von  nehv  :  nehvis  =  sniumundö : 
sniumundös  ist  vollständig,  und  der  entstehung  von  blindöM 
aus  blindö  ist  völlig  analog  die  von  Mahlow  angenomm^e  der 
slawischen  comparative  auf  -^i  aus  adverbien  auf  -4. 

5)  Im  slawischen  ist  sofort  durchsichtig  der  ^nom.  acc. 
ntr.  6o^'e  =  skr.  bäUyas;  ob  je  altes  -jes  oder  -Jos  vertritt,  ist 
nicht  zu  ermitteln.  Das  fem.  bolßSi,  slagdtsi  scheint  von  vorn- 
herein zwiefacher  deutung  zugänglich.  Man  könnte  meinen, 
-Ui  wäre  =  got.  -izei  und  das  vorhergehende  j  oder  dessen  Wir- 
kung vom  nom.  sg.  masc.  ntr.  übertragen,  so  dass  *sladisi  durch 
slazde  zu  slazdisi  umgestaltet  wäre  wie  ckvcdfiU  durch  chvor 
livü  zu  chvalivuSi.  Bei  den  i  enthaltenden  comparativen  müsste 
man  dann  annehmen,  dass  döbr^ßSi  durch  dobr^e  aus  älterem 
*dobraj'^Si  oder  *dobroj'^§^  oder  "^döbr&i  umgestaltet  sei,  was  offen- 
bar bedenklich  ist.  Wu*  bedürfen  aber  der  falschen  analogie  gar 
nicht,  denn  -jXsi  kann  rein  lautgesetzlich  dem  skr.  -ya^  urspr. 
-jesla  entsprechen,  da  e  vor  6,  S,  §,  c,  fr,  s,  wenn  eine  der  folgenden 
Silben  betont  ist,  zu  ?  wird :  picl,  ricl,  Ud,  Silesi,  vicerd  (:  veierit, 
die  accente  nach  dem  russ.,  s.  voc.  I  25.  II,  82).  Dann  verhalt 
sich  mtnßSi  zu  got.  minnizei  wie  ktfraxsta  zu  ifftauvta  (s.386). 
Da  nichts  gegen  diese  erklärung  spricht,  ausserdem  in  preuss, 
muisieson  und  lit.  said^snis  aus  ^said-ies-nis  das  suf&z  als  -ies- 


■    '!l 


Das  primäre  cotnparatiTsuffix.  391 

erscheint,  gebe  ich  ihr,  weil  sie  nur  auf  den  lautgesetzen  be- 
ruht, den  Vorzug  vor  der  ersten.  Eine  dritte  mehrfach  auf- 
gestellte annähme,  dass  -ftSi^  aus  *-jtÖi  entstanden,  in  ^em  ü 
den  Vertreter  eines  alten  nasalvocals  habe,  wird  durch  die  Über- 
einstimmung von  mladißStmu  mit  preuss.  maldaisinians,  welches 
keinen  nasal  verloren  haben  kann,  abgewiesen.  Wie  bei  den 
part.  praes.  und  perf,  act.  hat  sich  der  in  den  cas.  obl.  des 
fem.  erscheinende  ^'ö-stamm  auf  fast  alle  casus  des  masc.  ntr. 
als  yo-stamm  übertragen,  gen.  holjiSa,  slazdtsa  u.  s.  w.  (die 
nom.  pl.  ntr.  bolßsi,  gorßsi  sind  s.  363  anm.  erklärt).  Nur  im 
nom.  pl.  m.  hat  sich  neben  der  ^o-form  böljtsi  noch  die  alte 
consonantische  bolf(Se  erhalten  (Miklosich  IIP,  20,  Scholvin 
archiv  II,  551  f.),  vgl.  part.  perf.  -üie.  Der  nom.  sg.  m.  findet 
sich  in  den  ältesten  denkmälern  geschrieben  boVU,  bolei,  bolii 
(Miklosich  a.  a.  o.,  Scholvin  549) ,  woraus  sich  -ßß  als  älteste 
erreichbare  suffixgestalt  ergiebt,  wie  allgemein  anerkannt  ist. 
Schleicher  comp.*  466  und  Leskien  decl.  66  halten  dies  für 
einen  nom.  bestimmter,  zusammengesetzter  flexion,  welcher  den 
unbestimmten  nom.  *bölß,  "^slaedl  verdrängt  habe.  Zur  Unter- 
stützung lässt  sich  anführen,  dass  die  selbe  form  zugleich  als 
acc.  sg.  fungiert,  was  eben  nur  bei  einer  zusammengesetzten 
oder  vom  Sprachgefühle  dafür  gehaltenen  form  möglich  war. 
Allein  für  den  Ursprung  der  form  beweist  dies  nichts.  Ist 
doch  nicht  abzusehen,  weshalb  die  bestimmte  flexion  allein  im 
nom.  sg.  m.  zur  ausschliesslichen  herrschaft  gekommen  sei, 
nicht  in  allen  casus  aller  geschlechter  wie  im  germanischen. 
Daher  möchte  ich  einen  anderen  Vorschlag  machen.  Oben 
(s.  382)  waren  wir  auf  die  vermuthung  geführt,  dass  in  der 
Ursprache  die  starken  casus  ein  mit  ij  oder  y,  die  schwachen 
ein  mit  j  anlautendes  suffix  hatten.  Ist  dies  richtig,  dann 
dürfen  wir  für  den  nom.  masc.  im  slawischen  ein  mit  %)*  an- 
lautendes suffix  erwarten  im  gegensatz  zufallen  übrigen  casus, 
welche  ein  mit  j  anlautendes  haben.  Wie  nun  dem  skr.  dadyds 
abulg.  daBdi  entspricht,  so  kann  dem  alten  arischen  *bdUyas 
(skr.  bdllyan)  abulg.  "^boVlß,  *sladtß  entsprochen  haben  und 
die  »erweichungc  des  der  comparativendung  vorhergehenden 
consonanten  aus  den  übrigen  casus  aller  geschlechter),  wo  sie 
berechtigt  war  (slckide,  slcMisi),  auch  in  den  nom.  m.  über- 
tragen sein,  wie  *t;e;e?qrfi  =  skr.  vdhantl^  *vezqie  =  skr.  vdhantats 
durch  vezcptq  u.  s.  w.  zu  veec^ti,  vezqßte  umgestaltet  sind,  und 


392  J.  Schmidt, 

dann  slazdiji,  slazdijt,  welches  nun  ganz  das  aussehen  eines 
nom.  zusammengesetzter  dccHnation  gewonnen  hatte,  nach 
dessen  analogie  auch  als  acc.  gebraucht  sein.  Die  zugehörige 
bestimmte  form  hätte  dann  ursprünglicli  *slactlji-jX  gelautet, 
welche  wohl  auf  lautlichem  wege  zu  "sladjlß  =^  slaediß,  slaS- 
diJJ  geworden,  d.  h.  der  unbestimmten  form  gleichgeworden 
sein  kann  -^  sicheres  ist  darüber  nicht  zu  sagen.  Die  be- 
stimmte und  die  unbestimmte  form  sind  ja  thatsächlich  gleich. 
Auf  jeden  fall,  mag  -ß  oder  -I?t  der  ursprüngliche  ausgang 
des  nom.  sg.  m.  gewesen  sein,  befremdet  es,  das  masc.  urspr. 
-Tjös  durch  -tß  oder  -ji,  das  schwächere  neutrum  lat.  -ios  aber 
durch  das  weniger  geschwächte  -je  vertreten  zu  sehen.  Allein 
einerseits  deckt  die  analogie  von  dai^  =  äadyds,  urspr.  -ies  die 
gleichsetzung  von  böl^ji  mit  *l>aliyas  ^),  andererseits  konnte  das 
zusammenfallen  des  neutr.  -je  mit  dem  neutrum  derjo-stämme 
die  Schwächung  des  masc.,  weiche  auch  diesem  das  aussehen 
eines  jo-nominatlvs  gab,  begünstigen^).  Brugman  ztschr.  XXIV, 
59  f.  will  das  masculine  -ß  allein  durch  diese  falsche  analogie 
erklären. 

Eine  Schwierigkeit  ist  noch  zu  erwähnen,  welche  in  der 
entsprechung  von  preuss,  -ais  und  abulg.  -^'c  liegt.  Bekanntlich 
sind  in  abulg.  4  die  alten  diphthonge  ai,  oi  und  ursprüngliches 
e  zusammengefallen.  Da  nun  die  gutturalen  vor  6  zwei  ver- 
schiedene Wandlungen  erleiden  (cS  und  da  aus  *ki),  liegt  nichts 
näher,  als  zu  vermuthen,  wie  es  Collitz  ohne  weitere  begrün- 
dang ausgesprochen  hat  (Bezz.  III,  203),  dass  ca  aus  urspr.  ks, 
dagegen  cö  aus  urspr.  hat,  koi  entstanden  sei.  Und  die  klar 
erkennbaren  fälle  bestätigen  dies. 

1)  ci,  eS  wo  ^  aus  ai,  oi  entstanden  ist:  loc.  sg.  der  o-st. 
vlUci,  boei  =  griech,  -oi,  fem.  rt^S  (griech.  x<*^o^0>  nom,  du. 
fem.  rqci  =  lit.  ranhi  aus  -e  (te-dvi),  got.  dual,  fmsun^a 
(Mahlow  98),  also  urspr.  -ai;  nom.  du.  ntr.  isi  =  skr.  t/ugt; 
pl.  loc.  vlüc^chU  T=  skr.  vrkeshu,  Sivxotai;  dat.  pl.  pron.  tacämH, 
instr.  tacömi,  vgl.  got.^t'm;  gen.  pl.  tacickU,  vgl.  anord.  peira; 
'mperal.p(cSte=gr.-ot-Ts;  cilit=  got.  hails,  preuss.  kailüsttskun; 


')  Auch  tiier  kann   das  slaw.  -ji  zunächst  aus  -jii  entstand«!  sein, 
indem  -jöi  und  -jes  sich  zu  -jis  und  -jea  ausgeglichen  haben  mt^en. 
>)  Vergl,  die  allerdings  nicht  aus  den  ältesten  denkmälern  belegten 


Das  primäre  comparativsuffix.  393 

c^na  =  notvijj  abaktr.  k(zena,  lit.  kaina  Mikuckij;  cfytiti  purgare : 
lit.  skaistas  klar,  glänzend;  ciSta  c.  gen.  wegen,  um  —  willen: 
preuss.  qiiaits  wille,  skr.  keta-s  verlangen,  absieht;  cMiti  colare : 
lit.  skaidrüs  klar,  hell  von  der  luft,  sk'edzii  skesH  verdünnen; 
is^ü  vehemens  =  lit.  gailüs,  ahd.  geil, 

2)  ca,  za  wo  e  ursprünglichem  e  entspricht:  cara  incan- 
tatio :  lit.  kerUi  bezaubern ;  capu  fAsXtaaa,  vgl.  xytp^v  (Matzenauer 
cizi  slova  136);  casii:  preuss.  kisman  acc.  zeit,  weile  (preuss.  f 
=  lit.  e,  urspr.  e  ztschr.  XXIII,  345  anm.);  Urgasnq  =  got. 
lis-geisna  aus  *gendsnö  (voc.  I,  56.  86);  iStazati  evanescere, 
sUzagati  iterativa  zu  iSteznq,  zegq;  zadati  begehren:  Vit. pasigendü, 
godas;  zalo  stachel :  lit.  gelu  (Miklosich  I  ^,  60);  po-zarü  incendium 
verhält  sich  zu  zeratükü  kohlenhaufen,  goräti,  lit.  gdrcts  dampf 
wie  lit.  veze :  vezü  :  pervdzas;  codi  fumus  verhält  sich  zu  kaditi 
suffire  wie  säsfi,  rözati,  döjat%  Uzq  zu  sadUf  obrazu,  blagodatt, 
vu-lazü;  der  selbe  ablaut  zwischen  serb.  ^avka  und  slov.  kavka 
dohle;  zaJba  und  preuss.  gdbcmo  kröte  stehen  in  dem  selben  ab- 
lautsverhältnisse  wie  m^a  und  lit.  matüti.  Hiernach  wird  man 
zdti  leid,  zaliti  trauern,  zaliti  si  schmerz  empfinden  mit  dem 
allerdings  verwandten  lit.  gaileti  leid  thun  (impers.),  gailetis  be- 
dauern, sich  erbarmen  nicht  so  identificieren  dürfen,  dass  man 
den  diphthong  ai  als  schon  slavolettisch  betrachtet.  Seine  un- 
ursprünglichkeit  erhellt  aus  lit.  gela  schmerz,  gelti  schmerzen, 
weh  thun,  ahd.  quelan  cruciari,  und  nichts  verbietet  für  ml^, 
zaliti  ursprünglich  monophthongisches  e  anzunehmen,  welches 
in  ahd.  quala,  mhd.  qmle  thatsächlich  vorliegt.  Dann  haben 
die  wurzelvocale  von  zaliti  und  gaileU  ebenso  wenig  mit  einander 
gemein  wie  die  von  rdza;ti  und  lit.  rdizyti,  wo  der  ablaut  razü 
das  6  als  urspr.  e  =  lit.  e  in  rizti  erweist  (voc.  II,  496) ,  oder 
von  zadaii  und  lit.  gaidüs  lieb. 

Die  regel  ist  somit  unverkennbar.  Gegen  sie  Verstössen 
von  formen,  deren  ö  sicher  deutbar  ist,  nur  die  comparative 
münozaß  u.  s.  w.  und  die  imperfecta.  Für  erstere  ist  der  Ur- 
sprung des  e  aus  ai  durch  das  preussische  maldaisinums  = 
abulg.  mlädößs^mU  ausser  frage  gestellt.  Dennoch  lassen  sie  sich 
unter  die  regel  bringen.  Mehrfach  ist  nämlich  Wirkung  eines 
vocals  auf  den  der  vorhergehenden  silbe  zu  bemerken:  mene, 
tele,  sehe  aber  münqjq,  tohojq,  sobojq.  Jagic  hat  im  Zographos- 
evangelium  einen  vom  folgenden  vocale  abhängigen  Wechsel 
zwischen  ü  und  l  beobachtet:  v^Unü  aber  vtnö  (archiv  I,  17), 

Zeitschrift  für  veigl.  Sprachf.  N.  F.  VI.  4.  26 


I 

I 


394  J-  Schmidt, 

düva  aber  dtvS  (19),  ziUU  eXU  (22),   tnianojq  mXn^  (26),   tUma 
tXmtno  (44),  ebenso  beruhen  auf  assimilation  an  die  folgenden 
vocale  die  schreibangen  vüdava,  hürati  (16),  dÜrtUi  (20),  züde^ 
(21),  b^däi  (30).   Hiernach  scheint  nicht  unmöglich,  dass  S  durch 
das  folgende  fi  eine  hellere  klangfarbe  gewonnen  hat,  so  dass 
es  dem  aus  ursprünglichem  e  entstandenen  gleich  wurde  und 
wie   dieses  vorhergehende  gutturallaute    in  ö,  i,  S  wandelte. 
Man  erhebe  dagegen  nicht  den  einwand,  dass  die  Wandlung 
der    gutturalen    durch  folgendes  e,   e   in  palatale   schon    aus 
der  Ursprache  datiert   (ztschr.  XXV,  135.  179),   also  ein  erst 
im  sonderleben  des  slawischen  entstandenes  e  nicht  mehr  die 
selbe  Wandlung  bewirkt  haben  könne.  Allerdings  waren  palatale 
und  gutturale  schon  in  der  Ursprache  von  einander  verschieden, 
^e  Wirksamkeit  heller  vocale  auf  vorhergehende  gutturale  ist 
aber  bis  tief  hinein  in  das  sonderleben  des  slawischen  bestehen 
geblieben.    Das  beweist  der  Übergang  des  erst  im  slawischen 
aus  s  entstandenen  ch  vor  hellen  lauten  in  S,  das  beweisen 
femer  fremdwörter  wie  (fgcto  (kind),  dr^nja  (xeQacog^  cer€töus), 
ilämü  (heim),  cista  uterus  {»visxiq  oder  uv<fx^og,  Matzenauer  cizi 
slova   139),    slov.  dagd  (kegd),   (eher  (mhd.   hever)^  iantara 
(centaurea),  russ.  dara  schale  (an.  ker)^  poln.  öolgac  siq  kriechen 
(mhd.  Jcelgen  hangen,  nachschleppen?  Matzenauer  140).    Somit 
steht  nichts  im   wege  comparative  wie   dobrS-^X,  hk^Sorfi  mit 
Mahlow  47  aus  den  adv.  dobri,  blazS  herzuleiten  und  in  den 
adverbien  auf  ä  (Miklosich  lY,  162)  die  quelle  des  bis  dahin 
räthselhaften  ^  der  comparative  zu  suchen.     In  iech.  doU^Si 
der  untere,  hofejsi  der  obere,  nyn^il  der  jetzige  u.  a.  von  dote^ 
hofe,  nyni  (abulg.  doli,  gori,  nyn€),  welche  Miklosich  H,   341 
von   den  comparativen   trennt,  liegt  der  adverbiale  ursprang 
klar  zu  tage.    Der  hergang  würde  dann  gewesen  sem,  dass  za 
dem  adv.   dohri  zunächst  ein    comparativisches   adv.   äobrijt 
gebildet  wäre,   welches   sich   dann    zum  vollen  adjectiv  aus- 
gewachsen hätte.    Jedesfalls  ist  diese  erklärung  der  Schleicher- 
schen,  dass  an  den  stamm  dobro-  ein  mit  ij  anlautendes  com- 
parativsuffix  getreten  sei,  bei  weitem  vorzuziehen,  da  das  sla- 
wische in  seinem  sonderleben  keine  adjectiv  stamme  mehr  besass, 
Wie  die  comparative  so  enthalten  auch  die  bisher  nicU 
befriedigend  erklärten  imperfecta  ein  ursprünglich  diphthonp« 
sches,  auf  gutturale  aber  wie  urspr.  ^  wirkendes  6.    Miklosicl 
(das  imperf.  in  den  slaw.  sprachen,  sitzgsber.  der  Wiener  akad 


Das  prim&re  eomparativsofßz,  396 

LXXVII  s.  5ff.;  vgl.  gr.  IIP,  92  f.)  hält  jetzt  formen  wiepfcft&ÄÄ 
für  älter  als  pletiacM,,  Historisch  erwiesen  ist  dies  nicht,  denn 
letztere  überwiegen  selbst  in  den  ältesten  denkmälern,  so  dass 
sie  auch  Miklosich  in  den  paradigmen  beibehalten  hat.  Aller- 
dings belegt  M.  schon  aus  den  ältesten  quellen  auch  formen 
auf  -öchU,  Dass  sie  älter  seien  als  jene,  folgt  daraus  keineswegs, 
denn  die  selben  denkmäler  haben  auch  imperfecta  auf  -^chü 
und  -dchü  von  verben  auf  -äi  und  ^ati,  z.  b.  södöcM,  ht/vachü. 
Wie  Miklosich  (sitzungsber.  13.  19)  letztere  mit  recht  als  zu- 
sammengezogen aus  -ÄicM,  -aachU  erklärt,  so  steht  nichts  im 
wege  auch  ein  6d^hU  aus  MöachU  herzuleiten ,  was  M.  a.  a.  o. 
s.  30  selbst  zugiebt.  Es  genügt  auf  grund  der  Sammlungen 
Miklosichs  (a.  a.  o.  s.  7.  13  f.  19)  das  material  für  einige  der 
ältesten  quellen  zusammenzustellen.  Zograph. :  vüpC^chU,  pt^chU, 
aber  auch  bo^hü  sq,  stoöchU,  sid^hU;  Glag.  Cloz.:  moeachU, 
poichU,  aber  auch  enachU,  hyvachU,  mhyvachU,  prSbyvadiüy  pro- 
povMachU,  podobdchii,  vUmrachü,  priimachU,  mkalachU,  otüsylackU, 
v^dSchU,  sto^hU;  Athosevang:  vitpi^hu,  aber  auch  stoöchü;  Savina 
kniga :  SivSchü,  id^hU,  proid^chU,  Michü,  mo^achü,  bijachü,  znajachU, 
aber  auch  sÖmÄcÄiJ,  bolöchU,  mXn^hU,  dostqjachU,  stydSchü  sq, 
chotSchU,  spachU,  rydachü;  Cod.  Suprasl. :  jadSchU,  bijachU,  pijachU, 
aber  auch  pr^vachU,  poklanjachU  sq,  posluSacM,,  prötvar^U. 
Die  selben  denkmäler  haben  auch  in  der  bestimmten  adjectiv- 
declination  zusammengezogene  formen  des  gen.  sg.  auf  -ojfö  aus 
-dogo,  -ajego,  loc.  sg.  auf  -dmi  aus  -SSmü,  -^rni,  -^emX,  z.  b.  Glag. 
Cloz.  prövöciUnago  32,  sqdqStago  37,  vSmago  50,  sqßtago  51, 
cherumivisc^^  38;  aus  Zogr.  führt  Miklosich  (vgl.  gr.  IIP,  59  f. 
an  dmgago,  iivago,  novago,  galüejtscömt,  gcdü^fistSm^,  drujsSm^, 
nebestscöm^;  formen  auf  -^T  aus  Sav.  kn.  und  Suprasl.  bei 
Miklosich  a.  a.  o.,  aus  ev.  Assem.  bei  Jagi6  uvod  XXXIII.  Die 
früher  auch  von  Miklosich  (vgl.  gr.  I  \  156)  gehegte  annähme, 
dass  pletöchü  aus  pletätchü  entstanden  sei,  steht  also  in  vollem 
einklange  mit  den  lautverhältnissen  der  ältesten  denkmäler  und 
wird  auch  dadurch  empfohlen,  dass  von  den  heutigen  slawischen 
sprachen  bulg.,  cech.,  osorb.,  nsorb.  nur  den  typus  plet^hü,  nicht 
pUt^chU  erhalten  haben.  Einzig  im  serbischen  finden  sich 
beide  typen.  Von  zwei  zeitweilig  neben  einander  bestehenden 
formen  pflegt  nach  allen  erfahrungen  die  ältere,  nicht  die 
jüngere  zu  schwinden.     Ueberdies  giebt  Miklosich  weder  für 

pletöchü  noch  für  pletfyceM  eine  befriedigende  erklärung.     »Die 

26* 


396  J-  Schmidt, 

form  pletiachU  verdankt  ihren  Ursprung  der  analogie  jener  sehr 
zahlreichen  imperfeclformen,  welche  vor  dem  ch  die  silben  cux, 
ia  bieten:  byvaachü,  moljaachU,  gor^achÜ€  (sitzungsber.  s.  16; 
ebenso  Bopp  vgl.  gr.  IP  s.  400,  den  Miklosich  sitzungsber.  28 
bekämpft,  und  Schleicher  comp.*  825).  Um  dies  glaubhaft  zu 
machen,  wäre  nachzuweisen,  wie  die  analogie  der  abgeleiteten 
verba  überhaupt  einwirken  konnte  und  warum  sie  einzig  und 
allein  das  imperfect  der  primären  verba,  nicht  auch  die  üb- 
rigen verbalformen  und  participia  nebst  Infinitiv  ergriflfen  hat. 
Ebenso  wenig  überzeugt  die  ansieht,  dass  pUt^-chü  durch 
Steigerung  aus  plete-chü  (plete-  präsensstamm)  entstanden  sei 
(a.  a.  o.  s.  6);  durch  die  berufung  auf  das  verhältniss  von 
süpUsti  zu  süpläati  wird  sie  nicht  begründet.  Lautlich  besser 
war  Schleichers  erklärung  von  pletächU  aus  ^plete-jechU  wie 
n&^  aus  ne  jesU  (formenl.  d.  ksl.  spr.  371),  d.  h.  aus  einer 
Verbindung  des  präsensstammes  mit  dem  alten  imperf.  von 
jesm^.  Aber  wort  stamme  haben  schon  lange  vor  dersprach- 
trennung  als  selbständige  wesen  zu  existieren  aufgehört  Ent- 
halten die  imperfecta  -jechU,  so  kann  der  vorhergehende  be- 
standtheil  nur  eine  mit  einem  casussuffixe  versehene  infiniUv- 
oder  participialform  sein.  Ich  sehe  daher  nur  eine  möglichkeit 
diese  bildungen  zu  erklären,  indem  ich  auf  grund  der  dargelegten 
Verhältnisse  von  den  volleren  formen  ausgehe.  Statt  -^ocM 
findet  sich  auch  -^öchu,  grqdöichU,  rastdecJiü,  jadöSchü,  naSin^äcML 
Suprasl.  (Miklosich  sitzungsber.  16  =  vgl.  gr.  III^  93).  Der  selbe 
Wechsel  zwischen  ä*  und  M  besteht  im  loc.  sg.  m.  n.  der  be- 
stimmten declination,  adüst^^nU  und  adüstianvU,  beide  im  cod. 
Suprasl.  u.  a.  (Miklosich  vgl.  gr.  in^  60).  Wie  in  letzterem 
Ä»  und  ^  aus  dem  darneben  noch  erscheinenden  &,  ^e  ent- 
standen sind,  so  könnte  man  versucht  sein  plet^achü,  pletS&hU 
auf  älteres  pletö-jechü  zurück  zu  führen  und  in  dem  letzten 
theile  jechU  mit  Schleicher  das  alte  augmentlose  imperfectum 
von  jesnn  =  hom.  sov  zu  suchen.  Allein  die  serbischen  formen 
wie  idijali,  in  alten  serbischen  kslaw.  quellen  id^achü  u.  eu 
(Miklosich  III  ^,  93)  können  nicht  aus  *idö-jechü  entstanden  sein 
sondern  nur  aus  id^-öchU,  id^achü,  d.  h.  das  augmentierte 
imperf.  öchü,  jachU  (vgl.  ^ti,  jasti)  enthalten.  So  erklärt  sich 
die  bei  Miklosichs  herleitung  unbegreifliche  stäts  durative  be- 
deutung  des  imperfects,  nicht  nur  im  gegensatze  zur  stäts  mo- 
mentanen des  aorists  sondern  auch  zu  der  des  praesens,  falb 


Das  primäre  comparativsuffix.  397 

dies  momentane  bedeutung  hat:  isikJinSciSe  durativ  gegen  praes. 
isüchnett  momentan  (Miklosich  vgl.  gr.  IV,  786).  Sie  beruht 
eben  auf  ^M  oder  jachü,  dem  imperfect  des  stäts  durativen 
jesm^  (das  zugehörige  momentane  praes.  ist  b(idq\  welches  mit 
uralten,  isoliert  nicht  mehr  gebräuchlichen  Infinitiven  verschmel- 
zend das  neue  imperfectum  ergab.  sUröachü  enthält  den  inf. 
stiH  =  ved.  iipa-stire,  b^chü  aus  *hv^achU  (Miklosich  1 2,  234) 
den  inf.  "^bvä = pari-bhve  (viersilbig)  RV.  II,  16,  3,  bhuve  X,  88, 10. 
Diese  Infinitive  sind  bekanntlich  dative  von  wurzelnomina, 
endigten  also  ursprünglich  auf  -ai  (vgl.  dofievat  =  ddmane, 
öovvai  =  dävdn^)^  welches  im  inlaute  regelrecht  zu  abulg.  ö 
geworden,  durch  das  folgende  urspr.  e,  jö  (später  ja)  aber, 
wie  das  ^  der  comparative  durch  folgendes  urspr,  je,  jl[,  soweit 
erhellt  ist,  dass  es  vorhergehende  gutturale  in  c,  0,  §  wandelte, 
mozaachU  u,  s.  w.  ^)  Demnach  sind  die  slawischen  imperfecta 
ziemlich  analog  den  lateinischen  gebildet,  welche  Westphal 
(philos.- histor.  gramm.  d.  deutschen  spr.  s.  109)  richtig  als 
Verschmelzung  eines  wie  skr.  sdde  gebildeten  inf.,  z.  b.  lege  mit 
dem  hilfsverbum  -bäm  erklärt  hat.  Selbständig  haben  sich 
solche  Infinitive  in  Verbindung  mit  facere  und  fieri  erhalten, 
facit  are  Lucr.  VI,  962  u.  s.  w.  (Lachmann  zu  Lucr.  p.  191  f. 
409  f.;  Corssen  H^  887.  514),  welche  man  bisher  in  unmög- 
licher weise  für  reine  verbalstämme  erklärt.  Ob  are  aus  *arejai 
oder  *arai  enstanden  ist,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden ;  B,  e  aus 
ai  wie  in  vlvere  =  jlvdsB.  Auch  darin  laufen  beide  sprachen 
parallel,  dass  sie  den  ursprünglich  von  der  wurzel  gebildeten 
Infinitiv  vom  praesensstamme  bilden,  auch  wo  dieser  von  dem 
alten  infmitivstamme  abweicht,  sid^-achü,  sld^bam  gegen  sdd^, 


^)  Man  wende  dagegen  nicht  ein,  dass  in  den  locativen  der  zusammen- 
gesetzten declination  wie  boSisc^emi,  bozi8tSSm%  u.  s.  w.  S  trotz  des  fol- 
genden je  vorhergehende  gutturale  in  c,  Zy  8,  nicht  in  c,  i,  i  gewandelt 
hat.  Hier  liegen  die  Verhältnisse  ganz  anders.  Erstens  ist  das  je  von 
jemi  gar  kein  ursprüngliches  je  sondern  erst  aus  jo,  lit.  ja  entstanden, 
während  die  imperfecta  indogermanisches  ^  enthalten.  Wollte  man  auch 
zugeben,  dass  diese  Wandlung  von  jo  zu  je  schon  vollzogen  war,  als  die 
in  rede  stehende  vocalassimilation  bei  den  comparativen  und  imperfecten 
sich  vollzog,  so  bliebe  zweitens  zu  berücksichtigen,  dass  neben  hozisc^eml 
der  unbestimmte  locativ  *bozt8kS,  bozXscS  erhalten  blieb  und  das  S  der 
zusammengesetzten  form  gegen  die  assimilierende  Wirkung  des  folgenden 
je  schützen  konnte,  während  pe6aac?M,  mozaachü  eines  solchen  Schutzes 
entbehrten,  da  die  alten  Infinitive  *peki,  *pecd  verloren  waren. 


398  J-  Schmidt, 

und  dass  sie  in  abgeleiteten  verben  den  verbalstamm  an  stelle 
des  infinitivs  gesetzt  haben,  vidö-achü,  hyvoHichU  wie  videAnim, 
ama-ham.  Dies  ist  natürlich  erst  lange,  nachdem  pUtö-achU, 
plede-ham  vollständig  zusammengewachsen  waren  und  niemand 
mehr  ihren  Ursprung  kannte,  geschehen. 

Nach  dieser  unvermeidlichen  abschweifung  kehren  wir  zur 
erörterung  der  comparativbildungen  zurück. 

6)  Die  dürftigen  Überreste  der  preussischen  comparativ- 
formen  stimioen  mit  den  slawischen  ganz  überein.  muiisiesan 
in  der  Verbindung  sen  statvfdsmu  adder  muisieson  grtkans  (mit 
solcher  oder  grössern  sünden)  ist  einer  von  den  vielen  casus, 
welche  das  deutsche  »grössernc  ausdrückt,  aber  sicher  nicht 
acc.  pl.,  wie  Nesselmann  meint,  sondern  gen.  pl.  consonantischer 
flexion.  muisieson  =  skr.  mdhTyasOm  enthält  die  selbe  sufßxform 
-ies-,  welche  im  lit.  lautgesetzlich  zu  -es-,  im  slawischen  zu  -jU- 
geworden  ist  ^).  Den  slawischen  bildungen  auf  -^If  entsprechen 
formen  wie  maidaisimans  =^  abulg.  nUad^StmU.  Belegt  sind 
noch  folgende  casus:  acc.  sg.  mäldaisin  jünger,  uraisin  älter, 
huslaisin  schwächer ,  acc.  pl.  maldaisins,  uraisins,  uraisans, 
nom.  pl.  nuddaisei,  adv.  massais  weniger.  Von  diesen  zeigt 
consonantische  flexion  sicher  das  adv.  auf  -ais,  welches  dem 
abulg.  ntr.  -äje  entspricht  (vgl.  mais,  ttd^ais,  swais  =  abulg.  mcijt, 
tvQj^y  svoji).  Der  acc.  sg.  pl.  auf  -in,  -ins  können  der  alten 
consonantischen  flexion  und  der^'o-flexion  angehören,  der  nom. 
pl.  auf  -ei  nur  letzterer,  desgleichen  das  einmalige  wraisans 
(vgl.  martan  =  lit.  märczq  braut,  tirtan  =  tr6czq  neben  marHn, 
ffrtin,  tirtian).  -ais-  ist  aus  -aies-  =  abulg.  -^'^S-  entstanden, 
vgl.  twaisei  neben  twaiasei  tui,  iumsmu  neben  twaiosmu  tuo, 
maisei  mei,  swaisei  sui.  Ausserdem  finden  sich  als  Übersetz- 
ungen deutscher  comparative  und  werden  daher  von  Nesselmann 
spr.  d.  alten  Preussen  58  und  Bopp  spr.  d.  alt.  Pr.  23  f.  für 
comparativadverbia  gehalten  die  folgenden  formen:  turrite  dinM 
ste  myls  »habt  sie  um  so  liebere ;  hhe  ka  tans  toüls  . . .  €ui 
seggluns  »und  was  er  mehr  . . .  gethan  hat« ;  stans  uHrst  ain$ 
läaiAShoings  lahhai  toaist  sen  toüls  bülysnans  prei  glandint  »die 


^)  te  als  Vertretung  eines  ursprünglich  einheitlichen  €  oder  %  findet 
sich  nur  vor  n,  einmal  vor  r,  wohl  meist  als  ausdruck  geschliffener  betonung: 
nacktien  naMin  nacht,  sienni  sin  sich,  tien  Hn  dich,  mien  mich,  pieneU 
der  fünfte,  amkündlai  er  ersaufe  {auikand»iUs  ersäuft),  Hinshoei  reizen 
{tenaeiti  2.  pl.  imperat),  eMerpt  eUodrpt  vergeben  {pmcüTps  frei). 


Das  primäre  comparativBuffix.  399 

wird  ein  beichtvater  wohl  wissen  mit  mehr  spruchen  na 
trösten  € ;  schien  mälnykan,  kos  temü  totUs  twais  malneyks  po^aums 
ast  »dies  kind,  so  nunmehr  dein  kind  geworden  istc;  stas  ni 
turri  surgaut  adder  täls  gryhms  lauklt  »der  soll  nicht  sorgen 
oder  weiter  sünde  suchen«;  tiüs  »weiter«  (als  Überschrift);  t%t 
turri  stas  lübeniks  stdmans  tals  gerdaid  »so  soll  der  priester 
ihnen  weiter  sagen«;  daiti  ncmmans  tälis  madlit  »ein  ander 
gebet«  (d.  h.  lasset  uns  weiter  beten).  Formell  können  myls, 
toüls,  tals,  tälis  neutra  des  comparativs  sein.  Wie  Hirtias 
(acc.  ttrtian)  zu  tirts  konnte  *mylies  zu  myls  werden.  Allein 
bei  der  art,  wie  die  Übersetzung  des  katechismus  zu  stände 
gekommen  ist,  haben  wir  Sicherheit  für  die  comparativische 
natur  der  form  nur  da,  wo  im  deutschen  das  comparativadverb 
nicht  dem  nom.  sg.  m.  unbestimmter  flexion  gleich  lautet, 
d.  h.  nur  bei  toüls,  denn  myls,  tals,  talis  können  auch 
nom.  sg.  m.  des  positivs  sein,  weil  »lieber,  weiter«  beides  zu- 
gleich sind. 

7)  Das  litauische  hat  andere  wege  eingeschlagen  als  das 
preussische.  Seine  flectierten  comparative  wie  saldesnis^  fem. 
scddesne,  für  welche  die  drei  druckfehler  -^sni  (Bezzenberger  z. 
gesch.  d.  lit.  spr.  109)  nicht  in  betracht  kommen,  enthalten 
die  selbe  gestalt  des  suffixes  wie  preuss.  rnuis-ies-on  und  abulg. 
"ßS-i;  ie  ward  lautgesetzlich  zu  einem  vorhergehende  conso- 
nanten  nicht  erweichenden  e  (s.  331  f.),  so  dass  saldes-  und  abulg. 
"^slazdtS-,  slaSde  einander  decken.  Die  erweiterung  durch  -wia* 
hat  vielleicht  mit  der  comparation  gar  keinen  Zusammenhang, 
da  sie  auch  dem  positiv  nicht  selten  widerfahrt :  ruksztas,  säldüs 
öbülas  ein  saurer,  süsser  apfel,  ruksztinis,  saldinis  öbulas  ein 
apfel  saurer,  süsser  gattung  (Eurschat  gr.  s.  94),  jädas,  jüdüniSg 
isztisas,  is0tisinis.  Möglicherweise  hat  sie  aber  augmentativen 
sinn.  Das  lettische,  welches  die  indogermanische  gradation 
ganz  verloren  hat,  ersetzt  den  comparativ  durch  den  positiv 
eines  augmentativum :  saldaks  süsser  =  lit.  saldökas  ziemlich 
süss.  So  kann  das  -nia  zur  Verstärkung  des  comparativs  an- 
gefügt sein  und  *saldes  sich  zu  saldesnis  ähnlich  verhalten  wie 
vaikas  knabe  zu  vaikinas  starker,  tölpelhafter  junge,  mergä 
mädchen  zu  mergina  robustes  mädchen  u.  a.  bei  Schleicher  gr. 
s.  121,  Kurschat  gr.  s.  87,  übaginasis  ühagctö  erzbettler  (Nesselm. 
wtb.  33).  Dies  sind  allerdings  substantiva,  doch  fmdet  sich 
auch  bei  den  adjectiven  ein  anhält  für  die  auffassung  des  -nia- 


i' 


400  J.  Schmidt, 

als  augmentativ.  Die  adverbia  auf  -yn,  welche  die  richtung 
>wohin«  bezeichnen,  auJcsdyn  in  die  höhe,  £em^n  nach  unten 
u.  a.  (Schleicher  gr.  s.  293  f.,  Kurschat  §  799)  gewinnen  mit 
Verben  der  bewegung  verbunden  einen  an  den  coraparativ 
heranstreifenden  sinn,  tol^n  vaziuti  weiter  fahren,  siautümas 
tdvo  pr'eszininku  eiti  jü  ilgyn  jü  did^n  das  toben  deiner  wider- 
wärtigen wird  je  länger  je  grösser  psalm  74,  23,  so  jaun^n 
halten  dub^  dum^  drutpi  ger^n  eiti  u.  s.  w.  jünger,  weisser, 
tiefer,  schlimmer,  stärker,  besser  werden  (eine  häufung  solcher 
adv.  bietet  die  daina  bei  Schleicher  leseb.  s.  45);  das  verbum 
der  bewegung  kann  auch  fehlen ,  z.  b.  teip  täs  kelelis  siauryn 
so  wurde  das  weglein  schmaler  (Schleicher  leseb.  135,  4).  In 
älteren  Schriften  erscheinen  diese  adverbia  mit  der  endung 
'iniui,  -inui,  -iniu,  didiniui  u.  s.  w.  (Bezzenberger  z.  gesch.  d. 
lit.  spr.  110),  sind  also  deutlich  dative  nominaler  flexion  zu 
nominativen  auf  -inis  oder  -^nis.  Es  ist  wohl  denkbar,  dass 
sie  mit  ihrer  an  den  comparativ  streifenden  bedeutung  den 
anstoss  zur  nasalerweiterung  der  alten  comparativstämme  auf 
-es-  gegeben  haben. 

Ausserdem  hat  sich  als  adverb  ein  nom.  acc.  neutr.  er- 
halten, welcher  in  der  vorzeit  den  nasal  aus  den  starken  casus 
übernommen  hatte,  saldzaüs,  grundform  der  endung  -Jons.  Aus 
ihm  ist  der  Superlativ  saldzäus-ias  mit  veränderter  betonung 
des  au  erwachsen  (vgl.  aüksztas  höhe,  dachboden  :  dukszta^ 
hoch).  Berücksichtigt  man,  dass  im  lettischen,  ähnlich  wie  in 
den  romanischen  sprachen,  die  bestimmte  form  des  comparativs 
als  Superlativ  fungiert  {milaks  lieber,  tos  mlWcais  der  liebste), 
so  wird  die  vermuthung  nahe  gelegt,  dass  geridusias,  sdl- 
dzdtisias  nicht  mittels  des  stammbildungssuffixes  -ia-  aus  dem 
comparativadverb  gebildet,  sondern  eine  Verwachsung  des  letz- 
teren mit  dem  flectierten  pron.  urspr.  jas  ist.  Dialektisch  lautet 
er  auch  geridusis  (Schleicher  gramm.  s.  148,  Kurschat  §  791) 
ganz  wie  der  bestimmte  positiv  geräsis.  Die  bestimmte  flexion 
des  Superlativs  geridvsiasis  oder  geridusysis  (Kurschat  §  933) 
beruht  dann  auf  einem  vergessen  seines  Ursprunges. 

Berlin,  juli  1881. 
!  Johannes  Schmidt« 


Heterokl.  nomin.  sing,  auf  -äs  in  den  arischen  sprachen.        401 


Excurs. 


Heteroklitische  nominative  singularis  auf  -äs  in 

den  arischen  sprachen. 

Das  lautgesetz,  welches  einen  nasal  zwischen  langem  vocale 
und  auslautendem  s  in  der  Ursprache  schwinden  liess,  erklärt 
noch  eine  reihe  von  Unregelmässigkeiten  der  arischen  nominal- 
flexion.  Sie  werden  am  leichtesten  verständlich,  wenn  wir  von 
der  heteroklisie  der  s-stämme  wie  usMs,  acc.  ushdm  ausgehen, 
für  welche  jetzt  Lanman  p.  549  das  material  am  vollständig- 
sten gesammelt  hat.  Die  von  L.  wieder  aufgestellte  annähme, 
dass  'G/n%  aus  -asam  contrahiert  sei,  hält  ebenso  wenig  stich 
wie  die  Brugmansche  herleitung  von  -am  aus  -as-ififi  (stud.  IX, 
307;  ztschr.  XXIV,  25  f.).  Die  sogenannte  nasalis  sonans  ist 
hinter  s  nicht  anders  behandelt  als  hinter  anderen  consonanten. 
Man  hält  zwar  die  1.  sg.  aor.  dkrarmm  für  eine  lautliche  Um- 
wandlung von  "^akramism,  doch  ist  sie  dies  ebenso  wenig,  wie 
dkramU  aus  *akramisht  entstanden  sein  kann,  beide  sind  viel- 
mehr von  der  2.  sg.  dkramt8(s)  nach  falscher  analogie  neu  ge- 
bildet (vgl.  Brugman  stud.  IX,  312).  So  gut  den  griech.  ^aia& 
(iataijy  ija  im  skr.  dsate,  dsam  entsprechen,  kann  nur  arisch 
*ushasa,  tishdsam,  abaktr.  ushoonhem  die  regelrechte  Vertretung 
von  ^6a  sein.  Die  richtige  erklärung  von  ushdm,  abaktr.  ushäm 
hat  Benfey  gegeben  (Altpers.  mojsdäh  u.  s.  w.  abh.  d.  Götting. 
ges.  d.  wiss.  v.  j.  1878,  bd.  XXIII,  s.  8  f.).  Sie  sind  neubil- 
dungen,  veranlasst  durch  die  Übereinstimmung  des  nominativ- 
ausganges  mit  dem  der  masculinen  und  femininen  durch  com- 
position  mehrsilbig  gewordenen  wurzelnomina  auf  ä.  Nach  dem 
muster  von  rathB-shthd-s,  rathe-shthd-m^)  ward  zu  tishds  der 
acc.  mhdm  gebildet,  ebenso  abaktr.  t^shao,  vshäm  nach  rathaB- 
stao,  ratJiaestäm.  Diese  falsche  analogie  macht  sich  hauptsäch- 
lich im  acc.  sg.  geltend :  vedhäm,  ägdm,  ja/rdm,  dngiräm,  dnägäm, 


*)  Mit  abaktr.  rathaestärem  u.  s.  w.,  welche  ztschr.  XXV,  29.  65  er- 
klärt sind,  brauchen  diese  formen  nicht  mehr  Verwandtschaft  zu  haben 
als  fif-pa-  mit  nr-pätdr-. 


I" 


402  J.  Schmidt, 

apsardm,  sumsdhäm,  vaydm,  ergreift  aber  mehrfach  auch  andere 
casus,  so  dass  die  alten  s-stämme  agäs-,  jaräs-,  apsards-  all- 
mählich ganz  in  die  analogie  der  a-stämme  überschlagen. 
medhd  flectiert  schon  im  RV.  völlig  als  femininer  ö-stamm:  n. 
medhd,  a.  medhdm,  i.  medhdyä,  pl.  n.  medhds,  i.  m^dMbhis, 
während  das  comp.  nom.  sumedhds,  a.  sumedhdsam  (neben 
sumSdhdm)^  pl.  voc.  stdmSdhasas  noch  die  ^flexion  bewahrt  und 
das  abaktr.  mazdao,  pl.  maedaonhö,  acc.  nuadäm,  dat.  mazdai 
u.  s.  w.  zwischen  beiden  flexionen  steht  ^).  Die  einzelheiten 
sehe  man  in  Lanmans  trefiflichen  Sammlungen.  Das  griechische 
zeigt  den  entsprechenden  Vorgang  in  der  flexion  Jiox^airi^^, 
StaxQdtfp^  u.  a.  (Ahrens  I,  113.  205,  Kühner  gr.  I,  394  f.,  Erman 
stud.  V,  306,  Beermann  stud.  IX,  72,  G.  Meyer  gr.  s.  281). 
Hier  ist  die  heteroklisie  auf  den  acc.  beschränkt,  weil  der  unter-  • 
schied  zwischen  urgriech.  17  und  ce,  welcher  auch  in  der  ionisch- 
attischen gruppe  noch  bestand  (s.  Dittenberger  Hermes  XV, 
225  f.),  den  völligen  übertritt  der  ccr-stämme  in  die  analogie 
der  a-stänune  verhinderte,  während  das  monotone  skr.  ä  keinen 
widerstand  leistete. 

Wie  die  wurzelhaften  ^stamme  in  die  analogie  der  o-stämme 
gezogen  werden,  z.  b.  rcäMshfhSna,  rcUheshfhdya  und  viele  an- 
dere (Lanman  p.  434  f.),  so  sind  auch  alte  as-  oder  o^-stämme. 


^)  Dass  Brugman,  Benfey  a.  a.  o.  s.  11  und  Lanman  auch  den  männ- 
lichen eigennamen  nom.  ügdnä,  acc.  ügdnäm,  loc.  dat.  ü^änB  mit  recht 
zu  den  oben  genannten  stellen,  bezweifele  ich.  Denn  erstens  erscheint  der 
stamm  ügdnas  erst  nachvedisch,  und  zweitens  ist  nicht  ersichtlich,  wie  der 
name  eines  mannes  einen  weiblichen  nominativ  annehmen  konnte,  wenn 
er  ursprünglich  einen  männlichen  gehabt  hätte.  Grassmann  hat  in  ügdnä 
die  personification  eines  alten  femininen  abstractum  erkannt,  dessen  instr. 
ugdnä  als  adv.  »begierig,  eilig«  vorkommt.  Männliche  eigennamen,  welche 
ursprünglich  feminina  waren,  sind  auch  im  indischen  nicht  so  selten: 
Tiragci,  Namx,  Pfthi,  MätdU^  SÖbhari,  den  lat.  Naeica,  jBesUOt  JStugm, 
Murena,  Dolabeüa  u.  s.  w.  vergleichbar.  Hier  waltet  die  selbe  personifi- 
cation, durch  welche  die  masculinen  ä-stämme  europäischer  sprachen  ent- 
standen sind  (siehe  die  ausführung  der  von  mir  gegebenen  andeutungen 
bei  Osthoff  verb.  in  der  nomlnalcomp.  s.264f.  und  Delbrück  syntakt.  forsch. 
IV,  6  f.).  Wie  im  griechischen  die  alten  feminina  in  folge  des  geechlecfats- 
wechsels  das  nominativ-«  und  die  genetivendung  von  den  masculina  über- 
nahmen, so  hat  Ucdnä  den  loc.  ügdne  nach  analogie  der  msc  a-«t&mme, 
den  dat.  ÜQdfii  nach  analogie  der  msc.  ^-stamme  gebildet  Durch  letztere 
erhielt  es  nach?ediech  das  nominativ-s  und  damit  die  brücke,  auf  weldnr 
es  in  die  analogie  der  s-stämme  hinüber  wanderte. 


Heterokl.  nomin.  sing,  auf  -08  in  den  arischm  sprachen.        403 

welche  zunächst  zu  o-stämmen  geworden  waren,  dann  mit 
diesen  zu  a-stämmen  umgestaltet,  nom.  dravi^^däs,  voc.  dravi- 
nödas,  derivat.  dravmödasd-  :  acc.  dravmoddm,  pl.  n.  draviitödäs : 
loc.  dravinödeshu.  Benfey  a.  a.  o.  12  f.  hält  in  solchen  fallen 
die  5-stämme,  dagegen  Lanman  555  f.  die  o-stämme  für  die 
älteste  grundlage  der  schwachen  flexion;  eine  durchweg  sichere 
entscheidung  ist  kaum  möglich.  Uns  genügt  hier,  dass  die 
nachvedischen  Jeärta-yaga-m,  prati-srötorm,  sahasra-srötor  (Lan- 
man p.  553)  die  Stufenfolge  as  :  a  :  a  zweifellos  belegen. 

hiernach  werden  nun  einige  flexionsformen  von  stammen 
auf  nasale  anders  beurtheilt  werden  müssen  als  bisher. 

Die  flexion  skr.  pdnthas,  acc.  pdnthäm  =  abaktr.  pafUäm 
und  abaktr.  zao,  0äm,  eyao,  zyäm  erklärt  Brugman  (stud.  IX, 
307  f.)  durch  die  annähme,  dass  *panthan"m  oder  *panthafhm 
lautlich  zu  pdntham  geworden  und  dazu  nach  falscher  analogie 
der  nom.  pdnihas  gebildet  sei,  ebenso  isäm,  zyäm  aus  ^zam-m, 
^zyam-m  und  dazu  nach  falscher  analogie  eao,  zyoo.  Dagegen 
ist  zu  sagen,  erstens  dass  »nasalis  sonans«  hinter  nasalen  sonst 
ebenso  zu  a  geworden  ist  wie  hinter  anderen  consonanten  ^) 
vgl.  ndma,  dhharama  (ztschr.  XXV,  591),  zweitens  dass  nomi- 
native  auf  -as  auch  bei  solchen  »-stammen  erscheinen,  welche 
den  acc.  sg.  nicht  auf  -am  bilden:  rbhukshäs,  acc.  im  RV.  nur 
rbhukshänam,  abaktr.  verefhrcyOo,  acc.  verefhrajanem.  Es  er- 
giebt  sich  also,  dass  die  nominativc  auf  -as,  -ao  von  nasal- 
stämmen  auf  lautgesetzlichem  wege  schon  in  der  Ursprache 
aus  än-8  oder  am-s  entstanden  sind,  dagegen   accusative  wie 


^)  Ich  kenne  überhaupt  keinen  fall,  in  welchem  die  casus-  oder  per- 
sonalendung  m  unmittelbar  hinter  consouanten  getreten  wäre.  Brugmans 
letztes  beispiel  vam  RV.  X,  28,  7  (stud.  IX,  310)  ist  auch  nicht  aus  *varm 
entstanden.  Vielmehr  gab  die  2.  sg.  vor  aus  *var-8t  welche  nach  bekanntem 
gesetze  eventuell  als  vdfh  erscheint,  z.  b.  RV.  V,  32,  1,  vor  folgendem  t 
als  vas  und  dann  missverständlich  als  va-h^  va-s  empfunden  wurde,  den  an- 
stoss  zur  neubildung  vam,  Missverständniss  der  2.  sg.  hat  auch  falsche 
neubildungen  der  3.  sg.  herbeigefQhrt:  äkaff  dkäh  du  machtest  als  a-ka-s 
aufgefasst  zog  das  im  Qat.  Br.  mehrfach  vorkommende  dkat  (s.  BR.)  als 
dritte  person  nach  sich,  3.  sg.  vyoQät  Ait.  Br.,  Qat.  Br.  ist  nicht  mit  Del- 
brück verb.  49  aus  *-gä8t  herzuleiten,  sondern  folge  der  falsch  aufgefassten 
2.  sg.  vyägä8(s).  Ebenso  erklären  sich  3.  sg.  ahinat  {himSy  Whitney  gr. 
§  692)  und  die  aoristformen  ajäü,  acäit,  oQräitf  ahäit,  näit  Whitney  §  889^ 
deren  bisherige  deutung  geg^  die  lautgesetze  verstösst.  Vgl.  oben  dkran^m^ 
dkrannt  nach  äkramta. 


404  J-  Schmidt, 

:säm  gerade  so  wie  tisMm,  ushäm  aus  diesen  nominativen  nach 
analogie  der  wurzelnomina  auf  -ö-  neu  gebildet  sind.  Diese 
analogie  erstreckt  sich  bei  einigen  stammen  auch  über  andere 
casus  und  bewirkt  bisweilen  sogar  einen  Übergang  der  am-  oder 
an-stämme  durch  ö-stämme  hindurch  in  a-stämme  ganz  ent- 
sprechend dem,  was  eben  über  die  Schicksale  der  os-stämme 
gesagt  ist.    Folgende  formen  gehören  hierher: 

1)  Abaktr.  zao,  0äm. 

2)  Abaktr.  zyäo,  eyäm. 

3)  Ved.  nom.  rhhvrkshds,  acc.  rhhurkshdn'amy  voc.  pl. 
rhhurkshan-cLS  und  rbhuk-shas,  nom.  pl.  rihur-kshdrHis, 

4)  Der  dem  griech.  %d^fiv  entsprechende  stamm  hat  im  RV. 
folgende  flexion,  für  welche  man  bisher  zwei  stamme  ansetzt: 
n.  hshds,  a.  kshdm,  i.  kshamä,  1.  kshdmi  (g.  kshmds  kann  zu 
kshmd-  gehören),  du.  n.  kshdma,  pl.  n.  kshdmas,  a.  ksMs,  1. 
ksMsu.  Die  accusative  kshdm,  kshds  kommen  auch  zweisilbig 
gemessen  vor,  Grassmann  reconstruiert  dann  kshdmam,  kshamas. 
Eine  andere  vom  nom.  ksMs  (aus  *kshafns)  ausgehende  ana- 
logie schuf  nach  dem  muster  der  s-stämme  zu  divd-kshas  den 
nom.  pl.  divd-kshasas,  auf  welchen  gestützt  Lanman  485.  556 
kshdsam  und  kshds<is  an  stelle  der  Grassmannschen  kshdmam 
kshamas  setzen  will.  Endlich  entwickelte  sich  der  vermeintliche 
stamm  kshä-  als  zweites  glied  von  compositen  zum  dreige- 
schlechtigen  a-stamme  in  dynrkshdr-  dem  der  himmel  als  erde, 
als  behausung  dient  und  wohl  auch  in  antdri-'ksha'-m  das 
zwischen  der  erde  (und  dem  himmel)  befindliche.  Im  griechi- 
schen ward  der  dem  skr.  kshds  entsprechende  nom.  *x^«c 
durch  die  neubildung  *x^(ßii,  %d^(iv  ersetzt  (vgl.  comparativ 
'Uav  aus  ♦-*«$  s.  387). 

5)  Die  composita,  deren  zweites  glied  han  ist,  flectieren  im 
sanskrit  nicht  anders  als  die  auf  suffixales  an  auslautenden 
stamme,  ebenso  die  meisten  altbaktrischen  composita,  z.  b.  nom. 
vira-ja  =  d-v^ra-ha  RV.,  ashava-ja,  haeanrorja.  Urarisch  aber 
hat  der  nominativ  -^has  gelautet,  wie  er  in  abaktr.  veretkra-jao 
erhalten  ist  und  durch  die  zahlreichen  indischen  composita  auf 
'ha-  (RV.  vriraMm,  saträhdm,  karafißaht,  AV.  aröHham,  gatruhds, 
sahasrahds  Lanman  p.  478  f.,  ER.  2  ha)  vorausgesetzt  wird, 
denn  -ha-  ist  aus  dem  nom.  -hos  ==  abaktr.  -jdo  gerade  so  ent- 
standen wie  'kshch  aus  kshds. 


Heterokl.  nomin.  sing,  auf  -äs  in  den  arischen  sprachen.        406 

6)  Nun  ergiebt  sich  der  grund,  weshalb  von  den  beiden 
wurzeln  gä  und  gam  nur  die  erstere  im  schlussgliede  von 
composita  erscheint:  im  nom.  -gas  sind  -gä-s  und  ^-gäm-s  zu- 
sammengefallen. 

Zwiefache  erklärung  lassen  die  beiden  folgenden  zu: 

7)  Nom.  bisa-khä-s  wurzelschossgräber,  abaktr.  khao  quelle 
nom.  sg.,  z.  b.  ashahe  Jchäo  ahi  varedhayanha  niana  vaca  Yq,  X, 
11  (du  bist  der  Wahrheit  quelle,  wachse  durch  meine  rede), 
acc.  kham  RV.,  pl.  nom.  acc.  abaktr.  khao,  zu  khdnämi. 

8)  Die  composita  auf  -so-,  z.  b.  dhana-sdrs  und  die  daraus 
entwickelten  auf  -sa-,  z.  b.  instr.  dhana-sais  (verzeichniss  bei 
Lanman  438.  439)  zu  sanömi;  neben  nom.  gö-shd-s,  acc.  go-sMrm 
hat  sich  der  alte  gen.  gö-shdn-as  RV.  IV,  32,  22  erhalten. 

Nach  der  scharfsinnigen  Untersuchung  de  Saussure's  (mem. 
245  flf.)  ist  ä  in  den  meisten  mit  no.  7  und  8  wurzelhaft  ver- 
wandten Worten  die  tieftonige  form  eines  hochtonigen  dni, 
khdnir-tum  :  khä-td-,  sdni-tum  :  sa-td-,  de  Saussure  setzt  die 
wurzeln  als  ursprünglich  zweisilbig  an  und  hält  dem  ent- 
sprechend gö-shdisd-s  für  den  zu  go-sha-  gehörigen  nom.  (mäm. 
247.  254).  Ist  dies  richtig,  dann  enthält  khani-^n  AV.  XVI,  1,  7 
den  starken  stamm  zu  klui,  und  sä,  kha  sind  in  den  schwachen 
casus  *sö-6Äfo,  *khä-hhis  u.  s.  w.  entstanden,  erst  später  auch 
in  die  starken  vorgerückt.  So  richtig  mir  de  Saussure's  erklä- 
rung von  Said-,  khatdr  zu  sein  scheint,  so  schwer  will  mir  seine 
auflfassung  der  composita  einleuchten.  Dass  san-i-,  khan-i-  ein 
vocalisches  suffix,  dessen  schwächste  form  urspr.  i  ist,  enthalten 
können,  vermag  auch  de  Saussure  nicht  zu  bestreiten,  und  die 
flexion,  welche  für  das  simplex  sani-  im  RV.  voll  belegt  ist, 
sanis,  sanim,  sandye,  sandyas,  sanibhyas,  sanlndm,  spricht  ent- 
schieden dafür.  Ferner  scheint  mir  auch  noch  nicht  ausgemacht, 
dass  in  sdni-tum,  khdni-tum  die  beiden  ersten  silben  wirklich 
die  uranfangliche  wurzel,  nicht  eine  einsilbige  wurzel  mit  einem 
vocalischen  suffixe  sind.  Wie  will  man  beweisen,  dass  jdn- 
-tua-m,  jdn-ma  unursprünglicher  sind  als  jdni'tva-m,  jdni-ma? 
So  halte  ich  denn  mindestens  nicht  für  unmöglich,  dass  neben 
sdni4um,  khdni-tum  u.  s.  w.  auch  von  allem  anfange  an  ein- 
silbige Wurzelnomina  bestanden,  und  deren  alte  nominative 
sa(n)8  und  kha(n)s  die  quelle  der  stamme  so-  und  khä-  sind, 
welche  sich  dann  zu  sani-,  -sdni-,  khani-  verhalten  wie  tvish- 
zu  tvishi-,  drQ-  zu  drqdye  u.  a.     Es  bedarf  noch  eingehender 


406  ^'  Schmidt, 

Untersuchungen  um  die  von  de  Saussure  angeregte  frage  in 
allen  punkten  endgiltig  zu  beantworten. 

9)  Auch  die  composita  auf  -ja-  und  -ja-  von  wz.  jan  kann 
man,  wenn  nur  die  indischen  formen  berücksichtigt  werden, 
so  erklären  und  dann  die  einen  ^-stamm  enthaltenden  supra- 
jdsam,  suprajastüdm  u.  s.  w.  mit  Lanman  556  als  analogie- 
bildungen  betrachten  (vgl.  divä-kshasas  oben  unter  4).  Allein 
die  Übereinstimmung  von  jds-pcUis  ^),  dtanoviig,  gospodl  erweist 
einen  s-stamm  als  indogermanisch  (ztschr.  XXV,  15  f.).  Ver- 
muthlich  bestanden  einst  zwei  stamme  neben  einander  jä(n)S' 
nachkommenschaft  und  jan-  oder  jän-  geboren,  entstehend 
(letzteres  nur  am  Schlüsse  von  comp.),  welche  durch  den  glei- 
chen nominativ  jas  völlig  mit  einander  verwachsen  sind. 

Nicht  hierher  gehören  dta  f.,  dkh  m.  thürrahmen  (belegt 
im  acc.  pl.  dtas,  loc.  dtasu,  instr.  ätais),  da  es  nicht  compo- 
situm von  tan  ist  sondern  dem  lat.  antae,  an.  önd  entspricht, 
vgl.  auch  abaktr.  äithya-  (Bugge  ztschr.  XIX,  401;  Osthoff  XXm, 
84;  Zimmer  altind.  leben  154  anm.). 

Die  vom  nom.  auf  as  herbeigeführte  Umgestaltung  der  ge- 
nannten stamme  ist  klar,  die  entstehung  dieses  nominativs  selbst 
aber  erfordert  noch  ein  wort.  Wo  auch  der  stamm  der  starken 
casus  einen  langen  vocal  hat,  wie  im  nom.  pl.  kshämas,  du. 
Jcshdma,  ist  das  Os  aus  -ams  oder  -Ons  des  nom.  sg.  unmittelbar 
klar.  Die  länge  erscheint  aber  auch  gegenüber  kurzem  vocale 
in  den  übrigen  starken  casus:  rbhukshds  (rbhukshdnam),  vere^ 
fhrajao  (vfirahAifuim) ,  eyäo  (stark  ^gyam-  =  lat.  hiem»,  sdiwach 
gen.  gim-ö,  skr.  instr.  him^),  eoo  (aus  eemö,  skr.  jmds,  instr. 
jmä,  %afiai,  humus  ergiebt  sich  ein  schwacher  vocalloser,  re- 
spective  mit  reduciertem  vocale  versehener  stamm,  der  starke 
hatte  also  kurzen  vocal  wie  abulg.  eenüja,  lit.  zäne).  Hier  ist 
im  nom.  sg.  der  wurzelvocal  gedehnt  gerade  wie  in  pitä,  nat^Q 
gegen  pitdram,  naviqa  oder  in  ukskd  gegen  ukshdi^am,  welche 
wir  kein  recht  haben  durch  ersatzdehnung  zu  erklären.  Wo- 
durch diese  dehnung  veranlasst  ist,  wissen  wir  nicht,  die  that- 
sache  steht  fest. 

Vorstehend  sind  sämmtliche  stamme  auf  m  und  sämmtliche 
einsilbigen  auf  n,    deren   nominativ   aus  einer  der    arischen 


^}  jä8  als  gen.  von  ja  hätte  kein  analogen,  man  könnte  als  solchen 
nur  jas  erwarten,  denn  gnds-fdUa  ist  offenbar  selbst  erst  nach  jäspatiH 
gebildet  und  unfähig  einen  gen.  gnds  zu  erweisen. 


Heterokl.  nom.  sing,  auf  'äs  in  den  arischen  sprachen.         407 

sprachen  ältester  zeit  tiberliefert  ist,  verzeichnet.  Alle  haben 
im  gegensatz  zu  den  mehrsilbigen  n-stämmen  im  nom.  -s.  Nur 
die  composita  von  skr.  -han  zeigen  neben  dem  mit  Sicherheit 
als  arisch  zu  erschliessenden  nom.  -^has  auch  den  s-losen  nom. 
-^ha.  Erwägt  man  einerseits,  dass  alle  übrigen  einsilbigen  den 
nominativ  auf  s  haben,  andererseits  dass  der  durch  Zusammen- 
setzung mehrsilbig  gewordene  stamm  leicht  von  der  analogie 
der  mehrsilbigen  n-stämme  ergriffen  werden  konnte,  so  muss 
man  nominative  wie  skr.  dvlraha  =  abaktr.  vlraja  für  unur- 
sprünglicher halten  als  abaktr.  verethrajao.  Da  femer  n  oder 
m  zwischen  langem  vocale  und  auslautendem  5  nur  in  der  Ur- 
sprache, nicht  im  sonderleben  des  altindischen  und  altbaktrischen 
schwinden  konnte,  so  ergiebt  sich,  dass  die  einsilbigen  nasal- 
stämme  schon  in  der  Ursprache  den  nom.  mit  s  gebildet  haben. 
Haben  auch  mehrsilbige  w-stämme  im  arischen  den  nom. 
auf  äs  gebildet?  Ich  muss  gestehen,  dass  ich  geneigter  bin, 
diese  frage  zu  verneinen  als  zu  bejahen,  pdnthas,  mdnthäs 
gelten  als  nominative  der  siBmm  pänthan-,  mänthan-.  Da  aber 
im  RV.  nur  pdnthas,  pdntham  =  abaktr.  paütäm,  pl.  nom. 
pdnthas,  pdnthasas  und  erst  im  AY. pdnfhanam,  pdnthands  mit  dem 
zugehörigen  nom.  sg.  pdnthä  erscheinen,  hält  Lanman  p.  441  f. 
pänthan-  für  jünger  als  pdntho-  und  mänthan-  für  jünger  als 
mäntha-  (RV.  nur  mdntham).  Dafür  spricht  auch  das  fehlen 
des  on-stammes  in  den  europäischen  sprachen,  ferner  dass  von 
den  drei  stammen,  welche  man  bisher  für  die  flexion  des  Wortes 
ansetzt,  pdnthan-,  path-,  pathl-,  die  ersten  beiden  sich  dann  auf 
einen  reducieren,  da  die  arische  flexion  pd/ntham  =  ab.  pofUäm, 
gen.  pathds  =»  abaktr.  path^  sich  als  die  eines  Stammes  päntha-^ 
dessen  a  =:=  indog.  ö  war,  nach  analogie  der  wurzelnomina  auf 
a  leicht  erklären  lässt.  Die  ausbildung  dieser  flexion  fallt  aber, 
wie  die  Variation  der  ersten  silbe  zeigt,  in  die  zeit  vor  der 
ersten  Sprachtrennung,  niwog  und  ndtog  würden  sich  dann 
aus  dem  alten  nom.  *novTt9g  =  pdnthas  entwickelt  haben  wie 
yHov  aus  yHag  oder  wie  rcUheshthena  aus  rathsshthäs.  Gegen 
Lanmans  ansieht  spricht  allerdings,  dass  die  entwickelung  der 
späteren  indischen  flexion  pdntha,  pdnthanam,  pdnthamus  sowie 
deren  Übereinstimmung  mit  der  altbaktrischen  pafUa,  pafUanem, 
pafUanö  dann  unaufgeklärt  bleibt.  Für  ausschlag  gebend  kann 
ich  diesen  umstand  indes  nicht  halten,  so  lange  von  der  an- 
deren Seite  nicht  nachgewiesen  ist,  wodurch  unter  allen  mehr- 


408  J.  Schmidt, 

silbigen  n-stämmen  allein  pänthän-,  mdnthan-  veranlasst  sein 
sollten  die  alle  flexion  aufzugeben. 

Für  den  dritten  hier  in  betracht  kommenden  fall,  ved. 
mahd-^n,  ist  ein  n-stamm  nirgend  erwiesen  (lat.  niagnus  kann 
von  dem  abstractum  mahän-  ausgegangen  sein),  dagegen  der 
vocalisch  auslautende  stamm  für  die  Ursprache  erweislich. 
moMm  kann  weder  aus  "^mahän-m  oder  *maJian-m  entstanden 
noch  mit  fiiyäv  identisch  sein;  ebenso  wenig  können  composita 
mit  moM-  griechischen  mit  f^iyä  entsprechen,  wie  Brugman 
stud.  IX,  308  meint  (vergl.  auch  morph.  unters.  II,  175  f.). 
fAiya  ist,  wie  fiSyar^-og  lehrt,  das  skr.  mahdi,  und  fA^yag,  fiiyav 
sind  dazu  neu  gebildet  nach  analogie  der  vocalischen  stamme. 
moM-  aber  ist  identisch  mit  dem  nordischen  adv.  miök  aus 
^meJcu  =  urspr.  *niega  wie  giöf  aus  *gefu  =  got.  giba.  miök 
kann  weder  =  skr.  mahdt  sein,  da  das  u  geschwunden  ist  (vgl. 
tiu  =  dagdt  Mahlow  97),  noch  =  skr.  mdhi,  da  dessen  i  ur- 
sprüngliches i  ist  (ztschr.  XXVI,  16),  noch  aus  etwaigem  megan 
entstanden,  da  es  ««-umlaut  hat  (vgl.  acc.  hanä). 

Ob  wir  die  bildung  der  stamme  pdnthch,  mäntha-,  maM- 
zu  erklären  vermögen  oder  nicht,  ist  für  die  feststellung  ihres 
Vorhandenseins  natürlich  gleichgiltig. 

Ferner  könnten  in  frage  kommen  abaktr.  verethraväo  neben 
verethrava,  myazdavao,  acc.  myazdavanem,  tav/rvao,  fem.  vfgpo- 
-tawrvairi.  Diese  nominative  auf  -vao  sind  jedoch  erst  von  den 
part.  perf.  act.  übertragen  (s.  359). 

Endlich  abaktr.  thrizafao  als  nom.  sg.  zum  acc.  thrizafanem, 
voc.  thrizafem  ist  nicht  nom.  eines  »-Stammes.  Neben  zafare  Vd. 
III,  110,  gen.  zafanü  Yl.X,38  ist  viehnehr  ein  5-stamm,  nom.  "^zafö 
anzunehmen,  vgl.  aogö  aogare,  avö  avare  (skr.  dvas),  skr.jävaSj 
abaktr.  zavare  zävare,  tcLcahi  loc.  zu  tacare,  skr.  üdhas  tldhar 
ov&ag,  iJi^xog  f^vX^Qt  dat.  väsi  (vgl.  skr.  «ife-o-  brunnen)  neben 
väiOQ  und  manche  andere  (vgl.  A.  Kuhn  ztschr.  I,  370  f.).  Von 
diesem  s-stamm  ist  thri-zafao  gebildet  wie  von  vmö  h^trViicao, 
während  thrirzafanem  von  dem  neutralen  w-stamme,  dessen 
nom.  mfare  ist,  seinen  ausgang  nahm. 

Für  die  arischen  sprachen  scheint  sich  also  die  regel  zu 
ergeben,  dass  die  einsilbigen  nasalstämme  ihren  nominativ 
mit  Sj  die  mehrsilbigen  ohne  s  bildeten  mit  dem  selben  gegen- 
satze,  welcher  zwischen  den  einsilbigen  und  den  mehrsilbigen 
O-stämmen  besteht.    Diese  regel  wird  durch  den  schwund  des 


Heterokl.  nom.  sing,  auf  -äs  in  den  arisdien  sprachen.         409 

nasals  vor  8  als  ursprachlich  erwiesen.  Wir  werden  daher 
nicht  mit  Brugman  stud.  EX,  404  jeden  sigmatischen  nominativ 
im  griechischen  als  unursprünglich  betrachten  sondern  in  dem 
gegensatze  von  slg  und  äxfAtov,  noifjt^v,  soweit  es  sich  um  Vor- 
handensein oder  fehlen  des  g  handelt,  einen  nachklang  der  indo- 
germanischen regel  annehmen  dürfen^). 

Berlin,  September  1881. 

Johannes  Schmidt. 


Materialien 
zur  lateinischen  wörterbildungsgeschichte. 

Anhang  zu  m  und  IV. 

„üeber  den  tmspning  der  abgeleiteten  nerbft 
glaubte  man  genügend  nntenichtet  zn  sein,  weiss 
aber  bei  lichte  besehen  sehr  wenig  darüber." 

A. 

Zu  HL 

In  dem  aufsatz  aber  die  uerba  frequentatiua  auf  t-are 
(s-are),  -it-are  ist  darauf  hingewiesen,  dass  aus  verben  verba 
von  der  art  derjenigen,  welche  frequentatiua  genannt  werden 
und  intensiua  sind,  gebildet  werden  konnten  auch  durch  blosses 
übergehen  in  die  endung  der  a-conjugation,  wie  com- 
pellare  aus  compeltöre  ward^),  und  dass  andrerseits  auch  an- 
dere epenthesen,  als  das  für  specifisch  frequentativisch  gel- 
tende -it-,  bei  dieser  bildung  angewendet  wurden.  Wir  lassen 
hier  eine  Sammlung  von  beispielen  derartiger  bildungen 

^)  Einige  monate  nach  abschluss  dieser  blätter  habe  ich  durch  herrn 
dr.  Bartholomäus  gute  dessen  arische  forschungen  erhalten,  welche  s.  25  f. 
die  in  diesem  excurse  erörterten  dinge  ebenfalls  behandeln.  Ich  muss  es 
dem  leser  überlassen  unsere  beiden  darstellungen  zu  vergleichen,  da  meine 
amtlich  jetzt  sehr  in  anspruch  genommene  zeit  mir  nicht  erlaubt,  noch 
einmal  auf  diese  Untersuchung  zurück  zu  kommen.  Januar  1882. 

*)  Mitunter  scheint  auch  Verlängerung  der  endung  -Sre  in  -ere  oder 
übergehen  in  -ire  eine  ähnliche  tendenz  zn  haben,  wie  excellere  für  ex- 
cellSre,  sorbere,  —  linure  für  linere,  caluire  u.  a. 

Zeitschrift  für  vergl.  Spraehi:  N.  F.  VI.  4.  27 


410 


C.  V.  Paucker, 


folgen,  wenn  auch  keine  ganz  vollständige.  Vielleicht  gehört 
manches  von  dem,  was  auch  wir  noch  unter  die  denominativen 
uerba  eingereiht  haben,  wie  z.  b.  iugare,  focilare,  lacerare, 
eigentlich  hierher,  und  insbesondere  dürften  einige  der  auf 
-ulare  ausgehenden,  wie  speculari,  nicht  sowohl  von  einem 
nomen  uerbale  auf  -ulus  denominirt,  als  vielmehr  direct  ver- 
balen Ursprungs  sein. 


agere : 

cadere 
capere 


♦cellere 
-cumbere 


de-Iicere 

dicere 


ducere 
facere 


1. 
-are  (ohne  epenthesis). 

-agare,  ind-. 

-igare,  oft-  (auch  -eare). 

*cadare:  caddbundus  gl. 

*capare:  capabüis. 

-cipare  (-cupare),  anti-,  oc-  (-cupare),  ea?-oc-, 

prae-oc-,    super-oc-Verg. ,    parti-,   com- 

parti-,  posti-, 
-ciliare,  oc-. 

cubare,  ad-,  con-,  de-,  ex-,  in-,  super-in- 
Liu.,  oc-  Plt.,  all.,  pro-  p,  re-,  se-  p, 
Liu.,  super-  Col. 

delicatus. 

dicare,  ab-,  de-,  in-,  prae^in-,  sub-in-,  prae-, 
iudicare,  ab-,  ad-,  can-,  di-,  prae-,  uin- 
dicare  (uindicere),  rc-. 

-ducare  (ducare?),  e-,  fo*a-  gl. 

-ficare  in  zahlreichen  compositis,  die  unten 
in  der  note  ^)  möglichst  vollständig  zu- 
sammengestellt sind. 


*)  aedificare,  co-,  ex-,  in-,  re-,  dUificare,  amarificare,  amplificare,  an- 
geUficare,  astrificare,  aucHficare,  aogiücare,  beatificare,^^  beUificare,  bUmdi- 
ficare,  candificare  (cf.  candefacere  Plaut,  et  comp.),  canificare,  camificare 
pr,  Liu.,  ex-,  -n,  castificare,  caudificare,  cMtificari  et  App.,  cerificare  Plin., 
certificare  (et  fragm.  metr.  Vindob.  de  pedibus  u.  21  p.  646  K.),*<^  dort' 
ficare  9  concorporificcUuSf  crasHfiearef  crucificare,  damnificare,  deificare, 
d^nsifica/re,  dignificare,  dUificare^  diuersificare,*^  danificarey  dühifieare,  ex- 
pergificare  (cf.  expergefacere),  fdUifica/re^  fetificare  Plin.,  forüfißart^  frucH' 
ficare,  ituniArare,  gaudificare  gL,  glorificare,  con-,*^  gratificari,  -re,  heredifi* 
care,  honorificarej  horrificare  p,  humificare  (cf.  humefacere  Plin.),  humiU» 
ficare^  hynmifieare,  imbrificare,  iusHficare,  laetificare,*®  la^ficare^  laud^ficare 
gl.,  lenificare  Gass.  FeL,  liu{ficare,  luctficare,  e-  Laber.,  lucrificare  (cL  lu- 
crifacere),  ludificare  et  -ri,  de-,  e-,  maestificare^  magnificare  Plaut,  melli- 
ficare  Yerg.  ap.  Don.,  PL,*^  mmficare,  miUficare,  modificare  et  -n*  (aed 


Materialien  zur  latemiscben  wÖrterbilduDgegeschichte.  411 

fligere  -fligare,  pro-. 

frangere  i  -fragari,  re-,  sub-. 

*fricere  (-ui,  -dum)  fricare  (-atum),  ad-  pA,  circum-,  con-,  de- 

n.,  ef-  Sen.,  in  pA,  per-^prae-,  re-,sub-  pA. 

gerere  -gerare:  belligerare,  -ri  Hyg.  f.,  famigeratus 

Mela    (famigeratio,  -ator),    morigerari,    -re, 
pennigerare,  rumigerare,  -ri. 

läbi  läbare,  ad-. 

lauere  lauare,  circum-  Sali,  fr.,  de-,  e-  Hör.,  per-, 

prae-,  re-,  sub-  Gels. 

minere  (Lucr.)  minari,  con-  Plaut.,  pA,  inter-  pr,  Hör., 

prae-,  pro-,  -re. 

mulcere     (mulgere,  mulcare,  con-,  de-,  pro-  (-mulgare), 
cf.   Löwe   Prodr. 
corp.    gloss.    lat. 
p.  358) 

muttire,    *mussire    mussare  n.,  de-, 
(wovon  mussitus, 
us),  de- 

pangere  -pagare,  pro-. 

-parere,   ad-  Lucr.  parare,  ad-,  con-,  prae-,  re-,  -perare,  in- 

(indu-),    -parere,   ad-,  super-ad-,   con-, 

diS'  ("pa/rescere,  ad-). 

pellere  -pellare,  ad-,  co-ad-,  com-,  inter- 

et  populäre,  -ri,  de-,  per-  Liu. 

pinsere  pinsare  Varr.,  Vitr.,  recc. 

plec-t-ere  plicare  p,  pA,  ad-,  circum-,  con-,  ex-,  jper- 

ex-,  sub-ex-y  im-,  co4my  inter-  Stat.,  re-. 

modificatus  pass.  iam  Cic),  moUificare,  morbificare,  fnarificare,  mortificare, 
com-,  mundificare,  munificare  Lucr.,  com-,  nardificare,'^^  naturificare,  nidificare 
pA,  inter-  PL,  nigrificare  (cf.  nigrefieri),  notiflcare  et  recc.,  nvMficaref 
nuirificare,  odorificare,  opiflcare,  orbiflc»re,  pacificari  n.,  -re  Ctll.,  ppA,'* 
panificare,  parificare,  pestificare,  pinguificare  (cf.  pinguefacere  PI.),  potenti' 
ficare,prodificare  (cf.  prodefacere,  -fieri),  propriificafe,  pvicrificare,  purificare 
pA  (cf.  purefacere),  radificaret*^  rectificare  {ct.  recHfacere),  regnifieare^ 
rubificare  (cf.  rubefacere  Ou.),  mmifieard,  sdluificare,  sanctificmrej  napimtir 
ficare,  sacrificare,  ex-  p  ap.  Cic,  sca/rificare,  circum-  Plin.,  con-,  sensi- 
ficare,^'^^  sentificare,  significare,  ad-  Varr.,  con-,  prae-  (signifacere?),  speci- 
ficare.splendificareySteüificare^  stultificare,  suauificare^  suificare,  tdbificare  (cf. 
tabefacere,  con),  terrificare  p,"*  testificari,  con-,  tristificare,  timficare,  turpi- 
ficatus  (Cic.  s.),  turrificaref  uanificafe,  uarificare,  uelificari,  -re  Prop.,  pA,  ueri- 
ficare,uüificare  (cf.  uilefacerey^^  mrginificare^wuificare,  con-,  re-,  unificare, 
uocificare  Varr.,  Gell.,  uotificare,  uuMficare,  von  welchen  125  formen  (mit 
den  praep,  146)  recc.  sind  96,  pr  6,  oiceronianisch  doch  11  (fast  V")- 

27* 


412  C  V.  Paucker, 

sentire  -senlari,  ad-. 

sinere  -siuare,  de-. 

-sipere,  in-  supare,  -sipare,  dis-,  per-dis-,  iiP-,  ob-. 

sonere  (-ui,  -itum)  *    sonare,  ab-,  ad-  p,  circum-,  con-  n.,  dis- 

Vitr.,  CoL,  ex-  Petr.,  in-  p,  pA,  inter- 
Stat.,  ob-,  per-,  prae-  p,  re-,  suft-re-, 
sub-, 

spemere  spernari  luuen.,  aspernari. 

stemere  -stemare,  con-  (et  Gaes.), 

et  'Strare,  pro-. 

*specere,  -spicere      -spicari,  con-  (Gaes.),  de-  (-tus  pass.  Gic), 

suspicari. 

-sUnguere,  in-  -stigare,  in-. 

tinnire  tintinnare  Gtll 

uerrere  -nerrare,  o-  gl.  (cf.  et  euematio,  -lor). 

Wir  hätten  aus  später  latinität  mehr  anführen  können, 
wollen  aber  von  dem,  was  vielleicht  oder  wahrscheinlich  nicht 
erzeugnis  der  spräche,  sondern  Verstoss  gegen  dieselbe  ist,  wie 
z.  b.  fiiectare,  nicht  gebrauch  machen.  Etwas  anderes  ist  das 
transitivirende  übergehen  der  endung  in  -are,  wie  in  fugare, 
liquare,  placare,  sedare. 

2. 
-er-are. 

blatire  blat-er-are  et  Hör.,  GelL,  App.,  ad^,  de-. 

capere  cap-er-are  et  recc.  i.  irrugare. 

-cip-er-are  (-cuperare),  re-. 

*flagere  (cf.  flag-it-  £iag-(e)r-are,  ewJ-,  drcum-,  con-,  de-,  tw-, 
are)  per-,  re-. 

genere  (gignere)        gen-er-are,  ad-,  con-  pr,  Varr.,  de-,  in-, 

pro-  Varr.,  all.,  re-  Plin.,  s^per-. 
lambere  lamb-er-are. 

*mad-  (cf.  madere)  mad-er-are  gl.  humefacere. 
♦marc-  (cf.  marcSre)  maroer-are  gl. 
petere  -pet-(e)r-are,  im-  (et  impetrire). 

pluere,  piouere  plorare  (plou-er-are),  ad-  Hör.,  cour,  de-, 

ex-,  in-,  ob-  Ad  Her.  s.,  per*. 

sid-  (=  uid-,  j:#d-)    -sid-er-are,  con-,  re-coti-,  de-. 

tollere  tol-er-are,  ad-,  per-. 

uenire  uen-er-ari,  ad-  Varr.,  de-  p,  re-,  -re  et  recc 


Materialien  zur  lateinischen  wörterbfldnngBgeschidite.  413 


i  filare 
?  meare 


sim.  Stare 


fra-(i)g-(e)r-are  uel  fraglare  pr,  Sali,  recc 

migrare  (contr.  e  me-ig-er-are) ,  a-  Liu,, 
ad-,  con-,  de-,  e-,  in-,  prae-  Plin.,  re-, 
trans-. 

-staurare,  in-,  re-  Tac.  (cf.  Gorssen  nachtr. 
z.  lat.  formenl.  239). 


canere 
capere 


findere 

fricare 

mittere 

pendere 

pipire 

poscere 

protendere 

scribere 

sorbere 

stringere 

sugere? 
uadere 
uertere 
urere 


3. 

-ul-are,  -il-are 
(-t-ulare,  -ic-ulare,  -c-ulare). 

cant-ü^re  App. 

-dp-il-are,  con-. 
al.  cap-id-CMrCj  capellare  Hier,  in  ps.,  Anthim.,  all. 
seqq.  i.  concidere,  secare  (cf.  Diez  Rom. 
WB.  IF,  p.  250,  et  cap-us  s.  capo,  kappen). 

^-fric-olro/re,  in-, 

miss-ic-uUare  Plaut.,  gl.  nefAnäJ^sw. 

pen&^o-id-^xre  Gell. 

pip-il-are  Gtll.,  pip-ul^Mre  gl. 

pos(c)-tul-are,  de-  B.  Hisp. 

protelare  pr,  recc.  contr.  e  protend-(i)l-are. 

-scrib-il-are,  con-  Varr. 

sorb-il-are  Ter.,  App. 

strang-ul-are,   ad-,  de-  Pore.   Latr.  decl., 
ea?-,  prae-. 

et  -strig-il-are,  ob-. 

sug-il-are  Varr.,  Liu.,  pA. 

ua(d)-cill-are. 

uert-il-a(bundas)  Varr. 

ust-ul-are  CtD.,  amb-,  cf.  1,  4,  6,  7. 


Wenn  man  alle  diese  beispiele  zusammengenommen  über- 
blickt, kann  man  die  bildung  nicht  als  deminutive  auffassen, 
für  einzelne  wollen  wir  deminutivischen  gebrauch  nicht  be- 
streiten. Es  ist  ja  auch  das  deminulivsuffix  -ulus  mit  dem  zur 
bildung  verbaler  nomina  dienenden  -ul-us  identisch  (Zeit- 
schrift für  österr.  Gymnasien  1876,  s.  595). 


414 


C.  T.  Paudcer, 


■  I 

i! 
■I 


4. 

-in-are^)  (-ic-in-are). 

carere  car-in-are. 

coquere  coqu-in-are. 

domare  dom-in-are  Nigid. 

farcire  farovnrare^  ob-,  sub-. 

♦lacere  (undelacer)  lanc-in-are  GtlL^  pA,  di-. 

pangere  pag-in-are,  com-, 

plouere     Petr.     (i,  plnu-io-in^re  gl.  (ital.  piovigginare). 

pluere) 
ruspare  rusp-in-^re  gl. 

sarcire  -saro-ifhare,  con-,  sw6-. 

s^rpere  -serp-ifHire,  pro-  gl. 

si-stere  -st-in-are,  de-,  prae-de-Liu.,  all,  ob-  (-tui 

Gic),  prae-  (?). 

Aehnlich  ist  epenthetisches  -um-  in: 

aiere:   »aitare,  au-  aut-um-are, 
tare« 

neg-um-are,  Vgl.  aestimare,  cl.  adaerare. 


■  I 


candere 

fellare 

fodere 

humere 

ludere 

inandere 

mordere 

uellere 
uerrere 


5. 
-ic-are  (-uc-are?,  -ig-are). 

cand-ic-are  Varr. 

feU^c-are. 

fod-ic-are. 

hum-dg-are,  in-. 

ludric-are  Hisper.  Fam. 

mand-üc-are  pr,  recc,  com-  pr,  pA.^) 

masticare  (aus  mans-t-ic-are  ?). 

mard-ioare  App.  (-ns),  gl., 

mors-ic-are  et  App. 

uell-ic-are. 

-nerr-ic-are,  a-,  e-  (-uemculare)  gl. 


1; 
=  i 


^)  Gf.  da-n-imt  1*  dailt|  neqa-iii>imt,  ferlnanty  obinimt,  prodinimt,  redinimty  ezplenm 

(Neue  lat.  formenl  n*,  p.  412  sq.). 

*)  Oder  ist  manducare  vielmehr,  des  langen  u  wegen,  als  denomi 
nativ  zu  fassen  von  dem  adi.  uerb.  manducus  (vgl.  amicus,  cadOcos..)? 


!|    I 


Materialien  zur  lateinischoi  wOrterbildungsgeschichte.  415 


B. 
Zu  IV. 

Die  uerba  denominatiua  auf  -Ire  und  -ere  sind  bereits 
in  dem  aufsatz  über  die  denominatiua  auf  -are  mitberücksich- 
tigt worden,  indess  auf  geäusserten  wünsch  tragen  wir  hier 
Verzeichnisse  derselben  nach. 

In  dem  Verzeichnis  der  denominatiua  auf  -ire  (1)  sind  mit- 
eingereiht die  sogenannten  desideratiua  auf  -türire,  -sürire, 
ohne  dass  damit  über  ihre  hingehörigkeit  entschieden  wird. 
Sie  würden  hingehören,  wenn  sie  das  sind,  als  was  sie  dem 
äuge  erscheinen  und  was  sie  ihrer  bedeutung  nach  ganz  wohl 
sein  könnten:  derivate  vom  part.  fut.  auf  -urus  (also  formell 
von  einem  nomen),  wogegen  aber  freilich  das  ohr  die  ab- 
weichende quantität  des  u  geltend  macht.  Die  antike  tradition 
nennt  sie  meditatiua  als  non  actum,  sed  agendi  medita- 
tionem  uel  apparatum  habentia  (Donat.  II,  12,  Diom.  I,  p.  346 
K.,  Prise.  Vin,  74,  X,  1  u.  a.),  und  Priscian  leitet  sie,  was 
auch  neuere,  wie  z.  b.  Madvig,  annehmen,  vom  stamm  des 
part.  perf.  oder  supinum  ab:  script-urire.  Dann  ist  urire  das 
bildungssufßx  und  dasjenige,  was  dem  uerbum  seine  meditative 
bedeutung  zuführt,  ist  selbst  als  ein  uerbum  für  sich  volunta- 
tiver  bedeutung  zu  betrachten,  und  wir  haben  dann  hier  com- 
posita,  nicht  deriuatiua.  Dafür,  dass  -urire  oder  etwa  -ur-ire, 
d.  h.  -ire  mit  epenthetisch^n  -ur-  (=  -er-  ?) ,  das  bildungs- 
sufßx  sei,  ist  adolescent-urire,  das  scherzgebilde  eines  Laberius, 
nicht  beweisend,  wohl  aber  kann  man  sich  auf  altlateinische 
von  Verben  abgeleitete  verba,  die  den  meditativen  analog  sind, 
berufen,  als  ligurire,  scalpnrire,  scaturire,  in  denen  wir  das  sufSx 
-urire  wiederfinden,  hier  jedoch  mit  langem  u.  Und  in  impe- 
trire,  wenn  es  das  desiderativ  zu  impetrare  ist  (das  übrigens 
auch  selbst  desiderative  bedeutung  zeigt),  scheint  gar  -ire  allein 
für  sich  träger  der  desiderativen  bedeutung  zu  sein,  wie  auch 
in  einigen  denominativen  verben  auf  -ire  desiderativer  bedeutung, 
wie  equire:  nach  dem  hengst  verlangen  (zu  Verz.  1,  nr.  20), 
ja  nuptuire:  auf  hochzeit  ausgehen,  könnte  darauf  führen,  in 
der  endung  dieser  bildungsform  das  uerbum  ire  erkennen  zu 
wollen.  Bei  allem  dem  scheint  dem,  welcher  von  der  so  sinn- 
gemässen auffassung  des  uerbum  meditatiuum  als  verbificirles 


.1 
c 

I 

l' 


416  C*  ^*  Paucker, 

participium  meditatiuum  nicht  ablassen  möchte,  in  betracht 
dessen,  dass  wechselnde  quantität  ja  auch  sonst  mitunter  bei 
Wortableitung  vorkommt  (läbare  von  läbi,  tegula  von  tegere . .) 
und,  wie  erwähnt,  auch  hier  in  -urire,  die  vermuthung  offen 
gelassen  zu  sein,  dass  das  participialsuffix  -urus  in  seiner  er- 
weiterung  zum  uerbum  -urire  die  länge  seines  u  in  der  Verbin- 
dung mit  dem  verstärkten  verbalstamm  des  part.  perf.  (lect- 
urire)  aufgegeben,  dagegen  bei  anschluss  an  blossen  unver- 
starkten  verbalstamm  (lig-urire)  compensativ  wiederhergestellt 
habe. 

Mit  mehr  Sicherheit  der  berechtigung  dazu  haben  wir  den 
auf  -ere  ansehenden  denominativen  auch  die  perfectformen 
auf  -ui  zugezählt,  die  gewöhnlich  zu  den  sinnentsprechenden 
inchoativen  gestellt  werden.  Sie  sind  in  3  sing,  aufgeführt,  und 
bezeichnet  z.  b.  inclaruit,  dass  als  präsensform  dazu  ein  incla- 
rere  nicht  bekannt  ist,  sondern  eine  inchoativische  deren  stelle 
vertritt,  wenn  überhaupt  eine  sich  findet,  wie  in  diesem  falle 
inclarescere  erst  bei  Boethius. 

1. 
Verba  denominatiua  auf  -ire. 

äbartire^  cf.40?,  45,     balb-ut-ire,  cf.  17^.        ^^^  ^  «P««^  co»»- 
54?,  91, 122,  135.     6arWre3)(cf. 34,48).        S'/cir^^^*''' "*' 
add^centurire  La-  ,obarrire(barrus)Suet    hubtdcire  gl. 

*  •  *  n  ^'  ^      *^^'           "  bullire  pÄ,  am-,  de-, 

amamrtre  ).  blandiri,     od-,    e-,  e-,  super-  e-,  re-, 

artire  (artus).  inter-,  sub-.  sulh,  super-,  et  5S. 

»artitus    (ars)    Fest,  bombire    (bombus)  cacaturire  Mart. 

epiL  et  gl.  Suet.  fr.  caecutire  Varr. 

auitns,  cf.  105.  hruHre  Thom.  thes.  canturire  Fest  epit, 

auritusPlaut.,<w— re.  »p.  398c  accentare:  Petr. 


1)  a.  16,  18,  22,  35,  36,  38,  59,  73,  78,  81,  86,  90,  92,  95,  101,  106, 
118,  126,  129,  —  2,  meditatiua  21,  recc  8  (cf.  ad  20). 

i  «)  a.  10,  11,  13,  14,  17,  29,  33,  39,  42,  44,  61,  62,  63,  66,  67,  71,  72, 

75,  89,  102,  104b,  107,  109, 110, 114^  115,  119, 127,  132  (et  ad  10, 42,  44),  — 
habitiua  30  (com  meditatiuis  51). 

»)  Cf.  1,  4,  12,  15,  25,  26,  30,  34,  40,  41,  47,  48,  54,  55,  56,  58,  62, 65, 

I  68,  70,  74,  76,  77,  83,  84,  85,  91,  93,  94^  96,  104a,  118,  117,  122, 123, 125, 

i :  131,  134^  135  (ad  9,  15^  30,  41,  55).  —  effectiua  4a 

■ 
■ 

i': 

r 

1-1 


Materialien  znr  lateinischen  wOrterbildangiKesehiehte.  417 

cassita^).  febrire  pÄ  (cf.  131,  hirg^uUcMire  Genso- 

«ocatulireVarr.,cf.37,  122,123).  rin.  (hirquiuilns). 

128,-91,135;  feIireSuet.fr. (felis?),  hostire,   red-:     ver- 

a°  et  54?  f^iiif^  ^  23  letzen,  -  gleich- 

^^.e.  (cf.  7,  28,  ^             ^„.^    ^,,  machen. 

öl,  xjxj).  (cf.  11  33  61  63  *»"*"^'^^* 

coenaturire  MarL  66     67    71     72*  ignitus  Cic.  ?,  ^irc, 

cerritus  fe  cerebri-  89, 107,' 1 14,  1 15,'  .   '®':     ^ 

lus)     Plaut,     (et  127,  132,  7,   13,  "inanire  Lucr.  Plm., 

Cic.?).  75,     104b,    109,  ^^' 

cirritus    Cloat.   ap.  HO).  ineptire  Ter.,  CtlL 

Macr.  ^^fetuitus  gl.,  cf.  51,  insanire. 

iBcompotire  et  recc.  57^).  insignire. 

corbita  (nauis).  fidüus  (ödes)  gl.  lanüus  gl,  cf.  n.  2. 

cratire  Plin.  flnire,  de-,  präe-de-,  ^oiapire    Pacuu.    (abl. 

crinitus,  re-,  -re  Stat.  d^-,  prae-.  **pi  Enn.), 

custodire,  cow-.  florire.  largiri,  de-,  di-,  e- 

Jl^cucurrire      (cucurru)  farire  (foria),  con-.  ,   ^^^^''  '!!' '""'  . 

Suet.  fr.  (cf.  12,  .o^^,,^,,  g,.  ,.^  ^^.  lascmire  Ou.,  Lm., 

•'*,  .  naee  eoguere.  t  ^   '•     « 

»••cunire  (cf.  coenum,  fortuitus  lectunre  Gramm. 

inquinare).  •  lenire,  de-,  ob- Sen. 

-cutitus,  re-  pÄ,  in-  «Jj«"  «b  etSen^  -re.  ^. 

ter- gl,  dectOire.  galeritusVarr.,  Prop.  7^./,„„^s -,  ^. 

DapÄmft«.       Vulc.  gestire      (gestus?)  ^«^('"cus)  gl.(fen 

Ca^.  5, 5  (cf.  51,  prae-.  ^^^^^ 

ozj.  BBgnanre     l^est.     epit. 

dementire  Lucr.  (cf.    25,  65,   68,  fneditaturire  gl. 

dentire  Plaut    dA  ^*'  ^^'  ^'  1^*'  mellitus    Varr.,    p, 

,    .     -.  1^'  wmentin,   oa-,   C(W-, 

emptunre  Varr.  grandire.  e-,  -re  (pr.  mente 

equire  Plin.  gratuitus.  operari,  cf.  88). 

esurire,  ad-.  gtOHre  gl.  (gutta).  micturire  luu. 

fahrire.  habiturire.  mitellilus  Suet.  (d. 

*ofastidire.  •^herUtus.  19,  53,  98,  133). 


')  Cf.  5,  6,  7,  21,  23,  24,  27,  28,  30*,  31,  32,  43,  45,  46,  49,  50,  51, 
52,  53,  57,  60,  64,  69,  79,  80,  82,  87,  88,  98,  99,  100,  103,  105,  108,  111, 
112,  116,  120,  121,  124,  130,  133  (ad  6,  21,  32^  43,  45,  82,  103),  —  affec- 
tiua  43. 

')  et  ab  -u  in  -utus  (contr.  ex  -uitus?)  artutm,  astutus,  dnctutus  p, 
cornutus  Varr.,  gresautuSf  sensutus,  uersutus,  uerutus  Verg.,  —  cf.  lamdtM 
gl.,  nasutus  Lucil.,  all. 


418 


C.  T.  Paucker, 


I 


I: 

V 

i. 


'S 


■   «1 


f  I 


•I 

I' 


i: 


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f^üire.                            -tus    et  Cic.)  . .,     saeuire,  drcum-,  de- 

moliri,a-n.,ad-Plt.,         -n,  co»»-,  de-.  P,  pA,  ex-  Liu., 

all.,  con-,  de-,  e-  •^parturire,  re-,  in-,  jpcr-,  re-  Ou. 

Plt.,  pA  Jn-  Liu.,     patritus.  "»sagire  Cic.  s.,  prae-. 

-pedlre,  com-  Varr.,     salire  pr,  pÄ,  recc, 
pA, 


-re  ap.  Prontin. 

"  mollire,  con-,  de-,  e- 
p ,  pA ,  prae- 
Quint.,  re-  Ou., 
pA. 

morturire    Cic.    fr. 

(pari,  mortus  Cic 
rep.  II,  18,  33,  cf. 
Mai.  ad  1.,  et  alios 


recc. ,  ex-, 
im-,  per-im-  B. 
Afr.,  ifUer-,  per-, 
prae-  n.,  cf.  31, 
113. 

pellitus. 

penitus. 


saluire  gl. 

scripturire. 

seruire,  ad-,  de-,  in-, 
prae-,  sub-  et  recc« 

"•sicilire  Varr. 
signire. 


locos  Neue  F.  L.  II  joopoenire,  punire. 

^  ^^*  peliturire  Cic.  ep.  s.  singultire  pA. 

pistrire  (pistor)  gl.  sitire. 

(cf.      pistrina,  sortiri,  sub-,  -re. 

-num).  "»stabilire,    con-,    re- 

plaustrire  gl.  (reso-        (-sübüire). 

nare  plaustro,  cf.  suUaturire  Cic  ep.  s. 

27,  120).  superbire  p,  pA. 

potire,  re-,  b  -ri.  surire  (sus). 

"^""^  ^t  ^.T""^'  -'proauitus  Ou.,  ppA.     tacUurire. 
•onixurire  Nigid. 

nuptuire    Marl,    s.,        ^p  g 

proteruire. 

ratitus. 

raucire  gl.  (non  hinc 
est  ir-rauserit  Gic). 

iiorauire. 


mumre,  circum-, 
con-,  e-  p,  pA, 
in-Tac.,per-Liu., 
prae-,  super-  Col., 

moenire,   ad-,    cir- 
cum-. 

narire    gl.    (naribus 

facere  i.  sannari,  ir- 
ridere). 


cf.  135. 
nupturire  App. 
orbitus  Varr. 
partire  (et -perlire), 


proscripturire    Cic.  "Hurritus  p,  B.  Afr. 

tussire  n.,  ex-  pA, 


bi-,   de-  gl.,  in-, 

quinque-    (-tus),  rdtre  gl.,   circum-, 
super   l-ns),   tri-        in-,  ob-  Lucr. 

Serg.  ad  Don.  (sed  -rudire,  e-. 


uesanire  CtU.  (-iens), 
Cssd. 

uesUre,    circum-, 
con-,  de-,  in-,  re-, 
super-, 

unire  post  Sen.,  ad-, 
CO-,  dis-,  in-,  per-. 

^^^ustuire. 


li 


Von  den  hier  verzeichneten  verben  sind  recc.  40,  cicero- 
nianisch  44,  pr  14,  —  rechnet  man  aber  die  meditatiua  (n.  5) 
ab,  so  liegen  114  denominatiua  auf  -ire  vor,  und  von  diesen 
sind  recc.  32  (nur  0,  28),  ciceronisch  39,  pr  13.  Man  könnte 
noch  andere  hierher  ziehen,  wie  z.  b.  metiri  (mit  metitus,  nicht 
mit  mensus,  denn  denominatiua  haben  nur  die  regelmässigen 
formen  der  conjugation) ,  doch  sei  erweiterung,  wie  sichtungi 
des  registers  anderen  überlassen. 


Haterialien  zur  lateinischen  wOrterbildungsgeschichte.  419 

Die  grundwörter  dieser  uerba  sind  grösstentheils  ent- 
weder adjectivische,  wie  zu  superbire  übermüthig  sein,  moUire 
weich  machen  (zu  44  und  55),  oder  andere  prädicativische, 
wie  zu  custodire  (diese  zusammen  c.  Va  aller),  oder  unper- 
sönliche dingnamen  (concr.),  wie  die  von  salire  mit  salz  ver- 
setzen, uestire  (über  Vs  aller).  Nur  wenige  sind  von  seeun- 
dären  derivativen  namentlich  abstracter  bedeutung  abgeleitet, 
und  zwar,  was  derartige  Substantive  anlangt,  mit  nur  einer 
ausnähme  (oder,  wenn  man  fast-id-ire  direct  von  fastus  her- 
leiten darf,  ohne  ausnähme)  von  nom.  uerb.  auf-tus,  wie  sin- 
gultire  (zu  1);  bildung  von  einem  derivativen  adjectiv  findet 
sich  nur  in  dem  einen  beispiel  stabilire.  Dagegen  sind  von 
zusammengesetzten  mehre  abgeleitet,  wie  compotire,  insanire. 
Die  adjectivischen  grundwörter  sind  keinesweges  vorzugweise 
oder  in  der  mehrzahl  auf  -is  endende  oder  überhaupt  der  3. 
decl.  folgende.  Bemerkt  sei  noch,  dass  sich  auch  hier,  wie  auf 
-are,  ein  von  einem  nomen  agentis  auf  -or  abgeleitetes  uerbum 
findet. 

Das  suffix  -Ire  tritt  ebenso,  wie  -are,  an  die  stelle  der 
flexionsendung,  nur  dass  ein  dieser  vorhergehendes  i  wohl  mit 
dem  i  des  Suffixes  verschmilzt,  wie  in  conforire  von  foria,  orum, 
ein  u  der  flexionsendung  zum  theil  vor  -ire  sich  erhält,  wie  in 
fetuitus  (nicht  z.  b.  in  singult-ire),  vielleicht  auch  mitunter  das 
i  absorbirt,  wofern  -utus  in  part.  wie  sensutus  (p.  417  n.  2)  auf 
-uitus  zurückzuführen  ist.  Als  epenthetischen  Zuwachs  der 
endung  -ire  finden  wir  zweimal  -ut-  (zu  8),  einmal  vielleicht 
-id-  (=  -it-?). 

Wenn  man  nach  den  arten  der  bedeutung  unterscheidet, 
so  verhalten  sich  unter  diesen  denominatiuis  numerisch  zu 
einander  habitiua  (p.  416  n.  2),  eflfectiua  (ib.  n.  3),  afifectiua 
(p.  417  n.  1),  wie  26,8 :  35,7  :  37,5;  rechnet  man  zu  den  habi- 
tiuis  auch  die  (ihnen  gleichartigen)  meditatiua  hinzu,  dann  un- 
gefähr wie  26,  20,  21.  In  den  eigentlich  denominativischen 
desiderativen  (zu  20)  ist  das  originative  nomen  gleichsam  als 
transitives  object  enthalten  (vgl.  IV,  p.  297  f.). 

2. 
Verba  denominatiua  auf  -ere. 

aegrere  Lucr.  anere.  »callere,con-,-calluit, 

albere,  in-,  sub-.         -brutuit,ob-,&rt*fer6gl.        iw-,  oc-,  per-. 


:  I 


■1 
■|t: 

■■■■l." 
C 


.  :■ 


420 

canere  p,  -uit,  in-  p. 

clarere  (et  Cic.),-cla- 
ruit,  in-  pA,  06- 
Solin.,  per-. 

daudere. 

l  consere  (Gonsus,  unde 
est  et  cons-ul-ere) 
cf.  Löwe  Prodr.  p. 

342),  censere,  ad- 
Ou.,per-,re-,suc-. 

^*cracens  (?). 

crebruit,  con-  Verg. 
Cir.,  in-,  per-. 

-cruduit,  prae-  N. 
Tir.,  re-  Liu. 

densere  p,  Sali.  fr. 

dülcuü  Paulin.  NoI., 
06-. 

^^durere  Sern.,  ad-  et 
in-  gl.,  duruit  Ou., 
in-  p,  pÄ,  ob-. 

famere  (fames). 
flaccere. 
flauere  p,  Col. 

florere*),  co»-,  de- 
Col.,  ^-. 

^•fdUere  (follis). 

firacere  (firaces). 

frauäere  Forc.  Lex. 
app. 

firondere  p,  -fronduü, 


C.  ▼.  Paucker, 

-granduit,  in-  Col. 
^^ignere, 
iuuenuit  Tert. 
lactere. 
lassere  gl. 
lentere. 

»•lucere,  ad-  Plt, 
all.,  circum-  Sen., 
con-,  di-  Liu.,  e-, 
in-  et  recc.,  inter- 
p,  pA,  ob-,  per-, 
prae-,  re-,  sub- 
p,  Plin.,  super-, 
trans-  p,  pA. 

macrere. 

maturuit,  e-  et  per- 
Ou.,  pA. 

miserere,  -ri,  con-. 
mcUere. 

simucere  (mucus). 

-mutuit,  in-  Stat., 
ob-,  mutere  gl. 

nigrere. 

nitere  (niu-it-ere?)*), 
e-,  inter-  pA,  per- 
Mela,  prae-  Hör., 
pA,  re-. 

niuere. 

«ouotere  Prise.,  perf. 
Tac,  et  ita  e- 
pA,  in-  Ou.,  pA, 
per-  Tac. 


piC^ere. 

plebere  gl.  plebem 
imifeiri  (wie.,  sich 
bethätigen). 

poen-it-ere ,  sub-, 
-rt. 

pratere. 

"pubere  p. 

putrere,     -putruit, 
com-  pA,  im-  Col. 

rarere. 

rubere,  sub-  p,  -ru- 
buit,  e-,  in-  Stat., 
recc. 

rtrf'ere  gl. 

»•  saluere. 

-sanuit,  con-,re-Ou. 

scabrere. 

senere,  -senuit,  con-, 
de-  Sali,  fr.,  in-  p. 

sordere  n.  (i.  sorde 
affectumesse)  *),  re^, 
-sorduit,  in-,  ob- 
et  recc. 

Bssqualere  (squalus). 

stirdere  gl. 

uanere  Ale.  Auit, 
e-  gl.,  sed  euani- 
turus  Suet.,  perf. 
et  Cic. 

uüere,  -uiluit,  e- 
Suet. 


Wenn  man  alle  hier  aufgeführten  verba  als  denominativ 
anerkennt,  so  zahlen  wir  19  auch  bei  Cicero  vorkommende, 
12  pr,  6  p,  und  der  allein  durch  recc.  überlieferten  nur  14, 
kaum  V«)  ein  noch  kleineres  contingent  als  bei  den  verbal 
auf  -ire. 


1)  l  florem  edere,  atque  ita  sunt  effectiua  5,  13,  21,  32,  S3,  37,  30^ 
43,45. 

*)  -it-  epenth.  etiam  43. 
*}  Gf.  16  et  35. 


Materialien  zur  lateinischeti  wdrtobfldiiogsgescliiclite.  421 

Die  meisten  hier,  fast  %,  sind  von  adjecliven  abgeleitet, 
und  die  habitive  bedeutung  ist  die  vorherrschende,  z.  b.  nigrere 
schwarz  sein,  follere  wie  ein  blasebalg  sein,  schlottern.  Doch 
ist  in  8  oder  9  verben  (p.  420  n.  1)  die  bedeutung  eine  eJBfective, 
wie  lactere  milch  von  sich  geben,  in  sich  haben,  in  sordere  und 
wohl  noch  2  anderen  (ib.  n.  3)  eine  affective,  und  endlich  reiht 
sich  lactere  in  der  anderen  bedeutung,  die  es  auch  aufweiset, 
milch  saugen,  den  exceptionellen  denominativen  an,  in  welchen 
das  nomen  als  transitives  object  zu  fungiren  scheint.  Somit 
sind  auch  in  dieser  formation  alle  bedeutungsarten  vertreten, 
welche  wir  bei  der  hauptform  auf  -are  erkannt  haben.  ^) 

C. 
Naohlese  zu  den  wörterverBeiohnissen  in  m  und  IV. 

1. 

Zu  dem  Verzeichnis  der  uerba  frequentatiua  auf  t-are  (s-are) 

und  -it-are. 

^*äbiect(ire    gl.,     a6-  "*crocitare   (crocire,     "•*indeptare. 

ieditare.  i^nde   crodtus,   us)  i»»*iaWtore  (labare). 

«•♦annictareNaeu.,aimic-         SueL  fr.,  recc.      «•^♦lapsare  Verg.,  pÄ, 

titare  uel  annidtare  ^^''^dimensore  gl.  ^, 

Plaut  (cf.  Thom.  n^^docHtare  gl.  fi^*lusiiare  gl. 

^7  tu  7<  "*-doHtare.  u.^miditare »). 

»f  !f:i^'  .  ci      "•*^^^^*^^-  -*nic«ftir6,  ^  gl 

^^*aspergitare  gl.     "•♦exsdssatus.  •.^**  •      •/'•♦•m„^« 

» --assertare  gl.  ^^^^fellitare.  "**XT  ^    '^ 

"♦auditare.  ^^**frixare  (frigere).     ,,,f,^tare. 

"♦certare  (cemere?),      i««horitari    (horiri),      ^  C      •*  «^ 
con-,  de-,  stfper-.         hortari,  ad-,  ccil,  "•*obseruitare. 
«  ^deptare  (clepere).  de-,  ex-  p,  pÄ,  ^^^*offmsUa/re. 

4.*coctitare.  ♦^-  ''**pangtlare  gl. 

66  *conficUre.  "•♦impedltare  Stat.  *^**partUare   (parSre). 

''**con8trict(tre  Tert.    "^**impensare.  ^^^^ptissare  (pati). 

^)  Auch  einzelne  verba  auf  ^Sre  können  als  denominativ  gefasst  werden 
wie  minuere  (minus),  com-,  de-,  di-,  im-,  aannere,  e-,  euaUere  Plin.,  vielleicht 
acuere,  ex-,  per-  (-tus),  prae-,  metuere,  prae-  (et  C!aes.),  compescere  von  com- 
pes,  tribuere,  ad-,  con-,  dis-,  in-  et  per-  Plin.  ep.,  re-;  audi  statuere  kann 
man  hierherziehen. 

')  Vielleicht  wäre  auch  mulctare  hier  einzureihen,  das  wir  jetzt  lieber 
nicht  für  denominativ  nehmen  möchten,  sondern  als  intensiuum  von  mal« 
care  für  mQlc(i)tare. 


422  C  V.  Paucker, 

*7i*pinsitare    (pinso,  ^^^*refertare  gl.  ^*^*tostare. 

]p'msiium%pistare.  *^'*satare.  ad  ''Hraditare  gl. 

"»♦pittitore  gl.         •"*5parsitorc  gl.  "**uerjfitore  gl. 

^^''*protensare,  ^öfen-'*°*sternutare  Pelr.      "•♦«mfoara. 
sitore  gl.  *^^*t€xüare  gl. 

Il  Es  kommen  somit  hinzu  52  (oder  53,  viell.  54)  formen: 

recc.  34,  uett.  18,  von  diesen  pr  9,  —  vom  part.  perf.:  auf 
-are  33  (von  -are  3),  auf  -itare  12,  vom  präsensstamm  aus- 
gehende auf  -itare,  wie  es  scheint,  7  oder  8.  Weiteren  einfluss 
auf  die  ausführungen  in  unserem  aufsatz  hat  dieser  ansehnliche 
Zuwachs  kaum,  durch  den  unsere  Sammlung  der  Vollständigkeit 
näher  gebracht  wird,  die  hier  nicht  eigentlich  beansprucht  war. 
Aber  auch  zu  dem  Verzeichnis  der  uerba  denom.  auf -are,  bei 
dem  es  allerdings  auf  Vollständigkeit  abgesehen  war,  finden  wir 
schon  jetzt  nicht  weniges  nachzutragen,  wie  folgt. 

Zu  dem  Verzeichnis  der  uerba  denominatiua  auf  -are. 

^^*(dlecatus.  "**festinare  (festlnus),         gl.   omnibus  no- 

•^amnari  gl.  made-         ^'  P"^^^  P^'  P^'         ^^^  f^^^^^' 

facere  (cf.  568).  ^^"'  '•"♦opinari,  ad-  Lucr. 

•^*(morafus.  '''*formre  (fornus)  gl.         (-opinus,in-,nec.). 

„^    ,., ,         ,  (cf.  -ire  50).        ""*pharetratus  p. 

^  ,  ^''^^frangor-tc-are  His-"'**^Ztiuiar6    Virg. 
^^^arundtnare  gl.  per.  Fam.  (frangor         Gramm. 

^^**axungiare  gl.  pro  fragor).  ^^^^psdlwrU-^re. 

'''^hdOMAoifiraxi  gl.  '''Y^-in^re   gl.  lau-M..*^inare,  con-,  in-, 

^^^caccabaius.  ....  ^^"^^  ^^'^^'^'  co-in-  pA  (cf.  -ire 


Mfcfc. 


'•^calamare  gl.  cala-  .„/^!^^  **^/    ,      x     a       ^  ^^*l*. 

mos  post  messores  •"*gelare  (gelum)  p A,  ^^••^quGhdiare  gl. 


colligere     (cf.  circum-    "P^in.,    i^^^scapulaius. 

1269).  ^ö"-'  ^'  %.?^^^^^solerare    gl.    Isid. 

^^^cambiare     (^a^nnr,        cS- GeHA  ^^^^^^'  ^™^' 

quod   sonabat  cam-  '^'  »»*<>*thiasare. 

(?'.  ben,    i.    e.    conuer- "'^gfiaraws.         C^^r.  i»4i*^^y^^l„^ll5^ 

(ehang&r).  "^*in.futtoHieatus    gl         qui   tu^   fedt   sa 

""cimtwsore.  (cf.  ad  1291).  idolis). 

"**eoa>4g-are  gl.   z«- "^i»'««»"«  gl-,  cf.  177,""*<»P»<»»«- 

A«»v«v.  1581.  "'•*«6»i«ror6     (Venus) 

•"♦«fettiicore  gL  (i.  den-  •"*««aw»ßa^.  Gell. 

tibus  operari).         •"*-mufwW»»-<we,    de-"»»*uiuatus  Lucr. 


Materialien  2ur  lateinischen  wdrterbädungfgfiM^iidUe.         423 

Es  kommen  hinzu  38  Wörter,  davon  recc.  30,  pr  2,  p  2,  — 
gebildet  mit  epenthetischem  -it- 1,  -ig-  1,  -ic-  3,  -in-  2,  -uc-in- 1. 

Reval,  nov.  1881. 

C.  V.  Paucker. 


Ein  angebliches  ^^italo-keltisches'^  lautgesetz. 

Osthoff  handelt  in  seinem  neuesten  werke:  morph.  unters. 
4, 16  anm.  über  die  entstehung  von  lat.  flo  aus  fUio  (vergl.  auch 
s,  27)  und  bemerkt  dabei:  »Da  nach  Windisch  Curtius'  grundz.* 
305  auch  altir.  hiu  »fio,  sumc  »über  *hiriu  aus  *6w-ia  [*JtH^] 
entstandene  ist  und  im  italischen  das  oskische  piihiüi,  das 
umbrische  peio-,  piho-,  peihaner,  pihaner  und  jnr  =  gr.  nviQ 
hat,  war  es  da  vielleicht  schon  ein  gemeinsames 
»italo-keltischesc  lautgesetz,  ü%  in  7  zu  verwandeln?€ 

Wie  dem  sanskrit  jivas,  lat.  vtvus  das  ir.  hiu,  heo,  kymr. 
bm,  hytVy  kom.  hev,  arem.  heo  vivus  entspricht,  so  dem  sanskrit 
jlvCHni,  lat.  vtvo  das  altir.  hiuu,  Uu,  versor,  sum  (nie  fio), 
kymr.  htfwaf,  kom.  hetoaf,  arem.  heuaf  vivam ;  im  neukymr.  kann 
hyw  wie  hod  (=:  ir.  huUh  =  yvtfij)  in  der  bedeutung  »da  sein, 
existieren«  verwendet  werden.  Dass  dem  so  sei,  hat  Stokes 
schon  im  jähre  1875  gesehen  und  für  jeden,  der  Schlüsse  zu 
ziehen  versteht,  erwiesen;  er  sagt  in  den  an  Windischs  spezi- 
elle adresse  gerichteten  »Remarks  on  the  Geltic  additions  to 
Curtius'  Greek  etymology«  2.  aufl.  Calcutta  1875  s.  84:  »The  Ir. 
verb  Substantive  hiu  Windisch  refers  to  the  root  hhü.  But  the 
older  form  Uuu  (leg.  Muu)  Z.  491  seems  =  jtvami,  ßtoa,  vivo, 
just  as  the  adj.  hiu  =  jlvds,  f>%vtis.  Compare  the  frequent  use 
in  Plautus  of  vivere  for  esse  (Aulularia  ed.  Wagner,  v.  417). 
The  3d.  sing,  future  hia  {=vlvet?)  is  a  dissyllable  in  Fei.  Ep. 
168:  so  are  its  relative  form  hias  ib.  Mar.  13,  Ep.  289,  and 
its  plur.  hiait  Prol.  308.  The  3d.  sing,  conjunctive  hia  is  also 
dissyllabic  ib.  Jan.  13.  All  this  points  to  the  loss  of  i; 
between  vowels.€ 

Durch  die  Scheidung  der  bei  ZE.  491  ff.  gesammelten  alt- 
irischen formen  nach  den  wurzeln  htv  und  hu  (g^v  und  hhü)  — 
vergl.  Stokes,  index  zum  F^lire  p.  CCXXIV  ff.  —  lösen  sich  die 


.1 

I 

I 


424        H.  Zimmer,  Ein  angebliches  >italo-keltiscbes<  lautgesetz. 

Schwierigkeiten  sowohl  hinsichtlich  der  lautform  als  auch  der 

bedeutung.    Die  grundz.*  305  angenommene  entwicklung  von 

ir.  »Ww  über  *6i-iw  aus  *bhu^ia€  ist  eine  nach  jeder  hinsieht 

I  unhaltbare  behauptung ;  noch  viel  mehr  gilt  dies  fürs  keltische 

<  im  allgemeinen,  da  in  den  britannischen  dialekten  der  stamm 

l  hujor  geradezu  noch  vorliegt:  kymr.  byddaf,  körn,  bedhaf,  arem. 

■  beeaf,  hezann  (ZE.  556  flf.;  Rhys,  Revue  Celtique  2,  116);   der 

Wandel  des  u  r^;ulär  wie  in  kymr.  dyn,  kom.  den,  arem.  den 

homo,  vir  :  ir.  duine. 

Vom  Standpunkt  der  keltischen  sprachen  ist  daher  das 
fragliche  »italo-keltischec  lautgesetz  Osthoffs  nicht  vorhanden. 
Derselbe  mann  aber,  welcher  so  leichtfertig  ein  lautgesetz  auf- 
stellt, hält  sich  für  berechtigt  gegen  Mahlow  den  Vorwurf  zu 
schleudern,  dass  er  »an  einer  sucht  leide,  neue  lautgesetze  um 
jeden  preis,  und  solche  bedenklichster  sorte  auszuwittem.€ 


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Greifswald,  16.  nov.  1881. 

H.  Zimmer. 


The  Breton  Glosses  at  Orleans. 

The  following  Old- Breton  glosses  were  found  about  three 
years  ago,  by  Mr.  Bradshaw,  of  King's  College,  Cambridge,  in 
a  Latin  manuscript  of  the  tentb  or  eleventh  Century,  written, 
chiefly,  by  one  lunobnis,  preserved  in  the  library  at  Orleans, 
and  numbered  193.  When  I  was  last  in  Europe,  he  presented 
me  with  a  copy  in  his  own  band,  not  only  of  the  glosses,  but 
of  the  context  of  most  of  the  Latin  words  glossed;  and  I  seize 
this  occasion  to  express  my  gratitude  for  a  generosity  as  rare 
as  it  is  precious. 

The  manuscript  and  its  contents  are  best  described  in 
Mr.  Bradshaw's  own  words:  — 

»This  Manuscript,  which  may  be  assigned  to  the  Xth  or 
Xlth  Century,  contains  the  following  pieces  in  a  very  clurasy 
and  illiterate  handwriting: 

L — Liber  ex  lege  Moysis;  extracts  from  Exodus,  Leviticus, 

Numbers  and  Deuteronomy,  to  be  used  as  canons 

still  applicable  to  the  Christian  Church.    Each  extract 

is  headed  E  {Kavtav,  canon). 

IL — A  Paragraph  beginning  »Ex  Adam  in  diluuium...c 

IIL — A   Paragraph    beginning     »Narcisus    Hierosolimorum 

episcopusc. 
IV.— Remissiones    Peccatorum    by   Penuffius,   from  cap.  8 
['De  diversis  poenitentiae  fructibus']    of  No.  20  of 
the    Collationes    of    Joannes    Cassianus,    which    is 
headed  *De  poenitentiae  fine  et  satisfactionis  indicio. 
Collatio  XX.  quae  est  Abbatis  Pynuphii'. 
V. — A  Paragraph  beginning  »Ex  Adam  usque  ad  Ninum  . .  .c 
VI. — Four  extracts  about  divorce,  from  Hermas,  St.  Matthew, 
St.  Paul,  and  the  Law  of  Mose^. 

Zeitscshrift  för  vergl.  Sprachf.  N.  F.  VI.  5.  28 


426  Whitley  Slokes, 


{'  VII. — A  piece  containing    in   prose  and  verse  the  *virlutes 

I  quas  Dominus  dominica  die  fecit'. 

VIII. — An    earlier    scribe's   subscription   beginning   *Pro   me 

frater  oraueris'  in  four  rhyming  lines. 

IX. — A  discourse  on  the  text  'Discite  a  me  quia  mitis  sum'. 

X. — Gollectio  Canonum  Hibemensis;  the  A-lext  in  65  books. 

Wasserschieben  ^)  gives  67  books,  but  his  9  and  10 

properly  form  one  book,  and  his  23  is  only  found 

in  the  St.  Gallen  manuscript 

XI. — Canons  beginning  'Si  quis  homicidium . . .  /  here  called 

»Excerpta  de  libris  romanis  et  franconimc  *). 
XII. — Canons  beginning   »Marina  animalia,c  here  and  com- 
'  monly  headed  ^Canones  Adamnani''). 

»All  these  pieces  occur  in  precisely  the  same  order,  only 
copied  by  a  more  intelligent  scribe,  in  the  Book  of  Maeloc  in 
Paris  Ms.  Lat.  No.  3182,  which  may  be  attributed  to  the  Xlth 
Century.  The  Orleans  manuscript  is  very  clumsily  written,  and 
some  of  the  words  are  very  troublesome  to  read  satisfactorily.c 

There  are,  according  to  Mr.  Bradshaw,  no  glosses  on  the 
extracts  numbered  I,  on  the  paragraphs  numbered  respectively 
II  and  III,  on  the  piece  numbered  VII,  or  on  the  scribe's  sub- 
scription numbered  VIIL  But  glosses  (in  which  three  hand- 
writings  are  traceable)  are  found  on  all  the  other  pieces. 

The  glosses  are  322  in  number*),  but  of  these  no  less 
than  109  are  only  portions  of  the  words  intended  by  the  glosser. 
Thus  37  consist  of  only  the  first  two  letters,  30  of  only  the 
first  three,  24  of  the  first  four,  11  of  the  first  five,  1  of  the 
first  six,  and  6  of  the  first  seven.  Similar  abbreviations  are 
found  in  the  Old  Breton  and  Old  Comish  glosses  already  pub- 
lished  by  Zeuss^).  Thus,  Old  Breton  dadU  (gl.  curia)  for 
dadl-ti,  dogtumistir  (gl.  geo),  and  didanuud  (gl.  elicio),  respec- 


^)  Die  Irische  Kanonenmmmlungj  Giessen  1874. 

')  Printed  in  Wasserschleben's  Die  Bussordnungen  der  abendländisehen 
Kirdie,  HaUe  1851,  pp.  124—136. 

*)  Ibid.,  pp.  190—123.  Also  (with  corrections)  in  Haddan  and  Stubbs' 
Councils,  etc.,  vol.  n.,  p.  111—114. 

^)  Tbere  are,  besides,  eight  glosses,  of  each  of  which  only  the  firsi 
letter  is  written.    See  infra  at  Nos.  6,  10,  13,  29,  132»,  170,  199,  24a 

>}  See  Prof.  Rhys,  in  Kuhn*s  Beiträge  vn.  237. 


The  fireton  (blosses  at  Orleans.  427 

tively  for  doguomisui/ram  and  didanuudam,  guparth  (gl.  remota) 
for  guparthol,  torguisi  (gl.  fido,  leg.  pythio)  for  torguisiol,  and 
nim  (gl.  seriem)  for  nimer^).  So  Old  Cornish  emmeni  (gl. 
babtuta  *buttermilk')  for  some  derivative  from  emmenin  *butter', 
ara  (gl.  aratrum)  for  arater,  and  hemi  (gl.  non  difflcile)  for 
heueith. 

These  109  abbreviations  do  not,  of  course,  add  mueh  lo 
our  knowledge  of  Old  Breton,  but  the  remaining  213  glosses 
are  of  great  value,  not  only  from  the  point  of  view  of  Ihe 
lexicographer,  but  also  from  that  of  the  grammarian. 

It  may  be  eonvenient  to  gather  together  the  grammatical 
forms  presented  by  our  glosses,  and  arrange  them  in  the  order 
followed  by  the  GrammcUica  Celtica:  — 

The  Noun:  The  plural  distinguished  by  internal  i  (Z^. 
283  —  284)  is  exemplified  by  meir  79,  cerpit  100,  meic  169, 
cmnmin  232.  Plurals  made  by  extemal  i  (Z^.  284)  are  desi 
6,  cenemi  130.  Plurals  made  by  ou  (Z^  287)  are  huisicou  28, 
'  dcdou  90,  dvprou  110,  testou  184,  and  neuidteruo,  ölguo,  7,  119, 
for  neuidterou,  ölgou.  The  adjective  occr  makes  its  plural 
(occrou  274)  in  the  same  way.  A  plural  in  •4au  for  -iow  is 
roiau  222.  Plurals  in  -ion  (Z  ^.  290)  are  the  nouns  brientinion 
183,  orion  193,  guorcerdorim  211,  drosion  230,  guinion  246, 
the  adjectives  anscantocion  280,  hleocion  281,  and  the  unique 
form  in  -tun,  bliniun  210.  A  plural  in  -ed  (Z^.  293)  is  comed  136, 
if  this  be  complete. 

An  interesting  coUective  form  (Z*.  294)  is  loois  218. 

The  numerals  are  represented  by  un  in  un-blot,  65,  66, 
and,  perhaps,  on  4. 

Gradation:  comparative  boco  223. 

Pronouns:  abs.  pers.  pron  Ist  pl.  used  enclitically,  docordom- 
ni:  suffixed  pers.  pron.  of  2nd  sg.  {Z\  380),  cent-et,  and  per- 
haps the  absolute  possess.  pron.  of  3rd  sg.  masc.  e-rie..  Suf- 
fixed possessive  pron.  of  Ist  person  sg.  (Z*.  389)  i-m  58;  of  2d 
person  sg.,  perhaps  i-th  32.  Relative  (Z^.  392)  a  dorn  203, 
a  dinosd  31.    Interrogative  (Z^  401)  pi  co  ...  140. 

Verb  (Z2.  506—606):  Act.  pres.  indic.  3d  sg.  without  en- 
ding  or  inflection:  ampar  (gl.  habet),  ial  (gl.  soluit)  156,  insoblin 


*)  Unless,  as  may  be  conjectured,  nim,  Z*.  1065,  should  be  read  rim, 
See  infra  No.  45. 

28* 


r"rr::rT:  iztä  sg-  drfwW  -jl  diäerceries  23-:  o5  pL  i«- 
«mf  145. 

The  form  ^KtgÄtid  -jL  litiüjia^KTh  ■  171  se^hi?-  üe  /-ifrkrf 
a  3d  s;^.  f T«^  bct  b€fre  Tsed  wrJb  a  furjre  raeaiäig.  A  lik< 
fgTT.ark  :::^T  be  naaäe  as  to  <i>7«reoit»fh  (fL  rogai}crIl';  oi 
lue  form  a  dinosoi   :'jgi.  qi  iLTOfaTaerlj  31.  isay  be  a  con- 

ImperaÜTe.  inä  sg.  owArif  'ji.  difer*  24i 

SöDCÄvdarT  presecl  aad  fotiire:  tbe  form  emumii  .pl.  moii 
relur;  4-^.  seems  to  beJong  to  this  tense.  tbcKjgh  tbe  d^ita 
eiidjng  k  ascmalous.  It  does  cot  appear  in  fowpn  ^gl.  com 
paraTerit »  SCö.  if  this  gkßs  be  complete. 

Prelerite :  the  jf-preterite  3d  s;^.  is  eiänp^ined  by  guof^gui 
(gL  oonpiscuit'  101,  and  forensU  (gL  atriuit)  ilo:  the  /-prete 
rite  3i  sg.  by  the  irregrilar  verbs  doU  dOl  and  arimmoi  60. 

Passive  (Z*.  5f9— 531;:  pres.  indic  3d  sg.  icsi<mer  93 
dispriner  'gl  depreüatur)  24-S.  Preterite  3d  s?.  serocat  (gl 
tractus  estj  115. 

Participles  'Z  *.  532  :  pret  inJ^fhcfic  (gl.  intä-litam  t  67,  dide 
gwstic  (gl.  dkütutus)  1S6.  anfmuHc  219.  ilmZirffiii^fir  (?)  29C 
a«msa«iff>c  (r)  22.  and  perhaps  ftth^mii  309:  fiiture:  tiiaa^> 
(gl  ineundum)  133. 

Infinilives  or  verbal  nouns  (Z*.  535 — 537>  are:  starai  (gl 
diiudicari)  313,  dilucei  36,  guenoe  229,  art<m  (gl.  latrare)  19£ 
guf/numim  (gl.  pulliceri),  silim  (gl.  tuiüonem>,  dfM^iietsriiii  (gl 
conflictum)  38,  56,  285,  meiklaom  (gl.  confitari)  131. 

Anomalous  Verbs:  is  'est'  153,  hü  non  est'  133«  pei 
baps  toi  *smnus*  182,  fHJhbu  hion  fuit*  219.  tbe  ^preterites  (al 
ready  cited)  arimnot  (gl.  functus  est)  60,  doü  (gl.  sustuUerit 
307,  and  the  participles  em-gruU  309.  and  tiMiofor  133. 

Adverbs  (Z^.  615):  iniroc  113,  inmor  154. 

Preposiüons  (Z  ».  666— 69S) :  *  229,  a  101, 109, 1 19, 123, 191 
238,  255,  318,  ar  266,  m  250,  263,  278,  with  loss  of  the  nass 


The  Breton  Glosses  at  Orleans.  429 

before  s,  i,  64,  with  change  of  i  to  e,  en,  7:  dan  195,  cant 
(in  cent-et  289),  bit  'usque  ad'  182. 

Negative  particies  (ZK  751,  752):  ni  13,  14,  25,  148;  na 
50,  219,  221,  224. 

Derivation  (ZK  817 — 852):  of  vowels,  goui  47,  niguid  50: 
of  liquids,  air  283,  rigl  258,  dal  90:  in  -oZ  ex  -dl:  gutharol 
209,  bostol  275:  ietol  (leg.  iethol),  eriolim  76,  guomonim 
38,  5iKm  56,  gmsdm  285,  cewem  130,  guedom  301,  Zaom  131, 
Ztmnn  51,  iow  8,  Zien  78,  eltroguen  20,  »liZm  260,  brientin  183, 
ar^on  198,  neuidter  7,  guirhter  190,  cerdor  212:  of  spirants, 
ftwes  278:  of  tenues,  d«*^  220,  blot  66,  coiw^  72,  nith  24,  94, 
scara^  313,  maciat  308,  guiliat  214,  gtwliat  215,  con^tiZe^  178, 
gfZane^  255,  dtomo^  196,  gwpartölaid  (-aid  for  -ai^A^  149,  Äa^ 
107,  ftZeoc  213,  281,  guenoc  229,  anscantoc  280,  cöZioc  247, 
eZet«c  68,  iac  59,  milintric  179,  motrep  23. 

Composition  (Z^.  888 — 892):  Noun  with  noun:  aqua-lostr 
77,  teg-rann  250,  gud-coguod  126,  flftid-MaioZ  206,  meth-laom  131, 
mun-tul  138,  dar4eber  296,  and  perhaps  bit-uer  238  and  ^«eZt- 
(d)oguat  305.    Adjective  with  verb:  ^rom-den(>}as^  75. 

Compounds  with  particies  (Z^.  893):  Negative  particies: 
an-gtw  ...  173,  an-^can^ooim  280,  en-&i^  172,  em-^'u  139,  em- 
ji«er  ...  141,  dirlucet  36,  di-Ziw  57,  di-comü  250,  dis-prener 
248.  Particies  ofquality  (Z^.  895):  perhaps  do-red  132.  Inten- 
sive particies  (ZK  895):  guor-cerdorion  212,  gur-Umnn  51. 
Inseparable  particies  (Z^.  897):  a*-toZ  30,  crfÄrecZ  (=  at  -f 
^r6cZ)  266,  em-gruit  309,  w/^-cö  ...  217,  ar-cogued  135,  or-Zu^i 
315,  er-guinü  48,  er-iolim  76,  er-dirh  220,  er-cor  259,  con-tulet 
178,  co-guenau  19,  co-spUiot  171,  cchgued  126,  co-guelt  284, 
cO'htfdü(ioc)  291,  commin  232,  com-nidEdEer  24,  227,  com^ia  . . 
228,  (di)com('b)ü  250,  com-pri  303,  do-cordam  221,  df-Zwcef  36, 
dirTwti  13,  25,  gft*o-wanim  38,  guo-teguis  161,  guo-troit  199, 
guo'tric  242,  giJirfor(n)  10,  gu-partolaid  149,  gur-prit  95,  jftir- 
stli(nnm)  200,  gfur-re  273,  in-lenetic  67,  in-oa^  133,  roc 
144,  146. 

Compounds  with  two  or  more  inseparable  particies  (Z^ 
906 — 908):  com'ar'guid(it)  58,  dar-cew-ne^i^c^  17,  di-et-eguetic 

186,    dthti-men  44,    cö»w-co 287,   ad-guo 151, 

do-guo-louit  80,  do-gtwr 37,  do-gur-bonneu  52,  ar-im-not 

60,  im^gurparton  256,  do-ti^t-ue  261,  di-iw-daw-jfwas  .. .  181, 
d-em-gtiescim  285. 


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li^e-i  in  -iil;  coEiice::lary  ciay  bc  usefi:]:  — 
■fcil.'    Eeünans  ilerlasei.  Usdcz.  !>:* 
'Lih-'    Buhii  Sanii:  Sifin,  ParU.  1S37. 
■i'^-:.  RkJ.'    CartiLaire  de  iabbaye  de  Re-io::.  Paris.  ISöS. 
■Ciüi.'    Ls  Catto'-icta  de  I=häs  La^Ädeüc.  ed,  Le  Men. 

UrieiiL  Ivil. 
•Ccirci.'    Ccnaacs  Glosään-,   Teil.  Lccdiin.  IS6i.    Trans- 

lailon,  Calcuila.  1S6S. 
■Cr.'    The  CreaÜon.  a  Corcäh  Mysiery.  Benin.  IStiS. 
•D."    J'aiiio  JJomiH;  is    Norris'   CtH'oisb  Drama.   Oxiord. 

"Davli?."    .Vnti-i'jat  L:!:guae  Britaimicae  .  . .  Dictionarium. 

Loridirii,  Itiäü. 
•F-.i.'    Ftiire  Oingusso.  the  Caleadar  of  Otagus,  Dublin, 

l>r*J. 
•Hgrae."    iliddle  Breton  Hours.  Calcutla,  1^76. 
■Ir.  Gl.'    Irish  Glosiö.  Dubüii  1<6U. 
•Juv.'    The  Oid  WeUh  glosses  oa  Juvencu^.  Kubn's  Bei- 
träge IV.  36-3, 
•LB.'    Lebar  Brecc.    Facsiniile.  Dablin.  lS7i  1S76. 
•LL.'    Book  of  Leinster.    Facsimile.  Dubliu.  Isck). 
'LL".    Lebar  na  huidre.    Facsiniile,  Dublin.  1S70. 
'Lux.'    The  Old -Breton  glosses  at  Luxemburg,  printed  as 

Old-Weläh  in  the  Oramaujtua  dltita.  pp.  1063 — 5. 
■ilart.  Cap."    The  Old  Weish  glosses  on  MarÜanus  Capeila, 

Kuhn'ä  Beiträge  VII,  385. 
^M.'    Le  Grand  Mystere  de  Jesus,  eil.  H.  de  la  VUleuarque, 

Paris,  IS65. 
'0*C1.'    O'Clery's  Glossary.    Louvain.  1643. 
'F.'    Pascon  agan  Arluth,  a  Middle-Coniish  poem,  Berlin, 

1S62. 
'PB,'   Poenies  Bretons,  ed.  H.  de  la  ViUemarque.  Paris,  1879. 
'R.'    Besurreäio  Domini,  in  Norris"  Cornish  Drama. 
'Seinigr.'     Y  Seint  Greal,  cd.  Robert  Williams,  London, 


The  Breton  Glosses  »i  Orleans.  431 

'Sg.'   Le  Chiose  irlandesi  del  codice  di  San  Gallo,  ed.  Ascoli, 

1880. 
*Skene.'    The  Four  Ancienl  Books  of  Wales,  Edinburgh, 

1868. 
'Z^.*    Graramatica  Celtlca,  ed.  Ebel,  Berlin,  1871. 


L    Liber  ex  lege  Moysis. 

a.   From  Exodus. 

1.  mi  (gl.  sopulaj.  MS.  p.  2.  The  context  is:  »perforauitque 
aurem  eins  sopula«  (Exod.  xxi.  6).  Here  perforauit  Stands  for 
perforabit,  sopula  for  subula,  and  mi  for  minauet  =  menauet 
Cath.,  now  menaoiied  or  minaoued  *an  awl',  W.  mynatvyd,  Corn. 
benewez  (Lhuyd),  Ir.  menad. 

2.  giu)  (gl.  industria).  p.  2.  The  context  is:  »Si  quis  de  in- 
dustria  occiderit«  (Exod.  xxi.  14,  where  the  Vulgate  reads  'per 
industriam').  We  have  here  the  first  syllable  of  some  word 
compounded  with  the  prep.  jfwo,  Ir.fo,  Gaul,  vo^),  and  cognate, 
perhaps,  with  the  Mid.  W.  gaual  Z^.  845,  now  gofäl  'cura', 
*sollicitudo'  (Davies),  from  gm  and  mal  =  Corn.  mal  'will', 
'desire',  Mid.  Br.  mall  'impatience' :  deuet  troz  heuz  ma  maU 
harn  leff,  PB.  42:  mall  creff  ho  deveux,  272.  With  mal,  go-fal 
Prof.  Bugge  compares  fiiiloi,  fieXir^,  Curtius  G.  E.  No.  466. 

3.  ar  (gl.  expetiaerit). 

4.  on  (gl.  arbitri).  p.  2.  The  context  (Exod.  xxi.  22,  Vulg.)  is : 
»Subiacebit  damno  quantum  maritus  mulieris  expetierit  et  ar- 
bitri iudicaverintc.  Ar  may  be  the  beginning  of  a  verb  cog- 
nate with  O.  W.  di-erchim  'ad  poscendum',  W.  erchi  'to  ask', 
arch  'petitio*  Corn.  arghaf  'mando',  O.  Ir.  arco,  all  of  which 
have,  according  to  Windisch  (Kuhn's  Beitr.  vni.  1),  lost  initial 
p  and  are  cognate  with  Skr.  pragna,  Lat.  preces,  Goth.  fraihna. 
But  perhaps  it  is  the  first  syllable  of  a  verb  compounded  with 
the  prep.  ar:  cf.  No.  312. 

on  is  probably  the  first  syllable  of  some  word  like  *onma' 
nerton  =  the  modern  unvanerien  'arbitres',  'conciliateurs',  from 
unvan  {unvan  ha  leal,  PB.  148;  unvanou,  PB.  275),  where  un 
(=  W.  un,  Ir.  oen)  is  the  unaugmented  form  of  the  numeral 

^)  In  Yo'hergmsiSj  Glück,  Keltische  Namen,  89. 


432  Whitley  Slokes, 

foiind  in  composillon  (un-liu  *unicolor',  img-caloii  *iinicors')  Z  ^. 
315.  The  changc  of  u  to  o  is  fouud  in  in  on-vrct  (gl.  ideni) 
Bernc  53,  (ms.  ni  otiuref),  =  a  Welsh  yn  un-fryd  (Rhys),  and 
in  thc  augmented  form  of  Ihis  numeral  in  Cornish  ojio^i,  onan, 
Z\  315,  otww,  BM.  3935. 

5.  eis  (gl.  adustionem).  p.  3.  The  context  (Exod.  xxi.  25)  is : 
»adustionem  pro  adustione,  vulnus  pro  vulnerec  This  seenis 
to  be  the  equivalent  of,  or  cognate  wilh,  the  Mid.  Er.  ([nis^) 
(now  ÄJ^),  'recur,  'relour',  'arriore';  kiza  *reculer\  'retournei', 
and  to  mean  here  'retaliation ,  *returning  of  like  for  like\ 

ü.  de^i  {gl.  acervos).  p.  4.    The  context  (Exod.  xxii.  6)  is:  »Si 

ignis comprehenderit  acervos  frugum«.    Desi  is  the  pl. 

of  das  =  O.W.  das  (o  diis  gl,  acervo,  Juvencus,  p.  45),  Mod. 
W.  das  'acer\'us,  proprio  ut  vulgö  suniitur  segetis,  foeni,  vel 
similiuni',  Davics:  Ir.  dais  f.  gen.  dire  do  daise  arba,  i  Senchas 
Mör,  IGG,  .1.  it  cruaich  arba,  ibid.  170.  The  ä.S.  tass  seems 
cognate,  and  from  Ulis,  or  some  similar  Teutonic  fomi,  comes 
the  French  tas  ^).  The  umlaut  in  dcsi  of  the  a  of  das  is  note- 
worthy,  So  infra,  in  brientin,  centet,  ct'ple,  ccrpit.  dar-leber.., 
er,  gucscim  and  rfö . . 

Over  »dolauit«  (Vulg.  dotabit)  in  the  plirase  >dotauit  eamc 
(^Exod.  xxH.  16^  p.  4,  is  wrilten  e,  which  is,  perhaps,  Uie  initial 
of  some  verb  cognate  wilh  the  modern  Welsh  cynnysgactha 
{cynnysifaeddu,  Davies)  Ho  endow\ 

7,  cnnctiidterHo  (gl.  nouorum).  p.  G.  The  context  is:  >sicut 
precipi  tibi  in  tempore  mesis  *)  i^Vulg.  mensis)  nouorum  quando 
egresus  t^  de  egiptoc  (Exod.  xxui.  15).  Here  ai  for  in  is  the 
preposition,  elsewhere  in  these  glosses  in  or  #:  and  neuidteruo 
is  for  nciiidt^roii,  the  pl.  of  naudter  =  W.  ncicydd-der  'newness\ 
*novelty\  Here  fhe^ud,  later  fk^iu'-  is  =  liOrn.  neicyth,  Ir.  nüe, 
Gaul.  novjOy  Skr.  futvya ,  the  j  bocoming  <(/.  and  then  dy  as  in 
many  British  words.  For  the  umlaut  in  neuid  of  the  o  of 
"^noffnid,  cf.  gudcet  infra  No.  ioi  ^=  colctL  and  Enu*b,  infra 
Xa  286,  =  Amobius.    For  the  wriling  ho  for  wi  compare  ölguo 

M  Gar  quis  *retro',  Calh.;  oar  hr  quis  ^swv  sou  iwul*.  PB.  255;  voar 
WM  gtiw.  Buh.  12.  52. 

*)  It  is  sad  to  see  Littre  hort^  quotin^  tlio  uoiwxistent  Uaelic  ta»  and 
the  Breton  verb  ciä^^imu  *ama$ser\  whorv  «iciic,  for  daz,  \s  a  Compound 
pr^tix  from  dthot.  Ir.  doaith.  ZK  IHM'n  W7, 

')  Over  *ine!M$*  i$  wntteu  y.  Mr.  Itrailsliaw  plausibly  conjectures 
thal  this  means  veuitive  case*. 


The  Breton  Glosses  at  Orleans.  433 

infra  No.  119,  dadluo  (gl.  antropas)  MS.  Hatton,  42,  and  O.W. 
cmmmanhuo  (gl.  scropibus)  Juv.  77. 

8.  Imi  (gl.  adeps).  p.  6.  The  context  is:  »nee  remanebit  adeps 
soUempnltatis  meae  usque  in  mane«  (Exod.  xxiii.  18).  This  is 
the  Breton  equivalent  of  the  0.  Ir.  Uon,  hon  (gl.  adeps)  Sg. 
70a,  125a,  whence  lönaichti  (gl.  adipati,  crassi)  Ml.  20a.  I 
conjecture  that  initial  p  may  have  been  lost  and  that  nlovioq 
may  be  cognate. 

b.   froni  Lemticus. 

9.  diblo  (gl.  infitias).  p.  7.  The  Vulgate  here  has:  »Anima 
quae  . . .  rem  perditam  invenerit  et  infitiaws  insuper  pejeraverit« 
(Lev.  VI.  3).  Diblo  seems  the  pL,  or  the  beginning  of  the  pl., 
of  some  Word  meaning  ^deniaF,  but  I  cannot  explain  it. 

10.  gufor  (gl.  clibani).  p.  7.  Context:  »siue  clibani  siue 
scitropes  [chytropodes  *pots  with  feet',  Vulg.]  destruentur« 
(Lev.  XI.  35).  This  seems  to  be  the  first  flve  letters  of  *gufomiou, 
where  gti  is  the  common  prefix  gtw  (Ir.  fo,  vno),  here  implying 
diminution^),  and  fomiou  is  the  pl.  of  forn  (Corn.  forn  gl. 
fornax  vel  clibanus),  W.  ffwm,  Ir.  som,  a  loan  from  the  Lat. 
furnus.  The  meaning  would  then  be  'small  ovens',  and  it  will 
be  remembered  that  the  clibanus  was  portable  and  smaller 
than  the  furnus. 

Over  'scitropes'  is  written  t,  the  initial  of  *trepediou  pl.  of 
*treped,  now  trebez  *trepied*,  *ustensile  de  cuisine  qui  a  trois 
pieds',  Corn.  tribet  (gl.  andena),  W.  trybedd,  all  borrowed  from 
Lat.  tripes. 

11.  eidguin  (gl.  aucupio).  p.  8.  Context:  »Si  uenatione  aut 
aucupio  caeperis  feram«  (Lev.  xvu.  3).  The  gloss  seems  to 
stand  for  eidn-guinot,  where  eidn  =  ezn  *oyseau'  Cath.,  Com. 
ethefiy  O.Br.  ein  (in  etn-coilhaam  gl.  auguro,  Z  \  1053),  O.  W., 
pl.  cetinet,  Ir.  ^  (all  cognate  with  nirofjtat,  pattrin,  penna, 
fedara),  and  guinot  is  a  loan  from  the  Latin  venätt^.  So  in 
Old  Er.  guinod-roUou  (gl.  plagae)  Herne  56. 

12.  CO  (gl.  indegenis).  p.  8.  The  context  is:  »quam  de  inde- 
genis  lauabit«  (Lev.  xvii.  15),  the  words  'de  eodem  genere'  being 

*)  Gompare  the  W.  go-afael  *a  slight  hold',  go-air  *a  half-word\ 
gO'bant  *a  little  dingle',  go-fram  *a  feist',  go-drem  *a  glance\  So  in  Irish : 
fO'dhäla  .i.  mionchuiseanna  O'GL,  fo-dhord  'murmur^  ib.  fo-chäs  *slightly 
Curling',  O'Don.  Gr.  277,  fo-dhaoine  *peasantry',  4  MM.  A.D.  1152,  fo-chrodh 
*small  cattle',  ibid.  A.D.  1336,  fo-bard  *bardling',  fo-gheag  *branchlet', 
O^Don.  note  to  4  MM.  A.D.  1336. 


434  tt^i^ley  Stok«. 

WTitteii  over   -de  indegenis'.    Here  we  have  tbe  first  =yllabk 
of  fhe  pi.  o>jiu)i->u,  infra  Xo.  19. 

13.  aiäiHO': (7\.  Ron  diäcoperies«.  p.  S.  Coatext:  >turijitud!neia 
matris  tuae  aon  di£co[o]peries«  (Lev.  svul  7 1.  This  gloss  al^ 
may  be  completed  br  tbe  aid  of  one  lower  down,  \o.  i5.  II 
Stands  for  ni  dittoeihi,  wbere  ni  is  the  negative  particie,  latei 
ne  {Z\  751)  and  dinoethi  is  tbe  ^d  sg.  pre;.  ifuL)  of  a  rerb 
=  W.  dinaethi  'to  make  bare'  (Seiotgr.,  p.  4ü<!)).  Ir.  diiiodUaim, 
Lat.  dtnitdo  tfram  *(fe-»4riVf(],  'rig-Hu^iiitJoi,  cognate  with  GoLb. 
naqiaihs,  Engl,  nalcd. 

Over  'feditateni'  in  the  pa5=age  »nee  reuelabis  feditateni 
eius«  (Lev.ivüi.  19l.  p.  9.  is  «Titten  l.  wbich  probably  Stands  foi 
*breiHter  =  Mid.  Br.  brciadcr  -putredo'  Cath.  Ornate  witb  \V. 
braen  'rotten',  Ir.  bren  (gl  foetidus).  And  over  'coitu'  in  the 
phrase  >coitu  femineo<  \Ley.  xvm.  ü)  is  written  e.  Tbe  same 
]etter  is  over  'coire'  in  the  pbrase  ^JuDleota  non  facief  coire 
cum  alteriuf  generis  animanlibusc  yh^v.  xix.  19). 

14.  Ml  iHUigl.QOßdemoreturVp.  9.  Context:  >N<hi  deiuoretui 
merct>£  [Vidg.  'morabitur  opus']  mercennahi  (?k/  apud  te  usquc 
in  Diane«  iLev.  xix.  13\  As  to  ni  see  Xa  13  supra.  Prof. 
Buj^  tbiokf  that  inu  mar  be  Tor  inufdU,  and  conipares  Uu 
Welsb  b-jd  yii  icedditl  to  remain.  gtcsädill  renmaot. 

15. /'Kclgl.  uabulabunturi.p- 10.  TheVuIgateberetLeT.  iix 
30)  has  'vapulabuot'.  Free  must  be  the  flrst  syUable  of  the 
3d  pl.  fut.  pass.  of  tbe  O.Br.  verb  represented  by  the  Mid.  Br. 
frfgaff.  wbicb  is  said  to  be  =  hegaff  'quatire'.  Cath. 

Iti.  res  t.gl>  radatis).  p.  10.  Context:  >nec  radatis  [Volg. 
radetis]  barbani«  (Lev.  xix.  ^7).  Tbis  seems  (he  first  syUabk 
of  tbe  2d  pl.  fut.  t'rtsiti)  of  the  rerb  *rasam  =  Mid.  Br.  nuaß 
'raire\  'rädere'  Catb. 

17.  danentuti  •:  r<k  (gl.  ariolts).  p.  10.  Context:  >Nec  ab 
ariotis  aliquid  sciicitaminic  ^Lev.  xix.  31).  Here  we  seem  to  harc 
Ibe  Breton  cognate  of  tbe  Irish  do-aur-chanim  (gl.  sa^xi),t/üniüitA 
'pn^hetia'  Z*.  880,  iarchdlid  'sootbsayer'.  For  dar  \s^do-\- 
or,  Z\  906.  and  in  tbe  rest  of  tbe  word,  wbich  1  would  read 
dareefm&ieion,  witb  tbe  accent  on  the  second  e  ^).  we  certainlj 
find  tbe  root  am.    The  second  »  may  be  due  lo  the  accent 

■I  rt.  nVi.  lOfMJk-rtieiom.   Hart.   Pjn    Saa.    whri«  Ihe  1  aeam  du»  Ir 


The  Breton  Glosses  at  Orleans.  435 

The  modern  diougän  {=  do-guo-can)  and  the  W.  dar-o-gan 
(d(har-gtio-can)  are  formed  from  the  same  root.  The  rd,  with 
which  the  gloss  ends,  should,  apparently,  be  read  rannöu,  the 
pl.  of  rann  *rapsodie',  'morceau  de  poeme  chante  par  les  rap- 
sodes'  (H.  V.  in  Legonidec).    This  is  the  Ir.  rann  *a  quatrain'. 

18.  loit  (gl.  cano).  p.  10.  Context:  »Goram  cano  capite  con- 
surgec  (Lev.  xix.  32).  This  is  the  Mid.  Br.  loet,  Cath.,  Corn.  luü, 
loySy  W.  llioyd,  h*.  liat\  an  Old  Geltic  Heta,  which  Rhys  would 
conneet  with  Skr.  palita. 

19.  cogumou  (gl.  indegena).  p.  10.  Context:  »sed  sit  inter 
vos  quasi  indegenac  (Lev.  xix.  34).  This  is  the  plur.  of  co-guen 
=  Ir.  ^coibin,  whence  coibnes  'affinitas'  Z  \  788,  from  con  -j-  fin 
(also  in  fin-gal  'parricidium'),  which  is  cognate  with  A.S.  wine 
*friend',  O.Sax.  toini,  O.N.  vinr. 

20.  .i.  eltroguen  (gl.  nouerca).  p.  10.  Context:  »et  qui  dormierit 
cum  nouerca  suac  (Lev.  xx.  11),  Corn.  altnuin,  W.  elldretvyn. 
In  Middle  Breton  this  word  seems  to  have  become  itronn  or 
itron  *lady',  the  fem.  of  atärou  'lord*  =  Corn.  altrou  (gl.  vic- 
tricus),  W.  aiUraw  *god-father'. 

Over  *nuro\  in  the  passage  >si  quis  dormierit  cum  nuro 
suo«,  Lev.  XX.  12),  p.  11,  is  written  g,  the  initial  of  guhid, 
Mid.  Br.  gouJiez,  Com.  guhit,  W.  gtvaudd. 

21.  col  (gl.  nefariam  rem,  Lev.  xx.  17).  p.  11.  This  is  the  W. 
cwl,  'culpa',  'peccatum',  Ir.  col,  gen.  in  chuü  (gl  piaculi)  Ml., 
cited  by  Muratori  Antt.  Ital.  in.,  col.  871.  In  the  Collatio 
Canonum,  Bibl.  Nat.  Ms.  Lat.  12021  we  have  *piacula  .i. 
abscenia  [leg.  obscoena]  .i.  caul. 

22.  aimseudeticad  {gl  reuelauerint).  p.  11.  The  context  is: 
»eo  quod  turpitudinem  suam  mutuo  reuelauerint«  (Lev.  xx.  17).  I 
conjecture  that  this  difficult  gloss  (which  is  clear  in  the  ms.)  should 
be  aimseudeticad  (gl.  mutuo  reuelauerint),  and  that  it  should  be 
analysed  thus:  aimscudetic-ad  .  .  .  The  epenthesis  ai  has  not 
hitherto  been  found  in  the  older  forms  of  the  British  dialects 
{ei,  e,  i  are  the  current  forms,  Z  \  83, 84).  But  it  certainly  seems 
to  occur  not  only  here,  but  in  comairde  infra  No.  54.  We 
may  therefore  regard  aim-  as  a  form  of  im-  from  amU,  the 
preposition  signifying  reciprocal  or  mutual  action  (Z*.  898). 

The  s  may  stand  for  es-,  the  privative  particle  found  in 
Mid.  Br.  es-uezaif  'abesse'  Cath.,  Corn.  es-kar  *inimicus',  W. 
es-garant:  compare  s-crocat  infra,  No.  115. 


4;^  wti'^j  st^zkis. 

r.Si:i-:  is  ihe  v:^:erl:e  rorticirlr  r.i5SLTr  =et  iura  Ne.  67 
r:"  j  v-rb  =  Mi-d.  Br.  .isu'.:".  Cm.  .-^'if.  W.  mM'.  -j  cicoeal' 
Äfr>*.    Skr.   jäü   »irrn:  •tf-.v.w,     T^riillez'.  •itüricej:*.   Aj5 

iT.  cc^'l:".i:  Af^fr  i  r-::^.  riin-  ras?,  cd  ±e  >C*i£»?  W^ä  fonns 
vV.iV.  rv  :h»£  !i:£  Evn.iri:  Et-izs-  .  nf-o!2Ni»>Ai-.'«ii  isati  beer 

m  m 

:i»i±:\  fHAAAfr-.'vr  -bii  -etc  r^r^c ,  ATWRAft--;cf;  ttss  :cc:zo 
£5.  v*ii*.fi^    r!-  -»:c  i5CCCl£^jt*i^ .  r    11. 

thC^rr  Lccif  :  :':c  l  ^  :,>r:c  ber^  ja?  ii  X:i5w  154^  ±2L  236 
f74  xnc  i^ll  :crx 

rmoMirr  2?  =  VV.  rtr^fco^  i  ^x^^siZr^sr-riir  frort  *»■» 
mat:  .•d  i>«%'Mc«  Zii^cir-    T!ä  sUhZce  wvri  ->xar5  ±ca  Xo 

«  c  i?  =  %ici  fr.,  rufcci*  'rrri  N,\  ?4.  -ült^t  «•&  Com.  «mI 
VT.  «;ci,  !r.  ^vhc,  Ijl!:.  ^wrä  irad  xät  w^nri?  Äfced  &y  Cor 

A.  ^vi  wv  ?r:c  -r.  jfef»/f5.  r^^wjDrs  L^rn  X,>>  An.  Äk  S^ 
T!ije  :er*rL;'>twCC  -a.  tbr  r^ryx^ar  fornf  rc  :äsf  ICiL  5fc«t.  Sim 
^.  ?JX-  icc.  .^•.  511.  ^  :o  S-  .vcTj^ii:^  wrti  -^  ia  :iif  j 


^9mh9  «  v>nrti;  i'iliMfi^^.  \.vi.  v>aii)miiai^  J^^cL  1SE3L  ^  n 


The  Breton  Olossed  at  Orleans.  437 

26.  dorguid  (gl.  pithonicus).  p.  11.  Gontext:  »Vir  siue  mulier 
in  quibus  pithonicusc  (Lev.  xx.  27).  If  we  compare  this  gloss 
with  darleher  (gl.  phitonicus)  infra  No.  296  and  tor-leberieU 
(gl.  phitonistarum)  *ventriloquists'  Ms.  Lat.  12021,  we  see 
Ihat  dor  here  slands  for  torr,  tor,  tar  'venter',  now  fewr,  in 
Vannes  tor,  Corn.  tor  ^),  O.W.  torr  *),  Ir.  tarr,  all,  perhaps,  cog- 
nate  with  Vedic  trshu  'gierig,  lechzend,  verlangend'  (Grassmann) 
and  O.N.  thurs  (thuss)  *giant' ').  Guid  Stands  for  guidol  =  W. 
gtoyddol  'scientific',  a  derivative  of  the  root  VID.  Prof.  Rhys 
suggests  that  the  torguis^)  (gl.  fido),  toruisiolion  (gl.  fidis)  of 
the  Luxemburg  glosses  may  be  connected  with  our  dor-guid. 
If  so,  *fido'  Stands  for  'pythio',  and  'fidis',  for  'pythiis'. 

27.  cre  (gl.  sicatricem,  leg.  si  cicatricem).  p.  11. 

28.  huisicou  (gl.  papulas).  p.  11. 

29.  inpü  tax  (gl.  inpetiginem).  p.  11.  The  context  is:  »Si 
fractum  si  [ci]catricem  habens,  si  papulas  aut  scapiem  uel 
inpetiginem,  non  oflferetis  ea  domino«  (Lev.  xxii.  22). 

In  cre  we  have  the  first  three  letters  of  creith,  pl.  creithi 
(gl.  ulcera)  Lux.,  later  with  the  singulative  -enn,  crezenn  (Cath.), 
now  kleizen,  W.  creitheny  Ir.  creckt. 

huisicou  is  the  pl.  of  huisicenn,  later  huysigaenn  'ampuUa', 
'pustula',  Cath.,  now  c^houSzigen,  W.  chtvysigen,  also  gtoysigen 
=  Corn.  gtmgan,  borrowed,  according  to  Prof.  Rhys,  from  Lat. 
vesica.  Other  instances  of  hu  from  v  may  be  hoari  *jouer' 
=  W.  chwarae  (also  gwarae\  huerzin  'rire'  Cath.  =  W.  chwerthin 
(also  gwerthin)^  hoanenn  'puce'  =  W.  chwannen,  NHG.  wanze, 
and  hueurer  'feburier'  =  W.  ckwefror  'February',  from  a  low- 
Latin  *Vebr(Jl/rius.  (Rhys,  Arch.  Cambrensis  v.  55).  The  Mid. 
Br.  hoaM  'carpere'  (cf.  Lat.  vellere)  and  the  W.  chwa  'aura' 
(root  VA,  Fick',  i.  759)  may  also  be  instances  of  this  change. 

inpü  must  be  a  loan  from  impetigo,  and  ^ar  probably 
slands  for  the  adj.  *tardol  =  W.  tarddawl  'issuing',  'springing', 
cf.  tarddwreinyn  (gl.  impetigo)  Davies.  The  Mod.  ßr.  cognate 
is  tarza. 


1)  In  tor-cigel  (gl.  uentris  lora)  Z*.  1062,  tor  (gl.  uenter)  Z*.  1066. 
*)  hOT  elin  cihviun  hi  torr  'ab  ulna  usque  in  ventrem'.   Z*.  1060, 691, 
where  torr  is  misrendered  'palmam\ 

•)  So,  as  Fick  (m.  132)  remarks,  O.Kjöiutm  comes  from  etan  *toeat\ 
*)  For  tOT'guisiol, 


H 


■I     '. 


43g  Whittey  Siokes, 

Over  *scapiem*  i  e,  scabiem  is  written  t,  which  Stands  for 
Hruscenn,  now  trousken,  *croüte  qui  se  forme  sur  une  plaie, 
^caille  legere  qui  survient  sur  le  peau',  Ir.  trusci  (gl.  scabiem) 
Parker  134. 

30.  attal  (gl.  uicarium).  p.  12.  Context:  »Qui  percuserit 
animal  reddet  uicarium«  (Lev.  xxiv.  18).  This  is  the  Welsh 
ixtdal  'repayment'  and  is  compounded  of  the  particle  cU-, 
later  ae-,  Ck)m.  os-,  W.  crf-,  Ir.  aüh-  (Z*.  900)  =  Gr.  h$,  Skr. 
ati,  and  täl,  probably  cognate  with  Ir.  taue  (gl.  salarium),  and 
Gr.  tiiog  *tax\  'duty'. 

31.  adinosoi  (gl.  qui  inrogauerit).  p.  12.  The  context  is: 
>Qui  inrogauerit  maculam  cuilibet  ciuium  suorumc  (Lev.  xxiv.  19). 
We  have  here,  I  think,  as  in  a  dorn  infra  No.  203,  the  relative 
pronoun  and  a  verb  in  the  3d  sg.  conj.,  compounded  with  three 
prepositions  di-in-guo.  The  root  is  to  me  obscure.  For  the 
termination  compare  the  foUowing  Old  Welsh  forms  cited  by 
Evander  Evans:  creddoe  'credat',  gtdedichuy  'dominetur',  cothvy 
'loedat',  digontoy  *faciat',  cartoy  'amet',  rodwy  *det',  syUwy  *videat', 
cattoy  'servet'. 

32.  ipn  (gl.  ualere).  p.  13.  The  context  (Vulg.)  is:  »Si  statim 
ab  anno  incipientis  iubilei  voverit  agrum,  quanto  ^)  valere  polest^ 
tanto  asstimabitur«  (Lev.  xxxvii.  17).  This  gloss  is  obscure. 
Possibly  here,  as  in  Nos.  96,  131,  266,  315  infra,  ihep  is  mis- 
written  for  />,  the  A.S.  sign  for  th  (cf.  gwrpait  gl.  fusam,  Lux., 
leg.  gurpait,  gurthaU  gl.  fusum)  and  the  n  (if  not  for  *nimeram, 
later  niverctff,  nivera  'nombrer')  should  be  read  u,  i.  e.  v,  the 
vocalic  infection  of  b  (bam,  hri?)  or  m  (mennoz?).  The  gloss 
would  thus  mean  »in  thy  estimation« '),  and  ith,  later  ez,  is  the 
possessive  pron.  of  the  2nd  ^.  sufBxed  to  the  prep.  in,  Z  \  389. 

f; :  33.  pns  (gl.  punderabitur).  p.  13. 

34.  arga  (gl.  obelos).  p.  13. 

35.  ampar  (gl.  habet),  p.  13. 

The  context  is:  »Omnis  aestimatio  siclo*)  sanctuarii  pun- 
derabitur siclus  *)  jcx.  obelos  habetc  (Lev.  xxvn.  25).  Here  pus 
(for  puisT)  is  the  first  syllable  of  the  3rd  sg.  fut.  pass.  of  the 


•i" 


\'-\ 


t  , 


*)  Manuscript,  qwmdo, 

*)  cf.  the  Anthorixed  Version  (Lev.  xxvn.  17)  >If  be  sanctify  bis  field 
from  the  year  of  jabUee,  according  to  thy  estimation  It  sball  dtand.« 
*)  Manuscript,  n^, 
*)  Manuscript,  9iglo9^ 


The  ßreton  Olosdeft  oi  OrleanSi  489 

Old  Bret.  verb  equivalent  to  Mid.  Br.  poesaff  •peser',  Cath., 
now  poeza,  pouem,  W.  pwyso,  loans  from  Lat.  pensare.  So 
Ir.  piss  Corm.  from  pensum,  as  ds  from  census.  The  Gorn.  poy^, 
Ir.  pes  (In  pes-bolg)  are  also  from  pensum. 

arga  Stands  for  argant  *argenli',  Cath.,  Com.  ärgems,  W. 
afiafU,  arian,  Ir.  argat,  Gaulish  Argento-TSLium,  Z\  845. 

In  ampar  we  have,  perhaps,  a  loan  from  the  Proven?al 
amparar,  emparar  'saisir',  'prendre'  (Fr.  s'emparer),  Burguy 
III,  282. 

c.   From  D&uteronomy. 

36.  düucet  (gl.  anathema).  p.  14.  Contcxt:  »ne  fias  ana- 
thema«  (Deut.  vn.  26).  This  mäy  be  the  Infinitive  or  verbal 
nomi  of  some  verb  compounded  with  the  privative  particie  di-  Z. 
894,  and  meaning  *to  deprive  of  light'  (W.  llug  *lux',  luraen'), 
*to  excommunicate.  Compare  the  Ir.  gloss  coindel'b(d)thadh, 
lit.  *candle-extinguishing'  (gl.  anathema),  Ir.  61.  No.  845,  the 
phrases  sith  Mitte  coindel  4  MM.  A.D.  1225,  iar  ndenamh  easc- 
caoine  7  bafhadh  coindell  ibid.  A.D.  1233,  and  the  ceremony  of 
excommunication  described  m  a  ms.,  about  1190,  published  by 
Marlene  1).    The  root  is  LÜK,  Curtius  G.  E.  No.  88. 

37.  doguor  (gl.  connubuerit,  Deut.  xxn.  28,  ms.  eoncupuerit), 
p.  15,  the  flrst  two  syllables  of  some  verb  (^doguoruedam?)  com- 
pounded with  the  prepositions  do  and  gum  (so  dchgwr-howneu 
infra  No.  52)  cognate  with  the  modern  gourvee;  gourveza  *se 
coucher',  Com.  growefhe,  W.  gor-wedd  *to  lie'.  Ho  rechne'. 

38.  guomonim  (gl.  pulliceri,  Vulg.  polliceri).  p.  15.  The  con- 
text  is:  »Si  nolueris  polliceri  absque  peöcato  eris«  (Deut.  xxiu.  22). 
This  is  an  Infinitive,  Compounded  with  the  prep.  guo,  Z^.  904, 
and  cognate  with  the  W.  gcfun  *to  vow',  and,  as  Prof.  Bugge 
thinks,  mun  'band'.  The  gloss  guomone  (gl.  territorio)  infra 
No.  249  may  be  connected,  if,  as  he  conjectures,  it  origi- 
nally  mearit  vno^siqhöv.  For  the  termination  in  -iw,  cf.  Old 
Bret.  diprim  (gl.  essum)  Lux.,  hepcorm  Berne,  44,  silim,  dem^ 
guescim  infra  Nos.  56,  285. 

39.  din  (gl.  conflatilem,  Vulgate  conflatile).  p.  15. 

0  Twelve  priests  stand  round  the  bishop  with  larops  or  torches  in 
their  hands,  and  after  the  conclusion  of  the  sentence  they  cast  them  on 
the  ground  and  stamp  out  the  light  beneath  their  feet.  —  Smith^s  Diäio- 
nary  of  Christian  ÄnHquities,  l  641. 


440  Whiüey  Stokes, 

40.  er  (gl.  domiiii).  \\  15. 

The  context  is:  »Maledicius  homo  qui  facit  sculptilc  e 
cotiflatile  doinini«  (Deut,  xxvii.  15). 

Here  din  is  tho  first  three  letters  of  d'mouti  'fusus'  Cath. 
W.  dineu  'effundere'  (Davies). 

er  may  possibly  be  a  loan  from  the  Latin  lierus,  bcttei 
erus ').  But  more  probably,  it  Stands,  as  Buggc  tliinks,  for  *erUfk 
=  Com.  arlvih,  W.  arlwydd,  arglu-ydd.  Compare  ir  ...  infra 
No,  AG.  

IT.    BemiasioneB  Feocatonun. 

41.  «it»  (gl.  admisomm),  p.  17.  The  context  is:  ladmisoruti 
scelerum  remissio  obtinctiir«.  >See<,  says  Mr.  Bradshaw,  >Joanr 
Cassiani  collationes  ed.  Lugd.  1606,  8vo,  p.  549.  The  passf^ 
is  said  lo  be  frotn  Isaiah  xuu,  according  to  the  Septuagint. 
Here  alo  may  stand  for  the  pl.  of  the  past  participle  (aloisctie^ 
of  a  Verb  =  W.  allwys  'effundere'  (Davies). 

42.  moid  (gl.  finicum).  p.  17.  The  context  is:  »Etsi  fueric 
pDccata  uestra  ut  fraicum  ut  nix  dealbabuntnr*.  Here  for  'finicun 
(r.  e,  phceniceum  'purple-red')  the  printed  copies  have  'cot 
cinum',  as  in  Isaiah  i.  Bugge  conjectures  that  the  ignorar 
glosser  took  'finicum'  to  be  a  derivative  of/enit»»,  foenum,  an 
that  moid  is  the  beginning  of  a  word  which  (like  Old  Fr,  mm* 
Span,  meda  'häufe  garben',  Lomb.  ttieda  'häufe  heu',  Ital.  md 
'misthaufe')  comes  from  the  Lat.  tiiUa  (cf.  fenuni  in  meta 
exlruere,  CoL  %  19).  Other  Old  Breton  examples  of  oi  from 
are  Tloi-lan,  Eacl-moini,  Hoiar-scoil,  Z^.  97,  and  see  No.  1 
supra.    For  d  from  Latin  t,  cf.  sovdan,  raä,  infra  Nos.  64,  17^ 

43.  ma  (gl.  labis).  p.  18. 

44.  dutimen  (gl.  exquoquilur).  p.  18. 

The  contest  is:  »Nonnunquam  misericordiae  et  fidei  merit 
labis  exquoquitur  \\fig.  labes  excoquilur]  uitiorumc  Here  m 
are  the  first  two  letters  either  of  *tnacl  =  Lat.  nuunäa,  "W 
mt^l,  or  of  *mann  =  W.  taann  'a  spof  (pl.  manncu,  Seintgi 
2G9),  cognate  witli,  or  a  loan  from  the  Latin  mcndum. 

dutimen  (for  *dtäimcner?)  seems,  as  Mr.  Bradshaw  su^esl 
connected  with  the  dodimenu  (jgL  decre[s]cit)  of  the  Luxembui 


The  Breton  Ölosses  at  Örieand.  441 

glosses.  The  t  may  stand  for  an  infected  d,  and  the  Latin 
diminuo  (whence  diminuaff,  Gath.)  is  either  cognate  with,  or  the 
source  of,  both  the  verbs  just  quoted.  The  modern  Welsh 
difanw  *despicable',  *dwindling',  may,  as  Prof.  Rhys  says  %  be 
connected. 

V.    The  Paragraph  'ex  Adam  usque  ad  Kinum^ 

45.  vi  (gl.  summa),  p.  19.  The  context  is:  »Summa  autem  ab 
Adam  usque  in  Stilliconem  anni  .v.  milia.  cc.  ||  ccc.  Ixxxii.«  Here 
ri  Stands  for  *Ww  =  W.  rW/" 'numerus',  O.-Ir.  do-rimu  'enumero', 
from  a  root-form  rä  =  ar  in  O.Ir.  äram,  Curtius  G.  E.  No.  488. 
For  long  i  from  ä,  cf.  Hin  No.  210  infra  =  Skr.  glana  (Bugge), 
ri  =  Skr.  räjä  and  see  No.  165  infra. 


VL    The  Four  Eztraots  about  divorce. 

From  Hermas. 

46.  ir  (gl.  quatinus).  p.  20.  The  context  is:  »Interrogaui 
deinde  eum  et  dixi  ei  Domine  quantinus  pro  patientia  tuac.  I 
cannot  explain  this  gloss.  Mr.  Bradshaw  refers  to  Hermae  Pastor 
(ed.  Cotelerius  in  the  Patres  Apostolici)  Mand.  4,  sect.  4:  'Do- 
mine quoniam  patienter  me  audis,  etiam  hoc  mihi  demonstra'. 
Perhaps,  as  Bugge  suggests,  it  may  be  intended  for  'Domine'. 


IX.    ^Discite  a  me  quia  mitis  siim'. 

47.  goui  (gl.  conpescat).  p.  23.  The  context  is:  »Vitamque 
nostram  a  prauitate  compescat.€  This  gloss  must,  as  Bugge 
thinks,  be  intended  for  'prauitate',  and  be  derived  from  gou,  now 
gaou  'faux',  'tors',  Com.  gaw,  W.  gau,  Ir.  gdo,  gö,  which  have 
been  compared  by  Fick  with  yavaog  and  the  Hesychian  Yavaädag; 
ip€vdf}g.  For  the  ending  compare  glisi  *livor',  W.  tlodi  'pau- 
pertas',  Com.  berri  'pinguedo'. 


X«    The  eolleotio  oanonum  hibemensis. 

48.  erguinit  (gl.  molirentur).  p.  25.  The  context  in  Wassersch- 
ieben (i.  5)  is:   »Porro  episcopus  non  ab  uno,   sed   a  cunctis 


')  Bevue  CeUique,  i.  161. 

Zeitschrift  fttr  vergl.  Sprachf.  N.  P.  VI.  6,  29 


44f  *2±Jfft'  5::«?^ 


IZJ!-?  iJX^^  «:a  tD:r.:ir*L:f  ftf>V^*"-<.  Tu?  ^  i  Tf»:t  r:  tbc 
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T.  €"  Vre  zercciTzzK  -  7.  HfTr  i-^  i?  ize  zt^pxiTr  rarücii 
«i!fv;r.  is  =  C.:cz-  v-o'di.  C'.W.  vu%«?  Z*.  !i>.  zcw  JUinwiJ 
±e  i  r^riliTiT  rfcrsseczr^  i».  ttz-tTt.  is  :ft£C  Iz  (£:>=«.  \hi 
X  11-3,  Czrz-is  G.  51'  -5fS  «  *v. 

Tbe  rrzrts-i  crct^xt  is:  >X:sac  T«r>  a-?«  ^»nises.  phire 

acazt  T*  qnorsz  5czt  c^^'ü?  vieMrit:  t«.1  «isseqans.   t^  pn 

czfbc?  zLiicrcai  qaisyiaLm  rv^Tvritc  y^:.  7\    Tbe  fxraer  ^los 

naiT  efth«-  izean  nvrr  5CKvth\  or  trriy  staad  fL>r 

Ü»  pret.  parL  rass^  of  a  T«i»  ccKj.vu»ied  w:c!t  ±ie  prep 

Z*.  S05,  and  the  BrvHoa  e^iuivalvnt  rf  tze  WeJsh  JTjfM  o 

ttfpum  -to  sc::«>xh\  a  vierlvatiw  of  :he  ac\  ii^pi  =  Ir.  dämm 

•hibrlciB'  Z*.  777.  rvv4  SU.  l^urtius  lu  H  X\v  557, 

(i<>-^icr-iiwiicf«  k  ootaixxü^ied  ^^lifc:^  ±ie  T^b  ^cpra  Xa.37 
with  the  two  pn?iy^tioxisi  i»  a::d  /«av  ==  b,  *>7^jr-,  tfr-] 
The  6  iss  I  sus{>ect«  \vritten  for  an  ui:\x*te>i  ««  azid  2"  so,  Ih 
Tefb  xnay  be  eouipared  Avith  the  W.  fvfym  t»  Ari—wr,  *b 


Tbe  ßreton  CUosses  at  Orleanfl.  443 

ask*,  Com.  govynnadow  'a  deraand\  If  the  b  is  original,  com- 
pare  the  Old  Irish  cU-hoind  *he  proclaims,  inhibits',  ad-bonnar 
.1.  urfogarthar,  O'Don.    Supp.  to  O'Reilly's  Dictionary. 

53.  es  (gl.  bonestatis).  p.  26.  Tbe  printed  context  is:  »Hujus 
sermo  debet  esse  .  .  .  plenus  gravitatis  et  bonestatis«  (i.  8). 
Tbis  must  be  only  the  first  syllable  of  some  word,  perbaps 
estim,  cf.  >estimaflF  g.  estimer  cuyder,  l.  estimare  Catb.  ne  raff 
estim,  MJ.  232  &. 

54.  camairde  (gl.  coUigam,  leg.  coUegam).  p.  26.  Tbe  printed 
context  is :  »Ut  episcopus  in  ecclesia  consessu  prespiterorum  subli- 
mior  sedeat ;  intra  domum  vero  coUegam  se  prespiterorum  esse 
cognoscatc  (i.  10).  Tbe  same,  or  a  similar,  word  occurs  in 
No.  97:  comarde  (gl.  collegium).  It  seems  a  loan  from  some 
early  form  of  tbe  Frencb  camarade,  wbicb  was  originally,  accor- 
ding  to  Diez  (s.  v.  camerata)^  a  collective  (as  in  No  97),  but 
was  afterwards  (as  in  No.  54)  applied  to  a  Single  persona). 
The  ai  in  comairde,  an  umlaut  of  a,  is  bigbly  remarkable  in 
Breton.     See  äimscudetic  supra  No.  22. 

55.  tigtwtrou  lau  —  ms.  ti  guo  trou  lau  —  (gl.  supellectilem). 
p.  26.  Tbe  context  is:  »Ut  episcopus  vilem  supellectilem  ... 
babeat«  (i.  10),  Here,  as  in  htiguire  (gl.  utensilia)  infra  No.  71, 
tbe  ti  is  =  riyog,  Ir.  teg,  tech  :  guotrau  (leg,  guotreou?)  seems 
the  pl.  of  guire  =  Com.  gutra,  in  tbe  gloss  guira  hd^)  (gl.  sup- 
pellex).  In  gthtre,  gu-tra  we  have,  perbaps,  tbe  common  word 
tra  'res'  compounded  witb  tbe  prep.  guo,  here  (as  in  No.  10 
supra)  implying  diminution. 

lau  must  be  eitber  a  Substantive  in  tbe  genitive  meaning 
'band',  see  intra,  No.  70,  or  tbe  first  three  letters  of  an  adjec- 
tive  derived  from  lau  and  agreeing  witb  tiguotrou. 

56.  süim  (gl.  tuitionem).  p.  26.  The  context  is:  »üt  episcopus 
tuitionem  testamentorum  non  suscipiat«  (i.  10).  Tbis  is  cognate 
witb  the  Mid.  Br.  selUi  'tueri'  Catb.,  Gorn.  sylly,  W.  sylm, 
syllu  'to  observe',  Ir.  seMad.  For  tbe  termination  -^  see  above, 
No.  38. 


*)  Compare  the  Eng.  fai^y  etymologically  =  Fr.  fkerie  and  the  Ir. 
munter j  which  generaUy  means  *household\  hui  in  F^I.,  May  11,  Aug.  9, 
in  LU.  134,  in  LL.  109a,  and  in  Gormac,  s.  v.  pruUj  certainly  means 
'servant'. 

*)  The  ms.  has  giähel  with  what  seems  an  a  written  over  ti  hei 
(gl.  aula). 

29* 


,  I 

'  ■        I 


r 


■  I 


444  Whitley  Stokes, 

57.  diliu  (gl.  fuscetur).  p.  28.  Context:  »ut  nulla  religionis 
reverentia  obscuritate  fusceturc  (i.  13).  Here  di-  (as  in  dp-lucet 
supra,  No.  36,  di^com(b)U,  infra  No.  250)  is  the  common  priva- 
tive particle,  Z*.  894,  and  liu  is  *color',  W.  lUw,  Com.  liu, 
lyw,  Ir.  Uy  cf,  Lat.  liveo,  livor,  lividus.  Perhaps  the  gloss  is 
only  the  beginning  of  a  verb. 

58.  imcomarguid  (gl.  expertus  sum).  p.  28.  The  printed  context 
is:  »quem  prae  ceteris  hominibus  expertus  sum  Deum  colentemc 
(i.  14).  The  gloss  seems  to  mean  *in  my  experience' :  im  (later 
em,  ZK  672)  being  the  preposition  in  with  the  infixed  posses- 
sive pronoun  of  the  first  person  Singular,  and  com-ar-guid  (for 
comarguidif)  being  =  W.  Tcauanoydyt  *historia',  Z\  906,  now 
cyf-ar-tDyddyd.  Gompare  the  Comish  lowenna  tekca  gothfy  ihesu 
ov  map  heva/rwouih  vgy  wamaf  ow  pygy  *the  fairest  joy  thou 
knowest  make  my  son  Jesus  experience,  who  is  praying  unto 
me'  D.  1043—4. 

59.  iac  (gl.  suspite).  p.  28.  The  printed  context  is:  »De  eo 
quod  elegit  episcopus  successorem  ipso  vivente  et  sospitec  (i.  17). 
Here  iac  Stands  for  iach  =  yach  *sanus'  Gath.,  Com.  iach  (gl. 
sanus),  W.  iach,  cognate  with  Ir.  icc,  Gr.  idofmi,  Skr.  ishayati 
*strengthens',  'refreshes'  (Fick  i*.  509).  Our  iac  for  iach,  ac- 
cordingly,  Stands  for  *isacca.  Other  instances  in  these  glosses 
of  c  written  for  ch  are  meic  No.  169  and  tnadcU  No.  308. 

60.  arimnot  (gl.  functus  est),  p.  28.  The  context  is:  »Nar- 
cissus,  qui  prius  ibi  functus  est  pontificatus  ofßcioc  (i.  17).  I  take 
this  to  be  compounded  with  the  prepositions  or  and  im,  and 
to  stand  for  ar-im-gnoeth,  just  as  dinoti,  supra  No.  25,  Stands 
for  dinoethi.  If  so,  we  may  compare  the  Welsh  gwnaeO^, 
gwneuth  *fecit',  Z^  579,  195,  3d  sg.  pret.  act.  of  gtDnaf=lr. 
gniim. 

61.  ender  (gl.  evidentissimis,  i.  17  —  ms.  euidentis  simis), 
p.  29.  This  seems  to  stand  for  en  derch  'in  view\  W.  drych,  Ir. 
derc.    See  infra  No.  220. 

62.  guasco.  This  is  written  in  the  margin  of  p.  29  oppodte 
the  line  ending  'vitae  deces-',  in  the  following  title:  »De  eo  quod 
debet  electio  bonomm  post  obitum  observari  et  in  exitu  vitae 
deces  soris  episcopic  (i.  18).  It  is  probably  intended  to  gloss  'exita 
vitae',  and  Stands  for  guascotenn  =  the  modern  gtvaskaden 
^defaillance',  'övanouissement'. 


The  Breton  Glosses  at  Orleans.  445 

63.  er  (gl.  prefuit).  p.  29.  Printed  context:  »et  postea  Laudi- 
censi  ecclesiae  praefuitc  (i.  19),  This  is  the  first  syllable  of  some 
verb  compounded  with  the  prep.  ar-,  er-,  Z\  900.  So  infra 
No.  82,  er  (gl.  preerant). 

64.  isoudan  (gl.  in  hebitudinera,  i.  20).  p.  29.  The  i  is  of 
course,  with  loss  of  the  liquid,  the  preposition  in  (as  in  ihepcorim 
Berne,  44,  and  Old  Welsh  hi  hestaur  Z\  117),  and  soudan  is 
the  Mid.  Br.  soumn  *surprise\  *etonnement',  *frayeur  soudaine' 
PB.  265,  connected  with  soez  *stupor'  Cath.,  soezaff  *stupere', 
Com.  sawthenys  *surprised',  D.  610,  and  all  borrowed  from  the 
Latin  sübikmeus  or  svbüa/re^  »re  quapiam  insolita  et  subitanea 
percelli,  expavescere',  Du  Gange.  For  d  =  Lat.  t,  d.  moid  . . 
supra  No.  42  and  rad(ou)  No.  177. 

65.  unblot  (gl.  similaginem,  ii.  7).  p.  31. 

66.  unblot  (gl.  simila  quae  —  leg.  similago,  ii.  7).  p.  31.  Here 
hlot  (now  Ueud,  bled)  is  *flour';  W.  blatvd;  but  the  wn-  is  ob- 
scure.  Can  the  cardinal  un  *one'  be  used  here  instead  of  the 
ordinal  first,  the  first  or  finest  flour?  Compare  the  Ir.  aon  ,i. 
oirdheirc  *conspicuus',  O'Cl.,  aon-bharr  Mananndin,  O'Curry, 
Children  of  Tuirenn,  163.  Bugge  compares  the  A.  S.  use  of 
dn  in  än-getrutn  *cohors  eximia',  and  the  Old-Norse  einsmuming 
^unguentum  praestantissimum'.  Davies,  I  see,  renders  similago 
by  eü-blawd  *second  flour'.  With  blot  cf.  Old  Corn.  bloteü  (gl. 
spumaticum)  Z\  1061,  blot  (gl.  farina)  Z*.  1080.  Cognate  with 
Corn.  blodon  (gl.  flos),  O.Ir.  bldth,  the  Latin  flos  and  other 
words  mentioned  by  Curtius  G.  E.*  No.  412. 

67.  inlenetic  (gl.  interlita).  p.  31.  The  printed  context  is: 
»quae  . . .  euangeliorum  mola,  inter  lüteram  et  spiritum  separate 
(ii.  7),  and  the  glossographer  has  taken  the  scribe's  blander 
(interlita  instead  of  inter  litteram)  for  the  past  participle  pas- 
sive of  interlino  and  ^translated  it  accordingly.  Our  gloss  is 
compounded  of  the  prep.  in  (Z\  905)  and  lenetic,  the  preL 
part.  pass.  of  a  verb  cognate  with  Ir.  lenim  'adhaereo',  Lat.  Uno, 
Gr.  d-Xlvsiv  dXsiipsiv  Hesych.  and  other  words  quoted  by  Curtius, 
G.  E.  No.  541.  The  termination  -rfic  (now  lost  in  Breton,  though 
kept  in  Welsh)  occurs  also  in  dieteguetic,  anfumetic  infra  Nos. 
186,  219,  hanter-toetic  Lux.,  tdgmthconeti(c)  Berne,  58,  deh-huetic 
MS.  Lat.  12021:  a  plural  crasetidon  occurs  in  Lux.  Ebel  com- 
pares Latin  adjectives,  such  as  dediticius,  facbiduSy  suppositicias, 
but  there  the  i  before  c  is  short. 


446  WhiUey  Stokes, 

liS.  eltttc  \jg\.  vitulae).  p.  32.  The  printed  conleit  is:  »Si 
sanguis  vitulüruin  ^t  hlrcoram  et  cinis  vituli  a^tersus  redemil  pec- 
rata  honiiiiumc  (u.  S).  The  gloss  is  on  the  mai^in  with  re- 
forencf^mark.  It  seerns  cofoate  with  Vi.  elain  'cerva*,  Ir.  dit 
Vapreolus',  Gr.  lXaif»i.  But  the  termination  -fMC  ex  -äe  is 
peculiar  and  Prof.  Bugge  would  aoalyse  the  gloss  thus:  e4e-ue, 
when?  ('  ft>r  eh-  is  the  negative  prefix.  Z-.  S94,  le  =>  Mid.  Be. 
Im  \V.  iio  'calf.  and  -w  for  -oc,  Z*.  t49.  The  glos  would 
Ihuä  mean  'calfless*.  *a  00«*  that  has  not  had  a  calf. 

6d.  MAJ*)  (gl.  erant.  leg.  enmt).  p.  3i.  The  first  letter  of  the 
gloss.  U.  ^ays  Mr.  Brad^haw,  not  clear.  The  printed  context 
js:  »Primitie  omuis  i.x>puli  Israel  sacerdolis  enmt«  (u.  II).  I 
conjectui«  that  the  drsl  letter  is  misnritten  for  m.  and  that  tbe 
gloss  Stands  for  itedoHi.  beJoni  or  later  besoiU.  mait.  Compare 
■n;  KXdä  gtmys  *tant  Us  seroni  lasses',  PB.  *6^ 

70.  lüu  \£\.  i^ei'tusvuluuiV  p.  32.  The  printed  context  is: 
>rev'U'.A"a'.uni  et  anmuu  dextruni  tuli  a  filüs  laaeU  iu.  11,  ciliog 
Xuu).  xv::i.  t.  1>1.  As  ian  means  •band"  (0.  W.  lau  Z'.  117, 
DOW  i!t»c.  i.>m.  Uf\  •^'-  If-  ^'■'H  ^  foima.  .Toia^f  Cartius, 
G.  £.  No.  l>45^:  this  mitft  be  the  drst  part  of  a  Compound,  the 
secviHi  pan  of  whkh  cieans  *breast'.  CoQpare  the  Iiish  de 
m»t  ma  äa9aim»if  \fl.  pectuscu^uniX  literalty.  -to  the  breast  of 
the  palsi'. 

71.  «nyih^  >.;'..  ut  tenaüa.  leg.  utenslia.  u.  HL  p.  3^  Hüs 
fioss  bas  beec  aZ»d>iy  notii»J.  sopra  >\\  öö.  Tbe  pr^xed  h 
is  also  ::{;zii  in  V"^  ^^"^  '*-  h^trsiii  Nc  ÄW.  U  may  per^ 
ha;:«  ^  a  zae»  r?i«^s>?e-niark. 

Ti  «ft'«K  _fi.  iijueästus".  p.  3i  Tbe  friBtAi  context  is: 
>sica:  is.  cn:  iiiT^utus  ?e:'j:iiLt :  quesi^us  :«fi^t  siais  ] 
üiahrcs«  (,:l  13 .  1  o^'^.jtvtuiv  tha:  uk^.w  means  ' 
fcc  wh!-.h  tbf  p>3SE)iVTai^bir  has  misuke::  ibe  'qn^tos'  {i.  & 
^.iK^r.:s''  of  ÜJf  =2f>  Sb.^uld  Ulis  be  n^:.  we  bm  boe 
a^jt  :£L;  *Jie  oi^  :'jci3  es'  ihf  derjüte  ari;^;.  i:<r.  an  OU  Bceton 
dcnnXiTe  .x  'jx  reo:  01  ncÖHH.  W.  .imu.  HÜ.  &'.  comam 
•tanfEtsix-c'.  BchL  ri  PB.  fTS. 

TS.  fm  ^^.  alrv'.  p.  Si.  Tbe  rrlr:«ä  cccten  »:  »aic  is 
^  ^L^in?  azit-:: . . .  ^nvu'.  dubio  rv^vLVic-c'Js«  <z.  13L  Here  yw 
^XT  fvr\  CtTT,  «nar.  xr.  Ir.  '■>.  iv~cs  urjtr  =  &.  ^wif, 
La:.  j-Minr.  Sir.  tiftri.  is  ÜK-  nis:  sy.'ubr'-a  oc  socie  ■drab  to 


The  Breton  Glosses  at  Orleans.  447 

74.  guir  (gl.  sedatium).  p.  33.  The  context  is:  »sedatioin 
communis  (leg.  commune)  si  modicum  fuerit,  respui  non  debet 
(ii.  15)€.  The  Latin  word  seems  to  mean  'pretium  sepulchri'. 
The  Breton  Stands,  perhaps,  for  guirth  =  W.  gwerth  'price', 
Corn.  gwyrthy  'to  seil',  Goth.  vairths^  Eng.  worth. 

75.  trotnden  (gl.  peruolauit).  p.  34.  The  printed  context  is: 
»Mox  ad  eum  Liguntius,  divina  expertus  beneficia,  pervolavit« 
(n.  24).  The  gloss  is  obviously,  like  OldW.  cein-mkun  Z*.  892, 
compounded  of  an  adjective  and  a  verb :  tr(yin  is  =  the  modern 
trumm  'prompt',  'diligent',  'exp6ditif .  See  infra  No.  265.  The 
den  may  stand  for  dennas  (where  d  is  an  infected  t)  from 
tenna  'tirer',  *retirer',  ew-em-denwa  'se  retirer',  Com.  ym-denne. 

76.  trioUm  (gl.  editui).  p.  36.  The  printed  context  is:  »levite 
a  quinquagesimo  anno  custodes  sacrorum  habebantur  in  lege: 
sie  et  in  novo  aeditui  ecclesiarum  in  senectute  suntc  (iii.  5): 
eriolim  seems  cognate  with  W.  eiriol  'intercedere',  'exorare', 
(Davies).    For  its  formation  cf.  cenemi  infra  No.  130. 

77.  aqualastr  (gl.  aquiminilem).  p.  37. 

78.  lien  (gl.  manutergium).  p.  37. 

The  context  is:  »De  manu  vero  archidlaconi  accepit  ur- 
ceuleum  [leg.  accipit  urceolum]  cum  aqua  et  aquiminilem  [leg. 
aquamanilem],  id  est  scipum  [leg.  scyphum]  et  manutergiumc 
(iv.  3).  Here  aquchlostr  is  a  hybrid  compounded  of  the  Latin 
aqua  and  the  Br.  lostr  (leg.  Zesfr?)  'vase',  'vessel',  Ustr,  Cath., 
Corn.  lester  (gl.  navis),  W.  llestr,  Ir.  lestar. 

lien  (also  in  Cath.)  =  W.  lliein,  Z^,  823,  now  Uiain  'lin- 
teum',  'mappa\  Corn.  lim  in  lien  dui-lof  (gl.  manutergium  vel 
mantile),  lien  gueli  (gl.  sindo)  pl.  lyynnyou,  Ir.  lin.  These  words 
are  doubtless  connected  with  Uvov,  Umm,  and  the  Homeric 
h%iy  li%a;  but  the  root  must  be  li. 

79.  meir  (gl.  actores,  templi,  vi.  1).  p.  38.  This  is  the  pl.  of 
maer  =  Corn.  mair  (gl.  praepositus),  maer  huit  (gl.  dispensator), 
O.W.  merion  (gl.  actores).  The  modern  Breton  is,  according 
to  Legonidec,  mear  or  maer,  pl.  meared.  The  Ir.  equivalent  is 
maer,  pl.  n.  maek  'stewards',  acc.  mueru,  O'Don.  Gr.  84,  all  bor- 
rowed  from  Lat.  major  'a  house-steward'. 

80.  doguolouit  (gl.  redegit).  p.  38.  The  printed  text  has:  >^sic 
exorcista  redigit  in  sua  diligentia  totius  regni  Domini  secreta« 
(vi.  1).  This  is  a  verb  in  the  3d  sg.  pres.  indic.  act.  com- 
pounded with  the  prepositions  do  and  gtu)  Z\  907,  like  the 


The  Breton  Glosses  at  Orleans.  449 

Clara)  eritc  (ix.  2).  Our  coson,  like  W.  cyson,  is  borrowed 
from  the  Lat.  consonm,  the  n  disappearing  before  s,  as  in 
isoudan  supra  No.  64,  cosoin  infra  No.  304,  and  in  masur 
'mensura',  cusul  *consilium',  Z^  117. 

88.  eules  (gl.  medoliam).  p.  40.  The  Latin  word  should, 
of  course,  be  'melodiam*.  The  printed  context  is:  »habens 
sonum  et  melodiam  sanctae  religioni  congruentem«  (ix.  2). 
Our  gloss  seems  cognate  with  the  modern  W.  eilod,  eilw,  eilyw 
*mtisic',  'melody',  as  etisin  is  =  W.  eisin  and  douo-louse  is  con- 
nected with  W.  llais.  As  eu  is  the  umlaut  of  au  (Z^.  107),  the 
Gr.  avXoq,  avl^fia  (root  AV)  may  be  connected.  The  Old  Welsh 
pret.  part.  pass.  ellesheticion  (gl.  mela)  in  Mart.  Gap.  8,  a  a, 
seems  to  come  from  a  diflferent  root. 

89.  eli  (gl.  redoleat,  ix.  2).  p.  40.  The  context  is :  »neque 
musica  vel  theatrali  arte  redoleat«.  The  glossographer  seems  to 
have  believed  in  some  connection  between  redoleo  and  oleum, 
for  eli  means  'unguentum',  dio  'ungere'.  For  other  instances 
of  his  crass  ignorance,  see  supra  No.  67  and  infra  Nos.  95, 
191,  220,  228,  309,  and  the  note  to  No.  118. 

90.  dalou  (gl.  andronas,  x).  p,  40.  This  gloss  Stands  for 
dadlou  or  datlou:  cf.  dacUtw  (gl.  antropas,  leg.  andronas)  Bibl.  Bod. 
Ms.  Hatton  42,  dadlou  (gl.  curiae)  Cotton  Ms.  Otho  E.  xiii.,  pl. 
of  dadl  (gl.  concio)  Eutych.  3^  8*.  Com.  dalhel  in  datheUuur 
(gl.  concionator),  O.W.  datl  (gl.  foro),  Ir.  ddl.  The  Latin  word 
glossed  is  the  acc.  pl.  of  andron  'compitum,  locus  publicus  ubi 
viri,  oi  ävÖQsgy  invicem  confabulantur',  Ducange. 

91.  eonno  tax.  This  gloss  is  written  in  the  margin,  of  p.  40, 
but  without  a  reference-mark.  The  context  is:  »Glericus  inuidens 
fratrum  prouectibus  [printed  text:  profectibus]  donec  in  hoc 
uitio  est,  degradeturc  (x).  Here  I  conjecture  that  conno  =  conno 
(gl.  emulamenti,  i.  e.  emolumenti  ?)  Lux.,  that  tar  is  (as  tor  in 
No.  26  supra)  'venter',  that  the  gloss  means  'advantage,  or 
indulgences  in  diet',  *relaxations  in  fasting',  and  that  it  is  in- 
tended  to  translate  'provectibus'. 

92.  doilux  (gl.  promens).  p.  40.  The  context  is:  »Glericus 
inter  epulas  cantans,  fidem  utique  non  aedificans,  sed  auribus 
tantum  promens^)  excommunis  sitc  (x.  1).  I  suspect  that  doilt^x 


^)  The  printed  text  has  'pruriens*,  another  reading  is  *placens\ 


■r:.i.:.i-  ir.  ü'/.  «:.  tl^t:  as  '^^z  -  -^^  iK.t^   Car-  Red«  p.  333)  is 

-vj".    j,vt't::.   l.  :.:-.:    ::.r    ::ir   u.     La?^'=  coE^Äres  ibe  Hü 

Vfc  .•  cjii  ßf/j^:->.  .SiLU'ji.Lrr^  V :»:::-,  ;^^:'jg  iL  231. 

l-c  y>:rj9itir    i'..  :i:ri  .-.Li^^  .  j .  4*.'.   Tir  priiilrrd  omtpit  fe: 

.jCi'-  ycjri.  'J.  i  -.rri  =  ■-iir  ::::»ier:L  i>;ifr^iia  temoigner'.  The 
;:i*:a:.;:4'.  i-f  c:'_>:l'5c.  ir  iha.:  erlitcce  is  ^Iven  ihat  the  neoesät; 
viL:  ::.r-:uöie.     C'jr:;ptre    i"^?*:'«^   ii^i-a  >':■.  1S4,    and  fbr  the 

1^4.  7«a   >..  Lepie.  I..  p.  41.    See  above.  Na  24. 

C^S.  'iKKrifTxi  c^  -Tjj^errJt^jst: .. :-.  43.  The  printed  contexiE: 
i::X  ';Är:.i-e  dr.>.:u:r..  ::jjd  ciiLLinitiunL  etlazn  vindicare  quadam 
v^;^v: -;.!*•  v*Ä  :riJ^r/.Ä*^  r-::::r.:ur*  xi.  5\  The  glossogiapbff 
L'*i-:ii.i:f:.T  ■=r-;:K:r5:!:!j5i'  f:r  "rjj:»er?li:e".  for  pur-prä  is  oon- 
yy^Ahi  of  f7Mr.  ^ior  ■5Jj:»er".  Z-.  ^Iß,  and  priY  =  Com.  fr# 
'?!.  nora  .  pryh.  W.  />fy(?  -tlme'.  cognate.  perhapis,  with  Skr. 
krt  iii  sa-irt  -orjcV. 

Wi.  yu^Tjy  ^g!.  ^tigmale  .  p.  43.  The  context  is:  »illico  sUgmik 
lepre  percusa  e?t«  'xi.  C).  This  mar,  possibly,  be  the  BMob 
c^uivalent  of  the  h*.  fcrb  .i.  2i<>Zc  docuirüher  for  aigid  dutne  Mm- 
ciir  no  iar  ngührdh  *a  blister  that  is  put  od  one^s  face  aAer 
a  Satire  or  a  fal.%  jadgment'^^  Cormac:  /!?arb  c7«ic^  *a  ranndel 
lujiip  of  a  «■■.cfTie*,  Petrie's  7ara  p.  155.  Bul  more  likely  haCi 
as  in  No.  3^  supra  and  Nos.  131,  309.  366  and  315  infra,  the 
p  In  iiiiswhtten  for  p,  the  A.  S.  ih,  If  so.  we  may  ooD^Nue  W. 
gwarth  'reproach,  and  the  Latin  vereor^  veremda,  GortiaSi 
(}.  E.  So.  rj)l. 

07.  comarde  (gl.  coUigium).  p.  43.  The  printed  contezt  Ins: 
»extra  collegium  sanctae  ecclesiae  septem  annis  pitMcatnrt 
(xi.  6).    See  above,  No.  54. 

98.  cot  (gl.  agrestij.  p.  44.  The  printed  context  is:  »et  agnrii 

')  And  to  go  furtber  back,  Comux  Caelexti  for  Comu»  CadeMÜt^  Bkgf 
Lecture9  188, 189^^J4;  müex,  xaneto  for  müe$,  saneto,  Gorssoi  l  997, Ä 

»)  Compare  Theocritug  xu.  24  (i^tvd^n  ^vog  vm^Hr  dl^cEifc 
f&vtfft»)  and  FriLzsche's  Dote.    Bucree  comDares  tbe  modern  Bretoii 


The  Breton  Gloci^es  at  Orleans.  461 

melle  pascebatur«  (xii.  2).  Here  o  Stands  for  o»  or  00  as  in 
Nos.  25  and  60  supra,  and  our  gloss  is  the  first  syllable  of  an 
adjective  *coetoc  =  Mid.  Br.  coadec  Cath.,  W.  hoedawc  'sylvester' 
Z^.  849  now  coedog,  derived  from  coai  'nemus'  Cath.,  Com. 
cuit  (gl.  Silva),  Ir.  ciad,  in  ciad-cholomb  *wood-dove',  Lat,  6tf- 
-cetum,  and  Goth.  haithi. 

99.  ar  (gl.  coibere).  p.  45.  The  printed  context  is:  »Nihil 
prodest  cohibere  exteriorem  hominem,  et  interiorem  damnare« 
(xii.  4).  The  gloss  is  the  first  syllable  of  some  verb  compounded 
with  the  prep.  ar,  Z  ^.  900,  which  like  Ir.  ar,  air,  W.  ar,  er,  yr, 
Gaul,  are  in  Aremorica,  has  lost  initial  p,  and  is  cognate  with 
ndqoq,  Skr.  puras  ^),  Goth.  faüra,  faür,  Engl.  for. 

100.  cerpit  (gl.  vehiculis,  xii.  5).  p.  45.  This  is  the  pl.  of 
the  Breton  equivalent  of  W.  cerhyd,  which  is  borrowed  from  Ir. 
*carpet,  carptxt,  which  again  comes  from  Lat.  carp&ifUum. 

101.  amor  (gl.  fastu).  p.  45.  The  printed  context  is:  »Multi 
clericorum  jejunant  fastu  superbise  ex  propriis  suis  nihil  largientes 
egenis«  (xii.  7).  Here  a  may  be  the  prep.  used  to  indicate 
the  ablative  and  mar  (now  ineur)  *great',  the  first  syllable  of 
some  Compound.    See  tn-wor  infra  No.  154. 

102.  8cdl  (gl.  carduumque,  xii.  8).  p.  46.  This  gloss  is  exactly 
the  W.  y-sgallen.  The  Cornish  asJceüen  (gl.  card[u]us)  and  Mid. 
Br.  ascolenn  ^chardon'  have  an  initial  a,  which  I  do  not  understand. 

103.  ie  (gl.  curatusque).  p.  46.  The  printed  context  is:  »Curat 
vulnera  delinquentis  abstinentia,  curatosque  sanctificat  jejunium« 
(xii.  9).  Here  ie  is  the  first  two  letters  of  iechetidon,  pl.  of 
the  pret.  part.  passive  of  a  verb  (now  ia(fhaat)  derived  from 
iach  supra  No.  59. 

104.  ar  (gl.  arduam).  p.  47. 

105.  distrit  (gl.  austeram).  p.  47. 

The  context  is:  »Hie  vitam  arduam  et  austeram  gerebat« 
(xii.  15).  Here  ar  seems  the  beginning  of  some  word  cognate 
with  Ir.  ard,  Gaul.  Ärduenna,  Lat.  ardutis,  and  distrit  (for 
distrüh^)  is  a  loan  from  Lat.  districtttö  *strict',  'severe'.  So 
stris  Cath.  comes  from  stridtis. 


>)  A  trace  of  tbe  original  (genitival?)  8  has  been  observed  in  Irish  by 
Prof.  Bugge,  wbo  brings  errach  'spring*  from  *per8äka  and  compares  NH6. 
frühling  and  Danish  for-aar. 

*)  Compare  nit,  ditwti,  arimnot  supra  Nos.  24, 25,  60,  and  ietol,  gupar- 
tolaid,  arton  infra  Nos.  118,  149,  198,  for  nüh,  dinoeihi,  drimnoeth,  iethol, 


45»  WiL-J^T  SiAes. 

:>>*.  v:-:mloi  'g'..  iasc-'übiie i.  p.  17.   The  prioted  coolcri  w. 

'In  iSiS:ii.^Zt'..e.  •'*/•■'"'■""  i  cltU  statüUL*  Komani,  xA  QilGÜtd- 
Ti.-.v^  =po::^;  --^a;  r osir;  }f;Liriii  le^es  inremate  (xu.  15).  Hb 
?!&=  1=  In  th^  niargiL  -^'.i'z  a  refe.-eace-mark .  bat  I  *^"*mi*  Jh^ 
üiIiÜLf  tLai  ::  's  a  ^lv==  oc  -~tatuu:i'.':  that  we   änold  cob- 

Luxe=:b;:rg  gios.  enKü&i'Xwf  i^^.  a^-ocatt  i.  c  o^kiGantt.  He 
r«.:  a*  Prof.  Rfcv;  ha=  io;Lteä  oat.  Rer.  Celt  i.  373)  ts  I^L 
I^  -.'JT  ziors  reaüy  reiiders  'iosolubite*.  we  must  read  atea^m 
w:*Ji  '.hc  n^aüve  pr^±cp  asd  cc-nipare  Ir.  It^^od  'disaoUiD', 
W.  r/«iric  •arimi  deliquium'  Z'.  S4>. 

107.  Kal-x  gl.'.agubri'.p.öi.  The  printed  nmtext  is:  »Qii- 
äasn  puer  morieos  visas  e~t  malri  Don  una  rice  in  Teste  higida 
süieos  et  esurieos-  xr.  6).  Our  gloss  means  *foul*.  and  b  « 
W.  MZav;?,  Ir.  sa^Jl  >!.  sordidus) :  cf.  also  Com.  Aolw  (jf. 
s-.t.-co.-B  .  0.  Ir.  icil  [?'..  labe)  Sy.  52  a.  4,  and  the  OHG.  Mb 
ir'^iji.  <>:ber  iiötaDce;  of  Breton  h  from  s  are  hir,  Am^  I9 
asd  htnt,  Z*.  123. 

10?.  />re  ■  ?1.  Li5tanter).  f<.  53.  GoDtext:  »QaodeunqDC  poW 
ina.':us  tua  facere.  ioälanter  operaree  (xt.  Su  Tliis  seems  Üt 
£r=t  =>'iiai>ifc  of  ac  adrerb  cognate  with  Mid.  Br.jiresan^  ^preaeiW 
CaU)..  \V.  pmennol  'iostans'. 

lOÖ.  (kJü  ;^!.  asperlione^  p.  55.  Printed  context:  >te^ 
meDlum  redemtJODis  iniqujtatmn  populi  asperäone  äanguinis  an- 
inaiiamt  ixtl  M..  Here.  as  in  No.  101  supra,  a  is  tbe  isepo- 
3it:on  indicating  tbe  ablative.  Tbe  dis  may  be  the  Grst  qrlÜde 
'A  some  Word  like  *(frscaiti  or  *d\sceiniai,  cognate  vith  W.  OM^ 
yiceiniad  'aspergo .  or  like  ^disperfa  C(^ate  with  the  mTHfcw 
^/ifw/d  -asperger'. 

110.  dipr'M  f?l,  acitameota.  xtil  11).  p.  58,  The  eontot 
lelU  bow  one  of  tbe  soas  of  an  artifex  (smitb?)  »dedit  »fi^^wiiwte 
eius  in  oblationem  eccle5ia:r.  In  MS.  Hatten  43  'acitunenta,' 
(i.  e.  acutaraeota)  is  explained  by  the  Br.  d\o\ou  'clavi'.  U 
onr  tUprou,  if  rightlf  read,  is  the  pl.  of  dipr  =  the  modeni  Ar 
*saddle\  pl.  dibrou,  W.  dibr,  and  the  glossographo'  bete  aeefli 
to  hare  blundered. 

111.  toetd  (gl.  fiscum).  p.  59. 

1 1 3.  er  (gl  coQpetita).  p.  59.  The  printed  amtext  i« :  aSäim 


The  ßreton  Glossös  at  Orleatii.  453 

illud  hac  lege  sancimus,  ut  si  quod  domus  vel  agri  vel  quae* 
libet  praedia  ex  bonis  christianorum  ac  parentum  nostrorum 
preceptis  ad  fiscum  sociata  fuerint,  si  qua  etiam  ab  aliquo  con- 
petita  sunt  .  .  .  haec  omnia  in  jus  antiquum  revocari  pre- 
cipimus«  (xvii.  15). 

Here  soeul  is  =  W.  swllt  'solidus',  *thesaurus',  *fiscus' 
(Davies),  Com.  söls  (gl.  pecunia)  from  Mid.  Lat.  solta  Z*.  154, 
soldus  for  sölidus  (nummus),  whence  also  Ital.  söldo,  Sp.  sueldo, 
Fr.  sol,  sou.  The  Iriphthong  oeu  is  curious.  Should  it  lye  oue 
=  Ihe  ue  of  sueldo? 

er  is  the  first  syllable  of  some  verb  to  me  unknown. 

A  little  after  this  (p.  60)  comes  a  passage  beginning  »Tran- 
samundus  uandalorum  rexc,  and  over  the  last  syllable  of  »uan- 
dalorum«  is  written  gua.  This  probably  Stands  for  "^guandal 
or  "^guannal  =  *Vandalus'. 

113.  l.  introc  (gl.  obnixe).  p.  62.  The  printed  context  is: 
»Quidam  clericus  in  aliena  ecclesia  moriens  illic  sepultus  est, 
propinquis  vero  ejus  corpus  petentibus  non  est  dimissum,  sed 
obnixe  retentum  est«  (xviii.  7).  The  meaning  of  the  gloss 
seems  *vel  öbnoocie\  for  introc  may  be  =  int^roc,  an  adverb 
formed  (like  W.  yn  ddrwg  *male')  from  the  prefix  int  =  ävti 
and  the  adj.  droc,  later  drouc,  Gath.  =  W.  drwg,  Ir.  droch. 
Compare  the  Mid.  Br.  enta  'igitur,  ergo',  lit.  *probe',  Comish 
inta  *bene'  from  int^  Z^  200. 

114.  heb  (gl.  tumuli).  p.  63.  The  printed  context  is:  »cum 
vero  peccata  gravia  deprimunt,  non  ad  absolutionem ,  sed  ad 
majorem  damnationem  tumuli  in  ecclesia  ponuntur«  (xvm.  8). 
The  copyist  perhaps  meant  bep,  bep  (see  No.  32  supra)  for  beth, 
bed,  the  first  syllable  of  *bediou,  now.  beziou  pl.  of  bed,  now  beis, 
Corn.  beth,  W.  bedd  'sepulchrum',  cognate,  according  to  M. 
d'Arbois  de  Jubainville,  with  Lat.  fossa  from  fodio.  If  beb  be 
the  true  reading  cf.  the  Irish  beabh  tomb,  grave  (O'Reilly)  and 
perhaps  ßtofiog. 

115.  strocat  (gl.  tractus  est),  p.  63.  Printed  context:  »Nocte 
media  cum  tumultu  ab  ecclesia  alligatus  pedibus  tractus  est« 
(xvm.  8).  This  should,  as  Bugge  conjectures,  be  read  scrocat, 
the  3d  sg.  pret.  pass.  (Z\  531)  of  some  verb  borrowed  from 
a  Mid.  Lat.  ex-crocare  *mit  einem  haken  ausziehen',  Fr.  crac 
*hook',  whence  Mod.  Br.  hrdJi  or  krög.    He  compares  the  Mid. 


454  WhiUe;  Stokei. 

Lat.  ittcroeare  'an  einem  liakcn  aufhängen'  (Lex  Salica).  Hii 
etymology  roninds  me  of  Juvenafs  *Sejanii5  ducitur  unco'  (x.  6^^ 

116.  aco  (gl.  adeundis).  p.  05.  Printed  coiüezt:  »De  iBm 
provinciis  adeundis  ad  judicandum«  (xx.  o\.  Here  &  may  be  Ikt 
preposition  indicating  the  ablatire,  and  co  Ihe  first  syllableflf 
somo  verb. 

117.  amsobe  {gl  fingunt).  p.  6G. 

118.  ktol  (gl.  alieni  gena).  p.  CC.    The  prinled  codUsL  r. 

xJudices  sunt  quindecim sepUmus  gentilis  in  n 

gentilitate,  ut  Deorum  Judicium  Alinervae  et  Neptuni  de  cooteo- 
tione  r^onis  apud  Cecropem  actum  cronica*)  finguaU;  octaTB 
o/iCTi^ma,  ut  Moyses  consilima  ab  il)o  Jetbro ,  alienigena  ctf- 
nato  suo  soscepit«  (xsi.  S). 

Or  the  Grst  of  these  glosses  I  can  make  nothing.  I  cod- 
jecture  that  ietd,  may  have  been  miswritten  for  teflol  (ot 
No.  105  supra,  note),  a  derivative  from  idh,  later  yesr,  ddt 
WZ  'dialecte',  'idiome',  \V.  iaith  'lingua,  dialectus,  idnna' 
(Davics),  from  *yakU,  which  Siegfried  connected  with  the  0.B& 
jehan  'fateri,  afünnare'  (Grimm,  Deutsche  Grammatik,  it.  fiC8) 
and  Glück  with  the  Gaulish  river-name  lactus"*)  and  the  I^tii 
jaeio.  Sbould  tbis  conjecture  be  right  our  gloss  would  propolf 
mcan  /A^j-ytufftfoc.  and  may  well  be  used  for  dkXogrvloi, 

119.  a  (Hguo  (gl.  indagatione).  p.  67.  The  contezt  i: 
»Tiibus  modia  iudicibus  iudicandum,  natura,  hoc  est  indigk- 
tione  renim  et  similitudine  preccdentium  et  ^  verbis  aeof 
tnrae<  (xxi.  6).  Here  a  \s  the  preposition  indicating  the  aUatifC 
and  olgvo  for  dgou  (see  No.  7,  supra)  is  the  pl.  of  tig  ^4 
(gl.  indago)  infra  No.  I3ä,  now  üä,  had,  W.  o<  *Te9tighBi^i 
Com.  Ol,  odl,  Cr.  1763,  pl.  o/oir,  aüow,  Cr.  174&  All  cogiMk 
(as  Prof.  Rhys  suggesU)  with  O.H.G.  /bi^Mi,  N.H.G.  fOfm, 
A.S.  foigian,  OA.  fi/lgja,  the  original  p  having  been  lost  in  tk 
Cellic  forms.  For  the  loss  of  g  atter  l  cf.  W.  hol  ==  Ji,  h^ 
Gaulisb  Mga  'saccus'  and  hei  'venari'  ^  Ir.  selg. 

120.  IM  (gl.  iurgiorum,  xxi.  7).  p.  67.  This  ia  probably  ttc 
first  syllable  of  the  Br.  c<^ate  of  W.  t/ntsen  oc  yauerO. 

121.  €m  (gl.  e  direrso,  xxi.  7).  p.  67.  I  cannot  explik 
this.    Bugge  compares  W.  amrytr  diverse,  sundry,  Z*.  897. 

132.  nac  tu  (gl.  nee  . . .  adquiescas).  p.  68.   The  contcxt  JK 


tlie  ßreton  Olosses  at  Orleftnd.  465 

»Non  sequeris  turbam  ad  malum  faciendum,  nee  in  judicio 
adquiescas  sententiae  plurimorumc  (xxi.  10,  citing  Exod.  xxün. 
w.  2,  3).  Here  nac  (later  na,  Z*.  753)  is  the  particle  used  in 
expressing  double  or  multiplex  negation,  and  tu  is  the  ßrst  syl-^ 
lable  of  the  2d  sg.  conjunctive  of  a  verb  =  the  modern  tuat 
*prendre  partie',  from  tu  =  Ir.  tdib  *side\ 

123.  CLolo  is  written  (p.  68)  without  a  referenee-mark,  op- 
posite  the  line  »De  perverso  iudicio  non  faciendo  temere«  (xxi. 
11).  Mr.  Bradshaw  conjectures,  with  much  probability,  that  it 
refers  to  'judicio',  and  compares  the  gloss  aolgu^o  (gl.  indaga- 
tione)  supra  No.  119, 

124.  arliu  {gl.  proibuit).  p.  68.  Printed  context:  »non  pro* 
hibuit  judicandi  facultatem«  (xxi.  11).  This  gloss,  is,  nodoubt, 
a  fragment  of  a  verb  cognate  with  arluth  (gl.  pedicam)  infra 
No.  315.  It  probably  Stands  for  ar4udas,  3d  sg.  pret.  act.  of  the 
Breton  equivalent  of  W.  ar4uddia8  'to  intercept',  'to  hinder*, 
which  Prof.  Bugge  connects  with  Skr.  rodha  'obstruetion'  (root 
rudh)^  Zend  apa-raodhayBüi. 

125.  fan  (gl.  uolubiles).  p.  69.  The  printed  context  is:  »Non 
oportet  judices  ecclesiae  volubiles  esse«  (xxi.  12).  The  same 
Word  glosses  the  Singular  'uolubilis'  infra  No.  299,  and  the  fan 
in  No.  125  doubtless  Stands  for  fanian.  We  may,  perhaps, 
connect  this  word  with  Goth.  spinnan,  ^pann,  for  a  Breton  f 
occasionally  comes  from  sp:  thus  felch,  cnXdyfyw^  Ir.  selg, 
faezaff  'vincere'  (Skr.  8paQ?\  ftmfoff  'spatiari*. 

126.  guäcoguad  (gl.  reprehendendi).  p.  69.  Printed  context: 
»De  quatuor  principalibus  modis  reprehendendi  {vor.  kc,  perver- 
tendi)  iudicium  (xxi.  13).  This  seems  to  gloss  'pervertendi  Judi- 
cium' and  to  be  a  Compound  of  gud  =  W.  gwydd  'knowledge' 
(also  in  gud-^uUol  infra  No.  206,  guthard  Nos.  209,  240),  root  M 
'to  know',  and  coguod  (leg.  cogued?)  in  arcogued  *noxa',  'laesio', 
infra  No.  135. 

127.  er  (gl.  moUimur,  leg.  molimur)  p.  69:  see  above  No.  48. 

128.  di  (gl.  discuüt,  xxi.  14).  p.  70. 

129.  do  (gl.  dispenset,  leg.  dispensat  xxi.  14).  p.  70. 

In  these  three  glosses  we  have  the  first  syllables  of  verbs 
respectively  compounded  with  the  prepositions  ctr,  di,  and  do. 

130.  cenemi  (gl.  causidicorum,  xxi.  15).  This  is  the  plural 
of  a  derivative  from  cen  =  Gorn.  chen  (gl.  causa),  km  in  the 
common  phrase  hep  ken  ^withocit  cause'. 


456  Whitley  Stokes. 

131.  meplaom  (gl.  confitarij.  p.  70.  Printed  context:  »com 
«Torem  suom  senserint  confutari<<  (xxi.  15).  This  ^  an  infimüie 
in  -om,  of  the  ä-conjugation,  like  douohinuam  and  limfm.  Lux.  h 
the  first  syllable  of  the  word,  as  in  Nos.  33,  96  supra  ani 
Nos.  209,  236,  315  infra,  the  p  seems  miswritien  for  p,  the  A.  Sl 
sign  for  ih,  and  the  meth  whieh  we  thus  attain  is  the  Old  BretOB 
form  of  the  Mid.  Br.  mezz  'honte*,  'uergoygne*  Cath.,  Com.  mdk 
W.  meih  'a  miss',  ^abortion*.  The  laom  is  the  infinitive  of  t 
verb  cognate  with  Lr.  laaim  ^I  drive',  ^cast',  Gr.  i^-lLum^  CaitiiB 
G.E.  No.  661.  Our  gloss  would  thus  mean  ^  put  to  shame. 

133.  ol  dored  (gl.  indago  disputationis,  xxi.  15).  p.  70.  ii 
lo  61  V.  supra  No.  119:  dored  may  be  =  Ir.  äoraidk  *stril^, 

*dispute\  O'Reilly.     »Rofitir  ingen an  doraid  (m 

an  dodoraid)  tarraid  coinculaind  isindaidchisinc ,  LU.  112a. 
The  Greek  diJQ$g  (dijQicavzOy  ötjQtäaa^ai),  which  Bopp  would 
connect  with  dfgm^  Skr.  dara,  Goth.  gorialra,  Eng.  to  fear,  cv 
hardly  be  cognate.  More  likely  we  have  here  a  Compound  of 
the  particle  of  quality  do  (=  dvq-)  and  ret  =  W.  rhed,  Ir.  rÄ 
*cursus\ 

132a.  di  (gl.  forinsecus).  The  printed  text  (xn.  15)  reads: 
»Negotiorum  sectatores  forensium  eloquentiam  propter  praximi 
dilectionem  in  saeculari  negotio  deserere  debent.c  Over  thef 
of  Negutiorum  (sie),  the  scribe  has  written  e.  I  cannot  exphin 
either  of  these  fragments. 

133.  nüinaatoe  (gl.  non  ineundum  est,  xxi.  21).  p.  72.  In  inf 
(=  W.  nid)  we  have  a  combination  of  the  negative  m  and  t 
fragment  of  the  verb  Substantive,  and  in-aatoe  is  =  the  prqi 
in  -|-  the  fuL  part.  passive  of  the  irregulär  verb  mon^  *ire\  of 
which  the  present  (af  for  aaß,  the  preterite  ((Meg),  the  fiitaiie 
(ahy),  the  secondary  present  (ahenn),  the  imperative  (aet),  and 
the  pret.  participle  pass.  (aet)  are  from  the  root  AG.  In  oote 
(ex  *agatoe\  as  in  siel  supra  No.  49,  the  9  is  last  betweea 
vowels.  Cognate  are  äym^  Skr.  a^ämi,  Lat.  ago,  0.1t.  atom^ 
(ad-domraig)  'adigit  me'.  For  the  termination  -^äoe  compaie 
the  Old  Breton  names  Benüoe,  Portitoe,  Z  \  532,  Com.  carmimff 
casadaw,  W.  caradtpy,  Skr.  ^avya. 

134.  acam  (gl.  disceptantes,  xxi.  21).  p.  72.  I  cannot  ex- 
plain  this. 

135.  arcogued  vel  iniquos  (gl.  niciuas,  xxi.  26).  p.  73.  T\m 
context  is :  »De  iudicio  clericorum  ut  non  sit  apad  niduasc  Hb 


.ii:i3l 


The  ßreton  Glosses  ät  Orleans.  45t 

'niciuas'  (for  which  Ihe  printed  text  has  'iniquos')  seems  a 
mislake  for  *nociuos',  and  our  arcogued  may  stand  for  arc(h 
guedolion,  pl.  of  "^arcogttedöl,  a  derivative  from  *arcogiied  =  W. 
argywedd  'noxa',  *laesio',  Davies.  The  Ir.  erchOl  'noxa'  appears 
to  be  cognate:  so  arachoat  *quod  nocet'  Ml.  31d;  co  orM  (gl. 
ad  nocendum)  Ml.  46  d. 

136.  mined  (gl.  minas,  xxiv.  1,  citing  Eph.  vi.  9),  (p.  75), 
if  correctly  read,  seems  the  pl.  of  *nim,  a  loan  from  the  Latin 
mina.  [Mr.  Bradshaw  now  reads  this  gloss  comed,  which  is 
obscure  to  me  and  is,  perhaps,  incomplete.]  That  these  so-called 
plurals  in  -ed  were  originally  coUectives  is  maintained  by  Prof. 
Rhys,  Rev.  Celt.  ii.  117,  118,  who  cites  the  Old  Bulgarian  use  of 
the  fem.  bratija  'brotherhood'  as  the  plural  of  brcUü  *brother'. 
As  British  d  oflen  comes  from  dj,  and  this  from  j,  we  may  com- 
pare  not  only  bratija,  but  Greek  dtö^id,  äv&Qax-idj  iiv^iM^x-td^ 
vsoTT-idj  and  Skr.  gav-yH  *a  number  of  cows',  Curtius,  G.  E.*  609. 

137.  couled  (gl.  oculum).  p.  75.  Context:  »Non  ad  oculum 
servientesc  (xxiv.  2,  citing  Ephes.  vi.  6).  According  to  Bugge, 
this  may  stand  for  co-vled,  where  co  is  the  preposition,  later  que- 
in  que-vaes  'ager',  Z\  902,  and  vled  a  mutation  of  hled  =  W. 
hlaidd  'look\ 

138.  muntul  (gl.  lenticulam).  p.  75.  Printed  context:  »Sa- 
muel lenticulam  olei  accepit  et  fudit  super  caput  Sauli«  (xxv.  1, 
citing  1  Reg.  x.  1).  This  is  =  the  montöl  (gl.  trutina)  of  the 
Eutychius  glosses,  Z^.  1054,  Old  W.  menntaiU  (gl.  bilance)  Mart. 
Cap.  12  b.  a.,  now  montöl,  as  to  which  see  Z^.  84,  766. 
Glück,  K.N.  44 — 47,  connects  the  Gaulish  names  Cata-manta- 
loedis  (which  he  renders  by  *aequabilis'),  Mantala  and  Petro- 
rnantaliMn,  But  I  suspect  that  our  mwntul  is  a  Compound  of 
mun.  Skr.  mäna  'maass'  (Curtius  G.E.*  No.  461),  and  tut  ex 
tal,  connected  with  xdXavzov^  tolayämi,  töllo,  ibid.  No.  236. 

139.  emsiu  (gl.  abitionis).  p.  76.  This  must  be  the  *abusionis' 
of  the  printed  text:  »Nonus  abusionis  gradus  est  rex  iniquus« 
(xxv.  3).  Here  as  in  No.  141  infra,  em-  seems  the  negative 
prefix  amr  Z  ^.  893 — 4,  and  No.  22  supra,  the  a  being  infected 
by  the  following  i.  As  to  siu,  it  seems  connected  with  W. 
sywino  *to  turn  or  use  continually',  Ir.  soud  (gl.  conversio)  root 
SU,  whence  Latin  sucula^). 

^)  M.  de  la  Villemarqu^  cites  an  Cid  French  st  Hare,  defauir  {nans 
nul  8%  =3  Br.  hep  ai),  as  to  which  I  can  find  nothing  in  Diez,  or  elsewhere. 

Zeitschrift  für  rergl.  Sprachf.  N.  F.  VI.  5.  30 


45g  mitley  Stoke«, 

140.  pico  {gl.  qualiter).  p.  76.  The  conlext  is :  »sed  qtnÜcr 
alios  corrigere  potest,  qui  proprios  mores,  ne  iniqui  sint.  nan  cor- 
rigit?«  (XXV.  3).  In  pi  we  have  thc  old  form  of  the  Mid.  BtcL 
mteiTOt;atiTe  pronoun  pe,  Z^.  401,  Com.  fiy,  Ir.  cia,  ^  I^ 
quis,  Umbr.  im-g,  Gr.  ti>$.  In  eo  vre  probably  have  tbe  1» 
ginning  of  some  word  like  *eogfted  =  W.  ci/wedd  ^ccnfonnitr'. 

141.  emguer  (gl.  piacula).  p.  76.  Printed  context:  »Proptff 
piacula  regum  .  .  .  scmina  eorum  ne  regnarent ,  extmxit  Dae* 
(xxv.  3).  I  cannot  explain  Ulis  gloss.  Possibly  it  Stands  b 
emgueredou ,  pl.  of  a  Compound  of  the  negative  preAx  om  ud 
guSred  for  f/uir^  (Z^.  99):  cf.  W.  an-tciredd  'iniquity',  pL  «i- 
Kireddau. 

142.  pü  imfer  (gl.  pithonistarum).  p.  76.  The  printed  coatnl 
is:  »magoram  et  pythonissarum  et  auguriorum  supersUtioniliE 
non  intendere«  (xxv.  4).  With  pis  ...  I  wonld  connect  the  Com 
pystry  'witchcrafl',  pystryor  'wizard',  and  the  Iridi  jmk 
(pisöe)  of  which  the  n.  p[.  occurs  in  a  gloss  on  the  ! 
Mör  (Laws,  i.  180):  Ftiha  n-imda  .i.^oea  isin  tepuidh  »d 
in  the  bed'  (to  render  a  man  impotent?),  and  ag-ain  fremmA 
felmais  .\.  fromadh  na  pisoe  *to  prore  the  enchantments'.  Tbt 
Mid.  Br.  pistri  'veneiicium'  may  also  be  connected.  The  st^ 
word  seems  to  Bugge  the  Lat.  pyxis,  a  box  for  medicine  or 
poison:  pysidem  veneni  alicui  tradere  (Gic),  venenum  m  u- 
ream  pyxidera  conditum  (Sueton.),  partos  gladio  Tel  pyxide 
nummos  (Juv.).  Hence  also  the  Ir.  pios  'a  cup'.  The  f  k 
pis4-ri  is  =^  Ihe  d  in  pgxida.  The  second  word,  itnfer,  is  (fr 
ecure.  It  may  possibly  stand  for  vmfemas  =  the  mod.  V%nM 
'infernal',  W.  v^emol.  The  im  before  f  is  perhaps  a  modt  «f 
writing  the  nasal  vowel ;  cf.  the  Gaulisb  om  in  the  Vknx» 
Poiticra  inscription  RATIN  BRIVATIOM  FRONTU  TARBO- 
SONIOS  lEVRV. 

143.  tro$  (gl.  tirannide).  p.  77.  The  printed  contezt  is :  »Mulb 
melius  est  pauci  temporis  legitinium  regnum  fyrannide  loifi 
temporis«  (xxv.  7).  tros  must  be  the  first  s;llable  of  the  Bnbi 
cognate  of  W.  trawseäd,  iratcsder  or  irawsindt  'ot^resno',  *■■■ 
quitas'  (Davies),  a  derivative  from  traws  ^=  Lat.  tramt. 

144.  rac  (gl.  proferebat).  p.  77.  The  printed  contezt  iB 
>Surrexit  Judas  Galileus,  qui  asserebat  eos  . . .  tributa  noo  ni- 
dere<  (xxv.  91).    This  gloss  is  the  first  syllable  of  some  Tob 


Hie  breton  ftloases  at  Orleatid.  45d 

leueris  *antedictus',  W.  rhag.  Compare  the  Br.  racAomu  (gl. 
proscenia)  Berne,  28,  and  the  gloss  rac  (gl.  obtimantes,  i.  e. 
optimales)  infra  No.  146. 

145.  decmint  (gl.  adecimabit).  p.  78.  Printed  context:  »sed 
et  segetes  vesiras  et  vinearum  reditus  addecimabitc  (xxv.  12). 
If  correctiy  copied  this  must  be  the  3rd  pl.  (a  mistake  for  the 
3rd  sg.)  of  a  Breton  verb  equivalent  to  the  W.  degymmu  *adde- 
cimare',  decum,  degum  'decimae',  Z  \  821,  Gorn.  dege,  Ir.  derJimad. 

146.  rac  (gl.  obtimantes).  p.  79.  The  printed  context  is :  >et 
increpavi  optimales  et  magistratus«  (xxv.  14).  See  above  No.  144. 

147.  er  (gl.  celebrae).  p.  79.  The  printed  context  is:  »hujus 
inter  omnia  celebre  dictum  fertur,  perdidisse  diem,  in  quo  nihil 
boni  fecisset«  (xxv.  14).  This,  no  doubt,  is  the  first  syllable 
of  erdirch  *conspicuus'  =  erdirh,  infra  No.  220. 

148.  ni  diglo  (gl.  non  deglobare).  p.  80.  The  printed  con- 
text is:  »Boni  pastoris  est  pecus  tondere,  non  deglobare«  (i.  c, 
deglubare,  xxv.  16).  Ni  is  the  negative  particle  and  digh  is 
borrowed  from  the  Latm  word  which  it  renders.  The  6  is 
vocalised  as  in  soudan  No.  64  supra. 

149.  gupartolaid  (gl.  priuilegia).  p.  81.  Context:  »cum  pri- 
vilegia  singulorum  non  possint  legem  facere  communem«  (xxvi.  3). 
This  seems  to  be  a  derivative  from  *guparthol,  ms.  guparth 
(gl.  remota)  Lux.,  pl.  gupar(tholion)  gl.  remotis,  infra  No.  208, 
and  cognate  with  the  verb  mguparton  (gl.  se  abdicant)  infra 
No.  256.  I  take  our  gloss  to  stand  for  gupartholaithau,  pl.  of 
*gupart}iolaith,  where  -aith,  later  -aejs,  ez,  is  =  Gorn.  -aid  (in 
ruifanaid  'regnum',  medhecnaid  *medicina'),  later  -eth,  0.  W. 
-md  (in  utolaidou  gl.  natales),  later  -aith,  -aeth,  Ir.  -acJU  ex 
-acta,  Z^.  846,  847.  The  groundform  gthparth  is,  of  course, 
from  the  prep.  guo  and  parth,  which  is  either  a  loan  from  the 
Lat.  i^ars,  or,  as  is  more  probable,  =  Ir.  scert,  scart,  cerdd  in 
descert  (des-sceri)  =  W.  dehefUrbarth  'south',  tüairscert  *the  north', 
di-scart  din  inn-ecin  fil  fornd,  LU.  63  b,  cerdd  chuind  (*Gonn's 
part',  the  northern  half  of  Ireland,  usually  leth  Cuinn)  Amra 
Gholuimbchille,  130  —  all  from  the  root  SKARD,  Rhys,  Rev. 
Gelt.  u.  333—334. 

150.  com  (gl.  sortiendum).  p.  81.    The  printed  context  has: 

»non  viribus  sortientium  et  maxime  ethnicorum  (xxvi.  3)«.    This 

is  the  first  syllable  of  some  verb  compounded  with  the  prep. 

com,  Z\  902. 

30* 


4G0  Whitley  Stokes, 

151.  adguo  (gl.  secuit).  p.  83.  Contexl:  »Finees  meretricon 
cum  viro  suo  una  secuit,  ut  cito  mortem  finirentc  (xxm.  ä). 
Here  we  have  tlie  firsl  two  syllables  of  a  verb  compoundei 
with  the  prepositious  ai  and  guo,  Z^.  907. 

152.  er  (gl.  moliuntur,  xxvn.  S).  p.  84.  See  above,  Kce 
48,  127. 

153.  is.  This  word,  tbe  third  sg.  of  the  verb  snbstantiTe, 
is  written  (p.  84)  over  the  first  a  of  lianitas'  in  the  pfarase  »isü 
uaniias  est«  (printed  text  »Quae  est  vanitas  istac  xxvn.  81 
'Est*  is  wTitten  with  the  usual  contraction,  so  znay  (says  Mr. 
Bradshaw)  have  been  overlooked  by  the  scribe.  Is  (^  Ir.  k, 
est,  icTi)  oecurs  often  in  Old  Welsh,  ZK  553.  It  seems  tk 
Com.  CS.  The  Mid.  Br.  eus.  Com.  etis,  us  appear  to  be  difr 
rent  words. 

154.  mmor  (gl.  maius).  p.  85.  The  printed  eontext  is 
»quamvis  multo  rarius  (xxvii.  9)«:,  and  I  suspeet  that  our  (Jass 
is  intended  to  translate  'multo*.  It  is,  like  the  Ir.  inmmr  (^ 
magnopere),  inmaire  'bigness',  compounded  of  tbe  particie  M, 
ZK  G15.  GIG,  supra  Xo.  113,  and  mor  (mar),  whence  OMr.itt- 
marian  (gl.  inormia)  Lux.,  Com.  maur  (gl.  magniis),  W.  Morr. 
Ir.  mar,  Gaul,  moros. 

155.  scc  (gl.  discerlam).  p.  85.  The  printed  contezt  k:  »i 
cetero  corpore  discerptam  manum  (xxrn.  9)«.  This  gloss  ^^y« 
the  first  three  letters  of  the  pret.  part.  pass.  of  the  verb  equiTtkaft 
to  the  modem  skeja  'couper'  =  sq^wiaff^  Cath.,  hcaiUcr  ^gmagä 
'demy  couppe'  Cath.  As  tbe  lingual  sonant  spirant  j  (wriUa 
i  and  g)  often  come?  from  a  dental  {egenn  'ox'  =:  W.  dim, 
eureugau  'nuptials\  pl.  of  curef,  nigal  to  üy\  W.  neidio,  aad 
the  loanwords  rauejau  O.Br.  roit'Ou  =  retia,  pinigen,  ^^^^9^  de), 
we  may,  ]>erhaps,  connect  skeja  (O.Br.  *scetam,  *sciiam)  wik 
sci-n-do,  c%ldrf,  Curtius  G.E.  Xo.  295. 

156.  fM  \g\.  sohiit).  p.  85.  The  printed  eontext  is:  »GaiD 
primus  homicida  tu  vindictas  solvit«  (xxvn.  10).  Here  fal  is  tk 
3rd  sg.  pres.  indic.  ad.  of  a  verb  =  W.  toZ«,  Com.  iJ§. 
Compare  the  noun  aUtal  ^payment*  supra  No.  30.  In  ICd.  aad 
Mod.  Br.  the  root  is  compounded  with  haut  :  i4df>omi  ^raloir^. 

157.  gwf  (gl.  motulavit).  p.  8C.  The  eontext  is:  »i 
.  .  .  novem  menabus    motulavit«,  i.  e.    mutulavit 
dumb-  (xxvii.  llj.    This  is  the  first  syllable  of  sraoe  verb 
pounded  with  the  prep.  guo. 


j 


The  Breton  Glosses  at  Orleans.  461 

158.  gu  (gl.  prodens,  xxvii.  20).  p.  89.  This  may  be  the 
first  two  lelters  of  some  form  of  the  verb  equivalenl  to  the 
modern,  gwerm  (gwermff,  Cath.)  'vendre',  *livrer',  *trahir',  W. 
gwerthu  'vendere'.    Compare  guir  . . .,  No.  74. 

159.  coel  (gl.  aruspicem  xxviii.  10).  p.  92.  This  Stands  for 
coelioc  {colioc,  infra  No.  247)  Com.  chuillioc  (gl.  augur),  whence 
cuülioges  (gl.  phitonissa),  O.W.  cailiaucc  (gl.  augur)  Mart.  Cap.  2. 
a  b.,  all  derived  from  coil  (O.W.  pl.  o  coilou  gl.  auspiciis),  Z\ 
1657,  Ir.  cel  =  O.N.  heilt  'omen',  *auspicium\  See  infra 
No.  293. 

160.  crap.  This  is  written  in  the  margin  of  p.  93,  without 
a  reference-mark,  opposite  'a  conuiuio  chatolicorum  separetur. 
De  aeclesiae  reos  obstinanter  non  defendente'  (xxviii.  11,  12). 
I  think  this  must  mean  'a  prohibition'.  Davies  has  (s.  v.  cräff 
*harpago'  'fibula',  Fr.  agrafe)  an  'Arm.  crapaf  *anchoro*  (leg. 
*anchorare'):  cf.  Corn.  grabel  *a  grappling-iron'.  Fr.  grappin, 
Eng.  grapling.  Legonidec  has  kraban  'serre'.  The  Welsh  cog- 
nate  is  crap  *raplio',  *prehensio',  Davies.  The  Irish  grabbad  .i. 
bdcdil  no  tairmesc  *a  stopping  or  prohibilion',  H.  3.  18^),  p.  516, 
seems  to  suggest  the  meaning  of  our  gloss.  All  appear  con- 
nected vvith  the  Ital.  grappare  and  the  other  Romance  words 
which  Diez*  172,  brings  from  O.H.G.  hrapfo.  To  crap  belong 
the  Mid.  Br.  scrap  (=  excrap)  'objet  d'un  rapt'  PB.  243,  and 
scrapat  *to  scrape',  Cath. 

161.  guoteguis  (gl.  conpiscuit).  p.  93.  The  printed  context 
has:  »Christus  male  facientes  in  templo  flagellis  conpescuit  et 
ejecit«  (xxviii.  13).  This  is  the  3rd  sg.  s-preterite  of  a  verb 
compounded  with  the  prep.  guo  and  the  O.Br.  equivalent  of  Mid. 
Br.  tevell  *tacere',  W.  teud.  Compare  the  O.Br.  taguel  in  taguel- 
guüiat  (gl.  silicernium)  Eutych.  Z  *.  1053  ==  Corn.  tewel,  W. 
tawel,  Ir.  to  (1.)  'silent',  (2.)  'silence'  (fearr  to  labhra,  O'CL), 
from  the  root  tus,  Fick '  i.  602,  Skr.  tushyaü.  Our  gloss  seems 
to  mean  'he  put  to  silence  (by  scourging)  the  evildoers  in  the 
temple'.  The  termination  -is  (swallowed  up  in  Middle  Breton 
by  the  commoner  -os)  is  =  the  Corn.  -ys,  W.  -is,  infecting 
the  preceding  vowel,  Z*.  523. 

162.  anno  (gl.  persuadenfwm).  p.  94.  The  printed  context 
has :  >Non  ad  reorum  defensionem  facta  et  ecclesia,  sed  judicibus 


^)  A  manuscript  in  the  library  of  Trinity  College,  Dublin. 


4€2  WhiUer  Slokes. 

Ifir^uAdtndum  (xx\m.  U«.  and  Mr.  Bradsbaw  says  Uat  »te 
-tum  Ujr  -dum  i~  \ery  coriimun  in  niOst  of  the  Britiany  mal 
have  scenr,    See  as  to  the  glo3=  Xos.  i?3,  S5  sopra. 

Itl3.  'jwi.  Thi=  is  wriUen.  p.  04.  without  a  referance-mufc, 
c^fiOäile  the  line  >De  eo  quud  intersit  [leg.  idem  äl  apod  Dnal 
utnun  pan'um  an  ma^mn  quis  ruratur<  i  xxix.  2).  This  bw» 
intended  to  ^loss  -furatur  and  is  possibly  connected  with  fk 
Old  Br.  di-dan-vtid  igl.  eHcio),  Z*.  l(6i.  The  root  may  k 
VABH  whence  liifim  elc.  CurÜuä  G.  E.*  \o.  3ä4. 

16i.  fnrw/fV  .i.  itt^tin.  WrJlten  in  the  mai^in  of  p.  SB. 
wilhoat  a  referer-ce-mark,  oppofite  the  words  in  the  followai; 
passa^e  bcyicning  nith  *utilitate5'  acd ending  wilh  *juTe-*.  >Vini 
qaoque  quatuor  uUlitates  habet,  inunolatur.  ctxisolatur  xbe, 
notiit  juvenes.  arat  in  PalesUna«  (xxix.  ij.  tf.  with  Biigge,  K 
retard  »Min  as  cognale  mth  W.  sj/fit/d  *to  moTe',  to  rfr'. 
we  may,  ]  thkk.  refer  our  gloss  lo  'consolatur'.  ZRaoWM  woäi 
ihe.^  be  the  3d  s^.  pre=.  indic.  ol  a  verb  synmyiiioas  «U 
mrmiir,  whfch  feem=  a  deponent,  also  in  the  3d  sg.  pr^  tpifc, 
measing  'Ir.citat'.  compounded  with  the  preposHion  m,  oi 
radicaüy  con:^ected  with  \V.  rheu  *to  oioTe',  rlietieäd  'ueüiftj'i 
>'bg.  rtgm. 

1^5.  &i/af  i.gL  r^icaret).  p.  9-3.     The  printed   r*w#frrt  k 

>Nam  Salomon addit  tria  super  legem,   ut  resecaret  tU 

populi*  {tTiT  5).  This  seems  a  3d  s^.  secondary  present  eoq 
acL,  iike  the  Irisb  form;  in  nith  >  i,  -ad,  Z  ^  445.  Compaie  fa 
Ihe  dental  termination  ergumit  supra  No.  48.  RadKaDy  Mk 
seems  connected  wilh  the  W.  bidag  -ensiculus',  'gladiohisf,  'ni', 
Daries.  which  k,  1  sospect.  ilike  the  Ir.  WA  'a  woand'  0"Q, 
ro-bitk  -he  slew'  LU.  -öS'')  connected  with  Skr.  ^Aofa,  the  I 
Coming  frcm  gv  as  often.  Fror.  Bu^e.  howeTer,  suggesb  (W 
bUat  may  possibly  be  int«]ded  to  gloss  'vitia'. '  If  so,  it  Sri 
be  the  p].  oi  'hif  borron-ed  from  Lat.  Titioni,  as  beeCf  tma^ 
heatxMt.  biUn,  buriul  come  respectirely  from  ricia,  MiTtiif»^ 
TicecooiiteiD.  Ttlain.  vultur. 

166.  Uinniaus  dicit  ixsa.  S>.  p.  96.  >The|»1nted  texts^i 
Mr.  Brad^aw,  ifrom  Ibe  St.  Gallen  ms.,  has  Vinniams.  All  tti 
Brittany  ms.?,  have.  ihc  older  ones  'Vinniaus'.  Ihe  laier  oaa 
'Vinniamis'.     The  Cambrai  ms.   iSth  Century)  lias  * 


Tbe  Breton  Glosses  at  Orleans.  463 

So  also  the  Vienna  ms.  The  name  'Vinniau'  occurs  in  Ihe 
Redon  cartulary  as  'Vinniau'  or  'Viniau'  and  in  the  invocalions 
in  the  Breton  htanies  as  *sce.  Gumiaue'.« 

167.  tal  (gl.  deperdunt).  p.  102.  The  printed  context  has, 
rightly,  *dependunt\  *Quicumque  filii  a  parentibus  suis  causa 
divini  cultus  abscedunt,  nee  debitam  reverentiara  dependunt,  ana- 
thema  sit«  (xxxi.  15).  Here  tal  Stands  for  talont,  3d  pl.  pres. 
indic.  act.  of  the  verb,  vvhence  comes  tal  (gl  solvit)  supra  No,  156. 

168.  brat  (»more  like  brit  or  bret,  rather  perhaps  6re<«, 
says  Mr.  Bradshaw).  This  is  written  in  p.  107,  opposite  the  follo- 
wing  passage  from  Numbers  xxvn. :  »Filiae  Selphat . . .  accesserunt 
a  Moysen  . . .  dicentes:  pater  noster  mortuus  est  non  habens  filios, 
...  cur  privamur  hereditate  ejus?«  (xxxii.  19).  This  is  the  mo- 
dern brad  'trahison\  'tromperie',  Corn.  bras^)^  W.  brad^)^  O.Ir. 
mrath  Ml.  1,  33d,  ar  in  mrath  (gl.  pro  proditione)  Ml.  col.  301, 
mraithemnachtae  (gl.  iniquae  simulationis)  MI.  133  a.  conu-merad 
(gl.  ut  proderetur)  Ml.  24c.  The  Old  French  barat  (whence 
Eng.  barratry)  is,  apparently,  of  Geltic  origin.  The  rise  of  hr 
from  mr  is  also  exemplified  by  bro  =  O.Ir.  mrug,  cognate  with 
margo,  marka,  etc.  With  mrath,  brad  etc.  Prof.  Bugge  com- 
pares  äfiaQtslv,  ijfißQotovj  aßgova^w,  For  the  development 
of  meaning  he  compares  Lat.  ^ia  dedpi  des  weges  verfehlen, 
decipere,  betrügen. 

169.  meic  (gl.  ratas).  p.  107. 

170.  ra  (gl.  stimulationes).  p.  107. 

The  printed  context  is:  »Auetores  ecclesiae  hie  multa  ad- 
dunt,  ut  feminae  heredes  dent  ratas  et  stipulationes,  ne  trans- 
feratur  hereditas  ad  alienos«  (xxxn.  20). 

Here  meic  is  written  for  meich,  the  pl.  of  nuxeh  =  W.  mach 
^vas,  vadis,  praes,  fidejussor,  Sponsor,  adpromissor,  yid.  an  hinc 
mechdiern'  (Davies),  Com.  myghtem.  Mach  is,  doubtless,  as 
Davies  suggests,  the  first  element  of  the  well-knöwn  Old  Breton 
title  machtiem,  which  occurs  in  Gart.  Red.,  p.  6:  'Ermor  epia- 
copus,  Machtiernn  in  Poutrecoett'.  Compare  also  the  Old 
Welsh  dirguor-mechis  ('testatus  est')  Z^  907, 

^)  The  vn  cam  y  fue  tetdya  par  may  coüias  yn  oto  bras,  'to  a  rock 
he  was  cast  so  that  he  feil  into  my  perfidy\  R.  2333,  ^3^  where  Norris 
renders  bras  as  if  it  were  brus  *judgmenl\ 

*)  Hence  Uid,W.  bratwr  *proditor',  Z*.  828  and  bradauc  (gl.  insidiosi), 
Kahn's  Beitr.  iv.  423. 


164  Whitley  Stokes, 

ra  (like  rad  infra  Xo.  177)  Stands  for  radou,  pL  of  *ii^ 
=  Ir.  raJth  'surety'.  Borrowcd,  apparently,  from  LaL  r^m 
in  phrai-es  like  raJtum  aliquid  faccre,  habere,  ducere, 

Over  *dent'  in  the  passage  just  quoted  is  written  g,  wlöä 
probably  .Stands  for  tlic  3rd  pl.  pres.  conj.  acL  of  gwend 
'appeler  Cath.,  now  gerveL 

171.  cospitiot  (gl.  titubaucrit).  p.  108.  The  printed  ocnlal 
is:  »Heredes  mortuorum  sie  judicentur:  si  alter  habuo-it  testen 
adhibeat,  si  non  habuerit,  actas  videnda  et  nobilitas  et  oi£- 
natio  et  ratio:  si  autem  titubaverint,  aut  sorte  aut  veritale  ... 
aut  a  judicibus  veris,  . . .  interpretentur  (xxxu.  23)c.  Qh^fUi 
is  compounded  with  the  prep.  con,  Z^  901.  The  terminaün 
resembles  that  of  the  present  indic.  fleriot  infra  No.  264,  hä 
is  here  used  with  a  future  meaning:  so  W.  heidyawt  ^he  wil 
challenge',  Skene  ii.  307,  W.  mefhawd  4t  will  fail',  ymchodad 
*it  will  turn',  Z^.  51ö,  hidliawt  'erit',  gicasgaraipt  *will  scatter, 
Evander  Evans,  Arch.  Camb.,  April  1873.  The  simple  verb  e, 
like  the  W.  yspeidiaw  'to  niake  an  intervaP,  a  denominatifc 
from  *spit  =  Corn.  spys,  W.  yspaid,  borrowed  from  LaL  q»- 
tium  'a  Space  of  time'.  The  Mid.  Br.  espet  {en  berr  eqpd  in 
brevi  spatio'  PB.  82)  is  from  the  low-Latin  espatium. 

172.  enbü  (gl.  debilis).  p.  108.  Context:  >De  debitis  dimit- 
tendis  illi,  qui  debilis  est  aut  inops«  (xxxm.  3).  Tfais  must,  1 
think,  be  the  W.  ynfyd  'stultus,  insanus,  ineptus,  demens,  amens*, 
Davies,  Ir.  oinmid  (gl.  sotus).  If  so,  the  b  of  enbü  is  writien  ' 
for  infected  m,  as,  possibly,  in  dogur-bonneu  supra  No.  52.  The 
privative  particle  here  used  resembles  the  Irish  m-,  Z  *,  860. 

173.  angtw  (gl.  inequalitatem,  xxxiii.  3).  p.  108.  The  cm-  is, 
of  course,  the  negative  prefix,  see  infra  Nos.  219, 280.  The  ^110- 
is  the  beginning  of  some  word  like  *guostatid  =  W.  gwastadeU 
^aequitas'.  Gompare  the  W.  anwastadrwydd  ^inaequalUas* 
(Davies),  and  the  modern  Breton  adverb  goustad  or  g%oedd 
*doucement',  'tranquillement'. 

174.  gms.  This  is  written  in  the  margin  of  p.  109,  witboat 
any  reference-mark,  opposite  the  first  seven  words  of  the  followiif 
passage  »Disputatio  Romana  dicit.  Quatuor  comitantur  ddläa, 
ratae  (ms.  rate),  stipulationes,  testes  idonei  scriptio«  (xxxm.  4). 
The  gloss  guo8  (gl.  ratas)  infra  No.  185  shows  that  cur  fm 
refers  to  ^ratae'.   It  doubtiess  Stands  for  gMsUou  ===  tiie  «m^a»* 


The  Breton  Glosses  at  Orleans.  465 

gwestlau   'gages',    pl.  of  gwestl,  Corn.   gwistd  (gl.  obses),  W. 
gwystl,  from  ^ved-tla,  cognate  with  a-Fs^-kov. 

175.  erie  (gl.  pernoctauit).  p.  110.  The  printed  context  is: 
»si  pauper  est,  non  pernoctabit  apud  te  vestimentum  ejus«  (xxxiu. 
10,  citing  Deuteron.  24.  v.  12)*  I  suspect  that  this  is  a  gloss 
on  'vestimentum  eius'  rather  than  on  *pernoctauit  (-abit?)'..  If 
so,  the  e  is  the  possessive  pron.  3rd  sg.  masc,  Z*.  386,  but 
the  rie  ...  remains  obscure.  Can  it  stand  for  rei  (as  tu)  for 
ouy  supra  Nos.  7,  119)  the  first  three  letters  of  *retY  =  W. 
rhaid,  Mod.  Br.  ret  now  ret,  red  'needment',  Corn.  reys? 

176.  molin  (gl.  molam,  xxxiii.  10).  This  is  Mid.  Br.  mdin 
Cath.,  now  milin,  Com.  melin  (gl.  molendinum),  W.  mdin,  Ir. 
muilenn.  All  apparently  borrowed  from  Lat.  molina,  as  kegin, 
Ir.  cuicenn,  from  coquina,  and  Ir.  ruingenn  'a  plane'  from  runcina. 

177.  rad  (gl.  stipulationes,  xxxiv.  6).  p.  1 12.  See  No.  170  supra. 

178.  contulet  (gl.  colligas).  p.  114.  The  printed  context  has: 
»Inter  collegas  suos«  (xxxv.  4).  This  is  apparently  the  same  word 
as  the  cunMlet  (gl.  collegio)  pl.  cuntelletou  (gl.  collegia)  of  the 
Luxemburg  ms.,  as  to  which  see  Z\  901  and  Rev.  Celtique 
I.  362,  Corn.  ctmtellet  (gl.  congregatio  vel  concio)  Z\  901, 
1068,  Mid.  W.  kynnullaw  *colligere\  M.  Emile  Ernault  com- 
pares  the  Mod,  Bret.  ktUuill  'cueillir'. 

179.  milintric  (gl.  stupris).  p.  114.  The  printed  text  has:  >si 
quispiam  adulterae  conjunctus  perpetuam  cum  ea  permanendi 
fidem  polliceatur ;  tolerabilius  est  sacramentum  non  implere  quam 
permanendi  (sie)  in  stupri  flagitio«  (xxxv.  5).  This  probably 
Stands  for  müintricion  (or  -tou?),  pl.  of  ^müintric^  a  derivative 
from  müin  (gl.  prostitutam)  infra  No.  260,  of  which  the  pl. 
milinon  (gl.  libosas,  leg.  libidinosas)  occurs  in  the  Luxemburg 
glosses.  Compare  the  Old  Breton  names  Milon,  Müun  in  the 
Redon  Cartulary.  The  root  seems  mü,  Fick*  i.  173,  whence 
fisiXia^  the  Lith.  meiliis  'lovely',  and  other  words  cited  by 
Curtius  G.  E.  No.  464  ^). 

The  suffix  tric  may  perhaps  be  compared  with  the  Lat. 
tricio  in  meretridum,  etc. 

180.  ngmt  or  hgud  —  Mr.  Bradshaw  thinks  the  latter  —  (gl. 
secundum).  p.  114.  The  printed  context  (xxxv.  5)  is:  »Tria  jura- 


')  To  these  perhaps  may  be  added  the  Ir.  miUde,  an  epithet  for  heaven 
in  the  Sc61a  lai  brätha,  LU.  33  b. 


At 


a:rg^ 


.^  -  ^. 


.^ZZ  .       V        fl«      ^ 


.T««»" 


•«      11 


»       itfl¥       »L.. 


_  •—      '^      f»!»iJ»>-rt       ^        Z>~-r- 


rii 


i.iÄl!v.»      ^      -ri  :.: 


..    '«iu    -  :::.    «!-.£: 


'••-     - 


*r'  */#-.       &•; .       T»>  . 


,#    -i':  Ts 


f^i.*,7. 


aXi.  ,. 


.-"..       flto.'       -T      Tili-        -      .     . 


*iiTi.> 


Jl:.     *  •'■''> 


'VC 


if^i.  -=>  Z»*;- 


l'-..  "'■^■'.•I  ^  -..? 


5* 


<« 


I-     r-r.:  -i^-     -  T,r.    f -■*■"•.      l^.JS      .»^-^r  aW^ft»         JV-JV    <• 


The  Breton  Glosses  at  Orleans.  467 

(fora^^))  are  the  common  prepositional  prefixes,  Z*.  903,  900, 
and  eguetic  is  the  pret.  part.  passive  of  some  verb  from  the 
root  AV,  *to  Protect*,  Ir.  con-oim  *servo*,  Fick ',  i.  24. 

187.  aior  (gl.  anchora,  xxxvii.  3).  p.  118.  Aior,  Mid.  Br.  heor 
Cath.,  now  hedr  or  edr,  is  a  loan,  like  W.  angor,  Com.  ancar, 
Ir.  ingor,  from  a  Low-Lat,  *angora  for  ancora  (Loth).  For  the 
loss  or  vocalisation  of  the  guttural  nasal  in  inlaut  compare  Mid. 
Br.  ael  'angelus',  aviel  *evangelium',  duellcnn  *cingulum*,  iuin 
'unguis'  =  Ir.  acc.  sg.  itigin,  moe  'coma'  =  Ir.  mong,  nouen 
'unguentum',  stoeaff  *clinare\  W.  ystwng,  toeaff  'iurare\  Ir.  ton- 
gad,  spoe  *spongia\  and  perhaps  the  mod.  Br.  s-t-laon  'eel'  = 
O.H.G.  slango,  now  schlänge.  Compare  the  change  in  Welsh 
of  ng  to  w,  Rhys,  Rev.  Celtique,  ii.  192. 

188.  or  (gl.  maleus,  leg.  malleus,  xxxvii.  3).  p.  118.  This 
is  for  ord  now  horz=  0.  Corn.  ord  (gl.  malleus)  Z^  1061,  W. 
g-ord  with  prefixed  g  from  v,  Ir.  ordd  (gl.  malleus). 

189.  guilp  (gl.  madeficandum).  p.  118.  The  printed  context 
has:  »Ros  sit  ad  madefaciendum  (xxxvii.  3)«.  This  is  the  begin- 
ning  of  g-uüpitoey  the  fut.  part,  pass.  of  the  verb  whence  ro- 
gulipias  (gl.  olivavit)  Lux.  The  modern  infinitive  is  glebia  or 
glibia,  a  derivative  from  gleb  =  Mid.  Br.  gluip  {gluipycidur 
'humectatio') ,  O.W.  gidip,  Kuhn's  Beitr.  IV.  405,  now  gwlyb 
*humidus',  'madidus',  Corn.  gleb,  Ir.  flimh.  The  root  is  VALG 
according  to  Fick^  778. 

190.  guirhter  (gl.  austeritate).  p.  119.  The  printed  context 
is:  »cum  austeritate  imperabant  eis,  eo  quod  non  esset  pastor 
bonus«  (xxxvii.  4).  This  is  an  abstract  noun  formed  like 
blinder  (gl.  segnitia),  by  adding  4er  to  some  adjective,  Z  *.  829. 
What  this  adjective  is  remains  doubtful.  Cruirh  may  stand  for 
*guirch,  and  if  this  is  by  metathesis  for  guichr  we  may  com- 
pare O.W.  guichir,  guichr  (gl.  effrenus,  gl.  eflfera)  Kuhn's  Beitr. 
IV.  398,  W.  gwychr  *alacer\  'strenuus'.  Or  if  the  c  is  a  jf 
provected  by  the  t  of  the  suffix,  we  may  bring  guirhter  from 
the  Old  Br.  guerg  (gl.  efficax)  Eutych. 

191.  abiin  (gl.  faustu).  p.  119.  The  printed  context  is:  >Cunctos 
fastu  superbiae  parvipendunt«  (xxxvii.  4).  The  glossographer 
seems  to  have  regarded  'fastus'  as  meaning  'fastidium',  in  which 
case  we  should  read  a  blin(der),  or  'fastigium',  for  blin  (now 
bUn  'bout',  *extremite')  is  =  Corn.  blyn,   W.  blaen    'cuspis', 

')  See  dO'ti-et'Ue  (gl.  desistit)  infra,  No.  261. 


i 


f, 

■7i 


468  Whitley  Siokes, 


'extremitas',  'summitas'.     The   a  is,  of  course,  the  prepositior 
indicating  the  ablative.    Thcre  is  a  castruui  Blaeti  in  a  12U 
Century  charter,  Gart.  Red.,  page  291. 
^  192.  c^le  (gl.   reprehensibiliter,  xxxvii.  5).  p.  119.     Con- 

\  nected  with  cabltis  *coupable'  Cath.,  *criminans'  Davies,  Corn, 

V  cabel,  W.  caibl  *calumnia'.    All  from  a  Med.  Latin  cabüla,  clas- 

I  sical  cavilla.    For  the  change  oi  b  io  p  in  loanwords  compait 

the  Mid.   Br.  chapl  *cable',    campr   'chambre',    divempraff   Hc 
[i  dismember*,  canap  'cannabis'. 

]  193.  orion  (gl.  oram).  p.  119. 

j  194.  straal  (gl.  calamidls).  p.  119. 

The  printed  context  is:  »abscidit  oram  clamidis  [leg.  chla- 
mydis]  ejus«  (xxxvu.  5).  Here  orioti  is  the  pl.  of  or  (Ir.  or 
dat.  sg.  ur\  a  loan  from,  or  cognate  with,  Lat.  ora,  and  straal 
[which  M.  Loth  reads  straul]  is  like  Corn.  strail  (gl.  tapeta) 
W.  ystraill,  a  loan  from  Lat.  stragulum,  the  g,  as  usual 
disappearing  between  vowels. 

195.  dan  (gl,  sub),  p.  119:  this  is  written  over  the  sub  oJ 
»subjectione«,  (xxxvu.  6).  It  is  the  Corn.  tan  (in  the  oath  tan  au 
feth),  the  W.  dan  from  tan.  In  Middle  Breton  this  prepositioi) 
appears  only  when  compounded  with  the  prepositions  di  oi 
en:  di-dan,  cfh^n,  dindan  =  di^n-dan,  Z\  680:  dindan  panat 
püat,  Horae.  The  Lat.  tenm  may  be  cognate. 
*1  196.  donwt  (gl.  ritum).  p.  120.   The  printed  context  is:  »Qui- 

cunque  venerit  contra  ritum  \var,  lec.  decretum]  principis,  ab 
ecclesia  abjiciatur«  (xxxvn.  6).  This  is  the  W.  defawd,  drfoä 
*mos',  *consuetudo',  Davies.  Cognate  with  ^iik^g,  dhämafn)^ 
Goth.  dom-s  (Eng.  doom)  and  the  other  words  cited  by  Curtius, 
G.  E.  No.  309. 

197.  tes  (gl.  decreto).  p.  121.  Context:  »Qui  contradixeril 
decreto  principis  in  berede  ordinando,  non  est  christianus«  (xxxvu. 
18).  This  is  the  first  three  letters  of  testamant,  Cath.,  a  loaE 
from  Latin  testanientum. 

197  a.  no  (gl.  non  quesito),  p.  122,  I  cannot  explain. 

198.  arUm  (gl.  latrare).  p.  122. 

199.  guotroit  (gl.  demulgitis).  p.  122. 
The  printed  context  is:  >Canes  muti  non  possunt  latrare 

vos  demulgitis  lac  ovium  et  comeditis  easc  (xxxvu.  22,  citinj 
Isaias  59,  v.  10).  Here  arton  is  for  arthan,  cognate  with  the 
Mid.  Br.  harjsaff  *aboyer',  Cath.,  now  harga,  W.  cyf-arOh  Daviea 


The  Breton  Glossen  ftt  Orleans.  469 

Pughe  has  also  arthal,  arthiad,  arthaw  and  arthu,  The  ending 
'On  seems  lo  stand  for  -an.  In  Middle  Breton  we  have  only 
-en,  Z^.  536,  as  in  atutren,  untren. 

gaotroit  is  the  2nd  pl.  pres.  indic.  act.  of  a  verb  =  the 
Mid.  Breton  gozro  *mulgere'  Cath.,  now  görö,  W.  godro,  and 
compounded  of  the  prep.  guo  and  tro^  which  latter  seems  (like 
the  Fr.  traire)  to  come  from  a  Med.  Lat.  trägere  =  trahere. 

Over  'abutimur'  in  the  phrase  »quorum  abutimur  donis« 
(xxxvii.  22)  is  written  m,  which  I  cannot  explain. 

200.  hgurstli  (gl.  informetur).  p.  123.  The  printedtext  has: 
>Decernimus,  ut  discat,  quod  doceat,  refonnetur  quod  teneat« 
(xxxvii.  23).  This  seems  compounded  with  the  prep.  guor,  like 
gurlimnn,  gurprit,  supra  Nos.  51,  95.  The  stli  may  be  the  be- 
ginning  of  a  verb  cognate  with  O.W.  istlinnit  'loquitur',  Juv.  4 
=  O.Ir.  sluindid. 

201.  gfwödces  (gl.  hodio  habentes).  p.  124.  Context:  »crudeles, 
hodio  habentes  bonum«  (xxxvn.  30,  citing  2  Timoth.  3,  v.  3). 
Here  gtwd  may  possibly  stand  for  *goud,  a  loan  from  A.S.  god 
(Mhg.  guot,  0.  Sax.  gtwd)^  and  ces  may  stand  for  *ceseion  =  W. 
caseion,  pl.  of  casai  'a  hater',  cognate  with  cos,  Com.  cäs 
*hatred\  Mid.  Br.  caset  *to  hate'  Cath.,  W.  cassau  'odio  habere', 
Davies,  Ir.  cais  .i.  mioscais  no  fuath,  O'Cl.  Our  gloss  would 
thus  mean  *haters  of  the  good'  ionum. 

202.  im  (gl.  Paulus,  xxxvii.  36).  p.  125.  This  name  is  pre- 
fixed  to  1  Corinth.  12,  vv.  21,  22:  >Non  potest  dicere  caput 
pedibus,  etc.«  Perhaps  our  im  is  the  first  syllable  of  impossibl 
MJ.  9  b,  120a,  and  is  intended  to  gloss  'non  potest'. 

203.  adam  (gl.  triturantis).  p.  126.  The  context  is:  >Non 
alligabis  os  bovis  triturantis  in  area«,  xxxviii.  1,  citing  Deuteron. 
25,  V.  4.  Here  a  is  the  relative  pronoun,  Z  \  392,  and  dorn  is 
the  3d  sg.  pres.  indic.  act.  of  a  verb  =  domaff  'bastre'  Cath., 
now  douma  =  W.  dymu  'triturare',  'flagellari'.  All  derived 
from  dorn,  Com.  dorn,  W.  dtvm  'pugnus',  Ir.  dorn.  Hence 
also  Mid.  Br.  domat  *manipulus'  Cath. 

204.  Zi«ism(gl.  lixa).  p.  127.  Context:  »Ut  lixa  per  cinerem 
humidum  et  sordidum  fluens  lavat,  et  non  lavatur«  (xxxvni.  5). 
So  li^u  (gl.  lixa)  Eutych.  Z^.  1054  and  Cath.,  now  lisiou 
Messive',  0.  Com.  lissiu,  Z\  1063,  W.  lleisw,  both  loans  from 
Lat.  lücivium.    Other  instances  in  Breton  loanwords  of  8  frora 


470  Whilley  Slokeä, 

X  are  //m5   *flux\    mos    *nox',    cs-frcizaff  *exfrigidare\    esbren 
'extraneus',  hisest  'bisextus',  and  perhaps  escis,  infra  No.  964. 

205.  in  Un  loed  (gl.  in  lacuna  sordida,  xxxviii.  5).  p.  127. 
Here  in  is  the  preposition ;  Un  is  =  Com.  Un,  W.  Uyn  ^lacus', 
'stagnum'  [Ir.  Knw],  which  Davies  compares  with  iUfivf,  and 
loed  is  now  long  *sale\  'malpropre',  et  selon  quelques-uns  *vilain', 
'laid\  Com.  lowse  Cr.  158,  lowz  'mouldy',  Lhuyd  Arch.  BriL 
281.  Our  loed  seems  borrovved  from  some  Romance  form  of 
Fr.  laid,  which  Diez  brings  from  0hg.  leid  *verhasst*.  In  PB. 
33  we  have  lesu  a  le^n  an  bei  a  laet,  which  M.  de  Villemarque 
renders  by  /Jesus  qui  tire  le  monde,  de  la  honte'. 

206.  gudnaiol  (gl.  erudiens).  p.  128.  The  context  is:  »Melior 
est  docta  sapientia  non  minus  erudiens,  quam  sancta  rusticitasc 
(xxxviii.  7).  This  seems,  as  Prof  Bugge  suggests,  miswritten  for 
gudruaioly  a  Compound  of  gud  =  W.  gwydd  No.  126  supra,  and 
})aiol^  from  Lat.  baiulus,  which  in  the  Middle  Ages  meant  *er- 
zieher',  'hofmeister'  (Diez  E.W.  36,  s.  v.  baüo).  In  the  Old 
Comish  vocabulary  baiol  (gl.  enula)  seems  to  mean  an  enve- 
lope  for  a  letter. 

207.  con  (gl.  sustulit).  p.  129.  The  Latin  word  should  be 
'sustollit':  »Lectio  divina  indoctum  aedificat,  doctum  corripitf 
pauperem  smhdü,  regem  humiliat,  purißcat  animamc ,  etc. 
(xxxvui.  13),  and  our  gloss  seems  the  first  syllable  of  the  3d 
sg.  pres.  indic.  act.  of  the  Old  Er.  verb  corresponding  to  the 
Mid.  Br.  quen-dercJ^ell  cognate  with  W.  cynncd  *sustinere'  a  cyn 
et  dcd,  Davies:  cf.  quendelch  'conserve',  'garde',  evd  merch  a 
quendelch  guerclidet  ^like  a  maiden  that  guards  her  virginity' 
PB.  13;  ez  quendelch  roen  tir  e  guiryou  'the  king  of  the  earth 
keeps  his  words'  PB.  40. 

208.  gupar  (gl.  remotis,  xxxix.  3).  p.  129.  See  above  No.  149. 

209.  guparol  (gl.  theorica).  p.  131.  Context:  >In  sola 
contemplatione  theorica  viventes  perseverant«  (xxxix.  3).  This 
adjective  (which  glosses  *theoricam'  infra  No.  240)  seems,  as 
Prof.  Bugge  suggests,  to  stand  for  guparol,  gutharol  =  W. 
gwyddorol  'scientific' :  cf.  gud  supra  Nos.  126,  206. 

210.  Uiniun  (gl.  tebefacti).  p.  131.  The  printed  text  has 
»eorum  ...  qui  ...  continuo  tepefacti«  (xxxix.  3).  This  seems 
the  plural  of  blin  (gl.  inerte)  Lux.,  pl.  blinion  (gl.  inertes)  Lux.«« 
Skr.  glana  *fordone',  Bugge.  Compare  blin  (gl.  t^)ore)  infra 
No.  268,  which  probably  Stands  for  blinder,  Mid.  W.  blinder 


The  Breton  Crlosses  at  Qrleanfi.  471 

*faligatio*  Z*.  829,  or  some  other  abstract  derivative.  Tbe 
Word  Uin  or  tlen,  which  forms  part  of  several  Old  Breton 
names^),  may  be  cognate. 

211.  ad  (gl.  lacesi,  leg.  lacessiti,  xxxix.  3),  p.  132,  the  first 
syllable  of  the  pret.  part.  passive  of  some  verb  compounded 
with  the  prep.  ai. 

212.  guarcerdorUm  (gl.  eireumcellionum),  p.  132,  »Qui  sub 
habitu  monachorum  usque  quaque  vagantur«  xxxix.  3.  This  is 
the  pl.  of  guorcerdor  'vagabond',  vvhere  guor  (=  Gaul,  ver-)  is 
the  common  intensive  prefix  Z^.  895,  896;  the  ending  -or,  as 
in  ousor  (gl.  opilio)  Berne  10,  is  from  ar,  Z  *.  830,  and  cerd  is 
the  base  of  the  verb  credam,  leg.  cerdam  (gl.  vado)  Eutych. 
6a  =  W.  cerddaf,  Z^.  1053,  and  the  verbal  noun  querget, 
Cath.,  now  kerzä  ==  W.  cerdded  'incedere',  'ambulare',  Davies, 
Com.  kerd  (gl.  iter),  Ir.  ceird^  all  cognate  with  0.  Saxon  scridan 
^schreiten',  Curtius  G.  E.«  No.  71. 

213.  bleoc  (gl.  criniti).  p.  132. 

214.  guüiat  (gl.  tonsa).  p.  132. 

215.  guoliat  (gl.  comata).  p.  132. 

The  context  is:  >alii  criniti  incedunt,  ne  vilior  habeatur 
tonsa  sanctitas  quam  comatac  (xxxix.  3).  Here  bleoc  Stands 
ibr  bleocion,  infra  No.  281,  pl.  of  bleoc,  better  bleuoc  =  bleühec^) 
'plein  de  poil'  Cath.  =  Com.  bleuaJc,  W.  bleuH^  'crinitus',  Davies. 
It  is  an  adj.  derived  from  bleu  (also  bleuou  gl.  iubis.  Lux.),  pl. 
of  bleuenn  'poil'  Cath.,  =  W.  bietvyn.  Compare  O.W.  bleu- 
porthetic  (gl.  lanigerae)  Z\  1055,  Gorn.  bleu  yn  pen  (gl.  ca- 
pillus),  bleu  en  lagai  (gl.  palpebrae). 

guiliai  for  *guilliat  seems  an  abstract  noun  meaning  ^the 
State  of  being  shom'.  For  the  termination  see  Z*.  840.  Our 
gloss  is  cognate  with  0.  Com.  guUUhim  (gl.  forceps)  ZK  1062, 
W.  gwelUiif  *a  pair  of  shears',  and  perhaps  Latin  vdh.  To 
this  belongs  the  Luxemburg  gloss  guiUiatou  (gl.  tonsuras). 

guoliat  for  guoltiat,  also  an  abstract  noun,  meaning  ^hai- 
riness',  is  derived  from  *guolt  *coma',  Corn.  gols  (gl.  cesaries), 
W.  gwallt,  Ir.  foU,  which  Prof.  Rhys  would  connect  with  Gr. 
Xdiftog  ex  Flauog.    See  coguelt  (gl.  lanitium)  infra  No.  284. 

216.  guad  (gl.  deterrimum,  xxxix.  3).  p.  132.  This  Stands  for 

^)  Blen4ini^  Blen-lisaet^  Bkn-litietj  Blen-Uuuet,  Blen-luet,  BUn-liuetf 
Treu-bien, 

*)  Here  the  h  is  due  to  the  accent  on  ec* 


472  Whilley  Slokeä, 

guadam,  now  guHisa,  the  irregulär  Superlative  of  drouk  'malus\ 
Prof.  Bugge  conjectures  thal  the  stemword  may  be  the  Latin 
vapidus,  whence  according  to  G.  Paris,  the  Fr.  fade.  The  W. 
gtoaethaf,  Corn.  guefhe  D.  1130,  Br.  gwe^e  'pesslme'  MJ.  196, 
2  seem  to  come  from  a  diflferent  root. 

217.  imco  (gl.  agitet,  leg.  uigilet?).  p.  132. 

218.  loois  —  ms.  lois,  with  o  written  over  i  —  (gl.  la- 
tronibus).  p.  1 32. 

The  printed  context  is :  >Quis  ab  insidiis  luporum  custodit 
oves,  si  pastoris  cura  non  vigüet,  quis  latronibus  et  foribos 
resistit,  si  speculatorem  non  habuerit?«  (xxxix.  4). 

im-co  is  the  first  tvvo  syllables  of  a  verb  compounded  with 
the  preposition  im,  perhaps  with  a  reflexive  meaning,  Z  \  898, 
and  the  prep.  con,  and  possibly  identical  with  W.  cynnhyrfu 
*agitare'  ex  cyn4yrfu  'conturbare'. 

In  lom,  if  this  be  the  right  reading,  the  -ois  may  be  =  the 
-wys,  'is  (ex  -enses?)  forming  collective  substantives  in  Mid.  W. 
and  Mid.  Breton,  such  as  W.  montcys,  Lloegrwys,  Br.  hedis 
*homines',  literally  'mundi  (letj  habitatores\  brais  ^regionis 
habitatores',  ploeys  *plebani'  from  ploe  *plebs',  Z  K  294.  In  lo 
1  see  the  equivalent  of  Xoxog  ^an  ambush',  Hhe  lurking  place 
of  robbers'.  The  Welsh  cognate  seems  to  exist  in  the  Ogam 
part  of  the  bilingual  inscription  on  the  Llanvaughan  stone, 
Trenaccat  lo,  l  e.,  'the  bed',  or  'grave',  'of  Trenacatus  (Tringad), 
son  of  Magiagnus  (Maelan)'^).  The  root  of  h  (the  GauIisJi 
logchfi  in  the  Todi  inscription)  is  lagh,  as  to  the  existence  of 
which  in  the  Celtic  languages  see  Curtius,  G.  £.  No.  173  and 
Rhys,  Rev.  Gelt,  i  373.  For  the  loss  of  the  g  between  vowels, 
see  above  No.  49. 

219.  nahu  anfumeHc  (gl.  non  suspectionis).  p.  133. 

220.  gur  dut  erdirh  (gl.  mali  euidentis).  p.  133. 

The  context  is:  >abbas  ita  degeneravit  ab  opere  Dei  ut 
mereatur  . . .  fomicationis  crimine  non  suspectionis  sed  mali 
evidentis  honeraric  (xxxix.  7).  For  the  last  three  words  Ihe 
printed  text  has  »male  videntis  onerari«. 

In  na-hu  (as  in  gloss  No.  221)  the  na  is  the  negative  paiv 
ticle  used  in  a  relative  or  subjunct  sentence  Z\  752,  and  Im 


>)  See  as  to  Maelan  and  Tringad  Rhys*  Lectures  on  Welsh  Philology, 
2d  edn.  380. 


The  ßreton  (jlosses  at  Orleans.  473 

must  be  the  3d  sg,  pret.  of  the  verb  Substantive.  It  is  iden- 
tical  with  the  W.  bu,  ZK  561.  The  Middle  Breton  forms  are 
houe,  boe,  the  Cornish  bm,  ZK  563,  562. 

For  anfumetk  I  was  inclined  to  suppose  that  we  should  read 
ansunietic,  the  pret.  part.  pass.  of  a  verb  connected  with  the 
Old  Fr.  ensongier  'avoir  ses  pensees  dirigees  sur  qqch.'  Burguy, 
II.  351,  Mid.  Br.  songeal  *to  think',  songiaf,  soingaff  'je  pense' 
(songe),  ultimately  from  the  Lat.  somnio.  The  ms.,  however,  is 
clear,  and  M.  Ernault  thinks  that  anfumetic  may  be  =  Fr.  en- 
fume  (a  Low-Latin  *infumatus\  and  compares  the  proverb  il 
n'y  a  pas  de  fumee  Sans  feu.  For  the  prefix  aw-  =  0.  Fr. 
en-  cf.  anclinaff,  ancontraff,  anserret,  äntechet,  antren,  Cath. 

The  second  gloss,  gur  clut  erdirh  'a  man  of  conspicuous 
glory',  is,  I  think,  intended  to  explain  'honerari',  which  the 
ignorant  glosser  mistook  for  honorari,  the  gen.  sg.  masc.  of 
honorarias.  Here  gur,  Corn.  gur  (in  gur-ruid),  W.  gwr,  Ir.  fer 
is  =  Lat.  vir,  and  cltd  {cht  gl.  rumoris,  Lux.)  is  =  W.  clod, 
Corn.  dos,  0hg.  fdud.  It  is  possible  that  clut  may  be  an  ad- 
jective  =  clot  in  0.  Br.  Clot-ri,  Z\  889,  Ir.  cloth,  Gr.  xlvzög^ 
Curtius  No.  62.  In  that  case  the  gloss  should  be  rendered  'a 
man  famous,  conspicuous'.  The  third  word  erdirh,  for  erdirch, 
is  exactly  the  Ir.  airdirc,  erdirc  *conspicuus',  from  the  root 
DERC,  Skr.  darg,  Curtius  6.  E.  No.  13.  In  the  phrase  en  hanu 
derch  an  guerches  'in  the  clear  (or  bright)  name  of  the  Virgin', 
PB.  173,  derch  is  an  adjective:  cf.  0.  Sax,  torht  'splendens', 
0hg.  zorah't  'helF,  'deutlich'. 

221.  nä  docordonmi  (gl.  non  arcemus).  p.  133.  The  context 
is:  »illos  vero,  quorum  abbatem  de  mensa  sanctorum  propter 
infamiam  non  arcemus«  (xxxix.  7).  As  to  na  see  No.  219.  The 
-ni  (later  ny),  Lat.  nds,  Zend  näo,  is  the  pers.  pronoun  of  the 
Ist  pl.  (Z2.  374,  380,  Curtius  G.  E.«  No.  444)  here  used  as 
an  enclitic.  Between  the  m  of  the  termination  of  the  verb 
and  the  n  of  the  suffixed  pronoun,  a  p  was,  in  Middle  Breton, 
inserted  as  a  fulcrum  (cf.  in  Mid.  Br.  coltwi-p-nenn  'columna', 
dam^-naff  'damnare',  hym-p^  'hymnus'  and  in  mediaeval 
Latin  sonv-p-nus,  sollem-p-nitas  for  somnuSj  sollemnitas).  The 
ni  (ny)  then  dropt  ofif  and  left  the  verbal  ending  -omp.  The 
verb  do-c&rdom  is  compounded  with  the  prep.  do  and  its  root 
seems  KAR,  Curtius  G.  E,*,  53,  whence  xsiqiü  and  Lat.  curtus, 

ZelUchrifr  ffir  vertl.  Spraehf.  N.  F.  VI.  5.  31 


474  Whitley  Stokes, 

properly  'abgerissen*.    Our  cordom,  if,  as  is  possible,  d  Stands 
for  th,  may  thus  be  equated  in  form  with  Lat.  cufiarH%is. 

222.  roiau  (gl.  soffosoria).  p.  133.  The  printed  contexl  is: 
>aratra  trahentes  et  sofosoria  (var.  lec.  fossoria)  figentes  terraec. 
Our  gloss  raeans  'spades'  and  is  equivalent  to  the  modern  W. 
rhawiau,  pl.  of  rhaw  'rutrum\  'ligo',  'paliis*,  Davies.  I  think 
Ulis  must  be  cognate  with,  or  borrowed  from,  the  Lat.  ramus: 
for  0  from  a  see  No.  154  supra,  and  for  the  vocalisation  of  m, 
see  lau  supra  No.  70  and  W.  ffaw  from  fama.  In  Mod.  Breton 
we  have  reon  'pelle'  (Leon)  and  ranv  'beche'  (Treg.  et  Comouaille). 
The  Ir.  rdnia  LL.  12  b.  (like  Fr.  rame)  means  'oar',  The  -iau 
for  'iou  is  remarkable. 

223.  boco  (gl.  paulo).  Context:  »De  monacho  paulo  remis- 
sioris  regulae  non  admittendo«  (xxxix.  9).  This  seems  intended 
for  'remissioris',  and  is  the  comparative  of  boc,  huc  (gl.  putris), 
pl.  hocion  (gl.  putres)  Berne  13,  27 :  for  the  loss  of  the  final  db 
cf.  enteraßo  (gl.  inopportunius). 

224.  naco  (gl.  non  admittat,  xxxix.  9).  p.  133.  As  to  na 
see  No.  220.  The  co-  must  be  the  first  syllable  of  some  verb 
compounded  with  the  prep.  con. 

225.  pei  —  Mr.  Bradshaw  is  not  sure  of  the  third  letter  — 
(gl.  belial).  p.  135.  Context:  >quae  enim  societas,  lud  cum 
tenebris  et  Belial  cum  justis?«  xl.  1)  cf.  2  Corinth  6,  w.  14,  15. 
I  suspect  we  have  here  the  later  pe,  Z  *.  725,  that  the  gloss  is 
intended  for  'et',  and  means  'or'. 

226.  com  (gl.  scipho,  leg.  scypho,  xl.  5).  p.  136.  This 
is  =  Ir.  com  m.  *a  drinking  cup  or  hom!',  Com.  com  (gl.  comu), 
W.  clywitor  com  can  ni  weler  *a  hörn  will  be  heard,  though  it 
be  not  Seen',  comeyt  'cornu  plenum',  Z^.  840.  Galatian  xaqvov 
adXntyya  Hesych.,  Goth.  kaum, 

227.  comnidder  (gl.  consabrinis  leg.  consobrinis,  id  est  filiis 
fratris  patris,  xl.  6),  p.  136  v.  supra  No.  24. 

228.  comdia  (gl.  sodalitates,  xl.  13).  p.  137.  I  suspect  that 
this  gloss  Stands  for  comeliachmiy  pl.  of  comeliaeh  =  W.  ctffeUliaA 
'amicitia'  Z«.  851.  Cognate  with  W.  cyfaill,  cyfaütt  'amicus', 
'socius',  'sodalis',  Davies,  Ir.  ad-com-altar  'conjungitur',  ae-eom^ 
älUe  (gl.  socius,  i.  e.  junctus)  ZK  73,  116  n.,  Com.  ehef-mU 
(gl.  artus),  Ir.  alt  'a  Joint'  ^),  Goth.  liihus,  Lat.  artus^  and  other 


*}  Also  'a  song  or  strain*:  cf.  fiiko^. 


The  Breton  Closses  at  Orleans.  475 

words  quoted  by  Gurtius  G.  E.  No.  488.  The  preservation  of 
the  preposition  com  is  remarkable:  cf.  cou-arcou,  ccharchölion 
Berne  12,  46,  vvhere  it  is  infected  or  vocalised. 

The  assimilation  of  the  t  had  taken  place  in  the  ninth 
Century:  Comäircar,  Cumalcar,  Couuellic  (Gart.  Red.,  pp.  12, 
221,  125).  But  we  find,  also  in  a  charter  of  the  ninth  Century, 
Comalt-car  (ib.,  pp.  10,  36,  143,  etc.). 

229.  ditienoc  —  ms.  diumic,  o  being  written  over  the  se- 
cond  i  —  (gl.  in  ballinea):  p.  137.  The  printed  context  is:  >Sunt 
qui  audierunt,  quod  Johannes  discipulus  Domini  apud  Effesum, 
cum  balneas  lavandi  gratia  fuisset  ingressus  et  vidlsset  ibi  Gerin- 
tum  exsiluisse,  continuo  fertur  et  discessisse  non  lotus  dicens: 
fugiamus  hinc,  ne  et  ipsae  balneae  corruant,  in  quibus  Gerintus 
lavat,  inimicus  veritatis«  (xl.  13).  This  may  be  for  *di-gueimoc, 
where  di  is  the  prep.  di  (=  Ir.  du,  do,  O.W.  di,  Gorn.  dhe) 
now  de  or  da,  and  guennoc  is  connected  with  the  adj.  gwenn 
'white',  It.  find,  and  with  the  W.  verb  gwynu,  the  Gornish 
verb  gtcynna  *to  whiten',  'to  wash'  (los^  the  gryst  a  wynnas 
y  arrow  'Joseph  for  Ghrist  washed  his  legs'  P.  233.  1).  If  so, 
our  gloss  means  'ad  lavandum',  the  *lavandi  gratiä'  of  the  text. 
The  loss  of  g  between  vowels  is  regulär.  For  the  writing  n 
for  nn  ex  nd  compare  oferen  =  offerenda  and  peden  =  petenda 
ZK  113.  For  the  formation  of  an  infinitive  in  -c  compare redec 
*currere*,  Galh.  =  Gorn.  resek,  W.  redec,  and  W.  eredic  *arare' 
Z2.  535. 

230.  drosion  (gl.  tritura).  p.  137.  The  context  is:  >In  tritura 
areae  grana  sub  paleis  premuntur«  (xl.  14).  This  may  be 
intended  for  'paleis',  and  must  be  the  pl.  of  dros,  which  seems 
to  be  connected  with  A.  S.  dros  'fllth',  lees'  (Ed.  Müller),  Eng. 
dross,  Nhg.  drusen,  ralher  than  with  Nhg.  drasch  tritura,  0.  Fr. 
dräsche  'hülsen',  'schoten'  Diez,  E.  W.  *  563. 

231.  fleriot  (gl.  redolet).  p.  137.  Printed  context:  >Rosa, 
quae  redolet,  crescit  cum  spina«  (xl.  14).  This  is  the  3d  sg. 
pres.  indic.  act.  of  an  ä-verb  =  Mid.  Br.  fkueriaff,  Gorn.  fleyi-ye, 
flerye,  from  flaer  =  Gorn.  flair  (gl.  odor),  0.  Fr.  flair.  From 
Lat  fragrare^  by  dissimilation  flagrare,  Diez  E.  W.  146.  For 
the  termination  cf.  crihot  Lux.  and  cospitiot  supra  No.  171. 

232.  commin  (gl.  annalibus).  p.  138.  Gontext:  >Origenes  in 

annalibus  Hebreorum  ait«  (xu.  1).    This  is  the  pl.  of  com-man, 

which  is  radically  connected  with  Ir.  ctHnan  'remembrance' 

3l» 


476  Whilley  Slokes, 

{ni  cuman  lim  'nescio',  Z\  872)  or  cumain,  and  the  modern 
cuimhne.  The  root  is  MAN,  whence  (inter  alia)  c(miminiscor, 
commentum,  Curtius  G.  E.  No.  429.  In  the  Mid.  Br.  cauff  *sou- 
venlr',  W.  and  Com.  cöf  (Mod.  Br.  koun)  the  dental  nasal  has 
been  lost.    It  is  kept  in  the  Com.  covenek. 

233.  coket  (gl.  agipam).  p.  139. 

234.  gudcet  (in  marg.  gl.  agipam).  p.  139. 

235.  brothrac  (gl.  taxam).  p.  139. 

236.  toos  (in  marg.  gl.  taxam).  p.  139. 

The  printed  context  is :  »Episcopo  liceat  commendare  vesti- 
mentum,  quo  utitur,  et  agipam  et  taxam  (xu.  2)€.  « 

Here  colcet,  O.W.  dicket  pl.  cilchetou  (gl.  vela)  Z.  1056,  Corn. 
cilcd  (gl.  tapiseta,  gl.  stratorium)  Z  *.  1063,  Ir.  cdcaid,  is  a  loan 
from  Lat.  ädcUa,  whence  also  Fr.  coite,  Engl.  cowUe  now  quUL 

gudcet  is  a  later  form  of  the  same  word,  the  guUxi  of  Ms.  Lat 
12021,  the  golchet,  golchedenn  of  the  Catholicon,  now  goUfhed. 

brothrac  seems  a  loan  from  the  Ir.  brothrach.  But  the 
meanings  difTer,  for  taxa  is  ^a  purse'  and  brothrach  is  some 
kind  of  embroidered  (?)  garment  ^). 

toos  i.  e.  tds  (ex  *taiis,  *tas)  comes,  like  Fr.  tasse,  from 
taxa.  For  the  expression  of  length  by  duplication,  cf.  O.  Br. 
guaan  Otho  E.  xiii. 

237.  tron  ca  issent.  This  is  written  in  the  margin  of  p.  140^ 
opposite  the  words  italicised  in  the  following  passage:  >Ut  si  con- 
tigerit  episeopum  migrare  de  hoc  saeculo,  certis  existentibus 
rebus,  quae  sunt  ecclesiae,  sciant,  ne  ipsse  conlapsse  depereant, 
nee  quae  propriae  probantur  episcopi,  sub  occasione  pervadantm 
ecclesiaec  (xli.  5).  Mr.  Bradshaw  says:  >If  it  is  a  Latin  word 
I  don't  see  what  the  meaning  is.    Can  it  be  Bretonc? 


')  It  is  glossed  hrat  riogh[(S\a  by  O'Rody  Hardiman,  Irisk  Min$irdtjff 
II  298;  brothrach  col-luibnib  finnaib  im  chechtar  de,  LL.  952b.  dat  a^. 
consL'brothraig  b<3saille,  LB.  215  b.  dat.  pl.  roherrad  a  tech  di  cholctib  7 
brothraduUb,  LU.  19  a.  Intan  bd  urlam  la  Bricrind  dönam  a  thige  m^7 
a  grianän  7  anerrad  dfblfnaib  do  brothrachaib  7  brecanaib  7  cholethib  7 
cerchaillib  'and  the  fumishing  of  both  of  them  with  brothrachs  and  plaidt 
and  quilts  and  pillows\  LU.  99  b.  Urgud  amra  isin  tig  do  cholctbechaib 
7  brotrachaib,  LU.  134  b.  acc.  pl.  sudigthe  a  Uiincur  etir  cholcthe  7  6rott- 
racha,  LU.  56  b.  Ni  cuincem  colcthi  no  cerchaille  no  clumderaigthe  no 
bratrachu  no  breccanu,  LB.  211a.  In  each  of  Uie  last  four  dtations  it 
seems  to  mean  'blanket\  Its  diminutive  brathraehan  explains  sabribnnm 
t.  e.  sarabarra,  Ir.  Gl.  180. 


The  Breton  Glosses  at  Orleans.  477 

I  suspect  Ihat  this  gloss  requires  to  be  re-examined.  We 
may  perhaps  have  in  it  an  example  of  the  3d  pl.  secondary 
preterite,  like  responsent,  PB.  138. 

238.  auituer  (gl.  degente  sub  censu).  p.  140.  The  contexl  is: 
»De  degente  sub  censu  nihil  commendante«  (xli.  8).  This  is  the 
heading  of  the  following  chapter:  i^Sinodus  Hibemensis:  Sicut 
sine  permissu  abbatis  monachus  nihil  commendare  [to  make  a 
bequest^)?]  audebit,  ita  degens  sub  censu  [a  layman  paying 
trlbute?]  potestatem  non  habebit  donare  aliquid  in  morte  sua, 
nisi  jubente  domino  suo«.  The  a  may  be  a  preposition  signi- 
fying  the  ablative:  the  wer  seems  part  of  a  Compound  of  which 
gmr,  gur  supra  No.  220  is  the  second  element. 

The  uü  i.  e.  vü  may  stand  for  bit  *mundus',  the  b  being 
infected  (cf.  abredahez  *sero'  from  a  pret,  a-uoez  *palam'  from 
a-guoez).  The  bit-uer  to  which  we  thus  attain  would  mean 
'a  person  leading  the  secular,  as  opposed  to  the  monastic,  life*. 
The  corresponding  Welsh  word  bydtor  means  an  accoucheur. 

239 — 240.  eindrü  gupar  (gl.  theoricam).  p.  141.  Printed 
context:  »Tria  tantum  ecclesia  custodjt  et  nutrit  theoricam  et 
actualem  et  penitentem«  (xlii.  1).  Here  eindrit  Stands  over  gupar 
by  a  diflferent  band.  Possibly  it  is  miswrilten  for  *eindric 
(*contemplation'  ?)  radically  connected  with  er-dirh,  supra  No.  220. 

As  to  gupar  it  Stands  for  giäharöl,  see  above  No.  209. 

241.  fon  (gl.  inrogatis).  p.  141.  Printed  context:  >vos  e 
contrario  non  solum  non  suflfertis,  sed  etiam  non  (?)  facienti- 
bus  inrogatis  (xlii.  4)«.  This  seems  the  beginning  of  a  verb  in 
the  2d  pl.  pres.  indic.  act.  derived  from  fon  =  W.  ffon  *baculus', 
'hasta'  Davies,  Ir.  sonn. 

242.  guotric  (gl.  difer).  p.  141.  The  printed  context  is:  >Si 
debitor  inrogandus  vel  exigendus  est,  differc  (xlu.  4).  This  gloss 
is  =  the  ^guiric  (gl.  difer)'  of  the  Gotton  ms.  Otho  E.  xni,  and 
is  connected  with  W.  godrig  *mora',  trigo  'morari',  Lat.  tricari. 

243.  gro  (gl.  crocitat).  p.  141.    Context:  »Columba non 

move  pennam  . . .  neque  crocitat  (xlii.  4)«.  This  is  perhaps  the 
3rd  sg.  pres.  indic.  of  the  verb  equivalent  to  W.  creu  'instanter 
petere',  *crocitare'  (Davies).  The  Gr.  xQavrfj,  xgavyog  and  Goth. 
hruJcjan  may  be  cognate.  For  the  sinking  of  initial  c  to  g  cf. 
guelcet,  supra  No.  234,  and  the  Mid.  Br.  gant,  gueffret,  goural. 


^)  Gompare  W.  üythyr  cymyn  'a  testament  or  bequest*. 


478  Wbitley  Stokes, 

For  Ihe  loss  of  intervocalic  g,  see  No.  49  supra.  But  the  gloss 
may  be  an  abbreviation,  and  M.  Ernault  compares  the  mocL 
grougousat  'roucouler'. 

■  244.  aguetur  (gl.  diminuitur).  The  printed  context  is: 
»quanto  de  terrenis  deminuitur  [seil,  ecclesia],  tanto  de  spiri- 
tualibus  augetur,  et  quantum  terrena  quaesiverit  aut  conten- 
derit,  tantum  de  spirit(u)alibus  diminuitur  (xlu.  4)€.  This  is 
probably  a  mistake  for  the  Latin  augetur^  which  the  scribe 
intended  to  replace  diminuitur,  See  M.  Lioth,  Rev.  Celtique  v.  1 14. 

245.  tru  (gl.  humanitatis,  xlii.  9)  p.  142,  is  the  first  syllable  of 
*trucared,  later  trugarez  =  W.  trugaredd  ^misericordia'  (Davies), 
Ir.  tröcaire,  from  tro,  tru,  Corn.  tru,  Ir.  trog,  truag,  and  careä. 
Compare  O.W.  trucarauc  (gl.  mitia),  Kuhn's  Beitr.  iv.  401. 

246.  guinion  (gl.  vinulas  ^),  xlii.  9).  p.  142.  Plural  of  guin 
borrowed  from  the  Latin  vinea,  whence  also  Ir.  /ine. 

247.  cölioc  (gl.  fascinavit).  p.  143.  The  context  is:  >0  insen- 
sati  Galatae,  quis  vos  fascinavit?«  (xlii.  13),  citing  Galat.  3,  v.  1, 
and  our  gloss  is  an  answer  to  this  question.  It  should  be 
coüioc  or  codioc,  see  above  No.  159. 

248.  dispriner  (gl.  depretiatur).  p.  146.  The  printed  context 
is  (xlii.  24) :  »De  infantibus  in  ecclesia  projectis.  Eadem  8ifk)dus. 
Filius  allatus  servus  est  ejusdem,  nisi  depretiatur«.  Our  gloss 
is  the  3d  sg.  pres.  indic.  pass.  of  a  verb  compounded  with  the 
privative  particle  dis  (=»  di  +  65?)  Z\  894.  The  simple  verb 
is  in  Mid.  Er.  prenaff  now  prena  *acheter',  'acquerir',  O.  Com« 
prinid,  Z  *.  1069,  Com.  prenne,  W.  prtfnnu,prynu  *eraere',  ^redimere', 
Davies,  Ir.  crenim  'emo',  crithid  ^emax'.  Here,  as  in  pi,  panim, 
prin,  Nos.  140,  182,  295,  supra,  p  has  come  from  hv,  k,  and 
our  gloss  is  connected  with  the  Skr.  root  kri  Ho  buy'  {kripid 
base  of  the  present). 

A  little  further  down,  over  'protervus',  is  writtenjr,  which 
I  cannot  explain.  It  can  scarcely  be  the  initial  of  a  Br.  equi- 
valent  of  W.  gwantan  (rhuthrau  gwyntau  gwantan  'gusts  of 
wanton  winds',  Pughe),  for  this  is  borrowed  from  the  EngL 
wantan  =  wan-togen  'schlecht  gezogen'  (Bugge). 

249.  guomone  (gl.  in  territorio).  p.  149. 

250.  in  dicomit  (?),  and  underneath:  tegran. 

The   printed  context   is:    >Si   quis  episcopus  sive  aliquis 


1)  The  printed  text  has  'villulas*  (var.  lec,  vineolas  vel  temilas)« 


The  Breton  Glosies  at  Orleans.  479 

edificaverit  ecciesiam  in  territorio  alicujus  episcopi,  hujus  eo 
clesiae  consecratio  reservetur  ei,  in  cujus  territorio  edificata  estc 
(xLiii.  2).  Gloss  No.  250  is  in  the  margin  without  a  reference- 
raark,  opposite  the  line  ending  with  *in  territorio'. 

guomone  seems  a  Compound  of  the  prep.  gao  and  some 
forraation  from  mon  =  W.  mun  *hand':  see  above,  No.  38. 

The  ending  of  the  second  word  in  gloss  No.  250  is  doubt- 
ful.  M.  Loth  reads  dicomit,  The  Redon  cartulary  suggests  that 
this  Stands  for  dicombü.  Thus,  in  the  264th  charter,  »data  est 
ista  terra  in  dicombitione  ad  Endelgent  et  semen  ejus  in 
sempiternum«.  »Vendidit  Tanethic  terciam  partem  Brontro  . . . 
in  alode  et  in  dicombito«  (Gart.  39).  So  in  Gart.  40  *in  luh 
in  dicombito  in  alode  comparatö'  (Gart.  91),  'in  alode  et  in 
conparato  et  in  dicombito'  (Gart.  131),  *sine  fine,  in  dicombito, 
sine  Ulla  renda'  (Gart.  133),  *in  dicombito  sine  censu  et  sme 
tributo'  (Gart.  146).  M.  de  Gourson  (p.  752)  explains  the  phrase 
by  *res  Ecclesiae  sie  concessa,  ut  inde  nihil  sibi  reservet  donator'. 
Dicombü  is  compounded  of  the  negative  prefix  di  and  combit 
=  Ir.  commaid  *partnership',  LL.  106b,  comad  Gormac  Tr., 
p.  45,  dat.  sg.  robätar  i  commaid  oc  legund,  LL.  278  a. 

tegran  oflen  occurs  in  the  Redon  charters,  and  means, 
according  to  M.  de  Gourson  (p.  755),  ^mansus;  praedium  cum 
cella  vel  habitatione  {ti  'domus',  ran  *pars  fundi').  Our  teg 
(also  tig  in  bourtig,  Z\  1053)  is  ==  Ir.  tech,  tiyog,  tegere;  our 
ran  is  for  rann,  pl.  rannou,  Lux,  Old  Breton  rannam  (gl.  par- 
tior),  Z^.  1052,  W.  rhan,  Ir.  rann^)^  whence  Gorn.  rennicU 
(gl.  divisor). 

251.  bi  (gl.  fore,  xliv.  18).  p.  154.  This  Stands  for  *bidam 
or  *bidiit  ==  Mid.  Breton  bezaf  or  beeout,  Z*.  564. 

252.  do  (gl.  fautrix).  p.  155. 

253.  di  (gl.  eradicatrix).  p.  155. 

The  context  is:  »Virginitas  .  .  .  innocentiae  fautrix,  amica 
justitiae,  eradicatrix  vitiorum«  (xlv.  1).  Gompare  Nos.  128, 
129  supra.  The  di  in  No.  253  may  stand  for  ^digridienneres: 
cf.  the  modern  dic'hrisienner  *extirpateur',  W.  diwreiddiaw  *to 
uproot':    from    gwreidd-^,    Gorn.   grueiten,   (y)radix,  Fqi^a^ 


*)  From  ♦prafifi,  ♦por-w«,  a  pret.  part.  pass.  cognate  with  i-noQov, 
por-HOy  Gurtius  No.  376  (Bugge). 


480  Whitley  Stokes, 

vaürt-s,  tmrz-el.  In  the  Irish  frem,  LL.  5  b,  now  freumh,  the 
d  has  disappeared  with  a  compensatory  lengthening  of  the 
preceding  vowel. 

254.  CO  (gl.  dedicaverint,  xlv.  9).  p.  158.  Here  we  probably 
have  the  first  two  letters  of  the  0.  Br.  equivalent  of  the  Welsh 
loanword  cyssegru  'consecrare',  Ir.  coisecrad. 

255.  aglanet  (gl.  a  palliditate,  xlv.  10).  p.  158.  Here  a  is 
the  preposition  indicating  the  ablative  and  glänet  a  derivative 
from  glan  'pur',  *blanc',  Corn.  glan,  W.  gldn  *mundus\  'nitidus', 
O.W.  0  glanstlinnim  (gl.  famine  sancto)  Kuhn's  Beitr.  iv.  392. 
Connected  is  the  Old  Celtic  river-name  Glana,  which  corresponds 
in  raeaning  with  the  German  Hlütra,  Lütra,  now  Lauter,  Glück 
K.  N.  187  note. 

256.  imguvpartcn  (gl.  se  .  .  .  abdicant).  p.  158.  The  con- 
lext  is:  »et  se  mundi  actibus  abdicant«  (xlv.  13).  Here  im-  is 
the  reflexive  particle  (later  eni-,  Z^  899)  and  guparton  (better 
guparthon)  is  the  3rd  pl.  pres.  indic.  of  a  verb  cognafe  with 
gupafih(ol)  gl.  remota,  supra  No.  149.  The  termination  -o» 
for  the  usual  -ont  is  noteworthy,  and  may  possibly  be  an 
example  of  the  nasal  infection  which  the  late  Evander  Evans 
pointed  out  in  Welsh  forms  like  techyn  *they  yielded',  a 
doyn  *they  came',  a  emdygyn  *they  brought  themselves',  ty- 
gtoydyn  *they  feil',  ry-godessyn  *they  had  oflfended  (Archaeologia 
Cambrensis,  April  1874,  pp.  121,  122).  Of  the  assimilation  of 
^  to  n  we  find  a  few  certain  examples  in  Middle  Breton. 
Thus  cann  'white'  (ex  canta),  rouancz  'kings'  (regentes),  tennoer 
*tentorium',  n-ouen  'unguentum',  and  see  infra  No.  289.  So  in 
modern  Breton  gourvenn  *envie'  =  Ir.  format  ex  ^ver-nien-ta. 

257.  dem  or,  perhaps,  iem  (gl.  coactaticia).  p.  161.  Context: 
>coactaticia  vis  matrimonium  non  separat«  (xlvl  7).  Ck)mpare 
dem-guescim  infra  No.  285. 

258.  rigl  (gl.  gilosa  —  i.  e.  zelosa  —  xlvi.  10).  p.  162.   The 

printed  context  is:  »Quid  ergo,  si  sterilis si  luxuriosa,  si 

gulosa,  si  jurgatrix  et  maledica,  tenenda  sit  vel  tradenda  sitPc 
This  seems  the  sg.  of  riglion  (gl.  gamilis)  of  the  Luxemburg 
glosses.  If  so,  our  gloss  is  intended,  not  for  *gilosa',  but  for 
*jurgatrix'  or  'maledica'  (cf.  No.  291  infra). 

259.  ercor  (gl.  ictum).  p.  163.  Context:  »ipse  ad primum  libi- 
dinis  ictum  victus  cadit«  (xlvi.  16).  This  is  the  W.  ergyr  *impulsus\ 


The  Breton  Glosses  at  Orleans.  481 

ergyr-wayw  *hastile  impulsum*  (Davies),  Ir.  erchor,  irchor,  aurchor 
or  urchor  'a  cast',  with  which  Bugge  connects  Skr.  kirati  'werfen'. 

260.  müin  (gl.  proslitutam,  xlvi.  21).  p.  165.  See  above 
No.  179. 

261.  dotietm  {gl.  des\slH).p,  166,  The  context  is:  »Ubi  fuerit 
numerus  maritorum,  ibi  vir,  qui  propriae  [proprie?]  unus  est, 
esse  desistit«  (xlvi.  28).  This  verb  is  compounded  with  three 
prepositions.  The  do-ti  may,  like  the  du-ti  of  No.  44,  stand 
for  do'di  The  -et,  as  in  di-et-eguetic  supra  No.  186,  Stands 
for  at.    The  stem  seems  to  be  the  same  as  that  of  navo^ai. 

261  *.  deu  (gl.  edocandi,  xlvi.  30).     I  cannot  explain  this. 

262.  hrot  (gl.  zelotipiae,  spiritus,  xlvi.  37).  p.  168.  Connec- 
ted with  the  modern  adjective  hroud  *tres-chaud',  'ardent', 
W.  hrwdy  Corn.  bredion  (gl.  coetio).  The  Irish  noun  bruth  *furor', 
*fervor'  (root  BHRU,  Curtius,  G.  E.*  No.  415,  whence  (fgiag, 
hnmnä)  is  the  exact  equivalent  of  hrot.  So  Welsh  aidd  'zeal' 
is  =  Ir.  aed  *fire',  ai&og, 

263  and  264.  inardotas  escis  (gl.  flagitium).  p.  169.  The 
gloss  is  written  in  the  margin  with  a  reference-mark:  escis  is 
below  inardotas  in  a  diflferent  band,  but  with  the  same  mark  re- 
peated.  The  context  is:  »Latente  commisso  virorum  non  facile 
aliquis  ex  suspicionibus  separandus,  qui  utique  submovebitur, 
si  ejus  flagitium  detegalur  (xlvi.  38)«.  Here  in  may  be  the 
preposition,  ardotas  a  Substantive  cognate  with  Lat.  ardor  and 
0.  Ir.  ardithe  (gl.  accensus)  Ml.  50  d,  and  escis  another  Sub- 
stantive borrowed,  like  Mid.  Er.  esats,  W.  esgus,  from  Lat. 
excüsare.  For  Breton  i  from  ü,  cf.  glin  =  Ir.  glün  and  quil 
=  Ir.  etil.  For  s  from  x  see  above  No.  204.  The  words 
would  thus  mean  *in  heat  of  passion :  an  excuse' ;  but  this  ex- 
planation  is  a  mere  conjecture. 

265.  tmm  (gl.  inoportune,  leg.  inopportuna).  p.  170.  The 
printed  context  is:  »Inoportuna  in  evangelio  anus,  quae  canibus 
se  parem  confessa  est«  (xlvii.  3).  This  gloss  is  the  modern  trumm 
'prompt',  'diligent',  Corn.  trom,  W.  trtvm  *heavy',  'weighty',  Ir. 
trumm  *heavy',  'dense'  {drcüll  tram  do  demnaib,  LB.  26a). 

266.  ara/^recZ  (gl.  prodigum).  p.  170.  The  context  is:  »Chris- 
tus, inquam,  prodigum  filium  revertentem  laetum  amplectitur« 
(xLVii.  3).  This  seems,  according  to  Prof.  Rhys,  intended  for 
*revertentem',  and  should  be  read  ar  athred  =  W.  ar  athrcigl 
*on  returning',  the  p  being  miswritten  for  the  A.  S.  thorn.  Here 


482  WbiUey  Stokes, 

(Uhred  comes  from  at-irecl.  As  to  o^  see  above  No.  30:  Ured 
is  =  W.  treigl  *revolutio\  *obambulatio',  Davies.  The  rool 
seenis  tarh  wbence  ä-xQaxrog,  Skr.  tarku. 

267.  scal  (gl.  ferula).  p.  171.  The  context  is:  >Neino  gladio 
percutiet  ulcus  quod  ferula  mederi  valet«  (xlvii.  6).  In  a  siniilar 
passage  in  ms.  Otho  E.  xiii  —  »nee  ferula  curare  meditelur 
quisque  quod  gladio  percutiendum«  —  tbe  glossograpber  ren- 
ders  ^ferula'  by  allin  'razor'.  Tbis  suggests  tbat  our  scal  may 
be  a  Word,  or  the  first  four  letters  of  a  word,  cognate  wilh, 
or  borrowed  from,  Ihe  Latin  scaipellum. 

268.  blin  (gl.  tepore).  p.  172.  v.  supra  No.  210.  The  con- 
text is:  »melior  est  penitentia  brevis  reddenda,  quam  longa  et 
remissa  cum  tepore  mentis,  in  qua  nihil  stricte  agiturc  (xlvil  8). 

269.  düu  (gl.  detestantur).  p.  172.  Context:  »Fructuosa  est 
penitentia  cum  tu  detestaris  vitia,  cum  enim  infirmaris,  non  tu 
detestaris  vitia,  sed  vitia  tua  te  detestanturc  (xlvh.  9).  Our 
gloss  is  the  first  four  letters  of  a  verb  in  the  3d  pl.  pres. 
indic.  act. 

270.  do  (gl.  prodantur).  p.  173.  Context:  »publica  lamen- 
tatione  peccata  prodantur«  (xlvii.  11). 

271.  er  (gl.  praesumitur).  p.  173.  Context:  »venia  peccatorum 
presumitur  [printed  text:  praesumatur]  ab  illo«  (xlvii.  11). 

These  are  the  first  syllables  of  verbs  compounded  respec- 
tively  with  the  prepositions  do  and  ar. 

272.  hat  uel  crü  (gl.  frenesin).  p.  174.  Context:  »De  in 
frenesin  versis«  (xlvü.  16).  Here  'frenesin'  is  for  *phrenesin':  bat 
is  now  bad  'etourdissement' :  the  word  badou,  which  occurs  in 
the  phrase  en  badou  (curiously  like  the  Prov.  enbada\  is  either 
the  plural  of,  or  a  derivative  from,  this  word.  The  Comish 
badus  (gl.  lunaticus)  comes  from  a  cognate  adjective  bad,  which 
occurs  thrice  in  the  plays:  tebel  seruont  a  leuer,  mar  serf  ef 
bad  y  vester,  ke  the  honan  ha  gura  guel  'a  bad  servant  says, 
if  he  serves  bis  master  stupidly,  'go  thyself  and  do  better\  D. 
2283—5;  eugh  whyleugh  thymmo  pilat,  gothfetheugh  ma  na 
veugh  bad  *Go  ye,  seek  Pilate  for  me,  be  sure  that  ye  be  not 
stupid',  R.  1773—4;  vvhet  kerghough  thymmo  pilat  ynygeuer 


>)  en  badou   ra   vech  darnouet,   MJ.   147  a;  ezay  da  hol!   mat  dan 
badou,  Buh.  172;  a  coezas  en  badou  PB.  114. 


The  Breton  glosees  at  Orleans.  483 

del  fuef  badt^),  y  fuf  tollys  'Again  fetch  Pilate  to  me,  as  I 
was  stupid  regardinjj  hira,  I  was  deceived',  R.  1885 — 7b.  The 
absence  of  the  usual  changes  of  t  in  Breton  (through  d)  to  z 
and  in  Gornish  to  s  seems  to  shew  that  we  have  here  to  do 
with  loanwords.  Possibly  we  should  connect  our  bcU  with 
the  Erfurt  gloss  bcUat  *ginath',  i.  e.  gähnt  (Diez,  E.W.  s.  v. 
badare)  and  the  Mid.  Br.  hazaillat  baailler,  Cath.  (Rev.  Gelt. 
V.  219). 

crit  is  now  cryd  *fever\  *ague',  =  O.W.  crit  (gl.  timore), 
Kuhn's  Beitr.  iv.  392,  Ir.  crüh  *a  trembling',  crith-galar  *fever'. 
In  modern  Breton  I  find  only  kridien  *frisson' :  In  Gornish  only 
crj/s:  an  houl  ny  golse  y  lyw  ...  na  dor  grys  'The  sun  would 
not  have  lost  bis  brightness,  nor  would  the  earth  shake',  D. 
3083.  A.  S.  hridhian,  hridhe,  and  the  N.H.G.  ritte  'fever'  (Ed. 
Müller)  are  the  Teutonic  cognates. 

273.  gurre  {gl,  fulciuntur).  p.  176.  Gontext:  »ecclesia  et  reg- 
num  a  mundialibus  constituuntur  et  fulciuntur«  (xlviii.  1).  This 
seems  a  part  of  the  verb  which  in  Middle  Breton  is  written 
gourren  and  explained  by  'levare',  'attoUere',  *exaltare',  Gath. 
It  is  corapounded  of  the  prep.  guor,  gur,  gour,  Z^.  905,  and 
the  verb  ren  *agere',  'ducere',  Gath.    So  in  Gorn.  gar-re. 

274.  occrou  (gl.  hirsutis).  p.  177. 

275.  toreusit  (gl.  atriuit).  p.  177. 

The  printed  context  is:  »alios  hirsutis  serra  dentibus  at- 
trivit«  (xLix.  4). 

occrou  is  the  pl.  of  *o€cr  a  loan  from,  or  cognate  with, 
Lat.  äcer.  It  occurs  compounded  with  the  prep.  ar  in  ar-ccrion 
(gl.  atrocia),  Lux.  The  ending  -ou,  for  the  usual  plural  ending 
of  adjectives  -ion,  is  noteworthy. 

Prof.  Rhys  thinks  that  toreusit  may  be  identical  with  W. 
torasai,  older  Horessit,  from  tori  *to  break'.  Perhaps  in  the  u 
of  toreusit  we  have  a  vocalised  g:  if  so  we  may  compare 
^Qaö(f(o  ex  *r^axi(»,  root  targh,  Fick  i.  598.  The  termination 
'Sit  seems  that  of  the  Old  Welsh  preterites  quoted  by  the 
late  Professor  Evans  (Studies  in  Gymric  Philology,  xix^), 
namely  seinnyessyt  'resonavit',  pregethyssit  *praedicavit',  Tcewssit 


^)  Observe  the  rhyme  with  Püat. 

*)  Archaeologia  Gambrensis,  April  1873,  p.  152. 


484  Whitley  Stokes, 

'invenit',  Uochessid  *protexit\  delyessid  *tenuit\  prynessid  *emit\ 
Uygrassyd  *corrupit'.  , 

276.  mormi hostd  (gl.  bilbina  leg.  belluina).  p.  177. 

Theprinted  context  is:  »alios  beluina  rabies  inorsibus  detruncando 
comminuit«  (xlix.  4).  The  gloss  is  written  in  the  margin,  with 
a  reference-mark.    The  end  of  the  former  word  is  cut  off  in 

the  binding.   Mormi is  an  adjeclive  derived  from  fnormü 

*a  sea  (t}ior)  beast'  (Corn.  nvor-uil  gl.  cetus,  W.  niorfil):  mil  is 
=  W.  and  Ir.  tnU,  Gr.  fA^Xoy,  and  bostol,  better  boestd,  is 
another  adjective  derived  from  hoest,  W.  hmjst,  Ir.  heist,  all 
borrowed  from  Latin  bestia. 

277.  eise  (gl.  anteriore),  p.  183.  Context:  »in  cujus  (seil. 
Simonis  magi)  capite  cesaries  ab  aure  ad  aurem  tonsa  anteriore 
partec  (lii.  3).  I  think  this  gloss  must  stand  for  something  like 
the  Old  Welsh  cisemie  'primus',  Kuhn's  Beitr.  IV.  407,  er  Corn. 
quesevin  (gl.  primas),  Mod.  W.  eysefin.  But  possibly  it  may  be 
intended  for  *tonsa',  and  Stands  for  cisdletic,  the  pret.  part 
pass.  of  a  verb  *eisellam,  now  hizella  =  *ciseler'. 

278.  inhties  (gl.  in  bobaello  —  leg.  in  bovello,  Lm.  5).  p.  185. 
Here  in  is  the  preposition,  and  hues  is  =  W.  huches  *locus  niul- 
gendi  vaccas'  (Davies)  from  buch  (gl.  iuuencae)  Z.  1055,  now  huwck^ 
Corn.  buch,  For  the  loss  of  cA  in  inlaut  cf.  0.  Br.  bian  ==  W. 
byehan,  and  W.  eroen  *skin'  =  Br.  crochenn,  Ir.  croccenn.  For 
the  termination,  compare  (besides  buches)  W.  llynghes  'classis' 
and  daucUtes  ^grex  ovium'. 

279.  fe  (gl.  sicatorium).  p.  185.  The  printed  context  (which 
reads  like  a  translation  of  one  of  the  so-called  Brehon  laws  ^)  is 
as  foUows:  ^De  gcUlinis.  Hibernenses  dicunt:  Gallinae  si  devasta- 
verint  messem  aut  vineam  [!]  aut  hortulum  in  civitate  sepe 
circumdatum,  quae  altitudinem  habet  usque  ad  mentum  viri  et 
coronam  spinarum  habuerit,  reddet  dominus  earum,  sin  vero, 
non  reddet.  Si  vero  foras  exierint  ultra  siccatarium,  dominus 
reddet,  si  aliquid  mali  fecerint«  (liii.  9).  The  Latin  word  seems 
to  be  for  '^'secatorium,  and  the  gloss  is  the  Mid.  Br.  les  *aula\ 


')  Compare  also  xliu.  5  De  canibus^  xlui.  6  De  prima  canis  culpa  non 
reddenda,  and  XLm.  8  De  pÜacibus  Hibernenses  dicunt:  Pilax  [a  catj  si 
quid  mali  fecerit  nocte,  non  reddet  dominus  ejus,  in  die  vero  nocens,  red- 
det. Gap.  3  of  Book  xxxvu  (de  bonis  prindpibusj  also  reads  like  a  trans- 
lation from  tbe  Irisb. 


The  Breton  Glossed  at  Orleans.  486 

'curia*,  now  Uz  'cour',  'lisiere\  *bord',  Com.  les,  lis,  W.  llys, 
Ir.  lis,  les. 

280.  anscantocion  (gl.  insquamosos**  —  ms.  in  scam  mossos). 

281.  bleocion  (gl.  pilosos  —  ms.  pilossos).  p.  187.  The  con- 
text  is:  »Una  caro  est,  quae  luxuriam  non  gignit,  hoc  est  pis- 
cium,  sed  lex  docet  aliquos  pisces  inlicitos,  ut  insquamosos  ^)  et 
pilosos  et  reliqua«  (liv.  8). 

Here  anscantocion  is  the  pl.  of  the  adjective  anscantoc  'not 
having  scales',  from  the  negative  prefix  an  and  scantoc  now 
skantek  'couvert  d'ecailles'.  The  subst.  skant  is  skand  in  the 
Catholicon,  but  the  t  is  still  kept  in  di-scanta/f  'exsquamare'. 
I  suspect  a  connection  with  Fr.  echantillon. 

bleocion  is  the  pl.  of  hleoc  supra  No.  213. 

282.  rod  (gl.  eruginem,  leg.  aeruginem,  liv.  10).  p.  187. 
This  is  the  W.  rhwd,  Mid.  W.  ryt-lyt  'ferruginosus'  Z\  891, 
whence  we  should  have  expected  our  gloss  to  be  rot,  Ir.  rot 
'everything  red',  Corm.  s.  v.  rotta.  The  Eng.  rust,  0hg.  and 
Nhg.  rost,  are  certainly  cognate. 

283.  air  (gl.  stragem,  liv.  11)  p.  187  is  0.  Com.  hair  (gl. 
clades)  ZK  1063,  W.  aer  'slaughter',  Ir.  dr  (gl.  strages)  ZK  17, 
which  Zeuss  connects  with  Ver-agri  and  Rhys  with  äyQa.  The 
pl.  airou  (gl.  strages)  and  the  cognate  adj.  airolio(n)  (gl.  vim) 
occur  in  the  Luxemburg  glosses. 

284.  cogudt  (gl.  laniticium,  leg.  lanitium,  liv.  11).  This 
seems  a  Compound  of  the  prep.  co  and  guelt,  a  formation  from 
guolt  *coma'  supra  No.  215.  A  connection  with  guelt  =  Com. 
gwels,  W.  gwellt  'grass',  'straw',  gueltiodon,  Lux.,  is  unlikely. 

285.  demguesdm  (gl.  conflictum). 

286.  erseb  (gl.  arnubiura).  p.  187.  The  printed  context  is 
>Hieronimus  autem  dicit  in  conflictu  ad  Arnubium«  (liv.  13). 

demguesdm  is  the  Infinitive  of  a  verb  compounded  with  dem 
=  do  4"  öt»*,  Z^  906  and  guescim  cognate  with  Com.  gtveskel, 
Ir.  faiscim  'I  squeeze'  (faiscis  drecht  dib  il-lestar,  H.  2.  16, 
col.  385),  and  the  mod.  Br.  gwaska,  supra  No.  181. 


^)  cf.  cuncta  quae  non  habent  pinnulas  et  sqtmmas  in  aquis  poHuta 
erunt,  Leviticus  xi.  12.  Wasserschieben  gives  us  *in  scamososM  Conver- 
sely,  in  xxvn.  10,  he  prinls  *Delamech'  for  De  Lamech.  In  liv.  11  *cor- 
porum'  should  be  *porcorum\    Altogether  these  canons  wanl  re-editing. 


486  Whitley  Siokes, 

er  seh  must  be  a  scribe's  mistake  for  Emeb,  the  Breton  form 
of  Amöbius,  just  as  Emrys  is  the  Welsh  form  of  Ambrasius. 
The  occurrence  in  the  same  word  of  c  as  the  umlaut  not  only 
of  a,  but  of  0,  Is  interesting.    See  Nos.  6  and  7  supra. 

287.  cowco  (gl.  commestis).  p.  187.  Theprinted  context  has: 
>de  carnibus  comestis  a  lupis«  (uv.  14).  The  gloss  is  only  the 
first  two  syllables  of  a  verb  compounded  with  the  prepositions 
com  and  co,  Z^.  902,  907.  Compare  W.  Jcetiedac,  qffeddaek 
'comessatio',  'epulae',  Z^.  851. 

288.  air  (gl.  stragulentur).  p.  188.  The  printed  context  has 
rightly:  »Aves  et  animalia  cetera,  si  in  retibus  strangulentur^ 
(uv.  14).  Out  glossographer  thought  stragulentur  connected 
with  strages  (supra  No.  283)  and  glossed  by  the  first  three 
letters  of  a  verb  =  W.  aeru. 

289.  centet  (gl.  penes  temet,  liv.  15).  p.  188.  This  is  ==  the 
prep.  cant  (later  gant)  *cum'  with  the  suffixed  personal  pronoun 
of  the  2nd  sg.  The  corresponding  form  in  Mid.  Br.  is  guenea, 
Corn.  genes,  W.  gennyt,  Z^.  686,  685,  where  the  c  of  cant  has 
sunk  to  g,  and  its  t  has  undergone  nasal  infection.  See  No. 
256  supra  and  compare  er-cent-bidite  Beme  No.  33. 

290.  terdeuinetic  [?]  (gl.  desideratrix,  lv.  1).  p.  188.  The 
reading  of  this  gloss  is  wholly  conjectural.  Mr.  Bradshaw  thinks 
it  may  possibly  be  'edeiunetic\  M.  Loth  reads  edemnetic.  It  begins 
with  what  may  be  either  a  long  e  or  a  ^  with  the  mark  for 
-ar,  -er  over  it.  It  may  be  a  prepositional  Compound  of 
ndnetic,  the  pret.  part.  passive  (here  used  in  an  active  sense^) 
of  a  verb  =  the  modern  menna,  W.  mynu  *to  will',  et  O.W. 
ar  guor-di-minntius  (gl.  ab  invito)  Z^.  1057. 

291.  cohudüioc  (gl.  gilosus,  i.  e.  zelosus,  lv.  4).  p.  190.  The 
last  three  letters  are  blurred.    The  printed  context  is :  >De  vitiis, 

quae  adherent  innocentiae  puerorum ,  maledicus,  per^ 

jurus,  gulosus,  et  ceterac.  I  think  this  gloss  must  be  intended 
for  ^maledicus'  not  ^gilosus'  (see  No.  258  supra)  and  would 
compare  the  Corn.  cuhuthudioc  (gl.  accusator)  Z^.  1081,  W, 
cyhudded  'accusation'  and  the  Ir.  co-säit  *complainl'  (ex  *a»i- 
soicm,  root  spi,  Curtius  6.  E.  No.  365?). 


1)  Compare  the  Cid  Welsh  bleu-partheHc  (gl.  lanigerae),  unaneUieüm 
(gl.  solicanae). 


The  ßreton  Olosses  at  Orleans.  487 

292.  IcU  (gl.  crupulam,  leg.  crapulam,  lx.  2).  p.  193.  This 
is  the  first  syllable  of  some  derivative  like  Ir.  laühirt  (gl.  cra- 
pula)  Ir.  61.  No.  266,  from  a  word  IcU  =  the  Com.  lad  (gl. 
liquor),  W.  llad  {llawen  gtoyr  utoch  ben  llad  *men  are  merry 
over  liquor',  Llywarch  Hen),  Ir.  laith  'ale'.  The  Latin  latex 
is  cognate:  cf.  Verg.  Aen.  i.  686,  Ov.  Met.  13,  653. 

293.  CO  (gl.  auguria,  lxiv.  1).  p.  197.  These  are  the  first 
two  letters  of  coüou,  coelou  pl.  of  coü.    See  above,  No.  159. 

294.  bdr  (gl.  caragios).  p.  197. 

295.  prin  (gl.  sortilegos).  p.  197. 

The  printed  context  is:  >Admoneo  vos  pariter,  ut  nullus 
ex  vobis  karagios  et  divinos  et  sortilegos  requirat«  (lxtv.  1). 
Caragios  is  the  acc.  pl.  of  caragvus  =  Ducange's  'caragus,  cara- 
jus,  sorlilegus,  praestigiator  qui  characferibus  magicis  utilur, 
unde  vocis  etymoii'.  Our  bar  probably  Stands  for  barou,  pl.  of 
bar  *wizard'  =  Ir.  bar  .i.  sai  *a  sage',  Gorm.  Tr.  p.  28,  .i.  saoi, 
O'Gl.  The  root  may  be  BHAR,  whenee  q)dQog  'plough',  Zend 
bar  'to  cut',  Lat.  forare,  Ir.  berna  *gap'.  Compare  for  the  step 
from  'cutting'  ('Separation',  *distinction',  'discerning')  to  *know- 
ing',  Lat.  sdo,  de-sd-scere  cognate  with  xsico  (for  tfxsUo),  cemere, 
and  German  gescheit,  Curtius  G.  E.^,  110,  and  Ir.  sliucht  'cognitio', 
root  SLAK,  whenee  Ir.  ro-selaig  'cecidit',  Goth.  slahan.  So  the 
Eng.  skül  is  connected  with  shiled  *divided'  Orm.,  'it  sMls 
not'  =  'it  makes  no  distinction  or  difiference',  0.  Norse  shilja 
'disjungere',  skiUnn  'distinctus',  shil  'distinctio',  shilning  4n- 
tellectus'. 

prin  is  the  first  syllable  of  some  derivative  from  a  Compound 
of  prenn  'tree'  Corn.  and  W.  pren,  Ir.  crann,  Lat.  quemtis:  com- 
pare the  W.  cod-brenm  in  these  phrases  from  Davies:  demn- 
dabaeth  codbrenni  (gl.  sortilegium),  dewin,  torth  goelbrenni  (gl. 
sortilegus).  I  conjecture  that  our  gloss  Stands  for  prif^ncoüiocau. 
See  above  No.  159. 

296.  darleber  (gl.  phitonicus,  i.  e.  pythonicus,  lxiv.  3,  citing 
Leviticus  20,  v.  27).  p.  197.  Here  dar  Stands  for  tar  (gl.  uentrem) 
Berne  No.  38  (compare  dor-guid,  supra  No.  26),  and  leber  for 
lebertir  =  W.  Uafartvr  or  leberiat  =  Corn.  leveriat  *a  Speaker'. 
The  word  would  thus  mean  *ventriloquist'. 

297.  lim  (gl.  acummine,  leg.  acumine,  lxiv.  7).  p.  198.  This 
Stands  for  ^linder,  Mid.  Er.  lemder  'acumen'  Cath.  =  W.  llymder 
'acumen',  a  derivative  from  lim,  now  lenrn  —  W,  üym  'acutus'^ 


488  Whitley  Stokes, 

Com.  lym.  Hence  also  the  0.  Br.  letyihaam  (gl.  acuo)  Eiilych. 
Z\  1052  (where  it  is  wrongly  given  as  a  gloss  on  *arguo')  and 
the  Comish  participle  lemmys  'acutus'  P.  160,  1,  Cr.  2283. 

298.  Strom  —  *It  may,  perhaps,  be  strum\  says  Mr.  Bradshaw, 
—  (gl.  satius).  p.  203.  The  printed  context  is:  »Satius  est 
nobis  neglegentes  praemonere  . . .  quam  culpare  quae  sunt  factac 
(lxvi.  18).  I  cannot  explain  this  gloss.  Possibly  the  s  is  a  relic 
of  the  verb  subst.  is  supra  No.  153,  and  the  trom  is  the  beginning 
of  Hromach,  the  comparative  of  trom,  trum  supra  Nos.  75,  265. 
The  gloss  might  thus  mean  'it  is  more  serviceable',  which  renders 
'satius'  well  enough.  Possibly,  again,  the  s  may  be  a  relic  of 
the  negative  prefix  es-  supra  No.  22. 

299.  fan  (gl.  volubilis).  p.  203.  The  context  is:  >non  debet 
omnis  judex  volubilis  esse  in  judicio  (lxvii.  1 .)« .  See  No.  1 25  supra. 

300.  am.  danica  (gl.  in  munumentis).  p.  206.  The  printed  con- 
text is :  >Dicit  enim,  in  munimentis  tantum  saxorum  sublimitatem 
habere  inmobilium«  (lxvü.  7).  We  have  here  apparently  a  deri- 
vative in  -ic,  Z'.  848,  from  the  Compound  preposition  a^n-dan 
(=  am '\' tan)  'circum',  which  occurs  frequently  in  Weish,  as 
am-dan,  ym-4an  and  dan-ym,  Z^.  674,  675.  The  pl.  ending  -ä 
is  obscure  and  probably  incomplete.  Should  we  read  amdan^ 
caiou,  and  compare  caiou  (gl.  munimenta)  Lux.? 


XI.    From  the  *Si  quis  homioidium'  Canons^). 

301.  guedom  (gl.  bidubio,  c.  vi,  Wasserschleben's  c.  4).  p.  207. 
Bidtibium  (for  vidubium,  viduvium?)  is  a  »ferramentum 

. . .  quod  a  quibusdam  falcastrum  vocatur,  quod  in  faicis 
similitudine  curvum  sit«.  Vita  S.  Leufredi  cited  by  Ducange. 
Our  guedom  is  =  0.  Corn.  uitdimm  (gl.  lignismus)  2\  1061. 
Probably,  as  Zeuss  thought,  derived  from  guid  'arbor',  Com. 
guit,  W.  gtoydd^en,  Ir.  fid  {fidhba  gl.  falcastrum),  Gaul,  vidu, 
A.S.  vudu.    For  the  termination  cf.  tigom  'naevi'  Lux. 

302.  deor  (gl.  inpigerit,  c.  xui,  W.'s  c.  36).  p.  207.  The  con- 
text is:  >Si  quis  alapam  inpigerit«.  Our  gloss  is  the  first  four 
letters  of  some  verb  compounded  with  the  preposition  do-. 

303.  compri  (gl.  conparauerit).  p.  208. 

304.  cosoin  (gl.  consignatum).  p.  208. 

^)  Wasserschleben's  Bussordnungen,  pages  124  to  136. 


The  Breton  Glosses  at  Orleans.  489 

The  context  is:  >Si  quis  Senium  seruamque  uel  quamlibet 
pecodem  uel  rem  aliquam  conparauerü  et  ipso  consignatum,  si 
auctorem  aut  fide  iussorem  non  habueril  de  furto  se  nouerit 
conponendum«  (e.  xxm,  W.'s  c.  28). 

Here  compri  seems  the  3d  sg.  fut.  conj.  of  a  verb  like  W. 
cymharu,  a  loan  from  Lat.  comparo.  The  termination  4  is  in 
Middle  Breton  -e,  Z*.  519,  520.  A  like  ending  in  Welsh  is  men- 
tioned  by  Evander  Evans,  who  quotes  nodi  'availed',  ceri  'amabal', 
ni  weli  'non  videbat'  ^).  But,  as  M.  Ernault  says,  compri  may 
be  incomplete  and  the  near  relalion  of  dispriner,  No.  248. 

Cosain  is  the  first  two  syllables  of  *cos(>in€iic,  the  pret.  pari, 
pass.  of  a  verb  borrowed,  like  W.  cysivyno  'to  ackhowledge', 
from  a  low  Latin  *consegno,  Lat.  consigno.  The  first  four  letters 
of  another  form  of  the  same  verb  occur  infra  No.  319. 

305.  gueltogtiat  (gl.  fastigium,  leg.  fenisecium).  p.  208. 
The  context  is:  »Si  quis  animalia  uicini  sul  in  herba  commis- 
serit  intacta  et  manserint  in  ea  pro[pter]  animalia  duo,  unum 
scripulum  reddal  . . .  Si  in  fastigium  fueri[n]t  capta  pro[pter] 
animalia  .iiii.  scripulum  unum  reddat  (xxv.  W.'s  c.  31)«.  The 
gloss  may  stand  for  guelttoguat.  The  gudt-  here  (like  the  0.  Br. 
adj.  gueltiodon  'fenosis',  Lux.)  must  be  connected  with  the  mod. 
Bret.  geot,  W.  gwellt  'grass',  'sward',  Com.  gtoels,  the  toguat  may 
possibly  come  from  a  root  tus,  Zend  tush,  taoshaySüi  'schädigen', 
'scheeren'  (Fick,  i.  603),  just  as  0.  Br.  taguel,  W.  tawel,  come 
from  the  root  ttis  *to  be  silent'.  Or  the  gloss  may  stand  for 
*gu€Udoguat ,  where  doguat  for  *doguai  (Z^.  140,  143)  may  be 
cognate  with  W.  ar-wedd,  Ir.  do-fedaim  'afifero',  immefedat  (gl. 
circumferunt). 

306.  adi  (gl.  protullerit,  var.  lec.  pertuUerit).  p.  208.  The 
context  is :  >Si  in  messe  quantum  iurauerit  dominus  messis  cum 
alioi  doneo  quidquid  dampni  protullerit  sine  dubio  restauratur« 
(xxvi  =  Wasserschleben's  c.  14).  This  seems  the  first  two  syl- 
lables of  a  verb  compounded  with  the  prepositions  ai  and  in. 

307.  doit  (gl.  sustullerit).  p.  208.  The  context  is:  »Si  quis 
sustuUerit  de  homine  equum  aut  uacam  vel  quamlibet  pecodem« 
(xxK  =  Wasserschleben's  c.  17).  This  Stands  for  doith,  and  is, 
like  ar-uwHirt  (gl.  fascinauit.  Ms.  Lat.  12021,)  a  <-prelerite,  from 


>)  Studies  in  Cymric  Philology,  Arch.  Cambrensis,  April  1874,  p.  117. 

Zeitschrift  für  veigl.  Spnichf.  N.  F.  VI.  5.  32 


490  Whiiley  Siokes, 

the  Infinitive  dorn  *to  bear',  Ho  carry'  (cf.  dodoceHc  gl.  inlatam. 
Lux.).  So  deus  'venit*  =  W.  dueth,  and  aee  'ivit*  =  W.  aeth 
(ex  *ag-l).  The  root  of  our  doiih  (ex  *(J-oc-f,  d-ee-i?)  is  -AT, 
one  of  the  many  related  roots  mentioned  by  Curtius  G.  E. 
No.  424.  In  meaning  the  Greek  ^vix-^iiv  and  Ch.  Slav.  ne94i 
'tragen'  come  nearest. 

308.  maciat  (gl.  poractur,  leg.  tnachiat  gl.  porcator  i.  e.  por- 
carius).  p.  208.  The  context  is :  Si  porci  in  grade  (uel  n  [i.  e.  iiel 
glande])  ingressi  quotiens  capti  poractur  reddat  (xxx  =  Wasser- 
schleben's  c.  19).  This  Is  the  W.  meidiiad  *swineherd':  cf.  moekpn, 
Br.  fndc%  Com.  mogh  *pigs',  Ir.  muco,  root  MÜK,  Curtius  6.  EL 
No.  92.  Our  gloss  and  the  W.  meichiad  point  to  a  root  AT  AK 
or  MANK.  For  the  termination  compare  the  Old  Breton  name 
Uuinmochiat  Cart.  Red.,  p.  37,  Anbudiat,  ib.  19,  and  the  Middle 
Breton  dibricU  'eater',  quinyat  'singer'  clted  Z\  839. 

3Ö9.  eingruit  (gl.  questionem).  p. 209.  The  context  is:  »Si 
quis  ingenuus  furtum  fecerit  et  tustus  [var,  led.  captus]  fuerit, 
ipse  moritur  nullus  ab  eis  [var.  led.  a  suis]  accipiat^)  [yar.  leeL 
habeat]  questionem  (xxxiv.  W.'s  c.  21)«.  The  glossographer 
may,  thinks  Mr.  Bradshaw,  have  mistaken  'questionem'  for 
'quaestum',  and  we  may,  with  much  probability,  equate  our 
gloss  with  amgruit  (gl.  lucrum)  in  Ms.  Lat.  12021.  The  word 
seems  a  Compound  of  the  prep.  am,  etn  and  gruit,  connected  or 
identical  with  the  Mid.  Br.  groaet,  graet,  gret,  Com.  gruys,  gruejfS, 
guris,  Z^.  597,  the  pret.  part.  passive  of  ober  'facere'.  Compare 
Lat.  pro-fectus  'profit',  »ine  profectu,  Ovid  M.  9,  50. 

310.  coso  (gl.  consignetur,  xxxvi,  W.'s  c.  23)  p.  209:  see 
above  No.  30. 

311.  coUot  (gl.  tributatorio,  var.  led.  tributario,  xxxviii.).  p.  209. 
The  Latin  word  means  *a  tribute-gatherer':  cf.  tribtUare  'bibutum 
exigere',  tributatio  'exactio',  Ducange.  Our  gloss  must,  therefore, 
stand  for  HoUoter  =  W.  cyllidur  *tax-gatherer',  a  derivative 
from  eoUot  =  W.  cyliid  'tribute'.  This  is  a  loan  from  Lat 
collatio  'a  contribution',  *a  gratuity  collected  for  the  emperor'. 

312.  ar  (gl.  conpetiit,  var.  led.  conpetit,  conpetere  voluerit, 
XLvm.)  p.  209.    See  above  No.  3. 


*)  Not  in  the  Orleans  manuscript.    I  have  inserted  it  from  the  Bigot 
ms.  quoted  by  Wasserschieben,  p.  128,  note  8. 


The  Breton  Glosses  at  Orleans.  491 

313.  scarat  (gl.  diludicari,  lii.).  p.  210.  Cognate  with  W. 
ysgar  *separare',  *dissociare\  Ir.  scarad,  Lith.  sMriü  ^scheide',  and 
other  words  clted  by  Gurtius,  6.  E.  No.  76.  For  other  examples 
of  infinitives  in  -a^  see  Z  ^  535. 

314.  mos  (gl.  stagnum  i.  e.  stannum).  p.  211.  The  context 
is:  »Si  quis  ancellam  alterius  adprehenderit  fugientem  et  a  do- 
mino  suo  potuerit  euadere  stagnum  ferrum  merito  accipiatc 
(lxvi.  W.'s  c.  59),  the  meaning  of  which  I  take  to  be  that  if  any 
one  arrests  another's  slave-girl  who  is  running  away  with  some 
Chance  of  escaping,  he  is  entitled  to  a  certain  weight  of  tin  or 
iron.  (In  another  ms.  printed  by  Wasserschieben,  Bussardnungen, 
p.  134,  we  find  >si  ancella  fuit,  libras  ii  merito  accipiat,  qui 
capit  eam,  si  senrus  III  stagni  libra  unam  accipiat«,  where, 
for  the  figure  and  words  italicised,  we  should  apparently  read 
stanni  libram).  Here  mas  is  ==  the  Old  Corn.  mos  (gl.  metallum) 
ZK  1061,  where  Zeuss  cites  the  Mid.  W.  nuis  in  kymeint  ar 
vas  twym  'aeque  ut  ferrum  candens',  lit.  Uhe  heated  mass'. 
The  corresponding  Irish  form  is  mass,  acc.  sg.  maiss  n^air 
^massam  auri',  Three  Middle  Irish  Homüies,  p.  12,  all  borro- 
wed  from  Latin  massa,  as  used  by  Vergili  Aen.  viii.  453,  and 
Ovid,  M.  11,  112. 

315.  arZup(gl.  pedicam).  p.  211.  Context:  »Si  quis caballum 
alterius  tuUerit  et  in  pedicam  ruerit  suum  proprium  reddere  pre- 
clpimus«  (lxix  W.'s  c.  63).  Here,  as  in  Nos.  32,96,  131  and  266 
supra,  p  seems  to  stand  for  >,  the  A.  S.  sign  for  th,  and,  if  so, 
our  gloss  is  a  Compound  of  the  prep.  ar  and  lulh,  for  lud,  which 
is  the  root  of  the  verb  arlu(das)  gl.  proibuit,  supra  No.  124.  As 
the  prep.  ar  has  lost  initial  p,  Prof.  Bugge  equates  our  gloss  with 
Skr.  pari-rodha  'hemmung,  Zurückhaltung',  which  seems  right, 
save  that  ar-  is  the  equivalent  of  puras  rather  than  of  paH. 

316.  er  (gl.  capitaU).  p.  211. 

317.  dr  (gl.  Circo).  p.211. 

The  (unintelligible)  context  is:  >Si  quis  uillam  uendere 
capitali  in  circo  et  uoluerit  seu  domum  seu  ortum  potestatem 
habeat  preter  sepes  gignunt  messes  et  herbam«  (lxx.  W.'s 
c.  64). 

Here  er  probably  stand  for  ^erpennic  =  late  Corn.  arbednec 

Lhuyd  224,   W.   arbennig   'capitalis',   *principalis'   Davies   (Ir. 

airchinnech\   from  the  prep.  ar  and  pennic,  a  derivative  of 

32* 


492  Whiiley  Stoked, 

penn  =  Ir.  cetm,  and  cir  is  for  cirh  borrowed  from  Latin  cireus 
as  W.  cyrchell,  Ir.  circtU,  cercol,  from  Lat.  drculus. 

318.  aam  (gl.  nulo).  p.  211.  Conlext:  »Si  quis  legitime  legis 
uoluntate  patrum  nulo  filiam  [var.  lect.  nuplam  fiiio]  lunxerit 
(lxxv.)c.  The  glossographer  here  regards  nuio  as  the  abl.  sg. 
of  nuti^s,  The  a  is  the  preposition  used  to  indicate  the  abla- 
tive,  the  ani-  is  the  first  syllable  of  the  Old  Breton  equivalent 
of  Welsh  amnaid  'nutus\  wlth  which  the  Old  Br.  enmetiam 
(gl.  innuo)  and  O.W.  enmeüuou  (gl.  nulus)  Z\  1052,  1056 
appear  lo  be  unconnected.    See,  however,  Z\  896. 


X£L   From  the  'Marina  Antmalia'  Canons,  oommonly  headed 

'Canones  Adamnani'. 

319.  guis  (gl. suilis,  leg.  suilla).  p.  212.  The context  is:  »Gare 
suilis  [viir,  led.  suilla]  morticinus  [leg,  -nis]  cras[sus  uel  pinjguis 
ut  mortieinum  quo  pinguescunt  sues  re[futa]nda  (vi)«.  Here 
guis  Stands  for  some  adjective  derived  from  guis  =  gues  Cath., 
now  gwez,  gwU,  Gorn.  guis  (gl.  scroffa  *a  sow'),  Ir.  feis: 

da  sheanainm  ar  mhuic  mhiadhaigh. 
feis  Qeg,  feis)  is  mada  moirdhiamhair  ^). 

gen.  iomnocht  feise  .i.  croiceann  muiee  'a  sow's  skin\ 
Ghildren  of  Tuirenn,  ed.  O'Curry,  p.  200. 


320.  At  the  end  of  this  piece  is  the  subscription  of  the 
scribe  beginning  'lunobrus  scripsit'  etc.  As  Siegfried  said  of 
Pughe,  the  Welsh  lexicographer,  Peace  to  his  stupid  ashes! 

^)  Fonis  focul,  ciied  by  O'Reilly  s.  v.  dreimne.  The  coaplet  above 
quoted  means  »iwo  ancient  names  for  a  wortby  pig,  /et«  and  mofa 
very  vastc. 


Breton  IndesL 


498 


Breton  Index. 

(The  numbers  are  those  of  the  glosses.) 


a  prep.  indicating  the 
ablative  101, 109, 119, 
123,  191,  238,  255, 
318. 

a  verbal  prefix  203. 

a  relative  pronoun  31, 
203. 

abredahez  238. 

aa  for  ä  236. 

a-co-  116. 

a-com-  134. 

acomloen^  106. 

ad-  22,  211. 

ad-guo  151. 

ad-i  306. 

ael  187. 

ai  Umlaut  of  a,  22,  54. 

aimscudetic  (?)  22. 

aior  187. 

air  283. 

air  .  .  .  .  288. 

alo  ....  41. 

altin  267. 

am  ....  121. 

am-danica  (?)  300. 

amnet^  318. 

ampar  35. 

amsobe  .  .  117. 

an-  negative  prefix  173, 
280. 

an-  =  Fr.  en-  219. 

Anbudiat  308. 

anfumetic  219. 

an-guo-  173. 

anno  . .  83,  85,  86,  162. 

anscantoc  280. 

aqualostr  (-lestr?)  77. 

ar  266. 

ar-  3,  99,  312. 

arcoguedoJ  135. 

ard  104. 

argan^  34. 


ardotas  (?)  263. 
arimnot  60. 
arludas  124,  arluth  315. 
artAon  198. 
athrecl  266. 
attal  30,  156. 
auoez  238. 
aviel  187. 

b  for  infected  m  52, 
172,  vocalised  64, 148, 
from  gv  165,  br  from 
rar  168. 

bar  294. 

bat  272. 

bed,  bez  114. 

bedis  218. 

bedont  69. 

Benitoe  133. 

hidam  (bidut?)  251. 

biUt  165. 

bit-panim  182. 

bituer  (?)  238. 

Blaen  191. 

blen  210. 

bleoc  213,  pl.  bleocion 
281. 

blin  s.  'fastigium*  191. 

blin,  adj.  pl.  bliniun 
210. 

blinder  268. 

blot  65,  66. 

boco  223. 

boestol  277. 

boue,  boe  219. 

brat  168. 

breinder  13. 

brientin  183. 

brois  218. 

brot  262. 

brothrac  235. 

bu  219. 


buch  278. 
bues  278. 

c  for  ch  59,  169,  308. 

cablus  192. 

caropr  192. 

canap  192. 

cann  256. 

cantoeüer  84. 

caul  21. 

cenem  130. 

centet  289. 

ceple  192. 

cerdor  212. 

cerpet,  pl.  cerpit  100. 

ch  lost  in  inlaut  278. 

chapl  192. 

cirÄ  317. 

ob,  quis,  kiz  5. 

daemin  277. 

ciuellenn  187. 

clut,  dot  220. 

coat  98. 

coel  293. 

coelioc  159,  247. 

cogued  126. 

coguelt  284. 

coguenou  19,  12. 

cobudittoc  291. 

coint  72. 

col  21. 

colcet  233. 

colioc  V.  coilioc. 

coUot  311. 

columpnenn  221. 

com-  150. 

comairde  54.    comarde 

97. 
Gomaltcar  228. 
comarguidt^  58. 
com-co  287. 
comed  (?)  136. 


494 


WhiUey  Stokes, 


Cornelia  .  .  .  228. 
comman,    pl.   commin 

232. 
comnidder  24  S  227. 
compri  303. 
condelch  207. 
contulet  178. 
cormo  lar  91. 
com  226. 
cosecr  .  .  .  254. 
cosoineiicdOi,  cosotner 

310. 
coson  87. 
cospitiot  171. 
coioc  98. 
couarcou  228. 
coarchol  228. 
couen  72. 
coufT  232. 
couled  137. 
Gouuellic  228. 
crap,  crapaf  160. 
creith,  crezenn  27. 
crit,  kridien  272». 
crochenn  278. 
cuzaff  22. 

d  for  t  26,  195,  296; 
for  th  149;  for  dy 
ex  y  50,  136;  from 
vowelflanked  1 42, 64, 
75,  177;  assimilated 
by  n  229. 

dadl,  pL  dalou  90. 

dampnaff  221. 

dan  195. 

darceoneti  *.*  ran  (?) 
17. 

darleberio^  296. 

das,  pl.  des!  6. 

dastumi  6  n. 

dd  for  th  24. 

decmini  145. 

dem  .  .  .  257. 

demguescim  285. 

de-or  .  .  .  302. 

derch  61. 

dermor  154. 


desi  See  das. 
di  229. 
di-  128. 
diatil  81. 
diblo  9. 
dibriai  308. 
di-combi<  250. 
didan  195. 
didanuudam  163. 
di-et-eguetic  186. 
dlglo  148. 
digridietmer  253. 
di-im-dam-guascam 

181. 
diliu  57. 
dilu  .  .  .  269. 
dilucet  36. 
dindan  195. 
dinoeihi  13,  2& 
dinosoi  31. 
diuouet  39. 
dipr,  pl.  diprou  110. 
dis  .  .  .  109. 
discantaff  280. 
dispriner  248. 
dbtritA  105. 
divemprafT  192. 
do-  129,  252,  270. 
docordom-ni  221. 
dodimenu  44. 
do-guo-louit  80. 
do-guor  ...  37. 
do-gur-bonneu  52. 
doilux  92. 
doiU  307. 
domot  196. 
dored  132. 
dor-guidoJ  26. 
dorn,  dornaff,   dornai 

203. 
do-ti-et-ue  261. 
douobinuom  131. 
droc  113. 

dros,  pl.  drosion  230. 
dutimen^r  44. 

e  from  i  7,  breaking 
of    i    233,    Umlaut 


of  a  6,  385^    umlaat 

of  0  286. 
e  175. 
egenn  155. 
eidguino^  11. 
eindric  (?)  239. 
deuc  68. 
eli  .  .  89. 
eltroguen  20. 
em-cobloent  106. 
em-gniit  909. 
emguer  .  .  141. 
emsiu  139. 
en  7,  61. 
enbadou  272. 
enbit  172. 
endan  195. 
en-dercA  61. 
enemdemia  75. 
enmetiam  318. 
er-  63,  82,  112,  «71. 
ercor  259. 
erdirb  220,  147. 
erguinit  48,  127,  l&t. 
erie  .  .  .  175. 
eriolim  76. 
Emeb  (?)  286. 
erpemifc  316. 
es  ...  oo. 
escis,  escus  264. 
espet  171. 
estim  53. 
esvezaff  22. 
eu  correspondüig  with 

W.  ei  88,  umUut  of 

au  88. 
eules  88. 
eureugou  155. 

f  from  sp  125. 
faezaff  125. 
fan  125,  299. 
fadaff  125. 
felch  125. 
fleriot  231. 
free  .  .  .  fregaff  15. 
fon  .  .  241. 


Ä 


Breton  lad«. 


g  lost  betweeo  rowels 
19,  106,  133,  164, 
183,  194,  218,  329. 
243,  lost  atter  I  119, 
and  before  r  383,  gu 
ex  V  174,  186,  220, 
301,  g  for  c  in  an- 
laut  234,  243. 

ganl  243. 

glanet  255. 

elin  264. 

gluip,  glebiat  189, 

golchet  334. 

gouhez  30. 

goural  243. 
gourren  373. 
gourveni)  256. 
goustad,  gwesUd  173. 
goiro  199. 
gro  343. 

groaet,  graet,  gret  309. 
gu  .  .  .  168. 
guad  216. 
guandal  112. 
guaBCofenn  62. 
gud  163. 
gudcoguod  126. 
t;U(l-iiaiol  206. 
guedom  301. 
gueffret  243. 
guerg  190. 
guelcet  334. 
gueltioc  305. 
gueltoguat  30Ö. 
guen  V.  coguenou. 
guenez  289. 
guenoc  229. 
guerth  96. 
guertAam  (?)  158. 
guervell  170. 
guescim  385. 
gueth  180. 
güfor  ....  10. 
guid,  guidol?  26. 
guiliat  314. 
guilpäoe  189. 
guin,  pl.  guinioo  346. 


guinot  11. 
guir-  74. 
guirbfer  190. 
guia  319. 
guo-  2,  10,  157. 
guoilcesn'on  301. 
guolial  315. 
guamnl  2. 
guomaoe  249. 
guomonim  38, 
guorcerdor  313. 
guostl,  gwestl  174,  185. 
(juolegiiis  liil. 
guotric  342. 
guoLroil  199. 
gupartAolaid  149. 
gur  =  vir  220. 
gur  . . . .  73. 
gur-limnn  61. 
gur-prit  %. 
gurre  . . .  273. 
gur-BÜinttint  200. ' 
gurlhait  33. 
gutharol  209,  240. 

h  Trom  s  107,  prefixed 
toglof<9e8  71,180,90a 
arising  from  accenl 
17  n.,  213  n. 

Haelmoini  42. 

haloc  107. 

bariaff  198. 

hegaff  15. 

heor  187. 

hoalat  38. 

hoanenn  28. 

hoari  38. 

Hoiarscoit  4^ 

hu  from  v  28. 

huerzin  28. 

hueurer  28. 

huisic,  pl.  huisicou  28. 

hympn  321. 

i  umlaul  of  a  171,  of 
0  50. 

i  for  in  64. 

1  from  ä  45,  310,  from 
a364. 


iaehetic  103. 
ielAol  118. 


im-  130. 

im-co  317. 

im  fem  142. 

imguparlAon  356. 

impossibl  202. 

in,  tbe  arttcle  84. 

in,  prep.  305,  250,  363, 

278. 
inaatoe  133. 
incoint  (?)  72. 
inlenetic  67. 
inmor  154. 
inpit  29. 
inruetir  164'. 
insoblin  164*. 
int,  in,  preflx  113,  154. 
introc  113. 


f  14. 


r  4«. 


j  (written  i  and  g)  from 


laom  131. 

lat  29S. 

lau  65,  70. 

lemm,lemder,lemhMiu 

297. 
les,  lez  379. 
lestr  77. 
lien  78. 
lim  297. 
limn  51. 
]imt«r  997. 
Unit  305. 


4% 


WbiUey  Stokes, 


linom  121. 
lis  279. 
liu  57. 

liusiu,  lisiu  204. 
loed  205. 
loit,  loet  18. 
Ion  8. 
loois  218. 
louz  205. 
lue  36. 

m  vocalised  70,  222. 
macAiat  308. 
macbtiem  169. 
msLcl?  mann.?  43. 
maer,  pl.  meir  79. 
mall  2. 
mas  314. 
meicA  169. 
meir  79. 
melin  176. 
menna  290. 
metblaom,  mezz  131. 
minauetj  menauet  1. 
milin  179,  260. 
milintric  179. 
Milon,  Milun  179. 
möc'h  308. 
moe  187. 
moid  . . .  42. 
molin  176. 

mor-  101,  in-mor  154. 
morma  276. 
motrep,  mozreb  23. 
muniul,  montol  138. 

n  for  nn,  nd  229,  lost 

before  s  64,  87,  304. 

ng  lost  or  vocalised 

in  inlaut  187. 
na,  neg.  pari.  50,  219, 

221,  224. 
nac  122. 
nedo  (?)  69. 
neuidter  7. 
ni  13,  14,  25,  148. 
ni,  pronom.  suffix  Ist 
,  pl.221. 


nigal  155. 

niguid  50. 

nil  *non  est'  133. 

nith  94,  nit  for  nith, 

niz  24*. 
niveraff  32. 
nouen  187,  255. 

o  from  u  4,  for  oi,  oe 

25,  60,  98,  276. 
ö  from  ä  11,  25,  154, 

222,   236,    274,   311; 

00  for  ü  236. 
ocr,  pl.  occrou  274. 
oeu  111. 
oferen  229. 

oi  from  4  18,  42,  304. 
olg,  Ol  132,  pl.  olguo 

119,  olo  123. 
onmoner  4. 
00  for  6  236. 
or,  pl.  orion  193. 
ord  188. 
ousor  212. 

p  in  anlaut  lost  3,  8, 
11,  18,  70,  99,  119, 
315,  for  b  in  loan- 
words  192,  inserted 
between  m  and  n  221, 
from  k,  kv  95,  248, 
295,  miswritten  for 
tb  32,  96,  131,  209, 
240,  266,  315. 

pan,  pan-im  182. 

peden  229. 

pei  (?)  225. 

pi  140,  pi  cogued  140. 

pinigen  155. 

pis  142. 

ploe,  ploeys  218. 

Ploilan  42. 

Portitoe  133. 

prenafT  248. 

pre«an^  108. 

prinncoüioc  295. 

prit  95. 

pus  . . .  poesafif  33. 


queiniif  72. 
quenderchell  907. 
quil  264. 

r  for  rr,  rs  26. 

rac-  (gl.proferebat)  144. 

rac-  (gl.  optimates)  146. 

raclor  144. 

rann  'telrastichon*   17. 

rann  'pars',  rannam  S50. 

rat  170,  pl.  radou  177. 

razaff  16. 

resU  16. 

ret  175. 

riglf  riglion  258. 

rim  45. 

ro,  pl.  roiau  222. 

rod  282. 

rouanez  256. 

rouejou  155. 

s  lost  in  anlaut  before 
1  51,  before  c  212, 
from  X  in  loanwords 
204,  assimilated  to  r 
26. 

scalZ  102. 

scal  . . .  267. 

scantoc  280. 

scarat  313. 

scetam,  squeiaff  155. 

scrap,  scrapat  160. 

scrocat  115. 

siel,  siell  49. 

silim,  seilet  56. 

soeul  111. 

soezaCr  64. 

songeal  219. 

soudan,  souzan  64. 

sparfa  109. 

spoe  187. 

stlaon  187. 

stoeaff  187. 

straal  (straul?)  194. 

striz  105. 

ström  298. 


.^ 


Breton  Index. 


497 


t  for  th  24,  25,  60,  105, 
149,  198,  307,  for  in- 
fected  d  305,  assi- 
milated  to  1  228,  to 
n  256,  289,  rt  ex  rd 
149. 

taguel  161,  305. 

tal  156,  isAont  167,  at- 
tal  30. 

tar  91,  296. 

i&rdolj  tarza  29. 

tegrann  250. 

tennam  75. 

tennoer  256. 

lerdeuenetic  (?)  290. 


lest,  pl.  testou  184. 
iestamant  179. 
testoner  93. 
tevell  161. 
th  from  et  27. 
ti-gutre  71;  ti-guotrou 

55. 
toeaff  187. 
toguat  (?)  305. 
toos  236. 
toreusit  275. 
tor-guisiol  26. 
ireped  10. 
trom-dennos  75. 
tron  ca  issent  (?)  237. 


Simla,  26th  October  1880. 


tros  ...  143. 
irucared  245. 
trum  265. 
iru8cenn  29. 
tuat  122. 

u  for  ui  33,  for  u  o 

73. 
Uinniaus  166. 
Uuinmochiat  308. 
unblot  65,  66. 
uo  for  ou  7,  119. 

X  for  s  92.    s  from  x 
in  loanwords  204. 


Whitley  Stokes. 


Note.  Since  the  above  was  written,  Mr.  Bradshaw  has  re-examined 
the  original  manuscript,  corrected  his  readings  of  the  glosses  respectively 
numbered  55,  118,  136,  245,  276,  and  added  three  fragments.  These  cor- 
rections  and  additions  appear  in  the  paper  as  now  printed. 

Oxford,  6th  June  1882.  W.  S. 


The  Irish  Passages  in  the  Stowe  Missal 

The  Stowe  Missal  is  a  small  manuscript  of  66  leaves, 
5*/8  inehes  long  by  47«  broad,  containing,  first,  a  copy  of 
S.  John's  Gospel;  seeondly,  a  Missal,  with  eight  Irish  rubrics 
and  several  names  of  Irish  saints,  bishops,  and  priests;  thirdly, 
an  Irish  tract  on  the  ceremonies  of  the  Mass;  and,  fourthly, 
three  Irish  spells.  It  has  been  described  by  Dr.  O'Gonor  in  the 
Stowe  Catalogue,  1818;  by  Dr.  Todd  in  the  Transactions  of  the 
Royal  Irish  Academy,  vol.  xxiii;  and,  recently,  by  the  Rev. 
F.  E.  Warren  in  The  Academy  for  February  8,  1879,  November 
29,  1879  and  January  1,  1881.  It  is  said  to  have  been  found  in 
Germany  in  the  eighteenth  Century  by  one  John  Grace,  an  officer 
in  the  German  service:  from  his  hands  it  came  into  the  Stowe 
Collection:  thence  in  1849  it  passed  into  the  library  of  Ashburnham 
House,  Battle;  and  there  in  May  1880,  thanks  to  the  kindness 


498  Whitley  Stokes, 

of  Lord  Ashburnhaiu,  I  transcribed  the  Irish  passages  in  this 
precious  book.  Since  ihen  Mr.  Warren  has  courtcously  sent  me 
autotypes  of  the  Irish  tract  and  spells,  and  I  have  thus  been 
enabled,  in  four  or  five  places,  to  correct  my  readings. 

The  Latin  portion  of  the  manuscript  seems  to  me  to  have 
been  written  partly  in  the  eighth,  partly  in  the  tenth  or  eleventh 
Century.  The  Irish  tract  and  the  spells  cannot  have  been 
written  before  the  tenth  Century,  and  were  probably  transcribed 
in  the  eleventh  or  twelflh.  For  we  find  therein  the  foUowing 
Middle-Irish  corruptions:  -o  for  -ti  (baullo,  gnimo,  firto«  esergo); 
-oth,  -od  for  'tUh,  -ud  (suidigoth,  fobdod,  slocod);  üi  for  the 
diphthong  6i  (ro-büi,  cuic,  tuib) ;  ae  for  the  umlaut  ai  (caelech, 
ro-saegeth);  a  for  e  (cadacht);  a  for  o  (fathri);  e  for  %  (for-sen, 
in-sen,  ro-saegeth);  g  for  c  (corrigi,  enngaib);  d  for  t  (cuaird); 
nd  for  nn  (brond);  inorganic  infection  of  c  afler  the  gen.  sg. 
of  a  fem.  tö-stem  (figor  öge  chuirp)  and  after  the  acc.  sg. 
of  Ihe  article  (frisin  chorp);  crann  for  the  dat.  sg.  crunn; 
and  pleonastic  use  of  the  possessive  pronoun  (a  slocod  in 
parsa).  But,  as  a  rule,  the  language  is  that  of  the  Zeussfian 
glosses,  and  the  scribe  may  therefore  have  copied  froni  an 
Old-Irish  codex. 

The  writing  of  the  Latin  portion  of  the  manuscript  is 
between  parallel  horizontal  lines,  *one-eighth  of  an  inch  apart', 
says  Mr.  Warren.  'There  are',  he  continues,  *thirteen  of  such 
pairs  of  lines,  ruled  on  both  sides  of  the  page,  with  siightly 
larger  intervening  spaces'.  Here  we  have,  perhaps,  the  ex- 
planation  of  the  Irish  adj.  indlinech  as  applied  to  a  bock, 
Z\  953,  which  I  would  now  propose  to  render  by  ^niled 
with  lines'. 

I.   S.  John's  Gospel. 

The  copy  of  S.  John's  Gospel  (which  is  in  the  older  hand) 
ends  thus  (fo.  12a):  *Deo  gratias  ago.  Amen.  Finit.  Amen. 
Rogo  qui  cum  que  ^)  hunc  librum  legeris  .  ut  memineris  mei 
peccatoris  .  scriptoris  .i.  sonid  peregrinuS.    Amen.  sanus 

sit  qui  scripsit  .  et  cui  scriptum  est  .  Amen'. 

The  name  S(mid  is  here  written  from  left  to  right  in  Ogham 
characters. 


0  Äc.    Dr.  Todd:  'quicunque'. 


The  Irish  Passages  in  the  Stowe  MusaL  499 

IL  The  Missal. 

The  Missal  consists  of  the  following:  — 

a)  Ordo  Missae,  i,  ß.,  Ordinary  and  Canon  of  the  Mass, 
with  the  colophon  (fo.  36  a)  *möel^)  cäich  scripsif. 

b)  Misa  apostolorum  et  martirum  et  sanctorum  et  sanc- 
tarum  uirginum. 

e)  Misa  pro  penitentibus  uiuis. 

d)  Misa  pro  mortuis  pluribus. 

e)  Ordo  baptismi. 

Subdeacons  are  not  mentioned,  and  the  ceremony  of  mixing 
water  with  the  eucharistie  wine  is  omitted^).  In  the  Nicene 
Creed,  ßlioque  is  lefl  out;  buf  is  interlined  by  the  later  band. 
The  Agnus  Dei  is  used. 

In  the  Ordo  Missae  are  the  following  six  rubrics  in  the 
later  hand-writing:  — 

1.  (fo.  17  b.)    Lethdirech  sund. 

This  introduces  the  lesson  from  the  Gospel  of  S.  John  c.  vi, 
on  the  Institution  of  the  Eucharist,  and  has  been  rightly  rendered 
by  Dr.  Todd  'a  half  uncovering  here'.  The  meaning  is  thal 
the  chalice  is  half  uncovered  before  the  reading  of  that  lesson. 
As  the  scribe  goeä  on  to  say,  ^Hic  eleuatur  lintiamen  de  calice\ 

2.  After  this  lesson  (fo.  20  a)  is  the  rubric  — 

Landirech  sund 
,a  füll  uncovering  here',  meaning  that  the  chalice  was  wholly 
uncovered  afler  that  lesson  was  read.    Psalm  lxxxiv:  Ostende 
nobfs  domine  misericordiam  et  salutare  tuum  da  nobis. 

3.  (fo.  21b.)  Sursumcorda.  Habemus  ad  dominum.  Gratias 
agamus  domino  deo  nöstro.  Dignum  et  iustum  est.  Isund  tot^t 
dignum  intörmaig  ind  maid  per  quem  bes  innadiudidi  thall. 

Per  quem  maestatem  tuam  laudant  angeli,  etc. 
*It  is  here  that  the  'Digntfm'  of  the  addition  ('augmenti') 
comes  into  it,  if  it  is  per  quem  that  is  in  its  continuation  (?)  there. 

4.  (fo.  22b.)  Isund  tötet  dignum  intörmig  ind  mäid  sanctus 
bess  innadiudidi  thall. 


^)  Dr.  Todd,  wriiing  from  memory,  gives  this  in  the  modern  form 
Maol,  I  overlooked  this  colophon  and  now  take  it  from  one  of  Mr.  War- 
ren's  papers  in  The  Academy, 

*)  Dr.  Todd,  TransactionSt  p.  30.  It  occurs,  however,  in  the  Irish  tract, 
and  aliusion  to  the  use  of  water  is  made  in  a  quatrain  (LU.  117  a)  be- 
ginning  0  robreca  bröendn  crö. 


500  Wbitley  Siokes, 

Sanclus,  sanctus  dominus,  deus  sabaoth. 

4t  is  here  ihat  the  'DignunC  of  tlie  addition  comes  into  it, 
if  it  is  safictus  that  is  in  its  continuation  (?)  there. 

Dr.  Todd  renders  these  obscure  rubrics  thus: 

^Here  the  I>ignum  receives  the  addition,  if  Per  quem  foUows 
in  the  text'. 

^Here  the  Dignum  receives  the  addition  if,  Sanctus  follows 
in  the  text'. 

'To  explain  this',  he  says,  *we  have  only  to  recollect  that 
after  the  response  of  the  people  »Dignum  et  justum  estc,  the 
priest  proceeds:  — 

^»Vere  dignum  et  justum  est,  aequum  et  salutare  nos  tibi 
semper  et  ubique  gratias  agere,  Domine  sancte  Pater  omnipotens, 
aeterne  Deus:  per  Christum  Dominum  nostrum. 

SPer  quem  Majestatem  tuam  laudant  angeli,  etc. 

SCum  quibus  et  nostras  voces  ut  admitti  jubeas  deprecamur, 
supplici  confessione  dicenles,  Sanctus,  Sanctus,  Sanctus,  etcc 

'But  on  saints'  days  and  festivals  additions  were  made  to 
the  ordinary  form  of  this  prayer  (called  in  these  rubrics  from 
its  first  words  the  Dignum)  before  the  clause  beginning  Per  guemg 
and  before  the  Sanctus, 

'This  fully  [?]  explains  the  foregoing  rubrics,  which  are 
intended  to  mark  the  places  where  the  priest  is  to  introduce 
these  proper  prefaces,  as  the  English  liturgy  calls  them,  in  tk\e 
Ordinary  of  the  Mass«. 

5.  (fo.  32  b.)  Ter  canitur  .  isund  conogabar  indablu  tuäir  ^) 
forsincailech  7  fobdidithir  leth  nabairgine  isincailuch. 

The  Irish  means  4t  is  here  that  the  chief  ^)  Host  on  the  chalice 
is  lifted  up,  and  the  half  of  the  Bread  is  submerged  in  the  chalice'. 
The  rubric  refers  tho  the  words  'Omnis  honor  et  gloria'  etc. 

6.  (fo.  32  b.)    Isund  conbongar  in  bairgen. 

This  means  4t  is  here  that  the  Bread  is  broken'.  This 
rubric  is  followed  by  the  words  Cognouerunt  dominum  .  alleluia. 
in  fractione  panis. 

The  Ordo  Missae  also  contains  a  Latin  prayer  for  the 
rescue  of  the  founder  of  the  Church  in  which  the  missal  was 


^)  Two,  or  periiaps  three,  letiers  have  been  erased  before  lndtr. 

*)  The  celebrant  appears  to  have  had  several  wafers,  of  which  one^ 
destined  for  the  priest  himself ,  was  larger  than  the  others  which 
intended  for  the  communicants. 


The  Irish  Passages  in  the  Stowe  Missal. 


501 


used  and  all  the  people  »ab  idulorum  culturac,  which  seems 
to  point  to  soine  place,  not  necessarily  in  Ireland,  where 
Christianity  was  still  not  fully  established.  Further  on,  in  the 
Commemoratio  pro  Defunctis,  there  is  a  litany  of  sainls,  (ff.  29  a, 
29  b)  amongst  which  the  following  Irish  nanies  occur,  in  the  ge- 
nitive  singular,  most  in  the  Latin  form,  but  some  in  the  Irish :  — 


Ailbei 

Finnio  (bis) 

Ciarani  (bis) 

Brendini 

Comgilli 

Cainnichi 

Findbarri 


Nessani 

Factni 

Lugidi 

Lacteni 

Ruadani 

Carthegi 


Mochonne 

Brigta 

IIa 

Scetha 

Sinecha 

Samdine 


Coemgeni 

Then  comes  a  prayer  of  S.  Ambrose,  beginning  *Ante  con- 
spectum  diuinae  malestatis',  to  which  are  subjoined  the  following 
names  of  Irish  bishops  and  priests,  all  in  the  genitive  sg.,  most 
in  the  Latin  form,  but  twelve  in  the  Irish: 


Bishops. 

Cerbäni 

Senani 

Muchti  *) 

Erci 

Finbarri 

Ciannani 

Catheri 

Colmani 

BuiU 

Ibori 

Cuäni 

Eogeni 

Aübi 

Declach 

Declani 

Conlai 

Aedo 

Garthain 

Maie  nissse 

Dagani 

Maile  ruen. 

Moinenn 

Tigernich 
Priests. 

Ciarani 

Brendini  (bis) 

Colmani 

Oengusso 

Cainnichi 

Comgelli 

Endi 

Columbe  (bis) 

Coemgeni 

S.  Mochonne  died  A.  D.  704,  and  if,  as  is  probable,  the 
Mäelruen  here  mentioned  was  Mäelruain,  bishop  of  Tallaght, 
this  part  of  the  manuscript  must  have  been  written  after 
A.  D.  792,  in  which  year  that  bishop  died. 

The  seventh  and  eighth  rubrics  are  in  the  Ordo  Baptismi :  — 
7.  (fo.  49  b.)    Isund  doberar  insalann  imbelu  indlelacit. 


^)  gen.  sg.  of  Muchte  ==  Mochtae  of  Loutb  (Maucteus,  Reeves,  Co- 
lumba,  6). 


502  Whitley  Stoke^, 

This  means  *It  is  here  that  the  salt  is  put  into  the 
child's  mouth'.  It  comes  before  the  formula  'Effeta  (=  i^fq>a9a^ 
Mark  vii,  34)  quod  est  apertio.  effeta  est  hostia  in  honorem 
suauitatis'. 

8.  (fo.  57  a.)    Isund  dognither  intongaih. 

This  Stands  before  the  passage  ^Ungo  t^  de  oleo  et  de 
crismate  salutis'  etc.,  and  means  *It  is  here  that  the  anointing 
(angaih)  is  done'. 

The  Ordo  Baptismi  also  provides  for  the  oeremony  of 
pedilamutn  (*tunc  lauantur  pedes  eius  aceepto  linteo'),  and  con- 
tains  (fo.  46a)  the  following  curious  Collect:  — 

*Domine  sancte  pater  omnipotens  sempiterne  deus  expeUe 
diabulum  et  gentilitatem  ab  homine  isto  de  capite  de  cappillis 
de  uertice  de  cerebro  de  fronte  de  oculis  de  auribus  de  naribus 
de  ore  de  lingua  de  sublingua  de  gutore  de  faucibus  de  coUo  de 
pectore  de  corde  de  corpore  toto  intus  de  [leg.  ^et']  foris  de  manibos 
de  pedibus  de  omnibus  memris  de  co[m]paginibus  memrorum 
eius  et  de  cogitationibus  de  uerbis  de  operibus  et  omnibus 
conuersationibus  hic  et  [in]  futuro  per  te  ihesu  christe  qui  reg[nas]'. 

Mr.  Warren,  from  whose  copy  in  The  Äcademy  for  Nov.  SS9, 
1879,  the  above  collect  is  taken,  refers  to  'Gerbert  Litwrg, 
Aleman.  ii.  133',  a  book  to  which  I  have  not  access.  The 
minute  speclfication  of  the  parts  of  the  body  reminds  one  of 
the  Lorica  of  Gildas  printcd  in  Mone's  Hymni  I.  367,  and  in 
Irish  Glosses,  Dublin,  1860,  pp.  136—143. 

III.  The  Irish  tract  on  the  Mass. 

The  tract  on  the  Mass  occupies  the  whole  of  ff.  64  b,  65  a, 
65  b,  and  nearly  half  of  66  a.  It  begins  abruptly,  at  least  two 
sentences  having  been  omitted  by  the  copy  ist. 

It  is  here  printed  in  lines  corresponding  with  those  of  the 
manuscript.    Extended  contractions  are  represented  by  italics. 

[fo.  64b.] 
INDaltoir  fiugor  indingriinme  immab.  [fochaidi].    In 
cailech  isfigor  innaeclaise  foruirmed  7  rofothiged 
foringrimmim  7  fonnartri  innafathe  7  aliorum 
4  Huisque  prius  incalicem  7  issed  canar  occo.  peto  te  pa 
ier  deprecor  t6  filü  .  obsecro  te  spirüas  sancte  .i.  figor  iiiphopiitl 
toresset  in  Bdclesia.  .  Oblse  iarum  super  altare  .i.  intKrtur 
med  canar  occo  .i.  ihs.  xps.    A  et  £i  hoc  est  prindpiuin 


Tbe  Irish  Passage«  in  tbe  Stowe  IßssaL  603 

8  et  finis  .  figor  cuirp  crist  rosuidiged  hi  linannart 
brond  maire  •  Fin  iarunt  arhuisque  hicaelech 
.i.  deacbt  crist  aradonacht  7  arinpopuZ  inaimsir  thuis 
ten  iss^  canar  ocsuidiu  .  Remitet  pater  indulget 

12  Utius  .  misseretwr  spin^tis  sanc^us  .  Acanar  dind  offriund  forsen  iUV 
i^ttroit  7  orthana  7  tormach  corrigi  liacht  napsfeiZ 
7  i//alm  ndigrod  isßgor  recto  aicnlth  insin  inro 
aithnuiged  crist  triahuili  baullo  7  gnfmo  .  Liacht  hpstal 

16  immuro  7  saim  digrad  7  bosuidiu  codinochtad  is  foraith 
met  .  rechta  lilre  mrofiugrad  crist  [acht]  nadfess  cadacht 
cid  rofiugrad  and  .  Indinochtad  corrici  leth  inna 
oblae  7  incailich  7  acanar  occo  itir  sosc^  7  aillöir 

20  corrici  oblata  isforat^Jlmet  rechta  fäthe  hitarchet 
cris^  cofollti^  acht  nathnaiccess  corrogenu*:  c^ 
TocbäP)  incailich  iarnaldndiurug  quando  canittir  ob 
lata  isforai^Amet  gene  crist  iwsin  [7]  aiwdocbale  Ire  airde') 

24  et  firto  .  Quando  canittir  accipit  ihs.  panem  .  Tanaurnat 
insacar^  fathri  duaithrigi  dia  pecthaib  atnopuir  deo^) 
7  slechthith*)  inpopuZ  7  nitaet  guth  isson  arnatar 

[fo.  65  a.] 

masca  .  insacardd  arisaed  athechte  amarascra  amen 
28  me  contra  deum  ^)  c^ne  canas  inliachtso  isde  ispariculosa  oratio 
ä  nom^n  .  Na  .111.  chemmen  cinges  infergraith  foracülu  7 
tocing  afritbisi  \sed  atrede  inimruimdethar  cachdui 
ne  .i.  hi79}brethir  hicocell  hiugnim  7  ised  .ui.  tressanaith 
s2  nuigther  itenim  7  trisatoscigther  dochorp  crist  [  ^o 

In  mesad  mesas  insacor^  ^ncailecb  7  inobli  7  intammus  ad 
midethar  acombach  figor  nanailhisse  7  nanesorcon 
7  innaaurgabale  insen  .  Indoblae  forsinm^is  colind  crist 
36  hi  crann  cruche  .  Acombag  forsinmeis  corp  crist  do 
chombug  cocloaib  forsinchroich  .  Incomrac  conreca 
tar  indalleth  iarsinchombug  figor  ög^  chuirp  crist 
iarnes^rgo  .  In  fobdod  fornbaitar  indalled  figor  fob 

*)  The  first  letter  is  obscure. 

*)  Ms.  Mnsin:  tre  airde .  aindocbale*  with  a  mark  afler  insin  and  one 
before  a  indocbaie  indicating  that  the  latter  words  come  in  before  tre  airde, 

*)  Here  tbe  scribe  omits  some  words  like  '7  canaid  insalraso  miserere 
mei  deus\ 

«)  Sic.    Read  'slechtith'  «r  flectit  (genua). 

*)  Read  tbe  corresponding  Irisb  words  'fri  dia'. 


S04  Whitley  Stokes, 

40  dotha  culq)  crist  innafuil  iamaithchumbu  hlcroich. 

Inpars  benar  ahiclitf«r  indlithe  bfs  forlaim  cli  figor  iffdaith 

chummi  cosindlägin  inoxil  intuib  deiss  arissfar  robui 

aiged  crist  in  cnice  .i.  contra  ciuitatem  7  isair  robüi  aigeth  longini 

44  arrobothuaisre  dosuidiu  issed  ropodesse*)  do  crist  l  — 
Ataat  .Uli.  figne  forsincbombug  .1.  u.  parsa  diobli  choit 
chinn  hffigmr  .u.  sense  anmae  .a.uii.  diobli  noeb  7  huag 
acht  nahuaisli  .  hffigmr  .un.  ndana  Spiritus  sancti  .A.uiiL 

48  di  obli  mBrtir,  hffigmr.  indnuinadnisi  ochti  .A.uuii.  dl 
obli  domnich  hffiguir  noe  montar  nimse  7  noengrath  aecaka 
A  .XI.  diobli  apsfoZ  hffiguir  innaairme  anfuirthe^)  apos^olortfiii 
iamimmarmttö  iudse  •  a  .xii.  deobli  kl.   7  chenlai  hiforaith 

si  mut  ainnse  foirbte  inna  napstal 

[fo.  65  b.] 

A  .XIII.  diobli  minchasc  7  feie  frcsgabale  p  :  :  cefo 

dailUr  ni  bes  miniu  iarum  octecht  dolaim  hifigiitr  crist 

conadib  nsipstalaib  deac:-  Inna  .u.  7  inna  .uii.  7  inna  .uin. 
5C  7  inna  .uiiii.  7  inna  .xi.  7  inna  .xii.  7  inna  .xiii. 

IThe  acuicsescot  samlith  7  ishae  lin  in(naparsa)sin 

bis  inobli  casc  7  noüaic  7  chenncigis  arcongaib 

ther  huile  hl  crist  insin  7  ishitorrund  eruisse 
CO  suidigthir  huile  forsinm^is  7  isforclöen 

inpars  ochtarach  forlaim  clil  ut  dictum  est 

indinato')  capite  tradidit  spiritum:  (x> 

Suidigoth  combuig  casc  7  noÜaic  .111.  parsa  deac 
C4  ineo  nacros  .  a  .uun.  innatarsno  .xx.  pars 

innacuairt  roth  .u.  parsse  cache  oxile 

a  .xui.  itir  incuaird  7  chorp  nacros  .1.  a  im. 

charainne  (?)  inpars  medonach  ishf  diatet 
•8  intuoisre  (?)  .i.  figor  inbruinni  cosnarünaib 

ambfs  hos  :  :  :  s  dind  eo  .  doepscopbaib  .  ata 

rsno  .  forlaim  cli  dosacardaib  .a.  .ni.  forlaim 

deis  dohuilib  :  :  :  :  daib  .  anf  ondtarsno  sfs 
71  doanchor  :::::::  aithirge  .  Anf  bfs  is 

indoxü  ochtarthuaiscerdig  dofirmocclerchib 


>)  Sic.    Read  'desre\ 
s)  Sic.    Read  *anfairbthe\ 

*)  MS.  inclinate.    The  quotation  is  from  S.  John  xa  30,  when  the 
Vulgate  has  'emisit*  for  tradidit*. 


the  trish  Pasdages  in  the  Stowe  Itissal.  505 

indochtardescerdach  domoccib  enngalb. 
anichtarthuaiscerdacÄ  doaes  uitheitge  (?)  .  anichtar 
76  descerdach  doaes  lanamnassa  dligthig  7  doaes  na 

tet  dolaim  r  ::::::::  ind  ::  7  corophe  tomenmme 
\Ssed  tra  asbrig  laeis  (?)  menmae  dobuith  hifigraib 

[fo.  66  a.] 

:  :  :  ann  arafoemi  din  obli  amail  bith 
80  ball  dicris^  assachroich  7  aramb^  croch 

sa  :  :  hir  forcach  arith  fein  :  ore  noenige  (?) 

:  :  :  :  :  frisinchorp  crochthe  .  Nitechte 

aslocod  iwparsa  cenamlaissiuth  amal  (?)  na  :  : 
84  coer  censaigith  tnlas  hirruna  d6 

Nicoir  ätecht  foculfiacli  .  hifigwir  na  :  : 

coir  rosa^geth  forruna  d6  na  forber 

ther  heres  nocoi  «^  Finit  .  amen.     Deo  gratias. 

Translation, 
[fo.  64b.] 

'The  Altar  (is)  the  figure  of  the  persecution  which  causes 
them  [seil,  the  Christians]  sufTerings. 

'The  Chalice,  it  is  the  figure  of  the  Church  which  was 
set  and  founded  on  the  persecution  and  on  the  martyrdom 
of  the  prophets  and  others. 

'Water,  first,  into  the  chalice,  and  this  is  chanted  thereat : 
Feto  te  Pater,  deprecor  te  Fili,  öbsecro  te  Spiritus  Sancte,  to 
wit,  the  figure  of  the  people  that  was  poured  forth  into^)  the 
Church. 

'The  Host,  then,  upon  the  altar,  to  wit,  the  turtledove. 
This  is  chanted  thereat,  to  wit  Jesus  Christus,  Alpha  et  Omega, 
hoc  est  principium  et  finis.  A  figure  of  Christ's  Body  which 
was  set  in  the  linen  sheet  of  Mary's  womb. 

'Wine  then  for  water  into  the  chalice,  to  wit,  Christ's 
Godhead  for  his  Manhood  and  for  the  people  at  the  time  of 
(Hls)  begetting^):  this  is  chanted  hereat:  Eemittit  Pater,  in- 
dulget  Filius,  miseretur  Spiritus  Sanctus» 


>)  lit.  4n\ 

*)  The  meaning  seems  to  be  that  the  mingling  of  the  wine  with  the 
waler  symbolizes  the  union  of  Christ's  Godhead  wilh  His  proper  Huma- 
nity  and  that  of  the  people,  which  was  efifected  when  He  was  conceived. 

Zeitschrift  für  vergl.  Sprachf.  N.  P.  VI.  5.  33 


506  Whitley  Stokes, 

^Wiiat  is  chanted  of  the  Masa  thereailer,  both  introit  and 
prayers  and  addition,  as  far  as  tbc  lesson  of  tbe  Apostles  [the 
Epistle]  and  tbe  psalm  of  degrccs  [tbe  Gradual],  fhat  is  a 
figure  of  tbe  law  of  Nature,  wberein  Cbrist  was  renovated 
througb  all  bis  menibers  and  deeds.  Tbe  lesson  of  the  AposUes, 
bowever,  and  tbe  psalm  of  degrees,  and  from  tbis  to  the  un- 
covering  (of  tbe  cbalice),  it  is  a  commemoration  of  the  law  of 
tbe  Letter  wberein  Cbrist  was  figured,  save  tbat  what  was 
figured  tberein  was  not  yet  known. 

Tbe  uncovering,  as  far  as  half,  of  tbe  Host  and  of  the 
cbalice,  and  wbat  is  cbanted  tbereat,  botb  Gospel  and  AJlduia 
as  far  as  oblata,  it  is  a  commemoration  of  tbe  law  of  the  Pro- 
pbets  wberein  Cbrist  was  manifestly  foretold,  save  that  it  was 
not  seen  until  He  was  born. 

'Tbe  elevation  of  tbe  Cbalice  afler  tbe  füll  uncovering 
tbereof  wben  oblata  is  cbanted,  that  is  a  commemoration  of 
Cbrist's  Birtb  and  of  His  glory  tbrougb  signs  and  miracles. 

*Wben  accepit  lesus  panem  is  cbanted  tbe  priest  bows 
bimself  down  tbrice  to  repent  of  bis  sins:  be  offers  it  (the 
cbalice)  to  God,    [and  cbants  Miserere  mei,  DeuSf]   and    the 

people  kneels  and  sound cometb  not,  lest  the   priest 

be  disturbed^),  [fo.  65  a]  for  tbis  is  bis  due,  tbat  his  mind 
separate  not  from  God  wbile  be  cbants  tbis  lesson:  therefore 
its  name  is  »periculosa  oratio«. 

The  three  steps  which  tbe  ordamed  man  steps  backwards 
and  wbich  be  again  steps  (forwards),  tbis  is  tbe  three-things 
wberein  every  one  sinnetb,  to  wit,  in  word,  in  tbought,  in 
deed,  and  tbis  is  tbe  tbree-tbings  tbrougb  wbich  be  is  again 
renovated  and  througb  wbich  be  is  moved  unto  Ghrist's  Body. 

The  examination  wherewith  tbe  pr^ost  examines  the  cba- 
lice and  the  Host,  and  the  effort  which  he  meditates  to  break 
it,  that  (is  a)  figure  of  tbe  disgraces  and  of  the  buffets  and  of 
tbe  capture  (of  Cbrist). 

The  Host  on  tbe  paten  (is)  Christas  Flesh  on^)  the  tree 
of  the  Gross. 

Tbe  fraction  on  tbe  paten  is  Cbrist's  Body  which  was 
broken  with  nails  on  tbe  Gross. 


*)  The  tarmasca  of  the  Bfs.  is  probably  a  mistake  for  the  pftssiTe 
tarnuucar, 
»)  lit,  *in\ 


The  Irish  Passages  in  the  Stowe  ItissaL  SOQT 

The  meeting  with  which  the  two  halves  meet  after  the 
fraction  (is)  a  figure  of  the  wholeness  of  Christ's  Body  after 
resurrectlon. 

*The  submersion  with^)  which  the  two  halves  are  sub- 
raerged  (in  the  ehalice  is)  a  figure  of  the  submersion  of  Christ's 
Body  in  His  Blood  after  (the)  wounding  on  (the)  cross. 

*The  particle  which  is  cut  oflf  from  the  bottom  of  the  half 
which  is  on  the  (priest's)  left  band  (is)  the  figure  of  the  woun- 
ding wlth  the  lance  in  the  armpit  of  the  right  side;  for  west- 
wards  was  (the)  face  of  Christ  on  the  cross,  to  wit,  against 
the  city,  and  eastwards  was  the  face  of  Longinus,  for  what 
unto  him  was  left  unto  Christ  was  right. 

'The  fraction  is  of  seven  kinds*)  to  wit,  five  particles  of 
the  common  Host  as  a  figure  of  the  five  senses  of  the  soul : 
seven  of  the  Host  of  saints  and  virgins  (save  the  chief  ones) 
as  a  figure  of  the  seven  gifts  of  the  Holy  Ghost'):  eight  of  the 
Host  of  martyrs  as  a  figure  of  the  octonary  New  Testament  *) : 
nine  of  the  Host  of  Sunday  as  a  figure  of  (the)  nine  house- 
holds  of  heaven  *)  and  (the)  nine  grades  of  the  Church  •) :  eleven 
of  the  Host  of  the  apostles  as  a  figure  of  the  incomplete  number 


»)  lit.  *under\ 

*)  Literall y  Hhere  are  seven  kinds  on  the  confraction*. 

•)  See  Isaiah  c.  xi.  2,  3. 

*)  Which  is  composed  of  the  four  gospels,  5,  the  Acts,  6,  the  Gatholic 
epistles,  7,  the  Pauline  epistles,  and,  8,  the  Revelation. 

*)  Angeli,  Archangeli,  Virtutes,  Potestates,  Principatus,  Doroinationes, 
Troni,  Hiruphim  et  Saraphim,  Lib.  Hymn.  IIb. 

•)  The  ecclesiastical  or  earthly  hierarchy  consisted  (according  to  Dio- 
nysius,  the  pseudo-Areopagite)  of  baptism,  communion,  chrism,  bishops, 
priests,  deacons,  monks,  initiated  and  catechumens.  A  division  of  the  Host 
into  nine  parts  is  also  found  among  the  Mozarabic  Christians:  Qui  Moza- 
rabum  sequuntur  ritum,  hostiam  dividunt  in  partes  novem,  quarum  cuique 
alicujus  ex  Christi  mysteriis  nomen  imponunt.  Primam  Incamationem 
nominant;  secundsim  Nativitatem ;  tertiam  Oircumct«ionei?»;  quartam  Trana- 
figurationem  seu  Apparüionem;  quintam  vocant  PasHonem;  sextam  Mortem; 
septimam  dicunt  ResurrecHonem;  odavam  appellant  Oloriam  Christi  m 
caelo;  nonam  denique  Jesu  Christi  Begmtmy  cum  veniet  judicaturus  vivos 
et  mortuos.  —  Benedictus  xiv,  De  Missae  Sacrificio,  in  Migne's  Theologiae 
Cursus  Completus,  tom.  23,  col.  1050.  The  first  seven  of  these  nine  frag- 
ments  were  arranged  on  the  paten  in  the  form  of  a  cross  (Neale,  lAtur- 
giology  166).  So  the  second  Council  of  Tours,  A.D.  567,  enacts  'ut  Corpus 
Domini  in  altari  non  imaginario  ordine,  sed  sub  crucis  titulo  componatur'. 

So  also  the  Sarum  Use  of  S.  Osmund. 

33» 


506  Whitley  Stokes, 

'Wiiat  is  chanted  of  the  Masä  Uiereailer,  both  introit  and 
prayers  and  addition,  as  far  as  the  lesson  of  the  Apostles  [the 
Epistle]  and  the  psalm  of  degrees  [the  Gradual],  fhat  is  a 
figure  of  the  law  of  Nature,  wherein  Christ  was  renovated 
through  all  his  members  and  deeds.  The  lesson  of  the  Apostles, 
however,  and  the  psalm  of  degrees,  and  from  this  to  the  un- 
covcring  (of  the  chalice),  it  is  a  commemoration  of  the  law  of 
the  Letter  wherein  Christ  was  figured,  save  that  what  was 
figured  therein  was  not  yet  known, 

The  uncovering,  as  far  as  half,  of  the  Host  and  of  the 
chalice,  and  what  is  chanted  thereat,  both  Gospel  and  AUeluia 
as  far  as  ohlata,  it  is  a  commemoration  of  the  law  of  the  Pro- 
phets  wherein  Christ  was  manifestly  foretold,  save  that  it  was 
not  Seen  until  He  was  born. 

'The  elevation  of  the  Chalice  afler  the  füll  uncovering 
thereof  when  Mala  is  chanted,  that  is  a  commemoration  of 
Christ's  Birth  and  of  His  glory  through  signs  and  miracles. 

'When  accepit  lesus  panern  is  chanted  the  priest  bows 
himself  down  thrice  to  repent  of  his  sins:  he  offers  it  (the 
chalice)  to  God,    [and  chants  Miserere  mei,  DeuSjJi   and    the 

people  kneels  and  sound cometh  not,  lest  the  priest 

be  disturbed^),  [fo.  65  a]  for  this  is  his  due,  that  his  mind 
separate  not  from  God  while  he  chants  this  lesson:  therefore 
its  name  is  »periculosa  oratio«. 

'The  three  steps  which  the  ordained  man  steps  backwards 
and  which  he  again  steps  (forwards),  this  is  the  three-things 
wherein  every  one  sinneth,  to  wit,  in  word,  in  thought,  in 
deed,  and  this  is  the  three-things  through  which  he  is  again 
renovated  and  through  which  he  is  moved  unto  Ghrist's  Body. 

'The  examination  wherewith  the  prifist  examines  the  cha- 
lice and  the  Host,  and  the  effort  which  he  meditates  to  break 
it,  that  (is  a)  figure  of  the  disgraces  and  of  the  buffets  and  of 
the  capture  (of  Christ). 

'The  Host  on  the  paten  (is)  Christas  Flesh  on^)  the  tree 
of  the  Gross. 

'The  fraction  on  the  paten  is  Christas  Body  which  was 
broken  with  nails  on  the  Gross. 


*)  The  tarmasca  of  the  Ms.  is  probably  a  mistake  for  the  puaiTe 
tarmascar. 
»)  lit,  *in\ 


The  Irish  Passages  in  the  Stowe  UissaL  SCff 

*The  meeting  with  which  the  two  halves  meet  after  the 
fraction  (is)  a  figure  of  the  wholeness  of  Christ's  Body  after 
resurrectlon. 

*The  submersion  with^)  which  the  two  halves  are  sub- 
raerged  (in  the  chalice  is)  a  figure  of  the  submersion  of  Christ's 
Body  in  His  Blood  after  (the)  wounding  on  (the)  cross. 

'The  particle  which  is  cut  oflf  frora  the  bottom  of  the  half 
which  is  on  the  (priest's)  left  band  (is)  the  figure  of  the  woun- 
ding with  the  lance  in  the  armpit  of  the  right  side;  for  west- 
wards  was  (the)  face  of  Christ  on  the  cross,  to  wit,  against 
the  city,  and  eastwards  was  the  face  of  Longinus,  for  what 
unto  him  was  left  unto  Christ  was  right. 

'The  fraction  is  of  seven  kinds*)  to  wit,  five  particles  of 
the  common  Host  as  a  figure  of  the  five  senses  of  the  soul : 
seven  of  the  Host  of  saints  and  virgins  (save  the  chief  ones) 
as  a  figure  of  the  seven  gifts  of  the  Holy  Ghost*):  eight  of  the 
Host  of  martyrs  as  a  figure  of  the  octonary  New  Testament  *)  •" 
nine  of  the  Host  of  Sunday  as  a  figure  of  (the)  nine  house- 
holds  of  heaven  *)  and  (the)  nine  grades  of  the  Church  •) :  eleven 
of  the  Host  of  the  apostles  as  a  figure  of  the  incomplete  number 

»)  lit.  *under\ 

*)  Literall y  'there  are  seven  kinds  on  the  confraction*. 

•)  See  Isaiah  c.  xi.  2,  3: 

^)  Which  is  composed  of  the  four  gospels,  5,  the  Acts,  6,  the  Gatholic 
epistles,  7,  the  Pauline  epistles,  and,  8,  the  Revelation. 

*)  Angeli,  Archangeli,  Virtutes,  Potestates,  Principatus,  Doroinationes, 
Troni,  Hiruphira  et  Saraphim,  Lib.  Hymn.  IIb. 

•)  The  ecclesiastical  or  earthly  hierarchy  consisted  (according  to  Dio- 
nysius,  the  pseudo-Areopagite)  of  baptism,  communion,  chrisra,  bishops, 
priests,  deacons,  monks,  initiated  and  catechuraens.  A  division  of  the  Host 
into  nine  parts  is  also  found  among  the  Mozarabic  Christians:  Qui  Moza- 
rabum  sequuntur  ritum,  hosUam  dividunt  in  partes  novem,  quarum  cuique 
alicujus  ex  Christi  mysterüs  nomen  imponunt.  Primam  Incamationem 
nominant;  secundsna  Nativüatem ;  tertiam  CVrcumctMonein;  quartam  Trans- 
figurationem  seu  Apparitianem;  quin  tarn  vocant  Passionem;  sextam  Mortem; 
septimam  dicunt  BesurrecHanem;  octavam  appellant  Qloriam  Christi  m 
caelo;  nonam  denique  Jesu  Christi  Begnum^  cum  yeniet  judicaturus  vivos 
et  mortuos.  —  Benedictus  xiv,  De  Missae  Sacrificio,  in  Bügne's  Theologiae 
Cursus  Completus,  tom.  23,  col.  1050.  The  first  seven  of  these  nine  frag- 
ments  were  arranged  on  the  paten  in  the  form  of  a  cross  (Neale,  Litur- 
giology  166).  So  the  second  Council  of  Tours,  A.D.  567,  enacts  'ut  Corpus 
Domini  in  altari  non  imaginario  ordine,  sed  sub  crucis  titulo  componatur'. 

So  also  the  Sarum  Use  of  S.  Osmund. 

33» 


508  AVhiiley  Stokes, 

of  the  aposiles  after  (the)  sin  of  Judas :  twelve  of  the  Host  of 
Kalends  (the  Circumcision)  and  Maunday  Thursday  in  comme- 
moration  of  the  complete  number  of  the  Apostles:  [fo.  65  b.] 
thirteen  of  the  Host  of  Little-Easter  and  the  Festival  of  the 
Äseension  ....  though  there  is  distributed  •  •  .  • 
.  .  going  to  communion  as  a  figure  of  Christ  with  His  twelve 
apostles.  The  five  and  the  seven  and  the  eight  and  the  nine 
and  the  eleven  and  the  twelve  and  the  thirteen,  they  are  sixty- 
ßve  altogether,  and  it  is  the  number  of  those  parts  that  is  in 
the  oblation  of  Easter  and  Christmas  and  Whitsunday,  for  in 
Christ  is  all  that  comprised,  and  in  the  form  of  a  cross  is  all 
set  on  the  paten,  and  the  upper  part  is  inclined  to  the  left 
band,  as  was  said  Indinato  capite  tradidit  spiritum. 

'The  setting  of  the  fraction  at  Easter  and  Christmas:  thirteen 
partlcles  in  the  tree  of  the  Grosses,  nine  in  their  cross-piece,  twenty 
particles  in  their  ctiah-t^oth,  five  particles  in  eaeh  angle,  sixteen 
both  in  the  cirele  and  in  the  body  of  the  Grosses,   that  is, 

The  middle  particie 

it  is that  is,  a  figure  of  the  breast 

with  the  secrets.   What  is  from of 

the  shaft  to  bishops.  The  cross-pieee  on  the  left  band  to  priests: 
that  on  the  right  band  to  all       .        .        .        .       that  from 

the  crocs-piece  down,  to  anchorites of 

repentance :  that  which  is  in  the  left  upper  angle  to  true  clerical 
students:  the  right  upper  to  innocent  ehildren,  the  left  lower  to 
folk  of  constant  prayers  (?),  the  right  lower  to  folk  of  lawful 
marriage  and  to  folk  that  do  not' 


The  remainder  of  the  text  is  too  much  faded  to  be  read 
with  any  completeness  or  interpreted  with  any  certainty.  The 
last  two  sentences  seem  to  mean  that  it  is  unmeet  to  swallow 
the  fragment  of  the  Host  without  tasting  it,  as  it  is  improper 
not  to  seek  savours  in  God's  mysteries  (rüna  should  be  rünaibf), 
and  that  the  fragment  should  not  go  under  the  back-teeth, 
this  Prohibition  symbolizing  that  it  is  wrong  to  dispute  over- 
muGh  about  God's  mysteries,  lest  heresy  should  increase  thereat« 

It  will  be  understood  that  the  above  translation  is  merely 
tentative.  Any  one  having,  what  I  have  not,  access  to  the 
opusGulum  of  a  Spanish  Bishop  Eldefonsus  (A.D.  845),  printed 


The  Irish  Passages  in  the  Stowe  Missal.  509 

by  Mabillon  in  bis  Vetera  Änaleäa,  Parisils,  1723,  pp.  549 — 551. 
or  any  other  mediaeval  Latin  work  on  the  subject,  will  doubtless 
find  much  to  correct.  My  only  aid  has  been  an  Irish  tract  in 
the  Lebar  Brecc  (p.  251,  a.  I  of  the  facsimile),  from  which 
I  take  the  following  passages:  — 

*De  figuris  et  spirltuaiibus  sensibus  oblatlonis  sacrificii  ordinis. 
Figuir  ira  incholiaigthi  cm^  ochompert  cöachesad  7  cöafresgabail. 
inchoiscid  sin  ord  innaifnnd. 

'INtempul  ditnes  inpopwZ  7  indaltoir  .  figuir  inna  nditen 
diodacda  diada  diandebmd.  Sub  umbra  alarum  tuarum 
protege  me^). 

'INdaitoir  isintempul .  figwir  ingrema  na  cristRide  imofolngat 
fochaide  inellach  cuirp  crist .  prout  spiritus  sanctus  ex  persona^) 
eins  dixit  torcular  conculcaui  solus  .1.  ipse  cum  niembrls  suis. 

*INcailech  alfrind  [figuir]  innaheclaise  roiuirmed  7  rofoth- 
aiged  foringreim  7  niartra  nafätha  7  tuicsen  de  ^)  archena  .  sicut 
Christus  dixit .  super  hanc  petram  edificabo  eclesiani  meam  .1. 
forsonairti  irsi  namartirech  töisech  roläitea  ifotha  inchunitaig  7 
innamartirech  ndedinach  conice  helii  7  enoc. 

*Usqm  isincailech  artt<5  icontempred  ised  istechta  .  et  dicis 
quaesso  te  pater .  Banna  lassln  .  Deprecor  te  fiiii .  banna  lassin  . 
Obsecro  te  spiritus  sancte .  intres  banna  lassin  .  Figuir  inpopuiZ 
doroiset  ineol«*s  inrechta  nüi  ire  oentaid  thoile  natnnöti  7  tria 
erlathar  inspir^a  nöib  .  ut  dictum  est .  Efundam  de  spiritu  meo 
super  omnem  carnem  et  profetabunt  et  rellqua  .  et  ut  dictum  est 
uenient  ab  Oriente  et  ab  occidente  et  ab  aquilone  et  recumbent 
cum  abraham  et  isäc  et  iacob  in  regno  dei  .i.  in  ecclesia  eterna 
primo  ultimo  in  regno  celesti. 

'Ein  iarwm  isincailecÄ  arinusce  .1.  deacht  ciist  ardoenaciW  for- 
inpopul  inaimsir  athwsten  7  itisien  mpopuü  .  ut  est  angelus. 
sermonem  iecit  Christum  uirgo  concepit  .i.  isann  sin  tanic  indeacht 
arcend  nadoenacÄ^a.  IS  donpoptd  dino  atbert  .  Nuwquid  ego 
in  utero  accepi  omnem  populum  islum  iterum  in  tristitia  et  in 
dolore  accipes  (sie)  filios  tuos .  INeclais  atbertsin  .  ut  apostolus 
dicit  .  Filioli  mei  quos  iterum  parturio  donec  christus  formetur 
in  uobis.    ised  chanair  ictabairt  fina  Isincailech  nofWnd  Mitet 


»)  Ps.  XVI.  8.  _ 

*)  Facs.  and  ms.  *expersca\ 

*)  Sic  in  the  facsimile  and  ms.  Read  'tuicse  nd^'  (tuicse  =  do-gustia). 


510  WhiUey  Stokes, 

pater  .  banna  annsin.    INdulget  filius  •  banna  aile  and  sin  • 
Miseretur  spiritus  sanctus  .  intres  banna  andsin. 

'Acanair  dino  icon  oifrmd  iarsin  ittr  intrait  7  orthanaib 
7  imthormach  ^)  corice  liachtain  nanaps^  7  psalm  digraid  .1. 
figt«ir  rechta  aicntdsin  inrohathnuiged  aichne  crist  triarünib 
7  gnimaib  7  tömoltud  naicnid  .  ut  dictum  est  .  Uidit  abraham 
diem  meam  et  gauissus  est  .  Uair  is  trtarecht  naicnid  itcottnairc 
abraham  liachtu  aps^  7  liachtu  sosceli  .  7  indisalm  digroid 
osein  codinochtud  choilig  oiSrind  .  isfigt«ir  sin  rechta  littrt  iii- 
bertar  in  rofiugrod  crist  7  nifes  cid  acht  rofiugrod  ann  7  niro- 
acht  inni  7  niroforbthiged  trit  .  Neminem  enim  ad  perfectum 
duxit  lex. 

Wdinochtad  coleth  inchoilig  oifrind  7  innahablainne.  7  ican- 
tar  occu  ittr  soscel  7  alleoir  .  Figuir  rechta,  litn  sin  inroterchanad 
cvist  cofollttö  .  acM  nafacus  he  c^in  congenir. 

'Gömgabail  inchoilig  oifnnd  7  namesi  iamaländirgiud  icanair 
infersa  .i.  immola  deo  sacrificium  laudis  .  Figuir  gene  crist  7 
ainöcbala  triafertaib  7  mirbulib  .  Noui  testamenti  initium  sin. 

Wtan  \ra  chanair .  Accepit  iesus  panem  stans  in  medio  dis- 
cipulorum  suorum  usque  in  finem  .  Dotoirnet  fotri  nasacairt  do 
aitrige  donapedhaib  dorönsat  7  idprait  dodia  .  7  canait  insahnsa 
Uli .  Miserere  mei  deus  •  7  nitheit  guth  isön  leo  conatairmescthor 
insacart .  uair  ised  istechta  conaroscara  amenma  fr^dia  cid  inoin 
uocabulo  iconemaigthisea  •  uair  isbidbu  inuird  spir^alla  7  nihairitin 
fridia  menip  amlaidsin  isdenta  .  cotiid  desin  ise  ainmm  naher- 
na^&isea  .i.  periculosa  oratio. 

'Natn  ceimend  chindes  infer  greiid  forachüla  7  chinnes 
iterum  foragnüis  .  ise  sin  tredi  ituitend  induine  .i.  inimradud 
irnbrethir  ingnim .  Oct^s  isesin  tredi  tresanathnüidigther  induine 
iterum  codia. 

Intaimsiugud  aimsiges  insacart  incailech  oifrmd  7  inmäs 
7  inablaind .  7  intamtis  dosbetr  forsinablaind  diacombach .  Figidr 
sin  innahaithise  7  innahesoircne  7  innanergabai  forfhulaing  crist . 
7  isesin  athaithmech  siansaide. 

'Ocus  inabland  forsinmeis  •  coland  crist  forsincroich. 

'Acombach  forsinmeis  .  coland  cr^  dochombach  fncmod 
crochi. 


*)  Facs.  and  ms.  imihomrach. 


The  Irish  Passages  in  ihe  Stowe  Missal  SU 

^Ncomrac  chomracithir  indaleth  iarsin  combach  .  flgiiir 
öige  chuirp  crist  iarnesergi. 

^INfödbugud  fhödbaigther  nadaleth  iamm.  Figtiir  sin  fod- 
baigti  innafuile  dothebrensat  iudaide  acolaind  crt^. 

'INrand  b^nair  ahichtar  inlethi  bis  iläim  eil  insacairt.  Figuir 
sin  indathcumai  cu^in  lägin  iläim  longini  isindachsaill  töibe  deiss 
isu  .  uair  issiar  boi  aiged  crist  inachroich  .i.  frisincatraig  ierusa* 
lern  7  is  sair  roboi  aiged  longini  .  7  inni  roputuathbel  dosum 
\ssed  ön  robodess  docns^  .  uair  issed  boi  aiged  crist  frinde 
octidecht  chucaind  .  ut  dictum  est  Orietur  in  diebus  illis  uobis 
timentibus  nomen  domini  sol  iustitie  et  deus  ab  Oriente  ueniet 
Achul  immuro  fnnd  ictocht  uaind  7  se  ictogairm  chaich  uli 
chuci  inadiaid  .  Dicens  .  uenite  omnes  ad  me  post  nie. 

Translation  of  the  Irish. 

'De  figuris  etc.  The  flgure,  now,  of  Christas  Incarnation 
from  (bis)  Conception  to  bis  Passion  and  to  bis  Ascension,  that 
the  Ordinary  of  the  Mass  signifies. 

*The  Temple  which  shelters  the  people  and  the  Altar  (is) 
a  flgure  of  the  shelter  of  the  divine  Godhead,  whereof  was  said 
Sub  umbra  etc. 

'The  Altar  in  the  Temple  (is)  a  figure  of  the  persecution 
of  the  Christians,  which  causes  ^)  them  sufferings  together  with 
Christ's  Body  proiU  etc. 

*The  chalice  of  the  oflfering  is  a  figure  of  the  Church  which 
was  set  and  was  founded  on  the  persecution  and  martyrdora 
of  the  prophets  and  God's  elect  besides,  sicut  etc.  to  wit,  on 
the  firmness  of  the  faith  of  the  first  martyrs  who  were  laid  in 
the  foundation  of  the  edifice,  and  of  the  last  martyrs  as  far  as 
Eli  and  Enoch. 

*Water  into  the  chalice  at  first  in  due  measure  (?),  this  is 
meet,  et  dices  'qtiaeso  te,  Pater\  a  drop  thereat;  'd^arecor  te, 
Fili\  a  drop  thereat;  'dbsecro  te,  Spiritus  sancte\  the  third 
drop  thereat.  A  figure  of  the  people  which  was  brought  forth 
in  the  knowledge  of  the  new  law  through  the  unity  of  the  will 
of  the  Trinity  and  through  the  mystery  (?)  of  the  Holy  Ghost, 
ut  dictum  est. 

'Wine,  then,  into  the  chalice  for  the  water,  to  wit,  Christas 


0  The  pl.  Im-o-folngar  seems  a  mistake  for  the  sg.  *im-o-folaing\ 


512  Whitley  Slokes, 

Godhead  for  Manhood  on  the  people  at  the  Urne  of  His  begetUng 
and  of  the  begetting  of  the  people,  ut  est  angdus  etc.,  to  wit» 
then  came  the  Godhead  to  meet  the  Manhood.  It  is  of  the 
people  then  he  said,  'Numqtiid  etc.  The  Chureh  said  that,  ut 
apostolus  etc.  This  is  chanted  when  putting  the  wine  into  the 
chalice  of  the  offering.  [Be]mittvt  Pater,  a  drop  then:  Indulget 
FilitAS,  another  drop  then :  Miseretur  Spirittts  Sanctus,  the  third 
drop  then. 

'Now  what  is  chanted  at  the  Offering  afler  that,  both 
mtroit  and  prayer  and  addition,  as  f ar  as  the  lesson  of  the 
Apostles  (the  Epistles)  and  psalm  of  degrees  (the  Gradual),  that 
is  a  figure  of  the  law  of  Nature,  wherein  Christ's  nature  was 
renovated  through  mysteries  and  deeds  and  . .  of  Nature,  ut  etc., 
for  it  is  through  the  law  of  Nature  that  Abraham  beheld  Ihe 
Apostles'  lesson  and  the  lesson  of  the  Gospel  and  the  two 
psalms  of  degrees  (Graduals),  thence  unto  the  uncovering  of 
the  chalice  of  the  oflfering.  That  is  a  figure  of  the  law  of  the 
Letter  wherein  Christ  was  figured,  and  it  was  not  even  known 
that  he  was  figured  therein  and  no  one  was  .  .  .  end  and 
no  one  was  perfected  by  it,  Neminem  etc. 

The  uncovering  half-way  of  the  chalice  of  offering  and  of 
the  Host  and  what  is  chanted  at  this,  both  Gospel  and  Alleluia, 
(hol  is  a  figure  of  the  law  of  the  Letter  wherein  Christ  was 
manifestly  foretold,  but  this  was  not  seen  until  he  was  bom. 

*The  elevation  of  the  Chalice  of  offering  and  of  the  paten, 
after  their  being  completely  uncovered,  whereat  is  chanted  this 
verse,  to  wit,  immöla  etc.,  (is)  a  figure  of  Christ's  Birth  and  of 
His  glory  through  miracles  and  marvels.  Novi  testamenti  inüium 
(is)  that. 

*So  when  there  is  chanted  Accepit  etc.,  the  priests  bow 
down  thrice  to  repent  for  the  sins  they  have  committed,  and 
they  offer  to  God  and  they  sing  all  this  psalm,  Miserere  elc, 
[and  the  people  kneels,]    and  with  them  no  sound  ...... 

comes  (forth),  so  that  the  priest  may  be  not  disturbed.  For 
this  is  due,  that  his  mind  separate  not  from  God,  even  in  one 
vocaibulum,  at  this  prayer.  For  he  is  guilty  as  to  the  spiritual 
Order,  and  there  is  no  acceptance  from  God,  unless  it  is  done  in 
that  wise,  wherefore  the  name  of  this  prayer  is  pericuiosa  oratio. 

The  three  steps  which  the  ordained  person  steps  backwards 
and  again  steps  forwards,  that  is  the  three  things  m  which  the 


The  Irish  Passages  in  the  Stowe  Missal.  513 

human  being  falls,  to  wit,  in  thought,  in  word,  in  deed.  And 
that  is  the  three-things  through  whlch  the  human  being  is 
again  renewed  unto  God. 

'The  trial  (?)  wherewith  the  priest  tries  (?)  the  Ghalice 
of  ofifering  and  the  paten  and  the  Host,  and  the  attack  which 
he  makes  on  the  Host  to  break  it,  that  is  a  figure  of  the 
disgrace  and  of  the  smiting  and  of  the  seizures  which  Christ 
suflfered,  and  that  is  its  sensuous  explanation. 

'And  the  Host  on  the  paten,  Christas  flesh  on  the  cross. 

'Its  fraction  on  the  paten,  Christas  flesh,  which  was  broken 
against  the  tree  of  the  Gross. 

'The  meeting  wherewith  the  two  halves  meet  äfter  the  fraction 
(is)  a  figure  of  the  wholeness  of  Christas  Body  after  resurrection. 

'The  submersion  wherewith  the  two  halves  are  submerged, 
then,  that  is  a  figure  of  the  submersion  in  His  Blood,  which 
Jews  made  to  flow  out  of  Christ's  flesh. 

'The  particle  which  is  cut  from  the  lower  part  of  the  half 
that  is  in  the  priest's  left  band,  that  is  a  figure  of  the  wounding, 
with  the  spear  m  Longinus'  band,  in  the  armpit  of  Jesu's  right 
side.  For  westward  was  the  face  of  Christ  on  the  cross,  to 
wit,  overagainst  the  city  of  Jerusalem,  and  eastward  was 
Longinus'  face;  and  the  thing  which  unto  him  was  left,  that 
unto  Jesus  was  right.  For  Christas  face  was  towards  us  when 
Coming  to  us,  ut  dictum  etc,  But  his  back  (was)  towards  us 
in  going  from  us,  and  He  calling  every  one  to  him  after  him, 
dicens  etc.' 

IV.   The  Spells. 

These  are  found  on  the  last  page,  fo.  66  b,  which  is  now 
so  faded  and  soiled  as  to  be,  to  a  great  extent,  illegible,  The 
first  spell,  apparently,  is  a  charm  against  blindness:  it  begins 
with  the  words  'Admuiniur  epscop  n-Ibar  iccas  /  venercUe 
hishop  Ibar  who  hedls'  ^),  and  contains  an  extract  from  S.  John 
ix,  vv.  6,  7. 

The  second  —  ar  delc  —  is  a  charm  against  a  thorn.  The 
third  —  ar  galar  fuel  'contra  morbum  urinae'  —  is  a  charm 
against  strangury  or  gravel  ^).  Compare  the  charms  in  the  St.  Gall 

^)  Compare  Admuinur  in  slanicid  I  venerate  the  Saviour,  Sg.  Z*.  949. 
Admuiniur  teora  ingena  flithais  1  venerate  Flithas*  three  daughters,  LB.  99. 

»)  See  Four  MM.  A.D.  1488  and  the  Sc61  mucci  mic  dä-thö  (atäi 
CO  ngalur  füail  ond  uair-sin)  Windisch,  Irische  Texte^  p.  103. 


514  Whitley  Stokes, 

codex,  printed  in  the  Grammatica  Geliica,  ed.  Ebel,    p.  949, 
and  the  spell  in  the  Lebar  Brecc,  facsimile,  p.  99. 
88  Admuiniu]:  epscop  nibar  iccas  : : 

arra  :  :  :  conicca  do  suil  send  :  : 

gi  crist  c  : : :  :  lais  sid  conasellais 

Rose  sl  : :  :  ce  suo:*    Uaec  cum  dixisset  exspuit 
93  in  ierrum  fecit  lutum  ex  puto  ^)  et  linuit 

super  oculos  eius  et  dixit  ei  uade  et  laua  manus. 

tuas  in  siloe  quod  interpretsiiur  misus  abiit  ergo 

(et  Iaiii)t  7  uenit  uidensj  e^  ar  delc 
96  : : : :  aele  an  tofasci  delc  nip  hon  nip  anim 

(Dipat)t  nipgalar  nip  crü  cruach  nip  loch 

: : :  7  o  aupaith  lii  grene  frisbenatt 

b  :: :  hgalar:*  ar  galar  fueh, 

100  Fuil  fuiles  camull  lind  lindas  gaine  reth  reihte 

s  :  0  : :  e  tele  taisc  lotar  teora  mucca  inan  : : 

: :  thade  nethar  suil  na  ro  suil  taber  do  fual  in  ai  : 

doneitt  7  doslane  roticca  ic  slane  :, 

V.   Notes, 
a.    Chi  the  Scribes'  names. 

Sonid  would  seem  from  the  context  to  mean  'sanus';  but 
I  have  never  met  this  name  elsewhere.  It  may  be  cognate 
not  only  with  sa-^us,  but  with  2atii^  adS-xo-g  and  other  words, 
Curtius  G.  E.  No.  570. 

Möd  cdich  'servus  (or  calvus)  Gaeci'.  Dr.  Todd  menüoDs 
a  Maeleaieh,  son  of  Aed  Bennan,  King  of  West  Munster.  The 
gen.  sg.  of  möel  (or  mdel)  when  it  forms  the  first  part  of  a  name, 
is  in  Old  Irish  always  mdüe  (so  Maüe  ruen,  supra  p.  501,  mae 
maüe  odrae  Tir.  6:  mac  maüae-humae,  Inscr.,  bds  tnuirchatho 
maicc  maüe  Min,  Z^  xxui  comaüa  mdUi-düin,  LU.  23  b),  Ifoefo-fii- 
bi  absid  bennchoir,  LL.  359,  dat.  or  acc.  ar  mdelbrigte  Z\  xm, 
voc.  a  mdelbrigte,  Z^.  xx. 

Cdich,  gen.  of  cdech  =  Lat.  caecttö.  A  diminutive  Caichdn 
occurs  in  Tir.  1, 

6.     On  the  Irish  rubrics. 

1 — 2.  dlrech  =  O'Davoren's  direch  .i.  nochtad,  dat.  sg.  diurug, 

Tract  22,  and  cognate  with  dtrgetar  (gl.  exuantur),  HL  136a. 

■■ 

»)  Sic,  leg.  *sputo'. 


The  Irish  Patsages  in  the  Stowe  Hbsal.  516 

3 — i.  isund  for  is  stmd,  as  isair  Tract  43  for  is  sair:  taUt 
for  do-n-t-et  (with  the  infixed  relative) :  tönnaig,  tdrmig,  gen.  sg. 
of  tormach  (do-for-raaga)  *augmentum',  do-far-magar  *augetur' 
Curtius  No.  473:  ind  the  prep.  in  with  suffixed  pers.  pron.  3d 
sg.  in  the  accusative:  cf.  ind-som  *in  illum'  Z^.  627:  roläset 
ingena  faindle  mic  duib  daroth  ind  (the  diadem)  'which  the 
daughters  of  F.,  son  of  D.  D.,  flung  into  it'  [Loch  Seta],  LL, 
168b:  rasäldestar  achil  sleig  ind  eo  torchair  'Achilles  set  a 
spear  into  him  so  that  he  feir,  LL.  234a.  diudidi,  dat.  sg.  of 
diudide,  whicb  I  have  not  me  elsewhere.  It  seems  derived 
from  diu  .i.  cian  no  fada,  O'Cl.,  and  Windisch  would  connect 
O'Reilly's  diuide  *continuance'. 

5.  conogäbar  =  0.  Ir.  conocabar^  3d  sg.  pres.  indic.  pass. 
of  conticbaim  (=  con-ud-gabim):  ablu,  gen,  oblann  Lib.  Arm. 
77  a  1,  *the  consecrated  wafer\  is  borrowed  from  Lat.  ablatio: 
so  oblae,  Tr.  6,  35,  gen.  oblae  Tr.  19,  dat.  acc.  oWt,  Tr.  33, 
45,  from  Med.  Lat.  oblea  (Fr.  oublie,  Prov.  oblia,  Span.  oblea\ 
öblata  *the  raaterials  of  the  eucharistic  sacrifice':  tudir,  O'Reilly's 
ttjuivr  *chief ,  may  be  cognate  with  A.  S.  stör,  0.  H,G.  stur 
*magnus',  and  perhaps  Skr.  sthüla  *great,  large,  powerfuF:  föb- 
didithir,  a  mistake  (dlttography)  for  fobdUhir,  better  fob- 
düher,  3d  sg.  pres.  indic.  passive  of  föbdim  (fo-bädim,  W.  boddi) 
'I  submerge':  with  the  infixed  relative  fo-m-baiter,  Tract  39: 
the  infinitive  or  verbal  nomi  is  fobdod,  gen.  fobdotha,  Tract 
39,  40.  The  accent  must  here  have  been,  not  on  the  root, 
but  on  the  prepositional  prefix.  So  in  Uhdng  30,  Uhgu^  toi- 
bgim,  etc.  The  last  word  of  this  rubric,  -caüuch,  is  for  oaüiuch 
dat.  sg.  of  caüech. 

6.  co-n-bongar,  3d  sg.  pres.  indic.  pass.  (with  infixed  rela- 
tive) of  comboingim.  So  c(Hi-recatar  Tract  36,  3d  pl.  pres.  indic. 
deponent  (with  infixed  relative)  of  camrecur,  generally  camracaim. 

7.  lelacit,  gen.  sg.  of  *lelacet  or  *lelacat,  which  I  have  not 
met  elsewhere.  It  must  mean  'child\  and  seems  a  redupli- 
cated  form  cognate  with  0.  Ir.  lagait  ^parvitas'. 

8.  ongath  is  =  Gormac's  ongad,  the  verbal  noun  of  angaim 
=  Lat.  unguoy  W.  en-einio. 

c.    On  the  Irish  Tract. 
(The  numbers  refer  to  the  lines.) 

1.  immab.  This  seems  a  scribe's  mistake  for  imnud,,  i.  e. 
imm'(f)ärlaing,  3d  sg.  press.  indic.  act.  of  immfolngim  *efficio', 


516  Whitley  Stokes. 

with  a,  the  pers.  pron.  of  the  3d  pl.  {Z\  332),  inflxed,  as  in 
f-a-dam  *ea  patiar'. 

6.  toresset  {daroiset,  LB),  is  I  think  3d  sg.  pret.  pass.  of 
tessmim  *I  pour  out*  =  dchro-cs-sem-t,  as  tarchct,  20,  is  =  ifo- 
air-caii-t.  So  doreiset,  Wb.  21a.  But  it  may  be  a  3d  sg.  t-pret 
active  *\vhich  poured  (itself)'. 

annart  for  anart,  Corm.,  a  fem.  ä-stem  (ar  in  anairt  taith- 
nemhaigh,  O'Don.  Supp.  pl.  n.  lin-anartai,  LB.  120  b)  may 
have  lost  initial  p  and  be  cognate  with  n^vog,  panntis,  Gotb. 
fana,  OHG.  fano.  With  the  suffix  -art-ä  cf.  uqt  in  sldctf^, 
fjnaQy  öysiag.  In  LL.  370c  afiart  occurs  with  the  masc.  articie 
(fail  and  int-anart). 

9.  brand,  gen.  sg.  of  brü  f.,  (W.  bru):  cf.  bronnaü  (gl. 
ventriculum)  Z^.  274. 

10.  danacht,  a  scribe's  mistake  for  döenacht:  tuistefi  gen. 
sg.  of  tuistiu  'begetting',  *creation'. 

14.  ro-aitlirnuiged,  lit.  *was  renewed':  aUhnuigther  32,  *is 
renewed',  W.  ad-newyddu, 

15.  liacht,  acc.  liaclit  28  (W.  llith)  borrowed  from  LaL 
Udio  as  liachtu  (L.B.)  froiii  lectiönefn. 

17.  nad  fess  seems  a  mistake  for  axiht  nad  fess:  cf.  oeU 
natlir-n-aiccess  21. 

cadacht  is  =  cadecht  (gl.  nondum)  Ml.  19b,  catecht  Ml.  30b. 
cedacM  Sg.  158  a,  cidecW  Sg.  148  a. 

19.  ai^7r  (=  alleair  LB.)  seems  a  derivative  from,  er  com- 
pounded  with,  aüle  ^praise'  (acc.  sg.  aiUi  Lib.  Arm.  77  a.  1,  daL 
pl.  aillib  LB.  213  b),  which  is  probably  borrowed  from  haUduiak. 

21.  aiccess  =  adchess  Z^  478,  3d  sg.  pret.  pass.  of  aicdu, 
adrciu  *I  seeS  root  CÄS:  genir  3d  sg.  redupl.  pret,  deponent 
ol  gainiv/r  'gnascor'. 

22, 23.  tocbdl  from  do-ud-^abdU:  indocbale  gen.  sg.  of  indodM 
=  in-ud-gabdl, 

24.  tanaumat  =  do-an-air-n'th-t,  3d  sg.*)  pres.  indic  acL 
of  *tairindim,  *tairinnim,  later  taimitn,  toimim,  inf.  äitr^iMi«!. 
A  trace  of  the  dental  of  the  root  appears  also  in  the  2d  3g. 
imperative  not(t)ainnd  'bow  thyself  down'  LL.  365,  lower  margin 


^)  The  writer  in  the  Lebar  Brecc,  not  understanding  the  third  sg. 
in  t  (cf.  (Windet,  tadhat  etc.),  makes  it  into  a  plural,  *do  toimä',  and  then 
turns  the  siogular  nom.  sacart  into  the  pl.  sacairt» 


The  Irish  Pasdages  in  the  Stowe  Missal.  5l7 

(A  chlerig  coisc  in  figill.  inge  foaihri  notairind),  do-w-rttk?  sis 
an  carpat,  Windisch,  Irische  texte,  p.  271.  3d  sg.  pret.  ro4harinn, 
Three  Frags.  84. 

25.  atnopuir  =  ad-dn^puir:  cf.  adopuir  (=  aith-od-beir)  Tir. 
10  :  3d  sg.  t-pret.  atröpert  Tir.  1.  3d  sg.  pret.  pass.  atan^r- 
aipred,  MI. 

26.  isson  (=  isdn,  LB.),  is  possibly  for  »isson  =  0*Reilly's 
siosdn  'a  sudden  whisper*,  W.  sis,  For  the  erroneous  infection 
of  s  after  guth  cf.  that  of  c  after  the  gen.  sg.  öge,  38.  But  perhaps 
it  Is  from  in  -f  s6n  *in  that',  i.  e.  at  that  stage  of  the  Mass. 

27.  rascra  for  ro-scara,  as  in  LB.  Here  again  the  accent 
must  have  been  on  the  prefix,  not  the  root:  cf.  rogbus  Fei. 
Prol.  18. 

28.  cene,  an  adverb  which  I  have  met  only  once  elsewhere 
(cene  sniges  snechta  find,  H.  3.  18,  p.  75,  col.  1):  it  seems  to 
mean  'as  long  as',  *while',  and  to  be  derived  from  dan  'long'. 
periculosa  oratio:  cLperectd  A.  cubus  (==  confessio),  H.  3. 18,  p.  637. 

30.  Unmg,  3d  sg.  pres.  indic.  act.  of  do-ckingim^  with  the 
infixed  relative:  inrniimdethar,  3rd  sg.  pres.  indic.  deponent  of 
immruhndiwr.  The  cognate  Substantive  is  immarmm  51,  im- 
mormus,  ZK  238. 

31.  cocell,  0' Clery 'scoigül  .i.  smuaineadh  no  run.  W.  cymhtoyU. 

32.  iosdgther  3d  sg.  pres.  indic.  pass.  of  töscaigim  (do-fo-sc.). 

33.  mesad,  mesas:  cf.  er-maisim  I  estimate,  LU.  58  a.  ammtis, 
acc.  pl.  amsiu  (gl.  conatüs)  Ml.  16  a. 

35.  meis,  dat.  sg.  of  mias  *dish',  *paten',  borrowed  from 
Lat.  mensa. 

37.  cloaib,  dat.  pl.  of  do  (.i.  tairimge,  O'Cl.)  cognate  with, 
or  borrowed  from,  Lat.  davus,  n.  pl.  d6i  (gl.  clavi)  Sg.  189  a. 

38,  39.  in-daAleth,  in-<la4led,  nom.  dual  of  leth  =  Lat.  latiLS. 
öge  a  mistake  for  öge  (as  saegeth  86  for  saegeih)^  gen.  sg.  of  öge, 
*integritas',  from  the  adj.  ög,  cognate  with  vytijg. 

40.  aith-cJium'bu,  dat.  sg.  of  aith-^hum-be,  gen.  aüh^hum-mi 
41 — 42,  acc.  adcumhe  (gl.  concissionem)  Wb.  24  a,  root  Iha, 
bhan,  Curtius  No.  299. 

44.  tuaisre desre:  dat.  sg.  rogabastar  . . .  ina  desra  . . . 

ina  thaasri  LU.  79  a. 

46.  sense  gen.  pl.  of  sians,  dat.  sens,  dat.  pl.  siansib  Z  ^.  26, 
borrowed  from  Lat.  sensus. 


518  Whitley  Stokes, 

48.  ockti,  gen.  sg.  n.  of  ochte  'octonarius',  derived  from  oekt: 
cf.  öende  ^unicus',  dädi  (gl.  bini),  trede  ^mus',  seehta  ^septe- 
narius',  deidhi  (gl.  denos),  nöidecde  ^decemnovenalis'. 

49.  grath  misspelt  for  grdd,  gen.  pl.  of  grdd  (gen.  sg.  graäh 
29)  =  Lat.  gradus  (W.  gradd) ,  with  lengthening  of  the  vowd. 

51.  cenlai,  gen.  of  cenld,  cendld  Conn.  s.  v.  CapUd. 
53.  minchasc  =  Lat.  pascha  minor,  Low  Sunday,  the  first 
Sunday  after  Easter. 

55.  dib  n-apstdlaib :  here  dib  n  is  =  Skr.  dvabhjfOm. 

57.  sescot,  gen.  sg.  of  sesca  ^e^ijxovta' :  samlith  can  hardly 
be  the  common  samlid  ^so\  It  seems  to  mean  'together',  and 
to  be  cognate  with  Lat  simid,  ^HG.samnd,  GurtiuSi  6.E.  No.449, 

58.  cenndgis,  gen.  sg.  of  cenciges  =  Lat.  quinguageaima 
*Whit-sunday'. 

59.  tarrund  for  törund,  dat.  sg.  of  tirand. 
64.  eo  .i.  lignum  .i.  crand,  Feiire,  March  10. 

69.  a-tarsno,  ond-tarsno  71;  cf. /br-ttarsnti  *athwart\  Three 
Hom.  p.  68.  fden  for-tarsnu,  LU.  76  b.  tarsnu  on  darus  diaraüiu 
^across  from  one  door  to  the  other\  LU.  121b.  dar  fiar4kar8na 
LU.  77  b. 

74.  enngaib,  dat.  pl.  of  ennac  =  Lat.  innocens. 

75.  uüheüge :  can  this  be  for  vüh-eitge  i.  e.  bühHitge,  the  b 
infected  after  the  dat.  sg.  aes? 

83.  slocod,  better  slucud,  the  verbal  noun  of  sltuntn,  W.  üyncu, 
Br.  lonka,  NH6.  schlingen:  mlaissitUh  seems  the  infinitive  of 
ndaissim,  now  blaisim  4  taste'  (W.  blctöu)^  a  denominative 
from  tnias  (gen.  pl.  84),  later  nMds  (d(HinblaSy  so-mblas,  H-^nblas) 
and  blas. 

85.  ni  cair  ä  techt  fo  cül-fiadi  'not  proper  (is)  its  Coming 
under  (the)  back-teeth'  {ctU,  W.cü=  Lat.  culus,  acc.  pl.  ctdu  29). 

86.  ro-saegeth,  compounded  of  the  intensive  preflx  ro  and 
saegeth  for  saigid  'disputare',  which  Gurtius  (No.  632)  connects 
with  Goth.  saJcan  'streiten' :  forberther,  3d  sg.  conj.  pass.  otforbmr. 

d.   On  the  Spells. 

88.  ad-rnuiniu/Ty  also  in  ZK  949,  Ist  sg.  pres.  indlc.  deponent, 
3d  (2d  ?)  sg.  admuinler,  Fei.  Oct  2.  pl.  1.  admunemary  BrocG.  h.  9& 

96.  de  dn  'splendid  salve' :  to-fasci,  3d  sg.  do-faiseim  *I  com« 
press',  W.  djfwasgu.   nip  h^m  nip  anim  (nip  at)t  nip  galar  «y 


The  trish  Passages  in  the  Stowe  Ifbsal.  519 

cru  cruach  nip  loch  *let  there  not  be  scathe,  nor  blemish,  nor 
swelling,  nor  sore,  nor  red  göre,  nor  pii'  (loch:  cf.  locha  ochsal 
'armpits',  Gildas,  216,  and  Gr.  lax-xo-g). 

97.  The  r  in  cruacJi  (crüach-bhäs  .i,  dearg-bhäs,  O'Cl.)  is 
written  over  the  w. 

98.  aupaifh  =  epaid,  Incant.  Sg.,  Z  K  949,  pl.  nom.  aipihi, 
Z*.  60.    lii  grene  *splendor  (splendoris?)  solis'. 

99.  fuel,  gen.  sg.  of  füal,  acc,  102  (ex  *vog-la,  Curtius 
No,  158),  cf.  O.  Bret,  dp-di-^nUam  (gl.  micturio). 

101.  lotar  teora  mucca  'three  pigs  went*. 

102.  taher  do  fual  in-ai(t)  'put  thy  urine  in  a  place*. 
Compare  Focertar  inso  dogres  i  maigin  hi  tahair  ih(-f)ual,  Sg. 
Z2   949. 

Here  follows  the  Lebar  Brecc  spell  above  referred  to:  in 
the  original  it  occupies  five  lines:  — 

t  Tre  uele  treibeoil  aneim  hinaithir  achontan  .  hicoin  adaig 
hi  numae  nifon  hinduine  •  Treuele  .  treibeoil  fuil  chon  fuil  ilchon 
fuil  fletha  flithais  .  niploch  nipcru  nipatt  nifallsiu  .  anni  frisi- 
cuirither  mofele  .  Admuiniur  teora  ingena  flithais  anaithir  hicc 
anatt  benaim  galar  benaim  crecht  suidim  att  frisbenaim  galar . 
archoin  gaibes  .  ardAelg  goines  .  ariarn  benas  .  Bendacht  forinn- 
galursa  .  bennacht  forincorp  hita  .  Bennacht  for  in  h^lesea  • 
Bennacht  forcäch  rotla  •  Mathettö .  marcti^  .  lucas .  hiohannis  • 
et  patcT  pnus  et  post. 


Galcutta,  Christmas,  1880. 


Whitley  Stokes. 


Naohaohrift  der  Bedaotion. 

Die  vorstehenden  beiden  abbandlungen  sind  schon  1880  und  1881  zu 
Caicutta  in  einer  beschränkten  anzahl  von  exemplaren  zu  privater  verthei- 
lung  gedruckt  worden  (vergl.  J.  Loth  Revue  Geltique  V,  104—115  und 
L.  Duchesne  ebd.  145),  wurden  jedocb  vom  herrn  Verfasser  für  den  ab- 
druck  in  dieser  Zeitschrift  einer  eingehenden  revision  unterzogen. 


520  Th.  Aufrecht,  r«,  t^. 


Wie  oloqy  olßog  dem  altpersischen  aiva,  dem  avestischen 
aeva  (unus)^)  entspricht,  kann  man  bei  io  ein  pronomen  iva 
voraussetzen.  Dieses  findet  sich  in  der  gewöhnlichen  enkli- 
tischen vergleichungspartikel  iva,  welche  in  allen  perioden  des 
Sanskrit  sich  erhalten  hat.  Gebildet  ist  das  wort  von  dem 
demonstrativstamm  i  mit  va  wie  e-vd  (so)  von  e  in  eia,  emu 
Sie  scheint  mir  »eins  (unä)€  bedeutet  zu  haben.  Nehmen  wir 
z.  b.  den  satz: 

sd  nah  piteva  sündve  dgnc  süpäyanö  hhava 
»du,  Agni,  sei  uns  wie  ein  vater  dem  söhne  leichtzugänglichc, 
so  bedeutet  dieses  nach  der  gegebenen  auffassung:  sei  uns  zu- 
gänglich, eins  (übereinstimmend)  der  vater  dem  söhne,  d.  h. 
die  feststehende  zugänglichkeit  des  vaters  steht  in  einem  ver- 
hältniss  mit  der  ge\vunschten  des  Agni.    Ebenso  in: 

ydh  kukshih  somapatainah  samudrd  iva  pinvate 
»dessen  an  das  somatrinken  gewöhnter  bauch  wie  das  meer 
anschwilltc,    d.  h.    die  bekannte  thatsache   des  steigens   des 
meeres  ist  eins  (kommt  überein)  mit  dem  aufgedunsenen  bauche 
des  Indra,  wenn  er  mit  soma  gefüllt  ist. 

Zur  vergleichung  heranziehen  lässt  sich  das  bekannte  xaid 
niätXa  xd  (itv  (fiqov  äfia  nvoif^q  di^ifioio.  Dieses  wiederum 
erinnert  an  den  gebrauch  des  althochdeutschen  sama,  samo 
(alsatn)  »ebensoc  und  »wiec,  über  welche  jedes  Wörterbuch  aus- 
kunft  ertheilt.  Das  altnordische  sem,  das  dänische  und  schwe** 
dische  soni  haben  nur  den  relativ  vergleichenden  sinn  {tig) 
bewahrt. 


>)  Gelegentlich  spreche  ich  die  ansieht  aus,  dass  das  indische  ika  eine 
zusammenziehung  von  eva-ka  ist. 

Th.  Aufrecht 


Zur 

wtLrdigimg  der  Pahlavl-glossare  und  ihrer  erklämng 

durch  die  Parsen. 

Einleitende  bemerkungen  über  iranische  spräche 
und  den  gebrauch  der  schrift  in  |]rän. 

Es  unterliegt  keinem  zweifei,  dass  die  keilschrift  einfachster 
art  auf  den  monumenten  der  Achaemeniden  die  zur  zeit  dieser 
dynastie  in  der  Fersis  übliche  gestalt  der  iranischen  spräche 
ausdrückt.  Wie  weit  etwa  die  spräche  in  eben  derselben 
gestalt  auch  über  die  grenzen  der  Fersis  hinaus  von  der  ari- 
schen bevölkerung  Eräns  gesprochen  wurde,  ist  unbekannt 
In  den  benachbarten  provinzen  des  westlichen  Erän  mag  sich 
die  spräche  von  der  speciell  persischen  nur  durch  unwesentliche 
dialectische  abweichungen  unterschieden  haben.  Dagegen  hat 
man  allen  grund  anzunehmen,  dass  sich  im  alterthume  ost- 
eränische  spräche  von  west- iranischer,  obgleich  einerlei  Ur- 
sprungs, doch  in  manchen  beziehungen  wesentlich  unterschied, 
nicht  bloss  dialectisch. 

Aus  der  zeit  der  Arsaciden  erhalten  wir  von  Erän  her 
keine  unmittelbare  und  zuverlässige  künde  von  den  damaligen 
sprachlichen  Verhältnissen  daselbst  Sicher  ist  aber,  dass  zur 
zeit  dieser  dynastie  die  persische  keilschrift  in  West-ilrän 
durch  einführung  einer  schrift  semitischen  Ursprungs  aus  dem 
aramaeischen  tieflande  verdrängt  wurde.  Dieselbe  erscheint 
dann  unter  den  ersten  Säsäniden  bereits  als  die  of&cielle 
schrift  ihres  reiches,  und  zwar  in  zwei  modificationen ,  von 
denen  die  eine  wahrscheinlich  von  Babylon  und  Ktesiphon  aus 
nach  Medien,  die  andere  von  Susa  her  nach  der  Fersis 
gebracht  wurde;  vgl.  darüber  die  »erläuterungen  zur  geschichte 
der  Pahlavi-schrift«  in  den  monatsberichten  der  Berliner  akad. 
von  1880.  s.  897  ff.  Ein  besonderer  name  ist  für  diese  officielle 

ZeitBohxift  fOr  rergl.  Spraohf.  N.  F.  VI.  6.  36 


fi.^tf*.' 


-7     ij.:"    l:*-"    ^juki    rirvi    rniTfL     T*nrL   ma      *    sixn 
ru:i.ii:iii*^:.u'T-"    tini-.iL  liLiit-r.'L     :."e:   t-?  ii'riiif  thuHtii-  los  kmi 

liuni^o»  ST  HL  i:iKiJ3iäi  "»^«'1.1^:1   n^tirLuösn   rflöxMA:  ii 
TKr^'juruiur.-tTL   r-.':»rtL'jii-e  tnii^i.  sh  ä':.i  kiiii  ":«:  dan 
vjirtfL    T^'/iinri^i-eli-erL.     li    ErLz.    *j*I:t?:    fc-:»2r  «rfiiiir    se 

liiTLij'^iitfL  ILlrfo.   'EiLArL:*^..   Tili,  vxrif    iiz":i  Äiilcrr 
::>ri:iri-^   ikOJ'Lüiiirr: .   nr  rirrnfyri  ":tt"i»f^m:iir  ü 

*naJr^     ▼rj'.iHr*  -«riiHir  irrrrr'rTÄiri  5ti.  "t»e5€"aTimr  und 

niTu-e-r-^'eL  vtr.     A":»er  i-:i:  :.rr  vrlxsis:.   ii»  burc  odor 

niuinst    vTird*  Erbi-em  Pi/^??-  erijjii:"L 

'••MM'.imiir  inibCrüLk*?ii5*  büiiinrsiinfii  -s  Äürfhfcart,  so 
Cfc-b*^    ihi   ;t*?G*r   der   ervü^ien   ST^eJcIier   TrTweudimgtt 


Zur  würdigimg  der  FahlaTt-glosBare  etc.  528 

Parther  als  nation,  oder  auf  den  einzelnen  parthischen  mann 
und  insbesondere  auf  ein  mitglied  des  arsacidischen  königs- 
hauses,  oder  auf  parthisches  land  bezogen  werden.  Freilich 
kann  die  bezeichnung  als  »parthisch«  auch  eine  bloss  metony- 
mische sein,  wie  da,  wo  sich  pahlam  (=  lyahlaväni)  auf  einen 
angesehenen  mann  bezieht,  der  ohne  Parther  zu  sein,  doch 
die  bewunderten  eigenschaften  eines  parthischen  kriegshelden 
besitzt.  In  ähnlicher  weise,  nur  in  grösserem  massstabe, 
erweiterte  sich  der  begriff  des  wertes  pahlavi  nach  dem  unter- 
gange der  parthischen  herschaft,  als  über  diese  hinaus  in 
Erän  jede  deutliche  erinnerung  an  die  zustände  der  heimat 
verschwunden  war.  Nur  so  konnte  es  dahin  kommen,  dass 
vom  beginne  der  neupersischen  litteratur  an  alles,  was  aus  der 
iranischen  vorzeit  erinnerlich  war  und  meist  in  dem  verklärten 
lichte  der  »guten  alten«,  vormuslimischen  zeit  erschien,  als 
fipalilavU  bezeichnet  wurde. 

Fragt  es  sich  nun,  in  welchem  sinne  einer  in  Erän 
heimisch  gewordenen  semitischen  schrift  der  name  pahlam 
zukommen  könne,  so  wird  zuvörderst  der  gedanke  völlig  abzu- 
weisen sein,  als  sei  dieselbe  jemals  für  eine  den  Parthem  von 
alters  her  eigenthümliche  gehalten  worden.  Dass  die  Parther 
nicht  mit  griffein  schrieben,  sondern  mit  der  schärfe  des 
Schwertes,  wusste  man  in  Erän  nur  zu  gut.  Unbekannt  konnte 
es  dort  auch  unmöglich  sein,  dass  jene  schrift  in  ihren  ver- 
schiedenen Varietäten  aus  dem  benachbarten  westlichen  tief- 
lande stammte.  Da  sie  aber  zur  zeit  der  Arsaciden-herschaft 
und  unter  dem  günstigen  einflusse  dieser  in  Erän  eingang 
gefunden  hatte,  so  lag  es  gewiss  sehr  nahe,  mit  rücksicht  auf 
diese  parthische  zeit  die  neue  schrift  als  »Pahlavi«  zu  bezeich- 
nen, zunächst  vielleicht  die  einzige  varietät,  die  in  Medien, 
dem  hauptlande  der  Arsaciden,  üblich  wurde,  sodann  auch 
die  nahe  verwandten  modificationen,  die  daneben  und  darnach 
in  gebrauch  kamen.  Höchst  unwahrscheinlich  ist  es  dagegen, 
dass  jene  benennung  bloss  dadurch  veranlasst  sei,  dass  man 
die  semitische  schrift  als  die  der  verschollenen  iranischen 
vorzeit  angesehen  habe;  denn  unzweifelhaft  ist  sie  auch  nach 
der  muslimischen  eroberung  keineswegs  schnell  aus  dem 
gebrauche  verschwunden,  sondern  erst  nach  und  nach  in  gegen- 
satz  zu   der   arabischen   schrift   getreten.    Ein  letzter  spross 

eigenthtLmlicher  art,  den  die  Pahlavi- schrift  erst  in  der  zeit 

36* 


524  J.  Olthausen, 

der  letzten  Säsäniden  getrieben,  wird  aber  unter  demselben 
namen  nicht  mit  begriffen;  darüber  wird  weiterhin  mehr  za 
sagen  sein. 

Zunächst  ist  noch  eine  frage  aufzuwerfen,  welche  ganz 
befriedigend  zu  beantworten  freilich  bis  jetzt  kaum  möglicli 
ist,  die  frage,  was  unter  dem  oft  gebrauchten  namen  der 
»Pahlavi- spräche«  zu  verstehen  sei.  Meist  scheint  man  dar. 
unter  alles  zu  begreifen,  was  mit  Pahlavi-schrift  geschrieben 
ist.  Dies  ist  aber  ein  äusserst  buntscheckiges  conglomerat, 
worin  sich  neben  eränischem  sprachgut  semitische  Wörter  in 
menge  finden,  theils  in  unveränderter  gestalt,  theils  verquickt 
mit  eränischen  bestandtheilen.  Indessen  hat  sich  bei  weiterem 
anwachsen  des  schriftlichen  materials  und  eingehenderem 
Studium  der  sprachlichen  Verhältnisse  mehr  und  mehr  die  Über- 
zeugung verbreitet  und  befestigt,  dass  diese  semitischen  ele» 
mente  in  der  schrift  gar  nicht  der  spräche  angehören,  sondern 
von  frühester  zeit  an  anders  gelesen,  d.  h.  ausgesprocben 
wurden,  als  wie  sie  geschrieben  sind;  sie  wurden  eben  im 
lesen  durch  rein  iranische  Wörter  ersetzt  Weshalb  man  mit 
der  an  Wendung  der  schrift,  die  man  doch  auch  ftLr  Sränische 
spräche  gebrauchte,  in  so  seltsamer  weise  verfuhr,  weshalb 
man  nicht  vorzog  die  iranischen  Wörter  selbst  in  der  neuen 
schrift  niederzuschreiben,  ist  ganz  unklar.  Eine  absieht  mnss 
dabei  jedoch  zum  gründe  gelegen  haben,  ein  bestreben,  das 
verständniss  der  schrift  auf  gewisse  kreise  der  bevölkerung  za 
beschränken.  Die  Wahrnehmung  religiöser  interessen  ist  dabei, 
dem  vorliegenden  material  nach  zu  urtheilen,  völlig  ausge- 
schlossen. Vielleicht  darf  man  aber  vermuthen,  dass  die  zunft 
der  Schreiber,  welche  zuerst  in  den  besitz  der  nöthigen  kennt- 
niss  der  schrift  kommen  musste,  im  interesse  ihres  erwerb- 
zweiges  einen  grossen  theil  des  wortvorraths  geheim  zu  halten 
wünschte,  den  sie  allein  in  semitischer  schrift  und  spräche  zu 
ei  kennen  wusste.  Für  eine  solche  annähme  spricht  aucb  der 
umstand,  dass  allem  anscheine  nach  mit  semitischen  Wörtern 
besonders  solche  gegenstände  und  Verhältnisse  ausgedrückt 
wurden,  die  im  gemeinen  leben  für  die  grössten  kreise  der 
iranischen  bevölkerung  von  bedeutung  waren;  dieselben  wurden 
dadurch  in  höherem  masse  von  den  Schreibern  abhängig. 

Die  fortpflanzung  der  mündlichen  tradition  in  betreflf  der 
bedeutung    semitischer   Wörter   in    iranischen    Schriftstücken 


Zur  Würdigung  der  Pahlavi-glossare  eto.  5^ 

musste  jedoch  bei  steter  erweiterung  des  gebietes,  in  welchem 
die  neue  schrift  eingang  fand,  immer  schwieriger  und  zur 
erhaltung  des  Verständnisses  schriftliche  aufzeichnung  immer 
mehr  bedürfniss  werden.  Zwar  hatte  man  schon  frühzeitig 
zur  erleichterung  des  Verständnisses  manche  aramaeische  formen 
in  ähnlicher  weise  mit  phonetischen  ergänzungen  versehen,  wie 
sich  dergleichen  in  gewissen  fallen  auch  in  der  assyrischen 
keilschrift  finden.  Dieselben  sollten  als  fingerzeig  dienen  für 
die  ersetzung  semitischen  sprachgutes  durch  geeignetes  6rä- 
nisches.  Aber  auf  die  dauer  genügte  dies  nicht  und  die 
mündliche  Überlieferung  wurde  dadurch  keineswegs  ganz  ent- 
behrlich gemacht  Vielmehr  bedurfte  bald  jedes  semitische 
wort,  das  in  der  schrift  gebraucht  vnirde,  einer  ausdrücklichen 
erklärung  in  iranischer  spräche,  einer  »»aufdeckung«  oder 
»enthüUung«,  —  und  dies  wird  der  wahre  sinn  des  nachmals 
misverstandenen  wertes  uzväris  sein.  So  entstanden  die 
sogenannten  Pahlavi-glossare,  ursprünglich  als  Verzeichnisse 
semitischer  Wörter  in  der  Pahlavi-bücherschrift,  denen  in  eben- 
derselben Schriftart  die  eränischen  ausdrücke  beigefügt  wurden, 
welche  anstatt  jener  ausgesprochen  werden  sollten.  In  der 
that  haben  ja  die  semitischen  bestandtheile  der  schrift  mit 
eränischer  spräche  gar  nichts  zu  thun,  und  was  in  Pahlavl- 
schrift  übrig  bleibt,  sobald  man  jene  semitica,  wie  es  beab- 
sichtigt war,  durch  iranisches  ersetzt,  ist  eben  durchweg 
eränisch. 

»Eränisch«,  jedoch  keineswegs  homogener  art,  sondern 
eine  sich  mehr  oder  weniger  verschieden  gestaltende  spräche 
und  unter  dem  wechselnden  einflusse,  wie  es  scheint,  von  zeit 
und  ort  von  sehr  verschiedener  farbung.  Manches  hat  ein 
alterthümliches  ansehen,  in  den  meisten  beziehungen  zeigt  sich 
aber  eine  entschiedene  annäherung  an  die  neupersische  spräche, 
so  dass  eine  scharfe  sonderung  kaum  mehr  möglich  ist.  Mit 
welchem  rechte  kann  man  nun  eine  so  wenig  scharf  begrenzte 
spräche  »Pahlavi«  nennen?  Die  übliche  benutzung  desselben 
Schriftcharakters  für  die  darstellung  einer  nur  im  ganzen 
gleichartigen  sprachform  kann  doch  füglich  nicht  ein  kriterium 
abgeben  um  jene  namengebung  zu  rechtfertigen,  wenn  sie  auch 
ausreichen  könnte,  von  einer  »Pahlavi-litteratur«  zu  sprechen. 

Unter  den  oft  sehr  unklaren  mittheilungen  muslimischer 
Schriftsteller   über   die  »Pahlavi  -  spräche«   finden   sich   einige 


■il      tmk'mrZ' 


»    ■_'_, 


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3^ 


ta*  -r^  _=i-^^5;;.  —  *i:i 


Jltfcil     ■■  A^^ka^.^ 


Zur  Würdigung  der  Flohlavi-gloBsare  eto.  527 

haben  mögen,  ist  schwer  zu  sagen  und  noch  nicht  hinreichend 
untersucht.  So  wie  wir  sie  jetzt  kennen  lernen,  ist  die  spräche 
des  Avesta  trotz  ihres  alterthümlichen  gepräges  sicherlich 
niemals  Volkssprache  gewesen,  sondern  in  einer  gestalt  über- 
liefert, welche  besonderen  zwecken  zu  dienen  bestimmt  war. 
Was  uns  vorliegt,  ist  eine  sehr  alte  spräche,  die  in  lautlicher 
beziehung  eine  eigenthümliche,  umfangreiche  und  künstlich 
ausgebildete  umwandelimg  erfahren  hat,  wie  solche  beim  feier- 
lichen gottesdienstlichen  gebrauche  grade  zu  der  zeit  diente, 
als  sie  schriftlich  festgestellt  wurde.  Denn  lange  bevor  dies 
geschah,  mag  das  System  sich  ausgebildet  haben,  und  wie 
ähnliches  auch  anderswo  vorkam,  ausschliesslich  durch 
mündliche  tradition  fortgepflanzt  sein.  Die  zeit  aber,  in 
welcher  die  uns  bekannt  gewordene  schriftliche  aufzeichnung 
erfolgte,  wird  sich  annähernd  mit  einiger  Sicherheit  bestimmen 
lassen. 

Ein  so  ausgebildetes  lautsystem  mit  seiner  kleinlichen, 
überaus  feine  lautnuancen  unterscheidenden  vocalisation  dar- 
zustellen, eignete  sich  keine  der  bekannten  älteren  Schriftarten, 
nicht  die  keilschrift  der  Achaemeniden,  noch  weniger  ihre 
nachfolgerin,  die  so  überaus  unvollkommene  Pahlavi-schrift. 
Dennoch  zeigte  sich  diese,  in  Erän  alleinherschend  geworden, 
als  grundlage  für  eine  reich  entwickelte  lautschrift  brauchbar, 
wie  solche  dem  liturgischen  bedürfhisse  der  bevölkerung  ent- 
sprach. Das  aiphabet,  welches  das  Avesta  zu  schreiben  dient, 
ist  unzweifelhaft  von  der  Pahlavi-schrift  abgeleitet,  und  zwar 
von  deren  jüngster,  der  späteren  Säsäniden-zeit  angehörenden 
form,  der  bücherschrift.  Eben  dieser  zeit  wird  denn  auch  die 
entstehung  der  Avesta -schrift  angehören,  wobei  nicht  ausge- 
schlossen bleibt,  dass  sie  vielleicht  in  einigen  puncten  abände- 
rungen  erfahren  hat,  ehe  sie  ganz  die  gegenwärtige  gestalt 
gewann. 

Die  ausbildimg  dieser  deutlichen  und  genauen  Schriftart 
ermöglichte  aber  nicht  bloss  den  ansprüchen  des  zoroastrischen 
cultus  vollkommen  zu  genügen,  sondern  erwies  sich  auch  in 
anderer  beziehung  sehr  nützlich.  Bei  sorgfältiger  Verwendung 
war  sie  ganz  geeignet,  die  in  Pahlavi-schrift  ausgedrückte 
mitteleränische  spräche  in  der  weise  zu  transcribieren ,  dass 
über  die  wirklich  oder  doch  vermeintlich  beabsichtigte  aus- 
spräche  kein   zweifei   obwalten   konnte.     Zu    diesem    zwecke 


528  J.  OLBhaoBen, 

yerwendet,  führt  die  Avesta-schrift  den  namen  P&gand,  dessen 
Ursprung  man  sich  folgendermassen  erklärt.  Den  verschiedenen 
theilen  des  Avesta  ¥nirde  im  eränischen  mittelalter  in  der 
spräche,  wie  sie  damals  lebte,  und  in  Fahlavi- schritt  stück- 
weise eine  paraphrastische  Übersetzung  beigegeben,  welche 
mit  dem  anderweit  nicht  bekannten  namen  Zand  bezeichnet 
wurde.  Die  Unklarheit  der  Pahlavi-schrift  veranlasste  dann 
weiterhin,  dass  zur  erleichterung  des  Verständnisses  auch 
wohl  eine  interlineare  Umschreibung  der  ausspräche  solcher 
Paraphrasen  beigefügt  wurde,  die  als  das  (lautliche)  gegen- 
bild  des  Zand  den  namen  Pü-zand  erhielt.  Dieser  name 
ist  der  Avesta  -  schrift  auch  in  allen  anderen  fällen  ge- 
blieben, in  denen  sie  neben  der  Fahlavi  -  schrift  oder  anstatt 
derselben  zum  ausdruck  des  Mittel  iranischen  dient,  mochte 
solches  einer  älteren  oder  jüngeren  zeit  angehören  und 
dem  Neupersischen  mehr  oder  weniger  nahe  stehen.  Eine 
Unterscheidung  zwischen  der  in  Pahlavi-schrift  und  der  in 
Päzand  ausgedrückten  spräche  lässt  sich  nicht  durchführen; 
sie  stellen  ganz  dasselbe  sprachliche  material  dar.  —  Ob  das 
Päzand  jemals  ausserhalb  des  kreises  der  anhänger  Zoroasters 
zur  Verwendung  gekommen  ist,  lässt  sich  schwerlich  mehr 
ermitteln ;  kaum  ist  es  wahrscheinlich,  dass  es  der  fall  gewesen 
sei.  Dagegen  ist  dasselbe  bei  den  anliängern  des  alten  glaubens 
auch  nach  der  muslimischen  invasion  fortwährend  und  selbst 
dann  noch  im  gebrauch  geblieben,  als  die  iranische  spräche 
bereits  stark  mit  rein  arabischen  elementen  versetzt  war.  In 
mancher  beziehung  könnte  man  wünschen,  dass  das  Päzand 
allein  zum  ausdruck  iranischer  spräche  benutzt  worden  wäre, 
für  welchen  die  arabische  schrift  sich  viel  weniger  eignete. 
Leider  ist  jedoch  der  beste  theil  des  nutzens,  den  die  aus- 
schliessliche anwendung  dieser  Schriftart  für  die  gesammte 
iranische  Sprachkunde  hätte  haben  können,  durch  die  zu- 
nehmende Unwissenheit  und  fortdauernde  flüchtigkeit  der 
Schreiber  verloren  gegangen,  und  es  ist  durch  die  allgemeine 
Verbreitung  der  arabischen  schrift  dahin  gekommen,  dass  man 
sich  nicht  immer  scheute,  auch  sie  zur  wiedergäbe  mittel- 
Sränischer  Schriftstücke  zu  verwenden;  vgl.  deshalb  Spiegel, 
Gramm,  der  Pärsispr.,  s.  17. 

In  den  Pahlavi-glossaren,    die  ursprünglich  nur  dienen 
sollten,  aramaeische  Wörter   durch  eränische  zu  erklären,  ist 


Zur  Würdigung  der  Fahlavi-glossare  eto.  529 

für  letztere,  wie  gesagt,  zuerst  nur  die  Pahlavl-schrift  ver- 
wendet worden.  Später  aber  bedurfte  es  bei  abnehmender 
Sicherheit  der  mündlichen  Überlieferung  wegen  der  bösen  Zwei- 
deutigkeit jener  schrift  einer  interlinearen  Umschreibung  dieser 
Uzväris,  wozu  sich  die  Päzand- schrift  als  geeignetes  mittel 
darbot.  Schliesslich  wurden  die  Wörterverzeichnisse  dann  auch, 
den  Zeitverhältnissen  entsprechend,  durch  Übersetzung  in  neu- 
persische spräche  unter  anwendung  arabischer  schrift  verständ- 
licher gemacht.  Leider  sind  jedoch  schon  bei  der  ersten,  der 
Päzand  -  beischrift  zum  gründe  liegenden  lesimg  der  Pahlavi- 
schrift  mancherlei  offenbare  misdeutungen  vorgekommen,  und 
diese  begreiflicher  weise  auch  bei  der  Übertragung  in  neu- 
persische spräche  nicht  verbessert,  ja  zum  theil  noch  durch 
weitere  irrthümer  vermehrt  worden. 

Manche  der  in  die  glossare  eingedrungenen  fehler  zu 
beseitigen  ist  bereits  von  verschiedenen  gelehrten  mit  mehr 
oder  weniger  günstigem  erfolge  versucht  worden.  Dieselbe 
aufgäbe  zu  verfolgen  soll  auch  einen  hauptgegenstand  der 
nachfolgenden  blätter  bilden.  Eingehende  berücksichtigung 
werden  dabei  die  wichtigen  Veränderungen  in  der  Pahlavi- 
schrift  finden,  über  welche  ich  in  den  monatsberichten  der 
Berl.  akad.  vom  Nov.  1880,  s.  897—910  gehandelt  habe.  0 
Insbesondere  sind  die  allmählichen  Übergänge  der  schrift- 
zeichen von  l  auf  r,  von  r  auf  v,  und  von  v  auf  n  beachtet, 
welche  überaus  zahlreiche  misverständnisse  veranlasst  haben. 
Ebenso  ist  das  am  ende  aramaeischer  Wörter  häufig  vorkommende 
N,  wo  es  irrthümlich  für  die  sylbe  -^nan  gehalten  wurde,  wieder 
in  seine  rechte  eingesetzt,  und  in  diesen  fallen,  wie  überhaupt, 
die  transcription  nach  den  a.  a.  o.  dargelegten  grundsätzen 
eingerichtet. 

Die  nicht  beabsichtigte  verderbniss  der  glossare  ist  aber 
nicht  die  einzige  Veränderung,  welche  dieselben  im  verlaufe 
der  zeit  erfuhren.  Lässt  es  sich  nicht  bezweifeln,  dass  es  sich 
anfänglich  nur  um  die  deutung  solcher  aramaeischer  Wörter 
handelte,  die  in  der  Pahlavi-schrift  aufnähme  gefunden  hatten, 
so  waren  doch  in  der  folge  auch  innerhalb  des  Eränischen 
selbst  Veränderungen  des  Sprachgebrauches  eingetreten,  welche 

1)  Ich  benutze  die  gelegenheit  um  einen  dort,  s.  902,  z.  13  v.  u., 
übersehenen  druckfehler  zu  verbessern.  Anstatt  des  hebr.  n  ist  daselbst 
natürUoh  ein  n  zu  lesen.- 


530  J.  OlshaoBen, 

ihrerseits  ebenfalls  eine  nähere  erklärung  mancher  in  Pahlayt- 
schriften  vorkommender  iranischer  ausdrücke  nöthig  zu  machen 
schienen,  auch  wenn  diese  früher  selbst  gedient  hatten,  das 
yerständniss  aramaeischer  Wörter  zu  vermitteln.  Die  zahl  der- 
selben in  den  glossaren  ist  nicht  gering. 

Eine  andere  Veränderung  wurde  dadurch  veranlasst,  dass 
anstatt  der  früher  in  die  Fahlavi- Schriften  aufgenommenen 
aramaeischen  ausdrücke,  oder  doch  neben  denselben,  noch 
andere  semitische,  insbesondere  arabische  Wörter  in  gebrauch 
kamen  und  somit  eine  ergänzung  der  glossare  erforderlich 
erscheinen  liessen.  Diese  neuerung  ist  vermuthlich  den  in 
Indien  sesshaft  gewordenen  Färsen  zuzuschreiben,  und  dasselbe 
gilt  wohl  von  der  aufnähme  einer  gewissen  anzahl  von  aus- 
drücken völlig  dunkler  herkunft,  auf  die  wir  in  den  glossaren 
stossen.  Ein  anderer  umstand,  der  ebenfalls  auf  indischen 
einfluss  zu  deuten  scheint,  ist  die  in  einem  theile  der  glossare 
versuchte,  jedoch  nicht  immer  gut  durchgeführte  Ordnung  der 
Wörter  nach  den  materien. 

Bei  der  prüfung  und  beurtheilung  einer  reihe  von  einzel- 
nen angaben  sind  folgende,  durch  den  druck  bekannt  gewordene 
glossare  benutzt  worden. 

1.  Das  von  Anquetil  Duperron  im  j.  1771,  Zend-Avesta 
tome  II  p.  476  —  526,  mitgetheilte  vocabulaire  Pehlvi-Persan- 
Fran^ois.  Demselben  liegt  das  daselbst  p.  476  in  margine 
erwähnte  ms.  n°  XVII  zum  gründe,  von  welchem  ich  im 
j.  1822  eine  copie  in  transcription  genommen  habe.  Diese 
verglich  ich  noch  mit  einer  später  von  hm.  professor  F.  Justi 
genommenen  gleichartigen  abschrift;  beide  stimmten  in  befrie- 
digender weise  überein.  Ueber  die  einrichtung  dieses  glossars 
vgl.  Justi's  Bundehesch,  vorrede  s.  XXXI.  Auch  die  von 
Anquetil  unter  den  äugen  seines  lehrers,  des  Destür  Däräb 
im  j.  1759  ausgeführte  bearbeitung  dieser  handschrift  habe 
ich  im  j.  1826  abgeschrieben.  Sie  wird  jetzt  in  der  national- 
bibliothek  in  Faris,  wenn  ich  recht  berichtet  bin,  als  »Fapiers 
d'Anquetil  n®  7  (2.  partie)«  bezeichnet.  Die  von  Anquetil 
a.  a.  o.  gleichfalls  erwähnte  handschrift  n^  lY  ist  von  ihm, 
wie  es  scheint,  gar  nicht  benutzt  worden  und  in  der  that 
meist  von  geringem  werthe;  doch  habe  ich  sie  zuweilen  mit 
nutzen  berücksichtigt.  Irgend  eine  sachliche  oder  formelle 
Ordnung  ist  darin  nicht  beobachtet. 


Zur  würdignng  der  FahlATi-gloesare  eto.  Ü81 

2.  Das  Yom  Destür  Hoshangji  Jamaspji  Asa  bearbeitete 
und  von  M.  Hang  revidierte,  im  j.  1870  erschienene  »old 
Pahlavi-Pazand-Glossary«, 

3.  Die  beiden  Petersburger  glossare  in  0,  Salemann'a 
abhandlung  über  eine  Parsenhandschrift  der  kais.  öffentl. 
bibliothek,  s.  97  flf.  des  Separatabdrucks  (=  s.  557  ff.  in  vol. 
n  des  Travaux  de  la  3®  session  du  congrös  international  des 
orientalistes). 

4.  Das  im  j.  1859  mit  dem  Chorda -Avesta  in  Bombay 
veröflfentlichte  glossar  mit  neupersischer  erklärung,  von  welchem 
Hoshangji  a.  a.  o.,  vorrede  p.  IX,  und  Salemann  s.  66  des 
separat-abdr.  handeln. 

Von  geringem  nutzen  war  die  vergleichung' zweier  mangel- 
hafter glossare  in  Kopenhagen,  die  mir  abschriftlich  von 
Spiegel  zur  benutzung  mitgetheilt  waren. 

Obgleich  alle  diese  glossare  keineswegs  ganz  mit  einander 
übereinstimmen  und  sich  namentlich  in  der  anordnung  ihrer 
angaben  unterscheiden,  kann  ihnen  doch  eine  gemeinsame 
ältere  quelle  zum  gründe  liegen;  aber  in  ihrer  jetzigen  gestalt 
können  sie  unmöglich  von  sehr  hohem  alter  sein.  Dagegen 
spricht  theils  alles,  was  wir  von  der  geschichte  der  Parsen  in 
Indien  wissen,  theils  die  bedeutende  und  unverkennbare  ver- 
derbniss  der  glossare  selbst 

Abgesehen  von  dem  was  für  die  kritik  und  erklärung 
derselben  in  den  ausgaben  von  Hoshangji-Haug  und  Salemann 
geschehen  ist,  sind  mir  andere  umfassendere  versuche  gleichen 
Zieles  nicht  bekannt,  mit  ausnähme  dessen,  was  Justi  im 
glossar  zum  Bundehesch  über  den  gesammten  inhalt  von 
Anquetil's  glossar  bemerkt  hat  Darunter  ist  des  unzweifel- 
haft richtigen  viel  enthalten,  aber  auch  manches  verfehlt,  was 
im  folgenden  zu  berichtigen  auch  dann  versucht  wird,  wenn 
anzunehmen  ist,  dass  der  scharfsinnige  und  fleissige  gelehrte 
diesen  oder  jenen  fehlgriff  längst  selbst  erkannt  hat  und  so 
gut  zu  bessern  im  stände  ist,  wie  irgend  ein  anderer. 

In  den  nachstehenden  blättern  ist  davon  abstand  genom- 
men, bei  beurtheilung  des  Inhalts  der  glossare  eine  feste,  im 
voraus  bestimmte  Ordnung  inne  zu  halten.  Jeder  versuch  der 
art  müsste  an  dem  zustande  der  glossare  scheitern,  da  sowohl 
eine  Ordnung  nach  materien,  als  eine  solche  nach  dem  alpha- 


532  J.  Olshausen, 

bete  durch  nachweisung  von  irrthümem  wieder  und  immer 
wieder  gestört  werden  würde.  An  der  spitze  mögen  indessen 
für  jetzt  die  Untersuchungen  über  einige  wirkliche  oder  angeb- 
liche thiemamen  stehen. 


Für  manche  namen  dieser  art  sind  freilich  die  zum  gründe 
liegenden  aramaeischen  formen  längst  richtig  erkannt;  sie 
bedürfen  einer  näheren  beleuchtung  nicht  und  geben  nur  zum 
theil  zu  geringfügigen  bemerkungen  anlass. 

So  ist  kalbä,  der  hund,  bei  Anq.  p.  513,  Hosh.  6,  5, 
Chorda -Av.  24,  5,  Salem.  71,  7.  96,  10  als  aram.  ^2^3  an  sich 
klar,  und  die  erklärung  durch  y^  weinstock,  bei  Salem.  97,  3 
beruht  auf  einer  Verwechselung  mit  aram.  ND'n 

Ebenso  deutlich  ist  dibä,  Anq.  p.  499,  Hosh.  6,  5,  Ch.- 
Av.  24,  5,  Salem.  71,  8  =  aram.  M^n  wolf. 

Uebereinstimmend  wird  ttbä  durch  pers.  ähü  erklärt: 
Anq.  p.  492,  franz.  cerf,  Hosh.  5,  6,  engl,  (im  index)  a  deer, 
roe-  gazelle;  Ch.-Av.  28,8,  Salem.  71,1.  90,1.  Man  hat  darin 
aram.  H^ni:  erkannt,  was  richtig  sein  kann,  obgleich  die  Um- 
stellung der  consonanten  h  und  j  bedenken  erregen  mnss. 
VuUers,  im  lex.  II,  p.  1542  a,  bemerkt  dazu:  »fortasse  legendum 
U^*«.  Die  verändenmg  erscheint  in  arab.  schrift  als  ein  nahe 
liegendes  versehen;  nicht  leicht  erklärt  sie  sich  aus  Pahlavi- 
schriftzügen.  Indessen  kann  sich  hier  auch  ein  schwereres 
versehen  schon  frühzeitig  eingeschlichen  haben,  während  die 
tradition  die  richtige  erklärung  des  sinnes  bewahrte. 

Bei  Anq.  p.  492  werden  tora  und  —  minder  correct 
gelesen  —  touna  beide  richtig  durch  ^Ö'  d.  i.  aram.  N'^ln  erkl&rb 
Ebenso  törä  und  tönä  bei  Hosh.  5,  2,  Ch.-Av.  p.  22,  8,  Salem, 
p.  70, 8.  Ebenda  p.  90, 1  ist  tönä  ebenso  erklärt,  z.  6  dagegen 
törä  durch  «l^,  was  nur  verschrieben  oder  verlesen  sein  kann. 

In  djemna,  bei  Anq.  p.  493,  pers.  oschte^-,  chameau,  ist 
aram.  n^d^  nicht  zu  verkennen,  das  b  jedoch  durch  alte 
misdentung  in  n  verwandelt.  Ebenso  bei  Hosh.  5, 2  ^amnä) 
tmd  bei  Salem,  p.  70, 8  und  93,  3  (uitur).  Im  Ch.-Av.  p.  23,  6 
ist  jXlii  (maulthier)  in  yL^\  zu  verbessern.  Ob  aber  das  aram« 
wort  zur  zeit  der  Übertragung  nach  Erän  im  anlaute  mit  g 


Zur  Würdigung*  der  Fahlayf-glosBare  eta  583 

oder  mit  g  gesprochen  wurde,  ist  ungewiss,  übrigens  jedoch 
gleichgültig. 

Für  das  soeben  erwähnte  maulthier  findet  sich  bei  Anq. 
p.  511  kotina,  pers.  aster,  mulet;  ebenso  bei  Hosh.  5,  3  und 
Salem,  p.  70, 10.  96, 10,  sowie  im  anhang  zum  Farh.  Gahäng., 
womach  kutina  zu  sprechen  ist.  Das  wort  ist  bei  Vullers, 
lex.  II,  p.  1549  b,  und  bei  Justi  s.  209  b,  unter  Zustimmung 
von  Hang,  im  index  zu  Hosh,  p.  143,  durch  aram.  NJlis  un- 
zweifelhaft richtig  erklärt.  Die  Schreibung  mit  t  statt  d  beruht 
vielleicht  nur  auf  älterer  orthographischer  sitte.  Beim  Ch.-Av. 
p.  28,  7  lautet  die  erklärung  von  köünä:  «-^\  j>lc\  ob  nach 
einer  deutung  der  femininform  NriJli3  (mula)  ist  unklar. 

Das  pferd,  sosia  bei  Anq.  p.  506,  Hosh.  5,2,  Ch.-Av.  p. 
26,8,  Salem,  p.  70,9.  91,9  lässt  sich  als  aram.  n;|D1D  nicht 
verkennen. 

Anq.  p.  503  erklärt  renieka,  pers.  madian,  durch  femelle 
d'animal;  es  ist  nach  Justi  s.  158  a  stute  (aram.  NDsn).  Hosh. 
p.  5,2  spricht  das  aram.  wort  (mit  Ch.-Av.  p.  30,6)  lamkä 
aus.  Hang  im  index  p.  149  besser  ramkä,  Salem,  p.  70,  9 
reniakä  (vgl.  auch  p.  95, 4).  Das  richtigste  möchte  ramakä 
oder  ramekä  sein. 

Nach  Anq.  p.  513  ist  kopa,  pers.  palan,  franz.  cheval  de 
main,  bat.  In  seinen  handschriftlichen  aufzeichnungen  heisst 
es  dagegen:  jjaZän  (asp  kotel),  cheval  de  main,  conduit  devant 
une  personne  en  palanquin;  von  dem  bat,  saumsattel,  ist  aber 
nicht  die  rede.  Die  erklärung  von  kopä  durch  ^Mb  findet 
sich  auch  bei  Salemann  p.  96,  letzte  zeile;  in  welchem  sinne, 
ist  nicht  ersichtlich.  Nach  dem  Burh.  q.,  s.  v.  jOS^U-axj»,  ist 
pälän  allerdings  ein  mit  wolle  gefülltes  (kissen),  das  man 
zwischen  den  rücken  eines  pferdes  und  seine  massige  last 
legt,  —  womach  Anq.'s  angäbe  p.  489  s.  v.  paschmagonad  zu 
berichtigen  ist.  Das  »handpferd«  aber,  mit  der  von  Anq.  (in 
der  handschriftl.  bemerkung)  gegebenen  erläuterung,  wird  im 
Burh.  q.  s.  v.  Mb  und  v>Jl;jbMb,  nicht  ^Mb>  sondern  Mb  (oder  Mb) 
genannt;  vgl.  dazu  auch  Vullers  lex.  II,  p.  907  b  s.  v.  J^y. 
Möglich  ist  es  ja,  dass  man  auch  pcUän  in  diesem  sinne 
gebrauchte;  dann  lässt  sich  aber  noch  weniger  erkennen,  was 
in  dem  glossar  unter  dem  werte  wirklich  verstanden  wurde. 
Auch  der  Ursprung  des  wertes  kopä  ist  ganz  ungewiss;  semi- 
tischen  Ursprungs   ist   es   schwerlich   und  Justi's  zusammen- 


534  J.  Olshausen, 

Stellung  mit  chald.  N3n3  clitellae   (s.  209  b,  8.  y.  by)    nicht 
unbedenklich. 

Bei  Anquetil  p.  481  ist  alia,  pers.  schir,  lion,  längst  als 
identisch  mit  aram.  n^*V(  anerkannt;  man  wird  also  besser  arjä 
schreiben,  wozu  6rän.  sir  (oder  ser)  als  richtige  Uzväris  passt. 
Auffallend  ist  aber,  dass  ebendort  kurz  vorher  alia  auch  durch 
pers.  sag,  chien,  erklärt  wird.  Dieses  alia  hat  aber,  ungeachtet 

der  Identität  der  Pahlavl-schriftztLge    -vdu  i  in  Wahrheit  mit 

aram.  arjä  nichts  zu  thun  und  ist  überdies  irrthümlich  durch 
i>hund«(  erklärt.  Zu  richtiger  deutung  führt  die  vergleichung 
anderer  glossare,  zunächst  solcher,  die  nach  den  materien 
geordnet  sind  und  dem  worte  aljä  einen  andern  sinn  beilegen. 
So  Hoshangji's  glossar  p.  4,  5  in  dem  capitel  »Wine,  drin- 
king  etc.«,  welches  aber  in  anderen  exemplaren,  wie  auch 
ebenda  aus  der  note  1  erhellt,  mit  anderen  Überschriften  ver 
sehen  ist  Hosh.  kennt  zwar  nach  dem  index  p.  146  auch  die 
Schreibart  Anq.'s  aliä,  zieht  aber  seinerseits,  wie  es  die 
Pahlavi-schrift  gestattet,  die  transcription  khliä  vor  und  giebt 
als   XJzväris   in   Pahlavi-schrift  neupers.  serkeh^   d.  i.   ^J^$ 

vinegar.  In  dieser  bedeutung  würde  dem  worte  aljä  aram. 
N^n  oder  N^!rn  von  der  wurzel  bbn  entsprechen.  Dagegen 
würde  nun  auch  kaum  etwas  einzuwenden  sein,  wenn  nur  der 
)»essig«  besser  zu  den  übrigen,  in  diesem  capitel  aufgeführten 
Stoffen  passte,  als  der  fall  ist.  Denn  die  anderen,  darin 
erwähnten  gegenstände  sind  folgende:  weinstock  und  traube, 
dattel,  wein  mit  becher ;  dann  —  nach  dem  angeblichen  essig 
noch  Zucker,  süsses  getränk  und  honig.  Schliesslich  wird  noch 
hinzugefügt:  »süs8es<c  (oder  angenehmes).  Diese  aufzählung 
lässt  es  doch  recht  bedenklich  erscheinen,  unter  lauter  im 
Orient  so  beliebten  leckereien  auch  den  essig  aufgeführt  zu 
sehen,  obgleich  sich  die  erklärung  von  aljä  durch  ^S^  auch 

in  dem  glossar  zum  Chor  da- Av.  p.  17,6  wiederholt. 

In  dem  ersten  Petersburger  glossar,  welches  mit  dem  von 
Hosh.  herausgegebenen  im  wesentlichen  identisch  ist,  wird  bei 
Salemann  p.  70  das  capitel,  von  dem  hier  die  rede  ist,  mit 
einem  mitteleränischen  worte  überschrieben,  das  im  allgemeinen 
»nahrungsmittel,  esswaaren«  bedeutet,  hier  jedoch,  wie  weiter- 
hin nachgewiesen  werden  wird,  in  dem  sinne  von  »genussmittel, 
delicatessen«  zu  verstehen  ist.    Vergleicht  man  beide  dracka 


Zar  Würdigung  der  Pahlavt-g^osBare  etoi  535 

mit  einander,  unter  beachtung  von  Salemann's  yorbemerkungexiy 
p.  64  ff.,  so  ergiebt  sich  an  dem  pancte,  worauf  es  hier 
ankommt,  eine  zwiefache  bemerkenswerthe  abweichung  des 
Petersburger  glossars  von  Hoshangji's  exemplar.  Erstens 
nemlich  wird  das  wort  ^y^  hinter  dem  lemma  MhliSi  (nach 
Hosh.'s  ausspräche)  oder  alySi  (nach  Salem.)  ausgelassen,  so 
dass  darnach  bei  Salem,  die  Wörter  alydt,  und  aiHr  unmittelbar 
auf  einander  folgen.  Dagegen  wird  hinter  aiür  ein  zusatz: 
I^HJO^  4^  gemacht,  den  man  lesen  kann:  s(i))c  nasäk.  Das 
erste  dieser  Wörter  ist  ein  neupersisches,  welches  den  original- 
lexicis  Farh.  Gahäng.  und  Burh.  q.  als  ein  äquivalent  von 
^jA^  gilt  Das  zweite  wort  nasäk  erscheint  in  den  glossaren 
als  gleichbedeutend  mit  atür  (oder  atör).  Letzteres  wird,  wie 
bei  Hosh.  in  der  stelle,  um  die  es  sich  hier  handelt,  so  auch 
beim  Chorda- A.v.  p.  17,  6  durch  Jj^  zucker  erklärt,  bei  Salem, 
p.  87,  12  durch  /^^^  rohrzucker  oder  Zuckerrohr.  Auch  bei 
Anq.  p.  481  wird  atir  (in  minder  beglaubigter  Schreibart) 
durch  »pers.  schakkar,  sucre«  erklärt.  Damit  übereinstimmend 
ist  v-rLiJ  bei  Salem,  p.  85,  9  (in  der  transcription  niiäk)  «=» 
saker;  ebenda  p.  98,  6  —  ^xü»  (d.  i,  yxio),  beim  Chorda- Av.  p. 
32,8  neupers.  J^^  J^l^^  ^'  ^*  vermuthlich:  Zuckerrohr  und 
zucker,  in  append.  IV  zum  Farh.  (jahäng.  sxij^,  I^lä*  ^T  )\  dS  JJ:i». 
Damit  würde  auch  Anq.  p.  519  übereinstimmen,  wenn  er 
das  persische  wort  Jib»  nicht  irriger  weise  ^schoker^  gelesen 
und  dies  durch  »remerciment,  louange,«  übersetzt  hätte;  ein 
fehler,  den  auch  bereits  Justi  s.  249a  im  anschluss  an  den 
Burhän  beseitigt  hat.  Verstümmelt  scheint  das  wort  nasäk 
bei  Salem,  p.  93, 1  zu  anf.,  wo  iäJc  durch  ^UL  (d.  i.  j\y^)  über- 
setzt wird,  welches  weiterhin  zu  erklären  ist. 

Die  richtigkeit  der  Überlieferung  in  bezug  auf  den  sinn 
beider  Wörter  in  zweifei  zu  ziehen,  und  insbesondere  etwa  bei 
7iaMk  einer  der  bedeutungen  den  vorzug  zu  geben,  welche 
VuUers  im  lex.  s.  w.  s^X^  und  AJ:o  anführt,  ist,  wie  mir 
scheint,  kein  grund  vorhanden,  wenn  auch  die  herkunft  beider 
ausdrücke  für  zucker  bis  jetzt  völlig  im  dunkeln  liegt.  Denn 
mehr  als  kühn  ist  es,  wenn  Hang  im  ind.  zu  Hosh.  p.  76  mit 
grosser  Zuversicht  von  ator  behauptet:  »it  is  Semitic,  but  the 
origin  uncertaina.  Vorsichtiger  äusserte  sich  Justi  s.  54  b, 
indem  er  zu  Anq.'s  atir  bemerkt:  »vgl.  ar.  ^  aromata?« 
Meinerseits  kann  ich  sowohl  atür,  als  nasäk  nur  für  mittel- 


536  J.  OiBhausen, 

iranische  Wörter  halten  die,  weil  sie  veraltet  waren,  selbst 
einer  erklärung  bedurften  und  durch  eine  jüngere  Uzväris  j^J^ 
ersetzt  wurden.  Ueber  ihre  verwandtschafts- Verhältnisse  kann 
ich  nichts  muthmassen,  das  mich  befriedigte,  muss  aber  Sachau^s 
bemerkung  über  atür,  ZDMG.  XXIV  s.  726  oben,  als  unzu- 
trefifend  ansehen  und  auch  eine  etwaige  begründung  durch  die 
notiz  bei  Gawäliki  p.  104,  z.  1  ff.  nicht  für  möglich  halten* 
Nasaky  welches  sich  auch  nisak  lesen  Hesse,  könnte  viel- 
leicht nur  eine  Verstümmelung  von  neupers.  yLi)  ^  in  Pahlavi- 
schrift  sein,  und  wäre  dann  kaum  als  ein  selbständiges  wort 
anzusehen. 

Lässt  sich  füglich  annehmen,  dass  die  angaben  über  die 
bedeutung  von  nasak  und  atür  richtig  überliefert  sind,  und 
beide  in  dem  Petersburger  glossar  durch  eine  gemeinsame 
Uzväris  —  zucker  —  verständlich  gemacht  wurden,  so  ist 
damit  doch  noch  nicht  erklärt,  was  die  einschiebung  des 
anderen  wertes  sik  hinter  aljä  veranlassen  konnte,  wenn  dieses 
nicht  wirklich  als  »essig«(  aufzufassen  war.  Es  wird  sich  fragen, 
ob  die  gruppe  pahlavischer  schriftzüge,  welche  zwei  ganz  ver- 
schiedene aramaeische  Wörter  ausdrücken  konnten,  —  den 
löwen  arjä  und  den  essig  'haU'jä,  —  nicht  noch  ein  drittes 
wort  gleicher  herkunft  wiederzugeben  geeignet  waren,  dessen 
erwähnung  hier  ganz  am  rechten  platze  gewesen  wäre.  Diese 
frage  wird  unbedingt  zu  bejahen  sein.  Von  aram.  bn,  mit  der 
determinativendung  t<bn  oder  n^^,  von  der  wurzel  bbn,  unter- 
scheidet sich  in  Pahlavi-schrift  aram.  N^n,  N^bn,  süss,  von  der 
Wurzel  ibn  gar  nicht,  und  eine  Verwechselung  der  doppelten 
bedeutung  derselben  schriftzüge  ist  nur  zu  leicht  möglich. 
Einer  solchen  Verwechselung  hat  sich  nun  der  ordner  des  ersten 
Petersburger  glossars  nicht  schuldig  gemacht,  wenn  das 
wörtchen  sik  erst  später  von  anderer  band  eingeschoben  wurde. 
Er  erklärte  dann  vielmehr  drei  gleichwerthige  ausdrücke  durch 
dasselbe  neupersische  wort  JJ^.  Derjenige  Parse  aber,  welcher 
den  einschub  vornahm,  kannte  entweder  nur  die  eine  von  zwei 
bedeutungen  der  gruppe,  die  zwei  verschiedene,  obwohl  gleich- 
lautende, aramaeische  Wörter  in  Pahlavi-schrift  wiederzugeben 
dienen  musste,  oder  er  griff  fehl,  indem  er  die  für  das  geord- 
nete glossar  geeignete  bedeutung  gegen  die  weniger  oder  gar 
nicht  passende  zurücksetzte.  Man  darf  endlich  daran  keinen 
anstoss   nehmen,  dass    der   aram.  ausdruck  für   »süss«    oder 


Zur  Würdigung  der  Fahlavt-gbasare  etc.  537 

»süsses««  hier  in  dem  beschränkteren  sinne  von  »zucker«  stehen 
würde,  da  die  aram.  spräche,  soviel  bekannt,  für  diesen  vor- 
züglichsten Stoff  einen  besonderen  namen  gar  nicht  besass  und 
ein  passenderer  ersatz  für  diesen  mangel  sich  schwerlich  hätte 
finden  lassen. 

Aus  der  hier  unberechtigten,  im  übrigen  aber  wohl  unan- 
fechtbaren erklärung  von  äljä  =  N^bn  durch  s(i)k  erklärt  sich 
nun  meines  bedünkens  die  sonst  schwer  begreifliche  deutung 
von  alja  durch  »hund«  bei  Anq.  Dieser  meinte  in  den  buch- 
staben  sk  eine  ältere  form  des  neupers.  sag  in  Pahlavi-schrift 
zu  erkennen,  und  konnte,  da  ihm  ein  nach  den  materien 
geordnetes  glossar  nicht  vorlag,  so  wenig  auf  die  deutung  als 
»essig«,  wie  auf  irgend  eine  andere  verfallen,  die  ihm  geläufiger 
gewesen  wäre.  Justi's  vermuthung,  s.  70  b  am  ende,  scheint 
mir  wenig  berechtigt 

Es  ist  nun  aber  noch  einer  anderen  misdeutung  oder 
Verwechselung  zu  gedenken,  die  wiederum  den  als  aljä  gelesenen 
löwen  arjä  betroffen  hat     Damit  verhält  es  sich  so. 

Auch  bei  Hoshangji  liest  man  im  capitel  »quadrupeds  etc.« 
p.  5,  6  alj/ä,  erklärt  durch  pers.  sMr,  jedoch  nicht  unter  den 
namen  der  thiere  selbst,  sondern  erst  weiterhin,  unter  den 
producten  des  thierreiches,  wie  fett,  butter,  käse  u.  dgl.  Einen 
ähnlichen  platz  nimmt  das  wort  auch  in  dem  ersten  Peters- 
burger glossar  p.  71, 1  ein,  und  so  wird  denn  ebenfalls  im 
zweiten  Petersburger  glossar  p.  87, 12  aljä  durch  ^^y^  a^^^, 
milch,  die  man  trinkt,  und  im  anhange  zum  Farh.  Gahäng. 
durch  sir,  »milch  von  menschen  und  thieren«  erklärt  So 
unzweifelhaft  es  ist,  dass  das  pahL  aljä,  richtiger  gelesen  arjä, 
den  löwen  bedeutet ^  dessen  name  in  arab.  schrift  grade  so 
geschrieben,  wie  die  benennung  der  milch,  übrigens  in  Indien 
ser,  im  heutigen  Persien  iir  gesprochen  wird,  wie  das  wort 
für  milch,  ebenso  unglaublich  ist  es,  dass  auch  das  semitische 
wort  für  den  löwen  zugleich  für  die  milch  gebraucht  sei.  Es 
bedarf  keines  grossen  Scharfsinnes  um  zu  erkennen,  dass 
gewisse  Parsen  das  zur  erklärung  von  aljä  dienende  wort, 
nachdem  ihnen  das  Aramaeische  ganz  fremd  geworden  war, 
irriger  weise  durch  »milch«  erklärt  haben,  während  andere 
noch  die  allein  richtige  deutung  kannten. 

Dass  hier  ein  irrthum  obwalte  und  aljä  nicht  geeignet 
erscheine,  als  ausdruck  für  milch  zu  gelten,  haben  auch  Ho- 

Zeitsohrift  für  rergl.  Sprachf.  N.  F.  VI.  6.  37 


538  J.  Olshausen, 

shangji  und  Haug  richtig  erkannt.  Unter  bezugnahme  auf 
das  Burhäni  qat.  wird  aljä  durch  alba  j(=  aram.  Ni»n)  ersetzt 
und  eine  vemv^echselung  angenommen,  die  sich  aus  dem 
gebrauche  der  arabischen  schrift  sehr  leicht  erklären  würde; 
vgl.  im  index  zu  Hosh.  p.  58.  Misslich  ist  nur,  dass  dabei 
als  grundlage  ein  älteres  glossar  vorausgesetzt  werden  müsste, 
in  welchem  nicht  bloss  die  üzväris,  sondern  auch  die  der 
erklärung  bedürfenden  Pahlavi- Wörter  in  arabischer  schrift 
geschrieben  waren.  Dies  würde  aber  dem  eigentlichen  und 
gewiss  zu  allen  zeiten  festgehaltenen  zwecke  der  glossare 
widersprechen,  wornach  eben  die  in  Pahlavi -schrift  ausge- 
drückten Wörter  ohne  rücksicht  auf  ihren  ursprünglichen  laut- 
werth  ihrer  bedeutung  nach  durch  gangbare  eränische  Wörter, 
die  gesprochen  werden  sollten,  erklärt  wurden.  Es  kam  also 
grade  auf  die  alten  PaiAsLYt-achriftzüge  an  und  diese  konnten 
durcli  arabische  nicht  ersetzt  werden,  wenn  letztere  auch  fftr 
die  Uzvaris  genügten  und  sogar  mehr  und  mehr  bevorzugt 
werden  mussten.  Es  kann  darnach  wohl  keinem  zweifei  unter- 
liegen, dass  die  vorhin  gegebene  erklärung  der  quelle  des 
irrthums  den  vorzug  vor  der  bei  Hosh.  beliebten  verdient. 

Anders  lag  die  sache  für  neupersische  original-lexica,  wie 
das  Farh.  Gahäng.  und  Burhäni  qäti',  welche  unter  der  Benen- 
nung als  »Wörter  des  Zand  und  Päzand«  die  der  erklärung 
bedürfenden  mittel^ränischen  Wörter  in  arabischer  schrift  aus- 
drücken. Dies  ist  ganz  in  der  Ordnung;  denn  ihre  Stellung 
jenen  Wörtern  gegenüber  war  von  der  der  glossare  durchaus 
verschieden.  Sie  sind  nicht,  wie  die  glossare,  bestimmt,  die 
routine  des  lesens  pahlavischer  schrift  zu  erleichtem,  in  welchem 
fremdes  oder  veraltetes  sprachgut  durch  bekannte  iranische 
Wörter  ersetzt  wurde,  sondern  sie  geben  sich  als  ein  product 
gelehrter  arbeit,  worin  unverständliches  sprachgut  nicht  bloss 
mit  bekanntem  vertauscht,  sondern  ausserdem  auch  in  seinem 
ursprünglichen  oder  für  ursprünglich  gehaltenen  lautbestande 
mittels  zeitgemässer  (arabischer)  schrift  wiedergegeben  werden 
sollte.  Dass  es  dabei  nicht  ohne  mannigfache  misgriffe  abging, 
ist  ganz  natürlich,  da  die  abfassung  solcher  lexica  nach  zeit 
lind  ort  von  der  entstehung  der  glossare  weit  absteht  und 
ihren  Verfassern  ausreichende  philologische  Schulung  und  kennt- 
niss  fehlten.  Wie  gefahrlich  aber  für  die  arbeit  an  den  lezicis 
jeder   mangel  an  Sorgfalt  im  gebrauch  der  arab.  schrift  war^ 


Zar  wiircligimg  der  Pahkvi-glossare  eto.  539 

davon  liefert  der  schluss  des  artikels  a2&d  im  Burh.  q.  noch 
ein  anderes  beispiel.  Es  wird  dort  gesagt,  aJhä  bedeute  auch 
»die  wilde  malve«;  in  diesem  sinne  komme  auch  aljä  für  dIM 
vor.  Das  wäre  also  eine  zweite  bedeutung  für  alba  und  eine 
dritte  für  aljä.  Das  eine  ist  so  unzulässig,  wie  das  andere. 
Man  hat  bei  der  »malve«  an  nichts  anderes  zu  denken,  als 
an  griech.  diX6aia,  und  also  eine  entstellung  etwa  aus  altaja 
anzunehmen. 

Die  Verwechselung  der  beiden  so  ganz  verschiedenen 
bedeutungen  des  neupers.  -^  sir  oder  ser  hat  vielleicht  für 
die  glossare  noch  weitere  folgen  gehabt.  Mit  der  unrichtigen 
deutung  von  arjä  durch  »milch«  wird  es  zusammenhängen, 
dass  einestheils  arjä  in  seinem  richtigen  sinne  als  »löwe«  in 
Hoshangji's  glossar  gar  nicht  vorkam  oder  vorzukommen 
schien,  und  anderntheils  der  richtige  ausdruck  für  milch  (alba 
=  Nnt>n)  völlig  übergangen  wurde.  Im  glossar  zum  Chorda- 
Av.  p.  18,  1.2  finden  sich  Jjeide  Wörter  in  deutlich  unter- 
schiedener Pahlavi-schrift :  aljä  (d.  i.  arjä)  und  aJbä  (==  aram, 
Mbh) ;  aber  auch  hier  hat  die  arab.  schrift  die  gedachte  irrige 
Übertragung  der  bedeutung  des  einen  wertes  auf  das  andre 
veranlasst.  Beide  werden  nemlich  durch  ^-^^  rt^**»»  d.  h.  durch 
»milch«,  erklärt.  —  Auch  das  kann  mit  dieser  unheilvollen 
vermengung  zusammenhängen,  dass  sich  in  den  glossaren  noch 
ein  paar  andre  namen  für  den  löwen  finden,  die  zwar  ebenfalls 
semitischen,  aber  durchaus  nicht  aramaeischen  Ursprungs, 
sondern  ausschliesslich  arabisch  sind. 

Bei  Anq.  p.  480  lauten  diese:  asder  und  asdeman  (d.  i. 
asdä)\  im  cod.  IV  fol.  46  r.:  asder  und  asdam,  letzteres  ver- 
muthlich  nur  verschrieben  für  Anquetil's  asdeman.  Ferner  bei 
Hoshangji  p.  6, 5  asdar,  und  ebenso  im  ersten  Petersb.  glossar 
p.  71,  7.  Mit  recht  hat  man  diese  formen  auf  arab.  asady 
löwe,  zurückgeführt.  Die  Färsen  haben  dasselbe  mit  einer 
ihm  gar  nicht  zukommenden,  aramaeischen  endung  versehen 
und  ein  asdä  oder  asadä  daraus  gemacht;  das  r  aber  am  ende 
von  asdar  deutet,  wie  Hang  im  index  zu  Hosh.  richtig  erkannt 
hat,  auf  die  lesung  der  iranischen  Uzväris,  ser  (oder  sir),  hin. 

Anders  verhält  es  sich  mit  einer  angäbe,  der  wir  bei 
Anq.  p.  510  begegnen:  schev,  pers.  schir,  Hon.  Im  cod.  XVII 
liesse  sich  das  erklärte  wort  wohl  auf  verschiedene  weise 
lesen.  Einen  verschlag  in  dieser  beziehung  macht  Justi  s.  188  a, 

37* 


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v;.-:  ::,,\  p'j..;*y.  y^zJXi^rz.   c^u'.La-?    iiri.ti?^L   erij^nri 

t.tu:,'-:f  wi;.V:;»r.'.  ':rÄ^r*j:.z  :.-^izrfl.  uiii  "«ir  €s  in  der  t£ax  bei 
A;.',.  ;.,  '/ii  >  o.<r  Lz'ariv  zu  rier//rci.  tfgre.  d.  L  arson.  > 
|/fe:.r;,*;^  .ht-  <:ry«:;-Vy  ;-ä*V:  e-  a:::':  hier  ein  anderes,  wir] 
tf^irv.«':;^;;; >;•«;>  »Ort  eT*:lär*:ri  Bolleii.  welcbes  LTir  durch  die 
v;;,'^.'j  Ajj'j'>':*.ii'ii  u:-d  ^;L*r«  leLrers  ansg^ikllen  ist.  Einblick 
iij  d<:/i  'y>«l.  XVJJ  i£i^*t  SK/fort  erkeanec.  dass  ein  wort  mit 
<l«f/  Uu*it\i^:*ja\fiU  aa-.^pra'.ii*:  pOlVin,  Uzv.:  ^»alartg^  vorlag.  ESn 
Vyi';h':>.  wofl  i^sl  lu^ztUh',  wis-ieijs  aFiderweit  nicht  bekannt;  es 
ka/i(i  ab':r  au^.li.  wie  'ias  zur  erklärung  dienende  palang  ver- 
i'fh'rri  ^.<;irl.  luh'ttizi-.tßUfieTf:  koufite  dieselbe  schriftgruppe,  die 
lijcr  :iU  //  atjf;('rf;is-fit  wurde,  ebensogut  ursprünglich  r(7  bedeuten 
hoilen,  und  vielleicht  lä^re  dann  ein  wort,  wie  griech.  rap&o? 
oder  r4r/';a/',;  in  entstellter  form  vor.  Auf  welchem  wege 
HoU-.Un^  in  die  Pah la vi -Schriften  gekommen  wäre,  bliebe  dabei 
freilich  ^an/  un^^ewiKS. 

.lefh-.nfallH  Hchf'int  das  hier  erwähnte,  durch  palang  erklärte 

friitt<'|/>r:'inihche  wort,  wie  es  auch  gelautet  haben  mag,  gleich 

dem    arani.  nimm   nicht   eigentlich   den   tiger   bezeichnet  za 

haben,  Honderu  einen  verwandten  desselben,  etwa  den  leopard 

•d.  d^l. 


Zur  Würdigung  der  Pahlavi-gloBsare  eta  541 

Einen  anderen  namen  für  den  tiger  bietet  Anq.  p.  481 
dar:  akbia,  pers.  baber,  grand  tigre.  Seltsamer  weise  fQgt 
Anq.  in  den  handschriftlichen  aufzeichnungen  aus  den  con- 
ferenzen  mit  seinem  lehrer  der  erkläning  durch  haher  noch 
die  Worte  bei:  »animal  k  une  corne«,  woraus  die  Unsicherheit 
der  Überlieferung  hervorgeht;  ein  aufschluss  über  den  wahren 
sinn  und  die  herkunft  des  wortes  wird  jedoch  dadurch  nicht 
gewonnen.  Vielleicht  hat  AnquetiPs  Destür  in  der  ersten  sylbe 
des  Wortes,  »»aft«,  eine  ältere  form  des  neupers.  wortes  für  die 
zahl  »ein«  zu  erkennen  geglaubt;  woher  er  aber  das  »hornn 
genommen,  bleibt  unbegreiflich.  —  Hosh.  p.  6,  10  hat  das 
wort  ebenfalls,  aber  in  dem  capitel  »parts  of  the  body«,  mit 
der  Uzväris  päe,  was  er  im  index  p.  182  als  neupers.  ^b, 
fuss,  auffasst.  Zu  vergleichen  war  vielmelir  ^,,  und  so  triftt 
er  das  richtige  besser,  wenn  er  ebenda  p.  57  das  lemma 
akbyä  selbst  durch  »a  tendon,  nerve,  ligament,  sinew,  artery« 
erklärt  und  dann  hinzusetzt:  »compare  hebr.  Dpjp,  heel«. 
Auch  heisst  die  Uzväris  bei  Salemann  p.  87, 5  v.  unten : 
l4^\vX>\  ^/^  gemeint  ist  jedoch  unzweifelhaft  nur  die  ferse 
(heel),  aram.  NDp^;  oder  Njpj;.  Das  wort  ^^^  konnte  aber, 
wenn  es  nachlässig  geschrieben  war,  leicht  als  ein  ungenau 
punctiertes  -o  gelesen  werden;  doch  ist  an  dieser  stelle  an 
einen  tiger  gar  nicht  zu  denken. 

Aber  auch  den  bekanntesten  einheimischen  namen  des 
tigers  -o  bäbr  meine  ich  in  den  glossaren  nachweisen  zu 
können,  obgleich  er  gänzlich  verkannt  worden  ist.  Bei  Anq, 
stehen  p.  487.  488  unmittelbar  hinter  einander  aufgeführt: 
papra  und  papr,  beide  erklärt  durch  pers.  zanou,  genouil. 
Diese  deutung  lässt  sich  schwerlich  rechtfertigen.  Nach  Justi 
s.  100  b  wären  wohl  diese  Wörter  aus  chald.  NinD,  "jp^,  birkä, 
bcerech,  verdorben,  was  doch  ganz  unwahrscheinlich  sein  möchte. 
Hoshangji's  glossar  p.  7,  10  hat  ein  lemma  papra,  dem  als 
erkläning  papar  beigegeben  ist;  dann  folgt  ein  andres  lemma, 
welches  durch  ausdrücke  für  das  knie  erklärt  wird,  mit  dem 
vorhergehenden  aber  nichts  zu  thun  hat,  obgleich  dieses  in 
folge  eines  verhältnissmässig  alten  misgriiFs  hier,  wie  im  ersten 
Petersb.  glossar  p.  72,  10,  in  das  capitel  von  den  »»par^s  of 
the  body<c  gerathen  ist.  Auch  im  zweiten  Petersb.  glossar 
p.  96,  6.  7  ist  die  deutung  dieselbe.  Etwas  anders  liegt  die 
Sache  jedoch  im  anhang  zum  Farh.  Gahäng.,  cod.  Lond.  5647, 


542  J.  ObhaoMD, 

wo  das  wort  s^.  papara,  mit  stummem  h  am  ende,  geschrieben 
und  durch  eine  pers.  form  erklärt  wird,  die  Terschieden  gelesen 
werden   kann.     Im  Burh.  qät.  ist  sie  durch  hinzufügen  zweier 
vocalpuncte  unter  dem  zweiten   schriftzeichen  zu  einem   neu- 
pers.  ^.  plr  gemacht,  d.  h.  alt,  greis;  was  denn  VuUers,  lex. 
II.  p.  1540a  veranlasst  zu  fragen,  ob  nicht  etwa  papara  aus 
diesem   worte   umgewandelt    sein   könnte.    Diese    frage   muss 
natürlich   unbedingt   verneint    werden.      Vielmehr    wird    man 
papara  —  nicht  mit  lans;em  a  am  ende,  wie  bei  den  meisten 
Wörtern  semitischen  Ursprungs,  sondern  mit  stummem  h  anstatt 
eines   älteren  k  —   als  das   eranische  wort  anzusehen  haben, 
aus  welchem  neupers.  bahr  entstanden   ist,  in  alterthümlicher 
weise  noch  mit  doppeltem  p  statt  des  h  geschrieben.  Dies  ist 
die  einfache  und  nahe  liegende  erklärung  jener  ausdiücke  nnd 
alles,  was  bei  Hosh.  im  index  p.  175  an  deutungen  durch  die 
Destür's  angeführt  wird,  wie  »the  anus«,  the  knee,  the  shank, 
dient  nur   zu   zeigen,  wie  wenig  verständniss   von  dem  worte 
ihnen  wirklich  beiwohnte. 

Für  den  tiger  führt  Anq.  p.  480  noch  einen  ausdruck 
auf,  der  das  aussehen  eines  semitischen  wortes  hat:  a^ra,  pers. 
baher,  grand  tigre.  Es  ist  jedoch  schwerlich  ein  semitisches 
wort  zu  finden,  das  sich  damit  vergleichen  Hesse,  und  es  mag 
wohl  bei  der  angäbe  irgend  ein  misverständniss  zum  gründe 
liegen.  Anq.  fügt  in  seinen  vorhin  erwähnten  aufzeichnungen, 
ähnlich  wie  dort,  hinzu:  »animal  qui  n'a  qu'une  come  (pent. 
rinocerots)«,  was  die  Untersuchung  nicht  fördert.  Vielleicht 
war  ursprünglich  azorä,  Schwein,  gemeint. 

Eine  ähnliche  form,  wie  azra,  bietet  übrigens  auch  cod. 
IV,  fol.  4ü  r.  dar:  azbä,  erklärt  durch  ^,  d.  i.^,  bahr,  tiger. 
Aber  diese  angäbe  ist  ebenfalls  verdächtig,  da  dem  worte  azbä 
sonst  eine  andere  bedeutung  zugeschrieben  wird.  Bei  Anq. 
p.  481  ist  es  nemlich  durch  »pers.  roba,  renard«,  erklärt,  wozu 
aber  in  den  gedachten  aufzeichnungen  AnquetiUs  bemerkt 
wird:  »pet.  animal  ä  2  pieds«.  Was  damit  gemeint  sein 
könne,  ist  ganz  unklar.  Die  deutung  durch  röpä,  d.  i.  neupers. 
robdh,  kehrt  wieder  bei  Hosh.  p.  6,  6,  bei  Salemann,  p.  71,  8. 
87,  12  und  im  glossar  bei  dem  Chorda-Av.  p.  18, 2.  Ver- 
niuthlich  ist  dieses  az'ä  dasselbe  wort,  das  anderswo  in  Fahlavi- 
Schrift  mit  j  beginnt  und  bei  Salemann  p.  71,  8.  99,  ulL  yasbä, 
bei  Anq.  p.  523  izba  und  bei  Hosh.  p.  6, 6  izbä  transcribiert» 


Zar  würdigoDg  der  FahlaTf-glossare  eta  543 

und  überall  als  schakal  gedeutet  wird;  also  ein  dem  fuchse 
nahe  verwandtes  thier  bezeichnen  soll.  Justi  s.  62  b  und  Hang 
im  index  zu  Hosh.  p.  131  vergleichen  dazu  chald.  dnt  ze^eb, 
wolf.  Ihnen  beizustimmen  trage  ich  jedoch  bedenken.  Der 
unterschied  in  der  bedeutung  ist  freilich  bei  der  nahen  Ver- 
wandtschaft von  wolf,  Schakal  und  fuchs  von  keinem  belang; 
wie  denn  ja  auf  ähnliche  weise  der  name  des  wolfs  (3nt)  im 
äthiopischen  zur  benennung  der  hyäne  wird.  Allein  die  laut- 
liche Umwandlung  von  z^eh  in  azhä  oder  jazbä  ist  meiner 
meinung  nach  zu  gewaltsam,  um  sie  wahrscheinlich  zu  finden, 
zumal  da  das  wort  in  dem  sinne  von  wolf  anderweit  regelrecht 
in  dXbä  umgewandelt  vorhanden  ist.  An  eine  vergleichung  mit 
dem  hebr.  und  talm.  namen  der  hyäne  (yus)  zu  denken,  wider- 
räth  wohl  die  Verschiedenheit  der  Zischlaute. 

Ausser  diesem  jazbä  (oder  izha)  gilt  bei  Anq.  p.  492  auch 
tatmeman  als  name  des  schakals;  ebenso  bei  Hosh.  p.  6,6 
tatmaman,  bei  Salemann  p.  90,2;  beim  Chorda -Av.  p.  23,1; 
im  vierten  anhang  zum  Farh.  Gahäng.,  aber  mit  der  ausspräche 
tatmimin,  und  im  Burhän  —  wahrscheinlich  nur  verdruckt  — 
tatmitan  (lies:  tatmiman),  schagäl,  »welcher  der  bruder  des 
fuchses  istct.  Eine  anknüpfung  an  anderweit  bekanntes  sprach- 
gut ergiebt  sich  nirgend.  Dem  anscheine  nach  ist  das  wort 
von  den  Aramaeem  erborgt  und  also  =  tatniä;  allein  an 
wirklich  semitisches  wird  man  durch  nichts  erinnert.  Denn 
Justi's  frage  s.  108  a,  ob  nicht  chald.  pon,  marder,  zu  ver- 
gleichen sei,  kann  wohl  nur  verneint  werden.  —  Die  forschung 
wird  auch  dadurch  nicht  erleichtert,  dass  dem  worte  bei  Anq. 
p.  491  ein  anderes,  lautlich  und  vermuthlich  auch  dem  Ursprünge 
nach  verwandtes  wort  zur  seite  steht:  tatmota,  pers.  khe^s, 
ourse;  bei  Hosh.  a.  a.  o.  besser:  tatmatä,  khirs^  und  ebenso 
im  cod.  IV  fol.  46  r.,  in  beiden  Petersburger  glossaren  p.  71,8. 
90,2.,  im  Farh.  Gahängtri  und  im  Burhän,  während  beim 
Chorda-Av.  p.  23, 1  statt  dessen  bloss  tatmä  geschrieben  wird, 
was  denn  ja  mit  dem  daneben  stehenden,  aber  als  schakal 
gedeuteten  tatmaman  identisch  wäre.  Einstweilen  bleibt  die 
herkunft  aller  dieser  formen  und  ihre  wirkliche  bedeutung  noch 
unermittelt. 

Noch  einen  ausdruck  für  den  schakal,  der  bei  Anq.  fehlt 
finden  wir  bei  Hosh.  p.  6,  6,  wo  tatmaman,  izbä  und  türak 
(oder  törak,  dort  transcribiert  türeh)  zusammengefasst  und  durch 


544  J.  OlBhansen, 

nachfolgendes  schagäl  erklärt  werden.  Ebenso  werden  im 
ersten  Petersb.  glossar  p.  71,  8  tatmiman  (nach  Salemann's 
transcription),  yazbä  und  türak  (törak,  *)  dort  transcribiert  töra) 
mit  einander  verbunden,  und  dahinter  in  einer  andern,  von 
dem  herausgeber  benutzten  quelle  schagäl  hinzugefügt.  Auch 
im  glossar  zum  Chorda -Av.  p.  23,  1  kehrt  die  erklärung  von 
türak  durch  schakal  wieder.  Dagegen  dient  im  zweiten  Petersb. 
glossar  p.  90,  2  neupers.  «^y  töra,  wie  die  ausspräche  nach 
dem  Burhän  lautet,  d.  h.  die  neuere  form  des  mitteleränischen 
törak,  zur  erklärung  von  tatmaman,  und  ebenso  p.  99  extr.  zu 
der  von  yazhä;  desgleichen  im  anhang  zum  Farh.  Gahängirl. 
Das  wort  ist  durchaus  nicht  aramaeisch  und  wahrscheinlich 
überhaupt  nicht  semitischen  Ursprungs.  Mit  aram.  N^*n,  rind, 
in  Pahlavi- Schrift  töra  (und  vielfach  irrthümlich  tönä  oder  nach 
Anq.  p.  492  tounä  gelesen)  darf  es  nicht  verwechselt  werden. 

Anquetil's  talman  (d.  h.  tala%  pers.  robah,  renard  (p.  491) 
ist  längst  als  aram.  N/>3;r:  richtig  erkannt;  vgl.  z.  b.  Justi,  s.  110a. 
Es  findet  sich  auch  bei  Hosh.  p.  6,  6  (neben  azhä)  durch  röpä 
(die  ältere  form  des  neupers.  «l*«!;)  erklärt;  ebenso  beim  Chorda- 
Av.  p.  23,1  und  bei  Salemann  p.  90,2.  Ebenda  p.  71,7.  8 
ist  der  text  offenbar  etwas  in  Unordnung  gerathen;  die  beiden 
Wörter  gurg  und  talman  sind  aus  z.  7  ohne  zweifei  nach  z.  8 
zwischen  d/iba  (wolf)  und  azba  zu  versetzen  und  letzteres  mit 
talman  zusammen  durch  röpäh,  fuchs,  erklärt.  —  Mit  dem  bei 
Anq.  p.  492  und  in  anderen  glossaren  vorkommenden  worte 
talman  (oder  talman),  nase,  hat  das  hier  angeführte  talman 
natürlich  nichts  zu  thun;  von  jenem  wird  an  anderer  stelle 
ausführlicher  zu  handeln  sein. 

Hoshangji  p.  21,  9  führt  in  dem  abschnitte  »miscellaneous 
words«t  ein  lemma  röbäs  auf,  mit  der  Uzväri§  röpäh,  in  dem 
sinne  von  >»fuchs«.  Auch  im  Bundeh.  p.  30, 15  wird  rSbäs 
geschrieben;  dagegen  p.  30,18.  47,16  röpäh;  s.  darüber  Justi 
s.  158  b  und  Zendspr.  s.  65  b  sub  voce  urupi,  sowie  Spiegel, 
Comment  zum  Av.  I,  s.  177.  Daraus  lässt  sich  ersehen,  wie 
unsicher   die   Überlieferung   in   bezug  auf  die  bedeutung  und 


^)  Auf  die  vier  zeichen  des  wertes  "pin  folgt  an  dieser  stelle  noch  ein 
fünftes,  welches  sonst  zur  hezeichnung  von  v  oder  n  dient,  hier  aber,  wie 
in  vielen  ähnlichen  fällen,  wohl  misbräuchhch  dem  ende  des  Wortes  ang&> 
%t  ist. 


Zar  Würdigung  der  Fahlavi-gloesare  etc.  545 

selbst  auf  die  form  des  mittel^ränischen  wertes  ist.  Zu  der 
modernen  (neupers.)  media  b  stimmt  der  anscheinend  alter- 
thümlichere  auslaut  auf  -äs,  falls  er  überhaupt  echt  ist,  nicht 
gut.  Unter  allen  umständen  kann  es  jedoch  nicht  verkannt 
werden,  dass  es  sich  hier  um  eine  ältere  form  für  das  neupers. 
röbäh  handelt.  Derselbe  name  mag  nur  zu  verschiedenen 
zelten  und  an  verschiedenen  orten  bald  dem  einen,  bald  einem 
andern  raubthiere  beigelegt  sein. 

Ausser  dem  bereits  früher  erwähnten  namen  des  wolfs, 
bei  Anq.  p.  499  diba,  gorg,  loup,  führt  ebenderselbe  noch 
einige  andere  Wörter  mit  gleicher  bedeutung  auf.  So  p.  510 
ghentche,  p.  519  neang,  p.  520  nakand.  Aber  so  deutlich  das 
wort  dtbä  dem  gleichlautenden  aram.  werte  entspricht  (vgl. 
z.  b.  Justi  s.  150  b),  ebenso  bedenklich  sieht  es  mit  den 
anderen  angaben  aus.  Justi  s.  194  vergleicht  ghentche  (oder 
nach  den  schriftzügen  eher  ghantchü  oder  ghantchan,  nach  der 

Päzand-transcription  aber  ganci)  mit  arab.  J-i^,  was  dessen 
bedeutung  empfehlen  könnte,  lautlich  aber  eher  anstössig  wäre. 
Mir  scheint  es  zwar  nicht  ganz  unmöglich,  dass  hier  eine  ent- 
stellung  des  neupers.  gurg  vorliegen  könnte;  wenn  wir  jedoch 
bei  Hosh.  p.  21,  9  auf  ein  lemma  ghojan,  nakandj  erklärt 
durch  korag,  stossen,  so  wird  es  rathsam  sein,  auf  das  eine, 
wie  auf  das  andere  dieser  Wörter  weiterhin  zurückzukommen. 
—  Neang  hält  Justi,  s.  253  a  sub  voce  7iang,  nur  für  andere 
punctierung  des  (apokryphen)  nakand,  mit  der  unzureichenden 
bemerkung:  »mit  erweichung  des  k  zu  g*i.  Hier  sei  nur  an- 
gemerkt, dass  die  Schreibart  im  cod.  XVII  wohl  richtiger 
anders  zu  lesen  war,  als  wie  bei  Anq.  und  in  der  Päzand- 
transcription  der  fall  ist;  ob  aber  ntnak,  ntvak,  najök  oder 
navök,  oder  wie  Justi  a.  a.  o.  sub  voce  nek,  nyak,  oder  wie 
Hosh.  im  index  p.  162  s.  v.  nadük^  und  p.  171  s.  v.  nyok, 
andeuten,  ist  ganz  unklar;  auf  den  wolf  führt  jedoch  schwerlich 
irgend  ein  versuch  anderer  lesung. 

Anq.  schreibt  p.  508  schomarman,  pers.  gorbah,  chaL 
Ebenso  wird  shomärman  bei  Hosh.  p.  6,  5  durch  gurba{k),  bei 
Salemann  p.  71,  7.  92,  6  und  im  glossar  zum  Chorda-Av.  p. 
27, 8  durch  pers.  jy^^^  A^yT  erklärt.  Mit  berichtigter  endung 
wäre  in  Pahlavi-schrift  n'^ndik^  zu  schreiben.  Die  wesentliche 
Identität  mit  aram.  und  mandäischem  nI^ik^  scheint  unzweifel- 
haft  und  wird  auch  von  Nöldeke  anerkannt,  nach  Sachaus 


546  J.  OlBhausen, 

mittheilung  in  der  ZDMG.  XXIV,  s.  728.  Früher  wollten 
VuUers  im  lex.  II,  p.  1548  b  und  Justi  s.  191b,  s.  v.  o^U^-i, 
irre    geleitet,   wie    es    scheint,  durch    das   Burh.  q.,  das  zur 

erklärung  dienende  wort  dJ*^  in  d^^j^  verwandeln,  woran  jetzt 

nicht  mehr  gedacht  werden  kann.  Aus  derselben  oder  einer  ähn- 
lichen trüben  quelle  mag  auch  die  erklärung  durch  ^^sJ^^  ^j^ 
»fletus  et  planctus«  im  glossar  zum  Chorda-Av.  p.  27, 5 
geflossen  sein,  >vo  das  wort  in  sönuirmand  entstellt  und  die  Iden- 
tität mit  dem  erwähnten ,  richtig  erklärten  söniärman  (27,  8) 
nicht  erkannt  ist.  Der  Übergang  von  n  zu  in  ist  in  Pahlayi- 
schriften  nicht  häufig  und  erklärt  sich  aus  der  gestalt  der 
schriftzüge  nicht;  vielleicht  hat  man  es  hier  mit  einer  dia- 
lektischen abweichung  im  Aramaeischen  selbst  zu  thun. 

Die  semitische  benennung  für  den  esel  giebt  Anq.  p.  477: 
amna,  pers.  khavy  ane.  Hosh.  p.  5,  3  stellt  die  formen  amnä 
und  awlä  neben  einander,  welche  beide  auf  misverstandener 
älterer  Pahla\i-schrift  beruhen.  Im  index  p.  60  wird  die  aus- 
spräche amrä  vorgeschlagen,  die  immerhin  den  Vorzug  verdient, 
obgleich  nur  Immärä  ganz  correct  wäre.  Auch  in  dem  glossar 
beim  Chorda-Av.  stehen  p.  17,8.9  das  richtige  amrä  und  das 
minder  berechtigte  amnä  neben  einander,  und  ebenso  bei 
Salemann  p.  70,  9.  Dass  die  aram.  consonantschrift  NiDH  hier 
wiedergegeben  werden  sollte,  ist  längst  anerkannt  und  weiterer 
begründung  nicht  bedürftig. 

Anders  verhält  es  sich  mit  einer  zweiten  angäbe  bei  Anq. 
p.  510:  sthakra,  pers.  khar,  ane;  womit  auch  Salemann  p.  92,6 
übereinstimmt.  Irgend  eine  grundlage  für  diese  gleichstellong 
ist  nicht  nachweisbar,  und  dass  hier  ein  irrthum  obwalte, 
wurde  bereits  von  Justi  s.  189  a  anerkannt.  Dort  wird  vor- 
geschlagen, das  in  arab.  schrift  überlieferte  wort  ^  esel,  in 
neupers.  >^  verstand,  zu  verwandeln,   und  darnach  schaJcrä 

mit  »chald.  ^3e^«c  zusammen  gestellt.  Da  die  entlehnung  semi» 
tischer  Wörter  vpn  so  abstracter  bedeutung  den  mittel^ränischen 
Schriftwerken  überhaupt  nicht  geläufig  ist,  scheint  dieser 
lösungsversuch  bedenklich,  und  anderes  möchte  näher  liegen. 
Meiner  Überzeugung  nach  handelt  es  sich  hier  nicht  bloss  um 
die  berichtigung  eines  beschädigten  wortes  in  arabischer  schrift, 
mit  deren  hülfe  sich  eine  mehr  oder  weniger  vertrauen  ver- 
dienende üzväris  herstellen  liesse,  sondern  um  den  nachwei« 


Zur  wnrdigang  der  Pablavf-glossare  eio.  547 

des  Zusammentreffens  verschiedener  Unklarheiten  der  leidigen 
Pahlavi- Schrift,  die  einen  äusserst  verwickelten,  aber  nicht 
unlösbaren  knoten  zu  bilden  anlass  gegeben  haben.  Ich  ver- 
suche die  lösung  in  folgender  weise. 

Zunächst  hat  man  allen  grund,  das  bei  Anq.  durch  nesel« 
erklärte  wort  einfach  für  die  transcription  eines  aramaeischen 
ausdruckes  in  Pahlavi -schrift  zu  halten,  Damach  würde  das 
von  Anq.  mit  den  Parsen  in  Indien  als  schahra  gelesene  wort 

■juJaju     aramaeischem  trov)  entsprechen.    Ein  solches  wort 

ist  ja  auch  wohl  bekannt  und  bedeutet,  —  mag  es  nun  nach 
jüdischer  weise  in  der  ersten  sylbe  mit  i  versehen  werden, 
N^D^z;,  griech.  otxepa,  oder  nach  syrischer  mit  a,  N^Dü,  — 
immer  ein  dem  weine  vergleichbares,  jedoch  nicht  grade  damit 
identisches,  berauschendes  getränk.  In  diesem  sinne  begegnen 
wir  dem  worte  auch  in  glossaren  mit  sachlicher  anordnung  an 
geeigneter  stelle.  So  bei  Hosh.  p.  4,  6  in  dem  capitel  »wine, 
drinking  etc.«,  wofür  nach  seinem  eignen  Zeugnisse  (p.  4,  note  1) 
anderswo  die  mittelöränische  form  gebraucht  wird,  welche 
neupersischem  J^)^^  nahrungsmittel,  speise,  zum  gründe  liegt 

und  in  fast  gleicher  gestalt  als  aequivalent  des  synonymen 
neupers,  J^j\^  auch  bei  Salemann  p.  70, 1  dem  entsprechen- 
den capitel  zur  Überschrift  dient.  Der  ausdruck  ist  ein  sehr 
umfassender;  indessen  nach  dem  inhalte  des  so  benannten 
capitels  zu  urtheilen,  wurde  das  wort  auch  in  einem  engeren 
sinne  gebraucht.  Die  hauptsächlichsten  nahrungsmittel  des 
menschen,  die  dem  thier-  und  pflanzenreiche  angehören,  werden 
in  demselben  gar  nicht  erwähnt.  Vielmehr  erscheint  das  wort 
hier  in  einem  speciellen  sinne,  etwa  in  dem  von  »delicatessen«, 
ähnlich  wie  in  Frankreich  das  gleichbedeutende  wort  »come- 
stibles«  auch  in  diesem  beschränkten  sinne  vorkommt. 

Die  Uzväris  des  aram.  wertes  liest  Hosh.  im  index  p.  145 
khär  =  neupers.  j\^,  Salemann  p.  70,  3  qar  =  neupers.  ^yL. 
Derselbe  führt  aber  als  Variante  auch  die  von  Hosh.  über- 
lieferte foim  an.  Das  wort  N"iDsß^  kehrt  auch  in  Salemann's 
zweitem  glossar  p.  93, 1.  2  wieder,  ist  aber  dort  irrthümlich 
einmal  durch  ^U^  das  andre  mal  durch  j\jL  (beides  in  neupers. 
schrift)  erklärt;  gemeint  ist  auch  hier  unzweifelhaft  j\^* 
Beide  formen,  die  mit  langem  und  die  mit  kurzem  a,  bedeuten 
ganz   dasselbe:    »das   gemessbare,  speise   und  trank«.     Auch 


548  J.  OlshAuaen, 

käme  nichts  darauf  an,  wenn  das  Burhän  recht  hätte,  die 
form  mit  langem  a  ^\y^  zu  sprechen,  da  die  consonantschrift 
davon  nicht  berührt  wird.  Insbesondere  wird  hier  mit  dem 
aram.  ausdruck  ein  bestimmtes,  wohlschmeckendes  und  berau- 
schendes misch-getränk  bezeichnet  sein,  wie  es  zu  der  erwähnten 
Überschrift  passt,  welche  eben  nur  ein  derivat  von  ^yL  oder 
^\y^  ist.  Auch  bei  uns  in  Europa  findet  ja  in  ähnlichen  fallen 
hie  und  da  ein  ausdruck  von  umfassender  bedeutung  eine 
specielle  anwendung,  wie  z.  b.  die  »speise«  für  eine  art  Back- 
werk,  die  tobowle«  für  einen  angenehmen  mischtrank.  Die 
neben  Nn^tt^  in  dem  capitel  noch  erwähnten  gegenstände  sind 
schon  vorhin  aufgeführt. 

Bei  dieser  Sachlage  wird  es  sofort  klar,  woher  die  so  auf- 
fällige erklärung  von  schdkra  durch  »esel«  bei  Anq.  rührt. 
Ihm  entging  der  geringfügige,  feine  unterschied  in  der  aus- 
spräche von  ^  und  selbst  \^  einerseits,  und  dem  blossen 
^  des  anlauts,  ohne  die  Verbindung  mit  dem  abgeschwächten 
laute  des  v;  er  umschrieb  alle  diese  sylben  in  französischer 
Schrift  gleichmässig  durch  kha.  Es  kam  aber  noch  ein  anderer 
umstand  hinzu,  der  eine  solche  Verwechselung  in  diesem  falle 
begünstigte. 

Der  dem  N'nDtt^  als  temetum  nahe  stehende  wein  nemlich 
wird  in  den  glossaren  mit  dem  aram.  namen  NlDH  bezeichnet^ 
welchem  beim  lesen  iranisches  ^^  niaj  substituiert  wird;  s. 
Anq.  p.  481,  fiosh.  4,5,  Salem.  70,2  (wo  jedoch  die  trans- 
cription  amarä  nicht  gebilligt  werden  kann)  und  87,10.  Beim 
Chorda -Av.  17,  5  lautet  die  neupers.  erklärung  i^^ß^\  w— >^t-S»> 

rebentrank.     Ebendieselben    Pahlavl  -  schriftzüge   jjjjj'  aber, 

welche  die  aram.  benennung  für  wein  wiedergeben,  drücken 
auch  das  bereits  vorhin  erwähnte  aram.  NlDH  esel   aus,  was 

T    T   -t 

ZU  gelegentlichen  Verwechselungen  anlass  geben  kann.  Da 
jedoch  die  Färsen  mit  den  beiden,  durch  dieselben  Pahlavi- 
schriftzüge  ausgedrückten  objecten,  wein  und  esel,  fortdauernd 
bekannt  blieben,  ist  ihnen  auch  die  künde  von  den  ver- 
schiedenen bedeutungen  nicht  abhanden  gekommen,  wie  die 
vergleichung  der  soeben  angeführten  stellen  der  glossare  mit 
den  früher  (s.  546)  erwähnten  zeigt.  Auch  die  neupersischen 
lexica,  wie  das  Farh.  öahäng.  und  das  Burhäni  q.,  kennen 
beide  bedeutungen,  nur  verkehren  sie  die  sache  in  der  aus- 


Zur  wtirdigang  der  Pahlavf-gloBsare  etc.  549 

Sprache:  ihnen  ist  amra  (\Jc\)  der  esel  and  amara  (\^T)  der 
wein. 

Als  nun  Anq.  sein  glossar  bearbeitete,  lag  ihm  ein  nach 
materien  geordnetes  glossar  nicht  vor;  doch  muss  er,  wahr- 
scheinlich durch  seinen  Destür,  erfahren  haben,  dass  sein 
schakrä  ungefähr  s.  v.  a.  amrä  sei.  Dieses  erkannte  er  in 
seiner  bedeutung  »Titein«  nicht,  auch  war  dem  an  ein  überaus 
massiges  leben  gewöhnten  manne  die  specifische  bedeutuug 
von  ^^  {=  j\^)  als  einem  leckeren  getränke  vermuthlich 
ganz  unbekannt,  und  da  ihm  der  geringfügige  unterschied  in 
der  ausspräche  von  j^  und  j^  entging,  musste  er  nothwendig 
zu  der  annähme  kommen,  dass  sein  ^kham.  (I2L)  nur  eine 
andre  benennung  fELr  den  esel  (aram.  amarä,  von  den  Parsen 
amrä  gelesen)  sei. 

Beachtenswerth  sind  die  bemerkungen  Hoshangji's  über 
sein  shdkarä  (nidc^)  und  das  eränische  hhär  (;^y^).  Zu 
ersterem  bemerkt  er  im  index  p.  210:  »sugar  in  all  ms.«  Da 
nun  die  üzväris  zu  dem  aram.  worte  regelmässig  nicht  6rän. 
ßj^  ist,  sondern  )\y^j  so  gewinnt  es  den  anschein,  als  ob 
Hosh.  letzteres  vom  zucker  verstehe.  Allein  an  andrer  stelle 
p.  145  sagt  er  über  dasselbe  wort  khär:  »this  word  is  trans- 
lated  jSugar*  in  nearly  all  ms.,  but  that  is  not  correct.  Per- 
haps  the  word  shakarä,  being  in  juxta-position,  was  mistaken 
for  shakar,  sugar.«  Dass  khär  in  den  mss.  »fast  immer«  als 
zucker  erklärt  werde,  ist  mir  nicht  bekannt,  obgleich  es  an 
einigen  stellen  so  vorkommt,  insbesondere  bei  Hosh.  selbst,  in 
append.  11  miscellaneous  words,  p.  21,8,  bei  Salemann  p.  85,  9, 
wo  qar  (;^äL,  d.  i.  =  j\yL)  mit  nisäk  zusammen  durch  saker 
erklärt  wird,  während  umgekehrt  p.  93, 1  neben  sakrä  auch 
das  einer  erklärung  gar  nicht  bedürfende  Jj^  durch  ^U^  (ver- 
schrieben für  ^UL  « j^y^)  erläutert  wird.  Diese  umstände 
machen  es  jedenfalls  sehr  wahrscheinlich,  dass  Hosh.  mit  recht 
vermuthete,  wo  khär  und  yLi>  zusammengestellt  würden,  sei 
nur  eine  Verwechselung  des  letzteren  mit  dem  aram.  NiDKf 
anzunehmen.  Für  dieses  selbst  sucht  er  eine  andere  erklärung, 
nachdem  er  vorher  eine  anderweit  mitgetheilte  lesung  und 
deutung  des  wertes  khär  zurückgewiesen.  Er  sagt  nemlich 
p.  210  weiter:  »In  the  glossary  of  Destur  Jamshedji  Burzorji 
of  Surat,  published  with  a  Khordeh-avastä,  at  Bombay  in  1859, 
it  is  translated  by  Ja^  )ü\,  pomegranate  tree.    From  what 


548  J.  Olehauaen, 

käme  nichts  darauf  an,  wenn  das  Burhän  recht  hätte,  die 
form  mit  langem  a  ^\yL  zu  sprechen,  da  die  consonantschrift 
davon  nicht  berührt  wird.  Insbesondere  wird  hier  mit  dem 
aram.  ausdruck  ein  bestimmtes,  wohlschmeckendes  und  berau- 
schendes misch-getränk  bezeichnet  sein,  wie  es  zu  der  erwähnten 
Überschrift  passt,  welche  eben  nur  ein  derivat  von  ^^  oder 
^\^  ist.  Auch  bei  uns  in  Europa  findet  ja  in  ähnlichen  fallen 
hie  und  da  ein  ausdruck  von  umfassender  bedeutung  eine 
specielle  anwendung,  wie  z.  b.  die  »speise«  für  eine  art  back- 
werk,  die  »bowle«  für  einen  angenehmen  mischtrank.  Die 
neben  Ni^tt^  in  dem  capitel  noch  erwähnten  gegenstände  sind 
schon  vorhin  aufgeführt. 

Bei  dieser  Sachlage  wird  es  sofort  klar,  woher  die  so  auf- 
fallige erklärung  von  schdkra  durch  »esel«  bei  Anq.  rührt. 
Ihm  entging  der  geringfügige,  feine  unterschied  in  der  aus- 
spräche von  ^  und  selbst  \^  einerseits,  und  dem  blossen 
^  des  anlauts,  ohne  die  Verbindung  mit  dem  abgeschwächten 
laute  des  v;  er  umschrieb  alle  diese  sylben  in  franzosischer 
Schrift  gleichmässig  durch  kha.  Es  kam  aber  noch  ein  anderer 
umstand  hinzu,  der  eine  solche  Verwechselung  in  diesem  falle 
begünstigte. 

Der  dem  Nn^c^  als  temetum  nahe  stehende  wein  nemlich 
wird  in  den  glossaren  mit  dem  aram.  namen  NlDH  bezeichnet^ 
welchem  beim  lesen  iranisches  ^  niaj  substituiert  wird;  s. 
Anq.  p.  481,  fiosh.  4,5,  Salem.  70,2  (wo  jedoch  die  trans- 
cription  amarä  nicht  gebilligt  werden  kann)  und  87,10.  Beim 
Chorda -Av.  17,5  lautet  die  neupers.  erklärung  ^^ß<^\  w— >W-^> 

rebentrank.     Ebendieselben    Pahlavi  -  schriftzüge    Jsijt^  aber, 

welche  die  aram.  benennung  für  wein  wiedergeben,  drücken 
auch  das  bereits  vorhin  erwähnte  aram.  nidh  esel  aus,  was 

TT-:' 

ZU  gelegentlichen  Verwechselungen  anlass  geben  kann.  Da 
jedoch  die  Färsen  mit  den  beiden,  durch  dieselben  Pahlavi- 
schriftzüge  ausgedrückten  objecten,  wein  und  esel,  fortdauernd 
bekannt  blieben,  ist  ihnen  auch  die  künde  von  den  ver- 
schiedenen bedeutungen  nicht  abhanden  gekommen,  wie  die 
vergleichung  der  soeben  angeführten  stellen  der  glossare  mit 
den  früher  (s.  54G)  erwähnten  zeigt.  Auch  die  neupersischen 
lexica,  wie  das  Farh.  öabäng.  und  das  Burhäni  q.,  kennen 
beide  bedeutungen,  nur  verkehren  sie  die  sache  in  der  aus- 


Zur  Würdigung  der  Pahlavf-gloBsare  etc.  549 

spräche:  ihnen  ist  amra  O^^t)  der  esel  and  amara  (\'^)  der 
wein. 

Als  nun  Anq.  sein  glossar  bearbeitete,  lag  ihm  ein  nach 
materien  geordnetes  glossar  nicht  vor;  doch  muss  er,  wahr- 
scheinlich durch  seinen  Destür,  erfahren  haben,  dass  sein 
schakrä  ungefähr  s.  v.  a.  amrä  sei.  Dieses  erkannte  er  in 
seiner  bedeutung  »T\tein«t  nicht,  auch  war  dem  an  ein  überaus 
massiges  leben  gewöhnten  manne  die  specifische  bedeutuug 
von  ^^  (=  j\^)  als  einem  leckeren  getränke  vermuthlich 
ganz  unbekannt,  und  da  ihm  der  geringfügige  unterschied  in 
der  ausspräche  von  j^  und  j^  entging,  musste  er  nothwendig 
zu  der  annähme  kommen,  dass  sein  ^»khar^  (1^)  nur  eine 
andre  benennung  fELr  den  esel  (aram.  amarä,  von  den  Parsen 
amrä  gelesen)  sei. 

Beachtenswerth  sind  die  bemerkungen  Hoshangji's  über 
sein  shdkarä  (nidk^)  und  das  iranische  khdr  (;^y^).  Zu 
ersterem  bemerkt  er  im  index  p.  210:  »sugar  in  all  ms.«  Da 
nun  die  üzväris  zu  dem  aram.  worte  regelmässig  nicht  6rän. 
ßj^  ist,  sondern  ^^^,  so  gewinnt  es  den  anschein,  als  ob 
Hosh.  letzteres  vom  zucker  verstehe.  Allein  an  andrer  stelle 
p.  145  sagt  er  über  dasselbe  wort  khar:  »»this  word  is  trans- 
lated  ,sugar*  in  nearly  all  ms.,  but  that  is  not  correct.  Per- 
haps  the  word  shakarä,  being  in  juxta-position,  was  mistaken 
for  shakar,  sugar.«  Dass  khär  in  den  mss.  »fast  immer«  als 
zucker  erklärt  werde,  ist  mir  nicht  bekannt,  obgleich  es  an 
einigen  stellen  so  vorkommt,  insbesondere  bei  Hosh.  selbst,  in 
append.  11  miscellaneous  words,  p.  21, 8,  bei  Salemann  p.  85,  9, 
wo  qar  (;^äL,  d.  i.  =  j^y^)  ^ait  nisäk  zusammen  durch  saker 
erklärt  wird,  während  umgekehrt  p.  93, 1  neben  sakrä  auch 
das  einer  erklärung  gar  nicht  bedürfende  JJ:»  durch  ^U^  (ver- 
schrieben für  ^UL  « j^y^)  erläutert  wird.  Diese  umstände 
machen  es  jedenfalls  sehr  wahrscheinlich,  dass  Hosh.  mit  recht 
vermuthete,  wo  khär  und  yLi  zusammengestellt  würden,  sei 
nur  eine  Verwechselung  des  letzteren  mit  dem  aram.  H'^d^ 
anzunehmen.  Für  dieses  selbst  sucht  er  eine  andere  erklärung, 
nachdem  er  vorher  eine  anderweit  mitgetheilte  lesung  und 
deutung  des  wertes  khär  zurückgewiesen.  Er  sagt  nemlich 
p.  210  weiter:  »In  the  glossary  of  Destur  Jamshedji  Burzorji 
of  Surat,  published  with  a  Khordeh-avasta,  at  Bombay  in  1859, 
it  is  translated  by  Ja^  )ü\,  pomegranate  tree.    From  what 


550  J.  Olahansen, 

source  this  meaning  is  taken  could  not  be  ascertained.  Of 
course  the  word  j\yL  liJiär  can  be  read  also  anär,  but  that  is 
ouf  of  place  here.«  Dass  in  dem  von  mir  benutzten  exemplar 
jener  ausgäbe  von  1859  die  pers.  erklärung  mit  anderer  Wort- 
stellung j\J\  J:i>Ji  lautet,  wird  gleichgültig  sein,  immer  ist  es 

richtig,  dass  sich  in  Pahlavi-schrift  jdiwai  ayiär  von  j\yL  nicht 


unterscheiden  lässt  und  jenes  den  granatapfel  bedeutet,  neben 
dem  süssen  (^^.^-^)  vermuthlich  auch  den  säuerlichen  {J^y), 
der  vielleicht  mit  der  citrone  (sonst  gu^*)  identisch  sein  mag. 
Ob  auch  der  bäum,  wie  die  frucht,  anär  heisst,  lasse  ich 
dahin  gestellt  sein.  In  keinem  falle  aber  durfte  Hosh.  sagen, 
das  wort  sei  hier,  d.  h.  in  dem  capitel  von  den  leckereien» 
nicht  am  platze,  wie  aus  dem  vorhin  gesagten  deutlich  genug 
hervorgeht.  Man  hätte  also  daran  durchaus  keinen  anstoss 
zu  nehmen,  wenn  nicht  die  bedeutung  des  aram.  wertes  H'^M 
auf  einen  andern  und  natürlicheren  weg  hinwiese.  Auf  den 
granatapfel  führt  keinerlei  sprachliche  Verwandtschaft  und 
gewöhnlich  entspricht  demselben  sonst  das  aram.  rimmänä 
oder  ru7nmänä. 

Hosh.  begnügt  sich  aber,  wie  gesagt,  nicht  damit,  andere 
erklärungen  zurückzuweisen,  sondern  versucht  auch  seinerseits 
eine  solche  zu  geben,  —  die  freilich  seltsam  genug  ist.  In 
der  unbegründeten  Überzeugung,  dass  es  sich  in  dem  capitel 
seines  glossars  nur  um  etwas  handeln  könne,  das  mit  dem 
trinken  zusammenhange,  setzt  er  schliesslich  a.  a.  o.  hinzu: 
»in  all  probability  this  word  shakarä  means  a  drunkard,  a 
tipsy  man,  as  khär  signifies  the  same;  comp.  Arabic^X^  to 

be  drunk,  Hebr.  and  Chald.  -idü,  Syr.  skar,  Ethiop.  sak^ra  id.« 
Woher  er  diese  bedeutung  von  ^\^  geschöpft  hat,  sagt  er 
nicht;  gewiss  genug  ist  aber,  dass  sie  jeder  begründung 
ermangelt.  Auch  Hang  scheint  die  sache  bedenklich  gefimden 
zu  haben,  als  er  zu  Hoshangji's  werten  im  index  p.  145  die 
kurze  bemerkung  beifügte:  »Pers.  ^\^  in  compos.  a  devourer«. 
Ganz  richtig;  denn  nur  als  zweiter  theil  eines  compositum 
bedeutet  der  verbalstamm  j\^  den  verzehrer  von  speise  oder 
trank.  Hosh.  liess  sich  wohl  irre  leiten  durch  Wörter  dieser 
art,  wie  z.  b.  )\yL^^,  j\yL  k^^j^j  beides  s.  v.  a.  weintrinken 
Wunderlich  genug  ist  es  aber,  dass  sich  Hosh.,  indem  er  hin- 
sichtlich der  bedeutung  von  «"Oü  bereits  ganz  auf  der  riohtigea 


Zur  würdigang  der  FahlaYi-g^ossore  etc.  561 

fahrte  war,  noch  im    letzten  moment  verirrte  und  stfttt  des 
getränkes  auf  einen  trinker  verfiel. 

Zu  azora^  Anq.  p.  481,  Hosh.  p.  5,6,  pers.  khouk,  porc, 
ist  von  Nöldeke  (nach  Sachau's  mittheilung  in  der  ZDMG. 
XXIV,  8.  728)  die  nächste  grundlage  für  die  vocalisation  in 
dem  neusyr.  'hazürä  nachgewiesen.    Vgl.  auch  Justi  s.  124  b. 

Wir  begegnen  aber  bei  Anquetil  noch  drei  anderen  aus- 
drücken von  eigenthümlicher  gleichartiger  bildung,  welche 
sämmtlich  durch  pers.  khouk,  porc,  erklärt  werden:  p.  481 
akharid^  p.  499  döbrid  und  p.  492  tasobarid.  Alle  drei  kehren 
in  dem  glossar  wieder,  das  dem  Chorda -Avesta  beigefügt  ist, 
und  zu  ihnen  tritt  dort  noch  ein  vierter  ausdruck  ähnlicher 
art  hinzu,  p.  26,8:  stbrU,  wozu  auch  Salemann  p.  70  extr.  zu 
vgl.  Die  erklärung  ist  dieselbe,  wie  bei  Anq.,  mit  ausnähme 
des  erstgedachten  akhrU,  das  beim  Chorda-Av.  p.  18, 1  als 
pferd  gedeutet  wird.  Dieselben  vier  Wörter  kommen  auch  in 
Hoshan gji's  glossar  vor,  p.  5,  5.  6,  in  dem  capitel  j»Quadru- 
peds  etc.«,  ohne  weitere  erklärung,  aber  unmittelbar  darnach 
folgt  das  lemma:  azorä^  khouk,  schwein.  Hang  erkannte  im 
index  p.  56  sq.  ohne  Schwierigkeit  drei  wichtige  puncto,  welche 
diese  angaben  zu  erläutern  geeignet  sind;  erstens,  dass  der 
erste  theil  jener  vier  Wörter  aus  Zahlwörtern  besteht,  und  zwar 
aus  den  cardinalzahlen  für  1 — 4;  sodann,  dass  der  zweite,  sich 
gleichmässig  wiederholende  theil  das  pers.  wort  jo^  hartd  ist,  von 
welchem  Haug  dann  das  lat  veredus  ableitet,  —  ob  mit  recht, 
lasse  ich  dahin  gestellt  sein;  einerlei  Ursprungs  sind  beide 
Wörter  jedenfalls.  Der  dritte  punct  ist  der,  dass  die  erklärung 
durch  schwein  lediglich  auf  einem  irrthum  beruht,  indem  Anq. 
(oder  vielmehr  sein  gewährsmann)  die  gedachten  ausdrücke 
ohne  alle  berechtigung  mit  dem  unmittelbar  nachfolgenden 
lemma  —  azorä,  khouk,  —  zusammenzog,  genau  so  wie  das 
vorhin  erwähnte  lemma  papra,  papr,  mit  dem  nachfolgenden, 
durch  toknie«  erklärten,  zusammengeworfen  war.  Hinsichtlich 
der  Zahlwörter  bemerkt  Haug  noch,  dass  das  erste  darunter 
)»a%«(  vermuthlich  nur  aus  dem  gewöhnlichen  ^»yak^i  entstellt 
sei,  worin  ihm  wohl  beizustimmen  ist;  die  zahlform  tarn  für 
vier  sieht  er  als  bekannt  an;  ich  muss  gestehen,  dass  ich  sie 
als  cardinalform  nicht  kenne,  sondern  nur  als  grundlage  der 
Ordinalzahl  tasüm,  der  vierte,  worüber  man  SpiegePs  einl.  I, 
6.  74  S.  vergleichen  kann. 


552  J.  OUtsoBen, 

um  nun  die  unhaltbare  erklämng  der  vier  Wörter  in  den 
glossaren  als  »»schwein«  durch  eine  bessere  zu  ersetzen,  stützt 
sich  Haug   vornehmlich    darauf,  dass   sich  dieselben   in   dem 
capitel    über    thiemamen    finden.     Darauf  darf  jedoch,    gar 
manchen  misgriffen  in  diesen  Verzeichnissen  gegenüber,  meiner 
ansieht  nach  kein  zu  grosses  gewicht  gelegt  werden.    Da  das 
wort  harid  im  persischen   einen    )»messenger«    oder   »conrier« 
bedeute,  und  auch  ein  mass  (wegemass)  von  zwei  oder   (nach 
anderen)  vier  parasangen,  so  meint  Haug,  die  genannten  vier 
Wörter  müssten  entweder  die  erste,  zweite  Station  u.  s.  w.  sein, 
oder  auch  ein  pferd,  das  die  post  eine,  zwei  oder  mehr  Stationen 
weit   trüge.    Letzteres  verdiene    den   Vorzug.    Die  postpferde 
seien  wahrscheinlich  nach  massgabe  ihrer  starke  und  Schnellig- 
keit classificiert  gewesen,  und  es  erscheine  gar  nicht  unglaub- 
lich, dass  ein  pferd  drei  oder  vier  Stationen  ausgehalten  habe, 
da  ja  die  turkomanischen  pferde  tage  lang  ohne  auszuruhen 
ihren  reiter  trügen. 

Meinerseits  muss  ich  hierzu  bemerken,  dass  die  erste,  von 
Haug  für  möglich  gehaltene  erklämng  durch  die  erste,  zweite 
Station  u.  s.  w.  ganz  unzulässig  sein  würde ;  nothwendig  hätten, 
um  diesen  sinn  auszudrücken,  Ordinalzahlen,  und  zwar  als 
abgesonderte  Wörter,  verwendet  werden  müssen,  wodurch  dann 
die  aufnähme  solcher  ausdrücke  in  die  glossare  überhaupt 
überflüssig  geworden  wäre.  Femer,  die  zweite,  von  Haug 
vorgezogene  erklämng  scheint  mir  eine  sehr  künstliche,  jeden- 
falls Verhältnisse  ganz  ungewöhnlicher  art  berücksichtigende,  und 
wie  ich  fürchte,  mit  den  gesetzen  für  die  Wortzusammensetzung 
unvereinbare.  Oder  lässt  es  sich  rechtfertigen,  wenn  in  einer 
iranischen  spräche  ein  »zwei-stationen-laufendes  pferd«  bloss 
ein  »zwei-stationer«  genannt  wird?  —  Unter  allen  umständen 
ist  hier  meiner  meinung  nach  eine  sehr  einfache  Sache  unnöthi- 
ger  weise  verdunkelt.  Wir  haben  regelrecht  gebildete  dvigu- 
composita  vor  uns,  welche  bedeuten:  eine  entfemung  oder 
eine  strecke  von  einer,  zwei  oder  mehr  Stationen.  Das  zweite 
glied  ist  die  masseinheit,  das  erste  die  Zählung  derselben; 
genau  so,  wie  biduum,  trinoctium,  quadriennium  sich  ver» 
halten,  wie  im  Griech.  *})  xpifjLTjvo«;  die  zeit  von  drei  monaten, 
TpiopaxH^ov  ein  gewicht  oder  eine  münze  von  drei  drachmen, 
oder  adjectivisch  gebraucht,  zpioxiZio^  drei  Stadien  lang,  nicht 
etwa  »drei  Stadien  laufend«  oder  anderes  dgL 


Zar  Würdigung  der  Pahlavi-gloBBare  etc.  663 

Die  glossare  bieten  uns  für  zwei  sehr  verschiedenartige 
thiere,  den  elephanten  und  die  schwalbe,  namen  dar,  welche 
in  ähnlicher  weise  zusammengesetzt  sind  und  deren  zweiter 
theil  völlig  identisch  ist.  Derselbe  lautet  bei  Anquetil  und 
Hoshangji  harMtä  und  es  ist  nicht  zweifelhaft,«  dass  er  aram. 
Nn'»3  12  ausdrückt,  d.  i.  wörtlich  »der  haussohn«  oder  »der 
söhn  des  hauses«.  Dies  ist  das  aram.  aequivalent  in  der 
Pahlavi-schrift  für  iranisches  vaspür,  wie  nach  der  Uzväris 
zu  sprechen  ist,  wofür  indessen  später,  als  dieses  wort  veraltet 
war,  sälär  eintrat;  so  bei  Anq.  p.  486.  Vaspür  war  der 
ehrentitel  für  die  mitglieder  der  vornehmsten  iranischen  adels- 
geschlechter,  wie  wir  aus  zuverlässiger  tradition  wissen  und 
durch  die  Pahlavi-inschriften  bestätigt  wird,  sowohl  durch  die 
von  Hägi  Abäd,  bei  Westergaard,  Bundeh.  p.  84,  6,  als  durch 
die  von  Edw.  Thomas  in  den  early  Sassanian  inscriptions  im 
j.  1868  veröffentlichten,  leider  so  lückenhaften  Überreste  der 
grossen  inschrift  von  Pä'i  kuli,  p.  39  n.  8,  43  n.  16,  47  n.  17. 
Ueber  diesen  gegenständ  ist  im  anschluss  an  Nöldeke  aus- 
führlicher gehandelt  in  den  monatsberichten  der  Berl.  akad. 
vom  April  1880. 

Es  fragt  sich  nun,  wenn  dasselbe  wort  harMtä  als  zweiter 
theil  der  namen  des  elephanten  und  der  schwalbe  auftritt,  ob 
es  da  in  seinem  ursprünglichen  aramaeischen  wortsinne  zu 
verstehen  sei,  oder  in  dem  nachgewiesenen  specifisch  iranischen 
sinne  eines  »vornehmen  herrn«.  Obgleich  es  sehr  ungewiss 
ist,  ob  dem  Eränier  beim  anblicke  der  von  ihm  nicht  ausge- 
sprochenen, sondern  iranisch  gelesenen  aramaeischen  schriffc- 
gruppe  überhaupt  ein  anderer  gedanke  kommen  konnte,  als 
der  an  die  ihm  geläufige  adelsbezeichnung,  würde  ersteres 
—  die  auffassung  nach  aram.  wortsinne  —  doch  wohl  als  das 
nächstliegende  angesehen  werden,  wenn  es  gleichmässig  zu  den 
namen  der  beiden  so  verschiedenartigen  thiere  passte.  Zu 
dem  der  schwalbe  passt  sie  allerdings,  insofern  die  in  der 
alten  weit  weitaus  bekannteste  art  dieses  vogels  an  dem  dache 
von  häusern  zu  nisten  pflegt  und  gewissermassen  als  »kind 
des  hauses«  betrachtet  werden  kann.  In  den  glossaren  wird 
die  schwalbe  sosobarUtä  genannt,  besser  wohl  süsübarbttä  zu 
sprechen,  vom  aram.  D^D,  schwalbe,  ausgehend,  und  Hang  trägt 
kein  bedenken,  im  index  zu  Hosh.  p.  208  zu  sagen:  «5650  is 
a  swallow;  harbltä  is  chald.  »son  of  the  house«,  i.  e.  domesticated; 

Zeitaehrlft  für  rergl.  Spraohf.  K.  F.  VI.  6.  38 


554  J.  Olshansen, 

the  whole  simply  means  »hirundo  domestica«,  house-BwalloWi 
»cbimney-swallow«.  Hierauf  wird  weiterhin  zurückzukommen 
sein^  unnatürlich  wird  aber  diese  auffassung  an  sich  gewiss 
nicht  erscheinen. 

Aber  wie  steht  es  mit  dem  elephanten?  In  den  glossaren 
wird  er  bänharbitä  oder  bäbarbitä  genannt  und  dies  durch  pers. 
pU  erklärt.  Nach  analogie  von  sosobarbitä  müsste  man  wohl 
annehmen,  dass  bän  oder  bä  ein  semitisches  wort  und  zwar 
vermuthlich  die  benennung  eines  thiergeschlechtes  sei;  allein 
bisher  zeigt  sich  nirgend  ein  punct,  an  den  man  anknüpfen 
könnte,  um  den  sinn  klar  zu  bestimmen.  Die  sache  läge  auch 
dann  nicht  günstiger,  wenn  man  die  erklärung  auf  dem  boden 
der  eränischen  sprachen  suchen  wollte,  und  für  jetzt  wenigstens 
ist  herkunft  und  bedeutuug  des  ersten  gliedes  jenes  compositums 
völlig  dunkel.  Wie  es  aber  auch  damit  sich  verhalten  mag, 
immer  lässt  sich  mit  Zuversicht  sagen,  dass  das  zweite  ghed 
auf  den  elephanten  unmöglich  passen  könne,  wenn  man  darin 
nur  den  »haussohn«,  das  zum  hause  gehörige  thier,  sehen 
wollte ;  denn  der  elephant  ist  in  Erän  zu  keiner  zeit  hausthier 
gewesen,  sondern  ausschliesslich  hochgeschätztes  imd  mächtiges 
kriegsmaterial.  In  anerkennung  dieser  seiner  eigenschaft 
werden  denn  auch  die  Aramaer  im  verkehr  mit  den  Eräniem 
dem  elephanten  zur  Unterscheidung  von  anderen  thieren,  denen 
ein  —  uns  nicht  mehr  verständlicher  —  allgemeinerer  name 
ebenfalls  zukam,  den  ehrentitel  der  vornehmsten  iranischen 
adelsgeschlechter  beigelegt  haben.  Das  verfahren  war  dasselbe, 
wie  das  unsrige,  wenn  wir  von  einem  edelhirsch,  edelaar  oder 
gar  von  einem  königsadler  reden.  Und  nicht  auf  an  sich  schon 
so  ausgezeichnete  thierarten  beschränken  wir  uns  mit  beilegang 
solcher  ehrentitel;  haben  wir  doch  auch  den  edelmarderi  den 
edelfink,  ja  den  Wachtelkönig,  der  nicht  einmal  selbst  zu  den 
wachtein  gehört,  aber  doch  zu  zeiten  als  mit  denselben  gewisser^ 
massen  verbunden  erscheint. 

Verwandte  beispiele,  wie  diese,  mögen  nun  wohl  zu  der 
frage  berechtigen,  ob  denn  in  der  that  die  schwalbe  durch 
den  Pahlavi-namen  sosobarbita  als  »hausschwalbe«  bezeichnet 
sein  solle,  oder  ob  es  nicht  wahrscheinlicher  sei,  dass  eine 
art  schwalben  oder  mit  ihnen  verwechselter  anderer  vögel  als 
»edelschwalbe«  oder  »schwalbenfürstin«  galt  und  demgemäss 
benannt  wurde.   Die  entscheidung  über  diese  frage  wird  ohne 


Zur  Würdigung  der  Pah]aTf-g|[oBMre  eta  555 

zweifei  nicht  durchweg  gleich  ausfallen;  hier  muss  sie  dahin 
gestellt  bleiben.  Einst  wird  vielleicht  nähere  auskunft  gewonnen 
werden.  Merkwürdig  ist  es  immer,  dass  in  dem  glossar  beim 
Chorda- Av.  p.  26  extr.  sosdbarMtä  nicht  durch  den  üblichsten 
neupers.  ausdruck  für  die  schwalbe,  aufweichen  nachher  zurück- 
zukommen ist,  erklärt  wird,  sondern  durch  ^Ja^  tüti,  papagei. 
Dass  diese  deutung  alt  sei,  ist  wohl  sehr  zu  bezweifeln,  doch 
beweist  sie,  dass  man  bei  den  Färsen  in  Indien  noch  fühlte, 
der  gemeinte  vogel  sei  nicht  eine  gewöhnliche  schwalbe,  sondern 
etwas  besonderes,  vornehmeres. 

Ich  kann  den  elephanten  nicht  verlassen,  ohne  noch  eines 
ausdrucks  zu  gedenken,  der  bei  Anq.  p.  504  vorkommt:  zan- 
grota,  pers.  jendih  pil,  616phant  furieux.  In  den  Petersburger 
glossaren  wird  zanglötä  geschrieben  und  die  XJzväris  zandapU 
(bei  Salem,  p.  71,9  und  etwas  entstellt  p.  90,  paenult.).  Bei 
Hosh.  p.  6,7  entspricht  dem:  zanglötä,  zendpil,  und  im  index 
p.  240  wird  bemerkt,  dass  das  wort  in  einem  der  von  ihm 
benutzten  manuscripte  durch  elephant,  in  zwei  anderen  glos- 
saren, wovon  das  eine  das  dem  Chorda-Av.  beigegebene,  durch 
pUi  mastj  furious  elephant,  erklärt  werde,  nach  einigen  pers. 
lexicis  aber  »a  male  elephant,  a  large  elephant«,  bedeute.  Im 
Burhän  findet  man  neben  einander  ringarütä  und  zingarütä 
geschrieben,  und  im  anhange  zum  Farh.  Uahäng.  bieten  die 
handschriften  theils  das  eine,  theils  das  andre  dar.  Auf 
erstere  form  stützt  sich  VuUers  im  lex.  II  p.  1545  b,  indem 
er  sagt:  »sine  dubio  origo  huius  vocis  in  ^tvoxipax;  quaerenda 
est«.  Diese  ableitung  erscheint  sehr  ansprechend  und  ins- 
besondre auch  geeignet,  die  endung  auf  -ötä  oder  dafür  -ütä 
zu  erklären.  Dennoch  stehen  ihr  mannigfaltige  bedenken  ent- 
gegen. In  den  glossaren  ist  das  wort  überall  in  Pahlavischrift 
mit  anlautendem  z  geschrieben,  auch  beim  Chorda-Av.  p.  26^  4. 
Wäre  die  form  mit  r  die  echte,  so  müsste  man  wieder  zu 
der  annähme  seine  Zuflucht  nehmen,  dass  die  angäbe  aus 
einem  glossar  herstamme,  in  welchem  nicht  bloss  die  üzväris, 
sondern  auch  das  der  erklärung  bedürfende  wort  in  arabischer 
schrift  geschrieben  war,  bei  der  eine  Veränderung  von  r  in  ^ 
leicht  wäre;  einer  solchen  annähme  fehlt  aber  jede  berechti- 
gung.  Sodann  müsste  angenommen  werden,  dass  die  bedeutung 
von  rhinoceros  in  Indien,  wo  man  beide  thiere  sehr  wohl  zu 

unterscheiden   wusste,  sowohl  in    den   glossaren,  als   in   den 

38* 


556  J.  OlBhauBexi, 

original -lexicis,  auf  den  elephanten  übertragen  sei,  was  mir 
durchaus  unglaublich  scheint.  Ich  gebe  daher  der  Schreibart 
mit  z  den  vorzug  und  halte  zugleich  die  ausspräche  der 
Petersb.  glossare  und  Hoshangji's  ftir  besonders  beachteiis- 
werth.  Zieht  man  dabei  die  häufigkeit  des  wechseis  zwischen 
g  und  z  in  den  Pahlavi- Schriften  in  erwägung,  so  wird  man 
leicht  an  das  allbekannte  wort  »dschungel«  erinnert,  d.  i  sskr. 

gaugalay  pers.  jxIä^  ^ci^ff^h  ^^^  beliebten  aufenthaltsort  des 
wilden  elephanten.  Dies  könnte  vielleicht  der  ausgangspunct 
für  das  wort  zanglütä  gewesen  sein;  doch  verkenne  ich  nicht» 
dass  die  eigenthümliche  gestaltimg  der  endung  dabei  dunkel 
bleiben  würde. 

Auch  in  betreff  der  schwalbe  möge  hier  noch  einiges 
nachgetragen  werden.  Der  erwähnte  aramaeische  ausdruck 
für  dieselbe  wird  in  den  glossaren  durch  ein  persisches  wort 
erklärt,  welches  bei  Anq.  p.  505  parestouk  lautet  und  dort 
auffallender  weise  durch  »»chien«  übersetzt  wird.  Ebenso  wird 
das  wort  p.  490  als  ein  der  erklärung  bedürftiger  Fahlavl- 
ausdruck  durch  pers.  sag,  chien,  wiedergegeben,  und  unmittel- 
bar darauf  ein  wort  parestan  in  gleichem  sinne  gedeutet.  Mit 
recht  bemerkt  Justi  s.  99  a  zu  dieser  stelle:  »scheint  auf  einem 
misverständniss  zu  beruhen,  da  offenbar  das  neupers.  piristü, 
schwalbe,  gemeint  ist.«  Denn  eine  derartige  benennung  des 
hundes  ist  im  Neupers.  sonst  völlig  unbekannt,  und  so  ent- 
schieden der  erste  theil  des  aram.  ausdrucks  auf  die  schwalbe 
passt,  so  wenig  deutet  er  auf  den  hund.  Dazu  kommt  noch, 
dass  nach  ausweis  von  Anquetil's  eigenhändigen  au&eichnongen 
zu  dem  Pahlavi-glossar  vom  März  1759  (in  der  Pariser  hdschr^ 
die  im  j.  1827  als  »Supplement  du  fonds  d'Anq.  n.  20«  be- 
zeichnet wurde,  jetzt  wie  es  scheint  »Papiers  d'Anq.  n.  7«) 
Anquetil's  lehrer,  der  Destür  Däräb,  in  der  stelle  p.  505  zu 
dem  Worte  parestouk  bemerkte:  »iani  qui  vole,  oiseau«;  während 
es  dort  allerdings  zu  p.  490  heisst:  »paresstak,  paresstan,  sag, 
chien«.  Allein  diese  beiden  letzten  formen  lassen  sich  gewiss 
von  der  ersterwähnten  nicht  trennen  und  wären  wohl  richtiger 
parestuk  oder  pi7'istuk  und  parestü  oder  piristü  gelesen.  Das 
allem  anscheine  nach  uralte  und  in  £rän  weit  verbreitete  wort 
hat  nemlich  eine  übergrosse  zahl  verschiedener  aussprachen 
und  Schreibarten  angenommen,  so  dass  es  begreiflich  wird, 
warum  ein  theil  davon,  als  nicht  mehr  allgemeinverständlich, 


Zur  würdigoBg  der  Fahlavf-glosBare  eio.  557 

in  den  glossaren,  wo  sie  ursprünglich  nur  in  Pahlavl-schrifit 
vorkommen  konnten,  einer  neuen  interpretation  (üzväris)  zu 
bedürfen  schien.  Einige  dieser  formen  werden  im  index  zu 
Hosh.  p.  188  aufgeführt,  wie  piristük,  piristuk,  piristü;  femer 
^yu*>\^  und  d)yc-a)^,  ohne  weitere  vocalbezeichnung.  Weit 
mehr  Varietäten  bieten  die  neupers.  original -lexica  dar,  und 
ihnen  folgend  VuUers  in  seinem  lexicon.  Die  ursprünglich 
offenbar  identischen  formen  lassen  sich  füglich  in  folgender 
weise  gruppieren. 

Im  anlaut  findet  sich  stets  entweder  p,  oder  das  muth- 
masslich  daraus  erst  entstandene  f.  Das  erste  sylbenpaar 
erscheint  theils  als  piris-  oder  pirii-,  auch  wohl  in  weicherer 
form  pilis-;  theils  als  faras-  oder  faris-,  firis-,  faräs-,  faras-, 
faräs.  Eine  blosse  Verstümmelung  mag  in  far-ittik)  vorliegen. 
Den  letzten  theil  des  wertes  bilden  nicht  bloss  sylben,  wie  die 
angeführten  -tiikj  -tuk,  tu,  sondern  auch  solche  mit  r,  sei  es 
im  auslaut,  wie  (pinS')tür,  oder  in  erweiterter  gestalt,  wie 
(faras-)  tarük  oder  -tarü,  (faräs-)  tarük  oder  -tarü.  Als  ein 
schreibversehen  mag  die  in  dem  zweiten  Petersburger  glossar, 
bei  Salemann  p.  91,  9,  vorkommende  endung  -täk  (i^U-u^^^ 
anzusehen  sein,  die  aber  nach  ausweis  des  angeführten  An- 
quetil'schen  manuscripts  auch  in  dem  glossar  des  Destür's 
Däräb  (bei  Anq.  p.  490)  gelesen,  anscheinend  jedoch  schon 
von  Anquetil  abgeändert  wurde. 

Die  persische  benennung  der  schwalbe  macht  in  ihren 
verschiedenen  gestaltungen  durchaus  den  eindruck  eines 
zusammengesetzten  wertes  und  zum  theil  erinnern  dieselben 
lebhaft  an  den  lautverwandten  griechischen  namen  der  taube, 
Tzepiozepi,  Beide  Wörter  beginnen  allem  anscheine  nach  mit 
der  praeposition  sskr.  pari,  Av.  pairi,  tzepl,  um -herum.  An 
diese  schliessen  sich  zunächst  die  consonanten  st  an,  denen 
weiterhin  in  einem  theile  der  persischen  formen,  wie  im  grie- 
chischen Worte,  ein  r  nachfolgt.  Es  wird  daher  in  erwägung 
gezogen  werden  dürfen,  ob  nicht  beide  sprachen  ganz  dasselbe 
wort  besassen,  es  aber  auf  grund  der  gemeinsamkeit  gewisser 
merkmale  zur  bezeichnung  verschiedener  thiere  verwendeten, 
^vie  gleiches  in  stammverwandten  sprachen  bekanntlich  auch 
sonst  nicht  gar  selten  vorkommt.  Hier  sei  nur  an  die  von 
Pott  wiederholt  empfohlene  gleichstellung  des  deutschen  wertes 
wolf  mit  dem  römischen  vulpes  erinnert    Es  fragt  sich  aber. 


558  J.  OlahaoBen, 

ob  eine  indo- europäische  wurzel  vorhanden  ist,  die  in   dem 
vorliegenden  falle  sowohl  lautlich,  als  sachlich,  zur  anfklftning 
dienen  könnte.    Eine   wurzel  der  art,  die  mit  den  lauten  ^ 
beginnt,  wird  sich  schwerlich  finden  lassen;  doch  zwingt  auch 
nichts  dazu^  bei  wurzeln  mit  diesem  anlaute  stehen  zu  bleiben. 
Man  vergesse  nicht,  dass  der  praeposition  pairi  im  Avesta  in 
Zusammensetzungen  adverbielles  imiris  zur  seite  steht,  s.  Jasti, 
Zendspr.  s.  180  b,  dass  im  Altpers.  und  im  Avesta  neben  paU, 
paiti,  auch  patish,  paitish,  neben  äbi  im  Altpers.  auch  abish 
erscheint  (s.  Spiegel  altpers.  keilinschr.  ^  s.  193,  altSrän.  granun, 
s.  455,   461),   dass  im   Griechischen  auf  gleiche  weise  z.  b. 
dji(pi<;  neben  dji^i  steht;  vgl.  darüber  Pott,  etymol.  forschungen^I 
8.  250  f.,  485  f.    Eine  genau  entsprechende  bildung  von  irspC 
kennen  wir  zwar  nicht,  bis  zu  einem  gewissen  grade  lässt  sich 
jedoch   auch   tzipii   hier   vergleichen.   —   Hiemach  scheint  es 
nun   sehr    wohl   statthaft,  in   dem    gegenwärtigen   falle    auch 
solche  wurzeln  in  betraclit  zu  ziehen,  die  bloss  mit  t  anlauten, 
und  da   bietet  sich  mit  rücksicht  auf  die  lautfolge  der  con- 
sonanten   Ur   für    das  persische   wort  sehr   leicht   die  wurzel 
twar,  kürzere  form  tu7',  eilen,  dar,  welche  zur  bezeichnung  der 
schwalbe,  die  ihre  nahrung  im  fluge  haschend  um  ihr  nest  in 
weitem  kreise  herum  eilt,  ausserordentlich  gut  geeignet  ist. 
Am   deutlichsten   Hesse    sich   diese  wurzel   noch  in  der  form 
piris'tür  erkennen,  neben  welcher  mit  verlust  des  auslautenden 
wurzelconsonanten  piris-tii,  oder  nach  älterer  Pahlavi-schreib- 
weise  piris-tük,  stehen  möchte.   In  den  auf  -tarü  (tarÜk)  aus- 
gehenden formen  wäre  wohl  das  u  (tva)  der  wurzel  als  verblasst 
anzusehen,  das  auslautende  u  aber  als  nominal -bildungssuffix. 
Ihnen  analog  wäre  denn  auch   das   griech.  uepiotspa  gebildet» 
und  wie  sehr  die  benennung  als  »die  im  kreise  herumeilende« 
für  die  taube   passen  würde,  wird  jedem  aufmerksamen  beob- 
achter  der  natur   einleuchten,   der  bei  nicht  ganz  ungünstiger 
Witterung  täglich  gelegenheit  hat  zu   sehen^  wie  die  insassen 
eines    taubenschlages   in   raschem  fluge  und  in  geschlossener 
schaar  ihren  wohnsitz  umkreisen. 

Wie  vorhin  erwähnt  wurde,  war  nach  einer  wahrscheinlichen 
vermuthung  an  einer  stelle  des  Anq.'schen  glossars  durch  einen 
noch  unaufgeklärten  irrthum  die  persische  »schwalbe«  in  einen 
hund  verwandelt.  Ein  ähnliches  Schicksal  scheint  ein  anderes 
geflügel  betroffen  zu  haben,   dessen  hier  gedacht  werden  solL 


Zur  Würdigung  der  P  ahlayf-c^oinre  eto.  559 

Bei  Anq.  heisst  es  p.  520:  näkand,  ]pers.  garg,  loup.  Eine 
dem  Pahlavi-worte  auch  nur  einigermassen  ähnliche  benennung 
für  den  wolf  ist  sonst  in  iranischer  spräche,  die  hier  allein  in 
betracht  kommt,  nicht  bekannt.  Man  wird  berechtigt  sein  zu 
fragen,  theils  ob  das  Pahlavl-wort  richtig  gelesen  sei,  theils  ob 
Anquetil's  erklärung  auf  einem  misverständnisse  beruhe.  Aus 
der  prüfung  dieser  beiden  puncto  muss  sich  ergeben,  ob  hier 
ein  unlösbares  räthsel  vorliegt,  oder  ein  fehler,  der  sich  berich- 
tigen lässt.  Das  für  die  beantwortung  jener  fragen  in  den 
verschiedenen  glossaren  vorhandene  material  ist  folgendes. 

In  dem  vom  Anq.  zum  gründe  gelegten  cod.  XVII  ist 
der  letzte  (vierte)  schriftzug  des  Pahlavl-wortes  -^Ij)  vermittels 
des  bekannten  jüngeren  diakritischen  Zeichens  als  d  kenntlich 
gemacht.  Die  transcription  in  Päzand-schrift  fügt  hinter  dem- 
selben noch  ein  auslautendes  a  hinzu :  nakanda,  wie  auch  Justi 
s.  250  b  zu  bemerken  nicht  versäumt.  Anq.  hat  dieses,  in  der 
Pahlavi- Schrift  gar  nicht  vorhandene  a  gestrichen.  Die  von 
Anq.  (und  seinem  lehrer)  gorg  gelesene  und  als  wolf  gedeutete 

erklärung  war  in  neupers.  schrift  beigefügt:  d)^  =  ^A.  — 
Auch  bei  Hosh.  p.  21,  9,  in  Append.  II  »miscellaneous  words«, 
wird  der  auslautende  consonant  ausdrücklich  als  d  bezeichnet, 
in  Pahlavi -schrift  aber  durch  :i-iD  korag  erklärt.  Im  index 
p.  163  wird  jedoch  zu  nakand,  jedenfalls  etwas  voreilig, 
bemerkt:  »this  is  apparenüy  a  misreading  for  nakang*.  Diese 
letzte  lesart  findet  sich  nemlich  ebenfalls  bei  Hosh.  p.  6, 1  in 
dem  capitel  »Birds  etc.«,  in  Pahlavi-schrift  erklärt  durch  JiD, 
:i"0,  körg,  karg.  Zur  erläuterung  beider  stellen  heisst  es  dann 
im  index  p.  143:  i»kdrg,  korag,  a  partridge,  a  domestic  fowl«, 
letzteres  ohne  zweifei  in  dem  sinne  von  >»huhn«;  ferner  p.  139 
s.  V.  karg,  »a  domestic  fowl,  a  partridge;  a  crab,  pers.  vi^^^« 
endlich  p.  163  s.  v.  naJcang  >»a  hen,  a  domestic  fowl;  a  kind 
of  quail;  a  vulture;  pers.  ^ß  and  ^yJS^.%  Auch  in  den 
Petersburger  glossaren  begegnen  wir  wieder  der  Pahlavi-form 
:iJDj,  mit  Salemann's  transcription  nikng,  p.  71,5  (unter  den 
vögeln)  und  98, 1.  6.  Zur  erklärung  dient  an  der  ersten  stelle 
in  Pahlavi-schrift  id^d  mit  einigen  Varianten,  darunter  Jin, 
und  in  neupers.  schrift  J^. 

Man  sieht,  es  fehlt  hier  in  jeder  beziehung  an  eioer  festen 
Überlieferung  und  die  unvollkommenheit  der  Pahlavi-schrift, 
sowie  die  inconsequenz  in  deren  Verwendung,  hat  die  verschie- 


560  J.  OlsbaoBen, 

densten  auffassungen  der  consonantgruppe  Icrk  möglich  gemacht. 
Hoshangji  hat  sich  allem  anscheine  nach  an  das  Burhäni  qät. 
gehalten  um  für  dieselbe  eine  bedeutung  zu  finden,  und 
schliesslich  die  disparatesten  dinge  neben  einander  gestellt. 
Von  dem  wolf  wird  er  abgesehen  haben,  weil  das  Pahlavi-wort 
bei  ihm  unter  den  vögeln  stand.  Unter  diesen  standen  ihm 
in  den  formen  s*)\ß  und  jJ\^,  ^^,  e)*^  manche  zu  geböte, 
ausserdem  auch  die  i»crab«t  für  die  form  y*)ß  (=  eX^yL^  c^^y-**)i 
welche  auch  in  AnquetiPs  cod.  IV  mit  der  gruppe  jmD*o  oder 
JDJDiD  gemeint  sein  wird.  Aber  nichts  von  allem,  was  Hoslu 
ohne  kritik  zusammen  gelesen,  giebt  einen  fingerzeig  für  die 
beurtheilung  der  beiden  lesarten  nakand  und  nakang  und 
deren  verhältniss  zu  dem  sinne,  der  dem  worte  zugeschrieben 
werden  könnte,  und  doch  möchte  ein  brauchbares  resultat 
sich  gewinnen  lassen.  Hosh.  hat  nur  eine  deutung  des  neu- 
pers.  Icurg  übersehen  oder  vernachlässigt,  die  grade  geeignet 
ist,  auf  eine  ganz  befriedigende  lösung  des  räthsels  zu  führen. 
Im  Burhän  heisst  es  nemlich  auch:  »»is?^  kurg  nennt  man  die 
henne,  die  vom  eierlegen  herkommt  und  in  ekstase  gerathen 
ist«,  —  womit  kaum  etwas  anderes  gemeint  sein  kann,  als 
das  gackern,  durch  welches  die  henne  ihre  freude  darüber 
ausdrückt,  dass  sie  mit  ihrer  aufgäbe  fertig  geworden,  ihrer 
bürde  entledigt  ist.  Da  neupers.  »von  einer  last  befreienti 
^>y\^  (wäkardan)  heisst,  vermuthe  ich,  dass  hier  in  dem  frag- 
lichen nakand  oder  nakang  die  zu  einem  anderen  lemma  ge- 
hörende Uzväris  wakarde  verborgen  ist,  welche  in  Pahlavi- 
schrift  undeutlich  ausgedrückt,  falsch  gelesen  und  infolge  davon 
entstellt  wurde;  ähnlich  wie  z.  b.  das  oben  erwähnte  neupers. 
palang  in  palög  verdorben  ist.  Ich  wage  deshalb  im  glossar 
statt  nakand  zu  lesen:  wäkard.  Wegen  des  dritten  Zeichens 
als  eines  r  beziehe  ich  mich  auf  die  erwähnten  monats- 
berichte  der  Akad.  vom  November  1880,  insbesondre  auf  s. 
907  f.  Im  übrigen  bemerke  ich  noch  zweierlei.  Das  eine  ist 
dass  man  in  der  ersten  sylbe  des  wertes  anstatt  der  defectiven 
Schreibart  die  ausdrückliche  bezeichnung  des  langen  vocals 
hinter  dem  w  hätte  erwarten  sollen,  da  dieser  der  bekannten, 
nur  in  Verbindung  mit  verbalformen  vorkommenden  partikel 
%v(i  eigen  ist.  Allein  wenn  eine  solche  bezeichnung  auch  in 
sorgfaltiger  Pahlavi-schrift  die  übliche  ist,  so  wird  dieselbe 
loch  in  flüchtigeren  aufzeichnungen  oft  genug  vemachlässigti 


Zur  Würdigung  der  Fahlayf-glossare  etc.  561 

um  auch  in  dem  vorliegenden  falle  nicht  zu  überraschen,  und 
zwar  um  so  weniger,  da  es  sich  hier  um  ein  Schriftstück  aus 
einer  zeit  handelt,  in  der  man  sich  der  bedeutung  des  wortes 
gar  nicht  mehr  bewusst  war.  Aus  diesem  umstände  erklärt 
sich  zweitens  auch  uDSchwer  das  wegfallen  der  dem  worte 
zukommenden  schlusssylbe  auf  aQc).  Eine  spur  davon  hat  sich 
indessen  vielleicht  noch  in  der  erwähnten  transcription  durch 
naJcanda  (für  wäkarda)  in  Änquetil's  cod.  XVII  erhalten,  wo 
das  auslautende  a  zu  tilgen  kein  grund  vorhanden  gewesen 
wäre,  wenn  man  trotz  der  Verstümmelung  des  Pahlavi- wortes 
dessen  bedeutung  richtig  erkannt  hätte. 

Hier  ist  nun  noch  zu  erwähnen,  dass  in  der  vorhin  berührten 
stelle  bei  Hosh,  p.  21,  9,  als  gleichwerthig  mit  dem  angeblichen 

nakand  in  dem  sinne  von  korag  (kurg),  ein  wort  ghojan  )^>1^ 

angeführt  wird,  wozu  Hang  im  index  p.  123  bemerkt:  »explai- 
ned  in  Päzand  by  J-\D,  pers.  eT^.   Comp,  hebr,  brU  »the  young 

one  of  a  bird«,  arab.  v^j^«.  Hier  scheinen  lesung  und  deutung 
unverwerflich,  und  dass  letztere  zu  der  »gackernden  henne» 
nur  in  soweit  stimmt,  als  sich  beide  ausdrücke  auf  das 
geschlecht  der  haushühner  beziehen,  kann  keinen  ausreichenden 
grund  für  ablehnung  der  angäbe  abgeben.  Dieselbe  lässt  aber 
zugleich  erkennen,  dass  Anq.'s  schon  vorhin  berührten  lesungen 
und  deutungen,  ghentchej  p.  510,  und  nakand,  p.  520,  beide 
als  toWolf<i  erklärt,  gänzlich  zu  verwerfen  sind.  Statt  ghentche 
ist  eben  ghogan  zu  lesen,  und  Js'j^,  das  huhn,  irrthümlich  als 

^^'»<  wolf  gedeutet. 

Die  betrachtung  des  wortes  wäkarda  führt  mich  auf  eine 
reihe  anderer  ausdrücke  für  das  hühnergeschlecht.  Zuvörderst 
sei  hier  ein  wort  erwähnt,  das  in  den  glossaren  wiederholt 
zur  erklärung  verschiedener  Wörter  dient,  aber  auch,  weil  in 
der  früheren  mittel6ränischen  form  veraltet,  selber  mit  einer 
neuen  erklärung  versehen  wird.  Dasselbe  hat  ursprünglich 
eine  weitere  bedeutung,  wird  aber  insbesondre  von  dem  haus- 
huhn  gebraucht.  Bei  Anq.,  p.  516,  wird  es  morav  ausge- 
sprochen und  durch  »pers.  parendeh,  volatile««  erklärt.  In 
seinen  handschriftlichen  aufzeichnungen  wird  an  anderen  stellen 
mouroUy  auch  morow,  geschrieben  und  noch  hinzugefügt: 
»oiseau  ou  poule«,  oder  ähnliches.  Auch  in  den  Pahlavi- 
handschriften  schwankt  die  Schreibart,  man  findet  sowohl  niDi 


562  J.  Olshanaen, 

als  )nc,  geschrieben,  und  die  Parsen  sprechen  murv,  muru, 
auch  mrti.  Im  plur.  ist  mir  nur  die  Schreibart  l^n1lD  bekannt^ 
was  ohne  zweifei  murvän  zu  lesen  ist  Eine  ältere  und 
Yollständigere  Schreibart  des  wertes  ist  ■p")iD,  bei  Hosh.  p.  5,9, 
desgleichen  im  Gosht-i  Fryano,  cap.  2,25,  bei  West's  Arda 
Viraf,  p.  215.  West  spricht  diese  form  »mörftfe«  aus,  im 
gloss.  and  index  p.  217,  Hang  dagegen  im  index  zu  Hosh.  p. 
161  ^murvun,  will  das  wort  aber,  wie  mir  scheint,  ohne  genü- 
genden grund,  mit  rücksicht  auf  die  Avestaform  wär^ha  und 
die  neupers.  ^Ji  murgh  in  murghu  verändern.  Gegen  die 
Zusammenstellung  mit  m^rägha  oder  martyha  (bei  Justi,  zendspr. 
s.  228  a,  234  a)  wird  zwar  nichts  einzuwenden  sein,  da  der 
sinn  der  wurzel  sehr  geeignet  ist,  eine  benennung  des  »Tegels« 
davon  zu  entlehnen.  Auch  wird  die  identität  mit  dem  neu- 
pers. Worte  nicht  in  zweifei  zu  ziehen  sein ;  allein  dass  sich  in 
diesem  ursprüngliches  gh  erhalten  hat,  berechtigt  noch  nicht 
zu  der  annähme,  dass  im  mittelalter  und  in  allen  theilen 
iranischen  landes  ebendasselbe  habe  stattfinden  müssen.  Es 
liegt  vielmehr  nahe  zu  vermuthen,  dass  theilweise  eine  dialektische 
erweichung  des  gh  in  v  eingetreten  sei;  eine  erscheinung,  zu 
der  sich  eine  wichtige  parallele  darbietet  in  der  gestaltung 
eines  berühmten  namens,  der  einer  der  östlichen  provinzen 
i^räns  angehört.  Diese  wird  in  den  inschriften  des  Darius 
Hystaspis  Margu  (nominativ  Margus)  genannt  und  ihr  bewohner 
heisst  Märgava  oder  Märgaja.  Mit  dem  altpersischen  namen 
ist  im  wesentlichen  derjenige  des  flusses  identisch,  der  bei 
Plinius  Margus  genannt  wird,  während  die  provinz  selbst, 
welcher  er  angehört,  bei  den  Griechen  und  Bömem  Margiane 
heisst.  Der  neuere  name  des  flusses  ist  nach  sorgfältigen 
arabischen  Schriftstellern,  wie  Istachii,  Ihn  Hauqal  und  Jäqüt, 
Margäb,  der  Marg-fluss,  von  minder  achtsamen  Murffäb 
gesprochen. 

Woher  nun  die  alte  grundlage  dieses  namens  Mar^ 
stamme,  was  sie  ursprünglich  bedeutete,  ob  sie  irgendwie  mit 
der  benennung  des  »vogels««  zusammenhange,  an  welchem 
puncte  sie  zuerst  angeknüpft  haben  möge,  ob  sie  von  dem 
flusse  auf  das  land  oder  von  dem  lande  auf  den  fluss  über- 
gegangen sei,  oder  vielleicht  von  einer  beschränkteren  örtlich- 
keit, z.  b.  einer  stadt,  auf  beide,  welches  endlich  das  verh&ltniss 
der  alt-  und  der  neupersischen  namensform  zu  der  des  Avesta- 


Zur  würdigtmg  der  Pahlavt-gloBBare  eto.  563 

namens  Möuru  sei,  welche  Bumouf  einst  von  sanskr.  marUj 
wüste,  abzuleiten  geneigt  war,  das  sind  fragen,  die  mit  einiger 
Sicherheit  zu  beantworten  schwer  ist  und  vielleicht  niemals 
möglich  sein  wird;  hier  aber  kann  auf  dieselben  nicht  weiter 
eingegangen  werden.  Soviel  scheint  sich  mir  jedoch  aus  der 
angeführten  parallele  zu  ergeben,  dass  es  wohl  das  richtigste 
sein  möchte,  das  mittel6ränische  wort  für  »vogel«  als  murv 
auszusprechen,  und  soweit  es  noch  mit  schliessendem  k  ge- 
schrieben wird,  als  murvak,  oder  in  jüngerer  form  als  murvah, 
mtirveh.  Dieses  mittel6ränische  wort  dient  nun  in  den  glossaren 
zur  Uzväris  verschiedener  fremdwörter. 

So  lesen  wir  zunächst  bei  Anq.  p.  491 :  teangoria,  pers. 
morou,  iaani  parend6h,  oiseau  (ou  poule),  c'est-ä-dire  volatile. 
Seine  transcription  soll  die  Schreibart  des  cod.  XVII  aus- 
drücken ;  besser  ist  die  transcription  von  Justi ,  s.  lila,  tan- 
guryä,  zu  der  auch  mit  recht  bemerkt  wird:  »ohne  zweifei  das 
chald.  ^U^nn  hahn«.  Die  einfachste  Schreibart  dieses  im  Ara- 
maeischen    üblichen,    aber    nicht    ursprünglich     semitischen 

wertes  >)  ist  ^jiA^»1^  (so  ™  cod.  IV  fol.  46  v.,  bei  Hosh. 
p.  5,  9,  bei  Salemann  p.  71,  3.  90, 1  und  beim  Chorda-Av.  p. 
22,  9),  d.  i.  tangöria,  oder  vielmehr  tangöliä,  also  bis  auf  den 
ausfall  des  r  ein  getreues  abbild  jener  form.  Der  ausfall 
wurde  aber  leicht  dadurch  veranlasst,  dass  in  einer  zeit,  wo 
in  der  Pahlavi-schrift  r  und  n  in  der  form  zusammentrafen, 
eines  der  beiden  zeichen  beim  lesen  oder  copieren  vernach- 
lässigt war.  Eine  etwas  andere  beschädigung ,  aber  ebenso 
unzweifelhafter  art,  hat  dasselbe  wort  anderswo  erfahren,  wie 
weiterhin  nachgewiesen  werden  soll. 

In  der  erklärung  des  wertes  tangöria  durch  ))"1D  oder  '^I'^ID 
oder  neupers.  murgh  stimmen  das  erste  Petersb.  glossar,  Hosh. 
und  das  glossar  beim  Chorda-Av.  mit  Anq.  überein.  Auf- 
fallend ist  aber,  dass  dasselbe  wort  anderswo  anders  erklärt 
wird.  So  im  cod.  XVII,  wo  nach  Anq.'s  hdschriftl.  aufzeich- 
nung  tangmia  durch  (pers.)  Morde,  petit,  wiedergegeben  wird, 
nach  Justi  a.  a.  o.:  ^>/>*,  niit   der  bemerkung  »i.  e.  f^>/>* 


1)  Einen  sinnreichen  versuch,  dasselbe  aus  dem  Sanskrit  zu  erklären, 
machte  vorlängst  (1842)  F.  Boetticher  (de  Lagarde),  rudimenta  mythologiae 
Semiticae.  Supplementa  lexici  Aramaici,  p.  59.  Ob  und  in  wie  weit  die 
Indianisten  ihm  beistimmen,  weiss  ich  nicht  zu  sagen. 


564  J.  Olflhaiifen, 

avis  nautac«.  In  seinem  gedruckten  glossar  hat  Anq.  diesen 
artikel  übergangen,  vermuthlich  weil  ihm  sein  lehrer  den  sinn 
des  Wortes  ^>j^  nicht  erklärt  hatte,  vielleicht  auch  nicht  zu 
erklären  vermochte.  Als  deutung  von  tangoriä  durfte  hier 
nur  der  name  eines  vogels,  im  gründe  nur  ein  anderer  ans- 
druclj  für  »hahn«  erwartet  werden;  ^>j>^  ist  aber  überhaupt 
als  name  eines  vogels  nicht  bekannt.  So  hat  Justi  denn 
geglaubt,  das  wort  dem  lautverwandten  ^>j^  gleichsetzen  zu 
dürfen,  und  es  durch  »avis  nautae«(  übersetzt  Diese  deutung 
geht  wohl  ohne  zweifei  auf  die  angäbe  von  Golius  in  Castellus 
lex.  pers.  zurück:  t»^>j^  turc.  ^K^ip  ^JDD  avis  nautae«.  Gemeint 
ist  also  türk.  <^y  ij^^^^.  Welcher  quelle  Golius  dies  ent- 
lehnte, ist  mir  unbekannt;  seine  angäbe  ist  aber  in  die  zweite 
ausgäbe  von  Meninski's  lex.  übergegangen  und  wird  auch  bei 
Vullers  erwähnt.  Der  »schiflFervogel«  stimmt  jedoch  zu  dem 
hahn  so  wenig,  dass  er  im  glossar  schwerlich  gemeint  sein 
kann.  Auch  weist  Vullers  noch  eine  andere  erklärung  nach, 
die  eher  beachtung  verdiente.  Im  Farh.  schu'üil  (I  fol.  404  r-, 
lin.  antep.)  wird  ^j^>^  durch  türk.  ^^^  k^F^.  wiedergegeben. 
Das  wäre  etwa  »wächtervogel«  und  somit  kein  übler  name 
für  den  hahn,  —  falls  die  angäbe  richtig  ist,  was  ich  nicht 
verbürgen  möchte.  Ein  pers.  wort  ^>j^  konnte  jedoch 
unmöglich  auf  die  Übertragung  durch  »wächtervogel«  führen^ 
und  wenn  der  Türke  den  hahn  bezeichnen  wollte,  warum 
bediente  er  sich  dann  nicht  des  gewöhnlichen  ausdrucks  f&r 
hahn  —  auch  im  Türkischen  —  ^^^? 

Ich  halte  hiemach  die  gleichstellung  von  dem  ^>j^ 
einiger  glossare  und  dem  wenig  gesicherten  ^  >j^  türkischer 
quellen  für  sehr  misslich,  und  bin  überzeugt,  dass  die  erklä- 
rung von  tangoriä  auch  hier  den  hahn  (^^^)  geben  sollte, 
diese  eränische  Uzväris  aber  irrthümlich  als  ^>/>*  gelesen 
wurde.  Dazu  konnten  auch  unwissende  und  gedankenlose 
Parsen  leicht  verleitet  werden,  und  zwar  auf  eine  oder  andere 
weise.  Entweder  war  einst  in  Pahlavi-schrift  das  vorletzte 
zeichen  (i)  des  eränischen  wertes  als  unnöthig,  oder  auch  aus 
flüchtigkeit  nicht  geschrieben;  dann  genügte  die  Identität  der 
schriftzüge  für  s  und  für  auslautendes  -dt  um  eine  Verwechse- 
lung zu  veranlassen.  Oder  der  irrthum  rührte  daher,  dass 
^^j^  in  arabischer  schrift  flüchtig  und  undeutlich  geschrieben 
war,  so  dass  anstatt  des  ^  leicht  ein  >,  und  statt  des  ^  ein 


Zur  Würdigung  der  Pahlavf-glossare  eto.  565 

^  gelesen  wurde.  Täusche  ich  mich  hierin  nicht,  so  hat 
Anq.'s  cod.  XVII  das  wort  tangoriä,  wahrscheinlich  verschie- 
denen quellen  folgend,  zweimal  aufgeführt,  ohne  dass  der 
compilator  bemerkte,  dass  beide  male  derselbe  sinn  ausgedrückt 
werden  sollte,  einmal  durch  ein  mittel6ränisches ,  das  andre 
mal  durch  ein  neupers.  wort. 

Die  Sache  anders  zu  beurtheilen  ist  mir  auch  dann  nicht 
möglich,  wenn  ich  bei  Hosh.,  abweichend  von  der  angeführten 
stelle  p.  5,9  ebenfalls  die  andere  angäbe:  tangürut,  khordih 
finde,  und  zwar  an  einem  orte,  wo  man  solche  nicht  erwarten 
sollte,  mitten  unter  den  verben,  p.  15,6.  Allerdings  ist  die 
XJzväris  hier  in  Pahlavi-schrift  yn'^n  geschrieben,  allein  mit 
recht,  wie  ich  meine,  von  Hang  so  wenig,  wie  von  Hosh. 
bezweifelt  worden,  dass  damit  dieselben  laute  ausgedrückt 
werden  sollten,  welche  das  ^^>/>*  des  cod.  XVII  darstellt. 
Läge  jedoch  hier  eine  echte,  ältere  form  des  wertes  vor,  so 
liesse  sich  solche  aus  falsch  gelesenem  pers.  ^^^  nicht 
füglich  erklären  oder  ableiten.  Ich  kann  dagegen  in  jener 
Schreibart  eine  echte  form  nicht  anerkennen,  sondern  bezweifle 
nicht,  dass  dem  schon  vorhandenen,  auf  falscher  lesung  beru- 
henden chordi  erst  bei  der  redaction  von  Hoshangji's  glossar, 
wenn  nicht  schon  in  einer  der  von  ihm  benutzten  handschriften 
eine  alterthümlichere  form  zu  geben  versucht  wurde,  ohne  dass 
dazu  genügender  grund  vorhanden  war. 

Was  die  deutung  des  wertes  an  dieser  stelle  anlangt,  so 
übersetzt  Hosh.  im  index  p.  147  s.  v.  khordih  (und  ähnlich 
p.  217  s.  V.  tangüria):  »broth,  juicy  meat,  eatables;  game? 
Pers.  ^>jy^ ;«  gemeint  ist  vielmehr  ^>^yL.  Die  angäbe  ist 
vermuthlich  aus  Johnson's  dict  1852  entlehnt;  nur  woher  das 
dem  Verfasser  selbst  zweifelhafte  »game«  stammt,  ist  mir  unbe- 
kannt Für  tangoriä  wäre  aber  alles  angeführte  eine  seltsame 
erklärung.  Auch  bemerkt  Hang  p.  217  seinerseits  dazu:  »the 
Päzand  is  khordih  y  and  the  first  three  meanings  are  derived 
from  an  identification  of  this  with  the  Persian  ^>j^;  but  it 
may  also  be  identified  with  the  Persian  ,^^^,  a  kind  of 
bird,  which  combined  with  the  idea  conveyed  by  the  preceding 
Päzand  verb  breshtan,  suggests  the  last  meaning.  —  If  this 
last  identification  be  correct,  tangüria  is  identical  with  the 
next  word«,  —  d.  h.  mit  dem  im  index  zunächst  folgenden 
tangüryä,   a  bird,   a  winged  auimal,  wozu  auch  Haug  richtig 


566  J.  OlahaoBen, 

chald.  N^1J)^*^r  vergleicht.  Man  sieht  hieraus,  dass  Haug  eben- 
falls, wenngleich  mit  einigem  zagen,  auf  die  missliche  Zusammen- 
stellung mit  chordeln  zurückgreift.  Im  übrigen  hat  er  gewiss 
recht,  wenn  er  die  erwähnung  eines  hier  vermutheten  vogels 
mitten  zwischen  den  verben   mit  dem  sinne  des  unmittelbar 

vorher   aufgeführten   verbum   breshtan,    d.  i.  neupers.  ^^^JuS»  > 

braten,  in  Zusammenhang  bringt.  Es  liegt  dabei  sichtlich  ein 
nach  anderen  gesichtspuncten  geordnetes  glossar  zum  gründe, 
in  welchem  bei  gelegenheit  des  wertes  für  »braten»  zur  illu- 
stration  sofort  ein  gebratenes  object,  ein  vogel,  imd  zwar,  wie 
ich  meine,  ein  hahn  angeführt  wurde.  Aehnliches  verfahren 
findet  sich  auch  sonst  bei  HosL  wieder. 

Ist  hiemach  für  das  doppelte  tangoria  der  glossare  nur 
eine  und  dieselbe  bedeutung  anzunehmen,  die  des  aram.  N^JUVi 
huhn,  insbondere  hahn,  so  findet  sich  dagegen  für  eben  dieses 
wort  noch  eine  zweite  form  in  Pahlavi-schrift,  welche  eben  so 
wenig  fehlerfrei,  wie  jene  erste,  aber  in  etwas  anderer  weise 

verunstaltet  ist;  --»{puiJ^o'  ^^®  ^^  ^^^  Hosh.  p,  6,1  tar- 
nävaryä  gelesen  und  zugleich  mit  einem  anderen  werte  alkä 
durch  neupers.  j^^j^  hahn  erklärt  Damit  stimmt  Anq.'s 
cod.  IV  fol.  46  V.  ganz  überein,  und  auch  bei  Salemann  p.  90, 1 
steht  diese  form,  jedoch  ohne  XJzväris,  unmittelbar  neben  der 
erst  erwähnten.  Ebenso  beim  Chorda- Av.  p.  22, 9  mit  der 
XJzväris  ^^y»*»  neben  tangoliä.  Dass  hier  nur  eine  andere 
gestaltung  desselben  aram.  wertes  vorliege,  ist  auch  flaug  im 
index  p.  218  nicht  entgangen.  Das  r  der  ersten  sylbe  ist 
hier  in  der  zweiten  form  nicht  verschwunden,  wie  dort;  dagegen 
ist  in  der  zweiten  sylbe  vor  der  gruppe  go,  wie  bei  vielen 
anderen  gelegenheiten,  ungehöriger  weise  ein  häkchen  hinzu- 
gefügt, wodurch  das  ^  in  ein  a  verwandelt  wurde,  welches  nun 
mit  dem  vorhergehenden  n  eine  zweite  sylbe  nä  bildete.  In 
folge  davon  erschien  dann  das  zum  ausdrucke  des  ö  bestimmte 
zeichen  hinter  dem  ä  als  ein  consonantisches  i;  und  bildete 
mittels  eines  —  in  der  schrift  nicht  angedeuteten  —  ä  lesbarer 
gemacht,  die  dritte  sylbe  var, 

Dass  nur  bei  gänzlichem  verfall  jeder  festen  Überlieferung 
eine  derartige  entstellende  verwandelung  des  wertes  möglich 
war,  versteht  sich  wohl  von  selbst;  eben  sie  ftüirte  aber  noch 
zu  weiteren  Verunstaltungen.    Denn  wenn  wir  bei  Anq.  p.  492 


Zur  Würdigung  der  Pahlavf-gloasare  eto.  667 

lesen:  ixirvria^  pers.  Jchercms,  coq.  so  lässt  sich  schwerlich 
bezweifeln,  dass  hier  nur  eine  verstümmelte  Variante  von  tor- 
nävaryä  vorliegt.  Was  Justi  s.  109  b  dazu  bemerkte,  würde 
er  heute  gewiss  nicht  schreiben«  Damit  i»t  aber,  meiner 
ansieht  nach,  die  verderbniss  noch  keineswegs  abgeschlossen. 
Im  cod.  XVII  findet  sich  nemlich  noch  ein  von  Anq.  beim 
drucke  übergangenes  wort  torün,  erklärt  durch  [y>^j^j  hahn. 
Dazu  bemerkt  Justi  s.  112b:  »vgl.  hebr.  "^n  turtur?«i  Ich 
glaube,  dass  diese  vergleichung  abgelehnt  werden  muss  und 
kann  das  wort  nur  als  eine  Verstümmelung  von  tamgölä 
ansehen. 

Ich  meine  aber  noch  weiter  gehen  und  auch  über  das 
vorhin  erwähnte  alkä,  hahn,  bei  HosL  und  im  cod.  IV  eine 
vermuthung  äussern  zu  dürfen.  Anq.  p.  480  und  das  glossar 
beim  Chorda -Av.  p.  18,  1  kennen  das  wort  ebenfalls  und 
erklären  es  ebenso.  Bei  Justi  wird  es  s.  272  a  erwähnt,  ohne 
dass  dort  über  dessen  Ursprung  näheres  beigebracht  würde. 
Nach  dem  äusseren  ansehen  könnte  man  wohl  an  ein  aram. 
wort  denken,  doch  bietet  sich,  wie  es  scheint,  in  keiner  semi- 
tischen spräche  ein  anhaltspunct  dar,  um  über  heikunft  und 
bedeutung  zu  urtheilen.  Wenn  man  aber  beachtet,  dass  die 
beiden  ersten  Pahlavi- schriftzeichen  —  al  —  dieselben  sind, 
die  man  auch  für  iranisches  ^  in  dem  werte  ^^/^  verwendete 
und  verwenden  musste,  und  wenn  man  ferner  erwägt,  wie 
leicht  bei  flüchtigem  schreiben  pahl.  v  und  fc,  s  und  ä  mit 
einander  verwechselt  wurden,  —  wofür  sich  zahlreiche  bei- 
spiele  beibringen  Hessen,  —  so  dürfte  es  nicht  als  zu  gewagt 
erscheinen,  alkä  lediglich  für  ein  entstelltes  ^^/^  zu  halten, 
welches,  in  dieser  gestalt  nicht  mehr  erkennbar,  jedoch  dem 
sinne  nach  durch  die  Überlieferung  geschützt,  einer  neuen, 
aber  identischen,  XJzväris  bedurfte,  durch  die  das  wort  wieder 
zu  seinem  rechte  kam.  Uebrigens  wäre  es,  um  denselben  sinn 
zu  gewinnen,  gar  nicht  einmal  nöthig,  das  auslautende  ä  des 
angeblichen  (ükä  in  ein  8  zu  verwandeln,  da  das  zeichen  für  a 
auch  das  h  darzustellen  dient  und  neben  dem  üblicheren  ^^j^ 
den  neupers.  originallexicis  zufolge,  unter  anderen  in  gleicher 
bedeutung  auch  die  form  ^^/^  zulässig  ist 

In  der  erwähnten  stelle  bei  Hosh.  p.  6, 1  liest  man  gleich 
hinter  der  angäbe  ^tarnävaryä,  alkä,  khrüs*  eine  andere, 
Vielehe  lautet:  lokä,  näkang,  körg,  karg,    üeber  das  wort  lokä 


566  J.  OlahaoBen, 

chald.  NbuiJ^^r  vergleicht.  Man  sieht  hieraus,  dass  Haug  eben- 
falls, wenngleich  mit  einigem  zagen,  auf  die  missliche  Zusammen- 
stellung mit  chordehi  zurückgreift.  Im  übrigen  hat  er  gewiss 
recht,  wenn  er  die  erwähnung  eines  hier  vermutheten  vogels 
mitten  zwischen   den  verben   mit  dem  sinne  des  unmittelbar 

vorher   aufgeführten   verbum   breshtan,    d.  i.  neupers.  ^^^Jui»^ 

braten,  in  Zusammenhang  bringt.  Es  liegt  dabei  sichtlich  ein 
nach  anderen  gesichtspuncten  geordnetes  glossar  zum  gründe, 
in  welchem  bei  gelegenheit  des  wertes  fiir  »braten»  zur  Illu- 
stration sofort  ein  gebratenes  object,  ein  vogel,  imd  zwar,  wie 
ich  meine,  ein  hahn  angefahrt  wurde.  Aehnliches  verfahren 
findet  sich  auch  sonst  bei  Hosh.  wieder. 

Ist  hiemach  für  das  doppelte  tangoria  der  glossare  nur 
eine  und  dieselbe  bedeutung  anzunehmen,  die  des  aram.  N^inn 
huhn,  insbondere  hahn,  so  findet  sich  dagegen  für  eben  dieses 
wort  noch  eine  zweite  form  in  Pahlavi-schrift,  welche  eben  so 
wenig  fehlerfrei,  wie  jene  erste,  aber  in  etwas  anderer  weise 

verunstaltet  ist:    --»(iJuiü^o"    ®^®  ^^  ^^^  Hosh.  p.  6,1  tor- 

navaryä  gelesen  und  zugleich  mit  einem  anderen  worte  aükä 
durch  neupers.  ^^/^  hahn  erklärt.  Damit  stimmt  Anq.'s 
cod.  IV  fol.  46  V.  ganz  überein,  und  auch  bei  Salemann  p.  90, 1 
steht  diese  form,  jedoch  ohne  üzväris,  unmittelbar  neben  der 
erst  erwähnten.  Ebenso  beim  Chorda-Av.  p.  22, 9  mit  der 
üzväris  ^^y^9  neben  tangoliä,  Dass  hier  nur  eine  andere 
gestaltung  desselben  aram.  wertes  vorliege,  ist  auch  Hang  im 
index  p.  218  nicht  entgangen.  Das  r  der  ersten  sylbe  ist 
hier  in  der  zweiten  form  nicht  verschwunden,  wie  dort;  dagegen 
ist  in  der  zweiten  sylbe  vor  der  gruppe  go,  wie  bei  vielen 
anderen  gelegenheiten,  ungehöriger  weise  ein  häkchen  hinzu* 
gefügt,  wodurch  das  g  in  ein  ä  verwandelt  wurde,  welches  nun 
mit  dem  vorhergehenden  n  eine  zweite  sylbe  nä  bildete«  In 
folge  davon  erschien  dann  das  zum  ausdrucke  des  6  bestimmte 
zeichen  hinter  dem  ä  als  ein  consonantisches  i;  und  bildete 
mittels  eines  —  in  der  schrift  nicht  angedeuteten  —  ä  lesbarer 
gemacht,  die  dritte  sylbe  var. 

Dass  nur  bei  gänzlichem  verfall  jeder  festen  Überlieferung 
eine  derartige  entstellende  verwandelung  des  Wortes  möglich 
war,  versteht  sich  wohl  von  selbst;  eben  sie  ftüirte  aber  noch 
zu  weiteren  Verunstaltungen.    Denn  wenn  ¥rir  bei  Anq.  p.  492 


Zur  Würdigung  der  Pahlavf-gloasare  eto.  667 

lesen:  tarvria,  pers.  Jeher  (ms,  coq.  so  lässt  sich  schwerlich 
bezweifeln,  dass  hier  nur  eine  verstümmelte  Variante  von  tor- 
nävaryd  vorliegt.  Was  Justi  s.  109  b  dazu  bemerkte,  würde 
er  heute  gewiss  nicht  schreiben.  Damit  i»t  aber,  meiner 
ansieht  nach,  die  verderbniss  noch  keineswegs  abgeschlossen. 
Im  cod.  XVII  findet  sich  nemlich  noch  ein  von  Anq.  beim 
drucke  übergangenes  wort  torün,  erklärt  durch  ^^/^,  hahn. 
Dazu  bemerkt  Justi  s.  112b:  »vgl.  hebr.  "^n  turtur?««  Ich 
glaube,  dass  diese  vergleichung  abgelehnt  werden  muss  und 
kann  das  wort  nur  als  eine  Verstümmelung  von  tamgölä 
ansehen. 

Ich  meine  aber  noch  weiter  gehen  und  auch  über  das 
vorhin  erwähnte  alkä,  hahn,  bei  HosL  und  im  cod.  lY  eine 
vermuthung  äussern  zu  dürfen.  Anq.  p.  4S0  und  das  glossar 
beim  Chorda -Av.  p.  18,  1  kennen  das  wort  ebenfalls  und 
erklären  es  ebenso.  Bei  Justi  wird  es  s.  272  a  erwähnt,  ohne 
dass  dort  über  dessen  Ursprung  näheres  beigebracht  würde. 
Nach  dem  äusseren  ansehen  könnte  man  wohl  an  ein  aram. 
wort  denken,  doch  bietet  sich,  wie  es  scheint,  in  keiner  semi- 
tischen spräche  ein  anhaltspunct  dar,  um  über  heikunft  und 
bedeutung  zu  urtheilen.  Wenn  man  aber  beachtet,  dass  die 
beiden  ersten  Pahlavi- schriftzeichen  —  al  —  dieselben  sind, 
die  man  auch  für  iranisches  yL  in  dem  werte  ^^/^  verwendete 
und  verwenden  musste,  und  wenn  man  ferner  erwägt,  wie 
leicht  bei  flüchtigem  schreiben  pahl.  v  und  k,  s  und  ä  mit 
einander  verwechselt  wurden,  —  wofür  sich  zahlreiche  bei- 
spiele  beibringen  Hessen,  —  so  dürfte  es  nicht  als  zu  gewagt 
erscheinen,  älkä  lediglich  für  ein  entstelltes  ^^/^  zu  halten, 
welches,  in  dieser  gestalt  nicht  mehr  erkennbar,  jedoch  dem 
sinne  nach  durch  die  Überlieferung  geschützt,  einer  neuen, 
aber  identischen,  Uzväris  bedurfte,  durch  die  das  wort  wieder 
zu  seinem  rechte  kam.  Uebrigens  wäre  es,  um  denselben  sinn 
zu  gewinnen,  gar  nicht  einmal  nöthig,  das  auslautende  ä  des 
angeblichen  cUkä  in  ein  8  zu  verwandeln,  da  das  zeichen  für  a 
auch  das  h  darzustellen  dient  und  neben  dem  üblicheren  ^^^n 
den  neupers.  originallexicis  zufolge,  unter  anderen  in  gleicher 
bedeutung  auch  die  form  ^^j^  zulässig  ist 

In  der  erwähnten  stelle  bei  Hosh.  p.  6, 1  liest  man  gleich 
hinter  der  angäbe  ^tarnävaryä,  dum,  khrüs^  eine  andere, 
Vielehe  lautet:  lokä,  nakang,  korg,  karg,    üeber  das  wort  lokä 


568  J.  OlBhausen, 

äussert  sich  Haug  im  index  p.  150  nicht  eben  glücklich. 
Das  wort  ist  völlig  dunkeln  Ursprungs,  wenn  es  nicht  etwa 
bloss  aus  dem  angeblichen  alkä  entstellt  ist;  doch  wird  dieses, 
wie  gesagt,  sonst  für  den  hahn  erklärt,  nicht  für  die  henne. 

Zu  den  Wörtern,  die  von  den  Parsen  als  benennung  för 
das  hühnergeschlecht  angesehen  werden,  gehört  noch  das  bei 
Anq.  p.  503  aufgeführte  zazronteria,  von  ihm  erklärt  durch 
»pers.  parendeh,  volatile«;  was  jedoch  von  dem  haushuhn  zu 
verstehen  ist.  Die  bildung  des  wertes  ist  aber  so  absonder- 
licher art,  dass  man  sie  unbedenklich  für  verwerflich  halten 
kann,  obgleich  sie  wesentlich  ebenso  und  mit  derselben  deutung 
als  »vogel«c,  d.  h.  hahn,  bei  Salemann  wiederkehrt,  p.  71,3. 
90,  7.  In  mehr  entstellter  form  findet  sich  dieselbe  Schreibart 
auch  im  vierten  anhange  zum  Farh.  Gahäng.,  und  desgleichen 
in  app.  I  zum  Burh.  q.,  fol.  981b,  wo  bj3  ^/J^  durch 
f^\A.  ^yo  haushuhn  erklärt  wird.  Justi  transcribiert  das 
wort  s.  167  a  b^-^jjj  mit  dem  emphatischen  t  der  Araber 
und  bemerkt  dazu:  »^j<J>  scheint  chald.  "Tu,  arab.  ^^  zu 
enthalten«,  was  gewiss  für  verfehlt  zu  halten  ist.  Ebenso 
kann  die  auf  dieselbe  stelle  sich  beziehende  frage  bei  Vullers 
in  lex.  n  p.  1545  b:  »num  forte  syr.  tameguito  conferendum 
est?«  nur  imbedingt  verneint  werden. 

Anderswo  ist  denn  auch  das  mishandelte  wort  in  besserer 
gestalt  erhalten.  So  bei  Hosh.  p.  5,  9  und  in  Anq.'s  cod.  IV 
fol.  46  V.  An  beiden  stellen  wird  zazrüntya  (oder  zazruntiä) 
geschrieben  und  dieses  mit  tangoriä  zusammengefasst  und 
durch  murveh,  murgh,  erklärt.  Die  bildungsweise  von  einem 
femin.  wie  zazrunt  ist  dem  Aramaeischen  nicht  fremd,  damit 
aber  über  die  bedeutung  noch  nichts  entschieden.  Ein  wurzel- 
haft verwandtes  wort  von  einfacherer  gestalt  bieten  die  glos« 
sare  in  dem  zazra  dar,  welches  bei  Anq.  p.  603,  gewiss  irr- 
thümlich,  als  »pers.  vehi,  pur,  excellent«  gedeutet  wird.  Bei 
Salem,  p.  90,  7  lautet  die  Uzväris  ,^\^,  wird  aber  nicht  weiter 
erklärt.  Beim  Chorda-Av.  dagegen,  p.  26,  3  wird  zazra  durch 
^^y^Si^^  iijJ)>,  »ein  wildes  raubthier«,  übersetzt  Hosh.  kennt 
das  wort  zazra  ebenfalls  und  giebt  als  Uzväris  vah%  geschrieben 
mit  schliessendem  k.  Im  index  p.  241  giebt  Haug  dazu  eine 
erklärung  ab,  welche  lautet:  »a  kind  of  goat  Its  Päzand 
equivalent  is  yr\)  vähikj  which  Anq.  and  others  have  identified 
*vith  the  Fersian  ^^^j^^  goodness,  excellence,  overlooking  its 


fiSiur  würdigQfig;  der  Pahkvt-gloeiai«  ete.  669 

occurrence  in  B(undehesh)  13, 19  as  fhe  name  of  the  zodiacal 
sign  capricornus,  and  not  being  aware  of  the  Classification  of 
the  glossary«;  wozu  aber  Justi  s.  251b  sub  y.  dX.^1^  zu 
vergleichen  ist  —  Eine  »art  von  ziegen«  konnte  man  sich  als 
bedeutung  eines  worts  yon  der  form  eazra  schon  geüallen 
lassen^  insofern  bei  diesem,  wie  bei  dem  uns  yorliegenden 
angeblichen  vogelnamen,  wahrscheinlich  ein  naturlaut  zum 
gründe  liegt^  deren  gleichen  in  den  semitischen  sprachen  leicht 
zur  Verdoppelung  zweiiautiger  wortstämme  anlass  geben,  wie 
z.  b.  im  Arabischen  zu  verben,  wie  ^jjj»  ^^  Man  könnte 
daher  bei  eazra  (aus  zargara)  etwa  an  das  meckern  einer  ziege 
denken;  aber  als  gesichert  ist  Haug's  erklarung  natürlich 
nicht  anzusehen.  Nicht  minder  gut,  vielmehr  besser  noch, 
liessen  sich  von  einem  semit  ni")?  namen  für  vögel  ableiten, 
wie  man  im  Arabischen  fQr  den  staar  (sturnus)  namen 
gebraucht,  wie  y^y^  und  ^y^yy  Aber  am  ersten  dürfte  es  den 
umständen  nach  wahrscheinlich  werden,  dass  unser  wort 
zazruntiay  oder  vielleicht  zuzruntia,  nichts  anderes  war,  als  der 
aram.  ausdruck  für  die  iranische  benennung  der  »gackernden 
henne«,  die  vorhin  in  dem  bisher  verkannten  wakarda  entdeckt 
wurde. 

Zur  Orientierung  über  die  geringe  Zuverlässigkeit  der  glos- 
sare  in  ihrem  jetzigen  zustande  und  über  die  nicht  selten 
mögliche  herstellung  einer  brauchbareren  gestalt  derselben 
werden  hoffentlich  die  wenigen,  hier  vorgelegten  beispiele  aus 
der  grossen  zahl  der  nomina  genügen,  deren  behandlung  ich 
mir  bisher  habe  angelegen  sein  lassen.  Eine  weit  grössere 
anzahl  gleicher  art,  sowie  die  gesammtheit  der  in  der  Fahlavi- 
litteratur  üblichen  semitischen  verba,  harrt  aber  noch  der  ein- 
gehenderen bearheitung. 

Berlin,  im  Juni  1882. 

J.  Olshausen. 


ZeitMluift  Ar  TMgl.  Spraohf.  N.  F.  VI.  6. 


39 


570  G.  lUblow, 


üeber  den  futurgebrauch  griechischer  praesentia. 

Es  handell  sich  im  folgenden  nicht  um  die  futurbedeutuDg 
einiger  momentaner  praesentia,  wie  ci/ii»,  Z^%a$^  «tf^ficu, 
niofiai,  sondern  um  die  Verwendung  eines  jeden  beliebigen 
griechischen  praesens  im  sinne  der  Zukunft.  Zu  diesem  zwecke 
sei  es  mir  gestattet,  etwas  weiter  auszuholen. 

Wir  haben  beim  verbum  zwei  gattungen  von  tempora  zu 
unterscheiden,  momentane  und  durative.  Ich  behalte  diese 
ausdrucke  in  ermanglung  besserer  und  anerkannter  bei,  obwohl 
sie  nicht  grade  treffend  sind,  so  wenig  wie  unsere  tempus-  und 
modusbezeichnungen ;  die  beiden  andern,  perfectiv  und  imper- 
fectiv,  sind  nicht  viel  passender  und  collidieren  zu  sehr  mit  den 
namen  für  die  tempora;  wir  müssten  vom  imperfectiven  per- 
fectum  und  von  perfectiven  imperfecten  (shnov)  sprechen.  Die 
besten  bezeichnungen  für  die  beiden  Zeitformen  wären  be- 
stimmt und  unbestimmt.  Denn  eine  momentane  handlung 
ist  in  ihrer  Zeitdauer  bestimmt,  in  so  fem  als  sie  als  abge- 
schlossen bezeichnet  wird ;  eine  durative  ist  unbestimmt,  da  nur 
die  handlung  an  und  für  sich  bezeichnet  wird,  nicht  ob  sie 
abgeschlossen  ist.  Es  ist  nicht  richtig  zu  sagen,  dass  eine  du- 
rative handlung  eine  nicht -abgeschlossene  sei,  imd  daher  ist 
die  bezeichnung  imperfectiv  ungenau.  Denn  es  giebt  durative 
tempora,  das  griechische  perfectum  der  Vergangenheit,  wie  ich 
das  perfectum  in  der  einen  bedeutung  zum  unterschied  von  der 
andern  in  iaxfixa^  nino&d'a  u.  and.  nennen  will,  und  das  plus- 
quamperfectum ,  die  immer  abgeschlossene  handlungen  be- 
zeichnen. Ich  muss  hier  mit  einigen  Worten  auf  den  unterschied 
zwischen  diesem  perfectum  und  dem  aorist,  d.  h.  den  indicativen 
beider  tempora,  eingehen.  Dass  der  aorist  das  absolute  tempus 
der  Vergangenheit  sei,  ist  eine  ganz  vage  erklärung;  allerdings 
entspricht  der  aorist  auch  dem  plusquamperfectum,  worauf  ich 
später  zurückkommen  werde;  sonst  aber  ist  er  das  gegenstück  zum 
perfectum,  wie  das  auch  aus  dem  gebrauch  des  conjunctivs  und 
des  particips  hervorgeht.  Beide  tempora  drücken  eine  in  bezug 
auf  die  gegenwart  vergangene  handlung  aus.  Die  übliche  er- 
klärung der  bedeutung  des  perfects  der  Vergangenheit  ist,  es 
bezeichne  eine  vergangene  handlung,  deren  Wirkungen  bis  in 


Ueber  den  futurgebraueh  ^echischer  praesentia.  571 

die  gegen  wart  fortdauern.  Wie  kann  eine  tempusform  das 
ausdrucken  ?  Die  Wirkungen  einer  Handlung  liegen  doch  ausser» 
halb  der  handlung  selbst;  wie  kann  also  zugleich  mit  dem 
tempus  der  handlung  das  tempus  der  Wirkungen  derselben  be- 
zeichnet werden?  Das  ist  ganz  unmöglich,  wenigstens  im  indo- 
germanischen Verbalsystem.  Man  sucht  sich,  um  zu  dieser 
bedeutung  zu  kommen,  ein  paar  geeignete  perfecta  aus,  bei 
denen  die  Wirkungen  der  handlung  auch  an  dem  subject  der 
handlung  hervortreten.  Also  ti&pi/xs  heisst  »er  ist  gestorben 
und  ist  nun  tote ;  das  sieht  ganz  plausibel  aus  und  erinnert  an 
die  bedeutung,  die  iaT^na  wirklich  hat  »ich  habe  mich  gestallt 
und  stehe  nochc.  Wie  aber,  wenn  für  tid^vtixs  gesagt  wird 
exTova  avTov?  Das  heisst  »ich  habe  ihn  getötet  und  nun  ist 
er  tote :  die  Wirkungen  der  handlung,  die  bis  in  die  gegenwart 
dauern,  äussern  sich  aber  hier  nicht  am  subject,  sondern  am 
object;  nun  möchte  ich  wissen,  wie  Bxtova  die  fahigkeit  be- 
kommen sollte,  solche  Wirkungen,  die  weder  mit  dem  subject 
noch  mit  der  handlung  selbst  etwas  zu  thun  haben,  wieder- 
zugeben. Ebenso  verhält  es  sich  mit  axi^xoar«  »ihr  habt  es 
gehört  und  wisst  es  nun«  und  siQ^xa  »ich  habe  es  gesagt  und 
ihr  wisst  es  nun«.  Es  ist  also  klar,  dass  man  hier  eine  bedeu- 
tung, die  sich  aus  dem  zusammenhange  ergicbt,  als  grund- 
bedeutung  des  perfects  angesehen  hat.  Welches  ist  nun  aber 
die  grundbedeutung  ?  Der  aorist  bezeichnet  eine  handlung  der 
Vergangenheit  als  abgeschlossen,  das  perfectum  berücksichtigt 
nicht,  dass  sie  abgeschlossen  ist,  sondern  hebt  hervor,  dass  es 
überhaupt  zu  einer  solchen  handlung  gekommen  ist;  im  aorist 
ist  die  handlung  nur  ein  teil  dessen,  das  die  verbalform  aus- 
drückt, im  perfectum  das  einzige;  das  perfectum  wurde  also 
ursprünglich  gesetzt,  wenn  es  auf  die  handlung  selbst  ankam, 
der  aorist  erzählt  nur  die  handlung.  Ein  paar  gegensätze 
werden  dies  klar  machen.  eS^fxa  bedeutet  »ich  habe  es  ge- 
sagt«, und  legt  auf  die  handlung  des  sagens  den  nachdruck, 
entweder  im  gegensatz  zu  »ich  habe  es  nicht  verschwiegen«, 
oder  um  auf  die  folge  »und  es  ist  daher  bekannt«  hinzuweisen ; 
£l£$a  konnte  nur  einen  gegensatz  ausdrücken,  der  im  tempus 
lag,  also  »ich  habe  es  gesagt«,  in  der  regel  aber  drückt  es 
keinen  gegensatz  aus,  sondern  constatiert  bloss  die  thatsache, 
htara  hebt  die  handlung  des  tötens  hervor  und  dadurch  auch 

ihre  Wirkungen  (s.  o.);  Sxt€$va  erzählt  nur  das  factum.    Der- 

39* 


57S  6-  Hahlow, 

selbe  unterschied  zeigt  sich  beim  particip;  sowohl  Oavmv  als 
xsd'vsdq  ist  »der  totec,  rsdrealg  aber  im  gegensatz  zum  leben- 
digen. Man  kann  sagen  (onXiafiivog  t^l&e  und  inha9slq 
^Id^s;  in  beiden  fallen  ist  der  kommende  gerüstet;  c^JU- 
afiivog  aber  hebt  hervor,  dass  er  nicht  ohne  Waffen  kam. 
Wäre  es  richtig,  dass  das  perfect  eine  handlung  ausdruckt, 
deren  Wirkungen  bis  in  die  gegenwart  dauern,  so  müssten  doch 
gewiss  die  eitern  durch  das  part.  perf.  bezeichnet  werden;  sie 
heissen  aber  ot  tsxopreg^  parentes,  mit  recht ,  denn  es  ist  kein 
innerer  gegensatz  vorhanden,  der  zum  gebrauch  des  perfects 
veranlassung  gäbe ;  xsxovrsg  sind  alle  eitern.  Hierzu  vergleiche 
man  folgende  stellen:  Her.  I  108  Xdßs  %dv  Mavdavfi  Itbub 
naxda  »nimm  das  kind,  das  Mandane  geboren  hatt  und  116 
r^v  Tsxovifav  avriv  t%i  sJvat  naq  itavt^S  »die  ihn  geboren 
habe,  sei  noch  bei  ihmc;  hier  sollte  man  doch  das  perfedum 
finden,  da  es  sich  durchaus  um  etwas  handelt,  dessen  Wir- 
kungen bis  in  die  damalige  gegenwart  fortdauerten.  Dagegen  HS 
titoxa  xai  iyü,  xixoxa  dh  ted-veog;  hier  also  das  perfectum, 
weil  leben  und  tod  einander  gegenübergestellt  werden. 

Aus  meiner  feststellung  der  bedeutung  des  perfects  der  Ver- 
gangenheit geht  hervor,  dass  in  einem  älteren  sprachzustande, 
als  dem  griechischen,  die  wähl  zwischen  perfectum  und  aorist 
viel  freier  war,  als  sie  im  Griechischen  ist.  In  sehr  vielen 
fallen,  wo  ein  scharfer  innerer  gegensatz  nicht  vorlag,  hing  es 
ganz  von  der  willkür  des  sprechenden  ab,  in  welchem  sinne  ec 
eine  handlung  zur  darstellung  bringen  wollte.  Aus  diesem 
Verhältnis  der  beiden  tempora  erklärt  sich  ihre  Vermischung 
im  Indischen,  Lateinischen,  Germanischen;  ginge  man  vom 
griechischen  Sprachgebrauch  aus,  so  würde  man  dafür  schwer^ 
lieh  eine  erklärung  finden.  Das  Griechische  hat  eine  entschie- 
dene Vorliebe  für  den  aorist,  d.  h.  für  eine  solche  darstellung 
von  handlungen  der  Vergangenheit,  wie  sie  der  aorist  ausdrückt; 
daher  wird  der  aorist  sehr  häufig  angewendet,  wo  nicht  bloss 
wir,  sondern  auch  die  Griechen  selbst  das  perfect  gebrauchen 
konnten.  Man  kann  beide  überall  neben  einander  lesen,  z.  b. 
Her.  1 110  Tcfdfi  to»  ixSXsvtfs  siTtetVj  kurz  darauf  %itayfHt$  ifA^ 
beides  auf  denselben  auftrag  bezüglich.  Doch  ist  auch  das  zu 
beachten,  dass  in  der  historischen  erzählung,  die  in  der  litte- 
ratur  eine  grosse  rolle  spielt,  in  der  gesprochenen  spräche  aber 
(?ar  nicht,  das  perfectum  nicht  anwendbar  war;  daher  ist  das 


lieber  den  futurgebrauch  griechischer  praesentia.  573 

perfect  in  den  litterarischen  denkmälern  im  Verhältnis  zum 
aorist  verschwindend  selten.  Ich  verstehe  also  unter  einem 
momentanen  tempus  eins,  das  die  handlung  als  abgeschlossen 
darstellt,  während  ein 'duratives  den  abschluss  nicht  ausdrückt, 
sondern  nur  die  handlung  selbst,  wodurch  es  fähig  wird,  band- 
lungen  zu  bezeichnen,  die  noch  nicht  zum  abschluss  gekommen 
sind,  sondern  in  einem  gewissen  Zeitpunkt  noch  vor  sich  gehen; 
diese  bedeutung  hat  für  die  Vergangenheit  das  durative  im- 
perfectum. 

Die  zahlreichen  praesensbildungen  zerfallen  demgemäss  in 
zwei  klassen,  innerhalb  deren  die  einzelnen  vermutlich  eigen- 
tümliche bedeutungen  hatten.  Dass  bedeutungsschattierungen 
möglich  sind,  liegt  auf  der  band.  Wenn  wir  sagen  »die  vögel 
fliegenc,  so  lassen  wir  unentschieden,  ob  wir  meinen,  dass  sie 
augenblicklich  fliegen,  oder  dass  sie  überhaupt  fliegen;  wir 
können  sagen  »ich  trinke  bierc,  ohne  ein  glas  vor  uns  zu 
haben.  Ebenso  sind  momentane  praesentia  allgemeiner  bedeu- 
tung möglich.  Die  momentanen  praesentia,  d.  h.  die  indicative 
der  momentanen  praesensstämme,  sind  bei  den  meisten  wurzeln 
verloren  gegangen.  Das  Sanskrit  besitzt  zwar  noch  ziemlich 
viel,  aber  auch  schon  sehr  viel  alleinstehende  zweite  aoriste; 
das  Griechische  hat  nur  sehr  wenig  erhalten,  von  denen  ein 
teil  die  secundäre  futurbedeutung  hat;  regel  ist  im  Griechischen, 
dass  das  übliche  praesens,  sei  es  ursprünglich  durativ  oder 
momentan,  beide  bedeutungen  vereinigt,  also  «x^  ^ich  habe« 
und  »ich  erhalte«  u.  s.  w.  Der  Verlust  der  momentanen  prae- 
sentia erklärt  sich  aus  ihrem  seltenen  gebrauch;  denn  man 
kam  nicht  oft  in  die  läge,  eine  handlung  der  gegenwart  als 
abgeschlossen  darzustellen ;  der  historische  gebrauch  des  praesens, 
wie  im  Griechischen,  bei  dem  die  momentane  bedeutung  häu- 
figer ist,  hat  sich  erst  im  laufe  der  zeit  entwickelt  Da  es  sich 
aber  im  folgenden  nur  um  die  ursprünglichen  formen  des  indo- 
germanischen verbs  handelt,  so  setze  ich  zwei  verschiedene 
praesensklassen  an,  als  deren  typen  ich  XiTtu)  und  Xsitco)  an- 
nehme, indem  ich  hier  wie  später  accentlose  griechische  formen 
als  hypothetische  ansetze.  Es  fragt  sich  nun,  welches  die  dem 
praesensstämme  zu  gründe  liegende  bedeutung  ist,  die  alle  ab- 
leitungen  desselben  teilen.  Natürlich  nicht  die  gegenwart,  eine 
bedeutung,  die  nur  dem  indicativ,  und  den  modi  und  verbal- 
nomina  unter  umständen  zukommt.      Die   beantwortung   der 


574  6*  Mahlow, 

frage  ist  sehr  leicht,  wenn  wir  das  particip  berücksichtigen; 
JUiTTCc/v,   es  mag  zu  einem  tempus  der  Vergangenheit,  gegen 
wart  oder  zukunft  gesetzt  werden,  drückt  stets  eine  mit  der 
haupthandlung  gleichzeitige  handlung  aus;  die  grundbedeutung 
des  praesensstammes   ist  also   die  gleichzeitigkeit  und  die 
Praesentia  haben   nur  dadurch   die   bedeutung   der  gegen- 
wart,   dass  ihnen   solche  elemente   fehlen,    die    sie  zu   tem- 
pora  der  Vergangenheit  oder  zukunft  machen  könnten;  denn 
das  i  der  suffixe   ist  nicht  durchgehend  und  auch  dem  con- 
junctiv  und  dem  perfect  teilweise  eigen.    Das  Imperfectum, 
wie  ich  das  augmenttempus  eines  jeden  praesensstammes  nenne, 
also  auch  den  späteren  zweiten  aorist,  ist  demnach  ausdruck 
der  gleichzeitigkeit  in  der  Vergangenheit.    Die  imperfecta  iXi7tov 
und  iXsiTtov  unterschieden  sich  ehemals  nicht  anders  als  XtTtw 
und  Xsinaa.    ßXstnoy  hat  noch  die  alte  bedeutung,  Slinov  aber 
hat  seine  bedeutung  zu  der  des  aorists  (s.  u.)  erweitert;  ur- 
sprünglich bezeichnete  es  nur  die  gleichzeitigkeit  in  der  Ver- 
gangenheit bei  einer  momentanen  handlung.    Um  gleichzeitig- 
keit auszudrücken,    muss  man  natürlich  einen  Zeitpunkt  der 
Vergangenheit  im  äuge  haben,  an  dem  die.  handlung  vor  sieh 
geht)  mit  dem  sie  also  gleichzeitig  ist;   entweder  schliesst  sich 
daher  ein  imperfectum  an  eine  vorher  erwähnte  handlung  an, 
welche  die  zeit  der  handlung  des  imperfects  feststellt,   oder  es 
tritt  unmittelbar  ein,  sei  es  dass  der  bestimmte  Zeitpunkt  der 
Vergangenheit  als  bekannt  vorausgesetzt  wird  oder   aus  dem 
vorhergehenden   sich   deutlich   ergiebt,    sei  es  dass  er  durch 
einen  temporalen  nebensatz,  ein  particip  oder  ein  zeitadverb, 
wie  totSy  Snena^  ausgedrückt   wird.    Als   beispiele  führe  ich 
einiges  aus  Her.  I  110 ff.  an:  ravta  eins   nai  uvxixa  äyysloy 
biBf^nß  »sobald  als  er  gesprochen  hatte,  schickte  erc  während 
$lns  xai  IneiA^e  einfach  hiesse  »er  sprach  und  schickte  spätere. 
Es  folgen  schildernde  imperfecta  ^mataroy  avvoixee^  dann  fahrt 
die  erzählung  fort:  inei  dk  dmxsto^  Slsye  »als  er  ankam,  sagte 
erc;   das  imperfectum  bringt   die  beiden  handlungen  in  un- 
mittelbare beziehung,  der  abschluss  des  dmxia&at  ist  der  eintritt 
des  UyB^y,  während  IXc^s  nur  ausdrückte,  dass  nach  der  an- 
kauft des  hirten  zu  einer  nicht  näher  bestimmten  zeit  Harpagos 
ZQ  ihm  sagte.     Der  hirt  erzählt  c.  111  tldop  ig  nohv  iX^v 
ual  ^Movisa  X.  r.  l»  olxog  nag  xarsix^to^  das  impf,  bezeichnet 
)inen  teil  dessen,  was  er  sah  und  hörte.  "Aqnaf^q  tag  §166  (§§, 


lieber  den  futurgebraucb  griechischer  praesentia.  575 

ixiXsvs;  ohne  den  temporalsatz ,  der  den  Zeitpunkt  bestimmt, 
wäre  das  imperfectum  unmöglich,     iy^  dyaXaßdv  sipsgovj  wo 
das  particip  die  Zeitbestimmung  herstellt ;  es  konnte  auch  heissen 
dpiXaßov  xal  ttpsqov;  der  Zeitpunkt,   an  dem  das  (fiQe$v  ein- 
tritt,  wird  durch  die  abgeschlossene  bandlung  des  ävaXaß$tv 
ausgedrückt,    c.  112  äfxa  dh  tavxa  iXsye  xa$  änedsixvvs,  ^  di^ 
wg  sldsy  daxQVtfaaa  ixqrnis  (impf.!),    c.   113  tdo^s  sv  Uysiv  nai 
avvixa  inoiss  tavta,     c.    114   ot;    yäQ  dij  inoifiaa   —   ixiXsvs, 
c.    115    dxovfSag    xal    iädv    IdfStvdyijq   fisvsnifjtnsro    u.   s.    w. 
Solche  beispiele  sind  überall  zu  ünden,  am  meisten  bei  Homer; 
die  attische  prosa  dagegen  zieht  auch   hier    den  aorist  vor; 
darum  sind  aber  nicht  beide  tempora  gleichbedeutend.     Der 
aorist  stellt  eine  handlung  vom  Standpunkte  der  gegenwart  als 
vergangen  dar;    aufeinander  folgende  aorisle  lassen  es  unaus- 
gedrückt,  in  welchem  verhältniss  ihre  handlungen  zu  einander 
stehen.    Das  imperfectum  aber  betrachtet  eine  handlung  als  in 
der  Vergangenheit  geschehend;  dazu  muss  natürlich  der  Zeit- 
punkt der  Vergangenheit,   während  welcher  sie  geschieht,  in 
irgend  einer  weise  bestimmt  werden.    Die  fahigkeit,  eine  mo- 
mentane handlung  als  gleichzeitig  in  der  Vergangenheit  dar- 
zustellen,  hat  das  Griechische  verloren,  da  es  nur  noch  das 
durative  imperfectum  besitzt.    Hier  zeigt  sich  übrigens  eben- 
falls, dass  das  imperfectum  nicht  eine  nicht-abgeschlossene  hand- 
lung bezeichnet,  denn  in  (allen  wie  oben  ixilsve,  (A€tsnifä7¥§t9 
ist  die  handlung  sicher  abgeschlossen;  das  momentane  tempus 
ixiJi€v(f€  konnte  aber  nicht  eintreten,    weil  es   nicht  dieselbe 
beziehung  zu  dem  vorhergehenden  ausgedrückt  hätte,  wie  das 
imperfectum.     In    solchen  fällen   bezeichnet  das  imperfectum 
auch  einen  fortscbritt  der  handlung,  aber  in  der  weise,  dass 
der  Zeitpunkt,   an  dem  die  handlung   des  imperfects  eintritt, 
bestimmt  ist    Dies  ist  der  gebrauch  des  imperfects  in  haupt- 
sätzen;  sehr  wichtig  aber  waren  die  alten  imperfecta  auch  für 
die  nebensätze;  so  bedeutete  iiit^e  t$  eiÖB  »er  sagte  was  er  er- 
blickec,  iXs^s  ov$  ilems  »er  sagte,  dass  er  lassec.    Diese  Ver- 
wendung des  imperfects  ist  im  Griechischen  selten  geworden; 
es  setzt  an  ihre  stelle  entweder  im'  anschluss  an  die  directe 
rede  ungenau  den  indic.  praes.  iksliE  du  XBin$$^  oder  den  Op- 
tativ  der  indirecten  rede.     Der  ausgedehnte  gebrauch  dieses 
Optativs  ist  eine  neuerung  d^  griechischen  spräche,  an  der  das 
Lateinische  teil  nimmt.    Denn  der  optativ  ist  nur  der  modus 


576  6.  Mahlow, 

der  subjectiven  aussage  und  in  so  fern  in  indirecter  rede  be- 
rechtigt; im  Griechischen  aber  wird  er  auch  für  thatsachen, 
für  objectiTe  aussagen  verwendet;  doch  zeigt  der  gebrauch  des 
indicatiTS  daneben,  dass  diese  ausdrucksweise  der  spräche  noch 
nicht  ganz  genehm  war,  weil  sie  noch  fühlte,  dass  der  optativ 
für  die  bezeichnung  von  thatsachen  nicht  geeignet  war.  Der 
indicativ  praes.  in  solchem  falle  ist  eine  freiheit,  die  sich  eine 
spräche  erlauben  kann,  der  das  historische  praesens  so  ge- 
läufig ist;  es  ist  aber  klar,  dass  zu  einer  zeit,  als  die  tempus- 
bedeutung  noch  ganz  rein  und  starr  und  der  indic.  praes. 
eben  nur  indic.  praes.  und  nichts  anderes  war,  die  Terbindung 
ile^€  6u  JLsmsi  nur  bedeuten  konnte  »er  sagte  damals,  dass 
er  jetzt  lässtc.  Hier  waren  ihnov  und  iXstnov,  die  tempora 
der  gleichzeitigkeit  in  der  Vergangenheit,  einzig  möglich.  Man 
findet  das  imperfectum  in  solchem  gebrauch  verhältnismassig 
selten  im  Griechischen;  in  den  meisten  fallen,  wo  das  imper- 
fectum steht,  ist  die  handlung  desselben  nicht  im  sinne  des 
subjects  des  hauptsatzes  als  thatsache  gesagt,  sondern  im  sinne 
des  erzählers,  wie  wenn  wir  sagen  »er  sagte,  was  er  sähe;  so 
häufig  nach  ytyvdaxstv  und  ähnl.  verben  und  in  relativsätzen 
der  indirecten  rede.  Doch  finden  sich  auch  falle,  in  denen  das 
imperfect  die  handlung  als  gedanken  des  subjects  angiebt,  z.  b. 
Xen.  An.  4,  3,  29  JiaQ^yysiXe  .  • .  d$aßaivBtv ,  ^  ixaötog  %ij¥ 
täi$v  bIxsv,  Xen.  Mem.  I,  1,  2  notof  ixQijöatTo  tsxfMiQitOj  tig 
ov»  ivofttj^svy  ebenso  I,  2,  1  nsKS^ijvai  t^vaq^  mq  d$iipd'stQ89f 
(Kühner  II  §  550,  3,  a  und  c  und  594,  anm.  1).  Meistenteils 
tritt  hier  der  optativ  ein,  während  es  ursprunglich  keinen  unter- 
schied machte,  ob  eine  thatsache  vom  Standpunkte  des  er- 
zählers oder  des  subjects  des  hauptsatzes  dargestellt  wurde. 

Die  gleichzeitigkeit  in  der  zukunft  muss  offenbar  ebenfalls 
durch  eine  form  des  praesensstammes  dargesteltt  werden,  nicht 
etwa  durch  das  futurum,  da  das  particip  praes.  mit  einem 
futurum  die  gleichzeitigkeit,  das  part  fut.  aber  stets  eine  im 
Verhältnis  zur  haupthandlung  zukünftige  handlung  ausdrückt 
Die  gleichzeitigkeit  in  der  zukunft  wurde  durch  den  Conjunctiv 
Praes.  bezeichnet,  durch  iU/rco  cj.  für  eine  momentane,  JUin« 
ej.  für  eine  durative  handlung. 

Wie  das  participium  JiBinmv  die  gleichzeitigkeit  in  altoi 
irei  Zeiten  vertritt,  so  war  es  auch  ehemals  mit  hnmv  der 
;  die  alte  bedeutung  haben  z.  b.  die  zu  derselben  praesens» 


Ueber  den  futurgebrauch  griechischer  praesentia.  577 

bildung  gehörigen  partic.  iUv^  xicov,  äv^)  erhalten;  selbst  Xtntiv 
hat  sie  in  Verbindung  mit  einem  aorist,  wo  es  eine  gleichzeitige 
handlung  ausdrücken  kann;  sonst  hat  das  momentane  part« 
praes.  aoristbedeutung  angenommen. 

Wie  das  particip  gilt  der  Infinitiv  für  alle  drei  zelten; 
XsinetVj  XmsXv  sind  nicht  Infinitive  der  gegenwart,  sondern  der 
gleichzeitigkeit.  Auch  XmsXv  hat  in  gewissen  fallen  die  un- 
ursprüngliche aoristbedeutung. 

Der  gleichzeitigkeit  stehen  gegenüber  vergangene  und  fol- 
gende zeit.  Wie  jede  der  drei  Zeiten,  Vergangenheit,  gegenwart 
und  Zukunft,  ihre  formen  der  gleichzeitigkeit  hat,  so  auch  der 
Vergangenheit  und  Zukunft.  Für  die  auf  die  gegenwart  bezogene 
Vergangenheit  ist  das  momentane  tempus  der  Aorist,  d.  h. 
der  mit  s  gebildete  aorist.  Denn  iXmov  und  iXetipa  sind  ur- 
sprünglich zwei  vollständig  verschiedene  tempora,  beide  mit 
momentaner  bedeutung;  iXsupa  bezeichnet  eine  in  der  gegen- 
wart vergangene,  iXmov  eine  in  der  Vergangenheit  gleichzeitige 
handlung.  irgsipa  xa$  ihnov  also  bezeichnete  nur  zwei  gleich- 
zeitige handlungen,  itgetf/a  xa$  iXB$ipa  erstens  zwei  auf  einander 
folgende  handlungen,  dann  aber  auch  zwei  gleichzeitige,  deren 
gegenseitiges  Verhältnis  nicht  berücksichtigt  wird,  sondern  die 
bloss  in  beziehung  zur  gegenwart  gesetzt  werden.  Dieser  um- 
stand veranlasste  aber,  dass  die  grundbedeutung  von  ihnov 
allmählich  zurücktrat  und  dass  es  mit  iXs$ipa  verwechselt 
wurde;  so  kam  es,  dass  das  momentane  imperfectum  die  aorist- 
bedeutung annahm  und  nicht  mehr  allein  eine  in  der  Vergangen- 
heit gleichzeitige,  sondern  auch  jede  vergangene  momentane 
handlung  bezeichnete,  so  dass  die  spräche  die  fahigkeit,  eine 
gleichzeitige  momentane  handlung  der  Vergangenheit  scharf  aus- 
zudrücken, verlor.  Daher  finden  wir  auch  öfter  das  griechische 
imperfectum,  wo  man  ein  momentanes  tempus  erwartet;  die 
spräche  musste  zum  durativen  tempus  greifen,  weil  sie  kein 
momentanes  hatte,  das  dem  bedürfnis  entsprach,  eine  gleich- 
zeitige handlung  auszudrücken.  Dies  wäre  aber  nicht  möglich 
gewesen,  wenn  das  imperfect  eine  entschieden  nicht-abgeschlos- 
sene handlung  bezeichnete. 

Die  Vermischung  von  IXtnov  und  iXsupa  hat  tiefer  gehende 
folgen  gehabt;  nicht  nur,  dass  das  participium  X^naiv  die  be- 

>)  Ausser  diesem  in  mehreren  sprachen  erhaltenen  particip  (lat.  sons 
u.  s.  w.)  noch  got.  sai  opt  =  sijai  von  derselben  praesensbildung. 


578  G'  Mablow, 

deutung  von  Xsiipag  angenommen  hat,  dass  Xinslv^  Xinw^  Xinotfit 
unter  umständen  aoristisch  gebraucht  werden,  umgekehrt  haben 
modi  und  infinitiv  von  eXsupa  gewisse  functionen  übernommen, 
die  ihnen  ursprüngh'ch  nicht  zukamen;  dabei  hat  der  aorist 
sogar  einen  neuen  imperativ  entwickelt,  der  die  bedeutung  des 
Imperativs  des  momentanen  praesens  bekommen  hat. 

Ich  muss  an  dieser  stelle  auf  einen  allgemein  verbreiteten 
irrtum  aufmerksam  machen.  Eine  in  der  griechischen  syntax 
bekannte  regel  sagt,  dass  der  aorist  im  unterschied  vom  imper- 
fectum  den  anfang,  das  eintreten  einer  handlung  bezeichne, 
also  €(Jxov  »erhielt«,  lav^v  »trat  hin«.  Man  könnte  diese  be- 
deutung für  eine  eigentümlichkeit  des  aorists  halten,  während 
es  in  der  that  ein  mangel  der  deutschen  spräche  ist.  Wir 
haben  nur  wenige  echte  momentane  verba  und  können  vor 
allen  dingen  nicht  momentane  und  durative  handlung  an  einem 
verbum  ausdrücken.  Nun  haben  wir  uns  gewöhnt,  den 
griechischen  verben  durative  grundbedeutung  zugeben;  das  ist 
durchaus  falsch.  Die  würzet  ctä  bedeutet  gar  nicht  unser 
»stehen«,  sondern  die  durativen  formen  der  würzet  haben  diese 
bedeutung,  die  momentanen  können  wir  meistens  nicht  mit 
»stehen«  übersetzen,  eher  mit  »sich  stellen«.  Dass  die  alte 
spräche  für  beides  eine  würzet  hatte,  ist  eben  ihr  Vorzug, 
SaTiiv  ist  eine  abgeschlossene  handlung  des  Stehens;  dass  auf 
diese  handlung  weiteres  stehen  folgt,  wird  durch  latfv  selbst 
nicht  ausgedrückt,  sondern  ergiebt  sich  aus  dem  Zusammen- 
hang; itrvtjv  kann  auch  gesagt  werden,  wenn  derjenige,  der 
sich  hinstellt,  sofort  umfallt.  Wenn  wir  also  deswegen,  weil 
wir  latfjv  durch  »ich  trat  hin«  übersetzen,  dem  aorist  die  be- 
deutung des  eintretens  in  die  handlung  des  Stehens  geben,  so 
lassen  wir  uns  durch  von  aussen  zukommende  umstände  tauschen, 
wie  oben  beim  perfect,  und  da  iatijp  auch  »ich  blieb  stehen, 
stand  still«  bedeutet,  könnte  man  mit  demselben  rechte  sagen, 
es  bezeichne  den  abschluss  einer  bewegung.  Dass  Itfrfy  nicht 
mehr  »ich  stand«  bedeutet,  d.  h.  eine  längere  handlung  des 
Stehens  als  abgeschlossen,  liegt  daran,  dass  auch  das  praesens 
tifrafbat  nicht  mehr  »stehen«  bedeutet;  doch  teilt  z.  b.  tsx^viu 
die  beschränkte  bedeutung  des  indicativs  nicht.  Femer  iiS%ov 
ist  nicht  »ich  fing  an  zu  haben« ;  dies  kommt  nur  heraus,  wenn 
wir  dem  verbum  ixta  die  bedeutung  »haben«  geben,  die  die 
Wurzel    nur   in  ihren   durativen   formen   hatte.     Wie  unser 


Ueber  den  futurgebrauch  griechischer  praesentia.  579 

»erhielt«  eine  vollkommen  abgeschlossene  handlung  bezeichnet, 
auf  die  das  behalten  folgt,  wie  auf  jede  handlung  ein  zustand, 
so  auch  its%ov;  tax^v  »ich  erhielt«  bedeutet  eine  abgeschlossene 
handlung  wie  €(iyoy  »ich  hatte«,  nur  dass  jene  von  kürzerer 
dauer  ist;  in  keinem  von  beiden  fällen  wird  durch  die  verbal- 
form selbst  ausgedrückt,  welches  der  auf  die  abgeschlossene 
handlung  folgende  zustand  ist.  Ebenso  ist  es  mit  ^g^€  »er  kam 
zur  regierung«;  a^xw  bedeutet  nicht  bloss  »herrschen«,  sondern 
sowohl  »erster  werden«  als  »erster  sein«,  sowohl  »hervortreten« 
als  »hervorragen«,  ißaailsvas  »er  wurde  könig«  bezeichnet 
eine  abgeschlossene  handlung  des  könig-seins  von  kurzer  dauer; 
man  kann  aber  auch  sagen  ißaaiXsvas  TQidxovra  htj;  in  diesem 
fall  ist  die  handlung  nur  von  längerer  dauer,  als  im  ersten; 
so  wenig  aber  wie  im  zweiten  fall  die  verbalform  ißaaiXevas 
ausdrückt,  dass  das  könig-sein  nach  den  dreissig  jähren  zu  ende 
war,  so  wenig  drückt  sie  im  ersten  aus,  dass  weiteres  könig- 
sein folgte;  beides  ergiebt  sich  aus  dem  Zusammenhang,  nicht 
aus  der  verbalform.  Diese  Vermischung  der  deutschen  Über- 
setzung der  verba  mit  ihrer  grundbedeutung  hat  überhaupt  zu 
vielen  confusionen  veranlassung  gegeben.  So  heisst  es,  qiBvya 
habe  perfectbedeutung,  iipvyov  bezeichne  das  eintreten  in  die 
handlung  des  fliehens;  dabei  geht  man  für  {pevycß  von  der  mo- 
mentanen grundbedeutung  »entfliehen«  aus,  für  sifvyov  von  der 
durativen  »fliehen«.  In  der  that  ist  (petfyt»  sowohl  momentan 
als  durativ,  und  €q>vyov  und  Iffsvyov  teilen  sich  in  die  bedeu- 
tungen,  die  das  praesens  hat.  Es  mag  rein  durative  wurzeln 
gegeben  haben,  vielleicht  xs$fAai,  ^fAa$  (mit  fester  betonung,  also 
nicht  zur  klasse  eifii);  diese  konnten  dann  aber  keine  momen- 
tanen formen  bilden.  Umgekehrt  geben  wir  auch  griechischen 
Verben  momentane  grundbedeutung;  die  folge  ist,  dass  wir  dann 
das  praesens  mit  dem  perfectum  übersetzen  müssen,  wie  »ich 
habe«  gleich  »ich  habe  erhalten«  ist;  so  ist  es  mit  ffsvyeiv^ 
vtxävj  xgaretv^  ^ttäcd-ai,  d3UtfxBa&a$,  nvvd^dvsöd'aij  fAavd^dv8$r 
u.  s.  w.  und  besonders  mit  ijyutv  und  ofx«<^*a*«  Man  irrt  sehr, 
wenn  man  hier  dem  griechischen  praesens  eine  eigentümliche 
bedeutung  zuschreibt;  die  doppelte  bedeutung,  die  nxdS,  xgatß 
hat,  ist  dieselbe,  die  auch  ägxoo  hat;  ^qx^  *®r  ^^r  herrscher« 
unterscheidet  sich  von  ^q^€  »er  gewann  die  herrschaft«  ganz 
genau  so  wie  ixqdxs*  »er  war  überlegen«  von  ixgaTfiae  »er 
gewann  die  Überlegenheit«.    Wenn  ein  verbum  aorist  und  im- 


580  6-  Mahlow, 

perfectum  nicht  unterscheidet,  so  tritt  dieselbe  doppelung  der 
bedeutung  ein  wie  im  praesens;  ndq^ax^  ist  nicht  nor  »er  ist 
anwesend«,  sondern  auch  »er  erscheint«,  naQ^y  sowohl  >er 
war  da«  als  »er  kam  hin,  trat  auf«. 

Endlich  ist  noch  ein  wichtiger  umstand  in  betrachi  zo 
ziehen,  der  uns  an  der  richtigen  erkenntnis  der  bedeutung  der 
griechischen  verbalformen  hindert.  Eine  grosse  zahl  unserer 
verba  ist  resultativ,  d.  h.  drückt  auch  das  resultat  der  band- 
lung  aus,  die  bei  intransitiven  am  subject,  bei  transitiven  am 
object  erfolgt  ist ;  z.  b.  »tötenc  bezeichnet  nicht  allein  die  band- 
lung  des  subjects,  sondern  auch  den  erfolg  der  bandlung  am 
object;  »ich  tötetec  setzt  immer  ein  getötetes  object  voraus. 
Die  verba  der  älteren  spräche,  auch  des  Griechischen,  sind  aber 
durchaus  nicht  resultativ;  die  griechischen  verba  können  es 
durch  composition  werden,  besonders  mit  xava-j  äno^]  doch 
ist  auch  hier  die  resultative  bedeutung  nicht  notwendig,  sondern 
nur  üblich.  Zwischen  xrtivo)  und  »töten«  ist  also  ein  bedeu- 
tender unterschied,  der  nämlich,  dass  xtshw  einzig  und  allein 
die  bandlung  des  subjects  ausdrückt,  nicht  aber  den  erfolg  der 
bandlung  am  object;  die  grundbedeutung  von  nBlvto  ist  also 
»das  thun,  was  zum  töten  eines  andern  gehört«.  Waui 
IxTBtva  in  den  meisten  fallen  »ich  tötetec  bedeutet,  so  babm 
wir  wieder  den  fall,  dass  der  Zusammenhang  der  verbalform 
eine  bedeutung  giebt,  die  sie  an  und  für  sich  nicht  hat;  denn 
dass  sie  dieselbe  nicht  hat,  beweisen  die  falle,  in  denen  im%$pa 
nicht  »ich  tötete«  ist,  sondern  »ich  versuchte  zu  töten«.  Es  ist 
bekannt,  dass  im  Griechischen  praesens,  imperfectum  und  aorist 
auch  den  ausgeführten  versuch  einer  bandlung  ausdrücken 
können;  für  das  perfectum  sind  keine  beispiele  bekannt,  doch 
kann  es  bei  diesem  nicht  anders  gewesen  sein.  Dass  sowohl 
imperfectum  als  aorist  diese  bedeutung  haben,  beweist,  dass  es 
sich  nicht  um  eine  eigentümlichkeit  der  verbalform  handelt, 
sondern  der  wurzel.  Grade  bei  x%tiv(o  ist  der  unterschied  des 
Griechischen  und  Deutschen  am  meisten  einleuchtend;  beispiele 
für  xweivw  und  ixts^va  vgl.  bei  Kühner  II  §  382,  6  und  §  386, 
12,  dazu  Her.  I,  109  t^g  vSv  %ov  vlov  xt$ivs$  d$^  ifisv  auf 
Eyros  bezüglich,  Soph.  Oed.  Gol.  993  sS  %tq  üb  xvsiyot,  nivcga 
nvv&dvo^  ar . . . .  ^  tlvo$  av  Bvd'iwq;  in  allen  fallen  bezeichnet 
xwsivsiv  die  bandlung  des  subjects,  die  aber  am  object  wir- 
kungslos bleibt    Man  muss  sich  also  hüten  den  abschluss 


üeber  den  fuiurgebrauch  griechischer  praesenUa.  581 

einer  Handlung  mit  dem  erfolg  zu  verwechseln ^  wenn  man 
eine  griechische  momentane  form  durch  eine  deutsche  resul* 
tative  übersetzt;  gxTs$va  ist  momentan,  aber  nicht  resultativ. 
Ein  andres  klares  beispiel  giebt  das  verhum  ß^äCeada»;  grund- 
bedeutung  ist  »gewalt  anwenden«;  ob  die  gewalt  mit  erfolg 
angewendet  wird  oder  nicht,  drückt  ß$äisif&a$  selbst  nicht  aus. 
Wir  können  ß^d^ead^m  in  der  regel  mit  s^zwingen«  übersetzen; 
da  aber  »zwingen«  resultativ  ist,  so  ist  in  manchen  fällen,  in 
denen  die  handlung  des  gewalt  anwendenden  subjects  am  ob- 
ject  erfolglos  bleibt,  die  Umschreibung  mit  versuchen  nötig; 
vgl.  das  imperfectum  Xen.  An.  1,  3,  1  KlSaQxog  tovg  avtov 
(ftgaTidvag  iß$dievo  iSva$j  und  den  aorist  Thuc.  7,  79,  1 
ißtdaavTo  TTQog  tov  Xoq>ov  il&sXv;  in  beiden  fallen  misslingt 
die  anwendung  der  gewalt.  Aehnlich  besonders  d^dovai  »geben, 
was  nicht  angenommen  wird«,  nsid-s^v  »zu  überreden  ver- 
suchen«, dovXov(f&aij  iXsvd-sQovv  »an  die  Unterjochung,  be- 
freiung  gehen«  u.  s.  w. ;  ebenso  ist  fprystp  nicht  notwendig 
»entfliehen«,  yrtSva^  »erkennen«  u.  s.  w.  In  manchen  fällen 
wird  die  resultative  mit  der  momentanen  handlung  zusammen- 
fallen ;  €&avov  muss  resultativ  sein,  da  das  subject  naturgemäss 
tot  ist,  wenn  die  handlung  des  Sterbens  abgeschlossen  ist;  aber 
in  i&vt^axov  zeigt  sich,  dass  die  wurzel  doch  nicht  resultativ 
ist,  da  es  sich  auch  findet,  wenn  es  nicht  zum  sterben  ge- 
kommen ist.  Alles  dies  sind  also  punkte,  die  man  berück- 
sichtigen muss,  wenn  man  nicht  eine  verkehrte  Vorstellung  von 
dem  Wesen  des  griechischen  aorists  bekommen  will. 

Ich  komme  nun  zu  dem  durativen  tempus  der  vergangen- 
heil.  Für  dieses  haben  wir  den  perfectstamm.  Das  Per- 
fectum  bezeichnet  also  die  durative  Vergangenheit  auf  die 
gegenwart  bezc^en  und  zwar  in  eigentümlicher  weise;  nämlich 
die  handlung  wird  als  in  der  Vergangenheit  geschehen,  aber  in 
der  gegenwart  noch  fortdauernd  bezeichnet:  Xilo$na  »ich  habe 
gelassen  und  lasse  noch«,  Stfvijxa  »ich  habe  gestanden  und 
stehe  noch«,  nSno^S^a  »ich  habe  vertraut  und  vertraue  noch«, 
oder  vom  eintritt  der  handlung  an  gerechnet,  wie  man  tffti^xa 
auch  auffassen  kann  »ich  habe  mich  gestellt  und  stehe  noch«, 
ts&dQfftjxa  »ich  habe  mut  gefasst  und  habe  mut«,  tsvcXsvtiixs 
»er  hat  geendigt  und  ist  zu  ende«  (denn  tsXsvtSv  heisst  so- 
wohl »ein  ende  nehmen«  als  »ein  ende  haben«),  v€v6fA$xa  »ich 
habe  in  gebrauch  genommen  und  brauche«   (daher  oft  mit 


582  <^.  Mahl<m, 

naQcly  dno)  u.  s.  w.  Da  also  der  indicativ  des  perfects  nicht 
rein  der  Vergangenheit  angehört;  hat  er  auch  nicht  das  augmenL 
Man  sieht,  dass  dies  perfectum  nicht  das  gegenstück  zum  aorist 
ist;  es  fehlt  hier  noch  ein  tempus.  Das  griechische  perfectum 
hat  in  der  that  noch  eine  andere  bedeutung,  als  die  eben  an- 
gegebene, diejenige,  die  ich  oben  in  ihrem  Verhältnis  zum  aorist 
besprochen  habe;  es  bezeichnet  noch  eine  durative  handlung 
der  Vergangenheit,  die  nicht  bis  in  die  gegenwart  dauert; 
zwischen  diesen  beiden  bedeutungen  ist  also  ein  grosser  unter- 
schied. Ist  es  nun  denkbar,  dass  schon  die  Ursprache  zwei  so 
verschiedene  tempora,  wie  die  beiden  arten  des  griechischen 
perfects,  bei  ihrem  sonstigen  überfluss  an  formen  durch  dieselbe 
tempusform  ausgedrückt  hat?  Ich  glaube  nicht,  besonders  da 
das  zweite  tempus  als  reines  tempus  der  Vergangenheit  das 
augment  beansprucht.  Nun  findet  sich  in  der  that  eine  tempus- 
form, die  bisher  ganz  übersehen  ist,  nämlich  der  thematisch 
flectierte  perfectstamm.  Vom  indicativ  haben  wir  im  Griechischen 
nur  wenig  formen;  es  sind  ifiifjiiixov,  ininXtjYov^  iniquvxov 
Curtius  Verb.  II 2  24  f.  256,  vielleicht  auch  «(rriyr«  191 ;  dazu 
gehört  der  übliche  conjunctiv  des  griechischen  perfects  und 
der  Optativ,  XsXoinfo,  XeloinoiiAi,  auch  der  imperativ  kkXoins^)^ 
ferner  das  participium  XsXoinav,  der  Infinitiv  XeXoinstv,  beide 
mit  ausnähme  von  xsxX^yoiTsg  nur  dem  Aeolischen  und  Do- 
rischen eigen,  Curtius  Verb.  II ^  201  f.  Es  wäre  sehr  ver- 
kehrt, diese  formen  aus  Übergang  in  die  thematische  flexion 
erklären  zu  wollen,  wie  etwa  die  dorischen  formen  des  indi- 
cativs,  die  bei  einigen  verben  nachweisbar  sind;  denn  warum 
ist  das  perfectum  nicht  wie  der  aorist  behandelt?  und  auch 
nicht  wie  016a?  Dazu  kommt,  dass  entsprechende  formen  im 
vedischen  Sanskrit  häufig  genug  sind;  vgl.  asasvajat  u.  a. 
Whitney  gramm.  §  820.  Sie  werden  mit  detn  reduplicierten 
aorist  zusammengeworfen,  von  dem  sie  sich  durch  wurzelvocal 
und  betonung  streng  unterscheiden.  Ich  will  dieses  tempus 
einfach  als  das  Praeteritum  bezeichnen.  Ich  behaupte,  dass 
das  perfectum  XsXoma  in  der  Ursprache  nur  die  zuerst  charak- 
terisierte bedeutung  gehabt  hat,  dass  ihm  für  die  reine  ver^ 

^)  liXotni  kann  sich  urspr.  nur  auf  die  Zukunft  bezo{pen  haben:  »habe 
dann  gelassene;  ebenso  Iflipoy,  Einen  imperativ  für  die  gegenwart  hatte 
aber  das  perfectum;  tmad^  heisst  »bleib  stehenc  zu  einem  stehenden 
gesagt,  eigentlidi  »stehe  wie  du  gestanden  hast«. 


Ueber  den  futurgebrauch  gritchischer  praeseniia«  583 

gangenheit  gegenüber  dem  momentanen  aorist  iJLst^a  das 
durative  praeteritum  iXsXomov  zur  seite  stand,  das  erst  bei 
schwächer  werdendem  gefuhl  für  genaue  Unterscheidung  der 
zelten  durch  das  perfectum  verdrängt  ist.  Es  wird  sich  später 
zeigen,  wodurch  diese  ansieht,  dass  zwei  durative  tempora  der 
Vergangenheit  anzusetzen  sind,  unterstützt  wird.  Der  aorist 
also  bezeichnet  eine  handlung  der  Vergangenheit  als  ab- 
geschlossen, das  praeteritum  hebt  nur  die  handlung  selbst  hervor 
und  lässt  es  unbestimmt,  dass  sie  abgeschlossen  ist;  aorist  und 
praeteritum  verhalten  sich  genau  zu  einander  wie  die  beiden 
imperfecta,  wie  ihnov  zu  ils^nov. 

Ich  habe  also  drei  formen  der  vergangenen  zeit  aufgestellt, 
s-aorist,  praeteritum,  perfectum,  deren  indicative  die  Vergangen- 
heit in  beziehung  zur  gegenwart  ausdrücken.  Es  fragt  sich 
nun,  welche  gestalt  diese  drei  formen  annahmen,  um  das  Ver- 
hältnis von  Vergangenheit  zu  Vergangenheit  zu  bezeichnen. 
Klar  ist  es  bei  der  dritten  form;  das  Plusquamperfectum 
iXsloma  verhält  sich  zu  ilsmov  wie  XeXoma  zu  X$m(o;  es  hat 
das  augment  im  unterschied  vom  perfectum,  weil  es  die  reine 
Vergangenheit  ausdrückt  Hier  zeigt  sich  nun,  dass  neben  dem 
perfectum  noch  ein  anderes  tempus  der  Vergangenheit  anzu- 
nehmen ist,  abgesehen  von  den  inneren  gründen^  die  dafür 
vorliegen;  denn  die  form,  die  dem  praeteritum  für  die  Ver- 
gangenheit entspricht,  ist  vorhanden;  es  ist  das  Plusquam- 
praeteritum  iXsXotnea,  das  im  Griechischen  übliche  plus- 
quamperfectum. Es  hat  zu  einer  erweiterung  des  Stammes  ge- 
griffen werden  müssen,  weil  iXsXomov  schon  das  augment  hatte. 
Die  form  iXsXomea  ist  nicht  bloss  im  Griechischen,  sondern 
auch  im  Lateinischen  gebräuchlich  (liqueram)^  und  im  vedischen 
Sanskrit  nachweisbar;  denn  hierher  gehören  dbubhöjis,  arirecit 
u.  a.  Whitney  §  819.  Als  im  Griechischen  das  plusquamprae- 
teritum  an  stelle  des  plusquamperfects  trat,  ist  auch  ißs$dea 
^dea  für  ißOidu  gebildet;  ebenso  sliuiiv.  Ein  aorist  konnte 
die  bedeutung,  die  ^dsa  hat,  niemals  bekommen.  Der  voca- 
lismus  von  ißstdta  ist  wahrscheinlich  der  ältere  und  iX§Xoin€a 
jünger ;  denn  dass  das  €$  dem  perfectstamme  angehört,  beweist 
der  conjunct.  sXdofAsr  sidtte  von  oida  gegenüber  n§7ioi^of$BP, 

Es  ist  bekannt,  dass  der  griechische  aorist  sehr  häufig  die 
bedeutung    unseres  plusquamperfects  hat^),  sowohl  in  haupt- 

*)  Es  ist  natürlich  falsch,  zu  sagen,  der  aorbt  trete  im  Griechischea 


584  ^'  Mahlow, 

als  in  nebensätzen.  Man  wird,  wenn  man  in  der  syntax  allein 
vom  Griechischen  ausgeht,  geneigt  sein,  diesen  gebrauch  für 
altertumlich  zu  halten;  in  der  that  ist  es  aber  ein  entschie- 
dener mangel,  dass  dem  Griechischen  ein  tempus  fehlt,  das  die 
Vergangenheit  einer  momentanen  handlung  in  der  Vergangenheit 
ausdruckt.  Das  Griechische  kommt  selbst  in  nebensätzen  mit 
dem  blossen  aorist  aus;  doch  ist  zu  bedenken,  dass  dabei  die 
temporalen  conjunctionen  das  Verständnis  erleichtem.  Die  Ur- 
sprache war  aber  sehr  arm  an  conjunctionen,  desto  reicher  an 
formen ;  erst  bei  fortentwicklung  der  spräche  übernehmen  con- 
junctionen und  Partikeln  vielfach  die  functionen  der  tempora 
und  modi  oder  unterstützen  dieselben  wenigstens,  ähnlich  wie 
beim  nomen  praepositionen  das  ausdrücken,  was  in  der  Ur- 
sprache allein  durch  casus  hergestellt  wurde.  Die  Ursprache 
hatte  nur  unterordnende  conjunctionen  ohne  eigene  bedeutung; 
derart  ist  noch  etwa  das  griechische  aig;  aber  ot£,  inei^  inadii 
haben  schon  eine  viel  stärker  ausgeprägte  eigne  bedeutung.  Wenn 
man  dies  berücksichtigt,  so  wird  man  es  für  unwahrscheinlich 
halten,  dass  die  Ursprache  mit  dem  aorist  sowohl  für  das  Ver- 
hältnis zu  gegenwart  als  zu  Vergangenheit  ausgekommen  sei, 
während  sie  für  die  durativen  handlungen  je  zwei  tempora 
schuf,  die  einen  die  sich  auf  die  gegenwart,  die  andern  die  sich 
auf  die  Vergangenheit  beziehen.  Ich  glaube  also,  dass  die  nr^ 
spräche  ein  eignes  tempus  besessen  hat,  das  sich  zu  ils$yta 
verhielt,  wie  iXsXotrta  zu  Xsloma^  oder  wie  iUnov  zu  Junm. 
Wie  dies  tempus  gebildet  war,  lässt  sich  noch  sehr  gut  fest- 
stellen, da  es  mehrfach  erhalten  ist.  Wenn  wir  nämlich  be- 
denken, wie  iXslomsha  vom  perfectstamme  gebildet  ist,  so  wird 
es  am  nächsten  liegen,  das  betreffende  tempus,  das  ich  ent- 
sprechend den  Plusquamaorist  nennen  will,  ebenso  vom 
aoriststamm  abzuleiten.  Derart  finden  wir  nun  erstens  im 
Indischen  ayäsisham,  das,  um  es  nicht  zu  übergehen,  Brugman 
stud.  IX,  312  als  analogiebildung  zu  ayO^,  einer  3.  sg.  von 
ajfäsam^  erklärt,  also  das  vedische  ayasisham  aus  der  nach- 
vedischen  3.  sg.  des  ^-aorists.  Dieser  indischen  aoristbildung 
entspricht  zum  teil  der  griechische  aorist,  wie  schon  Bezsen- 
berger  beitr.  III,   159  anm.  angedeutet  hat     Denn   wie    im 


far  das  plusquamperfect  ein;  beide  verhalten  sich  zu  einander,   wie  d»t 
«orist  zum  perfect  der  Vergangenheit, 


Üeber  den  futurgebrauch  griechisclier  praesenlia.  ggg 

futurum  und  im  aorist  vor  dem  $  des  Stammes  bald  ein  vocal 
erscheint,  bald  nicht  (s.  "ishyämi  und  -syami^  -isham  und  samjy 
so  dürfen  wir  auch  hier  doppelformen  annehmen,  so  dass  also 
in  der  einen  die  beiden  8  zusammenstiessen.  Dass  auf  solche 
5S- formen  der  griechische  aorist  der  vocalischen  verba  zurück- 
geht, zeigt  die  erhaltung  des  (X;  denn  das  a  des  futurs  kann 
leicht  durch  den  aorist  erhalten  sein;  wäre  das  (X  aber  in 
beiden  tempora  einfach  gewesen,  so  konnte  es  unmöglich  er- 
halten bleiben.  Sehr  wichtig  ist  aber,  dass  die  verba  mit 
kurzem  vocal  im  stammauslaut  in  ihrer  ältesten  flexion  im 
futurum  kein  (X,  im  aorist  <sa  haben ;  nämlich  zum  fut.  ika%6oikm 
aor.  iyLa%s(S<sd^v j  xQSfAoito  ixQifjtaaaa^  iXaw  ^Xatsaa,  okim 
üilsfSifaj  xoQim  ixoQSifiSa,  dfjtovfAai  (»/Aoo'cra,  dvvw  {jvvctTay  Tavv(o 
exdwtSfSa,  Viel  seltner  sind  futura  mit  c  wie  oXiaato,  oXScw 
nach  analogie  ihres  aorists  und  der  futura  alter  5-stämme  wie 
tsXiacfo.  Hinter  langen  vocalen  war  die  Vereinfachung  des  s^ 
schon  sehr  früh  eingetreten;  deswegen  ist  auch  hinter  langem 
vocal  im  futurum  ts  ausschliesslich  in  gebrauch  bis  auf  spuren 
in  vereinzelt  stehenden  futurformen  wie  dtio)^  xsio)^  ߀£of$a$ 
ßiofjut$  (fut.  zu  faoo),  x<^^9  dessen  aorist  auch  kein  a  hat. 
Der  aorist  der  consonantischen  wurzeln  ist  aber  der  einfache 
s-aorist,  der  auch  bei  vocalischen  vorkommt;  denn  ix^va, 
€(f(fBva,  ^Xsva^v  sind  s-aoriste;  zweite  aoriste  sind  nur  B%Ba 
und  txfia\  da  weder  ein  *ixava  noch  ein  *^Xvto  vorkommt, 
ist  diese  teilung  nötig. 

Wie  wir  im  Griechischen  im  futurum  die  beiden  formen 
mit  und  ohne  vocal  vor  dem  s  erhalten  finden,  sowohl  Xettpcj 
als  fAcvcS,  so  kann  dies  auch  in  dem  zum  aorist  gewordenen 
tempus  mit  doppeltem  s  der  fall  gewesen  sein.  Dass  sich  hinter 
vocalen  nur  die  form  mit  ss  erhielt,  ist  begreiflich ;  hinter  con- 
sonanten  aber,  wo  das  erste  8  erhalten  blieb,  war  auch  die 
form  möglich,  die  dem  indischen  atfasisham  genau  entspricht 
Hierher  gehören  die  Optative  Xsi\ps$aq  Xsiipets  Xsiipsuiv;  XbI' 
tpBiag^  Isiipsts  sind  wie  eXe^ipag,  SXsups  entstanden;  eine  ältere 
3.  sg.  Xsiipei  ist  überliefert  und  es  ist  kein  grund  derartige 
formen  mit  Curtius  vrb.  IP  293  anzuzweifeln;  dazu  kommen 
die  als  aeolisch  überlieferten  formen  lelrps^a  iBiips^fAsv  (wie 
siiuv).    Die  flexion  dieses  Optativs  ist  also: 

kaixpsta^  Xs^xpsiq  Xslipsiag^  Xslipst  XsiipBis, 

XsltpstfAsy,  Xslips^tSj  XsltpSiav. 

Zoitschrift  für  veigl.  Sprachf.  N.  F.  VI.  6.  40 


586  (^'  Hahlow, 

Auf  diesen  optativ  gebt  übrigens  der  gewöhnliche  aorist- 
optativ  mit  a«  zurück;  denn  wäre  derselbe  aus  dem  alten 
aoristoptativ  entstanden,  so  müsste  er  *3i€iifjaiiiv  u.  s.  w.  flec- 
tieren.  Der  opt.  Isiips^a  ist  der  optativ  eines  indicativs  ÄUt- 
i/}€ha;  er  hatte  ursprünglich  Wurzelbetonung,  daher  schwachem^ 
des  Optativelements  auch  in  den  starken  formen  in  derselben 
weise  wie  in  blidreyam  bhdres  hhdret  (ztschr.  XXIV,  303).  Der 
accent  ist  in  den  attisch-ionischen  formen  nach  der  contraction 
verschoben  und  dem  accent  des  indicativs  und  conjunctivs  gleich- 
gemacht; ähnliche  accentassimilationen  nach  contraction  sind 
im  Griechischen  ausserordentlich  häufig;  von  Optativen  z.  b. 
führe  ich  an  ti&ono,  nQo^&o^to,  dq^iaivs,  während  umgekehrt 
in  ötdotfAsVj  änodoTfisy  u.  s.  w.  der  accent  durch  did^Ufp, 
unodoifiv  von  der  stelle,  die  ihm  zukam,  verschoben  ist  und 
nur  iniCTano^  ovano,  dvva$to,  neben  denen  keine  activformen 
lagen,  den  alten  accent  behalten  haben.  Für  das  frühere  \ot^ 
handensein  eines  iXciipsa  neben  ilatpa  spricht  auch  das  dorische, 
vereinzelt  auch  im  Attischen  vorkommende  futurum  JUi^to, 
das  vermittelt  durch  die  verlornen  formen  des  futurs  und  des 
aorists  leinsto  (wie  fAsvfS)  ilstnea  zu  ihi^sa  nach  Xsi^/m 
ilenfja  neugebildet  ist. 

Im  Lateinischen  haben  wir  ebenfalls  beide  formen  dieser 
tempusbildung;  denn  dem  griechischen  aorist  bei  vocalischen 
stammen  entspricht  latein.  cj.  amcLSSO,  opt.  atnassim,  med.  qj. 
amassüur.  Die  andere  form  ist  wie  im  Griechischen  hinter 
consonanten  erhalten,  cj.  di-lexero,  opt.  lexerim,  und  zu  diesen 
gehört  der  indicativ  Uxeram,  welcher  die  bedeutung  erhalten 
hat,  die  ich  als  ursprünglich  angesetzt  habe;  denn  lexeram 
verhält  sich  zu  lexi  wie  legeram  zu  legi;  lexeram  ist  also  der 
alte  indogermanische  plusquamaorist.  Die  modi  lexero  und 
lexerim,  letzteres  gleich  Uixpeta^  hatten  ursprünglich  dieselbe 
bedeutung  wie  lexo  und  lexim;  als  aber  der  aorist  Uxi  zum 
lateinischen  perfectum  \vurde,  machten  nur  lexero  und  lexerim 
diese  bedeutungsveränderung  mit,  so  dass  sie  eine  weitere  be- 
deutung erhielten,  als  Uxo  und  lexim  haben.  Freilich  wird  man 
sagen,  lexeram  u.  s.  w.  seien  analogiebildungen ;  es  ist  eine 
kleinigkeit,  so  etwas  zu  behaupten,  aber  eben  so  leicht,  nach- 
zuweisen, dass  diese  annähme  nicht  zulässig  ist  Wenn  sich 
ursprünglich  nur  legi  legero  legerim  und  lexi  lexo  lexim  gegen- 


Ueber  den  futurgebrauch  griechischer  praeseniia.  587 

über  gestanden  hätten,  so  musste  nach  legeram  *lexam  gebildet 
sein,  nicht  lexeram. 

Dass  die  indicative  des  plusquamaorists  und  aorists  im 
Indischen  und  Griechischen  zusammengefallen  sind,  hat  seinen 
grund  darin,  dass  die  kürzeren  formen  beider  vielfach  nicht  zu 
unterscheiden  sind.  s.  ayos  ayosta  konnten  sowohl  zu  ayilsam, 
als  zu  altem  *ayassam  gehören;  eXsupa  war  sowohl  nebenform 
von  iXemsha  als  von  iXsiipsha.  Beim  optativ  kommen  aber 
noch  andere  dinge  in  betracht,  die  hier  nicht  zu  erörtern  sind; 
denn  im  Lateinischen  hat  zwar  der  optativ  aoristbedeutung, 
aber  nicht  der  indicativ.  Sowohl  das  plusquampraeteritum  als 
der  plusquamaorist  hatten  einen  eignen  optativ.  Derselbe  findet 
sich  bei  ayäsisham  noch  häufig,  dann  in  Xsixpua^  lexerim.  Der 
des  plusquampraeteritum,  lat.  legerim,  ist  im  Griechischen  im 
activ  nur  in  eidsii/p  und  in  dsdiBUi  erhalten;  doch  zeigt  schon 
die  neubildung  eidsiifp,  dass  er  eine  zeit  lang  im  perfectum 
herrschend  war  neben  dem  thematischen  optativ  des  praete- 
ritum.  Zu  erkennen  ist  er  noch  an  formen  wie  nenotd^olf/y 
Curtius  vrb.  IP  246;  diese  entstanden  dadurch,  dass  die  bil- 
düngen  XsXoins^tiy  IskoiTtSi/isv  und  Xsloinotfu  XsXotnoifitev  ver- 
mischt wurden,  wie  ioiiip  aus  islijp  und  to$fu  zusammengeflossen 
ist.  Im  medium  ist  dieser  optativ  der  einzige;  denn  iks^ivißfi^p 
(Curtius  vrb.  248)  kann  seinen  diphthong  nur  nach  verlust  eines 
h  bekommen  haben  (vgl.  Die  langen  vocale  52  f.,  wo  hinzuzu- 
fügen ist  der  conj.  dor.  q>iQsi,  die  ältere  form  für  ipiQti^  fi  wie 
in  '9'VQtj<f$y  und  die  indicative  tataij  %i&€iy  didoi  neben  fcx^fcr« 
u.  s.  w.  wie  (fiqe^  neben  g>iQfj(ft).  In  Pindars  fis/Avaiaro  ist 
ai  wohl  als  q  aufzufassen,  wie  im  aeolischen  fAiftvaitfxm  «& 
fjtifivffiSnm }  die  Überlieferung  ist  hierin  unsicher;  gilt  doch  als 
dativ  von  yiQag  y^Q^  nicht  t^Q^f  ^^^  ^^^  ^Q^^  ^  erwarten 
ist,  wobei  dative  wie  d^vqq  offenbar  den  irrtum  veranlasst 
haben.  Ob  itstaiiiv,  xBdvaifjv^  tsxXaifiv  alte  perfectoptative 
sind,  oder  nach  Itstaiiiv,  fftai^v  erst  a$  für  q,  fj  eingeführt  ist, 
mag  dahingestellt  bleiben;  es  scheint  aber,  als  wenn  der  optativ 
des  perfects,  wie  der  des  aorists,  längst  verloren  gegangen  ist; 
sonst  gäbe  es  neben  den  conjunctiven  sJdofAsv^  nsnoi&ofABv  und 
den  alten  aoristconjunctiven  noch  spuren  der  optative;  das  für 
den  Griechen  unbequeme  j  des  Singulars  hinter  consonanten 
scheint  veranlassung  gewesen  zu  sein,  sie  aufzugeben.    Ausser 

den  Optativen  finden  sich  im  Lateinischen  die  dazu  neugebiideten 

40* 


588  C.  Hählow, 

conjunctive  legero  und  lexero,  atnasso,  beide  unursprünglich.  Das 
Griechische  kennt  nichts  dergleichen  bis  auf  sidw;  dies  ist  aber 
eine  ganz  junge  bildung  zu  cidti^v  nach  «3  cffi/.  Da  Homer 
nicht  tidwfiav  eidf^Ts,  sondern  nur  stdofiBv  iXdsxe  kennt,  so  ist 
bei  ihm  die  betonung  cidc»,  (^d^g^  eidf^^  €$d<a(f$  wahrscheinlich 
unrichtig  und  eidoi  u.  s.  w.  zu  betonen,  wie  im  conjunctiv  des 
ersten  aorists. 

Ich  muss  noch  ein  paar  worte  über  den  angeblichen  the- 
matischen 5-aorist  hinzufügen,  damit  es  nicht  etwa  scheint,  als 
wenn  darin  noch  eine  besondere  tempusbildung  Torliegt.  Im 
Griechischen  haben  wir  zwei  klassen  zu  unterscheiden:  erstens 
alte  und  vereinzelte  homerische,  der  spätem  spräche  ganz 
fremde  formen,  zweitens  das  attisch-ionische  Insaov  (mit  dem 
gelegentlichen  ixs(roy)j  für  das  die  andern  dialecte  insvoy 
haben;  vgl.  Curtius  vrb.  n^  308  f.  Es  liegt  auf  der  band,  dass 
wir  es  hier  mit  zwei  ganz  verschiedenen  dingen  zu  thun  haben. 
Ich  halte  insrov  für  älter  und  Snsaov  unter  dem  einfluss  des 
futurs  7i€(SovfAa$  (schon  Hom.)  nach  analogie  der  verba  mit 
liquida,  &avovfAa$  id-avop^  und  formen  wie  %sxelöd^a$  neben  hexor^ 
fAay^BVfAa§  neben  ifiad-op  (a.  a.  o.  336)  gebildet;  solche  futura 
neben  aoristen  ohne  a  gab  es  in  älterer  zeit  vermutlich  mehr. 
Wichtig  ist,  dass  der  stamm  nst  in  diesem  verbum  sonst  nicht 
vorkam.  Was  nun  die  andern  formen  betrifft,  so  möchte  ich 
wissen,  mit  welchem  rechte  sie  zu  alten  aoristen  gemacht 
werden.  Der  aoristische  gebrauch  von  dvtrsto  und  ß^aevo  be- 
wiese nicht,  dass  es  auch  der  form  nach  aoriste  waren;  das 
partic.  dva6fA€Pog  mit  seiner  praesensbedeutung  beweist  viel- 
mehr, dass  diese  annähme  nicht  zulässig  ist.  Wie  die  formen 
zu  erklären  sind,  weiss  ich  nicht;  ich  will  nur  darauf  aufmerksam 
machen,  dass  sie  in  einem  eigentümlichen  verhältm's  zum  fu- 
turum stehen,  olas  liegt  neben  dem  futurum  oiaw;  von  der 
Wurzel  kommen  nur  noch  oi(f&^tfof$a$  und  oittvog  vor;  denn 
äväiSai  ist  eine  der  unglaublichen  formen,  die  sich  in  unserm 
Herodot  finden;  der  aorist  iveVxa$j  auch  dp€V€txa$y  ist  bei  ihm 
ganz  gewöhnlich.  Auch  otpea&s  steht  neben  dem  gebrauch- 
Uchen  SipoiMi,  während  wtpdfitiv  selten  und  nachhomerisch  ist 
ß^(fsto  hat  die  bedeutung  von  ß^trofim,  obwohl  ßaivm  sonst 
activ  ist;  die  form  ißijtrato  ist  nur  als  eine  Umbildung  von 
iß^tfsro  ZU  betrachten;  ein  intransitives  ißt/adf^v  gab  es  d>enso 
^enig  wie  itfr^ttdii^v.    Vor  allem  aber  ist  dsitfeo  neben  cic<- 


Ueber  den  futurgebrauch  griechischer  praesentia.  589 

co/ticr«  zu  bemerken;  denn  äsidto  kommt  sonst  im  medimn  gar 
niclit  vor.  Ausserdem  ist  noch  ein  andrer  punkt  zu  beräck- 
sichtigen.  Man  hat  eine  wichtige  form  übersehen,  welche  ohne 
zweifei  ebenfalls  dazu  gehört;  es  ist  dgiovro  zu  oQvvfj^t^  im- 
perfect  oder  aorist,  B  398  ^^  212  neben  dem  futurum  ogsttak 
Y  140.  Nimmt  man  dazu  das  homerische  participium  fiax^»^ 
IkBvog  und  f^axeofisvog  (geschrieben  fjtaxsovfjbBvog),  das  praesens- 
bedeutung  hat,  wie  dvtfoftevog,  obwohl  es  zum  futurum  fiaxiofAa$ 
gehört  —  denn  das  praesens,  das  unendlich  oft  vorkommt, 
heisst  einzig  und  allein  fAdxofAa$  — ,  so  ergiebt  sich,  dass  der 
weg  zur  erklärung  aller  dieser  formen  anderswo  zu  suchen  ist, 
als  beim  s-aorist^). 

Der  indische  sa-aorist  endlich  hat  die  eigentümlichkeit,  nur 
bei  wurzeln  auf  gutturale  vorzukommen.  Er  ist  augenscheinlich 
von  einigen  wenigen  wurzeln  ausgegangen.  Ich  glaube,  dass 
er  bei  diesen  ein  zweiter  aorist  war,  also  ein  altes  imperfectum, 
und  dass  er  gar  nicht  mit  s  gebildet  ist,  sondern  dass  das  ksh 
die  affection  der  gutturale  ist,  die  sich  in  ksham,  akshan  u.  and. 
findet;  neben  einander  liegende  formen  wie  äksh  und  ag,  comp, 
mit  'd/fksha  und  'drga  kommen  ja  vor. 

Um  das  letzte  noch  einmal  zusammen  zu  fassen,  so  haben 
wir  also  zum  ausdruck  der  vergangenen  zeit  drei  formen,  eine 
momentane  und  zwei  durative,  und  zwar  in  beziehung  auf  die 
gegenwart  aorist,  praeteritum  und  perfectum,  in  beziehung  auf 
die  Vergangenheit  die  drei  entsprechenden  plusquamtempora. 
Es  bleibt  noch  die  beziehung  auf  die  Zukunft,  für  welche  die 
Conjunctive  des  aorist,  praeteritum  und  perfectum  dienten; 
diese  drücken  also  eine  in  der  Zukunft  vergangene  handlung 
aus  (fecero),  während  die  conjunctive  der  praesentia  die  gleich- 
zeitigkeit  in  der  Zukunft  bezeichneten. 

Hiermit  sind  die  verschiedenen  formen  für  gleichzeitigkeit 
und  vergangene  zeit  besprochen;  es  bleibt  noch  die  zukünftige 
zeit  übrig,  welche  durch  den   futurstamm  ausgedrückt  wird. 


0  fiaxn<fofiah  u.  s.  w.  gehört  zu  einem  denominativ  von  fJiaxn,  vgl.  dor. 
/uaxaiag.  Bemerkenswert  ist  auch  das  imperfect  oUtaxiy  T  135  zum  futurum 
ilita  Si(3.  Zu  den  von  Gurtius  a.  a.  o.  aufgeführten  formen  gehört  auch 
dn^t<s<iov  K  493;  von  «^li^^c  konnte  nur  an^ifa,  d.  i.  dfid^af'jtoy  abgeleitet 
werden,  wozu  sich  dii&t<f<foy  verhält  wie  ntXdcifSToy  zu  niXdCm,  Vgl.  dn^dim 
axf^diCa  dxffdiiftiog  von  dxtid^g. 


590  G.  Mahlow, 

Das  Verhältnis  zur  gegenwart  bezeichnet  der  indicativ  des 
Stammes,  schlechtweg  das  Futurum.  Man  siebt,  dass  zwischen 
ksitptö  und  den  conjunctiven  Ji€$7Hö  und  JUnw  ganz  derselbe 
unterschied  bestand,  wie  zwischen  iX€$ipa  und  iiunov  einer-, 
iksXomov  und  ilsmov  andrerseits.  X^tipta  war  die  auf  die 
gegenwart  bezogene  Zukunft,  wie  iXsupa^  iislomop  die  auf  die 
gegenwart  bezogene  Vergangenheit;  dagegen  bezeichneten  JUttm 
cj.  und  Xsmm  cj.  die  gleichzeitigkeit  in  der  Zukunft,  wie  iimov 
und  iXatnov  die  gleichzeitigkeit  in  der  Vergangenheit.  Aehnlich 
aber  wie  iSUttpa  und  iitnoy  schon  sehr  früh  zusammen  gefallen 
sind,  so  ist  auch  Xtttpta  mit  dem  conjunctiv  3L€$7rm  gleichbedeu- 
tend geworden.  In  folge  dessen  ist  z.  b.  im  Lateinischen  das 
alte  futunuu  verloren  gegangen  und  durch  den  conjunctiv  er- 
setzt, worauf  ich  zuerst  Die  langen  vocale  s.  162  aufmerksam 
gemacht  habe;  leget  ist  nichts  anderes  als  JUyfij  erit  ist  5.  Das 
Griechische  hat  ebenfalls  beide  formen  vermischt;  der  conj. 
Una  aber  hat,  wie  schon  bemerkt,  auch  die  bedeutung  des 
conj.  aoristi  angenommen,  der  seinerseits  dadurch  fähig  geworden 
ist,  als  conj.  des  momentanen  praesens  zu  dienen.  Doch  bat 
sich  der  conjunctiv  im  Griechischen  als  futurum  bis  in  spätere 
zeit  nur  in  gewissen  nebensätzen  erhalten;  in  hauptsätzen  nur 
noch  bei  Homer  und  später  in  der  deliberativen  bedeutung. 
In  flnalsätzen  ist  der  conjunctiv  noch  durchaus  vorherrschend, 
und  war  es  immer;  denn  in  der  regel  ist  die  ausführung  einer 
absieht,  eine  befärchtung  u.  s.  w.  an  eine  bestimmte  zeit  der 
Zukunft  geknüpft,  was  den  gebrauch  der  conjunctive  bedingte; 
das  futurum  drückte  dagegen  die  blosse  absieht,  befürchtung  in 
bezug  auf  eine  zukünftige  handlung  aus.  Also  der  unterschied 
war  ehemals  der,  dass  ontag  leinen  bedeutete  »damit  ich  dann 
lassec,  indem  der  Zeitpunkt,  den  ich  durch  »dannc  ausdrücke, 
irgendwie  aus  dem  vorhergehenden  bekannt  war,  onag  Jislt/zfo 
aber  »damit  ich  überhaupt  lassec ;  q^oßwfiat  /u^  jU/tt«  »ich  fürchte, 
dass  ich  dann  lassec,  (poßovfAa$  ju^  X€itp(o  »ich  fürchte,  dass  ich 
lassen  werdec  In  ähnlicher  weise  ist  zu  erklären,  dass  nach 
den  verben  des  sorgens  u.  s.  w.,  wie  in^fAsXsia^at,  tiximsad-a^^ 
fast  immer  onrnq  mit  dem  futurum  steht,  weil  nicht  au^iedrückt 
wird,  es  solle  etwas  in  einer  bestimmten  zeit  der  Zukunft  ge- 
schehen, sondern  es  solle  etwas  überhaupt  geschehen.  Die 
zweite  stelle,  an  der  der  conjunctiv  gebraucht  wird,  sind  die 
x>ndicionalen  nebensätze;  hier  hat  kinm  in  der  regel  die  bedeor 


Ueber  den  futurgebraiich  griechischer  praesentia.  591 

tung  des  conj.  aor.;  der  conj.  Isinm  dagegen  ist  ganz  gleich* 
bedeutend  mit  dem  futurum ;  erst  der  zutritt  von  äv  bringt  eine 
bedeutungsdififerenz  hervor,  die  aber  dadurch  wieder  abge- 
schwächt wird,  dass  die  spräche  sich  gewöhnt,  äv  zum  condi- 
cionalen  conjunctiv  zu  setzen,  wo  der  blosse  conjunctiv,  der  in 
diesem  fall  nach  Homer  ziemlich  selten  ist,  ausgereicht  hätte. 
Ich  komme  nun  zu  der  tempusform,  welche  die  zukünftige 
zeit  vom  Standpunkte  der  Vergangenheit  aus  betrachtet  aus-^ 
drückt.  Die  Verbindung  tgina  Isitptav  kann  aufgelöst  werden 
in  xqinm  xal  Xeltpa;  wie  ist  nun  aber  Irgsyja  keiipmv  in  zwei 
verba  finita  zu  verwandeln?  Nicht  in  ixQstpa  x<x»JU»^i»,  denn 
dies  würde  bedeuten  »ich  wandte  und  werde  lassenc,  d.  h.  in 
einer  von  der  gegenwart  aus  gerechneten  zukunft;  in  hqtxpa 
Xsiipwv  aber  ist  die  handlung  des  lassens  nur  zukünftig  von 
dem  Zeitpunkte  des  Wendens  an  und  kann  in  der  gegenwart 
schon  ausgeführt  sein.  Das  Griechische  vermag  leiip^v  zu  einem 
tempus  der  Vergangenheit  gesetzt  nicht  anders  aufzulösen  als 
durch  Umschreibung  mit  {(ibIU  Xaltps^v;  wie  aber  ktitpto  und 
lAÜJi»  Xaitp^tv  sich  nicht  ganz  decken,  so  giebt  auch  I/MJIJU 
Xaiips$y^  wenigstens  seiner  grundbedeutung  nach,  nicht  das  ver- 
langte tempus  wieder.  Im  Lateinischen  entspricht  dicturus  crom; 
denn  auch  dictimis  sim  tritt  für  dicam  im  abhängigen  satz 
em.  Dasselbe  tempus  war  ehemals  von  grosser  Wichtigkeit  in 
abhängigen  sätzen,  noch  mehr  als  ich  es  oben  beim  imperfectum 
gezeigt  habe.  Ich  gab  dort  als  beispiele  iXais  6%$  iXems  und 
t&  eiös  und  sagte,  dass  das  imperfect  in  solchen  fallen  in  der 
regel  durch  das  praesens  oder  den  optativ  ersetzt  werde.  Wie 
drückt  nun  das  Griechische  aus  »er  sagte,  dass  er  lassen  werdet 
und  »was  er  thun  werdec?  Entsprecbencl  dorch  den  indicativ 
oder  den  optativ  futuri;  über  beide  ist  dasselbe  zu  sagen,  wie 
über  den  indicativ  und  optativ  praes.  in  jenem  falle.  Das  fu- 
turum ist  ungenau,  weil  es  sich  auf  die  gegenwart,  nicht  auf 
die  Vergangenheit  bezieht;  der  optativ  fut.  war  nicht  der  ge- 
eignete ausdruck  für  eine  objective  aussage,  und  grade  bei  der 
Zukunft  sind  subjective  aussagen  sehr  selten;  daher  wird  auch 
der  optativ  fut.  in  dieser  Verwendung  erst  in  historischer  zeit 
gebräuchlich  und  kommt  bei  Homer  nicht  vor.  Nicht  richtig 
sagt  Curtius  vrb.  I.  8,  dass  der  opt.  fut.  bei  Homer  überhaupt 
nicht  vorkomme;  denn  f^axio^tQ  A  272  und  yka^iokino  A  344 
sind  Optative  fut.,  wenn  auch  in  anderer,  altertümlicherer  ver- 


592  6-  M ahlow, 

Wendung,  als  der  in  späterer  zeit  üblichen ;  sonst  aber  wird  der 
opt.  fut.  grade  da,  wo  er  berechtigt  war,  nicht  gebraucht,  son- 
dern dafür  der  ind.  fut.  mit  ay^  oder  auch  der  conjunctiv  mit 
äv.  Was  Horaer  an  stelle  des  optativ  fut.  in  abhängigen  aus- 
sagesätzen  braucht,  weiss  ich  nicht;  vielleicht  kommen  über- 
haupt keine  derartigen  falle  vor.  Möglich  war  jedenfalls  noch 
eine  andere  ausdrucksweise,  die  durch  die  optative  des  praesens 
und  des  aorists,  welche  ebenso  den  conjunctiven  entsprechen, 
wie  der  optativ  fut.  dem  indic.  fut.  Diese  ausdrucksweise  ist 
üblich  in  finalsätzen,  in  denen  der  optativ  fut.  verhältnismässig 
sehr  selten  ist  (ausser  nach  verben  des  sorgens);  vgl.  ein  bei- 
spiel  Kruger  §  53,  7,  10.  Diese  optative  finden  sich  bei  Homer 
in  relativsätzen  zur  bezeichnung  des  Zweckes,  wie  das  futurum, 
vgl.  Krüger  IL  §  53,  7,  3,  wo  man  hinzufügen  kann  Soph. 
Trach.  914  xqvipaiS*  ifiavt^Vy  h*y^a  fj^^  ttg  siqidok.  Selbst  nach 
it^  finde  ich  diesen  gebrauch  des  optativs  bei  Thuk.  II,  13 
nQotiyoQsvs  %oXq  *A&ijvaioig,  Jr»  ov .  .  .  yivono  »nicht  werden 
werdet.  Diese  optative  stehen  ebenso  an  stelle  der  alten  im- 
perfecta, wie  in  den  fällen,  die  ich  oben  besprochen  habe, 
Sle^s  Su  Xeinot  für  älteres  iks^e  6t$  iXsmev.  Welches  tempus 
aber  vertritt  der  optativ  fut.?  Darüber  wird  uns  eine  inter^ 
essante  stelle  aus  Her.  VII,  161  aufklärung  verschaffen :  ii^Qxer 
^fiTv  ^Cvxifiv  äfsiy  in$<s%a(kivoia^  dq  6  Adxwv  Inavog  %o$ 
SfAsXle  las  a^a$  dnoXoysvfAsvog  »dass  er  geeignet  sein  werde«. 
Diese  ausdrucksweise  entspricht  also  dem  gebrauch  des  imper- 
fects  in  ähnlichen  Sätzen,  den  ich  oben  erwähnt  habe;  wichtig 
ist  aber,  dass  If^eliXe  hier  durchaus  nicht  die  bedeutung  der 
absieht  oder  bestimmung  hat;  ifAelXs  iasa&a$  ist  futurus  erat 
als  praeteritum  zu  erit;  es  ist  das  tempus  der  Vergangenheit, 
das  dem  zur  gegenwart  gehörigen  iüBta^  entspricht.  Es  kann 
keinem  zweifei  unterliegen,  dass  die  Ursprache  für  dieses  tempus, 
IfteXXov  lasa&atj  futtirus  eram^  eine  eigene  einheitliche  form 
besass;  es  war  dies  das  augmenttempus  des  futurstamms,  das 
Augmentfuturum,  ilsiipov,  im  Indischen  als  condicionalis 
erhalten,  ähnlich  wie  didurus  fui  die  stelle  von  dixissem  ver- 
treten kann.  Das  augmentfuturum  ist  also  im  Griechischen  in 
abhängigen  sätzen  durch  den  optativ  fut.  ersetzt,  wie  das 
imperfectum  durch  den  opt.  praes.;  vereinzelt  findet  sich 
^uch  die  umschreibimg  mit  IfkeXlov,  die  im  hauptsatze  allein 
möglich  ist. 


lieber  den  futurgebrauch  griechischer  praesentia.  593 

Das  augmentfuturum  steht  der  Vergangenheit  gegenüber 
wie  das  futurum  der  gegenwart;  die  entsprechende  form  für 
die  Zukunft  war  der  Conj.  Fut.,  der  im  Sanskrit  belegt  ist 
(Whitney  gramm.  §  938). 

Hiermit  ist  aber  die  besprechung  der  formen  der  zukunft 
noch  nicht  abgeschlossen.  Da  die  Unterscheidung  momentaner 
und  durativer  tempora  durch  das  ganze  verbalsystem  geht, 
müssen  consequenter  weise  auch  zwei  futura  angesetzt  werden. 
In  der  that  hat  das  Griechische  in  manchen  fallen  zwei  formen. 
a%fi(SO(iai  ist  das  futurum  zu  iatf^v,  iat^^io  das  zu  iifrijxa; 
ebenso  verhält  sich  d'avoviia$  zu  ted'P^^w;  jene  also  sind  mo- 
mentan, diese  durativ.  Nun  ist  aber  das  s-futurum  an  sich 
keineswegs  momentan ;  (fT^aofbat  hat  seine  bedeutung  erst  durch 
die  mediale  form  bekommen.  Wir  sehen  nämlich  bei  tata^m^ 
(ftvofiaty  dvofAat,  neid^ofiat^  (paivofAa$\i.  s.  w.,  dass  ein  duratives 
praesens  im  medium  ausdruck  für  den  eintritt  der  handlung 
werden,  also  die  functionen  eines  crx-praesens  übernehmen 
kann;  denn  dvofkak  verhält  sich  zu  dvvto^  XatafAa^  zu  tishthatij 
fpvofAa$  zu  q>v€t  Z  149,  wie  ßdaxa  zu  ßaivt»,  fjbifjtv^Cxofiat'  zu 
fAvdofjiat.  Der  unterschied  von  ttftafAat  laväfjiiiv  und  *aT^fji$ 
ifStfiv  ist  der,  dass  jenes  das  sich-stellen  als  geschehend,  dieses 
als  abgeschlossen  bezeichnete;  da  aber  iöxf^v  aorist  geworden 
ist,  so  vertritt  laxdfMiv  auch  das  momentane  imperfectum.  Aber 
die  durative  bedeutung,  die  taxaiAat  noch  hat,  tritt  im  futurum 
nicht  hervor;  so  wird  <Jr^aofAa$  momentan.  %(S%a^a$  aber  hat 
seine  bedeutung  nicht  daher,  dass  es  das  medium  von  lattukt 
»stellen €  ist,  sondern  umgekehrt  tiSti^iit,  <pv(o  u.  s.  w.,  von  in- 
transitiven wurzeln,  sind  erst  durch  den  einfluss  ihrer  media 
transitiv  geworden.  Wie  diese  eigentümliche  bedeutungsent- 
wickelung  beim  medium  zu  erklären  ist,  ist  eine  frage  für  sich; 
hier  genügt  die  thatsache,  aus  der  es  sich  erklärt,  warum  so 
viele  active  verba  mediale  futura  haben.  Auch  wir  ziehen  es 
vor,  eine  zukünftige  handlung  als  eintretend  zu  bezeichnen ;  wir 
sagen  lieber  »ich  werde  erhalten,  erfahren«  als  »ich  werde 
haben,  wissenc.  Ebenso  fühlten  die  Griechen  und  sagten  z.  b. 
yv(ii<fof*at,  ßijfjofjtatj  deren  bedeutung  nach  (ft^(fo(jktt&  zu  beur- 
teilen ist.  Im  activen  futurum  ist  die  bedeutung  wie  im  prae- 
sens schwankend;  entschieden  durativ  aber  ist  das  perfect- 
futurum,  vgl.  noch  Ttii^aoiia$  »ich  werde  zu  ehren  kommenc 
und  vBt$f^aofjka$  »ich  werde  in  ehren  seine,  (f%sQ^aofAai,  und 


594  G.  Mahlow, 

iateQiiaofux$^  istif-^tjaoftai  und  l£X§itpofiai.  Wie  das  perfedum 
häufig  als  duratives  praesens  diente,  z.  b.  Icx^iua^  so  wurde 
das  perfectfuturum  zum  durativen  futurum,  indem  die  dem 
perfectstamme  inhaerierende  beziehung  auf  die  veiigangenheit 
unberücksichtigt  blieb.  Hiernach  kann  es  keinem  zweifei  unter- 
liegen, das3  die  Ursprache  sich  nicht  mit  dem  einen  futurain 
beholfen  hat;  es  fragt  sich  nur,  ob  es  gelingen  wird,  ein  zweites 
noch  jetzt  nachzuweisen. 

Nehmen  wir  das  verbum  flyvoiui^  ysp^aoiMu  iysvift^v 
fifova.  Hiervon  sind  drei  formen  klar;  was  aber  ist  j^n^cro/ia»? 
Gleichen  Stammes  ist  Y^t^vfU^^h  &b^r  jungen  Ursprungs;  es  sollte 
das  zu  wenig  passivische  yi^ova  ersetzen;  ebenso  iy^Pf^y^ 
Y9y^^aogAa$.  Alle  diese  formen  haben  ihren  stamm  dem  aiUen 
futurum  fBy^ifoiMtt  entnonmien;  es  bleibt  also  nur  zu  erklären« 
was  dies  ist  Wenn  man  sagt,  es  komme  vom  stamme  ]^crf-j 
so  ist  damit  nichts  gewonnen;  was  für  ein  stamm  ist  denn 
Ytvij'?  Stämme  des  verbs  sind  wurzeln,  tempusstamme  oder 
abgeleitete.  Allerdings  liegen  primäre  und  abgeleitete  verba 
öfter  neben  einander,  wie  bei  iid%oiMn  giaxrjaoitas,  äx^aguu 
dx9icoiktu^  fnixaofux&  fiififxa.  So  sind  auch  dovnim,  aminte, 
^pfJUtti,  und  manche  andere  formen  mit  f  neben  primären  als 
denominative  aufzufassen.  Aber  dies  kommt  für  Y§v^C0§aM^ 
und  die  meisten  ähnlichen  formen  nicht  in  betracUt.  Auch 
wurzeln  gehen  auf  17  aus,  wie  nXti,  nqtjy  /^^  mit  draen  man 
tfXfi  ^ßn  (äus  cßtSfi)  zusammen  gestellt  hat.  Diese  auffassung 
hat  sehr  vieles  gegen  sich ;  aber  man  mag  sie  auch  annehmeni 
sie  würde  doch  nicht  das  f  in  den  zweisilbigen  stammen  wie 
t$vti'  erklären.  Es  bleibt  also  nichts  übrig,  als  dass  tsvff-  ein 
tempusstamm  ist.  Es  könnte  als  solcher  praesentisch  sein,  und 
in  der  that  tritt  das  e  auch  im  praesens  auf  in  viäeo  neben 
lii^üm,  medeor  §A$d^ifo§$a$;  sedeo,  taceo,  habeo  und  viele  andere 
sind  jedenfalls  primär.  Aber  im  Griechischen  sind  solche  prae* 
sentia  vereinzelt;  so  nachhomerisch  iaxim,  msiadi»^  sv^Im, 
in$f/^$JiJofjM$  für  hom.  idxi»  u.  s.  w.;  wohl  auch  einige  ältere, 
wie  ilxim.  Alle  diese  praesentia  sind  unursprünglich;  denn  acmst 
ist  f  auf  die  nicht- praesentischen  formen  beschränkt ,  upd  so 
ist  es  regelmässig  im  Litauischen,  wo  bei  den  verschiedenstea 
praesensbildungen  nebenstämme  mit  e  liegen,  vgl.  Uhu  tdcäi^ 
bundu  budeti,  aedmi  sedeii,  gtUju  gtdeti,  vgl.  auch  goL  bami^ 
hamida.    Femer  hat  das  Griechisdie  einen  praeseoastawn  uät 


lieber  den  futurgebrauch  griechischer  praesentia«  59S 

if  in  seinem  zweiten  aorist  auf  -fip;  aber  dass  dieser  eine  neu- 
bildung  ist,  ist  vielfach  angenommen  und  unschwer  zu  beweisen. 
Ausgegangen  ist  er  von  intransitiven  aoristen,  wie  iffav^v^ 
i^dQtjv.  Dass  ein  solcher  aorist  sich  an  das  medium  seiner 
Wurzel  anschloss,  beruht  auf  dem  oben  besprochenen  bedeu- 
tungsübergang;  das  Verhältnis  von  (paivofAa$  (fav^aofta^  i^dvi/v 
nitpf^va  ist  dasselbe  wie  das  von  t(fxafAa§  a%ij(fO(jia$  fatipf 
iatf^xa;  andrerseits  auch  ^i<o  Qv^aofAat  iqqvi^v  wie  ßaivta  j9f* 
(XOjucr«  B^r^v.  Der  i|^- aorist  ist  also  ursprunglich  rein  activisch; 
wäre  er  aber  alt,  dann  müssten  sich  auch  medialformen  dazu 
und  transitive  activformen  mit  der  bedeutung  des  activs  finden. 
Er  ist  also  eine  neubildung,  die  nur  unter  bestimmten  Verhält- 
nissen entstanden  ist  und  nur  die  darin  nötigen  formen  ent- 
wickelt haL  Wie  konnte  aber  z.  b.  i(pdvfjp  entstehen?  Es 
muss  sich  an  irgend  eine  form  angeschlossen  haben.  Im  engsten 
zusammenhange  mit  diesen  aoristen  steht  das  futurum  auf 
'iiaofiat;  beide  formen  müssen  von  anfang  an  zusammen  ge- 
hört haben,  sonst  hätte  die  spräche  nie  ein  futurum  aus  dem 
aoriststamme  gebildet,  wie  sie  kein  passives  perfectum  daraus 
gebildet  hat.  Bei  manchen  verben  ist  dies  futurum  allerdings 
erst  durch  den  aorist  angekommen ;  dass  aber  alle  futura  vom 
aorist  stammen,  ist  unbeweislich  und  unwahrscheinlich.  Wie 
hätte  ii(o  zum  aorist  iQQiSfjv  kommen  können  ohne  das  futurum 
^v^aofMt?  ^v^aofiai  aber  gehört  zu  ^im  me  ysvijifoiiah  a%^i$m 
zu  yiyvofAa$^  S%(o.  Bei  Homer  findet  sich  fii^oftat  und  fMyf- 
aofiat,  daher  auch  iikixd-fiv  und  if^iy^v;  es  ist  nicht  der  min- 
deste grund,  fAtyij^foficu  aus  ii^lytiv,  dessen  herkunft  unerklärt 
bleibt,  abzuleiten;  denn  ebenso  gebildet  sind  idfiaä,  n^am, 
und  doppelte  futura  sind  auch  H^  und  a%^am.  Das  futurum 
zu  hvnfp  ist  tvntija9f»ak ;  dies  ist  aber  nichts  andres  als  das 
medium  von  tvm^am,  das  durch  den  einfluss  von  tvntm  ein 
t  bekommen  hat.  Stammt  nun  auch  %vm^ai»  von  itvntiv? 
Ebenso  ist  das  Verhältnis  von  xa$Qif<fm  und  ixdqf^v.  Ich  glaube 
also,  dass  der  aorist  auf  -17V  sich  bei  solchen  verben  entwickelt 
hat,  die  ein  futurum  auf  -^cxo^a«  besassen,  das  ebenso  selb- 
ständig war  wie  ysviqaoiJbat^  fux^^ifQfAm.  Zu  altem  (pav^aofMcu, 
cß^aoikUk  also  wurde  iipdv^v^  icßi^v  neu  gebildet  und  dem 
aorist  iq^va,  icßeUfSa  g^enüber  gestellt,  wie  neben  a%^<so^M^ 
^Qiipoikah  saxf^v^  hgatpov  gegenüber  satf^aa^  Id^Qsipa  standen. 
Diese  bildung  ging  dann  auf  transitive  wurzeln  über,  if^iy^ 


596  0.  Mahlow, 

ZU  fAty^aofiat^  itvTTfjy,  wurde  dadurch  passivisch  und  trat  zu- 
letzt auch  ein,  ohne  dass  ein  futurum  auf  -tiaofiat  vorhanden 
war.  Der  so  entstandene  verbalstamm  drang  zuweilen  ins  per- 
fectum  ein;  vgl.  dsddtjxa  neben  dsdadg,  xBxaqfjna  neben  xc- 
XaQiikvoq^  €Cßtixa,  iqqvrixa,  iatiqi^iiat  ((Sxsqita  (SxsqifSa^  v  262). 
Das  sind  ausnahmen,  die  für  die  erklärung  des  7  nicht  in  be- 
tracht  kommen.  Eine  zweite  gruppe  von  verben  hat  das  e 
überhaupt  nicht  oder  erst  spät  im  praesensstamm  (vgl.  Curtius 
verb.  I.  cp.  12);  die  grosse  mehrheit  derselben  hat  den  zweiten 
aorist  und  das  i|^-futurum,  wie  ysp^aofAUi  iysvdfiijv.  Ohne  andre 
formen  mit  17  finden  sich  nigdofMn  7iaQdij(fofAa$  inaqdov  ni^ 
noQÖa,  ferner  nsr^aofjtat  intd^fiv,  igijaofAat  (Hora.  iiQ~)  ^QOfi^y^ 
iöi^acä  tidovj  fA€dijaofia$  ifAsdofjtijp  (praes.  fjt^dofAat)^  inavQ^<fogAa$ 
infiVQOiMiv  ^  oiffpQ^öOfjtat  (aCipQOfxfiv;  auch  laxi^co/j^at  ilaxoyj 
vereinzelt  nachhom.  iXdxi^aa,  md-^fSfa  imt/ov,  das  transitiv  ge- 
worden ist,  Tnd^fjaaq.  Vom  futurum  ist  f  zuerst  ins  perfectum 
gedrungen,  der  neigung  der  Griechen  entsprechend,  schwache, 
d.  h.  vocalische  perfecta  zu  bilden;  so  vereinzelt  ad^xa  für 
lada  zu  dd^<f<a  iadov,  ferner  y€yivijfAa$  für  yi/ova,  eaxijxa  für 
6%i0xa,  fASfiiXfixa  für  fj^ifAi^Xa^  mxfjiAai  für  oi^^xa.  So  erkläre 
ich  auch  das  eine  ältere  stufe  der  Übertragung  repraesentierende 
ninvioxa  nsntijdg  mit  ablaut  nach  fcrco  i(axa^  Qijyvvfu  iQQmya 
iqQi^yfim,  ^&og  stw^a^  obwohl  das  futurum  *ntfi(f(o  nicht  mehr 
vorkommt ;  wurzeln  ^vie  uXi^  haben  keinen  ablaut,  vgl.  stQfixa. 
Nicht  selten  sind  die  consonantischen  perfectformen  ganz  ver- 
loren wie  bei  fASfid^iixa,  ^cr^i^/ua«,  wtpXfjxa,  svQf^xa  u.  a.;  darum 
wird  man  aber  fisfid&tixa  nicht  anders  auffassen  wollen  als 
aifixa.  Ganz  jung  sind  formen  wie  XsXdß^xa  für  ell^fpaj  d«- 
dgdfiijxa  für  didqo^a^  wo  nur  der  aorist  einwirkte;  aber  vBvi^ 
fAi/xa^  fASfAiv^xa  sind  von  ivefiid^p,  fievetog  ausgegangen.  Der 
alte  aorist  wird  auch  bisweilen  verdrängt,  z.  b.  ^li^i/tfa  für 
^Xalxovy  ixelf^adfii^v  für  älteres  ixsxXoftijp  zu  x€k^aofAa$j  iftiXi/tfa 
neben  [AifAi^Xa^  äl^ii^a  zu  i^^am  {oleo^  vergl.  x^*q4^^>  vvnt^ifm) 
neben  odmda.  Bei  av^dva  zeigt  diese  praesensbildung,  dass 
ein  einfacher  aorist  einst  vorhanden  war;  av^^ff»  vgl.  augeo» 
Nur  sehr  wenig  verba,  diw,  i&iJUo,  haben  gar  kerne  spuren 
von  formen  ohne  17.  Sehr  interessant  sind  endlich  die  alter- 
tümlichen neubildungen  xBxadfjato^  nsnt&ijofßj  n€g)id^(fofAa$  neben 
HBxadüy,  nsnU^slv,  nBtp^diiid'm^  welche  beweisen,  dass  die 
Sprache  die  futura  mit  9  als  primäre  auffasste  und  zum  pri- 


Ueber  den  futurgebrauch  griechischer  praesenila.  597 

mären  aorist  stellte,  nicht  zu  einem  mit  17  gebildeten.  Wenn 
man  dies  alles  im  Zusammenhang  betrachtet,  so  wird  man  zu 
dem  resultat  kommen,  dass  es  ehemals  neben  dem  futurum  auf 
-(TCO  ein  primäres  auf  -i^coi  gegeben  hat,  worin  das  17  zum 
tempuscharacter  des  futurstammes  gehört ;  die  wuraelform  des- 
selben war  die  des  einfachen  aorists,  weswegen  es  sich  diesem 
angeschlossen  hat.  Von  diesem  futurum  ist  das  e,  dass  sich  in 
der  Stammbildung  primärer  verba  findet,  ausgegangen.  So 
haben  wir  also  die  gesuchten  zwei  indogermanischen  futura; 
da  beide  im  Griechischen  gleichbedeutend  geworden  sind,  lässt 
sich  nicht  unterscheiden,  welches  das  durative,  welches  das 
momentane  war. 

Die  dritte  form  für  die  Zukunft  ist  das  Perfect futurum, 
welches  aussagte,  dass  eine  schon  dauernde  handlung  (perfectum) 
weiter  dauern  werde ;  sari^aai  bedeutete  also  »ich  werde  stehen 
bleiben,  bestehen«.  Diese  bedeutung  ist  noch  im  Griechischen 
vorhanden,  vgl.  Kruger  §  53,  9,  2. 

Entsprechend  den  conjunctiven  konnten  sich  alle  fünf  im- 
perative auf  die  Zukunft  beziehen ;  ausserdem  gab  es  drei  Futur- 
imperative,  welche  einen  befehl  für  einen  unbestimmten  fall 
in  der  zukunft  ausdrückten.  Xsmhto  und  hnitcn  sind  von  prae- 
sensstämmen  gebildet;  dass  dies  unurspruglich  ist,  ergiebt  sich 
nach  dem  vorhergehenden  von  selbst  Ein  imperativ  des  per- 
fectfuturs  ist  memento  »behalte  in  erinnerung«,  gr.  fiefjtp^a&m 
Xen.  An.  III,  2,  39. 

Auf  diese  weise  gelangen  wir  zu  folgendem  indogermanischen 
Verbalsystem : 

Gegenwart.  Vergangenheit.  Zukunft. 

Ipraes.mom.AtTTft»     impf.  mom.  iJUnou  qj.  praes.  mom.  Ai^ra» 

praes.  dur.  iHnio     impf.  dur.  iltmov  cj.  praes.  dur.  Ximta 

Iaor.  iXinj^a  plquamaor.  ikn%lf%ha        cj.  aor.  lti>%ifw. 

praet.  ^AfXomoy       plquampraet.  ^^UAofTrc^a    cj.  praet.  likom» 
perf.  Ukoma  plquamperf.  ikiloma        q.  perf.  Itkoinm 

I  fut.  mom.  luypto      augmfut.  mom.  iXit^f/oy    cj.  fut.  mom.  Xi$%ffoif 
Zukunft,  j  ^^j  j^jj.   x^jg^fff,^      augmfut.  dur.  iJUnfi<foy    cj.  fut  dur.  hntieof 

fut.  perf.  A^Aoti/zai      augmfut.  perf.  lAcAoit^oy    cj.  fut.  perf.  XtXoitpto 

Ich  habe  schon  erwähnt,  dass  die  conjuncüve  ihre  alte  be- 
deutung ausser  in  resten  bei  Homer  in  der  gewöhnlichen  spräche 
fast  nur  in  condicionalen  und  finalen  nebensätzen  erhalten 
haben;  es  fragt  sich  nun,  was  ist  in  den  übrigen  nebensätzen 


508  G.  Mahkm, 

und  den  hauptsätzen  an  ihre  stelle  getreten.  Wir  finden  erstens 
für  den  cj.  perf.  das  perfectfuturum ;  im  activ,  beliebig  auch  im 
medinm  resp.  passiv,  tritt  die  Umschreibung  durch  das  particip 
mit  btrofiat  ein,  wie  im  lateinischen  passiv.  Anstatt  des  cj.  aor. 
steht  das  futurum  des  aorists,  das  nur  durch  Umschreibung  ge- 
bildet werden  kann  und  sehr  selten  ist;  in  diesem  fall  also 
zieht  das  Griechische  die  ausdrucksweise  durch  den  perfectstamm 
vor,  wie  auch  das  plusquamperfectura  ziemlich  beliebt  ist,  wäh* 
rend  das  perfectum  selbst  vor  dem  aorist  zurücktritt  Beispiele 
dieses  futurum  bei  Kühner  II.  §  388,  anm.  3,  Krüger  §  53,  9,  1, 
z«  b.  dyt&dovg  last ,  diaqtyytiy  l(r§(J&a&  (Her.  VII.  194).  Aber 
an  stelle  beider  futura  werden  auch  häufig  die  indicative  des 
perfects  und  des  aorists  gebraucht,  wenn  aus  dem  Zusammen- 
hang hervorgeht,  dass  sich  die  handlungen  auf  die  zukunft  be- 
ziehen. Ein  bedeutungsunterschied  ist  aber  nicht  vorhanden 
zwischen  den  beiden  indicativen  und  den  futurformen;  das  per- 
fectum bezeichnet  durchaus  nicht  das  eintreten  einer  zukünftigen 
bandlung  mit  mehr  Sicherheit  als  das  perfectfuturum;  beim 
aorist  ist  von  dieser  Sicherheit  des  eintretens  überhaupt  nichts 
zu  merken;  beide  indicative  haben  genau  dieselbe  bedeutung, 
die  sie  sonst  haben,  nur  dass  die  handlungen,  die  sie  aus- 
drücken, nicht  in  beziehung  zur  gegenwart,  sondern  zur  zukunft 
gebracht  werden;  sie  vertreten  also  die  conjunctive  und  der 
aorist  steht  für  den  conjunctiv  des  aorists,  wie  er  auch  für  den 
plusquamaorist  gebraucht  wird.  Das  perfectum  finden  wir  in 
f&llen  wie  Xen.  An.  1,  8,  12  xav  tovto  v#xai/t4cv,  ndyd*^  ^fktp 
nenoU/zaky  vgl.  Plat  Rep.  506  A  ^  nohtsia  reXi(oq  xexoiffAJlffstatj 
iäv  avt^v  imaKonfi  q>vXai  6  rovtosv  i7i$iftijfu»v;  andere  bei- 
spiele  für  das  perfect  bei  Kühner  II.  §  384,  4,  auch  Krüger 
§  53,  3, 4.  Dem  gegenüber  steht  der  gebrauch  des  aorists,  z.  b. 
Thuk.  6v  80,  2  et  o  na&tiv  ifq>ai^(f6ta$  xcU  6  x^ünaiv  neQi- 
tffratj  tl  äXlo  ^  toXq  fAkv  ovx  ^fivraTs,  Toig  di  ovx  ixmXvffats, 
Weder  ist  hier  die  rede  »lebhaftere  als  gewöhnlich,  noch  be- 
zeichnen die  aoriste  etwas,  das  »unausbleiblich«  eingetreten 
sein  musstc,  sondern  sie  stellen  ganz  einfach  die  handlung  in 
demselben  Verhältnis  zur  zukunft  dar,  wie  sonst  zur  gegenwart ; 
der  indicativ  war  die  einzig  mögliche  ausdrucksweise,  da  der 
coiyunctiv  im  hauptsatz  nicht  mehr  gebräuchlich  war.  Ein 
sehr  klares  beispiel  findet  sich  Her.  VIIL  102  oi  yotf  aoi  ioSlQ$ 
naxBQfdiSavvo  (vo  tQfy)  »deine  sclaven  werden  ed  aufgeführt 


Ueber  den  futürgebraudi  griechischer  praesentia.  g99 

haben«,  wo  Verhältnisse  der  zuklinft  ebenso  ruhig  dargestellt 
werden,  wie  sonst  die  der  Vergangenheit.  Einige  beispiele  bringt 
auch  Kühner  II,  §  386,  11. 

In  dieser  weise  regelt  sich  die  Vertretung  fi5r  die  conjunc* 
tive  der  tempora  der  Vergangenheit;  wie  wird  aber  der  con^ 
junctiv  des  praesens  ersetzt?  Erstens  tritt  dafür,  wie  in  jenen 
fällen,  eine  futurform  ein,  nämlich  das  einfache  futurum ;  dabei 
macht  sich  aber  ein  misstand  geltend :  das  futurum  ist  nicht  im 
stände,  die  gleichzeitigkeit  auszudrücken.  In  den  meisten  ßLllen 
wird  darauf  nichts  ankommen  und  das  futurum  ohne  schaden 
gebraucht  werden  können;  da  es  der  spräche  aber  zuweilen 
darauf  ankam,  ^inen  schärferen  ausdruck  für  das  zu  haben, 
was  früher  der  con junctiv  bezeichnet  hatte,  so  blieb  ihr  nichts 
übrig,  als  der  indicativ  des  praesens,  den  sie  denn  auch 
wählte.  Das  praesens  mit  futurbedeutung  ist  also  rein  temporal 
aufzufassen,  wie  das  perfectum  und  der  aorist.  Es  bezeichnet 
weder  etwas,  das  »unausbleiblich«  eintreten  wird,  ^vie  Krüger 
§  53,  3,  4  und  in  seinen  erklärungen  der  stellen  annimmt;  denn 
diese  erklärung  passt  überhaupt  nur  in  einigen  fällen,  und  dann 
bleibt  es  unven^ndlich,  warum  niemals  flyverai  unmittelbar 
»es  wird  unausbleiblich  geschehen«  bedeutet.  Ebenso  wenig  ist 
es  aber  richtig,  dass  das  praesens  »die  zukunft  mit  lebhaflig'- 
keit  praecipirt«  Krüger  §  53,  1,  8,  Kühner  II.  §  382,  5  und  so 
in  der  regel  die  erklärer  der  stellen;  wäre  dies  der  fall,  so 
würde  ebenfalls  das  praesens  beliebig  für  das  futurum  eintreten 
können,  was  durchaus  nicht  geschieht;  ausserdem  kommt  das 
praesens  häufig  genug  vor,  wo  von  lebfaaftigkeit  nichts  zu 
m^ken  ist.  Ich  kenne  nur  eine  stelle,  in  der  allerdings  hand-^ 
lungen  der  zukunft  wie  gegenwärtige  dargestdit  werden ;  es  ist 
das  Orakel  bei  Her.  VII.  140 ;  das  ist  aber  auch  ein  ganz  be- 
sonderer fall,  weil  eine  seherin  im  zustand  der  geistigen  Ver- 
wirrung wohl  die  zukunft  vor  sich  zu  sehen  glauben  kann. 
Hier  entspricht  der  gebrauch  des  praesens  der  Verwendung  des^ 
selben  für  die  Vergangenheit,  dan  historischen  praesens;  denn 
dies  erklärt  sich  so,  dass  man  erlebtes  oder  wenigstens  genau 
bekanntes  wie  auf  einem  bilde  vor  sich  sieht  und  als  gegen- 
wärtig schildert,  eine  ausdrucks weise ,  die  durch  die  litteratur 
dann  zu  einer  kunstform  wird;  um  aber  die  zukunft  ebenso 
auCnifassen,  dazu  muss  man  seherin  sein.  Griechisdie  Schrift- 
steller und  redner  also,  die  sich  nicht  in  orakeln  ausdrücken^ 


COO  6.  Mahlow, 

können  nicht  das  praesens  schlechtweg  als  futuram  gebraueben 
und  thun  es  auch  nicht;  selbst  die  in  ruhigen  Worten  abge- 
fassten  orakel  machen  keine  ausnähme  von  der  regel.  Das 
praesens  nimmt  als  form  der  zukunft  ganz  dieselbe  stelle  ein, 
wie  das  imperfectum  als  form  der  Vergangenheit;  ebensowenig 
wie  das  imperfectum  beliebig  den  aorist  vertritt,  kann  das 
praesens  ohne  weiteres  an  stelle  des  futurs  gebraucht  werden; 
es  müssen  vielmehr  dieselben  bedingungen  erfüllt  werden  wie 
beim  imperfectum;  es  muss  also  in  irgend  einer  weise  ein  Zeit- 
punkt der  Zukunft  festgestellt  sein,  an  dem,  d.  h.  mit  dem 
gleichzeitig,  die  handlung  des  praesens  vor  sich  geht,  und  so 
steht  das  praesens  an  der  stelle,  an  der  ehemals  der  conjunctiv 
gestanden  hat.  Das  klarste  beispiel  hierfür  giebt  Thuk.  VL  91 
st  avxfj  ^  noX&g  k^tp&fitSBxat^  txsta^  xai  17  nd<fa  2$x€l£a;  das 
praesens  ist  hier  des  präcisen  ausdrucks  wegen  gewählt;  denn 
es  ist  gemeint,  dass  gleichzeitig  mit  der  einnähme  von  Sy- 
rakus  auch  ganz  Sicilien  im  besitz  der  Athener  sei.  i^evcu 
würde  dem  satz  einen  andern  sinn  geben,  da  es  die  gleich- 
zeitigkeit,  auf  die  es  hier  grade  ankommt,  nicht  ausdrückt;  der 
besitz  Siciliens  würde  damit  als  eine  spätere  folge  der  einnähme 
von  Syrakus  dargestellt.  Ebenso  ist  IV.  95  aufzufassen:  ip 
yaQ  nfj  Tovvoüv  6  äydr  iaxar  xai  ^v  v^xfjCvaiuVy  iv  ik$q  t^XS 
%^vds  TS  nQogxtäifd'S  xai  insivfiv  fidXlov  ilsv9sQ0VT6  und 
I.  121,  3  fi$^  vixy  äXiaxovratj  wo  die  Wörter  fidxfi  und  Wacjf 
den  Zeitpunkt,  mit  dem  die  durch  die  praesentia  ausgedrückten 
handlungen  gleichzeitig  sind,  angeben.  III.  58  findet  sich  das 
praesens  iQtjfjkovts  mit  dovXciasrs  und  dg)a$Q^(fsa&s  coordiniert, 
damit  nicht  durch  die  auf  einander  folgenden  futura  der  an- 
schein  erregt  würde,  als  wenn  sie  auch  auf  einander  folgende 
handlungen  bezeichneten,  während  dieselben  in  der  that  mit 
der  erfüllung  der  bedingung  (si  xtsvslts)  gleichzeitig  sind;  das 
praesens  ist  also  schärfer  als  die  futura.  Bemerkenswert  ist 
auch  die  von  Kühner  II.  §  382,  5  angeführte  stelle  Eur.  And. 
381  ^v  9dvfj^  ai,  naXq  06^  ixfpsvyst  fAoqov'  Cov  J'  ad  9sJüav6^q 
xa%9avsXv  topos  xvspdS  »mit  deinem  tode  entgeht  er  seinem 
geschick;  da  du  aber  nicht  sterben  willst,  so  werde 'ich  ihn 
töten« ;  hier  ist  der  unterschied  zwischen  dem  praesens  und  dem 
futurum  besonders  klar;  die  erste  handlung  ist  gewiss  nicht 
lebhafter  aufgefasst  als  die  zweite;  die  Verschiedenheit  beruht 
jtllein  in  der  zeit   In  dem  orakel  Her.  VIII.  77  folgt  auf  futura 


Üeber  den  futurgebrauch  griechischer  praesentia.  60i 

im  bedingungssatz,  äXV  oxav  Ysq>vQ()iifaa$  —  <fß{<fifs&  —  ffvfA" 
fAi^szai,  —  (foivi^et,  das  praesens  im  nachsalze,  nachdem  das 
vorhergehende  durch  tote  zusammengefasst  ist,  tot  iXeiS^sQoy 
^fAUQ  KQovidfig  iTidyst  »dann  ist  der  tag  der  freiheit  dac.  Mehr 
beispiele  a.  a,  o.  Sogar  hinter  fAij  findet  sich  das  praesens  in 
dieser  weise  bei  Xen.  Hell.  1,  6,  32:  17  2näQtfi  ovöiv  fjt^ 
xdxiov  oix€tta&  avtov  dnod-avovtog;  das  particip,  »nach  seinem 
tode«,  bestimmt  den  Zeitpunkt  für  die  handlung  des  otxsXta$\ 
das  futurum  wäre  auch  richtig,  das  praesens  ist  aber  gewählter 
und  bringt  beide  handlungen  in  einen  engen  Zusammenhang, 
wie  die  imperfecta  in  der  erzählung;  das  praesens  bezeichnet, 
was  unmittelbar  mit  erfolgtem  tode  eintritt,  das  futurum  nur, 
was  in  beliebiger  zeit  nach  dem  tode  eintritt.  Auch  ein  zeit- 
adverb  giebt  die  berechtigung  zum  gebrauch  des  praesens,  wofür 
beispiele  bei  Krüger  II.  §  53,  1,  1. 

Man  wird  vielleicht  glauben,  dass  dies  praesens  doch  nur 
in  seltnen  fällen  gebraucht  wird,  wenn  der  schriftsteiler  seinem 
ausdruck  eine  besondere  färbung  geben  will.  Dass  es  nicht 
häufig  ist,  liegt  in  der  natur  der  sache;  denn  genaue  Zeit- 
bestimmungen, wie  sie  für  die  Vergangenheit  sehr  notwendig 
sind,  sind  für  die  zukunft  meistenteils  entbehrlich.  Dennoch 
kommt  das  praesens  noch  oft  genug  vor,  bei  Herodot  fast  in 
jeder  rede ;  ich  habe  im  folgenden  eine  reihe  von  beispielen  zu- 
sammengestellt, aus  der  man  sich  überzeugen  kann,  wie  mannich- 
faltig  und  dem  gebrauch  des  imperfects  vollkommen  entsprechend 
die  anwendung  des  praesens  im  sinne  der  zukunft  ist;  wir 
finden  es  in  nebensätzen,  um  gleichzeitigkeit  mit  der  haupt- 
handlung  auszudrücken,  in  hauptsätzen  im  anschluss  an  con- 
dicionalsätze  oder  participia,  endlich  auch  bei  Zeitbestimmungen. 
Immer  ist  in  irgend  einer  weise  der  Zeitpunkt,  während  dessen 
eine  handlung  geschieht  oder  an  dem  sie  eintritt,  bestimmt; 
unmittelbar  für  das  futurum  kann  das  praesens  nie  gebraucht 
werden;  daher  steht  es  nie  in  condicionalsätzen.  Die  bei- 
spiele aus  Herodot  sind: 

I.  109  81  id-sl^Cet  dvaß^vat  ^  tVQavvig,  äXXo  t$  ^  i,€in€ta$ 
to  iv&€Vt€V  ifAol  x$vdvv(ov  6  (jiiY$atog. 

I.  120  xsivtag  yaQ  ällotQtovtai  ig  tov  natda  nsQuoviSa 
(V  ^QXV  ^^^  W^^^  dovlovfAB&ä  te  xal  löyov  or- 
dsvog  Yiv6fA€&a, 

Zoitschrift  für  veigl.  Sprachf.  N.  F.  VI.  6.  41 


60S  Ct.  MahloW, 

I.  124  ^y  TS  syoi)  dnods^d-idu   <JiQavfiY6g,   Icrr»  to#,  td   ifv 

ßovXsat, 
I.  126  ßovXo(iivo$(f$  ifiio   nsiS-sd^a^  e(ftt  tddsj  f*^  ßovXo- 

nivoKSh  dh  €t(Sl  vfitv  7t6vo$, 

I.  207  iaaoD&slg  fikv   TtQoganokXvsig    näaav    t^v  cIqxi}'^' 
vixwv   dk   ov   ViX(fg;   femer  xstvot  tdoficvot  dyad'd 
noXXä  TQiipovral  ts  nqog  avrä  xal  fjfATv  td  ivQ-svvsv 
Xsinstai  x.  r.  X, 
in.     85  (Sg  T^g  iniovcf^g  ^fJtiQijg  o  dycov  ^/ufv  Itfri. 

m.  155  ^v  (ifi  rdSv  (fcSv  de^dtj,  atgiofAsv  BaßvXäva  (aber 
V.  43  oXxexo  XQfjfSo^svog^  ei  aiQht^  in  ^v  (friXXstas 
X^Qf^v'  ^  dh  Ilv^iti  oi  XQ^  aig^astv  und  VI.  82  ji*a- 
d^sVv  di,  oti  ovx  alqis^  to  "Aqyog  ist  alqht  histo- 
risches praesens). 
V.    111  fjv  xaTiXtjg  ävdqa  (fTQatfiyov,  iiiya  to$  yiv€Ta$. 

VII.  8  (pQOVTi^aiv  eigicxco  a^a  fiiv  xvdog  TtQogytvofABVOVj 
äfAa  de  r/cTiv  ytvofiivi^v  (nämlich  si  %^v  'EXXdda 
xavaifTQsifjofAsd^a) '  ferner  nvv&dvofjiat  äds  sxetVj 
id^vog  ovöhv  vnoXsinsdd^ai^  to  ol6v  rs  i(fTa$..,, 
Tovxcnv  vne^aQaiQi^fAipcov, 

VII.  10  i^v  Xv(S(aai  t^v  yicpvQav^  tovto  6^  yiv€Ta$  ds$v6v; 
ferner  orcrv  to»  doxir^,  nqoayvQsvB^  rd  to»  doxis$ 
slvai^  aQiaza;  und  aiQatiiXdTss  avtog  <fv  intXel^afiB' 
vog  TS  ävÖQag,  Tovg  id^iXsig,  xal  Xaßcov  (ftQaTi^v, 
ox6(f^v  Tivd  ßovXsat;  aber  darauf  im  condicional- 
satze  sl  dk  ovx  id-sXiji^stg. 

VII.  49  f^v  nXsvvag  üvXXS^ijg,  tcc  ovo  to»  noXXtS  It»  noXsfAUi' 
Tsga  ylvsTat;  und  ei  x^iXe^  (jetzt  will)  to»  fn/iiv 
dvTi^oov  xaxaaTfjvai^  Tocoitip  to»  yive%a&  noiU- 
fAtwTiQiiy  oaip  av  nQoßaivrig. 

VII.  51  ^v  J^ncüvratj  dst  ddixWTatovg  yivs<f&a$  ^  diwaiQtd" 
Tovg'  ddixiaTUTOk  (liy  vvv  ytvofisvot  ovdiv  xigdog  9M^ 
TiQogßdXXovtft^  dfxaioTaro»  ds  yivofuvoi  oloi  «rc 
dijX^ffaffd^air  y ivovTai. 

VII.  157  dX^g  fklv  yccQ  yevofkivti  nada  ^  ^EXXdg  x^^Q  f^ydXij 
(SvvdysTa^  xal  d^tofxaxoi  yiVOfAed-a'  ^v  dh  fjftimv 
oi  fiiv  xaTanQOÖiddSfii,  ol  dh  fA^  d-iXtaCt  tifAWQisiV^ 
TOVTO   dk   ^dfi  den'ov    yivsTai;  und   ßoij&ieov   y^Q 


Ueber  den  futurgebrauoh  griechischer  piraeseiitia.  (Sßi 

VIII.  102  fv  xatatfTQiipi^at  ^  %d  q^tSt  ^iXeiVy  tfov  xo  i^9¥ 
ylvezai,  aber  dann  ^r  tct  ivavtia  yipfitcuj  addßftt» 
avfiipoQ^  i<f%a&j  ebenso  ^v  av  nsqi^q^  noXkov';  aydSvag 
ÖQafAiovta&  oi  "Elkiivsg'  Maqöoviov  dk,  ^v  %$  ndd^^ 
loyog  ovdalg  yivB%ak  ovöi  ti  vtxcivtsg  ol  "EkXt/Psg 
v$x(S(f$, 

Marburg,  16.  mai  1882. 

6.  Mahlow. 


Iranica« 

1.   skr.  lopäga  und  zd.  Jcahrkäsa. 

In  Justi's  handbucb  ist  das  wort  Jcahrkosa  geier  (oder 
JcahrJcas,  vgl.  gen.  pl.  Jcahrkdsäm  und  gen.  sg.  kaJirkasö  Yt.  5,  61, 
siehe  E.  Z.  27,  97)  richtig  als  compositum  von  kaJirka  huhn 
(die  neuiranischen  verwandten  jetzt  am  vollständigsten  bei 
Jaba-Justi  p.  329  s.  v.  kerge)  und  der  aus  dem  skx.  be- 
kannten Wurzel  ag  essen  erklärt,  kahrkas,  kahrkasa  <=  pehl. 
karkäs  =  np.  kargas  (baluci  khargae,  afgh.  gargas;  pars!  ka/r^ 
ketas  geier  ZDM6.  36,  63  erinnert  an  zd.  kahrkatas  als  Schimpf- 
name des  hahns)  ist  also  der  geier  als  »hühner-esser«.  Dieselbe 
Wurzel  ag  steckt  nun  offenbar  auch  in  lopaga  =  neup.  röbäh 
pärsi  rüwas  (ZDMG.  36,  p.  63;  im  Deri-dialekt  von  Yezd  etwa 
rüwas :  ebd.  35,  p.  380) ,  pehl.  röbäs  und  röpah  (?) ,  ossetisch 
rubas,  baluci  rophask  (Dames  p.  80)  =  arm.  alues  =  gr.  dhani^l^ 
(ZDMG.  35,  654),  die  alle  »fuchse  resp.  »schakalc  bedeuten, 
und  das  arische  laupaga  (idg,  laupek^-?)  wäre  also  =  laupa- 
esser.    Was  aber  ist  laupa?^) 

2.    ZcoQodittQ^g. 

Es  steht  jetzt  fest,  dass  der  name  des  Jagatog  altp.  doraya- 
vatirs,  das  im  zd.  däraya^vanhu-s,  im  skr.  dharayadvasu-s  lauten 

»)  Pott  E.  F.*  II,  2,  1284  und  vor  ihm  Förstemann  K.  Z.  I,  p.  498 
deuten  »aasfresserc  Besser  ist  wohl  der  mit  dem  sonstigen  gebrauche 
der  Wurzel  lup  und  ihrer  ableitungen  eher  stimmende  Vorschlag  Pictet's 
Origines*  I,  p.  434:  »l'animal  qui  vit  de  sa  proie«.  —  Anm.  d.  red. 

41* 


604  H.  HQbscbmand, 

würde,  nach  seinem  ersten  theil  zu  skr.  dhOrayaUküH  die  ge- 
schöpfe  tragend,  zd.  daraya^ra&a  nom.  pr.  (=  wagen  besitzend), 
nach  seinem  zweiten  theil  zu  zd.  fradafvahhu  nom.  pr.  (=  das 
gute  fordernd)  gehört  und  also:  gutes  besitzend,  guter  besitzend 
bedeutet  (Spiegel,  keilinschr.^  p.81).  Wie  zd.  3.p.  imperf.  darayaf 
im  Altp.  adaraya  lautet,  so  musste  für  jenes  ^därayti^vankf/^  im 
Altp.  gesetzmässig  darayava(h)t*S  eintreten  ^) :  auch  in  letzterem 
falle  wirken  die  auslautsgesetze.  Aus  diesem  altpers.  darayava(h)u§ 
entstand  das  hebr.  daryaveS  und  das  griech.  Jccfslog.  Der 
name  Zoroasters  zd.  mra^uStra  ist,  wie  ich  mit  andern  an- 
nehme, ein  compositum  aus  einem  part.  praes.')  und  dem 
subst.  uStra  =  kameel.  Ist  das  richtig,  so  lautete  die  ältere 
form  des  namens  mra^-astra  und  im  persischen  munde')  earor' 
uStra,  dessen  griechische  form  ZfAqodatQtiq  naturgemäss  keine 
spur  des  inlautenden  dentals  (zd.  zaradustra)  verräth.  So  ist 
wohl  auch  zu  vermuthen,  dass  das  altpers.  vindafrand  =  gr. 
^IvraySgvfig  aus  ^vindcU-franä  entstanden  ist,  gebildet  wie  zd. 
vihda$'Spada  ein  beer  besitzend,  vtäa^-gav*,  dass  es  also  im 
zd.  etwa  vifidaf-franä  gelautet  hätte.  Ich  finde  das  fra/ndhr 
des  zweiten  theiles  in  neup.  farr  splendor,  maiestas  wieder, 
das  durch  *fam-  auf  altes  ^fran-  zurückgehen  kann^).  Dass 
übrigens  Spiegel's  Vifidafrä  in  Vifidafrana  umzuändern  sei, 
habe  ich  schon  ZDM6.  30,  p.  141  »lies  Vindafrana,  gemäss 
der  »medischenc  Übersetzung:  Vintapama,  B.  III,  87c  bemerkt, 
wie  später  auch  Oppert,  Langue  des  M^des  p.  180.  Die  Über- 
lieferung des  persischen  textes  gestattet  diese  änderung  ohne 
weiteres. 

3.  Suffix  afM  und  na. 

Geldner  nimmt  stud.  zum  Av.  1, 50  an,  dass  das  alte  sufifix 
-atia  im  Neupersischen  verloren  gehe^).  Mit  unrecht.  Er  wirft 
die  Suffixe  atia  und  na  zusammen,  übersieht  was  ich  E.  Z.  24, 
p.  329  anm.  2  bemerkt  habe  und  erkennt  nicht,  dass  '^ma  im 


^)  Anders  ist  das  skythische  Bayddwfnos  ss  zd.  *vanafiMpa  behanddU 

*)  Vielleicht  &=  skr.  jarat^  ossetisch  earond,  gr.  ytqon. 

*)  Vgl  zd.  aia'Vahiiia  =  altp.  ^arta-vah^ta,  nach  neup.  Ofd'-i'-hakiH 
zu  urtheilen. 

*)  Vgl.  schon  de  Lagarde,  Btr.  z.  b.  Lex.  38  und  Spiegd  K.  B.  5,  391. 

*)  Dennoch  setzt  er  p.  63  zd.  ^omana  s  np.  sSmtin,  was  ich  übrigens 
•icht  für  richtig  halle. 


Iranlca«  g05 

Neup.  zu  an  oder  an  wird,  na  dagegen  (nach  consonanten) 
stets  schwindet. 

1.  suffix  ana: 

zd.  airyana  =  pehl.  erän,  np.  Iran, 

zd.  Sayana  =  armenisch  (lehnwort)  Sen, 

zd.  karana  rand  =  np.  Jcanar,  karan, 

zd.  haüjainana  Zusammenkunft  =  np.  anjuman, 

zd.  havana  roörser  =  np.  havan. 

2.  Suffix  na: 

zd.  suhurena  =  np.  suyur  hystrix, 

zd.  yavarena  d.  i.  yavama  =  np.  yavar  stössel  (wenn  Geldner 

recht  hat;  man  sollte  javar  im  Neup.  erwarten), 
zd.  upastarena  d.  i.  upastama  decke  =  arm.  (lehnwort)  pastar 

Strato  prezioso  (de  Lagarde,  arm.  stud.  s.  v.)  =  np.  bistar 

lectus,  Stratum, 
zd.  parena  feder  =  skr.  partjM  =  np.  jwrr, 
zd.  perena  voll  =  np.  |M«r, 
zd.  kamna  wenig  =  np.  kam, 
zd.  hvafna  schlaf  =  np.  x^&, 
zd.  ^nu  lieber  <=  np.  to&, 
zd.  for^na  =  skr.  ^rjna  durst  =  np.  tiS  u.  s.  w. 

4.  zd.  Vouruka$a. 

Der  name  des  sees  Vauruka$a  wird  im  Pehlevi  consequent 
durch  faraxukart  wiedergegeben.  Mag  dies  für  die  Parsen 
»weitgemachtc  oder  sonst  etwas  bedeutet  haben,  klar  ist,  dass 
nach  dieser  Überlieferung  zd.  ka^  aus  *kafia  wie  zd.  ba§ar=^ 
pehl.  burtar  aus  bartar,  zd.  At^o^  <=  pehl.  %f)artar  aus  hvartar 
entstanden  ist.  Dieses  *karta  finde  ich  nicht  in  dem  zd.  kereta 
gemacht,  sondern  in  einem  von  der  wurzel  kort  schneiden  her- 
kommenden karta,  dem  ich  die  bedeutung:  einschnitt,  bucht 
beilegen  wurde.  Zd.  ka$a  »einschnitt,  buchte  gehört  also  einer- 
seits zu  zd.  kareta  messer  =  »das  schneidendec,  andererseits 
zu  skr.  kartd  grübe,  loch,  krta  Schlucht,  abgrund,  und  vouru- 
ka^a  würde  also  bedeuten:  mit  weiten  buchten.  Ein  weiteres 
beispiel  für  ä  =  rt  führt  Geldner  stud.  zum  Av.  1, 74  anm.  »ke$a  Yt. 
17,  14  =  kereia  gemacht,  fertig«  an  und  mit  recht  hat  schon 
Justi  im  Wörterbuch  das  ke^  des  compositums  bae$amkefa 
(Vd.  21, 14  Sp.)  auf  grund  der  Pehleviübersetzung,  die  b-kartOrih 
giebt,  auf  die  wurzel  kar  machen  zurückgeführt,  denn  auch 


60g  H.  Höbschmann, 

dies  ht^ia  ist  aus  kereta  entstanden.    Diese  beispiele  für  jS  aus 
ri  sind  zu  den  K.  Z.  äi,  352  angemerkten  hinzuzufägen. 

5.   zd.  Vibda. 

Gegen  Benfey's  herleitung  von  zd.  mazda-  =  skr.  medha- 
aus  urspr.  ma^uis-dha  (idg.  also  ntenez-dlie)  hatte  ich  früher 
einzuwenden,  dass  sich  der  Übergang  von  arisch  *inanzdM  (aus 
manazdhd)  in  *mazdhä-  =  skr.  mediio-,  zd.  mazda-  nicht  be- 
griffe, da  nasalschwund  in  solchem  falle  für  die  arische  grund- 
sprache  nicht  anzunehmen  sei.  Wenn  freilich  das  von  Job. 
Schmidt  K.  Z.  25,  30  aufgestellte  idg.  vocalgesetz  durchaus 
geltung  hatte,  so  müsste  man  allerdings  annehmen,  dass  ein 
idg.  menezdhe-  schon  in  der  urzeit  zu  mnzdhe-  \vurde,  woraus 
arisch  mazdhd-  =  zd.  mazda-,  skr.  mScüia-  ^)  entstehen  musstc. 
Hätte  nun  gar  Geldner  stud.  zum  Av.  1, 172  recht,  so  könnte  im 
Zend  (und  darum  auch  im  Arischen)  auch  das  aus  nasalis  sonans 
entstandene  a  noch  ausfallen  (er  leitet  -6d-  aus  ftoiki  binden 
her),  so  dass  wir  noch  von  glück  zu  sagen  hätten,  dass  uns 
im  zend  mazdo-  und  nicht  vielmehr  eine  tochter  von  medOr 
erhalten  ist.  So  schlimm  steht  es  nun  doch  nicht.  Zwar 
leitete  schon  Justi  das  -hd-  von  libda  (doppelfessel),  ^ribda^ 
vUpahda  von  land  binden  her,  und  ihm  folgt  nun  Geldner, 
aber  beide  irren.  Denn  wie  frabda  aus  *prapada,  upabda  aus 
*upapada  entstanden  ist,  so  ging  auch  hibda  aus  *dvipada, 
^ihda  aus  tripada  u.  s.  w.  hervor,  und  dieses  zu  hda  gewor- 
dene pada  ist  nichts  anderes  als  gr.  nid^,  fessel,  vgU  lat. 
ped'icuj  cofn-pes  u.  s.  w.  (Curtius  grundz.^  245),  wie  Job.  Schmidt 
K.  Z.  25,  55  schon  richtig  erkannt  hat. 

ti.   idg.  esi  du  bist. 

Bei  dem,  was  Job.  Schmidt  K.  Z.  26,  351  über  die  be- 
handlung  von  idg.  ss  bemerkt,  hätte  er  die  2.  p.  sg.  praes.  von 
es  sein  nicht  übersehen  sollen.  Skr.  äsi  =  zd.  ahi  =  gr.  sl  (= 
lat.  es  =  ksl.  jesi  =  lit.  esl  =  got.  is)  ist  sicher  nicht  aus  idg, 
cU-si  entstanden,  geht  vielmehr  offenbar  auf  ein  idg.  esi  =  es^i 
zurück,  wonach  zu  urtheilen  ss  schon  im  Indogerm.,  jedenfalls 
aber  in  den  einzelnen  sprachen  zu  einfachem  s  wurde.  VgL 
auch  die  loc.  pl.  von  as  stammen  im  Zend:  äzahu,  temöhva. 

')  Das  i  dieses  Sanskritwortes  ist  schwerlich  aus  id^.  e  -(-  cons.  her* 
vorgegangen,  wie  angenommen  worden  ist. 


Iranica.  ^7 

7.  zd.  gada. 
Geldner  will  neben  zd.  gada  keule  und  gada  krankheit  das 
wort  gada  nur  noch  im  sinne  von  »verpester,  krankheitstifterc 
gelten  lassen  (stud.  I,  166).  Mit  unrecht.  Denn  die  stellen,  an 
denen  das  wort  vorkommt,  die  tradition  und  die  etymologie 
lehren  deutlich,  dass  das  wort  »räubere  bedeutet,  wie  bisher 
angenommen  wurde. 

a)  die  stellen:  Yt.  13,  136  wird  Keresäspa  angerufen  »um 
zu  bekämpfen  die  beuteschaar,  um  zu  bekämpfen  den  Ver- 
wüstung anrichtenden  räuber  (gada)  —  den  männer  mordenden, 
unbarmherzigen,  um  zu  bekämpfen  den  von  räubern  gemachten 
(gadö'karSta)  angriflfc  (Geldner,  K.  Z.  25,  p.  551). 

Yt.  11,  5:  gaddhp.  vaisöväi^wyfhe  fbae^ö  der  angriflf  »des 
die  herden  forttreibenden  räubers«  (Geldner,  stud.  I,  116). 

Ys.  9,  69  (Spiegel):  tayüm  —  gadem  —  vekrketn  den 
dieb  —  räuber  —  wolf,  95:  gadahe  —  97:  ma§yfhp  drvatö 
sastars  des  räubers  —  des  schlechten  gewaltthätigen  menschen. 

Ys.  64,  29:  toywi  —  hazanha  —  gadö  —  a^avaja  — 
yatumä  —  nastispä  der  dieb  —  gewaltthätige  —  räuber  — 
mörder  des  gerechten  —  zauberer  —  leichenbegräber. 

Äogemadaeca  80:  pairidwö  havaUipaniä  —  yim  tna^ö  gado 
paiti  vermeiden  lässt  sich  der  weg,  den  ein  räuber  besetzt  hält 
(der  mitleidlos  mit  einem  male  tödtet). 

b)  Die  Pehleviübersetzung  trennt  das  gada  (räuber)  des 
Yasna  von  dem  gada  (krankheit)  des  Vendidad  (21,  8  Sp.),  das 
gada  des  Aogem.  und  des  Jasna  wird  durch  skr.  caura  imd 
nrgafhsa  übersetzt. 

c)  Zd.  gada  ist  genau  =  afgh.  ygl  dieb,  räuber,  vgl. 
K.  Z.  24,  393. 

8.    Der  vogel  vOraytHi. 

Memoires  de  la  Sociöte  de  Linguistique  V,  77  übersetzt 
Darmesteter  zd.  varayna  durch  corbeau  und  identificirt  es  mit 
neupers.  kulay.  Aber  varayna  heisst  weder  »rabec  noch  ist  es  = 
np.  ktday. 

Die  wichtigste  stelle  über  den  vogel  ist  Yt.  14,  19—21. 
Nachdem  der  siegesgott  Vere^rayna  in  gestalt  eines  windes, 
eines  stieres,  eines  pferdes,  eines  kameeles,  eines  ebers,  eines 
Jünglings  erschienen  ist,  erscheint  er  zum  siebenten  male: 

19.  mereyahe  kehrpa  varaynahe 
urmtö  adara-na^mäd 


608  H.  HQbschmann, 

pi^cUö  upararnapma4 
yö  vayäm  asti  äsiilö 
reüjiStö  fravazemnanäm. 

20.  hö  a^vö  uStanavatäm 
i§U'Vasnia  apayfjU 
(1iasci$  va  nöi$  va?) 
ya^cid  vazaiti  huastem. 
yö  vazaiti  zar^yamnö 
ayräm  usaittm  u^änhem 
ax$afni  x^afnlm  isemnö 
asuiri  süirJm  isemnö. 

21,  vi  gatvö  mareza^  kaofanäm 
bare^navö  mareza$  gairinäm 
jäfnavö  maresa^  raonäm 
saenis  tnareza^  urvaranäm 
vayäm  vacim  si^suru^mnö 

d.  h.  in  gestalt  des  vogels  värayna,  welcher  ist  urvaM  (?)  von 
unten,  pikant  (?)  von  oben,  der  schnellste  der  vögel,  der  hur- 
tigste der  fliegenden.  Er  allein  unter  den  creaturen  entgeht 
pfeilschnell  fliegend  jedem  noch  so  gut  geworfenen  geschoss. 
Welcher  fliegt  entgegen  dem  ersten  aufleuchtenden  morgenrotb, 
verlangend  dass  nachtlos  das  nächtliche,  das  morgenlose 
morgendlich  werde.  Hin  streift  er  über  die  breiten  (?)  der 
hugel,  er  streift  über  die  gipfel  der  berge,  er  streift  über  die 
tiefen  der  thäler,  er  streift  über  die  wipfel  der  bäume,  der 
vögel  gesang  belauschend.  Vgl.  Geldner,  stud.  zum  Av.  I, 
p.  163 — 165.  Dass  hier  von  einem  raben  nicht  die  rede  sein 
kann,  ist  klar. 

Der  vogel  wird  weiter  erwähnt  Yt.  19,  35: 
.  $üsa^  hvarenö  yima$  haca 
mereyaihe  Jcehrpa  vö/raynahe 
d.  h.  es  entwich   die  majestät  von  Yima  in   der  gestalt  des 
vogels  vära/na«  —  Dass  die  königliche  majestät  die  gestalt  eines 
raben  angenommen  habe,  ist  wenigstens  nicht  wahrscheinlich. 
Eine  andere  form  des  wortes  vOrayna  ist  varef^ana,  das 
sich  Yt  14,  35  findet: 

mereyah^  pe^ö-parenahe 
vOrefijanah^  parenem  (a)yasa^§a 
»suche  dir  euie  feder    des  vogels  v.,  wann  er  sich  gemausst 
latc,  nach  Geldner,   stud.  zum  Av.  I,  157,  der  sicher   mit 


Iranica.  60d 

recht  pe^ö  aus  peretö  erklärt.  Dieselbe  feder  wird  §  36  mereyahe 
parenö  niereyanäm  d.  h.  die  »feder  des  vogels  der  vögeU  ge- 
nannt, so  dass  man  unter  värayna  =  varefijana  mit  Geldner 
(stud.  z.  Av.  I,  165  anm.  2)  wohl  den  adler,  nicht  aber  mit 
Darmesteter  den  raben  zu  verstehen  hat. 

Justi  stellt  im  Bundehesh  p.  260  zd.  varayna  mit  pehl. 
varay  »name  des  rabenc  zusammen.  Mir  ist  aus  dem  Bundehesh 
nicht  klar,  welcher  vogel  der  varäy  ist.  Er  wird  p.  31,  11 
neben  dem  simurgh,  karsift,  arvä  (?),  kahrkäs  (geier),  ardä  (?) 
und  kulang  (kranich)  genannt  und  könnte  hier  wohl  der  adler, 
also  =  zd.  vürayna  sein.  Nach  47,  8  ist  der  varäy  entweder 
der  »werthvollste«  oder  der  »wohlfeilste«  der  vögel?  Vgl.  auch 
47,  13:  der  varäk  »welcher  bergstaar  heisst«  (Justi,  dagegen 
West:  the  crow  [valak]  and  the  mountain  kite).  Gab  es  ein 
pehl.  varäy  rabe  oder  krähe,  so  ist  dies  am  besten  im  baluci 
guräy  crow,  vgl.  köh-gurdy  (bergkrähe)  raven  (Dames  p.  104) 
wiederzufinden,  das  freilich  von  np.  kulay  rabe  trotz  dessen  k 
nicht  zu  trennen  sein  wird.  Aber  mit  diesen  hat  zd.  varayna 
seiner  bedeutung  wegen  auf  alle  falle  nichts  zu  thun. 

varayna  ist  richtig  erklärt  worden  aus  vara  =  ved.  vard 
skr.  vala,  np.  hol  und  yna  von  wz.  jan  =  skr.  han,  es  bedeutet 
also  »die  flügel  schlagend«.  Wie  im  Zd.  veredrayna  neben 
vere^rajan  steht,  so  kann  es  auch  neben  varayna  ein  varajan 
gegeben  haben,  dessen  genetiv  varaynö  lauten  musste.  Dieser 
genetiv  stand  vermuthlich  an  den  drei  oben  angeführten  stellen 
des  Avesta  und  ist  erst  später,  als  man  das  Avesta  nicht  mehr 
metrisch  las,  durch  die  genetive  der  formen  varayna  und 
varenjana  {vOrefija?  vgl.  var.)  verdrängt  worden,  wie  der  gen. 
kährkasö  Yt.  5,  61  durch  den  gen.  kährkasah^.  Bei  dieser 
annähme  braucht  man  weder  mit  Geldner,  stud.  zum  Av.  I, 
163  ein  varyna  und  157  gar  ein  varfija  (zweisilbig)  anzusetzen, 
noch  mit  Bartholomae,  arische  forschungen  I,  112  und  114 
varayna  ganz  und  gar  zu  tilgen  und  durch  vr^ajan  (»ein  sieg- 
hafter vogel« !)  zu  ersetzen,  noch  gar  mit  Pischel,  Gott.  gel. 
anz.  1882,  749  f.  ein  zweisilbiges  var(a)yna  »flamingo  oder  gans« 
mit  skr.  varca  gans  zu  vergleichen  und  von  einer  wurzel  vatj 
=  varc  glänzen,  schimmern  abzuleiten. 

Strassburg,  Juni  1882. 

H.  Hübschmann. 


ßlO  Th.  Aufrecht. 


Miscellanea. 

Ueber  das  vedische  anuHa. 

dnutta  ist  üiii  dorn  Rigveda  eigenthümliches  woi-t.  Eis  er- 
scheint fünfmal  selbätständig  und  dreimal  iii  dem  compositum 
änuttamamjuh^).  Süyana,  Mahidhara  und  alle  neueren  forscher 
stimmen  in  der  ableituug  von  nud  (P.  8,  2,  56)  überein.  Im 
PW.  wird  CS  mit  »unerschüttert,  unbezAvinglichc,  von  Grassmami 
mit  »nicht  fortzustossen ,  unüberwindliche  übersetzt  und  von 
dieser  crklärung  ist  meines  wissens  niemand  abg^angen. 
Ziehen  wir  die  stellen  selbst  in  betracht.     I,  80,  7: 

indra  tuhhyam  id  adrivo  'nuttwn  vajrin  vlryäm  \ 
ydd  dha  u.  s.  w. 

VII,  3i,  11: 

rajä  rdshfranam  petjo  iiadindm  dnuttwn  asmai  kshatrdm 

v'iQvd'yu  I 
III,  31,  13: 

vii^vä  Indrdya  tdv^ishtr  dnuttäh  \ 

Bei  der  annähme,  dass  anutta  unbezwinglich  bedeute,  fallt 
es  auf,  dass  bei  ausgelassener  copula  der  seltene  gebrauch  des 
dativs  für  den  geneliv  des  besitzes  (shashthyarthe  caturtht) 
gerade  in  Verbindung  mit  diesem  worte  drei-  oder  gar  viermal 
auftreten  soll. 

Meiner  ansieht  nach  steht  anutta  für  anudatta,  \ne  pratta, 
devatta,  bhagatti,  mcujhatti,  vasutti  für  pradatta  u.  s.  w.  Will 
man  sich  an  die  analogie  von  parttta,  pratitta  und  an  die  regel 
von  P.  6,  3,  124  halten,  so  sollte  man  allerdings  anutta  er- 
warten. Dieses  kommt  jedoch  nirgends  vor  und  die  Wahrheit 
steht  über  der  analogie. 

anu  da  bedeutet  wörtlich  nachgeben;  hieraus  entwickelt 
sich  die  von  zugeben,  zugestehn,  nachlassen,  erlassen;  intr. 
nachstehn.  Belege  dafür  sind  in  dem  PW.  nachzusehn.  In 
den  obigen  stellen  wird  zugestanden  vollkommen  passen. 
I,  80,  7:  Indra,  dir  wurde  heldenkraft  zugestanden,  als  du 
Vritra  erschlugst,    d.  h.  freier:  deine  kraft   wurde   allgemein 

>)  Davon  verschieden  scheint  anutta  in  P.  8,  %  61,  welches  zuerst  von 
Jer  Kä<;ikä  als  die  vedische  form  von  an-unna  (ud)  auf||pefasst  wird. 


Miscellanea.  gH 

anerkannt.  VII,  34,  11:  Varuna  ist  könig  über  land  und  leute, 
bildner  der  gewässer,  ewige  herrscherniacht  wird  ihm  zuge- 
standen. III,  31, 13:  Jede  art  von  kraft  wird  Indra  zugestanden. 
Vgl  hiemit  II,  20,  8.  VI,  25,  8: 

tdsmai  tavasyäm  dnu  däyi  satrendrdya  devebhir  drnasätau  \ 
dnu  te  däyi  mdhd  hidriyä'ya  satra  te  vigvam  dnu  vritrdhdtye  \ 
dnu  Jcshatrdm  u.  s.  w. 

Wie  steht  es  mit  I,  165,  9?    Dort  heisst  es: 

dnuttam  a   te   tnaghavan   ndkir   ml   nd   tvaväü  asti  devdtd 
vldänaJi  \ 

Dieses  übersetzt  Roth  in  ZDMG.  XXIV,  303:  »gewiss,  nichts 
ist,  was  je  dir  widerstünde,  und  so  wie  du  gibts  keinen  zweiten 
gott  mehr«.    Ich  selbst  streiche  na  in  ß  und  theile: 

anuttam  ä  te  maghavan,  nakir  nu 

tudvän  asti  devatd  viddnah  | 

Nachdem  Indra  in  stolzem  selbstbewusstsein  im  achten  verse 
seine  thaten  hervorgehoben  hat,  schliessen  die  Marut  das  Zwie- 
gespräch mit  den  worten:  »Allerdings  wird  dir  zugestanden: 
es  gibt  keinen  unter  den  göttern^  der  mit  dir  sich  messen  darf«. 
Vgl.  I,  52,  13: 

saiyam  adähd  ndkir  anyas  tuavän  \ 
Es  bleibt  der  schlimme  vers  VIII,  90,  5b: 
tvdm  vritrd'ni  hansy  aprati'ny  eka  id  dnuttä  carshanidkritä  \ 
Die  Schwierigkeit  liegt  in  carshanidkritä,  wozu  Säyana,  Grass- 
mann, Ludwig  in  kühner  weise  vajreiia  ergänzen.    Im  Sama- 
veda  248  lautet  der  vers: 

tvdm  vritrd'ni  hansy  aprati'ny  eka  it  purv  dnuttag  carshani- 
dhritih  | 
Mir  bleibt  er  dunkel.    Hingegen  übersetze  ich  dnuMamanyu  mit 
»er  dessen  ungestüm  (von  allen)  anerkannt  wird,  dessen  un- 
gestüm (alle)  sich  fügen«. 

Zu  Rv.  I,  36,  17. 

Die  Strophe 

agnir  vavne  suvVryam  agnlh  kdnväya  saübhagam  \ 

agnih  prd'van  mitrota  medhyätithim  agnih  sdtd*  upastufdtn  \ 

übersetzt  Grassmann: 

Agni  gewährte  heldenkraft, 
dem  Kanva  Agni  hohes  glück, 


612  Th.  Aufrecht, 

Agni  und  Mitra  halfen  dem  Medhjatithi, 
beim  spenden  dem  Upastuta. 

Ludwig:  Agni  hat  heldenkraft,  Agni  glück  dem  Eanva  ge- 
wonnen, Agni  hat  wie  Mitra  [und  Varuna]  den  Medhyätithi 
begünstigt,  Agni  bei  gewinn  den  Upastuta. 

Säyana,  der  sich  ebenfalls  an  die  abtheilung  mitra  utd 
hält,  erklärt  asmanmiträni,  aber  er  vermeidet  den  fehler  täd 
mit  wie  zu  übersetzen.  Wie  Mitra  oder  Mitra  und  Varuna  in 
ein  ausschliesslich  an  Agni  gerichtetes  lied  eingeschaltet  werden 
sollen,  leuchtet  nicht  ein.  Der  wahre  Sachverhalt  ist  der,  dass 
man  mürd  (so  ist  statt  mürd'  anzusetzen)  mit  dem  folgenden 
(xtühi  in  Medhya-atithi  verbinden  muss:  »Agni  hat  bei  der  er- 
langung  von  gütern  den  Miträtithi,  Medhyätithi  und  Upastuta 
(alle  3  gehörten  wahrscheinlich  der  Eanva-familie  an)  geför- 
derte. Es  ist  dieses  dieselbe  abkürzung,  die  in  pataydn  imm- 
daydtscJckam  vorliegt  und  auf  gleicher  unbeholfenheit  des  dich- 
ters  beruht.    Der  name  Miträtithi  erscheint  in  X,  33,  7. 

Rv.  X,  34,  5. 

f/dd  ddtdhye  nd  davishäf}i  ebhUi 
parayddbhyo  dva  hiye  sdJchibhyah  \ 
niuptdg  ca  bäbhrdvo  vä'cam  dkratali^) 
emtd  eshdm  nishkritdtih  järintva  \\ 

Dieses  übersetzt  Muir  (Original  Sanskrit  Texts  1870  p.426): 
When  I  resolve  not  to  be  tormented  by  them,  because  I  am 
abandoned  by  my  friends  who  withdraw  from  them,  —  yet  as 
soon  as  the  brown  dice,  when  they  are  thrown,  make  a  ratUing 
sound,  I  hasten  to  their  rendezvous,  like  a  woman  to  her 
paramour.    Eaegi  (1875): 

Und  sag'  ich  mir:  ich  will  nun  nicht  mehr  spielen, 

so  lassen  mich  im  stich  die  freunde  alle; 
doch  hör'  ich  wieder  braune  Würfel  fallen, 
so  eir  ich  wie  zum  Stelldichein  die  buhle. 
Grassmann  (1876): 

Und  wenn  ich  denk':  nicht  will  ich  femer  spielen, 
so  weichen  von  mir  alle  meine  freunde; 


^)  vacam  akraia  bt  eine  so  stehende  redensart,  dass  eine  änderung 
dkran  nicht  rathsam  ist. 


Hiscellanea«  613 

Und  hör'  ich  dann  die  braunen  wfirfel  fallen, 
so  eir  ich  wie  zum  Stelldichein  die  buhle. 

Ludwig:  wenn  ich  nun  denke:  »ich  will  mit  diesen  [würfeln] 
nicht  [mehr]  spilen,  weg  wenden  sich  die  freunde  von  mir 
und  ich  bin  verlassene  —  |  da  haben  die  braunen  nider- 
geworfen  ihre  stimme  ertönen  lassen,  und  wie  eine  bulerin 
kom  ich  zum  Stelldichein. 

Vergleicht  man  diese  drei  Übersetzungen  mit  einander,  so 
hat  die  von  Muir  das  verdienst,  nicht  nur  die  satzfügung  ge- 
treu wiedergegeben,  sondern  auch  in  kräftiger  spräche  den  sinn 
dargestellt  zu  haben.  Die  zweite  stelle  nimmt  die  von  Ludwig, 
die  dritte  die  von  Eaegi  ein.  Der  letzte  hat  verkannt,  dass 
die  zwei  ersten  linien  den  Vordersatz,  die  letzten  den  nachsatz 
bilden.  Dass  dem  so  sei,  erhellt  aus  den  Worten:  njfüptäg  ca 
bäbhrdvo  vacam  dkrata,  »wenn  geworfen  die  braunen  ihre 
stimme  haben  ertönen  lassenc. 

Eine  bedeutende  Schwierigkeit  liegt  in  dem  conjunktiv 
davishäni.  Muir  führt  dieses  auf  die  vnirzel  du  brennen,  quälen 
zurück.  So  nach  Säyana:  na  davishäi^i,  na  düye^)^  na  pari- 
tapdmi.  Die  active  form  spricht  gegen  diese  Zusammenstellung. 
Dem  sinne  nach  würde:  »ich  will  mich  mit  ihnen  nicht  be- 
fassen, mit  ihnen  nichts  zu  thun  habenc  am  besten  passen,  aber 
diese  bedeutung  lässt  sich  aus  dem  vorliegenden  material  nicht 
erweisen.  Die  Übersetzung  lautet:  »Wenn  ich  mir  auch  vor- 
genommen habe,  mit  ihnen  nicht  zu  verkehren,  weil  ich  von 
meinen  freunden,  die  sich  von  mir  zurückziehen,  verlassen  werde ; 
so  eile  ich  dennoch,  sobald  die  braunen  würfet  schallen,  in 
ihre  gesellschaft,  wie  eine  buhlin  zum  geliebtenc. 

Zu  XXVI,  520. 

Windisch  gebührt  das  verdienst  in  Gurtius  Studien  II,  380. 41 1 
zuerst  den  Zusammenhang  von  Xa  l£  mit  iva  gegeben  zu  haben. 
Indem  ich  mich  freue,  mit  diesem  forscher  zusammengetroffen 
zu  sein,  bemerke  ich,  dass  meine  darstellung  eine  verschiedene  ist. 

^)  So  ist  bei  MOller  Y,  551  statt  duBkaye  zu  lesen,  denn  der  Dhätup&tha 
hat  dHüi  paritdpe. 

Bonn. 

Th.  Aufrecht, 


I.    Sachregister, 


Ablaut:  verbunden  mit  accent- 
wechsel  93;  im  nomen  101  f.;  im 
griech.,  latein.  verblasst  234  f. 

Accent:  im  lat.  und  griecb.  195; 
german.  n-stämme  8;  indog.  fem. 
ta -stamme  354;  präpositionen  im 
indogerra.21  ff.;  verbalnomina  auf 
'ti  im  skr.  und  urgerman.  68  ff.; 
ebenso  die  pass.  part.  auf  -^a,  -na 
71  ff.;  entwickelung  des  german. 
verbalacc.  in  der  composilion  aus 
dem  indogerman.  78  ff.;  accent- 
wechsel  in  der  nominalflexion  92  ff. 

Airegorie  47  f. 

Alliterationen  135. 

Aorist:  im  lat.  nur  spuren  117; 
aoristformen  im  lat.  völlig  im 
praesenssystem  eingebürgert  302. 

Ausgleichungstrieb  22  ff. 

Auslaut:  german.  auslau tsgesetze 
20  ff.  42  ff.;  lat.  griech.  123  ff.; 
'ans  im  skr.  341  f. 

Bahuvrihicompos.:  betonung  81. 

Brechung:  des  urgerman.  a,  o  hin- 
ter r  35. 

Deklination:  die  i-w-dekl.  im 
latein  149  f.;  ia-flexion  der  part. 
lit.  360,  slaw.  369,  german.  372; 
mischuDg  von  -a>f ,  -oi^,  -w  389. 
—  Siehe  Komparativ  und  Particip. 

Deminutiva:  genus  ders.  115. 

Diphthonge:  ai,  oi  urspr .  auslaut. 
vertreten  im  got.  42  f.;  nicht  in 
den  polynes.  sprachen  119;  im 
lat.  und  griech.  119  ff.;  deren  ab- 
sterben im  lat.  195;  au  =  alts.  ä  7; 
oi  siebe  ai. 

Dissimilation:  wegen  Wiederkehr 
von  aspiraten  185  f. 


Dual  im  latein  113. 

Endreime  134. 

Eranische  spräche  531  (L 

Finnische  sprachen:  kasusreich 
177. 

Fremdwörter:  im  griech.  136.' 

Futurum  im  lat.  163  f.;  Futur- 
gebrauch griech.  praesentia  570  ff. 

Genus:  bezeichnnng  dess.  115 f.  — 
Siehe  deminutiva. 

Gerundium:  lat  303  f.,  lit.  360 f., 
slaw.  369  f. 

Gerundivum:  167.  176.  303  f.;  er- 
klär ung  dess.  308  f. 

Hauchumstellung:  180.  185. 

Hiatus:  im  polynes.  lat  griedk 
122  f.;  slaw.  366. 

Imperfect:  im  latein.  117.  163  f.; 
im  slaw.  394  ff. 

Intransitiva:  zu  transit  durch 
blossen  tonwechsel  235. 

Kasus.  —  Nom.  sg.  der  part  perl 
act  341,  der  n-stämme  arisch 
403  f.;  nom.  und  acc.  sing.  n.  des 
komparat.  385  f.;  sing,  heteroklit 
auf  'äs  in  den  arischen  spr.  401  ff,; 
nom.  plur.  der  lit  part  362; 
nom.  pl.  m.  der  unbest  a^ject  im 
got.  44.  — -  Plur.  ac&  der  fenu 
ä-stämme  337  f.;  der  ntr.  -of 
Stämme  im  arischen  340  f.  — 
Genitiv:  derverwandtschaftsnamen 
im  allnord.  83.  —  Ablativ:  114; 
-d  im  lat  178.  —  Dativ  und  AbL 
plur.  223.  —  Instrumental:  auf 
-ais  im  skr.  221.  —  Lokativ:  114 
—  Vokativ:  114. 

Komparativ:  das  primaere  suffix 
377  ff.;   vocalverhältnisse  379  ff.; 


Sachregister. 


615 


flexion:  im  skr.  386,  altbkt.  386, 
griech.  386  f.,  german.  389  f.,  slav. 
390  f.,  preuss.  ais  und  altbulg.  ^je 
392,  preuss.  398  f.,  lit.  399  f. 
Komposita  118;  dvigu-komp.  552. 
Konsonanten. — Aspiratae:  159  f. 
179  f.;  beim  zusammenstoss  im 
lat.  griech.  188,  in  Suffixen  im 
griech.  192;  indogerman.  tenues 
aspiratae  im  german.  durch  Spi- 
ranten vertreten  88  ff.  —  Mutae: 
heterogene  im  griech.  und  latein. 
werden  homogen  185.  —  Mediae: 
an  stelle  der  griech.  aspiration  im 
maked.  191  f.  —  Palatale:  im 
griech.  lat.  got.  159. 
b  eigtl.  ü  vor  l  zu  f,  v  im  ahd. 

verschoben  97  f. 
d  za   z   \m  dakorom.    und   bas- 

breton  141;  lat.  statt  dh  173. 
dh  Inlaut.  =  lat.  bh  172  f.  189. 
f  im  lat.  160  flf.  170  ft.  173;  wech- 
selt mit  h  161  f.;  selten  inlaut. 

im  lat.  162. 
g  statt  c  in  den  zehnem  der  lat. 

Zahlwörter  309  fif. 
h  ausfall  und  einschub  im  präkr. 

112;  im  zd.  =  5  153;  im  skr. 

167  f.  —  Siehe  f. 
j  157  f. 

2  zu  ^  im  präkr.  111. 
n  hinter   langem  vocal  vor  ausl. 

8  in    der    urspr.   geschwunden 

337  ff. 
r  vor  (T,  T  im  pampbyL  141;  = 

germ.  m  99. 
qu  wechselt  mit  p  137  f. 
r   abneigung    dess.   gegen   •  vor 

sich  im  lat.  212. 
8  zu  r  im  lat  142,   160;   s  zu  t 

indog.  343  f.,  skr.  348  f. 
6  160. 

t,  d,  p  +  m  9S. 
^  statt  cf  20a 
V  hinter  ^  aufgelöst  152;  schwindet 

nicht  zwischen  voc.  im  got.  11; 

hinter    cons.  geschwunden    lit. 

preuss.  333,  slaw.  369. 


/  161  f.;  zu  q>  189. 
C  139.  157  f. 

Konsonanteneinschub:  ^  undtf^ 
vor  suff.  die  mit  fz  beginnen  180  ff. 

Konsonantengruppen:  dn,  tn, 
cn  urspr.  im  lat.  301  ff.,  dy  157  f.; 
dv  mannichfach  vertreten  im  dual 
152  ff.;  ng  im  lat  168;  rg,  lg  am 
wortende  im  engl,  zu  ow  118; 
rt  zu  sh  im  zd.  605;  8S  schon  im 
indogerm.  zu  8  606;  8V,  sy  des  skr. 
im  griech.  144  f.:  <r^  im  anl.  189; 
sht  in  kkh  im  ind.  105;  tl  german., 
dl  indogerm.  zu  fil  verschoben, 
durch  metathesis  zu  Id  (st  Iß) 
96  f.;  tv  152;  tw  nicht  im  west- 
german.  76;  qv  151  f. 

Konsonautenhäufung  1^3  ff.: 
1)  im  auslaut  124  ff.;  ital.  125, 
Thuschspr.  126,  goth.  127,  griech. 
128  f.,  latein.  129  f.,  dtsch.  125 £. 
131  ff.;  2)  im  anlaut  136  ff.  159; 
mit  guttun  136  ff.,  mit  dental 
138  ff.,  mit  labial  140,  liqu.  vor 
muta  141  f.,  Zischlaute  142. 

Konsonantenschwund:  v  hinter 
konson.  im  lit  333  f.;  jeder  nasal 
zwischen  urspr.  langem  vocal  und 
auslaut  8  in  der  urspr.  337  ff. 

Kontraktion:  im  latein.  146  f. 

Lautgruppen:  118.  an  =  lit  au, 
zem.  ou  378  f. ;  äv,  öv  urspr.,  des- 
sen Vertreter  im  german.  1  ff.; 
öv,  öu  zu  ü  (got  om)  od.  Q  13  f.; 
öv  im  wortausL  14  f.;  ava  im 
latein  145. 

Lautmilderung:  von  konson.  im 
griech.  190  f. 

Laut  unterschiede:  wichtigste  im 
lat  und  griech.  113  ff. 

Lautverschiebung:  inzusammen- 
gesetzten  Worten  82  ff. 

Numerale:  zweizahl  152  f.;  im 
griech.  u.  lat.  190  f. ;  zehner  309  ff. 

Pahlavt-glossare  521  ff. 

Particip.  perf.  activi:  Suffix 
329  ff. ;  1)  väs  :  vas^  :  U8.  2)  väns : 
vans^  :  mws;  vas  =  skr.  vat,  gr. 


616 


Sacbregbter. 


or,  got.  vöd  344  ff. ;  Übergang  des 
8  in  t  345  f.;  die  vocale  351  ff.: 
im  skr.  355  ff.,  altbktr.  358  f., 
griech.  359,  lit  359  ff.,  slav.  365  ff., 
german.  371,  ital.  372. 

Perfectum:  italisch  -vi,  ui  164 f.; 
'8%  im  lat.  238;  der  a- wurzeln  im 
italischen  374;  t  im  perf.  stamm 
statt  lat.  i  im  umbr.  375. 

Personalendungen:  Sing.:  2.  pf. 
skr.  tha,  griech.  ^a,  got  nord.  t 
90  f.  —  Dual.:  act  1.  Ö8  got.  11  f.; 
2.  t8  got.,  tha8  skr.  90;  med.  2.  3. 
ätki,  äti  u.  s.  w.  skr.  12  f.;  got. 
medialendungen  43  f. 

Praepositionen:     germanische 
SO  ff.;  betonung  21  f.;  doppelheit 
der  formen  in  der  urspr.  23  f.;  im 
german.  24  ff.;  praepositionsyerbin- 
düngen  154  f. 

Präkrit:  s.  quantitätsgesetz. 

Quantitätsgesetz:  präkrit  314  ff. 

Reduplikation:  236  ff. 

Schrift  in  Erän  521  ff. 

Spiritus:  asper  aus  dem  inlaute  in 
den  anlaut  fibertragen  207. 

Stämme:  t'-st.  neutr.  nicht  im 
slay.  17,  unurspr.  17;  i  und  ja-st, 
(spond.)  als  erste  glieder  von  komp. 
im  ahd.  37  f.,  langsilbig  im  alts. 
38,  t-st.  längs,  im  ags.  38;  ü-st. 
im  skr.  151;  tv-si.  im  griech.  151 ; 
neutr.  n-st.  aus  nicht-n-st.  17  f. 

Steigerungsstufen  116. 

Suffixe.  —  Ursprache:  %  angeffigt 
dem  nom.  acc.  sg.  und  nom.  acc. 
pl.  der  neutra  16  f.,  bisw.  zum 
stamme  gezogen  17;  mo,no  89.— 
Sanskrit:  iya  156;  (os  198.  — 
Neupersisch:  anay  na  604.  — 
Griechisch:  »/o,  «/o  192;  dkt  199; 
^  ^1,  ^11'  177  f.;  &Qoy,  XQoy  192  f.; 
Tfo  156;  (fty  X*  ^^*  ~'  Latein: 
ägo,  Igo,  ügo  3(fö  f.;  6f2t,  hundo 
165  ff.  195;  bro,  hra  194;  cüh 
212,  241;  da  175;  ^,  i^  306  f.; 
m^lU  147;  %lo,üio  8.  bili  u.s.w.; 


lenio  211;  no  304;  o  bei  adject 
308;  tüi  166.  195;  4üdo  306; 
tumo  242;  U8,  ur  240.  —  Ger- 
manisch: urgerman.  fdlpo,  faMo, 
toerpo,  toerdo,  wardo  84;  gotisch: 
düpi  81.  —  Suffix  der  Ordinal- 
zahlen 89.  —  Siehe:  Part,  perf. 
act,  Komparativ. 

Synkope  im  hd.  33. 

Tempora:  im  lat  nicht  die  aug- 
roent.  117.  —  Siehe:  Aorist,  Futu- 
rum, Imperfect,  Perfeci,  Pariidp. 

Umlaut:  im  latein.  234 ffl 

Yerbum:  im  latein  116  t;  vorba 
frequent  243  ff. ;  denomin.  auf  -are 
261  ff.  410  ff.;  -ire,  -»e  415  ff.; 
semasiolog.  frage  294  ff. ;  auf  -aC«, 
'iC«>f  -vCcv  158. 

Verbalpartikeln^:  in  der  Zusam- 
mensetzung im  altgerm.  68  (L  328. 

Vokale.  —  f,ü  im  Wechsel  mit  i,u 
indog.  382.  —  Griech.  o,  m  aus 
e,  e  hinter  v  352.  —  Vokalismos 
im  lat.  und  griech.  195  fL  1)  Ver- 
schiedenheit des  accentes.  2)  drang 
nach  abschwäcfaung  im  lat  a)  im 
allmähl.  absterben  der  diphth.  195^ 
b)  kflrzung  der  endsilbe  1%  f.,  im 
griech.  198  f.  3)  s,  umlaut;  haupt- 
ergebniss  242.  —  Die  ächten  i,  u 
des  skr.  im  griech.  und  latein. 
208  ff.  a)  skr.  a  209  ff.,  b)  im  1. 
gliede  der  kompos.213  ff.,  c)  kurxes 
end-e  an  stelle  von  i  217  ff.  232. 

—  I  im  lat  ausl.  zu  e  verdonkeit 
225;  f  vertreten  im  german.  90;  9 
lat  =  f  in  der  TB.  374.  —  Siehe: 
particip. — (xot  ö,  a«,  germ.  ö,  ü  im 
Wechsel  mit  einander  1  f.;  g«rm.  a 
aus  e  hinter  v  353;  ablaut  i :  a 
8  f.;  germ.  auslautsgesetz  90ff.  42  f. 

—  Lit  e  aus  te  331  f.  —  Slaw.  o 
aus  e  hinter  v  368 ;  zweierlei  i  392  ff. 

Yokalassimilation  im  slaw. 393 f. 
Yokalschwund:  i  stammaosLdes 
1.  gliedes  von  germ.  kompos.  37. 
Wurzeln:  durch  x  erweitert  192. 


II.    Wortregister. 

A.    Arische  sprachen. 


jAar  (leuchten)  170. 

pathS9. 

1.  Suukrlt. 

caSO. 

pdH  24  r. 

dMi,  aksh  16 1. 

cakrd  100. 

pateä-  24. 

ddhi  U.  177. 

jaflgala  556. 

pf^aydmi  23. 

ämdta  (Ted.)  610  t 

jÖ'n»  16. 

pu(n6. 

an«  24.  36. 

jtAca  153. 

purä,  puräi  : 

dpa  9*. 

jtvämi  423. 

puriaha  62  ff. 

opiuAfA«  13a 

jtla-ptda  23. 

parva  11. 

apashara  130. 

turväMi  7. 

pr<Ä»  89. 

dpi  23.  329. 

(rno-pf da  23. 

pratipa  228. 

abdaili. 

(r«Afä  87. 

pAcna  89. 

«»AilTS. 

dSru  8.  16. 

baiidAu  181. 

«Mi  37. 

ilMä87. 

btidhna  89.  96 

am«  101. 

ditiishti  300. 

»MdAya  177. 

dvaU. 

dIryAffl  169. 

manMä89. 

6$ai  17. 

diMÄ-,  dua-  157. 

mdA»  16. 

aiam  16S. 

dtoAta  157. 

maAwAr  386. 

s  4a. 

duA  184. 

MM  16  f. 

äfaM-gg. 

duhiiar  185. 

mrdü  69. 

«jrf*i23. 

(K«  171. 

MgeA  91. 

äjfovima  168. 

ildgdhar  185. 

mtthi  89. 

MoitA  188. 

dwif,  d«r    52.  171. 

me<Uä  606. 

tt>a  620.  613. 

dvidata  156. 

yddi  16  f. 

udara  17«. 

yoMO  153. 

iii«lri33. 

fltrüA  u.  E.  w.  157. 

yu  158  f. 

wMdN  156. 

dripa  154. 

yüna  1[>8. 

«itttor,  «itton  17S. 

dhariäri  16. 

yüaha  158. 

«ni  146. 

eIAMi87. 

rritta  89. 

tia590. 

dAruoa  6. 

ÄdAtt  163. 

M  100. 

ndktam  u.  s.  w.  18. 

lagkü  169. 

iravya  U^. 

nakha  88. 

Ia6A  190. 

biUra  147. 

näj>At  168. 

lopdfa  603. 

fclAoM  10. 

n»  U. 

cateA  169. 

kArntlO. 

ni4ä  23. 

«i'ri,  tjö'r  16. 

lAoivSB. 

Haus  8.  143. 

vidhavA  176. 

gkHM  171. 

pintt  156. 

ZitItMshrIft  für  Tsril.  f 

Inruhf.  N,  P.  VI.  n. 

42 

618 


Wortregister. 


vimätar  155. 
vilupya  211. 
vüumpaka  211. 
Vitras  153. 
vishu  187. 
vrana  139. 
caphd  89. 
(Tu/mri  146. 
Qushka  187. 
^tfaAÄ:a«t/a  187. 
{Tttte  87. 
^an  145. 
gtaQura  144  f. 
samtpa  228. 
snara  143. 
»fuiAd  144. 
snäyu  143. 
«ndran  143. 
«fidtnra  143. 
snushä  143. 
«mae  177. 
svasar  145. 
Aan  111. 
^aitu  169. 
hrd  89. 

Ärdi,  hardi  16  f. 
heshas  87. 
Ärar,  Ämi  189. 

2.  Päli. 

dakkhati  106. 

3.  Präkrit. 

acchijjat  107  f. 
aftanti  111. 
a<frt»  109  f. 
atthijja'i  108. 
ahilakkhai  106. 
doda,  dÄoda  111  f. 
uithatya  108. 
utthaüa  108. 
A;aA:Ä;Äai'  105. 
cea :  ccea,  cta ;  ccia  105. 
tiaX;Ä:Aaf  105  f. 
nibbhara  327. 
nakkhayati  lOo, 
nattai  109. 
levaccAoi^  108. 


pariattai  109. 
palottai  109. 
pawälia  108. 
&Äarta  327. 
maggai  109. 
viddavia  ciddavia  103  f. 
aaH-ai  109. 
salilutthayam  108. 
äikI  111  f. 

4.  Hindi. 

ü;r(iX;Ä:Äai,  krikkhai  \Qo, 
nakkhai  105. 

5.  Altbaktrisch. 

a-d?'do  155. 
adhairi  34. 
t4&6   156. 
«yc  156. 
t«(rraÄi  11. 
kahrkäsa  603. 
Ä:e8Äa  605. 
pa«fa  607. 
pAena  326. 
zafan  89. 
zaraO^ushtra  604. 
fftisÄ  157. 

• 

thtcya  157. 
da,  du  173. 
du9-,  dui^Ä-  157. 
diara  152. 
drisÄ  157. 
dvaetha  157. 
tiot^  155. 
mry  324  f. 
i'aX:Ä8A  169. 
pa»  89. 
jpr^M  89. 
6t6da  606. 
mat  177. 
maxrdd  606. 
miehda  176. 
maidhya  177. 
ro^a  89. 
vaisho  157. 
wrayna  607  ff, 
t?t-  153  f. 
vito  154. 


viMaf'  604. 
rimanoAya  155. 
Vourukasha  605  f. 
(näd,  (mud  175. 
gnävare  10. 
«a/d  89. 
sruta  87. 
hazdyäf  325. 

6.  PahlATt. 

aJb^artd  551. 

aÄ^ötd  541. 

azora  551. 

ozöd  542  f. 

azra  542  f. 

amna  546. 

alf'a  o.  s.  w.  534.  537  flL 

a//:d  567. 

o^er,  asdeman  589. 

ilaribd«  603. 

ila/6d  532. 

kotina  533. 

itdpa  533. 

ghentchi  545.  561. 

ghojan  561. 

£raj?ron<erta  568  f. 

zangrota  555. 

tatmeman  u.  s.  w.  543  f. 

tatmota  543. 

talman,  tälman  544. 

taso^artd  551. 

tt6d  532. 

teangoria,  tan-  563  ff. 

<ora,  ^ouna  532.  544. 

dihä  532.  545. 

dobrid  551. 

(^>m»»a  532. 

naA;and  545.  559  f. 

naidk  535. 

tteanp  545.. 

papra,  papr  541. 

parestouk  556  f. 

f)aZo^  540. 

&ar&tfd  553. 

bänbarbttä  554. 

ja2&d  ft>&4^  54S  f. 

raorav  561  f. 

remeka  533. 


WortregisUr. 


619 


robäs  544. 
lokä  567. 

wäkarda  561.  569. 
schakra  546  ff. 
schev  539  f. 
schomarman  545. 
stbrtt  551. 
so^ta  533. 
sosobarbttä  553  ff. 


7.  Neuperslscli. 

kargas  603. 
ro&dA  603. 
ssaßr,  ssafßr  140. 
ssipehr  140. 

8.  Ossetisch* 
ru5as  603. 


9.  Amenisoh* 

aluSs  603. 
nu  143. 
phut  163. 
p^ea  163. 
soter  138. 


aßiJUos  9. 
«>^^ila  139. 
ayojyts  (argiv.)  12, 

a£>lAO«  86. 

Al&dXri  163. 
^fri')?  163. 
dxtüxii  131. 
«il/ff  200. 
dX(faiy(o  190. 
al(pog  169. 
«^laiTrijl  603. 
a^a  520. 
afÄU&os  172. 
«^/Jwi'  168. 
«^of,  a^^o;  172. 
a/LKfriVf  av(f>tiy  188. 
«?^(f«  37.  169. 

d/Lt(f>OQ(VS   169. 

afAffffo  169. 
ai'a,  «»^01  29. 
äv^Qojnog  208. 
avra  24. 
«nr»  26. 

«770    24. 

dQk&fiog  180. 
<?<rTfTof  202. 
«vlßvai  169. 
nvXTiy  188. 
d(paQVfios  170. 
uX^ofitth  186. 
«/j'i?  88. 
ßaUxKOTijs  144. 
/5a»'«  (böot.)  326. 
/5«*^oi^  193. 
/J^ff<r«  182. 


B.    Griechisch. 

ßladaQog  69. 
^il«|  141. 
ßidif(f)t]fios  138. 
ßifJXQOS  141. 
/9A*Tov  141. 

/SAlTTW   141. 

ßioiaxo)  141. 
/9o>^af  142. 
ßqctxvg  183. 
y^vwff  169. 
y^cfyof  141. 
y^aqpQi  169. 
yXv(f(o  169. 
yvtJI  135. 
yo^yof  86. 
YQatfxo  170. 
yqiqfog  91. 
yQO/nff>ds  170. 
yvfAVog  137. 
daiofitti  154. 
.^cf^«»off  603. 
(ff/(f«a  u.  s.  w.  157. 
cTixa  216  f. 
dfvUQog  155. 
dixo/nai  91. 
(f*a  153. 
dHxxoifiot  156. 
dianQo  24. 
Sianqvciog  24. 
diddcxo)  187. 
didv/nogf  didv/uvog  153. 
(fitfxoff  188. 
di(f>Qog  169. 
<f#ai  u.  s.  w.  157. 
doXixog  169, 


dvttCof  156. 
(ftli?  157. 
cft;?-  157. 
^yypj  146. 
lyxvri  146.  163. 
^yöJi'  168. 
Icfaijv  187. 
1^0»,  cfoi^a  144. 
«Ix«  187. 
cfxo)  154. 
ffiliovf;  86. 
ei^a  181. 
ixtx^tQia  187. 
Ixv^o;  145. 
Iil(r;^v(  169. 
?^xoc  146. 
ivi,  Ivi  24.  26. 
iyyeoy  143. 
iyyvog  143. 
lofxe  187. 

I^TT«  24. 

^tf^AoV  139. 
%<m6fjiriy  186. 
cvai  160. 
I^^i/Ak  180. 
^X^o/uai  161. 
l/ai  186. 
Im&tyog  345. 
/«;^iTai  186. 
/T|«»  154. 

Ca-,  <f«-  158. 
Ctvyyv/ut  158. 
^«vj  158. 
Co'^o;  158. 
Ctoyri  158, 

42» 


G20 

iiiias  9- 
q'9t<0f  144. 
^»o;  144. 
i^i&tos  177. 
igffc/oc  192. 


9(1 


r  170. 


9tfji»li)y  139. 
*(os  200  ff. 
9i^at  170. 
J«.  200  ff. 
»iaaaa&at  201. 
«^noif  201. 
aijjpdf  171. 
^tyyirvat  171. 
»^jJn>  170. 
*oi»Ti  87. 
^Biiw  170. 
lifia  171. 
»i7<iri)^  171.  1&5. 
»Bfia  170. 
ȟpB  152.  171. 
»ia»la  139. 
*B«)«^  147. 
r«,  V  520.  613. 


JUKI 


K    181. 


Ivis  143. 
■/«ir^iei^C  604. 
la^fiSs  181. 
loof  187. 
(ff;^«^  187. 
hgie  186. 
xalOTTTu  169. 
näns  86. 
xlvf-l  169. 
xfc^  182. 
xiviit  87. 
»fuTic  173. 
«e^os  147. 
KQÖyot  193. 
xrjtioc  100. 

XDTITW    169. 

xei^öc  169. 
layxöi'et  188. 
ioyo'f  169. 
^öfo^i»  190. 
la/ißäyti  190, 
'biitffoi-  181. 


Wortregister. 

Xiinm  169. 
Jtiff»ij  89. 
iUif«pa>'  190. 
laifiaiiti  169. 
l((;|'>'i]  86. 
iti/iiöy  8. 
Utfjfil  188. 
.^iTToi  163. 

ieni96f  138. 
iUBC*f  U-  a.  w.  188. 
juntf/ii^il  188. 
fiägaiQa  91. 
ftäxofjot  91. 
/ilidiöio  143. 
^.-V  17. 
/jilJu  69. 
fitij/itfiS«>  143. 
fuatfyic  146. 
^fotrof  177. 

^qvb»'  8. 

fi^vroi  (mytil.)  389. 

iHlJJfOS  91. 

^ioyiu  187. 
fiKr»is  176. 
[ivüofiut  336. 
/jö/t;  199. 
/loj-ofTÖxo;  199. 
ftoXißog  u.  s.  w.  141. 
lUÖAtf  199. 
ftöngiK  188, 
fioxiös  188. 
fjvQfili  142. 
iU(Äloc  199. 
»■ofö  «lüf  8.  143. 
fäai  143. 
Vf^^df  140. 
Ntfojieitit  140. 
Müpsf  143, 
>•>>  80. 

t^TUp    18. 

>-e^9<i]  168. 
-vit  143. 
iiveaäftfttos  157. 
iiäivnm  157. 
SCof  188. 
If»  158. 


»iHlaf  202. 

oln;  590. 

ifiqMiet  168. 

Si^e  88. 

iiKO^tv,  inieti  385. 

ä^»ßa;  193. 

5^0C  1^ 

Ag<t6t  169. 

eW«  17. 

öagoe  188. 

of»«^  172. 

o^pil.'  149. 

ois,  äc,  alUtL  02  17. 

nöyjfr  183. 

no<fn.  159, 

näric  16. 

naQ^inac  182. 

näej(io  187. 

najrrf  183. 

n(i»iu  180. 

jMi'S-ieric  181. 

iTf^>,  nt((  24  f. 
iH^MTtpä  557. 
"WPe  183, 
niifai  23. 
ni9t.i  180. 
ntcoiDf  140. 
7ikd9avoy  89. 
nÜfl,  7IÜOC  381. 
nktiftaii/  140. 
"ilWf  7. 
rri;v9af  93. 
nloiav  7. 
wriytu  140. 
nilxfi  Ckret.)  182. 
noevoi/i  (böot.)  24, 
no^TtoeXtidos  (bOot)  24. 
no'ffff,  183. 
nqiaßvs  381  f. 
n(>ö  24. 

ngotnoo/iiu  SOI. 
figvXtit  24. 

»emt  11.  15. 
nv»f,iy  98. 
ni/iaiaf  24, 
nvftnroi'  160. 


nvQttvarijg  160. 
^axog  140. 
^ff/off  140. 
ginru}  91. 
^6(foy  140. 
Qotfia)  144.  169. 
aaxvog  187. 
.Tcffvff  139. 
cF^^i'co  138. 
tf*yav  145. 
Gixtqa  547. 
«ixaTiTOi  169. 
CKuqtog  91. 
tfx/<;^of  (dor.)  139. 
GKokona^  169. 
<rxoAoi/;  169. 
axoXvnra}  169. 
cxvTog  163. 
öofniog  146. 
(fnaafÄog  181. 
anidrjg  181. 
anoyyog  145, 
tnoQ&og  92. 
Gtqoxog  (böot.)  24. 


Wortregister. 

(tvxov,  Tvxoy  189. 
cvQiCo>f  <rvQ(o  145. 
cvQtffTog  145. 
avxyog  187. 
ö(f>^xtg  189. 
ßXirliog  187. 
tf/iCa>  190. 
täqyapov  24. 
«i;^off  171. 
T«i;/£ü  183, 
ro7xog  171. 
r^cevilo;  87. 
TQaxtjkog  188. 
r^»or7«;  17. 
T^vl  24. 

T^CüO)    7. 

Tt;<^iloV  182. 
v^iTj  159. 
rrr«^  34. 
^710  ^ffili;;  188. 
^^a|  145. 
^^ov  145. 
vCfjiivfi  159. 
vV*  146. 


621 

qtakatvuy  ipaXti  89.  170. 

(pttQVfiog  170. 

(pttcyayoy  189. 

(fdrvfi  180. 

(fiyyo)  89. 

4>CTrailoc  162. 

9»il€a)  193. 

<^ilaa)  170. 

<^^«/9(ki  170. 

<^vc»  140. 

(pQvyto  24. 

^voi  6. 

^Qiilco;  6. 

/«loj  87. 

/^iCoff  158. 

/^QIV  10. 

/yoof  10. 
XQe^iTtCm  171. 
XQovog  193. 
/a)^<V  199. 
X^QOg  199. 
\fjdfia&og  172. 
iacxog,  tattxn  188. 


C.    Italische  sprachen. 


1.  Lateinisch. 

(Verba  frequent.  249  ff. 
263  ff.) 

dE  42. 

aWo  173. 

a5«  24. 

accipiter  132. 

acerbus  131. 

acetabulum  166. 

acupedius  132. 

adulter  155. 

aes^as  138. 

a^a^im  233. 

fl^na  88. 

aZ&ti8  169. 

mii^o  169. 

amputore  163. 

an««r  161. 

an^e  130. 


operto  172. 
aplustre  211. 
ar6t7cr  155. 
audio  17. 
ati^eo  169.  188. 
auris  17. 
au«cu2<are  17. 
Atm/ium  169. 
öatoma  170. 
barba  172. 
beüum  153. 
öent^nu«  232. 
ötduum  146. 
ftmros  155. 
brachium  183. 
ftrctn«  183. 
druma  148. 
bulga  211. 
frtiafum  170. 
cacumen  131. 


cadaver  372. 
cadticetis  148. 
canis  145. 
cartna  169. 
carruca  148. 
co^ua  177. 
couda  163. 
centurio  149. 
Cere«  241. 
claudo  174. 
c2at49<rum  193. 
comtnii«  146. 
concüium  169. 
condo  174. 
condus  174. 
considero  241. 
conso^rtni  141. 
contemplor  139.  241. 
cratea  100. 
credo  174. 


622 


Wortre^ter. 


cruor  147. 

cuUer  211. 

cumbo  169. 

cur,  quor  149. 

cura  149. 

curia  149. 

curulis  147. 

ctM|pt({£8  131. 

cu/t8  163. 

de  178. 

-de  177. 

decurio  179. 

de/birfo  163.  171.  174. 

denuo  148. 

(2epo^um  132. 

desidero  241. 

dimiditts  177. 

dt«.  153. 

divido  154. 

dorsum  146. 

Dru8U8  138. 

duötua  155. 

dticenh'  156. 

duco  169.  184. 

dudum  146. 

duonoro  (alt)  153. 

dupZus  156. 

edulia  148. 

JJdusa  (Educa)  148. 

€^0  168. 

eminus  146. 

exta  138. 

extemplo  139. 

/aZ/o  189. 

fastidium  138. 

/edus  161. 

/•ei  161. 

/eßare  172. 

/*emi'ita  89.  173. 

fere,  ferme  172. 

ferua  161. 

/■(ßfreo  171. 

jfKcu«  189. 

fiddia  180. 

>ide8  189. 

Ügo  189. 

8  170. 

0  171. 


firmu8  172.  193. 
^60  171. 
fligo  170. 
/bdto  182. 
foedus  170. 
/be^eo  170. 
/bZi4S  161. 
fons  161. 
forbea  161. 
/"ores  152.  171. 
formica  142. 
formus  170. 
fornax  170. 
fortuitus  147. 
/bt*ea  182. 
frango  140. 
/rau«  170. 
/retwo  171. 
/rus^um  170. 
/unda  189. 
/•undo  161.  174. 
/un^us  145.  189. 
/unus  170. 
furcus  170. 
fumus  170. 
gemini  dentes  147. 
genuinus  147. 
gibbi48  169. 
gingiva  147. 
^to6er  169. 
^2u6o  169. 
gluma  169. 
gnixus  137. 
'^nua  232. 
gratuitiis  147. 
gratus  137. 
gressus  373. 
Aa6eo  88. 
Mti«^  -a  161. 
Aer&a  161. 
At^ernti«  141. 
Ate  230. 
Aiems  160. 
Airudo  305  f. 
Aumeo  161. 
«6i  162. 
idua  154. 
i^itodulum  166. 


iüim  178. 
impoHunus  148. 
indo  173. 
industrius  148. 
infensus  163. 
ingenuüi8  147. 
inri^o  154. 
im*i/us  205. 
ip«e  226  fr. 
is/im  178. 
üerutn  155. 
Jacio  158. 
Janitor  148. 
^'ucundu«  159. 
juglans  139. 
jugum  158. 
jungo  158. 
Jupiter  158. 
yuro  158. 
JUS  158. 
^'u«9u2entu«  158. 
^'uüo  158. 
^'uorto  155. 
?a&ium,  Za^mm  169. 
lactuca  148. 
Za»/i&o  169. 
Zana  86. 
lateo  163. 
Xa^ona  163. 
lendes  173. 
Zepu«  169. 
Zerir  208. 
levis  169. 
Zin^ua  153. 
longus  169. 
/u6e^  169. 
Zum^u«  173. 
lumen  8. 
Zuj)ii8  211. 
magis  233. 
moZi^us  232. 
mandare  174. 
mane  232. 

3far«,  Mavors  204  f. 
Maspiter  205. 
matertera  155. 
medium  177. 
memor  143. 


Wortregister. 


628 


mercennarius  314. 
merces  176. 
mirus  143. 
mitto  143. 
moles  5.  199. 
molior  199. 
nanciscor  187. 
nare  143. 
nam  143. 
7iecto  169. 
neo  169. 
nervus  143. 
ntV2u9  23. 
wmts  233. 
nix  143.  190. 
noc/timtis  18. 
nountius  148. 
novacu2a  10. 

710X  18. 
nwJere  137. 
nu>ictus  149. 
nurus  143. 
occM/erc  169. 
odium  161. 
odor  158. 
o/e«do  163.  171. 
olesco  161. 
o^tis  161. 
opertus  172. 
oppor^unus  148. 
orbis  190. 
or6ws  169. 
paenc  232. 
pando  186.  302. 
pan^o  302. 
papaver  372. 
pareo  172. 
pateo  302. 
potior  163. 
Perfo  147. 
Peducaeus  147. 
pedule  147. 
penna  314. 
per(?o  174. 
peraibus  376  f. 
peaatmdare  182. 
pin^ts  183. 
pt^tttYa  140.  152. 


p2e&a  181. 
pZum&um  141. 
pöne  24.  232. 
populus  182. 
portitor  148. 
po»#  130. 
poatidea  24. 
probua  165. 
pröÄ  130. 
pramulgare  211. 
prorsM«  146. 
proaa,  proraa  146. 
proximtM  190. 
ptiZea;  211. 
puZmo  140. 
pus  149. 
pu^eo  163. 
pw^o  163. 
pytiaao  152. 
queror  152. 
ra6o  190. 
reddo  174. 
remedium  177. 
röperto  172. 
ro6t4^;  ro&ur  156.  241. 
rosa  140. 
ruber  162. 
ru/t*«  162. 
rt«8  149. 

ruaaua  146.  162. 
ru^t/tis  162. 
aabulum  172. 
aaburra  172. 
«aepe  226. 
aaepio  226. 
aaZti«  148. 
«a/u^o  148. 
«apto  373. 
aatia  233. 
«ca&o  169. 
acapha  169. 
sctWo  190. 
acrobia  170. 
acrofa  170. 
aculpo,  accUpo  169. 
si^us  376  f. 
«tc  230. 
simu/o  211. 


m«  232. 

ainguli  314 

airempa  129, 

socer  145. 

sodaZta  144. 

so(2e«  144. 

aoZ  9.  146. 

aolua  145. 

ao^u^us  148. 

aomnua  146. 

«Ofw  577. 

aorbeo  144.  169. 

sorefes  146, 

aorex  145. 

«oror  145. 

spuma  89. 

ativa  87. 

sf/ate  139, 

atlia  139. 

s^/ocus  139. 

s^/oppus^  acloppua  139. 

atritavua  139. 

suaeleo  145. 

SU&  178. 

«u&o  156. 

audo  146. 

aueaco  144. 

»M/y?rc  170. 

aufflamen  170. 

9u?cu9  146. 

aulfur  146. 

5u;/a  146. 

au^^ts  146. 

«iimo  146. 

aupeüectilia  166. 

auperbua  165. 

«iira  146. 

SMfCuZus  146. 

surelus  145. 

sur^o  178. 

aurpuit  146. 

fittf «um,  SMSum  146. 178. 

aurua  146. 

susftn^o  178. 

auaurrua  145. 

templum  139. 

«endo  171.  174.  302. 

^s^ictfZu«  183. 


624 


Wortregister. 


testis  183. 
iestudo  305. 
thu8  149.  170. 
Torquatus  138. 
tribulis  147. 
tribunus  147. 
trilix  152. 
<Mr^co  7. 
ttfeer  172. 
Ulcus  146. 
fil8  130. 
umbüicus  168. 
um&o  168. 
um&ra  168. 
unda  88. 
unguis  88. 
urtna  149. 
t«ro  160. 
I4^efi5t7ia  166. 
Uterus  172. 
utrimque  178. 
Vacttna  148. 
i^ado  173. 
w/er  162. 
V?-  ft?ac-J  156  f. 
vectis  188. 
veZZo  146. 
ven-do,  -eo  174. 
ver&um  173. 
verro  241. 
Verruca  148. 
t?cn*  170. 
vespa  189. 
t;i(i«o  154. 
itdtia  176. 


iHrgo  161. 
ri7tum  156. 
vito  154. 
ft^'cw«  155. 
rt^upero  148. 
iHrus  423. 
ruZ^MS  182.  211. 
minus  146.  211. 
t'uTpe«  211. 

2.  Italienisch. 

assiderare  241. 
conoccAta  147. 
ginocchio  147. 
giomo  158. 
giugnere  158. 
mal,  9na  233. 
pe(2t42e  147. 
pidocchio  147. 
pipita  152. 
stioppOf  schioppo  139. 

3.  Spanisch. 

dodnos,  (2an(^«  (alt)  303. 
Äyo  161. 
pepita  152. 
sombra  146. 

4.  Französisch. 

cAent7  147. 

Äor«  161. 

joindre  158. 

joMf  158. 

jumeauXj  gemeaux  153. 

lunbery  168. 


me^tf  14a 
nomfrra  168. 
pepie  153. 
ra^e  190. 
roM^e  190. 
aa&Zot»  172. 
8a6r«  140. 
souris  145. 

5.  Oskiseh. 

cebnust  376. 
XHoret  158. 
/acu«  373. 
hafiest  373. 
^tptc;,  Atp«^  373. 
hümbened  375  f. 
fn6/iai  177. 
pcUensins  302. 
poMitom  24. 
post  130. 
pruhipid  373. 
«tptfs  373. 

6.  Umbriseh« 

frentirent  375. 
ife  162. 
prc  rcre«  172. 
prusikurent  375. 
pt«sf^  pus  130.  172. 
tefe  162. 
rer/a/c  173. 

7.  Tolskiseh. 
««pu  373. 


1.  GaUisch. 

ambactus  25. 
gaesum  87. 

2.  Kymrisch« 

6{u,  6yu7  423. 
heul  9. 


D.    Keltische  sprachen^). 

3.  Cornisch.  5.  Irisch. 

6co  423.  admuiniur  518. 

,     ,  9  awccM  516. 

'^'*'  •'•  aiCdir  516. 

aith'Chum'bu  517. 

annart  516. 
^«ö  423.  a-tor«no,  Of«f-  518. 


4.  Armorisch. 


^}  Breton  index  493—497. 


Wortregister. 


626 


atnopuir  517. 
aupaith  519. 
büc,  bio  u.  s.  w.  423. 
brond  516. 
cadacht  516. 
cäich  514. 
eine  512. 
eerUai  518. 
cenneigis  518. 
doai&  517. 
coceß  517. 
conbongar  515. 
conogabar  515. 
criiac/^  519. 
cu2  518. 

dib-n-apstcdaib  518. 
direeh  514. 
donacht  516. 
c/e  dn  518. 
enngaib  518. 


eo  518. 

/•fiel  519. 

^ratA  518. 

immab  515. 

tn-(2a-»e<A,  -»ed  517. 

tsson  517. 

i^und  515. 

leZoct^  515. 

liac/^  516. 

lotar  teora  mucca  519. 

meis  517. 

mesa-d,  -8  517. 

mi  17. 

mdel  cdtcA  514. 

moirb  142. 

nad  516. 

nt-^oin  171. 

ö  17. 

oc^^i  518. 

ongath  515. 


raacra  517. 

ro-aüh-nuiged  516. 

rO'Saegeth  518. 

«eit«6  517. 

sesco^  518. 

slococ^  518. 

mdtAe  10. 

sonid  514. 

^»19. 

to^er  da  fual  in'ai(t) 
519. 

tanaumat  516. 

tocbcU  516. 

Mctn^  517. 

torosset  516. 

torrund  518. 

toseighter  517. 

^(«atsre  517. 

uitheitge  518. 


E.    Germanische  sprachen. 


1.  Gotisch. 

af'dauif)8  5. 
af'tnauipa  5. 
afsvairban  145. 
ahana  88.  95. 
«wa  27  ff.  79. 
ana6u8n8  11. 
a7id  24  f.  80  f. 
and-ati^i-6a  17. 
anda-vaufdt  24. 
and&aA<8  25. 
dnd'Vairps  25.  84. 
andvaurdjan  25. 
a«a9W  94. 
aUaugjan  69, 
au«o  8.  94. 
avi-Huda  84.  101. 
bajopa  384. 
&aM  94. 
&auan  6. 
fti  23.  78. 
di^tf  68. 
ömdan  181. 


blopa-  95. 
^atMin  10. 
brikan  140. 
daddjan  9. 
dat^a  171. 
dau^a  182. 
datfiM  170. 
daur  152.  171. 
daupjan  182. 
daupa,  daupus  5.  94. 
drei6an  170. 
du  24. 
dumös  182. 
fair-  24  f. 
/atrina  84. 
fairzna  94. 
/alj^a,  vairpa  95. 
/aur  31.  79. 
yfodtf«  7. 
fon,  funins  16  ff. 
/ra  24.  30. 
fra-kürman  72. 
fragipan  75. 
frattjan  76. 


frauja  11. 
frä-vaurhta  73.  77. 
fra-vaürkjan  73. 
fri-aahta  24. 
fröda-,  fropa-  94. 
gabaur  71. 
^ad^ds  173. 
gaman  70. 
ganoha  95. 
gaakohi  83. 
^{i^mtii^'on  8. 
greipan  91. 
^rufidu  100. 
^uj^  182. 
puj^a^  jTuda-  94. 
hcUjan  161. 
/kiurd«  100. 
huggrjan  95. 
/^tiArua  95. 
i/'fuma  23. 
t'A;  168. 
tm'lo  84. 
»nu  24. 
tupa,  tup  39. 


626 


Wortregister. 


Jcas  94. 

Jcniu  16. 

laiihmuni  8. 

mag  92. 

mais  233. 

maipms  99. 

mekeis  91. 

mena,  menops  345. 

mtV/ja  177. 

«nim^  16. 

mi/»  30.  78.  177. 

mizdo  176. 

motjan  91. 

nahta-iiiats  18. 

noA^s,  na/itom  16  ff. 

naupi'y  naudi'  95. 

neJ&Za  95. 

nti  80. 

raus  94. 

salipvos  96. 

sau»2  9. 

sidus  144. 

siggvan  85. 

si^;«  96. 

sZeidi  94. 

smakka  189. 

«nat  t'S  143. 

sntuoi/a  143. 

snit'an,  snau  10.  143. 

«norjo  10. 

Stada-,  stapa-  94. 

6u^8  380. 

staua,  stajan  5. 

svaihra  145. 

«ramm«  145. 

«raran  145. 

«rare  145. 

svers  145. 

sriöZa  98. 

8vibl8  146. 

msfar  145. 

ta^  100. 

tawarif  tavida  u.  s.  w. 
4.  173. 

teA;a  91. 

tiuhan  184. 

trauan  6. 

i^atMft  6. 


tuzverjan  155. 
fraAun(2a  156. 
tvaitigjua  156. 
<fe»/f«  155. 
^rt8sfa9t(fan  153.  155. 
Pairh  24.  79. 
paürsus  94. 
u/*32. 

M/ar  34.  78. 
uh  80. 

wiaganda  69. 
und  24.  26. 
uskunpts  77. 
ust*aur^/s  77. 
usi*w«  77. 
u^  Uta  39.  78. 
u-sr-  69. 
vairpan  91. 
varmjan  170. 
raurd  173. 
vaurstvja  70. 
retfix>d-  345. 
vtj&ra  35.  155. 
rroÄi-  95. 

2.  Althoehdeatsclu 

a  41. 

a6a,  ab  40  f. 

d6^air  69. 

ädara  100. 

a/ifar,  a/ifer  36. 

ana,  an  27  f. 

ana-Zu^i^  -lütt  87. 

dno  24. 

antchund  77. 

ar-  41. 

aran  94. 

arflauuen  7. 

arstuota  5. 

d^um  98. 

au^t-tots  17. 

auua-,  auu€-jerofaA<  17. 

bäan  9. 

5ad  9. 

bald  74. 

feere  94. 

fri&iR,  bibinon  85. 

Wdcrdi  73. 


5ZuoM  95. 

bodam  89.  98. 

&uan  6. 

bür  6. 

cancur  86. 

caumun  8. 

commo  8. 

c;ta2t>  91. 

cAuo  9  f. 

chreia  9. 

droa  7. 

druoan,  druoen  7. 

druos  7. 

duf uA  78  f. 

dtiruh-naht,  -nofa  77. 

etmuY;;a  84. 

eivar  101. 

/awco  89. 

farnuuuafias  10. 

/ctm  89. 

/endco  89. 

fersana  94. 

/csa  70. 

firchunnan  72. 

yirt-,  Jir-  25. 

firi'ioiei  24  f. 

^r-<Mon,  -tön  24.  73. 

fir-toäzan  24. 

^^do  89. 

flödar  7. 

^ÖÄ  211. 

^uo<  7. 

/ona  24. 

/br-,  /"ar-,  p-  24.  30. 

/rdftoW,  -I  74. 

frafüdi  75  f. 

framano  Ib. 

frascurgit  75.  77. 

/rd«c5,  feraiz  74 

/"rdtö«  24.  73. 

frauaz  74. 

fratTaK  74.  83  f. 

fra-wäz  24 

/rcA^  74 

freidl  74 

/ruo  11.  15. 

fruqjer  11. 

funcho  8« 


Wortregist«. 


m 


funden  89. 

furi  30  f. 

gagaUy  ingagan,  -t  36. 

gamindü  328. 

gdscaft,  giscäft  328. 

gasoffo,  gasoffa  71. 

gastluomi  11. 

gdvissa,  gäbissalOt.  83. 

flfer  87. 

glizemo  8. 

guoino  8. 

haretoer  131. 

Äaso  8.  99  f. 

hehera  8. 

Elotahari  87. 

Eludotcig  87. 

ÄMo/"  85. 

ÄMon  19. 

ÄMrd  100. 

««nt,  in,  ew,  t«nc  39. 

«w^  78. 

ir  78. 

jiohhälmo  70. 

^•ar  94. 

kiWtno  11. 

/aAan  89. 

lancha  173. 

ie««  173. 

lerahha  84. 

mahhön  91. 

T/ia^a  9. 

messer  82. 

mezziras  u.  s.  w.  82. 

mi^^tZun^en  77. 

twt^,  wi^t-  27.  30. 

miiAt  199. 

muoan,  mitodi  5. 

n^(2Z  95. 

na^a^  88. 

nahti-gcUa  18. 

na/)^um  18. 

wic?ar,  nider,  nidnre  35. 

niuutY  10. 

noii,  nicot7  10. 

nua  10. 

«uaw  10. 

nuot  10  f. 

o6a,  opa  u,  s.  w.  32. 


oboTy  obir  27.  33. 

öra  8.  94. 

phiphiz  152. 

ror  94. 

ruhet  11. 

rwodc  11. 

ruog  95. 

ruo^a  11. 

rtiouua  5. 

ruovaruba  100. 

sama,  samo  520. 

scatüluomi  11. 

scazluomi  11. 

8ce/aA  101. 

scephen  69. 

scluza  174. 

scww  89. 

sci^t;a/a  98. 

sewMa,  senewe  143. 

56^/,  sej^e^  96. 

«exr^ra^  96. 

sZidi^  94. 

smelzan  69. 

«nuor  10. 

«nur  143. 

statulaamer  11. 

Ä^erif,  «tor^r  92. 

stiuz  87. 

s^out4an^  8^uen  u.  s.  w. 

4  f. 
suhtluotni  11. 
sweval,  atoebül  98. 
<ou&er  182. 
touuan  5, 
/ros^  6. 
irouuen  7. 
/rt«en  6. 
ertwf  70. 
tunibo  182. 
^um/tA  182. 

übar-fuar  u.  s.  w.  78  f. 
ubari,  ubiri  u.  s.  w.  33. 
üffi  39.  [78. 

umbi  37  f.  79. 
undia  88. 
untar,  untari  u.  s.  w. 

34.  78. 
untarskeidan  77. 


üntartdn  77. 

un^oj?  24. 

un^ri  24. 

iW'  42. 

wr-  41. 

üzi,  üz,  üze  39. 

viri-mzzi  25. 

t(7a/sa  189. 

2i;et;a2  98. 

widamo  99. 

W7idar,  -»,  -c  34  f.  79. 

wtt  154. 

za^  ze,  zi  24.  78. 

zagen  69. 

jraAar  100. 

zeinen  70. 

zougen  69. 

zouuitun  4. 

zuibar  169. 

j^uo  24. 

xrwr-  71. 

zürgang  69. 

xreriro  152. 

3.  Mittelhochdeatscli, 

6ar<  173. 
&t&«n  85. 
&uode  6. 
5uoZe  6. 
druo  7. 
durnö  182. 
eimber,  einber  169. 
eimere  84. 
frdsüme  328. 
^d«^ei^  328. 
geliuwen  11. 
^a^m«  70. 
Äe^er  8. 
hinken  89. 
Au^  163. 
A;anÄ;er  86. 
Aum«,  A^m  199. 
A»«^  129. 
linge  188. 
2oAe  100. 
Züeme  11. 
tnägey  mdgen  8. 
md^  8. 


628 


Wortregisler. 


incUe  9. 

mere,  mir,  me  233. 

niutoet  nou  10. 

nuot  10. 

nüejel  10. 

ore,  or  94. 

pfnihe  140. 

riieden  11. 

schriffe,  schraf  170. 

sJiuine,  s^tune  143. 

smiele,  smiere  143. 

muor  143. 

sntif  143. 

snüve^  snte  143. 

s^tuj?,  8^tu2f  87. 

sunder  145. 

<oum  170. 

tübele  183. 

<ti/]{  183. 

w/"  gedroutoen  7. 

ti^eJ,  U8e2  84. 

vlade  89. 

vloder  7. 

i72dA  211. 

vlöuwen  7. 

traZ,  2i;a2vt5cA  170. 

t<7a^e  173. 

wd£rö  158. 

widern  99. 

t<7t(2er  155. 

trt^e  154. 

toit  154. 

timr A/6  70. 

zerrir  153. 

jfft'ti^e  183. 

göugen  69. 

^^öutt^en  4. 

xrÄfter  169. 

zxoindinh  153. 

ifii^tr,  2rt(7tre  152. 

ztüitam,  zwidom  155. 

x^trlvel  155. 

4.  Neuhochdeutgch 

(und  ober-,  mittel- 
deutsche dlalekte). 

^nri'thiunnde    (altfr.) 

sa 


an,  ana   (altfr.  alem.) 

28.  40. 
arzt  133. 
at7a  (altfr.)  40. 
beben  85. 
6ider  73. 
braten  171. 
brennen  171. 
der&  73. 
dre«  152. 

drohen  (thuring.)  7. 
erlangen  188. 
/?aden  89. 
/remd  132. 
/unA;e  89. 

/ur»,  für  (altfränk.)  31. 
gawnen  8. 
gegin-,  gen-  (altfränk.) 

36. 
geiss  161. 
graben  170. 
/^a&^n  88. 
lieher  100. 
Äerfe  131. 
am/  85. 
joch  158. 
kämpf  131. 
kanker  86. 
Äiir^r  133. 
Atmo;  129. 
lan^  169. 
^(M^er  89. 
lieben  169. 
2ied  85. 
lippe  169. 
Lothar  87. 
Ludwig  87. 
machen  91. 
wada  (frank.)  9. 
moto  (alem.)  9. 
>m<  177. 
nagel  88. 

nemman  (alem.)  8. 
Öse  94. 
oocr,  oytr  34. 
pelz  13:^. 
piler  133. 
ptpp«  152. 


plump  132. 
acAaftm  169. 
schaufei  98. 
«cÄi?/*  131. 
schöpfen  69. 
acAurz  133. 
Schwager  144. 
acAtoäAer  144. 
schwärm  145. 
Schwester  144. 
acAtcnrreit  145. 
st^e  144. 
8<eiM  87. 

8toutfii^«n  (altfr.)  4. 
surren  145. 
«Äter  161. 
<Aor,  thür  152. 
^ratim  70. 
verhüUen  169. 
voUb  182. 
trarm  170. 
weichen  154. 
iret^er  155. 
irtder  155. 
Winzer  148. 
tt^m  154. 
withere  (altfränk.)  35. 
wolf  211.  557. 
zagen  69. 
£fatim  70. 
zwiUich  152. 
zwiüing  153. 
zwischen  152. 
isrtüis^  155. 

5.  Alts&ehsiseli. 

tt  41. 
a/'40. 

a/lfar,  a/lfer  36. 
ädra  100. 
an^  ana-  27.  40. 
ändswor  68. 
aiigegin  36. 
ono  24. 
&t<f  on  85. 
bihet  68. 
&odme  (dat.)  98. 
bwm  6. 


Wortregister. 


6S9 


doian  5. 

drom  70. 

fa-n  24. 

ßmna  89. 

firi-toit  25. 

flod  7. 

/br,  furi  27.  31. 

/orctieÄ  73. 

fratahi  76. 

gedan  87. 

geginward  36. 

gi'bür  6. 

he-dan  87. 

tnne,  tnna  39. 

jfcö  9  f. 

iendi  173. 

Storno  8. 

med  30. 

m^ras  82. 

mid,  mi(2i  30. 

mothi  5. 

na^^t-^ala  18. 

nidara  u.  s.  w.  35. 

odar  34. 

of-lig€8  32. 

of'Sittien  32. 

or-  41. 

ora  8. 

re^n  103. 

sceppian  69. 

fe  24. 

to  24. 

togian  69. 

thrd'Werk  7. 

utuiar  34. 

upc,  upjpa,  up  39. 

wr-  41. 

üt,  iUe,  iUa  39. 

toi^ar  35. 

6.  Niederdeutsch. 

boel,  boedel  (nnl.)  6. 
Schacht  162. 
iött^m  4. 

7.  Angelsächsisch. 

a,  <e  41  f. 
äfter  36. 


Oft,  on  28. 

andloma  11. 

5d{  6. 

biiait  6. 

ftwr^-  18. 

bur  6. 

6^5tfn  11. 

cu  9f. 

edre  8. 

yZo(i  7. 

flovan  7. 

/br  31. 

for-Uösan  24. 

^ea^,  ^ean  u.  s.  w.  36  f. 

geloma  11. 

gdome  11. 

gode-gyld  32. 

Äara  8. 

Ät?aZ  170. 

tnn,  tun«  39. 

leöma  8. 

2oma  11. 

2u/e  32. 

meadu  9. 

mtd  30. 

niäer,  nyder  u.  s.  w.  35. 

niht'  18. 

a-42. 

ej<f  24.  26. 

ofer  34. 

or-  41. 

röv  5. 

f^dr  11. 

ryn  11. 

advan  5. 

%e2,  segly  aägl  9. 

8^17  5. 

8dl  9, 

atüh  146. 

<d  24. 

tÖl^. 

tö'Viäre,  -videre  35. 

J&rcd,  'veorc  7. 

«der  172. 

üd-genge  26. 

Äd-ri/a  26. 

w/era  32. 

ufe-veard  32. 


ufider  34. 

HPP^)  tfpp,  up  39. 

t^^,  u^e  39. 

viäer  35. 

ym&e,  ym6  27.  38. 

8.  Englisch. 

a)  altenglisch. 
adr,  adre,  addre  100. 
al-tasw  77. 
ctmyrie  84. 
(^^  98. 
äfor  101. 
dnd^if  68. 
andscer  68. 
dndtftoaru  68. 
beofian  85. 
6coe,  feeÄd^  68.  74. 
berje  94. 
5oo^  6. 
ftoem  98. 
ceafl  89, 
ceato  91. 
dream  70. 
dryī  (bis)  70. 
fdm  89. 
fSmne  89. 
/ej&a  89. 
feoriminga  71. 
/t/*eZ  103. 
^in<  92. 
förworht  11, 
fordede  (mitt.)  73. 
/rdco^  72  f.  77.  81. 
frae-  74. 
/ra«/ete  74. 
fraettoe  u.  s.  w.  75  f. 
gafol  71. 
flfdflfoZ  71. 
gatnol  71. 
flfdf  87. 

geattoe  u.  s.w.  75 f.  102. 
gmeahhe  95. 
geofon  87. 
Äara  99  f. 

heapor,  heador  101. 
heofon  87. 
ÄfW/"  70. 


630 

Wortregister. 

higora  100. 

toyrhta  70. 

Hlopere  87. 

2^«/«  84. 

Elopwig  87. 

yp  88. 

hwcd  89. 

hioehol,  htoeol  100. 

b)  englisch. 

hwylc,  ylc  76. 

enough  162. 

hyrd  100. 

^oa<  161. 

%S6  86. 

Äare  99  f. 

Zdto^c«  84. 

pismire  142. 

leahtor  70.  89. 

stneto  143. 

leon  89. 

smüe  143. 

mdlan  96. 

amt?«  143. 

mänfor'Wyrht,  -dad  73. 

80»M€  145. 

mapelian  96. 

twin  153. 

mäpfium  95.  99. 

tuTtne,  firi«t  152. 

meteseax  82. 

iwixt  152. 

muS  97.  328. 

n^orxna  84. 

9.  Altnordisch. 

«^(ß  97. 

ä28. 

or  69. 

bifa  85. 

Of^aZd  77. 

6nua  (^neri)  10. 

oröj5,  orup  u.  s.  w.  76. 

böl  97. 

örpone  68. 

&d/,  6<sZ»  6. 

oUatoan  69. 

bua  6. 

dj&  68. 

&ur  6. 

owaatm  68. 

byr,  bar  6.  9. 

ro/*  100. 

dcyja  5. 

«ipol  101. 

einman  (bis)  70. 

«CO/?  98. 

eimyrja  84. 

«ec^ro/*  100. 

eld'Stö  5. 

seid  96.  99. 

epitr,  apfr  35  f. 

«eJ&eZ  96.  99. 

cyra  8. 

sinew'  76. 

^mfeu/-,  ftfl'  102  f. 

s«J^«  94. 

y?a<r  90  f. 

Späth  späld  97. 

flaust  7. 

ataelwyrpe  96  f. 

yley  7. 

sto^ol  96  f. 

flx>a  7. 

BUdefasi  96. 

yiöcr  7. 

<car  100. 

yliCifr  7. 

um^tfAdr^t  73. 

^5»  7. 

ümbipyrfe  73. 

^Äif  7. 

un/iorcup  73. 

fimi  19. 

iipgong  68. 

/y»*»  /*!/*•«>  32. 

f0<e(2/,  t(7£f^e2,  t9^/<i^  97. 

gamall  70. 

watum  99. 

^ctmt  87. 

f0eo/(Mi  71. 

^ctV  87. 

weotuma  99. 

grunnr  100. 

ia(«,  K^ec  97. 

^kmt  19. 

hegri  8. 

A^ri  8.  99. 

hhi-hegri  100. 

Aro/r  170. 

Äro^  91. 

htH  100. 

titfi,  titnt  39. 

kona  8.  326. 

I;yr  9  f. 

lagpr  86. 

Zu^mi  8. 

logi  100. 

lös^r  89. 

lüdr  7. 

2ut  11. 

2umn  11. 

lyja,  Inda  11. 

mä,  määa  5. 

m^^  30. 

meipr  89. 

ffi^  97.  328. 

tno^r  5. 

monduU  89. 

nau^  8. 

niär^  nidri  35. 

nor  8. 

o/*32. 

o/a-/^  32. 

ofa-mikiü  32. 

o/r  34. 

ö^n  88. 

on,  an  24. 

öir  101. 

rc^in  103. 

reyrr  101. 

rö  5. 

rugr,  ryge  101. 

rj(;a,  rtkfa  u.  s.  w.  11, 

sem  520. 

skjalgr  101. 

stiara  143. 

snöggr  10. 

sruslda  10. 

sn/eri  10. 

snua  10. 

anikfr  10. 

8dl  9. 

«fdl  96. 


Wortregister. 


631 


stropifm  90. 
svampr  145. 
svili  86. 
iiara  8. 
töl  4. 
traust  6. 
<rt4a  6. 
tyda,  taja  4. 
peyjanda  7. 
^rar  7. 
/reya  7. 
proask  7. 


/►ru(fr  7. 
ti&ar  34. 
umh,  um  38  f. 
undir  34. 
t4ppty  ti/)p  39. 
üt,  üti  39. 
v/^r  35. 
yfir  34. 

10.  Norwegisch. 

duögje  4. 
ro5  (alt)  101. 


11.  Schwedisch« 

diur  (alt)  161. 
8om  520. 
iuoje  4. 

12.  Dänisch. 

for  32. 
gumme  8. 
M>m  520. 
5ramp  145. 


F.    Lettisch-slavische  sprachen. 


1.  Altpreussisch. 
druwis  6. 
laims  11. 
Umtwey  11. 
inenso  16. 
|)anno  16. 
panusiaclan  16. 

2.  Litauisch. 
a^Mfki  8. 
aitt-8  17. 
<mta  24. 
qp^,  op»  24. 
apmaudffja  5. 
auaia  17. 
dervä  8.  16. 
(Zdvytt  5. 
glaumaB  10. 
gomurya  9. 
i/^aa  169. 
jai  17. 
X;ai  17. 
Umti  11. 
{tau/u  11. 
{firna  (lama)  11. 
matMid  5. 
mau^  6. 
maukH  6. 
fkiibtl«  la 
ftS,  nu-  24.  29. 
paUtkna  11. 
poflrt^«  24. 


^a-  24. 

'pi  23. 

po-  24. 

j)ra-  24. 

pr^  24. 

j)r«-  24. 

pro  24. 

rdtiyu,  r(H7iau,  riut»  11. 

rojöti  11. 

sdfi-,  8t«  24. 

adule  9. 

stovSti  5. 

85tfÜ-8  17, 

toi  17. 

wapsa  189. 

3.  Lettisch. 

dunhnis  153. 
gämurs  9. 
jummis  153. 
laimigs,  lömigs  11. 
magone  8. 
noA^-^  188. 
pl,  in  23. 
rd/u,  ro<  11. 
«n^l/ti,  «näf  10. 
fswehrt  145. 
/itreÄft«  144. 
tritmihts  152. 
wahrds  172. 
loattia  156, 


4.  Altbalgarisch, 

ferada  173. 
6i/Zu  164. 
davtti  5. 
(2o  24. 
dwfö  171. 
d/üirl  171. 
^o/ü  91. 

goräi,  grÜi  170. 
u^  175. 
lomiti  11. 
moA^ti  8. 
m^o  16. 
na  24.  29. 
noiti  18. 
oci  17. 

pa-synükü  24. 
plseno  71. 
|)2(n7({  8. 
po-  24. 
j)ra-  24. 
2)ft-  24. 
pristavü  5. 
j)ro-  24. 
r^'  5. 
rarü  11. 
nre^l  11. 
ryjq,  ryti  11. 
sq-logü  24. 
sucAa  187. 
«ridice  17. 
«to^a  5. 


632 

statiti  5. 
8ü-drai>u  6. 
trava  7. 
%^c?^o  17. 
ustojcUi  5. 
vina  156. 
j?a&ara  6. 
zviri  161. 


Wortregister. 

5.  Russisch. 
budka  6. 
majad  5. 
ra;a<l  5. 

rtita  156. 

6.  Polnisch. 

hob  161. 


6fMia  6. 
MieAar  187. 
9uchg  187. 
tftoac  7. 

7.  B5hHlseh. 
&oik2a  6. 


Berichtigungen. 

Seite  427  letzte  zeile  für  inflection  lis  infection. 
..    428  zeile  24  1.  interlita. 


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429 
444 

446 
461 
477 
499 


36  1.  d'ar'Cenneti(c), 

37  1.  decessoris. 
26  tilge  hguet  No.  180. 

3  tilge  den  punkt  hinter  modern. 

34  f.  move  1.  movet. 

28  hinter    „iustum   est"    einzoschaiten    „Vere 
dignum  et  iustum  est,  etc." 

30  f.  tho  1.  to. 

9  1.  indnuifiadnisi. 

6  tilge  den  punkt. 
10  f.  me  1.  met. 
515  letzte  zeile  f.  press.  1.  pres. 

517  zeile  16  f.  (confessio)  1.  conscientia. 

518  „    21  f.  innocena  1.  iimocuus. 

Im  Wortregister  s.  629  hätte  die  rubrik  „Altenglisch"  (nach  ten 
Brink's  terminologie)  mit  der  rubrik  „Angelsächsisch"  vereinigt  werden 
müssän. 

In  der  bogenzälüung  sind  aus  versehen  die  Signaturen  34  und  35 
ausgdkllen. 


500 
504 
514 
515 


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«niMAR.  •  MOF'BUOHORUOKCRCI. 


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