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Full text of "Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete des Deutschen, griechischen und ..."

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ZEITSCHRIFT 

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VERGLEICHENDE 

SPKACHFORSCHUNG 

AUF D£H GEBIETE DES 

DEUTSCHEN, OSEBCHISCIHEir UND 
LATEINISCHEN 

HERADSOEGKBEN 



Br. A.»AXiBBltT XVBH, 

PR0F1M80R AM CÖLmSCHKN OT1INA8IUM ZU BBRUN. 



BAND Xn. 



BERLIN 

FERD. DOMMLER'S VERLAOSBUCHHANDLUNQ 

(HABRWITZ OND GOSSMAIIN} 
1863. 



«90190 



Verzeichnifs der mitarbeiter. 

Director Dr. Ahrens in Hannover. 

Dr. Andresen in Mülheim a. Rh. 

C. Arendt in Berlin. 

Prof. Ascoli in Mailand. 

Prof. Dr. Th. Aufrecht in Edinbnrg. 

Prof. Dr. Äff. Benary in Berlin f. 

Prof. Dr. Tb. Benfey in Göttingen. 

Privatdoc. Dr. Bickell in Oiefsen. 

Prof. Dr. F. Bopp in Berlin. 

Prof. Michel Br^al in Paris. 

Prof Dr. Ernst Brücke in Wien. 

Dr. Jos. Budenz in Ungarn. 

Prof. Dr. G. B ahler in Bombay. 

Dr. Sophus Bugge in Christiania. 

Prof. Dr. W. Corssen in Schulpforte. 

Prof. Dr. G. Curtius in Leipzig. 

Dr. Berthold Delbrück in (?). 

Dr. Lorenz Diefenbach in Frankfurt a. M. 

Director Prof. Dr. A. Dietrich in Hirschberg. 

Prof. Dr. H. Düntzer in Cöln. 

Dr. H. Ebel in Schneidemühl. 

Prof Dr. £. Förstemann in Wernigerode. 

Dr. Froehde in Colberg. 

Dr. G. Gerland in Magdeburg. 

Director Dr. A. Goebel in Conitz. 

Prof. Dr. Grafs mann in Stettin. 

Hofrath J. Grimm in Berlin f. 

Prof. Dr. V. Grohmann in Pri^. 

Prof. Dr. M. Hang in Punah (Ostindien). 

Hofrath Dr. Holtzmann in Heidelberg. 

Prof. Dr. Hupfeld in Halle. 

Prof. Dr. Jül^ in Krakau. 

G. Jurmann in Wien. 

Prof Dr. H. Kern in Benares. 

F. Kielhorn z. z. in Oxford. 

Justizrath Dr. Th. Kind in Leipzig. 

Prof. Dr. Kirchhoffin Berlin. 

Dr. K. V. Knoblauch in Tübingen. 

Dr. Reinhold Köhler in Weimar. 

Prof. Dr. A. Kuhn in Berlin. 



iv veneidmiTs der biaheügen mitarbeifer. 

Gymnasiallehrer Dr. GustavLegerlotz in Soc 

Dr. F. A. Leo in Berlin. 

Prof. Dr. H. Leo in Halle. 

Prof. Dr. ILLepsius in Berlin. 

Prof. Dr. C Lottner in Dublin. 

Prof. Dr. A. Ludwig in Pnup. 

Dr. W. Mannhardt in Danzig; 

Dr. H. Martens in Bremen. 

Prof. Dr. Mafsmann in Berlin. 

Dr. Maurophrydes aus Kap^adöcien in Albe 

Prof. Dr. Leo Meyer in Göttmgen. 

Dr. Michaelis in Berlin. 

:t»rof. Dr. E. Mflllenhoff in Berlin. 

Prof. Dr. Max Müller in Oxford. 

Dr. Friedrich Mfiller in Wien. 

Dr. Pauli in Greifiiwalde. 

Dr. ign. Pettfers in Leitmeritö. 

Dr. Friedr. Pfeiffer in Breslau. 

Prof. Dr. A. Pictet in Genf. 

Prof. Dr. A. F. t* Ott in Halles 

Prof. Dr. Karl Kegel in Gotha. 

Dr. Bosselet in Berlin f. 

Prof. Dr. B. Roth in Tübingen. 

Prof. Dr. J. Savelsberff in Achen. 

Hofrath Prof. Dr. A. Schleicher in<fenA. 

Prof. Dr. M. Schmidt in Jena. 

Prof. Dr. Schmidt-Göbel in Lemberg. 

Prof. Dr. H. Schweizer-Sidler in Zürich. 

Dr. W. Sonne in Wismar. 

Prof. Dr. Spiegel in Erlangen. 

Prof. Dr H. Steinthal in Berlin. 

Director G. Stier in Colberg. 

l)r. Strehlke in Danzig. 

Dr. Techen in Wismar. 

Dr. L. Tobler in Aarau. 

K. Walter in Freien walde a. O. 

Prof. Dr. A. Weber in Berlin. 

Dr. Hugo Weber in Weimar. 

Prof. Dr. Weinhold in Kiel. 

Prof. Dr. Westphal in Breslau. 

Pr. Wo est e in Iserlohn. 

Prof. Zyro in Bern. 



Inhalt. 



Seit« 

Zar homeriflchen wortfonchong, von H. Dflntzer 1 

fAAA, von Max Mttller 27 

Die verba perfecta in der nibelongendichtang, Yon H. Härtens . . 31 

weichbildi von Techen 43 

Das praeteritum reduplicatnm der indogermanischen sprachen und der 

deutsche ablaut, von Pauli 50 

'BnatQ/nqt von J. Yirgil Grohmann 69 

H. Wedewer, zur Sprachwissenschaft; Ascolii prolnsione ai corsi di 
grammatica comparata; G. Stier, über die abgrenzung der mund« 
arten im kurkreise; Mahn, etymologische Untersuchungen ttber 
geographische namen, lief. 8; derselbe, etymolog. Untersuchungen 
auf dem gebiete der romanischen sprachen, spec. XIII — XIY und 
XV— XVI; A. Goebel, Homerica; Zeyfs, de vocabnlorum üm- 
bricorum fictione, pazüc. I; Franke, das futurum im griechischen. 

Angezeigt von H. £bel 72 

Sehe 1er, dictionnaire d'^tymologie fran9aise d'apr^s les r^ultats de la 

science moderne, angez. von Lorenz Diefenbach 75 

Ueber die aspiraten und ihr gleichzeitiges Vorhandensein im an« und 

auslaut der wurzeln, von H. Grafsmann 81 

Ueber das ursprüngliche Vorhandensein von wurzeln, deren anlaut und 

auslout eine aspirate enthielt, von dems 110 

Grein, Sprachschatz der angelsttchs. dichter bd. I, angez. von 10. 12. . 189 

— , ablaut, reduplication u. s. w. , angez. von A.Kuhn 142 

Yarming, det Jydske Folkesprog, angez. von dems. . . ... . . 145 

Heyne, kurze laut- und flexionslehre der altgermanischen sprachstftmme, 

th. I,' angez. von A. Schleicher 151 

Ascoli, Studj critici I, angez. von G. Stier 156 

Avus, Avuka, von Ascoli 157 

sodes, von F. Froehde 158 

Nachtrag zu bd. XI, 81 ff., von H. Grafsmann 160 

Romanische elemente in den langobardischen gesetzen, von Pott . .161 

Pelasgisch — albanesisch — griechisch, von Th. Kind 207 

Yoretzsch, de inscriptione Cretensi, angez. von M.Schmidt . . . 212 
Pott, etymologische forschungen bd. II, 1., angez. von ILSchweizer- 

Sidler 222 



Inhalt 

^eonh. Tafel and Rud. Tafel, latin pronunciation and the latin a] 
phabet; dieselben, A review of some points in Bopp's compa 
rative grammar; R. Tafel, Investigations into the laws of EngÜB 
orthography and pronunciation, vol.I, no. 1, angez. von H. Schwei 
zer-Sidler 

£/iio!;^ Bpecos, von A. Goebel 

fiyat((ftq^ janitrices, y&taras, von Ascoli 

lieber die casiubildung im indogermanischen, von H. Grafs mann . 

Sprachliche und mythologische Untersuchungen, angeknttpft an Rigved 
I, 60, von W. Sonne 

Dära, von Ascoli 

G. Curtius, grundzttge der griechischen etjrmologie bd. II, angez. voi 
H. Schweizer-Sidler 

— , zur griechischen dialektologie; LeoMeyer, etymologische raitthei 
lungen; Ludwig Hirzel, zur benrtheilung des äolischen dialekts 
angez. von dems. 

Benjamin W. Dwight, modern philology, angez. von A. Kuhn . 

yälwq^ glos; dnder, von Ascoli 

Die verba perfecta in der nibeluogendichtnng, von H. Härtens (schlufs^ 

Sprachliche und mythologische Untersuchungen, angeknttpft an Rigved« 
1,60; von W.Sonne (fortsetzung) 

Vokaleinschiebung im griechischen, von Walter 

Leo Meyer, über die flexion der adjectiva im deutschen, angez. voi 
U. Schweizer-Sidler 

Lexer, Kämtisches Wörterbuch, angez. von A. Kuhn 

Oskisch deivaum, lettisch deevatees, von A. Schleicher . . 

vergere, valgus, ruga, Qaißoq^ von Th. Aufrecht 

Vokaleinschiebung im griechischen, von Walter 

Lateinisch u, griech. v, im wurzelauslaut dem skr. am gegenüber, ^ 
Ascoli 

Olütyoq, tabanus, von dems • 

Ga^hu, veru und verwandtes, von Bickell 

Michaelis, ttber den unterschied der consonantes iennes und mf 
u. s. w.; ders., über die physiologie und Orthographie der S-' 
angez. von C.Arendt 

Brandes, die neugriechische spräche und die Verwandtschaft de 
chischen Sprache mit der deutschen ; Th. Kind, anthologie n* 
chischer Volkslieder, angezeigt von dems 

Sach- und Wortregister, von C. Arendt 



Zur homerischen Wortforschung. 

JJie mängel der deutang homerischer Wörter liegen theils 
auf etymologischer seite, theils in ungenügender kenntniis 
homerischen Sprachgebrauches und epischer weise, theils 
in irriger aufjfassung einzelner stellen, endlich darin, dafs 
man der etymologie auf die erklärung oder dieser auf jene 
einen ungehörigen einflufs gestattet. Je nachdem der ety- 
mologe oder der erklärer vorwiegt, gestaltet sich die Wort- 
forschung verschieden; eine durchgängig gluckliche lösung 
wird nur demjenigen gelingen, in welchem beide sich das 
gleichgewicht halten, so dafs er nicht durch verliebe nach 
einer seite sich binreifsen läCst, sondern immer sorgsam er- 
wägt, ob in der form oder in der nicht zu verkennenden 
bedeutung des Wortes der ausgangspunkt der forschung ge- 
geben sei. 

Zunächst müssen wir hervorheben, wie wir noch im- 
mer auf etymologien stolsen, die sich als lautlich unmög- 
lich erweisen. So wird noch bis heute gelehrt, imjßolog 
stehe statt hTilßoXog. Aber hätte der dichter in der zwei- 
ten silbe eines langen vokals bedurft, so würde er einfach 
das / gelängt haben. Und konnte er nicht, um das wort 
dem verse anzueignen, das a lang gebrauchen, wie er es 
in imrovog gethan? Lautlich ist nur eine deutung mög- 
lich, von der ich nicht weüs, ob sie bereits gegeben wor- 
den: iTirjßoXog kann nur von aßoXog herkommen, wie bv- 
rivtaQ von aviqQ^ da an ein Üßokog nicht zu denken. '!^ßolog 
findet sich freilich selbst nicht in der hier geforderten be- 

Zeitechr. f. vgl. Bprachf. XII. 1. J 



VI InhAlt. 

* 
Leonh. Tafel and Rud. Tafel, Utin pronunciation and the latin ai- 
phabet; dieselben, A review of some points in Bopp*s comp*- 
rative grammar; R. Tafel, Investigations into the laws of EngUah 
orthography and pronunciation, vol.I, no. 1, angez. von H. Schwel- 

zer-Sidler S 

J^/iioq^ Bpecna, von A. Goebel S 

«»Vfcrf^f?, janitrice«, y&taras, von Ascoli S 

lieber die caBosbildung im indogermanischen, von H.6rafsmann. , i 
Sprachliche und mythologische Untersuchungen, angeknttpft an Rigveda 

I, 60, von W. Sonne 2 

Dira, von Ascoli 2 

G. Curtius, grundzttge der griechischen etjrmologie bd. II, angez. von 

H. Schweizer-Sidler 2 

— , zur griechischen dialektologie; LeoMeyer, etymolog^he mitthei- 
lungen; Ludwig Hirsel, cur benrtheilung des äolischen dialekts, 

angez. von dems. 3 

Benjamin W. Dwight, modern philology, angez. von A. Kuhn . . 3 

yäl»(;^ glos; dnder, von Ascoli 8 

Die verba perfecta in der nibeluogendichtnng, von H. Härtens (schlufs) 8 
Sprachliche und mythologische Untersuchungen, angeknttpft an Rigveda 

I, 60; von W. Sonne (fortsetzung) 8 

Vokaleinschiebung im griechischen, von Walter 3 

Leo Meyer, über die flexion der adjectiva im deutschen, angez. von 

U. Schweizer-Sidler 8 

Leser, Kämtisches Wörterbuch, angez. von A. Kuhn 9 

Oskisch deivaum, lettisch deevatees, von A. Schleicher ... 

vergere, valgus, ruga, ga^ßöqi von Th. Aufrecht 

Vokaleinschiebung im griechischen, von Walter 

Lateinisch u, griech. v, im wurzelauslaut dem skr. am gegenüber, von 

Ascoli 

OA(ri(ioc, tabanus, von dems. • . 

Gaßshu, veru und verwandtes, von Bickell 

Michaelis, ttber den unterschied der consonantes tenues und med' 
u. 8. w.; ders., über die Physiologie und Orthographie der S-la' 

angez. von C.Arendt 

Brandes, die neugriechische spräche und die Verwandtschaft der ) 
chischen spräche mit der deutschen; Th. Kind, anthologie neo] 

chischer Volkslieder, angezeigt von dems 

Sach- und Wortregister, von G. Arendt 



Zur homerischen Wortforschung. 



ö* 



Uie mängel der deatang homerischer Wörter liegen theils 
auf etymologischer seite, theils in ungenügender kenntniis 
homerischen Sprachgebrauches und epischer weise, theils 
in irriger auffassung einzelner stellen, endlich darin, dafs 
man der etymologie auf die erklärung oder dieser auf jene 
einen ungehörigen einflufs gestattet. Je nachdem der ety- 
mologe oder der erklärer vorwiegt, gestaltet sich die Wort- 
forschung verschieden; eine durchgängig glückliche lösung 
wird nur demjenigen gelingen, in welchem beide sich das 
gleichgewicht halten, so dafs er nicht durch verliebe nach 
einer seite sich binreifsen lälst, sondern immer sorgsam er- 
wägt, ob in der form oder in der nicht zu verkennenden 
bedeutung des Wortes der ausgangspunkt der forschung ge- 
geben sei. 

Zunächst müssen wir hervorheben, wie wir noch im- 
mer auf etymologien stofsen, die sich als lautlich unmög- 
lich erweisen. So wird noch bis heute gelehrt, imjßoXog 
stehe statt kmßolog. Aber hätte der dichter in der zwei- 
ten silbe eines langen vokals bedurft, so würde er einfach 
das i gelängt haben. Und konnte er nicht, um das wort 
dem verse anzueignen, das b lang gebrauchen, wie er es 
in imrovog gethan? Lautlich ist nur eine deutung mög- 
lich, von der ich nicht weüs, ob sie bereits gegeben wor- 
den: kTirjßoXoq kann nur von aßoXog herkommen, wie £ir- 
iqviaQ von ccvii]q^ da an ein Üßokog nicht zu denken, "^ßolog 
findet sich freilich selbst nicht in der hier geforderten be- 

Zeitschr. f. vgl. sprachf. XII. 1. \ 



4 DQnteer 

gegen. Sonderbar ist es, wie Benary dies Übersieht 
gegen im ersten theil von aivd/AWQog Schwierigkeit f 
denn da ein nomen aivog oder aiva oder ein dem 
ches fehle, so bleibe die reine würz, aiv (aivo^ai) 
und er wisse nicht, wie er sich das dann übrig blei 
-afiiOQog erkläre. Das a ist bindevocal, wie er sich 
vä/AVia, noSavinvQa^ axaXdifQwv, i^air^i^^ aaQcinovgy ß 
ygdq)og u. a. findet» Ja auch das lange a tritt als I 
vocal an^ wie in l&ayepjjg, VBayevi^g, i€f4(fO()£ctff6oqg^ 
XoJiogy sogar ai in fAsaavnoXiogy l&aiyev/^g, Kkvraifivi 
üvXaifAipfjg, Qrjßcuyavtjg. Das ai ist hier verstärkun 
a, wie auch in raXaicfQiav^ das man nicht xctXaaitfit 
deuten hat, raXalTnaoog^ ^akaiTtovg^ ^akaiQVTTog, fiagc 
(vgl. fAagavyiWy ^iagavyia^ die man irrig auf uaigaiv, 
fiaiQHV bezieht, da sie vom stamme i4a()a (uaQaiven 
Qacfiog) kommen). Ganz ähnlich ist die verstärkur 
bindevocals o in o/, wie in oöomoQog, oloirgoxog, (f 
nog^ Tlvkoiyevtjg , ;j;«Aoi/^o(>o^ , ;^opo/rt;yTo§ , worin n 
möglich dative sehen kann, wie Lobeck meinte, f 
/liüQog u. a. mit yij zusammengesetzten wertem ist 
verlängert, ganz wie a zu cc. So wurde auch 
dende i zu u in aQyeiXoffog^ ctvÖQBKpovxtjg, LJq) 
das €, wie in dxEQaexoutig, noxiXccog, (f6()ioixog^ / 
zu 1?, wie in daTzidtitpogog, &vfjn(ilogj öiSv^i^xoxf 
Qog. Was aber das zweite bedenken Benarys l 
im ersten theile der verbalstamm erscheint, so 
bereits unter den eben beim bindevocal erwäb 
len ganz ähnliche, aaQccnovg, x^Xainovgj ua(. 
kaog^ (pegioixog^ denen wir iTtixccMixaxog^ (fcd 
nad-rig, und die vielen mit (fiXuv zusammen/- 
ter, wie fpiXaixiog^ (piXitaiQog, ^tXoriuog, hir 
ren wir zu den Wörtern auf fAfOQog zurüc 
ableitung von fioQog^ theil, gleichfalls schoi 
saische civdfiOiQog widerlegt; hätte man e 
cal gewünscht, wie in aoffciraiog statt ao(fü 
man einfach aivdfioQog mit langem a oder 
vrjfjioQog gesagt haben. Auch entspricht 



zur homerischen wortfonchong. 5 

ebenso wenig wie der neuerlich versuchten vom stamme 
uaQ glänzen die bedentung von aivdfAonQoq. 

Ebenso haben wir in fAeiafAciviog^ zu dessen ganz fal- 
scher ableitnng das anklingende, ähnlich gebrauchte ave- 
fAcikiog verleitet hat, als zweiten theil ein nicht mehr gang- 
bares wort, von welchem aber noch spuren geblieben sind. 
Bei Hesychius findet sich fjiatviog^ (idxavoq^ äxQBiog und 
fÄwvitif 6hyo)Qia erklärt. Gerade das zweite wort scheint 
unzweifelbafl zu beweisen, dafs wir es hier nicht mit blo- 
fsen etymologischen erfindungen zu thun haben; denn wie 
sollte man, wäre /awvii] zur erklärung von fitraudvtog er- 
sonnen, dazu gekommen sein, diesem die bedeutung ge- 
ringschätzung zu geben. Die wurzel von fAciviog, juo)- 
V117 finden wir in skr. man-äk, m and am (parum), die 
Curtius richtig mit man-cus, men-da, mend-icus, 
das ich jetzt (anders lat. Wortbildung s. 39) mangel ha- 
bend erklären mochte, zusammengestellt, aber wohl irrig 
von mi, min ganz getrennt hat. Dafs sich ma neben man 
nicht findet, wie mi neben min, scheint mir nichts zu be- 
weisen; der vocal wechselte, wie so häufig, und wäre es 
rein zufällig, wenn keine spur von ma sich erhalten hätte. 
Indessen glaube ich, wenn auch nicht ma selbst, doch einen 
andern am Schlüsse vermehrten stamm in ^ükog, fAialvvo) 
za finden, dessen bedeutung der schwäche man nur höchst 
gezwungen aus fAcSXog mühe herleiten kann. Der lange vo- 
cal kann ebenso wenig anstofs geben, als &dJxog neben t^a- 
Kog^ aQwyiq von aQi]yBiv, ykevxog neben yXvxvg, Xslßt]- 
&QOV neben Ußdg^ Ug neben UctiVy x^^h^ neben ;jfe(üi/. 
Mcaviog wäre demnach gering, eitel, nichtig, ficoviij 
geringheit, nichtigkeit, aber auch geringschät- 
Eung, fisrafidviog in nichtigkeit (lABTaQlO-fiiog)^ daher 
nichtig, und in weiterer entwickelung des gebrauches ver- 
dichtet. 'AvB^dXiog scheint von einem ävefiuiXi] Win- 
zigkeit, nichtigkeit abgeleitet, das von avtfAog gebil- 
let ist, wie t^egfAOiki] von &eQfji6g, navacakij von navcig. 
Gewöhnlich bildet (ah] nur von wurzeln oder verbalstäm- 
nen abstracta, wie ccfAaQTcohjj evx(fiXv9 fiBfiqxaXjj, TsgnfoXiij 



6 Dttntser 

wie cogij von solchen, in denen ein i, sich findet {akea 
ki^cDQi]^ &aXn(üQij). So sind demnach avefAcihog und 
tafjKaviog von ganz andern aosgangspunkten aus zu d< 
selben begriffe gelangt 

Bei jedem etymologischen versuche mufs man sich 
nächst streng an die gesetze der Wortbildung halten. £ 
fAtaivHv mit Döderlein von ßU/ifjia herzuleiten und die 
mit nicht stimmende. form auf ein reimspiel mit fisveaii 
zu schieben, sind wir durch nichts berechtigt. Das wort fC 
noth wendig, wie ich schon früher emmal bemerkt, auf 
ßJUfAog, wovon auch aßhfji^g^ das bei Panyasis gerade 
dem spätem gebrauch völlig entgegengesetzte bedeuti 
hat*). So kommen vdr auf eine wurzel /Ulsfiy worin 
eine blofse modification derselben ursprfingl. wurzel finc 
die wir in ßkda-rijj ßkoh'&gogj ßkv-eiVj ßgv-siv haben. I 
die vocalisch auslautende wurzel durch nasale und sifoil 
ten verstärkt wurden, ist bekannt (Curtius I, 55 f.). l 
hen ja sogar die wurzeln tra, tras, tram, trap nel 
einander (Curtius 1, 192). So würden aus dem star 
ßi,a ßke sowohl ßkaa als ßXefA hervorgegangen sein; eii 
drer vocal trat in ßkia-^gog, ßXvuv und mit wecbse 
X und Q in ßgmiv und ßglfXTj ein. Allen diesen w' 
liegt der begriff treibender lebenskrafb zu gründe** 
ist ßKdarrj trieb, ßha&Qog getrieben, daher 
wie altus eig. genährt ist, ßkvsiv^ ßgvuv treib 
ßUfiog haben wir die glühende kraft, woher a&ival ^ 
VBtv heifst vor kraft glühen; ßgi/xt] ist der 
zom. Auch ßloa-vgog gehört hierher, in dessen 
ich dem neulichen versuche Goebels in dieser 
nicht beistimmen kann. Die ableitung vgog find 
wurzel- oder verbalstämmen mit activer oder y 
deutung, wie oxvgog^ hüfVQOV^ kaq)vg6g^ xanv^ 
nominalstämmen, wie äXfivgog von äXfiijj xc 



*) Aehnlich ist in#/tJloc, in#/<X^(, worüber weiter oo' 
*^) FOr die Tielgestaltigen etimme 9X0, tplt, tpXiy fX 
tias I, S66 den gmndbegriff sprudelnder ttberfÜUe in anf 



zur homerischen wortfonchang^ 7 

xäggnj; nirgendwo geht dem vgog noch ein ableitendes a 
voran. BXocvqoq w&re hiemach wohl eigenü. getrieben, 
stark, und daher erst wild, schrecklich, hart. Bei 
Homer ist es überall wild. 11,212 wird beim l&cbeln des 
Aias die Wildheit seines antlitzes bezeichnend hervorgehoben. 

^IvSdXksa&ai führt auf ein IvöaXog. Vgl. meine Schrift 
j^Aristarch^ s. 144f. ^'Ivöakog muis erscheinend bedeu- 
ten, wonach das davon abgeleitete verbum erscheinen 
bezeichnet. Schwerlich irren vdr, wenn wir im stamme 
ivS i8 sehen erkennen, mit eingeschobenem nasal, wie in 
ax^vöakfiog neben <T;^/fa, (^X^äVf ßiv&og {ßd&og), ntv&og 
(nd&og), &dfißog {vdcpog), o^ipr^ von kn^ lafjißog von lern, 
axQOfißog von avQBcpy nach Curtius in novrog neben ndrog. 

^YTtegicDv führt auf ein vnig^^ oder vneQOv; denn luv 
bildet nicht blois patronymica, sondern wird auch sonst 
zur ableitung gebraucht, freilich meist bei tadelnden be- 
zeichnungen, wie fAalaxiwVy xoixvkiuiv, Ssikaxgiwv, aber 
auch sonst, wie in nogtpvQliav. Ganz so nennt Homer die 
götter ovgavicDvegj wo nur die zur einf&gung in den vers 
nöthige Umwandlung der quantität zu bemerken, da das 
wort eigentlich auf lovag mit langem i enden müTste. He- 
lios heilst inegiatv, insofern er in der höhe oder im him- 
mel waltet, was v^tigri oder vnegov bezeichnete. 

Dafs der epische dichter sich mancher freiheiten be- 
diente, um einzelne bildungen versgerecht zu machen, darf 
nicht auiser acht gelassen werden. Das metrische bedürf- 
nils hat auf die homerische spräche einen viel grolsern ein- 
fluls geübt, als man gewöhnlich glaubt. Hat er ja gegen 
den geist der spräche ovSs dofiovö^, XQateQij^i ßitjipi ge- 
bildet, da doch da und (pi. nur dem Substantiv zukommen, 
hat er ja avrdg in ardg gekürzt, das augment nach belie- 
ben in Wegfall gebracht, um unzähliges andere nicht zu 
erwähnen. Auch bei der Wortbildung spielt die rücksicht 
auf das metrum eine bedeutende rolle. Mehrere verse 
schlielsen bei Homer auf in^og oder veog xvavonQcigoiOj aber 
hätte der dichter im plural sagen wollen viag xvavoTigd^ 
Qovgy so hätte ihm eine silbe zum Schlüsse des verses ge- 



H Dttnte'cf 

fehlt; deshalb söhrieb er y^ 299 ytoff metpaftQ9»getovg. Sfen 
hat xvig^onfwnigovg Ttturathet (vgl d. zeitschr. VII, 212), 
und die von Bekker lur Tertheidigiuig aogef&hrten bei- 
spiele Xat¥$og neben Xatpog^ iXtäifiag neben iXatvog^ nav^ 
yt^ioff, nam/il^tfUiQ genllgta keineswegs znr yertheidigung. 
Aber ganz so wie Homer xvcfwongciguog statt Twavongm- 
QOQ wagte, hat er aneh x^^^Q eigvoSeif^g und 'EXivtpf eu- 
nctriQMicev gesagt. Damm hat Anaoreons yf^etigBiog ange- 
fthrt« 

Dem Terse verdanken wir auch Svgtikiytog noXtfAoto^ 
TavtiXeyiog &a¥atoiO und ärnjisylcag. Die deutung von äX^ 
yog hat schön Doederlein gegeben. JvgtiXayiig ist arg- 
quälend. Wie der dichter äXtyHvog statt aXyuvog sagte, 
so schob er auch hier das e ein; die dehnung des a in 17 
erfolgte nach durchgreifendem gesetz, wie in evTjxtjg^ iTtti^ 
fiOißogf biijgiqnigf intawiaog. In xcemiX^yrig muls tavaog die 
bedentong stark haben. So erkl&ren wir auch tavamoda 
/tijXa starkfOfsige schafe, tavai^xtjg starkspitzig 
neben tavwqxrig die spitze ausstreckend, mit aus- 
streckter, langer spitze. Aehnlich steht axgog in 
äxgajjg starkwehend, oxgAnogog stark durchboh 
rend, spitz. *JntjXByimg ist eigentl. leidlos, ging abei 
in die bedeutnng ungescheut, rücksichtslos, frf 
über. 

Das beiwort der Artemis loxicuga erklärt man 
wohnlich durch die annähme, e sei eingeschoben, und 
heilse die pfeilfrohe; aber vor a$ erwartet man, v 
nicht a$ selbst, wie in xgataivfa, doch a als dehnun: 
cal, und von ;|fa/^<iy wflrde ein dichter, um einen eni 
chenden versschluis zu erhalten, loxägeia gebildet h 
wie &8öminHa^ xovgty&aXua sich später finden, ui 
selbst sogar t$a nach der obigen bemerkung statt de 
fachen endung og oder 1; setzte. Demnach dflrfte d' 
Ebel n, 80 gegebene deutung von ;i;ä€iy sich als no 
dig ergeben, obgleich wir in der composition sonst 
ondung mg^ mga finden; denn, bei den wirklich 
ausgehenden zusammmensetzungen bilden den zwe 



zur homerischen Wortforschung. 9 

Wörter auf 7]q, deren e verstärkt wird, wie auch bei denen 
auf q>Q7]v. Der dichter wünschte hier gerade eine voll- 
auslautende form, und so wagte er loxiaiga, wie er neben 
iyMTfjßokog ixaTfjßeUrijg brauchte. Dem wünsche einer vol- 
lem form neben &6d scheint auch &iaiva seinen Ursprung 
zu verdanken, das nach den weiblichen thiemamen von for- 
men auf (ji)v gebildet ist. 

Statt yeotjviog innoxa Nicrtaq steht an zwei stellen, 
wo der damit anzuhebende satz ein Si an zweiter stelle 
verlangt, ykgMV iTinrjXdTa (y, 436. 444), wonach die ver- 
muthung nahe liegt, dafs wie mTttjlctTa dem innoxa syno- 
nym ist, so auch yigiav^ welches so häufig von Nestor ge- 
braucht wird, dem ysQijviog entspreche. Dafs die Griechen 
schon sehr frühe den namen von der Stadt Gerenia herlei- 
teten, scheint uns nicht besonders ins gewicht zu fallen, 
besonders da uns ein homerischer dichter selbst auf eine 
andere spur zu leiten scheint. Das wort ist wohl eine 
Weiterbildung eines ysQijv (vgl. aeig^jv^ iHXtjVy aeLh]v6g; 
in eiQtjv, äoQiiv haben wir c), wenn es nicht ein yeQ?]Vtj 
alter (vgl. yalijvT]^ ^^Q^v^) voraussetzt. Aehnlich dürfte 
es sich mit dem namen Tgixoyiveia verbalten, den die äl- 
teste Überlieferung auf den bootischen see Triton bei Alal- 
komenä bezog. Der name könnte, mit der, wie in loxi- 
aiQce^ durch den vers gebotenen längung des i, die dritt- 
geborene bezeichnen, insofern der äther, den Athene dar- 
stellt, nach himmel und erde entstanden gedacht wurde, 
wie die attischen xgixonäxoQeg daher gedeutet wurden, da/s 
sie nach sonne und mond geboren worden. Auch der name 
a'ActlxoiÄevtiig ward wohl nur willkürlich auf Alalkomenae 
bezogen, obgleich an den zwei stellen, wo Athene dieses 
beiwort ftxhrt, Here neben ihr als lAgynti bezeichnet wird; 
denn der dichter brauchte keineswegs beide beiwörter von 
orten des cultus herzunehmen, konnte vielmehr hier, wie 
sonst, eine angenehme abwechselung sich erlauben. 

Zuweilen hat man die richtige deutung auch da ver- 
fehlt, wo die bestandtheile eines compositums unzweifelhaft 
vorliegen. Gegen die gangbare deutung von xXvxoxo^og 



10 Dttotstr 

hat Kiesel schon vor siebenundzwanzig jähren den satz 
aufgestellt, diese erfordere die umgekehrte folge vo^oxlvrog. 
Wenn aber er, wie alle die neuerdings dies anerkannten, 
die meinung aussprach, das beiwort deute auf die berühmt- 
heit des bogens des Apollo, so wird hier der stehende ho- 
merische gebrauch von xXvrog übersehen; denn Homer 
braucht xkvrog als beiwort nur in der bedeutung herr- 
lich {xkvrä etfjiaTaf nvxta^ SdfAfxva^ jU^Acr, xXvtog kifjiijv)^ 
und beruht es blofs auf zufall, dafs wir nicht xlvrä to^a 
bei ihm finden. Wie Apoll durch agyvQoro^og von seinem 
silbernen bogen bezeichnet wird, so deutet das um eine 
länge kürzere xkvtoTO^og auf seinen herrlichen bogen. Aehn- 
lich heilst Hades xlvronoikog von seinen herrlichen pfer- 
den, wie die landschaft Bios als evncolog bezeichnet wird. 

Hugo Weber hat neuerdings das beiwort Ithakas 6v- 
äeUkogy an einer wohl sp&tem stelle von inseln überhaupt, 
für dunkel erklärt, und doch sollte man meinen, seien die 
bestandtheile des wertes nicht zu bezweifeln, da öeleXog 
abend bei Homer selbst vorkommt Nur die richtige deu- 
tung hat man bisher, so viel ich weiis, nicht gefunden. 
Darauf, dafs Ithaka gegen abend liegt, kann es sich frei- 
lich nicht beziehen, wie schon das «v zeigt. Wie ev/ifAB- 
Qog auf den schönen tag, evdiog auf die schöne heitere des 
himmels geht, so kann BvSeiskog nur die auf den inseln be- 
sonders schönen abende bezeichnen, und es ist höchst tref- 
fend, dafs Odysseus, als er Ithaka zuerst bei Alkinoos seine 
heimath nennt, ihr das beiwort abendschön gibt. 

Vor allem muls man, wenn man von der bedeutung 
des Wortes ausgeht, diese unzweifelhaft feststellen. Hugo 
Weber will äfivfjLoav aus a^vv^fAwv erklären. Aber wa 
heifst denn auvficDv bei Homer? In dem gewils älteste 
theile der homerischen gedichte heilsen die Aethiopen d/xt 
fAoveg; ebenso wird Asklepios genannt und im allgemeir 
wird alles, was gut ist, durch ccfAVfAiov bezeichnet, 
stelle a, 29 gehört zu einer einschiebung. Am wichtigs 
aber ist fQr uns der freilich, wie wir glauben, dem sp 
sten homerischen dichter angehörende vers ;", 111: "/ 



zur homeriachen wortforschaog. 11 

J* kfiog q>iXog viogj äfia jcgaregog xai afxvfiwv, wo ccfxvfuav 
ofifenbar im gegensatz zur heldenkraft die edle gesinnung 
bezeichnet. Dieser dichter stand noch ganz im bewustsein 
der spräche, und er würde afAVfAiav nicht in dieser ganz 
bestimmten bedeutung gesetzt haben, w&re diese nicht die 
gangbare gewesen. Und was hindert denn die alte, von 
mir früher weiter ausgeführte, mit dem gebrauch treffend 
stimmende erklärung äficifirjrog (M, 109) beizubehalten? 
Daus av als endung der mit a privativum zusammengesetz- 
ten Wörter erscheint, zeigen die homerischen beispiele ax- 
TTJfAav, avdfAtav^ und der Wechsel des v und o tritt schon 
in inoiyvfiogj vdwfivog neben ovofjia hervor, zum Überflusse 
aber wird uns noch fjtvfiag in der bedeutung fiäfjiog über- 
liefert. Und so hat denn n. a. auch Curtius I, 301. 11,288 
die alte herleitung von afiv/jiwv anerkannt. 

jira^figog steht in der sehr alten stelle ^, 223 von 
den schmähenden werten des ergrimmten Achilleus. Au- 
iserdem findet es sich nur /?, 243, wo einer der freier den 
Mentor, der die Ithakesier getadelt hat, dafs sie dem trei- 
ben dieser, übermüthigen kein ende machen, mit den wer- 
ten anredet: MivxoQ aragTtjQi, (pQivag fjkai, wo die erste 
bezeichnung den Mentor nur als schmäher gegen die freier 
bezeichnen kann. Die deutung aus att^gog^ mit Verdopp- 
lung, wie iT7JTVf*og^ und dem eingesetzten (», wie in Sag^ 
'SdnraiVj yaQ^aXi^HV^ dar-danarius, gleich danus (fe- 
nerator), ist an sich untadelhaft, aber die bedeutung ver- 
derblich stimmt nicht wohl, abgesehen davon, dafs ari?- 
Qog selbst eine spätere bildung scheint, die vielleicht erst 
durch die tragiker eingeführt worden. Hippokrates hat 
axTiQng't das aber von rrigioi stammt. Betrachten wir rigog 
als endung, so ergibt sich a als Verstärkung, wie in «A«*- 
fpuv^ wenn man nicht avä darin suchen will, und wir kom- 
men auf einen stamm tag^ so dafs das zweite r unvoll- 
ständige reduplication ist, wie in xag-x-ivog^ ßak-ß-ig^ 
ßoX-ß'og, fAvg'iA-tihi ver-b-ex. Den stanun finden wir in 
THguv (Curtius I, 189 f.), am ende vermehrt in rap-ajf-if, 
Tag-ß-og. Die bedeutung ist die des treffens, ver- 



12 Dttntzer 

letzens; daher wäre araQTtjQog, bei welchem die redupli- 
cation bedeutsam ist, treffend, schmähend. Vgl. ia/x- 
ßog vom stamme lan. 

Durch äraQTijQog werden wir an ein ähnliches, bisher 
irrig erklärtes homerisches wort, an äXaarog, gemahnt. 
Man deutet es allgemein als eine ableitnng von Xav&d- 
vEiv unvergefslich, daher nicht zu verschmerzen, 
unerträglich, wie von axovaiv viqxovaxoq kommt, wo- 
von das homerische vrjxovarBiv. Aber das a der wrz. Xa& 
erscheint in ableitungen nur in Xä&ga^ sonst tritt überall 
P.i/tA eiü, woher man ältjatog erwarten würde, und auch die 
bedeutung würde nicht recht passen, besonders wenn man 
ctuiaTMQ, akdöTogog^ äXaCTetv dazu nimmt. ^jiXaats redet 
Achill X, 261 denHektor an, der ihn bestimmen will, auf 
eine bedingung des kampfes einzugehen; wie unter Wolfen 
und lämmern, so sei zwischen ihnen an keine fireundlich- 
keit zu denken, erwiedert er; wegen der ermordung seines 
Patroklos ist er ihm schrecklich. Sonst erscheint es 
mit niv&og und d^og^ einmal das adverbiale äkaarov mit 
oövoouai verbunden, wie aivd bei 6Xo(pvQi6&ai steht {x^ 
447). Die tragiker brauchen aXaarog von jeder schuld 
und dem schuldigen, haben aber äXacra aa&eiv in der 
bedeutung schrecklich leiden. yJldörioQy das die alten 
dh^ara SeSgaxwg erklären {dldorogog ist seltene dichteri- 
sche nebenform), heifst nicht allein der schuldige Verbre- 
cher, der bösewicht, sondern auch die die schuld rächende 
gottheit. Das bei Homer vorkommende dXaareiv und kTtala- 
arelv steht im sinne von indignari. Alle diese bedeutungen 
erklären sich ungezwungen, wenn man als urspr.bedeutung 
verderblich annimmt, woraus die andere schrecklich, 
arg sich entwickelt; dkaareip ist für arg halten, daher 
zürnen, wie indignari. 'Aldartag ist nicht von aXaarog 
abgeleitet, sondern stammt unmittelbar von der wurzel, wie 
dift'rTODQj prrTcoQy firj-ariioQ, Die wurzel scheint Aa, mit 
vorgeschlagenem «, in der bedeutung verderben. Ver- 
stärkt tritt die wurzel als XaTi auf in Xand^BiVy dXand^en 
dcdsen ursprüngliche bedeutung vernichten ist, wob 



zur homerischen Wortforschung. 13 

aXanaSvog vernichtet, geschwächt, ^aikaip wäre der 
▼ ernichtende, zerstörende. Ob die wrz. ^Aa hiermit 
verwandt, mochte ich nicht entscheiden. u^äa&7] höhn 
gehört zu demselben stamme mit las-civus (Curtius I, 
328). Vielleicht hängt das verstärkende la^ ?mi mit die- 
sem Xa zusammen, so dafs wir ein adverbium schreck- 
lich anzunehmen hätten, das in der Zusammensetzung ähn- 
lich gebraucht wQrde, wie wir grausam, unmensch- 
lich u. ä., schon Homer orii/wg, brauchen. Dafs n zur Ver- 
stärkung von wurzeln angefügt wird, ist bekannt (Curtius 
I, 50 f.)- Auf diese weise scheint mir auch rdntjg seine 
erklärung zu finden, da die von Ebel I, 304 (vgl. Curtius 
zeitschr. III, 417) gegebene nicht genügt. Wurzel tap 
würde als modification von ta (Curtius I, 185) ausbrei- 
ten sein, und darnach rorVi;;^ der ausgebreitete teppich. 
Die Qi^yBa^ welche Homer von den rdnrjTBg unterscheidet, 
haben von der färbung (vgl. (^i^yBvg) ihren namen. Tanei- 
vog wäre ausgebreitet, hingestreckt, daher am bo- 
den liegend, niedrig (humilis). Auch TOTtog^ wofür 
bei Homer ^dog, dürfte hiernach seine erklärung finden, 
als strecke. Das lat. locus bezeichnete vielleicht urspr. 
eine krümme vom stamme lec, lic, loc (Curtius I, 332), 
ähnlich wie unser ort, ursprünglich spitze, ecke heifst« 
Von unserer wrz. taTt läfst sich totzbIop^ roTifjwv herleiten, 
das gespannte tau werk, wie die taue ja auch vom span- 
nen Tovoi heifsen. 

Ein dem äkaarog ziemlich entsprechendes wort ist 
agtjTogj das nur in zwei gleichlautenden versen als beiwort 
von yoog steht. Man erklärt es verflucht, von ciQtj. 
Aber wie sollte die bedeutung verflucht in die von 
schrecklich übergegangen sein? Nun kommt ein aQij in 
der bedeutung verderben vor, meist in der Verbindung 
agfjv dfÄVveiv^ aber auch agr^g dkxtijga yevio&ai, wo Ari- 
starch Üatgso) schrieb. Auch hier hat man wieder an dgtj 
fluch gedacht, obgleich man aus Homer ein agi^uvog be- 
schädigt (i, 403), gebrochen {yi]ga'h vjtvq} xai xa/nartp^ 
dri^ ägrifiivog) kennt. Mit ag^ fluch haben alle diese 




«mt: «b«fv^ ii«»fu fdt: ji*^ii. irrtu. aTi^ii. iiosxis,. Tioifc 

4»»^ iu v«f«»tUiM5U«ii«*rr qnwrirti: tnansiii !I>k Timini 
^if*i*>, ^i^*r.i üfAifeL ntML eri>e*ei.. €rrv"liii«rin 1k^ 

/^^>M/<^, kinunr nur ac siv^i «E>slfsi. t-ot. In aar 

^^ <n#o^'.'; if/«!/'- €?ncT*öif . Axithiuti^ vnx^r. tl ck* ancKiü 
y. l'^V iii«t li«i«f tm. «in ifCiuC. QBmi: c übxl rtuaiäc^ 

xu>>j« fti<^f/t/^. Ofl*fUU«tf iiam. Aimoiiue nur «uirst wulisn. 
i^iw: lüuf^. ho\k den. X«2j«t[ai^ sc BeixRxr ^werö*rnp3: ais^ 

Jvt Ujdfnruftj. utid djewsIW i#ec«nniinp imis: irsEiicL zur 
ftf^ksru iMlk^ ¥1/ roii d«r iifdliiM^eii buisc äk rfto^. ^v»iuihf 
M) der eroKirdufi^ temjoid. Mao iii&k r^^lJÜmfi^ xz^ dsr 

vie ^ <li<r «dteu zuui tbedl «nsmlmwa)^ iPtiber Ai»:ilJniDis 
^Ofdi^i^'^- im «uitf^ Tou miih^^oi bmclit: ft\»*7 dj^f ^•crnbx 
mit okbu «1« «4xf {«Isdber aufitMiras^ der bcmtoisK-liexi i^e)- 
le«. Ein cyjT/u^'^^ woW Pvtt »D eb T wg ec ciLig s i- dcLki. 
bftt (o wiHdkbfceit nie exktirL ßeboo cange der jibea le>- 
tiHti»! d44 wort voo ciiV/^uf(Pai her, aber sie intea im der 
bedeutung, welche sie diesem beilegten, and erUirten Im- 
afivytQüi^ ia folge dessen xavctixi^. Homer hat curz^el^og 
öur -V,411, wo CS helfet: "Duoi; ötfgvotaaa jrrpi <y.«i'2ro«ro 
*«r* ax(>i;^. Hier erklärt man aiivz^öOxu Tcrbrennen, 
aber daH brennen liegt nur in nvQl^ nicht in auvz^o&ai^ 
dus einfach verderben, zu gründe gehn heilst. Ne» 
bcn Ofiv^tiy wird ein aiivyuv gestanden haben, oder das ^ 
8*og vor dem vocal in y über, wie wir aiXax^^ neben <t€. 
^«y^Jv finden, ;ia;fvi2 neben ntiyyvvM^ ^;ifaro$ neben €7o- 



zur homerischen wortforschang. 15 

ysiVy f^Qxog^ Sicoqvxv neben Siwgvpj, Demnach wäre (T/iv- 
yEQog verderblich. 

Das beiwort Uixeg der rinder will man neuerdings 
mit den alten vom winden der f&sse deuten, worauf uns 
eben elXinovg zu gehn scheint, und Hugo Weber beruft 
sich deshalb auf die Verbindung BlXtTtodeg Mhxeg ßovg^ wo- 
nach die beziehung des tXixtg auf die f&Ise ganz natürlich 
geboten sei. Aber steht denn nicht ihxBg auch ganz al- 
lein als beiwort der rinder? M, 293 lesen wir: ^Sigaev hn 
l^gyeloiai^ Xiov&' (og ßovalv Ui^iv, 0, 633 Uixog ßoog 
afjKfi (pov^aiVf im spätem Schilde ^, 524 fAijXa xai ihxag 
ßovg^ ^, 136 iJiiiXa nargma xal tlixag ßovg^ Xi 292 ßoäv 
iXlxwv kntßovxoXog und im späten letzten buche der Odys- 
see fji'^Xa Ttlova xal %?uxag ßoig. Die Odyssee verbindet 
tXi^ noch mit svgvfxeranog (A, 283) und xorAi) tvgvfAit(anog 
(/i,355), an welchen stellen %Xi^ vorantritt Eilmodag ?Ai- 
xtrg ßovg finden wir im letzten theile der Ilias (0, 448. 
«P, 166) und an drei stellen der Odyssee (a, 92. 5,320. 
1, 46). Auch tiUTtovg steht ganz allein als beiwort der 
rinder, an drei stellen der IHas (Z, 424. 0, 574. T, 488) 
and an einer der Odyssee (i?*, 60). Hiernach kann un- 
möglich angenommen werden, dafs in der Verbindung üXi- 
nodag ZXixag ßovg^ wie Damm sich ausdrückt, das erstere 
beiwort als tbeil das zweite als allgemeiner erklären solle, 
wo man doch auch wohl die umgekehrte folge erwarten 
müTste. '*EXi^ mufs als beiwort der rinder an sich verständ- 
lich sein, und da, wenn von gewundenen rindern die 
rede ist, man eher an die Windungen der hörner denken 
wird als an das schlängeln der beine, so sind wir zur er- 
ttem deutung genöthigt. Dazu kommt, dafs der letztem 
geradezu die Verbindung üXinodag tXixag ßovg widerspricht. 
Die künstliche erklämng, IAi| beziehe sich darauf, dals 
durch das drehen der beine auch rückgrat, köpf und hals 
in eine schraubenähnlich sich windende bewegung gerathen, 
ist eben zu künstlich, und wenn man der beziehung des 
fSliXig auf die hömer entgegenhält, dafs hier gerade der 
hanptbegriff fehle, die hömer, so muls das noch in viel 



zur homerischen wortfonchnng. 17 

rt heifst ringsum gerundet; das afiqi bezieht sich 
ueswegs auf vorder- und bindertbeil des Schiffes, wie 
»fBmann meint, auch nicht auf beide Seiten, sondern heifst 
igsum, mein.afi(piaXogj afAffiQVTog, ä^(piß(}OTog*). Die 
leatung gerundet, rund^ wie sie hier unzweifelhaft 
, finden wir auch in den yvafinrai tKiXig ^,401, offen- 
r gebogene ringe, und so ist auch iXixciifj^ iXixoimg 

erklären, nicht die äugen rollend, sondern mit 
nden äugen, zur bezeichnung der schönen rundung 
r augenhöhle, wenn man nicht lieber an die Wölbung 
3 auges denken will, was uns ferner zu liegen scheint. 

bezieht sich auch das hesiodische ihxoftXitpagoQ auf 
) schöne rundung der augenlider. Sollte man hiernach 
iht auch berechtigt sein die ihxeg ßovg als runde rin- 
r zu fassen? Rund wtkrde sich hier auf die grölsere 
idung des körpers im gegensatz zu pferden und schafen 
ziehen, die bei weitem nicht den umfang, die breite der 
ider erreichen. Diese breite, das mastige, hindert gleich- 
Ib, wie das winden der ftUse ihre leichte bewegung, die 
n pferden eigen ist, die asgaijioSigy ivaxao&fioi^ wxiig, 
vnodegy auch noStaxB^g, raxieg heifsen. üeber BlXinovg 
be ich in der Zeitschrift fftr die alterthumswissenschaft 
36, 1053 f. gehandelt; nur die dort gegebene deutung 
n ravavTTovg kann ich jetzt nicht aufrecht halten. Zur 
urzel iX Cnrtius 1, 325. Nur das metrum veranlafste den 
shter, elXinodeg statt iXinodeg zu sagen, wie er sidag 
itt S8ag brauchte. 

Auch ein anderes beiwort der rinder, ijvig, hat schwie- 



*) Die allgemeine dentnng, wonach /9^ot6; hier den leib (/^wc) be- 
ehnen soU, ist mir ebenso bedenklich, wie die längst rerworfene von ^o- 
o#i(*oc (d. i. doiUjf-ocr/ftO«)» aber eine sichere weiTs sich nicht so geben; 
t%6q mtlfste hier eine sonst nicht erhaltene bedentnng haben. Der schild 
ftt sonst tvxvxXo^f navxoa* itati^ %t(^iu6kaücu Das letztere könnte sehr 
hl gerandet heifsen; der ttg/itonq x^^ erklärt sich anch leicht so 
tidayias). Sollte etwa rota mit ratha wagen nichts za thun haben, 
id«m ursprünglich rnndnng bezeichnen, und ein digamma verloren ha- 
I, wie httofig vor q geschehen? Anders Cortins (gmndzüge I, 808). Ge- 
rt etwa ßghaq hierher? Anch dfKpl steht nach der gewöhnlichen deutong 
KDend, wogegen umrandet anch in dieser beziehnng entspräche. 
Zeitadir. t v^. sprachf. XU. 1. 2 



18 DOntser 

rigkeit gemaoht. Die alten erklAren es jAhrig tod thfaa 
(Cartius I, 275). Die Utesten eteUeo, worin das wort Tor- 
kommt, finden sich im sechsten buche der Dias. Dort 
opfern die Troerinnen swölf rinder ^wiq fixiarag (94. 275. 
304). In der spätem Doloneia (292) gelobt Diomedes der 
Athene ßovt^ ^nv MUffVfiirwnop aSfA^tjVj ^v oimta ino ^v* 
yov nyayw aviifj nnd diese stelle findet sich /j 382 f. wie- 
derholt. Hieüse fjviQ wirklich vorjährig, so wäre die 
hinzugefügte bezeichnung, da(s das rind noch nicht im Jo- 
che gewesen, ein nnnöthiger, selbstverständlicher zusatc. 
Dals das wort jedesmal in gelabden steht (denn Z, 275. 
304 sind nur Wiederholungen von Z, 94), deutet darauf, 
da(s in ^vtg eine besondere eigenschafb angedeutet werden 
soll, welche die rinder zum opfer empfiehlt. Göbel hat 
ijvig mit '^vo^ in Verbindung gebracht und in ihm den be- 
griff des glänzenden gesucht. Aber das glänzende ist keine 
eigenschaft, welche mit solcher bedeutung vor fjxearos h&c* 
vorgehoben werden dürfte, da es gar zu allgemein sein 
würde, wie agyos^ und man sieht nicht, weshalb der dich- 
ter nicht gerade dieses beiwort gebraucht haben sollte, wie 
er nicht allein xvpig ägyoij sondern auch ßosg agyol (^, 30), 
Xn^ ^QTV (9^ 160) sagt, da ja dieses wort dem verse voll- 
kommen entspricht. Eine hauptforderung an die opferthiere 
war die, dals sie vollkommen, frei von allen fehlem und 
gebrechen waren, was Homer durch tiXuogf teXtJBtg be- 
zeichnet, von denen er das letztere (das bü von rikog schwin- 
det vor iJBtg. vgl. fjie0fj€igy !dfi(f>iyvfJBig) nur da braucht, wo 
riXeiog dem verse nicht genügt Dasselbe bedeutet nun 
fjvig von der wurzel av vollend^ü^;--4?epxpn ävnv, ofye- 
a&ai besonders bei Homer und Herodot in gebrauch sin^' 
*'Hvig ist demnach perf ectus; $g ist ableitend wie in tq 
(ftg^ aber der dichter hat das i lang gebraucht, won» 
das wort nur als parozytonon geschrieben werden kan 
Die Verstärkung des a (Homer hat in avuv das a me 
lang) ist viel weniger au£ESEkllend als in ijxBarogj wo d/ 
privativum verlängert ist, in tiXamtiv statt akdmuv. ä 
in r^log^ nXiog^ tiU&K^ zeigt sich diese art der verll 



zur homeriflohen Wortforschung. 19 

ruDg; denn der stamm ist aA, wovon äkaa&at, dkaivuv, 
wogegen aXaog wohl von wurzel Aa, nicht schauend. 
Mit fjlog nagel hat rjXog wohl gar nichts zu thun, da mit 
^Xog nicht die hartköpfigkeit, die dummheit, sondern die 
thorheit bezeichnet wird. 

Die fiiyaga axiospta bieten in hinsieht der ableitung 
keinen zweifei. Hugo Weber stimmt darin mit Goebel 
über^n, dafs axioevta hier nur auf die dunkelheit des 
abends und der nacht zu beziehen, da das beiwort niyrJn 
diesem falle gebraucht werde. Aber sehen wir selbst zu. 
Das beiwort findet sich bei fiiyaQa nur in der Odyssee. 
Dreimal in dem verse: Mpr^oriJQBg S* ofidStioav dvd fii- 
yaga axioBwa (a, 365. 5, 768. <y, 399). An der ersten die- 
ser stellen ist es noch nicht abend; denn v. 422 heifst es 
von den freiem, sie hätten sich am tanze und sänge bis 
mm abend erfreut, dessen ankunft dann bezeichnet wird. 
Ebenso ist es an der zweiten stelle. Nach jenem verse 
gehen die fireier ans meer, ziehen ein schiff an dasselbe, 
rüsten es aus, besteigen es, nehmen ein mahl und erwarten 
den abend (786). Nur an der dritten stelle ist es bereits 
abend (ir, 306) und man hat die feuerbecken angezQndet, 
welche den saal erhellen sollen. Da wäre es nun gar un* 
geschickt, hätte der dichter andeuten wollen, dafs der saal 
dunkel sei, obgleich es an der gewöhnlichen beleuchtung 
nicht gefehlt habe. Wenn x, 479. t//, 299 die fiiyaga beim 
Schlafengehen cxioevra genannt werden, so sind diese frei«> 
lieh jetzt dunkel, aber dem dichter liegt es fem, hier an 
das dunkel zu erinnern; denn ohne licht gingen weder die 
gefthrten des Odysseus bei der Kirke, noch Telemach zur 
ruhe, sondern dienerinnen trugen immer eine fackel. A, 333, 
r, 2, wo es von den Phäaken heifst: KfjXrj&fi^ ä* iaxovro 
xava fiiyaQa axiosirraj ist es nacht, aber auch hier wäre 
die andeutung der dunkelheit unpassend, da es im palaste 
des Alkinoos nicht an hinreichender beleuchtung gefehlt 
haben wird, ja dies finden wir ausdrücklich 17, 100 ff. be- 
zeugt« Widerlegt sich nun hierdurch vollkommen die an 
sieh der epischen weise widersprechende behauptung, erxid- 

2* 



20 Dttntaer 

evra deute auf die dunkelheit des abends und der nacht, 
so kann es nur ein stehendes beiwort des hauses sein und 
den gegensatz zur helle aufserhalb des hauses bezeichnen; 
das haus, und insbesondere der männersaal ist schattig, 
dunkel, weil er von aufsen abgeschlossen ist und das 
licht nur durch wenige, hochangebrachte fenster herein- 
fällt. Wenn Groebel bemerkt, Homer habe vitpsa axio^vta 
nur von nubila procellis condensata et conglome- 
rata gesagt, so hätte Weber dies nicht ohne weiteres glau- 
ben sollen. Homer sagt &y 374 von einem ballschläger, er 
habe den ball noti viq>Ba axioivxa geworfen, und in der 
freilich späten stelle ^591 heilst es von dem gotte, der 
die zweige der bäume, wenn Tantalos firflchte davon pflük- 
ken will, hoch emporschnellt: avifiog ^intaaxe notl vi" 
ffsa axiOBVta. Hier ist von einem besondem zustande der 
wölken, von einem dunkeln, stürmischen himmel gar nicht 
die rede, sondern nori vi(pta axioevta wird allgemein ge- 
braucht, wie wir zu den wölken, zum himmel sagen; 
cxioiig ist also hier stehendes beiwort und mufs eine cha- 
racteristische eigenschafl bezeichnen. Die wölken sind 
schattig, dunkel im gegensatz zu den lichtem des him- 
mels, die allein helle verbreiten. Die wölken dachte Ho- 
mer sich als dichte undurchsichtbare schichten, wo- 
her auch der bekannte bildliche gebrauch des vitpog von 
unzähligen scharen. In der Ilias ist freilich an zwei stel- 
len von einem stürme die rede (jE", 525. Af, 157), an der 
dritten wenigstens von einem bewölkten himmel (>/, 63), 
aber daraus folgt nicht, dafs das beiwort axiosig hier die 
schwärze der wölke bezeichnen soll. Von wirklich schwar- 
zen wölken braucht der dichter X, 309 igeflawagj wo 
cxioivTiav gleichfalls in den vers gegangen wäre, und U', ^ 
188 steht so xvdvBov viq>og. Die oqbu axioevra würden 
sich leicht durch den trüben, dunklen anbück der berge 
aus der ferne erklären, wäre das beiwort auch bei ihnen 
nicht stehend. Dunkel sind die berge nicht allein wegen 
der dunkeln färbe der erde (vergl. /aZa fAilaiva)^ sondern 
auch weil sie meist dicht bewaldet smd, wie der dichtar 



cor homerifchen wortforachung. 21 

1^,351. r, 431 sa^, mit wald amhfillt. Nicht blofs in 
der ferne, sondern auch in der nähe sind ihm die bei^ 
dfister, wie erde und meer und der wolkenhinmiel. 

Krigia xtBQBt^eiv weist uns auf ein xrigog hin, das, 
wie das erhaltene Tcrigag^ Tcriag^ xriavov, xrijfia, XTrjvog^ den 
besitz bezeichnet, und auf eine Weiterbildung von wurzel xror, 
auf eine wurzel xrep hindeutet, da sich die Suffixe ta und ax 
sonst nicht mit q verbunden zeigen. KregitCup heifst nun 
besitztham verbrennen und deutet darauf, dafs dem 
todten zu ehren Sachen, die ihm zugehört hatten, verbrannt 
wurden. Homer fbgt, um den begriff st&rker auszudrücken, 
noch xrigea hinzu, wie er sagt x^^^ ;|f€<(r^at u. ft. Mögr. 
lieh ist es, dafs xrigog einen bestimmten theil der habe, 
etwa die kleidung und rüstung oder die dem verstorbenen 
zugehörenden hunde und pferde, bezeichnet habe. Mit dem 
Patroklos werden seine pferde und hunde verbrannt (^, 
171 ff.), mit dem Elpenor die ret^aa (^, 74). Bestimmen 
Iftfst sich darüber nichts, da xrigog eben nur in dieser Ver- 
bindung vorkommt. Wie xvegetCBiv von xrigog ^ so mufs 
xsga^Biv von einem xigag stammen; ob aber dieses xigag 
das gangbare wort sei, so dafs xegat^eip eigentlich vom 
stiere gesagt worden wäre, der mit den hörnern einen 
niederstöfst, oder eine bildung von wurzel xsg (xBigBiv) in 
der bedeutung verderben, wagen wir nicht zu ent- 
scheiden. 

Die Stadt Lakedämon heifst jB, 581. ^,1 xoHtj xrjrci^ 
saffa. Hohl heilst die Stadt, insofern sie in der tiefe liegt; 
Hart fih iv xoiXotigq) X^Q^V ^^ "^VS ^oXecog iSatpog^ sagt 
Strabo. Krirmig will man schlnndreich erklären und 
auf die Schlünde beziehen, welche die dortige landschaft 
durchziehen. Aber xtjrdeig ist beiwort der Stadt, nicht 
der landschaft; denn nur so kann auch die stelle derllias 
gefSafet werden*), obgleich die dortige Unterscheidung einer 



*) Mit dem ol ^ t&xop oder fxop werden im schiAkaUlog nur n«men 
der Städte, nidit der landachaft verbunden, und t§ ftigt immer eine neue stadt 
hinsn. Vgl. v. 569. 569 f. 646. 



DitotMT 



Stadt Sparta von einer etadt Lakedämon sich sonst nicht 
findet, vielmehr ^nctgtj) und jtaKtÖaiau^v in der Odyssee 
dieselbe stadt bezeichnen, während in der Ilias, mit aus- 
nähme jener einzigen, dem spätem schifiskatalog angehö- 
renden stelle ^näpTfj von der Stadt, AamSaipimv von der 
landscbafi steht Die frage, ob der schiffskatalog frQher 
als die ersten, gewifs am spätesten gedichteten bücher der 
Odyssee, bedarf weiterer Untersuchung. Ist aber xf/rf^iecrcrÄ 
bei wort der atadt^ so kann es nicht auf eine eigenschaü. 
der laoäschaft gehn. AaK^Öaiumr^ die landschatt, heiföt 
in der Ilias (F^ 443), wo Ilelena öebugQchtig ihrer gedenkt, 
kqaTuvt}\ ^Tiagm bat kein bei wort in der Ilias, Die Odys- 
see nennt die Stadt u*Qüa (^,459), ivovx^qq^ (i', 414. o, 1), 
wie KaXXixoQQq von x^Q^^ Platz (i?, 260. /i, 4. 318), auch 
HakJAyiwm^ (r, 412) und dla (|, 2) trefflich^ denn $loq 
heilst bei Homer nie gottlich, was Überall O^ilog ist^ das 
auch mit besonderer kraft wie unser himmlisch dingen 
beigelegt wird, wiet^uü»' mrruv, i^tJoq x^Q^^y vtohX nur in 
der Odyssee *). Als beiwort von Troia, Mykene und Athen 
finden wir wgvdyvut. Sollte nun m^rrntQ bei Lakedämon j 
nicht gleichfalls auf die weite der stadt gehn? Das beiwor^ 
luyaKi^rris^ vom schiflFe und nieere beweist, dafs X'^rug aucl] 
die bedeutung weite gehabt haben ranls, wonach zu ver 
muthen, dafs die m^na auch von ihrem massenhaften un 
fange im gegensatz zu den gewöhnlichen fischen ihren 
men haben. Liegt hier ein stamm xat zu gründe, wovJ 
jfö<y in mdoq (Curtius I, 108) eine modification sein könn| 



*) X1ttkf}%^ A, 53- Af%Mf9i^t^m¥ r, S3t», 413. Di« dritte stelle Fl 
nmc in pme Interpellation (3ß3— 389). 

•| Al€i¥ fhüfi von der Arten) i* I» 538 rteKt in einer »püt^n ateUeJ 
Auch der «pite dichter hat ohne Zweifel i^ib; ao nicht gchm^i^ht, 
0iififf gciftgt, ÜiDg^kdirt ist y^M &tiov BUtt J^oip 'OJi^ircr^o« eü ätli 
deim Homer hat nie den gemts? Mm\ 9i>ndem dafUr immer &i(fii\ ud 
fittieli er Odjrsfton» im iK^tniniitLVf dativ tind nccusatir nie ^«»o^ nenj 
tagt er im gi^nitiv imincr Uff im* oder &tioto '(h'ivaa^ni; Schien Ih 
dM dtg«min«ft wegen nicht wohU«it«Dd? Aehnllche heöbachtungen 
noch Enanctio bei Humer zu mac'ht^n sein. So sagt er vi^ituj /^ änl 
»her 'l/^aM'j Afitj-totlm {Atfj $v ««fjL*^>rTi^ Ä, S24 gehört tu eiper iiil 
tion>p womit man vergleich«, wab man Uher dui gebrauch der adje'^ 
rifi( und fjag bemerkt hat (KrUger diät. %%7. 4). 



zur homerischen Wortforschung. 23 

KfjTweig würde ein xtjroDg oder xt]Toig voraussetzen, wie 
svQdug von tvQtag kommt, das die deckende finstemifs 
bezeichnet, die endong wäre dieselbe wie in eigdg, iSgcig^ 

Wir haben bisher schon mehrfach anf die zeit der 
abfassung der einzelnen gesänge und stellen hinweisen müs- 
sen. In allen (allen, wo die etymologie von der beden- 
tuDg ausgehn mofs, ist diese von der gröfsten Wichtigkeit; 
denn mag man auch nicht in abrede stellen können, dafs 
zufUIig in einem spätem gesange ein ausdmck in einer 
ursprünglichem bedeutung gebraucht sein könne als in ei- 
nem altem, im allgemeinen wird man doch annehmen müs- 
sen, dafs die bedeutung eines Wortes in den altern gesän- 
gen als ursprünglicher gelten mufs als die in jungem sich 
findende, und man wird einen solchen fingerzeig nicht au- 
iser acht lassen dürfen. Ueberhaupt wird die endliche 
ausscheidnng der zahlreichen interpolationen und eine chro- 
nologische Unterscheidung der einzelnen theile der homeri- 
schen gesänge, die freilich nur das ergebnifs der allerein- 
dringendsten forschung sein kann, der richtigen beurtheilung 
der homerischen spräche eine neue sichere grandlage ge- 
ben. Bei den interpolationen ist sehr wohl zu beachten, 
dafs der rfaapsode oft etwas ungehöriges einschob, eine 
behauptung, die freilich auf den ersten blick auffallen mufs, 
aber eine genauere Untersuchung bietet uns die unzweifel- 
haftesten belege, dafs die rhapsoden oft ganz gedankenlos, 
ohne richtige auffassung des Zusammenhanges, eingescho- 
ben haben. Das kann denn auch f&r die erklämng und 
für die bestimmung der bedeutung eines wertes von Wich- 
tigkeit werden. Ein beispiel bietet die stelle ;", 313 ff. Ne- 
stor räth dem Telemach: 

xal ov fflXog fitj 8ri&a SofAtav äno rijX' akdkijaoy 
xtruAora tc ngoUnviv ävSgag x Iv GoiG% öofAOiaiv 
ovTta imtQfpidXovgy iaj] toi xard ndvta (pdywaiv 
XTtifAata Saaad^svoif av Si rrjvaiijv oSov tX&yg. 
Nestor kann die reise des Telemach, im falle dafs die 
freier während derselben alles aufzehren, nicht ftkr eine 



DduU^^r 



Tergebliche, soodera er mufa öie für eine verderb- 
liche erkläreD, Dies mQfete demnach in rtivmog liegen, 
und man konnte somit das wort, wie es auch in di^er 
zeitachrift geschehen^ mit Ttj-ni mangel in Terbindnng 
bripgeo, so dafs Tr^vaiog beraubendj verderblich biefae. 
Indessen spricht hiergegen der sonstige Sprachgebrauch, 
und die hindeutung auf die vertheilung der habe neben 
dem aufzehren scheint uns so ungeschickt, dafs wir den 
letzten dieser verse (wiederholt o, 13} als einen ungeschick- 
ten Zusatz ausscheiden zo müssen glauben, worin denn 
auch das schiefe im ansdruck tViVüiog nicht mehr auftallt. 
Ea kann hier nichts anders heifsen als im homerischen 
hymnus in Apoll. 540 thöricht, wie auch ravaiog von 
Ibycns als ^ätatog gebraucht ward. Den Zusammenhang 
mit Ttxvi^ groiß (eigentlich gewachsen) hat man längst 
erkmint. Vgl, in dieser Zeitschrift II, 29G- Die bi^deutuug 
grofs geht leicht in die von übergrofs, vermessen, 
thöricht über. Die endung ctog ist eine Weiterbildung, 
wie wir sie in nvyovciQS von nvytjip [nvyov-üiö^), itfiavoiog 
(doch wohl iviavT-etog^ nicht UnavT~io^)y (fUoTtjctog^ ikov-- 
Gwg u* a. finden. In dem aiog bloSk eine euphonische Um- 
wandlung von Ttog zu sehn, geht wohl nicht an, da er al 
fiuffix nicht ZU leugnen steht, wie in ko^og^ ro'luv, do^ 
XQitif'ogj und ein avagmog neben ci^rtog nicht aus bloll' 
wohltäutsgeftlhl sich gebildet haben dürfte. Weniger w 
scheiDHcber dürfte es sein, dafs irivaiag geradezu aus 
Wurzel sich gebildet, wie ätafi(£)gvmoQ^ ß^aXvma, 

Als mittel, die ursprüngliche bedentuDg eines y 
zu erkennen, sind die Verneinungen demselben znwei] 
benutzen. Was ^mog eigentlich bedeute, ergibt sif 
dem gewöhnlichen gebrauche nicht* Vergleichen ' 
gegen dessen negation vrinmg stultus, so erken 
dafs nTiLog ursprünglich verständig bezeichn 
müsse. Die wurzel des Wortes hat mau richtig 
tunden, aber ich erkläre das wort abweichend 
recht (V, 401) erreichend, treffend; ¥f}m 
welcher nicht trifft, abirrt Aus der bedr 



zur homerischen wortfortchuog. 25 

ständig ging die von gnt, mild hervor. Von wie ganz 
▼erschiedenen anscbauungen die bezeichnongen des guten 
in den sprachen ausgegangen, liegt deutlich vor, und ist 
es besonders bezeichnend, dals diese gerade die verglei- 
chungsgrade von gut von verschiedenen wdrtem herge- 
nommen, als ob sie keine der einmal gebildeten bezeich- 
nungen fahren lassen wollten. Das griechische hat auch 
für wahr mehrere bezeichnungen: neben dem das wirk- 
liche sein bezeichnenden irso^, hvfjiog^ iTi]TVfjiog die nega- 
tiven dXfj&rjg nicht verbergend, vrifugtriq nicht ir- 
rend, ätQBxiig nicht verletzend, unverbrüchlich, 
▼on Wurzel trh occidere, die wohl ursprünglich das ge- 
waltsame w^nehmen bezeichnet, ^oher ich trahere dar- 
auf beziehe und xBQxvoq^ rgsxvog zweig, wie xldSog von 
xX^v. Oder wäre es nicht verdrehend, und ä-rgaxtog 
(spindel), tor quere zu vergleichen?*) Nach Benfey wäre 
ccTQexfjg unzweifelhaft, nach Kuhn (I, 180) untrüg- 
lich, nach Curtius (111,410)**) unumwunden. Auf die 
zahlreichen homerischen Wörter, welche bei Homer den be- 
griff beständig, fortdauernd bezeichnen, habe ich in 
Höfers Zeitschrift H, 1 11 hingewiesen. Dafs die dagegen 
von Leo Meyer vorgebrachte deutung von vutXefn^g nicht 
begründet sei, bemerkt Curtius I, 289. Wie vfoksfirig ein 
oXifAog verderben voraussetzt (vgl. ayc^o^, ovhxfxog^ xoä- 
kefjiog)^ so können vwxeXog und va^x^Xiig nur von einem 
männlichen oder sächlichen o^eXog kommen, in der bedeu- 
tung stärke, wie ix^gog, oxvgog fest, stark heifsen. In 
davefiqjr^g möchte ich jetzt doch lieber das verstärkende a 
sehn, wie in dansgxrjg, da würze! azBfiq) (skr. stabh, wo- 
von stambha) eigentlich das feststehen bezeichnet, dann erst 
das treten, stampfen. Eben so verhält es sich mit drsgd^ 
f^vogy da xigtfivov (vgl. ßeXifiVov) das feste bezeichnet. Ti- 
gefivov hat wohl ein a verloren, wie auch nach Curtius 
(grundzüge I, 182) das von Kuhn (IV, 41) beigebrachte 

*) Diese auch von andern schon aufgestellte erklärung von «r^fxi}; 
scheint mir jetzt bei weitem der von mir fHlher aufgestellten vorzuziehen. A. K. 
**) Jetzt II, 56 mit Döderlein unverdreht. 



26 DttntMr, zur homexischen Wortforschung. 

skr. taras stärke. Steht ja arspifAviog neben ovegBog, 
Das lautlich nahe liegende Tigt^v hat mit riQSfivoVf aviga^ 
^ivog nichts zu thun. ^'AfjLorog weifs ich nicht ganz sicher 
zu deuten. Wäre es vielleicht unmäfsig? Es könnte ein 
^lü-Tog oder fAo-raVj gleich fjti-Tgov^ zu gründe liegen (vgl. 
TiO'Tog, TtO'Tov, ßgoV'Xii von ßg%(i u. a. bei Pott etym. for- 
schungen 11% 550). Morog oder fjtovov charpie gehört 
vielleicht mit fiirog zusammen, wie wir ja den Wechsel von 
£ oder o mit i mehrfach in wurzeln, wie no ni^ fia pti^ finden. 
Auch die glossen der lexikographen sind bei der er- 
klärung homerischer Wörter von grofser Wichtigkeit; nur 
hält es oft schwer das rein erfundene oder auf falscher 
lesart beruhende von dem wahren zu scheiden. Und auch 
in der benutzung solcher glossen ist besondere Sorgfalt 
an9unehmen. So war es z. b. ein mifsgriff, wenn man des 
Hesychios SiavSiqg^ noXvxgoviog ^ KgiJTBg zum nachweise 
benutzen wollte, dais in d^v ursprünglich ein t nach S ge- 
standen; denn SuivSrjg ist ohne zweifei mit Jicr zusammen- 
gesetzt, wie Sidvdixccy dazu höchst wahrscheinlich verdor- 
ben, wenn nicht etwa dieselbe wurzel wie in ävStjga zu 
gründe liegt. Lobeck vermuthete alavtjgj Schmidt ver- 
gleicht das tarentinische alSavrig. Die vermuthung diavijg 
würde auch der buchstabenfolge entsprechen; man könnte 
ävrjg als ableitung fassen, wie in aiavrig^ alSavrjg oder die 
Wurzel av vollenden darin sehn. Jedenfalls hat äiavSi^g 
mit ^i' nichts zu thun, wenn man nicht etwa den letzten 
theil aus ava Sriv erklären will, was höchst unwahrschein- 
lich sein dürfte. 

Cöln, den 4. September 1862. H. Düntzer. 



Max MüUer, FAAA. 27 

Die erklärung von yoKa als einem compositom ist, so 
viel ich sehen kann, zuerst von dem ehrwürdigen gründer 
der Sprachwissenschaft aofgestellt, oder wenigstens von ihm 
Öfters in scbntz genommen. In der zweiten ausgäbe der 
vergL gramm. (§. 123) erklärt prof. Bopp die erste silbe von 
ydXa als Überrest des skr. go, kuh, und Aa, Xaxrog^ als 
buchstäblich dasselbe als das lat. lac, lactis. „In den 
compositen^, fthrt er fort, „wie yXaxrotfayog ist die kuh 
80 bescheiden, sich blofs durch ein / vertreten zu las- 
sen.^ Nachdem prof. Bopp auch das irländische b-leachd 
(f&r bo-leachd), als analoge keltische benennung der milch 
beigebracht, ist wohl an der richtigkeit dieser etymologie 
nicht mehr zu zweifeln. In ßovxvQov ist ßov ebenfalls be- 
zeichnnng der kuh, was ohne ein starkes etymologisches 
mikroscop schwerlich noch in dem franz. beurre entdeckt 
werden könnte. Das einzige, was bedenken erregt, ist die 
erklärung des zweiten theils des compositums, Xa, Aaxro^, 
lac, lactis. Prof. Bopp schlägt vor, lac, lactis auf das skr. 
duh, melken, zurückzufahren. Er nimmt ein participium 
dukta, statt dugdha, für möglich an, erlaubt dann die 
gunirung des u zu äu, und betrachtet a im lat. und griech. 
als Verstümmelung des gunavokals. In bezug auf die mög- 
Uchkeit der gunirung im participium beruft er sich auf das 
ind. aukta ftkr ukta. 

Ohne auf eine Widerlegung dieser gewifs nur als noth- 
behelf gegebenen erklärung von lac, lactis, einzugehn, ver- 
suche ich eine leichtere zurückf&hrung des wertes auf die 
skr. Wurzel raj. Von dieser vnurzel haben wir unter ande- 
rem das skr. rajas, was namentlich im veda sehr häufig 
vorkommt. Seine ursprüngliche bedentung scheint mir 
glänz zu sein; es wird aber im veda fast ausschliefslich in 
bezug auf den luftkreis oder das wolkenmeer, zwischen der 
erde und dem himmel, gebraucht. Von belegstellen , die 
sehr zahlreich sind, filhre ich nur einige der bedeuten- 
deren an. I, 62, 5 : 



28 Max MOUer 

Grinänäh ängirobhih dasma vi var ushAsä süryena 

göbhih indhah 

Vi bhtfmyäh aprathayah Indra sIlou, div&h rajah üpa- 

ram astabh&yah. 
Gepriesen von den Angiraa, o starker, hast du mit dem 
morgenroth, der sonne nnd den glanzwolken das dunkel 
geöffnet; du hast, o Indra, die höhe der erde ausgebreitet, 
du hast den luflkreis unter dem himmel gefestigt. 

Die Sterne sind an dem höchsten himmel geschlagen 
(I, 81, 5: badbadhä rochana divi), aber die sonne f&Ut mit 
ihren strahlen den mittleren luftkreis (I, 84, 1 : r&jas stfryah 
na rä^mibhih). Der wind weht hier und die wasser strö- 
men hindurch (VU, 87, 2; V, 53, 7). Auf seiner vorderen, 
i. e. östlichen hälft;e schmückt sich die morgenröthe (I, 92, 
1; 124,5), an seinem fiiise liegt Vritra, der die wasser 
gefangen h&lt (I, 52, 6); aber an derselben stelle wird auch 
der besieger des Vritra, Indra, geboren (IV, 1, 11). 

Der hervortretende character des rajas im veda liegt 
jedoch nicht darin, dafs der luftkreis licht ertheilt, sondern 
dafs von dort regen und fruchtbarkeit kommen. Ich bin daher 
geneigt anzunehmen, dafs r&jas zuerst glänz, dann wasser, 
als das glänzende, und dann erst wölken (the welkin) be- 
deutete. So wird 1, 124, 5 r&jas apty4m, der wäfsrige him- 
mel, erwähnt. Das äuge der sonne ist bedeckt vom rajas 
(I, 164, 14), und Savitar bedeckt den höchsten himmel 
(dyäm) mit schwarzer wölke, krishn^na r&jasä (1, 35, 2 ; 9). 
Der ausdruck rajasah visdijane (V, 59, 3) ist synonym mit 
avatAsya vis&ijane (VIII, 72, 11), und bedeutet „beim her- 
auslassen der wolke^, i. e. beim regen. Wo r&jas im plu- 
ral gebraucht wird, läfst es sich oft am besten durch wöl- 
ken übersetzen. 

1,35,4: Erishnl r&jftnsi t&vishtm d&dhänah, 

Savitar, der die schwarzen wölken kräftigt. 

1, 166,3: Uksh&nti asmai purü raj&nsi p&yasä (cf.III, 62,16 

Die Maruts (tülen für ihn viele wölken mit milch. 

1, 187, 4: tÄva tji Pito r&s&h r&jänsi anu visthitäb, 
Diese deine safte, o Pitu, sind über die wölken verbr 



V, 63, 5: r4j&D8i citrS vi caranti tanyivah 

Die blitze gehn durch die bunten wölken. 

In andern stellen jedoch rnufe rajänsi als wolkenhimmel ge- 

üSst werden, namentlich wo von den drei wolkenhimmeln 

trlhi raj&nsi, in analogie mit den drei erden und den drei 

höchsten himmeln die rede ist. Cf. IV, 53, 5« Der dritte 

wolkenhimmel kommt öfter yor (IX, 74, 6), und I, 164, 6 

werden sogar sechs himmel erwfthnt: Vi yah tast&mbha 

8h4t imi rijAnsi, er der diese sechs himmel grfindete. Im 

dual ist r&jast dasselbe als dyäväprithivi, himmel und erde. 

Die frage ist nun, kommt r&jas noch in der als seiner 
orsprQnglichen angenommenen bedeutung von wasser im 
▼eda vor. Das nirukta (IV, 19) giebt diese bedeutung, und 
zwar in derselben reihenfolge die oben angenommen. „Rajo 
rajateh; jyoti raja ucyate; udakam raja ucyate; lok& 
rajl^nsy ucyante^; „Rajas von raj, glänzen; das licht wird 
rajas genannt; das wasser wird rajas genannt; die weiten 
werden die rajas genannt^. Dies hat aber wenig zu be- 
deuten, und auch S&yana, der rajas oft durch wasser er- 
klärt, wQrde für unsere zwecke nichts helfen. Nun findet 
sich aber in dem hymnus an die Sindhu folgende stelle, 
X,75,7: 

p^ jräyänsi bharate r&jänsi ddabdhft sindhuh. 
Die unbezwingliche Sindhu fährt die wasser fiber die wei- 
ten felder. 

Hier kann r&jänsi nur wasser bedeuten, ursprOnglich 
das helle nafs. Leiten wir nun lac, lactis von derselben 
Wurzel ab als rajas, wasser, so würde lac das helle weilse 
nafs bedeuten, oder noch deutlicher in yaXa, yaXaxxo^^ das 
weifse nafs der kuh. Was die bildung von lac, lactis be- 
triffi, so ist es kein participium, sondern ein Substantiv, 
im lateinischen mit ti gebildet. Es wird als masculinum 
sowohl als als neutrum gebraucht, und im nominativ ist 
die form lacte statt lac die volksthflmlichere, und also wohl 
die ältere. Selbst lact wird als nominativ von grammati- 
kem erwähnt. Lac, lactis verhält sich also zu rajas, wie 
mens, mentis zu manas, und würde im skr. rak-ti sein. 



;)<> MüUer, FAAA. 

Das griechische ydka^ ydlaxrog ist schwieriger. Hier 
erseheint das r hinzugeftgt, ähnlich wie in äva^y äpax- 
Tog (alter plural ävaxeg)^ und wie in rt;|, vvxrog. Setzen 
wir nun ein yceka, ydXayog voraus, so wäre hier Xay^ ohne 
Suffix, einem skr. raj zu vergleichen. Dais aber das grie- 
chische einst die form rÄjas fast unverändert besaft, zeigt 
sich schlagend in dem homerischen ykdyog, milch und in 
dem spätem ivykayijgy reich an milch. Dieses ykdyog ist 
genau go-r^jas, während avyXayjjg ein skr. sugorajas sein 
würde. 

Die andere etymologie von lac und ydXaj unterstützt 
von Pott, Benfey, Curtins und theilweis von Grimm, ist 
hypothetisch und ermangelt beweisender analogien. Der 
stamm soll ykay sein, welches durch ßkay, fiKay auf f^eXy 
in dfiilyHv^ mulcere, zurückgeführt wird. Erstens also ein 
Übergang von ß z\x y auf griechischem boden, während 
gegen Bopp urgirt wird, dafs der stamm für kuh (skr. go) 
im griechischen und lateinischen nur mit b anlauten könne. 
Zweitens aber eine erweiterung von yXcty zu yalay, die, 
obgleich selbst von Lobeck gutgeheifsen, doch im griechi- 
schen durch nichts hervorgerufen scheint. Das goth. mi- 
luks, milch, lä(st sich SLuf dfiiXyeip^ mulcere, skr. marj, 
zurückfahren; vielleicht auch lac; aber das griecb. ydka 
führt auf andere spuren, und weist sich als eines der äl- 
testen composita im griechischen aus, und zwar als ein 
compositum, das, wegen seines gutturalen anlauts, der vor- 
hellenischen periode seinen Ursprung verdankt. 

Max Müller. 



Haltens, die verba perfecta in der nibelangendichtung. 31 

Die verba perfecta*) in der nibelungen- 
dichtung. 

(8. ausgäbe von Karl Lachmann. Berlin 1851). 

Der unterschied der verba perfecta und der verba im- 
perfecta zeigt sich im gotischen und im althochdeutschen 
noch weit durchgreifender als im mittelhochdeutschen. Den 
nachstehenden Verzeichnissen soll eine kurze besprechung 
der in fast allen gliedern der indogermanischen sprachsippe 
bemerkbaren Scheidung dieser verba folgen (vergl. zeitschr. 
IV, 191 ff.; beitr. I, 500 ff. II, 127). Dabei wird das 
gotische und althochdeutsche thunlichst beröcksichtigung 
finden« 

I. 

Verzeicbnifs der verba, deren praesensform 

futurfunction hat. 

A. 

Antwurten; 1. sg. ind. 1846,4. amen; 3. pl. ind. 2012,4. 

B. 
Bedürfen; l.sg.ind. 1717, 2. 2.sg. ind. 1019,2. — beg&n; 

3. sg. ind. 922, 4. — beginnen; 3. sg. opt. 976, 2. 
1563, 2. — behaben; 3. sg. opt. 402, 3. — beliben; 
1. sg. ind. 1922, 3. 3. sg. ind. 2069, 3. — best an; 3. sg. 
ind. 364, 1. 1. pl. ind, 1824, 2. 2119,4. 2. pl. ind. 2005, 

4. 2126, 1. 3. sg. opt. 1532, 3. — beswaeren; 3.sg. 
ind. 2268, 3. — betrüeben; 3.8g. ind. 2177,3. — be- 
warn; 1. sg. ind. 908, 4. 2. sg. ind. 2186, 4. 3. pl. ind. 
314,2. — bieten; 3. sg, opt. 1796,2. — bringen; Lsg. 
ind. 364, 3. 449,3. 601,1. 618,4. 942,1. 1342,2. 1800,3. 
2306, 1. 3.8g. ind. 88, 1. 235,4. 238, 1. 239, 3. 1070, 3. 
3.plur. ind. 1655, 2. 1781, 3. — büezen; 3. sing, opt 
1197, 3. 

D. 
Dienen; Lsg. ind. 159,4. 3. pl. ind. 114,4. — dünken; 

*) August Schleicher, die deutsche spräche. Stuttgart 1860, s. 326. 297. 



3^ Martens 

3. sg.ind. 1800, 1. — dürfen; 3.sg. ind. 2209, 4. Ein 
besonderer später folgender artikel Qber das verbum ,,mu- 
gen^ wird sich auch auf dieses wort beziehen. 

E. 
Enbieten; Lsg. ind. 1099,3. 1345,3. 1354,3.— engel- 
ten; 2. sg. ind. 1860, 4. — entrihten; 1. sg. ind. 2206, 2. 

— entsliezen; 1. pl. ind. 1930, 3. — entwichen; Lsg. 
ind. 1716,4. — arbeiten; 1. pl. ind. 446, 4. — erbiten; 

1. 8g. ind* 56, 2. — erfaren; 1. sg. ind. 818, 4. — erfin- 
den; 1. sg.ind. 178,3. 586,4.— erg&n; 3. sg. ind. 1475, 

4. 3.sg.opt.328,2. 1272,4. 1275,1. 1532,4. 2055,4.— 
erkennen; l.pl. ind. 1791,4. 3. sg. opt 875, 3. — er- 
lazen; 1. sg. ind. 400, 4. — erlouben; 3. sg. ind. 812,3. 

— ermanen; 3. sg. ind. 2299, 4. — erreichen; 3. sg. 
ind. 1920, 4. 1958, 4. — erwerben; 1. sg. ind. 483, 3. 

2. 8g. ind. 112, 4. — erwinden; 1. sg. ind. 801, 2. 828,4. 

— erziugen; 1. sg. ind. 790, 2. 792,3. — erzürnen; 

1. 8g. ind. 457, 2. 

F. V. 
Vehten; 3. sg. opt. 2043, 3. — verdienen; 2. sg. ind. 
1202,3. — verenden; 3. sg. opt. 193, 3. — verirren; 

2. 8g. ind. 2207, 2.— Verliesen; 1. sg. ind. 406, 4. 603,4. 

3. sg. ind. 818, 3. 1. pl. ind. 177, 3. 417, 3. 420, 3. 1468,4, 
1912, 4. 2. pl. ind. 1599, 2. 1. sg. opt. 843, 3. 2087, 3. — 
versagen; 3. sg. ind. 498, 3. — versehen; 3. sg. ind. 
2177,1. — versinnen; 1. sg. ind. 146, 2. — versmä- 
hen; 3. sg. ind. 704, 3. — vers wenden; 2. sg.ind. 1215, 

4. — finden; 1. sg. ind. 78,2. 2. sg. ind. 642, 2. l.pl. 
ind. 934, 3. 1563,3. 1577,3. 1738,2. 3. pl. ind. 590, 2. — 
fliehen; 3. sg. opt. 888, 4. — fr&gen; 3. sg. opt. 2240, 
3. — frumen; 3. sg. ind. 1993,4. — füegen; 3. sg. 
ind. 1824, 3. 3. sg. opt. 974, 2. — füeren; 1. sg. ind. 
704, 4. 1. pl. ind. 1421, 4. 2. pl. ind. 1624, 4. 3. pl. ind. 
1204, 3. 

G. 
G an; 3. sg. ind. 395,3. 402,4. 788,4. 1823,3. 1922,4. 
l.pl. ind. 374, 3. 689,1. 773,3. 3. pl. ind. 1591,3. 3.sg. 



die verba perfecta in der nibelangendichtang. 33 

opt.772, L 810,4.— geben; 1. 8g. ind. 224, 3, 1112,2. 
1354, 4. 1490, 3. 1624, 8. 1628, 2. 1843, 2. 1852, 3. 

2095.2. 2. 8g. ind. 832, 2. 567,4. 1475,3. 3. sg. ind. 832, 
3. 1030,2. 1175,3. 1177,1. 1188,4. 1215,3. 1821,4. 
1825,4. 2012,4. 2203,1. 2315,4. l.pL ind. 249,3. 8.pl. 
ind. 313, 3. 3. sg. opt 2136, 3. — gebieten; 2.6g. ind. 
469,4. 501,4. 567,3. 1206,3. 1346,1. 1757,3. 3.8g. 
ind. 997, 3. 3. pl. ind. 1800,4. — gev&hen; 3.8g. ind. 
1852,1.— gefallen; 3. sg. opt. 490, 4. 1347,1.— ge- 
fflegen; 1. sg. ind. 1336, 3. 3. sg. ind. 16, 4. 3. 8g. opt. 

1152.3. — geleben; 3. sg. ind. 1150,2. — gelegen; 

3. 6g. opt 1135, 4. — geleiten; 1. sg. ind. 2277, 3. — 
geligen; Lsg. ind. 2277,3. 3.8g. opt. 114,3. — gel6- 
nen; 1. sg. ind. 2045,4. — gelten; 2. sg. ind. 2241. 3. 

— gemüejen; 3. sg. ind. 193,4. — genieten; Lsg. 
ind. 997, 2. — geniuzen; 3. sg. ind. 804, 1. 2312,1. — 
gerasten; 3. pl. ind. 1562, 4. — ger&ten; 3. sg. ind. 

1146.4. •— gereden; 2. sg. ind. 1153, 4. — geriten; 
1. 6g. ind. 2207, 4. 3. pl. ind. 1480, 4. — gerftmen; 2. pl. 
ind. 1396, 1.— gern o eben; 2. sg. ind. 1175, 1. 1177,2. 

1389.3. 2.pl.ind. 126,2. 1387,4. — gerüeren; 3.sg. 
ind. 2138,3. — gesagen; 3. pl. ind. 822, 3. — gescha- 
men; 1. sg. ind. 287, 4, 1206,4. — geschehen; 3. sg. 
ind. 16, 3. 400, 3. 614, 4. 1028, 2. 1032, 2. 1085, 4. 
1144, 2. 1411, 2. 1709, 4. 1730, 2. 1795, 4. 2312, 2. 
3.8g. opt. 511, 1. 1048, 4. — geschouwen; 1. pl. ind. 
1118,2.— gesehen; 1. sg. ind. 2142, 4. 8. sg. ind. 2073, 

4. 1. pl. ind. 672, 3. 8. pl. ind. 470, 3. 1215,8.— gesen- 
den; 3. 6g. opt. 2127, 2. — ge8igen; 3. pL ind. 1948, 2. 

— gespringen; 3. pL ind. 1966, 8. — gesümen; 3.sg. 
ind. 601, 3. — getragen; 3. sg. ind. 1150, 3. — getrou- 
wen; 1. sg. ind. 853, 4. 2126,3. — geturren; Lsg. 
ind. 670, 3. 2264,4. 3. sg. ind. 2188, 2. 3. pl. ind. 339, 4. 
934,3.— getuon; L sg. ind. 1720, 8. 1880,2. 2.8g. ind. 

1143.4. 1160,4. 2114,4. 2300,4. 3. sg. ind. 156, 2. 621, 
4. 849,2. 942,4. 1150,3. 1152,3. 1197,2. 1212,4. 
2031,4. 2122,4. 2149,4. — gewahsen; 3. 8g. ind. 

Zeitochr. f. ygl. sprachf. XII. 1. 3 



34 Martens 

1027,3. 1854,3. — gewerren; 3.sg. opt. 1232,3. — 
gewinnen; 1. sg. ind. 402, 4. 2. sg. ind. 1844,3. 1. pl. ind. 

1048.3. — gezemen; 3.8g. ind. 1112,2. 

H. 
Haben; 1. sg. ind. 1204, 3. 1720,3. 1920,4. 2288,2. 2.8g. 
ind. 448, 2. 1. pl. ind. 288, 2. 2. pl. ind. 1958, 4. 3.pLind. 

1033.4. 1480,4. 3. sg. opt. 769, 3. — heben; Lsg. ind. 

1846.2. l.pl. ind. 1099,2.— heizen; 1. sg. ind. 1030,2. 

1288.3. 2. sg. ind. 1702, 4. — helfen; 1. sg. ind. 64, 2. 
826,4. 1716,1. 3.8g. ind. 143, 4. 1841,4. 1854,3. 1967, 
4. 2004,2. 3. pl. ind. 930, 2. 1028,3. — hoeren; 2.pl. 
ind. 711, 3. 3. 8g. opt. 341, 4. — hoawen; 1. pl. ind. 

1948. 3. 

J. 
Jagen; 3. sg. opt. 874, 3. — jehen; 3. sg. opt 1096, 2. 

K. 
Elenken; 1. sg. ind. 1901, 4. — komen; Lsg. ind. 449,3. 

450. 3. 602, 1. 791, 3. 866, 1. 2. sg. ind. 1479, 4. 1485, 3. 

2186.4. 3. sg. ind. 237, 3. 333,2. 523,3. 714,2.4. 1207,4. 
1345,4. 1482,4. 1488,1.4.1592,1. 1663,4. 1766,3. 
2060,4. 2209,2. 2279,3. l.pl. ind. 338,2. 488,4. 832,2. 

875.4. 1075,4. 1151,3. 1527,4. 1757,3. 1942,4. 3.pL 
ind. 256, 3. 447, 1. 727, 1. 1351, 3. 1372, 1. 1441, 1. 
1586,4. 1588,2. 1653,4. — kunnen; 1. sg. ind. 10, 4. 
128,2. 367,1. 513.1. 1039,1. 1261,1. 1563,1. 1666,1. 
1895, 2. 1921, 4. 1923, 1. 2153, 4. 2205, 3. 2269, 4. 

2274.2. 2288,3. 2. sg. ind. 1424, 1. 1988,2. 3.sg. ind. 
17,3.4. 498,2. 812,2. 888,4. 1823,3. 2188,3. l.pl.ind. 
1352, 3. 3. 8g. opt. 2034, 1. — Auch bei diesem worte 
verweise ich auf den später folgenden besonderen arti- 
kel Qber das Terbom „magen". — kfinden; 1. sg. ind. 
1390,2. 

L. 
Läzen; 1. (%. ind. 448, 2. 490,1. 1346,1. 2. sg. ind. 469, 4. 
601, 1. 3. sg. ind. 1426, 3. 1487, 1. 1553, 3. 3. sg. opt 
862,2. 1757,1. 2059,3. — leben; Lsg. ind. 156, 1. 

1852.3. 2053,4.— legen; 1. sg. ind. 828, 3. l.pl. ind. 



die verba perfecta in der nibelnngendichtimg. 35 

1563, 3. — leisten; 1. sg. ind. 1844, 4. 2. sg. ind« 523, 4. 

— leschen; 1. sg. ind. 603, 1. — Hgen; 3. sg. ind. 601,2. 
-1. lönen; 3. sg. opt. 2299, 4. — lougen; 3. sg. ind. 

1709.3. — loben; 3. sg. ind. 818, 3. 1085,3. 1090,4. 

M. 
Machen; 1. sg. ind. 1354, 1. — manen; 2. sg. ind. 1206,4. 

— m&ren; Lsg. ind. 704, 4. — mugen; über dieses 
yerbnm soll später ein eigener artikel bandeln. — mOe- 
zen; 1. sg. ind. 1028, 2. 2. sg. ind. 14, 4. 771, 1. 1496, 4. 
2186, 3. 3. sg. ind. 144, 1. 1846, 3. 2207, 3. 1. pl. ind. 
374,4. 1442,4. 1451,3. 1765,4. 2043,1. 2204,4. 2.pl. 
ind. 1480, 3. 2005,4. 2040,4. 3. pl. ind. 145, 4. 444,2. 
475, 3. 1520, 4. 2012, 3. 3. sg. opt. 1022, 2. 1094, 4. 

1448.4. 2129,1. 

N. 
Nemen; 1. sg. ind. 2123, 3. 2. sg. ind. 1183, 3. 3. sg. ind. 
997,3. 1112,1. 

P. 
Phlegen; 1. sg. ind. 1895, 3. 

R. 

Räten; 3. pl. ind. 1186,2. 3. sg. opt 1183, 4. — rechen; 

2. sg. opt. 2095, 3. — reden; 1. sg. ind. 2041, 4. — ri- 

ten; 1. sg. ind. 704, 1. 1232,4. 1453,3. 2277,2. 2. sg. 

ind. 2206, 3. 1. pl. ind. 310, 2. 1522,3. 2. pl. ind. 1624, 2. 

1853.2. 3. pl. ind. 145,2. 642,2. — riuwen; 2.8g. ind. 
2123,4.— rümen; 1. sg. ind. 705, 3. l.pl. ind. 1095,1. 

S. 

Sagen; Lsg. ind. 182,1. 349, 1. 351, 1. 496,2. 711,3. 

1350,1. 2142,3. 3. sg. opt. 1307, 2. — schaffen; Lsg. 

ind. 601, 2. — scheiden; 2. sg. ind. 1112, 3. 3. sg. ind. 

2043, 2. 2. pL ind. 309, 1. — sehenden; 3. sg. ind. 

2091.3. — sehen; 2. sg. ind. 1459, 3. 3. sg. ind. 1392,3. 
1879, 3. 1. pl. ind. 375, 1. 2. pl. ind. 194, 3. 3. pl. ind. 
162,2. 2058,4. 3. sg. opt. 1048, 3. 1096, L — senden; 
1. sg. ind. 1966, 4. — stn; s. wesen. — slahen; Lsg. 
ind. 1759,1. 2209,4. 2. sg. ind. 2123, 2. — soln; Lsg. 
ind. 303, L 3. 448,3. 589,4. 591,4. 853,3: daz sol ich 

3* 



96 Hurten» 

immer dienen. 1091,2. 1131,4. 1138,2. 1162,3. 1254,2. 
1404,4. 1800,1. 1921,1. 2027,2. 2053,4. 2.8g.ind. 
771,4. 2288,2. 3. sg. ind. 488, 3. 490,2. 827,4. Ein 
panctum darf offenbar nach diesem verse nicht stehen. 
829,4. 872,3. 1352,2. 1865,4. 1933,2. 2027,4. 2081,4, 
2124,4. 2196,4. 2291,4. 1. pl. ind. 174, 3. 490,4. 639,1. 
874,1. 910,3. 1024,3. 1562,3. 1595,1. 1847,2.4. 1942,4. 
2018, 2. 2. pL ind. 931. 4. — stän; 3. sg. ind. 329, 3. 
1486,2.— sterben; S.pLind. 149,2. — striten; 3.pl. 
ind. 1717, 2. — sümen; 1. pL ind. 496, 3. 3. sg. opt. 
2291,4. 

T. 

Teilen; 3. sg. opt. 1069, 4. — toafen; 3. sg. opt. 1202, 3. 

— tragen; 1. pl. ind. 1879, 2. — troesten; 3.8g. ind. 

1027,3.— trouwen; 1.8g.ind.483,2. 816,2. — tuen; 

Lsg. ind. 85,1. 379,4. 469,4. 577,1. 605,1. 640,4. 

676.1. 726,4. 805,3. 812,3. 828,2. 848,1. 1014,3. 
1200, 2. 1206, 3. 1913, 1. 2. sg. ind. 224, 4. 3. sg. ind. 
497,4. 867,4. 1086,1. 1266,2. 1459,4. 1948,3. 2073,3. 
1. pl. ind. 1353, 1. 1475,2. 2. pl. ind. 2203, 4. 3.sg.opt. 
1421,2.— turren; 1. sg. ind. 1842, 2. 1. pl. ind. 1058,3. 
3. pl. ind. 1820, 2. 1. sg. opt 770, 4. — twingen; 1. sg. 
ind. 603, 3. 

ü. 
Ueberwinden; 1. sg. ind. 2252, 4. 1. pl. ind. 2159, 3. 

W. 
Wellen; 1.8g. ind. 224, 4. 803,2.470,4. 505,4. 520,4. 

567.2. 801,3. 810,4. 974,2. 1181,3. 1215,4. 1655,4. 
1766, 2. 1844, 1. 1929, 4. 1971, 4. 2045, 3. 2274, 2. 
2284, 2. 2288, 3. 2. sg. ind. 867, 4. 3. sg. ind. 402, 2. 
1867,2. 3. pl. ind. 1351, 1. 3. sg. opt. 523, 4. — wellen, 
wein; 1. sg. ind. 1412, 3. — wenden; 1. pl. ind. 194, 4. 
2. pl. ind. 1645, 2. 3. sg. opt. 1183, 3. — werben; Lsg. 
ind. 303, 3. S.sg. ind. 329,8.— werden; Lsg. ind. 395,4. 

402. 3. 1052, 3. 2. sg. ind. 16, 3. 406, 4. 3. sg. ind. 164, 4. 

194.4. 331,3. 566,3. 942,2. 1022,4. 1150,4. 1179,2. 
1202, 2. 1212, 1. 1420, 2. 1488, 4. 1698, 2. 1852, 1. 



die verba perfecta in der nibelongendichtimg. d7 

2136, 1. 3, pl. ind. 1207, 2. 1717, 2. 3. sg. opt. 107, 4. 
328,4. 1562,1. 1846,2. 1854,1. — wem; Lsg. ind. 
160,3. 626,3.— wesen; 1.8g. ind. 1841,4. 1843,1. 
2.8g. ind. 1197, 3. 1479, 4. 8.8g. ind. 409, 4. 1718,4. 
1839, 4. 2031, 4. 2040, 3. 2203, 4. 1. pl. ind. 908, 4. 
1074,1. 1224,3. 3. pl. ind. 83, 2. 1. 8g. opt. 603, 2. 8.8g. 
opt. 603, 2. 638,2. 1424,2. 1971,4. 2115,3. 2284,3.— 
wi8en; 3. 8g. ind. 2197, 2. — wizen; 3. pl. ind. 1824, 2. 
— wurken; 1. pl. ind. 349, 3. — wünnen; 3. 8g. ind. 
1197,3. 

Z. 
Zeigen; Lsg. ind. 1578,1. 2305,3.— zerbre8ten; 3.8g. 
opt. 2284, 3. zerg&n; 3. sg. opt. 2050, 4. — zerrinnen; 
3. 8g. opt. 164, 4. — zfirnen; 3. 8g. ind. 447, 3. 1823,4. 

2. pl. ind. 910, 3. 

n. 

Verzeichnifs der verba, deren perfectform Func- 
tion des plu8quamperfect8 hat. 

B. 

Befinden; 3. sg. ind. 167,4. 239,4. 684,4. 823,4. 1072,4. 
1439,4. 2158,4. — begän; 3. 8g. ind. 1524, 4. 1692,3. 

3. pl. ind. 1418, 3. — begraben; 3. sg. ind. 1043, 1. 3.8g. 
opt. 1005, 3. — bekennen; 3.8g. ind. 429,4. — be- 
liuhten; 3. sg. ind. 1640, 2. — benemen; 3. pl. ind. 
1081,3.— bescheiden; 3. sg. ind. 19, 2. — besitzen; 
3.8g. ind. 1840, 3. 3.sg. opt 1330, 2. — betwingen; 
3. 8g. ind. 2287, 3. — bieten; 2. pl. opt. 2271, 4. 3. pl. 
opt. 315, 3. — biten; 3. sg. ind. 1927, 1. — bringen; 
3.8g. ind. 198,3. 1324,4. 1514,1. 3. ji ind. 635, 3. 3.8g. 
opt. 821, 4. 1335,2. 

D. 
Dagen; 8.8g. ind. 118, 3. — doen; 3.8g. ind. 1985, 2. 

E. 
Enbieten; 3. sg. ind. 1437, 3. — entladen; 3. pl. ind. 
1521,1. — erbieten; 3. sg. ind. 638, 4. 1021,1.— er- 



38 liartens 

finden; 3. sg. ini 46, 3. 151,4. 257,2, 637,4. 1051,2. 
1266,4. 1344,4. 1438,1. 1774,1. 3. pl. ind. 199, 3. 274, 

2. 3.8g.opt819,3. 949,3. 1871,1.— erg&n; 3. 8g. 
ind. 849, 3. 3. sg. apU 548, 1. — ergeben; 3. pl. opt. 
2278, 3. — erholen; 3. 8g. ind. 209, 3. — erhören; 
3. 8g. ind. 500, 4. 1627,4. 1932,1. 3. pl. ind. 2194, 1. — 
erkennen; 3. sg. ind. 52, 3. 80.4. 1697,3. 1722,1. — 
errechen; 3.8g. ind. 2023, 2. — ersehen; 3.sg.ind. 
3034, 2. 1507, 1. 1700, 3. 1710, 1. 1780, 1. 1851, 1. 
1918, 1. 2221, 1. — erslagen; 2. 8g. ind. 2267,2. — 
ersprengen; 3. sg. ind. 877, 1. 879,1. 3. pl. ind. 887, 3. 

— ersterben; 3. sg. ind. 1083, 1. 2092,3. — erstri- 
ten; 3. sg. ind. 665, 3. — ertagen; 3. 8g. ind. 750, 1. — 
erziugen; 3. sg. ind. 779, 4. 

F. V. 
Verbieten; 1. sg. ind. 2247, 4. — verjehen; 3. sg. ind. 
561,3. — yerliesen; 3. sg. ind. 978, 3. — Ternemen; 

3. sg. ind. 61, 1. 110,2. 343,2. 407,1. 650,3. 1101,1. 
1637,1. 1845,1. 3. pl. ind. 138, 4. 1031,1. 1366,3.— 
versinnen; 3. sg. ind.923, 4. -— yersniden; 3.8g. ind. 
408, 2. 897, 4. — verswenken; 3.8g. ind. 636, 1. — 

— finden; 3. sg. ind. 39, 3. 148,1. 206,1. 499,1. 3.pl. 
ind. 1278, 4. 3. sg. opt. 715, 4. — volkomen; 3. pl. ind. 
547,1. 3. sg. opt 2155, 1. — yolsprechen; 3.8g. ind. 
1121,3. 2111,1. 

G. 
Geben,* 3. sg. ind. 716, 2. 3. pL ind. 752, 3. — gebieten; 
3. sg. ind. 385, 4. 424,1. 634,1. 1230,4. 1325,3. 1589,2. 
1605,1. 1927,1. 2066,3. 2090,3. 2213,2. - gebin- 
den; 3.sg.ind.454,2. 461,3.462,4. 1466,4. 1504,4. 
1535,1. 1675,4, 1995,2. 2002,2. 2052,2. — gebiten; 
3. pl. ind. 1195, 1. — gebrechen; 3. sg. ind. 431, 1. — 
gedienen; 3. sg. ind. 1806,1. — gefähen; 3. sg. ind. 
2208,2.— gefreischen; 3. sg. ind. 52,1. 485,4. 1656,2. 
3. pl. ind. 1567, 2. — gefrumen; 3. sg. ind. 540, 3. — 
gehoeren; 3.8g. ind. 51,1. 546,2. 640,2. 808,4.915,4. 
993, 1. 1154, 1. 1214, 1. 1802, 1. 1925, 1. 2036, 3. 



die verba perfecta in der nibelungendichtimg. 39 

2180.3. 2188,4. 2285,1. 3.pL ind. 756, 1. 1707,1. 

2054.1. — gelaufeo; 3. sg. ind. 923, 3. — gelegen; 
3.8g.ind. 633,2. 3. pl. ind. 1478, 3. — geligen; 3.8g. 
ind. 436, 3. 756, 3. — geloben; 3. 8g. ind.570, 1. 2143,1. 
3. pL ind. 2144, 2.— genemen; 3. 8g. ind. 561, 1. 661,4. 

1126.4. 1771,3. 3. pl. ind. 165,4. 1571,1. — gerÄten, 
nbd. raten; 3. 8g. ind. 526, 4. 554,1. 1334,1. — gera- 
ten, nhd. wohin gelangen; 3.8g.ind. 900, 1. — gg- 
ren; 3. 8g. ind. 1534, 4. — gerihten; 3. 8g. ind. 1503, 3. 
— gertten; 3. 8g. ind. 1547, 1. — gerueken; 3. 8g. 
ind. 2210, 2. — gerümen; 3. 8g. ind. 1935,1. — ge- 
schehen; 3.8g. ind. 571, 1. 777, 1. 1195, 3. 1331, 4. 
1600, 4. 1857, 4. 1940, 3. 2023, 1. 2169, 1. 2235, 4. 
2297, 1. — gescheiden; 3. pl. ind. 1815, 1. — ge- 
Bchouwen: 3. sg. ind. 850, 4. — gesehen; 3. sg. ind. 
-f77Tr73,4. 131,3. 137,3. 271,3. 285,4. 640,2. 793,3. 
851,1. 912,3. 1046,4. 1281,3. 1306,1. 1564,3.1778,1. 
3. pl. ind. 730, 4. 1263,2. 3. sg. opt 780, 2. 1960,3. 2pL 
opt. 1355, 3. — gesellen; 3. sg. ind. 1743, 1. — gesin- 
gen^ 3. sg. ind. 300, 1. 1004,1. — gesitzen; 3.sg.ind. 

666.3. 1297,1. 1549,2. 1807,1. 3. pl. ind. 758,1. 1298,3. 

1607.2. 1699,1. 1946,1. 3. pl. opt. 1836, 1. — gesla- 
gen; 3. sg. ind. 201, 3. — gesprechen; 3.8g. ind. 362,2. 

457.4. 605,4. 671,3. 1046,3. 1195,2. 1353,3, 1802,1. 

— gestän; 3. sg. ind. 899, 1. — getragen; 3.8g. ind. 
38,3. 3. pl. ind. 485, 3. 779,1. 1521,1. 3.pl. opt. 1209,1. 

— getreten; 3. sg. ind. 1888, 1. — getrinken; 8. sg. 
opt. 919, 4. — getruckenen; 3. pl. ind. 1189, 3. — 
getuon; 3. sg. ind. 1822, 2. — geturren; 3.8g. ind. 

459. 1. 526, 2. — ge weinen; 3. sg. ind. 1040, 2. — ge- 
winnen; 3.8g. ind. 168,4. 186,4. 294,3. 335,2. 368,1. 

476.2. 525,4. 764,1. 1305,4. 2256,1. 3. pl. ind. 424, 1. 
821,1. 2011,3. 3. sg. opt. 106, 4. — gewurken; 3.sg. 
ind. 66, 3. 

H. 
Haben; 3. pl. ind. 222, 2. 1. sg. opt. 1544, 4. 2. sg. opt. 
1725, 4. 3. sg. opt. 927, 3. 3.pl. opt. 905, 3. — he- 



40 miteM 

beo; 3.8g. opt. 1731, T. — hoeren; 3. pl. ind. 168,1. 
549, 1.' 

J. 
Jehen; 3. sg. ind. 624, 1. 

K. 

Komen; 3.pL ind.40, 4. 166,3. 176,1. 264,3. 296,1. 

385,4. 473,2. 495,4. 539,1. 634,4. 712,2. 720,4. 

748,3. 754,3. 1166,4. 1182,1. 1244,1. 1247,1. 1370,1. 

1423, 1. 1558, 1. 1561, 1. 1568, 3. 1656, 1. 1809, 1. 

2013. 1. 2014, 1. 2180, 1. 3. Bg. opt 1006, 1. 1238, 3, 
3. pl. opt 81, 1. 86, 1. 186, 4. 1116, 4. 1367, 1. 1370, 4. 
1435,3. 1632,2. 1652,3. — können; 3. sg. ind. 98, 1. 
281,3. 506,4. 780,1. 859,4. 905,2. 1010,2. 1253,4. 

1569.2. 1630,2. 1820,4. 1884,2. 1895,4. 1981,4. 

2098.2. 2215,4. 2220,4. 2223,4. 3. pl. ind. 237,4. 648,4. 

1211.3. Cf. »mngen«. 

L. 
Laden; 3. sg. ind. 632, 4. — ligen; 8. sg. ind. 1329, 1. 

If. 
Mugen; s. den besonderen artikel Aber dieses verbum 
(no. IV). 

N. 
Nemen; 3. pl. ind. 99, 3. 3. sg. opt 258, 1. 

P. 
Phlegen; 3. pl. ind. 39, 1. S.sg.opt 2211, 1. 

Q. 
Queinan, ahd.; 3. pl. ind. 1571, 2. 

B. 
B&ten; 8. sg. ind. 88, 1. — ringen; 3. sg. ind. 503, 4. — 
rtten; 3. sg. ind. 228, 3. 970,3. — rfieren; 3.sg.ind. 
749,3. 

S. 
Sagen; 8. sg. ind. 81, 4. 863,2. 3. pL ind. 1514, 3. — se- 
hen; 3. sg. ind. 19, 1. 561,4. 3. sg. opt 133, 1. 3.pLopt 
133,3. — stn; s. wesen. — sitzen; 3. sg. ind. 347, 1. 
3. sg. opt 1811, 1. — slagen; 3. sg. ind. 187, 1. 1506,3. 
3. pl. opt 941, 4. — sntden; 3. sg. ind. 353, 4. — sein; 



die verba perfecta in der nibeluDgendichtimg. 41 

2. 8g. opt. 1725, 4. 3.8g. opt. 281,3. 780, 1. — 8precheii; 
3. 8g. ind. 131, 4. — 8tr{ten,- 3. pl. ind. 1561, 1. 

T. 
Tragen; 3. pL opt. 1264, 4. — troesten; 3. sg. ind« 
1039,3.— tuon; 3. 8g. ind. 1877,3. 3. pl. ind. 2213, 2. 
3. 1^. opt. 208, 3. 1039,4. 1273,1. 1462,4. 1517,8. 
1928,4. 3. pl. opt 970, 2. 

U. 
Underwinden; 3. sg. ind. 484, 1. 

W. 
Werden; Lsg. ind. 673,3. 3. sg. ind. 21, 1. 3. 85,2. 47,4. 
51,2. 147,1. 198,4. 283,4. 424,2. 578,3. 632,1. 
751,2. 945,3. 966, 2. ,977, 3. 1041,1. 1555,1. 1772,2. 
2187, 2. — wesen; 3. 'sg. ind. 1332, 2. 1. sg. opt. 1565,2. 
3.8g. opt. 214, 3. 632,2. 927,3. 983,1. 1161,4. 1307,3. 
1813, 4. 1863, 2. 1990, 2. 2135, 1. 2157, 2. 2215, 4. 
2232,3. 2257,4. 3. pl. opt. 1910, 3. — wizzen; 3.8g. 
opt. 133, 1. 3. pl. opt. 970, 1. 1986, 2. 

Z. 
Zemen; 3. sg. opt. 1054, 2. — zerfüeren; 3. sg. ind. 
619,4. — ziehen; 3. sg. opt. 13, 2. 

Waidenburg, Kanton BaseDand im juli 1862. 

Heinrich Martens. 



42 Teeken 

WeichbUd. 

Alle bisherigen versoche, das in mittelalterlichen ar- 
kunden, besonders Lfibecks und der norddeutschen stftdte, 
eine so groise rolle spielende wort wigbelde abzuleiten 
oder zu erkUren, sind, wie man anerkennen muis, verun- 
gl&ckt — Hoffentlich wird nachfolgender versuch näher 
zum ziele treffen. 

Die Schreibweise des wertes varürt in den dieser Un- 
tersuchung zu gründe liegenden quellen und Urkunden viel- 
fach. Es kommen vor: wigbelde, wichbelde, wic- 
belde, wigbilde, wigbel, wigbelede. Die zuerst 
angefahrte Schreibweise bildet die rege!. Wigbilde kommt 
selten vor. 

Nach unserer meinung heifst Wigbelde wörtlich: 
kriegsbauwerk, befestigung. 

Da/s Wig, Wie, Wich kri^ und kämpf bedeutet, 
bedarf keines beweises*). 

Das wort beide, bilde in der bedeutung bauwerk 
mufs sich schon sehr früh aus der deutschen spräche ver- 
loren haben. Unseres wissens hat es sich nur in dem eng- 
lischen build und in the bield (obdach, hütte) des schot- 
tischen Idioms**) noch erhalten. 

Das wort wigbelde selbst kommt in dreierlei auf 
den ersten blick sehr verschiedenen bedeutungen vor. Er- 
stens als bezeichnung von Ortschaften, die von Städ- 
ten und dörfern unterschieden werden. Man bat hierbei 
das wort bisher meistens durch flecken erklärt, z. b. bei 
^rolle der wismarschen leinweber von 1415^. Tho deme 
Ersten dath niemandt schal In dem vorbenomeden Ampte 

*) Nebenbei wollen wir folgende interessante worter citiren. Bewi- 
ghen; Grtutoff thl. I p. 165 heifst zum krieg ansrUsten. Wich spei; 
Graatoff thl. I p. 206 =s kleiner krieg, Scharmützel. Wichhus; Grautoff 
an manchen stellen =: ein halb rundes oder ein eckiges, in die Stadtmauer 
älterer stJidte eingefügtes thurmartiges gebäude, diente mit geschiltzen verse- 
hen zar vertheidignng der mauern und stadtthore; mitunter nach Reimar 
Kock zur einstweiligen Unterbringung von gefangenen. In Rostock ist dies 
wort noch im gebrauch. — Wichhushuiptmann ist noch heute in Neubran- 
denburg eine bürgerliche Charge. 

♦♦ ) W. Scott Antiquary. Chapt IV. 



Weichbild. 43 

synes soloes werden, he en hale efte bringe tage, briene 
▼an der stadi, dar he lest gewanet efte gedienet heft, dath 
syne handlang ynde achte gad synn, Were oaer dath he 
were edder qweme van wighbelden edder dorpenn, dar 
men nine Ingesegele hedde ynd brukede, so mach he datt 
mith twen gaden Laden bethugen, dath syne handelinge 
vnde achte gadt synn. Dals diese erklftrang aber nicht 
den begriff des wertes erschöpft, wird eine vergleichang 
derjenigen stellen in Grantofis Chroniken, wo wigbelde als 
bezeiohnong eines ortes gebrancht ist, beweisen: Theil I 
p.44. 81. 254. Thl. II p. 4. 7. 106. 141. 463. 468. 503. 
507. 516. Bei der grolsen mehrzahl dieser stellen er- 
giebt nämlich der inhalt oder der zasammenhang anver- 
kennbar, dafs wigbelde einen befestigten ort bezeich- 
net, wobei noch zu bemerken ist, dals yielfach dieselben 
orte, die hier wigbelde heifsen, an andern stellen dessel- 
ben buches oder in andern nahezu gleichzeitigen Urkunden 
durch flot, has und castrum bezeichnet werden. Mei- 
stens waren die genannten Ortschaften allerdings wohl 
flecken oder unbedeatende Städtchen, und dals die Chroni- 
sten sie als wigbelde auszeichnen, geschah sicher darum, 
weil die befestigung eben die hauptsache an ihnen war. 
Dafs Städte befestigt waren, verstand sich im mittelalter 
von selbst. 

Als beweisstflck diene folgende stelle: Dosulves toch 
hertich olrik van stargarde in de marke yan bran- 
denborch unde bestallede en wigbelde yredeborg. 
He Steg oyer de muren to en in, und wan id, unde do 
he id gepuchet hadde, do stickede he id an, unde brande 
id mestich uth. Grautoff thl. 11 p. 463. Noch bezeichnen- 
der, aber zum abdruck zu lang ist die stelle: thl. II, 
p. 503. 

Die zweite bedeutung des wertes ist die noch heute 
gebräuchliche: die begränzung des Stadtgebietes. 
Item si aliquis infira ciyitatem yel intra civitatem infra 
marohiam civitatis yel wichbilde se intro miserit, vel 
acceperit quidquid de rebus civitatis etc. Lübecker ur- 



44 Teeben 

kundenbach thl. I, CLXV (um 1250) Nemo potast alioai 
propter homicidiom infra Civitatis marchiam siye wikbdde 
perpetratmn citare etc. lustitia Lubicensis Westplial. mo- 
nument. inedit. Tom III, p. 627. Item si forsan Bnrgen- 
siam aliquis extra terminos Marchiae äve Wichbdde Ci- 
vitatis fiierit occisus etc. ibid. 

Van wicbel deme Rechte. So gedan Recht alse 
wi hebbet in unser stat, also gedan hebbe we also verre 
alse unse wicbelde reket unde wäret. Westphal. monument. 
inedit Tom III, p. 652. Spätere Variante dieser bestim- 
mung: so och buten der stad also veme als er veitmarket 
unde vriheit nnde ere lantwere keret. Hach ftlter. iQb. 
recht. Cod. TL. art CXCII anmerk. 

Vergleicht man hierzu noch folgende parallelstellen: 
Umme scult unde uppe Erve ne mach ne Man tughen he 
ne hebbe Erve alse Goet alse tein March binnen Wic- 
belde. umbesetene Lude moghen tnghen slaghe unde vech- 
tinge, unde that se thar af wethen. Statuta Stadensia de 
anuo 1279. Senckenberg selectjur. Thl. II, p. 295. Qni 
veritatem aliquam probare vel testificari debuerint; septa 
sui domicilii infra munitionem civitatis continebunt. si 
non habuerint testari non possunt. Hach Cod. I, art. LXVII. 
(anno 1188—1226), so wird wohl kein zweifei übrig blei- 
ben, dafs auch dieser bedeutung der ursprüngliche sinn des 
Wortes „befestigung^ zu gründe liegt. 

Die dritte bedeutung von wigbelde ist rente oder 
zins. Auch diese bedeutung des wertes ist noch heute 
nicht ganz und gar erstorben, denn nach Pauli lüb. zu- 
stände leiht ein richtiger Lübecker sein geld noch diesen 
tag auf wiboldsrenten aus; wie aber das kriegerische 
wicbelde zu einer so friedseligen bedeutung gekommen sein 
kann, ist ein verwickelter handel, und ohne erläuterung des 
wigbelderechtes gar nicht zu begreifen. Das wigbel*- 
derecht im weiteren sinne hei&t nichts anderes als das 
stadtrecht, das bis zur stadtscheide geltnng hatte. So 
gedan Recht alse wi hebbet in unser stadt, also gedan 
hebbe we also verre alse unse wicbelde reket unde wäret 



weichbUd. 45 

Was aber wigbelderecht im engeren sinne bedeutet: 
quod tarnen qnale sit, ne a pravis et perversis hominibus 
aliqaid malignitatis in postemum emergat, hie nominatim 
exprimimus. Scilicet ut eas (areas) hereditario inre 
possideant et ciyitati omnem justiciam faciant, et si cui 
venditionis aut exposicionis voluntas faerit, primo abbati 
aream suam com edificiis, qae in ea contraxit, eodem pre- 
cio, quo altero emenda sit, ofTerat. Quam si yoluerit, ao 
ceptet; sin autem, libere illam vendat, salvo oensu mona- 
sterii. Si abbas domi non faerit, VIII illum diebus ex- 
pectet; postea, quod ejus Yicario, cui ipse hanc potestatem 
permisit, visum fnerit, fiat. Si quis autem venditionem 
yel expositionem'fecerit, et abbati vel ejus provisori aream 
suam non obtulerit, IP* solidos abbati aut ejus vicario per- 
solvat. Similiter qui censum suum ultra statutum termi- 
num IP* dies neglexerit, I solidum persolvat. Lübeckisches 
urkundenbuch 1. abth. no. VI (bald nach 1 182) mit folgender 
registratur: Arnold abt des St. Johannisklosters zu Lübeck 
beurkundet die bedingungen, unter welchen einige von dem 
Stifter des klosters, bischof Heinrich I von Lübeck aus 
seinen mittein dXr das kloster erkaufte grundstücke „areae 
in prefata civitate civili vel forensiiure quod wigbeledhe 
dicitur^ ausgetban sind. 

Eine andere authentische interpretation des Wigbelde- 
rechtes lautet: Quicunque habet aream to wichbelde rechte 
unde datur sensns annuatim et si possessor aree censum 
non dederit XIIII diebus post pascha vel XIIII diebus post 
festum beati michaelis, si dominus aree vult exequi coram 
advocato is qui censum non dedit tempore statuto advo- 
cato IUP' sol. componet et censum dabit duplo et si in 
area quicquam edificavit nemini vendere poterit edificia, 
vel edissipare nisi domino cujus est area primum exhibeat 
et si velit secundum estimationem bonorum vivorum emat. 
Hach. Cod. II art LXXXVII (a. 1294). 

Wir haben also unter dem namen wigbelderecht ei- 
nen erbsinscontract vor uns über eine area mit jährlichem 
festbestimmten zins, dem Vorkaufsrechte des erbpachtstückes 



46 Teehen 

und der darauf befindlichen baulichkeiten auf Seiten des 
Verpächters, strengen strafen bei säumiger Zinszahlung, und 
dem yerbote gebäude abzubrechen oder zu verkaufen, ohne 
sie vorher dem Verpächter zu kaufe anzustellen. 

Dies rechtsinstitut spielte f&r die entwickelung . der 
bürgerlichen Verhältnisse der norddeutschen städte, in spe- 
cie Lübecks, eine sehr wichtige rolle. Nach Pauli kam 
bei der grOndung der stadt der grund und boden dersel- 
ben in den besitz der verhältnüsmäfsig wenig zahlreichen 
familien der vornehmen und reichen altbOrger, so dafs diese, 
zugleich mit den geistlichen Stiftungen, fast als die allei- 
nigen besitzer der städtischen bodenfläche, die in areis oder 
wurten abgetheilt lag, anzusehen sind. 

Von diesem besitze des „fri torfachtig Egen^ hing 
das recht dieser familien, den rathsstuhl zu besetzen, mit 
ab. Für die rasch zuströmende menge der neuen bürger 
der Stadt mufste grund und boden zum häuserbau abge- 
treten werden. Der verkauf hatte Schwierigkeiten, begrün- 
det in dem starren familienrechte, das veräuisemng von 
grundbesitz nur unter Zustimmung aller familienglieder er- 
laubte; in der natürlichen abneigung der altbürger, neue 
familien in den besitz des „fri torfachtig Egen^ konmien 
zu lassen, und diesen damit ansprüche an den mitbesitz 
des rathsstuhls einzuräumen; in der Schwierigkeit, die es 
ohne zweifei f&r den grölsten theil der neuen bürger hatte, 
das geld f&r den reinen ankauf von grundbesitz anzu- 
bringen. 

Aus diesen gründen wurden die wurten ganz oder 
theil weise zu erbpacht veräufsert, sehr warscheinlich ver- 
kauft. Das recht, den zu ostem und michaelis fälligen 
pachtschilling successive oder auf einem brette durch erle- 
gung einer angemessenen geldsumme abzulösen und so zum 
freien eigenen besitz zu kommen, wurde im anfang wohl 
nur ausnahmsweise den erbpächtem gestattet, doch scheint 
man mit der zeit mit der einräumung dieser befugnifs li- 
beraler geworden zu sein. Gleich nach dem grolsen brande 



weichbUd. 47 

ZU Lübeck (1276) wurde es ausnahmsloses gesetz, dals alle 

solche renten ablösbar sein sollten. 

CXXV. dor ene ghemene nut to banden na deme gro- 

ten brande wart dat rech ghemaket, dat al dat wicbelde 

gbelt dadt yordmer to queme men weder kopen muchte 

io omme also Tele alse it gekoft wart. 

CXXVII. We so aver sit uppe wortinse dat vor dem 
brande was unde dat dho dat recht hadde dat men it nicht 
weder copen muchte dat schal ok nn vordmer to kopende 
licghen des scholen aver se under tuschen oyer en dreghen 
ofie se mogben kunnen se des nicht over en dreghen men 
schalet bringhe yor den rat so wo it den de rat set un- 
der en also schalet stede wesen ane weder rede. Hach. 

Cod. n. 

Ohne zweifei wird dies rechtsinstitut seine benennung 
von dem objecte desselben erhalten haben. Die areae wur- 
ten, um welche es sich handelt, werden wie noch heute die 
wurten in mecklenburgischen bauerndörfem mit einem erd- 
aufwurf und zäun befriedet gewesen sein. Den namen 
Wigbelde dafür werden wohl die ersten gründer derselben 
aus Westphalen mitgebracht haben, und dieser name wird 
schon in den ersten generätionen unverständlich geworden 
und seine eigentliche bedeutung in Vergessenheit gerathen 
sein. Ein zeugnifs fbr diese ansieht hat uns eine inscrip- 
tion des wismarschen stadtbuches, geschrieben zwischen 
1250—1260, erhalten. Dieselbe lautet: 

Kadolfus fiiso assignavit et locavit aream suam nico- 
lao custodi porte de qua ipse et heredes ipsius percipiet 
quolibet anno octo solides et hoc iure civili (na Stades 
rechte) quod vulgo haggerseymrechte wigbelde- 
seym rechte dicitur. 

Das wort „haggerseymrechte^ ist im stadtbuche durch- 
strichen, und es versteht sich von selbst, dals beide werte 
niedergeschrieben worden sind, um sich gegenseitig zu er- 
klären. Weifs man, dafs das alte sächsische wort „seim^ 
*gränze heilst, so sieht man aus dem werte hagger, zäun. 



AH Techen 

einbägoDg, welches der Stadtschreiber hier mit Wigbelde 
synonym anwendet, die ursprüngliche bedeutung des Wig^ 
beides wieder an das licht treten. — Dais dies wort aus 
Westphalen eingewandert sei, lälst sich daraus vermathen, 
dafs eine grofse anzahl der ältesten lübischen patricierfiiH 
milien die namen von westphälischen Ortschaften als fami- 
liennamen f&hrten, und dais in Levin Schflcking's romane 
Paul Bronckhorst noch in neuerer zeit ein westphftlischer 
bauer mit der ehrenbenennung „wehrfester^ angeredet wird, 
die sich mit wigbelder*) vollkommen deckt. 

Das eben geschilderte fngbelderecht ward in Lübeck 
und den st&dten des lübischen rechtes yod groiser Wich- 
tigkeit bei der entwickelung des geld Verkehrs, der durch 
das kanonische recht, welches geld auf zinsen zu verleihen 
verbot, sehr gehemmt und eingeengt wurde. In Städten, 
deren lebhafter handeis- und gewerbeverkehr eine fireiere be- 
wegung des capitals zur nothwendigkeit machte, konnte ein 
solches verbot nicht aufrecht erhalten werden; man umging 
es durch den rentenkauf. Wer geld brauchte und es an- 
geliehen erhalten konnte, verkaufte die bedungenen zinsen 
als jährliche rente, und zwar, da die alten als praktische 
lente vom persönlichen kredit nicht viel hielten, aus lie- 
genden oder stehenden erben. Hierbei kamen ganz von 
selbst die statutarischen und gewohnheitsrechtlichen be- 
stimmungen des wigbelderechtes in anwendung; man ver- 
lieh sein geld nach wigbelderecht, und das wigbelde, 
dessen eigentliche bedeutung niemand mehr kannte, glitt 
in die bedeutung „reute*' hinüber. Der Schuldner 
verkaufte wigbeldegeld oder schlechtweg wigbelde aus 
seinem grundstück, unter denselben bedingungen, unter 
welchen wurten ganz oder theilweise zu erbpacht ausge- 
than wurden. Wer sein wigbeld nicht pünktlich an den 
gesetzlichen oder verabredeten terminen entrichtete, unter- 
warf sich eo ipso den strafen des vngbelderechtes, und es 



*) Wigbelder heirsen in einer stelle in Grantoffs Chroniken die bewob- 
ner eines wigbeldes. 



Weichbild. 49 

verstand sich von selbst, dafs der insolvente Schuldner, 
wenn er sich nicht anders helfen konnte, dos grundstück, 
aas dem er das wigbelde verkauft hatte, dem gläubiger 
aoflassen moiste, so gut wie der vererbpächter sein grund- 
stück zurQcknahm, wenn der erbpfichter ihm nicht gerecht 
ward. Persönlich waren weder der wigbeldeschuldner noch 
der wurtenpftchter weiter verhaftet. — Durch die statuta- 
rische verftlgong gleich nach dem grolsen brande, dals al- 
les vngbeld^eld von nun an rQckkäuflich sein sollte, er- 
hielt dies Institut seinen abschlufs. Die noch bleibende 
Schwierigkeit, dafs der rentenkäufer sein capital nicht wie- 
der kündigen konnte, wurde wohl nicht sehr empfunden, 
da bei der grofsen realsicherheit, mit welcher dasselbe 
fundirt wurde, die wigbelde wie heut zu tage gute hypo- 
theken von band zu band verkauft werden konnten. Auch 
hielt man sich später durch Verabredung zu stadtbuche 
die gegenseitige kündigung frei. 

Von der zeit, an welcher wigbeld als bezeichnung die- 
ser art reuten in gebrauch kam, erlosch der name wig- 
beldsgeld oder wigbeldszins ftlr den erbpachtzins der ver- 
erbpachteten wurten, und wurttinze trat an dessen stelle. 

Aber auch der name wigbelde in seiner neuesten be- 
deutung erlosch allmählig, seitdem geistliche genossenschaf- 
ten und gotteshäuser sich lebhaft bei den rentenkäufen be- 
theiligten, und man kein interesse mehr daran hatte ans 
furcht vor den geistlichen rügen und strafen, den zinsen- 
verkehr durch einen geheimnilsvollen namen zu verschleiern. 
In der letzten hälfte des 14. Jahrhunderts kommt das wort 
in diesem sinne schwerlich mehr vor. Es hieis einfach 
redditus und reute. 



Wismar. Tech 



en. 



ZeitBcbr. f. Tgl. sprachf. XII. 1. 



50 Paul» 

Das praeteritum reduplicatum der indogerma- 
nischen sprachen und der deutsche ablaut*). 

Nicht Aber function and wesen des praeteritum redu- 
plicatum wollen ¥nr sprechen, sondern rein lautlich über 
die form desselben, und deshalb sei auch die art und weise 
der besprechung rein formal gehalten. Das bisher über 
diesen gegenständ gesagte lassen wir unberücksichtigt, we- 
nigstens citiren wir nicht ängstlich jede stelle, wo vielleicht 
derselbe oder ein ähnlicher gedanke zu finden, wenngleich 
wir bemerken, dafs Holtzmanns Untersuchungen uns grofsen 
einflufs für das verständnifs des ablauts gehabt haben; hier 
wollen wir blofs die gegebnen formen selbst analysiren. 
Wir beginnen mit der endung. Dieselbe lautet f&r das 
activ im: 



sanskrit: 


griecbiBchen : 


goihischen : 


a 


a 


— 


ithd oder tha 


«ff 


t 


a 


€ 


— 


iva 


fehlt 


u 


äthuP 


error 


uts 


ktUB 


arov 


fehlt 


ima 


afABV 


um 


k 


aTB 


uj, 


üs 


dai 


an. 



Das praeteritum reduplicatum ist ein ursprüngliches (soge- 
nanntes praesentisches tempus) und hat demnach auch die 
ursprünglichen endungen zu fordern, d. h. die des praesens. 
Dieselben sind im: 



*) Obwohl die im folgenden auftatz entwickelte theorie nur eine weitere 
auAfUlirung von Iloltzmann's ansieht ist, glaubten wir ihr doch bei der im- 
mer noch zu erwartenden entscheidung der frage, einen platz in der Zeit- 
schrift nicht vertagen zu dUrfen, weil sie die conseqnenzen möglichst nach 
allen selten zu ziehen bemüht ist und dadurch einen wohl beachtenswerthen 
beitrag zur beurtheilung jener ansieht giebt. Wir bemerken übrigens, dafs 
der aufsatz uns bereits vor längerer zeit zugegangen ist, als die abhandlung 
von Grein „ablaut, rcduplikation u. s. w.** noch nicht erschienen wsr. 

Die redaktion. 



daa praeteritam reduplicatum der indogenn. sprachen u. 8. w. 51 



sanskrit: 


grieohischcn: 


gothiiichen: 


ämi, 


Smi 


a 


ft 


asi, 


äsi 


€*ff 


18 


all, 


ati 


11 


il» 


ävas, 


avas 


fehlt 


08 


athas, 


athas 


crov 


ats 


atas, 


atas 


%tov 


fehlt 


ämas, 


amas 


OflSV 


am 


atha, 


atha 


ate 


i|> 


anti, 


4nti 


ovai 


and. 



Daraus ersehen wir: 1) die ursprOnglichen endungen des 
praesens waren: ami, asi, ati, ävas, atas (denn indisch th 
ist nur eine spätere entwicklung aus altem t), atas, ämas, 
ata, anti (die noch älteren kümmern uns hier nicht); 2) die 
endungen des praeteritum sind gegen die des praesens sehr 
abgeschwächt, am meisten im sanskrit, am wenigsten im 
griechischen; 3) das sanskrit zeigt im praeteritum einen 
Wechsel des tones in betreff der endungen, das griechische 
nicht. Also, dürfen wir schliefsen, ist der accent vielleicht 
schuld an dieser Verschiedenheit der endungen des praete- 
ritums im sanskrit, sowohl unter sich, als von denen des 
praesens. 

Die erste verbalklasse des sanskrit hat den accent auf 
der Wurzelsilbe, die sechste auf der endung, die erste hat 
guna der Wurzelsilbe, die sechste nicht, also, schliefst Holtz- 
mann mit recht, das guna ist a-umlaut des betonten wur- 
zelvocals, der unbetonte lautet nicht um. Verba der er- 
sten klasse, wie v&hami, väcämi, pätämi, deren wurzelvo- 
cal a ist, also von der wurzelform CaC (C bezeichnet einen 
beliebigen consonanten), verlängern a nicht, d. h. a auf a 
kann keinen umlaut wirken, oder nach Bopps (kl. gramm. 
B. 21) ausdruck, a hat kein guna, ä ist vriddhi zu a. Die 
gothischen starken verba folgen mit wenigen ausnahmen, 
wovon nachher, der ersten klasse. Je nach dem wurzel- 
vocal haben wir drei klassen zu scheiden: wurzeln mit a, 
mit u, mit i, z. b. vah, ruc, mih, deren praesens ist vd- 
hami, rocämi, mehämi. Dem entsprechen griechische for- 

4* 



52 Pauli 

men wie iix^> (pBv/(o, kelnw. Es ist also hier das guna 
des griech. v ein 6t;, das des i ein ei. Wurzeln der sechs- 
ten klasse sind im sanskrit tud, dip, mit dem praesens ta- 
dämi, di^ami. Die anzahl dieser wurzeln zu denen der 
ersten klasse verhält sich wie 150 : 1000 (Bopp vgl. gramm. 
I, 204). Wurzeln mit a sind in dieser klasse selten, Bopp 
a. o. föhrt majj4ti an, die wurzel sad bildet rfdami. Da- 
her fallt es nicht auf, dafs diese conjugation im griechi- 
schen mit wenigen ausnahmen, wie ylixoficu, geschwunden 
ist, und auch in den erhaltenen Wörtern ist der accent der 
ersten klasse wieder gleich geworden, doch erst zu einer 
zeit, als die umlautwirkende kraft schon erloschen war. 
Aus dem gesagten folgt, dafs die betonung der Stammsilbe 
alte regel war, von der jedoch eine anzahl verba abwi- 
chen, indem sie die erste silbe der suffixe betonten. Diese 
ab weichung fand schon so früh statt, dafs dadurch der 
Umlaut der wurzel au%ehoben wurde, weil man seine Ur- 
sache noch im ton. und folgenden a erkannte. Auffallend 
erscheint stdami für sadami von sad, allein denselben Vor- 
gang haben wir in der bildungssilbe der neunten klasse, 
wo die formen des sing, praes. act. 

prinämi, prinäsi, prinäti 
neben dem dual, und plur. 

prlntväs, prinithds, printtas, 
prtnim&s, prtntta, prindnti, 
so wie die formen des med. 

prfn^ (für piinfmi), prfntsh^, printte, 

prtntv&he, prtntmahe, prtntdhv^ 
neben 

prtn£the, prin£te, prtnäte. 
In prtn&nti und prindte ist der das suffix schliefsende vo- 
cal ausgefallen, das a gehört der endung, da das sanskrit 
in allen klassen anti, ate als endung fbr das ursprünglichere 
nti, nte oder te gebraucht. In den andern formen aber 
steht überall nä, wenn die silbe betont, nt wenn sie nicht 
betont ist. Das griechische sufBx ist vtj^ wie in SdfAvrjfiij 
ädfivtjg, ddfiPfiatj im plur. zu ddfAvafuv verkürzt, wie in 



das praeteritnm reduplicatam der indogenn. sprachen a. s. w. 53 

allen plnralformeo von Bopps zweiter hauptklasse der vo- 
cal des singnlar kurz eracheini. Es hat also auch hier 
das griechische ältere formen und es vertritt indisches i 
&n a, gerade wie in sid2mi, und wir haben die richtige 
Proportion*): 

stdami zu vahämi, wie prtntm&s zu prin&ni. 
£^ ist also die Schwächung eines unbetonten a zu i schon 
fbr das Sanskrit erwiesen und zwar vor der tonsilbe. Die 
sechste sanskritklasse sahen wir den ursprünglichen accent 
der wonselsilbe auf die erste suffixsilbe rücken und zwar 
so &üh schon, da(s dann der umlaut au%ehoben wurde. 
Diesem znge folgte die spräche in der zvnschen sanskrit 
und gothisch liegenden Übergangsperiode, wie Holtzmann 
richtig muthmafst, und alle verba fast rückten den accent 
auf die erste sufBxsilbe; allein das Sprachgefühl war erlo- 
schen, der umlaut wurde nicht mehr au%ehoben, es trat 
nur die Schwächung ein, die wir in stdami und prtntmas 
sahen, d. h. a wurde zu t oder auf deutschem gebiet zu i. 
So wurden aus v4hämi, röcämi, m^hämi fbr raucämi, mai- 
hämi die stufen vih£, riuca, miih£ oder mit lautverschie- 
buug, Wiederbetonung der wurzel und kürzung der endung 
viga, *liüha, *mfga (goth* *meiga). Nachdem so ein einwir- 
ken des accents auf die vocale erwiesen, gehen wir zum 
praeteritum über. 

Oben wurde der accent des sanskrit als muthmafsliche 
Ursache der Verschiedenheit der endungen des praet. redupl. 
sowohl unter sich, als vom griechischen bezeichnet, das 
eben gesagte erhebt diese muthmafsung fast zur gewils- 
heit. Die formen des praet. redupl. nun für die wurzel- 
formen CuC und CiC sind im: 

sanskrit: gpriechischen: gothisclien: 

bibb^da, Xiko^na^ bait, 

bibheditha, Xinoinag, baist, 

bibheda, liTiomef bait, 



*) Die Proportion ist insofern nicht ganz richtig, als sie die qiiautität 
des i nicht berücksichtigt hat. Anm« d. red. 



54 PanU 



Banskrit: 


griechischen: 




bibhidivä, 


— 


biia. 


bibhid&thns, 


XalolTtaTov^ 


biiuts, 


bibhid4tu8, 


kaloinoTOV^ 


— 


bibfaidima, 


kekolnafiev, 


bitum, 


bibhidd, 


isloinceTSj 


hitaj>, 


bibhidtis, 


liXoinä(r$9 


bitun. 



WeoQ wir das sanskrit and griechische vergleichen, so 
sind in bezog anf letzteres zwei fiUle möglich, es ist ent- 
weder das gnna des griech. plural ein ursprüngliches und 
dann fordert es auch die betonnng der wurzekilbe, wie im 
griechischen, als die ursprüngliche, oder es ist nach fal- 
scher analogie entstanden, wie später ftr oiSa^ tSptev ge- 
sagt wurde oZJa, otSaptev. Wir nehmen ersteren fall an, 
weil 1) der accent des praesens der ersten klasse durch- 
weg auf der Wurzelsilbe ruht, 2) weil das praet. redupl. ein 
praesentisohes tempus ist und sicher der analogie des prae- 
sens folgte, 3) weil es naturgemäfser ist, dals der accent 
im singul. und plur. eines tempus dieselbe stelle habe, und 
im sing, ist der accent des sanskrit der richtige, wie der 
Umlaut beweist, das griechische zog ihn später nach seinen 
gesetzen zurück*). Demnach setzen wir das ursprüngliche 
praet redupl. an, wie folgt: 

bubaüdbämi wie baüdbämi, 

bubaüdhata wie baüdhasi, 

bubaüdhati wie baüdbati, 

bubaüdhävas wie baüdhävas, 

bubaüdhatas wie baüdhatas, 

bubaüdhatas wie baüdhatas, 

bubaüdhämas wie baüdbämas, 

bubaüdhata wie baüdhata, 

bubaüdhanti wie baüdhanti, 



*) Ohne uns auf eine ausführlichere Widerlegung dieser gründe einzu- 
lassen, wollen wir nur bemerken, dafs sowohl die geschichtliche entwicke- 
luug des griechischen im besonderen als anch die ihr vorangegangene der 
Urzeit, wie sie sich durch vergleichung mit veda und vidma, vait und vitum 
crgiebt, diese annähme doch zu einer sehr bedenklichen macht Anm. d. red. 



das praeteritom redupUcatum der indogerm. sprachen u. s. w. 55 

SO da£s nur die reduplication den unterschied bildete, denn 
die sufiSxe ta*) und si in der 2.pers. sing, sind gleiches 
Ursprunges. Dieser form entspricht das griechische noch 
ziemlich genau, so wie das vereinzelte got. aig, aigum. 
Wie aber das sanskrit schon im praesens aus der ersten 
klasse die sechste durch verrückung des aocents auf die 
Suffixe und demzufolge nichtumlaut entstehen fie£s, so folgt 
sie auch hier ihrem zuge zur betonung der suffixe; wie 
dort das deutsche einstimmte, so auch hier; und wie dort 
das griechische nur vereinzelte formen entstehen liefs, so 
auch hier nur olöa, idfASVf hier wie oben in yXixo/Äai^ mit 
späterer Zurückziehung des accents auf die alte stelle. Die 
folgen dieser accentveränderung, die sich nur auf dual und 
plural erstreckt, sind folgende: 1) der accent geht auf den 
bildungsvocal a, so bleibt dieser vollwichtig gewahrt, aber 
das a der endung verflüchtigt sich zu u, der umlaut der 
Stammsilbe wird au%eboben, es wird also aus 

bubaüdhatas ein bubudh4tus; 
2) der accent rückt auf die letzte silbe, so behält diese a, 
der bildungsvocal wird i, der umlaut der Stammsilbe hört 
auf, es wird also aus 

bubaüdhämas ein bubbudima. 
Bleibt der accent auf der Stammsilbe, so bleibt entweder 
der bildungsvocal a und die endung fallt ab, oder die en- 
dung bleibt und der bildungsvocal wird i, so also 

bibfaeda neben bibhöditha. 
Abgefallen ist die endung in 

bubodba und bubudha, 
verstümmelt in 

bubudhiva und bubudhima, 
alles sicher deshalb, weil das praeteritum durch reduplica- 
tion umfangreichere, von nur einem accent zu beherrschende 
uud darum mehr dem verderben ausgesetzte formen zeigt 
als das praesens. Ueber bubudhüs nachher. 



*) Der verf. hätte vrohl daran gethan, sich über auMtzung dieber i'orin 
auszusprechen; man erwartet wohl richtiger tva oder tha. Auni. d. red. 



56 Pauli 

Das goibische ist, wie im praesens, so auch hier der 
indischen Schwester in betonung der suffixe gefolgt, und 
zwar im praeteritum schon in fiiiherer zeit als im prae- 
sens. Denn in diesem (dem praesens) ist der alte amlaut 
nicht mehr aufgehoben, nur geschwächt, im praeteritum 
aber wird er ganz aufgehoben, weil man seine ursach» 
noch fühlte. Der sing. 

bait, baist, bait 
zeigt den regelrechten umlaut, und die endungen sind im 
laufe der zeit verstümmelt. Der dual und plural 

bitu, bituts, bitum, bitul>, bitun 
neben dem praesens 

beitos, beitats, beitam, beiti]>, beltand 
zeigt aufser dem nichtumlaut des wurzelvocals das schwä- 
chere u neben a im sufBx. Dasselbe u haben wir in der 
sanskritform bibhidäs und zwar unter dem ton; nun aber 
ist es ein unding, dafs betontes a zu u werde; es muls 
also das u von bibhidäs entstanden sein, als man noch die 
Wurzelsilbe betonte*). Wir haben also etwa die reihe 

bibhaidanti, bibhaidunt, bibhaidus, bibhidüs. 
Die form bibhaidunt steht mit den formen bubudhivä, bu- 
budhim& und auch bubodha und bubudh& auf einer stufe 
in bezug auf die verderbnifs der endung, es mufs diese 
also vor sich gegangen sein, als noch die Wurzelsilbe be- 
tont war. Genau wie bibhidüs nun verhalten sich die go- 
thischen formen bitu, bituts, bitum, bitu]?, bitun. EGer 
gieng der accent nicht so unregelmälsige wege, wie im 
Sanskrit in bibhidim& neben bibhid&tus. Die alten formen 
bibhaidävas, bibhaidatas, 
bibhaidämas, bibhafdata, bibhaidanti 
wurden geschwächt zu 

bibhaiduv, bibbaiduts, 
bibhaidum, bibhaidut, bibhaidunt, 



*) Liegt doch bei nachfolgendem nasal nicht ganz aufser dem bereich 
der moglichkeit, man denke nur an die entwicklung des meist betonten un 
uus ursprünglichem an, an die des und aus anti, enti und anderes. 

Anm. der red. 



das pneteritnm rednplicatnm der indogerm. sprachen u. b. w. 57 

dann rückte der accent auf die endung, und der umlaut 
hörte auf, also 

bibhidü^ bibhidüts, 

bibhidüm, bibhidüt, bibhidün, 
oder deutsch mit abfall der reduplication, lautverschiebung 
und deutschem accent 

bitu, bituts, bitum, bitu)>, bitnn. 
Im gothischen praesens blieb der bildnngsvocal meist 
gewahrt, nur die zweite und dritte person singul. und die 
Zweite plur. schwächten ihn zu i. Die Schwächung in i 
ist regelrecht, und wäre wohl auch durch alle personen 
hindurch vollzogen, wenn sie früh genug eingetreten wäre. 
Allein weil im praesens der accent nicht einen so grofsen 
räum zu beherrschen hatte, wie im praeteritum, so wurden 
die alten vollen vocale länger unversehrt erhalten, und die 
Schwächung trat nur in den formen ein, wo die Verwandt- 
schaft der Zischlaute s und ^ mit i dieselbe begünstigte* 
Die regelmälsige Schwächung des tonlosen a ist in i, des- 
halb muls uns die Schwächung des büdungsvocals im prae- 
teritum zu u auffallen. Wir setzten die reihe 

bibhaidanti, bibhaidunt, bibhidün, bitun 
an, allein die zweite form müfste nach analogie des praes. 
bibhaidint lauten. Sprang nun der accent auf die suffix- 
silbe, so verlor die Wurzelsilbe den umlaut, sie war also 
noch empfindlich gegen tonschwäschung. Sollte die sufiäx- 
silbe unempfindlich geblieben sein gegen tonsteigerüng? ge- 
wifs nicht. Es ward aus dem aus tonlosen a entstandenen 
i durch wiederbetonung u, so da£s beim Wechsel des accents 
die Wurzelsilbe schwächer, die suffixsilbe stärker wurde, 
und dadurch das gleichgewicht des worts blieb. Wir ha- 
ben demnach fQr die zweite stufe der oben genannten for- 
men anzusetzen 

bibhaidiv, bibhaidits, 

bibhaidim, bibhaidit, bibhaidint, 
und die Schwächungsreihe ist 

bibhaidanti, bibhaidint, bibhidün, bitun. 
Dafs in bitun die vocale der form bibhidün trotz verän- 



58 Pauli 

dertem tou blieben, hat seinen grund in der bereits erlo- 
schenen Sinnlichkeit der spräche, für deren crlösoh^i anch 
die Wiederbetonung der wurzebilbe selbst als der bedeut- 
samsten ein zeugnifs ablegt. 

So viel über die regelmäfsigen wurzeln yon der form 
CuC und CiC, gehen wir jetzt über zu der form CaC. 
Umlaut von a durch a haben wir oben als nicht piöglich 
gesehen, und deshalb werden wir als Urformen des praeterit. 
redupl. einer wurzelform CaC, z. b. tan, folgende ansetzen: 

tatanämi wie vasämi, 

tat&nata wie väsasi, 

tat&nati wie v4sati, 

tatan&vas wie väsävas, 

tatanatas wie v&satas, 

tatanatas wie v&satas, 

tatanämas wie v&samas, 

tatänata wie väsata, 

tat&nanti wie vasanti. 
Dem entspricht das griech. 

yeyovay yiyovagy yiyovSf 

— ytyovatoVy yeyovarop, 

ysyovafABVf ysyovarSf yeyoväau 
wieder sehr genau. Im sanskrit dieselbe entstellung und 
Schwächung der endungen, wie bei den wurzeln CuC und 
CiC? Wie nun aber die Wurzelsilbe? In bibhidimä neben 
bibh^da, bubudbima neben bubodha ist das a des umlauts 
geschwunden, oder, rein äufserlich betrachtet, die Wurzel- 
silbe erleichtert sich durch ausstols eines a. Obwohl nun 
bei den wurzeln CaC gar kein umlaut stattfindet, so folgt 
auch hier die spräche der analogie, d. h. der rein äufser- 
iichen weise, sie wirft das a, obgleich wurzelhaft, heraus, 
sobald der accent von der Stammsilbe weicht. Es entstehen 
also die formen 

tatniva, tatnathus, tatn&tus, 
tatnimä, tatnä, tatnüs 
und auch tatnithä, da neben der betonung tatan(i)tha auch 
das Suffix betont wurd. Dies sind die formen, welche in 



dss praeteritom redaplicatum der indogerm. sprachen u. s. w. 59 

den veden noch sich finden, im gewöhnlichen sanskrit fol- 
gen dieser weise noch die wurzeln 

han, Jan, khan, gam, ghas, 
deren plural. lautet 

jaghnim&, jajnima, cakhnima, 

jagmimi, jakshimi, 
und die wurzeln mit r, denn in 

cakrv&, cakr&thus, cakr&tus, 
cakrm&, cakri, cakrüs 
ist, wie cakr-&thus, cakr-&tu8, cakr-&, cakr-üs unwiderleg- 
lich beweisen, r nichts anders, als ein r zwischen zwei con- 
sonanten, vielleicht mit einem leisen vocalischen nachklang, 
da ja zwischen r und v oder m ein i ausgefallen ist, denn 
es sollte für cakry&, caknn& lauten cakr-iv&, cakr^im4 und 
lautet auch z. b. von dr und pr dadriv&, paprimä neben 
den vollen formen dadarivi, paparim4. Und dies wird wohl 
Oberhaupt die entstehung der r-vocals sein, d. h. r entsteht, 
wenn in folge von tonlosigkeit die silbe ar das a verliert, 
es ist also ar nicht guna von r, sondern r Schwächung von 
ar. Aber die spräche gieng noch weiter, die Verbindung 
eines r mit vorhergehender muta ist ihr genehm und formen, 
wie cakr4tus werden im allgemeinen nicht weiter verändert. 
Aber Verbindungen wie tu oder welche sonst nach ausstoA 
des Wurzel vocals, wie er in tatnitus geschieht, entstehen, 
sind ihr zu hart. Deshalb wird der anlaut der wurzel vo- 
calisirt und verschmilzt mit dem a der redupUcationssilbe 
zu e, also 

teniv&, ten&thus, ten&tus, 
tenim4, tenÄ, tenüs, 
wie die meisten formen des klassischen sanskrit lauten. Ge- 
hen wir jetzt zum deutschen über, so haben wir hier die- 
selbe Sache, wie bei den wurzeln CuC und CiC. Dort war 
aih, aigum, freilich nur eine wurzel iC, der alten form und 
betonung treu geblieben, und auch hier haben wir mag, 
magum, wie griech. yiyova^ ysyovafiev neben ind. tatana, 
tatnimä. Es ist fast, als hätte die spräche absichtlich im- 
mer eine dunkle spur zurückgelassen, damit man erkenne, 



60 Paiüi 

welchen weg sie gegangen. Im übrigen ist aber auch bei 
den wurzeln CaC das deutsche dem sanskrit gefolgt, je- 
doch in seiner etwas abweichenden weise, die wir schon 
bei den wurzeln CuC und CiC kennen lernten. Die Suf- 
fixe werden also alle das u zeigen neben dem a und i des 
praesens; der wurzelvocal muls geschwunden sein, wie im 
sanskrit. Es sind also formen anzusetzen, wie 

gagbü, gagbüts, gagbüm, ^bül>, gagbün, 
die aber nicht existiren, sondern wie im sanskrit zu 

gebu, gebuts, gebum, gebuj>, gebun 
geworden sind. Und diese vocalisirung des wurzelvocals 
hat im deutschen auch die verba mit r ergriffen, es ist nicht 
wie im sanskrit 

cakr&tus, cakrmi, 
so im gothischen 

babruts, babrum 
geblieben, sondern ebenfalls 

beruts, herum 
geworden, wozu das sanskrit schon die anf&nge zeigt in 
jerivä neben jajariv& von wurzel jr und terivä von wurzel 
tr. Auch die wurzeln von der form CCaC, welche im 
sanskrit die wurzel rein erhalten, also z. b. cakshama, ca- 
kshamimä, folgen im deutschen dieser zusammenziehung, 
so dafs wir z. b. brak, brekum haben. Auch hierzu zeigt 
das sanskrit schon die anfange in den bei Bopp kl. gr. 
§. 401 genannten formen trepä, tresim& u. s. w. von den 
wurzeln trap, tras u. s. f. Nehmen wir die wurzeln der 
form CaCC, so hätten wir hier als urform zu erwarten: 
bab&ndhämi, babändhata, babandhati, 
babändhävas, babändhatas, bab&ndhatas, 
babändhämas, bab&ndhata, bab4ndhanti. 
Auch hier zeigt das griechische sich der alten form treu 
in ninovß-ay ntnov&afitv. 

Aber auch das sanskrit muls hier seinem kämpfe gegen 
die wurzelvocale ein ziel setzen, formen wie babhndima 
sind unaussprechbar, bhendimä konnte nicht ohne die Zwi- 
schenstufe babhndima werden, und so blieb nur zweierlei 



das praeteritam rednplicatum der indogenn. sprachen a. s. w. 61 

Qbrig, entweder das a der wurzel blieb, oder es wurde zu 
einem leichteren vocal geschwächt. Ersteren weg schlug 
das sanskrit ein, es zeigt 

babandhiva, babandhätus, babandhüs. 
Das deutsche wählte den zweiten, a schwächte sich zu u 
und so entstand neben 

band, banst, band, 
ein bundu, bunduts, — 

bundum, bnndu]>, bundun. 
Eben diesen laut zeigen auch die praeteritopraesentia mu- 
onm, skulum, kunnum, obwohl ein einfacher consonant folgt. 
Bekanntlich wirft schon vöda im sanskrit die reduplication 
ab, und dasselbe ist auch bei man, skal, kan geschehen, 
so dafs bei änderung des accents die formen bereits 
• manämi, mänata, mänati, 
manävas, manatas, mänatas, 
manämas, mänata, mänanti 
lauteten, woraus nur munuts, munum werden konnte, nicht 
menuts, menum, und ebenso skulum, kunnum. 

Nur eine nebenform dieser klasse sind die wurzeln yon 
der form CarC, welche sich fast ebenso wie CaCC verhal- 
ten, also griechisch 

SidoQxa, SeSoQXafisv, 
im sanskrit jedoch 

dadär^a, dadr^ivä, nicht dadar9iy&, 
da r den ausfall des wurzelvocals erlaubt. Gothisch )>ar8, 
)>aur8um, wie band, bundum, da das gothische r, wie wir 
schon bei herum, nicht babrum, sahen, nicht die exceptio- 
nelle Stellung des indischen r oder r einninunt. Die wur- 
zeln von der form Cu, Ci, Cü, Gl z. b. ni sollten ursprüng- 
lich lauten 

nin&yämi, nin&yata, nin&yati, 
nin&yävas, nin&yatas, nin&yatas, 
nin&yämas, nin&yata, nin&yanti. 
Davon bildet das sanskrit natürlich den singul. 

nin&ya, ninötha, (nin&ya), 
und mit abfall des a des umlauts, wie in den andern wnr- 



62 Pauli 

zelformen, den dual, und plural. 

DiDyiv&, niny&thus, ninyätus, 
ninyim&, niny^, ninyüs. 
Demnach mala das gothische z. b* von feia bilden: 
fai, fait, fai, 
fiju, fijuts, — 
fijum, fijuj>, fijun, 
wobei im dual, und plural* das i vor j als hülfsvocal ein- 
geschoben ist, da formen, wie fju fjnts u. s. f. zu hart 
sind. Die einschiebung dieses hülftvocals findet sich schon 
im Sanskrit in den wurzeln von der form Gu und CCu, 
sowie Cü und CCü, z. b. 

(upruvüs f&r (u^vüs von f ru, 
dudhuvimi ftir dudhvim& von dhu. 
Eine eigenthfimlichkeit des ablauts zeigen <lie drei verba 
})iva, sniva, diva, welche nach analogie von keia die wurzeln 
)>u, snu, du vorauszusetzen scheinen« Damach müfste das 
praeteritum 

]>au, )>uvum; snau, snuvum; dau, duvum 
lauten mit einschiebung des u vor v, wie des i in fijum, 
in der that aber haben wir die plurale 

l'evum, snevum, devum, 
so dafs in der reihe Civa, Gau, Gevum, Givans die wurzel 
als Gav aufgefafst erscheint, welche der analogie von giba, 
gaf , gebum zu folgen hätte. Diese formen vermitteln uns 
den Übergang zu einer ferneren unregelmäfsigkeit des Sans- 
krit, welche eine anzahl verba betrifit, in denen die wurzel 
einen halbvocal enthält. Denn wie die halbvocale in den 
verbis concavis des arabischen und den schwachen verben 
'^y und "^y des hebräischen eigenthfimlichkeiten hervorrufen, 
so auch in den indogermanischen. Wir sprechen von den 
wurzeln vac, vad, vap, vap, vah, yaj, welche also alle der 
form VaG angehören (V ist uns der typus f&r die halb- 
vocale). Die ursprünglichen formen sind also, z. b. von vac : 
vavacämi, vaväcata, vavacati, 
vavacavas, vavacatas, vavacatas, 
vavacämas, vaväcata, vav&canti, 



das praeteritnm rcdnplicatum der indogerm. sprachen u. s. w. 63 

woraus dann mit accentänderong werden sollte nach ana- 
logie von tan: 

vavciv4, vavc&thas, vaycätus, 

vavcimik, vayc&, vavcüs, 
oder mit Verschmelzung 

vqciv4, voc&thus, vocitus, 
vocimik, voc4, vocüs, 

so dafs vavÄca, vocimä dem tatana, tenim& entspräche, nur 
mit o für e wegen des aufgelösten v, dagegen von yaj mit 
e yayäja, yejimä. Allein es wird in dieser wurzelform der 
halbvocal, nicht das a als eigentlicher wurzelvocal ange- 
sehen, und deshalb nicht die silben va imd ya, sondern blofs 
u und i als reduplication gesetzt. Wir haben also 
ftr vav&ca, vavcima, vocim4 

ein uväca, uvcimä, ücim4, 

für y^y^JA) yayjimÄ, yeyimii 

ein iy^JA) ^yj'^Q^? ^ji™^ 

also eine doppelte elision des a im plnral., nämlich in der 
Wurzel- und in der reduplicationssilbe. Ganz analog sind 
die wurzeln svap, vyac, vyadh von der form CVaC, so dafs 
für sasvapa, sasvapima, 

vavyaca, vavyacim4 
in die reduplicationssilbe blofs u und i tritt, im dual, und 
plural. a ausfallt, also 

sushväpa, sushupimä, 
vivydca, vivicimä. 
Wir haben also hier den umgekehrten fall, wie im gothi- 
schcn l>iva, sniva, diva, wo sich wurzeln von der form Cn 
imd CCu in die form Cav, CCav wandelten, während im 
Sanskrit die form VaC und CVaC in ÜC und CÜC über- 
gieng (U ist uns typus fiQr die vocale u und i). 

Wir haben bis jetzt die singularformen der wurzeln 
CaC, (Car, VaC,) und CU als 

tat&na, cakara, uv&ca, nin&ya 
angefahrt, allein daneben findet sich f&r die erste person 

tatäna, cak£ra, uv£ca, ninaya, 
welche form für die dritte person die einzige ist. Das 



64 PauU 

griechische praeteritam wie kiXomay yiyova, nknov&a zeigt 
gegenüber dem praes. X^inu)^ *yiva)j *niv&(a eben&Us ein 
bestreben, den wurzelvocal, der — nicht zu vergess^i — 
ursprünglich den ton hatte, hervorzuheben, denn das o der 
practerita ist stärker als das € des praesens. Aus diesen 
beiden thatsachen sehen wir, dafs die spräche das bestre- 
ben zeigt, das ganze gewicht des wertes in die Wurzelsilbe 
des praeteritum zu legen, so lange sie den ton hat. Da 
wir nun die betonnng der Wurzelsilbe ursprünglich als al- 
len personen des praeteritum eigen angenommen haben, so 
können wir neben der form des praeteritum mit einfachem 
umlaut (guna) auch eine form mit gesteigertem umlaut 
(vriddhi) annehmen, der natürlich auch das a der wurzeln 
CaC triffi;. Wir setzen also hiemach neben den weiter 
oben angegebenen ursprünglichen formen auch diese vor- 
aus: 



tatänämi. 


ninäyämi. 


tatänata. 


ninäyata, 


tat^nati. 


ninayati. 


tatänävas, 


ninäyävas. 


tatanatas. 


nin£yatas. 


tatanatas. 


nin^yatas. 


tatän&mas, 


nin^yämas, 


tat&iata, 


ninäyata, 


tat£nanti. 


ninäyanti. 



von denen im gewöhnlichen gebrauch des sanskrit nur die 
erste und dritte person singuL geblieben sind. Allein dafs 
solche formen wirklich durch alle personen da waren, zeigt 
wieder das griechische in formen, wie Ti&fjna, ri&rjla, 
7ii(fTjva^ deren langer vocal in allen personen bleibt. Die 
praesentia lauten &dXXw, (paivio^ beide der vierten sanskrit- 
klasse entsprechend, von ri&tjna fehlt es. Betontes & des 
sanskrit zeigt sich im gothischen als o, wir hätten also 
diese formen mit o zu suchen, und werden somit auf Grimm's 
vierte ablautsreihe geführt, a, o, o, a. Die verba des go- 
thischen, die ihr folgen, sind diese: 

agan, alan, anan, batan, daban, dagan dragan, draban, 
fadan, fraj'jan, standan, graban, haQan, hlahjan, hlal>an, 



das praeteritum reduplicatum der indogerm. sprachen u. s. w. 65 

malan, ra]>jaD, sakan, 8a]>aD, akaban, skapjaD, 8ka]?jan, 

slahan, svaran, ^vahsaij vahsjan, vakan. 
Von diesen entsprechen 

hafjan, hlahjan, raj'jan, skapjan, fra)>jan, akajijan, vahsjan 
der vierten sanskritklasse, wie schon Bopp vgl. gramm. I. 
pag. 208 will, und deshalb ist anzunehmen, dafs auch die 
übrigen verba früher der vierten klasse folgten und das j 
erst sp&ter auswarfen, zumal auch obige griechische formen 
mit langem vocal der vierten conjugation angehörten. Eine 
bestätigung erhält diese muthmafsung noch durch die drei 
gothischen verba 

laia, lailo; vaia, vaivo; saia, saiso; 
deren praesens fQr laja, vaja, saja steht und ebenfalls der 
vierten klasse angehört. Die verba der vierten klasse im 
Sanskrit zeigen ohne ausnähme den accent auf der Stamm- 
silbe, es hat sich keine nebenklasse entwickelt, wie neben 
der ersten die sechste. Die vierte klasse des sanskrit zeigt 
femer ein streben nach Verlängerung des wurzelvocals, wie 
die wurzeln Cam, Civ, so wie mad, denselben stets ver- 
längern (Bopp^ kl. gr. §. 303). Aus diesen thatsachen folgt 
also, dafs der accent und die beschwerung der Wurzelsilbe 
schon dem sanskrit für die vierte klasse genehm war, ob- 
gleich wegen des j das a der endungen keinen umlaut wir- 
ken konnte. Dieses bestreben nach betonung und länge der 
Wurzelsilbe dehnen das griechische und deutsche auch auf 
das praeteritum reduplicatum aus, das griechische 

tid-tika^ tB&iikcefieVf 
gothische 

hof, hofum; lailo, lailonm 
beweisen deutlich, dafs hier von einer änderung des accents 
nie die rede war, so wenig wie im gothischen praesens 
dieser klasse, welches das a ebenfalls erhielt und nicht so 
i schwächte, wie in der ersten klasse. Nur ein gothisches 
verbum der vierten klasse hat sich der betonung der ersten 
klasse angeschlossen, wir meinen 

bidja, ba]>, bedum, bidans, 

ZeiUchr. f. vgl. sprachf. XII. 1. 5 



66 Pauli ^ 

und zeigt demzufolge die vocale derselben. EUeimit wären 
denn die starken verba des gothischen erklärt mit aus- 
nähme der verba, wie 

salta, saisalt; stanta, staistant; 
skaida, skaiskaid; slepa, saizlep; 
und teka, taitok, welche uns alle zu einer klasse zu ge- 
hören scheinen, nämlich zur ersten, und zwar haben wir 
in diesen verben die Überbleibsel dieser klasse, welche der 
alten betonung, die sonst nur im griechischen und den ver- 
ben der vierten klasse bewahrt ist, treu geblieben sind. 
Darum der ungeschwächte vocal des praesens a, au, ai, 
nicht i, iu, ei, darum die Übereinstimmung des plur. prae- 
teriti mit dem sing., darum der gleiche vooal des praete- 
ritum mit dem praesens, denn teka, taitok verhält sich 
wie im griech. yivo) zu yiyova, da sowohl e als o einem 
indischen ä entsprechen. Auch slepa, saizlep gehört mit 
teka, taitok in eine klasse, nur dafs es auch im praeteri- 
tum das e bewahrte, doch einzig in dieser klasse, denn 

teka, reda, greta, leta, svera, blesa 
bilden 

taitok, rairod, gaigrot, lailot, saisvor, baiblos. 
Die länge des a im praesens dieser verba hat ihren grund, 
gleich dem langen vocal des praeteritum, in der betonung 
der Wurzelsilbe, denn die verwandten sprachen zeigen kur- 
zen vocal der wurzel, wie 

slepa neben ind. sv&pämi, 

teka neben lat. tango oder tago, 

reda mit lat. ratus, u. a. 
Und nun noch ein wort über die in allen zuletzt be- 
handelten verben sich findende reduplication. Wir halten 
dieselbe flSr alt und echt, nicht wie Holtzmann (über den 
ablaut p. 64) filr erst später sich ausbildend auf deutschem 
boden, denn obwohl wir sie in den oben genannten 26 ver- 
ben der vierten klasse nicht finden, so hat sie doch in den 
drei verben vaia, laia, saia derselben klasse und in den 
verben der ersten klasse, welche den alten accent wahr- 
ten, statt, nur halten wir dies ai nicht fbr den diphtiion- 



das praeteritum reduplicatam der indogerm. sprachen n. s. w. 67 

gen, sondern för den kurzen laut e, der sich in diesem 
falle ans dem reduplicationsvocal abschwächte, wie in 
Uloma^ fjiifiova, ri&tjna, 
pepuli, pepigi und vielen andern. 
Dieses ergebnifs ist nicht so auffallend, wie es zuerst schei- 
nen mag, finden wir doch auch aipistaule und gaiainna 
für das griechische ämiaTokTJf yitvva^ so dafs wohl ai und 
au überhaupt im gothischen gleich dem französischen ai 
und au gesprochen worden sind, bald lang, bald kurz (vgl. 
Kumpelt, deutsche grammatik I, p. 181; Stamm, Ulfilas 
p. 293). Doch dies nur nebenbei! Auf die Untersuchung 
des participium praeteriti wollen wir hier nicht eingehn. 

Ueberschauen wir nun unsere Untersuchung noch ein- 
mal, so dürfen wir folgendes als die ergebnisse hinstellen : 

1) das alte praeteritum reduplicatum hatte die endun- 
gen und den ton des praesens der ersten klasse der indi- 
schen verba; 2) das anlautende a dieser endungen wirkte 
Umlaut auf den vorhergehenden und betonten wurzelvocal, 
und zwar entweder einfachen, so dafs a blieb, u und i zu 
au und ai (indisch o und e) wurden, oder gesteigerten, so 
dafs aus a, u, i ein 4, äu, äi ward; 3) dem alten ton und 
damit den alten endungen blieb das griechische am treu- 
sten, aufserdem aber haben eine anzahl deutscher verba 
erster und alle deutschen verba vierter klasse den alten 
ton und somit den umlaut in allen personen geschützt; 
4) die verba des sanskrit, so wie der gröfste theil der 
deutschen verba erster klasse haben die alte betonung der 
Wurzelsilbe nur im sing, praeteriti geschützt, im dual und 
plural aber verändert, wodurch der wurzelvocal verändert 
wurde, d. h. keinen umlaut annahm; 5) von falscher ana- 
logie geleitet, warfen auch die verba von den formen CaC, 
VaC, CVaC das a der Wurzelsilbe in den formen des dual 
und plural aus, woraus dann ein zusammenschmelzen der 
reduplications- und Wurzelsilbe statt&nd. 

Nach diesen gegebenen geeichtspunkten dürfen wir nun 
die starken gothischen verba folgendermafsen ordnen: 

5* 



8 Pauli, dai prMtaritam ndopUeatnm der indog. spnehm il •• w. 

L, Terba der 1. sanskritklasse entsprechend, 

A, mit wahmng des alten tons, 

1) wurzelvocal a, 

a) ohne yerlftngemng: 
salta, saisal^ saisaltnm; 

mag, magom; 

b) mit verlbigerang: 

a) slepa, saizlep, saizlepnm; 
/S) teka, taitok, taitokum; 

2) wurzelyocal u: 

ataata, staistaat, etaistaatam; 

3) wurselvocal i: 

skaida, skaiskud, skaiskaidam; 
aig, algum; 

B, mit ändemng des alten tons, 

1) wurzelvocal a, 

a) mit znsammengezogner reduplication: 

giba, gaf, gebnm; 
pLya, ]«u, ^emm; 

b) mit abgeworfner redaplioation : 

binda, band, bundum; 
kann, kunnuro; 
skal, skulnm; 

2) wurzelvocal u: 

ginta, Mut, gutum; 
dang, dugnm; 

3) wurzelvocal i: 

beita, bait, bitum; 

vait, vitum; 

keia, kai, kijnm; 

IT., verba der 4. sanskritklasse entsprechend, mit wahning 
des alten tons, 
wurzelvocal a: 

a) mit erhaltener reduplication: 
vaia, vaivo, vaivoum; 

b) mit abgewor&er reduplication; 
a) ralja, ro]>, ro^un; 

/9) fara, for, forum; 
og, ogum« 
Oreifswald. Pauli. 



Grohmanu, 'Enat^yoq, 69 

Exdegyog. 

Von prof. Ludwig ist in d. zeitschr. X, 450 eine neue 
etymologie von 'Exdsgyog yersucht worden, wonach das- 
selbe den „fernabwehrenden, ausweichenden, seine geschosse 
fernhaltenden^ gott bezeichnen soll. So gern ich nun an- 
erkenne, dafs die bisherige etymologie von 'Exäegyog un- 
haltbar sei: so kann ich mich doch mit der deutung des 
hm. Ludwig ebenso wenig befreunden. Hr. Ludwig stützt 
seine erklärung angeblich auf eine vedische analogie. In 
den veden soll nämlich „merkwürdiger weise von dem 
Schutze, den Rudra gewährt, die wurzel varg gebraucht 
sein^. Schon das ist nicht richtig. Ich fQge zu den stel- 
len , die hr. Ludwig aus dem Atharva Veda f&r seine an- 
sieht anführt, noch folgende: pari no rudräsya hetir vrnakta 
pari tveshdsya durmatir aghäyöh: es verschone uns Rudra's 
geschofs und des ungestümen hals gegen den boshaften. 
V, S. XYI, 50 und ganz ähnlich: R. V. S. H, 33, 2 und 
V. S. XVI, 12. Wie man sieht, kommt an allen diesen 
stellen einfaches varg, von welchem ausgegangen werden 
müfste, gar nicht vor und dann ist zweitens von einem 
schütze Rudras hier nirgends die rede. Im gegentheile, 
gerade an diesen stellen wird Rudra recht lebhaft als fem- 
treffendcr, tödtender gott gedacht, der seine verderblichen 
geschosse, blitz und krankheit, auf die erde schleudert. 
Der geängstigte mensch, der den blitz neben sich einschla- 
gen und die seuche seine brüder hinwegraffen sieht, fleht 
den furchtbaren gott an, wenigstens ihn und seine heerden 
zu verschonen. Und diese bitte um Schonung äufsert sich 
nicht blofs durch p&ri no vrnaktu; der Inder wird nicht 
müde, immer neue phrasen flQr denselben gedanken zu er- 
finden: mä no rudra takmanä m& vish^na m& nah sam srä 
divy^nägninä-anyäträsmäd vidytttam p&tayaitam: Quäle uns 
nicht, Rudra, durch hitzige krankheit, nicht durch gift, 
nicht durch himmlisches feuer; anders wohin als auf uns 
lafs niederfallen diesen blitz A. V. S. XI, 2, 26. pramunca 
dhanvanas tvam ubh&yor artnyor jySm-ya^ ca te h&sta isba- 



70 Grohnmn 

vah par& iä bbagavo vapa: Löse von den beidtti enden 
deines bogens die sehne, und schlettdre abseits die pfeOe 
in deiner band. V. S. XVI, 9: m& no g6slm pürnaheelm 
ma ^ho no ajlYisha-any&trogra yi vartayas iiiolit naoh 
unseren kühen, mfinnem, nicht Terhuige naoh uaeran ci^ 
gen und schafen; anderswohin wende dich, flohveoUieherl 
A. V. XI, 2, 21 vergl. A. Y . 8. XI, 2, 19. V. B. XVI, 52 
und insbesondere B. V. S. 1, 114, 7 und a Ba ist daher 
endlich drittens: p&ri no Tinakta, nioht ehunal eine oha» 
rakteristisohe phrase bei dieser bitte um sdumung und ao» 
nach die vedische anabgie, auf welche hr. Ludwig nah 
stQtst, gar nicht vorhanden. 

Dagegen erscheint Budra in den veden ▼ orauga w e iaa 
als tödtender, schieisender gott, ja diese yorstellung wur» 
zelte so tief in der ph an t a s ie der Inder, dafii Budra sdbafe 
da, wo wirklich von seiner abwehr und seinem achutae die 
rede ist, gern als kftmpfender, siegender gott daigesteUt 
wird, TgL B. V. S. n, 33, 2 und V. S. XVI, 5. Mannig- 
taich sind dah«r auch die epitheta, die sich auf diese seine 
eigenschaft beziehen. Er heifst Tjftdhin, niyy&dhin, ver- 
wundend, angreifend V. S. XVI, 18 und 20. gh&ttn, hantir 
tödtend A. V. S. XI, 2, 7. V. S. XVI, 40. &syant, schieTsend 
A. V. S. XI, 2, 17. avabhedin, zerspaltend V. S. XVI, 34 
und dürevadh&, femtreffend V. S. XVI, 40. 

Angesichts solcher belege scheint es mir aberhanpt 
nicht znUssig, ohne zwingende gründe mit der traditionel- 
len bedeutnng von 'Exdegyog zu brechen. Das ganze aU 
terthnm iat aber darin einstimmig, daCsi unter 'Exaifyog 
der femtreffende gott zu verstehen sei und auch im Hcmiear 
z. b. II. V, 439—444 ist es sichtlich ein sjrnonym zu ixa* 
TTißoXog» Auch ist Artemis sicherlich nur in diesem sinne 
ixaigyfi genannt worden. Das zfthe festhalten an dieser 
bedeutung ist um so beachtenswerther, als dieselbe mit der 
bedeutnng der einzelnen bestandtheile in Widerspruch zu 
stehen schien, was zu anderweitiger erklftmng reizen muiirte» 
V^enn man nichts desto weniger auf der bedeutung ^fem- 
treffend^ beharrte, so muTs diese bedeutung uralte und nxt^ 



zweifelhafte tradition gewesen sein, die auch danu noch 
haftete, als man das verständnifs fOr den zweiten theil des 
compositums längst verloren hatte. Wir haben daher bd 
der etymologie von 'ExätQyog nicht nur diese bedeutung 
zu wahren, sondern auch fUr den zweiten theil des com- 
positums eine wurzel anzusetzen, die sonst innerhalb der 
griechischen spräche entweder ganz oder wenigstens in der 
bedeutung von „schi^isen, treffen^ verloren ist. Ich er- 
kenne als diese wurzel skr. saij, loslassen, schiefsen, griech. 
*iQy'i das natürlich in der composition sein s völlig einbü* 
fsen mulste, wie intd in Sixa^nTcc, Vielleicht lieise sich 
jedoch die traditionelle bedeutung yon' £xäBQyog auch ans 
würz, vaij rechtfertigen, wenn man erwägt, dafs varj eine 
der von sarj vielfach ähnliche bedeutungsreihe entwickelt 
hat. In R. V. Vn, 6, 5, 5 cit. von Benfey S. V. Gloss. 
heist es: tiini ptrshä parä vark, er schlug drei köpfe ab, 
d. h. er schleuderte sie seitab. R. V. S. I, 54,5: ni yad 
vrnäkshi pvasanasya mürddh&ni ^üshnasya cit vraudino ro- 
ruvad v&nä, was Benfey übersetzt: wenn brüllend du nie- 
der aufs haupt des schnaubenden, des schwachen <^ushna 
gar stürzest den wogenschwall. Orient u. Occ. I, 415. 
ifidro yäh ^üshnam a^üsham nyävrnak, der den gefräfsigeo 
Qüshna niederwarf (eztirpated, Wilson) R. V. S. I, 101, 2. 
Aus solchen stellen wenigstens scheint hervorzugehen, dals 
einfaches vaij auch die bedeutung „vrerfen, schleudern' 
entwickelt habe, ähnlich wie auch das sinnverwandte tyaj, 
verlassen, zur bedeutung „abschiefsen^ gelangte. 

In beiden fällen ist die traditionelle bedeutung von 
ExasQyog gerettet 
Prag, im november 1861. 

Dr. J. Virgil Grohmann. 



72 Ebel 

H. Wedewer, zur spnehwisseDBchAft. Freibnrg im Breiigiii 1861 

giebt in vier abhandlnngen über die Wichtigkeit und 
der spräche fSr das tiefere verständnifs des volkseharak- 
ters, mit besonderer berücksicfatigang der deatsohen qyradie 
(nach laut, wortbedeatang, wortbildong, grammatiielMn fenoen 
and satzbaa); fiber Boffon's aasspmch „le style est Flicwima 
mfime^ mit besonderer berficksichtigang des dentsdien styles} 
über die bedeotong der ranmanschanang ond fiber die be- 
deutong der leitansehanang aof dem gebiete der spräche — 
in recht ansprechender darstellong beachtenswertfae wnika Aber 
die bedentong ond den gewinn der neueren sprachfor 



G. J. As coli» prolnsione ai corti di grammatica oompaiata e Ungut 
orientali letta nell' academia scientifico-lettenria di ICliiio. Idaiio 
1862 

legt jedenÜEdls ein erfrenHches seagniÜB dafBr ab, dab anch jenr 
seits der alpen diese Stadien immer mehr grond ond boden ge- 
winnen« 

Einen interessanten pnnct ans der geschichte der dentschen 
spräche behandelt 

G. Stier, Ober die abgrenzimg der miudarten im kntkreiie. WittenUig 
186S (offterprogr.). 

Diese dnrch ein paar spraohproben ond eine karte illostrierte 
abhandiong leigt das allmShliche vordringen der hoohdeatschen 
laate. Wftlirend alle mondarten des behandelten bezirks im nle- 
derdeatschen 6, d für mhd. ei, oa übereinstimmen, hat sich t, ft 
nar in den nördlichen (etwa bis cor Elster) gehalten, ist in den 
südlichen mit dem nhd. ei, au vertauscht; die consonanten sind 
(aufser dem aUgemein erhaltenen p für hochd. pf) mannichfidti- 
ger gemischt 

C. A. F. Mahn, etymologische nntersachnngen ttber geographiiehe nsr 
men, dritte liefenmg, Berlin 1861 

versucht nicht eben glückliche deutungen aus nenceltischen 
dementen, ohne dem historischen lautwandel gebührende rech- 
nung zu tragen. So werden unter Y. (Braunschweig, die Oker 
und der EXnt) der flubname (Ovokare, Ovekara) aus ir. obha 
und orag als „felsenflu(iB^ der klint ans ir. claonta, giL 



anzeigen. 73 

clacinte (geneigt) als „hügel^ gedeutet, anter VI. der Brocken 
und das Mt^Ußonav oQog des Ptolemaens aas wäl. moel (berg) 
and brock (dankelgraa), ja sogar VIII. die Weichsel, wo sich 
schwerlich celtische reminiscenzen finden möchten, als uisg- 
iuileach ( überflathendes wasser), woraas gnech. ovdctovXag ent- 
standen sein soll. Selbst anter YII. (Paris and Lutetia Pariaio- 
rum) sehen wir weder einen rechten grund, das griechische uifnh 
xorexca oder JtovxoTania — aus arm. wall, louchy llwch (stagnum) 
und wall, tech (versteck) erklärt — dem lateinischen Latetia 
vorzuziehen, für welches das altir. loth (palus) ein befriedigen- 
des e^rmon bietet, noch dürfen wir die deatung der Parisii ans 
wall. /lor (speer) and vhwys (vigorous) gelten lassen. Somit er- 
scheint uns nur die deatung von IX. Hamburg (Hammaborc) 
aus altd. hamma (kniebeuge) anverwerflich. 

Desselben verfassen etymologische ontersachongen auf dem gebiete der 
romanischen sprachen, specimen XIII — XIV und XV — XVI, Berlin 
1861 

behandeln unter interessanten historischen nachweisen, die f&r 
minder gelungenes entschädigen, die Wörter: pistole, als feuer- 
gewehr von der Stadt Pistoja (die nebenform in pistolese ei^ 
halten), als münze von piastra (aus Italien nach Spanien ein- 
geführt) mittelst des deminutivs piastraola, piastola, pi- 
stola; pedante aus*ped(agog)ante unter berufung auf fid(e- 
libus fratr)ibus ebenso arna span. catal. (bienenkorb) aus iberi- 
schem er(lacofoi)na (?); buffet, ursprünglich „prunktisch^ 
vom altfr.b uff er „blasen, aufblasen^; alcohol arabisch; blasä, 
ursprünglich „ausgetrocknet, verbrannt^ vom nhd. bl&san; ana- 
nas südamerikanisch; ramarro it. (graue eidechse) von rame 
(aeramen); camns fr. vom celt cam (ältere form cambl)^ 
abri von apricus, ohne die verkehrung der bedeutung gaoa 
aufzuklären; blague vom ir.gäl. biagh^ bladh (ruhm^ prahlerei); 
span. niuo, port. menino (kind) aus *miniminus; bretesche 
vom deutschen brett mit romanischer eudong; fanello it, auch 
faganello von faginas; cahier vom ml. quaternium (s» 
quatemio); Zanni aus Giovanni, tosk. gianni, bergam. 
Zanni; cohue, ursprünglich „markthalle^, aus niederbret kodd^ 
kochu als celtisch vermnüiet; ademan sp.port. aus ä de man; 
amapola sp. (klatschrose, feldmohn) aus dem veralteten pa- 
pola (papaver); quintal sp. (centner) aus arab. quin't&r (vom 



74 BM 

lat oentenarina); camphre, altsp. canfor vom arab. k&flr 
(selbst wieder aus dem ind. karpara, Undoet k4pAra)| «r* 
dilla sp. (eiohhoniX arda piov. (motte), vom baak» ardia 
(schaf, floh); angaro sp* (signalfeaer) vom (pert.) £77«^^ mSfi 
ascua sp. port (glfihende kohle) vom haak. anaeuä (aloff aa 
asche), ascna (kohlenf^oth). 



Dr. Anton Qoebel, Homtrica oder «^olagiMbo nntemakagai ibtr 
wuzxel *AN und damit sninnunenhaogendes. üttnitor 1861 

fafst anter wmml ^N (der er folgende begriffiB beO^: 1) haa- 
chen, wehen; 2) brennen, warm Bein; I) glinaen, 
leuchten; 4) sehen) etwas weit ausgreifend antammens iydtr^Q 
(ebenso q>cig von 9a), aP'&og (das emporgeUasene) nebst Ah 
ijpo^e and ip^po&B^ ap^Qor (loftloch); 2) «iM^y-aSi ibnl^xlft 
aP'dQ-axfog; 3) ev-iipog (schöngl&nsend), m-^mc» ^^fC» sv-i^fo^, 
dvg-ijpiog (aKV&Qmfi6g)t lova-i^Piog^ ^e^-iffio^ (altersstrtUendX 
ahog (st aviog rahm, rede); 4) diHUPO[uu (sarückblicken), oir- 
-aipoiioi (wegblicken), dn-t^g (wegblickend), nqog-^p^g^ awp» 
"tfpiigf ni^pijg (st nQo-^gy^ vft'^pfjf oihi^, aneh •t»96g uid -^pog, 
endlich dpti^ apta, apn/p (angesichts) und skr. anta (ende). 
Wir vermögen dem verf. nur in wenigem beisostSmmen, da nna 
schon die entwicklang der bedeatangen nicht fibeneogt hat Ab- 
gewiesen werden dagegen ap^Q^mnog (worsel ^€q in i&BtQo, 
tt&dQti, d&dgtoit ^ec/C«>)> ^^S (= 4^^^)» ^o\p (worsel van), 
iptjtjg (wurcel 4ff „ anhaochend^). 

Dr. A. F. Zoyfs, da Toeabnloram Umbriooma fiotion«. FutknU L 
(michaeUsprogr.) llarienwerder 1861 

handelt in drei paragraphen von woneln fiberiiaapt, (wobei wnr 
jedoch dem verf« in der annähme eigener warsein fSr die in- 
teijectionen neben den verbal- and pronominalwarsdn nicht fol- 
gen mögen) de radidbas verbalibas et verbia primitivia und de 
verbis derivatis und |^ebt eine dankenswerthe sosammenstellang 
der warsein and verba, die natfirlich bei der jetsigen mangel- 
hafdgkeit nnsrer kenntnifs des ombrischen manches sweifelhafte 
enthalten mab, aber aoch in den anmerkongen manche neaa 
deatangen and beachtenswerthe winke gidit Dem ver£ ist «a 
znnSchst erfrealich gewesen, dne bdtr. n, 437 aasgesproehena 
hoSnang bestätigt sa aehen, indem hier ana celtiachen mittaln 
gedeutet werden: pnnti (coU^om)i n. a.w. pwn (aggregare); 



anzeigen. 75 

spatu, aspata (vittatas, non vittatns), cf. altir. spathe (filam), 
com. spod (Titta), noden (filum), w. 3. yspoden (vitta), woza 
wir indessen wohl laL nodus, nicht aber ahd. knoto ziehen 
mögen; krapuTin grahotio (venerandas? ) vgl. altir. crabud, 
gen. crabaith (religio), w. crefyd m., sehr ansprechend, doch 
macht der anlant bedenken. Von andern erkl&mngen heben wir 
hervor: puni p(m% (Iäc) von wr«. po; katef (oocnlte) von wnu 
kul (occolere). 

Dr. Allgast Franke, das ftitnmm im grieehiscfatn. Spraehgesohichtlicher 
rersncb. 05ttingen 1S61 

wendet sich zunächst gegen die ableitongen des fot ans einem 
conj. oder opt., indem er zeigt, dafs in einer classe von fdtoren 
(^tdoiAUtf d^oo) vollständige prfisensform, mehrfach aoch schwan- 
ken der bedeatong zwischen praes. und fat erscheint, und das 
*r<o = skr. yami, welches in der dorischen form noch hervor- 
tritt, in demselben verhältnifs zn eJfu steht wie Idoficu zu l^/tcs- 
pai; weniger glucklich erscheint die trennung des futpass., dem 
der verf. wie dem laofiai das j hinter dem a abspricht, von der 
analogie der activformen, und manche einzelnheiteu wie die di- 
recte herleitung des fut. act. vom aorist, sowie sich verf. auch 
nicht dazu verstehen kann, fievdS ans fiif(ö}f<o zn erklären (statt 
aus fUfi(aj)<a). 
August 1862. H. EbeL 



Dictionnaire d'^tymologie fran^aise d'aprte les r^snltata da la scienee mo- 
derne par A.Sclieler, doctenr en Philosophie et lettres, biblioth^ 
caire da roi des Beiges etc. Bmxelles etc. A. Schnee, ^ditenr. 1862. 
8maj. 

Wir haben in den letzten jähren ana Belgien mehrere sehr 
werthvoUe arbeiten über die französische spräche (in ihren vei^ 
schiedenen Zeiträumen und mnndarten) erhalten, namentlich von 
Chr. Grandgagnage und von Gachet. Ihnen schliefiit sich dieses 
geschichtliche und vergleichende Wörterbuch an, dessen nmsiob> 
tiger und ungemein fleUaiger Verfasser vor allem unsere Fr. Diez 
unübertroffenes verdienst anerkennt und dessen emmgenschafkeD 



76 DieÜNibach 

far seinen zweck zusammengestellt hat, zogleich aber auch an« 
dere, ältere und neuere forscher kennt and benutzt, und swar 
ohne jurare in verba magistri. Wir glauben es Terantworteii sa 
können, wenn wir sein etymologisches Wörterbuch das weitaus 
beste und brauchbarste der vorhandenen nennen. Der kleine, 
aber schwarze und deutliche druck ermöglichte den geringen 
umfang und preis, und dadurch denn auch die wohlverdiente wei- 
tere Verbreitung des buches. 

Gerne bewiese ich nun dem Verfasser, wie lebhaft er mich 
zu eigener thStigkeit angeregt hat, indem ich zu vielen seiner 
einzelnen artikel fragen und glossen durch die freundliche ver- 
mittelung dieser Zeitschrift ihm und seinen lesem mittheilte. Stoff 
dazu ergab sich leicht durch den reichthum des groben gebietes, 
auf welchem auch der beste baumeister noch gehnlfen brauchen 
kann. Aber indem ich zu diesem behufe meine romanistischen 
brouillons zu sichten begann, schreckten mich die schranken 
meiner kraft und mufse, und nächst diesen auch die des ranmes 
in unsrer Zeitschrift So begnügte ich mich lieber mit den we- 
nigen folgenden Sätzen und Zusätzen, die zugleich auch den cor- 
relativen artikeln in dem romanischen wörterbuche unsers ge- 
meinsamen meisters Diez gelten mögen. 

1) Bronze leitet der verf. mit Diez h. v. aus bruno. Das 
wort ist aber eher — ob mit der Sache? — aus dem arischen 
ostcn gekommen. Es lautet dort persisch baring' ueuarmen, 
bghintz altarmen, pr in ^ nach der schreibang Fr. Mallers, der 
diese beiden Wörter schon im altbaktrischen bereg'ya aes be- 
gründet findet Freilich stimmt der vocal nicht, und weitere 
Zwischenstufen kennen wir noch nicht. Das von Diez citierte 
mgr. adjectiv nQovi^ivog ist das ngr. nQovvt^i,vog\ das hauptwort 
lautet ngr. ngovft^og^ ngovif^ogy fAngotift^og. 

2) Ciseau fuhrt der verf. mit Diez v. Cincel lieber auf 
(scilcellus aus) sicilicula bei Flautus, als auf caesus, zu- 
rück; Diez erinnert auch an secula. Jedoch zeigt die merk- 
würdige lateinische oder ältes^romanische im britonischen erhal- 
tene form kizel (meifsel; mit mehreren ableitungen) als ur- 
sprunglichen anlaut c, nicht s oder sc, wogegen briton. sizall 
f. scheere späteres lehnwort ist, wie die gleichbedeutenden Wör- 
ter kymr. siswrn gaL siosar aus engl, scissar, scifsors. 
Afrz. engl, chisel kann zwar, aber nicht nach häufigen analo- 
gien, aus sisel entstanden sein. Der chorwelschen spräche fehlt 



anzeigen. 77 

ansers Wissens das wort; ihr zinslar, zinzlar schnitzeln ge» 
hört nicht hierher. 

3) Comble, Diez v. Ck>lino. Die herleitung schwankt zwi- 
schen lat. cnlmen und cq malus. Woranf jedoch deutet spai). 
cogolmo = colmo? Worüber weiteres, aber nicht entscheiden- 
des, in meinen Origines eoropaeae s. 243 — 44. chnrw. alemann. 
(Schweiz.) bair. culm ist ein altes, ans cnlmen entstandenes, 
raetoromanisches wort Die ostromanische (dakor.) spräche hat, 
anfser dem latcnlroe f. cnlmen, auch hulmn (ch§lm) m. pl. 
-nri f. cnmalns, collis ans slav. chlumn, in nenslay. sprachen 
chlum, cholm n. s.w., woraus auch das gleichbedeutende ma- 
gjar. halom. Die frage nach der mrerwandtschaft des slavi- 
schen Wortes mit dem lateinischen, sowie mit dem deutschen 
holm, bleibt ans hier eine offene. 

4) Cousin, Diez y. Cugino, ans consobrinas, wofür in 
angelsfichsischen glossen aoch mit consabrinas, cossofrenua 
vorkommt. Gleiche verstfirkende Zusammensetzung zeigen die 
verwandtschaftsnamen sard. cunchia oheim aus coayunculas, 
vergi. ostroman. unchiu frz. oncle; und bedeutsamer ostrom. 
c u s c r u spfitlat consocer ngr. cvfUiif^Bqog mitschw&her. 

5) Fouine, Diez y. Faina. Die (mit) catalon. grundform 
fagina deutet auf fagus, wie nhd«bachmarder auf die bu- 
che; daher das sp&tere lat. adj.faginas afirz. fafne nfrz. faine 
champagn. favine, wie der thiemame wallon. faweine, deren 
ay, aw n&her an ou steht Willkürliche anlehnungen sind die 
u. a. bei Nemnich vorkommenden benennungen mustela (fojna,) 
foenaria, fuscina. Scheler gibt noch die merkwürdigen rouchi* 
-formen flo^ne, flor^ne, die vielleicht an flenrer (frz. flai- 
rer) wb. act pass. angelehnt sind. 

6) Grabuge micmac, d^rdre, querelle afrz. grabeüge 
neben greuse, im Jura greuse, prov. grahusa. Diez trennt 
davon afrz. grabouil, garbouil ital. garbuglio gleichwie 
span. garbullo Ifirmender häufe, Verwirrung. In beiden ver- 
muthet er Zusammensetzung, im letzteren von lat garrire mit 
dem span. (feminin) buUa u. s. w. verworrenes geschrei aus lat«. 
bullire. Indem wir mit Scheler beiden 6inen stamm grab 
oder garb zu gründe legen, stellen wir noch folgende formen 
zusammen, deren bedentung mehr und minder die gleiche ist: 
grabuge = nprov. grabugi, garbugi m. neben grabonlh 
und garbonl (languedoc garbil) m. und garboulha f. Hon- 



78 Di«ftiibaoh 

norat sieht dasn aaoh niedeiiimotin. gargailh; nnqmfat gia 
beller (bei Scheler grabeler), grabager, bronUIery dta 
grondbedeiUiiDg diacater, cboiair grabe aa ehoiz, iSMM% jifrs. 
gebröekel, groos; Sdeler denkt dabei an U« grab«« («■• 
gleich auch mit anrecht an nLkrabbelenX fMH^fl&fDOflkr, 
fooillis. Nnn aber ist obiges nprov. gar bo alba ■■ fait^^ ga- 
rabulha ferworrenheit (woher garabalheato ^«g^^ith vid 
rauh ansaföhlen), das ans grabalha eotetaadeo srfn kann, rfß» 
garalhada neben gralhada geschrei nadi ^nkm dar gralha 
oder de» gralho lat graenlne; und ebeneo aCeUt eieh iteL ga- 
rabnllare (L q. fis. barboniller bei .Yenevoni^ •. nachher) 
blaterare, otioee Tagari, fiüJere» inqainare in dar nsaauneBfletsong 
ingarabuUare untereinander wirren neben ingarbngliare id* 
Anderseits knüpft sich nnn gar noch an dioaes das ^eiehbedenp 
tende piemont scaraboj^, scaraboti, desion reflazir scara- 
bojesse nch sosammenkrfimmen bedeutet nnd dem wisdemmt 
wiewohl entfernter, anklingenden itaL aggrovigliarai (gro* 
yiglaola fadengewinde) entspricht; piemont scarabooi wird 
durch Inffo, batnffolo glossiert Wallon. grabouj «=> fn. gra» 
boailler bedeutet griffonner, jerire nud, und grenat, vielleicht 
nur scheinbar, an folgende wörfter mit ihnlicher lautkreuznng 
wie die obige: piemont. scarabocin neben seribacin Lq. 
ital. scribaccino kleckser, imbrattafoc^ vielleicht an lat sori- 
bax nur angelehnt, vgl. itaL searabocchio papierrerklecksung. 
Zur Termehrung der ruhrung und des «grabuge^ erscheint sogar 
die obige gleichung Ton garabullare und barbouiller als 
eine nicht auiUlige durch die ehurwelschen und ladinischen va* 
riationen und synonymen: garbugliar, an-, in-garbugliar, 
ingarbiglier, inbarbügliar Terwirren, verwickeln, snbst. 
garbuigl, barbugl, ingurbigladura, adj. gierbuglius. 

7) Leurre, Dies v. Logaro. Schon Eilian stellt susammen 
ital. logoro, logro (adj. Veneroni), ludro (subst Yen.) firans. 
leure, loire nl. luder, loeyer, leure» lore. Stalder stellt 
dazu schweis. lörlen illieere 15rre f. meretrix, und (mit recht 
•das altfranx.) engl. Iure. Yeneroni hat auch die itaL formen 
logar-o, -a leurre. 

8) Mule, Dies v. Mula. Scheler fuhrt die wallon. form 
mole an und adoptiert die herleitung von latmuUeus. Wir 
setzen hinzu: mit (conciL Tarrac a. 1591 ap. Dufresn«) mula, 
bei Kil. auch span^ jetst unr gewöhnlich die ableitung mulilla; 
das wort kommt in den meisten nl. niederrhein. nd. neufries. 



f 



anzeigen. 79 

mandarten vor, theils weiblich wie ostfries. müle brem. male, 
theils männlich wie nl. muyl aachen. mnll (abll. demin. ostfries. 
Oldenburg. mfiUje sing, helgol. mfiltjers pl.); aach niederschott 
mallis, mools pl. (wie nd. schuhe oder lederpaotoffeln ohne 
hackenleder bed.); sogar poln. maiy (virgul. 1) pl. 

9) Plonger, Diec v. Piombare Briton. plouma bedeutet 
sowohl frz. plomber, wie plonger, letzteres neben plunia; 
galisch plnm to plunge like lead, neben plub to plump into 
water u. s. m. Auf das Mlen ins wasser (mergi) bezieht Kilian 
vorzugsweise die nl. (auch wetterauer) synonymen plompen 
und plotsen. Die durch s&mmtliche germanische sprachen ge- 
henden Wörter plump (gls. plambeus) a^. plumpen vb. wer- 
den wir nicht von den romanischen trennen dürfen. 

10) Railler, Diez v. Rallar. Engl, rail und rally a. d. 
franz., nicht aber nd. nL rallen nl. rellen Schweiz, r ah elen 
scherz, muthwillen, neckerei üben; nl. rallen (s. fem. ralle 
plaudertasche) bedeutet bei Kilian und dem Theutonista blate- 
rare, onnutlick kalien, vgL nprov. ralh babil, conversation und 
schwed. ralla plaudern, in welcher bedentung aber auch das 
lautlich nnferne nd. nl. ratelen engl, rattle (hd. raßeln) ge- 
bräuchlich ist. 

11) Säur, Diez v. Sauro. Vielleicht, wie der farbenname 
pers-us, -eus, -icus etc. aus Persia, von dem landesnamen 
Syria itaL 8oria goük. Saura, da ja auch in der that ital. so- 
riano und syricum pigmentum (Isidor. Orig. XIX, 17) färben 
bezeichnen. 

12) Tramail und Tr6mie, Dies w. Tramaglio und Tri^ 
moggia. Beide wortgruppen mögen wir nicht trennen, da sich 
ihre formen und bedentungen kreuzen, gemeinsame bedentung 
etwa netz, geflechte. Vergl. mnl. (tremye sella gestatoria) tre* 
melle f. nnl. tremel m. hd. des 15.16. jahrh. trimel, trim- 
meg Schweiz, (bei Maaler und Stalder) trimälle f. mühltrich- 
ter,* mit. tremelinm id. (Dufr.). Die neuprov. mundarten ha- 
ben aufser tramalh, tremalh etc. auch die merkwfirdigen (mit 
in oder intra? zusammengesetzten) formen entramalh (inBar- 
celonette) mit. (a. 1303 Dafr.) entremailium rete; und neben 
tremiegea tr^mie entre-mieja, -mneya, -monlha etc. 

13) Baragouin. Die bduumte ableitnng ans briton. bara 
und gwin ist denn doch nicht ganz sicher. VergL u. a. bara- 
portog. -fnnda span. -hunda sard. -unda ital. -buffa verwir- 



80 Diofenbaeh, uiieigeD. 

roDg, ISrm. Honaorat gibt nprov. bara-, barra*, 
godin. 

14) &tonner. Für die romaniaehe abstamii 
nicht anbedingt die endong des en^. astoniah. Sie AUt 
diefs in vielen alten and mondartlichen fonnea» wie «aton«, 
astonne, aatonnd neben den sogleieh priUbduaen atoand, 
niederschott atony, atonaye, atonay, atanay, 
sich an engl.atan ags. stnnian (nhd.ataanen) 
scheint Das wallonisdie unterscheidet estoner, eatini wm 
estorner assonrdir, wogegen das Termathlich einem andecn 
stamme angehdrige afri. estormir neben eatomir ii.a.w.(Aoub 
dir, 6tonner) nicht von letiterem an trennen aein wird, Ana ei- 
ner romanischen form entstellt sdieint briton. estlamm aobat 
estlammi vb. (ätonnerX wiewohl die roman. leitwfclar kaln 
soffixloses haoptwort hinter aich haben« Als sondeibacer mCül, 
wenn nicht als anlehnnng, erseheint daa ana lat atomaeharl 
(nfrz. estomaqner refl« in altlat bed.) entatandene iw. eaton- 
make, das im roochi refl. den magen voUpropfen, im wallon»- 
schen act. erstaunen, erschrecken bedeutet 

15) Qoitre (kröpf am menschenhalse), andh gonitre, nprov. 
gouitre, lautet chnrwelsch gutter, gotter, gootter, goaach; 
briton. jötörel, chotörel m. id. mit (erweichtem) frans, anlaut 
und mit weiterer ableitung. Die gleichbedeutenden, ons erst seit 
dem 15. — 16. jh« bekannten, deutschen Wörter bd. (oberd.) go- 
der, koder nd. kader mögen lehnwörter sein. Auch an churw. 
gutter, guotter in der bedentung flasche schliefst nch unser 
alter gnttrolf a.dgLm. 

16) Jante (feige), afr«. picard. norm, gante. Hit eamit 
(-es pL, camia sg.) ist daa ^eichbedeutende briton. wort cam- 
med f., mit andrem suffize kymr. cammog (weiterea in meinen 
Origines eur. s. 278 £ y. Cantiius). 

15) Regimber. Sonderbar genug knüpfen sich folgende 
gleichbedeutende Wörter an, welche cum theil formell auf den 
Ton Dies ▼• Ohignare besprochenen stamm xurückgehnx npror. 
(neben dem entlehnten regimbar) reguignar u.dgl. (afrs. re- 
guignade ruadeX sogar remingar; briton. gwinka, dia- 
winka (mit halbem n); wallen, s'regaind^ se regimber, se re* 
beller. Dagegen bedeutet milan. righignä wiehern. 
Bornheim bei Frankfurt a.M. im mai 1862. 

Lorens Diefenbach. 



Grarsmann, ttbcr die aspiraten nnd ihr gleiclizeitigea Vorhandensein etc. 81 

lieber die aspiraten und ihr gleichzeitiges Vor- 
handensein im an- und auslaute der wurzeln. 

Die frage, ob es im iodogermanischen ursprünglich 
wurzeln mit aspiraten im an- und auslaute gegeben habe, 
ist, wie ich glaube, noch zu keiner entscheidung gelangt. 
Es ist nicht zu verwundern, dafs, ehe das sanskrit und 
mit ihm die vergleichende Sprachforschung auf die klassi- 
sehe Philologie einen einflufs gewann, viele grammatiker, 
durch das umspringen der hauchung (z. b. in rgixf^^ ^Qi" 
^ofjLai) veranlafst, für das griechische wurzeln mit an- und 
auslautender aspirate in reichlichster fülle annahmen, und 
dadurch die griechische grammatik zum theil mit wurzeln 
verunstalteten, welche, wie die Sprachvergleichung nachwies, 
nie existirten; wie denn z. b. das goth. ]>rag]a, so wie auch 
die celtische wurzel trag (beitr. I, 167), neben gr. rgi^-ta 
es verbietet eine form ^ßsx** als die ursprüngliche wurzel« 
form anzusetzen. Es war natürlich, dafs die von der Sprach- 
vergleichung ausgehenden forscher im ersten Unwillen über 
jene Verunstaltungen alle wurzeln mit ursprüngUch an- und 
auslautender aspirate verwarfen; und es galt seitdem der 
satz, dafs es keine solche art von wurzeln gegeben habe, 
in der Sprachwissenschaft als eine art axiom, während in 
neuerer zeit sich wieder hier und da eine hinneigung za 
jener älteren ansieht zu erkennen giebt (vgl. Ahrens grieoh. 
formenlehre §. 152, Schleicher compendinm §. 143). Ab^ 
eine eigentliche Untersuchung ist, so viel ich weiis, darüber 
noch nicht angestellt. Und zu dieser Untersuchung anzn-» 
regen ^ soll der hauptzweck des gegenwärtigen aufsatzes 
sein. Es ist 'jedoch unmöglich auf die sache einzugehen, 
ohne die Streitfrage zu berühren, ob die harten oder wei- 
chen aspiraten die ursprünglichen seien. Denn wenn auch 
die wesentlichsten ergebnisse der Untersuchung von der 
beantwortung dieser Streitfrage unabhängig sind, so wird 
doch die ganze anschauungsweise und die form der dar- 
stellung bis ins einzelne hinein eine so ganz andere je nach 
der entscheidung dieser frage, dafs es nicht möglich ist, 

Zeitflchr. f. vgl. sprachf. XU. 2. 6 



82 Grarsmann 

derselben hier aus dem wege zu gehen. Ich werde daher 
zuerst diese frage behandeln, und erst dann zu der eigent- 
lichen aufgäbe übergehen. 

Erste abhandlong. 

lieber das Vorhandensein der harten und waeben ae- 
piraten vor der Sprachtrennung. 

Die frage nach der ursprünglichen beschaffenbät der 
aspiraten in dem indogermanischen sprachstamme wttide 
eine sehr verschiedene beantwortung erfahren können, < je 
nachdem mau mehr oder minder weit zurückginge in d&e 
geschichte der indogermanischen Ursprache. Denn es ist 
ja der Sprachwissenschaft gelungen, bestimmte, deutlich 
abgegränzte perioden in der geschichte jener ursprache fest- 
zustellen; sie hat nachgewiesen, dafs alle formbildong mit 
wenigen ausnahmen auf zusammenfUgung bedeutungsvoller 
und ursprünglich selbständiger demente beruht. Ehe diese 
demente zu vollkommenen einheiten aneinander wuchsen, 
mufs ein zustand vorhergegangen sein, wo das neuange- 
fUgte dement gleichsam nur wie ein pfropfreis dem haupt- 
stamme angesetzt war, also der zustand der agglutiniren- 
den sprachen, und diesem wieder ein zustand, wo alle jene 
demente als selbständige erzeugnisse dastanden, sich zu 
einem satzganzen nicht anders gruppirend wie etwa die 
gewächse eines urwaldes, jedes wurzelnd in der unmittel- 
baren anschauung des gegenständes, und dessen reflex in 
der seele möglichst treu und rein nachbildend und darstel- 
lend, also der zustand der isolirenden (einsilbigen) spra- 
chen, ohne ableitung, ohne flexion (vgl. Schleicher comp, 
p. 2, 3). Je weiter man hier zurückgeht, 'je unsicherer 
wird der boden; ich beschränke mich daher hier auf den 
zustand der indogermanischen ursprache, wie er unmittel- 
bar der ersten trennung der uns bekannten glieder dersel- 
ben vorherging, und stelle daher die frage bestimmter so: 
Gab es unmittelbar vor der ersten Spaltung der indoger- 
manischen ursprache nur harte aspiraten, oder nur weiche, 
oder keine von beiden oder beide? Da nur im sanskrit 



über die aspiraten nnd ihr gleichzeitiges Vorhandensein etc. 83 

beide gattuugen deutlich gesondert neben einander beste- 
hen, so werden wir von ihm auszugehen und zu untersu- 
chen haben, wie beide in den übrigen sprachen vertreten 
werden. Es ist bekannt, dafs die weichen aspiraten des 
Sanskrit in den celtischen, germanischen, litauischen und 
slavischen sprachen durch die entsprechenden medien er- 
setzt werden (vergl. Schleicher compend. §. 169, 178, 187, 
198). Der anschaulichkeit wegen stelle ich hier flQr den 
anlaut und flQr den inlaut zu jeder aspirate ein beispiel 
auf, wobei ich das sanskrit voranstelle, diesem nach der 
reihe das celtische (altirische), germanische (gothische), li- 
tauische, slavische (altbulgarische) folgen lasse: 

1) ghar; — gor, „ , 
jighar-mi;— gor-aim, » , 

2) dhä; — da, da, 
dadhämi; — d^nim, (ags.)dö, 

3) bhrätar; — br&thir, bröthar, 

4) stigh; — 'stig, stig, 
stighnömi; — (staigre), steiga, 

5) m4dhja-s; — med-ön, midja, 

6) n4bh-a8; — nem, (hd.)neb-ul, deb-esi-s, neb-o 

Ich bemerke zu 1, dafs dem anlaute ursprünglich ein 
▼ folgte, welches im got varm-s (f&r *gvarm-e) allein übrig 
blieb (zeitschr. IX, 29), dais lit g&ra-s «dampft bedeutet, 
die wurzeln selbst aber „brennen^, im sanskrit „leuchten^ 
(doch ghar-mä-8, hitze); zu 2, dals die wurzeln in allen 
jenen sprachen „thun^ bedeuten, im litauischen ,» legen, 
stellen^, in den arischen sprachen beides; zu 4, dafs das 
irische staigre oder staighre, wo die hauchung jedoch ein 
neuerer Vorgang ist, „die stufe^ bedeutet, lit. staigü-s ,Jäh, 
vorschnell % ursprünglich wohl „ steil ^, und slav. stiza 
„steigt; zu 6, dafs das hochdeutsche und litauische wort 
„nebel, wolke^, die übrigen „himmel^ bedeuten, das sans- 
kritwort aber beide bedeutungen vereinigt, und dafs das 
m im irischen nem für b steht (Schleicher oomp. §.169, 3). 
Die annähme, dafs die weiche aspirate des sanskrit sich 
erst nach ansscheidung jener 4 sprachstftmme aus der me- 

6* 



gar» 


gor 


(gir-a-B) 


gor-j^ 


da, 


da 


dedu, 


dezd^ 


broter-eli- 


s, bratr-ü 


•stig. 


•stig 


(staigü-s). 


(stiza) 


vid-u-s. 


mezd-u 



84 Onikmaim 

dia entwickelt haben könne, wird darch die ganz miglttche 
Vertretung, welche die media und die weiche aspirata des 
Sanskrit im germanischen erfährt, widerlegt, und dadurch 
die ansieht sicher gestellt, dafs die medien und die wei- 
chen aspiraten des sanskrit schon vor der spraditrenninig 
zwei streng gesonderte lautreihen gebildet haben. Aber 
möglich bleibt noch, dafs die weiche aspirate vor der Iren- 
nung hart gewesen und geblieben sei bis nach der ans- 
Scheidung des griechischen, und erst dann in dem arischen 
sprachkreise erweicht sei, aber im griechischen ihre nr- 
sprQngliche härte behauptet habe. Doch h&tten wir dann 
in fUnf verschiedenen sprachkreisen (dem celtischen, ger- 
manischen, litauischen, slavischen und arischen) eine et^ 
weichung jener aspiraten anzunehmen, und wenn man anch 
t&r die germanischen, litauischen und slavischen sprachen 
einen gemeinsamen, von den übrigen gesonderten sprach- 
stamm zugeben wollte, so bliebe doch noch immer Ober 
drei Sprachgebiete, die sich nimmermehr, ohne die itali- 
schen und griechischen also alle indogermanischen spraoh- 
stämme mit zu umfassen, zu einem gemeinschaftlichen 
sprachganzen zusammenflQgen lassen, jene eigenthQmliche 
erscheinung ausgedehnt; sie müfste also in ihnen unabhän- 
gig stattgefunden haben, und die Übereinstimmung nur eine 
zufällige sein; dadurch zeigt sich, von hier aus betrachtet, 
jene annähme als sehr unwahrscheinliche Dazu kommt, 
dafs z. b. das litauische in allen aus dem griechischen ent- 
lehnten Wörtern stets die, erweislich harten, aspiraten ;|f, &, tp 
durch die tenues k, t, p wiedergiebt, und dasselbe also zu 
erwarten wäre für die weichen aspiraten des sanskrit, wenn 
sie ursprünglich hart waren. Eine entscheidung kann je- 
doch erst die gleichzeitige erwägung des griechischen und 
lateinischen herbeiführen. 

Die harten aspiraten des sanskrit (kh, th, ph) werden 
nun in den celtischen, litauischen, slavischen sprachen be- 
kanntlich durch die tenues (k, t, p) ersetzt; in den gei^ 
manischen sprachen (gothischer stufe) werden sie entweder 
in derselben weise wie die tenues des sanskrit vertreten, 



aber die Aspiraten und ihr gleichxeitiges Vorhandensein etc. 85 

oder aber, was ich weiter anten zeigen werde, in Überein- 
stimmung mit den erstgenannten sprachen durch die tenues 
ersetzt, nie aber, wie die weichen aspiraten des sanskrit, 
durch die medien vertreten. Die einzige sichere ausnähme 
bildet die Vertretung des in skr. nakhä-s, nakhä-m, nakh&- 
rans der nagel, die kralle hervortretenden kh, nämlich (Curt^ 
no. 447, Schleicher §. 123, 1): 

skr. griech. lat. ir. ahd. lit. slav. 

nakba-s, ovvx', ungui-s, ionga, n&ga-s, noga(?) 

nakhara-s, ungula, nagal, nog-üti, 

wobei für das slavische zu bemerken ist, dals noga die 
bedeutung „fuTs^ hat, und daher vielleicht nicht hierher 
gehört Es zeigen sich also in diesem isolirt stehenden 
beispiele überall die Vertretungen der weichen aspiraten 
des sanskrit, und nirgends die der harten, wobei nur das 
griechische, da x zugleich die harte aspirate des sanskrit 
vertritt, keine entscheidung gewährt. Bei einer so durch* 
greifenden Übereinstimmung aller übrigen sprachen werden 
wir die abweicbung im sanskrit anzunehmen und zuzuge- 
stehen haben, dafs das kh in nakha unregelmäisiger weise 
für sonstiges gh, und also nakha für *nagha stehe, und 
wir werden weiter unten fälle anführen, wo sich dieser 
Übergang historisch verfolgen läfst. Wendet man nun die 
im obigen festgestellte Vertretung der harten aspiraten des 
sanskrit auf die oben gestellte frage an, so geräth man 
mit der annähme, dafs die weichen aspiraten des sanskrit 
vor der Sprachtrennung hart gewesen und erst nach der 
abscheidung des griechischen erweicht seien, in noch grö- 
fsere bedrängnüs. Denn da die harten aspiraten des sans- 
krit immer hart gewesen sein müssen, wie vor allem ihre 
neiguug, sich mit dem (harten) s zu verbinden, erweis^ 
so würden, wenn jene schon vor der erweichung der jetzt 
weichen, als ursprünglich hart angenommenen, aspiraten 
entstanden wären, beide reihen der aspiraten in eine zu- 
sammengeflossen sein, oder vielleicht beide von anfang an 
nur eine lautreihe gebildet haben; aber dann mülste man 
annehmen, da(s durch ein seltsames spiel des Zufalles ge- 



rade digenigeD unter ihnen, welche in den 
nannten spradisweigen sur media herabgeeonkm äM^^ 
im eanskrit mit einer einzigen ansnahme (nakh4) 
weicht hätten, diejenigen hingegen, welche in jenin 
dien doreh die hurten laute ereetst wiren, «n^ÜB ' 
krit genau in denselben iillen hart gebliebeD'iNtoBft»' Die 
sich für eine solche annähme ergebende unf 
keit würde so groA sein, dals sie f&r die 
Schaft geradezu der Unmöglichkeit gleichzusetsen 
es bliebe nichts übrig, als fbr alle gegenwärtig harten ii^ 
piraten des sanskrit anzunehmen, daft sie ans di 
erst entstanden seien, nachdem die gegenwärtig 
hauche des sanskrit ihre erweichung vollendet hätten, dLh. 
nach jener ansieht erst lange nach der ausscheidnBg des 
griecUschen. Allein auch diese annähme ist, wie sieh as&- 
gen wird, nicht festzuhalten, und würde gentde diejenigen 
ihatsachen umstofsen, auf die sich die ansieht, von der 
die rede ist, vorzugsweise stützt 

Fragen wir nun weiter nach der Vertretung beidsr 
aspiratenreihm im lateinischen und griechischen, so sahen 
wir die weichen aspiraten des sanskrit im inlante g^di- 
falls, wie bekannt, r^elmftfsig durch die lateinischen mi- 
dien vertreten, selten durch f und h. Dagegen ist die vei^ 
tretung derselben durch lat. tenuis höchst zweifelhafte Für 
inlautendes t gleich skr. dh f&brt man als beispiele an: 
putare, cutis, pati, putere, latere, rutihis. AUdn zunächst 
erscheint es unmöglich , lat. putare zu griecL m^&j skr. 
budh zu stellen, da die diesen entsprechende latei^sdie 
form 'fbd lauten müiste, wie fundn-s zu nv&pt'^v^ budhn4HB 
bid zu m& u. s. w. (s. u.), und da nch putare deutlich als 
denominativbildung von einem *pu-tu-s zu erkennen giebt. 
Ebenso wenig kann cutis (haat) zu der wurzel xv& gestellt 
werden; es ist cu-ti-s zu theilen und steht f&r *scu-ti-s 
aus der wurzel sku, bedecken (Leo Meyer vergl. gramm. 
p. 416). Ebenso wenig darf man das t in pati als vei^ 
treter des dh annehmen. Denn wenn man mit Leo Meyer 
(vergl. gramm. p. 393) und anderen das griech. tw» m 



über die aspiraten und ihr gleichzeitiges Vorhandensein etc. ^ 

Tidaxfi^ u. 8. w. ZU skr* bädh, badb, also auch zu lit. beda, 
slav. beda (notb, elend) stellt, so kann pati nimmermehr 
dazu gehören; die entsprechende lateinische form müiste 
*fad oder mit nasal (wie in ntv&og) fend heüsen (s. zweite 
abh. no. 5). Sollte pati wirklich zu der griechischen wnr* 
zel nad' gehören, so müiSste diese für path stehen, und 
würde also von d^ oben zusammengestellten Wörtern aus* 
zusondern sein. Aber die begriffisphären beider wurzeln 
sind, wenn man von der späteren, durch gegenseitigen ein- 
fluls bedingten gebrauchsweise absieht, keinesweges so nahe 
liegend, wie es auf den ersten anblick scheint; denn wäh- 
rend die Wurzel nad- überall auf das empfundene leid zu» 
rückgeht (wie auch die ableitungen nd&og, ndd-rifia und 
die verwandten niv&OQj no&og bezeugen), so bezeichnet 
die lat. wurzel pat (wie sie in pati, patiens, patientia sich 
darstellt) ein über sich ergehen lassen ohne irgend ein 
nd&rifia. Man könnte daher ftkr das lat« pati in der tfaat 
an die wurzel path (gehen) denken, und in bezug auf die 
bedeutung das aus der wurzel päd (gehen) stammende skr. 
ä-pad-ye ,,ins Unglück gerathen^ in vergleich ziehen, was 
ich jedoch nicht vertreten will. Femer pütere gehört mit 
ni&fa nicht unmittelbar zusammen, sondern erweiset sich 
(zeitscbr. XI, 91 ) als intransitives denominativ von einer 
participialbildung aus der wurzel skr. püj-e, lit. püv-ti (fau-^ 
len, stinken), wovon skr. pfi-ti-s gestank, püj-a^m = nv^o*v 
eiter, und in gleicher bedeutung, aber mit dem neutralen 
8uffix skr. as, lat. us, welches im lateinischen mit schlie- 
Isendem u oder ü stets zu u verschmilzt (vergl.jüs, thüs, 
rüs, crüs) lat. püs. Viel schwieriger sind latere und ruti- 
lus. Denn wenn sich auch latere ebenso wie pütere fds 
denominativbildung zu erkennen giebt, und daher die ab* 
stammung von einem particip 'latus in dem sinne „ver- 
borgen^ vermuthet werden kann, und wenn andererseits in 
rutilus sich das suffix tilus leicht absondern lielse (Schlei- 
cher comp. §. 153,2; Curtius d. zeitscbr. 11,335): so sind 
doch *la und *ru nicht als wurzeln anzunehmen, sondern 
*ladh (skr. rab, griecb. Aai?*) und *rudh (skr. rudh-ira, gr. 



« 



k'Qv&'Qo-) abo auf latemucheiii gebUte *lid und 
Nun giebt lat. d mit folgendem t Tecbondeii wtwmim.m 
(nisras ans rudhta-e) oder st (aestas ans akr. idh griMh. 
al&)^ oder 8 mit vorbergehender ersatsdehnung (oiuli) odar 
t mit Torhergehender ersatcdebmmg (futare von landen^ 
thema fad). Nun kommen zwar nicht selten flUle nr, in 
denen die ersatzdehnung unterbleibt (stunuloSy.ftnnlaa, nl- 
▼is, levis, breyis, ömitto, öperio, äperio, cSmena^ oovplk- 
lentus, yäs, pecüs u. s. w.), aber es bleibt immMUa b^ 
denklich, dies auf den vorliegenden fall anzuwendsnu Dboh 
erscheint dies noch immer eher möglich, als in diestti fie- 
len einen sonst nicht vorkommenden ersats des ikr*'.4h 
durch lat t anzunehmen. Noch weniger ist der ersata dm 
skr. gb durch o zu begrQnden. Man hat als beispiele di^ 
f&r fax und truz angef&hrt, indem man das erstera an skr. 
dah, das letztere zu skn dmh gestellt hat Allem riohti- 
ger wird man ülx zur wurzel bhä, leuchten, tmd tniz aar 
Wurzel *tru ags. ]>reöv-an (thema >ruv), }»reav-jaa, abd» 
dräw-jan, nhd. dräuen, drohen stellen und c als sufflx be- 
trachten. Dies sufifiz c ist eine im lateinischen hiafige 
Umwandlung des suffizes co, wie im griechischen x von »Oj 
skr. ka. So steht im griechischen yJLavx- neben /i.avxo*^ 
tpvXax" neben (pvkaxo-j d-vXax' neben &vlaxO'. So sind 
im lateinischen die sufBze äc, öc, io, To Umwandlungen 
von aka, äka, ika, ika, und auch in dem suffize -trl-c aa 
skr. tri (genitriz = jänitri) finden wir c als sekundäres 
suffiz hinzugefügt. Ueberdies tritt das sufBz co an die- 
selben wurzeln in fo-cu-s und tru-cu-lentu-s. FQr den er- 
satz von skr. bb durch lat. p führt man stupere ss skr« 
stubh an; allein schon das sanskrit bietet uns eine auf p 
auslautende wurzel 'stfip, welche in stöpa-s (cumulus) er- 
halten ist (Curt grundz. no. 229), und welche vielleicht 
ebenso wie stubh eine erweiterung der mit sthä (stehen) 
parallelen wurzel *sthu oder *6thü (in sthavira-s, sthÜQä 
U.8. w.), deren aspirate späteren Ursprungs ist, darstellt 
Femer lassen sich scalpo und scdpo neben griecb. yXotf^ 
und ylutpm^ welche in glaber, glübo in lautlich genau ent- 



fib«r die aspinten nnd ihr gleichzeitiges Vorhandensein etc. 89 

sprechender weise repräsentirt sind, bierherziehen. Doch 
glaube ich, wird man mit Lottner annehmen können, dals 
jene worter (scalpo, sculpo) ebenso wie die kunst der Skulp- 
tur, auf die sie sich beziehen, von den Griechen entlehnt 
seien, und daher das p der damals schon erhärteten aspi- 
rate des griechischen entspreche (Lottner d. zeitschr. VII, 
173). Zwar macht das vorgesetzte s Schwierigkeiten; al- 
lein wir finden dasselbe verhältnils in scribo verglichen 
mit ygäipü), nur mit dem unterschiede, dafs, da hier lat. b 
dem griech. (p entspricht, die kunst des Schreibens oder 
ritzens (und mit ihr das wort) früher von den Griechen 
zu den Römern übergewandert sein mufs, als die des 
meifselns. 

Im anlaute werden die drei weichen aspiraten des 
sanskrit regelmäfsig durch lat. f ersetzt, gh jedoch vor vo- 
kalen auch durch h, welches in diesem falle vielfach mit f 
wechselt. In einigen fMlen wird jedoch die weiche aspi- 
rate des sanskrit auch im anlaute durch die media ersetzt 
Namentlich wird ghr fast häufiger dnrch gr als durch fr 
ersetzt, so in: 

1) grä-tu-s als particip eines *grä, welches zu skr. 
har (haryämi) lieben, griech. x^^Q ix^fQ'^) sich verhält, wie 
mnä zu man (Leo Meyer vergl. gramm. p. 352). « 

2) grä-men aus einem *gra = nord. grö, grün sein, 
welches zu skr. ghar, *har in har-it, grün u. s. w. gehört, 
also mit griech. x^ot], germ. gra-s zu vergleichen ist, und 
ebenso mit lat. holus (folus) (vgl. d. zeitschr.VIII,214.265). 

3) grandin- = skr. hrädini, griech. ;^aAa^a (Curtius 
no. 181, zeitschr. 11, 335). 

4) gradier verglichen mit goth. grid-s j[s. die zweite 
abhandl.^no. 25). 

5) grandi-s verglichen mit germ. ^graut-s, ags. great 
(zeitschr. XI, 179). Ebenso vor I in 

6) gli-sco, entglitnmen zur wurzel skr. ghar (leuchten, 
brennen). 

7) glaber, glubo (s. die zweite abhandl. no. 24). 
Aufserdem wird gh durch g ersetzt in 






8) gilmt neben helmB age. gäo, ahcL gdO| taML geUk 
Ferner bh durch b in 

9) balaena s« tpdlaiPa. 
10) boll-a blase, bnU-ire Tergliciien mit 

(ebollire), dem aga. bnll blase, welche 

dem griech. iplv-m gehören, wovon fpXvxvtg^ 

blase, blattar (TgL Cnrtias gmndxüge no. 412d). 

Dagegen finden wir im anlaute keine iii will Hing der 
weichen aspirate des sanskrit durch die tenuis, dema thBs^ 
tüs =: &vog Ton der wurzel Ov-^ (skr. dhu) ist (MM dJBü 
griechischen entlehnt, und durchaus regelmiftig daraas 
umgebildet. Für trahere, ziehen, welches, wie nntSB g^ 
zeigt werden soll, auf eine ursprüngliche wurzel mit a^ 
lautendem dhr hinweiset, ist eine lateinische mittslform 
*drah anzunehmen, entsprechend dem lat. gr aus ucaprIlDg» 
lichem ghr, und in ihr wurde, da das lateinische in seiaar 
weiteren entwickelung den anlaut dr vermied, dr la tr 
verwandelt (s'. u.). 

Die ersetzung der weichen aspirate des sanskrit dnrak 
die media fand auf lateinischem boden ursprünglich aadi 
dann statt, wenn die anlautende aspirate durch Zusammen- 
setzung in den inlaut rückte. Dafür sind con-do, ab-do, 
welche «als composita nur auf italischem boden entstanden 
sein können, während credo weiter zurückreicht, und for- 
men wie ama-bam, ama^bo (vgl. osk. fu-fans), wdiche gleich- 
falls nur auf italischem boden durch Zusammensetzung mit 
der wurzel fo es skr. bhü entstanden sein konnten, sichere 
beläge. Fassen wir das ganze der erscheinungen zusam- 
men, so sehen wir die weichen aspiraten des sanskrit er- 
setzt entweder durch die Spiranten oder durch die medien, 
nie, oder fast nie durch die tenuis; unter den Spiranten 
erscheint h als ein weicher, sich fast yerflüchtigender laut, 
dagegen f als ein rauher und harter laut, der einzige harte 
laut, der den weichen aspiraten gegenübertritt, und zwar 
mit wenigen ausnahmen nur im anlaute. Aber es ist wahr- 
scheinlich, dafs auch das f in den meisten fiülen (nftmUch 
nur in den unten zu behandelnden seltenen fUlen nicht, 



Aber die aspiraten nnd ihr gleichseitiges Vorhandensein etc. 91 

WO es eine harte aspirate des sanskrit vertritt) ursprüng- 
lich einen weicheren laut gehabt habe; dafür zeugt der 
Wechsel von b und f wie z. b. unmittelbar in rufns und 
ruber, in ama-bam, ama-bo neben fuo, und auch die dar* 
Stellung dieses lautes durch das zeichen des griechischen 
digamma. Hieraus wird es wahrscheinlich, dafs bh zu- 
nächst in die weiche labiale Spirans, welche ebenso wie 
die harte zwischen lippen und zahnen ausgesprochen wird, 
übergegangen sei, und erst später sich in die harte modi- 
fikation umwandelte. Jedenfalls würden wir, auch von die- 
ser letzteren annähme abgesehen, von der ansieht ausgehen, 
dafs die weichen aspiraten des sanskrit ursprünglich hart 
gewesen seien, auch für das lateinische eine erweichung 
derselben im grolsartigsten mafsstabe anzunehmen haben. 
Es bliebe also nur das griechische übrig. Aber auch hier 
finden wir die weiche aspirate des sanskrit häufig durch 
die media ersetzt, aber nie, oder nur in solchen bildungen, 
die sich deutlich als späteren Ursprunges bekunden, durch 
die tenuis. So im Inlaute, besonders wenn eine liquida 
vorhergeht, in: 

1) aHfiß'W, mofiß-o^g neben atificp-vko-Vy aTOfKp-o-g 
und neben skr. stambh, befestigen, stützen; 

2) ofißgo-Q neben skr. dmbhas wasser, &mbhar frucht- 
barkeit, ambhrnä-s wölke, kufe, womit noch atpQo-Q = skr. 
abhr4-m dunst, gewölk zu vergleichen ist; 

3) oßgifzo-g, ofdßQifio-g neben skr. ambhrna-s, gewaltig'; 

4) xvfxßo-g neben skr. kmnbhä-s, topf, krug; 

5) aXd-alvWy akd-ijaxu» neben äX&aiv(o, al&rjax(a und 
neben skr. ardh, gedeihen, gedeihen machen; 

6) nivSa^ neben nväfiijv und neben skr. budhna-s; 

7) iyyv-g neben skr. amhü-s eng, bedrängnifs, goth. 
aggvu-s und der wurzel ä/X'^^ 

8) kafiß'ävo)^ kaß^Biv neben skr. labh, wo also, wie in 
den folgenden f&llen, auch ohne vorhergehende liquida jene 
ersetzung stattfindet; 

9) crtßaQo^g neben antpoo-g^ cxüßuy arißo-g neben 



92 

attfp'Og (zoBammengedrAiigta schaar), welche mil 
1) crw&hnten arifiß» skr. ttambb verwaiidt sfaid) ..: 

10) laytig neben der zugehörigen worzel ekr. laligli 
(limghämi) epringen; 

11) p^a neben dem gleichbedentenden skr. |^ Im; 

12) fify-ag neben den damit gleiohbedentenJw flkr. 
m&h, m&hi, m&ha-s, mah&F-e, mah&t und der wotmI 
wachsen, mah verehren nnd den formen mit gfa: 
macht, reiohtham, magh&van schätzereich« Die : 
durch die media zdgt sich schon in skr« nug-min.igiefils^ 
majestät; ebenso setzt das got. mikil-s b: ^csfvJto-^ die 
media vorans. Da die worzel, welche sowohl im grieoli^ 
sehen als auch besonders im germanischen lebendig geblia* 
ben ist, in beiden gleich£Edls (wie im sanskrit) aof die ai* 
pirate skr. gh zurflckweisH, so müssen wir die fonn Bit 
der aspirate als die ältere anerkennen, welche aber adioD 
vor der sprachtrennung dnroh das herabsinken der aqpi- 
rate zur media die nebenform mit g erzeugte, und swar 
mit der ansschliefslichen bedeutung „grols^. Einer 
ren Verschiebung dieser media werden wir unten 

13) ^/^ff (mB^eiä'ja), QaSt^ neben skr. Yfdk (rdh) 
wachsen. Auch hier muTs sich vor der sprachtrennung 
von der wurzel vfdh (rdh), welche richtig verschoben in 
dem alte, ruoda, ahd. ruota, nhd. rüte enthalten ist, eine 
nebenform mit der media statt der aspirata abgesondert 
haben und zwar in der speciellen bedeutung „worzel^, da 
ja auch das germanische in goL vaurt-s, wurzel, die Ver- 
tretung alter media zeigt. 

14) duhit&r neben &vydTfjg. Dies beispiel steht hier 
als reprftsentant einer ganzen reihe von bildungen, die in 
der zweiten abhandlung besprochen werden sollen, indem 
nämlich, wo im griechischen im Verhältnisse zum sanskrit 
eine Umsetzung der aspiration stattfindet, im inlaute, so- 
fern die laute, zwischen denen die Umsetzung stattfindet, 
derselben wurzel angehören, stets der weichen aspirate des 
sanskrit die media entspricht. 

FQr den anlaut zeigt sich das herabsinken zur media in: 



ober die ispiraten und ihr gleichzeitige« voriumdensein etc. 93 

15) ßQk(Afa neben skr. bhr&m-ami, lat. frem-o, ahd. 
brem-a. 

16) ßgeX'fio-g, ßg^X'f^^ {ßQ^y^o-g, ßgeyfia) der hirn- 
schädel, neben ags. bräg-en, breg-en (das hirn). Der be- 
dentungsQbergang ist derselbe, wie ibn got. hvaimei (him- 
schädel), alin. hiami (hirn) zeigt. Die bedentong him- 
schädel ist in beiden f&Uen als die ursprflngliche zu be* 
trachten. Die würzet vermuthe ich in griech. (pQdaao) (thema 
(pgay) = got. baii^a (thema barg), ähnlich wie auch hvair- 
nei auf den begriiBP „umschliefsen, bedecken^ zurückgeht 

17) ßov-w^ ßXv'ia neben (jpAv-o), welches Curtius (grundz. 
no. 412d) mit recht zu lat. flos, ahd. bluojan, bloma stellt. 

18) yQi(pO'g, yglno-g neben der ihm zunäcbststehen- 
den germanischen wurzel grip (got greipan), und der fer- 
ner liegenden skr. wurzel hr d. h. *ghr nehmen, aus wel- 
cher sowohl jene wurzeln, als auch skr. grabh durch er- 
weiterung entstanden zu sein scheinen. 

19) yQag)^(o neben got grab-an, wo das got. g auf ein 
skr. gh zurückweist, und, wie unten gezeigt wird, die ein- 
bufse der hauchung im anlaute durch die aspirate im aus- 
laute der wurzel bedingt ist, was auch fQr no. 18 gilt. 
Ich yermuthe Zusammenhang mit X9^^9 XQ^f^^^ streifen, 
ritzen. 

20) ßaaxaivto neben lat fascinare und 

21) ßa^ot) sprechen, beide aus der wurzel (ptj, skr. bhä 
(bhäsh, sprechen). Bei dieser Zusammenstellung habe ich 
fbr den inlaut die zahlreichen fUle Obergangen, wo diese 
erscheinung entweder nur auf griechischen boden beschränkt 
blieb (vergl. auch die von Curtius in d. Zeitschrift II, 333 
angeführten macedonischen formen), oder doch die ent- 
sprechende sanskritform mit weicher aspirate sich nicht 
mit einiger Sicherheit aufstellen Jüeis. Ferner habe ich 
darin übergangen skr. ahäm s= iyaiv = got ik und h&nu-s 
s= yiw-g s= got kinnu-s, weil sich hier nicht entscheiden 
lälst, ob die aspirate oder die media das ursprüngliche war. 

Dieselbe erscheinung sehen wir endlich auch im sans- 
krit, obwohl sparsamer, eintreten, und zwar mehrfach ge- 



94 

rade da, wo sie sich im grieGhisohen seigt, ao däfe wir 
daraus schliefsen mfissen, dafs die enengnng 8oloiiar.*a»* 
benformen mit der media statt der weichen a^imto dea 
Sanskrit schon in dem gemeinsam i 
stamme stattgefunden habe, nlmlioh in: 

1) stamba-8 häufe (s. b. grashaufe) neben 
Säule, ans der wursel atambh, an wdcher irirh nljsfc it&i 
gleicher yertretung tnifißm (no. 1) und atüßm n. a. w. (n^-l^ 
stellte, und wo atlqh^OQ uns die entsprechende badsnla^ph 
entwickelung zeigte. :ri. . 

2) &mbu SB Ambhas, wasser, griech. 6fißg(hg (ndL 2). 

3) kümba^s, weiblicher kopfputs, köpf eines InsiltOi 
förmigen holzes neben kumbh&-s, topf, krug, grieduMp- 
ßo^g (no. 4). 

4) jamblnM neben jambhira-s, sitronenbaom« 

5) kamba-s neben kambha-s und 

6) famba-s neben ^ambha-s, welcho PSnini (V, 2, 138) 
anfahrt, und welche nach ihm etwa die bedeutnng «mit 
glflck begabt^ haben mQssen. In den angefahrten beiqiie- 
len, wie auch in der Wurzel der grammatiker *bund 
bundh, hören, welche auf budh, wissen, zurQc^geheo, 
sich jene erschemung nach nasalen. Vor nasahn isjgt mm 
sich in: 

7) maj-m&n grdfse, majestftt nehm maghA-m$ grieoh. 
fiiyccg (no. 12). 

8) gmft, gen. gm&s und jm&, gen. jmis, erde, wob« io 
bezug auf die erweichung des g zu j das obige nugmin 
und dieselbe erscheinung Tor ▼ (zeitschr. IX, 29) zu yer- 
gleichen ist Die aspirate zeigt sich im sanskrit nieht 
mehr, wohl aber sie selbst oder ihre Vertreter in den Übri- 
gen sprachen, so im griech. ;^a/ux- Ji^, X^f^^^f X^f*^^^^9 ^ 
lat. humu-s, humili-s, hom-o, hem-o; im got. guma (mann), 
wo auch das litauische 2, slavische und zendische i aof 
ein urspr. h des sanskrit hindeuten. Wenn Schleicher in 
seiner schönen darstellung der hierher gehörigen spraeh:- 
gruppe (beitr. 1,396 ff.) noch wegen der formen pftl^a/Mr- 
Ao-^, X&€iv skr. xam, zmä (gen. xmis, loc. z&mi n. s. w.)» 



ober die aspiraten und ihr gleichzeitiges Vorhandensein etc. 95 

xämä, ;^i9'ovio-5 = z&mja^s zweifei hegt, ob die griechi- 
sehen formen x^f*^^ "- b* ^' hierher gehören, so erledigt 
sich dies vollkommen, wenn man das, was Kuhn (zeitschr. 
XI, 310) über die einschfdtung eines j zwischen einen stum- 
men konsonanten und einen darauf folgenden vokal be- 
merkt, auf dea vorliegenden fall anwendet. Nehmen wir 
an, dais diese einschaltung, welche ursprünglich rein pho- 
netischer natur sein und dazu dienen mochte, um den über^ 
gang zwischen dem stummen konsonanten und dem vokale 
gleichsam flüssiger zu machen, vor der Scheidung des grie- 
chischen vom arischen stattfand, so mulste im griechischen 
die Verbindung ghy in x^ übergehen, wie in ;^^ägs=h7&9 
(zeitschr. XI, 17); und im sanskrit, wo sich nach guttu- 
ralen jenes j vielfach in sh umwandelte, wodurch dann der 
Übergang von ghy oder hy in ksh = x bedingt wurde, 
entsprangen dadurch naturgemäfs die formen z&m u. s. w., 
während zugleich die formen ohne einschaltung des j so- 
wohl im sanskrit als im griechischen daneben bestehen 
blieben. 

9) dvära-m, dvär neben &vga^ lat. for-as, for-es, goL 
dauro, daur (zeitschr. IX, 5). 

So zeigt sich also im sanskrit sowohl als im griechi- 
schen ein mannigfiM^her Übergang der im sanskrit weich 
erscheinenden aspirate in die media. Hingegen für den 
Übergang derselben in die tenuis möchte sich auf dem ge- 
biete des sanskrit wohl schwerlich ein beispiel finden las- 
sen. Denn wenn die oben besprochene wurzel mah, *maghy 
welche mit dem besonderen begriffe „grols^ frühe eine 
form **mag absonderte, nun auch endlich eine, freilich viel 
vereinzelter vorkommende form **mak mit dem besonderen 
begriffe der l&nge erzeugte, welche in skr. makarars (ein fa- 
belhafter Seefisch von ungeheurer länge), lit. makara-s (ein 
langer stock), griech. fAäxgo-g^ f^iJ^^Cj fiaxtSvo-g hervor- 
tntt : so zeigt uns doch die bedeutung einen unmittelbareren 
Zusammenhang zwischen den formen mag- (grofs) und mak- 
(lang), und die allgemeinere auch durchs germanische hin- 
durchgehende Verbreitung der ersteren form macht es wahr- 



96 GhratenAim 

scheinlicher, dafs diese der letzteren vorherging; so ge- 
langen wir zu der TerschiebuDgereihe gb, g, k, wdohe d«r 
germanischen lautverschiebung entspricht. Ein gua ilm- 
liches verh&ltnifs scheint skr. küp»-8, hOhlung, meh^fil- 
schlauch, lat. cQpa, tonne im Verhältnis zn komblii-fl^ 
kümba-8, und im griechischen die form Tcvn in mnf (?), 
ava-xvnow im verhältnils zn xvtp in xvnrto (thema XV9), 
xvffo-g, xvip'Os n, s. w., nnd zu xvß, xvfxß in xvßtij xufißih^ 
(s. o.) zu haben, falh diese formen wirklich znsanmengd- 
hören, so dafs wir auch hier die reihe bh, b, p vor mis 
hätten. Im griechischen nun finden wir einen hlnfigai 
Wechsel zwischen tcnuis nnd aspirate« Allein schliefaan 
wir die fillle aus, wo die tenuis statt der aspirate erst in 
verbältDÜsmäfsig späterer zeit eintritt, nnd den nnten sa 
behandelnden fall, in welchem dieser Wechsel dorch eine 
fortrückung der aspiration bedingt ist, so zeigt sich kein 
einigermafsen sicherer £ill, in welchem die griechiscbo te- 
nuis der weichen aspirate des sanskrit entspräche. Es wei- 
sen uns daher auch diese erscheinungen darauf hin, dab 
die weiche aspirate des sanskrit schon vor der trennnng 
vom griechischen, ja auch noch anfangs im griechischen 
selbst weich gewesen sei, wenn gleich sie in der zeit, ans 
welcher uns schriftliche denkmäler vorliegen, schon erhär- 
tet sein muis. 

Der häufige Wechsel zwischen tenuis und aspirata im 
griechischen, von dem wir so eben sprachen, beschränkt 
sich vorzugsweise auf den fall, wo die griechische aspirate 
der harten aspirate des sanskrit entspricht So stehm 
beide aspiraten neben einander in 

1) skr. sphur (stolsen, schleudern; später: zittern, 
schimmern), griech. 6(fVQa^ arpvgo-v (vergl. hierfür nnd f&r 
die nächstfolgenden beispiele Kuhn in d.zeitschr.III,324ffi); 

2) skr. sphar, caus. schleudern, schimmern lassen (vi- 
-spharajämi) griech. acpaiga^ der ball, ursprQnglich der ge- 
schleuderte, wie ndXla aus ndXXia (zeitschr. XI, 29), wäh- 
rend n in analQfOf daTiaiow hervortritt; 

.S) skr. sphal* (ä-sphälana, das anschlagen, anstofsen. 



über die aspiraten und ihr gleichzeitiges vorhandeDsein etc. 97 

ä-sphäla das hin- und herschlagen der ohren des elephan- 
teu) verwandt mit skhal, wanken, chalayämi täuschen 
(s. u.); hierzu griech. aqxiXXw^ lat. fallo; 

4) skr. sphurj (sphüijämi) rauschen, donnern, wozu 
Curtius (no. 156) mit recht griech. acpdijayo^g , ctpaQayita 
stellt; 

5) aqil'Ctq^ fufsbank neben skr. phal-aka-m, schild, 
bank, aus der würze! phal ftkr sphal, sich spalten (zeitschr. 
111,437); 

6) (xyiyV der keil zurückweisend auf eine wurzel *sphan, 
welche sich zu sphat (spalten) verhält wie phana zu dem 
gleichbedeutenden phata, zumal da auch die letzteren aus 
*spbana, ^sphata zu deuten sind, von denen das letztere 
aus der wurzel sphat stammt (zeitschr. III, 437); 

7) ox^S-Vj (fx^S'ägtoVj ax^S-la und vielleicht auch 
(T;^a^(i>, welche auf den grundbegriff „zerschneiden, zerspal- 
ten^ zurückgehen, neben "skhad ,,zerflei8chen, verzehren^, 
xad „zerschneiden, schlachten, verzehren^, khäd „zerbei- 
fsen, zerkauen^, während x in oxBd-dvwfii^ axld^vafiai her- 
vortritt (Curt. no. 294),- 

8) <r;^/£<c, öxi8fj neben skr. chid „abspalten, spalten^, 
vergleiche Curtius grundz. no. 295 , wo jedoch axlSvapuu 
zu dem vorigen zu stellen ist, indem hier ^ aus € nur durch 
den einfluTs des folgenden 8v entstanden ist; 

9) ;|faA<i/o-^ == khalina^s, gebifs des zaumes; 

10) <Tqp9;x- neben skr. cheka-, biene, mit demselben Wech- 
sel von gutturaler und labialer aspirate nach s, wie oben 
in skhal, sphal, oder wie in ö(pdXk(o neben chalayami. 

Im inlaute nach vokalen oder nasalen zeigt sich die 
griechische aspirate der harten des sanskrit entsprechend in: 
11) fJi-dx^j -^«/o-g, (idxofAaiy (Aax^iopiai aus *fAaxBajo- 
fiai (zeitschr. XI, 93), fidxcciQa neben skr. makhä kämpf, 
makh^s opfer, opferthier, kämpfer, makh-as opfer, davon 
das denominativ makhasyä, zu opfern begehren, kämpfen, 
worüber vor allem Kühnes darstellung in dieser Zeitschrift 
(IV, 19) zu vergleichen ist; 

ZeiUchr. f. vgl. nprachf. XII. 2. 7 




98 

12) xo/xo^f ^^^Ytn i^b» d»' {^oiofali 

13) xayxdi;^ neben skr. kikhami (l«olien)|. 

14) i&nQ gen. a&iffo^ hadiel, i 
neben skr. athari, lansenspitse (pfeil); 

15) fio&o-q^ getflinmel neben skr. math, mMth (ouitfa* 
nftmi) „reiben«, später „in bewegnng, verwimiig Mfenn*, 
roaotha-s und math-anarm (agitatio); ob { umd mm dam 
gehört, entscheide ich nicht; 

16) ^a als endung der 2. sing. per£ entspawslmd der 
eudung tha des sanskrit s. b. oic'&a ss viMhikB 

Bei der vielfachen flbereinstimmung, walobe naflli dsr 
obigen Zusammenstellung xwischen der harten aspirato 
sanskrit und der griechischen aspirate herrscht, und ' 
sich noch weit grftiser herausgestellt haben würde, 
man noch andere ^eichfalls wahrschmnliohe, aber 
sichere Alle ULtte in die wagschale legen woUeOy iai «a 
schwer zu glauben, daft hier nur zufall gehensohl habe; 
vielmehr müssen wir annehmen, daft die harten 
des sanskrit schon vor der ausscheidung des gri 
in der gemeinschaftlichen spräche als solche entwickelt ' 
ren. Aber dann bleibt nur übrig, entweder anznnahmen, 
dafs in jener zeit beide reihen der aspiraten (die weioheB 
und harten) bereits entwickelt und bestimmt von einander 
gesondert waren, im griechischen aber sp&teriun in eine 
reihe zusammenflössen, oder auf der andern seile, dafii bride 
reihen in jener zeit noch ungesondert waren und. hemaoh 
nur zuflülig in den übrigen sprachen (celtisoh, germaoisoh, 
litauisch, slavisch und zum theil lateinisch) bei allen ver- 
gleichbaren Worten genau entsprechend aus der einen 
reihe sich aussonderten, wie hernach im sanskrit die har- 
ten und weichen aspiraten. Es ist oben schon nachgewie- 
sen, dals diese letztere annähme geradezu zu den nnmScp- 
lichkeiten gehört, so dals also keine andere wähl übrig 
bleibt, als die erstere annähme. Aus ihr folgt aber, da 
die harten aspiraten des sanskrit auch als ursprünglich hart 
angenommen werden müssen, nothwendig, da(s auch die 



über die aspiraten nnd ihr gleichzeitiges Vorhandensein etc. 99 

weichen ursprünglich d. h. in der zeit unmittelbar vor der 
Sprachtrennung weich waren, und hiermit stehen alle bis* 
her in erwägung gezogenen thatsachen in vollster harmo- 
nie. Auch ist f&r das griechische selbst die Umwandlung 
der beiden aspiratenreihen in eine etwas der entwickelung 
des griechischen sprachtypus durchaus entsprechendes; denn 
w&hrend das griechische im gegensatze zum sanskrit die 
vokale durch Spaltung der a-reihe in die drei der a, e, o- 
vokale zu einem gröiseren reiohthum entfaltete, so schränkte 
es andrerseits, worauf schon Curtius in seiner trefflichen 
abbandlung (d. zeitschr. II, 321) hindeutet, die konsonan- 
tenreihen auf ein engeres mafs ein ; und ebenso wie es die 
vier organreihen (der kehl-, gaum-, zahn-, lippenlaute; denn 
die Zungenlaute des sanskrit sind späteren Ursprungs) auf 
drei beschränkte, so fthrte es die vier reihen der starrwi 
laute jedes organs auf drei reihen: der aspirata, media und 
tenuis zurück. Indem es so die zwd reihen der aspiraten 
in eine zusammen zu schmelzen suchte, blieb nur der 
weg übrig, sie entweder alle wdoh oder alle hart werden 
zu lassen; nach a mulsten sie wegen des harten Charak- 
ters, den dasselbe, wenigstens wenn es nicht zwischen zwei 
vokalen oder zwischen einem vokale und einem andern 
weichen laute steht, behauptet, nothwendig hart bleiben; 
und wir werden in der zweiten abhandlung zeigen, dais in 
analogie damit die weichen aspiraten zunächst im anlaute 
erhärteten, im inlaute dagegen noch lange weich blieben, 
bis sie endlich auch hier der erhärtung anheimfielen. Die 
einwürfe, welche Kuhn in d. zeitschr. (XI, 302) gegen die 
annähme ursprünglich weicher aspiraten geltend macht, 
treffen weniger die hier entwickelte ansieht, als vielmehr 
die frühere, jedenfalls irrige meinung, dafs nämlich die as- 
piraten vor der ausscheidung des griechischen aus dem ge- 
meinsamen sprachstamme alle weich gewesen seien, und 
sich die harten aspiraten des sanskrit alle erst später ent- 
wickelt hätten. Wenn freilich die regel, welche im gan- 
zen genommen ihre richtigkeit haben mag, dals nämlich 
die sprachen sich in dem gange vom stärkeren zum schwä- 

7* 



iriO GnTsmanii 

cheren lante hin zu entwickeln pflegen, eine allgemem gd- 
t^mU wäre, so wQrde dies allerdings auch einen addagen- 
d^rn oinwand gegen die vorgetragene ansieht begrUndeo. 
Aber es gilt diese regol doch nur fOr solche perioden der 
ent Wickelung, in welchen die ursprüngliche scbOpfierraclie 
kraft erschlaffte, und einer allmählichen entartung und ver^ 
wei^-hlichung des Volkslebens und damit auch der spräche 
platz machte, kurz für perioden, wie sie uns die indische 
gr;£chichte zu jener zeit, wo die prakritsprachen sich Mu- 
bildctcn, vor äugen stellt, nimmermehr aber jRlr eine seit 
encr^scher kraftentwickelung, nicht ftkr die heldenseit ei- 
nes Volkes, nicht daher ftlr die zeit, welche das helleni- 
scbc volk nach seiner aussoheidung durchlebte, sie gilt 
auch nicht für die äufserlich ruhigere zeit, in welcher sich 
die dichtkunst zu ihrer höchsten blQthe entfaltet; in sol- 
cher zeit wird zwar jede rauheit abgeschliffen, aber nicht 
um die spräche in charakterlose Weichheit zerfliefsen so 
lassen, sondern desto markiger und kräftiger die wesent- 
lichen Charaktere hervorzuheben. Dafs im gothischen die 
harte aspirate (^) sich entwickelte, aber keine weiche, ist 
sehr naturgemäfs, da sie eben aus der tenuis, nicht aas 
der media hervorging; und dasselbe gilt f&r die entstehung 
der unächten aspiraten im hochdeutschen und celtischen. 

Es hat sich uns in der vorhergehenden Untersuchung 
das unzweifelhafte resultat ergeben, dafs die weichen aspi* 
raten des sanskrit auch schon in der zeit vor der ersten 
Sprachtrennung als weiche aspiraten vorhanden waren, und 
dafs neben ihnen mindestens schon vor der aussoheidung 
des griechischen sprachzweiges aus dem gemeinschaftlichen 
stamme auch die reihe der harten aspiraten bestand. Ehe 
wir nun den bestand dieser letzteren reihe auch in den 
früheren sprachepochen untersuchen, wollen wir ihre spä- 
tere entwickelung in den beiden sprachen, welche die aspi- 
ration vollkommen bewahrten, im sanskrit und im griechi- 
schen, näher ins äuge fassen. 

Im sanskrit sehen wir nach der aussoheidung des grie- 
chischen den bereich der harten aspiraten an umfang zu- 



über die aspiraten und ihr gleichzeitiges vorhandemeiii etc. 101 

nehmen; indem auch in dieser zeit die harte aspirate sich 
vielfach aus der tenuis entwickelte. Wenn z. b. skr. sthä, 
tishthami neben gr. ara, tartjfjii erscheint, so wäre es zwar 
an und för sich möglich, dals die harte aspirate der ur- 
sprüngliche laut sei, und dieser im griechischen seine hau- 
chung eingebülst habe. Allein dies wird dadurch unwahr- 
scheinlich, dafs auch das griechische, wenigstens in ein- 
zelnen dialekten, namentlich im attischen, in gleichem um- 
fange wie das sanskrit die neigung zeigt, die tenuis in die 
harte aspirate umzuwandeln und nicht umgekehrt, eine nei- 
gung, welche offenbar beide sprachzweige aus der zeit ih- 
res Zusammenseins überkommen haben. Die übrigen spra- 
chen geben keine sichere entscheidung, da sie die harten 
aspiraten durchweg ihrer hauchung berauben, mit der ein- 
zigen ausnähme, dafs das lateinische das alte ph in gewis- 
sen fällen (s. u.) in f übergehen lä&t. Wir werden uns 
daher vorläufig an das griechische halten müssen und an- 
nehmen können, dafs, wo das griechische in allen dialek- 
ten der harten aspirate des sanskrit die tenuis gegenüber- 
stellt, die harte aspirate erst im arischen aus der tenuis 
entstanden sei. Hiemach werden wir anzunehmen haben, 
dals th des sanskrit aus t entstanden sei in sthä = <rra, 
tishthami = iarfjfit, in *8thalämi = CTekkai (sthala-m ge- 
gend), in sthünä (säule), sthül4-8 (grolis) neben crrt/Ao-g, in 
sthävira-s und sthavira-s (fest, dick) neben avavQO-g (pfähl), 
in sthag-ämi = aviy^w^ in asth&n, ästhi (knocken) neben 
oariov^ in pätha-s pfad = ndro^g^ in dem superlativsufSz 
-ishtha SS 'löTo , in dem sufSxe -tha = -ro z. b. in ca- 
turtha-s (der vierte) =» Tiragro-gy ebenso in dem suffixe 
tha der 2. pl. praes. gleich griech. -r« z. b. in bhiratha sss 
q>ig6T€j wo, wie unten gezeigt wird, auch das gothische 
zeugnifs ablegt für die spätere entstehung des th. Eben 
so erscheint kh, ch als später entstanden in khanjämi (hin- 
ken) neben axd^Wj und das ch der inchoativbildung z. b: 
in gaccha (gehe) = ßdaxe. Nur sehr selten ist die harte 
aspirate aus der weichen entstanden. Am deutlichsten zeigt 
sich dies in der wurzel nädh, näth, von der in der älteren 




1« 

•prache (vf^ das petenb. lex.) mir die ] 

meD, nimlich io dn vedeo nldhüinäna (hldfe 

bend), und ent in der nacbredisolieii fitteratar 

thamäoa, und foncr in den ilteren theilen der 

dbita (hüIfrbedüiAig, in noth befindlich), dafür imt 

teren theilen der veden and in der spiteren 

haupt näthiti. Es leigt eich hier aleo der 

Üteren dh in neneree th. Der enteprechende 

wie wir oben eaben, für nakUt anzunehmen, obf^eiek Aa 

▼oraaezosetzende tarn ^nagh* im aanakrit nicht OMhr t«B» 

kommt Femer finden aich in den reden nnd 

im Big und Samayeda, nebeneinander in 

long &dha und &tha (sodann), ▼on denen in der 

spräche nur das letztere übrig Ueibt, eo dab, 

der that die eine dieser formen ans der andern i 

ist, Adha als die Ütere betrachtet werden moCs. 

man endlich lat. flos, ags. blövan, got. bloma m der dkm, 

wmrzel *phnll (elBoreicere) stellen, was ich jedoeh Ar 

höchst bedeAUich halte, so wtkrde auch hier eine fonn wA 

bh als die ursprüngliche anzusetzen sein, und im sanskiil 

eine erhftrtung stattgefimden haben. 

Ebenso wie im saoskrit sehen wir im griechischen mi* 
ter ganz entsprechenden nmstfinden wie dort die tennie sidi 
in die harte aspirate umwandeln. So z. b. entspringen ans 
der Wurzel skr. spand, sp&nde (sich schwingend bewegen, 
zucken, zittern) im griechischen otpwS-avfi (sohlender), atfc. 
a(p6v8'Vlko^ neben anovS-vko-g (wirbel), atfoi^^Qo^^ mfA- 
"ttvo-g (heftig), Cipad'^^w (zucken), während das gleicUhlls 
hierhergehörige lat. pend-eo (ursprün^ch: sich penddnd 
bewegen) auf die ursprüngliche tenuis zurückgeht Au&er» 
dem zogen sich die anlaute er/, a<p^ (F& in einigen wfli^ 
tem, zu denen wir keine entsprechenden des sanskrit mit 
Sicherheit nachweisen können; in ihnen allen werden wir, 
da anlautendes a stets hart ist, auch ;(, 9), # als harte 
aspiraten auffassen müssen. Schwieriger ist die entscheid 
düng in andern fUlen; doch darf man sich auch hier dar 
aufgäbe nicht entziehen, auch im griechischen die zwei nr- 



über die aspirateo und ihr gleichzeitigeB vorhandeiiBein etc. 1U3 

sprünglich geschiedenen reihen der aspiraten zu sondern, 
die erst später zusammenflössen, und von denen die eine 
auch im griechischen ursprünglich veich war und erst spft» 
ter erhärtete, die andere aber im griechischen von anfang 
an als harte aspirate entstand. Das wichtigste kennzeichen 
der aspiraten letzterer art ist ihre entstehung aus ursprüng- 
licher tenuis. Hiemach ist die griechische aspirate als ur- 
sprünglich hart aufzufassen in den Verbindungen xf^j X'^t 9^9 
wenn sie aus Xf«, xv, nv entstanden sind, z. b. in alxfjtij, 
axaxfAivog neben axfjtijj axwxii (wurzel cbe), in ftXoxfio^ 
neben nXoxafAO-q (wurzel ftXtx), in Iwxfio-g neben lutxii, und 
wohl auch in XaxfJto-Q neben XoamafAO-g, Aa$, und in (rov- 
Xf^^Q neben aavxo^g; ferner in rixvfi neben r/xroi (wurzel 
T6x\ in kvxvo^g neben Act/xo-^, levaato (wurzel skr. ruc), in 
ixvog von ixco, ixviofAa$, in mXixyrj neben TiBlixtjj in xv» 
klxvij neben xi;Ai|; — femer in h^aicpvrig neben k^anivijg. 
In allen diesen beispielen wirken fi und v aspirirend auf 
die vorhergehende tenuis (x, n). Denselben aspirirenden 
einfluls zeigt q in ritpga (asche) neben der wurzel skr. tap 
(brennen), in dem suf&xe '&qo-v neben -tgo-v, in ßUfpa-- 
QO'V (neben ßXhtda)^ wo auch der zwischengeschobene kurze 
vokal diesen einflufs nicht hemmt. Der aspirirende einflufs 
eines ursprünglichen ^ auf eine unmittelbar voriiergehende 
tenuis (oder media), welchen Benfey (zeitschr. VII, 52) an- 
nimmt, scheint mir dagegen durch keine sicheren beispiele 
begründet. Ebenso wirkt ein vorhergehender nasal oft as- 
pirirend auf die tenuis, während wir oben sahen, dals der 
vorhergehende nasal umgekehrt die ursprünglich weiche 
aspirate vielfach ihrer hauchung beraubte und in die me- 
dia umwandelte. So steht xoloxvv&fj neben att. xoXoxvvrtjy 
(paXav&o-g neben (pdXavro-g, die büot. endung ^mvO^i ne- 
ben -ot/cr^ dor. -oyr^ z. b. Ilxmf&$ aa Hxovai ss ^o^r^; fer- 
ner loyxv neben lancea, ^iyx^ neben piyxw^ wo jedoch 
nicht klar ist, ob die tenuis oder die aspirate älter ist. 
Aber auch zwischen zwei vokalen sehen wir die alte tenuis 
häufig in die aspirate übergehen, die dann gleichfalls als 
ursprünglich harte aspirate aulGBufassen ist So in r€i;;|fM, 



104 

fnt TW^Wj Tvyxdwm tat rcvgo^ai, derrn thaoMi Wt'^ 
ben rcrvxc7y (aor.), r^ruaxofiuu^ thema n«; ad'«aab 
ableitangen, z. b. Tt{|!>-o-c &» tvn-o-^ seigea 
seL Hierbei liefert du fator, in welohem die 
nicht, wie eonst in gleichem falle, aof den 
springt, einen besonderen beweis ftr die 
der aspirate, so da(s num als nrsprflngliche 
Tvx (skr. tvax) wird anzosetzen haben; femer m smgi^ 
neben skr. t&kn-s (dahinschieisend, eilend Pet lex.), wo Je- 
doch das umspringen der hauehang im oompanliv .ind 
das fehlen jeder dialektischen nebenform mit m danmff hin- 
weist, dals die aspiration schon frühe, und namentUdi 
▼or der dialektischen zerspaltnng des griechiadien 
fimden habe. Femer ist x ^^ ursprOnglich harte 
aufzufassen in didaxn, 8i8da%(a aus diäux-m» neben bL 
doc-eo, skr. *da^, di^ aus *dya( (zeitschr. XI, 16), in 
Xio-g neben yt^, skr. n&kta-m, n&k oder nkf (nacht), 
ist 9) als harte aspirate au&ufassen, da wo es dem p des 
Sanskrit, welches zur erweiterang Tokalisch 
wurzeln, namentlich bei der kausalbildung verwandt 
entspricht* So das tp in arttpf»^ welches L. Meyer woU 
mit recht zu sthäp&yämi dem causale von sthä stellt, in 
Twpitt fut. äinpwj welches aus der wurzel &v skr. dhü stammt, 
und welchem ein skr. 'dhüp-ämi entsprechen würde. Iiets- 
teres ist in dem skr. dhüpa-s (rauch, räucherweik) ss trv» 
9>-o-g Yorauszusetzen, aus ihm stammt dhüp&ySmi, dhüpft- 
yämi (rftuchero) sss rvtpow. Der erweiterang durch skr« p 
entspricht die durch griech. 9>, so würde aus &6^ henror- 
gehen *&wptOj und hierin mufste nach dem bekannten ge? 
setze das anlautende & wegen der zwei aspiraten durch r 
ersetzt werden. Ebenso liefse sich rgitpoi als eine durch 
9 = skr. p gebildete erweiterang auffassen und zwai 
der Wurzel skr. *dhrä, dhräyati (sich sättigen), deren 
sale *dhräpaySmi lauten und „sättigen^ bedeuten würde; 
zu ihm würde rgitpa^ genau ebenso sich verhalten, wie 
aTif/do zu sthäp&yami; doch ist jene sanskritwurzel nicht 
hinlänglich belegt, und daram jene deutung noch unsicher« 



ober die aspiraten und ihr gleichzeitiges Vorhandensein etc. 105 

Aehnlich verhält sich das q> in ß-Qvnxda (thema TQVfp), tqv^ 
(p'og^ TQvcp^Yi verglichen mit r^-cu, and den erweiterungen 
skr. tmd (zerkratzen), trat (zerbrechen); ja die grammati- 
ker führen anch die formen trup, tmph, von denen die 
letztere genau mit der angefahrten warzel rgvq) überein- 
stimmen würde, in der bedeatung „verletzen, beschädigen^ 
an. Hierzu kommen noch mehrere fUle gleicher art, in 
denen das griechische nur ein schwanken zwischen tenuis 
und aspirate zeigt, aber das gothische, wie unten gezeigt 
werden soll, nachweisH, dafs der ursprüngliche laut die 
harte aspirata war; hierher gehören Sixofiai^ axaTtrWj pl^ 
ftrcij, ygitpo-g (s. u.); und es ist wahrscheinlich, dafis in den 
meisten fällen, wo im griechischen ein einfaches schwait* 
ken zwischen tenuis und aspirata stattfand, als der ur* 
sprüngliche laut die harte aspirate zu setzen ist. 

Suchen wir nun die spuren der harten aspiraten des 
Sanskrit auch in den früher ausgeschiedenen sprachzweigen 
auf, so finden wir zunächst im lateinischen ph durch f er- 
setzt, doch bieten sich nur für den anlaut sph, cr^, weU 
chem dann lat. f entspricht, sicher vergleichbare beispiele 
dar; nämlich 1) fallo verglichen mit skn *sphal, skhal, gr. 
a(f'dXX(Oy 2) fungu-s = atfoyyo-g^ 3) fid-es (saite) = acpiS'ij, 
4) fimda verglichen mit dem griech. acpev^dovrj^ wo die ge- 
nau entsprechende form ^acpovd-ri lauten würde. Den bei- 
den andern harten aspiraten kh, th entsprechen im latei- 
nischen die tenues c, t; so cdem kh, ch griech.;^ in ca- 
n-ali-s verglichen mit skr. khan, graben, in calvus vergli- 
chen mit skr. khal-a-ti-s, khalv-äfi-s (kahlköpfig), in mao 
-ta-re, mac-ellum (fleischmarkt), welche zu der wurzel skr. 
makh, griech. fAax (s. o. no. 11) gehören, in scindo =« 0^/fai 
=:= skr. chinÄdmi (s. o. no. 8)^ in scand-ula (schindel) ver- 
glichen mit axiS-1] u. s. w. skr. *skhad u. s. w. (s. o. no. 7)« 
So entspricht lat. t dem skr. th in rot-a neben skr. r4tha-8 
(wagen), ita = itthä, item =3s ittham, pontem s=s pinthäm 
=s pÄnthänam, teg-o =: sth&g-ämi, wurzel stä = sthä, 
sextu-s = shashtha-s, vahatha =s vehitis u. s. w. In die- 
sen fällen ist jedoch, wie sich aus dem oben gesagten er- 



106 GnCmumn 

giebt, das th des sanskrit erst nach der aussohsidiing des 
griechischeo aus t eDtstanden. 

In den celtisch«!, litaoisohen und alavisohfln apraofaen 
ist die reihe der tenuis mit der der harten aspiratan so- 
sammengeflossen, indem die harte aspirate des sanskrit 
hier durch die tenuis vertreten wird. Wir ktenen daher 
aus ihnen auch nicht entscheiden, ob die harte aspirate 
schon vor ihrer ausscheidung aus dem gemeinsamen sprach- 
stamme bestanden habe, oder erst später aus der tsnais 
hervorgegangen sei. Dagegen gewährt uns das gothische 
eine unerwartete entscheidung. Denn es seigt sich, dafii 
hier auch die harte aspirate ebenso behandelt wird, wie 
im celtischen, litauischen und slavischen, indem sie ebenso 
wie die weiche aspirate nur ihrer hauohung beraubt wird; 
so dafs sich also im gothischen die drei reihen des sans- 
krit: die harten aspiraten, die weichen aspiraten und die 
tenues gleichfalls vollständig von einander sondern, indem 
z. b. skr. kh, gh, k nach der reihe in k, g, h übergehen. 
Ich lasse nun die beläge folgen: 

1) Zu der oben angef&hrten wurzel skr. makh, griech. 
fiax^ lat mac, deren grundbedeutung „ schlachten % sich 
oben ergab, und zu der auch griech. iidxcuQa (messer, 
Schwert) gehören, stellt sich got. meki (accus.), altn. mae* 
ki-r, altsächs. maki, ags. mece, alle in der bedentung 
„Schwert^. Hier an eine entlehnung aus der vorauszuset- 
zenden slavischen urform ^eki, altsl. meci (schwert) zu 
denken, ist bei der grofsen Verbreitung durch die ältesten 
deutschen dialekte, unmöglich. 

2) Dem skr. meth, m6th-e (sich b^egnen, gegenseitig 
aneinander stoüsen), welches nach Benfey (Sam. gloss.) aus 
*mamath entstanden ist, entspricht das ags., altfries. met-an, 
mct-a, engl, meet begegnen, wovon ags., altnord. möt, be« 
gegnung, Zusammenkunft, woraus wieder got. ga-möt-jany 
altnord. moeta, alts. motian, begegnen. 

3) Der dualendung skr. -thas entspricht got. -ts, wäh- 
rend der participialendung -ta-s im gothischen ]>s, nie aber 
t-8 entspricht. Wenn dagegen der plnralendung des prae- 



ttber die aspiraten und ihr gleichzeitiges Torhandenaein etc. 107 

sens tha das got. ]> entspricht, so liefert das nur eine be- 
stätigung des schon früher aas der betrachtung des grie» 
chischen abgeleiteten ergebnisses, dals nämlich jenes -tha 
(der 2.pl.pr.) erst sp&ter im arischen sprachkreise aus -ta 
entstanden sei. Dafs auf der andern seite das th in der 
dualendung -thas ursprünglich sei, wird nicht durch die 
griechische dualform -rov widerlegt, da diese yielmehr nur 
dem skr. -tam entsprechen kann, und also hier ein über- 
tritt aus der nebenreihe in die hauptreihe der personen- 
dungen angenommen werden muJb. 

4) Der endung -tha der 2. sing. perf. entspricht got», 
altn. -t, wo auch das griech. -d-a die ursprünglichkeit des 
skr. th bestätigt 

5) Das altn. flatr, ahd. flaz (flach) steht dem skr. prath 
(sich ausdehnen), prthü-s (breit) parallel, dazu griech. nhx" 
Tv-g^ Ttkccnj, aber daneben mit &: nka&avjj^ so dafs hier 
der Wechsel zwischen r und & im griechischen die ur- 
sprünglichkeit der harten aspirate bestätigt. 

6) Das griech. Sixo/^m mit sdner nebenform SiMOfim, 
sowie 86xr] neben Soxv (vgL auch Soxiw) f&hrt gleichfalls 
auf eine ursprünglich harte aspirate zurück; dann aber ent- 
sprechen altn. taka (nehmen, annehmen, aufiiehmen), ags* 
tacan engl, take (nehmen) lautlich wie begri£Flich genau 
jener wurzel. 

7) Das griech. fAtJX'Og^ lon. ptrjx^OQ bülfrmittel, /^vx^n^^ 
Werkzeug, maschine, f^tixavam künstlich Terfertigen, deu- 
tet durch den Wechsel zwischen x und x darauf hin, dafs 
X eine harte aspirate vertritt. Dann entspricht ihm aber 
genau das ags. macjan, ahd. machön, machen, und die 
grundbedeutung „zusammenfügen^, welche in altn. maki, 
ags. gemaca, gemecSa ^^genosse^, mäo, maoalio, ahd. gamah 
„angemessen^ hervortritt, liegt auch oflknbar den griechi- 
schen Worten zu gründe. Mit mah „wachsen* haben sie 
nichts zu thun. 

8) Da cxan-rui als thematischen ausgang bald (p bald 
n zeigt {axandvtjj axdntro-q neben (rxcr^ero-^, kaxd(f^v 
u. s. w.), so wird auch hier die ursprünglich harte aspirate 



108 Gnühmum 

als audaut der wanel aniasetzen sein. Aus dieser wnrsal 
entspringen axatp-tif axaq>^0Q^ axaq>*lo^^ axtup^ig iß den 
bedeutongen ^schaff (hohles gefÜUs), sohi£^ schiffohen^. D» 
nun ursprünglich harter aspirate gothisohe tenina eatspricht, 
so stimmen alts. skap, altn. skap-r, ahd. scaf (sehaff)! und 
got. u. s. w. skip (sohiff) zu jenen Worten begrifllÜBh nnd 
lautlich genau, nur dafs das zweite ein seknndiMi i enfc- 
wickelt hat. Und so gewinnt die Ton Jurmann (aeitaohr* 
XI, 388) ausgesprochene ansieht, dais auch got. aki^att, 
schaffen zu griech. axanvo) gehört und die gnmdbedeutong 
„aushöhlen^ sei, eine wichtige stütze. Das lat. ond ahd. 
scab-o (schaben), welches Lottner (Zeitschrift XI, 202) an 
jenen Wörtern stellt, wird aber dann tou ihnen zn trä- 
nen sein. 

9) Ebenso werden wir f&r pinvcHf da das thema .^ik, 
^Qiq) denselben Wechsel zeigt {pinij und pUpti^ i^üffpß, 
i^tipt) die ursprünglich harte aspirate als anstaut der Wur- 
zel anzunehmen haben; und dann entspricht got. vaiipan 
(thema yarp) genau, nur dals, wie so hftnfig, ar in ri um- 
gesetzt erscheint. 

10) Auf denselben wurzelauslaut fbhrt grieoh. jr^^po^ 
neben yQift'Og^ dazu gehört got. greipan^ Ueber den grie- 
chischen anlaut, sowie über die beziehung dieser wuraal 
zu skr. grabh, hr ist die erste abhandlung (erweiohung der 
aspirate im griechischen no. 25) zu Ycrgleichen. 

11) Für den. anlaut bietet uns ein sicheres beispiel: 
skr. khal-atf*s, khalv-ata-s, khall-ita-s, khall-ita-s (kahlkö- 
pfig, lat. calvu-s), wozu ags. calo (gen. calves), ahd. chalo» 
chalaw (kahl) gehört 

12) In bezug auf altn. hvairr „scharf^, was wahr? 
scheinlich zu einer skr. wurzel *kvath gehört, die in ka- 
thora ^scharf^, kuthära ,,axt^ hervortritt, vergleiche das 
am Schlüsse der zweiten abhandlung gesagte. 

Wenn nun aulser den hier angefahrten beispielen, de- 
nen sich wohl noch andere werden anreihen lassen , auch 
solche vorkonunen, in denen die harte aspirate des sana- 
krit im germanischen ebenso wie die tenuis behandelt ist. 



aber die aspiraten und ihr gleichzeitiges Vorhandensein etc. 109 

SO sind dies doch nur solche f&Ile, in denen die harte as- 
pirate des sanskrit aus der tenuis nachweislich erst in spä^ 
terer zeit entstanden ist, so in ags. pä8, ahd. päd, nhd. 
pfad :^ skr. pdtha-s = griech. naTo-g^ mhd. rad = skr. 
r&tha-s = lat. rota, welches wahrscheinlich ans der wnrzel 
ar, r (gehen) durch das suffix skr. tha, ursprOnglich ta ab- 
geleitet ist, in der normalen endung der Ordinalzahlen: got. 
]>a, ahd. do = skr. tha-s = griech. to-g z. b. ags. feor-8a, 
ahd. fior-do = skr. catur-th&-s = griech. rirap-ro-^, wo 
im germanischen (auf gothischer stufe) t nur da erscheint, 
wo es durch vorhergehendes s oder f der lautverschiebung 
entzogen ist; in der oben berührten endung der 2. pl. pr. 
got \ = skr. tha = griech. re z. b. in bairi]' = skr. bh&- 
ratha = q>kQt,Ti u. s. w. 

Blicken wir auf die ganze entwickelung zurück^ so 
hat sich ergeben, dafs die beiden reihen der aspiraten schon 
vor der Sprachtrennung, selbst schon vor der abscheidung 
des germanischen vorhanden waren, obgleich die harte in 
viel sparsamerem gebrauche war; dafs beide reihen in dea 
celtischen, germanischen, litauischen und slavischen spra- 
chen ihre hauchung einbüfsten, und meist auch im lateini-. 
sehen, wo fast nur im anlaute aspiraten erscheinen, und 
zwar nur h und f, von denen die letztere auch die harte 
aspirate ph vertritt; dafs diese einbufse auch theilweise bei 
den weichen aspiraten im sanskrit und griechischen ein- 
trat, wobei sich jene in die medien verwandelten; dafs in- 
zwischen der umfang der harten aispirate im griechisch- 
arischen sprachstamme sich durch aspiration der tenuis er^ 
weiterte, und diese erweiterung auch in den von einander 
gesonderten sprachzweigen (dem griechischen und arischen) 
weiter fortschritt; dafs femer im sanskrit die weiche aspi- 
rate bisweilen, doch nur selten, erhärtete, und diese erhär- 
tung im griechischen nach und nach durchdrang, während 
zugleich die ursprünglich harte aspirate vielfach besonders 
in gewissen dialekten in die tenuis überging, in andern, 
namentlich im attischen, meist ihren hauch bewahrte. 

Noch bemerke ich, dafs durch die mitgetheilte that- 



ItO GnflHMum 

Sache die von CortiiiB (leitschr. 11,330) aosgesprodieiie 
und neuerdings Ton Iiottner (zeitschr. XI, 204) aii%enoB- 
mene ansieht, nach weloher die ge n naniseh e laatvecadu»- 
bung mit der Verschiebung der aspirate begann, eil 
stOtze gewinnt Denn es erscheint einestheils die. 
bung beider aspiraten in die entsprecheode 
ten laute als ein Vorgang, welchen das gennaaisQhe init 
den zunftchst verwandten sprachzweigen geimein hat, und 
welchem aberdies auch im griechischen und sanakrH cki 
vielfaches herabsinken der weichen aspirate zur media und 
im griechischen der harten aspirate zur tennis, wie wir 
oben zeigten, zur seite ging. Ebenso verg^eiobb aioh die 
aspiration der tenuis, welche wir im griechischen und avi- 
schen vielfach wahrnehmen, der gotischen verschiebang 
der tenuis, d. h. derjenigen tenuis, welche bei der anasohsfr- 
dung des gotischen noch als tenuis voriianden war. Nur 
der dritte Vorgang bei der lautverschiebung, nlmliob die 
Verschiebung der media zur tenuis, findet, abgesehen von 
einzelnen wohl mehr zufiUligen berührungra, nichtaenlispve- 
ühendes auf dem nichtgermanischen Sprachgebiete, md 
diente im germanischen offenbar dazu, um das durch die 
ersten beiden Verschiebungen gestörte gleiohgewicht der 
laute wieder herzustellen. 



Zweite ftbhandluns« 



Ueber das ursprüngliche yorhandensein von 
wurzeln, deren anlaut und auslaut eine aspirate 

enthielt. 

Bei der frage nach dem ursprünglichen Vorhandensein 
von wurzeln mit aspiraten im an- und auslaute ist es vor 
allem nothwendig, auf die beiden folgenden bekannten wohl- 
lautsgesetze des griechischen und des saoskrit zu achten, 
die ich der dentlichkeit wegen hersetze: 

^Wemk eine wurzel mit einer aspirate auslautet und 



ttb«r das nnprOngliche yoriiandeiiaem von wnneln ttc. 111 

Biit einem der aspiration fähigen konsonanten beginnt, und 
der aaslaut derselben durch einwirkung irg^id eines an- 
dern lautgesetzes seine hauahung verliert, so tritt diese 
auf den anlaut über. Doch gilt dies f&r das sanskrit nur, 
wenn der auslaut der wurzel eine weiche aspirate, und 
der anlaut eine nicht palatale media ist; und f&r das grie- 
chische nur, wenn der anlaut r ist.^ Eine ausnähme bil- 
den ßir das griechische nur ravxoHf tvyx^"^^ ^^ ihrem ge- 
meinschaftlichen fut. Tsv^ofiai u. s. w., und r^^oi, fut. r^|ai. 
Für das erste ergiebt sich, wie oben gezeigt, x ^ ^'^^ 
spAtere Umbildung des ursprünglichen, auch in den ablei- 
tungen und im aorist TBwxetv erhaltenen x, was sich für 
T^X'^ (^UB T^v-ctf) nicht nachweisen läTst. Es gilt dies 
gesetz im griechischen, auch wenn der auslaut eine ur- 
sprünglich harte aspirate darstellt, wie in raxv-g comp. 
&daawv (s. d« erste abh.), und auch f&r den fall, dals die 
wurzel niemals gleichzeitig eine aspirate sowohl im anlaute, 
wie auch im auslaute entiialten hat, wie in rgix^i^ (=got. 
]>ragja) fut. &gi^ofiau Das zweite gesetz können wir all- 
gemein so aussprechen: 

„Wenn in zwei konsonantengruppen eines wertes, wel- 
che durch einen Yokal getrennt sind, aspiraten Torkommen, 
die derselben wurzel angehören, so wird eine derselben, in 
der regel die erste, ihrer hauchung beraubt Nur verein- 
zelt geschieht dies in dem falle, wo die aspiraten verschie- 
denen wurzeln, oder verschiedenen Suffixen, oder die eine 
einer wurzel, die andere einem suffixe angehört, oder wenn 
mehr als ein vokal zwischen den konsonantengruppen steht 
(wie in ixB-x^iglUf Ttjlt&oiav).^ 

Es unterliegt kemem zweifei, dals die rednplikation 
ursprünglich aus einer Wiederholung der ganzen Wurzel- 
silbe hervorging, wie dies besonders die intensivbildung 
(z. b. d&r-dhar-shi, du halst fest, von dhar, dhr nafjitpaivm 
vom thema tpav) vor äugen stellt; es mufs daher ursprüng- 
lich auch die aspirate als solche wiederholt worden sein, 
und erst später als die wiederholte wurzel zu einem worte 
verschmolz, und das obige wohUantsgesetz in wirksamkrit 



112 OmfinaMim 

trat, die ebe der aspiraten ihre haucfanng eingebOlbt haben. 
Ja wir finden diese redaplikation in schallDaohahmenden 
Worten noch Yielfaoh erhalten; ohne dals das obige geaeta, 
welches hier die beabsichtigte naohahmong der natorlante 
stören würde, angewandt wird (gharghara, ghuri^art, ghar» 
ghurghä, gho^ura, jharjhira, jhifijhi n. s. w.), 

Nicht so einfach ist die entscheidnng in bezog aof die 
gestalt der Wurzel selbst In bezog aof sie wfirde aas dem 
obigen gesetze folgen, dafs es im griechischen ond im Sans- 
krit keine worzel gebe, welche in dem. uns überlieferten 
zustande der spräche gleichzeitig eine aspirate im an- ond 
auslaute darböte. Dies ist nun, abgesehen tou einzelnen 
Yon den ind. grammatikem angefbhrten dialektischen neben- 
formen, und yon den griech. formen i^&ä^&jjv^ TB'9-d(jp'&a&, 
Tn-&äif*&Uj tt^dtfhotai (Ton ß-anzm)^ und tB-^Qdifh&m&f 
i^&Qi(fH9'9jv (von tfUpcd) durchweg der £eJ1. Dennoch wfire 
es ungerechfertigt, wenn man daraus aof das orsprüngliche 
vorhandensdn von aspiraten im an- und auslaute schliefen 
wollte. Aber noch weniger ist es gerechtfertigt, wenn maa 
ohne weiteres, als eine art axiom, annimmt, dais jenes wohl- 
laatsgesetz von den ersten anfi&ngen der spraohentwiddung 
an schon bestanden habe. In diesen letzteren fehler ver- 
fUlt Bopp, wenn er in seiner vergleichenden grammatik 
(§• 104) als grund gegen wurzeln mit an- ond auslautender 
aspirate anfilhrt, „dals die spräche schon in der orsprüng- 
liehen einrichtung der wurzeln (von dem angefbhrten wohl- 
lautsgesetze geleitet) dem gleichzeitigen vorkommen der aspi- 
rate im an- und auslaute vorgebeugt haben werde^. Allein 
es handelt sich ja eben darum, ob, was überdiels principiell 
höchst unwahrscheinlich ist, jenes wohllautsgesetz von an- 
fang an bestanden habe. Die sichere entscheidnng dieser 
frage kann nur auf historischem wege gewonnen werden. 
Nun zeigt sich dies gesetz nur in zwei sprachkreisen: im 
arischen und griechischen. In den italischen sprachen hin- 
gegen ist es nicht herrschend, wie das lat. fefelli, die oski- 
schen formen fufans, fefacust, fefiicid, feiho, hafiest bewei- 
sen. Zwar sind f und h keine ächten aspirateu, aber sie 



Aber dos nrsprüngliche Vorhandensein von wurzeln etc. 113 

▼ertreten deren stelle, and wenn in der that jenes wobl- 
laotsgesetz schon vor der ansscheidung des italischen sprach- 
zweiges aus dem gesammten stamme geltang hatte,, so ist 
nicht abzusehen, warum sich späterhin wieder beide die 
aq[>iraten vertretenden Spiranten hergestellt haben sollten, 
obgleich die eine derselben ihren hauch schon eingebüfst 
l^tie. Noch entschiedener weist das gothische auf die 
spätere entstehung jenes wohlsautsgesetzes und auf wurzeln 
mit ursprOnglich anlautender und auslautender aspirate hin. 
Denn wenn es schon vor der ansscheidung des germanischen 
Sprachzweiges bestand, so mufste, da der alten aspirate go- 
thische media entspricht, einestheils die reduplication der 
media vermieden sein, andrerseits es im gothischen keine 
wnrzeki mit an- und auslautender media geben. Keins von 
beiden ist der fall. In ersterer beziehung können wir got. 
gaigrot von gretan, was, wie unten gezeigt werden soll, 
nicht zu skr. krand gehört, anfahren. In letzterer bezie- 
hung zeigt sich, das unter allen neun möglichen gruppen 
von wurzeln mit an- und auslautender muta keine so stark 
vertreten ist, als die mit an- und auslautender media. Dies 
als ein blofses spiel des zufalls anzusehen erscheint unmög- 
lich; und es wird danach als sicher begründet angenom- 
men werden dörfen, dafs das fragliche wohllautsgesetz vor 
der aussonderung nicht nur des germanischen sondern auch 
des italischen sprachzweiges noch nicht bestanden habe. 
Eine spracherscheinnng, die auf das gegentheil hinweise, 
ist, so viel mir bekannt geworden, noch von Niemand an- 
gefahrt worden. Ebenso drängt das häufige vorkommen 
gothischer wurzeln mit medien im an- und auslaute zu dem 
Schlüsse hin, dafs es in dem gemeinsamen sprachstamme 
wurzeln mit aspiraten im an- und auslaute gegeben habe. 
Doch müssen zuvor die einzelnen wurzeln verglichen wer- 
den, ehe dieser schlufs mit Sicherheit gezogen werden 
kann. 

Es kommen hier, wenn die harten aspiraten des Sans- 
krit vorläufig aasgeschlossen bleiben, vorzugsweise diejeni- 
gen wurzeln in betracht, welche im sanskrit mit einer media 
Zeitschr. f. vgl. sprachf. XII. 2. 8 



114 Gnteuom 

anlaaten und mit einer weichen aspirate schlielsen« Ich 
betrachte znerst die mit b anlautenden, und stelle unter 
ihnen ein beispiel Toran, welches sich durch alle vier hier 
in betracht kommende spracbzweige mit gröfster Sicherheit 
yerfolgen Ulst, und welches gewissermalsen als reprisentant 
der übrigen betrachtet werden kann, indem sich die an ihm 
hervortretenden lauterscheinungen in den übrigen fast über- 
all auf genau entsprechende weise wiederholen, nftmlich 

1. budh-n&-s, mii9-fiifv, fhnd-n-s, alts. bod-m, 
wo die übrigen germanischen dialekte alle gleichfi^ den 
anlaut b aeeigen, wfthrend d und t auf eine unregehnälsige 
weise unter ihnen wechsehi. Die anlautende media des 
Sanskrit wird ersetst im griechischen durch die tenuis, im 
lateinischen durch die aspirate, im germanischen durch die 
media. Von diesen lauten steht nur die lateinische aspi* 
rate mit der deutschen media in harmonie, alle übrigen 
fünf Vertretungen sind anomaL Und dennoch wiederholt 
sich dieselbe reihe der erscheinungen fSist in allen wurseln 
der genannten art. Daher hat man, um diesen anomalien 
zu entgehen, von dem gedanken aus, dafs das sanskrit die 
ursprünglichen lautstufen bewahrt habe, theorien ersonnen, 
durch welche man diese unregelmftlsigkeiten für jeden ein- 
zelnen der übrigen sprachzweige zu erklftren sucht Für 
das griechische hat zu dem ende zuerst Pott und ausfbhr^ 
licher Benarj in seiner lautlehre die gleichgewichtstheorie 
aufgestellt, welche von den meisten neueren sprachforschem 
(so auch von O. Curtius, Schleicher comp. §• 143) 
adoptirt ist. Benary erklftrt die erscheinung, daJb z. b. 
skr. budh- gleich griech. nvd^ ist, dadurch, dals, da die 
aspirate im griechischen hart wurde, im anlaute statt der 
media, um das gleichgewicht herzustellen, die tenuis einge- 
treten sei (p. 195). Dies gleichgewicht findet er gestört, 
wenn aus budh, was zwei weiche laute enth&lt, */?i;t9-- ge- 
worden wäre, welches einen weichen und einen harten laut 
(i^) enthalten würde; und dies gleichgewicht soll durch die 
erhärtung des ß za n wiederhergestellt werden. Diesem 
ausdrucke (des gestörten und wiederhergestellten gleichge- 



ttber das nnpritngliche roriiAndeiiBeiii von wurzeln etc. 115 

wicfats) vermag ich keinen andern sinn unterznlegen, als 
dais die harten lante unter sich als gleichwiegend gesetzt 
werden, und ebenso die weichen unt^r sich, hingegen die 
harten den weichen angleichwiegend, und dafs die grie- 
chische Sprache eine Torliebe für das gleichgewicht des an- 
und auslaates der wurzeln gehabt habe. Untersuchen wir 
diese verliebe fär das gleichgewicht genauer. Vier arten 
des gleichgewichtes sind f&r das griechische denkbar. Er- 
stens beide laute können weich, also an- und auslaut me- 
dien sein, zweitens der anlaut kann eine tenuis, der auslaut 
eine aspirate, oder umgekehrt jener eine aspirate, dieser 
eine tenuis, oder endlich beide können tennes sein. In be- 
xug auf die erste lautkombination zeigt sich im griechischen 
ein durchgreifendes, aber, soviel ich weifs, bisher nicht 
beachtetes gesetz, nach welchem es im griechischen 
keine wurzel mit zwei medien und einem dazwi- 
schenstehenden einfachen oder durch einen nasal 
vermehrten vokal giebt. Es versteht sich von selbst, 
dafs in den reduplicirten formen, wie in dldcofHj SmSdlXwj 
dsvSiXlwy oder in ableitungen wie ßd-driv^ ßa-d-iCta zwei 
medien zu beiden Seiten des vokales hervortreten können, 
ohne dals dadurch das gesetz beeinträchtigt wQrde. Die 
einzige ausnähme würde das aTta^ kByofjtevov des Theoer. 
dayvg (wAchseme puppe der zauberer) bilden, wenn hier 
nicht die lesart (neben Satvg) zweifelhaft;, und der fremde 
Ursprung nicht wahrscheinlich wäre. Nicht viel besser 
steht es mit der zweiten und dritten gleichgewichtsform. 
In der that scheint es kaum eine griechische wurzel zu ge- 
ben, welche ursprünglich mit einer tenuis anlautete und mit 
einer aspirate auslautete oder umgekehrt, in der art näm- 
lich, dafs in den übrigen sprachen die regelmäfsige Vertre- 
tung stattfinde. Vielmehr sehen wir die erstere dieser for- 
men regelm&Isig der form des sanskrit: media, vokal, weiche 
aspirate und den nach der obigen darstellung hiermit zu- 
sammengehörigen formen der andern sprachen parallel ge- 
hen, wie das obige beispiel vor äugen stellt. Als die ein- 
zigen f&Ue, welche hier eine anderweitige entsprechung in 

8* 



116 QnUlmuuiii 

der art darböten, dais die tennis im anlaute und die aspi- 
rate im- auslaute der wurzel ursprünglich erscheint, habe 
ich gefunden rgixo) = got. i>rag-ja (laufen), wo aber das 
lit. stroka-s (eile) ein ursprünglich anlautendes s wahrschein- 
lich macht, und Tielleicht xeväfa (thema 9ev&)j verglichen 
mit ags. byd-an, hed-an, ahd. huot-jan; aber auch dieser 
zweite fall ist höchst unsicher, da das griech* xet/d-o» in 
viel n&herer beziehung su dem gleichbedeutenden skr. gudh, 
guh (verhüllen) steht, und sich im sanskrit von einer wur- 
zel *kuh, von der wir überdieis nicht wissen, ob das h ein 
dh oder eine andere aspirate vertritt, nur höchst unsichere 
spuren zeigen (kuha, kühaka, kuhana, kuhayami, kuhil, 
kuhara, kuhüla = kuköla, kühana, kühä =» kujjhati-k§, 
welche die bedeutungen gaukler, gaukelei, durch gaukeleien 
betrügen, neumond, höhle, nebel u. s. w. haben, s. Pet. lex.)* 
Jedenfalls ist also die zweite und dritte gleichgewichtsform, 
welche ursprünglich als anlaut eine tenuis und als aualaut 
eine aspirate oder umgekehrt darbietet, nur sehr schwach,* 
wenn überhaupt, vertreten. Nur die vierte gleichgewichts- 
form mit tenuis im an- und auslaute ist eine im griechi- 
schen normale; aber sie wird reichlich überwogen durch 
die zahlreichen wurzeln, in denen kein gleichgewicht der 
bezeicheten art stattfindet; und zwar treten alle ftknf arten 
des nichtgleichwiegens, und die meisten in gro&er ftüle 
hervor. Von einer verliebe des griechischen fbr das gleich- 
gewicht zwischen an- und auslaut der wurzel kann also 
nicht die rede sein. Man mülste also das Benary'sche ge- 
setz dahin abändern, es suche die griechische spräche bei 
allen Umwandlungen das verhältnifs des gewichtes zwischen 
anlaut und auslaut, wie es einmal besteht, zu erhalten, und 
namentlich dann, wenn beide im gleichgewichte stehen; 
aber auch davon finden wir aulserhalb des gebietes, zu 
dessen begründung die ganze theorie dienen soll, keine spur. 
Von der Benary^schen auffassung unterscheidet sich die von 
Schleicher (a. a. o.) nur durch den Wertausdruck, indem die 
weichen laute als tönende, die harten als stumme, das gleich- 
gewicht als lautähnlichkeit, und die herstellung des gleich- 



aber das anprttngliche yorhandensein von wurzeln etc. 117 

gewichtes als assimilation bezeichnet werden. Um die im 
lateinischen stattfindende unregelmäfsigkeit (lat. fund-u-s 
= skr. budh-nä-s) zu erklären, hat Benary das umsprin- 
gen der hauchung von dem auslaute auf den anlaut gel- 
tend gemacht, und auch diese annähme ist von den mei- 
sten neueren Sprachforschern adoptirt. Allein ein solches 
umspringen ist auf dem gebiete der italischen sprachen 
nirgends nachgewiesen, und auch die analogie des sanskrit 
ist hier nicht mafsgebend, da die entsprechende erscheinung 
im sanskrit an bestimmte, hier nicht eintretende bedingun- 
gen gieknüpft ist, und über dies das lateinische im gegen- 
satze gegen das sanskrit die inlautende aspirate fast über- 
all wie eine media behandelt. Endlich flQr die anomalie 
des gothischen und germanischen überhaupt hat man bisher 
noch keine theorie geltend gemacht, sondern hier läfst man 
die anomalie als solche stehen, wie z. b. Curtius in no. 326, 
327, 328, 329, 145, 318, 138, Schleicher in §. 143. Alle 
diese anomalien verschwinden und jene zu ihrer erklärung 
ersonnenen und höchst bedenklichen theorien werden über- 
flüssig, wenn man in den betrachteten fällen urspüngliche 
wurzeln mit aspiraten im an- und auslaute annimmt, welche 
sich in allen jenen sprachen nach den allgemeinen, für diese 
sprachen geltenden gesetzen umgestalteten. Nehmen wir 
z. b. in dem obigen budh-nä-s, nv&'fjiijv u. s. w. urspüng- 
lich zwei aspiraten (bh, dh) an, so mufste im sanskrit und 
griechischen bei der entwicklung des oben besprochenen 
wohllautsgesetzes eine, und zwar der r^gel nach die erste, 
ihre hauchung einbüfsen, wodurch, da die aspirate im sans- 
krit weich, im griechischen, wenigstens von einem gewissen 
Zeitpunkte an, hart war, dort b, hier n hervorgehen mufste, 
letzteres wenigstens, wenn die zeit, wo das wohllautsgesetz 
in kraft trat, hinter jenem Zeitpunkte lag; im lateinischen 
hingegen, wo, wie oben gezeigt, dies gesetz nicht herrschte, 
blieb die aspirate als f erhalten, und im germanischen ver- 
schob sie sich regelrecht zu b. Statt der drei anomalien, 
die auch unter einander in keiner beziehung stehen, hat 
man bei dieser annähme überall die organischen umwand- 



118 

lungen, und hat nicht nöthig, durch kflnstlidie, jedes ender- 
weitigen haltpooktee entbehrende hypothesen die «rschei- 
nuDgen zu erkiftren, oder, auf eine erUärung veraichtend, 
die Umwandlungen als unorganisch au betraohten. Ffir das 
griechische haben wir noch die erschemungen genauer in*s 
äuge zu fassen. Es ergiebt sich, da(s, w«in die erste a«pi- 
rate der wurzel im anlaute vor vokalen ihre hauchung ver- 
liert, ohne ausnähme die tenuis hervortritt, hingegen wo 
die zweite (die wurzel schUeTsende) sie verliert, die media 
hervoi^ht. Letzteres findet z. b. wie weiter unten erör- 
tert wird, in dv^-ari?^, ipodücia (thema ^gay)^ q^tvy-m^ 
&iXy'0)j {d'elyiv neben reA^/y), ^iJ-crx-yi? neben m&^äiMni^ 
(piß-ofiaij gfoißo-g (letzteres wahrscheinlich eine redupUcirte 
bildung aus bhä leuchten) und wohl auch in &vffavm statt. 
Hieraus folgt, daüs zur zeit, wo das oben erwähnte wohl» 
lautsgesetz eintrat, die aspirate im anlaute bereits erhärtet 
war, im inlaute dagegen noch ihre ursprüngliche natur (als 
weiche aspinijke) bewahrt hatte. Auch scheinen die anlau- 
tenden aspiraten vor q und X gleichfalls in jener seit noch 
weich geblieben zu sein, dafbr sprechen yQWf^m = got. 
grab-a, ßf^x/w-g ss ags. brfigen (s. u.), so wie auch ykäq>m 
und yXvcpuij (vergleiche auch unten SoJuxo^q). Wir müssen 
also nach der obigen entwickelung annehmen, dals sich das 
wohllautsgesetz^ nach welchem das gleichzeitige auftreten 
der aspiraten im an- und auslaute der wurzel dadurch ge- 
mieden wurde, dals eine der beiden aspiraten ihrer hau- 
chung beraubt wurde, in den beiden gesonderten zweigen 
des griechisch-arischen Sprachstammes sich unabhängig ent^ 
wickelte, und dais namentlich zwischen der Scheidung des 
griechischen vom arischen und der entwicklung dieses ge- 
setzes im griechischen der Zeitraum verflossen sein mu&te, 
in welchem die anlautende aspirate (aufter vor q und il) 
erhärtete. Es ging dies gesetz in beiden sprachzweigen 
von dem in der natur der aspiraten begrOndeten streben 
ans, die häufung der aspiraten in demselben worte zu ver- 
meiden. Beide sprachen verfolgten hierin nicht ganz den- 
selben weg, und namentlich widerstrebten die arischen sprar 



über das ursprttnglielM voiiuuideiisein von wurzeln etc. 119 

dben auch dem unmittelbaren zusammentreten zweier aspi- 
raten, die griechischen nicht (aufser bei aspiraten desselben 
Organs), wätirend jene mit viel gröfserer konsequenz die an 
einer stelle verlorene hauchung auf einen andern laut des- 
selben Wortes zu übertragen, und dadurch die spuren jener 
hauchung zu bewahren suchten (z. b. skr. Iab-dh4-s aus 
labb+ta-s, griech. ygan-ro-s aus /pay-+-To-g, skr. gho- 
zyämi aus guh-l-syämi, griech. xsvaw aus xi;ö'-|-(yw, beide 
mit gunirung des wurzelvokals). Dennoch ist die Überein- 
stimmung beider sprachzweige in der behandlung der aspi- 
raten überwiegend, und namentlich im vergleich mit den 
übrigen zweigen des indogermanischen Sprachstammes. Wäh- 
rend jene die aspiraten theilweise oder ganz aufgaben, ohne 
einen ersatz dafür zu gewähren, beugten diese nur ihrer 
h&ufung vor, und suchten dabei dennoch, so weit es das 
sich immer vollkommener entwickelnde streben nach Wohl- 
laut gestattete, die hauchung möglichst treu zu bewahren. 
Wie denn überhaupt in diesen beiden sprachzweigen, auch 
wo sie sich scheinbar unabhängig von einan^r entwickel- 
ten, am hervorragendsten jedoch im sanskrit, sich auf der 
einen seite ein wunderbar feines gefühl für wohllaut aus- 
bildete, und auf der andern seite damit das streben ver- 
bunden blieb, alle lauteigenthümlichkeiten der wurzel wenig- 
stens in der gesammtheit der aus ihr entsprossenen bildun- 
gen und ableitungen unversehrt zur erscheinung zu bringen, 
und dadurch die wurzel in ihrem ursprünglichen vollen le- 
ben zu erbalten. Und auch diese Übereinstimmung beider 
sprachzweige ist wieder nur eine der vielen erscheinungs- 
formen, in welchen die weitreichende harmonie zwischen 
griechischem und arischem (vorbrahmanischen) wesen in 
Sprache, poesie, mythus und leben uns entgegentritt, und 
zeugnifs ablegt von der mächtigen geistesentwickelung, 
welche das griechisch-arische stammvolk nach der abschei- 
dung der übrigen Völkerstämme durchmachte. Ich kehre 
nach diesen abschweifungen, welche mir ftkr das verständ- 
niCs des ganzen nothwendig schienen, zur vergleichung der 
einzelnen wurzeln und zwar zunächst der mit ursprüngli- 



120 

chem bh anlaatenden zurack. Die dtete beziehen rieh auf 
Curtius gnmdzQge (C.)» wo die nomiiier, auf SehleiolMr's 
compendium (S.)) wo der paragnph, auf Leo Mejer^s Ter- 
gleichende grammatik (M.), und. auf Lottuer^s abhandluug 
im XI. bände dieser Zeitschrift (L.), wo die Seite angege- 
ben ist. 

2 ) budh ; nv»; — ; bud ) 0. 328, M. 394 
bödhämi; nwd-ävofia^ — ; biudai S. 143; 

das lat. putare gehört, wie oben gezeigt, nicht hierher. 

3) bandh; *nBV&y *mi»; *üA (?); band jC. 326 
badhn&mi; ; bindai 
bandh-u-s; nev&'-BQO'g 

bandh-a-s; ntüafux; fa8-ci-8(?); hd.band,bind-a. 

Zu der nebenform mit u, skr. *bnndh, gehört vielleicht lat. 
funis, und auf eine nebenform mit i scheinen griech. ni&a^ 
fals, m&axv9j =: (piSaxvtjy lat. fidelia und vielleicht auch 
lat filum, wenn es aus *fid-lum zu deuten ist, hinzuwei- 
sen. Auch geht die folgende wurzel vielleicht von dersel- 
ben grundbedSutung aus. 

4) _. ni»; (fid-es); bid, bad | 0. 327, 
n$i&a)i fid-o; bidja, ) 
wo das gotische zwar f&r das pr&teritum das thema bad 
zeigt, aber im präsens (bidja) und in den ableitungen (bida, 
bidagva) auf ein thema bid hinzuweisen scheint. 
5) badh, badh; 9ia&,nev&; fend; *badv (Orimm d. zeitschn 

I, 437), 
bädhe ; na-axta; — fendo; (n.böd kampf^ag8.beadn). 

Hier weicht das griechische in der bedeutung von den an- 
dern sprachen merklich ab, indem skr. badh oder vadh 
„schlagen, tödten^, bädh „quälen ^^ lat. fendo wie es in 
offendo, defendo hervortritt, „stoüsen^ bedeutet Daran 
schliefst sich lit. bcda (noth, elend) = russ. bed& (elend, 
trQbsal), altsl. beda (zwang) an; sowie auch (an die form 
badh) das slav. bod% (stechen, stolsen). Aber der bedeu- 
tungsfibergang zum griechischen nä&^a-Qj ndaxcj tritt deut- 
lich in den litauischen und slavischen werten hervor. Daus 
das lat. pati nicht hierher gehört, ist oben gezeigt. 



ttber das nrtprOnfi^che voiteadenBein von wnneln etc. 121 

6) bähü-s; n^thgi — ; n. bög-r [C. 176, S. 143] 

7) bahü-s; naxv-g [S. 143] 

Das lat. pinguis gehdri nicht hierher, da weder der anlaat» 
noch der folgende vokal stimmt* Es gehört wahrschein- 
lich mit dem zu skr. sphai (anschwellen) gehörigen sphigt 
(htlfle), und unmittelbarer noch mit dem altn. spik, ags. 
spie (speck) zusammen; und setzt eine adjektivbildung anf 
u ans jener erweiterten wurzel *sphig voraus« Die wurzel 
zu no. 7 ist: 

8) bah, bamh (wachsen), wovon got. bag-m-s (bäum). 

9) bhuj; (pvy; fug; bug ) q ^53 
bhujämi; (fevyw; fugio; biuga) 

Hier weiset das gotische auf zwei aspiraten hin. Dafs im 
Sanskrit die zweite aspirate, und nicht, wie gewöhnlich, 
die erste, ihre hauchung eingebüfst hat, scheint darin sei- 
nen grund zu haben, dafs die palatale media (aulser in 
schallnachahmenden Wörtern) nicht gern aspirirt wird, wes- 
halb auch z. b. das gesetz des umspringens der hauchung 
auf den anlaut nicht dann anwendung findet, wenn dieser 
eine palatale media ist. Im griechischen tritt dieser fidl 
(dafs die zweite aspirate statt der ersten ihre hauchung 
verliert) häufiger ein. 

10) „ <p^ar » bar« U gOO. 

(pgaöaa baurga ) 

Hierzu wahrscheinlich 

10a) » ßQBxfi6-g r» ag«- brfigen (s. o.) 

11) „ flag-ellum, fligo; bliggva (L. 200). 

Das gotische bliggvan (thema blaggv) „geifseln^ weis't a 
als den ursprünglichen wurzelvokal nach, welcher im lai. 
flagellnm erhalten ist, während fligo den Übergang in die 
i-reihe zeigt. 

12) bibhemi; q>iß^/Aai „ ahd. bib-en ags. bif-jan (be- 
ben) (L. 201, C. 409). 
Die reduplikation, welche die skr. vrurzel bhl in der stamm- 
bildung zeigt, ist hier ins thema gedrungen. 

13) „ „ fiber; ahd. biber (L. 201). 
Ehe ich zu den übrigen anlauten übergehe, habe ich 



noch eine erseheiDaDg ansufllhreD^ wdche ftr die bisher 
au^estellteD wurzeln mit zwei aBpiraten, besonders ftr die 
in no. 1 — 8 ao^efbbrten, zeogniA ablegt Die verglei* 
chung der mit skr. b, griech. /9, lat. b, gotr p anlautenden 
Wörter einriebt bekanntlich, daüs sie sieh in keinen zwei 
der genannten sprachen einander entsprechen. Die einsige 
ausnähme bilden, aulser ßgoxv^ »b brens, ßov^ a» bos, 
die schallnachahmenden Wörter, welche in den drei erst 
genannten sprachzweigen mit b anlauten, und deren b da- 
her auch im germanischen unverschoben bleibt, wie z. b. 
griech. ßXrfX^j '^ balare, ahd. blS-zan, nhd. Uöken und 
skr. barbara-s, griech. ftäpßago'^^ welche sich auf die 
firemdlftndisdie spräche beziehen und diese gleichsam nach- 
ahmen, fthnlioh das lat balbu-s (O. 394—397, S. 117, 3). 
Bs ist ans diesem eigenthOmlichen Verhältnisse schon an 
sich wahrscheinlich, dals der anlaut b, aulser in schall- 
nachahmenden Wörtern, vor der Sprachtrennung noch gar 
nicht bestanden, habe, und daher die in jenen sprachen mit 
b (germ. p) anlautenden Wörter ursprünglich einen andern 
anlaut gehabt haben werden. Für das lateinische und 
griechische ergiebt sich, dais der anlaut b «itweder aus 
gv entstanden ist {ßagv^, ßalvw^ ßovQf lat bos, ßodio 
ßlo^gf ß^o-Qf ßia, ßdXka^ ßogdi ßißgciaxa und wahrschein- 
lich ßa&V'Qt ßdnT(a)y oder aus dv (bis, bellum, bonus), 
oder aus v (ßotkofjiai, ßsJitlwp, ßoXßo-^^ ßkaato-gy ßgi^cc, 
ßgiX^j ßgo/xo^) oder aus m vor 1 oder r (ßgoro-gy ßga- 
Sv'S, ßXwaxiOj ßUaa»^ ß^f ß^VXQ^^* ßo^'^XV^ o^b L. 
Meyer), oder aus bh {ßQ^»i ßd^^, ßaaxalptu^ ßgv^f ßXvtOy 
ßUsiüi^ bulla, balaena) oder ans p (ßoaxw^ bibo, buxu-s). 
Und was Abrig bleibt, und nicht auf eine dieser arten sich 
erkl&ren l&fst, oder als entlehnt erscheint, steht ganz ver- 
einzelt da und harrt noch seiner erklftmng. Ebenso ist es 
schon an sich wahrscheinlich, dafs auch das skr. b im an- 
laute ans anderen lauten hervorgegangen sei, weil sonst 
nicht abzusehen wäre, warum seine Vertreter sich nicht in 
den verwandten sprachen zeigen sollten. Nun sehen wir 
auch hier, wie im griechischen, b vor r ans m entstehen 



aber du urtprttogliche voriiandeniiein v<m wurzeln etc. 123 

in skr. brü, sprechen , indem diesem zend. mru entspricht, 
und vor r zwar m in b fibergehen kann, aber nicht nm« 
gekehrt. Femer wie auch im lateinischen y und b nicht 
selten wechseln (bäro = värö, batillum s=s vatillum), so 
zeigt sich dieser Wechsel zwischen ▼ und b im sanskrit in 
sehr grofser aosdehnung, aber so, dafs theils ▼ als das 
filtere erscheint, theils b. Fafst man den rest der mit b 
anlaatenden sanskritwörter, die entweder keine nebenform, 
die mit ▼ anlautet, zur seite haben, oder in denen (was 
das hSofigere ist) b älter erscheint als v: so besteht die« 
ser rest fast ohne ausnähme aus Wörtern, in welchen auf 
den ersten vokal eine aspirate (mit oder ohne nasal) oder 
ein 1 folgt. Die letzteren sind bal und bil neben den of- 
fenbar dialektischen nebenformen *bhal und *bhil. Da auch 
die ersten beiden nicht unmittelbar belegt sind, so hat man 
ihre bedeutung aus den ableitungen zu ersehen. Zun&chst 
gehört bala-m, kraft, nebst seinen ableitungen, da das lat. 
yalor u. s. w. als ursprünglichen anlaut v nachweist nicht 
hierher. Nun sehen wir bali-s „nahrnng, speise^, bälarS 
„knabe, kind^, bälä ^mädchen^ die von den grammatikem 
angefahrte bedeutung von bal t,sustentare nutrire^ (= bhr), 
woftkr das beispiel bälayati bälam pitä „der vater ernährt 
das kind^ angeführt wird, bestätigen. Dies führt zugleich 
auf die entstehung aus skr. bhar, bhr, indem das r sioh, 
wie so oft, in 1 verwandelte und also zunächst die form 
*bhal erzeugte, und dann das bh durch einflufs des die 
Wurzel schliefsenden 1 seinen hanch verlor. Ganz das ent- 
sprechende gilt von bil, woraus bfla-m, kluft, grotte, her- 
vorging, und welches die grammatiker nebst der von ihnen 
gleichfalls angefahrten, aber auch in ableitungen unbeleg- 
ten Wurzel *bhil, gewils richtig durch bhid (spalten) er- 
klären. Letzteres muls auch (s. Benfey gloss. zu Säm.) als 
die Urform für bil betrachtet werden, indem, wie im aus- 
laute der Wurzel nicht selten geschieht, d in 1 fiberging, 
also zunächst *bhil entstand, worauf durch den oben be- 
rfihrten einflulis des 1 die anlautende aspirate ihren hauch 
verlor. Dieser einflufs des dem vokale folgenden 1 auf die 



134 

anlaatende (weiche) aspirate wird aaoh dadurch bestätigt, 
dafs es aniaer den genannten wnrzehi *bhal und *bhil der 
granunatäer keine worzel giebt, die mit weicher aspirate 
anlautet und mit 1 auslautet. Die wenigen wdrter der 
form: „weiche aspirate, vokal, 1^ sind entweder lautnach- 
ahmend, wie ghukighulä-rava (eine art taube), jhilfi (grille) 
u. s. w», oder dialektische, meist nur von den grammati- 
kem angef&hrte nebenformen, wie ghola-yämi untereinan- 
dermischen, einer prakritiachen Umgestaltung von ghurna- 
yämi, oder jhalä sonnenglnth neben jvala-s (von jysA); 
dhöli (staub) ist das einzige wort dieser art, was eine all- 
gemeinere Verbreitung hat. Hiemach scheint es also ge- 
rechtfertigt, wenn wir f&r das sanskrit eine abneigung g&- 
gen jene Verbindungen annehmen, und voraussetzen, dafs 
das auf den vokal folgende 1 in der klassischen spräche 
die ursprünglich anlautende (weiche) aspirate^ ihrer hau- 
chung beraubte, so dafs namentlich bal und bil auf den 
ursprünglichen anlaut bh zurückweisen. Was nach absug 
der genannten formen für anlautendes b übrig bleibt, be- 
schränkt sich (mit ausschlnis der blois von granmiatikem 
citirten werte) nach dem glossar von Bopp und von Ben- 
fey (zum Samaveda) auf folgende werte: banij (kaufinann), 
wo das b ans p erweicht ist (pan verkaufen, würfel spie- 
len), die vedische betheurungspartikel ba(, welche wahr- 
scheinlich auf den ursprünglichen anlaut v zurückfbhrt (s. 
Benfey gloss.), bin&-8 s» vän&rs pfeil ■« bund&-s, brb&d- 
-uktha fbr brfaad-uktha. Ich gehe nun zu den übrigen an- 
lauten über. 

14) dih; {&$r)l fig; dig |C.145 
ddmii; (d-ty/dval); finge; deiga i M. 385. 
Dafs das goL deiga mit dem laL finge zusammengehört, 
wozu es auch neuerdings Curtius gestellt hat, beweiset 
aulser der form die so schön zusammentreffende bedeutung. 
Das g im germanischen zeigt sich in allen dialekten sehr 
konstant, und auch im got. deiga {nlaaaw)^ digans {oarQa" 
xiyd-ff), daig-s ((fVfa/Ao) ist es bewahrt; nur das vereinzelt 
erscheinende gadikis (nlaCfMn) zeigt eine abweidiung. Es 



fib«r dfts nnpiUngliche vorhandenaein von wurzeln etc. 126 

weist also das germaDische entschieden auf auslautende 
aspirate hin; die entsprechende sanskritform mülste daher 
digh oder dih lauten. Die skr. wurzel dih hat die bedeu- 
tung ^mit weicher masse bestreichen^ und schliefst sich 
daher der grundbedeutung von fingo trefflich an. Dafs 
skr. h fbr gh stehe, beweiset unter anderm die nebenform 
san-degh-a ftkr san-deh-a. Die laute sind in vollster har- 
monie, wenn als grundform die mit zwei aspiraten ange* 
nommen wird. Das griech. &tyydvta stimmt lautlich gleich- 
falls, da, wie oben gezeigt, die wurzelschliefsende aspirate, 
wenn sie die hauchung verliert, in die media übergeht. 
Doch ist die bedeutung mit derjenigen, welche die übri* 
gen sprachen entwickeln, keineswegs in so genauer Über- 
einstimmung, dafs nicht noch zweifei obwalten könnten. 
Aus der wurzel dih stammt im sanskrit deha-s, deha-m 
körper, welches aber in den veden noch nicht in dieser 
bedeutung vorkommt; dagegen finden wir in den veden 
deht (als femininbildung davon) in der bedeutung „auf- 
wurf, dämm, waU*; damit stimmt dehalt „aufvrurf vor einem 
hause, auftritt, schwelle, terrasse^, so wie dehikä „ein in- 
sekt, welches die erde aufwirft ^; npa-dehikä „eine amei- 
senart*^, ud-dehikä „termite^. Und diese bedeutung des 
aufwurfes, oder gebildes aus erde haben wir auch f&r deha, 
körper, zu gründe zu legen. Dem deha-s entspricht nun 
buchstäblich genau griech. ro7;^o-^, und mit neutralem su£Bx 
TilX'Og^ deren grundbedeutung also erdwall sein würde. 
Gegen die Zusammenstellung mit ret^m (Curtius no. 135) 
legt der vokal das entschiedenste zeugnifs ab, da o$ und 
ei> die regelmftfsigen gnnirungen des i sind, ersteres regel- 
mäfsig bei dem suffiz o-, letzteres stets bei dem neutralen 
Suffixe -Off. 

15) dah-ämi (brennen) „ „ ahd. taht (docht) 
äh-an (tag) got. dag-s, 

wobei ich die deutung des skr. &han ans *dah-an (Bopp gl.) 
adoptire. Dafs griech. 8aiwy öatg nicht hierhergehört, wie 
L. Meyer (vergl. gramm. 385) annimmt, sondern fttr *ddjja}^ 
Sajrlg steht, und zu skr. du (brennen), gehört, wovon skr. 



126 GraTsmaim 

dava-8, davathu-s, däT&-8 (brand) herstammt, ist schon von 
Curtius (grundz no. 258) dargethan; und dafs lat fax we- 
gen des widerstreitenden auslautes (c) nicht hierhergehört, 
ist oben gezeigt 

16) duhitir; ävy^rriQ ^ danhtar [C. 318], 
wo das griechische die zweite aspirate ond zwar regelmA- 
fsig umgewandelt hat; das got. h ist durch das folgende t 
bedingt. Dazu ist die wurzel: 

17) duh „ » dug 
dogh-mi daug. 

Das skr. duhitar weiset auf die wurzel duh, das got. danh- 
tar auf die got. wurzel dug zurück; beide entsprechen sich 
lautlich genau. Aber die bedeutung des got. dug-an {avfi" 
(figeiv, xQV^^f^ov etvai), wozu Grimm (gramm. II, 23) mit 
recht dauh-t-s (gastmahl, äoxi^) stellt, scheint von dem be- 
griffe der skr. wurzel duh (melken, milch geben), weit ab- 
zustehen, und das englische dug (brustwarze, euter) könnte 
der entlehnung aus dem celtischen (deogh- mammas su- 
gere) verdächtig erscheinen. Allein der abstrakte begriff 
des got. dugan mufs aus einer sinnlichen bedeutung ent- 
sprungen sein; und die wurzel duh des sanskrit stellt uns 
diesen Übergang vor äugen. So wird die bedeutung „mel- 
ken^ übertragen auf die abstrakten begriffe: „etwas aus- 
beuten, daraus nutzen oder vortheil ziehen^, und die be- 
deutung „milchen*^ d. h. „milch geben*^ auf die abstrakten 
begriffe: „etwas erwünschtes (nützliches) spenden^, und 
aus diesem begriffe konnte sich die bedeutung „nutzen ge- 
währen, nützlich sein^, wie sie das got dugan zeigt, so 
wie der begriff der bewirthung (dauht-s als Übersetzung 
von äoxv) sehr wohl entwickeln. Das lat ducere, got. 
tiuhan gehört natürlich nicht hierher. 
18) druh; (i^iJirh (fraud); ahd. trug 

drühyämi; (d-ikyw); triugu (altn. draug-r). 

In bezug auf die bedeutung, so wie auf das griech. &iXyoi), 
dessen vokal jedoch noch bedenken erregt, verweise ich 
auf Kuhn's darstellung in dieser Zeitschrift (I, 180), und 
bemerke nur, dafs der grundbegriff ist „jemandem leid an- 



Aber dM nnprOnglidie vorluuideiitein von waneln etc. 127 

than besonders durch betrug, arglist, zaubere!^ und daüs 
altn. draugr (gespenst, schatten des verstorbenen) zu dem 
skr. druh (unhold, unholdin) zend. druj (böser geist) genau 
stimmt. Das lat. fraus, welches sich in der bedeutung 
trefflich anschliefst [vergl. skr. drögha-s, droha-s (beleidi- 
gung, betrug)], habe ich versuchsweise hierher gestellt; die 
organisch entsprechende form müTste *fraug- sein ; da je* 
doch ein Wechsel der aspiraten verschiedener organe durch- 
aus nichts seltenes ist, und das lat. d in fraud- eine aspi- 
rate vertreten würde, so schien mir dieser versuch nicht 
zu gewagt. Im germanischen scheint sich eine gleichlau- 
tende, aber von einer andern bedeutung ausgehende Wur- 
zel mit jener vermischt zu haben, nämlich got. dringa 
(thema drug) „ kriegsdienste thun^ verglichen mit ags. 
dryht altn. drött „genossenschaft, gefolge*', und insbeson* 
dere mit lit. drauga-s „ genösse '^j draugö, und in Zusam- 
mensetzungen: drang- „mit^ altsl., russ. drugu „genösse, 
freund^, auch in dem sinne „ein anderer^. Zu diesen be- 
deutungen, welche auf den begriff der genossenschafl zu- 
rückgehen, finden wir im sanskrit nichts entsprechendes, 
wenn man nicht etwa das von den lexikographen ange- 
führte druha-s „sohn^, druhi „tochter*^ hierherziehen will. 
Das lat. trux würde zwar nach der obigen darstellung, 
nach welcher anlautendes lat tr aus älterem dr, Ursprung 
liebem dhr entstanden sein kann, im anlaute zu unserer 
Wurzel stimmen, aber der auslaut weisH ihr, wie oben ge- 
zeigt, einen andern Ursprung an. 

19) „ Tvq>'X6'g „ got. daub-s, dumb-s (L. 199). 

20) *drägh; „ trah-o; drag-a 
dirgh-4-s; SoXiX'O-g. 

Von der wurzel *drägh (drftghe) lang machen u. s. w. stam- 
men dirgha-s lang, compar: drftgh-iyas, superl. drägh- 
-ishtha-s; drägh-im&n oder drägh-m&n die länge drägh- 
-ayämi in die länge ziehen. Von besonderem interesse ist 
hier die gegen das wohllautsgesetz verstoßende von den 
grammatikem angeführte nebenform mit zwei aspiraten: 
dhrSgh-e, von welcher der scholiast zu Pan. das perfekt 



128 OnfiRMiiD 

dadhraghe bildet Ffir das griech, Soltx^j welchem ge- 
nauer das altsL dlfigü, rues. dologu enteprioht, ist zu be- 
merken, dals nach dem obigen die weiche aspinito dee 
Sanskrit sich vor q und il im griechischiNi hftnfig in die 
media umsetzt, was durch das (später) eingeediobeiie o 
nicht gehindert wird. Das tr im lateinischen ist schon 
oben besprochen. Zu vergleichen ist Leo lieber (in d. 
zeitsohr. VI, 223), welcher jedoch unrichtig das hochd. 
trftge hierherzieht, da dies schon auf gothischer stufe tr 
hat, welches sich im hochdeutschen bekanntlich nicht ver^ 
schiebt. 

21) Ü^l^b)) ^V^i'V n <^cl. gebal. 
Das ahd. -gebal, gibilla bedeutet „schfidel^, und das damit 
▼erwandte gibil, gibili, altn. gafl „giebel% womit auch das 
nhd. gipfel zusammenhängt Hiervon ist gabala, ags. ga- 
flas (plnr.), altn. gaffal „die gabel^ ja auch weiter ags. 
geaflas (plur.) schwerlich zu trennen; dies f&hrt uns auf 
die Wurzel skr. jabh, jambh (den rächen ö£ben, wonach 
schnappen), wobei in bezug auf den bedeutnngsAbei^ang 
die darstellung Kühnes (zeitschr. I, 123 ff.), zu vergleichen 
ist Sowohl das griechische in formen wie yafitfMjXai^ 
yafiqnal^ y6fiqHh^ =& skr. j&mbha-s, ^'dfcqpio-g = jambhya-s, 
als auch das germanische in formen wie ags. ceafle, cear 
flas (plur.) (rächen), altn. kiaptr (rflssd, rächen, kinnbacken) 
u. s. w. weisen in vergleich mit den oben angestellten for- 
men auf eine schon vor der Sprachtrennung liegende Spal- 
tung der in skr. jabh aufbewahrten wurzel in eine form 
mit ursprünglicher aspirate im anlaute (germ. gab- griech. 
xi(fh) und auf eine mit der entsprechenden media hin. 
Beide mulsten im sanskrit lautlich zusammenfliefsen. 

22)gadh „ „ -gad. 
Die Sanskritwurzel gadh (nach den grammatikem „ver^ 
mischt sein^) kommt in den veden mit ä und pari in der 
participialform ä-gadh-ita,' p&ri-gadh-ita vor, welche nach 
den heransgebem des petersburger Wörterbuches wahrschein^* 
lieh die bedeutung „ angeklammert % „umklammert^ hat, 
femer gehört dazu gidb-ia-s „was man festhalten muis, zu 



aber dM nnprOngliche vorhandenflein von wurzeln etc. 129 

erbeuten*. Der germanischen wurzel *gad legt Grimm 
(no. 545 b) die bedeutung jüngere bei, welche in dem alts. 
gigado, ags. gada, gegada, gädeling „der geführte*, dem 
ahd. gagat „verbunden*, dem got. gadiligg „ai/€t/;^o-^% 
dem alts., ags. gador „zusammen*, dem ags gegäde „Ver- 
sammlung*, dem nhd. gatte, gatten, gattung, gatter, gitter, 
altn. gadda „zusammenheften*, scbwed. gadda sig „sich 
verschwören* hervortritt. Der grundbegriff scheint der der 
engen festen Verbindung zu sein, vielleicht gerade in der 
besonderen anschauung des aneinanderklanmiems, anein- 
anderheftens. 

23) „ ara»6'g „ god-s (L. 197). 
Das gotische wort leitet auf eine ursprüngliche form mit 
zwei aspiraten und dem wurzelvokal a, zu welcher das 
griechische, abgesehen von dem vorgesetzten a, stimmt; 
denn da zur zeit, wo die eine aspirate die andre ihres hau- 
ches beraubte, nach dem obigen die inlautende griechische 
aspirate weich, die anlautende hart war, so mufste entwe- 
der aya&O'S oder axa&o-g (Hesych.) hervorgehen, je nach- 
dem das a vor oder nach jener zeit vorgesetzt wurde. Als 
vmrzel ist no. 22 zu vermuthcn mit dem bedeutungsüber- 
gange etwa durch den mittelbegriff „aptus* hindurch. 

24) „ ygafp-ia; (scrib-o); graba. (L. 197). 
Hierzu die nebenformen mit X: yXäqxa, yhitpu)^ lat. glaber, 
glöbo. In bezug auf den anlaut ist hier und in no. 25 
die erste abhandlung zu vergleichen. 

25) „ „ gradu-s; grid-s, altn. grada (L. 198). 
Zu beiden (in 24 und 25 erwähnten) wurzeln gehören for- 
men mit anlautendem s, nämlich lat. scrib-o (zu ygacpco) 
und ags. scrid-e, ahd. scrit-u (zu gradior) beide mit Über- 
gang in die i-reihe; femer lat. scalp-o (zu yXdtf^oa)^ sculp-o 
{zM yXvip'vS)^ und es ist als ursprünglicher anlaut entweder 
sk vorauszusetzen, und anzunehmen, dafs sich dieser vor 
r und 1 schon vor der Sprachtrennung theilweise in die 
weiche aspirate umgesetzt habe, oder, was wahrscheinlicher 
ist, gh der urspr. anlaut sei, dem sich als eine art ersatz 
für die au%egebene hauchung ein s vorgeschoben habe. 

Zeitschr. f. vgl. sprachf. XU. 2. 9 



130 

26) grdh „ ^ gred-u-s (L. 198). 
Die bedeutaug der skr. wnrsei grdh, gr'dh-ySmi «wonmob 
gierig mn* spiegelt sich in. dem goi. gredu-s „hungert 
dem altn. grad-ug-r, ags. graedig »gierig^ ab. 

Alle bisher aiigefbhrt«i w5rier leheo auf ursprOng- 
liche warselformen mit swei weichen aspiralen cnrOok, 
welche in den deutsehen und italischen sprachen genau 
als solche behandelt werden, und Ton denen in den ari- 
schen und griechischen sprachen die eine, in der regel die 
erste ihre hauchnng einboftt fis bleiben nns noch einige 
fälle zu behandeln, in welchen die harte aspirate, sei ea 
nun dafs sie schon ursprünglich voriianden, oder erst splr 
ter aus der tenuis entstanden war, im griechischen und im 
Sanskrit auf eine ursprflnglich vorhandene weiche aspirate 
gleichfalls den einfluls Obte, dafs diese ihre hauchnng wer^ 
lor. Denn wnrseln mit harter aspirate im anlaute und 
weicher im auslaute bd«r umgekehrt sehen wir im sanskrit 
(und griechischen), abgesehen von ^nzelnen, wahrschein- 
lich aus den dialekten geschöpften, flberdies znm theil nur 
auf unsicheren lesearten beruhenden nebenfbrmen der gram- 
matiker, ebenso Tcrmieden, wie die mit zwei weichen aspi- 
ralen. In der that macht das germanische diese annähme 
sehr wahrscheinlich für die folgenden zwei wurzeln: 

27) chid; axiS; seid; Aaid | q 295 ' 

chin&dmi; cx^^^* scindo; skaida ) 
Hier weisH das germanische (gotische) auf den Ursprung- 
lieben wurzelauslaut dh hin. Doch folgt daraus keineswc- 
ges mit nothwendigkeit eine wurzel mit zwei aspiraten; 
sondern es ist möglich, ja wahrscheinlich, dals der ur- 
sprQngliche anlaut sk war, und erst in dem gemeinschaft^ 
liehen griechisch -arischen sprachstamme die tenuis, wie 
wir dies auch späterhin nach der Scheidung beider zweige 
so häufig eintreten sehen, sich durch den einflufs des vor- 
hergehenden s in die harte aspirate umwandelte, die dann 
im sanskrit mit s zu ch verschmolz. Dann hätten wir eine 
ursprüngliche form *skidh anzunehmen, deren auslautende 
aspirate sich, nachdem das k aspirirt wurde, und das wohl- 



Aber dms nnprOngliche TOrhandensein von wurzeln etc. 131 

lautsgesetz, nach welchem das gleichzeitige eiDtreten der 
aepirate im an- und auslaute der wurzel vermieden wurde, 
io Wirksamkeit trat, in d griech. S umwandeln mufste. 

28) chad „ „ skad-u-s. 
Die bedeutung „schatten^ schliefst sich an die bedeutung 
„zudecken, Oberdecken, verhüllen^ auch „verdunkeln^ der 
skr. Wurzel chad (chädayämi) naturgemäfs an. Dem bei 
der vorigen wurzel gesagten entsprechend würden wir hier 
eine ursprüngliche form *skadh anzunehmen haben. 

Blicken wir nun von hier ans auf die ausnahmen der 
ersten lautverschiebung, wie sie Lottner neuerdings (zeitschr. 
XI, 161) so fruchtreich zusammenstellt, zurück, so sehen 
wir sie, abgesehen von einer kleinen zahl dialektischer 
Schwankungen, und von den unten zu erwähnenden fällen, 
welche auf einer art Wahlverwandtschaft zwischen der li- 
quida und der folgenden media beruhen, fast spurlos ver- 
schwinden. Betrachten wir zuerst den anlaut, so verschwin- 
den von den fällen, wo die media unverschoben bleiben 
soll (p. 197), folgende, bei welchen ich auf die numroer 
der vorhergehenden aufstellung verweise: 1) god-s (no. 23), 
2) graban (no. 24), 3) gredu-s (no. 26), 4) wurzel drug 
(no. 18), 5) dauhUr (no. 16), G) bindan (no. 3), 7) biudan 
(no. 2), 8) altn. botn (no. 1), 9) altn. bög-r (no. 6), 10) ags. 
geaflas (no. 21), 1 1) got. gibla, altn. gafl (no. 21), 1 2) dumb-s, 
daub-s (no. 19), 13) dag-s (no. 15), 14) ags. beado (no. 5), 
15) ags. drygge trocken; denn skr. *dräkh (trocken sein), 
welches noch nicht belegt ist, weis't sogar die ursprüng- 
liche aspirate in der allerdings gleichfalls unbelegten form 
*dhräkh (mit gleicher bedeutung) auf; und es ist das bei- 
spiel nur deshalb oben übergangen, weil die wurzel eben 
unbelegt ist, und auch keine ableitungen aus derselben auf- 
treten, auch der vokal u des germanischen, so wie die un- 
regelmäfsigkeit des auslantes einiges bedenken erregt, un- 
ter den noch übrigen ausnahmen ist entschieden zu besei- 
tigen: got. gagga, ahd. ga, so oft es auch mit skr. g3, 
gam zusammengestellt ist. Denn da skr. gam (griech. ßaiva 
u. s. w.) durch die germanische wurzel kvam (got. kviman 

9* 



132 Orafoinami 

U.S.W.) vertreten wird, und skr. ga (griech. ßißa^q) mit 
ihm in nächster Beziehung steht, so kann man schon darum 
nicht jene gleichung annehmen; skr. gä, griech. ßa wfirde 
im deutschen **kyä lauten müssen. Nun findet sich aber 
zu der deutschen wurzel gä die genau entsprechende Wur- 
zel mit gleicher bedeutung in dem skr. ha, jihämi, und es 
ist gar nicht abzusehen, warum man nicht ihr das deut- 
sche gä und das reduplicirte gagg-an gleichstellen sollte; 
bestätigt wird diese gleichstellung einigermafsen durch das 
lit. 2eng-iu (schreiten), indem nämlich das lit :^ der fast 
regelmäfsige Vertreter von skr. h ist Offenbar steht mit 
jener wurzel skr. hä, jahämi, jahlvas (1. du.), part. hlni-s, 
welche die bedeutung „verlassen^ und in den verwandten 
sprachen, und zum theil auch in den ableitungen des Sans- 
krit die bedeutung „sich auseinander thun, gähnen^ hat, 
in naher beziehung; nur dafs in ihr vielfach ein i oder j 
hinter dem anlaute sich entwickelt C*;^«-, bia^-re, altn. gi-a, 
hd. gi-en). Dafs got. gras nicht zu skr. gras, verschlingen, 
gehört, ist schon in der ersten abhandlung bei dem ersatze 
der anlaufenden aspirate durch lat. media (no. 2) gezeigt, 
und dafs altn. buUa =s lat. ebullire keine ausnähme bildet, 
dort (no. 11) nachgewiesen. Die Zusammengehörigkeit von 
ags. gilpan mit skr. garva, garba hat schon Lottner, und 
zwar mit recht, bezweifelt; vielmehr ist skr. garva (stolz) 
mit Lassen zu skr. gurü (schwer, wichtig, ehrwürdig) comp, 
gariyas zu stellen, wozu form und bedeutung trefflich stim- 
men. Ferner altn. gala (singen , krächzen) , gella (gellen), 
sind schwerlich zu skr. gr, jr zu stellen, da diese, wie Lottner 
(s. 165) richtig bemerkt, durch altn. kalla vertreten sind; 
und es liefse sich hier vielleicht das schallnachahmende 
skr. gharghara (geknister, gerassei, gelächter), ghargharä 
und ghargharikä (glocke, laute) herziehen. Was die Zusam- 
menstellung von diup-s (tief), daupjan (taufen) mit griech. 
SvTiTü) betrifft, so ist zu bemerken, dafs ävjiTU) eine jeden- 
falls spät entstandene crwciterung von öviu ist, und das lit. 
dub-u-s, dumb-u uns keine aufklärung über die ursprüng- 
lichen laute giebt. Das got. dal (thal), dail-s (theil) gehört 



ab«r das nnprOngliche Torhandeiisem Ton wurzeln etc. 133 

allerdings mit skr. dal (bersten), dala-m (abgerissenes stück, 
theil) zusammen; aber es ist wegen des auslautenden 1 (s. o.) 
zweifelhaft, ob d oder dh der ursprflngliche anlaut war; f&r 
letzteres könnte yielleicht dhalila (name eines thales im nörd- 
lichen Indien) sprechen. Allerdings steht skr. dal mit dr, 
dar in beziebung; aber ebenso wie ags. derjan (schaden), 
neben teran (zerreifsen), terjan (aufreizen) steht, so könnte 
der entsprechende parallelismus zwischen anlautendem d und 
dh wohl schon in die zeit vor der Sprachtrennung reichen. 
Das got. gavi (gau), so viel verlockendes auch die Zusammen- 
stellung mit griech. ycüa hat, wird doch wohl nicht hierzu 
ZU stellen sein, sondern mit Grimm zu griech. xaiiat u. s. w. - 
(s. o.), und die im auslaute der wurzeln häufige Verwandlung 
von m in V angenommen werden müssen (vergl. Schweizer 
d. zeitschr. II, 305 und VII, 155). Endlich das altn. draum-r, 
hd. träum zu skr. drä (schlafen), lat. dormire zu stellen, ist 
in jeder beziebung bedenklich. Das germanische au ags. ea 
weist vor lippenbuchstaben meist auf einen ausgefallenen 
gaumiaut zurück [bd. bäum = bagm-s; haubi-)' =s skr. ka- 
kubha; altn. taum-r (zäum) = *tuhm von tuh ziehen, vergl. 
hochd. zuhil zügel ; so auch ags. te&m (suboles, was erzogen 
wird, Gr. gr. II, 146) aus gleicher wurzel; ags. hream, ge* 
schrei, neben got. hruk-jan ; ags. seam, ahd. säum sr adyfia]. 
Für draum-r bietet sich leicht die oben (no. 18) behandelte 
Wurzel drug (trügen, bezaubern) dar, und es wäre die be- 
nennung des traumes nach den trug- oder schattengestalten 
(vergl. oben altn. draug-r), mit der er die seele bezaubert, 
(vergl. &kXyBtv bei Homer), eine recht angemessene ; ebenso 
würde ags. dream (musik) die musik als das die seele be- 
zaubernde, berückende darstellen. 

Als ausnahmefälle , in denen die gothische media der 
alten tenuis entsprechen soll, führt Lottner (p. 187) für 
den anlaut nur zwei beispiele auf, die er aber hernach 
(p. 191) selbst als zweifelhaft bezeichnet, nämlich gretau 
(weinen) zu skr. krand und dragan zu lat. traho. Dafs letz- 
teres keine ausnähme bildet, ist oben (no. 2Q\ gezeigt. Die 
grundbedeutong von krand ist „rauschen, brüllen,^ theils 



134 OtiOoiaiiii 

▼om geschrei der thiere (des pferdes, stieres, des kreischen- 
den Yogels), theils vom raoscben des meeres, der donnern- 
den wölke, des knatternden feuers, des knarrenden rades; 
dann auch vom geschrei der menschen, namentlich vom 
Schlachtgeschrei, klagegeschrei gebraucht. An das letztere 
würde sich die bedeuiung des got gret-an (weinen) an- 
schliefsen können. Allein die lantverhältnisse f&hren uns 
zu einer andern wurzel von ähnlicher bedeutung, nämlich 
zu skr. *hräd rauschen, donnern, von welcher hrädini der 
blitz des Indra, hräduni Unwetter, und mit kurzem vokale, 
hradini der flufs (vom rauschen benannt), hrad&-s der teich, 
in deu veden von einem teiche gebraucht, in welchen sich 
bäche brausend stürzen, später von dem tiefen teiche des 
tartarus. Es lälst sich daher, da hier der grundbegriff mit 
mit dem von krand nahe zusammentrifft, gretan ebenso gut 
mit hräd vermitteln, während letzteres der form nach genau 
zusammentrifft. 

Die anlautende gothische aspirate bietet auch nach 
Lettner keine ausnahmen der Verschiebung dar, wohl aber 
die anlautende tenuis, doch nur insofern sie in einigen bei- 
spielen alter tenuis zu entsprechen scheint (p. 185). Hier 
bildet zunächst das ags. päd = ndxo-q nebst den entspre- 
chenden formen der andern dialekte, jedoch nur in der spe- 
ciellen bedeutimg pfad, eine wirkliche ausnähme, während 
die wurzel fan]? (got. fin)>-an), deren ursprüngliche bedeu- 
^u^g 9)g6h®Q^ seii^ mufs, und alle lebendigen ableitungs- 
glieder derselben (ags. feoa ss ahd. fendo fulsgänger, ags. 
feSe schritt u. s. w.) die regelmäfsige Verschiebung zeigen. 
Die übrigen ausnahmen sind scheinbare. So ist ags. cal-o 
(kahl), welches sich bei Lottner unter den inlaut verirrt hat, 
oben als regelrecht dem skr. khal-ati-s u. s. w. entsprechend 
nachgewiesen. Wenn femer got. tek-an dem lat. tango griech. 
te-ray-civ entspricht, so glaube ich, dafs die unregelmäüsig- 
keit in den alten sprachen liegt, und hier durch ein oben 
f)ir das griechische nachgewiesenes lautgesetz bedingt ist. 
Nämlich das got. tek-an würde bei regelmäfsiger Verschie- 
bung einem alten *dang, *dag entsprechen. Nun haben wir 



ttber das tmprttngliche Vorhandensein von wurzeln etc. 135 

gesehen, dafs im griechischen wurzeln mit zwei medien und 
einem dazwischen stehenden einfachen oder durch einen 
nasal vermehrten vokale durchaus vermieden werden; im 
lateinischen mufste dies gesetz wegen Vertretung der aspi- 
raten durch die medien verdunkelt sein. Nehmen wir da- 
her jene wurzelform, auf die das gothische fQhrt, als ur^ 
sprünglich an, so muTste, als sich die abneigung gegen 
solche wurzelformen im griechischen und lateinischen zu 
entwickeln begann, eine Umwandlung des einen lautes statt* 
finden, wodurch veranlassung zur erhärtung des anlautes 
geboten wurde. Die übrigen ausnahmen, welche Lettner 
dort anführt, betreffen alle das deutsche k, und namentlich 
in seiner Stellung vor v und r, wo aber zum theil die o]>< 
ganischen formen mit anlautendem h daneben vorkommen, 
wie in kvainon, altn. hvina, in altn. kringla, hringr, und. 
schon Lettner bemerkt mit recht, dafs hier das h (was aber ur^ 
sprflnglich dem ch lautlich näher gestanden haben mufs) als 
der ursprüngl. laut auf germanischem boden zu betrachten 
sei, der erst später (da er sich mehr zur weichen spirans 
verflüchtigte) wegen der Schwierigkeit, ihn nun vor r, v, 
(1, n) hörbar zu machen, theils ganz wegfiel, theils zu k 
erhärtete. Diefs läfst sich auf alle dort angeführten bei- 
spiele anwenden; denn auch das altn. kynda (anzünden) 
steht nach den altnordischen lautgesetzen für *kvinda. 

Für den inlaut hat Lottner (s. 188 --197) nachgewie* 
sen, worauf auch schon Grimm mehrfach hindeutet, daft 
dort häufig die alte germanische aspirate (welche der tenuis 
der anderen sprachen entspricht) zur media herabgesunken 
ist, und dals dieser Übergang, der sieh in vielen einzelnen 
fiülen historisch verfolgen lä&t, die Ursache gewesen ist, 
dafs wir inlautender tenuis der anderen sprachen auf der 
ersten Verschiebungsstufe des deutschen nicht selten und 
namentlich nach liquiden die media entsprechen sehen, wo 
die, auch in diesem falle häufigere, aspirate zu erwarten 
wäre; und ebenso hat er gezeigt (s. 200), dafs die verschie» 
bung der media nach liquiden nicht selten unterbleibt, so 
dafs auch hier eine art Wahlverwandtschaft zwischen liquida 



136 Grafimumn 

und media sich kund giebt (s. 196). Aber in allen übrigen 
fällen ergeben sich, wenn man die oben entwickelten ge- 
setze anwendet, die ausnahmen als nur scheinbar, oder be- 
schränken sich auf eine äufserst geringe anzaU Ton jßUlen, 
welche überdies fast alle zweifelhafter natur sind, oder sich 
auf dialektische Schwankungen beschränken. So yerschwin- 
den zuerst alle von Lottner (s. 202) aufgeführten ausnahms- 
falle, in denen gotische tenuis alter aspirate entsprechen 
soll, indem nämlich die letztere in diesen fällen als ur- 
sprünglich harte aspirate sich erweist, welcher nach dem 
obigen regelrecht gothische tenuis entspricht. Es sind dies 
1) skip, skapan (s. erste Abh. gegen ende no. 8), 2) meld 
(no. 1), 3) ags. macjan (no. 7), 4) tacan (no. 6), ö) greipan 
(no. 10). Aehnliches gilt von den ausnahmen inlautend er- 
haltener media (s. 201), indem hier die gothische media 
ursprünglicher weicher aspirate entspricht, wie in der zwei- 
ten abhandlung f&r die folgenden fälle nachgewiesen ist; 
1) grid-s (no. 25), wo wenigstens nachgewiesen ist, dais 
auch das lat. gradus sich auf eine wurzel mit 2 aspiraten 
zurückführen lälst, 2) deigan (no. 14), 3) skaidan (no. 27), 
4) skadus (no. 28), 5) biben (no. 12), 6) biber (no. 13). 
Ebenso würde ags. gläd fröhlich sein, wenn es wirklich zu 
skr. hlad gehört, was mir jedoch nicht sicher scheint, dar- 
auf hindeuten, dals der ursprüngliche auslaut dh gewesen 
sei, dessen hauohung später der anlautenden aspirate wei- 
chen muiste; femer das ahd. sweben, sweibon (schweben, 
schwanken), got. sveiban (diocXiinBiv) , altn. svifa (schwan- 
ken, eilen) scheinen mir von ahd. sweif = öoßi^y alts. sue- 
pan, ags. svlpan, sväpan, (fegen) r= aoßica^ got sveipan 
(in midja-sveipains), welche den griechischen formen in be- 
deutung und form (abgesehen von dem im deutschen schwan- 
kenden vokale) genau entsprechen, getrennt werden zu müs- 
sen. Es würde also als einzige ausnähme ahd. swTgan = 
griech. alyäu) übrig bleiben, wo jedoch nicht klar ist, ob 
die unregelmäfsigkeit auf seite des deutschen oder griechi- 
schen liegt, oder überhaupt Verwandtschaft stattfindet. 
Am zahlreichsten sind die von Lottner (s. 185) ange-» 



aber das nrsprttngliche vorhandeoBein von wnrzelo etc. 137 

f&hrteD aasnahmen fQr den fall, wo inlautende tenuis er- 
balten scheint. Allein hier sind erstens alle diejenigen falle 
aoszuschliefsen, wo den deutschen Wörtern nur lateinische, 
litauische, slavische (irische) entsprechen, da in allen diesen 
s{^achen (abgesehen vom lat. f , was anlautendes sph ver* 
treten kann) die tenuis von der ursprünglichen harten aspi- 
rate mcht geschieden ist, und der letzteren nadi dem obi* 
gen gotische tenuis entspricht. Femer sind auszuschlie* 
fsen Aejenigen fälle, in denen die übrigen sprachen schon 
(wie auch Lottner bemerkt) die media aufweisen, der dann 
regelrecht auf erster verschiebungsstufe die tenuis entspricht 
(wie bruk-jan neben xgavy-ijj hveit-s neben skr. ^vid, ut 
neben ud, ]>ata neben tad, wo zu bemerken ist, dafs schon 
Pänini diese Wörter in den formen ud und tad ansetzt). 
Femer sind die fälle zu übergehen, in welchen nur in einer 
oder der andem dialektischen nebenform die abweichong 
Stritt, während alle übrigen formen und dialekte die re* 
gelmäfsige Vertretung zeigen (altn. spak-r klug neben altn. 
spä fbr *spah weüssagung, ahd. spahi weise, spahi wdsheit, 
spehon u. s« w., femer ags. sQcan neben dem normalen sü- 
gan u. 8. w. des angelsächsischen und der andem dialekte); 
Anders schon stellt sich die sache in ags. vic, ahd. wich 
=s lat. vicus, griech. /rotxo-c, indem hier nur das gothische 
die regelrechte form veih-s darbietet. Femer fallen weg 
diejenigen beispiele, in welchen die gothische tenuis regel- 
recht einer ursprünglichen harten aspirate entspricht, näm- 
lich in vairpan (erste abh. no. 9), in altn. fiat-r (flach) (no. 5), 
und wahrscheinlich in nhd. flach, was sich, da das althoch* 
deutsche die dem nord. flat-r entsprechende form flaz fast 
ausschliefslich darbietet, nur als nebenform derselben zu er* 
keinen giebt Endlich fallen weg diejenigen Wörter, deren 
zusammenstelluug mit denen der verwandten sprachen auf' 
unrichtiger vergleichung beruht. Hierher rechne ich die 
Zusammenstellung von taikn-s (zeichen) mit äsixvvfii^ skr. 
dip, welchen regelrecht die allgemein verbreitete germani- 
sche Wurzel tih (zeigen) entspricht. Mir scheint taikn-s 
ein anlautendes s verloren zu haben, und zu der wurzel 



138 €hrA(iniiaBii 

zend ^j, ariy^ lat. stig, got. stik, stak (stechen) su gehören, 
welche auch im sanskrit ihr s verliert; diese zosammen- 
stellung wird durch die bedeutung von crfyfia (fleck, merk- 
mal) bestätigt, und durch das lat. signum, welches Ebel 
(d. zeitschr. VI, 441) mit recht aus *stig»num deutet, und 
welches genau, nur mit ausfall des andern dementes der 
konsooantenverbindung, dem got taikn-s entspricht. Femer 
rechne ich dahin die Zusammenstellung des altn. hvatrr 
(scharf) mit lat. catu-s (oder mit skr. katu-s); das lateini- 
sche wort, wozu auch cös gehört, f&hrt, wenn man datn-e, 
dös von der wurzel da vergleicht, auf eine wurzel *ca (Anfir. 
in d. zeitschr. VIII, 74) =s skr. fä (90) schärfen. Auch 
skr. katu-s (scharf von geschmack) gehört nicht mit hvat-r 
zusammen; fbr dieses bietet sich vielmehr kath-ora^s hart, 
scharf (vergl. kath-ina^-s hart) dar, so wird z. b. die axt 
kuth-ara eine mit scharfer schneide versehene kathora^-nemi 
genannt und so wird kathora (Petersb. lex.) vom scharfen 
bisse, vom scharfen winde, vom durchdringenden geschrei 
(des esels) gebraucht; das hiermit zusammenhängende kuth- 
ära (axt) macht zugleich durch den Wechsel zwischen a und 
u den ursprünglichen anlaut. kv wahrscheinlich; die laute 
stimmen dann auPs genauste, da der harten aspirate regel- 
recht altn. t entspricht. So bleibt unter, den dort ange- 
stellten ausnahmen nur eine übrig, nämlich ags. vican, altn. 
vika, ahd. wichan (weichen) neben griech. ^aifxcu, skr. vio 
(trennen), wo die nebenform vij der grammatiker (oder gar 
die herleitung aus vi-yuj) nicht in betracht gezogen wer- 
den kann. 

Wenn nun so die zahlreichen ausnahmen der ersten 
lautverschiebung fast spurlos verschwinden, sobald man die 
oben entwickelten gesetze anerkennt, so glaube ich darin 
eine nicht unwesentliche bestätignng der vorgetragenen 
theorie gefunden zu haben. 

Stettin, den 4. September 1862. 

H. Grafsmann. 



anzeigen. 130 

Spracbflchats der angelaKchaischen dichter, bearbeitet von «C.W.M. Grejn, 
dr. phil. Erster band: A — O (oder: bibliothek der angelailchsisclien 
poesie in kritisch -bearbeiteten texten und mit yollst&ndigem glos^ar, 
dritter band). Cassel und Göttingen, Qeorg H. Wigacnd 1861. IV, 
858 SS. 8^ 

Der ersten billigsten anforderang, die man an ein wortep- 
bach stellen kann, dafo der sacbendo jedes darin verzeicbnete 
wort leicht and sicher finde, hat der verf. nicht entsprochen^ in- 
dem er die kurzen vocale von den langen, die reinen Ton den 
getrabten, die einfachen von den doppellaaten, die brechungen 
von den diphthongen trennend eine nene reihenfolge der bacb-* 
Stäben einführte. Za der Unbequemlichkeit, die hiedurch ent- 
steht, kommt noch, dafs der verf., wie er in der vorrede erklärt, 
,,in mehreren (allerdings nicht zahlreichen) f&llen hinsichtlich der 
qoantität anderer ansieht geworden ist^, dafs man also ein wort, 
das er in den von ihm herausgegebenen texten mit langem vo- 
cal schreibt, jetzt unter dem kurzen vocal und umgekehrt su- 
chen mufs. 

Ein andrer ubelstand, der die Übersicht des materials nicht 
wenig erscfaiwert, ist dafs der verf. nicht consequent genug die 
versduedenen Schreibungen, formen und bedeutungen eines Wortes 
unter eine rubrik vereinigt hat Warum z. b. werden s. 23 &gii- 
tan und ligyltan in zwei artikeln angeführt, da doch gleich da- 
neben von ligyfan, ftgyldan auf &gifan^ ^Idan verwiesen wird? 
warum ftcsian, Ahsiän, &scian oder s. 61 &tfelgan, ätfeolan, fttfy- 
Ugan in drei artikeln? s. 53 fg. 59 fg. sogar fifter, ät In je vier 
artikeln? warum wird s. 62 fg. ab lex von « ceremoniae, ritua 
unterschieden und dann doch die bemerkung hinzugefügt, dab 
beide identisch seien? warum befelgan nicht nur von befeolan« 
sondern auch von bifelgan und bifeolan und so alle übrigen be- 
von den identischen bi- getrennt? u.s.w. u.s.w. 

Das seltsame gemisch von lateinisch und deutsch, das In 
den einzelnen artikeln herscht, zeugt auch nicht gerade davon, 
dais der verf. die let^i^ einrichtung und ausarbeitung seines bu- 
ches zum frommen seiner leser In sonderlichen. bedacht genom- 
men hat 

Den gesammten wortvorrath der angelsächsischen poesie mit 
möglichster Vollständigkeit der belege lexikalisch zusammenzu- 
stellen war ein höchst dankenswerthes, in mehr als einer hin- 
sieht verdienstliches and erspriefisliches nntemehmen. Nor auf 



140 anzeigen. 

diesem wege konnte die bedeatong mancher worter imd aus- 
drucke erst festgestellt ^Bferden. Z. b. in der gramm. III, 137 
und auch von Kemble, Bouterwek a. a. wird c^stam mit egregie, 
in der gramm. II, 456. 501 and gleichfalls von Kemble and 
Tborpe gumcyst durch mnnificentia, von Ettmnller 428 mit viri 
electi, vis, potentia, munificentia, bona vitae humanae erkifirt; 
Boaterwek im gloss. com Cfidmon p. 140%. geräth in der Ver- 
zweiflung auf den einfall gumcyst in awei worter sa serlegen. 
Eine mäfsige anzahl von stellen and eine m&fsige fiberlegong 
fuhren zu der bedeutung, die hr. Grein s. 181. 533 im wesent- 
lichen richtig angibt: nur ist s. 533 die umschreibong omniaqaae 
virum decent nicht glScklich gewfihlt Orimm za Andreas 1002 
ist rathlos wie hildedeor zu deuten sei; hr. Grein s. 193 belehrt 
uns, dafs deör in personlichem sinne ,, tapfer^, in sSchlichem 
^ stark, heftig^ bedeutet und von deöre, ahd. tiuri za anterschei- 
den ist Dergleichen beispiele liefsen sich manche anfShren. 
Die bel^^ sind mit allem fleifs ond soviel sich nach der kurzen 
zeit des gebrauchs urtheilen läfst, auch so vollständig gesam- 
melt, dafs man nicht leicht eine stelle vermissen wird. Nor wo 
der verf. von seinen texten glaubte abweichen za müssen, wäre 
manchmal eine Verweisung erwünscht gewesen, am s. b. za er^ 
fahren, dafs hr. Grein Be6v. 1 555 sein wunderliches gescede auf- 
gegeben hat und das gesced der handschrift mit Ettmfiller jetzt 
richtig als praet. gesced von gescÄdan fafst, dafs Beov. 367 
glädman jetzt ein vocativ gläd man sein soll n. s. w. Die ent- 
wicklung der Wortbedeutung zeugt auch im ganzen von verstand 
und nachdenken, wenn man auch oft dem verf. za widerspre- 
chen Ursache hat und von ihm verschiedener meinung sein mag. 
Auf vergleichungen läfst er sich selten ein, selbst da nicht, wo 
eine solche für die worterklärung von vortheil gewesen wäre, 
z. b. bei bügan =« griech. q^BvyeiVy lat fugere. Selbst die nächst 
verwandten germanischen sprachen werden nur ausnahmsweise 
angezogen, und darin scheint der verf. wohlgethan zu haben, da 
ihm, nach verschiedenen spuren namentlich auch in den anmer- 
kungen zu seinen texten zu schliefsen, noch die nähere Vertraut- 
heit mit dem gothischen, dem alt- und mittelhochdeutschen, altr 
friesischen, altnordischen abgeht und er sich begnügt, wo das 
angelsächsische ihn im stich läfst, die Wörterbücher hier und 
dort nachzuschlagen. Der verf. setzt s. 446 einen infinitiv ge- 
8cea6an an, der sieh schwerlich belegen läfst Wäre ihm goth. 



anzeigen. 141 

gaaka]?jaD gasko)» gegenwärtig gewesen, wurde er wobl nicht 
angestanden haben das praeteritom gescod, gesceod unter gesceS- 
6an zu stellen, das freilich auch and zwar gewöhnlich schwach 
flectiert wird, wie altn. skeSja. Die bedeatang des praeteritams, 
das Grimm za Andreas 18 and noch mehr EttmfiUer 674 fg. 
irre führte, hat übrigens hr. Grein richtig erkannt Das got. 
fö^an xoafJLßiv und gafeteins xataatohj beseitigt aach die von 
Dietrich versuchte künstliche auslegung von ags. faet, fseted, ffctt 
and wird hrn. Grein belehren, dafs der kurze vocal, den er jetzt 
8. 273 fg. den Worten gibt, fehlerhaft ist. Sehr glücklich ist aber 
8. 136 die bedeutung von bront, brant, die Grimm zu Andreas 
273 vergebens za errathen suchte, durch schwed. brant, altn. 
Imittr, engl, brent, brant festgestellt. Doch warum liefs sich der 
verf. 8. 45 bei Beov. 1459 iren ättort^num fah, wie er in seinem 
text (vgl. s. 266 und Schmeller baier. worterb. IV, 264 über Zein) 
gewifs ganz richtig schrieb, durch schwed. tanor safte irren? 
Warum wird s. 2 bei aglac nur auf ags. ege altn. agi und nicht 
aach auf ahd. egi disciplina und das aigilaihhi d. i. egilaihhi der 
keron. gl. (Graflf I, 103. 131) verwiesen? u.s.w. 

Es liegt der wünsch nahe, in ähnlicher weise wie von hm. 
Grein die poetischen, so auch bald vollständiger die wichtigeren 
prosaischen denkmäler der angelsachsischen litteratar lexicalisch 
ausgebeotet za sehen. Dafs hr. Grein seine aufgäbe sich be- 
schränkt, wollen wir ihm nicht zum Vorwurf machen. Er würde 
aber den werth seiner arbeit bedeutend erhöht haben, wenn er 
sich hätte entschliefsen können das bisher gewonnene, in Wör- 
terbüchern und gloesarien zerstreute, lexicalische material einer 
revision zu unterwerfen and mit den alten glossensammlungeo 
vereinigt in seine Sammlung aafziinehmen. Die arbeit, planmä- 
fsig angelegt und durchgeführt, wäre nicht so grofe gewesen and 
ihr gewinn würde die angewandte mühe reichlich belohnt ha- 
ben. Er hätte damit seinen aufstellnngen nicht nur eine breitere 
basis und eine unverhältnüsmäfeig grölaere Sicherheit in den äu- 
gen aller benutzer gegeben: er hätte aach mit einemmale allem 
Stückwerk ein ende gemacht, während er jetzt die zahl der bis- 
herigen hilfsmittel, statt sie sämmtUch entbehrlich za machen, nur 
om eins vermehrt hat Doch wollen wir für das geleistete dank- 
bar sein und dem werke einen guten fortgang and eine baldige 
Vollendung wünschen. 

10. 12. 



142 Ktüm 

Ablaut, redupUcation und sekiindXre wurzeln der starken Terb« im deut- 
schen nebst einem excurs Aber die verb« DON und IDDJA. Eine 
sprachgeschichtliche Untersuchung mit alphabetischen Wortregistern Ton 
C. W. M. Grein, dr. phil. privatdocent su ICarburg. Cassel und Qdt- 
tingen, Georg H. Wigand. 1862. 76 ss. 8. 

Obwohl man zageben mufs, dafs die erscheinnog dea ablaats 
in den germanischen sprachen zn einem dynamischen prindp ge- 
worden ist, welches dieselben nach allen seiten hin dorchdnm- 
gen hat, so ist es doch andrerseits durch die vergleichong mit 
den verwandten sprachen, namentlich mit dem sanskrit, ebenso 
unzweifelhaft, dafs dieselbe arsprnnglich nur durch fiufsere Ver- 
hältnisse der Wörter hervorgerufen worden ist. Bopp hat sie 
daher zuerst als durch schwere oder leichte endungen hervorge- 
brachte lautschwächung oder lautverstfirkung erklärt, während 
Holtzmann dieselbe als durch den accent and damit verbunde- 
nen Umlaut herbeigef&hrt darzulegen bemfiht war. An letztere 
annähme schliefst sich der verf. der vorliegenden abhandlung an, 
indem er ebenfalls den accent als die orsache des ablauts hin- 
stellt, jedoch die annähme eines zugleich mit demselben hervor- 
gerufenen Umlauts zurückweist und aus der stellang des accents 
im sanskrit die Schwächung oder Verstärkung des urspr&nglichen 
Wurzel Vokals, wie sie sich im ablaut darstellt, nachzuweisen 
sucht Er ordnet demgemäfs die gothischen verba nach ihrem 
wurzelvokal in 14 klassen und vergleicht ihre bildung mit der 
der entsprechenden sanskritconjugationcn, wodurch er nachweist, 
dafe die ablautserscheinungen durch die Stellung des accents im 
sanskrit hervorgerufen sind , und nur bei der 4. klasse des sans- 
krit sich eine ausnähme zeigt, die der verf. mit Benfej durch 
annähme einer verruckung des accents beseitigt, wie sie sich al- 
lerdings als wahrscheinlich ergibt. Bedingt ist der ganze nacli- 
weis freilich noch durch die annähme, dafs auch die deutsche 
conjugation in älterer zeit eine accentuation gehabt habe, die 
mit der des sanskrit im ganzen übereingestimmt habe, dafs also 
die logische betonung der Stammsilbe in den germanischen spra- 
chen, wie auch Holzmann annimmt, nicht die ursprungliche sei. 
Für diese annähme spricht sehr vieles und es wurde erwünscht 
gewesen sein, wenn der verf. dieselbe durch weitere gründe zu 
stutzen gesucht hätte, nichts desto weniger halten wir sie für 
richtig und können deshalb auch im ganzen den aus derselben 
gezogenen resultaten des verf. nur zustimmen. 



anzeigen. 143 

OestStzt aaf diese aasfahniogeD weist der verf. nan oacb, 
wie der ton die verstSrkang eioee schwächeren vokals (i za ai, 
a EU an) oder die beibebaltang eines starken (a) im sanskrit ber^ 
Torrnfe, indem er auf s. 10 eine treffliche physiologische erklft- 
mng des gana giebt, in welchem er nichts weiter als eine ver* 
st&rknng des zar ausspräche der vokale verwendeten laftstromes 
siebt, zu dessen freierem ausströmen die mondhöble mehrerwei» 
tert wird als zur gewöbDÜchen ausspräche der vokale nöthig ist; 
wir verweisen auf die weitere vom verf. gegebene entwicklung 
mid bemerken nur, dafs der accent auch in den neueren germa- 
nischen sprachen ganz analoge erscheinnngen hervorgerufen bat» 
wenn z. b. mhd. i und ü in nbd. ei und an, ebenso ags. i nnd fi 
in engl, ei und an (geschr. i, 7, ou) fibergehen, man vergl. s« b. 
mhd. min, schine, rite u. s. w. mit nbd. mein, scheine, reite, ags. 
tima, vif, vritan mit engl, time (teim), wife (weif), write (reit). 
Was die vokalschwficbung durch fortrucken des accents von der 
Wurzelsilbe betrifft, so kommt dabei zunfichst nur die des a zn 
i und u in betracht; man vermifst aber auch hier ungern den 
nachweis dieser Schwächung auch in andern fftllen als in der germ. 
conjugation; die neuem sowohl wie die alten sprachen wurden 
dazu manches brauchbare material geboten haben. Wir wollen 
nur auf ein paar fälle aufmerksam machen, die gerade für die 
vom verf. aufgestellten ersten conjugationen (giba, gab, gibans, 
nima, nam, numans) von bedeutung sind. Die sanskritwurzeln 
kr, jf , die ihr praet. cak&ra, jag&ra bilden, also kar, jar zur ur- 
sprünglichen wurzelform haben, bilden ihr praesens statt des re- 
gelrecht zu erwartenden karati, jarati (vorat, ßog-) in kiräti, gi- 
Idti, welche Schwächung augenscheinlich nur durch den accent 
hervorgerufen ist, wie die Wurzel tr deutlich zeigt, welche ihr 
praesens nach der ersten klasse in ttoiti oder nach der sech- 
sten in den veden tirdti bildet. Ebenso findet sich auch vedisch 
die 3. pl. praet parasm, mit geschwächtem vokal sowohl in der 
reduplicatious- als auch in der worzelsilbe titirus statt des regel- 
rechtem tatanis, terus, von sg. 1 tat&ra; in gleicher weise findet 
sich ved. tistire statt tastarö R. III, 41. 2 von wurzel Star (stf); 
durch den accent hervorgerafene Schwächung des a zn u findet 
sich in turyä't, tuturyft't, vgl. guru gegen ßa(ffig und comp, gäri- 
yas, sup. gärishtha; ebenso in den vedischen formen murfyä und 
vurita von den wurzeln mar und var (mr, vr). Aus gleicher 
Schwächung sind wohl die nebeneinander stehenden xanömi, xi- 



144 Knhn 

iiomi (vergl. auch BohU.-Roth 11,569) hervorgegangen; xireim 
ixTa-xa^ xtiwfu^ &lter wohl accentairt wie im skr. xti^v/m schei- 
nen dies za bestätigen. Andre hierher gehörige formen, die 
noch stark vermehrt werden konnten, hat bereits Holtsmann (fiber 
den ablaot s. 43) besprochen; die hier angefahrten worden ge- 
nügen am za zeigen, dais aach im sanskrit bereits die aosfitee 
za der ablaatang von a za i und n vorhanden sind and dafo sie 
sich ans dem accent erkl&ren. 

Wenn sich also zeigt, dafs in der überwiegenden mehrsahl 
der conjagationsformen im sanskrit die betonong der warzelsilbe 
ganirte vokale, die tonlosigkeit derselben zu der zeit der veden, 
wo es noch eine lebendige Volkssprache war, schwfichang der 
warzclvokale hervorrief, wenn diese letztere dieselbe stafenfolge 
von a za a und i wie im deatschen darchUaft, so ist die an- 
nähme wohl eine natürliche, dafs dieselbe Ursache gleiche er- 
scheinungen hervorgerufen habe« Dafs abe^r der accent alleio, 
nicht zugleich stattfindender nmlaut dieselben hervorgerufen habe, 
scheint mir am deutlichsten durch die entwicklung der oben be- 
sprochenen neuhochdeutschen und englischen diphthonge ei und 
an hervorzug^en, die an ein solches verhältniOs zu denken nicht 
gestatten. 

An diese Untersuchungen hat der verf. von §. 35 an eine 
behandlang über secundäre verbal wurzeln angereiht, der wohl 
manches richtige zu gründe liegen mag, die jedoch zum grofse- 
ren theile in ihren combinationen viel zu weit gebt, als dafs wir 
die aafstcUungen derselben für richtig erkennen könnten. So 
werden z. b. s. 47 die wurzeln fath, fand, fall zu skr. pat, sich 
schnell bewegen, fliegen, fallen gestellt und zugleich tnigvay au- 
jog, passus, pons dazugezogen, während doch in Tnigva das r 
erst secundfir ist, wie skr. pärshiii, goth. fairzna zeigen und nd- 
JOS und pons zu skr. pantban gehören. S. 48 wird ^ravayämi 
zunächst mit ^rävas (sicl) in Zusammenhang gebracht, während 
nur ^rävas (kurz a mit akut) = Mog vorkommt S. 49 wer- 
den goth. faura, faur, fair u. s. w. auf wurzel far, fär zurückge- 
führt. Ebenso wenig können wir dem verf. in andern punkten 
beistimmen und sind überhaupt der ansieht, dafs forschungen der 
art, sich nicht durch kurze Zusammenstellung und nur wenige 
erläuternde bemerkungen, wie sie hier gegeben werden, erledi- 
gen lassen. 

Zum schlufs bringt der verf. noch zwei neue ansichten über 



anzeigen. 145 

das vcrbum dön, tuon nnd über iddja, denen wir ebenfalls nicht 
beistimmen können; denn wenn er die formen des ersteren auf 
eine worzel DAD zurückfuhrt und sich schliefsh'ch auch darauf 
beruft, dafs auch das sanskrit „neben der verstummelten wurzel 
dh& die vollere form dadh (für dhadh) geben habe, wozu auch 
dandh (dadh) nutrire und das adj. dadha, dadhi (verleihend) ge- 
hören^, so ist dies dadh augenscheinb'ch erst aus dhä durch re- 
duplikation entstanden, wie es auch das petersb. wörterb. III, 502 
auffafst; dandh beruht wohl auf einem irrthnm nnd dadha sowie 
dadhi werden von Pän. III, 1. 139; 2. 171 auf dhä zurückgeführt, 
woran um so weniger zu zweifeln ist, als sich neben jenem auch 
dada von da geben (beide wohl nur in compp ), neben diesem 
eine ganze reihe gleich gebildeter worter wie dadi, taturi, papuri, 
papri, jagmi, jaghni, jajiii, cakri, sasni, vavri, vergl. auch noch 
sedi, meni, remi, nemi findet, welche aus da, tar, par, gam, han, 
Jan, kar, san, var, sad, man, ram, nam durch reduplikation und 
das Suffix entstanden sind. Was aber das praeteritum iddja be- 
trifft, so scheint uns MuUenhoffiB (Haupt seitschr. XII, 387) er- 
klärung immer noch die allein richtige, da sie iddja mit ij&ya 
nnd Ijia in genauer Übereinstimmung zeigt und der übertritt des 
plurals in die schwache formation wohl kein erheblicher einwand 
gegen dieselbe sein kann; dazu kommt die analogie von tvaddje 
zu *dvayäm (wie der gen. plur. zu dvi statt des dualen dvayos 
lauten wurde) und *baddje altn. beggja, ags. begea zu gen. plur. 
*nbhayam, gen. du. ubhajos; der fortfall des anlautenden wur- 
zelvokals in *baddje erklärt sich in derselben weise durch den 
accent der folgenden silbe wie in goth. bi im verhfiltnifs zu skr. 
abhi. 

A. Kuhn. 



Det Jjrdska Folkesprog grtimnati»k fremttillet «f L. Varming, Sognaprast 
for Ostar-og Vestep-Alling i Atfhns Stift. Udgivet med UnderstattelM 
af det kongelige Daneke Videnakabeniee Selskab. pp. XYI. 264. S. 
Kjabenhayn 1862. 2 thlr. 8 sgr. 

Die königliche gesellschaft der Wissenschaften zu Kopenha- 
gen hatte im jähre 1854 eine preisaufgabe gestellt, in welcher 
eine darstellung des jütischen dialekts in seinen verschiedenen 
mnndarten verlangt wurde, namentlich sollte einen banptpunkt 
Zeitschr. f. vgl. sprachf. XÜ. 2. 10 



146 Kuhn 

der untcrfluchung bilden, in wiefern ein entechiedener und deat- 
licher unterechied zwischen zwei in der vorzeit abweichenden 
dialekten, einem skandinavisch-nordischen und einem germaniscb- 
angelsachsischen, nachgewiesen werden könne, und ob man an- 
nehmen könne, dafs eine Verschmelzung dieser zwei dialekte iin 
laufe der zeit die sowohl in der ausspräche als in einem Iheile 
grammatischer besonderheiten sehr eigenthumliche Tolkssprache 
der halbinsel gebildet habe, dessen deutliche und beträchilkbe 
Verwandtschaft mit der englischen Schriftsprache und den engli- 
schen dialekten eine ihrer charakteristischsten und am stArksten 
ausgeprägten eigenschaften sei. Zur lösung dieser frage ist die 
vorliegende schrift ein versuch, der sich zwar in hohem grmde 
die aufmerksamkeit der beurtheilenden kommission msog und 
deshalb auch eines accessits von 300 Bdl. und einer ferneren 
Unterstützung beim druck für würdig befunden wurde, aber we- 
gen mehrerer nicht gehörig durchgearbeiteter punkte, wozu na- 
mentlich auch das nicht mit gehöriger schärfe und klarheit be- 
handelte verhältnifs des jütischen zur alten spräche gehörte, den 
preis nicht erhielt Sbd nun auch diese m&ngel in nicht gerin- 
gem grade vorhanden und wird man aus des Verfassers behand- 
lung nur schwer entscheidung über den als kern der frage hin- 
gestellten punkt erhalten, so enthält das buch doch andererseits 
eine fülle von material, die seine kenntnifs auch für weitere 
kreise von Interesse erscheinen läfst 

Die vergleichende Sprachforschung hat es bis jetzt in der 
hauptsache mit Schriftsprachen zu thun gehabt, die bekanntlich 
nicht immer die organischen Verhältnisse festhalten, sondern man- 
cherlei entartung unterworfen sind; wir wurden nun bei der rich- 
tigen auffassung dieser Schriftsprachen in hohem grade gefördert 
werden, wenn uns bei allen eine umfangreichere kenntnifs gleich- 
zeitiger dialekte, als es in der Wirklichkeit der fall ist, zu geböte 
stände, allein einigermafsen läfst sich dieser mangel durch das 
Studium der noch lebenden dialekte ersetzen, deren Verhältnisse 
oft überraschende blicke in die werkstätte der sprachen thun 
lassen, namenthch was die Umgestaltung der lantverhältnisse be- 
trijfft. Wir sind, um dies hier beiläufig zu erwähnen, keineswe- 
ges der ansieht, dafs die gesetze, nach denen sich z. b. die laut- 
verhältnisse der alten sprachen gestalteten, schon abgeschlossen 
vor uns lägen, dafs sie nicht noch mancher genaueren bestim- 
mung, die ihre entwicklung im einzelnen erlitten hat, bedürfe, 



anzeigen. 147 

dafs noch vielßUtig ganz neue bisher anbeobachtete gesetze za 
entdecken sind, aber dessen ungeachtet sind wir der ansieht, 
dafs man die bisher erkannten gesetze als solche so lange an- 
erkennen mafs, als nicht durch überwiegende massen rergliche- 
nen Stoffes ihre nichtigkeit dargethan worden ist and wir kön- 
nen eine kritik, welche vergleichangen , die gegen diese gesetce 
yerstofsen, mit bedenken betrachtet, nicht als eine im gründe 
ganz anfruchtbare negation erkl&ren, wie es kfirzlich anser ver- 
ehrter mitarbeiter hr. prof« Leo Meyer (götting. nachrichten 3. dec 
1862) gethan hat. Das aasgebreitetere stodiam der dialekte nan 
wird ans, wie schon gesagt, noch manche frachtbare entdeckong 
machen lassen and in bezag aaf die fülle der im vorliegenden 
buche beobachteten lautgesetze reihen wir hier noch einiges aus 
demselben an. 

Von besonderer bedeutang für die Sprachgeschichte ist die 
erweichung der gatturalen, über welche der verf. §. 47 bemerkt^ 
dafs, wenn in betonter silbe k und g vor ab oder ^ stehen, zwi- 
schen beide, vornehmlich in den nördlichen mundarten, ein stark 
ausgesprochenes j, fast wie ein kurzes i, sich einschiebt: kjaev^ 
kjter, gjekk, kjerk, skjell. Bei e und ö ist gleichfalls ein zwi- 
Bchenlaut nothwendig und zwar in den östlichen mundarten j: 
kjev, kjer, skjow, gjer (wobei jedoch zu bemerken ist, dafs kj* 
und gj in Vensyssel zu ^ und dj werden, s. §. 95); in den west- 
lichen y: kyöv, kyör, györ oder y: kyemmand, kyersel. In den 
südlichen mundarten ist j weniger nöthig: sk»g (Varnas Birk) 
und Skek (Legamkloster Birk), kev, ger, kommt doch aber öf- 
ter vor e and ö vor: kjef, kjer (Angeln), igjemmel, kjess (Vam. 
B.). Uebrigens verbinden sich kj und gj auch mit andern vo- 
kalen: Gjör (Gjord), gjor' (gjorde), kjowl, kjojler Angl. (kjel- 
der), besonders mit a als übei^ang von sai kjaf (kja^be), Gjar 
(Gjaw), kjar (kj«r), ebenso in Gjav' Angl. und Gjaw' Vrn. (Gave), 
gjan' (isl. gjarnan, gjarne). Auch auf h übt der vokal eine sol- 
che Wirkung aus: bjalt (halt); — hjels', den-hjer, hje (hedde), 
Ang. Vrn. Als. — hjimle Angl. (hemmelig); — Hjölli. Vor ei 
ist j selten und es erscheinen hier k, g, h rein: k^jl (kjeddel), 
kejr (kegle), Gej* (GjeddeX H^jn (Hegn). Hierzu ist noch zu 
bemerken 9 dafs das j in den angefahrten fällen nach §. 34 laut 
und scharf in den nördlichen mundarten gesprochen wird, wäh- 
rend es in den südlichen fast stamm ist, wie in der Schrift- 
sprache. 

10* 



MS Kuhn 

Mit dieser erecheinang läuft eine zweite parallel, dafs nfim- 
lieh nach §. 48 k, g, b vor o sich oft mit w (v) verbinden: 
Kwott (Spillekaart), Kwon Rnd. (en lille Del^ et KomX «n^ 
Kvom Vrn. (Kornet), igwor Rnd. (st. i gor, igaar); Hwoo, 
Angl. Hvunn, Vrn. Hvorn; hwos Rnd. (hos), ebenso Gwol 
(Gulv), Kwöl (Als. Koll, Kall), Hwol (Hai); aoeh wenn o 
zu a übergeht: Kvan, Hvan (Als.). 

In beiden fällen zeigt die ältere dänische spräche, wie sie 
im jutischen geseta, ira flensburger stadtrecht und anderen anf- 
zeichnungeu erscheint, neben j nnd w (das wie das englische w 
gesprochen wird), v mehrmals die vokale i und u (s. anm. sa 
§. 47. 48) und dies ist offenbar als der anfang der ganzen laut- 
entwicklang anzusehen, indem die gutturalen die ihrem organe 
femliegenden vokale der palatalen und labialen klasse, e, ae, 
o, e, o in der weise brechen, dafs zunächst der reine vokal je 
der betreffenden klasse i und n vortritt und dann in den halb- 
vokal übergeht; daher erscheinen denn auch in einigen mnndar- 
ten noch jetzt diese vokale, erhalten aber den ton und wirken 
dadurch verkürzend auf den gebrochenen vokal, sofern er lang 
war, so erscheint nach §. 113 i vor e and as, y vor a: Klei 
Lnb. (Kjedel), KiS.ld Lnb. (Kjelde, Brönd), Ki§d (^ede), Si6l 
oder Si.l (Sjsel, hd. seele, isl. sal, mit i, wird ein langes i mit 
schwach nachlautendem e bezeichnet §. 24) oder je, ja$ verschmei« 
zen zu i: Kiring Rnd. (Kjering, Forfriskning), skir' Lag. 
(skj»r'), Lnb.fil (isl.ffels): fjel, faldt); — Lnb. Syö (f. SjS, isL 
sjar), Syön (st l^^n, isl. sjon), myol (mjöl), ky5r (st. kjer 
oder kyör), györ (st gjer) kyöv (st kjev). 

Wenn aber diese erscheinung auch vorzugsweise in der na- 
tur dieser vokale im verhältnifs zum organe der gutturalen liegt, 
so ist sie doch nicht auf dieselben beschränkt, sondern entwik- 
kelt sich auch nach andern consonanten besonders vor e: mjest 
(mest), sjet Lng. (Angl. se, Hms. sit seet), sj^l (selv), sjel- 
hnnd (sielhund), djem Rnd. (dem), djerres (deres), tjelt(telt), 
mjel Vrn. Als. mjol Angl. (mi^l, m^l), mjilk(m»lk); hjalt 
Hms. (halt), hjor' (hyrde), stjSnk Angl. Lgkl. (stank), stjamp 
Angl. (stymper), tjums Vns. (st kuns, kun), tjy w' Angl. (ty^' 
tyve), sJ6 Hms., sj^a Angl. (se), sj Jn Hms. (syn), sj^nnea 
(synes), sjyng' (synge) oder mit y: Lnb. syannes (synes), 
lyong (lyng). Die letztgenannten fälle zeigen schon, dafs hier 
von einem einflufs der anlautenden consonanten wohl kaum noeh 



anzeigen. 149 

die rede sein könne und dafs die natur des vokales unter dem 
einflufs des accents die brechnng hervorrufe, dies sehen wir wei- 
ter bestätigt, wenn einem anlautenden e oft ein j vortritt; so in: 
Jen (en), Jens (ens, enig), jenne (ene), jenning (enebajr), 
j^g (eg), j^dder (edder), jer (eder), Jerrik, Angl. Jerk(Erik). 
ebenso in: j»m (Vm. em damp), js«! (ael Mrs. Tbl. Hing, Bjge), 
jöwer Angl. eller jewer (Vrn. ifre, Als. affer, s. §.80,2), 
jywer Angl., jöwer Lgmkl., jovver Als. (ywer), jywsenVns. 
(owsen, Vrn. ysne tyregal), jessel Mrs. (essel Tbl. forvil*- 
ret), jywle und juwle Angl. In gleicher weise tritt zuweilen 
in den nördlichen mundarten w, in den sudlichen v vor anlau- 
tendes o und u: wog (st. 6g aag), wos Vns. Ellvb. (isl oss, aamon- 
ding), wast (ost), wuss (os). Der verf. fuhrt noch öine anzahl 
anderer beispiele an, die allerdings gegen das schriftdänische 
den verschlag des w, v zeigen, dagegen zeigen die verwandten 
germatiischen sprachen, dafs es ursprunglich ist. — Beide er- 
scheiiiungcn, die entwicklung des anlautenden j und v vor den 
vokalen der palatalen und labialen klasse, sind wohl so zu er- 
klaren, dafs der jeden vokal anlautende Spiritus lenis sich unter 
dem einflufs des accents zur Spirans der betreffenden klasse ent- 
wickelte. — Uebrigens wird wie j, nach dem verf., auch w, ▼ 
nach andern consonanten als k, g, h eingeschoben, als beispiele 
gibt er: swol (sol), sw ölten (sulten, isl. sowohl sultr als svelta, 
sult), tvnnn Angl., tvorn, Vrn., tvan Als (torn); das zweite 
beispiel mufs wegen tvelta unzweifelhaft fortfallen und auch das 
erste mag ungeachtet des altn. sol und des lat sol wegen des 
skr. svar zweifelhaft bleiben, das dritte beispiel jedoch ist jeden- 
falls vollständig unzweifelhaft und ist daraus zu erklären, dafs 
sich vor dem o ein n durch Spaltung entwickelte und dies dann 
in den halbvokal ubergieng. 

Wir haben diese lautverhältnisse ausführlicher dargelegt, 
weil ihre analogie zu manchen entwicklnngen der alten sprachen 
von selbst einleuchtet; namentlich ist das hervortreten eines y, y 
und w, V hinter den gutturalen bemerkenswerth , um so mehr, 
als hier in der einen gmppe dei* mundarten j , in der andern 
y, y auftritt und dies y, wie wir frOher zeitschr. XI, 309 gezeigt 
haben, auch im griechischen vereinzelt in xiafiog, Kva»OQy kvo- 
veog gegen skr. ^yäma auftritt, wie auch im skr. ^yeta und ^veta 
auf eine gleiche laatentwicklnng hinwiesen. Die Spaltung der 
vokale durch vortretendes i, o (j, w, v) hat ihr analogon in 



150 Kuhn 

manchen entwicklnngen des althochdentachen vokaÜBmoB, wie 
sie z. b. in uo» oa statt des nrspronglichen o hervortreten. 

Von bemerkenswerther bedeutang ist auch femer der nn»- 
fang, den das j and w in diesem dialekt gewonnen haben (^ 
111 — 112); erstens n&mlich gehen die arsprfinglichen mediae d 
und g aoslaatend und im einfachen inlaut hauptsfichlich nach 
den palatalen vokalen in j über wie s. b. in glaj (glad), vr^ 
(vred), sijen (siden), vej' (isl. vega), flöj (isl. flang), dann geben, 
da die tenues t und k sich in d und g erweichen, auch diese 
unter gleichem verh&ltnifs zu j über, so z. b. in tejen (isL tekinn), 
sejs (sex), vejs' (Taxa), faj (isl. fat), glej (glat), kcjl oder kejel 
(isl. ketill). Zuweilen geht es femer auch aus labialen hervor, 
indem pt, ft sich zunächst in wt nnd von da aus zu jt wandeln 
(andere fi&lle des wechseis von j mit w, v, vv behandelt §. 96). 
Dagegen wandeln sich die gutturalen nach a und o (5), und nn* 
ter ähnlichen Verhältnissen die labialen in w, welches auch aus 
vor t stehendem r hervorgeht (z. b. skjowt', skjorte, fjowten 
(fjorten). — Da anch Id, It, nd, nt und n ein leises j nach sich 
hören lassen, was der verf. durch ,ld, U, nd, nt, n bezeichnet 
und ,ld und nd sich zu ,11, nn assimiliren, so geht die spräche 
auch hier dem wege entgegen, aus dieser lantverbindong j er- 
wachsen zu lassen §.37, wie dies denn schon in einigen einzel- 
nen f&llen eingetreten ist, wie z. b. in Jejsen Jensen, ajer 
andre, häjel handel, brejvin brsendevin. 

Schlielslich sei noch der sonst wohl kaum erhörte iibergang 
eines h in s erwähnt §. 97, wofür der verf. die beiden beispiele 
Aarb. sjim (st. hjim, hjem), sjilp* (st. hjilp' hjasipe) bei* 
bringt, in denen der Übergang durch das dem h folgende j wohl 
allerdings erklärlicher wird. 

Wir müssen es bei der besprechung dieser punkte bewen- 
den lassen und bemerken nur, dafs der verf. von s. 180 an auch 
eine vergleicbung mit den verwandten sprachen anstellt, in der 
manches brauchbare zusammengestellt ist, die jedoch den haupt- 
mangel enthält, daCs sie die lautformen n. s. w. nicht auf die 
durch vergleicbung erschliefsbaren ältesten gestalten zurfickföhrt, 
sondern es meist bei der blofsen Zusammenstellung des gleichen 
oder ähnlichen ohne berucksichtigung des Ursprunges bewenden 
läfst Dagegen wird er an einigen stellen, wo er es thut, schwer- 
lich Zustimmung finden; so wenn er s. 188, wo er vom wegfaU 
des g im anslaut handelt, zu me, de (mig, dig) nicht nur die 



anzeigen. 151 

parallelen formen der germanischen sprachen stellt ^ sondern 
auch auf jm, er«, lat me, te verweist Ebenso wenig können wir 
den versuch billigen, die verschiedenen formen des verbi sub- 
stantivi in den germanischen sprachen aaf die einzige warzel as 
zoruckznfQhren, indem das v in goth. vas, visan u. s« w. nur als 
prothese vor as angesehen wird. 

A. Kuhn. 



Kurze laut- und flexionslehre der altgermanischen sprachsUimme, von Mo- 
ritz Heyne. Paderborn, Schdningh 1862. Mit dem nebentitel : Kurze 
grammatik der altgermanischen sprachatimme gothisch, althochdeutscb, 
alteächfliach, angelsächsisch, altfriesich, altnordisch. I. theiL 8*. Xu. 
342 pagg. 

Der verf. nennt im eingange der vorrede sein werk ^die 
erste, vielleicht noch herbe, fracht seiner germanistischen Sta- 
dien^. Mit der abfassang von compendien pflegt man aber die 
schriftstellerische thfitigkeit nicht za beginnen; die berechtigang 
zn dergleichen werken gibt nar eine vieljährige erfahrung im 
lehren nnd der darch einzelsohriften gegebene nachweis, dafs 
man in seinem fache eingehende forschongen gemacht habe. 

So hat denn auch das vorliegende buch vielfache mängel, 
von denen wir einiges im folgenden hervorheben wollen. Nichts 
desto weniger halten wir es för brauchbar bei Vorlesungen über 
grammatik der deutschen sprachen, da hier dem lehrer gelegen- 
heit geboten ist in seinem vortrage den leitfaden zu ergänzen 
und zu berichtigen. Lebende columnentitel wurden den gebrauch 
der Schrift wesentlich bequemer gemacht haben. 

Berücksichtigt sind anfser den auf dem titel genannten spra- 
chen „die niederdeutsche mnndart der von Hagen herausgegebe- 
nen psalmen, die northumbrische^ westfriesische, faeröische und 
gothländische mundart^ (s. YII). Hier hat der verf. in anerken- 
nenswerther weise selbst gearbeitet Deberhaupt wollen wir ihm 
die befAhigung zu sprachlichen forschungen keinesweges abspre- 
chen; manches hat uns die Überzeugung verschafft, dafs der 
verf. hier nnd da einen recht guten und das richtige treffenden 
blick hat 

Die auffassnng der deutschen grammatik ist im ganzen und 



152 Schleicher 

allgemeinen noch die bisher meist übliche ftofiserlldie, dem ge- 
genstände das System aufdringende nicht aber aas ihm selbel die 
anordnung des Stoffes entnehmende. So werden s.b. die Foeale 
alphabetisch durchgenommen , erst die kurzen , dann die laagen, 
die Steigerung der adjectlva steht bei der dedination ii«s.f. Wie 
wenig der verf. im allgemeinen berr seines Stoffes geworden, 
zeigt z. b. der umstand, dafs er Holtzmanns von ihm gebilligte 
lehre vom umlaute nicht ins werk selbst verarbeitet hat, sondern 
(s. 87) ,,sich darauf beschränkt, den inhalt dieses schriftcheus 
kurz zu skizzieren^. 

Die lehre von der conjugation (die der dedination voraas 
gestellt wird) ist im ganzen am besten gerathen. 

Von der noth wendigkeit, mit welcher sich die sprachen im 
verlaufe ihres lebens verändern, die, wenn irgend etwas, den na- 
men einer „organischen^ verdient, hat sich der verf. keine an- 
schauung erworben. „Unorganisch^ wird von ihm so nemlich 
alles gescholten, was das spätere leben der spräche mit sich 
bringt, so z. b. (s. 31 nnd häufig aufserdem) die durch erwei- 
chung und Schwund von consonanten entstehenden lai^^ vooaJe 
und diphthonge, das altnordische darch anscfamelcnng des prono* 
mens gebildete medium, der dualis des pronomen (s. 227) a.8.f. 
Betrachten wir eine zufallig heraosgegriffene lauterscheinung, die 
der verf. „unorganisch^ nennt, um demselben das verfehlte die- 
ser benennung vor äugen zu legen. 

S. 195 wird 11, mm, ff, ss aus Ij» mj, fj, sj (bei abge- 
leiteten Verben) „unorganisch^ genannt, s. 196 aber im ags. f jl- 
lan eine „organische geminata^ angenommen« Nun ist aber 11 
in got fuUs, von dem fulljan gebildet ist, sicherlich ebenfalls 
product einer assimilation , es steht *fulla-s für *fulna-8 
grundf. parna-s; warum soll nun diefo 11 = In, rn «orga- 
nisch^ sein, jene nach gleichem gesetze aber nur später entwik- 
kelten assimilationen dagegen nicht? Man sieht, es kommt hier 
nur auf den grad der einsieht in die spräche an, also auf etwas 
rein zufälliges, subjectives, dem gegenstände selbst fremdes. 
Ueberhaupt wäre es nun doch endlich an der zeit die sämmt- 
lichen ausdrücke, die im subjectiven schulmeistern der sprachor- 
ganismen wurzeln, wie „unorganisch, nnregelmäfsig " n. s. 1^ ins 
alte eisen zu werfen. Was im wesen der spräche begründet ist 
(d. h. was ihr nicht von schreiberwillkuhr nnd schulmeisterweis- 
heit aufgedrängt ist), das ist und besteht zu recht und es han- 



anzeigen. 1^ 

delt sich nur daram es scharf za beobachten, treu aofkafiasseD, 
sachgemäfs darzalegeo und, wenn möglich, zu erklfiren. Das 
liebe ich mafs bei der forschaog möglichst zorucktreteo; man 
versenke sich in seinen gegenständ and arbeite ans ihm heraus, 
nicht aber bringe man irgend ein System mit und schelte alles 
was in dasselbe Dicht hinein pafst 

Nach 8. VI und 4 scheint der verf. seine Studien auf Orimm 
nud Bopp beschränkt zu ha.ben. DaTs er weder Rampelts deat^ 
sehe grammatik I, 1860> noch 'meine deutsche spräche 1860 
kennt, beweist seine schrift, wie mich bedankt, zur genüge. 

Zum Schlüsse einiges einzelne; kaum brauche ich zu bemer- 
ken, dafo es mir hier um erschöpfende darlegung alles dessen, 
was ich im vorliegenden buche nicht billigen kann, nicht zu thun 
ist, sondern nur darum, dem leser durch einige proben von der 
art der in rede stehenden arbeit eine anschauung zu geben. 

Gleich auf dem titel verstofsen die „altgermanischeu sprach- 
st&mme^ gegen den wissenschaftlichen Sprachgebrauch. In den 
ersten Zeilen der vorrede heifst es „die sechs auf dem titel ge- 
nannten dialecte^. 

S. 5 werden unter den gotischen sprachquelleo „zwei goti- 
sche Verkaufsurkunden ^ aufgeführt. Leider sind aber bekannt- 
lich die Urkunden selbst lateinisch, und nur die Unterschriften 
gotisch. 

S. 6 ist beim Hildebrandsliede Greins ausgäbe 1858 nicht 
erw&hnt 

S. 7 ist der neueren bearbeitung des muspilli von Bartsch, 
Feifalik, Mullenhoff nicht gedacht 

S. 11 hätte beim Holland wohl Vilmars schöne schrift er- 
wähnt werden dürfen. 

S. 15 ist über das gotische aiphabet nur Zachers schrift, 
nicht aber die von Kirchhoff erwähnt Anderes derartige über- 
gehen wir. 

S. 16 „der ablant hat seinen Ursprung und seine gnmdlage 

im verbum^. „Der ablant hat sich seit absetsung und bil* 

düng spezifisch germanischer sprachen ans einem ursprünglich 
beilättfigen vocalwandel entwickelt u. s. f. S. 146 wird der ab* 
laut ebenfalls viel zu stark als nur dem deutschen eigenthümlich 
betont und nur die reduplication „als ein gebliebener rest alter 
veriiältnisse^ gefafst, „die der präteritalbildung durch ablaut vor- 
aufgiengen^. Bekanntlich aber wird das perfectum in den alte- 



154 Schleieher 

8ten sprachen unseres Stammes bereits dnrch Terdoppeiang des 
anlautes mit steigernng des warzekocales gelMidet. So darfte 
also ein mann nicht schreiben, der mehrfach s. b. s. VII der 
vorrede auf allgemein indogermanische (sogenannte sprachver- 
gleichende) Stadien mit recht groÜsen werth legt. 

An dem §. 1, der allgemeines über die vocale gibt, ist über- 
haupt vieles aoscnsetzen; neben allerlei distinctionen (wie ,) ver- 
steckter umlaat, lebendiger nmlaat, todter nmlaot^ n.s.f.) fehlt 
hier eine erwähnnng der einwirkung von a auf n und i der wmv 
zelsilbe (gewöhnlich brechung genannt), da der verf. von der aa- 
similation sagt ,,sie dörfe nie den wurxelvocal berfihren^ s. 18. 

S. 26 bringt der verf. j^bildungen mit den silben -lieh, 
-rich^ in gegensatz zu y^iusammenseUungen^l 

Ebendas. soll in liggan, pittan, sizzan „ein ableitongs-i 
ruhen ^. Es ist aber kein i, sondern j. 

Ebendas. und s. 27 wird „die trubung von i zn -S^ trotz 
der in §. 1 gegebenen definition von assimilation dennoch nassi* 
milation^ genannt Aus seiner eigenen Schrift hfitte demnach 
der verf. jenen §. 1 verbessern können. 

S. 34 fehlen zu uo beispiele. 

S. 96 „f, die aspirata'', s. 97 „die Spirans h^; got f und h 
sind aber ihrem wesen und ihrer entstehung nach gleichartig. 
F ist bekanntlich eine spirans, so gut als das auch in diesem 
buche noch immer als aspirata geltende ahd. 3, dessen Verdoppe- 
lung (s. 105) demnach nicht „überflüssig^ ist 

S. 116 §.47 im anfange hätte der verf. sich die worte „die- 
ses ganze Verhältnis ist bereits §.16 erwähnt, aber anders auf* 
gefafst worden^ sammt der vorhergehenden nicht treffenden dar- 
legung sparen können; die frühere fassung ist unstreitig die 
treffende. 

Als stilprobe lassen wir — fernere einzelheiten übeigehend — 
den schlufs der vocallehre folgen. Nachdem über Holtzmanns 
Schrift über den nmlaat berichtet ist, heifst es: „Die weitere aus- 
fQhrung dieser sätze gestattet der räum nicht zu deferieren. Blei- 
ben manche hier gewonnene resultate dieses ausgezeichneten for- 
schers nicht ohne zweifei, so müfste versucht werden, durch aus- 
führlichere auf den gesammten germanischen wertschätz sich er- 
streckende forschungen die fragen zu lösen, die hier noch kei- 
neswegs bis zur vollständigen evidenz entschieden sind^. Wie 
pafst dergleichen in einen möglichst knapp gehaltenen leitfaden 



anzeigeii. 1^ 

jfar Bnf&Dger, der (s. VI) nur ,, alles weaenUicbe in kürzester 
form aufnehmen^ soll? Dasselbe gilt von Wendungen wie s. 114 
^die organische Stellung der aspiraten gibt sonst zu keinen be- 
merknngen Veranlassung^ und ähnliche, die sich öfter finden. 
Wir lassen nur noch eine formlich und inhaltlich völh'g ver- 
fehlte stelle folgen. 8. 227 heifst es: „An den zu declinierenden 
wortstamm fugen sich gewisse elemente, womit die casussuffixe 
( — die jedoch, wie die vergleichende Sprachwissenschaft darthiit, 
bereits im gothischen nicht mehr in ursprSnglicher gestalt vor- 
handen, vielmehr theils verstummelt, theils auch ganz unterge- 
gangen sind — ) sich verUnden und bilden so das thema des 
Worts. Diese demente bestehen entweder aus den drei grund* 
vocalen a, i, u oder sie sind consonantischer art^ u. s. w. 

Doch wir schliefsen, da wir glauben hinreichend beispiele 
beigebracht zu haben zur begründung unseres im allgemeinen 
ausgesprochenen urtheiles über das in rede stehende werk. 
Jena. Aug. Schleicher. 



G. J. Ab coli, Stadj critici I (Stadj orientali e lingnistici fasc. 3). Gdn 
1S61 (Leipzig, F. A. Brockhaoa). 8. 142 s. 

Das vorliegende heft ist eigentlich selbst wieder eine be* 
sprechong der 1856 in Mailand erschienenen studj lingnistici von 
Biondelli, verdient aber doch wegen selbständiger behandlui^ 
einiger punkte unsere beachtung. 

Gleich im ersten abseboitte ober den Ursprung der gram* 
malischen formen (p. 3-^20) weist A. richtig nach, dafs Bion* 
dellis eintheilung der sprachen in einfache, affizive und flexivi- 
sehe dem jetzigen stände der Wissenschaft nicht mehr entspreche; 
vielmehr habe man in jeder spräche eine zusammenfugung von 
atomen, die (qt sich etwas bedeuten; die enei^e, mit welcher 
diese darauf beschränkt wSrden lediglich formale demente sn 
werden, bilde ein hauptkriteriom fSr sprachendassificadon. Nicht 
minder verständig ist was Ascoli zweitens zur dialektologie 
Italiens (p. 20—37) beibringt, indem er namentlich einen punkt 
zn ausfuhrlicher besprechung herausbebt, den Wechsel der pala- 
talen mit labialen — zunächst im sardischen« Hie und da wer* 
den selbst hier die italienischen quellen aus deutschen ergänzt. 



156 Stier 

cb. nei^. flcrame (flamen) ond gbianco (blank), du bei PdoCi 
fehlte. Letzteres fehlt auch bei Wentnip (beitrage o. •• f ); es 
ist fibrigens nur anstfindigere Orthographie fBr janeo, das Mi 
ebenso wie sdame oft genag gehört habe; z, b. in d«D am 8e- 
beto sehr bekannten volksliede ^Na palammella Janea m' ha 
pizzicato o pere^. Die wandlang von fl — f) aa sot (auch portn- 
gisisch) wird nicht ungeschickt durch fransösisehe sibifieniiig 
des j vermittelt; vei^ssen ist die swischen fl and Q liegende 
vom albanesisohen ^amma gebotene vermitdong, fBr welche ao»- 
sprache weiter anten p. 78 auch eine istriseh-walachische paral* 
lele za finden ist Ungenan ist es auch, wenn A. in limbai bap 
ranta aus lingaa, quaranta verschlackung des n annimmt; vigfaiti 
und bis aus duiginti, duis zeigen dafe hier die reihe sein mnfo 
lingva — lingba — , linba — limba, quaranta — gbaranta *-> b»- 
ranta; anders allerdings steht es mit boddire ans ooUi(ge)re. In 
naher beziehung hiezu steht drittens die Obersicht fiber die in 
Italien vorhandenen fremden colonien (p. 37 — 85)j vieles Uep- 
fiber hat uns bereits der auszug aus Biondelli gebracht, den Za- 
cher vor einigen jähren im mag. f3r lit d. ausländes Ueferte. 
Zunächst die bekannten „ cimbrischen ^ colonien im venetiani- 
schen; die Deutschen am Monterosa dürften weniger als ,colo- 
nie^ zu bezeichnen sein. Sodann die slawischen, wobei von 
Biondellis angaben manches in abzug zu bringen ist; wie kann 
man aber die Winden um Görz und Triest zu den colonien Ita- 
liens rechnen!? Ebenso weist A. die angaben fiber Ocdtanier 
im thale von Aosta, Araber auf Sardinien und Griechen in Un- 
teritalien als mindestens numerisch zu hoch gegriffen nach. Wenn 
er bei letzteren durchweg ebe Verwechslung mit Albanesen an- 
zunehmen wagte, so hat er diesen irrthum schon p. 143 selbst 
wieder berichtigt; Potts aufsatz „altgriechisch im heutigen Calar 
brien?^ Philologus XI, 2 ist ihm leider unbekannt geblieben. 
Recht eingehend werden die Walachen auf Istrien (p. 49 — 79) 
behandelt und wenigstens fSr Valdarsa zusammenflufs von Da- 
coromanen und Macedonowlaohen wahrscheinlich gemacht. S. 81 
bis 101 gibt dann einiges fiber die Albanesen und bruchstficke 
ans der litteratur, namentlich rachelieder in vergleicbung mit 
Ähnlichen corsischen. Dabei ist A. gegen B. bedeutend im vor* 
theil, da dieser v. Hahns grundlegendes werk noch nicht kannte, 
während ersterer dazu sogar noch nachtrage liefert; aber anch 
Ascoli ist mit Vincenzo Dorsa (das branchbare ist wohl in der 



miscellc. 157 

allg. d. monatsschrift 1853 p. 864 sqq. von mir zasamm engestellt), 
C. Reinhold und Hieron. de Rada nicht bekannt Ich benutze 
die gelegenheit zu der bemerkung, dafs letzterer in seinem neue- 
sten werke*) über ästhetik p. 44 die Vereinigung der (seit einem 
Jahrzehnt von ihm aufgesuchten) volksgesänge der italischen Al- 
banesen zu einem 58 gesänge umfassenden volksepos in nahe 
aussieht stellt. — Den beschlufs macht ein abschnitt über gaa* 
nersprachen (p. 102 — 142), naturlich mit besonderer berück* 
sichtignng Italiens; bei erklärung einzelner Wörter war wohl (wie 
z. b. auch aus Antons Wörterbuch hervorgeht) noch etwas mehr 
aufs hebräische zurückzugehen als p. 124 u. a. geschieht. 
Colberg. G. Stier. 



Avus, ävuka. 

Einen etymologischen erklfirnngsversuch des Wortes avos 
finde ich von andern nicht unternommen. Ich glaube dafs avns 
bedeutet ^der geliebte^, wie das hebraeisch-aramäische dod T^"^ 
patruus, gleichfalls ^ der geliebte^ bedeutet Die Wurzel av 
ist in den veden so viel wie ,|8ich erfreuen, begehren, lieben^ 
lat aveo, avens = liebend) gerade so wie pri im classiscfiea 
Sanskrit ^sich erfreuen und lieben^ ist Von av mit dem 
Suffix a erhält man ava dem im lateinischen avus, der gcQÜr 
vater, genau entsprechen würde. Man könnte einwerfen, dafs 
ava grammatikalisch ^ liebend^ bedeuten würde (und das saQS|p 
krit-wörterbuch von Petersburg übersetzt wirklich ein vedisches 
ava, wovon es ein einiiges beispiel beibringt mit ^verlangend» 
liebend^), ich würde aber zur benennung des grofevaters „der 
geliebte^ vorziehen. Indessen in der liebe vertauscht man na^ 
türlich das activ und passiv und wirklich giebt es von pri, einem 
synonym von av, mit demselben sufüx priya, was in den v^ 
den „der liebende^ (wie ava) bedeutet and auch „lieb, theaer^ 
und im klassischen sanskrit erscheint es als acUectiv beschrfinkt 
auf den passiven sinn „amatos, dilectns, cams» gratus^ So ge- 
braucht man noch jetzt .bei uns die liebende (l'amante) und die 
geliebte (Famate) in derselben bedeutang. 

*) OiroUmo de Rada, principii di estetiea (estratti dalle sne considen- 
zioiit Ml la Vita ei flni di essa). Napoli Tt. de Aogelia 1861. 8. 106 s. 



159 AMoli 

Mitbin ist ava «= prija ^der geliebte^ also ams der vor- 
zugsweise befreandete, sowie 1hl = patraus ist, and wie am-l-ta 
(nacb der analogie von dom-i-ta) von amo kommt; ond wie das 
chaldaeiscbe M9->an der geliebte fSr patraus and das gleichfalls 
chaldaeische t^nrsn die geliebte für socras steht, welche lata* 
teren drei Wörter von Gesenios s. v. n^n erwähnt werden. Wie 
ava ^grofsvater^ bedeutete, so hieb sein qrnonym priya nach 
dem Amarakosha ,,gatte^. Und im gegensats von ar w&rde 
ich sagen, dafs Hnrch einen nmgekehrten procefs das skr.t&ta 
die bedeutang von theaer (im vocativ) ond von vater in sich 
vereinigt. 

Ich möchte n&mlich t&ta oder tata als ein kinderwort f8r 
vater fassen; wie das gleichfalls skr. nan& f3r matter (nan& er- 
innert mich an das hebraeische nin ,,knabe, sohn^ and an das 
magiar. nennye ,, Schwester^). Daraas ist es za einer anrede ge- 
worden, mit der ein niedriger stehender alle höher gestellten ge- 
liebten personen begrufste, and endlich za einer anrede der hö- 
her stehenden an den tieferstehenden. Anders scheint es das 
sanskrit-wörterbuch zu fassen. 

Schon war obenstehendes geschrieben, als ich im Amarakosha 
einen ansdrack fSr vater fand, der meine etjmologie des wor^ 
tes avas aafs stärkste anterstfitst, n&mlich „ävnka^ was aas- 
schliefslich der bühnensprache eigen sein solL Avaka (aber 
dessen etymologie das petersbarger lexicon sdiweigt) wurde eine 
streng regelmfifsige ableitang von ava (Hebend, geliebt) oder 
von äva (liebe) sein, genau so wie es von kam oder käma 
(lieben, liebe) kämuka =s ava =: prija giebt. 

So haben wir also in Indien ein von av abgeleitetes Sub- 
stantiv, um ein angesehenes familienglied zu bezeichnen, und es 
ist gewifs erlaubt anzunehmen, dafs man ava für „grofsvater^ 
und ftvaka f3r „ vater ^ gehabt hat. 

Bei dieser gelegenheit erlaube ich mir noch das zendische 
njftka „grofsvater^ zu berflhren, dessen Ursprung nach Bopp 
(vergl. gramm. I'', 148) dunkel ist. Von der sanskritwurzel ac 
„krSmmen^ mit dem praefix ni bildet sich in völliger regelraft- 
(sigkeit das sanskritische oder zendische Substantiv njftka (cfr. 
pÄka von pac und das zendische yaudha von yudh), dessen 
bedeutnng „krümmend^ sein wfirde. Aber es ist sicherlich nicht 
unerlaubt anzunehmen, dafs ac die bedeutung „krumm werden, 
sich krummen^ gehabt hat, ebenso gut wie oder sogar noch eher 



miscellen. 158 

als die bedeotung ^krummen ^ (cfr. ak and ag) and daram mofs 
man in nyaka ^den gekrümmten, gebückten^ erblicken. 
Mailand. Aecoli. 



sodes. 



Das lat. sodes in der vertranlicben rede, „nnserem freand, 
lieber" entsprechend, wird von den alten (Cicero or. 45. Festas 
8. V. Donatas ad Terent. ad. I, 1, 58) als aas si aades coor 
trahirt angesehen. Aach haben die aasgaben des Plautat Trin. 
II, 1, 17 nach handschriften dieses si aades, wShrend der am» 
brosianus si rae aades überliefert and Herrmann aadis liest Ich 
Sache im folgenden eine andere ableitang wahrscheinlich za ma- 
chen and gehe zunächst von sodalis aus. Die alte ableitang 
dieses Wortes von sedere (qaod una sederent Festas.) verwirft 
Pott etym. forsch. I', 772 mit recht; er selbst führt dasselbe 
auf altpers. hada skr. saha mit zurück, an sich ganz passend, 
doch scheint ein anderes näher zn liegen. Dem sodalis nämlich 
and der sodalltas entsprechen dem wesen nach der griech. cra^off 
iraiQog = itaQ-iog und die itaigia; Sragog and «rai^o^ sind 
ableitangen von einem stamme *haQ^ über dessen bildung ich 
von Walter (zeitschr. X,202) etwas abweiche. Von gleich aas- 
gehenden adjectivbildungen führen niagog^ vduQog auf mag, *vdaQ 
zurück. (Vgl. Kuhn in der abhandlang über die neutra auf as.) 
Aehnlich weist fiiccgog auf einen stamm ^fiiag *fiiar, zu dem sich 
/juaivoD verhält, wie opoiiaiva zu ^ovoiiat; tjfttQa lehnt sich an 
^juo^, fidxaiga an ein vorauszusetzendes ^futxaq^ welches neben 
dem von fAUXBiofuti verlangten ^iia^og stand wie i. b. f«VX^ neben 
fi^X^g. Diese beispiele mögen genügen zur begründung meiner 
annähme, dals *haQ ein neutralstamm sei von der wurzel it. 
Wie aber schon Doderlein hom. gloss. 992 annahm, verhält sich 
würz, it zu würz. iO' nicht anders als z. b. xuoip zu xt^civ^ und 
demnach ist *iTaQ mit l&og identisch. Nun ist würz, »i^ zuerst, 
so viel ich weifs, von Benfej griech. wurzell. 11, 352 af. I, 372 
vermittelt worden mit skr. svadhä got. sidus sitte, und wenn ich 
daher die würz, sod von sodalis der griech. «^, it skr. svadh 
gleichsetze, so sprechen die lautgesetze gewifs nicht dagegen. 
Vgl. ^va^uras = sva^uras htVQog soeer. Dafs sieb aber aus dem 
begriffe der gewohnheit der des vertrauten, gefihrten herausbil- 
dete, ist leicht begreiflich, und wenn die bisherige darstellnng 



160 Grafsinaiiii, nacbtrag. 

richtig ist, so liegt aach auf der hand, dafs das I von aolere 
aus d hervorgegangen ist, wie aach sonst im inlaate (soiiam ne- 
ben sedere, olere neben odor; vielleicht ist auch pello «^ pa^o 
eine caasativform von würz, päd gehen). 

Um nun aaf sodes zarfickrakommen, so halte idi dieaes 
mit södalis nahe verwandt Wie nftmlich sodalls dem hafffoCt 
so entspricht sodes dem griech. i^^eiog^ welches, wenn wir nur 
die Suffixe oq and o;, eg SIb identisch ansehen, ffmde so gebildet 
ist wie etaiQog. Dieses ^^eXog aber wird bei Homer wie eftdea 
bis auf eine stelle Od. S, 147 ebenfalls immer in der anrede ge- 
braucht; z. b. IL J^, 518. X, 37. rlqt&* ovttog^ ^(^ei«, xo^<r<r0ac; 
tf;, 94 rintz fcoc, if^eii^ xs^oAi;, dev^' eäi/Xot^a^, a. eontt Viel- 
leicht reicht die Verwandtschaft noch weiter. Den nentris 9(^99 
and 3^0^ nftmlich stehen im lateinischen die femina nobes und 
sedes gegenaber, deren es Bopp dem i^g in w/iBP^g n* s. w. ver* 
gleicht Möglich also, dafs den beiden femininis nnaer. sodes 
=s *ij&rig in ivi^&ijg (m. und f.) anzureihen ist 

Was endlich die warzel von svadh& betrifft, so ist dieselbe 
Iftngst als eine weiterbildang vom pronominalst ava erfaunit 
wonlen, an dem a. b. lat sne-sco, got sves eigen afrs. sw^a 
propinqans, griech. l-fi7ff propinquas, fAiiti'ita der^rathpfle- 
gende, skr. svasp Schwester in unmittelbarer beaiehnng ^ehen. 
Colberg. F. Froehde* 



Nachtrag 

zu der abhandlang „Ober die abgeleiteten verben mit i oder j 
in der ableitungsendnng* band XI, 81 ff. 

Indem ich in der genannten abhandlung die cansalbOdong 
im indogermanischen auf Verbindung der durch gnna gesteiger- 
ten Wurzel mit der wurzel i zarfickgefuhrt habe, sind mir swei 
formen entgangen, welche aof eine ausgezeichnete weise jene 
ansieht nnterstfitzen. Diese sind das fut ajishyami, and das mO" 
sammengesetzte perfekt ajäiü cakre von der worael i (a. petersb. 
wörterb. unter i, und Pan. III, 1, 37). Dies waren aber die ein- 
zigen formen, welche dort vermifst wurden, um alle formen der 
causalbildung (mit ausnähme des aorist) als einfache anfSgangen 
der entsprechenden formen der wurzel i an die gesteigerte war- 
zel des verbs, dessen causale gebildet werden soll, nachzuwei- 
sen. So z. b. bildet sich durch anfagung von ayishjämi, oder 
ayam cakre an die gunirung bodh der wurzel budh daa futar 
bodh-ajishjämi, das perfekt (medii) bodh-ajiili cakre. Der aorist 
hingegen wirft wegen seiner belastung durch die reduplikations- 
siibe das hflifsverb, wie auch in der regel das gunirende a ab; 
z. b. acücuram von corayämi. Alle übrigen formen hingegen er- 
weisen sich nun als identisch mit jener zusammenfugung. 

H. Grafsmann. 



Pott, roman. demente in den langobardischen geaetcen. 161 

Romanische elemente in den langobardischen 
gesetzen. 

Es ist hier nicht zum ersten male, dalk ich mich mit 
jener Übergangsperiode beschäftige, wo sich das latein, 
im harten widereinander mit fremden sprachformen, bereits 
völlig zu zersetzen und aufzulösen beginnt (ein trauriger 
anblick der Verwilderung und Verödung, welche sich — frei- 
lich erst in noch viel milderem grade — auch z. b. das 
pennsylvania-deutsch gefallen läfst; s. Kürnberger, der ame- 
rika-mOde s. 2801), um demnächst — von stufe zu stufe 
nach uns her abwärts, jemehr — in seine verschiedenen, 
mit bei'stem fuge ^romanisch^ (also römisch; nicht mit 
dem ursprünglich blofs auf latium beschränkten ausdrucke: 
lateinisch) geheilsenen töcbteridiome sich zu verlieren und 
zuletzt darin — als lebendiges idiom von Völkern — ganz 
aufzugehen. Das latein, — worunter aber nicht sowohl die- 
jenige lateinische rede weise verstanden werden darf, weU 
che, wie geistesarm, wie herabgesunken und verkommen 
im übrigen, doch auch selbst im mittelalter als eine höhere 
und reinere, ja sogar die alten flexionsformen nur selten 
(weil immer noch unter der zucht einer erlernten gram- 
matik gehalten) verläugnende spräche in gebildeterem um- 
gange und in schrift — den linguae barbarae einer- und 
der allmälig entstandenen vulgären romana andrerseits ge- 
genüber — sich in steter Übung erhielt. Nein, jene ur- 
sprünglich und von vorn herein bau er n und städtischem 
plebs eigne spräche, welche von Rom und Latium aus in 
einem gewissen proportionalen verhältnifs mit den fortsohrit- 
ten der römischen wa£fen immer gieriger seine an länge 
und stärke stets wachsenden arme ausstreckte, zuerst über 
ganz Italien, dann über mehrere auiseritalische, den Rö- 
mern unterworfene provinzen; und welche der hier einhei- 
mischen rede — nicht ohne im kämpfe mit ihr oder mit an- 
deren nachmaligen eindringlingen bedeutend vom eignen 
selbst opfern zu müssen -— von jähr zu jähr mehr boden 
abgewann und damit endete, letzterer ganz oder fast ganz 

Zeitschr. f. vgl. sprachf. Xn. 8. ] 1 



162 Pott 

das garaus zu machen. Wir meinen also jene, natflrlich 
nichts weniger als aristokratisch - stelzenhafte redeform, 
nicht das sogenannte klassische latein, vielmehr die aus 
begreiflichen gründen uns viel weniger bekannte niedere, 
ja gemeine lateinische sprachweise, wdehe hanpt- 
sächlich der römische adler auf seinen riesenflügdn durch 
die halbe weit trug, und die in den, gewifs doch viel£BUsih, 
namentlich später, aus sehr fremdartigen dementen zusam- 
mengewürfelten, römischen legionen zwischen von haufie 
aus nicht immer gleichsprachigen Soldaten und anfserdem 
im verkehr mit provinzialen zuvörderst völlig anderer zooge 
(z. b. etruskisch; gallisch; iberisch; dakisch) nach und nach, 
gleichsam als eine art lingua franca oder, noch ähnlicher dem 
Urdu (wörtlich : lager-sprache), d. h. dem Hindustani in Ost- 
indien, zum ausgebreiteteren Verständigungsmittel wurde 
und, vermöge dieser ihrer gröfseren und massenhaftigeren 
allgemeinheit, die sonst höchst aufiäUige erscheinung 
wenigstens zum theii erklärt, warum, trotz des zusammen- 
stolscs der römischen lingua rustica mit je nach den län- 
dern oft grundverschiedenen sprachen, wenigstens der 
grammatische grundtypus und dazu eine nicht kleine menge 
des doch keinesweges immer klassisch -lateinischen Wort- 
schatzes durch sämmtlichc romanische idiome hindurch sich 
in vielen wesentlichen punkten — gleicht, auch selbst da 
gleicht, wo es neuerungen gilt. Man sehe, aufser mei- 
nem aufsatze: „römisch, romanisch, roman, roman- 
tisch" in der kieler monatsschr. nov. 1852., die auch von 
D i e z in der neuen ausg. seiner grammatik berücksichtigten 
arbeiten von mir: ], romanische demente in der lex 
salica in Höfer's zeitschr. III., 2, plattlateinisch und 
romanisch in gegenwärtiger zeitschr. bd. I und 3, das 
latein im übergange zum romanischen (unter be- 
sprechuug namenUich der römischen gromatici) in zeitschr. 
f. altcrthumsw. 1853. no. 61 fg. 

Gegenwärtig habe ich es, angeregt von meinem colle- 
gen prof. Anschütz und unter dessen förderndem und lehr- 
reichem beistände, auf eine zwar nicht erschöpfende, allein 



roman. demente in den langobardischen gesetzen. 163 

doch einige der wichtigeren hauptpnnkte hervorhebende 
musterung abgesehen von den spracheigenthflmlich- 
keilen in den langobardischen gesetzen nnd in 
den allerhand anbftngseln dazn, wie sie in dem vortreffli- 
chen, auf königl. sardinische kosten erschienenen werke 
vorliegen des titeis: Edicta regum Langobardornm 
cd. ad fidem optimorum Codicum opera et stndio Caroli 
Baudia Vesme ex curatoribus patriae studiis promovendis. 
Aiigustae Taurinorum ex officina regia. An. M.DCCC.LV. 
Fol. Vgl. hiezu die wichtige anzeige des Werkes von An- 
schQtz: ,,über die handschriften und den ältesten text der 
langobardischen gesetze nach der ausgäbe von Bandi di 
Vesme^ in: kritische überschau der deutschen gesetzgebung 
und rechtsw. bd. IV. München 1856. s. 248—284. Da 
wird z. b. s. 280 bemerkt: „erst jetzt ist es möglich ge- 
worden, das langobardiscbe recht in seiner ursprünglichen 
gestalt zu erkennen, und eine reihe der neuen lesarten be- 
weist, dafs die bisher üblich gewesenen das product der 
neuerung und häufig der einwirkung römischer rechtsbe- 
griffe waren. ^ Dann aber an einer anderen stelle (s. 273): 
„der werth des Vesme^schen werkes ist nicht allein ein ju- 
ristischer, sondern auch ein sprachlicher. Die geschichte 
der deutschen spräche gewinnt durch die zahlreichen in 
ihrer ursprünglichen gestalt wiedergegebenen altlangobar- 
disch -germanischen worte ein werthvolles material; nicht 
weniger aber wird die entwickelungsgeschichte der roma- 
nischen sprachen aus der Wiederherstellung des lateins 
jener zeiten nutzen ziehen.^ Femer s. 271: „die grundlage 
des textes bildet der codex Vercellensis. Diese wähl ist 
unbedingt zu billigen: denn ein höheres alter kommt nur 
der St Galler handschrift zu; diese umfafst aber nur ein 
bruchstück des Edictum Rotharis, so dals durch die er- 
gänzung des codex von Vercelli aus dem St Galler eine 
mischung entstanden wäre. Während die Orthogra- 
phie der St. Galler handschrift mehr der willkür des ab- 
schreibers anzugehören scheint, darf daher aus hinreichen- 
den gründen vermuthet werden, dafs die Orthographie 

11* 



4^11 codex von V«reelli diearsprfiDglicfaedercdieie 
i.^t. denn tfe weebMil mil doi gcsetzen der drei kOn^gc^ d»> 
r#:rj e^lfcu; 4^ codex ectbäh, inoerlialb der dm 
}/un'jfio aber bleibt ae ziemlich coosUot. Dien 
li^ffert zugieicb einen beweis flir die icbtheift des festes; 
derjfj jener wecbsel der Orthographie, der aodi dwch die 
faanducbrift ron Irres (Eporediensis) bestätigt wird, kann 
uur au« den originalen der edicte berübergenommcn sein.* 
Dm ist auch mit bezog auf die sprachliche grnndlage des 
ältestem und ortprOnglicbsten textes ron äofKrster widi- 
tigkdt zu wiMen« Man wird aber wohl nicht grondloe 
annahmen dürfen: zur zeit der abfassong jtoes primitiven 
texte« mfbwe «ich die lateinische rolks spräche Italiena min- 
dimU'.tiH «chon in einem gleich verwahrloseten zustande be- 
funden haben, wie da« Edictum Rotharis; aller Wahrschein- 
lichkeit nach, indem zu der abfassung doch nothwendig nur 
«cbrcibekundige und gebildetere leute genommen werden 
konnten (von einem ausschlielslich zu dem geschift auto- 
ri«jrten notarius, namens Ansoald, ist in dem «chhilasatze 
de« rotbarischen edictes Vet>me p. 80 die rede), — in ei- 
nem noch um vieles mehr verwilderten. Bei dem häufigen 
Hchwanken zwischen lateinischem und kaum noch als 
latf;inisch gelten könnendem redegebrauch entzieht 
man Hich schwer dem verdachte, der Schreiber verfalle zu- 
woilcMi unachtsamer weise aus, so zu sagen, einer tonart 
in die lindere, indem er sich hie und da zu dem besseren 
lateiiiisr'licn ausdrucke der bücher aufrafite, andere male 
aber wieder sich arglos der gemeinen Sprechweise überliefs, 
wie sie dcTzeit in volkcs mund allgemein üblich und ihm 
Helbnt die gelüuii^ste war. Gerade das unbeständige und 
rolg<!widrign abwechseln in gutem alten oder doch er* 
tril^licJM'm und (jenem gegenüber) schlechtem und neuem 
ausdruck, welchem man auch hier in Italien (also im eigent- 
lichen nuitterlandc des alten latein, wo doch die traditio- 
noilo orinnorung an selbiges am lebhaftesten und ungetrüb- 
lostcn, diMikt man, sich müi'ste erhalten haben) nicht min- 
dor wi(f uul'mTliall), z. I>. im salischen gesetze der Franken, 



^ roman. elemente in den langobardischen gesetzen. 165 

begegnet, gerade dies ist es, was deo Sprachforscher, wd- 
cher mit seinen gedanken von regelricbtigkeit an solchen 
mischmasch herantritt, am meisten stutzig macht und ver* 
driefst. Doch freilich wird nicht alles von solch chaoti- 
schem durcheinander dürfen auf rechnung rein subjectiver 
unart oder individaellen unjgeschickes der Schreiber ge- 
setzt werden; vielmehr zu einem guten theile schon auf 
die der spräche selbst, welche, weil im gfthrungsprocesse 
begriffen, auf den draufsen stehenden beobachter kaum ei- 
neu anderen eindruck machen kann als den widerwärtigen 
gleichwie von dem zusammenhanglosen gestammel eines 
stotternden. Zeiten des Werdens haben unvermeidlich 
etwas unbehagliches, unsicheres, unfestes. Weder kann 
mehr das alte aufrecht erhalten werden in seinem vollen 
unverletzten bestände; noch ist man sprungweise von ihm 
hinaus plötzlich sowie ganz und ausnahmlos schon mitten 
im neuen und gewordenen. 

Welch häufige und mehr als zuchtlose mifsachtung 
aber gegen den richtigen gebrauch der grammatischen 
formen des latein, z. b. der casus, der tempora und modi, 
schon in solchen öffentlichen documenten, ich möchte nicht* 
unbedingt sagen, eben weil bestimmt zu öffentlichem ge* 
brauche in handhabung des rechts durch rechtskundige, ja 
zu allgemeiner nachachtung fQr jedermann ! Dazu die bau« 
figen, je nach den handschriften, oft je nach Überschrift 
oder tezt, sich nicht stets gleich bleibenden verstumme^ 
lungen und lautabweichungen, welche grofsentheils 
schon als Vorläufer überhaupt romanischer behandlung des 
latein, hier insbesondere der im italiänisohen, zu be- 
achten sind. So bemerkt bereits Vesme p. XXV ganz 
wahr: In orthograpbicis (welche sich meistentheils auch 
auf lautverschiedenheit gründen) codex (der von Ivrea) con* 
Yflnit cum optimo Vercellensi; nonnolla tamen sunt in qui* 
bus latina magis scriptura restituta est [d. h. also unter 
rückkehr von dem bereits gftng und gäbe gewordenen spracli- 
gebrauohe des romanzo], ubi VerceUensis formas a tmlgo 
frequeniaias exbibet et italicae lingtiae primordia magis 



166 Pott 

prodil. Sic fiporedienms fere semper habet Ucemt, 
debeat^ caballus, cum in Vercellensi ferme conatai 
iura eit, rarior autem in Eporediensi, leceai, prMorv, 
eeat^ caviübu. Vgl. Diez gramm. I. 180. aiug. 1. 
ital. noch lice (licet) mit i vorn neben lece, 6 UaUß/ mIUo 
▼ statt b in pravare^ vereuchen, probiren, bufranoer; 
prava und pruova, frz. preuve. P. 100: non reproeetar po- 
stea ipsa causa, ital. riprovare wieder prüfen; Terwerfisn 
(in folge der prüfung gleichsam zurück weisen). Bben ds: 
quibus fides amittüur^ veH quibus princeps aut ejus judioea 
credere possent (wahrsch. conj. prfts. statt -int). Also oieht 
¥on tat. amitto, sondern adm. mit nachlässigem weglassen 
¥on einem m: ital. ammettere zulassen. Prestare, dar fede 
alle parole, glauben beimessen. Dagegen p. 36: Si qoia 
servum alienum ministerialem (d. h. der ein handweriE, mi- 
nisterium — schon im alterthum von Terrichtangeo der 
Sklaven — , ital. mestiero, fr^. mutier, versteht; frz. M^fia- 
strel veraltet: bedienter, mensch, der sich zu allem brau- 
chen Iftfst) probaium (erprobt; vgl. geprüft, approUrt) oi 
subra (vgl. sovraddetto und sopraddettoj obbesagt) aut doo- 
tum (wahrscheinlich geschickt; kaum etwa: des schrmbena 
fähig) occiserit (nach italienischer weise richtig, obschoD 
im nächsten titel 131. occiderit). Ferner ital. dooere o. 8. w. 
Blanc gramm. s. 428, wo im conj. debba, debbia^ deggiOy 
deva und dea, aus lat. debere, mit o unter einflufs des 
lippenconsonanten v, wie desgleichen in davüia (divitiae), 
dovidere neben dividere. Auch caoallo. Uebrigens bemerkt 
Vesme p. 361: perpetuo etiam, ex constanti more vetu- 
stioris scripturae codicis Vercellensis, scripsimus prorare, 
devere et his similia, cum derivatb, pro probare j debere 
etc. Häufig preveat (praebeat) sacramentum, leiste einen 
eid. Scrißoere^ scrioa (frz. öcrivain) p. 97, 106 gerade wie 
im italienischen. Eben da, wie öfters z. b. p. 220, tibic 
tibi umgekehrt für stoe-stve; und, beiläufig dies zu be- 
merken, vinditio ecLcua (nichtig, irrita, s. DC). Auch 
p. 215: Uta lex (dies gesetz) in pars (zum theil) caata 
(nichtig) dum na (dum nascebatur?) lex Liutprandi. Vgl. 



roman. elemente in den langobardischen gesetzen. 167 

mhd. foan. Aber p. 136: et nuta (nuda) et vacua de rebus 
parentum suorum vadat, sie ziehe nacktund blofs (ohne 
etwas von den Sachen ihrer verwandten) von dannen. Vi- 
eisset (bibisset) p. 8. 

Dagegen als beispiel von weglassung p. XXVI: In 
ortbographicis (des Cod. Epored.) notanda ut in Vaticano 
Legum Langobardicarum codice, frequens omissio literae t 
finalis in conjugationibus verborum. Desgleichen p. XXVIII, 
auiser weglassung des end -t der verba, hauptsächlich in 
singulari conjunctivi modi (etwa unter germanischem ein- 
flusse, indem alle germanische sprachen an dieser stelle 
auch das personalzeichen entbehren. Grimm 1. 1044.)9 nicht 
minder die von h in habere (ital. av6re^ frz. avoir) und he- 
redes (ital. erede). Vgl. dasselbe, dem italiänischen gemäfse 
verfahren auch in ursprünglich langobardischen Wörtern, 
Grimm gesch. s. 692. So fehlt auch h in compp. von tra- 
here p. 132. Nämlich: ut omnes (statt -is) homo (ital. ogniy 
all, jeder, ognunoj jedermann) — non inlecitas (ital. illecito, 
illicito) contraat nuptias. Ital. contraere^ contrarre tnatri- 
moniOy parentado (eigentlich Verwandtschaft, frz. parentö, 
im lateinischen des Ma. parentatus, vgl. et. forsch. II, 1015), 
heirath schliefsen; durch einen contractus, vertrag, contract, 
was ja die ineinsbildung (zusammenziehung) ist von gegen- 
seitigen Interessen. Aehnlich affinitas inter Caesarem et 
Pompejum contracla nuptiis. Vellej. 2, 44. Dagegen p. 204: 
propinquus maritus vel quilibet alter eamdem quartam vel 
octabam eidem mulieri rite competentem contrare minime 
presumat, was kaum: gänzlich entziehen, sondern ver- 
kürzen, schmälern (gleichsam in's enge ziehen). Des- 
gleichen: si — postea — se de ip$a convenientifwt (über- 
einkommen , it. convenienza) subtrare se (ein se zu viel) 
voluerent [-int] aut poena (ital. pena) rupperent^ d. i. rupe- 
rint. P. 150: Si quis a (statt ad, nach italienischer weise) 
convenientia — a se factam se subtraxerit. Vgl. ital. sot- 
trar-si alla patria potesta (also dativisch, während das obige 
de vielmehr das hinweg, das „aus'* anzeigen will). Ueberdem 
fbhrt uns ital. rompere — il patto (pactum) auf den rieh* 



168 P<»U 

tigen weg sur erklflraiig des scblafisatsset, wdcher ( 
besagt: wenn jemand die auf nicbieiDhaltang de« 
kommens gesetzte pön nicht leisten will. — UmgelMhirt 
jedoch stöfst uns zuweilen trotzdem ein mllftiget h nf; 
z. b. einige male hi$ ftr is (er), z.b. p. 103, 2(M9^MÜ (ibi) 
p. 142. Hahmdmerit p. 203. In $ino ikoM (in ann avi) 
p. 81. ÄMmeentus (gefunden als bei jemandem ▼er bo r ge n; 
daher wohl ad) p. 214. Introhierit p. 166. 

Aulserdem gedenkt Vesme der formae fenna ilalioae 
quaranta (franz. quarante, lat. quadraginta, so dajb d in r 
und überdem g unterging) und octonta (noch mit doroh- 
klingen des o von lat. octoginta, während jetzt im italieni* 
sehen unter anpassung an die andern hohem zahleinheitent 
ottanta). Im ital. aver passato gli &nta (die vieniger, 
weil von da die zahlen auf -anta beginnen, passirt haben) 
f. alt sein. Was nun den wegfall von t als posonaleei- 
eben anlangt, welche bedeutung dasselbe, au&er dem la» 
tein, auch im oskischen (Mommsen unterital. diall. s. 235) 
nnd umbrisohen (Aufrecht und Kirchhoff nmbr. «prachd. 
I, 82; inzwischen bei letztgenanntem auch schon mitunter 
wegbleibend) hat: so entspricht derselbe bereits den italie- 
nischen formen in pers. 3. sing. Das italienische ist ja 
endconsonanten überhaupt nicht sehr freundlich gesinnt. 
Blanc 8. 342. 354. Mithin ist es nicht eine blöls graphi- 
sche kOrzung. Vielmehr hatte auslautendes t schon frOh, 
auch wo man es schrieb, gewift so gnt wie im Alteren 
französischen, nur noch etTmologisohen, nicht phonetischen 
werth. Diez altrom. sprachd. s. 17. Von den Olossae Epo- 
redienses bemerkt Vesme p. 455: Ceterum hae glosaae ad 
finem seculi VIDI ant initium X referendae, et rudi prorsui 
idiomaie scriptae sunt, in welchem satze jedoch Ansohfltz, 
auf Vesme p. XXVI verweisend, die werte Villi aut ini- 
tium ausstreicht. In diesen glossen kommt nun z. b. ein 
satz vor, der als latein zum grölsten theile barbarisch, doch 
schon gewissermalsen f&r altitaliftnisch gelten kann, 
indem er bereits viele sehr entschiedene merkmale von acht 
romanischem (für unseren fall: italiänischem) gepräge in 



roman. demente in den langobardischen geeetzen. 169 

sich schliefst. Er lautet p. 216: hta (ital. sta, qoesta für 
lat. baec) lege (ital. legge aus den obliquen casus von lat. 
lex) declara (it. dicbiara), ut omo (it. uomo, walach. in Ita- 
lien om Ascoli, Studj crit. I, p. 55), qui fuer%[t] inpinius 
(it impinto, gestofsen, von impignere, lat. impingere, des- 
sen part. jedoch impactus) et cecideri[t] et accepi[t] iH 
piagas (ital. piaghe 3= lat. plagae, von piaga, wunde, wäh- 
rend französisch mit sigmatischem plur. plaies), non cofi- 
ponetur (wie, ut, nicht versöhnt zu werden braucht durch 
Zahlung des wehrgeldes, also mit futurum trotz ut; im la- 
teinischen vom beilegen der Streitsachen, ital. comporre; 
jedoch schwerlich mit bezug auf eine person: aliqnem) nion 
(nisi, aufser) de piagas (von wegen der wunden) ; et si ce* 
cideri[t] et non acceperi [t fehlt also selbst im hiatus] ibi 
piagas ex lexionem (ital. lesione, durch Verletzung, aus lat. 
laedere), non nian (nonnisi) det [also t geblieben, trotz it. 
dia, alt dea, die^ Blanc s. 401, in denen a vermuthlich wie 
lat. at in II. III. IV zu verstehen ist] praedicta fsummam 
oder poenam, als acc. fem., wo nicht als neutr. acc. plur. : 
das vorbesagte, it. predetto, antidetto, kaum das vorge- 
schriebene]^ sicut ipsa lex dicit. Der schlnlssatz sowohl 
in betreff von dem ital. legge als dice wider die folgerich- 
tigkeit; vermuthlich als häufige formel. 

Noch ein anderes beispiel aus denselben glossen p. 215: 
Si quis Romano (ital. nom., welcher durch ablegung des 8 
von -o-s statt u-s entstand, obschon nach Romanus im 
Edict. Liutprandi no. XI und trotz beibehaltung des s in 
quis, *ii, cht) abueri (habuerit, ohne t; vgl. jetzt abbia = 
habeat; avesse im sinne des conj. imperf., obwohl aus ha- 
buisset, Blanc gramm. s. 395) filii*) de femina langobarda 

*) Also, wie der nnbengsam gewordene und gegen den unterschied von 
Objekt und subjekt (trotz seiner lat. nominatiyfonn) gleichgültige ItaLploc.; 
und auch sonst ganz Ihnlich ital. or^ jC^/nio/^ (der deminutirendnng znm 
trotz nicht wie lat filioli zu verstehen), kinder haben, und das lat. de ent- 
halten in: non ebbe prole dal (d-a, aus de und ab, und 1 artikel aus lat. 
ille) primo marito dgl. — Das im jähre 718 erlassene edict Liutpr. no. 4 
p. 9S: Si qi.i8 Langubardus sorores et filias in capiUo (d. h. unverheirathete) 
in easa (in seinem hause) reliquerit, pariter atqne aequaliter qmmUamfme 
füerent (st quotquot, so viele ihrer sind), in hereditatem ejus ei succedere 



170 PWt 

ei anie quam ad legiiimam nxare (80 bldbt unsähUg» male 
end-m fort, wie allerdings auch auf ahen lateiniecheB hh 
Schriften) iuUerii, filios abuerU (racksiohtlioh dea.t 
filios wieder mit zurflckfallen ins latein) et poeiea 
(da u im lesen oft mit a yerwechselt wird, legitiom-Bi) /Si* 
ceri[t] filio (als ital. figlio entweder f&r filiom, oder warn 
folgenden verbum das subj.) habueri[t] (der, f&r recbtiBilr 
Isig erU&rte söhn soll bekommen, habeat), qualiUr äkMat 
ziu9 (wie der oheim die ^bschaft vertheilt) mI est (itaL oid ^ 
worin das o sich ans lat hoc, auch oc geschrieben, erUiri) 
fratrem pafrie, ant aeimcukim (irrig statt des nom.; fiBUs» 
onde), id est fratre (ital. frate mit weglassen de« dnen r, 
was jedoch gewöhnlich: mönch, da erst das demu firateUo 
srs bruder) mairü (ital. fraiel deUa madre). Hier haben 
wir also bereits mit dem bemerkenswerthen italienischen 
sisohlante yersehen «ita, ital. ato, span. lio, ans griech. 
t^cZotf'; . indeis entweder mit noch beibehaltenem oder erst 
wieder angeheftetem nominatiyzeichen -s. Anoh ssgt man 
itaL torre {togliere ans lat tollere) moglie (maiL toeA taiee 
Prender moglie, in Chembini, Vocab. Milanese-Italiano) 
oder dotma^ sowie nicht minder begleitet von einer praep. 
torre per moglie^ wie bei uns: zur frau (vgl. das obige ad 
uxorem) nehmen, nxorem assu$nere s. fVennd. Et duxi eam 
«II uxorem Gen. XX, 12 mit geltung des in, wie frz. en (in 

modnm uzoris, als). Ebenso im Edictum Liutprandi 

(Vesme p. 141): Si quis fraudolenter (als ob von einem 
fraudulens, vgl. opulenter, it. frodolente neben fraudolento 
aus lat fraudulentus) tokrit (lat abstulerit; im ital. sigma- 
tisches prät tolsi von togliere, wegnehmen) ancUlam alie^ 
nam (sklavin), et dixerit quod (statt acc. c. inf.) eam ler- 
cus aut alditis ipsius (sein, nicht: ihr) tolietit (genommen 
habe, wenn auch plusquamperf.) ad oxorem^ ef postea oe- 
rUas clarificata (ital. chiarificare, aufhellen) fuerit. 

Weiter p. 217: In ac lege declara (erklärt er, der ge- 
setzgeber, wie p. 216 L., d. i. Liutprandus, in ista d. h. in 

debeant (it. racoedont, mfigen, noUen), Unquam ßlii legetim (statt acc plur., 
nicht etwa va ergiosoi! qnos) dereliqoiaait 



roman. demente in den langobardischen gesetsen. 171 

diesem, lege d.) ut (wie) pater cel frater dare posit ad 
conjungium (zur ehe, wie conjonx*) neben conjux) ante XII 
annos ßlia sua (ital. sua figlia) eel sorore (acc), ex lege 
que inicitur**) sie: Advenientem vaniseima (L. XII. XIII); 
dicit (das gesetz; oder: es heilst darin) ut puer posit co- 
pulare in conjungium (heirathen könne) femina (weder cum 
davor weggelassen, noch: feminae, sondern wahrscheinlich ftlr 
acc. feminam, indem öfters se copulare aliquam vorkommt, 
welches se dann vermuthlich flür sibi gilt Vgl. si femina 
maritum se (maritum sibi oder statt marito se?) copolave- 
rit p« 109. Si libera femina servum copulaveri[t] p. 221), 
antequam ipse puer ante (dies adverbium überflüssig) cott- 
plea[t] XIII annos si pater ad avus (ein zettel hat aut 
adavus, was aber, da hier an atavus kein gedanke, die 
richtige emendation aut, ital. vor vokalen od geben wollte, 
ohne das falsche ad fahren zu lassen) ejus consenseri[t]. 
Set istas sentencias (acc, allein als ob franz. plur. senten- 
ces, rechtssprüche) ambe (ambae) vacua (ohne congruenz 
im numerus: hinfällig, nichtig) justa (juxta, it. giusta, zu- 
folge) cap. Karloni (genitiv, dessen s abgebissen) et tnici- 
tur (beginnt) sie: Illut preteria. Secundo (ital. secondo, ge- 
mftfs, lat. secnndnm) et Lodoicit (Lodoici t, titulum? oder 
1., legem?) et inidtur sie: Ita inventi sunt multa; quoniam 
dicfiitf, ut conjungium non potest (am rande posit) fieri in- 
ter puerum et puellam antequam ambo pervenit et puberta 
(am rande perveniant a — d. i. ad — pubertate, et puberta; 
ital. pubertade und, in gewöhnlicher weise um des gleichlauts 
wegen, gekürzt puberta) tit masculis XIIII annos conple- 
tos (ital. completo vollzählig, aber compiuto part. von com- 
piere, vollenden, beendigen) et feminas duodecim annos 



*) Z.b. Nnlli 8i[t] licmtia eonjtmffe (conjngi) tue Ant. cet. p. 217. 
**) Man citirte gesetse nach ihrem anfange. Dies öften vorkommende 
inicitor ist daher ungenaue Schreibung oder form nach IV. fUr iniciatur (c 
eUUt), wie p. 217 prima miciatur sie, und bald darauf activ: Secunda (sc. 
lez)tiucta (d.i. initiat, beginnt, wie p.216: Capitolo Lodoici qoi — nämlich 
ital. capitolo, capitel, m. wie franz. chapitre — incipit sie:). Mit com zu- 
sammen gesetzt giebt das, wie bereits Dies et. wörterb. s. 108 ausg. 1 er- 
kannte, it. cowiinoiare, firaas. eammatoer. 



172 Pbtt 

canplefos^ jusia Imtihaa (gemäA den inatitatioie« imtÜ 
tiians). — Der sweimalige aasdrack p^ 217: Mm tm§U 
lege Rohrari (das «weiter falsch statt t) que MiaqpifMr «tot 
und Isla lex taMgi[t] Rothari que imicUmr (inioiibir) 
enthält ein tangit, was wohl nieht, wie schon Mt 
latein, gleich ital. tocoare, «redend berühren^ < 
sondern „woraof bezng nehmen^, und swar: 
bezieht sich (alludit) anf das des Rothari, welohea aö «»> 
ftngt Aach p. 222 Tarn [tum?] lege legem Moikari ijgmti^ 
incoa (inchoat) sie. Möglich, daft lege mm ital. I0ff#*(g«^ 
setz) noch ans schreibversehen ein flberflflssiges bg^ attn 
begleiter erhalten h&tte. Das auJSbrdemde Reeerdate p. 317 
jedoch macht es wahrscheinlich, wir haben ea btt lege mit 
dem imperativ von legere m thun, in welchem aweitsn fiiAe 
hinter Rothari ein komma gehörte« Aaeh p. 218: A (d. L 
recordare) quoniam (wie sonst qoia flir: daCs) im legemam 
apella (heifst, frz. s'appelle, lat appellatar) mMer prop i m 
qua parentes (eine nahe verwandte, ital. pursafs mit wie* 
der angeheftetem -s, lat. parens); et oKa kgei^Momk*^ iL 
legge), que inicUur sie: Si qnis alii wadia dederint et flde- 
juxore (L. Y, XI; fidejnssorem mit z statt ss, wie frans, 
oft X statt s hat hinter formen, die ursprOng^ch Is sein 
mflfsten: chevaux, cheveux, yeux, d.i. ocelli n.s.w.), de- 
clara[i] eimilUer nl (wie) propinqui pmrenUe wuueuli emU 
(sind). De femimno (sexu) ideo dicot maier nee aKi [ver- 
dünnt aus aliae] femine non (dies zum üborflnJb: weder — 
noch) poiunt sucedere $uum proprium (nentr.: in ihr eigen- 
thum; oder (dr eine verwandte person im dat.?) nixi (nisi) 
Ulas (statt nom., indem man etwa praeter im sinne hatte) 
quas rex nominahm^ (ein strich zuviel: nominatim) preoe- 
pit sucedendum (dafs sie erben sollen). 

Sodann p. 215 zu quia fugax est als glosse: Foris 
provinda (vgl. ital. fuor della porta, frz. har$ de la ville 
u. 8. w. Diez in, 170) fugire (it. fuggire, frz. fuir, wegen 
des i in lat. fugio) temiaveri[t]^ mit m, wegen der häufigen 
Schreibung temptare, engl, attempt Daher dann auch bald 
darauf: Si mancipia de de [das eine de su viel] domine 



roman. demente in den langobardischen geeetzen. 173 

8ao fugieril statt fugerit, als ginge es nach oonj. IV. Man* 
cipia, wohl nicht flQr sklavin (ancilla), wie span. manceba 
(concubine) sich aus mancipiam bildete Diez gramm. 1, 20, 
sondern der rechtmärsige plur. Wenn wir oftmals in die- 
sen edicten den plur. des subst. mit dem sing, des verbums 
oder umgekehrt construirt finden, so mag das zum theil 
auf flüehtigkeit der Schreiber beruhen. Zum öfteren aber, 
meine ich, liegt bei so allgemein gehaltenen gesetzen: Si 
quis im hiutergruude der seele bald die rücksicht eben 
auf die f&r jeden (quisque, quicunque) geltende ideelle all- 
gemeiuheit der Vorschrift, bald auf den einzelnen con- 
creten fall. — Eben so p. 61 no. 264: Si liber aut servus 
voluerit foris proeincia fugire^ et judex, aut quicunque in 
finis (nicht in finibus, in dem gebiete, sondern ital. /Ine, 
gränze, vielleicht im plur., wie eonfini) resedit (mit Um- 
stellung der vokale: residet, it risiede von risedere), eum 
preserit (statt prehenderit), teneat eum, et res quas secnm 
detolerit salvas faciat (bringe er in Sicherheit, mettere in 
salvo); et mox mandit (mandet) ad judicem (dat. al giu- 
dice) de locum (des orts, fOr genitiv) nnde fugire cepit 
(coepit), quatinus (auf dals Dief. gloss. lat.-germ.) eum re- 
cipiat, et dit (det, d. h. doch wohl, mit öfter, nur aus den 
umständen sich ergebendem Wechsel des subjects: und die- 
ser zweite richter zahle an gebflhr für Unkosten, wegen 
deren er sich dann anderweitig zu erholen haben wird) 
pro unum (je ftir einen) fogacem solidos II, ita ut cum 
rebus quas secum detolerit (fortgenommen hat) reddatur. 
Et si contegerit (und wenn es sich ereignet; etwa Um- 
schreibung von muoz nach mhd. gebrauche? Beneke s. 269) 
eum de kgamen (it. legame, lat. ligamen, band, fessel) fu- 
gire, preveat (praebeat, leiste) sagratnentum (den eid, ital. 
sagramento; latein. dicere sacramentum, vom Soldateneide, 
welcher auschruck dann bei kriegerischen Völkern auch ins 
bürgerliche leben überging, daher franz. prSter sermentj 
prestation de Merment)^ quod non atto (i. e. dolose, s. später) 
laxasnt (ital. lasciare, er habe ihn nicht böswillig losge- 
lassen), sed cum toia virlulem (mit aller macht, s. sp.) cu- 



174 PoU 

stodire Tolaissit; post datum sacramentum (lat. dare jiuga« 
randum iial. prestare, fare giurameDto) res qius ei tolit 
(die er dem flQohtigeD abgenommen hat) reddat, preraro 
(it. presurc^ captur, einziehung, verhafkong; d. h. den lohn 
dafbr) autem non querat (qnaerat, verlange er niobt), et 
amplius non calomnientur (sollen — d. h« alle, wehshe in 
solcher läge sind — nicht weiter behelligt werdm mit vot- 
klagen). Et si fugax ille mannm ad legandum (som Ubh 
den) non dederit, et occisus fuerit, non requiratur (soll 
defshalb ' keine composition verlangt werden; non oft an 
stelle des prohibitiven ne), nUi ipsas res reddantur (son- 
dern nur die ihm abgenommenen Sachen zurQckgegeben); 
et si ille qui ipsum fogacem prindere voluerit ab ipso oo- 
oisus fuerit, nee ipse requiratur. Ein schlufssatz, den ich 
seinen gründen nach schwer zu rechtfertigen wüfste. 

An dieser stelle will ich sogleich den vom latein ab- 
weichenden gebrauch einiger partikeln beleuchten^ wel- 
cher zum theil in der germanischen sprachweise der lango- 
barden ihren grund haben mag; nämlich non — ni$%\ nam 
und entifl. Schon am ende des vorigen artikels haben wir 
die oft in den gesetzen wiederkehrende und befremdende 
vertheilung des non — nisi in zwei Sätze; derart, daüs 
der erste negirt wird, allein der zweite, mittelst nisi ein- 
geleitete, eine beschränkung von ihm bewerkstelh'gt, im 
sinne von: sondern nur, vielmehr nur. Z. b. p. 133: 
Si quis servum alienum aut ancillam loco pigneris tenuerit, 
et (nämlich : einer der letzteren) ftirtum aut humicidium 
vel quolevit (quodlibet) malum fecerit, non repotetur (ital. 
riputare, beimessen, zuschreiben; imputare a delitto, zum 
verbrechen anrechnen) proprio domino nisi ei (nicht jenem, 
vielmehr dem) qui eum tenuit; quia, posteus (nachdem; 
s. Partikeln) eum pro devitum suum (anstatt der ihm zu- 
kommenden schuld) compraehendit, sie custodire debet ut 
aliquo (statt aliquod, mit aufgeben von d, wie griech. älko 
= lat. aliud) malum facere non possit. Eben da recolle» 
gere vom wiedereinlösen des pfandes, ital. nicht minder rp- 
cogliere. Ferner ante prefinitum consiituiumy vor dem fest- 



roman. elemente in den langobardischcn gesetzen. 175 

gesetzten, Torgeschriebenen termine, tempo prefisso, kaum: 
vor beendigtem termine. Vgl. daselbst: post constiiulum 
vero XXX vel LX diemm spatium. Si quis alium ante 
constitutum (sc. diem) pigneraverit ( auspfändet) p. 112; 
post transacto constitudo (nach ablauf der Frist) p. 104. — 
Desgleichen p. 133: Si qnis servam aiit aldionem alterins 
per conludium (hier nicht enger: mittelst heimlichen ein- 
verständnisses, durch collusion, gleichsam zusammcnspiel, 
sondern blofs: unter dem betrügerischen verwände) com" 
prehindere (wie nachher adpraehindere) presnmpserit (sich 
herausnimmt) dicendo (vergl. Edict Roth. no. 33 bei 
Vesme p. 26) quod super furtum suum (Ober, bei, nicht 
seinem, — dessen — diebstahl, sondern — von etwas, was 
ihm gehöre) eum praesisset (ertappt habe; ital. sorprett' 
dere; cogliere sul fatto), aut tacito (statt tacitum, ohne 
dafs jener habe einlafs begehrt oder von seiner anwesen- 
heit künde gegeben) in curtem suam "(statt abl.) noctis 
tempore invenissit, et conludius ipse (der trug) apparuerit 
(au den tag kommt) et certa fiierit veritas adprobata: con- 
ponat ipse qui eum adpraehindere per talem ingenio (hin- 
terlist, 8. Diez et. wtb. unter ingegno) ei cujus fuerit ser- 
vus aut aldius quantum ipse conponere debuit, si absque 
conludium aut fraudem eum presissit (ital. presi statt lat. 
prehendi), id est furtum ipsum quod querebat (wegen dessen 
er klagbar wurde, seine forderung stellte) in actogild (s. 
sp.), et pro inlecita presumptione (för sein unverschämtes 
vorhaben) solides quadragenta; et si furtum non repetierit 
(wenn er keine klage anstellt wegen diebstahls und das 
angeblich gestohlene zurückfordert), nisi (sondern blofs) de 
tacito in curtem suam conpraehinsus (st. -so part., oder -su 
als subst. nach IV.?) dixerit (von einem schweigenden 
spricht, welcher von ihm ergriffen worden), conponat soli- 
des quadragenta, si ipse conludius apparuerit. — Ein an- 
deres beispiel p. 137, worin auch das si autem (anderwärts: 
si vero) bemerkenswerth ist, indem gänzlich das lat. f in 
▼ergessen scheint, dessen n (ans -ne) auf Verneinung einer 
vorausgegangenen hypothesis zielt nnter vorbringnng einer 



176 Pott 

anderen, welche man an deren stelle setzt. Si autem causa 
non fuerit provata, nUi tantummodo (und vielmehr aar) 
quispiam de suspecto (nach IV., ital. sospetto, auf Terdaoht 
hin) alium de oxorem suam (in betreff seiner firaa) eoo- 
pellaverit (verklagt), habeat licentiam ipse qui conpeDaverit 
aut ad pugna[m] aut ad sagramentum (eid) ipsum hominem 
querere (quaerere, ital. chiedere, fordern) qualiter volaeriU 
Der inf. statt gen. des gerundiums oft hinter subst. Si Tero 
ipsa mulier (die ehefrau) in hac inlecita causam (wegea hae 
abl.?) consentiens fuerit, potestatem habeat maritus ejus ia ' 
eam vindicta dare (gegen sie strafe zu verh&ngen; wie 
p. 47 no. 189: pot h. parente-s, d. h. der verwandte, ia 
eam dare vindicta, daher, siehe noch weiter unten, kaum 
nöthig zu lesen: eam in v. dare), sibi in disciplina, sibi ia 
vindicionem ubi (ital. ove, frz. ou auch: wohin) voluerit 
(mag es sein zur Züchtigung oder dafs er sie verkauft); 
veruntamen (hier üicht nisi, weil keine neg. vorausgeht) 
non occidatur, nee ei sematio (Verstümmelung) ooiporis fiat. 
Si quidem forsiians (so h&ufig, s. partikeln) talis ipse ftierit 
liber homo qui non habeat (dafs er nicht besitzt) nnde conpo- 
sitionem iaciat (hier nicht, wie öfters sonst, der inf.), tunc 
puplicus (der öffentliche beamte, zufolge dem Gloss. Epored. 
p.219: comes) deveat (möge) eum dare in manum mariti ejus, • 
et ipse in eum (vgl. oben) faciat cindicta (übe räche an ihm; 
ital. far Vendetta di alcunOj wo das di, von, gleichsam auf 
das einfordern der strafe vom anderen zielt, während in 
im texte das feindliche: gegen sein soll) in disciplinaoL 
et in vindicionem (sei es nun zur Züchtigung oder zum 
verkauf), nam uou (jedoc hnicht; gleichsam: „denn^ das 
ist ausgeschlossen; siehe hie von nachher) in occisionem 
aut in semationem (zur tödtung oder Verstümmelung). Weiter 
daselbst: tunc patrouus ejus conponat ad marito (statt ma- 
ritum, zahle an den mann, oder: ad schon zur ersetzung 
des Dativs) ipsius mulieris solides LX, et ipsa persona 
(acc.) dit (det) ei in manu (manum, ital. niano, frz. main). 
— Mit dem lat. nounisi (es wäre überhaupt nicht, wenn 
nicht — ausnahmsweise — dies oder das wäre, vergl. 



roroan. elemente in den langobardischen gesetzen. 177 

n-ar aus newaere, gesetzt es wäre nicht Grimm HI, 
244. 726) spiegelt sich in den romanischen bezeichnungen 
von „Dur,'^ z. b. span. no-sino, ital. non-che (als; mit- 
hin im zweiten gliede ohne neg.), frz. ne-que Diez 11, 
397. Allein der gebrauch des non — nisi in unseren Sätzen, 
obschon er sich nicht gänzlich davon loslöst, behält etwas 
eigenthümliches, was nicht in dem gebrauche jener Verbin- 
dungen aufgeht. Offenbar vertritt dort das nisi gewisser- 
mafsen die adversativpartikel sed, und zwar ganz eigent- 
lich wie unser „sondern," das nur hinter negationen 
seine stelle findet; und es mufs dabei, glaubeich, beachtet 
werden, dafs den langobarden bei dieser redeweise ein 
ihm angestammter gebrauch seiner eignen spräche leitete, 
oder verleitete. Man vergleiche z. b. Grimm III, 724: 
„Ihre bemerkt, das schwed. wwm drücke nicht nur: nisi, 
sondern auch: sed (I) aus. Das nämliche gilt vom ahd. 
nube und von dem mehr sächs. noven^ novan und kann 
allerdings in der natur des begriffs mehr als in der form 
begründet sein. Hei. 45, 18 wird in der münchner hs., 
statt des newan der londner, bütan [vgl. engl, b-ut, be — 
mit: aufsen] gesetzt und auch neu an that (nisi quod) 
fallen der londoner zu." Vergleiche insbesondere aber 
auch den mhd. gebrauch von wan (Benecke wtb. III, 
486, b): „wan setzt einem negativen ausdrucke einen 
positiven entgegen: vielmehr nur, sondern." Z. b. got 
en-was nicht chundich witen, wan eine erchant in Judea, 
gott war. weithin nicht bekannt, aufser (vielmehr) allein 
erkannt in Judäa." Auch unter ergänzung eines negativen 
gegensatzes, wie z. b. ich ze rosse und ir ze fuoz, daz 
waere *ein spot: tcan (ich kann nicht zu rosse bleiben, 
sondern) ich muoz zuo iu üf die erde. 

Von enim behauptet D C. : Interdum pro autem usnr- 
patur. So begegnet man öfters einem solchen enim vom 
in eingangserlassen zu den gesetzen, wie p. 1 14: Seimus enim 
et firmiter retinemus. P. 124: Jam enim octo vicibus (span. 
vez) illa in antico Edicti corpore aucmentare previdemus. 
Femer in dem gesctze p. 117 no. 9 (62): Reminiscimar 

Zeitachr. f. vgl. «prachf. XIT. 8. 12 



178 Pott 

enimi no. 11. (64): Hoc enim rectum nobis paruU (itaL 
parmi^ es d&ucht mir, von par6re, scheinen, dflnken, vor- 
kommen). Recolimus enim p. 135. — Nam (in Oloss. Epor. 
p. 216 durch certe glossirt, was wohl auf den restringiren- 
den gebrauch des letzteren: doch sicherlich, doch werngsiemSy 
certe tämen, u. s. w. zielt) begegnet uns nun in den lan- 
gobardischen Edicten gar h&ufig im sinne von ^jedoob**' 
Das hei&t: da, wo ein vom zuvor genannten falle abwei- 
chender gesetzt wird. Also gleichsam: denn (jedoch), lat 
nicht jenes, sondern dies der fall, dann befiehlt aach das 
gesetz ein anderes. Daher finde ich jenes nam mit 8i 
wiedergegeben bei Zachariae p. 58: 



*Eäv nXrtyal noXkai yk- 
ViJDVtai TOig avd-Qianoig^ itog 
TQBig fjiovov tfJTjtpi^ia&axfayf 
xai xa&' ixaatrjv nlijytjv fiy- 
fjnovü9(aöa¥, lag vnigd-BV yi- 
yganvar <i 8& nXeiov yi- 
vwvraif fifj kx^pjTtiad-wv» 



Si plagae fuerint plures, 
usque ad tres tantummodo 
numerentur, et pro una- 
quaque plaga componatur 
ut supra. Nam amplius si 
fuerint, non (st. ne, gr. rich- 
tiger fA^) oomponat 



Also analog, wie p. 54 el Si nJülov iaiv ai nXrjyai^ 
^V '^rifpiCkad'iüaav. Si (vero) plura fuerint, non numeren- 
tur. Aber etwas firüher: 



'Eäv Si nX^iov yivtavTaiy 

fiovov ctvrai ai rgslg fiy- 
fjiiovad'iaaav. 



Si vero (was auch hei- 
fsen könnte: Nam si) am- 
plius plagae capitis fuerint, 
non numerentur, nisi (son- 
dern nur, vgl. das griech.) 
I istae tres componantur. 
Es würden in der griechischen Übersetzung unstreitig 
noch viel mehr beispiele vorkommen, wftre sie nicht oft im 
vergleich zum lateinischen texte kürzer, sodafs sie nicht 
nach dem gegentheile oder der ausnähme fragt von 
dem hauptfalle. Ich will nur noch an p. 54 erinnern, wo: 
et ipsa mensura de certo pede mediocris {fiBüaxoVj fehlt 
in den wtb.) hominis mensuretur, nam non ad maitta, gr, 
xal yäg fiij (nicht, denn das wäre ungehörig) iv ;f€ie/. — 
Etwas anders p. 122: De eo homine qui c^^vallo (ganz ital. 



roman. demente in den langobardischen gesetzen. 179 

8t. caballum) in mercato (ital. st. des abl. lat. mercata, 
woher unser: markt) conparare (ital. comperare, also um- 
gelautet, und comprarej kaufen. Diez et. wtb. unter pa- 
rare) voluerit, ut ante duos aut tres homines (vgl. judex, 
ante quem p. 156) emere (dies der lat. ausdruck, der im 
ital. fehlt) deveat, (möge er, oder, mufs er, debet, vor zeu- 
gen, lat. coram, kaufen), nam non (aber nicht) segrete (spät- 
lat. secrete adv. st. secreto als abl.: im geheimen; ital. auch 
mit g: segretamente) ; et si aliquis postea ipsum cavallum 
cognoverit (d. h. als seiniges erkannt beansprucht), habeat 
testimonia (d. h. trotz beibehaltung des neutrums wahrsch. 
hier schon persönlich st. testes, frz. timoins^ wie ital. te^ 
stimonio m. der zeuge, als der, welcher das zeugnifs ab- 
legt), in cujus (hier sg. von jedem einzelnen, obschon eine 
mehrbeit verlangt wird) presentia (ital. tu presenza di al- 
cuno) comparavit, et ei postea fnrti calomnia (klage, Vor- 
wurf; ital. calunnia falsche beschuldigung eines Verbrechens) 
non fiat. — P. 42 quod de adulterio natus sit, nam non 
de certo patre. — P. 102: parentis [-es] autem proximi 
aut mundoald earum tantum (nur) mundium earum susci- 
piant, nam de rebus ejus aliud nihil percipiant (sonst aber 
nichts). Hieraus erklärt sich demnach auch Gloss. Epor. 
'p. 21 ti: Nam si eum apsconse abueri (aut) aut eum vendi- 
deri [t], conponat ipsum caballum in actogil [d], nach weise 
des achtgeldes (neunfach). Apsconse wahrscheinlich ad- 
verbialform, im heutigen ital. ascosamente (furtim, clam). 
Wollte man es als particip (das pferd verborgen, lat. ab- 
sconsum) fassen: dann mOfste es wenigstens hinton in -o 
auslaufen. Siehe Ober das schon im latein vorhandene 
particip neben absconditus, woraus sich ital. ascoso und 
ascosto (s St. nd- vor t) erklären, etjm. forsch. II, 563, 2. 
Blanc gramm. s. 456. Von der gleichen wurzel (gr. &r) 
in Ti&f]uij skr. dhä) auch ital. creso (lat. cre-ditus) und 
reso (lat. redditus) s. 458 neben renduto, frz. rendu. Auf 
mord als epitheton bezogen, Zachariä p. 68: 'Eäv rtg cfovov 
xQvnrov knBTsUffBUv iksvO^sgog tj Soikog, während der 
beigegebene text von Georgisch ziemlich anders aussieht: 

12* 



180 PoU 

Si quis honiicidium perpetraverit absconse in barone, libeio 
vel servo et ancilla (wirklicher abl.: inord begangen an, 
oder in mit abgestumpftem acc. st. gegen?). Vgl. Veame 
p. 23 uo. XIV: Si quis humicidium (ital. omicidio) in ab- 
scomo (im verborgenen) peneiraverit in homine libero etc. 
Eben so morh glossirt mit: i. mortem penetraveri[i] tu 
asconso. Also unter gleichem weglassen von t, wie danaoi 
als glosse zu ihingaicit (Graff V, 183) , und pulstwmi su 
appellaverii. Vgl. De thinx^ quod est donatio p. 15. Bei 
Benecke I, 338, 4: Ich dinge mit acc. der sache und dat. 
der person: Ichyerspreche. Im besonderen: Ick HberloBse 
jemandem etwas eertragsmä/sig entweder käuflich ah eigm^ 
thum oder als lehen. Pulsare als gerichtlicher ausdruck für: 
verklagen. Z. b. p. 115: Si quis alium de (nrto pulsaverU. 
Da p. 235 das Gloss. Matrit. mort i. e. homicidium giebt: 
so dürfte obiges morh verschrieben sein, etwa aas morth 
Graff n, 855. Bemerkenswerther weise aber ist penetrare 
in unseren gesetzen häufig zu finden, wo man perpetrare 
erwarten möchte, vielleicht zunächst um ein keimlickes thuu 
(meuchlings u. s. w.) damit auszudrücken. So p. 22 : Si 
duo aut tres homenis (homines) sive amplius liberi humici- 
dium penetraverint. Femer p. 67 tit. CCCVII, (vgl. no. 46) 
qui malum cum ipsa (mit der waffe, arma) penetravit. Auch 
scandalum penetrare (zank, mifshelligkeit berbeif&bren) p. 26. 
Noch andere beispiele von wegfall des end-t: wacuor[f?] 
glossirt mit: Si antesteteri[t] viam (wenn sich jemand 
einem anderen in den weg wirft, oder stellt, ihm den 
weg verstellt) und marahw] i. jactaveri [t] omine (homi- 
nem, ital. uomo anscheinend vom lat. nom. homo, falls nicht 
durch einbeugung in decl. II) liberum de cavallo. Marahw^ 
als blofse abbreviatur, findet sich ausgeschrieben p. 285: 
marahworf (pferde-, mährenwurf). Bei Vesme p. 236 als 
glossa Matrit. maragworf] id est qui hominem liberum de 
cavallo in terram jactacerit. üeber dies wi terram st. ad 
humum s. d. zcitschr. I, 314. In etwas anderer vei:bin- 
düng, nämlich „eine hütte niederreifseu,^ woflQr auch ital. 
gettar (frz. jetter) a terra (zu boden werfen), so zu sagen; 



roman. elemente in den langobordiscben gesetzen. 181 

dem boden gleich machen, iu gebrauch ist, p. 78: Si quis 
cassinam (ital. casina^ hüttchen, also dem. vou casa, haus) 
aiit tectuni alienum foris (ital. fuori di) curtem (chors, ital. 
Corte hof des hauses, ehemals auch ganze umfang eines 
landsitzes) ubi vir non habitat, dum intentio fuerit de terra, 
disturbaverit (im ital. disturbare, sturbare beunruhigen; 
stören, zerrütten; hier also etwa nur: beschädigen; oder 
dem aut zum trotz, synonym mit distruggere, lat. destruere?) 
aut in terram jactaverii, et terram suam, sicut lex habit, 
convincere non potuerit (wie das gesetz verlangt, erweisen, 
der gnind und boden sei der seinige), restaurit ipsam cas- 
sinam. Span, echar abaxo, frz. jetter h bas, niederwerfen, 
oder em, auch por tUrra^ frz. jetter ä terre, Ist vir der 
hauswirth, hofherr, sodafs es sich um seitab liegende ge- 
bäude (Vorwerke) handelt, wo etwa ein hirt wohnt, oder 
darf man es allgemein fassen: von niemandem bewohnt, 
so dafs es wie unser man (eig. mann), frz. on. Von aus 
homme, ital. uomo, nicht aus uno, zu denken wäre? ./ft- 
tentio hier allenfalls wie ital. intemione absieht — auf das 
land. Doch wahrscheinlicher, wie so oft in den langobar- 
dischen gesetzen st. contemione^ streit (z. b. p. 44: ut nulla 
in posterum oriatur intentio; anstrengung eines processes) 
über oder um den grund und boden. Im Gloss. Matr. 
p. 235: Evecworf (lege toecworf^ also gleichsam wegewurf, 
nicht genau unser: wegwurf, da ein anfall, z. b. raubanfall), 
id est orbitario (unstreitig von orbita, gleis, s. Dieff. Gloss. 
Lat.-Germ.). Danach ist also das unvollständige wacuor 
oben zu ergänzen, wie Gloss. Matr. p. 233 zu verbessern 
ist nach no. 15. De craptoorfin, grabwurf, Zerstörung eines 
grabes, sepultura, ital. sepoltura^ während gut-lat. das wort 
nur als nom. abstr. von dem acte der beerdigung gebraucht 
wird. Si quis sepulturam homenis mortui ruperit, et cor- 
pus expoliaverit (Leichenraub) aut foris jactaverit (heraus- 
wirft). — So nun: qui mulieri via (acc. viam, oder für: in 
via?) se antepostierit. Vgl. bei Vesme p. 25 und Zachariä 
p. 51: *Edv rig ywäixa kX^v&igav (cod. -ov) 17 xogaöiov 
odoOTat/icii. Ist nun dieses se antepoaere (sich davor stel- 



182 



Polt 




len) oder das dainit sinngleiche: Si quis homim libero mam 
aniesteterit iu no. XXVII (vgl* p, 21()) -^'Edv rtg ävd-^m- 

blofs a* V, a» jemaDdem den weg vertreten, ihn am weiler- 
gehen hindern (also etwa durch wagen, die niclit auswei- 
chen wollen, dgl.) oder vielmehr; ihn anfallen und be- 
rauben, gleich dem adsaUerü des sahschen geaetzes? VgL 
baroni viam ostacerit (st* obsteterit) in der Emeod. dieser 
zeitschr* I, 391, ital. oätare^ sich widersetzen, im wege 
stehen; aber frz, ofer, wegnehmen, zunät^bst wohli rauben, 
durch stralaenräuben Bei Plautua Amphitr, 111,4,1: Nee 
quisquam tarn audax fuat homo, qni obviam obsistüt mihi. 
^OäoöTciTt^g ist ja; Wegelagerer, strafaenränber; also das- 
selbe wie stmtilates^ stratilUes (aus st rata, ßtrafse, und la- 
teo mit Umlaut, wie in delitei>coJ bei Diefenb. gloös* Gan^ 
deutlich p, 51 no. 209: et sequens dominus aut parentes 
ejus (dessen verwandte) et cni curtia (ital, corte mit an- 
geflicktem -s) est {welchem der hof gehört) anfe^fefmi (wi- 
derstand leistet) et non permiserit vindicare (ancillam rap- 
tam)* — Selbst ini Edict. Koth. p, 26 ; et bi manne (ad U- 
gandum) dederit et legatus (itaL legato) fuerit (also beide- 
male -t), Ubere (liberetj kaufe er sich frei) se cum qnadra- 
genta solidos. — Auch sei der bemerkenswerthen Aphä- 
reae p. 75 nimicus = ital. nemica (frz. ennemi, wie ami) 
gedacht trotz des dort vorausgehenden inimicitiap 

Ehe wir weiter schreiten^ sei aber noch von einem 
schon zuweilen erwähnten buche die rede, welches nicht 
nur als zeugnilä vom gebrauche der griechischen sprä- 
che*) in Italien lange bis ins mittelalter herab (freilich 

*) MulUi^li gramm. der griech* vnlgarspr. s, 44. Rütfl geselle dea uiitt«!*!- 
ien s, 435 vgl. 5B3 gedenkt eine« ciiata von einer übf!T9. der langob. gcneUe 
iHÄ griecli» bei DC, v, 'AXXmHtttr^ auch Kt^atufJ^ftf^ wövöh ich mich nicIit 
entaiimeii k«iiii, Wüder bei ZacbnriÄ noch im Jat. texte eme «pur geftmdeii 
xa Imben. DC* sagt, nuchdem er von iillctMröv bemerkt hiit| wie ea lustii 
Tel bncului, mehl flageUum be^eiclme^ At pro flagoUo ufurpant I^ege« LoQ- 
ggbErdorum Cirä«c& renme in Cüd. Ma. R*g. [Pari».] o toi« nta^ufitt ^cidi^«iv 
(barbam expUanNf wer jemandes hart anemuft) ivnttttxb ctJJlaxtoi' (eut 
zliditiffiuig, disciplitia? oder «AÄaKXw), o i^tt^r /^7(Jü;i^xori« y: ya) *Ji*« 1*»« 
dem lat mit dLiiinu]' q vß^U^m^ xt;^mwa^imv diiUt (wer jemandem bömer 
wigtf zur flndetttußg als Kim ihm von seinem wülbe homer aufgeMtzt)| la^- 



i 



n 



ronum. elemente in den l&ngobordischen gesetzen. 183 

wohl nur in der späteren form des byzaniinismas), sondern 
auch mit bezug auf erläuterung der langobardischen ge- 
setze keine geringe bedeutung bat fbr den Sprachforscher 
so gut wie für den rechtsgelchrten. N&mlich: Fragments 
versionis Graecae legum Rotharis Langobardorum regis. 
Ex codice Paris. Gr. 1384. Primus ed. C. E. Zachariae, 
Heidelb. 1835, von welcher Übersetzung p. 41 festgestellt 
wird, sie könne nicht abgefafst sein ante Imperium Rachis, 
Langobardorum regis nee post annum 1166. Es macht 
aber der herausgeber p. 48 die beachtenswerthe bemerkung: 
Neque admonendus esse lector videbatur, ubi Codex 6£, 17, 
I, oij Vj vel ai, €, vel o, oi permiscet. Vgl. Mullach gramm. 
s. 2 1 . [Sonach vollkommen schon die neugriechische weise, 
vermöge welcher nicht nur der quantitätsunterschied ver- 
wischt, sondern auch — mittelst des itakismus — ursprüng- 
lich der ausspräche nach gar verschiedene vokale und diph- 
thonge schmälich uniformirt werden!] Ita oiroivig (also 
blofs nach dem obre] pro oiviveg. Rariores autem illas 
vocalium et diphthongorum ctt et ov, s et ot permutationes 
in notis designavimus. — Caeterum post idv conjunctivum 
posuimus, nisi id accentus cet. vetaret. Codex quidem 
promiscue habet: idv noirjai]^ hdv noirjai^ kdv noii^aoi, kdv 
nonqaBi etc. Zum sicheren zeichen, es sei im späteren 
griechisch allmälig eine synkretistische vermengung von 
modalen Unterscheidungszeichen eingerissen, welche letzte- 
ren schon allein durch sich die Unmöglichkeit bewiesen, 
als habe der itakismus schon von uralters im altgriechi- 
schen bestanden, wie ich gegen L. Rofs weiter ausfähre 
in meinem auftatze: „ Altgrieohisch im heutigen Ka- 
labrien?^ im Philologus XI, s. 254. — Sodann: Nota, 
qnod quasi constanter scribitur noiljai^ ^ruAiovad-m et quae 
sunt ejus generis alia. Dies um so merkwürdiger, als im 
neugriechischen gegenwärtig der asper, analog der psilose, 
welche schon im äolischen dialekte gangbar war, zum 
schweigen gebracht worden, wie vielfach das h in den ro- 
manischen sprachen. Vgl. Corssen ausspr. I, 53 mit nach- 
trag. Vielleicht sollte durch einschieben des asper zwi- 



184 Pott 

sehen vokale, etwa wie es mit unserem kflhe (mhd. koo, 
pl. küeje, ahd. chuo, pl. choi), und sonst öfter der fidl ist, 
der hiatus eine milderung erfahren. Siehe oben, and ^ß^ 
p. 166 in einem titel zum Edictum Aistulfi: 8i qnit in 
servitium cnjusque pro bona volutUaie (gutwillig, §nam^ dm 
hon grä, yolontiers), introhierit. 

Was die sonstige gr&cit&t des Rotharischen ediotas 
anbelangt: so zeigt auch sie mancherlei sichere spuren det 
neueren, unklassischen sprachgebraucha, welchen der her* 
ausgeber nicht genug erkannt hat. So kann ich eine p. 61 
gewagte conjectur keine glückliche nennen. Es heiist rdr« 
ixEivog 6 avTOV nktjydaag ^tjfjiiQvad^uß avräv yä^ aya&ovf- 
yr/v, (so zufolge AnschQtz der codex) onov kavip ofAouk^ 
ftQoaamOy woflir Z. schreibt: airr^ yaQa&ovfytjv, onsg icri^ 
dfioionQoaamäg. Lat. componat tfi gargathingi^ id est se- 
cundum qualitatem personae. Dabei ist Qberaehen, dals 
im neugriechischen ein indedinables pron. reL onov yor- 
handen, Mullach gramm. s. 201. 318, welches hier beibe- 
halten werden muls, wie p. 59 in: %6v nifutrov (der cod, 
niTtvov^ was yulg&rform sein könnte) daxrvJlov o lari {quod 
est, was bedeutet; nicht: og) (aixqoq. Ueber das wegblei- 
ben des neutr. -i/ s. Rofs reisen auf den griech. inseln III, 
164. Da ^fifiiova&ai ri (um wie viel strafen, z. b. vo- 
Ula flava) noch hier wie im alterthum gesagt wurde, ist 
der acc. des übrigens arg verdreheten yaga&ovQytjv voll- 
kommen richtig, allein auch avvwv (d. h. der verschiede- 
nen personen je nach ihrem ränge, insofern sich hienach 
die höhe des wehrgeldes richtet: ,,quod valuerit^). Zacha- 
ri&^s bemerkung p. 55: Caeterum noster verbum „qualitaa^ 
semper vertit, quasi „aequalitas^ sit, scilicet per laortig 
{xara ri}v laoTTjva tov ngoamnov) aut per bfAOioTtiQ erle- 
digt sich aber damit, dafs zwischen der qualitas von person 
sowie der strafe ein proportionales verhältnifs stattfindet und 
wir defshalb nicht nöthig haben dem Griechen hier eine 
Übersetzung in die schuhe zu schieben, welche sich zu 
ängstlich an ein lateinisches und überdies milsverstandenea 
wort angeklammert hfttte. Für gargathingi giebt es der 



roman. elemente in den langobardischen gesetzen. 185 

Varianten viele (Vesme p. 283. 288.291; GraffV, 194). Am 
wichtigsten zuvörderst ist eine silbe, welche oft vorn mit 
dem Worte verbunden vorkommt. Nämlich an (seltener ar, 
was blofs Schreibfehler sein mag, und einmal agargathung), 
worin ich die ahd. präp. an (unser an) wiederzuerkennen 
glaube, von welcher, trotz ihrer zusammenrückung mit dem 
subst., dieses doch nach meinem bedünken als (im accus* 
oder dat.?) abhängig gedacht werden mufs so gut wie das 
in (lat. oder germ.?): in gargathinge, in actogild u. s. w. 
Graff präpp. s. 86 hat an als beziehung auf den gegen« 
stand, dem gemäfs oder zufolge etwas geschieht. Z. b, 
Tuo mih leben an dinero genado N. 118, 159. Sonach enU 
spräche es dem lat. secundum qualitatem personae oben. 
Conponat qualiter in angargathungi (also sowohl in als an-) 
Edict. Roth. no. 74 freilich widerstrebte einigermafsen. Au* 
fserdem finden wir hinten vor dem n viel gewöhnlicher u (bei 
Graff überdem, vielleicht blofs verlesen: a) als i, und mufs 
jene Schreibung grofsen verdacht erregen gegen Graffs er- 
klärung aus githingi gedinge, bedingnng (conditio, pactum) 
U.S.W. Sollte daher das wort nicht, wie unser gatt-ung 
(d. h. mit Suffix -ung), wofür ich jedoch im althochdeut« 
sehen und mittelhochdeutschen keine belege finde, gemeint 
sein? Wenn anders die zungenmuta beiderseits mit der 
lautverschiebung in einUang steht, würde mhd. gate, ge- 
gate 1. intr. ich komme gleich 2. ich bringe gleiches zusam* 
men, geselle etwas zu einander (t aus goüi. d >=: gr. i?-? 
Vgl. etwa poln. godzid, wohin zielen, sein augenmerk richr- 
ten; sich versöhnen) einen zu qualitas und zu ofioionQO' 
öfanov sich gut fügenden sinn geben, dafern wir im gar- 
irgend eine beziehung zu dem begriffe: person, entdecken 
können. Mit übergehung von ahd. ^aro, mhd. ^ar, gare 
(unser: gar) gänzlich, völlig, wüTste ich aber kaum besse* 
res zu nennen als ahd. ^oratitii (omatus, habitus, praepa- 
ratio), toiggarawi^ mhA. wiegare kriegsrüstung u. s. w.; in- 
dem ich dann den personenunterschied nach dem grund- 
Satze, „das kleid macht den mann'', bestimmt wähnte, zu« 
mal wenn man die ansrüstung zum kriege mit ins äuge 




186 Pott 

fa&t, die ja eine nach der penöoliGheo steUimg 
dene war (Bachia in seinem edict p. 167). 
bei erregte jedoch die abweeenheit jeder apor tod 
labiale w, o, o oder aadb nur von einem echlnftTokala in den 
ersten gliede des comp. Die leanng amgargaiheU Gar. et 
Herold. UÜst auf compos. mit ahd. heit (persona, ordtti W> 
bitos) Grimm II, 497. 642 um so eher schliefeen, als 
▼on adjj. (z b. gleicbheit, Ähnlichkeit) abgesehen, 
snbst Yorzugsweise mit persönlichen wörtem 
wie deo-heU (status serri, dann hnmilitas), ags. Cfrfo-Adtf 
(ordo eccL) u. s. w. Mhd. gaie^ der mir gleich oder vei^ 
wandt ist, genösse, s.b. dieDietertchesgaten* 2.gatte, mOfirte 
dann darin stecken, wobei ich nur den nasal Ton dessen 
schwacher form vor heit Termissen würde. Wir erhidten 
hieraus etwa den begriff laoTtjg (sp&tlat. paritas), als nicht 
nur von dem „gatten (frz. pair)^ der tnrteltanbe gespro-» 
chen wird, Benecke I, 488; d. zeitschr. I, 347, sondern, 
der pairs nicht zu gedenken, beim Petronhui p. 38 ed. Oab- 
bema pare$ z. b. altersgenossen; femer p. 73 oommiHtonem, 
fortunaeqne etiam similitudine parem. Guenoz L e. par. W. 
Grimm gespr. s.4, vgl. compar. Dr. Schade: j|far-Bgoth.€atr. 
Eine andere stelle im Cod. dvafiBta^if (ngr.) rov XQO- 
vov (innerhalb des — laufenden — jahres) Ip8 tov ir rijg 
SiwQiag fQr lat. infra anni spatium gestaltet Zach. p. 60 
zu a. rot; XQ* V^^^ '^ov irovg rijg Sioglag um. Zwar be- 
deutet ngr. SiOQia terme, ächöance ; allein altgriech. SmqIu 
(aus oQog mit vokalerweiterung, wie SimvvfAog^ 8uifWTog)j 
Zeitbestimmung, termin, macht jene änderung unnütz, woge- 
gen man eher rfjg rov Hrovg ö. erwartete. Xgovog (als ge- 
schlossener Zeitabschnitt) bezeichnet im mittelalter jähr, wie 
z. b. bei DC.2 Iläöa yvvrj xrigwovaa mvd-ijTW (aovov xQ^ 
vov. Tov irovg ist also möglicher weise bloGs erläuternder 
Zusatz, und IvS (oder da vr ngr. = d) etwa s. y. a. uf (est). 
'UxTiuiiaäta (adpretietur, es werde abgeschätzt) p. 54 mit 
der bemerkung: Forma ixtifiita pro kxTifiäw usitatissima. 
Ganz nach der weise, wie im ngriecb. verba auf am ins 
pass. derer auf «o» hinüberschwanken (MuUach s. 251) und 



roman. demente in den langobardischen gesetzon. 187 

schon ein dorisches rifim vorkam (ebenda s. 252). — P. 66 
Et si talis causa emerserit = iap ro toiovtov nQayfjLu ava^ 
(pvtfy wie Zach, an stelle der lesart im cod. ävacprjg oder 
avaq)rJH setzt, ist also auch in folge des itakismus verhunzt 
worden, jivacfvo)^ im medium hervorwachsen, ergänzt 
sich durch die spätere unattische form icfvtjv, welche auch 
intransitive bedeutung bat. Gewaltsamer wQrde man ava^ 
(pävrj emendiren. — P. 74 Nulli liceat — casam ordinatam 
tributariam loco pignoris tollere, nisi servum aut ancillam, 
vaccas aut pecora. DafQr in der Übersetzung ovx i^eariv 
af4axevaai> (bei DC. äfiax^iHV^ pignus capere) inTt^rjfii ij 
ßoag tjf*. Cvyov (boves junctorios?) jJjm^ SovXov ^ Sovltjv ü 
^äa fjiikXovaiv xrX. Richtig bat Zachariä gesehen, in ei- 
nem 7)fAt (vielleicht in mehreren) müsse el fi^ (nisi) stecken. 
Aufserdem würden wir noch die ausdrücke für „haus, und 
schafe" (kleinvieh) vermissen. In dem verderbten mTi^rjfAi 
aber könnte, vollends nach abschneiden von i]fii {ei ^ui)?), 
ganz füglich das neugriechische wort f&r haus bei DC: 
oanhiov (hospitium), amxiov u. s. w. gesucht werden. Oder, 
da ^vyoxicpakaiov Tributum pro modo s. numero jugorum 
et capitum ist: vtiotbXtjc; zinspflichtig, sogar mit heran* 
ziehen von ^vyov, nach weise des ihm beigesetzten genitivs 
(poQov? Dies natürlich nur nach sehr kühnen und aus« 
schweifenden conjecturen. 

Uebrigens, von dieser abschweifung wieder einzulenken, 
zeigt sich eine groise Unsicherheit und ein überaus häufiges 
schwanken im gebiete der vokale nicht nur in den roma* 
nischen sprachen mit bezug auf das gute latein als auch 
bereits in dem volkslatein der romanisirten länder, wovon 
das salische und die langobardischen gesetze, aber desglei- 
chen inschriften (s. Corssen) die beweise in ungeheurer 
anzabl liefern. So vor allem wichtig ist der Wechsel zwi- 
schen i und e, ae; oder u und o; sowie — umgekehrt. Ein 
umstand, der namentlich innerhalb der grammatischen 
endungen, zumal wenn etwa auch der unterschied der 
Quantität sich hinwegstahl, und bei Verdunkelung von schlufs- 
'tn und -«, zuerst zu grenzenloser Verwirrung und dem- 



188 Pou 

nftcbst za aufgeben derselben (z. b. der casus) nothwendig 
mit fahren half. Also, wie schlimm doch, nnd flkr die ge* 
schlechtsanterscheidong geradezu mörderisch, das TerblMh 
sen von ae durch e hindurch zu i, z. b. in dem oftoudigeD 
qui st quae, auch que geschrieben, im fem.*)I Im Bdiet 
Roth. p. 51 no. 206 persona qui libera dimissa est (die 
freigelassen ist), was zur noth noch könnte als oonstmotio 
per synesin entschuldigung finden. Allein auch p. 140 
mnlier qui (quae) hoc malum fecerit. P. 53 no. 221 : et iHa 
qui servum fiierit consentiens, worin der gebrauch dee aoOi 
auch nicht durch ital. consentire (zugeben) una €ö$a Dies 
gramm. III, 94 ausg. 1 anders entschuldigung ftnde, ale 
wenn man zufolge dem in jenen Zeiten gestatteten spraoh- 
gebrauche senrum dativisch nimmt: „dem sUaven naoh- 
giebt (sie zu heirathen).^ „In einverstftndmfs mit -— * 
verlangte doch gewifs: cum servo. Auch p, 138: De illam 
mulierem qui (quae) se turpiter adiradare (st lat attree^ 
tari mit mnlaut) permittit, welche sich unsQohtig betasten 
läfet. Desgleichen p. 92: De meta (s. sp.) oongugiB (dat.; 
•s vermutblich nur irrthOmlich verdoppelt wegen des fol- 
genden s) sui datam gegen den text p. 126 conjugi suae. 
Also wie: De vacca etc. prignante (ita]. pregnante, lat. mit 
ae). — Eine menge Verwechselungen zwischen den casus- 
endungen i$ und es (p. 121 faciat judex paretMs ipsins 
propinqnos venire lasse seine nahen verwandten kommen); 
den ausgftngen im verbnm it und et; so namentlich oft ii 
anstatt et der 3. pers. conj. in I. (ditj restaurit, deliberii^ 
und plusquamperf. dgl. De violentia (Nothzüchtigung, ital. 
violazione) mulieris libere [-ae]. De aneella (ancilla) eto* 
lentiata (der gewalt, violenza, angetban worden, obschon: 
notbzüchtigen violentare ohne i). Oefters teri st. viri. 
Z. b. p. 141 nam non (jedoch nicht) — in manu eeri sui, 
qui talem (st neutr.) malum consensit (welcher einem sol- 
chen übel zustimmte; vergl. kurz vorher). P. 19: Si — 

*) P. 67 tui\p devaat aum pignerare (ihn aaspfUnden) in hU nbns, qui 
(etwa ftchon geschlechtlich und im numerus erstarrt , st. quas; oder nentr. 
Airt quae?) pignertre leeitom est. — üebrigons sdion lat. -ü ss» otq n* euc! 



roman. elemente in den langobardischen gesetzen 189 

rexaverint (ital. rissare, lat. rixari, allein bei Varro auch 
schon activ). P. 27: Si quis bominem liberum, subito sur^ 
gente rexa, percusserit, wie ital. ressa und rissa (lat rixa), 
streit, zank. In dieser weise sagt man auch sorgere una 
dissensione, congiura, guerra, sich entspinnen, wie schon 
Virg. 12, 313 surgit discordia, streit erhebt sich. Eben 
da: De homine libero legato (st. ligato, itaL legato, ge- 
bunden^ obschon auch der legat und das legat). Menime 
(minime) p. 121, wie ital. menimo neben minimo. Yindere^ 
trotzdem dafs auch ital. nur f>^dere. Oft si contegerit (das 
erste e st. i), z. b. p. 121 Auch vedetur, ib.). 

Von vertauschung der lippenvokale eine menge bei- 
spiele schon allein in den titeln bei Vesme p. 1 1 und folgen* 
den. Si puella libera aut f>edua (ital. vedova, lat. vidua) sine 
voluntate par. ad marito (ital. st. lat. maritum) ambolaverit 
(ambulare, hier wie oft allgemeiner fOr: gehen), d. h. hei- 
rathet. De bovulco (bubulco) occiso. De forone (fiirone). 
De lignamen (aufgeklaftertes holz; ital. adunare, sammeln) 
adonatum. Oft oxor st. uxor, Tolerit st. tulerit, jedoch 
unter vermengung mit lat. tollere. De coda (ital. ebenso, 
lat cauda) cavalli. Deo jobante (juvante) p. 110. Umge- 
kehrt: De pastores porcarios occisus (wahrscheinlich -üb 
st. -ös; acc. st abl.). Priori maritu[o] tradita p. 46. Cur 
(lat. cor, ital. cuore, core, frz. coeur, aus den gleichen casus 
des sg., wie der mangel des d bezeugt) p. 121 in dem satze: 
et missus ille (jener böte, beauftragte) quem judex direxerit 
pro difßniendum (ital. diffinire, den ausspruch thun, ent- 
scheiden, enden, unstreitig als mit dis- componirt, obwohl 
lat. nur definire) causis quae (schon nach italiänischer weise 
unwandelbar gedacht st. quas, wo nicht neutral: was, wie) 
supra precipemus (doch wohl perf. praecSpimus, und nicht 
präs.), si in aliqua parte (in irgend einer beziehung, irgendwie) 
cur sunm io fraude[m] declinaverit (sein herz vom guten zum 
bösen wendet; ital. dechinare, sich neigen, sinken, neutral). 
Das gerundium im acc. st abl. hinter pro hat in der spräche 
jener zeit seine volle berechtigung; allein, wenn cauiis wirk- 
licher abl. ist und nicht st des ital. plur. cose mit etwa 



190 Pott 

angeklebtem m steht, mflftte ja regelrecht das | 
im abl. pl. sich ihm beigesellen, indem es sonst in ' 
synkretistischer vermengang zweier verschiedener 
tionen den vom gemndiom abhängenden aco. caosas 
ten mülste. Gleichfidk da: habeat relrtfrotoreai (itd. i 
tore oder retriboitore, vergelter) Demn. — Et si djJqolt'iB 
gasindio (gesinde, eig. reisegefolge, folgschaft) dooerfdnOM) 
aat priyatorum hominum obsequium (st abl.: in fiumilonai^ft 
amicoram comitatu, pompa; ital. ossequio^ nrflnbnnhsit^ 
dienstbeflissenheit) donum conqaisiyit De poteo QtaL jliiwi^ 
lat. putens, frz. poits m., dessen s sonderbar ist, weil kttxm 
noch das lat. des nom., eher mehrheitlidi), wie Dei noiu 
(notn) p. 97. — Hftnfig o st. des n der IV. im latein, mm 
das gänzliche zusammenfallen von decl. 11 nnd lY im ili^ 
liänischen zur folge hatte. De rapto (lat raptn ans nqptns 
IV., welchem demnach ital. ratto^ raub, entspricht, ongi^ 
achtet das adj. ratto^ schnell, dem lat. part raptus ü. gleidi- 
kommt, mit dem ja auch in rapere und rapidus c& beoMrk- 
baren nebenbegriffe der Schnelligkeit), (m ergänzen efcwa: 
et eo) qui in ci\rtem regis duxerit, n&mlioh den raub, die 
geraubten menschen. De caballo in mercato[*u] conparaio 
(gekauft), wie p. 56 conparare (käuflich an rieh bringen, 
s. ob.), p. 120 per conparatione (mittelst kauf). £z ipso 
eoito [-u] p. 53. De grados (lat. acc. gradus st gradibns) 
cognationum (ital. cognazione), ital. gradi (als ob nach der 
lat. II. von grado) di pareniela^ frz. degH^ engl, degree (un- 
streitig mit de*, als abstufung, obschon nicht im sinne der 
degradation oder herabsetzung von einem höheren grade). 
Dagegen ital. grado^ wille, belieben, frz. gri, malgri u. s. w* 
Diez et wtb. von gratum (bei Adelung: voluntas, placitum). 
Ich denke mir, das häufige asto finde in diesem um» 
Stande seine erklärung. Ich halte es nämlich f&r gleich 
mit dem lat astu^ einem bis zur nachaugusteiscben periode 
herab vorkommenden ablativ, wie z. b. Nam doli non doli 
sunt, nisi astu colas. Plaut Capt II, 1 , 30. Ks bedeutet 
aber s. v. a. per dolum, sowie asto animo dasselbe wie 
doloso animo, ital. oituta^menie (hinten wie pia-mente 



roman. elemente in den langobardischen gesetzen. 191 

u. 8. w. ursprünglich mit lat. mente, was dann aber allmä^ 
lig in den aUgemeineren adverbialen sinn von modo sich 
verlor), böswillig, in böser absieht. Vgl. DC. ingeniöse = 
per fraudem, sowie ingenium, engl, engine, maschine = lat. 
machina (als kunstvoll erdachtes werk), was zugleich ranke, 
list, techna. Vergl. ebenso absconsae (adv. wie tecte) i. e. 
geniose^ d. h. unstreitig heimtQckiscb, hinterlistig, wie p.219 
geniumi.conludioB.ohen. Dagegen: auf keinerlei weise: 
p. 119 nee per nullum genio ei (kaum als nom. plur. statt 
ii, sondern wahrscheinlich dativ: statt de rebus ei — dem 
angeblichen vater — propriis) de rebus suis aliquit facere 
possit (st. plur. also: einer von ihnen) etwas machen mit 
[faire de-] dessen, nicht ihren eignen, Sachen, darüber ver- 
fügen; quia induvium venit causam ipsam (st. nomin.) cujus 
filius aut filia sit. In dubium (ital. dubbio) venire gebraucht 
selbst Cicero. Freund II, 258 y). — P. 115: Si quis devitum 
fecerit et res suas vinderit (ohne red.), et talis fuerit ipse de- 
vitum (devitum, obschon noch mit neutralendung, construirt 
wie masc. it. debito; nicht talis und ipse vom Schuldner) 
quod sanare non possit (tilgen, völlig abbezahlen, wie p. 1 18 
cautionem sanare), et filius ejus per uxorem suam aliquid 
conquisierit (mitbekommt), vel postea sibi per quocumque 
genio*) (auf irgend eine art) laboraverit (erarbeitet, labo- 
rando acquisierit), posteus (st. postquam**) genitor ejus 
res suas eenundavit (statt -dedit), vel pro devito suo cre- 
ditoribus suis dederit, aut a puplico (von dem öffentlichen 
beamten) intromissi (in den besitz gelassen) fuerent. Eben 
da: neo alicubi commendassit (zur auf be Währung irgendwo- 
hin gegeben) aut abscondissit (also in der nicht -redupl. 
form). — In der Verbindung asto animo ist, was mir sehr 
beachtenswerth scheint, die vorklassische form astus^ a, um 



*) Wahrscheinlich das quoctmque nur durch eine art gleichklang mit 
dem sahst., indem das o bei nicht ungewöhnlichem Verlust von d hinter sich 
nicht zu dem männlichen genius pafste. Ich vermuthe: als abl. st. acc. trotz 
per. Anders gedacht ist p. 126 II: Si quis judex — quasi causa piaeUtis vel 
pro qualicumque genio (oder unter sonst irgend einem vor wände) eos ab- 
solserit (st. absolverit, sie freispricht). 

^) Ebeiifo p. 116: et postmu conttitutimi est 




192 Pott 

zu suchen: Att bei Non. I, 54. Nisi nt a$ta ingeniiuii ii»- 
gua laudem, statt des nachmaligen, aus astn gabildolea 
astütus; und mufs sich demnach jene, obwohl sie 
aus der Schriftsprache verbannt worden, merkwürdiger ' 
aus volkesmund bis auf die Langobarden herab 
verloren haben. Die erinnerung an angeblich aus 
pien der 1. conj. gekürzte formen wie desto neben d^ 
stato; compro und comprato u. s. w« Blaue gr. s. 339 iii 
demzufolge, wie in der analogie nicht genau zutreffend, ae 
auch unoöthig. Beispiele p. 74: Si quis campum alieonm 
cum piculium (vieh) sunm (pron., nicht etwa: mit einer 
sauheerde) delierii ant spicas manibus eveUerii» Der Cod. 
Epen bietet deligerit statt deleverit. Das v ist nach der 
im ital. perf. üblichen weise, z. b. amäi statt amAvi; tewM 
statt timui Blanc s. 352 fg., ausgestolsen. Es hat sich aber 
der hiatus in der einen form mittelst aus i entwickelten g 
(gleichsam j) wieder selber aufgehoben. Sonst vergL lat. 
eelli undvuUi Struve, lat. conjug« s. 314, welchem letzteren 
sich ital. svelsi von svegliere, svellere anlehnt, deren a kOr« 
zung von lat. ex (lat dagegen; Svellere) vorstellt. Jedoch, 
dies beiläufig zu bemerken, s-f>eglia^ wecker an der uhr, 
stammt von lat. vigilia, wogegen sveglia 1. art ungebrtuch» 
liebes blasinstrumeut , 2. welcher dergleichen spielte (wie 
trombctta m. der trompeter), in gotb. seiglja avhjtjqq^ von 
smglon, ovXbIv^ pfeifen, seine erklärung findet. Graff III, 
129 hat suegilpain (blasinstrumeut) glossirt comns tibia, 
wozwiscben wohl ein komma gedacht werden mufs: hom 
(cornus st. cornu), flöte, und nicht etwa comus als genitiv 
des Stoffes („von born^), da, der etymologie gem&Is, eher 
von bein (engl, bone, knochen), wie tibia ja auch Schien- 
bein. Peculiwn ist im lateinischen zuvörderst: vermögen 
an vieh, dann vermögen überhaupt (vgl. xTiivog). Hier aber 
vieh (pecus), ital. peailio heerde; gespartes geld. So im 
Edict. Roth. no. 234 recht deutlich: Servus massarius li- 
ccntiam habest de piculio suo, id est bove, vacca, cavallo 
(wohl coljectiver sing.), simul et de minuto peculio (dies- 
mal mit e) kleiovieh (ital. bestie minute) in socio dare aut 



romao. elemente in den langobardiachen gesetzen. 193 

in socio recepere (ital. ricevere, frz. recevoir). Das in hier 
wohl, wie frz. en z. b. soldat, als, nach weise eines — ge- 
nossen (in gemeinschaft). Es wird fortgefahren: vindere 
aatem non, nisi quod pro utilitatem casae ipsius est, qua- 
tinus casa proficiat (also zur Verbesserung des hanses), nam 
non depereat (nicht aber der daraus gelöste gewinn ver- 
loren geht)« — Aufserdem p. 72 no. 344: De piculio asto 
in damno (st. in damnum, ital. danno) misso. Si quis ca- 
vallos (span. so auch im nom. pl. caballos, wie fr^. chevaux, 
allein ital. asigmatisch cavalli unter anschluls an den lat. 
nom.) ant armenta (d. h. rinder, grofsvieh) asto animo in 
messem (saat) alienam aut in prato (st pratum, ital. prato, 
sp. prado^ frz. pri) vel in quolevit (quodlibet mit erlöschen 
von d) damnum miserit, conponat per caput solidum unum, 
excepto damnum (ausgenommen den angerichteten schaden; 
also acc. mit abl). Per caput, etwa lat. per singula capita, 
ital. parte per parte stQck f&r stQck, einzeln. Desgleichen di- 
stributiv p. 29: per unamquamqne plagam; p. 32: per unnm 
mazillare (backenzahn); allein per (f&r: pro?) hoc nomiro, 
fbr diese zahl p. 28. — Sodann in Tit. 345: Si quis porco 
(itaL st. lat porcum, span. puerco) aut pecorag (schafe, 
ital. pl. pecore vom fem. pecora) asto animo in damnum 
alterius miserit et si non ausaeerU jurare, conponat solido 
(solidum) unum excepto damnum. Me$si$j wie schon alt- 
lat, so auch in der lex Sal. für erst noch einzuerntende 
saat Femer bei DC. Gloss. Gr. v. kaog: quasi miserimus 
populum nostrum (unser kriegsvolk) ad incidendas (abhauen, 
nicht blofs einkerben) arbores, et messes igne cremandas. 
Desgl. span. mies f. moisson (aus lat. messio, wie mois 
st mensis), bl^ et autres grains sur plante (auf dem halme); 
auch erntezeit Messe aliena gletmare Merkel 1. Sal. p. 40 
no. LXXXVII, d. i. aristare, spicas legere bei Adelung, 
engl, gleauj frz. glaner. Es steht bei Vesme p. 219: pre- 
stgmai (sich herausnehmen; iXsX. presumere sich zuviel dün- 
ken, sich zuviel zutrauen) erkl&rt durch osai^ d. i. ital. 
osare (sich erkflhnen), frz. oser^ als freq. oben ausare von 
OMSus. Eben so p. 216 presumptiomem i. osacione\ ital, 

Zeitschr. f. ygl. gpnchf. XU. 8. 13 



194 FMI tt^T 

premauiome Termessaiiheit, dflnksL VfjL Gnaß3St^fi^%tKii 

fraskoHy protemiaa, und, mit kleiner wkmeiotuug^fNMfi^ 

preeomtio. Das excepto ist gleiofasam (wie naflir mäk 

rend, eigeotlich als gen. abe« z. b. w&hrendec Wi|gM) 

za einer nneigeotlidieii präposition (ital. aeiUHi; 

man meint, aus abeque) herabgesunken, Unter 

des geschlecht und num. zulftssig. So sobon p. 

inevitarelem (ital. inevitabile, gleichsam als '"r* Tiksi; tnr 

▼on sp.) coMtsa; und p. 222:. excepto Ui 

ceptö ces chapitres. Auch üal. eccMmaia ({ 

snbst. ezceptus nach IV. als sein primitiv 

sonst ecceho^ ausgenommen, bleibt unTsriadsri« 

dem hanptworte vorsteht [gleichsam neutral}, bemeikft J*^ 

gemann im Wörterbuch, z. b. eccettuato It dommi • 

Fernere beispiele von asio. Vesme p. 55 na 2!^t Qld 
rem alienam a$to (im texte selbst: seien« aKenas aase, im 
gegensatz von: credens suum) vindederit (fsndidsntju -*— 
Bdict. Orimoaldi p. 85; Si quis oxorem i 
(d. i. in crimen addudt, accusat) a$ta siM^onHi^s 
grundlos, wider die Wahrheit) legetimam (wbU, als eigent- 
lich hinter suam gehörig, falsch hieher gerückt) quasi adolr 
terassit, aut in anima[m] mariti sui tracia$$U ihrem manne 
nach dem leben getrachtet habe, — ein aus dem latei- 
nischen erborgtes wort; it. insidiar la vita altrui. Dann 
weiterhm, er beschwöre, quia (dafs) non a$io animomeo 
dolose ei crimen injecit ut eam deverit (debuerit oder debe- 
ret?) dimittere (eine beschuldigung der art, dafs und damit 
er sie de&halb habe fortschicken dürfen). — Bei ZaeharÜ 
p. 70: Eav tig ßovltj&Big (mit absieht, nicht aus versdien) 
fivXov irigov xaxprf (sp&tere, jetzt im nengriech. allgemein 
übliche ausspräche des diphthongen in xavatj; s. DG. xot^ 
pro xavaig u. s. w.), woför bei Vesme p. 39: Si quis «•!>• 
ünum (it. molino, mulino, franz. moulin m.) alterius mite 
animo incenderit, i. e. voluntariae (adv., it. volontieri, gem^ 
mit lust). — Vesme p. 91 no. 71 : De oiio (adverbial) coa- 
pellato, was sich p. 120 näher erklärt: Si quis alio (aKam) 
asto (d. h. dolose) conpellaverit de pugna (zu einem ge» 



roman. elemente in den langobardischen gesetzen. 195 

ricbtlichen Zweikampfe Döthigt). — In malitiam astuti steht 
p. 146. 

Zwei rech tsfor mein. 

Zwei juristisch, wie mich Anschütz versichert, nicht 
anwichtige formein, geschrieben manu saeculi XI. ineuntis 
nach Vesme praef. p. XXVII, wo sie (danach auch in 
Amdt's u. 8. w. krit. überschau bd. IV, s. 254, allein nicht 
ohne ein paar sinnstörende druckfehler) abgedruckt stehen, 
zeigen eine besonders verwilderte spräche, so dafs, zumal 
sie empfindliche lücken zeigen, zu deren vollständigem phi- 
lologischen verständnifs meine schwachen kräfte (vielleicht 
mehr die der Juristen) mit nichten ausreichen. Indefs wa- 
gen wir den versuch. 

1. Presenda (gemeint ist it. in presenza) bonorum omi- 

ittmi*) ex (nacione, ergänzt Anschütz) Francorum ei 

Langobardorum, quorum nomina supter (it. sotto ist subtus) 
leguniur (also der unterschriebenen), cor^unserunt**) se illa 
filia quondam lui, que (quae, it. che) profitetur se ex na- 
done (bei Anschütz verdruckt racione) sua (vermöge ihrer 
nationalität) lege eioere Romana, et ille filius lui. D. h. 
verbanden sich ehelich die und die (N. N.), toch- 
ter von dem und dem (N. N.) — und der und der, 
söhn von dem und dem. Das quondam bei der tochter 
soll besagen, durch die heirath sei das verhältnifs zu ihrem 
(nicht: weiland) vater, wenn auch nicht der natur nach, doch 
rechtlich ein anderes geworden. Illa und ille mufs, glaube 
ich, so, wie es von mir oben genommen worden, selbständig 
fbr sich stehen, der art, dafs filia, filius zu ihm die appo- 
sition abgeben, und nicht als artikel: la figlia, il figlio. 
Bei bii ein genitivisches dt zu ergänzen ist unnöthig. Es 



*) Nicht omnlam, wie ttbenchan a. a. o«, sondern ital. «lommi , wie im 
Gloss. Epored. ammi ttkr vir!. Vgl. Diez, altrSm. sprachdenkm. 8. 46. Ueber 
«gute lente* als technischen ansdrnck s. meine familiennamen s. 71. 

**) Wie das it. prit. gimui (jnnxi). It. oongi»gart, congntgner-»i in 
mairimomo sich ehelich verbinden. AUein: sich fleischlich verbinden. Indefs 
gmgiMrn eon vna (oder eon imo) aach flir: sich ehelich verbinden) wie Vesme 
p. S: Eijmxit #e(Aqno) Theodelindae reginae. 

13* 



196 Pott 

gilt mir ale dativ, indem Im ak solcher öfters 
a (lat. ad) entbehrt zufolge Diez gramm. II, 71 aasg« ty tiit4 
der dativ nicht selten eines possessiven genitives stelle ' 
tritt (III, 123 vgl. 63). Das Ait , wie ich stark 
(doch yergl. Diez II, 66), nach dem muster von limic*{Mk 
nicht mit diesem gar zosammengesetzt) nnd quai, Mi^v4^ 
ren i (vgl. fiructu-t) vielleicbt noch, wie griech.«^ «Li;«., 
rest ist von der dativfbrm in decl*II, d. h. 6 obaMia^ 
griech. i2%), skr. ftya. Odor sollte ital. im (gekflrak ^) 
statt tfrf, nach weise von frz. oelni-ci und odunUk BÜiia 
spiel sein? Ebenso lautet weiter unten der itaL da*; ftHu 
zu ella dem lui anslog (s. Diez a. a. o.): M, gleiehuMB lii. 
illa-i (nach weise des gen. illi und fem. illae), wodorcb aai 
unterschied vom masc. lui (mit durchklingen des oiiar. vo* 
kals in II) gewonnen wurde. Ipso namqu^ itf tU«.:.. ei 
eidem hA fiUo muo oausendeiUe H*) Uri hmm pr§$tmeia mh' 
nmdem bcKorwn amimtm co^fand.s [unstrritig; eaoyanotis] 
ipsa illa suis wumUms et gusdem bti (unter ««reiiugiiiig 
ihrer bände und denen ihres brftutiganis) # {sA^ aflein d 
vermuthlich dem folgenden 1 assimilirt, "vrie in atta u. a.w.) 
kgitimum sibi (sc. modum, auf die fCkr sie rechtmi&ige 
weise? oder -am, und, s. sp., sibi ungenauer st. illi, ihm) 



*) Ist falBch geUten stott tc^ welche abbfeyUtar laut BaringU GUvw 
diplom. im anhange p. 14. Col. 2 in der mitte: tunc bedeutet, und demnach 
an dieser stelle die angäbe des datnms rerlangt, wie sogleidi dan^ien ihi 
loeum (wahrscheinlich für ibi loci z. b. Plin. VI, 11, 13, an dem Q&d dm 
orte) die des ortes. Deshalb könnte das frohere ilF ibij falls es, dem doch 
wohl in der handschrift vorfindlichen apostrophe zmn trotz, ein nadi aiMlo- 
gie Ton ibi, alibi, alieabi ans ille gebildetes adverbiom (iUic, dort) Yoralal- 
len sollte (gleichsam da und da) nur den wohnort des vaters von dem brihi- 
tigam anzeigen wollen, nicht den, wo die traditio puellae aut molleris (Edlet. 
Roth. no. 188. Vesme p. 46) vor sich geht. Ich nehme UF ibi Ar die aidtt 
unähnliche abbreviatur illius (sc. sponsi) in Baring^i Clavis p. 6 col. 2 mit 
ibi (des da, d.h. des obgenannten^, oder bezogen auf q)so (illo ibi), nSoi- 
lich paire^ was in der Ittoke hinter namque platz hätte. „Und indem d«r 
obgenannte N. N. und eben dessen söhn einverstanden sind*, 
wobei der sing, des particips wohl kein hindemils abgäbe. Eidmn Im gjSltm 
mir hier abermals, zmnal durch suu$ miterstOtst, als ponessiver dativ lllr: 
ejuMfem illiti^ (sc patris). Sonst stände kamn etwas entgegen, woUta SMa 
eMiem lui alt von eonsentinta abhängigen dativ fitssen = cum eod«m Ulo 
patre. 



roman. elemente in den langobard lachen gesetzen. 197 

od uxorem abendum se tra{di)dit. D. h. durch jenen sym- 
bolischen act übergiebt sich die verlobte dem bräutigam 
zur rechtmäfsigen gemalin. Abendum scheint so als ge- 
rundium recht wohl erträglich, obschon nachmals abendam 
als gerundivum steht Nur müliste dann entweder das a 
vor leg. oder ad vor uxorem als sein regens gelten: ad 
abendum (ut sponsus habeat se, sc. sponsam) uxorem (als 
frau). Sonst liefse sich auch recht gut: habere ad uxo^ 
rem (zur frau haben) denken, wie z. b. p. 53 no. 219: Si 
aldius ancillam suam aut alterius tohrit ad oxorem^ jedoch 
die nummer vorher ohne begleitung von adi ital. iorre 
(togliere) moglie^ eine zur frau nehmen (s. oben). So ist 
auch als torre marito zu verstehen in no. 217. 220: Si an- 
cilla cujuscunque in casam (it. casa, haus; span. auch: mai- 
son, famille, und von diesem casar-se se marier, gleichsam ein 
neues haus, eine familie gründen) alterius ad maritum (vgl. 
maritare, frz. marier) intraverit et servum tolerit (d. h« 
geheirathet hat). Sonst heifst auch ital. andare a marUo 
(buchstäblich zum manne geben, aus: ad maritum ambulare 
z. b. p. 98, woneben jedoch unpassend auch: maritum du- 
cere p. 93) s. v. a. einen mann nehmen, und erklärt sich 
hieraus obiges ad maritum^ wof&r nicht etwa: ad maritan- 
dum zu lesen. Ebenda: si dominus neglexerit (versäumt) 
eam replegare (ital. ripiegare zusammenlegen, falten, lat. 
replicare, d. h. vermuthlich gleichsam ad servitium; als 
V. n. wieder auf das vorige verfallen). P. 106: Mulier — 
sit ancilla palatii, et ipse servus ad puplicum (zum öffent- 
lichen Sklaven, also wahrscheinlich analog mit servus re- 
gis p. 108) replecetur, — Von demselben verbum p. 116: 
Quod per fraudem tuUum (ital. toltOj d.i. ablatum) est. 
Daher dann auch it. tolta entwendung, wegnehmimg; fran- 
zösisch veraltet tolte (aufläge, Steuer, Schätzung; desgl. 
raub, diebstahl) von toller, tollir wegnehmen, tolU gemein 
f. weg damit! 

Weiter: quorum (und von den beiden) ipse ille 
ad illam adduxorem sibi abendam suscepi[t^ s. obenj d. h. 
übernahm der bräutigam, die verlobte für sich 



IM Pott 

zur fr an zn haben. Das erste od, fne midi «fli 
scheinliGhsten bedankt, ans blofsem versehen, 
sonst, nach der noch im spanischen OUichen 
persönlichen Substantiven den aconsattv dnroh ^ 
von a (ad) schftrfer hervorsnheben, das blobe ol||60fclüi 
suscepit ad illam (statt ilkm), qnam habeat sibi {Bdymam 
rem vorstellen mflfste. Das add-WDorem (s. oben) ait'tü^ 
wie noch im ital. vor vokalen (sonst a), durch 
das von ihm abhängige wort herangesogen und 
mit doppeltem d. Quidem*) et dedU ip$e lui #1 M f». 
manisj qui^Jbi aderatU, crmuu, tma valemie io (saHdiwf) 
argenUm dn (denarios?) bonos $o..iiio$ (sontiooe?), tmn 
u. s.w. Desgleichen hat er gegeben dem and dmm 
ihrer (nicht: seiner) verwandten (aun&chsi brfider, liaL 
germani), die dort anwesend waren, pelse, jeden 
im werthe (etwa als cas. absol.) von so nnd so viel 
Schillingen (silbers, oder: geld, frz. argeni?) nnd de* 
naren, guten vollwichtigen (ftchten). Den ietsten 
sinn erhalte ich, indem sich mir so . . tiim^wa mmHooB (bd 
häufiger Verwechselung von t nnd c beim sehrdben) er- 
gänzt. Nämlich DC. hat dies wort mit der eiUänuigt 
verax, aAi^t^i?^, und Diefenbach gloss. laL-germ.: «ge* 
recht^. Kaum zu ahd, gasunt (sanus, incolumis, sospes), 
gesund; allein auch kaum ital. sontico sohwerftUq^, 



*) VgL p. 97: atestante sapientissimo Salomonem (acc abs., a. ap.) fpi 
ait: „8icnt impitna (impetiu) aqaae, ita cor regia in mano (mami) M «lt. 
Quidem ei apnstaliia Domini Jacobns in epistola sua ita ededit dioena: «Oni» 
nem (omno) donnm Optimum et omnem datnm (ital. dato m. die gäbe) per- 
fectnm de turnun (frz. destuty was aber nur: daranf, darttber, it «tu«; «bar 
d*en haut, von oben) est, discendens (st desc.) a patre Inminnm. Kanoi 
doch , der voraufgeschickten Stellung zum trotz (et quidem Cic Diy. II, 44), 
das laL adv., woftlr sonst Diefenbach gloss. lat-germ. unter andereaa dls 
bedeutung aber angiebt. Eine aufldsung in qui idem et ^ae (und eben dto- 
ser auch selbst; it d-^uOy meine ich, durch aphirese von i und elision Ton 
-em aus idem ipte zusammengeflossen) würde nicht auf die zweite stelle pas- 
sen. Wollten wir uns aber bei dieser auch über die Schwierigkeit hinweg» 
setzen, dafs quidem höchstens aus qw>d idem im acc. gekürzt sein mflftt«, 
was nadi hiuilger abbeiftnng des neutralen d nicht schlechthin unmögUeh 
wire: so widerstritte doch der sinn. Letzterer erforderte etwa: lat.iteni, fer- 
ner (mhd. nnde aber), sowie auch, und liefse etwa auf Verbindung mit 
qtä (wie) rathen. — QßUdem et auch Muratori disa. XLI, p. 742. 746. 



roman. elemente in den langobardischen ge«etzen. 199 

krankbeit (morbus sonticus, also nicht sehr glaublich auf 
schwere von geld übertragen). Noch weniger sancetti oder 
sancheti^ moneta Navarrae regni, a Sancio seu Sanchez 
Rege dicta. DaTs cronas nicht etwa, worauf man zunächst 
leicht riethe, krönen ( Coronas), sei es nun als schmuck 
oder als münze, bezeichne: zeigt Änschütz durch den an- 
derweitigen nach weis, es seien darunter crosnas^ crusfuu 
DC. (böhm. kerzno pelz, slowakisch grznar, woher unser 
kürs ebner Dobr. Inst. Slav. p. 242) zu verstehen, was 
auch an den kuppelpelz erinnert. Der brftutigam gab die 
pelze: tarn pro mundium (eine art bevormundung, tutela) 
eidetn lei (dat.: gewährt eben ihr, oder ejusdem illius s. 
oben) conjus sua*) quamque (als auch, dem tarn entspre- 
chend; kaum: und welche) communia que (quae) e legibus 
periinet ad abendum .... tue .... modo (kaum: „jetzt % 
eher: legitime modo) easdem crona [-s?] suscepit. Eoque 
se nie et ille germanis (als nom. plur. oder des gleichen aus- 
ganges von ille wegen e vor germ. weggeblieben?) per 
easdem crona [-s?] quod (wohl neutr.: was an pelzen, 
und nicht fbr quot, also eigentlich an stelle von: quas) pro 
mundium susceperunt eadem illa germ et mundo-alda eorum 
eidem lui super mundium miserunt communiaque (vermuth- 
lieh ausgefallen noch ein que statt quae, und der satz hin- 
ten gekürzt) e legibus pertinet^ et easdem crona sknul cum 
praedictum mundium (st. abl.) eidem lui ad proprium (dem 
bräutigam zu eigen, vergl. ital. appropiare) tradideruntj et 
susceperunt ab eo exinde (darauf?) launechitta. Factum est 
oc. Eine besondere Schwierigkeit erhebt sich hier bei der 
frage, wie das communia zu verstehen sei. Der zusatz: 
que e legibus pertinet weist allerdings sprachgemäfs eher 
daraufhin, que (quae) sei der von abendum (haben) ab- 



*) Statt conjogi suae als dativ, wie p. 99, indem das erste wort gekürzt 
worden und etwa sein s-dnrch schnld des folgenden sich eindrängte? Vgl. p. 84 
intra an^U spatio (intra anni spatinm). Oder als gen. conju(gi)* suae? Das 
tua halte ich für die schon unwandelbar gewordene form der ItaJiäncri 
gleichwie nio p. 54: quantnm de res (rerum) benefactori[s?] suo per donum 
(geschenkweise) haboit. Oder: fa] benef.? 




MO Pott 

hängige acc: ^was «i haben den geeetsen naeh fiiAljS^i» 
bahrt oder sich gehört* (t^. p. 47 no. 187s /e«ftr«NlB» 
dins de ea perltutiml. Diefenbacfa gloM. lai^^germ»- «Mh» 
tinere, and Oraff III, IM kipunti und ital^j 
partenere)^ als ein nom.: ,|Sam haben befugt^» 
vergl. doch beim DC: Nemo possit ad indoltam 
beneficium pertmerB (dasa gdifiren, dasselbe geniefife% M) 
nisi qui-. Cotmmmia f., ital. eawmma^ fr«, eo a wui m g» | 
schien mir anfangs nicht anpassend, dahinter eine \ 
bolischen?) empfange der pake und des mund 
za deren wiederfibergabe an den brtatigam 
gemeinschaft, d. h. die jiem, was ith g^rmuntas^ 
möchte, sammt dem Mandoald, au Sachen^ AaeoiiAta dt^ 
gegen nimmt communia f&r acc« plur., der dam ab aü 
eoidem arana paralleler ausdrack beide mate ton tradei« 
abhängig wäre, and sohoii delshalb wahrseheialioh ont 
recht, weil man das eine mal mit dem ilkf e)s iiil:^. -* so»- 
oepit ins gedrftnge käme. Vgl. p. 47 sotlfiSi et maSer 
ipsam licentiam habeat cum amm$ res üMpt fr«prtei«4ae 
ei per lege conpetent (das sind doch woliL mobt die com« 
munia, als bona, die sie etwa fortan mit dem ehemanii 
gemeinschaftlich bes&fse?), eisende (die eriaabnils, sioh 
auszuwählen) qui mundium ejus in potestatem debeat ha* 
bere. Von einem ehemanne, der seine firau iomierentiai 
tödtet, verlangt Edict. Roth. no. 200 p. 50: conponat mille 
ducentos, medietatem iUis parentibus (verwandten) qoi eam 
ad maritum dederunt et Mtnidiiifii iu$eepenmi (das wirsB 
also verwandte auf ihrer — und nicht des mannes — * 
Seite?), et medietatem regi cet. Ich glaube nun den aats 
von eoque ab so flbersetzen zu mfissen: „Und solcher« 
gestalt setzten sich jene verwandte, nämlich: mit* 
telst der empfangenen pelze, und zwar: vörge* 
dachte sippe (germanitas) des in frage kommenden 
— eidem lui — bräutigams, und der von ihnen be- 
stellte (eorum) Verwalter des mundktm über letzte* 
res^. Vergl. z. b. ital. mettere al govemo, alla direzione 
di-, über etwas setzen, franz. pröposer* Allein franzOsiach 



roman. demente in den Iftogobardischcn gesetzen. 201 

auch remettre en possession, in einen besitz wieder ein- 
setzen. Mittere hat im romanischen an stelle von ^schik- 
ken^, den des „legen, setzens^ (s. Diez et. wtb. mettere) 
angenommen. Daher dann auch schon im Gloss. Epored. 
p. 219: Ponere i. mitere,, und p. 220: Ponentes i. miterUes. 
Sepe(m) mittere, einen zäun setzen p. 113. In launechitia 
ist It statt tt zu lesen, wie z. b. die Schreibung launechild 
(mit ch statt g: geld) p. 46 no. 184 klärlich zeigt. In 
dem comp, ist goth. huns lohn, unzweifelhaft der erste be- 
standtheil. Der schlufssatz, wie unser: „So geschehen^ 
(frz. fait) mit angäbe von ort und datum. Das oc (lat. 
hoc) ß^r: ja, in Langued'oc (lingua Occitana), und altfrz« 
o-il (jetzt oui) Diez gramm. 11,401. Gleichsam: das ist 
es; so ist^s, wie man im latein ja öfters hie ille verbunden 
findet Z. b. Hie est enim ille vultus semper idem quem 
cet. Cic. Tusc. III, 15, 31. 

2. Dens Dei notarius ex castro Lamello in caminata 
majore $ale domni Ottoni[s] camüi (ital. conte, frz. comte) 
palacii (des pfalzgrafen) et comitis ipsius comitatu (ital. 
contado, frz. comt6) LomelleMis (und grafen selbiger graf- 
schaft L.), ubi ipse in judicio (statt -um, zum gerichte?) 
adeset (adesset, oder tibi, wie öfters, ft)r „wohin^ genom- 
men, aus adiisset; und der conj., um das mOssen auszu- 
drücken) justüiam fadendum ae deliberandum^ adesent (conj. 
impf, statt adsint oder adeant) cum eo Uli et Mi judicie 
sacri palacii (sollen erscheinen mit ihm die und die rich- 
ter; ital. plur. giudici, frz. juges) et reliqui plures. In den 
anfangsworten glaubte ich zur noth domus Dei, des got- 
teshauses, wie unten sacri palacii und im Edict. Liutpr. 
p. 99, suchen zu dfirfen. Anschütz belehrte mich aber, 
wir hätten es hier mit einem formelhaften namen, wie Deo- 
datus, zu thun, zu welchem zwecke auch das gleichbedeu- 
tende Devadatta im sanskrit häufig genug zur an Wen- 
dung kommt Es ist dann aber weiter deutlich, dafs Dei 
nicht, wie Vesme annimmt, der genitiv von Deus sei, son- 
dern als dei die vielleicht mehr als blois schriftliche ab- 
breviatur von dedit ftir Deusdedit in meinen familienn. s. 



202 PoU 

694. In betreff des caminaia 8. Promis bei Veuia p. 241 
vgl. 248, ital. camminaia (hier: mit einem kamin TerBe« 
henes beizbares zimmer, nicht: gang, Ton e ammim o ^ ftfc 
chemin Diez et. wtb.), mhd. kemmUUe Beneeke wOrterik I^ 
795. Darf man an stelle von sale, das nnr gen. aii 
könnte, sala herstellen, so erhielten wir die $(Ua 
(letzteres als dem sala beigegebenes adjekt.) bei 
a. a. o. Sonst müfste die camÜMta ein theil der aala i 
und wäre dabei auch vielleicht noch zweifelhaft, 
das majore (zur noth auch gen., dessen s im zisohlaat 
sala untergegangen) zu ziehen sei. Im frAheren langobai^ 
dischen Zeitalter bezeichnete sala den viehstall mit Irirtei^ 
Wohnung (sala cum curtile, etwa wie foenile, ans ohon 
Graff VI, 176). Des weiten umfanges wegen aber sei es 
nachmals auf die oeci (säftle) magni nostramm aedhim 
fibertragen, in quibus caminus medio jam pavimento looa» 
tus, postea et nunc parieti adjectus com fbmaiiola — Ital. 
far giusti%ia bezeichnet spezieller: einem sein reeht antbim; 
auch — einem Verbrecher durch hinrichtOBg: — „hin- 
richten^, wie man ja auch im deutschen timlich sagt. 
Frz. faire justice j execution halten, strafen. Das faciem>» 
dum fibrigens braucht nicht in das gerundir -owi Torwan- 
delt zu werden, indem justitiam der von jenem abhftng^ige 
accusativ ist. Höchstens hat man vor dem gerondiom ein 
ad zu ergänzen oder es f&r faciendi — - causa zunehmen» — 
Ibique eorum teniens presencia domno illo aba wumesierio 
(das erste e ungenau statt a) sancti Uli (statt illius schon 
bei Cato Prise, p. 694 mit vielleicht volksmunde entnom- 
mener regelmäfsigkeit) tu loco illo cepii (coepit) dicere. 
Und dorthin (ital. andar-vi, dahin gehen, mit üi, fix- Jf» 
aus lat. tbi) in deren gegenwart (statt in praesentiam) 
sich begebend begann der und der herr (oft dam 
gekfirzt aus donno; und t//o, it. eUo, entsprechend einer 
form wie ollus^ nicht ille) abt {aba eine kürzung st. ÄIh 
bäte, frz. Abb^, wie z. b. podestä) an dem kloster des 
und des heiligen, belegen da und da, zu sagen: 



roman. elemente in den langobardischen gesetzen. 203 

Volo eliere*) ille et ille judex (f&lscblich nominativform 
8t. acc.) et eocaV mihi ad pars (st. partem) tpsius mono- 
sterio (das subst, wie im ital., obne casuelle Veränderung, 
und nur durch den beisatz als genitiv kenntlich) in placi- 
tas peragendum^ alii (st. acc, it aUrt, frz. autres) conpeU 
landum, responsum dandum, finem faciendum et recipien- 
dum ac per legem querendum (d. i. quaerendum) et eqcien" 
dum (excuciendum? Vesme; also das durchstrichene q = 

cu; it. riscuotere debiti; kaum von executare) tanquam 

fecisset^ d. h.: ich will mir erwählen den und den 
zum richter und vogt abseiten des klosters (vgl. 
ii. per parte, del parte del Re u. s. w.) zur ffihrung von 
rechtssachen (dgl. s. DC; it. piato proceis, was jedoch 
m., frz. p/atdoyer u. s. w.), andere vor gericht zu for- 
dern (schon im latein technischer ausdruck), juristischen 
ratb zu ertheilen, und, wie ich vermuthe, zu allerhand 
finauziellen besorgungen. Liefse sich das finem fa- 
cienda ni auch allenfalls auf beilegen mittelst gQÜichen 
Vergleichs deuten, wie beim DC. (auch finire) f&r: compo- 
nere de lite, de crimine vel de alia qualibet re: so zeugt 
das an finis sich lehnende finanna dergl. Diez et. wörterb. 
in Verbindung mit dem nachfolgenden dafür, es handle sich 
an dieser stelle um geldangelegenheiten. Das recipere vom 



*) Ital. dtggtre^ seegHertf erwählen. So frx.^et//er, rweaier, it. rUvegliart 
(re und ex) aus vigilare. Negghienza trftgheit, Verdrossenheit, neben negli- 
gmza. Vergl. in einer andern handschrift reiionU statt religionis p. XXIX. 
Femer p. XXvill: Item enira abetnr (vgl. in. il jr a, es findet sich darin) 
in eodem concilio (concile) nt eomm qui addordinarü diveninnt fldes et vita 
prins ab episcopo dilienter (diligenter) detscueiatur (discntiator ; it. discntere, 
genau untersuchen; gleichsam ausschütteln) et sie ordinentur, qui — direniont, 
welche zum ordiniren (um ordinirt zu werden) kommen. Addordinarü mit 
proklitischer anlehnung der präp. wie weiter zurück adduxorem. Allein wir 
haben es hier mit der in romanischen sprachen so geläufigen structnr (inf. 
mit präp. ad) Diez III, 216 zu thun, so dafs doppel-i in ordinarü unstreitig 
die länge des i im inf. pass. anzeigen soll, obschon auch das activum stehen 
könnte, et forsch. II, 508 (3). Nicht etwa: welche (woUen) zu ordinarü 
werden (it. divenire). Denn ordinarü bezeichnet sonst nicht: ordinirte 
Priester, sondern beim DC. dignitates Ecclesiarum, quibus competit aliqua 
jurisdictio (no. 6) nnd Canonici Ecclesiatnm CoUegialinm (no. 8), was hier 
nattrlich nicht pafst. — Ebenda: ftigivi (ftigitivi) clerici et pregrini ad 
nullo (bei keinem; kaum für ab) recipiatur (sing, stott plur., wahrscheinlich 
indem man an jeden einz^en dachte). 




WA FMt 

einnebmen des geldes; vgl. it. rieeüUore^ firs. 
einnehmer. Vgl. bei DC. ftm» 3. Paota 
quae ineandoram praediorum cauaa ▼«! domino 
tar a native tenente, Tel elocanti a oonduotore (•!■»:& k 
pacbtgeld) und 4. Mulota gravior, engl, /bm (geUktt^), 
Also die Zahlung gewissennaften ab äoblnfqpimei desisai*» 
Streites. Vgl. indefs auch Edict Roth. no. 281: IXi: flala 
(von diebstählen) et pena fenita (und der featgasaislea 
pön oder strafe). Lat. finire statt defidre, ftataetawu^ be- 
stimmen, z. b. Liy. 40, 44, 10: De peonnia /bnfNr. — Ols 
querendum ist schwerlich von queri zu leiten, wilokat, m^ 
gef&hr im sinne des ital. querelarej gerichtlich klageni hier 
f&r: „schulden einklagen^ gebraucht sein mftlale. Viet- 
mehr, da e im MA. unzählige male die stelle too «e ein- 
genommen hat, von quaero (ital. cAfedsre, nit d atatt r: 
begehren, ersuchen, fordern), wie EdioL Lia^. p. 141: 
querai (er fordere) ab ipso furone (iure) eotip^tiUomem. Im 
Oloss. Epored. p. 220 invisticare (inveslqpM) i. 
also suchen. Dagegen p. 66: Et si il\e qti 
rere aut exegere (exigere, it. esigere) videtar (dem ea be- 
liebt, obwohl qui darum nicht f&r cui steht), ab ipaia m- 
sticis feritas aut piagas (schlage oder wunden) haboerit 
facta[-8, wegen des in sicut nachfolgenden weggeblieben]. 
Et si aliquis ex ipsis rusticis occisus fuerit, non.regifJralMr 
(soll kein wehrgeld verlangt werden) qnia ille qui ecun oo 
cisit (auch ital. prät mit s), se defensandum et res 
imdicandum (indem er sich vertheidigte und sein 
thum wieder zu bekommen suchte; ganz nach dem, im 
romanischen fiblichen gebrauche des gerundiums) hocegit. 
Ebenda: Si per quacunque causa (statt acc.: aus irgoid 
einem gründe; vgl. ital. perche, percio) rusticani (wie s.b. 
franz. pays-ans) se coUegerint et mancipium (viel- 
leicht coUectiv: sklaven) aut peculinm (vieh) de manu (aus 
der band des besitzers, ihm unter den bänden weg, oder 
instrum.: mit gewaltthätiger band) tullerint (abstulerint) 
quod de casa servi sui dominus tollere voluerit. — Das oo- 
caV Heise sich allenfalls auch vocaiur lesen, in welchem 



romaD. elemtnCe in den Ungobardischen gesetsen. 205 

falle das mihi nicht zu eligere gehörte, sondero als instr. 
dativ (a me) zum passiv, wie im griech., seltener im lat« 
Krflger gramm. §. 361 : ,,Und er wird von mir berufen^ 
vgl. vokazion. DaTs aber ein vocaius statt advocatus gemeint 
sei, erhellet aus der nachmaligen erw&hnung eines monesterii 
tuivocator^ it. atwocaiare^ d. h. als nom. ag. advocati (ital. 
atwocato advocat, der als recbtsbeistand herbeigerufene, 
passivisch 1) munere fungens, der advocirende, von avvo- 
care, advociren. So erklärt sich unser kflster, bei DC. 
custar neben custos ecclesiae, firz., coiUre kirchner, mit nich- 
ten unmittelbar aus custos^ sondern aus ital. custoditarey 
fem. custoditrice (DC. custodrix mit wegfall von t: custos 
femina). Vgl. auch noch im Boethius das sonderbare Tor- 
quator Mallios (statt Torquatus Manlius), Diez altrom. 
sprachd. s. 51, wo r nicht statt s verlesen sein kann we- 
gen Torquator im cas. obL v. 40. Zwischen tanquam 

fecisset ist unstreitig derjenige zu nennen, dessen beamter 
der rieh ter und vogt ist: Gerade als hätte es der sel- 
ber gethan, dessen stelle jener vertritt. Ei taliter ibi 
presens otnum (presentia hominum, s. die abbrev. Baringii 
Clavis Dipl. hinten p. 6: in gegenwart der obgenannten 
leute; nicht etwa wie ital. presenti i tali) predictus illo (it. 
e//o, er, woher qu-elloj jener, vom mit qiiä, dort) Abate 
(ganz ital., trotz des obigen, vielleicht blofs in der schrift 
gekürzten Aba) ex eodem illo (sc. monasterio) judicem suum 
et ipsius monesterii advocatorem (vogt, advocaten) elexU 
(wie ital. elesse statt lat. elegit) qualiter supra declaratum 
est (etwa hier punct?) ex ac (hac) noticia (nach dieser 
kundmachung) qualiter acta est causa [sie, oder: id] ßeri 
amonuerunt (so solle es gehalten werden, haben die anwe- 
senden erinnert; ital. ammonire mehr in diesem sinne als 
„verwarnen^, was aber fQr letzteres kaum zu annähme ei- 
ner comp, mit a, und nicht ad, berechtigt) .... e (in der 
iQcke etwa: ex lege oder legitime?) et ille ego (hier des- 
sen name) notarius sacri palacii ex uxione (jussione nach 
Vesme) ipsorum comiti[s] et judicum amonusione scipsi 
(scripsi) anno imperii dömi etrioici imperatoris deo propi- 



206 Pott, Tomaa. alemtnto in den Ungob«idisöh«n gatelsen. 

cio („durch gottes gunst^ blofs bezogen auf das zahlwort, 
nicht etwa gleich onserem: „von gottes gnaden^) ftitiilo, 
quarto die mensis decembris^ indidane secunda. Dies be* 
stimmte datnm, fallend auf MXVIII onserer zeitredbnnng, 
vielleicht nur des beispiels wegen. Was den eigeonamen 
etridci anlangt: so meine ich, das eine der beideir ei sei 
irrige wiederholnng in der sohrift, und (wahrscheinlich sammt 
dem imperator blofs ideeller weise) entweder ein Eikeriemi 
gemeint, was Förstemann namenb. I, 370 jedoch ft&r blofoe 
entstellung aus jäl&kgiOQ .ansehen möchte, oder JJadsriek, 
Hederich s. 647, welchem könnte nach kngobardischer 
weise h abhanden gekommen sein. Bei amonusüme ist 
klar, dals ital. ammaniAume vermahnung, lat. admomiio^ 
mahnung, darin stecke. Nur bin ich Aber den casus zwei- 
felhaft Ist es acc statt admonitionem (ich habe diese 
aufforderung zur nachachtung geschrieben)? Oder ablativ, 
der mit ex uxione parallel w&re: Ich habe aof befehl und 
die mahnung — gegenwärtiges geschrieben? Im letzteren, 
mir unwahrscheinlichem falle käme man jedoch mit dem 
ipsorum ins gedränge. 

Pott. 



(Fortsetzung folgt.) 



Elindy pelasgiach — albaoisch — griechisch. 207 

Pelasgisch — albanisch — griechisch. 

Den lingaisten ist bekannt, dafs dr. v. Hahn, österrei- 
chischer generalconsul in Griechenland (früher in Epirus), 
in seinen ,,albanesi8chen Studien^ (Jena 1854) zuerst ein- 
gehender mit der abstammung der heutigen Albanesen und 
mit ihrer spräche sich beschäftigt hat, und dafs er dort 
die meinung aufstellte, die Albanesen seien die nachkom- 
men der vorslawiscben urbewobner des landes, der Pelas- 
ger. £r erklärt sich offen ftkr das pelasgerthum der Al- 
banesen, und zugleich hält er pelasgisches und hellenisches 
filr so innig mit einander verschmolzen, dals er das eine 
von dem andern nicht trennen kann. Den hauptbeweia 
dafbr gründet er auf die zwischen der albanesischen sprä- 
che und der ältesten griechischen götterlehre aufgefunde- 
nen beziehungen, und schon einige jähre vor ihm hatte 
der docent der hellenischen und lateinischen literatur an 
der Otto-universität in Athen, namens Kupitoris aus Hy- 
dra (deren be wohner bekanntlich albanesischen Stammes 
sind), eine abhandlung über den nämlichen gegenständ ver- 
öffentlicht, in der er nachwies, dafs der albanesische volks- 
stamm hellenisch, nämlich pelasgisch oder äolisch sei, da 
die albanesische spräche viele beziehuugen zur äolischen 
habe und die wurzeln der letzteren in der albanesischen 
spräche sich vorfinden. Auf der durch v. Hahn gewonne- 
nen grundlage f&hrte dr. Beinhold, der bereits seit längerer 
zeit in Griechenland sich aufhält, in seinem im jähre 1855 
in Athen erschienenen buche: Uekaaj^ixd. Noctes Pelas- 
gicae V. Symbolae ad cognoscendas dialectos Graeciae Pe- 
lasgicas, wozu im jähre 1856 noch drei Supplemente ka- 
men, jenen gegenständ weiter aus, indem er darin die alt- 
pelasgische abkunft der heutigen Albanesen Griechenlands 
behauptete und ihre spräche f&r die uralte muttersprache 
erklärte, aus welcher die griechische und lateinische her- 
vorgegangen seien. Neuerdings erhalten wir aus Griechen- 
land eine kleine schrift: „die nutzpflanzen Griechenlands. 
Ifit besonderer berÜcksichtigQng der nengriechisohen und 



206 Kind 

pelasgisohen Tulgamamen. Von Theodor von Heldreich' 
Athen, Wilberg 1862), welche, wie dies aohon flir titel 
lehrt, mit dem nftmlichen gegenstände anf das geMuette 
zusammenhängt. Der Verfasser dieser sohrift, der als di- 
rector des botanischen gartens und der kgL landeabauiH 
schule, sowie als conservator des natorhistorisohen nrnsmins 
in Athen und nach längerem aofenthalte in Grieohcnlid 
mit der pflanzenweit des dortigen landes sorgfthig aiofa be- 
schäftigt hat und in seiner schrift eine Qbersicht der mita- 
pflanzen Griechenlands giebt, hat den benennungen der 
pflanzen zugleich die neugriechischen und pelasgiscbeo (al- 
banesischen) vulgamamen beigefilgt, jedoch, wie er in der 
einleitnng ausdrflcklich erklärt, „mit absichtlioher Vermei- 
dung der aus dem altgriechischen in die hentige Schrift- 
sprache fibergegangenen und wieder eingefbhrten benen- 
nungen^. Dabei bemerkt er, dals die anf diesem felde 
bewanderten botaniker und Sprachforscher „Aberrascht sein 
werden, dals sich eine verhältnilsmäftig so groise anzaU 
alter pflanzennamen in der heutigen volkMprache erhalten 
hat, wenn auch nicht immer in ursprflnglicher jform und 
reinheit^. Er hat übrigens in seiner Zusammenstellung nur 
solche namen aufgenommen, die er selbst geh^M hat und 
deren echtbeit er verbürgen kann. Ein besonders sprach- 
kundliches interesse, meint er, wQrden die pelasgisohen (al- 
banesischen) pflanzennamen gewähren, welche er, zufolge 
seiner mittheiluug, nach den angaben des genannten dr. 
Reinhold aufgenommen hat. 

Ich unternehme es in folgendem f&r diejenigen, die 
sich mit dem gegenstände nicht näher beschäftigen, einen 
thcil dieser fibereinstimmenden neugriechischen und pelaa- 
gischen (albanesischen) namen von pflanzen Griechenlands 
zusammenzustellen, fiberlasse jedoch das urtheil fiber die 
weiteren ergebnisse dieser fibereinstimmung, namentlich die 
beantwortung der frage, ob und inwiefern daraus die alt- 
pelasgische abkunft der heutigen Albanesen zu folgern sei, 
den sachverständigen ethnographen und linguisten. Die 
bezugnahme auf altgriechische namen habe ich dabei. 



pelMgiBch — albanisch — griechisch. 209 

wenn auch nicht f&r imerläfdicb, doch f&r zweckm&Tsig 
erachtet. 
"Jöxaj neugriech., der schwamm, pelasg. eska. 
Tlrigi^ und (fragt], — das farokraut, — fteri. Schon 

die altgriechische spräche hat daf&r den namen nrigig. 
t6 'Pv^iy — der reis (altgr. jj oQvCa)^ — rys, i^yste. 
fj ^dxxagijy — , der zucker (altgr. ro amcxag^ öax^agt, 

adxxaQOv)^ — sahar. 
t6 Kakdf4$ — das röhr (altgr. 6 xdkafAog)^ — kalm. 
rj KvnBQTiy — die manna (altgr. 6 xvmQoq, xvnetgog), — 

kfiper. 
To Ilgdaovy rd ngdaa, — (auch altgr.), der lauch, — 

präs (plur.). 
TO ^Ttagdyyij — (altgr. 6 dandQayog)^ der Spargel, — 

^spöröng (plur.). 
2a(pgägj — der crocns, — safora. 
ro JSaXbUy — der salep, — sal^p. 
17 KovxxovvaQf]d*)j — eine fichtenart, — kukun&r&. 
17 BtlaviSr^dy — die knoppemeiche (altgr. ij ßdXavog), — 

lönd«. 
i} Kaaravrjd, — der kastanienbaum {ro xdaravoVy auch 

altgriech., die frucht), — kftstftnje. 
17 MovQrjdy — der maulbeerbaum (altgriech. ro fAogovy 

die maulbeere), — mur^. 
fj JSvxtjdy — der feigenbaum (altgriech. tj avxia\ ro av- 

xovj die feige, — fik. 
f] yiinovridy XißovSid — ein kOchenkraut, — leböte. 
rj Adqrvti, — der lorbeer, — dafne. 
ro MaQovX^ — der latiicb, — marul^. 
TO 'Pi^dgiy — der krapp, -— rese. 
TO FiaoBfAif — der Jasmin,. — ias&mi. 
6 BaaiXixog, — das basilikum, — vasiliko. 
ij jiiyct(fridy Xv^agid^ — eine art weide, — ligar^. 



*) ▼. Heldreich schreibt die endung der namen von bäumen in der nen- 
grieohiMhen spräche (im altgriech. ^a) flwt dmrchgttngig lya, wofür andere «« 
schrelhen. Ich habe diese schreibong beibehalten. d. e. 
Zehsehr. f. Tgl. sprachf. Xn. 8. 14 



210 



to Sv^isdiAiy aovaafii, - der sesam (altgr.i? ütiedfuti) — 

susam. 
TO JSihvoVf — (anch altgriecb.), der eppich^ Sellerie» — 

seline. 
6 Kiaaog, — (auch altgr«), der ephen, — kisso. 
TO yiqdeivi, — eine mohnart, opium, — afion. 
TO 'PaTtaviy der rettig (altgr. rj ^aq>avlq\ — rapani. 
xa XvfAOVixd, — die Wassermelonen, — chimiko. 
7] MoXoxcc, — die malve (altgr. ^ f*oi,6xv)j — rnuUge. 
TO BafAßdxij — die bamnwolle, — panibak. 
7j Mvgixfjy TO MvqbIxi, — die tamariske (auoh akgr. 17 

fivglxij\ — myringe. 
^ ^Qccnna, fPgaTtnfjd, — pompelmafs, — frappa. 
17 KiTQfidj — der citronenbanm (altgr. 17 xitgia\ — ki- 

tre, die citrone. 
17 Aufiovridj — der gewöhnliche citronenbanm, — lämone. 
fl IIoQToxaXkfjdf — der sü&e Orangenbaum, — portokal^ 
rj NegavT^ridf — der bittere orangenbaom, — nerfloae. 
d 0k6fAog, — die Wolfsmilch, — flom. 
^ <I>i0Tr3Xtjd, — die terebinthe, pistazie, — fittiki& 
6 JSxivoq, — der mastixbanm, — skind. 
rj JSovgßfjd, — die eberesche, — surbe. 
17 Meamkfjd, — der mispelbaum, — , die frQchte rd fwva-. 

fAOvXa^ — musmule. 
TO TgiavrdtfvXX^^ — die rose, — trantaph;^ll6. 
17 !AfivySakfjd, der mandelbaum (altgr. ^ afAvySaXia)^ — 

'mygdal^. 
ij Kagaaidy — der kirschbaum, — kerasiö. 
TO TgifjpvkXtf — der klee (altgr. t6 rgi^vXXoVy rgigwX" 

Xiov) — triphyll. 
TO Aa&ovgiy — die kichererbse (altgr. 6 Xd&vgoq)^ — 

lathurö. 
17 Kdnnagri^ — der kapemstrauch (altgr. >J xdnnagig)^ 

— kappar. 
TO KdgSafiov, — die kresse (auch altgr.), — kardamin& 
17 ^PiydvYi^ — ®^° wildwachsendes kraut (altgr. t6 ogi^ 

yavov)^ — rigan. 



Kind, pelaagisch — albanbch — griechisch. 211 

TO OvuccQioVj — der thymian (altgr. 6 \hü(Aog\ — thymar. 
To Hijyavov, 6 äni^yavog, — die raute (auch altgr. rö 

TO Aivägi^ — der flachs, der lein (altgr. t6 Xlvov\ — 

linar. 
fl MvQTfjd, — die myrte (altgr. 17 fAvgrla^ (AVQClvri) — 

myrtä, auch inerte. 
TO rovlidf — die kohlrfiben, — gülia. 
^ 'Poxa, anch*Pot;xa, — eine gemCtoepflanze *) — Voke. 
7j *EXT]d, — der Ölbaum (altgr. 17 kkala), — ull. 



*} Sie ist das Ev^wftov der alten Griechen, worana die vulganprache 
die benennung ra '^or^ara, als eine bezeichnmig derselben pflanze , ge- 
macht hat. 

Theod. Kind. 



14* 



212 Schmidt 

De inicriptione Cntenti qua contiiittiir Lyttiomm et Bolocntlonni iMdM 
scr. Htnr. Bernh. Voretzsch. Hai. 186S, 88 f. 8. 

Nachdem eine ansahl liogerer kietieefaer litel bekannt ge- 
worden sind, echien es dem verf. dieser sorgfUtigen nnd mit aas- 
reichender sachkenntnifs gearbeiteten dissertation an der wät, 
aach den kretischen dialekt snm gegenstände einer besonden 
forschnng an machen. Die frncht seiner Stadien hat er biajetrt 
theilweise in einem commentar za dem anf p. 3 restitairteii be- 
reits 1855 Ton Rhangabis bekannt gemachten titel niedergelegl: 
wir hoffen aber, dab diesem dtnrch die gewihlte fbrm aefar mi- 
beqaemen nnd einer klaren einsieht in die eigenthfin 
des kretischen dialekts sehr hinderlichen Fragmente bald 
vollständige nnd übersichtliche abhandlnng Qber diesen 
santen gegenständ folgen werde. Denn weder bot die Terhllt- 
nifsmäfsig knrse Inschrift ausreichende veranlassong ins detail an 
gehen, noch deckt das beigegebene inhaltsverseichnib den eben 
hervorgehobenen mangel an ordnnng und beqaemlichkeit Eine 
Verarbeitung des reichen, aus Hesjchios (d.li. in diesem falle 
aus Hermonax und Porsillos Hierapytnios) beMohClieh an ver- 
mehrenden Stoffes nach der von L. Ahrens befblgten metfiode 
wurde au(serdem den grofsen vortheil bieten, dab verUfslidies 
und sweifelhaftes , vereinzeltes und durchgreifende abweichungen 
der kretischen mundart von andern dialekten sich klarer schei- 
den würden, namentlich aber eine fortlaufende vergleichung mit 
dem lykischen, welche ein versuch über das kretische nicht un- 
beschadet von der band weisen kann, ermöglicht würde. Nach 
s. 16 scheint es zwar, als ob dem verf. diese nothwendi^eit 
klar gewesen sei, allein an andern stellen, wo eine hinweisong 
auf die Übereinstimmung mit den lykischen sehr am platze ge- 
wesen wäre, vermissen wir dieselbe. Hat doch selbst herr J. J. 
Bachofen in seiner mit grofser wärme und begeisterung gearbei- 
teten Schrift: das Ijkische volk und seine bedeutang far die ent- 
wicklung des alterthums, Freiburg im Br. 1862 p. 14, 4. 21, 1 
nicht umhin gekonnt, umgekehrt blicke von Ljkien nach Kreta 
hinüberzuwerfen. Wir wollen gleich an einem significanten bei- 
spiele hervorheben, was wir meinen. S. 14 stellt hr. V. sehr 
treüeuddßX6nig(dßXom'g?)' dßlaßig. Kg^reg mit aQon^ trat' 
irar(a/)f(Tai. Kf^ttg, beides aus Hesychios, zusammen. Für 
letzteres hat zwar Meineke dQonfjaar nat^oai vorgeschlagen. 



anzeigen. 213 

was herm V. entgangen za sein scheint, allein offenbar verdient 
natayijaai den vorzog vor ögoTr^caif da sich aßXaßig zn a§Xo' 
nig (s. 6. Cartias etym. II, p. 114) gerade so stellt, wie dgaß^- 
cai zu agon^cai. Dies on für aß aber ist aach lykisch, wie aas 
der landesablichen ausspräche and Schreibung der Stadt KdßaX- 
hg oder KaßaXig (letzteres griechischer) entnommen werden 
kann, welche KOhAAAE d. i. KoaaXle war, mit regelrechter 
wegwerfung des finalen sigma and dem im lykischen gewöhnli- 
chen abergang des l in e. Vgl. auch xaßdXXtig' iQydirjg tnnog 
und 9 xonnUf wovon xonnaiiag Innog. Bei der gelegenheit sei 
auch gleich bemerkt, dafs nicht blos vor dem ;r, sondern auch 
vor dem q> sich im kretischen dialekte o statt a findet, wie auch 
anderw&rts, z. b. än6yQO(pov (von V. übergangen). Wie aber um- 
gekehrt im kretischen a für o eintritt: avcuQog (= oveigog, wie 
pidyatQog)^ avoQ = ovoQy agteXfia s= o^eX/io, dgAi^ai = Ofu^ai (?), 
KagrefAviÖBg (?)' oi Pogtivun^ so wird auch lykisch: 'Enati- 
Itfug in iMTAMNA d. i. 'Hnatdiiva(js) verwandelt. VgL auch 
ndögifUL == xödofiUf wovon unten: (cfux wie eme in tedieme). 
Wir werden . noch weiter gelegenheit nehmen auf die Verwandt- 
schaft beider sprachen zurückzukommen und lenken für jetzt ein, 
um herrn Y. auf seinem wege zu begleiten, indem wir den index 
als fahrer durch seine etwas labyrinthischen gänge nehmen. Nur 
eine bemerkung wurd räthlich sein vorauszuschicken, dafs näm- 
lich schwerlich für ganz Kret& gilt, was wir schlechtweg als kre- 
tisch zu bezeichnen gewohnt sind, sondern dab sicherlich selbst 
nachbarstfidte einen abweichenden dialekt redeten. Da Hesych 
die Polyrrhenier besonders erw&hnt (Ahrens Dial. 11,426) und 
Porsyllus zu Od. /, 444 besonders die Hierapytnier hervorhebt, 
dürften diese die abweichendsten formen gehabt haben. Aber 
anch in dem von Richard Bergmann, Berlin 1861, herausgegebe- 
nen Foedns a Qortyniis et Hierapytniis cum Priansiis factum 
verdient es beachtung, dafs die formen tovg und tig^ — ovg und 
og nach einer bestimmten norm wechseln. So ist denn auch der 
gebrauch des digamma auf Kreta ein schwankender, wie z. b. 
das eigentlich fehlerlui^ digammirte ^ißog (— denn i ist wie im 
b(k>tischen hier ^ — ) neben ^i6g b= ^Bog zeigen kann. Ueber 
das digamma handelt herr V. 8.6—10, auf veranlassung des 
Worts BoloBrrm, bewohner von Olus, und entscheidet sich da- 
hin, dafs in der schrift dieser laut sowohl durch C oder F als 
darch B wiedergegeben worden sei, die vertretang durch PTT und 



214 Sohmidt 

dagegen, deren annähme auf den Worten tq9 =a a/^ mÜg^g 
<Eckhel n, p. 308, O. Gurtins II, 176) lU^; 'Oa^og YMmm^ 
*OQirQtog beruhe, mindestens sehr sweifdUbaft seL In bes«g mtt 
tQB können wir hierin troti Cortins II, p.40 nur beipffiehlea^ 
obschon wir gewünseht hfitten, dab sich herr V. über das f^ 
welches in der kretischen mnndart ein überraschend hfinfigsr ein- 
dringling gewesen sn sein scheint, bei dieser gelegenheit eCwaa 
ausführlicher hfitte vernehmen lassen. Denn auch im lykiMben 
spielt dieser buchstabe dieselbe rolle. Ich habe gelegentUoh iai 
Hesjch eine ciemliche ansah! ganz gewöhnlicher dureh diaa ^ 
Feruoderter worte nachgewiesen nnd bis anf weitres angedeoM» 
dafo sie, falls sie ihren nrsprung nicht blo(iBem Schreibfehler*) 
Terdanken, dem kretischen dialekt angehören dürften: fc gayufc 
ÖBdgoiKfog (?) dqimu mqtQwiaxetcu ctQoijvg tQatfog 9^17« mit 
nBtpqvyinho9 %Q9»fM u. s. w. Anf Mgommg hatte schon Ahreoa 
aufmerksam gemacht, und in der that wfire es nnler der foraoa- 
setznng sicherer beglaubigung das einsige, in wekhem rho noch 
als ^ gefafst werden müfste. Allein erwfigt man, dab mit ans- 
nähme von niqtQoiinteteu (Meineke su Aesehjlos p. 214) g^^f« 
nnd XQ9VIM alle das ^ nach dentalen aufweiseB (vgl. frans, per- 
drix) 9 und % aber uncfthlige male in 9^ und jf^ versdirieben 
sind, so scheint es gerathener tQi derselben categorie sQsuwei- 
sen, in welcher q -f dentale auftritt. Indeb erweitert sich die 
kaum gezogene grfinze wieder, sobald wir das lyldsdie heran- 
ziehen. Hier wird Lapara ApolSnidaft ProrevetM griechisch 
durch AoBnoQog AnolXw^idov IIvQifAmog (richtiger wire wohl 
Ilgofiti^img) wiedergegeben, wonach die silben Prore — den sQr 
ben Th/Qi — entsprechen. Eben dahin scheint mir das von 
Stepb. Byz. 346, 12 Mein, aufbehaltene nadgifia' w toi trkmf 
qiQvyfjiop zu gehören, wofern meine vermuthung, dab es mit ico- 
dofievetp verwandt ist, sich stichhaltig erweisen sollte. Abdann 
würde ein weiteres beispiel (fSar öq ^= d gewonnen sein, Proro- 
vetSü aber könnte zur vertheidigung von qtiwyd mtpgvYitip&p 
u. a. verwendet werden. Ueber noXxog s. Oortins 11, 176. 

Schwieriger ist die entscheidung über o für/*, da sich einer- 
seits das wohlbezeugte dodv nnd ^oacop immer wieder in den 
weg legt, anderseits nicht unmöglich wftre, dafs im wortanfimg 



*) Als solchen betrachte ich dgnidtoa^^ agnidoitq o. s. w. trots igiudott^ 
flir anidlacu ^ ofiaXUfau 



anzeigen. 215 

o SB ot; EU fassen ist» wie denn sach Tryphon cvilspa w^^ig 
geschrieben fand ond das böotisehe vQnyakiog schwerlich etwas 
anders als (6)vQ€iyaXiog bedeatet. Jedenfalls ist ansprechend, 
was p. 10 nber *OJuaaijp (s. Cnrtios II, 148) und namentlich ub^ 
'ÖQtitQiog angedeutet ist Ueber Eavl^imp wird nachmals die rede 
sein: hier nur die bemerkung, dafs eine form jrqfit^og oder^o- 
j^a^og kanm snifiseig ist, da nur zwei kurze vokale nach aos- 
scheidQDg des ^ in einen langen verschmolzen, wie 4^iKra 4f a- 
f^ö&cu (ionisch ddrtf nach Meineke kritische bemerknngen znm 
Aescbjins p. 199. 240 ond Savelsberg qnaestiones lezilogicae de 
epithetis Homerids Aachen 1861. 4.% ^oßaMog, xdßa^y daßBkog^ 
ißtßvg^ qtmßog o. a. für &tii x^$ &äjtog daXog qpoo;. Die Ver- 
wandlung der oonsonanten kommt bei herm V. im ganzen nur 
so weil ZOT ^raohe, als der zutritt oder Wegfall der aspiration 
darauf einflufs hatte. Nur s. 14. 23*. 27 behandeln im vorbei- 
gehn einzelnes «idre, nfimlich der übeigang der media in die 
tenuis, das X als Stellvertreter von ^, and die frage, ob auch im 
kretischen ^ in <r obergegangen sei. Wir wollen daher diese 
drei punkte vorweg besprechen. Die letzte frage beantwortet 
der verf. mit recht verneinend, wenn gleich G. J. 2554 TQCAA- 
AQCiQC um die dunkle glosse CBlwar ^etpot K^tBg im wege 
zu stehen scheinen: der Wechsel der liquiden ^ und 1 steht sir 
ober durch «^ceiAifc«», welches auch 6. Curtius 11, s. 1 35 aner^ 
kennt Aber berr V. findet dieselbe erscheinung aufserdem noch 
in^axi;- ^ami K^eg (Hesych.), Aixiog =» 'Piauog^ iXa%ia' 
idiQuiy Xav^ia' iuQ^ (sie), FeXxapog und Xat^w fwia Ilohf^' 
^Piou Ob wir hier auf ganz festem boden stehen, mochte ich 
bezweifeln. Von rtlxopog zu schweigen, welches nicht minder 
semitisch klingt, i^s ixi^tig (s. AI. MfiUer Sitzungsberichte der 
aead. der wiss. zu Wien XXXVU, 1. 2 (1861) p. 41), so ist Xatra 
kaum etwas andres als Xoana oder Xdftttjg von Xdfttm XAcupa^ 
wie damnig was ebenfalls stechtfliege bedeutet und kretisch 
0»mta (prca. K^teg Hesych.) lautete von öcuttm. Und wenn 
auch fiber die e. 24. 25 behauptete Zusammengehörigkeit der glos- 
sen Httxia und Xav^Ut kein zweifei obwalten kann, so bleibt 
doch ein XdanHP =» ^dflo^iP ganz unberechtigt. Wohl aber wäre 
zu erwarten gewesen, dafs herr V. Xavl^ia mit Eavl^imp zusam- 
inengestdlt hfttte, da sieh hier die befremdliche ersoheinung des 
V vor £ wiederholt. Etwas Iftnger mfissen wir bei dem ersten 
der angeregten punkte, der Verwandlung der media in die tenuis 



216 Schmidt 

Ferweileo. Sicher ateht, wie gesagt, n Or ß rw o bk iflimUg 
und o^oif^aa« == aßXaßig^ dgaß^am^ wovon oben nntar beiwle 
hang des lykischen die rede war; x f&r f scheint herr Y. ai 
bezweifein, allein mit unrecht Wäre ihm die note in Heqpdi 
I, p. 352, 81 gegenwftrtig gewesen, wfirde sdne entMhsidiqg 
vielleicht anders aosgefallen sein. Freilich »f^evsi* inäiMH^fUf 
gehört gar nicht hierher, snmal wenn man &e» erst In ijpi eor» 
rigirt 'Emi ist dorch 9ai9WBi and niiPtS so wie doreh ' 
(Ahrens U, 271 , Korn Greg. Gor. 851) vollstindig sieher | 
Aber kld'yog wird sich schwer von yXdyog losreifscn la 
ich achwanke jetzt selbst, ob ich xXavHiowp (so Sopingos 
tig far iÜLcami^mp)' XafiutQw6fU90g tag rnftatg mit vollem 
athetirt habe, statt es den Kretern cnsoeignen, trolidem ea Idcte 
der alphabetischen reihenfolge widerstrebt Ich halte dnm^ir 
ofodvp (wo Meineke ohne noth dyatnop) ffir ebenso liohtig^ wie 
dniitop' HQdnatop (wo Meineke dpftop verlangt^ vnd beidea 
far kretisch. Auch £(x^afi#ida^ [?]* ol Jo^tvrioi. K(fit9g ge- 
hört wohl hierher, obschon es verderbt ist Vor aUräi aber 
spricht fSr ans die so viel behandelte glosse ßaTxmp K(fit9C 
(Kifitfu der codex). Gegen Pearso Advers. I, p. 146, der ßai' 
nap verlangte, and Adrian Heringa'' bei Vakkanaift s. Herod. 
350, 21 (Böckh G. J.II,504a) der ßalna' top vorschlug, ent- 
scheidet sich Meineke wohl mit recht fSr laaac Vossens ßmtKap' 
{cäya) Kg^g. Grade dafs ßcunap genau dem von Lobeck Fbt 
rall. 142 besprochenen aJyap entopricht, wodurch wir auf oZ^a 
E=s oi^, wie 7 yXavna «= T^Xav^, ÖQixKii =3 d^i|, geführt werden, 
spricht sehr f8r Vossens ansieht Denn — diese accusativ- 
form ist Seht kretisch. Auch von Fogtvp kennt Stqph. Bys. 
212, 7 ed. Mein, drei accuaativformen 1) Fofgtvp^ 2) das homeri- 
ache r6(ftvpap 3) daa einheimiache r6gtvpap^ oig oftvpaPf wo- 
bei bekanntlich nicht die declination, aondem nur der accent be- 
rücksichtigt iat Von vornherein iat auch kein grund absnaehen, 
warum der wechael dea x und y dem kretiachen dialekt abge- 
atritten werden aoU, da ihn auch andre mundarten kennen (jm£- 
pcLÖoi = YPd&oif qtaixapop = mqyapop^ xagaßiÖBg => 7Qfift99g)f 
und umgekehrt 7 fSr x im kretiadien agynog =» agxev&og plats 
griff. Auch Tdp und Tipf (TV^V) för Jijp bezweifelt herr V., 
indem er vorsieht Zi^p und Jijp auf Jifap^ Tdp und J^p auf 
*tan (tonitru, topog) surdckzufShren. Andre beiapiele für t ^^ d 
fehlen allerdinga, wenn nicht tl^op' öbi^op kretiach iat Allein 



anxeigen. 217 

in diesem besonderen falle scheint ein andrer weg räthlioher. 
Tijp ist Z^r, wie ^rm/Aog = ^m/Aog^ tofiia = C^ffio, twV«, iftncu- 
t09iHf wo allerdings Lobek and Meineke bis jetzt lieber eine ver- 
schreibang yonZjiMIA in TAMIA a.s.w. annehmen. Anders 
PhiloL XVin, 232. Für ^miiog aber erscheint das dorische dm- 
fAog (adwfAog) grade so neben dem kretischen tmfAog^ wie Jijp 
neben T^p for Zijp. Was aber das absonderliche Tt^pa betriffity 
so kann es ein versach sein den laat darch ein schriftceichen 
sa veranschaolichen: doch wird es nicht anpassend sein daran 
zo erinnern, dafs die a&aqa^ woför im moskaaer cyrili mund- 
artlich aCi^a feststeht, kretisch iftidyiia hiefe. Uebrigens ist 
diese Terdoppiang in der schrift lykisch. Vgl. z. b. TTTTAPAxT, 
wie denn aach nn CC ^^ in lykischen Inschriften aberaas h&afig 
aaf consonanten folgen. 

Am aasfBhrlichsten, wie gesagt, behandelt herr V. die as(Mh 
raten, and allerdings ist über diesen Stoff die aasbeate reicher, 
der boden verl&rslicher. Was freilich bei gelegenheit des Zwg 
Btddrag {'Idijttig?\ den der verf« als niartog Fidias fafst, p. 15 
aber die raediae pro aspiratis gesagt ist, halte ich fSr sehr be- 
denklich, die zosammenstellang von al&Ba^ai and dXdaipaö^oif 
sowie die gleichsetzang von ßanop' mcop (Gayet, mM6p cod.) 
KqiitBg mit tipa»ip pisam gradeca für falsch: aßaxop' ttBcaip 
liegt sehr nahe. Als sicher bezeagte beispiele dürfen '&oid >» 
doid (jochX 'O'eana =» ddnttig gelten. S. p. 12 anm. Aach die 
Sporen eines abergangs der aspirate in die tenais (Ilvtiop IJoi- 
tiop [vgl. YBQoitap* ninnop Kqtfttg'] Ilvtpa? patere for Hv- 
&iap, tiQiog f3r ^iqwg^ KOfuip s» j^ofuip p. 16. 17 nebst dem 
von Voretzsch abergangenen OQ^Btog s» oQxev&og') sind zu schwach 
um weitere folgerungen zu ziehen, oder vollends sokfihnehypo- 
thesen darauf zu bauen, wie V. thut, wenn er aaag und ituuiog 
uns als kretische formen for ^ßiig und lq>tißog glaublich machen 
will. Dagegen kann man der p. 17 — 20 folgenden ausfnhrung 
fiber die verdr&ngung der tenues durch die aspiraten in den mei- 
sten Stacken und wesentlichsten punkten beipflichten, wenn auch 
das material vielleicht noch vermehrt werden kann. Als beson- 
ders gelungen heben wir heraus die deutong von dftoqt^etQäiaC" 
^ai (p. 19. 20), was auf ntag — per nares sonum edere 
surfickgeffihrt ist, zum andern die ermittlung einer als üipr^ia 
oder Ap&eia verehrten Aphrodite, StheneboS in Onossos, nach 
der der monat JiwtBog &s A^pQodicwg (anders Ahrens im neu- 



218 

aten heft des rheis. mot.) genannt sein könne. EineM wA g»- 
ringern grad von probaUiititt hat die dentang von b&ma^ (fro»- 
fo^ Ghiesnli, Böokh) aus wrs. tt p. 18. Anoh dab p. 29 der 
vtersnch gemacht wird die ftlle, in denen die tenoia nm 4tm aa* 
pirate verdringt ist, aaf swei vereehiedene claseen iia liifcwJBi » 
ren, wenn gleieh nicht aHe Alle darin antergehracht wwi— fcS»- 
nen, ist lobend ansnerkennen. Nach onserm verf. ftndel dia aa* 
pirate ihre erklftrong entweder in dem snsammensloCi tob 
ond aspirate (vn^x^cifiog =■ vnmti&i^ifiog)^ oder In der 
dong der tenoia mit der liqnidis q^ # oder der gprante { T m jg f H 
BeQ8K9P&og daxA^op). Diese beobachtang ist nen, sonst ist 
andern Seiten auf die Vorliebe der Kreter ffir die aspinrte] 
aufmerksam gemacht worden, Böekh G. J. II, 85a d02, 
II, 358, Meineke sa Aldphron p. 124, Schmidt PhBoL XIV, 206 
önd sa Heaych. Anfaer jiidiuMwtOy inijfif^tai imtjjjHaifmp^ i^^ 
&9ffi9 9x^dQ$6&ui XQ^oftog mf99»9yxm (?), welche V. aas den 
Inschriften, ond h ijfiicMi iafikmv £v^f6g tmtx^og^ weiche er 
nebat den minder so passenden nQOftaxog (aas fuu^it^ d. i. ßda^m, 
putfAOX») ^>^d Ux^^tu für die vertr etan g des n dorah x <uis He- 
qrchios beibringt, geh(lren mit mehr oder ndndsr wahrscheinlieh- 
keit hieher noch die bei denselben glossugiaphea angefahrten 
Worte dtQ9xiif iiiufwog a^gwXa axbtu^a «j^^asm iiftoßfi^ C"s oaid- 
9ig) ix^auiaag ijfioH?) iffivanf ixdvaoi. I^hns» jidolof^ tüxjBa 
(s Wkfra). Meinen beobaohtangen nach haftet non swar der 
eintritt der aspirate für die tenoia überwiegend an der gattorale. 
Indefa acheinen doch Oiqvto (C. J. 2554, 168) » mfPto (im99if\ 
Stji'og = Ti^totf, Juio^0«Qdl^aa&m, andp&a9 (» dmmpnip)^ Af- 
tutqff^g (? a d(^umjg) aoareichend aichere beiapiele, am berm 
y.'a annähme, dafa die tenoea überhaopt gern aapitirt worden 
aeien zo rechtfertigen, auf ao achwachen fÜfaen aach mancher der 
fBr dieae behaoptong beigebrachten bel^pe atdie. Wenigatens 
halte ich aeine etymologie dea wortea JüJLd&OQiHf^ obschon die 
progressive assimiÜrong XX^ Xfi richtig erkannt sein dürfte, f&t- 
ner die coujector ^0^909*) entschieden fir fehlerhaft; 



*) dafino¥' t6 nvgUipO^op AaKm¥t<: KgtiTiq hat der codex 
da/iofpai^fiq ^"^^ dafUHr^ntop mit oftenbarer Wiederholung dea Adnmv*^ aiu 
der umgebimg. ilvQitq'&or iet gekochte milch einer kuh, die Mun w it ea 
mal gekalbt hat, nicht lab, welches milch gerinnen macht. — Femer die 
kretische form für ^i^^ttparia wird wohl der laconischen /T^^e^orcia gUlch 
gewesen sefai» nicht ^«^tffi^ons. 



•Dseigeii. 219 

eilender, aar nicht ganz fibeneogend ist die finderang von a^ßa- 
a^B' duqt^aiQB in aaßaaüa (== crt)' dduiqf^aQe: iipoQKog aber 
und ifpoQxiom dörften ihre erklärong besser auf andern wege 
finden. G. Curtius II, 96. 97. Ein treflPenderes beispiel bietet 
Hes. Hv<p8Q0P = Kvjrgor, köpf, kapital 

Mit gleicher Vorliebe hat der Terf. aof anlafs des Wortes 
AvrrUtv L. 4 p. 11 die im kretischen sehr starke and eigenthfim- 
liche assimilation der consonanten behandelt Am h&ofigsten er- 
scheinen die dentale tenuis nnd aspirate verdoppelt tr und &&f 
&äXix&&a iMmvti iO^änag owftMq, (?) jivttog Avttioi hrttoi 
(qvae in moote sita longe lateqne in oooloe luceant) ittmv^ 
difajt otg^ vgiartoPf Ihtag^ *]VvttaQaiog («r), Xarta^ MiTfOfceror 
*xoT<raVa Inot *Tit&ep. ^noXdntiP., Die von V. nicht erwihnten 
sind mit * versehen. Unter ihnen weifs ich dtttduapop^ oq- 
p9viA8PWf nnd nottdpa' ^ noQ&apog magd Kgifci nichl so er- 
klfiren. NirtiQiiog oder Nvtriqaiog aber (auch im neotrnm, je- 
nachdem hafen oder Vorgebirge gemeint ist) anch Nitigaiop (Soid.) 
und NtwftQtog Xift^p (Cyriil. Voss. [^f]nriQalog Arcad. 49, 12 
NvrrtQBiog Gram. A. Occ. 11, 292, 23 geschrieben, entspricht ge- 
nau dem gesetz der kretischen mondart "Ittop' h K^tjrag will 
y. s: irtop setzen und ip corrigiren, allein wahrscheinlicher 
macht der kyprische dialekt, dafe ITTON am irrON verderbt 
ist und {p die richtige erklftmng ist Curtios II, 286. Nicht ge- 
naa ist das cital iittag etc. 5. Hesjchs glosse lautet iattag* 
nofaQog K(^ag. ^ tovg dyqiovg tQdytntg^ wonach Unag (väler) 
kretisehes prosphonema w&re. Auf der band liegt, dafs tmag 
gemeint ist, und so urtheüte Ifingst Taylor ad Lys. p. 443.700. 
Da jedoch Hesjch. Vf. 1, p. 148, 67 a«s Apollonios sqphista 151, 
18 tma einfach erklfirt paanaf^ nQog n^aßvtaQOP tifoirut^ 
ftQoaquipriaig scheint es trotz des möglichen sosammenhangs mit 
tan — doch gerathener die K^^tag auf die zweite bedentang 
ttJytig zu beziehen. Die richtigkeit dieses Verfahrens zngegebes, 
Ist die bemerknng „ortum videtur ez ifAtfag qmö certe Latinum 
ibez nos duolt^ nicht übel. Es wftre hiemritein schritt vorwfirts 
gethan das homerische t^aXog so erklären nnd der grund ent- 
deckt, weshalb Hemer grade Jy 105, wo er von dem bogen des 
Ijkierförsten Pandaros erzftblt, dies wort brauchte. 

mfiTix' iifiXa To£er ai^^op Af^iam aljog ^aJtotr — 
Die gnttorale ist aoeh im ioliscfaen lopXa (gemsenfeU) omi dem 
ionisdi-attischen lla^ erhalten, wibrend die andern mondartan, 



220 MuMi 

die Welldcht dareh ▼ermittlaiig der Kreter fon dem tbief« I 
nifs hatten, die dentelen oder epirmiite haben, emige k9Üm(;iM% 
die Böoter fWaU (•«?), die Macedonier ln&J^, andre. ImA« 
iacA^ laahi oder MidUgf. Vielleicht hingt damit der Ijlhiiu 
eigenname Ittas "Itta soaammen: •• Heqrch. II, 216, 72. 
falls ist es im xoeammenhange mit andern sparen deri 
keit des Ijkischen nnd kretischen dialekts interessant, 
bilingoe insohrift das lykische: 

x)>TTA|AAt(fittailai) 
dorch IKTAZAA (nimlich ^TTA dordi "Imag) 
nach über die assimiMrong des »f sa rr im lyktseben kein 
fei sein kann. Bei der geiegeaheit aoch die frage, in . 
besag an th&8P* tütuw (Hes.) das in lykischen tiftelä so I 
TEAtEME vi^ steht? Aas den besprocbnen beiqpielen ist klar, 
dafs valgires icr dareh assimilirang im kretisohea •— wenn aoeh 
nicht immer, s. alvicrer* vlmnü Kg^ttg ^ aa fv wurde. Nor 
latrci, wenn man es nicht als iiixt^g fslirt, sondern als Imty^, 
weist tr «■ irr anf, was der ansdrieklidie aosata l7sA«|^ffio« 
als poljrrbeniseh k«uiaeichnet, so dab ^ifafm ood ^^flmwa- 
MOP' iddafui ofrov KQ^t^g daneben gans gat bsslehsn m^Sgen. 
Aehnlich wird ofialXog den Poljrrheniem, «ffcS »■ if^^SiS den 
Kretern im allgemeinen angeschrieben. *— Anber fv a« icf stdit 
nar mr ss ^ in Xittua and (ra «■ rtf in UQUMßig gana sicher. 
Im fibrigen ist bekannt, dab gerade die verbindang rff den Kre- 
tern zasagte, wie aas hg ixopciy and den aocasati?endaiigen 
— a»g^ — üpg erhellt Bei Steph. Bys. Fala ist deshalb für 
fut^PMf ohne weiteres futQPOPg an schreiben, was heim V. p»27 
anm. entgangen ist Was sonst an assimilhrongea Toigebraelit 
wird, verdient allerdings das lob fleibiger sammlangen, giebt 
aber wenig sichern anhält Nicht einmal tllvifip' bhfisw {ci 
cod.) Kifit9g steht gana fest, da späterhin dieselbe glosse des 
Hermonax gemeint scheint, wo i%lLV0BP* Ulvöbp geschrieben 
ist: and so bleibt es angewib, ob das fest tUoirfa mit "^hbtt 
oder ixlmtiiup aosammenhingt Anf keinen bll m(k)hte ich 
ifudlog als i^itajijkog gelten lassen nnd vollends nnglaablick iat 
aptaXXay^p' dpomcaicaa&iu Kif^ttg » optutpohiYUP* Denn 
form der glosse, wie erklirang beweisen, dab es sich nicht nm 
ein präsens, sondern einen aoristns pass. in $rai handelt, der 
wie im lesbisch- iolischen and in der spräche der attischen trta- 
gödie sein €u rerloren hat Ueber £Uic^a^or war oben die rede. 



uizeigen. 221 

auch gegen ^afAfAmpia ss Sakiioavia ist wenig einsawenden; 
aXivvop* dfWÖQOP aber, was V. = SXvxpop setzt, scheint mir 
ans a%itf6v =» dxtdpop (vergl. dxiKtjta => dxix^ra) Terscbrieben 
ZQ sein. 

Das capitei de traiectione literarom s. 25 ff. giebt mir kei- 
nen anlafs sa weiterer aasfahmng. Wir wenden ans daher bald 
zn einem vom verf. abermals mit sichtbarer Vorliebe dorcbge- 
föhrten §. p. 21. 23. 28 fiber das jota, worauf ihn die accasativ- 
form !^Qia (d. L nach meinem dafürhalten ^geva üig^a jigta 
wie vifog viog) z. 6 seiner Inschrift fahrte. Besonders hervor- 
zuheben ist hier des verf. schone conjector in C. J. 2544, 171 
nal naUowta [a] diät' dxQBoidiafur^TJlJlJlT^XPESi^fluä. 
Mag man auch dxQsddia noch bezweifeln, jedenfalls ist JIAT' 
(s. Cortias 11,146) ein vortrefflicher fond. Es stellt sich jetzt 
diofAou zu diafiai (wovon bei Hesych die formen deatar doM* 
ö. iaa^BV idoHOVPf diatOf dodcaatOy conjanct. diätai inscr^ 
nolvdtviirig XL, K^y wie x/ofiat zn Kf'ofiat (xtfaTai* xerro« Hesjch« 
xiaa^ai' xilc&ai Hes., xiarar xelvrai inscr. Cretens. bei Berg- 
mann p. 11, 22) und 'O'ififAi zu ^im (^cvp&ioifAe&a) = noi(S, Ich 
beeile mich daher die vermothnng didXag' tag d^Xag xcu qtave- 
gäg nnd diaXop' qtavegof scheine eher ans did{d^)log cormm- 
pirt, zurückzunehmen und vindizire es dem kretischen oder böo- 
tischen dialekte = diaXovy was Hesych suo loco und in ddeXov 
verschrieben bietet, düeJlof, (ev)deUlor. 8. Curtius I, p. 201 n. 
269, Lobeck-ProU. 105. Ingleichen konnte der verf. zu im^^to- 
fA€vog die glosse ^iaiva' ntfyijf Xißdg anziehen, welche ebenfalls 
kretisch sein wird, obschon in allen solchen f&Uen die wähl zwi- 
schen böotisch und kretisch freisteht, wenn der dialekt nicht aus- 
drücklich bezeugt ist. Weitere beispiele sind ütogj ^ujiop, 
xpovdia SS ^psvd^, tigiog (= &(sQ9og ^iQwg)^ sftmmtlich aus den 
glossographen: aus den inschriften: ü^gia^ KgtitoyBpia nBgiöta" 
gitiv dxgwduL [?], nebst den verbalformen ttoii%9 iopttg (von 
eifii), ogxim noXifAim xoafAim ftolBfAijaiw Xettpim tgatpio) (urlm 
(die Infinitive naturlich tgay^^p, i^ijp u. s.w.), ilaxia Xav^ia (?). 
In eine ganz andre categorie gehören 'Ictia, imgmitiog Ztig^ 
OQxtXXd» (sie)*); verfehlt ist Tnfgmnimg. Aus der eben ange- 
fahrten accusativform Kgtjtoyavia aber wird eine hesychische 
glosse noch klarer, als sie zu machen mir bisher gelungen ist: 



*) Doppelt Umbda, wie im lykJaohen KonaXXi » KaßaXk. 



^22 Schweisar-Sidler 

XnQoyopia* ^ ntQaiqtorr/. Man wird sie fnr kretisch hahen 
aod XnQoyepia' n^c%qi6iniv lesen müsseo, = Xbi^ot^mti^ oder 
XsiQoytifii d. b. von der Demeter Achero geborene. S« ^X'IQ^ 
(cod. ji%BtQii), Auf andre verwandlangen der vocale eiai^ge- 
hen, bot leider die karxe inechrift dem verfasaer keinen anlafs. 
Von V SS 1, von 9^ := a^d erfahren wir daher nichts. Wir er- 
wähnen daher schlieUidi nur, dafs wir seine ansieht ober die 
bedenkliche annähme, o habe v vertreten, theilen, wenn gleicli 
nQOtavig bei ihm nicht was Sprache kommt Gut ist die eo^jek" 
tur ayXaf^OQ%' daripau^ nor ist einmal die glosse nicht kre- 
tisch, sondern kjprisdi, nnd sweitens aana nicht sowohl in dav^ 
PBte^ als in dpiartu tu conigiren. Die Paphier mofsten för 
dyXa(fi9Qt dyXdqiOQ9 sagen*). 

Hiermit nehmen wir von herm V. abschied und wünschen, 
daCs ihm seine amtliche stellang seit lassen möge, seine stodien 
aof diesem ergiebigen gebiete fortiasetsen. 
Jena. M. Schmidt 



Etymologifldie fonehnngen auf dem gebi«le der indogemumiecheii spra- 
chen, Ton A Friedrich Pott Zweite suflage in ▼SUig neuer bear- 
beitnng. Zweiten theiles erste abtheQong: wurzeln; einleitong. Lemgo 
nnd Detmold 1861. 

Unter den fachmftnnem and durch das namenbnch wohl 



*) lieber die schwSchnng des alten a (0) in v im leebisch -ftolischen 
dialekt handelte znletst dr. Ludwig Hirzel in seiner geistreichen schrift: zur 
benrtheilnng des lolischen dialekts. Leipzig 1862. 8., welche sich 
das ziel stecict, die ansieht Ton der hohen alterthttmlichkeit des (lesUseh) Soli- 
schen dialekts zum guten theil für ein dogma zn erfcliren. Man kann nicht 
leugnen, dafs ihm dies wohl gelungen ist, allein ein rechnungsfehler bleibt 
es doch immer, daft efai theil der sogenannten iolis stets gegen die gesammt- 
masse der doris abgewogen wird« statt messe gegen messe zn halten. Blei- 
ben wir bei der schwichnng des o in v stehen, so ist richtig, dafs die lee- 
bischen Aeoler hierin übertreiben, und sehr unnrsprfln|^ch werden. Allein 
die Kyprier sind ebenfalla Aeoler, und veriialten sich in diesem pmürte grade 
nrsprOngUoher als alle übrigen dialekte, da sie allüberaU ein o lür v bieten, 
welches hSchst wahrscheinlich n lautete, aber nach alterthttmlioher somasie 
nicht durch ov sondern einfkch durch in der schrift ausgedrückt wurde. 
8. Curtios n, s. SSO. Es ist also sehr die frage, ob herr H. gut gethan 
bat seine nntenuchnug asf den (Icsbisch) üolischen dialekt zu beeehrSnkeB, 
mmdestens ob es gut gethan war diese Untersuchung früher zn rerSifent- 
lichen, bis er in anbetracht andrer iolischer dialekte zu demeelben retnltate 
gelangt war. 



utteigeD. 323 

andi weiterlini ist der character von Potts arbeiten hinreichend 
bekannt 1^ bieten ons sammliingen von material in einer fSUe» 
die aelbel von einem in diesem gebiete nicht unerfahrenen leser 
nur mit grofisem fleifse and aosharrender gednld bewältigt oder 
ndndeatens einigermafsen überschaut werden kann. Immer 
ond immer wieder onterbrechen gröfsere und kleinere episoden 
den mh^n gang der ann&chst liegenden ontersacfanng: höhere 
gesiefatspuiele, in scharfem raisonnement dargelegt , das nicht 
minder als der reichthnm des Stoffes den nach allen Seiten hin 
rShrigen Verfasser bekundet, leiten nicht nur die Sammlung ein 
und sdüiefoen sie; vielfach sind sie audi mit dem materiale bunt 
antermtsefat Dieser character von Potts arbeiten macht sie min* 
der allgemein fruchtbar, als sie es ihrem hohen innem werthe 
naeb au werden verdienten; und sie weiter fruchtbar zu machen 
wftnscht doch gewUs der Verfasser selbst, wenn er auch in der 
hitae des Streites darauf cu vercichten scheint Es ist nicht baa- 
rer eigensinn bei allen classischen philologen, wenn sie sein 
schaffen nidit wfirdigen; und die neue weise sprachlicher betrach- 
tnng kann auch diqyenigen von ihnen, die gerne über ihre aftune 
hinansscfaaoen, nor dann gewinnen, wenn sie ihnen in geschlos- 
sener darstellnngsform entgegentritt Diese geschlossenere klare 
form hat Bopp, der begrnnder der vergleichenden Sprachfor- 
schung, mit groAiem tacte eingehalten; Curtius und besonders 
Schleieher sind dafSr leuchtende Vorbilder; selbst Benfey 
weifs sdn umfassendes wissen doch in etwas gefSgerer form 
aussnlegen. Aufser diesen glfinzenden mSngeln in Potts überrei- 
chen werken berührt uns in dem vorliegenden viel unangeneh- 
mer die das mafs weit überschreitende und wir wissen gar nicht, 
woia dienende streitlast gegen mitforschende; denn diese über- 
schreitet das mafs, wenn sie cur persönlichen iovective wird. 
Solche kann nur am platze sein g^en m&nner, die mit heillo- 
sem leichtsinn verfahren und in eitlem hochmuthe staub auf- 
werfen, nimmer gegen solche, deren treue im forschen, deren 
sorgsame Überlegung alles dessen, worauf sie durch anderer an- 
regoag oder eigenen Scharfsinn gekommen, selbst der gegner in 
mlugeD angenblicken anerkennen mufs und selbst Pott nicht sel- 
ten anerkennt 

Der vorliegende band der allerdings völlig umgearbeiteten 
etymologischen forschungen, welche des Verfassers rühm 
wohl begründeten, enthfilt nur die einleitung zu einem wnrael- 



224 



Sebwe)£«r^idlei: 



verEektmisBe der indogermanischen sprachen, dessen erachetnen 
gewifs alle faehgeno&sen mit iDrilger freude b^rüfsen werden* 
Wa« unsere einleitung allgemeines entbält, ist wenigstens, bo 
weit es Pottd besdmmung des begriffes der grammatischen Wur- 
zel betrifft, scbon mehrt ach, iheils mehr beistimmend (von SteJn- 
tbal), tlieils mehr mifsbiltigend (von ßenfey) besprochen worden. 
Der weaentUche unteraebied in der bestimmung des wnraelbe- 
grißea zwischen Pott und Curtius ist der, dafa jener denselben 
positiv bestimmt 4 dieser ihn negativ deßniert OfTen gesagt, 
scbeiot uns das auf einen wortstreit hinauszulaufen» da C. Tom 
finden der würze! ausgeht^ aber deswegen nicht weniger Ihr po- 
sitives leben heraasbebtf wie seine special Untersuchungen und 
seine et nie] tu ng auf allen seilen lehren. Wichtiger und folgen 
reicher ist der unterschied gegen Benfey, welcher den ausgangs* 
paukt der indogermanisehen sprachen im starken verbum sucht 
und nun auch die Wortbildung von diesem gesichtspuncte ans 
betrachtet, also namenttich ganze klaseen v^on auHiJCen auf eine 
urgestalt zurückfuhrt und deren Verschiedenheit lautlich erkllirt« 
Freilich iufsert sich Pott selbst mehrfach dabin, dafs wir über 
die fufsere und Innere bestimmung von wurzeln in Verlegenheit 
kommen f wenn in keiner der indogermanischen sprachen ein 
starkes verbum zum Vorschein kommen wolle. Wir gestehen, 
vor der an schauungs weise Benfeys^ wenn sie nur nicht ins un- 
gern esaene sich ausdehnt, so weit wenigstens, als er reihen von 
Suffixen auf einen grundton zusammenbringt, keinen solchen bor- 
ror zu empfinden, als wir ihn bei Potc und dem nüchternen Cur- 
tias wahrnehmen. So einfältig sind wir allerdings nicht, dafs wir 
aütoritäten als beweise anfuhren wollten ; aber die Wirklichkeiten« 
wekhe Kuhns gediegene Untersuchungen über s herausgestellt^ 
wagen wir nicht zu liugnenj und Anf rechts s&mmlungen hin- 
ter seinen üi.iMiauffixen tnaehen uns eindruck. Ein zweiter all- 
gom einer gesichtspunct, dessen reifliche erwagung und aufkla- 
rung durch reiche beispiele in der einleitnng zu einem würze t- 
verzeichnisse nothwendig sein mufste, ist die Wurzel Variation, 
welche eine mehr innerliche sein oder aber in weiterem sinne 
durch verschiedenartige zusltze, die an sich selbst schon bedeut- 
sam sind, entstehen kann. Hier handelt es sich namentlich mit 
daratn, ob wir auch für die klassischen sprachen eine gröfsere 
anzahl von scheinbar einfachen wurzeln annehmen dürfen^ in 
welchen tbeils verstümmelte Präpositionen^ theils andere im saus- 



1 



•nzeigeii. 22& 

krit nieht selten erkenDbare prfifize, wie ka, ko, so, vorn an- 
and eingewachsen seien. In vereinxelten fällen wnrde das von 
melirern Sprachhistorikern statoiert, Pott aber dehnte es in ho- 
hem malse aas and erregte einen allerdings etwas spitc gefitfe- 
ten widersprach von Cortias. Es ist aller achtang werth, wie 
Polt in seinem neaen werke alles rastzeog, welches ihm seine 
stapende gelehrsamkeit and sein rasch beweglicher geist gebo- 
ten, sor aofrechthaltang seiner diesfUligen ansichten verwendet; 
aber da ist non aach die dankeiste partie des buches zu finden, 
welche wir oben berührten. Der persönlich so liebenswürdige 
Verfasser verliert den edelmath des lowen and ergiefst sich in 
seitoilai^ onwardige schmähangen, welche sein prindp nicht 
heben können. Was dieses selbst anbetrifft, so durfte seine in- 
nere begrondong kanm an and für sich gelfiognet werden, wenn 
aach der umfang seiner wirkang sich beschränken, vielleicht sehr 
beschränken l&fst; und wir möchten namentlich dagegen prote- 
stieren, dab man mit heraushebung und bespöttelnng einzelner 
mifslangener beispiele das ganse über den hänfen geworfen sa 
haben meine. Ein fernerer streitpnnct, welcher jedoch auf kei- 
ner der beiden Seiten so heftige anfechtungen hervorgerufen, ist 
derjenige, wie (r<r, tt und verwandtes in den griechischen prfi- 
sentia u. s. t zu deuten sei. Es ist eine in neuester zeit na- 
mentlich von Kuhn gepflegte, jedoch noch nicht allseitig begrün- 
dete theorie, welche dem nachschiefsenden j auf diesem gebiete 
einen auberordentlich weiten umfang gibt und ein zugesetztes t 
auf null redaciert. Gegen diese theorie erhebt sich Pott mit al- 
ler macht Wir können nicht Ifiugnen, dafs ein partidpiales t 
zur Vermehrung der stamme gleichberechtigt erscheint mit dem 
participialen n; aber anderseits sind die bestimmten Zeugnisse 
nicht wegzuschaffen, welche uns den ubergang eines alten oder 
neu entwickelten y in dentale beweisen. Was der deutung Potts 
entgegensteht, hat er selbst ausführlich genug dargelegt und aus 
dem felde zu schlagen gestrebt Auf germanischem gebiete ge- 
hören hi^er nicht nur flihtu, sondern auch bristu und brittn. 
Wur wollen nur noch einen aUgemeinen punkt erwähnen, in wel- 
chem Pott eine angenommene ansieht zu erschüttern versucht, 
nämlich diejenige, dafs die sogenannten schwachen verba oder 
verfoa pura im lateinischen, griechischen, slavischen, deutschen 
unmittelbar von der zehnten conjugation des sanskrit abstam- 
Zeitschr. f. vgl. sprachf. XU, 8. 15 



'226 Schwtlser-Sidler 

men; der verf. läfst für einmal nur so viel gelten, dafe jene coo- 
ji^ation vorbildlich gewirkt habe. 

Ine einsehie nan hinabzusteigen, weil eben dessen eine fiist 
endlose masse hier steckt, wie uns das hoffentlich bald ein index 
zeigen wird, das wurde uns viel zu weit fuhren; denn wenn 
auch sehr vieles unzweifelhaft richtige vorgebracht wird, so bleibt 
denn doch recht manches zurück, das zweifei und bestimmten 
widersprach rege macht Also wird es uns vergönnt sein hier 
nur weniges ansnrfihren. Auf s. 188. 189 behandelt der verf. 
die grammatischen ausdrucke, welche indischer Wissenstrieb, be- 
kanntlich gerade auf diesem gebiete nicht schwach, schon in ur- 
alter zeit geschaffen. Upasarga wird gut als beischöpfnng 
gedeutet; aber nipUta scheint uns mit unrecht als „nichtssagen- 
der ausdrack^ verurtheilt: das ist das „gelegentlich hinzukom- 
mende wort^ nicht. Dagegen legt der verf. wohl zu viel geisi 
in den ansdrack sarvanama für pronomen, wenn er ihn als 
„allgemein*^ deutet, „indem diese bezeichnung auf die allgemein- 
heit dieses redetheiles hinweise, welcher deshalb (stellvertretend) 
fSr andere nomina (substantiva und adjectiva) eintreten könne, 
weil diese als concrete besondernngen des aligemeinen in letzte- 
rem einbegriffen seien ^. Viel nüchterner sagt Bohtlingk im in- 
dex zu Pinini s. 545: „wörter, die mit allen nominibus verbun- 
den werden können, was bei den uhrigen adjectiven nicht der 
fall ist; vielleicht kommt der name auch daher (das wohl siche- 
rer und echt indisch), dafs das erste sarvandtna sarva ist^. 
In litera oder (wenigstens schon recht alt) littera ist i sicher 
lang. Dessen herleitung von likh, die etymologisch manche 
analogieen hat, scheint uns durch Potts scharfsinnigen einwurf 
noch nicht unmöglich gemacht Hatten auch die Indogermanen 
vor der trennung noch nicht wirkliche buchstaben, warum soll- 
ten sie denn überhaupt nicht merkzeichen gehabt haben können? 
Bei bestimmnng der sprachlichen wurzel und ihrer Unterschei- 
dung vom Worte kommt der verf. auf die lateinischen imperative 
es von esse und es von edere zu sprechen: von dem ersteren 
ist ihm die qnantit&t unbestimmt, das zweite verstöfst ihm gegen 
alle analogie und er bezweifelt dessen vorkommen. Es „du 
bist^ bleibt in der gewöhnlichen spräche, d. h. in der durch den 
hexameter regulierten, kurz, in der scenischen ist es regelmäfsig 
lang, und in dieser letztem kommt auch es „sei^ lang vor 
(Neue formenlehre II, s. 463). Nach demselben (s.461)) findet 



M7 

sieh es 3=9 ede als imperatims wirklich bei Plantos, wir den- 
ken eben um einer, wenn aoch verkehrten analogie willen. Wo 
von der Tennehrang der wanel im anlaate die rede ist, ist so- 
nidist derer mit s erw&hnt, die, wo die waneln alt, gewifs nur 
mit der höchsten vorsieht als eine mehrung betrachtet werden 
darf, in den meisten fftllen das ursprüngliche im gegensatie der 
mindemng sein wird. Zu skr. pa^yämi ist die filtere form 
nicht nur durch das sp im lat specio und deutschen spehen 
nnd nicht nur durch das skr. vishpashta beieugt, sondern vol» 
lends durch das vedische spa^ „spfiher^. Wir möchten fast 
auch R. y. I, 10, 2: bhu rjAspashta k^rtvam hieherziehen, 
wo freiüeh Benfey, aspo von spa^ „binden^ (p&^a) nehmend, 
jibersetst: es ward viel arbeit angeknöpft. Auch für die wursel 
kar ist wohl der anlaut s durch askf ta verbGrgt. Was nun 
die erkl&rung von wurzeln und Wörtern mit vollen oder verstäm- 
melten prfifixen betrifft, so mufsten wir schon oben gestehen 
diese annähme Überhaupt scheine uns durchaus nicht sprachwi- 
drig, sie dOrfite aber nicht in dem grenzenlosen umfange wirk- 
sam sein, wie ihn Pott derselben gegeben. Wir erlauben uns 
hier eine bemeckung fiber die italischen sprachen. So weit wir 
diese historisch verfolgen können, finden Schwächung, kGrzung, 
w^^erfung hauptsächlich am ende der Wörter statt, und das 
ist namentlich bei den präpositionen regel. Die erscheinung gieng 
im ganzen viel weiter als man nach dem geschriebenen werte 
ahnen könnte. Ein ape, woraus apud durch Zusammensetzung 
mit ad erst entstanden, hat darum alle Wahrscheinlichkeit ge- 
gen sich und dSrfte vielmehr selbst aus apud erklärt werden, 
wie uns die scenisebe prosodie zeigt In der etymologie von 
apud stimmen wir mit Gorssen nberein, der das wort von Wur- 
zel ap herleitet; dem griech. ini und skr. api entspricht, wie wir 
schon längst nachgewiesen, vollständig osk. up, lat ob. Diese bc- 
merkong ist übrigens nicht eine Widerlegung von Potts theorie, 
sondern nur eine negative chronologische bestiromung derselben. 
Speiielle lautgesetze der einzelnen sprachen durfte aber der verf. 
nicht unbeachtet lassen, wie das von Fleckeisen für das lateini- 
sche gefundene, dafs nicht selten ein -icit zu it geworden, in 
invitus, invitare, suspitio u.a. und auch in vitare, das 
nicht viitare, sondern vicitare „ausweichen^ ist Wenn wir 
aneh manches ai, ae des lateinischen noch nicht erklären kön- 
nen, so scheint es uns doch ausgemacht, dafs es nicht gerade 

15* 



228 Schweiser-Sidler 

selteD als rest der alten steigerang neben ei, i erscheint Sin» 
nig ist Schleichers dentnng von aedes als feuerstfitte von oTi^e», 
indh, sicher scheint nns maerere mit miser gleichen Stoffs», 
nicht anwahrscheinlich stellt L. Meier caedere zu seid, scin- 
dere, und wamm sollten wir non qaaerere lieber aus co-f-i'h 
zusammenschmelzen lassen, als es an skr. ^ish halten, weMies 
Pott kaum wieder aus sa+ish erklären wird. Noch bedenk- 
licher aber als mindestens in dieser ausdehnung die composition 
mit prfipomtionen und fragepartikeln kommt uns das zusammen- 
leimen zweier verbalwurzeln in eine vor, wie sie Pott in ddmtn 
dcLQddntm u. s. f. annimmt Dieses letztere ist doch nichts an- 
deres als eine der vereinzelten griechischen intensivformen, und 
ddiitw selbst wird kaum mit Curtius zu erklären sein, sondern 
für do^fTfroo (mit p von würz, dar abgeleitet) stehen, wie ja auch 
wrz. (Aan neben fMgn auftritt 

Wie der abschnitt über die wurzelmehrung von vorn trotz 
des vielen nnerweisbaren und durchaus zweifelhaften durch die 
fülle des materials tmd die geistreichen episoden und einzelbe- 
merkungen aufserord entlich anregend ist, so auch der des unsi- 
chem viel minder enthaltende über die zusätze der wurzel an 
dem ende p, ^d*, d, s u. s. f., welcher mitten in sich einen sehr 
umfangreichen excurs über das gerundium umschliefst. Nichts 
spricht dagegen, um einzelne beispiele aufzufuhren, dafs hilpan, 
halfen mit p aus der wurzel fortgebildet sei, welche wir im 
skr. 9a r man ^heil, Zuflucht**, in huld und clemens wiederfin- 
den, worauf schon Meyer bei Benfej hingewiesen, und ihr wird 
auch das skr. ^ilpa n. nicht ferne liegen. Das ags. gelpan 
und seine verwandten haben zum grundbegriffe durchaus den 
der helligkeit in ton und färbe, wie letzthin wieder Müllen- 
hoff in seiner abhandlung über das wessobrnnnergebet nachge- 
wiesen. Repens wird wohl sicher zu griech. ^tnetr gehören, 
aber nicht, dafs das herankriechen oder heranschleichen darin 
liege. Gegen die herleitung von dissipare aus skr. kship 
spricht allerdings das ältere suparc stärker als Pott zu meinen 
scheint Das einzige beispiel, das etwa für den Übergang von i 
in u zwischen guttural und labial im lateinischen vorgebracht 
werden möchte, ist recuperare neben reciperare, wenn man 
dieses aus re-cis-parare erklärt. Aber hier sind Schreibart 
und etymologie nicht sehr gesichert. Corssen denkt sehr scharf- 
sinnig an das altlat capro gat — , und überdies konnte die &1- 



•nieigen. 229 

8cbe analogie von occapare o. (L wirken. Oewifs yeranglfiekt 
ist die erkl&mng von v&sbpa aas avaksip; oder dürfte man 
dieses mit recht aas der analogie mit pashpa n. fi. losreilsen? 
Bd anlafs der caassativa kommt der verf. aaf die lat worter aaf 
-gare, die Benary mit dem skr. -ay&mi sasammensustellen 
wagte. Es scheint, dafs Pott mit Ritschis behandlang dieser 
worter nicht bekannt s«, wie er denn uberhaapt dessen lehrrei- 
che Programme nicht berücksichtigt R. weist im programm för 
das Wintersemester 1854 — 55 die formen inrigare, obiarigare, 
pnrigare fcir Piautas mit sichern beweisen nach, bestreitet aber 
von Seiten der bedentong and des sprachgebraaches die sasam- 
mensetsnng mit agere. „Qoid esse clarnm agere dices vel gna 
ram, mitem, param variam agere? et sie in ceteris qaae ad 
agendi verbom cum alii rettalerant, tam nostra memoria Pot- 
tias I, p. 182. Deinde etsi lite agere semelnlictam est — : 
tarnen nee iure agere lingaa probavit — , nee magis qaam ri- 
xari, altereari verba ipsum iorgare unqoam est ad rem ja- 
diciariam accommodatam.^ Und doch verzweifeln wir nicht an 
der hier mit Scharfsinn angegriffenen ableitnng, sei es nan, dafo 
man agere lieber intransitiv oder das param etc. als accasati- 
vas in seiner Ältesten bedeotung fassen wolle. Es frfigt «eh 
aoch sehr, ob, was Benfey kl. gramm. s. 37 als fiberrest von 
g'an nimmt, nicht vielmehr ein stück von ag' seL Ueber die 
y. V. wie tepefacere a. a. spricht am aasfahrlichsten Lach- 
mann m seinem fast nicht sa erschöpfenden commentar za La- 
eretios s. 490 f. and 491. — Viel schönes bringt Pott bei be- 
handlang des angefügten ^ (anch skr. dh), d a.s.f. bei. Mit 
dem ,|Stütsenden^ d' in j^^«V n. ft., das seine eigene lautliche ent- 
wickelang hat, darf dieses bedeutsame wohl nicht geeinigt wer- 
den. Wo der verf. s. 477 auf die latein. intensiva zu sprechen 
kommt, sagt er: „In betreff der vokalverlfingerung äctito, 14- 
ctito, scriptito, ja sogar ünctito, pensito, selbst wenn 
sie mit dem vokale des partidpiums in Zwiespalt st&nde, möchte 
ich glauben, dafe auch sie noch symbolisch den begriff verstär- 
ken zu helfen bestimmt sei**. Lachmann, Schmitz und nach ihnen 
Ck>rssen haben die Zeugnisse über langen vokal gewisser part perf. 
aus den alten grammatikern und aus dessen zeichen dem Apex 
beigebracht, und unter diesen auch diejenigen Hctus, lectus, 
nnctus; pensitare mufs nach einem feststehenden lat lautge- 
setze in der Stammsilbe langen vokal haben, für scriptus zea- 



290 ScbweiMr-Sidler 

gen auoh die fibrigen kalifichen dialecte. Confestim (8.485) 
isl in neuerer seit aaoh von streng philologischer seite, onsers 
Wissens von Wichertt in Königsberg mit ^im aosammenslofoe^ 
erkl&rt worden. Dieser gelehrte stellte, so weit wir ans erin- 
nern, fSr fendere drei pardcipialfonnen auf: fensns (infen- 
SQs), fessns and festas (infestas). 

Sehr dankenswerth ist die aosföhrliche episode aber dasge- 
nmdiam and gerondivam, in welchem ein immenser stofp zu 
dieser and verwandten formationen vorgef&hrt wird. Potl verlor 
sich in diesen aoslaaf nicht safi&llig, sondern nimmt bekanntlioh 
^ — ti^fu — als bildangeelement des gerondiams an and von- 
theidigt nan hier seine ansieht nach jeder richtang hin. Ist aoeh 
die Sache darch diese wiederholte prfifbng noch nicht snm ab- 
schlösse gekommen, grammatiker aaf dem gebiete der alten and 
nenen sprachen werden gerade diesen anch in die syntax tief 
eingreifenden abschnitt nicht ohne reiche belehrang darchar- 
beiten. 

Bei gelegenheit des sosatses von s an womeln kommt der 
verf. in gans natörlicher weise aaf den lateinischen coojonctivas 
so sprechen, den er wieder in einen coqjanctivos and optativns 
trennt Whr gestehen von dieser formenverschiedenbeit noch im- 
mer ans nicht fiberseogen sn können, gegenfiber den in den au- 
foerlatinischen italischen dialecten erscheinenden gestalten. Wir 
haben ja anch die sichersten geschichtlich ans vor aagen treten- 
den beispiele, dafs ein i im lateinischen gerade vor a nicht sel- 
ten schwindet, wie in convenat u. &. Doch da wir in der that, 
wollten wir anch nor sehr weniges aas dem vielen streitigen 
heranssolesen fortfahren, ans viel sa weit verbreiten mofsten, 
ohne hier grolse fragen lösen sn können, so brechen wur ab mit 
dem aafrichtigen wansche, dafs sich diejenigen, welche an eine 
darcharbeitang des Pottschen Werkes gehen, darch die masse des 
Stoffs nicht ermflden, darch die episoden nicht stören lassen; 
denn grofs ist der gewinn, den sie an wissen davon tragen wer- 
den, and ihr kritischer sinn kann sich da nfthren and schärfen. 
Zürich, im november 1862. 

H. Schweiser-Sidler. 



231 



Latin prommdatioB and fhe Latinalpbabet By Dr. Leonhard Tafel 
an^ Fk<of. Rnd. L: Tafel. PhUadelpliia mid Kew-Törk 1660. 

A review of some pointo in Bopps comparative grammar. By Dr. L. Ta- 
fel and Prof B. L. Tafel. Andaver 1861. 

Tafel, Prof. R. L., Investigations into the laws of Englieh orthography 
and pronnnciatioD. YoL 1. Ko. 1. New-York, Westermann andC. 1861. 

Die bestrebangen, welche aach in Amerika lar fBrdeniog 
und TerbreitUDg der hiatorischen sprachforschuDg aufgewendet 
werden, dürfen wir nicht gleichgiltig abersehen, ond am dee ein» 
nes willen, welcher die oben genannten Schriften hervorbrachte, 
begrofsen wir sie mit warmer theilnahme und wünschen ihnen 
gaten erfolg für die verpflansnng einer echtdeatschen wissenschall 
in die neue weit, deren wilde gfihrang bald vorübergehen möge; 
Enth&lt aach die erste schrift weniger eigene forschang, welche 
neue wege eröffnete oder alte zweifei löste, so ist sie doch der^ 
selben nicht gans baar und hat pädagogischen werth; können 
wir aach die einwürfe der zweiten fast nirgends als begründet 
ansehen, so bietet sie doch manche anregnng and nothigt ans 
längst gefondenes und angenommenes aafs neue za prüfen und 
einläCslicher sn begründen. Die dritte ist ein selbstständiges 
werk, dessen benrtheiiang bald einer unserer des Stoffes kondi* 
gen freunde unternehmen wird, welcher sich nach einem ersten 
durchgehen desselben gegen uns sehr lobend über sie ausgespro- 
chen hat» 

Das erstgenannte schmuck ausgestattete buch will znnficbst 
einen überblick über die Untersuchungen des gründlichen Cors* 
sen über „ausspräche etc^ geben, soweit sie das wesen der Up 
teinischen laute und ihre darstellung in der schrift und im spre- 
chen beschlagen; es knüpft daran eine genaue betrachtung der 
jetst herrschenden methoden das lateinische auszusprechen und 
sucht der den verff. aus historischen gründen richtig erscheinen- 
den zunächst in Amerika oingang zu verschaffen. Den schiufs 
macht ein anhang über den zetacismus. In cap. 1 Latinal- 
phabet wird einiges gegen Gorssens behandlung eingewendet 
Deber die italischen laute o und u scheinen uns die herren Ta- 
fel nicht ganz richtig zu urtheilen. Wo diese laute unter sich 
wechseln, oder auch nur, wo einem alten a ein u gegenüber- 
steht, müssen wir im italischen seinem gcschiclitlichcn character 
gemäfs jederzeit o als ältere stufe voraussetzen, auf welcher erst 



/ 



232 Sehwelser-Sidler 

das trabere n empoi^stiegeD; and es ist nur scheinbar, d. b. 
yerirraog, wenn etwa, namentlich im umbrischen, wirklich ein 
sp&teres o statt des froheren nrspruoglichen a auftritt: eine ver- 
irmng, welche eben daher rührt, dafs das seichen for o dort 
von aolsen kommt und der ursprüngliche laut darch den ma^gel 
des nationalen alphabetes gelitten hat. Eine ganz andere sache 
ist es bekanntlich mit dem germanischen n, o, da letzteres un- 
endlich hSafig dorch brechang ans ersterem hervorgeht Wenn 
bei der anfz&hlong derjenigen alphabete, welche aas dem etma- 
kischen entsprangen (s. 7), das oskische vor dem umbri- 
schen eingereiht ist, so ist das ein versehen, da nach sichern 
Schlüssen das oskische aus dem umbrischen sich entwickelt hat 
Ob im lateinischen x s= es deswegen am ende siehe, weil das 
zeichen erst sp&ter eingeführt worden , d. h. ob x in dieser be> 
dentung jünger sei, ist eine kleine Streitfrage, in welcher Momm- 
sen unsere bedünkens ans guten gründen sich gegen Corssen 
entschieden hat M. sucht im rhein. museum, der wichtigsten 
Zeitschrift für speciell lateinische Sprachwissenschaft, XV, 463 ff. 
darzutiiun, da(s die ursprüngliche reihenfolge des lateinischen Al- 
phabets verschollen und diejenige, welche wir haben, vielmehr 
nach der griechischen zifferreihe eingerichtet sei. Eine uns nicht 
ganz verstfindliche ansieht äufsem die verff. über lat c neben 
und für k. Uns scheint hierüber noch immer Mommsens mei- 
nung, abgesehen von ihrer allerdings sehwachen begründnng 
durch einfluTs von Etrurien auf Rom die wahrscheinlichste, weil 
sie durch die tuskische analog ie zuzug erhält, dafs nfimlich in 
einer verh&ltnifsm&feig alten zeit die gutturale media nicht mehr 
stark genug hervortrat, um noch eines besondem Zeichens zu 
bedürfen und dann k aus dem gebrauche schwand. Restitution 
der laute und demnach auch herstellnng von zeichen for solche 
erscheinen in der lateinischen Sprachgeschichte mehrfach. Tjox 
geschichte des lateinischen alphabete haben übrigens neuere for- 
schungen und entdeckungen nicht unerhebliche nachtr&ge gelie- 
fert, deren freilich in dem buche der herren Tafel noch nicht 
gedacht sein konnte. Mommsen sprach in der siteung vom 16. 
jnli 1860 der berliner akademie über die merkwürdigen falisci- 
schen inschriften und erwies, dafs das falisdsche aiphabet mit 
dem lateinischen, nicht mit dem etraskisch-sabellischen auf einer 
linie stehe, und dab es uns im lateinischen manches aufkUre. 
Einzelne correcturen von Mommsens darstoUung enthftlt die im 



anzeigeB. 233 

Ballet arch. eingereihte abbrnndlong fiber die besoglichen denk- 
male ron Detlefsen» der selbst einsieht von denselben nehmen 
konnte« Bitschi, der aaf dem gebiete lateinischer Sprachgeschichte 
unermüdliche nnd glflckliche forscher, hat auf einer monze ans 
Ciaars seit das zeichen: für ein vor s ausgefallenes n in PARE:S 
erwiesen. Zu s. 16 ff., wo von der ausspräche des lautes c vor 
6 und i geredet wird, verdient jetzt anch die grundliche ausein- 
andersetsnng Wackernagels umdeutschung fremder worter 
8. 15 beigesogen zu werden, welche eine genauere zeitbestim- 
mong des fiberganges von c in deutsches z und reiche beispiele 
Ar denselben bietet — Wir können nun n&her bestimmen, wer 
vemmdilich von den Römern alle guttnrallaute, die im alphabete 
fiberiieferC waren, so verwenden wollte, dafs k vor a, q vor n 
und c in allen übrigen f&llen stehen. Ritschi im rhein. mos. 
XVI, 613 sehreibt das dem Attius zu, der bekanntlich viel schul- 
meisterte. Qointilians werte I, 5. 20 über den gebrauch von h 
sind nicht sehr deatlich. Allerdings gibt es gewisse Wörter, die 
man schon frfih wider geschichtliche Überlieferung und herkunft 
aspirierte nnd die auch in unsern texten meist noch irrthumlidi 
mit h geschrieben sind, namentlich umerns und erus. Dafs 
bei nmerus das h falsch sei, verbürgt uns die feststehende 
nrsprfingliefae form dieses wertes, nnd sehr zweifelhaft ist es 
tms, ob erns denn wirklich von skr. wrz. hr „nehmen, er- 
greifen^ aasgehe und mit x^^Q gleichst&mmig sei, eine deutung, 
die ansem römischen Juristen sehr willkommen sein mufste. 
Aber dab wirkliche veteres etwa abere statt habere ge- 
schrieben, ist mehr als unwahrscheinlich, obgleich nicht gelfiug- 
net werden kann, dafs auch ein scharfer hauch geschwächt wei^ 
den konnte. Sehr naturlich ist es, dafs, als die griechische 
aspiration in Latium aufgenommen worden, halbgebildete nnd 
etwas affectierte leute des aspirirens nicht genug bekommen 
konnten. S. 32 ff. behandeln die verff. das d und verweilen na- 
mentlich bei dem auslautenden d statt des alten t, fSr welches 
erstere dann auch in einer wohl nfiher zu bestimmenden periode 
letzteres wieder eintrat Vergl. Ritschi fiber das denkmal von 
Aletr. p. 11 ff. Nicht nur quod „weil^ auch nt werden hier 
als abiative und als dasselbe aufgefafst, während die verff. utei, 
nti auf die zendform katha skr. kuthä zurfickführen. Das alles 
ist sehr bedenklich. Wir bemerken hier nur, dafs nicht nur 
kuth& sondern auch kutham im sanskrit nicht existieren, wohl 



234 SchiPtisQHBidler 

aber katham and kathä. Irrthfimlich ist auch ci^ mit einem 
skr. at (doch Ät) zosammengehalteii and entspricht vielmehr dem 
skr. 7&t, wie rooV dem t&t — Aach für den Übergang roa dj 
in z konnte das deutsche herbeigezogen werden: viridia wird 
ital. verza, und daraus das noch im oberdeatschen lebende 
wirz, im hochd. wirsch, wirsing. Gewife unrichtig ist die 
meinung der verff. fiber die nominative poeta, Innota^ die nie- 
mals das nominativzeichen s gebäht haben sollen. S. 52: It is 
a mooted point, however, whether words like poeta, ftinraraete. 
are not original stems in which the ending a is a sort of arli- 
de. Die endungen -17^ und t^g in Wörtern der sogenannten 
ersten declination — darin stimmen wir Pott und Aafreclity der 
das Uiiadis. p. 272 wenigstens für die meisten auf ijg in ded. 1 
anniromty bei — scheinen aus altem -aya, »taya hervorgegan» 
gen; wo denen auf -77 -ra das nominativzeichen fehlt, da ist es 
eben nach nicht ferne liegenden analogieen abgeworfen. Curtios 
zor griech. dialektologie s. 13 i^ Noch sonderbarer aber kommt 
ans die annähme vor, als ob puer nnverstfimmelt sei. Jeden- 
falls haben die Römer als alte form paeras angenommen; sonst 
bitten sie nicht paeri a. s. f. d€ldini^, and Plantos hfttte nicht 
einen vokativus puere gewagt Dafs im gen. sing, der ersten 
deklination — nnd daraus ist wohl za folgern, auch der zwei- 
ten — ein ursprünglich schliefsendes s weggefallen, ist non nicht 
mehr blofs theorie, seit Ritschi das alte Proserpinais beige- 
bracht , was man wohl nicht als eine form mit unrichtig zuge- 
setztem s» wie unser neues „herzens^ betrachten kann. Vei^gl. 
nun auch Gurtius DiaL Aach wir ftoÜBcrten bei unserer bespre- 
chang von Corssens trefflichem werke starke sweifel an dem 
imperativas prospices nnd meinten, es sei ein schlichtes futo- 
ram; aber so kfihn sind wir nicht die endung -dbi, ^i, hi im 
imperativas gerade der ältesten oonjugationsweise als nachgebart 
darzustellen. Gerade im imperativas konnte seiner bedeutang 
und isoliertheit wegen die endang der zweiten person am leich- 
testen gestfint werden. — Viel zu beschränkt and in dieser be- 
schränkung unwahr ist der satz s. 56: Only in inscriptions dat- 
ing from the latest times of the empire the letter s ceased to 
be expressed also in cases other than the nominative of o-«tems 
etc. Ritschi belehrte ans darfiber eines bessern. — Ueber das halb- 
vokal, j, seine schrdbung mit ii, fiber die länge des vokales davor 
sind wir nenlich noeh mehr aufgehellt worden durch die abhandlang 



ameigen. 135 

Ton Sehmiti de I geminata et I longa. Auf 8. 63 Uagnen die 
herren rmtL die entstehang der peifeetendnng -vi, ui aus fai 
ond behaopteo, favi sei eellist schon mit dem perfecta bilden- 
den -ni zasammeng^esetzt, dieses aber (wie sie anderwärts er- 
kliren) gleich -va (participialendang des perfectams) -(~^Q> ^i* 
am, aham. Dazu, dafs fui, fuvi selbst schon als mit -ni sn- 
sammengesetzt angenommen werden müfsten, liegt keine nöthi- 
gnog vor, da sich ans der gestalt fovo: fovi, fuvi, fui sehr 
naturlich entwickeln, für Ursprung aber des -ui, vi zunächst in 
den conjngationen I, II, IV ans fui sprechen doch laut die fibri- 
gen italischen sprachen, in denen man das f (im umbr. pihafei 
etc.) nicht so schlechtbin fQr v stehend annehmen darf, da sta- 
tif keineswegs aoch formell = Stative ist. Wo auf italischem 
boden vielleicht Zusammensetzung mit participium vorkommt, da 
fehlt doch das verbnm nicht wie in prufatted u.a. Das schwin- 
den des f zwischen zwei vokalen und namentlich vor -u ist end- 
lich gar nicht (dme analogieen, denken wir nur an die adver^ 
bien auf -im, wie exim, hinc u. s.f. Jedenfalls war kein 
grund, -am, -im in erster person als zweiten theil von aham 
zu nehmen, da ja auch die dritte person ursprünglich auf -eit 
lautet und man also auch da vor t bindevokal anzunehmen 
hätte. 

S. 65 fP. handeln von den vokalen. Unter a widersprechen 
die verff. herm Corssen, welcher in einer reihe von perfeeten 
auf ni zn stammen auf a (vetni etc.) dieses a zuerst sich schwft- 
cben und dann ausfallen lädst, indem sie behaupten, es sei da 
eben das perfectnm aus unabgeleiteten formen gebildet. Dieselbe 
ansieht finden wir auch bei Vertretern der Sprachvergleichung und 
bei andern philologen, und wir selbst haben uns dazu geneigt 
es hier und bei den e-stämmen so anzunehmen. Doch sind for- 
men, wie habesso u.a., nicht anfser acht zu lassen, welche 
mit nothwendigkeit auf ein habe vi zurückweisen. Anderer art 
sind gestalten, wie prospices, convenant u.a. Wir möch- 
ten letztere auch nicht mit Curtius als aoriste betrachten, son- 
dern hier fiel i, j ohne Wirkung auf die vorhergehende silbe ans, 
wie oft im gen. plnr. von i- stammen. Auf s. 80 ist die rede 
vom abergange (?) eines s in i, und bei diesem anlasse er^ 
halten wir eine neue erklärnng von der imperativform -minor 
(eine reine fictioni) und von -mini. Bisher beruhigte man sich 
allerseits — selbst strenge philologen — mit Bopps erklärnng, 



236 Schw«iiei^Sidler 

es sei das ein rest eines medialpassiven participiams. Die her- 
ren verff. weisen diese erkUrang mit nicht sehr höflichen ao»- 
drücken ab und sehen darin vielmehr das volle skr. yashm4n, 
griech. vfAag für viiafg^ lat im in (I), zosammengesetzt mit ao 
•ro (-or) oder i gewordenen refl. s. Solcher deatoog, sehetnt 
uns, steht formell alles entgegen: die volle accosativfonii einer 
im lateinischen gar nirgend so erscheinenden bildang, and diese 
accusativform gepaart mit einem zweiten pronomen, das sonst im 
lateinischen für sich allein das lateinische passivnm — die re- 
flexion bildet Wir verkennen die Schwierigkeiten, welche der 
Boppschen erkl&rang noch entgegenstehen, gar nicht, können 
aber nicht umhin dieselbe für ungleich wahrscheinlicher an hal- 
ten als diejenige der herren verff., die dann auch das Imperati- 
vische mino (praefamino etc.) gar nicht berfihren. Am 
Schlüsse der besprechung des vokals o machen die verff. nach 
Corssen aufmerksam auf den Verlust dieses vokales nach i vor 
den flexionszeiohen s und d in alis, alid and dem provinzial- 
lateio. Brutis u. a. Dieser ausfall aber erstreckt sich einmal 
weit über die italischen sprachen hinans and reicht im lateini- 
schen viel weiter als meist angenommen wird. Das hat Ritschi 
nachgewiesen in seinen abhandlungen de declinatione quadam 
reconditiore. S. 106 möchten die verff. die genitive auf -as in 
deklin. I lieber unmittelbar durch zusatz von s an die langen 
a-stfimme erklären denn aus zusammenziehnng auf -ais entste- 
hen lassen. Wollten wir auch nicht rucksicht nehmen auf die 
eigenthümlichkeiten der a- deklination , der bindevokal ist im la- 
teinischen etwas merkwürdig stetiges, wie ans der genetivus von 
decl. IV und der auffallende accusativus diee zeigt 

Der Inhalt des anhanges wird wohl seine gute wiiiLung in 
Amerika nicht verfehlen. Auch bei uns Deutschen fehlt übri- 
gens noch viel, dafs die resultate der forschungen von Lach- 
mann, Ritschi, Fleckeisen, Schmitz^ Corssen u. a. in der schule 
gehörig verwerthet wfirden. 

Die zweite oben genannte schrifl, ein abdruck einer in die 
bibl. Sacra for Oct 1861 eingereihten abhandlang, bringt ans eine 
kritische prufung einiger punkte der vergleichenden grammatik 
von Hopp. Wir furchten fast, dafs die verff noch nicht tief ge- 
nug in die historische Sprachforschung eingedrungen seien, um 
hier gegen den begrönder der vergleichenden grammatik, der 
naturlich in einzelnem fehl gehen mufste, mit erfolg auftreten zu 



anzeigen. 237 

können, wenn wir ihnen aach den Scharfsinn« durchaus nicht ab- 
sprechen. Wir lassen hier die fiufsernngen über entstehuug der 
Sprache and der sprachlichen formen auf sich beruhen und möch- 
ten die verff. nur auf Steinthals arbeiten aufmerksam machen. 
Wunderbar springen die verff. mit dem skr. ah am, offenbar 
gleich agham, um, welches den Stoff zur altslav. aoristbildnng 
auf chu, zur griechischen auf -aa, ^-^i', -^i', -«, -op u. s. w. her- 
geben mufs, so dafs z. b. griech. izvcpihiv mit i'TvnT(o)-i^fji = 
haam, aham erklärt wird. Das vedische asme steht für 
abame, asamS, indem h assibiliert wurde, und man brauche 
den deus ex machina(!)8ma durchaus nicht. Alle weitern for- 
men, in denen dieser deus auftritt, kummern, scheint es, unsere 
verff. gar nicht. Oriech. ifa^ steht für hames und tjfisii; ist 
gleich haameesfurahamees, der spir. a, also kurzweg für 
h (I). Das augment soll später und wieder ans der reduplica- 
tion entstanden sein, obgleich es in seiner ursprunglichkeit im- 
mer nur a , a gelautet, die reduplication sicher zuerst im vokale 
wechselte. Richtig ist das schon und l&ngst grundlich nachge- 
wiesen, dafs das a des augmentes, wohl ursprünglich &-, nicht 
die privativpartikel ist; sondern , wie uns auch skr. s m a lehrt, 
der casus eines demonstrativpronomens „da, um^. Scharfsinnig 
wird das lange ^ im lat. leg^bam u. s. f. aus ei-bam = es- 
-bam, wieder mit Qbei^ang von s in i erklärt; aber kann man 
sich mit dem langen e nicht durch die annähme aussöhnen, dafs 
es nach analogie der zweiten conjugation eingetreten, was uns 
keine muhe macht, so ist ein gedanke unsers freundes Tho- 
maim noch immer viel wahrscheinlicher und auf analogie ge- 
gründet, dafs legSbam für leget- (schwache participialform ) 
-bam u. s. f. stehen. Von der erklämng des perfectums auf 
-vi, ai aus dem particp. perf. auf -vat u. s. f. haben wir oben 
gesprochen, und diese selbe dentung wenden nun die verff. auch 
aufe griechische perfectum an. Schon aus dem wenigen, was 
wir beigebracht, ist ersichtlich, dafs die herren verff. sich noch 
soi^f^tiger auf ihrem gebiete umsehen und namentlich mit den 
lautlichen Vorgängen sich gewissenhafter bekannt machen müssen. 
Zürich, im november 1862. 

H. Schweizer-Sidler. 



238 QoeM 

2nioq, Specus. 

£niog ^höhle* wird von Benfey wn. lex. 1, 613 auf wn. inaf 
^decken^ sarückgefuhrt, als st&nde ea fßr cn^-og resp. <ncfr-off 
mit Wechsel von n für x. Derselbe meint anch, es iiiiige mit 
lat specns losammen, nur dafs letzteres ans der dorch p ge- 
mehrten wnrzelform scep stamme. — A. Weber in dieser seit- 
Schrift VI, 319 nimmt fSr aniog ansfall von x an und identificirt 
es auch seinem nrsprnnge nach mit specns; unter annähme eines 
vorgesetzten sigma fShrt er beide lurdck ^auf eine wrs. pa^ paj 
in der bedeutnng des Festmachens, gotfahan fangen, lat. pango, 
pac(is), fnJYWiit;^ durch das vorgesetzte sigma modificirt zeige 
sidi diese Wurzel als spa^ mit der bedeutnng des den ^ blick wor- 
auf Festmachens , heftens, ahd. spehon, sp&hen, specio.^ — G. 
Cnrtius gr. etym. no. 111 zieht diese herleitung mit recht in 
zweifei nnd behauptet, das verhältnifs von specus zu an$og sei 
noch nicht aufgeklärt. — Leo Meyer in dieser Zeitschrift 
YII, p. 204 bezweifelt gleichzeitig die Benfey'sche ableitung nnd 
behauptet seinestheils einen engen Zusammenhang mit Jat cavus 
„hohi;^ woher cavema ^hohle,^ indem die anlantgmppen sp nnd 
sk mehrfaph wechselten und letztere im lat öfters ihr s einbüfs- 
ten; lat. specus dagegen scheine sich an griech. cxdnttip ,)gra- 
ben,^ (nhd. schaben) anzuschliefsen. Als nrform übrigens nimmt 
derselbe hiernach cnijrog resp. an^og an. — Andere ableitungs- 
versuche bedürfen wohl kaum der erw&hnung. Nach allem scheint 
es noch immer bei Curtias' ausspruch sein bewenden zu haben, 
dafs n&mlich bis jetzt die sache noch nicht aufgeWSrt 
sei. Wie aber wenn die herleitung und deutung nSher liegt, als 
es den anschein hatte? 

Wenn von XQa-onai das subst. t6 XQi-og^ von wrz. cta (Ictfi^t) 
ein öTf-aQ^ von utoro^ai ein Kti-OQ (besitzthum), von wrz. fifü. 
(^aXkm) to ßfX'Og etc. regelrecht entstammen, so steht gewifs 
lautlich nichts im Wege, ro ani-og auf <T9ra-o) ^^reifsen^ zurückzu- 
führen. Ueberhaupt liebt ja das neutralsnffix ig (nom. og) anch im 
stamme den vokal e: ßikog trotz ßcÜL, XQiog trotz x^o, ßst^og neben 
(idOo^\ mvOog neben ndOog^ rtfAEVog trotz homer. tdfAvm; ßix-og^ 
ßQtcp-og, ytr-og, da-og^ ^^Q-ogf tO-og, fd-o^', 9.£y;f-ot% tbi-ogf in-og^ 
tQsß'Og, tQK'Og, tQp'Ogj xXt-og, KXtn-ogf Xin-og, It'x'Og, /iA-o^, fiiv-og^ 
fifQ'Og, oq^eX-og, nicog^ nXtX'Og, Qi-og^ aOiv-ogj aAtk-og, arey-og^ 
ativ'og^ aTitp-og, rty-ogf r^egp-o^, i^iyy-og xrJl., während umgekehrt 



mifloeUen. 2SB 

▼erbalbildungen mittdat suffix o (nom. og) auch im stamme den 
gleichen vokal o lieben : o fif-ogf o tox-ogf XoX'^S * • * * gegenüber 
den Stämmen rmug (nom. vo tiHos)j yereg^ ^X'ff* Non aber in* 
Tolvirt das snffix 9g meist passive bedentnog: to tenog ^das 
erseogte,^ 9^og s= litQfAa^ nUnog &= nXeyfta ^das seflochtene.^ 
Somit wQrde sich f8r ro cni-og von and-cs) ^reifsen^ die beden- 
tang rifs ergeben. Von dem bgr. rifs, spalten dem bgr. höhle 
ist nicht weit. Bedeuten doch anch i^aydg nnd ^mpj (von ^< 
yifVfU reifsen) anfser ^rifs,^ n^palt^ anch klnft, höhle. Auch 
XMffictj eigentl. „klnft, spalt% bedeutet oft genue grnft, höhle ..., 
mit oder ohne erl&nternde sasfitxe, wie [evQmnop} nhgag Bar. Iph. 
T. 626, x^^^Sf T^f* apvQtov, ToQjdQOv xrX, 

Specns dagegen stammt in der that von wrsf. spec, *8pecio 
«blicken.^ Die begriffliche vermittlanff ist keine andre, als wir 
in (MT-ff ,,loch^ haben, von wrz. 6n^ ^öntm ,, blicken,^ wie es denn 
in den verschiedensten sprachen eine ganz gewöhnliche erschei- 
nnng ist, dafs die verschiedenen Wörter fSr ange in den bgr. 
,,loch, öffnnng^ fibergehen: 6q)^aXfA6g beim schiffe ist nach dem 
scholiasten des Aristophanes = HoiTtijg tg^fjia; lumen oft = Fen- 
ster-, tharöffnnng; frz. les oeils = les trons dans le fromage, dans 
le pain etc.,^ oeil-de-boeuf = rundes dachfenster; ital. occhiello 
= knopfloch; engL the eye of a needle etc.; das deutsche luke 
hängt mit luegen, lugen, engl, look zusammen. Genug, wir 
haben es hier mit einer ganz gewöhnlichen begriffsvermittlung 
zu thnn; demnach ist specus zunfichst = loch, in der anwendung 
weiterhin = höhle (grabe), wie auch das deutsche wort loch 
oft genug gleiche Verwendung findet 

Dafs sich Homer der angegebenen herleitung von ro aneog 
ans <nrdfl9 oder vielmehr der ursprunglichen bedeutung kluft noch 
bewufst war, scheint mir aus dem umstände hervorzugehen, dafs 
er fast beetfindig, gerade vielleicht um den begriff grotte desto 
sfchprer zu gewinnen, verdeotlichemde epitheta, wie jXaq)VQ6r^ 
matfiQBqiBg^ yioiXov {bvqv^ f««7«> ^adv). 

Conitz. Ant. Goebel. 



üvdxBQeg^ janitrices, y ataras. 

Im Amarakpsha heifst die frau des bruders des gatten yätr, 
dem das niahrattische jau entspricht (j fGr y ist normal und die 
zusamnienziehung der zweiten silbe ist dieselbe wie in bhau = 
bhratr) „a busband's brother's wife.^ Bedenken wir nun, dafs 
die pluralform janitrices eine jede der beiden Schwägerinnen als 
frau des bruders des gemahls bezeichnete, wie dies gcwifs beim 
griechischen sirdreQeg der fall war, und beachten wir die weise 
in welcher dieses unser wort yatr durch den indischen lexico- 



240 Ascoli, nÜBoellen. 

graphen vorgefahrt wird (die frauen mehrerer broder, in gegen- 
seitiger beziehung zu einander, heifeen y&taras, bh&rytoto 
bhratmu^gasya y&tarah 83rab parasparam ), so scheint mir «Üe 
identit&t der drei Wörter dnrch eine jener überzeagnngen Ter« 
borgt, welche dorch die etymologischen Schwierigkeiten nidrt leidit 
erschüttert zo werden vermögen. Da das lateinische wort um 
eine mittel- ond das griechische om eine anfangssilbe reicher ist 
als das indische, fibergingen die Sprachforscher eine solche identi- 
ficirongy ond Pott ond Benfey (etym. forsch. I, 114; zeitschr. YIII, 
88) fanden kernen anstofs janitrices ond ehategig neben y4- 
mätr Schwiegersohn zo stellen. Wir können aber (die einwfiife, 
welche sich gegen die form y&mftt|*farj&m&tr geltend machen 
liefsen, abgerechnet) durchaas nicht ohne weiteres den fibergang 
eines orsprunglichen m in n in der mitte des Wortes vor einem 
einfachen vokale annehmen; und im griechisch -lateinischen wort 
(sowie auch im indischen yatr) wird aof die gegenseitige bezie- 
hung der Schwägerinnen zu einander nicht auf ihr verh&ltnifs zn 
den schwiegerältern der besondere nachdrock gelegt 

Könnte non die Identität von y ataras janitrices ciVare^^ 
nicht dorch eine streng etymolog. beweisfuhrong ermittelt werden? 
Ich glaobe ja. Die orsprungliche form lautete, nach meiner an- 
sieht, anyatar^, welches im reinsten sanskrit die eine von zweien, 
die andere von zweien bedeutet; daraus entstand dorch eine bei 
derartigen Wörtern naturgem&Tse zusammenziehong anyaträ ond 
vielleicht mit der andern femiuinalendong anyatri, dann endlich 
anyatr, pl. anyataras, nach analogie von m&tr, mUtaras, 
u. 8. w. Das griechische Blp&teQBg ist non die treoste repro- 
duction, die es von einem anyataras auf hellenischem boden 
geben konnte, und scheint mir das dasein des von mir vermutheten 
anyatr ganz unwiderleglich zu beweisen. Auf lateinisch h&tte die 
form aniatrices lauten sollen (endung -trices nach analogie von 
genitrices, u. s. w.) oder aniitrices, anjitrices, welches aber, 
wie es nahe lag, mit janitrices zusammenschmolz. Im indischen 
tritt Wegfall der anfangssilbe ein (wie z. b. torya, vierter, für 
caturya), ein Wegfall, der auch das entsprechende wort im sla- 
vischen sprachstamm trifft, welcher, wie es bekannt, sich viel 
später als der griechisch-lateinische vom asiatischen bruderstamme 
trennte; und die Verlängerung des a wäre im sanskrit gewisser- 
mafsen die erklärung und die folge der Verarmung des wortes. 
Vielleicht könnte der halbnasal, der in der polnischen form ja- 
trew dem a folgt, als ein nachhall des n in anyatr gelten 
fanjatri njatri ja(rj)tri jätr]. 

Mailand. Ascoli. 



Graftmann, ttber die caausbildiing im iDdogennamschen« 241 

üeber die casusbildung im indogermanischen. 

Die aufgäbe, welche ich mir hier gestellt habe, soD 
sein, die casusenduDgen des indogermanischen und beson- 
ders der vier in dieser Zeitschrift zu vergleichenden spra- 
chen in die bestandtheile, aus denen sie erwachsen sind, 
zu zerlegen und auf den Ursprung dieser bestandtheile hin- 
zuweisen. Dabei werde ich zwei deklinationen als die er- 
ster und zweiter stufe unterscheiden. Die deklination 
erster stufe tritt ein bei allen st&mmen, die entweder auf 
einen konsonanten oder auf einen wurzelvokal auslauten, 
die deklination zweiter stufe bei allen, welche auf einen 
zur ableituDg (nicht zur wurzel) gehörigen vokal enden. 
Jene ist ein und dieselbe fQr alle ihr zugehörigen stamme; 
sie unterscheidet kein männliches und weibliches ge- 
scblecht; ihre endungen sondern sich lautlich vom stamme, 
und bestehen im sanskrit höchstens aus einer silbe, zeigen 
aber oft verkQrzQngen und Verstümmelungen der volleren 
casusformen. Da sie die allgemeinste ist, so stelle ich der 
übersieht wegen ihre endungen, der unübertrefflichen an- 
ordnung Panini^s folgend, hier zusammen, wobei ich in 
jedem der 7 casus dem Singular den dual, diesem den plu- 
ral folgen lasie, und neben die sanskritformen zunächst 
die griechischen, dann die lateinischen, dann die gotischen 
steüe. 



MDskrit: 


griechisch: 


lateinisch: 


gotisch: 


l.N. s, äu, as; 


6', «, ««; 


s, es; 


S, 8 


2. A. am, äu, as; 


a, €, ag; 


em, es; 


-» 8 


3. J. ä, bhyäm, bhis; 






[e]« 


4. D. e, bhyäm, bhyas; 


«i, OUVy{(plV)\ 


1, bus; 


[i], m 


5. AbL as, bhyäm, bhyas; 


otf, ouv,{(piv); 


ed, bus; 




6. G. as, OS, am ; 


Oft „ iüv; 


is, um; 


[i]s,e 


7. L. i, OS, su; 


1, „ €öfiv; 


i) n ; 





Bei dieser Zusammenstellung habe ich noch folgendes 
zu bemerken: 1) Den dat (loc.) plur. habe ich im griechi- 
schen Bifjriv angesetzt, indem hier die endung, wie unten 
gezeigt wird, die erscheinungen zeigt, welche auf ein hin- 

Zeitschr. f. vgl. sprachf. XII. 4. ^Q 



242 Orafsmaim 

ter dem a ursprünglich vorhandenes digamma hinwelBen; 
die dativendung ai tritt auf erster stufe in den Infinitiven 
ift-fiBv-ai u. 8. w. hervor (s. u. und Leo Meyer gedrängte 
darst der griech. und lat. dekl. s. 42); q)iv ist nur vermu- 
thungsweise hierher gestellt. 2) Im lateinischen habe ich 
den dativ vom locativ getrennt. FOr die deklinatioD er- 
ster stufe sind ruri, Carthagini, Tiburi u. s. w. auf die frage 
„wo?^, und luci, temperi, vesperi auf die frage ^wann?^ 
beispiele des lokativs. Das i des lat. dativs (alt auch ei, e) ist 
nach meiner ansieht aus dem e d. h. äi des sanskrit, und das 
i des lokativs, wie unten gezeigt wird, aus ursprüngl. in 
entstanden. 3) Im gotischen gehört dieser stufe an sn- 
nächst die ganze schwache deklinatlon, da ihre stftmme, 
wie schon Bopp nachgewiesen hat, auf n auslauten, welches 
im nom. sing, nebst dem s des masc. und fem. ganz wie 
im sanskrit abfUlt; ferner die von Grimm als unregelmä- 
fsig bezeichneten stamme, wozu die participien auf and, 
bajo^ (beide), die männlichen stamme meno^, reik, mann 
und die weiblichen alh, miluk, baurg, dul^, mita]», naht, 
vaiht, brüst, spaurd gehören. Das i des genetivs is findet 
sich nur in reikis, das des dativs nirgends mehr; doch 
glaube ich in dem i der formen ins und in des genetivs 
und dativs der stamme auf an noch den reflex desselben 
zu finden. Der instrumental (goth. e, ahd. u) kommt nur 
in der deklination zweiter stufe vor, und es ist daher das 
hierhergehörige e, sowie jenes i in der obigen Zusammen- 
stellung eingeklammert. Das m des dat. plur. ist, wie die 
nordischen formen tvei-mr (von tvei-r zwei) und |>ri-mr 
(von }>rl-r drei) erweisen, aus ms, und dies, wie die litaui- 
sche dativendung mus oder ms beweiset, aus skr. bhyas 
hervorgegangen. Auf erster stufe kann das m unmittdbar 
nur an auslautendes n gefügt werden, welches dann von 
ihm verschlungen wird (hanam fUr *hananm); nach den 
flbrigen consonanten kann es nur vermittelst eines binde- 
vokales a, i, u angefQgt werden (naht-am, reik-am, baurg- 
-im, spaurd-im, meno]>um, bajo]>um), und dies kann auch 
nach n geschehen (vatn-am, a|>n-am aus den stammen 



ttber die casoBbilduDg im indogermanischen. 243 

vataD, a^ao). Es zeigt sidi hier überall die der ersten 
stufe eigenlhfimliche neigung f&r verkürzte formen. 

Die deklination zweiter stufe zerfallt nach der be- 
schaflPenbeit des auslautes in 4 besondere bUdungen, je 
nachdem dieser aaslaut 1) a, 2) ä, 3) i oder u, 4) i oder 
ü ist; aber alle diese bildungen haben unter einander und 
im gegensatze gegen die erste stufe das gemeinsame, dafs 
ihr acc. sing. m. f. ein blolses m statt am (griechisch v 
statt a, hiteinisch m statt em), ihr gen. plur. anäm oder 
asam statt am anfQgt, und das masc. vom fem. sich na- 
mentlich im Sanskrit vielfach sondert, indem nämlich im 
instr. sing, jenes na (oder ana), dieses ä, im acc. plur. je- 
nes an (oder ans) dieses as anfügt, und in den 4 letzten 
casus des Singulars das fem. die breiteren formen äi, äs, 
äs, am entweder fordert oder zuläfst. Dabei verschmilzt an- 
lautendes a der endung auf die unten näher zu besprechende 
weise mit dem auslaute des Stammes. Ein eigentliches schwan- 
ken zwischen deklination erster und zweiter stufe zeigen im 
Sanskrit nur die stamme auf i und ü erster stufe, insofern 
sie im g^n. plur. die form zweiter stufe (anäm) und in den 
vier letzten casus des sing, die weiblichen nebenformen äi, 
äs, äs, am zulassen. Alle übrigen Schwankungen sind nur 
scheinbare, indem in diesen fällen zwei Stammbildungen zu 
gründe liegen, von denen die eine der ersten, die andere 
der zweiten stufe angehört; so z. b. liegt fbr die auf ar 
theils dieser stamm erster stufe zu gründe, theils der stamm 
auf r, welcher nach der obigen bestimmimg zur zweiten 
stufe (und zwar zur dritten bildung mit den stammauslau- 
ten i, u, woran sich r anschliefst) gehört; so bilden ferner 
die adjectiven auf i, u, r ihr neutrum entweder aus dem- 
selben, oder aus einem durch n erweiterten stamme; wo- 
nach also z. b. bei urü-s (et'^t;-^) in den vier letzten casus 
des Singular und im nom. acc. des dual einestheils aus dem 
stamme uru die formen urave, uros, uros, uräu, urvT, an- 
demtheils aus dem stamme urun die formen urune, urunas, 
urunas, uruni, urunT hervorgehen, während die übrigen for- 
men (mit ausnähme des gen. plur., welcher nur urunäm zu 

16* 



244 GraTsmann 

lauten scheint) aus beiden stammen sich gleichlautend er- 
geben. 

Ehe ich nun zur Zerlegung der easusendungen in ihre 
bestandtheile fibergehe, habe ich noch einige elemente ab- 
zuscheiden, welche nicht den easusendungen ai^;eh6ren, 
sondern dem stamme entsprossen sind. Hierher gehört das 
soeben erwähnte n der neutra auf i, u, r, welches als zum 
deklinationsthema gehörig nachgewiesen ist. Femer gehört 
hierher das i oder y, welches in der ä-deklinalion hervor- 
bricht. Als ausgang des deklinationsthema^s erscheint hier 
theils ä, theils ai oder ay, und zwar letzteres im Yokativ 
und vor langen vokalen (z. b. vok. e, d. h. ai, instr. ayä, 
loc. du. ayos). Aber ä selbst ist aus a durch anf&gung 
eines ableitenden a entstanden, welches sich in diesen fiülen 
zu i abschwächte; das erste a endlich wird durch den ein- 
flufs der verlängerten femininendungen (äs, äi, am) gleich« 
falls verlängert, so dais nun die formen äyis, SySi, äyäm 
hervorgehen. Ebenso werden wir das a, welches den stamm- 
auslauten i, u im voc, dat. sing, und nom« plor. vortritt, 
(die gunirung) als Verstärkung des Stammes aufzufassen ha- 
ben. Endlich wird man auch das a, welches in der a-de- 
klination mehrfach, theils unverändert, theils zu i geschwächt 
hervortritt, als eine art reflex des den stamm schiielsendeD 
a ansehen können (s. u.). 

Die easusendungen selbst bieten zwei arten von an- 
hängen dar, aus denen sie zusammengesetzt sind, nnd von 
denen ich die einen die deutenden, die andern die zei- 
genden nennen will. Die letzteren gehören nur je einem 
casus an, die ersteren kommen in mehreren casus vor; um- 
gekehrt kann jeder casus nur einen zeigenden, aber mdi- 
rere deutende anhänge enthalten. Der nominativ (vokativ) 
und der akkusativ enthalten keine den casus ursprQnglich 
bezeichnenden anhänge, sondern nur deutende. 

1. Die deutenden anhänge. 
Es sind dies s, d, a, am, alle aus pronomen (deutero) 
entsprossen. 



ttber die camubildnng im indogermanischen. 245 

Erstens $ gleich dem s in sa (er, der), sa (sie, die). 
Dieser anhang ist bezeichnend erstens (Clt das masc. und 
frm. des nom. sing, nnd zweitens f&r die mehrzahl (plural 
oder dual). Im ersteren falle geschieht die znsammenfb- 
gung im sinne der bestimmenden (determinativen), im letz- 
teren in dem sinne der paarenden (kopulativen) zusammen- 
setsangen; also deva-s gott der d. h. der gott; deva-s der 
gott und der d. h. die götter, und auch im plural wird 
überall, wo das neutrum besondere formen bildet (im nom. 
und acc), das s des plurals ausgeschlossen und anderweitig 
ersetzt. Im nom. sing. m. f. fehlt das deutende s (wenn 
es nicht in einzelnen sprachen nach bestimmten Wohllauts- 
gesetzen verschwindet) nur erstens in der nebenform des 
nominativs, dem vokativ, und zwar hier schon seiner be- 
deutung wegod, da dies s dem pronomen dritter person 
angehört, der vokativ aber seiner bedeutnng nach zur zwei- 
ten person gehört; nnd wenn der vokativ in einzelnen we- 
nigen f&IIen dem durch s gebildeten nominativ gleich ge- 
macht wird, so ist dies nur ein in späterer zeit eingetretener 
abfall von dem ursprünglichen principe. Zweitens in den pro- 
nomen si (gr. 6, got. sa), syä und *su, da diese selbst erst 
das deutende s zur bezeichnung des nominativs hergaben. 
Bei dem ersteren tritt jedoch auch die form sa-s und zwar 
schon ib den veden hervor. Das pronomen ^su zeigt sich 
im altpersischen, wo nach den hier herrschenden lautge- 
setzen (nach welchen ein auslautendes i oder u nicht ge- 
duldet wird, sondern sich diesem ein a anfQgt, wodurch 
die formen iya, seltener ya, und uva hervorgehen) jene 
form *su in huva übergehen mufste; dies bedeutet „er** 
oder „sie^ und kommt nur als nom. sing. masc. und fem. 
vor; es verhält sich dies zu skr. sv-a-s = lat. su-u-s, wie 
lat tu (skr. tu-&m) zu lat. tu-u-s (skr. tv-ä-s). Im indischen 
kommt es mit vorgeheftetem a in der bedeutung y^jener, 
jene^ (nom. sing.) vor, nämlich (gleichlautend im masc. 
und fem.) asu (im pali) as&u (im sanskrit). Drittens fehlt 
jenes deutende s in den nominativformen der beiden ersten 
personen, welche schon den anhang am zeigen, nämlich in 



246 GraTsmann 

ah-am (ich), tu-am (du), wie auch in den unten n&ber zu 
erwägenden ay-am (dieser), iy-äm (diese), syay-&m (s^bst). 
Auffallend ist, dals dies s endlich auch in den femininen 
zweiter stufe, welche auf ä (gr. ä, 17, lat. a, got a) oder j 
(gr. ja) auslauten, durchaus fehlt (s. u.). 

Zweitens d. Dies erscheint nur im nom. aoc. sing, 
neutr. der pronomen, und wird als d nachgewiesen durch 
skr. id-4m, tad-iya, -tyad-am, und durch die Verschiebung 
zu t im goth. )>at-a, it-a, hit-a, altn. hvat, während das 
lateinische wegen der Schwankungen im auslaute keine ent- 
scheidung gewährt; im griechischen deutet vokalisch aus- 
lautendes neutrum der pronomen überall auf diese form 
zurück. Es gehören hierher: tad (gr. tOy got. I'at-a), tyad, 
etad, id-am (lat. id, got. it-a), yäd (gr. 0), k&d (lat quod, 
nord. hvat), cid (im sanskrit nur enklitisch, im zend und 
altpersischen gleich gr. r/, lat. quid), any4d (gr. äklo^ lat 
aliud), dazu im sanskrit die comparativ- und superlativ- 
formen katarad, katamad, anyataräd, itarad neben vedi- 
schem itaram, ferner im griechischem cctro, rovto (vgl. ro), 
ixeZro, im lateinischen illud, istud, im gothischen hit-a. Der 
pronominelle Ursprung dieses d ist nicht zweifelhaft. Zu- 
nächst bietet sich dar das neutr. adas von asäu; und wie 
asau in a+sau, ursprünglich a+su zu zerlegen ist, so 
auch das neutrum desselben in a+d4s, wobei ich die frage 
über die entstehung des auslautenden s bei Seite lasse. Zu 
diesem pronominalstamroe da, dessen entstehung aus dem 
stamme ta wohl nicht zu verkennen ist, gehört das enkli- 
tische hinweisende pronomen öe im griechischen, welches 
an die hinweisenden pronomen (o, roiog^ ro<To^)theils un- 
flektirt gehängt wird, theils wie in roicdiam flektirt, und 
das wahrscheinlich aus einer nebenform *dya (vergl. tya-d 
neben ta-d und Leo Meyer gedr. vergl. s. 26) entsprossene 
in accusativem sinne angefQgte -^e, -<T6, -CC) Stg^ in wel- 
chem letzteren man vielleicht dasselbe neutrale suffix wie 
in dem obigem a-das wiederfinden mag. 

Drittens a. Es tritt vielfach als ersatz des s ein, und 
namentlich da, wo das s lautliche Schwierigkeiten bereiten 



über die casnsbilduog im iiidogürnianischeii. 247 

würde, oder wo das 8 w^eu seiner beschräokung auf das 
männliche und weibliche gescblecht nicht gestattet ist (wie 
im nom. acc« plur. neutr.). Es erleidet vielfach die Schwä- 
chung zu i, ins besondere wird es, wie auch meist das a 
in dem deutenden anhange am, nach i und u stets zu dem 
gleichen vokale geschwächt, so dafs dann i oder ü erwächst. 
Allein auch unabhängig davon erleidet unser anhang viel- 
&ch die Schwächung zu i. Im Singular ist sein vorkom- 
men nicht ganz sicher. Es könnte dort als Vertreter des s 
nur im nom. sing, vorkommen; und es ist nicht unwahr- 
scheinlich, dals das mangeln jenes s nach dem ä und i 
zweiter stufe dadurch zu erklären sei, dafs hier eben jenes 
deutende a als ersatz des s eingetreten sei, was dann aber 
mit dem ä und i (nach welchem es sich zu i schwächen 
mufste) zusammenflofs, und es würde sich dadurch der ge- 
gensatz zwischen dem e=äi des vokativs (s. o.) und dem 
ä des nominativs aufhellen. Unterstützt wird diese ansieht 
durch die form der pronomen ay-am (dieser), iy-&m (diese). 
Es liegt ihnen der pronominalstamm a (welcher auch in den 
meisten übrigen formen dieses pronomens auftritt) und das 
daraus ersichtlich abgeschwächte i (neutr. id-4m) zu gründe, 
ersteres dem masc. ay-am, letzteres dem fem. iy-am. Ich 
vermuthe, dafs diesen stammen a, i zunächst jenes deutende 
a (als Vertreter des s), aber zu i geschwächt, sich anf&gte, 
und dann der anhang am, genau wie im neutrum i-d-am, 
sich anschlofs. Zu vergleichen ist hiermit auch sva-y-am 
(selbst), was wohl ebenso zu deuten ist Die gleichheit 
des deutenden a mit jenem deutestamme a (i) leuchtet ein^ 
die bedeutung ist hier dieselbe, wie sie bei dem deutenden 
s nachgewiesen wurde, nur dals a auch das neutrum ver- 
treten kann; in dem ersten theile von ay-am, iy-&m hätten 
wir also die Zusammensetzung dieses pronomens mit sich 
selbst (wie in sa-s, ta-d). 

Viertens am^ nach vokalen im singular stets zu m ver- 
kürzt. Unverbunden mit andern anhängen erscheint es im 
nom. sing, von ah-am gr. iyupj tu-&m böot. tovp; in ay-am, 
iy-&m, id-&m mit den anhängen in 2 und 3 verbunden. 



248 GraTsmsnn 

ferner unverbunden im nom. acc. sing. n. der a-stämme, 
also a-m (gr.o-Vj lat. o-m, u-m); endlich im acc. sing. 
m. f. Qberall, aufser in den tonlosen nebenformen mä, tvä 
(mich, dich) und den entsprechenden gr. kfii^ fiSj dj ae, 
lat. me, te, so auch in ^, i^ lat. se. So lautet die endong 
des acc. sing. m. f. auf erster stufe am (gr. or, lat. em), auf 
zweiter m (gr. v, lat. m). Im gotischen fiel nach dem be- 
kannten auslautsgesetze entweder das m ab, oder ward 
(nachdem es zu n verdünnt war) durch ein angehängtes a 
gestützt (l^an-a, hvan-a, in-a, hin-a). Entstanden ist dieses 
am wahrscheinlich aus der deutewurzel am, welche dem 
deutestamme amu (jener), und mit geschwächtem a dem 
deutestamme ima (dieser) zu gründe liegt; und es vergleicht 
sich die zusammenfügung ah-äm, tu-&m der bedeutung nach 
mit formein wie olrog iy(a, 68' kyd, kywv ode und wie ov- 
Tog av und ähnliche. Ebenso schliefst sich die ^bedeutung 
^ener,^ welche amu darbietet, schön an die gegenüber- 
Stellung des Objektes gegen das subject mid des unpersön- 
lichen (geschlechtlosen) gegen das persönliche an, indem 
in diesem gegensatze einerseits das object andrerseits das 
unpersönliche als das fernerliegende erscheint. 

2. Verbindung der deutenden anhänge 
unter sich. 

Nominativ, accosativ. 

Der nominativ und accusativ des Singulars zeigen nur 
je einen einfachen anhang, und sind daher oben schon voll- 
ständig behandelt. Dagegen sind für dieselben casus in 
den beiden andern zahlformen je zwei anhänge erforderlich, 
von denen der eine dem des nom. acc. des singularis ent- 
spricht, der andere die mehrzahl bezeichnet, wobm zu be- 
merken ist, dafs dual und plural keinen ursprünglichen ge- 
gensatz bilden, sondern der dual nur als eine erst später 
(aber vor der Sprachtrennung) aus dem plural sich ausson- 
dernde nebenform erscheint; und ich werde, wo es nötbig 
ist, beide mit dem gemeinschaftlichen namen der mehrzahl 
bezeichnen. Da nun s im masc. und fem. sowohl als an- 



aber die CMiubildung im iudogermaniitchen. 249 

hang des nom. sing, wie auch als seichen der mehrzabl 
erscheint und wir oben a als Vertreter des s kennen ge- 
lernt haben, so bieten sich uns für den nom. plnr. m. f. 
die möglichen formeln s+s, a+s dar. Die erstere ist 
nur möglich bei einem vokaleinschub zwischen s und s; 
nun haben wir gesehen, dafs die stamme auf a vielfach 
den endungen ein a beif&gen, so dafs hier die endung sas 
zn erwarten wäre; diese kommt nun mit Verlängerung des 
stammhaiten a in den veden vielfach vor, z. b. in devä-sas 
von dev4-s. Die zweite formel liefert die gewöhnliche en- 
dung sowohl Akr die erste als zweite stufe, nämlich as (gr. 
$g; tat. es; got. s und in zweiter stufe verschmelzendes as). 
Im gotischen verschmilzt auf zweiter stufe das a des nur 
theoretisch angesetzten as mit stammschliefsendem ursprüng- 
lichen a oder a zu o, und gleicht sich nach i und wahr- 
scheinlich auch nach u diesen vokalen an; so dafs aus i 
hervorgeht eisssi + is; auf entsprechende weise wfirde aus 
u hervorgehen u+us, wo sich aber von den beiden ü das 
erste zu i oder j geschwächt zu haben scheint. Die zu- 
sammenziehungen im griechischen und lateinischen, wie 
-leg zu lg, eig, lat. *ie8 zu Ts, eis, es, gr. veg zu vg, lat. ues 
zu US u. s. w. sind bekannt. Nur die auf a oder ä auslau- 
tenden Stämme machen Schwierigkeit. Das sanskrit zieht 
in flbereinstimmung mit dem gotischen in den Substantiven 
zwar regelmäfsig a+as, ä+as zu äs (got. ös) zusammen; 
allein im pronomen zeigt es statt der endung as im masc. 
ein i wie in te, d. h. tai aus dem stamme ta, ke, d. h. kai 
aus dem stamme ka u. s. w., und hiermit stehen in voll- 
ster QbereinstimmuDg die gotischen formen )>ai, hvai; 
ebenso zeigt sich jene bildung in skr. ami aus dem stamme 
amu, welcher die eigenthümlichkeit hat, dafs das zu i ge- 
schwächte a stets die angleichung des vorhergehenden u 
herbeiftihrt, endlich in va-y-&m (wir), yö-y-am (ihr). Im 
griech. und latein. finden wir hier fast gleichlautend die en- 
dungen oi, ai, lat. I (oe), ae (ai). Aber dennoch stehen beide 
sprachen hier in keinem direkten zusammenhange. Vielmehr 
sehen wir diese bildungen auf italischem boden aus den 



250 Grafamaun 

ursprÜDglichen regelmälsigeo formeo sich unabhängig vom 
Sanskrit wie vom griechischen entwickeln. Die gemein- 
schaMche Ursache fbr alle diese in ihren letzten ergeb- 
nissen so fibereinstimmenden Umwandlungen ist die neigaiig 
des a, sich nach stammbaftem a zu i zu verdünnen, welohe 
im pronomen (nom. plur. m.) sich schon vor der sprach- 
trennung geltend gemacht haben mufs, und die neigung 
des s sich nach dem so verdünnten vokale zu verfiflchtigen. 
Dies zeigt sich besonders in dem lateinischen plurale der 
oHstämme. Im oskischen finden wir f&r den nom. plur. 
dieser stamme die endung os, im ältesten latein oe und es, 
wofür, wahrscheinlich nur mit genauerer Schreibung des- 
selben lautes, eis, dafür dann ei (in den älteren inschriflen 
e geschrieben), endlich I. Die regelmäfsige form würde 
*o-es sein ; im oskischen wurde das e von dem o verschlun- 
gen, im lateinischen verschmolz o mit dem e entweder zu 
oe und so entstand mit Verflüchtigung des s die alte form 
oe, oder es assimilirte sich das o dem folgenden e, wäh- 
rend dies (wie auch in dem obigen oe) zu einem zwischen 
e und i schwebenden tone sich verdünnte; so entstand die 
form es oder eis; nun verflüchtigte sich das s, und es ent- 
stand die form e oder ei, und aus dieser endlich i. Be- 
lege ft&r diese verschiedenen formen sind poploe, Modies, 
leibereis, ploirume, foideratei; und in den pronomen: ques, 
es; eeis, eis, ieis, heisce; iei, ei, quei, ipsei, illei (Corssen 
I, s. 220). Dals auch für den lat. plural auf ai, ae der 
stimme auf a dasselbe gilt, geht aus der oskischen form 
as (z. b. pas =se quae, wie pos = qui) hervor. 

Im acc. plur. m. f. mufste zu der endung am des 
Singulars das 8 des plurals kommen; und da das m sich 
vor dem s in den meisten sprachen zu n verdünnt, so 
werden wir als die ursprüngliche form ans zu erwarten 
haben. Allein die erste stufe hat vermöge ihrer neigung 
für kurze endungen den nasal abgeworfen und so erscheint 
in ihr skr. as, gr. ag^ lat. es, got s, wo also die verlange» 
rung des e im lateinischen ebenso wie im nom. plur. un- 
organisch ist. Auf zweiter stufe erscheint theils na (wie 



aber die casasbildung im indogermanischen. 251 

im sing, bloüses m) theils ans; ersteres im altpreuliuscben 
aros, i-D8 (sing, a-n, i-n), im gotischen a-ns, i-na, u-ns 
ans st&mmen auf a, i, u, im argivischeD o-y^ = ot;^ aua 
st&mmen auf o; ebenso scheint sich die spur des ursprüng- 
lichen nasals im osk. oss, ass aus stammen auf o und a zu 
zeigen. Das sanskrit hat auf zweiter stufe die vollstän- 
dige endung ans bewahrt, deren a sich dem vorherge- 
benden vokale angleicht; so gehen die vedischen, und 
theilweise auch noch im gewöhnlichen sanskrit vorhandenen 
formen ans, Ins, uns aus stammen auf a, i, u (T, ü) hervor, 
wobei der nasal und das s sich nach den besonderen laut- 
gesetzen des sanskrit umgestalten. Gewöhnlich haben (auch 
schon in den veden) diese formen ihr s verloren, so dafs 
nun an, in, ün hervortreten. Im fem. ist der nasal als sol- 
cher überall weggeÜEÜlen, hat jedoch noch in der Verlänge- 
rung des vorhergehenden Stammvokals (beim oskischen ass 
in der Verdoppelung des s) seine spur hinterlassen, daher 
skr. äs, gr. äg^ lat. äs, got. ös aus stammen auf skr. ä, gr. 
ä, 1} oder a, lat. a, got. a; femer skr. is, üs aus stammen 
auf i, u oder i, ü. Dagegen haben die i- und u- stamme 
beider geschlechter im gotischen die endung ns (s. o.), im 
griechischen und lateinischen die endung erster stufe an- 
genommen, wobei die bekannten Verschmelzungen eintreten. 
Nom. acc. pl. neutr. Da der nom. ace. sg. im neu- 
trum entweder keine endung hat, oder die endung am, und 
als pluralzeichen im neutr. nur a zu erwarten ist, so würden 
für den nom. acc. plur. neutr. nur die formein a oder am+a 
zu vermuthen sein. Die erstere findet sich im griechischen, 
lateinischen und deutschen sowohl auf erster als zweiter 
stufe. Aber auch die veden zeigen sie bei den auf a, i, 
u auslautenden stammen, bei denen, im gegensatze gegen 
das griechische und lateinische, das a sich dem vorherge- 
henden vokale angleicht und mit ihm zu a, T, ü verschmilzt 
(z. b. vi^vä, 911C1, purü). Die gewöhnliche endung dieses 
casus besteht im sanskrit aus zwei dementen, an und i, 
von denen das letzte an den schlufs tritt, das erste aber 
hinter den letzten vokal des Stammes tritt und diesem vo- 



252 OraTsmann 

kale sein a angleicht; so entstehen bei den auf a, i, u aus- 
lautenden Stämmen die formen äni, Tni, uni (z. b. vi^yäni, 
^ücini, purüni), bei denen auf as, is, us die formen Smsi, 
imsi, umsi (s. b. t^jämsi, jyötimsi, cäxumsi aus t^jas, jj6t», 
caxus) ; bei den auf n auslautenden würden zwei nasale auf 
einander folgen, von ihnen wird einer ausgeworfen, also 
aus an, in, un entstehen äni, ini, üni. Bei den auf einen 
starren konsonanten auslautenden stfimmen muüs nach den 
lautgesetzen des sanskrit jenes n oder m in den verwand- 
ten nasal übergehen, und das vorhergehende a des ersten 
elementes fällt dann ab. Die Umwandlungen sind ganz de- 
nen entsprechend, welche uns oben die endung ans vor äu- 
gen stellte, und wie jenes aus am+s entstanden war, so 
werden wir auch dieses aus am+i zn deuten haben; dies 
i kann nur als Schwächung des a betrachtet werden, und 
so gelangen wir zu der oben aufgestellten formel am+a 
zurück, welche als die zweite zu erwartende formel für un- 
sern casus erschien. 

Der nom. acc. dual, bietet keine neuen aufischlüsse 
über das wesen der hier betrachteten elemente dar, und 
ich kann ihn hier um so eher übergehen, da ich mich der 
Bopp'schen auffassung desselben fast in allen punkten an- 
schliefse. 

3. Die zeigenden anhänge. 

Es sind dies: 

1) Ol als anhang des genetivs; in der ersten stufe 
skr. as, gr. o^, lat (os, us) is, got (is) s. Dieselben endun- 
gen erscheinen auf zweiter stufe 1) im sanskrit nach i, ü, 
welche dabei in y, v übergehen; 2) im griechischen nach 
I, t;, er, ij (mit letzteren zusammenfliefsend); 3) im lateini- 
schen nach u (daher -uos, -uis, us); und ursprünglich nach 
i, a, o, c, wo aber nach ersterem der vokal, nach den letz- 
teren das auslautende s früh abfiel (daher Is; altlat. aes, 
äs, äl, ai später ae; osk. eis, lat. ei später I; es später ei); 
4) im gotischen nach männlichen stammen auf a und i, 
wobei aber das a sich zu i schwächte. Dagegen setzt das 



ttber die cMiisbildiiiig im indogennaniAclMii. 253 

Sanskrit bei den auf i und u auslautenden stftmmen das a 
der endung as dem auslautenden vokale vor, also es d. h. 
ä-is statt i+as (gr. log)^ os d. h. ä-us statt u+as (gr. vog); 
ebenso das gotische, nur dafs die männlichen stamme auf 
i ausgenonmien sind (s. o.), z. b. sunaus = skr. sünäus, 
krenais gleich einem skr. jänäis von sunu-s skr. sünu-s, 
kven-8 s=s skr.jäni-s (was aber nur am ende von Zusam- 
mensetzungen vorkommt). Die st&mme auf altes a bilden 
den gen. skr. a-sya, gr. o-io fbr ^o-ajo^ daneben o-o fQr 
*0'ao^ woraus ov hervorging, lat -ius (im pronomen), im 
zend a-he, einer zendischen Umwandlung von a-se d. h. 
a-sai. Die vollständigen formen sind also skr. sya, zend. 
he, lat. ius oder in den ursprünglichen gestalten *sia, *sai, 
*ia8, wo die laute die gleichen sind nur in verschiedener 
Ordnung, und zwar die laute des genitivs, aber um einen 
vermehrt. Nehmen wir, was wir bei dieser deklination der 
a-stämme noch mehrfach wiederfinden werden, an, dafs der 
arsprfingb'chen casusendung ein a hinzugetreten sei, so 
wQrde eins der beiden a, wie dies bei dem zusammentreten 
zweier a so gewöhnlich ist, sich zu i geschwächt haben. 
Die ersten beiden formen enthalten überdies eine Umstel- 
lung des as zu sa (wahrscheinlich durch den vorhergehen- 
den vokal a veranla&t), und letztere form sa scheint in dem 
griechischen o-o fQr *o-(To, in i-o f&r *<-<ro (neben uo fQr 
e^o) wie in kfiio (neben hfAHo\ cio^ßloy rio und in ä-o 
för *«-<Fo wie in jirgeiSäo noch rein erhalten. 

2) at als anhang des ablativs. Im sanskrit tritt er 
nur bei den a-stämmen hervor, mit deren a er zu ät ver- 
schmilzt. Ebenso im zend. An alle übrigen stamme hängt 
er sich im zend genau auf dieselbe weise an, wie der ge- 
netivanhang as, so dafs man bei allen diesen stammen aus 
dem genetiv des zend den ablativ erhält, indem man statt 
des auslautenden s (oder des vertretenden buchstaben) t (t) 
setzt. Da nun der genetiv aller dieser stamme dem des 
sanskrit gleich ist (abgesehen von den besonderen lautum- 
wandlungen des zend), so können wir sagen, dafs man aus 
dem genetiv des sanskrit bei allen stammen aufser den a- 



254 Grardmaim 

etämmen den ablativ des zend erhält, wenn man t statt des 
auslautenden s setzt, und die lautumwandlungen des zend 
anwendet. Im sanskrit selbst vertritt bei allen diesen stim- 
men der genetiv zugleich den ablatio; und da die ablativen 
des zend, wie das lateinische beweist, in den entspreciieD- 
den formen auch in der Ursprache müssen bestanden haben, 
so ist es höchst wahrscheinlich, dafs die ablativen auf t, 
welche hiemach auch im sanskrit bei allen st&mmen yor- 
handen gewesen sein mfissen, überall da, wo sie den ent- 
sprechenden genetiv auf s zur seite hatten, durch Umwand- 
lung ihres t in s mit dem genetiy zusammenflössen. Das- 
selbe werden wir für das griechische anzunehmen haben, 
woraus sich der ablativische gebrauch des genetivs erklärt, 
den freilich auch der genetiv der o-stämme, der analogie 
der übrigen folgend, annahm. Im altlateiniscben ist ed die 
ablativendung, deren e mit dem auslautenden a, o, 4, u der 
st&mme verschmolz, wodurch die ablativen äd, öd, id. Od 
hervorgingen. 

3) u» als anhang des lokativs; erhalten in dem skr. 
pronomen 3ter person, z. b. asm-in, t&sm-id u. s. w., wobei 
das a des angefügten sma abgefallen ist (wie z. b. auch 
im ablativ asm-&t von uns, yu8hm-&t von euch). Dafs dies 
n ein blofs müfsigcr zusatz sei, wird jetzt wohl schwerlich 
noch jemand behaupten wollen; also ist nur möglich, dafs 
entweder der anhang in von dem gewöulichen lokativen an- 
hange i gänzlich verschieden, oder der letztere aus dem er- 
steren durch abfall des auslautenden n entstanden sei. Ein 
solcher abfall gehört aber zu den gewöhnlichsten erschei- 
Dungen (z. b. im nominativ näma fQr näman n. s. w.); er 
zeigt sich im skr. pronomen mayi (in mir) 3= gr. ^o«, ifioij 
tv&yi (iu dir) sa gr. (Soi\ xo^ und bei allen nominalst&mmeo, 
von denen nur die auf i und u eine andere, später zu er- 
wähnende bildung aufweisen. Denselben abfall hat jene 
endung (in) im lateinischen erfahren, wo der locativ auf 
der ersten stufe i zeigt (ruri, vesperi, luci u. s. w.) und 
auf zweiter stufe mit a zu ai, ae (z. b. Romai, Romae), 
mit o zu I (osk. ei) zusammeuflofs. Im lateinischen hat 



ttber die cmsnsbildiiiig im indogermanitchen. 255 

Tielfach der ablatiy die rolle des lokativs mit Übernehmen 
müssen, während im oskischen af (der a-st&mme) und ei 
(der o-stämme) der lokatiy seine arsprüngliche sphftre be- 
hanptet hat. Ebenso ist das n im griechischen abgefallen; 
wo bekanntlich der dativ (aufser bei den ursprünglichen a- 
and ä- stammen) als dem skr. lokativ entsprechend ange- 
nommen werden muTs. Bei den stammen auf a und ä (gr. 
o, a, a, tj) hat Leo Meyer (gedrängte vergl. p. 40, 45) mit 
recht den lokativ otxoi von dem dativ oixtp^ und den lokativ 
Xctfiai von dem dativ &b^j ffvyy getrennt, und die endung 
€» der infinitiven üfAfABvm u. s. w. als dativform erster stufe 
(von einem auf pi^v skr. man auslautenden, ans der verbal- 
Wurzel abgeleiteten abstrakten nomen) gedeutet So scheint 
denn das auslautende n in den verwandten sprachen über- 
all verschwunden. Aber dennoch begegnen uns einzelne 
deutliche spuren desselben, zuerst in dem pronomen esmen, 
Gsmen-ek, welches in der von Corssen (d. zeitschr. X, 1 ff.) 
mitgetheilten und erklärten sabellischen inschrift sich vor- 
findet und dort auf das entschiedenste als lokativ des Stam- 
mes esmo (dieser) auftritt (s. Corssen a. a. o.)* Wir kön- 
nen dies esmen unmittelbar dem skr. asmin (in diesem) 
gleich setzen, nur mit dem unterschiede, dafs in der sa- 
bellischen form der auslautende Stammvokal nicht, wie im 
sanskrit, weggefallen ist. Der stamm esmo, welcher eben 
so wie der stamm osk. eiso, eizo, eso, nmbr. ero zur er- 
gänzung des defektiven deutestammes i gebraucht wird, 
ist dem skr. stamme asma gleichzusetzen, welcher neben 
dem stamme asya zu gleicher ergänzung verwandt wird, 
und ebenso eiso dem so eben erwähnten stamme asya, 
wenn gleich letzterer im sanskrit auf das femininnm be- 
schränkt ist. Hier den anhang en dem skr. bhyam gleich 
zu stellen (wie Corssen a. a. o. thut) scheint mir schon 
darum nicht möglich, weil dann jenes esmen dem skr. as- 
mabhyam entsprechen roüfste, welches, ebenso wie das ihm 
gleiche gr. ripuv^ die bedeutung „uns^ hat. Femer zeigt 
sich dies n des lokativs in dem lat. peren-die = skr. pare- 
dyns (s. d. zeitschr. XI, 6). Hierher gehört auch das la- 



256 Grafsmaim 

teioiscbe en (da, siehe da), wenn anders Corssen, woran ich 
nicht zweifle, recht hat, indem er darin den lokativ des 
deutestammes i erkennt (diese zeitscbr. V, 124). Im oM» 
sehen zeigt sich dieser lokatiy (auf in) auch bei nomi- 
nalstämmen auf o, z. b. in hortin kerriiin (in templo Ce- 
reali), und ebenso in dem sabellischen asin (esmaiek 
asin auf diesem altare). Der Wechsel zwischen e und i, den 
die sabellischen formen zeigen, führt, da z. b. den gene- 
tiven der i* stamme, welche im sabellischen auf ein nnd 
derselben inschrift den gleichen Wechsel darbieten (z. b. 
Joves, ocris von den stammen Jovi, ocri), im oskischen 
der genetiv auf eis entspricht (osk. Joveis), auf eine ur- 
sprQngliche form *hort-ein zurQck, welche auch theoretisch 
als die ursprüngliche gefordert wird, da der Stammauslaut 
o im oskischen vor i stets in e übergeht. Aus dieser form 
ging dann mit yerlust des auslautes n der gewöhnliche lo- 
kativ auf ei von den stammen auf o hervor. Hiervon 
sind nach meiner ansieht die lat. formen auf im in iiJim 
u. s. w. zu trennen; ihre bedeutung ist überall die des ab- 
lativs, nie des lokativs; viel bedenklicher noch ist der von 
Corssen angenommene oskische locativ auf im, welcher, 
nachdem Safinim und Aisernim als pluralgenetiven er- 
wiesen sind, nur noch auf die beiden formen tacusim und 
fiisnim sich stützen würde. Aber es ist nicht unwahr- 
scheinlich, dals diese gleich den beiden oben erwähnten for- 
men, aus Stämmen auf io hervorgegangen sind und viel- 
leicht auch pluralgenetiven darstellen. 

4) ana als anhang des Instrumentalis. Bopp nimmt 
in den instrumentalen auf ena, inä, unä im sanskrit aus 
Stämmen auf a, i, u ein euphonisches n an, nach welchem 
sich bei den a-stämmen das ä, welches er als die ursprüng- 
liche endung des instrumentalis ansetzt, zu a verkürzt, und 
überdies das deu stamm schliefsende a sich in e verwan- 
delt habe. Alle diese annahmen sind gewaltsam, beson- 
ders aber die des euphonischen n, welches überhaupt aus 
der Sprachwissenschaft zu verbannen sein möchte. Neh- 
men wir ana als die ursprüngliche form an, so entsteht 
ena aus a+ana, indem, wie dies bei dem zusammentreffen 



Qlb«r di0 eänubUduig im indogwinAiüfchen. ^7 

zweier kaneD m in der deklination (wie auch bei der con- 
jugation) eo hftiifig geschieht, das «weite za i geschwächt 
wird, and dadurch a-l-ina d. h. ena hervorgeht Ueber- 
baupt sehen wir die spräche beim susammentreten des vo- 
kalischen anslantes eines Stammes mit dem vokalischen an- 
laute eines casusanhanges zur Vermeidung der vokalhäufnng 
änen dreifachen weg einschlagen; der erste, nur bei aus- 
lautendem i oder i, u oder fi mögliche, ist die Verwand- 
lung dieses auslautes in den entsprechenden halbvokal, was 
namentlich bei auslautendem i oder Q, oder bei gunirtem 
i oder u geschieht; der zweite weg ist die Verschmelzung, 
und zwar gesohiebt diese entweder unmittelbar, oder, nar 
mentlich wenn a der zweite laut ist, so dais dieser nach 
a oder i zu i, nach u zu u sich geschwächt, oder mit 
dem vorhergehenden vokale seine stelle vertauscht hat 
(wie oben os d. h. aus aus u+as, es d. h. äis aus i+as 
entstand); der dritte weg ist die Versetzung des den an- 
haog beginnenden vokales (a) an den schlufs dieses anhan- 
ges. Dieser letzte weg wurde oben in dem genetiv der 
a-8tftmme eingeschlagen, wo sich as in sa umsetzte; und 
wir werden auch weiterhin (in no. 6) darauf zurückkommen. 
Auch bei unserm anhange wurde dieser weg, wenn der 
stamm auf i oder u auslautet, eiDgeschlagen; auf diese 
weise entstanden aus i+ana, u+ana die formen inä, 
una. Auf der ersten stufe, welche, wie wir sahen, ver- 
kürzte endungen liebt, namentlich jede zweisilbige endung 
streng meidet, wurde das n ausgestofsen, so dafs ä hervor- 
ging. Dasselbe geschieht auch bei den auf i oder ü aus- 
lautenden Stämmen, deren vokal sich in den entsprechen- 
den halbvokal umwandelt. Für den ausfall des n können 
wir als analogie kaum den in gleichem falle eintretenden 
ausfall des n aus der endung ans des acc. plur. geltend 
machen, da derselbe hier durch das folgende s begünstigt 
wurde. Aber wir sehen denselben ausfall, den hier *ana 
zeigt, auch bei der gleichlautenden präposition skr. *ana, gr. 
avdj got. ana nicht blofs im nordischen ä=ana, sondern auch 
in den arischen sprachen selbst eintreten. Denn hier scheint 

Zeitachr. f. vgl. sprachf. XII. 4. 17 



268 GraTsmann 

einerseits die dem gr. avd^ got. ana entsprechende prä- 
position zu fehlen, und andrerseits die arische prftposi* 
tion ä (zu, bis an) fiberschfissig zu sein, da in den an- 
dern sprachen kein irgend wahrcheinlicher fall nachge- 
wiesen ist, wo diesem ä eine präposition, sei es in isoKrtem 
gebrauche oder in der Zusammensetzung, entspräche. Beide 
Schwierigkeiten verschwinden, wenn man skr. ä als aus "ana 
durch Wegfall des n erwachsen annimmt. Die bedentnng 
stimmt namentlich mit der des gothisohen ana trefflich 
überein. Der wegfall des n zwischen a und a, oder zwi- 
schen ä und a ist in den Teden häufig genug, z. b. in rbhu- 
x&s (Rigv. ni, 7, 9, 1) neben rbhuxtoas (Rigv. III, 7, 9, 4), 
p&nthäs für p4nthänas, p&nthäm fQr p&nthanam n.s.w. Das 
got. e des instmmentalis in den pronomen (z. b. ]'e, hve, 
sve), das althd. altsächs. ü schliefst sich an die zusammen- 
gezogene instrumentalform ä an. 

5) *bhi als anhang des instrumentals. Im sanakrit 
wurde diese bildung beim singular durch die so eben er- 
wähnte verdrängt. Im plural dagegen tritt sie durch daa 
plurale s vermehrt als bhis hervor. Im litauischen hat sie 
sich in der form mi (instr. sing.) erhalten, da sich diese 
zu *bhi verhält, wie der lit. instr. plur. mis zu skr. bhis. 
Im griechischen tritt sie als cpi hervor, z. b. in dem rein 
instrumentalen l(fL (nie tyiv), während yi in andern bei- 
spielen lokale bedeutung in dem sinne „wo** und „woher^ 
hat (s. u.). Vielleicht gehört hierher lat ibi, ubi, wo der 
auslaut einen zwischen e und i, zwischen länge und kflrze 
schwebenden vokal darstellt, welcher im osk. puf, sab. iaf-c 
ganz schwindet; doch erregt der auslautende vokal (i, e, ei) 
noch bedenken. 

6) *abhi als anhang des dativs. In ihm finden wir 
vielfach, im singular jedoch nur nach vokalen, das anlau- 
tende a an den schlufs gestellt, so dafs bhya entsteht. Dies 
erscheint in dem vedischen asma-bhya (uns), und vermehrt 
um das deutende am, welches im singular nach vokalen 
stets als blofses m auftritt, in der form bhyam in tü-bhyam 
(lat. tibi), asmä- bhyam (uns), yushma- bhyam (euch) und 
mit h statt bh in m4-hyam (lat. mihi). Die form ist auch 



ab«r dl« etsnsbildiuig im indogermanuchen. 2M 

kl ABmibbya, mmihhyam^ yuflhiqAbbyain eine singolariaehe, 
wie io den aUatiTen asm&t, yushm&t (von unsy toq euch). 
Diesen formen entsprechen in form und bedeniung genan: 
dor. i'fiip Ks skr. mihyam = lat mihi, dor. und homer. 
rilr =3 skr. tAbhyam = lat. tibi , atp^v a(f$ s» lal. sibi ei- 
nem nicht vorhandenen skr. 'svabhyam, *8vabhja entspre- 
chend, fifuPj {jUiy, äfifiiVj äfifu 3=s skr. asm&bhyam, asm&- 
bhya, Vfuv^ vfifiiv =» skr. yushmibhyam, wo der ausfall 
des hh nnd des doppelten a ganz ähnlich ist wie im dat. 
dual. Aolser diesen dativen der persönlichen pronomen 
giebt es keine casusform weder im sanskrit noch in den 
▼erwandten sprachen, welche die endung bhyam oder bhya 
in dieser gestalt enthielte. Vielmehr liegt allen übrigen singu- 
lardativen (sofern sie nicht ursprüngliche lokativen sind) die 
form in ihrer als ursprünglich angenommenen gestalt abbi 
unseres anbanges, aus welcher die form bhya nur durch 
Versetzung des a hervorgegangen war, zu gründe; auf er- 
ster stufe mn/ste schon nach dem für ihre endungen herr- 
schend^! gesetze der einsilbigkeit das bh wegfallen, so dafs 
ai=3e entstand. Dieser wegfall, welcher auch über die 
deklination zweiter stufe sich ausdehnte, findet sich auf 
ganz gleiche weise in dem instr. plur. der a-stämme, näm- 
lich in der endung äis neben der vedischen ebhis (z. b. 
dev&is £= ved. dev^bhis) und neben der parallelen endung 
Äbhis in asmabhis, yushmäbhis, worin, beiläufig bemerkt, 
zugleich der beweis liegt, dafs das der endung bhis vor- 
hergehende e ursprünglich aus a+a zusammengesetzt ist; 
denn nur aus ä+is nicht aus e+is konnte äis erwachsen, 
von jenen beiden a gehört das erste dem stamme an, und 
das zweite, welches sich hernach zu i schwächte, ist das 
a, welches sich so häufig den endungen der a-stämme bei- 
mischt, und welches wir als eine art reflex des stamm- 
haften a auffassen mufsten. Es läftt sich also in dieser 
instrumentalform der ausfall des bb historisch verfolgen, 
und es kann daher der entsprechende (schon vor der sprach- 
trennung vollzogene) ausfall desselben in dem besprochenen 
dativanhange nichts befremdendes haben. Die so hervor- 

17* 



2^ Gfmftmaim 

gehende endung ai=se ist nun die allgemeine daÜFeiidiing, 
welcher sich aber im sanskrit bei den a-st&mmen abermak 
ein a anf&gt, wodarch aus a+ai+a die form aya, z. b. 
in dev&ya von deT&-8, entspringt. Dafs vor diesem e des 
dativs die stammauslaute i und u im sanskrit gona haben, 
dals ans dem e das lat i des dativs (mit einem orsprfing- 
lich zwischen e und i schwebenden laute) hervorgeht, wel- 
ches sich mit auslautendem o, a zu oi später ö (populoi, 
populo) und zu ai und ae (deai, deae) verband, dafs in 
dem got. namin s=s skr. n&mn-e, sunau = skr. sünav-e, 
fa]>a = pätay-e, danra = dvAräya (neutr.), vaira = vir&ya 
zwar die besondere dativendung des sanskrit nicht mehr 
erscheint, wohl aber deren reflex sichtbar ist, während in 
den weiblichen markai s= maijäyäi (von marka =5 mäijä) 
und besonders in kvenai = jänyäi (von kven-s = jäni-s, 
jäni) und in ]>izai = skr. tasyäi noch die dativendung selbst 
gewahrt erscheint, dafs endlich in dem griechischen infinitiv- 
suf&ze ai der dativ erster stufe, und in ^, ^ 17 der zwei- 
ter stufe hervortritt, ist oben gelegentlich angedeutet. Aus 
der form bhya (bhyam) entspringt der dativ des dual (bhyäm) 
und des plural (bhyas) (s. u.). 

7) äu oder av als anhang des lokativs der i- und u- 
stämme im sanskrit. Das a dieses anhanges gleicht sich 
den vorhergehenden vokal an, und so entsteht z. b. p^tau 
aus pati-s, bhänän aus bhänü-s. Aus diesem anhange gebt 
der loc. dual, durch anfügung des die mehrzahl bezeich- 
nenden s hervor, also die endung os (d. h. än-s). Nicht 
unwahrscheinlich ist es auch, dafs die breitere lokativeo- 
dung am, welche fast nur an feminina gefQgt wird, gleich- 
falls mit jener lokativform zusammenhängt, jedenfalls fbhrt 
sie auf eine ursprQngliche form mit kurzem vokale zurQck. 
Denn es gehen die drei breiteren femininendungen as (für 
abl. gen.), äi (ftkr dat.), am (fQr loc.) durchaus einander 
parallel, und wie jene beiden aus den gewöhnlichen endun- 
gen as (f&r abl. gen.), ai (f&r dat.) durch Verlängerung her- 
vorgehen, so mufs auch diese ans einer form *am entstan- 
den sein. Diese konnte aber aus unserer lokativform in 



ober die carasbfldiuig im indogennani8chen. 261 

oder »▼ ebenso hervorgehen, wie z. b. skr. dram „eilen^ 
(dr&m-ati, yergl. gr. idgafiov) aas dru „eilen^ (dr4v-ati), 
wo letzteres als das ursprünglichere erscheint, da es aus 
dya „worauf loseilen^ (dyliuti), welches wiederum mit *jyu, 
ja ,|eilen* (j&vati) zusammenhängt, entsprossen ist (d. ztschr. 
XI, s. 10. 18); und in einer ähnlichen beziehung steht wahr- 
scheinlich jam (anbinden, binden u. s. w.) zu yu (?erbinden, 
vereinigen) (a. a. o. s. 14). 

Verbindung der zeigenden mit den deutenden 
anhängen. 

Insftr. dat. abl. gen. loc. (daal. plur.)« 

Mehrere dieser Verbindungen sind schon oben erwähnt, 
wobei der Singular erschöpft ist. 

Der instrumentalis des plurals entsteht aus dem 
des Singulars *bhi (in no. 5) durch anftSgung des die mehr- 
heit bezeichnenden s, also: bhis. Die a-stämme ftkgen die- 
ser endung noch ein a vor, so dafs äbbis entsteht (z. b. 
asmäbhis vom stamme asma), gewöhnlich fiel hier das bb 
weg, so dals äis entstand (z. b. deväis), oder es schwächte 
sich das zweite der zusammenstolsenden a zu i, so dafs 
ebhis hervorging (z. b. vedisch devebhis). Der dativ des 
duals (der zugleich den instr. und abl. vertritt) und der 
des plurals (der zugleich den ablat. vertritt) entstehen aus 
der form bhya des dat. sing., indem jeuer das deutende 
(in der mehrzabl stets unverkürzte) am, dieser das die 
mehrzahl bezeichnende s anflQgt, also du. bhyäm, pl. bhyas 
(vedisch auch bhias). Die a-stämme, vermöge ihrer mehr- 
fach erwähnten eigenthümlichkeit ftkgen der endung noch 
ein a vor, welches sich im plural zu i schwächt; also de- 
vabhyäm den beiden göttern, dev^byas den göttern. Die 
dualendung erscheint unter den hier verglichenen sprachen 
nur noch im griechischen und zwar hinter den auf konsonanten 
oder auf i, v auslautenden stammen in der form ouv, otv 
(z. b. noSoiiv^ noSolv)^ hinter den auf o, a auslautenden in 
der form jir, wo das j ein mit dem vorhergehenden vo- 
kale verschmelzendes ^ andeutet (z. b. innouv^ innoiv^ xo- 



262 Grafsmann 

gaiv); das bh ist ausgefallen, das folgende yim in jcr ver- 
wandelt, und diesem bei den erst genannten stänunen 
ein o vorgeschoben, welches vielleicht als das die mebr- 
zahl andeutende a aufzufassen ist. Die plnralendung ei> 
scheint im lateinischen in den beiden formen boe, bOs, bus 
(navebos, navibus, navibus) und beis^ bis, letztere nur in 
nobis und vobts (vobeis); beide formen aus bhias durch 
vokal versohleifung entstanden (Corssen ausspräche n. 8.w. 
s. 288). Es liegt nahe, die formen *ais, ois der ersten und 
zweiten lateinischen deklination aus 'a-bls, *o-bIs zn deuten, 
doch sind sie wahrscheinlicher lokativen (s. u.). Noch ist 
zu erwähnen, dafs eine etwas anders modificirte deutung 
der formen bhySm und byas möglich ist, indem man näm- 
lich von der singularform bhyam ausgeht, aus welcher jene 
durch einffigung eines a, diese durch anftkgung des s, wo- 
bei der nasal, wie bei dem acc. pl. as auf erster stufe, 
durchweg abfiel, hervorgehen konnte, und man könnte 
dann hiermit vielleicht unmittelbar das ombrisebe plural- 
suffix fem (?), sowie das gr. cpiv, welches sich mit dem 
ursprfinglich singularischen q)i im gebrauche vermischte, zu- 
sammenbringen; doch sind mir die entscheidungsgründe 
fbr die eine oder andere ansieht nicht schlagend genug, 
und ich bin daher hier bei der lautlich einfachsten deutung 
stehen geblieben. 

Der ablativ des duals und plurals ist schon beim 
dativ besprochen. 

Der genetiv des plurals hat auf erster stufe die en- 
dung am. Da die erste stufe jedoch häufig verstümmelte 
endnngen darbietet, so werden wir, um zu der ursprüng- 
lichen form zu grelangen, vorzugsweise die endungen zweiter 
stufe zu betrachten haben. Aeufserlich angesehen erscheint 
in der skr. nominaldeklination zweiter stufe der gen. plar. 
als der durch 8m erweiterte acc. pl. masc. So entsprechen 
den acc. pl. masc. auf an, In, im aus stammen auf a, i ^9 
u (ö) die gen. pl. auf Snäm, TnSm, unäm. Auch der ziscb- 
laut, welcher in jenen accusativformen noch vielfach hervor- 
tritt (s. o.), erscheint im gen. plur. der pronomen; so bildet 



abtr die camubildang im mdogemumischeii. 263 

der stamm a (dieser) den gen. pl. esham (borum), äs&m 
(haromX und der stanmi ama (jener) den gen. pl. amishäm 
(illorum), amusbäm (illarum). Wir werden also darauf hin- 
gefiüirt, in demjenigen theile unserer endung, welcher vor 
im Torhergeht, dieselben elemente wie im acc. pL anzu- 
nehmen, d. h. wir werden als ursprQngliche form 'ansam 
ansetzen müssen, und da das letzte am, was in den veden 
sehr oft zweisilbig erscheint und hier wahrscheinlich aam 
zu lesen ist, sich in a und den deutenden anhang am zer- 
legt, und wir denselben anhang am auch als ersten bestand- 
theii des accusativischen ans kennen, so gelangen wir zu 
der g^eicfaung ansam = am+sa+am. In dem zweiten 
dieser drei bestandtheile erkennen wir sogleich den genetiv- 
anhang wieder, und zwar in der umkehrung sa, wie sie bei 
den a-stämmen sich zeigte. Da das deutende am an sich 
nicht die mehrzabl bezeichnet, so liegt es nahe den ausdruck 
derselben hier in der Wiederholung jenes anhanges zu suchen. 
Die Umwandlungen aus der form ^ansäm in die oben an- 
geftkhrten formen sind durcliaus gesetzmäfsig und gehen 
denen beim acc. plur. genau parallel, nur dafs, weun der 
Zischlaut hervortritt, dort noch in einzelnen fällen der nasal 
sich erhiek, hier nie, und dafs hier in dem so hervorge- 
henden asäm (der pronominaldeclin.) das a im masc. sich 
zu i schwächt, welches sogar vorhergehendes u sich an- 
gleicht, also esham, teshäm u. s. w. amishäm (von den 
Stämmen a, ta u. s. w., amu). Den formen esbiim, teshäm 
(horum), äsäm, täsäm (harum) entsprechen, auch in bezug 
auf den zischlaut, die gothischen formen ize, >ize und izö, 
]>izö, so wie die den vokal treuer bewahrenden pronominal- 
formen -aize, -aizö, welche an die adjectivstämme gehängt 
werden, und gleich skr. esham, äsam zu setzen sind. Auf 
erster stufe hätten wir im sanskrit (dem acc. pl. entspre- 
chend) *asäm zu erwarten oder vielmehr nach der auf er- 
ster stufe herrschenden neigung zur zusammendrängung 
auf eine silbe zunächst aäm, dann am, daher z. b. von ürj 
kraft gen. pliur. ürjaaoi (Säoiaved. I, 1, 1,4,2), ürjäm. Im 
lateinischen zeigt sich die oben nachgewiesene form skr. 



264 Graftmano 

-asäm bei den o- und a-st&mmen in den formen örum, 
ärum, welchem letzteren die oskische form äznm und die 
griechische duiv zur seite geht. Dagegen zeigen die o- 
stftmme im griechischen und zum theil schon im lateini- 
schen die endung erster stufe gr. cuv, lat. um (alt om), welobe 
im gathisohen in den formen e und ö (des fem.) die ganze 
nominaldeklination durchdrang. 

Der lokativ des duals (welcher zugleich den genetiv 
vertritt) ist aus dem lokativ des sing, auf an (no. 7) durch 
anfbgung des die mehrzahl bezeichnenden s hervorgegan- 
gen, also ist seine endung aus = os. Dieser endung fägt 
sich bei den a-stämmen wiederum ein zu i geschwächtes a 
vor, daher dev&yos von dev4-s. Der lokativ des plnrals 
hat im sanskrit die endung su, welcher sich im zend ein 
a anschliefst. Dies a halte ich für eine Verstümmelung des 
deutenden anhanges am, woftkr besonders das griechische 
zeugt (s. u.). Dieselbe Verstümmelung zeigt das zend im 
dat. du.: bya = skr. bhyäm, im loc. sing, fem.: a = skr. 
3m. So würden wir zu einer erweiterten form *svam ge- 
langen. Aus ihr würde mit Schwächung des a zu i (vgl. 
obenjVi' aus bhyäm) die gr. form ofip enisf ringen. Diese 
ftgte sich an auslautendes o, a so an, dafs ^ dem a vor- 
trat^ wobei es durch den einflufs des dentalen a zu j sich 
verdünnte, was mit dem o oder a verschmolz; so gingen 
die formen o$atv^ aia^v (y($iv) hervor, ganz in gleicher weise, 
wie z. b. ^ilvog aus ^ivpog^ deiSia aus diSfia^ ÖBidoix^g 
aus SeSfoixwg^ etkoi aus *^Blf(o entstand. Nach konsonan- 
tisch oder auf f , v auslautenden stammen tritt bei Homer 
vielfach ein e hervor, wo dann statt eofip in den hand- 
schriften saotv erscheint. Da dies < nicht als bindevokal 
aufgefafst werden kann, welcher nach i und v keinen sinn 
hat, so werden wir in jener form BOfiv die vollständigste 
form des loc. pl. anzunehmen haben. Hieraus würde sich 
f&r das sanskrit, welchem hier der deutende anhang (am) 
fehlt, die ursprüngliche form *asu ergeben, welche aber ihr 
a früh eingebüfst haben mufs. Der loc. sing. , der dieser 
form am nächsten steht (s. v. 7.) 9 lautet au; von dem sie 



•bcr dto cMmbildnng im indogaraumisclMiL 36ft 

«dl nur durch das swischengeeohobene 8 onterscheidet; 
and es liegt daher nahe, in diesem s das bekannte zeicheo 
der mehrzahl zu suchen, welches in dem dual regelrecht ans 
ende gef&gt ist, hier aber in höchst auffallender weise (viel- 
leicht um den dual vom plural zu scheiden) zwischen die 
demente des nrsprflnglichen singularanhanges gestellt wurde* 
Im lateinischen erscheint diese lokativform in den endun- 
gen IS aus den o- und a-st&mmen, indem is im ersteren 
fidle ans älterem eis, oes, eis (suois, oloes, soveis) im letz- 
teren ans älterem *ais, es (nuges) hervorging. 

Blicken wir auf die ganze reihe der zeigenden anhänge 
(as, at, in, ana, bhi, abhi, av) zürQck, so springt fast bei 
allen die ähnlichkeit mit den präpositionen (zeigem) so- 
gleich in die äugen, und zwar mit derjenigen gmppe dei> 
selben, welche nur einen konsonanten enthalten, und je- 
denfidls zu den ältesten präpositionen unseres sprachstam- 
mes gehören. Zugleich sehen wir diese zeigenden anhänge 
durchaus nur an denjenigen casus hervortreten, welche auch 
ihrer bedeutung nach die entstehnng ans präpositionen wahr- 
scheinlich machen, und welche zum theil schon im griechi- 
schen, lateinischen und deutschen, fast vollständig aber in 
den romanischen sprachen und im englischen durch prä- 
positionen umschrieben werden, nämlich im instr., dat., 
abl., gen., loc., während der nominativ und accusativ nur 
deutende, aus dem pronomen entstandene anhänge aufwei- 
sen, und auch in keiner jener sprachen durch präpositionen 
umschrieben werden; auch sehen wir noch in späterer zeit 
sowohl ächte als unächte präpositionen in vielen sprachen 
des indogermanischen (z. b. in den neueren indischen) als 
sufBxe an das noroen, und zwar hier an einen casus des- 
selben angeheftet. Wenn Qerland in seiner lehrreichen ab- 
handlung über den dativ (vergl. d. Zeitschrift IX , 36 und 
308 flg.) gegen diese schon von Pott geltend gemachte an- 
sieht anfahrt, dafs die präpositionen, da sich viele erst vor 
unsem äugen entfalten, jünger seien als die casus, ja sie 
selber schon casus seien: so beruht dieser einwand darauf, 
dafs Gerland nicht die ächten präpositionen von den un- 



266 Grafsmami, fiber die cMosbildiing im indogermanischen. 

ächten scheidet. Jene sind fast stets casusformen, diese 
nie, jene sind vor der spracbtrennung entstanden, diese 
nach derselben, jene daher in allen indogermanischen q>ra- 
chen (wenn sie nicht in einzelnen dieser sprachen imter^ge- 
gangen sind) übereinstimmend, diese kaum in zweien der- 
selben, jene föhig, mit dem verbalbegriffe zu einer be- 
griffseinheit zu verschmelzen, ja auch leiblich mit den ver« 
ben zu verwachsen, diese nicht. Insbesondere mQsseD die 
nur einen konsonanten enthaltenden präpositionen, wie 
sie in den obigen zeigenden onhftngen hervortreten, mno 
sehr bedeutende zeit vor der Sprachtrennung entstanden 
sein, da ans ihnen erst, und zwar auch schon in dem Zeit- 
räume, welcher vor der ersten spracbtrennung liegt, die 
fibrigen ächten präpositionen wahrscheinlich durch Zusam- 
mensetzung hervorgingen. Ja ich glaube, dsLÜ es kein de- 
ment der spräche giebt, welches uns weiter zurfickf&hrte 
in die Urgeschichte unseres Sprachstammes, oder uns hier 
auch nur eine gleich klare perspective eröffiiete, wie gerade 
diese einfachsten gestaltungen der präpositbnen. Es ist 
freilich unmöglich, die soeben ausgesprochenen sätze oder 
vermuthungen hier mit wenigen werten zu beweisen oder 
zu b^ründen, und so mögen sie denn hier am Schlüsse 
dieses Versuches, die Casusbildung bis in ihre letzten de- 
mente zu verfolgen, einstweilen als hindeutungen auf eine 
spätere arbeit dastehen, in welcher ich die präpositionen 
einer ähnlichen betrachtung zu unterwerfen gedenke. 
Stettin den 29. Sept. 1862. 

H. Grafsmann. 



Sonne, q»imehliche und mjÜioIogUche nntennchiingra. 287 

Sprachliche und mythologische Untersuchun- 
gen, angeknüpft an Rigveda 1, 50. 

Ente hAlfte. y. 1-^9. 

r 

Ud u tjkm jät&yedasam dey&m Tahanti ketÄyah J 

drfi YigvkysL stiryam || — 1 • 
A pa tj6 täy&vo jnihk n&xatr& jantj aktübhih | 

adr&ya vipv&caxase || — 2. 
A'drpram asya ket&ro ri ra^&yo jan&fi aou | 

bhHQanto agn&yo yathä || — 3. 
Tarimir yif y&dar^ato jyotishkr d asi aürya | 

▼i^am i bh&si rocandm || — 4. 
Praty&fi derSnAm yipah pratyäfifl üd eshi männshAn | 

praty&ik yi^vam svär di^ || — 5. 
Y^nk p&vdca cfcxasä bhurany^ntam jdnän anu | 

tv&m yaitina pä9yasi || — 6. 
Vi djim esbi rajas prtbv khk mimkno aktübhih | 

pA^an jÄnmäni sürya || — 7. 
Sapti ivk harfto r&the vÄhanti deva sftrya | 

^odshke^am vicaxana || — 8. 
A^ynkta 8apt& ^undhyüvah stfro r&tbasya napty&h | 

t<bhir yäti sv&yuktibhih || — 9. 

Herauf den Jatavedas nun, den himmlischen, die lichter ziehn, 

EU sehn jedwedem, Snria. — 1. 
Von dannen dort den dieben gleich gehn die gestime mit 

der nacht, 

vor Sura dem allschaaenden. — 2. 
Es scheinen seine lichter hell, die strahlen, ob der Völker hin, 

den flammen gleich, den lodernden. — 3. 
Ausharrend, allersichtlich du, lichtschaffend bist du, Suria! 

du leuchtest all den glasberg an. — 4. 
Entgegen gehst der götter stamm, entgegen du den men- 
schen auf, 

entgegen, all dem lichtheim gleich. — 5. 
Mit welchem blicke, reinigerl du sp&hest ob der Völker hin, 

umkreisender 1 den eifernden: — 6. 







JB .^v^toB ior ir^es ^vaiLea vir vor aiLon £e onge- 

üciuv r^^ue ."«ZTUi^ro* 3U Twen iäti Xüi» Aufreda aoägmbe 

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M> efAuv?%:u '«:r ju» les. Lus leoi zweiten bände ^ dem 

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uiaK.tciUKUiu nuii :^!nen oadenu s^üicd ^Tikem — \Ll^ dem 

^.»j.A'ii sedaau in ^ieiciier weise iii'n ier •-•omaioütjr. wire 

.*k *.iv'i IUI -lusjuiT?. 3ii3«jfite bei^eireben werden''. 

\\ w luiben <in& der lieder. e:» ij^t an die aufhellende 
>^«w*a\' ;« * loiiieu sur en^cen hölne im urtext iiergeäeczL. nnd 
.«*AV .lOi^Hcc^uu^ beicetu^t. die wir nor mit dem wieder- 
K»l«»« iK'ilouiiiui:^ dii'ä die;?e bvmnen nicht eigentlich Aber- 
,^^4^ M'ioiK aI« ;H>Iche geben können: wir wählen es als 
ü4iA«<f;% isu welchem wir im tolg^nden den einschlag 

^ .«.M» ' *IM venffaxwn iiiiiarb>f::<r* Ut in ivm kurxiich 

^ .^.^ *> bcRits crAllC worden; icr leute dnrite wühl 



fpn^lielie vmA nqrthologitdbt mtemiciioiigefi. W 

bringen, so wenig wir dabei den stoff erschöpfen, noch anf 
die freie digreseion yersichten wollen. MtÜsen wir aber 
den Sayana fUr jetst entbehren, so gew&hren Bosen^e (1837) 
und Wilson^s (1850) Übersetzungen, welche wesentlich aof 
ihm basio-en, doch einigen ersatz; selbständig der Überlie- 
ferang gegenüber und auf alle weise forderlich, hat nener- 
dings pro£ Benfey — in der Zeitschrift Orient und Occi- 
dent tbl. I, 1862 — eine Übersetzung begonnen, welche 
ebenfiills Torliq^ 

Wir beginnen mit der partikel u; sie findet sich in 
unserm liede oontrahiert in &tho y. 12 = &tha u, in m6 
▼. 13 = m< u, so wie ▼. 1 üd u ijim i. &.; derselbe an- 
fang VI, 51, 1 üd u tyAc cixuh, 64, 1 üd u friji *), II, 38, 
VI, 71, VII,38, 1 üd u shyi devih. Als copulativpartikd 
läfst rie nch im griechischen, je nachdem, durch Si^ r«, 
xal; u . • . u durch uiv • • • Je, r^ . . . xat; mK-u durch xai 
fiJ7, mUr-u . . . m£-u durch xai fit} •. . ^tjSi**); das vorher- 
gehende wort hervorhebend aber durch 89]: üd-u avä 81] 
(tmesis), kim-u ri dtjj y^h-u og Sij u. s. w. wiedergeben, 
wiewohl die vedische partikel in geringerem grade als diese 
griechische die darstellung belebt. Beachtung verdienen 
stellen wo u zwischen coordinierten demonstrativen erscheint: 
£v. I, 92, 1 etS u tya usbäsab ketüm akrata, diese denn 
(jetzt erscheinende) jene (allbekannte) morgenröthen schu- 
fen licht; 191, 5 etÄ u ty^; IV, 5, 9; 51, 1 idam u tyÄt; 
VI, 15, 17 im&m u ty&m, und sonst; hier schwächt sich 
das zweite f&rwort, tya, fast schon zum artikel ab, zu wel- 
chem es im deutschen (Bopp vergl. gramm. §• 355) ja völ- 
lig werden sollte. Auffälliger noch erscheint die häufung 
der pronomina, sobald wir die wendung z. b. idam u ty&t 
= i-ta-a-ma u ta-ya-ta in ihre demente zerfallen; nicht 
als wire jemals so gesprochen, sondern zur darstellung der 



'^) (Jriy^ padap.; zeitschr. X, 99 nach Lassen irrig als friya^ genom- 
men. „Schon steigen auf zam heil die morgenröthen, erglänzend** n. s. w. 

**) nicht durch unTi . . .utnit was genau gleich mi-cs. . . . mit-ca z. b. 
Rv.m, 68,20. f*^ f*-» ' 



270 Sonntf 

ionern attraetioD, kraft wdoher formaüve elemente so leicht 
Eum wort zusammeawachsea, oder yielmehr sich krystalli- 
sieren; denn dieser stoff ist kblos. ESrlitten uosre tebens- 
▼oUen wiirzeh), die durch anziehung des formativs sorag- 
glutinierong, durch herrschaft über das formativ z«r flezion 
gelangen, unter einander eben diese anziehung, so würden 
wir nicht flectieren, sondern trotz dem besten der Azteken 
einverleiben. 

Jene Stellung unsrer partikel, zwischen coordinierten 
demonstratiTen, hatte Benfey, ab er wnrzell. I, 281 f. otiro 
avTf} TovTo durch saru-'ta, s4-u*t&, tapu*tad, also gerade 
durch diese Stellung erklärte, vieUeieht nicht einmal beach- 
tet; um so glückGcher aber war eine wahmthmung, wdche 
in der ansdieinenden anomalie der flexion gesetz vtad re- 
gel nachweist Indem wir also hinsichtlich der das gr. 
demonstratiT constituierenden elemente Benfey^s darstellung 
im ganzen beitreten, möchten wir vor der band nur inso- 
weit von ihm abweichen, als wir nom. plnr» ovto$ avrai 
nicht durch oi-v-ro«, ai-v-rai, sondern wie oi ai (statt roi 
Tai) selbst, durch angleichung an den nom. sing, erklftren. 
Nadi solcher analogie, nicht eigentlich durch composition 
mit otfTog, erzeugten sich dann to<t-, roi-, Ttihx^, rtifi^ov- 
Tog, letzteres Hes. Opp. 537 als adverb. Erhebt sich aber 
gegen Benfey's darstellung die frage, weshalb der in o^ro^* 
etc. so deutlich erkennbare artikel 6 tj ro fast durchweg*) 
flexionslos bleibe, so wollen wir das gewicht derselben zwar 
keineswegs Terkennen, zunächst aber doch die gegenfrage 
stellen, ob flexion im sinne des nomens oder verbs fllr das 
pronomen übeiiiaupt gedenkbar sei. In indog. vorkam {Xih 
xov) haben wir Wortbildung sowie flexion im echten sinne, 
weil die formative -a und -m, die nur die wiisensohaft er- 
kennt, während der sprechende dem dunklen geftkhle folgt, 
sich als niedrer art der wurzel dienend unterordnen. Aber 
in tam (top) sind elemente gleichen ranges an einander 
geschofsen, mithin keineswegs flexion in jenem sinne ein- 

*) flecUert Ut nur TaDra; ttbrigena liegen die themen s« sd ta U vor. 



qmdillcfae und mjrtholofiAche nntennehangen. 271 

getreten. Doch der nsme thot sar sache nichts; offenbar 
also liegt in der pronomioalfiexion, ineofem sie begriffloees 
dem begriffloeen, formativ dem formativ unterordnet, ein 
weit höherer grad von abstraction, als in der nominal- 
flezion, welehe das formativ dem begriflbwort unterordnet. 
Eine flezioB wie tov rtp xoi ist ihrem wesen nach nicht 
minder kühn, als eine flezion wvog vwi vvvig sein würde. 
Und manches blieb dem kQhnen sprachgeist doch zu kQbn. 
Zu einem ego egonis egones verstieg er sich nicht. Nicht 
simiwiedrig scheint hienach die frage, ob flexion in v&r- 
kasya iUnrov, v&rkam kvxovj weil minder abstrakt, nicht 
auch wirklich ftlter sei, als die in tasya rov, t&m rav. 
Wir würden dam von t&sya v&rkasya (dieses wolfs) zu 
rtnem iltem t&^v&rintsja (da- woI&) zurückgelangen. Das 
pronomen, ursprünglich ortsadverb, wäre zunächst gleich- 
sam prftfix des ncHnens, und erst nach ablösung von dem- 
selben der diflerenzierung des genns und casus fähig ge- 
worden. Je weniger aber diese diflerenzierung sich aus 
dem ursprünglichen wesen des pronomens ableiten l&ist, 
um so leichter konnte es auf sie verzichten, wenn es sich 
mit einem zweiten, einem dritten seiner art verband. So 
8chie(sen die demente ta+ya zu tya zusammen u. dgl. m. 
So habe denn auch, könnte man sagen, als erster theil in 
ovTog der artikel auf die bezeichnung des casus verzichtet, 
nicht aber auf die des genus*), weil diese, zumal im thema 
begründet, die gefUligkeit der form nicht störe. Doch die 
vorhin beregte frage wird damit kaum beseitigt sein. Pro- 
nomen und Partikel, von haus aus zwar identisch, hatten 
sich zur zeit, da unser secundftres demonstrativ sich bil- 
dete, dem bewufstsein gewis schon deutlich gesondert Wir 
h&tten also in ovrog nicht, wie in ty&d, et4d etc., Verbin- 
dung oder Verschmelzung gleicher, sondern lockre anfükgung 
verschiedenartiger elemente. E!s würden aber formen wie 
ta-u-tasya (= rovrov)^ ta-u-t&u (= rot/rw), tä-u-täs (= 
ravras) im vedischen, wo die partikel fortbesteht, uns doch 



*) «ovTMtr fem., statt tatmar, folgt fUschlieh der regel des adjektivs. 



272 Bonunb 

sehr befremden. Die Schwierigkeit also liegt in der Vor- 
aussetzung der Partikel als solcher; fafsen wir sie lieber 
als pronomen. Nun erkennt Bopp §• 923 im sufBx a ei- 
nen demonstrativstamm, welcher desgleichen in denprftpo- 
sitionen üd, üpa, üpari, und dem zendischen adv. niti (so) 
vorliegt Jene pr&positionen — im griechischen durch 
vateQo (= vö'TBQo)^ imOf vnig vertreten — bringen uns 
über die partikel nicht hinaus; im suffiz aber ist das reine 
demonstrativ unbestreitbar. Wir haben da einen suffigier- 
ten artikel, wie im walaohischen, nennordischen, im deut- 
schen und slavischen adjektiv u. s. w. alte demonstraliva 
sich vor unsem äugen zum suffix abschwftchen. An dies 
pronomen u nun schlofs sich das pronomen ta — darauf 
beruht (jedoch partikel) skr. utÄ — worauf den so gebil- 
deten formen utars utä uta-d die themen sa sä ta t4 vor- 
traten. So entstand sa-utas = wtoq^ t»-utasya rot^ov 
u. s. w. Der elision bedurfte es zunftchst nicht, weil die 
ältere spräche den hiat nicht scheute, später trat Verschmel- 
zung ein, und der alten krasis in rothro ans ro-vro läuft 
die junge krasis in &ovSu>q aus ro ifSrng parallel. Diese 
darstellung also unterscheidet sich von Benfey^s nur in der 
auffalsung des hergangs; die constituierenden demente sind 
dieselben. Bedenkt man aber, wie gern pronominale the- 
men sich auf alle weise combinieren, so möchte, auch ab- 
gesehen von jenem skr. ut&, die construction eines demon- 
strativs Uta wohl eher zu wagen sein, als mit Max Schmidt 
V als einschub, mit Bopp (§. 344) ovtoq = 6 avro^ zu 
nehmen. 

Ehe wir indessen der partikel u in unsern sprachen 
weiter nachgehen, wird eine Zwischenbemerkung nöthig Qber 
eine an sich zwar sehr bekannte, aber gelegentlich — viel- 
leicht gerade deshalb — doch übersehene erscbeinung. Dafs 
die conjunktionen unseres gebiete sich der vergleichung 
wenig fügen — unter Bopp's 1016 paragrapben kommen 
auf sie nur drei — beruht klärlicb darauf, dafs die syn- 
taktische entwickelung unsrer sprachen fast ausschliefslich 
ethnischer zeit entstammt. Dals indessen die categorie der 



und iBTtMogiMli« nntemichangen. 273 

beiordmuig der nnpraohe gelftnfig geweeeD, ist aus der 
yerbratmig und wesentlich gleichen Terwendung der Par- 
tikel indog. km =s skr. ca, ri, qae, goth. -h ersichtUch. 
Dals Ton relativer unterordnang dasselbe gelte, könnte man 
ans gleichongen wie skr. jia ji y&d =» og ij o *), yat . . . 
UEt =s liff • • . rmgj yC^at • . . tCvat ss ^og (^aig) . . . riifog 
{ti»g) sehlieiseny wire nur dies pronomen nicht ursprilng- 
lich demonstratiT gewesen. Da letzteres indess der fall, 
so ist der sohlnis fi&r den relativsatz der Ursprache um so 
weniger zu wagen, ak schon das latein hier andre mittel 
w&hlt; aber syntaktischer Zusammenhang zwischen Indien 
und Hellas — will man nicht das sonderbarste spiel des 
Zufalls setzen — liegt zu tage, wie denn die Studien ge- 
rade dieser letzten jähre Schreiber dieses immer stftrker zu 
der ansieht hingetriebeu, dals im gegensatze zu der hypo- 
these einer grAooitalischen periode das griechische vielmehr 
als fiufserster gen westen vorgerückter posten der perso- 
-indischen fiunilie zu nehmen sei. Doch diese frage ist nicht 
spruchreif, und wir laisen sie ruhen. Das älteste mittel 
also, wodurch unsre sprachen die gegenseitige beziehung, 
sei es der einzelwörter, sei es der Satzglieder, darzustellen 
suchten, scheint zu liegen in einem gleichklang, welchen 
sie durch correspondenz gleicher oder gleichgeformter bin- 
dewörter erreichten; wir wollen dies verfahren der kfirzc 
wegen als dvandvap-construction bezeichnen. Sie erscheint 
in enklitischen doppelgängem wie ca . . . ca, r< • . . r<, va. .. 
vä lat. ve . • . ve, in orthotonierten: ^ ... 17, aut . . . aut, 
tum • . . tum , so wie in Verbindung beider arten : si-ve • . . 
si-ve; oder in zwillingsreimen wie tam . . . quam, quum • . . 
tum, und so zunächst und wesentlich coordinierend ; doch 
f&hrt das gleiche mittel auch zur form der Unterordnung, 
wie in npiv . . . ngiv Iliad. I, 97, goth. than . . . than {orav 
. . • Torc, gr. III, 166), ahd. doh . . . doh (quamvis . . . tarnen, 
Graff V, 70), so wie zur bildung von concessivconjunktio- 



•) Ml welcher ich difTerierenden ansichten (zeitechr. VIII, 401 ff.: IX, 
320; X,75) gegenüber mit Curtius grandsOge no. 606 festhalte. 
Zeitechr. f. vgl. sprachf. XII. 4. 18 



274 SomM 

nen wie quamquam, ahd. dohdoh. Da jedoch dvandra im 
gründe immer nar coordiniert, so liegt die unterordoong 
hier offenbar nicht in der äufsern, sondern der innem ge- 
dankenform, im fortschritt der syntaktischen entwiokehing, 
und je sicherer die spätere spräche die syntaktisohen ca- 
tegorien fafst, desto lieber wird sie die einst willkommene 
krücke, den gleichklang, wiederum bei seite werfen. Der 
Älteste syntaktische ausdruck der nnterordnung wird aber 
wohl in der correspondenz des relatiys mit folgendem de- 
monstrativ gegeben sein. So bilden die neutra skr. yid. . . 
t&d temporelle correlats&tze, Sv. II, 6. 2. 19, 1 : 
y^j j&jaXhk apürvya mäghavan yrtrah4ty&ya | 
X&t prthivfm aprathayas t&d astabhn& utö div4m H 

Als du geboren, ewiger I schatzreicher! zu der Tritra- 

schlacht, 

da breitetest die erde du, da stütztest auch den him- 

mel du. 
und wenn diesem y4d . . . t&d statt des buehstiblich iden- 
tischen o . . . ro im griechischen vielmdir Stb . • • ror€ ent- 
spricht, so sollte das inklinierte re . . . rc, wie sonst einzel- 
worten, so hier Sätzen zu sinnlicherem ausdruck der dvan- 
dvagliederung * ) dienen. Wie -ve in sive . . . sive mit -ye 
in terve quaterve, wie -que in neque . . . neque mit -que 
in fnndumque laremque zusammenföUt, so -r< in ore . . . 
TOTB kein anderes als -re in ovre . . . otre, oder t€ in äv- 
Sqüv TB d-Btjjv TS. Aber die spräche wird mündig und 
verwendet später ore trotz der aufs correlat deutenden form 
auch ohne solche correspondenz. Hienach ist in Buti- 
mann's urtheil lexil. II, p. 227 n. — dafs die silbe r€ in 
dem correlat rörc durchaus keiner begründung fUhig sei^ 
wenn man es nicht abusive nach ore **) gebildet nehme — 
das syntaktische recht dieser wortformen eben so sehr 



*) in demselben sinne werden im indischen hauptsätsse durch ca...ca 
yerbundcn, s. peterab. wörterb. s. v. ca, 7, 

**) indem er nämlich 6ji mit o xi (von o? if) gleichsetit; troU der 
identischen demente nicht ganz correct, da orf das neutrum o in der bc- 
dentung als voranssetst. Zu o« t#, 17 t#, « t« Tgl. wb. s. v. ca, 9. 



wpndJMtb md njrthologiadie untenuehangen. 375 

yeriuont^ wie in den bei Bopp §. 422, Benfey wurzellex. I, 
107^), Ahrens zeitsohr. VIII,332f. Yorgeschlagenen ablei- 
tiingen. Wie eben in dem correlat or« • . . rdre, so liegt 
ein coiresponsiveB re . • . re auch in roxi • • . rori (modo... 
modo), in äXXotn . • • £Uore, in orä . . . aiUore, in allen die« 
aen flUen dvandvaconatniction zu tage. AuAer beziehung 
aber zum dvandva steht re in nori^ welches wie skr. k&^a 
durch die «iklitika vom interrogativ zum indefinit Ober- 
geflkhrt wird, wann- auch ss=z irgendwann, so dais nori . . . 
funi neben jenem ror^ • . • rori eigentlich vom überflufs. 
Ebenso auiser beziehung zum dvandva steht das abso- 
lute^) demonstrativ ror« (damals), und das interrc^ativ 
noTB (wann?); und hierin liegt in der that eine Schwierig- 
keit. Wenn indessen, wie wir bei skr. yÄd . . • t4d gese- 
hen<, das nentrum (hier ro-, na-) zur Zeitangabe genfigt, 
so scheint wenigstens soviel klar, dais auch hier die bilde- 
silbe -re die Zeitangabe nicht enthalte. Auf der andern 
Seite wfirde, trotz der syntaktischen differenz, völlige tren- 
nung dieser beiden adverbien von jenen dvandvabildnngcn 
gegen dn sprachgeftkhl verstofsen, welches, mag es mitun- 
ter in die irre f&bren, wir im ganzen lieber respectieren. 
Faften wir also -r< in diesen letzterwähnten rote^ nots le- 
dij^ch als determinierendes sufBx, so stellt es sich als sol- 
ches dem -c (aus ce = que) in hi-c tun-c nun-c si-c, dem 
goth. -h in sa-h (dieser), sva-h (so) zur seite; und wie 
Schleicher beitr. I, 48 ein altes demonstrativ ki erweist, so 
giebt sich hier ein altes demonstrativ ka zu erkennen, wel- 
ches vom (gleichlautenden) interrogativ durch seine funk- 
tionen geschieden wird***). Auch die wohl hierhergehö- 
rige vedische partikel kam = xer, xi dor. xa, so wie die 
krit- und taddhitasuffixe -ka, -aka scheinen dem interro- 
gativstamm fem zu stehen. 

Wie nun die dvandvaformel ca . . . ca, re . • . r€ nach 
allem schein (wb. s. v. ca) von älterem gebrauch als das 

*) Befser, aber schwankend ibid. II, 148. 
*^) aoTter beziehnng auf ok«, damala schlechtweg. 
***) anders Cnrtias gnmdzttge II, no. 647. 

18* 



276 Sonne 

einfache re gewesen, so wird auch 17 (oder, als) in dTsiidva 
älter als in Vereinzelung gewesen sein. Wir ndunen t; als 
instrumental des pronomens a *), mitbin tj , .. ^ = auf diese 
. . . auf diese weise, so ... so; nicht in der partikd seibat, 
sondern im dvandva liegt die disjunktion**), rj rtg ij oväatg 
so einer so keiner = ob einer oder keiner. Auch das com- 
parative 17***) läfst die wähl im gründe frei, Uiad.XI, 162 
ywiBöffiv nokv tpiXtBQOi rj äloxoiaiv = n. q>. (ij) yvntöaw 
ij akoxouSiVj weit lieber (so) den geiern, so(==3oder sonst) 
den frauen: wie denn aber zu wählen sei, ergid>t sich aus 
der innem gedankenform, gesagt ist es nicht. Dieser 
gedankenform aber ordnet die partikel sich hernach in der 
art unter, dafs sie dem spätem bewnfstsein als unmittel- 
barer ausdruck derselben, der disjungiemng, des Verglei- 
ches gilt, mit demselben psychologischen irrthom, wie z. b. 
dem Franzosen sein pas, point, jamais zu n^^tionen ge- 
worden rind. Bewulste disjunktion liegt in dem i^fiip . . . 
tlde^ so wie in ^i, insofern letzteres nach analogie von lat. 
si-ve skr. yadi-vä, uta-vä als ri-j^^ zu setzen; dvandva in 
1] TS . . . f} r« Iliad. XVII, 42 ^ t* aXx^^g fi re cpoßoio^ so 
-auch des siegs so -auch der flucht, treffend weil sieg 
und flucht gleichzeitig (t€ . . . rc), aber an geschiedenen 
subjecten (^...17) zur erscheinung kommen. Dem instru- 
mental ij entspricht i im sanskrit; diese form, als adverb 
und Präposition bekannt, ist jedoch wesentlich auf die be- 
Zeichnung räumlicher beziehungen beschränkt. Der weib- 
liche instrumental dagegen, iyä, heifst „auf diese weise, 
so^, der neutrale in&****) „so, hier, dann^. Auch ij seit- 
schr. VIII, 407, 91; und das nach Curtius 111,70 damit 
identische goth. sve (wie) sind instrumentale; letzteres wie- 
derum mit goth. sva (so) gleichen Stammes und nach Bopp 
§. 159 auch gleiches casus. Sind also hier in den instm- 



*) anders H. Ebel in d. zeiUchr. V, 70. 
••) vgl. skr. nu M) jetet, nu . . . nu, entweder . . . oder. 
'^) mit fj (vel) BS ^ (quam) vgL goth. than (t«1) es tliao (quam). 
***) mit obigem i identisch, jttngere bildnng, Bopp |. 15S. 



spracUidM und mythologtocht nntemiehiiDgen. 977 

mentelea gewisser pronominabtämine die bedeatungen wie 
uad so gegeben, so werden wir sie auch fbr den iostni- 
mental ij annehmen, und Odyss. XVI, 216 xkalov di iU- 
/img aiivdiTBgoVf ij r* olmvoi (seq. ä^ äga 219) einfach 
nwie Vögel % ▼ergL Spitzuer ezc. Iliad. XXVI p. XLIV, 
iq-ßäto »wie- oder so« wenige ov8* tjßmov »nicht einmal 
80-wenig^ (nicht im mindesten) übersetzen, letztere bildnng 
dem indischen z. b. &-bhngna » ein wenig gebogen % eig. 
,wie-gebogen' *) ganz entsprechend. Hiemit kommen wir zu 
^j/rc (wie; adverb und conjunktion); wir erklären die form ans 
i/Z-s-rc, so dafs^e sich zu v vocalisierte. Obwohl nun die be- 
deutungeo »oder-aoch'^ und »wie^ nicht eben weit auseinan- 
der liegen z.b. Iliad.rV,243 Tl(p&* ovrtas töTtjTi Te&fjnoTtSt 
ijvrE vtßQoi; — warum steht ihr also da schüchtern oder 
auch (= wie) hirschkftiber? — so bedürfen wir dieser ver- 
mittelung nicht, da ri/re wegen seiner elemente, ij und /'s — 
letzteres vei^leichend in skr. i-va (wie) und lat ceu aus 
ce-ye — von haus aus auch „wie'' bedeuten konnte; die 
enklitika -rs wie in si-c, goth. sva-h. Ueber Iliad. IV, 277 
fuXawTBQoVj ffivB niaaa s. Spitzners note und Exe. 1. c 
Aber evre Iliad. III, 10; XIX, 386 scheint wirklich nur, 
wie das den rhythmus so oft störende twg statt ^o^^, fal- 
sche transcription des altern alphabets, und Buttmanns 
rfit% aller beachtung werth; auf e^6 in seiner rechtm&isi- 
gen bedeutung (orc) kommen wir zurück. 

Zur erklänmg des hiats in i^t/re durch vocalisierung 
des i; aus /"e, auf welche wir noch w. u. uns beziehen, hier 
noch einige beispiele: aiT-fiev aus ofer-fiev^ Curtius grdz. 
no. 588. — &owTd iQya lesart Hes. sc. 165, aus &a)fBTa 
(stannenswerth), partic. fut. pass. Curtius no. 308. — octjüc 
aus Xi]j:6x^ cf. ib. II, 141. — fpavlo aus cpa-^tlo vgl. qpa- 
-^04;. — Ob Ttjvah}v 656v Odyss. III, 316 (Lobeck Path. 
£lem. p. 133) aus TrifST'iijv skr. tävat, einen so langwie- 
rigen weg? **) — Natürlich konnte anderseits der hiat vor 



*) dieselbe gleichung, andre fafsnng, Benfey 
♦*) anders Ludwig seitschr. X, 449. 



wnrzellex. I, 1. 



278 Sonne 

V auch durch den ausfall der «piranien entstehen. So ht 
in ^t;, mag man es auf ^u oder v&su znrQckfbhren (X, 
230), jedenfalls a, in n£v (heerde) = tho^v Tgl. lat p»-6Co 
pa-vi, j aasgefallen; das buchstäblich identische skr. pAjü 
heifst hQtend, schützend, konnte aber nach sonstwer ana- 
logie (z. b. manyü, zom) ebensowohl als abstractum obhut 
bedeuten; daher nwi) als gegenständ derselben. 

Nach diesem exours Qber dvandvaconstntctionen, und 
Tc . . . re insbesondre, können wir zur partikel o zorikck- 
kehren. — Mit skr. £-u (geschrieben ö) könnte man das 
adverb av*) zusammenstellen, zumal die bedeutung (her, 
herzu; wieder, dagegen, femer) sich leioht yermittelt. Ich 
wage es indessen nicht., theils weil 2, weim instrumental, 
nicht a sondern rj geben würde; theils weil Iliad. XXIV, 
595 aol S* av kyd xtL d. h. aoi S* djr fyw — sich av in 
der thesis verkürzt, was bei ursprünglicher l&nge des a 
schwerlich geschehen wäre. Allein auch dem skr. zendi* 
sehen thema kvsL (Bopp §. 377, Benfej wurzeUex. I, 275) 
scheint av nicht ganz zu entsprechen; da jedoch die the- 
men va : u = ja : i, so mögen wir jenes a-va auf a-u 
zurückfahren, und in letzterem das griech. cd wiedererken- 
nen. Ueber avri^, ccvi%g s. Ahrens VIII, 332 — oder wäre 
-Tig = skr. cid? vgl. ved. nü-cid, nimmermehr. Aber in ctvrs 
setzen wir -t6 = -ca, wiederum auch, seinerseits. Ueber avö-i^ 
ivtaif&a^ avTO'Q s. Bopp, über avxciQ Benfey I.e.; denn 
wenn man (Passow s. v.) wegen Iliad. U, 103 ctirag äga 
die composition mit ä()a^ oder wegen otb re ib. 471 die 
mit TB bestreitet, so darf man über dergleichen argumenta 
jetzt zur tagesordnung übergehen. 

Ob lat. aut, autem Bopp §. 378, Mommsen unterital. 
dial. p. 245, goth. auk (nhd. auch) Bopp §. 380 auf die 
demente a-va oder a-u zurückgehen, wird schwer zu sa- 
gen sein. Während aber unsre partikel im latein zurück- 
tritt, ist sie fQrs gothische desto bedeutender geworden. 
Sie erscheint hier zunächst als firagepartikel: ik-u? egone? 



*) über avi(fvaa9 t. Uoffmann Qnaest. Homer. §. 162. 



tpn^lklie und mythologische antenachangeii. 279 

— ni-u? noDoe? — qaimai-u? veniatne? — von der vedi- 
sehen partikel also, die sich dem interrogativ inkliniert — 
kUn-n? Tf ^; — im gebrauche so geschieden, dals jene — nach 
Grimms terminologie — der subjektiven, diese der objecti- 
ven frage eignet. Aber schon die freiheit, mit welcher die 
gotiiisohe partikel zwischen prftfix und verbnm eintritt, 
wfirde nnsrer meinong nach jedem sweifel an ihrer iden- 
tität mit der yedischen wehren können. Allein es kom- 
men wdtere grflnde hinzu, welche ich mit beziehung auf 
Grimms deutsche gramm. III, 754 darlege. Es beifst näm- 
lich Marens XI, 30 (Luc. XX, 4) D4upeins Jobannis U5- 
-uh himina vas th&u U5-uh mannam? Job. VII, 17 jabäi 
hvas vili viljan Is t&ujan, ufkunn^ith bi tbo laisein, fram- 
-uh gutha sqii th&u Ik-u fram mis silbin rodja. Hier 
möchte unser verehrter meister U3-U und fram-u fbr orga- 
nischer halten, ab die überlieferte lesart U3ub, framuh. 
Hierin liegt ein syntaktisches versehen, welches auf einem 
frühem (III, 23) etymologischen versehen basiert. Der 
Verfasser der deutschen grammatik übersah — es wieder- 
iährt ihm selten — gerade das worauf es ankam, die dop- 
pelfrage. Diese tritt durch das der fragepartikel -u...-u 
suffigierte -h • • . -h (= rc . . . rs) in dvandvaconstruction*), 
und Job. VII, 17 ist -h nur wegen wechseis im subject 
nicht wiederholt. Die syntaktische berührung mit einer 
construction wie ij ra ... ij rs liegt auf der band. Jedoch 
nicht blos in der subjectiven, auch in der objectiven frage 
erscheint dies aus u+h gebildete suffix. So lesen wir in 
einer reihe von fragen 2. Cor. VI, 14 — 16 hvo (rig, fem.)... 
hvo . . . hvo-uh than {rig de) .. . hvo . . . hvo-uh tban. Es 
wird hier eine gewisse Wahlverwandtschaft dieser Wendung 
mit der vorbin besprochenen ebenso wenig, wie ihr abstand 
von derselben zu verkennen sein: denn nicht die frage als 
solche, sondern der in than (de) liegende gegensatz führte 
zu der suffigierten form hvo-uh, die sich überdies, dem 



♦) Dafs anderwärts z, b. Gal. III, 2 u3u . . . tbäu u3u — die enkliüka 
nicht erBcheint, hebt natürlich ihr recht nicht auf. 



2ba Sonne 

nur fühlbaren u+h der sobjectiven frage gegenüber, durch 
„welche -nun -auch' nothdürftig übersetzen l&Ist. ' 

Nachdem wir so vom soffix u+h in sabjecttvar wie 
objecti^er doppelfrage kenntnis genommen, bemarlDtn wir 
weiter dafs ein ganz ebenso lautendes suffiz s. b. hvas 
(quis?) hva5-uh (qaisque) — im gothiaohen das interrogaÜT 
ins indefinit verwandelt. Also anscheinend disparate fimk- 
tionen; die sich aber doch werden vermitteln lafsen. Of- 
fenbar sind hva3-oh m. und hvo-uh f. nach gleicher regel 
formiert Aber hva3-nh ist indefinit, hvo-uh ist es nicht*), 
und wir wollten die Übersetzung „wdeheoDon-auch*^ kei- 
neswegs indefinit genommen wifisen. Allein wir dürfen 
hva3-uh i. e. hvas-uh = indog. kaa-o-ka nur ebenso mit 
„ wer -nun- auch ^ übersetzen, um die indefinitbedeutung 
„irgend-wer, jeder beliebige'^ zu erreichen. Sind damit die 
funktionen vermittelt, sind ako -uh suffix der doppelfrage, 
und -üb suffiz des indefinite identisch, jenes erstere aber, 
wie wir sahen, aus u-t-h erwachsen, so mu/s dies letztere, 
das suffiz des indefinite, nicht minder aus u+h erwachsen 
sein. Beide bestandtheile aber, u sowohl als ca (= goth. 
-h) suffigieren sich im sanskrit dem interrogativ — kÄ(s)-u, 
kim-u, käd-u; kä^-ca etc., und zwar ersteres (u), wie es 
scheint, die frage sowohl betonend als verallgemeinernd, 
letzteres (ca) ganz wie in ;ror€, quisque etc. indefinit bil- 
dend. Im gothischen -uh = u+h skr. u+ca sind beide 
demente combiniert. Dabei ist noch zweierlei zu merken. 
Einmal nämlich finden neben den formen auf -uh sich sol- 
che auf -h, in welchen -u nichts weniger als elidiert, viel- 
mehr von vom herein ausgeschlofsen worden: in sva-h 
(sie), ni-h (nee), sa-h (o t«), ja-h {6t€)j hva-h (»or«)**) 
u. aa. hat suffiz -u nie statt gehabt. Und zwar gehen die 
formen auf -h denen auf -uh an alter offenbar vorauf. 
Suffix -uh blieb, wie die doppelfrage zeigt, lebendig im 



*) ebenso Matth. XXV, 38 f. hvanuh thao {nort Si) nicht indefinit; 
nöti V. 87 wäre hvan. 

**) Die eingeklammerten formen sind den gothischen lautlich, aber nicht 
alle im gebrauche gleich. 



•imdilidie und mythologlsclie untenndiangeii. 281 

bewofttteki, und thijab, tbammah*) eto. tmcl speoifisdi 
gothkche büdangen. Der andre punkt ist der, dafs beide 
enf&xe (-<h, -ob) mach demonstrativa bilden. Ibre beden- 
timg ist bier siemlieb abgesebwächt; bildangen wie rore 
(absolnt), bic, tone sind analog. 

Dafs vorstebende darlegong aof der forscbang J. Grimm» 
gramm. III, 23 ff. 753 f. Boppe ygl. gramm. §. 395 berube, 
sogleicb aber von der ansiebt beider meister sieb nidit nn- 
bedeoteod entferne, bedarf keiner erinnerung; fibrigens fin- 
det sidi der sobwaohe punkt dieser letztem bereits bei 
Onrtius grands. II. no. 647 zweifelnd angedeutet. Es blei* 
ben Bocb einige einzelformen zu beachten. Ueber byamme-h^ 
bTarjamme-b s. Bopp vgl. gramm.^ p. 190 (nebst befserang 
p. 511 ff.), also bvamme = skr. kasmai, suf&x -b. Es bat 
aber diese erkUrung J. Grimm nicht Oberzeugt, w^nn er 
1% p. 60 wieder auf bvamma-ub znrflckgeht. Wie unzu* 
Iftfsig das Hij folgt schon auf gotbischem boden aus at« 
numme-hnn, ainome-hun gramm. III, p. 32, i. e. indogerm. 
ainasmfti-kana, und Bopp verfährt nicht folgerichtig, wenn 
er II* §. 399 (' §. 398) dies suffix -bun — mit vollem 
recht — auf skr« -caoa zurückf&brt, und trotz dessen §• 395 
in ja-b, ni-b u. s. w. ein zu -b verstOmmeltes sufBx -ob 
setzt. — Sodann bvano-b (qnemque): nicht aus bvana-uh**), 
sondern bvano i. e. hvanä verräth ursprüngliche länge***) 
des paragogischen -a des acc. sing.; hvana aus kam-&, und 
zwar so, dafs 4, ganz wie ad?, a im sanskrit, das vorher- 
gehende wort lediglich betont. Ebenso vor -bun: ainno* 
-bun i. e. indog. ainam-ärkana. — Ebenso im neutrum: 
bvaijato-h (quodqne) aus bvarjat-ä, cf. ri-ti, — Endlich die 
Partikeln jah, naub, thaub. 

Goth. ja-h, Grimm III, 270, Bopp §. 385. — Ja- mit 
Bopp als neutrum und zwar demonstrativ gesetzt, bedeutet 



*) ebenso hyaj-uh, weil hyas-h nnoidgUeh war. 

^) daraas wäre (cf. thannh) hvanah geworden; die bei Grimm 1^,59.66 
verzeichneten Alle sind nicht analog. 

***) ygl« ihnliehes im litanisohen, Schleicher gramm. p* S8. 



282 Sonne 

jarh eig. „dies-aach^, daher copala: und, auch. In dvan- 
dvaconsiructionen z. b* Matth; VIII, 14 xai iX&wv...däeyy 
jah kvimands . • . jah gasahv; Marc. XIV, 66 xai ovtoq tou 
IUtqov . . . i^ixcu fiia^ jah yiaandin Paitrau . . . jah afid- 
dja aina; XV, 41 tixokovd-ovp . • . xal diffxovovp^ jah liu- 
stidedun . • . jah andbahtidedim — spricht sich die boch- 
st&bliche identität mit ore (öri . . . oxi) deutlich aus. Zu 
trennen ist ahd. joh, welches goth. * jaüh, vorgothisch ju-b 
lauten würde, mithin zu g. ju gr. III, 250 gehörig eig. 
„scbon-aucb, nun-auch*^ bedeutet. Es ist aber ju : ja ass 
ku : ka = tu : ta = nu^ na, nächstverwandte aber selb- 
ständige themen. Dies vorgothische jnh würde vorhelle- 
nisch ivxi iift€ lauten, woraus sodann ep. evr< geworden; 
die relative beziehung (quum) bedarf keiner rechtfertigung. 
Der spondeus aber war erwünscht, ja kaum zu entbehren 
fbr eine oonjunktion, welche der natur der sache nach häufig 
an der spitze des verses erscheint. So bei Homer; vom 
vorhomerischen epos aber läfst sich wenigstens so viel sa- 
gen, dals es daktylisch war, satz- und versende noch häu- 
figer als er zusammenfallen, mitbin die conjunktion um so 
häufiger an die spitze treten liefs. Setzt man dagegen 
iVTS mit oTS gleich, so vermittelt die formen zwar Curtius 
II, 182 f., doch auch er nicht mit entschiedenheit, und ohne 
dafs die frage versagt wäre, ob ionische contraction (aus 
iote) das wort nicht jünger mache als es war. Es wäre 
also or€ : evre = g. jab : ahd. joh. — Nachdem nun Cur- 
tius II, 204 Ötj so überzeugend mit dem tbema ya vermit- 
telt, wird es kaum noch bedenklich sein, die sonst so räth- 
selbaften adverbia SeiQo^ öaÜT6 zum tbema yu zu ziehen. 
Der lautliche hergang war dann dieser: yu — dyu (hieraus 
konnte der laut des ital. giü werden, den das griechische 
verwirft; daher:) — Siv — 3iv. Freilich haben wir böot. 
övyo aus öjvyo mit absorbiertem j, aber wer will beweisen, 
dafs es sich nicht ebensowohl, zumal wo der spondeus er- 
wünscht war, mit dem folgenden vocal zum diphthong 
verschmelzen konnte. Es wären also bvts und dei/TB aus 
gleicher urform yu-ka — • wie ital. diacere giacere, ire 



ififfichlldn vnd iii3rtlioiociidi6 nntsniiehiiiigttia 



gira*), od«r miaer: dftnn denn, wann wenn — phonetisch 
'und BjntaktiBoh differraziert; snfBxe: -t< wie immer ss 
ekr. oa; *po wie -r in goth. thar, hvar. 

Goth. naüh gr.IU, 250 cf. 69. 719. Bopp §. 370 (schlafe) 
cf. §. 395; — ahd. alte, noh (kurz). Also vorgotb. nu-h**), 
Urform nu-ka skr. na-ca. Bv. I, 96, 7 

nd ca pur£ ca s&danam raytiiSm 
80 jetst 80 früher einen sitz der guter 
wie vordem, so noch (jetzt). Dals aber ahd. noh auch 
in der bedentnng neque nicht auf nih (in nihein) zurück* 
gehe, sondern mit noh (adbuc) gleichen Ursprungs sei, glau- 
ben wir sohlie&en zu dürfen aus der bedeutuog nunquam, 
welche fibr skr. nu im Veda vorliegt (wb. s. ▼. nu) z. b. I, 
41, t 

jkm raxante pr&cetaso V&runo Mitr6 Aryam2 | 
nd cit si dabhyate jänah || 
Wen sie beschirmen weisheitsvoU, Varuna, Mitra, Aryaman, 

den mann trifit schaden nimmermehr. 
nccviok€&Qog d* ovnor av yivoiro^ Eum. 521. Hienach w&re 
ahd. noh, urform nu-ka eig. = „auch-nie^, woraus sodann 
„auch-nicht^ geworden. Dem übergange des vokals wenig- 
stens in Yiko wehha wohha kömmt für den in nih neh 
noh vorausgesetzten keine beweiskraft***) zu. 

Goth. thauh gr. HI, 176, 1% p. 99 n. Bopp §.395. — 
ahd. doh (kurz) alts. thoh (desgl.) — altn. thö — ags. the&h 
engl, though. — Hier deutet ahd. alts., wahrscheinlich auch 
altnordisch (gr. 1% p. 467) auf goth. thaüh; dagegen ags. 
auf th4ub, welches letztere die goth. partikel th4u selbst 
zu bezeugen scheint Freilich auch nur scheint. Denn 
da die indog. (und skr.) neutra t4d und jkA im gothischen 
(entweder mit paragogischem k thata *yata, oder wie idg. 
k&d, goth. hva zeigt,) "^tha, 'ya lauten, so sind hieraus 



*) (lat.) ire — jdre — dyire — (ital.) gire; anders Diez II, 132. 
**) dieselben elemente in g. nu-h (Marc. XII, 9 hva nah, il oi%;), dies 
speciflsch gothisch, naüh dagegen erbgat. 

***) weshalb nicht, giebt Grimm selbst an I', p. 843. 



29i Bmam 

thÄu und jin*) aogenscbeinlich durch zutritt der partikel 
-a gebildet, woraus sich mgleich, was ich hier nidit wei- 
ter verfolge, ihr gebrauch erklärt. Die neutra *tha, *ya, 
mithin desgleichen th&u, y&u, sind aber jünger als die tren- 
nung des gothischen von den übrigen deutschen dialekten; 
folglich thau-h, wenn von th4u abgeleitet, zu trennen von 
ahd. doh u. s. w«, — eine bedenkliche consequenz. Ebenso 
bedenklich aber wftre es, thauh nicht nach mafsgabe der 
vorhin besprochenen bUdungen ahd« joh, goth. naük zu be- 
handeln. Hinderlich ist ansschliefsHch ags. theih, da selbst 
engl, though, lege man die ausspräche dhb oder (dialek- 
tisch) dhuf zu gründe, sich mit alts*thoh ebenso leicht 
oder leichter als mit ags. the4h (gr. 1% p. 399) vermittelt. 
Der Übergang the&h : though entbehrt völlig entsprechen- 
der analogien. Das angelsächsische mithin, isoliert wie es 
ist fQr uDsem fall, wird uns nicht beirren dürfen, goth. 
thaüh zu accentnieren, vorgoth. thuh und ab Urform tu-ka 
zu setzen. Verwandt wären skr. enUit tu (doch, aber), 
alts. ags. engl, thus, tu-ka etwa „ doch -auch, so-auch^ = 
doch, dennoch. Die andre bedeutung, quamquam, bildet 
sich durch dvandvaconstruction. 

Wir haben gesehen, wie das pronominale dement u, 
als kritsufBx durch die sprachen greifend, selbständig min- 
der allgemein aber doch in der indischen und gothischen 
Partikel, hypothetisch auch in einigen griechischen prono- 
minalbildungen sich kund gebe**). So wenig wir die grie- 
chischen etyma betonen wollen: die identität des sufBzes 
mit der enklitika bei Ulfila wie im Veda können wir nicht 
bezweifeln. Wenn nun diese fUle gleichmäfsig die form 
u aufweisen, so schliefsen wir dafs gerade diese und keine 
andre form zugleich die indogermanische, die urform ge- 
wesen. Und zwar in diesem falle urform einfachster art, 
sprachliches dement, das zu weiteren fragen keinen anlafs 
giebt. Wie dagegen idg. varkans — als urform zu kvxov^^ 



*) ander» Bopp §. 884 
**) (^ narv eriontrt C 



Cnrtiiu II, 56 an Ted. u. 



MpaMUtm «d mythoitgitehe untonuchiingeD. 286 

vqIjGbum II.S.W. «^ sich gebfldet, lie&e wohl sieb fragen: 
aber weldiea intereeae sich aa dieae firage knüpfe, aie greift 
in eine periode vor aUer indogermaoiscben flezion — aie 
greift in die agglutinierende periode zurück. Die indo* 
germaniache urform iat Tarkans, und die frage, wie aie 
sich gebildet, ist in der strenge kmne indogermanische 
frage. Dabei ergiebt aich denn, zur reconstruction der Ur- 
form, TOT allem die aufgäbe, daa erbgut der einzelspra- 
chen ais allein brauchbaren factor, sorgsam auszusondern 
von jenen ethnischen fbrmationen, wdche selbstverständ- 
lich keine derselben sich versagte. Ein hervorragender 
Philologe lilst itnl ans kötlv hervorgehen. Ein arger Schnit- 
zer! heilst es dann. Oanz woU; wenn nur nicht die ver- 
gleichende Sprachforschung so manchesmal untreu wOrde 
gerade demjenigen verfahren, kraft dessen sie jenen Schnit- 
zer als solchen nachweist. Uns bildet kariv sich aus iati 
doch ausschfielslicb deshalb, weil kavi sich mit skr. ist! 
u. s. w. deckt. Wenn nun, unter mehrem andern themen, 
sich ausschlielslicb fpXiyv mit skr. Bhrgu deckt: so fiben 
wir dieselbe weise der kritik, wenn wir diese beiden for- 
men als erbgut, phargu als urform, die Übrigen als eth- 
nische Weiterbildungen setzen. Stammbaum: 
idg, Ph&rg u 

skr. bhrgu = (pkiyv 

q>kiyva (pka^^BV 

(pXiyvavt fflayvritS. 

I 
(pXeyvavrid. 

Um nun q>liyv, als altes appellativ, auf fühlbare weise 
zum eigennamen umzubilden, treten nach 6. Curtius' tref- 
fender bezeichnung individualisierende suifize (ä, et;) hinzu: 
^I^XByvsv-Sj fpXsyva-g gen. -ov, -a (Find. P. III, 14), ja nach 
participialem vorbild (ylyag) Euripides fr. 428 N. fpksyvav- 
Tog, vom grammatiker als nBgmoavIkd/iwg xki&iv notiert. 
Ebenso stehen themen wie "AvXa Agia Boa Ata !A(pla 
TlovXvddfjia u. aa. neben lätXaw cett (Lobeck Paralip. I, 



286 Boime 

p. 172 f. Abrens dial. don p. 239), und dafs gerade Eari^ 
pides aEuerst nach der dritten flectiert, l&fst sich swar kaum 
behaupten, da Paus. IX, 36, 1 eine x^9^ fPkByvavtig nennt, 
dies wie Fiyarrig !dß<xvTig jirkawrig; aber w&hrend Grau- 
ten, Abanten, Atlanten jeder kennt, Phl^yanten giebt ee 
nicht Welches der beiden themen in solchen fiUlen be- 
rechtigter sei, lAlst Lobeck dahingestellt; bedenkt man 
aber, dals die erste declination besonders dorch alte dich- 
ter und inschriften, die dritte durch die gewöhnliche proaa 
beglaubigt wird, so sind wir wenigstens keinenfalls berech- 
tigt die erste aus der dritten etwa durch abstnmpfung her- 
vorgehen zu lafsen; ja was 0kB/va ^keyvattr insbesondere 
betriffl, spricht alles f&r das höhere alter des erstgenann- 
ten themas*). In vollem gegensats hiezu ist neuerdings 
gerade die form, die wir als jüngste setzen, als älteste ge- 
nommen worden« Es sei q>Uyv =s bhr'gn durch allmäh- 
liche Schwächung aus (pX%yv(xvv s» *bhragvant hervorge- 
gangen. So ergiebt sich die genealogie: 
idg« Phragvant 

skr. 'bhragvant qiXtyvart 
I I , 

*bhragva (pXeyva 

bbr'gu = (f'Xiyv. 
Obgleich nun vorstehend unsre auflassuog bereits in posi- 
tiver form dargelegt, so f&gen wir, um diejenige des ver- 
ehrten gegners mit so befserem gewifsen ablehnen zu dür- 
fen, noch die negative begründang bei. Einmal nämlich, 
wie selbst moderne sprachen vielfach bezeugen, ist sufßx 
-nt von so besondrer Zähigkeit, dafs jene stufenweise ab- 
stumpfung desselben in vorvedischer zeit**) — wir spre- 
chen offen, wie wir uns von jedem gegner derselben offen- 



*) und Hör. Sat I, 10, 22 Pitholeonti neben [In&ohvo'i >- 
**) die wichtigsten Zersetzungen des participialen -nt ftind : 1) griechisch 

ftminin .<r« aus -rTtch ftlter als die acheidnng des griechischen in dialekte; 

2) lettoslavisch partic. aor., älter, und 8) slavisch partic. prft«. jünger alt 

die innere Scheidung der lettoslavischen famlHe; die Zersetzungen 1. und 2. 

recht alt, aber entaehiedan au ethnischer zeit. 



spnidiliehe und mytholo^sch« nntersachnngeti. 287 

heit veraeheo -— nns völlig unglaublich wird. Ebenso nn- 
gl«nbHoh aber däocht es ans, dafs bei selbstAndiger ent- 
Wickelung swei im ganzen lantwesen so stark diTergierende 
dialekte wie indisch and griechisch, und zwar ohne nöthi- 
gung dorch lantgesetze, ein ond dasselbe thema aaf völlig 
gleiche weise sollten abgestampft haben. Denn aaf skr. 
iUiaran = bpB^ov^ beides =s idg. ipharant, wird man sich 
nicht bernfen. Jeder weifs wie sehr heterogene gesetse 
hier and sonst znfUlig in der gleichen wirknng zusammen 
treffen. Aber wir sind mit partikd u noch nicht fertig, 
kehren wir za ihr zarück. 

Derselbe forscher nämlich, welcher die Phlegyer in den 
▼edischen Bhrigoem wieder erkannte, hr. prof. A. Kuhn, 
glebt in seinen und Schleichers beitragen zur vgl. sprachü 
th. I, p. 355 ff. onsrer partikel diesen Stammbaum: 
idg. AN ^ 

dnr. griech. Ut goth. 

u = ay = an = an = u. 
Derselbe erscheint dort in dem zueammenbang, dafe der 
lautcomplex am (an) im sanskrit mit u wechsle, auch im 
griechischen, lateinischen, deutschen mehr£ach durch o oder 
u vertraten sei*). Der lautliche hergang sei der, dais am 

*) beispiele hiezn finden sich zeitschr. UI, 169; 17,820; Y, 212; VI, 
152; TU, 820; wir glauben diefelben für die alten sprachen mit einscblufs 
des gothischen anders fafsen zu dürfen. [Die hier aufgeführten beispiele 
sind nicht aUe gleicher art nnd sollten keineswegs alle aus der entwicklung 
Ton am zu ay zu zu u erklSrt werden, welche nur ftr skr. gama, gava, 
go, gu und ähnliches aufgestellt wurde, für andere dürfte wohl der ttbergug 
von am, an zu f^, p, o, u, wie er z. b. im privativen a n zu altn. schwed. o, 
dln. u, im lat Anio und Anien vorliegt, unbestritten bleiben. Stehen solche 
Übergänge nicht blos Air das slavische fest, so bleibt nur die frage zu ent- 
scheiden, ob auch schon eine so alte Sprachentwicklung wie die vedische der- 
gleichen möglich erscheinen lafse. Wir glauben, dafs der lautwechsel mehr 
oder minder in fortlaufender entwicklung sei und zu ganz verschiedenen zel- 
ten der sprachlichen entwicklung doch nach allgemein physiologischen ge- 
setzen dieselben lautentwicklungen zur folge habe. Da sich der Wechsel von 
am, an zu u also historisch nachweisen läfst und physiologisch leicht erklär- 
bar ist, so wäre er für das vedische sanskrit nur dann unmöglich, wenn man 
für diese spräche den zustand der noch vollständigen deckung von laut und 
begriff annehmen wollte, den doch niemand der den pronominalstamm ta 
mit seinem verbalen zwillingsbruder tl vergleicht, wird behaupten wollen. 
Was die einzelnen fälle, in denen der besprochene Wechsel nach meiner auf- 
fassnng auftritt, betrifft, so wird die kritik derselben durch unsem verehrten 



zunftchst zu mv gewordeo, was dem griech. lat. deatacben 
o entspreche, von da sa o herabgeeuok^i sei. Unter die- 
sem gesiditspankt wird eine anzahl indischer fiüle bespro- 
chen, die wir, beho& wiederholter prQinng, in diveigisren- 
der richtnng dahier sa überblicken uns erlauben. Denn 
insoweit die g^ner anf Reichem boden gleiche waAsn fikh- 
ren, diocfat wUseDSchaftUeher kämpf, polemik wenn man 
will, uns mindestens erlaubt; nm so mehr erlaubt aber, 
rathsam TieUeidit, je sdiwerer das wort des angegrifEenen 
ins gewicht ftllt. Aoiserdan war Yorli^fende frage gerade 
fbr Schreiber dieses von besonderem Interesse* Denn nadi- 
dem die anhänger der partidpialtheorie sich weit stärkere 
llbergfti^ nnd abstumpfiingen, and zwar in proethnischer 
aeit als mdgHch gedacht, gewinnt in semen angen die über- 
zengang Wichtigkeit, daXs eine so leichte, namentlich im 
slayischen normale umbildong (am, an : u) in dem doch 
so mannich&ch verwitterten sanskrit nicht zu erweisen sei. 
Es zerfallen aber profl Kuhns beispiele in drei classen, in 
deren erster es sich, auch nach unsrer meinung, lediglich 
nm das sufBx handelt Darunter zun&chst das suffix -us. 

1) Dies suf&x erscheint im sanskrit, abgesehen yon 
sporadischen Allen, in vier fanctionen, welche, obwohl he- 
terogen, gemeinsam zu prüfen sind. 

a) SufBx -US 3. p. plur. — skr. dadhüs Ttd-uxaai^ adhus 
td-€v {i&iöav), syus ilsv. — Unzweifelhaft aus der urform 
-ant, also syus aus asiant, wie $Up aus kauvt. Aber der 
Qbergang ist jung, jQnger als die trennung vom zend, des- 
sen entsprechendes suffix -ares -aris -are den phonetischen 
hergang 

idg. ant 

( -ans 
urarisch l \ 

( -ars ^^^^ 

zend -ares -aris, skr. *-ur8 



-are. «us 



miUrbeitcr onr dazu bMtngto, das tiehre Ton dem «nucbern nm bo Mhlr- 
fer zn sondern. A. K.] 



■pndüleiit md mjtbologbdie aDtanachaDgeo. 289 

iiiMBiafttiwi empfiehlt*). Ans dem send ergiebt sich mit 
dentlichkeit, dmfr n sa r, t zu 8 geworden. Für das «ms- 
krit ist minder sicher xn ersehen, ob die mittelstofen -ars 
-nrs dorch dision des r, oder spokope des s zn -os ge- 
worden, dodi ist ersteres wahrscheinlicher, theils weil s 
der schirfere laut, theils weil es anch sonst an indiden 
nicht mangdt, da& die verschleifong des anslantenden s 
sn den spätesten lantentwickdnngen des sanskrit gehört 
Diese an£GüSrang difBuriert also mit prof. Knhn's 1. c p. 359 
nnr in der weise des hergangs, insofern sie die Tocalisie- 
mng des nasals in abrede nimmt 

b) -OS (Hish), schwächstes stammsof&z partic. perf. ac- 
tivL — Gehen wir Tom griechischen aus, so scheint we- 
nigstens so viel doher, dafs z. b. i-ara-^ox-^g **) das suffiz 
•:^0T weder ans j:og noch ans ^ovx entstanden ed. Hean 
ersteres wiederq>ficht dem lantgesetz; das zweite der ana- 
logie der flbrigen partidpia sowie der adjj. anf -jrwTixaQi- 
firr masc nentr.) welche — im gegensatze zum sanskrit — 
dnrchweg vt bewahren, wie denn anch die metrische länge 
in fUfiomta etc. zeigt, dafs kein fAtfia/rovra vorhanden 
war *•*). Mit 'jrox aber correspondiert sfar. -vat als stamm- 
sofBx der mittelschwachen casus. In den starken 
easns dag^;en tritt nasalsteigemng ein, also -*vant, und 
es wiederholt dch die bereits (unter a.) beobachtete er- 
schdnnng, dals dies n — und zwar abermals vor der tren- 
nnng vom zend, jedoch ohne Wechsel mit r — das fol- 
gende t in s verwandelt, vgl. auch lat *man-tum (man-s- 
-tnm) mansum. Dies so entstandene -vans bildet nun nom. 
-vftn mit normaler, acc. -vftnsam etc. mit anormaler länge. 
So weit scheint alles klar; der grund des wechseis zwi- 
schen t und s, obwohl kdn zwingender, ist doch erkenn- 



*) zend bnyAres, gamyAres bei Benfey kl. skr. gramm. p. 96, ans ba- 
yftnt gamyfint, seheinen mir anÜMr beciehang zum skr. precathr, Tergl. Bopp 
§. 702. 

**) Linge in jtrfäofa, fUfiamra nur metri caiua. 
***) mtiX^yopxtq bei Benfey kl. skr. gramm. p. 207 naeh analogie dee 
prftsexiB. 

ZeitÄchr. f. vg^. iprachf. XH. 4. 19 



290 Sonne 

bar*). Im neutrum zeigen die starken oasus ohne nasal 
-*vat, mit nasal -yänsi. Weil nun aber diese Schwächung 
des t gerade in den stärksten casus eintrat, so Qbertmg 
sie sich um so leichter auf die schwächsten, deren suffix 
(wie das der starken) vooalisch anlautet; die mittlem 
dagegen blieben wegen der consonantischen snffize von 
derselben frei: daher loc. sing, rurudüshi (aus -uai «Tasi 
▼ati), aber plur. rurudvätsu. Thnn wir aber recht daran, 
das Stammsuffix -us (-ush) wegen des ^nklangs mit dem 
zend allerdings als erzeugnis urarisoher, wegen der abwei- 
chung dagegen yom griechischen nicht als ersengnis in- 
dogermanischer (proethnischer) zeit zu setzen: so giebt uns 
die bildung des feminins skr. -üshi (-vlu) ein ganz beson* 
deres räthsel auf Da nämlich das indische feminin auch 
sonst der schwächsten casusform entspricht, so konnte es 
fbr unser particip eben nicht anders als -ädit lauten; ha* 
ben wir aJso suffix -us mit recht anf idg. -Tat znrQokge- 
ffihrt, so wird nicht minder auch ÜMBinin ^tmbi aus idg*. 
-yati zu erklären sein. Solcher erklärong aber, so scheint 
es, wiederspricht das griechische, da -via mit skr. -üsbi 
d. h. -üst augenscheinlich stimmt — und doch nicht stim- 
men kann, wenn letzteres nicht proethnisch war. Wegen 
dieses dilemmas läfst Kuhn, welcher zeitschr. 1,272 f. -vant 
-vat als ursprüngliche form auch fbr das sanakrit ansetzt, 
ffirs feminin das griechische an der alten Schwächung (des 
t zu s) gleichfalls theil nehmen; scheint mithin -usi als 
proethnische form zu setzen. Wir aber glauben eine spnr, 
dafs dieselbe den anlaut va- noch nicht zu u- vocalisiert 
hatte, im griechischen selber wahrzunehmen. Wir sahen 
vorhin, dafs -v im hiat mit vorhergehendem vocal (i^t^c 
etc.) auf älteres -jtb zurückgehe. Dieser hiat aber zeigt 
sich in ftsfia-via, ßtßa-vla^ yaya-vla **), i^necfv-vla Iliad. 

*) {\lr diese Wirkung des n spricht auch bhaktiv&nsas bei Kuhn seitachr. 
1, 876n. (wogegen ^bhaktivasft etc. schwerlich nachweisbar), so wie timns 
Arat, dhvuns dhvat ib. p. 273. Auch im lateinischen nicht zwingend s. b. 
mansum, tentum. 

**) dafs hier, wie im indicativ, kein r ausgefallen, wttrde schon f^rm- 



•pncUidif und nuTtboIogitclM ontemidiiiiigai. 291 

1,5189 ^^^ ^^ erschKeften --^ua d h.^eaia als filtere 
form. Denn wenn das proethnisohe eofGx mit -a (statt 
-va) anlautete, eo wire gr. fiifivla eto. entstanden. War 
aber die nrspraohe Yon jener leichten Änderung (va : n) 
noch firei, so wird die ungleich etiUrkere „vatt : vaat^ um 
80 weniger ancuaetsen sein. Von fUfiofOT auf griechiechem 
boden gebildet, wfire das feminin fuiiofoaaa. Aber ^6- 
^ovicr ist nicht auf griechischem boden gebildet, sondern 
erbgut. Man erbte mamaTatt, und hellenisierte /ue^o/reri, 
rftai^ "^icta^ "^iMif '»viaj indem c znletst, als wäre es pri- 
mitiT, aosfieL Der f&rs griechische so wichtige Wechsel 
n&mlich zwiachoi r und c datiert augenscheinlich aus zwei 
gesonderten leitaltem, dem Yor und nach der Spaltung 
in dialekte. 80 datieren <p;(r/, r^&iiai, Tvnrovai aus dia- 
lektischer zeit, da sie dorisch noch fparij Ti&ivn^ rvnrovti 
lauten. Dersdbei auf der assibilierung durch i beruhende 
übeigang dagegen in den participien --rr&a {arctviia, t^ey* 
TiOf dovTim)j ^PüOj 'VOUf 'laa^ -a<r, an welchem die dialekte 
gleiehmftisig theil nehmen, war unverkennbar schon Tor 
jener Spaltung eingetreten *). Noch frflher aber muiste er 
sich Tolliiehen in jenem urgriech. /uc^q^eri, wo r nicht wie 
in atamm etc. durch v geschätzt**) war. Und wie spl» 
terhin, ohne reminiscenz dafs es sich hier um primitives 
r handle, der Lakonier keinwaa zu keinwa werden liefs, 
80 (jedoch weit firfiher) wurde -^iöia zu -/-««a — daher 
dor. ig^ytla i. e. -y-faut^ iaraxüa Ahrens dial. II, 331 — 
dies zu -Via, dessen Ütere form sich doch, wie wir gese- 
hen, im hiat bei Homer verr&th. Wir betrachten also idg. 
-yat m. n. -vati f. als urform, und können, wir wiederho- 
len es, dem sanskrit keine beweiskrafl dawieder zugeste- 
hen. So mag denn diese darstellung dem urtheil der kun- 



fitv iatr^fov zeigen; aoch sind wareelfonneii ^a nnd ßa anerkannt; Übri- 
gens y#ya : yi»* = /<'/<« : fAir, 

*) diese ansiebt berührt sich mit der von Cortins grands. IT, p. 286, 
ohne sich doch mit derselben zu decken. 

**) kein wiederspruch gegen das vorhin Über die Wirkung des n im 
sanskrit bemerkte; es sind eben verschiedene sprachen. 

19* 



292 Sonne 

digen unterbreitet sein; ich wQrde sie unterdrücken. Veno 
Bopp §. 790 anm. recht hätte sich gegen Kuhn seitschr. 
1, 272 auf den einklang von f&nf sprachen m bemfisiu 
Allein seine behandlung der letto-slavisohen partacipien 
scheint unhaltbar. EHnden sich hier partioipia prftter. wie 
lit. buvens m. buvusi f., altpreuls. klantiwuns m., ksl. davu 
m. dayüshi f., so wird man an die skr. suffixe -vaos -oshi 
sich freilich zunächst erinnern. Aber schon eine unbefan- 
gene prQfung der darstellung bei Bopp §• 790 *) erweckt 
nur zu sehr den zweifei; und Schleicher, welcher ksl. gr. 
p. 166 noch bu-vens bu-vusi (= skr. »Tans, -usht) trennt, 
weist lit. gramm. p. 59. 64 (ygl. au(^ 67. 77. 95) nach, dafs 
vielmehr buv-ens buv-usi zu trennen, -ens «usi auf -ant 
-anti zurQckzufbhren, der spirant v euphonisch durch den 
hiat erzeugt sei**); und wir gelangen zom resultat, dafs 
unser partic. perf. im letto-slavischen nicht existiert. Des- 
gleichen geht nunmehr im gothischen unicnm bemsjos (Bopp 
§. 788) -US nicht auf -vans sondern auf -ant zurfick. Wir 
sind mithin für unsre frage auf saoskrit, send und grie- 
chisch allein angewiesen , wobei flberdies jene beiden nur 
ftr einen zählen. Operiert man auf dieser engem basis, 
so wird, bei einiger Unbefangenheit, obige darstellung sich 
wohl halten lafsen. 

c) -US genit sing. — Wie vorhin (a) die mittelstufe 
-ars sich im sanskrit zu *-urs -us gestaltet, so bildet sich 
ähnlich, jedoch hier mit primitivem r und s, der geni- 
tiy der nomina auf -tar (tr). Indogerm. m&taras f/itjriQog 
— mfttras fiijTQog^ oder mätars ^ dann mäturs — skr. 
mfttus ***). Auch diese formation sehr jung, da nicht blos 

*) anch §. 786 stehen die lit •perfectparticipien mit geschwundener 
reduplication* in wiederaprach mit §.575, wo des tempns selbst mit recht 
dem gr. aor. II verglichen wird. 

**) vergl. Bopp §. 577. Die trennnng bu-vens ist mithin nicht befser 
als im skr. bhn-vas (von bhü f.), babhü-va (wrs. bhü) sein wOrde. Dafs 
dies V im slaviachen dann weiter um sich griff, beweist natürlich nichts ge- 
gen diese weise seiner entstehnng. 

***) anders Bopp §. 191, Benfey Or. u. Occ. I, 240. Auch hier setsen 
wir lieber elision den r, vergl. noch skr. catds (qnater) lend. catfaros, aas 
katvar-s. 



■praehUeh» und mjtliologiflchc notenuchuDgen. 283 

im Mnd wenigstens Tor -ca (r^) z. b. Atra^-cs Ton &tar 
(B<qpp §. 191) eine Altere, sondern im vedischen vereinzelt 
sogar die prinutiTe' bildnng z. b. pitras (skr. pitus) nargo^; 
sich erhalten hat. 

d) -US, kritsuflUx des nomens. — dhinus n., Minus m. — 
Kuhn 1. c. p. 367 bildet ersteres aus einer grundform Mhan- 
vant in der abstnfung dhan-n*au-s dhan-u-uu-s dhanüs 
dbinns. — Allerdings haben diese neutra auf -us, wie nicht 
minder die aof -is, das prftjudiz der Jugend schon insofern 
gegen sich als sie im sanskrit isoliert stehen, und Heise 
das Suffix der ersteren sich (nach a. b.) auf -ant oder -vat 
zurQckflihren. In beiden fällen würden die neutra auf -is 
unerkUürt bleiben, was mislich scheint. Will man dage- 
gen letztere als Spielart derer auf -as betrachten, so ist 
nicht abzusehen, weshalb von denen auf -us nicht eben- 
dasselbe gelten sollte; und dies ist Bopps ansieht §. 935. 
Dazu kommt — f&r -ant — dals der schluls von der be- 
bandlung des verbalsuffixes auf andre categorien Oberhaupt 
ein sehr gewagter ist. Weil rmrug tvnru aus TWiteci 
TvntiTt entstanden, nun auch ilg d auf iai in zurückzu- 
führen, w&re eine absurditftt. Versuchen wir es dagegen 
mit -vat (b.), so stehen hier, abgesehen von sonstigen be- 
denken, wieder die neutra auf -is hindernd im wege. Bleibt 
also (nach c.) als dritte möglichkeit unser krit -us auf -aras 
zorflcksuf&hren. Dies würde, da aus -aras nicht blos ars 
urs US, sondern ebensowohl -iras irs is werden konnte, die 
schwesterstAmme auf -is zugleich mit erklären, und wäre 
insofern vorzuziehen. Es wftre dies -aras dann aus ar+as 
componiert. Im griechischen entspräche oy-cA-o^, welches 
idg. sap-ar-as lauten würde. Da 6(f€X — ein aus orp-elo-v 
verkürztes adjcctiv — sich hernach fremdartig ausnahm, 
so trat das zweite suffiz {'Og) hinzu, ohne doch dem worte 
die verlorene flexionsfMiigkeit wiederzugeben. Dais auch 
die neutra auf -ao so zu nehmen, zeigt sich recht deutlich 
in m-j:aQ ni-fago-p skr. pi-vara-m, wie denn ihre so häu- 
fige flexionslosigkeit sich gerade durch apokope erklärt. 
Einige freilich wie ÜaQ = ^BC-ago-p idg. vas-ara-m traten 



294 

sur 3ten Aber, was sich aach im noAiit niclil miiliiilioh 
wiederholt, indem hier dae thema na-ri sa aa-r Terkfirst 
den gen. sing. aco. pL nar-to bildet*); aodfe, wie ov&ag, 
wurden flexibel, indem sie der regel von ^mtpr folgten, 
dessen aoffix auf einer urform ar-at, alao aecundftran zu- 
tritt eines sufBxea -at zu beruhen adieinL Wie hochalt 
beides, die apokope sowohl als der zutritt des zweiten Suf- 
fixes sei, davon wird man sich durch comparatiTe prUfimg 
gerade von Wörtern wie iag^ ov&apj finag fiberzen^roQ köQ. 
neu. Das suffix -anas -nas {-twog -ißoq^ cf. Ciirtiua grundz. 
II, no. 653) hat bereits Aufrecht in d. zeitachr. II, 149 durch 
hftufimg der formative erkl&rt. Wenn ako soffiz -ns aus 
-aras entstanden sein kann, so hat doch diese deutung 
schwerlich mehr als den buchstaben des geaetzes fikr sich, 
und ich ziehe es tot suffix -us wie -is auf u-4-as, i+as 
zurQckzufbhren, so dafe ftitere stamme auf u, i mit suffl 
-as zunftdist die endung -uas, -ias, dann -ns «is ergaben^ 
vgL -dyus ans diras in adharedyus etc., desidermt madhy- 
-asyjmi von madhu; also c&xu dhauA ard ^Aci grundform 
zu c4xu8 dh&nus ards (ocls; analog tt^c^, Mivv-eg (Paus. 
Vin, 33, 2) adjj., letzteres dem ved. Minus >» ^manu-as, 
wie *fuw dem M4du (manu) nahestehend; Miwa-^ wie 
0l9j^a-g sproisform. 

2) yi(Kryo, lat. gru-s. ib. p. 358. — Wurzel gar (da- 
mare) Benfey wurzellex. II, 130 (cf. Diad. III, 3 ^rt tng 
Mlarrv r^^^ «^^* aigmo»!, ngo), lat. gr^i ans ger-ü 
synkopiert Die sufflxe -ovo, -u (zeitschr. IV, 345) sind 
disparat. 

3) Ib. p. 367. Imperativsuffixe 3.ps. sing, und plur. 
Genealogie: 

•) wenn Pictet orig. indoeurop. p. 99 f. an. dem celtischen tcfaliertt qae 
e.. de« -y-onym- Tesjnu et v«rm ont du ooexiÄer d^Tu U»^^ pri! 
„itlTe, .0 vergl. Max Müller hin, of anc. Scr. llt. p. 671 V««iuT^ ^L 
brfong to the earlieet Tocabulaiy of the Vedic poeti. It o«^ F^r X 

Bigr.X, lei»*. - Also nur im zehnten buch; doch wflrde den andern 



•pnehUeht und mythologiiclM imtcnucbungen. 395 

nribmi -tarn oder -Um -ntam oder -ntAm 

3. flg. skr. -ta -r«t> lat -to S.pLskr.-nta -vxaav lat. -nto. — 

Hiv mfUflen wir freilich, beflonders wegen der oekjschen 
formen aof -tad, für 3. sg. festhalten an Boppa schließh* 
lieber ansiebt §• 470) daft die lat griecb. form der vedi- 
flohen auf *tftt entspreche. Für 3. pI. beider sprachen ist 
dies weniger sicher, da das oskische und wohl auch das 
▼edieobe — denn zd h&yantät Nigb. II, 14 fehlt mir der 
beleg — hier im stich lAfst; allein so empfindlich dieser 
mangel sei, die analogie allwi wird es rechtfertigen, wenn 
wir nun auch lat. -nto, -vrity auf eine nrform -nt&t zurack- 
fbbren, wie dies Bopp §• 470 schwankend, und wegen dor. 
-vr» §.719 mit gröfserer, Benfey kl. skr. gramm. p. 91 mit 
voller entscbiedenbeit aufstellt. Da nun suffix -t&t -nt&t 
mit skr. -tn -ntn nicht zu vermitteln steht, so mfl&en wir 
diese letztem von den lat. griechischen formen völlig son- 
dern. Damit ftllt denn auch die begrflndung f&r die 1. c. 
angesetzte nrform und laotumbildnng. 

Folgt die zweite claese der angezogenen beispiele: die 
difierenz dreht sich um die vorausgesetzte wurzelform, in- 
dem 1. c. elemente zur wurzel gezogen, welche Schreiber 
dieses zum suffix zieht. 

4) Wurzel gam; im auslaut von compositen zu -gu 
vocalisiert, 1. c. p. 356. — Wir würden sagen wrz. g& (ga) 
-I- Suffix u = gu. Würz, ga : /?« = -gu : -/?«; daher 
ngka-ßv (neben ngiayv nQBiyv idg. paras-gu , eig. vorange- 
hend*), irQherkommend, vgl. Rv. I, 113, 11. Dann -gava 
(in purogava) suffix -va; so in einklang mit wb. s. v. -gu, 
-gava. — Die wurzelform ga-m dagegen eigentlich nomi- 
nales thema, jedoch röckwärts wieder zum verb geworden; 
Buttmann lexil. I, p. 7n. fafst den hergang richtig, obgleich 
mit einseitiger beschränkung aufs griechische. 

5) Desgl. wrz. dram, -dm, ib. p. 356. — Die primäre 



♦) auch vom ränge wie skr. parogava, fbhrer; andre auffarsimg Cur- 
tius grundz. U, p. 66. 



296 Smm 

Wurzel idg.dar') wird durch antritt 4v AoMlife -o, 4 
synkopiert m dm, dri, und mit hbs (wie ga-a) sn dnHD. 
Zur ersten gehört skr. dm I drivmti, wo wie -^Emia oomi^; 
zur zweiten skr. dri 11 driti, SiSgdmxm^ if^-^HA = mo» 
-dQa&i; zur dritten Sgo-fio (aas Jo^^o), dkr. wnldnHn 
perf. dadrmma = 8iSgofia; SgofuSw. 

6) Würz, bhram, bhrft, ib. p. 356£ — AMdkogv hfl, 
aber insofern compGderter, als die piiwiii. wand verio- 
ren. Setzen wir ab solche idg. phar in der Iniihnilwn 
umhegen, einschrinken, schirmen, ao würden aidi an ikr 
stellen: nhd. barre, engl, bar (schranke, ricgnl); ^hb-Iohi 
(partic. per£) schenne ala gehege, enjg^ hnm, ahd. bsni 
(krippe; raom in der sdbeone znm anfbewnhrsn der gar- 
ben) Grimm d. wtb. II, 1137. Mit so£ -ft STnkopicft idg. 
pbrü, skr. bhrft, o^tpff^v o. s. w. Wrz£ phm (wie dm) skr. 
bbrCma Ififlfvo^ ß aas ip. — Mit snflSx -cy aynkopiert fp^r 
tpQ'ipig zwergfelL Mit secondirem g idg. phaig = ^^o/ 
(füdaam einhegen, fuiipgayfta i. q. ^giptg; nhd. boribe, eagl 
bark, altn. börkr; ksl. bij^& nfer (ab rand, saam)**), rass. 
beregü (ich hflte), dazu wieder goth. baiig^ baSrg-s 
baürg-s***). EIndlich mit-ma idg. phar-ma phrarma: engl, 
brim nhd. bram n. (wb. II, 292), daher augbram windbram. 
Hienach nhd. braue : nhd. bram = snff. -u : soff. -ma. 

7) Wzf. khan, äkhu, ib. p. 358. — Wir glauben die 
wzf. kha-n mit Schleicher ib. n, 95 auf die prim&rwunel 
kha zurfickfbhren, von dieser (mit suffix -u) ä-kh'-a Idten 
zu sollen. 

In der dritten classe endlich handelt es sich um die 
Wurzel selbst. 

8) äfKpcoj ubh&u, ib. p, 358. — Wir setzen die Stu- 
fenfolge idg. amph&u — umbhin — skr. ubh&n, so da/s der 
nasal nicht sich vocalisiert, sondern schwindet Bigw. I, 
33, 9: 



* ) SU trtnnen von wn. dar (df ) sptlten. 
^) mifUri Schleicher ksl. gramm. p. 138. 
***) «rh wankender auslaut wie X, 129 f.; CortiuB gnindz. no. 418. 



flpndüidM mtä mjiholoffMhB nntenucliiiDgen. 297 

pAri jid Indra ridui obM 
K«: piri jid Indant rodasi*) Qmbhi(?) 
•cheint das metram jene mitielstnfe aoofa noch anzadeoten**). 

9) Skr. kuoj ara, beide ans *anam, ib. p. 359. — Wir 
möchten an der proportion wie sie Bopp §. 1004 aofttelU: 

ann : ana = ku : ka 
(oder nn : na) nm so lieber festhalten, als gerade die äl- 
testen adverbien dieser classe der — gewis erst sp&ter 
fixierten — casosbildong so wenig conform erscheinen. Vgl. 
aach am^ xatv hei Cortios II, p. 289. 

10) Wnrzel tnj VI tuj&ti, lat. tangere, ib. p. 369. — 
Treuer an form und gebranch scheint arv^ofiai als deno- 
minaÜT Yon 0-07(0 intens.) arvyjopiai zu entsprechen. So 
ergibe sich als wurzelform tng, wogegen tangere, dessen 
n flezivisch, aof tag als wurzelform zurQckgeht. Ständen 
also die wnrzeUbrmen tag und tng unter sich in Zusam- 
menhang, so wflrde derselbe doch den schlufs nicht stQ- 
tzeo;, däfs skr. tuj&ti aus tangati zu deuten sei. Auch in 
ags. tange, iengan cett. (ib. p. 371), wenn hieher gehörig, 
wlbre n flezivisch. 

11) Skr. budhna nv9fAiv — ßiv&og, ßd&og, ib. p. 
372. — In ersteren, so wie in skr. budh I nv&ia&atj bbuj 
VI biegen, bhuj VU brauchen, ruj VI brechen, nehmen 
wir u als primitiv; und treten f&r ßiv&og ßdd-og Curtius 
bei no. 635. 

12) Wurzelform mand mud, ib. p. 371; la(m)bh lubh; 
sta(m)bh stubh p. 372. — Nasal in lambh stambh flezi- 
visch; u in lubh stubh nicht ihm, sondern wohl vielmehr 
dem folgenden labial zu liebe, aber proethnisch fiziert. 
Aehnlich dürfte u in wurzelform mud auf der Wirkung des 
vorhergehenden labials beruhen. — Hiemit stehen wir am 
schlufse einer Übersicht, welche die hier beregte frage 
— Wechsel von am und u im sanskrit — nicht abschlie- 



*) Kühn beitr. III, p. 119. 

**) die metrische form dieaee Tenee hat enalogien, welche ich beitr. 
in, 450 besprochen habe, daher ist der schliersendo dijambus nicht anzu- 
fechten, mithin auch ubhe nicht durch umbhe zu ersetzen. Ä. K. 



288 Aflcoli, dlim. 

fsen, sondern das nriheil Ober sie einstweilen nach jeder 
seite offen halten sollte. Hindon uns demnaeh phoneti- 
sche gründe av mit skr. u gleichzusetzen, so enthalten wir 
uns der syntaktischen erörterung, und nehmen hiemit von 
der yedischen partikel abschied. 



W. Sonne. 



(Sdünft folgt) 



Dära (skr.). 

Dära findet sich gewöhnlich im masculinum pluralis 
vor, auch wenn es eine einzelne gemahlin bezeichnet Die- 
ser beharrliche plural schiene auf die Vielweiberei ab auf 
ein normales verh&ltnils hinzuweisen; ein weih zur ehe 
nehmen (prender moglie) ward einigermalsen gleichbedeu- 
tend mit weiber zur ehe nehmen (prender mogli). Die 
männl. endung dieses plurals erinnert an die gleichfalls männl. 
endung des hebr. nastm, weiber, gemahlinnen, pillag- 
shtm, concubinoB oder an die weibliche im hebr. &b&t, 
Väter, bekordt, männliche erstgeborene. Für dära gibt 
es aber, wie ich glaube, eine etymologische Ursache der männ- 
lichkeit. Ich glaube nämlich, dafs dära, gemahlin, nichts 
anderes ist als das männliche dära, spalte, loch, von der 
wurzel dr (dar) spalten u. s. w.; wie das hebr. neqebah, 
weib, eigentlich: loch, höhlung, bedeutet, von naqab, 
bohren; beide namen beziehen sich folglich auf die form der 
geschlechtstheile. Das petersb. wtb. wagt keine etymologie 
fbr dära, gemahlin; und Benfey (gloss. zur ehrest.) führt es 
zu einer wurzel dr (dar), lieben. Aber dieser ableitungs- 
versuch des ausgezeichneten Sprachforschers ist, wenn ich 
es sagen darf^ nicht zu loben. Ein (von dr verschiedenes) 
dr kommt nur in begleitung der präposition ä vor in der 
bedeutung von beachten, acht geben (ursprünglich ohne 
zweifei moralisch, intellectuell scheiden, spalten), 
woraus später achten, ehren. 

Mailand. G. J. Ascoli. 



SehweiaerSidler, «neigen. 799 

GfudsOfB dar griecUtckeii etymologi«, von G. Cartiui. Zweiter theiL 
Leipiig bei Tenbner. 1862. XIY imd 898 m. 

Wfirdig reiht sich der sweite band der gnmdxSge der grie- 
cbiseben e^rmologie van O. C. dem ersten an. Er entbAlt in 
klarer nnd gedi^ener darstellong wieder eine reihe schöner re- 
soltate rab^;er nnd omsichtiger forschnng, wdche — es sind das 
nicht nnr worte — das ganie nicht über dem einzelnen nnd 
das einzelne nicht fiber dem gansen fibersieht. Der vorwarf ei- 
ner ^isolierenden sprachforschnng^ trifft den verf. eben so wenig 
als der von klassischen philologen aasgehende eines wilden and 
steaerlosen heramfahrens aaf dem sprachenocean. Nicht nar die 
philologen im engem sinne, die ja eine deatang des characteri- 
stischen in einer der alten sprachen herzlich willkommen heifsen 
müssen, werden sich an dem hier gebotenen, welches so ziem* 
lieh überall als nnter gesetz und mafs stehend erscheint, erfreaen; 
auch diejenigen, welche sich mit weitergehender historischer 
sprachforseboog abgeben, werden in dem bnche anfser vielen 
mehr und minder sicheren einzelheiten manches nnter omfassen- 
dem gesicht^nncten behandelt, hie nnd da eine nene bahn ge- 
schlagen finden. Der polemik gegen andere ist aoch dieser theii 
nicht haar, aber deren form ist in der regel nidit hart, nnd die 
Verdienste dieser andern werden entweder mit ausdrücklichen 
Worten oder thatsfichlich bereitwillig anerkannt Wo wir nach 
art der sterblichen am meisten gereiztheit erwarten konnten, da 
treffen wir besonnene entgegnung, und jene wird der hohen ach« 
tong vor anderweitigen grofsen leistnngen untergeordnet, wir 
meinen gegenüber von Pott Mögen auch des verf.'s principien 
in der Sprachforschung nicht in der von ihm geforderten strenge 
objectiv feststehen, es sind wohlbegründete, auf gesunder for- 
sehnng und sinniger anschanung berahende Überzeugungen, wel- 
che hm. G. zum offenen, aber von seiner seite keinesweges ins 
persönliche hinübergespielten kämpfe gereizt hatten. Einer wie- 
derholten einl&fslichen auseinandersetznng dieser principien ist 
das Vorwort gewidmet. Im verlaufe der Untersuchungen treten 
fineilich wieder manche neue differenzen zwischen Gurtins und 
Pott hervor; aber in einem puncto, der Pott sehr am herzen 
liegt, stimmen sie überein, nämlich darin, da(s es doch wirklich 
auch einen prSsensznsatz r gebe. 

Nachdem C. einen kurzen instructiven überblick über die 



300 8eliweis«i>Sidler 

regelmäfsige vertretong der indogermanischea laote im grie- 
chischen gegeben, wie sie der erste band der gmndsdge behan- 
delt, betrachtet er dann die hauptbedingnngen der sporadi- 
schen laatfibergfinge, welche der zweite nmfafst, and siehl diese 
im ganzen in der Verwitterung der laute, in der erweiehong 
and in der entwickelang yon parasiten. Dieser erweiehong scheiDt 
die griechische harte aspiriUa gegenüber der weichen aanakrili- 
sehen xa widersprechen; man mfilste denn mit Kahn annehmen 
wollen, die weiche im sanskrit sei eine qpfttere phase: eine an- 
sieht, welcher aoch wir trots der von ihrem begrander mehr- 
£Mh, zuletzt in der beurtheilung von Schleichers compendiam 
mit Scharfsinn und geschick g^ebenen darstellung um der maase 
der entgegenstehenden beispiele willen nicht unbedingt beqiflicb- 
ten können. Herr C. hat wohl jeden zweifei über das weeen 
der griechischen aspiraten beseitigt und sie durch eine reihe von 
sprachlichen erscheinungen als wirkliche lautgruppen aus der be- 
treffenden tends und h nachgewiesen. Diesem h aber schreibt 
er die kraft der Verhärtung im griechischen zu. Binen umge- 
kehrten verlauf habe die weiche aspirata im germanischen ge- 
nommen, und nachdem sie in die weichen haueUoseo laute über- 
gegangen, die übrigen oonsonanten zur Verschiebung — dem- 
nach ein trefflicher name — genöthigt. Immerhin äne sehr be- 
achtungswerthe anschauung dieser sache. Dem allgemeinen ge- 
setze fugen sich aber nicht zusammengesetzte lautgruppen und 
nicht lehnwörter, über deren behaben im griechischen und latei- 
nischen eine schrift, wie die Wackemagels, ^über die umdeut- 
schung fremder Wörter^, sehr wünschenswerth wftre. Die Idinwörter 
mögen leicht zu volksetymologieen führen, wie wenn Kfi(fVK$iOP 
zu caduceus wird. Der verf. untersucht dann in historischer 
und physiologischer rücksicht die st&rke der laute, um auch bei 
sporadischem wandel eine feste richtschnur zu haben. Gegen die 
behauptung (s. 27), dafs d in 1, aber nie 1 in d übergehen werde, 
scheint das umbrische fameria neben oskischem famela, lat. 
familia zu sprechen, da umbr. r das zwischen vokalen stehende 
d vertritt Fast möchten wir meinen, hier sei r wirklicher Ver- 
treter des 1, wie im sanskrit ^ für 1 vorkommt, in jada u. £. 
Für die erweichung von c in g hat Ritschi in einem seiner lehr- 
reichen Programme (1854) gurgulio neben curculio, Oer- 
roalus neben Cermalns und naugae für vorausgesetztes nau- 
cae aufgeführt, und Kuhn scharfsinnig gloria unter würz, klu, 



tnzeigMi. MI 

kr« gebnidil. AofTallend kommt ons immer noch vor, dafo 
nach 0. 37 and nach Schleichers compendinm ilkogy alins vom 
akr. anyas and deotschen anthar, ander losgerissen werden 
sollen, samal da dem dentschen anthar aoch ein lat alter ent- 
spricht Wenn Schleicher hier von einer wrs. ar spricht, so 
denkt er wohl an die verbal warsei; dann mfifsten wir ans über 
die pronominale declination im lateinischen wandern. Ebenso 
wenig können wir darch Cartias' bemerkangen die meinang Ben- 
fejs, welche I* Meier eben in den göttinger nachrichten aafe 
nene begrfindete, dafs nämlich in sof&xen r mit n wechsele oder 
vielm^ir das letstere in ersteres fibergehe, als widerlegt betrach- 
ten. Denn es kann doch in der that an sich schon nicht ein 
vollgUtiges gegenaignment in dem umstände liegen, dafe dieselbe 
verwandlang in keiner warsei nachweisbar sei. Wenn aber C. 
sich nachdrficklich gegen diejenigen forscher aasspricht, welche 
mcht etwa von anfimg an daranf aas waren, aber darch die 
sprachlichen erseheinongen, namentlich in dem ältesten sweige 
der indogermanisehen sprachen, in der vedasprache, daranf ge- 
kommen sind mehrfische entwickelangen eines ursafBxes sa sta- 
tnieren, so dSrfte er es kaam antemehmen die thatsachen sa wi- 
derlegen; and ihn selbst werden wir bei behandlang des laates j 
aaf sdchem beginnen treffen, das er an andern rSgt Halb aaf 
dem wege sa derselben anschaaang befindet sich anch der sonst 
scharf scheidende Aufrecht Mit der manigfaltigkeit von bedeo- 
tnngswnneln, die ans psychologisch nothwendig ist, ist doch 
noch nicht eine eben solche manigfaltigkeit der besiehnngen 
aasdrfickenden sprachtheile gesetst Diese wird bei alier tren- 
nnngslnst immerhin relativ nicht sehr bedeutend herauskommen. 
Und wo wäre die verwitterong natfirlicher als im pronomen, im 
sahlworte und in den suffixen? In unsem schweisermundarten 
ist r for n besonders in niemer f&r altes nieman sehr ge- 
bräuchlich und anch im einfachen mer statt man su hdren. 
Vom übergange eines v in 1 spricht der verf. nur sehr beiläufig, 
nimmt ihn aber wenigstens f3r das slavische wohl in iaotgrap- 
pen, wie sv, an. Es ist bekannt, dais Bopp anch -lentus im 
lateinischen aus skr. -vant d. h. ans älterem -ventus erklärt; 
und erst neulich hat L. Meier diesen Übergang als einen ausge- 
machten in seine grammatik aufgenommen, während Pott hier 
das 1 aus m durch dissimilationsstreben deutete. Uns ist ein 
-lentus » ventus immer noch etwas bedenklich, um so mehr 



a02 SchweiiAr^idler 

— wenn wir auch das allein nicht als hinreichend gewichtigen 
gmnd ansehen — , als doch sn^erlfissig ans dem vokalisch er- 
weiterten -vant, -vat-9 lateinisch -otns und -onsns, -ossas, 
•osus hervorgegangen. Noch angewisser ist die annähme des 
Überganges von v in 1 im soff. -bilis, welches die heransgeber 
der nmbrischen denkmale als -bhava gedeutet; den Wechsel aber 
von r mit w im deutschen wird nach der auseinandersetsong von 
11 Qllenhoff bei Haupt XII» 397 ff. kaum noch jemand bestreiteD. 
Unter den sporadischen verwandelangen von eiplosivlaa- 
ten geht voran der labialismus, der wesentlich nor aof dem 
gebiete der gutturalen am sich greift. C. hat wohl neaem ao- 
sichten gegenüber vollkommen recht, wo einem grieohiseben iv, 
9, ß im Sanskrit oder einem andern sprachgliede reine gattoraie 
entsprechen, in diesen das ursprQngliche, in der swischenstnfe 
kv a.s.f. sp&tere entwicklang so sehen. Die hier sich findende 
bebandlung dieser erscheinung ist fibrigens wesentlich eine revi- 
sion dessen, was der verf. schon im dritten bände der seitschr. 
mitgetheilt hatte. Eine gans ansehnliche ruhe von Allen der 
art sind völlig durchsichtig und anbestreitbar. Unter die worael 
skr. ric, griech. hm stellt C. nicht nur lat linqoo, anch licet 
nnd liceri. Daran kann das verschiedene ombr. ti^it nicht 
hindern, ebenso wenig das einzeln stehende laLlucet für licet, 
durch welches hier nur das unklare i bezeichnet sein mag; nnd 
die bedeutung y^eB steht frei*^ pafst trefflich. Der nbergang aber 
SU liceri hat seine Schwierigkeiten, welche mit der Übersetzung 
,, feilschen'' nicht gehoben sind. Unter nipttf nifuie^ qninque 
fuhrt der verf. nur Bergks bemerkung Ober assimilation von an- 
laut und inlaut an. Benfey in Or. und Occ. II, 573 ff. bietet 
mehr. In näg liegt ein sicherer fall von labialismus vor; aber 
8ber die grundform Ufst sich streiten, und Benfeys erklärung 
ans ^vi »»wachsen'', von annag^ Saag ans ^a^vat fSr sa^vat 
ist aller beacbtung werth. Mit bestem rechte föhrt der verf. gr. 
dtQix^g nach Benfey unter tginn auf. Skr. tarkas »»logik*^ 
bes. natürlich eigentUch das volvere animo. Dafs anch r^ic- 
tiig hieher und nicht zu tQülyat gehöre, macht uns das von Yftska 
gebotene skr. trikvan, tfkvan »»dieb, schelm" sehr wahrschein- 
lich. Endlich war uns längst ausgemacht, dafs auch lat tricor, 
tricae n.s.f. hier anfzufQhren, und nun finden wir bei Aufrecht 
im Halayudha, s. 227 u. d. w. tarka die note: Litt turning and 
twisting, lat tricae. Zu tricor aber stellt sich unmittelbar got 



303 

threihaiL Es war wohl der mfibe werth nicht nur des den^ 
sehen ah^a, aha sa gedenken, als es sieh am das ▼erhiltnifo 
▼on skr. Apas cn lat aqna handelte, sondern anch afa- apa 
in fldsnamen sa erwfthnen, wie wir denn eine Aseaha nnd 
eine Ascafa finden. J. Grimm wagte selbst den namen der 
Ubii als „flnfsauwohner^ sa deaten; freilich eine nnwahrschein- 
liehe eridfirang. Und ein anderer sehr bedeutender germanist, 
W. Wackemagel, deutet „affe^ alt, affo als das „oberseische 
thier^9 was* allerdings nur eine Tolksetjmologie sein konnte. Be- 
merkenswerth ist es, dafs jinia^ so auch der name Apuli lan- 
ges a haben. Sehr habsch ist die behandlang der unter gk^ ßa 
fallenden Wörter. Wie Pott neuestens griechisches ßaivm d. h. 
ßaty«9f lat. yenio nieht als genau dem skr. gam entsprechende 
form gelten lassen wollte, begreifen wir nicht Das oskische 
cebnast dOrflte wohl, wie andere wollten, in conbenust oder 
bebnust su Sndem sein. Das skr. jala „wasser^ hätten wir 
lieber, wie bei L. Meyer, ron gal, ßaUim getrennt und mit gelu, 
gelidus, kalt yerimnden gesehen. Oegen die susammenstel- 
Inng L. Meyers von volare mit der wnrsel gal, die doch wohl 
mit gar in guru für garn dieselbe ist, hätte rielleicht C. nichts 
eingewendet, wenn er an garut ^flugel% garutmat ,,vogel^ 
gedacht hfttte. Benfey in seinem glossare vergleicht f^ die be- 
griffsentwickelung pat „fallen, fliegen^. Und dieser wurtel gar 
werden auch giri, oQog (vgl. Böhtlingk-Roth unter guru) und 
gr&van Xäag sufallen. So gans ausgemacht als dem verf. 
scheint ons die gleichheit von lat superbus mit griech. vnaQ' 
ßiog nicht, wenn anch der wegfaU von i gerade nach b vor vo- 
kal mehrfach vorkommt C. gibt selbst zu, dafe vßqig ohne wei- 
tere susammensetsung „übermuth^ bedeuten könne nnd wird 
kaum auch für acerbus ein dxgdßwg voraussetzen. Uebrigens 
bemerkt auch Chansselle, trait^ de la formadon des mots 
dans la 1.1. p. 40 unt s. -bu: peut-^tre superbus; eependant 
vnigßiogj son äquivalent, fait douter. — Allerdings macht es das 
dorische nqigyvg gar unwahrscheinlich, dafo ftQBcßvg gleich einem 
skr. prabhu oder vielmehr paröbhu sei, und es l&Tst sich wohl 
hören, dafe hier für -/v die wrs.gan, gen mit einer suffixbil- 
dung — denn das ist wohl -v und nicht nur eine phase von a — 
SU gründe liege. Als -yo erscheint uns diese wurzel inlleXaayoi 
„die alten, altvordem% dessen nAotg wir zu skr. paras, griech. 
noQog und ngeg in ngicßv stellen. IlQeg» trennen wir in sei- 



a04 SchwelseiwSidler 

ner bildaog von prias, pris, priscas» welcbes letctere nit 
dem spez, dem seichen der natoriinge, auf inechriften erecheiiif . 
Sonst könnte ein griech. •jv ebenso gnt von der wn. gam ,ge- 
hea^ hergeleitet werden. Blag G. in seiner deotong too l^üßog^ 
das er mit andern von skr. rajas, gotriqnis trennt, redift be- 
halten, den Zusammenhang der namen *Oqipwg mit indisdiem 
fbbn, den Lassen aufgedeckt und Kuhn in d. seitschr.IY, 111 ff. 
so schön begrfindet, lassen wir nns nicht so leicht entreifseii, ob> 
gldch anch Pott denselben wie Gortias falst Sprachlicli laiwün 
sich beide deutangen rechtfertigen, von selten der myüioloffie 
spricht alles für Lassen-Kohn. 

Viel enger sind die grenzen des dentalismas, d; h. die 
^rtretnng anderer lante dorch t-lante, welche dareh fermittlniig 
des palatismns herbeigef&hrt wurd« "Om nimmt C. s. 75 als ans 
0)91, itji hervorgegangen an, wie imtmg aas oiifmgi eine an- 
sidit, die O. Mfiller, welcher in dner aach in unserer neuesten 
zeit noch seltenen weise das nm&ssendste forschen anf dem rea- 
len gebiete des alterthoms mit feiner nnd weiteigrelfender Sprach- 
forschung zu einen wufste, schon im jähre 1831 (6. 6. A. 900) 
nur nicht mit der ganzen einsieht in den laotlieben proceis aus- 
gesprochen. Vgl. auch Orimm deutsche gramm. III, 770. Diese 
erklfirung ist einleuchtender als die von Pott et forsch. II *,754ff. 
gegebene, der meint, dafs orri entweder durch den einftufs der 
casus obliqui entstanden sei oder etwa das neutrum er = yat 
enthalte. — Dafs einen die angst schwitzen machen kann, ist 
sehr wahr; aber darum ist lat. formido nicht zu wrs.ghar, 
gr.^<i^o>, lat form -us zu ziehen und von skr. bhram, bhfmi, 
vibhr&nta, sambhr&nta zu trennen. Allerdings erscheint die- 
ses bhram, welches ursprunglich nur die unruhige bew^;ung 
in aUen ricbtungen bezeichnet, schon in anderer weise modifi- 
eaert im latfremere; aber darum wird niemand lat formica 
(wozu das griech. fiv^fu^l, durch assimilation geändert, gehört), 
mhd. brem n. s. f. anders wohin stellen. Auch das suff. -ido 
wmst uns bestimmt auf ein verbum hin, wie cupido, libido 
zeigen. Uns gilt demnach trepidatio als grnndanschauung von 
formido. Nur sehr wenige und unsichere beispiele weisen uns 
den Wandel von labialem in dentallaut anf. Ausgemacht scheint 
iqti^fy i&(fvg. Ein auch cniturhistorisch nicht uninteressantes 
beispiel von diesem Wechsel wSre iliv&eQog und lat Über (osk. 
loufro, faliscisch lofro, daher loferta=:liberta), wenn, wie 



anseigen. 906 

iUere — freilich mit verkehrter hegrüodang — ond BeDfey 
«■fh nese in den gdCt geL-ans. 1858 no. 160 behaopten, iXti&9* 
ifoc f&r ilti^p^Qog ^finde und denjenigen beseiehnete, der naeh 
belieben handelt Lobeek, pathol. proll. 261, hat inaofem mit 
seinem aoaaprache, dafa iXtp^egog vnter die Wörter gehöre, qaae 
rel aadadsaimam Japetidamm ad confeeaionem ignorantiae ad* 
doemnt, recht, als wir nicht absolut entscheiden können : ^ der ge- 
bundene^ scheint der begriff „des knechtes^ im lateinischen und 
griechischen, wo nicht das schönere Terhiltnifs der familie hin- 
^nspielt Der arja, der im veda dem dasyo, d&sa g^en- 
übersteht, ist politisch und religiös „der herr^ und das letztere 
bezeichnet wohl wieder keinen andern als den „gebändigten^. 
Im übrigen hat das sanskrit eine merkwürdige messe von aas- 
drficken för „nnterthan^ and „frei% welche freilich die anf- 
klSmng nnsers aasdmckes wenig fordern. Ein aasdrack liebes 
merkmal des freien deutschen ist es aber unbehindert zu 
gehen, wohin er will; Grimm R. A.266f. — Von s. 82 an 
behandelt der verf. das entstehen der anorganischen aspiration, 
welche nach ihm theils zuf&llig zwischen zwei vokalen aufsteigt, 
tbeils unter dem einflnsse gewisser consooanten, als Qy X, fi, r^ 
sich entfaltet und besonders oft die Wirkung eines beharrenden 
oder eines wegfallenden Sibilanten ist In den italischen spra- 
chen ist wohl nur der letzte fall bedeutsam in fungus, falle 
n. s. f. Ofinzlich aber läugnet der verf. die aspirierende kraft oder 
wenigstens den nachweis einer aspirierenden kraft von anstofeen- 
dem oder gegenüber dem anlaute von wurzelschliefsendem /", 
schon wenn der aspirierte laut eine tenuis, geschweige denn, wenn 
er eine media ist Wir müssen hm. C. zugeben, dafs trotz dem 
Scharfsinne, den Kuhn, Benfey und erst jungst wieder L. Meyer 
auf die begründung eines solchen Vorganges verwendet, ein 
durchschlagender beweis fQr denselben nicht geleistet ist Dem- 
nach wird nun im zweiten bände noch viel entschiedener als im 
ersten ^eog von d^vas, deus getrennt und dafar die wurzel &e^; 
„flehen, erflehen^ aufgestellt Und Böhler in Benfeys Or. und 
Occ. I, 508 ff. stimmt in die verzweifelung ^eog mit divas, deus, 
zusammenzubringen, ein, sucht aber nach einer andern wurzel 
und kommt auf dhf = dhy&i; ^tog und die nordischen diar 
sind ihm die „weisen^, oder von dhi „gl&nzen^(?) doch wieder 
die „glänzenden^. Consequent kann nun auch for ^ga, got 
daura u. s. f., nicht das skr. dvära die ursprungliche form sein, 
Zeitachr. f. vgl. iprachf. XH. 4. 20 



306 Schw«tcer-8idler 

sie mufB dhv&ra gelftotet haben. Wir sagten „geschweige deon, 
wenn es dne media ist*^. Dagegen lifst der Terf. den fibergang 
von d in ^ in iop^og neben altem vediseben ^candras gelten, 
indem da awei f^ctoren, w Tom and das nachher g ssohw u ndene 
Q hinten, auf die media wirimn. Das griech. ^wfmniQ^ gotische 
daühtar soll wieder ffir eine grandform dhngaiar sengen, 
während im Sanskrit dnhitar sich findet JedenfiJls scheint 
daühtar nicht von dnh im sinne „des an der matterbrnst trio- 
kenden^ and nicht in dem „der melkerin^ herankommen, son- 
dern, was wir anerst angestellt an haben meinen, „die wach- 
sende^ sn bedeuten, wie got. magns, mavi, magb|m weisen. 
Und dasa pafst got. dang „ich bin gewachsen, tange^ vortreff- 
lich. Wir achten die feste conseqnens, die der verf. beobachtet; 
aber auf awei poncte möchten wir doch anfmeri^sam machen. 
Der eine ist die merkwürdige verftnderlichkeit des ezplosivlaotes 
vor n im deotschen in thvahan, dwahan, twahen, *awahen 
(mundartlich sweheli für qnale) n. &.; das andere, was sich 
damit nahe berfihrt, ist eine gewifs nicht leichtsinnige bemerkung 
J. Grimms Aber nachaugler ond voreilige unter den lauten. Der 
letztere fall scheint uns klar vorsnliegen in skr. mah, griech. 
idjag^ got. mikils neben mag und seiner sippe, bei welchen 
gestalten C. selbst in einige Verlegenheit gerSth, und nicht min- 
der bei skr gha, ha, griech. yi^ got.-k, abd. -h, also auch in 
ah am «3 agham, iy^y ego, ik, ib. Zu diesem pronominal- 
stamme wird denn doch im lateinischen noch ho in hie geboren 
nod rielleicht mit i zusammengesetst igitur, das nicht ein id 
agitur sein kann. — Die aspiration von p in apnas, aqtMPOi; 
geben wir gerne selbst zu. Dafs dann auch ops, opes zu der- 
selben Wurzel gehören, ist ganz sicher und demnach die sinnige 
Zusammenstellung von deutschem ochs und opes leider unsu- 
Iftssig. Nicht so absolut fest aber steht die aspiration iu najiv^. 
Wir sehen gar nicht ein, warum uns lat. pinguis, das naturlich 
for panguis, penguis steht, abhalten sollte naxvg mit skr. 
bahn gleichzusetzen, das ja ebenfalls im comparativus ban&bi- 
yas im superlativus bamhisbiha lautet 

Der unorganischen aspiration steht die haucbentziehung 
entgegen, die wir schon berührt haben. Diese liegt hier in man- 
chen klaren beispielen vor. Wir rechnen zu diesen klaren bei- 
spielen auch eines, welches C. verworfen hat, n&mlich yqacog^ 
das so gut objective bedeutung neben subjectiver gewonnen ha- 



answigeiu 307 

ben kson ab ghratia bn aanskriC Anch die erweichang 
harter laute ist hier gut begriindet and reich belegt. S. 115 ist 
^SUmt, ßXa»ß auf mlap snrfiekgefShrt, wie'Mher von Benfej 
und TOD ßüiltip geschiedeD. Aber in Or. nnd Oodd. I, 574 iat 
Benfey mit recht von seiner ftltenm ansieht abgegangen, fafst 
pLtui als glap nnd trifft also im grande mit Döderlein snsam- 
men. Sehr kfibn, so kommt es dem ver^ selbst vor, ist die an- 
nähme, dafs^aT^rvfa mit^ statt g) dem skr. bhang gleichstehe, 
«nd das ist allerdings eines der beispiele, wo sich die Verschie- 
denheit des anlaates dorch verschiedenen präpositionalznsatz er- 
kUuren lielse. Bhangi bedeatet übrigens anch die treppenstofe 
als bmeh in dem ansteigenden pfade. Schatz snm Meghad« 
s. 25. 

Es folgen die sporadischen verwandlangen der na- 
sale. Za den sichern f&llen einer schwfiehong von m in n ge- 
hört iqvia U.S. f. neben skr, yam, yantar, y antra a.B.f. ond 
wir meinen auch ^av neben skr. dham, flare, extremam spi- 
ritum docere. Es ist nan allerdings sehr wahrscheinlich, dafs 
das deutsche divan n. s. fl von derselben grondanschanong aus- 
geht, ja es ist sehr wahrscheinlich, dafo dhn, dhu nur eine dif- 
ferenzieruDg der wurzel dham ist. £nhn hat in den beitragen 
I, 355 einen solchen Wechsel hinreichend begründet. Dagegen 
soll sich in einem falle n in m verstärkt haben, nämlich in yor 
fiogy yafAßQog neben gener o. s.f., also audi im skr.jampati, 
jÄm&tr, j&mä, jämi a.s.f., dann aach in gemini a.s.f. Da- 
gegen müssen wir einspräche erheben. Auch im petersb. Wörter^ 
bnche wird jampati (uicht jampati) als ans dampati ,,die bei« 
den gebieter des hauses^ verderbt dargestellt, d. b. es hat sich, 
wie anendlich h&ofig nach d ein y entwickelt und dann snnächst 
dieselbe macht ausgeübt als ein ursprüngliches y in jyok in 
jyut and seinen abieitangen. Das Iat. gemini fuhrt uns non 
aber unsweifelhaft zu skr. yama, yamala u. s. f., die wieder 
mit dem vediscben y antra ,, Verbindung^ im nächsten Verhält- 
nisse stehen. Das heiraten wird überall als eine Verbindung 
aulgefafst, so besonders auch in mehrem sanskritansdrucken, 
and namentlich ist ja der eidam nicht der zeuger im geschlechte 
seines weibes; die bedeatungen von jämi können wir nur anter 
dem begriffe des verwandten aberhaopt vereinten. Der laut- 
liche Übergang von dam (ddftoi^) in yam, jam, /o/« ist unan- 
tastbar; wir sehen ans darum genöthigt gegen Böhtlingk-Roth 

20* 



30S Schwteis«r-SicUer 

and Cnrtiiis mit Benfey ydfiog und seine üppe, gemlni n wix. 
dam, yam, ya xa aehen. 

Unter den ftllen sporadischen wechseis der liqaidae 
ist zuerst aUofuxi anfj^sfiihrt. Da that C. die frage, ob nicfal 
etwa auch die StUoi oder 'EUol hiehergehören und den Salii 
entsprechen. Wir denken doch. Fiel zutreffender werden die 
2'eUoi den indischen snrajas verglichen, von wrz. svar ,,leuch» 
ten^ oder „erleuchtet sein^. Von den Salii als tftnsern wis- 
sen wir, von £Moi als solchen nicht Dab unter volo auch 
ultro gesogen wird, will uns nicht eingehen. Soll denn ein 
zwiefaches ultro gelten? Wir denken, ultro ,|freiwillig^ ist doch 
eigentlich nichts anderes als „drfiber hinaus^ über das, was einem 
pflicht und aufgäbe ist. Recht hübsch, wie so vieles in diesem 
buche, ist das unter wurzel svar zusammengestellte. Wenn wir 
früher auch selbst mit Curtius ^eTuog mit ansil, usil, wurzel 
vas, US zusammenbrachten, so sind wir jetzt nach der ansein* 
andersetzung Benfeys in Or. und Occ I, 284 wieder davon so» 
rfickgekommen und meinen es nicht von sürya trennen zu dor- 
fen. VgL auch L. Meyer, göttinger nachr. 1862, 515 f. 

Ein sehr umfassendes capitel ist der sporadische Wech- 
sel der Spiranten, von denen zuerst^ einl&Tslich behandelt 
wird. Auch hier ist glücklicherweise die hauptmasse der er- 
scheinungen, so bald wir sie an der band eines so erprobten 
fuhrers durchmustern, ganz durchsichtig. An ganz neuen com- 
binationen mangelt es nicht, wie wenn nach neu gefundenem 
Zeugnisse /'Oif'o; und vinum zu würz, vi in vitis gestellt werden, 
latl6rum seine erklftrung durch griecb. evüj/^a findet und dergl. 
mehr. Unter den vokalen erscheinen als Vertreter des alten J^ 
die ihm am nächsten stehenden v, o, a», kaum ein c. Zu den 
beispielen eines derartigen o gehört Z^€caop = cßMaoPy bei wein 
chem C. an die skr. ^vas, spirare denkt, wenn es, wie pva- 
^uras (dieses durch assimiiation) fiir sva^ura steht, ursprüng- 
lich svas gelautet. Dafs es aber nie so gelautet, lehrt uns laL 
quSri. Leo Meyers gedanke (gramm. s. 195 und Or. und Ooc. 
1,518), dafs cßipfVfUy wie sicher got. quistjan mit skr. jas, 
derselben wurzel sei, ist nicht wegzuwerfen: in dem falle, in 
welchem die bedeutung trefflich pafste, wXre dann in der that C 
der ursprSnglichere anlaut. Sehr lesenswerth ist die behaad- 
lung der Streitfrage, ob auch i Vertreter des^ sein könne, in 
welcher sich der verf. verneinend entscheidet, b) erseheiiien 



vorgeschlagene vokale als sengen des /". C. l&ognet hier aas 
allerdings guten grfinden den fibergang des j: in solche vokale 
and nimmt sie als entwickeltes schwa selbst in formen wie f^hioq 
a. s. f. and in %ij:og^ lat tans, «o^, lat. saus. Neben tui fin» 
det sich wirklich ein altlatein. tis für tvis, und neben suas 
bekanntlich bei Ennius s. b. der abl. sis gleich suis, c) wird 
f in andere consonanten verwandelt und zwar lunächst in ^, 
woraus sich eine reibe von sonst dunkelen formen erklfiren, so 
namentlich formen auf -^o^, -^^ fSr ^o^, ^, wie ^o^jSo^, ^üjoü" 
<T^oi, dliaßfi u. a. Seinem Ursprünge nach leider nicht ganz klar 
ist das lakedftmonische nißa^ dem sich nach C. das homerische 
vfiiQwiQP ohne zwang anschliefst Demnach wird die frfihere 
vermuthung über einen Zusammenhang von -cSi'op mit vas 9» woh- 
nen^ zurückgenommen und auf die wrz. 0/ geschlossen, die iden» 
tisch sein mGfste mit «cf , /ovo». Der verf. vergleicht xwfitj in 
seinem zusammenhange mit xeijpcai. Die sinnige deutung ist, wie 
schon bemerkt, nicht eine ausgemacht sichere. Unter wursel 
var, vra, die C. in ßgdijcm, ßga^np „sieden^ findet, wird ver- 
muthnngsweise auch lat. oll a fSr(v)orula gezogen. Da scheint 
der vf. nicht an die ältere form aula^ gedacht zu haben. Uebrigens 
warf, wie uns vorkommt. Lachmann zu Lucret 204 in der deu- 
tung von oUa mehreres zusammen. Fein ist s. 162 die erkl&> 
rung von inißda „ nachtag ^ aus einem ini-dtfa (dies), ^'ffßfl 
steht sicher mit iuvenis (skr. ynvan, yavtjas) in engster 
Verbindung, und nur darfiber ist der verf einigermafsen im zwei- 
fei, ob die vorauszusetzende gmndform ykyk oder yavjÄ sei, 
da das 17 dieses Stammes meist auch im dorischen bleibt, was 
in einem umlautsfalle geschieht oder wenn in der Stammsilbe 
selbst ein diphthong mit 1 zu erwarten, wie in 7x0), dijXogu,B.tj 
kaum in ^Qng. In den meisten fftllen des wandeis von /* in ^ 
sieht C. nicht ohne grnnd die bedingung in den umgebenden 
lauten. Vom Übergänge des /" in fi behauptet der verf., dafs er 
im griechischen nur fSr sehr wenige Wörter wahrscheinlich sei. 
Aus dem lateinischen dfirften promeliere und promulgare, 
was freilich nach Pott = proinvulgare, mit einigem rechte bie- 
hergestellt werden. In den suddeutschen mundarten ist sicher 
mir und m^r für wir nicht durch ein ursprfingl. m ausgezeich- 
net; wir finden m far w wieder in neimer, neomer fSr ne 
weiswer, nescio quis; neime f. nescio quÄ etc., in mun- 
zig fSr winzig, wunsig. Der umgekehrten Verwandlung von 




31« flitwwiii Biilir 

m in w amd ihrer truffKchwi 
9dmm bei #«r, dbai 
/fi^tf»^ »il fliiter o. nL 
M» die ablfitongin voo 
bewe|^iui|[ der Mgeo mc 
wickelt habeo. Bei der 
aoge, wie dae so eebSo io goL gaare, ia d rat e rliffi trasrig 
(von driaean ,falleo*) «eb ai iM piifhf ^Tjpuif» Vfi^ mafii aaA 
aller analogie eotacbiedea von deoi begriffe dea licbtea mmg^ 
heo; aber oiebt a iii g gaia c h t iat ea, ob die wn-Taa, aa od« 
diT, djav so gronda Hege, welcfaea letatere L.llc]p«r ia aea^ 
ster seit wieder mit oacbdnick bebai^rtet bat. 3) tritt ciMria 
^ ao die stelle des ^. Die f&r diese ersebeisiiiig aas dem goti- 
schen aogefBhfteo beispiele sind freUich nicht in dem mafre si- 
eber als sie C darstellt, d. h. eine entfaltong des w aas g in 
triggvs, die entstehnng des g aas ch in bagms dorchans nicht 
nnmdglich. Das griechisdie bietet aber anamstöfslicbe beweise 
fßr 7 an der stelle von ^. Unter 4} sind die anderweitigen rer- 
wandlnngen angeschlossen. Diejenige in 9 wird nur bedingt 
sogegeben, diejenige in x (im perf.) bestimmt geleugnet, die in 
Q in einer laotverbindnng aofgef&hrt. Zn diesem abschnittchen 
ist noch rficksichtlich des deatscfaen der gedi^eoe anfsata Mol- 
lenhofTs im letzten hefte von Ilanpts seitschrift za rergleichen. 

Von 8. 176 bis 250 nimmt die behandlang des jod nnd sei- 
ner Verwandlongen ein, eine reiche partie, in welcher es an kob- 
nem nicht fehlt, aber so, dafs, wie wir zu allererst es roo Cor- 
tjos erwarten dürfen, dieses mindestens dorch analogieen gestutst 
ist Der spor des erhaltenen jod folgt aonichst das Tokali- 
sierte als « onter anderm auch in der comparatirendang -iof, in- 
dem C. eioe orsprfioglicbe form als yans oder ians ansetit, 
woso wir naturlich durch das vedische navyas noch lange keine 
berechtigung erhalten, nnd das griech. loir hat ja L Den ober- 
gang in e seigt ons auch das lateinische in dem relativ alten 
filea und in labeum, labeones. RScksichtlich des soffixes 
evs aber beharrt der verf. gegen Bopp, Pott, Benfej, Aofrecht 
und andere auf seiner froher geAufserten ansieht, dafs dasselbe 
nicht gleich dem skr. ju zn setaen, sondern vielmehr mit slav. ov 
f^ins sei. Unter den Gberg&ngcn in andere consonaoten kommt 
zunächst der in y zur spräche, von dem aoch die italischen spra- 
chen, wie von dem umgekehrten des g in j, einige beispiele bie- 



«jUMigcn. 311 

teD. Besonders wichtig wird aber onter des yerf.'s hand das 
v«rfa&ltnifs des jod so seta und delta. Unter dan eeagnissen Ton 
C för ein dj fShrt der verf. auch jfiiCo^ und fi^oiiCo^ auf, aod 
erid&rt den xweiten thdl dieser Wörter ans d^a =3 dies. Vgl. 
got gistradagis. Ein dd für dJ zeigt ans böotisch ngMiftmy 
das sieh ungeswongen sn skr. krid, lat ridere nnd loidas, 
Indns, Indere stellt In deidm sieht der verü ein redaplicier* 
tes dulfjoii. Wo C einem blofoen jod der rerwandten sprachen 
gegenöberstefaty da haben wir nach G. die awischenstofe dj mit 
vorgeschlagenem d anzunehmen. Unter der wnrsel dam nnd 
7a m seheint die erstere gröfsern ansprach aaf nrspronglichkeit 
zu haben, so daOs dieser fall spftter anfciifahren war als s. 193. 
Jt f&r blofses jod spielt nan eine sehr bedeutende rolle in dem 
saffixe -dio^, welches nicht für tyo stehen könne, vielmehr eine 
entwickelang aas ya sei. Es kommen dabei anch die lateini- 
schen namen aaf -edios (also aoch -idias and das diesen, wie 
wir trotz Bachelers einspräche fest öberzeagt sind, gleiche -ilias) 
zar antersochung, welche denjenigen aaf -^jas (Pompejos n.s.f.) 
gleichgestellt werden. Anl&fslicb von Idiog gldch cjridiog^ gleich 
svija von sva, saas wird der bildang des Possessivpronomens 
B-fM-jog^ ifieog^ ifiog^ mens gedacht, nnd dieses tre£FIich aaf ein 
meine, mins zarackgefahrt ; von dem letzteren zeigen sich noch 
mehr sparen als nur im vokativos. Nicht minder als -dio^ 
findet hier -deoy, -dovg seine eriLl£rang. Es konnte nun aber 
auch d allein fibrig bleiben, wie in dvyov^ in darip Ztjteip u. s. f. 
Dadurch hält sich C. für vollkommen berechtigt, anch griech. d^ 
mit dem lat. j am, dem deutschen ju, litjau zusammenzubrin- 
gen und sie alle auf den pronominalstamm ja znruckzufähren. 
Zo den beispielen eines d für 4^', i gehört ebenso griech. dvm 
neben lat. exuo, lit au-ti, welche letztern für ex-juo, jauti 
von wrz. ja stehen sollen. In der deutong von yvfipog folgt C. 
Pott und nimmt auch nodos = neodus. 

Femer wird nun die beobachtnng von C. sehr wichtig ffir bildang 
der feminina aaf -cd und ad, die patronymica auf -da, die thier- 
namen auf -dev; die adv. aof -da^ -doPj 'dijp^ -dig. Aoch ofugd» 
deotet er aas dfUQJm, ond weist bei dy cupt dar at n« fi. auf ein j hin. 
Unter 7) ist S in nominibas, die mit verben auf ^m im prftsens 
sosammenhangen, behandelt, and beiUUifig wird hier die frage 
aufgeworfen, ob nicht auch latdon mit ion identisch sei, wo- 
bei nar die samnthnng, das n nicht zu beachten, etwas stark ist 



312 SchwtiMr-Sidler 

Jedenfalls aber mofste dann auch «gon noch hinsi^seiogen 
den. Nach 8) »oll ein dt sogar durch metathesis entstehen aus 
-rj, and nach 9) ßÖ oft einem ßj ent^ringen. Ekidlich wird 
unter 10) des so entstandenen Ö im auslaute von wurMln gie- 
dacht, wie in luiÖogf fi«idMea> zu skr. smi u. a. £) umfiUsI S 
mit parasitisdiem jod. Wichtig ist hier besonders die gestaltong 
der wurael dak, decet, doMlr, djak, devxog in Tlokobtining^ 
öiHy jak in skr. yapas, decns, ix für jik in eotxa. — Zoletst 
kommt auch das lateinische noch cur spräche, und da wird na- 
mentlich auf das verhältnKs des gerundivums snm skr. -an! jas 
hingewiesen. In der that stimmte dann auch die altdeotsche in» 
finitivdeklination noch dasu. Wir müssen gestehen, diese schöne 
Untersuchung von C. machte auf uns einen aulserordeatlichen 
eindruck; und sollten auch manche einselnheiten, die dadurch 
gewonnen schienen, wieder serstieben, sie wird immer eine be- 
deutende Stellung in der Sprachwissenschaft behalten. Da oben 
angedeutet ist, dafs dieses d, welches aus j hervorgegangen, auch 
noch dem Wechsel in 1 unterworfen werden konnte, so ist viel- 
leicht die vermuthung nicht su kühn, dafs wir auch das lat. 
-lens, -lentis und -lentns einmal von hier ans richtig zu er- 
kl&ren im stände sein möchten. 

Wir dürfen es nicht wagen, den noch übrigen theil des bu- 
ches auch nur in derselben ausfubrlichkeit zu besprechen, wie 
den ersten abschnitt über die Verwandlung des jod. Unter IV 
behandelt C. die verwandelung des jod in Verbindung mit an- 
dern consonanten: eine reihe von ver&nderungen , deren bestim- 
mung nach dem vielen, was darüber geschrieben worden, eine 
grundliche revision bedurfte; auch mufste ungehöriges ausgeschie- 
den werden. Wo der verf. auf die Versetzung des jod in die 
vorhergehende silbe kommt, welcher er mit recht einen weitem 
Spielraum gewährt, frfigt er, ob wir darin eher epenthesis 
(nach art des altpersiechen) oder metathesis sehen sollen, und 
entscheidet sich fQr das letztere. Wir fugen hier nur zweierlei 
bei. Auch im altdeutschen beruht eigentlich der umlaut auf 
epenthesis, wie uns das nicht selten statt ^ erscheinende ei 
zeigt; J. Grimm gramm. P,555. Das lateinische zeigt eine dem 
griechischen fihnliche erscbeinung, namentlich in den suffl -tivns 
und «ina. Denn ersteres Ififst sich doch von skr. tavya, griech. 
t^jog^ 'tiog nicht trennen, und -ina erscheint deutlidi als 
•anyÄ in regina n. s. f. £) umfafst den Wechsel zwischen dem 



AOseigen. 313 

spiritoB aflper nod ienis. C. nimmt hier gewifa mit recht oad 
näoh analogie ferwmndter sprachen mancherlei verirrong and yer- 
wirrong an. Auf 8. 255 wird grieeh. 0(pQa höbseh ans oqn too 
und QK s=s Siga gedentet Unter F) erscheinen die oonsonan* 
tengmppen, för welche die erste haaptarbeit von Kahn gekcmn 
men war; anter O) assimilation des anlautenden an den aadaaten» 
den woneleonsonanten , wosn in dem mehrmals genannten ao^ 
satse von Benfey noch weiteres kommt H) Die assimilatioo 
aar yermeidong Xhnlidien klanges in anmittelbar aof einander 
folgenden Silben. I) Sporadischer Tokalwechsel. K) Vorsckab 
and einschab von vokalen. In c^eüUu an ^An scheint doch ein 
vorschab von e stattzufinden; denn wir meinen, es sei nicht n 
kühn ^aXo9 ta skr. dhar ,,festhalten^ an stellen. 

Der gediegenen schlnfserwigang folgen nachtrSge und berichti- 
gangen und endlich reiche indices. Möge es ans gelangen aeiii, 
annähernd die bedeutung des bnches klar aa machen. Es wird 
ein besonderes Interesse gewähren mit diesem werke den swei« 
teil band von Potts et^rmologischen forschnngen an vergleichen, 
deren haaptstoff gerade dieselben spracherscheinangen bilden. 
Innerlich viel näher verwandt sind der anschannngsweise von 
Cartios zonäcbst diejenige Schleichers, dann aber aoch trotz man- 
chen differensen diejenige Benfejs und L. Meyers. 
Zürich, in den Weihnachtsferien 1862. 

H. Schweizer-Sidler. 



Prof. 6. Cnrtias zur griechischen dialektologie. Göttinger nftehrichCen 
november 1862. 

Eine kleine, aber sehr reiche abhandlang, in welcher C. eine 
wesentliche Charakteristik zunächst des äolischen vocalismus gibt 
und dadurch das einheitliche des äolismus aufklärt, der auf den 
ersten anblick eine unvereinbare manigfaltigkeit au&uweis«n 
scheint. Die Aeolier lieben vorzugsweise dunkle vokale, aei- 
gen aber überhaupt eine viel gröfsere wandelbarkeit dieser laute 
als die übrigen stamme, als besonders die Dorier. Von einsei* 
heiten heben wir C's erklämng des genetives auf •ov von männ- 
lichen und wmbüchen a-stämmen hervor. JSr sieht darin -ao^ 
entstanden aus -äjas mit demselben -j, wie es als solches im 



314 Sehwviwr-Sädler 

ku. CQJos, als i im «liUleiDiachen genetima 4i (dieses i ist 
aber i) vorliege. Was die i&nge des vokales in eaiss n. a. L 
betrifft, so sind wir nun wirklich der anncht, dafe sie dorak j 
oder vielmehr ein entwickeltes ij bewirlU worden sei. Das weg- 
werfen des aaslanCenden s, wie es im latein besonders der älte- 
ren Periode ging nnd gVbe war, findet sich im griechischen anch 
sonst Das thessaliscke ovroo fSr niw n. s. f. hat seine analo- 
gie im lat hAc, illoc statt der altem hoc, illoc, welche anch 
wir Iftogst als dative erklirt, wie denn aoch «de ^hieher^ nebst 
qnA, eo demselben casos aogehdren. Vielleicht, meint C., er^ 
setste der kyprische ioHsmns auch phonetisch das alte n durch 
o, „wie dieses im lat fore von der wrs. fn, in fores «« &vQa 
unstreitig geschah^. Aber erstens wftre dieses im lateinischen 
nor vor r geschehen, dafo selbst ein urspringliches n dem o ge> 
wicfaen wire, und zweitens ist auch das nicht „unstreitig^. Fore 
seheint aus foTcre (vgL perplovere) entstanden, und neben fo- 
res kommt ja im umbrischen dialekte noch die form mit v vor, 
die nnsweifeUiaft ein latfmores voranssetsen iifst 

Daran schUefsen wir: 



Prof. Leo Meyer, etTmologiftche mittheiliingeD. Oöttisger nachricbten. 
December 1862. 

L. Meyer wendet sich gegen die vermeintlich strenge kridk 
auf dem gebiete der spracbwissenschaft, die im gründe nichts sei 
als eine ganz unfruchtbare negation. Diese kritik rühme sich 
einer äufserst sorgf&ltigen bebandlung der lautverhaltnisse, die 
wir doch zum tbeile erst noch suchen müssen, wahrend sie 
die bedeutung der w5rter hintansetze. Diese kritik h&tte die 
gleichheit von ^eog mit lat deus, skr. devas angezweifelt, hätte 
fX«o^ von sol losgerissen. Dann werden einzelne etymologieen 
angestellt und näher begründet Lat tolerare wird als gleich 
mit Tolor erwiesen, dessen stamm taXaqia sei. ^Hfioif und 
lifUQa werden in sehr scharfsinniger weise mit skr. dyävan ver- 
mittelt, und dies aus diens, divens erklärt EHe gleichheit 
von fons mit griech. q^geaQ macht L. Meyer gegen Curtius 
sehr wahrscheinlich, nicht minder die von frons und o<)p(wv. 
Zu jfoXaC«, grando stellt sich das deutsche schlösse. Grnm- 
mat, gruomat ist nach dem verf. dasselbe mit gramen, wäh- 
rend J. Orimm u. a. es mit m&t susammeogesetat sein lassen. 



aiueigni. S15 

Und am ende haben ktitere dena doeh recht, da aie gar eehr 
doreh das gletehbedeotende oad in Oberdenlsehland ältere imit» 
aomftt, echweixeriech ftmd onteratotst werden. 



Zar beiirtlieiliiBg des Kolischen dialektes, von Ludwig Hlriel. Leipxig» 
bei a mnel. 1862. 61 w. 

ist «De treffliche and schon von mehrem gewichtigen stimmen 
als solche anerkannte doctordissertation , welche der philosophi- 
schen facoltSt in Zürich eingereicht warde. Durch dieselbe wird 
die annähme von einer besonders hohen alterthumlichkeit des 
äolischen und znnfichst des lesbischen sehr erschüttert Die nn- 
tersncfaong ist wesentlich auf dem gebiete der laote gefuhrt, von 
Seite 51 an aber aach das wichtigste der formenlehre in betrach- 
tong gezogen. Von einzelheiten machen wir auf die etjmologie 
von iadioij Qta u. s. f. aos wrz. sru, srav aufmerksam. 
Zürich, in den weihnachtsferien 1862. 

H. Schweizer-Sidler. 



Moden phUology: iu diacoFeiiet, hietoiy and influence witb mapt, Ubntar 
Views, and an index. Bj Benjamin W. Dwight, antbor of »Um 
higber cbtistian edneation.** Second edition, rerised and corrected. 
New-Torkt A. S. Barnes & Barr, 51 k 53 Jobn Street 1860. VII. 
356 pp. 

Das vorliegende werk ist ans einer Überarbeitung bereits früher 
vom Verfasser in der bibliotheca Sacra und im New-Englander er- 
schienener aufsitse, deren erster namentlich hier stark vermehrt 
ist, hervorgegangen und deshalb als second edition beseichnet; 
sein sweck ist sowohl diejenigen, welche sich dem Studium der 
vergleichenden grammatik widmen wollen, in dasselbe einzufahren, 
als auch in weiteren kreisen durch begeisterte und allgemein ver- 
stiodliche darstellnng das Interesse an den resnltaten dieser sti»- 
dien an wecken und zu verbreiten. Wenn demnach das verdienst 
des Verfassers nicht in der entwicklong neuer gesichtspunkte oder 
resultate weiter dringender Forschung zu suchen ist, sondern nnr 
in klarer und belebter Zusammenfassung des bedeutenderen auf 
diesem gebiete, so darf man ihm im grofsen und ganzen das 



316 Ksba 

seognifs nicht versagen, dafs er, anagerSetet mit einer amiaaaen- 
den kenntnifs der betreffenden litterator, die reanitate der apraeb- 
vergleichuDg bia auf die neoeate aeit mit treue and aooh meiat 
mit genaoigkeit dargelegt hat. Die form aeiner daratellong erhebt 
sich jedoch oft etwaa allaoaehr an rhetoiiachem pathoa, ala dafa 
wir nicht glauben aoUten, daCi aelbat in Amerika, wo man an 
deigleichen formen mehr gewöhnt ist ala bei ans, eine nfichtemere 
daratellong der aache angemeaaener geweaen wSre. Einen vor- 
warf wollen und dürfen wir aber dem fSr aeine aache begefater^ 
ten verfaaaer damit nicht machen, aomal da er aelbat aagt: „Sboold 
any thiuk, that the rethorical dement ia allowed, perchance, too 
free play to any degree in affura of aach high acience, die plea 
ia offered in aelfdefence, that whatever there may be of it, came 
apontaneonsly from the deptha of the sabject itaelf ; which ia fall 
to the brim of ita own lively appeala both to the reaaon and the 
ima^^nation.^ 

Das werk aerfUlt in drei abtheilangen, deren erste eine hi- 
atoriache skisse der indoearopäischen sprachen giebt, die zweite 
die geschichte der neneren philologie nnd die dritte die Wissen- 
schaft der etymologie behandelt — In der ersten abtheilang geht 
der verf. von der eintheilong der sprachen in einsilbige, aggln- 
tinirende and flectirende aas, indem er sich zagleich gegen den 
arsprung der letzteren klasse aas der ersten erkl&rt and die 
spräche als ein beaatiful piece of divine mechanism hinstellt, 
nnd dafs sie, jemehr wir ans ihren anfangen nfihem, am so 
voller and vollstfindiger in ihren formen werde. Wir wollen den 
Verfasser hier nur aaf das gleichzeitig mit seinem bache erschie- 
nene werk Schleicber's aber die deatsche spräche verweisen, in 
dessen abschnittt über das leben der spräche die hier bekftmpfte 
ansieht in schirfe and consequenz dnrchgefShrt ist, ob freilich fnr 
den verf. beweisend? bezweifeln wir, da hier Wissenschaft nnd 
glanbe in conflict gerathen. — Nach einem knrzen überblick 
Ober die familie der semitischen sprachen, wendet sich der ver- 
faaser dann zn den indoearop&ischen , deren hanptgrappen mit 
ihren nebenzweigen er einzeln durchgeht Von den arischen 
sprachen, indisch ond iranisch, gebt er znr zweiten grnppe, den 
graekoitalischen oder pelaagiachen Ober, bei welcher gelegenheit 
er auch das etroskische and Donaldsons haltloae hypothesa Aber 
den Ursprung desselben bespricht; unter den aoa dem etmskiachen 
entlehnten lateinischen Wörtern fuhrt er auch balteua auf» deaaea 



anzeigen. 317 

etroskiseher anprnng Dach Diefenbach's oachweisoDgen (orig. 
earop. 8. 240) noch fraglich bleibt; auch verglelchl er io einer 
anmerkong das etraBkische lar mit schott. laird, engl, lord, 
wobei ihm der nr^mng der letateren ans ags. hl&ford nicht 
gegenwärtig gewesen za sein scheint Darauf folgt die übersieht 
über die romanischen sprachen, dann die über die lettischen and 
slavischen, wobei die ausdehonng der letzteren von ost nach west 
irrthumlich als von der Dwina bis sam Harz reichend angegeben 
wird. In der vergleichenden übersieht einiger slavischer Wörter 
mit soldien der verwandten sprachen auf s. 126 mufs es bei yn- 
van im aend. nom. sg. yava, pl. yav&no und bei bhr&tar im goth« 
brothar statt bmother heifsen. In betreff des polabischen der 
Wenden an der Elbe beruht die notiz, dafs es noch in einigen 
familien der dortigen gegend sich erhalten habe auf einem irr- 
thum. Der Verfasser geht dann zu den german. sprachen aber, 
die er die gothisohe oder germanische familie nennt Unter den 
eigenthumlichkeiten der nordischen sprachen hebt er auch die bil- 
dung des passivs mit recht hervor, nur wfire neben der analogen 
bildung des lateinischen doch auch die noch deutlichere der sla- 
vischen sprachen zu nennen gewesen, wie es sich auch empfohlen 
hätte zu bemerken, dafs diese aus anhfingung des reflexivprono- 
mens sik entstandene bildung in ihrer filteren gestalt noch sk 
statt des späteren st aufweist Wir bemerken nebenher, dafs 
auf derselben seite 133 skipit (n.) statt skeipit (f.) zu lesen ist. 
Bei der besprechung des angelsächsischen und englischen stellt 
der Verfasser den satz hin p. 136: „In no other language has a 
pyramid of literature so high, so broad, so deep, so wondrous, 
been erected, as in the Bnglish,^ der aufoer England, gegen- 
wärtig aach wohl kaum in Amerika, schwerlich allgemeine sor 
Stimmung finden wird. In der tabelle auf s. 138—139, welche 
die Verwandtschaft des englischen mit den übrigen indogermani- 
schen sprachen zeigen soll, sind einige beispiele nicht glucklich 
gewählt, während die mehrzahl ein treffendes bild der Verwandt- 
schaft giebt; zu ersten gebort namentlich coat, welches mit skr. 
ku(, xev^Bir und böten zusammengestellt wird, wogegen schon 
die lautverschiebung einspruch erhebt, das richtige etymon hat 
wohl Diez wb. P, 144 im mittellateinischen cottus, ootta nach- 
gewiesen. Auf s. 139 sind auch noch unter k&rava xo^S und 
krache in nogoi und krähe zu verbessern. Die friesische spräche 
als eine noch lebende beschränkt der verf. zo sehr, wenn er sie 
als nur noch in einigen scattered distrids of the Netherlands ge- 



318 

ftproehen werden läfst; bekanntlich lebt ne aoeh noch im oldcn- 
bnrgiscben SatarUuide, auf den ineeln Wangeroge, Helgoland nod 
bei den Nordfriesen des feetlandes nnd der iaeeln in 8dileiw%. 
Wenn der verf. bei der behandlang der keltischen spraehsn nach 
des Ossian erwähnt nnd sagt, dafe er tou den mit der gadisehen 
litterator am besten rertraaten allgemein f8r echt gehalten werde, 
so geht er damit doch fiber die grense der von besonneren nr- 
theilem hingestellten behaaplong ans. Aach die sonstigen an* 
sichten Ober das keltische, welche der veriasser entwickelt, sind 
jedenfalls in mehreren punkten fu modiftdren oder sa berichti- 
ges, so sagt er x. b. dafe die Kelten nie ein eigenes aiphabet er- 
ftinden bitten, wobei er sich nicht des oghaoMlphabets erinnert 
ra haben scheint, aber das O'Donnovan in der einleitong an 
seiner Irish grammar aaslilhrlicher, nenerdingii noch Wilde: ea- 
talogoe of the aatiqnities a. s. o. DabUn 18&7 nnd Pott e^rm. 
forsch, n«, 220 gesprochen haben. Auf der tabelle s. 156 ist 
statt m^ nakta sa setien; die s. 157f. besprodwae etTmologie 
Pidet^s von dem worte Eirinn ist seitdem von Stokes in seinen 
Irish glosses p. 67 erheblich erschQttert worden. 

Aaf die nachfolgenden entwicklangen des Terfiusers ober die 
dnhdt des menschengeschlechto und der dadurch bedingten or- 
sprünglichen einheit der sprachen, die göttlichen arsprungs sind 
nnd seit dem babylonischen thormbao verwirrt wurden, können 
wir nicht eingehen, da sie uns fiber die grenzen des wissenschaft- 
lichen gebietes hinaus auf das des glaubens fahren wurden. Ebenso 
mfissen wir es uns versagen auf die beiden folgenden abtheilnngen 
des buches näher einsugehen, aber nur aus dem gründe, weil es 
uns an räum gebricht Die zweite über die geschichte der neae- 
reo Philologie handelnde bespricht in kürze die entwicklung der 
Philologie von den alexandrinern bis auf die neueste seit und 
giebt treffende Charakteristiken aller derer, die sich auf dem ge- 
biete der sprachrerglcichung henrorgethan haben; wenn der rerf. 
bei dieser gelegenbeit Förstemann auf s. 241 sa einem Dänen 
macht, so hat ihn wohl nur Dan zig, woher F. seinen ersten 
artikel in dieser seitschrift datirt hatte, dazu verleitet. — Die 
dritte und letzte abtheilnng handelt von der etymologie als wi»> 
seoschalt und indem sie in ihrem zweiten abschnitt die geschichte 
der etymologie enthält und so die vorige abtheilnng in wesent- 
Kcben punkten ergänzt, entwickelt sie in den folgenden abscbaü- 
tea den umfang und die bedeutong der einaelnen zweige dieser 
Wissenschaft io klarer oad eingehendsi weise. 



Aflcoliy BiisotUtti. 319 

Wir achliefeen ansere anzeige mit dem wünsche, dafs das 
Verfassers darstellnng der linguistik sablreicbe neue fireonde in 
seinem vaterlande erwecken möge, wosu sie trotz einiger von uns 
berShrter irrthSmer im ganzen sehr wohl geeignet ist 

A. Kuhn. 



1. yaXoigf gloB* 

Devf levir, vermnthlich eine sehr alte znsammensiehang 
eines normalen devitf, bielse der spielende, der scherzende, der 
erheiternde, der heitre; so finden wir im sanskrit for gk)S na- 
n&ndf oder nandint von nand sich erheitern (wovon auch 
nandi das spiel), die sich erheiternde, die erheiternde, die heitre 
(hindostanisch nanad und nand, mahrattisch naijiaiid, immer 
glos; hindostan. aoeh nand vi levir). — Im griechischen ydXmg 
(glos), dessen etymologie, meines Wissens, doreh keinen spraeh- 
forscher ermittelt worden ist, glaube ich non den sinn von erhei- 
ternd zu gewahren, wie in nan&ndr und in devf, einen jener 
schmeichelnden ausdrucke, welche die neuzeit durch ihr be^u- 
p^re, belle-soeur, n. s. w. vermehrt hat. Die weiblichen no- 
minalenduogen -c» und -mg Ueten der vergleichenden grammatik 
schwerzulösende probleme. Angenommen ist aber, dafs die en- 
dung «, ohne umfinderung der bedeutong mit der gewöhnli- 
chen ä oder 17 wechselt; so jt^io> ^ XQ^^^ &tiXci = &iihj (v. Ah- 
rens, zeitschr. IIL 88). Ich erlaube mir also (wiewohl es sieb 
um -mg und nicht um -10 handelt, und trotz dem homerischen 
yaJioag) ein 70^17 = yaXüng zu vermuthen, welches ydl^ zurück- 
zufahren w&re auf wurzel /ol, j^el, heiter sein, vergnügt sein, 
wie doQKfi die sehende, die mit scharfem gesiebt versehene (die 
gazelle) auf wurzel deipjc, und heiter, angenehm, erheiternd hie(se. 
Die wurzel foX oder yel f&nde sich zugleich in yalegog^ yahiPijg^ 
ruhig, heiter, vor, yelmg das lachen (yAdm lachen), d-yäUiM ver- 
schönen. — Die Luteiner h&tten alsdann das griechische wort 
(glos von galos) zusammengezogen und dessen s als ein stamm- 
haftes behandelt, verfuhrt durch die analogie von os oris, hmm 
moris, ros roris. 

Meine vermuthung wird ungemein gestärkt, ja man möchte 
sagen zur gewifsheit erhoben, durch die phrygische form yikoQog 
(adelg)ov ytwij Hesych. s. Curtius, beitr. z. gr. et. 1, 143), worin 



320 AteoU, MtoMllen. 

gans regelrecht die laoheode (xdl^a-opg Tgl. ai&»€L-log o. •• w.) 
die heitre vorliegt. 

2. £!oder (pers.). 

£)nder hiefse aof neapersiach, nmdi Richardson, unter mn- 
derm: ^a step-father, father-in-Uw; a atep-mother, mother-in-law; 
a aoo-in-law, a aon by a former wife or hnaband; a cooaia, kina- 
man, kinawoman;^ obwohl, fügt er hinan, ^aometimea peder father, 
bnräder brodier, ete. ara plaeed belbre £nder to ezpreaa father- 
in-law etc^ Dieaer neaperaiache aoadmek bedeutet gewöhnlieh 
,in, into, within, on, upon,^ und geht in dieaem fall auf daa 
aaaakritiache antar (lateiniach inter) ebenfiüla inter, intna xnrftok. 
Bin anderea aanakritwort iat aber, wie ich glaube, in aeioer 
bedeutnng von atiefvater (patrigno) u. a. w. reprodndrl Ich halte 
aimlich hier daa £nder far einen elliptiachen anadruck, ao dafa 
der atiefVater s. b. nur durch peder ^nder und der atiefaohn 
(igliaatro) nur durch puar ^nder voUatindig auagedrfickt wird, 
and ao fort (aolche oompoaita nur, und nicht daa blofae ^nder 
finde ich in Meninaky); und ^nder geht alao hier auf daa indi- 
aebe antara, verachiedenheit, zurfick, welchea im aanakrit am 
ende der compoaita hfinfig vorkommt im ainn von anderer, ver- 
achiedener, da man, wie jeder weifa, auf aanakrit s. b. land-ver- 
adiiedenheit atatt veracbiedenea land aagt; ao putr&ntara aohn- 
verachiedenheit, andrer aobn; daher z.b. milder ender atief- 
nntter, matrigna), motter-andre, motter-neoe, noverca. — 

Ea aei mhr hier geatattet gelegentlich meine fibersengung aua- 
suaprechen, dafa Ebel aich veraebe, wenn er (zeitachr. V, 238) 
der för Benary und for alle keinem zweifei unterliegenden ety- 
mologie diejenige ala eine natSrlichere entgegenatellt , nach wel- 
cher daa vi in vimatf (noverca) fBr dvi atSnde, ao dafa daa 
compoaitum ,, zweite motter ^ hiefee. Vim&tr« hindoataoiach 
bemAt, iat offenbar die nichtmutter, wie vimati der nichtver- 
atand, der wahnainn und dergl. mehr; dvi-m&tf hiefae noch 
nicht aweite mutter, aber aweimal mutter oder zwei mQtter ha- 
bend. 

O. J. AacolL 



Maitena, die verba perfecta in der nüMtlnngendichtmig. 321 

Die verba perfecta in der nibelungendichtung. 

(No. I nnd n 8. bd. XU, p. 81 ff.) 

in. 

Verzeiohnifs der verba, deren perfeotform fun- 
ction des perfects oder des aorists hat. 

A. 

Antwarten; 3. sg. ind. 82, 1. 121,1. 123,4. 148,4.153,4. 
332, 1.' 373, 1. 482,4. 778,4. 817,2. 1093,1. 1151,1. 
1411,1. 1586,1. 1615,1.4. 1627,1. 1686,1. 1691,1. 
1753, 1. 1785, 1. 1801, 1. 1837, 1. 1842, 1. 1934,1. 

2028.1. 2166,4. 2183,1. 2203,1. 2281,1. 

B. 
Bevelhen; 3. sg. ind. 179, 1. 192,3. 658,1. — befin- 
den; 3.8g. ind. 341,1. — beginnen; 3.8g. ind. 27, 3. 
52,4. 61,2.4. 68,2. 75,3. 90,4. 92,4. 181,4. 196,2. 
214, 4. 302, 4. 305, 4. 386, 2. 390, 4. 427, 2. 455, 3. 

459.3. 460,2. 468,3. 489,4. 556,2. 572,3. 613,2. 622, 

2. 766, 4. 813, 4. 826, 2. 903, 1. 1251, 3. 1377, 1. 1379, 
1. 1526,2. 1689,4. 1701,1. 1722,4. 1740,4. 1767,4. 
1788,4. 1809,2. 1810,4. 1924,4. 1925,2. 1956,2. 

1980.2. 2144,4. 2226,4. 2252,2. 2261,4. 2289,4,2293, 

3. 2314,3. — behalten; 3. sg.opt. 1551,1. — belt- 
ben; 3. sg. ind. 322, 1. 323,1. 999,1. 1041,3. 1076,3. 

1142.1. 1869,3. — 3. pl. ind.. 1555, 2. 1564,1. 1566,4. 
— benemen; 3. sg. ind. 956, 3. 1149,4. 1511,3. 2022, 
1. — bescheiden; 3. sing. ind. 1619, 1. — 3. plur. ind. 
1476,4.— besliezen; 3. sg. ind. 612, 3. 1932,1. 1953, 
3. 2289,2.— bieten; 1. sg. ind. 1545, 1. 2096,3.— 
3. sg. ind. 38, 4. 128, 1. 163,3. 188, 1. 250,4. 254,1.4. 

264.4. 287,2. 292,1. 484,2. 523,1. 568,2. 803,1. 

1044.3. 1166,4. 1204,4. 1262,1. 1264,1. 1493,1. 

1564.2. 1632,1. 1635, 1. |1642, 3. 1724,4. 1972,1. 
2065, 1. 2134, 1. 4. — 3. pl. ind. 439, 2. 984, 1. 1428, 3. 
1816, 3. 2089, 2. — brechen; 3. sg. ind. 436, 2. 912,4. 
1832, 2. 2002, 3. — 2. plur. ind. 2249, 8. — bringen; 

Zeitachr. f. Tgl. iprachf. XII. 5. 21 






322 MaitcM 

1. 8g. md. 2087, 4. — 3. sg. ind. 237, 2. 565, 1. 709, 4. 

776.1. 700,3. 891,3. 1009,1. 1038,2. 1049,3. 1067,1. 

1127.1. 1192,4. 1262,4. 1271,1. 1393,1. 1413,3. 

1431.2. 1513,1. 1631,1. 1750,1. 1762,1. 2245,4. 
2312, 3. — 3. plur. ind. 267, 3. 581, 2. 593, 1. 885, 2. 
1790,8. 1872,1. 

D. 
Denken; 3.8g.ind. 48, 1. 284,1. 582,2. 584,2. 667,2. 
788, 2. 863, 1. 1332, 1. 1520, 4. 1985, 3. 1988, 1. — 

3. plur. ind. 409, 4. — darfen; 3. sing. ind. 861, 4. Gf. 
„mugen". — dnrcbsniden; 3. sg. ind. 973, 4. 

E. 
Enbieteo; 1. sg. ind. 1747, 2. 2175, 4. — 3. sg. ind. 221,2. 
274,3. 342,1. 676,3. 690,1. 706,3. 713,2. 1100,3. 

1356.1. 1364,3. 1365,3. 1367,3. 1388,2. 1410,2. 

1423.2. 1431,3. 1584,4. 1585,3. 1867,4. 2050,2. 
2074,3.— enph&hen; 3. sg. ind. 244, 1. 266,1. 343,4. 

544.2. 726,2. 1156,2. 1166,2. 1259,2. 1290,4. 1292, 

4. 1373,3. 1376,4. 1378,2. 1598,1. 1675,2. 1754,3, 
1859,2. 2216,2. 2232,2. — S.pLind. 76,3. 92,1. 104, 
1. 389,3. 898,3. 1128,4. 1281,4. 1285,4. 1301,4. 
1506,1. — 3. sg. opt. 730, 3. 1634,3. — entrinnen; 
Lsg. ind. 2248,4. — 3.sg.ind. 1492,4. 1938,4. — er- 
bieten; 3.8g. ind. 734,4. 1765, 3. 2119,2.— erfin- 
den; 3. sg. ind. 208, 4. 428,4. — ergän; 3. sg.ind. 
2109,4. — ergäben; 3. sg. ind. 2211,2. — erken- 
nen; 1. sg.ind. 1693, 1. — 2. sg. ind. 1725, 3. — 3.sg. 
ind. 1721,4. 

F. V. 
Varn; 3.8g. opt. 941, 4. — 3. pl. opt. 1369, 1. — vazen; 
3. sg. ind. 1958, 1. — verbieten; 3. sg. md. 122, 2. 

588.3. 606,2. 1429,3. 1812,3. 2204,4.— Terl4«en; 
1. 8g. ind. 2043, 3. — Verliesen; 1. sg. ind. 1173, 4. 
1573, 3. — 3. 8g. ind. 860, 3. 1633, 4. 1861, 3. — Ver- 
schroten; .3. sg. ind. 2220, 2. — versntden; 3.sg.ind. 
842,4. — versprechen; 3. sg. ind. 569, 3. — finden: 
3 8g. ind. 22, 4. 24,4. 42,1. 91,4. 103,4. 217,3. 242,.S. 



die yerba perfecta in der nibelnngendiehtang. 323 

410. 3. 451, 2. 455, 4. 471, 2. 473, 4. 529, 4, 534,1. 720, 3. 

738.4. 807,1. 826,1. 878,4. 881,1. 895,2. 900,4. 1004,4. 
1010,3. 1011,4. 1038,4. 1190,4. 1193,4. 1264,3. 1274, 

2. 1297, 8. 1303, 4. 1316, 4. 1320, 3. 1326, 2. 1339, 4. 

1375.1. 1378,4. 1414,4. 1505,3. 1508,1. 1510,3. 1515, 
1. 1594,1. 1602,4. 1808,4. 2001,1. 2104,2. 2144,3.— 
3.pl.ind. 682,3. 876,8. 1801,8. 1437.2. 1571,3. 1572, 
4. 1762,2. 2211,4. — 1. ag. opt 1140,4. — vr&gen; 

3. 8g. ind. 84, 1. 140, 3. 878, 1. 568, 4. 701, 1. 807, 1. 

1381.2. 1397,3. 1561,3. 1927,4. 2188,1. ' 

G. 
Gebären; 3. 8g. ind. 616,1. — geben; Lsg. ind. 577,4. 

1693.3. 2096,4. 2098,1. — 2.8g. ind. 2121,4. — 3.8g. 
ind. 28,4. 40,3. 60,4. 242,1. 323,3. 485,1. 522,2. 3. 

628. 3. 650, 1. 660, 1. 676, 4. 705, 4. 709, 3. 748, 4. 1001, 
3. 1038,1. 1067,2. 1237,4. 1262,2. 1275,4. 1299,4. 
1361,3. 1368,1. 1373,4. 1478,2. 1574,2. 1629,4. 1633, 

1. 1634,1. 1641,3. 1755,2. 1936,3. 1955,3. 2067,3. 
2131, 2. 2141, 2. 2290, 2. — 3. pl. ind. 94, 1. 634, 2. 
707,2. 1763,4. 2148,3.— gebieten; 3.8g. ind. 911,2. 
973,2. 1057,2. 1362,3. 1388,1. — gebinden; 3.8g. 
ind. 890,4. 916,4. — gedenken; 3. sg. ind. 122,4. 
135,1. 213,2. 259,1. 621,1. 746,3. 1100,4. 1188,1. 
1199,1. 1200,1. 1311,1. 1331,4. 1336,2.1340,4.1514, 

2. 1695, 1. 2241, 1. 2288, 1. — 2. pl. ind. 2269, 2. — 3. 
pl. ind. 758, 2. 1609,1. 1621,4.— gedienen; 3.8g. ind. 

295.4. 809,2. — gedunken; 3.pl.ind. 1458,4.— ge- 
farn; 3. 8g. ind. " 1230, 2. — 3. pl. ind. 1373,2. 1446,2. 

1477.3. — 3. pl. opfc 1039, 1. — gevidelen; 3. sg. ind. 
1902,1. — gevolgen; 3. sg. ind. 813, 1. — gehoeren; 

1. sg. ind. 2173, 3. — 3. 8g. ind. 1065, 4. — geleben; 

3. 8g. ind. 790,4. 1187,4. 1226,4. - 3. pl. ind. 1319,4. 

1322.4. — geligen; 3.8g. ind. 583, 2. 1276,2. 1554, 

2. 1764,4. 1936,4. 1990,4. 2022.4. — geloben; 3. 
pl. ind. 1624,4. — gelonben; 3. sg. ind. 605,4. 1476, 

3. 1484,4. — genemen; 3. sg. ind. 1491,2. — 3. pl. 
ind. 29,4.— genesen; 3.sg.ind. .311,2. 1007,1. 1919,3. 

21* 



324 Härtens 

2161,4. 2295,4.— geniezen; S.sg.ind. 1623,4. 1998, 
4. — gepflegen; 1. sg. ind. 1680, 2. — 3. sg. ind. 42, 4. 
66,2. — geraten; 3. sg. ind. 2091,4. — gereden; 
3. 8g. ind. 837,3. — geren; 1. sg. ind. 584,3. 1636,3. 
1769,2.— 3.8g. ind. 69,4. 216,2. 257,1. 315,3. 1163, 
1. 1443, 4. 1476, 4. 1645, 4. — 3. pl. ind. 360, 2. 1036, 

1. 1282, 4. 1419, 3. 2024, 4. — geriten; 3. ag. ind. 120, 2. 

— 3. pl. ind. 1029, 4. — geriuwen; 3. sg. ind. 1451, 4. 
1866,4. — geruochen; 2. pl. ind. 1752,3. — gesam- 
nen; 3. pl. ind. 580, 3. — geschehen; 3. sg. ind. 137,4. 

223.3. 235,1. 322,3. 337,4. 369,4. 376,3. 411,4. 615, 
3. 712,4. 757,2. 763,4. 985,3. 1281,4. 1353,4. 1746,4. 
1761,4. 1775,1, 1833,4. 2269,1. 2309,4. 2316,1. — 
gescheiden; 3. sg. ind. 554,2. — 3. pl. ind. 1743,2. 

— gesehen; 1. sg. ind. 605,3. 674,2. 867,3. 1396,2. 
1636,1. 1711,3. 1944,1. 1963,2. 2068,3. 2098,4. — 

3. sg. ind. 235, 2. 723,4. 868,4. 985.4. 1067,3. 2303,2. 

— 3. pLind. 1463,3. 1650,2.— gesenden; S.sg.ind. 
1096,4. — gesitzen; 1. sg. ind. 1942,2. — S.sg.ind. 

1308.1. 1322,3. 1323,4. 1755, 1. — gestin; S.sg.ind. 

1081.3. 1137,4. 1310,4. 1377,3. 2188,4. — getra- 
gen; 3.8g. ind. 64,3. 416,4. 772,3. 2290,3. 2311,3. 

— 3. pl. ind. 721,4. 1122,4. — getrouwen; 1. sg. ind. 

2038.2. — getuon; 3. sg. ind. 1040,4. — 1. pl. ind. 

1400.3. — 3. pl. ind. 157,4. — geturren; 2. sg. ind. 
1725, 2. — 3. sg. ind. 1053, 3. — 3. pl. ind. 1428, 4. — 
gewinnen; 1. sg. ind. 449, 4. 835,1. 936,1. 1037,3. 

1342.4. 1358,2. 1939,4. 2073,1.2126,4.2227,3.2230, 

2. — 3. sg. ind. 7, 4. 21, 4. 32, 4. 45, 4. 89, 4. 98, 3. 99, 

4. 100,4. 209,4. 249,2. 308,3. 319,4. 337,4. 355,2. 

419. 4. 540, 4. 643, 3. 645, 2. 659, 3. 665, 1. 698, 2. 729, 

2. 733,2. 783,4. 863,3. 877,4. 1056,2. 1066,4. 1084, 

3. 1155,4. 1157,3. 1158,4. 1173,4. 1208,4. 1216,2. 

1270.4. 1273,4. 1314,2. 1408,1. 1501,4. 1571,4. 1572, 
2. 1693,2. 1696,4. 1736,4. 1882,4. 1903,4. 1935,4. 
1996,4. 2008,2. 2048,4. 2054,3. 2061,4. 2099,4. 2113, 
2. 2224, 4. 2246, 2. 2262, 1. — 3. pl. ind. 1255, 4. — 



die veiba perfecU in der nibelungendichtaiig. 33S 

gezemen; 3. sg. ind. 1637, 2. — grifen; 3. sg. ind. 
587, 2. 625, 1. 1502, 1. — 3. pl. ind. 1456, 2. 1975, 4. 

— grOezen; 3. sg. ind. 141,1. 288,3, 290,4. 440,1. 

822.1. 1597,3. — 3. pl. ind. 266,4. 

H. 
Haben; 1. sg. ind. 2269,3 — 2. sg. ind. 1725,4.— 1. pl. 
ind. 225,4. 2137,2.^2179,8. — 3. pl. ind. 2257,3. — 
heben; 3. sg. ind. 34,2. 207,269,4. 270,4. 435,2. 527,4. 

529. 2. 541, 4. 594, 4. 596, 3. 655, 2. 750, 2. 752, 1. 757, 1. 
772,4. 786,3. 952,2. 991,2. 993,2. 996,1. 1009,2. 
1289, 1. 1302, 4. 1456, 1. 1500, 1. 1581, 2. 1831, 1. 1858, 
4. 1872,4. 1898,4. 1911,1. 1940,2. 1950,4. 1954,1. 
1974,4. 2011,2. 2021, 1. 2143, 1. 2234,3. 2294,4. 2310, 
3. — 3. pl. ind. 324, 1. 368, 4. 476, 1. 556, 3. 680, 4. 
1454,4. 1462,1. 1858,2. 1868,2. 2129,2. — heizen, 
jubere, imperare; 1. sg. ind. 2272,2. — 3. sg. ind. 
26, 2. 28, 1. 32, 3. 40, 1. 67, 1. 99, 2. 125, 4. 127, 1. 
140,4. 147,3. 151,1. 162,4. 193,1. 216,1. 223,2. 247, 

1.3. 252,3. 260,1.3. 263,1.4. 277,1. 298,1. 308,1. 
352,2. 365.3. 376,1. 382,1. 389,4. 392,1. 407,3. 445, 

1.4. 521,4. 565,3. 612,1. 647,2. 651,2. 676,2. 681,4. 
687,2. 697,1.2. 699,4. 706,2. 708,2. 728,1. 742,1. 

748. 2. 781. 3. 822, 1. 824, 1. 831, 3. 886, 1. 901, 2. 904, 

2. 912, 1. 944,2. 945,1. 979,1. 3. 980,2. 1000,2. 1004, 

3. 1016,4. 1049,1. 1127,2. 1139,4. 1141,1. 1147,1. 
1157,4. 1167,1. 1182,2. 1191,1. 1217,4. 1250,1.1256, 
1. 1258,4. 1292,1. 1299,1. 1313,2. 1347,4. 1348,4. 
1373,4. 1413,2. 1414,2. 1415,1.1416,4.1422,4.1432, 

1. 1587,1. 1604,3. 1607,3. 1621,1. 1625,2. 1641,1. 
1644, 1. 1657, 1. 1673, 1. 1795, 2. 1849, .3. 2048, 1. 2067, 

2. 2178,2. 2184,1. 2293,1. 2306,2. — 3. pl. ind. 68, 4. 

218. 3. 220, 1. 286, 1. 420, 3. 530, 1. 606,4. 871, 1. 1374, 

4. 1445, 1. 1680,3. 2105, 1. - houwen; 3.pl.ind. 2215, 
1.— hoeren; Lsg. ind. 763,3. 893,1. 1037,3. 1820,3. 

— 1. pl. ind. 143, 1. 1738, 2. 

J. 
J eben; 2. sbg. iadicat 2283,4. — 3. sing, indicat. 549,3. 



326 Harteiu 

671, 4. 764, 2. 912,3. — 3. pl. ind. 1291, 3. 1330,2. 
1529, 2. 

K. 
ESren; 3. sg. ind. 1234,4. 1284,2. 1504,1. 1505,2. 
1519,2. 1937,2. 1941,1. 2231,1. — 3. pl. ind. 1737, 
3. 1780,1. — komeo; 1. sg. ind. 421,1. 1546,1. 1901, 

3. 2028, 4. — 3. 8g. ind. 91, 1. 97, 2. 252, 4. 386, 1. 

414. 1. 453, 2. 455, 1. 464, 4. 493, 4. 494, 3. 499, 1. 507, 2. 

508. 2. 532, 4. 581, 1. 593, 1. 594,4. 697, 3. 710, 2. 778, 4. 
789, 1. 795, 1. 806, 4. 808, 3. 870, 1. 881, 2. 889, 3. 946, 4. 
957.1. 964,1. 981,3. 1191,4. 1216,4. 1228,1. 1243,4. 
1283, 4. 1285, 1. 1286, 2. 4. 1287, 1. 1315, 4. 1416, 1. 

1440.1. 1500,4. 1519,4. 1535,4. 1579,2. 1631,2. 1647, 

4. 1798,1. 1806,2. 1810,3. 1817,1. 1831,4, 1883,2, 
1885,4. 1906,1. 1911,3. 1991,1. 2003,1. 2021,4. 2072, 
2. 2084,1. 2191,1. 2265,2. 2293,4. 2311,3. — 1. pl. 
ind. 2140,4. — 3. pl. ind. 148,1. 188,3. 243,1. 343,2. 

883. 3. 476, 4. 498, 8. 530, 1. 532, 3. 537, 2. 564, 1. 582, 1. 
682, 1. 741,4. 750, 1. 751, 4. 776, 3. 781, 1. 784, 1. 808, 1. 
905,1. 962,4. 969,1. 977,4. 988,2. 1078,1. 1159,1. 

.1164,2. 1267,1. 1278,4. 1319,1. 1364,1. 1415,3. 1463, 
1. 1602, 3. 1670, 2. 1811,1. 1813,2. 1815,2. 1839,3. 
1956,4. 2026,1. 2065,2. — S.sg.opt. 1121,2. - kun- 
nen; 3. sg. ind. 14,2. 41,4. 94,4. 129,3. 284,1. 530,4. 
759,1.4. 891,1. 903,2. 913,3. 990,4. 1077,4. 1079,4. 

1090. 2. 1630, 1. 1751, 2. 1849, 1. 2156, 1. 2232, 3. 2257, 
1. — 3. pl. ind. 172,2. 1080,4. Cf. „mugen." - küs- 
sen; 3. 8g. ind. 493,2. 862,1. 1009,3. 1034,1. 1252,4. 

1292.3. 1333,3. 1604,1. 1605,3. 1675,3. — 3. pl. ind. 

544.4. 546,4. 654,2. 1233,1. 

L. 
Laden, invitare; 3. sg. ind. 29, 3. 46,4. 489,1. 1726,2. 
— 1. pl. ind. 1439, 3. — loben, nhd. geloben; 1. sg. 
ind. 1732,2.— 3.sg.ind. 363,4. 569,4. 807,2. 1203,4. 

1441.4. 1618,4. 1840,2. 11)70,2 — 3. pl. ind. 1396,4. 
1593, 1. 



die verba pcrfccla in der nibclungendichtimg. 327 

M. 

Mugen; 8. no. IV. — mOezen; 3. sg. iod. 205,4. 2157,4. 

N. 
Nigen; 3. sg.ind. 292, 1. 920,2. 1224,4. 1489, 1. 1634,4. 

2139.1. 2291,1. — 3. plind. 1380,1. 1597,1. 1767,1. 

— nemen; 3. ag. ind. 846, 4. 368, 3. 432, 2. 440, 2. 
506,1. 628,1. 661,2. 848,4. 876,1. 1369,3. J434,3. 
1471,4. 1474,4. 1493,4. 1606,1. 1639,3. 1643,4. 1644, 
3. 1675,3. 1742,1.3. 1749,4. 1770,2. 1774,2. 1919,2. 
1992,4. 1997,2. 2261,1. 2262,3. 2299,1. 2302,4. — 
3. pl. ind. 76, 4. 183, 2. 296, 2. 317, 1. 596, 1. 646, 1. 

1072.2. 1375,2. 1817,2. 1910,2. 

P. 
Pflegen; 1. 8g. ind. 1681,3. — 3. sg. ind. 253,1. 583,1. 
656,4. 957,2. 1067,4. 1168,2. 1338,3.1570,2.1625,4 

— 3.pLind. 26,3. 757,3. 1261,1. 1271,2. 1770,4. — 
3. sg. opt 2211, 1. 

Q. 

Queman, ahd.; 3. sg. ind. 1465,4. 

B. 
Räten; 2. sg. ind. 2086,2. — 3. sg. ind. 316,4. 1451,4. 

1648, 2. 1762, 4. — 3. pL ind. 49, 1. 733, 3. 1083, 3. 

1143, 1. — reden; 3. sg. ind. 669, 3. 1068, 2. 1298, 1. 

1439,4. 1440,2. 1489,2. 1524,3. 1612,4. 1664,3. 1856, 

2. 1953,1. 2264,4. 2276,1.— 3. pl. ind. 51,2. 1154,3. 

1191,4. 1689,3. — riten; 1. 8g. ind. 2039,2. — rü- 

men; 3. sg. ind. 493, 1. 1488,3. — 3. pl. ind. 646, 4. 

681, 2. 1076, 1. — rOefen; 3. sg. ind. 118, 1. 467, 1. 

953, 1. 1492, 1: schwache form. 1510, 1. 1784, 1. 1867, 1. 

1889. 1. 1890, 1. 1912, 1. 1916, 1. 1920, 1. 1965, 1. 2112, 
1. 2129,4. 2153,1. 2230,1. — 3. pl. ind. 1516, 2. 1830, 
1. 2049, 1. 2069, 1. 

S. 
Sagen; 3. sg. ind. 14, 1. 78, 4. 188, 2. 190, 3. 191, 3. 324, 2. 

362. 1. 47.3, 2. 629, 1, 651, 1. 712, 2. 715, 4, 719, 4. 750, 4. 

807.2. 841,4. 919,4. 980,1. 1016,1. 1115,3. 1139,1. 

1235.2. 1348,2. 1370,3. 1436,2. 1457,3. 1461,3. 1522,4. 



328 Haltens 

1581, 3. 1590, 2. 1649, 3. 1656, 3. 2063, 1. 2189, 4. 2248, 
1.— 3.pl.ind. 167,1. 879,4. 1376, 4. 1393, 4. 1528,1. 
1767,1. 1913,4.— scheiden; 3.8g.ind. 225,1. 480,4 
900,2. 1031,3. 1270,1. 1648,1. 1757,4. — 1. pl. ind. 
692,1. — 3. pl. ind. 165,4. 352,1. 367,4. — senden; 
1. sg. ind. 908,3. — 3. sg. ind. 1665,2. 1726,2. — stn; 
8.wesen.— slahen; 1. sg. ind. 1399, 3. 1532,1. 1544,3. 

— 2. 8g. ind. 1575, 3. 1727, 3. 2027, 3. — 3. sg. ind. 
1051,1. 1543,3. 1728,2. 1860,3. 2248,2. — 3. pl. ind. 
986,4. 1841,3. — soln; 2. pl. ind. 2112,3. — spre- 
chen; 3. sg. ind. kommt Ober 740mal in der bedentong 
Ton „inqnit" vor. Diese stellen f&hre ich hier nicht 
an. Aulserdem steht 3. sg. ind. 1661, 2. — 2. pl. ind. 
2283, 2—3. pl. ind. 177, 1. 289, 2. 310, 1. 550, 3. 638, 
1. 699, 1. 703, 1. 904, 1. 941, 1. 968, 1. 976,4. 990, 1. 
1029,1. 1033,1. 1079,1. 1084,2. 1086,1. 1179,1. 1534,2. 
1702,1. 1879,1. 1995,3. 2030,1.— sterben; 3.8g.ind. 
19,4. 661,1.— 3.pl. ind. 6,4. 2071,3. — swern; Lsg. 
ind. 467, 3. 566,3. 1071,1. 2087,1.— 3.8g. ind. 562, 1. 
1198,1. 1618,3. — 3. pl. ind. 334,1. 

T. 
Tragen; 3. pl, ind. 1711,4. 2110,3.— treten; 3. pl. ind. 

2025.3, — troumen; 3. sg. ind. 13,1. 864,2. 867,2. 

— tnon; Lsg. ind. 2039,1.— 2.8g. ind. 823,2. 1727,1.— 
3. 8g. ind. 225, 3. 228, 4. 230, 4. 235, 3. 483, 4. 1015, 2. 
1172, 3. 1565,4. 2247, 2. 2248, 1. 2253, 3. - 3. pl. ind. 
382,4. 1337,2. 1862,2. — 3. sg. opt. 628,2. 1685,4. 

U. 
Umbevähen; 3. 8g. ind. 868, 1. — umbesliezen; 3. sg. 
ind. 585,4. 616,2. 966,1. 1623,3. 2236,4. — under- 
stän; 3. sg. ind. 118,4. 631,1. 1425,4. - nnderwin- 
den; 3.8g. ind. 1072,3. 

W. 
Wahsen; 3. 8g. opt. 23,3. — wellen; 1. sg. ind. 321,2. 

1529. 4. 2248, 3. — 3. sg. ind.489, 3. 522, 3. 618, 1, 889,2. 
991, 3. 1501, 1. 1897, 2. — 3. pl. ind. 165, 3. 956, 4, 
2047,3.— werden; 1. sg. ind. 1223, 2. 1444,2. 1545,4. 



die verba perfecta in der nibelnngendichtang. 329 

— 3. ag.ind. 18,4. 48,4. 50,3. 126,4. 206,4. 348,4. 
513,4. 586,4. 625,4: des wart der kriec gescbeideo; 
d6 wart si Guntheres wfp. 628,3. 777,4. 792,4. 882,4. 
949,3. 1040,3. 1069,3. 1113,2. 1154,1. 1185,4, 1250, 
3. 1271,4. 1360, 3. 1430, 1. 1436,4. 1568,2. 1587,4. 
1702,3. 1826,2. 1999,3.4. 2086,4. 2290,4. 2301,2.— 
3. pl. ind. 769,4. 1325, 1. 1565, 3. — wesen; 1. sg. ind. 

930.3. 1510,2. 1942, 3. 2089,1. 2081,3. 2256,4. — 3. 
8g. ind. 19,1. 23,3. 1084,4. 1097.2. 1098,1. 1387,2. 
1496,3. 1679,3. 1693,1.4. — 1. pl. ind. 2112,4. — 3. 
pl. ind. 1176, 2. — 1. 8g. opt. 1565,2. 2311,4. — 2. sg. 
opt 800,3. — 3. 8g. opt 182,1. 483,4. 666,3. 1037,4. 
1417,1. 1681,3. 2253,2.— Widerreden; 3. sg. ind. 

113.4. 1147,4. 1635,4. — widersagen; 3. sg. ind. 
234, 4. — 3. pl. ind. 239, 1. — wizzen; 1. sg. ind. 1547, 1. 

— 3. pl. opt. 833, 3. — wurken; 3. sg. ind. 228, 3. 

In einer zusammenfassenden kurzen besprechung der 
Scheidung der verba in verba perfecta und verba imper- 
fecta oder durativa kann ich im wesentlichen nur wieder- 
holen, was Schleicher in den zum titel dieser Zusammen- 
stellung angezogenen stellen aus seinem werke „die deut- 
sche spräche^ gesagt hat. 

Das deutsche kennt nur zwei tempusformen, praesens 
und perfectum. Eine besondere form fikr das futurum ist 
nicht mehr vorhanden. Durch den unterschied der verba 
perfecta und der verba imperfecta nun ward das mittel ge- 
geben, nicht allein die verloren gegangene form für das 
futurum zu ersetzen, sondern zugleich auch eine form für 
die functionen des echten perfects und des plusquamper- 
fects zu haben. Der unterschied nämlich der verba per- 
fecta und der verba imperfecta ist der, dafs diese eine 
dauer ausdrücken, jene aber nicht. Daher steht genau ge- 
nommen die praesensform der verba perfecta nicht in der 
function des praesens, sondern in der des fiiturum und die 
perfectform der verba perfecta nicht in der function des 
imperfects, sondern in der des perfects und des plusquam- 



330 Härtens 

perfects. Nun kann zwar ein verbum, welches keine daner 
ausdrückt, also eben seiner bedeutung wegen verbum per- 
fectum ist, niemals verbum imperfectom werden; hiogi^^ 
oft mufs ein verbum, welches eine dauer ausdrückt, also 
verbum imperfectum ist, zu einem verbum perfectam wer- 
den, indem es in allen seinen Functionen zwar verblmben, 
aber anstatt des begriffs der daner den des einmaligen ge- 
schehens und dann vollendetseins ausdrücken soll Wie 
macht nun die spräche ein verbnm imperfectom za einem 
verbum perfectom? Sie setzt dasselbe mit einer praeposi- 
tion zusammen. Die praeposition aber bringt zu dem be- 
griff des verbs noch einen neuen hinzu. Soll also aus ei- 
nem verbum imperfectum nur ein verbum perfectum wer- 
den, so mufs eine praeposition hinzutreten, die lediglich 
diese function vollzieht Dies ist die praeposition ge-, ahd. 
ga-, ka, got ga-. Sie hat sich, sagt Schleicher im ange- 
fahrten werke p. 226, ihrer speciellen function „mit, zu- 
sammen^ so sehr entfiuXsert, dafs sie meist nur zum zwecke 
dieser allgemeineren function, zum zwecke des ausdrucks 
perfectiver beziehung angewandt wird. 

Ich versage es mir ungern, auf diese erscheinung in- 
nerhalb des gotischen und althochdeutschen hier des wei- 
teren einzugehen. 

In ansehung der nibeluugendichtung Hlhren die aufge- 
stellten Verzeichnisse zu folgendem: 
I. Das futurum wird ausgedrückt 

1) durch die praesensform der verba, welche ihrer 
bedeutung nach verba perfecta sind; 

2) durch die praesensform der verba, welche mit ge- 
zusammengesetzt, also verba i)erfecta geworden 
sind. Die Zusammensetzung mit ge- tritt nicht 
ein, wenn schon eine andere praeposition vor das 
verbum getreten ist 

3) durch Umschreibung, nämlich durch die praesens- 
form von „Solu" und „wellen" mit dem infinitiv. 

II. Das plusquamperfectum wie auch 
IJi. DwA perfectum wird ausgedrückt 



yerba perftcta in der nibelnngendichtimg. 331 

1) durch die perfectform der verba, welche ihrer be- 
deatuDg nach verba perfecta sind; 

2) durch die perfectform der verba, welche mit ge- 
zusammengesetzt, also verba perfecta geworden 
sind. Die Zusammensetzung tritt auch hier nicht 
ein, wenn schon eine andere praeposition vor das 
▼erbum getreten ist. 

Die functionen des plusquamperfects und des perfects 
haben einerlei form* Das nur sehr wenige male vorkom- 
mende futurum exaotum ist von dem futurum absolutum 
der form nach nicht unterschieden. 

Was im übrigen noch zu bemerken ist, f&ge ich am 
Schlüsse bei. 



IV. 
Mugen. 

Das verbum mugen duldet die Zusammensetzung mit 
ge- nicht. Zur bezeichnung des futurs, des plusquamper- 
fects und des perfects tritt ge- vor den bei diesem ver- 
bum stehenden Infinitiv, natürlich wenn derselbe verbum 
imperfectum ist. Die Zusammensetzung unterbleibt, wenn 
der infinitiv schon eine praeposition hat. 

Dies gesetz zeigt sich im gotischen durchweg, im alt- 
hochdeutschen ist es auch vorhanden. 

Im gotischen steht Gal. V, 6 gamagan fQr loxveiv. Die 
einzige Zusammensetzung mit ga-. Indels ist gamagan 
hier nicht hilfsverb wie magan, welches sonst auch f&r 
löxvBiv steht. Ebenso kommt gamagan im althochdeutschen 
zwar auch vor; es bedeutet dann aber valere, vigere, nicht 
posse. 

Aus dem gotischen fbhre ich folgendes an: 

1) Praesensformen, welche futurfiinction haben. 
2. sg. ind. Matth. V,36; ib. VIII, 2: täv &ihig, öiva- 



332 MutcBs 

öai fu xa&aolaaif jabai Tileis, nuigt mik gahrabijan« ICarci 
I, 40; Luc. V, 12. 

3. 8g. tnd. Matib. VII, 18: Svwarai — nouJw^ mag 
•gataojao. Marci III, 26: Övvarai aradijwatj mag gastandan. 
Marc! VII, 18: dvrcrrai'XoirtSaaij mag-gamainjan ; ib. 
VIII, 4: Tio&ew rotrrotv dvtttjöerai rig id% x(^raaai apr&r 
in iQfjfiia^'f wa)»ro t^ana mag was ga8o|)jao blaibam aoa 
auHdai? ib. IX, 3: dvwarcu Xxmtävcu^ mag gaweit|aii; ib. 
X, 26: dvvatai efo&^vm^ oiag ganiaao. Lac XVIII,26; 
Job. X, 29 : Svwatai a^a^uw^ mag fravilTan. Skeir. XXXIX, 
10: mag gasaiwan. 

3. pl. iod. Marci IV, 32: wotb dvpcur&at — xixraaxrj- 
povVj 8va8Te magun — gabauao. Loc. XX, 36: ovtb yag 
ano&aviip in Svvavtai^ nih allis gasviltan ]>aDa8e])>8 ma- 
gun. R5ni.VIII,8; l.Cor. XV, 50: aägi, xai aifta ßaai-- 
Xiiav &€ov xktjgovofi^aai ov Svvavxai^ leik jah blo)> )>iu- 
dinassu gii|^ ganiman ui magun. 

3. 8g. opt Marci VII, 15. 

2.pl. opt Eph. III, 18. 

Mit ausnähme von Marci VIII, 4 steht fiberall im grie* 
chischen texte die praesensform. Die praesensforni im gr. t. 
hat aber auch bisweilen futurfunction z. b. Marc. 1, 2 : äno^ 
aTi'kXu)^ insandja; ib. IX, 44: rcAet/r^, gasvilti)', ößivvvrai^ 
afwapni)>; ib. IX, 48: reAet/r^, gedau{>ni)'. Dann hat das 
gotische die praesensform eines verbi perfecti und ist also 
noch genauer als der urtext. Die praesensform von ma- 
gau mit dem infinitiv eines verbi perfecti steht also ftlr 
das griechische praesens, welches aber futurfunction hat. 
An den wenigen mit citirten stellen, an welchen zwar das 
futurum nicht gefunden werden kann, aber perfective be- 
Ziehung unverkennbar ist, steht ebenfalls die praesensform 
von magau mit dem infinitiv eines verbi perfecti. 

2) Perfcctformen, welche fuuction des perfccts haben. 

3. sg. ind. Marci V, 3: r}Wi'aro-J/;(Tai, mahta-gabiudau ; 
il). V, 4: ia^vB (iafidöat^ muhta gatamjan; ib. VI, 5: t)dvvaTu 
'jjotijuaif mahta gataujau; ib. VII, 24: i)doP9}t^9j Xai/tiv, mahta 



verba perfecta in iler nibclungendichtnng. 33-3 

galangnjan; Luc. VI, 48: taxva% aal^vacti, mahta gavagjan; 
ib. XIV, 30: iaxvüBV ixt^Xiaai, mahta ustiuhan; Joh. XI, 
37: riSvvato — noir^aaiy mahta — gataujan. 

3. pl. ind. Luc. XX, 26: taxvaav knilaßka&ai, mahtc- 
dun gafahan. 

Perfectformen, welche functioo des plusquaniperfects 
haben, scheinen nicht vorzukommen. 

Es handelt sich hier yomehmlich um die praeposition 
ga-. Ich habe defswegen die verba, welche mit andern 
praepositionen zusammengesetzt sind, fast ganz aufser acht 
gelassen. Der fall indefs, dafs eine tempusform von ma- 
gan, verbunden mit einem mit ga- zusammengesetzten ver- 
bum, nicht perfective beziehung ausdrückt, kommt nicht 
vor. Folgen ein paar stellen aus althochdeutschen Sprach- 
denkmälern. 

Im muspilli heifst es: Daz ist allaz so pald, daz imo 
nioman kipagan ni mak (nhd. etwa: dafs ihm niemand 
wird stand halten können). Ferner ibid.: Dar ni ist eo so 
listic man, der dar iowiht arlingan megi (nhd. der dort 
irgend etwas würde erlügen können), daz er kitaman megi 
tato dehheina (nhd.: so dafs er eine seiner thaten würde 
verheimlichen können). 

Hier steht also die praesensform in der function des 
futurum. In gleicher weise steht die perfectform in der 
function des echten perfects z. b. Isid. de nat. dom.: aut 
numquid angelus cum deo potuit facere hominem? odho 
mahti angil so saroa so got mannan chifrumman? 

Nun die nibelungendichtung: 

1 ) Verzeichnifs der praesensformen von mugen, welche 
futurfunction haben, 
l.sing. ind. 154, 1. 444,3: jane mag ich also Ithte geru- 
men niht mfn lant. 766, 1. 2040, 1. 2115,1: jane mag 
ichs niht geläzen. 

2. sing. ind. 404, 3. 2238, 2. 

3. sing. ind. 56, 1: waz mag uns gewerren? 56, 3. 60, I. 
79,1. 643,4. 728,4. 785,1. 844,3. 1019,3. 1155,4. 



331 Härtens 

1174,1. 1412,4. 1468,1. 1734,2. 1778,3. 1852,4: •& 
mag iu wol gedienen des jungen Ortliebes hant. 2130,4: 
waz mack gehelfen Etzeln unser eilender tot? 2186,2. 

l.pLind. 150,3. 1563,2. 2202,3. 

2.pl.ind. 1355, 1. 1401,3. 1407,2. 1947, 2: jane mugetir, 
lieben yriande, noch ruowe niht gephlegen. 

l.sing. opt. 846, 3. 2273,4: sQene ez, rtter küene, daz ich 
dir des mege gejehen. 

3. sing, opt 840, 2. 845,4. 

2) VerzeichnÜB der perfectformen von mugen, welche 

function des plusquamperfects haben. 

3.sg.opt 1010,4. 1054,4. 1539,2: wie möhte siner mftgc 

ein helt gehQeten baz? 
3. pl. opt 779, 4. 

3) Verzeichnifs der perfectformen von mugen, welche per- 
fectfunction haben. 

S.sg.ind. 230,2. 348,2. 433,3. 1515,3. 2006,3. 

3. pl. ind. 30,2. 963,3: jane mohten si der sinne vor jamer 

niht gehaben. 1012, 3: dö mohten si dem libe s6 ge- 

swichcu niht 

Was hier über das verbum „mugen^ g^s^ ist, das 
gilt in der nibelungendichtung auch von den verben „kun- 
nen^ und „dürfen^. Hierfür geben fast sämmtliche citate 
zu diesen Wörtern die belege. Die Infinitive: gesagen 228, 2, 
gesehen 1018,1, gef&egen 1481,2, stehen mit dem optativ 
von mugen zum ausdruck des conditionalis, wie überhaupt 
der conditionalis sehr oft die form des vcrbi perfecti hat. 



1) Einige verba perfecta, deren pracsensform praesens- 
function hat 

G. 

Gedenken; 1. sg. ind. 673, 2. 1510,2. — geheizen; 3.sg. 



verba perfecta in der nibelangendichtiing. 335 

opt 376,4. — geruochen; S.plind. 1586,3. — ge- 
trouwen; 1. sg. ind. 691, 1. 

R. 
Ruochen; 3. pl. ind. 1343,3. 

S. 
Solo; 3. 8g. ind. 781,4. 

2) Gebresten. Die perfectform dieses verbs hat imperfect- 
function: S.sg.ind. 104,2. 1257,4. 

Die verba unter 1 haben an den eitirten stellen also 
keine fiiturfunction; aber perfective beziehung drücken sie 
doch aus. 

Der mit formen von mngen oft verbundene Infinitiv 
gesin (1498,1. 2230,4 u. ö.) scheint aus metrischen grün- 
den anstatt des einfachen sin nöthig gewesen zu sein. 

Ich kann nicht schliefsen, ohne eines noch erwähnt zu 
haben. In den Verzeichnissen I — III finden sich manche 
verba, welche weder ihrer bedeutung noch ihrer form nach 
als verba perfecta aufzunehmen sind; und doch stehen die- 
selben in der function dieser. Wie kommt das? Man mufs 
sich djax m erinnern^ da fs, „wir in der ..oibieJlUig^sndichtung, 
nicht nur was den Inhalt sondern auch was die spräche 
betrifft, älteres und jüngeres 'haben, vor allem aber, dafs 
die sprachliche form um so mehr zerfallt, je mehr und je 
leichter sie zum gedankenausdmck dienen soll. Wie vie- 
les an der form hat das mittelhochdeutsche überhaupt im 
vergleich z. b« zum gotischen eingebüfst! Im mittelhoch- 
deutschen ist der unterschied der verba perfecta und der 
verba imperfecta der form nach auch bereits im schwinden 
begrifien. Im neuhochdeutschen hat er nur in einzelnen 
spuren sich noch erhalten, z. b. brauchen und gebrauchen, 
denken und gedenken. Die heutige alemannische mundart 
hat auch diese noch mit vollem bewufstsein gehegte und 
gepflegte Unterscheidung wie so manches aus alter zeit in 
reichem mafse glücklich herüber gerettet. 

Bremen, im april 1863. Heinrich Martens. 



336 Sonne 

Sprachliche und mythologische Untersuchun- 
gen, angeknüpft an Rigveda 1, 50. 

Erste hälfte. v. 1 — 9. 
(Schlafs.) 

Wenden wir uns zum ersten verse unsres hymnoB m- 
röck, und zwar zunächst zum worte jätdvedas, das im ge- 
gensatz zu der sonst geltenden beziehung auf Agni hier 
ausnahmsweise als attribut der sonne erscheint. Es möchte 
aber diese ausnähme wohl die ursprOngliche regel gewesen 
sein, und nicht blos fbr diesen sondern auch sonstige hei- 
lige Agninamen. So finden wir einen derselben, ap£ni 
napat d. h. der wafser (= wölken) sprofs Rv. 1, 22, 6 
ap2m näpätam ävase Savitaram üpa stuhi | 
der wafser sprols, um f&rderung, den Savitar verherrliche 
auf den ans den wafsem geborenen Helios-Genethlios, und 
Nir. XI, 10 

üd u jyötir amr'taip vi^v&janyam 
vipv&iarah savita dev6 a^et | 

auf steigt das licht unsterblich allstammwaltend, 
allmanneswaltend er, der lichte zeuger. 
das attribut vi^vänara desgl. auf Savitar bezogen; hiemit 
fült ein zweiter Agniname, Vai^vänara (Nir. VIT, 21 — 23 
mit Roths erläut.), wesentlich zusammen, und Nir. ¥11,31 
wird Agni selbst (wie Rv. U, 1, 7) als deva Savitar söhn 
des Vaipv4nara angeredet, letzteres gewis aufser beziehung 
auf irdische feuer; ebenso wenig ist ein dritter, Dravinod/is 
(segenspender, cf. Nir. VIII z. A.), ein vierter, Narä^nsa 
(Bedeutung unsicher; Nir. VIII, 7, wb. s.v., Benfey Rv. 
1, 13,3) wenigstens nicht ausschliefslich auf Agni beschränkt, 
und wenn ein fünfter, Tanünap&t (d. i. selbstentsprolsen, 
Nir. VIII, 5) es wäre, so hat nichts desto weniger Max 
Möller bist. Scr. lit p. 464 denselben als ,,the sun, hidden 
in the waters or the clouds^, so wie Narä^ansa als ,,thc 
rising sun, praised by men^ erklärt. Man vergleiche da- 
mit das adj. apsuja (in, aus den wafsern geboren), welches 
von pferd, schlänge und Agni d. h. sonne, blitz und feuer 



sprachliche und mythologische nnteraachimgen. 337 

Yorkommt. Wir haben schon frflher (X, 168) die meta- 
morphose des Helios zum blitz beachtet; der blitz aber ver- 
mittelt zwischen diesem (dem irdischen) und jenem Agni, 
dem himmlischen feoer, der sonne. Das ewige dvandva, 
DyäväprthiTf, himmel und erde stehen der phantasie der 
Urzeit in regster Wechselswirkung, und wie der mensch 
das himmelswnnder analog gewohntem irdischen begreift, 
so wiederum, als abbild jener wunder, wird letzteres ihm 
bedeutsam oder heilig. Sah man im blitze den dem wet- 
terbaum entspringenden schmarotzersprofs, so vice versa 
nahm man nun schmarotzersprofs als blitz Mafs man den 
hirtenbrauch Iliad. XXIII, 845 : 

oaaov rig t iQoi\f*e xaXav^)ona ßovxokog dvrjg' 
7] OB &' iXiaaofjiivri nixBtai 8id ßovq ayakaiag — 
dem himmelshirten bei, dem Helios unter dessen VuxEg 
(blitzen) den wolkenkOhen reiche milch (regen) entquillt: 
so vice versa mufsten irdische kühe durch den schlag der 
blitzesgerte milchreich werden. In diesem sinne, so scheint 
es, ward auch jätAvedas, ein altes Heliosattribut, zur heili- 
gung aufs irdische feuer übertragen. Auch kommen stel- 
len wie Rv. 1, 98, 1 

itö jät6 vi9vam id&m vi cashte 
Vai^4narö yatate sdryena || 
Von hier geboren überschaut dies ganze*) 
Vaipvanara, wetteifert mit der sonne — 
128,4 vipvä jätani paspa^e | 
er spähet alles was da lebt — 
erst durch Wechselbeziehung zwischen feuer und sonne zu 
klarer anschauung; diente doch gerade die würze! spap 
oder pa^, wie auch unser hymnus v. 6. 7 zeigt, nach fe- 
stem alten brauch dazu das sp&hen oder schauen des son- 
nenauges zu bezeichnen. 

Um zur bedeutung weiter zu gehen : unser Heliosattri- 
but resp. heiliger Agniname ist bahuvrihi, und wer da v^- 
das besitzt dessen was jktk heifst, der ist jät&vedas. Nun 



♦) Die irdische weit. 
Zeitschr. f. vgl. sprachf. XII, 6. 22 



338 Sonne 

bezeichnet jäta (geboren) die so eben erw&bnten ri^wk j&- 
tani, alles geborene, was da lebt und webt, lieber widMS 
dagegen könnte man schwanken, und wir finden Roths äl- 
terer ansieht (Nir. VII, 19) dais es habe, besitz bedeute, 
jetzt wb. s. jäta"* eine andre, v^das = wi&enschaft, kennte 
nis vorgezogen; und da dies wort, idg. vaidas, mit ^tidoii 
identisch, so könnte noch ein dritter begriff (ansehn, er- 
scheinung) zur frage stehen, jätävedas also bedeuten: wer 
da besitz der wesen hat — kenntnis der wesen hat — 
in den wesen zur erscheinung kommt, sich im leben- 
digen manifestiert*). Auch ist diese letztere fafsung von 
den alten erklärern nicht Qbersehen worden, zumal sieRv. 
n, 1,20 

j&nman-janman nihito jätavedah | 
in jeglicher geburt ruht Jatavedas — 
bereits vorlag; doch müfsen wir sie ablehnen, weil sie mit 
bezug aufe irdische feuer (als lebeuskeim) sich jenem my- 
sticiimus n&hert, von welchem wir den namen gerade ab- 
zulösen wünschen. Ziehen wir also die zu zweit gegebene 
Übersetzung, welche den Helios als Epopeus (X, p. 168), 
als O-etüv axonog r^Se xai avögCtv, als pa^^yan jÄnmani be- 
zeichnet, den beiden andern vor**), so gewährt gerade 
diese mythologische beziehung den entscheidungsgrund; 
formal sind die andern gleich berechtigt. Denn vedas be- 
sitz, v^das kenntnis, jreiSog erscheinung sind nur scheinbar 
geschieden. Schon Benfey Sv. Gl. setzt wrz. vid II vedmi, 
veda jroiöa^ und vid VI vindami (ich finde) als innig ver- 
wandt, und Curtius grundz. I, p. 82. 207 das „erkennende, 
findende sehen^ als grundbedeutung. Während beide im 
präsens an form und bedcutung differieren, fallen sie im 
perf. vivöda, fut. vedishySmi, passiv vidyate***) zusammen, 
werden aber fQr den aorist avedisham, &vidam geschieden, 
ohne tieferes recht; denn gerade avidam (ich fand) ist mit 
^jrtüov iiöov aufser frage identisch. Man beachte auch 



*) «ndre componita: vivvavedn«, ^vcdiiR (Rv. I, 08, 9), näLvedas. 
**) wi«« d'wH mit «ntlnr inotivierun^ aiirh wb. n. v. f^'Hrhehen. 
**) vgl. auch »kr. df^väLte i. e. wird geftebeii, findet sich. 



sprachliche und mytholo^sche ontenuchimgen. 339 

den accent des augmentlosen skr. aorists in seinem ein- 
klang mit ^tSk, jnSovr. Rv, I, 62, 3 

rndrasyS 'ngirasaip ce'shtau 

vid&t Sar&m& tÄnayäya dhäsim | 
Br hasp&tir bhinad adrim vidad gab -— \\ 
Auf Indra^B und der Angirasen antrieb 

fand ihrem stamme Sarama die nabrung, 
Bribaspati den fels klob, fand die kühe — 
ib. 61, 6 asmä id u Tv&sbtft taxad Tajram . .. 
Vrtrisya cid vidkl y^na m^rma — 
Ibm formte ja den donnerkeil Tuasebtar, 
mit welcbem gar er fand den leib derVritra — 
ib. 100,8 s6 andh^ cit tamasi jyötir vidat — 
er in dem blinden dunkel gar das liebt fand. 
Indra fand, traf die kübe, den Vritra, sie waren verbor- 
gen; fand, erscbaute das liebt im dunkel, to (pwg ISbIw 
Aescbylos; Sarama fand, erwarb die nabrung. Der menscb 
der Urzeit, nur was er fand, das wilde rind, die fette 
trift, war (y^das) sein erwerb; nur was er fand, war 
(v^das) seine wifsenscbaft ; nur was er fand, das kam ibm 
{elSogy etdofiai) zur ersebeinung. Von dem bierber ge- 
hörigen perfeotum viveda (icb babe gefunden, gesehen) 
unterscheidet sich das perf. präs. veda jrolSaj so wie conj. 
fidioj Iliad. XIV, 235, ^&rtic. jrtdvia = skr. yiddsht nur 
durch den mangel der reduplikation, die doch in jreiöofAsv 
feidete (ächter let) i. e. jrsjridofiBV -6re, jrBidio), ^udvla = 
skr. vividüsbf wieder vortritt. — Plusq. 1. p. j^^Sea i. e. 
vaidasam, ethnisch aber alterthOmlich , aus einer zeit die 
statt jrdlöa noch vaida sprach ; bemerkenswerth hier wie 
in einigen andern f&llen das innere augment Dagegen 
2. p. rijTBidrjgy 3. -dr] i. e. vj^Bf^dtöag^ -(Ja, augment wie in 
rißovlofAfjv. — Put. jTBiöSTai i. e. ^uS-öjirai = skr. vet- 
syÄte. — Dafs besonders hj:i8ov = skr. 4vidam sich mehr- 
fach „fand^ fibersetzen läfst, versteht sich von selbst, über- 
zeugt aber gerade deshalb weniger davon dafs letzteres die 
grundbedeutung sei. So IL I, 262 ov ydg nta roiove löov 
aviQagy ovÖ^ idwf^ai, olov fhi^fiö-oop xril., wo „fand** gut, 

22* 



340 Sonne 

aber nicht befser als „sab^ dem gedanken entspricht. 
Beachtenswertb indessen ov övva^cci c. infin. XXII, 46 xai 
yaQ vvv ovo naiSe^ yJvxdova xal IIokvdwQOv^ ov Swafiai 
ideeip^ wo sich „finden^ unwillkürlich einstellt, ohne doch 
das „sehen^ auszuschliefsen, wie sich XVII, 643 aXX' ovng 
ävva/nai Idieiv^ XXIII, 463 vvv S' ovny övvafiai ISiuv aus 
dem zusammmhang ergiebt. Da an diesen stellen von 
vergeblichem suchen die rede, so fällt, wie auch in dem 
platonischen citat bei Curtius II, 309 > finden und sehen 
durchaus zusammen. Ebenso erfahren, erleben, sehen, be- 
sonders im medium z. b. 1, 587 ^ij at ... kv d^pd-akfioiaiv 
iäcafuxi tf-Bivo^uEVt^v^ Odyss. III, 233 voarifiov ^(lag idia&m. 
Dann finden, erwerben, in besitz nehmen J\. XI, 242 aXih- 
Xov xovgiditjg, ijg ovxi x^9^^ *<^* — 5 P®**^* besitzen, inne 
haben, aber mit dem nebenbegrifif des wifsens, 1, 124 ovöi 
ti nov idfuv j^vyfjta xüii^va nolXd, XXIII, 322 og dt, xc 
xigSia elStj»; erfahren haben XVII, 5 ov ngiv tlSvla ro- 
xou>. Finden, sich aneignen aber, causal gefa&t finden 
lafseo, fährt weiter zu dem begrifif des spendens, gewfth- 
rens. Rv. I, 53, 1 

ny d shü y£cam pra mähe bhar^mahe . . . 

nü cid. dhi ratnam sasatam iva Vidat. 
Wohlan denn, bringen wir ein lied dem grofseu vor: 
denn edelgut verlieh er nie wie schlafenden. 

Sv. II, 3243 sä nah soma ^rävo vidah 
du, Soma, spend^ uns herrlichkeii. 

Rv. I, 42, 7 Pitshanu ihä krätum vidah 

Puschan! dahier ertbeile rath! 
11,22,4 vidad ürjain Qatakratur vidad isham*) 

es spende kraft Qatakratu, er spende saft! 
Hiemit berührt sich bei Homer nun wieder Iliad. XIV, 235 
kyui dt xi TOI lÖiia xdi)iv ij^iara ndvxa^ XVI, 72 u ^oi xgetutv 
!J/a/AifAvwv i'^ma etöiifj. Odyss. XIII, 405 6^104; Si toi 
fjma oiätVj Ell, 277 (pikn Biöoreg dkhjkuiaiv. Diese Wen- 
dungen sind noch nicht so ganz wie nhd. dank wilsen, sa- 

♦) SS Sv. I, 6. 2. 3, 10 wo aber vid^t ä jT^^oi. 



sprachliche und mythologische Untersuchungen. 341 

▼oir gr^, zur formel geworden; das wifsen, die gesinnung, 
tritt hier dem erweisen, gewähren flQhlbar nahe. Hienach 
steht znr frage, ob elSag^ ctrog^ welches man von ido) lei- 
tet, nicht vielmehr za wz. vid zu ziehen, so dafs (cf. ovei- 
ara, ovivfjui) gäbe, gew&hrung die ursprüngliche bedeu- 
tung war. Odyss. I, 140 ^iSara noXk' hniß^Eiaa^ /«(>iJo- 
^kvi] TiaQBovrtav. Dem digamma stehen IX, 84 av&ivov 
eidaQ, XI, 123 fiSfiiyuivov dSag, XXII, 20 äno S* äöata 
^evBV nicht im wege; Iliad. V, 369 nagä ä* afißgoöiov ßdke 
jreiSaQ gestattet, Odyss. XII, 252 xara jrsiSata ßdXkwv 
empfiehlt consonantischen anlaut. — Im indischen erhält 
ferner wz. vid durch präfix vi- die bedeutung „von einander 
kennen, dignoscere**, Rv. 1, 185, 1 

katarä parva katara 'parä 'yoh 
kath£ jätä kavayah kö vi veda | 
der beiden*) welche froher, welche später? 
woher gezeugt? ihr weisen! wer entscheidet? — 
Gehen wir jedoch von der vorhin belegten bedeutung 
„spenden^ aus, so würde vi-vid „auseinander spenden, ver- 
theilen^ heifsen, und da präfix vi-, geschwächt aus dvi-, 
dem lat. dis- di- entspricht, so wird damit für das sonst 
unklare Verhältnis zwischen divido und video Verständnis 
gewonnen. Sehr nahe jenem k6 vi veda (quis dignovit?) 
steht Cic. Legg. I, 1 6 legem bonam a mala nuUa alia nisi 
naturae norma dividere possumus. 

Vorstehende griechisch -vedische parallele, in welcher 
neben der begrijBbentwickelung „finden, erblicken, sehen, 
wifsen^ eine andre doch nicht minder natürliche „finden, 
sich aneignen, caus. zu eigen geben, gewähren^ herläuft, 
sollte die gleichung ävidam (ich fand) = bISov^ vedas = 
eiöug ins rechte licht setzen; es bleibt übrig auch das 
suffix -as og- des Substantivs ins äuge zu fafsen, wäre es 
auch nur um die bereits X, p. 112 gegebene ansieht hier 
in möglichster kürze näher darzulegen. 

Wir gehen aus von einer doppelten Voraussetzung: 



*) himmel und erde. 



342 Sonne 

einmal dafs suffix -as in dieser form der wrspracbe ange- 
höre, sodann dais der redische infinitiv auf -ase dativ ^en 
dieses Suffixes sei. Wir nehmen mithin die neutra auf -as 
als subst. verbalia, ursprünglich infinitive, die erst allmälicb 
vom verb zum nomen übergegangen; idg. kr&vas also eig. 
audire, oder auch — denn das genus ist nicht angezeigt 
— audiri; daher skr. prävas ohr, rühm, xkijrog. Oder idg. 
manas eig. wollen, sinnen, streben, daher skr. m&nas sinn, 
muth, fiivog wille, kraft. Den Ursprung unsres sufBxes findet 
Bopp §. 854 in der w. as (asti, iün)^ worin wir ihm bei- 
treten, so jedoch dafs uns nicht jiv-4-Mi a als classenvocal, 
sondern (§. 855) ausschlierslicb jiv-^e, dativ von *jiv-as, 
als richtige trennung gilt Die suffigierung der w. as be- 
zweckte die verbale thätigkeit als seiende, als zuständlich, 
kurz als infinitiv zu begreifen; idg. gtvas hiefs nicht sowohl 
„leben^ als „leben-sein,^ to be living. Auch hier intran- 
sitive fafsung die ältere, so wenig auch, zufolge syntakti- 
scher entwicklung sowohl als weitergreifender verwerthung 
des Suffixes, die transitive beziehung konnte ausgeschlofsen 
bleiben. Diese infinitive dienen meistens zu finalen neben- 
angaben, Kv. I, 92, 9 : 

vi^^vam jiv&m carase bodhayanti 

was lebt und webt zur regsamkeit erweckend — 
IV, 23. 7: t^tikte tigmä tujase änika 

er schärfet auf den hieb die scharfe schneide — 
welche vielfach ohne wesentliche Störung fehlen könnten; 
seltener bilden sie nach hülfsverben, wie sein, gehen, ma- 
chen, das prädikat selbst. Sv. II, 3212: 

vayam syama bbüvaneshu jivase 
O sei uns doch zu leben in der weit gewährt! 
Rv. VIII, 4. 17: v^mi tvä Püshann rnj&se 

zu suchen komm^ ich, Puschan! dich. 
I, 57. 3: jyötir akäri harito na^ yase (ssss n& &yase)*) 

getrieben ward rothrossen gleich zu gehn das licht. 

•) Diese stelle wb. s. v. äyas citiert, mir nicht verständlich; ich nehme 
äiyase mit Rosen und Benfej als infinitiv; zu accent und guna cf. cirase, 
9obhäwe, nnd vgl. w. u. das umbrische. 



sprachliche und mythologische untcrsuchiiDgeD. 343 

Die in allen*) mir vorliegenden beispielen sich zeigende be- 
ziebung auf die zukanft liegt nun zwar nicht im infinitiv 
selbst, sondern im dativ; trotzdem aber, so glauben wir, 
hat gerade dieser infinitiv zur bildung des futurs auf -syämi 
geführt Es ist dies tempus bisher, einstimmig wie es scheint, 
so erklärt worden, dafs dem verb sich das futur von w. as 
{böti) suffigiert habe. Dafs im sanskrit gerade der w. as 
dies futurum fehlt, will ich nicht betonen, da lat. ero i. e. 
esio vorhanden; wie unwahrscheinlich aber (wo nicht un- 
denkbar) es sei, dafs der futurcharacter -ya ursprünglich 
blos an der w. as sollte vorgekommen sein, hat Bopp selbst 
(§. 657) sehr wohl gefbhlt. Hinsichtlich dieses Charakters 
-ya trete ich Benfey's ansieht (kurze skr. gr. p. 360) bei, 
dafs er mit w. yä (gehen) identisch, jedoch zur ersten haupt- 
coDJugation übergetreten sei. Dies hQlfsverb also suffigiert 
sich dem infinitiv auf -as, welcher durchaus normal in den 
accusativ (der richtung) tritt. So bildet sich z. b. idg. 
w. svap (schlafen) infin. svapas, fut. svapas-yami, wörtlich 
dormitum eo, je vais dormir. Die primitive betonung, so 
lange die bestandtheile der neubildung fühlbar, wird eine 
doppelte, des infinitivs sowohl als des hülfsverbs gewesen 
sein; das sanskrit beschränkte den accent auPs auxiliar, 
während es zugleich suffix -as zu -is (-ish) oder -s ab- 
schwächte. So idg. w. phü ((f,vvai) inf. phävas, fut. phävas- 
yati skr. bhavishyati, zend büsyeiti, osk. fusid; idg. w. i 
(HfAt) inf. äyas fut äyas-yäti skr. (ai ^syati) eshy&ti, umbr. 
e-es-t. Umgekehrt entschied sich das griechische tfXr be- 
tonung der Wurzel, so w. ni (nivio) inf. mjeg fut. mjeg-jofiai 
contr. majofActv niofiai ; w. giv inf. gtvas (skr. jtväse f. jl- 
vishyäti) (fijreg f. ftifsgjojAai ßlajofAM ßiofuti, wie Aristarch 
Iliad. XXn, 431 cf. ßiofAsa&a h. Ap. P. 350 statt fteiofiai 
i. e. ßaifBgjouai. las, in der that correcter, da hier guna nicht 
zuläfsig; w, Xvn inf. Xumq f. XBm(t)<;jui Uitpo); w. tqbl; inf. 
rgeaeg f. Tgsa{e)gjtü rgiaaa) rgiaa). Da jedoch Synkope, wie 



*) gegen vierzig; sie mögen zur sjmtaktischen beetiminnng ziemlich aus- 
reichen. 



344 Sonne 

in Xsiiffu) fbr die verba liqq. nicht beliebt wurde, so fiel s. b. 
in w. fABv inf. /ABvag f. fiBVBgjta aj regelrecht aus, und gemift 
der spätem regel wurde die wurzel des accents verlustig, 
fi$vio) fA6vä*). Denominativa von themen auf -e^ z. b. re- 
Xio) i. e. tbIb^-jü) liefsen das futurum entweder mit dem prft- 
sens zusammenfallen, oder sie bildeten — wenigstens der 
idee nach — inf. reXBOBg f. TBkBö{B)ifjw TBÜcata rclIaM. 
Ebenso — der idee nach — wrz. kg inf. ioBg f. ka{B)(fJofMa$ 
iööofim iaofjia^**); in lat ero = esio dagegen ist -y&mi 
an die wurzel selbst getreten, welche so zum wurzelsub- 
stantiv wird. Weil endlich in kBitpa u. s. w. a durch Syn- 
kope gerettet, das ohr an <sw als suffixum fnturi schlecht- 
weg gewöhnt wurde, so entstanden durch mechanische neu- 
bildung formen wie ricro), qva(Oj (fiXiqöia u. dgl. Der prak- 
tischen grammatik gelten futura wie niofiat^ fliofAai als 
anomal; sie sind aber in einklang mit den gr. lautgesetzen, 
Tiaoa und consorten sind es nicht. 

War das futur auf -sy&ni durch suffigierung des bfllfs- 
verbs y2mi (ich gehe) an den accusativ eines infinitivs ent- 
standen, so bieten sich dazu auch anderwärts mannichfache 
analogien, unter diesen von besonderem interesse das roma- 
nische verfahren. Bekanntlich suffigieren die romanischen 
sprachen habeo dem infinitiv***) um das futurum, habebam, 
ital. auch habui um den conditional zu gewinnen, auch in 
letzterm dem sanskrit um so genauer entsprechend, als beide, 
der romanische wie der indische conditional ihrem Ursprünge 
nach dem indicativ, nämlich als imperf. futuri angehören. 
Ital. viverei, je vivrais, skr. ajivishyam durch „ich würde 
leben** übersetzt, heifsen eig. „ich hatte, wurde leben ;** 
im neuniederdeutschen ist „es wird regnen^ i. q. es fängt 
an, „es wurde regnen** i. q. es fieng an zu regnen. Wie 

*) wie im dorischen, wo -ffiöt sich länger behauptete, aach bei nicht 
liquiden verben. 

*♦) dafs fnaoftau nicht, wie man annimmt, aus fff-joftai entstanden, 
scheint mir sowohl aus der erhaltung des «r, wie aus dem dor. iaatUai i. e. 
ia-arna^f iff-üjfvat zu folgen. 

***) romaniach wohl als accus, zu nehmen, obgleich lat. nihil habeo di- 
cere u. dgl. dem dativ näher steht. 



sprachliche und mythologische nntereochangen. 345 

weit aber die spracbeu ia solchen bildungen gehen wollen^ 
ist ohne innere noth wendigkeit sache des usus; donnerai, 
donnerais sind geläufig, donneraie donnereusse nicht üblich, 
aber von Ariosts (Orl. für. 39, 79) avvisar Tabbia bis zu 
*ay viserabbia, *avviser(av)e88i ist ein geringer schritt. Ebenso 
hätte das indische zum futur. indic. einen potential auf -yäm, 
nach der zweiten haupteonjugation {^i) bilden können; er 
wäre (vgl. Benfey gr. §. 160) durch sufBgierung des aug- 
mentlosen imperfects von yami — kjäm, ohne augment 
-yäm (ich gieng, aufgefafst als: ich gienge) — formiert, 
und wOrde z. b. vom fut. jivishy&ni lauten jtvishy&m , und 
wenn diese form dem indischen fehlt, so scheint sie sich 
zu finden im latein. 

Den lateinischen infinitiv III Conj. auf -ere fafsen wir, 
dem vedischen auf -äse analog, als dativ eines neutrums 
auf -US, also vivere aus vivesei = skr. jiväse, wobei wir 
fQr die abstumpfung des casuscharacters auf Corssen ausspr. 
I. p. 215 verweisen; Verbindungen wie nefas videre (oder 
visu i. e. visui), paratus facere wie paratus neci, venimus 
vertere praedas (Virg. Aen. I, 528) wie Rv. v^mi tva rnjase 
u. 8. w. werden als dessen älteste syntaktische Verwendung 
zu betrachten sein. Auch synkope wie ferre aus fer(e)sei, 
esse aus es(e)8ei wiederholt sich in vedischen infinitiven 
wie jishe, vaxe aus *jiya8e, Vahase, die wir nicht (Bopp 
§. 853, Benfey gr. p. 236) vom aorist leiten möchten, üeber 
fieri, fiere, fierei s. Corssen X. p. 152f ; es ist dativ zu 
*fuiu8, umbr. fut. fuies*t, idg. phtfyasyäti, wie ved. inf. push- 
yäsc nach der vierten classe formiert. Dafs nun das lat 
impf. conj. vom infinitiv ausgehe, scheint mir wahr, obgleich 
es die kinder lernen, und Bopp's darstellung §. 707 f. be- 
friedigt nicht gerade weil sie den unverkennbaren Zusam- 
menhang nicht aufklärt. Dem accusativ nämlich dieses 
infinitivs, also z. b. vives, suffigiert sich -iöm (skr. -yam, 
wie altlat. siem — syäm), also vivesiem i. e. ich gieng, 
gienge (möchte, würde) lebeu; daraus viverem, indem s 
zu r, und von letzterm, wie in ero erunt, das folgende i 
absorbiert wurde. Wir haben also in viverem den poten- 



346 Sonne 

tial eines foturums vor uds, welches freilich nicht vivam 
sondern vivero, aus yivesio, lauten wQrde, und zwar in so 
strenger abhängigkeit vom infinitiv, dafs essem in g^^^eo* 
satz tritt mit ero, welches sich vom Infinitiv emancipiert 
hatte. Dem indischen fehlt dieser potential, allein Sv« II, 
3212 syama jiv&se statt 'jivishyäma = viveremus giebt 
dessen treue Umschreibung. Zur syntax nur so viel, daJs 
wenn impf. conj. im wünsche diesen als unerreichbar be- 
zeichnet, dies ohne innere nothwendigkeit, wie sich nament» 
lieh aus dem vedischen let praeteriti (Bopp §• 714) ergiebt, 
als syntaktischer usus zu nehmen ist Dafs flbrigens &kr 
infin. und impf. conj. die hier beschriebene bildang von der 
dritten auch auf die drei schwachen conjngationen weiter 
übertragen worden, liegt in der natur der sache. 

Nachdem wir so idg. futurum, skr. conditional und lat. 
impf. conj. als sprofsformen des alten infinitivs erwogen, 
geben wir ein verzeichnifs derjenigen neutra auf -as, welche 
sich im indischen und griechischen decken, wobei wir von 
geringern divergenzen (guna, vriddhi, nasaliemng) absehen; 
einige schlecht beglaubigte versehen wir mit fragezeichen. 
Bekannt sind mir folgende: auf u — ^rävas xli^oi;; auf x;^/: 
ankas äyxug, y&csls j^inog , ar^as 'iXxog^ agas äyog Benfey 
wlex. I, 149, ojas avyog (?), bhargas (pkiyog^ pflj^ nijyog (?), 
r4ja8 i'QBßog L. Meyer zeitschr. VI, 19, anhas ctj^og^ ohas 
ivxog Kuhn zeitschr. X, 240, mahas ju^/og, väLas^o/o*;; 
Bxxirö&vi prathas ;rAaro^, v^das /'6<do^, sadas 'idog^ indhas 
äv&og^ 6dhas ai&og^ Janas yivog^ tanas tkvog (?; lat. tenus), 
manas ^ivog\ auf nßtffii apnas äifvog Curtius grundz. II, 
92, nabhas vktfog^ namas viuog', auf A(>: ärnas iovog^ üras 
evQogy jaras y^()og (?), taras reAo^*), häras O-iQog; auf ö: 
dansas ödaog^ dveshas Siog^ pasas neog Aufrecht Z. 1, 288, 
Also 32 beispiele, worunter einige, wie toeßag, Siog bei 
Curtius grundz. II, 66. 225, bezweifelt oder verworfen, an- 
dre der begriffs vermittel ung bedOrfen. Sie bietet sich zum 



*) PaMOw <roUo; o. bei Alkman; das wäre skr. siia»; aber fr. 9 «a* 
xtjvo^ h aaktaat noXXoiq f^fnvofi ftaxa^fi at^fi^f ist adXunri ^ &ä).t<ri cf. 
Iliad. XXII, 604 &aliwp ffiitkfinaftn'o^ nifQ. 



sprachliche und mythologische untersuchnngen. 347 

theil von selbst: so arnas woge ifjvog sprofs, tert. com{x 
sich erheben, aufstreben, wrz. ar (iyarti); üras (urü sv^) 
brüst = evQog; dansas wunderkraft = Sdaog^ tert. comp, 
gedrnngenheit; zum theil minder leicht: die für vedas^c«- 
öog wurde vorhin gegeben, von gleichem interesse ist na- 
mas Verehrung = vifiog weide, an deren Identität wir fest* 
halten. Dabei setzen wir als grundvorstellung der wrz. nam 
I nämati vifiH die niederlafsung, besitzergreifung im sinne 
der hirtenzeit, und zwar diese thitigkeit als eine aus der 
(höheren) ferne in die (niedere) nähe gerichtete bewegung, 
als ein xaTip^^aO^a^j de venire, herab kommen, sich her ab- 
senken aufgefafst. Also idg. namämi &gram (wörtlich: vijLiw 
ayQov^ accus, der richtung): ich komme zur trift herab, 
lafse mich nieder auf, ergreife besitz von der trifft). Auf 
der andern seite durfle man, bei der ungemeinen regsam- 
keit sprachbildender anschauung, ebensowohl sagen: agras 
namati (wörtlich: äy^og vifiei)^ die trift kommt (zu mir) 
herab, kommt mir zu, wird mein eigen; wie nicht minder 
causativ : herabkommen lafsen, überweisen, zuertheilen. Un- 
ter diesem gesichtspunkt prüfe man die Petersb. wb. IV, 
44 s. V. upa-nam verzeichnete beispiele, so das aus dem 
Taitt. brähmana: üpai 'nam üttaro yajn6 namati, ig avtov 
xa&ijxBi fi variga xhxsia^ kommt zu ihm herab = kommt 
ihm zu, hier intransitiv ''*); und causativ ib. IV, 48 s. v. 
upa-sam-nam, Atharvav. XIX, 41 t4d asmai devä upasam 
uamantu, das mögen ihm die götter zukommen lafsen, zu- 
wenden, eig. herabsenken. Diese causative auffafsung aber, 
herabkommen lafsen, herabziehen, beugen, — z. b. ä-nam 
Sv. 1,3156: 

a va Indram puruhütäm name girä nemim tashte 'va 
sudrüvam || 

her beug' ich euch den Indra, vielerfleht, durchs lied, 
wie wagner schönem lauf***) den reif. — 

'^) wenn daneben vi^iinf vfftta&ai schlechtweg bewohnen, innehaben be- 
deutet, so ist das (Kühner gram. §. 486) ein zum präsens metamorphosiertes 
perfect, als rest primitiver frische, die sich vielleicht die prosa, aber weder 
hirt noch dichter rauben l&Tst. 

**) vgl. eme tthnliche stelle im Ait. br. bei M. Mttller bist p. 899. 

***) sudrü wie raghudni genommen. 



348 Sonne 

Diese causative auffafsuDg also darf, so lange irgend wdcbe 
spuren intransitiver bedeutung vorliegen, keinenfalb als pri- 
mitiv gelten. Zunächst wird die im wb. s. v. nam voran- 
gestellte bedeutung „sich beugen, sich verneigen, sich an« 
terwerfen, sich hingeben' mit unsrer grundanschaung „herab- 
kommen, herannahen' durch das mittelglied „sich herab- 
neigen, sich niederlafsen' in einklang gebracht. Rv. VII, 
56, 17: sumn^bhir asm6 vasavo namadhvam 

mit gnaden neigt ench, götter, uns hernieder — 
Nir. IV, 15: kuvln n&msante mariütah pünar nah 

ob sich die Marut wieder zu uns neigen — 
Das wesentliche der thätigkeit liegt hier keinenfalls im 
beugen (krümmen), sondern in der bewegung von oben 
nach unten, herab, nieder. Diese bedeutung aberfindet 
sich nicht blos im medium, sondern ebenso im activ, be- 
sonders im perfectum, secundum wie es im griechischen 
heifsen würde; und wenn irgend ein, so hat gerade dies 
tempus anspruch die primitive bedeutung zu gewähren. So 
Rv. 1,48,8: 

vipvam asyä nänäma*) caxase j&gat 
die ganze weit neigt nieder ihrem blicke sich. 
Wichtig sind noch wb. IV, 41 folgende zwei stellen: 
Rv. 1,165, 6: vipvasya patror anamam vadhasnaih 
weg beugt' ich mich den waffen jedes feindes — 
eig. wohl, duckt' ich mich vor, subsidebam, Iliad. XXII, 
274 xai to uiv (Hyx^g) ävta iSatv fjXivaTo (f. "Axrwp" I^eto 
yaQ ngoiSciv, t6 d' vnkQnxaxo, — Atharvav. IV, 3, 1 
hirun namantu ^atravah 
von hinnen weichen soll der feind! — 
decedunto (nobis) hostes; also richtung in die ferne, in 
scheinbarem wiederspruch mit unsrer grundanschauung; 
allein auch hier ist das entweichen, weil der sieger höher 
steht, als hinabgehen des besiegten gefafst. Die causa- 
tive bedeutung dagegen, inclino, flecto^ welcher zufolge 
Curtius grundz. I, p. 278 die gleichung namati viu^i ver- 



*) Tedisch; skr. 1. ps. ntaAma b: *rf/o/ia perf. II. 



sprachliche und mythologische unterBnchnngen. 349 

wirft, ist fQr das simplex wb. s. v. nur in einer einzigen, 
überdies unverständlichen stelle Rv. VIII, 86, 12 = Sv. 
11,3. 1. 14,2 (nemim namanti c4xasa) aufgestellt. — Im 
griechischen war von vi^nvj vifAea&ai in der bedeutung 
„bewohnen, inne haben^ bereits die rede; causativ ist ^u^^a 
vifMP, das vieh hinab (zur weide) oder wieder heim trei- 
ben, Odyss. IX, 233; gewöhnlich vifxBiv n, zukommen 
lafsen, zuertheilen. Daher vifAta&ai hinnehmen, ibid. 449 
vajABai riQiv' avffta noitiq •— diese bedeutung im deut- 
schen (nehmen) aosschliefslich fixiert. Als alter infinitiv 
würde nun idg. n&mas ^herabkommen aus der ferne, sich 
niederlafsen^, substantiviert niederlaisung, weidetrift {vifiog^ 
lat. nemus); weil aber das herabkommen {xa&tiXBiv) auch 
als zukommen gefafst wurde, ganz ebensowohl auch ro 
xa&ijxov^ gebühr, Schuldigkeit bedeuten können. Daher 
bedeutet denn, was auf den ersten blick im verh&ltnis zu 
vi flog allerdings räthselhaft, ved. namas n. das was zu- 
kommt, sich gebührt, also (im cult) die den göttern vom 
rechts wegen, rt^na, gebührende Verehrung*) — auch Ver- 
beugung, da das herabkommen, causativ gefafst, zum her- 
absenken z. b. des haupts werden muiste. Die beste pa- 
rallele aber gewährt das griechische selbst. Denn von 
vofiü weide, wohnsitz, ist vofio (vofioi äyQaq>o$y TtdtQioi) 
eig. „herkommen^ nur durch den accent differenziert. Zur 
durchbildung aber der sittlichen auffafsung, der rechtsidee, 
die sieh in namas vofAO vifueai ausspricht, mufste, insofern 
es galt sich fremden eingriffs zu erwehren, gerade der that- 
sächliche besitz, die siedelung selbst mitwirken. Auch in 
lat. numeru-s aus numes-o-s, sprofsform des alten neutrums, 
setzen wir „was zukommt, sich gebührt, Ordnung^ als ur- 
sprüngliche, „gehörige zahl^ (dann zahl schlechtweg) als 
secundäre bedeutung, vergl. skr. s4m-namati (= avvvifiu) 
richten, in die rechte Ordnung bringen; den eigennamen 
Numeriu-s als identisch mit skr. namasyä, ehrwürdig, ehr- 



*) mir scheint dies mtmentlich bei dem vielgebrauchten instmin. n^masA, 
uimobbi^ deutlich. 



aSO Sonne 

fQrchtig. Das causativ in engerm sinne skr. nam^yati = 
vu)ucej£Ti vMuaBi z. b. dh^nur näm^yati (arcum flectit) Odyss. 
XXI, 393 ro^ov ivaifjia deckt sich in der form, wenn auch 
im griechischen die gmndbedeutung ^ herabziehen, beugen* 
sich zu „handhaben, schwingen^ verallgemeinert. 

Dabei bedenke man noch folgendes. Die wurzelfer- 
men rosu und TQBg {rgiftu}, Tfjiua) sind unstreitig verwandt, 
und wesentlich gleich an bedeutung. Ebenso würden wir 
zu wrz. nam vcfi eine parallelform skr. nas veg setzen ken- 
nen. Diese so Iedi<;lioh construierte wurzelfonn existiert 
aber im sanskrit wie im griechischen wirklich, nisate as 
vietatj und zwar gerade in der hier geforderten bedeoinng 
xaxiQx^od-ai. (herab- ^ näher herankommen, heimkehren), 
ovvvofiov yiyPBöd'm^ s. d. zeitschr. 11, 137; Curtios grundz. 
no. 432*), wb. IV, 82 s. ▼. nas, sam-nas. Die wurzelform 
vag in vag-jw^ vaim Hvaaaa (wohnen, ansiedeUi) vielleicht 
nur Spielart, oder, was mir wegen des a wahrscheinlicher, 
aus einem alten desiderativ nam-s (skr. ninamsati) erwach- 
sen. Und weiter, wir sahen vorhin die wurzelform dram 
dru (dgauelv) neben einander, dürfen also zu nam eine 
wurzelf. nu construieren : und auch diese findet sich wirk- 
lich wb. IV, 300 (3) nu I navate, praef. abhi Rv. IX, 100, 1 
= Sv. 1,6216 

abhf navante adrühah priy&m Fndrasya k£myam 
£s wenden die truglosen sich Indra^s beliebtem fireuude 

zu — 
wo abhi-navante sich mit abhi-namante sehr nahe berührt. 
In vtüuai {veaofAai^ vejrouai) scheinen in der that beide 
wurzelf. nas und nu zusammenzufallen. Jedenfalls dürflen 
beide wurzelformen, insofern die hier gesetzte Verwandt- 
schaft mit wrz. nam auf sicherster analogie beruht, durch 
ihre bedeutung der ftkr namati viuei dargelegten begriffs- 
entwickeluug eine nicht geringe stütze gewähren. Auch 
liefse sich fragen, ob in vbvm lat. nuo — zunächst aus 



♦) in weli'hem «innp «her Ciirtiiis Niatuft hierh«*r zieht, weif-^ ich nicht, 
und h«Ue, weil er ein l'üseiUun, Uns etyniun X, 123 autW*oht. 



sprachliche und mythologpsche untersnchoiigen. 351 

*oovo — lautlich jener ved. wurzel nu I navate ganz con- 
form, wirklieb ein anlautender guttural (Curtius no. 442) 
eingebfifst sei. Der verlust müfste uralt sein, da kein 
agnuo ignuo (cf. agnosco) vorliegt. Darf man denselben, 
was ich nicht entscheide, in abrede nehmen, so würde auch 
dies lat. griech. verb mit skr. namati in beziehung treten. 
Unsre darlegung ist also im überblick diese: 

1) intransitiv: 

a) herabkommen, sich niederlafsen, besitz ergreifen; heim- 
kehren: vifim vifAOfxaii vifjtogj nemus, vofio. — nasate, 
vio/aai, voaro, — vaiia. — n&vate, viofAai. 

b) herabkommen, zukommen, sich gebühren: (üpa-) na- 
mati, n&mas; vofAO^ vifisat; numeru-s. 

c) herabkommen, sich herabneigen, sich beugen, aus- 
weichen: namati, -te; n&mas; vsvu)^ nuo? 

2) causativ: 

a) herabkommen lafsen, (vieh) treiben: vif40\ 

b) herabkommen lafsen, zukommen lafsen, ertheilen: (upa- 
sam«) namati; vifiia. Reflexive fafsung: hinnehmen; 
vifMofjiai. Goth. niman, nehmen. 

c) herabkommen lafsen, herabziehen, beugen, handhaben: 
n4mati vif/iw; nämdyati, va>f4dw. 

Wir wenden uns jetzt zur betrachtung der wzl. dar^ 
(drp, Segx); sie ist in unserm hymnus durch di^ v. 1 und 
5, ädrpram v. 3, vipv&dar^ata v. 4 vertreten. Als grund- 
bedeutung setzen wir „leuchten,^ und zwar so, dafs der 
leuchtende gegenständ das licht nicht blos ausstrahle (re- 
flectiere), sondern dasselbe als wesentliche, inhärierende 
eigenschaft besitze, und gerade durch diese zur ausstrah- 
lung des lichts bef&higt sei. Danach kommt denn vor al- 
lem das äuge in seinem glänze, seiner Sehkraft, sowie das 
feuer in betracht; dann die sonne als himmelsauge, obgleich 
sie im ganzen als vom lichte durchdrungen minder denn 
al:i lichtentsendend, alles erschauend, belebend gefafst wird. 
Wie aber das äuge als selbstleuchtendes des lichtes wahr- 
nimmt, so erlischt es auch im sterben, und den bei Curtius 
grundz. p. 8UfF. behandelten synonymen gegenüber ist flQr 



352 Sonne 

wrz. 8bqx gerade die innige wechselbesiebiing swischen se- 
hen, licht und leben characteristisch , ovz ogi gewählt 
nicht, ovx däov fand, erblickte nicht, ov digxofAtu sehe 
nicht, kann nicht sehen, bin blind oder todt. Aesch. Eon. 
312 aXaolöi xai SbSoqxoöi^ 366 Segzofiivoati xai ävcofitui' 
Toig^ lebenden und todten. Iliad. 1, 88 ^fi€v Caivrog xai km 
Xd^ovi SsQxofUPoio. Hier also degxofiBPog^ 3a8ogxtig absolot, 
der da sieht, lebt; dagegen Iliad. XVI, 187 iniUSif roy/i 
fioyoaroxog ElXu&via i^dyccyt noo (potagÖB^ xai *Hilu9 
iSev ccvydg*)^ XVIII, 61 offQa Si fioi. iw€i xai ig^ ffOüi 
*Hikioio^ ib. 11 x^Q^^^ ^^ Tgtia^v XBitpa&v tpcioQ IHihoio^ 
das Sonnenlicht erblicken, sehen, verlafsen i. q. geborai 
werden, leben, sterben ; aber während ogäy^ ISelv diese Be- 
ziehung erst durch^s object gewinnen, ist letzteres bä Hq- 
xofiai entbehrlich, weil dies verb schon an sich das äugen- 
licht besitzen, sehen können bedeutet. Iliad. XVII, 674 
ndvTOöB nanraivtav ^ üar' alBTog 6v gd ri (faaip o^'rarov 
SigxBa&ai vnovgaviwv nBTBtivüv xtX. Aesch. Prom. 546 
ovä' hSkQxO-rig oXiyoägaviav xrX, und sahst du nicht, konn- 
test du nicht sehen; daher skr. aor. d4rpam (ohne augment; 
'iSgaxov) im wünsche Rv. I, 25, 18: 
dar^am du vipvadarpatain dar^am ratham adhi xami | 

eta jushata me girah || 
sah' nun ich den allsichtigen, auf erden säh^ ich sein 

geführt I 
hier meiner lieder war' er froh! 
d. h. könnt' ich ihn sehen, möchte er mir hienieden er- 
scheinen**)! Vom Späher der götter und menschen, dem 
Helios, der sonst schlechtweg alles beschaut (i(fu{tif)^ heifst 
es mit auszeichnung der Sehkraft h. Cer. 69 dlXd <sv }d{t 
örj näaav km ^^ova xai xccTct novtov aUHgog ix dit^g xara-- 
äkQXBai axTivBCaiv. Iliad. XIV, 344 ovd' dv vwi öiaÖQaxoi 



*) vgl. Pind. N. VII, 3 EXflßvut . . . ürtv ai&tv ov </aoc, ov ftilturaw 

♦*) anders di*- vorgänjrer. Zu adln xami l/nJ ;^j9oi/) v«!. III, 8,7; zu 
vU i. ä. VII, 15, C (LasiiHfO AnUiol. p. lOU), wo tntschieden lef. 



sprachliche und mythologiBche nntemichangen. 3ft3 

^HiXiog niQ, ovr^ xai d^rarov niXtrat (paog elgoQaaa&m. 
i^eholich von Agni Rv. VI, 10,4: 

4dlia bahü cit t&ma tirmyäyäs 
tir&li 90cish& dadrpe pavakah || 

der quere durch der nacht so dichtes dunkel 
scheint nun der reiniger mit seinem glänze — 
daher er denn 111,27,13 tir&s t4mänsi darpatÄh (PArtic. 
fut. pass.), durch finstemis querhin zu sehn, genannt wird. 
Diese bedeutung, licht auestrablen, erscheinen, sichtbar 
werden, beschränkt sich im indischen auf medium und 
passiv, wogegen Pindar, unstrritig primitiver, (piyyogj (pdog^ 
xXiog diSo^HB (leuchtet), wie denn jenes passiv, gewis nicht 
blos metri causa, auch die sufHze des aktivs verträgt. An 
lebenden wesen kommt diese bedeutung natürlich nur dem 
äuge zu. So mit inhärierendem object Odyss. XIX, 446 
(cvg) nvo otpd-aXfioiiSL Ssdooxcig, Der eher blickt feuer, 
weil das äuge feuer in sich trägt, wie feuer aussieht, 
dem feuer gleicht; wichtige begrifismodificierung, die sich 
Iliad. XI, 37 Jopyco SBivov ÖBgxoukvri^ XXII, 95 (dQcixwv) 
(TfAEgSaXiov Öi didogxB noch deutlicher ausspricht. Es geht 
also die bedeutung dieser wurzel nach zwei richtnngen aus- 
einander: a) leuchten — augenlicht besitzen — sehen, se- 
hen können, scharfsichtig soin — lebenslicht besitzen, leben, 
b) leuchten — licht ausstrahlen, erscheinen, sichtbar wer- 
den — aussehen wie, gleichen. Doch wir wollen noch ei- 
nige composita auf -drp, -dr^a in's äuge fafsen, da sie zum 
Verständnis beitragen. Sie zerfallen in drei classen: 

1) von dr9 f. äuge, bahuvrfhi: adrp avofUfuxTog^ durdr^ 
dvaofifiarog^ tridrp TQiotp&aXftog. Hierzu kenne ich kein 
vedisches beispiel. Dann karmadhäraya von dr^ f. das se- 
hen, upadrp f. anblick. VIII, 91, 15 bhadrK sflrya ivo'pa- 
dr'k. — samdrc f. erscheinung, anblick. Rv. IV, 1,6 asyä 
deväsya samdr k, 11, 33, 1 ma nah sAryasya samdr 90 yuyo- 
thäh, schliels uns nicht vom anblick der sonne aus; Nir. 
X, 40 rarandhi nah säryasya samdr'pi, freue dich in unserm 
anblick der sonne (misgönne uns nicht das leben); ib. 26 
paramft samdr k, höchste anschauung. Dazu bahuvrfhi: 

Zeilschr. f. vgl. »prachf. XII. 5. 23 



Zk4 *wi» 

Rt. I, 82, 3 giMÄindr'^ von achöncr, HI, 61, 5 Sv. D, 8- 2. 18 
ranvaAamdr^ von lustiger, hiranyasaindrp von goldiger cp> 
Hcheinung. Dagegen K?. I, 66, 1 «uro na samdr'k wM 
f;hfr arljektiv: wie eine gleichzeitig (mit der himmliflchcn) 
erflcheinende sonne, oder wie die sonne auasehend cf. wb. s. 
sam-dar^ III, 537. 

2) -dr^ leuchtend, erscheinend, aussehend wie: kmv»- 
dh&raya. — Duredrc r^iXvfavrii;^ vom feuer Rt. VI, 10,4 
duredr ^ bhAs2, mit weitlenchtendem schein. — mithii^V 
diese zeitschr. II, 313; III, 451 wechselsweis gwehen, Ben- 
iöy Rv. 1,29, 3 das wechselnd sehende paar. Letzteres, 
wenn richtig, wQrde an die GrAen (Schömann Opnsa II, 
211 ff.) erinnern. — sudr'^ von schönem ansehen lY, 16, 15 
sudr'^iVa pnshtih. — svardrc Roth Nir. X, 13 gehört nur 
sur hftifte, als götterattribut (Indra's, Agni's, Soma's; der 
usharbüdho de?£b Rv. I, 44, 9) in der Bedeutung „wie die 
lichtweit aussehend, sonnenhaft^ hierher; Ober svär w. n. 
— Eine unterabtheilung dieser classe bilden die bekannten 
pronomina t&dr 9 yadr 9 idr'9 eti^dr'( anyi^dr'9 u. s. w. Bopp 
§. 415ff. Hier läfst der erste theil sich vielleicht als alter 
instrumental — tä-dr^ „so aussehend^ — - ansetzen; und 
wie weit der zweite zum sufiix abgeschwächt, spricht sich 
besonders in einem locativ wie yjidf'^min V, 44, 8 deutlich 
aus. Der vedisohe nominativ auf n d. h. eigentlich -uk 
(Bcnfey 8v. Einl. p. XL VIII) könnte bekräftigen, was 
Benfey wlex. I, 227 über d'/Jyxio, ivcO.lyxio bemerkt, ved. 
sadni idg. sadrank = a-Ai/x, freilich nur wenn -aix ^Xixo 
in r]Ux njkixo etc. jenem skr. -drp mit rocht gleichgesetzt 
worden. Wenn indessen (Urs gothische Icika Bopp selbst 
§. OKI, ftlr's slavische -likü Miciosich beitr. I, 232 andre, 
und wohl zutreffendere erklärungcu aufgestellt, von lat. 
talis qualis aber besser abgesehen wird: so fällt auch die 
gicichung -Aix = -drp von neuem dem zweifei um so mehr 
anhcim, als solche secundärbildungen auf proethnischen rang 
fihnrhaupt nur geringen ansprach haben. Miciosich vergleicht 
illr slav. wzl. lik (pingerc); sie gehört gewis zu skr. likh VI 
MthAti i. ^- ritzen, schreiben, malen (M. Mnller hist p.512f). 



sprachliche und mjrthoUi^che unteniichnngeB. 36& 

and könnte in jenem ^luc --mxq ^ki,/x desgleichen enthalten 
sein, 8o dals das suiBx zuntehst aaf umrifs und färbe gienge, 
▼gl. noch russ. fizi n. (geeicht, person), welches aus lik-ie 
lik-io umgebildet im griechischen hx^io-v lauten würde.-*- 
Zu jenem sadir'^» gleich erscheinend, gleich: Rv. I, 94,7 
y6 vi^T&ta^ snpr&ttka^ sadr'fifi 4si, der albeits du mit schö- 
nem antlits gleich eraoheinat, IV, 51,6 n& vi jnAyante sa- 
df^ir ajuryS^, gleich, altersfrei, nicht werden sie geschieden 
(die morgenröthen), notieren wir noch yisadr^a I, 113,6 
visadr^ jlvitlT bhiprao&xe, versdiiedenart'ge wesen anzu- 
schauen; und säsadr^ V, 57,4 yamX iva süsadr^h supe- 
^asa^i, wie zwiUinge schön-gleichen ansehns, schöner form*). 

3) Tatpuruscha; — dr^ sehend. Sanskritbeispiele sar- 
vadr9, mantri^dr^ u. aa. wb. III, 730 s. v. dfp; ftkr^s vedi- 
sohe sind auszuzeichnen abardjr'p, den tag sehend, welches 
Yaska VI, 26 durch sOryadfr^ erkUrt d. i. die sonne sehend, 
ogiüv (fciog iiiluiWj lebend, sich des lebens firenend; und 
svardrp X, 13 ebenso glossiert, wo indessen götter ge»* 
meint; richtig wäre die Umschreibung durch süryadrp etwa 
Rv. VII, 83, j2 (Roth z. lit. u. gescb. p. 128), wo es heifst 
von einer schlecht: 

yaträ bh&yante bhüvani svardr pas 
taträ na Indrä-Varuna Mhi vocatam || 
wo die geschöpfe Archten — die das licht noch sehn — 

da sprechet, Indra-Varunal uns schätzend zu! — 
so dafs svardr'^ah appoeition xara av¥i(ny zu bhüvan&: 
noch freuen bange Streiter sich des lichtes, dessen die 
nächste stunde sie vielleicht beraubt 

Nun also der infinitiv df^. Als dativ eines abstracten 
vmrzel Worts wird er, und zwar in finalem, gleichviel ob 
aktivem oder medialem (passivem) sinne, an bedeutung der 
Wurzel selbst in jeder richtnng entsprechen mfi&eii. Wir 
haben also zu scheiden die hauptbedeutungen leuchten, glei- 
chen, sehen. 



*) Die Manit, wegen ihrer «hnlichkeit mit swiUingeQ TerfUcheii, cf. V, 60, 5 : 
wae (zeitschr. X, 137) fllr die Aloiden wichtig, za deren rieeenwacheUmm 
Rv. I, 64, 8 ; 87, 7 etc. auch fftr die Mamt paraUeleo Mlden. 

OQ ♦ 



356 S«me 

1) dr^ — leuchten, enchemen, sichtbar werde». 8?. 
n, 9. 2. 13, 2 der hohe Gandharva: 

v&g&no itkam surabhim dr^ä kam 
. gehüllt in duftiges gewand, zum leachten. 
Rv. I, 52,8 (cf. 51,4): idh&rayo divy a säryam dif« 
zum leuchten trügest du die sonne himmelan. 

2) dr^ — aussehn wie, gleichen. Bei den werben aik 
prädicativem nominatiy, und wo sie sie ergänzbar. 8t. I, 
1.1.1,10: 

dev6 hy äsi no dr^ 

denn göttlich bist du uns 'zu sehn, d. h. 

denn einem gotte gleichst du uns. H, ti23: 

pavasva sÜryo dr^ä 

ergiefse du dich sonnengleich*). 

3) dr^ — sehen, a) im sinne des laL sapinoms. Sv. 
IV, 11, 1 (Agni): rü^ad dr^ö dadr^e naktay2 cit 
leuchtend zu sehen scheint er auch bei nachten. 

Vn, 15, 5 (Lassen Anth. p. 100): 

sp&rh£ jasyk ^rijo drp6 
dess segen wünschenswerth zu sehn, 
b) Nach den verben machen, befähigen u. s. w., und 
wo sie ergänzbar. Sv. II, 2235 : 

vipvasmä it svär dr^ö 
jedwedem ja das licht zu sehn'*). 
Rv. I, 23,21: jy6k ca säryam dr?^ 

und um die sonne lang^ zu sehn. 
Athy. XI, 9, 1 (wb. s. v. dar^) : 

s4rvam t4d amitrebhyo dr^ kum. 
lafs alles dies erschauen die feindseligen 
oder: bringt alles dies den feinden zur erscheinung. — 
Zu merken ist, dafs die Wendungen süryo dr^, sonnen- 
gleich, und säryam drpä, die sonne zu sehen, in dem com- 



•) ebenso construicrt dj^iyt dat. von df^i ^ dr? Rv. V, 80, 6 ürdhve* 
va snAti dpf^yo no Mthit d. i. wie aufKcrichtet eine badende nns zu schauen 
steht sie da: Uschas wie ein weib ans dem bade anftanchend, vgl. die ba- 
denden Chariten zeitschr. X, 861, die Anadyomeno ib. 418. 
**) anf dafs Jeder lebe. 



sprachliche und mythologische untereuchuiigen. 367 

posituoi BÜrjadj*^; die Wendungen 8vär (nomin.) drfie, dem 
lichte (der liohtwelt) gleich^ und svär (accus.) i^i das 
licht zu Behen, in dem compositani svardr^ susammen- 

In uDserm hyninus t^ 1 . wird nun siiryam , weil mit 
jät&v^ deyam.identiflM)bf nicht. sowohl von dr^ö als von üd- 
yahanti regiert. Die worü äf^ vi^väya la&en dreifaehie 
fa&ung.za: 

a). j^em zu leuchteni i . 

b) alles zvk jsehen. D^ dativ vi^Täya durch attraction 
statt vi^vam» Bonfey hz. skr. gr. p. 237, Roth Nir. IV, 18. 
So scheint anch Y&ska XII, 15 sarvesh&m bhütinäm dar« 
panäya d. h. zum sehen aller wesen, yerstanden zu haben. 

c) jedem zu sehen = auf dais jeder die sonne sehen 
d. i. leben könne. Und zwar ziehen wir diese fiEUsung 
vor, weil sie, schoii an sich bedeutsamer, insbesondere dem 
gemQtbsleben jener Zeiten entspricht. Denn wie dieselben 
das dunkel der nacht als hemmung des gesammtalebens 
empfanden, so wurde die sonne gepriesen als seele, lebens- 
hauch und blut der belebten wie der unbelebten weit. -— 
Wb. s. V. tamas; M. Möller bist. p. 20. 

Pratyan yipyain syär dr9e v. 5 = pratyann idam sar- 
vam abhivipa^yasi. Yäska XU, 24. — Coram universo 
coelo, ut conspiciaris. Rosen. — Entgegen alles licht zu 
sehn. Benfey Sy. p. 272. — And so as to be seen in ihe 
presence of the whole (region) of heaven. Wilson. — Dais 
jegliches die sonn^ erblickt. Benfey Or. u. Occ. I, 405. 
Vergleichen wir 
y. 5: praty&n yi^yam syär dr^ä 

entgegen, all dem lichtheim gleich. 
Sy. II, 3123: jy6tir yipyam syär dr^i 

ein Schimmer, all dem lichtheim gleich. 
Nir. XII, 26: ke^* yi^yam syär dr^ 

der ke^in*), all dem lichtheim gleich — 
so ergiebt sich wohl, dafs wie yi9yam bhüvanam, pl. vi^- 



*) d. h ;t<>*v^(Kt ^ floime, Tteka; der mwu, und dff^ wie obeD, Both. 



958 

Ttoi bhüvanAoi, Ti^ve devOf — • moh vi^nm tvkr wwmi 
menzufftAen, und als DominatiT zo dr^ eonürviiart ^ä» ge» 
flamniten lichtwdt) dem gMtmiDtlioht gleich* bedeola. A«» 
geoscheinlich war die wendang formelhaft fixiert; QbfigMi 
V. 5 anapher warn Tarhergehenden. ^Da gdiat auf doi 
götteni eotgegeo, den menachen eatgegeii, und swar bei* 
den entg^en dem gesammtUcht gleich. — 

Syär. Bopp §. 901 (III. p. 349 n.). SchweiMr saiteehr. 
lU. p. 368. Curtius grundz. II, 128. ~ SThr L 6l adar 
sA'^ar mit v ftirtiTom, ist aweisUbig, nnd eollla 
nicht als wurselwort, svar (aar) nicht ala wnrael i 
werden. Das wort ist ans sA-ara sü^'-ara (aofBz wva) yer- 
kfirat, and sollte nan, wie bei gleidier verkürcong tmg^ 
der dritten folgen, doch ist, wie im zend nom. aoc hvare 
gen. hftro, auch im vedischen neben nom. aco. sWu*, so viel 
mir bekannt, nnr der genitiv etf ras (Kuhn herabk. p. 58 n.) 
belegt; diese form, wie der aocent zeigt*), ans a6araa oon- 
trahiert Ebenso die Heliosnamen sdra stfrya aus aüara 
s6ar'-ia, also sdra (masc): svär (n.) = mago : ftJag. An- 
derseits scheinen lat. söl =:= sövel, goth. saud n. auf idg. 
sav-ara, lit. saule f. auf savar'-ift, also auf guoierte formen; 
goth. sunna m. suunö f. (schwach) auf ein starkes thema 
sunna = sun'-ia aus su-na partic. perf. suff. -ia zarOckzo- 
gehen. Wir würden also fQr diese wie die übrigen 11. cc. 
verzeichneten formen nur su als wurzel setzen; sie ist in 
aiig^o atXiivfj serenu->s nur durch s, in vXko (zeitschr.X, 174) 
nur durch v vertreten, und in ihrer Verschmelzung mit den 
suiBxen dem bewurstsein in der art entschwunden, dalb schon 
Yäska II, 14, ohne das disyllabum zu verkennen, mit dem 
etyraon von svär nicht auPs reine kommt. Im sanskrit ist 
sie zwiefach**), durch su V sunöti (saft auspressen) und 
8u n säuti I s&vati (zeugen) vertreten, welche bereits Benfey 
wlex. I, 410, Sv. gl. p. 196 s. v. su V als identisch setzt; 
und wenn die scheinbar verschiedene bedeutung sich durch 



*) (U monosyUaba den geniL uxjrtonieran. 

^) TOD einer dritten form, eft VI enriti erregen, sehen wir «b. 



sprachliche und mythologische ontersachangen. 3d9 

ein tert. comp, triefen, triefen lafsen vermittelt, so kann 
die identit&t derselben mit vei d. h. er (Zeus) trieft, zeugt 
mit Gfta, es regnet — wohl keinem begründeten zweifei 
unterliegen 9 vgl. Curtios gründe. I, p. 363. So gewinnen 
wir für sviur „triefead^ als grundbedeutung d. h. das licht 
ist auch hier (cf. seitschr. X, 98. 104, 6) als triefender re- 
gen, strömendes wafs^r gefa&t. In den liedern sodann be- 
zeichnet BYkr einmal den liohthimmel, wozu belege vor- 
bin; dann wie zeod hyarS, üeig (Suid. s. CiiQto^) die sooue*) 
z. b. I,105|3: 

mo shü deY& ada(|i svär &ya p&di divas pari | 
nie falle ja die sonne dort, ihr götterl von des 

himmels höhM 
V, 80, 1 : devfm ushasam svär &vahanttm 

prati yipräso matibhir jarante H 
die lichte Uschas, so die sonne herfahrt**), 
mit liedern rufen seher ihr entgegen. 
va/,0 iieko fem. (masc), durchsichtiges Steinsalz Hdt. III, 24, 
krystall, bernstein, glas, vgl. Suid. s. vakf^; vakoiv. ötafpa- 
vig^ kafATiQov Hesych. — Zwar nicht eigentlich von vat 
(Passow), wohl aber wie dies verbum selbst zu wzl. su ge- 
hörig, und abgesehen vom genus mit skr. sära = idg. süara 
zusammenfallend; das mioeral als lichtklarer körper so ge- 
nannt. Da nun auch nhd. glas i. q. glänzend (Grimm gesch. 
d. d. spr. p. 718, Mannhardt germ. mythen p. 334), unser 
Glasberg dem altn. Glerhiminn, dem lichthimmel gleichsteht 
(Mannhardt p. 331 ff. 447 ff.), so habe ich vipvam rocanam 
y. 4 (vgl. h. 49,4) zur Unterscheidung von vi9vam svär 
durch „glasberg^ übersetzt. Denn diese termini sind hier 
synonym, wiewohl übrigens sich beide Wörter im gebrauche 
scheiden. Als abstractum heifst rocan4 (wzl. ruc, Xevxo lux 
u. s. w.) eig. das leuchten, dann concret das leuchtende. 



*) Nigh. I, 4 s&dhftra^a« aber ib. 12 ndak«. 

*♦) M. Müller bist. p. 661. Rv. VII, 77, 8 führt Uschas das weifsc uml 
liebliche rofs, die sonne. So kommt Euripides fioyonwXoq '/#«? zeitschr. X, 
352 n. Lykophron 16 'Hw? fuif cUnvv o^r* ^^ydov ndyow xQounfoIi t/mti- 
noTUTo llfiyatrov nzn^olq zum Verständnis. 



900 Sonne 

das licht: so plur. h. 81, 5; 93, 5 gestirne, h. 6, t mor- 
geolicht; in mythologischem sinne verbindet ee sich gero 
mit genitiven, säryasya h. 14, 9, näkaSya 19, 6, besoiiden 
hftufig rocanam diva^, hinmielslichtregion oder lichtwdt| 
hier wiederum von sv&r kaum zu scheiden. Naohdem als- 
dann neben dem urelterpaar DySvi^prthiyl' sich eine dre»* 
heit, himmel, laft (danstkreis) und erde, diy r&jas bhifam 
gebildet, f&hrte die gefUlige sahl su gleicher untMrtheilmqp 
drei erden tisr6 bhömth (h. 102,8; n, 27,8; VII, 87, 5)| 
drei luftkreise tifni r&j4nsi V, 69, 1, drei himmel triyo dfS- 
vab, trfni rocanlEni Sv. II, 9142, trtTyam rocan4m divif^*) 
ib. 1. 1. 19,2, ja Rv. V, 69, 1 scheinen die drd locanioi 
den drei dyAvafa sogar selbständig gegenüber m stehen« 
Man sieht wie das indogermanbch- ehrwürdige aber unge- 
lenke svär vor dem ethnischen rocanä und dem System zu- 
rücktritt. 

Doch carpe diem — was heifst im hymnns v. 3 und 
6 j&n&fi &nu? — Einer zur lit. u. gesch. p. 81 dargelegten 
ansieht Roths war Benfey, als er Sv. p. 272 ^in den wd- 
ten alF Obersetzte, nicht beigetreten; ebenso hatte dawieder 
gesprochen Max Müller, über dessen ansieht ich bedaure 
nicht näher unterrichtet zu sein. Mit bezug auf letztere 
vertritt sodann prof. Roth in den erl. zum Nir. XII, 
22 — 25 von neuem die ursprüngliche ansieht, welcher 
schliefslich auch Benfey Or. u. Occ. p. 405 beipflichtet. 
Es fragt sich nämlich ob der accus. j4nän sing, oder plur. 
sei. Dafs v. 6 bhurany&ntam janaß änu nicht terram ho- 
mines sustentantem R., tbis creature-bcaring world W. sein 
könne, bedarf freilich des bcweises nicht. Dazu kommt, 
dafs itkr das verb bhuranyäti von Roth 11. cc. Kuhn herab* 
kunft p. 26 die bedeutung „rasch, behende, eifrig sein,^ 
und zwar zum theil in einklang mit der Überlieferung, mit 
Sicherheit bestimmt ist. Roth übersetzt „das rührige men- 
gengeschlecht,^ nimmt also bhur*^ als attribut zu janan. 



*) vgl. auch tridivaip dival^ wb. », tridiv«; dyau^, divo Qftka^, svar- 
jyoti^ ib. ti. uika. 



sprachlicbe und mythologische ontenttchungen. 361 

dies als singnlär. Bs sei nach den im Veda überaus häu- 
figen dehnangen j4nam {yovov) zu *j4näm geworden, *ja- 
n&m aber so beliandelt worden, wie j&nAn (yovovg) wäre 
Mbebondeln gewesen' d. h^ durch jänäfi (anun&sika) gege-^ 
ben worden. ^Sa'Badolf Roth, jedoch nicht ohne wieder- 
spni<)h von andrer seile; und bleibt demnach, bei diyergie-» 
render ansieht 'ii&8i*er'*v^dakandigen, auch andern nichts 
als das eigne urtheil übrig: so mnfs der unterzeichnete be^ 
kennen, durch die f&rj&n&fi als sing, beigebrachten gründe 
in keiner hiasioht überzeugt zn sein. Betrachten wir diese 
gründe näherer < 

Es habe Yäska, so -heiTst es Nir; Erl. p. 163, in bhur'' 
j&näfi &nu offenbar keine Schwierigkeit gesehen; dieser um* 
stand bestätige j&n&n als singular. Wenn indessen • Yäska 
jene worte XII §. 22 unverändert wiederholt, so scheint 
er das erste doch kaum als attribut des zweiten zu setzen^ 
da er §. 25 den plural jan&n ergänzt. Auch vl^ &na 
ib. p. 164 dürfte nichts beweisen, da hier doch wenigstens 
dem plural kein attribut im wege steht. Was sodann die 
vedischen dehnnngen betriffi;, so verzeichnet Benfey Sv; 
einl. p. LX ff. zahlreiche beispiele, worunter indessen der 
hier gesetzten dehnung (-am: -&m) keins entspricht. Die 
handschriften endlich: eine sehr genaue East India House 
habe ▼. 3 und 6 j4nafi (a; nicht &) von erster hand; darin 
liege eine hinweisung auf den vermutbeten Ursprung des & 
— dafs es nämlich aus a Tcrlängert. Diese notiz würde 
von gewicht sein, wenn sich nicht die vermuthung ergäbe 
dais der Schreiber die länge nur deshalb unbezeichnet liefe, 
weil sie sich bei anunäsika von selbst versteht. Sollte jene 
bandschrift nicht auch noch anderwärts, an zweifelfreien 
stellen, an statt an bieten? Dies gilt wenigstens von Cod. 
Chambers 44 Berlin, dessen Schreibweise ich habe gele- 
gentlich zu asht. I notieren können. Dieser codex hat z. b. 
h. 25, 11 cikitvan, 35, lO svavan statt ""van, und 37, 12: 

maruto jkA dha vo b&lam j4nä& acucyavftana | 
girinr acucyavitana || 



392 Sonne 

Ihr Marutl weil die macht ihr habt, zum sohwankm 

menschen bringet ihr, 
Eum schwanken herge bringet ihrl — * 
wo janAn anzweifelhaft plural, giebt er j4naA. Hifwaoh 
glauben wir der Schreibweise des EL I. H. manuacripls 
einstweilen keine beweiskraft beimessen zu sollen« Dooh 
alles das sind nebendinge, und nur durch richtige wQp- 
digung des anunftsaka kann die entscheidung gewoonsn 
werden. 

Diesen punot anlangend hat prof. Both L c. p. 70 C 
die regeln dargestellt, welche drei alte compendieo Yedi- 
scher phonetik, die er selbst zuerst ans lieht gesogieiiy die 
s. g. Pr&ti^ftkhyen Qber diese eigenhmt des diaUils gewiln 
reu. Diese regeln zeigen aufmerksamste beobachtung dea 
thatsäohlichen, zeigen aber auch, wie nicht anders zu er- 
warten, da(s dessen letzter grund den Terflf. der Pritif. 
verborgen geblieben. Wir beschrftnken uns auf den aca 
plur. masc. der a- i- u-st&mme. Da findet sich denn, be» 
soliders vor vocalisohem anlaut des folgenden worts, spo- 
radisch auch Yor y, r, v, h — statt des normalen casus- 
charakters -&n -in -ün 

Yedisch -an -Inr -ünr, 
z. b. a^väu aru^£n Ushab, girinr acucyavitana, janän anu, 
ftünr anu. Diese erscheinung erklären die Prati^akhyen 
so, dafs in Äpvan n geschwunden, in girmr, rtilnr u in r 
yerwandelt, gleichzeitig aber der vorhergehende vocal a, f , ü 
nasal geworden sei. Dies ist irrig, aber der irrthum war 
natürlich, sobald man vom gewöhnlichen sanskrit als dem 
gegebnen ausgieng. Anders stellt sich die sache, sobald 
man die indogermanische casusendung ans ins uns zu 
gründe legt. Daraus war zunächst ans ins uns, dann äiis 
tSs Ulis geworden. Diese endungen werden nun, bei der 
ungemeinen abschwächung des nasals""), vor vocalischem 
anlaut u. s. w. (s. vorhin) ganz so behandelt wie as is üs 



*) wegen dieser abschwächung verkennen auch die Pratif. die identiUU 
des n mit dem alten n, indem sie jenes nar als eigenschaft des rorherge- 
henden vocals gelten laTsen. 



tpraehUdM imd mjtbologliGhe nntomchmigeii. MS 

an gleicher stelle. Wenn also, in dem gegebnen falle, fte 
te As zu ft tr ftr wird, so mois i&s üb üüs asn ftfi tftr üftr 
werden*). Dies der hergang im yedischen dialekt: die 
nachwirknng der primitiven casosendnng liegt sn tage^ ehie 
beschrinkte fireilicb; denn aa£ser den angegebnen fWen 
stimmt die endang mil dem gewöhnlichen sanskrit FOr 
letzteres aber mOditen die endongen ta tn ün nidit sowohl 
ans den vedischen Aft ttr ftSr «^ d* eine palingenesie des 
reinen dentalen n ans dem talsent schwachen annüAsika 
nicht wohl glanblidi •-*- sondern wie die vedisohen selbst 
ans den TorNterarisohen tos ins uns zu erkl&ren sein. Hie- 
nach wären beide dialekte flir den accus, plnr. einander 
ebenbOrtig, nnd zwar so, daft im sanskrit das n, im Te- 
dischen das s der primitiTen endung be&er erhalten wäre. 
So wQrde auch die sonst befiremdende inoonseqnenz im ge» 
brauch der Tedischen endungen begreiflich sein. 

Sind wir hiemit, wie Uschas, dem pfad des rechten 
wacker nachgingen: so erkennen wir zunächst daft in 
den endungen äfis t8s üSs der annnäsika 2 (Tcrgl. Roth 
p. 72) fast gleidh null erscheine. Nicht minder aber er- 
kennen wir, da& das primitiTO n nur durch die Tcrbindung 
mit ebenso primitiTem s zu jener nullität gekommen sei. 
Diese Terbindnng aber, im accus, sing, findet sie nicht 
statt, nnd wäre selbst, wie Roth es will, j&nam zu *j&näm 
geworden, so könnte, unsrer meiiiung nach, aus diesem 
*j&D&m doch nimmer ein j&n&ft entstehen, nnd können wir 
nicht umhin, die accuBative auf äfi ausschlieiislich als pln>- 
ral zu setzen. Rv. X, 14, 12 Yam&sya dütäu carato j&näS 
&nu, des Yama boten gehen sie den menschen nach, ¥rird 
der Singular wohl ohnehin schon aufser rechnung bleiben. 

Während also die fbrmel jänän &nu, welcher wir schon 
als solcher ein attribut nicht gern beimefsen möchten, in 
beiden yersen 3. 6. sich unverändert wiederholt, setzen wir 
T. 6 den accus, bhuranyintam ausschlieislich als object zu 

*) Eine mittelstufe ASr (Bopp §§.9. S89. anm.) liefse sich nur dann 
ansetzen, wenn der Übergang is an A dorch Ar vermittelt vtlrde, was doch 
Bopps eigiMr Jaaioht f. 5S b wiedenpricht. 



364 Sonn« 

pd^yasi. Mit welchem blicke ob der volker hin Sftrya 
dßu eiferndeo erspäht v. 6, (mit diesem blicke v. 7) doveb- 
wandect er den bimmel (und) den breiten wolkenkreia» tag» 
mit. oAchten mefiieiid, and geechlachter spfthend. In aoL- 
eher form, sie könnte freilich betser sein, scheint onser Bi- 
scht, der Kanvide PraskanTa, sagen su wollen, dals wenn 
8ürya den eifernden (individuell) beachte, er darum niofat, 
wie so mancher gelehrte, daa grofse ganze aus dem äuge 
verliere^ Wie. übrigens, dieser^ eifernde su nehmen^ ist oiehk 
ganz deutlicb. Nach dem : ciommentatör Durga^ (bei Botli 
Nir. Erl. p* 164) w&re es: yena dar^anenä' nngrfthakeu» 
bhuranyantaip pürvesh&m pufLyakft&i)! märgena devayAoeoa 
xipraip gachantam anupa^yasi, mit welch gnädigem blicke 
du den bburanyan d. i. denjenigen ersiehst, der da rasch 
wandelt auf dem zu den göttem f&hrenden pfade*) der 
frühem heiligen. Durga scheint zu denken an eine abge- 
schiedene Seele, die da auf den ahen wegen der väter das 
reich Yama^s und Varuna's zu gewinnen strebt; eine alt- 
vedische idee, die sich jedoch in unsern text nur bei vor- 
gefalster meinung hinein interpretieren läfst. Es wird eben 
Durga mit Yäska und, wie es scheint, mit Benfey den 
vocativ varuna v. 6 als namen des obersten gottes Varuna 
genommen haben. Man könnte ebensowohl p&vaka v. 6 
i. e. xa&ccQOiog^ lustrans, bekanntlich eine gewöhnliche 
benennung des feuere, auf das irdische dement beziehen; 
aber wir gedachten schon vorbin des Sürya als des himm- 
lischen Agni, und wenn v. 7 als nachsatz zu v. 6 aner- 
kannt, so beziehen sich die drei vocative pävaka varuna 
sürya natQrlicberweise auf das gleiche subjeet, den Helios. 
Nicht die beziehung also, sondern die bedeutung von 
varuna steht zur frage. Als namen besonders des nScbt- 
liehen bimmels wie des obersten gottes hat man das wort 
von je mit Oioavo verglichen, und um Pottes ableitung 
von wr/. var (vr) in der bedeutung „der bedeckende** auch 
durch die traditiou zu stützen, hatte ich mich anderwärts 

*) vgl* wb. 8. V. deTayina, und deT&DÄm pilhtll^ in d. Miischr. IV, 74. 



sprachlich« mid mythologische untenachnngen. 365 

auf Hes. th. 126 f. berufen. Danach wfirde das Helios- 
attribat vamna v. 6 etwa einen Sürya bezeichnen, welcher 
wie Poseidon üvv Sk vBfpkBcai. xdkmftBi* yalay Ofwv xai 
novTOP; npd nur als herr des wolkenkreises kann der dorn 
Poseidon in gewissem sinne verwandte gott Varuna Nigb. 
V, 4 der mittlera (§.6 der obern) region eingeordnet 
sein, wie ja auch Sftrya v. 7 nicht Mos den himmel son- 
dern anch das gewOik dnrchwandert. Danach könnte va- 
runa ▼. 6 umbOllend, w$q>ikt2jrB^eta bedeuten. Den zweifei 
aber werden wir dadurch nieht los, zumal wir zeitschr. 
111,387 ovQavo Tön Schweiseer mit Kuhn und Roth als 
„den umkreisenden^ gefUst sehen. Sollte dies nicht blas 
mit Hesiod als yaJav negl neiwa Ttctkinttav^ quod tegit 
omnia coelum, sondern in dem zeitschr. X, 166 (coelom 
▼ertitur) besprochenen sinne zu nehmen sein, so ziehe ich 
diese anfafsung jeder andern vor. Varuna wäre synonym 
mit Vertumnus, und vom obersten gotte übertragen auf 
den Sürya, von welchem er als seinem äuge (h. 115, 1) 
sich ohnehin nicht durchaus scheiden läfst. Im griechi- 
schen steht noloQ wirbel, Umschwung, ovgaviog nolog 
gleichbedeutend neben ov{}av6g^ Schömann Prom. p. 305. 
Wir setzen also unsern Sürya-varuna dem zeitschr. X, 407 
beschriebenen Pelops wesentlich gleich. Bedeutungsnnter- 
schied aber zwischen den wurzeln car»^<A und var-^«(Hf cA 
scheint der, dafs fQr letztere die Vorstellung des kreisens 
strenger festgehalten wird. Uebrigens glauben wir bei 
Curtins grundz. nicht blos no. 496 igiov^ 509 ovgavogj 
527 kXvw*)^ sondern trotz Buttmann auch 656 tUto aA^- 
vai zu wrz. var ziehen zu sollen. Dabei wäre, im rfick- 
blick auf die hirtenzeit, auf schaf und wolf, die begrifis- 
reihe etwa diese: kreisen, umkreisen, (die heerde) rings 
einhegen, (die von der weide heimgetriebene in dem ge* 
h^) zusammendrängen (und so gegen das raubthier) schü- 
tzen; daher übertragen, mit bezug au& raubthier, aus-* 
schhelsen, abwehren; dann causativ: kreisen laf8en,win- 



*) u/tmko doch eher von ara und 9r^#, «nfkieisend, emporrankend. 



366 8oiuM 

den, wfllsen n. 8. w. Wenn Butimann Ton der kriegen« 
oder eansatiTer bedeutung ausgeht, so däucbt iiiie dari 
der hiBtorieohe weg (leziL 11, 142) verfehlt eu aein. — D« 
aar umkreiaende Sürya also späht den bhoranyan, di 
menschen in seinem streben, wie es heilst h. 113, 6: 

Zur herrschaft den, zum rühme den, zur hoheit, 
den zum erwerb, den nur zu gehn zur arbeit, 

Um manichfaltig leben zu erachauen, 
die Wesen alle weckt die morgenröthe. 
Aber nicht blos sein streben als solches, sondern ob i 
guten oder bösen willens strebe (Rt. II, 27, 3 ▼giaf at 
sAdhü, IV, 1, 17 Tjtk vrjin£ ca; recht und unrecht^ daoa^i 
späht Sürya, die Äditya, und Varuna mit seinen spähem 
Ueber pa^yati paspa^e s. Roth Nir. X,20; Kuhn zeHacbr 
IV, 11; Curtius grundz. p. 81 ; über den spähenden Süryi 
Kuhn herabkunft p. 102 f., die späher Varuna's (Mithra'i 
Roth abh. über den Atharvaveda (Tüb. 1856) p. 29, Win 
dischmann Mithra §. 45, Roth abh. über die f&nf menschen 
geschlechter bei Hesiod etc. (Tüb. 1860) p. 17f. Wen 
aber der letztgenannte gelehrte das bei Hesiod if. 109- 
201, 252 — 255 der wirsenschafb gestellte räthsel endlicl 
löst, so war vor ihm Welcker götterl. 1,731 — 742 demsel 
ben ziele wenigstens sehr nahe gekommen. Es divergier 
nämlich die darstellung beider forscher im ganzen nu 
darin, dafs Welcker den gegensatz der beiden ersten ge 
schlechter verwischt, während Roth mit recht gerade die 
sen gegensatz betont ; im hauptpunkt, der anerkennung dei 
dämonen als eines restes primitiven geisterglaubens, sine 
sie einig. Während aber Roth p. 17 f. die spa^ah — ii 
welchen M. Müller bist. p. 536 n. die übrigen Aditya er 
kennen möchte — von den pitarah scheidet, findet Welcke 
p. 738 den Übergang von diesen zu jenen sehr leicht; nn« 
man wird sich wirklich dem schlufse kaum entziehen, dat 
wenn Hesiods erstes geschlecht als nXovroöorai v. 121 
den pitarah, als (ffvkaxsg v. 123.253 den spa^ah entspre 
che, auch in den vedischen spa^ah nur eine besondre auf 
fafsung der pitarah, insofern diese dem sittlichen regimen 



sprachliche und in3rthologi8che nntennchnnged. Sß7 

des königs Varuna dienen, gegeben sei. Von diesem ih- 
rem sittlichen ehrenamte jedoch abgesehen, umschweben 
die weisen vftter der vorzeit die sonne (wb. s. t. kavi), 
welche unter dem namen Yama das geisterreich (asnntti) 
beherrscht, Yama der da erstgeboren erstgestorben — den 
ersten morgen, ersten abend, anbeginn der Schöpfung bil- 
dend — der himmlische Merops, als prototyp der mensch- 
heit nicht minder denn als fbrst der seligen verehrt wird. 
Denn durch die schöne parallele, welche Windischmann 
ursagen der arischen Tölker (Mflnohen 1852) p. 11 ff. zwi-> 
sehen Yama und Rhadamänthys*) zieht, wird eine andre 
zwischen Yama und Merops (zeitschr. X, 352) als Helios 
dem sterblichen nicht ausgeschlo&en; und wenn wir in 
dessen unterthaaen , den der Eos engverbundenen Aethio^ 
pen ib. p. 167 lichtelbe d. h. im lichtreich weilende seelen 
vermutheten**), so können wir dem jetzt beif&gen, dafs 
auch die pitarah (Roth p. ]8n.) im schofs der morgenrö- 
then sitzen. Wir verzichten hier indessen auf gröfsere aus- 
fbhrlichkeit, da wir im zweiten artikel beim vogel specht 
auf Merops und den spähenden Helios zurflckzukommen 
hoffen. 

Wenn die sieben goldigen (harftah) v. 8 bei Wilson 
die sieben tage der woche sind, so steht fbr die zehn gol- 
digen (zeitschr. X, 96) die französische dekade zur dispo- 
sition. Andre werden (wb. s. dhätn, dbiti) in diesen zah- 
len lieber den ausdruck unbestimmter Vielheit sehen. Wenn 
aber das uralte naturbild vom sonnenrad und sonnenross 
(X, 170) sich nach mafsgabe des irdischen zwie- oder Vier- 
gespanns zum glauben an die biga oder quadriga eines 



*) Die bei Curtitis no. 516 construierte wn. vrad fehlt zwar bei Wc- 
stergaard, ist aber Nir. V, 15f. als nebenfbrm %a mrad in der bedeatnng der 
biegsamkeit, nachgiebigkeit belegt; daher also wohl ^QoStkftar&u ms nacli- 
giebigen, milden sinnes, exorabiliSi nach dem bekannten enphemismns; viel- 
leicht auch ßnodo {qidov) als zarte na%' ^5*» cf. beitittge I, 817, 11,498» 
so wie die gnüdation rpidtyas Tnidish|h«, Beofej kiifse gnumn. p. SSI. 

**) Wenn der besuch der Olympier Iliad. 1, 428 sich auf die zwölften 
(Tgl. Kuhn zeitschr. lY, 112f.) bezieht, so hat Homer auch hier einen ihm 
vSllig unTerstladliehen zug mit gswohnttr treue ftctgehaMen. 



368 Sonn« 

göttlichen ftkhrers entfaltete: so wird diese anschaaaog, die* 
ser psychologische process f&r die haritah, gerade ihrer 
unbestimmten vielheit wegen, nicht ausreichen, aod die 
alte beziehang auf strahlen (vgl. Nir. IV, 11; M. Müller 
Oxf. Ess. p. 83) nicht zu verwerfen sein. Dals dabei Wil- 
son an prismatische strahlen schwerlich denken mag, ent- 
hebt uns aller sorge um die zehn; auch bedürfen wir da 
prisma nicht, da die sache sich wohl im hymnus seihet 
erklärt Wir sehen v. 3 ketavah synonym mit ra^maja^ 
dflrfen also auch t. 1 ketavah mit rapmayah in parallele 
setzen. Nun bedeutet rapmi pl. ra^m&yah strahlen, aber 
auch Zügel, vgl. ra^ana zögel, ra^man sträng, also auch 
in ra^mi wohl zQgel, sträng die grundbedeutnng. Daft 
das sonnenross an leuchtenden zügeln heraufgef&hrt werde, 
ist ein nahe liegendes bild, welches indessen unser hymnus 
nicht gewährt, da hier, wie besonders aus üd-vahanti (eve- 
hnnt) zu ersehen, die zügel selbst zu rossen geworden« 
Denn wenn diese zQgel oder strahlen (vergl. d. zeitschr. I, 
529) in der morgenfrühe aufblitzen, so ist in diesem her- 
vorbrechen, hervorspringen vergl. Hes. th. 281 i^ithooi 
XgvöCi(üo re fiiyctg xai Tlfjyaaog innogy Apoll. Rh. IV, \^%i\ 
i| äkog iJTTEiQov dk nekcigiog ix&oosp innog^ h. Apoll. D. 
119 ( Helios -Apollon) ix 8* l^äoge ngo (focugSe — in die- 
sem hervorspringen ein tertium comp, gegeben, wie es je- 
ner zeit zur auffafsung der strahlen als springender rosse 
genügte. So werden die springenden somatropfen (sargäh) 
Sv. II, 1131 mit ruhmbegierigen rossen, 3221 dagegen mit 
Sonnenstrahlen verglichen, also ross mit strahl durch wrz. 
^rS (^n^^O vermittelt, welche intransitiv gefafst „sprin- 
gen, schiefsen^ bedeutet, ja Iliad. X, 547 alvtjg axrivtöatv 
kotxoTBg rjiXioio vergleicht Nestor die pferde des Rhesos 
kurzum mit Sonnenstrahlen, was sich zwar auch auf die 
färbe (v. 437 Xbvx6t%qol x^ovog\ doch nicht auf diese al- 
lein bezieht. Dies also die harfta &dityasya Nigh. I, 15, 
die sonnenrosse deren goldene färbe ihren Ursprung, deren 
bezeichnung als reine, keusche (^undhyüvah v. 9 cf. zeitschr. 
X,418) den gegensatz zum unheiligen reich der finstemis 



sprachliche und mythologische nnteraachungen 389 

ainleiitct. In gleichem sinne ist auch päraka (xa&a^aiog) 
T. 6 als Helios-, IV, 51, 2 ab Eosattribut zu fafsen. Die 
ganze anschauung ist mit treuherziger kürze zusammenge- 
faist in einem verse an die Marut 1, 86, 10 

gühata gübyaip tämo vi y4ta vipvam atrinam | 

jy6tish karta yad u^mÄsi H 
das dunkel daa zu bergen bergt, jedweden frefser 

scheuchet fort; 

licht schaffet welches wir erfiehn. 
Diese gefrftfsigen, das „dunkle volk^ (vi^a asiknth) im dun-* 
kein greuel (abhvam asitam lY, 51,9) der nacht, werden 
durch die reinen mächte des lichts überwunden, verbor- 
gen d. h. zeitweilig — bis auf Wiederkehr — beseitigt« 
Ebenso wird Hesiods zweites geschlecht, eben jenes dunkle 
volk, von Zeus (obgleich hier für immer) verborgen .H. 138 
ixQv\pi\ die schlulsworte aJX ipmi/jq xifArj xal rölaiv bntiSü 
gehen auf die ehrerbietung der furcht, wie aus gleichem 
motiv der vedisohe Python, Ahi-budhnya (Nir. X, 45) ne- 
ben andern göttem ehre findet. Auf der andern seite wer- 
den freilich auch lichtgötter von zeitweiliger Verhüllung 
nicht verschont. Unser Sürya heifst vi^v&dargata (t. 4)^ 
Omnibus conspioiendus, und Sävitar (seil, sürya; Helios 6e- 
nesios) agohya, unverhüllbar (diese zeitschr. IV, 112f.), al- 
lein gerade in der negation liegt die andeutung temporärer 
Verhüllung, wie sich z. b. in adrogha (truglos) die furcht 
vor trug, in alrj&ijg die vor der lüge ausspricht. Besonders 
aber in den Agnimythen zeigt sich f&r xgvTnnip und gilhati 
proethnischer Zusammenhang. Hesiod Ü. 50 x^tfJB di nvg* 
Iliad. XVIII, 397 ij f*' h&iXtjaBV XQVtpai • . . Evpvvofifi rß 
0iTig &'' imiSi^aro x6knq> . . . i¥ an^i yXaifvg^' n^gl H 
(}6og 'ilxtctvdio d. h. Blitz-hephästos*), von der mutter ver- 
worfen, wird von wafserfrauen in der vom wolkenstrom 
umflutheten wolkengrotte geborgen; und so wird Agni, der 



*) Bei Hdt. VI, 82 in roi* a/aA/raTo« %m9 otrj&^mv q>Xaya nvQoq h- 

Xafixpcth — darf man nur die wolkenknh snbstitiiiereii um die alte an- 
echannng zu finden. 

Zeitschr. f. Tgl. aprachf. XII. 5. 24 



370 Sonne 

▼erechwandenc wolkensprofs (apSm n4p&t) toh den BhfD 
in der grotte (gübä) aufgefunden, Kuhn herabk. p. 6. 

Der auffafsung der haritah als strahlen, wenn^beradh 
tigt, mQfsen auch die noch übrigen attribute*) entsprechei. 
So zunächst r&thasya naptyäh, des wagens töchter, vir 
wir nur des genus halber übersetzen, da n&p&t naptf (k 
nepdt nepti) eig. nur abkömmling bedeutet, St. gl. u. wb> 
s. V.; vermuthungen Ober Ursprung und bildung d. wn. 
giebt Benfey zeitschr. IX, 1 1 1 f. Or. u, Occ, I, 231 —238, 
wogegen Curtius nr. 342 eine wrz. vm ansetzt. Wira die 
grundbedeutung etwa sprofs, so yergleicht sich HesHMTf 
nivTo^og L 742 fQnfisprofs = band mit Rv. IX, ii, 5 nap- 
tfbhir Vivasvatah, den sprofsen (fingern, strahlen) ViTtsrats^ 
wie denn o^og auch sonst mit napät in bildlicher .Terwcn* 
dnng stimmt. Sodann rätha, wagen : nach den verwandten 
formen Bopp gl. s. ▼. Curtius grundz. nr. 492**) za achlie- 
fsen, wird es ursprünglich nicht sowohl wagen als rad***) 
gewesen sein. Sollte demnach — und sie macht in der 
that diesen eindruck — die wendung r4thasya naptyiih in 
alter Überlieferung begründet sein, so würden des wageos 
töchter auf des rades sprofsen****) als bild der Sonnenstrah- 
len zurückgeben. Damit stimmt denn schliefslieh auch das 
attribut sväyukti v, 9, worüber wir im allgemeinen auf Bopp 
§§. 341. 98Ü. Curtius nr. 601 verweisen. Dafs das possessiv 
og fj ov = syks svä sväm wenigstens ursprünglich den drei 
personen gleich gerecht gewesen, war auch auf rein grie- 
chischem boden so wenig zu verkennen, dafs z. b. Passow's 
darstellung (s. v.) durch vergleicbung des indischen und sla- 
vischen lediglich bestätigt, nicht verbefsert werden kann. 
Es bedeutet dies pronomen in der that „ eigen ^ und zwar. 



*) Oxf. EsB. p. 81 (roferat zeitschr. X, 96) TrUrden wir IV, 6,9 gbf- 
U8D&^ Bvanca^ (masc.) streichen, da hier von Agni*« rossen die rede. 
♦•) vgl. auch petorritum Festus p. 206 M. Gellius N. A. XV, 80. 
***) ist YAska V, 5 pavi i. q. rathanemi (radfeige) zuverUTsig , to ist 
pavyiE rithfinim ib., rithasya Rv. I, 88, 2 t=: mit der feige der räder, des 
rades, und die bedeutnng wagen erst vom plnral (r&der = wagen) auf den 
ring, tibertragen. 
♦•♦*) vgl. radiuü, cixi/r — strahl und sptMcho. 



sprachliche und mythologische nntersuchangen. 371 

wie efi scheint, ursprQnglicb gerade in dem sinne, dals das 
eigentbum, die eigenthümlicbkeit im subjecte nicbt blos ftu- 
fserlich — durch kauf, diebstahl, temporäre laune ^ sondern 
wesentlich, naturgemäfs begründet sei. So bezeichnet im 
mssischen z. b. das abstractum svoi-stvo (von svoi; eig. 
^sein-thnm) wesentliche beschaffenbeit, eigenschaft des sub- 
jects; das possessiv Bvoi svoiä svoie (= idg. svi^yänB sva- 
-yi sva-ya-m) mein dein sein eigen, daher auch seiner 
mächtig, bei sinnen, so wie (c. dat.) vei wandt, der ver- 
wandte. Auch die verwandtschaftsnamen xar' ^. idg. sva- 
-kura (Ibcvfo)^ sva-star cett. scheinen den verwandten als 
wesentlich, unauflöslich angehörigen zu bezeichnen. Ebenso 
jedoch glauben wir auch in den anderweitigen compp. mit 
sva- als erstem gliede die andeutung wesentlicher eigen- 
thQmlichkeit gegeben, und wQrden insbesondre fiQr bahn- 
vrihi nicht mit Bopp (§. 341) das, persönliche, sondern das 
Possessivpronomen zu gründe legen, also z. b. sväbhänu 
nicht „durch sich selbst,^ sondern eignen d. h. dem sub- 
jecte naturgemäfs, wesentlich eignen glänz habend übei^ 
setzen. Bemerkenswerth ist sv&dhiti: hier ist dhiti (aus 
dhati = &iöi^ das setzen, schaffen, vgl. zend qhapdhftta 
(qha = sva) sclbsterscbaffen ; also ganz ähnlich sv&dhiti 
= eigne Schaffung habend, selbstentsprofsen, was denn 
freilich mit der Rv. I, 162, 18. 20, III, 8, 6. 1 1, Nir. I, 15 
unzweifelhaft gegebenen bedeutung des worts, axt, opfer- 
beil, in heillosem wiederspruche scheint. Derselbe löst sich 
jedoch leicht durch Nigh. II, 20, wo svadhiti als blitzname 
verzeichnet, und dafs dies mit grund geschehen, ist ersicht- 
lich aus Rv. I, 88, 2 svÄdbitivän (armed with the thunder- 
bolt, W.), wo die beziehung anf den blitz deutlich vor- 
liegt, so dafs svidbiti als blitzname mit dem vorbin er- 
wähnten Agninamen Tanün&pät (selbstentsprofsen) in ein- 
klang steht Hier wurde also ein blitzname auf das irdi- 
sche beil — weil es das opfer blitzartig erschlägt — Ober- 
tragen, wie in para^ü — nilixv das umgekehrte geschehen. 
— Sv^isara: Nigh. I, 9 Nir. V, 4 sväsaräni in der bedeu- 
tung tage, als selbstgehende, verzeichnet. Hierher vielleicht 

24* 



372 Sonne 

Rv. 111,61,4 svasarasya pätni, Uschas berrin des tagcs oder 
gattin der sonne ; diese dann als eignen gang habend, sieb 
durch Innern trieb bewegend aufgefafst, vgl. Iliad. V, 749 
airrofiarcci dh nvlcti fivxop ovQavov. Wenn aber bei Ferd. 
Justi Zusammensetzung der nomina der idg. sprachen (Göt- 
tingen 1861) p. 122 airofiaro-g als bahuvrihi dargestellt 
worden, so scheint uns darin das richtige verfehlt zu sein. 
Denn aviofiarog heifst nicht ^das gedachte als eignes ha- 
bend, selbstdenkend, ^ sondern selbst {airog^ sponte) stre- 
bend, selbst wollend, wie uvroQQVTog selbstfliefsend, ixiroa- 
ovTog selbsteilend, und zwar -fiaro -qvxo -aavro intransitiV, 
das ganze karmadh&raya. Doch selbst in wirklicheo bahu- 
vrihi bat aifTO' nur scheinbar die bedeutung „eigen,' noJUc 
ai/TovofAog ist nicht eigne, sondern selbst (avr^ gesetze 
habend, Idiotpwjg freilich läiav (putjp Hxcdv babuviihi, aber 
€tvvoq>viig = avrog (sponte) (pvofiepog karmadhäraya. Den 
verschiedenen Ursprung der beiden letzangeftlhrten compo- 
Sita fbhlte Passow, wie Buttmann §. 120, 6 in ötioidaiumv 
u. s. w. das verbum fühlte; und man sollte solche energi- 
sche Wortbildungen nicht über den leisten der bahuvrihi 
schlagen. Denn auch in der compositiou wird das verbum 
seinen plats behaupten mülsen, und Bopp selbst, der ihm 
denselben mannichfach bestreitet, erkennt §. 965 in franz. 
tire-botte, porte-feuille u. s. w. die 3. p. des präsens, dies 
zwar insofern irrthümlich als es vielmehr (vgl. Diez gram. 
II- p. 360) Imperativcomposita sind. Allein das verbum 
bleibt doch stehen, wie es in Xvainovog §. 965 als particip 
(Xva^ aus Ai;€r-/), in Singvogel, ziehbrmineu u. s. w. §. 9^6 
als stamm*), in skr. usharbudh, gatuvid, madbulih, in oi- 
xorgifty tubiceu etc. als wurzelform besteht. Ebenso in den 
compp. auf -t, z. b. als attribut der Marut Rv. I, 64, 11 
•▼•-•r'^ selbsteilend, womit wir auf airrofiaro und svasara 
lurOckkommen. Die für letzteres vorhin berichtete und, 
wiewohl nicht allzu sicher, belegte bedeutung (tag) wird 



> küuutv buj;fn, al^ verkürztor iiiüiiitiv; auch siii;^vogel i^sf k<>in 
• WBdem ein iiurcli siugcn characUirisicrter vogel. 



•pracUicfae und mythologuche imtenBehmgen. 373 

von Roth Nir. V, 4 verworfen, und als solche der ge- 
wohnte weg, aufenthaltsort, meistens ein gehege, gehöfte 
fOr das vieh, zum theil in einklang mit der Überlieferung 
angesetzt*). Dies wäre bahuvrihi, den eignen (gewohnten, 
freiwilligen) gang habend, sei es opferstätte der götter oder 
obdach des menschen und des viehs, und gewis liegt un- 
serm wort in diesem sinne die beobachtung zu gründe, wie 
im gegensatz zum wilden vieh das hausthier freiwillig das 
gewohnte obdach sucht Wer aus der fremde heimkehrt, 
f))hlt den Zusammenhang zwischen gewohnheit und Wohn- 
sitz, gewohnt und wohnen in gleicher weise, wie im skr. 
6kas (wrz. uc IV ücyati, behagen finden, gewohnt sein) 
behagen gewohnheit wohnsitz, im griech. ijO-og {{j&Ba pl., 
wie sväsaräni) gewohnheit, wohnsitz stall bedentet. Dies 
fOhrt zu dem wichtigsten der hierher gehörigen Wörter, sva- 
dhä, worüber wir zunächst auf Roth Nir. IV, 8, diese zeit- 
schrifl II, 134, Curtius grundz. nr. 30d verweisen; dafs 
auch ij&Bto ri&aio so wie lat. sodali-s hierher zu ziehen, 
habe ich X^ 115n. angemerkt. Nach unserm zusammen- 
hange wäre nun svadhä recht eigentlich das dem subjecte 
natürlich entsprechende, wesentlich angemefsene thun — 
womit wir gewohnheit, sitte ja lediglich definieren. Der 
proethnische rang des worts ist ebenso unzweifelhaft als 
der ausdruck für die berechtigung des subjects bewunderns- 
werth. Göthes lebensweisheit , es könne niemand aus der 
eignen haut heraus, eine Weisheit wie sie unsre „gebilde- 
ten^ so selten fafsen, die urzeit war derselben sich bewufst, 
und bewies es durch die bildung jenes worts. — 

Hienach wird svayukti v. 9 leicht zu fafsen sein. Roth 
1. c. citiert Rv. VII, 5,8,4 a^ sthäd rätham svadhäyä yu- 
jyamanam, sie bestieg den wagen der von selbst d. h. in 
der ihm wesentlich angemefsenen weise sich schirrte. In 
diesem svadhaya yujyamäna ist unser svayukti umschrie- 
ben. Als bahuvrihi heifst es eigne d. i. gerade diesen 



*) Hienach Rv. I, 34, 7 dem Windhauch gleichend kommet den gewohn- 
ten weg; anden die Vorgänger. 



374 Sonn«, spnohlich« und mythologisclM nnAtmehangen. 

rossen wesaitlich eigne Verbindung (schirrung) habend, als 
treffende bezeichnung des natnrzusammenhangs zwischen 
rad und strahlen, sonnenwagen, sonnenrossen. Damit je- 
doch ans einzelzügen das ganze bild erwachse, wollen wir, 
wie früher (X, 178. 344 u. sonst) bereits geschehen, zu ge- 
genseitiger gewähr dieselben an einander reichen. Diese 
sdge also — ketÄTah rapmayah sapta haritah ^nndhyÜTah 
rithasya naptyäh sväynktayah = „leuchtende stränge, sie- 
ben goldne reine sprofsen des rades, eigner Verbindung^ — 
die einzelzflge dieser reihe selber sind des prädikats 8v4- 
ynkti werth, so leicht und sauber fibgen sie zum bild der 
Sonnenstrahlen sich zusammen. So klar indessen auch io 
diesem hymnus die reine natur hindurdiblickt^ ist ander- 
seits das mythische dement doch nicht zu leugnen. Denn 
dais die rithasya naptyäh radspeichen seien, dies und so 
manches ähnliche war dem bewnfstsein doch entrftckt; und 
wie aus jungem saft sich starre Jahresringe bilden, so bot 
dem Sänger seine mythenfrische zeit selbst vor Versteine- 
rung des mythus, vor dem aberglauben keine bürgschaft. 
Denn dieser frischen zeit war eine frischere vorangegangen, 
und unser Sänger blieb, wie wir, der enkel seiner ahnen. 
Wismar, 16. Jan. 1863. W. Sonne. 



Walter, vocaleinschiebang im griechischen. 375 

Vocaleinschiebung im griechischen. 

Nachdem wir in dem aufsatze zeitechr. XI, 428 ff. auf 
die erscbeiDung des vokaleinschubs innerhalb des griechi- 
schen als auf eine in wohl verstandener beschränkung laut^ 
gesetxliche hingewiesen und dieselbe an einer reihe von bei- 
spielen dargethan haben, fahren wir nun mit der aufzähluug 
einschlagender f&Ile fort Noch wollen wir nicht unerwähnt 
lassen, dafs schon Pott et. forsch. II, 223 ff. auf diese sprach- 
liche thatsache im allgemeinen aufmerksam macht und der 
genauen erforschung derselben grofsen werth beilegt, ein 
urtheil darüber, welches wir im hinblick auf die etymolo- 
gische erkenntnifs zahlreicher Wertformen besonders f&r das 
griechische in anspruch nehmen, und dafs sie dann auch 
Benfey beobachtet und allenthalben im wurzellexiccm ver- 
wendet hat, ohne sie jedoch unseres wissens irgend wo als 
bestimmte regel hinzustellen: 

xavd^M för xav-j-a-j-^'y^j xav-j-a-j-x^V* 
Die Wurzel dieses wertes kan-gh, gespalten kan-a-gh, 
ist eine erweiterung der einfachen wurzel kan (töneti; Cort. 
I, no. 32) durch das dement gh. Derartige erweiterung 
ist bei vokalisch auslautenden wurzeln nicht selten, z. b. 
ß^Tix^t] neben bäläre, CfAijX'^ neben afidtüj vrJX'O^ f&r 
*avi}X'^ neben wrz. sna, '^fjriX'^ neben xfßdwy tqvx'^ neben 
TQViu\ aber auch bei consonantisch auslautenden wurzeln 
begegnet sie und zwar auf eine mit xavax^] vollkommen ana- 
loge weise in (7T€i/-a-;^-iü von wrz. skr. st an (sonare)*), r4^- 



*) Merkwürdiger weise bringt Curtios (I, no. 280) die Wörter skr. tan> 
ya-tu-8 (gerftosch, donner), lat. tonare, tonitrn, ahd. donar (tonitm), 
ags. thunjan (tonare) nnter wrz. tan in %tivn etc., indem er derselben die 
bedeutung „Spannung, ton, geräusch** vindicirt. Für das griech. specieU 
wollen wir die entwicklung dieser yorstellnng ans der gnmdbedeutnng der 
Wurzel tan («dehnen") gelten lassen; lovoq vereinigt ja nnleogbar die be- 
griffe „Spannung^ und „ton** in sich. Allein für die andern indogerm. Wörter 
müssen wir entschieden eine ans stan (sonare; Cort. I, no. 220) im anlaut 
verstümmelte vrurzel tan in ansprach nehmen. In dem lat. tonare, welchea 
lautlich und begrifflich dem skr. stanay&mi gleich kommt, tritt doch die be- 
dentnng „ertönen, erschallen, donnern ** ansschliefslich hervor und läfst die 
von C. geltend gemachte grundvorstellung «dehnen** nirgends durchblicken; 
auch das deutsche und skr. bietet zam aufsteUen derselben keinen anhält. 



876 Walter 

c.^-og*) WZ. TBfi in tifi-vo). Schweizer (zeitschr. 11, 294) wollte 
atBvdxcii ftU8 *(JTevaax(a erkl&ren^ Uns ist jedoch nar ein 
beispiel bekannt, wo das verbale ax in x übergegangen 
ist, nämlich in igx'^f^^^ gleich skr. rcbämi, grdf. ar- 
-8k&-mi. Hier läfst sich annehmen, dafs rsk durch den 
einfiufs des aspiration wirkenden s zu gax geworden nnd 
wegen der unertrftglicbkeit einer derartigen lautverbindmig 
ibnn ausgestofsen worden ist (diese zeitschr. III, 327). 
ADein nach vorhergehendem vokale (das a von ^üTBvaoinf 
müfste doch wohl fQr den ursprünglichen Stammvokal des 
verbi gegenüber sonstigem e gehalten werden, veif^. ioo. 
p/frra-crxov, xgvnTa-trxov neben (tinxta^ xqvtitvS) sehen wir 
jenes ex allenthalben unversehrt gelassen. 

xr+^i^hüTixa) neben XQvnrb). Früher haben wir be- 
denken getragen, dieses wort entschieden hierher zu rech- 
nen. Als wnrzel stellt sich xQvß dar, welches jedoch, nach 
einigen formen zu schliefsen, ans xgvrp verändert ist. Diese 
erweichung von tp z\x ß werden wir weiter unten ausführ- 
lich zu besprechen haben. Der zweifei wegen des wechseis 
von Q und X nach trennung der lautgruppe xq erledigt sich 
durch den ganz ähnlichen Vorgang bei (fvkaxog neben (fQaacio^ 
toXvntj neben rgiTna (s. unten). L. Meyer (vgl. gr. I, s. 349 
nnd 378) stellt einen zusammenbang von xQvnru) {xaXvnrio) 
mit Wurzel kal in lat. oc-cul-ere und c^l-4re auf und 
nimmt als ursprüngliche form derselben k a r an. Und aller- 
dings finden wir wurzelhaftes ar bisweilen in ru umge- 
stellt; so ist T{w in tqvmj erweitert rovrp in &(yv7tTü) und 
TQvx in TQVX(fJ^ doch wohl nichts anderes als eine derartige 
modification der wurzel tar in tbiquo, lat. tero (cf. L. Meyer 
I, s. 350), Oqü in i7()V'Xog^ rop-O^QV-^g der wurzel dhar 



In bezog auf das skr. Una-s, welches wie das griech. löro? nSpannung** nnd 
,,ton* heifst, fragt es sich, ob es nicht in der einen bedeutung zu wre. tan 
(extendere), in der andern zu wrz. tan (Monare) gehört; wenigstens zeigt das 
erstcre tan aufser in dem von C. dazu gezogenen skr. tanyatu-s eine wei- 
tere bcrtthrung mit dem begriffe „tönen** nicht, «tan : tan ss spa9 : paf. 
Vgl. diese zeitschr. IV, 7. 

•) Zu rtfia/'O^ vgl. als ganz analoge bildung filax-o<;, to (= fUaaita, 
Uesych.) vom st. ^fm- {^indm) in /r<a-^öc. 



vocaleinschiebniig im griechischeii. 377 

(skr. dhra-nämi sono), X9^ ^^ X^^^^*) ^^^ wurzel ghar 
glänzen, glühen (Curt. I, no. 202. L. Meyer I, s. 352); 8o 
erklärt sich aach Sgi-g, Sgy^/Aci (pl.), dQv-^og (Cart. I, no. 
275) neben dog^v^ iogleichen skr. dru-s, drn-mas neben 
där-u; die skr. wnrzeln pru-sh und pln-sh (arere) sind 
öfters schon als blofse Umstellungen der wurzel par in ntfi- 
'nQfj'pu bezeichnet worden; skr. dhru-va (fest) stammt von 
wrz. dhar (haken). Im Ist. findet sich auf diese weise 
brü-tus (aldat. ,,»chwer**) neben gr. ßag-vg flir Va^-ug 
und lat. gra-ris, grü-s neben ^ig^avog^ glü-tire neben 
wrz. gal, gar (Tersohlingen ; bei L. Meyer I, 8.351); 
stru-g in struo- fQr strngvo ist wahrscheinlich umgestellt 
und erweitert aus wrz. star in ster-no; ruere (rennen, 
stürzen) ist vielleicht nur umgestellt aus wrz. ar in skr« 
r-nömi, wie denn Kuhn (zeitschr. 11,460) den Ursprung 
des goth. rinnan von derselben wnrzel höchst annehmbar 
macht Hiemaeh kdnnte auch jene wurzel kr u-b (kr u-bh) 
eine solche nebeobildung der wurzel kar = kal sein; dala 
das lat. in seinen ableitungen die wurzel nur in der form 
mit 1 aufweist, während sie das griech. in beiderlei gestalt 
vertreten besitzt, giebt gegen die zurückführung von tcqvtitu^ 
xalvnxw auf eine mit der lat. kal identische wurzel kar 
keinen entscheidenden grund ab. 

iJA-Ha-f-x — ariy (rocken). Die wurzel des wertes ist 
alk und gesteigert zu älk (i^ilx) wie in i^Uxtgow. Ur- 
sprünglicher lautete sie ark, wie sich aus agdx-vfi {agcix^ 
vrjg^ aga^vog) ergiebt. ;^ fQr x ist dem aspirirenden ein- 
flusse der liquiden auf die benachbarten tenues zuzuschrei- 
ben. So stellt sich kvxvog neben l€vx6g und lüc^re, 
xvUxvt] neben xt/A/x-, mkixyri neben nakixri^ sufi. -;^()o iu 
TtsV'i'XQO-g neben ^xqo in i^aAv-xpo-g, axoko-XQo-g und lat. 
-cro, -cri dar. Eine gröisere anzahl von beispielen kann 
bei Leo Meyer vgl. gr. I, s. 244f. nachgesehen werden. — 
Der zwischen hc eingeschobene vokal ist a, welches wahr- 



*) für V^TÄ-To-q mit suff. ursprOngl. -ta, wie aus goUi. gnl-th und 
ksl. zla-to folgt 



378 Walter 

scbeinlich darch denselben vokal des sufBxes -an; bedingt 
ist. Das Suffix ist das nämliche wie in &dp^arogj xafg^ 
arog^ oQX^^toQ u. a. NatQrlich hat auch agaxvt} vokalrai- 
schub, und ist hier der eingeschobene vokal durch den der 
Wurzel beeinflufst. Soll das lat. arinea (aräneus, ari- 
neum) kein lehn wort sein, so bat man auch f&r dieses vo- 
kaleinscbub anzunehmen, was durchaas kein bedenken hat, 
da auch bei einigen andern tbiernamen wie bei anal-, 
carabo- das lat die in rede stehende spracherscbeinasg 
zeigt. Im deutschen finden wir die wurzel ark (alk) uh 
gestellt zu rak in rock-en. Aus dem griecfa. könnte 
man noch Xdx-vij^ Icix'Vog etc. (CurU I, no. 537) zu der 
aus alk f&r ark umgestellten wurzel lak redmen wollen. 
Mit dem x wQrde es die gleiche bewaudtnüs haben, ¥ne 
mit dem von agdxvtj. Ueber das lat. läna sind die an- 
sichten getheilt; Curtius a. a. o. stellt es mit Xdxvti zusam- 
men. Andere nehmen es f&r vl4na und vergleichen skr« 
ürna, goth. vulla, Ut. vilna und slav. vlüna (s. Cort 
I, no. 496)*). 

xai/v+a-H /?«<?. Altn. hanp-r, ahd. hanf ergeben als 
grundform kanp-; das suffix ist im altn. verschieden, wäh- 
rend das ahd. mit dem griech. auf einer stufe steht. Das 
p von jenem kanp- ward ohne zweifei in der Umgebung 
des nasals im griech. zu ß geschwächt und xavß nunmehr 
in xavaß zerlegt. Daraus folgt, dafs die Schreibung des 
Wortes mit einfachem v die richtigere ist; das doppelte v 
ist unorganisch wie z. b. in ivvia. Vokaleinschub zeigt 

*) Die wnrzel ark (nebeüformen alk, rak, lak) würde etwa „tpümeo'* 
bedeuten. Auch die parze Aax-ttm scheint davon ihren Ursprung an haben, 
wie wenigstens die namen der beiden andern Kkm&~w (xl^&-nr spinnen) and 
'A-tQOTi'O,; (nebenform 'ji-tagit-tit; wrx. gr. utrrr, älter la^it, nrsprOnglkh 
tark in skr. tark-ns spindel, gr. ü-vQaM-tn<i glbd., IhL torquere drehen, 
insbes. filum versare, also entweder „cum fuso* oder „contorquens** ) wahr- 
scheinlich macht. Dafs auch die lat. Parc-ao (vergl. die xXw^r^t Spinne- 
rinnen, bei Homer Od. 7, 1971 von der synonymen wurzel ursprüngl. park 
(skr. pro verbinden, gr. nUn-nr und lat. plec-tere flechten) herstammen, 
dankt uns annehmbar. Parc-ac : plec-tere =» nnf^u^oi; (ftschemeta) : 
nUn-ikV' Hinsichtlich der anschauung vergegenwärtige man sich noch Schil- 
lers auffassung der den Parzen nahe verwandten Erinjen als ..der Aircht- 
bam macht, die dos Schicksals duukeln knäuul flicht.* 



vokaleinschiebang im griechischen. 379 

audi die böhm. form konop-e (Curt. I, no. 33), mit dem 
griech. xavaßig noch besonders darin übereinstimmend, dals 
die eingeschobenen vokale die der wnrzelformen sind. — 
Die labiale tennis, sowie auch die labiale aspirata, wird 
anslantend im griech. nicht selten durch umstehende li- 
quide zur media herabgesetzt, und diese bleibt dann auch 
in den verwandten liquidafreien ableitungen als solche be- 
stehen. Dafs die Schwächung der tenuis zur media durch 
die mittelstufe der aspirata hindurchging, machen sowohl 
einzelne formal, als auch der umstand wahrscheinlich, dafs 
jener Veränderung bei weitem häufiger die aspirata unter- 
liegt So nehmen wir aiiXßuv, atiXßri neben arsgoTttj, aare^ 
gani^y iarqanTJy aargantuv und selbst auXnvog wahr; atipißia 
(erschOttem, mifshandeln) neben OTe/Äif-w, ä-axtfufn^g (un- 
erschQtterlich), aroß-itu^ oToß-di^vj (schimpfen)*), als deren 
gemeinsame würze! wir stap ansehen und in dem lat stup- 
rum (mifshandlung, schände) fBr *8top-rum mit gestei- 
gertem Wurzel vocal wie in aroßsu), axoßdt^ai wiedererkennen; 
d-ißgog, ß-mß'Qoq (warm) neben ricp-Qa (ascbe), skr. tap- 
-ämi (erwärmen) und lat. tep-eo (warm sein); aßgog neben 
anaXoq; xa^ß-arivT] neben xqi]71'Is, lat. crep-ida; xgiuß^ 
aXov neben lat. crep-are, crep-undia; agß-vXi] neben 
rjhTt-g (letzteres mit vokaleinsatz in der weise wie rjlextgov, 
i^kaxceTfj); rdgß'Og (schrecken, furcht), xa^ß^ita (erschrecken, 
sich fürchten) neben lat. trep-idare (unruhig, ängstlich 
sein; L. Meyer vgl. gr. I, s. 378); xiß-Xri^ xsß-dhj neben 
xsq^aXjjj lat. cap-ut, goth. haub-ith (wrz. goth. hvab, 
hub, gesteigert haub, vgl. lat. caup-o und gr. xdn-riXog^ 
wrz. lat. kvap, kup, gesteigert kaup; cau-tes neben 
CO ts, wrz. kva, ku, gesteigert kau); ferner xv^/Si?, xvfißug^ 
xvußaXov neben skr. kumbhas (Curt. I, no. 80), xvfAßog 
neben wrz. ra(p in &dnTü), perf. Tixaq>a^ ofißgog neben skr. 
ambh-as (wasser), afißinv^ lat. umbön- neben 6^^>aXog\ 
xoQVfißog neben xoQV(pij; axgaßkog^ axQOfißog neben axQttfta^ 
wozu noch axgaßog^ axgdßalog^ axgdßfjkog^ axQoßelog^ cxqo" 



*) bei Cortios I, no. 219 andere ansieht. 



380 Walter 

ßilog^ axQoßioi gehören; fidfiflog^ &apißim neben wn. xmf 
in aor. hcc(pov^ perf. ri&fjna (ä'afAß : ratp = &$fAftg6g i 
ricpQa oben); 6lß-og (reicbthum), oXß-ioq (reich) oebes 
aXff^dvM (erwerbe); xpdfißog (eingeschrumpft) Deben xagfp-m 
(zusammenschrumpfen lassen) und lat. de-crcp-itus (ab- 
gelebt). Die unserer annähme nach damit verwandten fiir- 
men axolvtp-Qog {öxolvß-Qog^ = axltiQog Hes.), axBluf"^ 
(axElscp^og, trocken, dQrr) mit zwischen lq> (kßf) eingeftg^ 
ten vokalen stellen eine wurzel skarp (skalp), skrap 
heraus, die wir in dem deutschen schrumpfen wieder 
finden. Die wurzel skal, skia in rrxcAAoi, axlij-p^ ist 
vielleicht das prototyp dazu. Auch der name des koliJs 
xgdußrj wegen der verkrüppelten gestalt seiner blüter (vgl. 
xgd^ßogy eingeschrumpft) gehört hierher. Aehnlich föhrt 
wohl xgiß-avog^ xXiß-avog (ofen, backpfanne, bratpfaone), 
xglß'dvij (eine art kuchen) neben xgofAßota (braten, rösten) 
auf eine aus kar (kochen) erweiterte wurzel karp oder 
karbh zurück*). 

x()y+« 4-/^-0^ (geräusch) neben xo^iTt-og (geränscb), 
xof47i'i(o (ertönen, schallen). Wir werden xo/^n flir xopnj 
erweicht xovß (siehe unter xdvvaßtg)^ gespalten xov-a-ß^ 
als eine Weiterbildung der wurzel kan (tönen), die uns 
auch in xava^r}^ xapd^w vorliegt (Curtius I, no. 32), an- 
sehen. Durch 71 erweiterte wurzeln sind im griech. keine 
Seltenheit. So haben wir unter andern x^^fin^ra neben 
Xgiffy ;|f()e^;i-rofcai neben lat. scre*are. ß zeigt auch das 
von Hesych. angeführte xouß-axevo^ai (grofsprahlen), dessen 
bedcutung zu der secundären von xofinog (prahlerei) und 
xofiTiioi (grofsprahlen) vollkommen stimmt. 

x-f-Ä+Avr^-iy (schaale, hülse), xiXvq)-og (gibd.), xikiHf 
-avop (glhd.) neben lat. glüb-o, glüma für glüb-ma wie 
squama fiQr squab-ma von scab-o (deutsch schuppe). 
Die Wurzel ist also klubb, deren k im lat. durch den ein- 
flufs des 1 zu g erweicht ist. Aus u?.ov(fa)j welches mit 
dem anklingenden und gleichbedeutenden okoTtzia nichta zu 

*) Auch xoiLiv^-a {alio^ ^^ifX)^) mit vokaleiBscbub gebt darauf snrttck. 



vokaleinnchiebang im griechischen. 38t 

tbun hat*), ersehen wir, dafs die würzet kinbh (glubh) 
eia Achtes u enthält; ihm dQrfeu wir wohl glüb-o (= 
*gIoob-o) vollständig gleich setzen, indem wir 6'kov(pw 
nach der analogie von o-vofia f&r o^yvo^a (vgl. aach IrjfAT] 
fllr yXri^ti) als o^yXovff-w fassen**). Ob ylvcf-bn (aushöh- 
len, eingraben), welches Curtios I, no. 134 b) mit glüb-o 
vereinigt, überhaupt verwandt ist, steht sehr dahin. Schon 
die bedeutung, welche doch von der des lat. glübo wesent-* 
lieh verschieden ist, erregt starkes bedenken. Wir meinen, 
dafs Leo Mejer's (vgl. gr. I, s. 41. 368) Zusammenstellung 
des gr. yXvqnw mit lat. sculp-ere die richtige ist Die 
Wurzel von sculp-ere ist offenbar skalp; diese ist im 
griech. ylvip-ta entweder umgestellt zu sklup (mit unäch- 
tem u) und sowohl im anlaut {y =s ursprünglich sk) als 
auch im auslaut {q> = ursprünglich p) degenerirt, oder 
zunächst zu skulp (griech. i; = n durch einflufs des k- 
lautes) geschwächt und nunmehr umgestellt. Letztere auf- 
fassung ist vielleicht darum vorzuziehen, weil aus ihr die 
aspiration des ursprünglichen wurzelhaften p (durch ein- 
wirkung der Uquida) sich erklärt, obwohl die aspiration 
von tenues öfter auch ohne ersichtlichen gnmd geschieht. 
— Wenn aber die wurzelhaft« Identität von yhufff^va und 
sculpere L. Meyer's Überzeugung ist, so durft^e er wie- 
derum nicht lat. glübere unter jene wurzel skalp (siehe 
s. 368) bringen, da das lat. mit dem griech. eine unur- 
sprüngliche aspiration der tenues nicht gemeinsam hat, 
wenigstens nicht, unseres wissens, fest gestellter mafsen; 
aus demselben gründe durfte er femer ykatp-'W (höhlen; 
ykd(p'V höhle) wegen des mit dem lat. gl ab- er (glatt, 
kahl) richtig zusammengestellten yXatp-vQog (hohl, glatt) 
nicht auf die gleiche wurzel skalp zurflckftkhren. 

xol-i-d+n^tiOj iy-xoktmraij ix-xoiUmrai neben sculp-o^ 



*) wurzel lap in Xin~t» (sch&len). 

^) ebenso liffffoq Hlr yln-joq (Hea.), lat glit-tus (Gurt. I, no. 644), 
riH-fj für x^iM-fff wrz. viu iHr yHn ans gink^ Ut. vino für gvinc in vlnco. 
Ganz ähnliche nmttellnng einer wurzel mit ttchtem inlautendem i in npfy'-m 
fUr anfty-f» neben lat. stingn-o. 



384 Walter 

noch die nebenfonnen anvgtiS- und mit aspiration des n 
durch a aqfvgad-. Besonders aber steht die form anvgi-^ifoiw 
(s= anvQUitoQ) in laut und snfBx dem griech. xiXew8-QW 
und lat. cerda sehr nahe. Einen ganz ähnlichen Übergang 
▼on <rx in an beobachten wir in den Wörtern ol'-afiatfi^ 
ol-afuirri^ anaV'iXri und mit abgefallenem a naroQ (koth 
der thiere) neben axoig und v-cxv&a (schweinekoth). Des 
g entbehren jene formen eben so wie die obliquen caani 
von axiig (gen. cxar-og für axagr-jog); bei v-axv&a ist das 
ehemalige Vorhandensein des g aus dem aspirirenden ein* 
flnsse desselben auf die ursprüngliche, in den verwandten 
Wörtern herrschende tenuis besonders wahrzunehmen. Im 
vokal schliefsen sich olöitdrr}^ anarikvi und natog an <rxar- 
an, olamaTfi dagegen erinnert an das ai von <sxiig^ axmg-ia 
(schlacke); das v von vaxv&a neben Vorzugs weisem a er- 
klärt sich wohl genügend als eine Wirkung des beoadi» 
harten gutturalen lautes. Die Zusammenstellung von öxtig 
mit skr. pakrt (angeblich f&r *skrt) und lat. stercns 
können wir nicht billigen. Warum fafst man in ^ak-rt 
nicht -rt f&r -art wie in yak-rt, gr. '^n-^ag f&r iT^f-opr 
(desgleichen vS-otg fQr vS-agr) als sufBx, das übrig blei- 
bende 9ak aber (skr. fbr urspr. kak) als wurzel und ver- 
gleicht gr. xdxxfj (koth), xaxxdo)^ lat. cac-äre, lith, szik-u 
(Curt. I, no. 28)? Bopp im gloss. s. v. ^akrt hat es ge- 
than, doch ist seine eigentliche nieinung unklar, da er auch 
lat. stercus, stercor-is („fortasse per methat. e se- 
cort-is**) für verwandt hält. Lat. sterc-us vergleicht 
Leo Meyer richtig mit deutschem dreck. 

(p-\-^th\-lceX'Og {(f'vkaX'c)^ (fvXdaaw = (fvlax-jw neben 
(pgdaaw. Aus beiden Wörtern ergiebt sich als wurzel ffgax^ 
deren x jedoch in ffgdaacj zu y erweicht ist. Mit recht 
wird von Curtius I, no. 413 wegen seiner harmonirenden 
bedeutung goth. bairg-a {Tt]gdi, fpvXdaaw) dazu gestellt. 
Die von Hesych. überlieferten und zu dem begriffe von 
(pgdaacD passend glossirten, unstreitig verwandten formen, 
(fvgX'Og (= Tilxog) und (fVQx-riXJxav (= reixrjgeig) bestä- 
tigen nicht nur das ursprüngliche x der wurzel, sondern 



vokaleinschiebnng im griechischen. 385 

beweisen auch mit dem gotb. bairga znsammeD die ver- 
setzuDg von tpgax aus (fctox. Gehen wir vod (p()ax aus, 
80 werden wir das v als eiugescboben betrachten und die 
wähl desselben aus der unverkennbaren, auch im skr. stark 
hervortretenden neigung der liquiden zu diesem vokale reoht- 
fertigen; doch kann man, mit rficksicht auf (fvgxog^ <pvg- 
xf^XiTai von wurzelform tpayx ausgehend, auch et als ein- 
geschoben ansehen; das v bleibt bei beiden auffassungen 
demselben eiUämngsgrunde unterworfen. Das wurzelhafte 
g aber wai4 in einer, wie es scheint, bei seiner trennung 
von einem andern consonanten durch vokal von der spräche 
beliebten weise in A verwandelt — Das lat. farc-io (sto- 
pfen, voll stopfen), welches Curtius nach dem vorgange 
anderer mit dem gr. Kpgctaaui und goth. bairga in Verbin- 
dung bringt, mttesen wir in betracht seiner völlig mifsstim- 
menden bedeutong von diesen Wörtern scheiden; denn man 
wird doch nicht behaupten wollen, dafs „einscbliefsen^ und 
„voll stopfen^ congruente begriffe seien, wenn auch bei der 
thätigkeit des anf&llens in der regel ein umgeben betheilig^ 
ist. Wir finden in farc-io vielmehr die wnrzel des skr. 
bbr^-a (viel), bhark, von welcher ja, erwiesener mafsen, 
auch das lat. freqn-ens (häufig) kommt. Zwischen lat. 
farcio, frequens und skr. bhr^a besteht ein ganz fthn- 
liches begri&verhftltnirs wie zwischen gr. nifAnktjpii und 
nolvg {nlBiaroij plurimi), skr. wrz. par und purus, und 
zwischen deutsch f Allen, voll, viel, (pvka^ aber werden 
vnr um so eher zu (pgaaata zn stellen berechtigt sein, als 
dieses nicht den blofsen begriff von concludere, sondern 
vielmehr den von munire hat und die ff^kaxeg oftmals das-* 
selbe sind wie lat. praesidium. 

ig^B+(p'(o neben ogqhi^t] (dunkelheit, finstemifs) ogtp - 
yd^, 6g(p-vaiog (dunkel, finster), wrz. arbh. Die dem er- 
sten anschein nach auffUlige zusanmienstellung wird doch 
bedeutend gestützt durch die analogie von axtf-vij (zeit) 
neben axia, skr. chä-y& (schatten) von wrz. ska. So näm- 
lich (vgl. L. Meyer vergl. gr. 1, s. 340), nicht mit Curtius 
(I, no. 112) als ski ist die wurzel jener Wörter anzusetzen. 

Zeitschr. f. vgl. sprachf. XII. 6. 25 



386 Walter 

Denn skr. wrz. cbad d. i. skad und griecb. wrz« «kap 
in axin-w^ aTtm-d^w (L. Meyer I, s. 367) sind offeabar 
erweiteniDgen der einfachen wurzel ska nnd die ohne 
zweifei verwandten goth. und griecb. Wörter skad-ns and 
(fxoT'Og weisen nocb andere zusfttze derselben nach. ADe 
diese Wörter mflssen freilicb von der wnrzelhafteo verwandl- 
scbaft mit gr. cxui und chäy^ ansgescblossen bleiben, weai 
man auf eine wurzelform ski zurQokgeht. Aach die for- 
men axi-Qov (Sonnenschirm) und axi-gog (schattiger ort) 
erklären sich nicht lediglich, wie es Curtius' meinang ist, 
ans einer wurzel ski, sondern eben so gut aus der worBsi 
ska. Wir fahren zum beweise nar nti-^Xv/w (teder) von 
wrz. pta aus pat (fli^en), afiix-gog neben latstmac-ro 
(f&r *smac-ro), xpi-vio neben lat cer-no, st. ^v neben 
skr. ghr&na, xQ^^j ^^ fri-are von wrz. ghar, skr. gharsh 
(gr. X9^)j /??*-*« neben ßag-vg^ ;|fA/toi, ;)fAia/vAi, lat gliscere 
von wrz. ghar (warm sein), nUvta von wrz. pa (trinken), 
XQi&ri neben hör de um*), yUa neben xolXa flir xoiUy«, 
skr. pi-tar neben gr. ;(a-Ti7(>, ni^, ni^A neben naktam 
und lat. st. noct, ciras neben xaga^ lat. hi-&re, hi-scere 
neben ;|fa-/vitf, ;|fer-^xa) an. Hier ist das i, i Qberall Schwä- 
chung eines ursprünglichen a. — Uebrigens verhält sich 
axia zu skr. chä-yä wie fiiaivo) zu lat. mä-cnla (dem 
das Hesych. fjtia-xQog fftr *fAia-xQog = fiioQog nahe steht; 
wrz. sma, schmieren?). Diese Schwächung von nrsprflng- 
lichem a scheint in solchen formen (zu axtd und ylia vgl. 
die Hesych. formen axo-iog und yXo-id^ zu lat. hiäre gr. 
X^'^d) durch ein mit y beginnendes suffix beeinfluTst zu son, 
so dals also axid fQr axi-yk zu nehmen ist Aehnlioh ist 
das verhältnifs von xge-itav^ xgi^wv (suff. urspr. -yant?) 
und lat cre-äre (für cre-järe, cri-j&re abgeleitet von 
einem st. *cre.jo, cri-jo vergl. skr. kri-y& that) zur skr. 



*) Das oonson Anten Verhältnis dieMr beiden Wörter (Übertragung der atpi- 
ration auf den anlaut, lat b aUo a gh) erkl&rt anch lat hab-eo nebea 
goth. hab-an, deren gemeinsame wurzel demnach kabh lauten moTs; teuer 
lat hed-era neben gr. nuraot; fllr xt&^yoq (vgl. die nebenform x(a<rnooq und 
den Kt&at^r, «ephenberg,« in engerem anschlnft an das lat. had-era). 



vokaleinschiebwig im griechischen. 387 

wrz. kar (thun, machen); in xgauxivo) fl)r *xQa-yav-jot) (wie 
xgaipta f&r xoav-jat^ vgl. xodv'Twg mit ctvTO'XQd^TWQ) scheint 
uns dasselbe sufBx vorzuliegen, wie in xp€-iovr-, wobei wir 
au das ähnliche verhältnifs zwischen ovnfiaivai und ovofiar 
(suff. mat fbr mant, vgl. gr. suffix -ar f&r ^aQt neben 
skr. -rt in ^nar fftr f^n-agr neben yak-rt, femer lat. sufll 
• men neben -mentam, welches zu -fiar sich verhält, wie 
Tjn-ceT'Og zu jec-or-is) erinnern. Eine zweite analogie 
ßXr unsere obige Zusammenstellung haben wir in lat. ob- 
-scü-rns neben skr. sku-nömi (tego; ahd. skin-ra re- 
ceptaculum, Cnrtius 1, no. 113). Und so erschliefsen wir 
denn auch ans ogfp-vrj u. s. w. fQr koktp-ta die bedeutung 
^ bedecken^ (eig. ^dunkel machen, beschatten'^). Auch die 
bei dichtem vorkommende anwendung des wertes in dem 
sinne von ,, bekränzen" erklärt sich als poetische anschau- 
ung leicht aus der grandbedeutung ,,beschatten ," und der 
gebrauch synoi^rmer verba bei lateinischen dichtem liefert 
dazu passende vergleiche. Die stelle bei Pacuv. lanugo 
opacat genas stimmt merkwürdig Qberein mit folgender 
bei Find. Xd^vo^ viv uiXav yivBiov Sgitpov; opacat tem- 
pora pinus bei Sil. und inumbrare ora coronis bei Luer. 
sind parallelen zu xiaatp igiq^eaäm bei Ekir. — Zu igk^-u» 
ziehen wir noch als verwandt xav-ijkifp^ (das obere geschofs 
des hauses), welches wir f&r eine bildung halten wie dvta* 
ymov, avti^yioüv, xard^yBto^^ vnig-yetogj vno-yitog n. ähnl«, 
so dafs es eigentlich «unter dem dache befindlich^ aus- 
drückt. Dafs ogotp'i], ogotp-og (dach) mit regelmäfsiger 
Steigerung aus igitp-m abgeleitet sind, erwähnen wir, um 
auf den mit ogoß^og im vergleich zu kgiß-iv&og überein- 
stimmenden Vokalwechsel aufimerksam zu machen. 

TjltTt'^ schuh (wahrscheinlich verkürzt aus i^JU^o-, vgl. 
dvfjlmog^ unbeschuht). 61«chbedeutend nnd verwandt- 
schaftlich zusammengehörig sind dgnig (dgnig) und dgß-vXti 
iß ÜLT n wegen ^, wie oft). Die wnrzel ist arp, gespalten 
in arap, und das verhältnifs der laute zur ursprünglichen 
wurzelform dasselbe wie in xar^tjlKp^ neben kgi(pw von wrz. 
arbh (s. oben). Wir erwähnen noch das mit ^kin- in dem 

25* 



388 Walter 

sinne von avijhnog zasammengeseizte vviXinovg^ um m be- 
merken, dafs dieses f&r vtjhnonovg steht, mit einbofse eiaer 
sUbe znr Vermeidung der alliteration innerhalb des worteSb 
Derartige Vereinfachung von wortformen ist genü^nd be- 
kannt und verweisen wir hinsichtlich derselben nur laf 
Leo Meyer vergl. gr. 1, s. 281. Die nebenfonu von rf- 
Xinovg vnXiTiog (adj. zweier end.) beruht auf der auch aoait 
in der Zusammensetzung mit dem stamme no8- Oblichoi 
Verkürzung desselben zu no- (z. b. ccBXXonog =s Mklonov^ 
%il-\-xH-q>^doi (w&lzen, wirbeln) neben pififi-u^ (drehen, 
w&lzen). Jenes werden wir als filr ^cAvqp-aoi und dies ak 
ftr ^QifAß'W stehend betrachten und daraus eine wund 
varbh erschlie&en. Da das pass. pifAß-ofia$ die bedea- 
tung „umherschweifen^ hat, so glauben wir, dafo auch das 
goth. wairb-an (wandeln) auf diese wurzel varbh zurüd[- 
geht. In wairban ist nur der begriff der unst&ten rund- 
bewegung, welchen ^^ßofnu hat, in den des stfitigen um- 
bergehens verwandelt. Zu gunsten unserer vermutbong 
sei noch angef&hrt, dafs das skr. vartate (versari; se ge- 
rere, womit das goth. ungatassaba wairban möge zusam- 
mengehalten werden), das lat verti, versari von der 
mit varbh synonymen wrz. vart an die secund&ren be- 
deutungen von griech. Qiußofiai und goth. wairban an- 
streifende modificationen des ursprünglichen wurzelbegriffes 
aufweisen, nur mit dem unterschiede, dafs vartate, ver- 
sari (daher „sich befinden, sein^) zunächst „an einem orte 
(welcher derselbe bleibt) sich umherbewegen^ heifst, w&hrend 
^ifißofiaij wairban „von einem orte zum andern sich 
hemmbewegen*^ bedeutet Da die wurzeln, welche (medial 
genommen) den sinn von „sich drehen^ haben, einerseits 
in den begriff „sich krümmen,^ andererseits in den „in eine 
spitze zu- oder auslaufen, sich gipfeln^ übergehen (vergl. 
xoQ'WVog, xvQ-Togy xvl-Xogj lat. our-vus von wrz. kar, kal 
in skr. ca-kra-s rad, kreis, gr. xv^xlo^g kreis, xvk-iia w&lze 
und xogwfnj, xogvfißog^ xoXoqxiv von wrz. karp drehen*), 



*) s. unter «öUa/SoCi «rtUoi/f. 



vokaleinschiebnng im griechischen. 389 

80 werden wir auch Qauif-oq gekrümmt, gebogen {(tccfuf-og 
krummer schnabel, ^aiAcp't] krummer dolch) und Xotf^oq 
nacken, helmbusch (schöpf, kämm), hOgel zu dieser wurzel 
rechnen (s. Leo Meyer vergl. gr. I, s. 390), wie wir denn 
mit gutem gründe vermuthen, dafs in ähnlicher weise gr. 
xoQvd-' helmbusch {xogv&aioXog) ^ lat. cris-ta kämm ftkr 
*crid-ta von der wrz. kard, krad in lat. card-o (thür- 
angel), gr. xgad'äa)^ XQad^aivw (schwinge), xgccS-i} (wipfel) 
herstammen*). 



*) Auch gr. uöf^ti^ot; (haobenlerche) darf beigezählt werden. 
(Fortsetzung folgt) 



390 Sehweiz«rSidler 

lieber die flexion der adjectiva im deutschen. Eine sprmdiwia- 
sesAcluiftliche «bhandlung von Leo Meyer. Berlin, Weidnumotcht 
bachhnndlniig 1868. 

Hr. prof. L. Mejer, dessen glGheDdem eifer för histonsehe 
sprachforschang wir schon manche schöne fracht verdaokeo, he» 
strebt sich in der vorliegenden abhandlnng die verschiedenen for- 
men der germanischen adjectivdeclination zu sichteo und ihm 
nrspmng nachzuweisen. Obgleich schon der meisten df tKifcci 
sprachforschang, J.Grimm, gerade diese partie auf der gmnd- 
läge eines reichen materiales mit gewohntem scharfhlieke ond 
geschicke ausführlicher behandelt hat and ihr der mil bestem 
rechte gefeierte begrunder der historischen sprach/orscbiiDif In 
weiterem umfange, ßopp, seine volle aafmerksarokeit sugewandl, 
so war doch der verf. so glucklich noch neues su finden and 
hat jedesfalls das verdienst die deutsche adjectivflexion in ihrer 
vollen eigenthnmlichkeit scharf ausgeschieden und characterisiert 
zn haben. Einige Unklarheiten in der sprachlichen darslellong 
wird hr. M. selbst bei einer zweiten bcarbeitung wegr&nmen; wir 
wollen möglichst gedrängt die ergebnisse dieser antersuchang 
darstellen und werden nur einzelnes hinzufugen. 

Der verf. bestreitet zunächst J. Grimms annähme von der 
schon im gotischen statthabenden wirklichen, nicht nur lautlichen 
flexionslosigkeit der neutralen adjectivform und einiger substan- 
tivformen, also von formen wie god und brothar u. 8.f. Die- 
sen Widerspruch mufs er dann freilich im verfolge schon bei der 
betrachtung des althochdeutschen selbst modificieren, und zwar 
ist er nicht nur für das adjectivum zu modificieren, auch auf 
dem gebiete der substantiva liegen hier der beispiele genug vor, 
in denen nicht nur die flexion, selbst der sonst noch kräftig trei- 
bende theroavokal einfach abgeworfen worden ist, wie in wis, 
stunt, hüs (dat), holz (dat.), an st (dat.) u.s. f. Das ist frei- 
lich eine Verwitterung der spräche und eine herrschaft der ge- 
wohnheit und falschen analogie, wie wir sie dem edeln gotischen 
nicht zutrauen wollen. Wenden wir uns zum adjectivum zurück, 
so erscheint das scheinbar flexionslose neutrum sing, ungleich 
häufiger als die volle form, und diese in manigfacher analogie 
mit der spätem sprachentwickelung eigentlich nie als prädicativ; 
es erscheint das scheinbar flexionslose neutrum ferner nicht sel- 
ten substantivisch nach dem artikel. Ein gotisches lagg ist aber 



anseigen. 391 

nach bro. M. nichts anderes als die nach gotischen lautgesetzen 
notbwendige gestaltung für ursprfingliches laggam, lat Ion- 
gam, also nicht -ata dabei eingebufst, mit andern worten, es 
ist ein rest der alten Substantivflexion, von welchen sich in den 
bedeutendsten gliedern der indogermanische sprachstamm die ad- 
jectivflexion nicht unterscheidet. Und im männlichen nominati- 
vus der einzabl hat das gotische nicht nur ebenfalls diese snb- 
stantivdecliQation (iaggs : longns = vinds : ventus) erhal- 
ten, sondern auch die eigenthumliche adjectivflexion völh'g ein- 
gebüfst; d. h. abd. langer hat seines gleichen im gotischen nicht. 
Als bestimmt der gleichen art betrachtet der verf. noch den acc 
8 ad für ein alles sadam. Gegen diese darstellung wufsteu wir 
nichts einsnwenden, und wir haben sie theilweise ebenso längst 
in unsern Vorlesungen gegeben. Zu den sichern resten der alten 
Substantivdeklination gehören im gotischen und althochdeutschen 
noch der geneüvus des masculinums und neutrums und endlich 
der wirkliche dativns der einzahl im gotischen. Ob auch je im 
althochdeutschen noch ein dativus, wie sina n. ä., vorgekom- 
men, ist mir nicht gegenwärtig; aber Dietrich histor. decl. theot 
p. 22 sagt: pro dem sinn (got. seinai) mnotar (roatri suae) 
Jam ante saecVIII formatum erat: dem sin er n m., quoetcon- 
tulisse videtur, quod convenienter cum got. statu dicebatur: derk 
sinera muotar (malris suae). Zweifelhaft, ob substantivisch, ob 
adjectivisch dedinirt» sind got. lagga (fem. und nentr.), laggos 
(fem.) und laggaus (acc pl.)» während f 11 aus ein freilich hier 
weniger ins gewicht fallendes Überbleibsel der u-declination ist. 
Im althochdeutschen und mittelhochdeutschen scheinen das fem. 
im nom. sing, und das neutrum im plnr. -iu vom gotischen ab- 
weichend auf die starke adjjectivdeclination hinzuweisen. Eine 
gründliche quellenforschung lehrt uns aber, dafo im althochdeut- 
schen des achten Jahrhunderts auch -o neben iu hergegangen, 
mindestens im nom. pl., wie in „zarfallano diruta^ und in 
einer ansehnlichen menge von beispielen, und dieselben quellen 
zeigen uns auch, dafs im substantivnm die neutralendung - o , -u 
viel weiter reichte, als man gewohnlich annimmt. Ob nun die 
endung -u statt -iu nur mißbräuchlich, ob nicht am ende iu 
ähnlich wie in einigen fi&llen der Instrumentalis erst ans o, a 
entstanden sei, oder ob o, n und iu als Verschiedenheiten neben 
einander existierten, wie das mittelhochdeutsche zu zeigen scheint, 
das hat der verf. nun aufs nene in ontersnchen. 



392 Schweizer-Sidler 

Dafs die starke adjectiv-dediiiatioii im deotsehen oicfat nnr 
eine theilweise pronominale, sondern mit dem selbstfiodigen pro- 
nomen ya, griech. og zusammengesetzt sei, das hätte die verglei- 
chende Sprachforschung , ^seitdem das litauische und slaviacbe ra 
genauere hetrachtung gezogen worden, immer behauptet, and es 
blieb hier hrn. prof. M. nur noch vorbehalten, die art ond weise 
der Zusammensetzung von stamm und pronomen u&her so na- 
tersuchen. In seinen dadurch erzielten resultaten weicht er io 
einzelnem und, wie uns scheint, mit recht Ton Bopp ab. UebenU 
nimmt er composition mit dem vollen stamme an und benutzt 
zur aufbellung der lautlichen processe mit geschick die wand^ 
lungen in der conjugation von haban = habaian. 7ki den 
s* 28 berührten gotischen formen und auch zur verfo^og ilirer 
weitern geschichte bieten uns die italischen dialecte die reichsteo 
analogieen, weil eben auch sie baryton geworden sind. Die ana- 
logie des lateinischen verwerthet der verf. selbst mit glück ge- 
gen Bopp in der behandlung der adjecti vischen u- stimme. Er 
hat vollst&ndig recht eine besondere deklination dieser st&nme 
als u-st£mme zu Ifiugnen. 

Um vieles schwerer ist die völlige ergrundnng der soge- 
nannten schwachen adjectivdeclination. Der verf. stellt sich so- 
wol der von J. Orimm zuletzt geäufserten ansieht, als stecke in 
dem n ein demonstratives pronomen, als auch Bopps meinang, 
es sei das n rein euphonisch und demnach später, entgegen. Er 
sieht vielmehr diese n- formen im substantivum und adjectivum 
in grofser zahl gerade als die alten ursprunglichen formen an, wel- 
che dann allerdings auch ursprünglich nicht gleiches in ihre ana- 
logie hineingezogen, syntoctisch endlich als adjectiviscbe nach 
einem bestimmten principe verwendet worden seien. Analogieen 
von doppelformen, wenn auch freilich nur zum theile ftbnlicb 
wie im deutschen bedeutsam verwendet, finden sich auch in an- 
dern sprachen. Derartige bildungen männlichen und weiblichen 
geschlechtes lassen sich ohne besondere Schwierigkeit mit denje- 
nigen des Sanskrit, griechischen, lateinischen u. s. f. zusammen- 
stellen. Wenn im gotischen ein hairtona vorkommt, so sei 
das dieselbe erscheinung als im skr. a^mänas; ein hairto aber 
deute darauf, dafs einst und noch längere zeit, wie im lateini- 
schen, die neutralstämme im nom.acc.sg. auf -an geendet, gr. 
vdatQ, <rxa}() u. s. f. dürfen passend damit verglichen werden. Aber 
die deutschen femininformen scheinen ganz eigenthumlich und 



anzeigen. 393 

seien mit der nichtssagenden annähme symbolischer vokaldeh- 
nung gar nicht erklftrt. Hr. M. geht für die femin. auf -6n auf 
die skr. form einiger fem. -&ni zurück, welche Benfey ausfuhr- 
lieb im ersten bände seiner Zeitschrift besprochen und nimmt 
dann verkörzung und abwerf nng von i an; mit Benfey erkUrt 
er griech. femin. auf -oi, -qi>, -mr in derselben weise, und diese 
sollen zur anfhellnng der deutschen dienen. Die Ifingen, skr. k 
und got. 6, erklären sich aus der ursprünglichem endung -any& 
für -äni; denn der verf. Ifiugnet eine ursprungliche femininbil- 
dung auf t and sieht dieses nach reichen Zeugnissen als aus y& 
entstanden an. Lietsterer ansieht ist namentlich auch Pott und 
manche andere, unter die wir uns längst zählen. Aber mit der 
Wahrscheinlichkeit, dafe auch die feminina auf -& ursprQnglich 
dasselbe femininzeichen hinzunehmen, sieht es denn doch etwas 
bedenklich aus. Die got. adject. feminina auf -ein erscheinen 
nur beschränkt und gerade in bildungen, die auch im sanskrit 
die femininendung i annehmen. Da nun soll denn doch der 
nasal etwas jängeres und erst aus der männlichen und unge- 
schlechtigen form in die wirkliche übergetreten sein, und nicht 
minder wird ein späteres n in den abstractis auf -ein for -j&n, 
yin statuiert Diese partie des schriftchens ist besonders inter- 
essant, und mit geschick sind alle einschlagenden erscheinungen 
zusammengebracht und fein verwendet Hat man längst die so- 
genannte schwache declination der eubstantiva auf die declina- 
don der n- stamme surfickgefOhrt und stimmt die beugung der 
schwachen adjectiva aufs genaueste mit derjenigen der schwachen 
substantiva, so sehen wir in der that keinen grund jene von die- 
sen loszureilsen, sobald man nur der Wirkung der analogie ein 
weites feld einräumt Jedenfalls ist der ansdruck „schwache 
flexion ^ hier ein ganz äofserlicher ond, sehen wir auf die Ver- 
wendung der betreffenden formen, unwahrer. — Kfihn ist der 
s. 67 geäufserte gedanke, dafs die griechischen eubstantiva auf 
-ag, 'tig^ -a (masc.) solche formen auf n gewesen sein mochten, 
ebenso aurtga und di^s. In solchen wäre dann n geschwun- 
den, der lange vokal aber wäre theil weise geblieben. 

H. Schweizer-Sidler. 



804 Kuhn 

KSrntasches worterboch, von dr. Matthias Lexer. Kit einem 

weihnachtspiele und -lieder aus Kärnten. Leipzig, 8. Hinel 18(1 
gr. lexicon-octav. XVIII m. 840 spp. 

Dafs die erforschong der einzelnen mondarten neben dtm 
der literarisch ausgebildeten sprachen cum vollen ▼emlindiifc 
des gesammtorganismns der spräche eine nothwendigkeit sei, lil 
zwar schon lange nicht mehr bezweifelt worden , alleio jeae £• 
terarisch ausgebildeten sprachen boten der forscfanng nodi iouHr 
einen so reichen spielranm der thfitigkeit, dafs sie mth oor sel- 
tener der darstellung der einzelnen mandarten widmeo konota 
Die immer weiter sich ausbreitende kenntoifs der resolute der 
historisch -vergleichenden grammatik führte aber allmfililidi eb 
immer mehr sich steigerndes Interesse auch an den einaeJnen 
dialekten herbei, bei denen man namentlich der sammlong des 
Wortschatzes seine thätigkeit zuwandte. Eine reihe von deraiti- 
gen Wörterbüchern sowohl nieder- als oberdeutscher dtai^te sind 
daher in den letzten jähren erschienen, die alle mit gleichem eifer 
die noch ungehobenen Wortschätze der einzelnen stfimme ans 
licht zu ziehen bemüht waren. Die bearbeitung dieser sehitse 
war natürlich eine sehr verschiedene^ je nach den Standpunkten, 
von denen die Verfasser ansgiengen und je nach dem rostzeng, 
das sie zur Vollendung des werkes mitbrachten, das vorliegende 
werk reibt sich nicht nur den besten derselben an, sondern gebt 
ihnen auch voran, indem es sich nicht blos im äufsem sondern 
auch in seiner ganzen methode dem Grimmschen wörterbocbe an- 
schliefst. 

Was zunächst die lautverh&ltnisse anbetri£ft, so giebt der verfl, 
da eine ausfuhrlichere darstellung hier nicht möglich war, in der 
einleitung einen kurzen überblick über dieselben, bezeichnet die- 
selben aber bei jedem einzelnen worte durch meist allgemein 
gebräuchliche zeichen scharf und genau; nur wäre bei compositis 
und fremdwörtern , die in die mundart aufgenommen sind, doch 
wohl auch eine bezeichnnng des accentes nöthig gewesen, die 
freilich mit der zur qualifikation der vokale angenommenen be- 
zeichnuDg durch ^, '', ~ in conflikt gerathen sein würde. Bei den 
stamrawörtern wird die zurückführung auf die wurzel nebst der 
Verwandtschaft aus den übrigen deutschen sprachen und dialek- 
ten gegeben, denen sich nicht selten, wie bei Grimm, auch eine 
weitere ausschau über die gränzen germanischen gebieis in das 
der übrigen Indogermaneu anreiht. lieiche keuutnifs und grofse 



aB2eigen. 395 

besonnenheit cbarakterisiren diesen theil des Wörterbuchs. Den 
dar«h solche nachweise hingestellten arsprönglichen begrififen der 
Stammwörter reiht sich dann die logisch daraus entsprungene 
weitere entwicklung derselben an. Hier gebt der Verfasser zu- 
weilen über die gränzen des Wörterbuchs hinaus, aber nur indem 
er den meisten seiner vorgftnger folgt, indem er nftmlich Wörter, 
die begriffe des Volksglaubens, der sitten, der spiele n. a. ent- 
halten, ausführlicher durch darlegnng des ganzen Vorgangs nebst 
mitiheilung der dabei gesungenen lieder und sprfiche erklärt; man 
wird dergieioben um so mehr als schöne zugäbe mit dank ent- 
^geonriHMo UoDea, als es aar Charakteristik des volksstammea 
sehr wesentlich beitrSgt ond, wenn es hier nicht dne zufluchtsstfitte 
ffinde, leicht emem volietfindigen Untergang geweiht sein möchte. 

Wir lassen diesen allgemeinen bemerkungen noch, einiges 
specielle folgen, ohne damit irgend eine erschöpfende Zusammen- 
stellung des bedeutenderen geben zu wollen, da wir uns aus ruck- 
sicht auf den einer anzeige zugemessenen räum kürzer fassen 
müssen. Bei der Übersicht der vokale sind die mittelhochdeut- 
schen mit recht zu gründe gelegt Hier könnte der eintritt eines 
n an stelle des k auf den ersten anblick auffällig erscheinen; 
der vf. giebt die beispiele spüne span, üne ohne, sume samen, 
müne roond, nüchin nahe, gndde gnade, die sich aus dem wb. 
zahlreich mehren lassen, z.b. durch ünefank anfang, füne fahne, 
üngean angehn, hüne bahn. Es seheint Überall der folgende 
nasal, zuweilen auch der vorhergehende, die lautfindenmg hervor- 
gerufen zu haben. Doch ist natürlich nur an einen allmählichen 
Übergang zu denken, wie er denn auch in einzelnen Dillen klar 
vorliegt, so tritt frune für vrön ein sp. 103 und neben gnüde 
steht noch gnSde sp. 117. Die entwicklungsreihe ist also &, a, 
6, ü. In analoger weise sind offenbar manche ersoheinnngea der 
älteren sprachen zu erklären, so wenn an die stelle des skr. ä 
griech. oi und ij^ goth. 6 und ^ treten. Es mufs in diesem fall ein 
übergangslaut vorhergegangen sein, der dem I der ober- und 
niederdeutschen dialekte sehr nahe gestanden hat; im munde 
eines hochdeutsch redenden Braunsehweigers oder Hannoveraners 
setzt sich dieser laut z. b. in tAler (tbaler) zu einem mehr nach a 
hinneigenden um, welcher den fibergang zu ä und 6 bildet und 
es mir erklärlich macht, wie dasselbe ursprüngliche ä oft in den- 
selben Wörtern bald durch o> und 9, 6 und & wie in rvirtfa^ 
tvfgttofuVf 'ivtnnci gegen tvttrygy vifny^ wie in t^a gegen tai- 



396 Knhn 

tok, vertreten werden konnte. Einen Ähnlichen nhorgangdm 
mnfs man auch wohl in mehreren f&llen annehmen, wo akr.i 
dnrch späteres i ersetzt wird, wie z. b. bei vedischem AsAna gjh 
gen vedisches and späteres ä'sina; ans ihm wird zanichst ^ ni 
daraus durch Verengerung i entsprungen sein. Sowohl dem a^ 
Cent als den den vokal umgebenden consonanten wird in i 
f&llen ein einflufs einzuräumen sein, wie s.b. die obigen 
sehen formen zeigen, oft wird aber auch nur eine dieser 
chen gewirkt haben, wie wir z. b. sp. 89 das deminotiT Andi 
mit langem & durch den accent bewahrt finden, wShrend es ii 
den compositis mannderfane u. s. w. durch das znröektreten des 
hauptaccents zu ü herabgesunken erscheint 

In der übersieht über die consonanten s. XII heHSbri der 
verf. auch die ein Schiebung eines euphonischen r swischen anh- 
and anlautendem vokal: tua r i' thue ich, sue r im m Ihm, 
wie r i* wie ich und verweist auf Scbraeller gr. §. 635, der 
diese erscheinung, auch fSr den inlaut, durch zahlreiche beispiele 
belegt hat (i strä-r-at ich streute, rua-r-i ruhig) and aodi 
auf das im landrecht von 1427 vorkommende besehriren ond 
in einer chronik von 1486 sich findende die frawen schrtrent 
hingewiesen hatte. Es sind das jedenfalls erhebliche zeugen für 
die ansieht Grimms gesch.' 312, welcher das r in piram, scrimin 
fQr einen eindringling hält. — Irrthumlich steht in demselben 
abschnitte, dafs r in s übergehe in fries'n, verlies* n, wäh- 
rend s. XIV unter s das richtige (s ist erhalten in fries'n, verlies'o) 
enthält — Von hohem interesse sind auch die aus Unterkämteo 
s. XII nachgewiesenen formen dorscht, worscht, forscht 
für dort, wort, fort; meine vorläufige annähme (XI, 385), dafs 
das seh in den von Orimra und Schmellor besprochenen formen 
nscht = ort u. a. kein ursprünglicher laut sei, also nicht an der 
stelle des gothischen z stehe, wird dadurch bestätigt und ist nun 
richtiger so zu faTsen, dafs seh nicht unmittelbar an die stelle 
des r getreten, sondern nach demselben entwickelt sei, worauf 
dann der parasitische laut seh den ursprünglichen r verschlang. 
— Mit dem v tq^iXKVtfrixoif vergleicht der verf. s. XIII mit recht 
die entwicklung eines n hinter bä, vÄ, ga (bei, gegen, von) vor 
vokalen in b^n ^nk, van Qns (bei euch, von uns), die wie die 
beispiele bei Sehmeiler §. ()09 zeigen, weiter ausgedehnt ist; die- 
ses n scheint mir die erste stufe jenes oben besprochenen r zu 
sein, wie solche beispiele wie wie-n-isag verglichen mit obi- 



anzeigen. 997 

gern wie-r-i^ zeigen; man vergleiche auch holt, maar nur, blos, 
aber mit dem man der fibrigen niederdeutschen dialekte und 
den X, 291 besprochenen Wechsel von n mit r im lateinischen. — 
Die erscheinung, dafs bh im anlaat (veo b im Lesachthal im an- 
laut fast immer p wird) sich su pf umgestaltet, pfüet behüte, 
pfent behend (Schmeller §. 404) bestätigt in treffender weise 
die ansieht derer, welche das althochdeutsche pf aus einer assi- 
aiilation der gutturalen Spirans an die labiale muta entstehen 
lassen. Dagegen wird die gutturale tenuis, die aus der media 
entstanden ist, mit nachfolgender spirans h nicht in analoger 
weise zu kch, sondern im inlaut zuweilen ch wie z. b. p ach in 
gebackenes (aber auch p^ck bäcker), im anlaut dagegen kh, wel- 
ches meist die aspiration verliert, vgl gihaien, g'bain, kain sp. 
137; gihilwe kilw sp. 141, hater (heiter) k&ter (ans geheiter) 
sp. 1S8. — Eine diesem dialekt eigentiiumliche erscheinung ist 
auch der einschub eines euphonischen d zwischen zwei vokalen, 
der aber nicht iberall ans gleicher Ursache entsprungen zu sein 
scheint; der verf. fShrt dafür s. XIII zweid*l zweiglein, blued'n 
blühen, fleid'n spreu, traud*n trauen, haud'n hauen an und 
ist geneigt den Übergang von s in d in g'w^d'n gewesen, 
müed*n müssen, anzunehmen, man vgl. zur weiteren beurthei- 
Inng der erscheinung noch partic. giwen gewesen sp. 231 und 
i mi8-r-9t ich mnfste bei Schmeller gr. §. 635 sowie den ein- 
schub eines g in veig'l (auch bair. feigel, schwftb. veigde nnd 
gelbveiglein bei Dhland) Veilchen s. XIII und sp. 92. Den anor- 
ganischen zutritt eines d nimmt der verf. auch s. XIII für dach- 
zik achtzig an. Ich bemerke zunächst, dafe das t nicht Mos in 
helgolfinder mundart, sondern überhaupt im nordfrieaiscben (bei 
Johannsen tachantagh, beiLyngby takntik, wangerc^. tiehen^ 
tig bei Ehrentraut und im ndd. tachndig bei Mfillenhoff zu Klans 
Oroth s. V., tachentig im br. wb«, holl. tachtig, tachgen- 
tig. Eil. tachtentich erscheint. Alle diese formen erwuchsen 
aus composition mit ant, wie alts. antachtoda Schmeller gl. 
zu Heliand s. v. ant zeigt, welches das ordinale für vorauszuset- 
zendes antachtig ist, vgl.Orimm gesch.249*. Grimm weist aber auch 
ein mhd. zach zig nach, was freilich nicht rein mittelhochdeutscher 
qnelle entstammt, also wohl aus ndd. mundarten hernbergenommen 
nnd verhochdeutschtist Wie nun in der statt er, dawaus st abans, 
daw^ge statt abwege ein d vorgetreten sei, so nimmt der verf. 
dies auch in dachzig an. Ist nun für diese formen, wie es 



396 Kahn 

acheint, wirklicher vortritt des d aozanehmen, so wird man daeh- 
rig von jenen friesisch- niederdeutschen formen trennen massen, 
snmal aoch der lantverhalt, der grade dachntig im niederdeoi» 
sehen, tachzig im hochdeutschen erwarten liefse, dagegen spricht 
Wfire auf jenes mhd. cachzig mehr verlaCs, so wurde dies der 
entscheidendste beweis daf&r sein, dafe dachsik rein moodart- 
iiche und aniser Zusammenhang mit jenen formen stehende Inl- 
düng ist. — Bemerkenswerth ist auch noch der in den germani- 
schen sprachen sonst kaum erhörte uhergang von s in h im an- 
laut in den unterkfimtischen formen hai sei, haids seid ihr 
s. XIV und 91. 231. Femer ch an der stelle von w in faleb 
fahl, fälcha oder fälwa als kuhname sp. 88 and an der aCelle 
von t in fälehe falte. 

Die ausf5hrliohe behandlung der laut- «nd formenlehre, die 
der verf. arsprfingUch mit diesem wörterbuche zu veröffentlichen 
beabsichtigte, hat derselbe einstweilen noch hinausschieben mQs- 
sen, was sehr zu bedanem ist, da die mundart manche alter- 
thfimlichen reste bewahrt hat, so dess, döss und d^r = ihr, 
fiber deren orspmng er daher sp. 58. 59 ausführlicher spricht 
Die beiden ersteren erklfirt er als ans dem dual in den plural 
gedmngene formen, wie dasselbe auch bei enk geschehen ist 
sp. 84. Wir wünschen , dafs er sein vorhaben nicht zu lange 
anstehen lasse, wenn auch schon manches wichtige aus seiner 
behandlung im wörterbuche zu entnehmen ist; wir führen bei- 
spielsweise noch den artikd icht, et, it sp. 148 an. 

Deber die sorgf&itige behandlung der etjrmolo^e habe ich 
nur wenig zu bemericen. Ueber fasnacht, das der verf. mit 
fi«*l, faseln anter eine wnrzel bringt, hat Qrimm jetzt wb. JU, 
1354 eine abweichende, den bisher angenommenen ursprang aus 
fasten aufrecht erhaltende ansieht ausgesprochen. Zu den man- 
nichfaltigen formen für eichhom kommen hier noch ächerle, ftche- 
ring sp. 81. Ueber das alterthumliche f^rt hat sich jetzt auch 
Orimm wb. III, 1547 ausgesprochen, der es zu den gleichbedeu- 
tenden skr. parat, mi^wai stellt, so dafs mit verne, virne nur 
mittelbare Verwandtschaft bleibt Dafs auch fort zu demselben 
stamme gehöre, hat Grimm a.a.O. ebenfalls angenommen; wenn 
auch nicht genau entsprechend steht ihm doch skr. paraa mit 
gleicher bedeutung sehr nahe, z. b. Ath. 1 1. 2. 1 1 „parih kroahU ro 
abhibhi't^ ^v&'na)i par6 yantv aghanido vike^yä^ fort sollen die 
Schakale, die anglfiekkfindenden bände, fort sollen die Obelheo- 



anseig«n. 999 

lenden haarlosen gehen^ R.VII, 104. 11 ^paräh so astn — yo do 
div& dipsati 7^9 ca näktam fort (fem) sei der, welcher uns schft- 
digen will bei tag und bei nacht*', and das h&ufige paroxa (aus 
paras-f-azi) fort, weg von den äugen d. h. unsichtbar. — sp. 93 
zeigt sich in feintla' s= sehr, Gberaos ans feindlich ein bemer- 
kenswerther begrififsubergang, z. b. feintla' schean dänk'n. — Zu 
dem dunklen anke krote sp. 12, zu dem Grimm wb. 1,817 ags. 
yce rana, nebst nd. Stze, ütsche vergleicht, stellen sich noch 
nieder- and mitteldeutsche formen mit anlautendem h, westf. 
hucke, nass. hntch, hntche bei Kehrein (und Schmidt westerw. 
id.), laus, hutsche, hutzke vel padde s. v. rana bei Diefenb. gloss , 
und huc bubo f. bufo bei Scbmeller gloss. zu Heliand, ferner 
noch obne anlantende spirans utze, utse, vocke, oketa, hess. oikch 
bei Diefenb. gloss. s. bnfo, utsch bei Danneil, fitske, utschke, utze 
bei Schambach. Sind die mit h anlautenden formen erst durcb 
volksetymologische anlehnung an die hackende gestalt des thie- 
res entstanden, oder haben es die andern verloren? 

Schlielslich sei noch auf die reichen mittheilangen aber Sit- 
ten, gebrauche ; glauben, auf Sprüche, lieder, spiele verwiesen, 
wie sie sich in zahlreichen artikeln anter t&l 56, ei 81 , fochanze 
100, kitz 158, braut 88, hirte 142, klanse 159, zeit 264, v&les 
88, vker 91, teadin 65, trüte 73, tuech 74, foir 94, finsterloch 
96, haslwarm 260 und an vielen andern stellen finden. Dahin 
gehört auch der anhang von weihnachtspielen und liedern, der 
eine amfangreichere zugäbe ist, die sich an Weinholds Samm- 
lung, dem das hoch in dankbarkeit gewidmet ist, anschliebt 

A. Kahn. 



Oskisch deiyaum, lettisch deeyatees. 

Es ist mir nicht erinnerlich, dafs dem oskischen verbalstamme 
deiva jurare der in form und fanction genau entsprechende let- 
tische verbalstamm deeva (der litauisch dSv& lauten würde) 
bereits zur seite gestellt worden wäre. Beide sind von den no- 
minalstfimmen, deren grandform daiva ist, osk. *deivo, lett. 
deeva (nom. sg. deevs = lit de va-s dens) auf völlig gleiche 
art gebildet; beide, osk. deiva, lett. deeva, fahren auf die 
grnndform daivaja. Im lettischen wird jedoch das verbum 



400 Aufrecht, miscellen. 

deeva stets als reflexivam gebraacbt (1. sg. praes. deevajos^ 
litauisch •devojA-s, altjit. 'devojA-si; infinit, deevatees = 
lit 'dSvo-tß-s, altlit. dgvo-ti-si, jetzige Schriftsprache *d5v6- 
-ti-s; im litauischen kommt dies verbum nicht vor). For das 
alter dieses lettischen verbum zeugt der umstand, dafs es non- 
mehr meist durch das dem deutschen entnommene 8 veret er- 
setzt wird (Stenders lettisches Wörterbuch hat ,,deewatees, 
schworen, sich auf gott berufen, no-deewatees, stein and bein 
schwören*' und ferner ,, schwören, eid thnn swehreht achworeo 
hoch und theuer nodeewatees^; aufserdem hat Stender in al- 
len phrasen nur swehreht d. i. sver^t unserer schreibang) 
Jena. Aug. Schleicher. 



vergere, valgus, ruga, pmfiog. 

Das in den veden vielfach erscheinende adjectiv vrijina 
bedeutet 1) krumm; sodann, nach einer gewöhnlichen 5b^tra- 
gung 2) trügerisch, ruchlos. Es ^nugt aii^ zwei stellen dessel- 
ben hymnus im Rigveda zu verweisen. 809, 18: 
granthim nä vi shya grathitam pnnÄna 
rijum ca gatum vrijinäni ca soma | 
^Wie einen geschQrzten knoten trenne, Ifiutemder, grade bahn 
und krumme, Soma*'. 809, 43: 

rijuh pavasva vrijinäsya hant&' 
„gradsinnig, des krummgesinnten tödter, ströme klar*'. 

Dieses v|*ijinä fuhrt uns zu der wurzel VARG und mit 
Umstellung der Dquida zu VRAG. Die erstere ist im lateinischen 
zunächst durch vergere vertreten, das wie xkUeiv und inclinare, 
die bedeutungen beugen und sich beugen hat. Noch genauer 
erscheint jene wurzel in valgus, welches wie varus (= vakra) 
zuerst krumm im allgemeinen gewesen sein mufs. Durch Schwä- 
chung der form VRAG zu VRIG gelangen wir zu dem gothi- 
schen vraiq krumm, englisch wry, erhalten nur in der stelle 
Lucas III, 5. jah vair)}i|> ^ata vraiqo du raihtamma, xeu iinai tä 
axoXid eiV ev&eiag, wo der gegensatz von raiht zu vraiq auch 
lautlich an den des oben erwähnten riju zu vfijina erinnert. 
Dieses vraiq ist im griechischen in jedem buchstaben in ^atßof^ 
krummbeinig, vertreten, das ich als entstellung von ^^ai;^o^ be- 
trachte. Hierher gehört auch das angelsächsische vre nee trug, 
und natQrlich auch das schottische wrink „a tuming or winding, 
a trick, a subtcrfuge**. 

Das angelsächsische vrincle, englisch wrinkle, ronzely falte, 
führt mich darauf auch rüga für vrunga, diesen bildungen anzo- 
reihen. 

Th. Aufrecht, 



Walter, yocaleinschiebmig im griechischen. 401 

Vocaleinschiebung im griechischen. 

(Fortsetzung.) 

xoAA-ho-f-;r-ff, xalk+a+ß-Oi; neben goth. hvairb-a 
(verto), nhd. wirb-el. Die ursprüngliche wurzelform ist 
karp, die f&r das deutsche speciell kvarp lautet. Im 
griech. ist sie in kal-a-p gespalten; das doppelte A ist 
daher unorganisch. In dem nebenworte xollaßoii f&r 
*xokß'Og^ *xo)iJi'og ist die tenuis durch den einfluls der 
liquida in die media erweicht. Im deutschen ist das wur- 
zelauslautende p (vielleicht gleichfalls durch einwirkung 
des flössigen lautes, vgl. bairg-a wrz. bhark) zu b statt 
zu f verschoben. Mit einer modificirten anwendung des 
grundbegriffes „drehen,^ die wir auch bei der gleichbe- 
deutenden Wurzel vart in vertex (wirbel, gipfel) wahr- 
nehmen, gehören femer zur wrz. karp die Wörter xoQvq^-ri 
(wirbel, gipfel), xvQß-ug (pyramidenartige pfeiler), xoQVfiß-og 
(kuppe, spitze, haarbüschel) und xgiaß-vkog (haarschopf). 
In xoQWfH^ ist die laut?erbindung Qq> (= rp) durch den 
vokal gespalten; für xogvfiß'og dagegen werden wir wegen 
der nasalen Verstärkung des wertes eine aus xa(ßßj welches 
der form xvgß^Bi^ zu gründe liegt, umgestellte wurzel kr ab 
annehmen; dieselbe findet sich auch, gesteigert (kräb) in 
XQwß-vkog, Höchst wahrscheinlich reiht sich den bildun- 
gen von wrz. karp noch xoko(p-oiv (gipfel, spitze) an; das 
A desselben verhält sich zu dem g von xogvip-ij^ wie das 
von i^kaxarij zu agdxvTi; der bei xoXofp-wv zwischen k und 
(f eingeschaltete vokal o ist offenbar d^rch den vokal der 
regelmäfsig gesteigerten wurzel assimilirt, während man für 
das V der form xogv(p'jj die nachbarschafb des diesen laut 
begünstigenden g geltend machen kann. 

axag~\-i-\-(p'dofÄai neben lat. scalp-o. Zu dieser Zu- 
sammenstellung glauben wir uns vorzugsweise durch die 
schon unter xokänTü) berührte identität der grundbedeu- 
tung beider Wörter berechtigt. — Das lat. scarifäre, 
scarif-ätio ist aus dem griech. entlehnt; seine aus der 
grundbedeutnug „ritzen" abgeleitete bedeutung „schröpfen** 

Zeitochr. f. vgl. sprachf. XII. 6. 26 



402 Walter 

empfiehlt die annähme der wurzelverwandtechaft dieses 
deutschen wertes mit axagitpaofiai^ scalpo. Als gemein- 
same grundform der worzel stellt sich hiemach akarp 
heraus, welche im deutschen umgestellt ist zu skrap; im 
griech. hat unter dem einflusse der liquida aspiration des 
ursprünglichen p stattgefunden. Vielleicht gehört mit fiber- 
tragener Bedeutung axigß-okog^ cx^gß-okiw^ ax^Qß^oXXm n 
dieser wurzel, eine annähme, die durch die analogie des 
von Leo Meyer (vergl. gr. I, s. 369) auf die wurael kart 
(schneiden) zurQckgefQhrten xegv-ofiog^ xegr-ofiiw sehr be- 
gflnstigt wird und durch die von Hesych. mit der erkU- 
rung loidogia^ ßT^aötfrifila namhaft gemachten wortßMmen 
axigaqM)g^ cx^gotf^og^ xigatf-og noch mehr an Wahrschein- 
lichkeit gewinnt — In axagupdofiai ist i schaltvokal wie 
in doXix^g. 

cx-k-o-h^ion-a^ (andere formen axokäna^^ aaxaim^j 
aaxaXdinagj letztere beide mit prothetischem a) neben 
deutschem Schnepfe. Wir halten die deutsche mit skn 
anlautende form f&r die ursprüngliche und sind der mei- 
nung, dafs mit Übergang von n in 1 griech. (TxA, gespalten 
üxoXj dem deutschen skn entspricht. Der Übergang von 
n in 1 liegt deutlich vor in TiXevfKav neben nvevfiwvj wenn 
wir dieses wort auf wrz. nvv zurückfahren (Curt. I, no. 370); 
dann mufs freilich das lat. pulmo flQr entlehnt gelten. Wenn 
Curtius a. a. o. ^die metathesis und den vocal^ g^gen den 
gedanken an entlehnung geltend macht, so ist nicht recht 
zu verstehen, wie er dies meint; denn der bestandtheil pul 
von pulmo l&Tst sich doch nimmermehr als metathesis von 
wrz. pnu vorstellen; plu fQr pnu könnte nur umgestellt 
sein aus pul f&r pun*), niemals aber aller analogie zu- 
wider das umgekehrte behauptet werden. Die slaviscb- 
litauischen Wörter für lunge (s. bei Curtius a. a. o.) seigen 



^) Dafs es wurzeln mit achtem inlautendem u giebt, unterliegt keintB 
zweifei, eben so wenig, dafs solche umgestellt werden. Beispiele sind wiz. 
gnlk, Ut. mit Wechsel Ton d und g dulk in dulc-is, gr. ^^AifK-ifc, ge- 
steigert ylntM'0<;t femer wrz. skrup in gesteigertem x^ovn-aXa neban tcnlp 
Ar sknrp in Ut sculp-öneae. 



Tokaleinschiebung im griechitchen. 403 

wie lat. pulmo zwar auch I f&r n, aber die wurzel in der 
form plu, nicht wie das lat als pul; ftkr das lit. läfst 
sich daher recht gut, wie f&r das gr. nkBvu(av^ ein Umsatz 
von n in 1 annehmen, zumal da dieser lautwechsel auch 
sonst durch beispiele auf diesem Sprachgebiete bestätigt 
wird. So Tergleicht sich z. b. lit glind-as griech. xovid- 
für xvtS' (s. oben) , wo also gl dem xv entspricht — Ein 
ausweg bliebe jedoch, das lat pulmo als acht zu retten. 
Man mQlBte pul als wurzel annehmen (das slav.-lith. würde 
dazu stimmen), diese in plu umgestellt sein lassen, mit- 
hin nkBv^iwp als die ursprüngliche, nvevjucjv aber (Übergang 
von I in n) als die entstellte form ansehen. Dann würde 
freilich nvwfjKov ftkr unsern obigen fall nicht die gewünschte 
beweiskraft haben, man müfste denn das griech. axolon-a^ 
fbr axkoTt-a^ in seinem anlaute für ursprünglicher halten 
und den in letzterwähntem falle ftir das griech. statuirten 
Übergang von 1 in n auch f&r das deutsche Schnepfe (st^ 
schlepfe) voraussetzen*). Noch leichter liefse sich helfen^ 
wenn man mit Leo Meyer (yergl. gr. I, s. 65) und andern 
vor ihm ger-men flir gen-men von wrz. gen und Car- 
men f&r can-men yon canere auffassen dürfte. Dann 
würde pul-mo aus pun-mo entstanden sein. Dafs über- 
haupt f&r n zuweilen die liquiden r und 1 eintreten, haben 
wir unter xovides gesehen; doch findet diese lautvertau- 
schung unserer beobachtung nach nur im anlaute statt, wo 
eine in dieser oder jener spräche müsliebige consonanten- 
verbindung vermieden werden soll. 

fi-|-o-l-Ai;/?-off {fAohßog^ fioXvßSog) neben lat p lu m b - u m, 
ahd. St. p 1 1 w (Curt I, no. 552). Der vocaleinschub steht ohne 
weiteres fest, wenn man mit Curtins eine auf ml anlautende 
grundform voraussetzt. Freilich ist das im lat plumbum 
f&r mlumbum zwischen der ungebräuchlichen consonanten- 
verbindung ml erzeugte, euphonische p statt des nach grie- 
chischer und lateinischer analogie (vergl. gr. ßga^-vg^ lat. 

^ Uebergaag von unprttnglichem n in 1 leigt tich im ahd. scnltara 
neben tkr. skandba, ved. skandbas (bamerosl Bopp gloM. diese zeitacbr. 
IV, 86. 

26* 



404 Walter 

brevis mit goth. ga-maurgjan Leo Meyer I, s. 386) sa 
erwartenden b aufiallig und ein zu gleichem, eophoniacben 
zwecke Yerwendetes p im ahd. bedarf doch erst der ge- 
naueren ermittelung und bestätigung. Auch die sonstige 
erklärung der formen hat ihre Schwierigkeit. Geht mao 
mit Curtius von einer grundform mluva aus, so muls man 
erhärtung des v zu {3 annehmen; eine solche .ist zwar ftr 
das griech. nicht allzu bedenklich, fQr das lat. aber (wo 
die grundform gar mlumva lauten mül'ste) völlig unerwie- 
sen. Nicht weniger noth macht das u der Curtius'scbeo 
grundform gegenüber dem i des ahd. pliw. Man kann sich 
daher versucht fahlen, das lat. plumbum zum aasgang»- 
punkt der deutung zu nehmen. Demnach hätten wir p ah 
ursprünglich anzusehen, dem im ahd. ungenau das p ent- 
spräche. Das w des ahd. würden wir nach dem beispiele 
anderer auf v, w ausgehender goth. und ahd. stanunformen 
als rest der in den deutschen sprachen beliebten lautgrappe 
gutturalis +v für ursprünglichen, einfachen guttural auf- 
fassen. Diesen müfsten wir hier mit rücksicht auf das gr. 
fjLoXvßog und lat. plumbum als g fest setzen; denn das 
griech. ß und lat. b mQiste aus diesem ursprünglichen g 
entstanden sein. Das ahd. i aber in pliw weist uns anf 
ursprüngliches a der wurzel hin (vcrgl. lih-t neben kkaxv^ 
skr. laghus lat. levis für "legvis Curt. I, no. 168). Wir 
würden also eine wurzel plag erhalten, aus der das gr. 
fiokvflog entweder durch directen Übergang des p in m oder 
durch Übergang in ia), mittelst der Zwischenstufe (fk ftkr pl 
(mit aspiration in folge der liquida) sich erklärte. So wech- 
seln ju und f in fAVQfUi^ {ßvgfia^) neben lat. formica und 
fA mit (f in afjLCtgayüv neben a(pagayeiv (diese zeitschr. 
IV, 17). Das griech. v hätte als Schwächung von a, her- 
vorgerufen durch die ursprünglich auslautende gutturalis 
(fiokvft = fAüXvy) zu gelten; für das lat. plumbum (u=a, 
wie oft) würden wir die nasalirte grundform plamba auf- 
zustellen haben. Das i der griech. nebenform fioXißog er- 
innert an das i des ahd. pliw. — Wir glauben, auch in 
l!v-eo, das wir für pligv-eo nehmen (vgl. scrfb-o ne- 



▼okaleinschiebnog im griechischen. 405 

ben yQd(f'(a fQr *axoa(p-(ti)^ wie nicht miDder in dem deut- 
schen bleich, die wir mit plumbum, pliw fQr verwandt 
halten, eine stütze der von uns als ursprünglich erschlösse* 
nen wurzelform plag zu finden. 

ax+a+Ai7<jp-i^ (nessel). Das gleichbedeutende lat. la- 
mium, obwohl es von der äufseren ähnlichkeit mit dem 
griech. worte nur wenig bewahrt hat, scheint uns dennoch 
mit recht verglichen zu werden. Das im griech. worte an- 
lautende- a muls für prothetisch gelten, so dafs die durch 
das zweite a gespaltene gruppe xk den ursprünglichen an* 
laut bildet. In der lat. form ist von dieser consonanten* 
Verbindung nur die liquida geblieben; in dem m von la- 
mium liegt entweder der anlaut eines Suffixes vor, in wel» 
chem falle lamium für lab-mium stünde (b vor m ge* 
schwunden in glüma für glub-ina von glüb-o, squ&ma 
fQr squab-ma von wrz. skabh in scab-o, scab-er, 
scab-ies, wie das deutsche schuppe von derselben wur* 
zel), oder wir haben einen Übergang von b (=s urspr. bh) 
in m anzuerkennen, wie ein solcher namentlich durch die 
worte grem-ium (schoofs), germ-änus (leiblich), die wir 
auf die wz. garbh von skr. garbha zurückfahren, wahr*- 
scheinlich wird. Im griech. entspricht diesem garbha be- 
kanntlich d£Ar/t;-^% wovon a^e^^d^* stammt, wie sagarbhya 
von garbha; im lat. germänus ist, was im skr. und 
griech. deutlicher durch das präfizsa=a, durch das blofse, 
die angehörigkeit bezeichnende, suffix -ano ausgedrückt; 
so stimmt germ&nus der ableitung nach genau mit unse« 
rem deutschem worte leib-lich. Formell näher als gre- 
mium schliefst sich der aus germänus in dem sinne des 
skr.-wortes zu ermittelnde stamm germo- an garbha an. 
Wir benutzen die gelegenheit, um unsere ansieht über die 
im griechischen und lateinischen den begriff „Zwillings-^ 
ausdrückenden Wörter SiSvfiog und geminus darzulegen. 
Beide nämlich gelten uns fQr sprossen einer wurzel gam, 
deren züge der lateinische abkömmling am ursprünglichsten 
überliefert hat. Diese lautet mit fibergang von g in d, wie 
er in dem eben erwähnten StXffvg^ dSilfpog fest steht, griech. 



406 Walter 

dam; in dem t; der griecb. form erkennen wir eine nadi- 
iRrirkung des ursprünglich anlautenden gutturals der wurseL 
Die silbe dt von SiSvfioq ist — dies scheint mit gewilsheit 
aus dem lat. trigeminus und dem griech. rgiSvfiog so fiil- 
gen — das zahladverbium Sig. Dem lat. gem-i-nus stdk 
sich wegen der gleichheit des su£ßxes enger die griech. ne» 
benform SiSvfi-vog zur seite. Die wurzel dieser Wörter ist 
▼ielleicht die im lit. neben indogerm. gan (erzeugen, ge- 
bären; s. Curt. I, no. 128) auftretende wurzel gam. Eine 
lautlich zu diSvftog genau stimmende analogie bildet das, 
unseres wissens, etymologisch noch nicht erklärte 8vw'afiatj 
insofern es auf die in allen indogerm. sprachen Terbreitote 
Wurzel gan (erkennen; Curt I, no. 135. L. Meyer ver^ 
gramm. I, s. 407) zurQckftkhrt. In der geltung, welche 
diese wurzel in Svi^afiai bat, erscheint sie namentlich noch 
in dem deutschen ,,ichkann;^ aber auch das lat. gni-vus 
(i-gni-Tus) und das davon abgeleitete n&vare (Ar gni« 
vare) weisen auf diese entwicklung der gnindbedeatong hin, 
indem in diesen Wörtern der begriff des könnens zu dem 
des thuns gesteigert ist*). Wir halten also die wurzel Svu 
von di-dvfji'OQ fQr eine griechische modification der wurzel 
gam im lat. gem-inus, wie die wurzelform Svv you Svr* 
"Oßtai (hinsichtlich der praesensbildung vgl. x^ifi-afiai von 
wrz. kram Curt. I, no. 125) flQr eine eben solche der be- 
treffenden indogerm. wurzel gan. 

yjj^l-hcc+cp'dü) (berühren, betasten). Wir vergleichen 
lat. palp-are (klopfen, streicheln) und setzen das griech. 
wort dem lat. formell völlig gleich, so dafs also die wurzelform 
tfßfjXaip aus tfifjXTTj dem gesteigerten i/;aA;r, zerdehnt ist (vgl. 
die wurzelform ijksx in rjkBx-tQov flQr Tjkx aus wrz. ark). 
Das <p verdankt seine entstehung dem aspirirenden einflusse 
des ursprünglich mit dem 7t zu einer lautgruppe verbunde- 
nen A. Der beiderseitige anlaut (griech. xp, lat p) läfst auf 
einen ursprünglichen sp schliefsen. In dem lat. worte er- 

*) ähnlich in dem gr. tto-U«» von wn. pa (Teimdgen) in Ut. po-tit 
(posinm), zu d«r anch pa-trare, imp«-trar« g«h9rt. -»i« ■* onpiUngL 
'jirni, wie in lat. vieo neben skr. Ta- jftmi. 



Tokaleinschiebnng im griechischen. 407 

kennen wir eine Weiterbildung der wurzel pal für spal in 
pell-ere (eig. berühren), wie in dem griech. eine solche 
der Wurzel tpak (ftkr spal) in yjak-ko) (berühren, betasten) 
und xpak'daau) (glbd.). Die ursprüngliche bedeutung dieses 
Wortes und seine enge Verwandtschaft mit xfßdXXw geht be- 
sonders aus der dichterischen anwendung desselben auf ge- 
wisse Verhältnisse, f&r die ganz entsprechend auch tffdlXw 
gebraucht wird, hervor. So stimmt z. b. sagittam pellere 
zu ro^ov vivgdv tpakkstv, ffeXog ix xigaog xfjdXXuv^ nervös 
in fidibus pellere, nervös ad carmina pellere, lyram pellere 
zu x^gdfjv ^dkXuvj xi&dgav xpdXXuv u. a. Für das lat. 
palp-ebra (augenlid) aber und palp-itare (zucken, zap- 
peln) gehen wir auf eine, mit jenem spal zwar gleichlautende 
und auch in der Weiterbildung damit übereinstimmende, aber 
keineswegs identische wurzel zurück. Diese letztere lautet 
älter spar und liegt am ursprünglichsten vor in gr. anaig-w^ 
oh-cnatQü) (zucken, zappeln) und skr. sphur-ati (zucken). 
In einer durch verlust des anlautenden s und Wandlung von 
r in 1 modificirten gestalt erscheint sie in ndk^kw (schwin^ 
gen), altlat. poll-ere (pila ludere) und mit bewahrung des 
ursprünglich anlautenden s, aber durch dasselbe herbeige- 
ftkhrter aspiration des p (wie in sanskr. sphur) in acpcuga 
(ball), mit welchem, mehr noch aber mit dem glbd. ndXXa^ 
das lat. pila in der auf diesem gebiete herrschenden form 
der wurzel übereinkommt (vgl. Curt. zeitschr. III, 413f.). 
Was die bedeutung anlangt 5 so stimmt ndXkw besonders 
im medium in manchen beziehungen vollständig mit anaipw^ 
aanaigw^ lat. palpitare überein. So wird es namentlich 
auch wie danaigoi und lat. palpitare von der hüpfenden 
Bewegung des herzens (vgl. in demselben sinne lat. salire), 
vne das subst naXfxog von dem heftigen gehen des pulses 
gebraucht. 

Ttakdaau) (besprengen, bespritzen) neben lat. sparg-o 
(sprengen, spritzen). Als wurzel setzen wir spark an, da wir 
einerseits lat. spurc-us, andererseits skr. spr^-ati (tan- 
gere) für verwandt halten. Der begriflF„ berühren,* welcher 
jedenfalls der ursprüngliche dieser wurzel ist, ging zunächst 



4iS WaIut 

in deo der beoeUendcn {mA das fkr.-wort xeigl die be» 
deotoDg aqua taogere), weherluD aber in den der besnddii» 
den berühning Ober, der in dem lat. sporc-as der aoi- 
adbKefriich nur gekmig gekommene isL Eine begriffliehe 
analogie Ineiet die wnrzel tag (berikhren) in Inft. tang-ere, 
welches die bedeatong jpbenetzen,* in den oompoaitia coa- 
-tig-io, coo-ta-miDare f&r coD-tag-minare aber dei 
begriff phymscher und moralischer Temnreinigiing hat. Am 
dem deatschen ziehen wir das wort fleck-en hieher, wel- 
ches eben so wie das gr. naXaöGta gegeoQber der laL nnd 
dv.-warzelforin spark das ursprünglich anlautende s rer- 
loren hat. Auf eine andere wurzel, so daCs wir also Jenes 
spark nicht als eine Weiterbildung derselben dnrch das 
dement k ansehen, nämlich auf eine wurzel spar fUnen 
wir das gr. tiuX-vw} (aufstreuen, bestreuen) zurück. Deren 
nrsprQngliche bedeutnng scheint uns „werfen'' zu sein, 
welche im lat. sper-no, a-sper-nari in den sinn «Ter- 
werfen' übergegangen ist. Am ursprünglichsten in fom 
und bedeutnng glauben wir diese wurzel spar erbalten in 
gr. antig-w (s&en). Dafs der begriff ,, werfen' in den dei 
streuens sich modifieiren kann, zeigt deutlich lat. aero fllr 
si-so von wrz. sa (werfen). Diese wurzel sa ist auch fllr 
die bedeutungsentwickeluog iu lat. sper-uo instructir, in- 
sofern gr. ad(ü^ atj&w auf dieselbe zurückgehen (s. L. Meyer 
▼ergl. gr. I, s. 339) und mit ihrer bedeutung „sieben, sieb- 
ten' auf den begriff des „absonderns, trennens' überleiten, 
welchen sperno in seiner vorclassischen anwendnng aut- 
weist (se ab aliqua re procul spemere^ segregare speme- 
reque se ab aliquo). Der dem gr. naX-vvoi zu gründe lie- 
genden nebenform der wurzel spar (nämlich pal) gehören 
auch die lat. Wörter pal-ea (spreu) und päl-ari (sieb 
zerstreuen) an, mit der dem lat. sper-nere nach dem äl- 
teren spracbgebraucbe eigenthümlichen , aus dem auftngli- 
chen begriffe „werfen' hervorgegangenen bedeutung dieser 
wurzel „absondern, trennen'*). Das lat. spur-ius dagegen, 

*) Lat. dif-pal-eicere (Ubermll bekjinut werden) hat. wie wir gUabtn, 



vokaleinschiebung im griechischen. 4ü9 

welches man mehrfach fbr verwandt mit lat. spernere 
gehalten hat, bringen wir mit der wurzel von gr. tioq-vos 
(ftr ^aTiog-vogjj nog-vri in Verbindung. — Wir bemerken, 
dafs die vergleichung von nakaaaw mit lat. sp ärgere, 
ahd. fleccho schon von Benfey (gr. wl. 11,81) angespro- 
chen, sowie auch der Zusammenhang von Tiakvvu) und sperno 
wenigstens angedeutet ist, aber ohne strenge erwägnng von 
ursprünglicher form und bedeutung. 

anagdaam neben lat. truc-tdare. Die wurzel beider 
Wörter lautet entweder spark, oder mit specieller berOek*" 
sichtigung der lat. wortform sprak. Ersteren falls ist im 
griech. die auslautende consonantenverbindung rk, bei der 
anderen annähme dagegen die anlautende spr durch einen 
eingeschobenen vokal gespalten. Der ursprüngliche anlaut 
der wurzel sp ist im lat. zunächst zu st umgestaltet, weiter 
aber durch den abfall seines s verändert. Ursprünglich an- 
lautendes sp, welchem öfter das griech. ein i//, ein m (z. b. 
nrt/o) neben lat. spuo) oder ein ötp gleich setzt, ist im lat. 
mehrfach zu st geworden*); so in stud-eo neb«n griech. 
an&üS'-w^ in (con-)ster-nare (scheu machen), (cön-)ster- 
-nari (scheu werden) neben glbd. griech. nrvQ^uv^ ntv^ 
^ea&ai (für onvo-aiv etc.), stingu-ere neben gr/ptviy^Biv 
(für (y?iy*y-€iv), stur-nns neben gr. xpdg^ ster^-nn^'^ere ne- * 
ben gr. nTccQ'W'a&ai (fQr anaQ'Vv-a&ai\ strittare (lang«- 
sam einhergehen) fQr stric-tare neben gr. nliaau (schrei- 
ten) fQr nXix-ydt)**). Diesem sp imd seinem griechischen re- 
praesentanten stellt das lat. mehrmals ein einfaches t zur 
Seite, so in tnrg-Sre neben anagy-dia {nehenform aq)gty^düß\ 
in talpa (wahrscheinlich reduplicirte form) neben andk-a^ 
(d^andk-a^)^ in atpvgov (knöchel) neben tälus und so auch 

mit dis-p&l-ftri (dem comp, von p&l-ftri) nichts gemein, sondern ist mit 
päl-am (dem adverbialen acc. eines adjectivstammes p^lo-) von einer wnrzel. 
pal am hat in den ausdrucken palam esse, palam facere, p^am fieri die fllr 
nnsere herleitung von dispalescere in's gewicht fallende bedentong „offen- 
kundig, bekannt^ 

*) Die Vertretung von urspr. sp durch st kommt auch im skr. und im 
griech. selbst vor; so erscheint skr. sh(iv-ati neben lat. spu-o gr. ttti;-«, 
gr, ApK» neben irr/a. 

*♦) Vgl. nXiyfuty nU^ (adv.); äJUS und nli^f;^ ti; nAi^ok« 



410 Walttf 

10 truc-tdare neben anagnaoa. Was die bedeutm^ an- 
langt, so stimmt truc-idare mit anagaaoo} nicht nur ii 
der eigentlichen überein, sondern trifft auch in mehrefci 
beziehungen übertragenen sinnes mit dem griech. werte n- 
sammen. So heifsen beide einmal ,,vemnglimpfen, achni- 
ben'^ (man s. die lex.), dann „zu gründe richten^ (fenoie, 
Iciflaig). Die form betreffend, so ist traci-dare eine b3» 
düng wie formi-dare. In dem i derselben erkennen wir 
den character der mit diesem vocale abgeleiteten conjogar 
tionsclasse. Wir meinen also, dals trnct-dare ein pri- 
mitives verbum *truc-io voraussetzt, an dessen atamm 
auf t das sufBx -do, wie häufig an verbalst&mme aacierer 
art, angetreten ist Diesen conjugationscharacier t- aber 
identificiren wir mit dem praesensbildenden urspr. -ya(\8te 
pers. lat. -io, gr. -yo), urspr. -ya-mi), womit das gr. ana" 
gäaoM (aata = x-yuf) abgeleitet ist, so dafs nunmehr trnci- 
dare durch die gleichförmige bildung in seinem primitiTSD 
theile sich mit anagdaata noch genauer berührt Bekanntlich 
ist ein theil der mit jenem demente -ya formirten Terbal- 
stämme durch die vokalisirung des y im lat. in die t-conjuga- 
tion übergetreten und hat somit das gepräge abgeleiteter 
verba erhalten, so z. b. ven-io für gven-io neben gr. 
ßaiva» fdr ßav-yu) AU8 yav-t/ü)^ sal-io neben gr. aXkofiai aas 
ak-yo-^at, pav-io neben gr. natu) für nof-^fo (ver^. id^m 
:=: skr. svid-yä-mi), gloc-io neben xkoi^at fllr xXätx^m 
u. a. Dafs wir aber in dem f von trucf-dare mit recht 
den character der i-conjugation finden, beweisen lat bil- 
düngen wie frige-do, torpc-do, mulcc-do von stam- 
men der e-, und gr. wie aralrrÖtov^ dXyrj^öcip^ xr^kfj^uf 
von solchen der a- und £-conjugation, welche zeigen, dais 
eine derartige derivation überhaupt nicht ungewöhnlich ist*). 

*) Zu dem primitiv von formi-dare vergleichen wir in betreff der 
Wurzel, Verbalbildung und grundbedeutung skr. bhram-y&-mi. Zar ertiel- 
Inng der begriffsentwickclung erinnern wir an griech. ncdl~ta&at («)#//i<iri) 
von wr2. ursp. 8par(8kr. »phar vibrarc, sphnr tremore) nnd wegen der »pe- 
ciellon bcdcutnngsart des Akr.-wortew «umherirren, umhemch weifen,* die aos 
dem ursprünglichen Mun der wurxel bharm (nkr. bhram) circumvolvere, 
vibrarc, rotare «ich crgiebt, an gr. ^iii^i-oi und (iiu{J-ni(aty wo wir die gleich« 
begriffsenUtebong wahrgenommen haben. 



vokalemschiebnng im griechischen. 411 

<rT£p-h<-f-(]p-o^ (starr, steif, fest; anfruchtbar), arepicp-vot^ 
(dasselbe) neben ari^-oq (auch argiip-og^ ntr., leder, feil), 
OTfUfrwg (dicht, fest), argirf^vog (hartes, sehniges fleisch). 
Die worzel aller dieser Wörter lautet starbh, deren aus* 
lautsgmppe in arioKpog durch ein eingeschobenes i gespalten 
ist. Mit Verlust des s erscheint dieselbe in ri()^-og, der ne- 
benform von ariQfp'og^ und in dem deutschen derb (vgl. 
deck-e wrz. urspr. stag, skr. sthag, gr. arsy und rc/, 
lat. teg, femer dreck neben lat. sterc-us), aber auch, 
und zwar in einer mehr ideellen auffassung, in griech. 
Tagg>'Vg (dicht, h&ufig) und rägff-og (dickicht). Ein seiten- 
stflck zu TaQ(p'Vg ist nvx-vog (nvxivog) von wrz. pak (fest 
machen) in gr. n^y-vvut und lat. pang-ere. Wir halten 
jene wurzel starbh fQr eine erweiterung der Wurzel star 
in gr. ateg-eog (starr, hart, fest), att^Qoq (starr, hart, fest, 
anfruchtbar), crtiQog (unfruchtbar) und lat. ster-ilis, wozu 
uns der begriff des unfruchtbaren , welcher in atiQiq>og über- 
einstimmend mit avB^^og^' arelpogy sterilis vorliegt, genü- 
genden grund gibt. Auch das lat. torp-£re (starr, steif 
sein) betrachten wir als eine, jedoch von der wurzelform 
starbh, tarbh unabhängige Weiterbildung dieser wurzel 
Star. Der wurzelform starp, welche unserer ansieht nach 
dem lat. torp-£re zu gründe liegt, gehört höchst wahr- 
scheinlich auch das ahd. stirb-u (sterbe) an. Gewifs hat 
Curtius (I, no. 222) recht, wenn er meint, dafs sterben ei- 
gentlich erstarren heifst. Dafs wir ahd. stirb-u nicht, 
wie es formell näher zu liegen scheint, mit der wurzelform 
starbh identificiren, dazu veranlafst uns die bedeutung der 
WZ. starbh, welche das gebiet des eigentlichen begriffes nicht 
verläfst, während die ursprüngliche bedeutung von ahd. 
stirb-u trefflich zu der von lat torp-ere sich schickt. 
In der form aber verhält sich wrz. tarp : starp = tarbh 
: starbh. Der lautliche anstofs, welchen das b von ahd. 
8tirb-u erregt, ist kein erheblicher. Auch goth. hvairb-a 
(drehe) steht neben wz. karp (kvarp) in gr.xoilAo;i- wirbel*). 

*) f. oben. 



412 Walter 

a^-i^vänv neben vänu. Aus dieser nebenform, wdche 
fQr avänv stehen mufs, folgt der vokaleinschub ohne m- 
teres. Wie hier, eben so ist <t vor v abgefallen in st. yif*, 
lat niv- (schnee) von wrz. urspr. snigh (schneien), in M. 
vtVQO' (sehne, schnür) = grundC snarva, in vita (schwimm^ 
skr. sn&umi (fliefse, tropfe) von wrz. arspr. snu (fliefiMi, 
schwimmen), in vdoi (fliefse), skr. sn&mi (bade mich), kl 
n&re, natura (schwimmen) von wrz. urspr. sna (Aiebm, 
sich baden, schwimmen), in st. wo- (schnür, Schwieger- 
tochter) = grundf. snusa-. 

&vlaxog (sack, plur. weite hosen) neben lat brAcae 
(weite hosen). Wir schlielsen aus beiden woribildaageD 
anf eine wurzel dhark, dhrak und glauben, dafs die er^ 
stere wurzelform dem gr. itikax-og zu gründe liegt, wlib- 
rend das lat. bräc-ae der zweiten angehört. Dals wir 
nicht auch das gr. i^Aax-o^ auf die wurzelform dhrak 
zuröckfbhren, wozu uns die genauere übereinstimmong des 
griech. wertes in diesem falle mit dem lat. bewegen könnte, 
geschieht darum, weil wir den einschub eines langen i; f&r 
bedenklich halten, dieses dagegen aus einer wurzelfonn 
dhark sich leicht erklärt Bekanntlich schwächt das skr. 
die silbe ar, al häufig zu ür, ül, und zu dieser erschei- 
nung finden wir eine analogie in dem gr. &vlax*ogj so da& 
also die wurzelform dhark zunächst zu dhürk geschwächt 
dann aber in ihrer auslantsgruppe zu dhür-a-k gespalten 
ward. Das ursprOnglicbe dh der wurzel ist im lat durch 
b vertreten, eine Vertretung, welche im lat aufserdem mehr- 
fach nicht nur die labiale, sondern auch die gutturale aspi- 
rata erfahren hat. So steht z. b. bit-ere (gehen) neben 
gr. (poirdw, bil-is (galle) neben lat fei und gr. ;^oi-i7*), 

*) Warum CartiuR I, no. 200 die zuMmmengehörigkeit von lat. bflit 
mit lat. fei und gr. ;^oAiJ nicht gelten lassen will, neben wir keinen gnmd 
ein. Wenn es da« lange i von bflis ist, welches ihm bedenken erre^, mi 
nehmen wir gclegenhcit, einige dergleichen Hillc aus dem lat hier anzufllbren, 
wo f auf ein ursprüngliches a zurückzuführen ist. So ist dies der fall io 
ir-a ffom) ftir »hlr-a aus ghfr-a neben gr. /öJl-o,-, in hJr-a (darm) nebca 
gr. /../-a; und /ÖA-iJ, in tir-o UntUnger, iieuling) neben skr. tar-una (zart, 
jugendlich) und gr. t*(>-»;i' (zart), in spir-a (gewundenes) neben ijr. mrlun 
ftlr ann/'tfa wrz. spar (vgl. «rna^i-ioi- strick, cnt\>^i^ korb, lat. spor-t«. 



vokaleinschiebung im griechischen. 413 

bla-tire und bla-terare (plappern^ schwatzen) neben 
griech. wrz. q>Xa in (fU-dtav (schwätzer) und (fl^-voe (ge- 
achwätz), balt-eu8 (gürtel) neben goth. gaird-a. 

XQOfA-^O'-hS'og (das knirschen der kinnladen, II. 23, 
688) neben lat. frend-ere (mit den zahnen knirschen). Die 
genaue Übereinstimmung der bedeutung in beiden Wörtern 
berechtigt uns auch zu einer völligen identificirung der- 
selben in der form. Wir nehmen also zunächst an, dafs 
lat. frend-ere f&r frem-dere steht, wie sich aus dem 
griech. xQOfi^aSos mit nothwendigkeit ergibt. In dem 8 
aber, dem lat. d erkennen wir ein ampliatives element, an- 
gefflgt an die gleichfaUs aus dem griech. worte folgende 
primäre wurzelform ghram, im griech. mit hülfe eines 

spor-tula korb, körbchen), in scrib-o neben gr. ^^a^-w, in friv-o Ins (zer- 
brechlich) neben griech. e^qav-ia (zerbrechen) wrz. dhru (vergl. lat. frnstnm 
brocken in der form mit ^qavain^, fr !t-o1u8 im sufBx mit ^^ai^-^o«» 
^Qa\>-X()<i) , riv-u8 (bach) itlr ♦srlv-os wrz. sru (flieften), in stiv-a 
(pflagperze) wrz. stn in gr. oTv-m (richte anf; vergl. «rru-Xo? Bftnle, axo^a 
aÄolenhaUe; aiav^oq pfähl; skr. sthfty-aras fest; lat. in-stauro, re- 
stauro wiederanstellen, wiederherstellen), in welchen drei beispielen die silbe 
iT einem ans wnrzelhaftem u gesteigerten, ursprünglichen 4v entspricht; fsmer 
in 0clp-io (stab) neben gr. frx^n-wf nnd axfn-mrf in sf c-a (deich), stc-Sii» 
(sichel) neben sec-&re, in mil-es (soldat), wrz. mal, mar in lat. mir-miilo 
(kKmpfer; redupb'cirt), skr. mall a (pngil), gr. a-/aUa (kämpf), fidq-rapicu 
(kftmpfim) , in in-cflare (schelten , tadeln) neben gr. i^kaXim (yorwerfen), 
in stfp-are (stopfen) neben gr. axttf-m (iUr ajtn-Wt eig. dicht, fest, voll 
machen, vgl. im-ffTitpot anfüllen, im'ffttq)fiq voll), üjuf-oq (häufe, schaar), 
trrup-^oq (dicht), tib-ia (die vordere rGlurä des Unterschenkels, das schien^ 
bein) neben tub-a (röhre) und tub-us (röhre), wo u sicherlich üix o steh^ 
und in dieser geltung, wie oft das gr. o, Vertreter von ursprünglichem 4, dem 
gesteigerten a ist; weiter in lic-ium (trumm, faden) neben lac-inia (sipfiBl), 
lic-iuium (faserwerk, charpie), in stir-ia (eiszapfen) von wrz. star (starr 
sein), in fl!g-Sre schlagen (affligere, confligere, infllgere, profH- 
g&re) neben flag-rum, flag-ellum (geifsel, peitsche), in trtc-ae (itnke) 
wrz. tark (drehen) in lat. torqu-eo (drehen, krümmen, quftlen) vgl« unser 
rank neben renken, in com-pfl-&re (plündern, berauben) ftir -sptl-ftre 
wrz. spal (eig. abziehen) in lat. spol-ium haut, fdl, beute (wovon spoliare) 
nnd gleichfalls mit mangel des s in lat. pellis, gr. nü).a (feil) veigl. noch 
%piX-6q (entblöfst) wurzelform psal für spal; auch gr. jiU-o; (filz) und lat. 
pfl-eus (filzhut) gehören dazu, wie aus dem deutschen filz neben feil sich 
ergibt; in fl -ex (immergrüne eiche) neben skr. har-i, har-it, har-ita(grün) 
nnd lat vir-idis (fUr gvir-idis), in ob-liqu-ns (schief, schräg) neben 
gr. Xlx'Qioq (quer, schrflg), loloq (qner, krumm), lat. luxus (verrenkt), in 
frtg-ere (rösten, dörren) neben skr. wn. bhfj, bhrajj (rösten, braten) und 
gr. (pf^vy^u (dörren, rösten), inscrtp-ulum (kleinlgkeit) neben gr. »-Mf^iß-^q 
(genau), lat scrüp-nlus (spitzes steinchen, bedenklichkeit) und deutsch 
scharf. 



412 



a^i^vänv neber ^^^ m eiugi 

för avanv stehen m;i wodurch 



teres. Wie hier, eV.|. ^ ^^ 

latniv- (schneeV^- *- *" ^ 

vwQo- (sehne, ac? 



I- 



' \% \ 



skr. sn&umi / s J 

schwimmen) | ^' ^ <k 

n&re, nat/9 

rieh bad,;' . tom-dei, 

toohterV - c/>n-dire (eig. au. 

^ . kam in gr. xo.a-i^co (besorge^, 

^ (Wasserblase) neben lat. ferv-eo (sieden, 

g^ •üsen) fttr *fergv-eo wrz. bharg. SchVie&en 

y ^-(jpdiv/-, was sich wegen des genaueren zusammen- 

jrens der bedeutungen besonders zu empfehlen scheint, 
gueh in der form eng an das lat. ferv-eo an, so müssen 
ifir das i; des Wortes f&r eingeschoben halten; ziehen wir 
dagegen vor, es an (pkiy^a) (brennen) anzulehnen, weichet 
oiit ferveo zwar wurzelhaft ^identisch ist, aber nicht die 
diesem eigenthQmliche bedeutungsmodification aufweist, so 
werden wir das o f&r eingeschoben ansehen. Die griedb. 
wurzd tplBy ib (pXiy-ta erscheint alsdann in einer unbedea- 
tenden lautveränderung, mit dem in der umgegend von gut- 
turalen beliebten v. Die wurzel von ferv-eo ist, wie das 
erstere bereits angedeutet worden, nicht nur dieselbe wie 
in griech. (fX^y-ia^ sondern auch einerlei mit der von lat. 
flag-r&re und fulg-eo. In der bedeutung steht flag-rire 
(brennen, lodern) treuer zu dem gr. (fXiy-üi (flamm a, gr. 
iploy-, flamme), während lat. fulg-eo (leuchten, blitzen) 
sich näher mit skr. bharg-as (glänz) und bhräj-d (glän- 
zen, leuchten) berührt. — Die bei der letzteren annähme 
(formelle Übereinstimmung mit tpkky-ui) aufgestellte warsd- 
form ^Xvy finden wir thatsächlich in (pX\ni''Xlg^ tpXvjt^xmißa 
(blase) und oivo-tpXvy- (weintrunken), wo sie Curtias (I, 
no. 412 d), wie es scheint, für eine Weiterbildung der wrz. 



414 Walter 

zwischen jenem and dem wurzelauslaute m eingeschobenea 
vokals, im lat. dagegen unmittelbar, wodurch ein flbergang 
des labialen nasals m vor dem dentalen d in den nasal des 
entsprechenden organs, n, veranlafst ward. Dafs dieses pii- 
mitive ghram mit der wrz. ghram in ;|f()£fi-i^ai, ;|r^e^-l9«i, 
XQifi-€tau)j ;(f(>6ii-€r/£a) (wiehern) zusammenfalle, ist trots der 
lautlichen gleichheit wegen des Zwiespalts der bedentoogHi 
zweifelhaft. Ganz ähnlich wie fren-dere gebildet ist ton- 
dere (abschneiden, scheeren) f&r tom-dere von wrx. tarn 
(schneiden) in gr. rifi-vio und con-dtre (eig. aufbewahren) 
fbr com-dtre von wrz. kam in gr. xofA^iyo} (besorgen, ao^ 
beben). 

noiA'ffoXvy- (Wasserblase) neben lat. ferv-eo (siedeoy 
wallen, brausen) ftlr *fergv-eo wrz. bharg. ScUie&en 
wir noiA'ifoXvy-^ was sich wegen des genaueren Zusammen- 
treffens der bedeutungen besonders zu empfehlen scbdnt, 
auch in der form eng an das lat. ferv*eo an, so mOasen 
wir das v des wertes f&r eingeschoben halten; ziehen wir 
dagegen vor, es an (pkäY-o) (brennen) anzulehnen, welches 
mit ferveo zwar wurzelhaft ^identisch ist, aber nicht die 
diesem eigenthQmliche bedeutungsmodification aufweist, so 
werden wir das o fQr eingeschoben ansehen. Die griedi. 
wurzd qfX^y in (pHy-oi erscheint alsdann in einer unbedeu- 
tenden lautveränderung, mit dem in der umgegend von gut- 
turalen beliebten v. Die wurzel von ferv-eo ist, wie das 
erstere bereits angedeutet worden, nicht nur dieselbe wie 
in griech. (fXiy-w^ sondern auch einerlei mit der von lat. 
flag-r&re und fulg-eo. In der bedeutung steht flag-räre 
(brennen, lodern) treuer zu dem gr. tfXiy-u) (flamma, gr. 
ifXoy-^ flamme), w&hrend lat. fulg-eo (leuchten, blitzen) 
sich näher mit skr. bharg-as (glänz) und bhräj-d (glän- 
zen, leuchten) berührt. — Die bei der letzteren annähme 
(formelle Übereinstimmung mit (fkäy-u)) aufgestellte wonel- 
form ^Xvy finden wir thatsächlich in ^Avx-r/^, tpXvTt^xcuifßa 
(blase) und olvo'fpXvy- (weintrunken), wo sie Curtios (I, 
no. 412 d), wie es scheint, f&r eine Weiterbildung der wrz. 



vokaleintchiebung im griechischen. 415 

€pXv (sprndeln) ansieht*), und zwar in dem letzteren worte 
mit einer auch unserer anschauung nicht fremden Übertra- 
gung des brandes auf die hitzige erregung durcli geistige 
getränke, wo die auffassnng des grundbegriffes der bedeu- 
tung von ferv-Sre ziemlich nahe kömmt. Uebrigens steht 
der Übergang des begriffes brennen in den des wallens 
nicht vereinzelt da; auf lateinischem boden wenigstens hat 
die wnrzel idh (brennen) in gr. ai&'O) (zünde an) diese be- 
deutnngsnüance an dem worte aes-tus (hitze, wallung) 
ausgeprägt. — Wir sahen nun zwar, dafs die gr. wurzel- 
form (pXvy in den Wörtern nofi-cfoXv/j (fkvX'taiva und 
olv6^q>kv/' den in dem verwandten lat. ferv-^re ausge- 
bildeten begriff fast erreichte; den eigentlich griechischen 
Vertreter aber des lat. fervSre glauben wir in ßQaC-ta 
(ßgceaa-ai) zu finden, welches uns fÖr ßgay-yta und weiter- 
hin fbr (pQay-yta steht. Die dentale tempusbildung in ftgaC-d^ 
bei ursprünglich gutturalem wurzelauslaut desselben darf 
dieser vergleichung nicht hinderlich sein; sie findet sich 
mit der gutturalen vereint, z. b. in agna^a (vergl. auch 
aqnay^ raubend, agitay-rj raub), in ßaard^u) (vgl. ßdorayfia 
last) und in igS-w (.^egS-o) neben wTz.^iQy in pf. i-ogy-a 
f. ^B^^ogy^cij ^äffti {. ^gty-yta und igy^ov f. ^sgy-ov urspr. 
varg (thun). Das ß aber von ßga-^w ist durch den ein- 
fiuls der benachbarten liquida aus q> ebenso geschwächt, 
vrie wir dies im anlaute auf unverkennbare weise wahrneh- 
men bei ßgifA-'fo (brausen, rauschen) neben lat. frem-^re 
und gr. (pgifi'äwj ^gi^-daaofiai (schnauben). Was die son- 
stige bildung des wertes nofA-tpoXv^ anlangt, so ist die silbe 
nofA' derselben reduplication, welche bei den die liquida r 
oder 1 enthaltenden wurzeln durch die nasale m oder n be- 
vrirkt wird. Wir wenden uns nun noch zu einer beurthei- 
Inng der von L. Meyer (vgl. gr. I, s. 75) mit nof^poXv^ 
aufgestellten vergleichungen. Nach ihm soll dieses wort 

*) Hier ist aber, so weit sich erkennen lUTst, der begriff des wallenden 
flberfliefsens ans dem des strotzensi der ttberÜÜle entwickelt, wiUirend er in 
nnserem wortkreise ans dem der auftreibenden glnth hervorgeht. 



416 Walter 

nicht nur mit lat. bulla (blase), sondern auch mit bulga 
(ranzen) verwandt sein. Allein bulga ist unserer ansicbl 
nach vollkommen richtig mit dem deutschen balg verein- 
bart worden (Benf. wL 11,38); f&r bulla aber haben wir 
mit Pott (et. forsch. I, 213) das gr. ßo^-ßvl-idr und das 
lit. bum-bull-is in betracht zu ziehen. Wl. I, 681 hat 
nun Benfey das lat. bull-ire unseres bedünkens trefiend 
mit dem deutschen quell- an verbunden und beide auf die 
skr.-wurzel jval (flammare, flagrare) zurückgeführt. Wenn 
er freilich bull-ire von bulla trennt und dieses (U, 304)| 
sich an die secundäre bedeutung „buckel^ haltend*), mit 
einer ganz anderen wortkategorie iu Zusammenhang bn'o^ 
•o hat er damit das einfachste sachverhältnifs verschoben, 
welches sich so darstellt, dafs bull-ire (blasen werfen) de- 
Dominativ von bnll-a mit der primären bedeutung «blase^ 
ist. Die ursprüngliche form jener skr.-wurzel lautet gval 
und ist im deutschen quell-an auf das treuste abgebildet; 
in dem griech., lat. und lit. liegt sie in veränderter form 
vor. Die silbe va nämlich derselben ist zu u geschwächt 
und ihr g in den drei sprachen übereinstimmend in b über- 
gegangen. Es ist dieser lautübergang ein im griech. und 
lat. anlaute durchaus nicht seltener; für das lit. haben wir 
früher schon ein derartiges beispiel in den Wörtern bezd-a 
(ein wind), bezd-u (einen wind lassen) neben dem lat 
vis-io, vis-ium kennen gelernt, wo die wurzel ursprüng- 
lich gas war. In dem doppelten 1 des lat. und lit. haben 
wir ohne zweifei ein assimilationsproduct aus dem achlie- 
fsenden 1 der wurzel und einem mit n anlautenden nominal- 
sufBxe, in dem deutschen dagegen mit einer eben solchen 
praesensbildung zu erkennen (wegen des deutschen 11 ftr In 
vgl. goth. fuUa (voll) neben skr. pür-na, lat. pl6-na-s, 
vulla (wolle) neben skr. ürnä aus varnd). Das griech« 
und lit. wort sind auf regelmäfsige weise reduplicirt Si- 
cher aber raufs wiederum das deutsche wall an, welches 
Benfey wl. I, 681 ebenfalls auf die wurzel jval zurückfahrt, 

♦) Auch nofttfoXvl hat diese (s. das lex.). 



vokaleinscbiebuDg im griechUchen. 4I7 

von dieser getrennt werden; hat wallan wirklich in sei- 
nem anlaute ein h eingebOfst, so würde es mit vieler Wahr- 
scheinlichkeit von der würzet kal des lat. cal-Sre (heifs 
sein, glühen) hergeleitet werden, welcher anch die von Bopp 
gloss. 8. V. jval angeführten deutschen Wörter wal-m (fer- 
vor), w^l-i (tepor) angehören möchten. Wir versäumen 
nicht, noch einige andere Wörter vorzubringen, in denen die 
bedeutuDg des qu eilen s aus der ursprünglichen des bren- 
nens sich entwickelt hat. Es sind dies das gr. (pQi'OQ (st. 
(p^i'-unj soff, urspr. -yat wie in st. xqs-uct neben lat. car-o) 
und das von Benfejr und Curtius damit zusammengestellte 
goth. brunna, ahd. brunno einerseits, andererseits das 
lat. fon-t-s. Schon Grimm hat den «Ursprung des goth. 
brunna von brinnan (urere, fervere) behauptet, und diese 
ansieht gewinnt im zusammenhange des hier bereits an einer 
reihe von Wörtern dargelegten gleichen begrifbverh&ltnisses 
ihre volle best&tigung. Die wurzd dieser Wörter ist bhar 
(brennen; sanskr. bhr-n&ti braten, rösten, auch im lat. 
for-nus, for-nax ofen, erweitert durch g im sanskr. 
bharj-ati oder bhrjj-ati rösten, dörren, im lat. frt-gere 
und im griech. cpQvy^ei^v*)); im griech. erscheint sie mit 
einer nicht ungewöhnlichen Schwächung der silbe ar zu ur 
als ifVQ in no^^vg^uiy dessen bedeutung „wogen*^ (vgl. lat. 
aestu-äre von dem oben erwähnten aestu-s) dieselbe 
auffassung des grundbegriffes verräth, welche in (pgi'a(j und 
brunna ausgebildet ist. Diese ideenverbindung hat auch 
Curtius (I, no. 415) erkannt, indem er (fgi-aQ „für (pgejr^ap^ 
von der wurzelform (pgv = (fvg in nog^tpvQ'a) ableitet; 
seiner weiteren vermuthung, dafs auch noQ'Cfvg-'og (purpurn) 
verwandt sei, können wir durch die analogie von lat. col-or 
und den griech. xQ^^j XQ^f^^j XQ^'^ (färbe, urspr. insbe- 
sondere rothe färbe) eine stütze geben; ersteres geht auf 
die wrz. kal in cal-dre**), letztere auf die indogerman. 
wrz. ghar (brennen, leuchten) zurück (vergl. skr. hari, 



*) Ueber das deutsche nn s. diese seitscbr. II, 460 ff. L. Mejer »eitscbr. 
IV, 408. 

^) Auch clfi-rus und das deutsche hell gehören desu. 
Zeitschr. f. vgl. sprechf. XII. 6. 27 



418 Walter 

harit, barita, auch hir-anam, hir-anyam und das 
gr. /(>i>-(ro^ von derselben warzel). Das lat. fon-t-8 aber 
entspringt uns mit regelmäfsiger Steigerung wie mon-t-t 
aus der wurzel man (ragen) in 6-min-eo u. s. w. von der 
wrz. bhan (zunächst brennen, daher (f-av-ii fackel), einer 
erweiterten form der gleichbedeutenden wrz. bha (fa-c-s 
fackel, fo-cus feuerstätte). Derselben wurzel bhan isk 
nofKpo-g (brandblase, Wasserblase) zuzurechnen, wo sie in 
einer mit 7iof4q>6Xv^ und lat. bulla sich berührenden nsd 
zu dem in fon-t-s ausgeprägten begriffe ttberfbhrendea 
weise zur anwendung kommt. Gebildet ist das wort m, 
dafs entweder tpo aus (pop (gesteigerte wurzel wie infon-t-e) 
verkürzt und noft- gewöhnliche reduplication ist, odor daA 
nou' f&r (pofA- aus (pov- die wurzel darstellt und das sweike 
fp der unvollständigen binnenreduplication angehört. Es 
bezeichnet also (pQictg^ brunna und fons das fthnlich deoi 
auflodernden feuer emporwallende wasser*). — Ans einem 
anderen grundbegriffe, nämlich aus dem des anftreibenden 
hauches, ist die bedeutung „blase '^ in den deutschen Wör- 
tern blä-sa und bla-tara entwickelt, insofern sie aof die 
wurzel bhla in dem lat. fl4-re und ahd. blä-an znrOck- 
ftkhren. Diese selbst aber mufs für eine Umstellung ans 
bhal angesehen werden, wie sie uns entgegentritt in dem 
lat. hal-4re (bauchen) und in dem daraus reduplicirten 
an-h^l-are. Als reduplicationssilbe nämlich, nicht aber 
als rest eines dem griech. avd zu Tcrgleichenden, dem lat. 
sonst spurlos abhanden gekommenen, präpositionalen de- 
mentes, wie es noch von Curtius (I, no. 421) und L. Meyer 
(vgl. gr. I, 8. ()2) geschehen ist, ist das an- von an-h^lare 
zu fassen. Die intensive bedeutung des wertes (stark hau- 
chen, schnauben) stimmt trefflich mit der function der re- 
duplicirten form (kberein. Das aus f abgeschwächte h (vgl. 
f^mina neben altlat. hemo**), hortari ermnthigen neben 

*) Wir erinnern an die Schiller'schen ver«e: «Im hexameter steigt de» 
»»pringquell« flttssige »Änle" und „flackernd steigt die fenersAnle* als eis« bt- 
merken<twerthc parallele. 

**) fdmina : h9mo ss hüminns : h$mo. Auf die Schreibung foe- 



vokal«iiiacbi«bii]ig im griecbUcfaeii. 4I9 

rtis mathig) ist im anlaot, wie öfter, gftnzlich verschwun- 
1. Erhalten aber ist das f als der regelmäfsige Vertreter 
I arsprfiDglichen bh auch von der wnrzelform bhal in 
Ulis (blasebalg). 

&^ä-\'kaaffa (meer) neben lat. fretnm, fret*u8 
ith, meer). Wir nehmen &aXaaaa f&r &XaT'ffa aas 
lor-ya and glanben ans zn der zosammenstellong mit 
cn lat. fret-nm, fret-as, auch ohne etwas zuverlässiges 
er die warzel ermitteln zn können*), vollkommen berech* 
t. Die lautliche und begriffliche Übereinstimmung ist die 
^finscbteste. Das neben dem lat. r steh^ide gr. l erklärt 
h noch besonders aus dem bei der vokalspaltung von 
ssonantenverbindungen mit r schon mehrfach bemerkten 
ergang dieses lautes in den nächst verwandten 1. 

roM-^tf-f^-17 (knäuel) neben rgin-io (drehe) mit der 
deutungsart, welche vorzugsweise in dem zur Ursprünge 
hen wurzelform tark gehörigen lat. torqu-6re ent- 
ckeli ist, aber auch in einzelnen griech. ableitnngen, wie 
TQon-6g (gedrehter riemen), vgon-äXlg (vgon-rikigj bfin- 
I) anwendung findet. Formell steht rokvTi'fj mit lat 
rqu*is auf einer stufe (ftkr ro^^c-i?; das k wie häufig 
dergleichen fällen f&r ^), dessen auch mit roXvnti über- 
istimmender grundbegriff ^^gedrehtes*^ sich aber nach an» 
ren beziehungen hin ausprägt. 

n-h^-^-kay-^og (meer). Wir halten f&r die wurzel dieses 
>rtes plak (flach sein) in gr. st. nXdx- (fläche), Tikax^sgog 
-eit), nXax-oBig (flach, breit), lat. planus f. plac-nus 
ich, eben), ahd. flah, so dafs also niXay^og flkr nkax-og 
ht und zunächst meeres fläche bedeutet. Das k der 
irzel ist in dem gr. nXäy-og (seite) und in dem lat. plag-a 
sgend) zu g erweicht. Dafs wir beide Wörter mit recht 



DE scheint kein gewicht sü legen; so mnfs man wohl anehi wann man 
ht ans amortnas erkliren will, am-Snas (yfgi. eg-inna) statt amoe- 
B schreiben. 
*) Denken könnte man an die wn. dhar (wann, heifs sein) in gr. ^iq^ivt 

rftoq, lat. for-mns, anch dbal in ^ed-vx^oc» &al^v9nrt ^al-nttn^t sn* 
da fr e tum übertragen »wallang, hitze, brausen* (s. b. adolescentlae, 
atis, invidiae) bedeutet. Vgl. anoh fret&le bratgefchirr, bratpfimne. 

27* 



420 Walter, voludeiiitchiebuiig im gri^ehli^eD. 

KU dieser wurzel ziehen, geht aus der bedeatung hervor. 
Aach in dem lat. lät-us = gr. nkar-og ist die bedeatimg 
^seite^ aus dem begriffe des breiten abgeleitet (wrz« prat 
in skr. prth-u, gr. nkat-v breit); vollends aber ergieb 
sich leicht aus dem grundbegriffe „fläche^ die bedentnne 
^gegend^ (vgl. Jat. reg-io gegend, gr. o^gey-fia strecke, 
räum, von wrz« rag strecken), wie denn auch das gr.iciio- 
im gebrauche nahe genug an das lat. pläg-a anstreA 
Dasjenige pläg-a freilich, welches „netz, gam*^ bedent«!, 
haben wir davon zu trennen und auf die wursel plak ii 
plec-tere, gr. nlix-siv (flechten) zurQckzofilhren (ygL gr. 
nogxog^ netz). Für unsere vermuthung über den unpr mog 
von nikay-og spricht rflcksichtlich der bedeotmigBeotwiek- 
lung ganz besonders die analogie des lat. aeqn-or oder 
(im plur.) aequ-ora (fläche, meeresfl&ohe, meer)*), cnmal 
mit den zus&tzen ponti, maris odejr oceani, die an ndmoii, 
ux€avoVy äXog niXayog (jiBkayBo)^ novriov^ äl$ow fUhgyog 
lebhaft erinnern und f&r das griech. wort eine MlinluJüt 
ursprünglich abstracte bedeutung voraussetzen**). 



*) Die Wurzel des lat aequus glauben wir in dem deutschen eiche 
(normalmafs, normalgewicht), eichen wiederzufinden. 

**) Auch nXä^ heifst in Verbindung mit ^orrov oder ntkayia meeret- 
fläche. 

Freienwalde a. O., im december 1862. 

K. Walter. 

(Fortsetzung folgt.) 



Ascoli, Ut. u, gr. r, im wnrzeUoslaute, skr. am gegenüber u.s.w. 421 

Lateinisches «, griechisches v, im wurzelaus- 
laute > sanskritischem am gegenüber. — Au in 
der sanskritischen deklination aus am oder am 
erklärt. — Cotere; evxoXog^ dvaxoXog. 

Der Wechsel von am und u bei skr. wurzeln, sowohl im 
inlaute {kamp btp) als auch im auslaute (siehe unten), und 
▼erschiedene in den europäischen schwestersprachen wahr- 
genommene, damit mehr oder weniger zusammenhftngende 
erscheinungen, haben weder Kuhn (siehe dessen trefiSichen 
Aufsatz ober solchen Wechsel, beitr. 1.355 — 373, wo er 
wieder das im auslaute von kompositen vorkommende gu mit 
gam zusammenstellt, und zwar nach meiner ansieht mit 
vollem rechte, wiewohl das petersburger wörterb. dasselbe 
von gä herleitet) noch, so viel ich weifs, irgend einen an* 
deren Sprachforscher darauf gef&hrt, lateinisch-griechisches 
u als Stellvertreter von skr. am im wurzelaoslaute au&u* 
stellen. Eine solche aequation dürfte uns aber, wie es mir 
dOnkt, mancherlei enthüllen. 

Wir fangen mit einem beispiele an, wo zwar am und 
u im Sanskrit selbst zu wechseln scheinen, die griechisch- 
lateinische wurzel jedoch sich mit nicht zu übersehender 
entschiedenheit der sanskritischen auf am zuneigt. Lat. 
NU (nu-o) griech. AT (gunirt in vivta, vgl. vv-ard^w nis- 
ben vivötdl^fa)^ deren grundbedeutung, wie jedermann weüs, 
sich neigen ist, sind n&mlich mit skr. nam se in clinare 
vollkommen identisch. Auch skr. itti laudare kann aber 
schwerlich von nam se inclinare, praesertim reve- 
rentiae causa getrennt werden; ich brauche nur an wih 
mos inclinatio und adoratio zu erinnern*). Das sans* 



*) Es ist Übrigens aach eine dritte schwesterwunel wahrscheinlich anf- 
zostellen, nftmlich indogermanisch ntv als nebenbildnng von nu, wie neben 
skr. dam nnd du (s. spftter) anoh ein div existirt (wovon djf^na) , aUe drei 
mit der grondbedeutong op-primere; und möglicher weise steht nno (nü- 
tum n(k-men ans nni-men n. s. w., s. spftter) mit jenem niv (m't», ssnam) 
in Verbindung, so dafs es sich dazu verhielte wie *uo sAtum zu skr. tiv u. s. w. 



422 Atcoli 

kritische wurzelpaar nu nam w&re also mit dru dram (beide: 
laufen, wobei ich mir die bemerkang erlaube, dafs Kuhn'« 
wiederholte anhabe, zeitschr. VI, 152, beitr. 1,356, wth 
nach dru im auslaute von kompositen als Tertreter too 
dram stehen sollte, sich mit dem faktischen sustande der 
dinge nicht gut reimt, da dm, wie allbekannt, eine ganx 
gewöhnliche verbal wursel , dram aber eine sehr seltene, ji 
sogar nicht völlig beglaubigte ist) und wohl auch mit |« 
(arcere) yam (cohibere) zusammenzureihen (s. noch weiter 
unten). — Wir berühren an zweiter stelle das griecliisclie 
KY {xv-vi-w, xthca, i-xv-aa) kQssen, welches ans Ver- 
zweiflung den skr. wurzeln kus ku^ umschliefsen, um* 
fassen, die noch immer unbelegt sind, zur seite gestellt 
wurde, indem man Verlust des Zischlautes annahm, durch 
unsere gleichung aber mit skr. kam lieben, der liebe 
pflegen (vergleiche (piUat lieben und kQssen) zusam* 
menfiUlt; und möchten uns drittens an eongruere^ ts- 
gruere versuchen, f&r welche die alten etymologen zu 
gm$ ihre Zuflucht hatten nehmen mflssen (gleich kranich- 
schwärme zusammenkommen, hereinbrechen). Eher wftrde 
heutzutage ein jeder, wie schon 6. J. Vofs, an con-^-mo^ 
tit + rtio, mit gutturalisirung des nasallautes denken. 
Dagegen steht aber erstens, dafs die lateinische spräche 
kein anderes beispiel einer solchen gutturalisirung auf- 
zuweisen hätte; zweitens, dafs corruo und irruo da sind; 
und drittens, dafs in congnio, welches reichlicher als ts- 
gruo belegt ist, nicht im mindesten jener ungestflm her- 
vortritt, der in ruo und corruo {irruo zu geschweigen) so 
stark gefbhlt wird, ja im gegentheil congruere und coth 
gruuM und congrue die friedlichste Übereinstimmung aus- 
drQcken, während es der präposition (in) zuzuschreiben ist 



Dieses niv warde nun das goth. kneivan (neigen) und das nh von connijreo 
berühren. Vgl. Pott, et. forsch. I. aasg. I. 121; Cnrtins, beitr. s. griech. et 
I. 982. — Lottner hat seinerseits, wie ich eben sehe, auf den casammen- 
hang der swei sansiuitwurseln mm und nam bereits aoAnerksam gemacht, bei 
der gelegenheit, wo er rtvv nuo als mit skr. mm yenchwistert aufführte. Zeit 
Schrift VIT. 176. 



Ut. Q, griech. V, im wnnelaaslaute, skr. am gegenüber u. s. w. 423 

(vgl. imxidere) wenn ingruo ein schaden verursachendes ein- 
schreiten ansschliefslich zu bezeichnen scheint. Es ist aber 
gru-o^ nach unserer gleichung, nichts anderes als kram 
schreiten, also con-gruo zusammenschreiten, sich 
yereinigen, ganz wie san-kram; und in-gruo herein- 
schreiten, und auch vielleicht losgehen auf wie abhi- 
"kram oder d-kram. G steht ftir k wegen der liquida, wie 
in gloria zu ^ru*). — Nun lassen wir die reihe an arguo 
kommen, welches gewöhnlich von einem verlorenen an a^- 
yog (blinkend, schimmernd, schnell) anklingenden nomen 
hergeleitet wird, indem man es als ich mache klar auf- 
fafst, durch argütus deutlich, klar in solcher vermuthung 
gestärkt* Ärgu^e sind wir aber auf keine weise berechtigt 
als ein denominatives verbum anzusehen; auch sträubt sich 
dasselbe, nach meinem gef&hle, bei seiner durch und durch 
moralischen bedeutung gegen eine etymologie wodurch es 
einer so ausschliefslich sinnlichen sippe zugeschrieben würde 
(skr. arjuna, lat. argilla ägy-llo-g)^ dafs es ursprünglich 
etwa ich streiche mit kalk an hätte heifsen sollen. 
Mir scheint aus der gesammten geschichte unseres Zeit- 
wortes (argumentum, it. arguire; arguere = accusare mon- 
strare) eher hervorzugehen, dafs das ausfindigmachen 
(daraufkommen, durch folgern daraufkommen, erschliefsen, 
entdecken, beweisen, zeigen; folglich argütus ersch lie- 
fsend, erschlossen, und endlich klar) als seine grund- 
bedeutung gelten müsse. Es wäre also ganz die nämliche 
Bedeutung die wir bei der skr. wurzel gam mit adhi treffen 
(ausfindigmachen, erforschen; vgl. adhi+i, und das lat. 
invenio) ; und ar^gu-p ganz identisch mit adhügam^ mit ar 
fftr ad wie in ar^eeho^ ar-cesso u. s. w. — Wir wagen uns 



*) Pott (etym. forsch. II. 226) sohaart onBer -gruo mit lithauiBch. grauja 
(tonat), grduti (ein haus abbrechen), lett grüt (stürzen, einfallen), altpr. 
hnt-t (fallen). Ich wttrde es nicht wagen dies alles zasammenanhalten. Die 
litoslawischen Wörter erinnern wegen der bedentnng an itfracasso fra- 
cassare, wodurch bmch nnd storz mit besonderer hervorhebnng des dabei 
entstehenden getoses ausgedrückt wird. ~ Kuhn (zeitschr. VII. 64), der ruo 
ans *druo zn skr. dru hlllt, glaubte in gruo eine durch das n der prllposi- 
tionen herbeigeführte entartung von dr zu gr aonehroen zu dürfen. — 



424 Ascoli 

ferner aa crux übel, marter, marterholz, welches im* 
mer als etwas ganz rftthselhaftes gehalten wurde (crux uode 
sit, obsciiram est: nee puto etymon ejus crueefs> granunir 
ticis figere debere, Vofs)^ und finden darin cru = skr. ^am, 
mit Suffix c^ =s ia, wie in pod-e-c-s vert-e-c-s (wo ein binde- 
vokal nöthig war, wegen des konsonantischen worzelaos* 
lautes) und dergleichen, (^ram hat nun in der skr. literator 
die reflexiviscfae bedeutung vexari; es leuchtet aber einem 
jeden ein, dafs der reflexivische anstrich keineeweges d^ 
Wurzel inhärirend ist, sondern von dem ya der 4. klaase 
herrfihrt, zu welchei* gram ausschliefslich gehört. Wir er- 
halten also für die nakte wurzel die bedeutung vexare, 
und crux heifst folglich, und heilst wirklich nichts aoderef 
als tormentum*). — Schlieislich erlaube ich mir etwaa 
mit dem vorigen zusammenhängendes, vielleicht noch in- 
teressanteres, wenn auch kühneres, hier anzukuQpfen. La* 
teinisch DÜC (Qber die quantitftt des vokals siehe später), 
gothisch TUH (fahren, althd siuAan, nhd. ziehen) werden 
unter skr. duh herausmelken und auch milchen gebracht, 
diese vergleicbung aber wegen des gothisch -lateinischen 
auslautes als unsicher anerkannt. Es war jene identität 
der bedeutung bei weitem nicht vorhanden wodurch man 
sich zur annähme von einem ursprünglichen (indogermani- 
schen) DUK mit der abnormen skr. Schwächung zu duh 
hätte beugen mQssen, wie bei hrd cord hairtan. Die be« 
deutungsverschiedenbeit kann aber vermittelt, die phonolo- 
gische Schwierigkeit gehoben und weiteres licht verbreitet 
werden, wenn wir ein indogermanisches wurzelpaar DU 
= DAM aufstellen mit der grundbedeutung premere. DAM 
ist nun das premere als bändigen, zähmen (folglich 
beherrschen) in skr. c/aw, goth. (am, lat. dom-o dom-inus. 
Die zwillingsform DU**) lebt im skr. du fort, d. h. pre- 



♦) Weber bringt crux mit einer hypothe tischen aua kravis fleisch u. 
8. w. gefolgerten wurzel kru zusammen, wozu auch krudk zUrnen gehöreD 
sollte. Zeitschr. V. 288. 

•♦) Es ist auch ein div (diu) da, opprimere, wovon «/yuna; s. oben, 
die anraerk. zu KU. 



lat. n, griech. r, im wurzelansUuite, skr. am gegenüber u. s. v. 425 

mere als angere, vexare. Beide hätten sich aber, wie 
öftere, durch hinzutritt eines neuen elementes fortgebildet, 
indem sie dadurch zum ausdrucke von besonderen arten 
des premere gelangten. So gehört skr. da^Q m ordere 
(vgl. insbesondere das kymrische danheiu id.) zu dam wie 
dd-Q £U dä\ also dang das dentibus premere*). Von 
DU erhalten wir das skr. du-h (vgl. gd^ gdh; älter als duk 
vielleicht dugh^ vgl. die ableitungen, oder dudh) d. i. ez- 
primere von der milch, wobei wir nicht vergessen wür- 
den, obwohl wir unbelegten wurzeln sehr wenig trauen, 
dafs ein duk (auch tuh) ganz wie du mit der bedeutuug 
op-primere angegeben wird. Im gothischen und latei- 
nischen hätten wir die Weiterbildung von DU durch den 
nämlichen gutturallaut, der wohl z. b. lat. mar-c (marcesco) 
und ahd. toel'h (welken), dem skr. gleichbedeutenden mld 
gegenüber, geformt hat (vgl. auch flu-c-si flu-c-tus), und 
der im gothischen höchst wahrscheinlich auch bei einer 
unserem TU-H ganz analogen wurzel zu belegen ist, näm- 
lich bei t^LUH (t>liu-h-an, fliehen), welches man als eine 
Variation von FLUH ansehen (vgl. ahd. /Itti-A-an, nhd. flie- 
hen) und folglich vom indogerm. PLU nicht trennen sollte, 
so dafs sich aus letzterem, das wirklich im skr. natare, 
volare und transilire bedeutet, die drei deutschen wur- 
zeln FLU-T, FLU-G, FLU-H herausgebildet hätten, die 
einzeln jene drei geltungen treu wiedergeben. Also DU-C 
und TU-H (die wahrscheinlich mit der ipdischen ebenbil- 
dung duh zusammengelebt haben) ebenfalls das premere 
als exprimere, aber ein generelleres exprimere, folg- 
lich extrahere, herauszwingen, herausziehen, zie- 
hen, führen; und dominus und dux (heer-so^) kämen folg- 
lich auf verschiedenen weg von identischer quelle zu ähn- 



*) Vielleicht ist selbst d€Mt sahn als premens za fassen, von wnrzel 
dam mit verstümmeltem snffixe ; urspranglich etwa daniu wie gaiUu von gam. 
Es wäre nach ▼erflttchtong des endvokals in die partisipialdeklination durch 
das ant gesogen worden, nnd darch partizipialanalogie auch die form danta 
(vgl. jtvOHta) entstanden. So wir« dtrnt mit daqana (sahn) nnd dahähfra 
(spitz zahn, beide von wz. dai^q) aach woiselTerwandt. 



426 Ascoli 

lieber geltung*). Freilich ein sehr republikaDischer ideeo- 
gang wenn wir von qnftlen, erdrücken zu herrschen 
gekommen sind; aber auch der negus der Aethiopier und 
der nöges der bibel (und noch dazu ohne die Termittehideo 
Zwischenbedeutungen) sind nichts anderes als Texator im 
sinne von rex. — Ein deutsches beispiel von a =^ skr. an 
im auslaute wird sich wahrscheinlich mehreren mitforscben 
beim durchlesen dieser zeilen bereits aufgedrungen haben; 
nhd. ruh nämlich, skr. ram oblectari gegenOber, wdche 
sich vollkommen gut paaren, da ram nicht nur im allge- 
meinen ein sanftes nicht unruhiges geniefsen ausdrückt, 
wie die ableitungen {ramantya amoenus, u. s. w.) «eigen, 
sondern auch, mit k und anderen präpositionen, selbst 
quiescere bedeutet, welche geltung auch den lithauisclien 
reflexen gemein ist. Bei der betrachtung der ahd. formen 
räfoa, röa^ ruowa war wirklich Graff (II. 554) geneigt eine 
Wurzel RU aufzustellen, wurde aber davon gerade durch 
skr. ram abgehalten, indem er also, wie es scheint, die ent- 
artung von ram zu rat, die freilich gut möglich ist, annehmen 
zu müssen glaubte. Uns aber würde die existenz von ram von 
der aufstellung einer wurzel RU nicht mehr abhalten. 

Wenden wir uns jetzt zu der quantität solcher u-laute, 
so käme uns, ganz wie im skr. bei yu = yam und dei^L, 
auch in Europa das kurze u entgegen in xt; (kam) und 
cru-c-is (pram). In döco hätten wir langes u, aber in dax 
duc-is und dücare (educare u. s. w.) wieder das kurze (vgl 
lat. dico zu skr. dip und lat. dicare). Ueber das u von 
gruo würde uns aufklärung fehlen. Jenes von nuo und 



*) Das gothische tuk ist fahren; die geltung ziehen aber, die das 
mittelglied zwischen extrahere and fuhren ist, mag mitgelebt hüben, nnd 
kommt im ahd. tiuhan^ nhd. ziehen deutlichst zum Vorschein. Die Verzwei- 
gungen vexare nnd trahere aus ursprünglichem premere sind auch bei 
der skr. Wurzelsippe vddh vexare, vadk pulsare, vah trahere, ferre er- 
sichtlich; und von trahere gelangt man wieder zu premere, opprimert 
wie vexare ans veho lehrt; s. Pott et. forsch. I'. 157. Die bedeotnngea na- 
trire lactare bei ahd. xiuhan (s. Graff) sind aber wohl als zufftUige sinnea' 
begegnnngen ( ziehen , aufziehen , anferziehen ) mit dem allenfalls nahe rer 
wandten indischen duh milchen zu betrachten. 



Ut. u, grieeh. v^ im wnnelaiulaate, skr. am g«g«nttb«r u. i. w. 427 

ar-guo könnte aus nü-men nü-tus ar-gü-tus lang gefolgert 
werden; doch ist wahrscheinlich solches ü aus ui zu deu- 
ten , denn i entwickelt sich gern im lat. nach u (Tgl. tenu-i-s, 
grau-i-s suAu-i-s gegen skr. tanu *garu svddu)^ und wir ha- 
ben noch wirklich arguitus neben argütus. So sind auch 
spMum sü-tum aus spuutum sui-tum f&r spiutum siutum (skr. 
skthw sie) zu fassen. 

Wie ist nun der lautwandel am u zu erklären? Kuhn 
(beitr. I. 356) spricht sich f&r die entwicklungsreibe, am, 
av, u, ans. Ich gestehe aber, bei den oben besprochenen 
wurzeln die umgekehrte reihe, u, au (ay), am, yorzuziehen, 
indem ich in einer periode wo die spräche noch mit ju- 
gendlicher kraft emporblQhte, die ezpansion yon u zu oü 
und die erfaebnng yon aü (ay) zu am annehme*). Freilich 
ist aber hingegen, in späteren zeiten, die Senkung yon m 
zu y oder u unläugbar, und ich bin eben im begriffe alle 
ati-endungen in der skr. deklination als Schwächungen von 
dm oder am zu deuten. 

Es möge mir aber yorerst noch gestattet werden, ein 
beispiel yon «v, d. i. von erstarrtem u-guna, im griechischen 
inlaute, sanskritischem an (am) gegenüber, aufzustellen. — 
Es wird wohl jedermann zugeben, dafs eine skr. wurzel 
chand mit der bedeutung wQnschen, darnach streben 
anzunehmen ist. Wir finden ava+chand begehren, er- 
streben, und chanda chandas wünsch, wille, lust 
Chand aber setzt, wie jedermann weifs, ein skand voraus. 
Diesem wflrde nun durch unsere gleichung ein gr. JSKYJ 
oder JSnYJ (vgl. skandha ana&ti u. dgl.) entsprechen, und 
so hätte endlich antvdat sein ebenbflrtiges indisches analo- 
gen, denn sphut dissilire, diffindi (efflorescere), dissi- 
pari (welches wohl seinerseits mit skand scandere ef- 
fluere zusammenhängt, ygl. auch sphant)^ worunter es ge- 
bracht wurde, weicht erstens in der bedeutung entschieden 
ab, und ist zweitens eine in phonologischer hinsieht zwie- 



*) Die mittelstufiB afi, sei sie nun kltar oder jttnger als die einfache a- 
stofc, durfte man in lUUhr (aus <iror) &ifm neben dru nnd dram erblicken. 



428 Ascoli 

fach entartete wurzel. In anevScn (mit studeo ideotiach, 
vergl. unter anderm ital. spiantare schiantare stiantare) 
iat hiernach die Bedeutung nach etwas streben die ur- 
sprüngliche (wie studeo begierig sein, siudeo Jcire); 
daraus sorge tragen, besorgen, beschleonigen, 
vergl. ital. studiare il passo den schritt beschleuni- 
gen. — Es könnte vielleicht jemand durch die abwesen- 
heit von ungunirten formen zu der vermuthung geleitet 
werden dafs 6t; in anevöa) (in den ableitungen steht ov, wel- 
ches sich zu 6t; verhält wie o zu 6 in q}6Qog : (figto u. a. w.) 
von ev herrfihre wie vv in Tvnrovai u. s. w. aus ov. Wire 
aber die vokalisirung des nasals bei unserem verbum ein- 
getreten, so h&tte das 6 fQr skr. a zu et (für cy) fUiren 
mQssen (ud ist nämlich die naturgemäfse entarUmg von 
evS^ wie ot;^ von ovä) so wie in Tid-elai aus ri&evöi und 
vielleicht auch in ntiö-^ia (thau, seil; wrz. bandh n€v&) 
welches auch Curtius von IIIQ trennt. 



Die sanskritische deklination zeigt uns die endang au: 
t) im Singular -Dominativ bei einem anzeigenden proDomen 
(asau)^ 2) im nominativ-ackusativ der zweizahl bei allen 
maak. und fem. nominalthemen, jene auf kurzes i und kiur- 
zes u und die fem. auf d ausgenommen, 3) bei der im 
dual als ack. dat. und gen. geltenden nebenform des f&r- 
wortes erster person (nau)^ und 4) in dem lokativ der ein- 
zahl bei den mask. und fem. nominalthemen auf kurzes i 
und kurzes u. — Sehen wir nun zuerst, wie zwei grofse 
meister sich davon recbenscbail zu geben suchten. 

Was asau betrifit, so erklärt es Benfey (kurze sans- 
kritgrammatik, s. 333) als Zusammensetzung von ata (d. i. 
aH-sa, s. 332) mit der partikel u; Bopp aber (vergl. gr. 
2. ausg. §. 348) vermuthet darin, auf die pälische form asu 
sich besonders stützend, einen endungslosen nominativ, der 
sich mit der vriddhisteigerung des scbliefsendcn Stammvokals 
(u wie im btamme der obliquen kasus, amu) begnügt hätte. 
— Das au der zweizahl in der nominalen deklination wäre 
nach Benfey (ib. s 271—2) eine dualbildung des pronomi- 



lat. Uy griech. i>, im wnrzelauslaute, skr. am gegenüber a. •. w. 429 

nalstammes a. Er läTst n&mlich, aus a und dta (zwei), 
adva entstehen, woraus avva, später äva, endlich du, (ul 
Nach Bopp hingegen (ib. §§. 198, 206) wäre dieses duali- 
sche au aus d$ durch vokalisirung des s entstanden, und 
somit nur eine Verstärkung der pluralendung a$*). Wir 
hätten hier die nämliche vokalisirung die uns bei o (au) = a$ 
vorliegt. — Nau ist fßr Benfey (ib. s. 335) der regelrechte 
acknsativ aus na; und Bopp (ib. §.338) glaubt seinerseits 
dals wir hierin vielleicht die eutartung von einem nds 
vermuthen dürften, welches als eine verstQmmelung von 
nd'Smau nd-smdbhydm nd-smayos je nach dem kasus zu 
fassen wäre, räumt aber die möglichkeit ein, dafs die ge- 

*) Diese ansieht des scharfsinnigen meisters wird, seiner meinong nach, 
fast zur mnümstöfslichen thatsache dadurch, dafs das send sogar im dual den 
zischlaat vor der partikel ca wirklich bewahrt hat, and -Ao^a sagt, nicht 
-do-ca wie su erwarten wäre wenn im skr. die dnalendong au die Ursprung 
liehe gestalt und nicht eine entartung von As wftre (ib. §. 207). Sowohl 
auslautendes skr. As als skr. om werden nämlich im send durch Ao wiederge- 
geben, aber das vor ca erscheinende -Ao^ stOnde nach §. 56, b der vgl. gr. 
blofs für As und wäre so zu deuten, dafs darin das alte s in doppelter ge- 
stalt erscheine, d. h. vokalisch als o (wie immer) und noch als s. Ist aber 
wirklich in dem zendischen Ao^a das 9 (s) ein organischer bestandtheil? ist 
Überhaupt eine solche doppelte Vertretung annehmbar? Der scheinbare ana- 
loge fsM, z. Ao^h im inlaute fttr ursprttngUches As (wo s nach Bopp sowohl 
durch o als duroh 9A vertreten sein sollte), beweist wie es mir dttnkt nicht 
im mindesten für die zwiefache repräsentirung des s, da z. b. in Asa ss zend. 
Aoißa eine Veranlassung zur entartung von s zu u oder o weder im zend 
noch in irgend einer andern spräche behauptet werden kann, also einfach 
eine erweiterung von dpA ^ As zu Ao^h angenommen werden mufs. Beden- 
ken wir andererseits, dafs die sendische normale endnng des weibl. nom. und 
ack. du. £ (^ skr. c) sich ebenfalls vor ca als es gestaltet und dafs auch 
statt des normalen 6 im nom. und ack. p1. der pron. (skr. nominat. e von «arre 
u. dgl.) is vor ca steht (ri^pe^-ca, s. vgl. gr. I*. s. 447, n-, vgl. 418 n. ♦), 
so können wir nicht umhin diesen Zischlaut vor ca bei den nominativisch - 
ackusativischen plural- und dualendungen auf Ao und % als eine unorganische 
verhältnifsmäAig späte einschiebung zu betrachten, wozu die spräche dureh 
die organische kombination ^a geführt wurde, welche bei allen übrigen m. 
und f. nom, und ack, plur, ohne ausnähme (pata.va9-ca, pait'yaf-ca, a9pan9-ca, 
a9mana9-ca u. s. w.) und beim nomin. sing. (a9pa9-ca) hervortrat An diesem 
einschiebsei nahmen durch naturgemäfses fortschreiten der analogie auch for- 
men wie mAo (nom. sg.) theil. Wie weit dies um sich gegriffen habe, wird 
spätere forschung zeigen. Es f^hlt der zend. reflex von skr. lokat endnng 
au und von asau, — Bopp's erklärungen, wonach das dualische i^a aus 
dem vollständigen a/yAoq-ca das er aus einem von Anquetil angegebenen nAi- 
rikayAo (der belegte typus ist einzig nAiriki) folgert, selbst jedoch gestehend 
(I*. 418, n.) dafs diese form auf einem mifsverständnisse beruhen könnte, ab- 
zuleiten, und v{g»e^a auf ein (ganz hypothetisches) vtqpatf-a^a zu fuhren 
wäre, vermögen es nicht uns zu bekehren. — Dualisches zend. Aof ca nöthigt 
uns also keioMweges As als ursprOBgUobe eadung anzunehmen. 



430 AscoU 

wohnliche dualendung au (uacb ihm gleichfalls mos d$) 
darin enthalten sei. — lieber die m&nnlichen singalarloks- 
tive (bhdnau^ kat>au u. s. w.) spricht sich Benfey (ib. p. 
296, n.) unter betrachtung der vedischen formen nisknam 
u. dgl., dahin aus, dafs man von üuAiiam, oder gar vükmdtij 
durch einbufs des i zu üishnaü vishnau gekommen sei, nnd 
dafs au sich unorganisch auch flQr die i-stämme geltend ge- 
macht habe. Bopp aber, durch den umstand unterstiktzt 
dafs im zend die maskulinstUmme auf i und u geDitiven- 
düngen mit lokativer bedeutung setzen, wQrde hier wieder 
ein vorausgegangenes äs gerne vermuthen (ib. §. 198), sb 
„eine art attischer, d. h. erweiterter genitivendung.* 

Solche deutungsversuche sind freilich jener gefisierteo 
forscher nicht unwürdig; wie vieles hypothetische daSm im 
spiele ist (s. noch weiter unten), leuchtet aber einem jeden 
ein. Nun läfst sich alles auf die einfachste und, wie es 
mir dOnkt, sicherste weise erklären sobald man annimmt 
dafs in allen diesen fällen ein ursprQngliches am oder am 
durch die so häufige entartung von m zu v (vgl. die en- 
düngen der 1. person, pl. ma, du. ea; pl. äma, da. diMi, 
u. s. w.) zu äv av (aü au) gesunken sei. Dafs in derarti- 
gen formationen dv und at sich beide zu diphthong au 
gleichgestaltet haben könnten, wird wohl jedermann zuge- 
ben. Vgl. Benfey, kurze skr. gramm. s. 333, 2. anm. 

Asau (asav asaO) setzt darnach ein asam (oder eher 
asäm d. i. asa-ham) voraus, dessen endung mit jener der 
übrigen pronominalnominative {ayam, iyam, akam^ tvam) 
identisch ist. Sollte jemand an der Verbindung von dem 
in asau wahrscheinlichst enthaltenen so entschieden nomi- 
nativiscben pronominalstamme sa mit dem seinem wesen 
nach neutral -ackusati vischen am irgend einen anstolis fin- 
den, 80 erinnere ich an den vedisch. sim und sasmm^ und 
an die in den verwandten sprachen zusammenhängenden 
erscheinungen, wodurch Bopp selbst (ib. §. 345, vgl. 353, 
354, u. kl. gr. §. 245, n.) zu der erklärung veranlafst wurde 
dafs y^sa ursprünglich vollständige deklination gehabt ha- 
ben mag." — Das au in der zweizahl der nomina rührt 
von einem am her, welches zu dem as der vielfitchen zahl 



lat. u, griech. i*, im wurzelauslant«, skr. am gegenüber n. t. w. 431 

sich verhält ganz wie das bhyäm des dat.-abl. du. zu dem 
bhyas des dat.-abl. plur., und welches in dem du. der pron. 
1. und 2. person (nom. ack. dt>äm yuväm) unversehrt fort- 
lebt. — Auch die pronominale nebenform nau ist folglich 
aus ndm, und wirklich hat sich in der 2. person die pa- 
rallelform f)dm unberührt erhalten; also *ndm vdm im dual, 
wie nas vas im plural. — Das au (aQ) endlich der singu- 
larlokative ist wieder aus am oder dm; d. h. solche loka* 
tive sind den unversehrt erhaltenen weiblichen singularloka- 
tieen auf dm zur seite zu stellen; und es sind alle höchst 
wahrscheinlich nichts anderes als differenzierte ackusative, 
da der acknsativ in indischer zunge der ortsbestimmende 
kasus ist, und daher die verba der bewegung diesen kasus 
regieren; also, wie givdydm lok. f. sing., d. i. givd-hdm, 
dem ackusativ ^od-m, ebenso ^katy-i-am *bhdnf>-Him den 
ackusativen Jraot-m, bhdnu-m gegenüber; d. h. *kapy^at> 
*bhdnV'ae (und wirklich sind uns noch immer erhalten 
paty-au sakhy-au), woraus bhdnau kaeau*). 

Ueber den Ursprung der fem. lokativendung dm haben 
wir bei Bopp keinen wink; undBenfey (ib. 268 — 9) wollte 
darin die abstumpfung eines hypothetischen amam (um- 
brisch mem) finden. — Was dodm yucäm betrifit, so leitet 
sie Benfey aus dca (maH-dva) ^am^ yuva (yu-f-dva) -f-am 
her (ib. 333, vgl. 271 — 2), und h&lt dieses am (wie früher 
Bopp) mit dem des Singulars und des plurals z. b. in l9-aiii 
eay-am identisch. Sollte auch diese deutung richtig sein, 
80 könnte immer eine derartige jedenfalls uralte formation 
als Vorbild der dualischen dm-endung in der nominaldekli- 
nation (vgl. auch die übrigen dualendungen bei jenen pron.) 
gelten. Wenn übrigens Benfey (ib. 335) f>äm als eine blofse 
Verstümmelung von yutdm auffaist, so müssen wir wieder 

*) Gelegentlich bemerke ich, daTs wenn die männlichen nnd weiblichen 
1- nnd Q^tämme, d. i. gerade diejenigen stamme die entweder nothwendig 
oder wülkOhrlich am im lokativ haben, nnter allen stimmen persönlicher ge- 
schlechter (von den weibl. anf 4 abgesehen) zugleich die einsigen sind denen 
die dnalendong a» fremd bleibt, indem sie statt deren zor einfachen verlftn- 
gemng des endvokals ihre snilncht nehmen, der grond solcher entfremdang 
mögUcher weise darin zu suchen ist, dafs man dadurch das völlige zusam- 
menschrumpfen zweier kasusendungen (etwa ^kavyan und kaviyau, in lok. sing. 
und nom. ack. du.) vermeiden wollte. 



432 AscoU 

das verbältoifs von *näm eäm zu nas cos des plur. in er- 
innerung bringen. Bopp (ib. §§. 334, 336, 338) nimiit 
fbr äüdm yuüäm und väm eine erhärtung von au (aus äs) 
zu dm au, eben weil er darin die dualiscbe endung finden 
will (ä-väm ich und du, u. 8. w., aus M-tva+au n. a. w.) 
und unterstützt seine ansieht durch das zendiscbe vdo {= 
vau). Wir stören aber Bopp^s deutungen auch nicht, nur 
nehmen wir dm als ursprüngliche endung an, sowohl diudi 
besondere ungemein wichtige analogieen als durch deo mar 
turgemäfsen gang der entartungen dazu bewogen; und dai 
zend. f)do vermag für uns nur eins zu beweisen: dtJk näm- 
lich auch f)dm das Schicksal des ndm und aller nomioal* 
dualen erleiden konnte. 

Wir brauchen endlich kaum zu erinnern, dafa irir fikr 
die perfektbildung dadau (1. und 3. person) jene eiU&nmg 
vorziehen (Bopp, ib. §. 618), wonach dadau aus daddm 
(m als Charakter der 1. pers.) entstanden, und unorganiaefa 
in die 3. person eingedrungen ist. 



Colere. EiixoXog, dvoxokog. — Mancherlei ver- 
suche hat die ztschr. über colere gebracht. Nach Schweizer 
(IV. 298, w. 8.) steht diesem wichtigen lat. zcitw. skr. Qr ^n 
(gehen, schreiten) zu gründe. Lottner (VII. 171) hält es 
„ursprünglich mit cal col, verbergen, gewifs identisch.* 
Ebel (VII. 270) fragt sich ob nicht colo geradezu dem skr. 
kart (schneiden, spalten ; agnim colere = das feld scbneidea, 
aufreifsen) oder der grundwurzel *skar (skr. xiir, gr. x£i(mw, 
^V{)OfAai^ deutsch scheren) angehören sollte; und Benfey 
(Vlll. 92; die stelle fehlt in den registern) zieht es zu skr. 
car (d. i. wandern, gehen, an etwas gehen; Höfer, 
bcitr. z. et. p. 274 hatte schon daran gedacht), indem er 
umsonst, wie es mir scheint, seinen grofsen Scharfsinn an- 
wendet um die bedeutungen dieser zwei verba zu versöh- 
nen. Pari'car z. b. heifst freilich pflegen warten co- 
lere, aber es ist eigentlich herumgehen und die beson- 
dere geltung rührt von der präposition her. Vor Pictet'n 
äugen hat aber, wie ich glaube, die Wahrheit einigermaTseo 



ist. u, griech. t», im wnrzelaaslaate, skr. am gegenüber q. a. w. ' 433 

geblinkt. Als nämlich dieser gelehrte (VI. 180), bei be- 
tracbtung von irL coilUm verschneiden, u. dgl., in zweifei 
gerieth ob nicht in einigen vorerst von ihm angefahrten 
und aus krt (scindere) gedeuteten ausdrücken (worunter 
cnlter =s kartri „wenn es nicht von colere abistammt ^) 
tar das suffix sei, was freilich nicht ist, schien es ihm daTs 
man in diesem (freilich nicht eintretenden) falle alle jene 
Wörter sammt colere zur skr. wz. A//* stellen müfste. Die 
durchgeschimmerte Wahrheit wurde aber von niemanden 
erkannt, wie auch die oben berührten späteren versuche 
beweisen. 

Nun bin ich auf unabhängigen wegen zu der vollen 
Überzeugung gelangt dafs cöl (col-ere) mit skr. kar {kr thun) 
ganz identisch sei. Phonologische Schwierigkeiten giebt es 
augenscheinlich keine. L ist die normale entwicklung aus 
älterem R und im skr. selbst finden wir kal f&r wurzel- 
hafles kar. Die mannigfaltigen begriffswendungen von co- 
lere^ woflkr, nach EbePs aussage, der rechte mittelpunkt 
schwer zu finden wäre, erklären sich alle aus der grund- 
bedeutung operam dare. Operam in agros conferre =3 
colere agros ist das land anbauen (und folglich bewohnen), 
operam amicitiae navare = colere amicitiam die freund- 
schaft pflegen, operam alicui dare ist endlich colere mit 
der bedeutung einen bedienen, verehren. Durch voll* 
kommen identischen ideengang, und gleichfalls den acku^ 
sativ regierend, ist das hebr. ibüp 'abod^ ursprünglich fa-^ 
cere, zu den bedeutungen colere (agrum) und servire, 
(deos) colere gekommen; und die Übereinstimmung ist 
um so merkwürdiger, als die einfache geltung thun, die 
im aramäischen my fortblüht, im hebräischen fast gänzlich 
verschwunden ist, eben wie im lateinischen cöl dem sans- 
kritischen kar gegenüber. 

Dieser lautlich und logisch und durch das semitische 
staunendwerthe analogen begründeten Zusammenstellung fehlt 
es übrigens keinesweges an besonderer indischen bestätti- 
gung. Denn kar ist wirklich colere (agrum) ^ da krian 
kshetram, a-krian ksketram bestelltes, unbestelltes 

Zeitechr. f. v^^. tprachf. XU. 6. 28 



434 Ascoli, UL tt, gr. is im wnrzelaiuUiite, dar. «m gegeaftbcr •.«. w. 

feld (8. pctersb. wtb.) bezeichnen, also kria^s = cmUms, 
a-krias =s tit-cu/<ti«. Das treiben wie in colere viiam ist 
in rajyan kartum berrschaft Oben, herrachen, und 
tausend anderen. Auch (die götter) dienen kommt dos 
Terf&hrerisch entgegen unter kor; bei welcher geltang wir 
passend von dem pertersb. wtb. an facere und (mCcai^ er- 
innert werden. Solche elliptische rcdensarten (facere fsacrs) 
divis) sind aber fbr unsere gleichung von keinem wertiip, 
denn ookre^ ähnlich dem hebr. Ts:;, ist zu dem begriffe 
des verehrens (mit dem akcusativ des verehrten) dadurch 
gelangt, dafs es durch das colere agrum (kshetrau kar) and 
durch das erblassen der fiindamentalbedeutung facere die 
geltung von kultivieren, pflegen (bedienen) entschie» 
dener ak kar und dgl. gewonnen hat 

Evxokog und Svaxokogj die so lange jener al^eachDiack- 
ten etymologie unterworfen wurden wonach sie zu einem 
xokov speise, futter (s. Passow) zu ziehen waren (also: 
der sich mit der speise leicht oder schwer begnfigt), wur- 
den später als besonders mit colere verwandt aafgef&brt. 
Uns erhellen sie aber nur defswegen mit colere zusammen- 
hängend weil sie ebenfalls auf kar thun zurQckkommeo. 
Man braucht nur an die bcdeutung von ev-xalo-g gut zu 
bewerkstelligen (von Sachen), leicht, zu denken, um 
darin die uralte bildung skr. su-kara-s leicht (leicht zu 
thun), und folglich in seinem gegensatze Jt;4T-xoÄo^' das 
indische dush'kara'S schwer, zu erkennen. A^ihxoXos 
leicht ist zugleich anspruchslos, und ^<T-xoilo-^ schwer 
schwierig ist zugleich mürrisch; natürliche doppelbe- 
deutungen die sich in facilis und difficilis (etymolo- 
gisch gleichfalls: thunlich, unthunlich) genau wiederfinden. 
Dies ist alles so augenscheinlich, dafs wirklich zu bewun- 
dern ist, wenn man es bis heute übersah. 

Das -xoXo-g von ßüV'Xolo-g (rindcrhirt) , das man 
gleichfalls mit colo zusammengebracht hat, ist von Curtius, 
gewÜB mit recht, zu skr. kal treiben, vor sich treiben 
(s. das petersb. wtb.) gezogen worden. 
Mailand, 19. aprU 1863. G. J. Ascoli. 



AseoU, Oltrr^f tabanns. 495 



Olaxqog, tabanus. 

OiötQog (oestros) bremse, aod zugleich heftiger 
antrieb, wird gewöhnlich mit otaw^ d.i. dem fatumm 
von ^01, zusammengestellt. Der grammatikalische ein- 
wurf, den man gegen das oia^ machen konnte, so lange 
man es als die zu einer würze! erhobene futuralform anse- 
hen wollte, hebt sich zwar dadurch auf, dafs man das a 
von oia- als die regelmäfsige entartung jenes dentallautes 
betrachtet, welcher vor dem a des futunims, ebenfalls re- 
gelmäfsig, gefallen wäre; wir finden uns aber immer wegen 
der logischen Schwierigkeit bewogen olargog Ton q>iQ(o zn 
trennen. Einem, der wurzelgeltung und der formation nach, 
mit (fiQBTQov ganz .identischen worte, die bedeutung von 
tragend als treibend und folglich als bremse zuzumu-« 
thep (woraus stich im figürlichen sinne und antrieb im 
allgemeinen leicht zu ziehen wfiren), — oder aber die be- 
deutung von tragend als moralisch hinreifsend (spä- 
ter das insekt, welches wQthend macht) einem sol- 
chen Worte zuzuschreiben, indem man sich etwa auf die 
Analogie des französischen (zusammengesetzten) trän sp ort 
oder emportement und auf die geltungen des medialen 
€f>iQsa&ca (d.h. sich tragen, sich werfen) stützt, — 
scheint mir wirklich sehr gewagt Es wäre als wenn wir 
furo zu fero zu halten wagten. Pott (etymol. forsch.!', 
122), der in oitrtu (feram) n. s. w. eine mit dem slav. wod" 
-f/t (führen) zusammenzustellende wurzel 010 oder OlJ 
verrouthet, zieht zwar auch slav. owod (tabanus, oestms) 
herbei, welches also zu wod-iti (fahren) sich verhalten würde 
ganz wie oiargog zu oiffta. Oehört aber wirklich owod zu 
tcod-iti? Wir vermögen in der that nicht bejahend zu ant- 
worten, wenn wir die ganze reibe der slavischen Variatio- 
nen {&r bremse in^s äuge fassen (s. Jungmann, slownjk 
6esko-n^msky) : obad, oväd, atoöd^ und obad zu obädäm 
ich umsteche umpicke bepicke (aus o+bdddm^ letz- 
teres sieche sporne treibe an, im illyriscben wörter- 

28* 



49^ Aflooli 

buche gleichfalls badati pungere stimolare, o-badati 
id., o-bädalac pungeute, bctdalac id.), halten. — 

Man hat sich gewöhnt in vermeintlichen ableitungeo 
von (piQM das einbrechende^ das mit unge$tüm vor sich ge- 
hende zu erblicken, indem man olötog pfeil ebenfalls zo 
oiö(o als futurum von q^igta brachte. Mag es aber mit der 
geschichte des ziemlich dunkelen oiaw sein wie es wolle. 
so wird uns indessen olarog augenscheinlich als missile gelten 
mOsseu, nämlich als eine uralte participialform (vgl. xivro*; 
=s Qrutas) mit gunirtem wurzelvokal, von ish in der laute- 
ren bedeutung schleudern (skr. ish^i-ta geschleudert^ 
ithu pfeil l[<j]6g), wie dies schon von Tobler (zeitscbr. IX. 
245 — 6) vermuthet wurde. Wegen des guna vgl. i$h mit 
anu. — 

In ola^TQoq nun erblicke ich ebenfalls ein gunirtes ra- 
dikales i, indem ich es zu wz. /0=sskr. idh entzünden, 
anzünden f&hre*), dessen O vor dem r des sufBx sich, wie 
jedermann weifs, regelmftfsiger weise zu (t gestalten mufste 
{nd&fa nsiff-riov u. s. w.). Die nämliche wurzd, ebenfalls 
mit guna und ebenfalls mit rogelmäfsiger entartung des 
dentallautes haben wir im zendischen aii^-ma holz (als 
brennendes) dem skr. idh-ma (id.) gegenüber. Ülo-r^i* 
also (dessen zendische ebenbildung aii^-ira wäre, vgl. auch 
lat. aet'tus) ist eine uralte ganz regelmäfsige adjektivische 
formation (folglich männlich, dem gewöhnlichen, neutralen 
"TQO'V gegenüber, vgl. unter anderm ia-TfJog und das skr. 
ebenfalls gunirte pavitra^ und vgl. auch idhra im petersb. 
wtb.) mit der ganz normalen bedeutung urens und folglich 
pungens. Die bremse ist folglich nichts anderes als die 
brennende, und die begeisterung (ardor) kann ebenfalls 
ganz natürlich die brennende sein. Möglicher, ja ganz 



*) DieM wanel kommt noch im griechUchon, wie allfiremein anerkAnnt, 
in l^-a^ö-Q u. s. w. (vgl. wegen der bedeutungen candeo und candidut) und 
noch in aX&v (anzünden) u. s. w. , vor; in welchem letzteren wir nicht mit 
Bopp (T«rgl. gr. n. $. 96, 2) eine bleibende gunirong sondern vielmehr die 
suMmmensetsung d-f-idA, wie bereiu Pott (et forsch. P. 249) vermuthet hat, 
erblicken. Diese ansieht wird ungemein gestärkt durch das vediscbe mdka 
(l^idh) flamme es ai&o^ feaer (ai edha$ brtnnhoU). — > 



OtatQog, tabanus. 437 

wahrscheinlicher weise, haben wir jedoch in oiotgog als 
furor ardor nicht unmittelbar das brennende, sondern 
ist man tropologisch (ursache als Wirkung) von bremse 
asilus zu furor gekommen. Es ist freilich nicht ganz das 
nämliche aber fast das nämliche und immer sehr bemer» 
kenswerth, wenn auf italiänisch assiUare von assillo (asilus, 
bremse) = infuriare (auch illyrisch obädati-se andare 
in furia wäre zu obad bremse zu ziehen, falls es nicht 
= se piquer s. o. ist) und in italiän. dialekten tavanarse 
(venezianisch) inquietarsi, t(wan6 (piemontesisch) esser 
fuori di sd (von tavan = tafano, bremse) gesagt wird. 
Vgl. auch ital. mi salta la mosca = inöoUerisco. 

Merkwürdiger ist aber noch, dafs ital. tafano^ vulgär- 
lat. tabanus bremse (proparoxytoniert tdbanus, sieh Dies 
im wörterbuche, italiänisch höre imd finde ich tafäno und 
täfanOj das spanische tdbano gibt aber den ausschlag) höchst 
wahrscheinlich wieder der urens der brennende ist. Das 
eben&Ils proparoxytonierte skr. tdpancht (von tap urere) 
heifst wirklieh der brennende als plagende. Was den 
labiallaut im lateinisch-romanischen worte betriffl;, so scheint 
mir das ital. tafano alterthQmlicher als tabanus. Es ist f&r 
mich ein über Griechenland nach Italien gekommenes wort. 
In Griechenland hatte sich das indische tap zu Tj40 ge- 
staltet (s. Bopp im glossar und vgl. t/*p trph TPE<I>^ trup 
truph TFY0)j wozu mit ganz regelmäfsiger formation und 
betonung ein ^rdtfavog gehört hätte. Im vulgärlateinischen 
alterirte es sich zu tabanus (vergl. rufus ruber), es lebte 
aber in Italien auch das genuine tafano fort, wozu sich 
das spanische tdbano und das fr. taon wie sp. rdbano zu 
rdphanus {()a(pavog) und fr. Etienne zu Stephanus {oTiq)avog) 
verhalten würden. — 

Mailand, 4. mai 1863. Ascoli. 



,138 Bickell 

Gaeshu, veru und verwandtes. 

Zu den vielen altbaktrischen worten, über deren be- 
deutang und ableitung noch kein sicheres resultat ▼oiiiegt, 
gehört auch das nomen ga^sbu. Dasselbe kommt nur an 
zwei stellen des avesta vor, nämlich Vendidad 7, 150 9 wo 
es in einem dunklen zusammenbang mit den lenden und 
bänden verbunden erscheint, und Ya^na 9, 33 gaeshu^- 
gadbavarö, zu übersetzen: , träger der gaeshukeule^ oder 
möglicherweise auch: ^träger des ga^hu und der keule.' 
Spiegel (in der Übersetzung des Vendidad a. a. a und in 
„zur Interpretation des Vendidad'' s. 19) faist dasselbe ab 
ein fremdwort auf und vergleicht damit das lat. gaesum, 
griech, yalöQVj yalaog. Die Unmöglichkeit dieser erklärung 
werden wir weiter unten nachzuweisen suchen. Dagegen 
leiten Burnouf(Joum. as., avril p. 265) und noch entschiede- 
ner Benfey (in den Götting. gel. anz. 1852, s. 1970) dasselbe 
von der im sanskrit erhaltenen wrz. gesh aus gavesh (deno- 
minativum von gavesha, eigentlich rinderwünsohend , also 
nach rindern streben, dann überhaupt streben, suchen, ja- 
gen) ab, eine erklärung, die mir schon, bevor ich sie bei 
den genannten gelehrten fand, als die einzig mögliche er- 
schienen war. Die Zusammensetzung gavesh weist offen- 
bar auf ein hohes alterthum hin, wenn wir bedenken, 
welche Wichtigkeit die rinderheerden in der nrzeit und der 
mythologie nicht nur der inder, sondern auch der anderen 
verwandten Völker hatten; man denke an Indras kämpfe 
um die himmelskühe mit den wolkcnriesen , an Hercules 
und Cacus u. dgl. Wir finden daher schon in den veden 
gavishti, eigentlich „wünsch nach kühen*^ in der bedeutung 
kämpf, und oft in andren Zusammensetzungen gö als be- 
reits ganz bedeutungslos gewordenen zusatz. Die wurzel 
gavesh gieng dann zunächst in gvesh über (diese form 
wird durch die nebenform glesh vorausgesetzt, die aller- 
dings, wie auch gesh, durch beispielc noch nicht nachge- 
wiesen ist), und daraus in gesh. Hieraus bildete sich dann 
wieder das Substantiv geshu, welches sich, wie manche an- 



gaeshu, veru uod vorwandteB. 439 

dre zusammeogesetzte (und zum tbeil io später nur noch 
indischer weise zusammengesetzte) nomina (vgL svasri, th 
dhavi, vi^pati, karava) über die meisten indogermanischen 
sprachen verbreitet hat. Benfey steUt nach der analogie 
von gavishti ftkr g^hu die bedeutung „krieger^ auf; doch 
scheint der Zusammenhang eine waffe ^ erfordern, wie es 
auch die huzvaresbübersetzudg verstanden hat; es möchte 
daher am sichersten sein^ von der bedeutung ^streben, su-^ 
chen^ in der gavesh in der litteratur allein vorkommt, aus« 
zugehen. Da das woi*t geshu in den verwandten spracheb 
durchgängig ein wurfgeschofs bezeichnet, so liegt es nahe^ 
iassclbe von dem begriff des dahinstrebens, des zielsuohelis 
abzuleitenw 

Was mich am meisten in dieser annähme bestärkt, ist 
eben die analogie der verwandten sprachen. Hier tritt uns 
zunächst lat. veru „wtirfspiels, bratspiefs^ (bei Varro auch 
mit gleichem genus verus) entgegen, was meines erachteas 
geuaa altbaktrischem gatohu entspricht. Das e ist zwäf 
gewöhnlich verkürzt, doch erscheint es bei Plautus (Kud. 
5,2,15.17) noch lang; die herrschende Verkürzung ist 
hier nicht auffallender als in deus statt deus, eo statt 
CO, dederunt für dederunt. Man könnte vermuthen, 
dais in diesem veru-vesu-gvesu noch die wurzel gvesh 
mit erhaltenem v vorläge. Doch ist es nicht nothwendig, 
diefs anzunehmen, da bekanntlich im lateinischen häufig 
ursprüngliches g zu gv und dann zu v wird, vergl. vivus 
= skr. jivas. Die früheren versuche, veru zu erklären, 
scheinen mir wenigstens nicht haltbar. Benfeys ableitung 
(gr. würz. II, 295) von der würz, hvar ,,drehen" steht ent- 
gegen, dafs veru ursprünglich gewifs den Wurfspeer, nicht 
den bratspiefs bezeichnete. Ebel hat in dieser Zeitschrift 
(V, 392) das wort mit gr. öoqv^ skr. daru zusammengestellt« 
Aber ein Übergang von d in dv, v findet sich sonst nirgends^ 
und das gr. o weist auf keinen vorhergehenden labial hin, 
sondern entspricht dem guna von a, wie in öiyxw, Ötöogxa 
= dr^ämi, dadar^a, yuvv = jänu, yiyova u. dgl. 

Auf dem gebiet der keltischen sprachen gehört hierher 



410 BickeU, gfttehii, yeru and verwsndtes. 

der name eines gallischen volkes, der Faufaroi oder gaism- 
bewafineten. Dem entspricht nach keltischen lautgesetseo 
genan das altirische gatde mit ausfall des s; das Substantiv 
gaisas selbst wird im altirischen regelrecht zu ga. Ans 
dem in den yataatoi erhaltenen altgalHschen wort haben 
die Griechen und Römer erst ihr yatöog^ yalaov^ gaesom, 
gessnm entlehnt. Dafs dieselben nicht ursprflnglich sind, 
beweist bei yaloog schon das ganz ungriechische bleiben 
des (T f&r ursprüngliches s zwischen zwei vocalen, aulser* 
dem aber die bestimmtesten Zeugnisse der alten, dals diese 
Worte dem keltischen entlehnt seien. So sagt Senrios: 
„Pilum proprio est hasta romana, ut gessa GaUomm, sa- 
rissae Macedonum,^ und der heil. Augustin nennt so Josna 
89 18 yataog gradezu ein gallisches wort Sie ersehenen 
daher auch im griechischen und lateinischen erst bei sehr 
spftten Schriftstellern, nachdem die Griechen und Rtaier 
in feindliche berflhrung mit den Kelten gekommen waren. 
Wie Iie£Be sich also mit Spiegel annehmen, dafs ein so 
junges lehnwort schon in den zendavesta eingedrungen sei? 
Freilich ist ga^hu in letzter Instanz gleich yalaog^ aber 
durch un Verwandtschaft, nicht durch entlehuung. 

Im deutschen sollte man k (ahd. ch) im anlaut erwar- 
ten, doch findet sich hicrftkr nur das vereinzelte altnordische 
kesja (Snorraedda 1, 570, 1). Sonst bleibt überall das g 
unverschoben, so in den gotischen auf gaisus endenden ei- 
gennamen, im althochdeutschen g^r (strengahd. kdr), angel- 
sächsisch gär, selbst im altnordischen neben kesja die ge- 
bräuchlichere form geir. 

Dafs in den betreffenden stellen des avesta die besten 
handschriften und die huzvareschübersetzung gaopu, nicht 
ga^shu (welche letztere lesart jedoch auch vorkommt) dar- 
bieten, kann keine unbedingte bewciskraft haben. Denn 9 
wechselt oft nur graphisch mit s, was seinerseits unzählige- 
mal fQr sh steht, und am leichtesteu konnte dies in einer 
so ganz vereinzelt und zusammenhanglos dasteheudcn form, 
wie gaeshu, eintreten. 

G. Bickell. 



Arendt, anzeigen. 441 

1. O. Michaelis, fiber den nntenchied der conBonantee tennes nnd me- 

diae, nnd ttber die antencheidong des ach- und ich -lautes. Beson- 
derer abdmck ans dem X. Jahrgang der Zeitschrift für Stenographie 
und Orthographie. Berlin, Dttmmler. 1862. 8. pgg. 84. 

2. 6. MichaeliSi ttber die physiologie und Orthographie der 5-laute. Be- 

sonderer abdmck aus dem XXXII. bände von Herrig's archiv fUr das 
Studium der neueren sprachen. Berlin, Lobeck. 1863. 8. pgg. 16. 

Aof aeite 1 — 25 der loeret angefahrten kleinen schrift be- 
spricht der verfiaseer in einer sehr klaren ond eingehenden weise 
den unterschied der tennes und mediae. Es freut uns, daraas zu 
ersehen, dafs Kempelen's unsweifelhaft richtige ansieht, die in 
neuerer seit BrOcke so eindringlich wieder zur geltnng gebracht 
hat, immer weitere rerbreitung findet. Es ist dies einer der 
wichtigsten, aber auch klarsten punkte der phjsiologie der sprach- 
laate, worüber die Untersuchung wohl als abgeschlossen betrachtet 
werden darf. Hrn. Michaelis' abhandlung giebt nun gleichsam 
einen historischen Sberblick über die ansichten der neueren ge- 
lehrten in betreff dieses punktes; besonders interessant ist es, 
dafs schon Walker in seinen „principles of english pronunciation^ 
den unterschied richtig erkannte, indem er für die medien und 
tönenden consonanten als wesentliches merkmal „a sort of gut- 
tural murmur^ in anspruch nimmt, womit er offenbar eben den 
ton der stimme meint, und später die tonlosen consonanten 
^breathing consonants,^ die tönenden sehr passend „vocal ones*^ 
nennt. Isaak Pitman im „manual of pbonograpbj*^ §. 21 nennt 
das, was Walker als „guttural murmur*^ bezeichnet, besser „a 
▼ocal murmur*^. (S. bei Michaelis s. 7 ff.) In neuester zeit sind 
unbegründeter weise wieder bedenken gegen die Kempelen'sche 
ansieht ausgesprochen worden, so besonders von Du Bois-Rey- 
mond; diese bedenken werden von hm. Michaelis s. 15 ff. aus- 
führlich besprochen und zurückgewiesen. — Was den neuen na- 
men „crassae*^ betrifft, den hr. Michaelis an stelle von „mediae*^ 
vorschlägt (s. 1, 19), so haben wir zwar an und für sich gegen 
diese neue benennung nichts einzuwenden, doch scheint uns auch 
nichts wesentliches damit gewonnen zu sein. Wozu die Wissen- 
schaft mit unnützen neuen terminis technicis überladen? So fin- 
den wir auch in den aus Du Bois-Rejmond angeführten stellen 
s. 18 die ausdrücke „stimmlose und stimmige consonanten,^ ich 
selbst hatte in einer abhandlunff in den „beitragen^ gesagt: 
„stimmlose und mit stimme gesprochene;^ weder Du Bois-Rey- 



444 Arendt 

nicht aoerkennen. Was durch eine so Tielfache spaltoog der 5- 
laute (br. Michaelis nimmt s. 8, 9 nicht weniger als 8 — 9 ton- 
lose s an) gewonnen werde, können wir nicht einseben; eioeo 
unterschied des s in las von dem fs in fufs können wir nidit 
zugeben: — eine wiederlegnng von hm. Michaelis' behaoptongeo 
durch argnmentation ist freilich nicht wohl möglich; wir misMi 
es dem leser überlassen, durch eigene Untersuchung der ansspraeke 
sich eine eigene ansieht su bilden. Aber auch wenn ein unter- 
schied zwischen dem s- in das und dem fs in /m§s bestSnde, so 
mufsten wir doch entschieden dagegen protestiren, dafii das fs is 
fufs auf die weise gebildet wurde, wie es hr. Michaelis anf a9 
unter no. 3) bescbreibt; denn dieses dritte tonlose s des kra. 
Michaelis ist offenbar nichts anderes, als eine der varsebiedeoea 
bildungsweisen des englischen /A, wie denn auch br. Miebaelis 
als tonenden laut dazu das weiche ih in faiher angiebt En^iscb 
tk aber ist in der correcten ausspräche des deutschen nicht vor- 
handen. Das s in las unterscheidet sich vom fs in fmfs nur ety- 
mologisch, aber physiologisch in keiner weise: in las ist der 5-iaot 
ursprunglich, nur dafs diesem worte eigentlich das weiche, tö- 
nende s von lesen zukommt; dies aber geht im hocbdeotscbefi 
am wort-ende in tonloses s über, ganz wie wir geben mit tönen- 
dem by gab hingegen mit tonlosem p sprechen; also: 

gebe : gab = lese : las. 
In fufs ist fs aus / entstanden (gothisch fölus); t wurde der 
lautverschiebong gemäfs zu «, d. i. I -f- hartem s (ahd. fuo%); 
von dem doppellaute « aber verlor sich in gewissen flUlen das /, 
bleibt hartes «, geschrieben fs. Dies ist der etymologische 
unterschied der auslaute von las und fufs; einen physiologi- 
schen können wir, wir wiederholen es, nicht wahrnehmen and 
demgem&Ts auch nicht zugeben. Ist es denn auch etwas so un- 
erhörtes, dafs ihrer entstehung nach verschiedene laute im laufe 
der sprachentwicklnng physiologisch gänzlich zusammenfallen? 
Wir haben, um ein auf das genaueste entsprechendes beispiel 
zu wählen, auch zwei etymologisch verschiedene f im deutschen: 
in fuss ist das f ursprünglich (gotb. fölus), in schifft nicht (engl. 
ship): aber welclies ist denn der physiologische unterschied zwi- 
schen den f in diesen beiden Wörtern? 

Wir unterschreiben, um unsere ansieht kurz zusammenza- 
fassen, mit voller Überzeugung ßrucke's darsteiiung, physiologie 
der spracblautü s. 40, von wort zu wort — 



anzeigen. 445 

3. Dr. H. K. Brandes, direktor des gymnasinms zu Lemgo, die neugrie- 

chische spräche and die verwandtsohafl der griechischen spräche mit 
der deutschen. Ler ^ und Detmold 1862. 8. pgg. 240. 

4. Dr. Theodor Kind' inthologie neugriechischer voUislieder im original 

mit deutscher UberC ';nng. Leipzig 1861. 12. pgg. XXXV und 232. 

Das nengriechisch. ^ist ein Stiefkind der Sprachforschung. 
Mit unrecht! Die entw. Velang der laute, die entwickelung der 
grammatischen formen, di lentwickelnng der Wortbedeutung u.s.w. 
vom altgriechischen zum neugriechischen hin bietet des intere»> 
santen gar viel. Ferner Aich ist das verhältnifs des neugriechi- 
scheD zum altgriechischen ein ganz anderes, als etwa das der 
romao. sprachen zum latein, oder des neuhochdeutschen zu der sprä- 
che Notker's und Kero's. Diese also, und manche andere punkte 
bieten der Wissenschaft eine fülle wichtiger fragen zur losung. Hr. 
Brandes behandelt auf s. 1 — 78 des zuerst angeführten buches einiges 
davon in recht ansprechender und anregender weise. Besonders 
giebt die darstellung des verf.'s ein reichhaltiges material in betreff 
der Veränderung der Wortbedeutung und der bildung neuer Wör- 
ter. Manche der gewöhnlichsten Wörter des altgriechischen sind 
verschwunden: so idtog^ oLQxogy dvog^ Innogy xvmp, wofür jetzt 
gesagt wird: rb pegov (vgl. altgr. vr^Qog^ flSssig), xpca/ii (statt xpco- 
IjUoVj vgl. altgr. V'ojfiot;, bissen), y^Qaai (= HQoaioVf vgl. ugaaig^ 
mischnng), £10/0«" (eigentlich nur: das thier), (TxvXi (= axvXcW, 
vergl. <Txt;)la|, ein junges) (Brandes s. 7, 8). KaXog heifst jetzt: 
^gut***); der begriff „ schön *^ wird jetzt ausgedruckt durch die 
Wörter oogalog^ wofür auch toQiog^ navaoqiog*^)^ und evfiogqiog 
(gesprochen: ifmorfos)^ wofür in den Volksliedern häufiger 
w(jiOQq>og. Also: elvai evfiOQcpojatog xaigog, es ist sehr schönes 
Wetter, eigentlich: eine sehr wohl gestaltete gelegenheit (Brandes 
pg. 9). KaiQog ist nämlich jetzt weiter, xQovog bedeutet jähr, 
2^01^10^ einjährig (Brandes s. 9, Kind s. 182 zu v. 9). Um auch 
für die verba ein beispiel anzuführen, so ist noUto verloren, man 

*) Doch finden wir in einem, freilich Klteren, volksliede bei Kind pg. 2, 
no. I, vs. 2: inttqow r'tfv xoUijv t», sie rauben seine schöne. Sonst habe 
ich nur noch die stelle auf pg. 170, no. XII, v. 2 zur band, wo ein mKdchen 

sagt: ^Jue ilacu xal an ifikv xaXUmv, sonne, du bist gar schöner 

als ich. Das lied ist aber im trapeznntischen dialekt, der manches eigen- 
thttmliehe hat. 

**) Schön angewendet z. b. bei Kind s. 62, no. XXII, vers 2: nav- 
«0Qia xoQtif ein reizend mädchen; aber wie sonderbar, wenn man die alte 
bedentnng des Wortes im sinne hat, ebenda«, s. 40, no. XV, vers 6: ^ticmtc 
ft' lOQto xvßovQh mach mir ein schönes grab. 



446 Arendt 

sagt dafür xa^rw, z. b. xofAPH ^hop {kimmi tliof», der spir. asper 
wird nfimlich nicht mehr gesprochen, Brandes s. 5) es ist Sonnen- 
schein; ayanata hat die bedeutang ,, lieben^ bewahrt*); ipikim 
aber heifst nur noch ^knssen'' (Brandes s. 9, 10). F5r icf^im 
sagt man: tgoiym, eigentlich ,,nagen^ (Brandes s. 11). Es wird 
bei den meisten dieser beispiele eine gewisse roheit and stofHicfa- 
keit der anffassang — wenn so sa sagen erlaubt ist — um so 
anangenehmer in die äugen springen, als die yergleielniDg mit 
der alten Hellenen*sprache sich überall von selbst aafdräogt— 
Mit dem theile des Brandes'schen buches (s. 7 — 12), woraus wir 
soeben einige anszuge mitgetheilt haben, ist zu yerbindeD s. 27 it, 
wo zun&chst eine anzahl neagriech. Wörter für solche begriffe ge- 
geben wird, die den alten Griechen unbekannt waren; daoo folgt 
auf 8. 31 — 37 ein verzeichnifs von fremd Wörtern. Präpositionen 
{dno mit dem accusativl)> adverbia, conjanctionen werden beban- 
delt s. 12 ff., bildung der verba s. 18, 19; einige laateigenthum- 
lichkeiten s. 1 4 — 17, s. 1 9, 20. Wir machen hier zunächst auf deo 
zerstörenden einflafs aufmerksam , den der mit dem altgriechischen 
meist fibereinstimmende und sehr scharf gesprochene aocent (Bran- 
des s. 5) auf die quantitat der vokale und die ganze wortform 
gefibt hat; so ward Kogip^og zu Koqdog (a. a. o.), rgiixopta zo 
jQidpta^ i^flKOPta zu B^ijpTa (eTtnia); aus dem hineilen zur ac- 
centuirten sylbe erklären wir auch die Verstümmelungen am wort- 
anfang, wovon viele beispiele bei Brandes s. 14 ff.; eins der 
am stärksten mitgenommenen werter ist wohl coQUPta vierzig. 
Ebenso eilt die spräche über die atona hinweg zum folgenden 
Worte, und so verstammelt sich z. b. die präposition «V (w), die 
jetzt das alte eig und auch h vertritt, häufig zu blofsem ^, wa<» 
mit dem folgenden artikel zusammengezogen wird, z. b. cmjr qpr- 
XaxriP = dg t^p qrvXaxtjp, statt h rf q^vlax^ im kerker (Kind 
pg. 2, no. I, vs. 4), ffra ßovpd statt eig rä ßavpd nach den bergrn 
(ibid. 30, no. VIII, vs. 1), arij ßoaxij statt eSg rrjp ßo(Txijp zur weide 
(ibid. no. X, s. 36, vs. 11) und so aufserordentlich häufig. Ein 
ähnliches Schicksal trifft auch den artikel, der in der schrift frei- 
lich den accent noch bewahrt hat, in der lebendigen rede aber 
wohl zum atonon mag herabgesunken sein: wir lesen z. b. bei 
Kind pg. 170, no. XII, vs. 4 in einem trapezuntischen liede rg 



*) i] dyd:itj hoifj«t ^dio liebe" und aach «die f::oliebt^.** •. s. b. d«« 
lied bei Kind pg. 144, no. XII, vcrs 2, 7. 



anzeigen. 447 

lEllepavg^ d.i. iseilemts^ statt tig "EXletwg; pg. 112, no. XXII, 
V8. 23 Tfjg Evyerovkag tg (S^iogqitig (d. i. Hs Efgenuias isömor' 
fi$\ der schonen Eugenula; hier also hat der artikel seinen vocal 
verloren und sich dann an das folgende wort angelehnt; die form 
raoSxa/if, die wir bei Kind no. IX, s. 34, vs. 24*; lesen, und 
welche fQr tovg exafis steht, glaube ich so erkl&ren su müssen, 
dafs sich rwg zu rao\f umstellt und dann raov ixafie zu ta<S' 
xafiB zusammengezogen habe. Diese meine ansieht wird dadurch 
bestfitigt, dafs sich auch sonst schliefsendes ov mit anlautendem 
« zu 6) gestaltet, z. b. jtSlfye für xov fiU/e, siehe Kind s. 182, 
anmerk. zu vs. 7. Ueberhaupt hat die neugr. spräche mit dem 
altgriechischen die abneigung gegen den hiatus gemein, der theils 
durch contraction des aus- und anlauts, theils durch ausstofsung 
des einen vocals, theils — und dieses dritte mittel ist der neuen 
spräche eigenthumlich — durch ubergang der Tocale u (ov) und 
t (i, £1 etc.) in die entsprechenden halbvocale vermieden wird. 
Belege geben die Volkslieder bei Kind auf jeder seite; zur un- 
mittelbaren anschauung fuhren wir einiges an. Contraction aufser 
den beiden schon angeführten beispielen: 

navpcu SS nov eJpai, d i. welcher ist s. 20, vs. 21. 

IwvQ^e a== ftov ^Q^e (statt ^X&e) s. 28, no. VI, vs. 4. 
Ausstofsung eines vocals: 
v' ix^9 ^'^ ^^^ ^^^ ^' ^X^'» ^^^^tg^ was habt ihr, buchen? 

s. 28, DO. V, vs. 6; no. VI, vs. 1. 
So hAufig x' sUtt xal (kä), z. b. x' ixet (heki) und dort s. 34, 
DO. X, vs. 3. Fast noch häufiger wohl wird xai (kä) zu xi' (/rt), 
und dies ki wird dann vor vocalen vermöge der dritten art der 
vermeiduDg eiues hiatus sn kj (s. Kind s. 182, anm. zu vs. 10), 
zntti beispieh 

xoi »laig xi* dtacrepa^eig (lies: kä kläs /^'oHasienaus)^ 
ond weinst und jammerst s. 34, no. X, vs. 6. 
Dasselbe geschieht auch innerhalb eines und desselben 
Wortes, also wird fidtta (statt ofifAdtta) zweisjlbig maija ge- 
sprochen (i.84, no.X, VS.3); dtd wird zn ytd d.i. ja nach deut- 
scher ausspräche, und vyuia zunächst durch einflnfs des accents 
zn /SMc; das wäre eigentlich jta, was aber ebenfalls einsylbig 
gesprochen wird: ja, gerade wie did**). So wird ov (n), wie 

*) vgl. d. druckfehlerverzeichnifs n. d. anmerk. zu dieser stelle aufs. 191. 
**) Dies ergiebt Mch aoa dem versmaTs, z. b. s. 84, n. IX, vers 17; 8. 22, 
no. TU, vers 6; g. 60, vcn* 47 und 52 nnd sonst. 



448 Arendt 

aus dem veramars hervorgebt, id der aaasprache vor vocalen zum 
halbvocal r z. b. 8. 26, no. V, V8. 3: dnovä ra derÖga^ lies akto; 
der vers aaf s. 34, uo. X, vs. 4 : 

Kl' dnovoi fitäi nigdixag XaXiä^ iivag negdixag drrd^a 
ist also zu lesen: 

Kjakvo n^ds p^dihäs laljä\ mjäs pirdikäs antära. 
Eine höchst merkwürdige hineinziehung des enklitischen persön- 
lichen pronomens mitten in das verbum (den imperativ) hioeiii 
ist doiitt ^gebt mir^ statt ddre ^ov, und ebenso docfiovre statt 
dofftB fAOv (Kind s. 197, anm. zu vs. 28). 

Jedoch wir brechen ab ; unsere bemerkungen haben das mafs, 
das wir uns vorgesetzt hatten, schon überschritten. Wir haben 
nur noch kurz über den weiteren inhalt der beiden werke, denen 
diese anzeige gewidmet ist, zu referiren. Ueber die declination 
und conjugation handelt hr. Brandes kurz, uud in weniger ge- 
nügender weise s. 20 if., womit zu verbinden s. 16, 2ter abacbn. ff. 
Sprachproben, besonders aus einer athenischen zeitung und einem 
neugriechischen kaiender, finden sich s. 44 — 78. Die von hm. 
Kind herausgegebene „anthologie der Volkslieder^ ist in sprach- 
licher beziehung äufserst wichtig, da sich nur aus solchen, der 
wirklichen lebendigen rede sich genau anschliefsenden texten die 
thatsächliche beschaffenheit des neugriechischen, und der abstand 
dieser spräche von dem alten idiom der Hellenen erkennen und 
sicher ermessen läfst. Denn die neugriechische büchersprache 
nimmt willkührlich viele im gebrauche der lebenden rede längst 
untergegangene formen der alten spräche wieder auf, und wir 
müssen daher eindringlich davor warnen, allein nach der bücher- 
sprache*) das neugriechische beurtheilen zu wollen. In den an- 
merkungen s 181 ff. findet sich auch manches, was sich auf 
sprachliche dinge bezieht. Noch machen wir in linguistischer 
hinsieht besonders auf die vier, bisher unbekannten lieder in tra- 
pezuntischem dialekt aufmerksam 8.80, no. XII; s. 86, no. XV; 
8. 112, no. XXIII, und s. 170, no. XII. Die betrachtuog dieser 
neugriechischen lieder von nicht sprachlichem gesichtspunkte ans 
liegt uns hier fern ; nur können wir nicht umhin, auf die in ihnen 
▼orfindlichen — im ganzen übrigens wenigen — nachklänge alt- 
hellenischer mythologie hinzuweisen, in welcher hinsieht besonders 



*) Auch die zeitungsuprache nimmt an diesen willkabrlicfakeiten theÜ, 
wie die proben bei hrn. Brandes beweisen. 



anzeigen. 449 

der alte f&hrmann Charon (neugr. Xoqwp^ Xagog oder Xagorrag) 
in den Vordergrund tritt Man sehe hierüber Kind in der vor- 
rede 8. XII — XXII; anfserdem noch etwa das lied auf 8. 24, 
no. IV: 'O "OXvfiTiog xoi 6 Kiaca^og mit der dazugehörigen an- 
merkung aaf 8. 189. 

Es bliebe uns nan noch übrig, über den zweiten theil des 
Brandes'schen baches (s. 79 — 240) ein paar worte za sagen. 
Dieser zweite theil, welcher „über die Verwandtschaft der griechi- 
schen mit der deutschen spräche^ überschrieben ist, liest sich wie 
eine reminiscenz aus der zeit vor 1816; und die darin hin und 
wieder vorkommenden beziehungen auf die neuere Sprachwissen- 
schaft und „den reichen schatzkasten des sanskrit^ (s. 163) neh- 
men sich in mitte des übrigen fast wie ein anachronismus aus. 

5. L. Edmann, docent at tbe univenity of Upsala, A specimen of Chau- 
cer's language with explanatory notes. A pbilological essay. üpaala 
1861. 8. pgg. 83. 

Das büchlein des hrn. Edman ist eigenthümlicher art Es 
hat nämlich mit Chaucer, nach dem es betitelt ist, eigentlich sehr 
wenig zu schaffen. Denn es beginnt zwar mit einer einleitung 
über Ghaucer's leben und werke (pg. 1 — 15), worauf pg. 17 — 21 
der prolog der Ganterbury tales des genannten dichters gegeben 
vrird; der haupttheil sind aber die anmerkungen von s. 22 — 80, 
in denen an verschiedene Wörter aus dem „prolog^ alle mögli- 
chen etymologischen betrachtungen angeknüpft werden. Es bfitte 
dazu eben so gut irgend ein anderer englischer, oder auch grie- 
chischer, oder lateinischer text, oder eine probe irgend einer an- 
deren indoenropaeischen spräche benutzt werden können. Nach 
diesen anmerkungen zu urtheilen nun hat sich der verf. wohl 
einen theil der resultate, durchaus aber nicht die methode der 
neueren Sprachwissenschaft angeeignet So werden z. b. in an- 
merk. 5) auf s. 27 engl, to pierce, \eX,pars, forOy gr. (pagaog^ 
fgtigay (poQoa^ ags. fur^ horian u. s. w. und auch noch das hebräi- 
sche päras („trennen^), alle in einen topf geworfen. Die herbei- 
ziehung der semitischen sprachen ist überhaupt eine liebhaberei 
des Verfassers, wobei ganz oberflächlich und willkührlich nach 
lantähnlichkeiten verfahren wird. — Den schlufs des buches (s. 
81 — 83) macht ein kleines deutsch geschriebenes stück über die 
allmähliche entwicklung der deutschen spräche. 

Berlin, Mai 1863. Carl Arendt. 

Zeitschr. f. vgl. sprachf. XII. 6. 29 



4&0 Birlinger 

1. wetterlaichen und wetterlechen. 

Franz Pfeiffer spricht am schlösse seiner ausgäbe Kon- 
rads von Megenberg s. 806 und 807 von wedderlechen, 
das bei Eonrad oft vorkommt und bringt zur erklfirung das von 
Grimm gramm. II, 504 herbeigezogene 1 eichen = ludere, salire 
und ein starkes Zeitwert lechen == ritzen bekommen, auseioan- 
derspalten u. s. w. Die form leichen = salire, goth. liLikan 
kann dem Eonradischen wedderlechen nicht zu gründe li^en. 
Seine lautgesetze weisen kein e = ai ahd. ei auf, ebenso wenig die 
bayerischen texte des XIV. und XV. Jahrhunderts, von denen ich 
einsieht nahm. Wir müssen den^nach mit Franz Pfeiffer von 
laikan abstehn und auf das mhd. swv. iSche verweisen (mbd. 
wb. I, 956^ — ). Der sinn ist auch vollkommen damit verbun- 
den, den man damit verbinden will. Die wurzel des wertes wäre 
demnach lak — lak — lik = springen, auseinanderspringen; 
noch heute sagt der niederschwabe: der kübel hat einen Sprung 
oder er ist verlechert in folge der Sonnenhitze. Die heutige 
bayerische mundart kennt wedderlechen nicht mehr. Anders 
in Schwaben: da begegnen wir neben andern mundartlichen for- 
men wie aigstern, aigsteln u. s. w. dem verbum wetter- 
llacha (-aachd), was auf laikan ganz haarscharf hinweiset. Denn 
goth. ai ist Schwab, durchaus aa und hätte PfeiflFer gelegenheit 
gefunden vom schwäbischen landvolke das Zeitwort zu boren, so 
wäre er nicht mehr im zweifei gewesen. Goth. laikan läilaik 
(gr. 1,841) beifst springen; davon mufs ein schwaches verb. läik- 
jan vorhanden gewesen sein, von dera unser schwaches schwä- 
bisches mundartliches laacha herkommt: man sagt nämlich b hllt 
gwedderläächät, also schwach. Auch im mhd. haben wir ein 
schwaches leiche = springe auf, steige in die höhe. Wb. 
I, 960. Wir haben also 2 formen,' die aber den sinn gleicher- 
weise ausdrucken und ursprunglich wol zusammengehören: lak, 
lak, lik und laik, läilaik, beide bedeuten springen und müssen 
bisweilen ein n gehabt haben: die sanskritform langhana (sal- 
tatio), die keltischen formen: ir. linghim (lingim) = salio, gall. 
Lingones die Springer u. s. w., legen difs klar dar. Ich kann 
hier nicht umhin aufmerksam zu machen, dafs die bayerische und 
alemannische ältere spräche wie die heutige nicht selten bei ver- 
bis im stamme miteinander — in der conjugation aber aus- 
einandergehn. Ich fuge hier noch Wörter desselben Stammes an: 



miscellen. 451 

glSach = gelenk, fage, glied, mhd. wb. 1, 960: geleich. H£ofig 
ist in NiederschwabeD das diminoÜF: gläachle. Ferner II ach, 
llachete = fischlaich. Hie und da hört man noch das alte 
(mhd. wb. l, 960^) llacha = betriegen, täuschen, was an goth. 
bilaika = ich verspotte, erinnert. Oberschwäbisch und altwir- 
tembergisch loicha wie auch wetterloicha, weil id da immer 
oi (li) wird, d.h. i ist nicht zu tonlosem e (d) herabgesunken« 
Schriftlich belegen kann ich laichen 3= colludere, consphrare 
aus Hohentwiler akten: Sintemal Michael Eraufs mit dem Ra- 
vensburger verhafteten in einem so langen Laich stillschweigend 
gelebte. 1646. Laicherei in Max I halsgerichtsordg. Yergl. 
Schmid 304. Schmeller II, 421. 

Eine fast versteinerte form, von laikjan abzuleiten, ist liicha 
und jaicha =: springen machen, z. b. das vieh, wegtreiben vom 
felde, wo es schaden thut; auch einen menschen laicha; hier ist 
altes ai erhalten. 

Die späte allerwärts auch bräuchige form wetterleuchten 
scheint von liecht, leuchten gebildet zu sein, am ende eine 
Volksetymologie, weil laikan, laikjan unverständlich ward. 

2. Ein starkes verlornes verb. haihan, haihvan, 
ahd. hghan. 

In meinem worterbüchlein zum volksthüm liehen habe ich 
auf ein verlornes starkes haihan hShan aufmerksam gemacht. 
S. 41 u. 96. Der Niederschwabe sagt vom schalle: 's hiebt, 
impers. Von glocken: se heanat; überhaupt auch von lau- 
ter stimme: se hiebt. Der Infinitiv lautet heä. Der Nieder- 
schwabe hat das urspr. ch im infinitiv weggeworfen so wie in 
III. plur. praes. Der Oberscbwabe behält es immer bei: heächna 
IIL pers. sg. praes. 's he acht. Wo das „es hoicht*', dasHans- 
leutner, schwäb. archiv I, 330, anfuhrt, volk üblich weifs ich nicht; 
traue auch nicht recht; denn es widersteht den schwäbischen laut- 
gesetzen. Interessant ist endlich die form „es jicht^ gegen Ffifsen 
hin im bayerischen Schwaben. Angesichts dieser beispiele stellen 
wir goth. saih van, und ahd. scShan (geschehen) dazu und die 
schwäbische abwandlung ist dieselbe: er sieht, se seänat; 's 
gschicht, gscheänät inf. seä, gschea wie he&. Wir müssen 
demnach einen stamm hahv — hähv, hehv, hihv annehmen, 
analog dem sahv, sahv, s^hv, sihv und scahv — sc&hv, scehv, 

29* 



462 Birlinger, miuelleii. 

scihv; dasu noch j6han, mit dem haihan, hShmn ganx so- 
aammensteht hicht: jicht. Die wanel deutet auf hervorbrio- 
gang eines hörbaren lautes darch die Sprachorgane; 
da es anch von glocken gebraacht wird, so erinnere ich oor ao 
personification derselben im filtern volksglanben, denn die gloeke 
konnte traorige and freodige töne geben. Von diesem haihan ist 
im ahd. noch eine spar da: ich meine das wort hehara = pieoi 
Graff IV, 799. mhd. wb. I, 647* höher orix, attacas; es bedeotet 
eigentlich den schreier and ist schwäb. sw. msc, mafste goCfa. 
haihra geUatet haben. Ahd. a. mhd. sw. f. 

Dem stamme hah mafs in den alten sprachen ein kak (kak, 
kik) entsprechen. Da mir keine belege sa banden sind, so erinnere 
ich nor an das keltische (irische) wort cachaire (cae&rias or^r.) 
«s cantor, and an das lit kakti clamare. Im lat. ist cacalas 
CS unser kakak oder sprachlich richtig anser gaach. Es lieiaeii 
sich sicherlich noch eine reihe bel^^e finden, die immer ^ 
schreien, singen sind. 

Manchen am 12. des Mai 1863. 

Dr. Anton Birlinger. 



L Sachregister. 



Ablaut der german. sprachen 1 42 sqq. 
Vgl. Praeter, redaplicatum. 

Adjectiva, deren flexion im deat- 
scben 890 sqq. 

Adverbien auf Ja, dor, 6^9^ 6i^ 
811. 

Albanisch 207. 

Anundsika 362. 

Aspiraten: Wurzeln mit aspiraten 
in an- und auslaut 81 sqq., 110 f. 
sqq. — Sind die harten oder wei- 
chen aspiraten die ursprunglichen? 
81 sqq. — Skr. gh zuweilen = 
lat. g 89, skr. bh zuweilen ^ lat. 
b 90. Skr. weiche aspirata sss lat. 
media im inlaut, und ersetzung der 
skr. weichen asp. im laL im allge- 
meinen 90. Skr. weiche aspirata 
=r griech. media 91 sqq. Skr. te- 
nuis asp. =s griech. asp. 96 sqq. — 
Weiche und harte asp. im %)a, vor 
der sprachtrennnng 98 sq., 100, 2ter 

abschnitt Uebergang der ten. in 

die harte asp. im sanskr. nach der 
aprachtrennung 100 f. sq., Übergang 
der weichen skr. asp. in die harte 
101 f. sq.; Übergang der ten. in die 
asp. im griech. 102, abschn. 2). — 
Skr. ph SS lat. f, skr. kh, gr. / = 
lat. c, skr. th = laL 1 105. — Skr. 
harte aspirata = liL slav. celt. ten. 
106; skr. harte asp. = goth. ten. 
106 sq., skr. harte asp. ^ asp. im 
german. 108 f. sq. — Zusammenfas- 
sung der resultate 109 sq. — Wohl- 
lautsregeln in betreff der griech. as- 
piraten ibid. " Unarsprtlnglichkeit 



des gesetzea, dafs zwei auf einander 
folgende sylben nicht mit aspiraten 
anfangen dürfen 118 sqq. — Ein- 
flufs von auslautendem 1 a»f die 
anlautende aspirata im sanskrit 
128 sqq. 

Unorganische aspiration im grie- 
chischen 805 ; Verlust der aspiration 
(hauchentziehung) in derselben sprä- 
che 306 f. sq. 

Medien-aspiraten und ihr Zusam- 
menhang mit der german. lautver- 
schiebung 442. 448. Vgl. Laut- 
verschiebung. 

Aspiraten des kret dialekts 217. 

Assimilation im kret. dialekt 219. 

Casusbildung der indogerm. spra- 
chen, im Zusammenhang behandelt 
241 sqq.; schwache dedin. der ger- 
man. sprachen 242,8). — Ueber 
das s als endung des nom. sg., und 
im plnr. 245. 248 sq.; über d im 
neutrum der pronomina (tad) 246; 
endung am, m 247 f. sq.; nom. pl. 
der pronomina auf d (te) 249; acc 
pl. masc. und fem. 250 f. sq. ; nom. 
accus, plur. nent. 251 sq.; genitiv- 
endung as 252, 8, 1); gen.-endung 
sya 253; ablat-endung at 253, 2); 
locativ-endnng in, i 254,3); instru- 
mental-endung ana 256, 4); instr.- 
endung *bhi 258, 5); dat.- endung 
*abhi 258, 6); dat.-endung d 259 
p. in. ; loc.-endung au oder av, 4m 
• 260, 7); instrum.-end. bhis 261; 
dat. -endung bhyas, bhylLm 261 m.; 
über den genit plnr. 262 s. f. sqq.; 



454 



Sachregister. 



aber den loc. du. plur. 264; allge« 
meine bemerkungen 265. — An- 
fserdem siehe noch: Über den 
acc. plur. 285 ; über den gen. sing, 
auf US (pitus) 292 sqq., Über den 
acc. plor. der a-, i- und n- stamme 
862 sq., über au im dual des skr. 
428 f. 429. 480 f. sq., loc. sing, des 
skr. auf au 480. 481, loc. sg. fem. 
des skr. auf 4m 431. 

Causalbildung in den indogerm. 
sprachen 160. 

Conjugations-Endungen: Sanskr. 
dual-endung tbas =: goth. ts 106, 3); 
skr. plural-endmig tha s= goth. th 
107 in. 109; 8te p8. sg. und plur. 
imperat. 294f. sqq. — S. die arti- 
kel über die einzelnen seiten, be- 
sonders aber: Praeter, rednpli- 
catnm. 

Conjunetiy des latein 280, beson- 
ders der conjunct imperf. dieser 
spräche 845. 

Dentalismus des griechischen 304. 

Digamma 808. 

Eigennamen, lat. auf edius, idius, 
ilius, ejus 811. 

Erweichung harter laute im grie- 
chischen 807. 

Feminina, griech. auf «jj, at) 311. 

Französische etjonologien 75 sq. 

Futurum, sanskritisches auf svämi 
843. * I 

Oerundium und Gcrundivum des; 
lateinischen 280. 

Griechische Übersetzung der longo-' 
bardischen gesetze 182 f. sq. ! 

Imperativ, seine 3. ps. sg. und plur. 
294 f. sq. I 

Imperfectum conjunct. des lateini- ' 
sehen 345. | 

Infinitiv des skr. auf asS 342, des i 
lat. auf ?re in der 8. conjug. 345. j 

Intensivbildung Ulf. | 

Jod im griechischen 810. ! 

JütUndiflcher dialekt 145 sq. I 

Kärntischer dialekt des deutschen I 
894 sq. I 

Kretischer dialekt 212 sq., vergl. 
Assimilation, Aspiratae. 

Labialismus des griechischen 302. 

Lautlehre: Schwftchung von a zu i 
und u im skr. 148; am, an wech- 
selnd mit u 387 sqq., skr. am im 



Wurzelauslaut = lat. u, griech. v 
421 sqq., au im skr. aus 4m, am 
entsUnden 421 sq., 427. 428 sq. _ 
Uebergang von % in <r im grieck. 
291. — Entstehung dea skr. E-v<h 
cals 59. — Doppeltes ch, k, g im 
deutschen 448; S- laute des deut- 
schen 448 f. sq. — Vgl. die flbri- 
gen einschlagenden artikel. 

Lautverschiebung des deatschen: 
Ausnahmen von der ersten last- 
verscbiebnng 181 sqq.; german. in- 
lautende media statt aspirata 135. 
Im allgemeinen vergl. auch 442. 
448. 

Medien und tenues 441 sq. 

Medien-aspiraten des 8an8kri(442. 

Neugriechisch 2078qq. 445_449. 

Parti cipium perf. act. des skr. und 
der verwandten sprachen 289 sqq. 

Pelasgisch 207. 

Praesens des goth. 57. 

Praeteritum reduplicatum im Zu- 
sammenhang behandelt 50 sqq. En- 
dungen desselben im skr., griech., 
goth. 50, ursprüngliche endun- 
gen desselben 61. — Praet. redupL 
bei Verben mit wurzelhaftem u und 
i 53 f. sq., über das goth. beson- 
ders 56 sq. — Praet. redupüc, der 
Verben mit wurzelbaftem a 58 sq., 
besonders im goth. 59 f. sq. — I*raeL 
redupl. der verben mit wnrzelhaf- 
tem a und doppeltem consonanti- 
sehen auslaut 60 s. f. sq.; praet. 
redupl. der verben mit auslauten- 
dem u, i, ü, i 61 f. sq., der verben 
mit halbvocal 62 s. f. sq. — l'eber 
das u als bildungsvocal des praet. 
redupl. im goth. (bit-u-n) 57. — 
Verlängerung des wurzelhaflen a im 
skr. praet. redupl. ( tatiina ) 63 f. sq. 
— Griech. verben mit o statt t im 
praeter. ( yiyma, AfAo«na ) 64. — 
(jroth. verben mit 6 im praeteritum 
(Grimm's 4te clnsse) 64 f., goth. 
verben wie laia u. s. w. 65 , goth. 
verben wie salta, saisalt u. s. w. 66; 
über das ai in der goth. reduplica- 
tionss^'lbe 66 f. sq. — Uebersicht 
der ergebnisisc 67 f. sq. — Siehe 
aufserdem: über die reduplication 
111 f.; über endung der 2.ps. sg. 
des praat. redupl. skr. tha , guth. t. 



Wortregiater. 



455 



griech. Oa 107,4), über die skr. 
endaog us in der 8. pcrs. plar. des 
praet. red. 288. — Vgl. auch par^ 
ticipiam und ablant. 

Romanische sprachen: deren all- 
mfthliche entwickelnng ans dem la- 
tein, an den longobardischen geset- 
zen nachgewiesen 161 sqq. Im ein- 
zelnen: V statt b im barbarischen 
latein 166, umgekehrt b statt v 
166 f.; völliges schwinden des v 
192. — Abfall von auslautendem t 
167. 168 8. f. 169. 180, von aus- 
lautendem m 170 in. — Schwinden 
des h, besonders im inlaut 167, 
massiges h 168 in. — Vocalverwir- 
rung 187 sq. — Nom. sing, auf o 
statt US 169 f. sq., nom. pL auf i 
sUtt des accus. 169*). — Gebrauch 
der Partikeln 174 sqq. 

Suffixe: Skr. ish|has= griech. i<rro-? 
101; laL gr. c, k, lat äc, öc, ic, 
ic, tric 88; griech. r^or, &i^nv 108; 
skr. tha in Ordinalzahlen 109; gr. 



f^, nom. o? (neutral) =3 skr. «e 
288. 289. 841 sqq., 846; griech. o, 
nom. o>; 289; skr. ka, aka 275; 
skr. krit-suffix ns 298 sqq. ; skr. 
suff. anas, nas, griech. «foi;, ^oq 
294; lat lens, lentis, lentus 801. 
812, bilis 802, ido 804, ttvus, tna, 
gr. t/o5 Ä12; grieeh. «i'w^ 810 f., 
it\>-q (in thiemamen) 811; griech« 
dioq 811, aro, ari; 878. 

Thiemamen des griechischen auf 
6tv 811. 

Verba perfecta des deutschen 81 
sqq., 821 sqq., s. besonders 829 sqq. 

Yocaleinschiebung im griechi- 
schen 875 sqq., 401 sqq. 

Wurzeln: Es giebt im griechischen 
keine wurzeln mit zwei medien und 
einem daz wischenstehenden einfa- 
chen oder durch einen nasal ver- 
mehrten vocal 115. — Wurzeler- 
weitemngen 228 sq. — Vgl. Aspi- 
raten. 



IL Wortregister, 
A« Deutsche sprachen. 



1) Gothisch. 



aggvuaOl. 

aig 55 in. 59 f. 

ains: ainmnmdhnn, ainö- 

mlhun, ainnöhun 281. 
auk 278. 

bagms 121,8). 183. 310. 
bairga93. 121,10). 296, 

6). 384. 401. 
baurgs 296, 6). 
bdrusjös 292. 
bidja 65 f. 120,4). 
binda 120,3). 131. 
biuda 120. 131. 
biuga 121,9). 
bllea 66. 
bliggva 121, 11). 
bldma 102. 



brunna 417. 

dags 125,15). 131. 

dal 132 f. 

daubs 127, 19). 131. 

daug, s. dugan. 

dauhUr 126, 16). 131. 

306. 
dauhts 126, 17). 
daupja 182 f. 
daur 95. 805 f. 
dauro 95. 

deiga 124, 14). 136. 
diups 132 f. 
diva 62. 

draga 127,20). 133 f. 
driuga 127. 131. 
dugan, daug 126, 17). 

306. 
dumbs 127,19). 131. 



feia 62. 

fintba 134. 

fulla 416. 

gadikis 124, 14). 

gadiligg 129. 

gagga 131 f. 

gairda 418. 

gamag 831. 

gamaurgja 404. 

gamotja 106, 2). 

gavi 183. 

gibla 181. 

gods 129, 23). 131. 

graba93. 118. 129,24). 

131. 
grcdus 130, 26). 181. 
greipa98. 108, 10). 186. 
grgto66. 113. 188 f. 134. 
grids 89. 129,25). 186. 



466 



Wortregister. 



gama 94. 

•h S78. 275. 280. 

haba 886*). 

haabith 188. 879. 

hUpa 228. 

hneiva 422 anm. 

hmkja 188. 187. 

hvairba 888. 401. 411. 

hvaimei 98. 

hrarjiB: hvarjatdh 281 f. 

sqq. 
hvas: hvazuh, hvah 280, 

hyamm€h , hvarjam- 

mth, hyanöh 281. 
hyd 258. 
hveits 187. 
iddja 145. 
ik 98, ik-a 278 f. 
jah 280. 281 f. sqq. 
ja 282. 
kan 61. 
kinnus 98. 
Uia 65. 
leik 854. 
18U 66. 
mag 59 f. 
man 61. 

miki 106, 1). 186. 
mldjasveipains 186. 
mikils 92. 
miluks 30. 
naah 281. 288. 
Dib 280. 
ni-u 279. 
nah 288**). 
qvaind 185. 
qyima 1 3 1 f. 
qyistja 308. 
rdda 66. 
rinna 377. 
sa: sah 275.280, vergl. 

thaU. 
saia 65. 
salU 66. 
saail 358. 
sidaa 159. 
skadus 131,28). 136. 

886. 
skaida66. 130, 27). 136. 
skal 61. 

skapa 108. 186. 
sklp 108. 136. 
sniya 62. 
stauU 66. 



snima 858. 

sya 276 f., syah 275. 

280. 
syd 258. 276 f. 
syeiba 186. 
sy€ra 66. 
syls 160. 
Uikns 187 f. sq. 
tdka 66. 184. 
tiuha 126, 17). 424. 

426 •). 
triggys 810. 
than-tban 278. 
thars 61 s. f. 
thaU 137. 
tbau 276**>). 288. 
tbaah 281. 283. 
thS 258. 
thiya 62. 
thlioha 425. 
tbragja 81. 111. 116. 
tbreiba 808. 
-u 278 sq. 
-ab 279 sq. 
at 137. 
yaia 65. 

vairpa 108,9). 187. 
varms 88. 
vaurts 92. 
veihs 137. 
vraiqv 400. 



2) Althochdentsch. 
I ■ittelhochdentsch. 

, biben 121, 12). 
'biber 121, 18). 
jblftan 418. 
jbläzan 122. 

bluojan 93. 
i brema 93. 
' cbalo 108, 11). 
' doh 288, doh . . . doh 
I 273, dohdoh 274. 

donur 375*). 

fendo 134. 

Haz 107, 5). 137. 

rtcccho 409. 

gabala 128, 21). 

gagat 129. 

gamah 107, 7 ). 

gebal 128, 21). 

gelo 90. 



gdr 440. 

gibil 128, 21). 

hanf 878. 

*h«han, hehara 451. 452. 

hniz 882. 

haotjan 116. 

Job 282. 

liht 404. 

machon 107, 5). 

magen (mhd.) 831 sq. 

noh 288. 

päd 109. 

pliw (atamm) 408. 404. 

saam 183. 

scaf 108. 

scrita 129, 25). 

spabi, spehdn 137. 

stirba 411. 

Sweben, sweif 186. 

swtgan 186 f. 

t&ht 125, 15). 

triogu 126, 18). 

Wieb, wichan 188. 



3) Ie«lioclideit36h. 

äffe 803. 

auch 278. 

augbram 296, 6). 

balg 416. 

barn, barre 296, 6). 

bäum 133. 

blase 418. 

bleich 405. 

blöken 122. 

borke, bram, braue 296,6). 

decke, derb, dreck 411. 

erlangen 888*). 

feil, filz 418 anm. 

fl.ach 187. 

flecken 408. 

fort 898 f. 

milen 385. 

gatte, gatter 129. 

gattung 129. 

gauch 452. 

gflb 90. 

gelingen 383*). 

gipfel 128, 21). 

gitU'f 129. 

glück 383 ♦). 

gras 89. 

heU 417**). 



Wortregittor. 



457 



kalt 808. 
kakak 452. 
laicherei 451. 
ort 18. 
pfad 109. 
qaellen 416. 
rocken 878. 
ruh 426. 
rate 9X. 

scharf 418 anm. 
Schnepfe 402. 408« 
schröpfen 402. 
schrumpfen 880. 
schnppe 405. 
Singvogel 878. 
spfthen 227. 
träum 188. 
viel 385. 
voll 885. 
wallen 416. 
vreichbild 48 sqq. 
vretterlaichen 450. 
vretterleuchten 451. 
wiboldsrente 44 
wigbelde 42 sq. 
windbram 296, 6). 
Wirbel 401. 
Worte 47. 
wnrttinze 49. 
zäum 188. 
Ziehbrunnen 378. 
Zügel 188. 

4) AltsiebBifcli. 

bodm 114. 
gador 189. 
gigado 129. 
motian 106, 8). 
noh 288. • 

moda 92. 
skap 108. 
suepan 136. 
thoh 288. 
thus 284. 

5) Angels&cluiiscli. 

beadtt 120,5). 121,10a}. 

181. 
bam 296, 6). 
biQan 121, 12). 



brig«n 98. 118. 

büganl40. 

bull 90. 

calo 108, 11). 184. 

ceafle 128, 21). 

cystum 140. 

derjan 188. 

dreäm 188. 

drygge 181. 

dryht 127. 

fe5a, fe5e 184. 

gada, gador, gideling 

129. 
gaflas 128,21). 181. 
gegada, gegftde 129. 
gelpan 228. 
gelu 90. 
gemaca 107, 7). 
gilpan 182. 
gl&d 186. 
graedig 180,26). 
great 89. 
gumcyst 140. 
bedan 116. 
hUdedeör 140. 
hnit 882. 
hre£m 188. 
hydan 116. 
mäc 107, 7). 
macalic 107, 7). 
macjan 107, 7). 186. 
mitan 106,2). 
pMS 109. 184. 
scrfde 129, 25). 
seim 138. 
sücan, sQgan 187. 
svipan, svfpan 186. 
tacan 107, 6). 186. 
Unge 297, 10). 
teäm 188. 
tengan 297, 10). 
teran, terjan 188. 
theih 288. 
thus 284. 
vic, vlcan 187. 
vrence 400. 



6) Inglisch. Schot- 
üsch. 



bar 296, 6). 



bark 296, 6). 
bam 296, 6). 
brim 296, 6). 
build 42. 
bield (Schott) 42. 
dug 126, 17). 
meet 106, 2). 
Uke 107,6). 
though 888. 
thus 284. 

vrincle (schott) 400. 
wry 400. 



7) AttiordbciL 

bdgr 121,6). 131. 

börkr 296, 6). 

botn 181. 

buUa 182. 

diar 805. 

drangr 127 in. 

draumr 188. 

drott 127. 

flatr 107, 5). 187. 

gaddal29. 

guffal 128, 21). 

gafl 128, 21). 181. 

gala 182. 

geir 440. 

geUa 182. 

grada 189, 25). 

gradugr 180, 26). 

hiami 98. 

hringr 185. 

hvatr 108, 12). 188. 

kaUa 182. 

kßsja 440. 

kiaptr 128, 81). 

kringla 185. 

kynda 185. 

maki 107, 7). 

moeU 106, 2). 

skapr 108. 

sp& 187. 

spakr 187. 

spik 121, 7). 

Bvffa 186. 

taka 107, 6). 

Uumr 138. 

thö 283. 

vika 188. 



458 



Wortregister. 



1) Altgrieeblsch. 

a- (yerbindendes a^ 
aXoxoQ n. s. w.) 2. 
adifi 216. 
ußaMov 217. 
"Aßarttq 286. 
aßltfifi^ 6. 
aßlontc 212. 216. 
aßoki» 2 in. 
aßoltiTO*Q 2. 
aßoloq If* 
a^oc 879. 
a/^a^o« 129, 28). 
dydXXm 819. 
fx;'KOC 846. 
dyXdfpoQt 222. 
aypvfth 307. 
a/o« 846. 
a/x« 91. 
«Mcl^ö; 408. 
afUlöfvof 888. 
afä^ 217. 
a^cs^a 217. 
d&ii^ 98, 14). 
AXa 285. 
aMari;«; 26. 
ai^o« 346. 436*). 
nX&m 415. 436*). 
aXvvfu 3. 
a/r^w 8. 
a^i/a 3. 
o/z/itj 103. 
axaO'br 216. 
ainaXiitffi 405. 
dnaxfiiroq 108. 
ax«^)(rfxo/<ij(; 4. 
axijiöy 216. 
ax/fif 103. 
riitfttt^q 8. 
nx^mjlfoiln; 4. 
dM^ttßii<i 413 anm. 
cix^/ono^o^ 8. 
dnififtw 11. 
aKwxi7 103. 
aJla/yfi« 19 in. 
dlaXnaftftf^^ 9. 
«Aäo^ai, dAaö« 19 in. 
dXaitaiSr6<i 13 in. 

aJlanaC« ^2^- 
äicurio; 12. 
dldaxmq 12. 



B. OrieohiBoh. 

dl6aUm 91. 
aA^qtfit«» 91. 
aA^^«!' 410. 
alf/firoc 8. 
oA«^« 11. 
dltm^ff 6 in. 
aAiy^i7< 26. 869. 
dl&üUvm 91. 
ail^ifffK« 91. 
dk^/tak 217. 
al»/xioc 864. 
ailtvriSr 221. 
dlld&€^09 218. 220. 
aAAo/ieu 808. 410. 
dXXoq 801. 
auUorf-cUlovf 276. 
aXf*V(i6^ 6. 
cUo/o« 2. 
flUvxT«» 220. 
dXfdrm 880. 
ä^oLloc 220. 
dfteigrmXii 6 f. 
ä^/?wr 879. 
a/i(^r« 888*). 

a/i/lx«' 8<>- 

ajulla» 218. 

dtiiXXa 413 anm. 
j dftoioq 26. 
j äiinfAo; 866. 



! duvfifttv 10. 11. 
' dftqiaXo^ 17. 
;a/(^//?V^roc 17. 17*). 
- ylf/i(ri;'i'ii*K 18. 
j da q. i iXtaaa 1 6 f. 
I dti(ff(Jvio^ 17. 
I dfiqo(t(atf-ÖQoq 4. 

duffoi 296, 8). 
• «i. '287. 298. 

«ra 297, 9). 

cüia*(>09 213. 

araxi'.TOcü 96. 

fii'«; 30. 

ära{i 2 1 3. 

ara(>a»o{ 24. 

ardi;^« 26. 

dv^ijtiqovifi^ 4. 

dttlfiutv 11. 

äitfio^ 25. 

drffto}X$oq 5 f. 

aFf/A^no; 387. 

cxr^Os 846. 

arraJUto/cir 220. 



y#ri«ia 217. 
'Artto^ 218. 
a9«v;'aM>r 887. 
drdytmp 887. 
airoXec 879. 
änac 2. 802. 
a;n}l<;'l«iC 8. 
*Anfa 808. 
fc^io/^^ov 218. 
d/rodQa&$ 296. 
a:io^^a^«i|ai#-^aw 21« 

218. 
an/; 297,9). 
d^dx^t 877. 878. 401. 
dQßvXfi 879. 887. 

*AQyfi4f09tfiq 4. 
a^^'^o^o» 4. 
a^cToc 216. 2 17. 
ngr/m 8« 
/«^ij^flro^ lir. 
o^i^röc 13ä*C 14. 

^^TOi?, *A^^MfJ 14. 

y,.ir( '221. 

a^o7r^<r€M 216. 

dortdÜ^t* 415. 

di^ntdCocu 214*). 

a(>:r«<fdcK 214*). 

d^nls 387. 

a^i^f^v 9. 

dQXta(fri(; 218. 

a(>/iAao( 8 (bi<). 

uQotyri 5. 

difßm&t 219. 

aO'xrcAMrra? 402. 

»(TxnAwi^ 402. 

a<r:Tai(iw 96. 407. 

o<T.VeUaS 409. 

a<Tfff(>/i;; 25. 
I dffntdrjiföffoi; 4. 
, affifffffi^ 25. 879. 

a(rr«()07i| 379. 

a(rr()anri7 879. 

dffxiXtott 218 (bi»). 
' niaActrf^wv 4. 
' aici^ 7. 

diaQififfö^ 11. 

arr^a/4roc 25. 26 in. 

ari}^^<;, -^o« 11. 

VlfiAa 285. 
' '^lAart/; 286. 

CKT^CMTOC 25. 878*)* 



ärQfyxxo^ 214» 
dT(ftMfi<i 25. 302. 
niQfxii 218. 
"jiTQonoq 878 ♦). 
axrdgv/ia 217. 
ari'^oiiaft 297, 10)< 
a,^. 278. 
aryo^ 846. 
o?^. 278. 
oi'^i« 278. 
aiWö^ 278. 
ai»T« 278. 
aiVi« 278. 
arftfijr 277. 
avjOK^djmQ 887. 
avio/4«TO< 872. 
ai'/Toi'OffOc 872. 
avJO^QtTnc; 872. 
ai^TO? 278. 
aVTOfravxoQ 872. 
a^TOv 814. 
avrnq^vfiq 872. 
a'fatAifTaft 215. 
d'ft^fia 218. 
äcjpfro; 806. 
«71710)9 12. 
*^7/o 285. 
Offyog 846. 
'u^xdffarta 218. 
a//xij»a 218. 
«/»AAcc'' 221. 
a/tri-Os 218. 
dxftrifö^ 218. 
a/i'i'Aa 218. 
«/o? 346. 
ä/(>aTO( 218. 
a/9«bi(¥ia 221. 
ßalio 98. 122. 
/?a^o? 288. 297, 11). 
ßaaiti 122. 
ßaUrtP 216. 
/^a^rw 122. 181 f. 410. 
ßaHÖp 217. 
/?a^/9/<; 11. 
ßdlXo) 122. 
/?amw 122. 
ßdqßaqoq 122. 
/?a^>i'f 122. 377. 886. 
ßaünahta 98. 122. 
ßdüMta 101. 
ßatTTtt^m 415. 
ßtßavla 290. 
^^oc 238. 
ßiXtfiroif 25. 



Wortngiitar. 

/9ao<; 288. 

ßeXrimv 122. 

/9^^o<; 7. 238. 297, 11). 

BfQ^xvpaoq 218. 

/?^a 122. 

/9i/?a; 182 m. 

ßißktaygdfpoq 4. 

ß^ßsfmann» 122. 

Biddxaq 217. 

/?^o5 122. 

/9Ac(t 122. 

ßlaaxfi 6. 

ßidatoq 122. 

ßXffitairm 6. 

/9AinM 108. 122. 

ßXtqoitov 108. 

/?A»i;rii 875. 

/9A12/9ÖC 122. 

/9Ai7x« 122. 

/9Ac<r<rw 122. 

ßXoavqoti 6. 7 ib. 

/9AI/M 6. 98. 122. 

ßktü&Qoi; 6. 

ßXo)ff4u 122. 

/9oäo* 122. 

/9o;^öc 11. 122. 

BoXon'Tioi 218. 

ßnf,ßvli<: 416. 

/Jo^/a 122. 

/9n<rxa) 122. 

^orxöAo? 484. 

ßm'kofiai 122. 

/9or? 122. 

ßoiivQOP 27. 

/J^aJi; 122. 

/9(iaCM 415. 

ßifdfXffot 415. 

/9()a;ri'? 122. 408. 

ßfffyfja 98. 

ßfftyftoq 98. 

Z^^f/io» 93. 129. 415. 

/?^>fra? 17*). 

ß(^i(foq 288. 

/^^///«a 98. 

/9y*/^ös 98. 118. 121, 

10*). 
^^f^^w 122. 
/?y^^a 122. 
/99»^w 886. 
iJ^^^ij 6. 

ßfföyx^^ 1'^* 
ßgorxfi 26. 
/^^orö« 122. 
/9or(ü 6. 98. 122. 



459 

ßvifftai 404. 
/aia 188. 
raiffdroi 489 f. 
;'aI<roi' 438. 440. 
ydka 27 sqq. 
^'aAf^oc 819. 
yak^itn 9. 
^^aAijrij^ 819. 
/oUw^ 819. 
ytiftß^tnfi 307. 
;Wnc BOT. 808. 
yafi^ai 128, 21). 
yafiqfikal 128,21). 
yagyakO^tu 11. 

yiyova 64. 66. 
/^«»^oc 819. 
rtkxdvoq 215. 
;^aw? 28 m. 819. 
y4voii 288. 846. 
y«Vi»? 98. 
X^aro? 294. 877. 
/«^^rio? 9. 
yt{ioixap 217. 
yfWftoqnq 4. 
;'^^05 846. 
r»yaii/« 286. 
yAoyo5 80. 
ykaHT[oq.dyoq 27. 
;'ilar£ 88. 
^'Aot^i' 881. 
ykatfvqoq 881. 
^Aatp« 118. 129, 

881. 
yktvmoq 5. 
yA/a 886. 
yktxouai 52. 55. 
/Xoia 386. 
ykvnvq 402*). 
xAiV« lld- 129, 24). 

881. 
y6fiq>ioq 128, 21). 
yöfiqioi 128, 21). 
;^oyo« 289. 
Fooxvr 216. 
^^ttifoc 306 f. 
y^,dq1>^ 98. 118.129,24). 

405. 418 onm. 



.24). 



•svu. :bao onm. 
yQtnoq 98. 108, 10). 
^'oc^o? 98. 105. 

10). 
yjTtk 865. 
yjr,^ 865. 
SaßtX6<; 215. 



108, 



Wortregister. 



Sayvi 116. 
daU 125, 15). 
daiw 125, 16). 
dafioq>6p 218. 
dafinop 218*). 
daüdanjm U. 228. 
da<ro<: 346. 347. 
J/aAoi' 221. 
Siaftai 221. 
^<^^o»ar»$ 214. 
d^S^Ofta 296. 
dtdaxQlmp 7. 
deurtdaCfivP 372. 
^cxafTira 71. 
<^eil<^v9 405. 
J«o; 288. 846. 
V^f^ir 851. 
d^QO«: 288. 289. 
<^cv^o 282. 288. 
divti 282. 

^//o^o» 105. 107,6). 
d^ 282. 811. 
Jijr 26. 
Jnr 217. 
^«ciAa? 221. 
dialop 221. 
dia/itu 221. 
Jfra»'4Jijf^ 26. 
Jtafdijlfa 26. 
Jia3T^t)<7»o( 24. 
did(fi^iay^a 296, 6). 
^i^oürxft) 104. 
Siäaxv 104. 
J^^^OMTita» 296. 
^»di'/ufjKOxo«; 4. 
dldvfAPo^ 406. 
«J^Ji7«o? 405. 
6io^ 22. 22**). 
dhxxdfuro» 219. 
(^fw^i*;^, -;if^ 15 in. 
JMäTTac 219. 
6odp 214. 

Jojci«*, ^ojii; 107, 6). 
do)uxö<i 118. 127, 20). 

402. 
doia 24. 
(90^x17 819. 
aöj)i, 377. 
Jo;^,) 107,6). 

SQ€tfAil9 296. 

dtfofioq 296. 
//(»i-o 285. 
J^i'fia» 214. 
^(ii'/ia 877. 



S^Vfioq 377. 
<^^iioxoi.äffTi79 382. 
^()t;( 877. 
dvyo 282. 
Svraficu 406. 
«fvJKTW 182 f. 
<^i;<rijlf^to? 8. 
<^i;<rxoilo? 434. 
dvu» 182f. 811. 
aw^ds 217. 
ra() 293 f. 294. 
^^xailiw 418 anm. 
iyxokanTu 381. 
iyxtoifjftfioq 3 sqq. 
/;';riJ? 91. 
/^'wi' 98. 
«do? 346. 
iaAm 813. 
r^o« 169. 288. 
tUaq 17. 341. 
<!aoy 838 sqq. 
iUoq 846. 347. 
«IxM 138. 
tlXlnovii 15. 17. 
cUi'4jpa«# 388. 
(Uw 365. 
«^rarf^f? 289. 
fi'^/ft) 14 f. 
«^/fjv 9. 
ti^tivfi 9. 
*xa*^>yo? 69 sqq. 
UarrißiXiiTiq 9. 
UaTfil^öXoq 9. 

inix^Hi^^ 111* 
/xxoAa;ri(M 881. 
inoiüioq 24. 
Vxi'^oi; 371. 
^iati'foc 8. 
^;iu;t^a 216. 221. 
^la/i'« 404. 
fXtyx^^ 238. 
an'O^fgoq 304 f. 
VltMf; 15 sq., 17. 
iXixoßXi>fnQoq 17. 
>;iiM(w(/' 17. 
Vilxo? 288. 340. 
'£Uo^ 308. 
'EXXwifi 215. 
/Jlnw^v] 6 in. 
mi'fl»r 220. 
m^i»« 220. 
/Ai'M 365. 
fi</i?^>ror 296, 6). 
//iTiaftTora* 217. 



^/inc^ui'ia 290. 
haXlyntoq 854. 
fi'^ftro? 218. 
iptavCioq 24. 
/rr/a 878. 
/ryi'>/*o< 104. 
ip^avdxi 278. 
Vr? 220. 
Jloirij« 4. 
r|a«T«(; 8. 
/la^^f^C 108. 
ilaniprjf; 108. 
intjßoXoq 1. 2. 
intjinoißoq 8. 
infjQe<p^q 8. 
iiihQPvxioq 221. 
ini^QiOfifPoq 221. 
innTfivyfQmq 14. 
inoTTCfpf;; 413 anm. 
ijMnf'ffm 413 anm. 
inixopoq 1. 2. 
/7Yi/a«^/xaxoc 4. 
r;ro<; 288. 346. 
intipv/toq 8. 11. 
J^^or 415. 
4^0* 415. 
idfßiraoq 387. 
r^f^oc 238. 804. 346. 
ifitqia 385. 387. 
r^tOK 365. 
V(>xof 15 in. 288. 
^^>yo(; 846. 347. 
^«J^i27'«Ia 291. 
f^;|raroc 14 f. 
l\iXOfta* 376. 
f^oii; 23 in. 
fatrofta^ 344**). 
/(rraxfia 291. 
fVrri^ir 290**). 
/<rr/, ^criiK 285. 
^TaI(>of 159. 
fifx^oQ 159. 
/i^o« 25. 
Mi;,' 160. 
itruvttnq 11. 25. 
ijiwv 219. 
fitiinc 25. 
^1, 278. 
ivyXayfii 30. 
«i'JtÜAoi; 10. 
ti'ö^ni 10. 
fri/^i;; 160. 
€i'f7xi7<; 8. 
tvri^t^o^ 10. 



WoTtr6gitt6r. 



461 



ttffirmQ 1. 
tvxokoq 484. 
tvvofilfi 2. 
9vnaT4Qna9 S. 
tlqoq 846. 847. 
§vQvodtifiQ 8. 
(vgmti^ 28 in. 
ivaatkfto^ 2. 
f,Vf 277. 282. 
fK/o? 846. 
tvx^tX^ 5 f. 
fq^oQKoq 219. 
iX&*^ffaq 218. 
^/^/<j*» 218. 
r/^«<r»y 218. 
^;f^0* 218. 
ix^^'O^^ 218. 
ix^vaatj 218. 
r;r>tra»y'218. 220. 
i;;roy<rft 220. 
Ijjrv^o^ 25. 

fXiav&i (booL) 103. 

?«5 278. 

I^öacop 214. 808. 

^ 276 m. sqq., 277 in.: 

if-fi 273. 276in. 
^ 276. 
'ißcuop 877. 
'f^ 809. 
fii 276. 
«a»oc 808. 
«^(10? 160. 878. 
^&oq 878. 
'Hnaxafiva 213. 
«»«ITTOC 18 f. 
^ia«aTi7 877. 401. 
fllcuin» 18 f. 
«IffxT^or 877. 406. 
mltofi 18f. 
«X/^*oc 18 f. 
ilUl 854. 
^Imc 814. 
4A*^ 879. 887. 
^Aoc 18 f. 19in. 
iloq 19 in. 
«^«^ 159. 810. 
ifii^d^ 276. 
4/«/(c» 159. 810. 
^utT^Qnoq 8. 
i}»/a 807. 
W 17 f. »q. 
jnag 294. 884. 887. 
ijnioq 24 f. »q. 



i 



^Tf-^T« 276. 
^vT( 277. 
&aßaxoQ 215. 
^axo? 6. 
^aAa^^a 219. 
^oUcuriro 419. 
&nlnv 419*). 
^otil:Kttifi} 6 in. 
^aAi'K^oc 877. 419*). 
&aXirpia 419*). 
^alt'ffia 24. 
&aftßo<i, 'ßivf 7. 880. 
y»aP 807. 
^ofOToc 878. 
^a^rra 215. 217. 220. 
^iatpa 9. 
&itrt0 883*). 
^«AyiV 118. 
^a^oi 118. 186 f. 
^tö<; 805. 814. 
&tQfi6(i 419*). 
^/^o; 846. 

^(a;r«^«ia 8. 

^fw^oQ 8. 

Bfißaiytv^q 4. 

e^io« 218. 

^;Im 819. 

a^» 218. 

^i/9o« 218. 

&ißQ6q 879. 

^»n^«''« ^^8* ^24, 14). 

125. 
&iriu>v 221. 
^iil^» 221. 
^ifißgoq 879. 880. 
eoa 285. 
^oia 817. 
&QavX6q 418 mnm. 
&DavQ6q 418 anm. 
^ACKi/fTToc 418 anm. 
&Q€ivti 418 anm* 
&QvXoq 876. 
^pvÄTaxoi' 880. 
&QvnTv 105. 876. 
^/ariyp 92. 118. 126, 

16). 806. 
^i'ij;roAo; 4. 
&vXaMoq 412. 
&vXa^ 88. 
^vo5 90. 
&vQa 95. 805 f. 
^t'^w^o? 8. 
&vta 90. 



Mxo? 5. 
&mind 877. 
Xofißnq 7. 18 in. 
2aT^o$ 486. 
i/J./?i»? 216. 
Mi09)V^? 872. 
iStm 410. 
rj/«ci' 54. 55. 
iSQvq 23 in. 
licTa? 219. 
i&äyirrjq 4. 
/^aiyfrij« 4. . 
^^«^05 486*). 
la&äyri 219. 
l'xw 108. 
ivSdXXoftcu 7. 
Ifoii; 219. 
X^Xoq 219. 
2o/<w^oc 3iqq. 
ioxint^a 8. 9. 
/<raAi} 220. 
^a^A^ 220. 
laxXa 219. 
l<r<7^Aa, -li; 220. 
VaTfifti 101. 
•laifa 221. 
h»iXa 820. 
7TTa 220. 
^TTÄa 220. 
Xtjov 219. 
Jg)» 258. 
r/roc 108. 
^Mxif 108. 

rw/iffy (von §ifi[) 221. 
itaxf*oq 108. 
xä 876. 
xo^oAXi;« 818. 
x<i/9a5 216. 
xa^^/cs^« 98, 18). 
«aSgtfia 218. 214. 
xaxxi;, xeurxa« 884. 
ualXixoQoq 22. 
tta/idp 817. 
xa^atoc 878. 
xa|U/9o<; 880. 
xai'aiJo« 216. 
xarciCw 875. 880. 
xai'a/i| 876. 880. 
xapvaßtq 878. 
xoTii/Xo; 879. 
xa/tvQoq 6. 
xa^a 886. 
xaQaßldiq 216. 
xofißaTlvri 879. 



462 

nciQMlToq 11. 
Ket^Ttftriit^ S18. 216. 
xof^fpVQOi 6. 
«0^9» 880. 
xafaynoq 887. 
xttT^iUi^ 887. 
MOTi; 297, 9). 
xi 276. 
xia^a» 221. 
Mißälfi 879. 
n^Ai} 879. 
xiXa^roQ 16. 
xci.i'f^ai'or 880. 
»clt^^i; 880. 
nilvipoq 880. 
»^r 276. 
xt^Hm 21. 
x/i^a^o^ 402. 
xigroftoqt -töfii» 402. 
»cv^M 116. 
xc^aAi? 128, 21). 879. 
xfilffimv 410. 
xfii^oi/th 216. 
»^ro« 22 f. 
«^«(K 21 f. sq. 
xnil 277. 
x/a/ioi 221. 
x^acui^v 886«). 
xthaaa 16 f. 
irio<ra(>o? 886*). 
»Mrao; 886*). 
xAci/o^ 216. 
xlatfof 25. 
xAai'xiotiNr 216. 
xX<o<; 238. 846. 
xUiioti 238. 
xUßavoi 880. 
XXi/rai/ivi/(ri^ 4. 
xit/ionwAo^ 10. 
xAiiio; 10. 
xili'rÖToSoc Of. 10. 
xlw^w 410. 
KA«^« 878*). 
xA«^(ü 888*). 
X9fq.a<i 888. 
xoai,c/io? 26. 
xoyxofiy -xn ^®» ^2)' 
xoixiil^«r 7. 
xoUoc 21 8. f. 
xoAanTW 381. 
xoXdrtfi» 219. 
xoXaifOc 882. 
xolJla 886. 
xoJUoi/?o$ 401. 



Wortregister. 

ixoUoy; 401. 411. 

xoXoxvp&ti^ xoloxvrrri 
108. 

xolo<pmv 888. 401. 

xoXi'/9a 880*). 

xOftßantvoft€u 880. 

xo^/C« 414. 

xoftnoqy -n4m 880. 

xofitpoq 24. 

xoraßoQ 880. 

xoW« 408, xor^c 882. 

x6^t;doc 889*). 

xö^vftßoq 879. 888. 401. 

xö^i'C 889. 

xo^i'^)!^ 879. 888. 401. 

xo^ttiröc 888. 

xotf^^« 221. 

xoTTara 219. 

xov^a^oifia 8. 

XQaSalpt 889. 

x^at^äw 889. 

x^cucUp» 887. 

x^a»!*» 887. 

x^a/i,^ij 880. 

t{fafißo<: 880. 

((^ärrw^ 887. 

(^arf^^^i (ßifl<^i) 7. 

»(laif/ij 187. 

xotititP 886. 887. 

x(jiunutu 406. 

x{tffißako¥ 879. 

x^i/wf 886. 

xftrjniq 879. 

KQtitoytvia 221. 

x^ttßäi'ij 880. 

x{f(ßavoq 380. 
i()J//i«y 311. 

.^,i^»i 886. 

X(^(vut 886. 

K^ofißovt 380. 

x^opnaJla 402*). 

xoi'nxbf, x^^7Sia<rxoi' 
'876. 
I x^taßvloq 401. 
' xiiaioi* 21. 
|xi/a^ 21. 288. 

XT/(fac^ -(>«? 21. 

xrf(.ft> 21. 

xrijf^a, xT^ro? 21. 

xi'aron^w^ftoi'C 7 f. 8. 

xi'./?ij 96. 

xi;x>loc 888. 

xt'JUa 103. 



xi'l««* 888. 
xvkköq 888. 
xif/tßalor 879. 
xi'»^/?iy, -/»»c 91. 94. 91 

879. 
xi-vd/AVta 4. 
xvrit» 422. 
xi'ncT« 96. 
xvQßii<; 401. 
xr^of 888. 
xiHffffor 219. 
xii^oc, xv^Of 96. 
xwro^ 882. 
Aa^wc ^2. 
;iä^^ 12. 
laüatp 18 in. 
i.atrfo; 8. 
Aäxiatt; 878% 
Xaxij 216. 
Aaxioq 216. 
ilaxri(r^6c 103. 
Xaftßdrm 91. 
Aä^ 108. 
;ianaC«t 12 f. 
Xanrra 220. 
läc&fi 13iD. 
Acirra 216. 219. 220. 
Xaviia 216. 221. 
Xäipvfjor^ 'Qoq 6. 
XaxffOi 103. 
>la;{f> 17, -1*05 878. 
Xtfßrj&^or 6. 
Xiinwd 291. 
Amv^w 221. 
Afi/jyi' 9. 
Aüoi/ra 24. 
il».-To<; 288. 
A^iw 381*). 
Im'xoc 103. 377. 
Xtvaaoi 103. 
l^/od 238. 
A^/^io; 413 anm. 

■ ^'7^'/ 381. 

■ X(^ 6. 

A»<y<TO(; 381**). 

Jli/a;a» 218. 

XoiOo^i/w 888*). 

Xo3oc 24. 882. 418 um 

i,0(f o^ 889. 
' Xnxoq 239. 
' XviT(noro(i 372. 

Avitttitp 219. 

AifrTo/ 219. 
l^iriTOC 219. 



q 108. 877. 
t^oq 218. 
hoq 95. 
»C 95. 
uivp 7. 
aro» 98,5). 
^nv; 4 (bis). 
v/im 4. 
t»y/a 4. 
jMiaft 418 anm. 
ir 220. 

105. 106, 1). 
«^a 97, 11). 106. 
9. 
toftm 97, 11). 

97,11). 
ftm 97,11). 
«97,11). 
tfiTijq 22. 
; 92. 94. 
I 888*). 
; 388. 
i'Sa 290. 
wia 289. 
«Ali <^f- 
>221. 

; 988. 846. 
;288. 
inoXioq 4. 
tiq 18. 
tttino? 5. 
S 107, 7). 
«^ 12. 
rra 160. 
ni 107, 7). 
^ 159. 

; 107, 7). 159. 846. 
m 159. 886. 
iq 159. 876 •). 886. 
9q 876*). 
^09 886. 
a« 294. 
iq 294. 
; 810. 
r 26. 

C 98, 15). 
loc 408. 404. 
9»«, 'VßSoq 408. 
4. 

; 26. 
^11. 

1^ 11. 804. 404. 
ütv^^p 888. 
q 5. 



Wortiegister. 

fiwXvrM 5. 

/(«yiOf, -*^ 5. 

ra/w 850. 

vanv 412. 

y»« 412. 

r«ayfrjj? 4. 

rifioq 846. 847. 

W^oi 847. 

viofta* 850. 

JWffT«^ 850*). 

viVQOv 412. 

fcv<rTa(w 421. 

rcv« 850 f. 421. 

viffoq 20. 846. 

Wo» 412. 

»»i/xotio-ro; 12. 

r^Uffoc 888. 

vtikinaq 888. 

n^^c^Tijc 25. 

riiTnoq 8. 24 f.8q. 

yi//» 875. 

vUfi 88 1*»). 

Wt^ 412. 

voftoqt voftoq 849. 

yiJ 276**). 

pv^ 80. 

ri/d? 412. 

ri^o-jäti« 421. 

NvTT^Hoq 219. 

ywlf/«»/; 25. 

vtt/iaa 350. 

Yüitvv^oq 11. 

ya)/(il^?, -6? 6*). 25. 

^ai'^o« 806. 

^itptltpöqoq 4. 

'0«|o5 214. 

oßQ^fioq 91. 

oa« 246. 

OfJotffo^o; 4. 

öloq 870. 

o^^i'C 804. 

omTa 388 sqq., plar. oUar- 

fiiv^ XS/iiv 54. 55. 
o$xoq 187. 
olnoiqhxp 872. 
o^yo(p;it;£ 414. 415. 
o^nocTi}, oianmtfi 884. 
ol<rTo$ 486. 
o«<rT^o? 485. 
ola» 485. 
oil/9o<;, -/9rt>? 880. 
'OlUfüfiv 214. 215. 
6iloiT^a/o? 4. 
olomm 880. 



41» 

oAoi/g)« 880. 881. 
Oftßififtoq 91. 
o/f/?^o? 94. 879. 
öfifpakoq 379. 
0/1^1/ 7. 
Of^c SofinrSt 7. 
oyct<^o? 888*). 
oro^a 881. 887. 
ovoftahm 159. 887. 
onij 289. 
o^rrew? 804. 
"OqüLTQkoq 214. 215. 
OQtyfia 420. 
o^Ww 221. 
OQoßoq 887. 
0^0^^, o^o^o« 387. 
'0^<f,tvq 804. 
o^^yaloc 885. 
o^fn; 885. 887. 
6Qq>v6q 885. 
ö^/aro? 378. 
o? 278. 870. 
üirriov 101. 

OTi 275**), OTf-TOTC 

274. 
OTT» 804. 
ovkXi¥a 215. 
oi'^a^ 294. 
ovlafioq 25. 
ovQapiatP 7. 
o^^aroc 864 f. sqq. 
oi'(i^$K 215. 
oi'Tf-owT« 274. 
owTOc 270 sqq. 
oipeXoq 288. 298. 
o(jp^al/<6(; 239. 
6(fQvq 296, 6). 804. 
0/0? 846. 
o;ifi'(>o? 6. 25. 
Ttä&oq 120, 5). 288. 
7ra/o) 410. 

naXdafftu 407. 408. 409. 
itddXa 96. 407. 
TraJUo/fo* 410*). 
näXXi^ 407. 
naXfjtoq 407. 
TraJliVw 408. 409. 
ffo/f^aiio» 111. 
7rairi;/u/|^*oc 8. 
na^pvx^q 8. 
narv 284**). 
ndloq 214. 
na« 802. 
nair/i» 87 in. 120,5). 



Woitrc^ftor« 



Tiatii^ 886. 

TraToc 101. 109. 184. 
884. 

wxrn 14 f. 
ifa/v? 1««, 7). 806. 
y-nu^ 1«0. 
Tid&m ISO, 4). 
ntUtfia 120. 
ViTfl 865. 
9iaa;^oc 419. 420. 
riiXaeroC 808 f. 
)iac^o« 888. 
nütnvi; 871. 
srd^itq 103. 877. 
niXix^ 877. 
ffiiUa 418 anm. 
Yni90^ 120. 
9i«r^f^o« 120. 
nh&oQ 7. 288. 
ffcytjt^o; 877. 
nhrt 802. 
9rM:oCo« 870. 
jr<oc 846. 
ninowO-a 64. 
ffc^MiTc^iwr 221. 
Ttüifo^ 288. 
7r<9^i'a 65. 
ntffQvyfiifOf 214. 
;ri|/f(7</«alloc 2. 
nriY^vfii 14 f. 411. 
n^o; 846. 
TT^^il 220. 
nnx^fü 121, 6). 
;rMx^ 298. 
irio^y 298. 
TTMI^OC 159. 
9f*^axri7 118. 120,8). 
ni&oti 120,8). 
ffUo« 413 anm. 
nifinkifftt 385. 
niftnfffjfth 377. 
9f/rM 886. 
jiMppai'ffxfTa» 214. 
nlayoq 419. 
TiAa^arif 107,5). 
fflaxf^of 419. 
nlaxot^q 419. 
wAa5 419.420. 420*). 
nXaxri 107,5). 
TiXeiro? 846. 420. 
nXatvq 107,5). 
;rli«oc 288. 239. 
nXixm 878^). 420. 



nUvfimp 402. 408. 
niU;^/!« 409«*). 
7rl/{ 409«*). 
nXttßi: 409*^. 
3ilAr<r* 409. 
nZa/a« 409*% 
jtPtvfimp 403. 408. 
Wy« 881«*). 409. 
9Kodar»iiT^a 4. 
no,im 406*). 
/7o»Tior 217. 
noXtftim 221. 
noXof 865. 
ffolr« 885. 
;roliir^o;roc 2. 
noA/o« 214. 
nofi(f)6Xvi 414. 415 sq., 

418. 
nofiifOQ 418. 
xorxoc 7. 

ffoV»o« 878*). 420. 
nof^nq, -ny 409. 
noqtf.vqtmp 7. 
ffo^^i/^? 417. 
;ro^^i;^M 417. 
Tior/ 275, norf ibid. 
notoc 26. 
novXvSafia 285. 
nqUrßvq 295. 803. 
rJ(^M(Ta6(; 220. 
n^tv'-nf^lv 278. 
TiQOfiaxoq 218. 
:r^oToro$ 2. 
nTCK^fjueu 409. 
7iT*loy 886. 
TfTi'p« 409. 
mi'« 409. 409*). 
nvyovotoq 24. 
^/«i»^ 120. 
rrt/^/if/r 91. 114. 297, 

11). 
nv&tt 87. 
:Ti'xroc 411. 
nvXcuftifnq 4. 
nvXoiyhvti^ 4. 
ni'litf^oc 8. 
;ri'rdaS 91. 
Tri'r^aro^a» 120. 297, 

11). 
nror 87. 
7t!'Qa&oq 883. 
7ri'^iwir/wc 321. 
//i^no»- 217. 
//i^rra 217. 



wiJv 278. 
^jroQ 389. 
^d»| 93. 

'Pa^/tay^i«€ 887*). 
^i^o« 400. 
gnfitfK 889. 
gafiifoQ 889. 

^^C« 415. 

^i/i/7« 888. 

^Aof 288. 

^»T'fa 18. 

iHTttQ 13. 

Qlatra 321. 

^«;a 92. 

^^r 886. 

^«»^ 108, 9). 

^;rf» 105. 108,9), ^ 

Ta<rxor 876. 
^«9:17 108,9). 
^dodaxTi'lo^ 2. 
Qodoitq 2. 
^^or 367*). 

iraXoq 846% 
JSaiifimrln 221. 
ffa^anoif? 4 (bis), 
tfai'xo; 108. 
(7ai'//4oc 103. 
«ra« 408. 
aßhrvfi* 808. 
fffflf^rec 9. 
<r<*ra» 215. 
<r(/( 859. 
<r(t^r/r 9. 
(r(«(>»of 858. 
atXay^tt 14 f. 
üiXaxoq 14 f. 
fffli}!^ 858. 
.TfiUo^ 808. 
«ri;^» 408. 
aHro<; 238. 
ai/ant 186 f. 
(TifaMM^o? 3. 4. 
fftrünv 412. 
«rxai;« 101. 
VKttr&av 218. 
axa/rccriy 107, 8). 
anamxn^ 107,8). 
<7xa.7Ti» 107, 8). 108. 
anoi^aofitu 401. 401 
<tnaq>txo^ 107, 8). 108, 
«rxafi; 108. 
axa^ioy 108. 



iyxaq>C(: 108. 
irxatpo^ 108. 
axtdayrvfn 97, 7). 
axtXKpQoq 880. 
axikküt 880. 
orxao? 238. 
axcna^o) 886. 
ax^ntü 886. 
Gxiqafi>nq 402. 
axiqßoXita, -ßoXXia 402. 
axi^ßoXoq 402. 
Gxmf^i 886. 
(7x9}7iwr 418 aniii. 
<rx»a 885. 386. 
Cxidva/iiat 97, 7). 8). 
axioct? 19 in. 
oxintav 418 anm. 
ax^^ov 886. 
<rxi^o; 886. 
<rxAi;^o; 380. 
Cxfi(fnq 383. 
CTxoAO^ 386. 
axoJlox^o? 377. 
axoAoTfa^ 402. 408. 
<FxoAi'r/)^o? 380. 
axoAwnal 402. 
axoToq 886. 
<rx(o^ 884. 
axwqla 884. 
a^taqayioi 404. 
Oftcif» 375. 
9firix^ 876. 
iTfilxQoq 886. 
Cftv/f^/tai 14 8. f. 
(7o>totf /';io^ 4. 
analiita 96. 407. 
ffnail«^ 409. 
ünaQuaato 409. 410. 
07ra^/aa» 409. 
rTTrapror 412*). 
anaiCXri 884. 
cfTTfl^a 412*). 
9ne(QM 408. 
ffji^Xi&oq 883. 
<rn^(j 238. 
anivdta 409. 427. 
anvga&oq 888. 384. 
Gnvf^aq 884. 
anvqdaqow 884. 
anv^i? 412»). 
ardXfid^p 410. 
(rrai^o? 101. 418 anm. 
<rT/a^ 288. 
V<rT#y 411. 



Zeitschr. f. vgl. ftprachf. XTI. 6. 



Wortregister. 

ffT/yo« 238. 
iTirfyoi 101. 
«FTe/i^a» 91. 94. 

«TTfl^O; 411. 

aima) 101. 

aUfißta 91. 92. 94. 879. 
aT/ft(pvXo9 91. 
ai^ftaoi 379. 
(Tifvrtx<a 876. 
(TT^i'Oi; 238. 
arfg^ftv^nq 26 in. 
(7T»^(o? 26 in. 411. 
«TTf^tcjprot 411. 
aviQyipnq 411. 
(TU^oTi»J 379. 
<rrf^^O(; 411. 
ar^^Qoq 411. 
«TT^yo; 238. 
(Txiqpft» 104. 418 anm. 
ffx/a 409*). 
GXhßaqoq 91. 
<rT//9o5 91. 
a%iyfia 188. 
<TrrA/?w 879. 
(Trtilnfo? 379. 
(TtI^o; 92. 94. 413 anm. 
ariq^Qoq 91. 418 anm. 
OToa 418 anm. 
<rTO/9aC«0 879. 
dxoßfw 879. 
(Troiißnq^ artfiqtoq 91. 
aijtdßftXoq 379. 
aiQaßrjXoq 379. 
axqaßoq 879. 
<TTpa/i'C 214. 
aiqtßioq 879. 
arQf'qoq 411. 
<rr^^9)tt) 879. 
(7r^((^i'oc^ (TtQl^voq 411. 
ai{)oßtXuq 879. 
atftoßf'oi 380. 
(xrjo^^ao^' 379 f. 
atfiOfißoq 7. 379. 
(TriAo? 101. 418 anm. 
axiia 418 anm. 
«ri'xcü^o? 8. 
ffvf^tvtyxtif 218. 
«rvi»*^^^ 219. 
cr9a(raC« 102. 
«ryai^a 96. 407. 
crtfaAJlco 97 in. und ibid. 

10). 106. 
<T(faQayiu 404. 
tf4/^a^a/o?, -p'/« 97. 



46!i 

«r^fi^aroc 102. 
«r^aa? 97. 
atptvdoiffl 102. 106. 
a^»/!' 97. 
ff7'iiS 97, 10). 
ag^Mj; 105. 
affoyyoq 105. 
atfodgoq 102. 
«r^oydi/Jloc 102. 
<r(pr'^a 96. 
(7qpt/^a$ 884. 
(TtfjVQOP 96. 409. 
<T;?dt(» 97,7). 
a/fdaQMv 97, 7). 
<T/*di7 97, 7). 106. 
(TXf^ia 97, 7). 
(Tx^ga^oq 402. 
<y/'Ci7 97, 8). 
«r/ivdodycioi; 7. 
ffjf/^« 97,8). 106. 180, 

27). 
Staxoq 218. 
TaAa»;r«tf^o? 4. 
ToXaitfQtav 4. 
Ta/<^a 217. 
Tav 216. 
laranxi^q 8. 
Tafai'Troi't; 8. 17. 
TavijXtyioq 8. 
Tai'Ufjxi;? 8. 
laTZftroq 18. 
ranf|<; 13. 
ragaxrj H. 

Tfigßoq, raoßiw 11. 379. 
rct^yi'?, la^^o? 411. 
rai/? 24. 

xa/r«: 104, 4>aacmv 111. 
Tf 273, T<r-Tf 273. 274. 
VT*y 411. 
ir/oq 238. 
liO^r^ria 64. 66. 
T«/()w 11. 376. 
lel/o? 125. 218. 
tixoq 289. 
ir^tiyft? 18. 
Tfloq 346. 
Tf;//!» 118. 
Tiftaxoq 875 f. 
Ti^cro? 288. 
tifAVia 414. 
Tifo? 846. 
TigifAvov 26. 
rifip 26in. 412*). 
Tig/uottq 17*). 

30 



4M 

TtgnmX^ 5 f. 
Ti^^oc 411. 
rtQxW ^^' 
ftrayrnt 184. 
T^a^TOC 101. 
T/xxa 219. 
Tkvxqo(i 218. 
Tfi^« 108 f. 111. 
tiifqa 108. 879. 880. 
Tl/ny 108. 
T^ft»? 278. 
T%U&om9 111. 
Tijlixoc 864. 

TljliXtfTO« 270. 

TmitfTOC 270. 
rjr 216. 217. 
T^vtfM>c 24. 277. 
T/-17 281. 
T^TW 108. 
TI^W^C 8. 

Ti|or 216. 
T^'oc 217. 
tlT&99 21t. 220. 

TtTtVxO^CM 104. 

xXtina&fi^ 4. 
TOtOVTOC 270. 

TOMT^fcra» 246. 
Tol/o? 126. 
Toxoc 289. 
loXvnm 876. 419. 
Tor^^iS 876. 
tovoq 18. 
Tov? 218. 
To|or 24. 
Tonflor 18. 
Tonoc 18. 
xoa 218. 
TO<roi>fOC 270. 
TOTZ-ioxi 275. 
TOT* 276. 
T^a<|poc 214. 
rgaifti»» 221. 
T(»i 214. 
TQ^fitt 860. 
Tf/n« 876. 419. 
T^/^oc 288. 
1^/9« 104. 
T^f/ro? 26. 

T^#« 850. 
rQ(Svfto(: 406. 
Tj^iTO/iyfia 9. 
T(fi%ona%o(ftq 9. 
T^onal^C 419. 



Wortregister. 

fQonfillq 419. 
T^offoc 419. 

T^O^K 18. 

T^v^^ 106. 

T^v^o? 106. 

TQvx*» 111. 876. 876. 

t^i'm 106. 876. 876. 

TQmxTfiq 803. 

Tif/ra 217. 

Yi'^/ar« 104 IB. 111. 

Ti'xo; 104. 

fvfißoq 879. 

TV^Ao? 127, 19). 

Tr^of, -90W 104, 

rvtptt 104, 

Ti'/oc 104. 

Tw^oc 217. 

Tt»ra 217. 

/•rUij 869. 

vaXoHq 869. 

valo« 869. 

v/S^K 808. 

;iy»/c 294. 

vdof^oq 169. 

v^ttQ 884. 

v«lo$ 869. 

vlnnBfimQOi 8 sq. 

i'iUoc 868. 

vn/Qytto<; 887» 

t^nc^ijf^arijc 2. 

i^f^^^avoc 2, 

^;if^9«fi7C 2. 

vntqlwv 7. 

vntQifiiaXoq 2. 

vnfQttior 809, 

vnix&tatftmv 218. 

i'nix&ictftoQ 218. 

r7T/y^Tcu 218. 

v:toyiiO<; 887. 

i'^fiT'ail^e? 216. 

{fipiTiov 219. 

iVxv^a 884. 

T;» 859. 
i^a/^oc 216. 
I q^aUaPOP 216. 

ipouvofifiQlq 4. 

ff>atvm^ n^<f)9l9a 64. 65. 

(jpaloMi'a 90. 

TxsAay^oc, -rio? 108. 
1 <^arfj 418. 

9;«o? 277. 
^ai^Aoc 277. 
jy^o^o» 118. 121, 12). 

(pfyyoq 288. 



^ftf/oMOc 4 (bis). 
a<>7r« 118. 121,9). 
917 276. 
ff&or^m 2. 

<p»ifaxri7 118. 120,8). 
^iAaiT*o; 4. 
<ptXha*Qoq 4. 
<7»a/« 42S. 
(ptXnxTietoq f 4. 
(piXoTiftoq 4. 
9X^/0^ 846. 
d>Af/i'arT/c 286. 

0Xtyvtvq 286. 
0Afyv? 286 sqq. 
ffX^yt$ 414. 
9U<r«»y 418. 
^Inro« 418. 
(fXol 414. 

gAt^xroira 90. 414.411 
flr»«/«; 90. 414. 
<pXvm 90. 98. 
(foißoq 118. 
9o*tcMi 412. 
(pgaffw 98. 118. 12J 
10). 296,6). 876.884 
«^^la^ 417. 418. 
qg^pii 296, 6). 
ipQtftaffaoucu 416. 
<pQt/iat» 416. 
(pQvyu 214. 
(7017W 413 snm., 417. 
^i'laxo« 876. 884. 
(jpvilal 88. 
ipvXiitüm 884. 
^.t'^xf/lcreu 884. 885. 
tptgxoq 884. 885. 
j^a^rw 886. 
XaiQt$ 89. 
/ala^a 89. 
j^ala^Titfi; 4 (bw). 
/ala^oi'noc 4. 
jfaitro? 97. 
XaXnnßaxfiq 8. 
Xa/iad^q 94. 
/a^a/ 94. 95 in. 183. 
/a^alo? 94. 
XaffJtt» 3. 
/CMTxiv^o? 8. 
I /a<r/4a 239. 
jf*i« 886. 

'/'•i"« 6. 
Xitifoyopin 222. 
I jlf ^a/<ctloc 94 f. 



X&U 96. ^29. 
jffv^i'iOC 95 in« 
X&mp 94 f. 
xiSaXor 219. 
2[X&aUvw 886. 
xUm 886. 

Xolii 41J. 41J*). 
;roA^ 41 J*). 
XoXoißoffoq 4. 
;roio? 41 2»). 
20^o/tv;io( 4. 
X^m 98. 
;ify«««» 819. 
X^tftiO'tt 414. 
XQifitrat» 414. 
XQtfitt^^ 414. 



Wortngiater. 

/^/«/(•t 414. 
XQ^/iJ'fOfteu 880. 
jlf^^rTec 218. 
jT^fo« 288. 
X^Vfia 214. 
XQiftrtrtt 98. 880. 
;t^M 880. 886. 
/^M» 417. 
X^o/iadoQ 418. 
/^vtfoc 877. 418. 
/^^a 417. 
jt^C 417. 
^rolrcairw 407. 
^U« 407. 
y^a^ 409. 
tftam 876. 
^«yla^aw 406. 



467 



^r« 876. 
y;»a 409*). 
^Üe« 418 anm. 
W9vdla 221. 
i»/9a 809. 
mdt 814. 
«C 278. 



2) leigri6€Ui€k 

Einige w5rter diMer sprä- 
che s. aaf pg. 209 tqq. 
( pflAosennamen ), und 
auf pg. 446 sqq. 



C. Italische spiaehen. 



UteiiL 08kl8clL 
Umbrisch. 

Vorbemerkung. Die 
ans der abhandl.Potf8 
(pg. 161 sqq.) ao^se- 
nommenen Wörter sind 
mit b ar b. (barbarisch) 
bezeichnet, nnd, wo 
sie in der form bis 
zur nnkenntlichkeit ab- 
weichen, nnter die 
echt -lateinische form 
eingereiht 

abdo 90. 

actito 229. 

aedes 228. 

aequor 420. 

aeqnus 420*). 

aestas 88. 

aestno 417. 

aestns 416. 486. 

affltgo 418 anm. 

anhelo 418. 

appeilatur, barb. appella 
172. 

apnd 227. 

Apuli 808. 

arinea 878. 

arguo 428. 

aspemor 408. 

asto, asta 190f. 191 f. 



astütns 192 in. 

anso (barb.) 198. 

ant 278, ant-ant 278. 

antem 278. 

aveo 167. 

avns 167. 

balaena 90. 122. 

balbns 122. 

balo 122. 876. 

baltens 418. 

bAro 128. 

batillnm 128. 

bellum 132. 

bibo 122. 

bUis 411. 412*). 

bis 122. 

btteo 411. 

bUtero 418. 

blaüo 418. 

bonns 122. 

bos 122. 

bricae 411. 

brevis 122. 404. 

brütns 877. 

balga416. 

bnlla 90. 122. 416. 

417**). 
boUio 90. 416. 
boxus 122. 
caco 884. 
cadnceua 800. 
caedo 228. 



caleo 417. 

calyns 106. 108,11). 
canalis 106. 
capnt 879. 
cardo 889. 
408. 
188. 
canpo 879. 
celo 876. 
cemo 886. 
dAras 417«*). 
demens 228. 
colo 428 sqq. 
color 417. 
c61ns 888*). 
compüo 418 anm. 
condto 414. 
condo 90. 
confestim 280. 
confligo 418 anm. 
congmo 422. 
connlveo 422 anm. 
coqno 882. 
cos 188. 
creo 886. 
crepido 879. 
crepo 879. 
crepuscolom 888. 
crisU 889. 
cmx 424. 
Cocains 462. 
cncoma 882. 

30* 



468 



Wortregister. 



ctmctor 888*). 

cnneuB 882. 

cüpa 96. 

cnpfdo 804. 

curculio 800. 

carvns 889. 

cutis 86. 

dardanariuB 11. 

decrepitus 880. 

defendo 120,5). 

deiva (osk.) 399 f. 

difficilis 484. 

dfspalesco 408-*). 

dispalor 409 anm. 

dlBsipo 228. 

divido 841. 

doceo 104. 

dominus 425. 

dormio 183. 

dos 138. 

duco 126, 17). 424. 

dulcis 402 ♦). 

dnx 425. 

ebttllio 132. 

Bmineo 418. 

en 256. 

enim (gebrauch im barb. 

lat.) 177 f. sq. 
eo 814. 
ero 344. 
exuo 311. 
facilis 434. 
fallo 97 in. 105. 112. 

305. 
forcio 385. 
fascino 93. 
fascis 120. 
fax 88. 126in. 418. 
fefacid (osk.) 112. 
fefacust (osk.) 112. 
feiho (osk.) 112. 
fei 412. 412*). 
fcmiiia 4 18 f. 
fcndo 120, 5). 
ferveo 414. 4ir>. 
fibcr 121, 13). 
fidelis 120,3). 
fides 105. 120,3). 
fido 120,3). 
tilt-a 310. 
filum 120,3). 
lingo 124, 14). 
Hagellum 121, 11). 413 

anm. 



flagro 414. 

flagrum 418 anm. 

fligo 121, 11). 418 anm. 

flo 418. 442. 

flos 93. 102. 

focus 88. 418. 

follis 419. 

fons 417. 418. 

foras 95. 

fore 314. 

fores 95. 314. 

foris 172 f. 

formica 304. 408. 

formido 304. 410. 410*). 

formus 419*). 

fomax 417. 

fomus 417. 

fortis 419. 

frans 127. 

iremo 98. 304. 415. 

frendeo 418. 

frequens 885. 

fretale 419»). 

fretum 419. 41 9*). 

fretus 419. 

frigedo 410. 

frigeo 418 anm. 417. 

frio 386. 

frivolus 413 anm. 

fruätum 413 anm. 

fufaii.«? (osk.) 112. 
Ifugio 121, 9). 172f. 
I fulgeo 414. 
I funda 10.'). 
j fiindus 114. 117. 
1 fun^s 105. 305. 
j funis 120, 3). 
Ifuto 88. 
' gaesum 438. 440. 

gclidus 303. 

golu 303. 

gtniinus 307. 308. 405. 

KCWT 307. 

( i i' r malus 300. 

gcrmanus 405. 
I geniien 403. 
I gilvus 90. 

iglaber 88 f. 81). 129, 24). 
381. 

gliscü 89. 386. 
1^'littus 381*J. 
I glü«io 419. 

glüria 300. 423. 
Iglos 319. 



glubo 88 f. 89. 129,24) 

381. 
gluma 880. 405. 
glutio 377. 
gradior 89. 
gradus 129, 25). 13«. 
gramen 89. 
grandis 89. 
grando 89. 
gratus 89. 
gravis 377. 
gremium 405. 
gros 294. 877. 
gurgulio 300. 
habeo 386 ♦). 
hafiest (osk.) 112. 
halo 417»*). 
hedera 386 ♦). 
helvus 90. 
hemo 94. 418 f. 

1) hie 275. 806. 

2) hlc 814. 
hio 886. 
hira 412 V 
hisco 886. 
holus 89. 
homo 94. 
hordeum 886. 
hortor 4 18 f. 
humilis 94. 
humus 94. 
ibi 258. 
igitur 306. 
ignavus 406. 
ilex 413 anm. 
illim 256. 
illuc 314. 
impotro 406*). 
incilo 413 anm. 
infligo 413 anm. 
ingruo 422. 

! iniciatur, inicitur (barb.) 

! 171. 

i inimicus, barb. uimicu.<« 

! 182. 

' instauro ( und rt'Stauro ) 

j 413 anm. 

I invito 227. 

j invitus 227. 

jira 41 2*). 

; ita 105. 

I item 105. 

jjanitrix 239. 

Ijurigo 229. 



Wortregister. 



Ubeones 310. 
labenm 810. 
lac 2 7 sq. 
Ucinia 418 anm. 
laedo 883*). 
laminin 405. 
lana 377. 
lancea 103 f. 
lascivus 18 in. 
lateo 87. 
latus 420. 
lectito 229. 
lendes 382. 
levis 404. 
über 804 f. 
libido 304. 
liceor 302. 
licet 302. 
licinium 413 anm. 
licium 413 anm. 
linquo 802. 
litera 226. 
liveo 404. 
locus 13. 
luceo 377. 
lucct 802. 

ludus 311. 

Inmen 239. 

lux&re 382. 

luxus 413 anm. 

macellum 105, vergleiche 
106, 1). 

macer 886. 

macto 105, vgl. 106, 1). 

macula 886. 

maereo 228. 

marcesco 425. 

messis 193. 

miles 413 anm. 

mirmillo 413 anm. 

miser 310. 

mons 416. 

mora 388*). 

mulcedo 410. 

mulceo 30. 

muscerda 388. 

nam, barb. gebrauch 178. 

nare 412. 

nato 412. 

naugae 300. 

navo 406. 

neque-neque 274. 

nisi, barb. gebrauch 174 
sqq. 



nix 412. 

nodus 888*). 

numen 421*). 

Numerius 849. 

numerus 849. 

nunc 275. 

nuo 850 f. 421. 421*). 

ob 227. 

objurigo 229. 

obliquus 418 anm. 

obscums 887. 

occulo 376. 

octoginta, barb. octonta 

168. 
offendo 120,5). 883*). 
oleo 160. 
oUa 809. 
ops, opes 806. 
palam 409 anm. 
palea 408. 
palor 408. 
palpebra 407. 
palpito 407. 
palpo 406. 
pango 411. 
Parcae 878*). 
patior 86. 120, 5). 
patro 406*). 
pavio 410. 
peculium 192 f. 
pcUis 418 anm. 
pello 160. 407. 
pcndeo 102 s.f. 
penetro, barb. gebrauch 

180. 
pensito 229. 
pila 407. 
pileus 418 anm. 
pingttia 121, 7). 806. 
plaga 419. 
planus 419. 
plecto 878*). 420. 
plcnus 416. 
plnmbum 408. 404. 
podex 424. 
poUco 407. 
pons 105. 
potis 406*). 
profligo 418 anm. 
promello 309. 
promulgo 809. 
pulmo 402. 403. 
purigo 229. 
puteo 87. 



puto 86. 120. 

quadraginta, barb. qua- 
ranta 168. 

quaero 228. 

qualis 854. 

quamquam 274 in. 

qua 273. 

qneror 808. 

qui, cujus 314. 

quinque 802. 

quo 314. 

quum-tum 278. 

recupero 228. 

regina 812. 

regio 420. 

repens 228. 

restauro 418 anm. 

rideo 811. 

riyus 418 anm. 

rota 17»). 106. 109. 

ruber 91. 

rufhs 91. 

ruga 400. 

ruo 377. 428*). 

rutilus 87. 

sala (barb.) 202. 

Salii 308. 

salio 407. 410. 

scaber 405. 

Scabies 405. 

scabo 108. 405. 

8calpo88f. 129,25). 382. 
401. 

scandula 105. 

scarifatio 401. 

scindo 105. 130,27). 

scipio 413 anm. 

screo 880. 

scribo 89. 129, 25). 404. 
413 anm. 

scriptito 229. 

scripulum 413 anm. 

scrupulus 413 anm. 

sculpo 88 f. 129,25). 881 
(bis). 

sculponeae 402*). 

seco 418 anm. 

serenus 858. 

sero 408. 

sextas 105. 

sie 276. 

sica 418 anm. 

sicilis 413 anm. 

Signum 138. 



470 



WortregUter. 



üre 276, shre-fliT« 271. 

374. 
sodallfl 159. 878. 
sodes 159. 160. 
8ol 858. 
soleo 160. 
soliiiin 160. 
■pargo 407. 409. 
specio 227. 
specüB 288. 289. 
sperno 409. 
q>ira 413*). 
Ipolio 418 «nm. 
spolimn 418 anm. 
sporta 412*). 
•portnla 418 anm. 
spao 409. 409*). 
•pnrcus 407. 408. 
Bpurins 408. 
sqvama 880. 405. 
stercns 884. 411. 
sterilU 411. 
sterno 877. 
Bternno 409. 
stingno 881*^. 409. 
stipo 418 anm. 
stiria ibid. 
stiva ibid. 
8to 105. 
Btritto 409. 
strao 877. 
studeo 409. 428. 
stnpeo 88. 
stupnim 879. 
stornua 409. 



raesco 160. 

snm, imper. es 226. 

SQO 421*). 

snperbuB 808. 

sospitio 227. 

tabaouB 487. 

talia 854. 

talpa 409. 

taluB 409. 

tam-qnam 278. 

tango 184. 297, 10). 408. 

tego 105. 411. 

tenos 848. 

tepefacio 229. 

tepeo 879. 

tero 876. 

thu8 90. 

tibia 418 aam. 

tiio 412*). 

tonddo 414. 

tonitra 875*). 

tono 875*). 

torpedo 410. 

torpeo 411. 

torqueo 878*). 418 anm. 

419. 
torqois 419. 
traho 25. 90. 127, 20). 

188 f. 
trepido 879. 
tricae 802. 418 anm. 
tricor 802. 
trigeminos 406. 
tnicido 409. 410. 
trncolentua 88. 



trox 88. 127. 
tuba 418 anm« 
tnbicen 872. 
tabuB 418 anm« 
tom-tnm 278. 
tnnc 275. 
tnrgeo 409. 
nbi 258. 
nitro 808. 
nmbo 879. 
nnctito 239. 
ralgos 400. 
ralor 128. 
raro 138. 
ratillam 138. 
ve-ve 378. 
venio 410. 
verbez 11. 

400. 

888. 

▼ortez 401. 424. 
▼ern 489. 
▼exo 426»). 
▼icna 187. 
Video 841. 
Tieo 406*). 
Vinco 881**). 
▼iridis 418 anm. 
visio 416. 
visiam 416. 
vito 227. 

volo („fliegen") 808. 
zioB (»Oheim») 170. 



D. AriBohe sprachen. 



1) Sanskrit 



a (pronom.-«tamro) : en&, 
ayA 276 s. f. , asmin 
254. 

anhas 346. 

anha 91. 

agöhya 869. 

aftkas 846. 

atha 102. 

athari 98, 14). 

adrv 858. 

adrdgha 869. 

adha 102. 



ana 297, 9). 
andhas 846. 
anyAdr9 856. 
apAm napAt 886, vergl. 

napAt. 
apnas 846. 
apsujA 886. 
ama 248, amt 249. 
arobu 94. 
ambhas 94. 879. 
ambhfpa 91. 
ayam 247 (bis), vergl. 

tyam, ima, idam, a. 
arcis 294. 



arpas 846. 347. 

|/ardh 91. 

ar^as 846. 

J/av 157. 

ava 278. 

asaa 428. 480. 

asthan 101. 

ahan 125, 15). 

aham 93. 247 f. 248, ma- 
hyam258f., mayt254, 
aamabhya, aamabhyam 
258 f., AvAm 431 (bis), 
nao 429. 431. 

ahardf9 855. 



Wortregister. 



471 



k S76. 278. 
ikhn 296, 7). 
ftgadhiU 128, 22). 
figat 846. 

AbhngDA 277. 

AvAm, B. aham. 

Awka 168. 

ittbam 106. 

itthA 105. 

idam 247 (bis), Tergt 

ajam. 
ima 248, Tgl. ajam. 
iyam 247 (bis), vf^ ayam. 
Iva 277. 
tdr9 854. 
11369 sqq., 278 sqq., 287 

sqq.; vgl. 6. 
QU 272. 
uttLvk 276. 
nd 187. 
uddlhikA 125. 
npadehik& 125. 
npadf9 858. 
vbhau 296, 8). 
nras 846. 847. 
usharbndh 872. 
ürpi 416. 
Yidh 92. 
dt&d|-9 854. 
«dbas 846. 
dii4, 8. ayam. 
6 278. 
Ökas 878. 
djas 846. 
6ba8 846. 
liakubba 188. 
ykakh 98,18). 
ka(a 188. 
kafhina 188. 
ka(b6ra 108, 12). 188. 

1) ykam 422. 

2) kam (red. partikel) 
275f. 

kamba, kambba 94. 
Vkar, s.Vkr. 
ykal 484. 
ka9ca 275. 
kArnnka 158. 
kujjhatiki 116. 
kn^hAra 108, 12). 188. 
knmba 94. 96. 
knmbba 91. 94. 96. 879. 
}/kti9, kus 422. 
knha 116. 



knhaka 116. 

kuhana 116. 

kuhay 116. 

kuhara 116. 

knhü 116. 

kuhAla 116. 

küpa 95. 

kühani 116. 

küh4 116. 

y kr (kar) 227. 488. 

ykf 148. 

[/krand 188 f. 

ykram 428. 

Vxad 97,7). 

xam 94 f. 96. 

xamft 95 in. 

xmft 94 f. 

ykhanj 101. 

j/khan 106. 296, 7). 

khalaü 105. 108, 11). 

184. 
khaltna 97. 
khaUi^ 108,11). 
khallm 108,11). 
khalrft^ 108, 11). 
khalv&ti 106. 
}/khAd 97, 7). 
Vgadh 128,22). 
ygßm 101. 18U 296,4). 
garbha 406. 
garra 182. 
pgA 182 in. 
gfttoyid 872. 
giri 808. 
ygndh 116. 
ygr 182. 
^gfdh 180,26). 
{/g€8h 488. 
gmk 94. 

ygrabh 98. 108, 10). 
ygras 182. 
grivan 808. 
gha 92. 
[/ghar 88. 89. 
gharghara, -r4 112. 182. 
ghargharikft 182. 
gharghara, -r4 112. 
ghalagholArava 124. 
ghdlay 124. 
ghrftva 807. 886. 
ca278, ca-ca278.274*). 
cakra 888. 
cakri 145. 
caxos 294. 



catnrtha 101. 

}/car 866. 

j/chad 181, 28). 886. 

Vchand 427. 

chalay 97in. a. ibid. 10). 

chftyft 885. 886. 

j/chid 97, 8). 105. 180, 

27). 
chdka 97. 
jagmi 146. 
jaghni 145. 
jajÄi 145. 

janazjanAn ana 860 sq. 
Janas 846. ' 

^jabh 128,21). 
jampatf 807. 
jambfra 94. 
Vjambh 128,21). 
jambha 128,21). 
jambhüa 94. 
jambhya 128,21). 
jaras 846. 
jala 808. 
j4taT6das 886 sqq. 
jftmi 807. 
|/ja 261 in. 
Vir 182. 
Vjf U8. 
jmft 94. 
Vjral 416. 
jvala 124. 
jhaijhara 112. 
jhali 124. 
jhJAjhl 112. 
jhiUl 124. 

U : Ud 187, Usmin 254. 
taka 104. 
tau 168. 
Utari 146. 
tanas 846. 
Tanftnapit 886. 871, vgl. 

napit, apAm nap&t. 
tanyata 875^). 
yup 108. 
taras 26 in. 846. 
tara^a 412*). 
tarka 802. 
Urka 878*). 
t4t 278. 
t&U 158. 
t&dr^ 854. 
tAna 876 Anm. 
Uvat 278. 
tn 284. 



472 



Wortregister. 



V^tuj 297, 10). 

ytf 148. 

tya 271. 

tridrV 353. 

ytTU\ 106. 

Vtni4 105. 

ytrnp 105. 

j/truph 105. 

ytvax 104. 

tvam 247 f. 248, tvayi 
254, yuv&m 481 (bis), 
yüyam 249, yushma- 
bhyam 258 f. 

ydaQ9 425. 

dansas 346. 347. 

dada 145. 

dadi 145. 

dadha 145. 

dadhi 145. 

]/dam 421*). 424. 

ydar^ (dr?) 851 sqq. 

ydal 138 in. 

dala 188 in. 

dava 126 in. 

davathu 126 in. 

Vdah 125, 15). 

d&ra 298. 

d&ru 377. 

dAva 12Cin. 

Vdiv 421*). 424**). 

Vdi9 104. 

Vdih 124, 14*). 

dirgha 127, 20). 

jdu 125 f. 421*). 424. 

duredf^ 354. 

dardrv 353. 

]'duh 12G, 17). 425. 

duhitar y2. 12G, IG). 

\\\T 133. 

devr 319. ! 

deha (in. n.)- 125. 

dchali 125. 

dehika 125. 

dein 125. 

ydyu 261 in. 

dyuna 421*). 

V'drain 2G1 in. 295, 5). 

422. 
Dravipmla 330. 
V^rA 133. 29Gin. 
ydrkkh 131. 
l/drÄßh 127, 10). 
dr&ghiman 127 f. 



drftghman 127 f. 

1) ydru 261 in. 295,6). 
296in. 422. 

2) dru 877. 
drama 877. 
Vdroh 126, 18). 127. 
druha 127. 
dnihi 127. 
dvfir, dvära 95. 
dveshas 846. 
dhanus 293. 294. 
dhalila 133 in. 
|/dha 104. 442. 
dhüpa 104. 
dhüli 124. 
ydhmt 442. 
ydhrh (dhrui) 104. 
dliruva 377. 
nak 104. 
nakba 102. 
nanä 158. 
nan&ndf 819. 
nandin! 819. 
napät 870 y rcrgl. apfim 

napät, tanünap&t 

nabhas 346. 

]'nam 847. 421, caasat. 
n&may 850. 

namas 846. 847. 

Narü^ansa 336. 

ua9 104. 

I nas 350. 

] uiith 101 f. 

V näcih 101 f. 

i nu 350. 421. 

nu, nu-nu 276**). 

nü ca 2S3. 

niiciil 278. 283. 

nenii 14'). 
: nau, 8. aham. 
jpatha 101. 109. 
I panthan 105. 
i papuri 145. 
I papri 145. 
I I par 385. 
! para^ii 371. 
I paras 398 f. 
Ipnrigadluta 128, 22). 

paroxa 399. 

pa.xa8 346. 

päjait 346. 

p&\'u 278. 

püvaka 369. 

pivara 2i»3. 



paru 385. 

pusbpa 229. 

pür^a 416. 

prthu 107, 5). 

J/prath 107,5). 

pratbaa 846. 

yprush 877. 

jr'plusb 877. 

phata 97. 

pha^a 97. 

Vpbal 97. 

phalaka 97. 

(/pbull 102. 

I'banh 121,8). 

banij 134. 

bat 124. 

^b«dh 120,5). 

j bandh 120. 

I'bal 123. 

barbara 122. 

bala 128. 

bali 12S. 

Vbah 121,8). 

babu 121,7). 

ybfidb 120,5). 

bAna 124. 

b&la, bäl& 123. 

b&hu 121, 6). 

Vbil 123. 

bila 123. 

' I budh 94. 120.297,11». 
Ibudhna 91. 114. 117. 
1 297, 11). 
> bunda 124. 
\ l'bundh 94. 120, 3 >. 
I bfbaduktlia 124. 
'. ] bni 123 in. 
. bharjras 34G. 414. 
i I bharj 417. 
; ] bhi 121, 12). 
'l'bhuj 121, 9). 297, I ]k 
blmrany 3G0. .3 GG. 

|/bbr 417. 
. lUifgu 285. 
, |'l)hrj 413 anni. 
J bhrjj 417. 
bbfv» 385. 
I bhrajj 413 anm. 
|M>hram 93. 2 IM», 6). 

410*). 
1 bhraj 414. 
bhm 296, 6). 
bhruna 296, 6). 
maüli 92. 



Wortregister. 



473 



makara 95. 
ymakh 106. 106, 1). 
makha 97, 11). 
makhas 97, 11). 
makhasy 97, 11). 
makhA 97,11). 
magha 92. 94. 
maghavan 92. 
majman 92. 94. 
}/math, manth 98, 15). 
madhnlih 872. 
manas 846. 
Manu 298. 
maiitradf9 865. 
Vmand 297, 12). 
manya 278. 
mayi, s. aham. 
ymarj 80. 
iDalla 413 anm. 
Vmah 92. 96. 
maha 92. 
mahat 92. 
mahas 846. 
mahi 92. 
mahyam, s. aham. 
mithu(lf9 854. 
j/mud 297, 12). 
VmSth 106,1). 
mSni 145. 
ymrad 867*). 
ya:ya-8, yÄ, ya-d 278, 

yad -tad 274. 
yakft 884. 887. 
yadivA 276. 
yyam 261 in. 422. 
yama 807. 
yamala 807. 
yftt 278. 
yitr 289. 
y(Ulr9 854. 
yftmAtr 240. 
yAvat 278. 
|/ya 261 in. 422. 
ynvAm, 8. tvam. 
jrnshmabhyam, s. tvam. 
yüyamj 8. tvam. 
ranvasandff 854. 
rajas 26 b. f. sq., 846. 
ratha 105. 109, ratbasya 

naptya]^ 870. 
|/nun 426. 
rafanft 868. 
rafman 868. 
rafmi 868. 



jj/ruc 103. 
Vnij 297,11). 
!remi 145. 
jröcana 859 f. sqq. 
I|/lai&gh 92. 
IVlabh 91. 297,12). 
yiubh 297, 12). 
: vacas 346. 
j/vadh 426*). 
vayam 249. 
|/var 365. 
varufa 864 sqq. 
yvarg 69. 
yvarj 71. 
y/vart 888. 
vavri 145. 
Vvah 426*). 
vi-vfi 278. 
yvfidh 426 ♦). 
vAna 124. 
vftm 481. 
vAshpa 229. 
vfthas 846. 
vi 841. 
yvic 188. 
yvij 188. 
yvid 888 sqq. 
vimitr 820. 
vifvadarfata S69. 
vi9vAnara 886. 
visadffa 885. 
vyjina 400. 
yvrdh 92. 
v6da 61. 
v6da8 846. 847. 
vaifvAnara 886. 
yvrad 867% 
9akrt 884. 
fafikha 98, 12). 
9amba 94. 
9ambha 94. 
V9A 188. 
9ft9a 382. 
9Öci8 294. 
yi}üj 188 in. 
y^nm 424. 
9raya8 846. 
y^y'id 187. 
shash^ha 105 f. 
^sad, praes. sfdämi 52. 
sadas 846. 
8adf9 355. 
sandr? 853. 
sanddgha 125 in. 



ysarg 368. 
l-^sarj 71. 
8arvadjr9 355. 
sasni 145. 
Vsn 358. 
8udf9 ^^^* 
8asad|r9a 855. 
su8andr9 854. 
süra 858. 
sürya 858. 
sedi 145. 
skandha 403. 
I skunömi 387. 
i yskhad 97, 7). 106. 
I j/skhal 97 in. nnd ibid. 

10). pg. 106. 
Vsthlv 409*). 
VsUn 878 f. 
Vstabh 297, 12). 
sUmba 94. 
Vstambh 91. 92. 94. 
stambha 94. 
)/stubh 297, 12). 
Vsthag 101. 105. 411. 
sthala 101. 
j/sthA 101. 105, caus. 

stbApayAmi 104. 
sthftvara 418 anm. 
Bthfivira 101. 
8th&94 101. 
Bthüla 101. 
j/snA 412. 
|/snu 412. 
yspand 102 8. f. 
8pa9 227, 8pa9a^ 366. 
V8pr9 407. 
y/sphat 97, 6). 
ysphar 96. 410*). 
ysphal 96 f. 97,6), 10). 

pg. 105. 
ysphur 96. 407. 410*). 
J/sphurj 97. 
y/sphai 121,7). 
i^sru 413 anm. 
sva 370 sqq. 
svadha 159. 373. 
svadhiti 371. 
svadhitivän 371. 
svabh&nu 371. 
svayam 247. 
svayukti 370. 373 f. sq. 
svar 358. 

svardr9 354. 855. 357. 
svasara 371. 872 f. sqq. 



474 



Wortregister. 



SVOAI* 160. 

svasrt 872. 

^/svid 410. 

ha 92. 

hanu 98. 

Vhar 89. 93. 108,10). 

haras 346. 

hari 413 anin., 417 f. 



harit 89. 413 arnn., ba- ! hrada 134. 
rita^ 367 f.sq., 870. \ |/hr44 184 
harita 413 anm., 418. 
Vhä 132 



hira^a 418. 
blra^ja 418. 
hiraqiyasandfv 864. 
>/hr, 8. yhar. 
hyas 95. 



hr&dini 89. 134. 
'hrAduni 134. 
jy/hlad 1S6. 

2) leid. 



I gaeshu 48S^ 
Iny&ka 168« 



E. Lettisch -slavische sprachen. 
DUtaaisch. 



bedä 120,6). 
draugaa 127. 
dubns 182 f. 
dumbu 182 f. 
gdras 88. 
makaras 96. 



staigiis 88. 
strokas 116. 
zengin 182. 



2) AltsUvlMlL 

beda 120,6). 



bod9 120,6). 
brjegii 296, 6). 
dliigu 128. 
dmgu 127. 
mecT lOjS, 1). 
noga 86. 
stisa 88. 



Druckfehler. 

8. 276 z. 17 V. 0. der formel ^fth .... statt dem ij;#>i» .... 

8. 282 z. 15 V. o. und z. 4 v. u. ist statt der spondcus zu bessern die 

länge (der ersten silbe). 
s. 285 z. 9 V. 0. komma vor als. 

ibid. z. 11 V. u. strich ( | ) zwischen ifXryvfv und (fXfyvf^'id' 
s. 289 z. 14 V. 0. in hinter z. b. 
8. 337 z. 11 V. 0. punkt hinter blitz. 
8. 339 z. 12 V. 0. des Vritra statt der Vritra. 
8. 841 z. 5 V. u, -nq statt Os-. 
8. 346 z. 5 V. n. korama hinter 225 zu tilgen. 
8. 348 z. 1 V. u. ygvofta statt vtyn^ici' 
z. 357 z. 18 V. 0. gesammtlebens statt gesammtslebcn. 
8. 358 z. 7 V. 0. setze " hinter gleich. 
8. 365 z. 16 V. 0. auffaTsung statt aufafsong. 
8. 369 z. 15 V. 0. korama statt des punkts vor h 
a. 370 z. 8 V. o. de« worts statt der wnrzcl. 
8. 374 z. 6 V. o. reihen statt reichen. 
8. 391 z. 4 V. 0. welcher statt welclien. 
ibid. z. 5 V. 0. des indogerm. statt der indogerm. 
ibid. z. 17 V. o. und s. 393 z. 17 v. u. weibliche statt wirkiti-ho. 
il)i(i. z. 16 v.u. laggans statt laggauH. 
ibid. 7.. 15 V. u. fall ender statt fallendes. 

». 30.' z. 9 V. u. sHchlic'hcn oder neutralen staitt wi'iblichen. 
.•«. .".93 z. 3 V. ü. fem. nuf -ani statt fem. -ani. 



Gedruckt bei A. W. Schade in Berlin, Stallschreiberstr. 47.