Skip to main content

Full text of "Zeitschrift für anorganische Chemie"

See other formats


Google 


This  is  a  digital  copy  of  a  book  that  was  prcscrvod  for  gcncrations  on  library  shclvcs  bcforc  it  was  carcfully  scannod  by  Google  as  pari  of  a  projcct 

to  make  the  world's  books  discoverablc  online. 

It  has  survived  long  enough  for  the  Copyright  to  expire  and  the  book  to  enter  the  public  domain.  A  public  domain  book  is  one  that  was  never  subject 

to  Copyright  or  whose  legal  Copyright  term  has  expired.  Whether  a  book  is  in  the  public  domain  may  vary  country  to  country.  Public  domain  books 

are  our  gateways  to  the  past,  representing  a  wealth  of  history,  cultuie  and  knowledge  that's  often  difficult  to  discover. 

Marks,  notations  and  other  maiginalia  present  in  the  original  volume  will  appear  in  this  flle  -  a  reminder  of  this  book's  long  journcy  from  the 

publisher  to  a  library  and  finally  to  you. 

Usage  guidelines 

Google  is  proud  to  partner  with  libraries  to  digitize  public  domain  materials  and  make  them  widely  accessible.  Public  domain  books  belong  to  the 
public  and  we  are  merely  their  custodians.  Nevertheless,  this  work  is  expensive,  so  in  order  to  keep  providing  this  resource,  we  have  taken  Steps  to 
prcvcnt  abuse  by  commercial  parties,  including  placing  lechnical  restrictions  on  automated  querying. 
We  also  ask  that  you: 

+  Make  non-commercial  use  ofthefiles  We  designed  Google  Book  Search  for  use  by  individuals,  and  we  request  that  you  use  these  files  for 
personal,  non-commercial  purposes. 

+  Refrain  fivm  automated  querying  Do  not  send  automated  queries  of  any  sort  to  Google's  System:  If  you  are  conducting  research  on  machinc 
translation,  optical  character  recognition  or  other  areas  where  access  to  a  laige  amount  of  text  is  helpful,  please  contact  us.  We  encouragc  the 
use  of  public  domain  materials  for  these  purposes  and  may  be  able  to  help. 

+  Maintain  attributionTht  GoogXt  "watermark"  you  see  on  each  flle  is essential  for  informingpcoplcabout  this  projcct  and  hclping  them  lind 
additional  materials  through  Google  Book  Search.  Please  do  not  remove  it. 

+  Keep  it  legal  Whatever  your  use,  remember  that  you  are  lesponsible  for  ensuring  that  what  you  are  doing  is  legal.  Do  not  assume  that  just 
because  we  believe  a  book  is  in  the  public  domain  for  users  in  the  United  States,  that  the  work  is  also  in  the  public  domain  for  users  in  other 
countries.  Whether  a  book  is  still  in  Copyright  varies  from  country  to  country,  and  we  can'l  offer  guidance  on  whether  any  speciflc  use  of 
any  speciflc  book  is  allowed.  Please  do  not  assume  that  a  book's  appearance  in  Google  Book  Search  mcans  it  can  bc  used  in  any  manner 
anywhere  in  the  world.  Copyright  infringement  liabili^  can  be  quite  severe. 

Äbout  Google  Book  Search 

Google's  mission  is  to  organizc  the  world's  Information  and  to  make  it  univcrsally  accessible  and  uscful.   Google  Book  Search  hclps  rcadcrs 
discover  the  world's  books  while  hclping  authors  and  publishers  rcach  ncw  audicnccs.  You  can  search  through  the  füll  icxi  of  ihis  book  on  the  web 

at|http: //books.  google  .com/l 


Google 


IJber  dieses  Buch 

Dies  ist  ein  digitales  Exemplar  eines  Buches,  das  seit  Generationen  in  den  Realen  der  Bibliotheken  aufbewahrt  wurde,  bevor  es  von  Google  im 
Rahmen  eines  Projekts,  mit  dem  die  Bücher  dieser  Welt  online  verfugbar  gemacht  werden  sollen,  sorgfältig  gescannt  wurde. 
Das  Buch  hat  das  Uiheberrecht  überdauert  und  kann  nun  öffentlich  zugänglich  gemacht  werden.  Ein  öffentlich  zugängliches  Buch  ist  ein  Buch, 
das  niemals  Urheberrechten  unterlag  oder  bei  dem  die  Schutzfrist  des  Urheberrechts  abgelaufen  ist.  Ob  ein  Buch  öffentlich  zugänglich  ist,  kann 
von  Land  zu  Land  unterschiedlich  sein.  Öffentlich  zugängliche  Bücher  sind  unser  Tor  zur  Vergangenheit  und  stellen  ein  geschichtliches,  kulturelles 
und  wissenschaftliches  Vermögen  dar,  das  häufig  nur  schwierig  zu  entdecken  ist. 

Gebrauchsspuren,  Anmerkungen  und  andere  Randbemerkungen,  die  im  Originalband  enthalten  sind,  finden  sich  auch  in  dieser  Datei  -  eine  Erin- 
nerung an  die  lange  Reise,  die  das  Buch  vom  Verleger  zu  einer  Bibliothek  und  weiter  zu  Ihnen  hinter  sich  gebracht  hat. 

Nu  tzungsrichtlinien 

Google  ist  stolz,  mit  Bibliotheken  in  Partnerschaft  lieber  Zusammenarbeit  öffentlich  zugängliches  Material  zu  digitalisieren  und  einer  breiten  Masse 
zugänglich  zu  machen.     Öffentlich  zugängliche  Bücher  gehören  der  Öffentlichkeit,  und  wir  sind  nur  ihre  Hüter.     Nie htsdesto trotz  ist  diese 
Arbeit  kostspielig.  Um  diese  Ressource  weiterhin  zur  Verfügung  stellen  zu  können,  haben  wir  Schritte  unternommen,  um  den  Missbrauch  durch 
kommerzielle  Parteien  zu  veihindem.  Dazu  gehören  technische  Einschränkungen  für  automatisierte  Abfragen. 
Wir  bitten  Sie  um  Einhaltung  folgender  Richtlinien: 

+  Nutzung  der  Dateien  zu  nichtkommerziellen  Zwecken  Wir  haben  Google  Buchsuche  Tür  Endanwender  konzipiert  und  möchten,  dass  Sie  diese 
Dateien  nur  für  persönliche,  nichtkommerzielle  Zwecke  verwenden. 

+  Keine  automatisierten  Abfragen  Senden  Sie  keine  automatisierten  Abfragen  irgendwelcher  Art  an  das  Google-System.  Wenn  Sie  Recherchen 
über  maschinelle  Übersetzung,  optische  Zeichenerkennung  oder  andere  Bereiche  durchführen,  in  denen  der  Zugang  zu  Text  in  großen  Mengen 
nützlich  ist,  wenden  Sie  sich  bitte  an  uns.  Wir  fördern  die  Nutzung  des  öffentlich  zugänglichen  Materials  fürdieseZwecke  und  können  Ihnen 
unter  Umständen  helfen. 

+  Beibehaltung  von  Google-MarkenelementenDas  "Wasserzeichen"  von  Google,  das  Sie  in  jeder  Datei  finden,  ist  wichtig  zur  Information  über 
dieses  Projekt  und  hilft  den  Anwendern  weiteres  Material  über  Google  Buchsuche  zu  finden.  Bitte  entfernen  Sie  das  Wasserzeichen  nicht. 

+  Bewegen  Sie  sich  innerhalb  der  Legalität  Unabhängig  von  Ihrem  Verwendungszweck  müssen  Sie  sich  Ihrer  Verantwortung  bewusst  sein, 
sicherzustellen,  dass  Ihre  Nutzung  legal  ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  ein  Buch,  das  nach  unserem  Dafürhalten  für  Nutzer  in  den  USA 
öffentlich  zugänglich  ist,  auch  für  Nutzer  in  anderen  Ländern  öffentlich  zugänglich  ist.  Ob  ein  Buch  noch  dem  Urheberrecht  unterliegt,  ist 
von  Land  zu  Land  verschieden.  Wir  können  keine  Beratung  leisten,  ob  eine  bestimmte  Nutzung  eines  bestimmten  Buches  gesetzlich  zulässig 
ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  das  Erscheinen  eines  Buchs  in  Google  Buchsuche  bedeutet,  dass  es  in  jeder  Form  und  überall  auf  der 
Welt  verwendet  werden  kann.  Eine  Urheberrechtsverletzung  kann  schwerwiegende  Folgen  haben. 

Über  Google  Buchsuche 

Das  Ziel  von  Google  besteht  darin,  die  weltweiten  Informationen  zu  organisieren  und  allgemein  nutzbar  und  zugänglich  zu  machen.  Google 
Buchsuche  hilft  Lesern  dabei,  die  Bücher  dieser  Welt  zu  entdecken,  und  unterstützt  Autoren  und  Verleger  dabei,  neue  Zielgruppcn  zu  erreichen. 
Den  gesamten  Buchtext  können  Sie  im  Internet  unter|http:  //books  .  google  .coiril  durchsuchen. 


Mt^  •: 


•»'■?••>.• 


■».  •   ■'*  '  ■••  #   ■  ■■■•      •    •■••.•:• 


%•   ' 


.    •     •  •  ;  J^. 


LIBRARY 
UNIVERSITY  OF  CALIFORNIA. 
%ef.eived        ^^^y              ■  ^  ^90  0 
^cccsüoii  No.  S^O  /Jl  6~  ■  Ctati  Ml. 

Zeitschrift 


für 


Anorganische  Chemie. 

Begründet  von  Gerhard  Krüss. 


Unter  Mitwirkung  von 

M.  Berthelot -Paris,  B.  Brauner- Prag,  F.  W.  Clarkk- Washington, 
A.  ÜLASSKN-Aachfu,  P.  T.  CLEVE-Upsala,  A.  CossA- Turin,  W.  Orookkö- 
Londoii,  A.  DiTTE- Paris,  C.  Frikdhbim  -  Bern,  W.  GiBBS-Newport, 
W.  HEMPEii-Dres(i(m,  J.  H.  van't  HoFF-Berliu,  S.  M.  Jörgbnsen- Kopen- 
hagen, K.  Kraut  -  Hannover,  G.  Lunge -Zürich,  J.  W.  Mallet- Virginia, 
D.  MBNDELEJBFF-St.  Petf^rsburg,  L.  Mond- London,  W.  Nkrnst- Göttingen, 
L.  F.  NiLSON-Stockholm,  A.  PicciNi-Florenz,  IL  W.  Bakuuis  Roozeboom- 
Ainsterdiiin,  IL  E.  RoscoE  -  London ,  K.  Seubert- Hannover,  W.  Spring- 
Lüttich,  G.  Tammann- Dorpat,  T.  E.  Thorpe  -  London ,  A.  Wkrner- 
Zürich,  Ol.  WiNKLBB-Freiberg  und  anderen  Fachgenossen 

herauRgegeben  von 

Richard  Lorenz 

ProlesHor  für  Elektrochemie  am  oidg.  Polytechoikum  in  ZQrlch. 


Siebzehnter  Band.     // 


Hamburg  und  Leipzig. 

Verlag  von  Leopold  Voss. 

1898. 


C    L-     \ 


r  f 


UBhAKy 


Sö / ^  6~ 


Druck  TOD  Metzger  h  Wittig  in  Leipdg. 


Inhalts  -Verzeichnis. 


Original-Abhandlangren. 

Seite 
Chandrabhushan  Bhadubi  und  Iyotibhushan  Bhadubi,    Über   Doppelthio- 

sulfate  von  Kupfer  und  Natrium 1 

L.  M.  Dennis  und  C.  H.  Benedict,  Über  die  Salze  der  Stickstoffwasser- 

stoflfeÄure.     Mit  1  Figur  im  Text.    1 18 

K.  A.  Hofmann  und  W.  0.  Rabe,  Einwirkung  von  Halogenalkyl  auf  Mer- 

kaptide 26 

Arthur  Kosenheim  und  Ivan  Koppel,   Ober  Kobaltoxydiiitrite  und  einige 

Kobaltnitrocy  an  Verbindungen 35 

W.  MuTHMANN  und  W.  Nagel,  Über  Permolybdate 73 

Alfred  Werner,   Beitrag  zur  Konstitution  anorganischer  Verbindungen. 

XIV.  Mitteilung 82 

Jos.  IIanus,  Titrimetrische  Bestimmung  einiger  Metallsulfide 111 

Vl.  Stanek,  Über  einige  Schwefelsalze 117 

Theodore  William  Richards,    Notiz    über   die  Geschwindigkeit  der  Ent- 
wässerung krystallisierter  Salze.     Mit  1  Figur  im  Text 165 

F.  P.  Treadwell  und  M.  Reuter,  Über  die  Lüslichkeit  der  Bikarbonate 

des  Calciums  und  Magnesiums.     Mit  11  Figuren  im  Text      .     .     .     170 
Alfonso  Cossa,  Über  die  Anwesenheit  von  Tellur  in  den  Eruptionspro- 
dukten der  Insel  Vulcano  (Lipari) 205 

N.  S.  KuRNAKOW,  Über  die  Beziehungen  zwischen  der  Farbe  und  der  Kon- 
stitution der  Halo'iddoppelsalze.    Mit  1  Figur  im  Text 207 

Clemens  Winkler,  Die  Atomgewichte  von  Nickel  und  Kobalt  ....  236 
Theodore  William  Richards    und  Benjamin  Shores  Meriqold,    Über  die 

Cuprosammoniumbromide  und  die  Cupram moniumsulfocyanate  .     .     245 
F.  A.  GoocH  und  Martha  Austin,  Über  den  Oxydationszustand  des  Man- 
gans beim  Ausfällen  nach  dem  Chloratverfahren 253 

—  —  Die  Bestimmung  des  Mangans  als  Sulfat  und  als  Oxyd  ....  264 
Martha  Austin,  Über  die  Bestimmung  von  Mangan  als  Karbonat  .  .  .  272 
L.  Pesci,  Organische  Quecksilberverbinduiigen  des  Dimethylparatoluidins 

und  des  Paratoluidins 276 

W.  Kerp,  Zur  Kenntnis  der  Amalgame.    I.  Abhandlung.    Mit  1  Figur  im  Text    284 


Seit« 

Carl  v.  Schele,  Über  Praseodidym  und  defisen  wichtigste  Verbindungen  310 

U.  Fr.  Fernau,  Studien  zur  KouBtitutiou  von  Bleisalzen  in  wäss.  Lösungen  327 

A.  PiuciNi,  Über  die  Alaune  des  Titansesquioxyds 3r)5 

R.  F.  Weinlanü  und  A.  Gutmann,  Ober  die  Reduktion  der  Thiosulfate  zu 

Sulfiten  durch  einige  Salze  in  alkalischer  Lösung 409 

W.  Lanosberuer,    Ein    neues  Verfahren    der  Molekclgewichtsbestininuiiij:: 

nach  der  Siedemethode.     Mit  I  Figur  im  Text 422 

S.  M.  JöRQENSEN,  Zur  Darstellung  der  Kobaltammouiaksalze 4bb 

A.  Sabanejeff,  Über  Strukturisomerie  bei  anorganischen  Verbhidungen    .  480 


Referate. 

Referate 126 

Italienische  Referat«.     Bearbeitet  von  A.  Miolati    .     .         135 

Die   Fori  schritte    der   physikalischen  Ciicmie  während    des  Jahres    1897. 

Bearbeitet  von  F.  W.  Küster 3(53 


Bücherschau 241     40(5 


Sachregister 494 

Autorenregister 503 


1  : 


■■ 


Über  Doppelthiosulfate  von  Kupfer  und  Natrium. 

Von 

Chandrabhushan  Bhadübi  und  Iyotibhüshan  Bhadubi.^ 

Im  Verlaufe  einer  Arbeit  zur  Bereitung  einiger  normaler  Sul- 
fite und  besonders  während  eines  Versuches  zur  Darstellung  von 
normalem  Cupro-  und  Cuprisulfit  hatten  wir  gelegentlich  statt 
Natriumsulfit  oder  wässeriger  schwefliger  Säure,  Natriumthiosulfat  zu 
verwenden.  Wird  das  Gemisch  der  Lösungen  von  Natriumthiosulfat 
und  Kupfersulfat  eine  Zeit  lang  sich  selbst  überlassen,  so  scheidet 
sich  ein  schön  gefärbtes  Salz  in  mikroskopischen  Nadeln  aus,  das 
sich  aber  nach  1 — 2  Tagen  zersetzt,  wenn  es  nicht  ganz  trocken 
aufbewahrt  wird.  Die  Farbe  des  ausgeschiedenen  Salzes  scheint 
sich  durch  Änderung  der  Mischungsverhältnisse  und  der  Konzen- 
tration, sowie  durch  Zusatz  von  Alkohol  bedeutend  zu  ändern.  Wir 
stellten  uns  zur  Aufgabe,  einige  dieser  Salze  zu  untersuchen,  und 
es  bilden  die  Ergebnisse  unserer  Untersuchungen  den  Inhalt  dieser 
Abhandlung.  Bevor  wir  zu  unserer  eignen  Aufgabe  übergehen, 
möchten  wir  eine  kurze  Bemerkung  über  die  Arbeiten  anderer 
Chemiker  voranschicken.  Die  bis  jetzt  bekannten  Salze  finden  sich 
in  folgender  Zusammenstellung  aufgezeichnet: 

Cupro-Natriumthiosulfat: 

1)  2Cu2SiOj.7NaiS,Oj.2H,0  (Jochum,  Cfiem.  Centralbh  1885,  642). 

2)  2Cu,S,08.7Na,S^08.12H40  (Jochum). 

3)  CuaS,0,.3Na,S40s.2H30  (Rammelsberg,  Pogg.  Ann.  56,  321). 

4)  Cu2S,Oj.3Na.^S,08.6H,0  (Jochum). 

5)  3Cu.S^O,.2NaiS408.8H,0  (Vortmann,  Monatsh.  Chem.  9,  165). 

6)  3Cu2S,0,.2Na,S,03.5H40  (Lenz,  Ann.  40,  99). 

7)  r)Cu,SjOa.4Na^S,08.8HjO  (Jochum). 

8)  5Cii.,SiOa.4NaaS,08.6H,0  (Jochum). 

9)  CiiiSaOj.Na^SjOa.HjO  (Rüssel,  Chem.  Ztg.  9,  233). 


*  Ins  Deutsche  übertragen  von  Ch.  L.  Bellerio. 
Z.  aoorg.  Chem.  XVII. 


o 


10)  CiisSaO,.Na,S,03.3n,0  (Vortmann). 

11)  5Cu4SJ03.8Nl^S.i03.2Ns^S04^LO  (Jochum). 

Cupro -Natrium tili 0 Sulfat  Cuprisulfid: 

1)  Cu,S,0s.NaiS,(),CiiS.4H,()  (Lenz). 

2)  CuiSjOa.NajS^Oj/iCuS  (Kesmel,  Brr,  deAihch.  chetn,  Ges.  11,  1585). 

Cupro-Natriumthio Sulfat  Natriumchlorid: 

1)  3Cu2S,03.2Ni^S^08.4NaCl.8HsO  (Siewert,  Zeihehr.  Ges.  Natuniiss. 
26,  486). 

Cuprothiosulfat  Natriumdithionat: 

1)  CujS^O,.4Na«S,04.4HjO  (Vortmann). 

2)  2Cu,S,Os.Na,S,04.2Na,0  (Jochiim). 

[Vergl.  A.  M.  Com(.:y,  Diclwnary  of  Chemieat  snluhilities  Inorfjamc 
18»6,  474  und  Dammer's  llatidhücfier  2,  088— r>89.| 

Kessel  fand,  dafs  das  gelbe  Salz,  dem  Lenz  und  Siewkrt  die 
Formel  Cu2S203Na2Sj03CuS.4H20  zuschreiben,  die  erwähnte  Zu- 
sammensetzung besitzt,  wenn  dasselbe  bei  10^  C.  bereitet  wird,  und 
dafs  sich  seine  Zusammensetzung  mit  der  Temperatur  ändere.  Er 
bemerkt  ferner,  dafs  das  gelbe  Salz  erhalten  wird,  wenn  Kupfer- 
sulfat und  Natriumthiosulfat  im  Verhältnis  eines  Moleküls  des  ersteren 
zu  zwei  Molekülen  des  zweiten  gemengt  werden,  und  dafs  die  Reaktion 
in  zwei  Phasen  stattfinde.  Durch  kalte  konz.  Salzsäure  tritt  Zer- 
setzung ein  unter  Abscheidung  einer  weifsen  Masse,  die  weder  freien 
Schwefel  noch  Kupferchlorür  darstellt;  in  trockenem  Zustande  ist 
dieselbe  beständig,  zersetzt  sich  aber  bei  Zutritt  von  Feuchtigkeit, 
indem  Kupfersulfit  ausfällt  und  schweflige  Säure  frei  wird.  Kessel 
glaubt  jedoch,  dafs  das  Natriumchlorid  nur  als  Verunreinigung  zu- 
gegen sei,  da  es  nicht  in  die  Zusammensetzung  eintrete.  —  Vort- 
mann stimmt  andererseits  nicht  mit  Kessel's  Ansicht  überein,  da  er 
zwei  Salze  beschreibt,   wovon  das  eine  von  grüngelber  Farbe  die 

Formel : 

CuaS,Oa.Na,S,08.3HaO, 

das  andere  intensiv  citronengelb  gefärbt,  die  Formel: 

3Cu,S,Os.2NXSA-8H^O 

besitzt.  Ersteres  bildet  mikroskopische  Nadeln  und  entsteht,  wenn 
gesättigte  Lösungen  von  Kupfersulfat  und  Natriumthiosulfat  im  Ver- 
hältnis eines  Moleküls  zu  zwei  Molekülen  gemengt  werden.  Erwärmt 
mau  jedoch  vorher  die  einzelnen  Lösungen  auf  ungefähr  40®,  so  steigt 
die  Temperatur  des  Gemisches  um  4 — 5^  und  es  scheidet  sich  eben- 
falls in   mikroskopischen  Nadeln  ein  Salz  aus  von    der  Zusammen- 


Setzung    3CujjS2O3.2Na2S2O3.8H2O.      Dasselbe    ist   unbeständig    und 
zerfilllt  nach  folgender  Gleichung: 

3Cu,S,03.2NasS,Oj.8H,0  =  8Cu,S  -1-2X02804  -f-  H^SO* + S,  -f-  2S0,  -f  7H,0. 

Das  Salz,  das  wir  beschreiben  wollen,  stimmt  in  einigen  Punkten 
mit  dem  Lenz-  und  SiEWERT'schen,  in  anderen  mit  denjenigen  von 
VoRTMANN  überein.  Es  erschien  uns  merkwürdig,  dafs  in  einem  so 
intensiv  gelbgefarbten  Körper,  Kupfersulfit  vorhanden  sein  sollte. 
Wir  führten  deshalb  die  Analyse  nochmals  aus  und  fanden  zunächst, 
dafs  das  gelbe  Salz  durchweg  bei  Temperaturen  zwischen  20  und 
34*^  erhalten  wird,  vorausgesetzt,  dafs  die  grüne  Farbe  des  Gemisches 
durch  einen  Überschufs  an  Natriumthiosulfat  nicht  geschwächt  werde. 
Dasselbe  Salz  wird  sogar  aus  mäfsig  verdünnten  Lösungen  erhalten. 
In  einem  oder  zwei  Fällen  war  der  tlberschufs  an  Natriumthiosulfat 
so  grofs,  dafs  die  nach  der  Krystallisation  hinterbliebene  Mutter- 
lauge gelb  gefilrbt  war.  Einige  Male  liefsen  wir  den  ausgeschiedenen 
Niederschlag  über  Nacht  stehen,  ohne  ihn  von  der  Mutterlauge  zu 
trennen.  Es  soll  an  dieser  Stelle  erwähnt  werden,  dafs  aus  konz. 
Lr)sungen  das  Salz  sich  bald  abscheidet,  aus  verdünnten  hingegen 
krystallisicrt  es  erst  nach  längerer  Zeit,  ist  aber  dann  tiefer  gefärbt 
und  es  zeigen  die  Krystalle  deutlichere  Struktur.  —  In  Berührung 
mit  der  Mutterlauge  tritt,  gewöhnlich  nach  1 — 2  Tagen.  Zersetzung 
ein  unter  Bildung  eines  dunkeln,  rötlich  braunen  Niederschlages,  der 
sich  leichter  als  das  gelbe  Salz  in  Wasser  löst.  Derselbe  wandelt 
sich  schliefslich  in  schwarzes  unlösliches  Kupfersulfid  um,  die 
darüberstehende  Flüssigkeit  wird  vollkommen  klar  und  durchsichtig. 
In  den  ersten  Versuchen  wurde  das  Salz,  bis  zum  Verschwinden  der 
Reaktion  auf  Schwefelsäure,  blos  mit  Wasser  gewaschen,  worin  es 
sich  in  geringen  Mengen  zu  lösen  schien,  sodann  zwischen  Filtrier- 
papier geprefst,  gepulvert  und  an  der  Luft  getrocknet.  Das  Salz 
hält  sich  nach  einer  solchen  Behandlung  auf  die  Länge  nicht,  schon 
nach  Verlauf  einiger  Stunden  beginnt  die  Zersetzung  unter  Ent- 
wickelung  von  SOg  und  Umschlagen  der  Farbe  in  Schwarz.  Ein 
etwas  stabileres  Produkt  kann  erhalten  werden,  wenn  das  Salz  zu- 
nächst mit  Wasser  gewaschen  wird,  bis  keine  HjSO^  mehr  nach- 
weisbar ist,  an  der  Saugpumpe  mit  Alkohol  gespült  und  an  der 
Luft  getrocknet  wird;  zuletzt  wird  es  noch  gepulvert  und  fein  ge- 
siebt. 

Das  auf  diese  Weise  bereitete  Salz  verliert,  selbst  nach 
mehreren  Wochen,  unbedeutend  an  Gewicht,  wenn  es  im  Exsiccator 

1* 


Tabelle  I. 


Datum 

der 

Darstellung 


f).  Okt.  1 896 


20.  Okt  1896 


23.  Okt.  1896 


30.  Okt.  1896 


11.  Nov.  1896 


1 0.  Dez.  1 896 


12.  Dez.  1896 


22.  Dez.  1896 


Versuchs- 
Nummer 


A.  1 


A.  2 


A.  3 


A.  4 


A.  5 


A.  6 


A.  7 


H.  1 


H.  2 


B.  :J 


Gewicht 
der  ange- 
wandten 
Substanz 

g 

0.4923" 

0.5094 

0.7652 

0.7230 
0.3474 
0.6323 

0.5556 

0.5254 
0.2767 
0.3993 
0.9535 

0.7590 
0.4060 
0.2941 
1 .0320 

0.5330 
0.4362 
1.0034 
1.1028 

0.9262 
1.2354 

0.2095 
0.3587 
1 .4000 
0.8469 
0.4140 
0.6583 
0.6106 
0.7034 
0.4106  ; 
I 

0.3352  I 
0.2100  i 
0.1738  j 

0.4794  : 

0.2141 

I 

1.0221 
0.5626 
0.1998 
0.7218 


Gewicht     Gewicht  ,  Gewicht     Gewicht 


des 
Cu,S 

S 

0.2016 
0.2092 
0.3118 

0.2958 


des 
NajSO* 


0.2290 


0.2150 


0.3112 


0.4235 


0.4081 


0.3785 
0.5050 


0.5677 
0.3433 


0  U09 


0.1988 


0.4158    I 
0.2315 

1 


0.1448 


0.1376 


0.1985 


0.2882 

0.2402 
0.3172 


0.3648 
0.2223 


0  0883 


0.2672 


des 
liaSO* 

S 

1.0025 
1.0422 


1.4762 


0.8128 


0.5969 


0.8870 


0.8406 
1.33S9 
1  2485 
1 .4329 
0.8348 


0.4269 


0.9839 


1.1593 


des 
AgHr 

g 


2.5888 


2.0688 


3.019' 


3.9755 


1.5636 
2.6750 


1.3043 


1.5964 


1.4898 


Gewicht 

des 
Waösers 


0.0580 


0.0493 


0.0904 


0.1120 


0.0963 


0.0752 


—     5     — 


Tabelle  I. 

Prozente 

an 

Atom  Verhältnis  von 

ßemcrkungcn 

1  _ 

Na 



S 

0 

H,0 

Cu    1    Na          S 

1 

0 

j  H,0  i 

68 

27.98 

1 

77 

28.12 

0.517 

0.876 

1 

1 

76 

1 

67 

28.00 

31.73 

0.516 

] 
1 

0.375     0.875 

1.983 

Prächtig  gelb  gc- 
0.511        förbt. 

9.2 

1 

71 

8.68 

1 

Schwache  ZerHetzuiiK  u. 
Ht'hwacher  Goruch  SO,. 

65 

8.48 

27.99 

31.84 

1 

9.3« 
9.JÜ 

1 
0.516     0.369     0.879 

1 

1.99 

'  Wasser  bei  240<1>(;- 
stinimt. 
0.52.S 

1 

72 

8.47 

1 

i 

'  Schwach   entfärbt. 

7«; 

27.9 

3I.H7  1 

1 
0.517 

0.369  1  0.872 

t 

1.9K 

45 


61 
62 


I 

36  1 
26' 


31.74 


27.95 


S.46 

8.4 
8.32 


10.16 
10.4 


0.,'»12     0.368  I  0.873  I    1.98    j  0.564 

I  I 

0.515     0.363  I  I  0.577 


31.78 
31.75 


8.43 
8.49 


I 


27.84 
27.89 
28.03 
27.98 
27.88 


0.510  I  0.368 


0.872 


1.985 


l  'her  Nacht  mit  der 
Mutterlauge  zu- 
sammen Stichen 
gelassen ;  zuerst 
mit  Wasser,  dann 
mit  Alkohol  aus- 
jjfcwjischen;  t-t..- 
bilstcs  Salz. 


54 


8.5 


I  27.94 

31.96 


.   0.53    ,  0.37 


0.87.'l  '   2.0 


09 


46 
12 


■  28.27 


31.73 


0.523 


0.883 


1.983 


8.47 


;  28  25 


0  51     I  0.368     0.883      1.1)8     '  0.579 


:   .il.T 


Erhalten  durch  Mi- 
schen V.  lOOccni 
Cu-acetat  mit 
30  ccm  Thiosul- 
fat.  Nach20Std. 
filtriert. 

Nach  2'lstün(ligein 
Stehern  gesain- 
niclt. 


10.42 


—     6     — 

über  CLlorcalcium  aufbewahrt  wird.    Zu  uachsteheudcr  Bestimmung 
wurden  7  g  Substanz  verwendet: 

22.  Dezember  1896:    Platiufichale  +  Salz  =  3 1.2486  g. 

23.  Dezember  1896:  „  „  =31.2425  k. 
9.  Januar  1897:                    „                „   =31.2412  g. 

16.  Januar  1897:  „  „  =31.2412  g. 

Der  geringe  Verlust,  den  die  7  g  Substanz  während  drei  Wochen 
erlitten  haben,  kann  wohl  geringen  Mengen  noch  vorhandenen  Al- 
kohols zugeschrieben  werden.  Es  soll  hier  noch  erwähnt  werden, 
dafs,  je  dichter  der  Niederschlag  und  je  tiefer  dessen  Färbung,  er 
um  so  weniger  der  Zersetzung  ausgesetzt  ist.  Die  Feuchtigkeit  ist 
vielleicht  der  wichtigste  Faktor,  der  die  Zersetzung  herbeiführt. 

Ein  Teil  obiger  Probe  wurde  versuchsweise  in  einer  gewöhn- 
lichen Glasröhre  eingeschlossen  und  schon  nach  Verlauf  einiger  Tage 
konnte  eine  Veränderung  konstatiert  werden,  während  ein  anderer 
Teil,  über  Chlorcalcium  aufbewahrt,  sich  ungefähr  einen  Monat  lang 
unverändert  hielt.  Es  ist  ebenfalls  wichtig,  zu  erwähnen,  dafs  das 
Salz  in  Berührung  mit  Alkohol  nicht  haltbar  ist,  eine  Thatsache, 
die  mittels  Bestimmungen  des  spezifischen  Gewichtes  festgestellt 
wurde.  Beim  Waschen  des  feuchten  Salzes  scheint  daher  dem  Al- 
kohol eine  doppelte  Wirkung  zuzukommen.  Vermöge  seiner  grofsen 
Affinität  zu  Wasser  werden  zunächst  die  letzten  Spuren  Feuchtig- 
keit aus  dem  Salz  entfernt,  wegen  seiner  Flüchtigkeit  verschwinden 
sodann  die  zurückbleibenden  Anteile  Alkohol,  sobald  das  Salz  der 
Luft  ausgesetzt  wird.  Nachstehende  Tabelle  enthält  das  Ergebnis 
einer  Reihe  von  Analysen  des  durch  Einwirkung  von  Natrium- 
thiosulfat  auf  Kupfersulfat  oder  Acetat  erhaltenen  gelben  Salzes  bei 
Temperaturen  zwischen  20  und  35  "C. 

(Tabelle  I  siehe  S.  4  uud  5.) 

Aus  der  prozentualen  Zusammensetzung  erhält  man  folgendes 
Atomverhältnis: 

Cu  :  Na  :  S  :  0  =  0  514  :  0.369  :  0.874  :  1.^)84. 
=  1.4      ;1         :2.4      : 5.2. 
=  7         :5         :12       :  27.5. 

Die  Zusammensetzung,  die  sich  aus  der  Analyse  verschiedener 
Proben  ergiebt,  stimmt  derart,  dafs  kein  Grund  vorhanden  ist,  das 
Vorhandensein  einer  Mischung  anzunehmen.  Man  kann  im  Gegen- 
teil behaupten,  dafs  die  Verbindung  eine  bestimmte  Zusammensetzung 
besitzt.    Wie  wir  fanden,  kommt  eine  solche  auch  den  verschiedenen 


—     7     — 

wälirencl  verschiedener  Zeiträume  eiitnommeneii  Proben  des  Salzes 
zu,  das  aus  derselben  Mischung  entstammt.  (Siehe  Beispiel  B^ 
und  Bj.) 

Setzt  man  zur  Mischung  der  Lösungen  von  Kupfersulfat  und 
Natriumthiosulfat  Natronlauge  zu,  so  fällt  ein  blauer  Niederschlag, 
der  die  Anwesenheit  von  zweiwertigem  Kupfer  anzeigt.  Erfolgt  je- 
doch der  Zusatz  der  Natronlauge,  nachdem  die  Bildung  des  gelben 
Salzes  begonnen  hat,  so  fällt  das  gelblich- rote  Kupferhydrat  aus. 
Denselben  Niederschlag  erhält  man,  wenn  die  Natronlauge  zur 
wässerigen  Suspension  des  gelben  Salzes  zugesetzt  wird,  indem  Zer- 
setzung desselben  eintritt.  Dies  deutet  darauf  hin,  dafs  die  erste 
Phase  der  Reaktion  in  der  Reduktion  der  Cupri-  zu  Cuproverbindung 
besteht,  erst  in  der  zweiten  Phase  erfolgt  die  Abscheidung  des  gelben 
Salzes.  Dieselbe  findet  weder  plötzlich  noch  rasch  statt,  da  zur 
vollständigen  Abscheidung  manchmal  1 — 2  Tage  erforderlich  sind. 
Es  scheint  nicht  ausgeschlossen,  dafs  ein  Teil  des  in  Lösung  be- 
findlichen Kupfers  oxydiert  wird  unter  Rückbildung  von  Kupfersulfat 
und  Wiederauftreten  der  blauen  Lösung.  Das  derart  entstandene 
Salz  wurde  einer  sorgfältigen  qualitativen  Untersuchung  unterzogen 
und  auf  alle  möglichen  Schwefelverbindungen  geprüft,  wie  auf  freie 
und  gebundene  Schwefelsäure,  auf  Sulfide,  Sulfite  und  Thionate. 
Keines  dieser  Salze  war  jedoch  zugegen,  selbst  nicht  als  Verun- 
reinigung. Es  traten  aber  alle  Reaktionen  auf  Thioschwefelsäure  ein; 
daraus  schlössen  wir,  dafs  ein  Doppelthiosulfat  von  Kupfer  und 
Natrium  vorliege  und  bestätigten  diese  Annahme  durch  eine  quanti- 
tative Bestimmung  der  Säure.  Es  wurde  einerseits  direkt  mit  Jod 
titriert,  nachdem  das  Salz  mit  HCl  angesäuert  worden  war;  auf 
indirektem  Wege  andererseits  wurde  das  Salz  mit  Natronlauge  zer- 
setzt, der  Niederschlag  filtriert,  die  Lösung  angesäuert  und  mit  Jod 
titriert.     Die  Resultate  sind  in  folgender  Tabelle  zusammengestellt: 

A.  Direkte  Titration. 
Beispiel  Nr.  7. 


.  ,  .  I   Verwendet 

Angewendet     Thiosulfat 


in  g 


0.2909 
0.1880 
0.3467 


in  ccm 


10.6 

6.9 

12.7 


Berechnet 

Thiosulfat 

pro  1  g 

Substanz 


36.6  ccm 

36.7 

36.6 


Mittel 


Thio- 
schwefelsäure 


)  36.63 


50.00  "/o 


8     — 


B.  Indirekte  Titration. 
Beispiel  Nr.  7. 


Angewendet 
in  g 


Verwendet 

Thiosulfat 

in  com 


1.0637 
1.5558 
0.6  ISO 
1.0320 


38.25 
53.5 
22.0 
67.9 


Berechnet 

ITiiosulfat 

pro  1  g 

Substanz 


36.0  com 
36.3     jf 
36.3     )) 

35.1  „    » 


Mittel 


f 


36.2 


Thio- 
schwefclsäuro 


49.3  % 


Wie  ersichtlich,  sind  die  Resultate  nach  Methode  A  etwas 
höher  als  die  nach  B.  Berechnet  man  den  Gesamtschwefel  27.95^7^ 
auf  Thioschwefelsäure,  so  ergeben  sich  49.8  %  der  letzteren,  sodafs 
der  Unterschied  zwischen  der  berechneten  und  der  nach  A  ge- 
fundenen Menge  sehr  gering  ist.  Sämtliches  Kupfer  ist  daher  als 
Cuproverbiudung  zugegen,  da  sonst  die  zur  direkten  Titration  ver- 
brauchte Menge  Jod  geringer  sein  würde,  gemäfs  der  aus  dem  Jod- 
kalium durch  das  Cuprisalz  freigewordene  Menge  Jod.  Der  geringe 
Unterschied  zwischen  den  Resultaten  von  A  und  B  wird  weiter 
unten  erklärt  werden. 

Was  die  Bestimmung  des  Wassers  betrifft,  soll  hier  noch  ein 
wichtiger  Punkt  berührt  werden.  Wie  aus  der  Tabelle  ersichtlich 
ist,  erhalten  wir  0.46 7o  Wasser,  wenn  die  Substanz  im  Kohlen- 
säurestrom auf  250*^  erhitzt  und  die  entwickelte  SOg  durch  Blei- 
superoxyd absorbiert  wird.  Erhitzt  man  die  Substanz  etwas  stärker, 
und  bewirkt  man  die  Absorption  der  SOj  durch  rotglühendes  Blei- 
chromat,  so  beträgt  die  Menge  Wasser  10.5  7o'  Wir  beobachteten 
ferner,  dafs  der  gröfste  Teil  des  vorhandenen  Wassers  frei  wurde, 
bevor  eine  bemerkbare  S02-Entwickelung  wahrgenommen  werden 
konnte.  Bei  der  Zersetzung  des  Salzes  wird  eine  kleine  Menge  HgSO^ 
frei,  welche  mit  dem  Natriumsulfat  ein  anderes  Zersetzungsprodukt 
bildet,  vielleicht  Natriumbisulfat,  was  dann  den  Mehrgehalt  an  Wasser 
in  Prozenten  erklären  würde. 

Wir  werden  das  Thema,  in  Verbindung  mit  der  Zersetzung  des 
Salzes,  später  wieder  aufnehmen. 


*  In  diesem  Fülle  fiel  das  Resultat  zu  niedrig  aus,  da  sich  das  Salz  etwas 
zersetzte  und  entfärbte: 

1  ccm  Judlööung--0.Ü1516g,  Jod  =  ü.0136ög  HgögOa- 


—    9     — 

Mau  kann  daher  annehmen,   dafs  der  Körper  ein  Doppelthio- 

sulfat  von  Kupfer  und  Natrium  ist,   und  dafs  ihm  folgende  Formel 

zukommt: 

7Cu,S,08.5Na,S,08.16H,0. 

Die  prozentische  Zusammensetzung  ist: 

Kupfer     =32.24%  Schwefel     =27.95% 

Natrium  =  8.37  „  Sauerstoff  =32.05  „  (zur  vollstäud.  Oxydation) 

Wasser  =  10.48% 

Zur  vollständigen  Oxydation  des  Salzes  zu  Kupfersulfat  und 
Natriumsulfat  wären  eigentlich  32.04*^/^  Sauerstoff  erforderlich.  Es 
scheint  ein  kleiner  Unterschied  zwischen  den  berechneten  und  den 
als  Mittel  mehrerer  Analysen  erhaltenen  Prozenten  vorzuliegen. 
Dieser  Unterschied  verschwindet  jedoch,  wenn  man  das  Resultat  der 
Analyse  des  letzten  Präparates,  des  in  der  Wärme  stabilsten,  be- 
trachtet. 

Nach  V.  Hauer  erhält  man  ein  saures  Kupfertlüosulfat 
Cu2H2(S203)3  in  mikroskopischen  gelben  Prismen,  wenn  man  zu 
einer  konz.  Lösung  von  Natriumthiosulfat  eine  konz.  Lösung  von 
Kupfersulfat  zufügt,  bis  die  Farbe  tief  gelb  geworden  ist  und  darauf 
schwach  erhitzt.  Zu  wiederholten  Malen  haben  wir  versucht,  dieses 
Salz  zu  bereiten,  aber  ebenso  oft  schlugen  unsere  Versuche  fehl. 
Die  erhaltenen  Krystalle  enthielten  stets  Natriumthiosulfat;  beim 
Erhitzen  der  Lösung  auf  35 — 40*^  schlug  die  Farbe  der  Lösung  von 
gelb  in  rötlichbraun  um,  und  es  schied  sich  schliefslich  ein  dunkel- 
brauner, in  Wasser  leicht  löslicher  Niederschlag  ab.  Wendet  man 
vollkommen  gesättigte  Lösungen  von  Kupfersulfat  und  Natrium- 
thiosulfat au,  die  vorher  auf  50 — 60"  erwärmt  wurden,  so  scheidet 
sich  ein  gelber  krystallinischer  Niederschlag  ab.  Besondere  Sorgfalt 
mufs  beim  Waschen  des  Salzes  verwendet  werden,  da  in  diesem 
Falle  verhältnismäfsig  viel  Natriumsulfat  gebildet  wird,  welches  ent- 
fernt werden  mufs.  Das  frisch  gefällte  Salz  ist  seinerseits  ziemlich 
leicht  in  W^asser  löslich,  sollte  daher  so  vollständig  wie  nur  mög- 
lich abgesaugt,  ein  bis  zwei  Mal  mit  Wasser,  dann  mit  wässerigem 
Alkohol  gewaschen  werden,  und  zwar  derart,  dafs  die  Stärke  des 
Alkohols  immer  gesteigert  wird,  bis  man  zuletzt  zu  absolutem  Al- 
kohol gelangt.  Verschiedene  Proben  wurden  derart,  mit  geringen 
Modifikationen  in  der  Arbeitsweise,  bereitet,  die  Resultate  der  ein- 
zelnen Analysen  finden  sich  in  nachstehender  Tabelle  aufgezeichnet. 
Bei  näherer  Untersuchung  wird  man  jedoch  finden,  dafs,  obgleich 


10 


Tabelle 

II. 

Nommer 

Gf:vicht 

der 
Sabstanz 

Gevicht 
des 

Gewicht 

d« 

Xa.S':» 

Gewicht 
des 

Gewi 
de 

E. 

0.i#5&l 

0.3T3» 

? 

g 

g 

Zh.  Min  lYjl 

0.25Ö4 

1.2344 

0.47S8 

0.3700 

1.2108 

0.4720 

0.3634 

F.  1. 

0.9429 
0.540!? 
1.1134 
0.9234 

0.3739 
0.3666 

0.26U3 

1.S922 

4.0* 

F.  2. 

0.6232 
0.7960 

0.3174 

0.2233 

1.2840 

die  einzelnen  Proben  in  Bezug  auf  ihre  physikalischen  Eigenschuften 
identisch  erscheinen,  sie  jedoch  mehr  oder  weniger  in  der  Zusammen- 
setzung differieren,  dafs  ihnen  deshalb  verschiedene  Formeln  zu- 
kommen.    (Tabelle  IL) 

Da  wir  die  Prozente  für  das  Natrium  in  Probe  F  als  etwas 
zu  hoch  annehmen  dürfen,  stellt  sich  das  Atomverhältnis  folgender- 
mafsen  zusammen: 

Cu  :  Na  :  S  :  0  :  H.0  =  4  :  3  ;  7  :  16  :  6, 

was  der  Formel: 

4Cu,S,0,.3Na,S,0,.yHjO 
entsprechen  würde. 

Die  prozentuale  Zusammensetzung  wäre  demnach: 

Cu    =31.84'^/.,  S   =28.17  ".0 

Na    =   8.f;8  „  0  =32.2     „ 

H,O=10.2^/, 

Das  Atomverhältnis  von  Cu:Na  in  Probe  E  ist  7:0. 
Beim   Reinigen    mit   Na^^S^Og   wird    ein   Teil    des  Kupfers    ab- 
geschieden,  und  dadurch  wird  der  Prozentgehalt  an  Natrium  und 


—   11 


Tiibello  II. 


Gewicht 
des 


Prozente  an 


Cu 


0.101 

0.1274 

0.1260 


31.3 

30.95 

31.10 


Na  J     8     :     0    _[  H,0 


Bemerkungen 


Mittel :     31.12 


9.51 
9.71 
9.72 

9.65 


10.54 
10.33 
10.4 

10.42 


0.1216 


31.5 

8.96 

32.04 

31.68 

28.14 

1 

31.66 

9.12 

28.3 

Temperatur  bei  der  Darstellung  50  bi>« 
60^   Wasser  bei  150— 160<»  bestimmt. 

Wasser  bei  190— 200<*  bestimmt. 

Wasser  bei  235^  bestimmt. 


Temperatur  bei  der  Darstellung  60  -70^ 


10.92 


Mittel:      31.61  '    9.04  ,  28.22 


32.04     10.92 


Schwefel  erhöht.  Es  ist  jedoch  unmöghch  zu  bestimmen  ^  ob  bei 
jeder  bestimmten  Temperatur  eine  Verbindung  von  bestimmter  che- 
mischer Zusammensetzung  gebildet  wird  oder  nicht. 

In  der  Absicht,  das  normale  Thiosulfat  oder  das  von  V.  Haube 
beschriebene  saure  Salz  darzustellen,  gingen  wir  nun,  anstatt  von 
Kupiersulfat,  von  Kupferacetat  aus,  indem  wir  dachten,  dafs  die 
schwächere  Essigsäure  das  gewünschte  Resultat  hervorbringen  würde. 
Da  die  Löslichkeit  von  Kupferacetat  in  Wasser  geringer  ak  die- 
jenige von  Kupfersulfat  ist,  hatten  wir  mit  verhältnismäfsig  ver- 
dünnten Lösungen  zu  arbeiten.  Wir  nahmen  an,  dafs  die  Kon- 
zentration  und  das  relative  Verhältnis  eine  entsprechende  Änderung 
in  der  Zusammensetzung  hervorbringen  würden,  stellten  uns  deshalb 
Lösungen  von  Kupferacetat  und  Natrium  thiosulfat  von  bekanntem 
Gehalt  dar. 

N 

[1  ccm  Na,S,0,=  10.835   --  Thio  =  0.26b7g  und 

1  ccm  CuS04  =  0.0182  g  Cu.] 


.-     12     -- 

Kessel  und  Vobtmann  behaupten,  dafs  das  gelbe  Salz,  das  sie 
beschreiben,  nur  erhalten  werde,  wenn  die  zwei  Lösungen  so  ge- 
mengt werden,  dafs  auf  ein  Molekül  Kupfersalz  zwei  Moleküle 
Natriumthiosulfat  kommen.  Es  stellte  sich  jedoch  heraus,  dafs  kein 
Niederschlag  entsteht,  wenn  mit  obigen  Verhältnissen  gearbeitet  wird, 
dafs  sich  jedoch  das  gelbe  Salz  bildet  bei  Anwendung  aller  mög- 
lichen Mischungsverhältnisse,  das  genannte  ausgenommen. 

Wird  das  gelbe  Salz  mit  Natronlauge  behandelt,  so  scheidet 
sich  orangegefarbtes  Cuprohydrat  ab.  Geschieht  die  Fällung  in 
stark  verdünnter  Lösung,  so  wandelt  sich  der  dichte  hellrotgelbe 
Niederschlag  in  einen  voluminösen  schmutzig  braunen  um,  der  mit 
Leichtigkeit  filtriert  werden  kann.  Aus  konzentrierten  Lösungen 
läfst  sich  nicht  sämtliches  Kupfer  vollständig  ßtUen,  da  ein  Teil 
stets  in  Lösung  geht.  Der  gut  ausgewaschene  hellbraune  Nieder- 
schlag löst  sich  in  verdünnter  Salzsäure,  ein  geringer  Teil  der 
schwarz  gefärbt  erscheint,  bleibt  ungelöst  zurück.  In  der  Lösung 
ist  weder  freier  noch  gebundener  Schwefel  nachweisbar.  Der  un- 
lösliche Rückstand  löst  sich  blos  in  Königswasser;  der  Analyse  nach 
enthält  er  nur  Kupfer  und  Schwefel,  ist  demnach  Kupfersulfid.  Es 
ist  nun  wichtig  zu  entscheiden,  ob  das  Kupfersulfid  als  solches  in 
löslicher  Form  im  ursprünglichen  Salz  vorhanden  ist  oder  ob  es 
sekundär  entstanden  ist.  Letztere  Annahme  scheint  uns  die  richtige 
und  wir  werden  die  Gründe,  welche  dieselbe  stützen,  anfuhren.  — 
Wie  bereits  erwähnt,  läfst  sich  der  orangerote  Niederschlag  nicht 
leicht  filtrieren.  Wird  jedoch  das  Gemisch  etwas  erwännt,  so  setzt 
sich  der  Niederschlag  rasch  ab,  kann  deshalb  mit  Leichtigkeit 
filtriert  werden.  Erhitzt  man  aber  bis  nahe  zum  Siedepunkt,  so 
verdunkelt  sich  der  Niederschlag.  Nach  sorgfältigem  Waschen  und 
bei  darauffolgender  Behandlung  mit  verdünnter  Salzsäure,  hinter- 
bleibt eine  bedeutend  gröfsere  Menge  Kupfersulfid  als  wie  bei  der 
Behandlung  in  der  Kälte.  Es  ist  deshalb  einleuchtend,  dafs  das 
Kupfersulfid,  das  mit  Kuprohydrat  zusammen  gefunden  wird,  ein 
Produkt  sekundärer  Reaktion  zwischen  Natriumthiosulfat  und  Cupro- 
hydrat ist.  Dafs  dies  die  richtige  Erklärung  ist,  wird  durch  folgende 
Betrachtung  bewiesen  werden.  Natriumthiosulfat,  ebenso  wie  Cupro- 
hydrat und  Oxyd  verhalten  sich  gegen  Lakmuspapier  neutral.  Wird 
Cuprooxyd  jedoch  mit  einer  Lösung  von  Natriumthiosulfat  versetzt, 
so  erhält  man,  selbst  in  der  Kälte,  eine  stark  alkalisch  reagie- 
rende   Flüssigkeit.      Bei    gewöhnlicher  Temperatur   löst   sicli    nach 


13 


FiELD  ^  Cuprohydrat  in  Natriumthiosulfat  und  wird  in  der  Wärme  wieder 
gefällt.  Wir  fanden  jedoch,  dafs  sich  beim  Erliitzen  eine  bedeutend 
gröfsere  Menge  desselben  löst.  Um  diese  Reaktion  auf  quantitativem 
Wege  zu  erklären,  wurden  gewogene  Mengen  Cuprooxyd,  das 
98.57o  CugO  enthielt,  in  einem  Uberschufs  von  Natriumthiosulfat, 
unter  schwachem  Erhitzen,  gelöst.  Die  freigewordene  NaOH  wurde 
mit  titrierter  Salzsäure  und  Phenolphtaleln  bestimmt. 


Gewicht  des 

angewen- 
deten CujO 

g 


I   Volumen  der  für 
Volumen   der  |  ig  CujO 

gebrauchten    ;  berechneten  Menge 

Salzsäure 


Salzsäure 


ccm 


ccm 


Mittel 


ccm 


0.3162 

21.7 

68.6 

0.2558 

17.4 

68.4 

0.2928 

20.3 

69.3 

0.2539 

17.5 

68.92 

1.7688 

121.9 

68.94 

68.8 


1  ccm  der  verwendeten  Salzsäure  enthielt  0.00734  g  gasför- 
miger HCl. 

0.985  g  CugO  liefern  so  viel  NaOH  als  68.8  ccm  HCl  entsprechen ; 
1  g  liefert  demnach: 

68.8  X  0.00734  X  40       ^  ^  ^^      „  ^„ 

--  =  0.562  g  NaOH. 

36.5  X  0.985  ^ 

Cu,0  :  NaOH  = --V-  :  ^'f^*^  =  701 :  1405-  1  :  2. 

142.0         40 

Also  entspricht  1  Molekül  CugO  2  Molekülen  NaOH,  wie  folgende 
Gleichung  veranschaulicht: 

Cu  jO  +  H,0  4-  Na^SjOa  =  2NaOH  +  CujjS.Oa. 

Das  Kupfertliiosulfat  wird  durch  den  Uberschufs  an  Natrium- 
thiosulfat in  Lösung  gehalten.  Unter  gewöhnlichen  Bedingungen  ist 
diese  Lösung  sehr  unbeständig  und  es  scheidet  sich  alsbald  schwarzes 
Kupfersulfid  aus.  Somit  wäre  demnach  die  Bildung  des  schwarzen 
Sulfides,  das  bei  Behandlung  des  gelben  Salzes  mit  Natronlauge 
entsteht,  erklärt.  Die  Reaktion  mag  wohl  folgendermafsen  statt- 
finden : 

7Cu2SjOa.5Na,S,0,.8H/J  + 1 4NaOH  =  12Na,Sj03  +  7Cu,0  +  15H,0. 


*   Quarterly  Jouni.  Chem.  iSoc.  16,  28. 


-      14    — 


Tabelle  III. 

Versuchs- 
Nummer 

Gewicht 

1 

Gewiclit  1 

Gewicht 

Gewicht  ' 

Gewiclit 

Gewiclit 

Oew 

Datum 
Darstell 

der 
Substanz 

g 

des 
Cu,S     ' 

g 

des 
Na,S04 

g 

des 
BaSO^ 

g 

des 
AgCl 

g 

des 
AgBr 

g 

d( 

1 4.  Januar 

D.  1 

0.2140 

0.3898 

1897 

D.  2 
D.  3 

D.  4 

0.3235 

0.3371 
0.2220 

1.1468 
0.7384 
0.8804 
0.4602 
0.5071 
1.6106 

0.9890 
0.4552 
0.8380 
0.7392 
1.5640 
1.5015 

: 

1 

0.1281 

0.1402 
0.0708 

0.4502 
0.3516 

0.3869 
0.61(50 

0.1175 
0.4036 

0.3541 

Ü.5574 

1 
1 

0.6296 

1 

1.3163 

1.5119 

1 

0.061 

0.1527 

0.2352 

3.1193 
3.0420 

1 

0.0 

0.0 
0.0 

Tabelle  IV. 

Datum 

der 

I)arst<^llung 

Versuclis- 
Nummer 

Gewicht 

der 
Substanz 

Gewicht 

des 

Cu,0 

Gewicht 

des 
Na.,S04 

Gewicht 

des 

BaS04 

Gewicht 

des 

AgBr 

(»ewic 
des 

-^     —    — 

—     . — 

g                 g 

1 

_g 

• 

s 

- 

C.  1 

0.4312 
0.2162 
0.1862 

0.1573 
0.0786 

0.1444 

0.4634 

1.4224 

22.  Febr.  1897 

C.  1 

0.6218 

0.2145 

0.2104 

0.5491          0.1927 

1.1628 

0.2156 

1.6103 

l 

1.ÜG70 

0.3712 

0.3588 

0.10 

Tabelle  III. 


'i-ozun 

c  an 

Atom  Verhältnis  von 

n 

Na 

8 

Cl  ,     0 

H,0 

Cii 

Na 

R 

Cl  1     0 

H,0' 

3ü.a& 

1 

1 

r.3 

ll.Tft 

1 

.100 

3.08 

4.70 

99 

as.eft 

j 

20 
08 

11.4 

aft-ofl 

«H   ' 

1 

1 

on 

3.H0 

2.9» 

4.B3 

1.24)   10.77 

1.9 

2S.8B 

1 

7.4f., 

i 

5.7H 

19 

ii.n 

2S.4;. 

1 

24,» 

' 

7.87' 

H.on 

.I.Oft  4.7 

1.34 

10.7H 

i.na 

43 

n.55 

Ml 

r..98 1 

\ 

ittui: 

;i.oo 

3.01 

4.G8 

1.29 

10.78 

1.91 

.Iliw  tiribe  Kuli  «iinle  In 

'     vnnlOnnlrr      SuttAüiiri' 

»MM.     durcli    sUrk<' 

HCl  iilHl«r  geKIII  uDd 


Nich     Alling     •In     Oc- 


Prozente  an 

I  Na  ;    s    I    0    I  n,o 

10.84  } 


AlomverliättniasR  von  i  Bcincrknnf^Rn 

Cu    j    Na    I      8     I     0     1  H,0  I 


1  29.4«; 


S2.6 


.00  ;  I   29.49  ■ 


1  1.07       2.09       4.&4       1.29 


—     16     - 

Während  der  ersten  Reaktionsphasen  wird  aus  sämtlichem  Kupfer 
Cuprooxyd  gebildet;  der  Überschufs  an  Natrium thiosulfat  bringt 
nach  und  nach  eine  Dunkelfärbung  des  rotgelben  Niederschlages 
liervor,  was  durch  Erhitzen  beschleunigt  wird;  das  Kupferthiosulfat 
wandelt  sich  dann  in  Kupfersulfid  um.  Daher  kann  Kupfer  aus 
einer  Lösung,  die  auf  ein  Molekül  Kupfersulfat  zwei  oder  mehr 
Moleküle  Natrium  thiosulfat  enthält,  mittelst  Natronlauge  nicht  als 
Kupferoxyd  gefällt  werden.  Wir  haben  somit  die  Erklärung  der  bei 
der  direkten  Tritration  der  Thioschwefelsäure  'gefundenen  DiflFerenz 
(Methode  B). 

Das  oben  beschriebene  gelbe  Salz  löst  sich  leicht  ohne  merkliche 
Veränderung  in  verdünnter  Salzsäure.  Andererseits  fällt  konzen- 
trierte Salzsäure  ein  weifses  krystallinisches  Salz,  welches  sich  rasch 
absetzt.  Nach  einer  Weile  jedoch  entwickelt  sich  aus  beiden  spontan 
SOjj,  und  die  überstehende  Flüssigkeit  wird  braun.  Das  weifse  Salz 
ist  ziemlich  beständig,  wenn  es  sofort  mit  wenig  Wasser  und  zuletzt 
mit  Alkohol  gewaschen  wird.  In  der  That  kann  es,  ohne  sich  zu 
zersetzen,  im  Dampf-Trockenschrank  erhitzt  werden. 

In  Berührung  mit  der  Mutterlauge,  welche  noch  starke  Salz- 
säure enthält,  zersetzt  sich  das  Salz  in  so  kurzer  Zeit,  dafs  das 
Waschen  desselben  erschwert,  manchmal  sogar  unmöglich  wird. 
Bei  Gegenwart  einer  grofsen  Menge  starker  Salzsäure  wird  zudem 
noch  eine  verhältnismäfsig  grofse  Menge  Chlornatrium  gefällt,  die 
durch  Alkohol  nicht  entfernt  werden  kann.  Wendet  man  statt 
Salzsäure  Essigsäure  an,  so  kann  das  gebildete  Natriumacetat  leicht 
durch  verdünnten  Alkohol  entfernt  werden.  Wir  bereiteten  uns 
demgeniäfs  eine  gesättigte  Kupferchloridlösung  in  verdünnter  Essig- 
säure und  fügten  nach  und  nach  eine  gesättigte  Lösung  von  Natrium- 
thiosulfat  hinzu,  bis  sich  ein  weifser  Niederschlag  bildete.  Ein 
darauffolgender  Versuch  zeigte,  dafs  Essigsäure  auch  ausgeschlossen 
sein  kann;  das  weifse  Salz  kann  auch  erhalten  werden,  wenn  eine 
konzentrirte  Lösung  von  Natriumthiosulfat  zu  einer  Lösung  von 
Kupferchlorid  gleicher  Konzentration  nach  und  nach  zugefügt  wird. 

Der  Niederschlag  fällt  als  staubfeines  Pulver  aus,  das  sich 
leicht  absetzt  und  sich  deshalb  ohne  Schwierigkeit  filtrieren  und 
waschen  läfst.  Tabelle  III  (Seite  14  und  15)  zeigt  die  Resultate 
der  Analyse. 

Aus  dem  mittleren  Atomverhältnis  von 

Cu  :  Na  :  S  :  Cl :  0  :  H,0  =  3  :  3.01  :  4.GS  :  1.29  :  10.78  :  1.91 


17 

erhält  man  für  das  Salz  folgende  Formel: 

9Cu,Sj08-5Na4S,08.8NaC1.12H30 
mit  der  prozentischen  Zusammensetzung: 

Cu  =31.46  <>/o  S   =24.78  <»/o  0      =28.76  *>/o 

Na  =11.45  „  Cl  =   7.85  „  H,0=  5.97  „ 

Werden  konzentrierte  Lösungen  von  Kupfersulfat  oder  Acetat 
und  von  Natriumthiosulfat  ungefähr  im  Verhältnis  eines  Moleküls 
des  ersteren  zu  zwei  Molekülen  des  letzteren  gemischt,  und  das 
Gemenge  eine  Zeit  lang  sich  selbs  überlassen,  so  scheidet  sich  kein 
gelbes  Salz  aus.  Wird  andererseits  ein  grofser  Überschufs  konzen- 
trierter Essigsäure  zur  Mischung  zugefügt,  so  scheidet  sich  ein  weifser 
oder  schwach  gelblicher  Niederschlag  aus,  der  sich  in  Wasser  leichter 
als  das  gelbe  Salz  löst.  Statt  Eupfersulfat  sollte  deshalb  vorzugs- 
weise Kupferacetat  verwendet  werden.  Anstatt  mit  Wasser  kann 
das  Salz  mit  verdünntem  Alkohol  gewaschen  werden,  bis  kein  Natrium- 
acetat  mehr  nachweisbar  ist;  man  verfährt  dann  weiter  wie  oben 
angegeben.  Es  scheint,  dafs  die  Essigsäure  in  diesem  Falle  dieselbe 
Rolle  spielt  wie  der  Alkohol  in  den  Salzen  von  Vobtmann.  Der 
weifse  bis  gelblich-weifse  Niederschlag  wird  in  Berührung  mit  Wasser 
gelb,  besonders  wenn  er  vorher  getrocknet  worden  war.  Das  Salz 
ist  wiederum  ein  Doppelthiosulfat  von  Natrium  und  Kupfer  von  der 
Formel  Cuj,S203Na3S203.2Y3H30.  Rüssel^  beschreibt  ein  Salz  der 
Formel  CugSjOgNagSjOgHgO,  dessen  Darstellung  und  Eigenschaften 
jedoch  von  den  hier  beschriebenen  verschieden  sind.  Dieses  Salz 
hält  sich  in  getrocknetem  Zustande  sehr  gut,  selbst  in  Kontakt  mit 
der  Luft. 

Tabelle  IV  (Seite  14  und  15)  giebt  die  Resultate  der  Analyse 
des  oben  beschriebenen  weifsen  Salzes. 


*  Chem,  Ztg.  9,  233. 

CalcuUa,  Labor atory  of  Prf.sidency  College. 

Bei  der  Redaktion  eingegangen  am  13.  Januar  1898. 


Z.  anorg.  Chem.  XVII. 


über  die  Salze  der  StickstoffWasserstofTsäure. 

Von 

L.  M.  Dennis  und  C.  H.  Benedict.^ 
Mit  krystallographischen  Notizen  von  A.  C.  Gill. 

Mit  1  Figur  im  Text. 
I.  Mitteilung. 

Im  Jahre  1890  teilte  Th.  Cürtiüs^  mit,  dafs  es  ihm  gelungen 
sei,  StickstofFwasserstoflfsäure  (HN3)  darzustellen,  und  er  beschrieb 
in  Kürze  das  stickstoffwasserstoflfsaure  Baryum  (BaN^),  Silber  (AgNg) 
und  Quecksilber  (Hg^Ng).  Er  erwähnte  auch  die  Existenz  des  stick- 
stoffwasserstoffsauren  Kupfers,  Eisens,  Natriums  und  Ammoniums. 
In  einer  späteren  Abhandlung^  beschrieb  er  die  Salze  des  Queck- 
silberoxyduls, Bleis,  Natriums,  Ammoniums  und  Diammoniums. 
Seit  jener  Zeit  gelangte  keine  weitere  Arbeit  über  unorganische 
Verbindungen  dieser  so  sehr  interessanten  Säure  zur  Veröffentlichung, 
bis  zum  letzten  Jahre,  wo  Thallonitrid  (TIN3)  und  Thallo-Thalli- 
trinitrid  (TlN3.Tl.Ng)  der  Reihe  zugefügt  wurden.*  Da  uns  eine 
grofse  Menge  der  Säure  zur  Verfügung  stand,  so  haben  wir  ein 
systematisches  Studium  der  Verbindungen  der  StickstoflfwasserstoflF- 
säure  unternommen,  und  in  dieser  Arbeit  werden  die  Resultate 
mitgeteilt,  welche  wir  mit  den  Elementen  der  Hauptgruppe  in 
Gruppe  I  und  den  alkalischen  Erden  der  Gruppe  II  erhielten. 

Gruppe  I. 
Lithinmtrinitrid,  LlKj.HjO. 

Dasselbe  wurde  dargestellt  durch  Neutralisieren  von  Lithium- 
hydroxyd mit  Stickstoffwasserstoflfsaure  und  durch  Verdunstenlassen 

*  Ins  Deutsche  übertragen  von  A.  Binz. 
-  Bfyr.  deiifsch.  chem,  Ges.  23,  3023. 

^  Ber.  deutsch,  chem.  Ges.  24,  3341. 

*  Dennis  und  Doan,  Jonm    Amer.  Chem.  Soc.  18,  970. 


—     19 

der  Lösung  an  der  Luft.  Es  schied  sich  in  Grestalt  farbloser, 
glänzender  Nadeln  aus.  Es  ist  sehr  löslich  in  Wasser  und  hygro- 
skopisch. Auch  in  Alkohol  ist  es  löslich.  Bei  gelindem  Erwärmen 
verlieren  die  Krystalle  ihren  Glanz,  und  Erystallwasser  wird  aus- 
getrieben. Bei  weiterem  Erwärmen  zerfällt  das  Salz,  dabei  ist  die 
Zersetzung  etwas  heftiger  als  bei  anderen  Verbindungen  dieser 
Gruppe.  Beim  Stehen  verliert  das  Lithiumtrinitrid  etwas  Stickstoff- 
wasserstoffsäure. 

Die  Stickstoffwasserstoffsäure  wurde  bestimmt  durch  Auflösen 
des  Salzes  in  Wasser,  Fällen  mit  Silbernitrat  und  umwandeln  des 
Silbertrinitrides  in  Chlorsilber.  ^  Zum  Filtrat  und  zu  den  Wasch- 
wässem  der  ersten  Fällung  wurde  Salzsäure  zugefügt,  um  den 
überschuTs  an  Silber  zu  fällen,  das  Chlorsilber  wurde  abfiltriert, 
und  das  Filtrat  und  die  Waschwässer  wurden  mit  Schwefelsäure 
zur  Trockne  gedampft.  Das  Lithium  wurde  dann  als  wasserfireies 
Sulfat  gewogen. 

Die  Analyse  ergab: 


Berechnet  für  LiNj.HjO: 

^                  Gefiinden: 

Stickstoff    62.72  <>/o 

63.03  0/^ 

Lithium       10.46  „ 

10.17  „ 

Wasser        26.82  „ 

(Diff.)    26.90  „ 

Hatriumtrinitrid,  HaV,. 

Dies  Salz  wird  von  Cübtius  beschrieben.  Es  wurde  von  uns 
nach  derselben  Methode  dargestellt  wie  das  Lithiumsalz;  beim  Ver- 
dunsten der  Lösung  scheidet  es  sich  in  klaren,  farblosen  Ery- 
stallen  aus.  Eine  frisch  dargestellte  wässerige  Lösung  der  Krystalle 
reagirt  neutral,  beim  Stehen  aber  wird  sie  alkalisch.  Das  Salz 
zersetzt  sich  beim  Erhitzen  nicht  leicht,  im  Gegenteil,  man  kann 
es  schmelzen  und  einige  Stunden  in  geschmolzenem  Zustand  erhalten, 
ohne  dafs  es  zerfällt. 

Die  Analyse,  welche  angestellt  wurde  wie  beim  Lithium,  ergab: 

Berechnet  für  NaN,:  Gefunden: 

Natrium      35.38  Vo  35-*2  ^U 

Stickstoff    64.62  „  64.71  „ 

KaUumtrinitrid,  KU,. 

Diese  Verbindung,  wie  alle  anderen  Trinitride  dieser  Gruppe, 
wurde   dargestellt   durch  Neutralisieren  des   Hydroxyds   mit  Stick- 


^  Dennis,  Journ.  Amer,  Chem,  Soe.  18,  950. 

2* 


-       20 

stoflfwasserstoflFsäure.  Bei  dem  Versuch,  die  Lösung  auf  dem  Wasser- 
bade einzuengen,  wurde  sie  stark  alkalisch.  Dieser  Verlust  an 
StickstofiFwasserstoflfsäure  wurde  in  einem  Fall  bestimmt  durch 
Neutralisieren  einer  Lösung  von  Ealiumhydroxyd  mit  einer  bekannten 
Menge  der  Säure,  Eindampfen  auf  dem  Wasserbad  bis  zur  Trockne 
und  Bestimmen  der  Säure  im  Bückstand.  Es  fand  sich,  dafs  un- 
gefähr vier  Prozent  der  Säure  während  des  Eindampfens  abgegeben 
worden  waren.  Um  Krystalle  des  Kaliumsalzes  zu  erhalten,  liefs 
man  die  Lösung  an  der  Luft  von  selber  abdunsten  und  erhielt  sie 
sehr  schwach  sauer  durch  tägliche  Zugabe  von  ein  bis  zwei  Tropfen 
Stickstoffwasserstoffsäure.  Das  Salz  krystallisiert  gut,  und  die  Kr}^- 
stalle  sind  an  der  Luft  beständig.  Sie  schmelzen  beim  Erhitzen 
und  zersetzen  sich  nur  bei  hoher  Temperatur.  Blaliumtrinitrid  ist 
nur  wenig  löslich  in  Alkohol  und  wird  aus  der  wässerigen  Lösung 
durch  Zufügen  eines  Überschusses  von  Alkohol  niedergeschlagen. 
Die  Analyse  ergab: 

Berechnet   für  KN,:  Gefunden: 

Kalium        48.21  ^U  •  ^'^•92  «/^ 

Stickstoff    51.79  „  51.72  „ 

Eubidiumtrinitrid,  EbH,. 

Dieses  Salz  krystallisiert  in  Gestalt  feiner  Nadeln.  Es  ist  aufser- 
ordentlich  löslich  in  Wasser,  aber  weniger  lösUch  in  Alkohol  als 
das  Ealiumsalz  und  kann,  wie  dieses,  durch  Zusatz  von  Alkohol 
aus  der  Lösung  gefällt  werden.  Es  schmilzt  bei  gelindem  Erhitzen 
und  zersetzt  sich  bei  hoher  Temperatur  mit  Knall  und  Licht- 
erscheinung. 

Die  Analyse  ergab: 

Berechnet   für  RbN«:  Gefunden: 

Stickstoff      32.99  "/o  82.58  ^U 

Rubidium      67.01  „  67.01  „ 

Cäsiumtrinitrid,  CsN^ 

Beim  Verdampfen  der  Lösung  dieses  Salzes  zeigte  es  sich,  dafs 
es  trotz  der  stark  basischen  Natur  des  Cäsiums  StickstofTwasser- 
stoflfsäure  abgiebt.  Das  Trinitrid  war  so  sehr  löslich  in  Wasser, 
dafs  es  nur  durch  Stellen  über  Schwefelsäure  zum  Krystallisieren  ge- 
bracht werden  konnte.  Die  Krystalle  erschienen  als  klare,  farblose 
Nadeln,    welche  sich   zu   farnähnlichen  Büscheln   zusammensetzten. 


21 

Das  Salz  ist  fast  ganz  unlöslich  in  Alkohol.    Die  Krystalle  zersetzen 
sich  nur  bei  starkem  Erhitzen. 

Die  Analyse  ergab: 

Berechnet  für  CfiNg:  Gefunden: 

Cäsium        75.99  «/o  76.03  Vo 

Stickstoff    24.01  ,,  24.36  „ 

Alle  diese  Trinitride  der  Alkalien  sind  an  der  Luft  ganz  be- 
ständig, das  Lithiumsalz  allein  hat  Neigung,  beim  Stehen  an  der  Luft 
einen  Teil  seiner  Säure  zu  verlieren.  Keines  der  Salze  ist  was  wir 
explosiv  nennen  würden  und  die  Zersetzlichkeit  durch  Erhitzen 
nimmt  mit  wachsendem  Atomgewicht  der  Base  ab.  In  der  Löslichkeit 
ähneln  sie  den  Chloriden  der  Alkalien,  insofern  als  alle  in  Wasser 
löslich  sind  und  die  Löslichkeit  mit  dem  Atomgewicht  der  Base 
zunimmt. 

Die  Löslichkeitsverhältnisse  in  Alkohol  sind  das  umgekehrte 
von  denen  in  Wasser,  es  ist  nämlich  das  Lithiumtrinitrid  leicht 
löslich  in  Alkohol,  das  Cäsiumtrinitrid  aber  ist  unlöslich. 


Die  alkalischen  Erden. 

Caloiumtrinitrid,  CaNg. 

Es  wui-de  dargestellt  durch  Auflösen  von  Calciumoxyd  in  einer 
verdünnten  Lösung  der  Säure  und  Auskrystallisieren  über  Schwefel- 
säure, da  die  Lösung  beim  Eindampfen  auf  dem  Wasserbad  sich 
zersetzte.  Die  Elrystalle  scheiden  sich  aus  als  kleine,  weifse,  halb- 
kugelförmige Komplexe,  welche  sich  unter  dem  Miskroskope  als  aus 
sehr  kleinen  Krystallen  von  unerkennbarer  Form  bestehend  erweisen. 
Das  Salz  explodiert  beim  Erhitzen  mit  beträchtlicher  Heftigkeit. 
Bei  der  Analyse  der  Trinitride  der  Erdalkalien  wurde  in  einem  Teil 
die  StickstoflFwasserstoflFsäure  nach  der  oben  beschriebenen  Methode 
bestimmt,  ein  anderer  Teil  wurde  mit  Schwefelsäure  behandelt,  und 
die  Base  als  Sulfat  gewogen. 

Die  Resultate  für  das  Calciumsalz  waren: 

Berechnet  für  CaN^:  Gefunden: 

StickstofF    67.74  0/^  67.63  o/^, 

Calcium       32.26  „  31.97  „ 


-      22 

Strontiumtrinitrid,  BrN^, 

Dies  wurde  dargestellt  durch  Auflösen  von  Strontiumoxyd  in 
einer  zweiprozentigen  Lösung  von  Stickstoffwasserstoffsäure  und  Aus- 
krystallisieren  über  Schwefelsäure.  Die  Krystalle  scheiden  sich  in 
derselben  eigentümlichen  hall>kugelförmigen  Gestalt  aus,  wie  es  das 
Calciumtrinitrid  thut.  Das  Strontiumtrinitrid  ist  löslicher  in  Wasser 
als  das  Calciumsalz   und  weniger  löslich    als   das  Baryumtrinitrid. 

Die  Analyse  ergab: 

Berechnet   für  SrN^:  Gefunden: 

Strontium     51.05  «/o  51.21  "o 

Stickstoff      48.95  „  48.71  ,, 

Baryumtrinitrid,  BaKQ.H20. 

CuBTius  hat  das  wasserfreie  Baryumtrinitrid  beschrieben.^  Ob- 
gleich wir  uns  derselben  Darstellungs weise  bedienten,  so  enthielten 
die  Krystalle  doch  Wasser,  wie  man  bei  gelindem  Erhitzen  des 
Salzes  in  einer  Glasröhre  sehen  konnte,  und  wie  die  Analyse  anzeigt. 

Berechnet  für  BaNe.H,0:  Gefunden: 

Barjum       57.32  ^'o  57.10  ^  o 

Stickstoff    35.14  „  35.01  „ 

Wasser  7.54  „  (Differenz)       7.89  „ 

Das  Salz  krystallisiert  in  glitzernden  Nadeln,  welche  beim 
Stehen  ihren  Glanz  verlieren.  Sie  explodieren  mit  einem  lauten 
Knall  beim  Erhitzen,  dabei  schiefsen  die  Teile  herum  wie  kleine 
Raketen. 

Die  Trinitride  dieser  Gruppe  sind  iu  Wasser  löslich,  und  zwar 
wächst  die  Löslichkeit  mit  dem  Zunehmen  des  Atomgewichts  der 
Base.  Alle  explodieren  beim  Erhitzen,  wobei  die  Heftigkeit  der 
Explosion  sich  vermindert,  wie  die  Stärke  der  Base  zunimmt. 
Beim  Aussetzen  an  die  Luft  werden  sie  basisch.  Auch  die  Lösungen 
der  Trinitride  in  Wasser  verlieren  beim  Stehen  etwas  Stickstoff- 
wasserstoflFsäure  und  werden  rasch  basisch,  wenn  man  sie  auf  dem 
Wasserbad  erwärmt. 

*  1.  c.  S.  3032. 


23 


Krystallographische  Notizen 
von  A.  C.  GiLL. 

Die  folgenden  krystallographischen  Notizen  über  die  Salze  der 
Säure  HN3  mit  den  Basen  Li,  Na,  K,  Eb,  Cs,  Ca,  Sr  und  Ba  er- 
gaben sich  beim  Studium  von  Material,  welches  Herr  C.  H.  Benedict 
von  der  chemischen  Abteilung  der  Comell  Universität  lieferte. 

Da  die  Lithium-  und  Baryumverbindungen  mit  je  einem  Molekül 
Wasser  krystallisieren,  sind  sie  streng  genommen  nicht  mit  den 
anderen  vergleichbar;  die  Thatsache  an  sich  beweist  natürlich  eine 
gewisse  Verschiedenheit  in  ihrem  Charakter.  Die  Reihe  der  wasser- 
freien Alkalisalze  zeigt  das  nicht  ungewöhnliche  Phänomen,  dafs 
die  Natriumverbindung  sich  beim  Krystallisieren  anders  verhält  als 
die  entsprechenden  Kalium-,  Rubidium-  und  Cäsium -Verbindungen. 
Die  letzteren  drei  sind  genau  isomorph,  wie  vorauszusehen  war. 
Im  Falle  der  alkalischen  Erden  aber  besteht  die  Eigentümlichkeit, 
dafs  das  Calcium  in  seiner  Wirkung  dem  Strontium  ähnlicher  ist 
als  das  Baryum.    Die  Einzelheiten  der  Beobachtungen  sind  folgende: 

LiN3.H20,  hexagonal.  (?) 

Die  zarten  farblosen  Nadeln,  1  bis  3  mm  lang,  zerfliessen 
beim  Aussetzen  an  der  Luft,  so  dafs  mit  dem  Goniometer  keine 
Zahlen  erhalten  wurden.  Der  Durchschnitt  dieser  Nadeln,  wie  er 
sich  zeigte,  als  sie  unter  einem  Mikroskop  mit  schwachem  Objektiv 
auf  Wachs  aufgesteckt  wurden,  erscheint  hexagonal  oder  dreiseitig; 
allerdings  rundet  das  schnelle  Zerfiiefsen  die  Winkel  fast  vollkommen 
ab,  bevor  man  eine  Beobachtung  machen  kann.  Die  Krystalle  haben 
parallele  Auslöschung  mit  gröfster  optischer  Elastizität  in  der 
Richtung  der  Hauptachse.  Sie  sind  also  wahrscheinlich  hexagonal 
und  optisch  negativ.  Die  Doppelbrechung  ist  sehr  stark,  eine  Be- 
stimmung durch  die  Interferenzfarben   bei  gekreuzten  Nikols  ergab 

ungefähr  0.250. 

NaK3,  hexagonal. 

Krystalle  dieser  Substanz  zeigen  ein  verschiedenartiges  Aus- 
sehen, aber  unter  denen,  welche  untersucht  wurden,  ergaben  nur 
die  äufserst  dünnen  tafelförmigen  Platten  krystallographische  Daten. 
Sie  zeigen  unregelmäfsige  Umrisse  und  haben  einen  Durchmesser 
von  1  bis  2^2  mm  bei  einer  Dicke  von  0.02  bis  0.1  mm.  Spalt- 
linien, welche  Winkel  von  60®  (seltener  von  30®)  bilden,  sind  deutlich 
an  vielen  Stellen  sichtbar.  Im  konvergierenden  polarisierten  Licht 
ist  die  optische  Interferenzfigur  einaxig  und  positiv.    Die  hexagonale 


1 1 «  »>  •»' 


24 

Krystallform  ist  also  zweifelsohne  bewiesen.  Bemerkenswert  ist  die 
Stärke  der  Doppelbrechung  bei  dieser  Substanz;  eine  0.1  mm  Platte 
zeigt  die  farbigen  Ringe  ihrer  Interferenzfigur  viel  näher  zusammen 
als  eine  Calcitplatte,  welche  27a  ^^^  ^^  ^^^  ^^^• 

"KN^,  tetragonal. 

Glänzende,  farblose,  durchsichtige  Krystalle  von  2 — 5  mm  Durch- 
messer, welche  sich  auf  dem  Goniometer  vorzüglich  messen  liefsen. 
Ihre  Gestalt  zeigt  Fig.  1,  wo  p  die  Basis  (001)  und  b  die  Pyramide  (111) 
ist.  Das  Axen Verhältnis  a :  c  =  1:0.57976.  Dies  ist  berechnet  aus 
21  Messangen  des  Winkels  111  nach  111,  welcher  von  78®  40'  bis 
78«  44'  schwankte  und  im  Mittel  78®  41'  45"  betrug.  Der  Polar- 
Winkel  111  nach  Tll  ergab  berechnet  53®  16'  34";  gefunden  53^ 
16'  15".  Die  Grundfläche  ist  zu  rauh,  um  gute  Reflexe  zu  geben, 
ist  aber  immer  vorhanden.  Dagegen  ist  das  Prisma  (HO)  sehr  selten 
sichtbai',  gab  aber  in  einem  Fall  ein  scharfes  Bild  im  Fernrohr 
des  Goniometers. 


X- 

s 

Fig.  1. 

Die   Krystalle   sind   optisch    einaxig,    negativ   und    sehr   stark 

doppelbrechend. 

BbN3,  tetragonal. 

Diese  Krystalle  unterscheiden  sich  dem  Aussehen  nach  vom 
Kaliumtrinitrid  nur  durch  starke  ausgeprägte  Grundfläche,  so  dafs 
ihr  Habitus  mehr  tafelförmig  als  pyramidal  ist.  Der  Winkel  von 
der  Grundfläche  (001)  zur  Pyramidenfläche  (111)  beträgt  ungefähr 
40®  13'  (der  Mittelwert  von  11  Messungen,  welche  von  39®  51'  bis 
40®  35'  schwankten).  Es  ist  daher  a:c  =^  1:0.5979.  Die  Doppel- 
brechung ist   negativ,   wie   beim  Kaliumtrinitrid,   aber   entschieden 

schwächer. 

C8N3,  tetragonal. 

Für  goniometrische  Messung  geeignete  Krystalle  waren  nicht 
vorhanden,  aber  unter  dem  Mikroskop  erwiesen  sie  sich  als  den 
soeben  beschriebenen  ähnlich.  Sie  sind  einaxig,  negativ  und  schwächer 
doppelbrechend  als  Eubidiumtrinitrid.    Bei  gekreuzten  Nikols  zeigen 


-     25       - 

die  Interferenzfarben  von  Bruchstücken  eine  Doppelbrechung  von 
0.050.  Die  Grundflächen  sind  oft  durchsetzt  mit  Zwilliugslamellen. 
Ein  Exemplar  mit  scharfen,  rechtwinkligen  umrissen  zeigte  diese 
Lamellen,  welche  unter  sich  einen  Winkel  von  90^,  mit  der  Kante 
des  Krystalles  aber  einen  solchen  von  10^  bildeten.  Diese  Substanz 
und  ebenso  die  beiden  vorhergehenden  sind  also  sehr  wahrscheinlich 
pyramidal  hemiedrisch. 

CaKg,  orthorhombisclL  (?) 

Diese  Substanz  erschien  nur  in  Gestalt  milchweisser  Klumpen 
oder  Kügelchen,  bestehend  aus  radienartig  verteilten  Nadeln.  Beim 
Zerdrücken  zeigten  sie  unter  dem  Mikroskop  Parallelextinktion, 
wobei  die  gröfsere  Elastizität  in  allen  Fällen  mit  der  Richtung  der 
Hauptaxe  der  Nadel  zusammenfiel.  Da  die  Doppelbrechung  von 
0.070  bis  0.100  zu  variieren  scheint,  so  ist  die  Substanz  wahrscheinlich 
orthorhombisch,  nicht  tetragonal  oder  hexagonal. 

SrlTg,  orthorhombisch,  (?) 

ist  dem  vorhergehenden  Körper  sehr  ähnlich  und  war  wie  dieser 
der  Untersuchung  nur  in  beschränktem  Mafse  zugänglich.  Die 
Doppelbrechung  ist  etwas  stärker,  und  die  kugelförmigen  Aggregate 
sind  nicht  so  vollkommen  rundlich  wie  bei  dem  Calciumsalz. 

BaKg+HgO,  triklin. 

Die  glänzenden  kleinen  Krystalle  des  Baryumsalzes  haben  einen 
sechsseitig  prismatischen  Habitus  und  in  der  Regel  nur  an  dem 
einen  Ende  abschliefsende  Flächen.  Das  andere  Ende  ist  häufig 
mit  einem  anderen  Krystall  in  Zwillingsstellung  verbunden,  wobei 
die  Hauptachsen  der  beiden  einen  Winkel  von  ungefähr  65^  bilden. 
Die  Kleinheit  der  Krystalle  und  ihre  unregelmäfsige  Oberfläche  liefsen 
hinreichend  genaue  Messungen  zur  Bestimmung  des  Axenverhältuisses 
nicht  zu.  Der  Winkel,  welcher  am  natürlichsten  als  Prismenwinkel 
anzunehmen  ist,  mifst  66^  12'.  Der  Extinktionswinkel  ist  22^,  wenn 
die  stumpfen  inneren  Winkel  dieses  Prismas  in  einer  Vertikalebene 
übereinander  liegen;  er  beträgt  1072^>  wenn  der  Krystall  90^  um 
seine  Längsachse  gedreht  wird.  Das  Krystallsystem  mufs  also  das 
trikline  sein.  Die  Doppelbrechung  ist  aufserordentlich  stark  — 
über  0.200  —  und  der  mittlere  Brechungsindex  ist  ungefähr  1.7. 

ComeÜ  üniversityj  Ithaca,  N.   Y,,  Januar  1898. 

Bei  der  Redaktion  eingegangen  am  1.  Februar  1898. 


Einwirkung  von  Halogenalkyl  auf  Merkaptide. 

Von 

K.  A.  Hofmann  und  W.  0.  Rabe. 

In  einer  früheren  Mitteilung^  haben  wir  berichtet,  dafs  durch 
Einwirkung  von  Jodmetliyl  und  Jodäthyl  auf  Platomerkaptid  Ver- 
bindungen entstehen,  wie  sie  Blomstrand^  mit  seinen  Schülern  aus 
Platosalzen  mit  Alkylsulfid  erhalten  hatte. 

Nach  unserer  Darstellungsmethode  ist  es  sehr  wahrscheinlich, 

dafs    die    Formel    des    nur    Athylgruppen    enthaltenden    Körpers 

ap  j 

Pt<op* T  zu  schreiben  sei.    Der  zweiwertige  Schwefel  des  Plato- 

merkaptides  geht  durch  Aufnahme  von  einer  Athylgruppe  und  von 
einem  Jodatom  in  die  viferwertige  Form  über,  ohne  dafs  die  Schwefel- 
platinbindung gelöst  wird.  Denn  wäre  dies  der  Fall,  dann  sollte 
man  erwarten,  dafs  durch  das  stets  im  Überschufs  und  bei  erhöhter 
Temperatur  (SO'*)  angewendete  Jodäthyl  eine  Doppelverbindung  von 
Platojodid  mit  Triäthylsulfinjodid  entstände,  wie  ja  nach  unseren 
früheren  Resultaten  aus  Quecksilbermerkaptid  mit  Alkyljodiden  Doppel- 
salze von  der  allgemeinen  Formel  HgJj^.JSRg  erhalten  wurden. 
Neuerdings  stellten  wir  in  analoger  Reaktion  auch  die  Doppelsalze 
von  Quecksilberjodid  und  -bromid  mit  zwei  Mol.  Sulfinjodid  und 
-bromid  her.  Diese  dürften  zum  Studium  der  Doppelsalzbildung 
geeignet  sein,  da  sie  in  organischen  Flüssigkeiten  von  nur  schwach 
dissoziierender  Wirkung  löslich  sind. 

Als  erste  Einwirkungsprodukte  von  Jod-  oder  Bromäthyl  auf 
Quecksilbermerkaptid  isolierten  wir  Merkaptoquecksilberjodid 
HgJSCjHß  und  das  analoge  Bromid.    Das  Merkaptoquecksilbernitrat 


1  Z.  anorg.  Chcm,  14,  29:$  ff. 

*  Journ,  pr.  Chem.  27,  191   und  38,  345. 


-     27     — 

HgNOgSCgH-  erhielten  wir  aus  Merkaptid  und  nitrosen  Dämpfen 
oder  starker  Salpetersäure. 

In  diesen  Verbindungen  ist  das  Quecksilber  mit  einer  Valenz 
an  den  Schwefel  des  Merkaptans,  mit  der  anderen  an  Halogen  oder 
den  Salpet^rsäurerest  gebunden.  Dies  folgt  aus  dem  Verhalten 
gegen  Ammoniak.  Doppelverbindungen  von  Quecksilbermerkaptid 
und  Quecksilberjodid  oder  -bromid  sollten  mit  Ammoniak,  falls  über- 
haupt Beaktion  erfolgt,  dieselben  Derivate  liefern  wie  die  Kom- 
ponenten. 

Quecksilbermerkaptid  und  das  Merkaptojodid  vereinigen  sich 
nicht  mit  Ammoniak,  während  das  Merkaptobromid  auf  2  Mol. 
1  Ammoniak,  das  Merkaptonitrat  aber  pro  1  Mol.  1  Ammoniak 
aufnimmt. 

Wie  schon  seit  lange  bekannt  ist,  giebt  das  Quecksilberjodid 
mit  1  und  mit  2  Mol.  Ammoniak  lockere  Verbindungen,  die  schon 
an  feuchter  Luft  wieder  in  die  Komponenten  zerfallen.  Quecksilber- 
bromid  liefert  die  dem  unschmelzbaren  Präzipitat  analoge  Substanz, 
Quecksilbemitrat  aber  das  Salz  der  MiLLON'schen  Base.  Da  unsere 
Merkaptoverbindungen  sich  demnach  ganz  anders  verhalten  als  die 
Quecksilberhalogenide,  und  da  Lösungsmittel  keine  Spaltung  be- 
wirken, so  schliefsen  wir  die  Annahme  von  Doppelverbindungen  aus 
und  konstatieren  den  seltenen  Fall,  dafs  ein  Metallatom  zwei  ver- 
schiedene Acide  binden  kann. 


SC  H 
I.  Hg<j  ^   ^,  Merkaptoquecksilberjodid. 

Trockenes  Quecksilbermerkaptid,  das  nach  dem  von  P.  Claesson^ 
angegebenen  Verfahren  aus'Quecksilbercyanidlösung  und  Merkaptan 
dargestellt  war,  wurde  mit  viel  Jodäthyl  angesetzt.  Beim  Schütteln 
und  ganz  gelinden  Erwärmen  erfolgte  bald  klare  Lösung.  Als  diese 
Lösung  etwas  stärker  erwärmt  wurde  (auf  ca.  50  ^),  schied  sich  plötz- 
lich unter  lebhafter  Reaktion  ein  weifsgelber,.  fein  krystallinischer 
Niederschlag  aus,  der  in  Alkohol  und  allen  gebräuchlichen  Solven- 
tien  fast  unlöslich  ist.  Er  erwies  sich  unter  dem  Mikroskope  als 
einheitlich,  aus  schwach  doppelbrechenden  Kryställchen  bestehend. 
Er  schmilzt  bei  189^^  zu  einer  roten  Flüssigkeit.  Die  Analyse  er- 
gab die  Zusammensetzung  Hg(SC2Hß>J: 

^  Joiirn.  pr,  Chem,  [2]  15,  205. 


28 


Berechnet  für  HgiSCjH, 

OJ: 

Gefunden : 

Hg  51-56°\, 

51.61  Vo 

J       32.64  ,, 

32.5     32.76  % 

C        6.18  ., 

6.20  «/o 

H        1.29  „ 

1.36  „ 

S         8.29  ,, 

8.42  „ 

Die  Verbindung  kann  stundenlang  mit  Wasser  oder  Alkohol 
gekocht  werden,  ohne  dafs  eine  Zersetzung  in  Quecksilberjodid  und 
Merkaptid  eintritt.  Konz.  Schwefelsäure  macht  weder  bei  gewöhn- 
licher Temperatur  noch  beim  Erwärmen  Jod  und  Jodwasserstoff 
daraus  frei.  Kochende  Natronlauge  verwandelt  in  eine  geschmolzene, 
orangefarbene  Masse,  die  noch  Merkaptan  und  Quecksilber,  aber 
kein  Halogen  mehr  enthält.  Es  ist  das  vermutlich  ein  Oxy- 
merkaptid.  Konzentriertes  Cyankalium  löst  das  Quecksilbermerkapto- 
jodid  unter  Merkaptan-Abscheidung  auf  zu  Quecksilbercyanid. 

Das  gleiche  Produkt  erhielten  wir  auch  bei  der  Einwirkung 
von  Merkaptan  auf  eine  alkoholische  Lösung  von  Quecksilberjodid, 
und  ferner  aus  alkoholischen  Lösungen  von  Quecksilbermerkaptid 
und  Quecksilberjodid  beim  Zusammengiefsen. 

n.  HgJ,.J8{C,H,)3. 

Erhitzt  man  aber  das  Reaktionsgemisch  von  Quecksilber- 
merkaptid und  Jodäthyl  längere  Zeit  auf  8ü — 100*^,  so  sammelt  sich 
schliefslich  am  Boden  des  Kolbens  ein  klares,  gelbes  Ol  an,  das 
beim  Erkalten  zu  einer  strahlig  krystallinischen  Masse  erstarrt. 
Diese  bestand,  wie  die  Untersuchung  mit  dem  Mikroskope  lehrte, 
aus  einem  Gemenge  eines  schön  gelben  und  eines  fast  farblosen 
Körpers,  die  sich  durch  Behandlung  mit  Aceton  trennen  liefsen. 
Das  Aceton  löst  bei  gewöhnlicher  Temperatur  nur  die  gelbe  Ver- 
bindung, die  nach  mehrmaliger  Kr}'stallisation  aus  Alkohol  den 
Schmelzpunkt  107.5®  hatte.  Es  ist  das  schon  früher^  von  uns  be- 
schriebene Doppelsalz:  HgJ2.JS(C2Hß)g. 

m.  Hgj,.[JS(CA)3]2- 

Die  farblose  Substanz  konnte  aus  siedendem  Alkohol  und  Aceton 
ebenfalls  umkrystallisiert  werden.  Schmelzpunkt  147  ^  Die  Ana- 
lyse zeigt,  dafs  sie  sich  durch  den  Mehrgehalt  eines  Moleküles  Sulfin- 
jodid  von  der  vorigen  unterscheidet: 

»  Z,  anorg,  Cliem.  U,  293  ff. 


-     29 

Berechnet  für  HgJ2.[JS(C,H5)8]8:  Gefunden: 

a  b 

Hg     21.15  °/o  21.46     21.40  ^/o 

J        53.56  „  53.41     53.78  „ 

C        15.22  „  15.0       14.62  „ 

H         3.2     „  3.42       3.31  „ 

Als  wir  das  Quecksilbermerkaptid  mit  überschüssigem  Jodäthyl 
in  der  Dnickflasche  80  Stunden  auf  75^  erwärmten ,  entstand  nur 
das  zuletzt  erwähnte  Doppelsalz ,  wie  der  Schmelzpunkt  147^  und 
die  Analyse  beweisen,  deren  Daten  unter  der  Rubrik  b  stehen. 

Das  Quecksilberjodid  vereinigt  sich  also  bald  mit  einem,  bald 
mit  zwei  Molekülen  Sulfinjodid  zu  in  Alkohol  löslichen  Doppel- 
salzen. 

Wir  wollen  durch  Untersuchung  der  beiderseitigen  Löslichkeit 
diese  vom  physikalisch-chemischen  Standpunkte  aus  interessanten 
Verhältnisse  näher  aufklären. 

IV.  Hg<J^A 

Die  Einwirkung  von  Bromäthyl  auf  Quecksilbermerkaptid  voll- 
zieht sich  ganz  analog,  nur  etwas  träger  als  die  von  Jodäthyl. 

Digeriert  man  Quecksilbermerkaptid  längere  Zeit  mit  Brom- 
äthyl bei  gewöhnlicher  Temperatur  und  gewöhnlichem  Drucke,  so 
verwandelt  es  sich  zum  gröfseren  Teile  in  eine  fein  krystallinische, 
seidenglänzende  Substanz,  die  in  besserer  Ausbeute  durch  24  stün- 
diges Erwärmen  des  Reaktionsgemisches  in  der  Druckflasche  auf 
40 — 50^  erhalten  wird.  Die  durch  Auskochen  mit  Alkohol  von 
unverändertem  Merkaptid  befreite  Verbindung  besteht  aus  farblosen 
Täfelchen,  die  sich  über  190^  gelb  färben  und  bei  202—203°  etwas 
zusammensintern.     Die  Resultate  der  Analyse  sind  folgende: 

Berechnet  für  Hg(SC,H5)Br:  Gefunden: 


Hg     58.65  o/o  58.32 


0/ 


0 


Br  23.53  „  23.50  „ 

C  7.06  „  7.21  „ 

H  1.47  ,,  1.50  „ 

S  9  41  „  9.33  „ 

Es  ist  also  das  dem  Jodid  entsprechende  Quecksilbermerkapto- 
bromid  entstanden.  Die  Analogie  der  beiden  Verbindungen  gilt 
aber  nicht  nur  für  ihre  Entstehung  und  Zusammensetzung,  sondern 
auch  für  ihre  allgemeinen  Eigenschaften,  wie  Löslichkeit,  Verhalten 
gegen  Salzsäure,  konz.  Schwefelsäure,  Natronlauge  u.  s.  w. 


30     - 


V.  HgBr2.BrS(C2H5)3. 

Quecksilbermerkaptid  wurde  mit  ßromäthyl  in  eine  Druckflasche 
eingeschlossen  und  darin  48  Stunden  auf  75*^  erwärmt  Dabei 
resultierte  ein  grobkrystallinischer,  farbloser  Körper,  der  aber  auch 
wieder  ein  Gemisch  darstellte.  Die  Trennung  der  Bestandteile  bot 
hier  gröfsere  Schwierigkeiten  als  bei  den  Jodäthylprodukten. 
Schliefslich  gelang  es,  durch  wiederholte  fraktionierte  Erystalli- 
sationen  aus  Aceton  und  Methylalkohol  durchaus  einheitliche,  schön 
glänzende,  dünne  Plättchen  mit  dem  konstanten  Schmelzp.  104^  aus 
dem  Gemenge  zu  isoheren.  Sie  sind  schwach  doppelbrechende 
Krystalle  des  monosymmetrischen  Systems  mit  Zwillingsbildung. 
Die  Analyse  ergab  filr  sie  die  schon  erwartete  Zusammensetzung 
1  Quecksilberbromid  +  1  Sulfinbromid: 

Berechnet  für  HgBr3.BrS{CjH5)3 :      Gefunden: 


Hg 

35.65  ^0 

35.50  % 

Br 

42.86  „ 

43.24  „ 

C 

12.1)0  „ 

13.01  „ 

H 

2.68  „ 

2.74  „ 

Zur  Sicherstellung  des  Resultates  konstatierten  wir  auch  hier 
auf  die  schon  früher  beschriebene  Art  durch  Zersetzung  mit 
Schwefelwasserstoff  das  Vorhandensein  eines  Sulfinsalzes. 


VI.  HgBr2.[BrS(G3H,)3]2. 

Der  zweite  Bestandteil  des  Gemisches  konnte  trotz  aller  Be- 
mühungen nicht  vollkommen  rein  erhalten  werden.  Die  Schmelz- 
punkte verschiedener  Proben  lagen  zwischen  139  und  145*^.  Doch 
lassen  die  analytischen  Zahlen  erkennen,  dafs  in  der  Hauptsache  die 
Verbindung  Quecksilberbromid  +  2  Sulfinbromid  vorliegt,  deren  Bil- 
dung ja  auch  durch  den  bisherigen  Verlauf  der  Reaktion  sehr  wahr- 
scheinlich gemacht  wird. 

Berechnet  für  HgBr,.[BrS(C,Ha)8]t:        Gefunden: 

Hg     26.3    ^0  27.5     26.88  o/^ 

Br     42.27  „  42.63% 

C       19.0     „  18.30     18.56% 

H        3.96  „  3.45       3.5     „ 


31     — 


Um  das  Verhalten  des  Schwefels  in  den  Merkaptiden  gegen 
Stickoxyde  kennen  zu  lernen,  leiteten  wir  einen  Strom  von  nitrosen 
Dämpfen,  die  aus  Natriumnitrit  und  rauchender  Salpetersäure  ent- 
wickelt wurden,  durch  eine  alkoholische  Lösung  von  Quecksilber- 
merkaptid.  Dabei  erschien  zuerst  eine  Rotfärbung,  die  aber  bald 
wieder  verschwand.  Dann  fiel  allmählich  ein  pulveriger,  weifser 
Niederschlag  aus,  der  in  Wasser,  Alkohol  und  den  sonstigen  ge- 
bräuchlichen Solvenzen  unlöslich  ist.  Die  amorphe  Verbindung 
zersetzt  sich  beim  Erhitzen  im  Rohre  unter  Verkohlung  und  Ab- 
scheidung eines  Quecksilberspiegels.  Salzsäure  löst  unter  Merkaptan 
Entwickelung.  Eonz.  Schwefelsäure  löst  in  der  Eälte  klar  auf; 
beim  Erwärmen  läfst  diese  Lösung  einen  weifsen  Niederschlag,  ver- 
mutlich Merkurisulfat,  fallen,  und  gleichzeitig  entweichen  Salpeter- 
säuredämpfe. Mit  Ferrosulfat  und  Schwefelsäure  giebt  die  Substanz 
die  Salpetersäure-Reaktion.  Ihr  Verhalten  gegen  Natronlauge  und 
Cyankalium  entspricht  vollkommen  dem  der  Quecksilbeimerkapto- 
halolde.  Die  Vermutung,  dafs  der  Eörper  ein  Quecksilbermerkapto- 
nitrat  ist,  wurde  durch  die  Analyse  bestätigt: 

Berechnet  für  Hg(SC,H5)N0a : 


Hg 

61.80  7o 

C 

7.45  „ 

H 

1.55  „ 

N 

4.35  „ 

S 

<7.9D      •« 

Gefunden : 

a 

b 

c 

62.01 

— 

62.14  ^U 

— 

7.45 

7.52  „ 

1.56 

1.60  „ 

4.47 

4.5 

»> 

9.84 

— 

11 

Zur  Analyse  ist  zu  bemerken,  dafs  bei  der  Stickstoff bestim- 
mung  nach  Dumas  frisch  reduzierte  Kupferspiralen  von  ca.  20  bis 
25  ccm  Länge  vorgelegt  werden  müssen,  um  die  Stickoxyde  voll- 
kommen zu  Stickstoff  zu  reduzieren. 

Das  Quecksilbermerkaptonitrat  entsteht  auch  beim  Zusammen- 
giefsen  von  Merkurinitrat  und  Quecksilbermerkaptid-Lösungen,  und 
schliefslich  noch  als  Zwischenprodukt  bei  der  Oxydation  von  Queck- 
silbermerkaptid  mit  konz.  Salpetersäure. 

Claesson,^  der  ebenfalls  die  Reaktion  von  Quecksilbermer- 
kaptid  mit  Salpetersäure   untersucht   hat,    bekam   dabei   auch   das 


*  Claesson,  Joum.  pr,  Chem,  [2]  15,  205. 


32 

Merkaptonitrat.     Er  erklärt   es   aber   irrtümlich   für  ein  basisches 
Salz  der  Äthylsulfonsäure  und  giebt  ihm  folgende  Formel: 

Die  von  ihm  ausgeführte  Analyse  bestätigte  scheinbar  seine 
Ansicht,  da  eine  solche  Verbindung  zufällig  eine  ähnliche  prozen- 
tuale Zusammensetzung  hat,  wie  das  Merkaptonitrat: 

Berechnet  für  Hg.CXSOgCjHs), : 

Hg     62.9  «lo 
C  7.6  „ 

H         1.6  „ 
S         10.1  „ 


Der  Gehalt  der  Substanz  an  Stickstoff  und  das  Vorhandensein 
eines  unveränderten  Merkaptanrestes  müssen  Glaesson  entgangen 
sein.  Seine  sonstigen  Angaben  stimmen  mit  unseren  Beobachtungen 
überein. 

Das  Merkaptonitrat  löst  sich  in  überschüssiger  rauchender. 
Salpetersäure,  zumal  beim  Ek'wärmen,  glatt  auf,  wobei  wieder,  wie 
bei  der  ersten  Einwirkung  der  Salpetersäure  auf  Quecksilbermer- 
kaptid  reichlich  Stickoxyde  entweichen,  d.  h.  wiederum  eine  Oxy- 
dation durch  die  Salpetersäure  bewirkt  wird.  Aus  dem  Bückstand 
der  Lösung  isolierten  wir  beim  Eindampfen  durch  Zersetzung  mit 
Schwefelwasserstoff  freie  Äthylsulfonsäure. 

Die  Einwirkung  von  konz.  Salpetersäure  auf  Quecksilber- 
merkaptid  verläuft  also  in  zwei  Phasen.  In  der  ersten  wird  nur  die 
Hälfte  des  Merkaptans  zu  Sulfonsäure  oxydiert,  und  es  scheidet  sich 
das  unlösliche  Merkaptonitrat  als  Zwischenprodukt  aus.  Dieses 
wird  dann  bei  erneutem  Einflufs  von  rauchender  Salpetersäure  eben- 
falls zerstört,  indem  auch  der  zweite  Merkaptanrest  in  Sulfonsäure 
übergeht. 

Alle  Versuche,  auf  irgend  eine  Weise  Ammoniak  in  das  Queck- 
silbermerkaptid  einzufuhren,  schlugen  fehl.  Es  scheint  also,  dafs 
das  mit  zwei  Merkaptanresten  verbundene  Quecksilber  nicht  mehr 
im  stände  ist,  mit  Ammoniak  zu  reagieren. 


—     88     - 

In  den  Merkapto Verbindungen  dagegen,  die  ja  halbseitig  sab- 
stituiertes  Merkaptid  darstellen,  ist  durch  den  Ersatz  eines  Mer- 
kaptanrestes  durch  Halogen  bez.  Salpetersäure  diese  Fähigkeit  zum 
Teil  wieder  vorhanden. 

Vm.   [Hg(SG,H,)Br],(HH3). 

QuecksilbermerkaptobroiAid  lieferte  bei  der  Behandlung  mit 
trockenem  Ammoniakgas  unter  absolutem  Alkohol  oder  Äther  ein 
weifses,  amorphes  Pulver,  das  sich  bei  schwachem  Erhitzen  gelb 
färbt,  während  es  bei  höherer  Temperatur  unter  Abscheidung  eines 
Quecksilberspiegels  verkohlt.  Natrotdauge  macht  Ammoniak  aus 
ihm  frei,  während  Salzsäure  Merkaptan  daraus  entwickelt.  Die 
Analyse  der  im  Vakuum  über  Schwefelsäure  getrockneten  Substanz 
gab  folgende  Zahlen,  die  zeigen,  •  dafs  sie  aus.  der  Verbindung 
2  Quecksilbermerkaptobromid  +   1  Ammoniak  besteht: 


Berechnet  für  [Hg(SC,H5)Br],(NH,): 

Grefunden : 

Hg 

67.10  \ 

57.02  Vo 

Br 

22.95  „ 

22.67  „       • 

C 

6.9     „ 

7.15  „ 

H 

1.8     „ 

1.62  „ 

N 

2.0    „ 

2.17     2.2  •/ 

S 

9.01  „ 

8.8    o/o 

[Hg(SGA)H03](HH3). 

Behandelt  man  das  Quecksilbermerkaptonitrat  mit  trockenem 
Ammoniakgas  unter  absolutem  Alkohol,  so  geht  ein  Teil  in  Lösung, 
der  sich  aus  dem  Filtrat  sofort  in  Gestalt  schöner,  glänzender 
Plättchen  mit  starker  Doppelbrechung  ausscheidet.  Dir  Verhalten 
entspricht  völlig  dem  der  vorigen  Verbindung.  Mit  Schwefelsäure 
und  Ferrosulfat  trat  die  Salpetersäure-Reaktion  ein.  Aus  den  Zahlen 
der  Analyse  ist  zu  ersehen,  dafs  hier  ein  Produkt  von  der  Zusammen- 
Setzung  1  Quecksilbermerkaptonitrat  +  1  Ammoniak  entstanden  ist: 

Berechnet  für  [Hg(SC,H5)N0,XNH,):  Gefunden : 
C      7.08  7o  6.91  <»/o 

H      2.36  „  2.18  „ 

N      8.26  „  8.46  „ 

Das  Quecksilbermerkaptojodid  wurde  von  Ammoniak  gar  nicht 
angegriffen,  selbst  nicht  bei  24  stündigem  Erwärmen  mit  viel  konz. 
Ammoniakwasser  unter  Druck  auf  100  ^  Dieses  Verhalten  ist  aber 
sehr  erklärlich,  wenn  man  bedenkt,  dafs  schon  das  Quecksiiberjodid 

Z.  anorg.  Cbem.  XVIl.  3 


—     34     — 

bedeutend  weniger  Neigang  zeigt,  mit  Ammoniak  zu  reagieren,  als 
die  anderen  Quecksilberhaloide.  So  zerfallen  die  Verbindungen 
HgJg.KH,  und  HgJ2.2NH3  schon  an  der  Luft  in  Ammoniak  und 
Quecksilberj  odid. 

Wären  unsere  Substanzen 

<SC|H5  /SCfHj 

Br  ^NOe 

Doppelverbii^dungen  von  Quecksilberjodid,  -bromid,  -nitrat  mit 
Qaecksilbermerkaptid,  dann  hätten  bei  der  Einwirkung  von  Ammo- 
niak Gemische  von  Merkaptid,  das  ja,  wie  oben  gezeigt,  nicht  mit 
Ammoniak  reagiert,  und  den  längst  bekannten  Verbindungen 

1)  HgJ,.2NH„    2)  HgNH,.Br,    3)  N(HgiO)H,.NO, 

entstehen  müssen.  —  Da  sich  aber  Quecksilbermerkaptid  mit  dem 
der  Formel  2  entsprechenden  unschmelzbaren  Präzipitat  nicht  ver- 
einigt, so  hätte  der  Alkohol  das  Merkaptid  lösen  und  die  Brom- 
quecksilberamidverbindung  zurücklassen  müssen.  Wir  erhielten 
jedoch  aus  unserem  Merkaptobromid  und  -nitrat  einheitliche 
krystallisierte    Ammoniakverbindungen,    woraus    die    Berechtigung 

unserer  Formeln 

.Br  .NO, 

Hg<  ,   Hg< 

hervorgeht. 

Müneheity  Chetn.  Labarutorium  der  kgl.  Akademie  der  Wisseneohaften. 


Bei  der  Redaktion  eingegangen  am  9.  Februar  1898. 


über  Kobaltoxydnitrite 
und  einige  Kobaltnitrocyanverbindungen. 

Von 

Abthub  Rosenheim  und  Ivan  Koppel.^ 

Das  bekannte  gelbe  Ealiamkobaltnitrit,  das  in  der  quaütativen 
und  quantitativen  Analyse  zur  Erkennung  und  zur  Treiinung  de» 
Kobalts  von  anderen  Metallen  vielfach  Verwendung  findet,  wurde^ 
im  Jahre  1848  von  Fischeb*  gelegentlich  einer  Untersuchung  der 
Nitrite  aufgefunden.  Er  beschreibt  die  Verbindung  als  ein  gelbes, 
nicht  krystallinisches,  in  Wasser  ganz  unlösliches  Pulver,  das  sieb 
beim  Erhitzen  in  Kaliumnitrit  und  das  Superoxyd  des  Kobalts 
zersetzt 

E.  Saint-Evbe'  erhielt  1851  —  scheinbar  ohne  Kenntnis  der 
FiscHEB'schen  Arbeit  —  dieselbe  Verbindung  aus  einer  salpetersauren 
Kobaltnitratlösung  durch  Kaliumnitrii  Er  analysierte  sie  „nach 
einer  eigentümlichen  Art  der  Analyse**,  die  er  aber  nicht  näher  be- 
schreibt,  und  stellte  für  sie  die  Formel  CoKjN^Oj^  auf.  Zwei  Jahre 
später  beschäftigte  er  sich  nochmals  mit  diesem  Körper,^  gab  ihm 
aber  jetzt  nach  neueren  Analysen  die  Formel  K,O.CoO.N^Og + 
YjHjO  und  betrachtete  ihn  als  eine  Verbindung  von  Salpetersäure  und 
salpetriger  Säure  mit  Kali,  Kobaltoxydul  und  Wasser. 

Der  erste,  der  darauf  aufmerksam  machte,  dafs  das  Fischeb'- 
sehe  Salz  wegen  seiner  Zersetzung  in  Kali  und  Kobaltoxyd  wahr* 
scheinlich  auch  letzteres  und  nicht  Oxydul  enthalte,  war  A.  Stbo- 
MEYEB.*    Er  fand,  dafs  das  Salz  sich  beim  Vermischen  neutraler 


*    Vergl.   J.    Koppel  y   Inaugoral- Dissertation.    Berlin  1898.     (Druck  voa 
Mbtzgeb  &  WiTTiO)  Leipzig.) 

>  Pogg,  Arm.  (1848)  74^  124. 

'  CompL  read.  83,  166  und  Joum.  pr,  Chem,  (1851)  54,  84. 
^  CompU  rend,  35,  552  und  Joum.  pr.  Chem.  58,  185. 
»  lAeb,  Ann,  96,  218. 

3.* 


üi 


l-ia:  Sauersiofi  aufpeiiOiLiLrL  vtri-:.  ii-Li-Vr- 

bult  tili  AMäueix  drr  L'^^i^r  L-n  E=si^arc  die  Bildss?  ^ 
törpe«  BO  belir  be&cLie:ai:r:^  .riJkrtr  .r  iir*ixi.  dafe  die  5»be» 
bkuTf  eine  rapide  Cb[TdAt::i.   le*  £  lihLz^  ••t'^^rke. 

Seine  Analvsen  f^ij-ir-  5^\J  Lz  YirzLri: 

Der  Behauptung  STEyzTZi.-5.  ij^f  -:±  i::  neutraler  und  «m^ 

LöBung  derselbe  Köri^er  tadr.   tri:  •:•.  L  Eki-äa»-  oitgefen.  te 

eine  eingehende  UntersuchiLiic  üi^r  i^  Fi-rHXE'sche  Sali  nnd  w 

wandte  Körper  ausführte.'     Er  r.c'Jic  le«.  dals  der  an»  neutnte 

Lösungen  ausfallende  gell^  KTn-er  f::L  cLzie  Mitwirknng  tob  S«a 

Stoff  büdet,  und  dafs  er  mit  den:  F:-:HrL*5ohen  Sali  nicht  iden» 

ist,  dafs  ihm  Tielmehr  die  Forme:  SCori.SN.O,  -i-  3K,0-3X,0,  -r  ^ 

zukommt     Die   Anwesenheit   tol   Kobältoxyd   hielt    er   wegen 

Bildungsweise  dieses  Körpers  für  &u^^e^ciilo^5en.     ^tboäkteb  s  3 

gaben   über  die  Bildungsweise  des  Fi-CHZB'schen  Salzes   in  stai 

Iy>bung   konnte  Ekdmaxn   hingegen  bestätigen:    doch  unteische« 

bich  seine  Formel  von  der  Stbometels  durch  deo  Mehrgehalt  i 

1  Mol.  NjOj;  er  formulierte  das  Fi^CHERsche  Salz: 

Co^Oj-SN^Oj  -f  3K/.».3N,03  -i-  3H,0. 

Allerdings  liefs  er  die  Frage  nach  der  Oxydationsstufe  des  Koh 
ganz  unentschieden  und  neben  dieser  Formel  stellte  er  als  gle 
berechtigt  die  „Oxydulformel^*  SCoO.N.Ogj-f  3(K,0.N,O3)+3H,0 

Durch  Verwendung  von  Ammounitrit  an  Stelle  von  Kaliumn 
gelang  es  Erdmanx  dann,  das  dem  Fi-chub' sehen  Salz  analoge  ^ 
moniumkobaltnitrit  darzustellen,  dem  er  die  entsprechende  Fori 
3{NH^),0.3N203  +  Co/)3.3N,()3  +  ^H^O  zuschreibt. 

Inzwischen  hatte  das  FisciiEH'sche  Salz  die  Aufmerksamkeit 
Analytiker  auf  sich  gelenkt,  und  seine  Anwendbarkeit  zur  quan 
tiven  Bestimmung  des  Kobalts  und  zur  Trennung  von  anderen 
tallen-   wurde   vielfach   diskutiert,    olme   dals  man  näher  auf  s 
>]^zir'l^z.  Eigenschafton  einging.     Erst  Bkaun,^    der  diesen  Kö 

■   j'^/tm.  pr.   Ckrm.  ?J7,  3Mr). 

-  F..^  ■«•'i.»n  nur  genannt:    II.  Rohk,  Chumiaoh- analytische  Beiträge. 
A".u.  HO.  411  il.uipzip  \r<{\K)\.     (iAiiiK,   Fra^,  Zcitfichr.  anal.  Ckefn,  4,  59 
ilor**'U>»»,   h'ret.  Aritsrhr.  anal,  Vhvin.  r>,  7;*». 

*   h'tfA.  /tif.t.'Jtr.  mitil.   Chvm.  7,  MKi. 


—     37     — 

gleichfalls  zunächst  für  analytische  Zwecke  benutzen  wollte,  machte 
wieder  einen  Versuch,  seine  noch  nicht  vollkommen  aufgeklärte 
Natur  näher  zu  erforschen.  Braun's  Verdienst  ist  es  besonders, 
nachgewiesen  zu  haben,  dafs  das  FiscHER'sche  Salz  neben  Kobaltoxyd 
und  Kali  nur  salpetrige  Säure  enthält;  auch  hat  er  zuerst  auf  die 
grofsen  Schwierigkeiten,  die  die  Reindarstellung  dieses  Körpers  ver- 
ursacht, aufmerksam  gemacht  Die  Formeln,  die  Bbaun  für  die 
verschiedenen  Körper  „aus  saurer  und  aus  neutraler  Lösung''  auf- 
stellt, sind  aufserordentlich  kompliziert^  und  konnten  eher  dazu 
dienen,  die  Ansichten  über  diese  Verbindungen  zu  verwirren,  als  sie 
zu  klären.  Schon  Blomstrand^  übte  an  ihnen  scharfe  Kritik  und 
wies  sie  als  völlig  unberechtigt  zurück. 

Völlige  Klarkeit  über  die  Natur  des  vielumstrittenen  Fibchbb'- 
schen  Salzes  brachte  endlich  Sadtler's  im  Jahre  -1870  erschienene 
Untersuchung^  über  diesen  Körper.  Sadtler  prüfte  noch  einmal 
alle  vorausgegangenen  Arbeiten  und  fand  die  Angaben  von  Ebd- 
MA19N,  sowohl  was  die  Entstehungs weise  als  auch  was  die  Zu- 
sammensetzung des  Körpers  anbelangt,  bestätigt 

Das  FiscHER'sche  Salz  ist  demnach  ein  Kaliumkobaltnitrit  von 
der  Zusammensetzung  SKjO.CojOj.ßNgOg  +  aq.  Der  Wassergehalt 
ist  nach  Sadtler's  Angaben  von  der  Darstellungsart  abhängig  und 
schwankt  zwischen  0  und  4  Molekülen. 

Für  die  Konstitution  der  Verbindung  waren  ihm  besonders  ihre 
Analogien  mit  den  kurz  vorher  entdeckten  Doppelnitriten  des  Rho- 
diums^ und  Iridiums,^  denen  die  Zusammensetzung  Kh^CNOg^gK^ 
resp.  Jr2(N02),2Kg  zukommt,  mafsgebend.  Auch  die  Ähnlichkeit 
einiger  von  Gibbs  und  Genth  beschriebenen  Doppelkobaltcyanide 
ammoniakalischer  Kobaltbasen  mit  den  von  ihm  dargestellten  Doppel- 
kobaltnitriten der  gleichen  Basen  sprachen  für  die  von  Sadtler 
aufgestellte  Formel.  In  derselben  Arbeit  wurden  die  dem  Kalisalze 
entsprechenden  Natrium-  und  Ammoniumsalze  beschrieben,  doch 
sind  die  Angaben  über  diese  Körper  nicht  zuverlässig. 

War  durch  Sadtler  die  Frage  nach  der  Natur  des  Fischbb'- 
schen  Salzes  —  wenigstens  soweit  analytische  Hilfsmittel  und  das 
geringe  vorliegende  Vergleichsmaterial  es  zuliefsen  —  somit  gelöst. 


^  Manche  enthalten  bis  62(!)  Atome  Kobalt 
-  Chemie  der  Jetztzeit  (1869)  S.  417. 
^  Anier.  Journ.  Sc,  [SilL]  [2]  (1870)  49. 

*  Claus,  Pet.  Äc,  BulL  2,  185. 

*  Lang,  KönigL  Schic.  Ac,  AhhandL  (N.  F.)  5. 


38      - 

80  fehlte  einerseits  noch  immer  die  experimentelle  Bestimmung  der 
Oxydationsstufe  des  Kobalts,  andererseits  waren  aufser  dem  Kalisalze 
keine  reinen  Körper  zur  Untersuchung  gekommen,  und  die  Formeln 
der  anderen  beschriebenen  Salze,  z.  B.  des  Natriumsalzes,  analytisch 
keineswegs  zweifellos  festgestellt. 

Eine  Neuuntersuchung  der  Kobaltidoppelnitrite  erschien  daher 
wünschenswert,  insbesondere  seitdem  durch  die  WERNER'sche  Theorie 
diese  Körperklasse  in  so  nahe  Beziehungen  zu  den  Kobaltamminen 
gebracht  ist.  Vor  allem  mufste  hierbei  zunächst  eine  neue  Dax- 
stellungsmethode  für  die  Verbindungen  gesucht  werden,  durch  die 
man  anders  als  nach  den  bisherigen  Verfahren  auch  die  leicht  lös- 
lichen Salze  in  reinem  Zustande  gewinnen  konnte.  Hierbei  zeigte  es 
sich  nun,  dafs  neben  der  bekannten  Reihe  der  Kobaltdoppelnitrite 
vom  Typus  SB^O.CojOj-eNjOj  noch  verschiedene  andere  Typen  exi- 
stieren, die  sich  alle  vom  Kobaltoxyd  ableiten. 


I. 

Bestimmung  der  salpetrigen  Säure  und  der  Oxydationsstufe 

des  Kobalts. 

In  den  meisten  früheren  Arbeiten  über  das  FiscHER'sche  Salz 
war  die  salpetrige  Säure  entweder  nur  aus  der  Diflferenz  (nach 
vorangehender  Wasserbestimmung)  berechnet  worden,  oder  aber  man 
ermittelte  den  Stickstoffgehalt  durch  Verbrennung  nach  der  Dumas'- 
schen  oder  einer  ähnlichen  Methode.  Dies  letztere  Verfahren  litt 
an  dem  Ubelstand,  dafs  es  nur  den  Gesamtstickstoff  erkennen  liefs, 
aber  keine  Klarheit  darüber  brachte,  ob  etwa  neben  der  salpetrigen 
Säure  noch  Salpetersäure  vorhanden  wäre. 

An  demselben  Fehler  leidet  die  andere  gebräuchlichste  Methode 
für  die  Bestimmung  der  salpetrigen  Säure:  die  Überführung  in  Am- 
moniak durch  nascierenden  Wasserstoff  in  alkalischer  Lösung. 

Die  Titration  mit  Kaliumpermanganat,  die  eine  Bestimmung  von 
NjOj  neben  N,Oß  ermöglicht,  war  deswegen  nicht  anwendbar,   weil 


—     39     — 

nur  dann  brauchbare  Eesultate  erzielt  werden,  wenn  die  Nitritlösung 
in  überschüssiges  Permanganat  einfliefst,  und  wegen  der  Schwerlös- 
lichkeit der  Doppelnitrite  ohne  weiteres  eine  solche  nicht  hergestellt 
w^erden  konnte. 

Dagegen  fllhrte  eine  Modifikation  eines  von  Frankland  ^  ange- 
gebenen gasanalytischen  Verfahrens  für  die  Bestimmung  der  sal- 
petrigen Säure  auch  bei  diesen  teilweise  fast  unlöslichen  Salzen 
zum  Ziel 

Fbankland  benutzte  hierzu  die  Einwirkung  von  Harnstoff  auf 
Nitrite,  die  in  saurer  Lösung  nach  der  Gleichung  CO(NHg),  +  NjO, 
=  CO2  +  2N2  +  2H,0  vor  sich  geht,  indem  er  den  freiwerdenden 
Stickstoff,  das  doppelte  Volumen  der  im  Nitrit  enthaltenen  Menge, 
zur  Messung  brachte. 

Für  die  unlöslichen  Kobaltdoppelnitrite  war  jedoch  die  von 
ihm  gewählte  Apparatanordnung  —  er  arbeitete  mit  einem  dem 
LüNGE'schen  Nitrometer  ähnlichen  Rohr  —  nicht  direkt  anwendbar, 
und  wurde  daher  die  folgende  Vorrichtung  benutzt: 

Ein  kleiner,  ca.  50  ccm  fassender  Kolben  mit  sehr  weitem  Hals 
war  durch  einen  dreifach  durchbohrten  Gummistopfen  verschlossen, 
in  dessen  Bohrungen  ein  bis  fast  auf  den  Boden  reichendes  Knie- 
rohr, ein  unten  umgebogener  Hahntrichter  und  ein  gerade  unter  dem 
Stopfen  endigendes  Gasableitungsrohr  eingeführt  waren.  Ersteres 
stand  mit  einem  Ejpp'schen  Kohlensäureapparat,  letzteres  mit  dem 
in  der  Elementaranalyse  üblichen  Azotometer  in  Verbindung.  In 
diesem  Apparat  wurde  die  Bestimmung  der  salpetrigen  Säure  fol- 
gendermafsen  ausgeführt: 

Der  mit  0.2 — 0.4  g  Substanz  beschickte  Kolben  wurde  in  ein 
Stativ  eingeklemmt,  verschlossen  und  mit  dem  Kohlensäureapparat 
und  dem  Azotometer  verbunden.  Darauf  wurde  ein  Kohlensäure- 
strom durchgeleitet,  bis  alle  Luft  vertrieben  war,  das  Azotometer 
durch  Heben  der  Niveaukugel  gefüllt  und  oben  verschlossen,  der 
Unterdruck  wieder  hergestellt,  und  die  Verbindung  zwischen  dem 
Kolben  und  dem  Ejpp'schen  Apparat  durch  den  Quetschhahn  ab- 
gesperrt 

Hierauf  wurden  durch  das  Trichterrohr  einige  Kubikcentimeter 
konzentrierte  Hamstofflösung  und  ca.  20  ccm  verdünnte  Schwefel- 
säure zugelassen.  Meistenteils  begann  die  Stickstoffentwickelung 
sofort,  sie  wurde  durch  langsames  Erwärmen  befördert  und  schliefs- 


*  Jotim.  Chem.  Soe.  (1888)  58,  364. 


—     40     — 

lieh  durch  kräftiges  Sieden  der  Flüssigkeit  zu  Ende  geführt  Die 
letzten  Stickstofireste  wurden  durch  einen  Kohlensäurestrom  in  das 
Azotometer  übergeführt^  bis  das  Niveau  in  demselben  konstant  war. 
Zur  Kontrolle  der  Methode  wurden  einige  Bestimmungen  an  einer 
Natriumnitridösungy  deren  Gehalt  an  N^Oj  durch  Titration  ermittelt 
war^  ausgeführt  Die  Resultate  sind  in  der  folgenden  Tabelle  ent- 
halten. 


Ange- 

Ange- 

Ge- 

Bei dem 

der 

Gefundene 

Nr. 

wandte 

wandt 

funden 

Druck 

Tempe- 

Balp. Sfture 

Differenz 

Lösung 

N,0, 

N  in 

in 

ratur 

in 

g 

ccm 

g 

ccm 

mm 

^C. 

g 

• 

1 

20 

0-07898 

45-5 

755 

14 

0-07313 

-0-00085 

2 

20 

0- 07398 

45-6 

754-5 

15 

0-07290 

-0-00108 

3 

20 

0-07898 

45-5 

756-5 

14 

0-07327 

-000071 

4 

25 

0- 09247 

57-8 

756-5 

14-5 

0-09308 

+  0-00061 

5 

25 

0-09247 

57-5 

757 

13-5 

0-09261 

+  0-00014 

6 

25 

0- 09866 

59 

756 

18-5 

0-09512 

+  0-00146 

7 

25 

0-09366 

59-2 

744 

14 

0-09376 

+  0-00010 

8 

25 

0-09366 

575 

755-5 

14 

0-09247 

-0-00119 

9 

25 

0- 09366 

58-2 

754 

13 

0- 09374 

+  0-00008 

Nachdem  diese  Versuche  bereits  längere  Zeit  beendigt  waren, 
publizierte  Weeneb^  eine  ähnliche  Methode  für  die  Bestimmung 
der  salpetrigen  Säure,  die  sich  auf  die  Wechselzersetzung  von 
Nitriten  mit  Chlorammonium  beim  Kochen  gründet.  Ein  gleiches 
Verfahren  war  übrigens  bereits  von  Rosenbladt^  angewendet 
worden. 


Dieselbe  Methode  gestattete  zugleich  eine  Bestimmung  der 
Oxydationsstufe  des  Kobalts.  Versuche,  diese  nach  einer  der 
bekannten  Titrationsmethoden  für  Superoxyde  zu  ermitteln,*  hatten 
nämlich  gezeigt,  dafs  in  saurer  Lösung  die  salpetrige  Säure  und 
das  Kobaltoxyd  sich  sofort  nach  folgenden  Gleichungen  umsetzt: 

2K3Co(NO,)e  +  ÖHgSO^  =  Co^tSOjg  +  8X380^  +  I2HNO2. 
Co,(SO^)3  +  1 2  HNOj,  +  HjjO  =  2  CoSO^  +  H^SO^ + HXO3  + 1 1  HNO,. 

*  Z.  anorg,  Chem.  14,  36. 

*  Ber,  deutsch,  ehem.  Oes.  19,  2581. 

'  Für  die  ausführlichere  Beschreibung  der  Versuche  vergl.  die  Inaugural- 
Dissertation  von  J.  Koppel. 


41 


Die  angesänerten  Lösungen  enthielten  also  keia  Kobaltsesqui- 
oxyd  mehr,  dafUr  war  aber  ein  Teil  der  aalpetrigen  Sänre  zu  Sal- 
petersäure oxydiert  Konnte  demgem&fa  in  den  sauren  Lösungen 
der  Oxydationsgrad  des  Kobalts  titrimetrisch  nicht  mehr  festgestellt 
werden,  so  konnte  andererseits  durch  die  Hamstoflfmethode  nur  ein 
Brachteil  des  nach  dem  DuHAa'schen  Verfahren  zu  ermittelnden 
Geaamtstickatoffes  gefunden  werden,  da  die  gebildete  Salpetersäure 
mit  HamstofT  ni<dit  reagiert.  Aus  dieser  Differenz  mufste  sich  nun 
leicht  die  Oxydationsstufe  des  Kobalts  berechnen  lassen,  da  jedes 
durch  die  Eamstoflinethode  nicht  angezeigte  MolekUl  N^O,  2  Atomen 
aktiren  Sauerstoffes  entsprechen  mufste.  Aus  dem  Verhältnis  des 
aktiven  Sauerstoffes  zu  der  in  der  Verbindung  enthaltenen  Kobalt- 
menge  ergab  sich  die  Oxjdationsatufe  des  Kobalts.  Natürlich  war 
vorher  festzustellen,  ob  die  zu  untersuchende  Verbindung  nicht  an 
und  für  sich  schon  Salpetersäure  enthielt,  was  nach  Entfernung  des 
Kobalts  dnrch  Natronlauge  leicht  zu  bewerkstelligen  war. 

Die  in  der  folgenden  Tabelle  zusammengestellten  Ergebnisse 
bestätigen  die  Brauchbarkeit  der  Methode  fUr  diesen  Zweck,  nnd 
zeigen,  dafs  sämtliche  dort  angegebenen  Doppelnitrite  Verbindungen 
des  Kobaltsesquioxyds  CojO,  sind. 


I                            .     II         III       IV 

V    ,     VI    ,              VII 

Formel  des  unlersnchten 
Körpers 

1|| 

< 

i 

VerhältnU  des 
eum  Kobalt 

8Na,O.Co,0,-BN,0, +  5V,H,0 
8(NHJ,O.Co,0,.G  N,0,  +  l';,H,0 
38ftO.Co,0,-6N,0,  -1-  UH.O 
3PbO.Co,0..eN.O.  +  12H,0 

Bl-39 
56-84 

30 -U 

48-98 
51-91 
SO- 68 

27-50 

4-41 
4-93 
ß-88 
2-84 

i-se 

2-07 
1-26 

1-n 

13-20 
14 '93 
9-20 
8-00 

0-116  :  0-223  =  1:2 
0-129:0-253  =  1:2 
ü-OTShO-ISe-l^S 
0-0693:0-135=1:2 

II. 
Kobaltoxydnitrite. 

Von  den  Kobaltoxyddoppelnitriten  ist  bisher  nur  das  Kali- 
salz, dessen  Geschichte  in  der  Einleitung  gegeben  ist,  genauer 
untersucht  worden.  Änfserdem  ist  noch  ein  Ammonsalz,  ein  Na- 
triumsalz    sowie   ein   Bleikaliumdoppelsalz    beschrieben,    doch   sind 


—     42     — 

diese  Körper  bisher  nicht  rein  erhalten  worden^  was  in  anbetracht 
der  gewählten  Darstellungsmethode  leicht  erklärlich  erscheint 
Ebenso  wie  das  Kalisalz  wurden  sie  durch  Zusatz  von  Essigsäure 
zu  einer  mit  Ammon-  resp.  Natriumnitrit  versetzten  Kobaltlösung 
erhalten,  wobei  die  frei  werdende^  salpetrige  Säure  das  Kobalt  in 
die  höhere  Oxydationsstufe  überführte.  Die  vielen  in  der  Lösung 
vorhandenen  Salze  mufsten  natürlich  zu  mannigfaltigen  Verunreini- 
gungen Veranlassung  geben. 

Deswegen  wurde  die  Darstellung  dieser  Körper  derart  modifi- 
ziert, dalB  es  nach  Möglichkeit  vermieden  wurde^  irgend  welche 
Agentien,  die  für  die  Bildung  der  betreflfenden  Verbindung  nicht 
notwendig  waren,  in  die  Lösung  zu  bringen. 

Frisch  gefälltes^  durch  häufiges  Dekantieren  vollständig  gerei- 
nigtes Kobaltkarbonat ^  wurde  in  möglichst  wenig  Wasser  suspendieit, 
mit  der  berechneten  Menge  des  Karbonates,  Oxydes,  Hydroxy- 
des oder  Nitrites  des  in  das  Salz  einzuführenden  Metalles  ver- 
setzt und  diese  Suspension  mit  salpetriger  Säure,  die  nach  den 
Angaben  von  Söbensen^  aus  Arsentrioxyd  und  Salpetersäure  dar- 
gestellt war,  bis  zur  vollständigen  Lösung  des  Kobaltkarbonates  be- 
handelt. Die  erhaltene  Lösung  wurde  filtriert  und  je  nach  den  Um- 
ständen auf  verschiedene  Weise  weiter  behandelt  So  war  es  mög- 
lich, auch  die  zum  Teil  aufserordentlich  leicht  löslichen  Körper  im 
Zustande  verhältnismäfsiger  Reinheit  zu  gewinnen. 

Die  hier  benutzte  Methode  gestattete  im  Gegensatz  zu  der 
früher  angewendeten  eine  genaue  Verfolgung  des  Reaktionsverlaufes 
und  ermöglichte  es  dadurch,  neben  den  bereits  bekannten  Körpern 
einige  neue  Reihen  der  Kobaltdoppelnitrite  zu  isolieren. 

1.  Verbindungen  der  Zusammensetzung  3R2O.CO2O3.6N2O3. 

Das  schon  oft  genau  untersuchte  Kaliumsalz  SKjO.COjOj- 
öNgOg  +  O  bis  4aq,  sowie  die  entsprechenden  Rubidium-  uncP  Cä- 
siumsalze^  wurden  nach  der  gewählten  Darstellungsmethode  stets 
absolut  rein,  tief  gelb  gefärbt  erhalten.  Bei  früheren  Darstellungen 
war  die  wechselnde  Färbung,   die   zwischen  Hellgelb  und  Dunkel- 


*  Zuerst  wurde  statt  des  Karbonates  das  Hydroxyd  angewendet;  doch  er- 
wies sich  dies  als  wenig  vorteilhaft,  da  es  sich  schon  an  der  Luft  höher  oxy- 
dierte und  dann  von  der  salpetrigen  Säure  nicht  mehr  angegriffen  wurde. 

'  Z,  anorg,  Chem,  7,  33. 

'  RosENBLADT,  Bcr.  dcutsch.  chem,  Qes.  19,  2531. 


-     43     — 

grüngelb   schwankte,    oft   aufgefallen   und   hatte    zu    den    mannig- 
fachsten Untersuchungen  Veranlassung  gegeben. 

Über  das  Verhalten  des  FiscHEB'schen  Salzes  beim  Sieden  mit 
Wasser  finden  sich  verschiedene  Angaben  in  der  Litteratur.  That- 
sächlich  löst  es  sich  beim  Kochen  unter  Abgabe  von  salpetriger 
Säure  zum  Teil  mit  hellroter  Farbe  auf  und  diese  Lösung  hinter- 
läfst  beim  Verdunsten  über  Schwefelsäure  ein  Gemisch  eines  roten 
und  eines  gelbbraunen  krystallinischen  Körpers,  die  voneinander 
nicht  zu  trennen  sind.  —  Der  beim  Kochen  nicht  gelöste  Rück- 
stand stellt  ein  krystallinisches,  tief  grünes  Pulver  dar,  dessen 
Analyse  nur  darauf  schliefsen  läfst,  dafs  kein  einheitliches  Produkt 
•  vorliegt 

Natriumkobaltinitrit,  SNa^O.CogOj.eNgOg  +  xHgO. 

Sadtler  erhielt  durch  Vermischen  einer  konzentrierten  Natrium- 
nitritlösung mit  einer  essigsauren  CoClg-Lösung  unter  starker  Dunkel- 
färbung der  Flüssigkeit  und  Entwickelung  von  Stickoxyden  einen 
braunen  Niederschlag,  dem  er  die  Formel  Co2(N02)e  +  4NaN02  +  HgO 
beilegt.  Fügte  er  nach  einigen  Stunden  zu  der  stark  sauren  Flüssig- 
keit eine  weitere  Menge  von  Natriumnitrit,  so  wurde  die  Farbe  der 
Flüssigkeit  gelb,  und  es  begann  jetzt  die  Ausscheidung  eines  gelben 
Körpers,  der  jedoch  nicht  in  reinem  Zustande  erhalten  werden  konnte, 
da  das  erste  Produkt  ihn  stets  verunreinigte;  dieser  Verbindung 
legte  Sadtleb  die  Formel  Co2(N02)q  +  BNaNOg  bei.  Allerdings 
stimmen  seine  Analysen,  wie  nicht  anders  zu  erwarten  ist,  bei  beiden 
Körpern  nur  sehr  mangelhaft  mit  der  Theorie  überein.  Bei  einer 
Wiederholung  der  Versuche  Sadtler's  zeigte  es  sich,  dafs  auf  dem 
von  ihm  eingeschlagenen  Wege  ein  einheitlicher  Körper  nicht  zu 
erlangen  war.  Die  Darstellung  des  Natriumsalzes  wurde  daher  auf 
die  oben  beschriebene  Methode  durch  Einleiten  von  salpetriger 
Säure  in  ein  Gemisch  von  1  Mol.  Kobaltkarbonat  und  3  Mol. 
Natriumnitrit  versucht  Die  tief  braune,  fast  schwarze  Lösung,  die 
sich  nach  mehrstündigem  Einleiten  gebildet  hatte,  wurde  von  einem 
geringen  Rückstande  abfiltriert,  wobei  stets  eine  Menge  der  aufgelösten 
salpetrigen  Säure  entwich,  und  aus  ihr  mit  sehr  viel  absolutem  Al- 
kohol ein  gelber  Niederschlag  ausgefällt.  Derselbe  wurde  abgesaugt, 
mit  Alkohol  und  Äther  gewaschen  und  stellte,  an  der  Luft  getrocknet, 
ein  mikrokrystallinisches,  leichtes,  rein  gelbes  Pulver  dar.  Es  gelang 
nicht,  auf  diesem  Wege  ein  ganz  reines  Produkt  zu  erhalten.  Neben 
dem  gelben  Natriumsalz  bildet  sich  noch  ein  Natriumkobaltinitrit  von 


—     44     — 

anderer  Zusammensetzang  mit  geringerem  Natriamgebalt^  auf  das 
später  zurückzukommen  ist,  und  daher  fällt  bei  Zusatz  von  Alkohol 
auch  stets  das  in  der  Lösung  vorhandene  überschüssige  Natrium- 
nitrit mit  aus^  wodurch  der  Natriumgehalt  etwas  erhöht  wird. 

Die  Analysen  des  Salzes^  ergaben  die  Zusammensetzung: 

SNa^O.CojOj.eNjO,. 


Berechnet 


/fl 


Gefunden 


V. 


3Na,0 

=  186 

23.02 

CojOs 

=  166 

20.54 

6NsO, 

»456 

56.48 

=  14.66  Co 


808 


25.48  24.31 
14.57  14.54 
56.91     56.70 


Die  Firma  C.  A.  F.  Bjlhlbaüm  in  Berlin  bringt  ein  Präparat 
„Natriumkobaltidnitrif'  in  den  Handel^  über  dessen  Darstellungs- 
weise keine  Auskunft  erhalten  werden  konnte.  Das  Salz  hat  deutlich 
mikrokrystallinische  Struktur,  eine  braungelbe  Farbe,  wesentlich 
dunkeler  als  das  oben  beschriebene  Produkt,  und  hinterläfst  beim 
Lösen  in  Wasser  einen  ziemlich  bedeutenden  Rückstand,  der  sich 
als  das  entsprechende  Kalium  salz  erwies* 

Die  Analysen  des  Präparates,  bei  denen  naturgemäfs  die  Na- 
tronbestimmang  infolge  des  Ealigehaltes  wesentlich  zu  hoch  aus- 
fielen, zeigten,  dafs  ihm  die  Formel  zukommt: 

SNaaO.CojOg.eN^Oj  +  öV^H^O. 


Berechnet 

Gefunden 

>  0 

\ 

3Xa,0  =  20-74 

[25-21  -  24-93  -  2454  -  24-77 

Co.Og    =  1851 

18-44  -  18-49  -  18-76  -  18-39 

6N,0s  =50-84 

5055  -  51-39  -  51-25 

Um  aus  diesem  technischen  Produkt  das  wasserfreie  Natrium- 
salz zu  erhalten,  wurde  es  in  möglichst  wenig  Wasser  in  der  Kälte 


*  Zur  Analyse  des  Natriumsalzes  wurde  der  Körper  mit  verdünnter 
Schwefelsäure  zersetzt  und  das  Kobalt  nach  dem  Neutralisieren  und  Zusatz  von 
Ammonoxalat  elektrolytisch  abgeschieden.  Die  vom  Kobalt  abgegossene  FlClssig- 
keit  wurde  eingedampft,  und  das  Natrium  nach  dem  Vertreiben  der  Ammon- 
salze  als  Sulfat  gewogen. 


—     45     — 


gelöst,  die  Lösung  vom  Rückstande  abfiltriert  und  unter  Umrühren 
mit  absolutem  Alkohol  versetzt^  bis  die  Hauptmenge  des  Natrium- 
salzes ausgefallen  war.  Dafs  in  dieser  Verbindung  das  reine  Na- 
triumsalz vorlag,  zeigte  die  Apalyse: 


Angewandte 

Gefunden 

Berechnet  für  die 

Substanz  in 

Fonnel 

g 

g 

'lo 

3Na<O.Co,OB.6N,Oa 

1 

0-3879 

01778  N,804 

22-99  Na,0 

i         23-19%  Na,0 

0-3341 

0-1823  N,S04 

23-83      „ 

1 

0-3094 

0  0446  Co 

20-29  Co,0, 

20-54^0  COjO, 

0-3379 

0-0492    „ 

20-48       „ 

1               >»            » 

0-3841 

0-0486    „ 

20-47       „ 

1 

Das  Natriumsalz  —  sowohl  das  wasserhaltige  als  auch  das 
wasserfreie  —  ist  sehr  leicht  in  Wasser  mit  intensiv  gelbbrauner 
Farbe  löslich.  Beim  Erhitzen  zersetzt  sich  die  Lösung  unter  Ent- 
wickelung  von  Stickoxyd.  Besonders  charakteristisch  ist  der  gelbe 
Niederschlags  der  in  den  Lösungen  des  Natriumsalzes  auf  Zusatz 
eines  Kaliumsalzes  entsteht  Diese  Reaktion  ist  äufserst  empfindlich 
und  gestattet  noch  den  Nachweis  sehr  geringer  Mengen  von  Kali. 
Andererseits  ist  sie  ein  sicheres  Kennzeichen  ^  dafs  sich  ein  Kobalt- 
doppelnitrit vom  Typus  SR^O.COjOg.ßNgOg  in  einer  Lösung  befindet. 
Ammonium-,  Baryum-  und  Bleisalze  geben  ähnliche  Niederschläge 
der  entsprechenden  Kobaltnitrite;  dagegen  fällt  auf  Zusatz  von 
Silbemitrat  der  charakteristische  Niederschlag  von  reinem  Silber- 
nitrit aus. 

Ammoniumkobaltinitrit,  3(NH^)aO.Co,03.6Na03  +  1  V,HjO. 

Zuerst  beobachtet  wurde  dieser  Körper  von  Gibbs  und  Genth  ^ 
im  Jahre  1856.  Erdmann'  stellte  ihn  nach  Analogie  des  Kalium- 
salzes aus  Ammonnitrit  und  Kobaltchlorür  in  stark  essigsaurer 
Lösung  dar  und  erteilte  ihm  (je  nach  der  Oxydationsstufe  des  Ko- 
balts^ die  er  unentschieden  läfst)  die  Formel: 

3(NH^)j0.2Co0.6N203  +  SH^O 
oder 

3(NH,)20.Co,03.6N303  +  SH^O, 

die  Braun'  dann  in  seiner  Weise  wie  beim  Kalisalz  umgestaltete. 


*  Gibbs  und  Genth,  Besearchea  etc.  1856,  48. 

•  Joum.  pr,  Chem,  97j  385. 

"  Frea.  Zeitschr,  anaL  Chem.  (1868)  7,  313. 


—     46     — 

Das  Verhalten  und  die  Eigenschaften  des  Ammonsalzes  sind  nach 
Ebdmank  völlig  denen  des  Kalisalzes  analog. 

In  merkwürdigem  Widerspruch  mit  Erdmann's  Angaben  steht 
die  Beschreibung  S.  P.  Sadtleb's/  der  zwei  Ammonsalze  von  der 
Zusammensetzung  Co^CNOa^,  +  4(NHJN0j  +  2H2O  und  Coj(NO,)^ 
+  6(NH^)N0a  +  2H,0  erhalten  haben  will.  Beide  Körper  sollen 
aufserordentlich  leicht  löslich  in  Wasser  sein.  Da  Sadtleb's  For- 
meln sich  auf  nur  eine  einzige  Kobaltbestimmung  stützen^  und  da 
bei  der  von  ihm  gewählten  Darstellungsart  leicht  Kobaltamminbasen 
entstehen  können^,  deren  Kobaltgehalt  gleichfalls  mit  seinen  Analysen, 
im  Einklang  ist,  so  liegt  die  Vermutung  nahe,  dafs  er  die  letzteren 
und  nicht  ein  Ammonkobaltnitrit  in  Händen  gehabt  hat 

Man  erhält  diesen  Körper  am  leichtesten  durch  Umsetzung 
einer  Lösung  von  Natriumkobaltinitrit  mit  Ammoniumchlorid,  wobei 
er  sich  fast  augenblicklich  als  ein  hellgelbes  mikrokrystallinisches 
Pulver  abscheidet  Die  einzelnen  Kryställchen  sind  meist  zu  sehr 
hübschen  und  charakteristischen  sechsstrahligen  Rosetten  vereinigt 
Allerdings  ist  der  so  dargestellte  Körper  nicht  ganz  leicht  rein  zu 
erhalten,  da  er,  wie  aus  verschiedenen  Analysen  hervorging,  hart- 
näckig gröfsere  Mengen  von  Alkali  festhält,  die  auch  durch  an- 
dauerndes Auswaschen  nicht  zu  entfernen  sind. 

Viel  leichter  geUngt  die  Reindarstellung  durch  Einleiten  von 
salpetriger  Säure  in  eine  mit  Ammonnitrit  versetzte  Suspension  von. 
Kobaltkarbonat  Es  entwichen  zunächst  dabei  infolge  des  Ammoniak- 
gehaltes des  käuflichen  Ammonnitrits  gröfsere  Mengen  von  Stick- 
stoff, bald  aber  fiel  das  Ammonsalz  in  den  charakteristischen  Formen 
in  grofser  Menge  aus.  Es  wurde  abgesaugt,  mit  wenig  Wasser, 
dann  mit  Alkohol  und  Äther  ausgewaschen  und  schliefslich  über 
Schwefelsäure  getrocknet  Es  stellte  so  ein  zartes  gelbbraunes 
Pulver  dar. 

Die  Analysen  führten  zu  der  Formel: 

3(NH^),O.Co,03.6N,03  +  IV^H^O. 


Berechnet 


Gefunden 


3(NHJ,0  =  156  =  19.38  0/o 
CojOg         =166  =  20.62,, 
6  NjOg        =  456  =  56-64  „ 
1V/,H,0     -    27=    336,, 


la- 51 -19-41 -19. 28- 19.35 

21 -65- 21 -61 -21. 00-21 -30 

56.63-56. 40-56. 62-56. 27-56-84,  Mittel  -  56  •  63. 

im  Mittel  3. 19%  durch  Differenz 


805 
^  SüL  Afn.  Joum,  (1870)  [2]  49. 


47 


In  kaltem  Wasser  ist  das  Ainmonsalz  mit  gelber  Farbe  etwas 
löslich.  Bei  gelindem  Erwärmen  beginnt  diese  Lösung  jedoch  bald 
sich  zu  zersetzen.  Gegen  die  gewöhnlichen  Reagentien  verhält  es 
sich  wie  das  Kalisalz.  In  trockenem  Zustande  ist  der  Körper  sehr 
beständig  und  kann  monatelang  aufbewahrt  werden,  ohne  dafs  eine 
Spur  von  Zersetzung  eintritt 

Gelbes  Baryumkobaltinitrit  SBaO.COgOg.eNgOa  +  14H,0. 

Wie  bereits  oben  beim  Natriumsalz  angegeben,  läfst  eine  Lösung 
desselben,  mit  Baryumchlorid  versetzt,  sofort  —  selbst  bei  ziemlich 
grofser  Verdünnung  —  einen  Niederschlag  fallen,  der  das  Baryum- 
kobaltinitrit darstellt  In  sehr  grofsen  Mengen  und  in  reinem  Zu- 
stand erhält  man  es  jedoch  am  besten  durch  Einleiten  von  salpe- 
triger  Säure   in   eine   Suspension   von   2  Mol.  C0CO3   und   3  Mol. 

Es  bildet  sich  zunächst  eine  tief  braunrote  Lösung,  welche  ein 
später  zu  beschreibendes  Barjumsalz  enthält,  und  wenn  man  diese^ 
abfiltriert,  bevor  das  ganze  Kobaltkarbonat  gelöst  ist,  und  in  das 
Filtrat  weiter  salpetrige  Säure  einleitet,  so  beginnt  sofort  die  Aus- 
scheidung des  reinen  gelben  Baryumsalzes.  Es  wurde  abgesaugt, 
mit  kaltem  Wasser  gewaschen  und  sodann  über  Schwefelsäure  ge- 
trocknet 

Die  Analysen  des  Salzes  führen  zu  der  Formel: 

SBaO.CojOg.öNjOj  +  14H,0. 


Berechnet 

Gefunden  «/o 

im  Mittel 

3BaO   »  459  =  34.44ö/o 

34*44  -  34-64  -  35-49 

34.86% 

CojO,   =  166  =  1245  „ 

1294  -  13-18  -  13-47 

13-19  „ 

6N,0a  =  456  =  34-20  „ 

34.49  -  33.70  -  33.94 

-SS- 

43 

33-89  „ 

14H,0  =  252  =  18-90  „ 

Mittel  durcb  Differenz 

IS  00 

/o 

1383 

Das  Barjumsalz  ist  nicht  so  stabil  wie  die  Alkalisalze.  Nach 
kurzer  Zeit  beginnen  die  Präparate  stets  nach  salpetriger  Säure  zu 
riechen;  manche  waren  schon  innerhalb  einiger  Tage  vollständig 
zersetzt;  andere  hingegen  schienen  trotz  des  GFeruchea  nach  NjO, 
äufserlioh  noch  vollkommen  intakt 

Je  nach  der  Konzentration  der  Lösungen,  aus  der  es  ge- 
wonnen ist,  bildet  das  Salz  ein  gelbes  bis  gelbbraunes  mikrokrystal- 
linisches  Pulver,  das  unter  dem  Mikroskop  scharf  ausgebildete 
sechsseitige  Tafeln  erkennen  läfst    Im  Wasser  ist  das  Salz  so  gut 


—     36     — 

Kobaltlösungen  mit  Ealiumnitrit  auch  dann  bildete^  wenn  aus  der 
Luft  Sauerstoff  aufgenommen  werden  konnte. 

Dafs  ein  Ansäuern  der  Lösung  mit  Essigsäure  die  Bildung  des 
Körpers  so  sehr  beschleunigte^  erklärte  er  daraus,  dals  die  salpetrige 
Säure  eine  rapide  Oxydation  des  Kobalts  bewirke. 

Seine  Analysen  führten  auf  die  Formel: 

Co,03.2N,03  +  SCK^O-N^O,)  +  2H3O  =  SK^O.Co^Oa.öN^Oj  +  2H3O. 

Der  Behauptung  Stromeyeb's,  dafs  sich  in  neutraler  und  saurer 
Lösung  derselbe  Körper  bilde^  trat  0.  L.  Erdmann  entgegen,  der 
eine  eingehende  Untersuchung  über  das  FiscHEB'sche  Salz  und  ver- 
wandte Körper  ausführte.^  Er  stellte  fest,  dafs  der  aus  neutralen 
Lösungen  ausfallende  gelbe  Körper  sich  ohne  Mitwirkung  von  Sauer- 
stoff bildet,  und  dafs  er  mit  dem  FiscHEn'schen  Salz  nicht  identisch 
ist,  dafs  ihm  vielmehr  die  Formel  SCoO.SNgOj  +  SKaO-SN^O,  +  H,0 
zukommt  Die  Anwesenheit  von  Kobaltoxyd  hielt  er  wegen  der 
Bildungs weise  dieses  Körpers  für  ausgeschlossen.  Stbomeyeb's  An- 
gaben über  die  Bildungsweise  des  FiscHEB'schen  Salzes  in  saurer 
Lösung  konnte  Ebdmann  hingegen  bestätigen;  doch  unterscheidet 
sich  seine  Formel  von  der  Stbomeyeb's  durch  den  Mehrgehalt  von 
1  Mol.  NgOj;  er  formulierte  das  FiscHER'sche  Salz: 

Co,03.3N303  +  3K,0.3N,03  +  SH^O. 

Allerdings  liefs  er  die  Frage  nach  der  Oxydationsstufe  des  Kobalts 
ganz  unentschieden  und  neben  dieser  Formel  stellte  er  als  gleich- 
berechtigt die  „Oxydulformel"  3(CoO.N203)  +  3(K30.N203)+3H,0  auf. 

Durch  Verwendung  von  Ammonnitrit  an  Stelle  von  Kaliumnitrit 
gelang  es  Erdmann  dann,  das  dem  Fischer' sehen  Salz  analoge  Am- 
moniumkobaltnitrit darzustellen,  dem  er  die  entsprechende  Formel: 
3(NHJ20.3N203  +  C0JJO3.3N2O3  +  3H3O  zuschreibt. 

Inzwischen  hatte  das  FiscHER'sche  Salz  die  Aufmerksamkeit  der 
Analytiker  auf  sich  gelenkt,  und  seine  Anwendbarkeit  zur  quantita- 
tiven Bestimmung  des  Kobalts  und  zur  Trennung  von  anderen  Me- 
tallen^ wurde  vielfach  diskutiert,  ohne  dafs  man  näher  auf  seine 
speziellen  Eigenschaften  einging.     Erst  Braun, ^   der  diesen  Körper 

^  Journ.  pr.  Chem,  97,  385. 

*  Es  seien  nur  genannt:  H.  Rose,  Chemisch -analytische  Beiträge.  Pogg, 
Ann.  110,  411  (Leipzig  1860j.  Gauhs,  Fres,  Zeitschr,  anal  Cketn.  4,  53  und 
derselbe,  Fres,  Zeitschr.  anaL  Chem.  5,  75. 

*  Fres.  Zeitschr.  anal.  Chem.  7,  313. 


—     37     — 

gleichfalls  zunächst  für  analytische  Zwecke  benutzen  wollte,  machte 
wieder  einen  Versuch,  seine  noch  nicht  vollkommen  aufgeklärte 
Natur  näher  zu  erforschen.  Bbaun's  Verdienst  ist  es  besonders, 
nachgewiesen  zu  haben,  dafs  das  FiscHEB'sche  Salz  neben  Eobaltoxyd 
und  Eali  nur  salpetrige  Säure  enthält;  auch  hat  er  zuerst  auf  die 
grofsen  Schwierigkeiten,  die  die  Eeindarstellung  dieses  Körpers  ver- 
ursacht, aufmerksam  gemacht  Die  Formeln,  die  Braun  für  die 
verschiedenen  Körper  „aus  saurer  und  aus  neutraler  Lösung''  auf- 
stellt, sind  aufserordentlich  kompliziert^  und  konnten  eher  dazu 
dienen,  die  Ansichten  über  diese  Verbindungen  zu  verwirren,  als  sie 
zu  klären.  Schon  Blomstrakd^  übte  an  ihnen  scharfe  Kritik  und 
wies  sie  als  völlig  unberechtigt  zurück. 

Völlige  Klarkeit  über  die  Natur  des  vielumstrittenen  Fisohbb'- 
schen  Salzes  brachte  endlich  Sadtler's  im  Jahre  -1870  erschienene 
Untersuchung'  über  diesen  Körper.  Sadtler  prüfte  noch  einmal 
alle  vorausgegangenen  Arbeiten  und  fand  die  Angaben  von  Ebd- 
MANN,  sowohl  was  die  Entstehungsweise  als  auch  was  die  Zu- 
sammensetzung des  Körpers  anbelangt,  bestätigt 

Das  FiscHEB'sche  Salz  ist  demnach  ein  Kaliumkobaltnitrit  von 
der  Zusammensetzung  SKgO.CfojOj.ßNgO,  +  aq.  Der  Wassergehalt 
ist  nach  Sadtleb's  Angaben  von  der  Därstellungsart  abhängig  und 
schwankt  zwischen  0  und  4  Molekülen. 

Für  die  Konstitution  der  Verbindung  waren  ihm  besonders  ihre 
Analogien  mit  den  kurz  vorher  entdeckten  Doppelnitriten  des  Rho- 
diums^ und  Iridiums,^  denen  die  Zusammensetzung  Kh^CNOg^^^^ 
resp.  Jr3(N02),2Kg  zukommt,  mafsgebend.  Auch  die  Ähnlichkeit 
einiger  von  Gibbs  und  Genth  beschriebenen  Doppelkobaltcyanide 
ammoniakalischer  Kobaltbasen  mit  den  von  ihm  dargestellten  Doppel- 
kobaltnitriten der  gleichen  Basen  sprachen  für  die  von  Sadtler 
aufgestellte  FormeL  In  derselben  Arbeit  wurden  die  dem  Kalisalze 
entsprechenden  Natrium-  und  Ammoniumsalze  beschrieben,  doch 
sind  die  Angaben  über  diese  Körper  nicht  zuverlässig. 

War  durch  Sadtler  die  Frage  nach  der  Natur  des  Fischbb*- 
schen  Salzes  —  wenigstens  soweit  analytische  Hilfsmittel  und  das 
geringe  vorliegende  Vergleichsmaterial  es  zuliefsen  —  somit  gelöst, 


^  Manche  enthalten  bis  62(!)  Atome  Kobalt 
^  Chemie  der  Jetxtxeit  (1869)  S.  417. 

*  Amer,  Journ,  Sc,  [Stil.]  [2]  (1870)  49. 

*  Claus,  Pet  Äc.  BulL  2,  185. 

*  Lanq,  KönigL  Schic.  Äc,  Ahhandl  (N.  F.)  5. 


—     38     — 

so  fehlte  einerseits  noch  immer  die  experimentelle  Bestimmung  der 
OxTdationsstufe  des  Kobalts,  andererseits  waren  aufser  dem  Kalisalze 
keine  reinen  Körper  zur  Untersuchung  gekommen,  und  die  Formeln 
der  anderen  beschriebenen  Salze,  z.  B.  des  Natriumsalzes,  analytisch 
keineswegs  zweifellos  festgestellt. 

Eine  Neuuntersuchuug  der  Kobaltidoppelnitrite  erschien  daher 
wünschenswert,  insbesondere  seitdem  durch  die  W£fiNER*sche  Theorie 
diese  Körperklasse  in  so  nahe  Beziehungen  zu  den  Kobaltamminen 
gebracht  ist  Vor  allem  mufste  hierbei  zunächst  eine  neue  Dax- 
stellungsmethode für  die  Verbindungen  gesucht  werden,  durch  die 
man  anders  als  nach  den  bisherigen  Verfahren  auch  die  leicht  lös- 
lichen Salze  in  reinem  Zustande  gewinnen  konnte.  Hierbei  zeigte  es 
sich  nun,  dafs  neben  der  bekannten  Reihe  der  Kobaltdoppelnitrite 
vom  Typus  SB^O.CojOyßNgOg  noch  verschiedene  andere  Typen  exi- 
stieren, die  sich  alle  vom  Kobaltoxyd  ableiten. 


I. 

Bestimmung  der  salpetrigen  Säure  und  der  Oxydationsstufe 

des  Kobalts. 

In  den  meisten  früheren  Arbeiten  über  das  Fih^CHEB'sche  Salz 
war  die  salpetrige  Säure  entweder  nur  aus  der  Differenz  (nach 
vorangehender  Wasserbestimmung)  berechnet  worden,  oder  aber  man 
ermittelte  den  Stickstoffgehalt  durch  Verbrennung  nach  der  Ditma.s'- 
schen  oder  einer  ähnlichen  Methode.  Dies  letztere  Verfahren  litt 
an  dem  Ubelstand,  dafs  es  nur  den  Gesamtstickstoff  erkennen  liefs, 
aber  keine  Klarheit  darüber  brachte,  ob  etwa  neben  der  salpetrigen 
Säure  noch  Salpetersäure  vorhanden  wäre. 

An  demselben  Fehler  leidet  die  andere  gebräuchlichste  Methode 
für  die  Bestimmung  der  salpetrigen  Säure:  die  Überführung  in  Am- 
moniak durch  nascierenden  Wasserstoff  in  alkalischer  Lösung. 

Die  Titration  mit  Kaliumpermanganat,  die  eine  Bestimmung  von 
NjOj  neben  NgOg  ermöglicht,  war  deswegen  nicht  anwendbar,  weil 


—     39     — 

uur  dann  brauchbare  Resultate  erzielt  werden,  wenn  die  Nitritlösung 
in  überschüssiges  Permanganat  einfliefst,  und  wegen  der  Schwerlös- 
lichkeit der  Doppelnitrite  ohne  weiteres  eine  solche  nicht  hergestellt 
werden  konnte. 

Dagegen  führte  eine  Modifikation  eines  von  Frankland  ^  ange- 
gebenen gasanalytischen  Verfahrens  für  die  Bestimmung  der  sal- 
petrigen Säure  auch  bei  diesen  teilweise  fast  unlöslichen  Salzen 
zum  Ziel 

Fbankland  benutzte  hierzu  die  Einwirkung  von  Harnstoff  auf 
Nitrite,  die  in  saurer  Lösung  nach  der  Gleichung  C0(NH2)g  +  N3O3 
=  COg  +  2N,  +  2H,0  vor  sich  geht,  indem  er  den  freiwerdenden 
Stickstoff,  das  doppelte  Volumen  der  im  Nitrit  enthaltenen  Menge, 
zur  Messung  brachte. 

Für  die  unlöslichen  Eobaltdoppelnitrite  war  jedoch  die  von 
ihm  gewählte  Apparatanordnung  —  er  arbeitete  mit  einem  dem 
LuNöE'schen  Nitrometer  ähnlichen  Rohr  —  nicht  direkt  anwendbar, 
und  wurde  daher  die  folgende  Vorrichtung  benutzt: 

Ein  kleiner,  ca.  50  ccm  fassender  Kolben  mit  sehr  weitem  Hals 
war  durch  einen  dreifach  durchbohrten  Gummistopfen  verschlossen, 
in  dessen  Bohrungen  ein  bis  fast  auf  den  Boden  reichendes  Knie- 
rohr, ein  unten  umgebogener  Hahntrichter  und  ein  gerade  unter  dem 
Stopfen  endigendes  Gasableitungsrohr  eingeführt  waren.  Ersteres 
stand  mit  einem  Kipp'schen  Kohlensäureapparat,  letzteres  mit  dem 
in  der  Elementaranalyse  üblichen  Azotometer  in  Verbindung.  In 
diesem  Apparat  wurde  die  Bestimmung  der  salpetrigen  Säure  fol- 
gendermafsen  ausgeführt: 

Der  mit  0.2 — 0.4  g  Substanz  beschickte  Kolben  wurde  in  ein 
Stativ  eingeklemmt,  verschlossen  und  mit  dem  Kohlensäureapparat 
und  dem  Azotometer  verbunden.  Darauf  wurde  ein  Kohlensäure- 
strom  durchgeleitet,  bis  alle  Luft  vertrieben  war,  das  Azotometer 
durch  Heben  der  Niveaukugel  gefüllt  und  oben  verschlossen,  der 
Unterdruck  wieder  hergestellt ,  und  die  Verbindung  zwischen  dem 
Kolben  und  dem  Elipp'schen  Apparat  durch  den  Quetschhahn  ab- 
gesperrt. 

Hierauf  wurden  durch  das  Trichterrohr  einige  Kubikcentimeter 
konzentrierte  Hamstofflösung  und  ca.  20  ccm  verdünnte  Schwefel- 
säure zugelassen.  Meistenteils  begann  die  Stickstoffentwickelung 
sofort,  sie  wurde  durch  langsames  Erwärmen  befördert  und  schliefs- 


*  Joum.  Chem.  Soe.  (1888)  53,  364. 


—     40     — 

lieh  durch  kräftiges  Sieden  der  Flüssigkeit  zu  Ende  geführt  Die 
letzten  Stickstoffireste  wurden  durch  einen  Eohlensäurestrom  in  das 
Azotometer  übergeführt,  bis  das  Niveau  in  demselben  konstant  war. 
Zur  Eontrolle  der  Methode  wurden  einige  Bestimmungen  an  einer 
Natriumnitritlösungy  deren  Gehalt  an  N3O3  durch  Titration  ermittelt 
war,  ausgeführt  Die  Resultate  sind  in  der  folgenden  Tabelle  ent- 
halten. 


Ange- 

Ange- 

Ge- 

Bei dem 

der 

Gefundene 

Nr. 

1 

wandte 

wandt 

funden 

Druck 

Tempe- 

salp. Säure 

Difierenz 

Lösung 

N,0, 

N  in 

in 

ratur 

in 

g 

ccm 

g 

ccm 

mm 

i9C. 

g 

• 

1 

20 

0- 07398 

45-5 

755 

14 

0-07313 

-000085 

2 

20 

0- 07398 

45-6 

754-5 

15 

0- 07290 

-0-00108 

3 

20 

0-07398 

45-5 

756-5 

14 

0-07327 

-000071 

4 

25 

0- 09247 

57-8 

756-5 

14-5 

0- 09308 

+  0-00061 

5 

25 

0-09247 

57.5 

757 

13-5 

0- 09261 

+  0- 00014 

6 

25 

0- 09366 

59 

756 

18*5 

0-09512 

+  0-00146 

7 

25 

0-09366 

1    59-2 

744 

14 

0-09376 

+  0-00010 

8 

25 

0-09366 

57-5 

755.5 

14 

0-09247 

-000119 

9 

25 

0-09366 

58-2 

754 

13 

0-09374 

+0- 00008 

Nachdem  diese  Versuche  bereits  längere  Zeit  beendigt  waren^ 
publizierte  Werneb^  eine  ähnliche  Methode  für  die  Bestimmung 
der  salpetrigen  Säure,  die  sich  auf  die  Wechselzersetzung  von 
Nitriten  mit  Chlorammonium  beim  Kochen  gründet.  Ein  gleiches 
Verfahren  war  übrigens  bereits  von  Rosenbladt^  angewendet 
worden. 


Dieselbe  Methode  gestattete  zugleich  eine  Bestimmung  der 
Oxydationsstufe  des  Kobalts.  Versuche,  diese  nach  einer  der 
bekannten  Titrationsmethoden  für  Superoxyde  zu  ermitteln,'  hatten 
nämlich  gezeigt,  dafs  in  saurer  Lösung  die  salpetrige  Säure  und 
das  Kobaltoxyd  sich  sofort  nach  folgenden  Gleichungen  umsetzt: 

2K3Co(NO,)g  +  BH^SO^  =  Co^lSOJg  +  SK^SO^  +  12  HNO,. 
Coa(SO^)3  +  1 2  HNO,  +  H^O  =  2  CoSO^  +  H,SO^  +  HNO3  + 1 1 HNO,^ 

*  Z.  anorg,  Ckem.  14,  36. 

*  Ber.  deutsch,  ehem.  Oes,  19,  2531. 

'  Für  die  ausführlichere  Beschreibung  der  Versuche  vergl.  die  Inaugural- 
Dissertation  von  J.  Koppel. 


41 


Die  angeeäuerten  Lösungen  enthielten  also  kein  Kobalteesqui- 
oxyd  mehr,  dafür  war  aber  ein  Teil  der  salpetrigen  Sänre  zu  Sal- 
petersäare  oxydiert  Konnte  demgemäfa  in  den  sauren  Lösungen 
der  Oi^dationsgrad  des  Kobalts  titrimetrisch  nicht  mehr  festgestellt 
werden,  so  konnte  andererseits  durch  die  Hamstoffinathoda  nur  ein 
Bruchteil  des  nach  dem  DcHAS'schen  Verfahren  zu  ermittelnden 
Oesamtstickstoffas  gefunden  werden,  da  die  gebildete  Salpetersäure 
mit  Harnstoff  nicht  reagiert.  Aus  dieser  Differenz  muläte  sich  nun 
leicht  die  Oxydationsstufe  des  Kobalts  berechnen  lassen,  da  jedes 
durch  die  HamstoSmethode  nicht  angezeigte  MolekUl  N,0,  2  Atomen 
aktiren  Sauerstoffes  entsprechen  mufste.  Aus  dem  Verhältnis  des 
aktiren  Sauerstoffes  zu  der  in  der  Verbindung  enthaltenen  Kohalt- 
menge  ergab  sich  die  Oxjdationsstufe  des  Kobalts.  Natürlich  war 
Yorher  festzustellen,  oh  die  zu  untersuchende  Verbindung  nicht  an 
und  für  sich  schon  Salpetersäure  enthielt,  was  nach  Entfernung  des 
Kobalts  durch  Natronlauge  leicht  zu  bewerkstelligen  war. 

Die  in  der  folgenden  Tabelle  zusammengestellten  Ergehnisse 
bestätigen  die  Brauchbarkeit  der  Methode  f^r  diesen  Zweck,  und 
zeigen,  daTs  sämtliche  dort  angegebenen  Doppelnitrite  VerbinduDgen 
des  Kobaltsesquioxyds  COjO,  sind. 


■ 

II 

in     IV 

V    1     VI     1               VII 

KSrpers 

< 

1° 

j 

Verhältnis  des 

*um  Kobalt 

3N«,O.Co,0,-6N.O,  +  5V,H,0 
3(NH,),0.Co,0..6NA+  l'/,H,0 

3BaO.Co,0,-eN,0,  +  ^H.O 
3PbO.Co,0,.6N,0,  +  12H,0 

51-39 
56 '61 

33 '66 
30. U 

46-96 
Gl-91 

SO- 88 
27 -ÖO 

4-41 
4-83 
2-98 
S-B4 

1-86 
2-07 
1-26 

i-n 

13-20 
14-93 
9-20 

8-00 

0-116:  0-223  =  1:8 
0-1B9  rO-253  =  l:2 

0-078t:0-l5e~l:2 
0-06fl3:0135  =  l;2 

II. 
Kobaltoxydnitrite. 

Von  den  KobaltoxyddoppelnitriteD  ist  bisher  nur  das  Kali- 
salz, dessen  Geschichte  in  der  Einleitung  gegeben  ist,  genauer 
untersucht  worden.  Aufserdem  ist  noch  ein  Ämmonsalz,  ein  Na- 
triumsalz   sowie    ein   Bleikaliumdoppelsalz    beschrieben,    doch   sind 


—    54    — 

Dieser  Körper  bildet  schöne,  0*5  mm  lange,  granatrote  Kry- 
stalle,  die  wie  alle  roten  Eobaltnitrite  unter  dem  Mikroskop  einen 
merkwürdigen  grauyioletten  Reflex  zeigen. 

Nach  dem  Auskrystallisieren  ist  er  in  Wasser  nicht  leicht  wieder 
löslich.  Steht  seine  Lösnng  längere  Zeit  an  der  Luft,  so  kann  das 
Barynmnitrit  vollständig  oxydiert  werden,  und  nebenbei  bildet  sich 
ein  basisches  Kobaltnitrit, ^  das  in  absolutem  Alkohol  leicht  löslich 
ist  und  so  von  dem  Baryumnitrat  leicht  getrennt  werden  kann. 

Rotes  Strontiumsalz,  2SrO.Co,03.4N203  +  11H,0. 

In  eine  gut  gemischte  Suspension  von  1  MoL  Kobaltkarbonat 
und  1  Mol.  Strontiumkarbonat  wurde  salpetrige  Säure  bis  zur  völligen 
Lösung  eingeleitet  Ein  übermäfsig  langes  Einleiten  schadet  —  im 
Gegensatz  zum  Baryumsalz  —  nichts,  da  die  dem  gelben  Barynm- 
salz  entsprechende  Verbindung,  die  offenbar  weit  löslicher  ist,  sich 
nicht  ausscheidet.  Die  Lösung  blieb  wochenlang  über  Schwefelsäure 
stehen  und  setzte  schliefslich  kleine  granatrote  Kryställchen  ab,  die 
zwischen  Fhefspapier  getrocknet  wurden.  In  einigen  Fällen  war 
wie  beim  Baryumsalz  eine  Oxydation  eingetreten.  Es  hatte  sich 
Strontiumnitrat  und  ein  basisches  Kobaltnitrat  gebildet,  welch  letzteres 
sich  durch  absoluten  Alkohol  extrahieren  liefs. 

Die  Analysen  ergaben  flir  dieses  Salz  die  Formel: 

2SrO.Co203.4N203  +  IIH^O. 


Berechnet 

Gefunden 

°/o 

/o 

2  SrO     =  207  -  23  •  66 

23-40               — 

Co,0,    =  166  =  18-97 

18-49           18-86 

4  N,0,   =  304  =  34-74 

35-37           35-42 

llHjO  =  198  =  22-63     . 

—                  — 

In  seinen  Eigenschaften  ist  dieser  Körper  dem  entsprechenden 
Baryumsalz  sehr  ähnlich;  nur  ist  seine  Neigung,  sich  zu  oxydieren, 
erheblich  gröfser. 

Ein  diesen  Körpern  in  der  Zusammensetzung  entsprechendes 
Calciumsalz  scheint  auch  existenzfähig  zu  sein,  konnte  aber  wegen 
seiner  sehr  grofsen  Lösliclikeit  nicht  analysenrein  dargestellt  werden. 


*  Vergl.  S.  57. 


—    55     — 

3.  Verbindungen  der  ZasanunenBetziuig  2B"0.Co203.3Br203+zH20. 

Zinkkobaltinitrit. 

Durch  Umsetzung  der  Lösung  des  roten  Natriumkobaltinitrits 
mit  Zinkchlorid  und  langsames  Verdunsten  der  Fltlssigkeit  über 
Schwefelsäure  wurden  sehr  schöne,  kleine  Erystalle  einer  Zinkkobalt- 
verbindung gewonnen,  die  allerdings  stets  durch  Beimengungen  ver- 
unreinigt waren.  Ganz  rein  erhält  man  diese  Verbindung,  wenn 
man  Eobaltkarbonat  und  Zinkoxyd  in  der  angegebenen  Weise  mit 
N2O3  behandelt  Man  arbeitet  am  besten  zunächst  mit  viel  Wasser 
und  läfst  dann  die  erhaltene  verdünnte  rotbraune  Lösung  langsam 
an  der  Luft  verdunsten;  die  Anwendung  von  Wärme  ist  dabei  aus- 
geschlossen. Nachdem  die  Flüssigkeit  sirupös  geworden,  beginnt  die 
Ausscheidung  tiefroter ,  fast  schwarzer  Erystalle  in  grofser  Menge. 
Dieselben,  bisweilen  ca.  5  mm  grofs,  sind  sehr  scharf  ausgebildet,  sie 
gehören  augenscheinlich  dem  monoklinen  System  an;  aufser  den 
Pyramiden  konnten  keine  anderen  Flächen  an  ihnen  beobachtet 
werden. 

Die  Analyse  dieser  Verbindung  machte  aufserordentliche  Schwierig- 
keiten, da  keine  der  bekannten  Methoden  eine  genaue  Trennung  von 
Zink  und  Kobalt  zuläfst  Weder  durch  Nitrose- /ff -naphtol,  noch 
durch  Ealiumnitrit,  noch  durch  Brom  in  essigsaurer  Lösung  liefs  sich 
eine  ganz  quantitative  Scheidung  der  beiden  Metalle  herbeiführen. 
Es  bleibt  stets  eine  gewisse  Menge  von  Eobalt  im  Zink,  während 
umgekehrt  der  ausgefällte  Niederschlag  stets  Zink  enthält.  Zahl- 
reiche, nach  diesen  Methoden  ausgeführte  Analysen,  gaben  keine 
auch  nur  einigermafsen  befriedigende  Resultate.  Auch  die  von  ver- 
schiedenen Seiten  vorgeschlagenen  elektrolytischen  Trennungsver- 
fahren versagten  vollkommen.  Es  hat  dies  wohl  hauptsächlich 
seinen  Grund  darin,  dafs  alle  diese  Methoden  für  Zink  und  Nickel 
ausgearbeitet  sind  und  dann  einfach  analog  auf  das  Eobalt  über- 
tragen wurden,  bei  dem  sie  aber,  da  dieses  Metall  in  seinem 
Verhalten  oft  wesentlich  von  Nickel  abweicht,  nicht  anwendbar  sind. 
Die  relativ  besten  Resultate  gab  noch  die  Abscheidung  des  Zinks 
durch  Schwefelwasserstoff  aus  einer  mit  geringen  Mengen  Schwefel- 
säure versetzten  essigsauren  Lösung.  Auf  diesem  Wege  war  es 
wenigstens  möglich,  die  Formel  fbr  das  Zinksalz  festzustellen,  wenn 
auch  die  Analysenwerte  mit  den  theoretischen  nur  angenähert  über- 
einstimmen. Auch  durch  eine  wiederholte  Fällung  des  Schwefelzii^ 
konnten  die  Resultate  nicht  verbessert  werden. 


56 


Aus  den  Analysen  ergiebt  sich  für  das  Zinksalz  die  Formel: 

2ZnO.Co,0,.3N,05  +  llHjO. 


Berechnet 

Gefunden 

\ 

/o 

2ZnO    »  162-  21-49 

21-71  —  19.87 

—  23-52  —  23-58  - 

-  23-65 

C0|0»   «  166  -  22-02 

2804  —  22-61 

—  23-77 

3N,0,  =  228  =  30-24 

30-26  —  29-93 

—  2987 

llHjO  =-  198  =     — 

754 

Zn  +  Co»             82-89 

82-95  —  88-27 

-  82-85 

In  einer  ziemlich  yerdünnten^  schwach  essigsauren  Lösung 
bringen  Kalisalze  nach  einiger  Zeit  einen  Niederschlag  von  Fischebs 
Salz  hervor,  indem  eine  molekulare  Umlagemng  stattfindet  Ammon- 
salze  geben  ebenfalls  eine  Fällung  von  Ammonkobaltinitrit  in  den 
charakteristischen  Rosetten.  Durch  Zusatz  von  Silbemitrat  zu  einer 
konz.  Lösung  des  Salzes  entsteht  ein  Niederschlag  von 

Silberkobaltinitrit,  2Ag20.Co203.3Na03  +  3H,0. 

Die  Verbindung  ist  graubraun  gefärbt  und  mikrokrystallinisch. 

Die  Analyse  führte  zu  folgenden  Resultaten: 

2Ag,O.Co203.3N,03  +  3HjO. 


Berechnet 

Gefunden 

2Ag,0  -  464  =  50-88 

CoA    =  166  =■  18-20 
3NjOa  =  228  =  25-00 
3H,0    =    54  =    5. 92 
912 

50-57           —           49-84 

18-47           —           18-41 

—           2507           — 

Durch  Differenz  5-89 

In  Wasser  ist  dieser  Körper  sehr  schwer  löslich ;  beim  Kochen 
scheint  er  zunächst  in  Lösung  zu  gehen,  doch  zersetzt  er  sich 
hierbei,  denn  beim  Erkalten  der  Lösung  scheiden  sich  die  cha- 
rakteristischen Nadeln  von  Silbernitrit  in  grofsen  Mengen  aus. 

Ein  dem  Silbersalz  analoges  Bleisalz  konnte  durch  Umsetzung 
des  Zinksalzes  mit  Bleiacetat  nicht  erhalten  werden.  Es  entsteht 
hierbei  schliefslich  nach  Bildung  verschiedener  schlecht  charakteri- 
sierter und  daher  nicht  isolierbarer  Zwischenprodukte  ein  sehr 
basisches  Bleikobaltinitrit. 


57 


Kobaltokobaltinitrii 

I.  Durch  Zersetzung  von  Baryumnitrit  mit  Kobaltsulfat  erhielt 
Hampe^  eine  dunkelweinrote  Lösung,  die  eine  blätterige,  rote  Kry- 
stallmasse,  ein  Gemisch  yon  Eobalto-  und  Kobaltinitrit,  ab- 
setzte. Beim  Erwärmen  der  Lösung  schied  sich  ein  sehr  basisches 
Eobaltinitrit  aus.  Lang'  konnte  auf  dieselbe  Weise  kein  Eobalto- 
nitrit,  sondern  nur  kleine  schwarzbraune  Erystalle  eines  sehr 
basischen  Eobaltinitrits  erhalten. 

Wie  schon  oben  erwähnt,  erhält  man  zuweilen  bei  der  frei- 
willigen Oxydation  des  roten  Baryumkobaltinitrits  ein  baryumfreies 
Produkt,  das  in  absolutem  Alkohol  ziemlich  leicht  löslich  ist  und 
nach  dem  Verdunsten  des  letzteren  als  ein  amorphes,  rotbraunes 
Pulver  zurückbleibt  Die  Analyse  dieses  Eörpers  liefs  erkennen, 
dafs  er  ein  sehr  basisches  Eobaltinitrit  darstellt 

U.  Durch  Einleiten  von  salpetriger  Säure  in  eine  Suspension 
von  Eobaltkarbonat  wurde  eine  braune  Lösung  erhalten,  aus  der 
sich  beim  Verdunsten  des  Wassers  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
kleine,  fast  schwarze  Eryställchen  absetzten,  die  jedoch  bisweilen 
mit  hellrot  gefärbtem  Eobaltuitrat  verunreinigt  waren.  Die  Analysen 
reiner  Präparate  führten  zu  folgenden  Resultaten: 

a.  Eobaltbestimmungen. 
0-3897  g  Subst  gab  0-1174  g  Co  =  30-13  7^,  Co 


0-2731 


97 


H 


ff 


0-0822  „  Co  =  30-02  7o  Co. 


b.  Stickstoffbestimmungen. 


Angewandte 
Substanz 

Ge- 
funden 

N 

Druck 

<o 

D 

K 

Angewandte  Methode 

g 

com 

mm 

N.0, 

N.O. 

1.    0.4603 

45.7 

769 

19 



31.58 

Verbrennung. 

2.    0.5360 

53.7 

770-5 

20.5 



81. 67 

V 

S.    0-8658 

53-5 

762. 5 

24.5 

22-45 

— 

Hamstoffinethode. 

4.    0*3144 

45-9 

761 

23 

22-53 

» 

5.    O-ISU 

— 

— 

— 

24.49 

Titration  mit  KMnO^.« 

6.    01310 

— 

23-83 

»>           » 

1  Ann.  Chem.  (1863)  125,  334. 

'  K,  Vet.  HandL  Joum.  1860;  im  Auszug  von  Rammelsbero  in  Pogg.  Ann. 
118,  282. 

'  Zur  mafsanalytiscben  Bestimmung  der  salpetrigen  Säure  wurde  eine  ab- 
gewogene Menge  des  Körpers  im  Mefskolben  durch  KOH  zersetzt,  die  Lösung 


—    58     — 

Aus  diesen  yerschiedenen  Bestimmungen  sind  folgende  Schlüsse 
zu  ziehen: 

1.  Von  dem  Gesamtstickstoff  (durch  Verbrennung  gefunden) 
sind  nur  '/^  als  N^Oj  (durch  Permanganat  ermittelt),  der  Rest  ist 
als  Salpetersäure  vorhanden. 

2.  Aus  der  geringen  Differenz  der  durch  die  Titration  und  der 
nach  der  Harnstoffmethode  gefundenen  Menge  der  salpetrigen  Säure 
folgt,  dafs  nur  ein  Bruchteil  des  Kobalts  als  Oxyd  vorhanden  ist, 
da  für  den  Fall,  dafs  alles  Kobalt  als  Oxyd  vorhanden  wäre,  der 
wegen  der  Oxydation  von  N^Og  zu  NgO^  nicht  angezeigte  Teil  von 
N2O3  weit  beträchtlicher  hätte  sein  müssen. 

unter  Berücksichtigung  all  dieser  etwas  komplizierten  .Verhält- 
nisse läfst  sich  für  die  vorliegende  Verbindung  die  folgende  Formel 
aufstellen: 

3CoO.Co203.3N303.N20ß  +  14H,0. 


1 

Berechnet 

Gefunden 

'/o 

0/ 

10 

CojO,    =  166  =  16-96 

16-98 

— 

16-91 

3CoO    =  225  =  22-98 

1 

22-98 

22-95 

3  N,Os  =  228  =  23 .  29 

23-83 

— 

24-49 

NjOft     «  108  =  11.03 

— 

10-37 

14H,0  =  252  =  25.74 

25-37 

— 

979 

8N     =  112  =  11.44 

11-63 

11-67 

Die  zutreffendste  Auffassung  dürfte  wohl  die  durch  die  Formel 

2C0O.C02O3.3N2O3  +  Co(N03)2  +  I4H3O 

ausgedrückte  sein.  Es  läge  demnach  dann  eine  dem  beschriebenen 
Zink-  und  Silbersalz  analoge  Kobaltoxydul  Verbindung  vor,  die  mit 
1  Mol.  Kobaltnitrat  zusammenkr^'stallisiert  Um  diese  Anschauung 
zu  bestätigen,  wurde  eine  Lösung  dieses  Körpers  mit  Silbemitrat 
umgesetzt,  wobei  thatsächlich  das  oben  beschriebene  Silbersalz,  wenn 
auch  nicht  ganz  analysenrein  ausfiel.  Dem  Stammkörper  kommt 
mithin  die  Zusammensetzung 

2G0O.CO2O3.3N2O3  +  xHjO 

zu.    Ob  das  Molekül  Kobaltnitrat  ein  integrierender  Bestandteil  der 


bis  zur  Marke  verdünnt  und  sodann  durch  ein  trockenes  Filter  in  eine  trockene 
Bürette  filtriert.  Eine  gemessene  Menge  stark  saurer  Permanganatlösung  wurde 
sodann  mit  der  Nitritlösung  auf  farblos  titriert. 


—    59    — 

Verbindang  ist  oder  nur  eine  zufällige  Beimengung  der  untersuchten^ 
nicht  umkrystallisierbaren  Präparate,  mag  vorläufig  dahingestellt 
bleiben. 

4.  Die  Konstitation  der  Kobaltidoppelnitrite. 

Die  sämtlichen,  in  den  Torigen  Abschnitten  beschriebenen  Ver- 
bindungen sind,  wie  in  jedem  Einzelfall  analytisch  nachgewiesen 
wurde,  Verbindungen  des  Kobaltsesquioxyds.  Ihrer  molekularen 
Zusammensetzung  nach  lassen  sich  drei  verschiedene  Typen  unter- 
scheiden : 

1.  SRgO.CojOj.eNjOj  +  X  aq. 

2.  2E^O.Co,0,.4Nj03  +  x  aq. 

3.  2  RjO.CojOj.S  NjO,  +  x  aq. 

Es  ist  nicht  möglich,  zur  Aufklärung  der  Konstitution  dieser 
Verbindungen  die  sonst  zu  diesem  Zwecke  benutzten  .physikalisch- 
chemischen Methoden  anzuwenden,  da  die  Körper  zum  Teil  ganz 
unlöslich,  zum  Teil  nachdem  sie  auskrystallisiert,  nicht  unzersetzt 
wieder  in  Lösung  zu  bringen  sind,  zum  Teil  aber  auch  doch  nicht 
so  rein,  wie  es  für  diese  Messungen  erforderlich  ist,  erhalten 
werden  können.  —  Nichtsdestoweniger  läfst  sich  mit  Bestimmt- 
heit nachweisen,  dafs  in  ihnen  nicht  einfache  Doppelsalze,  sondern 
„komplexe  Verbindungen"  vorliegen.  Diese  Annahme  wurde  schon 
früher  von  den  bis  dahin  dargestellten  Verbindungen  der  einzig  be- 
kannten ersten  Reihe  gemacht;  sie  wird  gestützt  durch  die  That- 
sache,  dafs  bei  der  Umsetzung,  z.  B.  des  Natriumsalzes  mit  Metall- 
salzen, sich  nicht  beliebige  Metallnitrite  bilden,  sondern  dafs  wiederum 
wohlcharakterisierte  Metallkobaltinitrite  entstehen.  Bei  dieser 
Umsetzung  sind  also  die  Reaktionen  der  salpetrigen  Säure  zum 
Teil  verdeckt  und  auch  die  Reaktionen  des  Kobaltoxydes  sind  zum 
mindesten  teilweise  verändert  Die  einfachen  Salze  des  Kobaltsesqui- 
oxydes  sind  nämlich  aufserordenüich  unbeständige  Verbindungen, 
während  in  den  vorliegenden  Körpern  diese  Oxydationsstufe  des 
Kobalts  ebenso  wie  in  den  zahlreichen  Kobaltamminen  von  relativ 
grofser  Stabilität  ist  Es  bedarf  sogar  in  manchen  Fällen  erst  des 
Erhitzens  mit  Mineralsäuren,  um  diese  Körper  zu  zerstören. 

Dies  Verhalten  der  Nitrite  hat  A.  Werner^  Veranlassung  ge- 
geben, theoretisch  den  Zusammenhang  zwischen  den  Doppelnitriten 
und  Kobaltamminen  zu  konstruieren  und  eine  Reihe  zu  bilden,  deren 


*  Z.  anorg.  Chem,  8,  267  ff. 


—     60     — 

Endglieder  einerseits  die  Kobalthexammine  Co{NH3)3S3',  andererseits 
die  Doppelnitrite  Co(N02)gMg'  sind.  Will  man  den  Anschauungen 
dieser  für  die  Systematik  der  Metallammine  unzweifelhaft  sehr  wich- 
tigen Theorie  folgend,  auch  die  vorliegenden  neuen  Salzreihen  analog 
auffassen,  wie  es  Wernes  für  die  Hexanitritokobaltisauren  Salze  ^ 
Co(N02)gM'3  der  ersten  Reihe  gethan,  so  mufs  man  folgende  Punkt« 
der  WERNEB'schen  Theorie  berücksichtigen.  Um  das  Kobaltatom 
sind  in  „der  ersten  Sphäre*'  sechs  entweder  gesättigte  Moleküle  wie 
H,0  oder  NHj,,  oder  ungesättigte  Radikale,  wie  NO3,  gelagert,  die 
mit  dem  Kobaltatom  zusammen  das  komplexe  Metallradikal  bilden. 
Die  Valenz*  des  komplexen  Metallradikals  ist  gleich  der  Differenz 
der  Valenz  des  Metallatoms  und  der  Valenzen  der  in  der  ersten 
Sphäre  befindlichen  ungesättigten  Radikale,  dagegen  unbeeinflufst 
von  den  gesättigten  Molekülkomplexen. 

Demgemäfs  käme  den  drei  Salzreihen  der  Kobaltinitrite  die 
Konstitution  zu 

1.  (Co(N02)e)M'3.       2.  (Co^^^Mw,.       3.  (cJ^^^M. 

Mit  X  seien  hier  vorläufig  die  noch  unbekannten  Atomgruppen 
bezeichnet,  die,  neben  den  NOg-Gruppen  in  der  „ersten  Sphäre" 
stehend,  das  komplexe  Radikal  bilden.  Ob  bei  den  untersuchten 
Verbindungen  etwa  fester  gebundene  Wassermoleküle  diese  Stellen 
einnehmen,  liefs  sich,  wie  erwähnt,  bei  der  aufserordentlichen  La- 
bilität der  Körper  experimentell  nicht  ermitteln.  Da  aber  die 
Verbindungen  aufser  den  Metallen,  salpetriger  Säure  und  Wasser 
keine  anderen  Bestandteile  enthalten,  so  wäre  zunächst  a  priori  nur 
anzunehmen,  dafs  Wassermoleküle  diese  Funktion  haben. 

Alsdann  müfste  nach  obiger  Annahme  das  negative  Radikal  in 
der  zweiten  Verbindungsklasse  einwertig,  in  der  dritten  nullwertig 
sein,  d.  h.  hier  würden  nicht  dissoziierende  Verbindungen  vorliegen. 
Auch  das  liefs  sich  experimentell  wegen  der  ünlöslichkeit  und  Zer- 
setzlichkeit  der  Körper  nicht  untersuchen.  Die  Körper  der  zweiten 
Reihe  enthielten  nun  aber  im  Verbindungsmolekül  neben  einem  Ko- 
baltatora  je  zwei  einwertige  bezw.  ein  zweiwertiges  Metallatom, 
ebenso  die  Verbindungen  der  dritten  Reihe.    Diese  Ergebnisse  stehen 


*  Z.  anory.  Chem.  14,  27. 

*  Z.  anorg,  Chem,  3,  325. 


—     61     — 

also  mit  den  Forderungen  der  WsBNEB'schen  Theorie  nicht  direkt 
im  Einklänge,  man  müfste  denn  annehmen,  dafs  in  der  zweiten  Reihe 
ein  einwertiges  Metallatom,  in  der  dritten  zwei  einwertige  bezw.  die 
äquivalente  Zahl  zweiwertiger  in  die  erste  Sphäre  rückten  und  nicht 
mehr  dissoziierten,  so  dafs  den  Körpern  die  Konstitution  zukäme 

/    (N0,),\  /    (N0,)3 

2.   Co  M'       M'.  3.    Co  M' 

\     H,0  /  \     H,0 

Ob  diese  Annahme  überhaupt  möglich  ist,  erscheint  zweifelhaft, 
soll  aber  hier  nicht  diskutiert  werden.  Es  sollte  nur  objektiv  für 
diese,  den  von  Werner  selbst  in  seine  Theorie  eingeordneten  Ko- 
baltihexanitriten  nahe  verwandten,  Körper,  die  aus  der  Koordinations- 
lehre  zu  ziehenden  Folgerungen  erörtert  werden. 

Nach  der  älteren  Valenzlehre  lassen  sich  die  Verbindungen 
jedenfalls  leicht  in  einer  ihren  Eigenschaften  und  Bildungsweise  ent- 
sprechenden Weise  erklären.  Es  ist  als  erwiesen  zu  betrachten,  dafs 
allen  Verbindungen  das  dreiwertige  Kobalt  zu  Grunde  liegt,  und  dafs 
die  Körper  der  zweiten  und  dritten  Reihe  basischere  Verbindungen 
sind,  als  die  der  ersten  Reihe. 

Nimmt  man  nun  an,  dafs  in  diesen  Körpern  die  dreibasische 
salpetrige  Säure  enthalten  ist,  eine  Annahme,  die  schon  längst  bei 
anderen  basischen  Nitriten,  besonders  bei  den  interessanten  Blei« 
nitriten  ^  gemacht  ist,  so  ergeben  sich  für  die  drei  Reihen  der  Kobalt- 
doppelnitrite die  folgenden  Konstitutionsformeln: 


L 


Co=(ON<^>NOR), 


OH 


IL  Co=(ON<(q^N— 0R')2 

oder  das  Doppelte  unter  Austritt  von  Wasser. 

.ON<g\ 
m.  Cof  ON<)C  )R'. 

^0N<^/ 

Die  Gruppe  HO — N^^yN — OH    ist    durch    Anhydridbildung 
aus   zwei   Mol.  N(OH)g    entstanden   zu   denken;   sie  hat    verwandte 

'  Graham  Otto,  luehrbuch  der  anorg,  Chem.  3,  1200.    Peters,  Z.  anorg, 
Chem,  11,  116. 


—     62     — 

Gebilde  in  der  den  organischen  Azoxyyerbindangen  angehörigen  Stick- 
stoffgmppe  — N  —  N —  und  in  den  Molekülkomplexen  ^N<^^^Neh, 

die  Raschio^  in  seiner  Sulfazotinsäure  annimmt  Überall  wirken 
solche  Gruppen  als  gelbe  Chromophore  und  auch  in  dem  yorliegen- 
den  Falle  liefse  sich  die  gelbe  Farbe  der  Körper  der  ersten  Reihe 
darauf  zuriickf&hren. 

Auch  die  Übergänge  der  zweiten  Reihe  in  die  erste,  wie  sie 
z.  B.  beim  Natrium-  und  Baryumsalz  experimentell  verfolgt  werden 
konnten,  lassen  sich  durch  die  angegebenen  Formeln  leicht  erklären. 
Es  bilden  sich  durch  die  Einwirkung  der  salpetrigen  Säure  auf 
CoCOg  zunächst  die  säureärmeren  Verbindungen,  und  diese  gehen 
durch  einen  Überschufs  von  HNO,  und  Metallnitrit  in  die  der  ersten 
Reihe  über. 

Die  Tendenz  zur  Bildung  der  verschiedenen  Reihen  der  Doppel- 
nitrite variiert  beträchtlich  mit  der  Stärke  der  in  das  Molekül  ein- 
tretenden Basis.  So  ist  z.  B.  kein  Anzeichen  vorharxden,  dafs  die 
Alkalimetalle  Verbindungen  vom  dritten  Typus  geben,  während  beim 
Zink  nur  Verbindungen  der  letzteren  Art  entstehen. 

Ahnliche  Konstitutionsformeln,  wie  die  hier  gegebenen,  hat  be- 
reits Blomstrand^  aufgestellt;  doch  fehlt  für  die  von  ihm  gewählte 
viergliedrige  Stickstoff  kette  jede  Analogie  und  die  nur  durch  Sauer- 
stoff vermittelte  Bindung  zwischen  Kobalt  und  Kalium  scheint  nach 
den  modernen  Anschauungen  kaum  noch  haltbar.  Dagegen  teilt 
auch  JöBGENSEN,'  der  erfolgreichste  üntersucher  der  Metallammin- 
basen,  dem  FiscHEß'schen  Salze  die  oben  angegebene  Konstitutions- 
formel zu. 

5.  Übergänge  der  Kobaltinitrite  in  die  Kobaltammine. 

Zuerst  durch  die  umfassenden  Experimentaluntersuchungen 
Jöbgensen's,  dann,  wie  schon  oben  erwähnt,  durch  A.  Webneb^ 
wurde  auf  die  nahen  Beziehungen  bezw.  sogar  die  eigentliche  Zu- 
gehörigkeit der  Kobaltinitrite  zu  den  Kobaltamminbasen  hinge- 
wiesen. 

In  der  Reihe,  deren  Anfangsglied  die  Kobaltihexanitrite  bilden^ 


1  Lieb,  Ann.  241,  236. 

3  Cßiemie  der  Jetztzeit  1869,  415. 

•  Z.  anorg,  Chem,  6,  156. 


—    63     — 

1.  Co(NOj),M'3 

2.  Co(NHj)j(NOJ^M' 

3.  Co(NH3)3(NO,), 

4.  Co(NH,),(N03),S' 

5.  Co(NH3),N0,S', 

6.  Co(NH3),S'3 

fehlt  nur  das  theoretisch  mögliche  zweite  Ghed,  eine  zweibasische 
Säure,  ein  Kobaltimonamminnitrit  In  der  Hoffnung^  diese  schon 
vielfach  gesuchte  Verbindung  vielleicht  aus  den  bisher  noch  un- 
bekannt gewesenen  Kobaltinitriten  erhalten  zu  können,  wurden  eine 
grofse  Anzahl  der  verschiedensten  Versuche  ausgeflihrt,  die,  da  nur 
negative  Resultate  erzielt  wurden,  hier  nicht  weiter  beschrieben 
werden  sollen.^  Aus  rotem  Kobaltinatriumtetranitrit  wurde  z.  B. 
durch  Einwirkung  von  neutralem  Ammoniumnitrit*  in  der  Haupt- 
sache Ammoniumkobaltidiamminnitrit  Co(NH3)3(N02)4NH^  erhalten, 
anstatt,  dafs  die  Reaktion,  wie  erwartet  wurde,  etwa  nach  der 
Gleichung 

^      CoOH(N03),Na, + NH.NO,  =  Co(NH,)(N03)5Na + H3O 

ZU  einem  Monamminnitrit  geführt  hätte. 

Auch  vorsichtige  Reduktionsversuche,  die  sowohl  mit  den  Ko- 
baltihexanitriten  wie  mit  den  Tetranitriten  ausgeflihrt  wurden  —  es 
wurden  die  Reduktionen  in  neutralen  oder  schwach  ammoniakalischen 
Lösungen  vorgenommen  und  unter  anderem  als  Reduktionsmittel 
Hydroxylamin,  Phenylhydrazin,  amalgamiertes  Aluminium  verwendet 
—  führten  stets  nur  zu  Diamminnitrit,  bisweilen  auch  zum  Kobalti- 
triaminnitrit  Co(NH3)3(NO,)3. 

III.  Die  Kobaltnftrocyanverblndungen. 

Die  analoge  Zusammensetzung  der  Kobaltinitrite  mit  den  Ko- 
balticyaniden  hat  schon  wiederholt  Veranlassung  gegeben,  Verbin- 
dungsglieder zwischen  diesen  beiden  Körpergruppen  aufzusuchen, 
um  so  mehr,  als  bei  dem  dem  Kobalt  so  ähnlichen  Eisen  in  den 
Nitroprussidverbindungen  schon  längst  beständige  Körper  bekannt 
sind,  die  Cyangruppen  und  Stickstoflfsauerstoflfgruppen  zugleich  in 
sich  vereinigen.    Die  Existenz  derartiger  Verbindungen  beim  Kobalt 


*  Ausführliche  ÄDgaben   darüber   sind   zu  finden   in    der   oben    citiertea 
Inaugural-Dissertation  von  J.  Koppel,  S.  50 — 59. 

'  Dargestellt  nach  Sökensen,  Z.  anorg,  Chem,  7,  33. 


-      64     - 

war  durch  eine  Beobachtung  von  Braun  ^  sehr  wahrscheinlich  ge- 
macht worden,  der  durch  Einwirkung  von  salpetriger  Säure  auf 
cyankalihaltige  Kobaltsalzlösung  sehr  intensiv  rote  Färbungen  er* 
hielt,  die  er  zum  analytischen  Nachweis  des  Kobalts  verwenden 
wollte.  Eine  charakterisierte  feste  Verbindung  dieser  Art  hat  er 
nicht  isoliert  In  neuester  Zeit  haben  C.  Lorino  Jaoksok  und 
A.  M.  CoMEY^  versucht,  durch  Einwirkung  von  Salpetersäure  auf 
Kobaltcyankalium  nitrierte  Verbindungen  zu  erhalten,  doch  gelang 
es  ihnen  nur,  Cyanide  von  sehr  komplexer  Zusammensetzung  dar- 
zustellen. 

Die  vorliegenden  Versuche,  welche  dieselben  Zwecke  verfolgten, 
wurden  nach  zwei  Richtungen  hin  unternommen.  Zunächst  wurde 
die  Einwirkung  von  Cyaniden  auf  die  Doppelkobaltnitrite  untersucht, 
und  sodann  die  Reaktion  zwischen  Kobaltcyankalium  und  salpetriger 
Säure  genauer  verfolgt. 

Es  mag  im  voraus  bemerkt  werden,  dafs  es  bei  beiden  Ver- 
suchsreihen gelungen  ist,  charakteristische  Nitrocyanverbindungen 
darzustellen,  dafs  es  aber  zum  Teil  infolge  ihrer  leichten  Löslich- 
keit, zum  Teil  infolge  ihrer  Zersetzlichkeit  und  der  Unmöglichkeit, 
die  Körper  zu  reinigen,  in  manchen  Fällen  nicht  geglückt  ist,  auch 
die  quantitative  Zusammensetzung  dieser  Verbindungen  definitiv  fest- 
zustellen. Die  Untersuchung  derselben,  die  mit  mannigfachen 
Schwierigkeiten  verknüpft  ist,  wird  fortgesetzt. 

1.  Einwirkung  von  Alkalioyaniden  auf  Doppelkobaltnitrite. 

a.  Cyankali  und  Kaliumkobaltihexanitrii 

Bbaün*  giebt  an,  dafs  Cyankali  auf  FiscHER'sches  Salz  nicht 
einwirkt  Diese  Angabe  ist  nicht  richtig;  denn  trägt  man  in  eine 
konzentrierte,  auf  dem  Wasserbad  erwärmte  Lösung  von  Cyankali  in 
kleinen  Anteilen  das  Salz  ein,  so  löst  es  sich  in  ziemlich  beträcht- 
licher Menge  unter  stürmischer  Gasentwickelung  (Stickstoff  oder 
Stickoxydul;  kein  höheres  Oxyd)  zu  einer  gelbbraunen  Flüssigkeit 
Filtriert  man  diese  von  dem  schliefslich  nicht  mehr  gelösten  Teil  des 
Salzes  ab  und  läfst  erkalten,  so  scheiden  sich  eine  Menge  schwach- 
gelblich weifser  Krystallnadeln  ab,  die  sich  beim  48  stündigen  Stehen 


*  Joum.  pr.  Chem,  (1864)  91,  107  und  Fres.  Zeitsehr,  anal,  Chem.  (1864) 
3,  46. 

*  Ber.  deutsch,  ehem.  Oes,  29,  1020. 
'  Fres.  Zeiischr,  anal.  Chem.  7,  313. 


—     65     - 

noch  stark  vermehrten.  Die  Mutterlauge  wurde  abgegossen  und  die 
Krystalle  getrocknet.  Sie  erwiesen  sich  als  Kobaltikaliumcyanid. 
Aus  der  Mutterlauge,  die  noch  sehr  grofse  Mengen  von  salpetriger 
Säure  enthielt,  setzte  sich  noch  mehr  von  diesem  Körper  ab,  doch 
mischten  sich  ihm  bald  kleine,  intensiv  gelbe  Krystalle  bei,  die  je- 
doch nicht  zu  isolieren  waren  und  auch  nicht  in  einer  zur  Analyse 
hinreichenden  Menge  gewonnen  werden  konnten.  Das  Ammonkobalti- 
nitrit  und  das  Baryumkobaltinitrit  verhielten  sich  wie  das  Kaliumsalz. 

b.  Natriumcyanid  und  Natriumkobaltitetranitrit 

Wurde    eine    konzentrierte   Lösung    des    roten    Natriumsalzes 

/OH 

Corz(N02)4Na2  mit  festem  Natriumcyanid  in  kleinen  Portionen  ver- 
setzt, so  trat  starke  Erwärmung  auf,  so  dafs  das  Gefäfs  gekühlt 
werden  mufste.  Nachdem  schon  beträchtliche  Mengen  des  Cyanid  es 
gelöst  waren,  schlug  bei  weiterem  Zusatz  die  tief  rotschwarze 
Farbe  der  Lösung  in  Gelbbraun  um.  Nach  einiger  Zeit  begann 
eine  Ausscheidung  von  mikroskopischen,  gut  ausgebildeten  verfilzten 
Nadeln,  die  so  leicht  in  Wasser  löslich  sind,  dafs  sie  sich  nur  aus 
ganz  konzentrierten  Lösungen  abscheiden.  Sie  wurden  abgesaugt, 
konnten  jedoch  nicht  ausgewaschen  werden,  da  ein  Tropfen  Wasser 
sofort  die  ganze  Masse  zum  Zerfliefsen  bringt.  Nach  dem  Trocknen 
auf  Thon  bilden  sie  eine  braungraue,  seidenglänzende  Masse.  Die 
qualitative  Analyse  ergab  das  Vorhandensein  gröfserer  Mengen  sal- 
petriger Säure  neben  Cyan;  aufserdem  noch  Kobalt  und  Alkali. 
Die  quantitative  Analyse  führte  zu  der  Formel: 


Na,Co,(NO,)(CN),„ 

+  llHgO. 

Berechnet 

Gefunden 

_'*> 

Co   =236  =  26-88 

'  Q 

26-06 

Na  =  138  =  15-72 

15-89 

N     =  154  =  1754 

17-36 

C     =  120  =  13-67 

13-90 

H     =    22  =    250 

293 

0     -  208  =  23-69              ' 

durch  Differenz  23-86 

878 


Wird   der  Körper   auf  dem  Platinblech   oder  im  Reagenzrohr 
erhitzt,  so  explodiert  er  mit  zischendem  Geräusch.     Die  Explosion 

Z.  anorg.  Chem.  XVII.  5 


66 

unterbleibt  jedoch,  wenn  er  gründlicli  mit  Kupferoxyd  und  Blei- 
chromat  gemischt  erhitzt  wird,  eine  Beobachtung,  die  von  Wichtig- 
keit für  die  Analyse^  war.  Die  Fähigkeit  zu  explodieren  ist  des- 
wegen besonders  interessant,  weil  ein  von  Hofmann  dargestelltes 
Doppelsalz  ^  KNO3  +  KCN  dieselbe  Eigenschaft  in  hohem  Grade  zeigt 

Über  die  Konstitution  des  Körpers  Angaben  zu  machen,  ist 
zunächst  noch  nicht  möglich.  Die  sehr  ähnliche  Formel,  die  die 
Nitrosogruppe  statt  der  Nitrogruppe  enthält:  Co^Nag(NO)(CN)jQ  + 
I2H2O,  deren  Wasserstoffgehalt  noch  besser  mit  dem  gefundenen 
übereinstimmen  würde,  ist  deswegen  nicht  angenommen,  weil  durch 
Säuren  sofort  rote  Dämpfe  entwickelt  werden. 

Aus  der  Mutterlauge  dieser  Verbindung  schieden  sich  gröfsere 
Mengen  gelblichweifser  Kry stalle  aus,  die  nach  der  Analyse  der 
Hauptsache  nach  aus  Natriumnitrit  bestehen;  doch  enthalten  sie, 
wie  aus  ihrer  Explosibilität  hervorgeht,  noch  gewisse  Mengen  des 
Kobaltnatriumnitrocyanids. 

Verwendet  man  statt  des  Natriumcyanids  das  Kaliumcyanid, 
so  verläuft  die  Reaktion  in  ähnlicher  Weise.  Die  Flüssigkeit  er- 
hitzt sich  sehr  stark,  wird  heller  und  scheidet  bald  einen  Nieder- 
schlag aus,  der  zunächst  braungrün  erscheint,  beim  fortgesetzten 
Zusatz  von  KCN  jedoch  bald  intensiv  grasgrün  wird.  Er  wurde  ab- 
gesaugt, erwies  sich  aber  unter  dem  Mikroskop  als  völlig  inhomogen. 
In  überschüssigem  Cyankali  ist  er  mit  intensiv  roter  Fai'be  löslich, 
wobei  vorübergehend  geringe  Mengen  von  Kobaltocyankalium,  kennt- 
lich an  der  violetten  Farbe,  gebildet  werden.  Schliefslich  enthält 
die  Lösung  der  Hauptsache  nach  Kobalticyankali.  Beim  Erhitzen 
explodiert  der  grüne  Körper  ebenso  wie  die  soeben  beschriebene 
Natrium  Verbindung.  Es  gelang  nicht,  analysenreine  Substanz  zu 
isolieren. 

*  Die  Analyse  der  hier  und  im  folgenden  beschriebenen  Nitrocyanverbin- 
dungen  wurde  folgendermai'sen  ausgeführt:  Kohlenstoff  und  Wasserstoff  durch 
Elementaranalyse  nach  dem  Mischen  mit  CuO  und  l*bCr04  bestimmt  —  Stick- 
stoff nach  Dumas.  Zur  Kobalt-  und  Basisbestimmung  wurde  die  in  einer 
Porzellanschale  befindliche  Substanz  zunächst  mit  verdünnter  Schwefelsäure  auf 
dem  Wasserbade  zersetzt  und  bis  zur  Schwefelsäurekonsistenz  eingedampft^  so- 
dann noch  mit  5  —  10  ccm  kouz.  HgSO^  versetzt  und  auf  dem  Finkenerturm  vor- 
sichtig erhitzt,  bis  der  gröfste  Teil  der  Säure  verflüchtigt  war.  (Bei  Mangel  an 
Schwefelsäure  tritt  regelniäfsig  eine  Kohlenabsche^dung  ein,  die  durch  viel 
H,S()4  zu  verhindern  ist.)  Je  nach  der  Basis  wurde  dann  zunächst  diese 
(z.  B.  Ag  durch  HCl)  oder  bei  Alkalien  das  Kobalt  elektrolytisch  gefl&llt. 

•  Z.  anorg.  Chem.  10,  259. 


-     67     — 

2.  Die  Emwirkung  von  salpetriger  Säure  auf  Kobaltokaliumcyanid. 

Die  oben  angefülirte  Reaktion  auf  Kobalt,  die  nach  Bbaun  noch 
für  die  kleinsten  Mengen  Kobalt  sichere  Resultate  giebt,  ist  durch- 
aus nicht  zuverlässig.  Verschiedene  Versuche,  die  Reaktion  auszu- 
führen, mifslangen;  sie  tritt  nur  dann  ein,  wenn  man  durch  starkes 
Kühlen  die  Umwandlung  des  zunächst  gebildeten  Kobaltocyankalis 
in  Kobalticyankali  verhindert.  Dafs  nur  das  erstere  mit  salpetriger 
Säure  charakteristisch  reagiert,  hatte  schon  Papasogli^  beobachtet 

Um  diese  Reaktion  genauer  zu  verfolgen,  bezw.  den  dabei  ver- 
mutlich auftretenden  „Nitrocyankörper"  zu  isolieren,  wurde  die 
Einwirkung  von  salpetriger  Säure  auf  das  Kobaltocyankalium 
untersucht  Der  letztere  Körper  wurde  auf .  die  folgende  Weise 
gewonnen:  Eine  möglichst  konzentrierte  Lösung  von  Kobaltchlorür, 
in  einer  Eiskochsalzmischung  von  ungefähr  —10®  gekühlt,  wurde 
in  ganz  kleinen  Anteilen  mit  der  für  die  Bildung  von  K^Co(CN)g 
berechneten  Cyankalimenge  in  ganz  konzentrierter  eiskalter  Lösung 
versetzt.  Es  mufs  dafür  gesorgt  werden,  dafs  die  Temperatur  des 
Reaktionsgemisches  nicht  über  0®  steigt.  Nachdem  die  ganze  Menge 
des  Cyankaliums  zugesetzt  ist,  hat  sich  bei  genügender  Konzentration 
der  Lösungen  schliefslich  das  Kobaltocyankali  in  kleinen,  schön  vio- 
letten Krystallblättchen  abgeschieden.  Dieselben  wurden  abgesaugt, 
mit  Alkohol  und  Äther  gewaschen,  und  in  Flaschen,  die  vorher  mit 
Wasserstoff  gefüllt  waren,  aufbewahrt.  Der  Körper  ist,  auf  diese 
Weise  behandelt,  recht  beständig  und  zeigte  nach  8  Tagen  kaum 
irgend  eine  Veränderung. 

In  eine  Lösung  dieser  Verbindung  in  eiskaltem  Wasser  —  bei 
gewöhnlicher  Temperatur  tritt  Zei'setzung  ein  —  wurde  bis  zur 
Sättigung  salpetrige  Säure  eingeleitet,  und  aus  der  entstandenen 
tiefroten  Flüssigkeit  durch  absoluten  Alkohol  ein  schwarzrütes,  sehr 
schweres  Ol  ausgefällt  Die  überstehende,  durch  einen  rötlichen 
flockigen  Niederschlag  getrübte  Flüssigkeit  wurde  schnell  abdekan- 
tiert  und  das  Ol  mit  Alkohol  wiederholt  gewaschen.  Nach  einigen 
Minuten  nahm  es  eine  körnige  Beschaffenheit  an  und  erstarrte  bald 
zu  einer  krystallinischen  Masse,  die  auf  Thon  über  Schwefelsäure 
getrocknet  ein  rotbraunes  Pulver  darstellt  Es  gelang  nur  bei  sehr 
raschem  Arbeiten,  den  Körper  in  diesem  Zustande  zu  erhalten; 
unter  Umständen  erstai'rte  das  Ol  gar  nicht,   sondern   gab    in  der 

'  Oaxx.  chim,  ItaL  8,  452. 


_     68     — 

Kälte  auf  Thon  im  Exsiccator  stehend   nur  eine   tief  dunkelrote, 
gummiartige,  sehr  zähe  Masse. 

Aus  der  Analyse  dieses  Körpers  ergiebt  sich  die  Formel: 

K^Co,(CN)gNOj  +  3H,0. 


Berechnet 

Gefunden 

0/ 

0 

Vo 

4  K    =  156  =  25-66 

23-90 

23- 55 

2  Co  =  118  =  19-38 

20-15 

19-15 

9  C    =  108  =  17-76 

17-77 

18-02 

10  N    =  140  =  23-03 

23-72 

— 

6  H    =      6  =    0-99 

0-91 

1-30 

5  0    =     80  =  13-20 

608 

Während  das  feste  Nitrocyankobaltkali  recht  beständig  ist  nnd 
sich  scheinbar  ohne  Zersetzung  aufbewahren  läfst,  ist  die  wässrige 
Lösung  höchst  zersetzlich.  Die  rote  Flüssigkeit  entläfst  sofort  Stick- 
oxyde und  verliert  beim  Stehen  an  der  Luft  schon  nach  einigen 
Stunden  vollständig  ihre  Farbe.  Unter  der  Luftpumpe  ist  die  Ent- 
wickelung  von  Stickoxyden  sehr  stürmisch,  und  der  Farbenumschlag 
geht  sehr  rasch  vor  sich.  Die  so  entstandenen  gelbbraunen  Flüssig- 
keiten lassen  auf  einen  Zusatz  von  Alkohol  alle  ein  mehr  oder 
weniger  gelbbraun  gefärbtes  Ol  fallen,  das  allmählich  zu  einem 
gelblichweiüsen  unhomogenen  Krystallpulver  erstarrte.  Der  Haupt- 
sache nach  bestehen  diese  Zersetzungsprodukte  aus  Kobalticyankali. 

Li  Wasser  löst  sich  das  Nitrocyankobaltkali  aufserordentlich 
leicht  mit  tiefroter  Farbe,  die  bei  greiserer  Verdünnung  in  Pfirsich- 
blutrot  übergeht.  Die  Färbekraft  des  Körpers  ist  aufserordent- 
lich grofs.  Li  Alkohol  ist  er,  wie  aus  seiner  Darstellungsweise  her- 
vorgeht, nicht  löslich. 

Die  wässerige  Lösung  wird  in  der  Kälte  von  Ammoniak  und 
Kalilauge  nicht  verändert;  in  der  Hitze  aber  entfärbt.  Ebenso  ver- 
hält sich  Salzsäure.  —  Mit  Silbernitrat,  Baryumchlorid,  Bleiacetat 
und  Quecksilberoxydulnitrat  entstehen  rote  Fällungen,  indem  das 
Kalium  durch  die  entsprechenden  Metalle  ersetzt  wird.  Von  diesen 
Körpern  wurde  das 

Nitro  cyankobalt  Silber 
näher  untersucht. 

Der  Körper  fällt  als  ein  hell  karminrotes,  amorphes,  gänzlich 
imlösliches  Pulver  aus,  das  abgesaugt,  mit  Wasser  ausgewaschen  und 
auf  Thon  getrocknet  wurde. 


69 


Je  nach  der  Konzentration  der  verwendeten  Lösung  des  Kali- 
salzes ändert  sich  die  Farbe  und  —  wie  aus  den  Analysen  hervor- 
geht —  in  auffallender  Weise  der  Wassergehalt  des  Silbersalzes. 

Folgendes  sind  die  Resultate  der  an  drei  verschiedenen  Prä- 
paraten ausgeführten  Analysen: 

Präparat  I  war  aus  sehr  konzentrierter^ 

Präparat  11  aus  weniger  konzentrierter, 

Präparat  in  aus  verdünnter  Lösung  gewonnen. 

Präparat  L 


Angewandte 

Gefunden 

Substanz 

g 

g 

^ 

0-8408 

0-2363  AgCl 

52-18  Ag 

0-3408 

0-0364  Co 

10-68  Co 

0-3Ö39 

0-2116  AgCl 

52-41  Ag 

0-3039 

0-0318  Co 

10-47  Co 

0-2728 

;        0-1074  CO, 

10-74  C 

0-2728 

0-0147  H,0 

0-60  H 

0-2187 

0-0877  CO, 

10-93  C 

0-2187 

1       0-0202  H,0 

1-06  H 

0.1987  g  gaben  24.1    ccm  N  bei  754  mm  und  20.8''  C.  =  13.74  «/^  N. 

0.2448  g  gaben  29.5    ccm  N  bei  755  mm  und  20.0<>  C.  =  13.78  „    N. 

0.3018  g  gaben  36.75  ccm  N  bei  759  mm  und  21.0*»  C.  =  13.94  „    N. 

Präparat  IL 


Angewandte 
Substanz 

1                          Gefunden 

1 

g 

1 

g 

'lo 

0-4115 
0-4115 

'      02608  AgCl 
]      0-0384  Co 

46-62  Ag 
9-33  Co 

Präparat  HE. 


Angewandte 
Substanz 

1 

Gefunden 

• 

g 

S 

0/ 

/o 

0-2445 
0-2445 
0-2839 
0-2839 

0-1347  AgCl 
0-0211  Co 
0-0846  CO, 
00682  H,0 

41-46  Ag 
8-63  Co 
8-13  C 
2-69  H 

0.1850  g  gaben  17.75  ccm  N  bei  755  mm  und  21°  C.  =  10.92  ^'o  N. 


70      - 


Aus  diesen  Analysenzahlen  ergeben  sich  die  Molekularquotienten^ 
wie  sie  in  der  folgenden  Tabelle  zusammengestellt  sind: 

Molekularquotienten. 


Präparat  I 


Präparat  II 


direkt      abgerundet ,     direkt      abgerundet 


Präparat  III 
direkt 


abgerundet 


Ag 

•  • 

Co 

•  • 

C 

•  • 

N 

•  • 

H 


0-485 
0-179 
0-903 
0.989 
1-06 


5 
o 

10 

11 

12 


0-431 
0-158 


5 


0-383 
0146 
0-717 
0-780 


5 

2 

10 

11 


Es  zeigt  sich  somit,  dal's  das  Verhältnis  der  Komponenten  in 
den  verschiedenen  Präparaten  bei  verschiedenen  Darstellungen 
genau  das  gleiche  ist,  woraus  die  Einheitlichkeit  ♦  des  vorliegenden 
Körpers  als  erwiesen  zu  betrachten  ist. 

Die  allgemeine  Formel  für  das  Nitrocyankobaltsilber  ist 
daher 

Ag,COj(CN)ioN02  +  X  aq. 

Die  speziellen  Formeln  für  die  nur  im  Wassergehalt  verschie- 
denen Präparate  sind: 

I.  Ag,Coj(CN),„(NO,)  +  6H,0 

m.  Ag,Co,(CN),„NO, +  21HjO.' 

Eine  Zusammenstellung  der  berechneten  mit  den  gefundenen 
Werten  geben  die  folgenden  Tabellen.  . 

I. 


Berechnet  für  I 

Gefunden 

0/ 
0 

'^1 

10 

_: .. 

-    —     - 

-  -  - 

1 

T~~_ — 

1 

-   .  _  _ 

- 

-  -    - 

] 

l 

2 

5Ag 

=  540 

=  50- 

37 

52- 

37 

52- 

41 

2Co 

=  118 

=  10. 

99 

10 

68 

10. 

>47 

IOC 

-  112 

=  11. 

19 

10< 

93 

10 

■74 

IIN 

=  154 

=  14. 

37 

13- 

94 

—  13-7«  — 

13 

•74 

12H 

=    12 

=     1- 

11 

1-06 

— 

80 

=  128 
1072 

=     - 

1 

1 

^  Die  Formel  fiir  II  wurde,  da  nur  wenige  Bestimmungen  vorlagen,  nicht 
berechnet. 


71 


II. 


Berechnet  für  III. 

Gefunden 

0'. 
IQ 

/o 

.    _. 

_ 

_                                                     _    _. 

-■  - 

5Ag  =  540  =  39-71 

41-46 

2Co  =  118  =    8-66 

8*63 

IOC     -  120  =     8-82 

8-13 

llN     =  154  =  11-32 

10-92 

42H     =     42  =     309 

2-69 

230     =  368  =       — 

1342 

(Die  zu  hoch  gefundenen  Silberwerte  erklären  sich  daraus,  dafs 
etwa  auftretende  Zersetzungsprodukte  des  Kalisalzes,  Kobalticyankali, 
Cyankali,  salpetrige  Säure,  alle  unlösliche  Silbersalze  geben,  die  sich 
dem  Präparat  beimengen  müssen.) 

Ein  Vergleich  der  Formel  dieses  Körpers  AgßCo3(CN)j^jN02  mit 
der  des  Kaliumkobaltnitrocyanids  K^Co2(CN)gN03  ergiebt,  dafe  er 
ein  Molekül  AgCN  mehr  enthält,  als  bei  direkter  Umsetzung  mög- 
lich wäre. 

Es  läfst  sich  bisher  nichts  Genaueres  darüber  sagen,  auf  welche 
Weise  diese  Reaktion  verläuft',  und  erst  weitere  Untersuchungen 
dieser  Körper  werden  Aufklärung  über  die  vorliegenden  kompli- 
zierten Verhältnisse  bringen  können. 


Der  bequemeren  Übersicht  halber  seien  die  in  der  vorliegen- 
den Arbeit  neu  dargestellten  und  analysierten  Verbindungen  in 
ihren  Grundformen  kurz  zusammengestellt.     Es  sind  dies: 

I.  die  Kobaltihexanitrite 

SNa^O.COgOg.eNjOj  +  O  und  +5V2H2O. 
3(NH  JjO.CoaOj.BNaOg  + 1  VaH^O. 
3BaO.Co203.6N203  +  HH^O^ 
SPbO.CojOj.BNjOg  +  12HjjO. 

IL  die  Tetranitrite 

2Na^O.Co303.4N203 +xH,0. 
2BaO.Co203.4N303  +  lOH^O. 
2SrO.Co303.4N203  + 1 1  H^O. 


72 


in.  die  Triuitrite 

2ZnO.CojOj.3NjOj  + 1  IH^O. 
2AgjO.Co,Og.3NjO,  +  3H,0. 
2CoO.Coj03.3N,Oj + xHj.0. 

IV.  die  KobaltnitrocyauTerbindungen 

Na8Co^(CN)i«.NO^  + 1 1H,0. 
K^C0jj(CN),.N0j  +  3Hj0. 
Ag,Co,(CN)j„.NO,  +  GH,0. 

Berlin  iV\,  WissenachaftL  Chem.  Lahor alorium^  Februar  1898. 
Bei  der  Redaktion  eingegangen  am  10.  Februar  1898 


über  Permolybdate. 

von 

W.  MuTHMANN  und  W.  Nagel. 

Schon  vor  längerer  Zeit  ist  die  Beobachtung  publiziert  worden, 
dafs  Molybdänsäure  und  saure  Molybdate  mit  Wasserstoffsuperoxyd 
tief  gelb  gefärbte  Lösungen  geben/  und  es  hat  Babwald'  zuerst 
versucht,  die  dabei  entstehenden  Körper  krystallisiert  zu  erhalten. 
Er  verfuhr  zunächst  in  der  Weise,  dafs  er  gewöhnliches  Ammon- 
molybdat,  sowie  das  entsprechende  Kaliumsalz  in  WasserstoflFsuper- 
oxyd  löste,  eindunsten  liefs  und  die  erhaltenen  Krystalle  analysierte. 
Die  von  ihm  aufgestellten  Formeln  waren  aber  so  komplizierte,  dafs 
seine  Angaben  kaum  beachtet  wurden;  für  das  Ammonium-  und 
KaUumsalz  fand  er  ISMoOg.HNHg.SHjO^.lSHjO  resp.  I6M0O3.6K2O. 
4H2OJ.13H3O.  Wie  man  sieht,  nimmt  Bäbwald  an,  dafs  das 
WasserstoflFsuperoxyd  als  solches,  ähnlich  wie  Krystallwasser,  in 
seinen  Salzen  vorhanden  sei. 

Die  Versuche  von  Bäbwald  wurden  später  in  genau  analoger 
Weise  von  P^chard^  wiederholt,  und  zwar  mit  dem  Erfolge,  dafs 
er  zu  äufserst  einfachen  Formeln  flir  die  in  Frage  stehenden  Körper 
gelangte.  Nach  seinen  Publikationen  liegen  nämlich  Analoga  der 
Persulfate  vor,  und  er  giebt  für  beide  Salze  die  Formeln  KM0O4.2H2O 
resp.  NH4Mo0^.2H20  an.  Später  wurden  die  beiden  Salze  nochmals 
dargestellt,  und  zwar  von  Möller;*  derselbe  hat,  allerdings  nach 
einer   veralteten   und   längst  als  unbrauchbar  erkannten  Methode,*^ 


*  Werther,  Journ,  ;>r.  Chem,  (1861)  83,  198  und  Schönn,  Zeitschr,  anal. 
Chem,  (1870)  9,  41  und  311. 

*  Dessen  Inaugural-Dissertation :  „Beiträge  zur  Kenntnis  des  Molybdäns" 
(Berlin  1885).     Ref.  Chem.  Gentralbl  1885,  424. 

3  Compt  rend,  112,  720  und  Ann.  Chim.  Phys.  (1893)  28,  537. 

*  Zeitschr,  phys,  Ckem.  (1893)  12,  555. 

*  Reduktion  der  Säure  zu  Dioxyd. 


74     — 

Molybdänbestimmungen  ausgeführt,  Pi^.CHARi>'s  Formeln  bestätigt  und 
zugleich  mit  Hilfe  von  Leitfähigkeitsmessungen  nach  Walden's 
Valenzregel  bestimmt,  dafs  die  übermolybdänsäure  analog  der 
Uberschwefelsäure  zweibasisch  ist,  also  die  Formel  H^MogOg  be- 
sitzt. Damit  schien  alles  in  der  schönsten  Ordnung,  umsomehr  als 
PtCHAKD  in  der  zweiten  der  oben  citierten  Abhandlungen  eine 
ganze  Reihe  von  vorzüglich  stimmenden  Analysen  angiebt,  und  es 
sind  infolgedessen  die  Angaben  der  beiden  letztgenannten  Chemiker 
in  die  meisten  neueren  Lehrbücher  aufgenommen  worden.  ^ 

Beim  Durchlesen  der  citierten  Arbeiten  fällt  zunächst  auf,  dafs 
die  krystallographischen  Angaben  einigermafsen  von  einander  ab- 
weichen. Pf:CHARD  hat  sein  Ammoniumsalz  von  Dufet*  messen 
lassen;  dieser  überaus  zuverlässige  und  geübte  Krystallograph  fand 
folgende  Konstanten: 

Monoklin,  a:b:e=  1.46822  :  1  :  1.02585  ß  =  105<^  45'  40". 

Als  Formel  ist  NH^Mo04.2HjO  angegeben. 

Das  von  Möllee  erhaltene  Salz  hat  Fock^  untersucht;  ob- 
wohl nun  jener  genau  nach  P£chabd's  Angaben  arbeitete,  fand  dieser 
ganz  andere  Zahlen  als  Düpet,  nämlich: 

Monoklin,  a  :  b  :  c  =^  0.4693  :  1  :  0.2956  3  =  112«  39'  30". 

Allerdings  ist  in  der  Fock' sehen  Arbeit  als  Formel  NH^MoO^, 
also  wasserfreies  Salz,  angegeben,  doch  dürfte  dies  wohl  auf  einen 
Schreibfehler  zurückzuführen  sein. 

Nun  existiert  aber  noch  eine  dritte  Messung  des  Ammonium- 
permolybdates,  nämlich  diejenige  Bäbwald's.  Trotzdem  dessen 
Formel  von  der  P^chabd's  völlig  verschieden  ist,  findet  er  genau 
dieselben  krystallographischen  Konstanten,  wie  Dutbt,  nämlich: 

Monoklin,  a:b:c=  1.4727  :  1  :  1.0268  ß  =  105<'  28'. 

Die  geringen  Differenzen  sind  selbstredend  auf  Beobachtungs- 
fehler zui'ückzuführen.  Es  leuchtet  also  ein,  dafs  P^chabd  und 
Bäbwald  denselben  Körper  unter  den  Händen  gehabt  haben,  obwohl 
ihre  Analysen  aufserordentlich  differieren: 


*  Richteb's  Lehrbuch  der  anorg.  Chemie.  (8.  Aufl.)  S.  456. 
-  Zeitschr,  Krystallogr.  (1894)  22,  594. 
3  Ebendaselbst  22,  32. 


—     75     - 

P^CHARD :  Bärwald  : 

MüOj  67.31     67.27%  '?i^.46     79.44% 

(NHjjO     12.11     12.18,,  11.18% 
O                  3.74       3.74  „  1.47  „ 

und  es  folgt  daraus  ohne  weiteres,  dafs  wenigstens  eine  der  Angaben 
unrichtig  sein  mufs. 

Auf  der  anderen  Seite  findet  man  da,  wo  nach  den  Analysen- 
resultaten Identität  der  Körper  angenommen  werden  sollte,  gänzlich 
sich  widersprechende  krystallographische  Angaben,  und  es  schien 
daher  nötig,  die  Sache  einer  erneuten  Untersuchung  zu  unterwerfen. 
Das  Resultat  war  ein  sehr  merkwürdiges;  dafs  nämlich  von  allen 
bis  jetzt  publizierten  Analysen  übermolybdänsaurer  Salze  nicht  eine 
einzige  richtig  ist.  Es  sei  uns  daher  gestattet,  zunächst  die  von 
uns  angewendeten  analytischen  Methoden  zu  beschreiben. 

Das  Molybdän  wägt  man  am  besten  als  Trioxyd.  Wenn 
Ammonsalze  vorliegen,  genügt  einfaches  Erhitzen  mit  dem  Bunsen- 
brenner, wobei  reines  M0O3  zurückbleibt;  die  Temperatur  darf  natür- 
lich Botglut  nicht  erreichen.  Bei  den  Ealiumsalzen  haben  wir  das 
Molybdän  als  M0S3  gefällt  und  dieses  durch  längeres,  vorsichtiges 
Rösten  in  MoOg  übergeführt,  eine  Methode,  welche  von  Fbiedheim 
herrührt  und  äufserst  genaue  Resultate  liefert. 

PiäCHA&D  trennte  die  Molybdänsäure  von  den  Alkalien  durch 
Erhitzen  der  trockenen  Substanz  im  Salzsäurestrom  auf  300 — 500^; 
alles  Molybdän  verflüchtigt  sich  als  M0O3.2HCI  und  die  Chloride  der 
Alkalien  bleiben  zurück.  Von  der  Anwendbarkeit  dieser  Methode 
haben  wir  uns  überzeugt  und  gute  Resultate  erhalten;  sie  wurde  in 
einzelnen  Fällen  zur  Bestimmung  der  fixen  Alkalien  benutzt. 

Der  Sauerstoff  läfst  sich,  wie  schon  Bärwald  fand,  ganz 
bequem  durch  Titrieren  mit  Permanganat  in  schwefelsaurer  Lösung 
bestimmen;  die  Permolybdänsäure  reagiert  nämlich  mit  übermangan- 
saure genau  wie  Wasserstoffsuperoxyd.  Es  wird  die  Chamäleon- 
lösung unter  lebhafter  Sauerstoflfentwickelung  entfärbt,  und  die  End- 
reaktion ist  ganz  scharf.  P^chabd  bestimmte  den  Sauerstofi*  volu- 
metrisch  nach  Erhitzen  der  Substanz  im  Vakuum;  diese  unnötig 
komplizierte  Methode  haben  wir  nicht  probiert,  wohl  aber  uns  von 
der  Richtigkeit  der  Permanganatmethode  überzeugt,  indem  wir  die 
Analysen  mehrfach  jodometrisch  kontrollierten:  das  mit  Salzsäure 
entwickelte  Chlor  wurde  in  Jodkaliumlösung  geleitet,  und  das  Jod 
titriert.     Die  Übereinstimmung  war  völlig  befriedigend. 


—     74     — 

Molybdänbestimmungen  ausgefülirt,  PftCHAiiD's  Formeln  bestätigt  und 
zugleich  mit  Hilfe  von  Leitfähigkeitsmessungen  nach  Walden's 
Valenzregel  bestimmt,  dafs  die  übermolybdänsäure  analog  der 
Uberschwefelsäure  zweibasisch  ist,  also  die  Formel  H^Mo^O^  be- 
sitzt. Damit  schien  alles  in  der  schönsten  Ordnung,  umsomehr  als 
PiCHAKD  in  der  zweiten  der  oben  citierten  Abhandlungen  eine 
ganze  Reihe  von  vorzüglich  stimmenden  Analysen  angiebt,  und  es 
sind  infolgedessen  die  Angaben  der  beiden  letztgenannten  Chemiker 
in  die  meisten  neueren  Lehrbücher  aufgenommen  worden.  ^ 

Beim  Durchlesen  der  citierten  Arbeiten  fällt  zunächst  auf,  dafs 
die  krystallographischen  Angaben  einigermafsen  von  einander  ab- 
weichen. P^CHARD  hat  sein  Ammoniumsalz  von  Dufet*  messen 
lassen;  dieser  überaus  zuverlässige  und  geübte  Krystallograph  fand 
folgende  Konstanten : 

Monokliu,  a:  b:a=  1.46tf22  :  1  :  1.02585  ß  =  105'^  45'  40". 

Als  Formel  ist  NH4M0O4.2H2O  angegeben. 

Das  von  Möllee  erhaltene  Salz  hat  Fock^  untersucht;  ob- 
wohl nun  jener  genau  nach  Pj^chabd's  Angaben  arbeitete,  fand  dieser 
ganz  andere  Zahlen  als  Düfet,  nämlich: 

Mouokliu,  a:b:c  =  0.4693  :  1  :  0.2956  tf  =  112«  39'  30". 

Allerdings  ist  in  der  FocK'schen  Arbeit  als  Formel  NH^MoO^, 
also  wasserfreies  Salz,  angegeben,  doch  dürfte  dies  wohl  auf  einen 
Schreibfehler  zurückzuführen  sein. 

Nun  existiert  aber  noch  eine  dritte  Messung  des  Ammonium- 
permolybdates,  nämlich  diejenige  Bärwald's.  Trotzdem  dessen 
Formel  von  der  P^chabd's  völlig  verschieden  ist,  tindet  er  genau 
dieselben  krystallographischen  Konstanten,  wie  Düfet,  nämlich: 

Monoklin,  a:b:c  =  1.4727  :  1  :  1.0268  ß »  105<» 28'. 

Die  geringen  Differenzen  sind  selbstredend  auf  Beobachtungs- 
fehler zurückzuführen.  Es  leuchtet  also  ein,  dafs  Pi^chard  und 
Bärwald  denselben  Körper  unter  den  Händen  gehabt  haben,  obwohl 
ihre  Analysen  aufserordentlich  differieren: 


*  Kiciiter's  Lehrbuch  der  anorg.  Chetnie.  (8.  Aufl.)  S.  456. 
-  Zeitschr.  Krystallogr.  (1894j  22,  594. 
3  Ebendaselbst  22,  32. 


P^CHABD : 

MoO, 

67.31     67.27  «/^ 

(NH,),0 

12.11     12.18  „ 

0 

3.74       3.74  „ 

75 


Bärwald  : 
79.46     79.44  % 

11.18  ^/o 
1.47 


jy 


und  es  folgt  daraus  ohne  weiteres,  dafs  wenigstens  eine  der  Angaben 
unrichtig  sein  mufs. 

Auf  der  anderen  Seite  findet  man  da,  wo  nach  den  Analysen- 
resultaten Identität  der  Körper  angenommen  werden  sollte,  gänzlich 
sich  widersprechende  krystallographische  Angaben,  und  es  schien 
daher  nötig,  die  Sache  einer  erneuten  Untersuchung  zu  unterwerfen. 
Das  Resultat  war  ein  sehr  merkwürdiges;  dafs  nämlich  von  allen 
bis  jetzt  publizierten  Analysen  übermolybdänsaurer  Salze  nicht  eine 
einzige  richtig  ist.  Es  sei  uns  daher  gestattet,  zunächst  die  von 
uns  angewendeten  analytischen  Methoden  zu  beschreiben. 

Das  Molybdän  wägt  man  am  besten  als  Trioxyd.  Wenn 
Ammonsalze  vorliegen,  genügt  einfaches  Erhitzen  mit  dem  Bunsen- 
brenner, wobei  reines  M0O3  zurückbleibt;  die  Temperatur  darf  natür- 
lich Botglut  nicht  erreichen.  Bei  den  Kaliumsalzen  haben  wir  das 
Molybdän  als  M0S3  gefällt  und  dieses  durch  längeres,  vorsichtiges 
Rösten  in  MoOg  übergeführt,  eine  Methode,  welche  von  Fbiedhetm 
herrührt  und  äufserst  genaue  Resultate  liefert. 

Pj&chaäd  trennte  die  Molybdänsäure  von  den  Alkalien  durch 
Erhitzen  der  trockenen  Substanz  im  Salzsäurestrom  auf  300 — 500"; 
alles  Molybdän  verflüchtigt  sich  als  M0O3.2HCI  und  die  Chloride  der 
Alkalien  bleiben  zurück.  Von  der  Anwendbarkeit  dieser  Methode 
haben  wir  uns  überzeugt  und  gute  Resultate  erhalten;  sie  wurde  in 
einzelnen  Fällen  zur  Bestimmung  der  fixen  Alkalien  benutzt. 

Der  Sauerstoff  läfst  sich,  wie  schon  Bärwald  fand,  ganz 
bequem  durch  Titrieren  mit  Permanganat  in  schwefelsaurer  Lösung 
bestimmen;  die  Permolybdänsäure  reagiert  nämlich  mit  Übermangan- 
saure genau  wie  Wasserstoffsuperoxyd.  Es  wird  die  Chamäleon- 
lösung unter  lebhafter  Sauerstoffentwickelung  entfärbt,  und  die  End- 
reaktion ist  ganz  scharf.  P^chabd  bestimmte  den  SauerstoÖ^  volu- 
metrisch  nach  Erhitzen  der  Substanz  im  Vakuum;  diese  unnötig 
komplizierte  Methode  haben  wir  nicht  probiert,  wohl  aber  uns  von 
der  Richtigkeit  der  Permanganatmethode  überzeugt,  indem  wir  die 
Analysen  mehrfach  jodometrisch  kontrollierten:  das  mit  Salzsäure 
entwickelte  Chlor  wurde  in  Jodkaliumlösung  geleitet,  und  das  Jod 
titriert.     Die  Übereinstimmung  war  völlig  befriedigend. 


—     76     — 

Ammoniak  vnirde  destilliert  und  titriert,  Kalium  entweder 
als  KCl  oder  K^SO^  gewogen. 

Ammoniumsalze. 

Zur  Darstellung  derselben  löst  man  man  gewöhnliches  Ammon- 
molybdat  in  20  7oigöm  Wasserstoffsuperoxyd  auf.  Letzteres  mufs 
sorgfältig  gereinigt  sein;  alle  von  uns  versuchten ,  käuflichen  Prä- 
parate enthielten  so  viel  Kieselsäure  und  Thonerde,  dafs  Destillation 
und  Ausäthern  nötig  war. 

Trägt  man  das  Salz  (NHJgMo7024.4H,0  in  der  Kälte  bis  zur 
Sättigung  ein,  so  erhält  man  eine  sehr  intensiv  gelbrot  gefärbte 
Flüssigkeit,  die  beim  Stehen  über  Phosphorpentoxyd  sicher  nach 
kurzer  Zeit  zu  krystallisieren  beginnt.  Das  ausgeschiedene  Produkt 
besteht  zunächst  aus  orangerot  gefärbten,  schönen  monoklinen  Kry- 
stallen;  die  Farbe  dieser  ersten  Fraktion  ist  nicht  citronengelb, 
wie  die  meisten  Beobachter  angeben.  Erst  nach  einiger  Zeit  ent- 
stehen Krystalle  von  dieser  Farbe,  und  wenn  man  eine  nach  obiger 
Vorschrift  bereitete  Lösung  längere  Zeit  stehen  läfst,  so  resultiert 
ein  Krystallgemisch  zweier,  sowohl  durch  Farbe,  als  auch  durch 
Krystallform  deutlich  verschiedener  Substanzen.  Einige  Versuche 
lehrten  uns  bald  die  Bedingungen  kennen,  unter  denen  die  Körper 
einheitlich  erhalten  werden  können:  Aus  konz.  Wasserstoffsuperoxyd- 
lösungen erhält  man  die  roten,  aus  verdünnteren  dagegen  die  citro- 
nengelben  Krystalle. 

Der  orangerote  Körper  besitzt  die  Formel 

3(irHj20.7MoO^  +  I2H2O. 
Die  zur  Analyse  benutzte  Portion  war  erhalten  worden  durch  zwei- 
tägiges Stehen  einer  gesättigten  Lösung  in  20  7oigöni  Wasserstoff- 
superoxyd über  Phosphorpentoxyd.  Die  Krystalle  wurden  genau  auf 
Einheitlichkeit  unter  dem  Mikroskop  geprüft.  Sie  wurden  von  der 
Mutterlauge  durcli  Abspülen  mit  Äther  getrennt  und  zwischen  Fliefs- 
papier  getrocknet. 

Eine  Portion  war  aus  wenig  Wasser  umkrystallisiert  worden. 

Die  Analyse  ergab  folgendes: 


Berechnet: 

Gefuuden : 

I. 

II.        III.          IV. 

3(NH3),0  =    156     10.45% 

9.86 

10.45     10.04       —     \ 

TMoOj       =1008     67.56  „ 

67.37 

67.57     67.31     67.37  „ 

70              =    112       7.51   „ 

7.35 

7.68       7.61       7.61  ,,  jodometrisch 

12H..0         =216     14.4-   „ 

100.00  ",\ 


._.     77 

Die  obigen  Analysen  beziehen  sich  auf  drei  verschiedene  Por- 
tionen; L  war  aus  einem  Gemisch  der  rotgelben  und  citronengelben 
Krystalle  ausgelesen,  11.  und  III.  direkt  aus  der  sehr  konz.  Lösung 
anskiystallisierte  reine  Produkte,  und  IV.  endlich  aus  kaltem  Wasser 
umkrystaüisiert. 

Die  citronengelben  Krystalle  ergaben  bei  der  Analyse  die 
Zusammensetzung  3(HHj20.5Mo03.2Mo04  +  SHgO.  Der  Körper  wurde 
dargestellt  durch  Eindunsten  der  Mutterlauge  von  den  orangeroten 
Erystallen,  und  ebenfalls  teilweise  aus  möglichst  wenig  kaltem  Wasser 
umkrystallisiert. 

Die  Analyse  ergab: 


Berechnet : 

Gefunden: 

I. 

II. 

in. 

IV. 

(NH,),0  11.97% 

12.22 

11.38 

11.72 

0' 

.0 

MoOs       '^'^•30  „ 

77.12 

77.27 

77.13 

»> 

0               2.45  „ 

2.34 

2.14 

2.58     2.19 

2.34 

—  Ol     „ 

H,0           8.28  „ 

»ermolybdat,  K3O.2M0O3.M0O4  +  SH^O. 

Behufs  Darstellung  von  Kaliumverbindungen  gingen  wir  zu- 
nächst aus  von  dem  ^/3-fach  sauren  Salz  SK^O.TMoO,,  das  in  seiner 
Zusammensetzung  dem  Ammoniumsalz  entspricht  und  durch  Zu- 
sammenschmelzen entsprechender  Mengen  Kaliumkarbonat  und  Mo- 
lybdänsänre  gewonnen  wurde.  Die  Schmelze  wurde  gepulvert  und 
in  20  7oigöi^  Wasserstoffsuperoxyd  gelöst;  es  gelang  jedoch  nicht, 
aus  der  tief  gefärbten  Flüssigkeit  Krystalle  zu  erhalten.  Beim  Ein- 
dunsten im  Vakuum  schied  sich  immer  ein  amorphes,  orangefarbenes 
Pulver  ob,  das  sehr  sauerstoffreich  war,  aber  einen  konstanten  Ge- 
halt an  Kalium  und  Molybdänsäure  nicht  zeigte. 

Wir  haben  sodann  das  Kaliumtrimolybdat  als  Ausgangsmaterial 
gewählt,  weil  dies  als  das  beständigste  aller  Kaliummolybdate  am 
meisten  Aussicht  auf  Erfolg  versprach.  10  g  Kaliumkarbonat  wurden 
mit  20  g  reinster,  ammoniakfreier  Molybdänsäure  zusammengeschmol- 
zen, die  gepulverte  Schmelze  mit  kochendem  Wasser  extrahiert  und 
der  bald  entstehende  Krystallbrei  von  K3Mo30it,.3H20  abgesaugt 
und  ausgewaschen. 

Aus  der  Lösung  dieses  Körpers  in  20%igem  Wasserstoffsuper- 
oxyd schied  sich  nur  anfänglich  in  ganz  geringen  Mengen  der 
amorphe  Körper  aus;  das  Filtrat  von  diesem  Niederschlage  wurde 
über  Phosphorpentoxyd  eingeengt,  und  in  die  konz.  Lösung  eine  Spur 


78 

des  Ammoniumsalzes  eingeimpft,  weil  wir  auf  diese  Weise  den  Be- 
ginn einer  Ejrystallisation  einzuleiten  lioiFten.  In  der  That  bedeckte 
sich  nach  einiger  Zeit  der  Boden  des  Gefäfses  mit  schönen,  sehr 
kleinen,  stark  glänzenden  Erystallen,  die  dem  monoklinen  System 
angehörten  und  eine  hellgelbe  Farbe  zeigten,  ganz  ähnlich  dem 
oben  beschriebenen,  sauerstoffarmen  Ammoniumsalz.  Die  Zusammen- 
setzung war  jedoch  eine  andere  als  bei  jenem. 
Die  Analyse  ergab  KJO.2M0O3M0O4  +  3H2O. 


Berechnet: 

Gefunden : 

I. 

II. 

K,0 

=    94     15.77  ^ü 

15.35^ 

16.17  •*     ^/o 

SMoOa 

=  432     72.48  „ 

71.98 

72.19     72.13  „ 

0 

=    16       2.67  ,, 

2.58 

2.46 

3H,0 

=    54       9.0«  „ 

8.96 

9.29          „ 

99.98  7ü 
*  Als  K2SO4.    **  Als  KCl  nach  P^chabd's  Methode. 

Bei  den  drei  beschriebenen  Salzen  fällt  zunächst  auf,    dafs  in 

denselben  das  Verhältnis  von  Sauerstoff  zu  Molybdän  durchaus  kein 

konstantes  ist,  wie  es  doch  sein  müfste,  wenn  eine  Übermolybdän- 

säure  von  einheitlicher  Zusammensetzung  existierte.    Es  beträgt  dies 

Verhältnis  nämlich  in 

NH^-Salz  I      1:1. 

K-Salz  1  :  3. 

Wäre  Pächard's  angebliche  Permolybdänsäure  in  den  Salzen 
enthalten,  so  müfste  das  Sauerstoffverhältnis  stets  1:2  sein,  was 
aber  in  keinem  Falle  zutrifft.  Es  fragt  sich  nun,  welche  Konstitu- 
tion den  beschriebenen  Körpern  zukommt. 

Zunächst  neigten  wir  zur  Anschauung  Bäbwald*s,  dafs  in  den 
Körpern  einfach  Wasserstoffsuperoxyd  als  solches  enthalten  sei,  und 
zwar  in  einer  Form  wie  Krystallwasser  in  Salzen.  Es  spricht  vieles 
zu  Gunsten  einer  solcheii  Annahme;  vor  allen  Dingen  zeigen  die 
Salze  in  wässeriger  Lösung  sämtliche  Reaktionen  des  Wasserstoff- 
superoxyds, allerdings  in  mehr  oder  weniger  abgeschwächtem  Mafse. 
Wir  haben  beispielsweise  folgendes  beobachtet: 

1.  Die  Reaktion  mit  KMnO^  ist  bereits  oben  beschrieben 
worden. 

2.  Mit  Chromsäure  in  schwefelsaurer  Lösung  entsteht  die  be- 
kannte  Blaufärbung  durch  Uberchromsäure,  durch  Äther  extrahier- 


79 

bar;  dann  sehr  bald  Reduktion  zu  Chromisalz.     Am  besten  gelingt 
der  Versuch  beim  Erwärmen  der  Lösungen. 

3.  Die  bekannte  Reaktion  auf  H^Og  mit  einer  sehr  verdünnten 
Lösung  von  Kaliumdichromat,  Anilin  und  Oxalsäure  (rotviolette 
Färbung)  geben  auch  die  beschriebenen  Salze,  allerdings  ei-st  beim 
Erwärmen. 

4.  Aufserordentlich  empfindlich  sind  die  Salze  gegen  Alkalien. 
Man  braucht  nur  einen  Tropfen  Kalilauge,  Ammoniak  oder  der- 
gleichen zuzufügen,  um  sofortige  Entfärbung  unter  lebhafter  Sauer- 
stoffentwickelung herbeizufilhren.  Auch  dieses  Verhalten  erinnert 
an  das  Wasserstoffsuperoxyd. 

Gegen  die  Annahme  von  HgO^,  in  Krystallwasserform  dagegen 
spricht  die  gelbe  Farbe  der  Lösungen,  welche  beweist,  dafs  auch  in 
Lösung  der  Sauerstoff  an  Molybdänsäure  gebunden  ist;  den  Beweis 
dafür  lieferte  folgender  von  uns  angestellter  Versuch: 

Eine  feingepulverte  Portion  des  Salzes  3(NHj20.7Mo0^.12H20 
wurde  auf  Thon  über  Phosphorpentoxyd  im  Exsiccator  im  Vakuum 
drei  Wochen  lang  aufbewahrt  und  nach  Ablauf  dieser  Zeit  analy- 
siert. Es  stellte  sich  heraus,  dafs  vor  allem  das  Verhältnis  von 
0:Mo  konstant  geblieben  war;  der  Körper  enthielt  8.54 7«  0  und 
75.45 *7ü  MoOg.  Dagegen  war  Ammoniak  und  Wasser  fortgegangen; 
der  HjO- Gehalt  war  zurückgegangen  auf  4.68  ^^,  was  nicht  hin- 
reicht, um  das  Vorhandensein  des  Sauerstoffes  in  Form  von  HjO^ 
zu  erklären. 

Die  einzige  Annahme,  welche  die  Zusammensetzung  und  die 
Reaktionen  in  genügender  W^eise  erklärt,  ist  die,  dafs  in  der  Mo- 
lybdänsäure Sauei^stoffatome  einfach  ersetzt  werden  durch  labile 
Sauerstoffdoppelatome,  wie  man  durch  folgendes  Schema  ausdrücken 

könnte: 

0-H  0^ 

+  0  =  MoO,      -r:       >MüO,  +  H  jO. 

0-H  0/ 

Analog  verläuft  die  Einwirkung  bei  den  Salzen,  und  es  ist  inter- 
essant, dafs,  soweit  die  Beobachtungen  gehen,  immer  die  Zusammen- 
setzung der  sauerstoffreichen  Salze  analog  ist  derjenigen  der  ge- 
wöhnlichen Molybdate.  Das  ^/3-fach  saure  Ammoumolybdat  ist 
das  beständigste;  in  den  beiden  Permolybdaten  ist  das  Verhältnis 
NH^-.Mo  dasselbe  geblieben;  ähnlich  ist  es  beim  Kalium,  Verhältnis 
1:3.     Für  die  Konstitution  der  drei  Ammoniumaalze  könnte  man 


80 

folgende  Schemata  sich  denken,  die  das,  was  wir  meinen,  deutlich 

machen: 

1.  Gewöhnliches  Molybdat: 

0  0  0  0  0  0  0 

:|  I  .  ;■  i|  |! 

Mo— 0— Mo— 0-Mo— 0-Mo— 0— Mo— 0— Mo-0— Mo 


1-           ■             I           ■            il           ;i  Jll 

(ONH4),       0            0             0             0            0  (ON'H^)s 

2.  Rotes  Permolybdat: 

0-0        0-0        00        0-0         0-0         0-0  0-0 

II                    .                     ■                i     i                '     .                 !     !  I     .. 

Mo— 0— Mo-O-Mo— 0— Mo-0— Mo— 0-Mo-O— Mo 

\-\            I              I             ,            ..            i|  i  I 

(ONH4),        0            Ö             Ö             Ö            0  (ONH4), 

3.  Gelbes  Permolybdat: 
0-000000  0-0 


.1  i;  .!  I  :i  :i  i  I 

Mo-O-Mo-0— Mo-O-Mo— 0— Mo-0— Mo-0— Mo 

(ONHJ,        0  0  0  0  0       (OI^H*), 

Es  erklärt  sich  mit  Hilfe  dieser  Annahme  auch  am  besten  der 
Wechsel  des  Verhältnisses  zwischen  Molybdän  und  Sauerstoff. 

Von  sonstigen  Reaktionen  der  beschriebenen  Salze  seien  folgende 
erwähnt: 

Die  Temperaturen,  bei  denen  sich  die  Körper  vollkommen 
zersetzen  und  entfärben,  sind  folgende: 

3(NH4),0.7Mo04.12H,0  .  .  lOö^ 
3(NH4),0.5MoOa.2Mo04.6HsO  ITC^ 
K,0.2MoO,.Mo04.3H,0     .     .    180^ 

Verhalten  gegen  Natriumphosphat.  In  verdünnten,  mit 
Salpetersäure  angesäuerten  Lösungen  entsteht  keine  Fällung,  das 
sauerstofireichste  Ammonsalz  giebt  auch  in  konz.  saurer  Lösung 
keine  Reaktion;  das  sauerstoffärmere  dagegen  wohl,  und  zwar  entsteht 
um  so  mehr  Phosphomolybdat,  je  konzentrierter  die  Lösung  ist.  In 
zwei  Versuchen  wui-de  31.65  7o  und  39.91  7o  ^^^  Molybdänsäure  im 
Niederschlag  gefunden.  Der  gesamte  Sauerstoff  befand  sich  immer 
im  Filtrat,  wie  durch  Titration  mit  Permanganat  festgestellt  werden 
konnte. 

Daraus  folgt,  dafs,  wenn  in  die  Molybdänsäure  die  0 — G-Gruppe 
für  0  eintritt,  die  Fähigkeit  zur  Bildung  von  komplexen  Säuren  mit 
Phosphorsäure  verloren  geht. 

Die  Elektrolyse  einer  wässerigen  Lösung  des  roten  Ammonsalzes 


81     - 

ergab  folgendes:  An  der  Anode  lebhafte  Sauerstoifentwickeluug;  an 
der  Kathode  Entwickelung  von  Wasserstoff,  Reduktion  der  gelben 
Losiing  unter  Entfärbung  und  schliefslich  Abscheidung  niederer 
Oxyde  des  Molybdäns. 

Zum  Schlüsse  möchten  wir  noch  bemerken,  dafs  die  Resultate 
obiger  Arbeit  in  Einklang  stehen  mit  den  Ergebnissen  einer  Unter- 
suchung von  A.  PicoD«  über  Fluooxypermolybdate.  ^  Die  Fluooxy- 
molybdate  nämlich  nehmen  beim  Behandeln  mit  Wasserstoffsuper- 
oxyd ebenfalls  unter  Gelbfärbung  Sauerstoff  auf  und  zwar  auf  je 
ein  Atom  Molybdän  ein  Atom  Sauerstoff.  Dies  spricht,  wie  man 
sieht,  für  unsere,  und  gegen  F^ghaud's  Anschauung. 

Wir  sind  zur  Zeit  damit  beschäftigt,  die  Einwirkung  von 
Wasserstoffsuperoxyd  auf  andere  Molybdate,  sowie  auf  Wolframate 
zu  studiereu. 


1  Z.  anorg.  Chem.  (1892)  1,  52. 

München,  Chcm.  Lab(/ratorium  der  kgL  Akademie  der  Wissenschaften, 

Bei  der  Redaktion  eingegangen  am  21.  Februar  1898. 


Z.  anorg.  Chem.  XVU.  6 


Beitrag  zur  Konstitution  anorganischer  Verbindungen. 

Von 

Alfbed  Wbknee. 
XIV.    Mitteilung. 

Über  Molekulverbindungen 
der  Zinntetrahalogenide  und  der  Zinnalicyle. 

Von    P.    PPEIFPEIt 

In  den  früheren  Entwickelungen  über  den  Aufbau  anorganischer 
Moleküle  wurde  die  Frage  aufgeworfen,  ob  in  gewissen  Verbindungen, 
Atome,  deren  Sättigungsvermögen  —  durch  die  Valenzzahl  aus- 
gedrückt —  vollständig  befiiedigt  erscheint,  sich  nicht  doch  noch 
am  Aufbau  komplexerer  Moleküle  beteiligen  können,  derart,  dafs  sie 
zwar  nicht  weitere  Einzelatome  zu  ketten  vermögen,  hingegen  mit 
ebenfalls  gesättigt  erscheinenden  Atomen  anderer  Moleküle  stabile  Bin- 
dungen eingehen.  Das  in  dieser  Frage  zusammengefafste  Problem 
ist  von  weittragender  Bedeutung,  weil  dessen  eindeutige  Lösung  der 
Erörterung  von  Konstitutionsfragen  der  Molekülverbindungen  eine 
ebenso  wichtige  Grundlage  zu  sichern  bestimmt  ist,  als  dies  die 
Lehre  von  der  wechsebiden  Valenz  der  Grundstoffe  für  die  Kon- 
stitutionsfragen der  Valenzverbindungen  gethan  hat. 

Es  ist  bekanntlich  Miolati  und  mir  gelungen,  auf  physikalisch- 
chemischem  Wege  die  obige  Frage  in  entschieden  bejahendem  Sinne 
zu  beantworten;  es  schien  jedoch  von  Interesse,  auch  auf  chemischem 
Wege  eine  Beantwortung  der  Frage  anzutreten.  Diesem  Zwecke 
sollte  die  im  experimentellen  Teil  mitgeteilte,  von  Herrn  P.  Pfeiffer 
durchgeführte  Untersuchung  dienen. 

Bevor  wir  auf  die  theoretische  Verwertung  der  gewonnenen 
Kesultate  eintreten,  möge  kurz  der  derzeitige  Stand  der  Frage 
dargelegt  werden. 


-      83 

Die  Chemie  der  Metallammoniake  lehrt,  dals  die  bei  organischen 
Yerbindiingen  an  zahlreichen  Beispielen  beobachtete  Funktionsver- 
schiedenheit gleicher,  zu  demselben  Molekül  gehöriger  Atome  oder 
Radikale  bei  anorganischen  Verbindungen  in  ebenso  charakteristischer 

Weise    auftritt;    dem  organischen  Molekül  /Cj    ^tt    isj/prj  \  jCl  ist 

Cl       \  . 

z.  B.  Pt^-i^TTj  V  ICI  als  anorganisches  in  dieser  Beziehung  vollständig 

an  die  Seite  zu  stellen. 

Wie  in  den  organischen  Verbindungen  die  verschiedene  Funktion 
der  gleichen  Radikale  strukturell  durch  die  verschiedene  Bindung 
derselben  —  in  obigem  Beispiel  an  Kohlenstoff  respective  an  die 
Ammoniumgruppe  —  erklärt  wird,  so  werden  auch  bei  den  an- 
organischen Verbindungen  die  prinzipiell  gleichen  Erscheinungen 
auf    verschiedene    Bindungsart     der    betreffenden    Radikale   —   in 

Cl       \ 
Pt^pr .  jCl   an  Platin   respectiv   an   die  NH3- Gruppen  —  zurück- 
geführt 

Diese  Erklärung  für  die  verschiedene  Wirkungsweise  ist  die 
einzige,  die  allen  Thatsachen  gerecht  wird  und  durch  bestimmte 
Strukturformeln  einen  schematischen  Ausdruck  für  deren  Ursache 
darzustellen  erlaubt.  Die  verschiedene  Wirkungsweise  der  be- 
sprochenen, funktionell  verschiedenen,  materiell  gleichen  Radi- 
kale kommt  bekanntlich  durch  Reaktionsträgheit  respektive  ausser- 
ordentlich gesteigerte  Reaktionsfähigkeit,  besonders  in  wässeriger 
Lösung,  zur  Geltung  und  wird  nach  den  modernen  Anschauungen 
darauf  zurückgeführt,  dais  die  reaktionsfähigen  Radikale  in  wässriger 
Lösung  als  selbständige  Ionen  vorhanden  sind,  die  anderen  dagegen 
nicht  Da  nun  die  Grölse  der  Leitfähigkeit  einer  Salzlösung 
wesentlich  bedingt  wird  durch  die  Anzahl  der  in  ihr  vorhandenen 
Ionen,  so  mufs  man  aus  der  Grölse  der  Leitfähigkeit  äquimolekularer 
Lösungen  verschiedener  Salze  auf  die  Zahl  der  Ionen  schliefsen 
können,  in  die  sich  dieselben  spalten,  sobald  man  die  Gröfsenordnung 
der  molekularen  Leitfähigkeit  von  Verbindungen  mit  bestimmter 
Anzahl  von  Ionen  kennt. 

Auf  Grund  der  vorher  gegebenen  Entwickelungen  giebt  somit 
die  Bestimmung  der  molekularen  Leitfähigkeit  Aufschlufs  über  die 
Zahl  der  nach  bestimmter  Bindungsart  zum  Molekül  gehörigen 
Radikale,  d.  h.  sie  wird  zu  einer  direkten  Konstitutionsbestimmung. 

An  einer  gröfseren  Zahl   von  Metallamnioniaksalzen  ist  früher 


«t* 


-     84     - 

die  Gröfsenordnung  der  mol.  elektrolytischen  Leiträhigkeit  für  Ver- 
bindungen, die  in  wässeriger  Lösung  in  5,  4,  3  oder  2  Ionen  ge- 
spalten sind,  festgestellt  worden. 

Die  vergleichende  Untersuchung  anderer  Metallammoniake  zeigte 
dann,  dafs  einzelne  derselben  sich  nicht  in  die  so  aufgestellten 
Klassen  einreihen  lassen,  sondern  eine  Klasse  für  sich  bilden,  in- 
sofern ftir  ihre  molekularen  Leitfähigkeiten  so  kleine  Werte  gefunden 
wurden,  dafs  von  erheblicher  elektrolytischer  Dissoziation  schlecht- 
weg nicht  mehr  gesprochen  werden  konnte. 

Aus  diesem  Verhalten  mufste  geschlossen  werden,  dafs  diejenigen 
Radikale,  die  in  den  anderen  Metallammoniaksalzen  als  Ionen 
wirken,  in  diesen  Fällen  es  nicht  thun,  d.  h.,  nach  der  oben  ent- 
wickelten Abhängigkeit  des  Auftretens  der  Radikale  als  loneu 
von  ihrer  Bindungsart,  direkt  mit  dem  Metallatom  verbunden  sein 
müssen. 

Folgende   Verbindungen   zeigen   dieses   Verhalten:      Pt^rn       , 

(NH )  (^^3)2  (NO ) 

Pt^p,   3^2^  Cr(SCN)3,  je  in  zwei  isomeren  Formen,  und  Coi^ju^J'. 

^^*  (OHj),  ^^^8^ 

Da  in  allen  diesen  Verbindungen  neben  den  direkt  gebundenen 
Säureresten  noch  sehr  stabil  gebundenes  Ammoniak  vorhanden  ist, 
dessen  Bindung  in  keiner  Beziehung  stehen  kann  zu  derjenigen  der 
Säureradikale,  da  diese,  ohne  dafs  die  AmmoniakmolektÜe  in  Mit- 
leidenschaft gezogen  werden,  durch  andere  ersetzt  werden  können, 
so  ergiebt  sich,  dafs  diese  Ammoniakmoleküle   an   das  Metallatom 
gekettet  sein  müssen,  d.  h.   dafs  die  betreffenden  Metallatome  mit 
mehr  Atomen  resp.  Atomgruppen  in  Bindung  stehen   können,    als 
dies  nach  der  denselben  zukommenden  Valenzzahl  vorauszusehen  ist. 
Auf  folgende  Weise  erscheint  es  nun  möglich,  auch  auf  Grund 
rein  chemischer  Thatsachen  die  Antwort  auf  die  einleitend  gestellte 
Frage  zu  erhalten. 

Man  vergleicht  verschiedene  Verbindungen  desselben  Elements 
auf  ihre  Fähigkeit  zur  Bildung  analoger  Additionsverbindungen  und 
schliefst  in  jedem  einzelnen  Fall  diejenigen  Möglichkeiten  der  Er- 
klärung der  Konstitution  der  neugebildeten  Verbindungen,  die  mit 
den  Eigenschaften  der  Additionsverbindungen  nicht  im  Einklang 
stehen,  aus.  Da  auf  Grund  des  über  die  Molekülverbindungen  der 
Borverbindungen  vorliegenden  experimentellen  Materials  die  Kon- 
stitutionsbestimmung derselben  auf  diese  Weise  durchgeführt  werden 
kann,  mögen  dieselben  zur  Illustrierung  des  Gesagten  dienen. 


—     85     - 

Das  Bor  zeigt  bekanntlich   die  Fähigkeit,  in  seinen  Halogen- 

verbindnngen  BFI3,  BCI3  u.  s.  w.  additionelle  Verbindungen  zu  geben : 

BFlj.FlMe  und  BClg.ClMe.    Die  Bildung  dieser  Verbindungen  kann 

auf  der  Basis  der  Valenzlehre  auf  zwei  Arten  erklärt  werden,  nach 

folgenden  Formeln: 

Fl  Fl-FlMe 

F1,B<;        und  B  Fl 
\Mc  Fl 

Die  erste  Formulierung  setzt  Fünfwertigkeit  des  Bors  voraus, 
und  ist,  da  kein  zwingender  Grund  für  dieAnnahme  derselben  vorliegt 
and  wohl  auch  wegen  der  Konsequenzen,  die  dieselbe  für  die  Auf- 
fassung der  Konstitution  anderer  Doppelhalogenide  nach  sich  ziehen 
würde,  verlassen. 

Die  zweite  Formuherung  ist  dagegen  vielfach  im  Gebrauch 
und  in  ähnlicher  Weise  werden  auch  die  übrigen  Doppelhalogenide 
aufgefafst  Diese  Halogenborverbindungen  addieren  jedoch  nicht 
nur  Metallhalogenide,  sondern  auch  eine  ganze  Reihe  anderer  Mole- 
küle,  wie  aus  folgender  Übersicht  hervorgeht: 

Fl3B.FlMe,  FljB.OCCHj),,  Fl3B.0(C3Hß)3,  FI3B.NH3,  Fl3B.(NH3)3, 

CljB.ClMe,  CI3B.PH3,  CI3B.NOCI,  CI3B.POCI3,  C13B!cNC1, 

CI3B.CNH,  CI3B.NC.CH3,  Br3B.NC.CH3. 

Man  wird  nun  wohl  zugeben,  dafs  diese  Additionsverbindungen 
nicht  in  gleicher  Weise  formuliert  werden  können  wie  die  Doppel- 
fluoride u.  8.  w.«  denn  man  käme  zu  Formeln  wie: 

«F1.0(CH,),      «FLNH,       |>Cl.N.CCHa       |.C1.NCH  „   „   ^ 
^1,  '     ^Flg        '    ^Cl,  '         CI3  "•  **•  ^• 

Für  die  Additionsprodukte  mit  stickstoflf haltigen  Molekülen 
Icönnte  man  in  ammoniumähnlichen  Formeln  Zuflucht  suchen  und 
dieselben  folgendermafsen  formulieren: 

p  Fl,        '^N.Cl     u.  8.  w-, 
"•N.Fl  li 

xig  O.Ofij 

wobei  man  dann  immerhin  fiir  die  so  beständige  Sauerstoffver- 
bindung BFl3.0(CH3)g  (bei  127^  siedend)  und  die  entsprechende 
Athylätherverbindung  keine  Erklärung  hätte.  Dafs  die  Bildung  der 
Additionsprodukte  stickstoffhaltiger  Moleküle  jedoch  überhaupt  nicht 


—     86 

durch  ammoniumartige  Einlagerung  erklärt  werden  kann,  ergiebt 
sich  aus  der  Existenz  ähnlicher  Verbindungen,  bei  denen  diese  An- 
nahme direkt  zuiückgewiesen  werden  kann.  Dem  unzersetzt  subli- 
mierenden  FI3B.NH3  entsprechen  nämlich  die  ebenfalls  unzersetzt 
flüchtigen  Verbindungen  (CH3)3B.NH3  und  (Hga)3B.NH3.  Wollte  man 
z.  B.  I^ormethylammoniak  folgendennafsen 

H, 

formulieren,  so  müfste  dasselbe  bei  der  Zei'setzung  Methylamin  geben, 
in  Wirklichkeit  erhält  man  jedoch,  z.  B.  bei  der  Einwirkung  von 
Kalihydroxyd,  Ammoniak  und  die  Verbindung 

welch  letztere  somit  dem  Fl3B.O(CH3)^  an  die  Seite  gestellt  werden 
kann. 

Es  ist  somit  direkt  nachgewiesen,  dafs  in  dem  Bortrimethyl 
und  dem  Bortriäthylammoniak  nur  das  Bor  allein  die  Bindung  des 
Ammoniaks  bedingen  kann.  d.  h.  dasselbe  mufs 

lIsC 

/ 
H3C 

formuliert  werden,  und  dementsprechend  folgen  für  die  anderea 
Additionsprodukte  der  Borverbindungen  die  Formeln: 

Fl  Fl  Fl  Cl 

FlB.NIIj,    FlB.0(C,n5)a,    FIB.FIK,    CIB.NC.CH,  u.  s.  w., 

Fl  Fl  Fl  Cl 

d.  h.  das  nach  der  Valenzzahl  in  den  Verbindungen  BR3  gesättigte 
Boratom  kann  noch  weitere  Atomgruppen  binden,  also  mehr  als 
diese  Zahl  voraussehen  läfst. 

Eine  ähnliche  Beweisführung  wie  flir  das  Bor  schien  nun  auch 
für  das  vierwertige  Zinn  durchfuhrbar  zu  sein,  und  es  wurden  des- 
halb   die    Zinntetrahalogenide   SnX^,    die    Zinndialkylverbindungen 

Sö^u       X  ,     die     Zinntrialkylverbindungen   Sn>n,  ^       .      und  die 

Zinntetraalkylverbindungen  auf  ihre  Fähigkeit  zur  Bildung  von 
Molekülverbindungen  untersucht. 


—     87     — 

Als  allgemeines  Ergebnis  dieser  Untersuchung  ist  zunächst  her- 
Torzuheben^  dafs  die  Fähigkeit  zur  Bildung  von  Anlagerungsverbin- 
dongen  um  so  geringer  erscheint,  je  mehr  wir  uns  den  reinen  Zinn- 
alkylverbindungen  nähern.  Diese  Abnahme  der  Additionsrähigkeit 
offenbart  sich  am  deutlichsten  in  der  immer  geringer  werdenden 
Mannigfaltigkeit  der  sich  anlagernden  Moleküle,  in  der  Weise,  dafs 
die  Zinntetrahalogenide  des  Zinns  die  verschiedensten  Moleküle  an- 
lagern können,  wie  Metallhalogenide,  KCl,  NH^Cl  u.  s.  w.,  Wasser 
OH3,  Äther  OiC^H,)^,  Sulfide  (^3)38,  Nitride  NH3,  RNHg,  Pyridin, 
Nitrile  u.  s.  w.,  bei  den  Zinndialkylverbindungen  sich  die  Anlagerungs- 
fähigkeit auf  Ammoniak  und  substituierte  Ammoniake  beschränkt, 
z.  B.: 

4^*"'^-2NH„  S„Br'H,),  +  2P7ridi„, 

bei  den  Trialkylzinnverbindungen  sich  nur  noch  auf  wenige  stick- 
stoffhaltige Moleküle  wie  Ammoniak,  Anilin  erstreckt  und  bei  den 
Zinntetraalkylverbindungen  überhaupt  aufhört. 

Die  aufgeführten  Beispiele  geben  eine  schöne  Demonstration 
(Ar  den  qualitativ  verschiedenen  Wert ,  den  dasselbe  Elementaratom 
besitzt,  je  nach  der  schon  mit  ihm  verbundenen  Radikale. 

Das  wichtigste  Resultat  der  Untersuchung  ist  jedoch  der  Nach- 
weis, dafs,  wenn  überhaupt  Additions Verbindungen  entstehen,  die 
Zahl  der  angelagerten  Moleküle  unabhängig  erscheint  von  der  Anzahl 
der  vorhandenen  Halogenatome,  womit  die  Zurückfuhrung  der 
Bildungsursache  der  Molekülverbindungen  auf  die  Bindefähigkeit  der 
Halogenatome  sehr  unwahrscheinlich  gemacht  wird,  trotzdem  es  bis 
jetzt  nicht  gelungen  ist,  Additions  Verbindungen  der  Zinntetralkyle 
darzustellen  und  so  den  gesuchten  Beweis  in  voller  Schärfe  durch- 
zuführen. 

In  der  überwiegenden  Anzahl  der  bekannten  und  neu  dar- 
gestellten Molekülverbindungen  der  Derivate  des  viei'wertigen  Zinns 
ist  die  Zahl  der  angelagerten  Moleküle  gleich  zwei,  speziell  bei 
allen  denjenigen  Molekülverbindungen,  bei  denen  Einlagerungen, 
wie  sie  bei  den  Hydraten  und  Metallammoniaksalzen  oft  konstatiert 
werden,  ausgeschlossen  erscheinen.  Es  ist  deshalb  wohl  der  Schlufs 
gestattet,  dafs  die  Bildung  dieser  Additionsverbindungen  nur  durch 
die  Annahme  erklärt  werden  kann,  dafs  das  Zinn  in  den  Verbin- 
dungen, in  denen  es  als  vierwertiges  Element  wirkt,  noch  weitere 
stabile  Atombindungen  eingehen  kann,  d.  h.  dafs  das  vierwertige 


—     88     — 

Zinn  mehr  Radikale  zu  binden  vermag  als  seine  Valenzzahl  vor- 
aussehen läfst.  Im  Folgenden  berichtet  Herr  P.  Pfetffeb  über 
seine  Untersuchung. 


Experimenteller  Teil. 

I.  Zinndiäthylsalze  und  ihre  Additionsverbindungen. 

I.   Darstellung  und  Verhalten  der  Zinndiäthylsalze. 

Als  Ausgangsprodukt  für  sämtliche  dargestellten  Zinndiäthyl- 
verbindungen  diente  das  Zinndiäthyljodid,  das  im  wesentlichen  nach 
den  Angaben  Cahouh's^  dargestellt  wurde.  Je  30  g  Jodäthyl  und 
12  g  Zinnfolie  werden  in  einer  Bombenröhre  20  Stunden  lang  auf 
etwa  150^  erhitzt.  Das  entstandene,  teils  feste,  teils  flüssige  Pro- 
dukt wird  mit  Äther  aufgenommen,  und  aus  der  filtrierten,  äthe- 
rischen Lösung  zunächst  in  einem  fVaktionierkolben  der  Äther  verjagt. 
Die  rückständige,  dunkelgefärbte  Masse  wird  darauf  im  Vakuum  über- 
destillicrt;  wobei  sich  ein  hellgelb  gefärbtes  Destillat  bildet,  das  bald 
erstarrt.  Der  so  gebildete  Krystallkuchen  wird  abgesaugt  und  auf 
der  Thonplatte  von  noch  anhaftender  Mutterlauge  getrennt;  er  stellt 
rohes,  krystallisiertes  Zinndiäthyljodid  dar,  das  noch  stark  nach 
Zinntriäthyljodid  riecht.  Aus  dem  Filtrat  kann,  da  es  bald  wieder 
ei'starrt,  noch  mehr  Zinndiäthyljodid  gewonnen  werden.  Die  schliefslich 
zurückbleibende,  äufserst  unangenehm  riechende  Flüssigkeit  besteht 
hauptsächlich  aus  Zinntriäthyljodid  und  wird  auf  dasselbe  verarbeitet. 

Das  so  erhaltene  rohe  Zinndiäthyljodid  nach  den  Angaben 
Cahoüb's  durch  Umkrystallisieren  aus  Äthylalkohol  zu  reinigen  und 
geruchlos  zu  machen,  gelingt  nur  sehr  schwierig,  viel  leichter  führt 
folgender  Weg  zum  Ziel.  Das  rohe  Produkt  wird  in  möglichst 
wenig  Methylalkohol  gelöst,  mit  einigen  Tropfen  Wasser  wieder  aus- 
gefällt und  (nach  dem  Absaugen)  auf  der  Thonplatte  abgepresst. 
Wiederholt  man  diese  Operation  zwei  bis  dreimal,  so  erhält  man 
ein  vollkommen  geruchloses  und  rein  weifses  Jodid  mit  den  von 
Caiiour  angegebenen  Eigenschaften.  Sein  Schmelzpunkt  liegt  bei 
44®.  Bei  längerem  Stehen  färbt  sich  die  Substanz  unter  geringer 
Zersetzung  allmählich  gelb. 

»  Ami.  114,  354;  122,  48. 


—     89     - 

Da  das  Molekulargewicht  des  Jodids  noch  nicht  bekannt  war,  so 
wurde  dasselbe  zunächst  bestimmt  und  zwar  nach  der  BECEMANN'schen 
Siedemethode  in  absolutem  Äther. 

a)  Bestimmung  der  molekularen  Siedepunktserhöhung  des  angewandten 

absoluten  Äthers. 


Substanz 


Dipheuylamin 


Menge 

des  Lfösungs- 

mittels 

14.67 
14.67 
14.67 


Menge   der 

angewandten 

Substanz 


0.4772 
0.8896 
1.2268 


Beobachtete 
Erhöhung 


Molekül. 
Erhöhung 


0.401 
0.747 
1.025 


20.8 
20.7 
20.7 


Mittel:     20.73 


b)  Molekulargewichtsbestimmung  des  Zinndiäthyljodids. 


Lösungs- 
mittel 


Menge 
des  Lösungs- 
mittels 


Menge 

der  gelösten 

Substanz 


a>  o 


I 


17.02 
17.02 
17.02 
17.02 


0.4739 
0.7779 
1.0483 
1.3227 


Beobachtete 
Erliöhung 


0.125 
0.211 
0.286 
0.360 


Gefund. 
Molekular- 
gewicht 


460 
448 
444 
447 


Mittel :     450 

Berechnet  für  Sn^?«^*^:     430 

Ja 


Nach  dieser  Bestimmung  kommt  dem  Zinndiät hyljodid  also  die 
einfache  Formel  zu. 


Die   übrigen  Zinndiäthylsalze  werden  am  leichtesten   aus  dem 
O'odid  über  das  Oxyd  erhalten.     Zur  Darstellung  des  letzteren  wurde 
Zinndiäthyljodid  in  wässerigem  Alkohol  gelöst  und  Ammoniak  zuge- 
setzt, worauf  das  Oxyd  als  weifser,  amorpher  Niederschlag  ausfiel. 
Er  wurde  nach  den  Angaben  Cahours  durch  Auswaschen  mit  heifsem 
Wasser  und  heifsem  Alkohol  gereinigt.      Beim  Lösen  desselben  in 
Jodwasserstoflfsäure   erhält   man    das   ursprüngliche   Jodid    zurück, 
daneben  aber  auch  einen  Körper  vom  ungefähren  Schmelzpunkt  130", 
der   in  Methylalkohol  sehr  schwer,   in  Äther  leicht  löslich  ist  und 
wahrscheinlich  ein  Oxyjodid  darstellt. 


—     90     — 

In  Salzsäure  und  BromwasserstoflFsäure  löst  sich  Zinndiäthyl- 
oxyd  in  der  Kälte  langsam,  rascher  dagegen  in  der  Wärme.  Da 
das  sich  bildende  Chlorid  resp.  Bromid  mit  Wasserdämpfen  äufserst 
leicht  flüchtig  ist,  erwärmt  man  das  Oxyd  am  besten  am  Riick- 
flufskühler  mit  der  bezüglichen  Säure,  wobei  sich  der  gröfste  Teil 
des  entstandenen  Salzes  als  ein  schweres  Ol  abscheidet,  welches 
beim  Erkalten  vollständig  zu  einem  Aggregat  von  Prismen  erstarrt 
Das  beste  Umkrystallisationsmittel  flir  beide  Salze  ist  Ligroin,  in 
welchem  sie  in  der  Wärme  leicht,  in  der  Kälte  bedeutend  schwerer 
löslich  sind. 

Zinndiäthylchlorid  krystallisiert  aus  Ligroin  in  seideglänzenden, 
bis  3  cm  langen  Nadeln,  die  gegen  84 — 85®  schmelzen;  die  geschmolzene 
Masse  erstarrt  beim  langsamen  Abkühlen  zu  einem  Aggregat  durch- 
sichtiger Prismen.  Beim  Verdunsten  einer  kalten  Ligroinlösung  er- 
hält man  neben  den  Nadeln  noch  blättchenförmige  Krystalle,  die 
um  einige  Grade  tiefer  schmelzen,  sich  jedoch  beim  Schmelzen  resp. 
Auskrystallisieren  aus  einer  heifsen  Ligroinlösung  vollständig  in  die 
erstere  Modifikation  umwandeln.  An  der  Luft  (nicht  dagegen  im 
Exsiccator)  werden  die  Nadeln  resp.  Prismen  bald  matt  und  zer- 
fallen zu  einem  weifsen  Pulver,  womit  gleichzeitig  eine  erhebliche 
Schmelzpunkterniedrigung  (bis  um  10°)  verbunden  ist.  ^  Nach  dem 
Erstarren  stellt  sich  wiederum  der  ursprüngliche  Schmelzpunkt  ein. 

Das  Zinndiäthylbromid  schmilzt  bei  63®  (in  der  Litteratur  finden 
sich  keine  Angaben),  zeigt  also  einen  Schmelzpunkt,  der  fast  genau 
in  der  Mitte  zwischen  dem  des  Chlorids  und  Jodids  liegt.  Ein 
ähnliches  Verhältnis  besteht  übrigens  zwischen  den  Siedepunkten  der 
drei  Salze.  Jodid:  S  =  245«,  Bromid:  S  =  232— 333 ^  Chlorid: 
S  =  220®.  Eigentümlicherweise  jedoch  besitzt  das  Salz  mit  dem 
höchsten  Schmelzpunkt  den  niedrigsten  Siedepunkt.  Aus  Ligroin 
krystallisiert  das  Bromid  in  Prismen  oder  grofsen  Tafeln  von 
quadratischer  Umgrenzung,  die  zunächst  durchsichtig  klar  sind,  aber 
bald  trüb  werden;  daneben  erhält  man  auch  oft  seideglänzende 
Nadeln. 

Auf  analoge  Weise  wie  die  Halogenide,  nämlich  durch  Lösen 
des  Oxyds  in  verdünnter  Schwefelsäure,  erhält  man  das  Sulfat;  es 
krj'stallisiert  beim  freiwilligen  Verdunsten  seiner  wässerigen  Lösung 


'  Zur  Beobachtung  der  Erniedrigung  mufs  mau  sehr  rasch  erhitzen,  oder 
besser  das  Schmelzpuiiktröhrchen  in  schon  ungefähr  70*^  heifse  SchwefelsÄure 
eintaucheu. 


91 


in  schönen,  grofsen  quadratischen  Kr}'stallen.  Zum  Unterschiede 
von  den  vorhergehenden  Salzen  schmilzt  Zinndiäthylsulfat  beim  Er- 
hitzen nicht,  vei-flüchtigt  sich  auch,  wie  zu  erwarten  war,  nicht  mit 
Wasserdämpfen.  Ein  interessantes  Ergebnis  hatte  die  Molekular- 
gewichtsbestimmung des  Salzes  in  Wasser  nach  der  BECKMANN'schen 
Gefrierpunktsmethode.  Es  kam  ganz  reines,  zu  Leitfähigkeits- 
bestimmungen destilliertes  Wasser  zur  Anwendung. 


Menge 

des 
Wassers 


Menge   der 

gelösten 

Substanz 


Gefundene 


,  Gefundenes 
i   Molekular- 


Erniedrii^ungl      _  „•  i  * 
^     ^      gewiclit 


24.988 
24.988 
22.701 


0.1037 
0.2118 
0.090 


0.0425 
0.0840 
0.040 


185 
191 

187 


Berechnet  für  Sn^g^j^*^:  273. 


Berechnet  für  2(S"^S0^*^*)'  ^^^'^ 


Wie  aus  diesen  Zahlen  hervorgeht,  ist  das  Sulfat  in  wässeriger 
Lösung  zu  einem  gi-ofsen  Teile  in  die  Ionen  Sn(C2Hg)2  und  SO^ 
dissoziiert.  Von  Herrn  Dr.  Miolati  beim  Jodid  und  Chlorid  aus- 
geführte Leitfähigkeitsbestimmungen  ergaben  ein  analoges  Besultat. 

Von  Zinndiäthylsalzen  neu  dargestellt  wurde   ein  Phosphat, 

dem  nach  der  Analyse  die  Formel  Sn  pg  g*  zukommt.  Man  löst  das 

Oxyd  in  verdünnter  Phosphorsäure,  dampft  die  Lösung  teilweise  ein, 
filtriert  und  läfst  auskrystallisieren.  Man  erhält  so  weifse,  ziemlich 
grofse  Nadehi.  Beim  Erhitzen  geben  sie  unter  Autblähen  Wasser 
ab.  Ein  bemerkensweiies  Verhalten  zeigen  sie  gegen  Wasser;  sie 
lösen  sich  zunächst  vollständig  klar  in  demselben  auf;  die  Lösung 
trübt  sich  jedoch  bald,  und  es  scheidet  sich  ein  weifses,  phosphor- 
säurehaltiges Pulver  aus. 

Analyse:  0.2120  g  Substanz  ergaben  bei  der  Verbrennung  0.082  g  H/) 
und  0.1373  g  CO,. 


Berechnet  für  Sn^^^"^: 

H     4.1 7o 
C    17.6  „ 


Gefunden : 

4.3  'Vo 
17.7  „ 


Zur  allgemeinen  Charaktensieruug  der  Zinndiäthylsalze  möge 
noch  ihr  Verhalten  gegen  Ammoniumkarbonat,  Schwefelammonium 
und  Schwefelwasserstoff  erwähnt  werden.     Auf  Zusatz  von  Ammon- 


—    92    — 

karbonat  erhält  man  einen  weifsen  Niederschlag,  offenbar  das  Zinn- 
diäthylkarbonat  darstellend,  der  sich  im  Uberschufs  des  Fällungs- 
mittels  auflöst,  um  auf  Zusatz  von  Säuren  wieder  auszufallen.  Beim 
Versuch,  den  Körper  zu  isolieren,  verliert  er  rasch  einen  Teil  seiner 
Kohlensäure.  Mit  Schwefelammonium  erhält  man  ebenfalls  einen 
weifsen  Niederschlag,  der  sich  gleich  nach  Entstehung  klar  im  Uber- 
schufs von  (NHjgS  auflöst,  nach  einiger  Zeit  jedoch  seine  voll- 
ständige Löslichkeit  verliert  Aus  der  Schwefelammoniumlösung 
läfst  sich  mittels  Salzsäure  wieder  der  ursprüngliche  Körper  aus- 
Tällen,  der  sich  nach  diesen  Reaktionen  unzweifelhaft  als  Zinndiäthyl- 
sulfid  erweist.  Man  sollte  nun  erwarten,  mit  Schwefelwasserstoff 
einen  mit  dem  obigen  identischen  Niederschlag  zu  bekommen.  Dies 
ist  jedoch  nicht  der  Fall.  Man  erhält  der  Hauptsache  nach  ein 
schweres  Ol,  dessen  Natur  noch  nicht  erforscht  wurde. 

Bevor  zur  Beschreibung  der  Additionsprodukte  tibergegangen 
wird,  möge  noch  kurz  ein  Versuch  erwähnt  werden,  der  angestellt 
wurde,  um  stereoisomere  Zinnsalze  zu  erhalten.  Nach  der  An- 
schauung des  einen  von  uns  sollte  eine  Verbindung  Sn^  ^'^  in  zwei 

Formen  auftreten,  indem  bei  Annahme  einer  Verteilung  der  4  Gruppen 
um  das  Zinnatom  in  einer  Ebene,  eine  Cis-  und  eine  Transkon- 
figuration möglich  wäre: 

C,H/      \X  C,H/      \X 

Cis- Form,  Trans-Form. 

Da  nun  das  Zinndiäthylsulfat  aus  stereochemischen  Gründen 
nur  in  der  Cis-Form  auftreten  kann,  und  femer  die  gewöhnlichen 
Zinudiäthylhalogenide  die  Trans- Verbindungen  sein  müssen  —  weil 
überhaupt  Trans-Formen  allgemein  die  beständigeren  sind  —  so  sollte 
man  erwarten,  aus  dem  Sulfat  durch  Umsatz  mit  Baryumjodid  ein 
zu  dem  bekannten  isomeres  Jodid  zu  erhalten;  wie  jedoch  das 
Experiment  zeigte,  ist  das  so  erhaltene  Jodid  in  Bezug  auf  äufseren 
Habitus  und  Schmelzpunkt  mit  dem  längst  bekannten  vollständig 
identisch. 

IL  Additionsprodukte  der  Zinndiäthylsalze. 

Die  Additionsfähigkeit  der  Zinndiäthylsalze  erwies  sich  als 
sehr  beschränkt,  indem  sich  nur  Ammoniak  und  dessen  Sub- 
stitutionsprodukte   anzulagern   vermögen ,    von    letzteren   allerdings 


93     — 

sowohl  primäre,  wie  sekundäre  und  tertiäre  Basen.  Genauer  unter- 
sucht worden  die  Ammoniak-,  Pyridin- und  Auilinadditionsverbindungen. 
Das  im  Laufe  der  Untersuchung  verwandte  Pyridin  wurde  vorher 
mit  geglühtem  Kaliumkarbonat  geti'ocknet  und  dann  fraktioniert. 
Benutzt  wurde  die  zwischen  114 — 115^  übergehende  Hauptfraktion. 


1.  Dichlorodiäthyldipyridinzinn,^  SnCL 

(NC,H,), 

Dieser  Körper  bildet  sich  beim  Zusammengehen  der  Kompo- 
nenten unter  starker  Wärmeentwickelung.  Beim  Umkrystallisieren 
aus  Pyridin  (worin  er  sich  in  der  Wärme  leicht,  in  der  Kälte 
schwerer  löst)  erhält  man  ihn  bei  langsamer  Abkühlung  in  fast 
centimetergrofsen,  vollständig  durchsichtigen  Prismen,  die  gegen  130^ 
schmelzen,  beim  Erkalten  jedoch  nur  unvollständig  wieder  erstarren. 
Aus  seiner  Lösung  in  heifsem,  absolutem  Alkohol  krystallisiert  er 
beim  Erkalten  unverändert  aus;  ein  ähnliches  Verhalten  zeigt  er 
gegen  Ligroln.  Von  seinem  Grundkörper,  dem  Zinndiäthylchlorid, 
unterscheidet  er  sich  scharf  durch  seine  Schwerlöslichkeit  in  Äther; 
auch  von  Benzol  wird  er  nur  schwierig  aufgenommen.  Beim  Liegen 
an  der  Luft  verliert  er  allmählich  Pyridin.  Um  ihn  vor  Zersetzung 
zu  schützen,  bewahrt  man  ihn  am  besten  in  einer  Pyridinatmosphäre 
auf.  Das  letztere  gilt  auch  von  den  beiden  folgenden  Additions- 
produkten. 

Analyse  I:    0.1541  g  Substanz  ergaben  0.0705  g  H,0  und  0.2370 g  CO«, 
ü:    0.1678  g        „  „  0.0765  g  H,0  und  0.2536  g  CO, 

Berechnet  für  Sn(C,H5)2Cli(NC6H5), :  Gefunden: 

I.  II. 

H       4.9  ®/o  5.1  5.1  ^'o 

C     41.5  „  41.Ü         41.2  „ 

2.  Dibromodiäthyldipyridinzinn,  SnBr.     . 

(NC,H,), 

Übergiefst  man  Zinndiäthylbromid  mit  Pyridin,  so  vereinigen 
sich  beide  Körper  unter  starker  Wärmeentwickelung.  Das  erhaltene 
Additionsprodukt  wurde  analog  dem  vorigen  Körper  aus  Pyridin 
umkiystaliisiert.  Es  erscheint  in  Prismen,  die  sich  häufig  zu  rhom- 
bischen Tafeln  vereinigen  und  unter  vorhergehendem  Erweichen  bei 


1  Das  Prinzip  der  Nomenklatur  siehe  A.  Wkameb,  Z,  anorg.  Chcin.  14,  21. 


-      94 

140^  schmelzen,  und  zwar,  wie  die  dabei  stattfindende  Gasentwickelung 
anzeigt,  unter  Zersetzung.  In  seinen  Löslichkeitsverhältnissen  und 
seiner  Beständigkeit  ist  es  das  vollkommene  Analogon  des  Cbloro- 
körpers. 

Analyse:     0.1356  g  Substanz  ergaben  0.16S0  g  CO,  und  0.0520  g  H^O. 

Berechnet  für  Sn(C,H6),Br,(N(C8H5),:  Gefunden: 

C      34.1  7o  33.8  ^U 

H        4.1  „  4.2  „ 


3.  Dijododiäthyldipyridinzinn,   SnJ. 

(NC,H,), 

Die  Darstellung  dieses  Körpers  erfolgt  genau  nach  der  bei  den 
vorhergehenden  Verbindungen  angegebenen  Methode.  Umkrystallisiert 
wurde  wiederum  aus  Pyridin.  Er  bildet  weifse,  prismatische  Kry- 
stalle,  die  gegen  117®  schmelzen,  sich  leicht  in  Alkohol  lösen, 
schwerer  jedoch  in  Benzol  und  Ligroln.  Von  den  analogen  Dichloro- 
uud  Dibromokörpern  unterscheidet  er  sich  namentlich  durch  seine 
viel  gröfsere  Unbeständigkeit.  Auch  in  sorgfältig  verschlossenen 
Gefäfsen  aufbewahrte  Erystalle  färben  sich  allmählich,  wahrscheinlich 
unter  Jodabscheidung,  gelb. 

Analyse:     0.1922  g  Substanz  ergaben  0.2040  g  CO,  und  0.0562  g  H,0. 

Berechnet  für  Sn(CJl6)i,J,(NC6H5)2:  Gefunden: 

C      28.7  ^U  28.9  ö/o 

H        3.4  „  8.2  „ 


4.  Additionsprodukte  von  Anilin  an  Zinndiäthylchlorid 

und  -Jodid. 

Während  Zinntetrachlorid  und  Zinntriäthyljodid  nach  den  vor- 
liegenden Angaben  mit  Anilin  Additionsprodukte  von  einheitlicher 
Zusammensetzung  geben,  ist  dies,  wie  die  unten  angegebenen  Ana- 
lysen zeigen,  beim  Zinndiäthylchlorid  nicht  der  Fall.  Es  scheint, 
dafs  sich,  je  nachdem  die  Lösung  des  Additionsproduktes  in  Anilin 
längere  Zeit  erwärmt  wird,  oder  der  auskrystallisierte  Körper  mehr 
oder  weniger  laug  mit  Anilin  in  Berührung  bleibt,  verschiedenartige 
Gleichgewichtszustände  zwischen  Anilin,  Zinndiäthylchlorid  und  den 
Additionsprodukten  herausbilden.  Einzelne  Analysen  diflferieren  um 
mehi-  als  lü'Yo  i"^  Kohleustoffgehalt. 


-     95      - 

Analyse  I:  0.1201  g  Substanz  ergaben  O.OG48  g  FLO  und  0.1782  g  CO.,. 

II:  U.1440g  „  „         0.0703  g  il^O  und  0.2234  g  CO.. 

III:  0.1500  g  „  „         0.0647  g  H.^0  und  0.1662  g  CO«. 

IV:  0.1580  g  „  „         0.0711  g  H^O  und  0.1734  g  CO.. 

V:  0.0976  g  „  „         0.0498  g  H,0  und  0.1220  g  COj. 

Gefunden : 

I.                U.             IIL  IV.  V. 

C      40.5             41.8             30.2  29.9  34.1% 

H       6.0               5.4              4.8  5.0  5.7  „ 

Berechnet  für 
Su(C,H5),Cl,.CeH,NH, :  Sn(C,H5),Cl,(CeH,NU,), : 

C      35.3  %  44.3  % 

H       5.0  „  5.5  „ 

I.  und  II.,  aufserdem  III.  und  IV.  sind  je  Proben  gleicher  Dar- 
stellung; in  V.  blieben  die  ausgeschiedenen  Kry stalle  einige  Tage 
lang  in  Berührung  mit  der  Mutterlauge. 

Ganz  analoge  Resultate  wurden  erhalten,  als  statt  Zinndiäthyl- 
clüorid  das  zugehörige  Jodid  angewandt  wurde.  Mehrere  Ver- 
brennungen der  erhaltenen  Molekülverbindung  ergaben  für  Kohlen- 
stoff Werte,  welche  zwischen  den  für  die  Körper  (SnJ3(CaH5)2.CgH5NH2 
und  SnJ3(C3Hg)3(CgH5NH3)jj  berechneten  lagen. 

5.  Dichlorodiäthyldiamminzinn,  SnClg 

(NH3), 

Zwecks  Darstellung  dieses  Additionsproduktes  löst  man  Zinn- 
diäthylchlorid  in  absolutem  Äther  und  leitet  einen  durch  Natron- 
kalk scharf  getrockneten  Ammoniakstrom  ein.  Es  scheidet  sich 
dann  bald  ein  amorphes,  weilses  Pulver  aus,  welches  auf  eine  Thou- 
platte  abgeprei'st  und  in  einem  Natroukalkexsiccator  in  einer 
Ammoniakatmosphäre  aufbewahrt  wird.  Der  so  erhaltene  Körper 
ist  in  Alkohol,  Äther,  Benzol,  überhaupt  in  allen  gebräuchlichen 
Lösungsmitteln  unlöslich.  Durch  Wasser,  rascher  durch  Kalilauge, 
wird  er  zersetzt.  Beim  Erhitzen  findet  ebenfalls  Zersetzung  statt, 
ohne  dafs  die  Substanz  vorher  schmilzt. 

Analyse:    Die  Analyse  wurde  derart  ausgeführt,    dali)  die  Verbindung 
mit  Kalilauge  zersetzt,    und   das   sich  entwickehide  Ammoniakgas  in  eine  be- 
stimmte Menge  '/iQ-norni.  Salzsäure  geleitet  wurde.     Der  Überschufs  an  Salz- 
säure wurde  mit  Vio'^^orm.  Alkali  zurücktitriert.     Als  Indikator  diente  Methyl 
orange.     0.1497  g  Substanz  neutralisierten  10.35  ccm  \/io-norm.  Salzsäure. 

Berechnet  filr  SnCCaHsL^CLCXH,),:  Gefunden : 

N     9.9%  9.65  *^/o 


96        - 

(C,H,), 
IS.  Dijododiäthyläiamminzinn,  SnJ. 

Dieses  Anlagerungsprodukt,  ganz  analog  dem  Ghlorokörper  dar- 
gestellt, ist  auch  in  seinen  Eigenschaften  das  vollkommene  Analogen 
des  letzteren.  Wie  alle  organischen  Jodverbindungen  des  Zinn  färbt 
es  sich  bei  längerem  Stehen  unter  geringer  Zersetzung  gelb.  Er- 
wähnenswert wäre  noch  seine  (wie  auch  des  Ghlorkörpers)  Löslich- 
keit in  den  verschiedenartigsten  Aminen,  wie  Anilin,  Pyridin  u.  s.  w. 
Mit  Dipropylamin  findet  unter  Gasentwickelung  Bildung  einer  neuen 
Verbindung ,  wahrscheinlich  eines  Dipropylaminadditionsproduktes 
statt,  welches  im  Uberschufs  der  Base  nur  äufserst  schwer  löslich  ist 

Analyse.  Dieselbe  wurde  wie  die  des  vorigen  Körpers  ausgeführt  An- 
gewandt wurden  zwischen  0.3  und  0.4  g  Substanz.  Während  sich  für  obige 
Formel  6.0  ®/o  N  berechnet,  fand  ich  in  zwei  Substanzproben  verschiedener  Dar- 
stellung 5.5  und  5.6  7o  N.  Eine  Verbindung  mit  nur  1  Mol.  NH,  würde  8.1  % 
verlangen. 

Das  Dibromodiäthylamminzinn  entspricht  in  seinen  Eigenschaften  durch- 
aus dem  Ghloro-  und  Jodokörper,  wurde  jedoch  nicht  analysiert 


IL  Versuche  mit  Zinntriäthyljodid,  Zinntetraäthyl,  Zinntetraphenyl 
und  Bleitetraphenyl  zur  Darstellung  von  Additionsprodukten, 

Zinntriäthyljodid  und  Zinnteträthyl  wurden  nach  den  Angaben 
Ladenbübg's  ^  dargestellt.  Zu  100  g  pulverisiertem  Zinnnatrium 
(Gehalt  14  ^/^j  Na)  giebt  man  in  einem  mit  Rückflufskühler  ver- 
sehenem Kolben  80  g  Jodäthyl  und  erwäimt  das  Gemisch  schwach. 
Es  tritt  dann  eine  äulserst  heftige  Reaktion  ein,  so  dals  der  Kolben 
mit  Wasser  gekühlt  werden  mufs.  Nach  Beendigung  derselben  er- 
wärmt man  solange  auf  150^,  bis  nur  noch  schwaches  Sieden  statt- 
findet, läfst  erkalten  und  destilliert  den  Kolbeninhalt  ab.  Man  er- 
hält so  ein  Gemisch  von  Jodäthyl,  Zinntriäthyljodid  und  Zinnteträthyl. 
Durch  fraktionierte  Destillation  gelingt  es  leicht,  zunächst  das  Jod- 
äthyl von  den  beiden  übrigen  Verbindungen  abzuscheiden.  Auch 
die  Trennung  des  Zinntriäthyljodids  vom  Zinnteträthyl  läfst  sich 
gut  durchführen,  da  ihre  Siedepunkte  ziemlich  weit  auseinander 
liegen  (ersteres  siedet  bei  231**,  letzteres  bei  181^.  Doch  enthält 
das  so  dargestellte  Zinnteträthyl,  namentlich  bei  der  Verarbeitung 
kleinerer  Mengen,   immer  noch  etwas  Zinntriäthyljodid  beigemengt, 

*  A.  ^pL  8,  77. 


—     97     — 

was  an  dem  scharfen  Geruch  desselben  zu  erkennen  ist  und  daran, 
dafs  eine  Probe,  mit  einem  Tropfen  Anilin  versetzt,  noch  eine  weifse 
Trübung,  resp.  einen  Niederschlag  erzeugt.  Die  vollständige  Trennung 
gelingt  leicht  durch  Lösen  in  absolutem  Äther  und  Durchleiten 
eines  trockenen  Stromes  Ammoniak.  Es  bildet  sich  so  in  Äther 
unlösliches  Sn(C,Hß)3J.2NH3 ,  welches  abfiltriert  wird.  Durch 
Destillation  der  klaren,  ätherischen  Lösung  erhält  man  dann  voll- 
kommen geruchloses,  höchstens  etwas  ätherartig  riechendes  Zinn- 
teträthyl,  das  auch  mit  Anilin  keine  Spur  einer  Trübung  zeigt. 

Bohes  Zinntriäthyljodid  bildet  sich  auch  als  Nebenprodukt  bei 
der  Darstellung  des  Zinndiäthyljodids  (siehe  vorigen  Abschnitt)  und 
kann  durch  fraktionierte  Destillation  vollständig  gereinigt  werden. 

Die  so  erhaltenen  beiden  Körper,  Zinntriäthyljodid  und  Zinn- 
teträthyl,  sollten  nun  als  Ausgangsmaterial  zur  Bereitung  von  Mole- 
külverbindungen dienen.  Man  kennt  bisher  folgende  drei,  hierher 
gehörende  Verbindungen,  welche  alle  Zinntriäthyljodid  als  Grundkörper 
enthalten: 

Sii(C,H,),J.2NH„  Sn(C,H,),J.2C,H„NII„  Sn(C,H,),J.2CeIl5NH,. 

Die  Darstellung  der  letzteren  wurde  zunächst  wiederholt,  da 
Cahoubs  dieselbe  aus  Alkohol  umkrystallisiert  hatte,  und  man  so 
nicht  sicher  war,  ob  in  der  That  nicht  mehr  als  zwei  Moleküle 
Anilin  angelagert  werden.  Denn  es  war  a  priori  nicht  unmöglich, 
dafs  ein  zunächst  gebildetes  höheres  Additionsprodukt  unter  dem 
Einflufs  der  dissoziierenden  Kraft  des  Alkohols  einen  Teil  seines 
Anilins  abgegeben  hatte.  Zinntriäthyljodid  und  Anilin  vereinigen 
sich  unter  starker  Wärmeentwickelung.  Ein  Teil  des  so  erhaltenen 
Produktes  ¥rurde  aus  Alkohol,  in  dem  es  äufserst  leicht  löslich  ist, 
ein  anderer  Teil  aus  Anilin  umkrystallisiert.  Die  gebildeten  Kry- 
stalle  bestanden  in  beiden  Fällen  aus  glänzenden,  weifsen  Blättchen 
und  zeigten  denselben  Schmelzpunkt  von  58^.  Beim  Erkalten  er- 
starrten die  geschmolzenen  Massen  und  schmolzen  dann  beim  Er- 
wärmen wieder  bei  derselben  Temperatur.  Geht  schon  aus  diesen 
Thatsachen  hervor,  dafs  das  von  Caiigurs  dargestellte  Produkt  in 
der  That  den  Maximalgehalt  an  Anilin  aufweist,  indem  es  identisch 
ist  mit  dem  aus  Anilin,  dem  einen  der  eventuellen  Spaltungsstücke, 
nmkiystallisierten  Körper,  so  wird  diese  Schlufsfolgeruug  noch  durch 
eine  Sticksto£fbestimmung  des  letzteren  bestätigt. 

Analyse.    Die  StickstoffbcBtimmuiig  wurde  nach  Kjrldahl  ausgeführt, 

indem  die. Substanz  mit  20  ccm  konz.  Schwefelsäure  unter  Zusatz  von  1  g  ent- 
Z,  anoii.  ChMu.  XVII.  7 


—     98     — 

wässertem  Kupfersulfat  und  10  g  Kaliumsulfat  versetzt,  mit  Kalilauge  das  ge- 
bildete Ammoniak  frei  gemacht,  und  letzteres  in  Vio'^^^^'"*  Salzsäure  aufgefangen 
wurde. 

Die  von  0.1822  g  entwickelte  Ammoniakmenge  gebrauchte  zur  Neutrali- 
sation 6.95  ccm  ^liQ-norm,  Salzsäure. 

Berechnet  für  SuCCHsyiCoHsNHj),:  Gefunden: 

N     5.4  ö/o  .    5.3  7o 

In  betrefl  dieses  Anilinadditionsproduktes  ist  besonders  seine  aus 
dem  obigen  hervorgehende,  relativ  grofse  Beständigkeit  wichtig,  die 
auffällig  wäre,  wenn  ihm  die  ältere  Formel: 

Hf       Hg 


(C,H.),SnN N-J 

I  I 

mit  einer  StickstoflFkette   zukäme.      Auch  die  grofse  Löslichkeit  iu 
Alkohol  spricht  gegen  eine  ammoniumähnliche  Formulierung. 

Ich  versuchte  nun,  zum  Vergleiche  mit  den  Pyridinadditions- 
verbinduugen  der  Zinndiäthylsalze,  auch  an  Zinntriäthyljodid  Pyridin 
anzulagern.  Alle  in  dieser  Richtung  angestellten  Versuche  waren 
jedoch  erfolglos.  Die  beiden  Komponenten  mischten  sich  beim  Zu- 
sammengeben, jedoch  ohne  merkbare  Wärmetönung;  auch  die  Ab- 
kühlung auf  0^  hatte  keine  Bildung  eines  festen  Körpers  zur  Folge. 
Dagegen  gelingt  es  leicht  andere  Amine,  wie  Piperidin  und  Dipropyl- 
amin  an  das  Jodid  zu  addieren;  doch  boten  die  erhaltenen 
Substanzen  zu  wenig  Interesse  und  wurden  deshalb  nicht  analysiert. 

Vollständig  negativ  verliefen  die  Versuche  mit  Zinnteträthyl. 
Dieser  Körper  scheint  überhaupt  keine  Additionsverbindungen  mehr 
zu  bilden.  Ich  habe  die  verschiedenartigsten  Oxyde,  Sulfide  und 
Nitride  auf  denselben  einwirken  lassen,  ohne  dafs  jedoch  das  ge- 
ringste Anzeichen  von  Vereinigung  zu  bemerken  gewesen  wäre. 
Dieses  eigentümliche  Verhalten  des  Zinnteträthyls  kann,  wie  oben 
erwähnt,  sehr  gut  zur  Trennung  desselben  von  Zinntriäthyljodid  be- 
nutzt werden,  indem  letzteres  mit  Ammoniak  sofort  einen  weifsen 
Niederschlag  erzeugt. 

Nun  wäre  es  aber,  wie  aus  der  Einleitung  hervorgeht,  für  die 
endgültige  Entscheidung  in  betreflf  der  Konstitution  der  Molekülver- 
bindungen äufserst  wichtig  gewesen,  Additionsprodukte  von  solchen 
Zinnverbindungen  zu  erhalten,  welche  keine  abdissoziierbaren,  nega- 
tiven Reste  mehr  enthalten;  ich  versuchte  daher  mit  Zinntetra- 
phenyl,  in  welchem  die  fast  indifferenten  Alkylgruppen  des  Zinn- 
teträthyls durch  die  negativeren  PhenylradikaJe  ersetzt  sind,    zum 


—     99       - 

Ziele  zu  gelangen,  und  stellte  dasselbe  zu  diesem  Zwecke  nach  den 
Angaben  von  Polis^  dar. 

200  g  Brombenzol  wurden  mit  170  g  Zinnnatrium  (25  %  Na, 
75  ^Iq  Sn)  und  etwas  Essigester  am  Rückflufskühler  langsam  erwärmt 
und  dann  30  Stunden  lang  zum  Sieden  erhitzt.  Das  so  erhaltene, 
dankelgefärbte  Produkt  wurde  mit  Benzol  ausgekocht.  Beim  Erkalten 
desselben  setzte  sich  das  rohe  Ziuntetraphenyl  als  gelb  bis  braun 
gefärbte  Masse  ab.  Die  Reinigung  des  Produktes  ist  nach  den  An- 
gaben von  PoLis  sehr  umständlich.  Dieser  Forscher  krystallisierte 
unter  Zusatz  von  Tierkohle  etwa  10 — 12  mal  aus  heifsem  Benzol 
und  dann  noch  aus  Äther  und  Chloroform  um.  Wesentlich  ein- 
facher gestaltet  sich  die  Sache  durch  Ersatz  des  Benzols  durch 
Pyridin,  in  welchem  Ziuntetraphenyl  in  der  Wärme  leicht,  in  der 
Kälte  dagegen  sehr  schwer  löslich  ist.  Schon  nach  ein-  bis  zweimaligem 
Dmkrystallisieren,  ohne  Zusatz  von  Tierkohle,  erhält  man  ein  durch- 
aus farbloses,  in  Nadeln  krystallisiertes  Präparat  von  dem  ange- 
gebenen Schmelzpunkt  Sehr  schön  krystallisiert  es  auch  aus  Dipro- 
pylamin  und  zwar  in  Form  von  vollständig  durchsichtigen  Prismen. 
Überhaupt  zeigte  es  sich,  dafs  Ziuntetraphenyl  in  den  verschieden- 
artigsten organischen  Basen  und  Sulfiden  leicht  löslich  ist.  Es 
scheidet  sich  jedoch  beim  Erkalten  aus,  ohne  Lösungsmittel  addiert 
zu  haben. 

Speziell  fllr  Dipropylamin  und  Piperidin  wurde  der  Beweis  hier- 
fbr  folgendermaßen  geliefert.  Eine  gewogene  Menge  des  auskrystalli- 
sierten  Produktes  wurde  mit  ungefähr  20  ccm  Yio'^ö''"^*^^^  Salz- 
säure versetzt,  darauf  ^2  ^^^  V4  Stunden  auf  dem  Wasserbad  er- 
wärmt, und  die  Salzsäure  mit  7io"^ormaler  Kalilauge  zurücktitriert. 
Es  ergab  sich  folgendes: 

1.  Ziuntetraphenyl,  umkrystallisiert  aus  Dipropylamin. 

a)  0.2806  g  Substanz  wurden  mit  20.15  ccm  Vio'^^i^^*  Salzsäure  versetzt 
Beim  Zurücktitrieren  gebraucht  19.5  ccm  ^liQ-novm.  Kalilauge. 

Gefunden:     0.27  '»/o  N. 

b)  0.1802  g  Substanz  wurden  mit  20.05  ccm  ^l^(,-norm.  Salzsäure  versetzt. 
Xeatralisation  nach  Zusatz  von  19.9  ccm  Vio~^^^*"^*  Kalilauge. 

Gefunden:    0.16  «/^  N. 

2.  Ziuntetraphenyl,  umkrystallisiert  aus  Piperidin. 

0.2048  g   Substanz   wurden    mit    17.2  ccm    Vio'"orm.    Salzsäure    versetzt 
NeutraliBation  nach  Zusatz  von  16.9  ccm  \/,o-uorm.  Kalilauge. 
Gefunden:    0.2  ^j^  N. 

"  Ber.  deutseh,  ehem.  Oes.  22,  2916. 


-      100     — 

Der  gefundene  Stickstoffgehalt  ist  demnach  so  gering,  dafs  er 
nur  von  mechanisch  eingeschlossener  Base  herrühren  kann. 

Nachdem  ich  so  auch  mit  Zinntetraphenyl  keinen  Erfolg  gehabt 
hatte,  hoffte  ich  mit  Bleitetraphenyl  bessere  Resultate  zu  erzielen 
und  zwar  auf  Grund  der  Angabe,  dafs  einige  Bleidiphenylsalze 
(Pb(CeHß)3(N03),.2H,0,  Pb(CeH,)2(CH3COO)2.2H20)  mit  2  Molekülen 
Wasser  krystallisieren ,  eine  Eigentümlichkeit,  die  den  analogen 
Zinnsalzen  durchaus  fehlt.  Ich  glaubte  hieraus  den  Schlufs  ziehen 
zu  dürfen,  dafs  die  Tendenz,  Molekülverbindungen  zu  bilden,  beim 
Blei  ausgeprägter  sei  als  beim  Zinn,  und  es  deshalb  nicht  undenk- 
bar sei,  mit  Bleitetraphenyl  zum  Ziele  zu  gelangen.  Dieser  Körper 
wurde  ebenfalls  nach  den  Angaben  von  Polis^  dargestellt 

100  g  Brombenzol  wurden  mit  100  g  gepulverten  Bleinatrium  und 
etwas  Essigester  60  Stunden  lang  am  Bückflufskühler  zum  Sieden  er- 
hitzt, die  entstehende  braune  Flüssigkeit  vom  Bückstand  abgegossen, 
und  letzterer  mehrmals  mit  Benzol  ausgekocht.  Die  aus  Benzol  er- 
haltene Ejystallmasse  stellte  ein  Gemisch  von  Bleitetraphenyl  und 
Diphenyl  dar.  Durch  Behandlung  mit  Alkohol,  in  welchem  Lösungs- 
mittel letztere  Verbindung  leicht  löslich  ist,  gelang  es  leicht  sie 
von  einander  zu  trennen. 

Leider  waren  auch  in  diesem  Falle  wieder  alle  Versuche,  Addi- 
tionsprodukte zu  erhalten,  erfolglos.  Weder  mit  Sulfiden  noch  mit 
Nitriden  konnte  irgend  ein  Resultat  erzielt  werden.  Für  Dipropyl- 
amin  und  Diäthylsulfid  ergiebt  sich  dies  aus  folgenden  Daten: 

1.  Beitetraphenyl,  umkrystallisiert  aus  Dipropylamin. 

0.0917  g  Substauz  wurden  mit  10.3  ccm  ^liQ-norm.  HCl  versetzt  Nach 
1  stündigem  Erhitzen  auf  dem  Wasserbade  waren  zur  Neutralisation  1  CS  ccm 
V,o-norm.  KOH  erforderlich,  also  0.00  »/o  N. 

2.  Bleitetraphenyl,  umkrystallisiert  aus  Diäthylsulfid. 

0.0490  g  Substanz  verloren  nach  2Btündigem  Erhitzen  auf  120®  0.0002  g. 

Ein  interessantes  Resultat  erhielt  ich  beim  Versuch,  HCl  anzu- 
lagern. Als  in  die  Lösung  des  Bleitetraphenyls  in  absolutem  Chloro- 
form ein  trockener  HCl-Strom  eingeleitet  wurde,  schieden  sich  bald 
glänzende,  weifse  Blättchen  ab.  Dieselben  stellten  jedoch  nicht  das 
erwartete  Additionsprodukt  dar,  sondern  höchst  wahrscheinlich, 
wenigstens  den  Eigenschaften  nach  zu  schliefsen,  das  schon  von 
PoLiB  auf  anderem  Wege  erhaltene  Bleidiphenylchlorid.    Dieses  Er- 


*  Ber,  deutsch,  ehem.  Qes.  20,  716. 


—     101     — 

gebnis  ist  um  so  eigentümlicher,  als  nach  Polis  konz.  HCl  auf 
Bleitetraphenyl  erst  von  230®  ab  einwirkt,  und  zwar  unter  Bildung 
von  Bleichlorid. 

III.  Additionsverbindungen  des  Zinntetrachlorids 

und  Zinntetrabromids. 

Die  allgemeinen  Gesichtspunkte,  welche  sich  aus  der  Betrach- 
tang der  mit  Zinnchlorid  und  Zinnbromid  erhaltenen  Molekülverbin- 
dungen  ergeben,  sind  schon  im  theoretischen  Teil  der  Arbeit  aus- 
einandergesetzt worden,  so  dafs  hier  gleich  mit  der  Beschreibung 
der  dargestellten  Körper  begonnen  werden  kann. 

Bemerkt  mag  noch  werden,  dafs  das  zu  diesen  Versuchen  ver- 
wandte ^  wasserfreie  Zinnbromid  nach  der  schönen  Methode  von 
LoBENZ^  dargestellt  wurde.  Ich  beginne  mit  der  Beschreibung  der 
Sulfidadditionsprodukte. 

Cl 
1.  Tetrachlorobisdimethylsulfidzinn,  Surg/Sg  v -i  . 

Die  Reaktion  zwischen  wasserfreiem  Zinnchlorid  und  Methyl- 
sulfid verläuft  unter  starker  Wärmeentwickelung  so  heftig,  dafs  man 
kühlen  mufs.  Das  entstehende  Additionsprodukt  läfst  sich  nur  ziem- 
lich schwierig  aus  Methylsulfid  umkrystallisieren,  da  es  in  letzterem, 
auch  in  der  Wärme,  sehr  wenig  löslich  ist  Es  stellt  eine  weifse, 
krystallinische  Masse  dar,  welche  sich  mit  Wasser  sofort  zersetzt 
und  beim  Aufbewahren,  auch  in  geschlossenen  Getäfsen,  allmählich 
zerflielst,  wie  es  scheint,  unter  Zerfall  in  die  beiden  flüssigen  Kom- 
ponenten. 

Analyse.  Die  Zinnbestimmung  dieser,  wie  auch  der  folgenden  Verbin- 
dungen, wurde  derart  ausgeführt,  dafs  eine  gewogene  Menge  der  Substanz  in 
Wasser  geworfen,  und  das  Zinn  mittels  einer  konz.  Lösung  von  Ammonnitrat 
als  Zinndiozyd  (durch  Erhitzen  auf  dem  Wasserbade)  ausgefällt  wurde. 

0.26U2g  Substanz  ergaben  0.1010  g  SnO,. 

Berechnet  för  SnCl4.2(CH5),S:  Gefunden: 

Sn    80.9  0/^  30.6  o/o      ' 

Cl 

2.  Tetrachlorobisdiäthylsulfidzinn,  Snrg,Vi  jj  x -i  . 

Giebt  man  zu  wasserfreiem  Zinnchlorid  Äthylsulfid,  so  vereinigen 
sich  beide  unter  starker  Wärmeentwickelung  zu  einem  festen,  weifsen 


^  2L  anorg.  Chem,  9,  365. 


—     102     — 

Körper.  Aus  Äthylsulfid  umkrystallisiert,  bildet  er  ziemlich  grofse, 
weifse  Prismen,  die  in  Alkohol  und  Äther  leicht  löslich  sind  und 
bei  101 — 102®  unter  Zersetzung  schmelzen.  In  feuchter  Luft  zer- 
riiefsen  sie  unter  Wasseraufnahme;  beim  Verrühren  mit  Wasser 
scheidet  sich  sofort  eine  ölige  Schicht  von  Äthylsulfid  ab.  Um  sie 
vor  Zersetzung  zu  schützen,  bewahrt  man  sie  am  besten  im  Exsic- 
cator  in  einer  Athylsulfidatmosphäre  auf. 

Analyse.  I.     0.8270  g  Substanz  ergaben  0.1105  g  SnO^. 

II.    0.1649  g  Substanz  ergaben  bei  der  Verbrennung  mit  Blei- 
chromat  0.0708  g  H,0  und  0.1291  g  CO,. 

Berechnet  für  SnCl4.2(C,H6),S:  Gefunden: 

H        4.5  »/o  4.8  »/o 

C      21.8  „  21.5  „ 

Sn    27.0  „  26.6  „ 

Cl 

3.  Tetrachlorobisdiisoamylsulfidzinn,  Surg/^  jj   > -i  . 

Man  erhält  diesen  Körper  durch  Zusammengeben  der  Kom- 
ponenten .als  schneeweifse,  krystallinische  Masse,  welche  äufserst 
leicht  zerfliefslich  und  zersetzlich  ist.  Der  Schmelzpunkt,  resp.  Zer- 
setzungspunkt liegt  bei  64^. 

Analyse.     0.1975  g  Substanz  ergaben  0.0486  g  SnO,. 

Berechnet  für  SnCl4.2(C5Hii)„S:  Gefunden: 

Sn     19.6  o/o  19.-*  7o 

Eine  Verbindung  mit  nur  1  Mol.  Isoamylsultid  würde  27.2 ^o  Sn 
verlangen. 

Br 

4.  Tetrabromobisdimethylsulfidzinn,    Snrjg/^g  x -i  . 

Diese  Verbindung  stellt  eine  krystallinische  Masse  dar,  welche 
äufserst  leicht  zersetzlich  ist  und  ziemlich  scharf  bei  85 — 87®  schmilzt. 
Interessant  ist,  dafs  dieses  Additionsprodukt,  obgleich  die  Kompo- 
nenten farblos  sind,  intensiv  gelb  gefärbt  ist.  Dasselbe  gilt  von 
den  beiden  folgenden  Körpern.  Da  die  Farbe  bei  der  Zersetzung 
mit  Wasser  vollständig  verschwindet,  so  scheint  sie  für  die  betreflfen- 
den  Verbindungen  charakteristisch  zu  sein  und  nicht  etwa  von  irgend- 
welchen Zersetzungsprodukten  herzurühren. 

Analyse.     0.3618  g  Substanz  ergaben  0.0977  g  SnO,. 

Berechnet  für  SnRr4.2S(CIl3)2:  Gefunden: 

Sn     21.2  %  21.3  % 


—     103     - 

Br 

6.  Tetrabromobisdiäthylsulfidzinn,  Snrg/^  H  )  1  • 

Zinnbromid  und  Äthylsulfid  vereinigen  sich  beim  Zusammengeben 
unter  starker  Wärmeentwickelung,  so  dafs  es  zweckmäfsig  ist,  mit 
kaltem  Wasser  zu  kühlen.  Durch  Umkrystallisieren  aus  Athylsulfid 
erhält  man  das  Additionsprodukt  in  Form  von  grofsen,  schwefel- 
gelben,  durchsichtigen  Prismen,  welche  in. Alkohol  und  Äther  leicht 
löslich  sind.  An  der  Luft  zerfiiefsen  sie;  mit  Wasser  zersetzen  sie 
sich  sofort  unter  Abscheidung  von  Athylsulfid.  Der  Schmelzpunkt 
liegt  bei  84®  (unscharf). 

Analyse.    I.  0.3912  g  Substanz  ergaben  0.096  g  SnO,. 

n.  0.3005  g  Substanz  ergaben  bei  der  Verbrennung  mit  Blei- 
chromat  0.0832  g  H,0  und  0.1643  g  CO,. 

Berechnet  für  SnBr4.2S(CaH5)a:  Gefunden: 

H       3.2  «/o  3.1  % 

C      15.5  „  14.9  „ 

Sn    19.2  „  19.3  „ 

Br 

6.  Tetrabromobisdiisoamylsulfidzinn,  Snrg/A  jr  \ -.  . 

Dieser  Körper  bildet,  aus  Amylsulfid  umkrystallisiert,  schwefel- 
gelbe Erystalle,  die  bei  45 — 46®  schmelzen  und  in  ihren  Eigen- 
schaften vollständig  den  vorhergehenden  Verbindungen  entsprechen. 

Analyse.     0.1839  g  Substanz  ergaben  0.0355  g  SnO,. 

Berecbnct  für  SnBr4.2(C5H„),S:  Gefunden: 

Sn     15.1  »/o  15.2  o/o 

Die  im  folgenden  zu  beschreibenden  Pyridinanlagerungsprodukte 
an  Zinnchlorid  und  Zinnbromid  wurden  zum  Vergleiche  mit  den 
analogen  Körpern  der  Zinndiäthylreihe  dargestellt.  Als  interessantes 
Resultat  hat  sich  herausgestellt,  dafs  in  beiden  Fällen,  gleichviel 
also,  ob  4  oder  2  Halogenatome  im  Molekül  vorhanden  sind,  auf 
1  Molekül  Halogenid  2  Moleküle  Pyridin  kommen  [SnX^CNCjHJj, 
Sn(C,H,)Ä(NC,H,)3]. 

Cl 
7.    Tetrachlorodipyridinzinn,  »^0(1^6  H  ^  • 

Zinntetrachlorid  und  Pyridin  vereinigen  sich  mit  einander  unter 
starker  Wärmeentwickelung  zu  einem  amorphen,  weifsen  Pulver,  das 
in  Alkohol,  Äther,  Pyridin,  überhaupt  in  allen  gebräuchlichen  Lö- 


—     104     — 

sungsmitteln  unlöslich  ist.  Beim  Ek'hitzen  zersetzt  es  sich,  ohne 
vorher  zu  schmelzen.  Dui*ch  Kochen  mit  Methylalkohol  findet  Ver- 
lust an  Pyridin  statt.  Wie  aus  diesen  Eigenschaften  hervorgeht, 
beschränkt  sich  die  Analogie  von  SnCl4(NCgH5)j  und  den  oben  be- 
schriebenen Verbindungen  Sn(C2Hg)2X2(NC5Hß)3  lediglich  auf  die  Zu- 
sammensetzung. 

Analyse.  0.2157  g  Substanz  ergaben  bei  der  Verbrennung  0.0530  g  H^O 
und  0.2292  g  CO,. 

Berechnet  für  SnCI^CNCaHj),:  Gefunden: 

H       2.4  ö/o  2.8  «/o 

C      28.6  „  29.0  „ 

Br 

8.  Tetrabromodipyridinzinn,   Su/jj^  jj  *  .  (?) 

Analog  der  vorigen  Verbindung  dargestellt,  bildet  der  brom- 
haltige Körper  ebenfalls  eine  weifse,  amorphe  Masse,  die  in  allen 
gebräuchlichen  Lösungsmitteln  unlöslich  ist  und  beim  Erhitzen  nicht 
schmilzt.    Beim  Aufbewahren  in  freier  Luft  zersetzt  sie  sich. 

Analyse.    I.  0.1034  g  Substanz  ergaben  0.022  g  H,0  und  0.0800  g  CO,. 
II.  0.0902  g  Substanz  ergaben  0.018  g  H,0  und  0.0706  g  CO,. 

Berechnet  für  SnBr4(NC5H5),:  Gefunden: 

I.  IL 

H       1.70/0  2.4  2.3^0 

C     20.1  „  21.1         21.8  „ 

Diese  Analysenzahlen  stimmen  schlecht  auf  die  obige  Formel, 
jedoch  ergeben  sich  bei  Annahme  anderer  Zusammensetzungen  noch 
gröfsere  Abweichungen. 


Während,  wie  aus  dem  obigen  hervorgeht,  Sulfide  und  Pyridin 
sicli  einfach  an  das  Zinnhalogenid  addieren,  findet  mit  Alkoholen 
gleichzeitig  Anlagerung  und  Umsetzung  statt.  Man  kann  sich  den 
Verlauf  des  Prozesses  so  vorstellen,  dafs  zunächst  Addition  zweier 
Moleküle  Alkohol  erfolgt  und  dann  erst  1  Mol.  Salzsäure  resp. 
Bromwasserstoffsäure  abgespalten  wird.  Folgende  Gleichungen  mögen 
dies  erläutern: 

H  X  X  X 

SnX4  +  20/    =Sn/Q*    H\,    Sn/^*  H\  =  SnOR  +  HX. 
R         V      R/j         \      R/j        n^H 


—     105     — 

Es  ist  nicht  unmöglich,  dafs  in  einzelnen  Fällen,  zumal  bei 
Anwendung  tiefer  Temperaturen,  das  primäre  Anlagerungsprodukt 
zu  fassen  sein  wird.  In  der  Litteratur  werden  in  der  That  zwei 
derartige  Körper  beschrieben:  SnCl4.2C2HßOH  und  SnC1^.2C5HiiOH; 
jedoch  bedürfen  diese  Angaben  wohl  dringend  der  Nachprüfung,  zu- 
mal ich  bei  0^  nur  die  Verbindung  SnCl3(OC2H5)C3HgOH  darstellen 
konnte,  welche,  wie  ich  zufällig  nach  Fertigstellung  der  Arbeit  fand, 
schon  von  O.  Fischer^  untersucht  wurde,  der  ebenfalls  angiebt 
SnC1^.2CjH50H  nicht  erhalten  zu  haben.  In  betreflf  der  Eigentüm- 
lichkeit, dafs  in  den  Alkoholeinwirkungsprodukten  nur  5  Coordina- 
tionsstellen  besetzt  sind,  wäre  noch  zu  erwähnen,  dafs  die  Verbindung 
von  Zinnbromid  mit  Äther  nach  Nickles'  der  analogen  Formel 
SnCl^OCCjHg)^  entspricht. 

OC3H, 
9.  Sn      .H     . 

Kühlt  man  Zinnchlorid  und  absoluten  Alkohol  auf  —10^  ab  und 
giebt  beide  Körper  vorsichtig  zusammen,  so  bildet  sich  ein  weifses, 
krystallinisches  Pulver,  welches  auf  der  Thonplatte  abgeprefst  und 
mit  etwas  absolutem  Alkohol  ausgewaschen  wird.  Es  entspricht 
nach  Zusammensetzung  und  Eigenschaften  vollständig  den  Angaben 
Fisgheb's. 

Analyse.    0  5330  g  Substanz  ergaben  0.2548  g  SnO,  und  0.7391  g  AgCl. 

Berechnet  für  Sn^^^  jj  .CjHjOH:  Gefunden: 

Sn      87.6    <>/o  37  6    \ 

Cl       33.65  „  34.25  „ 

OC,H, 
10.  Sn     /H       . 


0< 


C,H, 


Dieser  Körper  entsteht  bei  der  Einwirkung  von  absolutem 
Alkohol  auf  Zinnbromid  als  eine  weifse,  krystallinische,  leicht  zer- 
Betzliche  Masse.  Sie  ist  in  Wasser  äufserst  schwer,  leicht  dagegen 
in  Alkohol  löslich. 


^  Monatshefte  5,  427. 

'  Jounu  pr.  Ckem.  36,  146. 


-     106 

Analyse.     I.  0.2148  g  Substanz  ergaben  0.0717  g  SnO,. 
IL  0.146b  g  „  „        0.0488  gSnO,. 

III.  0.2676  g  „  „         0.0882  g  SnO, 

Berechnet  für  SnBrjOCjHs.CjHjOH:  Gefunden: 

I.  IL  IIL 

Sn       26.5%  26-3         26.2         26.0% 

11.   Su       .H      . 

Fügt  man  wasserfreies  Zinnbromid  zu  Amylalkohol,  so  tritt 
äufserst  starke  Erwärmung  ein,  so  dafs  mit  Wasser  gekühlt  werden 
mufs.  Es  bildet  sich  so  eine  weifse,  krystallinische  Masse,  welche 
auf  der  Thonplatte  abgeprefst  wird.  Bei  längerem  Aufbewahren 
zersetzt  sie  sich. 

Analyse.     I.  0.1083  g  Substanz  ergaben  0.0412  g  H,0  und  0.0879  g  CO^. 
IL  0.1634  g  „  „         0.0461  g  SnO,. 

III.  0.1486  g  „  „         0.0413  g  SnO,. 


Berechnet  für  SnBrjOCsHji.CsHnOII: 

Gefunden : 

L 

IL           IIL 

H         4.3  "/o                    4.2 

-Vo 

C        22.5  .,                   22.1 

») 

Sn      22.3  „                      — 

22.2         21.9  „ 

Zum  Schlüsse  möge  noch  eine  kurze  Übersicht  der  bisher  be- 
kannten, resp.  von  mir  neu  dargestellten  Additionsprodukte  der 
Verbindungen  des  vierwertigen  Zinns  gegeben  werden  (letztere  sind 
mit  einem  Sternchen  versehen  wordeh). 

Übersicht  über  die  Moleiculadditionen  der  Verbindungen 

des  vierwertigen  Zinns. 

1.  Halogenidadditionsprodukte  (Halogendoppelsalze). 

Halogenidadditionsprodukte  sind  nur  von  Verbindungen  des 
Typus  SnX^  darstellbar  und  zwar  von  SnCl^,  SnBr^  und  SnFl^.    Fast 


—     107     — 

alle  bisher  erhaltenen  Doppelsalze  entsprechen  der  Formel  SnX^.2XM. 
Nor  Zinnfliiorid  vermag  sich  aufser  mit  2  auch  noch  mit  4  Mole- 
külen eines  Alkalifluorids  zu  vereinigen.  Folgende  Beispiele  mögen 
genügen: 

Chlorosalzo.  ßromosalze.  Fluorosalze. 

SnCl4.2NaCL6H,0.  SnBr^  2NaBr.6H,0.  SnFl4.2KFlH,0. 

SnCl4.2KCl.  SnBr4.2LiBr.6H,0.  SiiFl4.2NaFl. 

SnCl4.2NH4.Cl.  SnBr4.2KBr.  SnFl4.2NH4Fl. 

SnCl4.2NOCl.  

*  SnFl4.3KFl.HFi. 

SnFl4.4NH4FL 

Auch  die  diesen  Salzen  zu  Grunde  liegenden  Säuren  SnGl4.2HGl.6H2O 
iind  SnBr4.2HBr.8H3O  sind  bekannt  und  zeichnen  sich  durch  grofse 
Beständigkeit  aus,  indem  sie  sich  in  wässeriger  Lösung  nicht  hydro- 
lytisch in  ihre  Komponenten,  sondern  elektrolytisch  in  die  Ionen 
SnBrg  und  SnCl^  einerseits  und  2H  andererseits  spalten. 

2.  Oxydadditionsprodukte. 

Von  Oxyden  hat  man  bisher  mit  Sicherheit  nur  Wasser,  Äther 
und  Oxalester  zu  addieren  vermocht  und  zwar  nur  an  Zinnchlorid 
und  -bromid.     Die  beschriebenen  Zinnchloridhydrate  sind 

SnCl4.3H,0,  4H3O,  5H,0,  8H,0,  9H,0, 

während  man  von  Zinnbromid  nur  das  Hydrat  SnBr^.4H30  zu  kennen 
scheint. 

Das  Ätheradditionsprodukt  an  Zinnbromid  besitzt  nach  NickiiES^ 
die  Formel 

SnBr4(C,H^),0. 

Ob  der  Atherzinnchloridverbindung  die  analoge  Formel 

SnCl4(C,Hs),0 

zukommt,  ist  noch  nicht  sichergestellt.  Es  stehen  sich  hier  die  An- 
gaben von  Lewy*  und  Goldrige^  gegenüber,  von  denen  ersterer  die 
obige  Formel  annimmt,  letzterer  dagegen  der  Verbindung  die  Zu- 
sammensetzung SnG1^.2(G2Hg)20  zuerteilt. 

Hier  anschliefsen  möchte  ich  einen  etwas  komplizierteren  Körper, 
ein  Yereinigungsprodukt  von  Zinnchlorid  und  Oxaläther,  dem  die 
Formel: 


"  Jahresher,  1861,  200. 

*  Joum.  pr,  Cheffi,  36,  146. 

'  Ckem.  Zeitung  (1890)  1,  953. 


-     108      - 

C00C,H5 

S11CI4  I 

COOCjH, 

zukommt;  er  wurde  von  Lewy^  erhalten. 

Einfache  Alkoholadditionsprodukte  scheinen  nicht  zu  existieren. 
Zwar  behaupten  verschiedene  Forscher  derartige  Körper  erhalten  zu 
haben, 

Robiqubt:«  SiiCl4.2C,H50H,  Coldrige:«  SiiCl4.5C,H50H, 

Bauer:*  SnCl4.2C5H„OH; 

jedoch  ergiebt  sich  aus  den  Beobachtungen  von  G.  Fischer,^   mit 

denen  auch  die  meinigen  übereinstimmen,  dafs,  wenigstens  bei  0^, 

eine   Verbindung   der   Zusammensetzung   SnC1^.2C2HgOH   nicht   zu 

isolieren   ist,   dafs  sich  vielmehr  sofort  ein  Molekül  HCl  abspaltet, 

unter  Bildung  von 

SnClsOCtHj.CjHjOH, 

Hierdurch  wird  auch  die  Existenz  der  von  Bauer  beschriebenen 
Verbindung  SnCl4.2CßHjjOH  zweifelhaft,  zumal  es  mir  gelang, 
durch  Einwirkung  von  Zinnbromid  auf  Amylalkohol,  die  Ver- 
bindung 

darzustellen.     Auch  das  analoge  Äthylalkoholat 

^^OC,H5-"<C5H„ 
wurde  erhalten. 

3.  Sulfldadditionsprodukte. 

Au&er  einer  von  Coldbige®  beschriebenen  Verbindung 

8nCl4.5H,S  (?) 
kannte  man  bisher  überhaupt  noch  keine  Repräsentanten  dieser 
Körperklasse.  Es  gelingt  nun,  wie  ich  fand,  leicht,  organische  Sul- 
fide an  Zinnchlorid  und  Zinnbromid  zu  addieren,  nur  mufs  man  ftir 
absolute  Trockenheit  der  Komponenten  sorgen.  Folgende  Körper 
wurden  dargestellt: 


*  Journ.  pr.  Chem,  37,  480. 
«  Jahresbcr.  18r>4,  560. 

3  Chem,  Zeitung  (1890)  1,  953. 

*  Ann.  147,  249. 

*  Monaish.  Cfiem.  5,  427. 

«  Chem.  2^itung  (1890)  1,  953. 


—     109     —    . 

Sna4.2(CH,)4S*  SnBr^.2(CH,),S* 

SnCU.2(C,H5),S*  SnBr^.2(C,H5),S* 

SnCl4.2(C5H„),S*  SnBr,.2(C5H„),S* 

Sie  stellen  sich  den  von  DEMABgAY^  beim  Titan 

(TiCl,.2(C,H,),S) 
und  von  Blomstrand'  beim  Platin 

(PtCl4.2(C,H5),S  u.  ß.  w.) 
erhaltenen  Produkten  vollständig  an  die  Seite. 

4.  Hitridadditionsprodiikte. 

Diese  Yerbindungsklasse  enthält  zahlreiche  Repräsentanten,  und 
wir  begegnen  hier  zum  ersten  Male  Additionsverbindungen  der  Zinn- 
alkylhalogenide. 

Interessant,  wegen  der  Übereinstimmung  in  der  Zusammen- 
setzung, sind  die  Additionsprodukte  mit  dem  einfachsten  Nitrid 
dem  Ammoniak.    Bekannt,  resp.  von  mir  dargestellt,  sind  folgende: 

SnCl4.4NHa(?) 

SnCl4.2NH,  8n(^J^*)«.2NHa*       Sn^J«^»)»  .2NH, 

SnBr4.2NH3  Sn^J«^»^  .2NH,*      Sn^  J^»)».2NH, 

Ahnliche  Verbindungen  vermögen  die  primären  Amine  zu 
bilden. 

SnCl4.2CeH5NHj        Sn^y^»^.2CeH5NH, 

Sn(C  A),  2Q^H  I^H^ 

Sekundäre  Amine,  wie  Piperidin,  Dipropylamin  und  Methyl- 
anilin addieren  sich  ebenfalls  leicht  an  Zinnhalogenide  und  Zinn- 
alkylhalogenide,  jedoch  wurden  die  entstehenden  Verbindungen  nicht 
genauer  untersucht. 

In  betreff  der  tertiären  Amine  hat  sich  zunächst  das  interessante 
Resultat  ergeben,  dafs  sich  Zinntriäthyljodid  nicht  mit  Pyridin  zu 
vereinigen  vermag.  Dagegen  können  mit  SnX^  und  SnX^CCgHg)^ 
die  folgenden,  relativ  beständigen  Körper  erhalten  werden: 


^  Beilstbik  (3.  Aufl.)  1,  357. 
*  Joum.  pr.  Chetn.  [2]  38,  357, 


—      110        - 

SnCl4.2C5nBN  *  ^"(C  H .).  *  2C5II5N ' 

SnBr4.2C,II,N *  SirJI^I,  ,  .2C5H,N* 

Bemerkenswert   ist,    dafs  auch  die  orgauischen  Nitrile,  jedoch 

nur   mit   Zinntetrahalogenid,    Produkte   analoger  Zusammensetzung 

bilden: 

SnCl,.2NC.CHa,  SuCl4.2NCC,H,,  SnCl4.2NC.CJI,. 

Ziirit'hj  UmrersiiäislcUtoraioriuvt,  Februar  189S. 

Bei  der  Kodaktion  eingegangen  am  24.  Februar  1898. 


Titrimetrische  Bestimmung  einiger  Metallsulfide. 

Von 

Jos.  Hanus. 

Zur  Ermittelung  des  Schwefelwasserstoflfes  dient  neben  der  Oxy- 
dationsmetbode  mittelst  Jod  auch  das  titrimetriscbe  Verfahren  mit 
Chamäleon,-  indem  der  Schwefelwasserstoff  mit  Ferrichlorid  unter 
Schwefelabscheidung  sich  oxydiert  und  das  zugleich  entstandene 
Ferrichlorid  mit  Chameleonlösung  gemessen  wird. 

Diese  Reaktion  kann  auch  zur  quantitativen  Bestimmung  des 
Antimons  durch  Oxydation  des  Trisulfids  angewendet  werden.  Das 
Verhalten  der  Ferrisalze  zu  dem  Trisulfid  des  Antimons  läfst  sich 
im  Sinne  der  folgenden  Gleichung  erklären : 

SbjSj  +  öFcjOs  =  SbjOö  +  lOFeO  +  S„ 

bezw.  bei  Anwendung  des  Ferrisulfats  zur  Oxydation: 

SbjSa  +  5Fe(S0  J,  +  SllgO  =  2HaSb04  +  lOFeSO^  +  5H,S0,  +  S». 

Fs  war  vor  allem  nötig,  zu  ermitteln,  ob  die  Reaktion  that- 
sächlich  nach  dieser  Gleichung  stattfindet.  Zu'  diesem  Behufe 
wurden  folgende  Lösungen  bereitet: 

a.  4  g  reinen,  mehrmals  umkrystallisiertcn  Brechweinsteins  wurden  in 
1  Liter  destiU.  Wasser  gelöst;  50  com  dieser  Lösung  enthalten  0.08668  g  Sb^Os- 

b.  Eine  Chamäleoulösung,  welche  in  1  Liter  ca.  1  g  KMnO^  enthielt; 
1  ccm  dieser  Lösung  entsprach  0.00179  g  Fe. 

I.  Versuch:  50  ccm  der  angesäuerten  Lösung  a  wurden  mit 
Schwefelwasserstoff  gefällt,  das  ausgeschiedene  Sulfid  wurde  abfiltriert, 
mit  Wasser  gewaschen,  samt  Filter  in  ein  Becherglas  gebracht  und 
16  Minuten  lang  mit  überschüssigem  Fe2(SO^)3  (2  g)  gekocht.     Zu 


>  MoHB,  THriermethode  (5.  Auflage),  S.  212. 


—     112     — 

der  braunen,  trüben  Flüssigkeit  f&gt  man  nacb  genügendem  Ab- 
kühlen so  viel  konz.  HjSO^,  bis  sich  der  Niederschlag  völlig  auflöst. 
Dann  spült  man  die  Flüssigkeit  in  einen  200  ccm  fassenden  Mefs- 
kolben,  verdünnt  nach  der  Abkühlung  zur  Marke  und  filtriert  nach 
dem  Durchmischen  in  ein  trockenes  Becherglas;  von  dem  EHltrate 
wurden  100  ccm  abgemessen  und  mit  der  Chamäleonlösung  bis  zur 
bleibenden  Rötung  titriert. 

Es  wurden  auf  200  ccm  Filtrat  94.15  ccm  Chamäleonlösung 
verbraucht,  welche  0.1685  g  Fe  entsprechen. 

II.  Versuch.  Die  Menge  der  verbrauchten  Chamäleonlösung 
betrug  im  Ganzen  94.10  ccm,  entsprechend  0.1604  g  Fe. 

Da  aber  nach  obiger  Gleichung  1  Mol.  Sb^Sj  10  Mol.  FeO  bezw. 
10  At.  Fe  entspricht,  ist  nach  1.  Versuche: 

0.1685g  Fe=0.1016g  Sb^Sg  oder  0.08701g  Sb^Oj, 
im  2.  Versuche:  0.1684g  Fe=0.101  g  Sb^Sj  oder  0.0865g  SbgOg. 

Die  50  ccm  der  in  Arbeit  genommenen  Lösung  enthalten  aber 
0.08668g  SbgOj,  es  wurden  also  gefunden: 

im  1.  Versuche  um  0.00033  g  mehr, 
„    2.         ,,  „    0.00018  g  weniger. 

Damit  wurde  die  Richtigkeit  der  obigen  Gleichung,  sowie  auch 
deren  genauer  quantitativer  Verlauf  bewiesen.  Bei  den  weiteren 
Versuchen,  deren  Ergebnisse  ich  am  Ende  dieses  Abschnittes 
tabellarisch  zusammengestellt  habe,  wurde  folgende  Arbeitsweise 
befolgt:  Das  gefällte  und  gewaschene  Sulfid  wurde  in  ein  Becher- 
glas gespült,  unter  Zusatz  von  überschüssigem,  pulverigem 
Fe2(SOj3  15  Min.  gekocht  und  nach  genügender  Abkühlung  so  viel 
konz.  HgSO^  zugefügt,  dafs  der  ausgeschiedene  Niederschlag  in 
Lösung  überging,  die  klare  Flüssigkeit  in  einen  200  ccm  haltigen 
Mefskolben  übergössen,  nach  der  Abkühlung  auf  200  ccm  verdünnt, 
durch  ein  trockenes  Filter  filtriert,  und  von  der  so  erhaltenen  klaren 
Flüssigkeit  100  ccm  zur  Titrierung  abgemessen. 

Diese  Methode  gestattet  das  Antimon  auch  in  einem  Gemenge 
vonSbjSj  +  Sx  zu  bestimmen,  da  der  abgeschiedene  Schwefel  keinerlei 
Einflufs  ausübt  Dagegen  erhält  man  zu  niedrige  Resultate,  wenn 
eine  zur  Auflösung  des  Niederschlages  nicht  hinreichende  Menge 
HjSO^  angewendet  war,  oder  wenn  der  Niederschlag  eine  längere 
Zeit  der  Einwirkung  der  Luft  ausgesetzt  worden  war,  da  das 
Fe3(SO^]3  auf  die  sich  dabei  bildenden  Oxysulfide  ohne  Einwirkung 
ist,  wobei  sich  die  genannten  Oxysulfide  als  rotes  Pulver  am  Boden 
des  Gefäfses  absetzen.     Die  richtigsten  Resultate  werden  bei  An- 


—     118     — 

Wendung  ron  etwa  0.2 — 0.3  g  Sb^S,  erhalten,  und  genügen  bei  dieser 
Menge  zur  Auflösung  des  Niederschlages  etwa  15  com  konz.  H^SO^. 
Nach  Fresenius  1  wurde  gewichtsanalytisch  von  100  Teilen  Sb^Oj 
im  Brechweinsteine  99.24  ^/q,  durch  die  jodometrische  Methode  sogar 
101.3  7o;  durch  die  oben  beschriebene  Methode  im  Durchschnitt 
100.18  7o  gefunden. 


In  Arbeit 
genommen 
Sb,0, 

g 

Gefunden 
Sb,0, 

g 

Differenz 

Theorie 
Sb,Oa 

Gefunden 
Sb,Oa 

Differenz 

1 

Von 
100  Teilen 

SbA 
,    gefunden 

0.08668 

0.08648 

-0.0002 

43.34 

43.24 

-0.10 

99.80 

0.04384 

0.04855 

+0.00021 

43.34 

43.55 

+  0.21 

100.48 

0.08668 

0.08682 

+0.00014 

43.34 

43.41 

+0.07 

100.16 

0.08668 

0.08694 

+  0.00026 

43.34 

43.47 

+  0.13 

100.30 

0.08668 

0.08640 

-0.00019 

43.34 

43.24 

-0.10 

99.78 

0.08668 

0.08694 

+  0.00026 

43.34 

43.47 

+  0.13 

100.80 

0.07576 

0.07573 

-0.00003 

43.34 

43.32 

-0.02 

99.96 

0.08668 

0.08645 

-0.00023 

43.34 

43.23 

-0.11 

99.74 

0.1300 

0.1303 

+  0.0003 

43.34 

43.43 

+0.09 

100.23 

0.13002 

0.12996 

-0.00006 

43.34 

43.32 

-0.02 

99.96 

0.17336 

0.1738 

+  0.00044 

43.34 

43.45 

+0.11 

100.30 

Das  Ferrisulfat  reagiert  auch  mit  Sulfiden  anderer  Metalle, 
insbesonders  des  Pb,  Hg,  Gu,  Cd,  Sn,  As,  Bi,  und  zwar  kann  man 
die  Einwirkung  auf  die  Sulfide  des  Pb,  Hg,  Cu,  Sn  durch  folgende 
Gleichung  ausdrücken: 

M°S + Fe,(SOA  =  M°S04 + 2FeS0, + S,  (1) 

wonach  1  ccm  Chamäleonlösung     '        =  g  M"0   entspricht,   wenn 
1  ccm  der  Chamäleonlösung  A  g  Fe  entspricht; 
Ür  As  gilt  die  Gleichung: 

AaJS, + öPe^SO  J, + 8H,0  =  2H,  AsO^  + 1 0FeSO4  +  5H,804 + S»,  (2) 

also  1  ccm  Chamäleonlösung  entspricht  -r^S  -  =  g  ^.SjO,, 
für  BijSj: 

Bi,S, + 3Fe,(S04),  =  Bi,(SO  J,  +  6FeS04 + S»,  (3) 

und  1  ccm  KMnO^:  -f^  =  g  BijOg. 


*  Anleitung  xur  quani.  chem,  Analyse  (II.  Bd.). 
E.  anoig.  ChenB.  XYIL 


8 


—     114     — 

Die  Anwendung  dieser  Reaktion  auf  Sn,  Cd  und  teilweise  auch 
auf  Cu  wird  schon  in  Mohb's  Titriermethode  erwähnt. 

PbS. 

Ferrisulfat  wirkt  auf  PbS  schon  in  der  Kälte  oxydierend.  Nach 
2  Stunden  war  das  PbS  vollständig  in  das  Sulfat  überführt.  Die 
dabei  gebildete  Menge  des  Ferrisalzes  wurde  mittels  Permanganat- 
lösung  bestimmt  und  entsprach  vollkommen  der  angewandten  Sul- 
fidmenge. 

Zu  den  betreffenden  Versuchen  wurden  folgende  Lösungen 
bereitet: 

a.  4  g  reinen  PbCNOg)»  gelöst  in  500  ccm;  25  ccm  =»  0.2  g  Pb(NOj),  oder 
0.13466  g  PbO. 

b.  Eine  Chamäleonlösung,  deren  1  ccm  0.00169  g  Fe  entsprach. 

Die  Versuche  wurden  in  derselben  Weise  ausgeführt,  wie  bei 
der  Antimonbestimmung. 


Versuch  I.    Nach  beendigter  Oxydation  wurden  39.9  ccm  KMnO^ 

.18466 
39.90 


vorbraucht;    es   entspricht   also   1  ccm   Chamäleonlösung  — a^-^^-  = 


0.003375  g  PbO. 


Versuch  II.  Verbrauch  an  Permanganatlösung  40  ccm;  daraus 

34 
40 


1  ccm  KMnO^  =  — f^-^^-  =  0.003366  g  PbO. 


Der  aus  der  Gleichung  (1)  berechnete  Faktor  0.003367  g  PbO 
differiert  nur  ganz  unbedeutend  von  den  gefundenen  Werten,  woraus 
man  schliefsen  kann,  dafs  die  Reaktion  nach  der  obigen  Gleichung 
(juantitativ  verläuft. 

Genaue  Resultate  erzielt  man  mit  dieser  Methode  bei  An- 
wendung von  etwa  0.3  g  PbS  und  überschüssigem  Ferrisulfat.  Falls 
eine  gröfsere  Menge  PbS  angew^endet  wird,  so  erweist  sich  die  Dauer 
des  Kochens  15  Minuten  als  nicht  hinreichend,  und  es  kann  iu 
solchen  Fällen  vorkommen,  dafs  selbst  30  Minuten  zur  Überführung 
der  gangen  Sulfidmenge  in    Sulfat  nicht  genügen. 

Das  ausgeschiedene  PbSO^  besitzt  eine  grauliche  Farbe,  die  zur 
Titrierung  vorbereitete  Lösung  ist  grünlich. 

Die  analytischen  Belege  habe  ich  in  der  nachfolgenden  Tabelle 
zusammengestellt : 


—     116     — 


PbO 
abgewogen   i 

PbO 

gefunden 

Differenz 

PbO 
gefunden 

g 

g 

s       ; 

^^0 

0.1332 

0.1336 

4-0.0004 

100.30 

0.1332 

0.1329 

-0.0003 

99.81 

0.1332 

0.1334 

+  0.0002 

100.12 

0.2674 

0.2673 

-0.0001 

99.91 

0.2978 

0.2978 

+  0.0000 

100.00 

0.3777 

0.3769 

-0.0008 

99.77 

0.3916 

0.3921 

+  0.0005 

100.10 

0.4142 

0.4124 

-0.0018 

99.57 

0.4921 

0.4898 

-0.0023 

99.41 

0.3594 

0.3586 

-0.0008 

99.78 

CuS  nnd  Cn^S. 

MoHB  empfiehlt  bei  der  Analyse  eines  Gemenges  von  CuSO^,  FeSO^ 
id  ZnSO^,  das  Enpfer  als  CuS  abzuscheiden  und  dieses  nach  vor- 
iriger  Oxydierung  mittels  FeCl,  aus  der  dazu  verbrauchten  Menge 
8  Ferrisalzes  mit  Chamäleon  zu  bestimmen. 

Ich  verfuhr  bei  der  Verfolgung  dieser  Reaktion  genau  nach 
r  oben  bei  der  Antimonbestimmung  mitgeteilten  Methode;  es 
lang  mir  jedoch  nicht,  selbst  bei  Anwenduug  eines  grofsen 
berschusses  an  Fe3(SO^)3  und  durch  anhaltendes  Kochen  das  CuS 
er  das  Cu^S  vollständig  in  CuSO^  überzuführen;  stets  blieb  ein 
3il  des  Sulfides  unverändert  zurück,  dieser  Rückstand  ist  jedoch 
khrscheinlich  kein  einfaches  Sulfid,  sondern  ein  Oxysulfid.  Es 
irden  stets  annähernd  98  7o  ^^^  angewandten  CuS  gefunden;  falls 
3CI3  als  oxydierendes  Mittel  angewendet  wurde,  so  stiegen  diese 
erte  bis  auf  etwa  99  ^o»  Die  zur  Titrierung  dienende  Flüssigkeit 
tsitzt  eine  blaugrüne,  die  Endreaktion  störende  Farbe.  Für  genaue 
upferbestimmungen  ist  somit  diese  Methode  nicht  geeignet. 

HgS  und  ASjSj  wurden  durch  Fe2(S04)3,  selbst  bei  andauernder 
inwirkung,  nur  unbedeutend  oxydiert. 

31,83. 

Verwendet  wurde  eine  Lösung,  welche  0.1794  gBi^Oj  in  25  ccm 
ithielt.  Die  Permanganatlösung  war  von  derselben  Stärke  wie  bei 
dS;  ebenso  blieb  die  Arbeitsweise  genau  dieselbe  wie  bei  PbS. 

Versuch  I.     Auf  25  ccm  der  erwähnten  Wismutlösung  wurden 

kch   der  Oxydation    77.10   ccm    Chamäleonlösung   verbraucht;    es 

irden  also  0.1800  gBi203  gefunden  (nach  Gleichung  (2)  berechnet). 

8* 


—     116     — 

Versuch  11.  Verbrauch  an  KMnO^  77.20  ccm,  entsprechend 
0.1802  gBijOg.  Die  kleinen  Differenzen  zwischen  dem  angewandten 
und  gefundenen  Gehalt  an  Bi^O,  liegen  also  in  den  unvermeidlichen 
Fehlergrenzen. 

BigSg  oxydiert  sich  rasch  und  leicht  durch  Kochen  mit  ^6,(80^)3 
unter  gleichzeitiger  Bildung  eines  weifsen  Niederschlages,  der  sich 
nach  Zusatz  von  konz.  H^SO^  wieder  auflöst;  die  filtrierte  Lösung 
ist  ganz  klar,  ein  wenig  grünlich  gefärbt. 


Bi.O, 

abgewogen 

Bi,0, 
gefunden 

Differenz 

Bi,0, 
gefunden 

g 

g 

g 

^ 

0.1199 

0.1199 

±0.0000 

100.00 

0.1199 

0.1205 

4-0.0006 

100.50 

0.2399 

0.2406 

+  0.0007 

100.29 

0.3597 

0.3605 

+0.0008 

100.22 

0.3884 

0.8891 

+  0.0007 

100.18 

Vergleicht  man  die  Einwirkung  des  Fe2(SO^)3  auf  die  Sulfide 
der  Gruppe  As,  Sb,  Bi,  so  ergiebt  sich  daraus,  dafs  der  Einflufs 
des  genannten  Eisensalzes  mit  zunehmendem  Atomgewichte  steigt; 
also  dafs  das  letzte,  das  gröfste  Atomgewicht  besitzende  Olied,  sich 
am  leichtesten  oxydiert.  Bei  dem  Antimon  verläuft  die  Oxydation.^^^ 
schon  etwas  schwieriger,  die  Lösung  hat  Neigung  zur  Bildung 
roten,  dem  Antimonzinnober  ähnlichen  Niederschlages,  der  wahr- 
scheinlich ein  Oxysulfid  ist.  Bei  dem  Arsen  kann  man  eine  toII- 
ständige  Oxydation  überhaupt  nicht  mehr  erzielen.  Ebenso  win 
PbS  durch  Fej(S0j3  leichter  oxydiert  als  CuS.  Eine  Ausnahme^^^ 
bildet  die  schwierige  Oxydation  des  HgS,  die  vollständig  der 
AS3S3  entspricht. 

Prag,  Chetn.  Laboratorium  der  k.  k,  böhm.  tcchn,  Hochschule, 
Bei  der  Redaktion  eingegangen  am  27.  Februar  1898. 


über  einige  Schwefelsalze. 

Von 

Vl.  Stanek. 

I.  Ober  die  Einwirkung  des  Schwefelammoniums  auf  einige  Metall- 
sulflde  und  Ober  zwei  neue  Ammoniumsulfantimonite. 

Es  ist  allgemein  bekannt,  dass  viele  Sulfide  der  Schwermetalle 
im  Schwefelammonium  unter  gewöhnlichen  Umständen  nicht  löslich 
sind.  —  Von  Herrn  Professor  Preis  aufgefordert,  habe  ich  das  Ver- 
halten bei  entsprechend  erhöhter  Temperatur  und  erhöhtem  Drucke 
geprüft  und  erlaube  mir  die  Ergebnisse  einiger  in  dieser  Richtung 
ausgeführten  Versuche  mitzuteilen: 

Die  betreffenden  Sulfide  wurden  direkt  vor  der  Benutzung  durch 
E2inwirkung  von  Schwefelammouium  auf  die  Lösung  des  betreffenden 
Metallsalzes  hergestellt  —  Das  Metallsulfid  wurde  dann  in  einer 
dickwandigen,  zugeschmolzenen  Glasröhre  mit  weissem  SchwefeU 
ammonium  auf  150 — 200^  erhitzt. 

1.  Silbersulfid  (0.1  g  Ag^S)  und  50  ccm  Schwefelammonium 
wurden  4  Stunden  lang  auf  150 — 200®  erhitzt.  —  Nach  dem  Erkalten 
wurden  in  der  Bohre  schön  ausgebildete,  stark  glänzende  schwarze 
Erjrsialle  des  Silbersulfids  vorgefunden. 

Derselbe  Versuch  wurde  mit  einer  verhältnismäfsig  gröfseren 
Menge  Silbei'sulfid  wiederholt  (3  g  Ag^S  und  50  ccm  Schwefelammo- 
niom).  —  Eis  wurden  kleine,  undeutlich  ausgebildete  Erystalle  und 
Erysiallkrusten  gewonnen. 

2.  Das  dem  Silbersulfid  analoge  Thalliumsulfid  verhält  sich 
ähnlich,  zeigt  jedoch  eine  noch  weit  gröfsere  Neigung  zum  Erystal- 
lisieren.  —  Nach  3  stündigem  Erwärmen  mit  Schwefelammonium 
wurde  das  Thalliumsulfid  in  zweierlei  Formen  krystallisiert  gefunden 
und  zwar  teilweise  in  dünnen,  sechsseitigen  Blättchen,  teilweise  in 
Nadeln.  —  Gewöhnlich    enstand   ein   Gemenge   beider   Formen.  — 


118       - 

In  dem  ausgezogenen  Ende  der  Röhre  entwickelten  sich  besonders 
schöne  Nadeln  und  waren  sie  zuweilen  bis  15  mm  lang  und  stark 
metallglänzend,  schwarz  mit  blauem  Reflex.  —  Die  Blättchen  hatten 
bis  1  mm  im  Durchmesser  und  waren  weniger  glänzend  als  jene 
nadelformigen  Krystalle.  —  Wie  bei  Silbersulfid,  wurde  auch  hier 
bemerkt,  dafs  bei  Benützung  einer  verhältnismäfsig  gröfseren  Menge 
des  Thalliumsulfids,  bei  einer  sonst  gleichen  Menge  Ammoniumsulfid, 
die  Krystalle  viel  undeutlicher  ausgebildet  sind. 

Benutzt  man  anstatt  des  weifsen  Sulfids  eine  Lösung  des 
Ammoniumpolysulfids,  so  entstehen  keine  Krystalle^  sondern  schwarze, 
glänzende,  weiche  Stückchen  von  Thalliumsulfid. 

3.  Etwas  anders,  als  die  beiden  vorhergehenden,  verhielt  sich 
das  Kupfersulfid,  welches  selbst  nach  8 stündigem  Elrhitzen  auf 
die  oben  angegebene  Temperatur  krystallisiert  nicht  erhalten  werden 
konnte.  —  Bei  Benutzung  von  50  ccm  Ammoniumsulfid  und  etwa 
0.1  g  Kupfersulfid  bildete  sich  blofs  eine  geringe  Menge  dünner, 
violetter,  stark  glänzender  sechsseitiger  Blättchen,  welche  meistens 
an  jene  Seite  des  Rohres  anhafteten,  welche  direkt  die  Eisenröhre 
berührte,  in  der  die  Erhitzung  stattfand.  —  Ein  grofser  Teil  des  .«^s 
verwendeten  Kupfersulfids  blieb  unverändert 

4.  Die  Sulfide  des  Cadmiums  und  des  Zinks  werdenjmr^^ 
durch  Erhitzen  mit  Schwefelammonium  in  ein  fein  krystallinischeai^s  ^s 
Pulver  umgewandelt. 

5.  Das  schwarze  Quecksilbersulfid  übergeht  beim  Erhitzen  mik:P"  -^ 
Schwefelammonium  in  Zinnober. 

G.  Die  Sulfide  des  Kobalts,  Nickels,  Elisens,  Wismuts  und  Bleis^^  -^ 
wurden  sichtlich  nicht  geändert  durch  8  stündiges  Erhizen  mit  Schwefel —  J" 
ammonium  auf  200^ 

Bei  Gelegenheit  dieser  Versuche  wurde  auch  die  Einwirkmi^^^^ 
von  Schwefelammonium  auf  Antimonsulfid  geprüft,  wobei  es  gelang,^  '^S^ 
zwei  krystallinische,  bisher  unbekannte  Ammoniumsulfantimonite^^^^ 
darzustellen. 

1 .  Grobgekörnter  Antimonit  wurde  mit  frisch  bereitetem  Schwefel -" 

ammonium  übergössen.  —  Schon  nach  Verlauf  einiger  Minuten  b< 
gannen  kleine  gelbe  Krystalle  an  den  Kanten  sich  abzuscheiden, 
welche  nach  einiger  Zeit  gröfsere  Dimensionen  annahmen  (bis  2  mm 
Länge).  —  Nach  etwa  12  stündigem  Einwirken  wurden  die  Anti- 
monitstücke  herausgenommen,  die  Krystalle  rasch  abgelöst,  mit===^ 
Wasser,  dann  mit  Alkohol  und  Äther  abgespült,  zwischen  EHltrier- 
papier  rasch  getrocknet  und  analysiert 


119     - 

'Eß  wurde  folgende  prozentische  Zusammensetzung  von  zweierlei 
Präparationen  gefunden: 


I. 

II. 

NII4 

7.22  «Vo 

7.56  Vo 

Sb 

50.89  „ 

50.63  „ 

s 

27.82  „ 

27.37  „ 

H,0 

14.07  „ 

14.44  „   (aas  der  Differenz). 

100.00%  100.00  Vo 

Diese  Zusammensetzung  entspricht  einem  Ammoniummetasulf- 
antimonite  von  der  Formel:  NH4SbS,.2H,0.[(NHJ,S.Sb,S3.4H20], 
welcher  folgende  Zusammensetzung  entspricht: 


NH4 

7.6  % 

Sb 

50.4  „ 

s 

26.9  „ 

H,0 

15.1  „ 

100.0  o/„ 

Dieses  Präparat  bildet  dünne,  gelbe,  vierseitige,  violett  fluores- 
zierende Nadeln  oder  Blättchen.  —  An  der  Luft  ändern  sie  sich  rasch 
und  nehmen  eine  braunrote  Farbe  an.  —  Im  Wasser  ist  es  unlös- 
lich. —  Schon  durch  schwaches  Erwärmen  verliert  es  einen  Teil 
des  Schwefelammoniums  und  alles  Wasser  und  nimmt  eine  rote 
Farbe  an,  wobei  sich  die  Form  der  Krystalle  nicht  ändert.  —  Der 
Verlust  beim  Erwärmen  auf  105^  bis  zum  konstanten  Gewichte 
betrag  22.18 ^/^^  und  es  hinterbleibt  ein  anderes,  an  Antimonsulfld 
reicheres  Ammoniumsulfantimonit,  welches,  wie  weiter  mitgeteilt 
wird,  auf  eine  andere  Weise  direkt  hergestellt  werden  kann.  — 
Durch  verdünnte  Säuren  wird  das  erstere  Präparat  zersetzt;  es 
scheidet  Antimonsulfid  ab  unter  Freiwerden  von  Schwefelwasserstoff.  — 
In  Kalilauge  wird  es  unter  Ammoniakbildung  gelöst. 

Ein  dieser  Ammoniumverbindung  analoges  Natriumsalz  erhielt 
Unger^  in  Form  eines  braunen  amorphen  Pulvers. 

Das  analoge  Ealiumsalz  krystallisiert  in  roten,  in  Wasser  lös- 
lichen Erystallen. 

Erhitzt  man  gewöhnliches  orangerotes  Antimonsulfid  oder  ge- 
pulvertes Antimonit  mit  weifsem  Schwefelammonium  in  einer  zuge- 
schmolzenen Köhre  auf  150  ^,  so  entsteht  eine  schön  rote,  krystallinische 
Verbindung,  welche  folgendermafsen  zusammengesetzt  ist: 


*  Äreh.  Pharm.  1879. 


120 


I. 

n. 

Aus  amorphem 

Sb,S,: 

Aus  Antimonit: 

NH,             4.44  o/o 

4.46  o/o 

Sb              64.12  „ 

65.20  „ 

S                30.20  „ 

30.45  „ 

98.76  o/n 

100.11  o/„ 

Die  Resultate  dieser  Analysen  weisen  auf  ein  wasserfreies 
Aramoniumsulfantimonit  hin,  von  der  Formel:  (NH^)2Sb^S7[(NH^)^S. 
2Sb3Sg],  welcher  folgende  theoretische  Zusammensetzung  entspricht: 


NU4 

4.86  0/, 

Sb 

64.87  „ 

s 

30.27  „ 

100.00  0/0 

Es  bildet  mikroskopische  Nadeln,  zwischen  welchen  Oruppen 
von  bis  5  mm  langen,  nadelförmigen  Krystallen  untermischt  sind.  — 
An  der  Luft  ist  diese  Verbindung  vollkommen  beständig  und  wird 
selbst  bei  200^  noch  nicht  zersetzt;  erhitzt  man  höher,  so  zer-  — - 
setzt  sie  sich  in  Antimonsulfid  und  Schwefelammoninm.  Selbst  in  -^^ 
siedenden  Wasser  löst  sie  sich  nicht.  —  Gegen  Säuren  und  Laugen  .mz:*^ 
verhält  sie  sich  wie  das  vorhergehende  Präparat. 

Durch  Erwärmen  auf  105^  verliert,  wie  oben  erwähnt  wurde,  ^  ^j 
das  erst  beschriebene  Präparat:  NH^SbS3.2H30,  einen  Teil  des  -^-s 
Schwefelammoniums  und  sämtliches  Wasser  und  geht  in  das  zweite, 
eben  beschriebene  Salz  (NH^)2Sb^S7  über.  —  Dieser  Zersetzung  ent- 
spricht  ein   theoretischer   Gewichtsverlust  von   22.26  7o;    gefunden   mtmu 

wurde  22.137o- 

Das  analoge  Kalisalz  krystallisiert  in  roten,  8  Moleküle  Wasser 
enthaltenden  Krystallen,  welche  am  Licht  braun  bis  schwarz  werden. — 
Sie  entstehen  aus  der  verdünnten  Lösung  des  Antimonsulfids  in 
Kaliumsulfid  durch  Abdampfen  im  Vakuum  (Ditte). 

KoHL^  erhielt  durch  Zugabe  von  Alkohol  zur  Lösung  des  «^^  ^ 
Antimonsulfids  im  Ammoniumsulfid  leicht  gelbe,  im  Wasser  leicht -:^^* 
lösliche  Kry stalle,  welche  er  für  Ammoniumsulfantimonit  hielt,  -.r  *' 
während  dieselben,  wie  in  der  nachfolgenden  Mitteilung  nachgewiesen 
werden  wird,  Ammoniumsulfantimonat  sind. 

»  X.  Br,  Arch,  1879. 


—     121     — 

II.  Ammoniumsulfantimonate  und  Sulfostannate. 

a.  Ammoninmsiilfaiitiiiionate. 

Von  diesen  Verbindungen  ist  in  der  Litteratur  blofs  angegeben, 
da&  durch  Auflösung  des  Antiraonpentasuliids  in  Schwefelammonium 
eine  gelbe  Lösung  entsteht,  welche  sich  beim  Eonzentrieren,  sowie 
durch  Alkoholzusatz,  zersetzt.^ 

Wenn  man  auf  ein  Gemisch  von  grob  gekörntem  Antimonit 
und  Schwefelblüte  einige  Tage  lang  rotes  Schwefelammonium  ein- 
wirken läfst,  und  die  so  erhaltene,  abfiltrierte  Lösung  mit  Alkohol 
yermischty  so  scheidet  sich  ein  fein  krystallinischer  Niederschlag  ab; 
wurde  jedoch  der  Alkohol  vorsichtig  auf  die  Oberfläche  der  Lö- 
sung aufgegossen,  so  schieden  sich  allmählich  grofse,  bis  2  ccm 
lange,  sattgelbe  Prismen  in  der  Berührungsschicht  beider  Flüssig- 
keiten ab. 

Bei  der  Analyse  verschiedener,  auf  oben  angegebene  Weise  er- 
haltener Präparate  wurden  sehr  wenig  übereinstimmende  Resultate 
erhalten;  es  waren  dieselben  keine  reinen  Verbindungen,  sondern 
mit  Schwefel  und  Ammoniumpolysulfid  verunreinigt. 

Die  Analysen  ergaben: 

NH4  17.10—19.34  7o 
Sb  36.42—37.34  „ 
8  45.83—46.03  „ 

Die  Darstellung  der  reinen  Verbindung  unterliegt  jedoch  keinen 
Schwierigkeiten.  —  Die  auf  obige  Weise  erhaltenen  Krystalle  werden 
nach  dem  Waschen  mit  verdünntem  Alkohol  in  siedendem,  weifsem 
Schwefelammonium  gelöst  und  die  heifse  Lösung  filtriert.  —  Beim  Ab- 
kühlen scheiden  sich  schwach  glänzende,  gelbliche,  fast  weiTse  undurch- 
sichtige kleine  Erystalle  ab,  welche  sich  nach  der  Entfernung  der 
Mutterlauge  schnell  zersetzen  und  braun  werden.  —  Im  Wasser 
lösen  sie  sich  leicht,  und  auch  diese  Lösung  wird  an  der  Luft  zer- 
setzt und  scheidet  binnen  kurzem  braune  Flocken  ab. 

Verdünnte  Säuren  zersetzen  die  Lösung  ebenso  leicht  unter  Ab- 
scheidung von  Antimonpentasulfid  und  Entwicklung  von  Schwefel- 
wasserstoff. —  Beim  Glühen  in  Kohlensäure  entweichen  Ammonium- 
sulfid und  Schwefel  und  hinterbleibt  Antimontrisulfid. 

Die  Analyse  der  so  gereinigten,  zwischen  Filtrierpapier  rasch 


*  Pogg.  Ann,  52,  93. 


—     122  - 

geprefsten   und   sogleich  untersuchten  Verbindung,   ergab   folgende 
Zahlen : 

I.  Präparation:  II.  Präparation: 

NH4  17.22         17.65^0  n.49         18.01  7o 

Sb  38.91         39.00  „  38.40         39.26  „ 

S  43.56         42.31  „  42.11         42.28  „ 


99.69         98.96%  98.00         99.55  «»/o 

Die  Zusammensetzung  entspricht  der  Formel  (NHjjSbS^,  welche 
erfordert: 

NH4       17.88  0/0 
Sb  39.74  „ 

S  42.38  ,, 


100.00  «/o 


Die  analysierte  Verbindung  ist  mithin  wasserfreies  Ortho- 
ammoniumsulfantimonat:  (NHjjSbS^. 

Die  Differenzen  in  den  oben  angegebenen  Resultaten  der  Analyse 
werden  leicht  durch  die  grofse  Unbeständigkeit  des  Präparats  erklärt, 
indem  sich  dasselbe  schon  beim  Abwägen  zu  zersetzen  beginnt. 

Ich  untersuchte  femer,  ob  es  nicht  möglich  wäre,  ähnlich  wie  bei 
dem  Ammoniumsulfantimonit,  ein  an  Antimonsulfid  reicheres  Salz 
zu  gewinnen.  —  Zu  diesem  Zwecke  wurde  eine  Lösung  des  Ortho- 
ammoniumsulfantimonats  mit  Antimonpentasulfid  in  einer  zuge- 
schmolzenen Röhre  auf  150^  erhitzt.  —  Anstatt,  dafs  jedoch  ein 
neues  Sulfantimoniat  entstanden  wäre,  wie  zu  erwarten  war,  bildete 
sich  das  in  der  vorhergehenden  Mitteilung  beschriebene  Ammonium- 
sulfantimonit (NHjjSb^S^, 

2(NH,)3SbS,  +  Sb,S,  =  (NH^l^Sb^S,  +  2(NHASa. 

Neben  dem  soeben  beschriebenen  und  von  mir  bereiteten  wasser- 
freien Salze  wurde  im  hiesigen  Laboratorium  schon  früher  ein 
gewässeiles  Salz:  (NHj3Sb.S^.4H20  von  Herrn  H.  Nemecek  dar- 
gestellt. 

Nach  der  mir  von  Seite  des  Herrn  Professor  Pbeis  freundlichst 
zur  Disposition  gestellten  Mitteilung  wurde  dieses  Präparat  folgender 
Weise  dargestellt:  Weifses  Schwefelammonium  wurde  mit  Antimon- 
pentasulfid gesättigt,  die  Lösung  mit  dem  gleichen  Volumen  weifsen 
Schwefelammoniums  verdünnt  und  zu  dieser  Mischung  Alkohol  so 
lange  zugesetzt,  bis  eine  unbedeutende  Fällung  entstand.  —  Diese 
wurde  abfiltriert  und  das  klare  Filtrat  vorsichtig  mit  Alkohol  über- 
schichtet. 


—     123      - 

Bald  darauf  begannen  sich  büschelförmige  Aggregate  farbloser, 
nadeliörmiger  Eryställchen  abzuscheiden,  welche  mittels  der  Wasser- 
pumpe  rasch  auf  einen  Leinwandfilter  gesammelt,  mit  Alkohol 
gewaschen  und  zwischen  Filtrierpapier  abgepresst  wurden. 

Die  Analyse  ergab  folgende  prozentische  Zusammensetzung: 


NH4 

14.24 

15.08 

14.31  % 

Sb 

32.56 

31.21 

32.36  ,, 

s 

83.18 

34.21 

33.25  „ 

H,0 

20.02 

19.28 

20.08  „   (aus  der  Differenz). 

100.00         100.00         100  00  «»/o 

Die  obige  Formel:  (NHj3SbS4.4H,0  erfordert: 


NH4 

14.47  «/o 

Sb 

82.09  „ 

s 

34.21  „ 

H,0 

19.23  „ 

100.00  Vo 

Ich  fiige  hinzu,  dafs  das  bekannte  von  Schiff  beschriebene 
Ealinmsulfantimonat  die  Formel:  K3Sb.S4.4YaH20  besitzt.^ 

b.  Ammoninmsulfostannate. 

Kühn*  erhielt  bei  der  Einwirkung  von  Schwefelammonium  auf 
Zinnhydroxyd  und  Zugabe  von  Alkohol  zu  der  erhaltenen  Lösung 
einen  gelben,  pulverigen  Niederschlag;  neben  diesem  bildeten  sich 
langsam  weifse  Ej*yställchen. 

DiTTB*  erhielt  durch  Lösen  von  Zinn  in  Ammoniumpolysulfid 
und  Abdampfen  im  Vakuum  gelbe  Blättchen  des  Salzes  SSnS^. 
V,(NHJ,S.3H,0. 

Wird  weifses  Schwefelammonium  mit  Zinndisulfid  gesättigt,  die 
Lösung  mit  dem  gleichen  Volumen  Schwefelammonium  verdünnt 
und  mit  Alkohol  vermischt,  so  bilden  sich  gelbliche,  blättrige 
Erystalle.  —  Manchmal  schied  sich  anfangs  eine  ölige  Flüssigkeit 
am  Boden  des  Gefäfses  ab,  welche  sich  jedoch  sehr  rasch  in  einen 
Krystallbrei  verwandelte. 

Das  80  bereitete  Präparat  bildet  dünne,  gelbliche  Täfelchen, 
welche  nach  Entfernung  der  Mutterlauge  rasch  an  der  Luft   gelb 


»  Schiff,  Lieb,  Ann,  164,  202. 

*  Qmdin-Kraut  Handbuch  3,  133. 

*  Compt,  r§nd.  95,  641. 


124     - 

werden.  —  Im  Wasser  sind  sie  leicht  löslich  zu  einer  etwas  trühen 
Flüssigkeit,  welche  sich  später  noch  stärker  trübt  und  Zinnsulfid 
abscheidet. 

Eine  yollkommen  klare  wässerige  Lösung  erhält  man,  wenn 
etwas  Schwefelammon  zugesetzt  wird. 

Säuren  zersetzen  das  Präparat  unter  Abscheidung  von  Zinn- 
disulfid  und  Entweichen  von  Schwefelwasserstoff. 

Die  Analyse  der  zwischen  E^ltrierpapier  abgepressten  Präparate 
ergab: 


I. 

II. 

III. 

NH4 

12.12  «/o 

12.19  % 

12.63  «»/o 

Sn 

39.54  ,, 

u9.3o  ff 

88.97  ,y 

S 

31.33  „ 

31.66  „ 

31.59  „ 

H,0 

17.01  „ 

16.77  „ 

17.01  „   (ai 

100.00  <>/o  100.00  ö/o  100.00  »»/o 

Diese  Zusammensetzung  entspricht  einem  Ammoniumsulfo- 
stannat  von  der  Formel:  (NH^)jSnS3.3H20. 

NH4  11.87  «/o 

Sn  38.69  „ 

S  31.64  „ 

H,0  17.80  „ 

100.00  ^u 

Ein  Kaliumsulfostannat  K^SnSj.SH^O  erhielt  Ditte^  durch 
Kochen  von  Kaliumsulfid  mit  Zinn  und  Schwefel  in  Form  von  gelben, 
kleinen  Krystallen.  —  Aus  der  Lösung  dieser  Verbindung  scheidet 
Alkohol  ein  gelbes  oder  braunes  Ol,  welches  auf  1  Molekül  K^SnS, 
9—10  Mol  Wasser  enthält,  ab. 

Mit  einem  gröfseren  Anteile  von  Krystallwasser  wurde  schon 
früher  das  Ammoniumsulfostannat  im  hiesigen  Laboratorium  von 
Herrn  H.  Nemecek  erhalten. 

Schwefelammonium  wurde  mit  Zinndisulfid  gesättigt,  die  Lösung 
mit  einem  gleichen  Volumen  weifsen  Schwefelammoniums  verdünnt 
und  Alkohol  zugegeben,  bis  sich  ein  weisser  pulveriger  Nieder- 
schlag abzuscheiden  begann.  —  Nach  dem  Abfiltrieren  dieses 
Niederschlages  wurde  die  Flüssigkeit  vorsichtig  mit  Alkohol  über- 
schichtet. 

»  CofNpt.  rend,  94,  1419,  95,  641  und  C/tem.  Centralhl  1882,  454. 


—     125     — 

Beim  Stehen  im  geschlossenen  Gefäfse  schieden  sich  schöne, 
lange,  perknntterglänzende  Nadeln  ab,  welche  auf  einem  Leinwand- 
filier gesammelt,  mittels  Wasserpumpe  rasch  mit  Alkohol  gewaschen, 
zwischen  Filtrierpapier  ausgepreist  und  sogleich  analysiert  wurden.  — 
Eß  wurde  gefunden: 


NH4 

9.48  0/0 

9.51  7o 

9.35  «»/o 

Sn 

31.04  „ 

31.15  „ 

31.36  „ 

S 

24.92  „ 

25.46  „ 

25.37  „ 

H,0 

34.62  „ 

33-00      y, 

33.92  „   (aus  d.  Diff.) 

100.00  «»/o       100.00  «»/o       100.00  «/o 

Diese  Zusammensetzung  entspricht  der  Formel  (NH^)^SnS3. 7 HjO, 

welche  erfordert: 

NH,  9.62  0/0 

Sn  31.30  „ 

S  25.57  „ 

H,0  33.51  „ 

100.00  ^/o 
Prag,  Chem,  Laboratorium  der  k,  k,  böhm,  teehn,  Hochschule, 

Bei  der  Redaktion  eingegangen  am  27.  Febmar  1898. 


Referate. 


Ginippe  VII:    Halogene. 

Geschichtlicher  Überblick  der  verachiedenen  Methoden  zur  Darstellong 
des  Chlors,  von  L.  Mond.  Rede,  gehalten  in  der  chemischen  Sektion 
der  Hritish  Association  zu  Liverpool.    (Chem.  News  74,  156.) 

Aus  der  umfangreichen  Abhandlung  seien  folgende  Daten  wiedergegeben : 

Geber  kannte  die  zerstörende  Wirkung  der  durch  Erhitzen  von  „aqua 
regia^^  erhaltenen  gelben  Dämpfe. 

Im  Jahre  1774  stellte  Scheele,  der  Entdecker  des  Chlors,  diese  gelben 
Dämpfe  durch  Erhitzen  von  Salzsäure  mit  Braunstein  dar  und  betrachtete  die- 
selben, gemäfs  der  herrschenden  Theorie,  als  dephlogistisierte  Salzsäure. 

I^voisiER  zeigte,  dafs  dieses  ScHEELs'sche  Gas  sich  in  Wasser  löst,  und 
dafs  aus  dieser  Lösung  im  Sonnenlicht  Sauerstoff  frei  wird,  während  sich  Salz- 
säure bildet  Dadurch  wurde  er  zu  dem  Glauben  geführt,  dafs  das  Chlor  oxy- 
dierte Salzsäure  sei. 

Hebthollet  wandte  zuerst  im  Jahre  1785  die  bleichenden  Eigenschaften 
des  Chlors  an,  und  gab  damit  Veranlassung  zur  Bereitung  des  „Eau  de  Javelle". 
Durch  ihn  wurde  James  Watt  mit  dem  Bleichmittel  bekannt,  welcher  diese 
Kenntnis  mit  nach  Schottland  nahm,  wo  im  Jahre  1798  Charles  Tennant  zu- 
erst die  technische  Darstellung  von  Chlorkalk  begann. 

HüMPHRY  Davy  klärte  dann  im  Jahre  1810  die  wirkliche  Natur  der  oxy- 
dierten Salzsäure  auf,  zeigte,  dafs  dieselbe  keinen  Sauerstoff  enthielt,  sondern 
ein  elementarer  Körper  sei,  und  gab  ihm  den  Namen  Chlor. 

Bald  folgte  dann  die  Verbindung  der  Chlordarstellung  mit  dem  Le  Blanc- 
Prozefs,  bei  welchem  bis  dahin  die  Salzsäure  unbenutzt,  zum  grofsen  Schaden 
der  Umgebung,  sich  in  der  Atmosphäre  verteilte. 

Eine  neue  Methode,  oder  vielmehr  die  Anwendung  der  alten  Methode  von 
Geber,  zur  Darstellung  des  Chlors  führte  Dunlop  im  Jahre  1845  ein,  indem  er 
die  Salpetersäurerückstände  aus  der  Bereitung  des  Vitriolöls  mit  Kochsalz  er- 
hitzte, ein  Verfahren,  das  noch  heute  teilweise  angewandt  ist,  und  dem  man 
neue  Bedeutung  gerade  in  den  letzten  Jahren  zu  geben  versucht,  durch  Über- 
führung der  nebenbei  gebildeten  Nitrososchwefelsäure  in  Salpetersäure,  die 
man  dann  von  neuem  auf  Kochsalz  wirken  läfst. 

Die  vielen  Versuche,  welche  unternommen  wurden,  um  die  bei  dem  Salz- 
säure-Braunstein  verfahren  gebildeten  Mangan  Verbindungen  in  Braunstein  zurück 


zuführen  tind  von  neuem  für  den  Prozefs  verwendbar  zu  machen,  fanden 
BchiiefBlich  ihren  Abschlufs  in  dem  bekannten  WELDON-Prozefs,  nach  welchem 
die  Lösung  der  Mangansalze  mit  Kalkmilch  behandelt  und  in  das  Gemisch 
Luft  eingeblasen  wird. 

Eine  ganz  neue  Methode  zur  Darstellung  de«  Chlors  führte  Deacon  ein, 
indem  er  Salzs&ure  mit  Luft  gemischt  über  erhitzte  Thon-  oder  Bimsteinstücke, 
die  mit  Kupfersalzen  getränkt  waren,  leitete. 

Viele  Veisuche  wurden  gemacht,  um  das  bei  dem  Ammoniak-Sodaprozefs 
entstehende  Chlorammonium  zur  Darstellung  von  Chlor  zu  verwenden.  In 
dem  hauptsächlich  vom  Verfasser  ausgearbeiteten  Verfahren  haben  diese  Be- 
mühungen einen  grolsen  Erfolg  gehabt.  Nach  diesem  Verfahren  werden  die 
Chlorammoniumdämpfe  über  erhitzte  Magnesia  geleitet,  das  gebildete  Chlor- 
magnesium durch  Erhitzen  im  Luftstrom  zersetzt,  und  über  die  zurückgebildete 
Magnesia  wieder  Chlorammoniumdämpfe  geleitet 

Ganz  neue  Gresichtspunkte  eroffiiete  die  elektrische  Darstellung  des  Chlors, 
für  welche  in  den  letzten  Jahren  eine  grolse  Anzahl  von  Patenten  genommen 
worden  sind.  Die  hauptsächlichen  Chlormengen  werden  auf  diesem  Wege 
durch  Elektrolyse  von  Chlorkalium  dargestellt,  wobei  als  Nebenprodukt  Ätz- 
kali erhalten  wird.  Nach  anderen  Patenten  werden  Chloride  von  Schwer- 
metallen (Zink,  Blei,  Kupfer  etc.)  elektrolysiert  Alle  diese  Verfahren  bedürfen 
übrigens  noch  sehr  der  Vervollkommnung.  (Siehe  auch  N.  Caro,  Darstellung 
von  Chlor  und  Salzsäure,  unabhängig  von  der  LEBLANC-Soda-Industrie ,  1893.) 

E,  Tfiiele. 

Die  Bildung  von  freiem  Chlor  beim  Erhitzen  eines  Gemisches  von  Ka- 
linmohlorat  nnd  Mangandioxyd  (IL  Mitteil.),  von  Herbert  Mo  Leod. 
(Joum.  Chem.  Soc.  69,  1015.) 
Durch  verschiedene  sorgföltige  Versuche  wird  festgestellt,  dafs  beim  Er- 
hitzen   von    Kalium chlorat   mit   Braunstein    thatsächlich   eine    kleine   Menge 
Chlor  nicht  —  wie  von  anderer  Seite  behauptet  wurde  —  Ozon  gebildet  wird. 
Die  Chlorentwickelung  soll  eine  Stütze  sein  für  die  Erklärung  der  katalytischen 
Wirkung  des  MnO,  in  diesem  Prozefs,  der  nach  dem  Verf.  nach  folgenden  Glei- 
chungen verläuft: 

1)  2MnO,  +  2KC10,  =  KiMu,08  +  Cl2-f-0,. 

2)  B^Mn,08  =  K8Mn04  +  MnO,  +  0. 

3)  K^MnO^  +  Cl«  =  2KC1  +  MnO,  +  O3.  Rosenheim, 

Chlor  als  Desinfektionsmittel,  von  G.  C.  Clayton.    (Jaurn.  Soc.  C/ietn.  lud, 

15,  320.) 
Die  Anwendung  von  Chlor  und  Hypochloriten  zur  Abtötung  von  Krank- 
heitskeimen wird  besprochen.    Vor  Sublimat,  Karbolsäure  u.  dgl.  besitzt  Chlor 
den  Vorzug,  dafs  es  Eiweilssubstanzen  nicht  wie  diese  koaguliert,  sondern  auf- 
löst, wodurch  es  weit  energischer  wirkt  RosenJieifn. 

Über  die  Trennung  von  CMor  nnd  Brom,  von  H.  Baubiqnt  und  P.  Rivals. 

{Compt.  rend.  124,  859.) 
Das  vorgeschlagene  Verfahren  zur  Trennung  von  Brom  und  Jod  beruht  auf 
der  Eigenschaft  konz.  Lösungen  von  Kupferchlorid  durch  Permanganat  nicht  an- 
gegriffen zu  werden.   Eine  gleiche  Lösung  des  Bromids  wird  unter  Abscheidung 
von  freiem  Brom  zersetzt  Jü,  Thiele. 


-       128     — 

Über  die  Binwirknng  des  Lichtet  auf  Guagemifche,  ipeziell  auf  Mi- 
Bchimgen  ron  Chlor  und  WaMerstof^  von  A.  Gautisb  and  H.  H6lieb. 

{Oomjyt  rend,  124,  1128.) 
Die  beiden  Gase  bleiben  in  vollkommener  Dunkelheit,  trocken  oder  fencht, 
unbegrenzte  Zeit  ohne  gegenseitige  Einwirkung.    Auch   zeigt   sich   bei   selbst 
sehr  lange  dauernder  Beleuchtung  durch  eine  Kerze  keine  chemische  Einwir- 
kung. E,  Thiele 

Ein  neuer  Apparat  for  die  Blektrolyse  der  Salaanre  als  Vorlefongi- 

vennchy  von  J.  M.  Pickel.  (Ber,  deutstch.  chefu.  Oes.  29,  1942—1945.) 
EHe  beschriebene  Versuchsanordnung  bietet  den  Vorteil,  dafii  das  ent- 
wickelte Chlor  nicht  durch  eine  hohe  Flüssigkeitssftule  hindurchstreichen  muTs, 
wie  beim  HoFMAXN^schen  Apparat,  sondern  nur  mit  dem  —  sehr  kleinen  — 
Volumen  der  Elektrolytenflüssigkeit  zusammenkommt  Statt  des  entwickelten 
Chlors  wird  die  von  demselben  verdrängte  Luft  gemessen.  Die  Ausführung 
des  Apparates  veranschaulicht  die  Fig^r  im  Original.  Eoaenhevfi, 

Über  die  ZersetEong  von  MetaHsulfaten  durch  SaLn&nre,  von  A.  Golson. 

{Conipt.  rend.  124,  81.) 
Nachdem  Verf.  früher  gezeigt  hat,  dafs  die  Einwirkung  der  Salzsaure  auf 
Natriumsulfat  durch  die  Bildung  verschiedener  bestimmter  Sulfate  kompliziert 
wird,  hat  er  neuerdings  das,  nur  ein  bestimmtes  Sulfat  bildende,  schwefelsaure 
Blei  in  dieser  Richtung  untersucht  Eis  zeigte  sich,  dafs  die  Salzsfture  in  ge- 
wisser Weise  dissoziierend  auf  das  schwefelsaure  Blei  wirkt,  und  Verf.  schliefst 
aus  seinen  Versuchen,  dafs  beim  Ersatz  einer  flüchtigen  Sfture  durch  eine  nicht 
flüchtige  Säure  von  gleicher  Stärke  nicht  nur  die  Flüchtigkeit  der  gasförmigen 
Säure  in  Betracht  kommt.  In  fast  allen  Fällen  spielt  auch  die  Wärme  oder 
der  Druck  eine  bestimmte  Rolle  gerade  so  wie  bei  der  Verdampfung  des 
Wassers.  E.  Thiele. 


über  die  Beaktion  der  unterchlorigen  Säure  mit  Chlorkobalt  und  Chlor- 

mangan,  von  Eüthtme  und  Boris  Klimbnko.    (Ber.  deutseh,  cheni.  Ocs. 

29,  478—481.) 
Um  die  Abhängigkeit  der  bei  der  Einwirkung  von  unterchlorig^r  Säure 
auf  CoClt  bezw.  MnCl,  entstehenden  Oxyd  mengen  Co,Oa  resp.  MnO,  von  den 
relativen  Mengen  der  reagierenden  Körper  zu  konstatieren,  wurde  einerseits 
ein  und  dieselbe  Menge  HCIO  mit  verschiedenen  Mengen  CoClt  resp.  MnClt, 
andererseits  gleiche  Teile  von  CoCl,  resp.  MnCl,  mit  verschiedenen  Teilen 
HCIO  versetzt  In  dem  letzteren  Fall  wuchs  die  ausgeschiedene  Oxydmenge 
beim  Kobalt  langsamer  als  in  ersterem;  während  sich  beim  Mangan  das  um- 
gekehrte Verhältnis  zeigte.  Rosenlieim. 

über  die  Explosion  von  Chlorperoxyd,  von  H.  B.  Dixon  und  J.  A.  Harkeb. 

(Journ.  unem.  Soc.  69,  789.) 
In  einer  9.9  m  langen  starken  Glasröhre  wurde  ein  Gremenge  von  CIO, 
und  0  zum  Explodieren  gebracht,  und  zwar  durch  die  Explosion  eines  in  einer 
anschlielsenden   Röhre   befindlichen   Knallgasgemisches.     Zwei   Messungen  — - 
die  übrigen  Versuche  gingen  alle  verloren  —  gaben  folgende  Resultate: 


—     129     - 


Zasammensetzung  der    |  Ausbreitang  der  Explosion 
Mischung  i  m.  pr.  sec. 


I.  ClOj  53.5 

0,  46.5 

II.  CIO,  64.0 

0,  36.0 


1065 


1126 


Ein  Vergleich  mit  der  nach  Bebthblot's  Formel  berechneten  theoretischen 
Explosionsgeschwindigkeit  ist  nicht  möglich,  da  die  Bildungswärme  von  CIO, 
experimentell  noch  nicht  festgestellt  ist  Aus  den  obigen  Werten  würde  sie 
sich  zu  —15.800  resp.  16.800  Kai.  berechnen.  Rosenheim, 

YerbeBserungen  in  der  Fabrikation  der  Chlorate,  von  J.  Hargreaves. 

{Man,  Scient  [4]  9,  37.) 

Yerbessemngen  in  der  Fabrikation  von  Chloraten  nnd  den  dabei  benutzten 

Apparaten,  von  J.  Haroreaves.     {Moti.  Scient.  [4J  11,  37.) 
Nach  der  Patentschrift  werden  die  Rohmaterialien  (Soda  etc.)  in  bestimmten 
Apparaten  der  Einwirkung  von  Chlor  ausgesetzt  und  dann  mit  Hilfe  der  ver- 
schiedenen Ldslichkeit  der  Salze  gereinigt.  £,  Thiele. 

tjfber  die  Einwirkung  von  Brom  auf  chlorwasseratoffliaure  Salze  und  ein 
Verfahren  zur  Bestimmung  der  beiden  Halogene  nebeneinander, 

von  F.  Blau.  (Wiener  Monatshefte  17,  547.) 
Bekanntlich  ist  die  Reaktion  von  Chlor  auf  Bromwasserstoft  oder  dessen 
Salze  eine  iml  gewissen  Sinne  umkehrbare,  indem  das  Brom  ebenfalls  Chlor  aus 
seinen  Metallverbindungen  austreiben  kann.  Untersuchungen  über  diesen  Gegen- 
stand liegen  vor  von  Potilftzin  (Ber.  deutsch,  ehem.  Ges,  1884.  1308),  Berthelot 
(Compt,  rend,  100,  761),  Humpiooe  (Ber.  deutsch,  ehern.  Oes.  1884,  1838)  und 
RATHKB(Bßr.  deutsch,  ehem.  Oes.  1884,  1445).  Verf.  hat  diese  noch  mit  manchen 
Fehlem  behafteten  Untersuchungen  neu  aufgenommen  und  die  Einwirkung  von 
Brom  auf  gelöstes  Chlomatrium  quantitativ  verfolgt.  Es  ergab  sich,  dafs  bei 
Anwendung  von  31.51  g  NaCl  in  100  ccm  H,0  und  1.0847  g  Brom  nach  6stün- 
diger  Dauer  des  Versuches  und  einer  Temperatur  von  12 — 13®  im  Rückstand 
0.0248  g  Brom  vorhanden  waren.  Als  Verhältnis  der  Afßnitätskonstauten  er- 
gäbe sich  daraus  nach  der  Formel  A:,=     "   pt  '"      ^^r  Ar,  der  Wert  272.67.  — 

Zar  Bestimmung  der  Halogene  wurde  die  BERULüNo^sche  Methode  (Zeitschr. 
anoL  Chem,  1885,  184)  angewandt  Die  verdünnte  Losung  der  Halogene  wird 
bei  Zimmertemperatur  mit  Kaliumpermanganat  behandelt  und  dann  das  frei- 
gemachte Brom  durch  Destillation  im  Vakuum  bei  26^  in  eine  Vorlage  über- 
geführt Die  Anwendung  eines  Luftstromes,  die  Berglünd  vorschreibt,  gab 
nicht  80  g^te  Resultate,  denn  dieselbe  Bromlösnng  enthielt  nach  diesem  Ver- 
ehren nach  8  Standen  Brom,  während  bei  der  Destillation  alles  Brom  in  4  Mi- 
nuten übergegangen  war.  E.  Thiele. 
Z.  norf.  ClMin.  XVIL                                                                                        9 


—     180     — 
Über  die  Einwirkimg  von  Jod  anf  Zinnchlorür,  von  V.  Thomas.    (Bull. 

Soc,  Chim,  [3]  15,  1092.) 
Siebe  Diese  Zeitschr.  14,  212  Ref. 

ünterjodige  Säure  und  deren  Salze,  von  R.  L.  Taylor.  (Chetn.  News  75,  97.) 
Eine  wässerige  Jodlösnng  reagiert  nnter  ZufÜgong  von  etwas  Alkali  nach 
der  Gleichung  2K0H+Jt=KJ+K0J+H,0.  Beweis  hierfür  ist  die  intensiv 
bleichende  Eigenschaft  dieser  Ldsung.  Die  Lösung  der  Säure  sowohl  wie  der 
Salze  wird  durch  Kochen  sofort  zersetzt  und  zwar  nach  folgender  Gleichung: 
8HOJ  =  2HJ+HJOsf  wobei  die  entstehenden  Komponenten  gegenseitig  unter  Bil- 
dung von  Jod  auf  einander  einwirken.  Ebenso  scheint  durch  die  Einwirkung 
verschiedener  Salze  auf  wftsserige  Jodlösung  unteijodige  Säure  gebildet  zu 
werden.  JE,  Thiele. 

Über  die  Darstellung  des  Mangans  im  elektrischen  Ofen,  von  H.  Moissah. 

{Ann.  Chim.  Phys.  [7]  9,  286.) 
Siehe  Diese  Zeitschr.  11,  300  R. 

Über  das  Karbid  des  Mangans,  von  H.  Moissan.  (Bull.  Soe.  Chim.  15, 1266.] 
Siehe  Diese  Zeitschr.  14,  282  Ref. 

Über  die  Einwirkung  von  Kaliumpermanganat  auf  Cupribromide,  voi 
H.  Baübiont  und  P.  Rivals.  (Cofnpt  rend.  124,  954.) 
Das  Pennanganat  verhält  sich  bei  Einwirkung  auf  Cupribromide  in  neu—  -^' 
traler  Lösung  ebenso  wie  gegen  organische  Substanz.  Es  treibt  das  Brom  an^  -^ 
und  oxydiert  das  Kupfer  unter  Bildung  des  Salzes  Mn^OioHaK.  Letzterem  ^^ 
reagiert  mit  dem  Überschufs  des  Kupfersalzes  unter  Bildung  der  Verbindungr_J  g 
(MnAoH.^Cu.  JS.  Thiele. 

Gruppe  VIII:  Schwere  Metalle. 
Verzinkung  des  Eisens  auf  elektrolytischem  Wege,  von  Sherard  Cowpbb 

Coleb.    (Journ.  Soc.  Chem.  Ind.  15,  414.) 
Um  einen  festen,  glänzenden  Zinkniederschlag  auf  Eisen  zu  erzielen,  vei 
wendet  der  Verf.  eine  Lösung  von  Zinksulfat  vom  spez.  Grew.  =  1.1770,  der  */ 
ihres  Zinksulfatgchaltes   an  Eisenvitriol   zugesetzt   ist.    Als  Anode   wird  Bh 
verwendet.     Über  die  technischen  Details  vergl.  das  Original.        Rosenheim. 

Die  Zerstörung  des  Eisens  durch  rohen  Teer,  von  F.  J.  R.  Carulla.  {Jounwa^  "'• 

Soe.  Chem.  Ind.  15,  325.) 
Roher  Teer  kann  nicht  zum  schützenden  Anstrich  für  Eisen  verwendes^^^^ 
w(;rden,  da  er  dieses  durch  seinen  Phenolgehalt  stark  angreift.   Aufkochen  mi-^^' 
Leim  vor  dem  Gebrauche  macht  ihn  für  den  genannten  Zweck  geeignet. 

Rosenheim. 

Über  die  Einwirkung  von  geschmolzenem  Ätznatron  auf  Schmiedeeisen^ 

und  GuTseisen,  von  Scheubeb- Kestner.   (Bull.  Soc.  Chim.  [3]  15,  1250 —  ) 
In  Verfolg  der  Ursachen  eines  Fabrikunfalles  hat  Verf.  die  Einwirkung 
von  geschmolzenem  Ätznatron  auf  Schmiedeeisen  und  Gufseisen  untersucht.   E  ^ 
ergab   sich,   dafs   unter  gewöhnlichem  Druck   das  Schmiedeeisen   stärker  an  ^ 
gegriffen  wurde  als  Gurseisen.  Bei  erhöhtem  Druck  wird  in  gleichem  Verhältnis 
die  Einwirkung  vergröfsert.  £,  Thiele, 


—     131       - 
Sinwirknng  des  Wassers  der  Hubb-Coal-Mine  auf  GnXseisen,  von  Fravk 

W.  DuBKSE.    {Ämer,  Chem.  Joum,  18,  849.) 

"Über  das  Härten  des  Stahls  in  Phenollösnng,  von  Lxvat.    (Compt  rend. 

123,  945.) 

Stahl,  welcher   in  einer  Lösung  von   käuflichem  Phenol   gehärtet   war, 

seigte  gröfsere  Härte,  Elastizität   und  feinkörnigeres  GefÜge   als   in   gleicher 

Weise  in  Wasser  gehärteter  Stahl.  JE.  Thiele. 

frber  die  Einwirkung  der  Stickstoffoxyde  auf  Eisenchlorür  undBromüry 
von  V,  Thomas.    {Cofnpt.  rend,  124,  366.) 
Trockenes  EisenchlorOr  und  -bromür  absorbieren  Stickozyd  unter  Bildung 
der  Verbindungen  2Fe,Cl4.NO,  und  2Fe,Br4.NOt.    Die  Verbindungen  sind  an 
trockener  Luft  beständig.  £,  I7neie. 

Über  die  Flüchtigkeit  der  Ferrichloride,  von  H.  W.  Talbot.  {.Äffier,  Chem. 
Joum,  19,  52.) 
Verf.  hat  die  Flüchtigkeit  von  Ferrichlorid  beim  Erhitzen  für  sich,  in 
Gegenwart  von  Ammoniumchlorid,  und  nascierendem  Chlor  untersucht  und  ge- 
langt dabei  zu  dem  für  analytische  Zwecke  interessierenden  Resultat,  dafs 
unter  den  eingehaltenen  Bedingungen  kein  Verlust  an  Eisen  zu  befürchten  ist 
Nur  darf  bei  Gegenwart  von  Ammoniumchlorid  nicht  zu  stark  erhitzt  werden. 
Ebenso  kann  bei  Gegenwart  von  Königswasser  ein  geringer  Verlust  an  Eisen 
möglich  sein.  E,  Thiele, 

tjfber  die  Darstellung  des  Bisenkarbids  durch  direkte  Vereinigung  des 
Hetalles  mit  Kohlenstoff  von  H.  Moissan.  {Cmnpt  rend.  124,  7X6.) 
Aus  den  verschiedenen  Untersuchungen  über  die  Karbide  des  Eisens  geht 
hervor,  dafs  Stahl  und  Guiseisen  ein  krystallisiertes  Karbid  enthalten,  welches 
die  Zusammensetzung  Fe,C  hat  und  bei  den  metallurgischen  Prozessen  mit 
Leichtigkeit  gewonnen  werden  kann.  Beim  Schmelzen  von  Eisen  mit  Kohle 
im  elektrischen  Ofen  und  langsamen  Abkühlen  der  Schmelze  findet  man  in 
derselben  nur  wenig  chemisch  gebundenen  Kohlenstoff.  Sättigt  man  aber  ge- 
schmolzenes Eisen  bei  3000^  mit  Kohlenstoff  und  kühlt  dann  plötzlich  ab,  so 
erhält  man  fast  allen  Kohlenstoff  chemisch  an  Eisen  gebunden.  Das  Karbid 
läfst  sich  leicht  in  reinem  Zustande  erhalten  durch  Behandeln  der  zerkleinerten 
Schmelze  mit  konz.  rauchender  Salpetersäure.  In  der  Kälte  wird  das  Karbid 
von  derselben  nicht  angegriffen,  während  aller  freier  Kohlenstoff  und  alle  son- 
stigen Kohlenstoffverbindungen  oxydiert  werden.  Das  Karbid  besitzt  die  Zu- 
sammensetzung Fe^C,  bildet  verhältniismäfsig  grofee  Krystalle  und  zeigt  einen 
hohen  Glanz.  Das  spez.  Gew.  ist  7.07  bei  16^  In  der  Kälte  wird  es  durch 
trocknen  Sauerstoff  nicht  angegriffen,  zersetzt  sich  dagegen  ziemlich  schnell  an 
feuchter  Luft.  Als  feines  Pulver  verbrennt  es  schon  an  der  Luft  beim  Er- 
hitzen unter  150^  Konz.  Säuren  wirken  erst  beim  Erwärmen,  verdünnte  Säuren 
lösen  dagegen  auch  schon  in  der  Kälte  sehr  schnell.  Das  Karbid  zeigt  also 
alle  Eigenschaften  der  aus  dem  Stahl  isolierten  Eisenkohleustoffverbindungen. 

E.  Tliiele. 
Über  das  Karbid  des  geglühten  Stahls,  von  F.  Mylius,  F.  Foebster  und 

G.  ScHOENE.     (ßer.  deutsch,  dient.  Ges.  29,  2991—2996.) 
Vergl.  Diese  Zeitschr.  13,  38—58. 

9* 


—     132 

Ein  reines  Eisenkaxbid,  von  £.  D.  Campbell.  (Atner.  Giern.  Jaum.  18,  836.) 
Stäbe  von  Tiegelgufsstahl  wurden  als  Anoden  in  verdünnter  Salzsäure 
durch  einen  Strom  von  1  Amp.  gelöst  Der  Rückstand  wurde  sorgfältig  ge- 
schlämmt und  gewaschen,  und  es  blieb  schliefslich  ein  glänzendes,  stahlgraues 
Pulver  in  feinen  Blättchen  zurück,  deren  Gewicht  9.60  ^/^  des  angewandten 
Eisens  betrug.  Das  Karbid  enthielt  6.6  ^U  C  und  93.25  %  Fe.  In  heiüser 
konz.  Salzsäure  ist  es  vollkommen  löslich  unter  Bildung  verschiedener  Kohlen- 
wasserstoffe, die  Verf.  genau  analysierte.  1  g  Karbid  liefert  ca.  250  ccm  Gase, 
die  jedoch  nur  60  %  ^^^  gebildeten  Kohlenwasserstoffe  ausmachen.  Es  konnten 
nachgewiesen  werden:  Äthan,  Butylen  und  Butan.  —  Die  Entstehung  der 
Kohlenwasserstoffe  erklärt  sich  Verf.  in  der  Weise,  dals  er  dem  Eisenkarbid 
(CFes)^  eine  ähnliche  Konsitution  zuschreibt  wie  den  Kohlenwasserstoffen.  Die 
kettenförmig  gebundenen  Kohlenstoffatome  sind  an  Stelle  der  Wadserstoffatome 

Fe— Fe 
mit  der  Gruppe  |         |  verbunden,  für  welche  bei  der  Behandlung  mit  Wasser, 

-Fe 

Wasserstoffatome  unter  Bildung  von  Kohlenwasserstoffen  eintreten.  E,  Thiele. 

Stadien  über  die  Fällnng  von  Femhydroxyd,  von  V.  J.  Hall.  (Amer. 
Chem.  Joum.  19,  512.) 

Nach  Fresenius  enthält  bei  Fällung  von  Ferrihydroxyd  durch  Alkali  „bei 
Anwendung  von  nicht  überschüssigem  Alkali  der  Niederschlag  basisches  Salz, 
andererseits  bei  Anwendung  von  Alkali  im  Oberschufs  Alkali,  das  mit  dem 
Eisen  in  Verbindung  zu  sein  scheint". 

Der  Verf.  hat  nun  die  Frage  zu  entscheiden  gesucht,  ob  dieser  Gehalt 
des  Ferrihydroxyds  an  Säure  resp.  Alkali  auf  einem  mechanischen  Mitreilsen 
desselben  oder  auf  einer  chemischen  Reaktion  beruht.  Er  gelangte  dabei  zu 
dem  Kesultate,  dafs  die  Säure  in  chemischer  Bindung  mit  dem  Ferrihydroxjd 
ist,  während  bezüglich  des  Alkaligehaltes  die  Frage  noch  unentschieden  bleiben 
muDs.  £.  Thiele. 

Über  einige  Eigenschaften  des  Ferriphosphats,  von  R.  M.  Caven.  (Joum. 

Soc,  Chetn.  Ind,  16,  17.) 
In  verdünnten  Säuren  ist  Ferriphosphat  ohne  doppelte  S^rsetzung  löslich. 
Beim  Hinzufügen  einer  FeCla-I^sung  zu  einer  äquivalenten  Menge  (NH4),HP04 . 
löste  sich  der  anfangs  entstandene  Niederschlag  wieder  auf  und  es  konnte 
kein  Eisenphosphat  aus  der  Lösung  erhalten  werden.  Es  entsteht  nur  bei 
Anwesenheit  eines  grofeen  Überschusses  von  Phosphorsäure  und  kann  durch 
Wasser  wieder  von  dieser  befreit  werden.  Bei  Einwirkung  von  Ammoniak 
vollzieht  sich  die  reversible  Reaktion: 

FePO^  +  SNH^OH  :^  FeCOH^+CNH^ljPO^.  BosetiJieini. 

Über  die  Einwirkung  von  Salpetersänre  anf  Kalinmkobalticyanid  (vor- 
läufige Mitteilung),  von  0.  LiOring,  Jacksok  und  A.  M.  Combt.    {Ber. 
deutsch,  ehem.  Ges.  29,  1020—1022.) 
Beim  Kochen  von  starker  Kaliumkobalticyanidlösung  mit  starker  Salpeter- 
säure  färbt   sich    die  Flüssigkeit   allmählich    intensiv   rot   und    erstarrt   nach 
2  Stunden  plötzlich  zu  einer  gelatinösen  Masse.    Diese  nahm  nach  dem  Aus- 
waschen und  Trocknen  im  Vakuum   eine   graugrüne  Farbe   an.    Die  Analyse 
führt  zu  der  Formel  EiltCoa(GN)ii.H,0.   Die  Substanz  existiert  in  einer  wasser- 


-       133     — 

loslichen  and  in  einer  unlöslichen  Modifikation.  Die  erstere  reagiert  stark 
aaner  und  gieht  mit  den  meisten  Metallen  Niederschläge.  Das  Silber-  und  Ba- 
ryumsAiz  wurden  dargestellt;  sie  hatten  die  Zusammensetzung  Ag,Co,(CN)ii.H,0 
resp.  BaHCo,(CN),,.l*/jH,0.  —  Aus  Kobalticyan wasserstoffsäure  wurde  durch 
Behandlung  mit  HNOg  die  den  Salzen  entsprechende  freie  Säure  H,Co,(CN)ii 
—  Kobaltokobalticyanwasserstoffsäure  —  dargestellt.  Durch  Behandlung  des 
Kalisalzes  mit  überschüssigem  Kalihydrat  soll  das  Salz  einer  neuen  Säure  ent- 
stehen,  während  durch  HgS  aus  dem  Silbersalz  anscheinend  eine  dritte  Kobalt- 
cyansäure  sich  bildet.  —  Wie  das  Kaliumkobalticyanid,  verhält  sich  auch  das 
Kaliumferricyanid.  Rosenheim, 

Über  die  Kobaltokobaltioyanwasserstofbäiire  und  ihre  Salze,  von  C.  Lorino, 

Jacksok  und  A.  M.  Comey.    (Amen  Chem.  Joum.  19,  271.) 
Vergl.  das  vorstehende  Referat. 

firber  die  Sulfide  von  Kobalt  und  Nickel,  von  6.  Chesneau.  (Cfiem.  News 
123,  1068.) 
Alkalipoljsulfide,  welche  durch  Sättigen  der  Lösung  des  Sulfids  mit 
Schwefelwasserstoff  in  der  Kälte  dargestellt  wurden,  geben  mit  Kobaltsalzen 
ein  schwarzes  Persulfid  von  der  Zusammensetzung  COfSy.  Dasselbe  ist  in  mit 
Schwefel  gesättigten  Alkalipoljsulfiden  löslich,  nicht  in  Monosulfiden.  —  Nickel- 
salze geben  unter  gleichen  Bedingungen  ein  ähnliches  schwarzes  Persulfid,  das 
aber  im  Gegensatz  zu  dem  Kobaltpersulfid  in  Poljsulfiden  kaum  löslich  ist, 
während  es  sich  in  Monosulfid  ziemlich  gut  löst.  E.  Thiele, 

Über  eine  Hethode  zur  Trennung  von  Nickel  und  Kobalt,  Nickel  nnd 
Eisen  und  Kobalt  und  Alnmininm,  von  £.  Pinerüa.    (Compt.  rend. 

76,  193.) 
Nickelchlorid  ist  in  mit  Salzsäure  gesättigtem  Äther  unlöslich,  während 
Kobalt  und  Eisenchloride  darin  löslich  sind.  Bei  Trennung  des  Nickels  vom 
Eisen  mufs  sehr  sorgfältig  mit  ätherischer  Salzsäure  ausgewaschen  werden,  da 
der  Niederschlag  von  Nickelchlorid  sehr  hartnäckig  Eisenchlorid  zurückhält. 
Ebenso  kann  Aluminiumchlorid  durch  seine  Unlöslichkeit  in  ätherischer  Salz- 
säure von  Kobalt  und  Eisenchlorid  getrennt  werden.  E,  Thiele. 

"Ober  die  Trennung  des  Nickels  von  Kobalt  und  Eisen  und  des  Kobalts 

von  Aluminium,  von  E.  Pinerda.    (Compt,  rend.  124,  862.) 
Siehe  das  vorstehende  Referat. 

f  ber  die  Einwirkung  des  Nickels  auf  Acetylen,  von  P.  Sabatier  und  J. 

B.  Sbndbbens.  {Compt.  rend.  124,  616.) 
Beim  Leiten  von  Acetylen  über  reduziertes  Nickelmetall  tritt  schon  bei 
einer  Temperatur  von  300**  eine  Zersetzung  des  Gases  ein.  Je  nach  der  Tem- 
peratur, bei  welcher  das  Nickel  reduziert  worden  ist,  fiudet  die  Reaktion  in 
verschiedener  Intensität  statt.  Eine  vollkommene  Zersetzung  des  Acetylens 
wird  erreicht  bei  Anwendung  von  Nickelmetall,  das  bei  Rotglut  im  Wasser- 
Btoffstrom  reduziert  worden  ist.  In  der  Hauptsache  geht  die  Reaktion  nach 
der  Gleichung  C^H^aC  +  CH«  vor  sich.  Daneben  bildet  sich  auch  in  geringerer 
Menge  Wasserstoff;  trotzdem  das  entweichende  Gas  den  Geruch  von  Petrol- 
äther  zeigt,  konnten  durch  Abkühlen  keine  höheren  Kohlenwasserstoffe  erhalten 
werden.  Kupfer,  Kobalt  nnd  Eisen,  ebenso  Platin  und  Paladium^  zeigen  keine 
derartige  Wirkung.  E.  Thiele, 


—     134     — 

über  Borniokel  und  Borkobalt,  von  H.  Moissak.  {Buü,  Soe.  Chim.  15, 1268.) 

Siebe  Z.  anorg.  Chsm,  14,  285  Kef. 
"ffber  die  Eziatenz  und  die  Big^nsehaften  des  Viokeldioxyds  und  das 
Barynmsalz  desselben,  von  £.  Dufau.    (Compt  rend,  123,  495.) 

Der  Verf.  hat  mit  Hilfe  des  elektrischen  Ofens,  die  dem  früher  von 
Rousseau  beschriebenen  Barynmkobaltid  analoge  Barjumverbindang  des  Nickels 
dargestellt.  Dieselbe  hat  die  Zusammensetzung  2NiOtBaO  und  bildet  dunkle, 
glänzende  Krystftllchen ,  die  ziemlich  unbeständig  sind  und  schon  von  Wasser 
zersetzt  werden.  -E.  Thiele. 

Über  Äther  des  Phosphopalladinmoblorids  und  Ammoniakderivats  der- 
selben und  der  Äther  des  Falladinmehlorürs,  von  Fmoa.    (Compt 

rend.  123,  603.) 
Durch  Vereinigung  von  Phosphopalladiumchlorid  mit  Äthyl-  und  Methyl- 
alkohol erhielt  Verf.  die  Verbindungen: 

P,(C,H50)sPd.Cl„  rote  in  Alkohol  lösliche  Prismen. 
P,(CH.O)BPd.Gl„  weiise  Nadeln,  in  Äther  und  Benzol  löslich. 
Durch  Lösen   der  Äther   des  Phosphopalladiumchlorürs  und  -chlorids  in 
Ammoniak  entstehen  die  Verbindungen: 

P(C,H50),Pd.Cl,.2NH,.  P(CH,0),Pd.Cl,.2NH,. 

P,0(C,H50)fePd.NH,.HCl.  P,(CH,0)5Pd.N,H4.2HCl. 

Mit  Toluidin  und  Pyridin  entstehen  die  Körper: 

P(CH,0),C,H«NPdCl,.  P(CH,ü),C»H4NPdCl«.    K  Thiek, 

Über  die  Scbmelzbarkeit  des  Platins  im  Kohlengeblaseofen,  von  Victor 

Meter.    {Ber,  deutsch,  chefn.  Oes,  29,  850 — 852.) 
Es   gelang,   reines  Platin   in  einem  vollständig  geschlossenen  Tiegel  im 
Kohlengebläseofen  zu  schmelzen,  während  eine  Legierung  von  25  ^/q  Iridium 
und  75  ^/o  Platin  bei  derselben  Temperatur  unverändert  blieb.       Rosenheun, 
Über  gemisehte  Haloide  des  Platins  und  Kalioms,  von  Charles  H.  Herty. 

[Ber,  deutsch»  ehem.  Ges.  29,  411.) 
Es  wird  nachgewiesen,  dafs  die  von  Pifkin  beschriebenen  Verbindungen 
KjPtCl^Br,,  E:aPtCl6Br,  K,PtCl,Br„  K,PtCl,Br^  und  KjPtCLBr»,  die  durch  Zu- 
sammenkrystallisieren  von  Kaliumbrom id  und  Platinchlorid  in  berechneten 
Mengen  entstehen,  nicht  chemische  Individua,  sondern  isomorphe  Mischungen 
von  K,PtCl«  und  E^PtBre  sind.  Die  nach  einander  folgenden  Krystallfraktionen 
zeigen  Znaahme  des  löslicheren  Bestandteils,  Abnahme  des  weniger  löslichen, 
während  der  Quotient  Pt:(Cl  +  Br)  konstant  =  1:6  ist  Beim  Umkrystallisieren 
wächst  der  Gehalt  an  Chlor,  während  das  Brom  abnimmt,  ein  Verhalten,  das 
bei  zwei  isomorphen  Körpern  von  verschiedener  Löslichkeit  zu  erwarten  war. 
PrrKiN*s  Fehlschlufs  beruht  auf  mangelhaften  Analysen.  Rosenheim, 

Darstellung  der  Salze   der  Platincyanwasserstoffsäure  Pt(CH')4H,,  von 

Armulf  Schertbl.    {Ber.  deutsch,  ehem.  Oes.  29,  204.) 
Durch  Behandlung  frisch  gefällten  Platinsulfids  mit  KCN  in  der  Wärme 
erhält  der  Verf.  das  Salz  K^PtCCN)«  nach  der  Gleichung 

PtS,  +  5KCN  =  K,Pt(CN)4 + K,S  +  KCNS. 
Analog  wird  aus  Ba(CN),  das  Baryumsalz  BaPtCCN)«  und  aus  dem   käuflichen 
KCN,  das  ca.  50  ^'o  NaCN  enthält,  das  Doppelsalz  NaK.Pt(CN)4  erhalten.    Aus 
der  Mutterlauge  des  letzteren  scheidet  sich  das  farblose  Na,Pt(CN)4  aus. 

Rosenhetm. 


Italienische  Referate. 

Bearbeitet  von  A.  Miolati. 

Beitrage  nm  Stadium  des  elektriiohen  Widerstandes  der  Lösungen  als 
Funktion  des  Drucks  und  der  Temperatur  betrachtet  (i.  Abhand.X 

von  S.  LussANA.    {Nuovo  Oimento  [4]  5,  Mai-Juniheft  1897.) 
Die  Ergebnisse  seiner  sehr  interessanten  Arbeit  faSai  Verf.  in  folgendem 
kurz  zusammen. 

Der  elektrische  Widerstand  der  genügend  verdünnten  Lösungen  nimmt  in- 
folge einer  Druckzonahme  ab.    Diese  Abnahme  verkleinert  sich  mit  steigender 
Temperatur  und  zwar  im  Anfang  rascher  als  nachher.    Es  scheint,  dals  eine 
Umkehrungstemperatur   existiert,   für  welche  sich  der  Widerstand  durch  den 
Druck   nicht   ändert.     Die   erwähnte   Abnahme   ist   der  Druckzunahme   nicht 
proportional,  sie  wächst  weniger  rasch  als  die  letztere.    Wenn  man  die  Ein- 
heitsänderung    des   Widerstandes    bezogen    auf   den    Widerstand    unter    dem 
Drucke    einer    Atmosphäre   berechnet,    so   scheint,   dafs   für  jede   bestimmte 
Temperatur   ein  Umkehrungsdruck  existiert,   von  welchem  sowohl  durch  eine 
Zunahme  als  durch  eine  Abnahme  des  Druckes  der  Widerstand  wächst.    Die 
Widerstandsänderung   infolge   einer   Temperaturänderung  wächst  bei  den  ver- 
dfinnteren  Lösungen  mit  dem  Wachsen  des  Drucks,  während  sie  bei  den  konzen- 
Inerteren  abnimmt.    Eine  Zunahme  des  Drucks  vergrölsert  den  Dissoziatious- 
§prad  des  Elektrolyts  und  verkleinert  dagegen  die  lonenreibung.    Ähnlichen  Ge- 
setzen scheint  auch   das   angewandte   Wasser   zu  gehorchen,  da  bei  24^  ein 
leichtes  Wachsen  der  Leitfähigkeit  durch  eine  Druckzunahme  beobachtet  wurde, 
welches  aber  bei  57^  so  gut  wie  verschwunden  war. 

t)1>er  den  Einflufs  des  Drucks  auf  die  Temperatur  des  Densitatmaximums 
des  Wassers  und  der  wasserigen  Lösungen,  von  S.  Lussana.  {Nuovo 

Oimento  [4j  2,  238.) 
Tammaxh  hat  zu  beweisen  gesucht,  dals  die  wässerigen  Losungen  sich  wie 
reines  Wasser  verhalten,  welches  einem  äuOseren  Drucke  ausgesetzt  wäre,  der 
der  Zunahme  des  Binnendrucks,  welche  das  Lösen  einer  Substanz  hervorruft, 
entsprechen  würde.  Aus  den  Änderungen,  welche  irgend  eine  Eigenschaft, 
z.  B.  die  Temperatur  des  Dichtemaximums,  durch  das  Wachsen  des  Druckes 
oder  durch  das  Lösen  einer  Substanz  in  Wasser  erfährt,  glaubt  Tammakn  durch 
änfserst  einfache  Formeln  den  Zuwachs  des  Binnendrucks  der  I^sungeu  im 
Verhältnis  zu  demjenigen  des  Wassers  auszudrücken.  Herr  Lussaxa  studiert  in 
der  vorliegenden  Arbeit  zuerst  die  Änderung,  welche  die  Temperatur  des  Dichte- 
mazimums  des  reinen  Wassers  durch  eine  Druckzunahme  erfährt,  und  fand  in 
Übereinstimmung   mit  anderen  Forschem,  dals  ein  Wachsen  des  Drucks  die 


-     136     — 

Temperatur  des  Dichtemaximums  erniedrigt,  und  dals  diese  flmiedrigung  dem 
Drucke  proportional  ist.  Der  Proportionalitätskoeffizient  ist  gleich  0.0225,  eine 
Zahl,  welche  derjenigen  von  Amaqat  (0.0236)  nahe  steht  Nachdem  Verf.  dies 
festgestellt  hat,  sucht  er  die  Ungenauigkeit  der  Ansichten  Tammakk^s  zu  be- 
weisen. Wenn  die  gelöste  Substanz  dieselbe  Wirkung  wie  der  äufsere  Druck 
auf  die  Eigenschaft  des  Wassers  ausüben  würde,  so  sollten  Lösung  und  Lösungs- 
mittel vollkommen  vergleichbar  sein  und  z.  B.  der  Proportionalitätskoef&zient  der 
Temperaturemiedrigung  des  Dichtemazimums  der  Lösungen  durch  das  Wachsen 
des  Drucks  derselbe  sein,  wie  für  das  reine  Wasser.  Die  Ergebnisse  der 
Versuche,  welche  Verf.  an  NaCl-,  KNO,-  und  CuS04-Lösungen  angestellt  hat, 
zeigen  dals  die  Temperatur  des  Dichtemaximums  der  untersuchten  Lösungen 
durch  den  Druck  erniedrigt  wird;  die  Temperaturemiedrigung  ist  zwar  der 
Druckzunahme  pro]>ortional,  aber  der  Proportionalitätskoeffizient  ist  von  dem- 
jenigen des  reinen  Wassers  verschieden,  und  desto  kleiner,  je  niedriger  die 
Temperatur  des  Dichtemaximums  bei  gewöhnlichem  Drucke  ist  Man  kann 
daraus  folgern,  dafs  die  von  Tammann  so  einfach  gedachten  Beziehungen  von 
viel  komplizierterer  Natur  sind,  und  dafs  wahrscheinlich  beim  Lösen  eine  Sub- 
stanz die  Eigenschaften  der  Lösungsmittel  nicht  nur  verschoben,  sondern  mehr 
oder  minder  verändert  werden. 

Diese  Schlufsfolgerungen  des  Herrn  Lussana  werden  durch  eine  auf  Ver- 
anlassung des  letzteren  ausgeführte  Arbeit  von  M.  Cinelli 

Über  das  Dichtemaximiim  einiger  wässeriger  Lösungen  und  über  den 
EinfluTs  des  gelösten  Körpers  auf  die  Eigensoliaften  des  Lösungs- 
mittels (Xuovo  Cimenfo  [4]  3,  141,  1896)  bestätigt. 
Nach  Tammann  ist  der  Zuwachs  des  Binnendrucks  den  Temperatur- 
erniedrigungen  des  Dichtemaximums  proportional;  aufserdem  sollten  die  Ände- 
rungen des  Binnendrucks,  wie  solche  des  äufseren  Drucks,  von  analogen  Voluni- 
änderuugen  begleitet  sein.  Dies  würde  zu  der  Folgerung  führen,  dafs  eine  Er- 
niedrigung der  Temperatur  des  Dichtemaximums  von  einer  Volumenkontraktion 
begleitet  sein  müfäte.  Um  das  experimentell  zu  prüfen,  bestimmte  Verf.  die 
Temperatur  des  Dichtemaximums  für  verschiedene  Lösungen  von  Chlorammonium 
und  von  Weinsäure,  d.  h.  von  Körpern,  welche  sich  durch  eine  Volumzunahme 
lösen.  Aufserdem  hat  Verf.  auch  Bestimmungen  an  sehr  verdünnten  Lösungen 
von  Äthylalkohol  angestellt,  welche  nach  De  Coppet  eine  Erhöhung  der  Tem- 
peratur des  Dichtemaximums  zeigen  sollten,  und  femer  auch  Lösungen  von 
Methyl-  und  Pro]jylalkohol ,  von  Glyccrin  und  Essigsäure  untersucht  Die  Er- 
gebnisse zeigen,  dafs  für  das  Chlorammonium  und  für  die  Weinsäure  beim 
Wachsen  der  Konzentration  eine  Erniedrigung  der  Temperatur  des  Dichte- 
maximums erfolgt,  obschon  beim  Lösen  eine  Volumzunahme  stattfindet.  Für 
sehr  verdüimte  Lösungen  von  Äthyl-  und  wahrscheinlich  auch  von  Methyl- 
alkohol beobachtet  man  eine  Erhöhung  jener  Temperatur,  während  beim  Lösen 
eine  Kontraktion  stattfindet.  Glycerin  und  Essigsäure  zeigen  das  allgemeiue 
Verhalten. 

Diese  Ergebnisse  scheinen  mit  der  strengen  Anwendung  des  TAMMANN'schen 
Prinzips  in  Widerspruch  zu  stehen  und  lassen  mit  Lussana  annehmen,  dafs  der 
gelöste  Köqjer  nicht  blofs  eine  Ztmahme  des  Binnendrucks  hervorruft,  sondern 
dafs  er  auch  eine  Änderung  der  Eigenschaften  des  Lösungsmittels  verursacht. 


—     137       - 

lOl>er  den  elektrischen  Widerstand  der  in  Bewegung  befindlichen  Salz- 
lösungen, von  J.  B081.  (Nuovo  Cimenio  [4)  5,  Aprilheft  1897). 
Infolge  einer  Bewegung  ändern  die  Lösungen  in  geringerem  Grad  ihren 
Widerstand,  und  zwar  zeigen  diejenigen  Lösungen,  bei  welchen  die  Elektrolyse 
eine  Konzentrationszunahme  an  der  positiven  Elektxode  verursacht,  eine  Zu- 
nahme des  Widerstandes,  wenn  die  Flüssigkeit  im  umgekehrten  Sinne  des  elek- 
trischen Stromes  sich  bewegt,  eine  Abnahme  dagegen,  wenn  die  Bewegung  in 
demselben  Sinn  des  elektrischen  Stromes  erfolgt.  Die  beobachtete  Zunahme 
ist  aber  gröfser  als  die  Abnahme.  Das  Umgekehrte  gilt  für  solche  Lösungen, 
bei  welchen  die  Elektrolyse  eine  Konzentrationszunahme  an  der  negativen 
Elektrode  hervorruft.  Bei  solchen  Lösungen  endlich,  welche  keine  Konzeutra- 
tionsänderuug  zeigen,  erfährt  der  Widerstand  durch  die  Bewegung  der  Flüssig- 
keit  keine  Änderung.  Die  Resultate  stimmen  besser  mit  der  Erklärung  der 
Konzentrationsänderung  an  den  Elektroden  bei  der  Elektrolyse,  welche 
Abrhsnius  gegeben  hat,  als  mit  derjenigen  von  Hittokff.  Darüber  sei  auf  das 
Original  hingewiesen. 

Über  die  Absorption  des  Wasserstoffes  durch  Platin  bei  verschiedenen 
Temperaturen,  von  L.  Aneuj.  {Nuovo  Ctmcnto  [4]  4,  Novemberheft  1896.) 
Verf.  erhitzte  durch  einen  elektrischen  Strom  Platindrähte,  welche  sich 
in  einem  gemessenen  und  mit  Wasserstoff  gefüllten  Baum  befanden,  und  be- 
stimmte die  Menge  des  verschwundenen  Gases.  Die  Temperatur  des  Platins 
ward  aus  seinem  elektrischen  Widerstand  ermittelt.  Die  Resultate  der  Ver- 
suche stimmen  mit  denjenigen  von  Graham  überein.  Verf.  fand,  dafs  bis  zu 
200^  die  Absorption  mit  der  Temperatur  zunimmt. 

Über  die  spezifische  Wärme  der  GkLse,  von  S.  Lussana.  {Atti  R.  htit  Vemto 

[7]  8,  1896—97.) 
Die  experimentellen  Ergebnisse  der  Verf.  bestätigen  den  von  Amaoat 
ausgesprochenen  Satz,  daCs  „die  spezifische  Wärme  des  Kohlensäureanhydrids 
bei  konstantem  Druck  und  auf  die  Gewichtseinheit  bezogen,  mit  dem  Drucke 
rasch  zunimmt,  um  bei  ca.  110  Atmosphären  ein  Maximum  zu  erreichen  und 
dann,  wenigstens  bis  150  Atmosphären,  abzunehmen^^  Dies  Maximum  scheint 
mit  steigender  Temperatur  zu  verschwinden. 

Über  den  EinfluXs  des  Lösungsmittels  auf  die  lonengeschwindigkeit  — 
(Über  die  überfnhrungszahl  des  Chlors  der  Salzsäure  in  verschie- 
denen Lösungsmitteln),  von  0.  Cattaneo.    {Reiid,  Acc,  Lifwei  [1896] 
2,  207;  [1897]  1,  279.) 
In  der  ersten  dieser  zwei  Arbeiten  bestimmt  Verf.  die  Uberführungszahl 
des  Chlors  in  Chlomatrium  und    Chlorammonium,  wenn  diese  zwei  Salze  in 
Gljcerin  gelöst  sind.    Er  wendet  einen  besonderen  Apparat  an,  mit  welchem 
er  zum  Vergleich   auch   die  wässerigen  Lösungen   beider   Salze   untersuchte. 
Verf.    kam   zu   dem   Schlufs,    dafs    der  Einfiufs    des   Lösungsmittels   auf  die 
Wandemngsgeschwindigkeit  so  klein  ist,  dafs  er  sich  mit  dem  Versuclisfehler 
deckt    In  der  That  fand  Verf. 

für  NaCl      in  Wasser  0.66;  in  Glycerin  0.64 
„    NH4CI         „  0.51;  „  0.57. 


-     188     — 

Die  Resultate  stimmen  mit  Cahpbtti's  Beobachtungen  an  methjl-  und  ätfaji- 
alkoholischen  Lösungen. 

In  dem  zweiten  Aufsatze  giebt  Verf.  die  Ergebnisse  der  Bestimmungen 
der  Überführungszahl  des  Chlors  der  Salzsäure  in  verschiedenen  Lösungsmitteln. 
Er  wandte  denselben  Apparat  mit  Kupfer-  resp.  Goldelektroden  an. 

Lösungsmittel  ÜberfUhrungszahl 

Wasser 0.224 

Äthylalkohol 0.205 

Methylalkohol 0.236 

Amjlalkonol 0.240 

Glycerin 0.237 

Gemisch  von  Äthylalkoholchlorofomi     .     .     .    0.209 

Dasselbe  plus  Äther 0.217 

Die  Differenzen  sind  auch  hier  von  der  nftmlichen  Grölsenordnung  wie 
die  Versuchsfehlcr,  d.  h.  der  Einflufs  des  Lösungsmittels  ist  sicher  sehr  klein. 

Über  die  elektrische  Leitfähigkeit  erwärmter  Gase,  von  P.  Pettimelu 

und  G.  B.  Marolli.  (Rend.  Aec.  Lineei  1896.  2.  Sem.  136.) 
Die  zahlreichen  Messungen  der  Verf.  haben  sie  zu  den  Schlüssen  geführt, 
dals  die  Leitf&higkeit  der  in  einem  geschlossenen  Porzellanrohr  erwärmten 
Gase  und  der  Flammen  um  so  gröfser  ist,  je  poröser  die  negative  Elektrode  ist.  So 
z.  B.  leitet  die  Flamme  eines  Bunsenbrenners  zehnmal  schlechter,  wenn  die- 
negative  Elektrode  aus  emailliertem  Porzellan  besteht,  als  wenn  sie  durch  einen 
Platindraht  gebildet  wird.  Verwendet  man  Elektroden  von  derselben  Substanz,  so 
ist  die  Leitfähigkeit  um  so  gröfser,  je  gröfser  die  Oberfläche  der  negativen 
Elektrode  ist  Die  Leitfähigkeit  der  warmen  Gase  ist  also  unipolar.  Wenn 
man  nur  die  elektromotorische  Kraft  ändert,  so  ist  das  OnM^sche  Gesetz  nicht 
gültig,  die  Intensität  wächst  rascher  als  die  elektromotorische  Kraft.  Nur  bei 
den  Flammen  und  bei  Anwendung  von  Holzkohlenelektroden  ist  das  Omi^sche 
Gesetz  annähernd  gültig.  Caeteris  paribus  nimmt  die  Intensität  des 
Stromes  umgekehrt  proportional  der  Entfernung  der  Elektroden  zu,  und  zwar 
bis  zu  der  Entfernung  von  2  mm;  für  kleinere  Entfernungen  ist  die  Zunahme 
geringer.  Bei  600^  können  von  unserem  Galvanometer  mefsbare  Ströme  durch 
die  Gase  hindurchgehen ;  bei  800  ^,  wenn  alles  unverändert  geblieben  ist,  ist  die 
Intensität  etwa  auf  das  Zehnfache  gestiegen.  Die  verschiedenen  in  demselben 
Rohr  und  mit  den  nämlichen  Elektroden  untersuchten  Gase  zeigen  fast  die- 
selbe Leitfähigkeit,  natürlich  wenn  das  Gas  nicht  auf  das  Elektrodenmaterial 
chemisch  einwirkt.  Die  Leitfähigkeit  der  Gase  nimmt  femer  mit  der  Abnahme 
des  Druckes  zu. 

Die  Verf.  führen  die  I^eitfähigkeit  der  Flammen  und  der  erhitzten  Gase 
auf  eine  Konvektion  durch  dissoziierte  Moleküle  zurück. 

Über  die  Kompreuibilität  des  Saaeratofb  bei  niederen  Drucken,  von 

A.  Campbtti.    {Ätti  R.  Äce,  delli  Scienxe  Torino  31,  52,  1895—96.1 

Es   wurde   die  Kompressibilität   des    Sauerstoffs   bei   ca.    25  bis   einigen 

zehntel  Millimeter  Quecksilberdruck  bestimmt,  indem  die  Kompressibilität  des 

Wassersto£&  als   normal  angenomme   wurde.     Von   25—1   mm   verhalten  sich 

beide    Gase    gegenüber   dem  MARiOTTE^scben  Gesetze  vollkommen  analog;  bei 


—     139     — 

0.7  mm  zeigt  der  Wert  von  p  v  eine  plötzliche  Änderung.  Diese  stimmt  mit 
den  Beobachtungen  Bohb^s  und  auch  mit  denjenigen  von  Ramsat,  welcher  fand, 
daft  bei  gleichem  Druck  der  Ausdehnungskoeffizient  des  Sauerstofis  unregel- 
ml&ig  ist. 

Die  Anomalie  könnte  wahrscheinlich  durch  eine  Änderung  der  molekularen 
Konstitution  des  Gases  bedingt  sein,  doch  ist  es  nicht  ausgeschlossen,  dafs 
die  Anwesenheit  von  Quecksilber  oder  Glas  im  Apparat  die  Unregelmäfsigkeiten 
hervorruft. 

Befchraibnng  einiger  einfacher  Apparate  zur  Bestimmnng  des  Mole- 
Inilargewichts  der  Stoffe  in  verdünnter  Lösung,  von  G.  Güquelmo. 

{Rend.  Acc.  lAncd  1896,  2,  895.) 
Diese  Apparate  gründen  sich  auf  die  Messung,  nach  der  statischen  Me- 
thode, der  Differenz  zwischen  den  Dampfspannungen  des  Lösungsmittels  und 
der  Lösung  und  auf  die  Anwendung  des  bekannten  Gesetzes  Ostwald's,  welches 
sich  auf  diese  Differenz  bezieht.  Wegen  Beschreibung  der  Apparate  mag  auf 
das  Original  verwiesen  werden.  Die  mitgeteilten  Zahlen,  welche  sich  auf 
wässerige  Lösungen  von  Zucker,  Mannit  und  Glycerin  beziehen,  zeigen  eine 
ziemlich  gute  Übereinstimmung  zwischen  Rechnung  und  Beobachtung. 

Direkte  Bestimmungen  des  osmotischen  Drucks,  von  A.  Naccabi.    {Rmd, 

Acc,  Lincei  1897,  1,  32.) 
Die  Versuche  des  Verf.,  welche  angestellt  waren  um  die  Übereinstimmung 
zwischen  den  direkt  beobachteten  Werten  des  osmotischen  Drucks  und  den 
aus  der  Bestimmung  anderer  Eigenschaften  der  Lösungen  abgeleiteten  zu 
prüfen,  haben  ihm  ergeben,  dafs  eine  solche  Übereinstimmung  wirklich  vor- 
handen ist,  die  Frage  aber  nach  dem  Wesen  der  Erscheinung  bleibt  natürlich 
Unberührt 

Versuche  über  dimagnetische   und  schwach  magnetische  Substanzen, 

von  Lu  LoMBARDi.  (Atti  R.  Acc.  delle  Scienxe  Torino  32,  1896 — 97.) 
Die  Untersuchungen  des  Verf.  haben  hauptsächlich  zuerst  den  Zweck,  die 
Versuche  anderer  Forscher  zu  vervollständigen,  indem  sie  sich  auf  eine  grofse 
Anzahl  fester  dimagnetischer  Körper  ausdehnen,  dann  auch  zeigen,  dafs  für 
^iese  Körper  und  für  einige  magnetische  Lösungen  von  reinen  Eisensalzen  der 
MagnetisierungskoSffizient,  zwischen  breiten  Grenzen  der  Magnetisierungs- 
kraft, konstant  ist,  und  keine  der  magnetischen  Hysteresis  analogen  Erscheinungen 
vorhanden  sind. 

l^er  die  thermische  Leitfähigkeit  der  roten  Nitrosedämpfe,  von  G.  Ma- 

ONAKiKi  und  G.  Malagnini.    {Rend,  Acc,  Lincei  1897,  2,  22.) 

Aus  Versuchen  von  Berthelot  und  Ooier  geht  hervor,  dafs  die  spezifische 

^ärme  der  Gase,  welche  dem  BovLE-GAT-LüssAc'schen  Gesetze  nicht  gehorchen, 

Anomalien  zeigt,  welche  von  molekularen  Umwandlungen  herrühren.*    So  z.  B. 

für   Nt04    ist  die  Änderung  der  spezifischen  Wärme  zwischen   100^  und  26^ 

gröfser  als  zwischen  100—200°,  d.  h.  es  gilt  das  Gegenteil  als  für  den  gröfsten 

Teil  der  anderen  Gase.    Eine  Anomalie  des  N^O«  sollte  sich  deshalb  auch  bei 

der  thermischen  Leitfähigkeit  wiedergeben. 


—     140     — 

Verf.  haben  bei  ihren  Untersuchungen  die  Methode  von  Winkelmakn  an- 
gewandt, d.  h.  sie  haben  die  Geschwindigkeit  bestimmt,  mit  welcher  sich  ein 
und  dasselbe  Thermometer,  dessen  Behälter  in  die  verschiedenen  Gase  getaucht 
war,  erhitzte.  Die  Resultate  lassen  sich  nach  der  Gleichung  dtc==k(&  —  &Q)dt 
berechnen,  welche  sagt,  dafs  die  in  der  sehr  kurzen  Zeit  dt  abgegebene 
Wärmemenge  dw  des  Körpers  dem  Überschufs  über  die  Temperatur  der  Um- 
gebung proportional  ist  Durch  Integration  obiger  Gleichung  kommt  man  zu 
dem  Ausdruck 

T^g  J  -^    =0.4343 

Aus  den  erhaltenen  Werten  folgt  in  der  That,  dafs  N,04  sich  von  den 
anderen  Gasen  verschieden  verhält.  Luft,  Sauerstoff  und  Kohlensäure  leiten 
bekanntlich  schlechter  als  Wasserstoff.  Für  N2O4  ist  die  Erhitzungsgeschwindig- 
keit bei  niederer  Temperatur  gröfeer  als  für  Wasserstoff;  bei  70 — 100^  kleiner 
als  für  Wasserstoff,  aber  gröfser  als  für  Luft;  bei  noch  höherer  Temperatur, 
150 — 190®,  ist  sie  selbst  kleiner  als  für  Luft. 

Die  Thatsache  findet  seine  Erklärung  in  der  thermochemischen  Gleichung 
2N02  =  N,04+129K,  nach  welcher  ein  Teil  der  Energie  als  Dissoziationskalorien 
zugeführt  wird.  Aus  den  Werten  zwischen  150 — 190®  kann  man  den  absoluten 
Wert  der  thermischen  Leitfähigkeit  von  NOj  berechnen  und  erhält  man  so 
K,5o  =  0.0033. 

Zur  Theorie  der  elektrolytischen  Dissoziation  in  von  Wasser  verschie- 
denen Lösungsmitteln  (II.  Aceton),  von  G.  Carrara.  {Oaxx.  chim. 
ital.  [1897J  1,  207.) 
Die  vorliegende  Abhandlung  ist  eine  Fortsetzung  der  in  Dieser  Zeitschr, 
14,  180  referierten  Versuche  des  Verf.  Nach  der  Untersuchung  des  Ver- 
haltens des  Methylalkohols  bot  das  Aceton  ein  gewisses  Interesse,  weil  es  viel 
weniger  als  das  Methylalkohol  dem  Wasser  glich.  Die  zur  Untersuchung  ge- 
kommenen Verbindungen  waren  die  folgenden:  Chlorlithium,  Jodkalium,  Jod- 
natrium, Jodammonium,  ferner  Tetramethyl-  und  Tetraäthylammoniumjodid, 
Trimethyl-  und  Triäthylsulfoniumjodid  und  endlich  die  Salzsäure  und  die  Tri- 
chloressigsäure.  Nur  für  das  Kalium-  und  Natiiumjodid  erreicht  man  experi- 
montcll  das  Maximum  der  Leitfähigkeit;  das  Ammoniumjodid  zeigt  noch  eine 
gewisse  Tendenz  dieses  Maximum  zu  erreichen,  so  dafs  eine  Extrapolation  mög- 
lich ist,  alle  übrigen  Verbindungen  sind  aber  davon  weit  entfernt  So  verhalten 
sich  nach  Laszcztnski  auch  das  Natriumsiilfocyanat,  das  Quecksilberchlorid  und 
das  Silbemitrat.  Der  Zuwachs  der  Leitfähigkeit  durch  die  Verdünnung  ist  für 
die  Acetonlösungcn  weit  gröfser  als  für  die  wässri^cn  und  die  methylalkoho- 
lischen.    So  z.  B. : 


Waaser 
JK       I      JNa 


3.6 
1.6 


2.9 
2.7 


Methylalkohol 
JK      [     JNa 


3.11 
2.60 


2.59 
2.25 


Aceton 
JK       I      JNa 


15.05 
10.56 


7.22 


141     — 

13 nd  80,  wie  für  diese,  auch  für  andere  Konzentrationen.  Daraus  folgt, 
dafs  die  nach  den  gewöhnlichen  Methoden  berechneten  Werte  vonju^Q  zwischen 
weit  entfernteren  Grenzen  schwanken,  als  es  bei  dem  anderen  Lösungsmittel  der 
Fall  ist  Im  Gegensatz  zu  diesem  hohen  Werte  der  maximalen  elektrischen 
Leitßlhigkeit  stehen  gerade  die  für  die  stärksten  Säuren  beobachteten  ganz  nie- 
deren Werte.  So  hat  z.  B.  die  Salzsäure  bei  v  =  63.552  nur  fi  -  2.25  und  die 
Trichloressigsäure  bei  t;»  46.482  ju»0.419. 

Die  Leitfj&higkeit  eines  Elektrolyts  hängt  von  zwei  Faktoren  ab,  von  dem 
lonisationsvermögen  des  Lösungsmittels  und  von  der  lonenreibung.  Dem  Ace- 
ton würde,  nach  dem  Verf.,  ein  geringes  lonisationsvermögen,  verbunden  mit 
einer  geringen  Keibung,  zukommen,  so  dafs  die  einmal  entstandenen  Ionen  eine 
grofse  Wanderungsgeschwindigkeit  besitzen  würden.  Es  wäre  wünschenswert, 
für  beide  Faktoren  ein  besonderes  Mafs  zu  besitzen.  Das  lonisationsvermögen 
der  verschiedenen  Lösungsmittel  könnte  man  durch  das  zum  Erreichen  desselben 
Diflsoziationsgrades  eines  Elektrolyts  nötige  Volum  des  Lösungsmittels  aus- 
drücken. 

So  z.  B.  sollte  man,  um  einen  Dissoziationsgrad  von  0.760  zu  erreichen, 
das  Molekulargewicht  des  Triäthylsulfoniumjodids  in 

8  Liter  Wasser 
896       „     Methylalkohol 
504       „      Äthylalkohol 
1015       „     Propylalkohol 
89       ,.      Allylalkohol 
499      „     Aceton 
lösen,  und  das  Molekulargewicht  des  Jodkaliums  in 

42  Liter  Wasser 
436       „      Methylalkohol 
512       „     Aceton 

auflösen,  um  einen  Dissoziationsgrad  von  0.92  zu  erreichen.  Diese  mitgeteilten 
Zahlen  haben  nur  einen  Annäherungswert,  weil  die  Grenzwerte  der  Leitfähigkeit  in 
vom  Wasser  verschiedenen  Lösungsmitteln  nicht  genau  genug  bestimmt  worden 
«ind;  sie  zeigen  trotzdem  genügend  das  weit  gröfsere  Dissoziationsvermögen  des 
^Wassers  den  anderen  Lösungsmitteln  gegenüber. 

l&ber  die  elektrolytische  Dissoziation  des  Methylalkohols  und  des  in  ihm 
gelösten  Wassers,  von  G.  Carrara.  (Oaxx,  chim,  ital  [1897]  1,  422.) 
Infolge  früherer  Versuche  war  Verf.  zu  der  Vermutung  gekonmien,  dafs 
der  Methylalkohol   in   die  Ionen  (CHsO)   und  H  dissoziiert  sei.    In  der   vor- 
liegenden Arbeit  bestimmt  Verf.  den  Dissociationsgrad  desselben,  indem  er  nach 
Kohlbausch  die  Methode  der  minimalen  elektrischen  Leitfähigkeit   anwendet. 
Die  elektrometrische  Methode  von  Ostwald  konnte   er   hier   nicht   anwenden 
wegen  Mangel  der  zur  Rechnung  nötigen  Daten.    Der  mit  der  grölsten  Sorg- 
falt gereinigte  Methylalkohol  zeigte  eine  spezifische  Leitfähigkeit  von  0.072  •10~''^, 
welche   das   Mittel   von   sehr   zahlreichen   Bestimmungen   darstellt.    Aus   den 
firüheren  Messungen  des  Verf.  berechnet  man  die  Wanderungsgeschwindigkeit 
des  Methoxylions  (CHsO/  in  methylalkoholischer  Lösung  (aus  der  Leitföhigkeit 
des  Natriummethylats)  gleich  34.4,  jene  des  Wasserstofis  (aus  der  Leitfähigkeit 


—     142     — 

der  Salzsäure)  85.53  und  folglich  wäre  die  maximale  Leitfähigkeit  des  Methyl- 
alkohols 119.9.  Den  Dissoziationsgrad  des  Methylalkohols  kann  man  jetzt  leicht 
berechnen :  _. 

¥J2^  =  0.60.10- 
119.9 

oder   um    ein  Grarommolekül  Methylalkohol   dissoziiert   zu   haben,    mnis   man 

82 
=  5  383  333  Liter  Alkohol  nehmen.    Der  Methylalkohol  ist  also  mehr 

0.60- 10"~* 

dissoziiert  als  Wasser,  von  welchem  man  11  Millionen  Liter  nehmen  mulsy  um 

ein  Grammmolekül  dissoziiert  zu  haben. 

Verf.  studiert  femer  den  Einflufs  kleiner  Quantitäten  Benzol  und  Wasser 
auf  die  Leitfähigkeit  des  Methylalkohols.  Er  konnte  feststellen,  da(s  die  An- 
wesenheit eines  Nichtleiters  die  Dissoziation  des  Methylalkohols  erniedrigt  Das 
Wasser  ist  in  Methylalkohol  dissoziiert  und  wenn  die  Lösung  sehr  verdünnt  ist, 
ist  die  lonenkonzentration  der  Quadratwurzel  der  gesamten  Konzentration  des 
Wassers  proportional.  Die  Gröfse  der  Dissoziation  des  Wassers  in  Methyl— 
alkohol  scheint  ferner  gröfser  zu  sein  als  diejenige  im  Wasser  selbst. 

Über  Kryohydrate,  von  G.  Bruni.    (Gaxx.  chim.  ital  [1897]  1,  587.) 

Verf.  prüft  experimentell  die  Folgerungen  der  neuen  über  die  Kryohydrat 
aufgestellten  Theorien.  Schreinemakebs  (1893)  hat  durch  thermodynamische  Be 
trachtungen  die  hier  unten  in  Erinnerung  gebrachten  Regeln  abgeleitet,  welch 
er  durch  einige  Beispiele  illustrierte: 

1.  Die  kryohydratische  Temperatur  einer  Lösung,  welche  sich  mit  zwei 
kein  Doppelsalz  bildenden  Salzen  im  Gleichgewicht  befindet,  ist  niedriger  al 
diejenige  einer  mit  nur  einem  dieser  Salze  im  Gleichgewicht  befindliche 
Lösung. 

2.  Die  kryohydratische  Temperatur  einer  mit  einem  Doppelsalz  und  desse 
einer  Komponente  im  Gleichgewicht  befindlichen  Lösung  ist  niedriger  als  di 
kryohydratische  Temperatur  einer  Lösung,  welche  nur  mit  jenen  Kompo 
nenten  im  Gleichgewicht  steht. 

3.  Die    kryohydratische    Temperatur    einer    Lösung,    welche   mit   eine 
Doppelsalz  und    derjenigen  Komponente,   welcher    sich   nicht    abscheidet,  i 
Gleichgewicht  steht,    ist  niedriger  als    die  kryohydratische  Temperatur    eine 
Lösung,    welche  sich  mit  dem  Doppelsalz  und  der  sich  abscheidenden  Kom 
ponente  im  Gleichgewicht  befindet. 

4.  Die    kryohydratische    Temperatur    einer  Lösung,   welche   mit   eine 
Doppelsalz  und   dessen  einer  Komponente  im  Gleichgewicht  steht,  ist  tiefe 
als  die  krj'ohydratische  Temperatur  der  mit  dem  Doppelsalz  allein  im  Gleich 
gewicht  befindlichen  Lösung. 

Die  Untersuchung  des  Salzpaares  KjSO^  und  Zn804,  welche  das  Doppel 
salz  ZnS04.K2S04  +  6H,0  bilden,  hat  die  Regel  2  und  4  von  Schreikemaker' 
bestätigt.     In  der  That  ist  die  kryohydratische  Temperatur  für  reines  ZnSO« 
-6.4«,  für  K,S04: -1.55«,    für  das    Doppelsalz  K,S04.ZnS04.6H,0 :- 1.0«,   fu:« 
Mischungen    von    dem    Doppcl&alz    mit    überschüssigem    Zinksulfat: —6.6«    unc3 
endlich    für  Mischungen  mit  KjS04 :  —1.7«. 

Verf.  studiert  ferner  die   kryohydratische  Kurve  für  Lösungen  eines  iso- 
morphen Salzpuares.    Er  wählte  Magnesium,  und  Zinksulfat  und  kam  zu  dem 


-       143     — 

Sdilaik,  dab  die  kiyobydratische  Temperatur  der  Lösungen,  die  mit  zwei  voll- 
kommenen ifiomorphen  Salsen  im  Gleichgewicht  stehen,  kontinuierlich  mit  der 
ZaBammenfletsang  des  Salzgemisches  yariiert  Dieser  Fall  stellt  eine  Aus- 
nahme zu  der  ersten  Begel  ScHBEursMAKBB's  dar. 

Das  krjohydratische  Verhalten  von  drei  nicht  isomorphen  imd  kein 
Doppelsalz  bildenden  Salzen  (wie  KCl,  RNO,,  K^SOJ  hat  Verf.  zu  dem  Schlufe 
gefBhrt,  dais  die  kiyohydratische  Temperatur  einer  Lösung,  die  mit  drei  solchen 
Salzen  gesättigt  ist,  niedriger  ist  als  die  kryohjdratische  Temperatur  einer 
Lösung,  die  nur  mit  einem  oder  mit  zwei  von  diesen  Salzen  im  Gleichge- 
wicht steht 

Elektrolytiiohe  Dissonation  von  Lösungen  in  Ameisensänre,  von  V.  Zak- 

mNOWicH  Tessabin.     {Oaxx.  chim,  itoL  [1896]  1,  311.) 
Verf.  hat  sowohl  das  kryoskopische  Verhalten  als  die  elektrische  Leitfähig- 
keit der  Lösungen  einiger  Salze  und  Sfiuren  in  Ameisensäure  untersucht,  um 
-die  Ansicht  von  Nernst,  nach  welcher  die  elektroljtische  dissoziierende  Wirkung 
-eines  Lösungsmittels  von  seiner  Bielektrizitätskonstante  abhängt,  zu  prüfen.   Die 
Dielektrizitätskonstante  der  Ameisensäure  steht  jener  des  Wassers  am  nächsten. 
Die  Gefrierpunktsemiedrigungen,  welche  KCl,  NaCl,  NH4CI,  LiCl,  KBr,  NaBr, 
NH^Br  in  Ameisensäure  gelöst  hervorrufen,  zeigen,  dafs  diese  Salze  in  Ameisen- 
sänre-LÖsung  ziemlich  stark  dissoziiert  sind,  die  beobachteten  Dissoziationsgrade 
Bchwanken  zwischen  0.45 — 0.86  und  zwar  auch  in  ziemlich  konz.  Lösungen. 
Salzsäure   zeigt   dagegen    eine  Erniedrigung,   welche  die  Hälfte  der  berech- 
neten ist,  es  würde  also  scheinen,  dafs  die  Salzsäure,  in  Ameisensäure  gelöst, 
Doppelmoleküle  bildet    Essigsäure  wäre  nicht  dissoziiert,  weil  sie  normale  Er- 
niedrigungen giebt;  auch  Trichloressigsäure  liefert  nahezu  normale  Werte.    Die 
Bestimmungen  der  elektrischen  Leitfähigkeit  haben  das  oben  Gesagte  bestätigt 
'Chlorkalium  und  Chlomatrium  leiten  gut,  nicht  aber  Salzsäure  und  Trichlor- 
essigsäure.   Die  Verdünnungsformel  von  Ostwald  scheint  zu  gelten,  aber  die 
ziemlich  beträchtliche  Leitföhigkeit  der  Ameisensäure  selbst  wirkt  stark  störend. 
Aus  dem  Mitgeteilten  geht  hervor,   dafs    die  Ameisensäure  in  Überein- 
stimmung mit  ihrer  hohen  Dielektrizitätskonstante  dissoziierend  wirken  kann. 
Das  Dissoziierungsvermögen  ist  aber  nicht  für  alle  Elektrolyten  gleichartig,  so 
dafs  die  Beziehung  mit  der  Dielektrizitätskonstante  eine  ziemlich  komplizierte 
zu  sein  scheint. 

Essigsäure  scheint  weder  Salze  noch  Säuren  abzudissoziieren. 

Seaktionsgeschwindigkeit  in  nicht  homogenen  Systemen  (II.)  Zersetzung 

einiger  Schweftl-  und  Phosphorverbindungen,  von  G.  Carbara  und  J.  Zoppel- 

LABi.     {Oaxx.  chim,  ital  [1896]  1,  483.) 

Im  Anschlufs  an  eine  frühere  Untersuchung  (diese  Zeiiachr,  7,  276)  haben 

Verf.  den  Gang  der  Zersetzung  einerseits  des  Thionyl-  und  Pjrosulfurylchlorids, 

andererseits  jener  des  Trichlorids,  Tribromids,  Oxychlorids   und  Sulfochlorids 

des  Phosphors  studiert.    Der  angewandte  Apparat  war  der  früher  beschriebene, 

nnd  als  Zersetzungsfliissigkeit  diente  diesmal  nur  Wasser.    Die  Geschwindig- 

keitskonstante   wird  durch  die  logarithmische  Formel   ausgedrückt   und   zwar 

besser  als  durch    den  Proportionalitätsausdruck      .    Verf.  berechnen    für   die 

Terschiedenen  untersuchten  Körper  die  Zeit  in  Minuten,  welche  nötig  ist,  um 


144 


einen  gleichen  Bruchteil  des  Molekulargewichts  (*/too>  Vwoi  Viooo)  ^^  zersetsen, 
während  die  Zersetzungsfläche  in  allen  Fällen  konstant  bleibt.  Die  erlangten 
Resultate  sind  in  folgender  Tabelle  enthalten: 


Mol.-Gew. 

Temp. 

1/ 

^100 

38' 

/soo 
7'.32" 

/lOOO 

SOC13 

1 

119 

1<> 

4'.4" 

SO,Ci, 

135 

10<» 

554' 

87'.33" 

40'.4" 

— 

30<> 

244' 

50'.8" 

S,0,C1, 

215 

100 

76'.19" 

31 '.8" 

— 

30° 

— 

24'.51" 

10'.59" 

PCI, 

137.5 

50 

38'.52" 

17'.43" 

PBr, 

271 

50 

92'.38" 

22'.13" 

10'.33" 



IQO 

ir.45" 

5'.53" 

POCl, 

153.5 

50 

39'.10" 

18'.45" 

— 

10« 

— 

19'.  13" 

9'.47" 

PSCls 

169.5 

10® 

706'.15" 

— 

30« 

405'.80" 

Einwirkung  der  in  organischen  Lösungsmitteln  gelösten  Salzanre  anf 

Zink,  von  J.  ZsccHiin.  (Oaxx,  chitn,  itaL  [1897]  1,  466.) 
Verf.  hat  Lösungen  von  Chlorwasserstoff  in  Methyl-,  Äthyl-,  Amylalkohol, 
Aceton  wie  in  Äther  bereitet  und  die  Eingriffisgeschwindigkeit  dieser  Lösung  im 
Vergleich  zu  wässeriger  Salzsäure  auf  Zinkstangen  bestimmt  Die  Zinkstangen 
waren  alle  möglichst  gleich,  die  verbrauchte  Säure  wurde  nach  einer  bestimmten 
Zeit  durch  ^J^-norm,  Kalilauge  bestimmt.  In  einigen  der  erwähnten  Lösungs- 
mittel war  die  Eingrifi&geschwindigkeit  auf  Zink  gröfser  als  in  Wasser,  und 
zwar  am  gröfsten  in  ätherischer  Salzsäure.  Das  Hinzufügen  kleiner  Mengen 
Wasser  zu  den  wasserfreien  Lösungen  erniedrigte  die  Eingrifisgeschwindigkeit. 
Man  nimmt  an,  dafs  die  Stärke  der  Säuren  von  ihrem  Dbsoziationsgrad  bedingt 
sei.  Die  Salzsäure  ist  in  organischen  Lösungsmitteln  sehr  wenig  dissoziiert  und 
sollte  unter  solchen  Bedingungen  nicht  auf  Zink  einwirken.  Der  Versuch  zeigt 
das  Gegenteil  und  Verf.  verspricht  deshalb,  den  Gegenstand  noch  weiter  zu 
erforschen. 

Bemerkungen  über  die  Bezieiinngen  zwischen  Moleknlargewicht  nnd 
Dichte   fester  und  flüssiger  Körper,  von  U.  Alvisi.    {Rend.  Are. 

Line.  Roma  [1897]  1,  77.) 
In  einem  früheren  Aufsatz  hatte  Verf.  gezeigt,  dafs  die  Äquivalentvolu- 
mina der  Halogensalze  eine  colligative  Eigenschaft  der  Materie  darstellen;  so 
z.  B.  schwankten  die  Äquivalentvolumina  der  Chloride  um  die  Zahl  2.6  herum. 
Es  folgte  daraus,  dafs  in  gleichen  Volumina  eine  gleiche  Anzahl  Äquivalente 
enthalten  sind.  Im  vorliegenden  Aufsatz  betrachtet  Verf.  die  Äquivalentvolu- 
mina einiger  organischer  Körper,  diejenigen  der  Oxyde,  der  Sulfate  und  einiger 
anderer  Salze  mit  dem  Säurerest  RO*.  Auch  in  diesem  Falle  findet  sich  für 
jede  betrachtete  Reihe  die  einfache  Beziehung  bestätigt,  dafs  gleiche  Volumina 
dieselbe  Zahl  Äquivalente  enthalten.    Die  Differenzen  unter  den  verschiedenen 


—     145     - 

Beifaen  stehen  in  Beziehung  mit  dem  Gesetz  des  Parallelosterismus  Schbödeb's. 
Verfl  hebt  die  Aasnahmen  von  der  erwähnten  Regel  hervor,  welche  aber  nach 
ihm  eine  bemerkenswerte  Bedeutung  besitzen.  In  jeder  Reihe  sind  es  immer  die 
Salze  starker  Basen,  wie  die  Kalium-,  Cäsium-,  Rubidium-,  Ammonium-  und 
Thallosalzc,  welche  ein  abweichendes  Verhalten  zeigen. 

Verf.  bezweckt  mit  seinen  Studien  zu  zeigen,  dafs  die  Materie  sowohl  in 
flussigem  als  in  festem  Zustand  keine  so  grofse  Komplexität  besitzt,  wie  bis 
jetzt  von  vielen  angenommen  worden  ist  Er  verspricht  femer  auf  den  Gegen- 
stand mit  experimenteUen  Belägen  zurückzukommen  und  wird  auch  den 
flüssigen  und  festen  Zustand  der  Materie  mit  jenem  in  verdünnter  Lösung 
vergleichen. 

Über  die  Fluoride,  Flnosalze  und  Fluoxysalze  der  Kobaltammoniakver- 
bindungen  (L   Die  Luieoreihe),   von  A.  Miolati  und  G.  Rossi.    (RentL 
Äcc.  Line.  Roma  [1896]  2,  183  und  223.) 
Das  in  vieler  Hinsicht  abweichende  Verhalten*  der  Alkalifluoride  gegen- 
über den  anderen  Halogensalzen,  hat  die  Verf.  veranlalst,  die  Fluoverbindungen 
der  komplexen  Kobaltammoniakverbindungen  näher  zu  untersuchen,  und  geben 
in  den  vorliegenden  Aufsätzen  die  in  der  Luteoreihe  erlangten  Resultate.   Der 
Luteokomplex  bietet,  wie  bekannt,  einen  sehr  interessanten  Fall  eines  dreiwer- 
tigen alkaliähnlichen  Atomkomplexes  und  es  war  deshalb  auch  interessant  zu 
untersuchen,    inwiefern    diese  Analogie  mit  den  Alkalimetallen,  in  Bezug  auf 
die  Fähigkeit  komplexe  Fluo-  und  Fluoxysalze  zu  geben,  sich  zeigte. 

Luteokobaltfluorid  konnte  nicht  direkt  erhalten  werden,  wohl  aber  aus 
dem  Chlorid  durch  Silberfluorid  oder  aus  dem  Karbonat  durch  Fiufssäure.  Aus 
seiner  konz.  sauren  Lösung  kann  es  durch  Alkohol  ausgefällt  werden.  Die  Zu- 
sammensetzung des  Salzes  entspricht  dann  der  Formel  Co(NH,)0FleH3,  also 
analog  derjenigen  der  Alkalifluoridrate.  Das  Luteokobaltfluoridrat  ist  in  Wasser 
sehr  leicht  löslich,  aus  den  wässerigen  Lösungen  kristallisiert  es  in  platten  prisma- 
tischen Krystallen,  welche  aber  nicht  gemessen  werden  konnten.  Bei  100^  ist 
es  beständig,  bei  105^  dagegen  verliert  es  die  drei  Moleküle  Fluorwassertoff- 
säure,  indem  es  ein  in  Wasser  nicht  mehr  so  leicht  lösliches  Salz  hinterläfst, 
welches  mit  warmem  Wasser  in  Luteokobaltfluoridrat  und  Kobaltoxyd  zersetzt 
wird.  Die  elektrische  Leitfähigkeit  des  Fiuoridrats  verläuft  analog  derjenigen 
des  Salzes  KF1,H. 

Analog  dem  letzteren  giebt  das  Lutcosalz  mit  dem  Fluorid  und  Oxy- 
fluorid  einiger  säurebildenden  Elemente  eine  Reihe  schwer  löslicher  Doppel- 
salze. Untersucht  wurden  jene  des  Bors,  Siliciums,  Titans,  Molybdäns,  Wolf- 
rams, Urans  und  Vanadiums,  deren  entsprechende  Zusammensetzung  in  folgen- 
der Tabelle  angegeben  ist: 

Co^NH,)eFl,.3BFls.HFl, 
Co(NH,)eFl8.2SiFl,, 
2Co(NH8leFl8.3TiFl4.2HFl, 
2Co(NH,)eFi,.3TiFl„ 
Co(NHa)eFl3.2MoO,Fl,, 
Co(NH,)eFl8.2WO,Fl„ 
CoCNHj^eFla.UrOjFl,, 
2Co(KHs)öFl,.5VO,F1.7HFl. 
Z.  mnorg.  Chem.  XVII.  10 


146     — 

Die  angeführten  Salze  sind  diejenigen,  welche  am  leichtesten  entstehen, 
d.  h.  die,  welche  aus  den  fluorwasserstoffsauren  Lösungen  der  entsprechenden 
Metalloxjde  durch  Luteokobaltfluorid  ausfallen.  Es  konnte  wohl  möglich  sein, 
da(s  man  durch  Ändenmg  der  Versuchsbedingungen  Salze  von  anderer  Zu- 
sammensetzung erhalten  würde. 

Aus  dem  Vergleich  der  Zusammensetzung  dieser  Salze  mit  denjenigen  der 
entsprechenden  Alkalisalze  sieht  man  leicht,  dafs  in  wenigen  Ffillen  eine  Ana- 
logie stattfindet.  Nur  das  Fluoborat  und  das  Fluotitanat  sind  normal,  besitzen 
aber  die  Fähigkeit,  Fluorwasserstoffsäure  zu  binden,  was  auch  einige  Fluosalze 
des  Kalium ,  wie  z.  ß.  NbOFl,.3RFl.HFl  thim.  Das  Uransalz  entspricht  einem 
der  Kaliumfluozyuranate  und  zwar  SKFl.UrOtFl,.  Bemerkenswert  ist  die  Ano- 
malie, welche  die  Silicium-,  Molybdän-  und  Wolframverbindungen  zeigen.  Sie 
entsprechen  keiner  der  bekannten  Typen  von  Alkalisalzen,  wie  K,SiFl«, 
{NH4),SiFl„  KMoOjFl,,  K.MoO.Fl,,  (NH4),MoO,Fl5,  5(NH4)F1.8MoO,Fl„  etc.; 
sondern  sie  würden  z.  B.  einem  Kaliumsalz  der  Formel  8KF1.2MoOtFl^  ent- 
sprechen, analog,  in  Bezug  auf  die  Zusammensetzung,  den  bekannten  Salzen 
SKF1.2Ur02Fl2  und  8KF1.2V0,F1.  Das  Vanadiumsalz  giebt  noch  ein  weiteres 
Beispiel  der  Eigentümlichkeit  dieses  Elements. 

Die  vorliegende  Untersuchung  wird  fortgesetzt  und  auf  die  Pcntamin- 
und  Tetram minreihe  ausgedehnt.  Sie  wird  dann  im  Zusammenhang  in  dieser 
Zeitschrift  mitgeteilt  werden. 

Über  einige  Additiontprodnkte  des  Kalinmplatonitrits,  von  A.  Miolati. 

{Rend,  Äce.  Line.  Roma  [1896]  2,  355.) 

Verf.  fand,  dafs  die  Doppelsalze  des  bivalenten  Platins  nicht  blofs  die 
Fähigkeit,  Chlor  oder  Brom  zu  addieren,  besitzen,  sondern  dafs  sie  eine  ganze 
Eeihe  anderer  Verbindungen,  wie  Chlorcyan ,  Bromcyan,  Stickstofftetrozjd, 
Salzsäure,  unterchlorige  Säure  zu  fixieren  vermögen.  Sie  gehen  dabei  manch- 
mal in  Salze  des  sogenannten  tetravalenten  Platins  über,  oder  bleiben  noch 
Platinosalze,  indem  sie  die  addierte  Verbindung  leicht  wieder  abspalten.  In  der 
vorliegenden  vorläufigen  Mitteilung  beschreibt  Verf.  die  Additionsprodukte 
des  Kaliumplatonitrits  mit  dem  Stick stofiftetroxyd  und  mit  Salzsäure. 

Kaliumplatonitrit  mit  flüssigem  Stickstofitetroxyd  behandelt^  verwandelt  sich 
langsam  in  ein  grünes  Salz,  rascher  dagegen  bei  Anwesenheit  auch  von  sehr 
kleinen  Mengen  salpetriger  Säure  um.  Die  Zusammensetzung  entspricht  der 
Formel  K,Pt(NO,)4.N,04.  Die  Verbindung  geht  beim  Erhitzen  auf  150°  im 
einen  roten  Körper  über,  welcher  wahrscheinlich  analog  oder  gleich  einer  voim 
V^Es  aus  Kaliumplatonitrit  und  Schwefelsäure  erhaltenen  roten  Verbindung 
ist  Durch  Wasser,  Ammoniak,  Pyridin  erhält  man  dieselben  Produkte  wi^ 
aus  dem  Platonitrit  selbst,  und  zwar  das  Hydrat  des  Kaliumplatonitrit,  das  Plato- 
nitrosemidiamin  von  Cl£V£,  das  Platonitrosemipyridin  von  Hedin.  Wie  man 
sieht,  wird  das  Stickstofitetroxyd  sehr  leicht  abgespalten. 

Beim  Behandeln  des  Kaliumplatonitrits  mit  kalter,  stark  konz.  Salzsäure 
erhält  man  ein  lebhaft  grünes  Produkt  von  der  Zusammensetzung  Pt(N0s)4K,.HCl, 
welches  durch  Erhitzen  ebenfalls  einen  roten  Körper  liefert  und  durch  Wasser 
sehr  leicht  zersetzt  wird.   Aus  der  wässerigen  Lösung  erhält  man,  durch  Kon- 
zentration, das  Salz    Pt/i^Vv  n    K,.    Verf.  hebt  am  Schluis  noch  die  Analogie  in 


-      147     - 

dem  Verhalten  der  Platosalze  mit  dem  der  ungesättigten  Kohlenstofifverbindungcn 
hervor,  in  welchen  man,  nach  den  heutigen  Ansichten,  Doppelbindungen  an- 
nimmt. 

Die  Untersuchung  wird   fortgesetzt  und  dann    in  dieser  Zeitschrift  aus- 
führlich mitgeteilt 

Über  das  Verhalten  des  Aurisnlfidfl  zu  den  Alkalisulflden,  von  U.  Antony 

und  A.  LüCCHESi.  (Oaxx,  chim.  ital.  [1896]  2,  350.) 
Angeregt  durch  die  jüngst  veröffentlichte  Untersuchung  von  Ditte  {Diese 
Zeitschr.  9,  441)  haben  Verf.  das  Verhalten  des  von  ihnen  zuerst  rein  darge- 
stellten Goldsulfids  Au^Sj  gegenüber  den  Schwefelalkalien  genau  untersucht. 
Das  Verhalten  von  Au^S,  hat  sich  demjenigen  von  Au^S,  analog  gezeigt. 
Frisch  dargestelltes  Aurisulfid  wurde  mit  einer  frischen  Lösung  von  Natrium- 
sulfid bei  3** — 4®  behandelt.  Goldsulfid  löst  sich  mit  braunroter  Farbe  geruch- 
los auf,  die  Lösung  entförbt  sich  aber  rascher  und  weifst  den  Geruch  der  Poly- 
solfide  auf.  Wenn  man  die  braunrote  Lösung  in  bei  0^  abgekühlten  absoluten 
Alkohol  einfiiefsen  läfst,  so  erhält  man  bald  eine  krystallinische,  weifse  Fällung, 
bald  eine  ölige,  allmählich  krystallinisch  werdende  Abscheidung,  deren  durch- 
schnittliche Zusammensetzung  der  Formel  NagAuSjCAugS-f  3Na,S)  entspricht. 
Aus  der  wässerigen  Lösung  dieses  Salzes  erhielten  die  Verf.  durch  Metallsalze 
verschiedene  Fällungen,  von  denen  sie  die  Silberverbindung  analysiert  haben, 
deren  Zusammensetzung  durch  die  Formel  Ag^AuS,  ausgedrückt  ist. 

Bei  Anwendung   von  Kaliumsulfid    haben    die  Verf.    ähnliche    Resultate 
erhalten. 

£s  folgt  daraus,  dafs  Sulfoaurate  von  der  Formel  Me^AuS,  nicht  existenz- 
fähig sind,  sie  zersetzen  sich  spontan,  um  die  Sulfoaurite  MegAuSg  zu  liefern. 

Die  Aofsnchung  des  Bleies  in  Trinkwässern.    (Vorläufige  Mitteilung)  von 

U.  Antony  und  T.  Benelli  {Oaxx.  rhim.  ital,  [18961  2,  194). 
Verf.  vervollständigen  die  in  einer  früheren  Mitteilung  (A)/««  Zeitschr,  14, 
186)  angegebene  Methode  zur  Bestimmung  von  kleinen  Mengen  Blei,  flnthält 
das  Wasser  aufser  Blei  auch  Silikate,  oder  Eisen-  und  Aluminiumsalze,  so 
werden  diese  durch  das  Quecksilbersulfid  mitgerissen.  Das  Bleisulfat,  das  man 
zur  Wägung  bringt,  mufs  auf  die  obige  Verbindung  geprüft  werden.  Löst  es 
sich  in  warmem  Ammontartrat  vollständig  auf,  so  ist  es  rein,  sonst  nicht. 

Über  den  Goldpnrpnr  des  Cassins,  von  U.  Antont  und  A.  Lücchesi  (öaxx, 

chim.  ital  [1896]  2,  195.) 
Mit  den  mitgeteilten  Versuchen  bestätigen  die  Verf.  die  Thatsache,  dafs 
\a  dem  G^ldpurpur  des  Cassius  keine  definierte  Verbindung  vorliegt^  sondern 
da(s  er  nur  mit  feinverteiltem  Gold  gefärbte  Zinnsäure  sei.  Behandelt  mau 
Gfoldchlorid  mit  einer  zur  vollständigen  Eeduktion  ungenügenden  Menge  Queck- 
ülberchlorür,  so  föUt  metallisches  Gold  aus.  Ist  aber  das  Merkurochlorid  in 
Oberschuis,  so  f^bt  es  sich  zuerst  violett,  dann  wie  Goldpurpur.  Wie  das 
fibersehüssige  Quecksilberchlorür  verhält  sich  auch  Baryumsulfat.  Die  gleiche 
Encheinnng  zeigt  auch  Kupferchlorür. 

Über  die  BUdnng  des  Diamants,  von  Q.  Majorana.    {Rend.  Acc.  lAncei  [U97] 
2,  141.) 
Die  Methode  von  Moissan  der  künstlichen  Erzeugung  des  Diamants  be- 
steht grundsätzlich  in  der  gleichzeitigen  Einwirkung  einer  hohen  Temperatur 

10* 


-        148 

und  eines  starken  Druckes  auf  ein  Stück  Kohle.    Durch  eine  starke  Tempe- 
ratur wird  die  Kohle  weich  und  man  kann  sich  sehr  leicht  von  diesem  Plastisch- 
werden der  Kohle  überzeugen,  wenn  man  durch  ein  KohlenstILbchen  einer  elek- 
trischen Bogenlampe  einen  elektrischen  Strom  von  hoher  IntensitSt  hindnrch- 
laufen   läfst     Bei   starker  Weifsglut  kann    man  leicht   das  Stäbchen   biegen. 
Verf.   meint,   dafs  ein  auf  ein  in  diesem   Zustande  befindliches  Stück  Kohle 
ausgeübter   starker  Druck  eine  Dichtezunahme  hervorrufen  könnte.    Die  Ver- 
suche von  MoissAK  beweisen  dies  Postulat  nicht  einwandsfrei,  weil  man   nicht 
weifs,   ob  die  Rolle  des  Lösungsmittels  (Eisen)  unentbehrlich  ist     Verf.  hat 
deshalb    in    einem    für   den   Zweck   besonders  gebauten   Apparat    ein   Stück 
Kohle  durch  einen  doppelten  elektrischen  Bogen  bis  zur  stärksten  Glut  erhitzt 
und   es  dann  durch  die  Explosion  von  etwa  70  g  Pulver   einem  Drucke  von 
ca.    5000  Atmosphären   ausgesetzt.     Nach   dem   Drucke   hatte   die   Kohle  das 
fette  Aussehen  vieler  Graphitsorten  und  die  Dichte  war  in  einem  Fall  von  1.52 
auf  2.28  gestiegen.     Vermittelst  der  Trennung  der  verschiedenen  Kohlenstoff- 
arten,  amorphe  Kohle,    Graphit  und  Diamant,   nach  Bebthelot,    konnte  Verf. 
einen    kleinen,   gegen  Kaliumchlorat,  Salpetersäure,  Flufssäure  und  siedende 
Schwefelsäure    beständigen    Rückstand    erhalten.      Durch    Bromoform    (spez. 
G^w.  2.9)  und  Methylenjodid  (spez.  Gew.  3.3)  konnte  Verf  daraus  schwerere 
Teilchen  isolieren,  welche  unter  dem  Mikroskop  zum  gröfsten  Teil  undurch- 
sichtig  erschienen,  die   aber  Flächen  zeigten,  welche  das  Licht  stark  reflek- 
tierten.     Unter     den     undurchsichtigen    Teilchen     fanden    sich    auch    einige 
durchsichtige    und    stark   brechende,    die   im   polarisierten    Lichte   beobachtet 
isotrop  erschienen.     Das  Pulver  ritzte  femer  eine  gut  geschliffene  Rubinfläche. 
Die  erwähnten  Eigenschaften  dieses  Pulvers  stimmen  mit  jenen  des  Diamants, 
sei    er   durchsichtig   oder   schwarz.     Die   chemische   Identifizierung   desselben 
konnte  Verf.,  wegen  der  geringen  Menge  des  Materials,  nicht  ausführen.     Er 
konnte   aber  konstatieren,  dafs  das  Verhalten  beim  Erhitzen  demjenigen  dea 
Diamants  völlig  entspricht.    Wenn  man  auch  ein  äufserst  kleines  Stück  dieses 
Körpers  auf  einem  Platiublech  erhitzt,  so  sieht  man  das  Stück  kleiner  werden« 
wie  wenn  es  sublimieren  würde,  und  von  Zeit  zu  Zeit  von  ihm  sich  äufserst 
winzige  Teilchen  abscheiden,  diese  in  der  heifsen  Luft  schweben  und    danu 
verschwinden.     Dies  Verhalten  ist  für  Diamant  charakteristisch. 

Über  die  Calciumalnminate  und  die  Yerbindungen  der  neuen  Eeihe 
a.  MjO„  b.  M'O,  c.  Mx'"Ry,  d.  H,0,  von  0.  Rebufpat.    (Rend.  Äcc. 
Sc.  fi^.  e  naf.  dt  Napoli  [1896],  280.) 
Beim  Mischen  von  Calciumsulfat-  und  Calciumaluminatlösungen  hat  Cand- 
LOT  einen  krjstallinischen  Niederschlag  erhalten,  welcher  nach  ihm,  in  wasser- 
freiem Zustande,  die  Formel  AliO,.3Ca0.2*/8CaS04  zukommen  würde.     Später 
hat  Michaelis  derselben  Substanz  die  Formel  Al203.3Ca0.3CaS04  zuerteilt  und 
nahm  an,  dafs  sie  zuerst  mit  30  und  nach  dem  Umkrystallisieren  mit  12  Mol. 
Wasser   krystallisierte.     Vor   kurzem  hat  Schott  aus  Bestimmungen  des  von 
Mischungen    von  Al20a.2CaO  und  CaS04.2H80  absorbierten  Wassers,  auf  die 
Existenz  einer  Verbindung  Al,Oa.2Ca0.2CaS04.18H,0  geschlossen.    Die  Nicht- 
übereinstimmung  dieser   Resultate   und   die    ungenauen    Kenntnisse   über   die 
Aluminate  haben  den  Verf  veranlafst,  das  Studium  dieses  Gegenstandes  zu  über- 
nehmen und  er  teilt  in  dieser  Mitteilung  die  ersten  Resultate  mit. 


—     149 

Lb  Chatbueb  sagt,  daTs  die  Schmelzbarkeit  der  Mischungen  Al^Os-GaO; 
A]tO,.2GaO;  Al,0,.3CaO  mit  dem  Kalkgehalt  steigt,  und  dafs  die  zweite 
Mischling  eine  starke  Doppelbrechung  zeigt,  welche  in  den  anderen  zwei  voll- 
ständig f&llt.  Verf.  fand  dagegen,  dafs  die  Schmelzbarkeit  mit  Wachsen  des 
Kalkgehaltes  abnimmt.  Um  zu  sehen,  ob  die  erwähnten  Mischungen  chemische 
Individuen  darstellen,  studiert  Verf.  ihr  Verhalten  gegen  destilliertes  Wasser, 
gegen  Kalkwasser  und  gegen  Calciumsulfatlösung.  Bei  der  Behandlung  aller 
drei  Mischungen  mit  wenig  Wasser  wurde  eine  starke  Volumvermehrung  beob- 
achtet.    Nach  der  Hydratisierung  entsprechen  die  Körper  den  Formeln: 

I.  Al.Og.CaO.THgO, 

IL  Al,08.2Ca0.5H80, 

III.  Al,08.3CaO.()H,0. 

Verf.  glaubt  daraus  schliefsen  zu  können,  dafs  nur  das  Monocalcium- 
aluminat  als  chemisches  Individuum  existiert  und  zwar  weil,  im  Gegensatz  zu 
den  anderen  zwei  Mischungen,  das  absorbierte  Wasser  mehr  ist  als  dasjenige, 
welches  zur  Hydratisierung  der  Thonerde  und  des  Kalkes  erforderlich  wäre, 
dann  weil  auch  die  Wasserabsorption  ohne  starke  Temperaturerhöhung  vor 
sich  geht. 

Behandelt  man  dagegen  die  drei  Mischungen  mit  einer  grofsen  Quantität 
Wasser,  so  enthalten  die  abfiltrierten  Lösungen  annähernd  die  gleichen  Mengen 
Thonerde  und  Kalk  und  zwar  ist  der  Kalk  immer  in  einer  grölseren  Menge 
vorhanden  als  dem  Verhältnis  AlY03:3CaO  entspricht.  Wie  man  voraussehen 
konnte,  löst  sich  keine  der  drei  Mischungen  in  Wasser  unverändert  auf. 

FQgt  man  zu  dieser  Lösung  eine  Gipslösung  hinzu,  so  erhält  man  Nieder- 
schläge, welche  annäherad  dieselbe  Zusammensetzung  Al^Os.SSOj.eCaO.lOHjO 
besitzen.  Zu  demselben  Körper  kommt  mau  auch,  wenn  die  angeblichen  Bi- 
und  Tricalciumaluminate ,  in  gepulvertem  Zustande,  mit  Gipslösung  behandelt 
werden.  Anders  verhält  sich  das  Monocalciumaluminat,  es  liefert  eine  Ver- 
bindung, deren  Zusammensetzung  durch  die  Formel  AlaOaSOs.'iCaO.lOHjO  aus- 
gedrückt werden  kann. 

Verf.  versuchte,  ob  durch  Kalkwasser  und  Kalkmilch  aus  Aluminium- 
Bolfat  die  erwähnten  Verbindungen  entstehen  konnten.  Dies  ist  nicht  der 
Pall:  er  erhielt  dagegen  Niederschläge  von  der  Zusammensetzung  SAl, 08.230,. 
22H,0,  d.  h.  er  kam  zu  demselben  basischen  Aluminiumsulfat,  das  mau  erhält, 
wenn  die  Thonerdesulfatlösungen  durch  Ammoniak  oder  durch  Kaliumkarbonat 
geüUlt  werden,  nur  dafs  seine  Verbindung  statt  20,  22  Mol.  Wasser  enthält. 

Das  Entstehen  einer  wohldefinierten  Verbindung  aus  den  Calciumalumi- 
naten  durch  Calciumsulfat  veranlasste  den  Verf.  zu  untersuchen  ob  andere 
Salze  sich  wie  der  letztgenannte  Körper  verhielten.  In  der  Tliat,  wenn  man 
die  Verbindungen  AljOa-CaO  oder  Al^Oj.SCaO  zu  Lösungen  von  Kobalt-,  Eisen-, 
Nickel-,  Zink-,  Chrom-  und  Kupfersulfat  giebt,  so  entstehen  Niederschläge, 
weiche  aafser  Aluminium,  Calcium  und  Schwefelsäure  auch  das  Metall  des  an- 
gewandten Sulfats  enthalten.  Aber  nicht  nur  die  Sulfate,  sondern  auch  die 
Chloride  und  die  Nitrate  der  erwähnten  Metalle  können  sieh  mit  den  Aluminaten 
verbinden.  Wie  das  Calciumaluminat  scheint  sich  auch  das  Baryumaluminat 
und  das  Baiyumchromit  zu  verhalten. 

Verf.     stellt     weitere    Untersuchungen    über    diesen     sehr    interessanten 


-      150     - 

Gregenstand  in  Aussiebt.    Unsere  Kenntnisse  sind  darüber  sebr  mangelbaft.    Wir 

baben  nur  eine  Untersuchung  von  Beckmann,  welcber  aus  Bibaiyumaluminat 

die  Verbindungen: 

AljO,.BaO.BaClj.l  1H,0, 

AljOj.BaO.BaBrj.llB^O, 

Al,0,.BaO.BaJ,.llH,0, 

erbalten  bat,  welcbe,  wenn  sie  10  statt  1 1  Mol.  Wasser  enthalten  würden,  analog 
der  oben  erwähnten  Verbindung  AljOj.CaO.CaSO4.10H8O  wären. 

Da«  Selen  in  den  Produkten  der  Fnmarolen   der  Vesuvemption  des 
3.   Juli   1895.    —    Vorläufige   Mitteilung   von   K.   V.    Matteucci   und 
E.  GiüSTiNJANi.    (Rend,  Aec.  d,  Napoli  [1897]  3,  100.) 
Verf.   teilen   mit,   dafs   sie   bei  der  Untersuchung  der  Produkte  einiger 
Vesuvsfumarolen  aufser  grofsen  Mengen  Fluor,  auch  Phosphor,  Bor  und  Selen 
nachgewiesen  baben.    Letzteres  wurde  in  lebhaft  roten  Krusten  gefunden.    Es 
ist  das  erste  Mal,  dafs  dieses  Element  in  den  Ausströmungen  des  Vesuvs  nach- 
gewiesen worden  ist,  und  Verf.  behalten  sich  vor,  besonders  über  dieses  Element^ 
später  ausführlich  zu  berichten. 

Beitrag  zur  Geschichte  des  Kohlenstoffs,  von  Giulio  Tolomei.     (L'Orosl 

L1897]  8). 
Desmond  Fitz-Gerald  hat  gezeigt,  dafs  die  Kohlenfäden  der  verbrauchten^ 
elektrischen  Glühlampen  nicht  nach  der  Gleichung 

2H,S04  +  C  =  CO, +H,0  +  2SO2 

reagieren.     Dieses  Verhalten  wird  nach  dem  Verf.  von  einer  Art  Keinigung,^ 

welche  der  Kohlenstoff  der  Fäden  während  dem  Glühen  erfährt,  bedingt    Di 

mikroskopische  Untersuchung   der  Fäden  und  des  Glases  der  Glühlampen  ha 

die  wahrscheinliche  Anwesenheit  von  Karborundum  gezeigt,  welches  aus  de 

Kieselsäuregehalt  der  Fäden  (Silicium  wurde  von  B.  H.  Blood  darin  nachge — 

wiesen)  entstanden  wäre 

3C  +  SiO,  =  SiC  +  2CO. 

Verf  kommt  zu  dem  Scblufs,  dafs  Kohlenstoff  nur  dann  von  konz.  H,SO^ 
angegriffen  wird,  wenn  sie  kleine  Mengen  Verunreinigung  enthält  Diese  Ver— 
unreinigungen  werden  durch  Glühen  aus  den  Fäden  entfernt  Verf.  stützt::^ 
seine  Ansicht  auf  die  von  ihm  gemachte  Beobachtung,  dafs  Kohlenstofipulver,. 
welches  in  Chlorstrom  geglüht  und  mit  Flufssäure  behandelt  war,  durch  konz.. 
Schwefelsäure  ebensowenig  angegriffen  wird  wie  die  KoblenstofflFäden  der  lang' 
gebrauchten  Glühlampen. 

Über  einige  neue  Knpferammoniakverbindnngen,  von  T.  Guabeschi.   {AttC 
E,  Acc.  delle  Scietixe  Tonno  31,  193  [1896—97].) 
Verf.  beschreibt  einige  neue  Kupferammoniakverbindungen  von  kompli* 
zierten  organischen  Säuren,  welche  alkylsubstituierte  Cyanmethylglutakonimide 
sind.    Die  Zusammensetzung  der  Salze  ist  die  folgende: 

(C,Il5N,Oj),Cu.4NH,  -f.  2H,0  (C^H,,  N  A)«Cu.4NH,  +  2H,0 

(CsH7N,0,),Cu.4NH,  +  4H,0  (CiJI^N.O  j,Cu.4NHs 

(CJl9N.,0,),Cu.4NH8. 


-       151     — 

Alle  Salze  enthalten  also  4  Mol.  Ammoniak  und  sind  alle  unlöslich  in 
Waaser.  Die  wasser^eien  Salze  sind  heim  Erhitzen  an  der  Luft  beständiger 
als  die  Hydrate,  erstere  Tcrlieren  nur  gegen  180°  Ammoniak,  die  anderen  da- 
gegen verlieren  schon  bei  100°  Ammoniak  neben  Wasser  und  bei  125°  haben 
die  Hälfte  das  Ammoniak  und  alles  Wasser  verloren.  Bemerkenswert  ist 
dieser  EUuflufs  des  Wassers  auf  die  Beständigkeit  der  Ammoniakbindung  in 
den  Salzmolekülen.  Es  war  indessen  schon  bekannt,  dafs  GuC1^.6NH,  bei  150^ 
CaCl«.4NH,  giebt,  während  das  Salz  von  Kane  CuC1,.4NHs.HjO  bei  derselben 
Temperatur  schon  zersetzt  wird. 

Verf.  macht  andere  Bemerkungen  über  Kupferammoniakverbindungen, 
deren  stabilste  und  bestdefinierte  eine  gerade  Zahl  Ammoniakmoleküle  ent- 
halten würden,  wie  auch  über  ihre  Konstitution. 

l&ber  daa  Flatinamalgam  und  seine  Anwendung  in  der  analytischen 

Chemie,  von  N.  Tabugi.  (Oaxx.  chim.  ital,  [1896]  1,  425.) 
Wenn  man  schwach  saure  Lösungen  von  Quecksilberchlorid  und  Platin- 
chlorid mit  Magnesium  behandelt,  in  welchem  beliebigen  Verhältnis  auch  diese 
Salze  anwesend  sein  mögen,  so  wird  ein  flockiger  schwarzer  Niederschlag  ge- 
"bildet,  welcher  das  Platinamalgam  darstellt.  In  den  ursprünglichen  Lösungen 
ist  dann  weder  Platin  noch  Quecksilber  enthalten.  Durch  Ausfällen  geeigneter 
Lösungen  bereitete  der  Verf.  das  97°/oige,  das  507oig6  und  das  1^/oige  Platin- 
amalgam; sämtliche  zeigen  eine  schwarze  Farbe  und  sind  vollständig  in  kons. 
Salzsäure  löslich.  Beim  Erhitzen  im  Röhrchen  wird  das  Quecksilber  ausge- 
trieben. Mischungen  von  sehr  fein  verteiltem  Quecksilber  und  Platin,  die  man 
durch  Mischen  der  aus  den  betreffenden  Lösungen  durch  Magnesium  erhaltenen 
Niederschläge  erhält,  sind  in  Salpetersäure  nicht  vollständig  löslich,  das  Platin 
bleibt  zurück. 

Verf.  benutzt  das  genannte  Verhalten  des  Quecksilbers  und  des  Platins 
zum  Nachweis  dieser  Elemente  neben  Gold. 

Die  Sulfide  des  Quecksilbers,  des  Goldes  und  des  Platins  werden  in 
Königswasser  gelöst,  die  Lösung  zur  Trockne  eingedampft,  und  aus  der 
wässerigen  Lösung  des  Eückstandes  das  Gold  durch  Oxalsäure  entfernt  Das 
Filtrat  wird  durch  Salzsäure  schwach  angesäuert  und  mit  Magnesium  behandelt. 
Ist  der  Niederschlag  grau,  so  ist  nur  Quecksilber  anwesend;  ist  er  dagegen 
schwarz,  so  kann  auch  das  Platin  zugegen  sein.  Wenn  der  Niederschlag  in 
konz.  Salpetersäure  löslich  ist,  so  ist  Qaecksilber  neben  Platin  vorhanden,  ist 
er  dagegen  darin  unlöslich,  so  handelt  es  sich  nur  um  Platin. 

Über  die  Darstellung  des  Ammoniumferricyanid,  von  N.  Tabuot.    {Gaxx.. 

ehim.  ital.  [1896]  2,  25.) 

Verf.  hat  vor  einiger  Zeit  vorgeschlagen  in  der  qualitativen  Analyse  das 
Schwefelammonium  durch  Ammonium ferricjanid  zu  ersetzen.  {Diese  Zeitschr, 
13,  72)  und  fand  sich  deshalb  genötigt  za  versuchen,  die:3es  Reagens  auf  eine 
bequeme  Art  darzustellen,  da  die  in  der  Litteratur  vorgeschlagenen  Methoden 
ihm  keine  guten  Resultate  gegeben  hatten. 

Er  stellte  das  fragliche  Salz  in  beliebiger  Quantität  durch  Wechsel- 
wirkung des  Silberferricyanid  mit  Chlorammonium  dar;  das  so  erhaltene  Pro- 
dukt ist  rein  und  wird  in  guter  Ausbeute  erhalten. 


—     152     — 

Entgegen  den  Angaben  von  Bette  krys^tallisiert  das  Ammoniamferrieyanid 
in  kleinen  grünen  Krjstallen,  welche  sieh  an  der  Luft  schwach  blau  förben. 
Seine  Lösungen  aber,  sowohl  die  verdünnten  als  die  konzentrierten,  halten  sich 
völlig  unverändert. 

Bin  neuer  Gang  zur  Trennung  der  Phosphate  in  der  Anunoniakgmppe, 

von  N.  Tarugi.    (Oaxx.  chim,  ital.  [1896]  2,  256.) 

Der  bei  Anwesenheit  von  Chlorammonium  durch  Ammoniak  erhaltene 
Niederschlag  wird  mit  kalter  Essigsäure  behandelt;  es  lösen  sich  dabei  alle 
Hydrate  und  alle  Phosphate,  ausgenommen  das  Eisenoxjd-  und  das  Aluminium- 
phosphat, neben  vielen  Oxalaten.  Zu  dem  Filtrat  wird  überschüssiges  Bleiacetat 
hinzugefügt,  es  fallen  somit  das  in  Essigsäure  unlösliche  Blciphosphat  und 
Bleioxalat  aus.  Aus  dem  Filtrate  wird  dann  das  Blei  entfernt,  und  die  zurück- 
bleibende essigsaure  Lösung  bei  Seite  gestellt.  Bei  Anwesenheit  der  Oxalsäure 
wird  der  in  Essigsäure  unlösliche  Teil  des  ursprünglichen  Niederschlages  mit 
einer  kouz.  Auflösung  von  Natriumkarbonat  behandelt,  zu  welcher  bei  Siede- 
temperatur die  bei  Seite  gestellte  essigsaure  Lösung  tropfenweise  hinzugefügt 
wird.  Nur  das  Eisenphosphat  bleibt  unzersetzt,  das  ist  aber  gleichgültig  fUr 
die  weitere  qualitative  Untersuchung  des  Niederschlages.  Haben  die  Vorver- 
suche die  Abwesenheit  der  Oxalsäure  gezeigt,  so  bleiben  alsdann  bei  der  Be- 
handlung des  Ammoniakniederschlages  mit  Essigsäure  nur  die  Phosphate  des- 
Eisens  und  des  Aluminiums  zurück.  Diese  beiden  Elemente  können  in  dem 
unlöslichen  Teil  neben  einander  leicht  nachgewiesen  werden.  Die  essigsaure 
Lösung  wird  dann  wie  gewöhnlich  weiter  untersucht. 

Dieser  vom  Verf.  empfohlene  Gang  soll  nach  ihm  vorzügliche  Resultate 
geliefert  haben. 

über  einige  thioorganische  Verbindungen  des  Arsens,  von  N.  Tabuoi. 

(Oaxx.  chim,  ital  [1897]  1,  153.) 

Eine  Fortsetzung  der  Untersuchungen  des  Verf.  über  die  Einwirkung  der 
Thioessigsäure  auf  Metallsalze. 

Thioessigsäure  zu  Arsentrichlorid  hinzugefügt  giebt  Arsen trisulfid.  Wenn 
man  aber  die  während  der  Reaktion  entstehende  Salzsäure  mit  Soda  neutrali- 
siert,  so  erhält  man  ein  leicht  gclbgcfärbtes  Ol,  dessen  Zusammensetzung  durch 
die  Formel  (CH,COS)jAsCl  ausgedrückt  wird. 

Arsentrijodid  wird  in  der  Kälte  von  der  Thioessigsäure  nicht  verändert; 
erst  beim  längeren  Erhitzen  am  Rückflufskühler  ändert  es  seine  Farbe,  indem 
es  sich  in  einen  orange-gelben,  krystallinischen  Körper  umwandelt.  Die  analy- 
tischen Resultate  stimmen  nicht  ganz  scharf  auf  die  Formel  AsSJ.  Die 
Bildung  erfolgt  nach  der  Gleichung: 

AsJs  -f-  CjH^OS  +  H,0  =  AsSJ  -I-  C^H^O,  +  2HJ. 

Die  Reaktion  ist  bei  höherer  Temperatur  umkehrbar,  man  mufs  dazu  die 
Reaktionsprodukte  im  Druckrohr  bei  200**  während  12  Stunden  erhitzen.  Die 
Einwirkung  der  Thioessigsäure  auf  Arsenjodid  bei  Anwesenheit  von  Salzsäure 
liefert  nur  As^Sj. 

Thioessigsäure  wirkt  bei  niederer  Temperatur  auf  die  Arsenite,  wahr- 
scheinlich nach  der  Gleichung 


—     153     — 

2C,H40S  +  Na,  AsOs  =  CJIeO.S  +  NaAsO, + Na^S + H,0 
NaAsO,  +  Na,S  +  H^O  »  NaAsSO  +  öNaOH. 

Verf.  konnte  nur  die  Anwesenheit  des  TbioessigsÄureanhydrids  nach- 
weisen; achon  bei  gewöhnlicher  Temperatur  entsteht  A32S3. 

Wenn  die  Einwirkung  auf  die  Arsenite  bei  Anwesenheit  von  Jod  erfolgt,  so 
entsteht  ein  Öl,  welches  allmählich  erstarrt.  Seine  Zusammensetzung  entspricht 
nahezu  der  Formel  (CH,COS)jA82S8.  Dieser  Körper  giebt,  vor  dem  Erstarren 
mit  Ammoniakgas  behandelt,  einen  hellgelben  Niederschlag,  welcher  annähernd 

die  Zusammensetzung  pu*  CO  S  Aa^^NH*  ^^^'    ^*^^®^  Körper  mit  salpetriger 

Säure  liefert  eine  neue  Verbindung  (CHjC0S)jAsjS,(0H)2.  Verf  hat  auch  die 
der  Diamidoverbindung  analogen  Anilin-  und  p-Toluidinkörper  untersucht  und 
beschreibt  einige  ihrer  Umwandlungen. 

Anders  wirkt  die  Thioessigsäure  auf  die  Arseniate  bei  Anwesenheit  von 
Jod.  Fügt  man  nach  und  nach  Potasche  zu,  so  kann  man  die  Reaktion  bei 
der  Reduktion  der  Arsensäure  in  arsenige  Säure  erhalten.  Es  bildet  sich  alsdann 
ein  Niederschlag,  dessen  Zusammensetzung  die  Identität  mit  dem  von  H.  Schiff 
und  Sestimi  dargestellten  Körper  2A8s08.KJ  zeigt. 

Über  das  Verhalten  der  Thioessigsäxire  gegen  Salzlösungen,  von  N.  Tarugi. 

(Oaxx,  chim.  ital  [1897]  1,  316.) 

Verf.  studiert  das  Verhalten  der  Thioessigsäure  gegenüber  Wismutlösungen 

Und   dann  jenes   des  Wismutthioacetat.    Je  nach    den  Bedingungen    ist   dies 

"Verhalten  verschieden ;  nicht  nur  die  Natur  des  Salzes,  sondern  auch  die  Tem- 

2>eratur  imd  die  Masse  ist  von  Bedeutung;  nur   eins  ist  allgemein  und  zwar, 

dafs   alle  Wismutsalze  in   der  Wärme,  und  in  einer  durch  eine  Mineralsäure 

Entsäuerten  Lösung,  durch  Thioessigsäure  vollständig  als  Wismutsulfid  61,83 

gefällt  werden. 

Wismutthioacetat  Bi(SC0CHj)3  wird  durch  Einwirkung  des  Wismut- 
l^ydrats  auf  die  Thioessigsäure  dargestellt.  Schöne,  lange  prismatische  Kry- 
^talle.  Schmelzpunkt  85^  Wasser  wirkt  darauf  je  nach  den  Bedingungen  ver- 
^ichieden.  Erwärmt  man  kaum  die  Krystalle  mit  wenigem  Wasser,  so  ver- 
^Kshwinden  sie,  und  es  entsteht  ein  rotes  amorphes  Pulver  von  der  Zusammcn- 
i^etzung  (CH3.C0.S)aBiS.  Das  Filtrat  enthält  die  Hälfte  des  Wismuts.  Die 
:ßildung  erfolgt  wahrscheinlich  nach  der  Gleichung  2(CH,COS)8Bi  +  H,0  +  0  = 
C€H3C08),BiS + 2CjH,0SH  +  2C,H302(BiO). 

Wirkt  das  Wasser  im  Überschufs  und  bei  Siedetemperatur,  so  entsteht 
^in  dunkelrotes  Pulver  und  es  entweicht  Schwefelwasserstoff.  Die  Zusammen- 
^letzung  entspricht  der  Formel  (CHj.COSjBiS.  Das  von  dem  Pulver  abgetrennte 
I^iltrat  enthält  kein  Wismut,  aber  2  Mol.  Essigsäure.  Die  Bildungsgleichung 
:^ann  demnach  folgende  sein:  (CH8.COS)8Bi  +  2H,0=(CH3COS)BiS  +  2C3H,0 
H-H,S. 

Von  einem  gewissen  Interesse  ist  das  Verhalten  des  Wismutthioacetats 
Ynit  konz.  kalter  Schwefelsäure.    Es  bildet  sich  ein  roter  Niederschlag,  dessen 
ZZasammen Setzung  durch  die  Formel  (CH3COS)BiS04  ausgedrückt  wird;  er  ent- 
steht nach  der  Gleichung:  3(CH3COS)3Bi  +  4H,SO,  =  Bij(S04)8+(CH3COS)BiS04 
H-SCfH^OS,  welche  durch  die  Menge  des  in  Lösung  gefundenen  Wismuts   be- 
atfttigt  wird. 


—     154     — 

Warme  Schwefelsäure,  Ammoniak,  Natriumhjdrat  und  Karbonat,  warme 
Salzsäure,  Schwefelammonium  wandeln  das  Wismutthioacetat  in  Wismatsul- 
fid  um.  Bei  der  trockenen  Destillation  des  Wismutthioacetats  bildet  sich  das 
Sulfid,  neben  Thioessigsfiureanhjdrid. 

Kalte  konz.  Schwefelsäure  wirkt  auf  die  Verbindung  (CH,COS)sBiS  nach 
der  Gleichung  (CH3.COS),BiS  +  II,S04  =  H,S+(CH,COS),BiSO,. 

Die  entstandene  Verbindung  ist  braunrot;  der  entwickelte  Schwefelwasser- 
stoff entspricht  der  obigen  Gleichung. 

In  analoger  Weise  wirkt  die  Schwefelsäure  auf  (CsH,OS)BiS,  unter  Bil- 
dung der  schon  oben  erwähnten  Verbindung  (CH,C0S)BiS04. 

Wenn  man  auf  eine  Lösung  von  Kaliumwismutjodid ,  Tbioeasigaäure 
unter  Abkühlen  einwirken  läfst,  so  bildet  sich  ein  gelber  Niederschlag  von 
BiSJ,  welcher  trocken  erhitzt,  sich  nach  der  Gleichung  8BiSJ  =  Bi,S,+BiJ,  zer- 
setzt. Diese  Verbindung  konnte  Verf.  nicht  durch  Einwirkung  des  Jods  auf 
Wismutsulfid  oder  durch  Erhitzen  von  Ammoniumjodid,  Wismutjodid  und 
Schwefel  darstellen,  während  das  analoge  Wismutsulfochlorid  und  -bromid  auf 
diese  Weise  dargestellt  werden  können.  Eine  Lösung  von  Jod  in  Schwefel- 
kohlenstoff wirkt  auf  festes  Wismutthioacetat  unter  Bildung  eines  roten 
amorphen  Pulvers,  dessen  Zusammensetzung  (CH,.GO.S)BiJ,  ist.  Die  gleich- 
zeitige Einwirkung  des  Jods  und  der  Thioessigsäure  auf  Kaliumwismutjodid 
liefert  einen  gelben  Niederschlag  von  der  Zusammensetzung  (CH,COS),BiJ. 
Einige,  in  dieser  Abhandlung  erwähnte  Verbindungen  bieten  ein  gewisses 
Interesse,  weil  sie  die  Fünfwertigkeit  des  Wismuts  nochmals  zeigen. 

Über  das  Chromarseniat,  von  N.  Tabuoi.  (Oaxx,  ckim,  itaL  [1897]  2,  166.) 
Man  sagt,  dafs  bei  der  Einwirkung  eines  löslichen  Arsenits  auf  ein  lösliches 
Chromat  ein  Chromarseuiat  entsteht,  von  welchem  aber  weder  die  Eigenschaften 
noch  die  Zusammensetzung  bekannt  sind.  Scuweitzeb  (1846)  beschreibt  eine 
Vorbindung,  welche  als  ein  Additionsprodukt  von  einem  basischen  Chromarseniat 
mit  saurem  Kaliumarseniat  zu  betrachten  wäre.  Die  Zusammensetzung  entspricht 
der  Formel  Cr,AseKg048H^o »  °^it  welcher  sowohl  die  Analyse  Schweitzeb's, 
wie  jene  des  Verf.  übereinstimmt.  Nach  Schweitzer  wäre  aller  Wasserstoff 
als  Wasser  vorhanden,  weil  der  Verlust  bei  Wasserbadtemperatur  gerade  20U3O 
entsprechen  würde.  Nach  dem  Verf.  verliert  der  Köi'per  nur  18  Mol.  Wasser, 
und  er  meint,  dafs  der  Verbindung  eine  andere  Zusammensetzung  zukommt 
und  zwar  die  folgende: 

(nOj4^Cn=As04 

(H0)4=Cr/        .4KjHAs04-f  12H,0, 

(HO)4=Cr_As04 

weil  die  Verbindung  bei  60^  zuerst  8  Mol.  Wasser  verliert  (6  aus  dem  Hjdr- 
oxjlcu  und  2  aus  dem  Arseniatmolekül),  dann  bei  120^  weitere  10  Mol.  Es 
würde  somit  nach  ihm,  der  Körper: 

CrO,=As04 

CrOj/        .4K,HAs04 

CrO,=A804 

zurückbleiben. 


—     155     — 

Der  Körper  CrgAseK^OsoH«  stellt  ein  dunkelgrünes  Pulver  dar,  welches  in 
Terdünnter  Salzsäure  wenig  löslich  ist,  leichter  in  konzentrierterer  und  in  Salpeter- 
sSnre.  Mit  Kalihydrat  erhitzt  zersetzt  es  sich,  indem  das  Arsen  des  Kalium- 
arseniats  in  Lösung  geht  und  ein  dunkles  Pulver  hinterbleibt.  Die  Zusammen- 
setzung dieses  Pulvers  entspricht  der  Formel  K4Cr,As,0,e.l2H,0  und  die  Kon- 
stitution des  Körpers  wird  vom  Verf.  durch  die  Formel: 


CrO«— AsO^K, 
ausgedrückt 

Diese  Verbindung  löst  sich  in  Mineralsäuren  mittlerer  Konzentration. 
£rhitzt  man  sie  mit  einer  durch  arsenige  Säure  sauren  Lösung  von  Kalium- 
arsenit,  so  wandelt  sie  sich  in  einen  flockigen,  sehr  voluminösen,  gelbgrünen 
Niederschlag  um,  dessen  Zusammensetzung  K7 AssCrgOn  +  24HsO  ist  Diesem 
Körper  legt  Verf.  die  Konstitution: 

KAs04  =  Cr— AsO^K, 
KAs04  =  Cr<; 

> 

KASO4  =  Cr— AsO^Kj 

bei.  £r  löst  sich  in  verdünnten,  warmen  Säuren  auf.  Beim  Behandeln  in 
der  Siedehitze  mit  Alkali  wird  er  dunkelgrün  und  geht  Kaliumarseniat  in 
Lösung.  Das  Ungelöste  hat  die  Zusammensetzung  Cr^As^U^OioK«  und  nach 
dem  Verf.  die  Konstitution: 

(H0),=Cr-As04Kj 

(HO),  =  Cr< 

(HO),  =  Cr— AsO.K^, 
'welche  erklären  würde,  warum  der  Körper  bei  150^  3  Mol.  Wasser  verliert.  Der 

CrO— ASO4K, 


> 


CrO 

> 

CrO-AsOA, 

Körper,  welcher  dabei  entsteht,  geht  bei  der  Behandlung  mit  einer  durch  arsenige 
Säure  sauren  Kalinmarsenitlösung  in  eine  andere  Verbindung  über,  welche  nach  der 
Analjse  die  Zusammensetzung  Cr,As4K40ie  +  18H,0  und  nach  dem  Verf.  die 
KoDBtitation: 


—     156     — 


ASO4K, 

Cr/ 

Cr/ 

>A804 
Crf 

AsO^Kj 


Der  Körper  ist  in  verdünnten  Säuren  löslich  und  gegenüber  den  Alkali- 
hydraten indifferent.  Er  oxydiert  sich  leicht,  geht  durch  ein  Ferricyankalium 
in  ein  dunkelgrünes  Pulver  über;  dieses  hat  die  Zusammensetzung  Cr,As40i«. 
12H2O  und  würde  nach  dem  Verf.  das  Chromarseiiiat  von  der  Konstitution: 


Cr/ 
Cr 


^A804 


\AsO4 


JA8O4 
Cr( 

^As04 
darstellen. 

Die  Reaktion  des  Ferricyankaliums  macht  nach  dem  Verf.  die  Anwesen- 
heit der  Gruppe  Cr=  in  dem  vorletzt  erwähnten  Körper  wahrscheinlich. 

Nach  dem  Ref.  bilden  die  hier  erwähnten  Verbindungen  ein  neues,  sehr 
interessantes  Beispiel  von  komplexen  Chromverbindungen,  welche  wahrschein- 
lich an  die  Seite  der  von  Recoüka  studierten  Chromsulfatverbindungeu  zu 
stellen  wären. 

Ref.  hat  hier  die  vom  Verf.  mit  besonderer  Vorliebe  entwickelten  Kou- 
stitutiousformeln  angegeben,  nicht  weil  sie  den  beobachteten  Thatsachen  besser 
entsprechen  als  die  empirischen  Formeln,  sondern  nur  um  eine  Gelegenheit  zu 
haben,  gegen  diese  nichtssagenden,  der  organischen  Chemie  nachgebildeten 
Formeln,  seine  bescheidene  Stimme  zu  erheben.  Hier  z.  B.,  um  nur  eine  Seite 
der  Frage  zu  erwähnen,  stellt  Verf.  Formeln  auf,  welche  je  nach  der  Bequem- 
lichkeit sechs-,  vier-,  drei-,  zweiwertige  Chromatome  enthalten ;  d.  h.  mit  anderen 
Worten  würde  die  Formel  sagen,  dafs  die  Chromatome  sich,  je  nachdem,  in 
einem,  den  Oxydationsstufen  CrOs,  CrO„  Cr^O,,  CrO  entsprechenden  Zustande 
befinden.  Verf.  liefert  natürlich  für  diese  Annahme  nicht  den  kleinsten  Beweis 
und  Ref.  möchte  sich  nicht  erlauben,  ihm  deshalb  einen  Vorwurf  zu  machen. 
Auch  in  vielen  sehr  geschätzten  Lehrbüchern  findet  man  mit  Leichtigkeit 
ähnliches  und  schlimmeres.  So  sieht  man  z.  B.  die  phospborige  und  die  unter- 
phosphorige  Säure  von  einem  fuufwertigen  Phospboratom  abgeleitet,  so  dais  sie 
den  Phosphor  in  derselben  Oxydationssttife  wie  in  P^Os  oder  in  H,P04  enthalten 
würden.  Wann  werden  wir  diese  und  ähnliche  vorgefafste  Meinungen  über- 
wunden haben? 

Über  die  volametrischen  Bestimmungen  des  Bleis,  von  A.  Lokqi  und 

L.  BoNAviA.     (Oaxx.  chim.  ital  [1896]  1,  327.) 

Die  Verf.    unterziehen   in  der   vorliegenden,   sehr   ausgedehnten    Arbeit 

alle    zu   volumetrischen   Bestimmungen    des   Bleis   vorgeschlagenen  Methoden 

einer  vergleichenden  Prüfung,    um    über   deren  praktischen  Wert  urteilen    zu 

können    und ,    im    nötigen    Falle ,    einige    Verbesserungen    zu    bringen.      Die 


-     157     — 

F&r  jede  Methode  erhaltenen  Daten  sind  in  zahlreichen  Tabellen  zusammenge- 
hüt  und  führten  die  Verf.  zu  den  Ergebnissen,  die  hier  kurz  referiert  werden. 
2a  ihren  Versuchen  wandten  Verf.  Lösungen  von  reinem  Bleinitrat  an. 

Die  Anwendung  der  Alkalisulfide  (Hohes,  Domokte)  gab  den  Verf.  kein 
^tes  Resultat,  weil  das  Ende  der  Keaktion  schwer  zu  erkennen  ist. 

Bessere  Resultate  kann  die  von  Hempel  und  Mohb  empfohlene  Methode 
^ben,  nach  welcher,  wie  bekannt,  das  Blei  durch  Oxalsäure  gefeit  wird,  und 
dann  entweder  die  Menge  der  yerbundenen  oder  der  überschüssigen  Oxalsäure 
bestimmt  wird.  Dabei  hat  die  vorhandene  Salpetersäure  einen  grofsen  Einflufs 
mid  zwar  sowohl  auf  die  freie  Oxalsäure  als  auch  auf  das  Bleioxalat  Es  ist 
deshalb  besser  einen  grofsen  Oxalsäureüberschufs  anzuwenden  und  in  konz. 
Losungen  zu  arbeiten.  Zuverlässigere  Resultate  giebt  die  Bestimmung  der  ge- 
bundenen als  die  der  freien  Oxalsäure,  und  besser  ist  das  Blei  bei  Anwesen- 
heit von  Alkohol  zu  fftllen  und  das  Bleioxalat  durch  verdünntes  Alkohol  zu 
waschen. 

Die  direkte  Bestimmung  der  Bleilösungen  nach  Schwabz  durch  Kalium- 
bichromat  und  Tüpfeln  mit  Silbemitrat  ist  nicht  sicher,  weil  das  frisch  geföllte 
Bieichromat  mehr  oder  minder  leicht  auf  Silbemitrat  einwirkt. 

Pellet  hat  vorgeschlagen,  das  Blei  als  Chromat  zu  füllen,  das  über- 
schüssige Kaliumbichromat  durch  ein  Ferrosalz  zu  zerstören  und  *die  unver- 
brauchte Menge  des  letzteren  durch  Permanganat  zu  bestimmen.  Die  Methode 
kann  nach  den  Verf.  gute  Resultate  geben,  nur  empfehlen  sie  die  Anwendung 
einer  titrierten  Raliumbichromatlösung,  die  Salzsäure  der  Ferrosalzlösung  durch 
Schwefelsäure  zu  ersetzen  und  endlich  die  Titrierung  in  der  Kälte  statt  in  der 
Wärme  auszuführen.  Die  von  Blei  gebundene  Chromsäure  kann  dagegen  nicht 
genau  bestimmt  werden. 

Auch  die  von  Dibhl  vorgeschlagene  Titrierung  der  überschüssigen  Chrom- 
s&ure  durch  Natriumhyposulfit,  kann  nur  dann  gute  Resultate  liefern,  wenn  man 
die  Titrierung  bei  einem  höheren  Verdünnungsgrad,  als  Diehl  angiebt,  ausführt 
und  wenn  man  den  Titer  der  Natriumhyposulfidlösung  durch  Kaliumbichromat 
bestimmt.  Geschieht  die  Titerstellung  durch  Jod,  so  gelangt  man  zu  ganz  un- 
brauchbaren Resultaten,  weil  die  Reaktion  zwischen  Chromsäure  und  Thiosulfat 
anders  erfolgt  als  nach  Diehl.    (Siehe  nachstehendes  Referat.) 

Die  Bestimmung  des  Bichromatüberschusses  durch  eine  Eisensulfatlösmig 
und  Tüpfelung  mit  Ferrocyankalium  hat  den  Verf.  kein  befriedigendes  Resultat, 
sowohl  bei  strenger  Verfolgung  der  Originalangaben  von  Roüx,  als  auch  bei 
etwas  modifizierten  Bedingungen,  ergeben.  Man  kann  aber  brauchbare  Resultate 
erhalten,  wenn  man  verdünnte,  neutrale  oder  schwach  essigsaure  Bleiuitrat- 
lösungen  (bei  Anwesenheit  von  Acetaten)  durch  einen  Überschufs  von  Bichromat 
fSllt  und,  bei  der  Zurücktitriemng  mit  Eisensulfatlösung,  sowohl  das  ganze 
Volum  der  Flüssigkeit,  als  die  relative  Menge  Ferrosulfatlösung  berücksichtigt, 
welche  nötig  ist,  um  eine  deutliche  Blaufärbung  beim  Tüpfeln  hervorzurufen. 

Die  Verf.  haben  vortreffliche  Resultate  bei  der  jodometrischen  Titrierung 
sowohl  der  überschüssigen  als  der  an  Blei  gebundenen  Chromsäure  erhalten. 

Die  direkte  Titrierung  der  Blcilösung  durch  Ferrocyankalium  und  Tüpfe- 
lung mit  Eisenchlorid  nach  Graeqer  und  Iron  kann  nur  unrichtige  Resultate 
geben,  weil  das  Eisenchlorid  momentan  auf  das  Bleiferrocyanid  einwirkt.  Gute 
Resultate  giebt  die  Methode,   wenn  man  das  Eisenchlorid    durch    das  Acetat 


—     158     — 

oder  besser  durch  Uranylnitrat  ersetzt,  welches  nur  langsam  auf  das  Ferrocjau- 
blei  einwirkt.  Die  Bestimmung  des  überschüssigen  Ferrocyankaliums  durch 
Permanganat,  bietet  groDse  Schwierigkeiten,  weil  die  Filtration  des  Ferrocyan- 
bleis  nicht  leicht  erfolgt.  Eine  kleine  Menge  Essigs&ure  erleichtert  das  Fil- 
trieren, aber  sie  ist  nicht  ohne  Wirkung  auf  das  Ferrocjanid.  Die  Methode 
kann  wirklich  brauchbar  und  genau  werden,  wenn  man  die  Essigsäure  durch 
Salpeter  ersetzt. 

Endlich  prüften  die  Verf.  die  Methode  von  Haswall,  welche  in  der 
direkten  Titrierung  der  Bleilösungen  durch  Kaliumpermanganat  bei  Anwesen- 
heit von  Kalihydrat  oder  Zinkozyd  besteht.  Die  Methode  hat  ganz  schlechte, 
unter  einander  nicht  stimmende  Resultate  gegeben  und  so  auch  bei  Anwesen- 
heit von  den  Oxyden  des  Calciums,  Baiyums  oder  Magnesiums. 

Über  die  Wirkung  der  Chromsaare  auf  die  ThioschwefelBäure,  von 

A.  LoNOi.     {Gaxx.  chim,  ital.  [1896]  2,  119.) 

Die  Reaktion  zwischen  der  Chromsäure  und  der  Thioschwefelsäure  erfolgt, 
je  nach  den  Bedingungen  sehr  verschieden.  Aufser  der  Konzentration  der 
Chromsäurelösung  und  der  Natur  und  Menge  der  zu  deren  Ansäuerung  ge- 
brauchten Säure,  hängt  sie  auch  von  der  Temperatur  der  Lösungen  und  von 
der  Geschwindigkeit,  mit  welcher  man  die  Thiosulfatlösung  zu  der  Chromsäure- 
lösung zuflicfsen  läl£t,  ab. 

Diese  Reaktion  kann  deshalb  nicht  ohne  weiteres  als  Grundlage  einer 
Titrierungsmethode  dienen,  wie  bei  der  Prüfung  der  volumetrischen  Bleibe- 
stimmungsmethode  nach  Diehl  (siehe  vorstehendes  Referat)  Verf.  und  Bonavia 
gefunden  haben. 

Bei  der  Einwirkung  des  Natriumthiosulfats  auf  angesäuerte  Kaliumbichro- 
matlösungen,  zeigt  sich  stets  eine  Bildung  von  Schwefelwasserstoff,  und  die  ge- 
bildete  Schwefelsäure  ist  stets  in  kleinerer  Menge  vorhanden,  als  der  von  Diehi« 
angegebenen  Reaktion:  8H,Cr04-h3H,SjOa  +  7H,0  =  6H,S04+ 4Cr9(0H]^  ent- 
spricht. Verf.  meint,  dafs  die  Schwefelsäurebildung  von  einer  sekundären 
Reaktion  herrührt,  da  die  Chromsäure  zuerst  unter  Bildung  von  Tetrathionsäure 
auf  die  Thioschwefelsäure  einwirkt  und  zwar  nach  folgender  Gleichung: 
2  H,Cr04  -I-  6  HAOa  =  8  H^S^O^  -f  Cr,(0H)8  +  2  H,0. 

Dies  wurde  vom  Verf.  zu  beweisen  gesucht,  zuerst,  indem  er  Schwefel- 
säure oder  Salzsäure  zu  KaliumbichromatlÖsungen,  welche  einen  Oberschuij» 
von  Na,SsOs  enthielten,  hinzufügte  und  sofort  durch  Jod  die  überschüssige 
Menge  der  Thioschwefelsäure  bestimmte;  dann  auch,  indem  er  die  Natur  und 
die  Menge  der  Thiosäuren  untersuchte,  welche  sich  bei  der  Einwirkung  der 
Salzsäure  auf  Lösungen,  die  das  Bichromat  und  das  Thiosulfat  in  den  von  der 
Gleichung  verlangten  Verhältnissen  enthielten,  bildeten. 

über  die  Manganbestimmimgen  in  Lösungen  von  Manganosalzen  nnd  Per- 
manganaten,    von    A.    Longi    und    S.    Camilla.    (Gaxx,    chim.    itaL 
[1897]  1,  97.) 
Im  Laufe  einer  anderen  Untersuchung  standen  die  Verf.  vor  der  Notwendig- 
keit, die  Chromsäure  neben  Übermangansaure  bestimmen  zu  müssen.  Zu  diesem 
Zwecke  versuchten  sie  die  Methode  von  Gensard  und  Volhaed  zu  verwenden, 
aber  sie  hielten  es  vorher  für  notwendig,  den  Wert  der  gegen  diese  Methode 


—     159     — 

von  BIeikbcke  erhobenen  Einwände  kennen  zu  lernen.  Die  Methode  gründet 
sich,  wie  bekannt,  auf  die  Gleichung :  3  MnO  +  Mn^Oy  =  5  MnO«. 

Die  Verf.  fanden  nun  die  Einwendungen  von  Meinecke  unberechtigt,  sie 
halten  aber  die  von  Volhabd  bei  der  Bestimmung  vorgeschriebene  Gegenwart 
Ton  Salpetersäure  unnützlich,  dagegen  die  von  Zinksulfat,  nach  den  von  Vol- 
HARD  angegebenen  Verhältnissen,  für  zweckmäfsig. 

Bei  den  Bestimmungen  der  Mangansalze  durch  Permanganat,  haben  Verf. 
auch  Kontrollbestimmungen  anstellen  können,  indem  sie  den  abfiltrierten  Super- 
oxydniederschlag  in  Wasser  suspendierten  und  dessen  Menge  durch  eine  Jod- 
lösung  und  eine  titrierte  Thiosulfatlösung  ermittelten. 

Wendet  man  titrierte  Mangansalzlösungen  an,  so  kann  man  umgekehrt 
Permanganatlösungen  genau  bestimmen  und  auch  in  diesem  Falle  die  jodo- 
metrischen  Kontrollbestimmungen  anwenden. 

Die  Bestimmung  des  Mangans  auf  jodometrischem  Wege  ist  nicht  nur 
wichtig  für  den  Fall  der  Bestimmung  der  Übermangansaure  bei  der  Gegen- 
wart von  Chromsäure,  sondern  auch  für  die  Bestimmung  des  Manganozyds  bei 
Gegenwart  von  Kobalt,  Nickel,  Blei,  wie  die  Verf.  später  zeigen  werden. 

Über  ein  einfiEtches  Verfahren  zum  Nachweisen  des  Natriums  in  käuf- 
lichem Alnminium,  von  D.  Vitali.    (L'Orosi  [1896],  404.) 

Die  vom  Verf.  vorgeschlagene  Methode  besteht  darin,  dafs  man  0.2 — 0.3  g 
Alaminium  mit  0,05  Quecksilbercjanid  und  3  ccm  Wasser  stehen  läfst,  bis  die 
Oasentwickelnng  aufgehört  hat  und  die  Masse  grau  und  trocken  geworden  ist. 
Sie  wird  alsdann  mit  Wasser  gewaschen,  das  Filtrat  wird  weder  Quecksilber 
«loch  Cjan  enthalten  und  wird  von  Phenolphtalein  rotviolett  gefärbt.  Der  auf  dem 
Filter  zurückgebliebene  Teil  wird  mit  Salzsäure  behandelt;  sowohl  das  saure 
filtrat  wie  die  auf  dem  Filter  noch  vorhandene  Substanz  färben  sich  allmählich 
^lau  oder  gleich,  wenn  man  ein  Ferrisalz  hinzufügt.  Damit  die  Reaktion  ge- 
nüge, mufs  Eisen  anwesend  sein,  welches  übrigens  im  käuflichen  Aluminium 
Smmer  vorkommt. 

Verf.  beweist,  dafs  die  stattfindenden  chemischen  Vorgänge  durch  folgende 
Crleichungen  ausgedrückt  werden: 

2  AI  -h  6H,0  =  2A1(0H ),  4-  SU^ 
3H,  4-  3Hg(CN),  =  3Hg  -|-  6HCN 
Na,  +  2HCN  =  2NaCN  +  H, 
Na,-l-2H,0  =  2NaOH4-Hg 
2NaOH  +  2HCN  =  2NaCN  +  2H,0 
Fe  +  6NaCN  +  2H,0  =  Na^FecCN  ^  +  2NaOH  -h  H, 
3Na4Fe(CN)6 + 4A1(0H)8  =  12NaOH  +  Al^iFeC^^)^. 

Die  zuletzt  hinzugefügte  Salzsäure  setzt  die  Ferrocyanwasserstoffsäure  in 
Preiheit,  welche  sich  dann  allmählich  in  Berlinerblau  umsetzt  oder  mit  Ferrisalz 
dieselbe  Verbindung  giebt 

Yolnmetrische  Bestimmung  der  Reinheit  des  Alanns  und  des  Zinksulfiats, 
von  B.  Vitali.    {BolL  chim.  Farm,  [1896],  385.) 
Za  einer  wässerigen  Lösung  von  Alaun  wird  so  lange  Normallauge  hinzu- 
gefügt, bis  man  mit  Phenolphtalein  die  Rosafärbung  bekommt.     Es  fällt  Alu- 


—     160     — 

ininiumhydrat  aus,  welches  keine  Wirkung  auf  das  Phenolphtalein  ausübt  S  Mol. 
Natron  entsprechen  1  Mol.  Aluminiumhjdrat,  oder  1  ccm  Natronlauge  0.158  Alaun. 
Dieselbe  Methode  läfst  sich  auch  auf  die  volumetrische  Bestimmung  an- 
derer Salze  anwenden,  deren  Hydroxyde  nicht  auf  Phenolphtalein  einwirken; 
so  z.  B.  die  Analyse  des  Zinksulfates:  1  ccm  Normalnatronlauge  entspricht 
0.H35  g  Zinksulfat.  Die  Methode  läfst  sich  natürlich  nur  in  dem  Falle  an- 
wenden, dafs  die  Lösung  nicht  sauer  ist  oder  keine  durch  Natron  füllbareu 
Metallsalze  enthält. 

Über  das  Nitrohydroxylamin,  von  A.  Anqeu.  {Oax%,  chim.  ital  [1896]  2, 17.) 
Ausführliche  Mitteilung  der  in  dieser  Zeitsehr,  14,  182,  schon  referierten 
Arbeit. 

Bemerkungen  über  den  Nachweis  der  Chloride  durch  die  Chromyl- 
Chloridbildung,  von  G.  Mazzarom.  {AtH  del  R.  hfihito  Veneto  [7]  7, 11 24.) 

Es  wird  als  eine  allgemeine,  charakteristische  Reaktion  der  Chloride  die 
Bildung  des  Chromylchlorids  angesehen.  Verf.  fand,  dais  das  Mercuro*  und 
Mercuri Chlorid,  Chlorsilber,  Platin-  und  Goldchlorid,  endlich  das  Antimonoxy- 
chlorid,  die  erwähnte  Reaktion  nicht  geben,  auch  wenn  man  die  Versuchsbe- 
dingungen noch  so  sehr  ändert. 

Beim  Erhitzen  der  genannten  Chlorverbindungen  mit  Kaliumbichromat  und 
Schwefelsäure  beobachtet  man  stets  eine  Chlorentwickelung.  Verf.  vermag 
noch  keine  befriedigende  Erklärung  seiner  Beobachtung  zu  geben,  deren  Studium 
aber  fortgesetzt  wird. 

Darstellung  von  Chlorwasser,  von  G.  Gbiogi.  {Boll  chim.  Farm,  [1896]  680.) 
Wie  bekannt,  kann  man  Chlorwasser  nach  der  Gleichung  PbO,.PbO+ 
3H8SO,  +  2NaCl  =  2PbS04  +  Na^S04  +  3H,0  +  Cl,  darstellen.  Um  ein  Chlorwasscr 
zu  haben,  welches  kein  anderes  Salz  enthält,  empfiehlt  Verf.  die  durch  folgende 
Gleichung  ausgedrückte  Bereitungsweise:  8(C4H,04  +  2HgO)  +  Pb,0,+(CaCl,+ 
öH^O )  =  CaC^O^  +  2PbC,04  + 1  bUfi  +  Cl,. 

Statt  PbjOg  kann  man  vorteilhafter  PbO,  anwenden. 

Quantitative  Bestimmung  des  Eisens  auf  kolorimetrischem  Wege  im 
käuflichen  Kupfersulfat,  von  J.  Zanardi.  (Boll.  chim.  Farm.  [1896],  513.1 
Das  Kupfer  wird  durch  Rhodankalium  ausgefällt,  das  Filtrat,  welches 
alles  Eisen  enthält,  durch  Wasserstoffsuperoxyd  oxydiert,  indem  man  schwach 
erwärmt.  Die  entstandene  Rosaförbung  wird  dann  mit  derjenigen,  welche  eine 
Lösung  von  Ferrinitrat  von  bestimmtem  Gestalt  mit  Rhodankalium  giebt, 
verglichen. 

Über  eine  neue  Bestimmungpsmethode  einiger  Substanzen  durch  Hydra- 

zinsulfat,  von  A.  Purootti.  {Gaxx.  chim.  Hai  [1896]  2,  559.) 
Bringt  man  oxydierende  Substanzen  in  Berührung  mit  einer  Hydrazin- 
sulfatlösung,  so  entweicht  aus  derselben  freier  Stickstoff,  indem  der  Wasserstoff 
der  zwei  Amidogruppcn  reduzierend  einwirkt.  Wenn  die  Reaktion  z.  B.  in 
einem  Apparat  von  Schultze  und  Tiemaxn  ausgeführt  wird,  so  kann  man  den 
entwickelten  Stickstoff  auffangen  und  messen.     Die  Anwendbarkeit  der  Methode 


—     161     — 

ist  allgemein,  nur  soll  die  Reduktion,  je  nach  dem  Fällen  in  neutraler,  alka- 
lischer oder  saurer  Lösung  ausgeführt  werden.  Verf.  zeigt  die  Brauchbar- 
keit seiner  Methode  bei  der  Bestimmung  von  Kupfer  (CuCls  wird  in  neutraler 
Ldsung  zu  CuCl  reduziert),  von  Kaliumbichromat  (in  neutraler  Lösung),  von 
Manganbioxyd  (in  neutraler  und  saurer  Lösung)  und  stellt  weitere  Versuche 
in  Aussicht. 
Über  die  Anwendung  des  blauen  Holybdänozyds  in  der  Mftfsanalyse, 

von  A.  PüBQOTTi.     (Qaxx,  chim,  itah  [1896]  2,  197.) 
In  dieser  Abhandlung  zeigt  der  Verf.,  dafs  eine  Lösung  von  blauem  Mo- 
lybdftnoxyd    zur    Bestimmung    oxydierender    Substanzen    angewendet    werden 
kann,  indem  man  sich  der  intensiven  Farbe  des  Reagens  bedient,  um  das  Ende 
der  Reaktion  zu  sehen.    Durch  Reduktion  von  gewöhnlichem  Ammonmolybdat 
durch  Zinkstaub   in    saurer  Lösung   stellt   Verf.  eine  annähernd  Vso  normale 
Lösung  von  blauem  Molybdänoxyd  dar,  deren  genauer  Titer,  d.  h.  die  Quan- 
tität Sauerstoff,  welche  nötig  istj  um  das  Molybdftnoxyd  in  Molybdänsfture  zu 
verwandeln,   durch  eine  ^/,(^  normale  Kaliumbichromatlösung  bestimmt  wird. 
Es  ist  zweckmäfsig,  den  Titer  vor  jeder  Bestimmung  zu  kontrollieren,  weil  die 
blaue  Lösung  der  Laboratoriumatmosphäre  ausgesetzt,  ihren  Gehalt  allmählich 
ändert.    (In  gut  geschlossenen  und  vollgefüllten  Gefäfsen  hält  sie  sich  dagegen 
unverändert.)    Die  Methode  der  Bestimmung  der  oxydierenden  Substanzen  kann 
eine  direkte  oder  eine  indirekte  sein.    Wenn  eine  Substanz  die  Molybdänlösung 
direkt  entftrbt,  so  kann  man  deren  Menge  ohne  weiteres  bestimmen,  indem  man 
aus  der  dem  Molybdänoxyd  abgetretenen  Quantität  Sauerstoff  die  Menge  des 
zu  bestimmenden  Körpers  berechnet.    So  z.  B.  bei  den  Eisenoxydsalzen,  den 
Chromaten,  dem  Kaliumpermanganat.    Im  Fall,  dafs  die  zu  bestimmende  Sub- 
stanz das  Molybdänoxyd  nicht  direkt  oxydiert,  läfst  der  Verf.  dieselbe  in  der 
Siedehitze   auf  eine  Lösung  von  Chromoxyd  in  Kalihydrat  einwirken  und  be- 
stimmt' dann  mit  seiner  blauen   Lösung   von  Molybdänoxyd   das   entstandene 
Chromat    Es  werden  so  Blei,  Kupfer,  Silber,  Quecksilber  etc.  bestimmt.    Die 
mitgeteilten  Analysen  zeigen  die  Brauchbarkeit  der  Methode,  welche  vielleicht 
in  manchen  Fällen  Anwendung  finden  kann. 

Trennungsmethode  dea  Nickels  vom  Kobalt,  des  Nickels  vom  Eisen  und 
dea  Kobalts  vom  Alumininm,  von  £.  Pinerua.    {Qaxx.  chim.  ital, 

[1897]  2,  56). 
Die  hydrierten  Chloride  von  Ni  und  Co,  Ni  und  Fe,  Co  und  AI  werden 
in  möglichst  wenig  Wasser  gelöst,  und  zu  der  Lösung  10  com  rauchende  Salz- 
säure und  10  ccm  Äther  hinzugefugt.  Man  sättigt  dann  die  homogene  Lösung 
mit  Salzsäoregas  bei  0^  Es  föllt  das  gelbe  Nickelbromid  aus,  und  die  Lösung 
ist  bei  Anwesenheit  von  Kobalt  blau,  wenn  dagegen  auch  die  kleinste  Menge 
Eisen  vorhanden  ist,  blaugrün.  Eisen  allein  giebt  eine  intensiv  gelbe  Lösung. 
Die  meisten  im  Handel  vorkommenden  und  als  rein  bezeichneten  Nickel-  und 
Kobaltpräparate,  nach  dieser  Methode  untersucht,  haben  sich  als  unrein  erwiesen. 
Im  Nickelchloridniederschlag  kann  sehr  leicht  das  Nickel  bestimmen.  In  ana- 
loger Weise  kann  man  Aluminium  von  Kobalt  trennen. 

Nachweis  vom  Nickel  bei  Anwesenheit  des  Kobalts,  von  A.  Cavalli. 

(Öo*«.  chim  ital.  [1897]  2,  95.) 

Die  von  den  anderen  Metallen  getrennten  Sulfide  des  Nickels  und  Kobalts 

werden  in  Königswasser  gelöst  und  die  Lösung  zum  Trocknen  verdampft.    Man 
Z.  anorg.  Cham.  XVII.  1 1 


—     162     — 

behandelt  mit  Nitroprussidnatrium  (1 :  30.)  Wenn  das  Kobalt  in  einem  Ver- 
hältnis von  1 :  800  vorhanden  ist,  so  entsteht  gleich  ein  Rosaniederschlag,  sonst 
entsteht  die  Fällung  allmählich.  Grenze  der  Keaktion  1 :  4000.  Das  Nickel 
fällt  schmutzig  weifs;  sogleich,  wenn  es  in  einem  Verhältnis  nicht  unter 
1  :  1000  anwesend  ist.  Grenze  1 :  10000.  Ist  die  Fällung  vollständig,  so  f&gt 
man  einige  Tropfen  Ammoniak  zu,  welches  nur  den  Nickelniederschlag  auflöst 
Wenn  das  Filtrat  heim  Hinzusetzen  von  Kali  eine  apfelgr&ne  Fällung  giebt,  so 
ist  Nickel  anwesend. 
Über  einen  röhrenförmigen  elektriflchen  Ofen,  von  D.  Helbig.  (Rend.  Äcc, 

Lincei  [1897]  1,  314.) 
Der  Apparat  erlaubt  in  bequemer  Weise  durch  einen  elektrischen  Strom 
ein  Rohr  leicht  und  gleichmäßig  auf  eine  gewünschte  Temperatur  za  erhitzen; 
es  bedarf  dazu  nur  die  Intensität  des  Stromes  zu  regulieren.    Für  die  Einzel- 
heiten sei  auf  das  Original  verwiesen. 

Analyse  einiger  Serpentinarten,  von  G.  Turi.  {Oaxx.  chim,  ital  [1897]  2, 82.) 
Verf.  theilt  die  Resultate  der  mikroskopischen  Untersuchung  und  der  che- 
mischen Analyse  einiger  Serpentinarten  aus  Toskana  mit 
Über   den  Druck  bei   der  Einwirkung   des  Wassers  auf  Quarz,   von 

G.  Spbzia.     {AtH,  R.  Aoe.  delle  Seicnxe  Tarino  81,  196  [1895—96].) 
Nach  den  Versuchen  von  Köhler  über  die  Lüslichkeit  des  Apophyllits 
und  den  Anmerkungen  von  Waltebshausbn  hat  man  eine  zu  groise  Wichtig- 
keit auf  den  Ko6fficienten  des  Druckes  bei  der  Löslichkeit  der  Mineralien  ge- 
legt, obschon  Bunsbn  zu  entgegengesetzten  Schlüssen  kam.    Nachdem  Verf.  in 
einer  früheren  Arbeit  gezeigt  hatte,  dafs  die  Löslichkeit  des  Apophjllit  haupt- 
sächlich von  der  Temperatur  abhängt  und  nicht  von  dem  Drucke,  untersuchte  er 
wie  die  Verhältnisse  bei  dem  Quarz  waren.  Pf  äff  hatte  gefunden,  dafs  4700  Teile 
Wasser  bei    18^   und   290  Atmosphären    Druck    nach    4  Tagen  1  Teil    Quarz 
auflösen  konnten.     Daraus  würde  man  berechnen,    dafs    1000  Teile  Wasser 
0.218  Teile  SiO,  aufgelöst  halten  könnten,  eine  Menge,  welche  diejenige  weit: 
überschreitet,  welche  nach  der  Analyse  in  den  Mineralwassem  vorkommt.  Nur  di^ 
heifsen  Geysirwässer   enthalten  eine  gröfsere  Quantität  SiOs  als  dem  Versucl» 
von  Pfaff  entspricht    Verf.  glaubt  deshalb,    dafs  auch  in  diesem  Falle  di^ 
Temperatur  mehr  als  der  Druck  ausmacht,  und  dafs  die  Schlüsse  Pfaff's  durclv- 
eine  Ungenauigkeit  der  Untersuchungsmethode  nicht  richtig  ausfallen  konnten^ 
Verf.  ging  bei  seinen  Versuchen  bis  1750  und    1850  Atmosphären  und  setzte 
die   Einwirkung  des  Wassers  bis  auf  5  Monate  fort    Eine  Gewichtsabnahme 
der  Quarzplatte  bei  der  Versuchstemperatur  von  etwa  25^  war  nicht  zu  beobachten* 

Weitere  Versuche  werden  in  Aussicht  gestellt 
Cinarit  von  der  Grube  S.  Giovanni  in  Sardinien,  von  L.  Bbuonatblu.  {Bend^ 

K.  Ital  Lombardo  [2|  30,  892.) 
Man  findet  bis  jetzt  in  der  mineralogischen  Litteratur  keine  Angaben  über" 
Linarit   aus  Sardinien  und  überhaupt  aus  italienischen  Fundorten.     Der  voim 
Verf.  beschriebene  Linarit  findet  sich  in  kleinen  Krystallen  auf  quarzigem  GangT 
und  ist  manchmal  von  zerfressenem  Anglesit,  von  Caledonit  und  von  einer  gelberm 
erdigen  Substanz,  welche  zum  gröfsten  Teil  aus  Massicot  besteht,  begleitet    In 
dem  Gang  findet  sich  neben  Quarz  auch  sehr  reichlich  kupferhaltiger  Galenit« 
aus  dessen  Verwitterung  höchst  wahrscheinlich  der  Linarit  und  Caledonit  ent- 
standen sind. 


163 


Die  krystallographische  Uutersuchuüg  hat  die  Anweseuheit  von  zwölf  ein- 
fachen Fonnen  ergeben,  von  welchen  eine  für  den  Linarit  neu  wäre,  obschon 
noch  zweifelhaft. 

Ein  wichtiger  Teil  des  Aufsatzes  beschäftigt  sich  mit  der  optischen  Unter- 
saehong  des  Linarits,  welche  bis  jetzt  noch  nicht  gemacht  war. 
Über  die  Anwesenheit  des  neuen  Minerals  Lawsonit  in  einigen  italie- 
nischen (Gesteinen,  yon  S.  Franchi.    (Ätti  R,  Acc.  delle  Seienxe  To- 
rino  32,  260.  1896—97.) 

Verf.  hat  in  verschiedenen  Orten  der  maritischen  Alpen  ein  in  Italien 
noch  nicht  beobachtetes  gesteinbildendes  Mineral  gefunden,  welches  mit 
dem  von  Rarsome  und  Polache  in  Califomien  gefundenen  Lawsonit  identisch 
erwiesen  worden  ist  Die  chemische  Analyse  des  italienischen  Minerals  be- 
stätigt die  von  den  genannten  Autoreu  angegebene  Formel  H4CaAl,Si|0|o. 
In  allen  Lagern  scheint  das  Mineral  als  ein  Produkt  der  Pseudomorphose 
der  Plagioklase,  in  analoger  Weise,  wie  andere  Male,  Albit  und  Zoisit, 
EU  entstehen.  Diesen  ftir  die  Bildung  des  Minerab  sehr  wichtigen  Hinweis 
konnte  man  in  den  amerikanischen  Lagern  nicht  erblicken.  Die  chemische  Zu- 
sammensetzung des  Lawsonits  ist  derjenigen  des  Zoisits  sehr  ähnlich,  letzteres 
ist  nur  kalkreicher  und  wasserärmer.  Man  mufs  femer  berücksichtigen,  dafs 
die  Formel  H^CaAliSi^Oio  aus  der  theoretischen  Formel  des  Anorthits  CaAl^SisOg 
durch  Hinzufügen  zweier  Mol.  Wasser  entstehen  kann ;  dies  beweist,  dafs  Law- 
sonit sich  aus  basischen  Plagioklassen  durch  einfache  Hydratation  unter  Ab- 
spaltung des  anorthischen  Moleküls  und  Freiwerden  des  Albitmoleküls 
bilden  l^nn. 

Die  Erscheinung  ist  viel  einfacher  als  die  Pseudomorphose  in  Zoisit,  bei 
welcher   zwei   Moleküle   des   letzteren  aus   8   Mol.  Anorthit  durch    Aufnahme 
von  1  Mol.  Wasser  und  1  Mol.  Kalk  entstehen. 
Bestimmnng  des  Bleies  in  den  Mineralien,  von  G.  Giorois.   (Oaxx.  chim. 

itai.  [1896]  %  522.) 
Wie  bekannt  bestimmte  Diehl  das  Blei,  indem  er  dieses  mit  einer 
titrierten  Kaliumbichromatlösung  fällte  und  den  Überschuß  des  Fällungsmittels 
durch  Natriumhyposulfit  ermittelte.  Verf.  ändert  diese  Methode  in  der  Weise, 
dafs  er  den  Bichromatüberschufs  reduziert  und  das  Chromoxydsalz  durch  Per- 
manganat  nach  einer  von  ihm  früher  (1893)  vorgeschlagenen  Methode  bestimmt. 
Die  Genauigkeit  der  Methode  wird  durch  zwei  Beleganalysen  gezeigt. 
Über  die  Bestimmung  des  Mangans  und  des  Chroms  in  metallischen 

Produkten,  von  G.  Giohgis.    {Oaxx.  chim.  ital  [1896]  2,  528.) 
Verf,  schlägt  eine  Modifikation  in  der  Methode  der  Manganbestimmung 

nach    VoLHARD   vor,  indem   er,   statt   bis   zur  Rosaförbung  zu  titrieren,  einen 

Überschufs  von  Permanganat  hinzusetzt  und  den  nicht  verbrauchten  Teil  des 

Reagens  durch  eine  Losung  von  Chromsulfat  bestimmt. 

In  einer  ähnlichen  Weise  bestimmt  Verf.  Chrom  und  Mangan  zusammen. 
Die  Güte  der  vorgeschlagenen  Abänderungen  wird  auch  hier  durch  wenige 

Beleganalysen  bewiesen. 

Beitrage  zur  Kenntnis  metallurgischer  Produkte,  von  G.  Giorois  und  U.  Al- 

visi.    iOaxx.  chim.  Ital  [1896]  2,  167.) 
Verf.   haben   einige  Stahlsorten  (16)  analysiert,  welche  schon  in  Bezug 
auf    ihren    Widerstand    und    ihre    Bearbeitungsfähigkeit    untersucht    waren. 

11* 


\  IPRa 


—     164     — 

Zweck  der  Verf.  war  nur  einen  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Beziehungen,  welche 
zwischen  der  chemischen  Zusammensetzung  und  den  erwähnten  Eigenschaften 
bestehen,  zu  bringen.  Verf.  besprechen  zuerst  die  angewandte  Untersuchung»- 
methode,  und  folgern  dann  aus  dem  Vergleich  der  chemischen  Untersuchung 
mit  den  praktischen  Proben,  dafs  man  aus  der  ersteren  bis  zu  einem  gewissen 
Grad  über  die  Güte  der  untersuchten  Stahlsorte  hätte  urteilen  können;  die 
praktischen  Proben  sind  aber  nach  ihnen  unentbehrlich.  Zuletzt,  nach  einer 
kurzen  Besprechung  der  von  v.  Jonstorff  vorgeschlagenen  Formel,  welche  wie 
bekannt,  die  ZerreifsfÜhigkeit  eines  Stahles  von  dem  Kohlenstoff-,  Mangan-, 
Siliciumgehalt  abhängen  läfst,  kommen  sie  zu  dem  Schlnüs,  dafs  man  zu  der 
allgemeineren  Formel  gelangen  würde,  wenn  man  in  ihr  die  Atomgewichte 
durch  die  Atomvolumina  ersetzte.  Genaueres  wird  aber  nicht  angegeben. 
Schmelzungen  im  elektrUchen  Ofen,  von  G.  Oddo.  (Bend.  Ace.  Lificei  [1896] 
1.  Sem.  861.) 

Um  einige  in  einem  früheren  Aufsatze  ausgesprochene  Ansichten  zu 
stützen,  teilt  Verf.  aus  einer  im  Gang  befindlichen  Untersuchung  einige  Ver- 
suche mit 

Verf.  hat  der  Einwirkung  eines  Stromes  von  40  Volt  und  120  Amp.  freien 
Kalk,  sowie  Gemische  von  Kalk  und  Kieselsäure  ausgesetzt  Er  konnte  nur 
die  Bildung  von  Meta-  und  Orthocalciumsilikat  beobachten.  Ein  kalkreicheres 
Silikat  scheint  sich  nach  ihm  unter  den  erwähnten  Bedingungen  nicht  zu 
bilden.  Alle  dem  elektrischen  Bogen  ausgesetzten  Gemische  vermögen  mit 
Wasser  allein,  oder  mit  Kalk  gemengt,  nicht  zu  binden;  sie  löschen  sich  viel- 
mehr langsam,  wie  der  geschmolzene  Kalk  selbst.  Den  Wert  dieser  ^{ersuche 
wird  man  natürlich  erst  nach  der  versprochenen  weiteren  Mitteilung  des  Verf. 
besser  schätzen. 

Beitrag  zum  mikrographischen  Studium  einiger  italienischer  Cemente, 
von  L.  BuooA  und  G.  Oddo.    {Oaxx.  chifn,  ital,  [1896J  2,  549.) 

Es  wird  die  mikroskopische  Untersuchung  dreier  von  italienischen  Fabriken 
herrührender   Cementarten    mitgeteilt   und   zum   Schlufs   einige   mit  den   An- 
sichten Le  Chatblieks  nicht  stimmende  Schlüsse  gezogen. 
Theorien    und    Experimente    über    die   hydraulischen   demente,   von 

0.  Rebuffat.    (Oaxx,  ehim.  itaL  [1896]  2,  242.) 
Offener  Brief  an  G.  Oddo  polemischen  Inhalts  (s.  diese  Zeitschr,  14,  186). 


Druck  fehlerb  er  ichtigung 
zur  II.  und  III.  Mitteilung  „Über  Elektrolyse  der  Salzsäure"  (Band  XVI). 
S.  857  letzte  Zeile  lies:  „Elektrolyseure"  statt  „Elektrolysensäure". 
S.  444  oben  lies: 

4F       P^,         F        pci  ^         ^H 

anstatt  „  „  „      —  „ 

S.  444  Mitte  soll  das  Schema  sein: 

_^  ._ ^ 


•4- 0  anstatt    -< 0 

0 —^  0 y 

S.  446:  In  der  Tabelle  lies  3.  Zeile  letzte  Kolumne  0.06  "/o  anstatt  0.6  ^n; 
femer  9.  Zeile  vorletzte  Kolumne  0.0860  g  statt  0.0086  g  und  9.  Zeile  letzte  Ko- 
lumne 4.7  '^/o  statt  0.5  ^0- 


T\  R  P  A  r7  y'X 
XTNTVERSIT^ 


Of 


Notiz  Ober  die  Geschwindigkeit  der  Entwässerung 

krystallisierter  Salze. 

Von 

Theodobe  William  Biohabds.^ 

Mit  1  Figur  im  Text 

Im  Laufe  meiner  Untersuchungen  über  das  Atomgewicht  von . 
Baryum  und  Strontium   habe   ich   gelegentlich   eine  Anzahl  Beob- 
achtongen   über   die  Dehydratisierung   einiger  Salze   dieser   Metalle 
gemacht.   Diese  Beobachtungen  ergänzen  die  Arbeiten  von  Lesgoeub,^ 
!Rooz£BOOM^  und  anderen,  betreffend  die  Dampftension  des  in  kry- 
stallisierten  Salzen  gebundenen  Wassers.     Es  wurde  gefunden,  dafs 
tiie  Geschwindigkeit,   mit   der  das  Wasser   durch   ein   trocknendes 
^gens  der  Substanz  entzogen  wird,  bei  verschiedenen  Salzen  ebenso 
^e  bei  verschiedenen  Hydraten   desselben  Salzes  sehr  verschieden 
:i8t.   Chlorbaryum  efBoresziert  zuerst  mit  grofser  Geschwindigkeit,  um 
^ann,  nachdem  es  ein  Molekül  des  Erystallisationswassers  verloren 
Iiat,  das   übrigbleibende  Wasser  in   viel   langsamerem  Tempo   ab- 
zugeben.    Das  ist  nichts  anderes  als  was  zu  erwarten  war,   denn 
^e  G^chwindigkeit  der  Entwässerung  mufs  angenähert  proportional 
^er  Tension  des  Wasserdampfes  im  Salze  sein,  vorausgesetzt,  dafs 
^er  Wasserdampf   gleichmäfsig    aus   der   umgebenden   Atmosphäre 
entfernt  wird.     Es   ist  daher  ersichtlich,   dafs   aufeinanderfolgende 
'Tagungen  einer  Substanz,  die  ihr  Wasser  abgiebt,  über  die  relative 
Dampftension  der  successiven  Moleküle   des   in   der  Substanz    ent- 
lialtenen  Erystallisationswassers  sichere  Auskunft  geben  kann. 


^  Ins  Deutsche  übersetzt  von  E.  Weintraub. 
»  Ann.  Chtm.  Phys.  [6]  19,  533;  21,  511;  [7]  2,  78. 
•  Ornnpt  rend,  110,  134;  Zeitschr,  Phya,  C/ietn.  11,  449;  auch  4,  31  etc. 
Z.  anorg.  ClMin.  XVII.  12 


166 


um  zu  zeigen,  wie  scharf  und  plötzlich  diese  Änderung  der 
Geschwindigkeit  vor  sich  geht,  möge  ein  einziger  von  mehreren 
tibereinstimmenden  Versuchen  über  Baryumchlorid  angeführt  werden. 
In  einem  kleinen  Tiegel  wurden  1.2223  g  des  fein  pulverisierten 
Salzes  abgewogen,  und,  um  der  Luft  eine  leichtere  Zirkulation  zu 
ermöglichen,  der  Substanz  ein  kleiner  Betrag  gewaschenen  und  ge- 
glühten Äsbests  beigemischt.  Diese  Mafsregel  war  zum  Erfolg  des 
Versuches  nicht  notwendig,  obwohl  es  sich  herausgestellt  hat,  dafs 
sie  die  Schärfe,  mit  der  die  Geschwindigkeit  sich  ändert,  etwas  ver- 
gröfsert.  Der  Tiegel  wurde  in  einen  kleinen  Eksiccator  mit  Phosphor- 
säureanhydrid  gebracht,  und  der  Exsiccator  in  einen  Thermostaten 
von  der  Temperatur  30®  gestellt  Von  Zeit  zu  Zeit  wurde  der 
Tiegel  rasch  gewogen  und  zugleich  das  Phosphoroxyd  umgerührt, 
um  die  der  feuchten  Luft  ausgesetzte  Oberfläche  zu  erneuern.  Die 
Resultate  dieses  Versuches  sind  in  der  folgenden  Tabelle  zusammen- 
gestellt. 


Zeit  (vom 
Beginn  an) 

in 
Stunden 

Zeit  (zwischen 

den  successiv. 

Wägungen) 

in  Stunden 

Der  Gftflamt- 
verlust 

g 

Der  Verlugt 
zwischen  zwei  auf- 
einanderfolgenden 
Wfigungen 

g 

Betrag  des  Verlustes 
in  MillijCTammen 
pro  Stunde 

0 

0 

0 

0 

^_„ 

0.5 

0.5 

0.0010 

0.0010 

2.0 

4.3 

8.8 

0.0109 

0.0099 

2.6 

11.0 

6.7 

0.0400 

0.0291 

4.8 

22.8 

11.8 

0.0886 

0.0486 

4.1 

26.7 

3.9 

0.0914 

0.0028 

0.72 

45.8 

19.1 

0.0964 

0.0050 

0.26 

118.0 

72.2 

0.1174 

0.0210 

0.29 

166.0 

48.0 

0.1284 

0.0110 

0.28 

214.0 

48.0 

0.1874 

0.0090 

0.19 

Nach  noch  einigen  Tagen  hat  das  Salz  fast  alles  Erystallwass^^^ 
verloren,   obwohl   die   letzten  Anteile,    die   in   der  Mitte   der   ve 
schiedenen  Teilchen,  die  das  Pulver  bildeten,  enthalten  waren,  imme^ 
langsamer  und  langsamer  entwichen.     Der  feuchten  Luft  des  Lab 
ratoriums  ausgesetzt,  nahm  das  Salz  in  einigen  Tagen  das  abgegeben 
Wasser  wieder  auf. 

Das  einzig  Bemerkenswerte  in  diesem  fast  selbstverständliche^^ 
Versuche  ist  die  Plötzlichkeit  mit  der  sich  die  Geschwindigkeit  deT 
Entwässerung  nach  dem  Verluste  des  ersten  Moleküls  Erystallwasser 


167 


p.O9O0  g)  geändert  hat.  Eiae  graphische  Darstellung  wird  die 
Sache  anschaulicher  machen.  In  dem  Diagramm  ist  die  Zeit  (in 
Standen]  auf  der  Abscissen ,  der  Verlust  an  Wasser  (in  Orammen) 
mf  der  Ordinatenachse  au%etragen. 


«.u 

OeMhwindigkeit  der 

EntwiMemng  von 

-*■ 

0.11 
0.10 

;:^ 

i^ 

-* 

Bä 

e?. 

*. 

" 

-1 

-•■ 

CJ.JD 

>' 

0.07 
0.06 
0.0ä 
OJM 

/ 

/ 

Z 

O.01 
0.00 

_ 

J 

J 

J 

_J 

40       60       80      100     120     140     160     180     200     220 

Die  Spitze  des  Winkels  f^t  genau  mit  dem  Punkte,  der 
3aCl,.fl,0  entspricht,  zusammen. 

Ähnliche  Versuclie  wurden  mit  einer  Reihe  anderer  Salze  an- 
resteUt  —  die  mit  wenig  KryatallwasHer  zeigten  ein  dem  Baryum- 
ihlorid  ähnliches  Verhalten,  während  die  mit  viel  Erystallwasser 
vie  z.  B.  Natriumkarbonat)  weniger  winklige  Kurven  gaben,  in 
teneo  die  verschiedenen  Hydrate  nur  wenig  oder  gar  nicht  zum 
Gasdruck  kamen.  Es  ist  bekannt,  dafs  nicht  alle  Hydrate  sich 
r&hrend  solcher  Dehydratisierung  bilden  müssen. 

Um  mit  irgend  einem  Salze  scharfe  Oescbwindigkeitsänderungen 
n  bekommen,  mufs  natui^emäfs  ein  wasserentziehendes  Mittel  an- 
;ewendet  werden,  das  nicht  schneller  das  Wasser  von  der  Oberfläche 
mtfornt,  als  es  durch  Diffusion  von  innen  ersetzt  werden  kann. 
Tot  eine  Substanz,  wie  Natriumcarbonat,  bekommt  man  daher  be- 
riedigendere  Besnltate,  wenn  man  im  Exsiccahir  statt  Phosphor- 
Anreanhydrid  verdünnte  Schwefelsäure  benützt:  ein  keineswegs  neuer 
jtedanke.  FUr  jedes  gegebene  Salz  mufs  die  Wasserdampftension 
les  -waaserentziehenden  Mittels  nicht  um  viel  geringer  sein  als  die 


—     168     — 

des  Salzes  während  des  Stadiums,  das  dem  zweiten  Theile  der  ge- 
wünschten Kurve  entspricht. 

Es  ist  daher  bequem,  zu  diesem  Zwecke  eine  Tabelle  zur  Hand 
zu  haben,  die  die  ungefähre  Stärke  der  Schwefelsäure,  die  zur  Er- 
zielung einer  gewünschten  Wasserdampftension  bei  einer  gegebenen 
Temperatur  nötig  ist,  angiebt.  Die  zu  einer  solchen  Tabelle  nötigen 
Daten  können  in  den  Arbeiten  von  Begnaült,^  und  Lunge  und 
Isleb'  gefunden  werden. 

Wir  geben  unten  einen  Teil  einer  solchen  Tabelle,  der  ftbr  die 
gewöhnlichen  Arbeiten  mit  krystallisierten  Salzen  genügen  sollte. 
Sie  wurde  aus  den  oben  erwähnten  Arbeiten  durch  graphische  Inter- 
polation gewonnen.  Die  spezifischen  Gewichte  der  verdünnten  Schwefel- 
säure in  den  drei  letzten  Kolonnen  sind  bei  15^  angegeben  und 
auf  Wasser  bei  4®  bezogen;  —  Schwefelsäure  von  irgend  einer  unten 
angegebenen  Stärke  in  einem  Exsiccator,  der  auf  einer  an  der  Spitze 
der  betreffenden  Kolonne  angegebenen  Temperatur  gehalten  wird, 
liefert  Wasserdampf  von  der  in  der  ersten  Kolonne  angegebenen 
Spannung.  Die  Werte  sind  nur  Annäherungen,  da  die  den  Begnault'- 
schen  Zahlen  entsprechende  Kurve  nicht  ganz  regelmäfsig  verläuft 


Spezifische  Oewichte  der  Schwefelsäure,  die  Wasserdampf  Yon 

bestimmter  Spannung  liefert. 


Tension 

des  Wasaer- 

20  <»  C. 

25«  C. 

30«  C. 

dampfes 

0 

1.838 

1.838 

1 

1.838 

0.25 

1.750 

1.763 

1.772 

0.50 

1.698 

1.715 

1.732 

1.00 

1.640 

1.666 

1.688 

1.50 

1.603 

1.629 

1.652 

2.00 

1.570 

1.600 

1.629 

2.60 

1.536 

1.575 

1.605 

3.00 

1.510 

1.550 

1.589 

4.00 

1.470 

1.513 

1.555 

5.00 

1.434 

1.482 

1.530 

6.00 

1.404 

1.455 

1.504 

7.00          i 

1.378 

1.429 

1.482 

8.00 

1.355 

1.405 

1.458 

10.00 

1.308 

1.868 

1.430 

15.00          ! 

1.16 

1.28 

1.353 

^  Ann,  Chim,  Phys,  [3]  15,  179.   Landolt  und  BdRNSTEiN,  Tabellen  1894,  65. 
*  Zeitschr.  angew,  Chern.  1890,  129.    LAin>OLT  und  BÖBNSTBni,  S.  196. 


—     169    — 

Die  Tabelle  ist  auch  bei  der  Bereitung  trockner  krystallisierter 
Substanzen  von  Nutzen.  Erystallisierte  Oxalsäure,  die  so  oft  zur 
Bereitung  von  Normallösungen  benutzt  wird,  wird  zum  Beispiel 
am  besten  durch  Trocknen  des  Pulvers  über  Schwefelsäure  vom 
spezifischen  Gewicht  1.20  bis  1.50  bereitet,  weil  das  krystallisierte 
Salz  bei  22^  in  einer  Atmosphäre,  die  Wasserdampf  von  4  mm 
Spannung  enthält,  keine  merkbare  Menge  Wasser  abgiebt;  während 
die  Spannung  des  Wasserdampfes  seiner  gesättigten  Losung  mehr 
als  15  mm  beträgt^  Es  ist  fast  unnötig,  auf  die  Thatsache,  die 
von  jedem  der  den  Gegenstand  näher  studiert  hat^  anerkannt  wird, 
aufinerksam  zu  machen,  dafs  die  Temperaturen,  bei  denen  das 
Erystallwasser  entweicht,  die  in  den  Lehrbüchern  angegeben  sind, 
oft  ganz  wert-  und  fast  sinnlos  sind,  da  die  Spannung  des  Wasser- 
dampfes in  der  umgebenden  Atmosphäre  meistens  nicht  angegeben 
ist.  Die  Literatur  über  diesen  Gegenstand  bedarf  einer  syste- 
matischen Sichtung. 


^  W.  D.  Bamcbovt  hat  neuerdings  unter  dem  Titel:  „Solida  and  Va- 
pors*'  Betrachtungen  über  diesen  Gegenstand  veröffentlicht,  von  denen  einige 
auf  einer  sehr  schwachen  experimentellen  Basis  beruhen.  The  physical  BeinetP 
(Ithaca,  N.  Y.)  8, 401  und  I%e  Joum,  Physical  Chetnistry  (Ithaca,  N.  Y.)  1,  345. 

Cambridge^  Mass.y  Mai  1897. 

Bei  der  Redaktion  eingegangen  am  23.  Dezember  1897. 


über  die  Löslichkeit  der  Bikarbonate  des  Calciums 

und  Magnesiums. 

Von 

F.  P.  Treadwell  und  M.  Beuter. 

Mit  11  Figuren  im  Text 

Es  ist  eine  bekannte  Thatsache,  dafs  bikarbonathaltige  Säuer- 
linge sich  beim  Stehen  an  der  Luft  allmählich  trüben,  indem  sich  Cal- 
ciumkarbonat  als  dünne  Krystallhaut  an  der  Oberfläche  der  Flüssig- 
keit ausscheidet,  und  dafs  diese  Ausscheidung  mit  dem  Entweichen 
der  absorbierten  Kohlensäure  zunimmt.  Wenn  nun  das  Galcium- 
bikarbonat  in  Lösung  war,  so  folgt  daraus,  dafs  die  Löslichkeit  des- 
selben im  Zusammenhang  mit  der  freien  Kohlensäure  steht.  Li  der 
Litteratur  findet  man  über  die  Löslichkeit  dieses  Salzes  nur  spärliche 
Angaben,  es  wird  sogar  die  Existenz  desselben  angezweifelt.  E^  war 
deshalb  von  Literesse,  die  Bikarbonate,  speziell  die  der  alkalischen 
Erden,  zu  untersuchen  auf  ihre  Existenz,  auf  die  Löslichkeit  in 
kohlensäurefreiem  und  kohlensäurehaltigem  Wasser. 

Ins  Bereich  der  Versuche  kamen  die  Bikarbonate  des  Calciums, 
Magnesiums,  Natriums  und  ferner  die  Löslichkeit  des  Calciumbikar- 
bonats  in  kochsalzhaltigen  Lösungen.  Am  speziellen  Fall  des  Calcium- 
salzes  sei  der  eingeschlagene  Weg  kurz  skizziert. 

Destilliei-tes  Wasser  wurde  in  einem  abgeschlossenen  Gefafs 
mit  Kohlensäure  und  Kalk  gesättigt,  so  dafs  der  Partialdruck  der 
Kohlensäure  auf  der  Flüssigkeit  =  1  Atmosphäre  war.  Die  Lösung, 
etwa  die  Hälfte  einer  grofsen  Flasche  füllend,  blieb  nach  der  Fil- 
tration,  ohne  Änderung  des  Partialdrucks,  tagelang  klar,  und  der 
Kalkgehalt  veränderte  sich  nicht  im  geringsten,  wie  aus  unten  mit- 
geteilten Analysen  hervorgeht.  Es  wurde  alsdann  ein  Teil  der  auf 
dem  Wasserspiegel  ruhenden  Kohlensäure  durch  Luft  verdrängt,  bis 
eine  Ausscheidung  von  Karbonat  zu  beobachten  war.     Dies  ist  der 


--     171     — 

Punkt,  bei  welchem  die  grörstmögliclie  Menge  Ealk  bei  gegebener 
Temperatur  uad  herrschendem  Partialdruck  vom  Wasser  aufgenommen 
werden  kann.  Durch  snccessives  Vermindern  des  Partialdrucks  der 
Kohlensäure  wurde  immer  mehr  und  mehr  Calcium  ausgeschieden, 
bis  endlich  beim  Partialdruck  0  keine  Änderung  im  Kalk  mehr  ein- 
trat. Das  Wasser  enthält  nun,  wie  aus  den  folgenden  Analysen 
ersichtlich  sein  wird,  Calcium  und  Kohlensäure  genau  im  Verhältnis, 
wie  sie  Bikarbonat  bilden  würden.  Es  liegt  mithin  eine  wässerige 
Ldsnng  von  Calciumbikarbonat  vor. 

Die  Versuche  wurden  angestellt  bei  konstanter  Temperatur  und 
bei  konstantem  Druck.  Es  war  die  mittlere  Temperatur  von  15° 
Celsius  gewählt,  welche  exakt  einzuhalten  nur  möglich  war  durch 
Aufstellen  der  Apparate  in  einem  Raum ,  der  keinen  grofsen 
Schwankungen  unterworfen  war.  (Sie  betrugen  während  der  ganzen 
Versuche  1 — 2  Zehntetgrade.) 

Die  geringen  Unterschiede  in  der  Temperatur  konnten  vernach- 
lässigt werden,  dagegen  waren  die  Schwankungen  im  Druck  immer- 


hin   beträchtlich,   so    dafs    eine  Keduktion    aller  Angaben    auf 
Normalzustand  0'^  und  760  mm  vorgenommen  werden  mufste. 


-     172     - 

Es  handelte  sich  also  darum,  zu  jeder  Zeit  den  Partialdruck, 
der  auf  der  Flüssigkeit  ruhenden  Kohlensäure,  sowie  den  Kalk-  und 
Kohlensäuregehalt  der  Lösung  genau  zu  bestimmen.  Es  diente  hierzu 
der  in  Fig.  1  abgebildete  Apparat. 

Die  Bestimmung  des  Partialdruckes  ergiebt  sich  aus 
der  Zusammensetzung  des  über  der  Flüssigkeit  befindlichen  Gases. 
Zur  Entnahme  einer  Durchschnittsprobe  verfährt  man  wie  folgt: 

Die  Flaschen  F^  und  F^  enthalten  zwei  getrennt  zu  unter- 
suchende Lösungen.  Das  Gas  wird  herausgesogen  durch  die 
Röhren  r^ ;  diese  sind  in  ihrem  absteigenden  Teil  in  Abständen  von 
ca.  2  cm  perforiert  und  aufserhalb  des  Flaschenhalses  rechtwinklig 
umgebogen.  Die  horizontalen  Enden  tragen  Glashähne  h^  und  h^ 
mit  T-Stücken  t^  und  ty  w^  und  n^  sind  Niveauröhren,  welche  eben- 
falls durch  Hähne  abgeschlossen  werden  können.  Die  Sperrflüssig- 
keit ist  Quecksilber.  In  ihrer  Fortsetzung  münden  die  Röhren  r, 
in  die  gemeinschaftliche  Kapillare  c,  welche  oben  einen  kleinen 
Trichter  n^  fjrägt,  nach  unten  durch  einen  dickwandigen  Schlauch 
und  Quetschhahn  s  verschlossen  ist.  Die  Einrichtung  hat  den  Zweck, 
den  schädlichen  Raum  zwischen  den  Hähnen  ^  und  h^  und  der  Mün- 
dung der  Pipettenkapillare  thunlichst  zu  vermeiden.  Sind  ^,  h^ 
und  8  geschlossen,  die  anderen  Hähne  aber  offen,  so  wird  durch 
Heben  der  Niveauröhren  n^  und  n^  alle  Luft  aus  dem  Röhrensystem 
verdrängt  und  dasselbe  füllt  sich  allmählich  mit  Quecksilber.  Man 
läfst  letzteres  in  n^  auf  die  angedeutete  Höhe  zu  stehen  kommen, 
schliefst  nun  q^,  /i^,  h^  und  stülpt  den  dickwandigen  Schlauch  bei  s 
über  die  vollständig  mit  Quecksilber  gefüllte  Pipette.  Nun  saugt 
man  bei  o,  am  besten  mit  einer  Wasserstrahlpumpe,  während  die 
Hähne  s  und  ^  resp.  h^  geöffnet  sind,  bis  die  Pipettenkugel  gefüllt 
ist  und  schliefst  dann  s.  Es  empfiehlt  sich,  diese  Operation  2 — 3  mal 
zn  wiederholen;  nach  dem  letzten  Ansaugen  werden  zuerst  ^  oder  h^ 
geschlossen,  und  die  Kapillare  der  Pipette  mit  Quecksilber  gefüllt, 
indem  man  den  Quetschhahn  q^  einen  Moment  öffnet.  Das  Gas  ist 
jetzt  zur  Analyse  bereit.  Dieselbe  wurde  ausgeführt  nach  Hempel's 
„exakter  Methode".^ 

Die  mit  den  Lösungen  vorgenommenen  Analysen   zerfallen   in 
zwei  Teile. 


^  Hempel,  OaaancUytiaciie  Methode^  8.  45. 


173 


a]  tn  Bestimmang  der  G-esamtkohleoBäure . 

b)  In  Ermittelung  des  Calciums  oder  der  gebundenen  KoLlen- 
säure. 

Auch  hier  ist  in  erster  Linie  das  Erhalten  einer  Durchsclinitts- 
probe  TOD  Wichtigkeit,  denn  es  ist  klar,  dafs  das  Wasser  nicht  in 
jeder  H&hensdücht  gleichmäfsig  seine  absorbierte  Kohlensäure  ab- 
giebt;  am  meisten  Oas  verliert  die  oberste,  am  wenigsten  die 
anterste  Schicht.  In  der  Zeichnung  (Fig.  1)  gehen  durch  eine 
Bohmng  des  Eautschukpfropfens  die  Köhren  r^ ;  sie  sind  innerhalb 
der  Flaschen  umgebogen  und  im  absteigenden  Teile,  in  Abständen 
von  1  cm,  perforiert;  sie  wirken  wie  ein  Heber.  Etwa  mitgerissene 
Earbonatkrystalle  werden  in  den  Filterchen  f^  zni-ückgehalten ;  es 


sind  dies  kurze,  an  einem  Ende  etwas  ausgezogene  Glasröhren,  in 
deren  Kodob  am  besten  Asbest  gebracht  wird.    Daran  schlierst  sich 


174 


ein  langer  Schlauch,  der  in  ein  kurzes  Glasrohr  mündet,  über 
welches,  um  Einti*ocknen  zu  verhüten,  ein  kurzes  Reagenzglas  dicht 
gestülpt  wird.  Durch  leichtes  Drücken  an  den  Quetschhähnen  q^ 
kann  dem  Apparat  beliebig  viel  Wasser  entnommen  werden. 

Die  Bestimmung  der  Gesamtkohlensäure  geschieht  am 
besten  in  dem,  von  dem  einen  von  uns  modifizierten,  Pettersson' sehen 
Apparat^:  Das  kleine  Kölbchen  A  (s.  Fig.  2)  war  durch  Auswägen 
mit  Wasser  genau  geaicht  und  mit  einer  Marke  versehen  worden  und 
kann  mittels  eines  einfach  durchbohrten  Gummistopfens,  durch 
welchen  eine  unten  zugeschmolzene  A-Röhre  R  geht,  die  etwas  ober- 
halb des  zugeschmolzenen  Endes,  nach  dem  Vorschlage  von  Jakobson, 
(deutsche  Nordseeexpedition)^  eine  seitliche  Öffnung  trägt,  verschlossen 
werden.  Zur  Füllung  des  Kolbens  bringt  man  in  denselben  zuerst 
ca.  0.18  g  feinen  Aluminiumdraht  (Fig.  3),  läfst  das  zu  unter- 
suchende Wasser  so  rasch  als  möglich  längs  der  Wandung  ein- 
strömen, verschliefst  sofort  mit  einem  Pfropfen  wie  in  Fig.  3,  und 


Fig.  3. 


Fig.  3  a. 


zieht  dann  das  Rohr  K  in  die  Höhe,  so  dafs  die  Öffnung  o  inner- 
halb des  Pfropfens  zu  liegen  kommt  wie  in  Fig.  lUa.  Auf  diese 
Weise  wird  völliger  Abschlufs  von  der  äufseren  Luft  bewirkt.  Nun 
spült  man  das  Rohr '72  mit  destilliertem  Wasser  gehörig  aus,  ver- 
bindet, wie  in  Fig.  2  augegeben,  das  obere  Ende  des  Rohres  R 
mit  dem  Mefsgefäfs  B  mittels  der  Kugelröhre  K  und  der  Kapillare  (7; 
den  seitlichen  Schenkel  P  verbindet  man  mit  dem  Salzsäurebehälter  S 
mittels  des  Schlauches  iV,  der  durch  einen  Quetschhahn  verschlossen 


^  Treadwell,  ,, Analyse  der  Passugger  Mineralquellen*'  (Zürich  1893). 
«  Ann.  Chim,  Phys.  167,  1. 


—     175     ~ 

ist.  Sind  alle  Kautschukverbindungen  mit  Drahtligaturen  versehen, 
so  evakuiert  man  die  Kugel  K  durch  Senken  des  Quecksilberreser- 
voirs D  und  Schliefsen  des  Hahnes  L,  Die  Luft,  die  sich  nun  in 
B  befindet,  treibt  man  durch  passende  Drehung  des  Hahnes  L  und 
Heben  des  Quecksilberreservoirs,  nach  Abnehmen  des  Schlauches 
zur  Orsatröhre  O,  aus  dem  Apparate  hinaus.  Durch  dreimalige 
Wiederholung  dieser  Operation  ist  die  Kugel  K  hinlänglich  evakuiert. 
Man  drückt  nun  die  Röhre  R  sorgfältig  so  weit  in  den  Pfropfen 
hinein,  dafs  die  Oflfnung  wieder  eben  unter  dem  unteren  Niveau 
desselben  zum  Vorschein  kommt;  es  beginnt  eine  lebhafte  Gasent- 
wickelung, das  Quecksilber  fällt  rasch  im  Mefsgefäfs  B.  (Man  sorge 
stets  dafür,  dafs  Minderdruck  vorhanden  ist.)  Ist  das  Mefsgefäfs 
ca.  ^/^  mit  Gas  angefüllt,  so  senkt  man  rasch  das  Quecksilberreser- 
voir D  und  schliefst  den  Hahn  L,  Unterdessen  ist  die  mit  Kali- 
lauge beschickte  Orsatröhre  O  mit  dem  Mefsgefäfs  B  in  Verbindung 
gebracht  worden,  und  man  treibt  das  Gas,  nach  Notierung  des 
Volums,  der  Temperatur  und  des  Barometerstandes  durch  passende 
Drehung  von  L  und  Heben  von  D  hinein,  läfst  es  darin  und  stellt 
die  Verbindung  zwischen  Kolben  A  und  Mefsgefäfs  B  wieder  her, 
wobei  von  neuem  Gas  entwickelt  wird.  Findet  die  Entwickelung 
langsam  statt,  so  unterstützt  man  sie  durch  Erwärmen  des  Kolbens. 
Das  erhaltene  Gas  wird  nach  Ablesen  des  Volums,  der  Temperatur 
und  des  Drucks,  in  die  Orsatröhre  gebracht.  Man  wiederholt  das 
Austreiben  des  Gases  durch  Auskochen,  bis  nur  wenig  Gas  ent- 
wickelt wird.  Nun  erst  läfst  man  die  Salzsäure  in  den  Kolben 
hinein.  Man  erzeugt  Minderdruck,  läfst  durch  sorgfältiges  Offnen 
des  Quetschhahnes  h  einige  Kubikcentimeter  Salzsäure  (1:2)  in  das 
Zersetzimgsgefäfs  A  einströmen  und  schliefst  sofort  den  Quetsch- 
hahn. Es  beginnt  von  neuem  eine  lebhafte  Gasentwickelung. 
Das  Gas  wird,  wie  oben  geschildert,  abgemessen  und  in  die  Orsat- 
röhre getrieben.  Zum  Schlufs  läfst  man  noch  mehr  Salzsäure 
hinein  und  erhitzt  zum  starken  Sieden,  aber  so,  dafs  kein  Wasser 
in  das  Mefisgefäfs  gelangt;  das  Aluminium  löst  sich,  und  die  letzten 
Spuren  der  Kohlensäure  werden  durch  den  sich  entwickelnden 
Wasserstoff  in  das  Mefsgefäfs  getrieben.  Nachdem  alles  ausgekochte 
Gas  in  der  Orsatröhre  genügend  lange  mit  KaUlauge,  bis  zur  völligen 
Absorption  der  Kohlensäure,  behandelt  worden  ist,  nimmt  man  es 
in  das  Mefsgefäfs  zurück,  zieht  dessen  Volum  von  der  Summe  sämt- 
licher Ablesungen  ab  und  erhält  so  das  Volum  der  Gesamt- 
kohlensäure.      Eine   Bestimmung   läfst   sich    bequem   in    Y2    ^^ 


—     176    — 


^/^  Stunden  ausführen  und  die  erhaltenen  Resultate  lassen,  wie  folgende 
Zahlen  zeigen,  nichts  zu  wünschen  übrig. 

0.9952  g  Soda  (chemisch  rein)  entsprechend  0.4126  g  Kohlensfture  gaben 
im  Apparat:  233.0  ccm  Kohlensäure,  entsprechend  0.41264  g  Kohlemifture, 
(6«718-5mm,  ^=11.2<>  C.) 

Es  wurde  femer  Ealiumbikarbonat  dargestellt  und  nach  der 
beschriebenen  Methode  die  Kohlensäure  bestimmt. 


Abgewogene 
Substanz 

Kohlen- 
säure 

ccm 

Barometer- 
stand 

h 

Temperatur 
t 

Kohlensäure 
g 

Kohlensäure 

0.7786 

196.2 

725.7 

15.7» 

0.3405 

43.74 

0.6993 

176.7 

725.5 

16.2<> 

0.2989 

43.74 

0.6554 

167.9 

719.2 

17.2« 

0.2867 

43.75 

0.5475 

137.3 

724.5 

14.3« 

0.2394 

43.73 

0.7517 

187.8 

726.4 

14.2<» 

0.3285 

43.74 

Die  Theorie  verlangt  43.94  ^^  Kohlensäure;  das  Kaliumbikar- 
bonat wurde  gereinigt  und  nochmals  analysiert: 


Abgewogene 
Substanz 

Kohlen- 
säure 

ccm 

Barometer- 
stand 

h 

Temperatur 
t 

Kohlensäure 
g 

Kohlensäure 

0.7834 
0.5052 
0.5503 

197.0 
127.4 
138.3 

726.6 
721.6 
729.9 

14.5» 
14.2» 
16.3» 

0.3442 
0.2217 
0.2416 

43.94 
43.88 
43.90 

Bestimmung  des  Kalkgehalts  der  Lösung.  Der  Kalk 
wurde  mit  genau  gestellter  ^j^Q-noraidXQv  Salzsäure  unter  Anwendung 
von  Methylorange  als  Indikator  titriert. 

Die  Verminderung  des  Partialdruckes  geschieht,  wie  ein- 
gangs erwähnt  wurde,  durch  Verdrängen  eines  Teiles  der  über  der 
Flüssigkeit  befindlichen  Kohlensäure  durch  Luft.  In  der  Zeichnung 
(Fig.  1)  dienen  dazu  die  Bohren  r,  und  r,,  erstere  mit  ihren  Fort- 
sätzen t^  und  t^\  r^  sind  aufserhalb  der  Flaschen  rechtwinklig  um- 
gebogene^ durch  Schlauch  und  Quetschhähne  abgeschlossene  Glas- 
röhren, die  in  der  Bohrung  des  Zapfens  dicht  sitzen,  aber  doch 
leicht  in  demselben  auf-  und  abwärts  bewegt  werden  können. 

Man  verfährt  folgendermafsen:  Die  Schlauchenden  bei  t^  oder  t^ 
werden  abgenommen,  die  Quetschhähne  q^  geöffnet  und  nun  von  t^ 
resp.  ^2  her  Luft  mit  einer  Wasserstrahlpumpe  durchgesaugt 


177     — 


CO*  a. 


'?^ 


Will  man  den  Partialdruck  nnr  langsam  vermindern,  so  ver- 
drängt man  das  Gas  durch  Luft,  ohne  letztere  durch  die  Flüs- 
sigkeit zu  leiten.  Weit  rascher  nimmt  derselbe  ab,  wenn  man 
die  Luft  anfangs  durch  die  Lösung  eintreten  läfst,  und  dann  erst 
die  auf  dem  Wasserspiegel  ruhende  kohlensäurehaltige  Atmosphäre 
durch  Luft  verdünnt.  Nun  schliefst  man  den  Apparat  und  mufs 
in  beiden  Fällen  mehrere  Tage  warten,  bis  Gleichgewicht  herge- 
gestellt  ist. 

I.  Das  Caiciumbikarbonai 

Das  Ausgangsmaterial  war  gebrannter  Ealk;  er  wurde  mit 
Wasser  gelöscht,  die  anfangs  entstehende  Milch  von  den  festen 
Partien  wiederholt  abgegossen  und  schliefslich 
ein  ganz  dünner  Brei  hergestellt,  unterdessen 
war  in  einem  ungefähr  20  Liter  fassenden 
Ballon  destilliertes  Wasser  mit  Kohlensäure 
gesättigt  worden.  Die  Kohlensäure  wurde 
einem  Kipp'schen  Apparat  entnommen  und 
gut  gewaschen;  es  empfiehlt  sich,  in  die 
erste  Waschflasche  eine  Lösung  von  Natrium- 
bikarbonat mit  Methjlorange  gefärbt,  zu  brin- 
gen, um  jede  Spur  Salzsäure  zurückzuhalten. 
Anfangs  leitet  man  einen  kräftigen  Strom  Gas 
durch,  und  läfst  nach  Ablauf  von  2  Stunden 
verschlossen  unter  Kohlensäuredruck  stehen. 
Von  Zeit  zu  Zeit  schüttelt  man  kräftig  um; 
es  geht  dabei  Kalk  zuerst  in  Karbonat  über, 
welches  seinerseits,  amorph  ausfallend,  sich 
in  dem  kohlensäurehaltigen  Wasser  verhältnis- 
m&Tsig  leicht  zu  Bikarbonat  löst.  Hat  man  etwa 
eine  Woche  gewartet,  so  ist  die  Flüssigkeit 
gesättigt  und  wird  ohne  Druckverminderung 
and  unter  Luftabschlufs  vom  ungelösten  Kar- 
bonat filtriert  (s.  Fig.  4). 

Die  Lösung  befindet  sich  in  Flasche  /",  welche  mit  einem  doppelt 
durchbohrten  Kork  versehen  ist.  Durch  eine  Bohrung  geht  das 
Bohr  a,  dicht  unter  dem  Zapfen  mündend;  durch  die  andere  das 
Heberrohr  h.  Dieses  trägt  aufserhalb  der  Flasche  an  seinem  tief- 
sten Teil  einen  seitlichen  Fortsatz  a^,  welcher  mit  Schlauch  und 
Qnetschhahn  verschlossen  ist.    h  selbst  mündet  in  einen  GoocH'schen 


^ 


a  /, 


CO 


Fig.  4. 


—     178     — 

Tiegel  im  Trichter  t,  der  in  den  Hals  der  Flasche  F  (einen  ohen 
beschriebenen  Apparat  vorstellend)  eingesetzt  ist.  Der  Kork  der 
Flasche  F  trägt  noch  die  Röhren  a^  und  a,.  Die  Filtration  setzt 
man  in  Gang,  indem  man  zuerst  die  Flasche  F  von  a^  her  mit 
Kohlensäure  rasch  iüllt,  bei  a  den  En*p'schen  Apparat  anschliefst 
und  durch  kurzes  Ansaugen  bei  o^  die  Flüssigkeit  in  den  Tiegel 
hebert.  Durch  den  Druck  von  a  und  die  saugende  Wirkung  von  h 
geht  die  Filtration  ohne  jedes  Dazuthun  vor  sich;  es  werden  etwa 
10  Liter  Lösung  in  12  Stunden  filtriert. 


Versuch  1. 

Die  so  erhaltene  Lösung  wurde  in  einen  Raum  von  konstanter  Tem- 
peratur gebracht  und  dort  24  Stunden  stehen  gelassen,  nach  welcher 
Zeit  man  berechtigt  ist,  anzunehmen,  dafs  die  Flüssigkeit  die  Tem- 
peratur von  15®  C.  angenommen  hat.  Die  Lösung,  welche  imter 
einem  Partialdruck  der  Kohlensäure  =  1  Atmosphäi*e  steht,  wurde 
an  vier  auf  einander  folgenden  Tagen  analysiert  und  die  Gesamt- 
kohlensäure und  das  Calcium  konstant  gefunden,  zu: 

a)  Gesamtkohlensäure. 

Verwandt  worden  92.67  ccm  Wasser. 

Gefiinden  nach  4— 5  maligem  Auskochen  C02  +  H  =  177.3  ccm 
Nach  Absorption  über  Kalilauge    ...  H=:  42.6  ccm 

Die  Differenz  giebt  Kohlensäure    .    .    .         CO,  =  134.7  ccm 
bei  einem  Barometerstand  6  =  724.7  mm  und  der  Temperatur  ^=10.4®  C. 

Auf  0^  und  740  mm  reduziert,  erhält  man    .     .     =121.74  ccm 

Dies  giebt  aus  100  ccm  Wasser =131.40  ccm 

Entsprechend  mg  Kohlensäure =258.4 

und  verwandt  wurden  92.67  ccm  Wasser. 

Gefimden  mich  4 — 5  maligem  Auskochen  C08  +  H  =  178.1  ccm 
Nach  Absorption  über  Kalilauge    ...  H=  48.5  ccm 

Die  Differenz  giebt  Kohlensäure    .    .     .         CO,  =  134.6  ccm 
bei  einem  Barometerstand  6  =  726.1  mm  und  einer  Temperatur  /=10.0®  C. 

Auf  0°  nud  760  mm  reduziert,  erhält  man    .     .     =122.0  ccm 

Dies  giebt  aus  100  ccm  Wasser =131.6  ccm 

Entsprechend  mg  Kohlensäure =258.8 


—     179     — 

b)  Das  Calciam,  ermittelt  durch  Titration  mit  Yj^^-norm. 
Säure. 

In  allen  vier  Fällen  gefunden,  per  100  com  Wasser  22.34  com  ^I^Q-norm. 
Salzsilare  vom  Koeffizienten  ((7=1.0346),  dies  giebt  23.11  com  ^liQ-norm,  Salz- 
säure (exakt),  entsprechend: 

115.6  mg  Calciumkarbonat  mit  50.9  mg  gebundener  Kohlensäure  und 
187.2  mg  Calciumbikarbonat  mit  101.8  mg  Kohlensäure. 

Zur  Eontrolle  der  Titration  wurde  der  Ealkgehalt  durch  Ab- 
dampfen einer  Probe  und  Wägen  des  Calciumkarbonats  ermittelt. 
Da  aber  der  Kalk,  welcher  zur  Bereitung  der  Lösung  verwandt 
wurde,  nicht  ganz  rein  war  und  bei  der  qualitativen  Prüfung  ge- 
ringe Mengen  von  Calciumsulüaty  Kieselsäure  imd  ICisenoxjd  auf- 
wies, so  mufsten  erst  diese  Verunreinigungen  quantitativ  bestimmt 
werden. 

Die  Schwefelsäure  des  Calciumsulfats  wurde,  auf  gewöhnliche  Art  als  Ba- 
lyumsulfat  bestimmt,  ergab  in  100  ccm  Wasser: 

0.0005  g  Calciumsulfat  (CaSOj. 

Die  Kieselsäure  nach  der  üblichen  Methode  ermittelt,  ergab  als  Mittel  von 
vier  Analysen,  in  100  ccm  Wasser: 

0.0006  g  Kieselsäure  (SiOg). 

In  den  salzsauren  Filtraten  der  Kieselsäureabscheidungen  wurde 
das  Eisen  durch  Titration  mit  7ioo*^^^^*  Kaliumpermanganatlösung 
bestimmt 

Das  Mittel  aus  zwei  Bestimmungen  ergab  in  100  ccm  Wasser: 

0.0010  g  Eisenoxyd  (Fe,0,). 

Stellt  man  die  Verunreinigungen  in  ihren  quantitativen  Ergeb- 
nissen übersichtlich  zusammen,  so  hat  man  in  100  ccm  Wasser: 

0.0005  g  Calciumsulfat, 
0.0006  g  Kieselsäure, 
0.0010  g  Eisenoxjd. 


Summiert:    0.0021  g  Verunreinigungen. 

100  ccm  Lösung  in  einer  Platinschale  auf  dem  Wasserbade  zur  Trockne 
verdampft,  dann  im  Trockenschrank  bis  zur  Gewichtskonstanz  auf  140—150^  C. 
erhitzt,  ergaben: 

118.0,  118.1  und  117.9  mg  Calciumkarbonat;  im  Mittel  118.0, 

in  100  ccm  Wasser  gravimetrisch  gefunden : 

Calciumkarbonat 118.0  mg 

durch  Titration  ermittelt 115.5  mg 


gäbe  Verunreinigung        2.5  mg 


—     180     — 

Es  beträgt  der  Unterschied  zwischen  graviinetrisch  and  titri- 
metrisch  ermitteltem  Galciumkarbonat  0,4  mg,  was  als  gute  Über- 
einstimmung anzusehen  ist 

Die  unter  Versuch  I  angeführten  Analysen  ergaben  das  Re- 
sultat: 

100  ccm  Wasser,  unter  dem  Partialdracke  der  Kohlen8fture=  1  Atmosphäre, 

enthalten: 

Gesamtkohlensfture 258.6  mg 

187.2  mg  Galciumkarbonat  mit  Kohlensäure      .    .     101.8  mg 
Die  Differenz  giebt  freie  Kohlensäure    156.8  mg 


Versuch  2. 

Nach  der  auf  Seite  176  beschriebenen  Methode)  wird  nun  der 
Partialdruck  vermindert  und,  nachdem  Gleichgewicht  eingetreten  ist, 
folgende  8  Gröfsen  ermittelt: 

a)  Der  Partialdruck.  Derselbe  (P)  ergiebt  sich  aus  fol- 
gender Formel,   wo  p  die  auf  den  Normalzustand  reduzierte,  pro- 

zentuale  Zusammensetzung  des  Gases  bedeutet:  P  =  ^^  .  760. 

Die  Analyse  im  HEMPEL'schen  Apparat  für  exakte  Gasanalyse 
ergab  folgende  Zahlen: 


Nullpunkt  =  2.2 


Anfangsvolumen 
Volumen  nach  Absorp- 
tion des  CO, 


Stand  des  Quecksilbers 

im  Barometerrohr  des 

Apparates 


58.0  mm 


123.7  mm 


Temperatur 


12.5« 


12.5'» 


Barometer- 
»tand 


726.1  mm 


726.1  mm 


Wassertension  bei  12.5^0.  =  10.8  mm. 


Das  Anfangsvolumen  stand  unter  dem  Drucke: 

726.1 -(55.8+ 10.8)= 659.5  mm. 
Gas — CO,  stand  unter  dem  Drucke: 

726.1 -(121.5 +  10.8)=  593.8  mm. 

Daher  ist  659.5  :  598.8=  100:  a; 

x=- 90.02  ®/o  Luft,  folglich  enthalten  100  ccm  der  Atmosphäre  9.98  com  Kohlen- 
säure. Diese  Zahl  auf  0^  und  7G0  mm  reduziert  giebt  8.94,  welchen  Wert  man 
zur  Berechnung  des  Partialdrnckes  einfach  in  obige  Formel  für  p  einzusetzen 
hat;  man  erhält  dann  67.9  mm  Quecksilberpartialdruck. 

h)  Die  Gesamtkohlensäure.  An  der  Oberfläche  der  Lösung 
war  eine  schwache  Krystallausscheidung  von  Galciumkarbonat  zu  be- 


181 


obachten,  die  aber  weder  gasvolumetrisch  noch  titrimetrisch  be- 
stimmt werden  konnte.  Damach  dürfen  wir  schlielsen,  dafs  vom 
Partialdmck  von  ungefähr  70  mm  an,  die  Löslichkeit  des  Bikar- 
bonats ungemein  langsam  zunimmt;  sie  läfst  sich  mit  Hilfe  vorliegen- 
der Versuchsanordnung  innerhalb  dieses  Intervalls  nicht  bestimmen. 

Es  fand  sich,  wie  bei  Versuch  I,  in  100  ccm  Wasser:  258.7  mg 
Gesamtkohlensäure. 

c)  Das  Calcium,  ermittelt  durch  Titration  mit  ^j^-nor- 
maler  Salzsäure  ergab  dieselben  Zahlen  wie  bei  Versuch!,  mit- 
hin enthalten: 

100  ccm  Wasser  entsprechend  einem  Partialdmck  der  Kohlensäure  an 
8.94  <>'o  bei  0«  und  760  mm: 

Gresamtkohleusäure       258.7  mg 

187.2  mg  Calciumbikarbonat  mit  Kohlensäure  .     .     101.8  mg 

Die  Differenz  giebt  freie  Kohlensäure     156.9  mg 


Versuch  3. 

Der  Partialdmck  wird  analog  vermindert  und  nachdem  das 
System  zur  Ruhe  gekommen  ist,  die  Analysen  in  gleicher  Weise 
wiederholt. 

a)  Der  Partialdmck.  Die  Gasanalyse  wird  nach  genau  gleichem 
Schema  berechnet,  wie  bei  Versuch  2. 


Nullpunkt  =  2.0 


Stand  des  Quecksilbers 

im  Barometerrohr  des 

Apparates 


Anfangsvolumen 
Volumen  nach  Absorp- 
tion des  CO, 


76.6  mm 


119.6  mm 


Temperatur 


12.2<> 


12.2'> 


Barometer- 
stand 


719.5  mm 
719.5  mm 


Wassertension  bei  12.2'^C.  =  10.6  mm. 

Das  Anfangsvolumen  stand  unter  dem  Dnick: 

719.5-(74.6  +  10.6)  =  634.3  mm. 
Luft — COs  stand  unter  dem  Druck: 

719.5-(117.6  +  10.6)  =  591.3  mm. 

Daher  Ist 

634.3:  591.3  =  100  :x 

xa>98.22Vo  Luft;  folglich  enthalten  100  ccm  des  analysierten  Gases:  6.78  ®/o 
Kohlensäure;  dies  giebt  auf  den  Normalzustand  reduziert  6.04  ®/o  und  mm  Queck- 
silber 45.9. 

Z.  anorg.  Chem.  XVn.  13 


182 


b)  Die  Gesamtkohlensäure: 

Angewandt  wurden  92.67  com  Lösung: 

Gefunden  nach  4— 5maligem  Auskochen:  CO« +  H »204.1  ccm 

„        nach  Absorption  Über  Kalilauge  H  =  108.3  ccm 


Die  Differenz  giebt  Kohlensäure  00«  =  95.8  ccm 

bei  einem  Barometerstand  6  «=7 19.0  mm  und  einer  Temperatur  /  «11.2^0. 

Auf  0®  und  760  mm  reduziert,  erhält  man    .     .       85.62    ccm 

Dies  giebt  aus  100  ccm  Wasser 92.894  ccm 

Entsprechend  mg  Kohlensäure 181.7 


c)  Das  Calcium,  bestimmt  durch  Titration  mit  ^f^Q-norm, 
Salzsäure. 

100  ccm  Lösung  verbrauchten: 

20.90  ccm   Vio'1^01™*  Salzsäure   vom    Koeffizient    (7=1.0364   oder 
21.66  ccm  exakt  Vio~>^oi^°^*  Säure, 
entsprechend  108.3  mg  Calci umkarbonat  mit  47.7  mg  gebundener  Kohlensäure 
und  175.5  mg  Calciumbikarbonat  mit  95.4  mg  Kohlensäure. 

Hat  man  durch  Verdünnen  der  kohlensäurehaltigen  Atmosphäre 
mit  Luft  den  Partialdruck  vermindert,  so  beginnt  die  Ausscheidung 
von  Karbonat,  die  bedingt  ist  durch  Entweichen  von  Kohlensäure 
aus  dem  Wasser  in  die  Atmosphäre.  Diese  Reaktion  ist  beendet, 
wenn  einerseits  kein  Calcium  mehr  ausfällt,  andererseits  die  Gas- 
analyse kein  Steigen  im  Partialdruck  erkennen  läfst.  Zahlreiche  Ver- 
suche haben  gezeigt,  dafs  man  sich  zur  Feststellung  des  Gleich- 
gewichts am  sichersten  an  die  Gasanalyse  hält.  Es  entspricht 
1)  einer  kleinen  Abnahme  im  Calcium  eine  yerhältnismäfsig  grofse 
Zunahme  des  Partialdrucks  und  2)  bleibt  bei  gleichem  Resultat 
zweier  nach  einander  ausgeführter  Gasanalysen  auch  die  Löslichkeit 
des  Bikarbonats  gleich,  wie  nachstehende  Zahlen  zeigen: 


In  100  ccm      [    mg  Ca 


^.   mg        :     o/^CO„ 

Bikarbonat  i  0°  u.  760  mm 


Versuch  2  46.2 

46.3 


187.2  8.94 

187.6  3.47 


43.9      I         177.6  6.28 

Versuch  3      |       43.3  175.5  6.04 

43.3      i         175.5  6.02 


I 


Zu  Anfang  des  Versuchs  hatte  die  Atmosphäre  oberhalb  des 
Wassers  einen  Kohlensäuregehalt  von  8.94  7o-  E»  wurde  nun  noch 
Luft  eingesogen  und,  sofort  nach  dem  Mischen,  das  überstehende 
Gas  untersucht.     Wir    fanden    einen   Kohlensäuregehalt    von    nur 


183 

« 

3.47  7o«  Nach  längerem  Stehen  wurde  eine  zweite  Probe  des  Gases, 
sowie  eine  solche  des  Wassers  untersucht.  Der  Eohlensäuregehalt 
war  auf  6.23 7o9  ^^^o  f^t  auf  das  Doppelte  gestiegen,  dagegen 
hatte  der  Bikarbonatgehalt  um  10  mg  pro  100  ccm  Wasser  abge- 
nommen. Von  diesem  Punkte  an  blieb,  sowohl  der  Eohlensäure- 
gehalt des  Gases,  als  auch  der  Kalkgehalt  der  Lösung  konstant. 

Versuch  3  ergiebt   also,    dafs  100  ccm  Wasser  unter  einem  Partialdruck 
45.9  mm,  entsprechend  6.04  ^/o  Kohlensäure,  enthalten : 

Gesamtkohlensäure 181.7  mg 

175.5  mg  Caiciumbikarbonat  mit  Kohlensäure    .     .      95.4  mg 

Die  Differenz  giebt  freie  Kohlensäure      86.3  mg 

In  dieser  Art  wurden  alle  Versuche  angestellt,  und  soll  daher 
im  folgenden  die  Angabe  der  Ausrechnung  fortfallen. 

Versuch  4  ergab: 

a)  gasanalytisch  die  Resultate: 

6.23  ^/o  Kohlensäure  bei  716.4  mm  Barometerstand  und  der  Temperatur 

t=li.S°  C;  dies  giebt  beim  Normalzustand  0^  und  760  mm, 
5.45^0  ^  ^^  Quecksilber =41.4. 

b)  Gresamtkohlensäure :  angewandt  92.67  ccm  Lösung,  giebt  74.8  ccm 
Kohlensäure  bei  6  =  715.0  mm  und  ^=13.2^  C,  das  giebt  aus  100  ccm 
Lösung:  139.6  mg  Kohlensäure. 

c)  Das  Calcium,  ermittelt  durch  Titration  mit  Vio~i^orm.  Salzsäure,  giebt 
in  100  ccm  Lösung:  98.6  mg  Calci umkarbonat  mit  43.4  mg  gebundener 
Kohlensäure  und  159.7  mg  Bikarbonat  mit  86.8  mg  Kohlensäure, 

mithin  enthalten  unter  einem  Partialdruck  von  41.4  mm,  entsprechend,  bei  0^ 

und  760  mm,  5.45  ^/o  Kohlensäure,  100  ccm  Lösung: 

G^samtkohlensäure       139.6  mg 

159.7  mg  Caiciumbikarbonat  mit  Kohlensäure    .     .       86.8  mg 

Die  Differenz  giebt  freie  Kohlensäure       52.8  mg 

Nach  Versuch  5 

enthalten    unter   einem  Partialdruck   von    16.6  mm,  entsprechend,   bei  0*^  und 

760  mm,  2.18  °/o  Kohlensäure,  100  ccm  Lösung: 

Gesamtkohlensäure 132.1  mg 

154.0  mg  Caiciumbikarbonat  mit  Kohlensäure    .     .       83.6  mg 

Die  Differenz  giebt  freie  Kohlensäure      48.5  mg 


Versuch  6  giebt  die  Resultate: 

Bei  einem  Partialdruck  von  14.4  mm,  entsprechend,  bei  0®  und  760  mm. 
1.89%  Kohlensäure,  enthalten  100  ccm  Lösung: 

Gresamtkohlensäure 115.7  mg 

149.2  mg  Caiciumbikarbonat  mit  Kohlensäure   .     .       81.0  mg 

Die  Differenz  giebt  freie  Kohlensäure       34.7  mg 

13* 


—     184       - 
Versuch  7. 

Bei  einem  Partialdruck  von  13.1  mm,  entsprechend,  bei  0^  und  760  mm, 
1.72^0  Kohlensäure,  enthalten  100  com  Lösung: 

Gesamtkohlensäure 96.7  mg 

138.1  mg  Calciumbikarbonat  mit  Kohlensäure  .     .       72.4  mg 

Die  Differenz  giebt  freie  Kohlensäure      24.3  mg 

Versuch  8. 

Bei  einem  Partialdruck  von  6.0  mm,  entsprechend,  bei  0^  und  760  mm, 
0.79  ®/o  Kohlensäure,  enthalten  100  ccm  Lösung: 

Gresamtkohlensäure 82.8  mg 

124.9  mg  Calciumbikarbonat  mit  Kohlensäure  .     .      67.8  mg 
Die  Differenz  giebt  freie  Kohlensäure      14.5  mg 


Versuch  9. 

Bei  einem  Partialdruck  von  3.1  mm,  entsprechend,  bei  0^  und  760  mm, 
0.41  ^/o  Kohlensäure,  enthalten  100  ccm  Lösung: 

Gesamtkohlensäure 49.3  mg 

82.1  mg  Calciumbikarbonat  mit  Kohlensäure     .     .      44.6  mg 

Die  Differenz  giebt  freie  Kohlensäure        4.7  mg 

Versuch  10. 

Bei  einem  Partialdruck  von  1.9  mm,  entsprechend,  bei  0^  und  760  mm, 
0.25  °/o  Kohlensäure,  enthalten  100  ccm  I^nng: 

Gesamtkohlensäure 35.8  mg 

59.5  mg  Calciumbikarbonat  mit  Kohlensäure    .     .       32.4  mg 

Die  Differenz  giebt  freie  Kohlensäure        2.9  mg 


Versuch  11. 

Bei  einem  Partialdruck   von  0.6  mm,  entsprechend,  bei  0^  und  760  mm, 
0.08  ^/o  Kohlensäure,  enthalten  100  ccm  Lösung: 

Gesamtkohlensäure .       21.4  mg 

40.2  mg  Calciumbikarbonat  mit  Kohlensäure     .     .       21.8  mg 

Die  Differenz  giebt  freie  Kohlensäure     —0.4  mg 


Versuch  12. 

Bei  einem  Partialdruck  von  0.0  mm  enthalten  100  ccm  Lösung,  wie  durch 
drei  nacheinander  ausgeführte  Analysen  festgestellt  wurde: 

Gesamtkohlensäurc 21.1     21.1     21.0  mg 

38.5  mg  Calciumbikarbonat  mit  Kohlen- 
säure      21.0    21.0    21.0  mg 

Die  Differenz  giebt  keine  freie  Kohlensäure. 


Die  aoB  diesen  12  Versuchen  gewonnenen  itesultate  sollen  ilber- 
sichtlich  in  nachatehender  Tabelle  zasammengefafst  werden: 


Tabelle  I. 

100  cc 
Flu 

m  Ga»,  oberha 
^igkeit  enthal 

s|  iil 

b  der 

^" ^ 

IS 

"S  s 

c 

lo" 

100  cc 

w 

ir 

m  der  Löaung 

CO, 

^1 

11 

ll    - 

ccm 

^j 

-    £= 

Jh 

^l._ 

1 

a: 

__  ^ 

■°  S 

l_L 

1    9M 

725J 

13.6» 

8.94 

23.11 

115.6 

».9 

146.3 

10.0° 

726.1 

268.7 

8.76 

71B.5 

12.2" 

6.04 

21.66 

loe.s 

47.7 

103.4 

11.2" 

719.0 

181.7 

6.23 

716.4 

14.8' 

5.45 

19.71 

98.6 

43.4 

80.7 

13.2° 

716.0 

139.6 

2.1T 

726.8 

15.8» 

2.18 

19.01 

»5.1 

41.8 

76.1 

13.1» 

726.8 

132.1 

r  2.15 

724.1 

ite» 

1.89 

18.42 

92.1 

40.5 

66.1 

13.3» 

724.1 

115.7 

1.96 

T28.3 

n.5' 

1.72 

16.43 

82.2 

36.2 

54.4 

11.4" 

728.3 

96.7 

0.89 

732.8 

17.6» 

0.79 

16.42 

77.1 

33.9 

46.3 

12.3'' 

732.8 

82.3 

0.47 

728.6 

17.8" 

0.41 

10.14 

50.7 

22.3 

27.8 

11.6« 

726.6 

49.3 

0.28 

726.0 

n.»« 

0,25 

7.35 

36.8 

16.2 

20.1 

13.3» 

725.3 

35.3 

!0  0.09 

724.0 

18.0« 

O.OR 

4.96 

24.8 

10.9 

12.2 

n.r 

722.7 

21.4 

_ 

_ 

_ 

_ 

4.75 

23.8 

10.5 

12.1 

13.8" 

724.8 

21.1 

4.75 

23.8 

10.6 

12.1 

13.8" 

723.5 

21.1 

— 

~ 

— 

— 

4.75) 

23.8 

10.5 

11.9 

12.5" 

727.6 

21.0 

Ans  Tabelle  I  berechnet  sich 

Tabelle  H. 


^"m^G^'^  i  QueckBilbei--  '        Freie        |     Calcinm-     '    Geaamt- 
bei  0  und  76    P'"^*^'^""'^  i  Kohlenaäure  I  bikarbonat        calcinm 


.   ■,■>'. 8.94 

n,.9 

157.4 

187.2 

46.2 

6.04 

45.9 

86.3 

175.5 

43.3 

5.45 

41.4 

52.8 

159.7 

S9.4 

2.18 

16.6 

48.5 

154.0 

88.0 

1.89 

14.4 

34.7 

149.2 

36.8 

1.78 

13.1 

24.3 

133.1 

32.9 

0.19 

6.0 

14.5 

124.9 

30.8 

0.41 

3.1 

4.7 

82.1 

20.3 

0.25 

1.9 

2.9 

59.5 

14.7 

0.08 

0.« 

- 

40.2 

9.9 

... 

_ 

._ 

38.5 

9.6 

- 

- 

— 

S8.5 

9.5 

— 

— 

— 

38.5 

9.5 

186     — 

Die  Zusammenstellung  der  Versuche  zeigt,  dafs  die  drei  Grofsen: 
Partialdruck  in  7o  ^^^  0®  und  760  mm,  Calciumbikarbonat  und  freie 
Kohlensäure  (Tabelle  II)  in  steter  Abnahme  begriffen  sind.  Bei 
einem  Partialdruck  von  0  mm  Quecksilber  verschwindet  die  freie 
Kohlensäure  vollständig  und  die  Gesamtkohlensäure  wird  der  dem 
Calciumbikarbonat  entsprechenden  Kohlensäuremenge  gleich.  Dar- 
aus ist  der  eingangs  der  Arbeit  bereits  erwähnte  SchluTs  berech- 
tigt, Calciumbikarbonat  in  Lösung  als  beständiges  Salz  anzunehmen. 

Die  Löslichkeit  des  Calciumkarbonats  beträgt  bei  dem 
mittleren  Barometerstand  von  Zürich  und  der  Temperatur 
von    15^  C.  0.3850  g  im  Liter. 

Die  Art  und  Weise,  wie  die  Löslichkeit  dieses  Salzes  vom 
Partialdruck  der  Kohlensäure  einerseits,  und  der  im  Wasser  gelösten 
freien  Kohlensäure  andererseits,  abhängt,  zeigt  am  besten  eine 
graphische  Darstellung. 

Kurve  1. 
Auf  der  Abscisse  findet  man  aufgetragen  mg  Calciumbikarbonat, 
auf  der  Ordinate  ^o  Kohlensäure,   reduziert   auf  0^  und  760  mm. 
Die  Verbindungslinie  der  Schnittpunkte  giebt  die  gezeichnete  Kurve. 
Genau  so  begründet  sich 

Kurve  2. 
Auf  der  Abscisse  sind  aufgetragen  mg  Bikarbonat,  auf  der 
Ordinate  mg  in  Wasser  gelöste  freie  Kohlensäure;  das  gezeich- 
nete Bild  giebt  den  Verlauf  der  Löslichkeit  sehr  deutlich  an.  Wie 
erwartet  wurde,  besteht  keine  direkte  Proportionalität  zwischen  den 
Gröüsen,  welche  je  auf  Ordinate  und  Abscisse  aufgetragen  sind;  an- 
fangs wächst  die  Löslichkeit  bei  zunehmendem  Partialdruck  schnell, 
das  Gegenteil  tritt  am  Schlufs  der  Kurve  ein. 


187 


Kurvenbilder  fDr  Calciumbikarbonai 

1.  Die  Löslichkeit  als  Funktion  des  Partialdruckes. 


y 


a 

o 

CO 


TS 

a 

e 
O 

3 


9 

O 


c'-A 


0 


— >-  mg  Bikarbonat. 


Fig.  5. 


2.  Die  Löslichkeit  als  Funktion  der  in  Wasser  gelösten  „freien" 

Kohlensäure. 


I 

a 

o 
\4 


9 
M 

a 


o.nivi:e^sitv  j 


0 


mg  Bikarbonat. 


Fig.  6. 


—     188     - 

An  dieser  Stelle  seien  die  wichtigsten  Litteraturangaben  über 
die  Löslichkeit  des  Galciumkarbonats  in  kohlensäurehaltigem  Wasser 
angeführt. 

Der  Übersicht  halber  haben  wir  eine  kleine  Tabelle  zusammen- 
gestellt und  die  Umrechnung  vorgenommen  auf 


g  CaCOs  im  Liter:     t- 

=  Temperatur: 

0.7003  g  CaCOg    .     .     . 
0.8803  g  CaCOg     .     .     . 

ION   ^^^^^^^^ 

0.6700  g  CaCOa    .     .     .     . 

,    .     .    Bergmann* 

1.800    g  (gebr.  Kalk)    . 
2.800    g  (ganz  rein) 

Bischoff" 

2.500    g  CaCOj    .     .     . 

.    .    .    Marchand* 

1.0—1.5  g  CaCOs      .     . 

.     .     .    Strüve* 

3.0  g  CaCOj 

.     .    Caro* 

0.9852  g  CaCOj     .     .     . 

2\^     Warinqtok* 

;>  =  0.7483  m. 

Nach  diesen  Angaben  schwankt  die  Löslichkeit  des  Galcium- 
karbonats in  kohlensäurehaltigem  Wasser  von  0.7003 — 3.0  g  pro 
Liter.  Am  auffallendsten  sind  die  Angaben  Bisohoff*s  u.  a..  dafs 
die  Löslichkeit  dss  Calciumkarbonates  abhängig  sei  von  der  Rein- 
heit des  Ausgangsmateriales  zur  Darstellung  des  Calciumhydroxydes, 
resp.  des  Karbonates. 

So  findet  Bisohoff,  dafs  beim  Behandeln  des,  aus  reinstem 
Marmor  gewonnenen  Kalkes,  mit  kohlensäurehaltigem  Wasser,  sich 
2.8  g  Calciumkarbonat  im  Liter  Wasser  lösten,  während  von  dem- 
selben Wasserquantum  nur  1.8  g  Karbonat  gelöst  werden,  wenn 
gewöhnlicher  gebrannter  Kalk  als  Ausgangsmaterial  verwendet  wurde. 
Diese  Verschiedenheiten  in  der  Löslichkeit  des  Calciumkarbonates 
können  wir  nicht  bestätigen,  noch  können  wir  einen  Grund  dieser 
Verschiedenheiten  einsehen,  denn  in  allen  Fällen  resultiert,  durch 
das  Brennen  des  Ausgangsmateriales,  Kalk,  welcher  zu  Calcium- 
hydroxyd  gelöscht  wird,  das  in  allen  Fällen  durch  Kohlensäure 
in  voluminöses,  fleckiges  Calciumkarbonat  verwandelt  und,  von 
kohlensäurehaltigem   Wasser,    als   Bikarbonat   gelöst   wird.      Nach 


*  Joum.  pr.  Cficfft.  44,  248. 

*  Entnommen  Caro's  Inaugural-Dissertation  (Jena  1873)  und  Arch,  Pßiarm, 
(1874)  [3'  4,  145. 

'  Jahrb.  chp.m,  phys.  Geol.  (Bonn)  2,  64. 

*  Joum.  Chem.  Soc,  6,  296. 


189 


unsem  Versuchen   ergaben   bei    15^  gesättigte  Galciumbikarbonat- 
lösungen,  ob  aus  reinem  oder  unreinem  Kalkstein  gewonnen,  einen 

Calciumkarbonatgehalt  pro  Liter  zu  1.13 — 1.17  g. 

«. 

Zum  überflufs  führten  wir  folgende  Versuche  aus: 
Je  10  g  Ealky  einmal  gewöhnlich  rein,  das  andere  Mal  herge- 
stellt durch  Brennen  von  Marmorstücken  im  Muffelofen,  wurden  mit 
ca.  300  ccm  Wasser  gelöscht  und  in  die  Kalkmilch  Kohlensäure 
eingeleitet  bis  zur  Sättigung.  Nach  24  Stunden  ein  Teil  der  Lösung 
durch  einen  trockenen  Goocn'schen  Tiegel  filtriert  und  das  gelöste 
Calciumkarbonat  mit  ^I^Q-norm,  Salzsäure  titriert;  daraus  ergab  sich 
die  Löslichkeit  zu: 

1.31  g  CaCO,  (gew.  gebrannter  Kalk)  im  Liter  und 
1.30  g  CaCOj  (reiner  „  „   )  im  Liter, 

also  in  beiden  Fällen  dieselbe  Zahl  (^=13.2^. 

Nach  weiterem  Stehen  war  keine  Zunahme  an  Calcium  ein- 
getreten. 

Bei  t=2.8^  C.  ergab  sich:  1.45  g  CaCOg  im  Liter. 

Das  Studium  über  die  Löslichkeit  des  Galciumkarbonats 
unter  analogem  Gesichtspunkt  durchgeführt,  wie  es  hier  für  das 
Bikarbonat  geschehen  ist,  liegt  in  einer  Arbeit  von  Schloesing^ 
vor.     Die  von  ihm  angeführte  Tabelle  ist  die  folgende: 


.     ^  «0  Druck  in  mm 
^    ^^    Kohlensäure 

mg 
CaCOa     ■ 

Cao/cO,   '"^^'^'^ 

0.000504 

74.6 

60.96 

0.000808 

85.0 

72.11 

0.00333 

137.2 

123.0 

0.01387 

223.1       1 

218.4 

0.0282 

296.5 

310.4 

0.05008 

360.0 

408.5 

0.1422 

583.0 

0.2538 

663.4 

1072.0 

0.4167 

787.5      ' 

1500.0 

0.5533 

885.5 

1846.0 

0.7297 

972.0 

2270.0 

0.9841 

1086.0 

2864.0 

Da  nicht  angegeben  ist,  wie  der  Partialdruck  berechnet  wurde, 
kann  man  darüber  nichts  aussagen. 


Oon^pt  rend.  74,  1552. 


—     190 

ScHLOESiNG  arbeitete  wie  folgt:  Erystallisiertes,  reines  Galcinm- 
karbonat  wurde  in  Wasser  suspendiert  und  durch  die  Flüssigkeit 
kohlensäurehaltige  Luft  geleitet,  bis  gravimetrisch  keine  Zunahme 
an  Calcium  erkennbar  war.  In  der  Berechnung  des  gelösten  Galcium- 
karbonats  liegt  vermutlich  ein  Fehler,  indem  SoHLOESiKa  in  der 
stark  kohlensäurehaltigen  Lösung,  Karbonat  neben  Bikarbonat, 
annimmt. 

So  berechnet  er: 

mg  im  Liter 

1.  CaCOg  (neutral,  nach  eigenen  Löslichkeitsversuchen)  .      13.1  mg 

2.  Alles  Calcium  als  Karbonat  gerechnet 360.0  mg 

Die  Differenz  giebt  Calciumkarbonat  als  Bikarbonat    346.9  mg 


Er  spricht  deshalb  von  folgenden  drei  Kohlensäuremengen: 

CO,  entsprechend  dem  neutralen  Calciumkarbonat        5.76  mg 

CO]  entsprechend  dem  Bikarbonat 305.30  mg 

CO,  frei 97.57  mg 


Summe  =>     408.63  mg 


Cabo^  verneint,  gestützt  auf  den  folgenden  Versuch,  überhaupt 
die  Existenz  des  Calciumbikarbonats. 

Eine  Lösung  von  Calciumbikarbonat  mit  überschüssiger  Kohlen- 
säure wurde  an  der  Luft  stehen  gelassen,  bis  eine  Ausscheidung  von 
Karbonat  an  der  Oberfläche  begann,  und  dann  der  Gehalt  der  klaren 
Lösung  an  Kalk  und  Kohlensäure  bestimmt.  Cabo  führt  folgende 
Belegzahlen  an: 

5  ccm  der  Liösung  enthalten: 

CaCOa  =CaO  +C0, 

0.00270  g  0  0015176  g  0.0011924  g 

Die  Gesamtkohlensäure  wurde  bestimmt  durch  Fällen  einer 
gleich  grofsen  Probe  von  5  ccm  mit  ammoniakalischem  Baryum- 
chlorid,  und  ergab  im  Niederschlag  Baryumkarbonat  +  Calciumkar- 
bonat =0.0666  g;  dies  giebt  nach  Abzug  des  titrimetrisch  gefun- 
denen Calciumkarbonats,  das  Baryumkarbonat =0.0639  g.  Die  dar- 
aus berechnete  Kohlensäure  =  0.0 142  g  entspricht  freier  +  halbgebun- 
dener Kohlensäure. 


1.  c. 


—     191     — 
Gabo's  SchloTsresultat  ist  also: 

Grebandene  Kohlensäure »0.0011924  g 

Halbgebundene  +  freie  Kohlensäure     =»0.0142  g 

Das  Verhältnis  der  beiden  Zahlen  ist  1:10,  was  auf  Anwesen- 
heit von  Calciumbikarbonat  bei  viel  freier  Eohlensänre 
schlieüsen  läfst. 

Die  oben  von  uns  erhaltenen  Zahlen  lassen  also  des  be- 
stimmtesten vermuten,  dafs  Calciumbikarbonat  in  äufserst  verdünnten 
Lösungen'  existiert.  Es  konnte  deshalb  einiges  Interesse  bieten,  die 
Leitfähigkeit  dieses  Salzes  zu  bestimmen.  Küster^  giebt  an,  dafs 
die  Bikarbonate  in  stark  verdünnten  Lösungen  hydrolytisch  ge- 
spalten sind,  was  daran  erkennbar  ist,  dafs  deren  Lösung  Phenol- 
phtaleln  schwach  rötet,  was  wir  für  Calciumbikarbonat  bestätigen 
konnten.  Es  mufste  sich  also  das  Salz  bei  den  Leitfähigkeitsmes- 
sungen nicht  normal  verhalten.  Gearbeitet  wurde  anfangs  bei  15^ 
mit  dem  AsBHENiüs'schen  Gefäfs ;  später  wurden  die  Messungen  bei 
18^  ausgeßihrt,  da  auch  bei  dieser  Temperatur  das  Salz  in  Lösung 
beständig  ist,  wenn  auch  in  anderer  Konzentration. 

Da  in  so  verdünnter  Lösung  das  AuBHENiüs'sche  Qefäfs  nicht 
zweckentsprechend  ist,  so  wurde  in  einem  Apparat  mit  vertikal 
stehende  Elektroden  gearbeitet,  die  mit  Schmelzglas  absolut  fixiert 
waren. 

Die  Kapazität  ergab  sich  in  drei  auf  einander  folgenden  Mes- 
sungen zu:  20.23  20.19  20.23. 

Die  Versuche  wurden  nach  der  bekannten  Verdünnungsmethode 
mit  einem  Leitfähigkeitswasser,  von  dem  Leitvermögen  0.9 — 1.0  10"®, 
welches  in  keiner  Art  in  Berücksichtigung  gezogen  wurde,  aus- 
geführt 

Die  bei  18®  erhaltenen  Zahlen  waren  bei  vier  auf  einander  fol- 
genden Messungen: 


9 

/*! 

t^t 

^8 

A*4 

623 

125.1 

124.8 

125.6 

124.6 

1246 

134.9 

134.8 

135.3 

134.7 

2492 

141.5 

141.3 

141.2 

141.4 

4984 

149.4 

151.1 

151.2 

150.1 

9968 

(160.5) 

(161.9) 

163.7 

162.3 

19936 

(176.4) 

(178.3) 

180.1 

179.9 

39872 

(201.8) 

(207.3) 

208.9 

258.1 

^  Z.  anorg.  Chem.  13,  127. 


192      - 

Die  Leitfähigkeit  erreicht  also  auch  in  den  stärksten  Verdün- 
nungen kein  Maximum;  ein  Fall,  der  gewöhnlich  bei  hydrolytisch 
gespaltenen  Salzen  eintritt. 

Ein  ganz  analoges  Verhalten  ergab  das  Ealiumbikarbonat ;  die 
dabei  erhaltenen  Zahlen  sind: 


V 

f^i 

f^t 

^8 

256 

90.0 

90.4 

90.4 

512 

92.0 

92.3 

92.1 

1024 

93.5 

93.8 

93.7 

2048 

95.8 

96.2 

96.0 

4096 

99.1 

100.0 

99.1 

8192 

106.8 

105.7 

104.1 

16384 

(117.8) 

(114.7) 

(120.0) 

32768 

(136.7) 

(138.7) 

(140.2) 

II.  Das  Calclumbikarbonat  in  kochsalzhaltigen  Lösungen. 

Aus  Kippenbergee's  Versuchen  geht  hervor,  dafs  Calciumkar- 
bonat  in  konz.  Kochsalzlösung  ca.  dreimal  löslicher  ist,  als  in 
Wasser.  Diese  gröfsere  Löslichkeit  ist  wahrscheinlich  bedingt  durch 
die  Bildung  von  Doppelsalzen.  Es  war  zu  vermuten,  dass  diese 
Doppelsalze,  ebenso  wie  der  Kamallit,  in  verdünnten  Lösungen  voll- 
ständig zersetzt  würden,  sodafs  die  Löslichkeit  des  Calciumkarbo- 
nates  in  einer  verdünnten  Kochsalzlösung  gleich  der  desselben  in 
reinem  Wasser  sein  würde.  Auch  bei  dem  Calciumbikarbonat  müfste 
ein  ähnliches  Verhalten  zu  konstatieren  sein.  Da  wir  die  Löslich- 
keit des  letzten  Salzes  in  kohlesäurehaltigem  Wasser  bei  ver- 
schiedenen Partialdrucken  ermittelt  hatten,  so  führten  wir  eine  Reihe 
Löslichkeitsbestimmungen  desselben  in  mit  Kohlensäure  gesättigten 
verdünnten  Lösungen  aus.  Und  zwar  gaben  wir  unserer  Kochsalz- 
lösung eine  Stärke,  wie  sie  oft  bei  Mineralwasser  angetroffen  wird. 
Die  Lösung  enthielt  ca.  5  g  Kochsalz  im  Liter,  sie  war  also  un- 
gefähr ^/jQ-norm.  Diese  verdünnte  Kochsalzlösung  wurde  mit  Kalk- 
milch versetzt,  Kohlensäure  eingeleitet  und,  nach  der  Sättigung,  wie 
bei  den  vorigen  Versuchen,  filtriert  und  analysiert.  Die  Lösung 
besafs  während  der  ganzen  Dauer  der  Untersuchung  eine  Temperatur 
von  15*^  C.  Da  die  Versuche  alle,  wie  bei  Calciumbikarbonat  aus- 
geführt wurden,  so  unterlassen  wir  hier  die  Schilderung  derselben 
und  geben  nur  eine  tabellarische  Zusammenstellung  der  erhaltenen 
Resultate. 


a  Gas  enthalten 


:j.-a 


bo"  ■    B  §    I    p5 

IS   'flll 

llillill 

g  E    I    *^W      *  fi 


16.90 

733.0 

\i.b- 

16.95 

12.B6 

729.5 

11.5' 

11.47 

e.76 

723.4 

U.ö» 

8.07  1 

3.51 

730.0 

13.4» 

3.16  1 

0.56 

719.6 

13.2« 

0.50  . 

0.*6 

788.0 

la-S" 

0.41. 

I 

I 

~ 

I    ! 

26.86      134.8      59.3     142.3 


26.45 

132.3 

18.41 

92.1 

14.60 

78.0 

9.12 

45.6 

6.05 

30.3 

4.31 

21.6 

4.16 

20.8 

4.06 

20.3  i 

4.10 

20.6  1 

9.64    728.5'   11.1' 


11 


TftbeUe  VI. 

"/,  Kohlen- 
iSnnimOsi 
bei  0  u.  76 

mm  Hg=             mg 

mg 
Calcium- 
bikarbonat 

mg 
Calcium 

^-^^^^^^ 

^^  -- 

■  _   ■^- 

16.95 

12B.8 

132.5 

218,4 

53.9 

11.47 

87.2 

110.1 

214.3 

53.9 

6.07 

46.1 

23.5 

149.2 

36.8 

8.16 

24.0 

13.5 

118.3 

29.2 

0.50 

3.8 

2.7 

73.9 

18.2 

0.41 

3.4 

0.3 

49.0 

12.1 

_ 

— 

— 

34.9 

8.6 

_ 

-, 

— 

33.7 

8.3 

_ 

_ 

_ 

32.9 

8.1 

— 

— 

— 

33.2 

8.2 

Am  dieser  ZnsanunenstelluDg  ist  ersichtlich,  dafs  die  Löslich- 
keit  des  Calciatnbikarbonates  unter  den  obwaltenden  Verhältnissen 
nur  wenig  beeinflnfst  ist.  Die  Löslichkeit  b  einer  ca.  '/lo"""'"™- 
EocbsalzlOsnng,  frei  von  Kohlensäure,  beträgt  0.3320  g  pro  Liter, 
iriÜirend  wir  in  reinem  Wasser  fast  dieselbe  Zahl:  0.3850  g  fanden. 


194 


S 

s 

o 

^• 

TS 

C 
0 

o 
O 

•M 
0) 


:e8 

ä 

o 
U1 


Kurvenbilder  für  Caiciumbikarbonat  in  Kochsalzlösungen. 

1.  Die  Löslichkeit  als  Funktion  des  Partialdruckes. 

y 


I 


0 


mg  Bikarbonat. 


Fig.  7. 


2.  Die  Löslichkeit  als  Funktion   der  in  Wasser  gelösten  ,, freien'^ 

Kohlensäure. 


a 

3 

o 

\< 
s 


0 


mg  Bikarbonat. 


Fig.  8. 


—     195 

III.  Magneslumbikarbonai 

Herstellung  der  Lösung. 

Im  Prinzipe  bietet  die  Darstellung  nichts  neues,  sie  fällt,  aus- 
genommen das  Ausgangsmaterial  y  ganz  mit  der  von  Calciumbikar- 
bonat  zusammen.  Das  Magnesiumoxyd  des  Handels:  ,,Magnesia 
usta''  wird  in  kohlensäurehaltigem  Wasser  suspendiert  und  das  ent- 
stehende Karbonat  unter  Schütteln  zu  Bikarbonat  gelöst.  Nach 
wochenlangem  Stehen  wird  auf  bereits  angegebene  Art  filtriert  und 
die  Lösung  im  geschilderten  Apparat  24  Stunden  in  dem  Raum  von 
konstanter  Temperatur  gelassen;  man  beginnt  dann  mit 

Versuch  1. 

Die  Lösung  befand  sich  unter  dem  Partialdruck  der  Kohlen- 
säure =  1  Atmosphäre  und  wurde  analog  wie  beim  Calciumsalz 
analysiert. 

Ohne  Änderung  des  Partialdruckes  blieb  der  Kohlen- 
säure- und  Magnesiumgehalt  des  Wassers  absolut  konstant. 

a)  Gesamtkohlensäure. 

Verwandt  wurden  92.67  ccm  Wasser. 

Gefunden  nach  5 — 6maligem  Auskochen     COi  +  H»  493.6  ccm 
Nach  Absorption  über  Kalilauge  ...  H=:  43.7  ccm 

Die  Differenz  giebt  Kohlensäure  00^=»  449.9  ccm 

Gefunden  beim  Barometerstand  6  =  717.6  mm  und  der  Temperatur  ^=12.1®  C«: 

Auf  0^  und  760  mm  reduziert,  erhält  mau     399.1  ccm 

Aus  100  ccm  Wasser  daher 430.7  ccm 

Entsprechend  mg  Kohlensäure 846.8 

b)  Das  Magnesium,  auch  hier  titrimetrisch  ermittelt 
mit  ^I^Q-norm.  Salzsäure. 

100  com  Wasser  brauchen  165.37  ccm  (exakt)  \'io-norm.  Salzsäure. 
Entsprechend  333.9  mg  Magnesiumoxjd, 

697.7  mg  Magnesiomkarbonat  mit 
363.9  mg  gebundener  Kohlensäure  und 

1210.5  mg  Magnesiumbikarbonat  mit 

727.8  mg  Kohlensäure. 

Versuch  2. 

Genau  wie  bei  Calciumbikarbonat  verfahrend,  wird  der  Partial- 
druck auf  bekannte  Art  vermindert  und  nach  Eintreten  eines  Gleich- 


-       196 

gewichtszustandes,   den  man  auch  hier  gasanalytisch  feststellt,    die 
Reihe  der  Analysen  begonnen. 

a)  Die  Ermittelung  des  Partialdruckes  geschieht   gleich- 
falls durch  Bestimmung  der  Kohlensäure  im  Apparat  von  Hempei«. 

Berechnung: 


I    Stand  des  Queckailbers  !   «  . 

Nullpunkt =2.9  im  Barometerrolir  des     Temperatur.        ata™d     ' 

Apparates  I        ^^ 


Anfangsvolumen  83.8  mm  15.2°  C.         718.1  mm 

Volumen  nach  Absorption  | 
des  CO,  I  217.9  mm  |     15.2®  C.         718.1mm 

Wassertension  bei  15.2°  C.  =  12.9mm. 

Das  Anfangsvolumen  stand  daher 

unter  dem  Drucke:  718.1-(  80.4  + 12.9) -625.8  mm, 
Luft  — CO,  unter  dem  Drucke:  718.0-(115.0+12.9)  =  490.2  mm. 

Daher  ist 

625.8:  490.2  =  100  :a: 

a;=  78.30%  Luft;  folglich  enthalten  100  ccm  des  analysierten  Gases:  21.70  ccm 
Kohlensäure,  dies  giebt  auf  den  Normalzustand  reduziert  18.86  °/o  und  in  Milli- 
meter Quecksilber  143.3  mm  Partialdruck. 

b)  Die  Gesamtkohlensäure. 

Angewandt  wurden  63.58  ccm  Wasser. 

Gefunden  nach  5 — 6maligem  Auskochen    CO, +H  =  339.8  ccm 
Nach  Absorption  über  Kalilauge  ...  U=  41.8  ccm 


Die  Differenz  giebt  Kohlensäure    CO, =298.0  ccm 
Abgelesen  bei  einem  Barometerstand  6  =  723.5  mm  und  der  Temperatur 

t=U.S^  G. 
Durch  Reduktion  auf  0^  und  760  mm  erhält  man    263.5  ccm 
Aus  100  ccm  Lösung 414.4  ccm 

Entsprechend  mg  Gesamtkohlensäure    814.4 


c)  Das  Magnesium,   ermittelt  durch  Titration  mit  ^lo" 
norm.  Salzsäure. 

100  ccm  Lösung  verbrauchten  165.37  ccm  ^I^Q-noTm,  Salzsäure. 

Entsprechend:     333.9  mg  Magnesiumoxjd, 

697.7  mg  Magnesiumkarbonat  mit 
363.9  mg  gebundener  Kohlensäure  und 

1210.5  mg  Magnesiumbikarbonat  mit 

727.8  mg  Kohlensäure. 


197 


Darnach  entbalten  100  ccm  Lösung  bei  einem  Partialdruck  von  143.3  mm 
Quecksilber,  entsprechend  bei  0°  und  760  mm  18.86  ^/q  Kohlensäure: 

Gesamtkohlensäure 814.4  mg 

1210.5  mg  Magnesiumbikarbonat  mit  727.8  mg  Kohlensäure     727.8  mg 

Die  Differenz  giebt  freie  Kohlensäure      86.6  mg 

Versuch  3. 

Es   wurde   in   der  Partialdruckverminderung   fortgefahren   und 
bestimmt 


a)  Der  Partialdruck. 


Nullpunkt  =  2.0 

Stand  des  Quecksilbers 

im  Barometerrohr  des 

Apparates 

Temperatur 

Barometer- 
stand 

Anfangsvolumen 
Volumen  nach  der  Absorp- 
tion Ton  Kohlensäure 

70.7  mm 
102.7  mm 

17.5«  C. 
17.5«  C. 

730.5  mm 
780.5  mm 

Wassertension  bei  17.5«  C.  =  14.9  mm. 

Das  Anfangsvolumen  stand 

unter  dem  Druck  =  730.5 -(14.9+   68.7)«646.9  mm 
Luft— CO,  unter  dem  Druck=»  730.5 -(14.9 +  100.7)= 614.9  mm 

Daher  ist 

646.9:614.9  =  100:» 

o;» 95.05  «/o  Luft,   mithin  enthalten   100  ccm  Gas  4.95  ccm  Kohlensäure;    dies 
giebt  auf  0«  und  760  mm  reduziert  4.45  «/^  oder  in  mm  Quecksilber  33.8. 

b)  Gesamtkohlensäure. 

Angewandt  wurden  62.19  ccm  Lösung. 
Diese  ergaben  nach  5— 6maligem  Auskochen    CO2 + H  =  285.7  ccm 


Nach  Absorption  durch  Kalilauge 


•         • 


H=  28.6  ccm 


Die  Differenz  giebt  Kohlensäure    CO,  =  257.1  ccm 
Abgelesen  beim  Barometerstand  6  =  730.2  mm  und  der  Temperatur 

^=12.9«  C. 
Auf  0«  und  760  mm  reduziert,  erhält  man     231.3  com 

Aus  100  ccm  Lösung 371.9  ccm 

Entsprechend  mg  Kohlensäure      ....     731.3 


c)  DieBestimmung  des  Magnesiums  mit  ^^^-norm.  Salz- 
säure ergab  genau  dieselben  Werte,  wie  bei  Versuch  1  und  2. 

Daher  enthalten  100  ccm  Lösung  bei   einem  Partialdruck  von  33.8  mm 

Quecksilber,  entsprechend  4.45  ^/o  CO,  bei  0^  und  760  mm. 

2b  anorf.  Cbma.  XVIL  14 


-     198     — 

Gesamtkohlensäure 781.8  mg 

1210.5  mg  Magnesiumbikarbouat  mit  Kohlensäure    727.8  mg 

Die  Differenz  giebt  die  freie  Kohlensäure        8.5  mg 

Versuch  4. 

Nach  einer  sehr  vorsichtig  vorgesommenen  Partialdruckvermin- 
derung  ergaben  die  Analysen: 

a)  Den  Partialdruck. 

100  com  des  Gases  enthalten  beim  herrschenden  Barometerstand  b  =  728.4  mm 
und  gegebener  Temperatur  t=lS,b^  C.  1.76  ccm  Kohlensäure;  dies  giebt  auf 
den  Normalstandzustand  reduziert:  1.54  ^/^  CO,  oder  11.7  mm  Quecksilber.   ■ 

b)  Die  Gesamtkohlensäure. 

Angewandt  wurden  62.19  ccm  Lösung. 

Diese  gaben  nach  4— 5maligem  Auskochen    -COf+H^  285.2  ccm 
Nach  Absorption  der  Kohlensäure      ...  H=  42.0  ccm 

Die  Differenz  giebt  Kohlensäure  002  =  248.2  ccm 

Abgelesen  bei  6»728.4  mm  und  ^=1.37^  0. 

Auf  0^  und  760  mm  reduziert ,  erhält  man      .     .  217.63  ccm 

Aus  100  ccm  der  Lösung 349.9     ccm 

Entsprechend  mg  Kohlensäure  687.5 


c)  Das  Magnesium,  bestimmt  durch  Titration  mit  7io" 
norm.  Salzsäure. 

100  ccm  verbrauchten  165.37  ccm  Vio'^^^''"*  ^^1^^^'^»  entsprechend: 
338.9  mg  Magnesiumoxyd, 
oder  697.7  mg  Magnesiumkarbouat  mit  363.9  mg  Kohlensäure, 

oder  1219.3  mg  Magnesium bikarbonat  mit  727.8  mg  Kohlensäure. 

Da  aber  die  Gesamtkohlensäure  nur  687.5  mg  beträgt,  so  ist 
es  evident,  dafs  das  Magnesium  nur  zum  Teil  als  Bikarbonat  in 
der  Lösung  vorhanden  sein  kann. 

Die  Menge  des  Bikarbonats  findet  man  wie  folgt:  Mau  zieht 
von  der  Gesamtkohlensäure  (687.5  mg)  die  aus  der  Titration  mit 
Salzsäure  ermittelte  gebundene  Kohlensäure  (363.9  mg)  ab,  und 
erhält  die  halbgebundene  Kohlensäure:  687.5-363.9=323.6  mg; 
aus  der  doppelten  Menge  berechnet  sich  der  Qehalt  der  Lösung 
an  Bikarkonat  zu  1076.6  mg  mit  647.2  mg  Kohlensäure.  Zieht  man 
die  Bikarbonatkohlensäure  von  der  Gesamtkohlensäure  ab,  so  bleiben 
40.3  mg  Karbonatkohlensäure  übrig,  entsprechend  77.3  mg  Karbonat 


—     199     - 

100  ccm  Lösung  enthalten  daher,  unter   dem  Partialdruck  von  11.7  mm, 
eiitsprechendl.54  ^/o  Kohlensäure  bei  0®  und  760  mm: 

Magnesiumbikarbonat  =   1076.6  mg  mit  647.2  mg  Kohlensäure. 
Magnesiumkarbonat      =       77.3  mg  mit    40.3  mg  ,, 

Gesamtkohlensäure  =  687.5  mg. 

Versuch  5 

ergiebt  bei  Ausrechnung  nach  gleichem  Schema,  dafs  100  com  Lösung,  bei 
einem  Partialdruck  von  10.3  mm  Quecksilber,  entsprechend  bei  0^  und  760  mm 
1.35  7o  Kohlensäure,  enthalten: 

Gesamtkohlensäure 498.5  mg 

762.9  mg  Magnesiumbikarbonat  mit  Kohlensäure  .    458.6  mg 

Die  Differenz  giebt  Kohlensäure      39.9  mg 
die  in  Magnesiumkarbonat  umzurechnen  sind. 

Versuch  6 

ergiebt  in   gleicher  Weise,    dafs  100  ccm  der  Lösung  bei  einem  PartiaMruck 
von  8.2  mm.  bei  0^  und  760  mm »1.07%  Kohlensäure,  enthalten: 

I 

Gksamtkohlensäure 399.9  mg 

595.2  mg  Magnesiumkarbonat  mit  Kohlensäure      .    357.8  mg 

Die  Differenz  ergiebt  Kohlensäure      42.1  mg 

welche  als  Magnesiumkarbonat  anzunehmen  sind  u.  s.  w. 

Die  drei  folgenden  Versuche,  bei  dem  Partialdruck  =  0  aus- 
geführt ,  geben  in  ziemlich  guter  Übereinstimmung  den  Gehalt  von 
100  ccm  Lösung  zu: 

G^amtkohlensäure 155.2     152.5     153.6  mg 

208.6,    195.4,    195.4  mg  Magnesium- 
bikarbonat mit  Kohlensäure  .     122.6     120.4     120.2  mg 


Die  Differenz  giebt  Kohlensäure      32.6      32.1       33.4  mg 
die  in  die  Formel  MgCO,  umzurechnen  sind. 

r 

Es   folgt,   wie   bei  Calciumbikarbonat,   eine   tabellarische   Zu- 
sammenstellung der  erhaltenen  Resultate. 


14 


100  c 

cmGa 

a  enth allen 

100  c 

m  Löaung 

1      §1 

1 

s|     i 

?9. 

IS  |8 

'8' 

i| 

?S" 

il 

1^ 

'1 

gS3 

1%  |1 

=! 

il 

21.5* 

718.1 

l.'i.S" 

IS.Sfi 

165.87  333.9 

697.71 .163.9 

363,9 

485.5 

717,6 

12,1°846.8 

B.30 

tzs.t 

IB.ft' 

h.4'( 

165,37  333.t 

697.71  363.E 

363.fl 

468.7 

723..% 

U.8°j814.4 

7ao.5 

ns" 

4.4h 

165.37'  333.i 

697.7  3GS.t 

3R3,11 

413,4 

730« 

12.9°:  73 1.3 

728.4 

18.5« 

1.54 

165.87  333.t 

697.7  363.6 

383,6 

391.1 

728,4 

13.7°|687.ä 

1.64 

72B.B 

IflT" 

I.flfi 

122.401  247.1 

516.2  269.2 

229  S 

287,4 

724,7 

15.6»498.5 

1.24 

lU.f 

Ifl.S" 

1.07 

100.45  202.6 

428.8  221.C 

17H,H 

235.4 

725,4 

15.3»:399.9 

0.72 

724  S 

Ifl.ft" 

0.H2 

70.96'  U3.J 

299,4   156.1 

110,1 

162.8 

723.7  14.2°'266.2 

0.TO 

722.S 

20.0" 

tJ.tiO 

64.631  130.5 

272.7  142.2 

102,7 

141.3 

722.3  I5.0°i244.9 

0.38    727.( 

18.0° 

<)»H 

53.69'  108.J 

226.5 

118.1 

79,1 

113.1 

7H7,fl 

15.1°  197.2 

0.24    727.5 

9.nn- 

11.21 

48.70     98.£ 

205.5 

107.2 

87.0 

99.85 

7«7  4 

15.1"  174.2 

O.n    129.( 

20.0° 

0.14 

46,46,    93.£ 

196,C 

102.2 

65,2 

96.0C 

72H,7 

15.6°  167.4 
14.11°' 159.5 

0.04    726.t 

20.0° 

ll.(J.1 

44.e; 

90.; 

188,« 

98.S 

61,2 

90.35 

72\h 

48.91 

BH( 

186,S 

61.1 

91,0! 

722,(1 

14.6°.  157.9 

43.42 

87.- 

183.2 

95.5 

5S.B 

7ai,6 

13.8"' 154,4 

42.6C 

86.1 

]ao,c 

93.f 

«l,S 

89.35 

725,4;i5.4°  155.2 

41 .9< 

84.71  177.C 

9ä,S 

60,2 

88.8^ 

719.2,16.0''|l52.5 

— 

- 

— 

— 

42.69 

86.9 

179.8 

93.5 

ÖO.l 

88.42 

725,7 

15.6° 

153.6 

'/b  Kohlen- 
aJfure  bei 
0  und  76 


0.62 
0.60 


■l£uek 


1210.5 
1210.6 
1210.6 
1076.6 
762.9 
595.2 
366.3 
341.7 
263.2 
222.9 
216.9 


76.6 
60.7 
70.1 
76.8 

74.8 


Hairnesia 


201.6 
201.6 
201.6 
801.6 
149)2 


77.1 

59.4 

71.0 

56.6 

71.1 

54.5 

68.B 

58.6 

70.2 

62.9 

62.5 

62.0 

61.8 

51.1 

—     201     — 


Kurvenbilder  fOr  Magneeiumblkarbonai 

1.  Die  Löslichkeit  des  Bikarbonats  als  Funktion  des 

Partialdruckes. 


6 

a 


o 


0 


kg  Bikarbonat 


Fig.  7. 


2 

o 


ip 


0 


2.  Die  Schwankungen  in  der  Löslichkeit  des 
Magnesium  karbonats. 


kg  Bikarbonat. 


Fig.  8. 


202     — 

Das  EIrgebnis  der  Versuche  ist  kurz  zusammengefafst  das 
folgende: 

MagnesiombikarboDat  existiert  nicht  ohne  grofsen  Über- 
schufs  an  freier,  in  Wasser  gelöster  Kohlensäure  (siehe 
Versuch  4),  der  dazu  nötige  Partialdruck  liegt  zwischen  4  und  2  ^j^ 
Kohlensäure.  Sinkt  aber  der  Partialdruck  noch  weiter ,  so  verliert 
die  Lösung  die  ganze  Menge  der  freien  —  nebst  einem  Teil  der 
halbgebundenen  Kohlensäure,  und  enthält  somit  ein  Oemisch  von 
Karbonat  und  Bikarbonat. 

(Kurvenbilder  siehe  S.  201.) 

Bei  einem  Partialdruck  von  0  mm  liegt  ein  Gemenge  von  Kar- 
bonat und  Bikarbonat  vor  und  zwar  bei  mittlerem  Barometerstand 

und  15«  C: 

0.6410  g  Magnesiumkarbonat  und 
1.9540  g  Magnesiumbikarbonat  im  Liter. 

Die  Litteraturangaben  über  die  Löslichkeit  des  Magnesium- 
bikarbonats sind  äufserst  spärlich.  Cossa,^  und  besonders  Kippbn- 
BEBGEB^  nehmen  die  Existenz  des  Magnesiumbikarbonats  an. 
G.  Mebkel  giebt  die  Löslichkeit  des  Karbonats'  in  kohlensänre- 
haltigem  Wasser  bei  verschiedenen  Atmosphären  an. 

IV.  Das  Natriumbikarbonat 

Im  Anschlufs  an  die  vorstehenden  Versuche  wurde  noch  das 
Natriumbikarbonat  auf  seine  Beständigkeit  in  verdtLnnter  Lösung 
geprüft.  KüSTEB^  zeigte  in  seiner  interessanten  Arbeit  über  die 
Bestimmung  von  Natriumbikarbonat  neben  Natriumkarbonat,  dafs 
ersteres  bei  mittleren  Temperaturen  merklich  hydrolytisch  gespalten 
werde,  was  er  daran  erkannte,  dafs  eine  wässrige  Lösung  von 
Natriumbikarbonat  Phenolphtalein  rötet.  Beim  Abkühlen  der  Flüssig- 
keit auf  0^  verschwand  die  Bötung  völlig,  ein  Beweis,  dafs  die 
Hydrolyse  gänzlich  aufgehoben  war.  Nun  macht  man  häufig  die 
Beobachtung,  dafs  Lösungen  von  Natriumbikarbonat,  wie  sie  in  der 
Titriranalyse  verwendet  werden,  nach  längerem  Stehen  in  yer- 
schlossenen  Flaschen  von  ScHOTr'schem  Glase,  Phenolphtalein  röten, 

^  Ber.  deutseh.  ehem.  Ges.  1869,  697  und  Jahresher'.  1869,  1242. 
'^  Z.  anorg.  Chem.  6,  177. 
^  Jahresher.  1869,  1242. 
M.  c. 


203     — 

und  dafs  beim  Abkühlen  auf  Nullgrad,  die  Rötung  wohl  geringer 
wird,  aber  nicht  gänzUch  verschwindet,  woraus  man  schliefsen  mufs, 
dafs  das  Bikarbonat  nach  und  nach  Kohlensäure  abgiebt,  und  die 
Lösung  allmählich  immer  reicher  an  Karbonat  wird. 

Die  nachstehenden  Versuche,  die  wir  in  aller  Kürze  angeben, 
bestätigen  dies. 

Zur  HersteUung  der  Versuchslösung  wurde  eine  massig  konz. 
Sodalösung  mit  Phenolphtalein  versetzt,  und  Kohlensäure  bis  zur 
völligen  Entfärbung  eingeleitet,  hierauf  die  Lösung  mit  Wasser  so 
verdünnt,  bis  sie  ca.  ^I^Q-norm.  wurde,  und  dann  der  Bikarbonat- 
gehalt durch  Titration  mit  ^j^Q-norm.  Salzsäure,  und  der  Gesamt- 
kohlensäuregehalt gasvolumetrisch  ermittelt.  Hierauf  wurde  Luft 
durch  die  Flüssigkeit  geleitet  um  den  freien  Kohlensäuregehalt,  event. 
den  Gehalt  an  halbgebnndener  Kohlensäure  zu  .vermindern,  und  dann 
vnederum  der  Gehalt  der  Lösung  an  Bikarbonat  und  Gesamtkohlen- 
säure bestimmt  u.  s.  w.  Ebenso  wurde  jedesmal  der  Partialdruck 
der  Kohlensäure  ermittelt  durch  Analyse  des  überstehenden  Gases. 

Versuch  1. 

Ohne  die  Losoxig  bei  dem  Partialdrnck  von  1  Atmosphäre  zu  untersuchen, 
wurde  letzterer  sofort  verringert,  und  zwar  ergab  sich,  dafs,  bei  einem  Partial- 
dmck  von  29.7  mm,  entsprechend  3.90  ^/o  Kohlensäure, 

100  ccm  der  Lösung  enthalten: 

Gesamtkohlensäure 751.7  mg 

1067.0  mg  Natriumbikarbonat  mit  Kohlensäure  .    .     783.0  mg 

Die  Differenz  giebt  freie  Kohlensäure      18.7  mg 


Versuch  2. 

Bei  einem  Partialdruck  von  19.5  mm,  entsprechend  2.57  ^/q  Kohlensäure, 

enthalten 

100  ccm  der  Lösung: 

Gesamtkohlensäure 741.9  mg 

1067.0  mg  Natriumbikarbonat  mit  Kohlensäure  .     .     733.0  mg 

Die  Differenz  ist  freie  Kohlensäure        8.9  mg 

Versuch  3. 

Bei  dem  Partialdruck  von  16.5  mm,    entsprechend  2.16  7o  Kohlensäure, 
enthalten 

100  ccm  Lösung: 

Gesamtkohlensäure 739.8  mg 

1067.0  mg  Natriumbikarbonat  mit  Kohlensäure .    .    733.0  mg^ 

Die  Differenz  ist  freie  Kohlensäure        6.8  mg 


-     204     — 
Versuch  4. 

Bei  dem  Partialdruck  von  14.9  mm,   entsprechend  1.96  ^/^  Kohlenainre, 

enthalten 

100  ccm  Lösung: 

Gesamtkohlensäure 780.3  mg 

1059.0  mg  Natriumbikarbonat  mit  Kohlensäure .    .     727.6  mg 

Die  Differenz  giebt  Kohlensäure        2.7  mg 
welche  zu  Natriumkarbonat  zu  rechnen  ist  =        6.6  mg 


Es  ist  also  hiermit  erwiesen,  dafs  bei  längerem  Stehen  Lösungen 
von  Natriumbikarbonat  sich  merklich  zersetzen. 

Die  ZuBammenstellung  der  gewonnenen  Eesnltate. 

1.  Galciumbikarbonat  besteht  als  solches  in  wässeriger  Lösung; 
seine  Löslichkeit  beträgt  im  Liter  bei  15^  C.  und  mittlerem  Bare- 
meterstand:  0.3850  g. 

2.  Magnesiumbikarbonat  besteht  in  Lösung  nicht  ohne  An- 
wesenheit von  freier  Kohlensäure;  bei  einem  Partialdruck  Ton  Null 
hat  man  ein  Gemisch  von  Bikarbonat  und  Karbonat ,  dies  enthält^ 
bei  15^  C.  und  dem  mittleren  Barometerstand,  im  Liter  1.9540  g 
Bikarbonat  und  0.7156  g  Karbonat. 

3.  Die  Löslichkeit  des  Calciumbikarbonats  wird  durch  ver- 
dünnte Kochsalzlösungen  (ca.  ^lo'^^^*'^^')  ^^^^^  wesentlich  beein- 
trächtigt. 

Zürichf  Chem.  Laboratorium  de^  eidg.  Polytechnikums,  Änalytiaehe  Abteil. 
Bei  der  Redaktion  eingegangen  am  1.  März  1898. 


über  die  Anwesenheit  von  Tellur 
in  den  Eruptionsprodukten  der  Insel  Vulcano  (Lipari). 

Von 

Alfonso  Cossa.^ 

(Briefliche  Mitteilung.) 

In  einer  am  2.  Dezember  1877  der  Accademia  dei  Lincei' 
Torgelegten  Abhandlung  teilte  ich  das  Resultat  der  von  mir  aus- 
geführten Untersuchungen  mit,  betreffs  der  aluminiumhaltigen  Kon- 
kretionen,  welche  in  grofser  Menge  an  den  inneren  Wänden  des 
Kraters  von  Vulcano  haften.  Ich  zeigte  damals ,  dafs  in  diesen 
Ausscheidungen  das  Kaliumaluminat  mit  wechselnden  Mengen  von 
Thallium-,  Gaesium-  und  Rubidiumaluminat  vermengt  ist. 

Im  Jahre  1882,  bei  der  Untersuchung  der  stalaktitischen  Aus- 
scheidungen, welche  an  genanntem  Ort  Bruchstücke  von  Trachyt 
und  zersetzten  Laven  verkitten,  fand  ich  in  grofser  Menge  das 
Kaliumfluorsilikat  vor  und  beschrieb  dasselbe  unter  dem  Namen 
Hieratit  als  eine  neue  Mineralspezies.  Dieses  Mineral  kommt  mit 
den  oben  erwähnten  Aluminaten,  aufserdem  aber  noch  mit  Bor- 
säure, Chlorammonium,  Glauberit  und  mit  wasserlöslichen  Ver- 
bindungen von  Arsen,  Eisen,  Kupfer,  Zinn  und  Wismut  ver- 
-eint  vor. 

Im  Sommer  1897  nahm  ich  die  Untersuchungen  des  vor 
2wanzig  Jahren  gesammelten  Materials  wieder  auf,  mit  der  Ab- 
-eicht,  die  hauptsächlichen  wasserunlöslichen  Bestandteile  der  stalak- 
titischen Ausscheidungen  festzustellen.  Das  zuerst  mit  Wasser 
vollständig  ausgelaugte  Material  wurde  zur  Entfernung  des  vor- 
liandenen  Schwefels  mit  Schwefelkohlenstoff  extrahiert,  sodann  wieder- 
holt mit  warmer  verdünnter  HNO,  (2 : 1  Vol.)  behandelt.  Durch 
^mdauemdes  Einleiten  von  HjgS  in  die  salpetersaure  Lösung  fiel  eine 

1  Ins  Deutsche  übertragen  von  Cu.  L.  Bellebio. 

•  Mem.  deUa  R.  Acc,  dei  Lincei  [III  a|  2.  Zeitschr.  Krystallogr,  2,  509. 
^akreiber.  1878,  1225. 


—     206     — 

verhältnismäfsig  grofse  Menge  ArsensulflLr,  mit  metallischen  Sulfiden 
gemengt,  aus,  die  ich  von  ersterem  mittels  NH3  trennte.  In  diesen 
Sulfiden  fand  ich  eine  Substanz,  deren  Eigenschaften  von  den- 
jenigen der  früher  in  den  Produkten  der  Insel  Vulcano  gefundenen 
Metalle  abwichen.  Durch  eine  sorgf^tig  ausgeführte  Analyse  über- 
zeugte ich  mich,  dafs  diese  Substanz  Tellur  war  und  konnte  dessen 
Anwesenheit  durch  die  Müller' sehe  Beaktion  konstatieren,  durch 
das  Verhalten  gegen  EON  und  durch  Spektralanalyse. 

Aus  3  kg  Material  konnte  ich,  mit  Überwindung  mancher 
Schwierigkeiten,  etwas  mehr  als  2  g  reinen  Tellurs  isolieren.  Dieses 
Element  findet  sich  auf  der  Insel  Vulcano  dennoch  in  gröfseren 
Mengen  als  das  Selen,  welches  fast  ausschliefslich  in  den  meistens 
aus  Schwefel  bestehenden  Stalaktiten  vorkommt. 

Zweck  dieser  Mitteilung  ist  nicht  blofs  die  interessante  That- 
Sache,  das  Vorkommen  von  Tellur  in  italienischen  Mineralien  zur 
Kenntnis  zu  bringen,^  sondern  auch  die  Mineralchemiker  auf  die 
Produkte  des  Kraters  von  Vulcano  aufmerksam  zu  machen.  Die- 
selben unterscheiden  sich  von  anderen  vulkanischen  Produkten  durch 
die  Menge  Fluor,  welche  sie  enthalten,  bieten  also  reichliches 
Material  zu  weiteren  Untersuchungen. 

^  Die  Entdeckung  des  Tellars  auf  der  Insel  Vulcano  wurde  in  der  BaS' 
segfia  Mineraria  (Nr.  17)  am  11.  Dezember  1897  mitgeteilt 

Turin,  4,  Marx  1898, 

Bei  der  Redaktion  eingegangen  am  6.  März  1896. 


Über  die  Beziehungen  zwischen  der  Farbe 
und  der  Konstitution  der  Halorddoppelsalze. 

Von 
N.  S.  KURNAKOW. 

Mit  1  Figur  im  Text 

Die  üntersuchnug  isomerer  Formen  ist  eines  der  wichtigsten 
Mittel  zur  Bestimmung  der  Konstitution  chemischer  Verbindungen. 
Ans  dem  Studium  der  Isomerieerscheinungen  erwuchs  das  kolossale 
Gebäude  der  gegenwärtigen  organischen  Chemie  und  man  muTs  ver- 
muten,  dafs  auch  die  Erkenntnis  der  inneren  Konstitution  anor- 
ganischer Stoffe  denselben  Weg  gehen  wird. 

Aus  der  Zahl  der  anorganischen  Verbindungen  sind  die  isomeren 
Derivate  der  komplexen  Ammoniakmetallsalze,  dank  ihrer  charak- 
teristischen Eigenschaften  und  ihrer  verhältnismäfsig  grofsen  Be- 
ständigkeit, der  experimentellen  Forschung  am  meisten  zugänglich. 

Von  besonderem  Interesse,  hinsichtlich  der  Natur  der  Doppel- 
salze, sind  die  isomeren  Verbindungen  vom  Typus 

MC1,.M,C1,.4NH„ 

in  denen  die  Isomerie  durch  die  verschiedene  Verteilung  des  Ammoniaks 
im  Molekül  des  Doppelsalzes  bedingt  wird.  Bei  der  Einwirkung 
von  Platodiammoniumchlorid  PtCl2.4NH3  auf  Lösungen  von  Chlor- 
verbindungen MCI3  erhielt  Bückton  ^  Doppelsalze  von  der  Zusammen- 
setzung (PtCl,.4NH3).    MCI3,  wo  M=Cu,  Zn,  Cd,  Hg  und  Fb. 

Isomer  mit  diesen  Salzen  sind  die  Chloroplatinite  komplexer 
Basen,  welche  bei  der  Einwirkung  von  K^PtCl^  auf  ammoniakalische 
Lösungen  der  Chloride  von  Kupfer,  Zink,  Cadmium  und  Nickel  ent- 
stehen, und  die  Zusammensetzung  (MCI2.4NH3)  PtClg  haben (Thomsbn).' 


^  Ann.  Öhem.  Pharm.  (1852)  84,  270. 

^  Thoxsbn,  Översigt  over  det  kg,  Danske  Videnskabemes  Selakabs  Forhand- 
Imger  1867,  S.  225;   Gmeuk-Kraut,   Handbuch  der  Chemie  3,  1196  und  1211. 


-      208     - 

Wenn  nun  in  den  Verbindungen  von  Bückton  das  Ammoniak 
vorzugsweise  unter  dem  Einflufs  von  PtCl^  steht,  so  mufs  es 
in  Thomsen's  Salzen  ^  nach  ihrer  Bildungsweise  zu  urteilen,  mit  dem 
anderen  Metallchlorid  verbunden  sein.  Eine  derartige  Vorstellung 
über  die  Konstitution  der  beiden  isomeren  Reihen  der  Doppelsalze 
wird  von  den  chemischen  und  physikalischen  Eigenschafben  der 
Salze  bestätigt.  Bückton's  Salze  enthalten  z.  B.  den  Komplex 
PtCl2.4NH3,  der  von  Säuren  nicht  angegriffen  wird,  und  werden 
auch  von  Salzsäure  nicht  zersetzt,  lösen  sich  aber  in  Ammoniak, 
während  Thomsbn's  Salze  (M.Cl,.4NH3)PtCl3  von  Säuren  leicht  zer- 
setzt werden,  in  Ammoniak  aber  kaum  löslich  sind. 

In  der  vorliegenden  Untersuchung  beabsichtige  ich  den  Zu- 
sammenhang zwischen  der  Farbe  und  der  Konstitution  der  genannten 
Verbindungen  zu  zeigen. 

Die  Färbungen  verschiedener  Isomeren  sind  in  der  folgenden 
Tabelle  zusammengestellt: 


Typue: 
MCl,(PtCl«.4NH8) 


Farbe 


Typus: 
1.4NH3).. 


(MCl,.4NHs).Pt€l, 


Farbe 


CuCl,(PtC1^.4NHs) 
ZiiCl^PtCl,.4NHs) 
CdCl,(PtCl,.4NEy 
HgCl,(PtCl,.4NH,) 


braungelb 
farblos 


(CuCl,.4NH,).PtCl, 
(ZnCl4.4NH,).PtCl, 
(CdCl,.4NH,).PtClj 

(2AgC1.4NHg).PtCl, 


violettrot 

rotgelb 

rot 


rosa 


Trotz  des  zufälligen  Charakters  dieser  Angaben  tritt  doch  der 

Unterschied   in   der  Färbung  der  Isomeren   ganz   deutlich  hervor. 

Thomsen's  Salze  zeichnen  sich  durch  ihre  rote  Färbung  aus,  welche 

überhaupt  den  Chloroplatiniten  eigen  ist,  wie  aus  ihrer  allgemeinen 

Formel 

PtCl,.R"Cl,  =  PtCl4R"  (wobei  R"=[M".4NH.D 

zu  ersehen  ist.    Die  Färbung  der  BüOKTON*schen  Verbindungen 

M"Cl,.R"Cl,  =  M"Cl4R",  wobei  R'i=Pt.4NH, 

wird  durch  die  Farbe  der  entsprechenden  wasserfreien  Metallchloride 
(CuGlg,  ZnClj,  CdClj,  HgCl,)  bestimmt,  oder  richtiger,  durch  die  Nuance 
der  analog  konstruierten  wasserfreien  Doppelsalze,  z.  B. 

Die  Kupferverbindung  (CuCl,.4NH5)PtCl,  war  Mher  noch  von  Millov  und 
CoMMAiLLB  durch  Behandlung  einer  ammoniakalischen  Kupferchlorftrldsung  mit 
Piatinochlorwasserstoffsäure  erhalten  worden  (Cwnpt  rend.  [1S93]  57,  822). 


—     209     — 

|Zn€a4(Pi4NH,)  -  farblos,     rCuCl4(Pt4NHs)  -  braungelb. 

lZnCl4K,  -       „  ICUCI4R,,  -  E = Cs,  N(CHs)4  -  gelb  und  braungelb. » 

Von  derselben  Farbe  ist  auch  die  dem  Kupferplatinsalze  von 
BuoKTON  entsprechende  Palladiumverbindung,  welche  ich  durch  Zu- 
sammengiefsen  konz.  Lösungen  von  CuCl^  und  PtC]2.4NH'  erhielt; 
das  Doppelsalz  (PdCl3.4NH3)CuCl2  scheidet  sich  dabei  in  glänzenden 
vierseitigen  dunkelgelben  Tafeln  aus,  welche  durch  überschüssiges 
Wasser  un^  Salzsäure  zersetzt  werden. 

0.2096  g  wurden  mit  Soda  geschmolzen  und  gaben  beim  Titrieren  nach 
VOLHABD  0.0794  g  Cl. 

Berechnet  für  (PdCl,.4NH,)CuCla:  Gefanden: 

Cl  =  37.40  7o  37.88  «/o 

Die  Beziehungen  zwischen  den  Farbenüancen  und  der  Kon- 
stitution der  in  Rede  stehenden  Salze  können  näher  definiert  werden, 
wenn  man  einige  Regelmässigkeiten  in  den  Färbungen  chemischer 
Verbindungen  in  Betracht  zieht. 

Vor  einigen  Jahren  hat  Schütze,*  von  einer  empirischen  Regel 
NiETZKi's  ausgehend,  den  Zusammenhang  zwischen  der  „Vertiefung^^ 
und  der  „E2rhöhung*<  des  Farbentons  und  dem  Eintritt  verschiedener 
Gruppen  in  das  Molekül  des  Farbstoffs  gezeigt.   Eine  Vertiefung 
des  Farbentons  nannte   er  eine  Verschiebung  der  Farbentöne  und 
der   entsprechenden   Absorptionsstreifen   vom   violetten    zum   roten 
Teile  des  Spektrums.     Sehr  viele   farblosen   StoflFe  zeigen  Absorp- 
tionsstreifen im  ultravioletten  Teile  des  Spektrums ;  beim  Eintritt  von 
bathochromen  Gruppen,  d.  h.  von  Gruppen,  welche  den  Farbton  ver- 
tiefen,  werden   diese   Absorptionsbanden    zuerst    in   den    violetten, 
dann  nacheinander  in  den  blauen,  grünen  etc.  Teil  des  Spektrums 
verschoben.    Dabei  bekommt  die  ursprüngliche  Substanz  zuerst  eine 
r*ote,  darauf  eine  grünlichgelbe,  gelbe,  orangerote  etc.  Farbe,  nimmt 
folglich  die  zu  den  absorbirten  Strahlen  complementäre  Farbe  an. 

Der  Erhöhung  des  Farbentons  entspricht  eine  Verschiebung  der 
Absorptionsbanden  und  Farbenänderung  in  der  umgekehrten  Rich- 
tung, d.  h.  zum  violetten  Teile  des  Spektrums.  Hierher  gehören 
i^arbenänderungen  infolge  der  Addition  von  Wasser,  von  Ammoniak, 


*  Wblls  und  DuPEE,  Z.  anorg,  Chem,  5,  302  (C8,CuCl4);  Topsofi,  Orotk's 
ZeUsckr,  Krystaüogr.  8,  246;  Wien.  Akad.  Ber.  (1876)  73,  94  (Ammoniumdoppel- 
aahe  CaCl^CNS«),). 

*  Schütze,  ZeUschr.  pkys.  Chem.  (1892)  9,  109. 


—     210    — 

von  dessen  Derivaten   und  dgl.   Substanzen   an   wasserfreie  Salze, 

bei  Reaktionen  vom  Hydratationstypus. 

Zur   Bestätigung   dieser    Regelmäfsigkeit  will   ich    nur  einige 

charakteristische  Beispiele   aus   dem   Gebiet   der  komplexen  Salze 

anführen: 

PdCl,  PdCl,.2NH,  PdCI,.4NH, 

rotbraun  gelb  farblos 

CoCl5.4NH,  CoCl,.4NH,.H,0  CoCl,.4NH,.2H,0 

grün  violettrot  rot 

CoCla.4NH,  CoCls.öNH,  CoCl,.6NH, 

grün  scharlachrot  gelb 

(Praseosalz)  (Purpureosalz)  (Luteosalz) 

Die  letzte  Reihe  ist  besonders  charakteristisch,  da  sie  anschaulich 
zeigt,  dafs  die  historisch  entstandenen  Benennungen  der  wichtigsten 
Ammoniakkobaltsalze  die  Erhöhung  des  Farbentons  bei  successirer 
Bindung  von  Ammoniakmolekülen  angeben.  Eine  interessante  Regel- 
mäfsigkeit in  den  Änderungen  des  Farben tons  läfst  sich  auch  bei  der 
Hydratation  des  Dichrosalzes  GoClj.SNHg.H^O  in  gelöstem  Zustande 
beobachten,  denn  man  kann  dabei  nach  einander  alle  Erhöhungs- 
phasen, von  der  grünen  Farbe  bis  zur  violettroten  und  rosa,  wahr- 
nehmen. ^ 

Bei  der  Bildung  von  Doppelsalzen  beobachten  wir  gewöhnlich 
eine  Addition  der  Farben  der  einzelneu  Komponenten;  constitutive 
Farbenänderuugen,  wenigstens  in  der  Gruppe  der  Haloldsalze,  sind 
verhältnismäfsig  schwach  ausgedrückt.  Beinahe  in  allen  diesen 
Fällen  tritt  eine  Vertiefung  des  Farbentons  ein. 

Die  additiven  Farbenänderungen  lassen  sich  unter  anderem 
an  Buckton's  Salzen  von  der  Formel  MClj(PtCl,.4NH3)  beobachten 
und  bestimmen  auch  den  violetten  Farbenton  der  Kupfer  Verbindung 
von  Millon-Thomsen  (CuCl3.4NH3).PtCl3,  bei  welcher  eine  Addition 
der  Farben  der  Komponenten  —  der  grünen  Farbe  von  CuCl,.4NH3 
und  der  roten  Farbe  der  Chloroplatinite  —  stattfindet. 

Wie  oben  bemerkt  worden  ist,  sind  die  constitutiven  Farben- 
änderungen in  den  Doppelsalzen  nicht  scharf  ausgedrückt.  Als 
Beispiel  einer  Farben  Vertiefung  kann  die  Bildung  folgender  gelber 
Salze  aus  farblosen  Komponenten  dienen:* 

^  Fr.  Rose,    „Untersuchungen   über   ammon.  Kobaltverbindungen''  (1871), 
S.  42;  Werner,  Z.  anorg,  Chem.  8,  161. 

*  Alle  Fälle  (aufser  FeF4Na,),  welche  Schütze  zur  Bestfitigung  der  Ver- 
tiefung des  Farbentons  bei  der  Bildung  von  Doppelsalzen  anführt,  entsprechen 


211 

HgBr,.RBr,  R=K,  Co  (Löwig,  Wells»); 

/?PbBr,.CsBr  (Wells); 

(MCU(RC1)„  R.Rb,  Cs;  M=A8,  Sb; 

(SbBr3),(RbBr,),; 

(A8Br,),(RBr)„  R=Rb,  Ca  (Wheeleb«) 

Eine  Vertiefung  des  Farbentons  (aus  Braun  in  Dunkelrot)  wird 
bei  der  Bildung  der  Doppelverbindungen  von  CuBr^  mit  KBr  und  HBr^) 
beobachtet;  analoge  Beziehungen  sind  augenscheinlich  auch  den  AI- 
kalichlorplatiniten  eigen,  bei  denen  das  braune  PtCl^  rote  oder 
gelblichrote  Salze  PtCl^R'j  und  PtCl^R"  giebt.  Zu  letzteren  gehören 
auch  die  Chloroplatinite  von  Thomsbn  (R"=Zn.4NH3,  Cd.4NH3). 

Der  unterschied  in  der  Farbe  der  Salze,  welche  zu  den  beiden 
oben  erwähnten  isomeren  Gruppen  gehören,  beweist  deutlich  den 
Einflufs,  welchen  die  Verteilung  des  Ammoniaks  auf  die  Farbe 
dieser  Verbindungen  ausübt,  und  kann  seinerseits  als  ein  anschau- 
liches Mittel  dienen  zur  Bestätigung  ihrer  Konstitution,  welche  aus 
der  Bildungsweise  und  den  chemischen  Umwandlungen  hervorgeht. 

Indem  wir  nun  die  Lage  des  Ammoniaks  bei  verschiedenen 
Metallchloriden  im  komplexen  Molekül  ändern,  haben  wir  die 
Möglichkeit,  auf  Grund  der  erwähnten  Regeln,  die  Farbe  der 
entstehenden  Doppelsalze  im  voraus  zu  bestimmen.  Um  diese 
Folgerungen  mit  mehr  Sicherheit  auf  experimentellem  Wege  zu  be- 
gründen, habe  ich  zunächst  eine  Untersuchung  von  Kobaltverbin- 
dungen unternommen  und  darauf  Kupfersalze  und  dgl.  in  den  Kreis 
meiner  Untersuchungen  gezogen.  Die  physikalischen  und  chemischen 
Eigenschaften  der  von  mir  erhaltenen  Substanzen  sind  so  charak- 
teristisch, dafs  sie  keinen  Zweifel  an  der  Existenz  von  zwei  scharf 
definierten  Typen  von  Halolddoppelsalzen 

I.  (MX,.fiA)MiX3  und 
II.  MX,(MiX,.fiA) 

lassen,  welche  sich  durch  eine  verschiedene  Lage  von  A  im  Molekül 

unterscheiden   (wobei  A   gleich  NH,,  CßH^N,  C2H^(NH2)3,  H2O  ist). 

In  Bezug  auf  das  Metall  M  kann  die  Farbe  der  Verbindungen 

vom  Typus  I  als  normal  bezeichnet  werden,  da  die  normale  Farbe 

Hydratsalzen,  und  die  Farbenändorung  kann  deshalb  auch  auf  andere  Weise 
erklärt  werden,  —  nämlich  als  das  Resultat  einer  anderen  Verteilung  des 
Wassers  im  Molekül  des  Doppelsalzes. 

>  Wblls,  Z,  anorg.  Chem.  2,  402  und  4,  128. 

^  Whsbleb,  Z.  anorg.  Chem,  4,  451  und  5,  253. 

»  Sabatieb,  BtdL  Soc.  Chim.  (1897)  11—12,  676. 


—     212     — 

der  Komponente  MCl^.nA  zugleich  auch  eine  der  Farbenkomponenten 
des  Doppelsalzes  ist;  die  Verbindungen  vom  Typus  II  sind  in  Be- 
zug auf  das  Metall  M  im  Gegenteil  anomal  gefärbt,  weil  wir  dabei 
die  Farbe  der  Komponente  MCI^  in  ihrem  wasserfreiem  Zustande 
beobachten. 

Analog  den  Chloroplatiniten  und  Chloropalliditen  schlage  ich 
vor,  diese  Doppelsalze  Chlorometallite  der  entsprechenden  zu- 
sammengesetzten Basen  zu  nennen ;  die  Verbindungen 

CuCl,(PtCl,.4NH,)  und 
CoCl,(PtCl,.4NH,) 

können  z.  B.  Chlorocuprit  und  Ghlorokobaltit  vom  Platodiamin, 
oder  Platodiaminchlorocuprit  und  Platodiaminchloroko- 
baltit  genannt  werden. 

Die  dem  Kupferoxydul  (Cuprosum)  entsprechenden  Doppelsalze^ 
z.  B.  CuC1.2KCl  und  CuCl.(PtCl,.4NH3)  bekommen  in  diesem  Falle  den 
Namen  Bikaliumchlorocuprosit  und  Platodiamincuprosit.  In  derselben 
Weise  müfste  auch  die  Nomenklatur  der  Doppelsalze  anderer  Me- 
talle ausgearbeitet  werden. 

Aufser  den  beiden  oben  erwähnten  Grenztypen  mufs  man  noch 
einen  dritten,  untermediären  Typus  von  Doppelsalzen  (MCl^.mA) 
(MjGI^.th^A)  oder  überhaupt  (MXn.97iA)(MjXn,.mA)  unterscheiden^  in 
denen  folglich  die  Radikale  A  zwischen  den  Haloldmetallen  MXn 
und  MjXn,  verteilt  sind.  Aus  der  Zahl  der  Amin  Verbindungen  ge- 
hören zu  diesem  Zwischentypus  unzweifelhaft  die  Doppelsalze,  welche 
den  niederen  Typen  der  zusammengesetzten  Metallbasen  entsprechen, 
z.  B.  die  von  A.  Cossa  ^  entdeckten  interessanten  Derivate  des  Plato-  und 
Platinsemiaminchlorids  (PtCl,.A),(PtCl,.4A)  und  (PtCl^A),(PtCl2.4A). 

In  der  vorliegenden  Abhandlung  will  ich  die  wichtigsten  Ver- 
bindungen der  beiden  ersten  Typen  besprechen. 


I.  Chlorokobaltite,  CoCl2(PtCl2.4A).* 

Der  scharfe  Unterschied  in  der  Farbe  des  wasserfreien  Kobalt- 
chlorids und  der  Produkte,  welche  durch  Addition  an  ihm  von  Wasser 
und  Ammoniak  entstehen,  tritt  auch  in  den  entsprechenden  Doppelsalzen 

*  Ber,  deutsch,  ehern,  Ges.  28,  2503;  Z,  anorg,  Chem,  2,  182  und  14,  367. 

*  Eine  vorläufige  Mitteiluug  über  die  Farbe  der  Verbindungen  (PtCl,. 
4NH3)RC1,  ist  in  der  chemischen  Sektion  der  IX.  russischen  Naturforscher- 
und Ärzteversammlung  im  Jahre  1894  in  Moskau  gemacht  worden  (Joum, 
russ.  phys.-chetn,  Ges,  26,  10). 


213 

deutlich  hervor.  Indem  ich  CoClg  mit  farblosen  Ammonium-,  Pyridin- 
und  Äthylendiaminsalzen  vom  Typus  PtClg.-lA  vereinigte,  gelang 
es  mir  eine  Reihe  von  Salzen  von  der  Formel  CoCl2(PtCl2.4A)  dar- 
zustellen, welche  die  blaue  Farbe  des  CoClg  hatten,  —  was  auch 
nach  der  Regel  von  der  Addition  der  Farbentöne  zu  erwarten  war. 
1.  CoCl2(PtCl2.4NH3).  Zur  Bereitung  dieses  Salzes  wird  in  eine 
überschüssige,  siedende,  beinahe  gesättigte  Lösung  von  CoClj.ßHgO 
allmählich  fein  zerriebenes  Platodiaminchlorid  eingetragen;  letzteres 
geht  zunächst  in  Lösung  über,  darauf  beginnt  die  Abscheidung 
eines  krystallinischen  Niederschlages,  der  aus  durchsichtigen  blauen 
rhomboidalen  Täfelchen  besteht.  Um  eine  gröfsere  Abscheidung 
dieser  Krystalle  zu  bewirken,  wird  die  Lösung  durch  Erwärmen  auf 
dem  Wasserbade  ein  wenig  konzentriert  oder  in  heifsem  Zustande  mit 
konzentrierter  Salzsäure,  in  der  das  blaue  Salz  sehr  wenig  löslich 
ist,  versetzt.  Beim  Abkühlen  der  Lösung  wird  der  ursprünglich 
entstandene  Niederschlag  zum  Teil  wieder  gelöst.  Zur  Analyse 
wurde  die  Verbindung  mit  Alkohol  und  Äther  gewaschen  und  über 
Schwefelsäure  getrocknet. 

1.  0.3420  g  wurden  mit  Soda  und  Salpeter  geschmolzen  und  gaben  beim 
Titrieren  nach  Volhard  0.1045  g  Cl. 

2.  0.2914  g  gaben  beim  Titrieren  nach  Volhard  0.0871  g  Cl. 

3.  0.2924  g  gaben  nach  wiederholter  Bearbeitung  mit   Schwefelsäure  und 
Waschen  mit  Wasser  0.1244  g  Pt. 


Berechnet  für  CoClj(PtCl2.4NH8): 
Cl   =30.60% 

1. 

30.56 

Gefunden: 

II. 
30.59 

III. 

.0 

Pt   =42.03  „ 

—     • 

42.55  „ 

Beim  Lösen  in  Wasser  zerfällt  das  Salz  CoCl2(PtCl2.4NH3)  in 
^eine  Komponenten ^  bei  einem  Überschufs  von  Wasser  erhält  man 
öine  rote  Lösung;  wenn  man  dieselbe  konzentriert,  beobachtet 
l^an  die  Ausscheidung  von  farblosen  Nadeln  des  weniger  löslichen 
t^latodiaminchlorids,  gewöhnlich  mit  einer  geringen  Beimengung  einer 
in  Wasser  wenig  löslichen,  fein  krystallinischen  gelben  Substanz 
f/3PtCl32NH3?),  wahrscheinlich  des  Zersetzungsproduktes  des  Salzes 
l^tCl,.4NH3. 

Unter  denselben  Bedingungen,  d.  h.  in  Gegenwart  von  über- 
schüssigem CoCIg  und  beim  Erwärmen  bilden  sich  auch  die  ent- 
sprechenden  Verbindungen   des    Pyridins   und    des    Äthylendiamins. 

2.  Zur  Darstellung  von  CoCl3(PtCl2.4C5HßN)  ist  es  bequemer 
folgendermafsen  zu  verfahren:  zu  einer  erwärmten  und  konzentrierten 

Z.  snoig.  Ch«m.  XYIL  15 


214 

Lösung  des  Platodipyridinchlorids  FiCl^AC^U^^,  welche  mit  einigen 
Tropfen  Salzsäure,  um  die  Bildung  von  basischen  Salzen  zu  ver- 
hüten, angesäuert  ist,  wird  allmählich  CoCl,.6H,0  beinahe  bis  zur 
Sättigung  zugegeben.  Der  entstehende  blaue  krystallinische  Nieder- 
schlag des  Chlorokobaltits  wird  rasch  von  der  dunkelblauen  Mutter- 
lauge  abgesaugt  und  darauf  mit  Alkohol  und  Äther  gewaschen. 
Nach  dem  Trocknen  erhält  man  dünne  kleine  Tafeln,  welche  in 
einer  Richtung  verlängert  sind.  Durch  Konzentrieren  der  heifsen 
Lösung  und  Ansäuern  kann  man  auch  in  diesem  Falle  die  Aus- 
beute des  Doppelsalzes  vergröfsem,  doch  zersetzt  sich  letzteres  beim 
andauernden  Erwärmen,  und  besonders  in  Gegenwart  von  Salzsäure 
viel  rascher,  als  das  entsprechende  Ammoniumderivat,  wobei  eben- 
falls ein  gelber,  in  Wasser  schwer  löslicher  Niederschlag  sich  bildet. 
Die  leichte  Zersetzlichkeit  des  Salzes  PtCl,.4Py.3H20^  in  Pyridin  und 
/!:?PtCl2.2Py  ist  augenscheinlich  auch  auf  das  CoClg-Derivat  über- 
gegangen, welches  deshalb  in  reinem  Zustande,  ohne  Beimengung 
seines  schwerlöslichen  Zersetzungsproduktes,  ziemlich  schwer  zu  er- 
halten ist. 

1.  0.-1607  g  des  Chlorokobaltits  gaben  nach  wiederholter  Bearbeitung  mit 
Schwefelsäure  0.1256  g  Pt. 

2.  0.3790  g,  mit  Soda  und  Salpeter  geschmolzen,  gaben  beim  Titrieren  nach 
VoLHABD  0.07699  g  Cl  und  0.1046  g  Pt. 

H.  0.4557  g,    mit  Soda  und  Salpeter  geschmolzen,   gaben   beim  Titrieren 
nach  VoLHARD  0.0915  g  Cl. 

4.  (K3292  g  wurden  nach  Voluard  titriert  und  gaben  0.06677  g  CL 


Berechnet  für 

Gefunden: 

CoCl«.PtCl,.4CftH,N: 

•         1. 

2                3. 

4. 

Pt   =-27.39% 

27.26 

27.60            — 

/o 

Cl   =19.95  ,. 

— 

20.31         20.10 

20.2b  ,, 

CoCl2(PtClj.4Py)    löst    sich   leicht    in    einem    Uberschufs    von 
Wasser  zu  einer  roten  Lösung,  welche  beim  Erwärmen  und  Kon-' 
zentrieren  blau  wird  und  eine  gewisse  Menge  des  Doppelsalzes,  ge^ 
mengt  mit  dem  Zersetzungsprodukt,  abscheidet. 

3.  Viel  beständiger  ist  die  Athylendiaminverbindung  CoCU  - 
(PtClj. 202X1^X2),  welche  ganz  ebenso  wie  das  vorhergehende  Salz  dar^ 

^  Diis  Platodipyridinchlorid  PtCl,.4Py.3HjO  verwittert  leicht  beim  Stehet^ 
im  Exsiccator  über  Schwefelsäure,  indem  es  gleichzeitig  Wasser  und  Pyridii^ 
verliert  und  das  in  Wasser  schwerlösliche  Salz  p^PtCl,.2Py  bildet  Piatodiamin- 
Chlorid  Pt01j.4NH,.H2O  verliert  Wasser  bei  100**;  zur  Entwickelang  von  Am' 
moniak  ist  eine  weit  höhere  Temperatur  nötig. 


-     215     - 

gestellt  wird.  EiS  scheidet  sich  in  schönen,  prismatischen,  blauen 
Erystallen  aus  und  kann  längere  Zeit  ohne  Zersetzung  mit  Salz- 
säure erwärmt  werden ,  was  unzweifelhaft  im  Zusammenhang  mit 
der  Beständigkeit  des  Platoäthylendiaminchlorids  in  freiem  Zustande 
steht.  Nach  JöBQENSEN  ^  scheidet  PtCl2.2^'  kein  Athylendiamin  ab 
und  bildet  ßPiGl^.en  weder  beim  Erwärmen,  noch  beim  Kochen  mit 
konzentrierter  Chlorwasserstoffsäure. 

0.4324  g  des  Salzes,  über  Schwefelsäure  getrocknet  und  mit  Soda  und 
Salpeter  geschmolzen,  gaben  beim  Titrieren  nach  Voluard  0.1205  g  Cl. 

Berechnet  für  CoClj.PtCl,.2C,H8N,:  Gefunden: 

Cl   =27.52  <>/o  27.86  o/o 

Die  Farbe  und  die  chemischen  Reaktionen  zeigen  folglich  mit 
Deutlichkeit,  dafs  in  den  drei  untersuchten  Chlorokobaltiten  das 
Ammoniak  und  die  anderen  Basen  mehr  oder  weniger  fest  an 
Platinchlorür  im  Moleküle  gebunden  sind.  Der  Komplex  Pt.4A 
spielt  hier  die  Bolle  eines  zweiwerthigen  basischen  Radikals  und  es 
ist  daher  ganz  begreitlich,  dafs  die  von  mir  dargestellten  Verbin- 
dungen, nach  ihrer  Farbe  und  ihrer  Bildungsweise,  an  das  analoge, 
von  G.  CampbiSll  beschriebene  Cäsiumsalz  Cs^CoCl^^  erinuern. 

Die  Abhängigkeit  der  Farbe  der  Chlorometallite  MCl,.(RCl)n  von 
der  Farbe  der  wasserfreien  Komponenten  MeCl,  tritt  auch  in  den 
Verbindungen  von  CoCl^  und  CuClj  mit  chlorwasserstoffsaurem 
Athylendiamin  sehr  scharf  hervor.  Nach  Abdampfen  der  blauen 
salzsauren  Lösung  scheidet  sich 'das  Kobaltsalz  in  grofsen  blauen 
Tafeln  von  der  Zusammensetzung  CoCl2(^n.2HCl),  aus.  Das  zwischen 
Fliefspapier  getrocknete  Salz  verliert  bei  105®  nur  Spuren  hygro- 
skopischen Wassers. 

0.3577  g,  mit  Soda  und  Salpeter  geschmolzen,  gaben  0.7815  g  AgCl  und 
elektrolytisch  gefällt  0.0546  g  metall.  Co. 

Berechnet  für  CoCUC,H8N,.2HCl)i :  Gefunden: 

Co  =14.90^/0  15.26  o/o 

Cl   =53.78  „  54.03  „ 

Das  entsprechende  Kupfersalz  CuCl2(^.2HCl)  krystallisiert  in 
grofsen   quadratischen   Tafeln    von   bräunlichgelber    Farbe.     In 


*  Joum.  pr.  Cfiem.  [2]  39,  4. 
«  C,H4(NH,),-en. 

•  Z.  anorg,  Chem,  8,  126. 


IR 


Salzsäure  ist  es  wenig  löslich  und  scheidet  sich  aus  wässriger  Lösung 
beim  Zusatz  dieser  Säure  leicht  aus. 

0.3365  g  gaben  0.7294  g  AgCI  und  0.07S4  g  elektroljtigchee  Cu. 
Berechnet  fiir  CuCI,(C,H,N,.2HCl):  Gefunden: 


n.  Chloroplatinite,  PtCI,(MClj.6NH,). 

Da  ammoniakaliBche  Kobaltchloridlöaungen  sich  an  der  Lul't 
leicht  oxydieren,  war  es  zur  Darstellung  des  Chloroplatinits  einer 
Ämmoniakkobaltoxydulbase  notwendig,  bei  Luftabschtufs  in  der 
Atmosphäre  eines  indifferenten  G-asea  zu  arbeiten. 

Sehr  zweckentsprechend  erwies  sich  in  diesem  Falle  der  in 
beifolgenden  Figur  abgebildete  Apparat. 

5  Das  Gefäfs  A  wird  mit  einer 

wässerigen  Ammoniaklösang  gefüllt 
und  durch  den  Apparat  ein  Strom 
Wasserstoff  (oder  Kohlensäure), 
bis  die  Luft  rollstäbdig  verdrängt 
ist,  geleitet.  Das  Gas  tritt  in  deu 
Apparat  durch  a  ein  and  geht 
dann  durch  das  Bohr  b  in  das 
)  trichterförmige  Gef^fs  C  über,  von 
>  es,  teils  durch  die  Wandungen 
des  sich  hier  befindlichen  Falten- 
filters,  teils  durch  die  Röhren  d  und 

0  in  den  Cylinder  S  tritt  and  ans 
diesem  durch  den  mit  einem  Bahn 
versehenen  Trichter  D  den  Appa- 
rat   verläfst.      Nach    Verlauf   von 

1  —  2  Stunden  und  voUständigerVer- 
dränguug  der  Luft  wird  durch  den 
Trichter  ^tropfenweise  eine  Kobalt- 
chlorürlösung  zugegeben,  bis  der 
sich  bildende  Niederschlag  basischer 
Salze  auf  hört  sich  in  der  überschüs- 
siger Ammoniakfffissigkeit  aufzu- 
lösen. Die  erhaltene  dunkelrote  Lösung  wird  vei'mittelst  des  Gas- 
drucks dnrch  das  Eohr  c  in  das  Gef&l^  C  übergeführt,  wobei  durch  das 


—     217     - 

hier  befindliche  Filter,  Eisenoxyd  und  ungelöste  basische  Kobalt- 
salze abgeschieden  werden,  und  sammelt  sich  in  dem  Gefäfse  B. 
Der  Durchgang  durchs  Filter  wird  durch  die  Quetschhähne  m  und  m^ 
regulirt.  Zu  der  in  B  befindlichen  Flüssigkeit  wird  durch  den 
Trichter  I)  eine  Lösung  von  KgPtCl^  gegossen,  wobei  das  ver- 
drängte Gas  durch  das  Rohr  e  austritt;  zu  diesem  Zweck  wird  das 
durch  einen  Quetschhahn  vorläufig  geschlossene  Kautschukrohr  f 
vom  Rohre  e  entfernt.  Wenn  die  beiden  Lösungen  genügend  kon- 
zentriert sind,  beobachtet  man  beinahe  sofort  sine  Abscheidung  von 
Krystallen,  welche  aus  dünnen  rechtwinkligen  Tafeln  von  gelblich- 
roter Farbe  bestehen.  Ein  vorläufiger  Zusatz  von  Chlorammonium 
zur  ammoniakalischen  Flüssigkeit  beschleunigt  die  Ausscheidung 
des  Doppelsalzes,  aber  die  Krystalle  sind  dann  sehr  fein,  haben  die 
Form  von  Dendriten  und  lassen  sich  schwer  auswaschen. 

Der  gebildete  Niederschlag  des  Chloroplatinits  wird  durch  De- 
kantation von  der  tief  purpurrot  gefärbten  Mutterlauge  getrennt, 
vermittelst  einer  Wasserstrahlluftpumpe  rasch  mit  wässeriger  Am- 
moniaklösung, in  welcher  die  Verbindung  beinahe  unlöslich  ist,  ge- 
waschen, und  das  überschüssige  Wasser  und  Ammoniak  durch  Waschen 
zuerst  mit  Alkohol,  dann  mit  Äther  entfernt.  Durch  Wasser  wird 
dieses  Doppelsalz  unter  Bildung  einer  unlöslichen  basischen  Ver- 
bindung zersetzt,  Salzsäure  löst  es  sehr  leicht  zu  einer  blauen  Flüs- 
sigkeit. 

Die  Farbe  und  die  chemischen  Reaktionen  liefsen  mich  anfangs 
vermuten,  dafs  die  erhaltene  Verbindung  ein  Chloroplatinit  PtClg 
(C0CI2.4NH3)  vom  Typus  der  TnoMSEN'schen  Verbindungen  und  ein 
Isomeres  des  oben  beschriebenen  blauen  Salzes  CoCl2(PtCl2.4NH3) 
ist,  aber  die  Analysen  bewiesen  mit  Deutlichkeit,  dafs  wir  hier  den 
Vertreter  einer  neuen  Reihe  Chloroplatinite  PtCl2(CoCl2.6NH3)  vor 
uns  haben,  welcher  dem  höchsten  Typus  der  bis  jetzt  bekannten 
Ammoniakkobaltoxydulverbindungen  entspricht. 

1.  0.4564  g  gaben  beim  Titrieren  nach  Volhard  0.1294  g  Cl. 

2.  0.2913  g  gaben  beim  Titrieren  nach  Volhard  0.08249  g  Cl. 

3.  0.4239  g,  mit  Soda   und  Salpeter  geschmolzen,   gaben    beim  Titrieren 
0.1 196  g  Cl  und  mit  Schwefelsäure  bearbeitet  0.1662  g  Pt. 

4.  0.3556  g  gaben  beim  Titrieren  0.1004  g  Cl  und  nach   der  Bearbeitung 
ttxM  Schwefelsäure  0.1402  g  Pt. 

5.  0.3723  g,  mit  Schwefelsäure  bearbeitet,  gaben  0.1456  g  Pt. 

6.  0.3556  g  gaben    bei    der  Elektrolyse    einer    ammoniakalischen  Lösung 
Cnach  Zersetzung  mit  Schwefelsäure)  0.0419  g  metall.  Co. 

7.  0.3323  g  gaben  48.0  ccm  feuchten  Stickstoff  bei  U.G*»  und  757.0  mm 
3aromet€rhÖhe. 


-     218     - 

8.  0.4159  g   gaben  59.5  com    feuchten  Stickstoff  bei  15.5®  und  758.8  mm 
Barometerhöhe. 


Berechnet  für 

Grefunden: 

;CUCoCla.6NH,): 

1. 

2. 

8. 

4.         5. 

6. 

7. 

8.     "■. 

Cl    =28.52  <>/o 

28.34 

28.32 

28.22 

28.22      — 

— 

— 

»T 

Pt    =39.16  „ 

— 

89.21 

39.43     89.11 

»J 

Co   =11.85  „ 

— 

— 

— 

—          — 

11.78 

>» 

N     =16.87  „ 

— 

— 

—          — 

— 

16.72 

16.67  „ 

In  trockenem  Zustande  läfst  sich  die  Verbindung  ohne  merk- 
liche Veränderung  aufbewahren,  aber  beim  Stehen  über  Schwefel- 
säure während  einiger  Monate  verringert  sich  der  Stickstoffgehalty 
was  auf  eine  allmähliche  Ammoniakausscheidung,  unter  Bildung  eines 
Gemisches  von  PtCl3(CoCl,.6NH3)  und  PtCl,(CoCI,.4NH3),  hinweist.  ^ 

Angesichts  dessen,  dafs  die  roten  Krystalle  CoClj.ßNHj  nach 
den  Beobachtungen  von  Fb£:my  und  Rose  schon  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  verwittern  und  über  Schwefelsäure  leicht  in  die  blaue 
Verbindung  von  einem  niedrigeren  Typus  übergehen,  mufs  man 
schliefsen,  dafs  bei  der  Vereinigung  der  Komponenten  des  Salzes 
PtCl3(CoCl3.6NH3)  eine  Erniedrigung  der  Dissoziationsspannung  und 
die  Bildung  eines  Systems,  in  welchem  die  Ammoniakmoleküle  fester 
gebunden  sind,  stattfindet. 

Vollkommen  identisch,  dem  Typus  nach,  mit  der  beschriebenen 
Verbindung  ist  das  Nickelsalz,  welches  sich  durch  Einwirkung 
von  EjPtCl^  auf  eine  ammoniakalische  Nickelchloridlösung  bildet. 
Obgleich  Thomsen^  dem  Salze,  welches  in  diesem  Falle  erhalten 
wird,  die  Formel  (NiCl2.4NH3)PtCl3  gegeben  hat,  ist  seine  Angabe 
wahrscheinlich  nur  auf  der  erwarteten  Analogie  mit  dem  entsprechenden 
Kupferderivat,  nicht  aber  auf  analytische  Zahlen  begründet.    Weni^ 

*  Nach  der  Methode  von  Dumas  wurde  in  dem  Salze,  welches  länger* 
Zeit  über  Schwefelsäure  gestanden  hatte,  18.5 — 15.4 7o  N  gefunden;  (CoCl- 
4NH3)PtCl,  und  (CoCL,.6NH,)PtClj  enthalten  12.07  «/o,  bez.  16.87  «/o  N. 

*  J.  Thomsen,  Örersigt  over  det  kg.  Danske  Videnskabemes  Sehkabs  Fo 
handlinger  1867,  S.  225. 

In  Thomsen*s  Mitteilung  fehlen  auch  die  analytischen  Daten  über  Zin 
ammoniumchloroplatiuit.  Die  von  mir  ausgeführte  Analyse  bestätigt  dess 
Formel  PtCl,(ZnCl,.4NH8). 

0.3277  g,  mit  Soda  imd  Salpeter  geschmolzen,  gaben  0.1355  g  Pt  und  bei 
Titrieren  nach  Volhard  0.1000  g  Cl. 

Berechnet  für  PtCl,(ZnCl,.4NH8):  Gefunden: 

Cl    =30.21  «/o  80.52  o/o 

Pt  =41.49  „  41.35  „ 


219 

man  zu  einer  Lösung  von  KgPtCl^  eine  nicht  zu  konzentrierte 
ammoniakalische  Lösung  von  NiCl^  allmählich  zufügt,  bilden  sich  nach 
einiger  Zeit  glänzende  vierseitige  Krystalltafeln,  welche  in  diagonalen 
Richtungen  anwachsen.  Die  Krj^stalle  sind  vollkommen  durch- 
sichtig und  rosa  mit  violettem  Tone  gefärbt,  was  auch  nach 
den  oben  erwähnten  Regelmäfsigkeiten  zu  erwarten  ist.  In 
trockenem  Zustande  und  gepulvert  hat  die  Substanz  einen  grau- 
gelben Farbenton. 

Nach  seiner  Zusammensetzung  und  seinem  Verhalten  gegen 
Reagentien  ist  das  Nickelchloroplatinit  vollkommen  analog  dem  oben 
beschriebenen  Kobaltchloroplatinit. 

1.  0.3750  g  gaben  nach  wiederholter  Bearbeitung  mit  Schwefelsäure 
0.1471  g  Pt 

2.  0.4706  g  gaben  0.1887  g  Pt. 

3.  0.3320  g,  mit  Soda  und  Salpeter  geschmolzen,  gaben  0.1837  g  Pt  und 
beim  Titrieren  nach  Volhard  0.0938  g  Cl. 

4.  0.3320  g  gaben  bei  der  Elektrolyse  der  ammoniakalischen  Lösung  (nach 
Zersetzung  mit  Schwefelsäure)  0.0399  g  metall.  Ni. 

5.  0.4130  g  gaben  60.0  ccm  feuchten  Stickstoff  bei  11.2^  und  761.1  mm 
Barometerhöhe. 

Berechnet  für  Gefunden: 

NiCl,.6NH5.PtCI,:           1.  2.  3.          4.  5. 

Pt  =39.16  ^'o  39.23  39.04     39.13       —  -      % 

a   =28.52  „                 _  _       28.26       —  —      ,, 

Ni  =11.85  „                 _  __         _       12.02  —      „ 

N    =16.87  „                 -.  _         ^  _  16.79  ., 

Diese  Resultate  zeigen,  dafs  in  der  allgemeinen  Formel  der 
Chloroplatinite  von  Ammoniakmetallbaseu 

(MCl,.nNH8)PtCl, 

die  Zahl  n  sich  ändern  kann,  entsprechend  den  Verbindungen  des 
Ammoniaks  mit  Haloldsalzen,  welche  in  den  bezüglichen  Lösungen 
enthalten  sein  können  und  aus  letzteren  in  der  That  isolirt  wurden. 
In  den  Doppelsalzen  des  Kobalts  und  des  Nickels  sind  die  höchsten 
Typen  der  uns  bekannten  Ammoniakverbindungen  dieser  Metalle  als 
stabile  Derivate  fixiert.  Die  Existenz  von  Verbindungen  von  Ammoniak 
mit  CoCl,,  NiClj  und  anderen  Salzen  in  ammoniakalischen  Lösungen 
dieser  Salze  kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  denn  sie  wird  von 
allen  bis  jetzt  bekannten  Thatsachen  bestätigt.  Die  Existenz  dieser 
Verbindungen  ist  eine  Thatsache,  welche  gegenwärtig  in  gleicher 
Weise  von  der  chemischen,  wie  auch  von  der  physikalischen  Theorie 
der  Lösungen  angenommen  wird. 


220 

Als  Beispiel  kann  die  von  J.  Thomsen  und  von  mir  unter- 
suchte Reaktion  zwischen  KgPtCl^  und  Lösungen  von  AgCl  in 
Ammoniak  und  Äthylendiamin  dienen.  In  beiden  Fällen  entstehen 
rosafarbige  Verbindungen 

(AgC1.2NH8)2.PtClj  (Thomsen)  und 
(AgCl.enjg.PtCIj  (Kurnakow), 

welche  einem  höheren  Verbindungstypus  von  AgCl  mit  NH3  und 
C)2H4(NH2)2  entsprechen,  als  die  Verbindungen,  welche  sich  aus 
denselben  Stoffen  unter  gewöhnlichen  Temperatur-  und  Druck- 
bedingungen bilden  (AgClNHg,  2AgCl3.3NH3,  2AgCl2.en). 

Nach  meinen  Beobachtungen  löst  sich  frisch  bereitetes  Chlor- 
silber beim  schwachen  Erwärmen  leicht  in  überschüssiger,  wässeriger 
Athylendiaminlösung;  beim  Erkalten  der  Flüssigkeit  scheiden  sich 
weifse  Schuppen  von  der  Zusammensetzung  (AgCl)2.^n  (vom  Typus 
AgCLA)  aus.  Von  Wasser  und  Alkohol  wird  diese  Verbindung,  unter 
Ausscheidung  von  AgCl,  zersetzt. 

Die  Krystalle  wurden  von  der  Mutterlauge  durch  Absaugen 
durch  ein  trockenes  Filter  getrennt  und  zwischen  Fliefspapier  ab- 
geprefst. 

1.  0.3120  g  gaben  beim  Glühen  im  Wasserstoffstrome  und  nachher  in  einem 
Luftstrome  0.1952  g  metall.  Ag. 

2.  0.3738  g  gaben  nach  der  Bearbeitung  mit  Schwefelwasserstoff  in  ammo- 
niakalischer  Lösung  und  Glühen  des  Niederschlages  im  Wasserstofistrome 
0.2324  g  metall.  Ag. 

3.  0.2843  g,  mit  Soda  und  Salpeter  geschmolzen,  gaben  0.2319  g  AgCl. 


Berechnet 

Gefunden: 

für  (AgCDs.CjHgN,: 

1. 

2. 

3. 

Ag    =62.25  0/0 

62.56 

62.17 

0/ 

/o 

Cl     =20.46  „ 

20.17  „ 

Schwache  Lösungen  von  [AgCh^^.en  in  überschüssigem  Äthylen- 
diamin geben  beim  Behandeln  mit  KgPtCl^  einen  Niederschlag  des 
Chloroplatinits  (AgCl.^i)PtCl2  in  Form  von  mikroskopischen,  an  der 
Luft  sehr  beständigen,  hellroten  Tafeln.  Zur  Analyse  wurde  die 
Verbindung  auf  dem  Filter  mit  Wasser,  Alkohol  und  Äther  ge- 
waschen. 

1.  0.5686  g  gaben  nach  dem  Schmelzen  mit  Soda  und  Salpeter  0.4806  g 
AgCl. 

2.  0.5866  g  gaben  nach  dem  Glühen  im  Wasserstoffstrome  und  nachher 
im  Luftstrome  0.3598  g  Ag  +  Pt. 


221 


Berechnet  Gefunden : 

für  (AgCl.CjHgNOsPtCl«:  1.                       2. 

Cl              =21.10^0  20.90                      —     ^lo 

Ag  +  Pt    =61.07  „  -                       61.34  „ 

Das  untersuchte  Chlorplatinit  enthält  also  unzweifelhaft  als 
«ine  seiner  Komponenten  den  Komplex  AgCl.en,  der  zu  einem 
höheren  Typus  (AgCl.2^)  gehört,  als  (AgCl)2.«n  =  AgCl./i,  welches 
unmittelbar  bei  der  Einwirkung  von  Äthylendiamin  auf  Chlorsilber 
entsteht. 

Ammoniak  und  Wasser  haben  bekanntlich  dieselbe  Funktion 
und  vertreten  einander  in  komplexen  Metallsalzen.  Daher  ist  es 
auch  begreiflich,  dafs  dieselben  charakteristischen  Beziehungen, 
welche  bei  verschiedener  Verteilung  des  Ammoniaks  in  den  be- 
schriebenen Salzen  beobachtet  werden,  sich  auch  in  den  entsprechen- 
den Hydratverbindungen  wiederholen.  Auf  Grund  dessen  können 
wir  den  Schluss  ziehen,  dafs  überhaupt  Doppelsalze  als  Reagen- 
tien  auf  die  in  Lösungen  bestehenden  ammoniakalischen 
und  Hydrat-Formen  betrachtet  werden  können.  Mit  Hilfe 
der  Doppelsalze  kann  man  solche  höhere  Hydrattypen  erkennen  und 
fixieren,  welche  unter  gewöhnlichen  Bedingungen  wegen  ihrer  Un- 
beständigkeit sich  der  Beobachtung  entziehen. 

Ohne    das    umfangreiche    Material,    welches    schon    von    ver- 
schiedenen Chemikern  im  Gebiet  der  Hydratformen  der  Halolddoppel- 
salze  gesammelt  ist,  in  Betracht  zu  ziehen,   erlaube  ich  mir  zur  Be- 
itätigung  des  Gesagten  nur  diejenigen  Verbindungen  anzuführen,  in 
lenen  die  Färbung  und  andere  Eigenschaften  ganz  bestimmte  An- 
altspunkte  zum  Urteil  über  die  Verteilung  des  Wassers,  Ammoniaks 
ad  verschiedener  Amine  im  zusammengesetzten  Moleküle  geben. 


m.  Hydratformen  der  Chlorometallite. 

(Mit  anomaler  Färbung.) 

Das  meiste  Interesse  bieten  hier  die  Hydratverbindungen  der 

orocuprite  und   Chlorokobaltite    komplexer  Metallbasen,   welche 

idin  und  Äthylendiamin  enthalten.    Die  Zusammensetzung  dieser 

e  kann  durch  folgende  allgemeine  Formeln  ausgedrückt  werden. 

CuClilPtClj.rlil),, 

CoCljlCoGls. ;/.!), 
CoCI,lCoCI,.»J)m.  w  =«  1,  2. 


—     222     — 

1.  Chlorocuprit,  CuCl2(PtCl2.4Py.6H20).  Beim  Verdunsten 
der  gemischten  Lösungen  von  Kupferchlorid  und  Platodipyridin- 
chlorid  PtCl3.4Py  erhielt  S.  Hedin  ^  eine  in  gelben  Tafeln  schön 
krystallisierende  Verbindung,  deren  Analyse  zu  der  ziemlich  kom- 
pUzierten  empirischen  Formel 

CuClj.2(PtCl,.4Py).l  2H80 
ftlhrte. 

Die  bei  seinem  grofsen  Wassergehalte  ungewöhnliche  Färbung 
dieses  Salzes  läfst  sich  dadurch  erklären,  dafs  das  Platodipyridin- 
chlorid  die  Fähigkeit  hat,  Wasser  zu  binden,  da  es  schon  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur  ein  Hydrat  PtCl2.4Py.3HjO  bildet.  In  diesem 
Falle  ist  das  Doppelsalz  ein  Derivat  des  höheren  Hydrats*  CuCU. 
(PtCl2.4Py.6H20)2  und  gehört  zum  Typus 

CuCUPtCl,.nil),  =  CuCi,.2R"Cl,  =  CuCl,.4R'Cl, 

welcher  bei  den  Doppelsalzen  von  Zn  und  Cd  ziemlich  häufig  be- 
obachtet wird.  Die  schwache  Bindung  des  Pyridins  und  des  Wassers 
im  Hydrat  des  Platodipyridinchlorids  kommt  auch  im  Chlorocuprit 
zum  Vorschein,  welches  an  der  Luft  leicht  verwittert.  Der  Gewichts- 
verlust bei  längerem  Stehen  im  Exsiccator  über  Schwefelsäure  bei 
gewöhnlicher  Temperatur  ist  nach  meinen  Beobachtungen  13.95  °/q, 
während  der  Verlust  von  12  Mol.  Wasser  14.93%  entspricht.  Bei 
erhöhter  Temperatur  verliert  das  Salz  aufser  Wasser  auch  Pyridin. 
Durch  Salzsäure  wird  CuCl2(PlCl2.4Py.6H20)2  aus  den  Lösungen 
ausgeschieden. 

Aus  der  Mutterlauge  von  der  Bereitung  des  gelben  Salzes, 
welche  einen  Überschufs  von  CuClg  enthielt,  habe  ich  ein  zweites 
Chlorocuprit  in  Form  von  kleinen  rhomboidalen  Tafeln  von  rot- 
brauner Farbe  ausgeschieden.  Diese  Substanz  habe  ich  nicht  näher 
untersucht,  aber  auf  Grund  ihrer  Ähnlichkeit  mit  dem  unten  be- 
schriebenen  rotbraunen  Athylendiaminsalz    müfste    ihr  die   Formel 

(PtCl8.4Py).2CuCl«  (vom  Typus  CuClaR') 

zukommen. 

Analoge  Derivate  können  auch  für  die  Doppelverbindungen  des 
chlorwasserstoffsauren  Lu teoäthylendiaminkobaltsalzes  dargestellt  wer- 
den, welches  nach  Jörgensbn®  ein  braungelbes  Hydrat  CoCIj.SwlSHjO 


*  S.  Hbdin:  Om  pyridinens  platinabaser  (Lund,  1886),  S.  28 — SO. 

*  Platodipyridinbromid  krystallisiert  mit  5  Mol.  Wasser  (Hedin,  1.  c.  S.  30V 
«  Journ.  pr.  Chem,  (1889)  [2]  39,  3. 


—     223     — 

giebt,  das  beim  Stehen  über  Schwefelsäure  ziemlich  leicht  sein 
Erystallwasser  verlie^rt. 

2.  Chlorokobaltit,  CoCl2(CoCl3.3en.wH20).  Es  bildet  sich  leicht 
aus  seinen  Komponenten  unter  denselben  Bedingungen,  welche  zur 
Bereitung  der  Doppelsalze  (PtCl3.4^)CoCl3  oben  angegeben  waren. 
Nach  dem  Abdampfen  auf  dem  Wasserbade  einer  Lösung  von  1  Teil 
CoCl3.3<?n.3H20  und  1—2  Teilen  C0CI2.6H2O  erhält  man  eine  bräun- 
lich-violette Flüssigkeit,  welche  beim  Abkühlen  zu  einer  breiigen 
Masse  von  dunkelgrünen  Nadeln  ei*starrt.  Bei  langsamer  Krystalli- 
sation  erhält  man  schöne  prismatische,  bis  2  cm  lange  Krystalle. 
Vom  Wasser  wird  diese  Verbindung  leicht  zersetzt,  indem  sie  orange- 
gelb wird  von  der  Abscheidung  des  schwerer  löslichen  Salzes  C0CI3. 
3«i.3HjO;  bei  einem  Uberschufs  von  Wasser  findet  vollkommene 
Lösung  zu  einer  orangeroten  Flüssigkeit  statt  Eine  eben  solche 
Zersetzung,  wenn  auch  in  geringerem  Grade,  tritt  unter  Einflufs 
von  Alkohol  ein. 

In  der  grünen  Farbe  der  Verbindung  können  wir  deutlich  die 
Addition  der  blauen  und  der  gelben  Farbe  der  beiden  Komponenten 
—  CoClj  und  CoCl3.3tfw.nH2O  sehen.  Diese  Verteilung  des  Wassers 
findet  nicht  nur  in  der  charakteristischen  Färbung  ihre  Bestätigung, 
sondern  auch  im  Verhalten  des  neuen  Salzes  zu  Reagentien,  z.  B. 
zu  Salzsäure.  Wie  es  auch  zu  erwarten  war,  ist  das  Salz  CoClj 
(OoCl3.3en.nH2O)  gegenüber  Salzsäure  sehr  beständig  und  kann  so- 
gar mit  konzentrierter  Salzsäure  ohne  merkliche  Veränderung  ge- 
waschen werden.  Oben  ist  gezeigt  worden,  dafs  die  blauen  Chloro- 
kobaltite  CoC\^(PiGl^AA)  sich  ebenso  zu  Salzsäure  verhalten. 

Es  ist  bemerkenswert,  dafs  bei  der  Ausscheidung  von  Wasser 
im  Exsiccator  oder  im  Trockenschrank  bei  100 — 115^  der  äussere 
Habitus  und  'die  innere  Struktur  des  Salzes  vollkommen  unver- 
ändert bleiben.  Die  gewöhnlichen  Verwitterungserscheinungen,  welche 
für  Hydratformen  charakteristisch  sind,  fehlen  hier  vollständig;  so- 
gar nach  dem  Verluste  von  über  10  ^/q  Wasser  behalten  die  gelb- 
grünen Krystalle  nicht  nur  den  Glanz  ihrer  äufseren  Flächen,  son- 
dern bleiben  auch  von  innen  ganz  homogen;  wenigstens  beim 
Betrachten  der  frischen  und  der  getrockneten  Krystalle  unter  dem 
Mikroskop  bemerkt  man  keinen  wesentlichen  Unterschied,  aufser 
etwa  Qnerrissen  auf  den  Exemplaren,  welche  nach  dem  Trocknen 
eine  rasche  Abkühlung  erlitten  hatten. 

Die  Ausscheidung  von  Wasser  beginnt  schon  bei  gewöhnlicher 
Temperatur,   beim  Auftewahren    an    der  Luft  oder  im  Exsiccator 


224 


über  Schwefelsäure,  aber  die  letzten  1 — 2  Moleküle  sind  ziemlich 
fest  gebunden  und  lassen  sich  sogar  beim  Trocknen  des  Doppelsalzes 
bei  110 — 115^  nicht  austreiben.  Angesichts  dessen,  und  besonders 
bei  Abwesenheit  von  äusseren  Zeichen  der  Verwitterung,  ist  die  un- 
mittelbare Bestimmung  des  Wassers  ziemlich  schwierig  und  der 
Koeffizient  n  der  Komponente  CoGl^.Sen.nR^O  kann  daher  ver- 
schiedene Werte  (bis  über  5)  haben. 

1.  0.7341  g  des  frischbereiteten,  zwischen  Fliefspapier  abgeprefsten  Salzes 
verloren  beim  Trocknen  bei  115<>  0.0785  g  (  =  10.70  ®/o)  Wasser;  nach  dem 
Schmelzen  mit  Soda  und  Salpeter  wurden  0.9479  g  AgCl  und  bei  der  darauf 
folgenden  Elektrolyse  0.1508  g  metall.  Co  erhalten. 

2.  0.2504  g  des  Salzes  in  gröfseren  Krystallen,  welche  einige  Zeit  in 
einem  geschlossenen  Gefafse  aufbewahrt  waren,  verloren  bei  115^  0.0240  g 
(  =  9.58  ^•o)  Wasser  und  gaben  0.3258  g  AgCl  und  0.0527  g  metall.  Co. 


Herechnet 

für  CoCyCoCls.SCaH^Na.öHjO): 

Cl      =31.40% 

Co     =20.87  „ 

HgO  =15.92  „ 


Gefunden : 
1. 
31.39% 
20.54  „ 
15.68  ,,  (berechnet  aus  der  DiiFcrenz). 


Die  Wassermenge,  welche  das  Salz  beim  Trocknen  verliert,  ist 
überhaupt  veränderlich  und  fiel  in  einigen  von  den  untersuchten 
Proben  bis  7.5  7o'  Wenn  man  die  Resultate  der  beiden  angeführten 
Analysen  auf  die  bei  115®  getrocknete  Substanz  untersucht,  so 
sind  die  Zahlen,  welche  man  für  Chlor  (35. 76  7^  und  35.59  7 J  und 
Kobalt  (23.007,,  und  23,28 7 J  erhält,  bedeutend  niedriger,  als  die 
Rechnung  für  das  wasserfreie  Salz  C0Cl2.C0Cl3.3en  giebt  (Cl  =  37.337^ 
und  Co  =  24.82 7o)'  was  darauf  hinweist,  dafs  bei  der  genannten 
Temperatur  nicht  alles  Wasser  ausgetrieben  wird. 

Wenn  wir  den  Gehalt  an  Athylendiamin  entsprechend  den  für 
Chlor  und  Kobalt  erhaltenen  Zahlen  annehmen,  können  wir  den 
Gehalt  des  W^assers,  das  in  der  Verbindung  geblieben  ist,  aus  der 
DiflFerenz  berechnen  und  erhalten  dafür  die  Zahlen  5.45  7o  (Nr.  1)  und 
5.33  ^/y  (Nr.  2).  Die  beiden  letzten  Gröfsen  entsprechen  einem  Gemisch 
der  Hvdrate  mit  einem  und  mit  zwei  Molekülen  Wasser,  als  einem 
stationären  Zustand  beim  Trocknen  bis  115^  (C03Clg.3en.2H2O  ent- 
hält 7.04  ^/qH^O,  Co2Cl5.3e/t.H20  enthält  3.65 7^  H^O).  Auf  Grund 
dieser  Zahlen  können  wir  den  Gesammtwassergehalt,  nach  den  Re- 
sultaten der  Analyse  Nr.  1,  gleich  lo.687o  berechnen  und  auch  die 
Zusammensetzung  der  wasserfreien  Verbindung  ermitteln. 


225 


Berechnet 
für  CoCls.CoCls.Sen: 

Ci  =37.33  ^'o 
Co  =24.82  „ 


Bestimmt  aus  den  Analysen; 
1.  2. 

37.82  37.60  ^'o 

24.33  24.59  „ 


Sehr  möglich  ist  es,  dals  das  von  Jöbgensen^  untersuchte 
Ghloroplatinat  der  Luteodiaminbase  3PtCl4.2(CoClg.3en).12H30  ein 
Derivat  des  Hydrates  CoClg.S^.GHgO  ist,  welches  in  naher  Be- 
ziehung zu  dem  von  mir  für  das  Chlorokobaltit  bestimmten  Hy- 
drate steht. 

3.  Chlorocuprit,  CuCl3(CoCl3.3^.HjO).  Beim  Verdunsten  einer 
wässerigen  Lösung  von  gleichen  Gewichtsteilen  CUCI3.2H2O  und 
CoClg.3en.3H2O  erhält  mafn  dieses  Salz  in  grofsen  tafelförmigen 
Krystallen  von  gelbbrauner  Farbe.  In  Gegenwart  von  Salzbäure  ist 
es  sehr  wenig  löslich  und  scheidet  sich  in  Form  eines  gelben 
krystallinischen  Niederschlages  aus.  Beim  Stehen  über  Schwefel- 
säure ist  kein  Gewichtsverlust  zu  bemerken,  aber  beim  Trocknen 
bei  112^  verlieren  die  Krystalle  alles  Wasser  und  werden  dabei 
matt  und  undurchsichtig. 

1.  0.4464  g  verloren  bei  112**  0.0156  g  Wasser  und  gaben  nach  dem  Fällen 
mit  Natriumthiosulfat  0.0719  g  Cu^S. 

2.  0.6206  g  verloren  bei  112®  0.0233  g  Wasser. 

8.  0.3349  g  verloren  beim  Trocknen  bei  112**  0.0126  g  Wasser  ^  nach  der 
Scheidung  mit  Schwefelwasserstoff  in  Gegenwart  von  HCl  und  Fällen  mit  dem 
elektrischen  Strome  wurden  0.0437  g  metall.  Cu  und  0.0399  g  metall.  Co  er- 
halten. 

4.  0.4442  g  verloren  bei  112^  0.0163  g  Wasser  und  gaben  0.6450  g  AgCl. 


Berechnet 

Gefunden : 

für  CuCl,.CoCl,.3m. 

H^O: 

1. 

2. 

3. 

4. 

Cu    =12.66% 

12.85 

13.05 

—    0/ 
/o 

Cl     --35.68  „ 

— 

35.91   „ 

Co    =11.86  „ 

11.91 

ji 

H,0  =   3.62  „ 

3.49 

3.75 

3.76 

3.67  „ 

Aufser  dem  beschriebenen  Doppelsalze,  das  wir  als  ein 
Derivat  des  Hydrats  CoCl3.3en.H3O  ansehen  müssen,  existieren  augen- 
scheinlich auch  andere  Chlorocuprite,  welche  dieselbe  Komponente 
enthalten.  So  wurden  zum  Beispiel  beim  Verdunsten  einer  Lösung, 
welche  gleiche  molekulare  Mengen  von  CuClg  und  CoClg.3en 
enthielt,  prismatische  Krystalle  erhalten,  welche  nach  ihrer  Farbe 
von  der  Verbindung  CuCl3(CoClg.3en.H20)  beinahe   nicht  zu   unter- 

>  JaiMrn.  pr.  Chern,  [2]  39,  12. 


--     226     — 

scheiden  waren,  aber  weniger  Kupfer  enthielten.  Die  Analyse 
zeigte,  dafs  wir  dem  letzteren  Salze  die  Formel  CuCl,.(CoCl3.3<7i.H20) 
zuschreiben  müssen. 

0.4031  g  verloren  beim  Trocknen  bei  112^  0.0178  g  und  gaben  nach  dem 
Füllen  mit  SchwefelwasserstoflF  0.0385  g  Cu,Ö. 

Berechnet  für  CuCyCoClj.Sen.HiOjj:  Gefunden: 

Cu      =  7.32  ö/o  7.62  «/o 

H,0  =4.18  „  4.41  „ 

4.  Zu  den  Chlorücupriten  mit  anomaler  Färbung  gehört  auch 
eine  interessante  Verbindung,  welche  sich  als  Reaktionsprodukt 
von  Platoäthylendiaminchlorid  PtCl2.2e7i  mit  Kupferchlorid 
bildet. 

Beim  Vermischen  der  warmen  Lösungen  von  molekularen  Mengen 
der  genannten  Salze  (in  5 — 10  Teilen  Wasser)  findet  eine  reichliche 
Ausscheidung  von  glänzenden  grünlichbraunen  Krystallnadeln  statt; 
im  Falle  die  Lösungen  genügend  konzentriert  waren,  erstarrt  nach 
dem  Erkalten  die  ganze  Flüssigkeit  zu  dünnen  und  langen  Krystallen, 
welche  eine  Art  filzartiger  Masse  von  brauner  Farbe  mit  giiinem 
Schimmer  bilden.  Die  Bildung  des  Niederschlages  kann  durch 
Zusatz  von  schwacher  Salzsäure  beschleunigt  werden,  aber  ein 
Überschufs  der  letzteren  ist  zu  vermeiden,  weil  sich  in  diesem 
Falle  neben  dem  braunen  Salze  eine  andere  Substanz  in  kleineu 
rhomboidalen  Tafeln  von  rotbrauner  Farbe  bildet.  Zur  Reinigung 
kann  das  erstere  Salz  aus  warmem  Wasser  umkrystallisiert  werden, 
aber  dabei  findet  öfters  Zersetzung  unter  Bildung  eines  weifsen 
Niederschlages  statt.  In  Gegenwart  von  überschüssigem  PtCl2.2en 
sind  die  Lösungen  des  Salzes  gelb  gefärbt  und  sogar  bei  längerem 
Erwärmen  beständig.  Bei  langsamer  Abkühlung  scheidet  sich  das 
Clilorocuprit  in  schönen  prismatischen  Nadeln  aus,  welche  in  durch- 
gehendem Lichte  braun  gefärbt  sind,  mit  einem  grünlichgelben  nietall- 
artigeni  Schimmer  an  den  äufseren  Flächen  der  Prismen. 

Nach  den  Beobachtungen  von  E.  S.  Fedorow  sind  die  Krystalle 
einaxig,  gehören  zum  quadratischen  System  und  bestehen  aus  Kom- 
binationen von  tetragonalen  Prismen  der  ersten  und  zweiten  Reihe. 

Die  von  mir  ausgeführten  Analysen  gaben  für  die  beschriebene 
Substanz  einen  etwas  gröl'seren  Chlorgehalt,  als  sich  für  das  Doppel- 
salz mit  den  beiden  Komponenten  CuCl^  und  PtClj.2ew  berechnen 
läl'st.  Dieser  Überschuss  an  Chlor  hängt  sehr  wahrscheinlich  von 
der  Bildung  einer  neuen  Komponente   ab,    die  durch  Addition  von 


227 

Chlor  zu  PtCla.2tf7i,  mittels  CuClg,  entsteht.  Denn  beim  Verdunsten 
der  Mutterlaugen  von  der  Bereitung  des  braunen  Chlorocuprits 
scheiden  sich  grünlichgelbe  Krystalle  der  Verbindung  CuClg.PtCl^. 
2en.E^0  aus,  welche  unzweifelhaft  ein  Derivat  des  Platinäthylen- 
diamiuchlorids  FtC\^,2en  vorstellen.^ 

Ich  mufs  bemerken ,  dafs  die  analytische  Trennung  von  Platin 
und  Kupfer  in  den  Salzen,  welche  organische  Amine  enthalten,  mit 
nicht  geringen  Schwierigkeiten  verbunden  ist.  Auf  diesen  Umstand  hat 
auch  schon  ein  anderer  Forscher  aufmerksam  gemacht.^  Wenigstens 
erwies  sich  die  Trennung  durch  Bearbeitung  mit  Schwefelsäure  als 
sehr  unvollständig,  und  ich  mufste  daher  zu  diesem  Zwecke  Schwefel- 
wasserstoff anwenden,  welcher  aus  der  Lösung  des  Doppelsalzes 
Kupfer  ausfüllt,  ohne  auf  das  Platin  in  dem  Salze  FtC\^.2en  einzu- 
wirken. Unter  diesen  Bedingungen  geht  die  Trocknung  sehr  leicht 
von  statten,  aber  eine  geringe  Menge  Platin  wird  doch  zusammen 
mit  dem  Kupfer  ausgefällt  und  mufs  nachher  durch  Kochen  mit 
Schwefelsäure  abgeschieden  werden. 

^  Dasselbe  Salz  kann  auch  unmittelbar  aus  dem  Platinäthylendiamin- 
Chlorid  PtCl^.2en  bereitet  werden,  welches  seinerseits  beim  Einleiten  von  Chlor 
in  eine  Lösung  von  PtC\^.2en  sich  leicht  in  Form  eines  orangegelben  krystal- 
linischen  Niederschlages  bildet.  Eine  konz.  Lösung  von  PtCl4.2ew  wird  von 
OuClf  beinahe  sofort  gefällt,  indem  sich  grünlichgelbe  dichroitische  Tafeln  von 
der  Zusammensetzung  CuCl2(PtCl4. 2 en.HgO)  bilden;  in  Salzsäure  sind  dieselben 
sehr  wenig  löslich. 

1.  0.4490  g  verloren  beim  Trocknen  bei  n2<^  0.0124  g  HjO  und  gaben 
nach  dem  Schmelzen  mit  Soda  und  Salpeter  0.6299  g  AgCl. 

2.  0.5651  g  gaben  nach  der  Bearbeitung  mit  Schwefelwasserstoff  0.0580  g 
elektrolytisches  Cu  und  0.1821  g  Pt. 

3.  0.5848  g  verloren  beim  Trocknen  bei  112<>  0.0169  g  H,0. 


Berechnet 

Gefunde 

tur  CuCl,.PtCl4.2e«. 

H,0: 

1. 

2. 

Pt     =  32.02  % 

32.22 

Cl     =34.98  „ 

34.69 

— 

Cu    =10.35  „ 

10.27 

HjO  =   2.95  „ 

2.76 

3. 


0/ 

/o 


2.79  „ 

Bei  der  Ausscheidung  von  Wa.sser  wurden  die  Krystalle  trübe  und  un- 
durchsichtig, behielten  aber  ihre  ursprüngliche  Farbe.  Mit  Wasser  gab 
CuClj.PtCl4.2cw.H2O  eine  »chwach  geftlrbte  Lösung,  aus  welcher  durch  Silber- 
nitrat,  wie  auch  zu  erwarten  war,  nur  ^/g  des  Gesamtgehaltes  an  Chlor  geföllt 
wurden  (gefunden  bei  der  unmittelbaren  Fällung  23.22—23.43  ^/o  Cl,  berechnet 
*/,.34.98  ^0  =  23.32  <»/o  Cl). 

*  Vergl.  Uedin:  „Om  pyridinens  platinabaser",  S.  29. 


-  -     228     - 

1.  0.3914  g,  nach  der  Zersetzung  mit  Soda  und  Salpeter ,  gaben  beim  Ti- 
trieren nach  VoLHARD  0.0988  g  Cl. 

2.  0.3377  g    verloren    beim  Trocknen    bei    102"  0.0258  g  H,0   und  gaben 
nach  dem  Schmelzen  mit  Soda  und  Salpeter  0.3492  g  AgCl. 

3.  0.4796  g    verloren    beim  Trocknen    bei    102**  0.0344  g  H,0   und  gaben 
0.4918  g  AgCl. 

4.  0.297G  g  verloren  bei  112^  0.0244  g  H,0. 

5.  0.5570  g  verloren  bei  112*^  0.0424  g  HjO  und  gaben  nach  der  Bearbei- 
tung mit  SchwefelwasserstofF  0.0462  g  elektrolytisches  Kupfer  und  0.2051  g  Pt. 

6.  0.6617  g  verloren  beim  Trocknen  bei  113°  0.0486  g  H,0. 

7.  0.6538  g  gaben  nach  der  Bearbeitung  mit  SchwefelwasserstofF  0.0533  g 
elektrolytisches  Kupfer  und  0.2432  g  Pt. 

8.  0.3087  g  verloren  bei  113'*  0.0225  g  HjO  und  gaben  0.3194  g  AgCL 

9.  0.8160  g,  mit  Soda  und  Salpeter  geschmolzen,  gaben  0.3279  g  AgCl. 


Gefunden  in  "q 


Mittel 


1. 


»> 


3.  4.     ;      5.      I       6.  7.  8.     i      9.      j 


Cl  25.25  25.57  j  25.36  —  —  —     i  —     ,   25.59  |  25.66  25.48 

Cu    j  —     '  —  —     ,  —  8.29  —  8  15—1     —     1  8.22 

Pt  -     !  —     [  —  —     !  36.82  '  —     '  37.20  '     —          —  37.01 

HjOl  —     ;  7.49'  7.17  7.53  |  7.^1'  7.36  1  —     ,     7.28,'     —  7.41 

Die  angeführten  Ziihlen  stimmen  am  besten  mit  der  empirischen 
Formel  CUgPt^Clig^Wg.OHaO  oder  6  CuCl^Pt<?w,.PtCI,.ew,.PtCl^.e7<,. 
I8H3O,  aber  die  ungenaue  Trennung  des  Kupfers  und  des  Platins 
schliefsen  nicht  die  Möglichkeit  aus,  dafs  die  Zusammensetzung 
durch  die  einfachere  Formel  (CuCl4Pt.2ew)g.PtCl4.2e/?..9H20  ausge- 
drückt wird,  wie  aus  folgender  Zusammenstellung  zu  ersehen  ist: 


Gefunden: 

Berechnet  n 

ach  der  Formel: 

(Mittel) 

1.  Cu 

,l%C\,ev, 

.9H,0 

!  II.  Cu8(PtCl4.2cnV91I.O 

Cl       25.48  % 

24.84% 

26.07  0/^ 

Cu        8.22  ,, 

8.81   V 

8.67  „ 

Pt       37.01   „ 

87.39  „ 

35.80  ., 

11,0      7.41  „ 

7.56  „ 

7.43  ,, 

Der  bedeutende  Unterschied  im  Gehalte  von  Cl  und  Pt,  welchen 
man  beim  Vergleiche  der  analytischen  Zahlen  mit  den  nach  der 
Formel  (CuPtC1^.2ew)3.PtCl4.2ew  berechneten  Werten  erhält,  kann  von 
einer  Beimischung  (mechanischer  oder  in  Form  von   fester  Lösung) 


—       229       —  V  :zs=, 

Yon  PtCIL.2^  zu  dem  braunen  Salze  abhängen.  Da  letzteres  in 
O^^nwart  eines  Überschusses  von  PtCl2.2^  in  der  Lösung  gebildet 
wirdy  ist  diese  Voraussetzung  ziemlich  wahrscheinlich. 

E^e  ähnliche  Zusammensetzung  hat  auch  das  Bromid,  welches 
sich  aus  den  Lösungen  von  CuBr,  und  PtBr2.2en  in  Form  von 
dunkelbraunen  Erystallnadeln  mit  einem  schönen^  bronzefarbigen 
Oberflächenschimmer  ausscheidet 

Die  Analyse  dieser  Verbindung  gab: 

Br= 43.52%,  Cu  =  6.94  7o,  Pt « 28.78  7o,  H,0  =  4.74«/o; 
berechnet  nach  der  Formel  Cu,Pt4Bri5eng.8H,0: 

42.97  «»/o  Br,  6.77  %  Cu,  27.93  %  Pt,  5.15  %  H,0, 
und  nach  der  Formel  (CaBr^Pt2en),PtBr42en.8H,0: 

44.55  %  Br,  6.58  %  Cu,  27.15  Vo  Pt  und  5.01  %  H,0. 

Das  Verhalten  der  Komplexe  vom  allgemeinen  Typus  (CuCl^Pt 
2en)n.PtCl32^y  in  Zusammenhang  mit  den  scharf  ausgeprägten  Ober- 
flächenfarben, bringt  die  untersuchten  Platoäthylendiaminhaloldcuprite 
in  nahe  Beziehung  mit  einer  anderen  sehr  charakteristischen  Gruppe 
?on  komplexen  Salzen,  deren  Vertreter  die  Salze  (PtCy^K2)5PtCl2Cy^K2. 
nHgO,  die  platinoxalsauren  Salze^  und  einige  andere  Salze  sind. 
Das  Chlorid,  sowie  auch  das  Bromid  beginnen  schon  beim  Auf- 
bewahren im  E^iccator  über  Schwefelsäure  Wasser  zu  verlieren, 
wobei  in  sehr  scharfer  Form  dieselbe  charakteristische  Erscheinung 
beobachtet  wird,  auf  die  schon  bei  der  Beschreibung  des  grünen 
Chlorokobaltits  CoCl2(CoCl3.3en.nH,0)  aufinerksam  gemacht  wurde, 
—  dafs  nämlich  die  Ausscheidung  des  Wassers  sich  durch 
nichts,  weder  im  äufseren  Habitus,  noch  in  der  inneren 
Struktur  der  Erystalle  bemerkbar  macht.  Beim  Erwärmen 
auf  110 — 112^  behalten  letztere  ihre  Farbe  und  bleiben  ebenso 
durchsichtig  und  homogen,  als  sie  vor  dem  Trocknen  waren.  Diese 
Unabhängigkeit  der  Farbe  von  dem  Wassergehalte  ist  eine  all- 
gemeine Eigenschaft  der  drei  untersuchten  Vertreter  der  Gruppe 
anomal  gefärbter  Salzt :  CuCl,(PtCl,.4Py.6H,0)2,  CoCl,(CoCl3.3«i.5H,0) 
und  (CuCl^.Pt.2^)3PtC1^.2tfn.9H20  und  beweist  uns  anschaulich,  dafs 
das  Wasser  in  diesen  Verbindungen  unter  dem  besonderen  Einflufs 
der  basischen  Haloldkomplexe  BClm.nA  steht. 

Oben  ist  bemerkt  worden,  dafs  das  braune  Salz  in  Gegenwart 
Ton  PtCl,.2en  leicht  umkrystallisiert  werden  kann.  Der  Zusatz  eines 
Überschusses  von  CuCl,   befördert  im  Gegenteil   seine  Zersetzung, 


^  A.  Wbiuibb,  Z.  anorg,  Chem,  12,  46. 
Z.  anoirg.  ChMn.  xm.  16 


—    230    — 

wobei  sich  rotbraune  wasserfreie,  rhomboidale  Tafeln  Ton  der  Zu- 
sammensetzung (CuCl3)2PtCl2.2^  bilden;  nach  ihrer  Farbe  und  der 
angeführten  Formel  entsprechen  sie  dem  allgemeinen  Typus  CuCl^.RCl, 
wo  R=E,  Cs  ist.  Dieses  rotbraune  Salz  kann  auch  unmittelbar 
durch  Zusammengiefsen  von  heifsen  konz.  Lösungen  von  CUCI2.2H3O 
(2  Teile)  und  PtCl2.2«i  (1  Teil),  dargestellt  werden. 

1.  0.4172  g  gaben  0.5436  g  AgCl. 

2.  0.4982  g  gaben  nach  der  Bearbeitung  mit  Schwefelwaasentoff  0.1192  g 
Cu^S  (korrigiert  in  Besng  auf  das  mit  Kupfer  mitgefällte  Pt). 

3.  0.2584  g  gaben  19.5  ccm   feuchten   Stickstoff  bei  17.5^  und  761.6  mm 
Barometerhöhe. 

4.  0.4789  g  gaben   nach  der  Trennung  mit  Schwefelwasserstoff  0.0924  g 
elektrolytisches  Kupfer  und  0.1437  g  Pt 


Berechnet 

Gefunden 

• 

für  (CuCl,),PtCl,.2CAN,: 

1. 

2. 

3. 

4. 

Cu  -=  19.27  7o 

19.08 

19.29  <»/o 

Cl    =32.57  „ 

82.22 

— 

— 

»> 

Pt    «29.82  „ 

— 

80.01  „ 

N     =  8.57  „ 

8.75 

» 

Die  Geschichte  der  komplexen  Metallsalze  zeigt  uns,  dafs  die 
Ammoniakyerbindungen  schon  sehr  oft  als  Prototypen  zum  Studium 
der  entsprechenden  Hydratformen  benutzt  wurden;  daher  können 
die  oben  konstatierten  Beziehungen  zwischen  der  Farbe  und  der 
Verteilung  des  Ammoniaks  in  vielen  Fällen  auch  auf  Hydratverbin- 
dungen  übertragen  werden.  Obgleich  bis  jetzt  noch  keine  Isomeren 
dargestellt  sind,  welche  einer  verschiedenen  Wasserbindung  ent- 
sprechen, so  sind  doch  in  genügender  Anzahl  Salze  bekannt,  welche 
die  beiden  oben  erwähnten  Grenztypen  der  Haloldometallite  charak- 
terisieren. In  diesem  Falle  ist  die  Betrachtung  der  Farbe  der  Ver- 
bindungen von  besonderem  Interesse,  da  sie  als  erster  Versuch  der 
Anwendung  einer  experimentellen  Methode  zur  Bestimmung  der 
Konstitution  wasserhaltiger  Doppelsalze  angesehen  werden  kann. 

Als  Vertreter  der  1.  Gruppe  der  Verbindungen  (mit  nor- 
maler   Färbung)    müssen    folgende    typische    Formen    angesehen 

werden : 

(CuCl,.2H,0).2RCl,  R=R,  Rb,  Cs,  NH4; 
(MCl2.6H,0).NH4Cl,  M=Co,Ni; 


—    281     — 

(CaGl,.6H,0)Hg07i ; 

(MX,.nH,0).2HgC7„  M«Co,  Ni,  X-Cl,  Br,  CNS,» 

welche  dieselbe  Farbe  wie  die  entsprechenden  Hydratverbindnngen 
von  Kupfer,  Kobalt  und  Nickel  haben.  Die  Ausscheidung  des 
Wassers  aus  diesen  Verbindungen  ist  von  einer  scharfen  Farben- 
änderung, in  Form  einer  Vertiefung  des  Farbentons,  begleitet.  Sehr 
wahrscheinlich  ist  es,  dafs  zu  dieser  Gruppe  auch  viele  farblose 
Derivate  des  Cyanquecksilbers,  wie  z.  B. 

(MX,.6H,0).2HgCy„  M»Ca,  Sr,  X-Cl,  Br,  J; 
(MgX,.8H,0).2HgCy„  X=Br,  J; 
(LiX.nH,0).HgCy„  X-Br,  J;J 
(NaJ.2H,0).HgC7, 

und  andere  gehören. 

Cyanquecksilber  bildet  in  freiem  Zustande  keine  Hydrate,  hat 
aber  die  Fähigkeit,  sich  mit  anderen  Salzen  zu  verbinden,  indem 
es  dabei  die  entsprechenden  Hydratformen  fixiert 

Zur  2.  Gruppe,   den   anomal    gefärbten  Verbindungen,   ge- 

J^^ren :  MClt(LiCl.nH,0) ,  M = Cu,  Co,  Ni ;  • 

CaGl«(HCl.nH,0)m,  M«Ou,Co,  m-rl,2;* 

PbJ,(LiJ.5H,0);* 

PbJ,(MgJ,.8H,0);» 

PbJ,(BJ.2H,0),  R  =  K,Rb;« 

MJ,(KJ.1V,H,0),  M-Hg,  Sn.^ 

Ungeachtet  des  Wassergehalts  haben  diese  Verbindungen  die 
Farbe  der  wasserfreien  Haloldsalze  von  Cu,  Co,  Ni,  Hg,  Pb  und  8n 
oder  genauer,  die  Farbe  der  entsprechenden  komplexen  Säuren, 
d.  h.  der  Wasserstoffchlorometallite  MX,.(HX.nHj|0)m.  Durch  Ersatz 
des  Wasserstoffes  durch  Metalle  können  daraus  die  salzartigen  Ver- 
bindungen der  2.  Gruppe  abgeleitet  werden. 


^  Vollkommen  analog  diesen  Wasserverbindungen  sind  die  blau  gefiKrbtcn 
Ammoniaksalze  (CuX,.4NH,).2HgCy„  (X-Cl,  Br,  CN8).  Vergl.  Vawbt,  Oompi. 
rmd.  112,  585;  Clevb,  Bull.  Soc.  Chim,  28,  72. 

*  MsTERHOFFEB,  SUxungsher,  Wien.  Äkad.  (Abteilnng  II)  (1892)  101,  599; 
Chasskvant,  Ann.  Chim.  Pkys.  [6]  80,  5. 

•  Emoel,  Ann.  Chim,  Phys.  [6J  17,  350;  Bull.  Soe.  Chim.  (1891)  [3]  6,  246; 
Sabatieb,  Ckmpt.  rend.  106,  1724;  107,  40,  178. 

*  A.  BoGORODSKT,  Joum.  rus8.  phys.-ehem.  Qes.  (1894)  26,  216. 
»  Otto  und  Dbbwes,  Arch.  Pharm.  (1891)  228,  179,  585. 

•  HxBTY,  Amer.  ehem.  Joum.  14,  107;  Wells,  Z.  anorg.  Chem,  3,  196; 
4,  117,  128. 

'  BomxAT,  Ann.  Chim.  Phys.  [2]  84,  345,  372;   Pehsonitb,   Compt.  rrnd, 

54,  219. 

16» 


—     232     — 

Von  dem  Studium  der  Farbe  und  der  Zusammensetzung  der 
Chlorocuprite  CuCljCHCLSH^O)  und  CuClj  (LiC1.2H20)  ausgehend, 
haben  schon  ICngel  und  Meyebhoffeb^  auf  die  Bindung  des  Wassers 
in  diesen  Salzen  an  HCl  und  LiCl  hingewiesen. 

Die  Thatsache  der  ,,Fixierung<'  der  Hydrate  steht  unzweifelhaft  im 
Zusammenhang  mit  der  Erniedrigung  der  Dissociationsspannung 
und  Erhöhung  der  Temperaturen  der  ümwandlungspunkte  (sog.  in- 
variante Systeme)  der  Hydratverbindungen  bei  der  Bildung  von 
Doppelsalzen,  und  es  ist  interessant,  dafs  die  Schlufsfolgerungen 
über  die  Wasseryerteilung,  welche  auf  Grund  der  Farbe  gemacht 
werden,  auch  auf  anderem  Wege  bestätigt  werden  können,  nämlich 
durch  ein  vergleichendes  Studium  der  Beständigkeit  (Stabilität)  von 
Hydratformen  der  doppelten  Haloldsalze. 

Bekanntlich  wird  die  relative  Beständigkeit  der  Ammoniakver- 
bindungen  und  Hydratverbindungen  durch  die  Dissoziationsspannungen 
und  die  relative  Lage  der  ümwandlungspunkte  von  Oleichgewichts- 
systemen  charakterisiert.  Von  diesen  Eigenschaften  ausgehend,  habe 
ich  schon  früher  gezeigt,'  dafs  die  komplexen  Haloldsalze  MXm.ni4 
{A=H^O,  NH3)  in  zwei  Hauptgruppen  geteilt  werden  können. 

Zur  1.  Gruppe  gehören  die  Verbindungen  der  Alkali-  und 
Erdalkalimetalle  (die  Metalle  der  1.  und  2.  Gruppe  des  periodischen 
Systems).  Nach  den  Angaben  von  Isakbebt,  Tboost,  Lescoeüb 
(über  Dissoziationsspannung),  J.  F.  Schbödeb,',A.  J.  Bogobodsky,^ 
A.  N.  FiBssow,*^  J.  Panitlgw,'  E.  Ljübabsky'  (über  die  ümwand- 
lungspunkte) ist  in  diesem  Falle  die  Beständigkeit  der  Am- 
moniakfornien  und  der  Hydratformen  desto  gröfser,  je 
höher  das  Atomgewicht  der  Halolde  ist  (vom  Chlor  zum  Jod). 

Die  2.  Gruppe  bilden  die  Elemente  mit  sauren  Eigenschaften 
(hauptsächlich  die  schweren  Metalle  der  7.  Gruppe  und  der  un- 
paaren  Beihen  des  periodischen  Systems),  bei  denen  die  umgekehrten 


^  Engel,  Ann,  Chim.  Pkys.  [6]  17,  380;  Metebhofpeb,  Siixungsber.  Wien. 
Akad,  (Abt  IIb)  101,  622. 

*  N.  KuRNAKOw :  „Über  die  zusammengesetzten  Metallbasen",  Joum,  russ, 
phys.-chem,  Oes.  (1893)  26,  697,  716;  Joum,  pr.  Chem.  51,  52. 

'  „Über  die  Beziehungen  zwischen  den  Schmelzpunkttemperatoren  und  der 
Löslichkeit  fester  Körper**  (St  Petersburg  1890),  8.  31. 

*  Jaum,   russ.   phys.'chem.    Oes.  (1893)  25,  316;   (1894)  26,  209;    (1897) 
29,  179. 

^  Ebendaselbst  (1893)  25,  467. 

*"  Ebendaselbst  (1893)  25,  262;  (1894)  26,  234. 

'  Ebendaselbst  (1896)  28,  466. 


283 


Verhältnisse  beobachtet  werden:  hier  sind  die  Jodverbindungen 
7om  Typus  MXm.n^^  im  Vergleiche  mit  den  Brom-  und  Chlor- 
ierivate  am  wenigsten  beständig -(vergleiche  die  Angaben  von 
[sAMBBBT  über  die  Dissoziationsspannungen  der  komplexen  Am- 
moniaksalze  von  Pt  und  FS  und  die  Beobachtungen  von  F.  A.  Volk- 
HAMN^  und  E.  Ljubabsky'  über  die  ümwandlungstemperaturen 
1er  Hydratverbindungen  von  Fe  und  Zn).  In  Übereinstimmung 
lamit  sind  die  Jodide  von  Pt,  Pd,  Ir,  Au,  Cu,  Cd,  Sn,  Sb,  Bi  bis 
jetzt  nur  in  wasserfreiem  Zustande  bekannt  und  in  Wasser  schwer 
öslich,  während  die  entsprechenden  Chloride  Hydrate  bilden  und 
eicht  löslich  sind. 

Es  ist  bemerkenswert,  dafs  fast  dieselbe  Einteilung  der  Metalle  in 
swei  Gruppen  auch  von  J.  Thomsen'  während  seiner  Untersuchungen 
iber  die  Lösungswärmen  der  Haloldsalze  gemacht  worden  ist.  Die 
Liösungswärme  der  analogen  Verbindungen  mit  demselben  elektro- 
legativen  Bestandteil  (Cl^  Br,  J)  steigt  nach  Thomsen  mit  der  Ver- 
{Töfserung  des  Atomgewichtes  des  Halolds  in  den  Salzen  von  Mg, 
]la,  Sr,  Br,  Na  und  fällt  umgekehrt  in  den  Salzen  von  Zn,  Cu,  Cd, 
ku,  Pb,  Hg,  Ag,  Tl. 

Da  der  Wärmeeffekt  der  Hydratation  gewöhnlich  positiv  ist,  so 
nofs  augenscheinlich  die  Vermehrung  oder  Verminderung  der  Lö- 
mngswärme  (in  einem  Uberschufs  von  Wasser)  in  Zusammenhang 
{tehen  mit  der  Verstärkung  oder  Abschwächung  der  Hydratations- 
reaktion während  des  Lösungsprozesses.  Als  Beispiel  können  die 
JLngaben  für  die  Salze  des  Li  (1.  Qruppe)  und  des  Cd  und  Au 
2.  Gruppe)  angeführt  werden. 

Lithiumsalze. 


Die  Temperaturen  der  Umwandlungs- 
punkte  der  Systeme: " 
LiX.2H,0<  _>LiX.H,0 + H,0  ^ 


LiCl 
liBr 
LU 


+  8.4  Kai.  ;  J.  Thomsen^ 
+  11.3  Kai.  I  A.  BoDisKo^ 
+  14.9  Kai.   '  A.  BoDWKO« 


X-Cl 
X-Br 
X-J 


21.5« 
440 

800 


^  Joum.  ru88,  phys.'chetn,  Oes,  (1894)  26,  239. 

'  Ebendaselbst  (1896)  28,  475. 

'  J.  Thomsen:  ,,Thermochemi8che  Untersuchungen",  2,  216. 

^  Ebendaselbst  2,  185. 

*  Joum.  ru88.  phys.'Chem,  Oes.  (1888)  20,  500. 

•  Ebendaselbst  (1889)  21,  7. 

'  BoooBonsKY,  Ebendaselbst  (1894)  26,  215. 


—     234     — 


Goldsalze. 


Ijosungswärme 
(nach  Thomsbk) 


Anmerkungen 


AuCl, 
AuBr, 


+  4.5  Kai. 
-  3.8  Kai. 


Giebt  ein  Hydrat  AuCI,.2H,0 

Ist  nur  in  wasserfreiem  Zustande  bekannt. 

Zinksalze. 


LöBungswftrme 
(nach  Thomsbk) 


Die  Temperaturen  der  Umwandlungspunkte  * 
(nach  £.  Ljübabskt) 


ZnCl^ 
ZnBr, 
ZnJ, 


+  15.6  Kai. 
+  15.0  Kai. 
+  11.8  Kai. 


ZnClfSHtO  gegen  +4.5<* 
ZnBr,.3H,0  gegen  -2.5» 
ZnJ,.4H,0    gegen  -7« 


Auf  diese  Weise  sind  die  Veränderungen  in  der  StÄbilität  der 
Hydratformen,  als  Funktion  des  Atomgewichtes  der  Halolde,  in 
festen  und  flüssigen  Phasen  der  Gleichgewichtssysteme  derselben 
Gesetzmäfsigkeit  unterworfen.  Der  Versuch  zeigt,  dafs  man  eben- 
solche Beziehungen  auch  in  Halolddoppelsalzen  unterscheiden  kann; 
z.  B.  kann  man  nach  den  Beobachtungen  von  Remsen  und  Hebty' 
an  den  Haloldoplumbiten  von  Kalium 

PbClj.KCl, 

PbBrg(KBr.H,0), 

PbJ,(KJ.2H,0) 

die  Vergröfserung  der  Stabilität  der  Hydrate  mit  dem  Steigen  des 
Atomgewichts  des  Halolds  deutlich  konstatieren.  Dieser  umstand 
ist  für  die  Bindung  des  Wassers  an  das  Haloldalkalimetall  (in 
Übereinstimmung  mit  der  gelben  Farbe  des  Salzes  PbJ,.KJ.2H20) 
beweisend.  Analoge  Veränderungen  beobachtete  Wheeleb'  an  den 
Salzen  von  Tellur,  entsprechend  TeX^: 

TeCl4.2KCl, 

TeBr4.(KBr.H,0)„ 

TeJ4(KJ.H,0),. 

Das  beständigste  Hydrat  bildet  die  Jodverbindung.     Lithium , 
Natrium ;    Magnesium   und   andere  Metalle,    deren  Haloldsalze   mit 


^  £.  Ijjübabskt,  Joum.  russ.  phys.-chem,  Qes.  (1896)  28,  476. 

^  Herty,  Am^,  ehem.  Joum,  14,  107;  Z.  anorg,  Chem,  (1892)  1,  468. 

»  Z,  anorg.  Chem.  (1893)  3,  429. 


—     285     — 

Wasser  leicht  Verbindungen  bilden,  zeigen  dieselben  Eigenschaften 
auch  in  den  verschiedenen  Doppelsalzen. 

umgekehrt,  in  den  blauen  Verbindungen  (CuX2.2H20).2KCl, 
fährt  der  Ersatz  des  Chlors  durch  Brom  zur  Bildung  von  dunkel- 
braunen wasserfreien  Verbindungen  vom  Typus  CuBrg.RBr,  denn 
CuBr-  giebt  ein  viel  weniger  beständiges  Hydrat  als  CuCL. 

Eline  derartige  Übereinstimmung  der  Resultate,  welche  mittels 
zweier  von  einander  unabhängiger  Methoden  erhalten  werden,  läfst 
annehmen,  dafs  wir  in  diesem  Falle  auf  dem  richtigen  Wege  zur 
Erkennung  der  Struktur  der  Halolddoppelsalze  sind. 

St.  Petershunjj  Chemisches  Laboratorium  des  Berg -Instituts  der  Kaiserin 
Katharina  IL 

Bei  der  Redaktion  eingegangen  am  7.  März  1898. 


Die  Atomgewichte  von  Nicicel  und  Kobalt 

Von 

Clemens  Winkleb. 

Durch  Theodore  William  Bichaads  und  Allebton  Sewabd 
CusHMAN^  hat  vor  kurzem  eine  Neubestimmung  des  Atomgewichtes 
des  Nickels,  durch  Theodobe  William  Bichabds  und  Gbegobt 
Paul  Baxteb'  eine  solche  des  Atomgewichtes  des  Kobalts  stattge- 
funden. In  beiden  Fällen  war  das  angewendete  Verfahren  das 
gleiche:  Das  im  Zustande  möglichster  Reinheit  dargestellte  schwamm- 
formige  Metall  wurde  durch  £h*hitzung  in  trockenem  Bromdampfe 
in  Bromid  übergeführt,  dieses  bei  hoher  Temperatur  der  Subli- 
mation in  einem  Strome  von  Stickstoff  und  Bromwasserstoff  unter- 
worfen und  später  in  einem  geeigneten,  Wasseranziehung  aus- 
schliefsenden Apparate  nach  nochmaligem  Trocknen  in  dem  nämlichen 
Gasstrome  und  darauffolgendem  Erkaltenlassen  in  reinem  Stickstoff 
in  einem  Wägegläschen  zum  Abschlufs  gebracht,  worauf  die  Be- 
Stimmung  seines  Bromgehaltes  durch  Überführung  desselben  in  wäg- 
bares Silberbromid  erfolgte.  Sofern  bei  der  Sublimation  ein  ge- 
ringes Basischwerden  des  Bromids  nicht  vermieden  werden  konnte^ 
gelangte  das  gebildete  Oxyd  zur  Bestimmung  und  zum  Abzog.  Die 
so  erhaltenen  Mittelwerte  betrugen,  wenn  0  =  16.00,  Ag=  107.93 
gesetzt  wird,  f&r 

0=16.00:       H  =  1.00  (0  =  16.88): 
Ni  "  58.69  58.25 

Co  =58.99  58.55 

Wenn  ich  in  Nachfolgendem  diesen  Zahlen  die  Ejrgebnisse 
meiner  eigenen  Bestimmungen  gegenüberstelle,  so  bediene  ich  mich 
dabei  der  auf  Wasserstoff  als  Einheit  bezogenen  Werte. 

*  Thbodobe  William  Riohabds  und  Allebtok  Sbwabd  Cübhuak,  Proc 
Amcr,  Acad,  (1897)  33,  97;  siehe  auch  Z,  anorg.  Chem.  16,  167. 

'  Theodore  Wiluam  Richards  und  Greoort  Paul  Baxter,  Proe,  Ämer. 
Äcad.  33,  115. 


—     237     — 

Der  von  mir^  eingeschlageDe  Weg  zur  Bestimmung  der  Atom- 
gewichte von  Nickel  und  Kobalt  bestand  in  der  Behandlung  der  aus 
ihren  mit  grofser  Sorgüedt  gereinigten  Lösungen  elektrolytisch  ab- 
geschiedenen Metalle  mit  überschüssigem  reinen  Jod  unter  gleich- 
zeitiger Zugabe  von  Wasser,  und  Bücktitrierung  des  nach  voll- 
zogener Jodidbildung  verbliebenen  Jodüberschusses  mit  thioschwefel- 
saurem  Natrium.  Die  auf  solche  Weise  gefundenen  Atomgewichte 
betrugen,  wenn  der  damaligen  Annahme  gemäfs  J  =  126.53  gesetzt 
wurde,  im  Mittel 

Ni  =58.7155. 
Co  =59.3678. 

Dieselben  erleiden,  wenn  man  sie  auf  das  jetzt  gültige  Atom- 
gewicht des  Jodes  von  J=:  125.90   bezieht,   eine  Erniedrigung   auf 

Ni  =58.4231, 
Co  =59.0722, 

sind  aber  auch  dann  noch  beträchtlich  höher,  als  diejenigen,  welche 
die  Bestimmungen  von  Richabds  und  Cüshman,  beziehentlich  Bighabps 
und  Baxteb  ergeben  haben. 

So  wenig  ich  nun  die  Sorgfalt  verkenne,  mit  welcher  die  ge- 
nannten amerikanischen  Forscher  sich  der  Durchfahrung  ihrer  Auf- 
gabe angenommen  haben,  und  so  fern  es  mir  liegt,  an  ihren  Ar- 
beiten abfällige  Kritik  üben  zu  wollen,  so  kann  ich  doch  nicht 
umhin,  hervorzuheben,  dafs  die  von  ihnen  benutzte  Methode  nicht 
auf  gleich  einwurfsfreier  Grundlage  beruht,  wie  die  von  mir  ange- 
wendete. Es  mag  dahingestellt  bleiben,  ob  die  bei  hoher  Tempe- 
ratur in  einem  Porzellanrohr  vorgenommene  Sublimation  von 
Bromiden  der  Schwermetalle  sich  wirklich  ohne  jeden  Angriff  des 
Porzellans  oder  seiner  Glasur,  also  ohne  alle  Verunreinigung  des 
Sublimates  durch  fremde  Bromide,  ausf&hren  läfst;  wohl  aber  er- 
scheint es  beachtenswert,  dafs  diese  Sublimation  und  ebenso  die 
hinterherige  Trocknung  des  Bromides  nicht  in  neutraler  Atmosphäre, 
sondern  in  einem  aus  Stickstoff  und  Bromwasserstoff  bestehenden, 
also  sehr  sauren  Gasstrom  stattgefunden  hat,  und  dafs  deshalb, 
obwohl  das  Erkalten  in  reinem  Stickstoff  erfolgte,  die  Möglichkeit 
des  Haftenbleibens  von  etwas  Bromwasserstoff  am  Bromid  nicht 
ausgeschlossen  erscheint.  Es  wird  sogar  gesagt,  dafs  viel  Brom- 
wasserstoff  zugegen   sein   müsse,   wenn   der  Entstehung  von  Oxyd 


*  Gl.  WncELBB,  Z.  anorg,  Ohmn,  8,  1  und  291. 


—     238     — 

mit  Sicherheit  vorgebeugt  werden  solle.  Sobald  aber  Bromwasser- 
stoff, wenn  auch  nur  in  geringfügiger  Menge,  zur  Zurückhaltung 
gelaugt,  mufs  der  Bromgehalt  des  Bromids  zu  hoch  und  dement- 
sprechend das  Atomgewicht  des  Metalls  zu  niedrig  gefunden  werden. 
Selbst  bei  Anwendung  eines  mit  Bromwasserstoff  beladenen  Stick- 
stoffstromes ist  es,  wenigstens  beim  Nickel,  nicht  gelungen,  ein  völlig 
oxydfreies  Bromid  zu  erhalten,  und  es  hat  deshalb  das  gebildete 
Oxyd  bestimmt  und  in  Abzug  gebracht  werden  müssen.  Auch  hieriu 
liegt  eine  Schwäche  des  Verfahrens,  dieselbe  Schwäche,  die  dem- 
jenigen anhaftete,  dessen  ich^  mich  anfänglich  bedient  hatte^  und 
welches  auf  der  Überführung  der  elektrolytisch  niedergeschlagenen 
Metalle  in  neutrale  Chloride  beruhte. 

Unzulässig  vom  Standpunkte  des  Analytikers  erscheint  endlich 
die  Abfiltration  des  Silberbromids  im  Gooch' sehen  Tiegel  unter 
Rückwäguug  der  vom  Waschwasser  mitgerissenen  Asbestfasern. 

Fehlerquellen  solcher  oder  anderer  Art  weist  das  von  mir  zur 
Bestimmung  der  Atomgewichte  von  Nickel  und  Kobalt  angewendete 
Verfahren  nicht  auf,  denn  es  gründet  sich  auf  das  einfache  Zu- 
sammenwirken elementarer  Substanzen  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
unter  einer  chemisch  indifferenten  Flüssigkeit  in  dichtgeschlossenem 
Oefäfse.  Niederschlagsbildung  tritt  nicht  ein,  Filtration  ist  nicht 
nötig;  die  einzige  Operation,  die  sich  an  den  Vollzug  der  Reaktion 
anschliefst,  ist  die  Rückmessung  des  verbliebenen  geringen  Jod- 
überschusses mit  einer  Lösung  von  thioschwefelsaurem  Natrium  von 
bekanntem  Wirkungswerte  und  die  Genauigkeit  dieser  ist  über  jeden 
Zweifel  erhaben.  Somit  erscheint  die  von  mir  benutzte  Methode 
als  im  Prinzip  unanfechtbar,  vorausgesetzt  natürlich,  dafs  die  zur 
Anwendung  gelangenden  Elemente  wirklich  rein  sind.  Bezüglich 
des  Nickels  und  Kobalts  läfst  sich  solches  mit  voller  Bestimmtheit 
behaupten.  Aus  ihren  sorgfältig  gereinigten  Lösungen  elektrolytisch 
abgeschieden,  stellten  diese  Metalle  dünne,  prachtvoll  glänzende 
Bleche  dar,  deren  äufseres  Ansehen  schon  ihre  Reinheit  bekundete. 
Die  Spur  Oxyd,  welche,  was  namentlich  vom  Kobalt  gilt,  denselben 
anhaften  kann,  wurde  ihnen  durch  hinterheriges  Erhitzen  in  einem 
Strom  von  reinem  Wasserstoff  entzogen,  und  dafs  hierbei  keine  be- 
merkenswerte Aufnahme  von  Wasserstoff  stattfindet,  ist  durch  den 
vergleichenden  Versuch  mit  Eisen  erwiesen  worden.^     Andererseits 

^  Cl.  Winkleb,  Z.  anorg,  öhem,  4,  21. 
*  Cl.  Wimklee,  Z,  anorg.  Chem,  S,  291. 


—     239     — 

gehört  das  Jod  zu  denjenigen  Elementen,  deren  Reindarstellung  un- 
schwer möglich  ist,  und  ich  bin  berechtigt  anzunehmen,  dafs  das 
von  mir  verwendete  Präparat,  welches  vor  seiner  wiederholten,  sehr 
sorgfältig  geleiteten  Sublimation  im  innigen  Gemenge  mit  frischge- 
glühtem Jodkalium  wochenlang  der  Trocknung  im  Exsikkator  unter- 
worfen gewesen  war  und  bei  der  Verflüchtigung  nicht  den  mindesten 
Bückstand  hinterliefs,  frei  von  Wasser  und  anderen  Verunreinigungen 
war.  Allerdings  ist  erfahrungsgemäfs  gerade  ein  Rückhalt  des  Jodes 
an  Wasser  schwierig  zu  beseitigen  und  deshalb  würde  das  inzwischen 
bekannt  gewordene,  von  Bevan  Lean  und  W.  H.  Whatmough^  her- 
rührende Verfahren  zur  Darstellung  von  absolut  trockenem  Jod  aus 
Eupferjodür  mir  für  meine  Arbeiten  sehr  willkommen  gewesen  sein. 

Jedwede  Veruneinigung  des  Jodes  mufs  zur  Folge  haben,  dafs 
das  damit  bestimmte  Atomgewicht  eines  Metalles  zu  hoch  ausfällt; 
da  aber  das  von  mir  benutzte  Jod,  wenn  überhaupt,  nur  höchst  ge- 
ringfügige Mengen  von  Fremdkörpern  enthalten  konnte,  so  erscheint 
bei  den  damit  ausgefQhrten  Bestimmungen  ein  erheblicher  Fehler 
ausgeschlossen.  Dafür  spricht  auch  der  Umstand,  dafs  die  mit  dem 
nämlichen  Jod  durchgefCkhrte  Bestimmung  des  Atomgewichtes  des 
Eisens  auf  den  als  richtig  anerkannten  Mittelwert  von  56.05  (J=: 
126.53)  oder  55.77  (J=  125.90)  führte.« 

Im  übrigen  erheben  die  von  mir  durchgeführten  Bestimmungen 
der  Atomgewichte  von  Nickel  und  Kobalt  nicht  den  Anspruch,  Prä- 
zisionsarbeiten im  strengsten  Sinne  des  Wortes  zu  sein.  Sie  er- 
folgten im  Anschlufs  an  eine  andere  Arbeit,^  welche  die  Frage  nach 
der  von  Gbbhabd  Kböss  und  F.  W.  Schmidt*  vermuteten  Zerleg- 
barkeit von  Nickel  und  Kobalt  und  der  Existenz  eines  neuen  Ele- 
mentes in  denselben  zum  Gegenstand  hatte.  Vor  allem  aber  war 
es  mir  ursprünglich  darum  zu  thun,  festzustellen,  ob  und  inwieweit 
die  Atomgewichte  der  beiden  genannten  Metalle  von  einander  ab- 
weichen, denn  die  Annahme,  dafs  sie  gleich  grofs  sein  könnten,  er- 
schien im  Hinblick  auf  das  Gesetz  der  Periodizität  fast  unhaltbar. 
Aufschlufs  hierüber  stand  von  ihrer  Neubestimmung  nach  genau 
demselben  Verfahren  und  unter  Einhaltung  möglichst  gleicher  Ver- 


*  BsYAir  Lean  und  W.  H.  Whatmouqh,  Proc,  Chem.  Soc.  1897/98,  Nr.  187, 
5—6;  Chem.  OeniralbL  1S98,  551. 

'  Gl.  Winkler,  Z.  anorg.  Chem.  S,  291. 

•  Ol.  Winkleb,  Z.  anorg,  Chem,  4,  10. 

^  GsBHARD  Kbüss   Und   F.  W.  Schmidt,   Ber,  deutseh,  chem,  Oes,  22,  11 
und  2026,  ferner  Z.  anorg.  Chem,  2,  238. 


—     240      - 

hältnisse  zu  erwarten,  weil  anzauehmen  war,  dafs  sich  dann  auch 
die  unvermeidlichen  Fehler  in  den  gleichen  Grenzen  bewegen  wür- 
den. Dafs  die  anfänglich  von  mir  erhaltenen  Zahlen  zu  hoch  ge- 
wesen sind,  ist  aus  den  von  mir  selbst  erörterten  Gründen  nicht  zu 
bezweifeln,  dafür  aber,  daCs  auch  die  nach  der  vorerwähnten  Jod- 
methode ermittelten  sich  erheblich  von  der  Wahrheit  entfernen 
könnten,  liegt,  zur  Zeit  wenigstens,  kein  triftiger  Grund  vor.  Immer- 
hin erscheint  die  Wiederholung  der  auf  letztgedachtem  Wege  durch- 
geführten Bestimmungen  mit  denkbar  reinstem  Jod  und  unter  Be- 
obachtung aller  zur  Erreichung  der  höchsten  Genauigkeit  erforder- 
lichen Mafsregeln  sehr  wünschenswert,  und  ich  kann  nur  bedauern^ 
dafs  anderweite  Inanspruchnahme  mir  dieselbe  unmöglich  macht. 
In  allen  Fällen  ist  von  mir  das  Atomgewicht  des  Kobalts  höher 
als  dasjenige  des  Nickels  gefunden  worden.  Dieses  Ergebnis  hat 
unter  Hinweis  auf  das  Gesetz  der  Periodizität,  demzufolge  eher  das 
Gegenteil  zu  erwarten  sein  sollte,  vielfache  Anfechtung  erfahren. 
Die  von  Richards  und  Gushman  beziehentlich  Richards  und  Baxter 
vorgenommenen  Bestimmungen  haben,  wenn  auch  bei  geringer  Ab- 
weichung, ebenfalls  für  das  Kobalt  den  höheren  Wert  ergeben  und 
dieser  Ausfall  dürfte  besondere  Beachtung  verdienen. 

Freiherg,  Sttcksen^  Laboratorium  der  IcgL  Bergakademie,  6.  Marx  1898. 
Bei  der  Redaktion  eingegangen  am  8.  MArz  1898. 


Biictiersctiau. 


Hauptthatfachen  der  Chemie,  von  £.  Harkack.  FOr  das  Bedürfnis  des 
Medizinen  sowie  als  Leitfaden  für  den  Unterricht  zusammengestellt 
Zweite,  neu  bearbeitete  Auflage.  Hamburg  und  Leipzig,  Leop.  Voss. 
156  Seiten,    geb.  2  Mark  50  Pf. 

Wenn  das  vorliegende  Buch  auch  nicht  für  Chemiker,  sondern  für  Medi- 
ziner bestimmt  ist,  so  ist  es  doch  auch  für  den  Chemiker,  ganz  besonders  aber 
für  den  Pbjsiko-Chemiker  von  Bedeutung,  weil  es  nftmlich  ein  beredtes  2ieugnis 
dafür  ablegt,  dafs  die  Mediziner  mehr  und  mehr  die  Errungenschaften  der 
modernen  allgemeinen  Chemie  würdigen  und  für  ihre  Wissenschaft  zu  nutze  zu 
machen  suchen. 

In  der  Vorrede  klagt  der  Verf.,  der  als  Mediziner  für  Mediziner  schreibt, 
über  den  auTserordenÜich  geringen  Nutzen,  den  die  Medizin  Studierenden  meist 
nur  Ton  dem  chemischen  Unterricht  haben,  und  er  hält  zur  Abstellung  dieses 
Übelstandes  gegenüber  dem  schrankenlosen  Anwachsen  des  chemischen  Detail- 
stoffes eine  Reform  des  chemischen  Unterrichts  dringend  geboten.  Er  fordert, 
es  solle  das  Hauptkolleg  über  Chemie,  namentlich  aber  über  organische 
Chemie,  für  Chemiker  und  Mediziner  gesondert  gelesen  werden,  aufserdem 
aber  für  die  Mediziner  die  Teilnahme  an  qualitativ  chemischen  Übungen  obli- 
gatorisch gemacht  werden;  „  . .  .  der  praktische  Arzt  ohne  chemische  Kennt- 
nisse ist  in  seiner  Thätigkeit  am  Krankenbette  oder  in  der  Gesundheitspflege 
wie  ein  einarmiger  zu  betrachten.^' 

Man  wird  dem  Verf.  rückhaltslos  zustimmen  müssen,  dafs  im  chemischen 
Unterrichte  in  der  Begel  viel  zu  viel  des  chemischen  Detailstoffes  gebracht 
wird,  wfthrend  allgemeine  Gesichtspunkte  in  den  landlftufigen  Vorlesungen  und 
in  den  meisten  Lehrbüchern  verhftltnismäfsig  nur  selten  hervorgekehrt  werden. 
Das  gilt  aber  nicht  nur  von  den  Vorlesungen  und  Lehrbüchern,  welche  die 
anorganische  und  organische  Chemie  zum  Gegenstande  haben,  die  also  auch 
für  den  Mediziner  mit  bestimmt  sind,  das  gilt  in  fast  noch  höherem  Grade 
auch  von  den  Vorlesungen  und  Lehrbüchern,  welche  spezielle  Teile  der  Chemie, 
z.  B.  die  JEUialytische  Chemie  behandeln.  Für  die  Mediziner  wenigstens  hierin 
Wandel  zu  schaffen,  hat  sich  der  Verf.  des  vorliegenden  Leitfadens  bemüht, 
and  als  Büttel  zu  seinem  Zweck  —  imd  das  erscheint  dem  Referenten  als  das 
Interessanteste  an  dem  Buche  —  hat  er  es  vorteilhaft  gefunden,  die  neuesten 


—     242     — 

Errungenschaften  unserer  Kenntnis  von  der  Konstitution  wSsseriger  Salz- 
lösungen nach  Möglichkeit  zu  verwerten.  Aber  der  Leser  wird  nicht  nur  mit 
der  Lehre  von  den  freien  Ionen  bekannt  gemacht,  es  wird  ihm  auch  wieder 
und  immer  wieder  an  Beispielen  gezeigt,  wie  diese  Lehre  im  stände  ist,  zwar 
längst  bekannte,  aber  bislang  unverstandene  Thatsachen  im  einzelnen  zu  er- 
klären und  von  allgemeinen  Gesichtspunkten  aus  zusammenzufassen.  Wenn  der 
Verf.  hierin  auch  noch  hätte  mit  bestem  Erfolge  bedeutend  weiter  gehen  können, 
so  ist  doch  mit  Grenugthnung  zu  bemerken,  dafs  diejenigen  Wissenschaften, 
deren  Vertreter  nur  im  Nebenamt  Chemiker  sind,  schon  den  gröfsten  Nutzen 
aus  der  neuesten  Entwickelung  der  theoretischen,  der  allgemeinen  Chemie 
ziehen,  einen  gröfseren  Nutzen  beinahe,  als  vielfach  die  Chemie  selbst;  der 
Mineraloge,  der  Physiologe,  der  Mediziner  gehen  hier  dem  Chemiker  mit  nach- 
ahmenswertem Beispiele  voran.  —  Der  Referent  möchte  den  Verf.  noch  unter 
anderem  darauf  aufmerksam  machen,  dals  die  Bezeichnung  „hydrolytische  Spal- 
tung^^  statt  lonenspaltung  oder,  noch  kürzer,  Ionisation,  wie  er  sie  S.  16  und 
an  anderen  Stellen  gebraucht,  zu  bösen  Mifeyerständnissen  Anlafs  geben  kann, 
indem  man  unter  Hydrolyse  doch  etwas  ganz  anderes  versteht,  und  Ionisation 
ja  auch  in  anderen,  als  wässerigen  Lösungen  vorkommt. 

Der  Druck  und  die  sonstige  Ausstattung  des  Buches  sind  gut 

F.  W.  Küster, 

Tabellen  zur  chemischen  Analyse  zum  Gebrauch  im  Laboratorinm  nnd 
bei  der  Bepetition,  von  0.  Wallach.  Dritte  Auflage.  Bonn,  A.  Markus 
&  £.  Webbb,  1898.    68  Seiten. 

Die  vorliegende  dritte  Auflage  der  allbekannten  und  mit  Recht  weit  ver- 
breiteten Tabellen  unterscheidet  sich  von  der  vorhergehenden  nur  sehr  wenig. 
Den  Referenten  hat  es  mit  besonderer  Genugthuung  erfüllt,  dafs  der  Verf.  die 
Atomgewichte  der  Elemente  sachgemftfs  auf  Sauerstoff«  16  bezogen  hat  —  ein 
Vorgehen,  das  seine  Wirkung  im  Hinblick  auf  die  Stellung,  die  der  Verf.  iu 
der  Wissenschaft  einnimmt,  nicht  verfehlen  wird. 

Das  Format  der  Tabellen  ist  dasselbe  geblieben,  die  äufsere  Ausstattung 
womöglich  noch  gediegener  geworden.  F,   W,  Küster, 


Repetitorium  der  Chemie  für  Mediziner  nnd  Pharmazenten,  von  C.  Arnold. 

Achte,  verbesserte  und  ergänzte  Auflage.    Hamburg  und  Leipzig,  Lbop. 

Voss,  1898.    XII  und  616  Seiten. 

Die  neue  Auflage  des  weit  verbreiteten  Buches  ist  durch  Kapitel  über 

Aggregatzustände  und  Physikalische  Gemische,  sowie  durch  zahlreiche  Anmerkungen 

aus  dem  Gebiete  der  allgemeinen  Chemie  erweitert  worden;  die  Einteilung  der 

heterocjklbchen  Verbindungen  ist  neu  bearbeitet. 

Die  Thatsache,  dals  das  Werk  in  nur  13  Jahren  schon  acht  Auflagen 
erlebt  hat,  ist  der  beste  Beweis  dafür,  dafs  es  den  Kreisen,  fUr  welche  es  be- 
stimmt  ist,  gute  Dienste  leistet.  Die  Ausstattung  des  Buches  ist  eine  gediegene. 

F.  W,  Küster. 


—     243    — 

^MILnr-KSAÜT,  Handbnoh  der  Chemie,  Anorganische  Chemie  in  3  Bänden 
Herausgegeben  von  K.  Kraut.  Register,  herausgegeben  und  be- 
arbeitet von  A.  HiLOER,  K.  Weinland  und  P.  Metzoer  (Heidelberg,  bei 
C.  Wiuteb).  81  Seiten.     2  Mark. 

Durch  das  Erscheinen  des  vorliegenden  Registers  ist  die  sechste,  umge- 
arbeitete Auflage  des  bekannten  und  viel  gebrauchten  Handbuches  abge- 
schlossen. Während  in  den  älteren  Teilen  des  Handbuches  selbst  noch  die 
ältere,  binäre  Bezeichnungsweisc  der  Verbindungen  angewendet  ist,  berück- 
sichtigt das  Register  nur  die  gegenwärtig  übliche  Nomenklatur,  was  im  Inter- 
esse der  Einheitlichkeit  und  Kürze  durchaus  zu  billigen  ist  Der  Druck  des 
Registers  ist  ein  klarer  und  übersichtlicher,  Vorzüge,  die  man  nicht  immer 
bei  Registern  chemischer  Werke  antrifft  Ein  gutes  Register  macht  ein  gutes 
Werk  ja  erst  recht  brauchbar.  F.  W.  Küster. 


Y.  RiCHTEBS  Lehrbuch  der  anorganischen  Chemie,  9.  Auflage,  neu  be- 
arbeitet von  H.  ELlimgeb.  (Bonn,  bei  Fr.  Cohen)  XII  und  526  Seiten,  mit 
89  Holzschnitten  und  einer  Spektral tafel.     10  Mark. 

Der  Herausgeber  des  mit  Recht  so  gut  eingeführten  Lehrbuches  hat  sich 
nicht  veranlagt  gesehen,  das  Erscheinen  der  neuen  Auflage  zu  weiter  gehenden 
Änderungen  zu  benutzen.  Besonders  anzuerkennen  ist  es;  dafs  er  der  so  leicht 
zu  verstehenden  Versuchung,  den  Umfang  des  Buches  von  Auflage  zu  Auflage 
anwachsen  zu  lassen,  dauernd  widersteht  —  denn  zunehmende  Dickleibigkeit  ist 
bekanntlich  der  Fehler,  an  welchem  die  meisten  unserer  Lehrbücher  zu  Grunde 
gehen.  Ein  Lehrbuch  soll  eben  kein  Handbuch  sein.  Auch  in  dem  vor- 
liegenden Lehrbuche  würde  man  noch  so  manches  gern  missen  können  und 
dadurch  Raum  gewinnen  für  vieles,  was  wichtig  ist,  und  bisher  noch  vollständig 
fehlt  So  würde  schwerlich  jemand  eine  Lücke  empfinden,  wenn  die  „Grund- 
züge der  Krjstallographie"  ganz  fortfielen,  denn  sie  dürften  doch  kaum  Gegen- 
stand des  chemischen  Unterrichtes  sein.  Auch  dürfte  es  dem  Buche  zum  Vor- 
teil gereichen,  wenn  die  Einleitung  immer  noch  mehr  in  den  Text  hineinge- 
arbeitet würde.  Man  sollte  schon  aus  pädagogischen  Gründen  in  einem  Lehr- 
buche die  hier  behandelten  Dinge  erst  da  bringen,  wo  sich  das  Bedürfiiis 
daf&r  einstellt  Anders  natürlich  in  einem  Hand  buche.  Wenn  der  Ver- 
gaser auch  sichtlich  bestrebt  ist,  in  der  Darstellung  möglichst  allgemeine  Ge- 
sichtspunkte hervorzukehren,  so  könnte  hierin  mit  Vorteil  doch  wohl  noch 
weiter  gegangen  werden.  Namentlich  erscheint  es  zeitgemäfs,  den  neuen 
Lehren  einen  angemessenen  Raum  zu  gewähren,  welche  die  Grundlage  des 
wissenschaftlichen  Ausbaues  der  analytischen  Chemie  geworden  sind.  In 
dieser  Richtung  kann  und  mufs  noch  vieles  geschehen.  —  Wenn  in  der  vor- 
liegenden Auflage  noch  die  Atomgewichte  auf  Wasserstoff  als  Einheit  und 
anter  Benutzung  des  unhaltbaren  Verhältnisses  H:0  =  1:15.96  bezogen  sind, 
so  ist  das  zwar  nicht  zu  rechtfertigen,  jedoch  wird,  so  weit  der  Referent  unter- 
richtet ist,  schon  in  der  nächsten  Auflage  der  Sauerstoff  in  sein  natürliches 
Recht  eingesetzt  werden.  Es  erscheint  von  grofser  Wichtigkeit,  dafs  in  einem 
Lehrbuche,   dem    der  gröfste  Teil  des  chemischen  Nachwuchses  seine  Aus- 


—    244    — 

bildnng    verdankt,    auch    derartige    Prinaipienf ragen   eine  entq^recheiide 
Würdigung  finden. 

Druck  und  Ausstattung  der  neuen  Auflage  ist  eben  so  sorgsam  und  gediegen, 
wie  bei  den  vorhergehenden.  F,  W,  Küster. 

Hilfabucli  für  chemisohe  Prakttkanten,  von  B.  Philips.    (Stuttgart,  bei 
Febd.  Enke,  330  Seiten  mit  268  Figuren  im  Text,  geh.  8  Mark.) 

Der  Verfasser  beabsichtigt  mit  dem  vorliegenden  Hil&buch  dem  Studieren- 
den Anleitung  zur  Ausführung  allgemeiner  Operationen  und  cur  Anwendung 
chemischer  Methoden  au  geben,  ihn  in  die  Technik  des  chemischen  Arbeitens 
einzuführen,  jedoch  sind  die  speziellen  Methoden  des  Analytikers  und  des 
physikalischen  Chemikers  von  vom  herein  von  der  Darstellung  ausgeschlossen 
worden.  Besonderes  Gewicht  hat  der  Verfasser  auf  die  ausführliche  ErlAuterung 
von  Apparaten  gelegt 

Das  Buch  ist  im  Vergleich  zu  dem,  was  es  bietet,  etwas  sehr  um- 
fangreich geraten,  eine  Thatsache,  die  seiner  Verbreitung  nicht  gerade 
forderlich  sein  dürfte.  Es  kommt  das  daher,  dais  es  so  manches  entliftlt,  was 
der  Studierende,  der  chemische  Praktikant  —  und  für  den  ist  es  doch  be- 
stimmt —  sicher  nun  und  nimmer  mehr  braucht,  was  bei  seinen  Laboratoriums- 
arbeiten  nie  vorkommen  wird.  Hierher  gehört  z.  B.  £BLst  das  ganae  Kapitel 
über  Bestimmung  des  spezifischen  Gewichtes  von  Gasen,  ganz  besonders  aber 
der  Abschnitt  über  die  Bestimmung  des  spezifischen  Grewichtes  aus  der  Aus- 
Strömungsgeschwindigkeit.  Der  26  Seiten  lange  Abschnitt  über  die  Wage  ent- 
hält viele  konstruktive  Details,  die  dem  Wagenbauer  zu  wissen  sicher  nütz- 
lich und  nötig  sind,  die  aber  zur  Technik  des  chemischen  Arbeitens  nicht 
gehören. 

Aber  abgesehen  von  dieser  all  zu  groüsen  Breite  einzelner  Kapitel  ent- 
hält das  Buch  eine  grolse  Fülle  wertvoller  Anleitungen  nicht  nur  für  den  an- 
gehenden, sondern  auch  für  den  fertig  ausgebildeten  Chemiker.  Es  wird  ohne 
Zweifel  ein  oft  benutzter  Berater  in  unseren  chemischen  Laboratorien  werden, 
so  dais  eine  bald  erforderlich  werdende  2.  Auflage  dem  Verfasser  Gelegenheit 
zur  weiteren  Durcharbeitung  seines  Werkes  bieten  dürfte.  Leider  sind  dem 
Referenten  schon  bei  flüchtiger  Durchsicht  weniger  Seiten  des  Buches  eine 
ganze  Reihe  oft  recht  bedenklicher  Irrtümer  aufgefallen.  Schon  auf  Seite  2 
sind  die  Beziehungen  von  qm :  qdm :  qcm :  qmm  ganz  falsch  angegeben,  und  ebenso 
irrt  sich  der  Ver&sser  wenn  er  1  cbmm<- 0.0001  Liter  setzt  Die  so  wichtige 
Figur  3  ist  falsch  gezeichnet  In  der  Darlegung  der  Gesetze  der  Wage  sind 
einige  Ungenauigkeiten  vorhanden,  und  die  4  Dezimalstellen  auf  Seite  29  sollten 
dem  Verfasser  Anregung  geben,  in  die  2.  Auflage  ein  Kapitel  über  die  kritbche 
Benutzung  von  Beobachtungsresultaten  mit  au&unehmen;  man  soll  den  Prakti- 
kanten natürlich  zur  sorg^tigsten  Arbeit  erziehen,  aber  man  soll  ihn  nicht 
geradezu  anleiten  ,3fücken  abzuseihen  und  Kamele  zu  verschlucken".  Die 
Anleitung  zur  Benutzung  der  KoHLRAUscH^schen  Korrektionszahlen  (Seite  30) 
zur  Reduktion  von  Wägungen  auf  den  luftleeren  Raum  ist  falsch;  denn  die 
KoHLRAUscu'schen  Zahlen  sind  nicht  Gramme,  sondern  Milligramme. 

R   W,  KiisUr. 


Cn;-' 


I « 


Ober  die  Cuprosammoniumbromide  und  die  Cuprammonium- 

sulfocyanate. 

Von 

Theodore  William  Righabds  und  Benjamin  Shoses  Merigold.^ 

In  Bezug  auf  die  möglichen  Verbindungen  des  Guprosammo- 
ninms  ist  unsere  Kenntnis  keineswegs  Yollkommen.  Viele  Ver- 
bindungen, welche  wir  zu  finden  erwarten,  sind  in  der  chemischen 
Litteratur  nicht  erwähnt  und  viele,  welche  man  gefunden  hat,  sind 
sehr  unvollkommen  beschrieben.  Die  vorliegende  Arbeit  fafst  die 
Besultate  einer  Untersuchung  zusammen,  deren  Zweck  es  war, 
einige  Lücken  in  dieser  Beziehung  auszufüllen;  insbesondere  hofften 
wir,  Cuprosammoniumdoppelsalze  zu  finden  vom  Typus  Cu2(NH3),. 
BrGjHjO,,  analog  den  Cup riammonium Verbindungen,  welche  jüngst 
hier  untersucht  worden  sind.  Während  diese  letztere  Hoffiiung  ihre 
thatsächliche  Erfüllung  noch  nicht  gefunden  hat,  ist  es  uns  gelungen^ 
vier  neue  einfache  Cuprosammoniumverbindungen  darzustellen: 

1.  Cu,(NH,)4Br„ 

2.  Cu,(NH,),(SCN)„ 

3.  Cu8(NH3leBr„ 

4.  Cu,(NH.),(?)(SCN)., 

und  ein  Cupriammoniumsulfocyanat: 

5.  Cu(NHg),(SCN),. 

1.  Cuprosammoniumbromid,  Cu2Br3.2NH3. 

Zu  seiner  Darstellung  wurden  ungefähr  10  g  gefälltes  Cupro- 
bromid  in  möglichst  wenig  wässerigem  Ammoniak  gelöst,  und  unge- 
fähr 25  ccm  Essigsäure  hinzugefügt.  Alle  Operationen  wurden  mit 
Hilfe   eines  komplexen  Apparates   in   einer   Wassersto£fatmosphäre 


^  Ins  Deutsche  übertragen  von  A.  Bisz. 
Z.  anorg.  Cbem.  XVII.  17 


—     246     — 

ausgeführt,  und  die  Lösung  kam  in  einer  mit  Wasserstoff  gefüllten 
Glasglocke  über  Schwefelsäure  zur  spontanen  Verdampfung.  Nach 
ein  bis  zwei  Tagen  schied  sich  das  Bromid  in  langen,  farblosen  Ery- 
stallen  aus.  Es  erwies  sich  als  ziemlich  schwierig,  die  Substanz 
trocken  in  reinem  Zustand  zu  erhalten,  da  sie  sofort  nach  Entfernen 
der  Mutterlauge  mit  der  gröfsten  Leichtigkeit  sich  zu  oxydieren  be- 
ginnt. Die  besten  Resultate  wurden  nach  folgender  Methode  er- 
halten. Die  Glasglocke  wurde  so  eingerichtet,  dafs  die  Mutterlauge 
abgehebert,  und  successive  Portionen  Alkohol  und  Äther  eingeführt 
werden  konnten,  während  die  Krystalle  die  ganze  Zeit  in  einer 
Wasserstoffatmosphäre  verblieben.  Nachdem  so  mit  Alkohol  und 
Äther  gewaschen  war,  wurde  ein  Teil  des  Wasserstoffes  herausge- 
pumpt, und  die  letzten  Tropfen  Äther  verdampften  unter  vermindertem 
Druck.  In  dieser  Weise  bereitet,  wurde  die  Substanz  in  Gestalt 
vollkommen  farbloser,  langer  flacher  Prismen  erhalten.  Wenn  voll- 
kommen trocken,  ist  sie  beständig  und  ändert  sich  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  an  der  Luft  nicht.  Sie  ist  natürlich  leicht  löslich  in 
Ammoniumhydroxyd  und  in  Salpetersäure,  setzt  aber  bei  Behand- 
lung mit  anderen  Mineralsäuren  oder  mit  Essigsäure  Cuprobromid 
ab.  Der  Luft  ausgesetzt  und  in  Berührung  mit  Wasser  oxydiert 
sich  die  Substanz  in  einer  etwas  eigentümlichen  Weise.  Die  Kry- 
stalle nehmen  zuerst  eine  bläulichgrüne  Färbung  an,  werden  dann 
allmählich  schön  gelb  und  zeigen  schliefslich  eine  kupferrote  Farbe. 
Diese  Veränderung  findet  nur  auf  der  Oberfläche  statt,  während 
die  Krystalle  im  Innern  bleiben  wie  sie  sind.  Infolge  dieser  That- 
sache  war  es  unmöglich,  die  Natur  der  gelben  Oberflächenschicht 
festzustellen. 

Cuprosammoniumbromid  wurde  unter  den  verschiedensten  Um- 
ständen wiederholt  erhalten  bei  vielen  fruchtlosen  Versuchen  zur 
Darstellung  des  Doppelsalzes  Cu2(NH,)3BrC2H302.  Von  den  mög- 
lichen Verbindungen,  welche  aus  Mischungen  von  oxydulhaltigem 
Kupfer,  Ammoniak,  Brom  und  Essigsäure  erhalten  werden  können, 
scheint  das  einfache  Bromid  zwischen  —10  und  25®  das  bei  weitem 
am  wenigsten  lösliche  zu  sein. 

Bei  den  Analysen  wurde  das  Brom  als  Bromsilber  bestimmt, 
nachdem  die  Substanz  in  Ammoniumhydroxyd  gelöst,  das  Kupfer 
durch  Aussetzen  an  die  Luft  oxydiert  und  mit  Salpetersäure  ange- 
säuert worden  war.  Das  Kupfer  wurde  in  einer  neuen  Portion  nach 
Eindampfen  mit  Salpetersäure  und  Schwefelsäure  elektrolytisch  be- 
stimmt.    Das  Ammoniak  wurde  über  Pottasche  destilliert. 


—     247     — 

Analysen  von  Ca,Brt.2NU8. 

L  0.2459  g  Substanz  gaben  bei  der  Elektrolyse  0.0963  g  Kupfer. 
IL  0.2059  g  Substanz  mit  Atzkali  destilliert  brauchten  13.04  com  ^l^^-norm, 
Sftore  zur  Neutralisation. 

in.  a3&a7  g  Substanz  mit  Ätzkali  destilliert  brauchten  22  ccm   ^I^Q-nonn. 
Sftnre  zur  Neutralisation. 

lY.  0.3191  g  Substanz  gaben  0.3732  g  Bromsilber. 
V.  0.3045  g  Substanz  gaben  0.3576  g  Bromaüber. 


Kupfer 

Ammoniak 

Brom 


I  Berechnet  für 
Cu,Br, .  2NH, 


39.59 
10.63 
49.78 


100.00 


I. 


Gefunden 
II.    I    III.       IV. 


:  39.24 

—     I  10.78 


10.61 


—  —     ;     —     ;  49.78 


Mittelwert 


99.81 


2.  Cuprosammoniimisalfocyaiiat,  Cu2(NH3),(SCN)2. 

Zunächst  wurde  Cuprohydroxyd  dargestellt  durch  Zufügen  eines 
Überschusses  einer  Lösung  von  Natriumhydroxyd  zu  Cuprochlorid. 
Das  gefällte  Hydroxyd  wurde  ein-  oder  zweimal  gewaschen  und  in 
möglichst  wenig  wässerigem  Ammoniak  gelöst.  Bei  Zugabe  einer 
konz.  Lösung  von  Ammouiumsulfocyanat  fallt  Cuprosammoniumsulfo- 
cyanat  als  weifses  krystallinisches  Pulver  aus.  Versuche  zur  Darstellung 
gröfserer  Erystalle  durch  Anwendung  verdünnterer  Lösungen  flihrten 
zu  keinem  Resultat.  Die  Substanz  wurde  mit  Alkohol  und  Äther 
gewaschen  und  durch  Pressen  zwischen  Filtrierpapier  schnell  ge- 
trocknet. Da  die  Substanz  in  fein  verteiltem  Zustand  ausfällt,  so  ist 
es  sehr  schwer,  sie  auf  diese  Art  vollkommen  und  rasch  zu  trocknen. 
Infolge  der  Leichtigkeit,  mit  welcher  sie  Ammoniak  verliert,  kann  sie 
nicht  durch  Aussetzen  an  die  Luft  oder  über  Schwefelsäure  getrocknet 
werden.  Infolgedessen  sind  die  analytischen  Resultate  etwas  zu  niedrig, 
da  Spuren  von  Feuchtigkeit  zugegen  waren.  Die  einzige  bemerkens- 
werte Eigenschaft  dieser  Verbindung  ist  ihre  Zersetzlichkeit.  Die 
meisten  anderen  Kupferverbinduugen  mit  zwei  Molekülen  Ammoniak 
sind  aufserordentlich  beständig,  einige  behalten  all  ihr  Ammoniak 
sogar  bei  100^  Das  Cuprosammoniumsulfocyanat  dagegen  verliert 
Ammoniak  schnell,  sogar  bei  gewöhnlichen  Temperaturen. 

In  vielen  Präparaten,  welche  einige  Zeit  gestanden  hatten, 
zeigte  sich  eine  Abnahme  auch  der  Rhodanwasserstoffsäure.  Die 
unten   mitgeteilten    zwei  Analysen   stammen   von  zwei  ganz  frisch 

17* 


—     248     — 

dargestellten  Sabstanzproben,  und  selbst  sie  lassen  an  Genauigkeit 
viel  zu  vrünschen  übrig.  Es  ist  möglich,  dafs  die  molekulare  Um- 
gestaltung, welche  durch  den  Ammoniakverlust  verursacht  wird, 
eine  besondere  Neigung  zur  Oxydation  hervorruft,  wodurch  im  Verein 
mit  der  Unbeständigkeit  des  Eupferrhodaniirs  ^  etwas  Rhodanwasser- 
stoffsäure  freigemacht  oder  zersetzt  werden  könnte.  Obgleich  die 
Analysen,  wie  gesagt,  nicht  exakt  sind,  so  sind  sie  doch  voUkommen 
genau  genug,  um  die  Formel  Cu,(NH3),(SCN),  zu  beweisen,  denn 
die  gefundenen  respektiven  Atom  Verhältnisse  sind  1.01:1.00:1.00, 
anstatt  der  theoretischen  1:1:1. 

Bei  der  Analyse  ¥nirde  die  Sulfocyansäure  volumetrisch  nach 
der  Methode  von  Volhabd  bestimmt,  nach  Auflösen  der  Substanz 
in  Ammoniumhydroxyd  und  Oxydation  des  Kupfers  durch  Aussetzen 
an  die  Luft. 

Analysen  von  Cu,(NH,),(SCN),. 

I.  0.2504  g  Substanz  gaben  bei  der  Elektrolyse  0.1133  g  Kupfer. 
IL  0.2297  g  Substanz  brauchten  16.09  ccm  ^/io-norm.  Silbemitratlösung  zum 
Ausfällen  der  Sulfocyanwasserstofi^ure. 

in.  0.2645  g  Substanz  brauchten  18.60  ccm  ^liQ-norm,  SilbemitratlSsung  zum 
Ausfallen  der  Sulfocyanwasserstofi^ure. 

IV.  0.2390  g  Substanz  brauchten  nach  Destillation  mit  Atzkali  16.57  ccm 
^/iQ-norm.  Säurelösung  zur  Neutralisation. 

y.  0.2822  g  Substanz  brauchten   nach  Destillation  mit  Ätzkali  19.84  ccm 
\'io-norm.  Säurelösung  zur  Neutralisation. 


Berechnet  für 
:Cu,(NH,),(SCN), 


Gefunden 


k_[    n.    I    III.    I    IV. 


V. 


Mittel- 
wert 


Kupfer 

Ammoniak 

Rhodan  Wasser- 
stofisäure 


100.00 


97.94 


Atom  Verhältnisse    von  Kupfer   zu  Ammoniak  zu  RhodanwasserstofRsäure, 
gefunden  =  1.01 : 1.00  : 1.00. 


3.  Tetrammon-Cuprosammoniumbromid,  Cu2Br2(NH3)0.  (?) 

Diese  Verbindung  wird  dargestellt,  indem  man  trocknes,  fein 
gepulvertes  Cuprobromid  in  ein  in  Eis  befindliches  Kugelrohr  bringt. 


^  Graham  Otto  (Miohaeus)  3,  892. 


—     249^  — 

und  trocknes  Ammoniakgas  hindurchleitet,  bis  die  Masse  gesättigt 
ist.  Das  Ammoniak  wird  unter  Wärmeentwicklung  absorbiert,  wobei 
das  weifse  Cuprobromid  sich  dunkelbraun  färbt  und  hart  und 
klumpig  wird,  um  die  Sättigung  mit  Sicherheit  zu  erreichen,  mufs 
die  Masse  gelegentlich  aus  der  Bohre  genommen  und  zerrieben 
werden.  Die  gesättigte  Verbindung  ist  ein  schwarzes  Pulver,  durch 
Wasser  zersetzbar,  löslich  in  Ammoniumhydroxyd  und  Salpeter- 
siure.  Sie  ist  auTserordentlich  unbeständig  und  giebt  mit  gröfster 
Leichtigkeit  Ammoniak  ab.  Infolgedessen  mufs  die  Substanz  eiskalt 
abgewogen  werden,  und  darum  ist  auch  ihre  Analyse  durchaus  keine 
zufriedenstellende.  Das  Kupfer  wurde  im  Bückstand  der  Ammoniak- 
analysen bestimmt,  so  dafs  sich  mit  Sicherheit  das  Verhältnis  des 
Kupfers  zum  Ammoniak  ergab.  Die  so  erhaltenen  Atomverhält- 
nisse  zeigen,  dais  die  oben  gegebene  Formel  wahrscheinlich  richtig 
ist,  obwohl  die  Analysen  nicht  als  hinreichend  genau  gelten  können, 
um  einen  einwandsfreien  Beweis  zu  liefern.  £^  ist  unzweifelhaft, 
dafs  die  Verbindung  mindestens  6  Moleküle  Ammoniak  enthält. 

Analysen  von  CufBr,(NHs)o. 

I.  0.3276  g  Substanz  mit  Ätzkali  destilliert  brauchten  50.80  com  Vio''i<>i'°^- 
Sfturelösung  zur  Neutralisation. 

II.  0.5746  g  Substanz  mit  Ätzkali  destilliert  brauchten  87.03  ccm  Yio'^^O""- 
Siurelösung  zur  Neutralisation. 

ni.  0.3276  g  Substanz  —  Rückstand  von  I  —  gaben   bei   der  Elektrolyse 
0.1027  g  Kupfer. 


Berechnet  für 
Cu,Br,.6NH, 


Gefunden  Mittelwert 


I.  II.  III. 


Kupfer 
Ammoniak 


32.66 
26.29 


—  31.38  31.38 

25.84  —  26.02 


26.20 
Atom  Verhältnis  von  Kupfer  zu  Ammoniak,  gefunden  =  1 :  3.10. 

4.  Triammon-Cuprosammoniumsulfocyanat,  Cu2(NH3)g(SCN)2. 

Diese  Substanz  wird  nach  einer  ähnlichen  Methode  dargestellt 
wie  sie  oben  bei  der  Darstellung  der  gesättigten  Bromverbindung 
beschrieben  wurde.  Trocknes  Ammoniakgas  wird  über  trocknes, 
gepulvertes  Cuprosulfocyanat  geleitet,  bis  die  Masse  gesättigt  ist, 
wobei  das  Cuprosulfocyanat  mit  Eis  gekühlt  wird.  Die  Substanz 
ist  ein  schwarzes  Pulver  und  hat  keine  bemerkenswerten  Eigen- 
schaften.    Sie  ist  sehr  unbeständig  und  giebt,  der  Luft  ausgesetzt, 


—    ^50    — 

schnell  Ammoniak  ab.  Die  einfachste  Methode  zur  Bestimmung 
der  Zusammensetzung  des  Körpers  wäre  natürlich  die,  dafs  man 
Yon  einer  bekannten  Gewichtsmenge  Guprosulfocyanat  ausginge,  bis 
zur  Sättigung  Ammoniak  einleitete  und  in  einer  geschlossenen  Bohre 
zurückwöge,  wobei  keine  weitere  Analyse  nötig  wäre.  Indessen  ist 
diese  Methode  unausführbar,  da  im  Falle  der  gesättigten  Bromver- 
bindung  das  Cuprosulfocjanat  bei  der  Absorption  des  Ammoniaks 
hart  wird  und  gelegentlich  aus  der  Bohre  entfernt  und,  zur  sicheren 
Erzielung  der  Sättigung,  gepulyert  werden  mufs.  Auch  hier  sind, 
wie  bei  der  Bromverbindung,  die  Besultate  der  Analysen  unbe- 
friedigend wegen  der  grofsen  Unbeständigkeit  des  Körpers.  Das 
Kupfer  ¥nirde  in  derselben  Probe  mit  dem  Ammoniak  bestinunt, 
so  dafs  das  Verhältnis  von  Kupfer  zu  Ammoniak  sich  mit.  Sicherheit 
ermitteln  liefs,  und  nach  den  so  erhaltenen  Verhältniszahlen  er- 
scheint es  als  wahrscheinlich^  dafs  die  aufgestellte  Formel  die 
richtige  ist,  ungeachtet  der  niedrigen  Besultate  der  Analysen.  Jeden- 
falls hat  man  anzunehmen,  dafs  die  Atomverhältnisse  Cuj:(NH3)g 
die  Minimalmenge  des  in  dem  Körper  vorhandenen  Ammoniaks 
zum  Ausdruck  bringen. 

Analysen  von  Cu,(SCN)^Hs)5. 

I.  0.5633  g  Substanz  mit  Atzkali  destilliert  brauchten  83.40  ccm   ^/lo-norm 
Säurelösung  zur  Neutralisation. 

II.  0.4176  g  Substanz  mit  Ätzkali  destilliert  brauchten  57.90  ccm  ^lif^-noim, 
Säurelösung  zur  Neutralisation. 

III.  0.4176  g  Substanz  gaben  bei  der  Elektrolyse  0.1571  g  Kupfer. 


Berechnet  für   '  Gefunden 

Cu,(SCN),.5NHa         j        I       II        !      III 


Mittelwert 


38.81 


Kupfer 

Ammoniak      |  25.97  25.27 

Atomverhältnis  von  Kupfer  zu  Ammoniak,  gefunden  «  2  :  5.05. 


—  37.62 

23.66     '         — 


37.62 
24.47 


5.  Diammon-Cupriammoniumsulfocyanat,  Cu(SCN)2(MH3]^. 

Aufser  der  Darstellung  der  soeben  beschriebenen  Cuprosammo- 
niumverbindung gelang  uns  auch  die  Darstellung  eines  neuen 
Cupriammoniumsulfocyanats,  welches  2  Moleküle  Ammoniak  mehr 
enthält,   als  das  von  Meitzendorf  ^  entdeckte.     Unser  neuer  Körper 


*  Pogg.  Ann.  56,  68  und  92. 


—     251     — 

wurde  dargestellt  durch  Behandeln  von  10  g  Cupribromid  mit  un- 
ge&hr  15  com  starken  Ammoniumhydroxyds  und  Auflösen  des 
entstandenen  Gupriammoniumbromids  durch  Zufügen  von  ein  wenig 
Essigsäure.  Das  Zufügen  einer  gesättigten  Lösung  von  ammo- 
niakalischem  Sulfocyanat  zu  dieser  Mischung  verursachte  die  Fällung 
einer  blauen  basischen  Verbindung,  welche  durch  Einzufügen  Ton 
Ammoniumhydroxyd  aufgelöst  wurde.  Aus  der  Lösung  schieden 
sich  bald  tiefblaue  Erystalle  aus.  Diese  wurden  mit  Alkohol  und 
Äther  gewaschen  und  durch  Pressen  zwischen  Filtrierpapier  ge- 
trocknet. Das  Waschen  mit  Alkohol  und  Äther  darf  nicht  zu  lange 
fortgesetzt  werden,  sonst  verlieren  die  Erystalle  ihr  glänzendes  Aus- 
sehen und  bedecken  sich  mit  einer  Schicht  weifslichen  basischen 
Salzes.  In  dieser  Weise  dargestellt,  erscheint  die  Verbindung  in 
sehr  glänzenden,  tiefblauen  Krystallen.  Der  Luft  ausgesetzt  ver- 
lieren die  Erystalle  sofort  Ammoniak;  zugleich  büfsen  sie  ihren 
Qlanz  ein,  und  ihre  Farbe  wird  hellblau.  Das  Salz  wird  durch 
Wasser  und  verdünnte  Säuren  zersetzt;  es  ist  löslich  in  siedender 
konzentrierter  Salzsäure,  in  starker,  kalter  Salpetersäure  und  in 
Ammoniumhydroxyd. 

Analysen  von  Cu(NH,)4(SCN),. 

I.  0.2540  g  Substanz  gaben  bei  der  Elektrolyse  0.0641  g  Kupfer. 

II.  0.2064  g  Substanz  mit  Ätzkali  destilliert  brauchten  38.71  com  ^I^Q-norm, 
Sfturelösung  zur  Neutralisation. 

III.  0.8454  g  Substanz  mit  Ätzkali  destilliert  brauchten  55.20  ccm  Vio'^^"^- 
Sfturelösung  zur  Neutralisation. 

IV.  0.1  S39  g  Substanz  brauchten  14.71  ccm  Vio'^o^^i^*  Silbemitratlösung  zur 
Pftllung  der  Sulfocyanwasserstoffisfture. 

V.  0.8555  g  Substanz  brauchten  28.38  ccm  Vio'i^^^i™*  Silbemitratlösung  zur 
Pällung  der  Sulfocyanwasserstofisäure. 


Berechnet  für 
Cu(SCN),.4NH, 


I. 


Gefunden 


II.        III. 


V. 


Mittel 
wert 


Kupfer 

Ammoniak 

Sulfocyan- 
wasserstofisäure 


25.63 
27.52 

46.85 


I  I 

25.23       —     ;     — 
—     .  27.81  i  27.26 


25.23 
27.54 


46.40 ;      46.44 


100.00 


99.21 


Die  Zahl   der   Cuprammoniumverbindungen ,   wozu   die   beiden 
Klassen  des   Cupro-  und  Cupriammoniums  gehören,  scheint  fast 


—     252    — 

unbegrenzt  za  sein.  Sobald  eine  grofse  Reihe  Ton  Daten  vorliegt, 
werden  wir  besser  als  jetzt  in  der  Lage  sein,  die  Eonstitntion 
dieser  interessanten  Körper  zu  bestimmen,  und  ihre  Analogie  mit 
krystallwasserhaltigen  Salzen  einerseits  und  ihre  Beziehungen  zu  den 
beständigen  Eobaltaminverbindungen  andererseits  zu  erklären.  Gegen- 
wärtig kann  man  nichts  Besseres  thun,  als  das  Torhandene,  auf  sie 
bezügliche  experimentelle  Material  zu  vermehren. 

Cambridge f  Mass,,  Chem,  LabarcUanum  des  Harvard  College^  Juni  1897, 
Bei  der  Redaktion  eingegangen  am  28.  Dezember  1897. 


Über  den  Oxydationszustand 
des  Mangans  beim  Ausfällen  nach  dem  Chloratverfahren. 

Von 

F.  A.  GoocH  und  Mabtha  Austin.^ 

H  Airs  AT,*  welcher  zuerst  die  Ausfällung  des  Mangans  aus 
salpetersaurer  Lösung  durch  Kaliumchlorat  vorschlug,  giebt  an,  dafs 
die  Fällung  Tollständig  ist,  dafs  aber  das  dargestellte  Oxyd  keine 
konstante  Zusammensetzung  hat.  Während  also  das  Ausfällen  nach 
dieser  Methode  beim  Trennen  des  Mangans  von  anderen  Substanzen 
ausgezeichnete  Dienste  thut,  war  Hannay  der  Ansicht,  dafs  auf  die 
Analyse  des  Sauersto£fwertes  des  Oxyds  zur  Bestimmung  des 
Hangans  kein  Verlafs  sei.  Beilsteik  und  Jawein,'  welche  später 
dieselbe  Methode  vorschlugen,  sahen  den  Niederschlag  als  das  Oxyd 
MnO,  an.  Hakkay's  Reaktion  wurde  unabhängig  davon  von  Hampe^ 
und  FoBD*  zu  der  Methode  entwickelt,  welche  als  „Chloratverfahren'' 
zur  Bestimmung  von  Mangan  bekannt  ist.  Die  Diskussion  über  die 
genaue  Oxydationsstufe  des  geföllten  Oxyds  war  vor  zehn  Jahren 
sehr  lebhaft  und  bis  zum  heutigen  Tage  hört  man  gelegentlich  ihre 
Nachklänge;  und  doch  finden  wir  in  all  diesen  Diskussionen  keinen 
Bericht  über  eine  angemessene  Prüfung  des  Verfahrens  mit  Zugrunde- 
legung einer  exakten  Menge  eines  als  rein  bekannten  Mangansalzes. 
Die  Diskussion  drehte  sich  meistens  um  den  Grad  der  Oxydation 
des  Niederschlages,  aber  anscheinend  mufs  noch  ein  anderer  Umstand 
berücksichtigt  werden,  nämlich  die  Möglichkeit  mechanischer  Ein- 
schliefsung  des  verhältnismäfsig  unlöslichen  Chlorats  in  dem  gefällten 
Oxyd.  Was  die  Existenz  der  letzteren  Fehlerquelle  betriflFt,  so 
hatten  wir  im  Verlauf  unserer  Arbeit  sehr  deutliche  Beweise  davon, 


^  Ins  Deutsche  übertragen  von  A.  Bimz. 

*  Joum.  Chrnn.  Soc.  23,  269. 

■  Ber.  dmäsßh,  ehern,  Oes.  12,  1528. 
«  Chem,  (kntmlbl.  1885,  714. 

•  Trans,  JnsU  Am,  Min,  Enginers  9,  347. 


—     254     — 

der  Sauer8to£fgehalt  des  Niederschlages  erschien  nämlich  manchmal 
so  hoch,  dafs  er  nicht  anders  zu  erklären  war.  Diese  Schwierigkeit 
vermeidet  man  aber,  wenn  man  die  Oxydation  durch  ein  löslicheres 
Ghlorat  zu  stände  kommen  läfst,  und  wir  fanden ,  dafs  es  bequem 
und  viel  sicherer  ist,  das  verhältnismäfsig  unlösliche  Ealiumchlorat 
durch  Natriumchlorat  zu  ersetzen.  Aufserdem  macht  die  rasche 
Zersetzbarkeit  des  Natriumchlorats  seinen  Gebrauch  Torteilhaft. 

Betreffs  der  Vollständigkeit  der  Fällung  machten  wir  die  Er- 
fahrung, dafs  die  Methode,  mit  gehöriger  Vorsicht  angewandt,  f&r 
praktische  Zwecke  ToUkommen  ist.  Wenn  man  nämlich  Mangano- 
nitrat  (frei  von  Chloriden  und  Sulfaten)  mit  starker  Salpetersäure 
(85  cm)  und  Natriumchlorat  (5  g)  fünf  Minuten  lang  kocht  und  dann 
15  cm  Salpetersäure  und  noch  ein  paar  Erystalle  Natriumchlorat 
zusetzt  und  das  Erhitzen  unterbricht,  sobald  die  Flüssigkeit  wieder 
kocht,  so  ist  die  Unlöslichkeit  des  Mangans  so  grofs,  dafs  nach  der 
Filtration  durch  Asbest  und  Auswaschen  mit  Wasser  nur  unbedeutende 
Spuren  nach  dem  Abkühlen  aus  dem  Filtrat  wiedergewonnen  werden 
können.  Die  Probe  auf  Mangan  im  Filtrat  und  den  Waschwässem 
wurde  angestellt  nach  dem  Verdampfen  und  Lösen  des  Bückstandes 
in  destilliertem  Wasser  durch  Behandeln  der  heifsen  Lösung  mit 
Brom  und  Ammoniak.  In  der  ersten  Spalte  der  folgenden  Tabelle 
finden  sich  die  Resultate,  welche  durch  Behandeln  des  aus  dem 
Filtrat  gefällten  Mangans  mit  Kaliumjodid  und  Schwefelsäure  erhalten 
wurden,  wobei  das  freigewordene  Jod  mit  Natriumthiosulfat  bestimmt 
wurde. 

Tabelle  I. 


MnSO^ 
angewandt 

Mn  im 
handeln 

Filtrat  durch  Be- 
mit  KJ  gefunden 

Mn 

im  Filtrat  durch  Behandeln 
mit  As^O«  gefunden 

g 

g 
Keines 

g 

0.3361 

^._ 

0.3361 

» 

0.3361 

0.00006 

0.3361 

0.00005 

0  3361 

0.00002 

— 

0.3361 

0.00008 

0.3361 

Keines 

— 

0.4128 

— 

0.00003 

0.4128 

— 

0.00008 

0.4128 
0.4128 

— 

Spuren 

—     255     — 

In  der  zweiten  Spalte  wurde  das  gefällte  Mangandioxyd  durch 
eine  bekannte  Menge  ^lo'^^^^^*  ^rseniger  Säure  reduziert,  und  der 
unoxydiert  gebliebene  Anteil  durch  Titration  mit  Jod  bei  Gegenwart 
Ton  saurem  Ealiumkarbonat  bestimmt. 

Man    sieht,    dafs    die   Menge    des    der    Fällung    entgangenen 
Mangans  —  welches  dem  freigewordenen  Jod  oder  der  oxydierten 
arsenigen    Säure    entsprach  —  in    keinem   Fall    mehr   betrug   als 
0.0001  g.     Offenbar   gestattet   diese   modifizierte  Methode   der  An- 
wendung des  Chloratverfahrens  mit  Sicherheit  eine  befriedigend  rasche 
und    annähernd    vollkommene    Ausfällung    des    Mangans.     Unsere 
Erfahrung  hat  uns  gelehrt,  dafs  anhaltendes  Kochen  einen  beträcht- 
lichen Verlust  von  Mangan  (0.0010—0.0030  g)  zur  Folge  hat.    Dies 
rührt  unseres  Erachtens   von   dem   lösenden  Einflulls  der  niederen 
Stickoxyde  her,   welche  naturgemäfs  entstehen  müssen  (wie   es  in 
kochender  Salpetersäure  stets  der  Fall  ist),  nachdem  das  Ghlordioxyd 
gründlich  ausgetrieben  ist.     Ein  Uberschufs  an  Chlorat  gegen  Ende 
des  Kochens  scheint  wesentlich  zu  sein,  und  eine  schwache  Gelb- 
färbung  der   Lösung,   vom   Chlordioxyd   herrührend,   ist   eher   ein 
günstiges  Zeichen  als  das  Gegenteil.     Wir  haben  es  als  am  zweck- 
mäfsigsten  gefunden,   die  unverdünnte  Salpetersäure  durch  Asbest 
auf  einem  durchbohrten  Konus  mit  einer  Filtrierfläche  von  ungefähr 
40  qcm  zu  filtrieren.    Die  Verdünnung  der  Salpetersäure  vor  der  Filtra- 
tion verursacht  in  etwa  eine  Auflösung  des  Mangans,  und  der  so  ent- 
stehende Verlust,  obwohl  klein  bei  rascher  Filtration,  kann  bei  Ver- 
längerung der  Filtrieroperation  bedeutend  sein,  wie  es  bei  der  vom 
9, Verein  der  Deutschen  Eisenhüttenleute'^  angenommenen   Methode 
der  Fall  ist.^ 

Unsere  Versuche  mit  dem  Chloratverfahren  wurden  mit  Mangano- 
chlorid   gemacht,   welches   nach   den   in    einer  früheren  Mitteilung 
enthaltenen  Angaben  dargestellt  worden  war,  nämlich  durch  Kochen 
^on  Manganochlorid   mit   Manganokarbonat,    Fällen   der   filtrierten 
Xiösung  mit  Ammoniumsulfid,  Auflösen  des  ausgewaschenen  Mangan- 
sulfids in  verdünnter  Salzsäure,   Fällen  der  so    erhaltenen  Lösung 
mit  Natriumkarbonat    (nach  Austreiben    des    Schwefelwasserstoffes 
durch  Kochen),  Auflösen  des  gröfseren  Teiles  des  Mangankarbonats 
(nach  gehörigem  Auswaschen  durch  wiederholtes  Kochen  in  successiven 
Portionen  Wasser)   in   möglichst  wenig  Salzsäure   und  Kochen  der 
so   erhaltenen   Lösung   mit   dem   Rest   des   reinen   Karbonats   und 


^  V.  Bbis,  ZeiUehr,  angew.  Ckem.  1891,  876. 


—     256     — 

Fitration.  Der  Gehalt  der  so  dargestellten  Lösung,  welche  neutral 
und  wahrscheinlich  sehr  rein  war,  wurde  festgestellt  durch  Ein- 
dampfen bestimmter  Portionen  mit  Schwefelsäure  und  Wägen  des 
Rückstandes  als  normales  Sulfat  nach  dem  in  der  folgenden  Mit- 
teilung^ skizzierten  Verfahren. 

Offenbar  kann  man  irgend  eine  Methode,  durch  welche  sich 
die  oxydierende  Kraft  der  höheren  Manganoxyde  feststellen  läfst, 
anwenden,  um  den  Zustand  des  bei  diesem  ChloratTerÜBkhren  gefällten 
Mangans  zu  bestimmen.  Bequeme  Methoden  zur  Bestimmung  des 
disponibeln  Sauerstoffes  in  den  höheren  Manganoxyden  sind  die 
jodometrischen  Methoden  von  Bunsen  und  Pickebing.  Bunssn's 
Methode  läfst  sich  bei  irgend  einem  der  höheren  Manganoxyde  an- 
wenden —  obwohl  sie  etwas  umständlich  ist,  da  sie  die  Destillation 
des  durch  die  E^inwirkung  Ton  starker  Salzsäure  auf  die  Substanz 
freigewordenen  Chlors  und  seine  Auffangung  in  Jodkalium  involviert, 
wobei  man  das  so  in  Thätigkeit  gesetzte  Jod  durch  ThiosuLEat  von 
bekanntem  Gehalt  bestimmt.  Nach  Piokebing's' Methode  wird  das 
höhere  Oxyd  sofort  mit  Jodkalium  und  Salzsäure  behandelt,  und 
das  freigewordene  Jod  mit  Thiosulfat  bestimmt.  Offenbar  ist  die 
letztere  Methode  auf  das  weniger  klumpige  oder  feiner  verteilte  Oxyd 
beschränkt  und  sie  versagt  bei  Gegenwart  von  Elisenoxydsalzen  und 
allen  anderen  Substanzen,  welche  im  stände  sind,  aus  angesäuertem 
Jodid  Jod  frei  zu  machen. 

Der  Vorschlag  zu  noch  einer  anderen  allgemeinen  jodometrischen 
Methode  zur  Bestimmung  des  Sauerstoffwertes  der  höheren  Mangan- 
oxyde  ergiebt  sich  aus  Deshates'  Titration  der  Übermangansaure  in  Sal- 
petersäure durch  eine  Lösung  von  arseniger  Säure  von  bekanntem  Ge- 
halt.^ Beim  Ausarbeiten  dieses  Gedankens  machten  wir  die  Erfahrung, 
dafs  die  gefällten  Oxyde  des  Mangans  ebenso  wie  das  lösliche  Per- 
manganat  unter  gelindem  Erwärmen  durch  arsenige  Säure  bei  Gegen- 
wart von  Schwefelsäure  leicht  reduziert  werden  können,  und  dafs 
die  Bestimmung  des  Überschusses  von  arseniger  Säure  durch  Titration 
mit  Jod,  nach  Neutralisation  der  freien  Schwefelsäure  durch  ein 
Alkalikarbonat,  genaue  Zahlen  giebt  zur  Schätzung  der  oxydierenden 
Kraft  der  Manganverbindung.  Wir  fanden  aber,  dafs,  wenn  man 
das    Jod    mit    dem   durch  das    Alkalikarbonat  niedergeschlagenen 


*  Z,  anorg,  Chetn,  17,  268. 

*  Joum,  Chem.  Soc.  37,  128. 
»  BuU.  Soe,  Chim.  29,  54. 


—     257     — 

Manganokarbonat  in  Berührung  kommen  läfst,  was  sich  wenigstens 
filr  kurze  Intervalle  während  der  Titration  der  arsenigen  Säure  bei 
Gegenwart  des  suspendierten  Karbonats  nicht  vermeiden  läfst,  dafs 
dann  die  Gefahr  einer  mehr  oder  minder  erheblichen  Reoxydation 
des  Mangankarbonats  durch  das  Jod,  und  demgemäJs  ein  Fehler 
entsteht.  Glücklicherweise  läfst  sich  die  Schwierigkeit  durch  Zufügen 
von  genug  Weinsäure  zu  der  noch  sauren  Lösung  oder  von  wein- 
saurem Alkali  vermeiden,  um  so  die  FäJlung  des  Mangans  bei  der 
nachherigen  Neutralisation  durch  das  Bikarbonat  zu  verhindern. 

Indem  wir  unser  Augenmerk  nur  auf  die  beiden  letzten  ein- 
facheren jodometrischen  Methoden  richteten  —  die  Reduktion  des 
höheren  Oxyds  durch  ein  angesäuertes  Jodid  einerseits  und  durch 
arsenige  Säure  andererseits  —  stellten  wir  zuerst  einige  Versuche 
an,  um  die  Genauigkeit  festzustellen,  mit  welcher  man  auf  diese 
Weise  das  Mangan  bestimmen  kann.  Als  Manganverbindung  von 
bekanntem  Oxjdationsvermögen  benutzten  wir  eine  Lösung  von 
Kaliumpermanganat,  welche  sorgfältig  durch  Asbest  filtriert  und 
deren  Gehalt  durch  Titration  mit  Ammoniumoxalat  bestimmt  worden 
war,  welches  seinerseits  sich  als  das  genaue  Äquivalent  eines  eigens 
dargestellten  Bleioxalats  ergeben  hatte.  Für  jeden  Versuch  wurde 
eine  bestimmte  Menge  dieser  Lösung  einer  Bürette  entnommen  und 
mit  einer  Lösung  von  reinem  Manganosulfat  behandelt,  bis  zum  Ver- 
schwinden der  Farbe  des  Permanganats,  wodurch  ein  Oxydhydrat 
ausfiel,  welches  wahrscheinlich  der  Oxydationsstufe  des  Dioxyds 
sehr  nahe  kam,  in  jedem  Falle  aber,  welches  immer  seine  that- 
sächliche  Zusammensetzung  sein  mochte,  genau  die  ursprünglich 
dem  Permanganat  eigene  Menge  disponibeln  Sauerstoffes  enthielt. 
In  den  Versuchen,  auf  welche  sich  die  nachstehende  Tabelle  bezieht, 
wurde  der  Niederschlag  mit  einer  Lösung  von  Jodkalium  (6  g)  und 
Weinsäure  (10  g)  behandelt,  wodurch  das  frisch  dargestellte  Hydrat 
gerade  so  leicht  aufgelöst  wird  als  durch  das  Jodid  und  die  Salz- 
säure von  Pickebikg's  ursprünglicher  Methode,  ohne  dafs  dabei  die 
Gefahr  des  Freiwerdens  von  Jod  durch  eine  andere  als  die  Haupt- 
reaktion so  grofs  wäre.  Aus  der  Menge  des  durch  Titration  mit 
diesem  Sulfat  gefundenen  Jods  haben  wir  das  Gewicht  des  Mangan- 
dioxyds berechnet,  welches  es  in  Freiheit  setzen  würde;  und  aus 
einem  Vergleich  dieses  Wertes  mit  der  Menge  des  Dioxyds,  welche 
theoretisch  durch  die  Umsetzung  des  bekannten  Permanganats  und 
des  Sulfats  gefallt  wird,  unter  der  Annahme,  dafs  2  Mol.  des 
enteren  5  Mol.  des   hydrierten   Dioxyds  niederschlagen,  mufs  der 


—     258     — 

Fehler   des   analytischen   Verfahrens   bei   der  Anwendung   auf  die 
Bestimmung  des  Mangandioxyds  hervorgehen. 

Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ist  die  Annahme,  dafs  es  das 
Dioxyd  ist,  welches  gefallt  wird  und  nachher  auf  das  Jod  wirkt, 
unter  den  obwaltenden  Umständen  nicht  ganz  zutreffend,  da  die 
Fällung  in  Gegenwart  eines  Überschusses  von  Manganoxydulsalz 
stattfindet;  aber  für  unseren  Zweck  ist  das  gleichgültig,  denn  in 
der  That  handelt  es  sich  nur  um  die  oxydierende  Kraft  einer 
bekannten  Menge  Permanganat. 


Tabelle  II. 


Mn  theoretisch  als  MnO,         ,    ^ ^  ^f'  v^llf '  ^"^f  analytischen 

durch  KMoO,  gefaUt   V    -^^Ät  tcS  ^^     5^^^^^^^^^^^ 


g  I  g 


0.1351 
0.1351 
0.1351 
0.1351 
0.1351 
0.1351 


0.1347 

-0.0004 

0.1347 

-0.0004 

0.1350 

-0.0001 

0.1353 

+0.0002 

0.1358 

+0.0007 

0.1353 

+0.0002 

Es  ist  also  einleuchtend,  dafs  der  Hauptfehler  der  Resultate 
für  die  Pnvxis  unbeträchtlich  ist,  er  variiert  zwischen  den  Grenz- 
werten  -  0.0004  g  und   +  0.0007  auf  0.1351  g  Mangandioxyd. 


Tabelle  m. 

Mn  durch  Einwirkung 
KMdO«  auf  MnSO« 
MdO«  gefällt 

g 

von 
als 

Mn  in  MuO, 
entsprechend  dem 
oxydierten  A.s^O^ 

Fehler  des  Verfiahrens 
ausgedrückt  als  Mn 

g 

0.1392 
0.1109 
0.1112 
0.1109 
0.1109 
0.1117 

0.1396 
0.1117 
0.1117 
0.1117 
0.1117 
0.1125 

-0.0004 
-0.0008 
-0.0005 
-0.0008 
-0.0008 
-0.0008 

—     259     — 

In  den  Versuchen  von  Tabelle  III  wurde  das  gefällte  Oxyd 
mit  einem  UberschuTs  einer  Lösung  von  arseniger  Säure  von  be- 
kanntem Gehalt  und  5  com  Schwefelsäure  von  der  halben  Stärke 
behandelt,  und  das  Ganze  erhitzt,  bis  sich  das  Mangandioxyd  auf- 
gelöst hatte.  Zu  dieser  Flüssigkeit  wurde  Weinsäure  (10  g)  gefügt, 
um  das  Ausfallen  des  Mangans  und  die  Oxydation  durch  Jod  bei 
der  darauf  folgenden  Titration  zu  verhindern;  die  Säure  wurde  mit 
saurem  Kaliumkarbonat  neutralisiert,  und  das  noch  als  Oxydul  vor- 
handene Arsen  mit  Normaljodlösung  titriert. 

Es  ist  klar,  dafs  jedes  dieser  beiden  Beduktionsverfahren ,  die 
Einwirkung  von  angesäuertem  Jodid  sowohl  wie  die  von  arseniger 
Säure,  im  stände  ist,  ziemlich  gute  Daten  zu  liefern,  wenn  wir  es 
mit  einem  reinen  Salze  des  Mangans  zu  thun  haben.  Wenn  dagegen 
das  Mangan  neben  einer  beträchtlichen  Menge  Eisen  zu  bestimmen 
ist,  was  häufig  vorkommt,  so  mufs  man  notwendigerweise  das  Mangan 
davon  trennen,  bevor  man  es  bestimmt.  Zu  dem  Zweck  ist  von 
den  allgemein  gebräuchlichen  Verfahren  das  „Chloratverfahren"  bei 
weitem  das  einfachste  und,  obwohl  viel  über  dasselbe  gestritten 
worden  ist,  so  ist  es  gegenwärtig  dasjenige  Abscheidungsverfahren, 
welches  von  praktischen  Chemikern  am  meisten  angewandt  wird,  sei 
es,  dafs  die  endgültige  Bestimmung  des  Mangans  gewichtsanalytisch 
erfolgt,  wie  bei  der  Methode  von  Ford,  oder  volumetrisch  nach 
den  Verfahren  von  Volhabd,  Williams  oder  Pattinson. 

Bestimmte   Mengen   der   Lösung    von   reinem   Manganochlorid 
worden   aus   einer  Bürette  in  einen  Erlenmeyer'schen  Kolben  von 
300  cm  Inhalt   abgelassen,    zur  Trockne   gedampft   und  nach   dem 
„Chloratverfahren^^  mit  den  oben  näher  beschriebenen  Modifikationen 
gefällt.     Das  Oxyd  wurde  sorgfaltig  ausgewaschen,  mit  dem  Asbest 
ideder   in   die   Flasche    gegeben    und    dann   nach   einer   oder  der 
anderen  der  beschriebenen  Methoden  behandelt.    Es  wurde  entweder 
mit  Jodkalium  (5  g)  imd  Schwefelsäure  (28  g)   von   halber  Stärke 
behandelt,  und  das  freigewordene  Jod  mit  Thiosulfat  bestimmt,  oder 
es  wurde  mit  einem  Uberschufs  von  ihrem  Gehalt  nach  bekannter 
arseniger  Säure  und  10  ccm  Schwefelsäure  von  halber  Stärke  erhitzt, 
und  dann  nach  dem  Abkühlen,  unter  Zugabe  von  5  g  Rochellesalz 
und  Neutralisation  mit  saurem  Kaliumkarbonat,  die  unoxydiert  ge- 
bliebene arsenige  Säure  mit  einer  bekannten  Jodlösung  bestimmt. 
In  Tabelle  IV  finden  sich  die  so  erhaltenen  Resultate. 


—     260     — 


TabeUe  IV. 
Dnroh  Reduktion  mit  Kaliiiiigodid. 


Mn  als  Mangano- 
chlorid  angewandt 

g 


0.1225 
0.1225 
0.1225 
0.1225 


Mn  gefunden  unter 

der  Voraussetzung, 

dafs  MnO,  gefällt 

wurde 

g 

Fehler 
g 

Mn  im  Filtrat  gefunden 

nach   Eindampfen   und 

Behandeln  mit  Brom 

und  Ammoniak 

g 

0.1188 
0.1177 
0.1180 
0.1169 

-0.0042 
-0.0048 
-0.0045 
-0.0056 

O.oooon 

Spuren 
0.00008 
Spuren 

Durch  Beduktion  mit  aneniger  Säure. 


0.1222 
0.1222 
0.1222 
0.1222 
0.1222 
0.1222 
0.1222 
0.1222 
0.1222 


0.1189 

-0.0033 

0.1191 

-0.0031 

0.1199 

-  0.0028 

0.1200 

-0.0022 

0.1186 

-0.0086 

0.1187 

-  0.0035 

0.1189 

-  0.0033 

0.1194 

-0.0028 

0.1205 

-0.0017 

Nicht  bestimmt 


>i 


>» 


»» 


»» 


Keines 
0.0001 
0.0002 
Spuren 
0.0001 


Die  Resultate  zeigen  deutlich,  dafs,  während  das  Mangan  durch 
die  Oxydation  beim  Chloratverfiahren  bei  sorgfältigem  Arbeiten  so 
vollständig  gefällt  wird,  dafs  nur  unbedeutende  Spuren  verloren 
gehen  können,  dafs  doch  die  Oxydationsstufe  nicht  als  die  des 
Dioxyds  angesehen  werden  kann.  Der  durchschnittliche  Fehler, 
den  man  so  bei  der  Bestimmung  der  bekannten  Menge  Mangans 
macht,  beträgt  mehr  als  27o*  Daraus  folgt  selbstverständlich,  dafs 
die  Daten  von  irgend  einer  Methode,  die  auf  der  Annahme  beruht, 
dafs  der  Sauerstoffwert  der  beim  Ghloratverfahren  gefällten  Mangan- 
verbindung dem  des  Dioxyds  entspricht,  notwendigerweise  unrichtig 
sein  müssen.  Will  man  daher  zur  Abscheidung  des  Mangans  das 
Ghloratverfahren  anwenden,  so  ist  es  offenbar,  dafs  Vorkehrungen 
getroffen  werden  müssen,  um  das  Mangan  mit  Sicherheit  auf  eine 
bestimmte  Oxydationsstufe  zu  bringen,  bevor  Methoden,  welche  auf 
dem  Sauerstoffwert  des  höheren  Oxyds  beruhen,  zur  Bestimmung 
dieses  Elementes  angewandt  werden  können.  Das  Verfahren,  bei 
dessen  Ausübung  wir  anscheinend  das  Oxyd  in  einem  bestimmten 
Zustand  erhielten,  beruht  auf  den  Beobachtungen  von  Wbight  und 


—    261     — 

IterKE,^  daXs  eine  im  Uberschufs  vorhandene  verdünnte  Lösung 
▼on  Ealiompermanganat,  in  Gegenwart  von  Zinksulfat  bei  80^  C. 
und  unter  gutem  Durchmischen,  auf  Manganosulfat  einwirkend  ein 
Oxyd  giebt,  welches,  obwohl  mit  Alkali  verbunden,  den  Sauerstoff 
genau  im  Verhältnis  enthält,  wie  es  dem  Dioxyd  entspricht.  '/^  des 
Mangans  in  einem  solchen  Niederschlag  repräsentieren  die  urprüng- 
lich  im  Mangansalz  enthaltene  Menge  dieses  Elementes.  In  der 
folgenden  Tabelle  sind  die  Resultate  der  Versuche  enthalten,  in 
welchen  das  Mangan  jodometrisch  bestimmt  wurde,  nachdem  die 
Permanganatbehandlung  vorhergegangen  war. 

Bei  diesen  Versuchen  wurde  eine  Lösung  von  Manganchlorid 
von  bekanntem  Gehalt  einer  Bürette  entnommen,  in  einem  kleinen 
Becherglas  zur  Trockne  gedämpft  und  mit  Salpetersäure  erhitzt, 
bis  sich  keine  Stickoxyde  mehr  konstatieren  liefsen.  Dazu  kam 
starke  Salpetersäure,  bis  das  Volumen  85  ccm  betrug,  dann  wurde 
vorsichtig  Natriumchlorat  (5  g)  hinzugefügt,  die  Flüssigkeit  darauf 
5  Minuten  gekocht,  mehr  Salpetersäure  (15  ccm)  und  einige  Kry stalle 
des  Chlorats  eingeführt,  und  die  Lösung  wieder  auf  Siedetemperatur 
gebracht.  Nach  dem  Abkühlen  wurde  die  Flüssigkeit  durch  As- 
best filtriert,  mit  Wasser  gewaschen,  und  das  Oxyd  auf  dem  Asbest 
und  den  Geräfswänden  in  2  ccm  Salzsäure  gelöst.  Die  Lösung 
wurde  etwas  verdünnt  und  dann  mit  5  ccm  starker  Schwefelsäure 
eingedampft,  bis  keine  Salzsäure  mehr  zurückblieb.  Die  Lösung 
des  Manganosulfats  (nicht  mehr  als  0.5  g  des  Salzes)  wurde  mit 
Kaliumkarbonat  fast  neutral  gemacht,  mit  einer  Lösung  von  Zink- 
sulfat (2  g)  und  einer  sorgfaltig  und  frisch  filtrierten  verdünnten 
Xiösung  von  Kaliumpermanganat  (1.5  g  des  Salzes)  gemischt;  sodann 
wurde  die  Flüssigkeit,  welche  jetzt  ungefähr  500  ccm  betrug,  auf 
80®  C.  erhitzt,  und  etwas  mehr  saures  Kaliumkarbonat  hinzugefügt 
^8  hinreichte,  um  den  Best  der  anwesenden  Säure  zu  neutralisieren. 
Der  Niederschlag  wurde  auf  Asbest  gesammelt  und  nach  sorgfältigem 
Auswaschen  wieder  in  die  Flasche  gebracht,  in  welcher  die  Fällung 
stattgefunden  hatte.  Der  Sauerstoffwert  des  Oxyds  wurde  nach  der 
einen  oder  anderen  der  beschriebenen  Methoden  bestimmt.  In  dem 
einen  Fall  war  die  Flasche  mit  einem  paraffinierten  Stopfen  mit 
zwei  Durchbohrungen  versehen;  eine  derselben  enthielt  einen  Will- 
YAKRENTRAP'schen  Absorptionsapparat  (in  welche  meine  Lösung  von 
Kaliumjodid   das  etwa  entweichende  Jod  auflöste),   in   der  anderen 


^  JiAum,  Ckem,  Soc,  37,  38. 
Z.  aDorg.  Cbem.  XVIL  18 


—    262    — 

befand  sich  ein  kleiner  Scheidetricliter.  Schwefelsäure  und  Ealiuinjodid 
in  Lösung  wurden  durch  den  Scheidetrichter  zugegeben,  das  in  Freiheit 
gesetzte  Jod  wurde  mit  Thiosulfat  titriert  —  wobei  die  Menge  des 
freigewordenen  Jods  berechnet  wurde.  Die  Besultate  dieser  Arbeit 
finden  sich  im  ersten  Teil  von  Tabelle  V.  Im  zweiten  Fall  wurde 
das  in  der  oben  beschriebenen  Weise  erhaltene  Dioxyd  durch  ge- 
lindes Erwärmen  mit  ^I^Q-norm.  Lösung  von  arseniger  Säure  redu- 
ziert. Nach  dem  Abkühlen  und  Neutralisieren  mit  saurem  Kalium- 
karbonat  in  Gegenwart  von  Bochellesalz  wurde  der  Uberscbolis  der 
arsenigen  Säure  mit  Jod  bei  Gegenwart  von  Stärke  bestimmt  Die 
Bestimmung  nach  dieser  Methode  gab  Besultate,  welche  in  dem 
zweiten  Teil  von  Tabelle  V  verzeichnet  sind. 


Tabelle  V. 

Durch  B.eduktion  mit  Kaliun^odid. 

Mn  alfl  Chlorid 
angewandt 

Mn  gefunden  unter  der 

Annahme,  daCs  MnO,  das 

schliefslich 

erhaltene  Oxyd  ist 

Fehler 

g 

g 

g 

0.0643 

0.0637 

-0.0006 

0.0643 

0.0642 

-0.0001 

0.0643 

0.0642 

-0.0001 

0.0651 

0.0651 

0.0000 

0.1125 

0.1121 

-0.0004 

0.1125 

0.1121 

-0.0004 

0.1125 

0.1120 

-0.0005 

0.1214 

0.1206 

-0.0008 

0.1214 

0.1207 

-0.0007 

0.1214 

0.1223 

+0.0009 

0.1214 

0.1214 

0.0000 

Durch  I 

leduktion  mit  Arsenoxydi 

Ü. 

0.1213 

0.1212 

-0.0001 

0.1218 

0.1201 

-0.0012 

0.1213 

0.1203 

-0.0010 

0.1213 

0.1208 

-0.0005 

Diese  Resultate  zeigen  deutlich,  dafs  bei  Innehaltung  der  zur 
Beachtung  empfohlenen  Vorsichtsmafsregeln ,  nämlich:  Verdfinnen 
der  Lösung  und  Erwärmen  auf  80^  C,   Gegenwart  von  Zinksulfat 


—     263     — 

und  (das  Wichtigste  von  allem)  die  fast  vollständige  Neutralisation 
der  freien  Säure  vor  Hinzufügen  des  Kaliumpermanganats,  dafs  dann 
das  aus  reinem  Manganonitrat  durch  das  Chloratverfahren  gefällte 
Mangandioxyd  nach  der  Reduktion  durch  Behandeln  mit  Perman- 
ganat  so  nahe  auf  den  vollen  Gehalt  der  durch  das  Symbol  MnO, 
gekennzeichneten  Oxydationsstufe  gebracht  werden  kann,  dafs  sich 
die  Menge  des  ursprünglich  in  Arbeit  genommenen  Mangans  mit 
ziemlicher  Genauigkeit  aus  dem  Sauerstoffwert  von  ^5  ^^^  gefun- 
denen Oxyds  berechnen  läfst.  Wir  empfehlen  dies  Verfahren  nicht 
als  eine  schnelle  analytische  Methode;  unser  Zweck  ist  erreicht 
durch  Klarstellung  der  Thatsache,  dafs  das  beim  Chloratverfahren 
gefällte  Oxyd  nicht  das  Dioxyd  ist,  dafs  es  aber  durch  Nachbehand- 
lung in  dasselbe  verwandelt  werden  kann. 

The  Eeni  Chemical  Laboratory  of  Tale  ünivereity^  New  Haven,  U,  S,  Ä. 
Bei  der  Bedation  eingegangen  am  17.  März  1897. 


18' 


\J  B  K  A  ..  : 

OK   THK 

TnvrTTTi-  r-.    T 


Die  Bestimmung  des  Mangans  als  Sulfat  und  als  Oxyd. 

Von 

F.  A.  GoocH  und  Mabtha  Austin.^ 

Die  Bestimmung  des  Mangans  durch  überfuhren  von  Salzen 
dieses  Elementes  mit  flüchtigen  Säuren  in  wasserfreies  Sulfat  mit 
Hilfe  eines  Überschusses  von  Schwefelsäure,  Eindampfen  und  gelindes 
Erhitzen,  war  früher  eine  anerkannte  Methode.  Sie  wurde  aber  auf 
die  Autorität  von  Rose*  hin  bei  Seite  gesetzt,  weil  es  angeblich 
Scliwierigkeit  macht,  den  Uberschufs  der  Säure  zu  entfernen,  ohne 
die  Zusammensetzung  des  normalen  Salzes  zu  ändern.  So  erhielt 
Oesten,  der  unter  Rose's  Anleitung  arbeitete,  durch  Erhitzen  des 
krystallinischen  wasserhaltigen  Sulfats,  MnSO^.öH^O,  Resultate, 
welche  in  Kürze  und  verglichen  mit  den  nach  der  RosE'schen  Sulfid- 
methode (Glühen  des  Rückstandes  mit  Schwefel  im  Wasserstoffstrom) 
erhaltenen,  folgendermafsen  lauten: 


MnS0,.5H,0 

MnSO^ 

MnS 

Angewandt 

Gefunden 

l^erechnet 

Fehler 

Gefunden 

Berechnet 

g 

S 

g 

S 

g 

g 

1.659 


1.481 


1.430 

*  Gelinde  erhitzt     **  Rei  dunkler  Rotglut  orhitzt 
glut  erhitzt 


Fehler 
g 


1.043* 

1.037 

+  0.006 

0.597 

0.59.1 

1.023** 

-0.014 

0.934* 

0.926 

+  0.008 

0.905** 

-0.021 

0.725*** 

-0.201 

0.880** 

0.893 

-0.013 

0.509 

0.512 

+  0.002 


-0.003 


***  Bei  starker  Rot- 


*  Ins  Deutache  übertragen  von  A.  Binz. 
«  Ann.  Phys.  Ghem.  110,  125. 


_    265    -^ 

Die  Bückstände,  welche  nach  gelindem  Erhitzen  des  Sulfates 
übrig  blieben,  wogen  anscheinend  einige  Milligramm  mehr,  als  es 
der  Fall  gewesen  wäre,  wenn  man  das  Salz  in  das  normale  wasser- 
freie Sulfat  übergeführt  hätte.  Bei  höheren  Temperaturen  wurde 
das  Sulfat  braun  und  verlor  überhaupt  zu  viel  an  Gewicht.  Ein 
Vergleich  der  Fehler  des  Verfahrens,  bei  welchem  das  Glühen  bei 
niederer  Temperatur  stattfand,  mit  denen  der  Sulfidmethode  recht- 
fertigt es  scheinbar,  dafs  Rose  die  erstere  Methode  zu  Gunsten  der 
letzteren  verwarf.  Bei  einer  neuen  Berechnung  dieser  Resultate 
aber  unter  Benutzung  der  gegenwärtig  gebräuchlichen  Atomgewichte 
—  nämlich:  Mn=55,  S= 32.06,  0=16  —  zeigt  es  sich,  dafs  die 
Fehler  der  beiden  Methoden,  wie  sie  in  Oesten's  Arbeit  enthalten 
sind,  numerisch  nicht  sehr  von  einander  abweichen,  obgleich  sie 
entgegengesetzte  Vorzeichen  haben. 


MnS04.5H,0 

Angewandt 

g 

Gefunden 
g 

MnSO, 

Berechnet 

g 

Fehler 
g 

Gefunden 
g 

MnS 

Berechnet 

g 

1.659 
1.481 
1.430 

1.043 
0.934 

1.039 
0.928 

+0.004 
+0.000 

0.597 
0.509 

0.599 
0.516 

Fehler 
g 


-0.002 
-0.007 


Das  Unsicherste  in  diesen  Versuchen  liegt  in  der  heutzutage 
wohl  erkannten  Schwierigkeit,  das  wasserhaltige  Manganosulfat,  mit 
welchem  die  Versuche  gemacht  wurden,  im  Zustande  eines  voll- 
kommen definierten  Hydrats  zu  erhalten. 

In  der  Folge  hat  Volhakd^  das  Sulfatverfahren   studiert  und 
gezeigt,   dafs   Manganosulfat   entwässert,    von    der  überschüssigen 
Schwefelsäure  getrennt  und  in  einen   bestimmten  Zustand  für  die 
Wägung  als  wasserfreies  Salz  gebracht  werden  kann,  wenn  man  es 
Borgfältig  und  längere  Zeit  mit  einer  eigens  von  ihm  konstruierten 
Vorrichtung  erhitzt  —  einem  Ringbrenner,  der  sich  in  einer  Umhüllung 
Von  E^isenblech  befindet.     Volhard  erhielt  auf  diese  Weise  durch 
Eindampfen   und  Entwässern   einer  Lösung  von   reinem  neutralen 
Manganosulfat  die  Resultate,  welche  in  folgenden  Angaben  nieder- 
gelegt sind: 

Rückstand  an  MnSO«  nach  Eindampfen  und  Entwässern    0.1635  g. 
Rückstand   nach  Behandeln  mit  8  Tropfen  H^SO«  und 

SstOndigem  Erhitzen 0.1635  g. 


>  Ann.  Ohem.  198,  328. 


—    266    — 

Rückstand  nach  28tandigem  Erhitzen 0.1688  g. 

Bückstand  nach  Behandehi   mit  4  Tropfen  H^SO«  und 

2  Vfl  ständigem  Erhitzen 0.1635  g. 

Bückstand  nach  3  stündigem  Erhitzen 0.1635  g. 

Ähnliche  Resultate  wurden  erhalten  beim  Eindampfen  einer 
wässerigen  Lösung  von  Manganochlorid  mit  Schwefelsäure  und  beim 
Glühen  derselben  in  der  gleichen  Weise.  Volhabd's  Empfehlung 
der  Methode  hat  ihr  nicht  die  Aufiiahme  verschafft,  welche  sie  nach 
ihrer  Einfachheit  und  Exaktheit  beanspruchen  könnte  —  mög- 
licherweise deshalb  nicht,  weil  die  zum  Glühen  verwandte  Zeit  zu 
beträchtlich  und  die  Art  des  Erhitzens  als  zu  speziell  erscheint. 

In  unseren  eigenen  Versuchen   mit  dem  Sulfatverfahren  haben 
wir   gefunden,   dafs  ein  besonderer  Apparat   unnötig  ist,    dafs   die 
Dauer  der  Behandlung  kurz  sein  kann,  und  dafs  das  Verfahren  in 
jeder  Beziehung  sowohl  einfach  als  auch  sehr  exakt  ist.    Wir  gingen 
aus  vom  Manganochlorid,  welches  in  nachstehend  beschriebener  Weise 
bereitet  war.     Eine  wässrige  Lösung   des  sogen,   reinen  Mangano- 
Chlorids   des  Handels  wurde   mit  reinem  Manganokarbonat  gekocht 
(um  Aluminium,  Eisen   und  Chrom  auszufallen),   filtriert   und   mit 
Ammoniumsulfid    gefällt.     Das   so   erhaltene    Präzipitat   wurde  in 
einem  sehr  kleinen  Uberschufs  von  Salzsäure  gelöst  (wobei  event 
Spuren  von  Nickel,  Kobalt  und  Kupfer  zurückbleiben),  die  Lösung 
wurde  zum  Austreiben  des  Schwefelwasserstoffes  gekocht  und  mit 
Natriumkarbonat  gefällt.     Das  so  gefällte  Manganokarbonat  ¥rurde 
wiederholt  mit  successiven  Portionen  Wasser  gekocht  und  gewaschen, 
bis   die  Waschwässer   frei  von  Chlorid  waren.    Der  gröüsere  Teil 
dieses   gereinigtes    Karbonats    wurde   in   einer  möglichst   geringen 
Menge  reiner  Salzsäure  gelöst,  der  zurückbehaltene  Teil  des  Kar^ 
bonats  hinzugefügt,   die  Mischung  gekocht  und  die  Lösung   dieses 
gereinigten    und    neutralen   Manganochlorids    vom  uberschufs    des^ 
ungelösten   Karbonats    abfiltriert.     Bestimmte   Mengen   dieser   Lö-^ 
sung   wurden   mit  Silbemitrat  gefällt  und   aus   dem   Gewicht   de&^ 
so  erhaltenen  Chlorsilbers   die  Menge   des  vorhandenen  Mangano^ 
Chlorids  berechnet.    Von  der  Lösung  mit  solchermafsen  bestimmten]*' 
Gehalte   wurden   für   unsere   Versuche  gewisse   Anteile    aus    eineiT' 
Bürette    in    einen   gewogenen   Platintiegel    abgelassen,    dazu   kan». 
Schwefeläure  und  zwar  mehr  als  dem  Mangan  äquivalent  war;    di^ 
Lösung  vnirde  auf  dem  Wasserbad  zur  Trockne  gedampft,  und  dauim 
der  Tiegel  stärker  erhitzt.     Hierbei  ruhte  er  auf  einem  Ring  oder 
Dreieck  von  Porzellan  und  befand  sich  zugleich  in  einem  gröfserea 


267     — 


Ponellaati^^,  welcher  ala  Hantel  diente,  so  daJ's  Boden  und  Wandung 
des  einen  tmgef&hr  1  cm  von  Boden  und  Wandang  des  andern  ent- 
Camt  waren.  Der  änfsere  Porzellantiegel  kann  Über  einer  gateu 
Bansenflamme  zor  Botglut  erliitzt  werden,  ohne  dafs  man  dabei 
GegJiT  I&oft,  das  Hangansallat  im  innem  Ti^el  zu  überhitzen,  und 
das  Qltthen  darf  so  rasch  vor  sich  gehen,  wie  es  unter  Vermeidung 
mechanischer  Verluste  durch  Spritzen  möglich  ist  Die  Resultate, 
welche  beim  Behandeln  gleicher  Teile  (50  ccm]  derselben  LKsong 
erhalten  wurden,  finden  sich  in  den  Spalten  A  der  nachstehenden 
Tabelle  zugleich  mit  den  Ergebnissen  der  Gehaltebestimmung  der 
Lösung  durch  F&llen  mit  Silbemitrat.  In  den  anderen  Spalten  sind 
Tergleichbare  Eesultate  mitgeteilt,  welche  bei  der  Behandlung 
gleicher  Teile  Terschiedeoer  anderer,  später  in  Arbeit  genommener 
Lösungen  erhalten  worden. 


.IS? 

MnSO. 

von  verschiede  neu 

111 

Lösungen  mit  H^O. 

s 

e 

e 

g 

e 

» 

«        1        E 

A 

Ä 

B 

C 

D 

E 

F 

G 

1)  0.3518 

1)  0.3613 

1)  0,3100 

1)  0.325« 

1)  0.3634 

1)  0.3524 

1)  0.3355 

1)  0.5475 

2)  0.3512 

2)  0.3514 

S)  0.3518 

2)  0.S101 

3)  0.3096 

2)  0.3254 

2)  0.3543 

2)  0.3520 

2)  0.3357 

2)  0.547G 

Diese  Besultate  zeigen  deutlich,  dafs  das  Verfahren  der  Mangan- 
beaümmung  als  wasserfreies  Sulfat  ebenso  einfach  als  genau  ist. 

Die  Bestimmung  des  Mangans  als  Uanganoxjdoxjdul  MngO^ 
ist  < so  oft  ungflnatig  kritisiert  worden,  dafs  man  sagen  kann,  die 
Methode  ist  nicht  mehr  allgemein  gebräuchlich,  mit  Ausnahme  ge- 
wisser Fälle,  in  welchen  die  Schnelligkeit  des  Verfahrens  in  die 
Versuchung  führt,  das  Risiko  einer  kleinen  Unsicherheit  zu  aher- 
nehmen.  Die  Darstellang  der  andern  Oxyde  des  Mangans  in  be- 
stimmtem Zustande  gilt  sogar  als  noch  unsicherer.  Mangandioxyd, 
HnO„  beginnt,  wie  Wbtoht  und  Menkb  nachgewiesen  haben,*  bei 
einer  Temperatur  (ca.  210**  C]  Sauerstoff  zu  verhören,  auf  die  man 
das  Oxydhydrat  erhitzen  mufs,   um   es  von  Wasser  zu 

>  Joiim.  Ohmn.  Soe.  30,  TT5 


—     268     — 

diese  Temperatur  ist  sehr  nahe  derjenigen,  bei  welker  das  Nitrat 
sich  in  das  Dioxyd  verwandelt;  man  hat  also  wenig  Aussicht,  durch 
Glühen  des  hydrierten  Dioxyds  (als  welches  das  Dioxyd  gewöhnlich 
bei   analytischen  Operationen   vorkommt)    oder   des  Nitrats  unzer- 
setztes  Dioxyd  zu  erhalten.    Manganoxyd  Mn^O,  läfst  sich  angebUch 
aus  andern  Oxyden  durch  Glühen  bei  dunkler  Rotglut  unter  gewöhn- 
lichen umständen   darstellen.     Wenn  ein  Oxyd  des  Mangans  unter 
gewöhnlichen  atmosphärischen  Bedingungen  der  hohen  Temperatur 
des  Gebläses  ausgesetzt  wird,  so  ist  anzunehmen,  dafs  sich  Mangan- 
oxydoxydul,  MugO^,  bildet.     Bei   Herabminderung   der   Sauerstoff- 
menge in  der  umgebenden  Atmosphäre  unter  den  Normalgehalt  geht 
die  Umwandlung   von  MngOj  in  MugO^   sehr  leicht  vor  sich,   bei 
einer   Temperatur  zwischen   den  Schmelzpunkten  des   Silbers   und 
Aluminiums,    wie  Dittmab  gezeigt  hat;^   während  bei  starker  Zu- 
nahme der  Sauerstoffmenge  in  der  umgebenden  Atmosphäre  über  den 
Normalgehalt  bei  derselben  Temperatur  die  Neigung  zu  der  umge- 
kehrten Umwandlung,  von  MugO^  in  MngOj,  besteht.     Im  Hinblick 
auf  dies  Phänomen  ist  es  nicht  überraschend,  dafs  die  Bestimmung 
von  Maugan    als  das  Oxyd  MhjO^   in  Verruf  gekommen  ist;   und 
dennoch,   wenn  während   des   Glühens   die   zur  Darstellung   dieses 
Oxyds  günstigsten  Bedingungen   —    ein  niedriger  Sauerstoffgehalt 
in  der  umgebenden  Luft  —  eingehalten  werden  können,   so  ist  es 
nicht  unmöglich,  dafs  bei  diesen  Bedingungen  die  aus  der  Methode 
gewonnenen  Zahlen    sich    als    hinreichend    genau    erweisen.      Nun 
kann  dies  aber  gerade  die  Lage  der  Dinge  sein,  wenn  das  Glühen 
wie  gewöhnlich  stattfindet;    denn,  wenn  die  Verbrennungsprodukte 
die  Luft   in   der  Umgegend   des  Tiegels  verdrängen,   so   fallt   der 
Sauerstoffgelialt  in  der  Nähe  des  Oxyds  beträchtlich.     Wir  haben 
CS  versucht,   den  geglühten  Tiegel  mit  einem  umgekehrten  Tiegel 
einzuschliefsen ,    sodafs    die  Verbrennungsprodukte   unmittelbar   um 
und  über  dem  erhitzten  Oxyde  bleiben  mufsten,  aber  die  Erfahrung 
hat  uns  gelehrt,  dafs  man  anscheinend  seinen  Zweck  gerade  so  gut 
erreicht,  wenn  die  Verbrennung  so  eingerichtet  ist,  dafs  der  Tiegel 
sich  einfach  innerhalb  des  oberen  Teiles  der  Flamme  eines  starken 
Bunsenbrenners    oder    eines    Gebläses    sich    befindet,    sodafs    eine 
Oxydationsflamme  fast  die  ganze  Wandung  des  Tiegels  einhüllt. 

In  den  folgenden  Experimenten  haben  wir  diese  Frage  der  Rein- 
dai^stellung    der    verschiedenen   Manganoxyde    einer    Untersuchung 

»  Jüum.  Chem,  JSoc.  17,  294. 


—    269    — 

unterworfen.  Wir  gingen  aus  von  einer  bekannten  Menge  reinen 
wasserfreien  Sulfats,  welches  in  der  oben  beschriebenen  Weise  aus 
dem  reinen  Chlorid  erhalten  worden  war.  Dieses  Sulfat  wurde 
durch  Glühen  in  das  Oxyd  —  wahrscheinlich  das  Oxyd  MnjO^  — 
▼erwandelt,  wobei  sich  der  die  Substanz  enthaltende  Tiegel  vollkommen 
innerhalb  der  oberen  Flamme  eines  starken  Brenners  befand. 

Der  nächste  Schritt  war  die  weitere  Oxydation  dieses  Oxydes 
durch  Befeuchten  mit  Salpetersäure  und  gelindes  Erhitzen  des  Rück- 
standes, bis  die  Entwicklung  von  Dämpfen  aufhörte.  Dabei  befand 
sich  der  die  Substanz  enthaltene  Tiegel  über  einem  als  Mantel 
dienenden  Porzellan tiegel,  welcher  so  erhitzt  wurde,  dafs  nur  der 
Boden  eine  schwäche  Rotglut  zeigte.  Bei  diesem  Verfahren  wurde 
versucht,  das  Gltkhen  nur  bis  zu  dem  Punkte  zu  treiben,  bei  welchem 
das  wasserfreie  Dioxyd  entstand.  Wie  die  Tabelle  zeigt,  und  wie 
sich  erwarten  liefs,  war  dieser  Versuch  nur  gelegentlich  und  zum 
Teil  von  Erfolg  begleitet. 

Der  beim  letzten  Prozefs  verbleibende  Rückstand  wurde  dann 
einer  höheren  Temperatur  ausgesetzt.  Der  Platintiegel,  welcher 
das  Oxyd  enthielt,  wurde  in  einen  gröfseren,  zur  Rotglut  erhitzten 
Porzellantiegel  gestellt,  dessen  Boden  er  berührte.  Unter  diesen 
Umständen  sollte  die  Temperatur  nicht  allzu  hoch  sein,  und  die 
Verbrennungsprodukte  müfsten  natürlich  so  weit  von  dem  der  Glüh- 
hitze ausgesetzten  Oxyd  fortgetrieben  werden,  dafs  unter  diesen 
Umständen  die  Bildung  des  Oxyds  MugOg  begünstigt  werden  sollte. 
Der  Gang  des  Versuches  lehrte,  dafs  die  genaue  Bedingung,  welche 
der  Formel  MujOg  entspricht,  sich  nicht  mit  Sicherheit  ein- 
lialten  läfst. 

Das  Oxyd  wurde  femer  an  der  heifsesten  Stelle  der  Einwirkung 
eines  starken  Bunsenbrenners  (oder  in  einigen  Fällen  der  breiten 
Jlamme  eines  Gebläses)  ausgesetzt,  wobei  der  Tiegel  von  den  Ver- 
T)rennungsgasen  vollkommen  eingehüllt  war.  Die  Resultate  dieser 
^Behandlung  stimmen,  wie  man  sehen  wird,  ziemlich  gut  mit  den 
Itir  MugO^  berechneten  Werten,  nur  ein  Versuch  unter  zehn  bildete 
eine  Ausnahme. 

Das  schliefslich  erhaltene  Oxyd  wurde  mit  Salpetersäure  be- 
handelt und  die  Reihenfolge  der  beschriebenen  Operationen  wieder- 
holt, so  dafs  die  Erscheinungen  zu  mehreren  Malen  zur  Beobachtung 
kamen.  Zum  Schlüsse  wurde  das  zuletzt  gebildete  Oxyd  mit  Schwefel- 
säure behandelt,  in  der  oben  näher  beschriebenen  Weise  geglüht 
und  als  wasserfreies  Sulfat  gewogen,  wobei  sich  zeigte,  dafs  bei  der 


270    — 


I! 


• 

ÖD 

•1 

?  ? 

OB 

BG 

OQ 

1 

X 

t' 

XIII. 
XVI. 

xS 

•         • 

• 

1 

1 

-XX 

=  <  = 

•          •          • 

< 

• 

< 

• 

< 

• 

< 

p 

1 

1 

1 

c 

•           » 

• 

o 

• 

P  P 

• 

1 

p  p  p 

p 

• 

o 

m 

p 

p 

}. 

S* 

3B     SS 

sa 

SB 

CO    SB 

OB 

»B    »B    BC 

IS 

»B 

BS 

BB 

te 

1 

CD 

9»    «4 

->« 

^^ 

->«    -4 

1^ 

, 

•• 

«O    »B 

tD 

o  o 

1^ 

, 

' 

o*   *^   #^ 

gp 

^ 

^ 

X 

•^ 

P 

O    « 

V 

•* 

»  *. 

SB 

1 

X 

-« 

-4 

-4 

■^ 

1 

— 1 — 

• 

\ 

03    S 

O 

• 

OB 

o 

1 

1 

1 

1 

\ 

o 

• 
tB 

X 

1 

1 

O      9 

1- 

I 

i 

X 

1 

!■    - 

D 

1     + 

+ 

1 

1    1 

1 

1 

+    1    +  H- 

+ 

+ 

1 

1 

1 

•H 

o  o 

o 

^ 

o  c 

p 

o  c  o 

o 

o 

o 

c 

o 

1 

? 

.001 
.002 
.001 

b 

•            • 

S 

• 

*         *         • 

• 

§ 

•  _ 

*_ 

• 

• 

■ 
1 

ST 

-4    IC 

tc 

® 

•0    OB 

■^ 

■ 

C    OB    -4 

Ä 

• 

• 

^ 

^^ 

^ 

<  £ 
o  o 

X 

• 

o 

• 

p  p 

T 

l 

1  """^ 
1 

XXX 

X^  = 

>     •    * 

o  o  o 

•            •            • 

xx< 

•       •       • 

p  p  p 

p 

Q 

e 

a 

OD    9B 

OD 

OB    OB 

1 

^A     »M     frA 

»■» 

»1* 

^^ 

*i* 

^ 

3 

0»    SB 

OD 

SB    SS 

■ 

1 

«D    «D    «D 

«o 

tD 

tD 

^ 

f 

cb  a 

Sm 

Cb    -4 

^^ 

X 

«4 

1 
• 

a  te 

«D 

«4   ts 

1 

BC    «    QC 

-4 

OB 

«D 

^ 

1 

o 

• 

1 

— |  — 

i 

• 

1- 

f^ 

OD 
SB 

1 

1 

s 

§.   P 

CB 

1 

Oi 

M« 

1 

1 
1 

1        1        ! 

c  c  c 

— 

+ 

p 

1 

c 

+   + 

P    P 

'i 
* 

_•* — 

f 

1 

1     1 

1 

C 

1       I 

o  c 

m 

sss 

l§ 

r 

1 

Sil 

s 

1 

s 

s 

'9i 

te  M 

m^ 

IC    ^ 

m^     m^     C 

5 

^J 

•B 

o 

■■ 

—  ^ 

OD 

C    Oi 

* 

i 

1 

BC    9   a 

X 

te 

^ 

^% 

XX 

< 

1 

Xs^ 

x<s 

X 

• 

B 

Q 

=  < 

• 

• 

•            • 

• 

t 

X  s< 

•        «        • 

• 

« 

et 

• 

c 

o  o 

•            • 

• 

j 

p  p  p 

• 

• 

a« 

s 

ae 

99 

OB    OB 

OS 

1 

^M     a^     »« 

^A 

m^ 

e 

,      M 

•0 

•0    BC 

BC 

XXX 

X 

X 

8 

1      ^ 

1^ 

^     ^ 

^ 

e    -4    -4 

X 

s 

^^^ 

SB 

i^    9 

«i4 

. 

tc    BS    -4 

• 

—  I — 

?   S 

• 

^ 

■ 

o 

» 

3      B 

1 

■ 

K 

IC 

1 

• 

X 
X 

9% 

i-  P 

s 

1 

r 

!        ! 

t    1    t 

+ 

+ 

3 

i 

X 

i  i 

• 

*_      •       • 

• 

X 

•__ 

X 

e 

X 

s 

X    X 

X 

Je  5  5 

X 

X 

ST 

* 

S 

3c  ^ 

5 

33    *.    — 

9 

^ 

^ 

•1 

^X 

X 

X 

1 

• 

o 

X  X  n 

• 

^ 

? 

^     Ä,     - 

.  K 

«^^ 

o 

^ 

£  5  S 

^ 

ES 

-J   •*    »c 

S 

Z  L  L 

» 

•       -       • 

1  i  I 

P 

X 

s; 

&   , 

s 

CB               * 

^  s  s 

« 

•t 

—    271     — 

Beihe  yon  Hanipolationen  kein  erheblicher  Verlust  an  Material  statt- 
gefunden hatte.  Die  Tabelle  fafst  die  Resultate  dieser  Versuche 
zusammen.  Die  römischen  ZifiPem  geben  die  Reihenfolge  der  Be- 
handlung an. 

(Siehe  Tabelle  auf  S.  270.) 

Die  Schlufsfolgerung  liegt  auf  der  Hand,  dafs  die  Bestimmung 
des  Mangans  als  Mangano-mangani-Oxyd,  MugO^,  durchaus  nicht 
als  vollkommen  unzuverlässig  anzusehen  ist,  falls  der  Vorgang  in 
der  beschriebenen  Weise  geleitet  wird,  obwohl  man  im  Auge  be- 
halten mufs,  dafs  gelegentlich  ein  der  Regel  widersprechendes 
Resultat  vorkommen  kann.  Die  Gefahr,  solch  eine  Unregelmäfsig- 
keit  als  eine  korrekte  Anzeige  anzusehen,  kann  bis  zu  einem  hohen 
Grade  ausgeschlossen  werden,  wenn  man  die  Vorsichtsmafsregel 
trifft,  das  geglühte  Oxyd  stets  mit  Salpetersäure  zu  befeuchten  und 
noch  einmal  zu  glühen.  Die  sich  so  ergebenden  übereinstimmenden 
Resultate  sind  ziemlich  vertrauenswürdig.  Allerdings  ist  es  unseres 
Ebrachtens  bei  weitem  klüger  und  einfacher,  ein  im  Lauf  der  Analyse 
erhaltenes  Manganoxyd  in  das  Sulfat  zu  verwandeln  und  das  Mangan 
in  dieser  Form  zu  wägen. 

The  Kent  Chemical  Laboratory  of  Yale  Univereüy  New  Haven,  U.  S.  Ä, 
Bei  der  Redaktion  eingegangen  am  25.  Februar  1898. 


über  die  Bestimmung  von  Mangan  als  Karbonat 

Von 

Mabtha  Austin.^ 

Die  Bestimmnug  des  Mangans  als  Manganokarbonat,  wobei  das 
Salz  durch  Einwirkung  von  Natrium-  oder  Kaliumkarbonat  erhalten 
wird,  gilt  als  sehr  unzweckmäfsig;  denn  selbst,  wenn  der  Nieder- 
schlag so  beschaffen  ist,  dafs  er  nicht  durchs  Filter  läuft,  so  kann 
doch  das  Manganokarbonat  nicht  vollkommen  vom  Aikalisalz  befreit 
werden,  und  die  Umwandlung  des  Karbonats  in  Mangano-Mangani- 
oxyd  —  als  welches  es  gewöhnlich  gewogen  wird  — ^  ist  zu  imgewifs. 
Man  hatte  auch  angenommen,  dafs  die  Anwesenheit  ammoniakalischer 
Salze  (ebenso  von  Kohlensäure)  das  Manganokarbonat  löslich  macht, 
bis  die  Arbeit  von  Guyard^  den  Nachweis  lieferte,  dafs,  wenn  die 
Fällung  durch  Ammoniumkarbonat  stattfindet,  selbst  bei  Gegenwart 
von  Ammoniumchlorid  eine  vollkommene  Ausscheidung  des  Mangans 
möglich  ist.  Guyard  giebt  keine  Daten,  um  die  Vollkommenheit 
der  Ausscheidung  des  Mangans  durch  dieses  Verfahren  zu  zeigen; 
aber  Fkeseniüs^  hat  die  Methode  geprüft  und  günstig  beurteilt 
Bei  diesem  Verfahren  wird  die  Hauptschwierigkeit  der  alten  Methode 
der  Bestimmung  als  Karbonat  —  nämlich  die  Einschliefsung  des 
Alkalisalzes  —  vermieden.  Wir  wissen  jetzt,  wie  sich  die  Schwierig- 
keit betreffs  des  Wagens  des  Oxyds  umgehen  läfst,  indem  man 
die  Substanz  in  das  Sulfat  überführt,  wie  in  der  vorstehenden  Ar- 
beit gezeigt  wurde.* 

Um  die  Trennung  des  Manganokarbonats  nach  Guyabd's  Methode 
eingehend  zu  studieren,  wurde  eine  Lösung  von  reinem  Mangano- 
chlorid  dargestellt  und  ihr  Gehalt,  bezogen  auf  wasserfreies  Sulfat, 
bestimmt,  nach  der  Art  wie  es  in   der  oben  zitierten  Arbeit  ein- 


'  Ins  Deutsche  übertragen  von  A.  Binz. 
»  Cham.  Newa  26,  37. 
'  Zeitschr.  anal.  Chem,  1872,  290. 
*  Z.  anorg,  Chem.  17,  264. 


—    723    — 

gehend  beschrieben  ist.  Ein  bestimmtes  Volnmen  des  Mangano- 
chlorids  wurde  sorgfältig  in  eine  Platinschale  abgelassen  und  auf 
200  ccm  aufgefüllt.  Zu  der  auf  100^  C.  erhitzten  Lösung  wurden 
Ammoniumchlorid  (ca.  10  g)  und  ein  Uberschufs  von  Ammonium- 
karbonat hinzugefügt.  Die  Lösung  wurde  warm  gehalten,  bis  sich 
der  Niederschlag  abgesetzt  hatte,  und  dann  wurde  durch  Asbest 
and  einen  durchbohrten  Tiegel  unter  Druck  abfiltriert.  Um  mit 
Sicherheit  den  Niederschlag  in  einem  solchen  Zustand  zu  erhalten, 
dafs  er  nicht  durchs  Filter  läuft,  ist  die  Gegenwart  von  Ammonium- 
chlorid notwendig. 

Da  der  Niederschlag  unter  Umständen  gesammelt  worden  war, 
welche  ohne  weiteres  einen  Versuch  zur  Wägung  als  Karbonat  er- 
lauben, so  wurde  bei  Gelegenheit  diese  Methode  versucht.  Dabei 
zeigte  sich,  was  schon  Rose  festgestellt  hat,  dafs  bei  gelindem  Er- 
hitzen des  Karbonats  Kohlensäureentwicklung  und  Oxydation  des 
Rückstandes  anfangen,  bevor  das  Wasser  ganz  entfernt  ist;  denn 
obgleich  beinahe  alle  Resultate  höher  sind  als  die  theoretischen 
Werte,  so  zeigte  doch  die  Lösung  des  Rückstandes  in  Salzsäure 
deutlich  die  Gegenwart  einer  kleinen  Menge  eines  höheren  Mangan- 
oxyds. Li  der  folgenden  Tabelle  finden  sich  die  Resultate  einer 
Reihe  von  Experimenten,  in  welchen  versucht  vnirde,  zuerst  als 
Karbonat  zu  wägen  und  dann  nach  starkem  Glühen  —  innerhalb 
der  Oxydationsflamme  eines  starken  Brenners^  —  als  Mangano- 
Manganioxyd.  Die  Anwendung  der  Bromreaktion  bei  dem  heifsen 
ammoniakalischen  Filtrat  zeigte,  dafs  in  jedem  dieser  Versuche  die 
Fällung  des  Mangans  als  Karbonat  vollständig  gewesen  war. 


MnCl, 
ccm 

NH.Cl 
10 

Gefunden 
0.2685 

MnCOj 
Berechnet 

0.2r>80 

Fehler 

Mn,04 
Gefunden  Berechnet 

Fehler 

50 

+  0.0005 

0.1770 

0.1776 

-0.0016 

50 

10 

0.2704 

+  0.0024 

0.1788 

— 

+  0.0012 

50 

10 

0.2710    i         — 

+  0.0030 

0.1770 

-  0.0006 

50 

10 

0.2720 

-^ 

+0.0040 

0.1774 

— 

-  0.0002 

Wie  diese  Tabelle  zeigt,  kommt  das  Wägen  als  Karbonat  nicht 
in  Frage;  wenn  der  Rückstand  in  der  beschriebenen  Weise  behufs 
Bildung  des  Manganoxyduloxyds  geglüht  wird,  so  sind  die  Fehler 


*  Z.  anorg.  Chem,  17,  269. 


—     274     — 

des  Verfahrens  viel  kleiner,  obzwar  ziemlich  yeränderlich.  Die 
Bestimmung  des  Mangans  als  wasserfreies  Salfat  hatte  in  der 
Arbeit,  auf  welche  Bezug  genommen  wurde,  Resultate  gegeben» 
welche  so  viel  besser  mit  einander  übereinstimmten,  als  sie  durch 
irgend  eine  andere  Arbeitsmethode  erhalten  werden  konnten,  dafs 
der  Versuch  gemacht  wurde,  die  Menge  des  als  Mangankarbonat 
gefällten  Mangans  durch  Überführung  zuerst  in  das  Oxyd,  dann 
ins  SulÜEtt  zu  bestimmen.  Eine  gegebene  Gewichtsmenge  Sulfat 
wurde  als  Manganokarbonat  gefällt,  nachdem  alle  in  dieser  Mit- 
teilung vorher  schon  angegebenen  Vorsichtsmafsregeln  angewandt 
worden  waren,  und  dann  wurde  durch  aschenfreies  Filtrierpapier 
abfiltriert 

Nach  gründlichem  Auswaschen  mit  heifsem  Wasser  wurde 
das  Filter  verbrannt,  der  Bückstand  entsprechend  der  Ekistenz- 
bedingung  des  Mangano-Manganioxyds  geglüht  und  als  solches  ge- 
wogen. Dann  wurde  das  Oxyd  durch  Erhitzen  mit  drei  oder  vier 
Tropfen  konz.  Schwefelsäure  ins  Sulfat  verwandelt. 

Die  Übereinstimmung  der  Resultate  ist,  wie  nachstehende 
Tabelle  zeigt,  erheblich  besser. 


Nr. 

1 
2 

3 
4 


NH^a 
g 

Gefanden 
0.2463 

Mn^O« 
Berechnet 

0.2478 

Fehler 
-0.0015 

MnRO^ 
Gefunden  Berechnet 

10 

0.4903 

0.4905 

10 

0.1110 

0.1121 

-0.0011 

0.2225 

0.2219 

10 

0.1584 

0.1581 

+0.0003 

0.3126 

0.3128 

10 

0.1672 

0.1699 

-0.0027 

0.3355 

0.3864 

Fehler 


-0.0002 
4-0.0006 
-0.0002 
-0.0009 


Beim  Behandeln  der  Filtrate  von  1,  2  und  3  mit  Brom  und 
Ammoniak  bei  Siedetemperatur  wurde  kein  Mangan  gefunden.  Im 
Filtrat  von  Nummer  4  wurde  durch  dieselbe  Behandlungsweise 
eine  kleine  Menge  Mangandioxyd  gefällt,  welches  beim  Erhitzen  mit 
konz.  Schwefelsäure  0.0006  g  Mangansulfat  gab;  infolgedessen  kommt 
bei  der  Bestimmung  thatsächlich  ein  Fehler  von  0.0003  g  auf  das 
Sulfat.  Dals,  wie  die  Tabelle  anzeigt,  ein  wenig  mehr  fehlte,  rührte 
wahrscheinlich  von  unvollkommener  f^tration  her. 


Es  scheint   augenfällig  zu   sein,    dafs   Güyabd's  Methode   der 
Abscheidung  von  Mangan  als  Manganokarbonat  bei  vorsichtiger  Aus- 


—    275    — 

ffthnmg  eine  vollkommene  Abscheidung  dieses  Elementes  erlaubt. 
Allerdings  mnfs  man  sich  darüber  klar  sein,  dafs  die  Fällung  in 
Gegenwart  einer  beträchtlichen  Menge  von  Ammoniumchlorid  zu 
erfolgen  hat,  und  dafs  beim  Filtrieren  und  Auswaschen  des  fein- 
verteilten Niederschlags  mit  grofser  Sorgfalt  verfahren  werden  murs. 
überhaupt  ist  die  Wägung  als  Sulfat  vorzuziehen. 

Zum  Schlufs  sei  Professor  F.  A.  Oooch  für  seine  freundliche 
Unterstützung  Dank  gesagt 

Tke  Kmi  Ohemieal  Laboratory  of  Tale  üniveraiiy  New  Bawen^  ü.  S,  A. 
Bei  der  Redaktion  eingegangen  am  17.  März  1S98 


Organische  Quecksilberverbindungen 
des  Dimethylparatoluidins  und  des  Paratoluidins. 

Von 

L.  Pbsci.^ 

Aus  deu  bis  jetzt  über  die  Quecksilberverbindungen  organischer 
Basen  gemachten  Untersuchungen  ergiebt  sich,  dafs  alle,  aus  der 
Wechselwirkung  von  Quecksilbersalzen  mit  nicht  substituierten  Ani- 
linen  hervorgehenden  Verbindungen  aromatisches  Quecksilber  ent- 
halten, d.  h.  Quecksilber,  welches  an  den  aromatischen  Kern,  und 
zwar  in  Parastellung,  gebunden  ist* 

Es  war  folglich  ganz  natürlich,  dafs  diese  Reaktion  mit  in 
der  ParaStellung  substituierten  Basen  versucht  wurde,  um  zu  sehen, 
ob  auch  in  diesem  Falle  Verbindungen  mit  aromatischem  Queck- 
silber entstehen  würden  und,  im  Fall  eines  positiven  Ergebnisses, 
welche  Stellung  das  Quecksilberatom  in  dem  aromatischen  Kern  an- 
genommen hätte. 

Die  ersten  zu  diesem  Zwecke  angestellten  Versuche  wurden 
mit  Paratoluidin  ausgeführt,  aber  sie  gaben  kein  befriedigendes 
Resultat,  weil,  obschon  man  mit  Sicherheit  feststellen  konnte,  dafs 
sich  aus  jener  Base  und  den  Quecksilbersalzen  gut  definierte  und 
aromatisches  Quecksilber  enthaltende  Verbindungen  bildeten,  es 
nicht  möglich  war,  die  Stellung  des  Quecksilberatoms  im  Benzol- 
kern festzustellen. 

Zu  besseren  Resultaten  ist  man  bei  der  Anwendung  des 
Dimethylparatoluidins  gelangt  und  man  hat  mit  aller  Sicherheit 
feststellen  können,  dafs  das  Quecksilberatom,  wie  auch  vorauszu- 
sehen war,  in  dem  aromatischen  Kern  die  Stelle  3  zu  der  Methyl- 
gruppe eingenommen  hatte. 


^  Ins  Deutsche  übertragen  von  A.  Miolati. 
'  Z.  anorg.  Chem.  15,  208. 


—     277     — 

L  Orgftniioh«  ftneoksflberverbindiuigen  des  Simethylparatoloidina. 

In  den  aus  den   Quecksilbersalzen    und  Dimethylparatoluidin 
gebildeten  komplexen  Verbindungen  ist  das  Badikal 

CH,  CH, 

(CH,),N— Hg— N(CH,), 
enthalten. 

Es    fungiert    wie    ein    2  wertiges    Metallatom    und   kann    als 

3-Quecksilberditoluilen-4-tetramethylmerkuridiammonium 

bezeichnet  werden. 

Das  Hydrat  dieses  Ammoniums 

CH,-CeH,-N-(CH,),OH 

Hg  Hg 

\  / 

CH3-CeH3-N-(CH3),0H 

wurde  durch  Behandlung  des  entsprechenden  Acetats  mit  einer 
starken  Kalilauge  und  Stehenlassen  während  24  Stunden  dargestellt. 
Es  wurde  so  eine  pulverförmige,  weifse  Substanz  erhalten,  welche, 
unter  dem  Mikroskop  beobachtet,  aus  feinen,  farblosen  Nadeln  zu 
bestehen  schien.  Sie  ist  in  kaltem  Wasser  kaum  löslich,  etwas 
mehr  in  heifsem,  besonders  wenn  sie  freies  ÄtzkaU  enthält,  und 
scheidet  sich  daraus  in  Form  von  gruppierten  Nadeln  aus.  Sie  ist 
dagegen  in  Methylalkohol  sehr  leicht  löslich  und  desgleichen  auch 
in  Benzol.  Beim  Ehrhitzen  erweicht  sie  bei  114^  und  schmilzt 
bei  1170. 

I.  0.5406  g  Substanz  gaben  0.8588  g  HgS. 
II.  0.4668  g        ,,  „      0.8078  g  HgS. 

Berechnet  fiir  CigH^NiOsHg, :  Gefunden: 

Hg  =56.98^0  57.14     56.84^/0 

Acetat.  Es  wurde  auf  folgende  Weise  erhalten.  Ein  Gramm- 
molekül Quecksilberacetat  wurde  in  möglichst  wenig  Wasser  gelöst, 
die  Lösung  mit  dem  gleichen  Volum  Alkohol  verdünnt  und  nach 
dem  Filtrieren  ein  Grammmolekül  von  in  Alkohol  gelöstem  Dime- 
thylparatoluidin hinzugefugt.  Die  Masse  erwärmt  sich  etwas  und 
setzt  nach  und  nach  farblose,  glänzende,  feine  Nadeln  ab,  die  durch 
Dmkrystallisieren   aus    siedendem   Benzol    gereinigt  wurden.     Das 

Z.  anorg.  Chem.  XVIL  19 


—     278     — 

Salz  ist  in  Wasser  imlöslichy  ziemlich  löslich  in  Äthylalkohol,  sehr 
leicht  in  Methylalkohol.     Es  schmilzt  bei  131.5^. 

I.  0.4784  g  Substanz  gaben  0.2796  g  HgS. 
n.  0.3959  g  „  „       0.2825  g  HgS. 

m.  0.8146  g  „  „       0.3864  g  CO,  und  0.1188  g  H,0. 

Berechnet  für  OnHBo04N,Hgs :  Grefiinden: 

C      =  33.59  o/o  33.50  «/o 
H     =»   8.82  „  4  00  „ 

Hg  =50.89  „  50.02     50.63  »/o 

Nitrat.  Beim  Mischen  einer  alkoholischen  Auflösung  des  eben 
erwähnten  Acetats  (1  Mol.)  mit  einer  ebenfalls  alkoholischen  Cal- 
ciumnitratlösung  (1  Mol.)  erhält  man  eine  klare  Flüssigkeit,  aus 
welcher  sich  allmählich  farblose  Nadeln  abscheiden.  Sie  sind  bei 
Siedetemperatur  in  Benzol  und  Alkohol  löslich,  wenig  aber  bei 
gewöhnlicher  Temperatur.     Sie  schmelzen  bei  131^. 

I.  0.7482  g  Substanz  gaben  0.4862  g  HgS. 
IL  0.6329  g  „  „      0.8696  g  HgS. 

Berechnet  für  Ci8Hf4N40eHg(:  Gefanden: 

Hg  =50.51  «/o  50.26     50.84% 

Chlorid.      Es    wurde    durch    Wechselwirkung     alkoholischer 
Lösungen   des   entsprechenden  Acetats   und   von   Ghlorcalcium   er- 
halten.    Es  bildet  sehr  feine,   in   Alkohol  wenig   lösliche  Nadeln, 
die  sich  aber  in  Benzol  auflösen,     unlöslich  in  Wasser.     Schmelz- 
punkt  159—159.50. 

I.  0.2885  g  Substanz  gaben  0.1776  g  HgS. 
U.  0.3164  g  ,,  „      0.1993  g  HgS. 

Berechnet  für  CigHa4NjCl4Hg, :  Gefunden: 

Hg     =54.13  */o  54.00     54.80  •/o 

Bromid.     Das  Salz,   welches  aus  dem  entsprechenden  Ace 
mittels  Bromkalium   dargestellt  wurde,   krystallisiert   in   farblose 
glänzenden,  in  heifsem  Benzol  löslichen  Nadeln.     Es  schmilzt  b 
149—150«. 

I.  0.5439  g  Substanz  gaben  0.3071  g  HgS. 
II.  0.4641  g  „  „       0.2610  g  HgS. 

m.  0.4175  g  „  „       0.1861  g  AgBr. 

Berechnet  für  Ci9H,4NsHg,Br, :  Gefunden: 

Hg    =48.81  7o  48.67     48.48  •/© 

Br    =19.82  „  19.14  Vo 


—     279     — 

Jodid.  Es  wurde  in  ähnlicher  Weise  wie  das  Bromid  er- 
halten. Es  ist  leicht  gelb  gefärbt,  krystallisiert  in  Nädelchen,  die 
bei  126^  schmelzen.  Es  löst  sich  in  kaltem  Alkohol  sehr  wenig, 
leicht  in  Benzol,  gar  nicht  in  Wasser. 

I.  0.2394  g  Substanz  gaben  0  1221  g  AgJ. 
IL  0.6432  g  ,y  y,      0.3306  g  AgJ. 

Berechnet  für  CisH^NtEEgy J, :  Gefunden: 

J    =27.490/0  27.56     27.78  «/o 


3  -  Quecksilberdimethylparatoluidin.      Läfst    man    eine 

konzentrierte,  wässerige  Lösung  von  Natriumhyposulfit  auf  das  oben 

erwähnte  3  -  Quecksilberditoluilen  -  4  -  tetramethylmerkuridiammonium- 

hydrat,  welchas  mit  etwas  Wasser  zusammengerührt  ist,  einwirken,  so 

erhält  man  zuerst  eine  klare  Flüssigkeit,  die  aber  bald  trüb  wird  und 

eine  weifsliche  teigige  Substanz  abscheidet,   welche  abfiltriert,  mit 

Wasser  gewaschen  und  auf  Thon  getrocknet  wird.    Diese  Substanz 

löst  sich  ziemlich  gut  in  kochendem  Alkohol,   und  beim  Erkalten 

scheidet  sie  sich  in  Form  farbloser,  glänzender,  bei  60^  schmelzender 

Blättchen  ab,   welche   auch   in   kaltem  Benzol    sehr   leicht   löslich 

sind.     Diese  Substanz   stellt  das  3-Quecksilberdimethylparatoluidin 

dar,  dessen  Konstitution 

CH»  CH, 

/\  /\ 

(CH,).N  NCCHa), 

weiter  unten  bewiesen  werden  wird. 

Es  entsteht  aus  dem  erwähnten  Hydrat  durch  das  Natrium- 
hyposulfit auf  Orund  einer  mehrfach  beobachteten  Reaktion,  nach 
welcher  das  Hyposulfit  nur  das  ammoniakalische  Quecksilber  ent- 
fernt, während  das  an  den  aromatischen  Kern  gebundene  Queck- 
silber unverändert  bleibt.  In  diesem  Falle  regiert  das  Hyposulfit 
folgendermafsen 

CH,-CeH,-N(CH,),-OH  CH,-CeH,-N(CH,), 

/  \  / 

Hg  Hg  +Na,S,0,-HgS,0,  +  2NaOH+Hg 

CH,-CeH,-N(CH3),-0H  CH,-CeH,-N(CH,), 

Das  so  dargestellte  S-Quecksilberdimethylparatoluidin  gab  bei 
der  Analyse  die  folgenden  Resultate: 

19* 


—     280     — 

I.  0.5317  g  Subfitanz  gaben  0.2684  g  HgS. 
IL  0.3648  g  „  ,y      0.1802  g  HgS. 

Berechnet  für  Ci8H,4N,Hg:  Grefhnden: 

Hg  -  42.74  ö/o  42.71     42.58  »/o 

Die  auf  kryoskopischem  Wege  und  in  Benzollösung  ausgeführten 
Molekulargewichtsbestimmungen  gaben: 

Molekulargewicht  gefunden:  Berechnet: 

462     464  468 

Das  3-Quecksilberdimethylparatoluidin  giebt  bei  der  Behand- 
lung mit  Quecksilberjodidy  Bromid,  Chlorid  und  Acetat  das  ent- 
sprechende Jodid,  Bromid,  Chlorid  und  Acetat  des  3  -  Quecksilber- 
ditoluilen-4-tetramethylmerkuridiammonium,  während  Michaelis  und 
Babinebson^  unter   denselben  Verhältnissen   aus*  dem  Quecksilber- 

dimethylanilin 

,CÄ-N(CH,), 
Hg< 

die  Haloldsalze  des  einwertigen,  positiven  Radikals 

-[Hg-CeH,-N(CH,),] 

erhalten  haben. 

Die  Reaktion  läfst  sich  in  alkoholischer  Lösung  vollziehen,  die 
erhaltenen  Verbindungen  sind  mit  den  oben  beschriebenen  voll- 
kommen identisch. 

Synthese  des  3-Quecksilberdimethylparatoluidin.  Die 
Verbindung  kann  man  aus  dem  3-Bromdimethylparatoluidin  durch 
Natriumamalgam  erhalten.  Da  aber  das  3-Bromdimethylparatoluidin 
nicht  bekannt  war,  so  habe  ich  zuerst  aus  dem  entsprechenden 
Jodmethylat  durch  feuchtes  Quecksilberoxyd  das  Ammoniumhydroxyd 
dargestellt  und  dieses  durch  Wärme  zersetzt.  Die  erhaltene  Base 
und  ihre  Derivate  werden  an  anderem  Orte  beschrieben  werden. 
Behufs  Darstellung  des  3-Quecksilberdimethylparatoluidins  wurden 
20  g  von  3-Bromdimethylparatoluidin  mit  2  g  Essigäther  und 
290  g  IVsVo^S^®  Natriumamalgam  am  Rückflufskühler  während  48 
Stunden  bei  120 — 125^  erhitzt.  Nach  dem  Erkalten  wurde  die  Masse 
mit  Benzol  extrahiert,  und  die  Benzollösung  auf  dem  Wasserbad  vom 
Lösungsmittel  befreit.  Der  gelbbraune,  flüssige  Rückstand  erstarrte 
nach  und  nach  und  wurde  durch  Pressen  zwischen  Fliefspapier  und 

^  Ber,  deutsch,  ehem.  Ges.  23,  2843. 


—    281      - 

ümkrystallisieren  aus  siedendem  Alkohol  gereinigt.  Das  so  darge- 
stellte 3-Qaecksilberdimethylparatoluidin  zeigt  dieselben  physikalischen 
Eigenschaften  der  schon  oben  beschriebenen  Verbindung,  und 
seine  Identität  mit  der  letzteren  wurde  auch  durch  die  Analyse 
bestätigt. 

I.  0.2410  g  Substanz  gaben  0.1188  g  HgS. 
n.  0.4121  g  yy  „      0.2041  g  HgS. 

Berechnet  für  C|9H,4N,Hg:  Grefanden: 

Hg  =42.74  »/o  42.30     42.70% 


n.  Organische  ftuecksilberverbindnngen  des  Paratoluidins. 

Die  aus  dem  Paratoluidin  und  den  Quecksilbersalzen  entstehenden 
Verbindungen  enthalten  das  folgende  2 wertige  Radikal: 

CHg  CHg 

/\  /\ 

\/-Hg~Y 


H,N  —  Hg-  -NH^ 

welches  als   3-Quecksilberditoluilen-4-merkuridiammonium 
bezeichnet  werden  kann. 

Das  Hydrat  dieses  Ammoniums,  welches  aus  dem  entsprechenden 
Acetat  mittels  Kaliumhydrat  bereitet  wird,  krystallisiert  in  gelb- 
lichen Blättern,  welche  in  den  gewöhnlichen  Lösungsmitteln  kaum 
oder  ganz  unlöslich  sind.  Beim  Erhitzen  fängt  es  schon  bei  120^ 
an  sich  zu  zersetzen,  um  bei  212 — 213^  zu  schmelzen.  Es  besitzt 
eine  starke  alkalische  Reaktion. 

I.  0.3886  g  Substanz  gaben  0.3633  g  CO,  und  0.1015  g  H^O. 
n.  0.2486  g  „  „      0.1789  g  HgS. 


Berechnet  für  Ci4Hi8N80,Hga: 

Gefunden 

C     =26.01% 

25.83  % 

H    =   2.94  „ 

2.94  „ 

Hg  =61.93  „ 

62.04  „ 

Das  Acetat  wurde  aus  Quecksilberacetat  (35  g  in  der  nötigen 
Menge  öO^l^igen  Alkohols  gelöst)  und  Paratoluidin  (10  g  in  200  g  ge- 
wöhnlichem Alkohol)  erhalten.  Aus  der  alkoholischen  Lösung  schieden 
sich  Blättchen  ab,  die  in  Wasser  gar  nicht,  in  Benzol,  Alkohol 
und  Äther  leicht  löslich  sind  und  welche  bei  184^  schmelzen. 


-     282       - 

L  0.5564  g  Subetanz  gaben  0.6029  g  00.  and  0.1687  g  H,0. 
IL  0.4069  g  ,.  ^      0.2591  g  HgS. 

Berechnet  für  Ci,H,,N,04Hg,:  Gefunden: 

C     =29.59%  29.55  »/o 

H    =   3.01  ,,  3.25  „ 

Hg  =  54.80  „  54.89  „ 

Das  Chlorid  wurde  durch  Behandeln  einer  alkoholischen  Ace- 
tatlösung  mit  einer  ebenfalls  alkoholischen  Chlorcalciumlösung  er- 
halten. Es  krystallisiert  in  prismatischen  Erystallen,  die  in  Wasser 
unlöslich,  in  Alkohol  ziemlich  löslich  sind.     Es  schmilzt  bei  170^ 

0.3341  g  Subetanz  gaben  0.2275  g  HgS. 

Berechnet  fnr  C,4H|«XtHgjCl^:  Grefiinden: 

Hg  =58.62  »0  58.70  Vo 

Klein  ^  hat  durch  Mischen  der  alkoholischen  Lösungen  von 
Sublimat  und  Paratoluidin  wunderschöne,  bei  123 — 125^  schmel- 
zende Errstalle  erhalten,  welche  eine  der  Formel  HgCl^  +  2CyHyNHj 
entsprechende  Zusammensetzung  besitzen. 

Diese  Verbindung  ist  ohne  Zweifel  eine  Yereinigimg  des  soeben 

beschriebenen   Chlorhjdrats    mit    dem   Paratoluidinchlorhjdrat,    in 

dem  Verhältnis 

C.4HuN»Hg,Cl,  -r  2C:H,NH,.HC1. 

Ahnliche  Verbindungen  hat  derselbe  Forscher  bei  Anwendung 
von  Quecksilber)' odid  und  Bromid  erhalten.' 

3  -  Quecksilberparatoluidin.  Durch  Behandlung  des 
8-Queck3ilberditoluilen-4-merkuridiammoniumhydrats  mit  Natrium- 
hyposulfit  wurde  eine  weiise.  pulverformige  Substanz  erhalten,  welche 
aus  siedendem  Alkohol,  in  dem  sie  wenig  löslich  ist,  in  Form  recht- 
winkliger, bei  156^^  schmelzender  Blättchen  sich  abscheidet  Sie  ist 
in  den  gewöhnlichen  Lösungsmitteln  unlöslich. 

I.  0.3405  g  Substanz  gaben  0.5062  g  CO,  und  0.1239  g  H,0. 
n.  0.4123  g  „  „       0.2326  g  HgS. 


Rerechnet  für  Ci4Hi^X,Hg: 

Gefunden 

G     =40.TSV, 

40.54  •  0 

H    =  3.8^  „ 

4.04  ^ 

Hg  =48.54  „ 

4S.63  ^ 

*  Ber.  deui^^M.  ckem.  (rf*.  11.  743. 
'  her.  detUsek.  ekefn.  Ges.  IS,  S34. 


-     283     — 

Diese  Verbindung  konnte  nicht  aus  dem  entsprechenden  3-Brom- 
paratoloidin  dargestellt  werden  ^  ihre  Konstitution  ist  indessen  aus 
Analogie  durch  die  Bildung  des  3-Quecksilberdimethylparatoluidins 
bestimmt. 

Es  waltet  folglich  kein  Zweifel  über  die  Stellung  des  aro- 
matischen Quecksilbers  in  den  organischen  Quecksilberverbindungen 
des  Paratoluidins. 

Parma,  R,  ünwersiiä,  März  1898, 

Bei  der  Bedaktion  eingegangen  am  23.  März  1898. 


Zur  Kenntnis  der  Amalgame. 

Von 

W.  Kerp. 
I.  Abhandlung. 

Mit  1  Figur  im  Text 

Emleitung. 

Die  ersten  Beobachtungen,  welche  sich  über  den  Einfluss  der 
Konzentration  eines  Amalgams  auf  seinen  Aggregatzustand  in  der 
Litteratur  finden,  stammen  aus  so  entlegener  Zeit,  dafs  es  bei  der 
mangelhaften  Beschaffenheit  d^r  damaligen  technischen  Hilfsmittel 
nicht  auffallen  darf,  wenn  sich  in  den  Angaben  der  einzelnen  Autoren 
häufige  Widersprüche  finden.  So  würde  z.  B.  nach  Versuchen  von 
BöTTOEB^  mit  Natriumamalgam  bei  21^  (17^  B.)  die  Grenze  zwischen 
flüssigem  und  festem  Aggregatzustand  dieses  Amalgams  bei  einem 
Gehalt  von  1  Teil  Natrium  auf  60  Teile  Quecksilber  liegen.  Dasselbe 
bildet  nach  ihm  einen  steifen  Brei,  während  die  Amalgame  mit 
höherem  Natriumgehalt  fest  sind,  die  mit  steigendem  Quecksilber- 
gehalt immer  flüssiger  werden,  so  dafs  bei  100  Teilen  Quecksilber 
auf  1  Teil  Natrium  das  Amalgam  noch  dickflüssig  ist  und  aus  einem 
festen  und  einem  flüssigen  Anteil  besteht. 

Gat-Lussac  und  Thenabd'  dagegen  geben  an,  dafs  Natrium- 
amalgam bei  1  Teil  Natrium  auf  64  Teile  Quecksilber  noch  ver- 
worrene Krystalle,  bei  86  Teilen  eine  Masse  bilde,  welche  viele  kleine, 
kömige  Er}'stalle  enthält,  und  bei  128  Teilen  Quecksilber  flüssig  sei. 

Beim  Ealiumamalgam  weichen  die  einzelnen  Beobachter  noch 
mehr   von   einander   ab.     Nach   Davt'   bildet    1   Teil  Kalium   mit 


*  Joum.  pr,  Chem.  (1834)  1,  303;  3,  283. 

*  Gmelin-Kraut  (6.  Aufl.)  S,  857  und  849. 
'  Ebendaselbst  S.  849. 


—     285     — 

70  Teilen  Quecksilber  ein  bei  gewöhnlicher  Temperatur  festes,  mit 
mehr  als  70  Teilen  Quecksilber  ein  flüssiges  Amalgam;  nach  Gay- 
LüssAC  und  Thenabd  ^  ist  Ealiumamalgam  bei  70 — 96  Teilen  Queck- 
silber fest  und  krystallinisch,  bei  140  Teilen  flüssig.  Böttoeb  teilt 
sogar  mit,  dafs  das  Amalgam  bei  100  Teilen  Quecksilber  ganz  fest, 
bei  140  Teilen  sehr  hart,  bei  180  Teilen  bröckelig,  zum  Teil 
krystallisiert  und  erst  bei  200  Teilen  Quecksilber  dickflüssig  sei. 

Bei  den  Amalgamen  anderer  Metalle  findet  sich  ähnliches;  doch 
ist  ein  weiteres  Eüngehen  hierauf  für  den  Zweck  dieser  Arbeit 
belanglos. 

Unter  bestimmten  Bedingungen  erhaltene,  krystallisierteNatrium- 
und  Kalium- Amalgame  sind  von  Ebaut  und  Popp  '  analysiert  worden. 
Sie  zersetzten  durch  Zusammenschmelzen  erhaltenes  3  ^l^iges  Natrium- 
amalgam mit  Natrium-  bezw.  Kaliumcarbonat  und  fanden  für  das 
in  langen,  glänzenden  Nadeln  krystallisierte  Natriumamalgam  die 
Zusammensetzung  NaHg^,  für  das  harte,  glänzende  Würfel  bildende 
Kaliumamalgam  eine  der  Formel  KHg^,  entsprechende,  wobei  sie 
sich  über  die  Natur  ihrer  Präparate  nicht  näher  entscheiden,  wohl 
aber  auf  die  bemerkenswerte  Konstanz  in  der  Zusammensetzung  der 
unter  wechselnden  Bedingungen  erhaltenen  Substanzen  aufmerksam 
machen.  Amalgame  von  ähnlicher  Zusammensetzung  und  ähnlichen 
Eigenschaften  hatten  früher  schon  CBOOKEwrrr^  imd  Löwia*  dar- 
gestellt. Während  es  nach  vorläufigen  Versuchen  von  de  Souza* 
den  Anschein  hatte,  als  ob  durch  Erhitzen  von  Amalgamen  etwas 
über  den  Siedepunkt  des  Quecksilbers  ßückstände  von  konstanter 
Zusammensetzung  hinterblieben  und  so  durch  Abdestillation  von 
Quecksilber  an  Metall  angereicherte  krystallisierte  Amalgame  von 
konstanten  und  möglichst  einfachen  atomistischen  Verhältnissen,  so 
z.  B.  die  Amalgame  K^Hg  und  NagHg  zu  gewinnen  seien,  kamen 
Mebz  und  Wbith,®  auf  deren  Veranlassung  jene  ersten  Versuche 
unternommen  waren,  durch  sorgfältige  Nachprüfung  zu  einem  ent- 
gegengesetzten Ergebnis.  Sie  fanden,  dafs  einzelne  Amalgame,  wie 
die  von  Gold,  Silber,  Kupfer,  Wismut,  Blei,  Zinn,  Zink  und 
Cadmium,  schon  bei  der  Siedetemperatur  des  Quecksilbers  ihr  Queck- 


^  Qmelim-Rraüt  (6.  Aufl.)  3,  857  und  849. 

»  Ann.  (1871)  159,  188. 

»  Jahresber.  1847/48,  893. 

*  Joum.  pr.  Chem.  (1860)  79,  441. 

»  Ber,  deutseh,  chem.  Oes.  (1875—1876)  8,  1616;  9,  1050. 

«  Ebendaselbst  (1881)  14,  1438. 


—     286     — 

Silber  ganz  oder  doch  znm  weitaus  gröfsten  Teil,  andere  Amalgame, 
wie  die  des  Kaliums  und  Natriums,  das  Quecksilber  zwar  ebenfalls, 
aber  bei  weitem  langsamer  abgeben,  dafs  jedoch  in  keinem  Fall 
eine  bestimmte  Verbindung  zu  isolieren  war,  vielmehr  die  Menge 
des  verdampften  Quecksilbers  im  Verhältnis  zur  angewandten  Menge 
Amalgam  fiir  gleiche  Zeiten  mit  der  angewandten  Menge  Substanz, 
mit  der  Art  des  Erhitzens  und  der  Schnelligkeit  des  zum  Schutze 
der  Amalgame  gegen  Oxydation  eingeleiteten,  indi£ferenten  Gas- 
stroms ganz  erheblich  wechselte.  Im  übrigen  halten  diese  Forscher 
ihre  Versuche  nicht  für  ausreichend,  um  über  die  Existenz  oder 
Nichtexistenz  bestimmter  Verbindungen  in  den  Amalgamen  zu  ent- 
scheiden. 

Bei  Gelegenheit  seiner  thermochemischen  Untersuchungen  hat 
Bebthelot^  auch  die  Bildungswärme  von  Kalium-  und  Natrium- 
amalgamen gemessen  und  kommt  bei  der  Beurteilung  der  von  ihm 
hierbei  erhaltenen  Zahlen  zu  dem  Schlufs,  dafs  Kalium  mit  Queck- 
silber die  beiden  charakterisierten  Verbindungen  KHg^  und  KHg^,, 
über  KHgj3  hinaus  aber  keine  bestimmte  Verbindung,  wenigstens 
keine  bilde,  deren  Entstehung  unter  Wärmetönung  erfolgt.  Dem 
krystallisierten  Kaliumamalgam  KHg^,  ^ei'bält  sich  das  krystallisierte 
Natriumamalgam  NaHg^  analog;  im  übrigen  liegen  die  thermischen 
Verhältnisse  beim  Natrium  weniger  einfach,  wie  beim  Kalium.  Die 
flüssigen  Amalgame  betrachtet  Bebthelot  als  Auflösungen  der 
festen  Amalgame  in  überschüssigem  Quecksilber. 

In  Übereinstimmung  mit  dieser  Auffassung  der  verdünnten 
Amalgame  als  Lösungen  sind  die  Untersuchungen  von  Ramsay' 
über  die  Dampfdrucke  und  die  von  Tammann*  über  die  Gefrier- 
punkte von  Amalgamen.  In  der  Mehrzahl  der  Fälle  wurden  nämlich 
bei  den  verdünnten  Auflösungen  der  Metalle  in  Quecksilber,  wie 
bei  anderen  Lösungsmitteln,  Verminderungen  des  Dampfdrucks  bezw. 
Erniedrigungen  des  Gefrierpunkts  beobachtet,  welche  bei  der  Be- 
rechnung der  Molekulargewichte  der  gelösten  Metalle  zu  dem 
Ergebnis  führten,  dafs  die  meisten  der  untersuchten  Metalle  in 
Quecksilberlösung  einatomig  sind,  ihre  Moleküle  also,  wie  im  Dampf- 
zustande, aus  einzelnen  Atomen  bestehen.  Diese  Thatsache  ist  übrigens 
durch  Versuche  und  Rechnungen  von  G.  Meyeb,*  welche  unter  der 


»  Ann,  Chim.  Phys.  (1879)  [5]  18,  438. 
«  Joum,  Chem,  Soc.  1889,  521. 

•  Zeitschr.  phys.  Chem,  (1889)  3,  441. 

*  Ebendaselbst  (1891)  7,  477. 


—     287 

Voraassetzimg  angestellt  wurden,  dafs  die  elektromotorische  Kraft 
des  Elementes:  konzentriertes  Amalgam  (Lösung  eines  Salzes  des 
betreffenden  Metalles)  verdünntes  Amalgam  —  durch  die  Differenz 
des  osmotischen  Druckes  des  Metalles  in  den  Quecksilberlösungen 
bedingt  sei,  für  die  Metalle  Zink,  Cadmium,  Blei,  Zinn,  Kupfer 
und  Natrium  bestätigt  worden.  Während  somit,  wie  schon  aus 
diesem  flüchtigen  Abrifs  aus  der  umfangreichen  Litteratur  der 
Amalgame  hervorgeht,  über  die  Natur  der  verdünnten  Amalgame  als 
Lösungen  kaum  ein  Zweifel  mehr  obwalten  kann,  harren  andererseits 
eine  Anzahl  von  Problemen,  welche  mit  diesem  Ergebnis  in  ursäch- 
lichem Zusammenhang  stehen,  noch  der  Lösung,  so  ganz  allgemein 
die  Frage  nach  der  Molekularstruktur  der  festen  Amalgame.  Man 
liat  dieselben  teils  als  echte  chemische  Verbindungen,  teils  als  blofse 
isomorphe  Mischungen  betrachtet  und  als  Grund  für  diese  An- 
schauung die  Abstufung  der  Energie  angeführt,  mit  welcher  die 
einzelnen  Metalle  —  die  einen  unter  Wärmeentwickelung  und  Feuer- 
erscheinung, die  anderen  unter  Wärmeabsorption  auf  Quecksilber 
einwirken.  Da  a  priori  kein  Grund  für  die  Annahme  vorliegt,  dafs 
sich  alle  Metalle  dem  Quecksilber  gegenüber  prinzipiell  gleich  ver- 
lialten  müssen,  so  scheint  die  Möglichkeit  immerhin  nicht  aus- 
geschlossen, dafs  man  es  in  den  festen  Amalgamen  mit  verschiedenen 
Arten  von  Substanzen  zu  thun  hat,  ebenso  wie  bei  den  Legierungen 
die  beiden  Kategorien  der  chemischen  Verbindungen  und  der  blofsen 
mechanischen  Gemische  unzweifelhaft  vorhanden  sind.  Bei  den  un- 
irerkennbaren  Schwierigkeiten,  welche  sich  der  befriedigenden  Lösung 
einer  so  generellen  Aufgabe  entgegen  stellen,  habe  ich  mich  zunächst 
damit  begnügt  festzustellen,  ob  die  bisher  unter  bestimmten  Be- 
dingungen erhaltenen  krystallisierten  Amalgame  so  wohl  definierte 
Substanzen  sind,  dafs  sie  auch  unter  anderen  Bedingungen  ent- 
stehen, ob  sie  sich  ohne  Zersetzung  umkrystallisieren  lassen,  und 
welches  ihre  Löslichkeit  in  Quecksilber  bei  verschiedenen  Tem- 
peraturen ist.  Damit  erledigte  sich  auch  die  am  Eingang  unserer 
Betrachtung  betonte  Unsicherheit  über  die  Abhängigkeit  des  Aggregat- 
zustandes der  Amalgame  von  ihrer  Konzentration. 

Diesen  und  ähnlichen  Überlegungen  sind  die  im  folgenden  zu 
beschreibenden  Versuche  entsprungen.  Dieselben  sind  keineswegs 
abgeschlossen,  sie  befinden  sich  im  Gegenteil  noch  im  Anfangs- 
stadium; aber  ihre  Veröffentlichung  rechtfertigt  sich,  wie  ich  glaube, 
durch  den  Umstand,  dafs  einerseits  die  eingeschlagene  üntersuchungs- 
methode  so  weit  ausgearbeitet  ist,  dafs  sie  Aussicht  auf  Erfolg  ver- 


—     288     — 

spricht,  andererseits  es  noch  zahlreicher  Einzelnntersachangen  und 
eines  bedeutenden  Aufwandes  an  Zeit  bedürfen  wird,  ehe  das  f&r 
ein  umfassendes  Urteil  notwendige  Untersuchungsmaterial  vollständig 
herbeigeschafft  sein  wird. 

Bisher  sind  Natrium-  und  Kalium-,  sowie  Strontium-  und  Barjum- 
amalgam  in  den  Bereich  der  Untersuchung  gezogen  und  von  diesen 
das  Natriumamalgam  eingehender  studiert  worden.  Es  sei  daher 
dies  zunächst  besprochen. 

I.  Natriumamalgam. 

a.  Material  und  Methode. 

Das  zur  Darstellung  der  Amalgame  dienende  Quecksilber  wurde 
nach  der  von  Bbühl^  angegebenen  Methode  durch  Schütteln  mit 
einer  Lösung  von  Kaliumbichromat  in  verdünnter  Schwefelsäure 
gereinigt.  Hierbei  blieb  jedoch  die  Oberfläche  des  Quecksilbers 
stets  mit  einer  feinen  weifsen  Haut  überzogen,  welche  zwar  äufserst 
dünn  war,  sich  indessen  auch  durch  kräftiges  Abschlämmen  nicht 
entfernen  liefs.  Uberschichtet  man  aber  das  Quecksilber  mit  Wasser 
und  giebt  einen  kräftigen  6ufs  konzentrierte  Salpetersäure  hinzu, 
so  rollt  gleichsam  die  Säure  mit  grofser  Schnelligkeit  das  Häutchen 
vor  sich  A  auf.  Sobald  dies  geschehen  ist,  rührt  man  gut  durch  ein- 
ander, um  das  Quecksilber  vor  Verlusten  zu  schützen,  wäscht  die 
Salpetersäure  fort,  trocknet  das  Quecksilber  mit  Fliefspapier,  erwärmt 
es  zur  Vertreibung  der  letzten  Reste  Wasser  kurze  Zeit  auf  110^ 
und  iiltriert  es  schliefslich  durch  Leder.  Man  erhält  so  ein  vöUig 
reines,  glänzendes  und  ausgezeichnet  spiegelndes  Metall,  dessen 
Reinheit  zudem  durch  eine  Analyse  kontrolliert  wurde. 

Das  Natriumamalgam  wurde  auf  die  gewöhnliche  Weise  durch 
Zusammenschmelzen  erhalten,  und  zu  den  Versuchen  ein  etwa  2,5 
bis  3  ^iQiges  Präparat  verwendet,  welches  durch  öfteres  Umschmelzen 
von  verschlackten  Anteilen  befreit  war,  eine  fein  krjstallinische, 
kömige,  äufserst  harte  und  spröde,  silberglänzende  Masse  darstellte 
und  sich  bei  der  Analyse  als  rein  erwies.  In  gut  verschlossenen 
Gefäfsen  läfst  es  sich  monatelang  aufheben,  ohne  erheblich  durch 
Oxydation  zu  leiden;  nur  der  Glanz  wird  etwas  matter.  Durch 
Oxydation  stärker  angegriffiene  Präparate  kann  man  leicht  durch 
Umschmelzen   reinigen.      Quecksilberoxydul    und   Ätznatron    bilden 


*  Ber.  deutsch,  eheni.  Oes,  12,  204  und  576. 


—     289 

hierbei  eine  spezifisch  leichtere  Schlacke ,  unter  welcher  sich  das 
gescbmolzene,  spiegelblanke  Amalgam  leicht  abgiefsen  läfst. 

Vorläufige  Versuche  hatten  nun  gezeigt,  dafs  man  durch  Auf- 
lösen des  festen  Amalgams  in  Quecksilber  bei  höherer  Temperatur 
und  Abkühlen  der  erhaltenen  Lösung  auf  Zimmerwärme  stets  ein 
krystallisiertes  Amalgam  erhielt,  wenn  die  in  der  Hitze  dargestellte 
Lösung  mindestens  noch  0.7  7o  Natrium  enthielt.  Das  Amalgam 
krystallisierte  aus  der  Mutterlauge  in  langen  glänzenden  Nadeln 
und  glich  in  Zusammensetzung  und  Eigenschaften  dem  von  E^baot 
und  Popp  analysierten  Amalgam  NaHg^,  während  die  von  den 
Krystallen  auf  geeignete  Weise  getrennte  flüssige  Mutterlauge  zwischen 
0.63 — 0.65  7o  Natrium  gelöst  enthielt.  Die  älteren  Autoren  führen 
wiederholt  an,  dafs  sie  ihre  festen  Amalgame  durch  Abpressen  durch 
Leder  von  überschüssigem  Quecksilber  befreiten.  Es  ist  klar,  dafs 
die  abgeprefste  Flüssigkeit  in  keinem  Fall  Quecksilber,  sondern 
stets  verdünntes  Amalgam  war. 

Die  vorstehend  geschilderten  Beobachtungen  gaben  Veranlassung 
zur  Anstellung  von  systematischen  Löslichkeitsversuchen.  Zur  Aus- 
f&hrung  derselben  dienten  beim  Erwärmen  bis  auf  40^  kleine  Prä- 
paratengläser, welche  durch  Gummistopfen  und  Gummikappen  wasser- 
dicht verschliefsbar  waren,  bei  Temperaturen  über  40  ^  Probierröhren 
von  etwas  stärkerem  Glase,  welche  nach  der  Beschickung  zugeschmolzen 
wurden.  Die  Beschickung  bestand  in  den  meisten  Fällen  aus  festem 
Amalgam  und  Quecksilber  in  entsprechenden  Verhältnissen,  einige 
Male  jedoch  aus  übersättigten  Lösungen,  welche  durch  Zusammen- 
schmelzen des  festen  Amalgams  mit  Quecksilber  in  bestimmten 
Mengen  hergestellt  waren  und  noch  warm  in  die  Gläser  eingefüllt 
wurden.  Die  Einzelheiten  darüber  werden  bei  der  Mitteilung  der 
Versuchsergebnisse  jedesmal  angegeben  werden.  Hier  sei  nur  noch 
erwähnt,  dafs  beim  Vermischen  von  festem  Amalgam  und  Queck- 
silber stets  starke  Wärmeabsorption  zu  beobachten  war,  die  Auf- 
lösung der  Amalgame  also  unter  Bindung  von  Wärme  erfolgt, 
worauf  auch  schon  Bebthelot  aufmerksam  gemacht  hat. 

Im  übrigen  dienten  zur  Erwärmung  der  Proben  die  bekannten 
Einrichtungen:  bis  40^  ein  mit  einem  Flüssigkeitsthermostaten  und 
einer  durch  einen  kleinen  Heifsluftmotor  bethätigten  Schüttelvor- 
richtung ausgerüstetes  geräumiges  Wasserbad;  zwischen  40 — 100^ 
der  auch  von  Ostwald  ^  beschriebene,  aus  zwei  in  einander  gesetzten 


^  Physiko-chem.  Messungen,  S.  61. 


-     290     — 

Cylindem  aus  Kupfer  bestehende  Apparat,  von  welchen  der  äofsere 
mit  Bückflufskühler  versehene  Gylinder  die  Heizflüssigkeit  anfiummt, 
der  innere  mit  Wasser  gef&llte  als  Wasserbad  dient.  Um  auch  hier 
die  Proben  gut  durch  einander  schütteln  zu  können,  wurde  in  dem 
inneren  Gylinder  ein  horizontales,  mit  Band  versehenes  Sieb,  welches 
die  Gläschen  aufnahm,  in  energischer  Bewegung  auf  und  nieder 
gefQhrt.  Das  Sieb  war  mittels  einer  senkrecht  angelöteten  kupfernen 
Stange  mit  einer  zur  Ebene  des  Siebes  senkrechten,  exzentrischen 
Scheibe  aus  Holz  verbunden,  welche  mit  ihrer  Achse  an  einem  Stativ 
befestigt  war  und  ihrerseits  durch  einen  Heifsluftmotor  angetrieben 
wurde.  Dadurch,  dafs  die  Sieb  und  Scheibe  verbindende  Stange 
kein  Oelenk  besafs,  wurde  das  Sieb  gezwungen,  gleichzeitig  mit  der 
vertikalen  Bewegung  eine  seitliche,  gleichsam  schaukelnde  auszuführen, 
welchen  beiden  man  durch  entsprechende  Begulierung  des  Ganges 
des  Motors  eine  verhältnismäfsige  Stärke  geben  konnte. 

Nach  beendetem  Versuch  befand  sich  in  den  Gläschen  ein 
Gemenge  von  flüssigem  und  festem  Amalgam,  welche  mit  einander 
im  Gleichgewicht  waren,  von  welchen  also  das  flüssige  die  gesättigte 
Lösung  des  festen  Amalgams  bei  der  inne  gehaltenen  Temperatur 
darstellte.  Das  Gemisch  war  je  nach  der  Menge  des  auskrystalli- 
sierten  Amalgams  und  dessen  fein-  oder  grobkrystallinischer  Be- 
schaffenheit breiig  oder  mehr  oder  weniger  flüssig.  Die  Trennung 
der  beiden  Amalgame  brachte  Schwierigkeiten.  Dieselbe  muTs  ohne 
Zeitverlust  geschehen,  da  eine  jede  Verzögerung  eine  Änderung  der 
Temperatur  und  damit  eine  Änderung  in  der  Konzentration  des 
flüssigen  Amalgams  herbeifÜhK.  Zuerst  wurde  versucht,  durch  Ein- 
geben des  Amalgamgemisches  in  ein  zu  einem  Beutel  geformtes 
Waschleder  und  allmähliches  Abschnüren  und  Pressen  desselben 
eine  Trennung  zu  bewerkstelligen.  Allenfalls  würde  es  auf  diese 
Weise  möglich  sein,  wenn  man  nur  die  zuerst  durchgeprefsten  Mengen 
des  flüssigen  Amalgams  zur  Analyse  verwendet,  die  Konzentration 
der  Lösung  annähernd  festzustellen.  Das  übrige  Amalgam  ist  für 
eine  weitere  analytische  Untersuchung  vollkommen  verdorben.  Um 
nicht  bei  den  Ubelständen  dieses  Verfahrens  allzulange  verweilen 
zu  müssen,  sei  nur  darauf  hingewiesen,  dafs  die  krystallisierten 
Amalgame  durch  Beiben  und  Pressen  sich  so  leicht  und  stark  du^h 
die  Beibung  der  einzelnen  Krystalle  an  einander  erhitzen,  dafs  die 
Amalgame  butterweich  werden  und  zum  Teil  schmelzen.  Bei  brei- 
artigen Amalgamen  genügt  ein  öfteres  Hin-  und  Herschwenken  oder 
ein  wiederholtes  Aufklopfen  des  zur  Aufbewahrung  dienenden  Glases, 


—     291     — 

um  alles  Amalgam  wieder  zu  verflüssigen.  Die  Folgen  hiervon 
sind  o£fenbar.  Einerseits  besitzt  die  später  durch  das  Leder  gehende 
Mutterlauge  entsprechend  ihrer  höheren  Temperatur  eine  höhere 
Konzentration,  andererseits  gelingt  es  nicht,  aus  dem  im  Leder  ver- 
bliebenen Brei  alle  Mutterlauge  zu  entfernen.  Die  festen  Amalgame 
besitzen  nämlich  die  häufig  äufserst  fatale  Eigenschaft,  die  abgegebene 
Mutterlauge  wenigstens  zum  Teil  wie  ein  Schwamm  wieder  aufzu- 
saugen, sobald  sie  nur  in  die  geringste  Berührung  damit  kommen, 
ohne  Aussehen  und  Volum  merklich  zu  ändern.  Besonders  aus- 
gezeichnet durch  diese  Eigentümlichkeit  sind  die  grofsen  treppen- 
f&rmigen  Würfel  des  Ealiumamalgams,  wie  man  sie  von  1  cm  Eanten- 
länge  durch  Erystallisieren  aus  verdünnten  Lösungen  leicht  erhält; 
dieselben  müssen  daher  sehr  porös  sein. 

Nach  mancherlei  Versuchen  bin  ich  bei  dem  folgenden,  einfachen 
Verfahren  stehen  geblieben,  welches  mir  stets  gut  übereinstimmende 
Resultate  gegeben  hat,  so  dafs  ich  annehmen  darf,  dafs  gröfsere 
Fehler  wenigstens  bei  demselben  vermieden  werden.  Das  Amalgam- 
gemisch wird  in  einem  aus  Porzellan  gefertigten  sog.  Goochtiegel, 
dessen  durchlöcherter  Boden  mit  einem  gut  passenden  Lederscheibchen 
bedeckt  ist,  vermittelst  der  Wasserstrahlpumpe  abgesaugt.  Das 
Gläschen  wird  geöffiiet,  event.  durch  Anfeilen  und  Absprengen  der 
oberen  Kuppe,  während  sich  der  untere  Teil  desselben  mit  dem 
Amalgamgemisch  in  dem  Wasserbad  befindet,  was  bei  einiger  Übung 
keine  Schwierigkeiten  macht,  der  Inhalt  sofort  in  den  bereit  stehenden 
und  im  Trockenkasten  vorher  auf  die  entsprechende  Temperatur 
erwärmten  Goochtiegel  gegeben  und  dieser  mit  der  Pumpe  in  Ver- 
bindung gebracht.  Der  bei  weitem  gröfste  Teil  der  Mutterlauge 
geht  mit  grofser  Schnelligkeit  durch  und  wird  zweckmäfsig  gleich 
in  einem  Präparatenglas  aufgefangen.  Alles  vollzieht  sich  so  schnell, 
dafs  eine  nennenswerte  Änderung  der  Temperatur  kaum  eintreten 
kann.  Ln  Tiegel  bleibt  das  feste  Amalgam  zurück.  Man  prefst 
dasselbe  mit  einem  Pistill  möglichst  fest,  wobei  man  einige  durch 
Oxydation  entstandene  Verunreinigungen^  entfernt,  verschliefst  den 
Tiegel  mit  einem  gut  schliefsenden  Kork  und  entzieht  dem  Amalgam 
durch  möglichst  scharfes  Absaugen  noch  den  Rest  der  Mutterlauge, 
indem  man  zeitweilig  den  Stopfen  lüftet.  Die  ganze  Operation  ist 
in   wenigen  Minuten    beendet;    flüssiges   und   festes  Amalgam   sind 

^  Eine  geringe  Oxydation  dea  Amalgams  läfst  sich  bei  dem  Schütteln 
während  einer  längeren  Versuchsdauer  nicht  vermeiden. 


—     292     — 

getrennt  und  fertig  zur  Analyse.  Von  dem  festen  Amalgam  verwirft 
man  die  obere  Schicht,  da  diese  sich  gewöhnlich  etwas  oxydiert  hat. 
Für  die  Analysen  ist  nun  der  Gehalt  der  Amalgame  an  ge- 
löstem Metall  und  zwar  durch  Titration  mit  ^/,-norm.  Salzsäure 
bestimmt  worden,  da  die  Genauigkeit  der  erhaltenen  Zahlen  eine 
hinreichende  ist,  und  die  Versuche  zu  schleppend  geworden  wären, 
wenn  man  jedesmal  den  entwickelten  Wasserstoff  gemessen  und  die 
Menge  des  zurückgebliebenen  Quecksilbers  ermittelt  hätte.  Abge- 
wogene Mengen  Amalgam  wurden  mit  überschüssiger  Säure  zersetzt, 
und  der  Uberschufs  an  Säure  durch  titrierte  Barjrtlösung  unter  Ver- 
wendung von  Äthylorange  als  Indikator  zurücktitriert. 

b.  Versuchsergebnisse. 
1.  VersnchBreihe  bei  0*  (gestofsenee  Eis). 


Angewandtes 
Amalgam 


sättigte  I 
ifir*  von  / 


Übersi 

Lösung^  von 
0.87  o/o  Na   I 


Dauer  des 

Versuches 

in  Stunden 


3V. 
6V, 


Es  enthalten  100  Teile 


flüssiges     I 
Amalgam    , 


0.542 
0.541 
0.549 


festes 
Amalgam 


2.024 
2.20 


Im  Mittel:     0.544 


2.112  Teile  Natrium 


Das  feste  Amalgam  bildete  sehr  feine,  silberglänzende  Krystall- 
nadeln,  welche  nui*  schwierig  die  letzten  Reste  Mutterlauge  abgaben 
und  daher  scharf  abgesaugt  werden  mufsten. 

2.  Venuchsreihe  bei  25  ^ 


Angewandtes 
Amalgam 


Übersättigte 

Lösung  von 

0.89  «/o  Na 


Dauer  des 

Versuches 

in  Stimden 


Es  enthalten  100  Teile 
flüssiges  Amalgam 


5 

0.639 

22 

0.636 

44«/,         1 

0.687 

58             , 

0.647 

68»/4 

0.642 

75 

0.650 

Im  Mittel:     0.642  Teile  Natrium 


*  In  Bezug  auf  gew.  Temperatur;  durch  Auflösen  von  festem  Amalgam 
in  Quecksilber  hergestellt. 


298 


Angewandtes 
Amalgam 


i  Dauer  des   <    Es  enthalten  100  Teile 
Ve«uches   j     f^^. 
m  Stunden  I    ^j|^ 


festes 
Amalgam 


40  g  Amalgam 

von  2.25  <>/o  Na 

50  g  Quecksilber 

40  g  Amalgam 

von  2.72  "^Iq  Na 

50  g  Quecksilber 


3V4 


8V4 


0.644 


0.642 


2.15 


2.06 


Im  Mittel:     0.643 


2.105  Teile  Natrium 


Die  Versuchsreihe  bei  25^  mit  übersättigter  Lösung  war  die 
rate,  welche  angestellt  wurde,  und  hatte  wesentlich  den  Zweck,  die 
ieitdauer  festzulegen,  in  welcher  sich  eine  gesättigte  Lösung  herstellt. 

Da  zu  jener  Zeit  die  Technik  des  Verfahrens  noch  nicht  so 
nsgebildet  war,  wie  später,  so  waren  die  zuerst  erhaltenen  festen 
imalgame  nicht  scharf  genug  abgesaugt  worden  und  hatten  bei  der 
Lualyse  schlecht  übereinstimmende  und  zu  niedrige  Zahlen  geliefert. 
)ie  letzten  beiden  Versuche  entstammen  einer  späteren  Zeit.  Die 
Beschaffenheit  des  festen  Amalgams  war  dieselbe,  wie  die  bei  der 
origen  Versuchsreihe. 

3.  Versuclureilie  bei  30  ^ 


Angewandtes 
Amalgam 


Dauer  des 
Versuches 
in  Stunden 


Es  enthalten  100  Teile 

festes 
Amalgam 


flüssiges 
Amalgam 


30  g  Amalgam 

von  3  ®/o  Na 

50  g  Quecksilber 

Übersättigte 

Losung 

von  1.25  «/o  Na 


4V, 

3 

5V, 


0.667 
0.665 

0.671 
0.674 


2.08 
2.24 


Im  Mittel:     0.669 


4.  Vennclureihe  bei  4tO\ 


2.16  Teile  Natrium 


40  g  Amalgam 

von  2.25  "/o  Na 

40  g  Quecksilber 


Z.  morg.  Chem.  XYII. 


Im  Mittel:  0.720 


2.13  Teile  Natrium 
20 


294 


5.  Vennclureilie  bei  45.8  ^ 
Heizflüssigkeit:  Eine  entsprechend  siedende  Petrolfttherfraktion. 


Angewandtes 
Amalgam 


40  g  Amalgam 

von  2.25  <»/o  Na 

40  g  Quecksilber 

Obersättigte 

Lösung 

von  1.16  <>/o  Na 


Dauer  des 
Versuches 
in  Stunden 


} 


5 

6V, 
6V4 


Es  enthalten  100  Teile 


flüssiges 
Amalgam 


0.745 
0.732 

0.725 
0.729 


Im  Mittel:    0.733 


festes 
Amalgam 


2.10 
2.12 

2.058 
2.018 


2.07  Teile  Natrium 


6.  Venmohsreilie  bei  M.5— 56.7^ 

Heizflüssigkeit:  Aceton. 


r 

8»/4 

0.782 

2.18 

55  g  Amalgam 

von  2  %  Na 

25  g  Quecksilber 

5V, 
8 

0.800 
0.796 
0.805 

2.14 
2.20 
2.14 

9V. 

0.788 

2.15 

Im  Mitt 

el:     0.794 

2.16  Teüe 

Natrium 

7.  Venmchfreilie  bei  64.7— 64.9  <». 

Heizflüssigkeit:  Methylalkohol. 


55  g  Amalgam 
von  2  «/o  Na 
25  g  Quecksilber 


5 

0.847 

2.18 

5V4 

0.865 

2.22 

6 

0.851 

2.25 

6V, 

0.838 

2.05 

VI, 

0.871 

2.09 

Im  Mittel:    0.854 


2.16  Teile  Natrium 


40  g  Amalgam 

von  2.6  ®/o  Na 

40  g  Quecksilber 


8.  VennchBreihe  bei  81^. 
HeizflÜBsigkeit:  50%iger  Alkohol. 


4»/4 

5 


0.911 
0.926 
0.914 


1 


Im  Mittel:    0.917 


1.98 
2.03 
2.11 

2.04  TeUe  Natrium 


295 


9.  Venuchsreihe  bei  90 A\ 

HeizflOssigkeit:  lO^/oiger  Alkohol. 


Angewandtes 
Amalgam 


Dauer  des 

Versuches 

in  Stunden 


£s  enthalten  100  Teile 

festes 


flüssiges 
Amalgam 


Amalgam 


45  g  Amalgam 

von  2.6  Vo  Na 

35  g  Quecksilber 


4V, 

6V, 
7 


2.11 
2.16 
2.17 


Im  Mittel:     0.985 


10.  VenmchBreihe  bei  99.8^. 

Heizflüssigkeit:  Wasser. 


2.15  Teile  Natrium 


15  g  Amalgam 
von  2  %  Na 

65  g  Amalgam 
von  1.4  »/p  Na 


1 
1 


4 
6V4 


1.125 
1.105 
1.129 
1.035 


2.10 
2.19 
2.16 
2.15 


Im  Mittel:     1.10 


2.15  Teile  Natrium 


Übersicht  über  die  erhaltenen  Mittelwerte. 


Temperatur 

100  Teüe 
flQssiges  Amalgam 

enthalten 
Teile  Natrium 

100  Teile 
Quecksilber 

enthalten 
Teile  Natrium 

100  Teüe 

festes  Amalgam 

enthalten 

Berechnet 

für 

NaHg, 

00 

0.544 

0.547 

2.11  1 

250 

0.643 

0.647 

2.11 

e 

30« 

0.669 

0.674 

2.16 

0 

40<> 

0.720 

0.725 

2.13 

45.8« 

0.733 

0.738 

2.07 

2.250/0  Na 

56.7« 

0.794 

0.800 

2.16 

.V4 

64.9« 

0.854 

0.861 

2.16 

S 

81« 

0.917 

0.925 

2.04 

s 

90.40 

0.985 

0.995    • 

2.15 

99.8« 

1.10 

1.112 

2.15  J 

Wie  man  aus  den  vorstehenden  Versuchen  ersieht,  lassen  sich 
mit  den  Amalgamen  exakte  Löslichkeitsbestimmungen  anstellen. 
Innerhalb  des  Intervalls  0 — 100  ®  wird  derselbe  Bodenkörper  erhalten, 
welcher  in  schönen  Nadeln  krystallisiert  und  die  Zusammensetzung 
NaHgg  besitzt.  Damach  hat  den  Krystallen  von  Keaut  und  Popp 
unzweifelhaft  noch  Mutterlauge  angehaftet.    Man  wird  das  Amalgam 

20* 


—     296     — 

NaHgg  als  das  an  Quecksilber  reichste  feste  Amalgain  des  Natriums 
zu  betrachten  haben.  Alle  über  25  ^  dargestellten  gesättigten  Mutter- 
laugen scheiden  beim  Abkühlen  auf  diese  Temperatur  denselben 
Körper  ab.  Auffallend  ist  die  überaus  geringe  Löslichkeit  des 
Natiiums  in  Quecksilber,  während  nach  den  intensiven  E^cheinungen 
bei  der  Einwirkung  der  beiden  Metalle  auf  einander  wohl  bei  weitem 
höhere  Zahlen  zu  erwarten  gewesen  wären.  Allein  auch  die  Löslich- 
keit von  Kalium,  Baryum  und  Strontium  in  Quecksilber  ist  eine 
entsprechend  geringe  und  beträgt  nach  den  vorläufigen  Versuchen, 
welche  unten  noch  mitzuteilen  sein  werden,   für 

K        Na       Ba       Sr 

bei  0« 0.25     0.544     0.17       — 

bei  gewöhnlicher  Temperatur    0.45    0.643     0.38    0.90—1.00*  Teile 

auf  100  TeUe  Amalgam. 

GouY,^  welcher  für  andere  Zwecke  den  Metallgehalt  von  bei 
gewöhnlicher  Temperatur  gesättigten  Lösungen  verschiedener  Metalle 
in  Quecksilber  bestimmte^  hat  durchgehends  Zahlen  erhalten,  welche 
diese  geringe  Löslichkeit  als  Regel  erscheinen  lassen.  Er  fand  in 
100  Teilen  Amalgam  löslich  0.001  Teile  Kupfer,  0.03  Silber,  0.13 
Gold,  0.6  Zinn,  1.2  Wismut,  1.3  Blei,  1.8  Zink,  4.0  Teile  Cadmium. 
Eisen  war  unlöslich. 

Es  ist  femer  bemerkenswert,  dafs  Natrium  löslicher  als  Kalium, 
Strontium  löslicher  als  Baryum  ist  Nach  den  Untersuchungen  von 
BEBTHEiiOx'  verhalten  sich  die  verdünnten  Amalgame  der  beiden 
Alkalimetalle  auch  gegen  Wasser  umgekehrt  wie  die  Metalle  selbst. 
Wahrend  Kalium  bekanntlich  auf  Wasser  unter  weit  höherer  Wärme- 
entwickelung einwirkt  wie  Natrium,  entwickelte  ein  der  Formel 
NaHgg^  entsprechendes  Natriumamalgam  bei  seiner  Zersetzung  durch 
Wasser  etwa  60  k  mehr,  als  ein  analoges  Kaliumamalgam.  Hier- 
mit steht  auch  die  von  Kraut  und  Popp  beobachtete  Bildung  von 
Kaliumamalgam  aus  Natriumamalgam  und  Kalilauge  oder  Kalium- 
karbonat in  Beziehung.  Die  Löslichkeit  des  Natriums  in  Queck- 
silber steigt  proportional  der  Temperatur  und  nimmt  von  0 — 100** 
um  etwa  100  7o>  ^^  für  1^  um  etwa  1  ^o  zu.  Doch  stellt  das 
aus  den  erhaltenen  Zahlen  konstruierte  Stück  der  Löslichkeits- 
kurve  keine  gerade  Linie  dar.  Hierauf  wird  jedoch  erst  näher 
einzugehen  sein,  wenn  die  Löslichkeit  einer  Reihe  von  Metallen  in 

^  Die  Lösung  war  jedoch  wahrscheinlich  übersättigt 
«  Joum.  de^  Phys,  (1895)  4,  320. 
»  A.  a.  0. 


-       297     — 

Qneckailber  mit  genügender  Genauigkeit  und  vor  allem  auch  für 
Temperaturen  über  100^  festgestellt  sein  wird.  Ich  bin  mit  diesen 
Versuchen  beschäftigt  und  habe  mir  von  der  Eönigl.  Porzellan- 
manufaktur in  Berlin  bereits  einen  Apparat  ausfuhren  lassen,  welcher 
das  Erhitzen  der  Amalgame  auf  höhere  Temperaturen  und  das 
gleichzeitige  Filtrieren  des  verflüssigten  Amalgams  gestattet.  Ich 
hoffe,*  über  die  Ergebnisse  dieser  Versuche  bald  berichten  zu  können. 

Unter  der  Voraussetzung,  dafs  zwischen  0 — 100  ®  das  Natrium 
als  Amalgam  NaHg^  in  Lösung  ist,  berechnen  sich  für  die  Löslich- 
keit desselben  bezogen  auf  100  Teile  Quecksilber  folgende  Werte: 

für      0»        25»        30«        40«       4b.S^     56.7®    64.9«       81«      90.4«     99.8« 
24.33     28.79     29.98     32.25     32.83     35.58     38.30     41.14     44.26     49.46 

Teile  NaHgs. 

Das  Amalgam  besitzt  keinen  definierten  Schmelzpunkt.  Der 
Versuch  wurde  mit  gröfseren  Mengen  Substanz  in  einem  Probier- 
rohr angestellt,  welches  im  Schwefelsäurebade  bis  90^  schneller, 
von  da  langsam  erhitzt  wurde.  Die  Temperatur  des  Bades  wurde 
um  etwa  1  ^  höher  gehalten  als  die  des  Amalgams.  Dasselbe  begann 
bei  105^  zu  erweichen,  wobei  die  einzelnen  Erystallnadeln  noch 
nicht  zerfielen,  aber  an  den  Bändern  unscharf  wurden.  Bei  119^ 
war  alles  zu  einem  schwer  beweglichen  Brei  geworden,  welcher  aus 
einem  flüssigen  und  einem  höher  schmelzenden  festen  Amalgam 
bestand  und  schliefslich  bei  138 — 139^  vollkommen  dünnflüssig  wurde. 
Bei  freiwilligem  Abkühlen  im  Schwefelsäurebade  trat  schon  bei  187^ 
teilweise  Erstarrung  ein,  indem  sich  Nadeln  abschieden.  Bei  128^ 
war  alles  zu  einem  Brei  von  schönen  Nadeln  erstarrt,  welcher  bei 
103^  vollkommen  fest  war.  Dies  Verhalten  läfst  sich  so  deuten,  dafs 
das  Amalgam  NaHg^  über  105^  nicht  mehr  beständig  ist,  sondern 
unter  Verlust  von  Erystallquecksilber  in  ein  höher  konzentriertes 
Amalgam  übergeht.  Abgespaltenes  Quecksilber  und  festes  Amalgam 
treten  aber  sofort  in  Wechselwirkung  mit  einander,  indem  das  Queck- 
silber sich  bis  zu  einer  der  herrschenden  Temperatur  entsprechenden 
Konzentration  an  Amalgam  zu  sättigen  strebt.  Man  beobachtet 
also  bei  dieser  Ausführung  des  Versuches  keine  reine  Schmelz- 
erscheinung. Andererseits  zeigt  der  Versuch,  dafs  die  Konzentration 
des  flüssigen  Amalgams  bei  138^  mindestens  2,25  7o  ^^  betragen 
mufs.  Die  Löslichkeit  des  Natriums  nimmt  also  über  100^  ganz 
bedeutend  zu,  und  die  Löslichkeitskurve  wird  über  100^  bei  weitem 
steiler  verlaufen,  als  unter  100^. 


—     298     — 

Mebz  und  Weith^  haben  die  Schmelzversnche  so  angestellt, 
dafs  sie  die  flüssig  gewordenen  Anteile  des  Amalgams  stetig  ab- 
tropfen liefsen.  Unter  diesen  Bedingungen  beobachtet  man  aber 
ebenfalls  nicht  den  Schmelzpunkt  des  ursprünglichen  Materiales, 
sondern  den  eines  neuen,  während  des  Versuches  erst  entstandenen 
Amalgams.  Nach  denselben  Forschem  steigen  die  Schmelzpunkte 
fester  Natrium-  und  Ealiumamalgame  von  willkürlicher  Zusanmien- 
Setzung  mit  steigender  Konzentration  bis  zu  einem  Maximum,  um 
darüber  hinaus  wieder  zu  fallen,  Beobachtungen,  welche  Schümann  ' 
bestätigt  hat.  Auf  die  Versuche  von  Mazzotto^  über  das  Erstarren 
und  die  Verflüssigung  der  Amalgame  sei  bei  dieser  Gelegenheit 
hingewiesen. 

Durch  seine  Eigenschaft,  innerhalb  eines  so  grofsen  Temperatur- 
in tervalles  von  100^  aus  seiner  Quecksilberlösung  unverändert 
auszukrjstallisieren,  ist  das  Amalgam  NaHg^  unzweifelhaft  als  ein 
einheitliches  Individuum  charakterisiert  Hinsichtlich  seiner  Mole- 
kularstruktur kann  man  verschiedener  Meinung  sein.  Man  kann 
annehmen,  es  sei  eine  bestimmte  chemische  Verbindung,  oder  es 
liege  ihm  eine  solche  zu  Grunde,  welche  mit  Erystallquecksilber 
krystallisiert,  oder  schliefslich,  es  sei  nichts  anderes,  als  ein  mecha- 
nisches Gemenge,  eine  isomorphe  Mischung  oder  feste  Lösung.  Die 
erste  Auffassung  ist  wegen  des  leichten  Zerfalles  des  Amalgams 
beim  Schmelzen  höchst  unwahrscheinlich.  Über  die  beiden  anderen 
Möglichkeiten  läfst  sich  bisher  mehr  nur  nach  dem  chemischen 
Gefühl,  als  an  der  Hand  von  Thatsachen  urteilen.  Unserem 
chemischen  Gefühl  aber  liegt  es  entschieden  näher,  in  den  Amal- 
gamen chemische  Verbindungen  anzunehmen.  Dafür  spricht  die 
Erhöhung  des  Schmelzpunktes.  Man  könnte  daher  geneigt  sein, 
in  dem  vorliegenden  Fall  eine  Verbindung  NaHg  oder  Na,Hg  vor- 
auszusetzen, die  Formel  NaHg^  also  in  NaHg+4Hg  oder  Na^Hg 
+  9Hg  aufzulösen  und  damit  das  Amalgam  NaHg^  mit  einem 
krystallwasserhaltigen  Salz  oder  sonst  einer  Substanz  in  Ana- 
logie zu  setzen,  welche  beim  Erystallisieren  aus  einem  Lösungs- 
mittel dieses  zur  Erystallbildung  aufnimmt.  Die  Resultate  der 
erwähnten  Versuche  von  Msbz  und  Weith  über  die  Zersetzung 
der  Amalgame  beim  Erhitzen  würden  sich  mit  dieser  Auffassung 
durch  die  Voraussetzung  in  Einklang  bringen  lassen,  dafs  die  bei 

»  A.  a.  0. 

*   IVted.  Ann.  (1891)  43,  111. 

«  Zeiischr.  phys.  Chetn.  (1894)  13,  571  und  572. 


—    299     — 

diesen  Versuchen  angewandten  Temperaturen  zu  hohe  waren  und 
über  den  Zersetzungspunkten  auch  dieser  einfachsten  Amalgame 
lagen.  Dann  sollte  es  gelingen,  durch  Innehaltung  niederer  Tempera- 
turen und  unter  Beobachtung  des  Dampfdrucks  des  erhitzten  Amal- 
gams und  des  Verlaufes  der  Dampfdruckkurve  die  Bedingungen  aus- 
findig zu  machen  y  unter  welchen  die  einfachsten  Verbindungen 
zwischen  Metallen  und  Quecksilber  zu  fassen  sind. 

Diese  Verbindungen  nehmen  beim  Auflösen  in  überschüssigem 
Quecksilber  dieses  und  zwar  in  wechselnden  Verhältnissen  je  nach 
der  innegehaltenen  Temperatur  als  Erystallquecksilber  auf,  und  es 
entstehen  so  verschiedene  krystallisierte  Amalgame  eines  Metalles, 
welchen  die  gleiche  Verbindung  zu  Grunde  liegt,  genau  wie  eine 
grofse  Anzahl  von  Salzen  je  nach  den  Bedingungen  verschiedene 
Hydrate  zu  bilden  vermag.  Es  wird  daher  zunächst  von  Wichtig- 
keit sein,  die  Löslichkeitsversuche  fortzusetzen,  um  allgemein  fest- 
zustellen, welche  festen  Amalgame  bei  steigender  Temperatur 
entstehen. 

Auch  mag  als  ein  Vorteil  der  hier  eingeschlagenen  Unter- 
Buchungsmethode  hervorgehoben  werden,  dafs  dieselbe  den  Weg 
eröffnet,  die  Eigenschaften  der  Amalgame  fortan  nicht  mehr  an 
willkürlichen,  sondern  an  diesen  unter  ganz  bestimmten  Bedingungen 
entstehenden  Präparaten  zu  studieren.  Denn  es  unterliegt  wohl 
kaum  einem  Zweifel,  dafs  die  Ergebnisse  nur  solcher  Untersuchungen 
von  festen  Amalgamen  zur  Vergleichung  und  Verallgemeinerung 
herangezogen  werden  können,  welche  an  vergleichbaren  Objekten 
und  nicht  an  mehr  oder  minder  willkürlich  hergestellten  Präparaten 
d.  h.  an  unzweifelhaften  Gemischen  angestellt  worden  sind.  Auf 
diese  Ursache  sind  z.  B.  auch  die  von  Mebz  und  Wbith  ^  beobachteten 
Erscheinungen  der  Schmelztemperaturen  von  Natrium-  und  Kalium- 
amalgamen zurückzuführen.  So  wurden  beim  Natriumamalgam 
folgende  Schmelzpunkte  erhalten: 


o/o  Na 

Schmelzpunkt     : 

\  Na 

Schmelzpunkt 

'     3.0 

152—1600 

15.5 

175—1800 

4.7 

305—3150        i 

24.S 

160—1800 

9.3 

276—2990 

29.2 

175—1800 

12.7 

190—209  0 

34.0 

168— 1750 

14.0 

170—1900        i 

37.9 

152—1590 

»  L  c. 


—     300     — 

Insofern  diese  Zahlen  eine  Beurteilung  gestatten,  lassen  sie 
vermuten,  dafs  das  Präparat  mit  einem  Gehalt  von  9,3  7o  Natrium 
bereits  eine  Legierung,  d.  h.  ein  Gemenge  von  Natriumamalgam  und 
überschüssigem  Natrium  war.  Unter  dieser  Voraussetzung  sind  die 
gefundenen  Schmelzpunkte  durchaus  im  Einklang  mit  der  Theorie 
der  Schmelzpunktemiedrigung  von  Legierungen  und  speziell  mit 
den  Beobachtungen,  welche  in  neuerer  Zeit  von  Heyoook  und  NeviUiB 
bei  Schmelzpunktbestimmungen  von  Legierungen  in  grofser  Zahl 
gemacht  worden  sind.  Damit  steht  im  Zusammenhang,  dafs  die  an 
Natrium  und  Kalium  reichen  Amalgame  mit  wachsendem  Gehalt 
an  Alkalimetall  weich  wie  dieses  werden  und  das  Wasser  stürmisch, 
unter  Umständen  unter  Feuererscheinung  zersetzen,  während  die- 
jenigen festen  Amalgame,  welche  kein  freies  Metall  enthalten,  auf 
Wasser  nur  träge  einwirken. 

n.  Kaliumamalgam. 

Die  Versuche  über  Kalium-,  Baryum-  und  Strontiumamalgam 
sind  noch  nicht  weit  vorgeschritten  und  seien  daher  nur  kurz  be- 
sprochen. 

Das  Kaliumamalgam  wurde  durch  elektrolytische  Zersetzung 
von  Ghlorkaliumlösung  mittels  einer  Quecksilberkathode  in  einem 
Apparat  dargestellt,  welcher,  im  Prinzip  einem  von  Nebkst^  an- 
gegebenen Vorlesungsapparat  nachgebildet,  mit  Leichtigkeit  die  Dar- 
stellung gröfserer  Mengen  festen  Kaliumamalgams  gestattet.  Die 
Einrichtung  des  Apparates  ist  aus  nachstehender  Zeichnung  ver- 
ständlich. 

Das  in  den  Trichter  A  gegebene  Quecksilber  fliefst  aus  dem- 
selben durch  eine  Kapillare  von  möglichst  engem  Querschnitt  — 
^/j — 1  mm  —  in  Gestalt  eines  dünnen  Fadens  durch  den  im  Gefilfs 
B  befindlichen  Elektrolyten,  kalt  gesättigte  wässrige  Ghlorkalium- 
lösung. Das  entstandene  Amalgam  gelangt  durch  das  Abfiufsrohr 
in  die  Vorlage  C.  Aus  dieser  wird  es  in  kleine  Tropftrichter  ab- 
gezogen und  hieraus  vermittelst  der  Röhre  a,  welche  mit  dem'Ab- 
flufsrohr  des  Tropftrichters  durch  einen  kurzen  Gummischlauch  ver- 
bunden wird,  wieder  in  den  Trichter  A  eingefüllt.  Diesen  Ejreis- 
lauf  macht  das  Quecksilber  bezw.  das  verdünnte  Amalgam  so  lange, 
bis  es  wegen  seiner  Konsistenz  nur  mehr  in  einzelnen  Tropfen  aus 
dem  Trichter  A^  welcher  inzwischen  mit  anderen  von  immer  gröüseren 
Querschnitten  der  Rohrmündung  vertauscht  worden  ist,  herauskommt, 


i  ^ 


Zeitschr.  Ekktrochem,  3,  308;  referiert  Chem,  CentralbL  (1897)  1,  450. 


Etwa  '/,  der  natärlichen  QcOIm. 


—    302     — 

oder  bis  die  Wasserstoffentwickelung  an  dem  durchfliefsenden  Queck- 
silberfaden  zu  grofs  wird.  Es  ist  daher  zweckmäfsig,  das  Queck- 
silber recht  schnell  hinter  einander  aufzugeben,  damit  der  Elektrolyt 
durch  die  energische  Zersetzung  warm  wird,  und  das  durchfliefsende 
Amalgam  durch  die  erhöhte  Temperatur  möglichst  lange  dünnflüssig 
gehalten  wird.  In  dem  Mafse,  wie  das  Amalgam  konzentrierter 
wird,  setzt  es  in  der  Vorlage  C  festes  Amalgam  in  schönen  krystalli- 
sierten  Massen  ab.  Auch  finden  sich  nach  Beendigung  des  Ver- 
suches gewöhnlich  in  dem  Abflufsrohr  von  B  nach  dem  Abgiefsen 
des  flüssigen  Amalgams  sehr  schön  ausgebildete  Krystalle. 

Damit  das  Amalgam  durch  Oxydation  nicht  leidet,  wird  sowohl 
in  den  Trichter  Ä,  wie  in  die  Vorlage  C  und  ebenso  in  die  zum 
Transport  des  Amalgams  von  C  nach  Ä  gebrauchten  Tropflrichter 
während  der  ganzen  Versuchsdauer  gut  getrockneter  Wasserstoff 
eingeleitet.  Die  Kathode  besteht  aus  einem  Platindraht,  welcher  in 
das  Quecksilber  des  Trichters  Ä  möglichst  tief  eintaucht,  die  Anode 
aus  dünnen  Eohlestäbchen,  welche  mit  einem  Bing  aus  Eupferdraht 
Yerbunden  sind.  Wegen  des  sich  massenhaft  entwickelnden  Chlor- 
gases mufs  dieser  Bing  gut  mit  Paraffin  überzogen  werden.  Die 
Krümmung  des  Abflufsrohres  von  B  ist  so  zu  bemessen,  dafs  das 
höchste  Niveau  desselben  bei  k  etwas  unter  der  Verengung  des 
ElektrolysiergefäXses  B  bleibt.  Auf  diese  Weise  erreicht  man,  dafs 
das  im  Abflufsrohr  verbleibende  Amalgam  der  wässerigen  Ghlorkalium- 
lösung  nur  eine  sehr  kleine  Zersetzungsfläche  bietet,  —  ohnedies 
ist  die  Geschwindigkeit  der  Zersetzung  von  Kaliumamalgam  durch 
Ghlorkaliumlösung  eine  äufserst  geringe  —  und  dafs  damit  die  Elektrolyt 
und  Amalgam  trennende  Ghloroformschicht  der  Anordnung  von  Nernst 
zum  Vorteil  des  Amalgams  und  des  ISxperimentators  vermieden  wird. 
Bei  8 — 10  Volt  lassen  sich  1000  g  Quecksilber  in  4 — 5  Stunden, 
während  deren  das  Quecksilber  bezw.  das  verdünnte  Amalgam  den 
Elektrolyt  etwa  150  mal  passiert,  etwa  in  800  g  0.45  ^o^S^^  flüssiges 
und  200  g  1.5  7o^S^^  festes  Amalgam  überführen. 

Das  Gemisch  von  flüssigem  und  festem  Amalgam  wird  durch 
Absaugen  durch  den  mit  einem  Lederscheibchen  versehenen  Gooch- 
tiegel  in  bekannter  Weise  getrennt. 

Analyse  von  Mutterlaugen  verschiedener  Darstellung: 
0.47,  0.46,  0.45,  0.47,  0.45  ^/o  K  bezogen  auf  Amalgam. 

Analyse  des  festen  Amalgams  von  verschiedenen  Versuchen: 

1.57,  1.45,  1.50,  1.46  %  K. 


—     808     — 

Kühlt  man  die  oben  erhaltenen  Mutterlaugen  durch  Einstellen 
in  schmelzendes  Eis  während  einiger  Stunden  auf  0^  ab,  so  scheidet 
die  Mutterlauge  ausgezeichnet  ausgebildete,  grofse,  harte,  silber- 
glänzende Erystalle  von  ^/^ — 1  cm  Eantenlänge  ab.  Es  sind  meisten- 
teils Würfel  mit  Oktaeder-  und  Bhombendodekaederflächen  als  Ab- 
stumpfungen; häufig  sind  sie  treppenförmig  ausgebildet  und  immer 
von  ausgezeichneter  Spaltbarkeit  nach  den  Hexa^derflächen.  Sie 
schliefsen  immer  Mutterlauge  ein.  Diese  —  und  nicht  Quecksilber!  — 
wird  beim  Pressen  wenn  auch  nur  schwierig  abgegeben  und  momentan 
wieder  aufgesaugt,  wenn  sie  wieder  in  Berührung  mit  dem  Erystall 
gelangt.  Die  Erystalle  müssen  daher  f&r  die  Analyse  zerschlagen 
und  gut  abgesaugt  werden,  sonst  liefern  sie  zu  niedrige  Werte 
(1.88— 1.38  7o  E);  gut  abgeprefst  ergaben  sie  1.58  und  1.51  ^^  K. 

Gehalt  der  Mutterlaugen  yon  0^: 
0.268,  0.271,  0.254,  0.253,  0.279,  0.267  7o  K. 

Das  feste  Amalgam  läfst  sich  sehr  leicht  schmelzen.  Bei  lang- 
samer Abkühlung  krystallisiert  es  wiederum  in  ausgezeichneten 
Würfeln,  wie  denn  überhaupt  von  den  Amalgamen  der  Alkali-  und 
Erdalkalimetalle  das  des  Ealiums  das  schönste  und  am  leichtesten 
zu  handhabende  ist.  Die  Würfel  hatten  nach  der  Analyse  einen 
Gehalt  von  1.62  und  1.57  7^  E.  Die  Formel  EHg^g  verlangt  1.60  7^  E. 

Somit,  auch  ihren  Eigenschaften  nach,  sind  diese  Erystalle  iden- 
tisch mit  denen,  welche  Ebaut  und  Popp  durch  Zersetzung  von  Ea* 
liumkarbonat  mit  Natriumamalgam  wenn  auch  nicht  ganz  frei  von  Na- 
trium erhalten  hatten. 

nL  Baryumamalgam. 

Baryumamalgam  ist  durch  Elektrolyse  einer  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  gesättigten  Chlorbaryumlösung  sowohl  in  dem  oben  be- 
schriebenen Apparat  als  auch  nach  der  gewöhnlichen  Methode  mit 
Quecksilber  als  Eathode  dargestellt  worden;  später  ausschliefslich 
nach  der  zweiten  Methode,  weil  das  Baryumamalgam  so  sehr  leicht 
entsteht  und  diese  sich  durch  ihre  gröfsere  Einfachheit  empfiehlt. 
Man  kann  dieselbe  sogar  als  Vorlesungsversuch  verwenden,  um  die 
Entstehung  der  Amalgame  durch  Elektrolyse  zu  zeigen.  Denn  schon 
nach  kurzer  Versuchsdauer  wachsen  aus  dem  Quecksilber  baum- 
artige, verästelte  Gebilde  heraus,  welche  einen  hübschen  Anblick 
gewähren  und  binnen  kurzer  Frist  den  ganzen  Zwischenraum  zwischen 
Eathode  und   Anode   erfüllen.      Nach   Beendigung    des   Versuches 


304 


erhält  man  auch  hier  wieder  festes  und  flüssiges  Amalgam  neben 
einander  y  welche  nach  der  mehr&ch  beschriebenen  Weise  von  ein- 
ander getrennt  werden.  Bisher  sind  nur  zwei  genaue  Versuchs- 
reihen, bei  64.7®  und  bei  81®,  ausgeführt  worden,  und  zwar  um 
zunächst  die  wahre  Zusammensetzung  des  erhaltenen  festen  Amal- 
gams sicher  zu  ermitteln.  Erfahrungsgemäfs  schliefsen  die  bei  diesen 
Temperaturen  entstehenden  Krystalle  bei  weitem  weniger  Mutter- 
lauge ein  und  sind  auch  leichter  durch  Absaugen  von  anhaftender 
Flüssigkeit  zu  befreien,  als  die  bei  gewöhnlicher  Temperatur  ge- 
bildeten Krystalle,  so  dafs  die  bei  der  Analyse  jener  Präparate  ge- 
fundenen Zahlen  meistens  zuverlässiger  sind.  Die  folgenden  Versuchs- 
ergebnisse werden  dies  zeigen. 


Gehalt  des  ursprünglichen    flüssigen 

0.333  ö/o  Ba 
0.327  „ 
0.309 


>i 


»»      u 


festen  Amalgams  bei  21*: 
4.80  ö/o  Ba 
4.79 
4.97  „ 
5.12 
bezogen  auf  Amalgam. 


>»     »» 


» 


»    >» 


Gehalt  der  Mutterlauge  bei  0^: 

0.160  o/o  Ba. 
0.171  „ 
0.178 


»» 


» 


>» 


Versuchsreihe  bei  64.7  ^ 

Heizflüssigkeit:  Methylalkohol 


Angewandtes 
Amalgam 


25  g  Amalgam 

von  5  ^'o  Ba 

55  g  Quecksilber 


Dauer  des 

Versuches 

in  Stunden 


3 
4 
6 


Es  enthalten  100  Teile 

festes 
Amalgam 


flüssiges 
Amalgam 


0.790 
0.820 
0.830 


Im  Mittel:     0.813 


5.27 
5.08 
5.17 


5.17  Teile  Baiyum 


Yeranohsreihe  bei  81  <^. 

Heizflüssigkeit:  50^/oiger  Alkohol. 


30  g  Amalgam 

von  5  <>/o  Ba 

50  g  Quecksilber 


1 
3 

3 

4 

0 

1 

0.976 
0.952 
1.006 
0.942 

5.25 
5.27 
5.22 
5.20 

Im  Mittel: 

0.969 

5.24  Teile  Bazyum 

—     305     — 

Der  Formel  BaHg^,  entsprechen  5.40  7o  Ba;  ^i©  i^  ^^^  beiden 
Versuchsreihen  für  die  festen  Baryumamalgame  gefundenen  Mittel« 
werte  weichen  von  dem  theoretischen  nur  um  3 — 4^0  ab.  Dem 
festen  Baryumamalgam  kommt  demnach  die  Formel  BaHg^^  zu. 
Man  wird  annehmen  dürfen,  dafs  auch  das  ursprüngliche  feste  Amal- 
gam dieselbe  Zusammensetzung  besitzt,  und  dafs  den  analysierten 
Präparaten  nur  noch  Mutterlauge  angehaftet  hat.  Das  Baryum- 
amalgam krystallisiert  in  harten,  glänzenden,  kleinen  Würfeln  mit 
vielfach  abgestumpften  Kanten  und  Ecken.  Wie  seine  Lösung,  so 
oxydiert  es  sich  selbst  an  der  Luft  äufserst  energisch  und  überzieht 
sich  mit  einer  grauen  Haut.  Aus  demselben  Grunde  läfst  es  sich 
auch  an  der  Luft  nicht  schmelzen.  Dagegen  wird  es  von  Wasser 
äufserst  träge  zersetzt,  so  dafs  man  oxydierte  Präparate  durch  Ab- 
spülen mit  Wasser  wieder  reinigen  kann. 

GuNTz    und   FfiBfiE^   haben    für    ein   krystallisiertes   Baryum- 
amalgam,  welches   sie   aus   dem  ursprünglichen,  elektrolytisch  ge- 
wonnenen in  der  Weise  erhielten,   dafs  sie  jenes  in  einem  Leder- 
beutel abprefsten  und  dann  erhitzten  (?),  4.03  und  4.29^0  ßa>  ent- 
sprechend einer  Formel  BaHg^^,  gefunden.    Unter  einem  Druck  von 
200  kg  auf  5  qcm  ging  dieses  Amalgam  unter  Verlust  von  Queck- 
silber  in   ein   Amalgam   von   der  Zusammensetzung  BaHg^,    über. 
Die  genannten  Forscher  haben  leider  versäumt,  die  von  dem  Amalgam 
BaHgjg  abgeprefste  Flüssigkeit  zu  untersuchen,   ob  dieselbe  in  der 
That   Quecksilber  oder  nicht   vielmehr   verdünntes   Amalgam   war. 
Wenigstens  geben  sie  nichts  darüber  an.     Die  Existenz  des  Amal- 
gams BaHg^Q  erscheint  daher  fraglich,  und  die  von  Güntz  und  FIhb^e 
erhaltenen   niedrigen   Zahlen   werden   darauf   zurückzuführen    sein, 
dafs  sie  noch  nicht  völlig  von  Mutterlauge  befreite  Präparate  analy- 
siert haben. 

rv.  Strontiumamalgam. 

Das  Strontiumamalgam,  das  nach  den  bisherigen  Erfahrungen 
am  wenigsten  angenehm  zu  handhabende  Amalgam,  wurde  durch 
Elektrolyse  einer  gesättigten  Chlorstrontiumlösung  gewonnen.  Während 
8ich  bei  der  Darstellung  des  Baryumamalgams  nur  sehr  geringe 
Mengen  Wasserstoff  an  der  Kathode  entwickeln,  entweichen  bei  der 
Elektrolyse  der  Chlorstrontiumlösung  grofse  Mengen  des  Gases, 
welche  von  der  Zersetzung  des  Wassers  durch  das  entstandene 
Strontiumamalgam  herrühren.   Der  Elektrolyt  wird  durch  die  massen- 


1  BulL  Soc.  Chim.  1896,  884. 


200  B  flQBdges  Amalgam 
von  0.685  %  Ni-UehaTt  und 

2. 
250  g  flüssiges  Atnalgam 

von  0.685  "/,  Na-Gehalt  und    i 

3. 

200  t  ü&sägu  Anaka 

■von  0.685  "/,  Na-GehiTl 

100  ccm  Watsar 

tSO  ccm  Wasser 

tOOccm  >;„-M>nii 

Nia 

S^ 

<ill 

ril 

irli 

«Z 

Zeit 

m 

Zeit 

!l 

Zeit 

i 

Stunden 

..  *. 

..  1  _ 

Stunden 

g 

e 

Stunden 

e 

Nach 

Nach 

! 

Nach 

! 

2 

0.0X80 

0.0066 

S 

0.1725    !     0.0218 

eV, 

0.0700 

0.0 

*'l. 

0.0451 

0.011& 

24 

0.4227    1     0,0166 

22  V. 

0.1652 

0,0 

8 

o.oses 

33 

0.5177    ,     0.0106 

48'/, 

1     0.2436 

0.» 

24 

0.3813 

' 

49V, 

0.6902         0.0104 

71 

0.3052 

0.01 

49'/, 

0.7249 

■ 

56 

0.7592    1     0.0106 

84 

0.3572 

0.01 

56V, 

0.8059 

0.008& 

77V, 

0.8627    1     0.0048 

118 

0.4276 

o.« 

72 

0.9417 

0.0070 

121V, 

1.0524    !     0.0044 

216 

0.5984 

0.01 

80'/. 

1.0015 

o.ooie 

129';, 

1.0869    1     0-0044 

310 

0.7808 

0.« 

94V, 

1.0699 

0.0074 

U3V, 

1.1569         0  0050 

382 

.     0.9266 

0.« 

102V, 

1.1289 

0.0026 

1727, 

1.2939    1     0.00Ö2 

478 

1.0388 

0,00 

HB'/, 

1.1695 

0.0088 

189'/, 

1,3974         0,0060 

598 

,      1.1378 

O.O0 

127V, 

1.2037 

0.0024 
0.004! 

215V, 

1.5182    1     0.0040 

IM 

1.2429 

238V, 

1.6389    '     0.0052 

I50V, 
172  V, 

1.2704 

0,0020 

287V, 

1.7252    1     0.0018 

1.3136 

Amalgam 

Amalgam  vollständig  lersetzt. 


hafte  Bildong  von  Strontininctilorat,  welches  durch  E^dampfen  in 
schßoen  langen  Nadeln  zn  gewinnen  ist,  sehr  bald  erschlipfb,  nnd 
dio  Änsbeuten  an  Amalgam  sind  keine  gnten.  Das  erhaltene  Gemisch 
Ton  festem  und  flllssigem  Amalgam  bildet,  weil  das  feste  Amalgam 
aus  äufserst  feinen  Krystallen  besteht,  das  flüssige  Amalgam  aber 
übersättigt  und  dickflUBsig  ist,  einen  zähen  Brei,  welcher  sich  an 
der  Luft  sehr  leicht  oxydiert  und  nur  schwierig  abzusaugen  ist 
Dasselbe  war  bei  den  Löslichkeitsversuchen  der  Fall,  so  dafs  die 
Resultate,  welche  bisher  noch  nicht  einworfsfrei  sind,  nicht  im  einzelnen 
mitgeteilt  werden  sollen.  Die  Beobachtung,  dals  aus  den  gesättigten 
bezw.  übersättigten  Lösungen  des  Amalgams  bei  ruhigem  Stehen 
grofse,  äufserst  harte,  silberglänzende  Krystalle  mit  allerdings  wenig 
scharf  ausgebildeten  Flächen  und  Kanten  auski^'stallisieren,  zeigt 
den   Weg,   wie  die  Schwierigkeiten    zn   Überwinden    sein   werden. 


4. 

1  flOtBiees  Amalgam 
).68&  •/rN»-Gehalt  und 
GOi  '/»-"onn.  N«,CO, 

5. 

280  a  flüssiges  Amalgam 

von  0.885  %  Na-Gehalt  und 

160  cc»  V.-Bomi.  NiOH 

6. 
2S0  g  Meeigea  Amalgam 

ISOccm  '/.o-n«™'-  N>OH 

m 

li 

e 

Zeit 
Standen 

:4 

e 

Zeit 
Standen 

II 

S 

, 

Nach 

Nach 

, 

0.1660         0,0094 

1 

0.2850 

0.2250 

1'/. 

0.1380 

0.0980 

, 

0.3807         0.0066 

2 

0.4640 

0.2595 

2'/, 

0.1558 

0.0174 

0.4872         0.0026 

3 

0.H475 

0.3630 

8'/, 

0.8106 

0.0258 

0.6037         0.0042 

i 

1.BS15    1     0.4140 

9 

0.3451 

0.0690 

0.8177         0.0022 

5 

1.S590    '     0.3975 

24',', 

1.0351 

0.0446 

1.0033         0.0020 

6 

1.8840         0.2250 

32'/. 

1.8686 

0.0410 

1.1025         0.0014 

7 

1.9185    1     0.0345 

48'/, 

1.7288 

0.0228 

1.3227         O.0O06 

Amalgam 

YOÜBtändig  lereetit. 

Amalgam 

vollständig  zersetzt 

nn 

cb  abgebrc 

Khen. 

Das  orBprUDgUcbi  erhaltene  flässige  Amalgam  enthielt  0.96  bezw. 
1.22  "/q  Sr,  war  aber  ohne  Zweifel  fibersättigt,  da  ee  nach  längerer 
Zeit  ebenfalls  die  oben  beschriebenen  Erystalle  absetzte.  Von  diesen 
Eryatallen  sind  eine  grofse  Anzahl  mit  demselben  Ergebnis:  3.28, 
3.16,  3.27,  3.06,  3.23  "/o  Sr.  (bezogen  auf  Amalgam)  analjsiert  worden, 
während  der  Gehalt  des  nrsprünglichen  festen  Amalgams  zu  3.61, 
8.64,  3.73,  3.69  7o  Sr  gefunden  wurde.  Es  ist  anzunehmen,  dafs 
diese  Fiftparate  identisch  sind  und  nach  gehöriger  Entfernung  der 
Mutterlauge  die  Zusammensetzung  SrHg^j  besitzen ,  nach  welcher 
sich  3.82  "/q  Sr  berechnen.  Die  bei  den  LöslichkeitsTersuchen  bei 
64 '*  bezw.  81  **  erhaltenen  fester  Amalgame  gaben  noch  wenig  über- 
einstimmende Zahlen:  5.22,  5.03,  5.66,  4.20,  4.54,  4.91,  5.06  V^Sr, 
während  die  Formel  SrEgg  5.17  "/^  Sr  verlangt  Ob  in  der  That 
beim  Strontium    schon    unter    IOC*    verschiedene    feste   Amalgame 


—     808     — 

bestehen,  werden  die  systematisch  durchgeführten  Löslichkeitsversache 
lehren.  Die  Konzentrationen  der  Lösungen  betrugen  für  64.7®  etwa 
1.50 7o,  fiir  81«  etwa  1.62  7^  Strontium;  sie  sind  also  erheblich 
höher,  als  die  des  Baryumamalgams  bei  den  entsprechenden  Tem- 
peraturen. 

GüNTZ  und  F£b£e  ^  haben  durch  Elektrolyse  von  Chlorstrontium- 
lösung ebenfalls  Strontiumamalgam  dargestellt.  Beim  Abpressen 
des  Amalgams  mit  der  Hand  in  einem  Lederbeutel  blieb  ein  krystalli- 
siertes  Amalgam  von  der  Zusammensetzung  SrHg^^  (Theorie  8.02  7o  Sr) 
zurück.  Durch  Ausübung  eines  Druckes  von  200  kg  auf  1  qcm  ging 
dieses  unter  Verlust  von  Quecksilber  in  ein  Amalgam  SrEg^  über. 

Auch  hier  wird,  wie  bei  dem  entsprechenden  Versuch  der 
beiden  Autoren  mit  Baryumamalgam ,  das  abgeprefste  Quecksilber 
verdünntes  Amalgam  gewesen  und  die  Existenz  des  Amalgams  SrHg^^ 
demnach  zu  bezweifeln  sein. 

Schliefslich  seien  noch  kurz  einige  Beobachtungen  erwähnt, 
welche  bei  der  Zersetzung  von  Natriumamalgam  durch  Wasser  bezw. 
Natronlauge  oder  Natriumsalzlösungen  gemacht  worden  sind  und 
zur  Anstellung  weniger  vorläufiger  Versuche  geführt  haben.  Die- 
selben wurden  so  ausgeführt,  dafs  flüssiges  Amalgam  von  0.685  ^/^^ 
Natriumgehalt  mit  Wasser  oder  der  betreffenden  Lösung  überschichtet, 
und  bei  konstant  auf  20^  gehaltener  Temperatur  die  Zunahme  des 
Titers  in  bestimmten  Zeiträumen  ermittelt  wurde.  Die  folgende 
Tabelle  enthält  die  aus  den  Versuchen  berechneten  Zahlen. 

(Siehe  Tabelle  auf  S.  806  und  307.) 

Die  Zahlen  machen  keinen  Anspruch  auf  besondere  Genauig- 
keit. Sie  lassen  jedoch  deutlich  ersehen,  dafs  die  Zersetzung  des 
Natriumamalgams  —  und,  wie  hinzugefügt  sein  mag,  aller  bisher 
untersuchter  Amalgame  —  durch  Wasser  nicht  stürmisch,  wie  man 
es  meist  angegeben  findet,  sondern  im  Gegenteil  nur  sehr  langsam 
verläuft.  Auch  werden  die  festen  Amalgame,  welche  keine  freien 
Metalle  mehr  enthalten,  durchaus  nicht  schneller  zersetzt  Ent- 
sprechend der  Theorie  erfährt  die  Reaktion  mit  der  Menge  der  ent- 
stehenden Natronlauge  eine  fortwährende  Verzögerung.  Ghlomatrium 
und  Soda  verzögern  die  Auflösungsgeschwindigkeit  des  Amalgams 
etwa  3  mal  so  stark,  als  die  bei  der  Zersetzung  des  Amalgams 
durch  Wasser  entstehende  Natronlauge.     Höchst  auffallend  jedoch 

'  BiäL  Soe.  Chim.  1897,  890. 


—    809    — 

war  die  Einwirkung  von  Natronlauge,  welche  aus  dem  sogenannten 
reinen  Atznatron  des  Handels  hergestellt  war.  (Versuch  5  und  6  der 
Tabelle.)  Das  Amalgam  wurde  unter  stürmischer  Wasserstoffent- 
wickelung zersetzt  y  und  die  Zersetzung  verlief  bei  stärkeren  als 
^/^-norm.  Laugen  so  aufserordentlich  schnell,  dafs  an  ein  quantita- 
tives Verfolgen  der  Beaktion  nicht  zu  denken  war. 

Bei  ^/^-norm.  Lauge  geht  die  Zersetzung  des  Amalgams  noch 
etwa  40  mal,  bei  ^I^Q^nonn.  Lauge  ungefähr  5  mal  schneller  vor  sich, 
wie  die  Zersetzung  durch  Wasser  bezw.  die  entstehende  Natronlauge.^ 
Da  die  Natronlauge  an  sich  somit  nicht  der  Grund  für  die  über- 
raschende Erscheinung  sein  konnte,  wurde  das  Ätznatron  analysiert 
und  neben  Kieselsäure  Elisen,  Zink  und  Aluminium,  wenn  auch  nur 
in  geringen  Mengen  angefunden.  Beine  Natronlauge,  aus  Natrium 
oder  Natriumamalgam  bereitet,  zersetzt  Natriumamalgam  durchaus 
langsam.  Versetzt  man  dieselbe  aber  mit  der  Auflösung  eines 
Metalles,  dessen. Hydroxyd  in  Natronlauge  löslich  ist,  in  geringer 
Menge,  z.  B.  mit  Zinksulfat-  oder  Bleiacetatlösung,  so  erfolgt  so- 
fort mehr  oder  minder  energische  Wasserstoffentwickelung.  Die 
stürmische  Wasserstoffentbindung  bei  der  Einwirkung  der  gewöhn- 
lichen Natronlauge  auf  das  Amalgam  beruht  also  unzweifelhaft  auf 
der  Anwesenheit  jener  Metalle  und  wird  wahrscheinlich  auf  elek- 
trische oder  katalytische  Ursachen  zurückzuführen  sein.  Hierüber 
sollen  jedoch  fernere  Versuche  erst  entscheiden.  An  diesen  werden 
sich  die  Herren  stud.  H.  Iggena  und  H.  Winter  beteiligen.  Herrn 
Iggena  verdanke  ich  die  Analysen  der  Baryum-  und  Strontium- 
amalgame. 

Vor  allem  aber  möchte  ich  Herrn  Dr.  W.  Böttgee  für  die 
ausgezeichnete  und  unermüdliche  Hilfe,  mit  welcher  er  mich  während 
seines  Hierseins  bei  einem  Teil  der  Versuche  unterstützt  hat,  auch 
an  dieser  Stelle  meinen  allerherzlichsten  Dank  sagen. 

*  A.  v.  Baeyer  liat  bei  Gelegenheit  seiner  Arbeiten  über  die  Reduktion  der 
TerephtalsSure  mit  Natriuniamalgam  (^wn.  Cßiem.  2r>l,288)  ähnliche  Versuche 
mitgeteilt. 

Oötlingen^  Chemisches  Listitnt  der  UniversUüty  im  April  189ti. 
Bei  der  Redaktion  eingegangen  am   10.  April  1898. 


Z.  anorg.  Cheiu.  XVII.  21 


Ober  Praseodidym  und  dessen  wichtigste  Verbindungen.' 

Von 

Cabl  von  Sohele. 

Einleitung. 

Wegen  des  Verhaltens  des  Didymoxyds  bei  Erhitzung  war  die 
Einheitlichkeit  dieses  Stoffes  schon  früh  in  Zweifel  gezogen  worden. 
So  sagt  Clevb  z.  B:^  „Es  dürfte  hier  angeführt  werden,  dafs  es 
nicht  unmöglich  sei,  dafs  es  in  dem  Didymoxyde  ein  neues  Element 
gäbe,  welches  die  Ursache  der  braunen  Farbe  ist,  die  das  Didym- 
oxyd  beim  Glühen  in  der  Luft  annimmt."  1885  ist  es  Aüeb  von 
Welsbach  gelungen,^  den  Stoff,  der  die  Ursache  der  braunen  Farbe 
des  Didymoxyds  war,  zu  isolieren.  Er  nannte  diesen  Stoff  Praseodym 
(eigentlich  Praseodidym)*  wegen  der  grünen  Farbe,  welche  die  Salze 
charakterisiert.  Die  Methode,  die  er  verwandte,  bestand  in  einer 
wiederholten  Umkrystallisation  der  gemischten  Lanthan-  und  Didym- 
nitrate,  wobei  das  Praseodidym  zuerst  dem  Lanthan  folgt,  wovon 
es  aber  getrennt  werden  kann  durch  fortgesetztes  Fraktionieren. 
Die  Arbeit  von  Welsbach  über  das  Praseodidym  beschränkt  sich 
auf  die  Isolierung  dieses  Stoffes,  auf  eine  provisorische  Bestimmung 
des  Atomgewichtes  und  der  Konstitution  des  Superoxyds,  und  eine 
Spektraltafel  der  Absorptionslinien.  Die  später  folgenden  Arbeiten 
über  Praseodidym  sind  so  gut  wie  ausschliefslich  von  spektralana- 
lytischem Lihalt. 

Einige   Jahre    nach    der   Darstellung    des    Praseodidyms    von 


*  Ins  Deutsche  übertragen  von  C.  Reutercrona. 

*  „tiber  einige  Lanthan-  und  Didymvereinigungen**  {Übersieht  der  Ver- 
handlungen der  kgL  unssenschnfÜ.  Akademie  1878), 

'  AuER  VON  Welsbach:  „Die  Zerlegung  des  Didyms  in  seine  Elemente" 
(Monatsh,  Chem,  [1885]  6,  477). 

*  In  vorliegender  Arbeit  ist  die  freilich  etwas  längere,  aber,  wie  es  mir 
scheint,  bessere  Benennung  Praseodidym  verwendet  worden,  welche  auch  die- 
jenige ist,  die  von  allen  Forschern  dieses  Gebietes,  mit  Ausnahme  von  Wbls- 
BACH,  verwendet  worden  ist. 


—     311     — 

Welsbach  unternahmen  Krüss  und  Nilson^  eine  spektroskopische 
Untersuchung  einer  Menge  Präparate  verschiedener  Erdminerale, 
wobei  sie  zu  dem  Schlufs  kommen,  dafs  jedes  Absorptionsmaximum 
eine  spezielle  Erde  charakterisiert. 

Praseodidym  bestand  demnach  aus  vier  Komponenten: 

l 

Di4 482.0 

Dix 469.0 

Di« 445.1 

Di, 444.7 

wenn  X  bezeichnet:  „Charakteristische  Linie  im  Absorptionsspektrum 
der  Nitratlösung  des  Elementes."  Für  die  Absorption  in  Gelb  geben 
spätere  Forscher  die  Absorptionsmaxima  bis  X  596.7  und  591.7  an. 
ICbüss  und  Nilsen  haben  nur  die  letzteren  beobachtet  —  ohne 
Zweifel  wegen  der  geringen  Menge  Praseodidym,  die  in  dem  von 
ihnen  verwendeten  Präparate  vorhanden  war  —  und  von  so  geringer 
Intensität,  dafs  sie  keine  festen  Schlüsse  hinsichtlich  deren  Zu- 
sammengehörigkeit mit  einer   der   übrigen  Linien   ziehen   konnten. 

Hiemach  wurde  der  Gegenstand  von  Bettendobpf  ^  aufgenommen 
und  einige  Jahre  später  von  Schottländer. ^  Die  BETTENDORFF'schen 
Untersuchungen  scheinen  die  von  Erüss  und  Nilson  aufgestellte 
Theorie  zu  bestätigen,  denn  bei  spektroskopischer  Prüfung  der 
Mutterlaugen,  die  er  bei  seinem  Versuch,  Praseodidym  nach  der 
Methode  von  Welsbach  herzustellen,  gefunden  hatte,  kam  er  zu 
dem  Resultate,  dafs  auch  dieser  Stoff  zerteilt  worden  war,  indem 
er  Fraktionen  erhielt,  die  nur  Absorptionsbänder  in  Blau  gaben. 
Schottländer  kam  bei  seinen  Untersuchungen  keineswegs  zu  diesem 
Resultat.  Dagegen  hält  er  für  wahrscheinlich,  dafs  Praseodidym 
aus  einer  Mischung  von  zwei  Elementen  besteht,  deren  Oxyde  nach 
dem  Glühen  in  der  Luft  die  Formeln  RjOg  und  RO,  haben,  dieses 
wegen  des  geringen  Gehaltes  an  Sauerstoff  in  dem  Superoxyde. 
Schottländer  giebt  an,  dafs  die  Absorptionsmaxima  der  Praseo- 
didymnitrate  bei 


'  G.  Krüss  und  L.  F.  Nilson:    „Studien  über  die  Komponenten  der  Ab- 
sorptionsspektra seltener  Erden'*  (Ber.  deutsch,  ehem.  Oes.  [1887]  |2!  20,  2134). 

*  Bettendorff:  „Studien  über  die  Erden  der  Cerium-  und  Yttriumgruppe" 
{Ann.  Chem.  Phar^yi.  [1891]  256,  159). 

•  P.  Schottländer:     „Untersuchungen  über  die  Metalle  der  Cer-Gruppe" 
(II.  Abhandlung)  (Ber.  deutsch,  ehem.  Ge.9.  [1892|  [l]  25,  569). 

21* 


—     312    — 

X  =596.7 
590.0 
481.1 
468.9 
443.9 

liegen. 

Endlich  ist  das  Spektrum    des   Praseodidyms    von   Fobsltng^ 
untersucht  worden  und  seine  Werte  für  die  Absorption: 

A= 596.6 
591.7 
481.8 
468.7 
445—442 

stimmen  gut  mit  denen  Bettendorfp's  tiberein.  —  Was  jetzt  die  Hypo- 
these von  Ebüss  und  Nilson  betrifft,  dafs  wenigstens  vier  Komponenten 
von  Praseodidym  existieren,  giebt  es  bei  keinem  von  den  übrigen  For- 
schem dieses  Gebietes,  möglicherweise  mit  Ausnahme  von  Betten- 
DOBFF,  und  auch  nicht  in  dieser  Arbeit  irgend  eine  Thatsache,  welche 
dieselbe  bestätigen  kann.  Bettendobff  glaubt  freilich  die  Ab- 
sorption in  Gelb  wegfraktioniert  zu  haben,  aber  die  Bänder  in  Blau 
begleiten  einander  immer.  Die  langwierigen  Fraktionierongen,  die 
von  Welsbach,  SchottiiANDEB  und  mir  vorgenommen  worden  sind, 
haben  nicht  irgend  welche  Variation  in  diesen  Bändern  gezeigt  — 
Die  Unhaltbarkeit  der  KRüS8-NiLS0N*schen  Theorie  und  die  Fehl- 
schlüsse, zu  welchen  sie  führen  kann,  sind  besonders  von  Sohottlan- 
DEB  hervorgehoben  worden.  —  Bettendobff  schreibt:*  „Sie  (Ebüss 
und  NiiiSON)  gelangten  bei  ihren  Untersuchungen  zu  der  Vermutung, 
dafs  auch  Aüeb  von  Welsbach's  Neodidym  und  Praseodidym  Ge- 
menge verschiedener  Erden  sein  müssen.  Ftir  die  letztere  Kom- 
ponente des  Didyms  hat  sich  diese  Vermutung  als  richtig  gezeigt^^ 
Dieses  ist  die  einzige  Stelle  in  der  Abhandlung  von  Betten- 
dobff, wo  er  die  Spaltung  des  Praseodidyms  erwähnt.  Er  glaubt, 
dafs  eine  solche  stattgefunden  hat  der  Spektralverhältnisse  wegen, 
die  aus  einer  beigefügten  Tafel  sich  ergeben.  Das  Ausgangsmaterial 
zu  den  Bettendobit' sehen  Untersuchungen  bestand  aus  einem  stark 
lanthanhaltigen  Didymmaterial,  das  er  nach  der  Methode  von  Wi-xs- 
BACii  fraktioniert  und  in    23  Fraktionen  geteilt  hatte,   von   denen 


^  S.  FoBSLiNo:  „Ober  die  Absorptioiisspektra  des  Didyms  und  des  Sama- 
riums" (Beilage  zu  den  Verhandluniien  der  kgL  Akademie  der  Wissenschaften^ 
Band  18  |I.  Abteil.]  Nr.  4  und  10). 

*  Augef.  Arb.  S.  166. 


-      313     — 

Fraktion  28  als  reines  Lanthan  erkannt  ¥nirde.  Von  diesen  Frak- 
tionen hat  er  eine  Platte  des  Sulfates,  Dicke  0.27  mm,  von  den 
Matterlaugen  2,  7,  12  und  18  spektroskopisch  untersucht.  Von 
diesen  zeigt  die  Mutterlauge  2  vollständig  das  Spektrum  des  alten 
Didyms,  die  Mutterlauge  18  nur  die  Praseodidymbänder  in  Blau. 
Jetzt  kann  man  sich  fragen:  wenn  ich  nach  der  Methode  W£L8- 
bach's  eine  Mischung  von  Lanthan  und  Didym  fraktioniere  und 
wenn  eine  der  Fraktionen  nach  dem  Lanthan  zu  ein  solches  Ab- 
sorptionsspektrum wie  die  Mutterlauge  18  Bettendgbff's  zeigt, 
ist  es  dann  wahrscheinlich,  dafs,  weil  in  diesem  Spektrum  nur 
die  Absorption  in  Blau  beobachtet  werden  kann,  eine  Zerteilung 
des  Praseodidyms  stattgefunden  hat?  Mir  scheint,  dafs  ein  solcher 
Schlufs  voreilig  ist.  Sowohl  Bettendorff  als  Sohottländeb  geben 
die  Intensität  der  Absorption  des  Praseodidyms  in  der  Nähe  der 
J9-Linie  schwächer  als  die  Intensität  in  dem  blauen  Feld  an. 
Die  Möglichkeit  ist  dann  nicht  ausgeschlossen,  dafs  bei  Betten- 
dorff keine  Zerteilung  des  Praseodidyms  stattgefunden  hat,  son- 
dern der  Gehalt  des  Lanthans,  der  ohne  Zweifel  in  der  Mutter- 
lauge 18  zugegen  ist,  ¥drkt,  als  ob  die  Lösung  des  Praseodidyms 
verdünnt  worden  wäre,  wobei  die  Intensität  der  Bänder  abnimmt, 
und  das  Band  an  J9,  das  an  Intensität  den  übrigen  sehr  bedeutend 
nachsteht,  zuerst  ausgelöscht  wird.  Auch  Sohottländeb  hat  eine 
Tafel  über  die  Absorptionsspektra  in  Fraktionen  gemacht,  dargestellt 
nach  der  Methode  Welsbacu's.  Von  diesen  enthalten  Fraktion  I 
und  die  Fraktionen  in  deren  Nähe  Lanthan  und  die  Fraktionen  in 
entgegengesetzter  Richtung  enthalten  Didym.  In  Fraktion  I,  nach 
Angabe  stark  lanthanhaltig,  zeigt  sich  auf  der  Figur  Scuottländeb's 
die  Absorption  um  590  herum  höchst  undeutlich,  während  die  Ab- 
sorptionslinien um  481.3,  468.9  und  445.2  herum  sich  sehr  stark 
zeigen.  Bei  etwas  gröfserem  Gehalt  von  Lanthan  und  derselben 
Praseodidymmenge  würde  ohne  Zweifel  dieses  Absorptionsspektrum 
dasselbe  Aussehen  wie  die  Mutterlauge  2  Bettendorff's  bekommen 
haben.  Auch  Aueb  y.  Welsbaoh  zeichnet  die  Absorptionsbänder  des 
Praseodidyms  so,  dafs  die  Intensität  der  Bänder  höchst  bedeutend 
gegen  den  roten  Teil  des  Spektrums  abnimmt.  —  Was  die  Spektra 
Bettendobff's  anbetrifft,  kann  man  übrigens  die  Eugen tümlichkeit 
bemerken,  dafs  die  Menge  der  Komponente  des  Praseodidyms, 
welcher  die  Absorption  in  Blau  zugeteilt  wird,  dieselbe  zu  sein 
scheint,  wie  wenn  man  nach  den  Spektraltafeln  in  Mutterlauge  2 
und  18  urteilt.     Wenn  Bettendobff   in   18   ausschlielslich   diese 


314     — 

Komponente  gehabt  hätte,  sollte  ja  wohl  die  Absorption  in  Blau 
dort  gröfser  als  in  2  sein.  Diese  Thatsache  deutet  ganz  bestimmt 
auf  einen  Lanthangehalt  in  18,  welcher  der  Menge  des  Neodidyms 
in  Mutterlauge  2  entspricht.  Äufserdem  ist  es  wohl  wahrscheinlich, 
dai's,  wenn  eine  solche  Lösung,  die  es  in  Mutterlauge  18  giebt, 
nur  den  einen  Praseodidymkomponenten  enthielte,  sie  nicht  die 
Farbe  des  Praseodidyms  behalten  könnte,  sondern  eine  andere 
Nuance  zeigen  müTste;  davon  ist  doch  nichts  gesprochen.  Endlich, 
ein  Einwurf  gegen  die  Einteilung  Bettendobff's  vom  chemischen 
Gesichtspunkte:  Diejenigen,  welche  ein  Gemisch  von  Lanthan-  und 
Didymammoniumnitrate  fraktioniert  haben,  haben  sämtlich,  mit 
Ausnahme  von  Bettendobff,  konstatiert,  dafs  der  unterschied  in 
Löslichkeit  zwischen  Lanthan-  und  Praseodidymnitraten  gröfser  ist 
als  der  Unterschied  in  der  Löslichkeit  der  entsprechenden  Salze 
der  hypothetischen  Praseodidymkomponenten,  oder  mit  anderen 
Worten:  zuerst  wird  das  Praseodidym  frei  von  dem  Lanthan  und 
darauf  könnte  man  durch  fortgesetztes  Fraktionieren  zu  einer  Tei- 
lung von  Praseodidym  selbst  kommen. 

Diese  Auffassung  von  der  Teilung  des  Praseodidyms  von 
Bettendobff  wird  durch  die  Untersuchungen  von  Fobsling  be- 
stätigt. FoBSLiNG^  sagt:  „Die  Bänder  7  und  8,  X  596.5  und  591.7, 
vereinen  sich  bei  höherer  Konzentration  mit  den  6  folgenden  zu 
einem  Bande  etc.  Beide  sind  äufserst  schwach  und  gehen  durch 
Verdünnung  bald  weg."  Und:  „Die  Bänder  481.3,  468.7  und 
445.8  —  442.0  gehören  zu  dem  Praseodidym  und  sind  von  höherer 
Intensität.'*  Weiter:^  „Das  Band  in  Gelb  sollte  auch  gröfsere  Aus- 
dehnung gegen  Rot  bei  ersterer  als  bei  letzterer  Fraktion  haben, 
da,  nach  Bettendobff,  das  Praseodidym  in  Gelb  und  in  Orange 
kein  Band  besitzt.  Die  letzte  Fraktion  zeigt  aber  viel  gröfsere 
Absorption  darin,  als  die  erste.  Die  Bänder  k  596.6  und  591.7 
haben  also  in  Stärke  zugenommen,  gleichzeitig  mit  den  Praseo- 
didymbändern.*' 

Das  Material  dieser  Untersuchungen  von  Fobsling  über  Didym 
ist  eine  Serie,  durch  Cleve^  dargestellter  Oxalonitratfraktionen,  in 
welchen  in  der  Fraktion  I  und  den  zwei  folgenden  das  Samarium  sich 
konzentriert  hat.    Die  Praseodidymbänder  in  Blau  sind  am  stärksten 


»  Angef.  Arb.  Nr.  4  S.  21. 

*  Angef.  Arb.  S.  28. 

•  P.  T.  Cleve:  „Über  das  Atomgewicht  des  Didyms"  (Übersicht  der  Ver- 
handlungen der  kgl  Akademie  der  Wissenschaften  I88S), 


—     315      - 

in  der  letzten  Fraktion,  untersucht  man  die  Tafel  Fobsling's  über 
die  Absorptionsspektra  in  den  verschiedenen  Konzentrationen,  so 
scheint  unzweideutig,  dafs  bei  Verdünnung  die  Absorption  in  Gelb 
früher  als  die  Absorptionslinien  in  Blau  ausgelöscht  werden.  Dies 
wird  auch  dadurch  bestätigt,  dafs  verdünnte  Praseodidymlösuugen 
von  mir  dargestellt  worden  sind,  die  dasselbe  Absorptionsspektrum 
wie  die  Mutterlauge  18  Bettendobff's  geben. 

Nach  dieser  Übersicht  dessen,  was  vorher  auf  diesem  Gebiete 
gemacht  worden  ist,  will  ich  jetzt  die  Resultate,  zu  welchen  ich  bei 
meinen  Untersuchungen  über  Praseodidym  gekommen  bin,  beschreiben. 

Dem  Herrn  Professor  P.  T.  Cleve,  der  diese  Untersuchungen 
veranlafst  und  mir  bei  meiner  Arbeit  gütigst  sehr  wertvolle  Rat- 
schläge und  Auskünfte  gegeben  hat,  drücke  ich  hier  meinen  herz- 
lichsten und  ehrerbietigsten  Dank  aus. 


Material. 

Das  Praseodidymmaterial,  welches  ich  für  meine  Untersuchungen 
verwandte,  ist  aus  dem  Minerale  Monazit  erhalten  worden;  dem- 
selben ist  eine  geringe  Quantität  von  lanthanhaltigem  Praseodidym, 
dargestellt  von  Herrn  Professor  Cleve,  einverleibt  worden.  Das 
Monazit,  das  gütigst  von  Herrn  Professor  Cleve  zu  meiner  Ver- 
fügung gestellt  worden  ist,  wurde  auf  folgende  Weise  behandelt: 

100  kg  von  dem  feingemahlten  Minerale  wurde  in  Quantitäten 
von  1  kg  mit  etwas  mehr  als  der  doppelt  berechneten  Menge  konz. 
Schwefelsäure  versetzt.  Nach  Umrühren  wurde  zu  der  Temperatur 
erhitzt,  bei  welcher  die  Schwefelsäure  zu  rauchen  beginnt,  worauf 
die  Masse  zu  einem  dicken  Brei  erstarrte.  Dieser  wurde  nach  Ab- 
kühlung in  Wasser  gelöst,  und  die  Lösung  abklären  gelassen, 
worauf  sie  von  dem  nicht  zerteilten  Minerale  u.  a.  dekantiert  und 
mit  Oxalsäure  gefallt  wurde.  Da  die  Lösung  sauer  war,  war  der 
entstandene  Niederschlag  zuerst  käsig,  darauf  krystallinisch,  so  gut 
als  ausschliefslich  aus  Oxalaten  seltener  Erden  bestehend.  Dieser 
Niederschlag  wurde  durch  Dekantieren  so  lange  mit  Wasser  ge- 
waschen, bis  das  Waschwasser  keine  saure  Reaktion  mehr  zeigte, 
bei  etwa  100^  getrocknet  und  in  konz.  Salpetersäure  gelöst.  Die 
so  erhaltene  Nitratlösung,  die  von  Didym  stark  rot  gefärbt  war, 
wurde  bis  zu  starker  Konzentration  abgedampft  und  mehrmals  ab- 
getrieben.    Nachdem  auf  diese  Weise  der  gröfsere  Teil  von  CererdO; 


.    —     316     — 

und  80  gut  wie  alle  Thorerde  abgeschieden  worden  war,  wurde  kon- 
statiert,  dafs  die  Lösung  27  kg  Oxyd  enthielt,  hauptsächlich  Lan- 
than und  Didym  und  auch  Erden  des  Yttriums,  betragend  36  7o  des 
Minerals,  wenn  von  dem  Ausgangsmaterial  75  kg  zei*setzt  wurden. 
Zu  dieser  Lösung  wurde  die  berechnete  Menge  Ammoniumnitrat 
gesetzt,  worauf  man  bis  zur  Krystallisation  abdampfte  und  haupt- 
sächlich nach  der  Methode  Welsbbach's  für  die  Darstellung  von 
Praseodidym  arbeitete. 

Aus  dem  Ausgangsmateriale  bekam  man  das  Lanthanammonium- 
uitrat,  das  sehr  gut  krystallisiert  und  bedeutend  schwerer  löslich 
als  das  entsprechende  Didymsalz  ist,  frei  von  diesem,  nachdem  man 
etwa  acht  Mal  umkrystallisiert  hatte.  Dagegen  war  das  Lanthan- 
salz,  besonders  nachdem  man  das  Fraktionieren  eine  Zeit  fortgesetzt 
hatte,  stark  mit  Cererde  vermengt.  Die  Umkrystallisationen,  welche 
in  neutraler  Lösung  ausgeführt  worden  waren,  wurden  in  einer  An- 
zahl von  etwa  2000  ausgeführt,  wobei  das  Praseodidym  sich  mehr 
und  mehr  in  den  Fraktionen  zwischen  Lanthan  und  Didym  häufte. 
Dem  Neodidyra  zu  wurde  das  Fraktionieren  so  lange  fortgesetzt,  bis 
die  Lösungen  auch  nach  dem  Abdampfen  zu  starker  Syrupkonsisteuz 
keine  Geneigtheit  zu  krystallisieren  zeigten.  In  diesen  Mutterlaugen 
blieben  auch  ein  grofser  Teil  von  Neodidym-,  Samarium-  und 
Yttriumerden  zurück. 

Nachdem  der  gröfsere  Teil  von  Lanthan  getrennt  worden  war, 
begannen  die  oberen  Schichten  der  Lösungen  schwierig  Krystalli- 
sationen  zu  zeigen.  Jetzt  wurden  die  an  Praseodidym  reichsten 
Fraktionen  mit  Natriumnitrat  in  Doppelsalze  übergeführt.  Die 
Fraktionen  enthielten  bei  dieser  Gelegenheit: 


Fraktion    I 

30  g  Oxyd. 

„         11 

61g      » 

„       III 

32  g     „ 

,.       IV 

56  g     „ 

,,         V 

23  g     „ 

Die  Farbe  der  Lösungen  war  in  allen  diesen  Fraktionen  stark 
grün ;  in  IV  und  V  konnte  man  die  Neodidymbänder  im  Grün  gut 
beobachten.  Da  diese  Fraktionsmethode  nicht  mit  gröfserem  Erfolg 
betrieben  werden  zu  können  schien  als  die  vorige,  wurde  dieselbe 
unterbrochen,  nachdem  das  Material  in  acht  Fraktionen  von  fol« 
gender  Gröfse  getrennt  worden  war: 


M 
»» 


—     317     - 

Fraktionen  T,  II  und  III  jede  10— 15  g  Oxyd. 

Fraktion     IV 20  g      „ 

V 30  g      „ 

VI 42  g       „ 

VII 39  g      „ 

»,        VIII 28  g      „ 

Von  diesen  wurden  IV  und  V,  die  von  Neodidym  vollständig 
frei  waren  und  beinahe  Lanthanfrei  angenommen  werden  konnten, 
zusammengegeben.      Dazu    wurde    eine    Quantität    neodidymfreies 
Praseodidym    gegeben ,   welches    aus    der    etwas    neodidymhaltigen 
Fraktion  VI   dadurch    erhalten   worden   war,   dafs   diese,    in    das 
Doppelsalz    mit   Ammoniumnitrat    übergeführt,    mit    reinem   Cero- 
ammoniumnitrate     beschickt    und    wie     oben     fraktioniert    wurde. 
Hierbei  wirkte  das  Cerosalz,  das  sehr  ähnlich  dem  entsprechenden 
Lanthansalz   ist,   auf  dieselbe  Weise   wie    das  letztere,   d.  h.   die 
Lösungen  krystallisierten  ganz  leicht,   Praseodidym   begleitete  das 
schwerlöslichere  Cerosalz,  und  das  Neodidym  blieb  in  den  Mutter- 
laugen.   Das  aus  Fraktion  VI  auf  diese  Weise  erhaltene  Material 
gab    zusammen   mit   den  Fraktionen  IV  und  V   nicht   volle   60  g 
Oxyd.     Eis   wurde   angenommen,   dafs   dieses  Oxyd   (frei   von  Lan- 
than) nach   der  Methode,   die  Brauner  verwandte,  getrennt  wer- 
den  konnte.     Diese   Methode   besteht  darin,  dafs   die   Oxyde   mit 
einer    Lösung    von   Ammoniumnitrat    gekocht    werden,    wobei    die 
Sesquioxyde   das  Ammonium   austreiben   und   gelöst   werden,   aber 
das  Superoxyd  ungelöst  bleibt.     Die  Methode  wurde  von   mir  ver- 
wandt, nicht  nur  um  das   Praseodidym  von  Lanthan   zu  befreien, 
sondern   auch   in   dem  Falle,   dafs   das   Praseodidym    ein  Gemisch 
von    zwei   Komponenten   wäre,    und   die   eine    ein   Oxyd    von   der 
Formel  ßsO,   und   die   andere   ein  Superoxyd  giebt,   dieselben  zu 
trennen.     Nach  einer  auf  diese  Weise  ausgeführten  Fraktionirung, 
mehrere  hundert  Mal  wiederholt,  zeigte  es  sich,  dafs  das  Ausgangs- 
material  eine  nicht  unbedeutende  Menge  Lanthan  enthalten  hatte, 
indem  das  Oxyd,  welches  in  diesem  Materiale  schwarz  war,  in  den 
ISndfraktioneu  nach  dem  Lanthan  zu  eine  hellbraune  Farbe  zeigte. 
X)as  in  14  Fraktionen  getrennte  Material  wurde  von  Herrn  Dr.  Fors- 
liiNG   spektroskopisch   untersucht.     Der   letztere  konstatierte   auch, 
teils,    dafs  die  Fraktionen   13  und   14   noch  nicht  vollständig  von 
Lanthan  frei  waren,  teils,  dafs  die  Intensität  in  allen  Linien  wegen 
des  Lanthangehaltes   in   den  Fraktionen  in   der   entgegengesetzten 
Richtung    abgenommen   hatte,    doch    ohne    dafs    in    der    relativen 


-      318     — 

Intensität  der  Absorptionsbänder  eine  Veränderung  beobachtet  wer- 
den könnte,  die  eine  Teilung  von  Praseodidym  andeutete. 

Da  man  keinen  Unterschied  zwischen  den  Fraktionen  13  und 
14  spektroskopisch  konstatieren  konnte,  wurden  dieselben  zusammen- 
gegeben und  auf  die  Weise  weiter  fraktioniert,  dafs  das  Oxalat 
mehrmals  aus  Salpetersäure  umkrystallisiert  wurde.  Mit  dem 
Materiale  ist  vorliegende  Untersuchung  ausgeführt  worden.  Die 
Atomgewichtsbestimmung  dieses  Oxydes  gab  im  Durchschnitt  140.4, 
eine  Zahl,  die  nicht  wesentlich  von  dem  Atomgewichte  der  vorigen 
Materialien,  teils  von  den  Fraktionen  13  und  14  und  teils  von 
den  Fraktionen  V  und  VI,  abweicht.  Eine  spektroskopische  Unter- 
suchung mit  diesem  reinsten  Oxyde,  die  mit  Sicherheit  konstatieren 
kann,  ob  das  Oxyd  ganz  lanthanfrei  ist  oder  nicht,  ist  nicht 
ausgeführt  worden.  In  betreff  der  vorgenommenen  Atomgewichts- 
bestimmungen kann  man  jedoch  bestimmt  voraussagen,  dafs,  wenn 
auch  das  Oxyd  eine  Lanthanmenge  enthalten  würde,  die  man  mit 
dem  Spektroskop  wahrnehmen  könnte,  diese  keinen  Einflufs  auf  die 
Gröfse  des  Atomgewichtes  ausüben  würde.  Für  die  Reinheit  des 
Materiales  spricht  die  vollständige  Analyse  des  Superoxyds,  die 
einen  Sauerstoffgehalt  zeigt,  der  der  Formel  PrOg  entspricht.  Im 
Zusammenhang  mit  einer  umständlicheren  Bestimmung  des  Atom- 
gewichtes will  ich  später  eine  vollständige  spektroskopische  Unter- 
suchung des  Oxyds  mitteilen. 


Versuch,  das  Praseodidym  durch  Fraktionieren  zu  zerlegen. 

Wie  sich  aus  den  früheren  Untersuchungen  des  Praseodidyms 
ergiebt,  ist  die  Einheitlichkeit  dieses  Stoffes  sehr  stark  in  Zweifel 
gezogen  worden.  Es  war  darum  sehr  wichtig,  zu  konstatieren  zu 
suchen,  ob  die  Absorptionsbänder  durch  Fraktionieren  verändert 
werden  könnten,  was  auf  eine  Trennung  hindeutete.  In  diesem  Sinne 
wurde  die  oben  erwähnte  Fraktionierung,  bestehend  in  Kochen  des 
Superoxyds  mit  einer  Lösung  von  Ammoniumnitrat,  vorgenommen, 
wobei  ich  von  der  Voraussetzung  ausging,  dafs  die  vorher  ausgeführten 
Bestimmungen  der  Zusammensetzung  des  Superoxyds  richtig  wären. 
Wenn  diese  Voraussetzung  wirklich  richtig  wäre,  müfsten  die  Sesqui- 
oxyde  bei  dem  Fraktionieren  das  Lanthan  begleitet  haben,  und  die 
superoxydgebende  Substanz,  eventuell  mehrere  derselben  in  den 
Fraktionen   entgegengesetzter  Richtung   bleiben.     Bei  der  Prüfung 


—     319     —    ' 

der  Absorptionsspekira  der  verschiedenen  Fraktionen  zeigte  es  sich 
jedoch,  dafs  das  Fraktionieren  keine  Variation  in  der  relativen  Inten- 
sität der  Bänder  verursacht  hatte.  —  Das  Resultat  dieses  Frak- 
tionierenSy  wozu  auch  gehört,  dafs  die  Formel  des  Superoxyds,  was 
später  bewiesen  werden  wird,  PrOj  ist,  zeigt  bestimmt,  dafs  das 
Praseodidym  ein  GrundstoflF  ist  Dies  wird  auch  bestätigt  durch 
die  von  Fobslino  konstatierte  Zusammengehörigkeit  zwischen  den 
Praseodidymbändem  in  Blau  und  Gelb. 

In  dem  chemischen  Verhalten  scheint  das  Praseodidym  am 
nächsten  sich  an  das  Lanthan  und  an  das  dreiatomige  Cerium  an- 
zuschliefsen.  Davon  zeugen  die  Übereinstimmung  der  Salze  in  ihrer 
Zusammensetzung  und  in  ihrem  Wassergehalt,  weiter  die  Abwesen- 
heit von  Doppelsalzen  zwischen  dem  Karbonate  und  dem  Oxalate 
des  Praseodidyms  in  ihren  entsprechenden  Alkalisalzen. 

Professor  Cleve  hat  auf  die  wirklich  treffende  Ähnlichkeit 
zwischen  einerseits  Nickel,  Kobalt,  andererseits  Praseodidym,  Cerium, 
wovon  aufser  der  Ähnlichkeit  in  der  Farbe  die  Analogie  zwischen 
den  Oxydationsgraden  und  die  ähnlichen  Atomgewichte  zeugen,  auf- 
merksam gemacht. 

Das  Atomgewicht  des  Praseodidsrms. 

Welsbach  teilt  in  seiner  Arbeit  über  Praseodidym  mit,  dafs 
das  Atomgewicht  dieses  Stoffes,  unter  Annahme  der  Formel  B2^s 
für  das  Oxyd,  von  ihm  als  143.6  bestimmt  worden  ist  Diesen 
Wert  des  Atomgewichtes  habe  ich  nicht  gefunden,  trotzdem  die 
Atomgewichtsbestimmungen  bei  verschiedenen  Fraktionen,  sowohl 
bei  den  reinsten  als  auch  bei  denjenigen,  welche  noch  lanthan- 
haltig  waren,  vorgenommen  wurden.  Die  ersten  Untersuchungen 
wurden  mit  den  Fraktionen  V  und  VI,  von  der  Serie,  die  auf 
Seite  317  erwähnt  wurde,  ausgeführt,  nach  der  Methode,  die  von 
Cleve*  für  die  Bestimmung  des  Atomgewichts  des  Lanthans  und 
Didyms  verwendet  wurde,  und  welche  in  der  Überführung  des  Oxyds 
in  wasserfreies  Sulfat  besteht.  Ich  verfuhr  daher  auf  folgende 
Weise: 


*  P.  T.  Cleve:  a)  „Über  dßs  Atomgewicht  des  Lanthans",  b)  „Über  das 
Atomgewicht  des  Didyms  (Übersicht  der  Verhandlungen  der  königl,  Akademie 
der  Wissenschaften  1883). 


—    820       - 


Das  Oxyd  wurde  durch  wiederholte  ümkrystallisationen  des 
Oxalats  aus  Salpetersäure  gereinigt  Das  Oxalat  wurde  in  der  Luft 
geglüht  und  das  dabei  gebildete  Superoxyd  durch  Wasserstoff  in 
einem  Platintiegel  zu  Oxyd  reduziert.  Das  Oxyd  wurde  in  Salpeter- 
säure gelöst,  worauf  Schwefelsäure  zugesetzt  wurde.  Die  Salpeter- 
säure  wurde  auf  dem  Wasserbade  ausgetrieben,  und  der  Uberschufs 
von  Schwefelsäure  in  einem  Thurm  von  Eisenblech  abgedampft. 
Das  wasserfreie  Sulfat  wurde  darin  zu  konstantem  Gewichte  erhitzt 
bei  so  hoher  Temperatur,  dafs  eine  Metallplatte,  1  cm  von  dem 
Boden  des  Tiegels  entfernt,  in  deutlicher  Rotglut  gehalten  wurde. 
Die  Methode,  das  Superoxyd  im  Platintiegel  zu  reduzieren,  liefs 
doch  etwas  zu  wünschen  übrig,  denn  man  konnte  nicht  vollständig 
konstantes  Gewicht  des  Oxyds  auf  diese  Weise  erhalten,  ohne  Zweifel 
wegen  partieller  Oxydation  des  Oxyds  bei  der  Abkühlung.  Die 
Bestimmungen  wurden  auf  diese  Weise  ausgeführt,  nur  um  einen 
aproximativen  Wert  des  Atomgewichtes  des  etwas  von  Lanthan  ver- 
unreinigten Praseodidyms  zu  erhalten. 

Atomgewichtsbestimmung  L 


Fraktion     V 


Fraktion  VI 


I 
I 


Gewicht  des 
Oxyds 

1.6738 
1.4327 

1.1105 
1.0072 


Gebildetes 
Sulfat 


2.8926 
2.4788 

1.9221 
1.7431 


Atom- 
gewicht 

140.79 
14085 

140.20 
140.23 


Der  ünterscliied  zwischen  diesem  Atomgewicht  und  dem  von 
Welsbach  gefundenen  kann  vielleicht  durch  den  Lanthangehalt, 
womit  das  Praseodidym  verunreinigt  war,  erklärt  werden ;  in  diesem 
Falle  würde  die  Menge  dieser  Verunreinigung  60  7o  erreichen,  was 
kaum  wahrscheinlich  ist 

Mit  den  vorher  erwähnten  zusammengegebenen  Fraktionen  13 
und  14  ist  eine  Serie  Atomgewich tsbestimmuugen  ausgeführt  worden, 
die  beinahe  zu  demselben  Resultate  als  die  vorigen  führten.  Bei 
diesen  Bestimmungen  wurde  auf  die  Weise  verfahren,  dafs  vom 
reinen  Oxalat  ein  Teil  in  Sulfat  übergeführt  wurde,  und  gleichzeitig 
in  einem  anderen  Teile  die  Oxalsäure  durch  Titrierung  mit  Chamäleon 
bestimmt  wurde. 


—     321     — 


Atomgewichtsbestimmung  11. 
Versuch  A. 


Gewicht 

des      I 
Oxalats 


1.4008 
1.4122 


Gebildetes 
Sul&t 


Bestimmong  von  Cfi^ 


Gew,  des 
Oxalats 


G^fond. 
0,0, 


0/ 

c,6. 


1.1442 
1.1529 


0.4149 

0.1289 

31.07 

0.4111 

0.1277 

31.06 

0.4130 

0.1285 

31.11 

«/o- Gehalt 

des  Sulfats 

an  Pr.Og 


57.73 
57.71 


Atomgewicht 

0  =  16,8-32, 

0  =  12 


139.83 
139.72 


Mittel:    31.08 


Versuch  B. 


1 .4027 


1.0917 


0.4997 

0.1479 

29.60 

57  77 

0.4995 

0.1478 

29.58 

0.5041 

0.1494 

29.64 

140.15 


Mittel:    29.61 

Die  Übereinstimmung  zwischen  den  Werten  ist  nicht  die  beste; 
diese  Bestimmung  dient  blofs  zur  Eontrolle  der  übrigen.  Bei  der 
Atomgewichtsbestimmung  meines  reinsten  Materials  kehrte  ich  zu  der 
ersten  Methode  zurück,  die,  ein  wenig  modifiziert,  gute  Resultate 
gab.  Bei  dieser  letzten  Bestimmung  verfuhr  ich  auf  folgende  Weise: 
Das  Oxalat  wurde  bei  gelinder  Rotglut  erhitzt,  das  entstehende 
Superoxyd  in  einem  Platinsohiffe  im  Wasserstoffstrom  reduziert.  Diese 
Reduktion  fordert  eine  ziemlich  hohe  Temperatur,  bedeutend  höher 
als  die,  welche  ein  gewöhnlicher  Verbrennungsofen  liefert.  Deswegen 
wurde  eine  Methode  verwendet,  die  von  Penfield^  für  Wasser- 
bestimmungen in  Mineralien  benutzt  wurde.  Das  Schiff  befindet 
sich  in  einer  schwer  schmelzbaren  Röhre,  die  in-  und  auswendig 
mit  Platinblech  bekleidet  und  in  Kohlen  eingelegt  ist.  Hierauf 
wurde  die  Glasröhre  unter  Anwendung  des  Gebläses  bis  zur  Weifs- 
glut erhitzt  und  Wasserstoffgas  durchgeleitet.  Das  Wasserstoffgas, 
aus  Zink  und  HCl  erhalten,  wurde  mit  CaSO^,  NaOH  und  AgNOg 
gut  gereinigt  und  gut  getrocknet,  zuerst  mit  konz.  HgSO^  und  darauf 
durch  ein  U-förmiges  Rohr  und  einen  CaClg-Turm  geleitet.  Wegen 
der  Bestimmung  der  Zusammensetzung  des  Superoxyds  wurde  das 
bei  der  Reduktion  gebildete  Wasser  durch  ein  Chlorcaliumrohr  auf- 

*  8.  L.  Penfield:  „Über  einige  Methoden  zur  ßejstimmung  des  Wasser- 
gebaltes" (Z.  anorg,  CItem,  7,  22). 


—     322    — 

gefangen,  und  die  Eohlensäure,  die   von   dem  Snperoxyde  zurück- 
gehalten wurde,  in  einem  Kaliumapparate  aufgenommen. 

Bei  dem  überführen  des  Oxyds  in  Sulfat  wurde  auf  dieselbe 
Weise  wie  bei  der  Atomgewichtsbestimmung  I  verfahren.  Alle 
Wägungen  fanden  erst  statt,  nachdem  der  Tiegel  10  Min.  in  einem 
Eksiccator  mit  Phosphorsäureanhydrid  gestanden  hatte.  Die  Empfind- 
lichkeit der  angewandten  Wage  war  0.2  mg.  Bei  der  Ausftihrung 
der  Bestimmung  und  bei  der  Darstellung  des  Oxyds  ¥nirden  nur 
vollständig  reine  Reagenzien  verwendet. 

Atomgewichtsbestimmung  III. 


Gewicht 

des 
Oxydft 


Gebildetes 
Sulfat 


7o-C^ehalt  des 

Sulfats  an 

Oxyd 


0.6872 
0.7834 
0.6510 
0.7640 
0.5183 


1.1890 
1.8550 
1.1260 
1.3216 
0.8967 


57.79 
57.81 
57.81 
57.81 
57.80 


Atomgewicht 
0  =  16, 
S  =  82 


I 


140.30 
140.46 
140.45 
140.42 
140.32 


Mittel:     140.40 


Die  Mittelzahl  dieser  filnf  Bestimmungen,  140.40 ,  ist  in  vor- 
liegender Untersuchung  als  das  Atomgewicht  des  Praseodidyms  ver- 
wendet worden.  Eine  ausfuhrlichere  Untersuchung  des  Atomgewichtes 
wird  später  erscheinen. 


Die  Oxyde  des  Praseodidyms. 

Das  Praseodidym  giebt  zwei  Oxyde,  das  eine  grün,  Pr^O,,  und 
das  andere  schwarz,  PrOg.  Von  diesen  ist  nur  das  erste  salz- 
bildend. 

Das  Praseodidymsuperoxyd  PrO^. 

Diese  Verbindung  wird  als  schwarzes  Pulver  beim  Glühen  in 
der  Luft  oder  in  Sauerstofifgas  von  fein  zerteilten  Praseodidymsalzen 
erhalten.  Dargestellt  aus  dem  Oxalate  wird  die  Verbindung  als  ein 
schön  glänzendes,  schwarzes  Pulver  erhalten.  Bei  starkem  Erhitzen 
giebt  das  Superoxyd  Sauerstoff  ab  und  geht  in  das  grüne  Oxyd 
über;  giebt  mit  HCl  Chlor,  mit  anderen  Säuren  Sauerstoff.  Schon 
bei  beginnender  Rotglut  geht  der  Sauerstoff  weg.  Um  eine  voll- 
ständige Reduktion  im  Wasserstoffstrom  zu  erreichen,  ist  Weifsglüb- 


—    323     — 


hitze  erforderlich.  Diese  Verbindung  ist  schon  vorher  von  Wbls- 
BAGH^  und  SoHOTTLANDEB*  beschrieben  worden.  Welsbach,  der 
den  Sauerstofif  nach  der  jodometrischen  Methode  Bunsen's  bestimmt 
hat,  findet  den  Sauerstoffgehalt  des  Superoxyds  der  Formel  K^O^ 
entsprechend.  Auf  den  Sauerstoffgehalt  des  Sesquioxyds  bezogen, 
giebt  diese  Formel  einen  Mehrgehalt  von  blofs  2.33  Teilen  Sauer- 
stoff an,  auf  100  Teile  Superoxyd  berechnet.  Schottländeb,  dessen 
Superoxyd  bei  ziemlich  hoher  Temperatur  dargestellt  scheint,  findet 
einen  wesentlich  höheren  Sauerstoffgehalt,  3.06,  was  unter  Annahme 
des  Atomgewichtes  Welsbach's  der  Formel  RgO^j  entspricht  —  In 
vorliegender  Untersuchung  ist  ein  bedeutend  höherer  Sauerstoffgehalt 
gefunden  worden.  Für  die  Bestimmungen  des  Superoxydsauerstoffes 
sind  mehrere  Methoden  verwendet  worden.  Zuerst  wurde  nach  der 
von  Cleve  bei  den  Untersuchungen  der  höheren  Oxyde  der  seltenen 
Erdarten  verwendeten  Methode  gearbeitet.  Das  Oxyd  wurde  in 
einer  schwefelsauren  Lösung  von  Ferroammoniumsulfat  gelöst,  worauf 
unoxydiertes  Salz  mit  Chamäleon  titriert  wurde. 

Analyse  von  Superoxyden,  durch  Erhitzen  des  Oxalats  an  der 
Luft  bis  zur  beginnenden  Rotglut  gewonnen: 

I. 


Gewicht  des  ,  Jc^^TT^^^^f '^ 

0.4913 
0.5717        , 
0.5244 


Oxydiertes 
FeSO^ 


Sauerstoff 
in  Gramm 


1.4915 
1.5139 
1.5402 


0.3000 
0.4416 
0.3515 


0.0158 
0.0216 
0.0185 


Vo  0 


3.21 
8.77 
3.54 


Analyse   von  Superoxyden,    durch  Glühen   des  Nitrats  in  der 
Luft,  so  lange  braune  Dämpfe  abgegeben  wurden,  gewonnen: 


0.4602 


1.7173 


0.2215 


0.0116 


2.52 


Der  grofse  Unterschied  zwischen  dem  SauerstoflFgehalt  des  Super- 
oxyds, aus  Oxalat  dargestellt  und  dem  aus  Nitrat  gewonneneu, 
wird  dadurch  leicht  erkläii,  dafs  das  Nitrat  bei  viel  höherer  Tem- 
peratur als  das  Oxalat  zerlegt  wird.  —  Wird  dagegen  das  Praseo- 
didymoxalat  in  der  Luft  bis  zu  konstantem  Gewicht  unter  denselben 


»  Angef.  Arb.  S.  489. 
•  Angef.  Arb.  S.  572. 


—     324     — 

Verhältnissen  wie  bei  Analyse  I  erhitzt  und  wird  darauf  das  Saper- 
oxyd  im  Wasserstofifstrom  reduziert^  so  erhält  man  folgende  Werte 
des  Sauerstoffgehaltes  unter  Annahme,  dafs  der  Gewichtsverlust  bei 
der  Reduktion  dem  Sauerstoff  zugeschrieben  wird. 

n. 


Gewicht  des 
Superozyds 

Oxyd 

Sauersto£P 
in  Gramm 

SaneT8to£P 

auf  100  Teile 

Saperoxyd 

1.0201 

0.9733 

0.0458 

4.46 

0.9307 

0.8915 

0.0382 

4.10 

0.5508 

0.5238 

0.0270 

4.90 

0.6990 

0.6658 

0.0332 

4.75 

0.7808 

0.7440 

0.0368 

4.71 

0.4276 

0.4098 

0.0178 

4.09 

0.4979 

0.4761 

0.0218 

4.38 

0.6504 

0.6207 

0.0295 

4.53 

0.0523 

0.0497 

0.0026 

4.97 

Mittel:     4.54 
Berechnet  fttr  PrO«:    4.64 


Es  ist  nicht  wahrscheinlich,  dafs  der  unterschied  zwischen  dem 
Sauerstoffgehalt  in  den  Analysenserien  I  und  II  von  der  beim  Glühen 
des  Oxalats  von  dem  Superoxyde  zurückgehaltenen  Kohlensäure  her- 
rühren könnte.  Um  zu  konstatieren,  ob  das  Ferroammoniumnitrat 
von  dem  Superoxyd  wirklich  vollständig  oxydiert  worden  war,  wurde 
auf  folgende  Weise  verfahren: 

Superoxyd  wurde  durch  Glühen  von  Oxyd  in  der  Luft  bis  zu 

konstantem  Gewicht  dargestellt   Das  Oxyd  war  durch  Reduktion  im 

Wasserstoffstrom   gewonnen.      Dieses   Superoxyd   wurde   in    FeSO^ 

+  (NHJ2S0^  gelöst,  mit  H^SO^  sauer  gemacht  und  mit  Chamäleon 

titriert. 

Analyse. 

0.4761  g  Oxyd  wurde  bis  zu  schwacher  Rotglut  in  der  Luft  erhitzt  Nach 
l  Stunde  war  das  Gewicht  konstaut  und  0.4943  g  Superoxyd  wurde  dabei  er- 
halten. Zuuahme  an  Gewicht  0.0182  g,  entsprechend  3.65  **/o  0.  Von  diesen) 
Superoxyde  wurden  0.4649  g  mit  1.9100  g  FeS04+(.NHAS04  +  6H,0  behandelt. 
Davon  wurden  0.2474  g  FeS04,  entsprechend  0.0130  g  0,  in  7o  =  2.79,  oxydiert. 

Daraus  ergiebt  sich  unzweideutig,  dafs  ein  Teil  des  Sauerstoffes 
von  dem  Superoxyde  weggeht,  ohne  die  entsprechende  Menge  FeSO^ 
zu  oxydieren. 


—     825     — 

Das  Superoxyd  oxydiert  auch  eine  HCI-saure  LösuDg  von  Zinn- 
chlor&r  nicht  vollständig.  Diese  Methode,  um  den  Superoxydsauer- 
stoff zu  bestimmen  y  ist  von  v.  Pechmakn  und  Vanino^  bei  einigen 
organischen  Superoxyden  verwendet.  Dabei  wurde  so  verfahren, 
dafs  die  Verbindung  mit  einer  Zinnchlorürlösung  von  bekanntem 
Gehalt  erhitzt  wurde,  mit  HCl  sauer  gemacht,  und  darauf  nicht- 
oxydiertes  Salz  mit  Jodlösung  titriert  wurde. 

Analyse. 

1.  Von  0.5373  g  Superoxyd  worden  0.1113  g  SnCl«,  entsprechend  0.0094  g  0, 
in  ®/o  =  1.77  oxydiert 

2.  Von  0.4241  g  Superoxyd  wurden  0.0580  g  SnCl,,  entsprechend  0.0049  g  O, 
in  7o  =  l-15  oxydiert 

Die  Zinnchlorürlösung  ist  also  noch  unvollständiger  als  die  Lö- 
sung des  Ferroammoniumsulfats  oxydiert  worden. 

Dafs  das  Praseodidymsuperoxyd,  auf  die  Weise  erhalten,  die 
bei  den  Analysenserien  I  und  U  angegeben  ist,  doch  die  der  Formel 
PrOg  entsprechende  Menge  Sauerstoff  enthält,  zeigen  folgende  Ana- 
lysen, wobei  das  Superoxyd  in  Röhren  im  Wasserstoffstrom  auf  die 
Weise,  die  bei  der  Bestimmung  des  Atomgewichtes  des  Praseodidyms 
angegeben  ist,  reduziert  wurde.  Das  bei  der  Reduktion  gebildete 
Wasser  wurde  in  einem  Chlorcalciumrohr  aufgenommen,  und  die  von 
dem  Superoxyde  zurückgehaltene  Kohlensäure  in  einem  gewöhnlichen 
Ealiapparate  absorbiert. 

111. 


^r. 

Gewicht 

des  Super- 

oxyds 

Gefund. 
Oxyd 

Gewichts- 
verlust 

Menge 
CO, 

Menge 

O 

•i 

+ 

0« 

O 
ü 

Sauerstoff 

in 

Gramm 

1 

1.5419 

1.4720 

0.0699 

— 

0.0690 

0.0626 

o 

1.1776 

1.1161 

0.0615 

0.0058 

0.0600 

0.0591 

0.0533 

3 

2.2243 

2.1001 

0.1242 

0.0280 

0.0962 

0  in  100  Teil. 
Pr,0, 


4.26,  her.  4.86 
4.77 
4.58 


Ist  das  Superoxyd  einmal  zu  PigOj  reduziert  worden,  so  wird 
dasselbe  nicht  wieder  vollständig  zu  PrOg  oxydiert.  Eine  spezifische 
Gewichtsbestimmung  ist  mit  dem  Superoxyd  wegen  der  nicht  kon- 
stanten Zusammensetzung  nicht  vorgenommen  worden. 


*  H.  V.  Pechmann   und    L.  Vanino:    ,,Dar8tellung  von  Acylsuperoxyden" 
(Ber,  deutsch,  rhem.  Oes.  |1894|  [21  27,  1510). 

Z.  anorg.  Cbeiu.  XVIl.  22 


—    326    — 

Öas  Praseodidymoxyd  Pr^Oj, 
t)iese  Verbindung  besitzt  eine  grüne,  etwas  gelbstichige  Farbe. 
Sie  nimmt  gern  Kohlensäure  aus  der  Luft  auf.  Das  Praseodidym- 
oxyd erhält  man  bei  Reduktion  des  Superoxyds.  Dasselbe  geht  bei 
£k*hitzen  in  der  Luft  oder  beim  Schmelzen  mit  Kaliumchlorat  in  Super- 
oxyd  über.     Ist  in  den  Eigenschaften  dem  Lanthanoxyd  ähnlich. 

Spezifische  Gewichtsbestimmnng. 
I.    1.0895  g  Substanz  gaben  bei  IbA^  spez.  Gew.  6.901 
II.    1.0759  g         „  „        „     14.6^      „         „       6.862 


Mittel:     6.881 
Molekularvolamen  b  47.78. 

(Schlufs  folgt) 
Bei  der  Kedaktion  eingegangen  am  10.  April  1898. 


Studien  zur  Konstitution 
von  Bleisalzen  in  wässerigen  Lösungen. 

Von 

H.  Fb.  Febnaü. 

Einleitimg. 

Durch  die  Arbeit  von  Svantb  Abbuenius  „Über  die  Dissoziation 
der  in  Wasser  gelösten  StoflFe"  sind  der  Chemie  vollkommen  neue 
Gesichtspunkte  über  den  Zustand  der  gelösten  StoflFe  eröflFhet.  Wir 
sind  durch  jene  Arbeit  gezwungen^  zwischen  Elektrolyten  und  Nicht- 
elektrolyten,  Leitern  und  Nichtleitern  der  Elektrizität  scharf  zu  unter- 
scheiden. Während  die  Moleküle  der  letzteren  —  abgesehen  von 
einer  etwaigen  Aneinanderkettung  mehrerer  Moleküle  —  Polymeri- 
sation —  im  allgemeinen  im  festen  Zustand  dieselbe  Form  wie  in 
der  Lösung  besitzen,  auch  mit  der  Verdünnung  ihre  Form  nicht 
ändern,  so  zeigen  die  Moleküle  der  Elektrolyte  das  Bestreben,  in  ihre 
Teilmoleküle,  Ionen  genannt,  zu  zerfallen,  d.  h.  sich  zu  dissoziieren. 
Durch  rechnerisches  Verfolgen  dieses  Vorganges  ist  die  Chemie  in 
vielen  Fällen  zu  vollkommen  klaren  Vorstellungen  über  den  mole- 
kularen Zustand  gelöster  Stoflfe  gekommen,  und  manche  scheinbare 
Gesetzwidrigkeit  hat  dadurch  ihre  Erklärung  gefunden;  ich  erinnere 
nur  an  die  Gefrierpunktsemiedrigung  von  Elektrolyten  u.  s.  w. 

So  sind  wir  über  den  molekularen  Zustand  von  starken  ein- 
basischen Mineralsäuren  und  ihren  Alkalisalzen  in  verdünnten 
Lösungen  im  allgemeinen  unterrichtet.  Indessen  scheint  es,  dafs 
auch  hier  Nebenreaktionen  auftreten,  durch  die  das  theoretisch  ein- 
fache Bild  gestört  wird.  Die  Natur  der  Nebenreaktionen  läfst  sich 
besser  in  den  Fällen  erkennen,  in  denen  sie  eine  wichtigere  Rolle 
spielen.  Dies  ist  bei  den  Salzen  der  Schwermetalle  der  Fall.  Auch 
diese  sind  bestrebt,  in  Ionen  zu  zerfallen ;  aber  neben  dieser  Reaktion 
treten  auch  noch  andere  Erscheinungen  in  den  Vordergrund.  Ein- 
mal ist  es  die  Hydrolyse,  die  die  Vorgänge  unübersichtlicher  macht. 

22* 


—    328    — 

Ferner  zeigen  jene  Salze  auch  noch  die  Neigung,  Doppelmoleküle 
oder  komplexe  Salze  zu  bilden.  Schliefslich  kann  auch  noch  eine 
Änderung  der  chemischen  Valenz  damit  Hand  in  Hand  gehen.  Da 
nun  alle  diese  Erscheinungen  neben  einander  auftreten  können,  sich 
dabei  teilweise  beeinflussen  werden,  jedenfalls  aber  ihre  spezifischen 
Erkennungszeichen  Yen\4schen  werden,  so  sind  wir  bei  manchen 
Salzlösungen  nicht  im  stände,  uns  ohne  weiteres  einen  klaren  Ein- 
blick in  ihren  molekularen  Zustand  zu  ermöglichen.  So  ist  es  denn 
erklärlich;  dafs  wir  trotz  des  grofsen  Interesses,  das  die  Bleisalze 
infolge  ihrer  Verwendung  im  Bleisammler  beanspruchen,  noch  nichts 
Sicheres  über  die  Konstitution  derselben  in  Lösung  wissen.  Es 
mufs  hier  zugegeben  werden,  dafs  beim  Blei  die  Verhältnisse  ganz 
besonders  schwierig  und  verwickelt  zu  sein  scheinen,  zumal  mancher- 
lei Erscheinungen  darauf  hinweisen,  dafs  alle  oben  genannten  Re- 
aktionen, die  geeignet  sind  die  Verhältnisse  zu  verdunkeln,  beim 
Blei  eintreten.  Es  hat  denn  auch  eine  ganze  Reihe  von  Theorien 
für  den  Bleisammler  gegeben.  Noch  heute  ist  die  Frage  trotz 
vieler  Untersuchungen,  die  von  EiiBS,  Sghönherb,  Schoop,  Streintz^ 
FOEBSTEB  u.  a.  angestellt  wurden,  nicht  entschieden.  Es  stehen  sich 
vielmehr  noch  zwei  Theorien  gegenüber,  die  ihre  Vertreter  in 
Le  Blanc  und  Lii-ibenow  finden.^ 

Die  Theorie  von  Le  Blanc*  ist  kurz  in  folgendem  angegeben: 

Neben  den  2  wertigen  Bleiionen,  die  infolge  der  schweren  Lös- 
lichkeit nur  in  geringer  Konzentration  zugegen  sein  können,  müssen 
auch  4 wertige  Bleiionen  vorhanden  sein,  die  sich  aus  dem  PbOj 
gemäss  der  Gleichung 

PbO,  +  2H0H  =  Pb  +  46h 

l)ilden.  Diese  4  wertigen  Pb- Ionen  geben  nun  an  der  positiven 
Elektrode  die  Hälfte  ihrer  Ladung  ab.  Die  so  entstandenen 
2  wertigen  Bleiionen  können  aber  aus  schon  oben  genannten  Gründen 
nicht  in  Lösung  bleiben,  sondern  fallen  als  PbSO^  aus.  An  der 
negativen  Elektrode  wird  ebenfalls  P1)S0^  gebildet,  und  die  restie- 


*  Neben  diesen  inufs  noch  die  Tbcoric  von  Elbs  erwäbnt  werden,  vergl. 
Zeitschr,  Elektrochemie  3,  70;  jedoch  scheint  mir  diese  wenig  wahrscbeinlich, 
da  uacli  ihr  der  Vorgang  im  Akkumulator  irreversibel  wäre,  und  nach  allein, 
was  wir  wissen,  arbeitet  gerade  der  Bleisammler  vollkommen  reversibel,  wie 
schon  verschiedentlich  u.  a.  auch  von  Nkumbt  betont  wurde. 

*  Vergl.  Lk  Hlano,  hffirbuch  der  Mlrktrocliemie,  S.  *J22. 


—     329     — 

renden  H-Ionen  treten  mit  den  OH- Ionen  zu  HÖH  zusammen,  denn 
die  Konzentrationen  der  letzteren  sind  ja  auch  begrenzt  durch  die 
Gleichung 

[HJ.  [OH] -0.75».  10"»*. 

In  der  Abgabe  der  halben  Ladung  der  4  wertigen  Bleiionen 
sieht  Le  Blanc  den  stromliefernden  Prozefs,  und  wir  können  den 
Vorgang  wie  folgt  skizzieren: 

+  +++  ++ 

Pb  =  Pb  +  2c. 
Pb + 40H  +  4H  +  280^ + Pb  =  2PbS0^ + 2H0H. 

LrEBENOW  kommt  dagegen  zu  folgendem  Ergebnis.^    Wenn  eine 

gewisse  Verbindung  sich  in  wässeriger  Lösung  auf  mehrfache  Weise 

in   Ionen   spalten  kann,   so  geschieht  dies  auch  thatsächlich,   und 

wenn  auch  die  Mengenverhältnisse   der   einzelnen  lonenarten  sehr 

verschieden  sein  können,  so  müssen  doch  alle  Arten  vertreten  sein. 

Der  Umstand  nun,  dafs  Blei  sowohl  als  Säure,  wie  auch  als  Base 

auftreten  kann,  und  das  Vorhandensein  gewisser  Salze  wie  Pb(0K)2, 

0  0  "*■"*' 

Pb<>^>Ca  und  Pb<Q>Pb  beweisen,   dafs    neben  Pb-Ionen   auch 

PbO,-Ionen  vorhanden  sein  müssen.  Wir  müssen  also  im  Akkumulator 

folgende  Ionen  erwarten:  Pb,  Pb5„  H,  OH,  SÖ^  und  HSO^.     Von 
diesen  Ionen  werden  unabhängig  von  ihrer  Konzentration  nur  die 

zur  Abscheidung  kommen,   die  zu  diesem  Prozefs   der  geringsten 

+         ++ 
Arbeit  bedürfen.    In  Betracht  kommen  H  und  Pb  einerseits,  andrer- 

seits  PbOg,  OH,  SO^  und  HSO^,  und  zwar  verlangen  von  diesen 


+  + 


Pb  und  PbOj  den  geringsten  Arbeitsaufwand.  Die  Vorgänge  im 
Bleiakkumulator  stellen  sich  hiernach  wie  folgt.  Bei  der  geringen 
Löslichkeit  der  Pb-Salze  und  dem  geringen  Dissoziationsgrad  des 
Wassers  tragen  die  Ionen  des  Bleisalzes  und  des  Wassers  fast 
nichts  zur  Leitfähigkeit  bei,  dieselbe  wird  vielmehr  in  überwiegen- 
dem Mafse   durch  die  Ionen  der  Schwefelsäure  bedingt.     Dagegen 

fallen,  sobald  ein  Ladungsstrom  von  nicht  zu  erheblicher  Intensität 

+  +  

den   Akkumulator    durchliefst,    zunächst   nur   Pb    und  PbO,    aus. 

Wegen   ihrer   geringen   Menge   würden    dieselben   bald    verbraucht 


»  Zeitsehr.  £iekiroehenne  2,  420. 


—     330     — 

seiuy  wenn  nicht  aus  dem  in  den  Elektroden  angehäuften  Bleisulfat 
nach  der  Fällung  sofort  neue  Moleküle  in  Lösung  gingen.  Erst  wenn 
alles  PbSO^  gelöst,  ionisiert  und  als  PbOg  bezw.  als  Pb  gefällt  ist, 
scheiden  sich  andere  Ionen  ab.  Wir  erhalten  also  nach  Liebenow^ 
folgendes  Schema: 

PbQ  +  4H  +  2SÖ, +Pb  =  2PbS04  +  2H0H. 

Während  also  Le  Blanc  zu  seiner  Theorie  des  Bleisammlers 
4  wertige  Pb-lonen  heranzieht,  vermeidet  dies  Liebenow  und  erklärt 
den  Vorgang  mit  PbO^-Ionen.  Beide  Theorien  haben  ihre  Anhänger 
gefunden,  und  jede  einzelne  wird  durch  mancherlei  Erscheinungen 
gestützt.  Unmöglich  ist  keine  von  beiden;  4 wertige  Pb-Ionen  er- 
geben sich  aus  Salzen  wie  PbCl^  und  die  Annahme  einer  Existenz 
von  PbOg-lonen  wird  uns  auch  nahe  gelegt. 

Im  XVin.  Band  der  „Zeitschrift  für  physikalische  Chemie"  er- 
schien nun  eine  Arbeit  von  0.  F.  Toweb,  „Studien  über  Superoxyd- 
Elektroden"  betitelt.  Durch  diese  Arbeit  glaubte  0.  F.  Tower  nach- 
gewiesen zu  haben,  dafs  die  Superoxyd-Elektroden  eine  neue  Art 
Elektroden  seien,  die  sich  nämlich  dadurch  auszeichneten,  dafs  sie 
sowohl  für  das  betrefifende  Metall  als  auch  für  OH-Ionen  reversibel 
wären,  und  zwar  sollten  sie  in  dem  bestimmten  Fall  —  MnO^  und 
PbOg  —  viermal  so  viel  OH-Ionen  als  Pb-Ionen  aussenden,  mit 
anderen  Worten,  die  von  einer  PbO^-Ellektrode  ausgesandten  Pb- 
Ionen  sollten  4  wertig  sein.  Diese  Arbeit  würde  mithin  einen  un- 
zweifelhaften Beweis  für  die  Theorie  des  Bleisammlers  erbracht 
haben,  wie  sie  Le  Blanc  aufgestellt  hat.  Leider  war  es  mir  jedoch 
nicht  möglich,  trotz  vieler  eingehender  Versuche,  die  genau  nach 
den  Angaben  von  Towee  angestellt  wurden,  eine  Übereinstimmung 
zwischen  Messung  und  der  von  Tower  aufgestellten  Theorie  zu 
erreichen.  Auch  W.  A.  Smith, ^  der  ebenfalls  die  Versuche  von 
0.  F.  Tower  wiederholte  und  sich  auch  streng  an  die  Angaben 
von  Tower  hielt,  hat  derartiges  nicht  bestätigt  gefunden.  Es 
scheinen  demnach  die  Messungen  von  Tow^ir  durch  allerlei  Zu- 
fälligkeiten beherrscht  zu  sein,  jedenfalls  sind  sie  nicht  dazu  ange- 

than,  ausschlaggebend  in  der  Akkumulatorentheorie  zu  wirken,  und 

-  -  ++++ 

die  Frage,  ob  PbO« -Ionen  oder  Pb-Ionen,  bleibt  bestehen. 


*  Zeitschr,  phys,  Chem,  21. 


—     331     — 

Ich  entschlofs  mich  daher,  eine  systematische  Untersuchung 
über  die  Konstitution  von  Bleisalzen  in  Lösungen  Torzunehmen,  in 
der  Hoffnung,  vielleicht  dadurch  der  Lösung  der  Frage  näher  zu 
kommen,  indem  man  —  von  einfachen  Verhältnissen  ausgehend  — 
auf  die  verwickelt^ren  daraus  schlofs. 

Am  zweckmäfsigsten  wäre  es  ja  sicherlich  gewesen,  jene  Unter- 
suchungen mit  PbSO^  durchzuführen;  aber  hiervon  mufste  infolge 
der  schweren  Löslichkeit  jenes  Stoffes  Abstand  genommen  werden. 
Femer  zeigte  sich  auch  Pb(N03)2  als  ungeeignet,  da  der  NOj-Rest 
allerlei  Nebenerscheinungen  zu  begünstigen  schien.  Es  blieb  also 
nur  noch  PbCl^  von  den  einfacheren  Bleisalzen,  welches  zugleich  noch 
den  Vorzug  hat,  dafs  es  leicht  rein  zu  erhalten  ist. 

Um  nun  über  die  Konstitution  eines  gelösten  Stoffes,  d.  h. 
über  den  Grad  der  Dissoziation,  über  die  Art  der  Ionen  bezw.  auch 
über  die  Art  der  komplexen  Moleküle  Aufklärung  zu  erhalten,  bietet 
uns  die  physikalische  Chemie  folgende  Wege: 

L  Messen  der  Gefrierpunkts -Erniedrigung  oder  Siedepunkts- 
Erhöhung. 

2.  Messen  der  elektrolytischen  Leitfähigkeit. 

3.  Versuche  über  die  Beeinflussung  der  Löslichkeit  durch  Zu- 
satz eines  anderen  Stoffes  mit  gleichem  Ion  unter  Anwendung 
des  Massenwirkungsgesetzes. 

4.  Messung  der  elektromotorischen  Kräfte  von  Konzentrations- 
ketten unter  Anwendung  der  Formel  von  Nemst. 

5.  Studium  spezifischer  Reaktionen,  die  für  bestimmte  Moleküle 
oder  Ionen  charakteristisch  sind,  z.  B.  Messung  der  In- 
versionsgeschwindigkeit. 

Durch  Messung  der  Gefrierpunktsemiedrigung  oder  ähnlicher 
Gröfsen  —  Siedepunktserhöhung,  relative  Löslichkeitsemiedrigung  — 
können  wir,  wenn  uns  das  Molekulargewicht  des  fraglichen  Stoffes 
bekannt  ist,  was  ja  meistens  der  Fall  sein  dürfte,  nur  über  die 
Zahl  der  in  Lösung  befindlichen  Moleküle  und  Ionen  Aufschlufs 
erhalten,  denn  alle  jene  Gröfsen  sind  ja  gleich  der  Anzahl  der 
gelösten  Moleküle  dividiert  durch  die  Anzahl  der  Moleküle 
Lösungsmittel. 

Auch  mit  Hilfe  der  elektrolytischen  Leitfähigkeitsbestimmung 
erhalten  wir  nur  Kenntnis  über  den  Aktivitätskoeffizienten,  d.  h. 
über  das  Verhältnis  der  dissoziierten  und  daher  leitend  gewordenen 
Moleküle  zu  den  insgesamt  vorhandenen  Molekülen.  Die  letzt- 
genannten Methoden  können  uns  aber  auch  Auskunft  erteilen  über 


—     332     — 

die  Art  der  Moleküle  und  Ionen,  denn  —  wie  aus  den  bezüglichen 
Formeln  hervorgeht  —  ist  die  Löslichkeitsbeeinflassang,  die  durch 
Zusatz  eines  gleichnamigen  lones  hervorgebracht  wird,  wie  auch 
die  elektromotorische  Kraft  von  Eonzentrationsketten  nur  von  einem 
bestimmten  Ion  abhängig,  während  die  Inversionsgeschwindigkeit 
nur  eine  Funktion  der  H-Ionen  ist.  So  kann  man  denn  mit  Hilfe 
der  unter  3  bis  5  genannten  Methoden  die  Zahl  der  einzelnen  Ionen 
feststellen  und  damit  genauere  Auskunft  über  die  Konstitution  der 
fraglichen  Salze  erhalten. 


Versuche  über  Gefirierpunktsemiedrigungen 

von  Bleisalzen  —  Pb(NO,)j  —  sind  von  M.  Le  Blanc  und  A.  A.  Noyes 
ausgeführt;^  doch  sind  diese  Versuche  in  anderer  Absicht  angestellt 
und  daher  für  unsere  Zwecke  wenig  brauchbar.  Es  zeigt  sich  näm- 
lich, dafs  die  Löslichkeit  von  einigen  Salzen,  z.  B.  auch  von  Pb(N03)3, 
durch  Zusatz  von  einem  Salz  mit  gemeinschaftlichem  Ion,  z.  B.  von 
KNO3,  erhöht  wird,  während  doch  durch  das  Massenwirkungsgesetz 
eine  Verminderung  der  Löslichkeit  gefordert  wird.  Bekanntlich 
wird  diese  Anomalie  durch  Bildung  von  Doppelmolekülen  dieser 
beiden  Salze  erklärt,  und  die  oben  genannten  Herren  wollten  für 
diese  Annahme  einen  Beleg  bringen.  Ein  Zusatz  von  ^^  M,  Pb(N03)3 
bewii-kt  eine  Verschiebung  des  Gefrierpunktes  um  —1.500^;  ein 
Zusatz  von  ^/^M.  KNOg  eine  solche  von  —2.570^  Tritt  also  keine 
Reaktion  zwischen  beiden  Salzen  in  der  Lösung  ein,  so  sollte  der 
gleichzeitige  Zusatz  beider  Salzmeugen  eine  Depression  von  —(1.500 
+  2.570)=— 4.070^  bewirken,  thatsächlich  zeigt  sich  aber  nur  eine 
Erniedrigung  von  —  3.105^  Hierdurch  ist  eine  Bildung  von  Doppel- 
molektilen  zwischen  P^NOj)^  und  KNO.  zweifellos  nachgewiesen. 
Etwas  Ahnliches  zeigt  sich,  wenn  man  einer  Lösung  von  Pb(N03)3, 
NaNOj  zusetzt,  auch  dort  bilden  sich  also  Doppelmoleküle. 

Weitere  Versuche  sind  meines  Wissens  noch  nicht  gemacht; 
es  ist  jedoch  nicht  ohne  Interesse  und  Bedeutung  für  unsere  Frage 
verdtiuntere  Bleisalzlösungen  in  dieser  Hinsicht,  d.  h.  in  Bezug  auf 
ihre  Gefrierpunktsemiedrigung  zu  prüfen.  Ich  habe  daher  einige 
Messungen  angestellt,  deren  Ergebnisse  ich  im  folgenden  mitteile. 


*  Zeiischr,  phys.  Chew,  6. 


—     333     — 


Ich  benutzte  den  bekannten  BEOKMANN'schen  Apparat.  Das 
Thermometer  war  in  O.Ol  Grade  geteilt,  so  dafs  man  mit  Hilfe  einer 
Thermometerlupe  0.001  Grad  sicher  abschätzen  konnte.  Von  den 
Yorgekühlten  Lösungen  wurden  immer  50  ccm  verwandt,  die 
Lösungen  wurden  unterkühlt  und  dann  unter  taktmäfsigem  Rühren 
der  Gefrierpunkt  beobachtet,  um  die  Messungen  von  der  Tem- 
peratur der  Eältemischungen  unabhängig  zu  machen,  wurde  der 
Gefrierpunkt  bei  zwei  verschiedenen  Aufsentemperaturen  bestimmt, 
und  hiernach  der  Gefrierpunkt  bei  der  Aufsentemperatur  =0^  linear 
interpoliert.  Es  zeigte  sich,  dafs  diese  Korrektion  zwar  nur  0.00 P 
bei  1^  Unterschied  in  der  Aufsentemperatur  betrug,  da  jedoch  die 
Erniedrigungen  auch  zum  Teil  nur  von  derselben  Gröfsenordnung 
sind,  so  geht  daraus  hervor,  dafs  die  Zahlen  keinen  Anspruch  auf 
grofse  Genauigkeit  machen  können.  Um  jedoch  ein  Kriterium  über* 
die  Genauigkeit  der  Messungen  zu  erhalten,  bestimmte  ich  bei 
einigen  KCl-Lösungen  die  Depressionen.  Da  bei  KCl-Lösungen  der 
Dissoziationsgrad  durch  Leitfähigkeitsbestimmungen  hinreichend 
sicher  gestellt  ist,  so  kann  man  mit  Hilfe  der  Formel 

m(l+«).j5i 
M 

die  zu  erwartende  Gefrierpunktsemiedrigung  berechnen,  und  somit 
ist  ein  Vergleich  zwischen  den  beiden  Zahlen  möglich,  wie  sie  sich 
aus  Beobachtung  und  Berechnung  ergeben.  Die  Resultate  finden 
sich  in  folgender  Tabelle,  deren  erste  Spalte  den  Normalgehalt  der 
betreffenden  Lösung  enthält.  Die  zweite  Spalte  giebt  den  Disso- 
ziationsgrad der  Lösung,  während  in  der  dritten  und  vierten  Spalte 
die  berechnete  und  beobachtete  GefrierpunktsemiedrigUDg  ver- 
zeichnet ist. 


Normalgelialt 


Disäoz.  -  Grad 

Gefrierpunktserniedrigung 

a 

berechnet        beobachtet 

0.82 

0.705 

0.705 

0.90 

0.148 

0.152 

0.94 

0.030 

0.082 

0.98 

0.004 

0.004 

0.209 
0.042 
0.0084 
0.001 

Diese  Zahlen  bestätigen  vollauf  die  oben  ausgesprochenen  Ver- 
mutungen.    Die  Übereinstimmung  zwischen  Berechnung  und  Beob- 

*  Hier  bedeutet :  E  die  molekulare  Gefrierpunktsemiedrigung,  m  ist  die 
Anzahl  Gramm,  die  in  100  g  Lösungsmittel  gelöst  sind,  M  ist  das  Molekular- 
gewicht der  Substanz  und  a  der  Dissoziationsgrad. 


334     — 


achtung  ist  zufriedenstellend  ^  aber  in  den  tausendstel  Grad  zeigen 
sich  immerhin  schon  Abweichungen.  Somit  werden  auch  die 
Messungen,  die  mit  Bleilösungen  folgen  werden,  nur  mit  Vorsicht 
zu  verwenden  sein. 

Ich  ging  nun  zu  Gefrierpunktsbestimmungen  an  Bleichlorid- 
lösungen über,  ferner  führte  ich  noch  Messungen  an  denselben 
Lösungen  aus,  nachdem  sie  einen  bestimmten  Zusatz  an  Salzsäure 
erhalten  hatten.  Es  zeigte  sich  leider,  dafs  man  sich  auf  recht 
verdünnte  Lösungen  beschränken  mufste,  denn  schon  bei  einer 
Yjs'Qorm.  neutralen  Bleichloridlösung  schieden  sich  Spuren  des 
festen  Salzes  aus,  während  bei  der  ^^^-norm.  salzsauren  Lösung 
die  Menge  des  ausgefallenen  Salzes  schon  recht  bedeutend  war. 

Die  Ergebnisse  jener  Messungen  finden  sich  in  den  folgenden 
Tabellen.  Die  erste  Spalte  giebt  wieder  den  Äquivalent -Normal- 
gehalt der  Lösungen  an,  die  zweite  die  Gefrierpunktserniedrigung. 
In  der  dritten  Spalte  ist  das  Molekulargewicht  verzeichnet,  wie  sich 
jene  Gröfse  mit  Hilfe  der  Formel 


M^E 


m 


aus  den  Gefrierpunktserniedrigungen  berechnet.  In  der  vierten 
Spalte  ist  die  Gröfse  n,  d.  h.  die  Zahl  der  Teilmoleküle,  in  die  ein 
Molekül  der  Substanz  sich  dissoziiert,  angegeben,  wobei  vollkommene 
Dissoziation  angenommen  wurde. 


Normalgehalt 

t 

M=Ej 

2'/V.8 

VuM  PbCl, 

0.004 

57.2 

4.86 

/988              11 

0.014 

65.1 

4.27 

/ISO              11 

0.017 

85.7 

3.84 

190               11 

0.035 

83.3 

3.24 

In               91 

0.037 

98.6 

2.82 

Diese  Zahlen  zeigen  uns  erstens,  dafs  alle  jene  Lösungen  schon 
weitgehend  dissoziiert  sind  nach  der  Formel 

PbCl,=Pb+2Ci. 

In  den  verdünnteren  Lösungen  scheint  die  Zahl  der  Teilmoleküle 
durch  Reaktion  mit  dem  Lösungsmittel  —  denn  nur  so  ist  dies 
erklärlich  —  noch  weiter  vermehrt  zu  sein;  denn,  wenn  auch  die 
Zahlen  an  und  für  sich  fehlerhaft  sein  können,  so  geht  dies  doch 


—     335 


ans  dem  Gang  derselben  ziemlich  sicher  hervor.  Vielleicht  kann 
dies  weitere  Anwachsen  der  Molekülzahl  durch  einen  Vorgang  erklärt 
werden,  der  sich  nach  folgender  Gleichung  abspielt: 

PbCl,  +  2H0H  =  Pb(OH),  +  2H  +  2Ci. 

Die  beobachteten  Gefrieipunktserniedrigungen  scheinen  sogar  in  der 
verdünntesten  der  fraglichen  Lösungen  einen  quantitativen  Verlauf 
jenes  Vorganges  zu  fordern.  Jedoch  bleibt  zu  bedenken^  dafs  jene 
Zahlen  durch  Vei-suchsfehler  entstellt  sein  können.  Wie  bei  den 
KCl-Lösungen,  so  können  auch  hier  die  beobachteten  Zahlen  leicht 
etwas  zu  grofs  sein.  Wäre  z.  B.  in  der  Yiiea"-''-'^^^"^  ^^^  gemessene 
Gefrierpunktserniedrigung  nur  um  0.001  ^  zu  grofs  gefunden  —  ein 
Fehler,  der  nach  den  Messungen  der  ECl-Lösungen  keineswegs  aus- 
geschlossen ist,  —  so  würde  sich  auch  in  diesem  Fall  n=3  ergeben. 
Jedenfalls  geht  aus  diesen  Zahlen  keineswegs  mit  Sicherheit  hervor, 
dafs  ein  Vorgang  wie  oben  stattfinden  mufs,  sondern  nur,  dafs  er 
eintreten  kann. 

Die   folgende  Tabelle   enthält   die  Gefrierpunktserniedrigungen 
der  salzsauren  Bleichloridlösungen. 


Nonnalgehalt 

Gefrierpunkte 
beobachtet 

0.888 
0.838 
0.850 
0.887 
0.901  ? 

serniedrigung 
berechnet 

0.231  HCl 

0.231  HCl+Vii6f  PbCl, 
0.231  HCl+VfM     » 
0.231  HCl  +  Viso     „ 
0.231  HCl+Vw      » 

0.892 
0.902 
0.905 
0.925 

Als  sicheres  Ergebnis  geht  aus  diesen  Versuchen  hervor,  dafs 
Bleichlorid  in  Lösungen  Doppelmoleküle  mit  Salzsäure  zu  bilden 
vermag.  Die  weiter  unten  erwähnten  Versuche  von  A.  A.  Notes  ^ 
scheinen  zwar  dieser  Annahme  zu  widersprechen,  jedoch  ist  zu 
bedenken,  dafs  obige  Bildung  komplexer  Moleküle  im  hohen  Mafs 
abhängig  sein  wird  von  der  Konzentration  der  Salzsäure.  Diesen 
Fall  näher  zu  untersuchen,  ist  von  grofsem  Interesse,  und  es  werden 
sicherlich  wichtige  Resultate  sich  ergeben. 


^  Vergl.  S.  12  und  Zeitschr,  phya.  Chem.  9,  603. 


—     336      - 

Leitfahigkeitsbestimmimgen 

von  Bleisalzen  sind  schon  häufiger  gemacht,  und  die  EoHLBAUsCH'sche 
Methode  sichert  eine  grofse  Genauigkeit.  Bekanntlich  ist  der  Dis- 
soziationsgrad und  das  Ansteigen  desselben  unter  gleichen  Verhält- 
nissen bei  allen  gleichartigen  Elektrolyten  annähernd  gleich.  Wir 
müssen  also  auch  erwarten,  dafs  die  Zunahme  der  elektrischen  Leit- 
fähigkeit ähnlicher  Salzlösungen,  wenn  dieselben  im  gleichen  Grad 
verdünnt  werden,  annähernd  die  gleiche  ist. 

Sehen  wir   uns   nun  daraufhin  einmal  die  Tabellen  der  Leit- 
fähigkeiten der  Chloride  von  Ba,  Zn  und  Pb  an: 

Molekulare  Leitfähigkeiten  10"^  bei  25^ 


V 

VjPbCl,*               V.BaCl,»* 

VjZnCV** 

18 

81.6                           89.9 

81.1 

36 

91.6                           94.4 

85.1 

72 

103.3                           99.3 

92.1 

144 

111.1                         103.7 

94.5 

288 

113.4                         104.5 

96.4 

576 

117.3                         106.9 

98.3 

1152 

121.9                         108.9 

99.7 

*  Zahlen  wurden  bestimmt  vom  Verfasser, 

**  und  ***  von 

Kohlrausch  {Wied,  Ann,  26). 

Berechnen  wir  nun  die  prozentische  Zunahme  der  Leitfähigkeit  in 
diesem  Verdünnungsintervall  für  die  obigen  Salze,  so  zeigt  sich,  dafs 
BaClj  und  ZnCl,  annähernd  gleich  stark  zunehmen,  nämlich  um  21.1  ^7o 
bezw.  um  22.9  7o>  ™  Mittel  also  um  22^0»  die  Zunahme  von  PbClj 
beträgt  dagegen  49.4  7^.  Dieser  Uberschufs  an  Zunahme  von  27.4  "/^ 
zeigt  uns,  dafs  in  den  Lösungen  von  Bleisalzen  neben  der  Zunahme 
des  Dissoziationsgrades  noch  ein  anderer  Vorgang  die  Leitfähigkeit 
erhöht,  welcher  nur  so  zu  erklären  ist,  dafs  an  Stelle  der  zu 
erwartenden  Spaltungsprodukte  andere  Ionen  eintreten,  die  eine 
gröfsere  Wanderungsgeschwindigkeit  haben.  Welcher  Art  diese  Ionen 
aber  sind,  geht  aus  den  Leitfähigkeiten  nicht  hervor.  Da  aber  alle 
Ionen  in  erster  Annäherung  gleich  wandern,  mit  Ausnahme  von  H 
und  OH,  so  liegt  die  Annahme  wohl  nahe,  dafs  eines  dieser  Ionen 
auftritt,  also  Hydrolyse  vorliegt,  besonders  da  in  diesem  Fall  dies 
die  einzigen  Ionen  sind,  die  in  Reaktion  treten  können.  Es  liegt 
also  die  Annahme  nahe,  dafs  bei  den  verdünnteren  Lösungen  Hydrolyse 
nach  folgender  Gleichung  eintritt 

Pb  i  Cl,+2HOII  =  Pb^"+2H  I  Cl 


—    387     — 

Bei  der  ^1152  PbCl,-Lö8ung  scheint,  nach  den  Gefrierpunktsemiedri- 
gnngen  zu  urteilen,  dieser  Vorgang  quantitativ  vor  sich  gegangen 
zu  sein.  In  diesem  Fall  müfsten  vrir  aber  an  Stelle  der  erwarteten 
Leitfähigkeit  diejenige  einer  gleich  konzentrierten  Salzsäure  finden. 
Letztere  beträgt  nach  Messungen  von  Kohlbausch  383  x  10"^, 
während  die  beobachtete  Leitfähigkeit  nur  121.9-10~^  beträgt.  Es 
geht  also  aus  diesem  Vergleich  hervor,  dafs  die  Hydrolyse  bei  weitem 
nicht  quantitativ  nach  obiger  Formel  vor  sich  gegangen  ist^  sondern 
wie  eine  Überschlagsrechnung  ergiebt,  nur  etwa  um  ö^o«  Femer 
wird  noch  bestätigt,  dafs  die  Oefrierpunktsemiedrigungen  thatsächlich 
ungenau  sind,  in  dem  Mafse  wie  oben  angenommen. 

Auch  die  Leitfähigkeitsbestimmungen  von  Vioenti^  zeigen  bei 
einem  Vergleich  der  molekularen  Leitfähigkeit  von  Baryumnitrat  und 
Bleinitrat  f&r  das  letzte  Salz  bei  gleichem  Verdünnungsintervall  ein 
bedeutend  stärkeres  Ansteigen  der  molekularen  Leitfähigkeit  wie 
für  das  erstere.  Auch  beim  Bleinitrat  scheinen  also  Nebenerschei- 
nungen einzusetzen,  die  wieder  nur  durch  Hydrolyse  ihre  Erklärung 
finden. 

Bekanntlich  wird  nun  Hydrolyse  dadurch  stark  zurückgedrängt, 
dafs  man  die  Anzahl  der  H-Ionen  vermehrt,  also  durch  einen  Zusatz 
von  Säure.  Bestimmt  man  also  die  Zunahme  der  specifischen  Leit- 
fähigkeit, die  eine  verdünnte  Säurelösung  dadurch  erhält,  dafs  man 
in  ihr  eine  bestimmte  Menge  eines  Bleisalzes  löst,  so  kann  man  mit 
Hilfe  dieser  Zahlen  wenigstens  angenähert  die  molekulare  Leit- 
fähigkeit der  Bleilösung  berechnen,  bei  der  dann  Hydrolyse  aus- 
geschlossen ist. 

Ein  derartiger  Versuch  war  nun  bereits  im  hiesigen  Listitut  von 
Herrn  Ogg  ausgeführt  mit  P^NOg)^  und  7io-^omi.  HNO3.  Die  nach 
obigen  Andeutungen  berechneten  molekularen  Leitfähigkeiten  von 
Pb(N03)2  wurden  mir  gütigst  zur  Verfügung  gestellt,  und  ich  lasse 
dieselben  hier  folgen. 

Die  erste  Spalte  der  folgenden  Tabelle  giebt  uns  r,  d.  h.  die 
Anzahl  Liter  Lösungsmittel,  die  1  Grammäquivalent  P^NOg),  gelöst 
enthalten,  in  der  zweiten  Spalte  finden  sich  die  molekularen  Leit- 
fähigkeiten. 


»  Vergl.  Atti  d.  R,  Accad,  di  Torino  XX  (1885);   Ostwald,   Lehrbuch  der 
allgemeinen  Chemie  2,  759  und  771. 


—    388    — 

V  ^Pb(NOg), 

140.38  100.87 

78.76  99.28 

58.64  98.58 

43.45  97.72 

80.93  96.71 

16.06  94.06 

15.76  98.14 

9.36  86.12 

8.00  85.28 

5.22  77.88 

4.70  75.36 

Die  Abnahme  der  molekularen  Leitfähigkeit  mit  Zunahme  der 
Konzentration  beträgt  in  diesem  Intervall  25^|^^,  während  sich  im 
gleichen  Intervall  für  Ba(N03)^  30%  ergeben  würden.  Wenn  man 
nun  berücksichtigt,  dafs  durch  Zusatz  von  HNO,  der  Dissoziatious- 
grad  von  Pb(N03)2  zurückgedrängt,  und  damit  die  Leitfähigkeit  ver- 
kleinert wird,  so  kann  man  diese  Übereinstimmung  als  befnedigend 
anerkennen,  und  die  Annahme,  dafs  die  abnorme  Zunahme  der  Leit- 
fähigkeiten von  Bleilösungen  mit  der  Verdünnung  durch  Hydrolyse 
bedingt  ist,  gewinnt  an  Wahrscheinlichkeit. 


Versuche  über  Löslichkeitsbeeinflussnng 

von  Bleisalzen  durch  Zusatz  von  Salzen  mit  einem  gleichen  Ion 
sind  von  A.  A.  Notes  ^  gemacht. 

Daraus,  dafs  die  Chloride  von  Mg,  Ca,  Mn,  Zn,  Cu  und  Ba 
die  Löslichkeit  von  TlCl  in  gleicher  Weise  herabdrücken,  geht 
zunächst  hervor,  dafs  thatsächlich  alle  jene  Salze  nahezu  gleich 
dissoziiert  sind.  Versuche,  die  Löslichkeits Verminderung  von  PbCI« 
durch  TlCl  zu  bestimmen,  waren  ohne  Erfolg,  da  sich  ein  Doppel- 
salz bildete  von  der  Formel  [PbCl,.3TlCl].  Es  konnte  also  durch 
TlCl  nicht  der  Dissoziationsgrad  des  PbClj  festgestellt  werden. 

Weitere  Löslichkeitsversuche  mit  PbCl^  ergaben:  dafs  die 
Chloride  von  Magnesium,  Calcium,  Zink  und  Mangan  dieselbe 
Wirkung  auf  die  Löslichkeit  von  PbCl,  ausüben. 

Ealiumchlorid  vermindert  die  Löslichkeit  bis  zu  einem  etwas 
grösseren  Grad,  als  die  soeben  angeführten  2 wertigen  metallischeu 
Chloride. 


^  ZeitscJir.  phya,  Chem.  9,  603. 


—    839    — 

Chlorwasserstoffsäure  Yermindert  die  Löslichkeit  in  einem  etwas 
gröfseren  Grad  als  Ealiumchlorid. 

Bei  der  theoretischen  Verwertung  des  obigen  Materiales  ist 
Notes ^  genötigt,  zwei  Annahmen  zu  machen.  Erstens  nimmt  er 
an,  dafs  PbCI,  ebenso  dissoziiert  ist  wie  die  übrigen  2  wertig- 
metallischen  Chloride;  zweitens,  dafs  die  Anzahl  der  Bleiionen  gleich 
der  halben  Anzahl  der  Chlorionen  ist;'  d.  h.  er  schliefst  eine 
Dissoziation,  wie  sie  folgende  Gleichung  darstellt: 

PbCl,-Pbci+ci 

aus.  Unter  Zugrundelegung  dieser  Annahmen  kommt  er  dann  zu 
dem  Resultat,  dafs  Bleichlorid  in  gesättigter  Lösung  —  diese  Lösung 
ist  wie  schon  bemerkt  fast  genau  7jg-norm.  —  zu  73.3  ^/^  dissoziiert 
ist.  Also  auch  mit  dieser  Methode  kommen  wir  nur  mit  Hilfe  nicht 
streng  bewiesener  Annahmen  zu  Zahlenwerten. 

Von  grofsem  Literesse  wäre  nun  noch  die  Bestimmung  der 
Löslichkeitsbeeinflussung  von  Bleichlorid  durch  irgend  ein  anderes 
Bleisalz,  z.  B.  durch  Bleinitrat,  um  so  einige  Kenntnis  über  die  Zahl 
der  Bleiionen  zu  erhalten.  Dieser  Versuch  ist  nun  auch  bereits 
von  A.  A.  Notes'  ausgeführt.  Aber  an  Stelle  einer  Löslichkeits- 
emiedrigung  ergab  sich  auch  hier  eine  Vermehrung  der  Löslichkeit, 
wodurch  die  Existenz  einer  Doppelverbindung  zwischen  PbCl^  und 
Pb(N03)2  angezeigt  wurde,  und  wodurch  zugleich  ausgeschlossen 
wurde,  auf  diesem  Weg  in  obiger  Frage,  besonders  über  die  Zahl 
und  Konzentration  der  Bleiionen,  irgend  welche  Aufschlüsse  zu 
erhalten. 

Es  bleibt  also  noch  übrig  zu  versuchen,  ob  wir  mit  Hilfe  von 

Konzentrationsketten 

unter  Anwendung  der  NEENST'schen  Formeln  einige  Kenntnis  über 
die  Konstitution  der  Bleisalze  in  Lösungen  zu  erhalten  im  stände 
sind.     Die  Nebnst' sehen  Formeln 


und 


BT  1    P 
n^ In  — 

u-v  BT  I    c. 
n  = In- 


^  Zeitschr.  phya.  Ohem.  9,  626. 
>  Ebendaselbst  9,  627. 
*  Ebendaselbst  9,  629. 


—     340     — 

geben  uns  Beziehungen  zwischen  der  elektromotorischen  Kraft  der- 
artiger Ketten  und  den  lonenkonzentrationen  der  Lösungen.  Kennen 
wir  die  letzteren,  so  sind  wir  im  stände,  die  elektromotorische  Kraft 
der  Kette  zu  berechnen.  Umgekehrt  können  wir  aber  auch  aus 
der  elektromotorischen  Kraft  von  Konzentrationsketten  —  die  ja 
leicht  und  hinreichend  genau  zu  messen  ist  —  die  lonenkonzen- 
tration  der  angewandten  Lösungen  berechnen. 

An  obiger  Formel  soll  zunächst  noch  eine  Zahlenrechnnng 
vorgenommen  werden,  indem  wir  die  bekannten  und  konstant 
bleibenden  Gröfsen  auswerten,  und  wir  erhalten  dann 

1.  t;r  =  0.000198?' log?. 

n         p 

2.  TT^'^^-O.OOOIOS  -  log''*- 

Die  erste  Formel  giebt  uns  bekanntlich  die  elektromotorische 
Kraft,  die  an  der  Berührungsstelle  von  Elektrode  und  Elektrolyten 
ihren  Sitz  hat;  die  zweite  giebt  uns  die  elektromotorische  Kraft, 
die  an  der  Berührungsfläche  der  Elektrolyten  entsteht.  Die  Summe 
bezw.  die  Differenz  beider  giebt  uns  dann  die  wahre  elektromotorische 
Kraft  einer  Konzentrationskette. 

Es  galt  nun  zunächst  noch  festzustellen,  ob  das  Blei  in  Blei- 
salzlösungen verschiedener  Konzentration  dem  FARADAY^schen  Gesetz 
gehorcht,  mit  anderen  Worten,  ob  wir  berechtigt  sind,  filr  die  Zahl 
n  obiger  Formeln  2  zu  setzen.  Zu  diesem  Zweck  wurden  Bleisalz- 
lösungen verschiedener  Konzentration  einer  Elektrolyse  unterworfen. 
Die  Versuchsanordnung  war  folgende.  In  einem  gröfseren  Geföfs, 
das  die  zu  untersuchende  Lösung  enthielt,  standen  zwei  kleinere 
Näpfe,  —  deren  eines  mit  Bleiamalgam,  das  andere  mit  reinem 
Quecksilber  gefüllt  war,  —  so  dafs  beide  vollständig  vom  Elektro- 
lyten überflutet  waren.  Dann  wurde  der  Elektrolyt  der  Elektrolyse 
unterworfen,  wobei  das  Quecksilber  als  Kathode,  das  Bleiamalgam 
als  Anode  diente.  Nach  Stromunterbrechung  wurden  die  Näpfe 
möglichst  schnell  herausgenommen,  mit  Wasser  und  Alkohol  abge- 
spült, im  Vacuum  getrocknet  und  dann  die  Gewichtsabnahme  bezw. 
-Zunahme  bestimmt.  Zum  Vergleich  war  in  demselben  Stromkreis 
ein  Kupfervoltameter  eingeschaltet.  Die  Gewichtszunahme  der 
Kathode  wurde  ebenfalls  bestimmt,  und  hieraus  dann  die  Blei- 
menge berechnet,  die  sich  hätte  abscheiden  sollen. 

Die  Zahlen  finden  sich  in  nachstehender  Tabelle. 


341 


Nonnal- 
gehalt 


•/ 


V 


10 
10 


/lOO 
/lOOO 


Abnahme 
der  Anode 

g 


0.0610 
0.0502 
0.0664 
0.0171 


Zunahme 
der  Kathode 

g 


0.0540 
0.0448 
0.0522 
0.0154 


Berechnet 
g 


0.0565 
0.0489 
0.0594 
0.0143 


Wenn  auch  diese  Zahlen  keineswegs  gut  übereinstimmen,  sondern 
sogar  einen  bestimmten  Gang  erkennen  lassen  —  die  Zunahme  der 
Kathode  ist  immer  kleiner  als  die  Abnahme  der  Anode,  und  der  gefundene 
Wert  ist  fast  immer  kleiner  als  der  berechnete  — ,  so  scheinen 
diese  Fehler  doch  durch  die  Versuchsanordnung  bedingt  zu  sein; 
vielleicht  durch  eine  Oxydation  des  Bleies  und  durch  einen  Verlust 
von  Quecksilber,  welches  in  Lösung  geht.  Um  diese  Fehler  zu 
vermeiden,  wurde  die  Anordnung  wie  folgt  abgeändert. 

Um  eine  Oxydation  des  abgeschiedenen  Bleies  beim  Trocknen 
und  Wägen  an  der  Luft  zu  vermeiden,  wurde  die  Kathode  mit 
einem  dünnen  platinierten  und  dann  geglühten  Flatindraht  an  eine 
Mohr' sehe  Wage  gehängt.  So  konnte  dann  das  abgeschiedene  Blei 
in  der  Flüssigkeit  und  ohne  Stromunterbrechung  bestimmt  werden 
nach  der  Formel 

wo  Q  die  Gewichtszunahme,  s  das  spezifische  Gewicht  des  Bleies 
und  s^,  das  der  Lösung  ist.  Als  Anode  diente  eine  Bleiplatte,  als 
Kathode  eine  Platinspirale,  unter  derselben  war  ein  Glasschälchen 
angebracht,  um  event.  abfallendes  Blei  aufzufangen.  Als  Zuleitung 
diente  der  Suspensionsdraht.  Bei  dieser  Anordnung  war  auch  der 
Fehler  ausgeschlossen,  der  dadurch  hätte  entstehen  können,  dafs 
Hg  in  Lösung  ging.  Für  Homogenität  des  Elektrolyten  wurde 
durch  Umrühren  gesorgt.  Zum  Vergleich  waren  ferner  ein  Silber- 
voltameter  und  ein  Ampferemeter  in  denselben  Stromkreis  einge- 
schaltet. Das  Ergebnis  dieser  Versuche  findet  sich  in  nach- 
stehender Tabelle.  Die  letzte  Zahl  ist  in  einer  mit  HNO3  ange- 
säuerten Lösung  erhalten.  Der  Gehalt  an  P^NO,),  war  ein  Achtel 
normal,  die  Normalität  von  HNO3  betrug  0.08. 

Die  Zahlen  stimmen  besser  überein,  zeigen  keinen  bestimmten 

Z.  uorg.  Chem.  XVII.  23 


—    S42    — 

Gang  und  scheinen  genügend  sicher  zu  stellen,  dafs  Blei  in  diesen 
Verdünnungen  dem  Gesetz  von  Fabaday  gehorcht. 


Noimalität 
der  L 

Spez  Gew. 
ösiing 

Strom- . 
Btftrke 

Amp. 

Abgesch. 
Ag 

g 

P 

berechnet 
g 

0.1243 

b 

gefanden 
g 

1 
Fehler 

1 

1.1380 

0.05 

0.1296 

0.1221 

-1.8 

V4 

1.0348 

O.Ol 

0.0916 

00880 

0.0927 

+  5 

V.4 

1.0021 

O.Ol 

0.0204 

0.0191 

0.0186 

-2.6 

'«66 

1.0003 

0.005 

0.0176 

0.0170 

0.0168 

-1 

1/    .0.08 
/«  +  HNO, 

1.192 

0.03 

0.0200 

0.0199 

0.0199 

0 

Ich  ging  nun  daran,  die  Bleisalze  mittels  Eonzentrationsketten 
zu  untersuchen.  Die  angewandten  Salze  waren  vorher  durch  üm- 
krystallisieren  gereinigt;  das  zur  Verwendung  kommende  Wasser 
war  durch  ein  Zinnrohr  destilliert  und  durch  Kochen  von  CO, 
befreit    Es  zeigte  dann  eine  Leitfähigkeit  von  1.4  —  1.8-10  ^^ 

Als  Elektroden  wurde  nicht  metallisches  Blei,  sondern  Blei- 
amalgam verwandt.  Die  Eonzentrationsketten  erhielten  die  bekannte 
Porm.^  Die  elektromotorischen  Eräfte  wurden  nach  der  Poggen- 
DORFF'schen  Eompensationsmethode  gemessen.  Als  Nullinstrument 
diente  ein  XJppENBOBN'sches  Spiegelgalvanometer  mit  einer  Empfind- 
lichkeit von  10~®,  als  Vergleichselemente  zwei  HBLios-Elemente,  die 
vor  jeder  Messung  mit  einem  CLABKE-Element  geaicht  wurden.  Die 
elektromotorische  Eraft  derselben  hielt  sich  gut  konstant. 

Ich  stellte  nun  Eonzentrationsketten  folgenden  Schemas  zu- 
sammen: 

I.  Pb  I  PbCl,  I  PbCl,  I  Pb. 


e^ 


II.  IlgHgCl  I  PbCl,  I  PbCl,  I  HgClHg. 

III.  Pb  I  PbCl,  I  llgClHg -HgHgCl  I  PbCl,  |  Pb. 
^1  ff 

IV.  Pb  I  PbCl^  I  IlgClHg. 

Selbige  Eetten  wurden  mit  verschieden  konzentrierten  Lösungen 
von  PbClj  beschickt;  jedoch  wurde  das  Eonzentrationsgeialle  immer 


*  Vergl.  Nern»t,  ZeHsrhr.  phys.  Chem.  4,  157. 


—    848    — 

konstant  erbalten  und  zwar  gleich  4.  Ferner  blieben  die  Losungen 
nach  dem  Verdünnen  längere  Zeit  —  mindestens  24  Stunden  — 
stehen,  bevor  sie  zur  Anwendung  kamen,  da  sich  gezeigt  hatte, 
dafs  in  der  ersten  Zeit  sich  die  Leitfähigkeit  etwas  änderte.  Eine 
BegrtLndung  wurde  nicht  gefunden,  aber  auch  hier  liegt  Begründung 
durch  Hydrolyse  nahe.  Die  Ergebnisse  jener  Messungen  finden  sich 
in  den  folgenden  Tabellen.     Die  Temperatur  betrug  24®. 


I.  Pb  1  PbCl,  1  PbCl,  1  Pb. 

ci 

Cf 

<^I 

Ct 

^1 

V., 

Vr. 

0.0206  1 

'/,. 

Vm 

0.0238 

0.08 

'/„, 

1/ 

/il6S 

0.0370 

V.8 

/ll54 

a0813 

11.  HgHgCl  1  PbCl,  , 

PbCl,  1  HgClHg. 

Cl 

(^t 

Ci                         r. 

^ 

/i8                               Ifi 

0.0221 

/Tf                                        VfM 

0.0256 

Iws                                      Iu5t 

0.0380 

/l8                                         /ll5« 

0.0857  ? 

III. 

Pb  1  PbCl,  1  HgClHg- 

-HgHgCl     PbCl,     I 

ci 

c« 

Cl                               c^ 

«8 

• 

In                                   llt 

0.0427 

llt                                          /«88 

0.0481 

/tes                            /ii6S 

0.0720 

/i8                              /iifts 

0.1634? 

IV.  Pb    PbCl, 
<^1 

1  HgClHg. 

Ci                                      7l4 

J 

V,8                      0.5363 
Vt«                      0.5780 
V,HH        '            0.6230 
Vii5«   .y          0.6950 

0.0417 
0.0450 
0.0720 

Bezeichnen  wir  nun  mit  n^  die  elektromotorische  Kraft  der 
Kette  nach  Schema  I  und  so  fort,  so  ergeben  sich  aus  den  theoretisch 
abgeleiteten  Formeln  flir  die  elektromotorischen  Kräfte  jener  Ketten 
folgende  W^erte:^ 


*  Nernst:  „Die  elektromotorische  Wirksamkeit  der  Ionen"  (Zeitschr,  phys. 
Chem.  4. 

23* 


—    S44    ^ 

0.000198  m  1      Pt  , 

3r,  =  0.000198  2'log-;-«. 

0.000198,^/,      jp,    ,    Ol      ^I^ 

Hier  bezeichnet  p^  und  p^  den  osmotischen  Druck  der  Blei- 
ionen, p\  und  /?J  den  der  Chlorionen  in  den  jeweiligen  Lösungen. 
€  sind  die  elektromotorischen  Kräfte,  die  an  der  Berührungsstelle 
der  Elektrolyten  ihren  Sitz  haben. 

Aus  der  theoretischen  Betrachtung^  ergiebt  sich  nun,  dafs  die 
Zahlenwerte  der  Potentiale  der  einzelnen  Eonzentrationsketten  in 
ganz  bestimmten  Verhältnissen  zu  einander  stehen  müssen,  und  zwar: 

TTi :  Tif  =  r :  t«, 
^1  -TTgssr :  u  +  Vy 
71,:  n^  =  u:u+v, 

wo  u  und  V  wie  immer  die  Wanderungsgeschwindigkeit  des  Kations 
bezw.  des  Anions  bezeichnet. 

V  ist  bekannt;  es  beträgt  62.4.^    Mithin  ist  u  zu  berechnen 

^  =  -:  r  =  62.4:   M  =  66.9     67.1     64.1, 

-*  =  -^=l-w;  w  =  66.9     63.7     60.0, 

—  =  — **    =w:         tt=s66.9     71.0     68.5. 
Tlg     u  +  v 

Somit  scheint  also  die  Wanderungsgeschwindigkeit  des  Blei- 
ions hinreichend  sicher  mit  66.1  festgelegt  zu  sein. 

Bredig^  hat  nun  durch  seine  Arbeit  erwiesen,  dafs  die 
Wanderungsgeschwindigkeiten  der  elementaren  Ionen  eine  deutlich 
periodische  Funktion  des  Atomgewichtes  ist.  Also  gewinnt  die 
gefundene  Zahl  an  Wahrscheinlichkeit,  denn  Blei  fügt  sich  mit  66.1 
gut  neben  Ba  und  Tl  ein,  die  mit  64  und  69.5  vertreten  sind.  Mit 
den  Wanderungsgeschwindigkeiten  sind  uns  aber  auch  die  Über- 
führungszahlen gegeben,  denn 


+  + 

^  Diese  BetrachtuDg  setzt  allerdings  voraus,  dafs  nur  Pb  und  Cl  als  freie 
Ionen  in  der  Lösung  existieren,  mitbin  gelten  die  Folgerungen  nur  in  erster 
Annäherung,  nicht  streng. 

^  Nach  den  neuesten  Angaben  von  Kohlrausch. 

'  Zt'iisvhr,  phys.  Chem.  13,  283. 


—     345 


n        V 
1  — »     u 


WO  n  die  Überfuhrungszahl  des  Anions  und  1— n  die  des  Kations 
bedeutet. 

AuTserdem  bietet  uns  ein  Vergleich  der  einzelnen  Zahlenwerte, 
die  wir  für  die  Ketten  durch  Messung  erhalten  haben,  noch  eine 
gute  Kontrolle  über  die  Grenauigkeit  der  einzelnen  Messungen. 

Behalten  wir  die  auf  S.  343  gewählten  Bezeichnungen  bei,  und 
ergänzen  wir  diese  Bezeichnungen  noch,  indem  wir  die  einzelnen 
Ketten  gleichen  Schemas  durch  oben  angebrachte  Indices  kenn- 
zeichnen in  der  Reihenfolge,  wie  sie  sich  in  der  Tabelle  folgen,  so 
kommen  wir  auf  Grund  der  Formeln  von  S.  344  zu  folgenden 
Beziehungen: 


Berechnet: 

Beobachtet: 

7ri'  +  7l,"  +  7Ii"'  =  7I,"" 

0.0814 

0.0813 

n^^-{-n^  =  n^ 

0.0427 

0.0427 

n,^  +  n^^  =  n^y^ 

0.0494 

0.0481 

7ii™+7rjni  =  7f,™ 

0.0750 

0.0726 

n^n^n^i^n^i 

0.0417 

0.0427 

7i^-n^^  =  nJ^ 

0.0450 

0.0481 

7l,l"»-7I™  =  7r"' 

0.0720 

0.0726 

Diese  Betrachtungen  zeigen,  dafs  die  Genauigkeit  der  Messungen 
durchweg  befriedigend  ist.  Die  Differenzen  zwischen  Beobachtung 
und  Berechnung  bleiben  in  den  Grenzen,  wie  sie  durch  Versuchs- 
fehler bedingt  sind. 

Ferner  zeigen  die  Formeln  der  Seite  344,  dafs  die  elektro- 
motorischen Kräfte  der  hier  untersuchten  Ketten  —  wenn  die 
Temperatur  die  gleiche  ist  «—  nur  noch  abhängig  sind  vom  Gefälle 
des  osmotischen  Druckes  der  bezüglichen  Ionen,  also  von  der  Kon- 
zentration und  dem  Dissoziationsgi*ad  der  Elektrolyten.  Mithin 
müfsten  unter  normalen  Verhältnissen  die  einzelnen  Werte  von  n^j 
n^  und  n^  gleich  grofs  sein,  wenn  die  Lösungen  vollkommen  dis- 
soziiert wären.  Dies  sind  sie  nun  aber  nicht,  denn  wie  aus  den 
Messungen  von  A.  A.  Notes  (vgl.  S.  20)  hervorgeht,  ist  die  ^/^g- 
norm.  Lösung  von  PbClg  nur  zu  73  %  dissoziiert.  Das  Fortschreiten 
der  Dissoziation  wirkt  nun  noch  verkleinernd  auf  das  Konzentrations- 
gefälle und  damit  auch  verkleinernd  auf  die  elektromotorische  Kraft 
der  Ketten.  Jedoch  tritt  eine  Änderung  des  Konzentrationsgefälles 
nur  als  Logarithmus  in  Rechnung.  Es  entspricht  demnach  selbst 
einer  verhältuismäTsig  grofsen  Änderung  des  Konzentrationsgefälles 


-     346 


nur  eine  kleine  Änderung  des  elektrischen  Potentiales.  Wäre  also 
eine  Gleichheit. der  einzelnen  Werte  noch  erklärlich,  so  bleibt  das 
Ansteigen  der  elektromotorischen  Kräfte  bei  den  Ketten  desselben 
Schemas  trotz  gleichen  Konzeutrationsgefälles  unter  Annahme  nor- 
maler Verhältnisse  unerklärlich.  In  Übereinstimmung  mit  den 
andern  Methoden  kommen  wir  also  auch  hier  zu  dem  Schlufs,  dals 
bei  den  Bleisalzen  in  Lösungen  keineswegs  normale  Verhältnisse 
vorliegen. 

Ich  untersuchte  alsdann  noch  Lösungen  von  Bleinitrat  in  gleicher 
Weise,  um  zu  konstatieren,  ob  auch  dort  das  anomale  Ansteigen 
der  elektromotorischen  Kraft  stattfände.  Ich  konnte  hier  von  gröfseren 
Konzentrationen  ausgehen,  infolge  der  gröfseren  Löslichkeit  des  Blei- 
nitrats. Die  Resultate  sind  in  der  nachfolgenden  Tabelle  verzeichnet. 
Auch  wurde  ein  Versuch  mit  Elektroden  aus  Bleiplatten  gemacht, 
jedoch  zeigte  sich,  dafs  letztere  weniger  sichere  Zahlen  gaben.  Es 
wurden  die  Bleiplatten  vom  Elektrolyten  bedeutend  mehr  angegriffen. 
Schon  nach  kurzer  Zeit  waren  sie  mit  einem  gelben  Häutchen  über- 
zogen. Ein  derartiges  Angreifen  war  bei  Bleiamalgamelektroden 
weit  weniger  der  Fall,  es  zeigte  sich  erst  nach  einigen  Stunden. 
Nach  Senderens'  Untersuchungen  über  Metallfällungen  wirken  Metalle 
reduzierend  auf  Nitrate  ein.  In  diesem  speziellen  Fall  soll  sich  ein 
Salz  von  der  Form  Pb(N02)2  abscheiden.  Jedenfalls  geht  aus  diesem 
vergleichenden  Versuch  hervor,  dafs  die  Amalgamelektroden  den 
Vorzug  verdienen. 


Normalitöt 
^1     :     <•* 

71  Amalgain- 
Elekt 

0.0142 

n  Bleiplatten-  . 
roden 

1 

1/ 

r 

0.0152 

1/  ■ 

j4 

■■  Vi. 

0.0202 

0.0190 

1 
Iß 

.       1/ 

,64 

0.0226 

0.0300 

1/ 
1 

.     1/ 

•  itM 

'     •/ 

•  .'10*4 

.    1' 

11(194. 

0.0339 
0.0967 
0.1843 

0.0367 
0.0886 
0.1770 

Also  auch  beim  Bleinitrat  ist  ein  starkes  Ansteigen  der  elektro- 
motorischen Kräfte  zu  konstatieren;  also  müssen  auch  in  diesen 
Lösungen  dieselben  oder  ähnliche  Erscheinungen  auftreten,  wie  wir 
sie  beim  Bleichlorid  gefunden  haben. 

Femer  wurde  noch  eine  Reihe  von  Messungen  an  Eonzentrations- 
ketten  vorgenommen,   bei   denen   der  Elektrolyt  einen  bestimmten 


347     — 


Znsatz  Ton  KNO,  bezw.  HNO,  erhielt.    Die  Zahlen  finden  sich  in 


der 

folgenden 

Tabelle, 

I. 

Pb  1  Pb(NO,),  1  Pb(NO,), 

Pb. 

<-i 

c% 

71 

0.1 

O.Ol 

0.0395 

O.Ol 

0.001 

0.1095 

0.1 

0.001 

0.1492 

II.  Pb  I  Pb(Ndj,+0.lKNO,  I  O.lKNO.  +  PbiNOs),  |  Pb. 


^1 

^« 

n 

0.1 

O.Ol 

0.0327 

O.Ol 

0.001 

0.0702 

0.1 

0.001 

0.1010 

Pb(N6,),+0.lHNO,  1  0.1  HNO, 

+  Pb(NO 

t'i 

<•» 

n 

O.l 

O.Ol 

0.0243 

O.Ol 

0.001 

0.0147 

0.1 

0.001 

0.0387 

Wie  die  Zahlen  ergeben,  ist  bei  der  Kette  mit  Zusatz  von 
KNO3  noch  ein  Ansteigen  der  elektromotorischen  Kräfte  trotz  gleichen 
Konzentrationsgefälles  vorhanden,  aber  die  Zunahme  ist  schon  ver- 
kleinert worden.  Noch  stärker  in  dieser  Richtung  wirkt  der  Zusatz 
von  HNO3  und  zwar  bewirkt  dieser  schon  eine  Abnahme  der  Poten- 
tiale mit  der  Verdünnung. 

Leider  findet  aber  bei  beiden  Zusätzen  eine  doppelte  Ein- 
wirkung statt,  die  uns  hindert,  klare  Einblicke  zu  erhalten.  Einmal 
wirken  beide  Zusätze  der  Hydrolyse  entgegen.  Von  Säuren  ist  dies 
ja  bekannt,  aber  auch  neutrale  Salze,  z.  B.  auch  KNO,  wirken  in 
derselben  Weise.  Denn  durch  die  Gegenwart  des  Überschusses  von 
NOj-Ionen,  die  vom  KNO3  geliefert  werden,  wird  die  Dissoziation 
des  Pb(N03),  verkleinert,  und  es  kann  sich  infolgedessen  weniger 

OH 
Pb<QTj  bilden.     Femer  werden  sich  aber  auch  in  beiden  Fällen 

komplexe  Salze  bilden,  und  so  entziehen  sich  auch  diese  Versuche 
einer  quantitativen  Auswertung. 

Herr  M.  Goodwin^  hat  nun  in  seiner  Arbeit  über  Eisenchlorid 
nachgewiesen,    dafs    die    Fe-Ionen    durch   Hydrolyse    als   Fe(0H)3 


*  ZeiUehr,  phys,  Cheni.  31. 


348     - 

kolloidal  in  Lösung  gehalten  werden.  Bei  einer  O.Ol -norm.  Lösung 
von  Eisenchlorid  soll  die  Hydrolyse  schon  90 — 100®/^,  erreicht 
haben.  Etwas  Ähnliches  mufs  nach  obigem  auch  in  Lösungen  von 
Bleisalzen,  wenn  auch  nur  in  geringerem  Mafse,  eintreten,  worauf 
ja  schon  die  saure  Reaktion  jener  Lösungen  schliefsen  läfst.  Neben 
dieser  Reaktion  wird  aber  noch  eine  zweite  einsetzen,  nämlich  die 
Bildung  von  komplexen  Salzen.  Dafs  Bleisalze  geneigt  sind,  kom- 
plexe Salze  zu  bilden,  geht  klar  und  deutlich  aus  den  oben  mit- 
geteilten Versuchen  über  Gefrierpunktserniedrigung  und  Beeinflussung 
der  Löslichkeit  hervor.  Dafs  eine  Bildung  von  komplexen  Salzen 
eintreten  mufs,  wird  sich  aus  einer  vergleichenden  Betrachtung  der 
Resultate  der  Leitfähigkeitsbestimmungen  und  der  Messung  an 
Eonzentrationsketten  ergeben. 

Bevor  ich  -aber  zu  einer  derartigen  Überschlagsrechnung 
übergehe,  wäre  es  noch  von  Nutzen  und  grofser  Bedeutung  für  die 
Genauigkeit  jener  Rechnung,  die  Konzentration  der  H-Ionen  zahlen- 
mäfsig  festzustellen. 

Ich  ging  daher  dazu  über,  die  Hydrolyse  der  Lösungen  direkt 
zu  messen,  und  zwar  durch  Messen  der  elektromotorischen  Kräfte 
von  Konzentrationsketten  unter  Anwendung  von  Gaselektroden.  Die 
Versuchsauordnung  war  dieselbe,  wie  sie  Smale  in  seiner  Arbeit 
über  Gasketten  gebraucht  hat.^  Mit  Elektroden,  auf  H  reversibel, 
erzielte  ich  keine  konstanten  Werte;  die  Likonstanz  war  sogar  der- 
artig, dafs  die  Elektroden  die  Vorzeichen  änderten.  Es  mufs  dies 
wohl  auf  eine  Reduktion  der  HNO^  durch  H  zurückgeführt  werden. 
Ein  gleiches  fand  übrigens  Smale.  ^ 

Ich  ging  deshalb  zu  Sauerstoff-Elektroden  über,  aber  auch  hier 
erzielte  ich  keine  konstanten  Werte.  Um  nun  sicher  zu  stellen, 
ob  diese  Inkonstanz  durch  die  Elektroden  oder  durch  die  Blei- 
lösungen bedingt  sei,  steUte  ich  eine  ähnliche  Konzentrationskette 
zusammen,  die  an  Stelle  von  Bleilösung  HNO, -Lösungen  als  Elek- 
trolyten hatte. 

Der  berechnete  Wert  stimmte  in  diesem  Fall  gut  mit  dem 
durch  Messung  gefundenen  überein,  was  wohl  beweist,  dafs  der 
Grund  zur  Inkonstanz  in  den  Bleisalzlösungen  zu  suchen  ist.  So 
fand  ich  z.  B.  für  die  Kette 

(Pt+0)  I  Vio-HNO,  1  Vioo-HNO,  I  (Pt+0) 


*  Zeitschr.  phys.  Chem.  14. 
'  Ebendaselbst  14,  597. 


—     349     — 

durch    Messung    den   Wert    0.016    Volt,    während    die   Rechnung 
0.017  Volt  ergab. 

um  über  die  Hydrolyse  jener  Lösungen  Aufschlufs  zu  erhalten, 
giebt  es  noch  einen  andern  Weg,  nämlich  die  Bestimmung  der 
Inversionsgeschwindigkeit  des  Rohrzuckers,  denn  jene  ist  ja  der 
Anzahl  der  H-Ionen  proportional. 

In  den  Berichten  der  deutschen  chemischen  Gesellschaft  vom 
25.  Oktober  1897  giebt  nun  Ley  einen  kurzen  Auszug  einer  Arbeit, 
die  er  in  dieser  Hinsicht  ausgeführt  hat  und  noch  weiter  ausführen 
will.     Er  sagt  unter  anderem: 

Die  Theorie  der  elektrolytischen  Dissoziation  führt  die  Er- 
scheinung der  Hydrolyse  gewisser  Salze  auf  eine  Wirkung  des 
Wassers  als  Elektrolyt  zurück,  indem  die  Ionen, H  und  OH  mit 
den  betreflfenden  Ionen  des  Salzes  in  Wechselwirkung  treten  und 
80  eine  Spaltung  des  Salzes  in  Säure  und  Basis  bedingen.  Je 
nach  der  Natur  der  Spaltungsstücke  werden  entweder  H-  oder  OH- 
lonen  in  gröfserer  Menge  gebildet,  die  Reaktion  des  Salzes  wird 
entweder  sauer  oder  alkalisch  werden.  Bei  vielen  Salzen  geht  die 
Wirkung  der  Ionen  des  Wassers  nicht  bis  zur  völligen  Spaltung  in 
Säure  und  Basis,  sondern  es  bilden  sich  häufig  Zwischenprodukte, 
wie  wir  bei  BiClj  und  SbClj  direkt  beobachten  können.  Es  ist 
sogar  wahrscheinlich,  dafs  auch  bei  anderen  Salzen,  welche  die 
Erscheinung  der  Hydrolyse  in  merklichem  Grad  zeigen,  z.  B.  AICI3- 
Salze  wie  AICI3OH  und  A1C1(0H)2  als  nächste  Produkte  der  Hydro- 
lyse  auftreten  u.  s.  w. 

Wernes  führt  z.  B.  die  saure  Reaktion  der  Kupferchlorid- 
lösung auf  ein  Salz  folgender  Form  zurück: 

Cl  OII 

\     / 
Cu 

/     \ 
Cl  OH 

und  dieses  Salz  soll  dann  folgendermafsen  dissoziiert  sein 

Cl  OH 

\-/ 
Cu 

/     \       + 
Cl  0  +  H 

Femer  sagt  Ley:  Von  andern  bisher  untersuchten  Substanzen 
erwähne  ich  noch  das  Bleichlorid,   das  mit  der  Zeit  nicht  unbe*> 


350 


trächtlich  steigende  Werte  für  die  Inversionskonstante  K  ergab. 
Der  bei  einer  Verdünnung  100  nach  68  Minuten  zuerst  beobachtete 
Wert  für  K= 0.001  entspricht  einer  Hydrolyse  von  etwa  67o- 


So  führen  denn  alle  Untersuchungen  und  bisherigen  Angaben 
zu  den  bereits  oben  erwähnten  Annahmen.  Zwar  ist  es  uns  nicht 
gelungen,  mit  Hilfe  der  zu  Gebote  stehenden  Methoden  einen 
strengen  Beweis  ftir  den  Molekularzustand  der  Bleilösungen  zu  er- 
zwingen; alle  gemachten  Annahmen  bleiben  yielmehr  noch  hypo- 
thetisch und  bedürfen  noch  weiterer  Bestätigung.  Aber  eine  Dis- 
kussion der  einzelnen  möglichen  Annahmen  wird  wenigstens  einige 
Sicherheit  gewähren. 

Eine  Thatsache  geht  allerdings  mit  Sicherheit  aus  den  Beob- 
achtungen hervor,  nämlich  die,  dafs  dui*ch  den  Zerfall  eines  Mole- 
küls PbCl,  mehr  Teilmoleküle  entstehen,  als  der  Dissoziationsgleichung 

PbCl,  =  Pb+2Ci 

entspricht.  Wenn  auch  die  Zahlenwerte  der  Gefrierpunktsemie- 
drigungen  nur  ungenau  sind,  so  geht  dies  doch  aus  dem  Gang  der- 
selben hervor;  und  dasselbe  bestätigen  die  Versuche  über  Leit- 
fähigkeit und  Eonzentrationsketten.  Den  Gefrierpunktsbestimmungen 
gemäfs  nimmt  n  —  d.  h.  die  Zahl  der  Teilmoleküle,  in  die  ein 
Molekül  PbClj  zerfällt  —  in  der  verdünntesten  der  untersuchten 
Lösungen  die  Gröfse  5  an;  eine  Zahl,  die  —  wie  die  vergleichenden 
Gefrierpunktsbestimmungen  mit  KCl  ergeben  haben  —  etwas  zu 
grofs  sein  wird. 

Auf  S.  16  und  18  wurde  schon  gezeigt,  dafs  das  Anwachsen 
von  n  über  3  nur  durch  Hydrolyse  erklärt  werden  kann,  denn  es 
können  ja  nur  die  Ionen  des  Wassers  in  Reaktion  treten,  da 
andere  nicht  zugegen  sind.  Fraglich  ist  also  nur  noch  Form  und 
Grad  der  Hydrolyse. 

Die  nächstliegende  Annahme  ist  schon  auf  S.  16  angedeutet, 
bestehend  in  einer  Dissoziation 

I.  PbCl,  +  2IIOII  =  PbQg  +  2H  +  2Cl 

Den  Grad  einer  derartigen  Dissoziation  konnten  wir  aus  der 
anomalen  Zunahme  der  Leitfähigkeit  entnehmen;  er  ergab  sich  un- 
gefähr zu  57o« 


—     351     — 

EHne  andere  Annahme  —  11.  —  wäre  vielleicht  noch  die,  dafs 
die  Hydrolyse  nach  folgender  Formel*  eintritt: 

IL  PbCl»+HOH-PbOH+H  +  2Cl. 

Ein  derartiger  Vorgang  könnte  in  weit  stärkerem  Mafse  vor 
sich  gehen,  ohne  die  Leitfähigkeit  übermäfsig  zu  steigern.  Eäne 
andere  Art  der  Hydrolyse  ist  nicht  denkbar.  Keine  der  beiden 
Annahmen  genügt  aber  in  obiger  Form  unsem  Resultaten,  denn 
wie  sich  zeigen  wird,  verlangen  die  Versuche  mit  den  Eonzen- 
trationsketten  sowohl  ein  Verschwinden  der  Pb-  als  auch  der  Cl- 
lonen  aus  den  Lösungen.  Wir  werden  also  obige  Annahmen  noch 
zu  modifizieren  und  zu  erweitern  haben. 

Wir  werden  also  annehmen,  dafs  in  der  verdünntesten  Lösung 
die  Hydrolyse  nach  I.: 

PbCl, + 2H0H  =  PbQ^  +  2H  +  2C1 

in  weit  stärkerem  Mafse  als  5  ^o  ^^  sich  greift.  Die  Leitfähigkeit 
würde  damit  allerdings  noch  bedeutend  besser  werden,  aber  es 
kommt  damit  gleichzeitig  noch  ein  neues  Moment  in  Rechnung, 
nämlich  der  Gehalt  an  Salzsäure.  Sobald  die  freie  Salzsäure  eine 
gewisse  Konzentration  erreicht  hat,  wird  sie  von  noch  vorhandenen 
PbClg-Molekülen  addiert  werden  (vergl.  S.  16).  Diese  Addition  wird 
nun  einerseits  die  Leitfähigkeit  ganz  bedeutend  verringern,  aber 
auch  die  Grösse  n.  Eine  weitere  B^olge  der  Hydrolyse  und  der 
Bildung  von  komplexen  Molekülen  wird  aber  auch  eine  Vergröfserung 
des  Konzentrationsgefälles  bezüglich  der  Pb-  und  Cl-Ionen  sein,  und 
da  wir  annehmen,  dafs  die  Hydrolyse  ziemlich  bedeutend  ist,  so 
wird  diese  Vergröfserung  bedeutend  genug  sein,  um  die  elektro- 
motorische Kraft  derartig  zu  steigern.  Alle  diese  Momente  scheinen 
also  zusammenzuwirken.  Hätten  wir  es  mit  normalen  Verhältnissen 
zu  thun,  so  wären  wir  im  stände,  die  jeweilige  lonenkonzentration 
mit  Sicherheit  unter  Verwendung  der  Formeln  und  Zahlen  von 
Seite  25  und  26  zu  berechnen,  denn  wir  wären  dann  berechtigt, 
das  Gefalle  des  osmotischen  Druckes  für  Anionen  und  Kationen 
einander  gleich  zu  setzen,  da  ja  beide  aus  demselben  neutralen 
Körper  durch  Dissoziation  hervorgehen.  In  unserem  Fall  treten 
aber  Nebenreaktionen  ein.  Die  Verhältnisse  werden  dadurch  ver- 
schoben, und  somit  können  wir  nicht  setzen: 

Pt'pz' 


352     - 


Wir  werden  also  keine  strenge  Berechnung  anstellen  können, 
denn  die  Gleichungen  und  Zahlen  auf  S.  343  und  344  reichen  nicht 
aus.  Wir  haben  nur  zwei  selbständige  Gleichungen  und  drei 
Unbekannte.  Da  aber  e  nur  eine  Korrektionsgröfse  ist,  die  bedingt 
wird  durch  die  Diflferenz  der  Wanderungsgeschwindigkeiten  von  Pb 
und  Cl,  und  da  diese  Differenz  klein  ist,  so  können  wir  e  ver- 
nachlässigen,  und  so  wenigstens  eine  Überschlagsrechnung  anstellen. 
Wir  sollten  in  jedem  Fall  die  Zahl  4  fär  das  Gefälle  des  osmotischen 
Druckes  der  Kationen  und  der  Anionen  erwarten ,  da  ja  das  Eon- 
zentrationsgefälle  der  PbCl^-Lösungen  so  gewählt  wurde,  wir  erhalten 
aber  durch  Rechnung  folgende  Werte: 


Normalität 

/l8   •  /l% 
17%      •   /jM 
/t88  *   /ll6S 


Gefälle  des  osmot.  Druckes  der 
Pb-Ionen  Cl-Ionen 


4.94 

8.01 

12.43 


3.72 
4.81 
6.40 


Die  Zahlen  zeigen,  dafs  das  Verhältnis  der  osmotischen  Drucke 
der  Ionen  bedeutend  vergröfsert  ist;  es  müssen  also  Pb-  und  Cl- 
Ionen  als  solche  aus  den  Lösungen  verschwunden  sein. 

Die  auf  S.  20  erwähnte  Arbeit  von  A.  A.  Noybs  hat  nun 
ergeben,  dafs  die  ^l^^-norm.  PbCl^-Lösung  zu  73 ^o  dissoziiert  ist, 
d.  h.  dafs  73  7o  von  dem  vorhandenen  PbCl,  in  Form  freier  Ionen 
in  Lösung  ist.  Wir  können  also  unter  Berücksichtigung  dieser 
Zahl  den  Gehalt  an  freien  Pb-  und  Cl-Ionen  der  einzelnen  Lösungen 
berechnen.     Auf  diese  Weise  erhalten  wir  folgende  Daten: 


nJ/^ffn  n  1 1  fVif 

Bruchteil  freier 

1.^  \jk  UJciii  tnv 

Pb-Ionen 

CMonen 

•/., 

0.78 

0.78 

V„ 

0.59 

0.79 

/sS9 

0.30 

0.76 

VllB» 

0.10 

0.46 

Diese  Zahlen  geben  uns  also  den  Bruchteil  an  freien  Ionen,  der 
übrige  Teil  mufs  also  als  komplexes  Ion  oder  nicht  dissoziiertes 
PbCl,  oder  komplexes  Salz  in  Lösung  sein.  Aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  wird  nun  aber  in  der  verdünntesten  Lösung  undissoziiertes  PbCl, 
nicht  vorhanden  sein;  und  wir  können  daher  in  dieser  Lösung  •— 


—    853    — 

2war  nnr  mit  Hilfe  mehrerer  nicht  streng  bewiesener  Annahmen  — 

eine  Zahlenrechnung  des  Molekularzustandes  durchführen. 

Betrachten  wir  100  Moleküle  PbClg  der  verdünntesten  Lösung, 

so  würden  diese,   falls  keine  Nebenreaktionen  einsetzten,  zerfallen 

wie  folgt 

++  - 

100  PbCl,  =  100  Pb+  200  GL 

Thatsächlich  sind  aber  nur  10  Pb  und  92  Gl  als  freie  Ionen 

OH 
vorhanden.     Die  andern  90  Pb  können  nun  sowohl  als  Ph</^rT  als 

auch  als  komplexes  Salz  oder  komplexe  Säure  sich  in  Lösung 
befinden.  Sie  werden  als  komplexe  Säure  in  Lösung  sein,  denn 
die  Bleichloridlösungen  reagieren  ja  sauer.  Auf  Grund  der  Existenz 
von  Salzen  von  der  Form  PbGl^Ba,  PbCl^Ca,  PbGl^Mg  u.  s.  w.  und 
in  Analogie  mit  PtGl^H,  dürfen  wir  auf  eine  Säure  H,PbCl^  schliefsen. 
In  dieser  Form  können  also  die  übrigen  108  Cl-Ionen  vorhanden  sein, 

108Gl  +  27Pb  =  27PbGl4. 

OH 
Der  Rest,  also  63  Pb-Ionen,  ist  als  Ph<QTT  vertreten. 

Wir  haben  also  einen  Vorgang  nach  folgenden  Gleichungen: 

PbGl,=Pb+2Cl. 
PbGl, + 2H0H  =  Pb<Q2 + 2H  +  2Ci. 

PbGl,  +  211 + 2G1  =  HjPbGl^. 

H,PbCl,  =  PbCl4  +  2H. 

Zusammengezogen  können  wir  die  Gleichungen  folgendermafsen 
schreiben 

100PbGl,  +  63HOH  =  10Pb  +  92Gl  +  27PbGU  +  63Pb<QjJ  +  126H. 

Neben    diesen    Gleichungen    könnte   nun    auch   noch   folgende 
auftreten: 

Pb<3H=Ph<g+2H. 

Hierdurch  würden  PbOg-Ionen  auftreten.  Aber  wenn  eine  Reaktion 
dieser  Art  einsetzt,  so  kann  sie  nur  ganz  verschwindend  sein,  denn 
einmal  ist  die  Acidität  der  Lösungen  hinreichend  durch  die  kom- 


—    854    — 

plexe   Säure    erklärt.     Femer   ist    aber  auch  bekannt,   dafs   eine 
wässerige  Lösung  von  Pb<QrT  alkalisch  reagiert,  was  beweist,  dafs 

Pb<QTT  auch  wie  folgt  dissoziiert: 

OH    ++    ^ 
"^  OH 

OH-Ionen  können  in  obiger  Lösung  aber  nur  vorhanden  sein, 
wie  es  der  Dissoziation  des  Wassers,  d.  h.  der  Gleichung 

[H]-[OH]  =  kon8t 
entspricht. 

Oöitingen,  Institut  für  physik,  Chemie  und  Elektrocfiemie. 
Bei  der  Kedaktion  eingegangen  am  8.  April  1898. 


Ober  die  Alaune  des  Titansesquioxyds. 

Anhang: 
Hotis  über  die  Manganalanne. 

Von 
A.   PlCOINI,! 

In  seiner  Abhandlung  über  das  Titantrichlorid  giebt  EIbslmen 
an,^  dafs  es  ihm  nicht  gelungen  war,  die  Alaune  des  Titans  dar- 
zustellen, wobei  er  augenscheinlich  diejenigen  des  Kaliums  und  des 
Ammoniums  meinte.  Es  schien  mir  nicht  ohne  Interesse  zu  sein, 
zu  sehen,  ob  das  Titansesquioxyd  wirklich  unfähig  ist,  Alaune  zu 
liefern  oder  ob  die  erfolglosen  Versuche  von  EIbelmen  vielmehr  von 
der  Natur  der  angewandten  Sulfate  abhingen.  Der  Isomorphismus 
des  Titansesquioxyds  mit  den  entsprechenden  Oxyden  des  Chroms 
und  des  Eisens,  die  analoge  Zusammensetzung  des  Kalium-  und 
des  Ammoniumfluotitanit  mit  den  entsprechenden  Verbindungen 
des  Chroms,'  femer  die  Existenz  eines  Hydrats  des  Titantrichlorids 
von  der  Formel  TiClj  +  öHgO,*  welches  den  Verbindungen  CrClj.eHjO 
und  VCI3.6H3O  entspricht,  endlich  die  wahrscheinliche  Existenz  des 
dem  Magnetit  entsprechenden  Oxyds  TijO^,  haben  als  möglich  er- 
scheinen lassen,  die  Titanalaune  darstellen  zu  können,  wie  ich 
vorher  diejenigen  des  Vanadins  dargestellt  hatte.^ 

Der  Versuch  hat  meine  Voraussagungen  völlig  bestätigt  und 
somit  haben  wir  in  der  vierten  Reihe  des  periodischen  Systems 
sechs  benachbarte  Elemente,  die  im  stände  sind,  Alaune  zu  geben, 
Ti,  V,  CV,  Mn,  Fe,  Co, 

^  Ins  Deutsche  Übertragen  von  A.  Miolati. 
»  Ann.  Ckim.  Phys.  [3]  20,  394. 
»  öa**.  Chim.  Ital,  16,  104. 

^  Die  Trichloride  des  Titans  und  des  Vanadiums  dieser  Zusammensetzung 
sind  in  diesem  Laboratorium  erhalten  worden  und  werden  bald  beschrieben. 
«^  Z,  anorg,  Chem.  11,  106  und  13,  44. 


—    356    — 

ein  Beispiel,  welches  einzig  dasteht  und  stehen  wird.  Aufserdem 
ist  es  der  erste  Fall,  dafs  ein  Element,  dessen  Orenzverbindungs- 
form  RX^  ist,  Alaune  zu  geben  vermag,  in  ähnlicher  Weise,  wie 
das  Vanadium  uns  das  einzige  Beispiel  unter  den  Elementen  dar- 
stellt, deren  Grenzverbindungsform  RXg  ist. 

Es  ist  sicher,  dafs  der  Kalium-  und  der  Ammoniumtitanalaun 
(wenn  es  überhaupt  möglich  sein  wird)  schwer  darstellbar  sein  werden, 
da  sie  wahrscheinlich  nur  bei  ganz  niederen  Temperaturen  aus- 
krystallisieren,  weit  niedriger  als  die  entsprechenden  Vanadinver- 
bindungen, in  ähnlicher  Weise  wie  letztere  sich  bei  einer  niedrigen 
Temperatur  als  diejenigen  des  Chroms  ausscheiden.  Dazu  sind  die 
Lösungen  des  Titansesquioxyds  an  der  Luft  viel  unbeständiger  als 
diejenigen  des  Vanadinsesquioxyds. 

Es  ist  ebenfalls  sicher,  dafs  das  Cäsium-  und  das  Bubidium- 
sulfat  die  geeignetesten  Beagentien  sind,  um  festzustellen,  ob  ein 
Sesquioxydsulfat  die  Neigung  hat,  ein  Alaun  zu  geben ,  da  im  all- 
gemeinen die  Cäsium-  und  die  Bubidiumalaune  schwerer  lösUch 
und  folglich  leichter  zugänglich  sind.  Diese  Thatsache  habe  ich 
experimentell  bei  dem  Vanadinsesquioxyd  bestätigt,  und  es  war 
natürlich,  dafs  ich,  nach  jenen  erfolgreichen  Versuchen,  denselben 
Weg  auch  bei  dem  Titan  verfolgte. 

CMiumtitanalaun,  Ti2p3.3S03  +  Cs,O.S03  +  24H,0. 

Bei  der  Darstellung  dieser  Verbindung,  sowie  auch  bei  der- 
jenigen des  Bubidiumalauns,  ist  zweckmäfsig  eine  Lösung  von  Titan- 
bioxyd, welche  keinen  grofsen  Überschufs  an  Schwefelsäure  enthält, 
zu  gebrauchen,  deshalb  wendet  man  am  besten  die  durch  Anunoniak 
in  der  Kälte  ausgefällte  Titansäure  an,  statt  derjenigen,  welche  sich 
durch  Sieden  der  schwefelsauren  Lösung  abscheidet. 

Man  löst  eine  gewisse  Menge  Titansäure  in  einem  kleinen 
Überschufs  verdünnter  und  kalter  Schwefelsäure  (1:10)  und  fügt  zu 
dieser  Lösung  eine  kalte  Cäsiumsulfatlösung  hinzu,  die  ungefähr  die 
der  angewandten  Titansäure  entsprechende  Menge  Sulfat  enthält 
Beim  Mischen  beider  Lösungen  erfolgt  eine  Fällung  oder  eine 
Trübung,  die  gewöhnlich  durch  Schütteln  verschwindet.  Unterwirft 
man  diese  gemischte  Lösung  der  Elektrolyse,  indem  man  sich  eines, 
für  die  elektrischen  Elemente  gewöhnlich  gebrauchten,  Thoncylinders 
als  Diaphragma  bedient,  so  findet  an  dem  negativen  Pol  die  Re- 
duktion statt.  Das  Titanbioxyd  wandelt  sich  in  Sesquioxyd  um,  die 
im  Anfang  farblose  Flüssigkeit  wird  immer  mehr  und  mehr  intensiv 


—     357      - 

violett  und  nach  emigen  Stunden  scheidet  sich  ein  krystallinischer 
Niederschlag  von  Cäsinmtitanalann  ans.  Um  ihn  zu  reinigen ,  löst 
man  denselben  in  ausgekochtem,  mit  Schwefelsäure  angesäuertem 
Wasser,  filtriert  und  läfst  erkalten,  indem  man  die  Vorsicht  benutzt, 
alle  diese  Operationen  in  einer  Eohlensäureatmosphäre  auszuftihren. 
Man  erhält  dann  eine  reichliche  Erystallisation,  die  Erystalle  sind 
glänzend,  bis  sie  unter  der  Flüssigkeit  bleiben,  hellviolett  gefärbt 
und  sehr  klein.  Herr  Dr.  Babtalini,  welcher  die  Krystalle  freund- 
lichst untersucht  hat,  teilt  mir  folgendes  mit: 

„Erystallsystem:  Regulär,  pentagonal-hemi^drisch  (oder  Dyakis- 
dodekaedrische  Klasse  des  kubischen  Systems).  Beobachtete  Formen: 
(111),  ;r(210),  (100). 

Durchsichtige,  hellrot-violette,  1 — 2  mm  grofse  Krystalle.  Der 
Habitus  der  Krystalle  ist  durch  die  Kombination  des  Oktaeders  mit 
dem  gleich  entwickelten  Pyritoeder  gebildet,  es  giebt  aber  auch 
Oktaeder  mit  ganz  kleinen  pyritoedrischen  Flächen.  Der  Würfel 
findet  sich  selten  und  wenig  entwickelt.  Die  Flächen  sind  glatt  und 
glänzend,  aber  nach  etwa  einer  halben  Stunde  werden  sie  matt,  und 
die  Krystalle  fangen  an,  sich  zu  verändern. 


Winkel: 

Beobachtet: 
Grenze: 

Mittel: 

/* 

Berechnet: 

(111):  (210) 

380  39'— 39M9' 

3905' 

9 

390  44' 

(100):  (210) 

260  4'  —260  33' 

260  lg' 

4 

260  34' 

(111): (111) 

700  10'— 700  55. 

700  44' 

6 

700  32' 

Keine  Spaltbarkeit,  muscheliger  Bruch,  Glasglanz.  Mit  einem 
optischen  Prisma  (lll):(TTl)  wurden  die  Brechungsindices  für  die 
mittlere  Farbe  des  Spektrums  (es  wurde  Petrollicht  angewandt)  be- 
stimmt. Es  wurde  gefunden:  für  Rot  1.4716,  für  Gelb  1.4747,  für 
Grün  1.4760,  für  Blau  1.4799  und  für  Violett  1.4820;  für  Natrium- 
licht 1.4736.  In  einem  anderen  Erystall,  ebenfalls  mit  einem  Prisma 
(lll):(rri),  wurde  für  Natriumlicht  1.4719  gefunden,  aber  der  Kry- 
stall  war  wenig  gut  ausgebildet." 

Der  Cäsiumtitanalaun  ist  in  kaltem  Wasser  sehr  wenig  löslich; 
wenn  keine  Schwefelsäure  anwesend  ist,  trübt  sich  die  Lösung  bald 
an  der  Laft  durch  die  sich  abscheidende  Titansäure ;  in  der  Wärme 
ist  er  leichter  löslich,  aber  ohne  Säure  und  an  der  Luft  erhält  man 
nie  eine  klare  Flüssigkeit. 

An  der  Luft  erwärmt  verliert  dieser  Alaun  das  Wasser  nebst 
Schwefelsäure ,  unter  gleichzeitiger  Oxydation :  die  Schwefelsäure 
fängt  an  zu  entweichen,  bevor  das  ganze  Wasser  weggegangen  ist. 

Z.  Anorg.  Gh«m.  XYIL  24 


358     -  - 

Wenn  die  Erwärmung  rasch  erfolgt  und  die  Temperatur  nicht  über 
200^  steigt,  so  erhält  man  einen  violetten ,  weifs  getüpfelten  Rück- 
stand. Es  ist  leicht  begreiflich,  dafs  man  bei  diesem  Alaun  die 
Wasserbestimmung  nicht  durch  Gewichtsverlust  machen  kann,  so 
wie  es  bei  der  entsprechenden  Vanadinverbindung  der  Fall  war. 

Die  quantitative  Analyse  wurde  mit  frisch  dargestellten  Pro- 
dukten ausgeführt.  Die  aus  der  Flüssigkeit  herausgenommenen 
Erystalle  wurden  schnell  zwischen  Fliefspapier  getrocknet  und  der 
Analyse  unterzogen.  Man  mufs  sehr  schnell  arbeiten,  weil  die 
Krystalle  bald  ihren  Glanz  verlieren  und  nach  einigen  Stunden  weifs 
zu  werden  anfangen. 

Das  Titan  wurde  volumetrisch  und  gewichtsanalytisch  bestimmt. 
Es  ist  kaum  nötig  zu  sagen,  dafs  die  volumetrischen  Bestimmungen 
stets  zu  niedrige  Resultate  gegeben  haben,  da  es  sehr  schwer  war, 
diesen,  sowie  auch  den  anderen  Titanalaun,  ohne  Oxydation  zu  lösen. 
Die  Verbindung  wurde  stets  in  einer  Kohlensäureatmosphäre  mit 
vorher  ausgekochter  Schw^efelsäure  (1:10)  behandelt;  in  dem  Mafse, 
wie  die  Lösung  erfolgte,  wurde  die  Permanganatlösung  tropfenweise 
hinzugefügt.  Wenn  die  Rosafärbung  beständig  war,  wurde  die 
Flüssigkeit  mit  Ammoniak  fast  genau  neutralisiert  und  wie  gewöhn- 
lich gekocht:  es  schied  sich  somit  die  Titansäure  aus,  die  in  An- 
hydrid umgewandelt,  gewogen  wurde.  Um  in  ein  und  derselben 
Menge  Substanz  das  Titan  und  das  Cäsium  gleichzeitig  zu  be- 
stimmen, wurden  zu  der  lauwarmen,  schwefelsauren  Lösung  einige 
Tropfen  Salpetersäure  hinzugefügt,  dann  mit  Ammoniak  fast  neu- 
tralisiert, verdünnt  und  gekocht.  Man  hatte  so  die  Titansäure. 
welche  filtriert,  mit  warmem  Wasser  gewaschen  und  geglüht  wurde. 
Li  dem  Filtrat  und  in  dem  Waschwasser  wurde  das  Cäsium  als 
Sulfat  bestimmt,  indem  man  die  Flüssigkeit  zuerst  eindampfte,  die 
überschüssige  Schwefelsäure  entfernte  und  endlich  den  Rückstand 
in  einer  Aramonkarbonatatmosphäre  glühte.  Das  Wasser  wurde 
mit  demselben  Apparat,  wie  bei  dem  Vanadinalaun,  bestimmt.^ 

I.  0.8380  g  Substanz  reduzierten  a)  13.7  ccm  \/io-nonn.  Permanganatlösung 
und  gaben  b)  Ü.1I43  g  TiO,. 

II.  1.4411  g  Substanz  gaben  0.1940  g  TiO,  und  0.4394  g  CsjSO^. 
III.  0.r>783  g         ,,  ,,        0.20'M  g  Wasser. 


»  Z.  anortj.  Chem.  11,  lOG. 


—     359     — 


Berechnet: 

Grefunden : 

I, 

p 

II. 

Ti,0, 

144 

12.24 

a) 

11.77 

b)  12.26 

12.11 

— 

480, 

820 

27.18 

■ 

— 

— 

08,0 

281 

23.88 

— 

— 

23.75 

— 

24H,0 

432 

36.70 

— 

— 

36.90 

1177       100.00 

Rubidinmtitanalaun,  Ti^Oj.SSOj + ßb,O.SO,  +  24H,0. 

Er  wird  in  ähnlicher  Weise  wie  der  GäsiumalauD  dargestellt. 
Herr  Dr.  Babtalini  beschreibt  ihn  wie  folgt: 

„Kr}'8tallsy8tem :  Regulär,  pentagonal-hemiedrisch  (oder  Dyakis- 
dodekaedrische  Klasse  des  kubischen  Systems).  Beobachtete  Formen: 
;r(210),  (100),  (111). 

Durchsichtige,  fast  rein  lebhaft  rote  Krystalle.  Gröfse  1 — 5  mm. 
Alle  drei  Formen  sind  im  allgemeinen  gleich  entwickelt,  aber  manch- 
mal ist  die  Form  ;r(210)  am  meisten  entwickelt.  Die  Flächen  sind 
in  der  Mehrzahl  der  Fälle  nicht  eben  und  werden  binnen  einer 
halben  Stunde  weifs,  so  dafs  die  Krystalle  nicht  mehr  mefsbar  sind. 
Wenn  man  sie  aber  sofort  nach  dem  Herausnehmen  aus  der  Mutter- 
lauge in  Essigäther  legt  und  mit  einem  weichen  Pinsel  auf  Fliefs- 
papier  trocknet,  so  erhält  man  glänzendere  und  ebenere  Flächen, 
und  die  Krystalle  bleiben  auch  einen  ganzen  Tag  mefsbar. 

Beobachtet:  Berechnet: 


Kinkel: 

Grenze: 

Mittel: 

M 

(100):  (210) 

26<>7'  —2ß^b0' 

26*27' 

15 

26«  34' 

(100): (111) 

540  23'— 54041' 

540  36' 

5 

540  44' 

(111): (210) 

390  3'       390  10' 

390  6VV 

2 

390  44' 

Keine  Spaltbarkeit,  muscheliger  Bruch,  Glasglanz.  Durch  ein 
sehr  unvollkommenes,  optisches  Prisma  (111): (111)  ging  nur  rotes 
Licht,  für  welches  n  =  1.4649  bestimmt  wurde  (mit  einem  Fehler 
von  höchstens  ±0-0009).  Mit  einem  anderen,  noch  unvollkommenerem 
Prisma  (20T):(001)  wurde  für  Rot  n= 1.4616  erhalten." 

Der  Rubidium titanalaun  löst  sich  in  Wasser  besser  als  das 
Cäsiumsalz,  aber  diese  Lösung  trübt  sich  an  der  Luft  sehr  bald; 
durch  schwefelsäurehaltiges  Wasser  erhält  man  eine  durchsichtige, 
violette  Lösung.  Beim  Erhitzen  verliert  das  Salz  Wasser,  aber  be- 
vor alles  Wasser  entwichen  ist,  gehen  auch  saure  Dämpfe  fort,  und 
das  Salz  verändert  sich  stark,  obschon  es  zum  gröfsten  Teil  violett 
bleibt.     Die  Analyse  des  Rubidiumtitanalauns  wurde  nach  denselben 

24* 


—     360    — 

Methoden,   wie   für  das  Cäsiumsalz ,   ausgeführt  und  gab  folgende 
Resultate : 

I.  0.8503  g  Salz  enterbten  1.5.3  ccm  Vio'^O"^*  Permanganatlosiing. 
II.  0.9085  g     „  „  16.2  ccm  „  „ 

III.  0.8808  g  Salz  gaben  0.1338  g  TiO,  nnd  0.2170  g  RbjS04. 

IV.  0.5361  g  Salz  gaben  0.2167  g  Wasser. 


IV. 


Berechnet: 

Gefunden : 

I. 

II.            III. 

Ti,0,     144     13.30 

12.95 

12  84         13.67 

4S0s      320     29.58 

— 

—              — 

Rb,0     186     17.19 

— 

—           17.22 

24H,0   432     39.93 

—              — 

1082  100.00 

~  40.42 


Die  beiden  oben  beschriebenen  Verbindungen  beweisen,  dafs 
das  schwefelsaure  Titansesquioxyd  sich  wie  das  Ferrisulfat,  das 
Aluminiumsulfat  und  das  schwefelsaure  Yauadinsesquioxyd  gegenüber 
den  Alkaliensulfaten  verhält,  d.  h.  es  ist  fähig,  Alaune  zu  geben. 
Ich  habe  versucht,  Kalium-  und  Ammoniumsulfat  anzuwenden; 
aber  ich  konnte  die  entsprechenden  Alaune  nicht  krystallisiert  er- 
halten. Es  ist  vielleicht  möglich,  dafs  man  bei  einer  niedrigeren 
Temperatur,  speziell  die  Ammonium  Verbindung,  erhalten  kann;  es 
ist  mir  aber  unnötig  erschienen,  weitere  Versuche  nach  dieser 
Richtung  anzustellen,  da  einerseits  die  Funktion  des  Titansesqui- 
oxyds  durch  die  beschriebenen  Versuche  genügend  charakterisiert 
ist,  andererseits,  weil  diese  Alaune,  wegen  ihrer  Unbeständigkeit, 
sich  nicht  zu  einem  physikalischen  Vergleich  mit  den  Gliedern  anderer 
schon  bekannter  Reihen  eignen. 

Bevor  ich  schliefse,  möchte  ich  noch  einmal  die  Aufmerksamkeit 
der  Leser  auf  die  Thatsache  lenken,  dafs  das  Cäsiumsulfat  unter  den 
alkalischen  Sulfaten  das  geeignetste  ist,  um  zu  erforschen,  ob  das 
Sulfat  eines  Sesquioxyds  Alaune  zu  geben  vermag,  so  dafs,  wenn  man 
Versuche  nach  dieser  Richtung  anstellen  will,  man  vor  allem  mit  dem 
Cäsiumsulfat  versuchen  soll.  Dafs  die  Cäsiumalaune  weniger  löslich 
sind  und  dafs  sie  leichter  entstehen  als  alle  anderen,  ist  schon  seit 
der  Entdeckung  des  Cäsiums  durch  Bunsen  bekannt,  indessen  hat  sich 
im  Jahre  1873  Roesslea  lange  bemüht,  um  zu  beweisen,  dafs  das 
Indiumsesquioxyd  fähig  war,  Alaune  zu  geben,  und  nur  nach  zahl- 
losen Versuchen   konnte   er  das  Ammoniumalaun  erhalten.^     Hätte 


*  Journ.  pr.  Chem.  [2!  7,  14. 


—    361     — 

er  statt  des  Kalium-  und  des  Ammoniumsulfates  jene  des  Cäsiums 
und  des  Rubidiums  angewandt,  so  hätte  er  gleich  seinen  Zweck 
erreicht  und  wäre  zu  beständigen  und  gut  definierten  Verbindungen 
gelangt. 

Vor  Kurzem  hat  Christbnsen  in  einer  wichtigen  Abhandlung^ 
über  das  Mangansesquioxyd  die  Existenz  der  entsprechenden  von 
MiTSCHEBLioH  entdeckten  Kalium-  und  Ammoniumalaune  angezweifelt, 
und  aus  ihrer  nicht  bestätigten  Existenz  Schlüsse  gezogen,  welche 
ein  hohes  Interesse  f^  die  Konstitution  des  Mangansesquioxyds 
haben  würden.  Auch  Feanke^  hat  bei  der  Wiederholung  der 
MiTSCHEBLiCH'schen  Experimente  nur  negative  Ergebnisse  erhalten. 
Ich  möchte  nicht  das  Arbeitsgebiet  des  Herrn  Chkistensen  betreten, 
um  so  mehr,  da  er  versprochen  hat,  auf  den  Gegenstand  zurück- 
zukommen ;  aber  um  nur  zu  zeigen,  wie  vorteilhafter  die  Anwendung 
des  Cäsiumsulfats  ist,  habe  ich  mit  dem  positiven  Pol  eines  Ele- 
ments, unter  Anwendung  eines  Thoncylinders  als  Diaphragma,  eine 
mit  Schwefelsäure  stark  angesäuerte  Lösung  von  Manganosulfat  und 
von  Cäsiumsulfat,  beide  in  den  nötigen  Verhältnissen,  oxydiert.  Die 
Flüssigkeit  hat  sich  schön  rotviolett  gefärbt  und  mit  der  Zeit 
glänzende,  rotviolette,  reguläre  Oktaeder  abgesetzt,  die  viel  Wasser 
enthielten.  Die  Analyse  wurde  so  ausgeführt,  dafs  man  die  Substanz 
unterhalb  der  Botglut  vorsichtig  erhitzte;  es  blieb  eine  Mischung 
von  Mangan-  und  Cäsiumsulfat  zurück. 

0.5505  g  Salz  gaben  0.8033  g  Rückstand. 

Gefunden :  Berechnet 

für  Mn,0,.3S08  +  Cß,O.S08  +  24H,0: 
55.29  55.66 

Der  kleine  Unterschied  zwischen  dem  berechneten  und  gefun- 
denen Prozentgehalt  ist  von  einem  kleinen  Aluminiumgehalt  bedingt, 
welcher  von  der  Einwirkung  der  Schwefelsäure  auf  dem  Thon- 
cylinder  unter  dem  Einflufs  des  elektrischen  Stromes  herrührte. 
Da  ich  nicht  die  Absicht  hatte,  eine  ausführliche  Untersuchung  des 
Gegenstandes  auszuführen,  habe  ich  das  Salz  durch  Umkrystalli- 
sieren  aus  mit  Schwefelsäure  angesäuertem  Wasser  nicht  gereinigt. 


*  Saeriryk  af  Overa.  over  D.  K  D.  Vidensk.  Selsk.  Forh,  (Febr.  1896). 
'  Chemischs  Abhandlungen  (1889)  1,  38. 


—     362 

Damit  wird  die  Funktion  des  Mangansesquioxyds,  was  die  Bil- 
dung der  Alaune  anbetrifft,  klargelegt,  und  ist  es  wahrscheinlich, 
dafs  Chbistensen  durch  seine  experimentelle  Geschicklichkeit  die 
Ergebnisse  Mitschebligh's  bestätigen  wird.  Mit  der  Anwendung 
des  Cäsiumsulfats  (wahrscheinlich  auch  das  Rubidiumsulfat  wird 
gute  Dienste  leisten)  hat  man  in  wenigen  Stunden  bewiesen,  was 
bei  Anwendung  von  Kalium-  und  Ammoniumsulfat  nicht  in  Wochen 
und  Monaten  möglich  war. 

Florefix,  Pharmaxeut,  Chem.  Laborator,  del  R.  htituio  di  Studi  Superiori 
Bei  der  Redaktion  eingegangen  am  7.  April  1898. 


Referate. 


Die  Fortschritte  der  physilcalischen  Chemie 

während  des  Jahres  1897. 

Bearbeitet   von   F.   W.    KtfsTER. 

I.  Stöchiometrische  Untersuchungen.^ 

Massenverhältnlsse  chemischer  Verbindimgen. 

Die  schon  so  oft  (siehe  die  Zusammenstellung  von  F.  W.  KCsteb  in 
Z.  anorg,  Chem.  14,  251)  erörtert«  Frage  über  die  .^Einheit  der  Atomgewichte'^ 
oder  besser  gesagt  Über  die  „Grundlage  unserer  Atomgewichtszahlen"  ist  von  K. 
Seubert  [Z.  anorg,  Chem.  13,  229—232)  wieder  aufgegriffen  worden.  Der  Autor 
ist  der  Ansicht,  dafs  jetzt  das  Verhältnis  der  Atomgewichte  H :  0  genügend 
genau  zu  1 :  15.88  ermittelt  sei,  um  die  Atomgewichtszahlen  unter  Benutzung 
dieses  Verhältnisses  auf  Wasserstoff  gleich  Eins  umzurechnen.  Hiergegen  macht 
nun  F.  W.  KCsteb  (Z,  ariarg.  Chem.  14,  251—255)  geltend,  dafs,  abgesehen  von 
schon  oft  dargelegten  theoretischen  Bedenken,  der  Vorschlag  Seubert's  schon 
aus  einem  rein  praktischen  Grunde  ganz  unannehmbar  ist.  Denn  legen  wir 
für  Sauerstoff  die  Zahl  15.88  fest,  so  wird  dadurch  die  Zahl  für  Wasser- 
stoff, welche  die  Einheit  für  alle  Atomgewichtszahlen  sein  soll, 
nicht  genau  gleich  1.00000,  sondern  gleich  1.00000 dt 0.00060,  denn  um 
so  viel  ist  das  grundlegende  Verhältnis  noch  unsicher.  Es  ist  deshalb  das 
ganze  auf  diese  Einheit  aufgebaute  Zahlensystem  um  0.06  ^/o  unsicher.  Dieses 
Zahlensystem  ist  deshalb  uubrauchbar,  um  in  ihm  unsere  Atom- 
gewichtszahlen wiederzugeben,  denn  viele  dieser  Zahlen  sind 
genauer  bekannt,  als  es  dieses  Zahlensystem  auszudrücken  ge- 
stattet. Zu  demselben  Schlüsse  kommt  denn  auch,  von  anderen  Gesichts- 
punkten aus,  B.  Brauner  iZ.  anorg.  Chem.  14,  256  —  262)  in  einer  sich  unmittel- 
bar anschliefsenden  Arbeit  über  .,Die  Basis  der  Atomgewichte'^  Auch  dieser  aus- 
gezeichnete Forscher  auf  dem  Gebiete  der  Atomgewichtszahlen  ist  der  Ansicht, 
dafs  trotz  der   klassischen  Arbeit  Morley*s    das  Verhältnis   H :  0  noch   lange 


*  Die  Anordnung  des  Stoffes  ist  die  der  fi*üheren  Jahre,   also  wesentlich 
die  von  W.  Ostwald  in  seinem  „Giniudrifs  der  allgemeinen  Chemie**  befolgte. 


-     364     -  - 

mcht  genau  genug  bekannt  ist,  als  dafs  seine  Wahl  als  Basis  der  Atomgewichte 
gerechtfertigt  erschiene.  Der  Sauerstoff  muls  deshalb  die  direkte  Grundlage 
sein  und  bleiben.  (Vorgreifend  kann  hier  schon  folgendes  verraten  werden: 
Wie  bekannt  sein  wird,  hat  die  Berl.  ehem.  Ges.  eine  aus  Landolt,  Ostwald 
und  Seubert  bestehende  Kommission  eingesetzt,  um  die  Frage,  was  als  Grund- 
lage für  die  Atomgewichtszahlen  dienen  solle,  einheitlich  zu  regeln.  Die^ 
Kommission  hat  sich  nun  einstimmig  dafQr  ausgesprochen,  dafs  Sauerstoff 
gleich  16  als  Grundlage  zu  wählen  sei!) 

Der  Mifsbrauch,  welchen  die  Mehrzahl  der  Chemiker  mit  den  Dezimal- 
stellen bei  der  Angabe  von  Analysenresultaten  treiben,  ist  schon  oft  gegeifselt 
worden  (siehe  z.  B.  F.  W.  Küster,  „Logarithmische  Rechentafeln  für  Chemiker^*, 
S.  33.  Leipzig,  1894),  er  nimmt  aber  nicht  ab.  Es  ist  deshalb  nur  dankens- 
wert, wenn  wieder  und  immer  wieder  darauf  hingewiesen  wird,  welche  BlöCsen 
sich  ein  Chemiker  durch  derartige  kritiklose  Ausrechnungen  giebt  Dies  ist 
neuerdings  wieder  durch  J.  F.  Liverseege  {Analyst  22,  87 — 89)  gescheheu, 
welcher  als  Beispiele  die  folgenden  „Analysenergebnisse**  anführt:  „Die  Butter- 
probe enthielt  19.88*^/0  Wasser";  „die  Milch  erwies  sich  als  durch  11,77 <*,\, (II!) 
Wasser  verfälscht".  Zwei  Dezimalen,  wo  die  Einer,  ja  fast  die  Zehner  schon 
unsicher  sind! 

Stöcliiometrie  der  Gase. 

Nach  den  Vorstellungen  der  „kinetischen  Theorie  der  Gase"  mufs  der  Druck, 
den  ein  Gas  auf  eine  indi£Ferente  Wand  ausübt,  ein  anderer  sein,  als  der 
Druck,  welcher  auf  eine  das  Gas  aufnehmende  Wand  zustande  kommt. 
M.  Cantob  {Änu.  Phys,  Chitn.  62,  482 — 489)  hat  nun  in  sinnreicher  Weise  die 
Druckdifferenz  zu  ermitteln  gesucht,  welche  Chlor  auf  eine  indi£Ferente  Glas- 
und  auf  eine  absorbierende  Kupferiläche  ausübt.  Er  berechnet  hieraus  die 
Geschwindigkeit  der  reagierenden  Gasmoleküle  auf  rund  70  m,  und 
er  erblickt  in  seineu  Resultaten  einen  experimentellen  Nachweis  für  die  Gnmd- 
vorstellung  der  kinetischen  Theorie. 

C.  H.  Benedict  (Joum,  Phys.  Chem,  1,  397 — 402)  hat  interessante  Beob- 
achtungen gemacht,  welche  auf  eine  eriiöhte  Löslichiceit  fester  Körper  in  gewissen 
Dämpfen  schliefsen  lassen.  Destilliert  man  z.  B.  Äther  mit  überschüssigem 
Naphtalin,  so  erhält  man  bei  der  konstanten  Temperatur  von  62^  ein  Destillat, 
das  auf  13.06  g  Äther  1,181  g  Naphtalin  enthält.  Hieraus  berechnete  sich  iu 
bekannter  Weise  als  Dampfdruck  des  Naphtalins  bei  62^  etwa  36  mm,  jeden- 
falls viel  zu  viel,  da  Naphtalin  bei  79,2^  thatsächlich  erst  9  mm  Druck  ausübt. 
Kampher  ergab  ähnliche  Resultate.  (Sollte  auch  die  Daoipfdichte  der  Gemische 
die  normale  sein?  Ref )  —  Ganz  ähnliche  Beobachtungen  teilt  J.  M.  Talhadoe 
{Joum.  Phys.  Chem.  1,  547—554)  über  die  Löslichiceit  von  festen  Körpern  in 
Dämpfen  mit.  Auch  er  destillierte  Äther,  Aceton,  Methyl-  und  Äthylalkohol 
mit  überschüssigem  Naphtalin  bei  Drucken  von  200  bis  750  mm.  Die  Dampf- 
spannung des  Naphtalins  über  den  verschiedenen  Lösungen  war  bei  gleichen 
Temperaturen  nicht  gleich,  sondern  am  gröfsten  über  Methylalkohol,  dann  über 
Äther,  Aceton,  und  über  Äthylalkohol  schliefslich  am  kleinsten.  (Nach  noch 
nicht  veröffentlichten  Versuchen,  die  der  Referent  schon  vor  Jahren  angestellt 
hat,  löst  kry stall isiertes  Naphtalin  grofse  Mengen  von  Äther,  wodurch  natürlich 
seine    Dampfspannung   geändert    wird.     Ähnlich    wird    sich    Naphtalin   gegen 


-     365 

Aceton  und  die  Alkohole  verhalten,  was  in  Hinblick  auf  die  Beobachtungen 
von  Talmadoe  zu  beachten  wäre.)  Mit  Kampher  wurden  die  nämlichen  Ver- 
suche augestellt  Hier  war  die  Dampfspannuug  der  Substanz  kleiner  über 
der  gesättigten  Äthylalkohol lösung,  als  über  den  reinen  Kry stallen,  gröfser  aber 
über  den  Lösungen  in  Äther,  Aceton  und  Methylalkohol. 

Stöchiometrie  der  Flüssigkeiten. 

Während  man  früher  wohl  ganz  allgemein  der  Ansicht  war,  dafs  „Flüssig- 
keitsmoleküle*^  und  noch  mehr  „Krystallmoleküle^^  kompliziertere,  aus  mehreren 
bis  vielen  chemischen  Molekülen  zusammengesetzte  Gebilde  seien,  so  haben 
doch  alle  Bestimmungen  der  Molekulargröfse  von  Flüssigkeiten  und  Krystalleu 
dahin  geführt,  dafs  die  Moleküle  einer  Substanz  im  allgemeinen  in  allen 
drei  Aggregatzuständen  bezüglich  ihrer  Grölse  identisch  sind.  So  können  wir 
auch  jetzt  wieder  einer  Arbeit  Sydney  Younq's  {Proc.  Chem.  Soc.  176,  59—60) 
über  die  Dampfdrucke,  spezifischen  Volume  und  kritischen  Konstanten  des  Normalpentans 
entnehmen,  dafs  die  Moleküle  dieser  Substanz  im  flüssigen  Zustande  einfach 
sind,  wie  die  der  Gase. 

In  seiner  fünften  Mitteilung  über  die  Spektrochemie  des  Stickstoffs  teilt 
J.  W.  BbChl  (Zeitschr.  phys,  Chem.  22,  373—409)  ein  sehr  umfangreiches  Zahlen- 
material mit,  auf  welches  hiermit  verwiesen  sein  mag. 

Man  nahm  bisher  an,  dafs  das  Drehungsvermögen  aktiver  Flüssigkeiten  von 
der  Temperatur  im  allgemeinen  wenig  abhängig  sei.  Genauere  Messungen 
von  Ph.  A.  Güye  und  E.  Aston  (Compt  rend.  124,  194 — 197)  haben  nun  aber 
ergeben,  dafs  fast  stets  der  absolute  Wert  der  Drehung  mit  steigender 
Temperatur  zurückgeht,  nur  in  einigen  Fällen  nahm  die  Drehung  mit  der 
Temperatur  zu. 

So  kannte  man  bisher  auch  nur  einige  wenige  optisch-aktive  Substanzen, 
welche  mit  der  Temperatur  ihr  Drehungsvermögen  so  weitgehend  ändern, 
dafs  schliefslich  Drehung  mit  entgegengesetzten  Vorzeichen  auftritt.  Nach 
Ellen  P.  Cook  (Ber,  deutsch,  chem,  Öes.  30,  294—297)  gehört  die  Asparagin- 
säure  in  wässriger  Lösung  zu  diesen  Substanzen.  Eine  etwas  übersättigte 
Lösung  ist  bei  Zimmertemperatur  rechtsdrehend,  bei  Temperatursteigerung 
wird  die  Drehung  immer  kleiner,  um  bei  etwa  75^  ganz  zu  verschwinden  und 
dann  in  Linksdrehung  überzugehen.  Die  angesäuerten  Lösungen  der  Säure 
sind  stark  rechtsdrehend,  die  Lösungen  ihrer  Salze  aber  stark  linksdrehend. 
Das  ungespaltene  Asparaginsäuremolekül  dreht  also  rechts,  das  daraus  ent- 
standene Anion  aber  links.  Der  Einflufs  der  Temperatur  kann  jedoch  kaum 
auf  Änderung  der  Jonisation  zurückgeführt  werden.  Dafs  übrigens  in  Aspara- 
ginsäurelösungen  komplizierte  Verhältnisse  vorliegen,  ging  schon  aus  früheren 
LeitfHhigkeitsmessungen  Waloen's  hervor. 

Wenn  auch  im  allgemeinen  über  die  Beziehungen  zwischen  physikalischen 
Eigenschaften  und  der  Konstitution  chemischer  Verbindungen  schon  recht  vieles 
gearbeitet  worden  ist,  so  ist  doch  die  schwierige  Frage  nach  dem  Einflufs  der 
Chemischen  Konstitution  von  Substanzen  auf  ihr  Fluorescenzvermögen  bislang  kaum 
erörtert  worden.  Aus  einem  Vortrage,  welchen  R.  Meter  („Festschr.  d.  Herzogl. 
Techn.  Hochschule  Carola- Wilhelmina"  [Braunschweig  1897]  S.  169—205.  Siehe 
Zeitschr,  phys.  Chem,  24,  468—508)  auf  der  diesjährigen  Naturforacherversamm- 


-     366 

lang  in  Braunschweig  über  dieses  Thema  hielt,  ging  denn  anch  zunächst  das 
hervor,  dafs  die  fraglichen  Beziehungen  ausserordentlich  verwickelte,  und  des- 
halb nur  sehr  schwierig  und  langsam  zu  erforschende  sind.  Nichtsdestoweniger 
war  der  Vortragende  auf  Grund  seiner  ausgedehnten  Untersuchungen  doch 
schon  zu  einer  Beihe  von  wohl  begründeten  Ergebnissen  gelangt,  die  er  wie 
folgt  zusammenfaliste : 

1.  Die  Fluorescenz  organischer  Verbindungen  wird  durch  die  Anwesenheit 
ganz  bestimmter  Atomgruppen  in  ihrem  Moleküle  veranlafst,  welche  als 
Fluorophore  bezeichnet  werden  können.  Solche  Gruppen  sind  besonders 
gewisse  sechsgliedrige,  meist  heterocyclische  Binge,  wie  der  Pjron-,  der  Azin-, 
Oxaziu-,  Thiazinring,  sowie  die  im  Anthracen  und  Acridin  enthaltenen 
Atomringe. 

2.  Das  Vorhandensein  der  fluorophoren  Gruppen  allein  ruft  die  Fluorescenz 
noch  nicht  hervor;  es  ist  vielmehr  erforderlich,  dafs  diese  Gruppen  zwischen 
andere,  dichtere  Atomkomplexe,  z.  B.  zwischen  Benzolkeme,  gelagert  sind. 

8.  Die  Fluorescenz  eines  Körpers  wird  durch  Substitution  verändert;  meist 
erfährt  sie  durch  den  Eintritt  schwererer  Atome  oder  Atomkomplexe  an  Stelle 
von  Wasserstoff  in  die  Benzolkeme  des  Moleküles  eine  mehr  oder  weniger 
weitgehende  Schwächung,  event  wird  sie  dadurch  vollkommen  vernichtet. 
Der  Grad  dieser  Minderung  hängt  von  der  Natur  und  Stellung  der  Sub- 
stituenten  ab. 

4.  Besonders  charakteristisch  ist  der  Einflufs  der  Isomerie.  Nur  bei  ganz 
bestimmter  Stellung  der  substituierenden  Gruppen  kommt  die  Fluorescenz  der 
Muttersubstanz  zur  Geltung,  während  sie  durch  den  Eintritt  der  Substituenten 
in  andere  Stellungen  bedeutend  geschwächt  oder  vollkommen  aufgehoben 
werden  kann. 

5.  Von  Einflufs  ist  ferner  das  Lösungsmittel:  ein  und  dieselbe  Substanz 
fluoreeciert  in  gewissen  Lösungsmitteln,  in  anderen  nicht.  In  manchen  Fällen 
von  Fluorescenz  flüssiger  Lösungen  kann  die  Ionisierung  mitspielen,  in  anderen 
ist  sie  bestimmt  ausgeschlossen. 

Stöchiometrie  der  Lösungen. 

Im  allgemeinen  soll  die  Löslichkeit  eines  Gases  in  Wasser  und  in  einer  ver- 
dünnten wässrigen  Lösung  die  gleiche  sein,  vorausgesetzt  natürlich,  dafs  zwischen 
dem  Gase  und  dem  gelösten  Stoff  keine  Wechselwirkung  stattfindet  W.  Both 
{/ieitschr.  phijs.  Cfiem.  24,  114—151)  hat  nun  diese  Forderung  der  Theorie  geprüft, 
indem  er  die  Löslichkeit  von  Stickstoffozydul  in  Wasser  und  in  verdünnten 
wässrigen  Lösungen  von  Harnstoff,  Oxalsäure,  Natriumchlorid,  Phosphorsäure 
und  Glyccrin  untersuchte.  Harnstoff  zeigte  erst  in  konzentrierteren  I^sungen 
(10**  o)  einen  kleinen  Einflufs  (l^'o)  auf  die  Löslichkeit  des  Gases,  Glycerin  aber 
verminderte  die  gelöste  Gasmenge.  Auch  Chlornatrium  und  Phosphorsäure 
üben  einen  starken  Einflufs  aus,  jedoch  ist  noch  nicht  erklärt,  worauf  derselbe 
zurückzuführen  ist. 

Bekanntlich  ist  die  direkte  Messung  des  osmotischen  Druckes  mit  sehr 
^rofsen  Schwierigkeiten  verbunden,  sodafs  nur  wenige  dort  hinzielende  Ver- 
suche brauchbare  Besultate  gegeben  haben.  A.  A.  Notes  und  C.  G.  Abbot 
{Zeitschr.  phys.   Chem.  23,  56—77)    haben    es    deshalb    unternommen,    erstens 


—     367     ~ 

theoretisch  zu  zeigen,  wie  der  wahre  osmotische  Druck  berechnet  werden  kann 
und  was  die  Beziehung  desselben  zu  der  osmotischen  Arbeit  ist,  und  zweitens 
experimentelle  Messungen  des  Dampfdruckes  unter  solchen  Verhältnissen  aus- 
zuführen, dafs  man  daraus  die  osmotischen  Drucke  sogar  von  konzentrierten 
Lösungen  berechnen  kann,  ohne  dabei  irgend  welche  unbewiesenen  Annahmen 
machen  zu  müssen.  Die  Autoren  kommen  zunächst  zu  dem  Resultate,  dafs 
innerhalb  der  bei  den  bisherigen  Untersuchungen  vorhandenen  Versuchsfebler 
Druck  und  Arbeit  einander  einfach  proportional  sind.  Die  experi- 
mentellen Messungen  wurden  an  Lösungen  von  Naph talin  und  Azobenzol  in 
Äther  ausgeführt,  und  zwar  wurden  nach  der  dynamischen  Methode  die  Drucke 
ermittelt,  bei  welchen  derartige  Lösungen  von  12.9^  siedeten.  Da  sich  übrigens 
BECKXAKN'sche  Thermometer  aus  verschiedenen  Gründen  unbrauchbar  erwiesen, 
wurde  ein  Widerstandsthermometer  benutzt.  Interessant  ist  zunächst  das 
folgende  Ergebnis:  Das  Verhältnis  zwischen  Konzentration  und  osmotischem 
Druck  ist  nur  dann  sehr  nahe  konstant,  wenn  man  die  Konzentration  auf  das 
Volumen  der  Lösung  bezieht,  oder  aber  auf  eine  bestimmte  Gesamtzahl 
Molekulargewichte.  Bezieht  man  aber  die  Konzentration  auf  ein  bestimmtes 
Gewicht  des  Lösungsmittels  allein,  so  erhält  man  kein  konstantes  Ver- 
hältnis. Bei  dem  Azobenzol  durchweg  und  bei  den  stärkeren  Naphtalinlösungen 
stimmen  die  Druckwerte  mit  denen  eines  vollkommenen  Gases  gleicher  Kon- 
zentration fast  vollständ  ig  überein.  Hierdurch  ist  die  Zulässigkeit  der  An- 
wendung der  Gasgesetze  noch  auf  ziemlich  konzentrierte  (bis  27  ^/q!)  Lösungen 
bestätigt. 

C.  DiETERici  (Ann,  Phys.  Chem,  62,  616—643)  hat  äufserst  sorgfältige 
Messungen  über  die  Dampfdrucke  verdünnter  wässriger  Lösungen  bei  0^  angestellt 
Aus  allen  Beobachtungen,  die  au  Lösungen  von  Leitern  und  Nichtleitern  an- 
gestellt wurden,  folgt,  dafs  im  Konzentrationsintervall  von  normal  bis  '/jQ-normal 
auch  bei  T^eitem  nicht  eine  mit  wachsender  Verdünnung  zunehmende  molekulare 
Dampfspannungs Verminderung  beobachtet  werden  kann,  aus  welcher  auf  eine 
Zunahme  der  Dissoziation  im  Sinne  der  DissoziationshTpothese  zu  schliefsen 
wäre,  sondern  gerade  die  entgegengesetzte  Erscheinung. 

Daraus  folgt,  dafs  im  angegebenen  Konzentrationsbereiche  die  Dissoziation, 
welche  wir  zur  Erklärung  der  elektrolytischen  Leitung  annehmen,  für  die 
Dampfspannungsverminderung  nicht  in  gleicher  Weise  bestimmend  ist,  oder  dafs 
sich  noch  andere  Einflüsse  geltend  machen,  welche  aus  der  erwarteten  Zunahme 
eine  Abnahme  machen. 

So  zeigen  denn  auch  die  an  Rohrzucker,  Dextrose  und  Harnstoff  erhaltenen 
Resultate  durchgängig  eine  Abnahme  der  molekularen  Dampfspannungsver- 
minderungen mit  abnehmender  Konzentration.  Den  gleichen  Verlauf  zeigen 
auch  die  Gefrierpunktsbeobachtungen  von  Ponsot  und  Loomis. 

Für  die  Kryoskopie  von  Wichtigkeit  sind  zwei  Arbeiten  F.  M.  Raoult's 
(Compf,  rend.  124,  851—854  und  885—889)  „Einzelheiten  zu  der  bei  genauen  icryo- 
skopischen  Untersuchungen  befolgten  Methode''  und  „Einfluss  der  Oberschmelzung  auf 
den  Erstarrungspunkt  der  Lösungen  von  Chlornatrium  und  von  Alkohol''.  In  Bezug  auf 
diese  Einzelheiten  mufs  auf  die  Originale  verwiesen  werden. 

Bei  Studien  über  die  Molekulardepression  von  Gemischen  zweier  Nichtelektrolyte 
hat  M.  Wildermann  [Journ.  Chem.  Soc.  Lmidan  71,  743 — 755)  gefanden,  dafs 
für  wässrige  Lösungen  von  Harnstoff +  Re8orcin,  Harnstoff -f  Rohrzucker,  Harn- 


-     368     — 

Stoff  +  Dextrose  uud  Harnstoff + Alkohol  die  gemeinsam  hervorgebrachte  Oe- 
^erpunktsemiedrigung  gleich  ist  der  Summe  der  Gefrierpunktsemiedrigongen, 
welche  die  Komponenten  für  sich  allein  hervorbringen  würden. 

Schmilzt  man  Magnesiumchlorid,  MgCl^  •  ßH^O,  so  scheidet  sich  etwas  des 
wasserärmeren  Salzes  MgCl, «411,0  ab,  und  die  zurückbleibende  Flüssigkeit 
zeigt  die  Zusammensetzung  MgCls  +  6.18HsO  und  den  Schmelzpunkt  1 16.67  ^ 
Der  Erstarrungspunkt  dieser  Flüssigkeit  wird  nun  durch  Zusatz  löslicher  anderer 
Substanzen  heruntergedrückt,  wie  J.  H.  van*t  Hopf  und  H.  M.  Dawsox  {Zeüschr. 
phys,  Chem.  22,  598—608)  in  einer  Arbeit  „Die  Schmelzponkterniedrigung  des  Mag- 
nesiumchlorids  durch  Zusatz  von  Fremdkörpern''  gezeigt  haben.  Harnstoff  ergab 
die  molekulare  Erniedrigung  75,1;  Gljcerin  76,5;  Chlorkalium  76;  Chlomatrium 
78  und  79;  Magnesiumsulfat  63  und  68;  Kaliumsulfat  270  und  276;  Kainit 
133  und  138;  Magnesiumbrom id  25.5  und  21.5.  Harnstoff,  Glycerin,  Chlor- 
kaiium  und  Chlomatrium  geben  also  die  normale  Gefrierpunktsemiedrigung 
(76),  die  beiden  Alkalichloride  werden  demnach  vollständig  an  der  lonenbildung 
verhindert,  was  ja  in  Hinblick  auf  den  schon  grofsen  Gehalt  der  Lösung  an 
Chlorionen  nicht  überraschend  ist.  Die  durch  Magnesiumsulfat  veraulafste 
Eiiiiedrigung  ist  zu  klein.  Es  hängt  das  vielleicht  damit  zusammen,  dals  das 
Magnesiumsulfat  allmählich  als  Kiserit  abgeschieden  wird,  bis  die  Erniedrigung 
ganz  verschwindet.  Kaliumsulfat  zeigt  eine  dreifach  zu  grofse  Erniedrigung, 
entweder  weil  es  in  seine  3  Ionen  zerfallen  ist^  K2SO4  =  2K' -f  SO4",  oder,  weil 
es  sich  mit  Magnesiumchlorid  umsetzt  K2S04-f  MgCl,  =  2KClH-MgS04.  Die 
Versuche  sprechen  mehr  für  die  erste  Annahme  (?).  Kainit  wirkt  als  Summe 
seiner  Komponenten  KCl  und  MgS04.  Dafs  Magnesiumbromid  eine  so  anormal 
kleine  Erniedrigung  giebt,  dürfte  darauf  zurückzuführen  sein,  dafs  es  mit  dem 
Magnesiumchlorid  eine  isomorphe  Mischung  giebt. 

In  Hinblick  auf  gewisse  Bemühungen,  aus  den  Volumenverhftltnissen  von 
Lösungen  auf  die  Molekulargewichte  der  gelösten  Substanzen  zu  schliefsen,  ist 
eine  Arbeit  von  H.Schiff  und  U.  Monsacchi  [Zeitschr, phys,  Chem. ^1,211 — 296) 
von  besonderem  Interesse,  welche  untersucht  haben,  ob  sich  die  bekannte 
Lösungsausdehnung  des  Chlorammoniums  auch  bei  anderen  Ammonium- 
salzen wiederfindet.  Beim  Ammoniumnitrat  wurde  für  alle  Konzentrationen 
eine  Ausdehnung  beim  Lösen  in  Wasser  gefunden,  und  zwar  betrug  für  100  ccui 
Lösung  die  Ausdehnung  bei  einem  Salzgehalt  von  68*^/0  4.0152  ccm;  bei  42"  0 
2.0741  ccm;  bei  28%  0.9154  ccm;  bei  21%  0.5625  ccm;  bei  14%  0.2569  ccm; 
bei  7%  0.1193  ccm  uud  bei  4%  0.1790  ccm.  Die  Dilatation  geht  also  bei 
steigendem  Salzgehalt  der  Lösung  augenscheinlich  durch  ein  Minimum.  Zur 
Erklärung  für  das  Vorhandensein  der  Dilatation  glaubten  die  Verf.  die  Mög- 
lichkeit des  Vorhandenseins  hydrolytischer  Spaltung  in  Erwägung  ziehen  zu 
dürfen,  jedoch  gab  Zusatz  von  Salpetersäure  keine  Verminderung,  sondern  um- 
gekehrt eine  sehr  starke  Vergröfserung  der  Dilatation.  Daus  eine  merkliche 
Hydrolyse  von  Ammoniumnitrat  in  wässriger  Lösung  nicht  angenommen  werden 
darf,  geht  doch  übrigens  wohl  schon  aus  der  Reaktion  derartiger  Losungen 
zur  Genüge  hervor.  Weiter  zeigte  sich  auch,  dafs  durch  Znaatz  von  Kalium- 
nitrat oder  Chlorammonium  die  Dilatation  des  Ammoniumnitrats  sehr  beträcht- 
lich vergröfsert  wird.  Berechnet  man  nun  die  Volumen  dieser  gemischten 
Lösungen  unter  der  Annahme,  dafs  das  Ammouiumnitrat  mit  einem  Teile  des 
Wassers  zunächst  eine  nahezu  gesättigte  Lösung  bildet,  während  sich  die  andere 


369 


Substanz  in  dem  Reste  des  Wassers  löst,  und  dafs  sich  die  beiden  so  er- 
haltenen Losungen  ohne  Volumenänderung  mischen,  so  erhält  man  eine  immer- 
hin auffallige  Übereinstimmung  der  Rechnung  mit  dem  Experiment.  Jedoch 
betrachten  die  Verf.  diese  Annahme,  die  auch  dem  Referenten  sehr  unsym- 
pathisch ist,  noch  als  unerwiesen.  Fruchtbarer  wäre  es  wohl  gewesen,  bei  den 
Erörterungen  die  Thatsache  zu  berücksichtigen,  dafs  sowohl  Ammoniumchlorid 
wie  auch  Salpeter  und  Salpetersäure  die  lonenspaltung  des  Ammoninmnitrats 
beeinflussen  und  auch  selbst  von  diesem  beeinfluiBt  werden. 

Die  einander  chemisch  so  nahe  stehenden  Salze  Chlorammonium,  Brom- 
ammoninm  und  Jodammonium  verhalten  sich  recht  verschieden,  indem  crsteres 
eine  starke  Dilatation  zeigt,  die  weit  rascher  anwächst,  als  die  Konzentration, 
während  das  zweite  eine  schwache,  der  Konzentration  nahe  proportionale  Aus- 
dehnung beobachten  läfst,  das  dritte  aber  sich  unter  Kontraktion  löst  Das 
dem  Chlorammonium  nahe  stehende  salzsaure  Hjdrozylamin  löst  sich  in  viel 
Wasser  unter  Kontraktion,  in  wenig  Wasser  aber  unter  Dilatation.  Beim  Lösen 
von  salzsaurcm  Hydrazin  findet  immer  Kontraktion  statt  Ammoniumnitrat 
wird  von  Methylalkohol  und  Jodammonium  von  Äthylalkohol  unter  Kontraktion 
aufgenommen.  Natriumthiosulfat  löst  sich  in  Wasser  anfangs  unter  Kon- 
traktion, die  bei  40 ^'o  i^^  Maximum  erreicht,  um  bei  I^^Iq  in  Dilatation 
überzugehen. 

Neue  Stützen  für  die  Theorie  der  lonenspaltung  bringt  eine  Arbeit  von 
A.  ELanitz  (Zeitsrhr.  phys.  Chem,  22,  336—337)  „Ober  die  innere  Reibung  von 
Salzlösungen  und  ihren  Gemischen^  bei.  Denn  während  sich  aligemein  die  Reibung 
gemischter  Salzlösungen  als  geometrisches  Mittel  der  Reibungen  der  unver- 
mischten  Lösungen  ergab,  zeigten  sich  da  die  Abweichungen,  wo  wir  auch  aus 
anderen  Gründen  annehmen,  dafs  beim  Mischen  der  Lösungen  entweder  Ände- 
rung des  lonisationsgrades  oder  Bildung  komplexer  Moleküle  erfolgt. 

D.  DiJK£N  {Zeitschr.  phys.  Ctiern.  24,  81 — 113)  hat  mit  Hülfe  einer  sehr 
genauen  Methode  das  Brechungsvermögen  Sufserst  verdünnter  Salzlösungen  bestimmt 
und  daraus  die  NIoleicularrefraktion  und  Dispersion  unter  BerOcfcsichtigung  der  lonen- 
spaltung berechnet.  Die  Molekularrefraktion  ergab  sich  angenähert  als  additive 
Gröfse,  indem  bei  den  Salzen  des  Kaliums,  Natriums,  Ammoniums,  Magnesiums 
und  Zinks  die  Differenz  für  die  äquivalenten  Lösungen  der  Sulfate  und  Chloride 
nahe  gleich  war,  und  dasselbe  war  umgekehrt  bei  den  Zink-  und  Kaliumsalzen 
der  Salpetersäure,  der  Schwefelsäure  und  der  Chlorwasserstoffsäure  der  Fall. 
Der  Vergleich  der  Dispersionen  hingegen  ergab  die  analogen  Regelmäfsig- 
keiten  nicht. 

J.  H.  Gladstone  und  W.  Hibbebt  (t/ourn.  Chem.  Soe.Lofidofi  71,  822—833) 
haben  ihre  Untersuchungen  über  die  NIoleicularrefraktion  gelöster  Salze  und  Säuren 
weiter  fortgesetzt  Resultate  von  besonderer  Wichtigkeit  haben  sich  hierbei 
nicht  ergeben. 

Schon  im  vorigen  Jahre  konnte  auf  einige  Arbeiten  hingewiesen  werden, 
welche  ein  erfreuliches  Zeichen  dafür  waren,  dafs  die  Physiologen  mit  bestem 
Erfolge  bemüht  sind,  die  Errungenschaften  der  neueren  physikalischen  Chemie 
zur  Lösung  ihrer  speziellen  Probleme  heranzuziehen  (Z.  anorg.  Chem.  15,  343). 
Auch  in  diesem  Jahre  können  wieder  einige  derartige  Arbeiten  genannt  werden, 
wobei  natürlich  auf  Vollständigkeit  auch  nicht  annähernd  Anspruch  gemacht 
werden   kann,   da   die   hierher   gehörende  Litteratur   dem  Referenten  ja   nur 


-     37Ü     — 

gelegentlich  und  mehr  zufällig  zu  Gesicht  kommt.  So  hat  St.  Buoarszet 
(Archiv  f.  d.  ges,  PhtfHologiet  68,  3Si) — 407)  mit  bestem  Erfolge  versucht,  die 
elektrische  Leitfähigkeit  zur  Beurteilung  der  molekularen  Konzentrationsver- 
hältnisse des  normalen  menschlichen  Harnes  heranzuziehen,  worüber  er  in  einer 
Arbeit  „Beitrüge  zu  den  molekularen  lOinzentrationsverhflltnissen  physiologischer  ROssig- 
iceiten*^  ausführlich  berichtet  Auch  Untersuchungen  Über  die  molokolaren  Konzen- 
traUonsverhältnisse  des  Blutserums  hat  St.  Hcgarszky  zusammen  mit  F.  Tanol 
(CentraibL  Phys,  1897,  Heft  9)  ausgeführt,  und  dieselben  Autoren  geben  femer 
eine  auf  Leitfähigkeitsmessungen  gegründete  Methode  zur  Bestimmung  des  relativen 
Volums  der  Blutkörperchen  und  de^  Plasmas  an  (CetitralbL  Phys.  1897,  Heft  9). 

Die  wertvolle  Untersuchung  von  Th.  Paul  und  W.  RbÖvio  „Ober  das  Ve^ 
halten  der  Bakterien  zu  chemischen  Reagentien'*,  über  welche  im  vorigen  Jahre  be- 
richtet wurde  (Z.  anorg»  Chem,  15,   343),  hat  noch  eine  Ergänzung  gefunden; 
denn  jetzt  haben  sich  nun  auch  noch  Scueublen  und  Spiro  {Münchener  Med. 
lVoche79schr.  44,  81—84)  nicht  nur  mit  demselben  Gegenstande  vom  nfimlicheo 
Standpunkte  aus,  sondern  teilweise  sogar  mit  ganz  denselben  Chemikalien  be- 
schäftigt.  Ihre  Resultate  sind  denn  auch  in  allen  wesentlichen  Punkten  ganz  genau 
dieselben,   wie   die   der   erstgenannten    Forscher.    Hierher    gehört   auch    eine 
Untersuchung  E.  Ovebton's  {Zeitschr.  phys.  Chem.  22,  189 — 209)  „Ober  die  os- 
motischen Eigenschaften   der  Zelle   in   ihrer  Bedeutung   für   die  Toxikologie  und  Phar- 
makologie   (mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Ammoniakc  und  AlkaloYde).'' 
Im  Organismus  kommt  es  sehr  häufig  vor,  dafs  gelöste  Sto£Fe  gegen  das  Kon - 
zentrationsgcfälle   in  Gewebe  übergehen,   so  dafs  es  sich  hier  nicht  um  reine 
Diffusion  oder  Osmose  handeln  kann.    Es  wäre  möglich,  dafs  die  Zellwände 
gewisse  Stoffe  dem  osmotischen  Drucke  entgegen  transportieren  können,  es 
wäre    aber  auch  möglich,    dafs  das  Protoplasma  gewisser  Zellen   diese  Stoffe 
chemisch  bindet,  die  in  anderen  Stellen  nicht  gebunden  werden,  so  dafs  nur 
scheinbar  ein  Transport  gegen  den  osmotischen  Druck  zu  stände  käme.    Um 
in  diese  wichtigen  und  grundlegenden  ^Verhältnisse  einen  Einblick  zu  erlangen, 
hat  der  Verf.  zunächst  viele  Stoffe  auf  ihre  Fähigkeit  hin  untersucht,  in  l*rott>- 
piasma  einzudringen.     Der  zu   prüfende  Stoff  wurde  in  eine  I^sung  gebracht, 
die  mit  der  zu  benutzenden  Zelle  isosmotisch  war.    War  der  Protoplasmaschlanch 
für  die  fragliche  Substanz   durchlässig,  so  tnit  nichts  Besonderes  ein,  war  er 
undurchlässig,  so  erfolgte  sofort  Plasmolyse,  d.  h.  Loslösung  des  Protoplasmas 
von  der  Zelhvand  (Pringshkim,  De  Vries).    Eine  weitere  Methode  wurde  noch 
zur  Kontrolle  angewendet.    Es  zeigte  sich  übrigens  eine    weitgehende  Cber- 
einstiniinung  im  osmotischen  Verhalten  der  verschiedensten  Pflanzen-  und  Tier- 
zellen.   Weitgehend  ionisierte  Substanzen  dringen  nicht  merklich  in  das  Proto- 
plasma ein,  und  bei  wenig  ionisierten  organischen  Substanzen  zeigt  sich  ein 
bedeutender  Einflufs  besonderer  Gnippen.     So  verhindert  z.  B.  die  Amidosäure- 
gruppe    sehr   bedeutend    das  Eindringen  in   das  Protoplasma  (vermutlich  weil 
diese  Gruppe  sehr  weitgehend  durch  , .innere  Salzbildung^'  zur  Bildung  elektriscli 
geladener  Moleküle  Veranlassung  giebt,  die  allerdings  nicht  „Ionen**  sind;  vgl. 
F.  W.  Kl'hter,  Z.  anorg.  Chem.  13,   127  ff.).     Die  folgenden  Gruppen  wirken 
abnehmend  verhindernd:  Carboxyl,  Säureamid,  alkoholisches  Hydroxyl,  Aldehyd. 
Sehr  wenig  behindern  die  Gruppen  Keto,  Dialkyloxyd,  Nitril,  Lacton.     Halogene 
und  Ei^tergruppen  üben  gar  keinen  Eintiufs  aus,  während  die  nicht  merkHch 
ionisierten  Säuren,  wie  Cyanwasserstoff.   Kohlensäure  und  Borsäure  rasch  in 


371 


diu  Protoplasma  eindringen.  Ammoniak,  primäre,  sekundäre  und  tertiäre  Amine 
dringen  rasch  ein,  nicht  aber  deren  Salze,  die  stark  ionisiert  sind.  Werden  die 
Salze  hydrolysiert,  so  können  die  Amine  natürlich  wieder  eindringen.  Die 
quatemären  Stickstoffbasen  und  ihre  Salze  dringen  gar  nicht  ein,  was  ja  zu 
erwarten  war,  da  diese  Substanzen  stark  ionisiert  sind.  Pyridin,  Piperidin, 
Chinolin,  Coniin,  Nikotin,  Spartein,  Caffein  und  deren  Salze  verhalten  sich 
ganz  wie  Ammoniak  und  dessen  Salze.  —  Bezüglich  anderer  Einzelheiten  und 
der  für  den  Mediziner  äufserst  wichtigen  Schlüsse,  die  aus  den  Beobachtungen 
zu  ziehen  sind,  mufs  auf  das  Original  verwiesen  werden. 


Stöchiometrie  krystallisierter  Körper. 

Hier  ist  zuerst  eine  Arbeit  G.  Tammann's  {Ann.  Phys.  Chem,  62,  280—299) 
^Ober  die  Grenzen  des  festen  Zustandes'^  zu  erwähnen,  auf  welche  später  zurück- 
zukommen sein  wird. 

Ganz  allgemein  verbreitet  war  früher  die  Annahme,  dafs  die  „Bausteine 
des  Krystalles",  die  „Krystallmolcküle",  verhältnismäfsig  recht  komplizierte 
Gebilde  seien,  jedenfalls  viel  komplizierter,  als  die  Gasmoleküle.  Aber  die 
Zahl  der  Forscher  wird  immer  gröfser,  welche,  nicht  an  der  Hand  vager  Spekula- 
tionen, sondern  gestützt  anf  exakte  Untersuchungen,  zu  dorn  Resultate  gelangen, 
dafs  sich  die  MolekUle  der  Krystalle  bezüglich  ihrer  Grtffse  in  der  Regel  nicht  von  den 
Molekülen  der  Gase  und  RUssigkeiien  unterscheiden  (vgl.  F.  W.  Ki^ster,  Z,  anorg. 
Chem.  12,  307  u.  320  und  G.  Likck  lö,  347).  Einen  sehr  wertvollen  Schritt 
in  dieser  Richtung  bedeutet  R.  Schekck's  Arbeit  Untersuchungen  Über  die  Icrystalli- 
nischen  Flüssigkeiten.  (Habilitationsschrift  [Marburg  a.  L.  1897 1  und  ,, Abhand- 
lungen der  Naturforschenden  Gesellschaft  zu  Halle".  25  S<;iten.)  Die  flüssigen 
Krystalle  zeigen  einen  Umwandlungspunkt,  welcher  ganz  dem  Schmelzpunkt 
der  festen  Krystalle  entspricht.  Bei  diesem  Umwandlungspunkte  verschwindet 
die  Doppelbrechung  und  meist  tritt  hier  auch  eine  plötzliche,  nicht  unbeträcht- 
liche Dichteänderung  ein. 


p-Azoxy- 
anisol 

p-Azoxy- 
phenetol 

Cholesteryl 
beuzoat 

135.5<> 

165.2«' 

178^ 

1.1502 

1.0703 

0.9442 

1.1452 

1 

1.0585 

0.9442 

Umwandlungspunkte 

Dichte   der  anisotropen  Flüssigkeit 

beim  Umwandlungspunkt  .  .  . 
Dichte     der    isotropen    Flüssigkeit 

beim  Umwandlungspunkt    .     .     . 

Ebenso  wie  die  Erstarrungstemperatur  fester  Krystalle  heruntergedrückt 
wird  durch  Zusatz  fremder  Stoffe,  so  wird  auch  hier  der  Umwandlungspunkt 
der  flüssigen  Krystalle  erniedrigt,  und  zwar  relativ  sehr  beträchtlich.  Die 
molekulare  Umwandlungspunktemiedrigung,  welche  eintreten  würde,  wenn 
1  Mol.  Fremdkörper  auf  100  g  des  flüssigen  Krystalles  käme,  würde  z.  B.  für 
p-Azoxyanisol  763.9^  betragen,  so  dafs  die  Messung  der  Umwandlungspunkt- 
emiedrigung eine  sehr  empfindliche  Methode  der  Molekulargewichts- 
bestimmuug  gelöster  Stoffe  ist.    Aus  der  kapillaren  Steighöhe  der  Flüssig- 


372 

keiten  konnte  nach  Ramsat  und  Schields  abgeleitet  werden,  dafs  bei  den  beiden 
jD-Azoxyverbindungen  die  Moleküle  der  Krystalle  dieselben  sind,  wie  die  der 
isotropen  Flüssigkeiten ,  während  dies  beim  Cholesterjlbenzoat  nicht  der 
Fall  ist. 

Auch  F.  W.  Küster  hat  seine  Molekulargewichtsbestimmungen  an  ftstm 
Lötungen  (Z.  anorg.  Oietn,  12,  307)  durch  W.  Würfel  (Inaug.-Dissertat.  [Mar- 
burg 1896],  90  Seiten)  weiter  fortsetzen  lassen.  In  einer  sehr  umfiingreichen 
Arbeit  „Beiträge  zur  Molekulargewichtsbestimmung  an  krystallisierten  Substanzen*'  teilt 
der  Verf.  seine  eingehenden  Versuche  mit  den  folgenden  Substanzpaaren  mit: 
1.  p-Dichlorbeuzol  und  p-Dibrombenzol ;  2.  s-Trichlorpheuol  und  s-Tribrom- 
phenol;  B.  Naphtalin-^Naphtol.  Die  Versuche  und  die  Berechnung  dieser 
wurde  ganz  in  der  Weise  durchgeführt,  wie  es  Küster  in  der  oben  citierten 
Arbeit  gethan  hat  Auf  die  Einzelheiten  der  Arbeit  braucht  deshalb  hier  nicht 
näher  eingegangen  zu  werden.  Das  Resultat  des  Autors  ist,  dafs  die  Kry- 
stallmoleküle  der  geprüften  Verbindungen  sehr  einfache  Gebilde 
sind,  indem  sie  nur  dieselbe,  respektive  die  doppelte  Gröfse  be- 
sitzen, wie  die  fraglichen  Gasmoleküle,  die  mit  den  chemischen 
identisch  sind. 

H.  Vater  (Zeilschr.  Krystallogr,  21,  433—490;  22,  209—228;  24,  366  bis 
404;  27,  477—504)  hat  eine  ganze  Reihe  sehr  interessanter  Untersuchungen 
.,Ober  den  Einflufs  der  Lösungsgenossen  auf  die  Krystailisation  des  Caiciumkarbonats*' 
veröffentlicht,  auf  welche  hier  leider  als  zu  weit  abseits  liegend  nicht  näher 
eingegangen  werden  kann.  Nur  die  Ansichten,  welche  sich  der  Verf.  gelegent- 
lich dieser  Forschungen  über  das  Wesen  der  „Krystalliten"  bildete  (Zeitsdir. 
KrystaUogr,  27,  505 — 512),  sollen  hier  kurz  wiedergegeben  werden.  Hiemach  sind 
Krystalliten  niemals  chemisch  homogen,  sondern  stets  Molekularge- 
mische  verschiedener  Substanzen,  während  chemisch  homogene,  starre 
Substanzen  entweder  amorph  oder  (allermeist)  krystallisiert  sind.  Die  starren 
Molekulargemische  sind  je  nach  ihrem  Bestände  und  den  Umständen  ihrer 
Bildung  amorph  oder  annäherungsweise  krjstallinisch  oder  krjstalli tisch.  Die 
Krystalliten  sind  starre  Molekulargemische  von  zwei  oder  mehr  Substanzen 
und  erlangen  durch  die  Krystallisationskräfte  der  letzteren  mehr  oder  minder 
regelmäfsige  Molekularanordnungcn  und  somit  bei  freier  Entwickelung  auch 
ebensolche  Formen.  Die  Molekularanordnungen  und  Formen  der  Krystalliten 
weichen  jedoch  wegen  der  Ungleichheit  der  Krystallisationskräfte  der  ver- 
schiedenen sich  mischenden  Substanzen  von  den  entsprechenden  Eigenschaften 
der  aus  gleichartigen  Molekülen  bezw.  Molekulargruppen  aufgebauten  Krystalle 
ab.  Insbesondere  treten  au  die  Stelle  der  Molekularebenen  der  Krystalle  bei 
den  Krystalliten  gekrümmte  Flächen. 

Einen  interessanten  kleinen  Versuch,  welcher  zeigt,  dafs  eine  Substanz  im 
überKchmolzenen  Zustande  einen  gröfseren  Dampfdruck  besitzt,  als  bei  gleicher 
Temperatur  in  krystallisierter  Form,  beschrieb  0.  Goldschmidt  (Zeiisrhr. 
Krystallogr,  28,  169—173).  Bringt  man  dicht  neben  einander  auf  ein  Deck- 
glas zwei  überschmolzene  Tröpfchen  Furfuraldozim,  von  denen  man  den  einen 
durch  Berührung  zur  Krystailisation  bringt,  so  beobachtet  man,  dafs  aus  dem 
erstarrten  Tropfen  nach  dem  noch  flüssigen  hinüber  allmählich  Nadeln  heraus- 
wachsen, die  letzteren  schlierslich  berühren  und  zum  Erstarren  bringen.  Die 
Deutung  liegt  auf  der  Hand.    Der  Dampf  um  den  flüssigen  Tropfen  ist  eben 


—    378    — 

80  konzentriert,  da(B  er  in  Bezug  aof  die  feste  Phase  übersättigt  ist,  und  des- 
halb mofs  an  dieser  Abscheidong  erfolgen;  gerade  wie  in  Lösung  ölig  abge- 
schiedene Tropfen  von  wachsenden  Krystallen  aufgefressen  werden. 

Wie  bekannt,  wird  in  übersättigten  Losungen  oder  unterkühlten  Schmelzen 
Krystallisation  eingeleitet,  wenn  zu  dem  System  ein  wenig  von  der  Substanz 
in  kristallisierter  Form  gebracht  wird,  in  Bezug  auf  welche  dasselbe  übersättigt 
oder  unterkühlt  ist.  Hierbei  kann  die  Substanz  selbst  auch  durch  eine  andere, 
mit  ihr  isomorphe  ersetzt  werden.  W.  Ostwald  {Zeitschr,  phya.  Chem.  22,  289 
bis  330)  hat  nun  sehr  zahlreiche  Versuche  angestellt,  um  die  kleinsten  Mengen 
der  Krystallkeime  keimen  zu  lernen,  durch  welche  die  Kiystallisation  noch  ein- 
geleitet wird.  In  einer  Arbeit:  „Studien  Ober  die  Bildung  und  Umwandlung  fester 
K0rper/'  1.  Abhandlung:  Obersättigung  und  OberkaKung,  teilt  der  Verf.  seine 
bisherigen  Resultate  mit  Er  stellte  sich  zunächst  von  verschiedenen  Substanzen 
Verreibungen  mit  Quarzpulver  her  nach  Art  der  homöopathischen  Mischungen, 
also  nach  Zehnerpotenzeu  fortschreitende  Verdünnungen  Dl;  D2;  D3  u.  s.  w. 
Für  Salol  erwies  sich  z.  B.  0.1  mg  des  Pulvers  D3,  das  sind  etwa  10~'  g,  noch 
wirksam,  während  dieselbe  Menge  D4,  d.  h.  10~^  g,  nicht  mehr  die  Krystalli- 
sation der  überschmolzenen  Substanz  einzuleiten  vermochte.  Dies  gilt  jedoch 
nur  für  ältere  Mischungen,  denn  frisch  hergestellt  war  D4  und  D5  immer, 
D5  oft  noch  wirksam.  Mit  dem  so  hochgradig  verdünnten  Salol  geht  also 
augenscheinlich  eine  Veränderung  vor  sich,  die  darin  bestehen  dürfte,  dafs 
die  anfangs  vorhandenen  und  noch  wirksamen  Krystallkeimchen  als  solche  ver- 
schwinden, während  die  Substanz  „als  Dampft'  oder  sonst  wie  an  der  Ober- 
fläche des  Quarzpulvers  adsorbiert  wird.  Das  Salol  verliert  so  seine  Krystall- 
struktur  und  kann  deshalb  natürlich  nicht  mehr  als  „Kiystallkeim"  wirken. 
Dieser  Auffassung  entsprechend  können  denn  auch  nicht  flüchtige  krjstallisierte 
Substanzen  in  viel  weiter  gehender  Weise  zerteilt  werden,  ohne  ihre  Wirksam- 
keit einzubüfsen,  während  andere  flüchtige  Stoffe  sich  wie  Salol  verhalten. 

Nach  Ansicht  des  Verf.  giebt  es  unterhalb  des  Schmelz-  resp.  Sättigungs- 
punktes eine  Temperaturzone,  innerhalb  deren  die  Krystallisation  nur  durch  einen 
Krystallkeim  eingeleitet  werden  kann,  und  nur  unterhalb  dieser  Zone  können  Kry- 
stalle  auch  durch  Generatio  spontanea  entstehen.  Diese  Zone  ist  z.  B.  für  das 
bei  42^  schmelzende  Phenol  die  Temperatur  von  24 — 42*  (nach  Versuchen  von 
Moore  (Jahrb.  Chem,  1893,  26  f.).  Geschmolzenes  Phenol  ist  unterhalb  24* 
labil,  von  24 — 42*  metastabil,  über  42*  stabil.  Wenn  eine  Substanz  aus  einem 
Zustande  in  einen  stabileren  übergeht,  so  sucht  sie  nicht  notwendig  gleich  den 
stabilsten  auf,  sondern  zunächst  eine  etwa  dazwischen  liegende  mittlere  Stabili- 
tät, der  mit  kleinerem  Verlust  an  freier  Energie  erreicht  werden  kann.  —  Auf 
weitere  Einzelheiten  der  äufserst  lesenswerten  und  anregenden  Arbeit  kann 
hier  leider  aus  Mangel  an  Platz  nicht  eingegangen  werden. 

Trägt  man  die  prozentische  Zusammensetzung  von  Gemischen  solcher 
Substanzen,  die  mit  einander  eine  Verbindung  zu  bilden  vermögen,  als  Abscissen, 
die  Schmelztemperaturen  als  Ordinaten  ein,  so  zeigt  die  so  entstehende  Kurve, 
wie  Le  Chatelier  (Zeitschr,  phys.  Chem.  21,  557—560)  in  einer  Arbeit  „Ober 
einige  Eigentümlichkeiten  der  Löslichkeitskurven^'  gezeigt  hat,  ein  Maximum,  das 
nur  dann  auf  der  Ordinate  der  fraglichen  Verbindung  liegt,  wenn  letztere  in 
der  flüssigen  Phase  gänzlich  undissoziiert  vorhanden  ist.  Zur  Untersuchung 
gelangten  Gemische  von  Kaliumkarbonat  mit  Lithiumkarbonat  und  von  Kupfer 
Z.  ftnorg.  Chem.  XVII.  .  25 


—     874    — 

mit  Alaminium,  knit  Zinn  und  mit  Antimon.  Nur  bei  dem  Salcgemiech  ent- 
sprach ein  Maximum  der  Schmelztemperaturen  der  Verbindung  KLiCO,,  welche 
demnach  auch  im  Schmelzflufs  undissoziiert  besteht 

In  einer  weiteren,  hierher  gehörenden,  sehr  interessanten  Arbeit  „Ober  einige 
Löslichlceitsanomalien^'  berichtet  U.  Le  Chatblibb  (Zeitsehr,  phys,  Ckem,22,2b0—2b2. 
Campt  rend.  123,  746—749)  über  die  Erstarrungstemperaturen,  welche  Gremische 
von  Natriumsulfat  mit  anderen  Sulfaten  (BaSO«;  PbSO«;  CaSO«;  MgSO«  und 
CdSO«)  zeigen.  Die  Resultate,  in  Bezug  auf  deren  Einzelheiten  auf  das  Original 
verwiesen  werden  mu(s,  sind  graphisch  dargestellt,  so  dals  sie  mit  einem  Blicke 
übersehen  werden  können.  Der  Autor  schliefst  aus  den  Anomalien  der  Kurven, 
da(s  Natriumsulfat  mit  einigen  seiner  Doppelsalze  isomorph  sei,  d.  h.  mit 
ihnen  in  verschiedenen  Mengenverhältnissen  zusammenluystallisiere.  Dem 
Referenten  scheint  die  einfachere  Annahme  zur  Erklärung  der  vorliegenden 
Anomalien  ausreichend,  dafs  die  zugesetzten  Salze  selbst  in  begrenztem 
Mafse  in  den  molekularen  Bau  des  Natriumsulfatkrystalles  eintreten  können. 
Beim  Natriumbleisulfatgemenge  entspricht  ein  kleiner  Zweig  dem  „Doppelsalz*' 
PbS04.2  Na^SO«,  und  deutlicher  ausgeprägte  Zweige  beweisen  das  Auftreten  der 
Doppelsalze  Na,SOv2MgS04  und  Na,S04.2  CdSO^.  Die  vorliegende  Arbeit 
dürfte  auch  für  Mineralogen  und  Geologen  von  grofsem  Interesse  sein. 

C.  T.  Heycock  und  F.  H.  Neville  {Proe.  Ghem,  Soc,  176,  60—62)  haben 
wieder  {Jahrb.  Cheni.  1,  20 — 27  und  4,  25)  eine  ganze  Reihe  von  Metallmischungen 
in  Bezug  auf  ihre  Erstarrungstemperaturen  untersucht.  Viele  der  Mischungsreiheu 
ergaben  kontinuierlich  verlaufende  Schmelzpunktskurven,  bei  anderen  deuteten 
horizontale  Teile  der  Kurven  auf  Schichtenbildung  hin  u.  dergL  Alle  Be- 
obachtungen deuten  wieder  darauf  hin,  dass  sich  die  Legierungen  wie  alle 
anderen  Mischungen  resp.  Lösungen  verhalten,  dafs  es  also  ganz  ungerechtfertigt 
ist,  in  den  Legierungen  immer  etwas  Besonderes  zu  sehen.  —  Eine  Arbeit  von 
G.  Charpy  {CampL  rend,  124,  957—958)  „Ober  die  Konstitution  der  Metallegieningen** 
führt  zu  denselben  Resultaten.  Die  „eutektischen  Legierungen^'  entsprechen 
den  Kryohjdraten,  bestimmte  kiystallisierte  „Verbindungen'^  kommen  gerade  so 
gut  vor,  wie  die  „Verbindungen"  von  Salzen  mit  Kiystallwasser,  und  isomorphe 
Mischungen  sind  schliefslich  ebenfalls  sehr  häufig.  In  voller  Übereinstimmung 
hiermit  sind  die  Beobachtungen,  welche  C.  T.  Hetcock  und  F.  H.  Neville 
{Fror.  CJiem.  Soc,  179,  105 — 107)  machten,  als  sie  dünne  Platten  fester  LeglemngeB 
mit  Röntgenstralilen  pliotographierten.  Solche  Legierungen,  die  sich  beim  Erstarren 
entmischen  und  deren  Entmischuugsprodukte  für  X-Strahlen  genügend  ver- 
schiedene Durchlässigkeit  haben,  geben  Photographien,  auf  welchen  die  ver- 
schieden zusammengesetzten  Gemengteile  der  Legierung,  oft  schön  kiystallisiert, 
deutlich  zu  erkennen  sind,  in  I^gierungen  mit  3  ^/o  Gold  und  97  ^/^  Natrium 
sind  grofse,  wohl  ausgebildete  Natriumkrystalle  vorhanden,  getrennt  durch 
dunklere  Partien.  Bei  10%  Gold  sind  die  Na-Krystalle  kleiner  and  an  Masse 
zurücktretend.  Die  cutektische  TiCgieruug  (=  Kryohydrat)  erscheint  homogen, 
weil  die  Krystalle  beider  Metalle  zu  klein  sind,  in  noch  goldreicheren  Tjegio- 
rungen  aber  findet  man  die  zuerst  ausgcschicdonen  Goldkrystalle  als  Netzwerk 
dunkler  Nadeln  wieder,  eingebettet  in  die  scheinbar  homogene  eutektische  I^- 
gierung:  so  bieten  die  festen  Legierungen  in  allem  das  Bild  vollständig  er- 
starrter Salzlösungen.  —  Weiter  scliliefsen  sich  hier  einige  Arbeiten  F.  Osmond's 
{CompL  rata.  124,  1094—1097  und  1234—1237)  „Ober  die  Logienmgen  der  SIter 


—    375    — 

Kupfergruppf"  bestätigend  an,  der  Silber-Knpferlegierongen  mikroskopisch  onter- 
snchte  und  fand,  dass  alle  derartigen  Legierongen  aus  weilsen  Ag-  resp.  roten 
Cu-Krystalliten  bestehen,  die  in  das  eutektische  Gemisch  eingebettet  sind. 

L.  C.  DE  CoppBT  {ZtUschr,  phys,  Chem,  22,  239—240)  hat  die  Gefrierpunkte 
und  die  Zusammensetzung  folgender  Kryoliydrate  bestimmt: 


KCl 

NaCI 

NH4CI 

SrCi, 

BaCla.2H,0 

ZnS0,.7H,0 

CuSO^.öHjO 

(NH,),.SO, 

KjCrO* 


Teile  Salz  auf 
I  100  Wasser 


-11.1 
-21.85 
-15.8 
-18.7 

-  7.85 

-  6.55 

-  1.6 
-19.05 
-11.3 


24.6 
29.6 
22.9 

25.1 
7.3 
13.5 
62.2 
57.7 


Teile  Salz  auf 
100  Wasser 


NajSO^.lOH^O 

-   1.2 

Na,S04.7H,0 

-   3.55 

Na,CO,.10H,0 

-   2.1 

KNO, 

-   2.85 

NaNO, 

-18.5 

NH.NOs 

-17.35 

Ba(NO,), 

-  0.7 

Sr(NO,), 

-   5.75 

Ca(NO,), 

-   2.7 

4.0 
14.5 

5.3 
10.7 
58.5 
70.0 

4.5 
32.4 
35.2 


Man  wird  derartige  Kryohydrate  unter  Umständen  gut  zur  Herstellung 
bestimmter  Temperaturen  unter  0^  benutzen  können. 

In  einer  Arbeit  „Ober  die  Symmetrieverhältnisse  der  Krystalle'^  wies  V.  y.  Lanq 
{Zeitschr,  phys,  Chem.  21,  218 — 224)  nach,  dafs  die  von  ihm  angestellte  Ableitung 
der  Krystallsjsteme  auch  zur  Ableitung  der  jetzt  üblichen  82  Abteilungen  dienen 
kann.  Seine  Ableitung  liefert  aufserdem  noch  ein  zweckmäfsiges  Klassifikations- 
prinzip. 

Wie  in  einem  früheren  Bande  dieser  Zeitschrift  berichtet  wurde  (Z.  anorg, 
Cfiem.  15,  348  f.),  hat  zwischen  P.  Walden  und  H.  Traube  ein  Meinungsaus- 
tausch darüber  stattgefunden,  ob  die  Krystalle  optisch  aktiver  Substanzen  stets 
hemiädrisch  seien,  oder  nicht  Walden  bestritt  die  Regelmäfsigkeit  der  Hemiädrie, 
und  er  nennt  jetzt  (Ber.  deutseh.  chem,  Ges,  30,  98—103)  eine  ganze  Reihe  von 
Substanzen,  die  seine  Ansicht  stützen.  Jedoch  meint  H.  Tbaübe  (Ber.  deutsch, 
chem,  Qes.  30,  288),  dais  diese  Substanzen  nicht  vollständig  genug  krjstalio- 
graphisch  untersucht  seien.  Es  ist  übrigens  nicht  recht  einzusehen,  warum 
optische  Aktivität  notwendig  mit  Hemi^drie  verbunden  sein  sollte,  da  doch 
geometrische  Eigenschaften  der  Moleküle  nicht  notwendig  mit  der  Symmetrie 
des  Krystalles  verknüpft  erscheinen. 

A.  E.  Tutton  (Jaurn.  chem,  Soe.  Lotidoti  71,  846—920)  hat  seine  ausführ- 
lichen „Studien  über  den  Zusammenhang  zwischen  dem  krystallographischen  Charakter 
isomorpher  Salze  und  ihrer  chemischen  Zusammensetzung*^  weiter  fortgesetzt  [Z,  mtorg. 
Cßwm,  15, 347  f.).  Bezüglich  der  zum  Teil  recht  interessanten  Resultate  mufs'  auf 
die  sehr  umfangreiche  Arbeit  selbst  verwiesen  werden. 

Wie  erinnerlich  sein  wird,  waren  Ambronn  und  Lk  Bi^anc  auf  Grund 
einiger  Beobachtungen  zu  einer  höchst  merkwürdigen  Auftassung  bezüglich  der 
Natur  der  isomorphen  MIschkrystalie  gelangt  {Z.  anorg.  Chem.  12,  314).  F.  W. 
KttsTER  (Z.  anorg.  Ctiem.  12,  314)  und  K.  Bhauns  {Jahrb.  Mineral.  1896)  wiesen 
jedoch  darauf  hin,  dafs  die  von  jenen  Autoren  gemachten  Beobachtungen  auch 
ganz  ungezwungen  mit  der  alten,  wohlgestützten  Auffassung  über  das  Wesen 

25* 


—     376    — 

der  isomorphen  MischuDgen  in  Einklang  zu  bringen  sind,  während  der  Auffiissimg 
der  Autoren  die  gewichtigsten  Bedenken  entgegenstehen.  H.  Ambbonm  und  M.  Le 
Blanc  {Zeitschr.  phys.  Cketn,  22,  121 — 131)  haben  nun  diese  Frage  noch  weiter 
untersucht  Aus  ihrer  diesbezüglichen  Publikation  „Einige  Beiträge  zur  Kenntnis 
isomorpher  Nlischlcrystalie^'  geht  zunächst  hervor,  dafs  durch  ihre  eigenen  neueren 
Beobachtungen  die  wesentlichen  Stützen  ihrer  früheren  Auffassung  beseitigt 
sind.  Wir  werden  deshalb  die  isomorphen  Mischkrystalle  nach  wie  vor  als 
durch  molekulare  Durchdringung  zu  stände  gekommen  zu  betrachten  haben. 

In  einer  Arbeit  „Ober  die  Löslichiceü  von  hydratierten  Nlischlurystallen''  macht 
W.  Stobtenbecker  {Zeitschr,  phys,  Chefn.  22,  60—71)  interessante  Mitteilungen 
über  die  Krystallbildung  aus  gemischten  Zink-  und  Kupfersulfatlösungen.  Es 
können  drei  verschiedene  Arten  stabiler  Mischkrystalle    auftreten,   nämlich 

1.  rhombische  Kiystalle  mit  7  Mol.  Rrystallwasser  und  0—1.97  Molekularpro- 
zenten Kupfersulfat  aus  Lösungen  mit  0—8.36  Molekularprozenten  Kupfersulfat, 

2.  monokline  Krystalle  mit  7  Mol.  Krjstallwasser  und  14.9 — 31.9  M.-P.  CUSO4 
aus  Lösungen  mit  8.36 — 21.5  M.-P.  CuSO«,  und  3.  trikline  Krystalle  mit  5  Mol. 
Krystallwasser  und  82.8—100  M.-P.  CUSO4  aus  Lösungen  von  21.5—100  M.-P. 
CUSO4.  Alle  Angaben  älterer  Autoren  über  Bildung  von  „Verbindungen"  nach 
molekularen  Verhältnissen  sind  falsch,  wie  denn  überhaupt  allen  derartigen 
Angaben  von  vornherein  das  gröfste  Mifstrauen  entgegen  zu  bringen  ist  Nach 
Entwickelungen  von  Bakhüis-Roozbbooh  {Jahrb.  Chem.  1891,  39  ff.)  können 
Lösungen,  welche  mit  zwei  Endgliedern  derartiger  Mischungsreihen  im  Gleich- 
gewicht stehen,  sich  beim  isothermen  Eindampfen  verschieden  verhalten,  je 
nachdem  ob  die  Lösung  in  Bezug  auf  einen  Bestandteil  zwischen  diesen  End- 
gliedern liegt  oder  nicht  Im  ersteren  Falle  trocknet  die  Lösung  zu  einem 
Gemisch  dieser  beiden  Endglieder  ein,  im  zweiten  Falle  aber  wird  im  Verlaufe 
des  Eintrocknens  eines  dieser  Endglieder  auf  Kosten  des  anderen  aufgezehrt 
Diese  Entwickelungen  Roozebooms  hat  der  Autor  vollständig  bestätigt  gefunden. 

Die  Frage  bezüglich  des  Zusammenhanges  des  optischen  DrehungsvermOgens 
von  Krystallen  mit  dem  Drehvermögen  der  Körper  im  nichticrystallisierten  Zustande  ist 
von  H.  Tbaube  {Jahrb.  Mineral.  10  [Beilageband],  788 — 800)  eingehend  studiert 
worden.  Der  Autor  fafst  seine  Resultate  folgendermafsen  zusammen:  1.  Das 
molekulare  Drehungsvermögen  kann  in  Krystallen  unter  Umständen  unver- 
ändert bleiben  (z.  B.  beim  Patchoulicampher  und  beim  Laurineencampher). 
2.  Das  Drehungsvermögen  kann  in  Krystallen  an  Stärke  zunehmen.  3.  Zwischen 
dem  Sinn  des  Drehungsvermögens  im  krystallisierten  und  amorphen  Zustande 
besteht  ein  Zusammenhang  nur  in  der  Art,  dafis  aus  einer  in  Lösung  aktiven 
Substanz  immer  nur  Krystalle  einer  Drehungsrichtung  entstehen  können. 
Der  Sinn  der  Drehung  braucht  nicht  erhalten  zu  bleiben  (Rubidiumtartrat, 
Cäsiumtartrat).  Dafs  das  'Drehungsvermögen  in  Krystallen  dem  molekularen 
gegenüber  häufig  zunimmt,  kann  seinen  Grund  nur  darin  haben,  dafs  in  ersterem 
Falle  zu  der  molekularen  Drehung  noch  ein  durch  den  Aufbau  der  Krystall- 
moleküle  bewirktes  Drehungsvermögen  tritt,  welches  von  dem  molekularen 
völlig  unabhängig  ist  Die  Zirkularpolarisation  der  Kiystalle  stellt  die  Summe 
der  molekulai'en  und  der  von  dieser  unabhängigen  Krystalldrehung  dar. 

Nach  LAKnoLT*s  Beobachtungen  {Z.  anorg.  Cheni,  15,  349)  scheidet  das 
nur  in  krystallisierter  Form  optisch  aktive  Natriumchlorat  aus  wässeriger  Losung 
gleiche  Mengen   rechts-  und  linksdrehender  Krystalle  ab,  wie  das  von  vom- 


377 


herein  zu  erwarten  ist.  Sehr  interessant  ist  nun  der  Einflufs  optisch  aktiver 
Lösungsgenotsen,  indem  dieselben  nach  Angaben  von  W,  J.  Pope  und  F.  S. 
KiPPiNO  (Chem,  Neics,  75,  45 — 46)  begünstigend  auf  die  Abscheidung  von  Kry- 
stallen  einer  bestimmten  Drehungsrichtung  wirken.  So  sind  die  Natrium- 
chloratkrystalle  aus  5  ^/q  igen  Lösungen  von  Dextrose  und  Mannit  vorherrschend 
linksdrehend,  während  unter  denen  aus  ö^/^iger  Isodulcitlösung  mehr  rechts- 
drehende Individuen  sind.  Diese  an  sich  schon  sehr  interessanten  Beobach- 
tungen gewinnen  vielleicht  noch  praktische  Bedeutung  bezüglich  der  Trennung 
„racemischer  Verbindungen^*  und  des  Nachweises  wegen  intramolekularer  Rom- 
pensation nicht  hervortretender  assjmetrischer  Kohlenstoffatome. 

Systematik. 

Auf  einen  sehr  interessanten  Aufsatz  L.  Boltzmann's  {Ann,  Pkys.  Chem. 
60,  231—247;  61,  790—793)  „Ober  die  Unentbehrlichkeü  der  Atomistik  in  der  Natur- 
wissenschaft^* sei  hiermit  verwiesen,  ebenso  auf  eine  sich  anschliefsende  Aus- 
lassung P.  Volkmann's  {Ann,  Phys,  Chem.  61,  196—203)  „Ober  notwendige  und 
nicht  notwendige  Verwertung  der  Atomistik  in  der  Naturwissenschafff^ 

Sowohl  über  die  Ursachen  und  das  Wesen,  als  auch  namentlich  über  die 
sinngemäfsen  Bezeichnungen  gewisser  Arten  von  Isom'erien  sind  die  Ansichten  immer 
noch  sehr  geteilt,  so  dafs  in  dieser  Hinsicht  in  Publikationen  und  in  Lehr- 
büchern oft  nicht  eben  geringe  Verwirrung  angetroffen  wird.  Auch  hat  man 
eine  ganze  Anzahl  von  Isomerief^Uen  unzweifelhaft  falschen  Gruppen  einge- 
reiht, oder  wenigstens  die  Meinungsverschiedenheit  darüber,  zu  welchen  Gruppen 
diese  Isomeriefälle  gehören,  noch  nicht  zu  beseitigen  vermocht.  Die  Errungen- 
schaften der  neueren  physikalischen  Chemie  gestatten  nun  auf  dem  in  Frage 
stehenden  Gebiete  jetzt  oft  mit  Sicherheit  Entscheide  zu  treffen,  wo  früher  die 
Phantasie  frei  herrschte.  Deshalb  ist  eine  kritische  Studie  von  K.  Schaum 
(Habilitationsschrift,  Marburg  a/L.  1897,  S.  56)  über  „Die  Arten  der  Isomerie^  als 
ein  sehr  zcitgemäfses  Unternehmen  zu  begrü&en.  Auf  die  Einzelheiten  der 
klärend  wirkenden,  sehr  interessanten  und  sehr  lesenswerten  Studie  kann  hier 
leider  nicht  eingegangen  werden,  jedoch  sollen  hier  die  Grundvoraus- 
setzungen und  die  Ergebnisse  mit  den  Worten  des  Verf.  wiedergegeben 
werden. 

„Auf  Grund  unserer  Kenntnisse  von  der  Molekulargröise  flüssiger  und 
fester  Körper  steht  fest,  dafs  der  Unterschied  zwischen  den  Aggregatzuständen 
und  ebenso  zwischen  den  physikalisch  isomeren  Formen  nicht  auf  verschiedener 
Gröfse  der  Moleküle  beruht,  sondern  energetischer  Natur  ist. 

Das  Wesen  des  krjstallisierten  Zustandes  beruht  auf  einer  gesetzmäfsigen 
Orientierung  der  Moleküle.     Diese  verschwindet  bei  dem  Schmelzprozefs. 

Bei  physikalisch  isomeren  Formen  sind  chemisch  und  physikalisch  völlig 
identische  Moleküle  nach  verschiedenen  Punktsystemen  angeordnet  Daher 
ist  die  physikalische  Isomerie  an  den  festen  Aggregatzustand  gebunden.  Die 
Dämpfe,  Lösungen  und  Schmelzflüsse  physikalisch  isomerer  Körper  sind  also 
identisch.  (Zu  denselben  Eesultaten  ist  F.  W.  Küster  {Z.  anorg.  Chem.  12,  320) 
schon  vor  zwei  Jahren  gelangt) 

Die  chemische  Isomerie  beruht  auf  der  Versehiedenheit  der  chemischen 
Einzelmoleküle;   daher  sind   chemisch   isomere   Körper  in   allen  Aggregatzu^ 


—    378    — 

Htänden  verschieden.  Gkwisse  Substanzen  vermögen  sich  in  SchmelzflOssen, 
Lösungen  und  Dämpfen  in  ein  iBomeres  umzuwandeln;  in  manchen  Fällen  ist 
die  Umwandlung  (praktisch)  eine  vollständige;  in  anderen  dagegen  bildet  sich 
ein  Gleichgewichtszustand  aus;  die  beiden  Formen  stehen  alsdann  im  Verhält- 
nis einer  reziproken  Isomerie,  d.  h.  sie  zeigen  die  Erscheinung  der  Tautomerie. 
Von  zwei  festen  physikalisch  isomeren  Formen  befindet  sich  im  allge- 
meinen eine  im  metastabilen  Zustande ,  nur  bei  der  Umwandlungstemperatur 
vermögen  beide  Modifikationen  zu  koi^.xistieren ;  ob  dieser  Punkt  unter  gewöhn- 
lichen Bedingungen  erreichbar  ist,  hängt  von  der  gegenseitigen  Lage  der  Dampf- 
druckkurven der  festen  und  flüssigen  Formen  ab. 

Der  Unterschied  zwischen  den  sog.  „enantiotropen"  und  „mouotropen" 
Körpern  ist  also  kein  prinzipieller.  Die  Darstellung  der  metastabilen  Phase 
enantiotroper  Körper  hat  durch  vorsichtiges  Unterkühlen  unter  den  Umwand- 
lungspunkt zu  geschehen.  Bei  monotropen  Körpern  ist  die  Bildung  aus  eben 
geschmolzener  Substanz  möglich ,  sobald  keine  Spur  der  stabilen  Modifikation 
anwesend  ist  und  genügend  tiefe  Temperaturen  eingehalten  werden.  Die 
Bildung  metastabiler  Formen  ist  jedoch  von  vielen,  zum  Teil  nicht  erkennbaren 
Umständen  abhängig. 

Die  amorphen  Körper  sind  unterkühlte  (?  Kef.)  Flüssigkeiten  mit  grofser 
innerer  Reibung.  Wir  haben  also  nicht  mehr  zwischen  festem  und  flüssigem, 
sondern  zwischen  krystallisiertem  und  amorphem  Aggregatzustande  zu  unter- 
scheiden. 

Es  ist  höchst  wahrscheinlich,  dafs  ebenso  wie  beim  Sauerstoff,  auch 
beim  Schwefel,  Selen  und  Kohlenstoff  chemisch  isomere  Formc;n  vorhanden 
sind.    Weifser  und  roter  Phosphor  sind  ohne  Zweifel  chemisch  isomer. 

Es  ist  daher  wünschenswert,  nicht  von  allotropen  Modifikationen  zu 
sprechen,  sondern  im  einzelnen  Falle  die  Art  der  Isomeric  zu  bezeichnen; 
ebenso  erscheint  es  rätlich,  die  Bezeichnung  Dimorphie,  Polymorphie  u.  s.  w.  stets 
durch  den  Ausdruck  der  zutreffenden  Isomerieart  zu  ersetzen.*^ 

Rein  anorganische,  zweifellos  strukturisomere  Verbindungen  waren  bisher  noch 
nicht  bekannt.  A.  Saramkiefp  {Ber.  deutsch,  efietn.  Ges.  ÄO,  285—287)  hat  nun 
diese  Lücke  unserer  Systematik  ausgefüllt,  denn  es  gelang  ihm,  primäres  Ammo- 
niumphosphit  (NH4)H,P0,  und  Hydroxylammoniumhypophosphit  (NHjOHlU^POs  dar- 
zustellen. Heide  SubdtAnzen  haben  gleiche  Zusammensetzung  und  gleichem« 
Molckulurgewicht,  aber  ganz  verschiedene  Eigenschaften. 

Auch  noch  in  den  neuesten  Hand-  und  Jahrbüchern  der  anorgnnisclieii 
Chemie  (siehe  z.  B.  Riciiteii-Klinger,  0.  Aufl.  [1897]  S.  419)  findet  man  für  Sub- 
stanzen vom  Typus  der  Alaune  Strukturformeln  angegeben,  welche  von  der 
Voraussetzung  ausgehen,  dafs  die  Komponenten  dieser  Doppelsalze  durch  che- 
mische Valenzen  zusammengehalten  seien.  Dafs  diese  Voraussetzung  eine 
durchaus  ungerechtfertigte  ist,  zeigt  von  neuem  (Z.  arwrtf,  Ohem,  15,  347,  A. 
H.  TuTToNj  ,,Ein  Beitrag  zum  Studium  der  wässerigen  Lösungen  einiger  Alaune"  von 
H.  C.  Jones  und  E.  Mackay  (Amer.  Chem.  Journ.  ID,  83 — 118V  Wenn  bei 
dem  Zustandekommen  der  Alaune  wirklich  chemische  Bindungen  eine  Rolle 
spielten,  müfstcn  die  so  entstandenen  chemischen  Moleküle  voraussichtlich  auch 
in  den  Tiösungcn  der  Doppelsaize  vorhanden  sein,  indem  chemische  Bindungen 
nicht  ohne  weiterem  durch  Auflösen  gesprengt  zu  werden  pflegen.  Sind  die 
Alaune  aber  nur  Kry stallstrukturvcrbindungcn ,  so  müssen  in  ihren  Lösungen 


—     879     — 

die  Komponenten  getrennt  vorhanden  sein.  Im  letzteren  Falle  müssen  die 
Eigenschaften  der  Alaunlösungen  aus  den  Eigenschaften  der  Lösungen  der 
einzelnen  Komponenten  berechenbar  sein,  im  ersteren  Falle  nicht.  Die 
Autoren  haben  nun  gefunden,  dals  sich  Leitfähigkeit  und  Gefrierpunkt 
verdünnter  Alaunlösungen  scharf  berechnen  lassen.  Li  verdünnteren 
Lösungen  sind  also  jedenfalls  die  Alaune  vollständig  in  die  Komponenten 
(und  deren  Ionen)  zerfallen.  Bei  konzentrierteren  Lösungen  jedoch  bleibt  Leit- 
fähigkeit und  Gefrierpunkt  hinter  der  Berechnung  nicht  unbeträchtlich  (bis  zu 
10 7o)  zurück,  und  die  Autoren  wollen  hieraus  schliefsen,  dafs  in  konzen- 
trierteren I^sungen  thatsächlich  neben  den  Molekülen  der  Komponenten  auch 
komplexe  Alaunmoleküle  vorhanden  seien.  Hier  ist  jedoch  einzuwenden,  daiis 
für  konzentriertere  Lösungen  die  benutzten  Gesetzmäisigkeiten  bekanntlich 
nicht  mehr  streng  gültig  sind,  so  dafs  der  Schlufs  an  Sicherheit  sehr  verliert. 
Mit  der  Zeit  gröfser  werdende  Leitfähigkeit  namentlich  verdünnter  Alaun- 
lösnugen  erklärt  sich  bekanntlich  aus  fortschreitender  Hydrolyse.  (Z.  anarg. 
Chem.  ir>,  366—367  (H.  M.  Goodwin  und  F.  W.  Küster.) 

A.  Werner  (Z.  anorg.  Cfiem.  li>,  1 — 41)  hat  von  zahlreichen  anorganischen 
Salzen  die  Molel(ulargHf(se  nach  der  Siedemethode  bestimmen  lassen,  wobei 
Fiperidin,  Fyridin,  Methyl-  und  Äthylsulfid  als  Lösungsmittel  dienten.  Im 
grofsen  und  ganzen  haben  sich  die  der  einfachsten  chemischen  Formel  ent- 
sprechenden Molekulargewichte  ergeben,  auch  für  solche  Substanzen,  für  welche 
viele  Chemiker  immer  noch  Doppelformeln  schreiben  (z.  B.  CuCl;  FeClj;  AlClg; 
AgOl  und  viele  andere).  Merkwürdig  mutet  es  an,  dafs  einige  Herren  die  Re- 
sultate bis  auf  zwei  Dezimalstellen  ausgerechnet  haben,  obwohl  thatsächlich 
derartige  Molekulargewichtsbestimmungen  um  mehrere,  ja  um  viele  Einheiten  un- 
sicher sind. 

Eine  Arbeit  von  W.  Meyerhopfer  (Ber.  deutsch,  ehem.  Qe^.  30,  1804—1809) 
über  „Einige  Anwendungen  der  chemischen  Gleichgewichtslehre  auf  komplexe  anorganische 
Verbindungen'^  zeigt  so  recht,  dafs  es  nicht  möglich  ist,  gewisse  schwierige  Fragen 
der  anorganischen  Chemie  ohne  Anwendung  der  Hülfsmittel  zu  lösen,  welche 
uns  die  moderne  physikalische  Chemie  in  so  grofser  Zahl  bietet.  Friedheim 
und  Motzkin  {Jahrb.  Chem.  1894,  112)  haben  beim  Eindampfen  gemeinsamer 
wässeriger  Lösungen  von  Kaliumbichromat  imd  Arsensfiure  Kiystalle  von  der 
Formel  (K^Cr^OTJs.AsgO^.HjO  erhalten,  die  sie  als  solche  einer  komplexen  Ver- 
bindung, nicht  eines  Doppelsalzes  (Molekülverbindung)  auffassen  zu  sollen 
glaubten.  Meyerhopfer  zeigte  nun,  dafs  im  Gegensätze  zu  dieser  Auffassung 
die  fraglichen  Krystalle  ganz  die  charakteristischen  Eigenschaften  zeigen,  welche 
wir  von  Doppelsalzen  durch  die  Arbeiten  van't  Hofps  (vgl.  z.  B.  J.  H.  van*t 
Hoff's  „Vorlesungen  über  Doppelsalze"  (Jahrb.  Chetn.  1897  unter  „Litteratur") 
und  seiner  Schüler  kennen  gelernt  haben.  (Auch  der  Referent  hat  schon  lange 
die  Überzeugung  gewonnen,  dafs  die  grofse  Mehrzahl  der  „komplexen  Ver- 
bindungen" Friedheim's  und  seiner  Schüler  nichts  als  Doppelsalze,  ja  zum  Teil 
sogar  nur  isomorphe  Mischungen  sind.)  Dampft  man  eine  Lösung  des  in  Rede 
stehenden  Doppelsalzes  bei  konstant  gehaltener  Temperatur  ein,  so  scheidet 
sich  zunächst  Kaliumdichromat  aus,  und  erst  wenn  die  Konzentration  der  über- 
schüssig bleibenden  Arsensäure  in  der  Lösung  einen  gewissen  Grad  erreicht 
hat,  kommt  auch  das  Doppelsalz  (K2Crj07)2.AsjOB.H20  heraus.  Dieses  kann 
also  neben  seiner  gesättigten  Lösung  nur  bestehen,  wenn  letztere  freie  Arsen- 


—     380     — 

säure  von  gewisser  Konzentration  enthält.  Die  Losung  ist  nun  in  Bezug  auf 
die  beiden  Salze  KgCr^O?  und  (K,Cr,07)s.A8i05.H,0  gesättigt,  sie  muls  also 
nach  der  Phasenregel  auch  bei  weiterem  Einengen  ihre  Zusammensetzung  un- 
verändert beibehalten,  das  ist  aber  nur  so  möglich,  dafs  Kaliumbichromat 
wieder  in  Lösung  geht  und  mit  der  überschüssigen  Arsensäure  der  Losung 
als  Doppelsalz  wieder  herauskommt.  Ist  das  K,Cr,07  verbraucht,  so  reichert 
sich  die  Arsensäure  in  der  Lösung  an,  bis  sie  anfängt,  auf  das  Doppelsalz 
(K,Cr207)2.As,Og.H,0  wasserentziehend  zu  wirken.  Dieses  föngt  an  in  das 
wasserfreie  Salz  (K,Cr,07),.As,05  überzugehen,  so  dafs  die  Lösung  wieder  in 
Bezug  auf  2  Salze  gesättigt  ist.  Sie  muls  deshalb  wieder  nach  der  Phasen- 
regel ihre  Zusammensetzung  unverändert  beibehalten,  bis  das  wasserhaltige 
Salz  ganz  verschwunden  ist  Engt  man  dann  noch  weiter  ein,  so  scheiden 
sich  weitere  Mengen  des  wasserfreien  Salzes  aus,  wodurch  die  Lösung  in  Bezug 
auf  Arsensäure  wieder  konzentrierter  wird,  bis  schliefslich  neben  dem  wasserfreien 
Salz  auch  Arsensäure  zur  Abscheidung  gelangt,  so  dafs  die  Lösung  wieder  für 
2  feste  Phasen  gesättigt  ist,  also  konstante  Zusammensetzung  behält  Man 
sieht,  wie  einfach  und  klar  von  diesen  Gesichtspunkten  aus  anfangs  scheinbar 
sehr  verwickelte  Verhältnisse  werden  können.  Hier  spielen  also  Lösungen  eine 
wesentliche  Rolle,  die  bei  isothermer  Wasserentziehung  weder  ihre  Zusammen- 
setzung noch  ihre  Menge  ändern,  indem  sie  das  ihnen  selbst  entzogene  Wasser 
wiederum  ihrerseits  einem  wasserhaltigen  Bodenkörper  entziehen.  Derartige 
Lösungen  kommen  häufiger  vor,  und  der  fragliche  Bodenkörper  kann  z.  B.  auch 
Eis  sein.  Metebhoffeb  bezeichnet  derartige  Lösungen  als  „une in  engbare 
Lösungen"  {Ber,  deutsch,  ehem.  Ocs.  30,  1810—1812). 

Freunde  der  Hydrattheorie  haben  angenonmien,  dafs  der  Isopropylalkohol 
4  Hydrate  bilde,  nämlich  2C,H80.H,0,  »/,CaH80.2H,0,  aCjHgO.H.O  und 
CjHöO.H.O.  T.  E.  Thorpe  {Proc.  Chem.  Soc.  1896/97,  150J  hat  diese  „Hy- 
drate" kritisch  untersucht  und  gefunden,  dafs  auch  nicht  ein  einziges  derselben 
existiert!  Die  Zahl  der  flüssigen  „Hydrate"  wird  immer  kleiner,  und  auch  die 
Reihen  der  Anhänger  der  „Hydrattheorie"  lichten  sich  sichtlich.  —  Weiter  ge- 
langte A.  Zaitschek  {Zeitschr.  phys.  Chem,  24,  1 — 12)  gelegentlich  seiner  Unter- 
suchungen über  das  chemische  Gleichgewicht  zwischen  Äthylalkohol  und  Schwefelsäure 
zu  Schlüssen  über  die  Existenz  und  Nichtexistenz  von  „Hydra ten^^  Nach 
seinen  Resultaten  bildet  sich  bei  steigendem  Zusatz  von  Wasser  zu  Schwefel- 
säure zunächst  die  Verbindung  S0(0H)4  und  dann  die  Orthosäure  S(OH)e. 
Von  den  höheren  „Hydraten"  k  la  Piokering,  Mendelejeff,  Cbompton  u.  s.  w.  ver- 
rät sich  aber  nichts,  ebensowenig  von  Hydraten  des  Alkohols  oder  der  Äthyl- 
schwefelsäure. 

J.  RoszKowsKi  {Z,  anorg,  Chem,  14,  1 — 20)  hat  eine  interessante  Studie 
Über  organische  Verbindungen,  welche  die  Bildung  der  unISslichen  Hydroxyde  von  Eisen, 
Nickel  und  Kupfer  verhindern,  angestellt.  Von  111  geprüften  Verbindungen  wirken 
25  in  dem  angedeuteten  Sinne,  und  zwar  sind  das  mehrwertige  Alkohole,  Kohle- 
hydrate, mehrwertige  einbasische  und  zweibasische  Säuren,  vereinzelt  auch 
Amidosäuren,  mehrwertige  Phenole  und  Plienolsäurcn.  Das  Ferriion  hat  die 
gröfste  Neigung,  in  Komplexe  einzutreten,  geringer  ist  die  Neigung  beim 
Kupfer-  und  Nickelion,  bei  weitem  am  geringsten  aber  beim  Ferroion. 

Die  Frage,  ob  ein  flüssiges  Gemisch  äquivalenter  Mengen  flikssiger,  optisch 
aktiver  Antipoden  als  racemische  Verbindung  oder  als  gewöhnliche  Flüsaigkeitö- 


—     881     — 

miBchuDg  aufzufassen  sei,  ist  mehrfach  erörtert  worden.  A.  Ladenburq  (Ber. 
deutsch,  chevi,  Oes.  28,  1991—1995  und  30,  485—486)  vertritt  in  einer  Ab- 
handlung „Ober  Racemie  und  ttber  Wärmetönung  beim  Vermischen  von  FlOssigiceiten^'  die 
Ansicht,  dafs  auf  das  Entstehen  einer  raccmischen  Verbindung  zu  schliefsen 
sei,  wenn  beim  Mischen  der  Komponenten  eine  Wärmetönung  auftrete,  trotz- 
dem das  Volumgewicht  der  Mischung  dasselbe  sei,  wie  das  der  Komponenten. 
Derartige  Schlüsse  sind  jedoch  augenscheinlich  nur  dann  zulässig,  wenn  die 
Verdampfungswärme  des  Gemisches  gleich  ist  der  Summe  der  Verdampfungs- 
wärmen  der  Komponenten,  da  die  „racemischen  Verbindungen^'  in  Dampfform 
nachgewiesenermafsen  nicht  existieren.  Über  derartige  Verdampfungswärmen 
wissen  wir  jedoch  nichts. 

Auf  der  diesjährigen  Naturforscherversammlung  in  Braunschweig  berich- 
tete P.  Drude  (Wied.  Ami.  60,  500—509,  und  Ber.  deutsch,  ehem.  Ges.  1897, 
940—965)  über  eine  neue  physiicaiische  {Methode  zur  Ermittelung  chemischer  Konstitution. 
Er  hatte  nämlich  beobachtet,  dafs  viele  Flüssigkeiten  schnelle  elektrische 
Schwingungen  viel  stärker  absorbieren,  als  es  ihrer  Leitfähigkeit  für  konstante 
Strome  entspricht  Es  ergab  sich  nun,  dafs  derartig  wirkende  Substanzen,  die 
der  Autor  als  elektrisch  anomal  bezeichnet,  fast  immer  hydroxylhaltig  sind, 
so  dafs  umgekehrt  elel(trische  Anomalie  auf  das  Vorhandensein  von  Hydroxylgruppen 
schliefsen  läfst  Jjeider  sind  von  der  Kegel  schon  nicht  wenig  Ausnahmen  be- 
kannt geworden.  Die  elektrische  Anomalie  läfst  sich  sehr  leicht  und  schnell 
dadurch  nachweisen,  dafs  eine  auf  elektrische  Schwingungen  sehr  leicht  an- 
sprechende Vakuumröhre  nicht  mehr  aufleuchtet,  wenn  eine  in  den  Weg  der 
Schwingungen  eingeführte  Substanz  anomal  ist.  Nähere  Angaben  über  Methode 
und  Resultate  finden  sich  in  des  Verfassers  ausführlicher  Mitteilung  „Zwei 
Methoden  zur  Messung  der  Dielel(trizitätsi(onstante  und  der  elektrischen  Absorption  bei 
schneflen  Schwingungen''  {Zeitschr.  phys.  Chetn.  23,  267—325). 

Verwandtschaftslehre. 

Thermochemie. 

In  der  36.  Abhandlung  F.  Stohmann's  über  „Kalorimetrische  Untersuchungen'' 
geben  F.  Stohmann  und  E.  Hausmann  {Joum.  pr.  Chem.  [2]  55,  263—284)  zahl- 
reiche Daten  über  den  Wärmewert  der  Amide  und  Anilide  der  ersten  Glieder  der 
Reihe  zweibasischer  Säuren. 

C.  Matiqnon  (Compt  rend.  124,  1026—1028)  giebt  die  folgenden  Bildungs- 
wärmen des  Mono«  und  Dinatriumacetylens 

C,(Diamant) + H + Na(fest)  =  C^HNa  -  29.2  Cal. 
C,(Diamant)  +  2Na(fest)  =  C^Na^  -  8.8  Cal. 
Hiemach  ist 

CjHa  +  Na = CjNaH + H  +  28.9  Cal. 
C,Hj  +  2Na  =  C,Nai  +  H,  + 49.3  Cal. 
Die   erste  Acidität  des  Acetylcns  ist  nach  dem  Autor  vergleichbar  mit 
der  der  tertiären  Alkohole,  die  zweite  noch  schwächer. 

Additionswärmen  von  Brom  an  ungesättigte  Verbindungen  sind  von  W.  Louguinine 
und  J,  Kablükow  (Compt  rend.  12 Jt,  1303—1306)  gemessen  worden. 


—     882    — 

Photochemie. 

Bekanntlich  färben  sich  die  HaloTdsalze  der  Alkalien  unter  dem  Einflufs  von 
Kathodenstrahlen  mehr  oder  weniger  intensiv.  Elster  und  Geitel  nehmen  zur 
Erklärung  dieser  Erscheinung  an,  dafs  die  Salze  durch  Spuren  in  Freiheit  ge- 
setzten Metalles  geförbt  würden.  In  voller  Übereinstimmung  mit  dieser  Er- 
klärung hat  F.  GiESEL  {Ber.  detitsch,  ehern,  Oes.  30,  156 — 158)  dieselben 
Färbungen,  nur  noch  intensiver,  dadurch  hervorbringen  können,  dafs  er  die 
fraglichen  Salze  in  Kalium-  resp.  Natriumdampf  bis  zu  beginnender  Rotglut  in 
zugeschmolzeneu  Röhren  erhitzte.  —  Die  von  dem  Autor  gemachte  Beobachtung, 
da(s  nur  das  Salz,  nicht  aber  das  den  Dampf  liefernde  Metall  bestimmend 
fiir  die  Färbung  ist,  erklärt  sich  doch  wohl  sehr  einfach  dadurch,  dafs  die 
Spuren  des  in  den  Krystall  eindringenden  Metalles,  falls  es  nicht  dasselbe  ist, 
wie  das  des  Salzes,  sofort  infolge  der  Masseuwirkung  unter  Freiwcrdung  der 
äquivalenten  Menge  des  im  Salze  vorhandenen  Metallcs  verbraucht  wird,  so 
dafs  das  Metall  des  Salzes  immer  das  färbende  ist  Deshalb  ist  auch  für 
jedes  Salz  die  Färbung  immer  die  gleiche,  gleichgültig,  welcher  Metalldampf 
einwirkte. 

Im  Gegensatz  zu  diesen  Autoren  kommt  aber  R.  Abeqg  {Zeitachr,  Ekkiro- 
ehem.  4,  118 — 120)  auf  Grund  seiner  Versuche  zu  dem  Resultat,  dafs  die  durch 
Kathodenstrahlen  hervorgebrachte  Veränderung  von  Salzen  Oberhaupt  keine  che- 
mische sei,  dafs  vielmehr  die  Färbung  auf  physiicalische  Modifikation  der  Salze 
zurückzuführen  sei. 

Elektrochemie. 

Unendlich  oft  schon  sind  von  den  verschiedensten  Forschem  Kupfersul- 
fatlösungen elektrolysiert  worden,  und  doch  waren  die  hierbei  eintretenden 
Vorgänge  noch  lange  nicht  genügend  erforscht,  wie  aus  einer  für  Theorie  und 
Praxis  gleich  w(jrtvollen,  sehr  eingehenden  und  sorgfältigen  Arbeit  F.  Foebster's 
und  0.  Seidrl*s  {Z.  anorg.  Chcm.  14,  106—140)  „Zur  Kenntnis  der  Elektrolyse  von 
Kupfersulfatiösungen"  hervorgeht.  Die  Versuche  ergaben  zunächst,  dafs  die  Cupri- 
ionen  an  der  Kathode  unter  Umständen  zunächst  nur  ihre  halbe  Ladung  ab- 
geben, also  in  Cuproionen  übergehen.  Diese  können  nun  in  Lösung  bleiben, 
oder  durch  Hydrolyse  in  Kupferhydroxydul  resp.  Kupferoxydul  übergehen,  das 
sich  zum  'J'nil  abscheidet,  oder  endlich  sie  können  sich  paarweise  in  Kupfer- 
atome und  Cupriionen  umsetzen,  also: 

Cu-    ->Cu+-;  Cu'-f-Oir    ->CuOH,  2Cu- — >-Cu  +  Cu". 

Die  Konzentration  der  vorhandenen  Cupri-  und  Hydroxylioneu  übt  natur- 
geinäls  auf  diese  Vorgänge  durch  das  Massenwirkungsgesetz  geregelten  Ein- 
flufrt  aus.  Die  in  der  Lösung  vorhandenen  Cuproionen  werden  zum  Teil  an 
der  Anode  wieder  zu  Cupriionen  aufgeladen,  wodurch  Elektrizitätstransport 
durch  den  Elektrolyten  ohne  Auflösung  und  Abscheidung  von  Kupfer  ermög- 
licht wird,  also  sclicinbar  metallische  Leitung  der  Jjösung.  Auch  der  zu  er- 
wartende Vorgang  Cu-f-Cu"  ->-2Cu*  konnte  nachgewiesen  werden,  d.  h.  metal- 
lisches Kupfer  setzt  sich  mit  Cupriionen  in  Cuproionen  um,  und  diese  können 
dann  sekundär  durch  Hydrolyse  zur  Oxydulabscheidung  Veranlassung  gebeu. 
Diese  und  andere  Versuchsergebnisse,  die  trotz  ihres  hervorragenden  Interesses 
aus  Mangel  an  Kaum  hier  leider  nicht  autgeführt  werden  können,  sind  nun  in 


—    888    — 

mehr^Acher  Hinsicht  der  Anwendung  fSing.  Vor  allem  zeigen  sie  den  Weg 
zur  VennindeTung  der  Fehler  des  so  viel  benutzten  Kupfervoltameters.  Dieses 
lieferte  denn  auch  den  Autoren  sowohl  bei  stärkeren  wie  auch  bei  ganz 
schwachen  Strömen  fast  absolut  richtige  Zahlen.  Aber  auch  für  die  elektro- 
lytische Knpferraffinerie  liefsen  die  Versuche  einige  Nutzanwendungen  bezüg- 
lich der  in  der  neueren  Zeit  scheinbar  in  Aufiiahme  kommenden  Elektrolyse 
erwärmter  Kupfersulfatlösungen  ziehen.  Zum  Schlufs  machen  die  Autoren 
(siehe  auch  F.  Foerstbb,  Zeitschr.  Elekirochetn.  3,  525 — 581)  eine  Nutzanwendung 
auf  den  Bleiakkumulator:  nach  ihrer  Ansicht  verlaufen  in  diesem  viel  um- 
strittenen Elemente  die  Vorgänge  so,  wie  sie  von  Le  Blano  und  Elbs  aufge- 
fiifst  werden:  nicht  der  Entladung  zweiwertiger  Plumbitanionen  PbO,"  ver- 
dankt das  Bleisuperoxyd  seine  Entstehung  (Z.  anorg.  Cheni.  15,  356,  357), 
sondern  es  ist  ein  Produkt  der  Hydrolyse  vierwertiger  Plumbikationen  Pb****, 
deren  Existenz  in  den  fraglichen  I^ösungen  bis  zu  einer  relativ  grofsen  Kon- 
zentration ja  schon  handgreiflich  dadurch  nachgewiesen  ist,  dafs  unter  Um- 
ständen die  Salze  des  vierwertigen  Bleies  direkt  auskrystallisieren.  —  Die 
Resultate  bezüglich  des  Kupfervoltameters  hat  F.  Foersteb  {Ztitsehr.  Elektro- 
chemie 8,  479—482  und  498 — 497)  in  einer  besonderen  Arbeit  ,,Ober  das  Kupfer- 
voHameter^  noch  einmal  zusammengestellt. 

In  einer  Arbeit  „Ober  die  lonenspaltung  des  Methylalkohols  und  des  in  solchem 
geldsten  Wassers''  kommt  C.  Cabrara  {Gaxx,  chim.  21,  [l]  422—440)  zu  dem 
Resultate,  dals  auch  Methylalkohol  Ionen  bilde,  und  zwar  sei  der  Grad  der 
lonenspaltung  etwa  von  derselben  Größenordnung,  wie  beim  Wasser.  Nicht- 
elektrolyte  drängen  die  lonenspaltung  zurück.  Löst  man  Wasser  in  Methyl- 
alkohol, so  zerfällt  es  zum  Teil  in  seine  Ionen,  und  zwar  ist  för  sehr  ver- 
dünnte Lösungen  die  lonenkonzentration  proportional  der  Quadratwurzel  der 
Gesamtkonzentration.  Methylalkohol  seheint  übrigens,  im  Gegensatz  zu  Äthyl- 
alkohol, die  lonenspaltung  des  Wassers  mehr  zu  begünstigen,  als  Wasser  selbst. 

Einen  die  Wanderung  der  Ionen  betreffenden,  sehr  lehrreichen  und  eleganten 
Vorlesungsversuch  hat  W.  Nernst  (Zeitschr.  Elektrochem.  8,  308—309)  beschrieben. 
Ein  U-Rohr  ist  zum  Teil  mit  sehr  verdünnter  Kaliumpermanganatlösung  gefüllt, 
deren  Voluraengewicht  durch  einige  Prozente  Harnstoff  vergröfsert  wird.  Über- 
schichtet ist  die  Permanganatlösung  beiderseits  von  gleichleitender  0.003-norm. 
Salpetcrlösung.  Senkt  man  in  letztere  beiderseits  eine  Platinelektrode,  so  wandert 
bei  einer  Spannung  von  70  Volt  das  Permanganatanion  pro  Minute  etwa 
1.5  mm  dem  Strome  entgegen,  und  zwar  bleibt  die  Abgrenzung  beider  Flüssig- 
keiten so  scharf,  dafs  die  Wanderungsgeschwindigkeit  mit  genügender  Genauig- 
keit berechnet  werden  kann.  —  Ein  analoger,  von  F.  W.  Küster  (Zeitschr, 
Elektrocliem.  4,  112)  beschriebener  Versuch  zeigt,  dafs  Kupfer  als  Bestandteil 
eines  Kations  mit  dem  positiven,  als  Bestandteil  eines  Anions  aber  mit  nega- 
tivem Strom  wandert.  In  einem  U-Rohre  ist  blaue,  ammoniakalischc  Kupfersulfat- 
lösung von  ammoniakalischer  Natriumsulfatlösung  überschiehtet,  in  einem 
zweiten  U-Rohre  ist  unten  blaue  FEHUNo'sche  Lösung,  oben  alkalische  Seionette- 
Salzlösung.  Werden  nun  beide  U-Röhren  parallel  in  einen  Stromkreis  hoher 
Spannung  (z.  B.  70  Volt)  geschaltet,  so  wandert  in  der  ersten  Röhre  die  blaue 
Lösung  mit,  in  der  zweiten  Röhre  gegen  den  positiven  Strom.  In  der 
FEULiMo'schen  Lösung  ist  das  Kupfer  bekanntlich  in  das  Weinsäurcmolekül 
eingetreten,  also  Bestandteil  des  Anions. 


—     384     — 

« 

Auf  eine  gröfstentcils  theoretische  Untersuchung  F.  Rohlbaüsch's  ( Wied. 
Ann,  62,  209—239)  „Ober  Konzentrationsverschiebungen  durch  Elektrolyse  im  Innern 
von  Lösungen  und  Lösungsgemischen^'  sei  hiermit  verwiesen. 

Nach  Versuchen  von  R.  Malmstböm  {Zeitschr,  phys.  Cfiem.  22,  331—335) 
lassen  sich  grofse  elektrolytische  Widerstände  über  1000  Ohm  mit  Gleichstrom  messen, 
wenn  man  platinierte  Elektroden  anwendet,  den  Strom  nur  kurze  Zeit  schliefst, 
und  vor  jeder  Ablesung  kommutiert.  Sind  die  Widerstände  noch  sehr  viel 
gröfser,  über  100  000  Ohm,  so  kann  man  auch  blanke  Elektroden  nehmen  und 
ganz  wie  beim  Messen  von  Drahtwiderständeu  verfahren. 

Den  inneren  Widerstand  sowohl  offener  als  auch  Strom  liefernder  galvanischer 
Zellen  kann  man  nach  £.  Haaqn  (Zeitschr.  pkys,  Chem,  23,  97 — 122)  sehr  genau 
so  messen,  dafs  man,  wie  schon  im  vorigen  Jahre  mitgeteilt  (Z.  anorg.  Chem, 
15,  325)  worden  ist,  die  Zelle  mit  einem  Widerstandssatze  und  zwei  Konden- 
satoren bekannter  Kapazität  zu  einer  WH£ATSTONE*schen  Brücke  verbindet 
Der  Autor  giebt  in  der  jetzt  vorliegenden  ausführlichen  Mitteilung  die  Einzel- 
heiten seiner  Methode  an. 

C.  Cakrara  {Gaxx,  ehim,  ital.  [I]  27,  207—222)  hat  die  Leitfähigkeit  ver- 
schiedener Salze  und  Säuren  in  Acetonlösung  bestimmt  Chlorlithium,  Chloi^ 
Wasserstoff  und  Trichloressigsäure  zeigten  nur  kleine  Leitfähigkeiten,  die  sich 
nicht  einem  Grenzwerte  näherten.  Jodkalium,  Jodnatrium,  Jodammonium, 
Tetramethylammoniumjodid  und  Triäthylsulfinjodid  leiteten  gut  and  zeigten 
einen  Endwert,  der  gröfser  ist,  als  der  in  Wasser  zu  erreichende,  jedoch  mufs 
die  Verdünnung  in  Aceton  viel  gröfser  sein,  als  in  Wasser,  um  denselben  Grad 
der  Spaltung  zu  erreichen;  die  lonenbcweglichkeit  scheint  also  in  Aceton  viel 
gröfser  zu  sein,  als  in  Wasser,  während  letzteres  eine  grötsere  ionisierende 
Kraft  besitzt  (entsprechend  seiner  gröfseren  Dielektrizitätskonstante  d.  Ref.). 

J.  Walker  und  F.  J.  Hamblt  {Joum,  Chem,  Soe.  London  71,  61—72) 
haben  die  „Elektrische  Leitfähigkeit  von  Düthylammoniumchlorid  in  wässerigem  Alkohol" 
eingehend  untersucht  Gerade  so  wie  in  Wasser,  nimmt  auch  in  Alkohol  die 
molekulare  Leitfähigkeit  mit  der  Verdünnung  zu,  jedoch  ist  die  Zunahme  der 
Leitfähigkeit  in  reinem  Wasser  und  in  reinem  Alkohol  gröfser,  als  in  Gemischen 
beider  Lösungsmittel.  Für  9  =  820  ist  das  Salz  in  Alkohol  von  99  ^/o  schon  zu 
mehr  als  80  ^/o  ionisiert.  Sowohl  in  wässeriger  wie  in  verdünnt  alkoholischer 
Losung  erwies  sich  die  Dissoziation  durch  die  RunoLPHi'sche  Formel  (Z,  anorg. 
Chem.  12,  321)  ausdrückbar.     Der  Wert  des  RuDOLPHi*schen  Ausdruckes 

ändert  sich  aber  mit  dem  Lösungsmittel;  denn  während  er  für  Wasser  0.97 
ist,  wird  er  mit  zunehmendem  Alkoholgehalt  kleiner,  ftir  72  ^/o igen  Alkohol 
z.  B.  =  0.33. 

Die  Verteilung  des  Stromes  auf  mehrere  Ionen  in  gemeinsamer  Ldsung  behandelt 
eine  theoretische  Untersuchung  E.  v.  Stackelbe rg*8  (Zeitschr.  phys.  Chem,  28, 
493 — 496),  die  sich  nicht  wohl  im  Auszuge  wiedergeben  läfet 

Aus  der  molekularen  Leitfähigkeit  von  Kaliumchlorid,  Rubidiumchlorid 
und  Cäsiunichlorid  berechnete  B.  B.  Boltwood  (Zeitschr.  phys.  Chem.  22, 132—133) 
die  lonenbeweglichkeiten  bei  25°  für  K  =  71.3;  Rb  =  74.3  und  Cs  =  74.6. 

A.  CoERN  (Zritschr.  Elektrochem.  4,  63 — 67)  hat  eine  Reihe  interessanter 
Beobachtungen   über  die  Wanderung  von  KolloTden  in  Wasser  unter  dem  Eiiilhifs 


—    385     — 

elektrischer  Krifte  mitgeteilt.  Da  diese  Untersuchungen  noch  nicht  abgeschlossen 
sind,  soll  später  über  die  Resultate  berichtet  werden. 

P.  DuTorr  und  E.  Aston  (Cornpt.  rend.  125,  240 — 243)  glauben  eine 
Beziehung  zwischen  der  Polymerisation  flüssiger  Substanzen  und  ihrer  ionisierenden 
Wirkung  auf  Eiektrolyte  gefunden  zu  haben.  Die  untersuchten  Lösungsmittel  sind 
Propionitril,  Aceton,  Methyläthylketon,  Methylpropylketon,  NitroSthan,  Chlor- 
benzol, Jodäthyl,  Äthylenbromid ,  Amylacetat.  Nach  den  Resultaten  scheint 
es,  dafs  nur  die  polymerisierten  Substanzen  nennenswert  ionisierend  wirken. 
Dafs  auch  Propionitril  zu  diesen  Lösungsmitteln  gehört,  beweist,  dafs  die 
ionisierende  Wirkung  nicht  nur  Sauerstoffverbindungen  eigen  ist,  wie  gewisse 
Forscher  angenommen  haben. 

F.  W.  KüSTEB  (Zeitschr.  Elektroehem.  4,  105—113)  hielt  in  Breslau  im 
Auftrage  der  Deutschen  Elektrochemischen  Gesellschaft  einen  Experimental- 
Vortrag  über  ionenreaktionen  und  ihre  Bedeutung  für  die  Elektrochemie,  Zunächst 
wurde  an  der  Hand  von  Versuchen  gezeigt,  in  welcher  Weise  chemische  Vor- 
gänge elektrochemisch  wirksam  werden  und  wie  erst  durch  die  Ionen theorie 
eine  wissenschaftliche  Grundlage  für  die  Elektrochemie  und  die  analytische 
Chemie  geschahen  wurde.  Weitere  Versuche  zeigten  die  grofse  Wichtigkeit, 
welche  lonenkouzentrationen  in  der  Elektrochemie  und  in  der  analytischen 
Chemie  haben. 

Einer  Untersuchung  von  C.  Frftsch  (Wied.  Ann.  60,  300—314)  „Ober 
das  eiektrolytische  Leitvermdgen  fester  Körper'*  ist  zu  entnehmen,  dafs  geringe 
zugesetzte  Mengen  eines  Salzes  zu  einer  gröfseren  Menge  eines  anderen  in 
vielen  Fällen  eine  starke  Zunahme  des  elektrolytischen  Leitvermögens  bedingen. 
Es  kann  das  dadurch  erklärt  werden,  dafs  das  zugesetzte  Salz  in  der  „festen 
Lösung**  in  Ionen  gespalten  vorliegt,  welche  wesentlich  den  Transport  der 
elektrischen  Energie  übernehmen. 

Die  Oberflächenspannung  von  Quecksilber  gegen  Elektroljrte  ist  in  hohem 
Grade  von  der  Potentialdifferenz  des  Metalles  gegen  die  Lösung  abhängig, 
diese  aber  ändert  sich  nach  der  bekannten  NEBNSx'schen  Formel  mit  der  Kon- 
zentration der  Merkuroionen.  Nun  kann  man  diese  Konzentration  durch  gal- 
vanische Polarisation  des  Quecksilbers  ändern,  eine  Thatsache,  auf  welche  das 
LippHANN'sche  Kapillarelektrometer  gegründet  ist;  man  kann  aber  auch  diese 
lonenkonzentration  auf  rein  chemischem  Wege  sehr  variieren,  man  mufs  also 
die  Ausschläge  im  Kapillarelektrometer  auch  durch  rein  chemische  Reagentien 
hervorbringen  können.  Einige  sehr  lehrreiche  und  elegante,  von  Nernst 
(Zeitschr.  Elektroehem.  4,  29—31)  angegebene  kapiliareiektrische  Versuche  zeigen 
denn  auch,  dafs  das  in  der  That  der  Fall  ist 

Zahllose  thermochemische  Messungen  vieler  Forscher,  namentlich  Thom- 
som's  und  Berthelot's,  haben  ein  fast  unübersehbares  Material  geliefert  bezüg- 
lich der  Änderung  der  Gesamtenergie  bei  chemischen  Reaktionen.  Diese  Daten  können 
aber  in  der  chemischen  Mechanik  bei  weitem  nicht  die  wichtige  Rolle  spielen, 
welche  ihnen,  namentlich  von  Berthelot,  zugeschrieben  worden  sind,  da  be- 
kanntlich das  BERTHELOT'sche  „Prinzip  der  grölJsten  Arbeit'^  falsch  ist  Die 
Wärmetönung  der  chemischen  Reaktionen  und  die  Bildungswärme  chemischer 
Verbindungen  setzt  uns  eben  noch  nicht  in  den  Stand,  über  die  Zukunft  eines 
chemischen  Systemes  etwas  Sicheres  vorherzusagen.  Es  erscheint  deshalb  für 
unserere  Wissenschaft  von  gröi'ster  Wichtigkeit,    möglichst  genau  und  in  eben 


—     386    — 

solchem  UmfaDge,  wie  das  für  die  Gesamtenergie  chemischer  Beaktioneu 
schon  geschehen  ist,  auch  diejenige  Grölse  za  bestimmen,  die  wir  mit  Helm- 
HOLTZ  als  freie  Energie  bezeichnen,  und  die  uns  allein  über  die  Zukunft 
eines  chemischen  Systems  etwas  wirklich  Sicheres  aussagen  kann.  Von 
diesem  Gesichtspunkte  aus  ist  eine  Arbeit  „Ober  die  Änderung  der  freien  Energie 
bei  Bildung  unidslicher  Quecicsilberverbindungen*'  sehr  willkommen  zu  heifsen,  die 
St.  BuoARSzKT  (Z,  anorg,  Chem.  14,  145—163)  auf  Anregung  Nernbt's  hin  aus- 
geführt hat  Um  nachzuweisen,  dafs  die  Aenderung  der  freien  Energie  bei 
einer  chemischen  Reaktion  als  das  Mals  der  von  den  Af&nitätskr&ften  ge- 
leisteten Arbeit  zu  betrachten  ist,  geht  der  Verfasser  von  dem  bekannten  Zu- 
sammenhange aus,  welcher  zwischen  der  elektromotorischen  Kraft  eines  um- 
kehrbaren galvanischen  Elements  und  der  Abnahme  der  freien  Energie  besteht 
(siehe  Nebnst*s  „Theoretische  Chemie^'  S.  552  und  S.  555 — 560).  Als  experi- 
mentelle Grundlage  hat  er  die  elektromotorischen  Kräfte  gemessen  von  Ketten 
des  Typus 

Hg  I  HgXlfest),  O.Ol  n  KX  |  O.Ol  n  KY,  HgY(fest)  |  Hg, 

in  normal  KNOs, 
worin  für  X  und  Y  zu  setzen  ist:  Cl,  Br,  J,  CtHsOt,  SH. 

Die  thermochemischen  Daten  der  in  den  Ketten  erfolgenden  Umsetzungen 
HgX(fe8t)4-KY(gel)^  -    >-HgY(fe8t)-*-KX(gel) 
waren  mit  grofscr  Genauigkeit  ermittelt. 

Die  elektromotorischen  Kräfte  E  der  Ketten  wurden  bei  0  ^  und  bei  18.5  °, 

dE 
meist  auch  noch  bei  43.5  ^  ermittelt,  woraus  sich  der  Temperaturkoffffizient    .  ,^ 

der  elektromotorischen  Kräfte  ergab.    Aus  diesen  Messungen  berechnete  sich 

nun  die 

Abnahme  der  freien  Energie  F-n  .  23117 /J, 

dE 
Abnahme  der  gebundenen  Energie  (7= -n  .  23117 -^/:,  .  T, 

Abnahme  der  gesamten  Energie  ^^-{-0 
(n  bedeutet,  wie  üblich,  die  Anzahl  der  elektrochemischen  Äquivalente,  welche 
während  der  Umsetzung  molekularer  Mengen   an   der  Elektrode  abgeschieden 

werden,  ist  hier  also  meist  1.  T  —  Temperatur  in  absoluter  Zählung), 
welch  letztere  eigentlich  gleich  der  Wärmetönung  der  Reaktion  sein  sollte. 
Diese  Forderung  der  Theorie  wurde  in  8  von  den  10  untersuchten  Fällen  auch 
bestätigt  gefiindcn,  in  zwei  Fällen  aber  waren  die  Abweichungen  gröfser  als 
die  Vcrsuchsfehler.  Hier  dürften  sekundäre  Störungen  eingetreten  sein»  z.  R. 
der  Zerfall  von  primärem  Merkurosulfid 

2HgSH = HgS  -♦-  Hg  -f-  H,S. 
AIh  eine  sehr  wertvolle  und  wichtige  Arbeit  mufs  eine  Untersuchung  von 
A.  Ouu  (ZeiMir.  phys.  Cftem.  22,  536—538)  über  das  „Lösung sgleichge wicht 
zwischen  Amalgamen  und  Eieldroiyten''  bezeichnet  werden.  Wenn  man  Quecksilber 
mit  Silbemitratlösung  schüttelt,  so  bildet  sich  Silberamalgam  und  Quecksilber 
geht  in  Lösung,  jedoch  wird  das  Silber  nicht  vollständig  gefällt.  Dement- 
sprechend geht  etwas  Silber  in  Lösung,  wenn  man  Silberamalgam  mit  Merkuro- 
nitratlösung  schüttelt.  Es  bildet  sich  also  zwischen  den  Metallen  und  ihrcu 
Ionen  nach  dem  Schema 

Hg-hAg  •  ^-->-Hg  •  +  Ag 


—     387     — 

ein  Gleichgewicht  ans.    Ist 

a  =  Konzentration  des  gelösten  Silbers, 

b  =  y,  jj  jt        Quecksilbers, 

c  =  „  „    Silbers  im  Amalgam, 

so  ist,  da  die  Konzentration  des  Quecksilbers  im  Amalgam  praktisch   unver- 
änderlich ist, 

be       '^• 

Diese  Forderung  der  Theorie  wurde  durch  zahlreiche  Versuche  bestätigt 
gefunden.  Da  die  Zusammensetzung  der  Lösung,  welche  mit  gesättigtem 
Amalgam  im  Gleichgewicht  ist,  für  verschiedene  Temperaturen  ermittelt  wor- 
den war,  so  liefs  sich  durch  Anwendung  der  vant  HoFF^schen  Gleichung  der 
Reaktionsisochore  (siehe  Nebnst,  „Theoret.  Chem.*^  S.  513)  die  Bildungswärme 
des  Silberamalgams  berechnen.  Von  der  Fortsetzung  der  vorliegenden,  auf 
Nernst's  Veranlassung  in  Angriff  genommenen  Arbeit  sind  noch  viele  wertvolle 
Resultate  zu  erwarten.  Auf  die  Theorie  der  hier  in  Betracht  kommenden  Er- 
scheinungen geht  W.  NsRNST  {Zeitschr.  phys.  Chmi.  22,  539 — 542)  in  einer 
Abhandlung  „Ober  das  chemische  Gleichgewicht,  eleidromotorische  Wiricsamiceif  und 
eleldrolytische  Abscheidung  von  INetallgemischen"  näher  ein.  Ist  ein  Gemisch  zweier 
Metalle  (Amalgam,  isomorphes  Gemisch  oder  mechanisches  Gemenge)  mit  einer 
wässerigen  Lösung  im  Gleichgewicht,  so  mufs,  wenn  eines  der  Metalle  in  Lösung 
geht,  während  das  zweite  in  äquivalenter  Menge  ausfi&llt,  die  bei  dieser 
virtuellen  Verschiebung  geleistete  Arbeit  verschwinden.     Es  soll  bedeuten 

K  die  Gaskonstante  und  T  die  absolute  Temperatur, 
ihi  und  n,  die  Wertigkeit  des  ersten  und  zweiten  Metalles, 
1\  und  P,  die  Lösungstension  des  ersten  und  zweiten  Metalles, 
^1    und  p^   den  osmotischen  Druck    der  Ionen    des   ersten    und    des 
zweiten  Metalles, 

so  ist  nach  obigem 

RT    ,    I\       RT   .    P, 

-  .  In-     = .  In  — 

w,  p^         n,  ;>, 

oder 


'n-v 


Der  oben  erwähnte,  von  Ooo  studierte  Fall  des  Silberamalgams  ist  ein 
Spezialfall  dieser  allgemein  gültigen  Gleichung  des  chemischen  Gleichgewichtes. 

Die  Prozesse  der  elektrolytischen  Auflösung  oder  Abscheiduug  müssen 
sich  offenbar  so  vollziehen,  dafs  an  der  Grenzfläche  das  chemische  Gleichgewicht  in 
jedem  Augenblicice  gewahrt  bleibt,  denn  andernfalls  würde  sich  das  Gleichgewicht 
sekundär  von  selbst  herstellen,  und  die  elektrochemischen  Vorgänge  hörten  auf 
reversibel  zu  sein,  was  höchst  unwahrscheinlich  ist.  Hieraus  ergiebt  sich  z.  B. 
für  den  einfachen  Fall  der  elektrolytischen  Abscheidung  zweier  Metalle  von 
gleicher  Wertigkeit,  die  ein  mechanisches  Gemenge  —  keine  feste  Lösung  oder 
dergl.  —  geben,  dais  die  Metalle  in  dem  Verhältnis  der  louenkonzentrationen 
ausfallen,  wie  es  im  Gleichgewichtszustände  vorhanden  ist. 


—     388     — 

Einen  recht  lehrreichen  Vorgang  beschreibt  J.  B.  Sekdersks  (BuU.  Soe. 
Chim.  Paris  [S\  Ib,  1241— 1247),  allerdings  ohne  dafs  er  das  Wesen  desselben 
richtig  erkannt  hätte  (vergl.  die  beiden  vorstehenden  Referate).  Bringt  man 
im  geschlossenen  Rohr  Kadmium  in  eine  Kadmiumsulfatlüsung,  so  bleibt  das 
Gewicht  des  Metalles  ungeändert.  Bringt  man  aber  aufser  dem  Kadmium  noch 
in  die  Lösung  gefölltcs,  also  fein  verteiltes  Silber,  so  nimmt  das  Gewicht  des 
Kadmiums  ab  und  gleichzeitig  geht  das  Silber  in  eine  Legierung  von  Kadminm 
und  Silber  über.  Die  Erklärung  des  Vorganges  ist  augenHcheinlich  die,  dafs 
der  Lösungsdruck  des  Kadmiums  an  dem  reinen  Metall  gröfeer  ist,  als  an  der 
Legierung.  Der  Vorgang  verläuft  übrigens  schon  in  relativ  kurzer  Zeit  recht 
weit,  denn  schon  nach  fünf  Monaten  hatte  die  Legierung  etwa  die  Zusammen- 
setzung AgOds.  Ähnlich  wie  Silber  verhält  sich  auch  Kupfer  in  Kadmium- 
salzlösungen. 

Taucht  man  zwei  WasserstoflTelektroden  (am  besten  mit  Platin-  oder 
Palladiumschwarz  überzogene ,  mit  Wasserstoff  gesättigte  Groldelektroden)  in 
zwei  Säurelösungen  von  verschiedener  Wasserstoffionenkonzentration,  die  durch 
eine  Neutralsalzlösung  mit  einander  in  Verbindung  stehen,  so  tritt  eine  elektro- 
motorische Kraft  auf,  deren  Gröfse  in  bekannter  Weise  von  dem  Verhältnis 
der  beiden  Wasserstoffionenkonzentrationen  abhängt  Deshalb  tritt,  wenn  man 
die  eine  der  Säurelösungen  allmählich  neutralisiert,  eine  allmähliche  Änderung 
der  elektromotorischen  Kraft  auf,  beim  Neutralisationspunkt  aber  ist  diese 
Änderung  eine  sehr  viel  mal  gröfsere,  fast  sprungweise,  um  nach  Überschreitung 
der  Neutralisation  wieder  eine  allmähliche  zu  werden.  W.  Böttoeb  (Zeitsehr. 
pkys,  Cheyn.  24,  253—301)  hat  auf  diese  Beziehungen  die  Anwendung  des  Elektro* 
meters  als  Indikator  beim  Titrieren  von  Säuren  und  Basen  begründet  Bei  starken 
Säuren  und  Basen  liefs  sich  der  Neutralisationspunkt  sehr  scharf  bestimmen, 
bei  den  Säuren  und  Basen  aber,  bei  welchen  Indikatoren  die  Neutralisation 
nicht  scharf  anzeigen,  ist  auch  kein  scharfer  Sprung  der  elektromotorischen 
Kraft  vorhanden. 

L.  Graetz  {Zeitsehr,  Elektrochem,  4,  67 — 71)  hat  ein  sehr  interessantes 
Verfahren  gefunden,  um  auf  elektrochemischem  Wege  einen  Wechselstrom  in  einen 
Gleichstrom  zu  verwandeln.  Aluminium  hat  als  Anode  in  Sauerstoff  entwickeln- 
den Elektrolyten  die  merkwürdige  Eigenschaft,  sich  ganz  ungewöhnlich  hoch 
zu  polarisieren,  bei  kleinen  Stromdichten  bis  zu  22  Volt,  so  dafs  Ströme  von 
geringerer  Spannung  überhaupt  nicht  passieren.  Diese  Polarisation  ist  natür- 
lich nicht  die  gewöhnliche,  die  ja  nur  etwa  1  Volt  betragen  könnte,  sondern 
sie  ist  als  eine  dielektrische  aufzufassen.  Man  kann  deshalb  durch  Einschalten 
von  genügend  viel  Zellen  mit  Aluminiumanoden  in  einem  Wechselstromkreis 
erreichen,  dafs  nur  der  Teil  des  Stromes  passiert,  der  das  Aluminium  zur 
Kathode  macht.  Schaltet  man  nun  parallel  zu  dieser  Zellenreihe  eine  zweite 
Reihe,  in  welchen  immer  die  andere  Platte  aus  Aluminium  besteht,  so  läfet 
diese  Reihe  gerade  den  anderen  Teil  des  Stromes  allein  passieren,  so  dafs  wir 
den  Wechselstrom  in  zwei  pulsierende  Gleichströme  zerlegt  haben.  Durch 
zweckentsprechende  Anordnung  von  vier  solchen  Zellenreihen  schlieüslich 
kann  der  Wechselstrom  vollends  in  einen  pulsierenden  Gleichstrom  verwandelt 
werden,  der  mit  einem  G^samtverlust  von  nur  etwa  7  ^/^  durch  einen  Draht 
in  einer  Richtung  abgeleitet  werden  kann. 


889     — 

Elektrolysiert  man  zwischen  zwei  löslichen  Metallelektroden  eine  Salz- 
lösung desselben  Metalles  mit  konstanter,  sehr  kleiner  motorischer  Kraft ,  so 
ruft  die  auftretende  Konzentrationsänderung  eine  Gegenspannung  hervor,  welche 
sehr  bald  die  Elektrolyse  zum  vollständigen  Stillstande  bringen  würde,  wenn 
nicht  der  mit  der  Konzentrationsänderung  alsbald  auftretende  Difiusionsstrom 
der  Polarisation  entgegenwirkte.  Dieser  Difinsionsstrom  ermöglicht  das  Auf- 
treten eines  dauernden  Reststromes,  dessen  Stärke  durch  die  Metallmenge 
gegeben  ist,  welche  in  der  Zeiteinheit  durch  Difinsion  von  der  Anode  zur 
Kathode  transportiert  wird.  E.  Salomon  (Zeiischr.  phys,  Chern.  24,  55—80)  hat 
nun  die  Theorie  des  Reststromes  aus  bekannten  NsRNST'schen  Formeln  entwickelt 
und  das  Resultat  der  Rechnungen  mit  Messungsresultaten  verglichen.  Die 
Untersuchung  hat  ergeben,  dafs  sich  die  Intensität  des  Reststromes  berechnen 
läfst  aus  der  Konzentration  der  Ionen  des  Elektrodcnmetalles  in  der  Flüssigkeit, 
dem  DifPusionskoäffizienten  und  der  polarisierenden  Kraft  Die  Theorie  konnte 
experimentell  bestätigt  werden  durch  Elektrolyse  sehr  verdünnter  Silber-  und 
Quecksilbersalzlösungen  zwischen  Silber-  resp.  Quecksilberelektroden.  Bei  Ver- 
suchen mit  Kupfer-  und  Bleisalzlösungen  traten  sekundäre  Störungen  auf,  welche 
eine  exakte  Prüfung  der  Theorie  unmöglich  machten.  Auf  Grund  der  Theorie 
des  Reststromes  ergaben  sich  dann  Methoden  zur  Löslichkeitsbestimmung  sowie 
zur  Titrieranalyse  von  Metallsalzlösungen.  Über  letzteren  Punkt  berichtete  der 
Verf.  noch  in  einer  späteren,  besonderen  Mitteilung  (Zeifschr.  Elektroehem.  4, 
71—74). 

Wenn  man  Silbersalzlösungen  mit  einer  kleineren  Spannung  elektrolysiert, 
als  die  Zersetzungsspannung  der  darin  enthaltenen  Säure  ist,  so  hört,  wie  schon 
KiLiANi  (1883)  beobachtet  hat,  der  Strom  auf,  wenn  alles  Silber  ausgefällt  ist. 
Dasselbe  ist  auch  zu  erwarten  bei  Salzlösungen  des  Zinnes,  Arsens,  Antimons, 
Kupfers,  Mangans,  Bleies,  Thalliums,  Quecksilbers,  Goldes  und  Platins,  so  dafs 
es  möglich  wäre,  die  Mengen  dieser  in  einer  Lösung  vorhandenen  Metalle 
durch  Einschaltung  eines  Elektrizitätszählers  in  den  Stromkreis  zu  ermitteln. 
Alle  diesbezüglichen,  bisher  angestellten  Versuche  haben  jedoch  keine  be- 
friedigenden Resultate  ergeben,  und  auch  H.  Dannebl  (Zeitschr,  Elektroehem.  4, 
153 — 159)  konnte  durch  neue,  sehr  ausgedehnte  Versuche  nur  bestätigen,  dafs 
selbst  Kupfer,  Silber,  Zink  und  Cadmium  bei  der  quantitativen  Analyse  nicht  in  äqui- 
valenten Mengen  ausfallen.  Als  Gründe  hierfür  kommen  verschiedene  in  Betracht, 
namentlich  Wasserzersetzung  und  Depolarisation  durch  den  an  der  Anode  aus- 
geschiedenen und  durch  Difiusion  und  Strömung  im  Elektrolyten  verteilten 
Sauerstoff. 

H.  Paülino  {Zeitschr.  Elektroehem.  3,  382 — 833)  hat  zwei  neue  galvanische 
Elemente  beschrieben,  von  denen  namentlich  das  zweite  —  Eisen  und  Kohle  in 
Eisenchloridlösung  —  durch  grofse  Einfachheit  der  Konstruktion  und  uner- 
reichte Billigkeit  der  Elektrizitätslieferung  —  28  Pfennige  für  die  Kilowatt- 
stunde —  ausgezeichnet  sein  sollte.  F.  W.  Küster  (Zeitschr.  Elektroehem.  8, 
383 — 385)  wies  jedoch  nach,  dafs  einmal  der  chemische  Vorgang  in  dem  Ele- 
mente ein  ganz  anderer  ist,  als  es  Paüling  angenommen  hatte,  dafs  sich  aber 
weiter  auch  das  Element  ohne  Stromentnahme  rasch  erschöpft,  indem  an 
der  Eisenelektrode  Lokalströme  auftreten.  Aber  auch  bei  Stromentnahme  be- 
trug bei  einem  Versuch  die  Elektrizitätsausbeute  nur  etna  30 ^/o  der  Theorie. 
Z.  anorg.  Chem.  XYIL  26 


—     890    — 

Chemische  Mechanik. 

Nach  dem  Gesetz  der  Massenwirkung  soll  der  Druck  ohne  Einflofs  auf 
das  Gleichgewicht  reagierender  Gasgemische  sein.  Im  auffalligen  Widerspruch 
gegen  diese  Forderung  der  Theorie  standen,  wie  erinnerlich  sein  wird  {Jahrb. 
d.  Chem.  1893,  24  und  25),  die  Resultate,  welche  M.  Bodenstein  erhielt,  als  er 
den  Zerfall  von  Jodwasserstoff  unter  dem  fiinflufs  höherer  Temperatur  studierte. 
Er  fand  nSmlich,  dafs  der  Zerfall  bei  konstanter  Temperatur  mit  dem  Druck 
zunahm.  Der  Verf.  hat  nun  gelegentlich  neuer  Studien  über  die  Zersetzung  und 
Bildung  von  Jodwasserstoff  {Zettschr.  phys.  Chetn,  22,  1—22)  gefunden,  dafs  seine 
Mheren  auffallenden  Resultate  lediglich  auf  Täuschung  beruhen,  hervorgerufen 
durch  die  Thatsache,  dafs  der  Jodwasserstoff  bei  den  in  Frage  stehenden 
Temperaturen  (Siedepunkt  von  Quecksilber  und  Schwefel)  schon  sehr  beträcht- 
lich auf  das  Glas  der  benutzten  Geräte  einwirkt.  Unter  Berücksichtigung  dieser 
Verhältnisse  ergaben  erneute  Versuche,  dafs,  ganz  den  Forderungen  der  Theorie 
entsprechend,  die  Zersetzung  des  Jodwasserstoffs  vom  Drucke  unabhängig  ist  kw& 
der  Thatsache,  dafs  die  Reaktionsgeschwindigkeit  dem  Drucke  proportional 
wächst,  folgt,  dafs  die  Reaktion  bimolekular  ist, 

2HJ.^->-H,+J,. 

Im  Gegensatz  hierzu  ist  die  ebenfalls  von  M.  Bodenstein  (ZcitsrJir,  phys. 
Chetn,  22,  23—33)  studierte  Zersetzung  des  Jodwasserstoffgases  im  Licht  mono- 
molekular 

HJ.^->-H+J. 

Die  Zersetzung  durch  Wärme  und  durch  Licht  wären  also  hiemach  zwei 
ganz  verschiedene  Vorgänge.  Das  Licht  beschleunigt  nicht  etwa  nur  den  auch 
schon  in  der  Dunkelheit  sehr  langsam  verlaufenden  Zerfall  durch  Wärme, 
sondern  es  bewirkt  einen  ganz  anderen  Zerfall,  es  spaltet  direkt  die  Moleküle 
des  Gases.  Da  die  Bildung  von  Jodwasserstoff  aus  Jod  und  Wasserstoff  bei 
gewöhnlicher  Temperatur  unmerklich  langsam  verläuft,  durch  Licht  auch  nicht 
beschleunigt  wird,  so  ist  die  Zersetzung  des  Gases  durch  Licht  bei  Zimmer- 
temperatiu*  vollständig.  Die  Geschwindigkeitskonstante  der  Zersetzung  ist 
vom  Drucke  unabhängig,  die  Reaktion  also,  wie  schon  oben  angegeben,  mono- 
molekular. 

Zu  höchst  sonderbaren,  gar  nicht  zu  verstehenden  Resultaten  ist  H.  H6lier 
{Arm.  Chim.  Phys.  10  [7],  521—556)  bei  Untersuchungen  Ober  die  Vereinigungen  von 
Gasen  gelangt  Er  leitete  z.  B.  trocknes  Knallgas  durch  ein  glasiertes  Porzellan- 
rohr, das  mit  glasierten  Porzellanstäbchen  angefüllt  war.  Das  Rohr  konnte 
beliebig  lange  auf  verschiedene,  konstant  zu  erhaltende  Temperaturen  erhitzt 
werden.  Die  alsbald  beginnende  Wasserbildung  soll  nun  zu  einem  bestimmten, 
von  der  Temperatur  abhängigen  Grenzwert  verlaufen,  der  aber  keinen 
scheinbaren,  sondern  einen  wirklichen  Stillstand  der  Reaktion  bedeute, 
indem  die  Reaktion  nicht  umkehrbar,  sondern  begrenzt  sei.  Die  Grenz- 
werte verschiedener  Temperaturen  sollen  die  folgenden  sein: 

Temperatur  180,    200,     289,  2«0,     831,    376,    416, 

®/o  Knallgas  verbrannt    0.04,  0.12,     1.8,    1.6,     9.78,  25.1,  35.7, 
Temperatur  433,    498,   620,    637,    825,    845, 

"/o  Knallgas  verbrannt    39.8,  56.4,  84.5,  85.7,  96.1,  £xplo6ioD. 


—     391     — 

Ähnliche  Resultate  wurden  bei  Mischungen  aus  Kohlcnoxjd  und  Sauer- 
stoff erbalten.  Hoffentlich  werden  noch  weitere  Versuche  Licht  in  diese  gegen- 
wärtig sehr  dunkle  Sache  bringen. 

GüLDBEBG  und  Waage  haben  bekanntlich  angenommen  ^  dafs  ein  che- 
misches Gleichgewicht  dadurch  zu  stände  kommt,  dafs  zwei  entgegengesetzte 
Reaktionen  mit  gleicher  Greschwindigkeit  verlaufen.  Zur  Prüfung  dieser  An- 
nahme hat  0.  Knoblauch  (Zeitsehr,  phys.  Chem.  22,  268—276)  unter  identischen 
Bedingungen  die  Bildung  und  die  Zersetzung  von  Essigester  gemessen.  Die 
Messungen  stimmten  innerhalb  der  Versuchsfehlergrenzen  mit  den  Forderungen 
der  Theorie  überein. 

Zwei  aufserordentlich  wertvolle  Mitteilungen  ,,Dynamische  Untersuchungen  über 
die  Bildung  von  Azoffarbstoffen'*  hat  H.  Goldschmidt  in  Gemeinschaft  mit  A.  Merz 
und  F.  Buss  {Ber.  deutsch,  chem,  Oes,  30,  670—687  und  2075—2093)  gemacht. 
Methylorange  entsteht  in  w^isseriger  Lösung  durch  Zusammenbringen  von 
salzsaurem  Dimethylanilin  und  von  p-Diazobenzolsulfosäurc.  Diese  beiden 
Substanzen  sind  als  weitgehend  ionisierte  Elektrolyte  in  der  Lösung  teils  als 
ungespaltene  Moleküle,  teils  als  Ionen  vorhanden,  das  salzsaure  Dimethyl- 
anilin ist  aber  als  Salz  mit  schwacher  Basis  auch  nicht  unbeträchtlich  hydro- 
lysiert,  worauf  schon  die  stark  saure  Reaktion  seiner  wässerigen  Losung  hin- 
deutet. Es  ist  demnach  von  vornherein  keineswegs  angebbar,  welche  der  in 
den  Lösungen  vorhandenen  Moleküle  oder  Atomgruppen  schliefslich  au  der 
Farbstoffbildung  beteiligt  sind.  Die  Autoren  konnten  nun  exakt  nachweisen, 
dafs  von  dem  salzsauren  Dimethylanilin  die  durch  Hydrolyse  in  Freiheit  ge- 
setzte Base  der  reagierende  Bestandteil  ist,  so  dafs  die  Geschwindigkeit  der 
Farbstoff bil düng  und  der  Grad  der  Hydrolyse  parallel  laufen.  Deshalb  ver- 
zögert Chlorwasserstoff  sehr,  Chlomatrium  aber  nicht  Die  Geschwindigkeit 
der  Farbstoff bildung  ist  von  der  Konzentration  unabhängig,  wie  es  sonst  nur 
bei  monomolekularen  Reaktionen  der  Fall  ist  —  In  ganz  analoger  Weise  wurde 
weiter  die  Bildung  von  OxyazobenzolsuHosäuren  studiert  Bringt  man  alkalische 
Lösungen  von  Phenolen  mit  alkalischen  Lösungen  von  Diazobcnzolsulfosäuren 
in  Wechselwirkung,  so  können  wieder  entweder  die  ungepaltenen  Substanzen, 
oder  ihre  Ionen,  oder  aber  auch  ihre  hydrolytischen  Spaltungsprodukte  an  der 
eintretenden  Farbstoff  bildung  beteiligt  sein.  Aus  den  Resultaten  der  Unter- 
suchung ist  zu  schliefsen,  dafs  sowohl  bei  dem  Phenolsalz,  wie  auch  bei  dem 
Diazosalz  der  hydrolytisch  gespaltene  Teil  derjenige  ist,  der  in  Reaktion  tritt 
Dementsprechend  verzögert  überschüssige  Natronlauge  die  Farbstoffbildung, 
während  Verdünnung  beschleunigend  wirkt,  Thatsachen,  die  mit  den  Forde- 
rungen der  Theorie  in  vollem  Einklänge  stehen.  Bezüglich  der  Bildung  von 
Methyl-  und  Äthylorange  wurde  dann  noch  der  Einfluis  des  Überschusses  eines 
der  Reagentien  untersucht  Die  zu  Tage  tretenden  Erscheinungen  waren  die, 
welche  die  Theorie  erwarten  liefs.  Auch  machte  es  keinen  wesentlichen  Unter- 
schied,  wenn  statt  der  salzsauren  Lösungen  trichloressigsanre  verwendet  wurden, 
ganz  in  Übereinstimmung  mit  der  Forderung  der  Theorie.  Wesentlich  anders 
aber  wurden  die  Verhältnisse,  wenn  statt  der  starken  Säuren  schwächere  und 
schwache  zur  Anwendung  gelangen;  denn  hier  wird  ja  der  hydrolytisch  ge- 
spaltene, also  gerade  der  wirksame  Anteil  des  Salzes  beträchtlich  gröfser  und 
mit  der  Konzentration  wesentlich  veränderlich.  Alle  Voraussagungen,  welche 
die  Theorie  machen  lieDs,  wurden  durch  das  Experiment  bestätigt.    Leider  kann 

26  ♦ 


392 


auf  die  Einzelheiten  der  ausgedehnten  und  inhaltsreichen  Untersuchung  hier 
nicht  weiter  eingegangen  werden,  ihr  Studium  sei  aber  namentlich  allen  denen 
dringend  empfohlen,  welche  noch  nicht  genügend  von  dem  grofsen  Nutzen  über- 
zeugt sind,  den  die  Anwendung  der  physikalischen  Chemie  bei  der  wissenschaftlichen 
Bearbeitung  organisch-chemischer  Fragen  gewähren  icann. 

A.  A.  Jako^icih  (Ber,  deutsch,  ehem.  Oes.  1897,  518 — 521)  hat  wieder 
{Z.  anorg.  Chem.  12,  305  und  15,  368)  einen  sehr  wertvollen  Beitrag  zur  Theorie 
der  Lösungen  und  der  elektrolytischen  Dissoziation  geliefert.  Er  hat  nämlich 
die  „Dissoziation  des  Chlorhydrats  In  wässeriger  Lösung  bei  0^'  untersucht  Besser 
hätte  er  freilich  statt  „Chlorhjdrat"  Chlor  gesagt.  Schon  vor  langen  Jahren 
hat  GöBNEB  {Ber.  deutsch,  ehem.  Oea.  8,  287)  vermutet,  dafs  Chlor  in  wässeriger 
Lösung  als  Chlorwasserstoff  und  unterchlorige  Säure  vorhanden  sei.  Jakowkin 
hat  nun  durch  den  Verteilungssatz  und  durch  die  elektrische  Leitfähigkeit  nach- 
gewiesen, dafe  sich  Chlor  in  Wasser  von  0^  in  der  That  bis  zu  einem  Gleich- 
gewichte umsetzt  im  Sinne  der  Gleichung 

Cl, + H,0  <--^ll' + er + HCIO. 

Unter  Berücksichtigung  des  aus  der  Leitfähigkeit  ermittelten  Dissoziations- 
grades erhält  man  für  die  Verteilung  des  Chlors  zwischen  Wasser  und  Tetra- 
chlorkohlenstoff den  konstanten  Wert  20,  während  er  sich  ohne  diese  Be- 
rücksichtigung sehr  stark,  von  0  bis  14,  ändert.  —  Der  Verf.  hat  nun  mit 
Hilfe  der  Verteilungsmethode  die  Dissoziationsisotherme  konstruiert,  ein  Unter- 
nehmen von  grofsem  Interesse,  da  hierdurch  noch  einmal  die  Theorie  der  elck- 
trolytischen  Dissoziation  einer  thatsächlichen  Prüfung  unterzogen  werden  kann. 
Entspricht  der  Vorgang  der  Gleichung 

Cl, -♦- H,0.<-->H  +  Cl  +  HCIO, 
so  ist  seine  Isotherme  ausgedrückt  durch 

worin  bedeutet:  C  =  Konzentration  des  Chlors  im  Tetrachlorkohlenstoff;  A  = 
dasselbe  im  Wasser;  h  =  VerteilungskoSffizient  des  unveränderten  Chlors;  a  = 
Konzentration  der  zugesetzten  Wasserstoff ionen  H*;  a' »■  Konzentration  der  zu- 
gesetzten Chlorionen  Cl';  b  =  Konzentration  der  zugesetzten  unterchlorigen 
Säure  HCIO. 

Verliefe  aber  der  Vorgang  der  älteren  Anschauung  entsprechend  nach 
der  Gleichung 

Cl«  +  HaO.(_->-  HCl  -f  HCIO, 

so  wäre  die  Gleichung  der  Isotherme 


hi^-h")[^-h'\         ("^ 


worin  »  die  Konzentration  der  zugesetzten  (ungcspaltenen !)  Chlorwasserstoff- 
säurc  wäre.  Der  Autor  hat  nun  mit  grofeem  Flciise  mehr  als  150  Gleich- 
gewichtsfälle  untersucht,  sowohl  mit  reinem  Wasser,  als  auch  mit  sehr  ver- 
schieden konzentrierten  Lösungen  (*/iao-  t>i8  2-norm.)  von  HCl;  KCl;  KNO,; 
HNO,;  H^SO^;  HCl  +  KNO..  Alle  untersuchten  Gleichgewichtsftlle  befinden 
sich  nun  in  vollständiger  Obereinstimmung  mit  der  Theorie  der  elektrolytischen 
Dissoziation,  während  die  Abweichungen  von  der  ohne  Berücksichtigung  der 
lonenspaltuug  aufgestellten  Isotherme  bis  zu  200 ^/^  betragen!    Wenn  übrigens 


—    393    — 

der  Autor  zum  Schlüsse  schreibt^  ,,der  allgemein  verbreiteten  Meinung  entgegen 
befindet  sich  die  Theorie  der  elektroljtischen  Dissoziation  in  keinem  Wider- 
spruche mit  den  chemischen  Vorstellungen  über  die  Natur  der  Losungen/'  so 
ist  daraus  wohl  nur  zu  entnehmen,  dais  man  in  Rufsland  als  die  „allgemein 
verbreitete  Meinung'*  die  Meinung  Mbndblkjsff's  betrachtet.  Aber,  wie  die  vor- 
liegende schöne  Arbeit  beweist,  auch  dort  beginnt  schon  der  Umschwung. 

P.  DüHEM  (Zeitschr.  pkys.  Chem.  22,  545—589  und  23,  198—266).  „Die 
dauernden  Änderungen  und  die  Thermodynamilc.  I.  Die  dauernden  Änderungen  der 
Systeme,  welche  von  einer  einzigen  normaien  Verinderiiclien  abliängen.  II.  Die  Umwand- 
lungen des  Schwefels.'*  Der  erste  Teil  der  Arbeit  ist  rein  mathematisch  und  kann 
nicht  im  Auszuge  wiedergegeben  werden.  Im  zweiten  Teile  werden  zunächst 
die  mathematischen  Erörterungen  fortgesetzt  und  dann  werden  die  Forderungen 
der  Theorie  an  den  Beobachtungen  von  Gbrnez  an  erhitztem  Schwefel  geprüft 
und  auf  das  beste  bestätigt  gefunden.  Hier  soll  nur  ganz  kurz  das  noch  wenig 
bekannte  Verhalten  des  erhitzten  Schwefels  geschildert  werden.  Der  Er- 
starrungspunkt des  geschmolzenen  Schwefels  ist  nicht  immer  derselbe,  sondern 
er  ändert  sich  mit  der  Temperatur,  bis  zu  welcher  der  Schwefel  erhitzt  war, 
und  auch  mit  der  Zeit,  während  welcher  er  auf  eine  gewisse  Temperatur  erhitzt 
war.  Auch  ist  die  Zeit  von  Einflufs,  während  welcher  der  Schwefel  nach  dem 
Schmelzen  unterkühlt  gehalten  wurde,  ehe  man  die  Krystallisation  einleitete. 
Die  Erklärung  für  diese  Erscheinungen  ist  die,  dafs  sich  unter  dem  Einflufs 
der  Hitze  aus  dem  Schwefel  die  in  Schwefelkohlenstoff  unlösliche  Modifikation 
bildet,  und  zwar  nähert  sich  die  Menge  derselben  mit  fortschreitender  Zeit 
einem  von  der  Temperatur  abhängigen  Maximum.  Erstarrt  dann  der  Schwefel, 
so  bildet  er  ein  scheinbar  homogenes  Gemisch  der  löslichen  und  der  unlös- 
lichen Modifikation.  Das  Verhältnis  der  löslichen  Menge  zur  gesamten  Menge 
bezeichnet  der  Autor  als  die  „Konzentration^*  des  Schwefels.  Ähnlich  wie  mit 
der  Erstarrungstemperatur  des  geschmolzenen  Schwefels  verhält  es  sich  nun 
auch  mit  der  Umwandlungstemperatur  des  krystallisierten  Schwefels,  die  also 
auch  von  der  „Konzentration**  des  Schwefels  abhängig  ist 

A.  CoLsoN  (Ccmipt.  rend,  124,  502—504)  hat  die  Einwiricung  von  freien  Basen 
auf  Salze  studiert.  Trocknes  salzsaures  Diisobutylamin  absorbiert  trocknes  Am- 
moniak bis  zu  einem  bestimmten,  nur  von  der  Temperatur  abhängigen  Druck, 
indem  Diisobutylamin  frei  wird.  Derselbe  wird  auch  erreicht,  wenn  umgekehrt 
diese  Base  auf  Chlorammonium  einwirkt.  Bei  0^  ist  J9  =  4.0  cm;  bei  11*^=5.3  cm 
und  bei  85^=8.5  cm.  Mit  Piperidin  und  seinem  salzsauren  Salz  beobachtet  man 
analoge  Erscheinungen,  nur  ist  hier  bei  0°  /)  =  75.9  bis  76.2  cm.  —  Auch  die 
Dichlorhydrate  des  Diisobutjlamins  und  des  Piperidins  zeigen  in  Bezug  auf 
Chlorwasserstoff  einen  wohl  definierten,  von  der  Temperatur  abhängigen  Disso- 
ziationsdruck. 

Wie  Untersuchungen  von  Schreinemakers  (Zeitschr.  phys,  Chem.  11,  83) 
gezeigt  haben,  können  sehr  komplizierte  Verhältnisse  eintreten,  wenn  man  der 
Lösung  eines  durch  Wasser  zersetzlichen  Doppelsalzes  Wasser  entzieht  Im 
AnschluCs  hieran  behandelt  J.  M.  Talmadgb  {Joum.  pkys,  Chem.  [1]  493  —  498) 
die  Möglichkeiten,  welche  Platz  greifen  können,  wenn  die  Lösung  eines  Doppel- 
salzes eingedampft  wird,  das  Krystallwasser  enthält,  und  von  dessen  Kompo- 
nenten entweder  beide,  oder  doch  das  eine  ebenfalls  Wasser  enthält.  Eine 
Entwässerung  der  Salze  soll  nach  der  Voraussetzung  nicht  eintreten.    Ezperi- 


—    394    — 

tnentelle  Studien  hat  der  Verf.  an  dem  Doppelsalz  PbJ2.KJ.2H,0  angestellt 
Wird  eine  Lösung,  aus  der  sich  schon  etwas  von  diesem  Salz  abgeschieden 
hat,  weiter  verdunstet,  so  verschwinden  die  Krystalle  wieder:  sie  erscheinen 
aber  wieder,  sowohl  wenn  Wasser  zugesetzt  oder  auch  noch  weiter  entzogen 
wird.  An  der  Hand  graphischer  Darstellungen  lassen  sich  diese  schwierigen 
Beziehungen  leichter  übersehen. 

Wenn  sich  ein  krjstallwasserhaltiges  Salz  (S.H^O)  unverändert  in  einem 
Lösungsmittel,  das  nicht  Wasser  ist,  löst,  so  kann  seine  Löslichkeit  durch  Zu- 
satz kleiner  Wassermengen  nicht  merklich  beeinflulst  werden,  zerftllt  aber  das 

Salz  nach  dem  Schema 

(S.H,0)->S  +  H,0, 

so  mufs  seine  Löslichkeit  nach  bekannten  Gesetzen  heruntergedrückt  werden. 
Von  diesem  Gesichtspunkte  aus  hat  £.  Bödtker  {Zeitschr.  phys.  Ckem.  22, 
505—514)  den  Einflufs  des  Wassers  auf  die  L0slichkeit  einiger  krysttllwasserhaltender 
K0rper  in  Alkohol  und  Äther  untersucht.  Die  Löslichkeit  von  Kupferchlorid 
CuClf.2H,0  in  absolutem  Alkohol  wird  bei  steigendem  Wasser zusatz  erst  kleiner 
dann  wieder  gröfser.  Ist  Ce  die  Konzentration  des  Kupfers,  Cw  die  des 
Wassers,  so  ist  anfangs  dies  Produkt  Ce.Cw  nahe  konstant,  was  so  gedeutet 
werden  kann,  dafs  das  Salz  anfangs  nach  dem  Schema 

CuCl4.2H,0->- CuClj.HjO + H,0 
zerföllt    Ahnliche  Resultate  gaben  auch  andere  Systeme. 

^Naphtolpikrat  ist  eine  Verbindung,  die  in  Lösung  zum  Teil  in  ihre 
Bestandteile  zerfSllt.  Nach  den  Forderungen  der  Theorie  mufs  hier  ein  der- 
artiges Gleichgewicht  bestehen,  dafs  bei  konstanter  Temperatur  das  Produkt 
aus  den  Konzentrationen  der  Spaltungsprodukte  t^  und  u,  zur  Konzentration 
des  nichtgespaltenen  Anteiles  u  in  einem  konstanten  Verhältnis  steht,  also 

Das  in  Bede  stehende  Beispiel  ist  deshalb  noch  interessant  und  ver- 
wickelt, weil  die  Pikrinsäure  und  das  Pikrat  zudem  noch  in  wässeriger  Lösung 
stark  elektrolytisch  gespalten  sind;  es  ist  deshalb  eingehend  und  mit  bestem 
Erfolge  von  B.  Küriloff  {Zeitschr.  phys.  Chem.  23,  90 — 94)  studiert  worden 
und  die  Resultate  der  Untersuchung  sind  in  einer  Arbeit  „Anwendung  des  Massen- 
wirkungsgesetzes zur  Untersuchung  organischer  Additionsprodukte.  Die  Reaktion  zwischen 
Pikrinsäure  und  ^-Naphtol  in  wässeriger  L0sung"  mitgeteilt  worden.  Aus  der  Lös- 
lichkeitsvermehrung  des  /^-Naphtols  durch  Zusatz  von  Pikrinsäure  liels  sich  die 
Menge  des  ungespaltenen  Produktes  in  der  Lösung  nach  bekannten  Gresetz- 
mäfsigkeiten  herleiten  und  es  zeigte  sich,  dafs  die  oben  erwähnte  Beziehung 
in  der  That  bestand,  wobei  noch  vereinfachend  der  Umstand  hinzukam,  dafs 
Pikrinsäure  und  Pikrat  in  der  Lösung  gleich  stark  ionisiert  sind,  wie  aus  der 
Leitfähigkeit  hergeleitet  werden  konnte.  —  In  einer  weiteren  Arbeit  macht 
B.  Küriloff  (Zeitschr.  phys,  Chem,  23,  547—551)  Mitteilungen  über  die  Ver- 
bindung von  Triphenylmethan  mit  Benzol.  Geht  man  vom  Gleichgewicht  „Benzol 
fest  und  Benzol  flüssig*^  aus  und  setzt  steigende  Mengen  Triphenylmethan  zu, 
so  erhält  mau  zunächst  in  bekannter  Weise  die  Kurve  der  Gefrierpunkts- 
emicdrigung  von  Benzol  durch  Triphenylmethan,  bis  sich  bei  4.2^  neben  Benzol 
auch  die  Verbindung  CeHe.CH(CeHg)j  abscheidet  Dieser  Punkt,  der  Schnitt- 
punkt der  Schmelzkurve  des  Benzols  und  der  Löslichkeitskurve  der  Verbindung, 
ist  ein  „vierfacher^'  Punkt,    denn  es  koexistieren  hier  die  4  Phaaen:    Benzol 


—    895    — 

fest,  Verbindung  fest,  Lösung  und  Dampf.  Setzt  man  weiter  Triphenylmethan 
zu,  so  verschwindet  festes  Benzol  und  man  bewegt  sich  auf  der  Löslichkeits- 
kurve  der  Verbindung  in  Benzol,  auf  welcher  auch  der  Schmelzpunkt  der  Ver- 
bindung bei  78.2^  liegt  Dann  gelangt  man  bei  74.0^  zu  einem  zweiten  „vier- 
fachen*'  Punkt  (Verbindung  fest,  Triphenylmethan  fest,  Lösung,  Dampf),  von 
welchem  aus  es  weiter  geht  auf  der  Kurve  der  Schmelzpunktsemiedrigung  des 
Triphenylmethans  durch  immer  kleiner  werdende  Mengen  Benzol.  —  Eine 
dritte  hierher  gehörende  Arbeit  B.  Kubiloff*s  (Zeitsehr,  phys.  Ckem.  23,  673 — 685) 
behandelt  die  Beziehungen  von  |$-Naphtol  zu  Pikrinsäure  und  von  Benzol  zu  Pikrin- 
säure. Giebt  man  zu  j^Naphtol  steigende  Mengen  von  Pikrinsäure,  so  erhält 
man  zunächst  von  121°  bis  116^  die  Schmelzpunktsemiedrigungskurve  des 
^-Naphtols,  von  116°  an,  wo  ^-Naphtol,  ^-Naphtolpikrat,  Lösung  und  Dampf 
koexistieren,  steigt  die  Erstarrungstemperatur  bis  157°,  während  der  Boden- 
körper die  Verbindung  ist.  Bei  157°  hat  das  System  die  Zusammensetzung 
der  Verbindung  und  erstarrt  dementsprechend  homogen.  Von  da  an  sinkt  die 
Erstarrungstemperatur  wieder  bis  111°,  wir  bewegen  uns  uns  auf  der  Schmelz- 
punktsemiedrigungskurve der  Verbindung,  veranlalst  durch  überschüssige 
Pikrinsäure.  Von  111°  an  geht  es  wieder  aufwärts,  der  Bodenkörper  ist 
Pikrinsäure,  die  Kurve  also  die  Schmelzpunktsemiedrigungskurve  der  Pikrin- 
säure. Wesentlich  anders  ist  der  Verlauf  der  Kurve  bei  dem  System  Benzol- 
Pikrinsäure,  jedoch  kann  hierauf  leider  aus  Raummangel  nicht  mehr  einge- 
gangen werden.  Es  soll  zum  Schlüsse  nur  noch  ausdrücklich  darauf  hinge- 
wiesen werden,  wie  wichtig  derartige  Untersuchungen  für  die  Entscheidung 
mancher  viel  umstrittener  Fragen  der  organischen  Chemie  sind.  So  würde 
z.  B.  eine  einzige  Reihe  von  Schmelzpunktsbestimmungen  von  Gremischen 
optischer  Antipoden  den  Entscheid  bringen,  ob  racemische  Verbindungen  auch 
in  flüssiger  Form  bestehen,  resp.  wie  weitgehend  sie  zerfallen  sind. 

Die  bekannten  NsBNsr'schen  Sätze  über  die  Verteilung  gelöster  Stoffe 
zwischen  mit  einander  nicht  mischbaren  Lösungsmitteln  sind  durch  W.  S. 
Hekdruson's  (Z.  anorg.  Chem,  13,  73—80)  „Beitrige  zur  Kenntnis  der  Dissoziation 
in  Lösungen"  weiter  geprüft  worden,  und  zwar  für  Fälle,  welche  dadurch  kom- 
plizierter sind,  dafs  die  gelösten  Substanzen  einmal  ionisiert  sind,  weiter  aber 
auch  neben  den  einfachen  Molekülen  zusammengesetztere  vorkommen.  Als 
nicht  mischbare  Lösungsmittel  dienten  die  Paare  Wasser-Benzol  und  Wasser- 
Chloroform,  die  gelösten  Substanzen  waren  Benzoösäure  und  Salicylsäure.  Die 
Versuchsresultate  ergaben  sich  in  vollständiger  Obereinstlmmung  mit  den  Forderungen 
der  Theorie,  und  weiter  erwies  es  sich  auch  als  möglich,  dals  die  Verteilungen 
bei  verschiedenen  Temperaturen,  bei  10  und  bei  40°,  bestimmt  waren,  die 
Dissoziationswärmen  der  beiden  Säuren  beim  Übergang  aus  den  doppelten  in  die 
einfachen  Moleküle  wenigstens  angenähert  zu  berechnen.  Ein  Versuch  mit 
Benzoesäure  in  Benzol  ergab  denn  auch  eine  genügende  Übereinstimmung  mit 
der  Rechnung.  Der  Wärmeverbrauch  des  Dissoziationsvorganges  ist  übrigens 
ein  verhältnismäfsig  beträchtlicher. 

F.  A.  H.  ScHÄEiNEMAKERs  (Zeitschr.  phys.  Chem,  22,  93-113)  hat  theo- 
retische Erörterungen  über  das  Gleichgewicht  bei  Systemen  von  drei  Komponenten, 
wobei  zwei  flüssige  Phasen  auftreten  können,  angestellt.  Die  Abhandlung  enthält 
die  Vorarbeiten   für   noch    anzustellende   experimentelle   Untersuchungen.    Es 


—    3Ö6    — 

wird  später  auf  dieselbe  zurückzukommen  sein,  wenn  die  angeköndigten  Unter- 
suchungen vorliegen  werden. 

F.  A.  H.  ScHEEiNEVAKBHS  {ZtitseJir.  phys.  Chem.  23,  417 — 441)  hat  die 
Gleichgewichte  Im  System:  Wasser,  Natriumchlorid  und  Bernsteinsiurenitril  studiert 
Wasser  und  ßemst«insäurenitril  verhalten  sich  gegen  einander  in  Bezug  auf 
die  Löslichkeit  ähnlich  wie  Äther  und  Wasser.  Trägt  man  bei  einer  gewissen 
Temperatur  oberhalb  18.5°  wachsende  Mengen  des  Nitrils  in  Wasser  ein,  so 
werden  sie  erst  aufgelöst,  dann  erscheint  neben  der  wässerigen  Nitrillösung 
eine  Lösung  von  Wasser  in  Nitril,  dann  verschwindet  die  wasserreichere  Schicht, 
und  schliefslich  bleibt  festes  Nitril  im  Überschufs.  Unterhalb  42^  ist  die 
wasserreichere  Schicht  die  obere,  oberhalb  von  42°  aber  die  untere,  bei  42® 
sind  beide  Schichten  gleich  schwer  und  bei  55.5°  mischen  sie  sich  in  allen 
Verhältnissen.  Festes  Nitril  kann  neben  den  beiden  flüssigen  I^hasen  nur  bei 
18.5°  bestehen,  bringt  man  aber  noch  Kochsalz  hinzu,  so  steigt  die  Temperatur 
der  Koexistenz  der  8  Phasen.  Ist  diese  Temperatur  durch  steigenden  Koch- 
salzzusatz auf  29  °  gekommen,  so  bleibt  weiteres  Kochsalz  ungelöst,  so  dafe  hier 
koexistieren:  1.  Dampf,  2.  und  3.  zwei  flüssige  Phasen,  4.  Nitril,  5)  Kochsalz. 
Steigert  man  die  Temperstur  weiter,  so  verschwindet  das  Nitril.  Bei  145.5" 
gehen  auch  die  beiden  flüssigen  Schichten  in  einander  über.  Bezüglich  der 
graphischen  Darstellungen  mufs  auf  das  Original  verwiesen  werden.  In  einer 
weiteren  Abhandlung  über  einige  Gleichgewichte  in  Systemen  dreier  K0rper,  wobei 
zwei  flüssige  Phasen  auftreten  {ZeUschr.  phys.  Ghenh.  23,  648— 6G6)  setzt  der  Autor 
seine  theoretischen  Erörterungen  fort  Ein  Beispiel  zeigt  besonders  schlagend, 
wie  zweckdienlich  die  Anwendung  der  Phasenregel  auf  die  Deutung  von  Er- 
scheinungen ist,  die  bei  den  hier  behandelten  Gleichgewichtserscheinungen  zur 
Beobachtung  gelangen  können,  und  es  soll  deshalb  hier  mitgeteilt  werden. 
Lescoeub  {Ann,  Ckim.  Phys.  9  [7],  537 — 550)  hatte  beobachtet,  dafs  man  immer 
einen  Alkohol  von  91.8%  erhält,  wenn  man  Wasser  und  Alkohol  mit  über- 
schüssigem Kaliumkarbonat  schüttelt.  Hierdurch  war  ja  nun  wieder  einmal 
die  Existenz  eines  „Aikoholhydrats''  CsHftOH.H^O  glänzend  erwiesen!  Denn 
dieses  „Hydrat"  verlangt  91.1  Wasser.  Aber  Lescoeub  hatte  die  Rechnung 
ohne  die  Phasenregel  gemacht:  drei  Substanzen  sind  vorhanden,  Alkohol,  Wasser, 
Kaliumkarbonat.  Diese  drei  Substanzen  bilden  vier  koexistierende  Phasen^  1.  festes 
Salz,  2.  wässerige  Lösung,  3.  alkoholische  Lösung,  4.  Dampf.  Deshalb  mufs 
hier  nach  der  Phasenregel  ein  vollständiges  Gleichgewicht  vorliegen,  d.  h.  jede 
der  Phasen  hat  eine  bestimmte  (bei  konstanter  Temperatur)  unveränderliche,  von  den 
Mengenverhältnissen  unabhängige  Zusammensetzung.  Der  konstante  Grehalt  der  alko- 
holischen Schicht  ist  also  lediglich  eine  Forderung  der  Phasenregel  (hierauf 
hatte  übrigens  schon  Bodländer  gelegentlich  eines  Referates  aufmerksam 
gemacht  (CJiem.  Centrbl.  [1897]  1,  84),  mit  der  Temperatur  würde  auch  das 
„Hydrat^^  seine  Zusammensetzung  ändern,  es  würde  etwa  in  373CtH50H.374H,0 
übergehen. 

Hier  sind  weiter  zwei  Abhandlungen  von  W.  D.  Bancroft  {Journ,  Phys. 
Chem.  1,  414—425  und  647—668)  über  Systeme  mit  zwei  flüssigen  Phasen 
zu  nennen. 

J.  B.  Senderens  {Bull,  soc,  chiyn.  Paris  [3]  ir>,  208,  691,  991,  1241  und 
17,  271—286,  vergl.  auch  weiter  oben  unter  „Elektrochemie^O  hat  schon  seit 
längerer  Zeit  Untersuchungen  über  Metallfällungen  ausgeführt.    Der  Autor  hat  mit 


—     397     — 

grofsem  Fleifse  ein  sehr  umfaDgreiches  und  zum  Teil  sehr  wertvoUes  Material 
aufgehäuft,  in  der  wissenschaftlichen  Verwertung  desselben  ist  er  aber  über 
das  Aufstellen  zum  Teil  sehr  fragwürdiger  Hypothesen  nicht  hinausgekommen, 
und  doch  hätte  er  leicht  die  schönen  Früchte  ernten  können,  wenn  er  seine 
Resultate  einmal  vom  Standpunkte  des  moderneu  Physikochemikcrs  unter 
fleifsiger  Anwendung  des  Massenwirkungsgesetzes  und  der  Theorie  der  Salz- 
lösungen und  Fällungen  betrachtet  hätte.  Die  Entstehung  von  Legierungen 
auf  feuchtem  Wege,  welche  der  Autor  beobachtete,  ist  theoretisch  nnd  experi- 
mentell durch  eine  Arbeit  klargestellt,  welche  im  NERNsr'schen  Institute  aus- 
geführt wurde  (Ooo.)  Der  Autor  hat  die  Bildung  solcher  Legierungen  beobachtet, 
als  er  Metalle  ans  ihren  Salzen  durch  andere  Metalle  niederschlug.  Der  hierbei 
ebenfalls  von  ihm  beobachtete  Einflufs  des  Anions  in  der  Lösung  ist,  wie  sich 
ohne  weiteres  vorhersagen  lälst,  nur  ein  scheinbarer,  indem  die  Wirkung  des 
füllenden  Metalles  dadurch  gleich  zu  Anfang  unterdrückt  wird,  dafs  es  sich  mit 
einer  unlöslichen  Schicht  bekleidet  (Hydrolyse).  Die  vorliegende  Arbeit  enthält 
durch  ihr  thatsächliches  Material  zum  wenigsten  viele  dankenswerten  Anregungen 
zu  weiteren  Untersuchungen  in  der  eingeschlagenen  Richtung,  nur  müfsten  sie 
von  einem  anderen  Standpunkte  aus  und  namentlich  auch  mit  anderen  Hülfs- 
mitteln  in  Angriff  genommen  werden. 

In  einer  Antrittsvorlesung  „Die  Bedeutung  der  Arrhenius'schen  Theorie  der 
lonenspaltung  für  die  analytische  Chemie''  hat  F.  W.  Küstek  (Zeiischr,  Elektrochetn. 
:J,  233—236  und  257—260)  den  Wert  der  AaRHKNius'schen  Hypothese  für  das 
Verständnis  der  Reaktionen  und  Operationen  der  analytischen  Chemie  an  Bei- 
spielen erläutert  und  besonders  den  Einflufs  hervorgehoben,  welchen  oft  Neutral- 
salze auf  den  Verlauf  von  Reaktionen  ausüben. 

P.  Jannasch  und  E.  Kölitz  {Z.  anorg.  Chent.  15,  66 — 67)  haben  gelegentlich 
ihrer  Arbeiten  über  die  Trennung  von  Chlor  und  Brom  (Jahrb.  Cftetn,  [1892] ,  76  f.) 
beobachtet,  dafs  die  Oxydation  von  Bromiden  durch  Permanganat  in  essigsaurer 
Lösung  durch  Acetate  verhindert  wird.  Die  naheliegende  Erklärung  dieser 
Erscheinung,  die  sich  vorhersagen  liefs,  haben  die  Autoren  nicht  gefunden. 
F.  W.  Küster  (Verhandlungen  der  Gesellschaft  Deutscher  Naturforscher  und 
Aerxte,  1897)  hat  deshalb  Veranlassung  genommen,  auf  der  Naturforscher- 
Versammlung  in  Braunschweig  die  Theorie  der  Erscheinung  an  der  Hand  der 
gegenwärtigen  Ansichten  über  die  Natur  der  Salzlösungen  zu  entwickeln. 

Eine  Arbeit  von  Fr.  Carnegie  und  F.  Bürt  (Ghem.  Xews.  76,  174 — 175) 
über  die  Wechselwiricung  zwischen  Ammoniumphosphat  und  Sublimat  im  Lichte  der 
lonisationstheorie  der  Lösungen  legt  ein  erfreuliches  Zeugnis  dafür  ab,  dals  auch 
unsere  englisch  sprechenden  Fachgenossen  mit  bestem  Erfolge  anfangen,  die 
lonisationstheorie  in  der  analytischen  Chemie  anzuwenden. 

Auch  P.  Degener  („Festschr.  d.  Herzogl.  Techn.  Hochschule  Carolo-Wil- 
helmina^'  |  Braunschweig  1897]  S.  453 — 464)  hat  eine  hierher  gehörende  Arbeit 
veröffentlicht:  „Ober  den  Einflufs  der  Temperatur  auf  die  Acidität  einiger  Säuren''.  Der 
Verfasser  untersuchte  die  Erscheinung  näher,  dafs  manche  Säui*en  beim  Titrieren 
in  der  Kälte  und  in  der  Wärme  sehr  verschiedene  Mengen  Alkali  zur  Neutrali- 
sation gebrauchen.  Die  von  ihm  mitgeteilten  Thatsachen  sind  zum  Teil  recht 
interessant,  die  Erklärungen  hingegen,  welche  für  die  Erscheinungen  gegeben 
werden,  sind  zum  Teil  recht  bedenklich.  Wenn  der  Autor  gleich  im  Anfange 
seiner  Mitteilung  meint,  es  sei  zur  Zeit  kaum  zu  erklären,  dafs  die  schwache 


\^B  R  A  fiy 


—    398    — 

Essigsäure  mit  Alkali  neutrale  Salze  gebe,  während  die  Salze  der  viel  stärkeren 
Phosphorsäure  alkalisch  reagieren,  so  irrt  er  sich.  Ebensowenig  bedarf  die 
Wirkung  der  Neutralsalze  auf  die  Acidität  der  Säuren  erst  noch  einer  Er- 
klärung.  Das  sind  Verhältnisse,  die  durch  Anwendung  des  Massen wirkungs- 
gesetzes  längst  der  exakten  Behandlung  zugänglich  geworden  sind.  Der  Autor 
hätte  für  seine  Studien  Hilfsmittel  anwenden  müssen,  welche  die  Gleichgewichte 
der  untersuchten  Systeme  nicht  störten;  Titration  ist  hier,  wie  jeder  andere 
chemische  Eingriff,  ungeeignet. 

H.  Let  (B&r.  deutsch,  ehem.  Oes,  30,  2192—2196)  hat  den  Grad  der  Hydrolyse 
von  SalzlSsungen  aus  der  Geschwindigkeit  ermittelt,  mit  welcher  Zucker  in  diesen 
Lösungen  durch  die  vorhandenen  Wasserstoffionen  invertiert  wurde.  Aluminium- 
chlorid ist  hiemach  in  ^/gj-norm.  Lösung  bei  100  °  zu  8.8  %  hydrolysiert,  in  Vsi j-norm. 
Lösung  aber  etwa  zu  41.8  ^/q.  Das  Sulfat  ist  weniger  gespalten.  Alkalichloride 
drängen  die  Hydrolyse  von  Aluminiumchlorid  zurück,  vermutlich  weil  die 
Ionisation  des  Aluminiumchlorids  durch  die  Vermehrung  der  Chlorionen  er- 
schwert ist.  Auch  Salze  am  Zink,  Quecksilber  und  Kupfer  wurden  in  analoger 
Weise  untersucht  —  G.  Carbara  und  U.  Rossi  (Atit  R.  Äccad,  dei  Liticei 
Rom<i  [5]  6,  II,  208 — 216)  bestimmten  in  ganz  analoger  Weise  die  Hydrolyse  von 
salzsauren  Salzen  einiger  Basen  mit  gemischter  Funktion  aus  der  Leitfähigkeit  der 
Lösungen.  Die  Salze  von  BetaYn,  Dimethylthctin  u.  s.  w.  erwiesen  sich  als  fast 
vollständig  hydrolysiert  Hier  schliefst  sich  femer  eine  Untersuchung  derselben 
Autoren  über  die  Katalyse  des  Methylacetats  durch  Salze  einiger  Basen  von  ge- 
mischter Funktion  an.    {AUi  R.  Äec,  dei  Ltncei  Roma  [5]  0,  H,  219 — 226.) 

Es  ist  eine  bekannte  Thatsache,  dafs  die  Oxydation  von  Metallen  wie 
Eisen,  Aluminium  oder  Zink  in  luft-,  d.  h.  sauerstoffhaltigem  Wasser  verzögert 
wird  durch  die  Gegenwart  alkalisch  reagierender  Salze  (Carbonate,  Phosphate, 
Borate,  Nitrite),  während  neutrale  Salze  (Chloride,  Bromide,  Jodide,  Chlorate, 
Nitrate  und  Sulfate)  diese  Oxydation  beschleunigen.  Nach  unserer  modernen 
Ausdrucksweise  begünstigen  also  Hydroxylionen  den  Vorgang.  In  einer  Arbeit 
„Ober  die  sogenannte  Autoxydation'*  erklärt  nun  R.  Ihle  (Zeitschr,  phys.  Chem,  'ü, 
114—120)  diese  Thatsache  dadurch,  dafs  nach  der  NERMST'schen  Formel  zur 
Berechnung  elektromotorischer  Kräfte  die  vorhandenen  Hydroxylionen  den  ge- 
lösten Sauerstoff  an  der  lonenbildung  behindern,  durch  diese  Behinderung 
wird  aber  auch  in  leicht  zu  übersehender  Weise  der  Obergang  des  Metalles 
in  den  loneuzustand  erschwert.  Die  beschleunigende  Wirkung  der  Neutral- 
salze ist  nach  Ansicht  des  Autors  eine  „katalytische^^  Der  Referent  fafst  den 
Vorgang  anders  auf.  Das  Metall,  z.  B.  Eisen,  verdrängt  durch  Massenwirknng 
infolge  seiner  lonisationstension  einen  Teil  der  Kationen,  z.  B.  Kaliumionen, 
aus  der  Lösung,  bis  zu  einem  bestimmten  Gleichgewicht  Die  so  frei  gewordenen 
Kaliumatome  mögen  mit  dem  metallischen  Eisen  eine  feste  Lösung  (Legierung) 
geben,  sie  werden  aber  auch  in  unendlich  kleiner  Konzentration  ^ei  in  der 
Lösung  vorhanden  sein.  Die  so  in  die  Lösung  gelangten  Eisenionen  können 
nun  mit  den  vorhandenen  Hydroxylionen  unterhalb  des  Löslichkeitsproduktes 
des  Eisenhydroxyds  bleiben,  sie  können  dieses  Löslichkeitsprodnkt  aber  auch 
übertreffen,  und  dann  wird  die  Autoxydation  rasch  vorschreiten.  So  entsteht 
die  scheinbar  katalyiische  Wirkung.  —  Durch  ähnliche  Betrachtangen,  wie 
die  oben  angeführten,  vermag  der  Autor  noch  einige  interessante  Reaktionen 
des  Wasserstofl&uperoxyds,  das  bald  als  Oxydationsmittel,  bald  als  Reduktion«- 


—    S9d    — 

mittel  wirkt,  in  einfachster  Weise  zu  erklären.  All  diese  Ansführangen  zeigen 
so  recht  die  unendliche  Überlegenheit  modemer  Betrachtungsweise  gegenüber 
dem  früheren  Standpunkte  —  hier  fesselndste  Durchsichtigkeit,  verstandener 
Zusammenhang  der  Erscheinungen,  dort  einzelne  Thatsachen,  Öde,  leere  That- 
sachen.  —  — 

S.  F.  Tatlob  (Joum,  Phys.  Chem,  1,  542—46)  hat  die  Verteilung  von  Essig- 
säure zwischen  Chloroform  und  Wasser  studiert.  Ist  Z^  die  Essigsäure  in  der  Ge- 
wichtseinheit Wasser  und  Z,  die  Essigsäure  in  der  Gewichtseinheit  Chloroform, 
so  ist  mit  grofser  Annäherung 

0.88  log^-logiTi^logiT, 
worin  K  eine  Konstante  ist. 

Eine  Arbeit  Tanbet's  (Compt.  rend.  124,  468—466)  über  die  Einwiricung  von 
verdünnter  Salpetersäure  auf  Nitrate  bei  Gegenwart  von  Äther  ist  in  zweierlei  Hinsicht 
interessant,  denn  einmal  bringt  sie,  allerdings  ohne  dafs  der  Autor  sich  dessen 
bewufst  geworden  ist,  recht  wertvolle  Bestätigungen  für  die  Brauchbarkeit 
unserer  gegenwärtigen  Theorie  der  Salzlösungen,  und  zweitens  zeigt  sie,  dafs 
unseren  Fachgenossen  jenseits  des  Rheines  —  sehr  zu  ihrem  Schaden  —  diese 
Theorie  immer  noch  etwas  ganz  Fremdes  geblieben  ist  Wäre  letzteres  nicht 
der  Fall,  so  würde  ihnen  nicht  so  leicht,  wie  es  im  vorliegenden  Falle  ge- 
schehen ist,  die  schönsten  Resultate  ihrer  Arbeiten  entgehen,  und  sie  würden 
nicht  so  oft  in  die  Lage  kommen,  zur  Erklärung  von  Einzelerscheinungen  alle 
möglichen,  unkontrollierbaren  Spezialannahmen  machen  zu  müssen.  Das  Ver- 
teilungsverhältnis der  Salpetersäure  zwischen  Äther  und  Wasser  wurde  ermittelt 
für  Salpetersäure  von 

0.25  <>/o  zu  1  :  160  10  «/o  zu  1  :  17 

100  18  «/o  zu  1:12 

66  40  7o  za  1-10 

42  45  %  zu  1  :    8,5 

Dafs  das  Verteilungsverhältnis  mit  fortschreitender  Verdünnung  immer 
kleiner  werden  würde,  war  zu  erwarten,  da  für  die  Verteilung  ja  wesentlich 
auch  die  nicht  ionisierten  Moleküle  der  Säure  in  Betracht  kommen.  Dement- 
sprechend  mufs  auch  das  Verteilungsverhältnis  zu  Gunsten  des  Äthers  ver- 
schoben werden,  wenn  die  lonenspaltung  im  Wasser  durch  Zusatz  von  Nitraten 
zurückgedrängt  wird.  Der  Autor  hat  diesen  Einflufs  der  Nitrate  konstatiert, 
ohne  ihn  jedoch  verstanden  zu  haben.  Charakteristisch  für  seinen  Standpunkt 
ist  es,  dafs  er  die  Wirkung  nicht  äquivalenter,  sondern  gleicher  Mengen  der 
Nitrate  mit  einander  vergleicht.  Die  Annahmen,  welche  schliefslich  der  Autor 
zur  „Erklärung^'  seiner  Resultate  macht,  sind  eben  so  gekünstelt,  wie  hand- 
greiflich falsch.  Wenn  er  sich  entschliefsen  könnte,  einmal  die  betreffenden 
Kapitel  in  Nebnst*s  „Theoretischer  Chemie"  (S.  428)  durchzulesen,  würde  es 
ihm  wie  Schuppen  von  den  Augen  fallen,  und  er  wäre  im  stände,  die  Resultate 
seiner  Untersuchung  wirklich  wissenschaftlich  zu  verwerten. 

Die  Geschwindigkeit  von  Vorgängen,  welche,  wie  z.  B.  die  Zuckerinversion, 
durch  die  „katalytische^^  Wirkung  von  Wasserstoffionen  bewirkt  werden,  sollte 
der  Konzentration  der  gegenwärtigen  Wasserstoffionen  streng  proportional  sein. 
Dieser  Forderung  der  Theorie  schlössen  sich  die  bisherigen  Beobachtungsresultate 
aber  nicht  ganz  an.  Um  zu  sehen,  ob  diese  Abweichungen  nicht  etwa  nur 
auf  vermeidbaren  Fehlerquellen  beruhen,  hat  W.  Palmaeb  {Zeitschr.  phys,  Chem,  22, 


0.50  «/o  zu 

1 

1.0    0/^  zu 

1 

2.0    %  zu 

1 

-       400    - 

492—504)  neue,  sehr  sorgfMtige  Versuche  ,,Ober  das  Verhältnis  zwischen  Inversioiis- 
geschwindigiceit  und  Konzentration  der  Wasserstoffionen'*  angestellt  Von  der  Konzen- 
tration der  Wasserstoffioncn  n  =  0.001  bis  n^O-Ol  war  das  Verhftltnis  Inversions- 
geschwindigkeit: Konzentration  sehr  nahe  konstant,  nämlich  0.1844  bis  0.1863. 
Für  /!  =  0.0939  ist  aber  das  Verhältnis  schon  recht  merklich  gröfser,  nämlich 
gleich  0.2078.  Diese  zu  starke  Wirkung  der  gröfseren  Konzentrationen  wird 
der  ,,Neutralsalzwirkung^'  der  nicht  dissoziierten  Moleküle  zugeschrieben. 

H.  GoLDSOHMiDT  Und  C.  Wachs  {Zeiischr.  phys,  Gliem,  24,  353—365) 
machten  sehr  interessante  Mitteilungen  über  Anilidbildung.  Ausgehend  von  der 
Annahme,  dass  Anilinsalze  in  Anilinlösung  in  Anilin  und  die  freie  Säure  ge- 
spalten seien  {Z.  anorgan,  Ch^m.  15,  365 j,  kommen  die  Autoren  zu  dem 
Schlufs,  dafs  die  Anilidbildung 

CeH^NH, + CH,CO,H  =  CeHsN  H  -  CHgCO  -h  H,0 
und  die  Esterbildung 

CöHßOH  -h  CHsCO^H  =  CjH,  -  CHsCO,  -h  H,0 
analog  verlaufen  müfsten.  Eis  ergab  sich  denn  auch  zunächst,  dafs  die  Reak- 
tion auch  in  den  Fällen,  wo  das  Anilin  in  sehr  grofsem  Überschuls  vorhanden 
war,  als  eine  solche  zweiter  Ordnung  verlief,  was,  analog  wie  bei  der  Ester- 
bilduug,  durch  Autokatalyse  zu  erklären  wäre.  Durch  Zusatz  starker  fremder 
Säuren  wird  die  Keaktion  beschleunigt  und  zu  einer  solchen  erster  Ordnung. 
Jedoch  wirken  die  Säuren  nicht  nach  Mafsgabe  ihrer  „Stärke^S  indem  Brom- 
wasserstofi*  nicht  mehr  beschleunigt,  als  Pikrinsäure.  Wasser  wirkt  immer  ver- 
zögernd. Da  sich  nun  Wasser  bei  der  Reaktion  bildet,  ist  erklärt,  dafs  die 
Konstanz  der  „Konstanten*^  stellenweise  zu  wünschen  übrig  lälst 

Gelegentlich  seiner  Untersuchungen  über  Oxydasen  {Jahrb.  Chem,  1896,  170) 
war  G.  Bebtrand  auf  den  Gedanken  gekommen,  dafs  das  Mangan  bei  den  hier 
in  Rede  stehenden  Sauerstoffübertragungen  eine  sehr  wichtige  Rolle  spiele 
{Compt.  rend.  124,  1032—1035).  £r  hat  deshalb  eingehende  Studien  „Ober  die 
oxydierende  Wiricung  der  Manganosalze  und  über  die  chemische  Konstitution  der  Oxydasen"* 
angestellt  (Compt.  retid.  124,  1355 — 1358).  Die  Manganosalze  vermitteln  ganz 
allgemein  die  Übertragung  von  freiem  Sauerstoff  auf  oxydabele  Körper.  1  g 
Hydrochinon  mit  100  mg  Mangan,  in  Form  eines  Salzes,  in  100  ccm  Wasser 
gelöst,  absorbierte  von  freiem  Sauerstoff  bei  Gegenwart  von 

Mangannitrat  1.5  ccm  Manganacetat        15.7  ccm 

Mangansulfat  1.6  ccm  Mangansalicylat    16.3  ccm 

Manganchlorür        1.8  ccm  Manganlactat         17.6  ccm 

Manganformiat        7.4  ccm  Mangangluconat    21.6  ccm 

Manganbenzoat     15.3  ccm  Mangansuccinat    22.1  ccm 

Die  Salze  ordnen  sich  also  ihrer  Wirksamkeit  nach  ungefähr  in  der  um- 
gekehrten Reihe  der  Stärke  ihrer  Säuren,  es  ist  also  offenbar,  dafs  die  Konzen- 
tration der  Hydroxylionen  in  der  Lösung  eine  wichtige  Rolle  spielt.  Gewisse 
Vorgänge  zwischen  dem  freien  Sauerstoff  und  dem  Manganoion  (resp.  dessen 
Umsetzungsprodukte  mit  den  Hydroxylionen),  die  relativ  schnell  verlaufen, 
dürften  dann  die  Oxydation  des  Hydrochinons  „katalytisch'*  beschleunigen. 

In  einer  Arbeit  ,,Ober  die  Geschwindigkeit  der  hydrolytischen  Zersetzung  des 
Karbonylsulfids''  teilt  G.  Bdchböck  (Zeitschr.  phys.  Chefn.  2S,  123—156)  mit,  dafs 
der  fragliche  Vorgang  in  wässeriger  Lösung  als  Reaktion  erst«r  Ordnung  verläuft 

COS-faq     V  CO,  +  H,S+aq. 


—     401     - 

Säurezusatz  verkleinert  die  Reaktionsgeschwindigkeit^  um  so  mehr,  je  kon- 
zentrierter die  Säuren  sind,  und  um  so  mehr,  je  st&rker  sie  sind,  jedoch  steht 
die  Verlangsamung  der  Reaktion  und  die  Konzentration  der  Wasserstoffionen 
nicht  in  einfachem  Verhältnis.  Auch  Salze  verzögern  die  Reaktionen,  während 
Harnstoff  und  Gljcerin  etwas  beschleunigend  wirken.  Der  Temperatureinflufs 
ist  nach  der  van^t  HoFP'schen  Formel  berechenbar. 

A.  A.  Notes  und  R.  S.  Wason  (Zeitschr.  pkys.  Chem,  22,  210—221)  haben 
die  Reaktionsgeschwindigkeit  zwischen  EisenchlorOr,  Kallumchlorat  und  Salzsäure  unter- 
sucht. Sind  die  anfangs  vorhandenen  Mengen  Eisenchlorür  J,  Kaliumchlorat  B 
und  Salzsäure  (7,  die  zur  Zeit  i  umgewandelten  Mengen  Xy  so  ergiebt  sich  in 
der  Gleichung 

^^=C,  (A-x)(B-x)(C-x), 

der  Ausdruck  (7,  konstant.  Die  Reaktion  ist  also  eine  solche  dritter  Ordnung, 
während  man  nach  der  üblichen  Umsetzungsgleichung 

6Fe"  -H  ClOs'  +  6H-  =-  6Fe-  4-  Gl'  +  3H,0 
einen  Vorgang  dreizehnter  Ordnung  erwarten  sollte!    Auch  die  nicht  fem 
liegende  Annahme,  dafs  nur  der  erste  Schritt  der  Reduktion  der  Ghlorsäure 
einer  mefsbaren  Zeit  bedarf  (Z.  anorgan,  Chem.  15,  366,  Jodwasserstoff— ßrom- 
säure),  führen  zu  einer  Reaktion  fünfter  Ordnung: 

2Fe-  +  ClOs'  +  2H-  =  2Fe- •  +  CIO,' + H,0. 
Um  nun  zu  erklären,    dafs  die  Reaktion  thatsächlich  eine  solche  dritter 
Ordnung  ist,  glauben  die  Autoren  annehmen  zu  sollen,  dafs  das  Ferroion  zwei- 
atomig ist  und  die  Wasserstoffionen  in  erster  Instanz  nur  katalytisch   wirken, 
80  dals  der  wirklich  gemessene  Vorgang  wäre 

Fe," -H CIO,'  =  Fe,0' ••  +  CIO,' 
oder 

Fe,—  +  CIO,'  -h  H,0  =  2FeOH  •  +  CIO,', 

während  darauf  augenblicklich  die  basischen  Ferriionen  Fe,0""  resp.  FeOH" 
von  der  Salzsäure  neutralisiert  würden.  (?  Der  Referent  glaubt,  dafs  der  ge- 
messene Vorgang  der  folgende  ist: 

2Fe"  +  CIO,'  =  2Fe-  +  CIO,'  +  0"). 
Schliefslich  wurde  auch  noch  der  Ein  flu  fs  der  Temperatur  auf  die 
Geschwindigkeit   der  Reaktion   untersucht.     Die  Reaktionskonstanten  nahmen 
mit  der  Temperatur  rasch  zu,  und  zwar  erwies  sich  von  0  bis  50^  der  Ausdruck 

konstant,  wenn  T,  und  T,  die  Temperaturen,  if,  und  A",  die  zugehörigen  Kon- 
stanten sind.  Der  Einflufs  der  Temperatur  auf  die  Geschwindigkeit  aller  Reak- 
tionen ist  von  derselben  Grössenordnung. 

W.  P.  JoRissEN  {Zeitschr,  phys,  Chem.  23,  667 — 672)  lieferte  einen  Beitrag 
zu  dem  wunderbaren  und  noch  so  ganz  unaufgeklärten  Kapitel  der  Sauerstoff- 
aktivierung {Zeitschr.  phys.  Chem,  16,  413).  Schon  Friedrich  Mohr  hatte  beob- 
achtet, dafs  NatriumarsenitlÖsung  bei  Gegenwart  von  viel  Natriumbikarbonat 
gegen  Luftsauerstoff  beständig  ist,  dafs  es  aber  bei  Gegenwart  von  Natrium- 
sulfit zugleich  mit  diesem  oxydiert  wird.  Der  Verfasser  hat  nun  gefunden,  dafs 
auch  unter  den  wechselndsten  Bedingungen  immer  äquivalente  Mengen  von 
Arsenit  und  Sulfit  oxydiert  werden,  so  dals  also  das  Sulfit  ebensoviel  Sauerstofi 


402 


aktiviert,  als  es  selbst  aufnimmt.  Analog  oxydieren  auch  Permanganate,  Chromate 
und  Chlorate  Substauzen,  die  sie  für  sich  allein  nicht  zu  oxydieren  vermögen; 
wenn  andere,  leicht  oxydabele  Stoffe  mit  oxydiert  werden  können. 

F.  ZsocHna  (Atti  B.  A(xad.  dei  lAncei  Rofna\b\  6,  149—154)  hat  gelegent- 
lich seiner  Studien  über  die  Einwirkung  von  in  organischen  Lösungsmitteln  gelöster 
Salzsäure  auf  Zink  gefunden,  dafs  eine  fttherisclie  Lösung  von  Chlorwaaserstoff  in 
der  Zeiteinheit  mit  Zink  mehr  Wasserstoff  entwickelt,  als  jede  andere  Lösung. 
Er  sieht  hierin  einen  Widerspruch  mit  der  lonentheorie,  indem  die  Energie 
der  Säuren  durch  den  Grad  der  lonenspaltung  bestimmt  sei,  die  ätherische 
I>dsung  aber  nicht  leite,  also  auch  keine  Ionen  enthalte.  Des  Rätsels  Losung 
ist  natürlich  die,  dafs  man  im  Hinblick  auf  die  Verschiedenheit  der  Medien 
aus  der  Geschwindigkeit  nicht  ohne  weiteres  auf  den  einen  Faktor  der  „Energic^^ 
schliefseu  kann. 

A.  A.  NüYEs  und  W.  R.  Whitnby  (Zeitschr.  phys,  Chem,  23,  689—6921 
nehmen  an,  dafs  die  Geschwindigkeit,  mit  weicher  sich  weitere  Mengen  einer  Substanz 
in  einer  noch  nichf  gesättigten  Lösung  lösen,  proportional  ist  der  Differenz  im  Ge- 
halt X  der  vorhandenen  uud  der  gesättigten  Lösung  S,  also 

^^^KiS-.)  oder  \\^^-K. 

Versuche  mit  ßleichlorid  und  Benzoesäure  ergaben  in  der  That  die  erforderliche 
Konstanz  des  Ausdruckes. 

Verfolgt  man  den  Zustand  von  Seignettesalz  bei  steigender  Temperatur 
dilatometrisch,  so  zeigt,  wie  J.  Docters  van  Lbcuwen  {Zeitschr.  phys.  Ghetn.  23, 
38—35)  in  einer  Arbeit  .,Ober  die  Spaltung  von  Seignettesalz  und  der  entsprechendea 
Ammoniumverbindung"  mitteilt,  die  Kurve  bei  55  ^  einen  Knick.  Dieaer  Knick  ist 
dadurch  erklärt,  dafs  bei  dieser  Temperatur  das  Seignettesalz  (Kalium -Natrium- 
Tartrat)  in  Kaliumtartrat  und  in  Natriumtartrat  zerfällt.  Dieselbe  Umwand- 
lungstcmperatur  von  55^  ergiebt  sich  denn  auch  aus  dem  Verlaufe  der  Löslich- 
keitskurven  für  Seignettesalz,  für  Seignettesalz  +  Kaliumtartrat,  für  Seignettesalz 
+  Natriumtartrat,  und  für  Natrium  +  Kaliumtartrat  Hiemach  können  bei  55" 
koäxistiercn :  1.  Seignettesalz;  2.  Kaliumtartrat;  3.  Natriumtartrat;  4.  Lösung 
und  5.  Dampf.  Es  handelt  sich  hier  demnach  um  einen  fünffachen  Punkt 
Eine  Folge  dieser  Verhältnisse  ist  es,  dafs  Seignettesalzlösung  beim  Eindampfen 
auf  dem  Wasserbade  Natriumtartratkrystalle  absetzt  Das  entsprechende  Am- 
moniumseignettesalz  verhält  sich  ganz  analog,  nur  liegt  seine  Umwandlimgs- 
temperatur  etwas  höher,  nämlich  bei  58.5^  —  Auch  das  racemische  saure  äpfel- 
saure Ammonium  erleidet  nach  F.  B.  Kenrick  {Ber.  deutsch,  chetn,  Ges,  30, 
1749 — 1757)  bei  75^  eine  plötzliche  Aenderung,  indem  die  monoklinen  Kiystalle 
teilweise  schmelzen  und  rhombische  Krystalle  auftreten.  Es  war  möglich,  dais 
bei  dieser  Temperatur  das  krystallwasserhaltige  Racemat  in  krystallwaaserfreies 
Racemat  und  dessen  Lösung  übergeht  (ähnlich  wie  das  Glaubersalz): 

i<NH,.C,H505.H,0),  =  r(NH,.C,HA)i  +  2H,0, 
es  konnte  aber  auch  sein,  dafs  das  feste,  neu  auftretende  Salz  ein  Gemenge  der 
aktiven  Malate  war: 

r(NH4.C4H,06.H,0),  =  dNH^.C^H^O, + INH4.C4H5O5  +  2H,0. 

Die  nähere  Untersuchung  hat  gezeigt,  dala  die  zweite  Möglichkeit  that- 
sächlich  eintritt.  Dilatometrisch  ergab  sich  die  Umwandlnngstemperatar  des 
r-Salzes  mit  uud  ohue   Zusatz  von  1-Salz  unverändert  zu  71.8  bis  72.8^    Bei 


—     403      - 

den  Löslichkeitsversuchen  ergaben  sich  Schwierigkeiten,  auf  die  hier  aber  nicht 
nfther  eingegangen  werden  kann. 

Nach  Beobachtungen  von  Gebnbz  {Compt.  rend.  95,  1278  [1882])  ist  die 
Erstamingsgeschwindigkeit  von  Phosphor  und  Schwefel  proportional  der  Unter- 
kühlung. G.  Tammann  iZeitschr.  phys.  Chem.  23,  326 — 328 ;  siehe  auch  J.  Fried- 
lander und  G.  Tammann,  Zeitschr.  phys.  Chem.  24,  152—159)  stellt  nun  die 
folgende  Überlegung  an:  Während  des  Erstarrungsvorganges  mufs  an  der 
Grenzschicht  zwischen  festem  Stoff  und  überkalteter  Flüssigkeit  dieselbe  kon- 
stante Temperatur  herrschen,  nämlich  die  des  Schmelzpunktes,  unabhängig 
vom  Grade  der  Uberkaltung.  Infolgedessen  ist  nicht  abzusehen,  warum  die 
Geschwindigkeit,  mit  welcher  sich  die  Grenzschicht  zwischen  fester  und  flüssiger 
Phase  verschiebt,  von  der  Badtemperatur  abhängen  sollte.  Nun  beobachtet 
man  aber  thatsächlich  bei  geringeren  Unterkühlungen  (z.  ß.  bis  zu  solchen  von 
15°)  Abhängigkeit  der  Geschwindigkeit  vom  Grade  der  Unterkühlung,  während 
bei  stärkeren  Unterkühlungen  (15 — 30*^)  diese  Abhängigkeit  verschwindet.  Der 
Autor  erklärt  die  zuerst  zu  beobachtende  Abhängigkeit  durch  kleine  Verun- 
reinigungen, die  bei  der  kleinen  Unterkühlung  von  der  krjstallisierenden  Sub- 
stanz ausgeschieden  werden,  bei  starker  Unterkühlung  jedoch  umschlielsen  die 
Krystalle  die  Unreinigkeiten,  die  dadurch  unwirksam  werden.  Ist  die  Unter- 
kühlung so  grofs,  dals  die  Krystallisations wärme  nicht  mehr  ausreicht,  das 
System  bis  zum  Schmelzpunkt  zu  erwärmen,  so  nimmt  bei  weiterer  Unterkühlung 
die  Erstarrungsgeschwindigkeit  ab. 

Es  ist  eine  bekannte  Thatsache,  dafs  Salzsäure  auf  metallisches  Natrium  bei 
—80  „nicht  einwirkt".  E.  Dorn  und  B.  Vollmer  (Wied.  Ann.  60,  468—477) 
haben  nun  den  Grund  dieser  auffallenden  Erscheinung  ausfindig  zu  machen 
gesucht.  Die  Salzsäure  ist  bei  —80°  noch  sehr  weitgehend  ionisiert,  Mangel 
an  Wasserstoffionen  kann  demnach  nicht  die  Ut-sache  des  Ausbleibens  der 
Reaktion  sein.  Die  elektromotorische  Kraft  Na  |  HCl  |  Pt  bei  -  80°  ist  3.018  Volt, 
Zn  I  HCl  I  Pb  zeigt  bei  -80M.172  Volt,  wenn  beide  Metalle  gekühlt  sind, 
1.187  Volt/  wenn  nur  das  Zink  gekühlt  ist,  1.479  Volt,  wenn  nur  Platin  ge- 
kühlt ist,  und  1.450  Volt  bei  13 ^  Die  grofse  elektromotorische  Kraft  bei 
—  80®  beweist,  dafs  die  chemische  Wirkung  der  Salzsäure  auf  Natrium  auch 
bei  —80°  noch  mit  ungeschwächter  Kraft  besteht,  daf»  das  Natrium  aber 
dennoch  scheinbar  nicht  angegriffen  wird,  ist  eben  nur  eine  Folge  der 
grofsen  Verlangsamung  der  Reaktion. 

Chemische  Verwandtschaft. 

In  einer  Abhandlung  über  die  THration  karbonathaltiger  Laugen  hatte  F.  W. 
KüSTEB  (Z.  anorg.  Chem.  13,  127)  eine  neue  Theorie  der  Wirkung  des  Methyl- 
orange als  Indikator  aufgestellt.  Nach  dieser  Theorie  spielen  nicht  lonisations- 
Vorgänge  an  der  Sulfogruppe  des  Farbstoffes  eine  wesentliche  Rolle  bei  dem 
Farbumschlage  des  Indikators,  vielmehr  tritt  der  Farbumschlag  dadurch  ein, 
dafs  an  eines  der  Stickstoffatome  des  Moleküles  —  vermutlich  au  die  Dimethyl- 
amidogruppe  —  ein  Wasserstoffion  addiert  wird.  Ist  diese  Auffassung  richtig, 
so  mufs  auch  die  Muttersubstanz  des  Methylorange,  welcher  die  Sulfogruppe 
fehlt,  also  das  Dimethylflmidoazobenzol,  denselben  Farbenumschlag  zeigen. 
Und  das  ist  nach  einer  Untersuchung  von  G.  Lumuk  und  £d.  Mabjuek  {Zeitschr, 


-     404 

ongew.  Chetn.  1897,  3—4)  in  der  That  der  Fall,  und  zwar  wird  durch  die 
Resultate  dieser  Untersuchung  die  Auffassung  Küsteb's  nicht  nur  qualitativ, 
sondern  auch  quantitativ  bestätigt,  indem  sich  die  Muttersubstanz  etwas  weniger 
empfindlich  als  Indikator  erwies,  als  die  Sulfosäure,  ganz  wie  es  die  Theorie 
vorhersehen  liefs. 


Hilfsmittel. 

Eines  der  wichtigsten  Hilfsmittel  ftir  den  Elektrochemiker  ist  das  Nortnal- 
element  nach  Clark;  es  ist  deshalb  von  Interesse,  dafs  H.  L.  Callbndab  und 
H.  T.  Barnes  (Proe,  Roy,  Soe,  London  62,  117—152)  ausführliche  Unter- 
suchungen über  die  Veränderung  der  elektromotorischen  Kraft  verschiedener  Formen 
des  Clarkelementes  mit  der  Temperatur  und  mit  der  Konzentration  der  L0sung  augestellt 
haben,  auf  welche  hiermit  verwiesen  sei. 

Da  sich  die  LiNDR'sche  Luftverflüssigungsmaschine  auch  schon  in  che- 
mischen Instituten  einzubürgern  beginnt,  wird  ein  von  F.  Kohlrausch 
{Wied.  Ann.  60,  463—467)  beschriebenes  Thermometer  fDr  sehr  tiefe  Temperaturen 
Interesse  erwecken,  das  bis  —190^,  dem  Siedepunkt  der  flüssigen  Luft,  benutz- 
bar ist.    Die  Füllung  besteht  aus  Petroläther. 

Bei  der  gegenwärtig  herrschenden  Vorliebe  für  elektrochemische  Versuche 
dürfte  eine  für  die  Voriesung  und  für  kleinere  Laboratoriumsversuche  geeignete  Form 
des  elektrischen  Ofens  Interesse  erwecken,  die  von  F.  W.  Ki^ster  und  F.  Dole- 
ZALEK  (Zeitschr.  Elektrochcm.  3,  829-330)  konstruiert  und  beschrieben  worden 
ist.  Der  Ofen  besteht  nur  aus  gebranntem  Kalk  und  kann  fast  kostenlos  mit 
den  in  jedem  Laboratorium  vorhandenen  Hilfsmitteln  in  kürzester  Zeit  her- 
gestellt werden.  Calciumkarbid  und  ähnliche  Produkte  lassen  sich  in  dem 
Ofen  als  Vorlesungsversuch  in  kurzer  Zeit  und  in  beträchtlichen  Mengen  her- 
stellen. —  Auch  A.  E.  BoNNA  und  E.  Lekoyer  [Zeitschr,  Eiektrockem,  3,  470i 
haben  einen  „Elektrischen  Ofen  für  den  Laboratoriumsgebrauch^'  beschrieben,  der 
allerdings  weniger  einfach  und  billig  herzustellen,  aber  daför  auch  dauerhafter 
ist,  als  ein  Ofen  aus  Kalk.  Weiter  hat  noch  D.  Helbio  {Atii  Rend,  Accad.  dei 
Lincei  Roma  6  [5J,  I,  314—315)  einen  r0hrenf0rmlgen  elektrischen  Ofen  angegeben, 
der  unter  Umständen  gute  Dienste  leisten  kann. 

Von  grofser  Bedeutung  für  den  Physiko-Chemiker  sind  die  von  F.  Kohl- 
rausch {Wied,  Ann.  60,  315—332)  gemachten  Mitteilungen  „Ober  platinlerie 
Elektroden  und  Widerstandsbestimmung".  Aus  den  Darlegungen  geht  hervor,  dafs 
man  bei  Widerstaudsmessungen  in  Zukunft  in  der  Regel  schon  mit  sehr 
kleinen  Elektroden  auskommen  wird. 

W.  Stroud  und  J.  B.  Hendrrson  {Phil.  Mag.  43  [5],  19—27)  haben  eine» 
wie  es  scheint,  recht  brauchbare  Methode  zur  Bestimmung  elektrolytischer  Leitfähig- 
keiten mit  Gleichstrom  angegeben.  Zwei  gleiche  Widerstände  von  1000  Ohm  und 
zwei  Widerstandsgefäfse  von  gleicher  Form  und  mit  gleichen  Elektroden,  aber 
von  verschiedener  Länge,  sind  zu  einer  WHEATSTONB'schen  Brücke  kombiniert, 
in  deren  Brückendraht  ein  empfindliches  Galvanometer  eingeschaltet  ist  In 
den  Zweig  des  kürzeren  Widerst  an  dsgef&fses  wird  so  lange  Widerstand  zuge- 
stöpselt, bis  das  Galvanometer  stromlos  ist  Die  Spannung  der  Stromquelle 
beträgt  30  Volt 


—     405     — 

LosD  Kblyih  {Zeiiseh,  Instrum,  Kunde  7,  122)  hat  einen  einfachen  und 
doch  zuverlässigen  Apparat  beschrieben  zur  Hetsiing  der  DampfdnickdHIerMiz  zweier 
nossigkeitea. 

E.  Bbckmaitn  iZeüsehr.  pkys.  Chem.  21,  288—256  und  22,  609—618)  hat 
wieder  Neuenngea  aa  seiaen  MilekMlargewidittbettiWBgiapparatm  beschrieben. 
Zunächst  ermöglicht  ein  elektromagnetischer  Rührer  und  auch  noch  ein  anderer 
Rührer  mit  Quecksilberverschluis  vollständigen  Luftabschlufs  des  G^efriergeft(ses, 
was  z.  B.  bei  stark  hygroskopischen  Lösungsmitteln  von  Vorteil  ist  Weiter 
wird  ein  neues  Siedegefö(s  beschrieben,  und  als  Füllmaterial  haben  sich  aus 
Platindraht  zusammengebogene  TetraSderchen  sehr  gut  bewährt  —  Auch  P. 
Fuchs  {2^eüschr,  pkys,  Chem.  22,  72 — 76)  hat  Abänderungen  am  BacKMAinr'schen 
Siedei^parate  getroffen,  ebenso  W.  Mcterboffcb  {Zeitsehr.  phye.  Chem.  22, 
619 — 625)  am  BscKMAini'schen  Grefrierapparate. 

In  einer  Veröffentlichung  „Vorarbeiten  zu  einer  Untersuchung  über  Dampf- 
dichtebestimmung bei  extremen  Hitzegraden''  teilen  Victob  Metsb  und  Max 
YOH  Rbckldighausev  {Ber.  deuiedL  chem.  Oee.  30,  1926 — 1935)  mü,  dais  es 
ihnen  nach  langen  Mühen  gelungen  ist,  ein  Material  zu  finden,  das  auch  den 
extremen  Hitzegraden  des  Waasergasofens  stand  hält  und  bei  dieser  weit  über 
dem  Schmelzpunkt  des  Platiniridinms  liegenden  Temperatur  sogar  gasdicht 
bldbt  Dieses  Material  ist  der  ■apieril  vaa  VMtodi  in  Steiermark,  der  mit  kalt 
gesättigter  Magneainmchloridlögnng  angerieben  zu  Hohlkörpern  geformt  und 
dann  gebrannt  werden  kann. 

Das  zuerst  yon  Bakeuis  Roozkboom  zar  gii4>hischen  DarsteDung  Ton 
Änderungen  in  Dreiphasensystemen  benutzte  PriiecMinri««  ist  yon  W.  D. 
Baugboit  (JcMcm.  jiAyt.  Cfcent.  t,  403 — 410)  dngdieod  diskutiert  worden.  Die 
Entwickelungen  des  VerC  werden  ftr  solche,  die  sieh  des  Diagrammes  bedienen 
wollen^  sicher  Yon  Nutzen  sein. 


jm.  27 


Biidnersctiau. 


Die  Praxis  der  Molekiilargewiohtsbettimmiiiigy  yon  H.  Biltz.  (Berlin, 
Fi8CHEB*B  medizinische  Buchhandlung)  170  Seiten  mit  44  Figuren  im 
Text,  geh.  3.60  Mark. 

Wenn  auch  nicht  gerade  ein  Mangel  an  Büchern  besteht,  welche  An- 
leitung zur  Ausführung  yon  Molekulargewichtsbestimmungen  geben,  so  wird  man 
doch  die  soeben  erschiene  Schrift  von  H.  Biltz  gern  zur  Hand  nehmen.  Hat 
sich  doch  der  Ver^Etsser  als  eifriger  und  erfolgreicher  Bearbeiter  des  von  dem  Buche 
behandelten  Gebietes  seit  Jahren  vorteilhaft  bekannt  gemacht  Man  darf  deshalb 
erwarten,  in  dem  Buche  die  Schätze  langjfthriger  Erfahrung  niedergele^  zu  finden. 
Und  diese  Erwartung  täuscht  den  Leser  nicht  Selbst  derjenige,  welcher  schon 
durch  längere  Übung  mit  den  verschiedenen  Methoden  der  Molekulargewichtsbe- 
stimmung bekannt  geworden  ist,  wird  mit  Vorteil  die  Anleitung  Biltz*  zu  Bäte 
ziehen.  Aber  nicht  nur  die  eigenen  reichen  Erfahrungen  übermittelt  der  Autor 
dem  Leser,  er  macht  sein  Buch  noch  durch  zahlreiche  Litteratumachweise  be- 
sonders wertvoll.  —  Versehen  von  Belang  sind  dem  Referenten  nicht  aufge- 
fallen. Nur  S.  6  ff,  ist  die  Korrektur  des  verdrängten  Luftvolums  bezüglich 
der  Tension  des  Wasserdampfes  nicht  korrekt  Da  nämlich  die  Verdampfungs- 
bime  nicht  mit  trockener  Luft  gefüllt  ist,  sondern  mit  Luft  aus  dem  Arbeits- 
raum, so  wäre  bei  der  Korrektur  die  Differenz  zwischen  der  Tension  des  ge- 
sättigten Wasserdampfes  und  der  Tension  des  Dampfes  in  der  Zimmerluft  zu 
setzen.  Li  chemischen  Arbeitsräumen  beträgt  die  relative  Feuchtigkeit  nach 
den  Erfahrungen  des  Referenten  meist  über  50%,  man  erhält  deshalb  richtigere 
Werte,  wenn  man  bezüglich  der  Feuchtigkeit  gar  nicht  korrigiert,  als  wenn 
man  die  ganze  Tension  in  Abzug  bringt.  Für  die  Praxis  wird  es  genügen, 
immer  die  halbe  Tension  in  Rechnung  zu  setzen.  —  Der  Ausdruck  Seite  87, 
„dafs  die  Vergasung  nahe  dem  Siedepunkt  nicht  vollkommen  vor  sich  geht'S 
könnte  zum  wenigsten  zu  bösen  Milsverständnissen  Veranlassung  geben.  — 
Dals  der  Autor  als  Einheit  für  seine  Gasdichtezahlen  immer  noch  auf  die 
atmosphärische  Luft  zurückgreift,  ist  sehr  zu  bedauern.  Man  sollte  doch  diese 
für  den  Chemiker  ganz  wertlosen  Zahlen  endlich  fallen  lassen!  (Veigl.  W.  Ost- 
WALD.  ÄUyem.  Chem,  1,   163  ff.  und  F.  W.  Küster,  Diese  Zeitsekr.  14,  255.) 

F.  W.  Küster. 


-     407     — 

TraitA  AUmentaire  de  Mechanique  ohimique  fondöe  snr  la  Thermo* 
dynamique,  von  P.  Duhem.  Band.  2.  (Paris,  bei  A.  Hebmann; 
378  Seiten.)    12  Pres. 

Der  erste  Band  des  vorliegenden  Werkes  (Chemische  Mechanik  in  ele- 
mentarer DarsteUang  gegründet  auf  die  ThermodTnamik)  ist  vor  2  Jahren  er- 
schienen. Der  soeben  ausgegebene  zweite  Band  behandelt  im  dritten  Buche 
auf  Seite  1 — 127  die  Verdampfung  und  analoge  Veränderungen;  im  vierten 
Buche  auf  Seite  129—288  den  Zusammenbang  zwischen  flüssigem  und  gasformigem 
Zustande  und  im  fünften  Buche  auf  Seite  285 — 869  die  Dissoziation  in  Systemen 
von  Qemischen  vollkommener  Gase. 

Der  ebenso  durch  seine  bahnbrechenden  wissenschaftlichen  Untersuchungen, 
wie  auch  durch  seine  Meisterschaft  in  der  Darstellung  bekannte  Verfasser  er- 
wirbt sich  durch  die  Herausgabe  des  vorliegenden  Werkes  um  die  Förderung 
der  Wissenschaft  und  um  die  Verbreitung  gründlicher,  physikalisch-chemischer 
Kenntnisse  gleich  grolse  Verdienste.  Es  wäre  wohl  zu  wünschen,  dafs  das 
Buch  durch  Ausgabe  einer  Übersetzung  ins  Deutsche  auch  den  deutschen 
Studierenden  zugänglicher  gemacht  würde.  F.  W,  Küster, 


C.  F.  PlatthbB'8  Probierkunst  mit  dem  Lötrohre.  Eine  vollständige 
Anleitung  zu  qualitativen  und  quantitativen  Lötrohr-Untersuchungen. 
6.  Auflage  von  F.  Kolbeck  (Leipzig,  bei  J.  A.  Babth)  XVI  und 
488  Seiten;  72  Abbildungen,    br.  10  Mark,  geb.  11  Mark. 

Die  alte  Kunst  des  Lötrohrblasens  ist  bei  den  Chemikern  sehr  in  Verfall 
geraten,  hat  doch  der  Referent  noch  vor  kurzem  ein  preufsisches  Universitäta- 
laboratorium  kennen  gelernt,  in  welchem  das  Lötrohr  ganz  abgescha£Ft  war, 
ohne  etwa  durch  zweckentsprechende  Benutzung  der  Bunsenflamme  wenigstens 
zum  Teil  ersetzt  zu  sein.  Wenn  es  nun  auch  durchaus  gerechtfertigt  erscheint, 
datJB  der  Chemiker  im  allgemeinen  dem  Lötrohr  und  seiner  Benutzung  nicht 
mehr  die  Aufmerksamkeit  widmet,  wie  früher,  so  kann  unter  Umständen  das 
80  unscheinbare  Instrument  doch  die  besten  Dienste  leisten.  Wer  aber  ihrer 
bedarf,  kann  keine  gründlichere  und  trefflichere  Anleitung  zur  Probierkunst  mit 
dem  Lötrohre  finden,  als  das  mit  einem  ungewöhnlichen  Mafs  von  Hingebung 
und  Sachkenntnis  geschriebene  Buch  Kolbeck's,  das  auch  in  Bezug  auf  die 
ftulsere  Ausstattung  den  verwöhntesten  Anforderungen  gerecht  wird. 

F.  W.  Küster, 

Chemie:  Anorganisoher  Teil,  von  Jos.  Klein.  2.  Auflage,  Band  37  der 
Sammlung.    Göschen,  Leipzig,  1897.     163  Seiten. 

Für  den  niedem  Preis  von  80  Pfg.  wird  ein  in  Auswahl,  Einteilung  und 
klarer  Durchführung  gleichmäfsig  vorzüglicher  Extrakt  des  behandelten  Wissens- 
zweiges geboten,  der  den  neuesten  Ansichten  und  Errungenschaften  gerecht 
wird.  Besonders  zur  Repetition  ist  das  sauber  ausgestattete  Werkchen  sehr 
geeignet  Feist 


27 


—    408    — 

Das  ohemiache  Praktikum,  von  £.  Dbuitebt.    Gbdesberg,  Schlosbxr,  1897. 
.  45  Seiten. 

Dieser  ,,Leitfaden''  soll  Schülern  der  drei  obersten  Gymnasial-  oder  Keal- 
gymnaBialklassen  methodische  Anleitung  g^ben,  das  im  chemischen  Unterricht 
Gehörte  durch  eigene  Versuche  im  Schallaboratorium  oder  zu  Hause  eingehender 
zu  verstehen  und  die  Beobachtung  zu  schärfen.  Die  Angaben  für  die  einzelnen 
Versuche  sind  kurz  gefafst  und  durch  knappe  Fragen  und  Bemerkungen  wird 
auf  die  aus  dem  Experiment  zu  ziehenden  Schlufsfolgerungen  hingeleitet.  Die 
Pensa  der  zwei  ersten  Jahreskurse  sind  propedeutisch ;  die  Versuche  in  der  Art, 
wie  im  englischen  College-Laboratorium  im  ersten  Jahre  y,General  chemisti^ 
getrieben  wird.  Das  dritte  Jahr  wird  auf  quantitative  Analyse  verwandt.  In 
einem  eventuellen  vierten  Kursus  folgen  schwerere  qualitative  Analysen  und 
Darstellung  einiger  anorganischer  Präparate.  Im  „Selbstunterricht^^  —  dem 
das  Büchlein  ebenfalls  dienen  soll  —  wird  es  auch  neben  einem  guten  Lehrbuch 
nur  in  seltenen  Fällen  gute  Früchte  erzeugen  helfen,  denn  personliche  An- 
leitung ist  für  das  Experimentieren  schwer  zu  entbehren.  Sie  kommt  auf  der 
Hochschule  auch  noch  Mb  genug.  Feist. 


Gnindxüge  der  Chemie  und  Mineralogie,  von  R.  ABsin>T.  6.  Auflage. 
409  Seiten.  Hamburg,  Leopold  Voss,  1897. 
Den  Anhängern  der  Lehrmethode  des  Verfassers  wird  auch  die  neue  Auf- 
lage des  weitverbreiteten  Werkes  willkommen  sein.  Neu  aufgenommen  ist 
darin  ein  Kapitel  (15  Seiten)  über  ,,Die  wichtigsten  Mineralien  und  Gesteine 
nach  ihrer  chemischen  Zusammensetzung  geordnet*'  (mit  ca.  90  Abbildungen 
von  Erystallmodellen ,  Mineralien  und  Gesteinen  und  einer  Buntdrucktafeb, 
worin  besonders  die  technischen,  künstlerischen  und  geologisch  wichtigen  Mine- 
ralien und  ihre  Anwendungsweise  beschrieben  sind;  femer  ein  Kapitel  über 
das  periodische  System  der  Elemente.  (3  Seiten.)  Neu  bearbeitet  ist  namentlich 
das  Kapitel  über  die  Salze,  speziell  die  Silikate  und  ihre  technische  Ver- 
wendung, sowie  in  beschränkterem  Umfange  noch  mehrere  andere  Kapitel.  — 
In  der  nächsten  Auflage  dürften  vielleicht  auch  einige  kurze  Andeutungen  über 
die  modernen  Anschauungen  über  verdünnte  Salzlösungen  angebracht  sein, 
sowie  die  Erwähnung  wenigstens  von  Argon,  Helium,  Stickstoffwasserstol^ 
Hydrazin  u.  a.  m.  Feist 


über  die  Reduktion  der  Thiosulfate  zu  Sulfiten  durch 
einige  Salze  in  alkalischer  Lösung. 

Von 

R.  F.  Weinland  und  A.  Gütmann. 

Das  Verhalten  der  Thiosulfate  gegen  Salze  wurde  bis  jetzt  vor- 
wiegend in  neutraler  und  sauerer  Lösung  untersucht.  Es  erschien 
möglich,  dafs  gewisse  reduzierende  Salze,  wie  Arsenite,  Antiiuo- 
nite  u.  a.,  im  stände  sein  könnten,  den  Thiosulfaten  unter  deren 
Reduktion  zu  Sulfiten  ein  Atom  Schwefel  zu  entreifsen  und  dabei 
in  Sulfoxysalze  der  höheren  Oxydationsstufe  überzugehen;  diese 
letzteren  konnten  beständig  sein,  oder  sie  konnten  in  die  nur  Sauer- 
stoff oder  nur  Schwefel  enthaltenden  Endglieder  zerfallen. 

In  der  Litteratur  liegt  über  eine  derartige  Zersetzung  der  Thio- 
sulfate zunächst  eine  Angabe  von  Merz  und  Weith^  vor,  dafs  bei 
vorsichtigem  Schmelzen  von  Natriumthiosulfat  mit  Kupferpulver 
Natriumsulfit  und  Cuprosulfid  entstehen.  Des  weiteren  fanden  wir 
im  Laufe  der  Untersuchung  eine  kurze  Notiz  von  v.  Pechmann  und 
Manck,*  wonach  sie  die  Bildung  von  Rhodanat  beim  Erwärmen 
von  Kaliumcyanid  mit  Thiosulfat  beobachteten. 

Im  folgenden  teilen  wir  die  Ergebnisse  einer  Untersuchung  über 
das  Verhalten  der  Thiosulfate  gegen  Arsenite,  Antimonite, 
Stannite,  Phosphite,  Hypophosphite  und  Nitrite  mit. 

A.  Einwirkung  von  Arseniten  auf  Thiosulfate. 

Es  wurde  zuerst  die  Einwirkung  von  Natrium-  und  Kalium- 
thiosulfat  auf  die  entsprechenden  Arsenite  untersucht;  dabei 
zeigte  es  sich,  dafs  tertiäres  und  sekundäres  Kalium-  und 
Natriumarsenit  rasch  und  vollständig  in  tertiäre  Monosulf- 

1  Zeitsehr,  Chem.  12,  241. 

*  V.  Pechmann  und  Man<'k:  „Über  die  Einwirkung  von  schwefliger  Saure 
auf  Cyankaliuni"  Iät.  drutsrh.  ckem.   Ufs.  181)5,  2H74). 

Z    unorg.  Chem.  XVII.  28 


410 

oxyarsenate   übergehen,   während   neutrales  bezw.    saueres 
Sulfit  entsteht: 

AsOjNa,  +  SjOgNa,  =  AsSOjNas  +  SO,  Na,; 
AsO.Na^H  +  SjOaNa,  =  AsSO.Na,  +  SOjNaH. 

Primäres  Natriumarsenit  reduziert  zwar  auch  Natrium- 
thio  Sulfat,  aber  die  Reaktion  ist  weit  verwickelter,  es  konnte  neben 
der  Bildung  von  Sulfit  diejenige  von  Arsenbisulfid  und  von  einem 
Sulfoxyarsenit  nachgewiesen  werden.  Die  Versuche  über  die  Ein- 
wirkung von  tertiärem  Ammoniumarsenit  auf  Ammonium- 
thiosulfat  führten  zu  keinem  eindeutigen  Resultat.  AusGalcium- 
thiosulfat  und  Natriumorthoarsenit  entstehen  dagegen 
leicht  Calciumsulfit  und  Natriummonosulfoxyarsenat. 

a.  Tertiäre  Arsenite. 

B^gt  man  zu  einer  konz.  Lösung  von  1  Mol.  Natriumortho- 
arsenit eine  solche  von  1  Mol.  Natriumthiosulfat,  so  tritt 
schon  bei  gewöhnlicher  Temperatur  die  Reaktion  ein:  Es  findet 
Erwärmung  statt,  und  in  kurzer  Zeit  erstaiTt  die  gesamte  Flüssig- 
keit zu  einer  krystallinischen  Masse,  welche  von  wenig  gleichzeitig 
abgeschiedenem  Arsen  dunkel  gefärbt  ist.  Löst  man  die  Masse  in 
Wasser  und  verdampft  zur  Krystallisation,  so  scheidet  sich  das  von 
Pbeib^  durch  Kochen  von  arseniger  Säure  mit  einer  Lösung  von 
Natriummonosulfid, ^  und  von  WeinIiAND  und  Rümpf*  durch  An- 
lagerung von  Schwefel  an  tertiäres  Natriumarsenit  dargestellte 
Natriummonosulfoxyarsenat,  AsS03Na3.12H30,  aus,  während  das 
Sulfit  in  der  Mutterlauge  bleibt.  Wendet  man  weniger  konz. 
Lösungen  von  Arsenit  und  Thiosulfat  an,  so  ist  zur  Umsetzung 
kurzes  Erwärmen  auf  dem  Wasserbade  nötig;  nach  eventuellem  Ein- 
engen scheidet  sich  dann  wiederum  neben  etwas  Arsen  das  Mono- 
sulfoxyarsenat  aus.  Es  wird  durch  einmaliges  ümkrystallisieren  in 
schönen  Prismen   und  rein   erhalten.     Das  Salz  ist  leicht  kenntlich 

# 

an  dem  für  die  Monosulfoxyarsensäure  charakteristischen  Zerfall  in 
arsenige  Säure  und  Schwefel  bei  seinem  Erhitzen  mit  verdünnter 
Salzsäure.  Zum  sicheren  Nachweis  wurde  eine  Schwefel-  und  eine 
Arsenbestimmung  ausgeführt: 

»  Ann.  C/m».  Phurm,  257,  178. 

*  Die  Bildung  des  Arsenate  bei  dieser  Reaktion  wird  durch  die  Reduktion 
eines  Teiles  der  arsenigen  Säure  zu  Arsen  ermöglicht 

•  Z.  anory.  Clieni.  (1897)  14,  42. 


-       411 

I.  0.3458  g  Salz  lieferten  0.1792  g  BaS04  =  7.1%  S. 
II.  0.4984  g     „  „  0.1761  g  A8«86  =  17.1  «/o  As. 

Berechnet  für  AsSO^Na8.12H20:  Gefunden: 

As     =- 17.05  ^/o  n.l'^/o 

S       =    7.28  „  7.1  „ 

Die  oben  geschilderte  Bildiingsweise  des  Monosulfoxyarsenats 
eignet  sich  sehr  gut  zu  seiner  Darstellung. 

Läfst  man  Ealiumthiosulfat  auf  Kaliumorthoarsenit  (je 
1  Mol.)  einwirken,  so  verläuft  die  Reaktion  wie  beim  Natriumsalz, 
nur  scheidet  sich  beim  Eonzentrieren  zuerst  das  Kaliumsulfit  und 
dann  nach  längerem  Stehen  der  Mutterlauge  über  Schwefelsäure 
das  Ealiummonosulfoxyarsenat  aus.  Dieses  mufs,  um  vollständig 
vom  Sulfit  frei  zu  werden,  mehrmals  umkrystallisiert  und  mit 
Alkohol  gefällt  werden. 

Eine  Schwefelbestimmung  ergab  10.2  ^/q;  für  das  von  dem  einen  von  uns 
in  Gemeinschaft  mit  0.  Rumpf*  durch  Kochen  von  Schwefel  mit  einer  Lösung 
von  Kaliumorthoarsenit  dargestellte  Salz  AsS0,K,.2H,0  berechnen  sich  10.38  ®/o 
Schwefel. 

Bringt  man  Calciumthiosulfat  mit  einer  Lösung  von  Na- 
triumorthoarsenit  (je  1  Mol.)  zusammen,  so  fällt  zunächst  Calcium- 
arsenit  aus;  beim  Erhitzen  in  der  Reaktionsflüssigkeit  erleidet  dieses 
aber  eine  Umwandlung  in  schwerlösliches  Calciummonosulfoxyarsenat 
und  Calciumsulfit,  und  zugleich  bildet  sich  Natriummonosulfoxy- 
arsenat,  welches  in  Lösung  geht.  Die  Menge  des  durch  etwas  Arsen 
grau  gefärbten  Niederschlages  wird  dabei  bedeutend  geringer.  Das 
Natriummonosulfoxyarsenat  krystallisiert  aus  dem  eventuell  ein- 
geengten Filtrat. 

Berechnet  für  A8S08Naa.l2H«0 :  7.28<>/o  S. 
Gefunden  in  0.1420  g  Salz  0.0775  g  BaS04  =  7.4  »/^  S. 

Dafs  der  Niederschlag  aufser  dem  Calciumsulfit  Calciummono- 
sulfoxyarsenat enthält,  erkennt  man  daran,  dafs  sich  seine  Lösung 
in  Salzsäure  beim  Kochen  unter  Schwefelabscheidung  trübt.  Die 
Reaktion  verläuft  also  nach  der  Gleichung:  3(As03)2Ca3  +  ßSjjOgNag 
=  4  AsSOjNag  +  (AsS0s),Ca3  +  6  SOjCa. 


»  Z,  anorg.  Chem.  (1897)  14,  51. 


28' 


-     412     — 

b.  Sekundäre  Arsenite. 

Sekundäres  Natriumarsenit  (1  Mol.)  wirkt  auf  Natriura- 
thiosulfat  (1  Mol.),  (beide  in  konz.  Lösung),  schon  bei  gewöhnlicher 
Tem])eratur  ein;  läfst  man  die  Flüssigkeit  einige  Zeit  über  Schwefel- 
säure stehen,  so  krystallisiert,  während  sich  etwas  Arsen  abscheidet, 
zuerst  tertiäres  Natriummonosulfoxyarsenat  und  später  aus  der 
Mutterlauge  primäres  Natriumsulfit. 

Berechnet  für  AsSOjNa^.iaH^O  :  7.28  ^'o  S. 
Gefunden  in  0.1250  g  Salz  0.0669  g  BaS04  =  7.34  %  S. 

Erwärmt  man  die  Mischung  beider  Salze,  so  verläuft  die  Reak- 
tion in  anderer  Weise,  es  scheiden  sich  beim  Erkalten  gelbrote 
Massen  aus,  und  es  gelingt  nicht  mehr,  ein  Sulfoxyarsenat  zu 
isolieren. 

Bringt  man  Kaliumthiosulfat  mit  sekundärem  Kalium- 
ars enit  zusammen,  so  erhält  man  über  Schwefelsäure  zuerst  eine 
Krystallisation  von  prismatischem  primärem  Kaliumsulfit;  die  dicke 
Mutterlauge  lieferte  kleine  säulenföraiige  Kry ställchen,  welche  die 
Reaktionen  eines  Monosulfoxyarsenats  zeigten;  da  sie  nicht  frei  von 
Sulfit  waren,  wurden  sie  nicht  analysiert. 

c.  Primäre  Arsenite. 
Vermischt  man  eine  konz.  Lösung  von  1  Mol.  primärem 
Natriumarsenit  mit  einer  solchen  von  1  Mol.  Natriumthio- 
sulf  at,  so  scheidet  sich  bald  eine  nicht  unbedeutende  Menge  braun- 
schwarzes Arsen  ab;  aus  dem  Filtrat  fällt  weiterhin  rotes,  volumi- 
nöses Arsenbisulfid  aus. 

Gefunden:  29.6  ^^  S.  Berechnet:  29.91  ^U. 

Läfst  man  die  Lösung  nun  über  Schwefelsäure  verdunsten,  so 
krystallisiert  schliefslich  Natriumsulfit  aus;  die  Arsen  enthaltende 
Mutterlauge  konnte  nicht  zur  Krystallisation  gebracht  werden.  Kon- 
zentrierte man  jedoch  die  obige  Lösung  durch  Erwärmen  auf  dem 
Wasserbade,  so  schied  sich  beim  Erkalten  eine  mit  farblosen  Kr}- 
stallen  vermengte,  gelbe  Masse  ab;  diese  verwandelte  sich  allmählich 
in  sehr  kleine,  rote,  seidenglänzende,  sechsseitige  Täfelchen,  welche 
von  den  farblosen  Krystallen  (Natriumsulfit)  mit  Alkohol  leicht  ge- 
trennt werden  konnten.  Sie  erwiesen  sich  bei  der  Analyse  als  das 
von  NiLSüN^  und  von  Preis  ^  bei  verschiedenen  Reaktionen  [Kochen 

*  Jottni.  pr.  Chem,  [2]  14,  10. 
^  Ann.  Chein,  Pharm.  257,  178. 


—     413     — 

von  Arsentrisulfid  mit  N.itriumkarboiiatlösiing;  Einwirkung  von  Na- 
triumsulfhydrat (l  Mol.)  auf  Arsentriüxyd  (1  Mol.)]  erhaltene,  mit 
dem  obigen  in  Form  und  Farbe  übereinstimmende  Sulfoxyarsenit 
AsjgSg^OyNag.aOHgO. 

Analysen. 

I.  0.7971  g  SubHtauz  lieferten  0.159  g  Na^SO^   =   <;.5  %  Na. 

Dieselbe         „  lieferte     0.755  g  AöjS^      =  45.9  „  As. 

0.3259  g         „  lieferten  0.606  g  BaSO^     =  25.5  „  S. 

0.432  g  „  „         0.0801  g  H^O       =18.5,,  H.,0. 

II.  0.1695  g  Substanz  lieferten  0.0336  g  N^SO^»   6.5  *»/o  Na. 

Dieselbe         .,  lieferte     0.1594  g  As^Sg     =45.5  ,,  As. 

0.0982  8j         „  lieferten  0.1855  g  BaS04  -25.9  „  S. 

0.1339  g  „  „         0.0241  g  HjO        =18.0,,  H^O. 

Berechnet  Gefunden: 

für  AsisSj^O^Na^j.SOHaO:  I.  IL 

As  -  45.70  ^'o  45.9  45.5  ®/o 

S  =26.02  „  25.5  25.9  „ 

0  =   3.79  „  3.6  a.  d.  Diff.       4.1  „  a.  d.  DifF. 

Na  =    6.23  „  6.5  6.5  „ 

H,0  =18.26  „  18.5  18.0  „ 

100.00  ®/o  100.0  100.0% 

Dieses  scheinbar  komplizierte  Salz  läfst  sich  auf  einfache  Weise 
von  einer  sulfoxyarsenigen  Säure  AsjgSg^OyHg  ableiten,  welche  aus 
der  Orthosäure  ASig(S,0)ß^Hß4  durch  Austritt  von  23  Mol.(Hj,S  +  HjO) 
entsteht. 

Sekundäres  oder  primäres  Natriummonosulfoxyarsenat 
wurden  bei  dieser  Reaktion  nicht  beobachtet;  da  indessen  Sulfit 
nachgewiesen  werden  konnte,  ist  es  wahrscheinlich,  dafs  eines  von 
beiden  zuerst  zwar  entstanden,  aber  wieder  weiter  zerfallen  war. 

Auch  bei  der  Behandlung  von  primärem  Kaliumarsenit 
mit  Kaliumthiosulfat  konnte  Kaliumsulfit,  aber  kein  sekundäres 
oder  primäres  Kaliumraonosulf(»xyarsenat  aufgefunden  werden. 

B.  Einwirkung  von  Antimoniten  auf  Thiosulfiate. 

Es  zeigte  sich,  dafs  tertiäres  Kalium-  und  Natriumanti- 
monit  Thiosulfat  vollständig  zu  Sulfit  reduzieren;  aber  an 
Stelle  des  hierbei  zunächst  entstehenden  Monosulfoxyanti- 
moniates  wurden  stets  nur  die  Endglieder,  Antimoniat  und 
Sulfantimoniat,  gefunden. 

Da  Antimontrioxyd  in  der  für  Orthoantimonit  berechneten  Menge 
Natrium-  oder  Kaliumhydroxyd  nur  mit  Hilfe  von  Weinsäure  gelöst 


414 

werden  kann,  wurde  vom  Antimonylkalium(natrium)tartrat  aus- 
gegangen. 

Vermischt  man  eine  konz.  Lösung  von  Natrium orthoanti - 
monit  mit  einer  solchen  von  Natrium thiosulfat  in  den  Mengen- 
verhältnissen: 

CH(OH).COONa 

(  +  4NaOH  +  NaoS-0,, 

CH(OH).COOSbO  t-    »»  «   s, 

und  erwärmt,  so  scheidet  sich  farbloses  saueres  Natriumpyrorantimoniat 
aus,  und  die  Lösung  liefert  nach  der  Konzentration  hellgelbe 
Tetraeder  von  Natriumsulfantimoniat. 

Erhitzt  man  eine  Lösung  von  Kaliumorthoantimonit  (analog 
dem  Natriumsalz  dargestellt)  mit  Kalinmthiosulfat  zum  Kochen, 
so  scheidet  sich  bei  genügender  Konzentration  Kaliumantimoniat  aus 
und  die  Lösung  enthält  Kaliumsulfantimoniat.  Läfst  man  jedoch 
die  Mischung  der  Lösungen  bei  gewöhnlicher  Temperatur  stehen, 
so  scheidet  sich  nach  einiger  Zeit  Antimontrisulfid,  zuerst  in  roter, 
beim  Erwärmen  in  schwarzer  Modifikation  aus.  Das  Filtrat  lieferte 
erst  beim  Eindampfen  bis  zur  Syrupdicke  Krystalle,  die  aber  nicht 
von  einerlei  Beschaffenheit  waren  und  sich  beim  Versuch,  sie  durch 
ümkrystallisieren  zu  trennen,  zersetzten.^ 


*  Ein  Teil  der  Krystalle  gab  in  wässeriger  Lösung  mit  Ammonium chlorid 
einen  roten  Niederschlag  von  Scbwefelantimon.  Diese  Reaktion  kommt  dem 
zuerst  von  Rahmelsberg  (Pog(j.  Ann,  52,  199)  und  später  von  Schiff  {Ann, 
Chem,  Pharm,  114,  202)  und  Mac  Gay  {Amer,  Chem.  Joum,  17,  770)  durch 
Behandeln  von  Antimoupentasulfid  mit  Kalilauge  erhaltenen  Kaliumdisulfoxy- 
antimoniat,  SbS20,K,H.2H,0,  zu. 

Wir  möchten  hier  bemerken,  dafs  es  uns  gelang,  dieses  Salz  durch  Kochen 
von  Kaliumorthoantimonit  sowohl  mit  Kaliumpolysulfid  als  mit  Schwefel  in 
guter  Ausbeute  darzustellen.     Man  nimmt  hierzu  der  Gleichung 

aSb^Oj  + 1 8K0H  +  2K,S4  =  3SbS,0,K,H  +  3Sb04KH, + 2K,S  +  9K0H 

entsprechende  Mengen  Antimonoxyd,  Kalilauge  und  Kaliumtetrasulfid.  Damit 
das  Antimonoxyd  sich  etwas  leichter  in  der  Kalilauge  löst,  fügt  man  eine  ihm 
gleiche  Menge  Kaliumtartrat  hinzu;  alles  braucht  indessen  nicht  gelöst  zu  sein, 
auf  den  Zusatz  des  Polysulfids  löst  sich  der  etwaige  Rest  Die  gelbe  Losung 
wird  bei  etwa  50*^  konzentriert,  worauf  sich  beim  Erkalten  das  Salz  in  schwach 
gelblich  gefärbten,  glänzenden,  feinen  Nadeln  ausscheidet.  Besonders  charak- 
teristisch für  dasselbe  ist  seine  Zersetzung  durch  kaltes  Wasser  in  Kalium- 
antimoniat, welches  sich  ausscheidet,  und  in  Kaliumsulfantimoniat,  welches 
gelöst  bleibt. 

Analyse. 

0.1546  g  Substanz  lieferten  0.2158  g  BaS04  =  19.1  "^U  S. 

0.2507  g  „  „         0.0993  gSb^S,    =35.9  „  Sb. 


415 


C.  Einwirkung  von  Stanniten  auf  Thiosulfate. 

Natrium-  und  Kaliumstannit  wirken  schon  bei  gewöhn- 
licher Temperatur  auf  die  Thiosulfate  ein:  man  erhält 
unter  Abscheidung  von  Stannosulfid  Stannat,  Sulfostannat 
und  Sulfit. 

Versetzt  man  eine  Lösung  von  1  Mol.  Natriumstannit  — 
dargestellt  durch  Auflösen  von  Stannochlorid  in  wenig  Wasser  und 
Zusatz  von  etwas  mehr  als  der  berechneten  Menge  lO'y^jiger  warmer 
Natronlauge  —  bei  gewöhnlicher  Temperatur  mit  einer  solchen  von 
1  Mol.  Natriumthiosulfat,  so  bleibt  die  Flüssigkeit  zunächst 
klar,  sehr  bald  scheidet  sich  aber  eine  reichliche  Menge  schwarzen 
Stannosulfids  ab. 

Berechnet  fPir  SnS:  78.67  «/o  Sn,  21.33%  S. 
Gefunden  in  0.1fi32  g  Substanz  O.lGäO  g  SuO,  =  79.ßO/o  Sn;  in  2703  g  Substanz 

0.3989  g  BaSO4  =  20.3  7o  S. 

Die  vom  Stannosulfid  abfiltrierte  Flüssigkeit  liefert  bei  der  Kon- 
zentration zuerst  in  sechsseitigen,  glänzenden  Täfelchen  krystalli- 
sierendes  Natriumstannat,  SnOgNag.SHgO,  dann  ein  Gemenge  davon 
mit  Natriumsulfit  und  schliefslich  das  letztere  allein;  die  Mutterlauge 
enthält  noch  wenig  Sulfostannat.  Das  Gemenge  von  Natriumstannat 
und  Natriumsulfit  läfst  sich  durch  fraktionierte  Krystallisation  trennen, 
es  scheidet  sich  zuerst  wiederum  Natriumstannat  aus. 


0.3272  g  Substanz  lieferten  0.1760  g  K,S04  =  24.1  ®/o  K. 
0.3202  g  „  „        beim  Glüben  mit  Bleichromat  0.0421  g  HjO  = 

13.2^0  H,0. 


Berechnet  für  SbSiO,K,H.2H,0: 

Gefunden 

Sb     =  36.19  o/„ 

35.9  ö/o 

S       =19.36  „ 

19.1  „ 

K      =23.62  „ 

24.1  „ 

H,0  =  13.59  „ 

13.2  „ 

Zur  Darstellung  des  Salzes  aus  Kaliumantimonit  und  Schwefel  verwendet 
man  der  Gleichung 

Sb^Os  +  5K0H  +  2S  =  ShSsO^K^H + Sb04KH8  +  2K0H 
entsprechende  Mengen;   auch    hierbei    fügt   man   dem   Antimonoxyd  eine  ihm 
gleiche  Menge  Kaliumtartrat  hinzu.    Man  erwärmt  die  Mischung  etwa  1  Stunde 
auf  dem  Wasserbad,   filtriert   vom    ungelösten  Schwefel  ab    und   konzentriert, 
worauf  sich  das  Salz  in  laugen,  hellgelben,  glänzenden  Nadeln  ausscheidet. 

Berechnet  für  SbSAKiH*^H,0  :  19.36  <>/o  S. 
Gefunden  in  0.2318  g  Salz  0.3119  g  BaS04=18.9  <>/o  S. 
Bei  dem  Versuche  nach  diesen  beiden  Methoden  ein  Natriumdisnlfoxyanti- 
moniat  darzustellen,    wurden   immer  nur  Natriumantimoniat  und   Natriumsolf- 
antimoniat  erhalten. 


Gefunden : 

«2.5  ^U 

17.4  „ 

20.0  „ 

99.9  V. 

-      416        - 

Analyse. 
0.4005  g  Substanz  lieferten  0.2260  g  SnO^     =62.5 '^/o  SnOs- 
Dieselbe  Substanz  lieferte    0.2143  g  Na,5^04=  17.4  o/^,  Na. 
0.6135  g  Substanz  lieferten  0.1229  gHjO       =20.0%  H9O. 

Berechnet  für  SnOgNa^.SHaO: 
SnOg     =62.41 '^/o 
Na         =17.29  „ 
HjO      =20.30  „ 

100.00% 

Filtriert  man  dagegen  das  Stannosulfid  nicht  ab,  so  löst  es 
sich  im  Laufe  eines  Tages  in  der  Reaktionsäüssigkeit;  die  Lösung 
kann  durch  Zusatz  eines  weiteren  Moleküls  Natriurathiosulfat  und 
Erwärmen  beschleunigt  werden.  Konzentriert  man  nun,  so  kry- 
stallisieren  nacheinander  Natriumstanhat,  dieses  gemischt  mit  Natrium- 
sulfit, dann  das  letztere  allein  und  schliefslich  das  von  Kühn^  auf 
anderem  Wege  erhaltene  Natriumorthosulfostannat,  SnS^Na^.l2H20, 
in  sehr  schönen  farblosen  bis  blafsgelben  Krystallen. 

Analyse  des  aus  Wasser  umkrystallisierten  Salzes. 
I.  0.355    g  Substanz  lieferten  0.0983  g  SnO,      =21.b%  Sn. 
0.2038  g  „  „  0.3427  g  BaS04  =^23.1  „    S. 

0.1806  g  Na,S04=16.5  „    Na. 
0.0881  g  H,0      =39.4  „    H,0. 
0.4280  g  BaS04  =  23.0  „    S. 
0.0880  g  H,0      =39.3  „   H^O. 


0.855    g 

0.0966  g 

IL  0.2547  g 

0.2254  g 


71 
>» 
>? 
»» 


Berechnet  für  SnS4Na4.12H,0:  Gefimden: 

L  U. 

Sn  =21.30%  21.8  —  % 

S  =23.10  „  23.1  28.0  „ 

Na  =16.60  „  16.5  —    „ 

H,0  =39.00  „  39.4  89.8  „ 


100.00%  100.8  % 

Herr  Prof.  Dr.  P.  Gboth  hatte  die  Güte,  die  Krystalle  messen 
zu  lassen;  er  berichtet  über  die  von  Herrn  Hebmann  Zirngiebl 
erhaltenen  Resultate: 

.^Erystalbystem :  Monoklin  hol. 
a:b:e  =  0.90304  :  1  :  0.36520 
ß  -  92^  5'. 

Beobachtete  Formen:  ÄjOlO},  7/1  {110},  p\\\\\y  o\Ul\.  Die  Kry- 
stalle   sind    nach    (001)  oder  (101)  verlängert   und    oft   nach  ÄjOlOj 


^  A71N.  Chem.  Phirm.  84,  110. 


—     417     — 

tafelig.  Die  hintere  Hernipyramide  öjlll}  tritt  bei  den  nach  (101) 
verlängerten  Krystallen  meist  stark  zurück  und  ebenso  die  eine  der 
Prismenflächen.  Sie  sind  gut  spiegelnd,  verändeni  sich  aber  bald 
an  der  Luft.  ^ 

Rammelsberg  hatte  das  Salz  in  Händen  und  bestimmte  es  als 
rhombisch,  was  ohne  optische  Untersuchung  und  bei  dem  geringen 
Unterschied  in  der  Neigung  der  vorderen  und  hinteren  Pyramiden- 
flachen  gegen  ^{010}^  etwa  25',  leicht  erklärlich  ist.  Er  bestimmte 
das  Axenverhältnis  zu: 

a:6:c  =  0.911:1:0.372. 

Seine  Krystalle  hatten  die  gleiche  Ausbildung,  gaben  aber  oflFen- 
bar  schlechte  Reflexe. 


Die  Winkel- 
werte sind 


m:m(100):(TlO) 
p:w(lll):(110) 
p:b  rill): (010) 
o:7»(ni):(Tl0) 
oih  rill):  (010) 


Gemessen 


-  ■  ■  .   _ 

1 
1 

"  95<^  52' 

♦60« 

12- 

»7|0 

29' 

620 

28' 

i      71« 

2' 

Zahl  der 

gemessen. 

Kanten 


30 

7 
20 

4 
17 


Berechnet 


Rammel£bebq 


62«  26' 
70<»  58' 


95<»  20' 
61®  44' 
71« 

61«  44' 
71« 


Spaltbarkeit  wurde  keine  beobachtet;  der  Bruch  ist  muschelig. 
Ebene  der  optischen  Axen  senkrecht  zur  Symmetrieebene.  Schwingungs- 
richtung anf  ^(010)  bildet  mit  der  c-Axe  einen  Winkel  von  33'^  im 
spitzen  Winkel  /9.  Spitze  Bisectrix  normal  auf  ^(010).  Axen- 
winkel  grofs.     Doppelbrechung  schwach." 

Bei  der  beschriebenen  Reaktion  ist  die  BiMung  von  Stanno- 
sulfid  bemerkenswert,  da,  wie  besonders  festgestellt  wurde,  aus  dem 
Thiosulfat  nur  Sulfit  und  kein  Sulfat  entsteht.  Die  Menge  des 
Stannosulfids  entspricht,  wenn  man  es  bald  nach  seiner  Abscheidung 
abfiltriert,  etwa  einem  Drittel  des  vorhandenen  Zinns.  Seine  Ent- 
stehung  beruht    vermutlich    darauf,    dafs    das    zunächst   nach   der 

Gleichung 

Sn(ONa),  +  Na,S30s  =  SnSO,Na,+Na,808 

*  Aus  natriumhydroxydhaltiger  Lösung  krystallisieren  sie  schlechter  als 
aus  reinem  Wasser.  Auch  ist  es  nicht  unwahrscheinlich,  dafs  die  aus  Natron- 
lange erhaltenen  Krystalle  nicht  identisch  mit  den  vorliegenden  sind  und  viel- 
leicht weniger  Krystallwasser  enthalten.  Untersucht  konnten  diese  nicht 
werden.  H.  Z. 


\^^R* 


f*T  ^y\T. 


—     418 

entstandene  Natriummonosulfoxystannat  auf  das   noch  unveränderte 
Natriumstannit  unter  Bildung  von  Stannosulfid  und  Stannit  einwirkt: 

SnSOjNaj  +  Sii(ONa), + H,0  =  SnS  +  SnO,Na,  +  2NaOH. 

Das  Stannosulfid  reduziert  dann  seinerseits  das  noch  unange- 
griffene Natriumthiosulfat,  es  bilden  sich  Natriumsulfit  und  Stanni- 
sulfid,  welches  letztere  sich  im  vorhandenen  Alkali  zu  Sulfostannat 
und  Stannat  löst.  Dafs  Stannosulfid  Natriumthiosulfat  in  alkalischer 
Lösung  zu  Sulfit  zu  reduzieren  vermag  unter  Bildung  von  Stannat 
und  Sulfostannat,  wurde  eigens  konstatiert: 

SnS + NajS^Os  =  SnS, + NajSOj. 

Ein  Sulfoxy stannat  konnte  jedoch  bei  dieser  Reaktion  nicht 
isoliert  werden.  Ein  solches  wird  auch  nicht  erhalten  beim  Kochen 
von  Natriumstannit  (1  Mol.)  mit  Schwefel  (1  Atom);  auch  hierbei 
scheidet  sich  zunächst  Stannosulfid  aus,  dieses  löst  sich  aber 
allmählich,  rascher  auf  Zusatz  von  noch  mehr  Schwefel,  auf,  und 
die  Lösung  liefert  bei  der  Konzentration  Stannat  und  Sulfostannat, 
und  zwar  das  gewöhnliche  oktaedrische  SnS3Na2.2H20. 

Das  Kaliumstannit  verhält  sich  gegen  Kaliumthiosulfat 
wie  das  Natriumstannit.  Es  tritt  wieder  schwarzes  Stannosulfid  auf, 
welches  sich  in  der  Reaktionsfltissigkeit  langsam  auflöst.  Konzentriert 
man  dieselbe,  so  scheidet  sich  zuerst  Kaliumchlorid,  dann  Kalium- 
stannat  und  hierauf  Kaliumsulfit  aus. 

Analyse. 
0.6973  g  Substanz  lieferten  0.3520  g  SnO,    =  55.9  ^j^  SnOj. 
Dieselbe        „         lieferte    0.4057  g  K2S04  =  26.1  „   K. 
0.2549  g         „  lieferten  0.0468  g  H,0     =18.4,,    H,0. 

Berechnet  für  SnOjKLj.3H80:  Gefunden: 
ShO,     =55.70  o/o  55.9  »/o 

K  =26.17  „  26.1  „ 

H^O      -  18.13  „  18.4  „ 


100.00  o/„  100.4  «/o 

Die  Mutterlauge  enthält  jetzt  noch  ein  Kaliumsulfostannat, 
welches,  da  es  so  nicht  zur  Krystallisation  gebracht  werden  konnte, 
mit  Alkohol  aus  der  Lösung  gefällt  wurde;  es  bildete  ein  gelblich- 
weifses  Pulver,  das  sich  unter  dem  Mikroskop  als  aus  langen  Prismen 
bestehend  erwies.  Seine  Analyse  ergab,  dafs  es  das  dem  Natrium- 
orthosulfostannat  entsprechende,  bis  jetzt  noch  unbekannte  Kalium- 
orthosulfostannat  SnS^K^.4HjO  vorstellte. 


—     419     — 

Analysen. 

I.  0.3205  g  Substanz  lieferten  0.6250  g  BaSO^  =  26.7  7o  S. 

0.1108g  „  „         0.0802  g  K3SO4  =  34.4  „  K. 

0.1108  g  „  „         0.0350  gSnO,     =24.9,,  Sn. 

0.4481g  „  „         0.0701  gH«0      =15.6,,  H,0. 

IL  0.3499  g  ,,  „         0.6751  g  BaSO,  =26.4  „  S. 


Berechnet 

Gefanden 

• 
» 

^r  SnS,K4.4H,0: 

I. 

IL 

Sn      =24.91% 

24.9 

-  ^'o 

S        =26.92  „ 

26.7 

26.4  „ 

Yi        =33.01  „ 

34.4 

.*> 

H2O  =15.16  „ 

15.6 

V 

100.00  ^/o 

101.6% 

Im  Anschlufs  an  die  Versuche  mit  den  Stanniten  wurde  das 
Verhalten  der  Plumbite  gegen  Thiosulfate  untersucht  und  ge- 
funden, dafs  Natrium-  und  Kalinmplumbit  auf  die  entsprechenden 
Thiosulfate  bei  gewöhnlicher  Temperatur  nicht  einwirken;  auch  bei 
längerem  F]rwärmen  auf  dem  Wasserbade  scheidet  sich  nur  eine 
unbedeutende  Menge  schwarzen  Bleisulfids,  vermischt  mit  kleinen, 
roten  Krystallen  von  Bleioxyd,  ab.  Konzentriert  man,  so  erhält 
man  ein  Hydrat  des  Bleioxyds  in  grünlichen,  stark  lichtbrechenden 
Nadeln.  Die  Mutterlauge  liefert  das  Natrium thiosulfat  unverändert, 
aber  da  es  aus  alkalischer  Lösung  schlecht  krystallisiert,  nur  unvoll- 
ständig wieder. 


B.  Einwirkimg  von  Phosphiten,  Hypophosphiten  und  Hitriten 

auf  Thiosulfate. 

Es  zeigte  sich,  dafs  weder  die  Phosphitje,  noch  die  Hypo- 
phosphite,  noch  die  Nitrite  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
und  beim  Kochen  auf  die  Thiosulfate  einwirken. 

Bei  den  Phosphiten  wurden  die  Versuche  in  der  Art  ange- 
stellt, dafs  eine  bestimmte  Menge  Phosphortrichlorid  mit  kaltem 
Wasser  zersetzt,  und  dann  die  berechnete  Menge  Alkali  und  das 
Thiosulfat  hinzugefügt  wurden.  Beim  Konzentrieren  sowohl  der  bei 
gewöhnlicher  Temperatur  einige  Zeit  sich  selbst  überlassenen ,  als 
der  gekochten  Lösung  schieden  sich  Phosphit  und  Thiosulfat  wieder 
unverändert  aus.  Es  findet  übrigens  auch  beim  Erwärmen  von 
Natriumphosphit  mit  Schwefel  oder  Natriumpolysulfid  keine  Oxy- 
dation zu  Sulfoxyphosphat  statt. 


__     420     — 

Ebenso  erhält  man,  wenn  man  Natriumhypophosphit  und 
Natriumnitrit  auf  Natriumthiosulfat  einwirken  läfst,  beim  Ein- 
dampfen die  einzelnen  Salze  ohne  Veränderung  zurück. 

Bei  den  Versuchen  mit  dem  Nitrit  wurde  beobachtet,  dafs  ein 
Gemenge  von  Natriumnitrit  mit  Natriumthiosulfat  beim 
Erhitzen  explodiert.  Verdampft  man  nur  wenige  Kubikcenti- 
meter  einer  Lösung  beider  Salze  im  Reagensrohr  zur  Trockne  und 
erhitzt  weiter,  so  findet,  lange  ehe  es  zum  Glühen  kommt,  eine  mit 
heftigem  Knall  und  Zertrümmerung  des  Rohres  verbundene  Ver- 
pufi'ung  statt. 

Von  den  untersuchten  Salzen  sind  somit  diejenigen,  die 
sich  von  einer  metallischen,  oxydierbaren  Säure  ableiten, 
im  Stande,  das  Thiosulfat  zu  Sulfit  zu  reduzieren,  nämlich 
die  Arsenite,  *Antimonite  und  Stannite,  während  die  Phos- 
phite,  Hypophosphite  und  Nitrite  hierzu  nicht  befähigt 
sind.  Ferner  wirkt  Kaliumcyanid,  wie  v.  Pbchmann  und  Manck^ 
fanden,  und  wie  wir  bestätigen  konnten,  reduzierend  auf  Thio- 
sulfat ein. 

• 

Diese  Reduktion  des  Thiosulfats  zu  Sulfit  ist  die  seiner  Bildung 
aus  Sulfit  und  Schwefel  gerade  entgegengesetzte  Reaktion.  Infolge 
der  von  Bunte*  bei  der  Verseifung  des  Natriumäthylthiosulfats 
nachgewiesenen  Bildung  von  Merkaptan  und  Schwefelsäure  wird 
jetzt  bekanntlich  die  Thioschwefelsäure  allgemein  als  eine  Schwefel- 
säure   angesehen,    in    welcher    ein    Hydroxylsauerstoffatom    durch 

Schwefel  vertreten  ist: 

0.V       /SH 


Hiernach  kann  das  der  Säure  zu  Grunde  liegende  Oxyd  sowohl 
SOj  als  SOjS  sein  und  die  Thioschwefelsäure  dementsprechend 
SO3  +  H,S  oder  SOgS  +  H3O.  Die  Bildung  der  Thiosulfate  aus 
Sulfit  und  Schwefel  giebt  hierüber  keinen  Aufschlufs.  Dagegen 
spricht  die  Reduzierbarkeit  der  Thiosulfate  zu  Sulfiten,  also  Weg- 
nahme eines  Atoms  Schwefel,  sehr  für  die  Betrachtung  des  Oxyds 
als  SOjS,  da  im  anderen  Falle  eine  solche  kaum  zu  erwarten  wäre. 


>  Siehe  S.  409. 

"^  Ber,  deutsch,  ehem.  Qea,  7,  646. 


—     421 


/.S 


Man    kann    annehmen,    dafs  dieses  Schwefelatom  im  S    0  weniger 

0 

fest  gebunden  ist,  als  das  entsprechende  Sauers tofi'atom  im  Schwefel- 

trioxyd  und  ihm  daher  von  gewissen  *  Reagentien  entrissen  werden 

kann,  welche  Schwefeltrioxyd  nicht  zu  Schwefeldioxyd  zu  reduzieren 

vermögen.   Auch  die  Erscheinung,  dafs  die  Plumbite  auf  Thiosulfate 

in  der  Kälte  gar  nicht,  in  der  Wärme  nur  sehr  wenig  unter  Bildung 

von  Bleisulfid  einwirken,  steht  im  Widerspruch  mit  der  Auffassung 

der  Thioschwefelsäure  als  Sulfhydrat  des  Schwefeltrioxyds. 

Müneheny  Laborat  für  angew,  Chemie  der  kgl,   Universitäi,  4.  Mai  1898. 
Bei  der  Redaktion  eingegangen  am  5.  Mal  1898. 


Ein  neues  Verfahren  der  Molekelgewichtsbestimmung 

nach  der  Siedemethode. 

Von 

W.  Landsbeboeb. 

Mit  1  Figur  im  Text 

Nachdem  ich  unlängst  über  ein  neues  Verfahren  der  Molekel- 
gewichtsbestimmung nach  der  Siedemethode  kurz  berichtet^  habe, 
sei  es  mir  gestattet ,  diese  Mitteilung  durch  eine  Anzahl  Beob- 
achtungen zu  ergänzen,  die  das  Arbeiten  nach  dieser  Methode  er- 
leichtem und  zur  Beurteilung  derselben  beitragen  mögen. 

Die  Molekelgewichtsbestimmungen  werden  am  besten  in  dem 
in  Fig.  1  abgebildeten  Apparate  ausgeführt.  Das  gewöhnliche 
Reagensglas  a  von  3  cm  innerem  Durchmesser  und  16  cm  Höhe, 
welches  in  2  cm  Entfernung  vom  Rande  eine  Öffnung  b  besitzt, 
stellt  das  eigentliche  Siedegefäfs  dar.  Es  wird  verschlossen  durch 
einen  zweifach  dui-chbohrten  Kork  c,  dessen  eine  Öffnung  für  ein 
in  720 "  geteiltes  Thermometer^  d  bestimmt  ist,  während  durch  die 
andere  Durchbohrung  ein  zweimal  rechtwinklig  gebogenes  Glasrohr  e 
geht.  Der  längste  Schenkel  des  Rohres  e  ist  sowohl  nach  der  dem 
Beobachter  zugekehrten,  als  auch  nach  der  ihm  abgewendeten  Seite 
schräg  abgeschliffen,  damit  der  Dampf  möglichst  ungehindert  und 
nach  allen  Richtungen  hin  gleichmäfsig  austreten  kann.  Durch 
dieses  Glasrohr  wird  der  Dampf  eingeleitet,  welcher  in  einem  Rund- 
kolben /'  erzeugt  wird.  Letzterer  ist  durch  einen  ebenfalls  mit 
zwei  Öffnungen  versehenen  Kork  g  verschliefsbar ;  durch  die  eine 
Durchbohrung  geht  eine  Sicherheitsröhre,  durch  die  andere  die 
Röhre  e,  Mitteist  eines  Korkes  h  ist  mit  dem  Siedegefäfs  ein 
zweites  Reagenzglas  i  von  etwas  gröfseren  Dimensionen  verbunden, 
welches  mit  einem  in  einiger  Entfernung  v(mi  Rande  schräg  ange- 
schmolzenen Glasrohre  k  versehen  ist.  Ein  Kork  oder  ein  Stückchen 
Gummischlauch  stellt  die  Verbindung  von  k  mit  einem  LiEBio'schen 
Kühler  /  her. 

'  Ber.  deutsch,  ehem.  Ges,  31,  458  ff. 

-  Geuaueres  siehe  Ber,  deutsch,  ehern,  Oes.  31,  463. 


Tenncluajiordiiiiii^  fflr  Alkohol  oder  Benzol  all  LötongsmitteL 


'/■  natOrl.  Grürüe  (der  Kühler  ist  wegen  Raummuigel  stärker  verkürzt  wordeo). 

Dieser  Apparat  liat  sich   im  Laufe  <ler   Untersuchuug  als  der 
zweckmärsigste '  herausgestellt.    Doch  möchte  ich  die  Modiäkationeu 


'  FUr  Wasser   als   Loanngsinittel    vereinfacht  sich  der   Apparat    Siehe 
Ber.  deutle/,,  ehem.   Oe«.  Sl,  462. 


—     424     — 

des  Apparates,  mit  welchem  die  ersten  Molekelgewichtsbestimmnngen 
ausgeführt  wurdeu,  nicht  ganz  mit  Stillschweigen  übergehen. 

Bei  den  ersten  Versuchen  benutzte  ich  als  Siedegetafs  eine 
dreihalsige  WouLPF'sche  Flasche,  deren  Tubi  zur  Aufnahme  des 
Einleitungsrohres ,  des  Thermometers  und  der  Ableitungsröhre  des 
durch  die  Flüssigkeit  hindurchgegangenen  Dampfes  dienten;  später 
verwendete  ich  statt  der  WouLPF'schen  Flasche  eine  gewöhnliche 
Pulvertiasche,  darauf  ein  weites  Reagensglas.  Diese  Gefäfse  wurden 
durch  einen  dreifach  durchbohrten  Kork  verschlossen. 

Um  eine  geringere  Menge  Substanz  anwenden  zu  können,  wählte 
ich  dann  ein  engeres,  nur  von  einem  mit  zwei  Oflfnucgen  versehenen 
Kork  verschlossenes  Reagensglas,  dem  ein  Glasrohr  zur  Verbindung 
mit  dem  Kühler  angeschmolzen  wurde.  Zum  Schutze  gegen  Luft- 
strömungen und  zur  Verminderung  der  Wärmeabgaben  war  das 
Reagensglas  von  einem  weiteren  umgeben,  welches  als  Luftmantel 
diente.  Schliefslich  ging  ich  dann  zu  dem  oben  ausführlich  be- 
schriebenen Apparat  über. 

Ausführung  einer  Molekelgewichtsbestimmung. 

Um  eine  Molekelgewichtsbestimmung  auszuführen,  bringt  mau 
in  das  Siedegefäfs  a  (Fig.  1)  nur  so  vieP  Lösungsmittel,  dafs  gegen 
Ende  des  Versuchs  die  Quecksilberkugel  des  Thermometers  gerade 
von  der  Flüssigkeit  bedeckt  ist. 

Darauf  fügt  man  den  Kork  c  so  ein,  dafs  die  Röhre  e  den 
Boden  des  Gefäfses  berührt,  während  das  Thermometer  d  sich 
seitlich  daneben  befindet,  und  umgiebt  das  Reagensglas  mit  dem 
Mantel  L 

Den  Kolben  f  dagegen  füllt  man  mit  ungefähr  7*  1  Lösungs- 
mittel* und  wirft,  damit  ein  gleichmäfsiges  Sieden  stattfindet,  zwei 
Thonstückchen  in  die  Flüssigkeit.  Sie  wird  entweder  ins  Siedeu 
gebracht  durch  direkte  Erhitzung  mittels  einer  Flamme  (bei  Alkohol, 
Benzol  und  Wasser  als  Lösungsmittel),  oder  dadurch,  dafs  man  den 
Kolben  in  ein  angewärmtes  Wasserbad  stellt,  unter  welchem  man 
den  Brenner  entfernt  hat.  Hängt  man  den  Kolben  derart  hinein, 
dafs  das  Niveau  innerhalb  und  aufserbalb  des  Kolbens  ziemlich 
gleich  hoch  ist,    so  empfiehlt  sich  für  Athyläther  als  Lösungsmittel 

*  Genaueres  siehe  Ber,  deutsch,  aheni.  Ges.  31,  464. 

-  Will  man  nur  wenige  Bestimmungen  austühren  und  ist  daher  nur  im 
Besitz  (;iiicr   geringen  Flüösigkeitsiuengc,  so  genügen  event.  100 — 125  ccm. 


425 


ein  Wasserbad  von  ungefähr  70^,  für  Schwefelkohlenstoff  von 
ca,  80^,  für  Aceton  und  Chloroform  von  ca.  100^  Anfangstemperatur. 

Nachdem  man  das  Kühlwasser  angestellt  und  den  mit  einem 
kleinen  Schornstein  versehenen  Bunsenbrenner  angezündet  resp.  den 
Entwicklungskolben  in  das  auf  die  angegebene  Temperatur  erhitzte 
Wasserbad  gestellt  hat,  steckt  man  die  Bohre  e  des  Siedeapparats 
durch  die  freie  Öffnung  des  die  Sicherheitsröhre  tragenden  Korkes  ff 
und  verbindet  mittels  eines  Korkes  oder  eines  kurzen  Gummi- 
schlauches das  Ansatzrohr  k  mit  dem  Kühler  /. 

Sobald  nun  das  Lösungsmittel  im  Entwickelungskolben  siedet 
und  die  Luft  im  wesentlichen  verdrängt  ist,  wird  sich  der  die  Bohre  e 
passierende  Dampf  kondensieren,  und  gleichzeitig  wird  die  Temperatur 
der  Flüssigkeit  in  a  schnell  steigen,  bis  sie  schliefslich  einen  kon- 
stanten Wert  erreicht  hat.  Es  ist  ratsam,  die  Temperatur  jede 
Viertel  Minute  abzulesen  und  aufzunotieren,  damit  man  aus  den 
Zahlen  den  Gang  der  Temperatur  ersehen  kann  und  sich  betreffs 
der  Konstanz  nicht  täuscht.  Als  Beispiel  seien  die  in  Zwischen- 
räumen von  einer  Viertel  Minute  beobachteten  Temperaturen  bei 
einigen  Lösungsmitteln  wiedergegeben. 

Die  Temperaturen  sind  nicht  korrigiert.  Bei  dem  für  Alkohol 
benutzten  Thermometer  war  eine  kleine  Menge  Quecksilber  abgetrennt 
worden. 


Verflossene 

1 

•• 

Lösungsi 

nittel : 

r 
1 

Minuten 

Athyl- 
äther 

Schwefel- 
kohlenstoff 

46.790 

j 
Aceton 

Äthyl- 
alkohol 

:    Benzol 

.1 

77.50* 

Wasser 

34.85<> 

1 

72.90  <> 

99.770 

34.90 

46.85 

54.00« 

j     73.09 

79.88 

99.87 

34  917 

46.865 

54.67 

'     73.19 

80.10 

99.92 

1 

34.928 

46.877 

54.81 

73.23 

'     80.18 

99.94 

34.935 

46.887 

;     54.89 

73.247 

80.22 

99.95 

3i.94 

46.895 

54.93 

73.258 

1     80.25 

99.953 

34.944 

46.897 

54.95 

73.270 

80.26 

99.957 

2 

34.94G 

46.897 

54.97 

73.274 

80.27 

99.961 

34.947 

46.897 

54.988 

73.278 

80.278 

99.965 

34.948 

46.897 

54.996 

73  282 

80.292 

99.973 

84.949 

46.897 

54.998 

73.285 

80.294 

99.973 

3           1 

34.950 

46.897 

1     54.998 

73.286 

80.297 

99.973 

:  4.950 

i     54.998 

73.287 

80.298 

99.978 

1 

34.950 

54.998 

73.288 

:     80.298 

99.973 

34.950 

54.998 

73.288 

■     80.299 

99.973 

4 

34.950 

1     54.998 

73.288 

;     80.300 

99.973 

i 

1 

34.950 

t 

1 

1 

73.288 
73.288 
73.288 

80.300    ' 
■     80.300    ! 
80.300 

99.973 

5 

1 

'     80.300 

Z.  anorg.  Chem.  XVU. 


29 


426      - 


Wie  folgende  Temperaturablesungen  darthon,  war  die  Konstanz 
des  Siedepunktes  des  reinen  Lösungsmittels  nicht  weniger  gut  bei 
Anwendung  des  nur  mit  einem  Luftmantel  umgebenen  SiedegefiLfses. 


Verflossene 
Minoten : 


Lusongsmittel: 
SrÄ       ^«*»*»"       ÄthyWkohol 


s 


40.M>» 

54.50* 

TT.-* 

45.S5 

56.30 

T8.10 

45.99 

56.50 

T8.20 

46.0» 

56.5T 

T8.26 

46.13 

56.62 

T8.29 

46.15 

56.635 

T3.30 

46.1T 

56.645 

TS.31 

46.1T5 

56.64S 

TS.33 

46.1  S5 

56.64S 

TS.34 

46.1  ST 

56.650 

TS.345 

46.1ST 

56.650 

T8.350 

46.1$T 

56.650 

T8.350 

46.1>: 

56.650 

TS350 

46.1  ST 

56.650 

TS.350 

46,1ST 

56.650 

Tä350 

46.1  ST 

56.650 

TS.350 

46,  IST 

56.650 

TS.350 

46.1ST 

56.650 

Ta.S50 

56.650 

TS.350 

5f.650 

In  der  Re^I  is:  die  Konsidkai  in  3 — 6  Minuten.^  Tom  Beginn 
oer  Kondensation  an  cen?ohnet,  erreicht,  und  man  unterbricht  den 
Ver^uoli.  v^nn  etwa  wähnend  V^  Minuten  kein  Temperaturunter- 
schied ahceles^n  wunie. 

Es  ist  lu  empfehlen  bei  der  Kärze  der  Zeit,  die  dieser  Ver- 
such erbeisch:.  ihn  lur  Kc^nirv^lle  n  wiederholen,  besonders  wenn 
man  nich  dies^er  Methode  ncsrh  weni*  ced^rbeitet  hat,  oder  ein  noch 
rächt  v^rw\e-ce:e!S  LÄsur.c<i:i:::el  hen-iir*  Mas  giefst  dann  die  in 
sl2nt!:c*ie:::  GeiäLsen  bedudocii«:   Fl-lssifkeitsBengen  lu  dem  noch 


N*ci  i^rs.  ..l^  i>^«»  5er  M::^k*ice^v-issö 
S.  Ilr.  i..4:aeirs  «f  «uw.  ^^'^'V'^-it'  rvx::  xi-i  s.v-^ 

-V  3&*'     ;>i»*    S-t*r^.     ly^    t\,  tK .  Ä   K.MtfCfcll 


1S9SI 
die  Tem- 
gewoides  ist 


<s 


Zeit 


^  ^^ 


*\ 


^     427      - 

nicht  gebrauchten  Lösungsmittel,  schüttelt  durch,  füllt  und  setzt 
den  Apparat  genau  wie  beim  ersten  Male  in  Thätigkeit  Man 
versäume  hierbei  nicht,  die  alten  Thonstückchen  durch  neue  zu 
ersetzen. 

Vorausgesetzt,  dafs  man  richtig  gearbeitet,  und  der  Barometer- 
stand sich  in  dieser  kurzen  Zeit  nicht  geändert  hat,  wird  man  den- 
selben Wert  ftlr  die  Siedetemperatur  finden. 

Ein  Beweis  für  die  gute  Übereinstimmung  mehrerer  vollständig 
neu  angesetzter  Siedepunktsbestimmungen  des  reinen  Lösungsmittels 
mögen  folgende  Zahlen  sein: 


Zeit  der  Ablesung 


Siedepunkt  des  Äthyl- 
alkohols (unkorr.) 


Unkorr.  Barometer- 
stand und 
Zimmertemperatur 


8  U.  51  Min.  Vorm 

1 

78.350  0 

763.1  mm 

13.9<> 

9  U.  25  Min. 

„     1                  78.350 

763.1 

13.9 

9  U.  40  Min. 

„                       78.350 

763.1 

13.9 

9  U.  57  Min. 

„                       78.350 

763.1 

13.9 

11  U. 

78.350 

763.1 

13.9 

11  U.  57  Min. 

„     ;                   78.350 

768.1 

13.9 

12  U.  35  Min. 

78.350 

Siedepunkte  des 

Schwefelkohlenstoffes 

(unkorr.) 

763.1 

13.9 

/ 

46.452« 

765.4  mm 

16.3<» 

Zwischen          1 
11  und  12»/,  Uhr  { 
Mittags 

46.452 
46.450 
46.450 

765.4 

16.6 

Siedepunkte  des  Wassers 
(unkorr.) 

1 

' 

100.000  <> 
'                100.095 

770.9  mm 

1 

14.2« 

100.100 

770.9 

14.1 

100.100 

i       770.9 

14.1 

Zwischen 

100.100 

3  und  7  Uhr 

( 

100.098 

770.9 

14.1 

Nachmittags 

100.096 
100.09b 

770.75 

14.1 

100.099 

'       770.9 

14.2 

100.098 

. 

1                 100.099 

770.9 

14.3 

Zum  Vergleich  sind  die  Beobachtungen  von  Paul  Fuchs  abge- 
druckt,   welche  er   mit  einer   durch  Innehalten   der  Eonstanz  der 

29* 


—     428     — 

Temperatnr,  darch  Stabilität  u.  s.  w.  sich  auszeichnenden  Modifikation 
des  Beckmann*  sehen  Apparates  erhalten  hat. 

Beobachtungsergebnisse  Ton  Paul  Fuchs.^ 

Gemeeseu  mit  einem  meustmtischen  Thermometer  Xr.  $5T1  aas  Jenaer  Glas  16™ 

h'ia  zur  Skaleneinschmebong  in  Damp£ 
Der  Skalenwert  ist  anter  Berucksichtignng  des  Kapillarkalibers  ermittelt. 


DampfioDantel: 

Siedegefals 

• 
• 

Zeit  in 

Miuaten 

I. 
H,0 

II. 
H,0 

III. 
CcHjNHf 

i.        n.           III. 

CA  H,0-i-XaCl  C.H,NH, 

+79.65* 

100.75- 

183.72* 

0 

99.6^ 

99.Ä^ 

1S3.T* 

-h  0.000« 

+0.080^' 

-r  0.070^ 

5 

— 

99.1? 

183.6 

0.000 

0.050 

0.060 

10 

99.6 

— 

1?3.T 

0.000 

0.070 

0.060 

15 

99.6 

— 

1>3.T 

0.010 

0.090 

0.060 

20 

99.6 

— 

0.010 

0.1^40 

0.050 

25 

99.^ 

0.020 

0.055 

0.050 

30 

— 

o.<:»20 

0.045 

0.050 

35 

— 

— 

0.020 

0.055 

0.030 

40 

^9.S 

— 

0.020 

0.070 

0.040 

45 

99.S 

1S3.T 

0.0 10 

0.000 

0.030 

50 

— 

lä3.T 

0.000 

aoio 

0.020 

55 

— 

1S3.T 

0.040 

0.040 

0.020 

»iO 

— 

0.040 

0.005 

0.030 

•55 

9^.S 

— 

0.030 

0.010 

0.040 

70 

163.T 

0.030 

0.000 

0.040 

T5 

— 

1>3.T 

0.040 

0.000 

0.040 

SO 

?9.6 

— 

0.030 

0.010 

0.050 

85 

— 

— 

0.020 

0.005 

0.000 

90 

v»9.> 

— 

0.020 

0.000 

c.ooo 

95 

— 

— 

0.000 

0.0S0 

0.050 

IW 

1S3.T 

0.020 

0.085 

0.070 

105 

99. -i 

— 

0.010 

0.085 

0.090 

110 

99.^ 

0.021* 

0.055 

0.0^0 

Gröiste  Ehfferenzen:    0.040         0.175*       0.090 

Während  oben  genannter  Beobachter  im  Laufe  von  nicht  zwei 
Stunden,  ohne  den  Versuch  zu  unterbrechen,  in  einem  komplizierten 

*  Zeits^hr.  ph^s.  Ch-^m.  a?97;  *2.  72. 

*  Si«*depiinkte  tur  760.5  mm. 

*  Fuchs  giebt  hier  wohl  irrtümlicherweise  J^n  Wert  0.085  an. 


—     429     — 

und  kostspieligen  Apparat  Temperatardifferenzen  bei  Benzol  von 
0.040^  bei  Anilin  von  0.090^  bei  Wasser  sogar  von  0.175 <*i  (die 
durch  Änderungen  des  Barometerstandes  bewirkten  Differenzen  sind 
schon  berücksichtigt)  gefunden  hat,  weisen  meine  Zahlen  für  Wasser 
nur  eine  gröfste  Differenz  von  0.005^  (die  teilweise  noch  durch 
Änderung  des  Barometerstandes  veranlafst  sein  kann)  auf,  trotzdem 
die  Versuche  auf  einen  ganzen  Nachmittag  verteilt  waren  und,  ab- 
wechselnd in  demselben  Appai*at  Siedepunktsbestimmungen  von 
Losungsmitteln  und  von  Lösungen  vorgenommen  wurden. 

Einige  Male  wurde  das  Thermometer  in  den  Dampf  eines  ge- 
wöhnlichen mit  Wasser  gefüllten  Siedeapparats'  gebracht,  und  es 
zeigte  sich,  dafs  der  im  Wasserdampf  bestimmte  Siedepunkt  mit 
dem  im  Wasser  beobachteten  übereinstimmte.  Man  kann  also 
diese  Methode  sehr  vorteilhaft  zur  Bestimmung  des  Siedepunkts 
einer  Flüssigkeit  benutzen,  falls  man  im  Besitz  einer  genügenden 
Menge  derselben  ist. 

Ist  also  nun  der  Siedepunkt  des  reinen  Lösungsmittels  mit 
Sicherheit  bestimmt,  so  giefst  man  wieder  sämtliches  Lösungsmittel 
zusammen,  füllt  und  setzt  den  Apparat  genau,  wie  oben  beschrieben, 
in  Thätigkeit,  nur  dafs  man  in  das  Siedegefäfs  a  (Fig.  1)  die  bereits 
vorher  in  einem  Glasröhrchen  auf  Milligramme  abgewogene  Menge 
Substanz  schüttet  und  mit  der  betr.  Menge  Lösungsmittel  die  dem 
Röhrchen  noch  anhaftenden  Substanzteilchen  in  das  Siedegef&fs 
hineinspült.  Man  beobachtet  wieder  die  Temperaturen,  womöglich 
jede  Achtel  Minute,  und  unterbricht  den  Versuch,  sobald  man  drei 
Mal  nach  einander  dieselbe  Temperatur  abgelesen  hat,  indem  man 
die  Verbindung  mit  dem  Kühler  löst,  das  Glasrohr  e  aus  dem 
Korken  g  herauszieht  und  das  äufsere  Gefäfs  i  nebst  dem  Propfen  h 
entfernt.  Mit  zwei  kleinen,  bereit  liegenden  Gummipfropfen  ver- 
schliefst man  die  Öffnung  b  und  das  freie  Ende  der  Röhre  e,  wägt 
den  äufserlich  gesäuberten,  an  einer  Drahtschlinge  aufgehängten 
Apparat,  einschliefslich  Glasrohr  und  Thermometer,  auf  einer  Tarier- 
wage auf  Gentigramme. 

Man  reinigt  darauf  den  Apparat,  trocknet  und  wägt  ihn,  in 
derselben  Weise  aufgehängt,  nebst  den  Gummipfropfen. 

Subtrahiert  man  von  dem  Gewicht  der  Lösung,  d.  i.  die  Differenz 
der  beiden  Wägungen,  das  Gewicht  der  Substanz,  so  resultiert  das 


^  Innerhalb  5  Minuten  hat  Fuchs  schon  Differenzen  von  0.165^  erhalten. 
^  Kohlrausch,  ,,Leitfaden  der  praktischen  Physik",  §  22  B. 


—     430     — 

Oewicht  des  Lösungsmittels,  und  es  ist  leicht  die  in  100  g  Lösungs- 
mittel gelöste  Menge  Substanz  (Prozentgehalt)  zu  berechnen.  Dieser 
Prözentgehalt,  mit  der  für  das  Lösungsmittel  berechneten  Konstante 
multipliziert  und  durch  die  Siedepunktserhöhung  dividiert  ^  ergiebt 
uns  das  gefundene  Molekelgewicht. 

Wenn  man  in  dieser  Weise  mit  dem  angegebenen  Apparat 
operiert,  erhält  man  Resultate ,  die,  wie  aus  weiter  unten  abge- 
druckten Tabellen  hervorgeht,  sehr  gut  mit  denen  anderer  Beobachter 
übereinstimmen. 

Bei  einigen  Versuchen  ist  jedoch  in  etwas  anderer  Weise  ver- 
fahren worden.  Bei  einer  gröfseren  Anzahl  von  Bestimmungen  wurde 
das  Einleiten  des  Dampfes  in  die  Lösung  längere  Zeit  fortgesetzt, 
und  erst  der  Versuch  unterbrochen,  als  ein  deutliches  Sinken  der 
Siedetemperatur  eintrat.  Die  Versuche  ergaben  dann  ein  zu  kleines 
Molekelgewicht,  als  dessen  Ursache  ich  das  Zurückbleiben  des 
Thermometers  ansah.  Dem  widersprach  auch  nicht,  dafs  bei 
wenigen,  der  Vollständigkeit  halber  ausgeführten  Versuchen,  die  vor 
dem  EIrreichen  des  Siedepunkts  der  Lösung  unterbrochen  wurden, 
das  Molekelgewicht  zu  grofs  gefunden  wurde.  Es  findet  auch  hier 
die  alte  physikalische  B.egel  Bestätigung,  dafs  man  im  Maximum 
oder  Minimum  beobachten  soll. 

Mitteilungen  sämtlicher  ausgeführten  Molekelgewichtsbestimmungen« 

Sämtliche^  ausgeHlhrten  Molekelgewichtsbestimmungen  sind  in 
folgenden  Tabellen  mitgeteilt.  Am  Kopf  derselben  sind  diejenigen 
Siedepunktserhöhungen  (für  1  Gramm  -  Molekel  Substanz  in  100  g 
Lösungsmittel)   angeführt,    welche   von   Beoemank   nach  der  yai^'t 

HoFP*schen   Formel   6'«=—^: —   berechnet    und    von    ihm   in   den 

meisten  Fällen  angewendet  wurden. 

In  Kolumne  7  sind  die  direkt  beobachteten  Temperaturer- 
höhungen abgedruckt,  während  die  in  8  sich  findenden  Temperatur- 
differenzen auf  ein  von  der  Physikalisch -technischen  Reichsanstalt 
geprüftes  BECXMANN'sches  Thermometer*  bezogen  sind. 


^  Nach  Abschlufs  der  Untersachuug  sind  mit  gutem  £rfolge  einige  Be- 
Btimmuugen  von  Körpern  ausgeführt  worden,  deren  Molekelgewichte  noch  nicht 
ermittelt  waren.  Die  Resultate  sind  an  anderer  Stelle  (Ber,  deutsch,  ckem,  Oes, 
31,  1169  ff.  und  31,  1276)  mitgeteilt  worden. 

^  Die  verwendeten,  in  Vso^  geteilten  Thermometer  sind  sämtlich  durch 
Vergleichung  zweier  oder  mehrerer  Punkte  mit  einem  von  der  Physikalisch- 
technischen  Keicheanstalt  in  Charlottenburg  kontrollierten  BECKVANN^schen  Ther- 


-     431     —  ^ 

Spalte  9  enthält  die  aus  den  vorangeschickten  Siedepunkts- 
erhöbungen  für  1  Gramm-Molekel  Substanz  in  100  g  Lösungsmittel 
und  aus  den  korrigierten  Ek'höhungen  sich  ergebenden  MoL-6ewichte. 

Um  die  Übereinstimmung  meiner  Resultate  mit  dem  anderer 
Beobachter  augenfällig  zu  machen,  sind  in  Kolumne  10  die  von 
letzteren  gefundenen  Molekelgewichte  mitgeteilt. 

An  die  Spitze  der  Tabelle  stelle  ich  einige  rohe  Versuche 
(1 — 63),  bei  welchen  in  Zehntel  Grade  geteilte  Thermometer^  benutzt 
wurden.  Die  Abwägung  der  Substanz  geschah  bei  diesen  Ver- 
suchen in  der  Regel  nur  mit  einer  Genauigkeit  von  einigen  Centi- 
grammen.  Zur  Bestimmung  des  Gewichtes  des  Lösungsmittels  wurde 
nach  dem  Versuch  das  Siedegefäfs  (ohne  Thermometer  und  Rohr) 
mit  einem  nicht  durchbohrten  Korken  verschlossen  und  gewogen. 
Das  Abwägen  wurde  nur  auf  einige  Decigramme  vorgenommen. 


mometer  korrigiert  worden.  Die  VergleichuDg  wurde  so  vorgenommen,  dafs 
beide  Thermometer  neben  einander  in  ein  oben  beschriebenes  Siedegeftfis  ge- 
bracht und  die  Siedepunkte  zweier  Losungsmittel  oder  eines  Lösungsmittels 
und  einer  Losung  mit  beiden  Thermometern  bestimmt  wurden.  Jeder  Versuch 
wurde  einige  Male  wiederholt.  Das  in  der  Nähe  von  100^  gebrauchte  lliermo- 
meter  wurde  in  einen  gewöhnlichen,  mit  Wasser  gefüllten  Siedeapparat  eben- 
falls neben  das  BECKMAMN'sche  Thermometer  gebracht,  und  die  Siedetemperatur 
bei  verschiedenen  Drucken  abgelesen. 

Die  Vergleichung  ergab,  dafs  die  Abweichungen  nur  sehr  gering  waren 
und  ohne  Schaden  für  die  gewöhnlich  erforderliche  Genauigkeit  der  Versuche 
vernachlässigt  werden  können.  Bei  den  unten  abgedruckten  Bestinunungen 
sind  jedoch  die  auf  das  BECKMANN'sche  Thermometer  korrigierten  Temperatur- 
differenzen zur  Rechnung  benutzt  worden. 

Die   auf  das  Wasserstoffthermometer  bezogenen  PrUfungsergebnisse   des 
BECKMANN*schen  Thermometers,   die  wegen   des  Vergleichs  mit  den  Resultate 
anderer  Beobachter  nicht  berücksichtigt  wurden,  sind  folgende: 


1. 


Bei  der  Quecksilber- 


2.  '  3.  '4. 

'  und  einer  mittleren  '  .  .  -  Grad  der  will- 
in  den  Tempe-  1  Temperatur  des  her-  |    i,«i.i;«ijon  Teilunir 
raturen  Ausracrenden  Fadens  ,  .  *    ^      -,  ^^^ 


füllung  raturen         !  ausragenden  Fadens ;        j^.^j^  q^.^^  q 

1  vnn    ofnra  O 


von  etwa 


L  0—5  1  15  0.992 

IL  55—60  I  27  1.016 

III.  95—100        I  32  1.029 

I 

I  I  ! 

Ergiebt  die  Beobachtung,  dafs  die  mittlere  Fadentemperatur  um  etwa  6^ 
höher  oder  niedriger  ist,  als  in  Spalte  3  angegeben  wurde,  so  ist  der  in  Spalte 
4  verzeichnete  zugehörige  Grad  wert  um  0.001  Grad  zu  verringern  bezw.  zu 
vergrößsem. 

^  Bei  den  Versuchen  7  u.  8  wurde  das  BECKiiANN'sche  Thermometer  benutzt. 


432 


Tabelle  I. 

LösuDgsmittel :  A  t  h  7 1  ä  t  h  e  r.^ 


1. 

2. 

8. 

1        ~*. 

5. 

Substanz 

Versuch 

Nr. 

Name 

Formel  und  Mol.- 
Gewicht 

Substanz 
in  g 

1 

Losungs- 
'  mittel  in  g 

1 

Naphtalin 

1 

i        C„H,  =  128 

3.15 

88.1 

2 

«» 

1                                 " 

3.22 

80.1 

3 

Resorcin 

C,H«(OH),  =  110 

3.07 

89.8 

4 

Benzoesäure 

C,H,.COOH=122 

3.09 

76,9 

5 

Diphenylamin 

(C.H.),.NH-169 

,         3.32 

75.3 

6 

Naphtalin 

C,<^,=128 

1.50 

13.6 

Lösungsmittel:  Schwefelkohlenst 

off.* 

1.37 

76 

Naphtalin 

,        C„H,  =  128 

86.8 

8» 

Diphenylamin 

(C.H.),NH=169 

4.55 

96.0 

Lösungsmittel:  Aceton.' 

9 

Naphtalin 

C»oH,  =  128 

1.89 

35.6 

10 

Beuzo6sänre 

CeH,.COOH  =  122 

1.88 

37.7 

11 

Resorcin 

C8H,(OH)i  =  110 

1.86 

34.6 

12 

»» 

V 

1.87 

34.6 

13        , 

Diphenylamin 

(C,H,\NH  =  169 

1.90 

36.3 

Lösungsmittel:  Chloroform.' 

14 

Naphtalin 

!    C,oH,  =  128 

1.88         1 

72.1 

15 

Phtalimidin 

C,H«<^2^>NH  =  133 

0.87 

65.9 

16 

Naphtalin 

;    C„H,  =  128 

1.01         i 

23.8 

17 

yf 

1 

1.48 

22.6 

18 

Acetanilid 

C.H,.NH(CjH,0)=136 

0.66 

25.3 

19 

Diphenylamin 

(C,Hj),NH  =  I69 

0.87 

22.6 

*  Präparat  von  J.  D.  Riedel  in  Berlin  (Preis  k  kg  1. —  Mk.). 

*  Bei  den  rohen  Versuchen  (1—63)  sind  die  Temperaturdifferenzen  nicht 
korrigiert  worden.  Das  in  Spalte  9  angegebene  Molekelgewicht  ist  also  bei 
diesen  Versuchen  aus  der  direkt  beobachteten  Temperaturerhöhung  berechnet 
worden. 

*  B  resp.  Bz  oder  S  bezeichnet,  dafs  die  angeführten  Molekelgewichte 
unter  denselben  Bedingungen  von  Beckmann  (cf.  Zeitsehr,  phys,  Chtm,  [1889^ 
8,  604;  [1889]  4,  542;  [1890]  6,  438:  [1891]  8,  226;  [18961  21,  254)  resp.  von  Biltz 
oder  seinen  Schülern  (cf.  Biltz,  ,,Die  Praxis  der  Molekelgewicht^besümmung*', 
[1898],  S.  140),  oder  Schlamp  (cf.  Zeitschr,  phys.  Chem.  [1894]  14,  272)  ermittelt 
worden  sind.  Da  bekanntlich  die  nach  der  Siedemethode  gefundenen  Molekular- 


433 


Tabelle  I. 

SiedepunktserhOhung  ftir  1  Gramm-Mol.  Substanz  io  100  g  Lösungsmittel  =  21.1*. 


6. 

7. 

8. 

9. 

10. 

g  Substanz 

auf 

100  g  Lösungsmittel 

Beobachtete 
Temperatur- 
erhöhung 

Korrigierte 
Temperatur- 
erhöhung' 

Gefundenes 
Molekel- 
gewicht' 

Von  anderen  Be- 
obachtern gefundene 
Molekelgewichte  ' 

3.58 

0.59 

12S 

B  127 

4.02 

0.645 

132 

B  128 

3.42 

0.62 

1 

116 

B  115,  113 

4.02 

0.67 

127 

B  123 

4.41 

0.52 

179 

— 

11.03 

1.70 

137 

B  138 

Siedepunktserhöhung  für  1  Gramm-Mol.  Substai 

nz  in  100  g  Lösungsmittel  =  23.7®. 

1.58 

0.272 

13S 

B  137,  132,  131 

'    4.74 

0.64 

176 

— 

Siedepunktserhöhi 

ung  für  1  Gran 

im-Mol.  Substai 

iz  in  100  g  Lösungsmittel  =  16.7^ 

5.31 

0.71 

125 

B  133 

4.99 

0.71 

117 

B  119,  120 

5.38 

0.89 

101 

— 

5.41 

0.89 

101 

— 

5.23 

0.51 

171 

— 

Siedepunktserhöhi 

mg  für  1  Gram 

m-Mol.  Substan 

\z  in  100  g  Lösungsmittel  =  36.6^ 

2.61 

0.70 

136 

B  129 

1.32 

0.36 

134 

— 

4.24 

1.12 

139 

B  131 

6.55 

1.70 

141 

B  131 

2.61 

0.67 

143 

— 

3.85 

0.83          , 

1 

i 

170 

— 

fewichte  sich  häufig  mit  der  Konzentration  der  Lösung  ändern,  so  sind,  falls 
eine  Bestimmungen   bei   dem  betreffenden  Prozentgehalt   ausgeführt   worden 
sind,  die  annähernd  inter-  oder  extrapolierten  Werte  abgedruckt 

^  KAHLBAüM*sches  Präparat  O&ut  Preisliste  vom  Novbr.  1897  &  k^  1.50  Mk.). 
^  Bei  den  Versuchen  7  und  8   wurde   das   BECKKAKN'sche   Thermometer 
benutzt 

"  KAHLBAUM'sches  Präparat  vom  Siedepunkt  56 — 58  <^   laut  Preisliste  vom 
November  1897  k  kg  1.80  Mk. 

'  Präparat  von  C.  A.  F.  Kahlbaum  in  Berlin  &  kg  3  Mk.,  nach  dem  Be- 
handeln mit  Chlorcalcium  fraktioniert  destilliert. 


—     434 


LöBongsmittel:  Wasser. 


1. 

Versuch 
Nr. 


Sobstanx 


Name 


3. 

Fonnel  und  Mol. 
Gewicht 


Safafltanz 
in  g 


5. 

LSeongs- 
mittel  in  g 


20 


Boniue 


B(0H)|»€2 


0.89 


17.29 


21 

22 

2S 

24 

25 

26 

2T 
i< 

2:ä» 
30 
Sl 
,^2 
i^? 
$4 

$< 
ST 

$V 

40 
41 
42 
4.^ 
44 
4> 
4r 
4: 

♦  ? 
S5 

>4 


Harnstoff 


Nassi^iCiaMtas 


liAisÄchl'.Tid 


NkSrTij^  L::r-:i: 


,*^c 


n 

0.93 

11.9 

•• 

1.0S6 

13.43 

COiN^^=€t 

0.6d 

14.2 

.« 

O.Tl 

14.4 

■• 

0.82 

13.9 

.• 

0.S2 

13.9 

•* 

0.608 

10.23 

— 

O.TOS 

ll.Tl 

^ 

0.;^ 

13.6 

« 

0.86 

13.7 

» 

0.S6 

13.1 

M 

0.98 

14.4 

.. 

0.93 

13.4 

M 

1.00 

13.1 

^ 

0-ST 

11.2 

CH,.OX»Na=tt 

0.626 

14.17 

» 

0.9TT 

14.92 

«. 

1.301 

13.96 

«, 

2.292 

14.91 

IiC-U-5 

a4is 

13.11 

M 

a4€0 

14.22 

^ 

a5i> 

11.85 

_ 

0.460 

10J3 

„ 

0.723 

11.40 

^ 

Ö.T6T 

ia33 

^ 

0.^^ 

12.06 

^ 

0«* 

11.46 

.^ 

1.049 

13.43 

«. 

1.5>4 

14.78 

5,0K.CVvLl=»*4 

<Ci.4«5 

14.75 

^ 

CLfiOT 

14.42 

^ 

OlT^> 

13.65 

^ 

«LS33 

14.52 

.^ 

«A.«»$ 

11.07 

. 

Cl>5* 

13.71 

. 

Ä.TT5 

11.41 

• 

1.SS2 

12.74 

^» 

U«» 

13.34 

SiedepanktserhShnng  fQr  1  Gcamm-HoL  SabaUiu  in  100  g  LGsaogsmittet— 5.2*. 


g  Subet&ii2 

7. 
Beobachtete 

Korrigierte 

Qefimdeaes 

10. 
Von  anderen  Be- 

aof 

Temporatnr- 

Temperstur- 

Molekel- 

90 g  Löemigsmittel 

erhöhnug 

erhäfaung 

gewicht 

a.iß 

0.385 

69.S 

B  66,8,  63.9,  «B.3, 
«Z.9,  «+.0 

7.82 

0.60 

67.8 

IB  65,4,  85.0,  63.6, 

8.0» 

0.60 

70J 

I      62.6,  64.0 

4.79 

0.38 

77.8 

B  72 

4.83 

0.88 

67.4 

B  72 

bM 

0.48 

63.9 

B  72 

&.S0 

0.50 

60.1 

B  72 

B.D4 

0.47 

65.7 

B  72 

0.00 

0  48 

65.0 

B  72 

6.18 

0.50 

64.3 

B  72 

6.B8 

0.S0 

65.3 

B  72 

8.M 

0.50 

€82 

B  73 

6.B1 

0.52 

68.1 

B  73 

6.94 

0.585 

60.6 

B  73 

7.«8 

0.58 

67.3 

B  73 

7.77 

0.59 

68.5 

B  73 

4.42  ' 

0.50 

46.0 

B  47.6,  S  46.S 

«.65  - 

0.75 

43.4 

B  46.1,  8  4B.7 

8.82 

1.07 

45.3 

B  45.0,  8  43.7 

15.37 

1.B0 

44.4 

B  42.9 

3.19- 

0.68- 

24.4 

S  24.6 

a.SB 

0.68 

25.8 

S  24.4 

4.87 

0.81 

28.1 

S  23.8 

4.49 

0.78 

29.3 

6  23.8 

6.34 

1.37 

24.1 

S  22.8 

7.43 

1.50 

25.8 

_ 

7.88 

l.»2 

22.4 

— 

7.S5 

1.80 

22.1 

— 

7.8« 

1.80 

23.0 

— 

lft7S  - 

2.60  ' 

21.4 

_ 

3.15 

0.20 

82 

S  76 

4.21 

0,23 

95 

8  79 

5.71 

0.33 

90 

S  82 

5.74 

0.35 

85 

S  82 

5.74 

i          0.35 

5.90 

0.83 

H.24 

i           0.34 

6.82 

!           0.35 

0.36 

0.54 

0.55 

S  83 

I    S  BS 

S  84 


426 


Wie  folgende  Temperaturablesungen  darthun,  war  die  Eonstanz 
des  Siedepunktes  des  reinen  Lösungsmittels  nicht  weniger  gut  bei 
Anwendung  des  nur  mit  einem  Luftmantel  umgebenen  Siedegefäfses. 


Verflossene 
Minuten : 

L 

Schwefel-    ; 
kohlenstoff 

f38ungsmittel 
Aceton 

• 
• 

Äthylalkohol 

1 

40.50* 

54.50* 

77.—* 

45.85 

56.30 

78.10 

1 

45.99 

56.50 

78.20 

1 

46.08 

56.57 

78.26 

1 

46.13 

56.62 

78.29 

46.15 

56.635 

78.30 

46.17 

56.645 

78.31 

46.175 

56.648 

78.33 

2 

46.185 

56.648 

78.34 

46.187 

56.650 

78.345 

46.187 

56.650 

78.350 

46.187 

56.650 

78.350 

3 

46.187 

56.650 

78.350 

46.187 

56.650 

78.850 

46.187 

56.650 

78.850 

46.187 

56.650 

78.350 

4 

46.187 

56.650 

78.350 

46.187 

56.650 

78.350 

56.650 

78.350 

56.650 

In  der  Regel  ist  die  Konstanz  in  2 — 6  Minuten,*  vom  Beginn 
der  Kondensation  an  gerechnet,  erreicht,  und  man  unterbricht  den 
Versuch,  wenn  etwa  während  1^2  Minuten  kein  Temperaturunter- 
schied abgelesen  wurde. 

Es  ist  zu  empfehlen  bei  der  Kürze  der  Zeit,  die  dieser  Ver- 
such erheischt,  ihn  zur  Kontrolle  zu  wiederholen,  besonders  wenn 
man  nach  dieser  Methode  noch  wenig  gearbeitet  hat,  oder  ein  noch 
nicht  verwendetes  Lösungsmittel  benutzt.  Man  giefst  dann  die  in 
sämtlichen  Gefäfsen  befindlichen  Flüssigkeitsmengen  zu  dem  noch 

*  Nach  BiLTz,  ,,Die  Praxis  der  Molekelgewichtsbestimmung*'  (Berlin  1898). 
S.  119,  dauert  es  eine,  manchmal  zwei  und  noch  mehr  Standen,  bis  die  Tem- 
peratur im  B£CKMANN*8chen  Apparat  mit  Dampfmantel  konstant  geworden  ist. 
Bei  dem  neuesten  Apparat  mit  Luftmantel  gelingt  es  allerdings  BECsxixy 
{Zcitschr,  phys.  Ckem,  [1896]  21,  250),  die  Konstanz  in  erheblich  kürzerer  Zeit 
<in  20— 25  Minuten)  zu  erreichen. 


427 


nicht  gebranchten  Lösungsmittel,  schüttelt  durch,  füllt  und  setzt 
den  Apparat  genau  wie  beim  ersten  Male  in  Thätigkeit.  Man 
versäume  hierbei  nicht,  die  alten  Thonstückchen  durch  neue  zu 
ersetzen. 

Vorausgesetzt,  dafs  man  richtig  gearbeitet,  und  der  Barometer- 
stand sich  in  dieser  kurzen  Zeit  nicht  geändert  hat,  wird  man  den- 
selben Wert  ftlr  die  Siedetemperatur  finden. 

Ein  Beweis  für  die  gute  Übereinstimmung  mehrerer  vollständig 
neu  angesetzter  Siedepunktsbestimmungen  des  reinen  Lösungsmittels 
mögen  folgende  Zahlen  sein: 


Zeit  der  Ablesung 

Siedepunkt  des  Äthyl- 
alkohols (unkorr.) 

Unkorr.  Barometer- 
stand und 
Zimmertemperatur 

1 

8U.  51  Min.  Vorm.                   78.850  <^ 

763.1  mm 

13.9® 

9  U.  25  Min.       „     '                  78.350 

763.1 

13.9 

9  U.  40  Min.      „ 

78.350 

763.1 

13.9 

9  U.  57  Min.       „ 

78.350 

763.1 

13.9 

11  ü. 

78.350 

763.1 

13.9 

11  ü.  57  Min.       „ 

78.350 

763.1 

13.9 

12  U.  35  Min.      „ 

78.350 

763.1 

13.9 

Zwischen 
11  und  12  V,  Uhr  < 
Mittags 

Siedepunkte  des 

Schwefelkohlenstoffes 

(unkorr.) 

46.4520 

46.452 

46.450 

46.450 

765.4  mm 
765.4 

16.3<> 
16.6 

' 

Siedepunkte  des  Wassers 
(unkorr.) 

100.000  0 

100.095 

i 

770.9  mm 

14.2« 

100.100 

,       770.9 

14.1 

100.100 

770.9 

14.1 

Zwischen 
3  und  7  Uhr 
Nachmittags 

100.100 
!                 100.098 
;                 100.096 

100.09b 

770.9 
770.75 

14.1 
14.1 

100.099 

770.9 

14.2 

100.098 

. 

100.099 

770.9 

14.3 

Zum  Vergleich  sind  die  Beobachtungen  von  Paul  Fuohs  abge- 
druckt,  welche  er   mit  einer   durch  Innehalten   der  Eonstanz  der 

29* 


428 


Temperatur,  durch  Stabilität  u.  s.  w.  sich  auszeichnenden  Modifikation 
des  Beckmann' sehen  Apparates  erhalten  hat. 


Beobachtungsergebnisse  von  Paul  Fuchs.^ 

Gemessen  mit  einem  metastatischen  Thermometer  Nr.  8571  aus  Jenaer  Glas  16™ 

bis  zur  Skaleneinschmelzung  in  Dampf. 
Der  Skalenwert  ist  unter  Berücksichtigung  des  Kapillarkalibers  ermittelt 


Zeit  in 
Minuten 


0 
5 

10 
15 
20 
25 
30 
35 
40 
45 
50 
55 
60 
65 
70 
75 
80 
85 
90 
95 
100 
105 
110 


Dampfmantel : 

I.  IL  III. 

H,0       H,0        CeHjNH, 


99.6^ 

99.6 
99.6 
99.6 


99.8® 
99.8 


99.8 


99.8 
99.8 


99.8 


99.6         — 


99.8 


99.8 
99.8 


Siedegefäls : 

I.  IL  III. 

CbH«  H,0+NaCl  CeH.NH, 
+79.65«      100.75*        183.72* 


183.7« 
183.6 
183.7 
183.7 


183.7 
183.7 
183.7 


183.7 
183.7 


183.7 


+  0.000<» 

+  0.080» 

0.000 

0.050 

0.000 

0.070 

0.010 

0.090 

0.010 

0.040 

0.020 

0.055 

0.020 

0.045 

0.020 

0.055 

0.020 

0.070 

0.010 

0.000 

0.000 

0.010 

0.040 

0.040 

0.040 

0.005 

0.030 

0.010 

0.030 

0.000 

0.040 

0.000 

0.030 

0.010 

0.020 

0.005 

0.020 

0.000 

0.000 

0.080 

0.020 

0.085 

0.010 

0.085 

0.020 

0.085 

+  0.070«' 
0.060 
0.060 
0.060 
0.050 
0.050 
0.050 
0.030 
0.040 
0.030 
0.020 
0.020 
0.030 
0.040 
0.040 
0.040 
0.050 
0.000 
0.000 
0.050 
0.070 
0.090 
0.080 


Gröfste  Differenzen:    0.040 


0.175« 


0.090 


Während  oben  genannter  Beobachter  im  Laufe  von  nicht  zwei 
Stunden,  ohne  den  Versuch  zu  unterbrechen,  in  einem  komplizierten 


>  Zeitsckr,  phys.  Chem.  (1897)  22,  72. 

*  Siedepunkte  für  760.5  mm. 

*  FccHs  giebt  hier  wohl  irrtümlicherweise  den  Wert  0.085  an. 


—     429     — 

und  kostspieligen  Apparat  Temperaturdifferenzen  bei  Benzol  von 
0.040  ^  bei  Anilin  von  0.090  ^  bei  Wasser  sogar  von  0.175®^  (die 
durch  Änderungen  des  Barometerstandes  bewirkten  Differenzen  sind 
schon  berücksichtigt)  gefunden  hat,  weisen  meine  Zahlen  für  Wasser 
nur  eine  gröfste  Differenz  von  0.005®  (die  teilweise  noch  durch 
Änderung  des  Barometerstandes  veranlafst  sein  kann)  auf,  trotzdem 
die  Versuche  auf  einen  ganzen  Nachmittag  verteilt  waren  und,  ab- 
wechselnd in  demselben  Apparat  Siedepunktsbestimmungen  von 
Lösungsmitteln  und  von  Lösungen  vorgenommen  wurden. 

Einige  Male  wurde  das  Thermometer  in  den  Dampf  eines  ge- 
wöhnlichen mit  Wasser  gefüllten  Siedeapparats'  gebracht,  und  es 
zeigte  sich,  dafs  der  im  Wasserdampf  bestimmte  Siedepunkt  mit 
dem  im  Wasser  beobachteten  übereinstimmte.  Man  kann  also 
diese  Methode  sehr  vorteilhaft  zur  Bestimmung  des  Siedepunkts 
einer  Flüssigkeit  benutzen,  falls  man  im  Besitz  einer  genügenden 
Menge  derselben  ist. 

Ist  also  nun  der  Siedepunkt  des  reinen  Lösungsmittels  mit 
Sicherheit  bestimmt,  so  giefst  man  wieder  sämtliches  Lösungsmittel 
zusammen,  füllt  und  setzt  den  Apparat  genau,  wie  oben  beschrieben, 
in  Thätigkeit,  nur  dafs  man  in  das  Siedegefäfs  a  (Fig.  1)  die  bereits 
vorher  in  einem  Glasröhrchen  auf  Milligramme  abgewogene  Menge 
Substanz  schüttet  und  mit  der  betr.  Menge  Lösungsmittel  die  dem 
Röhrchen  noch  anhaftenden  Substanzteilchen  in  das  Siedegef&fs 
hineinspült.  Man  beobachtet  wieder  die  Temperaturen,  womöglich 
jede  Achtel  Minute,  und  unterbricht  den  Versuch,  sobald  man  drei 
Mal  nach  einander  dieselbe  Temperatur  abgelesen  hat,  indem  man 
die  Verbindung  mit  dem  Kühler  löst,  das  Glasrohr  e  aus  dem 
Korken  g  herauszieht  und  das  äufsere  Gefäfs  t  nebst  dem  Propfen  h 
entfernt.  Mit  zwei  kleinen,  bereit  liegenden  Gummipfropfen  ver- 
schliefst  man  die  Öffnung  b  und  das  freie  Ende  der  Röhre  e,  wägt 
den  äufserlich  gesäuberten,  an  einer  Drahtschlinge  aufgehängten 
Apparat,  einschliefslich  Glasrohr  und  Thermometer,  auf  einer  Tarier- 
wage auf  Centigramme. 

Man  reinigt  darauf  den  Apparat,  trocknet  und  wägt  ihn,  in 
derselben  Weise  aufgehängt,  nebst  den  Gummipfropfen. 

Subtrahiert  man  von  dem  Gewicht  der  Lösung,  d.  i.  die  Differenz 
der  beiden  Wägungen,  das  Gewicht  der  Substanz,  so  resultiert  das 


^  Innerhalb  5  Minuten  hat  Fuchs  schon  Differenzen  von  0.165^  erhalten. 
^  KoHLRAüsCH,  „Leitfaden  der  praktischen  Physik",  §  22  B. 


—     480     — 

Oewicht  des  Lösangsmittels,  und  es  ist  leicht  die  in  100  g  Lösungs- 
mittel gelöste  Menge  Substanz  (Prozentgehalt)  zu  berechnen.  Dieser 
Prözentgehalty  mit  der  für  das  Lösungsmittel  berechneten  Eonstante 
multipliziert  und  durch  die  Siedepunktserhöhung  dividiert,  ergiebt 
uns  das  gefundene  Molekelgewicht. 

Wenn  man  in  dieser  Weise  mit  dem  angegebenen  Apparat 
operiert y  erhält  man  Resultate,  die,  wie  aus  weiter  unten  abge- 
druckten Tabellen  hervorg^t,  sehr  gut  mit  denen  anderer  Beobachter 
übereinstimmen. 

Bei  einigen  Versuchen  ist  jedoch  in  etwas  anderer  Weise  ver- 
fahren worden.  Bei  einer  gröfseren  Anzahl  von  Bestimmungen  wurde 
das  Einleiten  des  Dampfes  in  die  Lösung  längere  Zeit  fortgesetzt, 
und  erst  der  Versuch  unterbrochen ,  als  ein  deutliches  Sinken  der 
Siedetemperatur  eintrat.  Die  Versuche  ergaben  dann  ein  zu  kleines 
Molekelgewicht  y  als  dessen  Ursache  ich  das  Zurückbleiben  des 
Thermometers  ansah.  Dem  widersprach  auch  nicht ,  dafs  bei 
wenigen,  der  Vollständigkeit  halber  ausgeführten  Versuchen,  die  vor 
dem  Erreichen  des  Siedepunkts  der  Lösung  unterbrochen  wurden, 
das  Molekelgewicht  zu  grofs  gefunden  wurde.  Es  findet  auch  hier 
die  alte  physikalische  Regel  Bestätigimg,  dafs  man  im  Maximum 
oder  Minimum  beobachten  soll. 

Mitteilungen  sämtlicher  ausgefohrten  Molekelgewichtsbesümmungen. 

Sämtliche^  ausgeführten  Molekelgewichtsbestimmungen  sind  in 
folgenden  Tabellen  mitgeteilt.  Am  Kopf  derselben  sind  diejenigen 
Siedepunktserhöhungen  (für  1  Gramm  -  Molekel  Substanz  in  100  g 
Lösungsmittel)   angeführt,    welche   von   Beckmann   nach  der  yan't 

HoFF*schen   Formel   C=^-^ —   berechnet    und    von    ihm   in   den 

meisten  Fällen  angewendet  wurden. 

In  Kolumne  7  sind  die  direkt  beobachteten  Temperaturer- 
höhungen abgedruckt,  während  die  in  8  sich  findenden  Temperatur- 
differenzen auf  ein  von  der  Physikalisch -technischen  Reichsanstalt 
geprüftes  BECKMANN'sches  Thermometer*  bezogen  sind. 

^  Nach  Abschlufs  der  Untersuchung  sind  mit  gutem  Erfolge  einige  Be- 
stimmungen von  Körpern  ausgeführt  worden,  deren  Molekelgewichte  noch  nicht 
ermittelt  waren.  Die  Resultate  sind  an  anderer  Stelle  (Ber,  deutsch,  ehem.  Ges. 
31,  1169  fF.  und  31,  1276)  mitgeteilt  worden. 

*  Die  verwendeten,  in  V«o°  geteilten  Thermometer  sind  sämtlich  durch 
Vergleichung  zweier  oder  mehrerer  Punkte  mit  einem  von  der  Physikalisch- 
technischen Keichsanstalt  in  Charlottenburg  kontrollierten  BECKMAXN*8chen  Ther- 


-     431 


Spalte  9  enthält  die  aus  den  Yorangeschickten  Siedepnnkts- 
erliöhungen  fQr  1  Gramm-Molekel  Substanz  in  100  g  Lösungsmittel 
und  aus  den  korrigierten  Elrhöhungen  sich  ergebenden  Mol.-Oewichte. 

Um  die  Übereinstimmung  meiner  Resultate  mit  dem  anderer 
Beobachter  augenfällig  zu  machen,  sind  in  Kolumne  10  die  von 
letzteren  gefundenen  Molekelgewichte  mitgeteilt. 

An  die  Spitze  der  Tabelle  stelle  ich  einige  rohe  Versuche 
(1 — 63),  bei  welchen  in  Zehntel  Grade  geteilte  Thermometer^  benutzt 
wurden.  Die  Abwägung  der  Substanz  geschah  bei  diesen  Ver- 
suchen in  der  Regel  nur  mit  einer  Genauigkeit  von  einigen  Centi- 
grammen.  Zur  Bestimmung  des  Gewichtes  des  Lösungsmittels  wurde 
nach  dem  Versuch  das  Siedegefäfs  (ohne  Thermometer  und  Rohr) 
mit  einem  nicht  durchbohrten  Korken  verschlossen  und  gewogen. 
Das  Abwägen  wurde  nur  auf  einige  Decigramme  Yorgenommen. 


inometer  korrigiert  worden.  Die  Vergleichung  wurde  80  vorgenommen,  dafs 
beide  Thermometer  neben  einander  in  ein  oben  beschriebenes  Siedegef&Ts  ge- 
bracht und  die  Siedepunkte  zweier  Losungsmittel  oder  eines  Lösungsmittels 
und  einer  Lösung  mit  beiden  Thermometern  bestimmt  wurden.  Jeder  Versuch 
wurde  einige  Male  wiederholt  Das  in  der  Nähe  von  100^  gebrauchte  Thermo- 
meter wurde  in  einen  gewöhnlichen,  mit  Wasser  gefüllten  Siedeapparat  eben- 
falls neben  das  BECKMANN^sche  Thermometer  gebracht,  und  die  Siedetemperatur 
bei  verschiedenen  Drucken  abgelesen. 

Die  Vergleichung  ergab,  dafs  die  Abweichungen  nur  sehr  gering  waren 
und  ohne  Schaden  für  die  gewöhnlich  erforderliche  Genauigkeit  der  Versuche 
vernachlässigt  werden  können.  Bei  den  unten  abgedruckten  Bestimmungen 
sind  jedoch  die  auf  das  BECKMANN'sche  Thermometer  korrigierten  Temperatur- 
differenzen zur  Kechnung  benutzt  worden. 

Die   auf  das  Wasserstoffthermometer  bezogenen  Prufungsergebnisse   des 
BECKiiAMN'schen  Thermometers,    die  wegen   des  Vergleichs  mit  den  Resultate 
anderer  Beobachter  nicht  berücksichtigt  wurden,  sind  folgende: 


1. 

Bei  der  Quecksilber- 
füllung 


L 
IL 

in. 


2. 

in  den  Tempe- 
raturen 


0-5 
55—60 
95—100 


4. 


Temperatur  des  her-      ^ürüchen  Teilung 
ausragenden  Fadens  .  .^^  ^^^^  ^ 

von  etwa  ^ 


15 
27 
32 


0.992 
1.016 
1.029 


1  I 

Ergiebt  die  Beobachtung,  dafs  die  mittlere  Fadentemperatur  um  etwa  6^ 
höher  oder  niedriger  ist,  als  in  Spalte  3  angegeben  wurde,  so  ist  der  in  Spalte 
4  verzeichnete  zugehörige  Grad  wert  um  0.001  Grad  zu  verringern  bezw.  zu 
vergröfsem. 

'  Bei  den  Versuchen  7  u.  8  wurde  das  BECKMANN*sche  Thermometer  benutzt. 


432 


Tabelle  I. 

Lösungsmittel:  Äthyläther.* 


1. 

Versuch 
Nr. 


1 
2 
3 
4 
5 
6 


2. 


Name 


Substanz 


3. 


Naphtalin 


j> 


Resorcin 
Benzoesäure 
Diphenylamin 
Naphtalin 


Formel  und  Mol.- 
Gewicht 


C,oHs  =  128 


»> 


CeH,(OH),  =  110 
CeH5.COOH  =  122 
(CeH5),.NH-169 
Cjc^8=128 


4. 

Substanz 
in  g 


5. 

Losungs- 
mittel in  g 


3.15 
3.22 
3.07 
3.09 
3.32 
1.50 


88.1 
80.1 
8i*.8 
76.9 
75.3 
13.6 


7« 
8* 


9 

10 
11 
12 
13 


Lösungsmittel:  Schwefelkohlenstoff.^ 


Naphtalin 
Diphenylamin 


Naphtalin 

Benzoesäure 

Resorcin 


V 


Diphenylamin 


'        CioH,  =  128 

I        (CeH.),NH  =  169 

Lösungsmittel:  Aceton.^ 


CioH8  =  128 
CeH5.COOH  =  122 
CeH,(OH),  =  110 


>» 


(CeH5),NH  =  169 


1.37 
4.55 


1.89 
1.88 
1.86 
1.87 
1.90 


8t>.8 
96.0 


35.6 
37.7 
34.6 
34.6 
36.3 


14 

Naphtalin 

15 

Phtalimidin 

16 

Naphtalin 

17 

» 

18 

Acetanilid 

19 

Diphenylamin 

Lösungsmittel:  Chloroform.' 

C\oH8  =  128 

Cell,  <^^  >NH  =  133 
I     CioH,  =  128' 

I     CeH,.NH(C,H,0)  =  135 
(CeH5),NH  =  169 


1.88 

0.87 

1.01 
1.48 
0.66 
0.87 


72.1 

65.9 

23.8 
22.6 
25.3 
22.6 


*  Präparat  von  J.  D.  Riedel  in  Berlin  (Preis  k  kg  1. —  Mk.). 

'  Bei  den  rohen  Versuchen  (1 — 63)  sind  die  Temperaturdifferenzen  nicht 
korrigiert  worden.  Das  in  Spalte  9  angegebene  Molekelgewicht  ist  also  bei 
diesen  Versuchen  aus  der  direkt  beobachteten  Temperaturerhöhung  berechnet 
worden. 

•  B  resp.  Bz  oder  S  bezeichnet,  dafs  die  angeführten  Molekelgewichte 
unter  denselben  Bedingungen  von  Beckmann  (cf.  Zeitsehr,  phys,  Chem,  [1889' 
3,  604;  [1889]  4,  542;  [1890]  6,  438;  [1891]  8,  226;  [1896]  21,  254)  resp.  von  Biltz 
oder  seinen  Schülern  (cf.  Biltz,  ,,Die  Praxis  der  Molekelgewichtsbestimmung^S 
[189«],  S.  140),  oder  Schlamp  (cf.  Zeitsehr,  phys.  Oiem.  [1894]  14,  272)  ermittelt 
worden  sind.   Da  bekanntlich  die  nach  der  Siedemethode  gefundenen  Molekular- 


—     433 


Tabelle  I. 

Siedepunktserböhung  für  1  Gramm-Mol.  Substanz  in  100  g  Lösungsmittel  =  2 1.1^ 


6. 

7. 

8. 

9. 

10. 

g  Substanz 

auf 

LOOg  Lösungsmittel 

Beobachtete 
Temperatur- 
erhöhung 

Korrigierte 
Temperatur- 
erhöhung* 

Gefundenes 
Molekel- 
gewicht* 

Von  anderen  Be- 
obachtern gefundene 
Molekelgewichte  • 

8.58                       0.59 

128 

B  127 

4.02 

0.645 

132 

B  128 

3.42 

0.62           i 

116 

B  115,  113 

4.02 

0.67           j 

127 

B  123 

4.41 

0.52 

179 

— 

11.03 

1.70 

1 

137             B  138 

1 

Siedepunktserhöhung  für  1  Gramm-Mol.  Substai 

Qz  in  100  g  Lösungsmittel  =  23.7^ 

1.58 

i         0.272 

138 

B  137,  132,  131 

'    4.74                                                 0.64 

176 

— 

Siedepunktserhöhung  für  1  Gramm-Mol.  Substai 

iz  in  100  g  Lösungsmittel  =  16.7^ 

5.31 

0.71 

125 

B  133 

4.99 

0.71 

117 

B  119,  120 

5.38              i           0.89 

101 

— 

5.41                         0.89 

101                    — 

5.23                         0.51 

171                    — 

Siedepunktserhöhung  für  1  Gramm-Mol.  Substan 

iz  in  100  g  Lösungsmittel  =  36.6^ 

2.61                         0.70          ' 

136 

B  129 

1.32                         0.36 

134 

— 

4.24                          1.12 

139 

B  131 

6.55              !           1.70 

1 

141 

B  131 

2.61               1           0.67          1 

143          1          - 

3.85 

0.83 

170 

fewichte  sich  häufig  mit  der  Konzentration  der  Lösung  ändern,  so  sind,  falls 
eine  Bestimmungen  bei  dem  betreffenden  Prozentgehalt  ausgeführt  worden 
sind,  die  annähernd  inter-  oder  extrapolierten  Werte  abgedruckt 

^  KAHLBAüM'sches  Präparat  (laut  Preisliste  vom  Novbr.  1897  4  k?  1.50  Mk.). 

^  Bei  den  Versuchen  7  und  8  wurde  das  BECKMANN'sche  Thermometer 
benutzt 

•  KAHLBAiJM'sches  Präparat  vom  Siedepunkt  56 — 58®  laut  Preisliste  vom 
November  1897  k  kg  1.80  Mk. 

^  Präparat  von  C.  A.  F.  Kahlbaüm  in  Berlin  ä  kg  3  Mk.,  nach  dem  Be- 
handeln mit  Chlorcalcium  fraktioniert  destilliert. 


434     — 


Lösungsmittel:  Wasser. 


1. 

2. 

3. 

4. 

5. 

Substanz 

Versuch 
Nr. 

Name 

Formel  und  Mol.- 
Gewicht 

Substanz 
in  g 

Lösungs- 
mittel in  g 

20 

Borsäure 

B(OH),-62 

1 , 

0.89 

1 

17.29 

21 

>» 

1) 

0.93 

11.9 

22 

» 

» 

1.086 

13.43 

28 

Harnstoff 

CO(NH,),=60 

0.68 

14.2 

24 

»> 

i> 

0.71 

14.4 

25 

»» 

» 

0.82 

13.9 

26 

»» 

)> 

0.82 

13.9 

27 

» 

M 

0.608 

10.23 

28 

»> 

»> 

0.703 

11.71 

29 

yy 

» 

0.84 

13.6 

30 

jf 

» 

0.86 

18.7 

31 

>» 

>l 

0.86 

13.1 

32 

» 

» 

0.98 

14.4 

33 

« 

>l 

0.93 

13.4 

34 

)) 

»> 

1.00 

13.1 

35 

»» 

» 

0.87 

11.2 

36 

Natriumacetat 

CH3.COONa-82 

0.626 

14.17 

37 

» 

11 

0.977 

14.92 

38 

» 

11 

1.301 

13.96 

39 

» 

j* 

2.292 

14.91 

40 

Lithiumchlorid 

LiCl-42.5 

0.418 

13.11 

41 

» 

11 

0.480 

14.22 

42 

>» 

11 

0.518 

11.85 

43 

>i 

11 

0.460 

10.33 

44 

» 

11 

0.723 

11.40 

45 

»> 

11 

0.767 

10.33 

46 

>» 

11 

0.944 

12.06 

47 

» 

11 

0.900 

11.46 

48 

>» 

11 

1.069 

13.43 

49 

>» 

11 

1.584 

14.78 

50 

Salicjls.  Lithium 

CeH,(0H).C00Li=144 

0.465 

14.75 

51 

»> 

11 

0.607 

14.42 

52 

f) 

11 

0.780 

13.65 

53 

?) 

11 

0.833 

14.53 

54 

»> 

'» 

0.653 

11.07 

55 

i> 

n 

0.856 

13.71 

56 

)> 

11 

0.778 

11.41 

57 

» 

» 

1.382 

12.76 

58 

»» 

11 

1.406 

13.34 

435 


SiedepunktserhöhuDg  für  1  Gramm-MoL  Substanz  in  100  g  Lösungsmittel  =  5.2^ 


6. 

g  Substanz 

auf 

LOOg  Lösungsmittel 


7. 

Beobachtete 
Temperatur- 
erhöhung 


8. 

Korrigierte 
Temperatur- 
erhöhung 


5.15 

7.82 
8.09 
4.79 
4.93 
5.90 
5.90 
5.94 
6.00 
6.18 
6.28 
6.56 
6.81 
6.94 
7.63 
7.77 
4.42 
6.55 
9.32 

15.37 
3.19 
3.38 
4.37 
4.45 
6.34 
7.43 
7.83 
7.85 
7.96 

10.72 
3.15 
4.21 
5.71 
5.74 
5.90 
6.24 
6.82 

10.36 

10.54 


0.385 

0.60 

0.60 

0.32 

0.38 

0.48 

0.50 

0.47 

0  48 

0.50 

0.50 

0.50 

0.52 

0.595 

0.59 

0.59 

0.50 

0.75 

1.07 

1.80 

0.68  - 

0.68 

0.81 

0.79 

1.37 

1.50 

1.82 

1.80 

1.80 

2.60 

0.20 

0.23 

0.33 

0.35 

0.33 

0.34 

0.35 

0.54 

0.55 


9.  10. 

Gefundenes       Von  anderen  Be- 
Molekel- j  obachtem  gefundene 
gewicht  I     Molekelgewichte 


69.5 

67.8 

70.1 

77.8 

67.4 

63.9 

60.1 

65.7 

65.0 

64.3 

65.3 

68.2 

68.1 

60.6 

67.3 

68.5 

46.0 

45.4 

45.3 

44.4 

24.4 

25.8 

28.1 

29.3 

24.1 

25.8 

22.4 

22.7 

23.0 

21.4 

82 

95 

90 

85 

93 

95 

101 

100 

100 


B  66.6,  63.9,  65.3, 

62.9,  64.0 
IB  65.4,  65.0,  63.5, 
J      62.6,  64.0 

B  72 

B  72 

B  72 

B  72 

B  72 

B  72 

B  72 

B  72 

B  73 

B  73 

B  73 

B  73 

B  73 

B  47.6,  S  46.9 

B  46.1,  S  45.7 

B  45.0,  S  43.7 

B  42.9 

S  24.5 

S  24.4 

S  23.8 

S  23.8 

S  22.8 


S  76 
S  79 
S  82 
S  82 
S  82 
S  83 
S  83 
S  84 
S  84 


436 


Lösungsmittel:  Wasser. 


1. 

Versuch 

Nr. 


2. 


Name 


Substanz 


3. 


Formel  und  Mol. 
Gewicht 


4. 

Substanz 
in  g 


o. 


Lösungs- 
mittel in  g 


59 
60 
61 
62 
63 


Kaliumjodid 


KJ  =  166 


M 

?» 


0.789 

11.97 

0.910 

11.36 

1.033 

11.06 

1.075 

10.38 

1.184 

10.22 

Bei  den  Versuchen  1  bis  5  diente  als  Siedegefäfs  eine  Woulff- 
sche  Flasche,  bei  dem  Versuch  6  ein  weites  Reagenzglas.  Bei  den 
Versuchen  7  bis  15  wurde  eine  Pulverflasche,  bei  den  Versuchen 
16  bis  63  ein  Reagensglas  mit  Ansatzrohr  verwendet.  Bei  diesen 
Versuchen  waren  die  Siedegefäfse  weder  mit  einem  Luft-,  noch  mit 
einem  Dampfmantel  umgeben. 

Trotz  des  wenig  exakten  Arbeitens  und  der  Anwendung  eines 
nur  in  Zehntel  Grade  geteilten  Thermometers  sind  die  Abweichungen 
der  Resultate  von  den  von  Beckmann  und  von  Schlamp  gefundenen 
Werten  relativ  gering.  Die  Unterschiede  betragen  bei  den  Lösungs- 
mittein  Äther,  Schwefelkohlenstoff,  Aceton  und  Chloroform  im 
Maximum  ca.  87o>  ^^^  Wasser,  dessen  Eonstante  sehr  klein  ist, 
im  Maximum  ungefähr  20%;  trotzdem  sogar  bis  zu  einer  Erhöhung 
von  nur  0.2®  herabgegangen  wurde. 


Tabelle  IL 

Lösungsmittel:  Äthyläther.* 

1. 

Versuch 

Nr. 

2. 

Subs 

Name 

Naphtalin 

Benzo^äure 

Chinolin 

3. 
tanz 

Formel  und  Mol.- 
Gewicht 

4. 

Substans 
in  g 

5. 

Lösungs- 
mittel in  g 

64 
65 
66 

C,H5.COOH  =  122 
C9H,N  =  129 

0.5585 
0.5845 
0.735 

8.09 

8.87 
8.27 

*  Angaben  betreffs  der  Konstante  und  des  Prftparates  s.  oben. 


437     — 


Siedepunktserhöhung  für  1  Gramm-Mol.  Substanz  in  100  g  Lösungsmittel  =  5.2°. 


6. 

7. 

8. 

9. 

10. 

g  Substanz 

auf 

100  g  Lösungsmittel 

Beobachtete 
Temperatur- 
erhöhung 

Korrigierte 
Temperatur- 
erhöhung 

Gefundenes 
Molekel- 
gewicht 

Von  anderen  Be- 
obachtern gefundene 
Molekelgewichte 

6.59 

0.36 

95 

S  88 

8.01 

0.44 

95 

S  88 

9.34 

0.50 

97 

S  88 

10.36 

0.50 

108 

S  89 

11.59 

0.66 

91 

S  89 

Die  Differenzen  zwischen  den  aus  der  Formel  berechneten  und 
den  von  mir  gefundenen  Werten  sind  naturgemSis  sehr  grofs,  wenn 
Elektrolyte  in  wässriger  Lösung  untersucht  wurden.  Bei  den  übrigen 
Lösungsmitteln  ist  die  Maximaldifferenz  etwa  lO^o* 

Bei  Besprechung  der  genaueren  Versuche  werde  ich  noch  Ge- 
legenheit haben,  auf  einige  Abweichungen  zurückzukommen,  welche 
schon  aus  den  mitgeteilten  Zahlen  zu  erkennen  sind. 

Zu  allen  folgenden  Bestimmungen  dienten  Thermometer,  welche 
in  zwanzigstel  Orade  geteilt  waren. 

Bei  den  in  Tabelle  II  angeführten  Versuchen  war  das  Siede- 
gefäfs  (Reagenzglas  mit  Ansatzrohr)  von  einem  Luftmautel  umgeben. 
Die  Unterbrechung  des  Versuchs  wurde  erst  vorgenommen,  als  ein 
Sinken  der  Siedetemperatur  der  Lösung  beobachtet  wurde. 


Tabelle  II. 

Lösungsmittel:  Äthyläther. 


6. 

7. 

8. 

9. 

10. 

g  Substanz 

auf 

100  g  Lösungsmittel 

Beobachtete 
Temperatur- 
erhöhung 

Korrigierte 
Temperatur- 
erhöhung 

Gefundenes 
Molekular- 
gewicht 

Von  anderen  Be- 
obachtern gefundene 
Molekel^  Wichte 

6.84 

1.15 

1.15 

1 

126 

B  132 

6.59 

1.105 

1.105 

126 

B  128 

8.89 

1.394 

1.394 

135 

— 

—  438  — 


67 
68 
69 
70 
71 
72 
73 
74 
75 


Lösongsmittel:  Schwefelkohlenstoff.^ 


1. 

Versuch 

Nr. 


2. 


Name 


Naphtalin 


»> 


»» 


Campher 


91 


11 


11 


Benzoösäore 
Diphenylamin 


Substanz 


8. 


Formel  and  Mol. 
Gewicht 


C,oHe  =  128 


u 
11 


C,HieCO  =  152 


11 
11 
11 


C,He.COOH=122 
(CeH5),NH-169 


4. 


5. 


Substanz    |     LGsungs- 
in  g        ;  mittel  in  g 


0.5386 

0.6243 

0.919 

0.573 

0.6055 

0.5957 

1.0712 

0.^758 

0.7654 


12.63 
12.48 
11.74 
13.49 
12.83 
11.92 
12.89 
12.95 
13.58 


76 
77 
78 
79 
80 
81 
82 


Naphtalin 


11 

11 
Campher 

11 
Benzoesäure 

11 


Losungsmittel:  Aceton/ 


C,oH8=128 


11 
11 


C,Hi,C0  =  lB2 


11 


C«H,.COOH  =  122 


0.875 

0.6175 

0.6111 

0.3602 

0.5577 

0.3268 

0.5160 


6.91 
8.05 
6.85 
6.58 
7.22 
6.73 
6.7S 


Lösungsmittel:  Äthylalkohol.' 


'  Angaben  betreffe  der  Konstante  und  des  Präparats  s.  oben. 
*  99.8  böiger  Alkohol  von  C.  A.  F.  Kahlbaum  in  Berlin. 


83 

Naphtalin 

CjoH8  =  128 

0.176 

8.88 

84 

11 

11 

0.2655 

7.95 

85 

1* 

11 

0.852 

6.96 

86 

11 

1               " 

0.339 

6.54 

87 

Athylbenzoat 

C,H..C00.C,H5  = 

150 

0.411 

6.60 

88 

»» 

11 

0.5875 

6.29 

89 

Acetanilid 

,     C,H,NHXC.H,0)= 

=  135 

0.498 

7.92 

90 

" 

11 

0.5775 

8.28 

91 

Benzoesäure 

'      CeIl5.COOH  =  122 

0.4815 

7.95 

92 

11 

11 

0.551 

7.07 

93 

11 

1                     '' 

0.683 

7.12 

94 

Resorcin 

C,H,(OH),  =  110 

0.358 

8.76 

95 

11 

1                    " 

0.502 

7.20 

96 

11 

! 

11 

0.836 

7.06 

—     439 


6. 

7. 

8. 

9. 

10. 

g  Substanz 
auf 
30  g  Lösungsmittel 

Beobachtete 
Temperatur- 
erhöhung 

Korrigierte 
Temperatur- 
erhöhung 

Gefundenes 
Molekel- 
gewicht 

Von  anderen  Be- 
obachtern gefundene 
Molekelgewichte 

4.27 

0.805 

0.814 

124 

B  131,  135 

5.00 

0.93 

0.94 

126 

B  136 

7.85 

1.425 

1.441 

129 

B  138 

4.25 

0.695 

0.703 

143 

B  167,  167 

4.91 

0.74 

0.748 

156 

B  168,  168 

5.00 

0.77 

0.778 

152 

B  168,  168 

8.65 

1.28 

1.294 

158 

B  170,  172 

7.54 

0.71 

0.718 

249 

B  266 

5.64 

0.79 

0.798 

167 

— 

5.43 
7.67 
8.92 
5.48 
7.72 
4.86 
7.61 


0.755 

1.001 

1.185 

0.625 

0.86 

0.74 

1.11 


120 
128 
126 
147 
150 
110 
114 


B  133 
B  137 
B  139 
B  153 
B  156 
B  119,  120 
B  120,  122 


Siedepunktserhöhung  für  1  Gramm-Mol.  Substanz  in  100  g  Lösungsmittel»  11. 5^ 


2.10 
8.34 
5.06 
5.19 
6.23 
9.34 
6.29 
6.98 
5.43 
7.79 
8.88 
4.03 
6.97 
11.84 


0.157 

0.25 

0.40 

0.39 

0.435 

0.64 

0.545 

0.61 

0.535 

0.76 

0.88 

0.46 

0.815 

1.445 


0.154 
0.245 
0.392 
0.882 
0.426 
0.627 
0.534 
0.598 
0.524 
0.745 
0.862 
0.451 
0.799 
1.416 


157 

B  147 

157 

B  152 

148 

B  158 

156 

B  159 

168 

B  184 

171 

B  188 

136 

B  147 

134 

B  148 

119 

B  126 

120 

— 

119 

— 

103 

B  106 

100 

B  104 

96 

B  100 

440 


Ldsungsmitt«!:  Äthylalkohol. 


1. 

2. 

3. 

4. 

5. 

Substanz 

Versuch 
Nr. 

Name 

1 

Formel  und  Mol.- 
Ge  wicht 

Substanz 

in  e 

1             ^ 

Lösungs- 
'  mittel  in  g 

97 

Weinsäure 

(CHOH),(COOHa)  =  150 

0.415 

9.74 

1 

98 

» 

>» 

0.441 

7.57 

99 

»1 

>» 

0.469 

8.00 

100 

» 

>» 

0.599 

8.45 

101 

Harnstoff 

CO(NH,1,  =  60 

0.1044 

8.26 

102       ! 

n 

»> 

0.166 

6.91 

103 

Benzil 

(CeH,.CO),  =  210 

0.423 

7.03 

104 

Salicylsäure 

CeH4.OH.COOH«  138 

0.5525 

7.27 

105 

Diphenylamin 

(CeH»),NH  =  169 

0.7355 

8.07 

106 

Kaliumacetat 

, 

CH3.COOK  =  98 

0.308 

6.32 

107 

)> 

»           1 

0.4665 

7.24 

108 

Lithiumchlorid 

LiCl  =  42.5 

0.144 

8.68 

109 

»» 

i 

1 

» 

0.213 

6.64 

110      ! 

»» 

» 

0.287 

8.49 

111 

1 

Quecksilberchlorid    , 

HgCl,-271 

0.771 

7.04 

112 

Cadmiumjodid 

( 

CdJ,  =  366 

0.423 

7.64 

Die  vorstehende  Tabelle  zeigt,  dafs  die  Yon  mir  gefundenen 
Molekelgewichte  fast  durchweg  kleiner^  sind,  als  die  von  Beckmann 
ermittelten.  Die  Maximaldiflferenz  beträgt  ungefähr  IS^o-  D^s 
dies  in  der  zu  späten  Unterbrechung  des  Versuches  seine  Ursache 
hat,  wird  ein  Vergleich  mit  den  in  folgenden  Tabellen  mitgeteilten 
Zahlen  lehren. 

Tabelle  III  enthält  Bestimmungen,  die  mit  demselben  Apparate 
ausgeführt  wurden,  wie  die  in  Tabelle  n  zusammengestellten.     Die 


^  Nur  2  von  den  49  in  Tabelle  H  zusammengestellten  Versuchen  haben 
ein  gröfseres  Molekelgewicht  ergeben,  als  Beckmann  unter  entsprechenden  Be- 
dingungen erhalten  hat.    Die  Differenzen  sind  in  diesen  beiden  Fftllen  nur  ge- 


441 


Siedepunktserhöhung  fiir  1  Gramm-Mol.  Substanz  in  100  g  Lösungsmittel  =  1 1 .5". 


6. 

7. 

8. 

9. 

10. 

g  Substanz 
auf 
yOg  liösungsniittel 

l^eobachteto 
Temperatur- 
erhöhung 

Korrigierte 
Temperatur- 
erhöhung 

Gefundenes 
Molekel  • 
gewicht 

.       _ 

Von  anderen  He- 

obachtem  gefundene 

Molckclgewichte 

4.26 

0.345 

0.338 

145 

R  152 

5.83 

0.51 

0.50 

134 

B  151 

5.8H 

0.50 

0.49 

137 

R  151 

7.09 

0.625 

0.613 

133 

R  150 

1.2(> 

0.25 

0.245 

57.5 

B  62.0,  63.5 

2.40 

0.477 

0.467 

59.1 

B  64.5,  63.3 

0.02 

0.310 

0.304 

228 

B  247,  236 

7.00 

0.695 

0.681 

128 

B  135,  141 

9.11 

0.60 

0.588 

178 

— 

4.m 

0.605 

0.593 

95 

B  96 

6.44 

0.785 

0.769 

96 

B  98 

1.66 

0.59 

0.578 

33.4 

B  37.2 

3.21 

1.15 

0.127 

32.8 

B  34.7 

3.38 

1.24 

1.215 

30.7 

B  34.3 

10.95 

0.49 

0.48 

261 

B  264 

5.54 

0.205 

0.201 

317 

B  347,  326 

Versuche  wurden  jedoch  unterbrochen,    bevor  die  Siedetemperatur 
der  Lösung  sank. 

Nachstehend  abgedruckte  Zahlen  liefern  einen  Beweis  für  die 
Brauchbarkeit  des  Verfahrens  bei  niedrig  siedenden  Lösungsmitteln, 
auch  wenn  ein  nur  mit  einem  Luftmantel  umgebenes  Siedegefafs 
benutzt  wird.  Die  Abweichungen  von  den  BECKMANN'schen  JVerteu 
sind  äufserst  gering  und  betragen  höchstens  5^/^. 


ring  und  sind  wohl  auf  Ablesungsfehler  zurückzuführen,    da  die  Erhöhungen 
nur  klein  waren. 


Z.  anorg.  Chem.  XVII. 


^^ 


442 


Tabelle  TU. 

T/<"»sun^8inittel :  A  t b  v  1 Ä  th  e  r J 


1. 

Veraucb 

Nr. 


113 
114 
115 
116 
117 
118 
119 
120 
121 
122 
123 
124 
125 
126 
127 
12« 
129 
130 
131 
132 


133 
134 
135 
136 


♦> 


Substanz 


Name 


3. 

Formol  uiid  Mol. 
(Jewicbt 


Napbtbaliu 

Atbvlbenzoat 

Resorciu 

»» 
Henzil 

Chinolin 
Salicylsäiire 

17 
1J 
1f 

Thymol 

»» 
Dipbeuylamiii 

11 

Azobenzol 


C„H5.C0()C,H,    150 


»♦ 


C»H,N    129 


11 


11 


CeH4(OH)COOH  =  138 


M 


1* 


C,oH„.()H=150 


11 


11 


11 


(CeH,N),  =  182 


I^'isungsmittel :  8  c  b  w  e  f e  1  k  o  h  1  e  n  8 1 o  f f. ' 


4. 


5. 


Substanz    !     I^iinungü- 
in  f^        '  mittel  in  g 


HenzoöHäure 
Antbracon 
l^enzil 
Azobenzol 


CeH^.COOH-122 

(CeH,.CO),  =  210 
(C,H,.N),-182 


0.474 

(U315 

0.3815 

0.6021 

0.2759 

0.1687 

0.2563 

0.3415 

0.139 

0.183 

0.351 

0.3065 

0.1305 

0.338 

0.1104 

0.1748 

0.2095 

0.374 

0.483 

0.337h 


7.47 
7.. '»5 
7.33 
8.67 
8.11 
8.60 
7.77 
7.85 
7.43 
6.79 
9.01 
7.47 
7.61 
6.70 

7.69 
7.88 
8.75 
7.8Ü 
6.93 


0.6343 
0.289 
0.1961 
0.5280 


i 


i2.t;7 

13.01 
13.13 
12.63 


Bei  iilleii  folgenden  Versuchen  war  der  Sieileappaxat  von  einem 
Dampfniantel  umgehen. 


^  Angaben  betreffs  der  Konstante  und  des  Präparates  s.  oben. 
-  in  einer  4.74%igen  Tj<isung. 
•*  In  einer  2.41%igen  Lösung. 


—     443     — 
Tabelle  III. 

Lösungsmittel:  Athyläther. 


6. 

1 

7. 

8. 

9. 

10. 

g  Substanz 
auf 
)  g  Lösungsmittel 

Beobachtete 
Temperatur- 
erhöhung 

Korrigierte 
Temperatur- 
erhöhung 

Gefundenes 
Molekel- 
gewicht 

Von  anderen  Be- 
obachtern gefundene 
Molekelgewichte 

6.35 

1.04 

1.04 

129 

B  131 

5.71 

0.80 

0.80 

151 

B  151* 

5.20 

0.945 

0.945 

116 

B  119,  118 

6.99 

1.218 

1.218 

121 

B  122,  123 

8.40 

0.35 

0.35 

205 

B  207,  208 

1.96 

0.348 

0.348 

119 

3.30 

0.547 

0.547 

128 

[  B  128« 

4.35 

0.72 

0.72 

127 

1.87 

0.297 

0.297 

133 

B  137,  132 

2.70 

0.448 

0.448 

128 

B  132,  136 

3.90 

0.625 

0.625 

132 

B  133 

4.10 

0.669 

0.669 

129 

B  133 

1.71 

0.25 

0.25 

145 

}  B  146* 

5.04 

0.765 

0.765 

139 

1.42 

0.195 

0.195 

154 

2.27 

0.303 

0.303 

158 

— 

2.66 

0.355 

0.355 

158 

— 

4.27 

0.573 

0.573 

157 

6.19 

0.795 

0.795 

164 

— 

4.88 

0.582 

0.582 

177 

Lösungsm 
0.471 

littel:  Schwef< 
0.476 

elkohlenstofj 

• 

5.00 

249 

B  254 

2.22 

0.310 

0.313 

168 

B  178,  170,  182 

1.49 

0.163 

0.165 

214 

B  217» 

4.19 

0.560 

0.566 

175 

In  Tabelle  IV  sind   einige  Versuche  mitgeteilt,   die  absichtlich 
zu  spät  unterbrochen  wurden. 


*  In  einer  2.35°/oigen  Lösung. 
'  In  einer  1.19^/oigen  Lösung. 


30 


444 


Tabelle  IV. 

Lösungsmittel:  Aceton.^ 

1. 

Versuch 

Nr. 

_ 

2.                                       3. 

Substanz 

vr      ^                      Formel  und  Mol.- 
N»-»«                            Gewicht 

4. 

Substanz 
in  g 

*>• 

1 

Lösungs- 
mittel in  g 

137 

Naphtalin 

C,„H„=128 

0.4094 

♦5.47 

188 

>» 

*? 

0.5438 

6.13 

Lösungsmittel:  Chloroform.* 

189 

1 
Naphtalin              |      0,oH|b  =  128 

1 

0.7388 

13.33 

Lösungsmittel:  Äthylalkohol.* 

UO 

Benzoesäure 

Cen5.COOH  =  122 

• 

0.454 

7.45 

141 

yj 

>» 

0.4594 

G.76 

142 

u 

?> 

0.523 

7.53 

Lösungsmittel:  Benzol.' 


143 


Anthracen 


C,4H,o  =  178 


0.2968 


6.12 


Die  gefundenen  Molekelgewichte  sind  sämtlich  kleiner  als  die 
entsprechenden  BECKMANN'schen  Werte,  wie  dies  nach  dem  voran- 
gegangenen zu  erwarten  war. 


Tabelle  IV  a. 

L<>sung8mittel:  Aceton.* 


1. 

2. 

3. 
Substanz 

4. 

5. 

Versuch 
Nr. 

Name 

Formel  und  Mol.- 
Cfewicht 

Substanz 
in  g 

I>>SUDg9- 

mittel  in  g 

144 

Naphtalin 

C,«H»  =  128 

0.3955 

6.19 

145 

11 

1» 

0.5294 

7.37 

'  Angaben  betreffs  der  Konstante  und  des  Präparates  s.  oben. 

*  In  einer  4.42%igen  Lösung. 

*  Krj'Htallisiertos,   thiophenfreies   I*räparat  von  C.  A.  F.  Kahlbatjm,  laut 
rreiHlistc  vom  November  1S<»7  a  kg  3  Mk.  75  Pf. 


-      445     - 

Tabelle  IV. 
Lösungsmittel:  Aceton. 


6. 

7. 

8. 

9. 

10. 

g  Substanz 

auf 

100  g  Lösungsmittel 

Beobachtete 
Temperatur- 
i      erhöhung 

Korrigierte 
Temperatur- 
erhöhung 

Gefundenes 
Molekel- 
gewicht 

Von  anderen  Be- 
obachtern gefundene 
Molekelgewichte 

G.33 

0.83 

0.83 

127 

B  135 

8.87 

1.185 

1.185 

125 

B  139 

1                            1 
Ijösungsmittel:  Chloroform. 

5.54 

1.63 

1.63 

124 

B  131 

Lösungsmittel:  Äthylalkohol. 

G.09 

O.Gl 

0.598 

117 

«.80 

0.672 

0.659 

119 

B  124« 

6.95 

0.685 

0.671 

119 

1 

Siedepunktserhühung  für  1  Gram 

im-Mol.  Substanz  in  100  g  Lösi 

ttng8mittel  =  26.7^ 

4.85 

0.735 

0.728 

178 

B  193 

Der  Vollständigkeit  halber  seien  auch  zwei  zu  früh  unter- 
brochene Versuche  mitgeteilt.  Die  Resultate  derselben  waren  natür- 
lich zu  grofs. 


Tabelle  IV  a. 

Lösungsmittel:  Aceton. 


6. 


7. 


g  Substanz  Beobachtet« 

auf  Temperatur- 

100  g  I>)sung8mittel       erhöhung 


6.39 
7.19 


0.75 
0.82 


8. 

Korrigierte 
Temperatur- 
erhöhung 


0.75 
0.82 


9. 

Gefundenes 
Molekel- 
Gewicht 


112 
146 


10. 

Von  anderen  Be- 
obachtern gefundene 
Molekelgewichte 


B  135 
B  136 


In  Tabelle  V  sind   sämtliche  Bestimnuuigen   zusammengestellt, 
welche  nach  dem  endgiltigen  Verfahren  ausgeführt  wurden. 


446 


Tabelle  V. 

Lösungsmittel:  Athyläther.^ 


1. 

2. 

3. 

4. 

5. 

Substanz 

Versuch 
Nr. 

Name 

Formel  und  Mol.- 

Ge  wicht 

1 

Substanz 
iu  g 

L«)8ung8- 
mitt«l  iu  g 

14f$ 

Naphtalin 

C,oH,  =  128 

0.4724 

6.92 

147 

>» 

»» 

0.5469 

'          7.15 

148 

Azobcnzol 

(CeH,N).  =  182 

0.3113 

6.86 

LösuDgsmitte 
Naphtalin 

)1:  Schwefelkohlenstoff. 

t 

149 

CioH,  =  128 

0.5617 

12.74 

150 

» 

11 

0.8529 

11.81 

151 

Oampher 

C,Hje.CO  =  162 

0.5995 

11.55 

152 

»> 

11 

0.9960 

10.85 

153 

Benzoesäure 

CaHj.cooH-iaa 

0.7328 

11.57 

154 

Bcnzil 

(C.H,.CO),  =  210 

0.2038 

11.32 

155 

Anthracen 

CmH,o  =  178 

0.2400 

11.57 

156 

Diphenylamin 

(CeHaNH  =  169 

0.6268 

11.86 

157 

Azobenzol 

(C.H5N),  =  182 

0.5382 

10.82 

LÖBU 

Naphtalin 

mgsmittel:  Aceton.' 
C,oH8  =  128 

0.2344 

158 

6.24 

159 

» 

11 

0.4359 

8.22 

160 

»j 

11 

0.3026 

5.40 

161 

>» 

11 

0.3569 

6.19 

162 

V 

11 

0.4696 

7.34 

163 

»» 

11 

0.4657 

6.64 

164 

»1 

»* 

0.4390 

5.96 

165 

»» 

>» 

0.4202 

5.64 

166 

11 

11 

0.4806 

5.99 

167 

11 

11 

0.4288 

5.34 

168 

1» 

11 

0.5008 

6.23 

169 

1» 

11 

0.4807 

5.98 

170 

11 

11 

0.5554 

6.76 

171 

11 

11 

0.4958 

5.84 

172 

1              »» 

11 

0.4885 

5.71 

178 

11 

11 

0.4953 

5.88 

174 

11 

11 

M838 

5.28 

175 

Campher 

C,H,e.CO  =  152 

0.5038 

6.88 

'  Die  Untersuchungen  in  ätherischer  Lösung  sind  auf  eine  gerioffe  Zahl 
beschränkt  worden,  da  bereite  die  Versuche  in  dem  Apparate  mit  Lnmnantel 
vorzügliche  Werte  gaben. 


~     447 


Tabelle  V. 

Lösungsmittel:  Äthyläther. 


6. 

7. 

8. 

1 

9. 

10. 

g  Substanz 

auf 

00  g  l4Ö8ung8mittel 

Beobachtete 
Temperatur- 
erhöhung 

1.105 

Korrigierte 
Temperatur- 
erhöhung 

1.105 

Gefundenes 
Mol  ekel - 
gewicht 

130 

Von  anderen  Be- 
obachtern gefundene 
Molekelgewichte 

6.83 

B  132 

7.65 

1.24 

1.24 

130 

B  133 

4.54 

0.512 

0.512 

IST 

I 

jösnngsmittel : 
0.775 

Schwefelkohlenstoff. 
0.784                   AV.V 

4.41 

B  131,  135 

7.22 

1.28 

1.294 

132 

B  138 

5.19 

0.74 

0.748 

164 

B  168,  168 

9.18 

1.285 

1.299 

167 

B  171 

6.33 

0.565 

0.571 

263 

B  260 

1.80 

0.198 

0.200 

213 

B  217» 

2.07 

0.26 

0.263 

187 

B  178,  182,  169 

5.29 

0.695 

0.703 

178 

— 

4.97 

0.615 

0.622 

189 

Lösunga 

mittel:  Acetoi 

Q. 

3.76 

0.465 

0.465 

135 

B  130 

5.30 

0.683 

0.683 

130 

B  133 

5.60 

0.72 

0.72 

130 

B  133 

5.77 

0.725 

0.725 

133 

B  134 

6.40 

0.825 

0.825 

130 

B  135 

7.01 

0.897 

0.897 

131 

B  136 

7.37 

0.947 

0  947 

130 

B  136 

7.45 

0.955 

0.955 

130 

B  136 

8.02 

1.045 

1.045 

129 

B  137 

8.03 

1.005 

1.005 

133 

B  137 

8.04 

1.007 

1.007 

133 

B  137 

8.11 

1.03 

1.03 

131 

B  138 

8.22 

1.007 

1.007 

136 

B  138 

8.49 

1.095 

1.095 

130 

B  138 

8,56 

1.077 

1.077 

133 

B  138 

9.21 

1.16 

1.16 

133 

B  139 

9.25 

1.185 

1.185 

130 

B  139 

7.32 

0.825 

0.825 

14H 

B  155 

*  Angaben  betreffs  der  Konstante  und  des  Präparates  s.  oben. 

*  In  einer  1.19%igen  T^sung. 


—     448 


1. 

2. 

3. 

4. 

5. 

Substanz 

Versuch 

Nr. 

Name 

1 
Formel  und  Mol.-           | 
Gewicht 

Substanz 
in  g 

I^sungs- 
mittel  in  g 

176 

Camplier 

CyH,e.CO  =  152                     ' 

0.6736       ' 

6.H1 

177 

Beiizoösäurc 

C,H,.COOH  =  122 

0.341 

6..S6 

178 

»> 

H 

0.5463 

6.37 

179 

Resorcin 

CA(OH),  =  110 

0.3735      \ 

6.4:j 

180 

Diphenylamiii 

(C,H.),NH=169 

0.5908      ' 

6.94 

181 

Azobenzol 

(C,H,N),  =  182 

0.555      ; 

8.19 

Lösungsmittel:  Chloroform.* 

0.2497 

182 

Naphtalin 

C,oH,=128 

12.64 

188 

» 

» 

0.570 

14.36 

184 

V 

»> 

0.5762 

12.74 

185 

n 

» 

0.5068 

11.20 

186 

BenzU 

(C,H,.CO),-210 

0.5518 

12.88 

187 

>» 

>» 

0.6815 

11.73 

188 

» 

»> 

0.6519 

11.57 

189 

Benzoesäure 

C6U6.COOH  =  122 

0.5043 

14.39 

190 

Salicylsäure 

C5H4.0H.COOH  =  138 

0.6378 

12.86 

191 

Campher 

C,Hie.CO-152 

0.6117 

11.76 

192 

Äthjlbenzoat 

CeHj.COOCjHft^lSO 

0.6142 

11.04 

Lösungs 

•• 

mittel:  Äthylalkohol.* 

198 

Naphtalin 

CtoH«  =  128 

0.3342 

7.06 

194 

Äthjlbenzoat 

C5H,.COOC,H6  =  150 

0.4256 

6.92 

195 

Benzil 

(C.H,.CO),  =  210 

0.5068 

6.72 

196 

Benzoesäure 

C<»H,.COOH  =  122 

0.361 

7.73 

197 

ii 

>» 

0.438 

7.31 

198 

» 

» 

0.4011 

6.54 

199 

» 

w 

0.4108 

6.59 

200 

» 

n 

0.4884 

6.97 

201 

Resorcin 

C„H«(OH),=110 

0.6734 

7.46 

202 

» 

7> 

0.7096 

7.00 

203 

» 

>» 

0.7084 

6.78 

204 

»> 

»1 

0.7179 

6.40 

205 

Hamstoif 

CO(NHA-60 

0.1634 

7.83 

206 

Acetanilid 

C5H5NH(C,H,0)  =  135 

0.5334 

7.00 

207 

Salicylsäure 

CeHjOH)COOH  =  138 

0.4948 

6.60 

*  Angaben  betrefis  der  Konstante  und  des  Präparates  s.  oben. 


—     449 


6. 

7. 

8. 

9. 

10. 

g  Substünz 

auf 

100  g  Lösungsmittel 

Beobachtete 
Temperatur- 
erhöhung 

Korrigierte 
Temperatur- 
erhöhung 

Gefundenes 
Molekel- 
gewicht 

151 

Von  anderen  Be- 
obachtern gefundene 
M  olekelge  Wichte 

9.89 

1.09 

1.09 

B  158 

4.97 

0.722 

0.722 

115 

B  119,  120 

8.58 

1.25 

1.25 

115 

B  121,  122 

5.81 

0.989 

0.989 

98 

8.51 

0.85 

0.85 

167 

6.78 

0.61 

0.61 

186 

— 

Lösungsmittel:  Chloroform. 


1.98 

0.55 

3.97 

1.14 

4.52 

1.265 

4.53 

1.29 

4.28 

0.79 

5.88 

0.96 

5.64 

1.025 

3.50 

0.58 

4.96 

0.75 

5.20 

L292 

5.56 

1.41 

^0.55 

182 

1.14 

128 

1.265 

131 

1.29 

129 

0.79 

198 

0.96 

205 

1.025 

201 

0.5H 

221 

0.75 

212 

1.292 

147 

1.41 

144 

B  128 

B  130 

B  131 

B  131 

B  20S 

B  206 

B  219 

B  253 

B  142 

B  145 

Lösungsmittel:  Äthylalkohol. 


4.73 

0.335 

0.332 

164 

B  157 

6.15 

0.392 

0.388 

182 

B  183 

7.54 

0.378 

0.374 

232 

B  255,  243 

4.67 

0.44 

0.431 

125 

B  124 

5.99 

0.575 

0.563 

122 

6.13 

0.585 

0.573 

123 

6.28 

0.585 

0.573 

125 

— 

6.29 

0.600 

0.588 

123 

9.03 

1.090 

1.068 

97 

B  102 

10.14 

1.239 

1.214 

96 

B  101 

10.45 

1.255 

1.230 

98 

B  101 

11.22 

1.383 

1.355 

95 

B  100 

2.08 

0.870 

0.366 

65.4 

B  63.1 

7.62 

0.610 

0.604 

145 

B  149 

7.50 

0.640 

0.634 

136 

B  141,  135 

>■ 

2.                                       3. 
Substanz 

4. 

!,. 

Verfluch 

Nr. 

^"■"^^                            Gewicht 

Subetauz 

Löaung»- 
mittel  ing 

2ÜS 

Weinaüure                   'CHOHvCOOH).  =  l50 

0.31 3  T 

ii.90 

£0» 

(C,H,),NH  =  169 

0.4871 

7.31 

210 

LitbiamchloriU 

LiCI  =  42.6 

0.2059 

6.79 

211 

„ 

0.2952 

6.74 

212 

Cadmiunijodid 

CdJ,  =  3G6 

0.4939 

7.30 

213 

Queckijilberchlorid 

HgCI,  =  271 

0.86ti5 

6.»4 

214 

CH,.C00K-»8 

0.51 4H 

i.ie 

Naphtalin 

'  C,„H,  =  12e 

0.3825 
0.3971 

1  C,Hs.COOC,Hs  =  1B0 

0.6734 
0.5957 

Anthraceo 

C„H,o=178 

0.3128 
0.3383 

Benzil 

(C,H».CO).  =  2I0 

0.3989 
0.5288 

BenioKsänre 

'  C,H,.COOH".I22 

0.4Ö11 
0.6017 

Saticyls&nre 

'  C.H,(0H').C00H-13fl 

0.4413 
0.3708 

AceUnilid 

1  C,HiNH(C,'H.Ol-135 

1                    t< 

0.5074 
0.6279 

LÖBU 

jngBmittel:  Wasser.' 

329 

Manoit 

C.H,(OH),=182 

0.9425 

7.44 

330 

„ 

1.0803 

7.95 

231 

Rohrzucker 

C„H„0„=M3 

1.2145 

11.03 

232 

„ 

1.7997 

7.45 

333 

Borsäure 

B(0H)i=«2 

0.6453 

8.04 

334 

" 

0.6686 

7.73 

235 

HamBtoff 

CO(N1I,),-60 

0.4941 

7.49 

2311 

„ 

0.634 

8.09 

237 

HgCl,=!71 

1.1715 

8.65 

'  Allgabe  betrefls  der  Konstante  und  den  PrSparate*  s.  oben. 
•  ISri   dem  Versuche  237  (Enthielt,   verarsaclit   durch   die  Flüchtigkeit  des 
Queckuil beruh loridB  mit  WauKenlampt',  die  im  Mantel  kondemierte  Flüknigkeit 


—     451 


6. 

4. 

8. 

9. 

10. 

g  Substanz 

auf 

100  g  Lösungsmittel 

Beobachtete 
Temperatur- 
erhöhung 

i 

0.365 

Korrigierte 
Temperatur- 
erhöhung 

Gefundenes 
Molekel- 
gewicht 

Von  anderen  Be- 
obachtern gefundene 
Molekelgewichte 

4.55 

0.361 

145 

B  151 

iU'yii 

0.435 

0.431 

178 

3.03 

1.068 

1.057 

SSM 

B  35.2 

4.38 

1.790 

1.772 

28.4 

B  32.2 

6.75 

0.220 

0.218 

S56 

B  349,  325 

12.67 

0.535 

0.530 

275 

B  264 

7.19 

0.824 

0.816 

101 

B  98 

Lösungsmittel :  Benzol. 

5.27 

1.00 

0.99 

142 

B  143 

6.17 

1.157 

1.146 

144 

B  144 

9.41 

1.600 

1.584 

158 

B  168 

9.78 

1.670 

1.653 

158 

B  168 

4.54 

0.645 

0.639 

190 

B  192 

5.01 

0.720 

0.713 

188 

B  193 

5.98 

0.693 

0.686 

23S 

B  231,  237,  242 

7.89 

0.903 

0.894 

2S6 

B  235,  241,  250 

7.15 

0.830 

0.822 

232 

B  244 

8.26 

0.96 

0.95 

232 

B  246 

6.30 

0.700 

0.693 

243 

B  242 

6.32 

0.682 

0.675 

250 

B  242 

7.64 

0.800 

0.792 

257 

B  260 

9.11 

0.915 

0.906 

268 

B  284 

L 

0.354 

fösiingsmittel:  1 
0.360 

Nasser. 
183 

12.67 

B  188 

13.67 

0.386 

0.892 

182 

B  187 

11.02 

0.161 

0.164 

349 

B  370 

24.16 

0.366 

0.372 

338 

B  354 

8.03 

0.630 

0.640 

65.2 

B  65.4,  65.0,  63.5, 
63.2,  62.6 

11.24 

0.903 

0.917 

63.7 

B  65.0,  64.9,  63.1, 
62.4,  62.6 

6.60 

0.539 

0.548 

62.6 

B  73 

7.84 

0.613 

0.623 

65.4 

B  73 

13.54 

0.207 

0.210 

335 

B  297,  319,  312' 

1 

eine  geringe,  kaum  wägbare  Menge  des  Salzes.  In  fielen  anderen  Fällen  hat 
die  Prüfling  der  im  äufseren  Glase  rcsp.  in  der  Vorlage  sich  befindenden  kon- 
densierten Flüssigkeit  auf  Substanz  stete  ein  negatives  Resultat  gehabt 


—     452 


1. 

2. 

3. 

Substanz 

Versuch 

XT 

Formel  und  Mol.- 

Nr. 

Name 

Ge  wicht 

238 

QueckBilberchlorid 

HgCl,  =  271 

239 

11 

11 

240 

11 

11 

241 

Cadininmjodid 

CdJ,  =  366 

242 

»»        / 

11 

243 

Natriumacctat 

CH,.COONa=82 

244 

Lithiuiiichlorid 

LiCi  =  42.5 

245 

11 

11 

24B 

11 

11 

247 

Salicyls.  Tjitliium 

C5n4.0H.C00Li  =  144 

248 

Natriumchlorid 

NaCl  =  58.5 

249 

V 

» 

250 

11 

11 

251 

11 

11 

252 

V 

11 

253 

11 

11 

254 

11 

11 

255 

Natriuinbromid 

NaBr  =  103 

256 

11 

»> 

257 

Natriumjodid 

NaJ  =  150 

258 

11 

11 

259 

Salicjls.  Natrium 

C<,H4(OH)COONa=160 

2(J0 

11 

11 

201 

Kaliumjodid 

KJ  =  166 

262 

11 

11 

263 

Kaliumnitrat 

KNO,  =  101 

264 

»» 

11 

265 

Calciumchlorid 

CaCl,  =  111 

266 

11 

11 

4. 

5. 

Substanz 
in  g 

I^sungs- 
mittel  in  g 

1.4182 

8.5S 

1.4060 

8.50 

1.2037 

6.11 

1.409 

8.40 

2.0192 

8.07 

0.610 

8.16 

0.3266 

7.23 

0.4894 

7.83 

0.550 

7.38 

0.6881 

8.29 

0.3909 

9.35     * 

0.5977 

9.66 

0.5334 

8.39 

0.5539 

8.55 

0.5975 

8.22 

1.0504 

8.66 

1.016 

8.83   -* 

0.699 

7.72 

1.509 

8.42 

0.9702 

8.04 

1.5047 

7.72 

0.7937 

8.33 

1.1224 

10.10 

0.7696 

8.25 

1.0978 

7.75 

0.778 

8.44 

0.9246 

7.99 

0.4923 

9.20 

0.8448 

7.75 

Um  sich  von  der  Brauchbarkeit  des  Verfahrens  zu  überzeugen, 
braucht  man  nur  einen  Blick  auf  die  in  den  Tabellen  III  und  V 
mitgeteilten  Versuche  zu  werfen,  deren  Resultate  ausgezeichnet  mit 
denen  anderer  Beobachter  übereinstimmen.  Die  durchschnittliche 
Abweichung  beträgt  ungefähr  3^/^,. 


(iröfsere  Differenzen  zeigen  die  Zahlen  für  Lithiumchlorid 
(Abweichung  ca.  10"/,,)  in  äthylalkoholischer  Lösung,  Athylbenzoat 
(ca.  G'7j))  in  Benzol,  ferner  Lithiumchlorid  (ca,  10%),  Chlomatrium 


453 


6. 

7. 

8. 

9. 

10. 

g  Substanz 

auf 

100  g  Lösungsmittel 

Beobachtete 
Temperatur- 
erhöhung 

Korrigierte 
Temperatur- 
erhöhung 

Gefundenes 
Molekel- 
gewicht 

Von  anderen  Be- 
obachtern gefundene 
Molekelgewichte 

16.53 

0.256 

0.259 

332 

B  308,  322,  326 

16.54 

0.273 

0.277 

311 

B  308,  322,  326 

19.70 

0.307 

0.312 

329 

B  335,  318 

16.77    ^ 

0.250^ 

0.254 

343 

B  365,  351 

25.02   — 

0.385   - 

0.391 

333 

B  351 

7.48 

0.890 

0.904 

43.0 

B  45.7,  S  45.2 

4.53 

1.093 

1.110 

21.2 

S  23.7 

6.25 

1.534 

1.559 

20.8 

8  22.9 

7.46 

1.940 

1.971 

19.7 

S  21.8 

8.30 

0.500 

0.508 

85 

S  83 

^  4.18 

0.665 

0.676 

32.2 

Bz  29.5 

6.19 

1.010 

1.026 

31.4 

Bz  29.3 

6.36 

1.063 

1.080 

30.7 

Bz  29.3 

6.48 

1.050 

1.067 

31.6 

Bz  29.2 

7.27 

1.216 

1.235 

30.6 

Bz  29.0 

12.13 

2.143 

2.177 

29.0 

-.12.20 

2.152 

2.186 

29.0 

9.06- 

0.857 

0.871 

54.1 

S  S5.7 

17.92  ^ 

1.843 

1.872 

49.8 

S  51.2 

12.07 

0.823 

0.836 

75 

S  77 

19.49 

1.345 

1.367 

74 

S  72 

9.53 

0.546 

0.555 

89 

S  93 

11.11 

0.645 

0.655 

88 

S  93 

9.33  "^ 

0.543  - 

0.552 

SS 

8  88 

14-17 

0.845    ^ 

0.859 

86 

S  89 

9.22. 

0.785 

0.797 

60.2 

Bz  60.8 

11.57 

0.960 

0.975 

61.7 

Bz  62.4 

5.35 

0.633 

0.643 

43.3 

8  41.1 

10.89- 

1.458 

1.481 

38.2 

8  37.9 

(ca.  6^/^,)  und  vornehmlich  HarnstoiF  (ca.  12^/^)  in  Wasser.  Ks 
Schemen  jedoch  bei  diesen  Bestimmungen  keine  beträchtlichen  Ver- 
suchsfehler meinerseits  vorzuliegen,  da  meine  Werte  untereinander 
gut  übereinstimmen. 

Die  angeführten  Zahlen  für  Natriumchlorid  lehren,  dafs  die 
Dissoziation  in  wässeriger  Lösung  mit  steigender  Konzentration  fort- 
schreitet, während  dies  aus  den  von  Biltz  mitgeteilten  Versuchs- 
ergebnissen nicht  hervorgeht. 


TäPTST!* 


—     454     — 

Beckmann^  fand  als  Molekelgewicht  für  Harnstoff  in  Wasser 
bei  verschiedenen  Prozentgehalten  72 — 74  statt  60  und  gab  als  Grund 
dieser  beträchtlichen  Abweichung  (etwa  20  ^o)  vom  normalen  Molekel- 
gewicht die  teilweise  Umwandlung  des  Harnstoffes  in  kohlensaures 
Ammoniak  an.  Wenn  dies  die  Ursache  ist,  so  muTs  die  Zersetzung 
bei  diesem  Verfahren  eine  geringere  sein,  da  der  Versuch  in  sehr 
kurzer  Zeit  verläuft.  Ich  erhielt  thatsächlich  bedeutend  richtigere 
Zahlen.  Die  genaueren  Bestimmungen  lieferten  die  Werte  ♦32.6 
und  65.4,  während  eine  grofse  Zahl  roher  Bestimmungen  um  diese 
Werte  schwanken. 

Ferner  scheinen  die  Werte  in  Acetonlösung  sämtlich  etwas  zu 
niedrig  zu  sein.  Die  Durchschnittsabweichung  beträgt  jedoch  nur 
ungefähr  3.5  ^/^^,  die  Maximaldifferenz  etwa  7*^/^.  Vielleicht  ist  die 
Verschiedenheit  der  von  Beckmann  und  von  mir  angewendeten 
Präparate  die  Ursache  hiervon.^  Die  Differenzen  kommen  für  die 
Praxis  kaum  in  Betracht  und  lassen  sich  leicht  durch  Änderung 
der  Konstante^  eliminieren. 

Ich  kann  wohl  behaupten,  dafs  von  der  grofsen  Anzahl  der 
ausgeführten  Versuche  kein  einziger  mifsglückt  ist. 


*  Zeitsehr.  phys.  Chem.  [1890]  4,  461. 

'  Beckmann  benatzt  ein  aas  der  Bisulfitverbindung  bereitetes,  sorgf&ltig 
fraktioniertes,  sehr  kostspieliges  Präparat 

'  BiLTz,  „Die  Praxis  der  Molekelgewichtsbestimmung''  (1898)  S.  132  giebt 
als  Siedekonstante  fUr  Aceton  17.1  an.  Bei  Benatzung  dieser  Zahl  werden  die 
Abweichungen  schon  sehr  gering. 

Berlin^  im  Marx  1898, 

Bei  der  Redaktion  eingegangen  am  11.  April  1898. 


Zur  Darstellung  der  Kobaltammoniaksalze. 

Von 
S.    M.    JÖRGENSEN. 

Im  Verlauf  der  vielen  Jahre,  in  denen  ich  mit  den  Eobaltammoniak- 
salzen  arbeitete,  habe  ich  selbstverständlich  verschiedene  Erfahrungen 
über  die  bequemsten  und  ergiebigsten  Darstellungsweisen  gesammelt, 
welche  ich  jetzt  veröflFentlichen  will,  um  anderen  Zeit  und  Mühe  zu 
ersparen.  Die  von  mir  früher  in  dieser  Beziehung  veröflFenÜichten 
Angaben,  welche  sich  auch  femer  bewährt  haben,  finden  sich  zudem 
sehr  zerstreut  in  vielen  Jahrgängen  des  „Joum.  f.  prakt.  Chem."  und 
der  „Z.  anorg.  Chem.",  nicht  selten  aufserdem  gelegentlich  erwähnt  in 
Arbeiten,  wo  man  sie  nicht  leicht  suchen  wird,  oder  wo  der  Titel 
der  Abhandlung  sie  wenigstens  nicht  vermuten  läfst.  Ich  halte  es 
daher  jetzt  für  zweckmäfsig,  meine  Darstellungsweisen  der  besonderen 
Reihen  systematisch  zu  ordnen,  und  wo  nicht  neue  oder  verbesserte 
angegeben  werden,  die  älteren  doch  zu  citieren  und  die  von  mir 
zum  Identifizieren  der  Salze  vorzugsweise  angewendeten  Reaktionen 
beizufügen.  Hier  und  da  wird  das  Folgende  auch  Nachträgliches 
und  Berichtigendes  enthalten. 

Hexamminkobaltsalze. 

(Luteokobaltsalze.) 

Chlorid.  Als  Ausgangspunkt  für  diese  Salzreihe  benutzte  ich 
früher  das  Nitrat,  dargestellt  durch  Oxydieren  einer  ammoniaka- 
lischen  Eobaltnitratlösung  mit  Jod.^  Weil  man  aber  dabei  nur 
etwa  die  Hälfte  des  Kobalts  als  Hexamminnitrat,  die  andere  Hälfte 
als  Nitratopentamminnitrat  erhält,  und  weil  Chloropentamminkobalt- 
chlorid  jetzt  fast  ganz  rein  und  billig  im  Handel  vorkommt,  ziehe 
ich  jetzt  dieses  Salz  als  Ausgangsmaterial  vor,  indem  ich  zur  Um- 
wandlung desselben  in  Hexamminchlorid  hauptsächlich  das  Verfahren 
von  Mills'  anwende,  nämlich  Erhitzen  des  Chloropentamminchlorids 
mit  Ammoniakflüssigkeit  in  einer  verschlossenen  Sodawasserflasche. 
Ich  habe  hierzu  mit  sehr  gutem  Erfolg  Sodawasserflaschen  mit  Patent- 
verschlufs  von  Fb.  Siemens  in  Dresden  angewendet    Sie  vertragen 


»  Joum.  pr.  Cfiern.  [2j  23,  229.  •  Phü,  Mag.  [4]  35,  245. 


456 

sehr  gut  Erhitzen  mit  20^lQiger  Ammoniakflüssigkeit  im  Wasser- 
bade. ^  Herr  Kand.  Dorph  Broageb  hat  eine  ganze  Reihe  Versuche 
nach  diesem  Verfahren  ausgeführt.  Zu  jedem  Versuche  wurden 
10  g  Chloropentamminchlorid  und  100  ccm  207^ige  Ammoniak- 
flüssigkeit angewandt.  Die  Flasche  war  ganz  in  Leinwand  gehüllt 
und  wurde  in  dem  kalten  Wasserbade  in  einen  grofsen  Zinkcylinder 
von  einem  Bunsen'schen  Element  gestellt.  Es  zeigte  sich  äufserst 
zweckmäfsig,  die  Flasche  ab  und  zu,  z.  B.  jede  Stunde,  kräftig  zu 
schütteln,  was  bequem  mittels  einer  langen  Tiegelzange  geschieht, 
um  das  sich  auf  dem  Boden  festsetzende  Salz  in  der  Flüssigkeit  zu 
verteilen.  Aber  auch  so  konnten  aus  dem  Reaktionsprodukt  nach 
10  stündigem  Erhitzen  noch  2  g  Chloropentamminchlorid  wieder- 
gewonnen werden.  Dagegen  erwies  sich  ein  Zusatz  von  Salmiak  in 
hohem  Grade  der  Umbildung  f()rderlich.  Eine  zu  grofse  Salmiak- 
menge mufs  jedoch  vermieden  werden.  Bei  20  g  Salmiak  wurden 
nach  östündigem  Erhitzen  7.8,  nach  lOstündigem  5.6  Chloropent- 
amminchlorid wiedergewonnen;  bei  50  g  Salmiak  war  nach  lOstün- 
digem Erhitzen  überhaupt  kein  Hexamminsalz  gebildet.  Dagegen 
wird  bei  Anwendung  von  8  g  Salmiak,  5 stündigem  Erhitzen  und 
5  maligem  Schütteln  fast  alles  Chloropentamminsalz  in  Hexammin- 
salz verwandelt,  und  man  gewinnt  aus  10  g  angewandtem  Pent- 
amminsalz  wenigstens  10  g  reines  Luteochlorid. 

Wenn  Wasserbad  und  Flasche  völlig  erkaltet  sind,  wird  der 
Krystallkuchen  mittels  eines  reinen  Eisendrahts  losgemacht  Auch 
die  Wände  der  Flasche  sind  übrigens  mit  Krystallen  von  Hexammin- 
chlorid  besetzt.  Man  giefst  Krystalle  und  Flüssigkeit  aus,  läfst 
absitzen,  was  sehr  schnell  geschieht,  und  schüttelt  die  Flasche 
wiederholt  mit  der  Flüssigkeit.  Die  noch  bleibenden  Krystalle 
löst  man  in  ein  wenig  Wasser.  Man  hat  jetzt  einen  Niederschlag 
von  Hexamminchlorid  mit  wenig  unangegriflFenem  Chloropentammin- 
chlorid und  eine  obenstehende  Lösung  von  Hexamminchlorid,  Salmiak 
und  wenig  basischem  Aquopentamminchlorid.  Das  Ganze  wird  in 
Zug  gestellt,  bis  nach  24  Stunden  aller  Ammoniakgeruch  verschwun- 
den ist,  dann  verdünnt  man  mit  Wasser  auf  300 — 400  ccm,  ver- 
setzt mit  50  ccm  konz.  Salzsäure  und  erhitzt  eine  Stunde  im  Wasser- 
bade, wobei  sich  vorhandenes  Aquopentamminchlorid  vollständig  in 
Chloropentamminchlorid  verwandelt.  Jetzt  wird  ^t  ^^'*  tonz.  Salz- 
säure   zugefügt,    und    nach  Abkühlen    unter  dem  Wasserhahn  wird 

*  Audi  eino  goM  öhnlirhe,  mit  Kautschukstopfen  verschlossene  und  solid 
uberhundfiie  Sodawasjserihischc  h'ifst  s^icli  sehr  gut  verwenden. 


—     457     — 

die  nur  schwach  gelbliche  Flüssigkeit  vom  Niederschlag  filtriert,  und 
der  letztere  ein  paarmal  mit  207oig6^  Salzsäure  gewaschen,  um  mög- 
licherweise abgeschiedenen  Salmiak  zu  lösen.  Dann  behandelt  man 
das  Hexamminchlorid  auf  dem  Filtrum  mit  kaltem  Wasser,  bis  die 
Waschfiüssigkeit  nur  schwach  aber  rein  gelb  durchläuft.  So  bleibt 
alles  Chloropentamminchlorid ,  sowohl  das  ursprünglich  nicht  ange- 
griffene, wie  das  aus  dem  Aquapentamminchlorid  gebildete,  ungelöst 
zurück.  Das  Filtrat  wird  erwärmt  und  in  Anteilen  mit  ^s  Vol. 
konz.  Salzsäure  unter  Umschwenken  versetzt,  um  nicht  all  zu  kleine 
Krystalle  zu  erhalten,  welche  schwieriger  zu  waschen  sind;  das 
Ganze  wird  abgekühlt,  der  Niederschlag  vor  der  Saugpumpe  mit  Wein- 
geist  bis  zum  vollständig  neutralen  Filtrat  gewaschen  und  an  der 
Luft  getrocknet.  Bei  der  grofsen  Schwierigkeit,  welche  Webneb  und 
Mtliüs^  gefunden  haben,  Hexamminchlorid  von  kleinen  Mengen 
Aquopentamminchlorid  zu  trennen,  bemerke  ich,  dafs  obiges  Präparat 
jedenfalls  nur  schwache  Spuren  von  Aquopentamminchlorid  enthalten 
kann.  Denn  die  Lösung  von  1  g  desselben  in  S^o^^^ '^^ii^oniak- 
flüssigkeit,  mit  Ammoniumoxalat  gefällt  (welches  sehr  bald  das  Hex- 
amminsalz  als  Oxalat  abscheidet)  und  filtriert,  zeigt  nur  einen 
schwachen  Stich  ins  Gelbliche  (von  schwachen  Spuren  gelösten  Hex- 
amminoxalats  herrührend),  aber  gar  keinen  ins  Bote  (vergl.  unten 
S.  460).  Wird  aber  1  g  des  Hexauiminchlorids  mit  0.003  g  Eoseo- 
sulfat  versetzt  und  auf  dieselbe  Weise  behandelt,  zeigt  das  Filtrat 
einen  unverkennbaren  Stich  ins  Rot. 

Als  Beagentien  auf  Luteokobaltsalze  im  allgemeinen  gebrauche 
ich  besonders  verdünnte  Salpetersäure,  Natriumpyrophosphat,  Natrium- 
quecksilberchlorid und  ein  Gemenge  von  verdünnter  Schwefelsäure 
mit  Waaserstofl^latinchlorid. 

Siehe  hierüber  näheres  Joum.  pr.  Chem.  [2]  35,  417  —  420.  Über  be- 
sondere Reagentien  auf  das  Chlorid  ebendaselbst  S.  422. 

Nitrat  wird  jetzt  am  leichtesten  erhalten  beim  Fällen  der 
ChloridlösuDg  mit  verdünnter  Salpetersäure.  Der  Niederschlag  wird 
mit  verdünnter  Salpetersäure  salzsäurefrei,  dann  mit  Weingeist  von 
90 7,,  säurefrei  gewaschen,  ^  am  besten  unter  Saugen.  1  Teil  Salz 
löst  sich  bei  gewöhnlicher  Temperatur  in  etwa  60  Teilen  Wasser. 

Reaktionen  s.  Jotirn,  pr,  Chem.  [2|  35,  417  ff. 

Sulfat.  Das  normale  Salz  wurde  von  Gibbs  und  Genth  aus 
dem  Chlorid   mit  Silbersulfat,   von  mir  durch  Zusammenreiben  des 


*  Z,  afiarg.  Chem.  16,  263.        *  Vergl.  Jouru,  pr.  Ch&m.  i2|  44,  64. 
Z.  anorg.  Chem.  XVII.  3[ 


—     458     — 

Chlorids  mit  frisch  dargestelltem  Silberoxyd,  Neutralisieren  des  chlor- 
und  silberfreien  Filtrats  mit  verdünnter  Schwefelsäure  und  Ein- 
dampfen zur  Erystallisation  erhalten.  Folgendes  Verfahren  liefert 
es  mit  leichter  Mühe  ohne  Anwendung  von  Silbersalzen:  Man  löst 
5  g  Chlorid  in  50  ccm  heifsem  Wasser  und  vermischt  mit  50  ccm  ver- 
dünnter Schwefelsaure  (217j>H3SOJ.  Die  60«  heifse  Flüssigkeit 
versetzt  man  mit  25  ccm  Weingeist  von  957oj  erwärmt  einige 
Minuten  im  Wasserbade,  bis  alles  gelöst,  und  stellt  zur  Erystalli- 
sation hin.  Das  nach  24  Stunden  fast  vollständig  ausgeschiedene 
Salz  wird  unter  Saugen  mit  Weingeist  von  95  7o  gewaschen,  bis  das 
Filtrat  neutral,  was  sehr  schnell  erreicht  wird.  Aber  das  Salz, 
reagiert  nach  Auflösen  in  Wasser  sauer  und  enthält  Chlor  in  nicht 
geringer  Menge.  Lufttrocken  wog  es  6.4  g.  Es  wurde  in  50  ccm 
Wasser  +  50  ccm  verdünnter  Schwefelsäure  im  Wasserbad  gelöst 
und  die  heifse  Lösung  mit  15 — 20  ccm  Weingeist  in  Anteilen  ver- 
setzt. Beim  Abkühlen  wie  oben  krystallisiert  ein  saures  Sulfat 
in  reichlicher  Menge  in  schönen  blanken  Prismen  (s.  il).  Mit  Wein- 
geist säurefrei  gewaschen  und  an  der  Luft  getrocknet  wog  es 
5.95  g.  Löst  man  dasselbe  in  heifsem  Wasser  und  fällt  man  die 
Lösung  mit  Weingeist,  so  erhält  man  das  normale  Sulfat,  mit  Wein- 
geist säurefrei  zu  waschen,  an  der  Luft  zu  trocknen  und  aus  heifsem 
Wasser  zu  krystallisieren.  So  werden  4.9  g  reines,  schön  krystalli- 
siertes,  normales  Sulfat  erhalten.  1  Teil  löst  sich  bei  17.4«  in  70.9, 
bei  20«  in  62.0  Teilen  Wasser. 

Über  besondere  Reaktionen  des  Sulfiats  s.  Jowm.  pr.  Chem,  [2]  35,  434. 

SO 
Saures  Sulfat,  Co(NH3)^  *  oq*o-    Ein   solches   hatten  Gibbs 

und  Genth  ^  darzustellen  versucht,  aber  ohne  Ei-folg.    Das  wie  oben 
erhaltene  verliert  nur  Spuren  bei  100®  (das  normale  verliert  so  10%). 

0.4180  g  (bei  100^  getr.)  ergaben  beim  schwachen  Glühen  0.1825  g  CoSO« 
0.4781  g  (desgl.,  2.  Darst.)  ergaben  0.2083  g  C0SO4. 

0.5323  g  (desgl.)  lieferten,  in  heifsem  Wasser   gelöst,   mit  Baryumchlorid 
und  ein  paar  Tropfen  verdünnter  Salzsäure  0.5688  g  BaSO«. 


Rechnung: 

Gefunden: 

C0S04 

155        48.78 

43.66     43.57 

so. 

160         45.20 

—       45.18 

^   ffResearches   of  the    ammonia-cobalt  bases"  (Washington  1856),    S.  10. 
(Smithson.  Coutrib.). 


—    459    — 

Sulfat-Persulfat,  (Co,6NH3)/^g  9*^.  —Vor  einigen  Jahren 

teilte  mir  Professor  0.  T.  Chbistensen  mündlich  mit,  dafs  eine 
ammoniakalische  KobaltsulfaÜösung  mit  Ammoniumpersulfat  sogleich 
Luteosulfat  bildete,  dafs  er  aber  die  Beobachtung  nicht  weiter  ver- 
folgen wollte.  Die  Sache  schien  mir  doch  einer  genaueren  Unter- 
suchung wert.  Es  war  damals  befremdend,  dafs  Luteokobaltsalze 
sich  80  leicht  in  der  Kälte  bilden  sollten,  und  ich  war  geneigt, 
hier  eher  die  Bildung  des  so  lange  vergeblich  gesuchten  gelben 
Roseosulfats  zu  vermuten.  Es  zeigte  sich  jedoch,  dafs  das  gebildete 
gelbe  Salz  ein  Luteosalz  und  zwar  das  Sulfatpersulfat  war. 

Löst  man  10  g  krystallisiertes  Kobaltsulfat  in  50  ccm  warmem 
Wasser,  versetzt  die  klare  Lösung  mit  10  g  Hand  eis- Ammonium- 
persulfat und  50  ccm  20^ feigem  Ammoniak  in  einer  Flasche,  die 
durch  das  Gemenge  fast  vollständig  gefüllt  wird,  verschliefst  die 
Flasche  mit  einem  Stopfen,  dessen  gebogenes  Bohr  unter  Wasser 
mündet,  und  stellt  sie  in  kaltes  Wasser,  so  findet  man  nach  24  Stünden 
einen  reichlichen  gelben  Niederschlag  von  Tafeln.  Die  tiefrote  Flüssig- 
keit wird  abfiltriert  und  die  Krystalle  mit  kaltem  Wasser  gewaschen, 
bis  das  Filtrat  gar  nicht  mehr  eine  rote,  sondern  eine  schwachgelbe 
Nuance  zeigt.  Mit  Weingeist  gewaschen  und  an  der  Luft  getrocknet 
wiegt  das  gelbe  Salz  5.5 — 5.6  g,  ist  jedoch  noch  nicht  ganz  rein. 
Es  ist  in  Wasser  weit  schwieriger  löslich  als  Luteosulfat.  1  Teil 
löst  sich  in  641  Teilen  Wasser  von  18.8^  in  632  Teilen  von  20». 
Selbst  in  kochendem  Wasser  ist  es  nicht  leicht  löslich.  1  g  mufs 
mit  mehr  als  100  ccm  Wasser  und  ein  paar  Tropfen  verdünnter 
Schwefelsäure  gekocht  werden,  bevor  es  sich  löst.  Beim  Erkalten 
des  siedenden  Filtrats  scheiden  sich  0.7  g  reines  Salz  in  rhombischen, 
häufig  fast  regulär  sechseckigen  Tafeln  ab.  Dieses  verliert  nichts 
bei  24  stündigem  Verweilen  bei  100»,  während  Luteosulfat  schon  in 
einer  Stunde  bei  100»  107o  verliert,  aber  beim  schwachen  Glühen 
liefert  es  sehr  annähernd  dieselbe  Menge  CoSO^  wie  lufttrockenes 
Luteosulfat,  nämlich  43.92 »/^  (Eechn.  für  [Co(NH3)g]2.3S04.5H20 
=  44.29).  Die  wässerige  Lösung,  die  nach  Obigem  sehr  verdünnt 
ist,  liefert  die  gewöhnlichen  Luteosalzreaktionen  mit  Na^P^Oy, 
HjPtClg  +  verdünnter  Schwefelsäure,  HAuBr^  u.  a.  Beim  Anrühren 
mit  verdünnter  Schwefelsäure  oder  Salzsäure  wird  das  Salz  in  bezw. 
Luteosulfat  oder  Chlorid  verwandelt,  welche  alle  Luteosalzreaktionen 
zeigen. 

Andererseits  schien   es    mir   wenig   wahrscheinlich,    dafs   hier 

31* 


Rechnung: 

Gefunden: 

118         16.75 

16.71 

168         24.01 

23  80 

384         54.39 

54.74 

—     460     — 

ein  Persulfat  vorliegen  sollte ,  denn  dafs  ein  solches  stundenweise 
mit  schwefelsaurem  Wasser  gekocht  werden  könnte  ohne  Zersetzung, 
wie  es  hier  der  Fall  war  in  einem  Versuch,  wo  10  g  rohes  Salz 
umkrystallisiert  wurden,  schien  doch  wenig  glaublich.  So  verhält 
sich  jedoch  die  Sache.  Das  erwartete  gelbe  Roseosulfat  ist  Luteo- 
sulfat-Persulfat  von  obiger  Zusammensetzung  und  giebt  erst  beim 
Kochen  mit  Salzsäure  Chlor. 

0.3447  g  (bei  100^  getr.)  hinterliefsen  beim  Glühen  0.1514  g  CoSO«. 
'  0.8485  g  (desgl.)  ergaben  74  ccm  Stickstoff,  feucht  gemessen  bei  752  mm 

und  19*>. 

0.4226  g  (desgl )  gaben  nach  Eindampfen  zur  Trockne  mit  Salzsäure,  Auf- 
lösen der  Rückstände  in  Wasser,  Kochen  mit  Natron  u.  s.  w.  0.5625  g  BaSO«. 

2Co 
12N 
4SO4 

Das  Salz  ist  somit  genau  wie  das  saure  Sulfat  zusammengesetzt, 
nur  dafs  es  1  Atom  Wasserstoff  weniger  enthält. 

Aquopentamminkobaltsalze. 

(Koseokobaltsalze.) 

Oxalat,  (Co,5NH3,OHjj)a.(C20j3,4H20.  Man  erhitzt  10  g  feingepul- 
vertesChloropentamminchlorid  mit  75  ccm  Wasser  undöOccmlO^/^^iger 
Ammoniakflüssigkeit  in  einem  mit  Uhrglas  bedeckten  Erlenmeyer- 
Eolben  unter  sehr  fleifsigem  Umschwenken  oben  auf  (nicht  in)  einem 
Wasserbad,  bis  sich  alles  eben  zur  tiefroten  Lösung  von  basischem 
Aquopentamminchlorid  aufgelöst  hat,  filtriert  von  einer  Spur  von 
schwarzem  Eobaltoxyd  und  neutralisiert  das  abgekühlte  Filtrat  so 
genau  wie  möglich  mit  Oxalsäure  (die  Flüssigkeit  soll  eher  ganz 
schwach  sauer  als  ammoniakalisch  sein),  wobei  sich  hochrotes,  kry- 
stallinisches  Roseooxalat  reichlich  ausscheidet,  und  beendigt,  wenn 
nötig,  die  Fällung  durch  Zusatz  von  Ammoniumoxalatlösung.  Nach 
einigem  Stehen  wird  die  schwach  gefärbte  Flüssigkeit  abgegossen, 
und  der  Niederschlag  mit  kaltem  Wasser  vor  der  Saugpumpe  ge- 
waschen, bis  die  Waschflüssigkeit,  nach  reichlichem  Zusatz  von 
Salpetersäure,  durch  Silbernitrat  nicht  mehr  gefällt  wird.  Dann 
verdrängt  man  das  Wasser  durch  Weingeist  von  95  7o  Gehalt  und 
trocknet  an  der  Luft.     Ausbeute  11.8 — 12.4  g. 

Da  dieses  Salz  bequem  als  Ausgangsmaterial  zur  Darstellung 
anderer  Aquopentamminsalze  verwendet  wird,  ist  es  von  Wichtigkeit, 
dafs  es,  wie  S.  P.  L.  Sörensen  gefunden  hat,   von  1 — 2^/^  Luteo- 


—     461     - 

kobaltoxalat,  welches  es  nach  obiger  Darstellung  nicht  selten  ent- 
hält, sehr  leicht  befreit  werden  kann.  Zu  dem  Zwecke  löst  man 
20  g  desselben  in  der  Kälte  in  150  ccm  2  ^^iger  Ammoniaküüssig- 
keit,  wobei  alles  Luteooxalat  zurückbleibt,  wäscht  das  letztere  mit  ein 
wenig  (20 — 30  ccm)  des  Lösungsmittels  und  neutralisiert  das  tief 
rote  Filtrat  oder  übersättigt  es  ganz  schwach  mit  Oxalsäurelösung, 
worauf  das  Aquopentamminoxalat  sich  fast  ganz  vollständig,  aber  jetzt 
frei  von  Luteosalz,  wieder  abscheidet  und  zuerst  mit  kaltem  Wasser, 
dann  mit  Weingeist  gewaschen  und  an  der  Luft  getrocknet  wird. 
Aus  20  g  rohem  Salz  werden  reichlich  19  g  reines  erhalten. 

Chlorid.  In  ganz  reinem  Zustande  wird  es  am  besten  aus 
dem  gereinigten  Oxalat  (s.  o.)  erhalten.  10  g  des  letzteren  werden 
mit  30  ccm  Wasser  befeuchtet.  Auf  Zusatz  von  50  ccm  normaler 
Salzsäure  löst  sich  nun  alles  leicht  zur  klaren  Flüssigkeit,  die  unter 
Abkühlen  mit  Eis  mit  100  ccm  konz.  Salzsäure  versetzt  wird,  worauf 
sich  fast  alles  Kobalt  als  Aquopentamminchlorid  abscheidet;  es  ist 
vor  der  Saugpumpe  mit  halbkonz.  Salzsäure  oxalsäurefrei,  dann  mit 
Weingeist  säurefrei  zu  waschen  und  an  der  Luft  zu  trocknen.  Aus- 
beute 7.6—7.8  g,  d.  h.  95— 96"/o  des  theoretischen. 

Als  Reagentien  auf  Aquopentamminkobaltsalze  im  allgemeinen 
gebrauche  ich  besonders  Natriumpyrophosphat  (in  neutraler  Lösung), 
Wasserstoffplatinchlorid  +  verdünnte  Schwefelsäure,  Ferricyankalium 
(in  schwach  salzsaurer  Lösung). 

Siehe  näheres  Joum.  pr.  Chem.  [2]  23,  253;  20,  121  ^  und  122;  auch  23, 
233  f.    Über  besondere  Reaktionen  des  Chlorids  ebendaselbst  31,  55. 

Nitrat.  Wird  aus  dem  gereinigten  Oxalat  ganz  wie  das  Chlorid 
dargestellt  (10  g  Oxalat,  30  ccm  Wasser,  50  ccm  normale  Salpeter- 
säure, 100  ccm  Salpetersäure  von  1.4  spec.  Gew.).  Das  Salz  wird 
vor  der  Säugpumpe  mit  verdünnter  {^S^l^iger)  Salpetersäure 
oxalsäurefrei ,  mit  Weingeist  von  höchstens  90  7o  *  säurefrei  ge- 
waschen und  an  der  Luft  getrocknet.  Ausbeute  sehr  annähernd  die 
berechnete.     1  Teil  löst  sich  bei  15®  in  etwa  10  Teilen  Wasser. 

Reaktionen  s.  Joum,  pr,  Chem,  [2]  23,  233  f. 

Sulfat.  In  meiner  Abhandlung  über  Roseokobaltsalze'  habe 
ich  die  verschiedenen  vorliegenden  Angaben  über  Aquopentammin- 
kobaltsulfat  erwähnt  und  eine  Darstellungsweise  des  reinen,  schwer- 


1  Wo  (10NH3.Coa.2OH,)j|^^*j^  statt  (lONHj.COaJp^^^    zu  lesen  ist. 

*  Joum,  pr.  Chem,  [2]  44,  63. 
'  Ebendaselbst  [2]  31,  72. 


—     462     — 

4 

löslichen  Salzes,  welches  mit  dem  von  Fbemy  und  von  Gibbs  und 
Genth  beschriebenen  identisch  ist,  angegeben.  Ich  ging  hier  von 
Chloropentamminchlorid  aus,  welches  mit  Silberkarbonat  in  Aquo- 
pentamminkarbonat  umwandelt  wurde,  das  dann  mit  Schwefelsäure  neu- 
tralisiert wurde.  Bequemer  ist  es  jedoch,  Silbersalze  zu  vermeiden. 
Zu  dem  Zweck  kann  man  10  g  Chloropentamminchlorid  auf  dem 
Wasserbade  mit  150  ccm  Wasser  und  15  ccm  verdünntem  (lO^/oig^u) 
Ammoniak  in  einem  mit  Uhrglas  bedeckten  Erlenmeyerkolben  unter 
häufigem  Umschwenken  erwärmen  und  das  tiefrote  Filtrat,  welches 
das  Kobalt  als  basisches  Roseochlorid  enthält,  in  Zug  stellen,  bis 
aller  Ammoniakgeruch  verschwunden  ist.  Dann  werden  50  ccm  ver- 
dünnte Schwefelsäure  (21  ^/^  H^SOJ  und  ein  paar  Krystallfragmente 
von  krystallisiertem  Aquopentamminkobaltsulfat  zugegeben  und  jetzt 
100  ccm  Weingeist  von  95  ^/^  Gehalt  in  Anteilen  unter  Umrühren 
zugef&gt,  worauf  sich  fast  alles  Boseosulfat  in  kleinen,  hochroten 
Krystallen  abscheidet.  Nach  längerem  Stehen  an  einer  kühlen  Stelle 
wird  der  Niederschlag  zuerst  vor  der  Saugpumpe  mit  einem  Ge- 
menge von  1  Vol.  verdünnter  Schwefelsäure,  1  Vol.  Wasser  und 
2  Vol.  Weingeist  chlorfrei,  dann  mit  einem  Gemenge  von  gleichen 
Vol.  Wasser  und  Weingeist  säurefrei  gewaschen  und  an  der  Luft 
getrocknet.  Ausbeute  11.4 — 11.6g  oder  86 — 87  ^/^  des  berechneten, 
'  Die  Mutterlauge  ist  ziemlich  stark  rot,  liefert  aber  auch  auf  Zusatz 
von  100  ccm  Weingeist  nur  ganz  wenig  Erystalle. 

Das  so  dargestellte  Salz  enthält  jedoch  gewöhnlich  noch  eine 
geringe  Spur  von  Hexamminsulfat,  daher  es  aus  heifsem  schwefel- 
saurem Wasser  umkrystallisiert  wird.  Von  Anfang  an  in  ganz  reinem 
Zustande  wird  es  aus  dem  reinen  Oxalat  erhalten.  Man  feuchtet 
10  g  reines  Aquopentaminoxalat  mit  30  ccm  Wasser  an  und  ver- 
setzt mit  70  ccm  verdünnter  Schwefelsäure,  welche  sehr  leicht  löst. 
Die  klare  Lösung  wird  mit  100 ccm  Weingeist  von  95%  Gehalt  in' 
Anteilen  versetzt,  worauf  das  Sulfat  sich  fast  vollständig  als  Krystall- 
pulver  abscheidet.  Mit  gleichen  Vol.  Wasser  und  Weingeist  von 
95  ^Iq  Gehalt  säurefrei  zu  waschen  und  an  der  Luft  zu  trocknen.  Aus- 
beute 9.75  g  (Rechn.  10.10). 

1  Teü  Sulfat  löst  sich  in  94.6  Teilen  Wasser  von  17.2«: 
Über  besondere  Reaktionen  des  Sulfats  s.  Jouni,  pr,  Chem.  [2J  31,  74  f. 

Chloropentamminkobaltsalze.      '' 

Chlorid.     Findet  sich  als  Purpureokobaltchlorid  sehr  rein  im 
Handel. 


463 
1  Teil  Salz  löst  sich  bei  11— 12«  in  250  Teilen  Wasser. 

Über  die  Darstellung  s.  S.  P.  L.  Sörensen  in  der  Z,  anorg,  Chem,  5,  869. 

Als  Reagentien  auf  Chloropentamminkobaltsalze  im  allgemeinen 
gebrauche  ich  besonders:  verdünnte  Salzsäure,  Wasserstoffplatin- 
chlorid, Wasserstoffsiliciumfluorid. 

S.  näheres  Joum.  pr,  Chem,  [2]  18,  212  und  280. 

Bromopentanmiinkobaltsalze. 

Bromid.  Wird  am  leichtesten  aus  dem  reinen  Aquopent- 
amminoxalat  (s.  o.  S.  460)  beim  Kochen  mit  Bromwasserstoff- 
säure erhalten.  5  g  des  Oxalats  werden  mit  15  ccm  Wasser  und 
25  ccm  destillierter  Bromwasserstoffsäure  etwa  eine  Stunde  im 
kochenden  Wasserbade  erhitzt  Das  Bromobromid  scheidet  sich 
vollständig  ab.  Die  obenstehende  Flüssigkeit  ist  farblos.  Nach 
Dekantation  der  noch  lauwarmen  Flüssigkeit  wird  der  Niederschlag 
auf  einem'  gehärteten  Filtrum  vor  der  Saugpumpe  mit  einem  Ge- 
menge von  1  Vol.  destillierter  Bromwasserstoffsäure  und  4  Vol.  Wasser, 
worin  das  Salz  ganz  unlöslich  ist,  oxalsäurefrei,  dann  mit  Weingeist 
säurefrei  gewaschen  und  an  der  Luft  getrocknet.  1  Teil  Salz  löst 
sich  bei  16^  in  530  Teilen  Wasser. 

Als  Reagentien  auf  Bromopentamminkobaltsalze  im  allgemeinen 
gebrauche  ich  besonders  verdünnte  Salpetersäure  und  Wasserstoff- 
platinchlorid. 

S.  näheres  Journ.  pr.  Chem,  [2]  19,  53  ff. 

HitiVtöpentamminkobaltsalze.     ^ 

Nitrat.  Wird  am  leichtesten  und  in  der  berechneten  Menge 
beim  Erhitzen  von  Aquopentamminnitrat  (s.  o.  S.  461)  einige  Stan- 
den lang  auf  100^  erhalten.  1  Teil  Salz  löst  sich  bei  16^  in  273 
Teilen  Wasser.  Als  Reagentien  auf  Nitratopentamminsalze  im  all- 
gemeinen gebrauche  ich  besonders  verdünnte  Salzsäure  und  (in  neu- 
traler Lösung)  Natriumdithionat. 

S.  näheres  Joum,  pr.  Chem.  [2]  23,  283  ff.  und  243. 

Hitropentamminkobaltsalze. 

(Xanthokobaltsalze.) 

Chlorid.  Bequem  und  ergiebig  ist  die  Darstelluugsweise  aus 
Isoxanthochlorid.  ^  Aber  auch  direkt  aus  Ghloropentamminchlorid 
läfst  das  Salz  sich  leicht  rein  erhalten.  Zu  diesem  Zweck  löst  man 


^  Z.  anorg.  Chem.  5,  169. 


464       - 

20  g  Chloropentamminchlorid  unter  Erwärmen  auf  (nicht  in)  dem 
Wasserbade  unter  häufigem  Umschwenken  in  einem  mit  Uhrglas  be- 
deckten Erlenmeyer-Kolben  in  200  ccm  Wasser  +  50  ccm  107oigcr 
Ammoniakiiüssigkeit,  filtriert  von  einer  Spur  von  schwarzen  Eobalt- 
oxyden,  kühlt  ab  und  säuert  mit  verdünnter  Salzsäure  schwach  an. 
Dann  versetzt  man  mit  26  g  krystallisiertem  Natriumnitrit  und  er- 
hitzt im  Wasserbade,  bis  der  sich  anfangs  bildende  rote  Nieder- 
schlag sich  vollständig  gelöst  hat.  Nach  Erkaltenlassen  der  tief 
braungelben  Flüssigkeit,  bis  sich  reichlich  Krystalle  abscheiden,  ver- 
setzt man  anfangs  vorsichtig  mit  250  ccm  konz.  Salzsäure,  läfst 
vollständig  erkalten,  wäscht  auf  einem  gehärteten  Filtrum  vor  der 
Saugpumpe  mit  halbkonz.  Salzsäure,  dann  säurefrei  mit  Weingeist 
und  trocknet  an  der  Luft.  Ausbeute  19  g  oder  91 — 92°/^,  der 
theoretischen. 

1  Teil  Salz  löst  sich  bei  14.0«  in  40.2,  bei  21.1«  in  39.2  Teilen 
Wasser. 

Als  Reagontien  gebrauche  ich  besonders  Ammoniumoxalat,  ver- 
dünnte Salpetersäure,  Kaliumplatochlorid,  Ferrocyankalium  (letzteres 
in  äufserst  schwach  ammoniakalischer  Lösung). 

S.  näliorcs  Z  an<yrg,  Chem.  5,  170  f.  Auch  Journ,  pr.  Cham,  94,  413  (Note), 
416  f.  und  421. 

Nitrat.    Wird  am  bequemsten  durch  Fällen  einer  Lösung  des 
Chlorids  mit  verdünnter  Salpetersäure  dargestellt. 
Sulfat. 
Darstellung  s.  Z,  anorg.  Cliem,  r>,  172. 

Hitritopentamminkobaltsalze. 

(Isoxanthokobaltsalze.) 
Chlorid. 

Über  die  Danstellung  h.  Z,  anorg,  Chetn,  r>,  lfi9;  über  die  Eigenschaften 
und  Reaktionen  ebendaselbst  8.  172  f. 

Sulfatopentamminkobaltsalze. 

Saures  Sulfat.  Die  wichtigsten  Rcagentien  sind  Wasserstoflf- 
platinchlorid  und  Nalriumdithionat. 

(jber  die  Darstellung  s.  Journ,  pr,  Chcm,  |2j  31,  2G4;  über  die  Reaktionen 
ebendiiHelbst  S.  267  f. 

Oxalatopentamminkobaltsalz. 

Saures  Sulfat.  Das  am  meisten  charakteristische  Reagens 
ist  Wasserstoffplatinchlorid. 

Über  die  Darstellung  s.  Z.  anorg.  Chem,  11,  420;  über  die  Reaktionen 
ebendaselbst  8.  421. 


465 


Chloroaquotetramminkobaltsalze. 

Chlorid. 

Übor  die  Darotellung  »,  Joiim,  pr,  Cßiem,  |2|  42,  211  f.;  über  die  Kigcii- 
sdiaftoti  ebendaselbst  S.  217  f. 

Reaktion  011  der  kalt  gesättigten ,  friHch  dargesell  teil  Lösung: 

1  Vol.  konz.  Salzsäure  scheidet  beim  Stehen  das  Salz  fast 
vollständig  ab. 

1  Vol.  verdünnte  Salpetersäure  scheidet  bei  starkem  Beiben 
mit  dem  Qlasstabe  bald  violetten,  krystallinischen  Niederschlag  des 
Gbloronitrats  ab  (s.  u.). 

Ammoniumsulfat  (1:5)  liefert  beim  Schütteln  sehr  bald 
reichlichen,  violetten,  krystallinischen  Niederschlag  von  gewöhnlich 
rhomboiden  Tafeln  des  Chlorosulfats. 

Hiebe  Journ.  pr.  Chvm.  [2]  42,  214. 

Kali  um  Chromat  fällt  graubraun,  pulverig. 

Siehe  Journ.  pr.  Chem,  |2|  42,  21Ü. 

Wasserstoffplatinchlorid  (1 :10)  giebt  anfangs  keinen  Nieder- 
schlag, bei  kürzerem  Stehen  scheiden  sich  lange,  sehr  dünne,  seiden- 
glänzende*, braune  Nadeln  so  reichlich  ab,  dafs  das  Ganze  fast 
erstarrt. 

Siehe  Journ,  pr.  Chem.  |2|  42,  215. 

Wasserstoffsiliciumfluorid  im  üeberschufs  liefert  beim 
Schütteln  bald  einen  rotvioletten  Niederschlag  von  unter  dem  Mikro- 
skop rhomboidalen  Tafeln.  Beim  Stehen  ist  die  Fällung  annähernd 
vollständig. 

Siehe  Jmim.  pr.  Chem.  |2)  42,  219. 

Quecksilberchlorid  im  Überschuls  giebt  beim  Reiben  bald 
reichlichen,  lilafarbenen,  krystallinischen  Niederschlag.  Unter  dem 
Mikroskop  Nadeln  und  Rosetten  solcher. 

Gewöhn  lieh  es  Natriumphosphat  erzeugt  sogleich  rotviolette 
Trübung,  die  sich  beim  Stehen  in  einen  hochroten,  krystallinischen 
Niederschlag  verwandolt.  Derselbe  zeigt  unter  dem  Mikroskop  vier-, 
bisweilen  auch  sechsstrahlige  Sterne. 

Ammoniumoxalat  liefert  beim  Reiben  mit  dem  Glasstabe 
sogleich  eine  blauviolette  Fällung  von  unter  dem  Mikroskop  kleinen, 
dicken,  sechsseitigen  Tafeln  oder  sehr  kurzen,  sechsseitigen  Prismen. 
Beim  Stehen  wird  die  Fällung  fast  vollständig. 


466     - 

Natriumdithionat  und  Kaliumplatocblorid  (1:10)  sind 
ohne  fällende  Wirkung. 

Chloronitrat,  Cl.Co{NH3)^(OH2XN03)3.  Man  löst  10  g  des  fein- 
gepulverten  Chlorids  in  einem  Gemenge  von  350  ccm  Wasser  und 
5  ccm  verdünnter  Salpetersäure,  indem  man  das  Pulver  mit  An- 
teilen der  Flüssigkeit  zusammenreibt  und  jedesmal  durch  ein  Filtrum 
scharf  dekantiert.  Hierbei  löst  sich  alles  aufser  einer  Spur  von 
Praseosalz.  Das  Filtrat  wird  mit  75  ccm  Salpetersäure  von  1.4 
spez.  Gew.  versetzt,  das  Gefäfs  in  kaltes  Wasser  gestellt  und  die 
Gewände  mit  dem  Glasstab  stark  gerieben.  Dadurch  scheidet  sich 
das  Salz  als  violetter,  krystallinischer  Niederschlag  ab,  sogleich  ab- 
zufiltrieren  und  zuerst  mit  verdünnter  Salpetersäure,  dann  mit  Wein- 
geist zu  waschen  und  neben  Vitriolöl  zu  trocknen.  Unter  dem 
Mikroskop  zeigt  es  vielerlei  rhombische  Formen.     Ausbeute  7.8  g. 

0.4270  g  (neben  Vitriolöl,  wo  das  lufttrockene  Salz  übrigens  nur  Spuren 
verliert)  ergaben  0.1991  g  AgCl  und  0.2205  g  CoSO^. 

Rechnung:         Gefunden: 
Co     59  19.38  19.66 

Cl      35.5         11.65  11.64  * 

Bei  100^  erleidet  das  Salz  in  24 — 48  Stunden  eine  recht  merk- 
würdige Veränderung.^  Unter  Verlust  von  5  — 6^/^  wird  es  schwarz. 
Zieht  man  jetzt  den  Rückstand  mit  kaltem  Wasser  aus,  so  geht 
zuerst  etwas  unreines  Chloroaquotetramminsalz  in  Lösung,  dann 
wird  der  Auszug  hell  und  schön  rot  mit  einer  violetten  Nuance, 
und  bei  wiederholtem,  fraktioniertem  Ausziehen  erhält  diese  Farbe 
sich  sehr  lange.  Alle  so  gefärbten  Auszüge  werden  durch  das 
gleiche  Vol.  konz.  Salzsäure  und  Abkühlen  fast  absolut  vollständig 
gefällt.  Die  Niederschläge  sind  sämtlich  identisch,  sie  sind  rot  mit 
einem  Stich  ins  Violette,  zeigen  unter  dem  Mikroskop  ausschliefslich 
sehr  kleine  Oktaeder  und  bestehen,  wie  alle  Reaktionen  und  eine 
ausgeführte  Ammoniakbestimmung  zeigten,  aus  reinem  Nitratopent- 
amminchlorid.  Aus  4.5  g  Chloroa(iuotetramminnitrat  wurden  reich- 
lich 2  g  Nitratopentamminchlorid  erhalten.  Wenn  das  Waschwasser 
farblos  wird,  besteht  der  Rückstand  auf  dem  Filtrum  aus  schwar- 
zem Kobaltoxyd,  etwa  Ys  ^^^  Kobalts  des  ursprünglichen  Salzes 
enthaltend. 


^  Vcrgl.  Journ,  pr.  Chenf.  [2]  42,  210  über  das  entsprechende  Chromsaiz. 


—     467     — 

Chlorosulfat.^  Man  löst  genau  wie  bei  dem  Chloronitrat 
(s.  o.)  10  g  des  Chlorochlorids  in  350  ccm  Wasser  +  5  ccm  ver- 
dünnter Salpetersäure,  versetzt  das  Filtrat  mit  80  ccm  Ammonium- 
sulfatlösung (1:5),  worauf  das  Cblorosulfat  sich  sogleich  als  prächtig 
glänzende,  violette,  rhombische  Tafeln  abscheidet,  läfst  es  24  Stunden 
an  einem  kühlen  Orte  stehen,  wäscht  vor  der  Saugpumpe  das  Salz 
mit  eiskaltem  Wasser,  das  fast  gar  nicht  löst,  schliefslich  mit  Wein- 
geist und  trocknet  an  der  Luft.    Ausbeute  9.2  g  reines  Salz. 

Hitroaquotetramminkobaltsalze. 

(Aquoxanthokobaltsalze.) 

Chlorid.  Als  Beagentien  verwende  ich  hauptsächlich  konz. 
Salzsäure,  verdünnte  Salpetersäure  und  Ammoniumoxalat. 

Darstellang  s.  Z.  anorg,  Chem,  7,  292;  Reaktionen  ebendaselbst  S.  293 f.^ 

Nitrat.  Kann  aus  dem  Chlorid  durch  verdünnte  Salpetersäure 
dargestellt  werden  (s.  a.  a.  0.  S.  297),  wird  jedoch  bequemer  direkt 
aus  Croceosulfat  erhalten.  Zu  diesem  Zweck  erhitzt  man  10  g 
Croceosulfat  mit  100  ccm  verdünnter  Salpetersäure  (etwa  SS^I^igeT) 
im  Wasserbad  bis  zum  reichlichen  Entwickeln  von  salpetriger  Säure, 
verschliefst  dann  den  Gashahn  und  läfst  das  Ganze  unter  zeitweiligem 
Umrühren  stehen.  Das  Sulfat  wandelt  sich  dabei  in  einen  gelb- 
braunen, krystallinischen  Niederschlag  um,  unter  dem  Mikroskop 
ausschliefslich  kleine,  anscheinend  reguläre  Oktaeder  zeigend,  welche 
nach  24  Stunden  mit  gleichen  Vol.  verdünnter  Salpetersäure  und 
Wasser  schwefelsäurefrei,  dann  mit  Weingeist  säurefrei  gewaschen 
und  an  der  Luft  getrocknet  werden.     Ausbeute  10  g. 

Dieselbe  Abänderung  des  Ausgangsmaterials  wie  bei  Chloro- 
nitrotetramminchlorid  (s.  u.)  wird  sich  sicherlich  auch  hier  anwenden 
lassen. 

Diaquotetramminkobaltsalze. 

( Tetramminroseokobaltsalze.) 
Sulfat. 

Darstellung  s.  Z,  anorg,  Cheni.  2,  296;  Reaktionen  ebendaselbst 

Basisches  Sulfat. 

Darstellung  s.  Z.  anorg.  Chem,  16,  184. 


*  Die  im  Journ,  pr,  Chetn,  [2]  42,  212  angegebene  Darstellungsweise  ist 
oben  zweckmäfsig  ein  wenig  abgeftndert  worden. 

'  Wo  Zeile  8  von  unten:  weit  kleiner,  statt:  mit  kleinen  zu  lesen  ist 


-      468 
Chlorid. 

Darstellung  s.  Z,  anorg,  Chem,  2,  294. 

Dlohlorotetramminkobaltsalze. 

(Praseokobaltsalze.) 

Saures  Sulfat. 

Darstellung  s.  Z.  anorg,  C/iem.  14,  415  und  416. 

Chlorid. 

Darstellung  aus  dem  saurem  Sulfat  s.  Z,  anorg,  Chefn,  14,  417. 

Chloronitrotetramminkobaltohlorid. 

Darstellung  aus  Croceosulfat  s.  Z.  anorg.  Ctiem.  7,  290. 

Noch  bequemer  geht  man  statt  von  Croceosulfat  von  dem  durch 
Waschen  mit  kaltem  Wasser  von  Xanthosalz  befreitem  Gemenge 
von  Croceochlorid  und  Croceonitrat  aus,  welches  nach  Seite  469 
erhalten  wird.  Man  verfährt  genau  wie  bei  Anwendung  von  Croceo- 
sulfat, und  die  Ausbeute  ist  reichlich  dieselbe. 

Chlor onitrotetramminkobalt  -  Dinitrodiamminkokalt- 
chlorid. 

Darstellung  und  Eigenschaften  s.  Z.  anorg,  Chem,  13,  183. 

Dinitrotetramminkobaltsalze. 

I.  Croceokobaltsalze. 

Chlorid.  Ich  habe  gezeigt,^  dafs  Xanthokobaltchlorid  bei 
längerem  Einwirken  von  salpetriger  Säure  in  der  Wärme  leicht  in 
Croceosalz  übergeht,  und  dafs  man  dann  aus  der  Lösung  mit 
Ammoniumsulfat  Croceosulfat  abscheiden  kann.  Aus  dem  letzteren 
läfst  sich  beim  Behandeln  mit  Baryumnitrat  Croceonitrat  erhalten. 
Bei  der  grofsen  Schwerlöslichkeit  des  Croceosulfats  eignet  sich  diese 
Darstellungsweise  von  Croceonitrat  doch  nur  für  kleine  Mengen. 
Croceochlorid  habe  ich  auf  diese  Weise  (Kochen  des  Sulfats  mit  der 
berechneten  Menge  Baryumchlorid ,  viel  Wasser  und  ein  wenig 
Essigsäure)  nicht  ganz  nitratfrei  erhalten  können, ^  weil  die  Croeeo- 
salze  in  der  Hitze  selbst  mit  ganz  schwach  essigsaurem  Wasser 
in  geringem  Grade  zersetzt  werden  und  die  freigemachte  salpetrige 


*  Z,  anorg.  Chem.  r>,   160. 

'  Die  Kryatuilc  hielten  nur  11.16  statt  13.05%  Chlor. 


—     469     — 

Säure  Bildung  des  weit  schwieriger  als  das  Chlorid  löslichen  Nitrats 
veranlafst.  Aber  die  angegebene  Methode  ist  zur  Darstellung  von 
Croceosalzen  in  gröfseren  Mengen  überhaupt  nicht  bequem. 

Weit  besser  verfährt  man  nach  der  Methode,  welche  ich  später 
angegeben  habe.^  Ich  habe  dieses  Verfahren  in  etwas  gröfserem 
Mafsstabe  durchgearbeitet  und  danach  mehrere  Hundert  Gramm 
Croceosalze  dargestellt. 

Man  löst  50  g  Eobaltkarbonat  in  der  eben  nötigen  Menge 
Salzsäure  in  der  Wärme,  filtriert  von  einem  absichtlich  zugesetzten 
kleinen  Uberschufs  von  Karbonat  und  füllt  das  Filtrat  auf  250  ccm 
auf.  Oder  einfacher:  Man  löst  90  g  krystallisiertes  Kobaltchlorid, 
welches  etwa  dieselbe  Kobaltmenge  enthält,  in  250  ccm  Wasser  auf. 
Andererseits  löst  man  100  g  Salmiak  und  135  g  krystallisiertes 
Natriumnitrit  zusammen  in  750  ccm  Wasser,  versetzt  die  Lösung 
mit  150  ccm  20^lQigeT  Ammoniakflüssigkeit,  vermischt  gut,  giefst 
die  Kobaltlösung  ein  und  leitet  während  4 — 5  Stunden  einen  kräf- 
tigen Luftstrom  durch  die  Flüssigkeit.  Es  scheidet  sich  dabei  bald 
ein  reichlicher ,  orangefarbener ,  krystallinischer  Niederschlag  ab. 
Nach  12  Stunden  wird  die  Mutterlauge  auf  einer  Nutsche  vor  der 
Saugpumpe  abgetrennt,  und  der  Niederschlag  wiederholt  mit  je 
50  ccm  Wasser  gewaschen,  bis  die  Waschflüssigkeit  nicht  mehr 
durch  Ammoniumoxalat  gefällt  wird,  sondern  selbst  bei  mehrstündigem 
Stehen  damit  (im  Dunkeln)  noch  ganz  klar  erscheint.  Hierdurch  wird 
alles  vorhandene  Xanthosalz  entfernt  Bisweilen  bildet  sich  übrigens 
gar  nichts  davon  oder  nur  Spuren.  Aus  den,  nach  Absaugen 
der  Mutterlauge,  vereinigten  Waschwässern  können  einige  Gramm 
Croceosulfat  mit  Ammoniumsulfat  gewonnen  werden,  es  lohnt  sich 
aber  kaum.  Das  xanthosalzfreie  Groceosalz  wird  schliefslich  mit 
Weingeist  gewaschen  und  an  der  Luft  getrocknet.  Ausbeute  an 
lufttrockenem  Salz  55 — 65  g,  die  erste  bei  reichlicher  Bildung  von 
Xanthosalz,  die  letzte,  wenn  solches  nur  spurenweise  vorhanden  war. 
Das  gewonnene  Rohcroceosalz  ist  ein  Gemenge  von  etwa  gleichen 
Mengen  Chlorid  und  Nitrat  (gef.  7.90  und  8.00 7„  Chlor;  Rechn.  fiir 
Croceochlorid  13.95).^ 


>       *  Z.  anorg.  Chem.  6,  306. 

*  Oxydiert  man  die  ursprüngliche  gemischte  Flüssigkeit  bei  12  stündigem 
Stehenlassen  derselben  im  Zug,  so  erhält  man  allerdings  anscheinend  eine 
bessere  Ausbeute,  nämlich  reichlich  70  g  gemischtes  Salz.  Dasselbe  ist  aufser- 
dem  grofskrystallinisch  und  weit  leichter  zu  waschen.  Es  enthält  aber  etwa 
20%    des    8chwer]r>sHchen   Croceo  Diamminuitrits,    und    diese  Abänderung    ist 


—     470     - 

Zur  Reinigung  des  rohen  Salzes  löst  man  20  g  desselben  in 
400  ccm  heifsem  Wasser  unter  Zusatz  von  einigen  Tropfen  Elssig- 
säure,  filtriert  in  ein  heifses  Glas  und  versetzt  das  klare  und  heifse 
Filtrat  sogleich  mit  40  g  in  Wasser  klar  löslichem  Salmiak,  ^  rührt 
um  und  kühlt  in  kaltem  Wasser  ab.  Nach  24  Stunden  wird  filtriert 
und  das  krystallinische,  gelbbraune  Salz  mit  Weingeist  von  90  7o  be- 
halt vor  der  Saugpumpe  gewaschen,  bis  das  Filtrat  durch  Silbemitrat 
nur  äufserst  schwach  getrübt  wird.  Da  Croceochlorid  in  QO^I^igem 
Weingeist  nicht  absolut  unlöslich  ist,  hat  die  Waschflüssigkeit  immer 
einen  schwachen  Stich  ins  Gelbe,  und  man  kann  daher  nicht  bis 
zu  völligem  Aufhören  der  Chlorreaktion  waschen.  Ausbeute  an 
lufttrockenem,  reinem  Salz  1 7.4  g.  Aus  50  g  Handelskobaltkarbonat 
kann  somit  annähernd  das  gleiche  Gewicht  an  reinem  Croceochlorid 
erhalten  werden.  Das  Salz  ist  absolut  frei  von  Xanthochlorid.^  Es 
enthielt  in  mehreren  Darstellungen  13.89,  13.87, 13.98, 14.017^  Chlor 
(Rechn.  13.95).^  Das  Salz  läfst  sich  aus  heifsem,  reinem  Wasser 
umkrystallisieren. 

Wurden  10  g  auf  einem  Filtrum  in  300  ccm  Wasser  von  90® 
gelöst,  so  liefert  das  Filtrat  bei  freiwilligem  Erkalten  im  Dunklen 
reichlich  7  g  sehr  schön  krystallisiertes  Salz. 

1  Teü  löst  sich  bei  14.9®  in  107.1,  bei  19.0®  in  95.7  Teilen 
Wasser.  Die  Lösung  zersetzt  sich  bei  längerem  Stehen  im  Tages- 
licht, ziemlich  schnell  im  Sonnenschein. 

daher  nicht  zu  empfehlen.  —  Oxydiert  man  beim  Durchleiten  von  Luft  wie 
oben,  wendet  aber  200  g  Salmiak  statt  100  g  an,  so  sinkt  die  Ausbeute  an 
Croceosalz  auf  etwa  40  g,  dasselbe  ist  aber  nitratfirei  (gef.  13.92  ^/^  Chlor).  Aber 
das  sich  ausscheidende  Salz  hält  weit  mehr  Xanthosalz  wie  gewöhnlich,  ist 
aufserdem  pulverig  und  sehr  schwierig  zu  waschen,  so  dafs  das  Ausgewaschene 
noch  immer  ein  wenig  Xauthosalz  enthält.  Auch  diese  Abänderung  kann  ich 
daher  nicht  empfehlen. 

*  Vergl.  Joum.  pr.  Chem,  [2]  45,  262. 

'  Selbst  wenn  das  rohe  Salz  Spuren  von  Xantliochlorid  enthält,  bleibt 
letzteres  in  der  salmiakhaltigen  Mutterlauge. 

'  Auch  reines  Croceonitrat  läfst  sich  auf  dieselbe  Weise  in  Chlorid  über- 
führen. Nur  mufs  man  20  g  Nitrat  in  900—1000  ccm  heifsem  essigsaurem  Wasser 
lösen  und  60  g  Salmiak  zusetzen.  So  dargestellt  entliielt  das  Chlorid  14  ^/^  Chlor 
(das   mit  nur  40  g  Salmiak  dargestellte  nur  10.58  ^/o).     Ausbeute  15  g  Chlorid. 

Das  Salz,  weiches  wie  oben  (S.  469,  Note)  20  %  Croceo-Diamminnitrit  ent- 
hielt, lieferte  auch  beim  Ausziehen  von  20  g  desselben  mit  400  ccm  essigsaurem 
Wasser  und  Versetzen  des  klaren  Auszugs,  welcher  wegen  der  Schwerlöslich- 
keit des  Diamminnitrits  nur  Spuren  desselben  enthalten  kann,  mit  40  g  Salmiak 
ein  tadelloses  Chlorid  (gef.  13.87  ^/o  Chlor).  In  der  salmiakreichen  Mutterlauge 
bleibt  Ammouiumdiamminkobaltnitrit  (vergl.  Z,  anorg.  Chem.  5,  194). 


—     471     — 

Gegen  Reagentien  zeigt  die  kalt  und  frisch  gesättigte  Lösung 
folgendes : 

Verdünnte  Salpetersäure  fällt  sogleich  das  Nitrat  als  citronen- 
gelben  Niederschlag  von  dünnen  Nadeln,  die  sich  unter  dem  Mikro- 
skop gewöhnlich  als  parallel  verwachsen  zeigen.  Die  Fällung  ist 
sehr  annähernd  vollständig. 

Verdünnte  Salzsäure  erzeugt  sogleich  einen  *  gelbbraunen 
krystallinischen  Niederschlag  von  dem  Chlorid,  unter  dem  Mikroskop 
rhombische  Prismen  mit  verschiedenen  Pyramidenflächen.  Die  Fällung 
ist  ganz  unvollständig.  Eonzentrierte  Salzsäure  verhält  sich 
ähnlich,  es  bildet  sich  aber  bald  Chloronitrotetramminchlorid. 

Wasserstoffsiliciumfluorid  giebt  beim  Reiben  fast  sogleich 
gelben  Niederschlag,  unter  dem  Mikroskop  fast  ausschliefslich  kleine, 
regulär  achtseitige  Tafeln. 

Wasserstoffplatinchlorid  liefert  beim  Reiben  orangegelben, 
krystallinischen  Niederschlag,  unter  dem  Mikroskop  rhomboidale  Tafeln. 

Kaliumplatochlorid  fällt  beim  Schütteln  chamoisgelben,  blätt- 
rig krystallinischen  Niederschlag. 

Vergl.  Z.  anorg,  Cheni.  5,  164. 

Natriumgoldchlorid  fällt  sogleich  und  fast  vollständig  hell- 
gelb, seidenglänzend. 

Vergl.  Z,  anorg.  Cham,  5,  164. 

Quecksilberchlorid  giebt  beim  Schütteln  und  Stehen  eine 
unvollständige,  gelbe,  krystallinische  Fällung,  unter  dem  Mikroskop 
kurze  und  lange  rhombische  Prismen,  flache  Nadeln  und  breite 
Blätter.  Natriumquecksilberchlorid  (74  normal)  verhält  sich 
ähnlich,  doch  sind  ziemlich  grofse  Tafeln  vorherrschend. 

Ammoniumsulfat  (1  rf))  liefert  beim  Schütteln  sehr  bald  gelben, 
glänzenden  Niederschlag  von  quadratischen  Tafeln. 

Natriumdithionat  (4:25)  fällt  beim  Schütteln  orangegelb, 
unvollständig.  Der  Niederschlag  zeigt  unter  dem  Mikroskop  haupt- 
sächlich oblonge,  unregelmäfsig  sechsseitige  Tafeln. 

Kaliumchromat  fällt  gelb,  krystallinisch.  Der  Niederschlag 
zeigt  unter  dem  Mikroskop  quadratische  Tafeln  oder  geradwinklige 
Kreuze  aus  rechtwinkligen  Tafeln  gebaut. 

Ealiumdichromat  giebt  einen  goldglänzenden,  blättrigen 
Niederschlag,  unter  dem  Mikroskop  sehr  dünne,  zerrissene  Tafeln, 
doch  auch  rhombische  Prismen,  durch  ein  makrodiagonales  Doma 
beendigt. 

Kaliumjodid  (1  :  10)  giebt  beim  Reiben  eine  orangegelbe,  un- 


—     472     — 

vollständige,  festes  Kaliumjodid  eine  annähernd  vollständige  Fällung 
von  sehr  kleinen  Oktaedern. 

Kaliumbijodid  fällt  zinnoberrot. 

Vergl.  Z,  anorg.  Chem.  5,  163. 

Natriumnitrit  fällt  beim  Stehen,  doch  unvollständig,  orange- 
gelb, glänzend  krystallinisch.  Der  Niederschlag  zeigt  unter  dem 
Mikroskop  scharf  ausgebildete,  augitähnliche  Formen.  Festes  Natrium- 
nitrit fällt  sogleich  hellgelben,  voluminösen  Niederschlag,  unter  dem 
Mikroskop  zeigt  derselbe  Garben  von  sehr  dünnen  Nadeln. 

Ammoniumoxalat,  gewöhnliches  Natriumphosphat  und 
Natriumpyrophosphat  fällen  nicht. 

Nitrat.  Wird  aus  der  kalt  gesättigten  Chloridlösung  durch 
verdünnte  Salpetersäure  gefällt,  mit  einem  Gemenge  von  gleichen 
Vol.  verdünnter  Salpetersäure  und  Wasser  chlorfrei,  mit  Weingeist 
säurefrei  gewaschen  und  an  der  Luft  getrocknet.  Noch  leichter  er- 
hält man  das  Nitrat  aus  dem  oben  gewonnenen  Gemenge  von  Chlorid 
und  Nitrat,  indem  man  genau  wie  bei  Darstellung  des  Chlorids 
verfährt  und  nur  Ammoniumnitrat  statt  Salmiak  anwendet  Aus 
20  g  gemischtem  Salz  werden  sehr  annähernd  20  g  reines  Nitrat 
erhalten. 

1  Teil  löst  sich  bei  14.2«^  in  339.6,  bei  19.1  <>  in  294.6  Teilen 
Wasser. 

Reaktionen  s.  Z.  anorg,  Chetn.  5,  163  ff. 

Sulfat.  Wird  aus  der  kalt  gesättigten  Chloridlösung  durch 
Ammoniumsulfat  (1:5)  abgeschieden.  Nach  Stehenlassen  (24  Stunden 
im  Dunkeln)  wird  filtriert,  mit  kaltem  Wasser,  das  schliefslich  durch 
Weingeist  verdrängt  vm:d,  gewaschen  und  an  der  Luft  getrocknet. 

1  Teil  löst  sich  bei  15.6o  in  1194,  bei  14«  in  1228  Teüen 
Wasser.  Trotz  dieser  grofsen  Schwerlöslichkeit  wird  die  gesättigte 
Lösung  sogleich  durch  Natriumgoldchlorid,  sehr  bald  durch  Kalium- 
bijodid und  nach  kurzem  Stehen  durch  verdünnte  Salpetersäure  gefällt 

IL    Fl avokob altsalze. 

Nitrat.  Ursprünglich^  stellte  ich  dieses  Salz,  welches  das 
Ausgangsmaterial  zur  Darstellung  aller  anderen  Flavosalze  ist, 
mittelst  des  Karbonate tetraniminnitrats  dar.  Da  aber  die  Darstellung 
des  Karbonatotetramminsulfats  in  reinem  Zustiinde  weit  leichter  und 

*  Z,  (inon/.   Chem.  T»,    1H2. 


—     473     — 

auch  ergiebiger  ist,  habe  ich  später  letzteres  Salz  angewandt.  Das 
Verfahren  ist  übrigens  dasselbe.  20  g  Karbonatosulfat  werden  mit 
einem  kalten  Gemenge  von  200  ccm  Wasser  und  25  ecm  verdünnter 
Salpetersäure  von  1.25  spez.  Gew.  (4070HNO3)  übergössen.  Wenn 
alles  gelöst  ist  und  die  Kohlensäureentwicklung  aufgehört  hat,  werden 
40  g  krystallisiertes  Natriumnitrit  unter  Umrühren  zugegeben.  Dann 
wird  10  Minuten  im  siedenden  Wasserbade  erhitzt,  sodann  sofort 
abgekühlt  und  zu  der  ganz  erkalteten,  tief  braungelben  Flüssigkeit 
250  ccm  verdünnte  Salpetersäure  gesetzt.  Beim  Umrühren  scheidet 
sich  das  saure  Flavonitrat  als  schmutziggelbes  Magma  von  feinen 
Nadeln  ab.  Nach  einigen  Stunden,  währenddem  das  Ganze  in  kaltem 
Wasser  steht,  wird  filtriert,  der  Niederschlag  vor  der  Saugpumpe  zu- 
erst mit  verdünnter  Salpetersäure  schwefelsäurefrei,  dann  mit  Wein- 
geist von  90  7o  Gehalt  bis  zur  neutralen  Reaktion  der  Waschfltissig- 
keit  gewaschen  und  an  der  Luft  getrocknet.  Ausbeute  18  g.  Aus 
heifsem,  schwach  essigsaurem  Wasser  umkrystallisiert,  bildet  es 
dicke,  gelbbraune  Prismen.  Kand.  L.  Jacobsen  hat  so  mehrere 
hundert  Gramm  des  Nitrats  dargestellt. 

1  Teil  Nitrat  löst  sich  in  etwa  33  Teilen  kaltem  Wasser. 

Über  Reaktionen  s.  Z.  anorg.  Chem,  5,  163  f.  und  imten. 

Kalium  -  Flavokobaltnitrat ,  (N02)2 .  Co .  {NH^\ .  (N03)2  •  ^' 
Wurde  erhalten  beim  Versuch,  Flavokobaltnitrit  darzustellen.  2  g 
Flavonitrat  werden  unter  Umrühren  mit  20  ccm  Wasser  bis  zur 
Lösung  erwärmt,  dann  werden  5  g  Kaliumnitrit  (beste  krystallisierte 
Handelsware,  jedoch  salpeterhaltig),  in  10  ccm  kaltem  Wasser 
gelöst,  zugesetzt.  Die  gemischte  Lösung  läfst  sich  vollständig  ab- 
kühlen, ohne  Niederschlag  zu  geben.  Fügt  man  aber  in  Anteilen 
50  ccm  Weingeist  von  95  ^/^  Gehalt  hinzu,  so  erscheint  ein  reichlicher, 
braung^lber,  glänzender  Niederschlag,  der  zuerst  mit  einem  Gemenge 
von  3  Vol.  Wasser  und  5  Vol.  Weingeist,  schliefslich  mit  Weingeist 
gewaschen  und  neben  Schwefelsäure  getrocknet  wird.  Ausbeute  1.8  g. 
Zeigt  unter  dem  Mikroskop  kürzere  oder  längere  rektanguläre  Tafeln. 
Enthält  reichlich  Kalium.  Die  kalte,  wässerige  Lösung  giebt  mit  Ka- 
liumbijodid  Flavoperjodid. 

0.4361  g  wurden  in  offener  Platinschale  schwach  geglüht.  Der  Auszug 
lieferte  0.1095  g  geschmolzenen  Salpeter,  der  Rückstand  0.1750  g  C0SO4. 

0.4445  g  wurden  mit  Natron  gekocht.  Der  Niederschlag  ergab  0.1836  g 
C0SO4.  Das  Filtrat  verbrauchte  23.8  ccm  Chamäleonlösung,  deren  100  ccm  = 
0.45741  g  NO,. 

0.4400  g  (2.  Darst.)  lieferten  auf  dieselbe  Weise  0.1805  g  CoSO^. 
Z.  anorg.  Chem.  XVII.  32 


Rechnung: 

Gefunden: 

Co 

59 

15.23 

15.28     15.72     15.61 

2N0, 

92 

24.08 

—       24.5         — 

K 

39.1 

10.21 

9.90      —          — 

Chlorid.  Man  löst  10  g  Nitrat  in  300  ccm  kaltem  Wasser 
unter  ganz  schwacheni  Erwärmen,  versetzt  die  klare  Lösung  mit 
20  g  in  Wasser  klar  löslichem  Salmiak  und  dann  mit  1  1  Weingeist 
von  95®/(,  Gehalt  in  Anteilen.  Hierdurch  scheidet  sich  das  Flavochlorid 
als  schmutziggelber  Niederschlag  von  kleinen,  rhombischen  und  rek- 
tangulären  Tafeln  und  Nadeln  aus.  Nach  24  stündigem  Stehen  wird 
filtriert  und  vor  der  Saugpumpe  mit  Weingeist  von  95  ^/^  Oehalt 
ausgewaschen.  Ausbeute  an  lufttrocknem  Salz  7.8  g.  Da  das  Salz 
nicht  früher  beschrieben  ist,  füge  ich  die  Analyse  hinzu. 

0.4225  g  (neben  Schwefelsäure  getrocknet,  wo  das  lufttrockene  nichts  ver- 
loren hatte)  wurden  in  kaltem  Wasser  und  wenig  Salpetersäure  gelöst  und  mit 
Silbemitrat  gefällt.    Erhalten  wurden  0.2374  g  AgCl  =  13.90  Vo^^l  (Rechu.  13.95). 

0.4068  g  (desgl.;  2.  Darst.)  ergaben  0.2298  g  AgCl  =  13.95^'o  Gl. 

Sehr  leicht  in  Wasser  löslich. 

Als  Beagentien  auf  Flavosalze  wende  ich  vorzugsweise  Ealium- 
bijodid,  Kaliumplatochlorid  und  Kaliumdichromat  an. 

Karbonate  tetramminkobaltsalze. 

Chlorid. 

Darstellung  s.  Z,  anorg.  Chem,  2,  284. 

Sulfat. 

Darstellung  s.  ebendaselbst  S.  281. 

Nitrat. 

Darstellung  s.  ebendaselbst  S.  282. 

Als  Reagentien  ziehe  ich  Natriumdithionat,  Kaliumplatochlorid 
und  Natriumplatinchlorid  vor. 

Reaktionen  ebendaselbst  S.  281. 

Oxalate  tetramminkobaltsalze. 

Chlorid.  Als  Reagentien  auf  diese  Salzreihe  im  allgemeinen 
wende  ich  vorzugsweise  verdünnte  Salzsäure  und  Wasserstofiplatin- 
Chlorid  an. 

Darstellung  s.  Z.  anorg.  Chem.  11,  429. 

Reaktionen  ebendaselbst  S.  431. 


475 


DinitrotnamminkobalUalze. 


Nitrit  (=  Ebdmann's  und GiBBs'Triamminkobaltnitrit).  1.  Wird 
am  leichtesten  in  ganz  reinem  Zustande  erhalten ,  wie  bereits  be- 
schrieben,^ indem  man  50  g  Eobaltkarbonat  in  der  eben  nötigen 
Menge  Salzsäure  löst,  filtriert,  die  Lösung  auf  250  ccm  auffüllt 
{oder  einfacher,  indem  man  90  g  krystallisiertes  Kobalt<5hlorid  in 
250  ccm  Wasser  löst)  und  die  Lösung  in  die  gemischte  Lösung 
von  100  g  Salmiak  und  135  g  Natriumnitrit  in  750  ccm  Wasser 
mit  500  ccm  207^,iger  Ammoniakflüssigkeit  eingiefst,  durch  4sttin- 
digen  kräftigen  Luftstrom  oxydiert  und  die  resultierende  dunkel- 
braune, etwas  dickflüssige  Lösung  in  5  Schalen  verteilt.  Dieselben 
werden  in  den  Zug  gestellt,  bis  nach  etwa  3  mal  24  Stunden  der 
Inhalt  bis  zur  Hälfte  verdunstet  ist;  dann  werden  die  abgeschie- 
denen Krystalle  abfiltriert  und  mit  kaltem  Wasser  gewaschen,  bis 
die  Waschfltissigkeit  nur  Spuren  von  Chlor  enthält.  Das  Salz  (etwa 
70  g)  wird  jetzt  am  besten  in  Anteilen  von  etwa  14  g  auf  dem 
Filter  mit  essigsaurem,  heifsem  Wasser  ausgezogen.  Aus  den  klaren 
Lösungen  krystallisieren  im  ganzen  40 — 42  g  Triamminnitrit  aus. 

Das  Verfahren  hat  Herr  Kand.  Bitlmann  nach  meiner  An- 
weisung durchgearbeitet. 

Chlorid. 

Darstellung  und  Eigenschaften  s.  Z,  anorg.  Cßtem.  7,  310  f.  u.  13,  180  f. 

DlohlorG-Aquotriamminkobaltsalze. 

(Dic^rokobaltsalze.) 

Chlorid.  Zur  Darstellung  verwendet  man  das  wie  oben  er- 
haltene  Triamminnitrit,  indem  man  genau  nach  der  bereits  beschrie- 
benen Weise  verfährt.* 

Aus  40.75  g  Triamminnitrit  (1)  erhält  man  so  in  einer  Opera- 
tion 42.25  g  reines  Dichrochlorid  in  feinen,  in  Masse  grünlichgrauen 
Naäeln.  6.45  g  desselben  liefsen,  in  100  ccm  kaltem  Wasser  gelbst, 
keinen  Rückstand,  und  die  Lösung  schied  auf  Zusatz  von  15  ccm  halb- 
konzentrierter Salzsäure  nach  kurzem  Stehen  keine  Spur  Praseochlorid 
ab.  In  schönen  feiystallen  läfst  es  sich  auf  folgende  Weise  erhalten: 
10  g  der  feinen  Nadeln  werden  auf  einem  Filtrum  in  150  ccm,  mit 
einigen  Tropfen  Salzsäure  angesäuertem,  kaltem  Wasser  gelöst. 
Zum  Filtrat   setzt   man   50  ccm   halbkonzentrierte  Salzsäure,   und 


^  Ebendaselbst  7,  307. 
*  Ebendaselbst  14,  418. 


82 


—     476     — 

dann  in  mehrstündigen  Zwischenräumen  noch  2  mal  50  ccm  halb- 
konzentrierte Salzsäure,  dann,  ebenfalls  mit  3 — 4  stündigem  Zwischen- 
raum, 3 mal  50  ccm  konzentrierte  Salzsäure,  alles  ohne  Umrühren 
oder  Schütteln.  Nach  dem  letzten  Zusatz  läfst  man  es  24  Stunden 
an  einem  kühlen  Orte  stehen.  Dann  findet  sich  fast  alles  Dichro- 
chlorid  abgeschieden  als  schwarze,  glänzende  Ej^stalle,  welche  unter 
dem  Mikroskop  als  sechsseitige  Prismen  mit  sechsseitigen  Pyrami- 
den, beide  etwa  im  Gleichgewicht  ausgebildet,  von  prachtvollem  Di- 
chroismus  erscheinen.  Man  wäscht  .vor  der  Saugpumpe  zuerst  mit 
halbkonzentrierter  Salzsäure,  dann  mit  absolutem  Alkohol  und  trocknet 
sogleich  neben  Vitriolöl.  Die  Mutterlauge  ist  in  einer  Schicht  von 
2  ccm  nur  sehr  schwach  gefärbt.  Ausbeute  8.75  g.  Aus  sämt- 
lichen 32.25  g  Dichrochlorid  wurden  28.2  g  umkrystallisiertes  erhalten. 

In  dieser  Gestalt  ist  es  sehr  haltbar.  Versetzt  man  dagegen 
die  wässerige  Lösung  unter  Abkühlung  mit  2  Vol.  konz.  Salzsäure, 
so  scheidet  das  Salz  sich  zwar  grofsenteils  ab,  aber  in  grofsen,  sehr 
dünnen  hexagonalen  Tafeln  (der  Basis  parallel,  daher  nicht  dichroi- 
tisch);  oftmals  auch  in  an  Schneeflocken  erinnernden  Gestalten.  In 
dieser  Form  läfst  es  sich  kaum  mit  absolutem  Alkohol  waschen, 
ohne  matt  zu  werden,  und  zersetzt  sich  beim  Stehen  in  verschlos- 
senem, trockenem  Glase  teilweise. 

Saures  Sulfat.  Aus  27  g  reinem  Dichrochlorid  erhält  man, 
bei  genauem  Einhalten  meiner  Angabe,^  32.2  g  reines  saures  Dichro- 
sulfat  in  feinen  Nadeln,  nur  arbeitet  man  bei  so  grofsen  Mengen 
zweckmäfsig  nicht  mit  Filtern  von  künstlichem  Bimstein,  sondern 
mit  Asbestfiltern.  Auch  diesen  Versuch  hat  Kand.  Bulmank  aus- 
geführt. 

• 

Ammonium-Diamminkobaltnitrit. 

Zur  Darstellung  des  Kaliumsalzes  dieser  Reihe  hatte  ich  vor 
vielen  Jahren*  das  ursprüngliche  Verfahren  von  Erdmann'  durch 
Zahlenangaben  und  mehrere  Einzelheiten  vervollständigt.  Die  so 
verbesserte  Darstellungsweise  haben  später  Webneb  und  Baselli* 
unwesentlich  modifiziert  und  dabei  etwa  dieselbe  Ausbeute  erhalten. 
Dieselbe  betrug  jedoch  für  50  g  Kobaltkarbonat  nur  42.5  g.     Weil 


^  Z,  anorg,  Chem.  U,  418—419. 
^  Journ.  pr.  Chem,  .2]  23,  249  (Note). 
■  Ebendaselbst  97,  385. 
^  Z.  atwrg,  Chem,  15,  165. 


_     477     — 

nun  aber  das  Ammoniumsalz  zu  manchen  Zwecken,  zu  welchen  das 
Kaliumsalz  sich  nicht  eignet,  verwendbar  ist,  z.  B.  zur  Darstellung 
von  Triamminkobaltnitrit  und  Dinitrodiamminkobaltoxalaten,  habe  ich 
dasjenige  Verfahren,  welches  ich  schon  ^  zur  Bildung  desselben  an- 
gab, später  durchgearbeitet.  Es  liefert  aus  derselben  Menge  Eobalt- 
karbonat  reichlich  60  g  Ammoniumdiamminnitrit,  etwa  64  g  Kalium- 
salz  entsprechend,  somit  50  7o  mehr  als  das  alte  Verfahren,  und  ist 
aufserdem  in  vielen  Beziehungen  bequemer. 

Um  das  Ammoniumsalz  darzustellen,  löst  man  50  g  Handels- 
kobaltkarbonat unter  Erhitzen  in  der  eben  nötigen  Menge  Salzsäure 
und  füllt  die  filtrierte  Lösung  nach  Abkühlen  zu  250  ccm  auf. 
Oder  einfacher  (und  billiger):  man  löst  90  g  krystallisiertes  Handels- 
kobaltchlorid in  Wasser  zu  250  ccm  auf.  Andererseits  löst  man 
100  g  Salmiak  und  135  g  krystallisiertes  Natriumnitrit  zusammen 
in  750  ccm  Wasser,  versetzt  die  Lösung  mit  25  ccm  20 böiger 
Ammoniakflüssigkeit,  giefst  die  Kobaltlösung  hinein  und  oxydiert 
in  etwa  1  ^/g  Stunden  mittels  Durchleiten  eines  raschen  Luftstromes. 
Die  filtrierte  Flüssigkeit  wird  dann  wenigstens  5  Tage  in  offener 
Schale  in  den  Zug  gestellt.  Man  dekantiert  jetzt  die  Lösung  von 
den  in  reichlicher  Menge  abgeschiedenen  Krystallen,  bringt  die 
letzteren  auf  ein  Nutschfiltrum,  befreit  sie  vor  der  Saugpumpe  von 
der  Mutterlauge  und  wäscht  sie,  ebenfalls  unter  Saugen,  2 mal  mit 
Eiswasser  und  1  mal  mit  einer  gesättigten  Lösung  des  reinen  Salzes. 
Die  Kry stalle  sind  dann  fast  chlorfrei.  Die  Mutterlauge,  mit  der 
Waschflüssigkeit  gemengt,  liefert  nach  mehrtägigem  Stehen  im  Zug 
eine  neue  Portion  Krystalle,  die  wie  oben  behandelt  werden.  Die 
vereinigten  Krystalle  werden  auf  dem  Nutschfiltrum  mit  lauwarmem 
Wasser  (etwa  45^  behandelt,  bis  das  Filtrat  mit  Silbernitrat  nur  noch 
schwache  Reaktion  auf  Diamminnitrit  (gelben  Niederschlag)  zeigt. 
Die  dunkelbraune  Lösung  wird  am  besten  an  einem  warmen  Ort 
dem  freiwilligen  Verdunsten  überlassen.  Aus  der  Mutterlauge  noch 
mehr  Krystalle  zu  gewinnen  lohnt  sich  kaum,  es  sei  denn,  dafs  man 
mit  weit  gröfseren  Mengen  arbeitet.  Aber  auch  in  diesem  Falle 
setzt  die  grofse  Kochsalzmenge  der  Mutterlauge  bald  eine  Grenze 
für  die  Bildung  von  Krystallen  des  Ammoniumsalzes.*     Auf  dem 


*  Joum,  pr.  Chem,  7,  304. 

*  Dafs  jedoch  das  Kobalt  in  der  Mutterlauge  hauptsSchlich  als  Diammin- 
nitrit vorhanden  ist,  davon  habe  ich  mich  überzeugt,  indem  ich  den  gröfstea 
Teil  des  Kochsalzes  durch  viel  Alkohol  abschied  und   das  Filtrat  verdunsten 


—     478     — 

Filtrum,  auf  dem  die  rohen  Krystalle  in  lauwarmem  Wasser  gelöst 
wurden,  bleibt  ein  Gemenge  von  Triamminkobaltnitrit  und  Croceo- 
kobaltdiamminkobaltnitrit;  aus  welchem  das  erstere  (gröfsere,  braune 
Krystalle)  durch  Schlämmen  von  dem  letzteren  (gelbes  Pulver)  leicht 
getrennt  und  durch  Umkrystallisation  aus  heifsem,  essigsaurem 
Wasser  gereinigt  werden  kann.  Doch  lohnt  die  Ausbeute  (etwa  4  g) 
die  Mühe  kaum,  wenn  man  nicht  mit  gröfseren  Mengen  arbeitet 
Das  ist  aber  sehr  wohl  thunlich.  Herr  Eand.  L.  Jacobsen  hat 
nach  meiner  Anweisung  nach  obigem  Verfahren  mehr  als  ein  halbes 
Kilo  Ammoniumdiamminnitrit  dargestellt. 

Die  l^loigQ  Lösung  zeigt  gegen  Beagentien  folgendes: 

Silbernitrat  fällt  sogleich,  jedoch  nicht  ganz  vollständig,  das 
Silbersalz  als  gelben,  pulverigen  Niederschlag,  bei  150  maliger  Ver- 
gröfserung  eben  erkennbar  krystallinisch.  Aus  einer  verdünnteren 
Lösung  (1 :  200)  zeigt  der  Niederschlag  unter  dem  Mikroskop  kleine, 
undeutliche  Nadeln.  Bei  der  Verdiinnung  1 :  300  erscheint  der  Nieder- 
schlag erst  nach  einem  Augenblick,  ist  schon  vor  dem  blofsen  Auge 
deutlich  krystallinisch  und  zeigt  unter  dem  Mikroskop  ähnliche 
Formen,  wie  sie  Ebdmaun  beschrieb.  Bei  der  Verdünnung  1:400 
zeigen  die  Nadeln  sich  unter  dem  Mikroskop  länger,  unter  geraden 
Winkeln  verwachsen,  ein  Gerippe  quadratischer  Tafeln  bildend. 
Bei  der  Verdünnung  1 :  500  erscheint  beim  Stehen  ein  prächtig 
glänzender  Niederschlag,  unter  dem  Mikroskop  ausschliefslich  aus 
achtseitigen  oder  quadratischen  Tafeln,  die  letzteren  bisweilen  mit 
eingebogenen  Seiten,  bestehend. 

Thalliumsulfat  erzeugt  nach  einigem  Stehen  eine  unvollstän- 
dige, ziemlich  grofskrystallinische  braune  Fällung,  die  unter  dem 
Mikroskop  rhombische  Tafeln  zeigt. 

Cäsiumchlorid  fällt  erst  nach  längerem  Stehen,  Rubidium- 
chlorid beim  Reiben  sogleich.  Beide  Niederschläge  ähneln  unter 
dem  Mikroskop  vollständig  dem  Ammonium-  und  dem  Kaliumsalze. 

Cinchoninsulfat  (1:60)  liefert  beim  Stehen  einen  reichlichen 
voluminösen  Niederschlag  von  gelben,  glänzenden  Nadeln,  unter  dem 
Mikroskop  zeigen  dieselben  sich  lang,  flach  und  durch  ein  flaches 
Doma  beendigt. 

liefs.  Es  bildeten  eich  so  auch  bei  wiederholter  Entfernung  des  Kochsalzes 
noch  immer  braune  Krystalle,  welche  jedoch  nur  in  Gestalt  des  schwerlöslichen 
Kalium-Diamminkobaltnitrits  rein  erhalten  werden  konnten. 


—     479     — 
Ealiumsalz. 

Darstellung  aus  dem  Ammoniumsalz  s.  Z,  anorg.  Chetn.  7,  304  unten. 

Silbersalz.  Wird  in  sehr  schöner  Gestalt  (vergl.  oben)  aus 
einer  Lösung  von  2  g  des  Ammoniumsalzes  in  1  1  kaltem  Wasser 
durch  überschüssiges  Silbemitrat  abgeschieden.  Ausbeute  2.15  g 
(Rechn.  2.61). 

Dinitrodiamminkobaltozalate. 

Ammoniumsalz.  Als  Reagentien  sind  besonders  Magnesium- 
sulfat, Aluminiumsulfat  und  Silbemitrat  zum  Identifizieren  zu  ver- 
wenden. 

Darstellung  s.  Z,  anorg,  Chem,  11,  440.    Reaktionen  ebendas.  S.  442  f. 

Dinitrodiamminkobalt-Dinitrodiamminkobaltoxalat. 
Ebendaselbst  S.  451. 

Komplexe  Kobaltammoniaksalze. 

Anhydrobasische  Tetrammin  -  Diaquodiamminkobalt- 
salze. 

Darstellung  und  Reaktionen  s.  Z,  anorg.  Chem,  16,  187  ff.^ 

Anhydrooxypentamminkobaltnitrat. 

Darstellung  s.  Z.  anorg,  Chem,  5,  185  f. 

^  Diese  Darstellungsweise ,  eine  ganze  Druckseite  der  Zeitschrift  einneh- 
mendy  hat  Herr  Albert  Mtliüs  (Z.  anorg,  Chem,  16,  252)  fast  wörtlich  wieder- 
gegeben, dabei  aber  vergessen,  meine  Arbeit  zu  eitleren. 

Kopenhagen,  Lahorat,  der  polytechn,  Lehranstalt,  22,  April  1898, 
Bei  der  Redaktion  eingegangen  am  3.  Mai  1898. 


über  Strukturisomerie  bei  anorganischen  Verbindungen. 

Von 

A.  Sabanejefp. 

I.  Die  Isomerle  der  Ammonium-,  Hydroxylamin-  und  Hydrazinsalze. 

Bekanntlich  wird  die  Isomerie  unter  den  anorganischen  Ver- 
bindungen ziemlich  selten  beobachtet,  und  oft  steht  noch  die  Frage 
offen,  ob  wir  es  mit  Polymeren  oder  Isomeren  im  genauen  Sinne  zu 
thun  haben.  Durch  Vermittelung  der  physisch-chemischen  Methode 
der  Naturforschung  können  einige  wenige  Isomere  als  gründlich 
definiert  angesehen  werden,  und  unter  diesen  stehen  auf  dem  ersten 
Plan  die  Metallammoniaksalze  deren  Äquimolekulargewicht  auf  Orund 
der  kryoskopischen  Untersuchungen,  und  der  Prüfung  von  elektrischer 
Leitfähigkeit  nachgewiesen  war.  Diese  Arbeit  hauptsächlich  von 
A.  Werneb^  ausgeführt,  bezieht  sich  auf  die  Kobalt-  und  Platin- 
ammoniakverbindungen der  Form  MR^  und  MR^,  in  deren  Anzahl 
einige  Glieder  auch  Kohlenstoffradikale  enthalten.  Doch  stehen  diese 
Isomere  mit  den  herrschenden  Begriffen  der  atomistischen  Theorie 
der  Elemente  nicht  in  befriedigender  Übereinstimmung  und  ihre  Be- 
ziehungen zu  einander  können  am  einfachsten  mittels  der  Vor- 
stellungen einer  Stereoisomerie  leicht  und  augenscheinlich  erklärt 
werden. 

Unter  den  zahlreichen  Salzen  der  Metaphosphorsäure,  den  Unter- 
suchungen von  6.  Tammann^  zufolge,  finden  sich  aufser  vielen  Poly- 
meren auch  einige  Isomere  (Metamere).  Es  gelang,  zwei  lösliche 
Hexametaphosphorsalze  zu  definieren,  welche  ihren  Eligenschaften 
nach  von  einander  sehr  verschieden  sind  und  deren  Isomerie  mittels 


*  A.  Werner,  Zeitsehr.  phys,  Chem.  12,  35  und  14,  506. 

*  G.  Tammanx,  Journ.  pr.  Chem.  [2^  45,  417    und    Zeitschr.  phys.  Cliem. 
6,  122. 


—     481     — 

der  Gesetze  der  Elektrolyse  bewiesen  werden  kann:  denn  das  Alkali- 
metall tritt  in  dem  einen  Salze  gänzlich  in  Gestalt  des  positiven 
Ions  auf,  im  anderen  nur  zum  Teil,  und  sein  Rest  erscheint  negativ. 
Läfst  man  andere  zweifelhafte  Fälle  von  Isomerie  bei  Seite,  ^  so 
kann  man  bis  auf  die  letzte  Zeit  behaupten,  dafs  unter  den  anor- 
ganischen Verbindungen  keine  gut  definierte  Strukturisomere  bekannt 
sind,  die  doch  so  gut  erklärt  und  so  oft  unter  den  organischen  Ver- 
bindungen beobachtet  waren. 

Im  Jahre  1895  hat  J.  Thiele*  aus  dem  Nitrourethan  ein  der 
untersalpetrigen  Säure  isomeres  Nitramin  NHgNOg  erhalten,  doch  wie 
eine  unlängst  erschienene  Arbeit  von  A.  Hantzsch*  bewies,  zeigen 
die  Eigenschaften  dieser  beiden  Substanzen  eher  ein  Stereo-,  als  eine 
Strukturisomerie.  „Die  Existenz  von  scharf  gesonderten  Isomeren 
von  verschiedener  Atomverkettung",  schreibt  A.  Hantzsch,  „ist  bei 
anorganischen  Molekülen  bezw.  im  anorganischen  Teile  organischer 
Moleküle  noch  niemals  sicher  nachgewiesen  worden",  und  weiter: 
„Angesichts  aller  dieser  Thatsachen  gewinnt  wohl  die  von  mir 
bereits  geäufserte  Ansicht  sehr  an  Wahrscheinlichkeit:  dafs  die 
Strukturisomerie  nur  eine  spezielle,  gerade  für  die  Kohlenstoflfver- 
bindungen  typische  (vielleicht  sogar  auf  sie  beschränkte)  Art  der 
Isomerie  sei,  dafs  dagegen  die  Stereoisomerie  die  flir  die  Ver- 
bindungen der  übrigen  Elemente  normale  und  deshalb  allgemeinere 
Art  der  Isomerie  darstellen  werde." 

Die  vorliegende  Arbeit  war  übernommen,  um  näher  nachzu- 
prüfen, ob  es  vielleicht  möglich  wäre,  irgend  welche  Strukturisomere 
unter  den  anorganischen  Verbindungen  zu  erhalten,  um  diese 
Frage  zu  lösen,  scheinen  mehrere  Wege  vorhanden  zu  sein;  der, 
welchen  wir  in  dieser  Arbeit  angewendet  haben,  liefert  vollständig 
befriedigende  Resultate.  Zur  Erörterung  der  Frage  war  es  wünschens- 
wert: 1)  Scharf  definierte  Strukturisomere  zu  erhalten,  wozu  am 
besten  die  Metameren  dienen  könnten,  da  ihre  Eigenschaften  schon 
in  jener  Zeit  befriedigend  erklärt  waren,  wo  noch  keine  Struktur- 
theorie existierte  und  wo  man  sich  mit  der  Typentheorie  begnügen 
mufste.  2)  Die  Substanzen  mittels  einfacher  Reaktionen,  ohne  Mit- 
hilfe von  organischen  Verbindungen  zu  erhalten  und  3)  die  Salze 

*  Z.  B.  A.  RöHRiNQ  (Jouni,  pr.  Chem.  87,  200)  und  A.  Schwickee  {Ber. 
deutsch,  chem.  Ges.  22,  1728)  geben  zwei  Salze,  NaKSOj  +  2H,0  und  NaKSOgH- 
H,0,  deren  Isomerie  keineswegs  als  bewiesen  angesehen  werden  kann. 

*  J.  Thiele,  Ann,  Chem,  288,  267. 

»  A.  Hantzsch,  Ann,  Cfiem.  292,  340  und  296,  100  und  111. 


\ 


—     482     — 

entweder  ohne  ICrystallwasser  oder  mit  dem  letzteren,  aber  in  dem- 
selben Quantum  zu  erhalten.  Den  gestellten  Bedingungen  entspricht 
der  vorgeschlagene  Weg  aufs  vortrefflichste  und  ist  gleichzeitig  so 
einfach,  dafs  man  sich  wundem  mufs,  dafs  er  bis  jetzt  unausge- 
arbeitet  geblieben  ist. 

Ich  spreche  von  der  Metamerie,  die  zwischen  Ammonium, 
Hydroxylamin-  und  Hydrazinsalzen  möglich  ist.  So  mufste  z.  B.  das 
salzsaure  Hydroxylamin,  NH3O.HCI,  dem  Ammoniumhypochlorit, 
NH3.HCIO,  isomer  sein,  wenn  letzteres  unter  gewöhnlichen  Be- 
dingungen existenzfähig  wäre.  £benso  existiert  kein  Hydroxylamin- 
nitrit,  das  dem  Ammoniumnitrat  metamer  sein  sollte.  Hierbei 
könnte  man  noch  hinzufügen,  dafs  auch  Hydroxylaminchlorat  und 
-jodat,  welche  dieselbe  Zusammensetzung  wie  Ammoniumperchlorat 
und  -periodat  haben,  nicht  erhalten  werden  konnten.  Bei  allen 
Versuchen,  das  Hydroxylaminjodat  aus  dem  Baryumjodat  und  Hydr- 
oxylaminsulfat  zu  erhalten,  geht  eine  Reduktion  unter  Abscheidung 
von  Jod  schon  bei  0®  vor  sich.  Alle  angegebenen  Thatsachen  be- 
weisen augenscheinlich  die  Stabilität  nur  einer  Form  der  beiden 
Isomeren  und  sprechen  gegen  die  Tauglichkeit  des  vorgeschlagenen 
Weges,  was  auch  wahrscheinlich  der  Qrund  dazu  war,  dafs  er  bis 
auf  die  letzte  Zeit  aufser  Acht  gelassen  wurde.  Doch  ist  es  im 
Grunde  genommen  bei  weitem  nicht  f&r  alle  Fälle  richtig.  So  ist 
z.  B.  das  Hydroxylaminthiosulfat,  welches  dem  Ammoniumpyrosulfit 
(NH^)2S205  isomer  ist,  in  der  Wasserlösung  existenzfähig.  Man 
erhält  es  durch  die  Einwirkung  von  Hydroxylaminsulfat  auf  das 
Baryumthiosulfat.  Es  zeigt  alle  Reaktionen  von  Hydroxylamin  und 
Thioschwefelsäure,  zerfällt  aber  beim  Eonzentrieren  in  Schwefel  und 
einige  Nebenprodukte.  Bei  weiteren  Untersuchungen  zeigte  es  sich, 
dafs  noch  viele  andere  stabile  und  mehr  zur  Beobachtung  geeignete 
Isomere  dieser  Art  existieren.  Eine  Reihe  derartiger  gut  definierter 
Verbindungen  ist  im  folgendem  angegeben: 

1.  Hydroxylaminhypophosphit  .     .     .  NHjO.HjPO,.* 
Saures  Ammoniumphosphit  .     .     .  NHjHgPOj. 

2.  Hydroxylamindithionat     ....  (NH80)jH4S,Oö.* 
Ammoniumpersulfat (NHs)|H,S,Oe. 

3.  Hydrazinphosphit NjH^HsPOb.* 

Saures  Ammoniumamidophosphat  NH,PO(OH)|NH,.t 

4.  Saures  Hydrazinphosphit      .     .     .  N,H4(HjP0j)j.* 
Ammoniumsubphoäphaf    ....  (NH,),H4P,0e. 

5.  Hydrazinphosphat NSH4HJPO4.* 

Hydroxylaminamidophosphat    .     .  NH,PO(OH)^NHg0.t 


—     483 

6.  Saures  Hydrazinphosphat 
HydroxylaminBubphosphat   . 

7.  Hjdrazinsubphosphat .     .     . 
Ammoniumdimetaphosphat  . 

8.  Ammoniumoxjamidosulfonat 
Hjdroxylamiiuiinidosulfonat 
Hjdrasdnsolfat 


NA(H.POA.' 
(NH,0),H,P,Oe.* 

(NH.HFO,),. 

NH(0H)S03H.NH,.t 

NH,SOsH.NH,0.* 


Die  mit  einem  Kreuz  (f)  bezeichneten  Salze  waren  bis  jetzt  un- 
bekannt,  die  mit  einem  Stern  (*)  —  waren  kurz  beschrieben  und 
nicht  analysiert.  Alle  die  angegebenen  Salze  sind  stabil,  können 
beliebig  aufbewahrt  werden,  aufser  dem  Ammoniumoxyamidosiilfonat 
und  Hydroxylaminamidophosphat,  welche  mit  der  Zeit  eine  Zer- 
setzung erleiden. 

Auf  solche  Weise  mufs  die  Frage  über  die  Existenz  von  Struk- 
turisomerie  unter  den  anorganischen  Verbindungen  von  Grund  aus 
als  gelöst  angesehen  werden.  Dieselben  existieren  unzweifelhaft 
und  blieben  bis  auf  die  letzte  Zeit  nur  deswegen  unbekannt,  weil 
im  Vergleich  mit  KohlenstoflFverbindungen ,  die  Verbindungen  aller 
anderen  Elemente  keine  so  grofse  Mannigfaltigkeit  zeigen.  Mit  den 
Fortschritten  der  Chemie  der  Elemente  werden  auch  andere  ver- 
schiedenartige isomere  Verbindungen  zum  Vorschein  kommen,  und 
die  Zahl  der  Isomeren  überiiaupt  und  der  Strukturisomeren  insbe- 
sondere wird  immer  weiter  und  weiter  wachsen.  Die  in  letzter  Zeit 
gemachten  Erfindungen  in  der  Chemie  des  Stickstoffes  und  besonders 
das  Erhalten  des  Hydroxylamins  und  Hydrazins  erlaubten  mir  un- 
zweifelhaft zu  beweisen,  dafs  die  Strukturisomerie  auch  den  anor- 
ganischen Verbindungen  eigen  ist. 

Experimenteller  Teil. 

Die  Darstellung  und  die  Untersuchung  der  oben  angegebenen 
Salze  ist  im  Moskauer  Universitätslaboratorium  für  anorganische 
Chemie  unter  Mithilfe  der  Herren  A.  Oüsoff,  E.  Dengin  und  an- 
derer Praktikanten  ausgeführt  worden. 

1.  Das  Hydroxylaminhypophosphit,  NHgOHgPOa,  wird  aus 
dem  Baryumhypophosphit  und  Hydroxylaminsulfat  erhalten.  Um 
dasselbe  in  reinem  Zustande  zu  bekommen,  mufs  man  einige  Vor- 
sichtsmafsregeln  beobachten,  da  das  Salz  in  wässeriger  Lösung  leicht 
an  der  Luft  oxydiert  wird,  weswegen  die  ganze  Operation  in  der 
Atmosphäre  von  Kohlensäure  ausgeführt  werden  soll.    Die  auf  solche 


—     484     — 

Weise  erhaltene  wässerige  Lösung  zeigt  alle  Reaktionen  des  Hydr- 
oxylamins  und  der  hypophosphorigen  Säure,  kann  aber  keines- 
wegs auf  einem  Wasserbade  eingedampft  werden,  da  sogleich  Zer- 
setzung stattfindet.  Bei  der  allmähligen  Verdampfung  ohne  Tem- 
peratursteigerung scheiden  sich  nad eiförmige  Erystalle  aus,  welche 
sehr  hygroskopisch  sind  und  sich  in  Wasser  leicht  lösen;  bei  der 
Erhitzung  auf  ca.  60®  zersetzen  sie  sich  zum  Teil  und  bei  ca.  92® 
schmelzen  sie  zu  einer  undurchsichtigen  Masse,  welche  bei  höherer 
Temperatur  explodiert. 

Die  Analysen  gaben  folgende  Resultate: 

1.  0.3990  g  Substanz  gaben  0.4440  g  MgjPjO, » 80.95  «/o  P. 

2.  0.3125  g           „  „       0.3494  g  Mg,P,07  =  31.10 '»/o  P. 

3.  0.3513  g  Substanz  gaben  45.8  com  Stickstoff  bei  28°  und  747  mm  Druck 

=  14.43  »/o  N. 


Gefunden: 

Berechnet 

1.          2.         3. 

für  NHsOHsPO,: 

p 

30.95     31.10       — 

81.81 

X 

14.43 

14.17 

Die  Stickstoffbestimmung  war  nach  Verlauf  von  einem  Jahr 
aus  derselben  Portion  gemacht,  welche  auch  zur  Phosphorbestimmung 
diente.  Die  Substanz  erleidet,  wie  ersichtlich,  keine  Veränderung 
mit  der  Zeit. 

Das  saure  Ammoniumphosphit,  NHgHgPOg,  wurde  im  Jahre 
1887  von  Amat^  mittels  Neutralisation  der  phosphorigen  Säure  mit 
Ammoniak  erhalten;  als  Indikator  diente  hierbei  Methylorange. 
Das  Salz  scheidet  sich  beim  Verdampfen  in  Kjystallen  des  mono- 
klinen  Systems  aus.  Dieselben  wurden  von  Dufet*  gründlich  unter- 
sucht, bleiben  unverändert  bei  ca.  100®,  schmelzen  bei  ca.  120®, 
wobei  eine  teilweise  Zersetzung  erfolgt.  Die  kryoskopische  Unter- 
suchung dieser  Salze  erwies  folgende  Resultate: 

NHaOHjPOj:  NHjH.PO,: 

c  t  i  c  t  i 

1.1826     0.47     2.07  1.0220     0.365     1.89 

2.1655     0.78     1.88  2.Ü849     0.725     1.82 

3.2242     1.09     1.77  3.1165     1.075     1.81 

c  bezeichnet  die  Konzentration,  d.  h.  das  Quantum  des  Salzes 
pro  100  g  Wasser,  t  die  Temperaturerniedrigung,  i  den  Quotient. 


*  Amat,   Compt.  rend.  105,  800. 

*  DüFET,  BulL  de  Min.  14,  206. 


—     485     — 

Die  beiden  Salze  unterscheiden  sich  scharf  nach  ihren  Re- 
aktionen. Das  erste  zeigt  alle  Reaktionen  des  Hydroxylamins  und 
der  hypophosphorigen  Säure,  das  zweite  des  Ammoniaks  und  der 
phosphorigen  Säure.  Das  erste  reduziert  z.  B.  schon  in  der  Kälte 
die  Alkalikupferlösung  und  giebt  keinen  Niederschlag  mit  Baryum- 
Chlorid,  das  zweite  reduziert  nicht  die  Eupferlösung  bei  denselben 
Bedingungen  und  bildet  Niederschläge  mit  BaCl^. 

2.  Das  Hydroxylamindithionat,  (NH30)2HgSgO^,  ist  aus 
Baryumdithionat  und  Eydroxylaminsulfat  erhalten  worden.  Beim 
Verdampfen  der  Lösung  ohne  Temperaturerhöhung  bleibt  eine  krystal* 
linische  Masse  zurück,  doch  können  zuweilen  auch  grofse  Erystalle 
erhalten  werden,  welche  dem  Anscheine  nach  den  Erystallen  des 
Ammoniumnitrats  ähnlich  sind.  Beim  Verdampfen  der  Lösung  auf 
dem  Wasserbade  zersetzt  sich  teilweise  das  Salz,  bei  ca.  120^  er- 
folgt eine  Entwickelung  von  Schwefligsäureanhydrid  und  als  Bück- 
stand bleibt  Hydroxylaminsulfat. 

l.  0.3481  g  Substanz  gaben  0.7100  g  BaSO*  =  28.04  °/o  S. 
2.0.3756  g  „  „       0.7684  g  BaS04  =  28.09  %  S. 

3.  0.3024  g  Substanz  gaben  32.6  com  Stickstoff  bei  19^  und  756  mm  Druck 
=  12.33^/0  N. 

Gefunden :  Berechnet 

1.  2.  3.  für  (NH,0)2HjS,0e : 

S         28.04     28.09       —  28.09 

N  —  —       12.33  12.30 

Die  kryoskopischen  Beobachtungen  ergaben: 


c 

i 

• 

0.939 

0.22 

2.95 

4.434 

0.89 

2.52 

6.674 

1.30 

2.45 

Folglich  ist  /  für  schwache  Lösungen  ungefähr  3  und  die 
Molekularformel  auf  Grund  der  kryoskopischen  Beobachtungen  ist, 
wie  man  auch  erwarten  sollte: 

(NH,0),H,S,0, 


3 


Ammoniumpersulfat,  (NH3)3H2Sa08.     Die  Persulfate   waren 
bekanntlich  von  Mabschall  ^  erhalten  und  von  Bebthelot,  *  Löwen- 


^  Marschall,  Joiirn.  Chem.  Soc,  59,  711. 
*  Berthelot,  Compt.  rend,  114,  875. 


—     486     — 

HEBz,^  Bkedig*  und  anderen  näher  untersucht  worden.  Ihre  Mole- 
kularfoimel  war  mittels  der  Bestimmungen  der  elektrischen  Leitung 
und  Temperaturemiedrigung  des  Kaliumsalzes  aufgestellt  worden, 
und  in  diesem  Punkte  geben  auch  alle  anderen  Salze  keinen  Zweifel. 

Dieses  zweite  Paar  von  Isomeren  unterscheidet  sich  von  einander, 
ihren  Reaktionen  nach,  viel  schärfer  als  das  erste.  Das  EydroxyU 
amindithionat  hat  scharfe  reduzierende  Eigenschaften,  das  Ammonium- 
persulfat besitzt  starke  oxydierende  Eigenschaften.  Bemerkenswert 
ist  es,  dafs  beide  Salze  bei  derselben  Temperatur  von  120^  in  Zer- 
setzung geraten. 

3.  Hydrazinphosphit,  NgH^HgPOj,  ist  aus  Baryumphosphit 
und  Hydrazinsulfat  oder  durch  Neutralisation  der  Säure  mittels  Hydr- 
azinsulf at  erhalten  worden.  Nach  der  Verdampfung  erhält  man  eine 
krj'stallinische  Masse,  welche  in  Wasser  sehr  löslich,  sich  als  hygro- 
skopisch erweist  und  bei  ca.  36®  schmilzt. 

1.  0.2527  g  aus  Baryumphosphit  erlialtener  Substanz  ergaben  0.2446  g 
MgfPA  =  26-95  <>/o  P. 

2.  0.2598  g  mittels  Neutralisation  erhaltener  Substanz  ergaben  0.2550  g 
Mg,PA  =  27.31  o/o  P. 

3.  0.1387  g  Substanz  brauchten  zur  Oxydation  in  Alkalilösung  48.3  ccm 
KMnO«  (7.865  g  pro  1  Liter),  folglich  sind  zur  Oxydation  von  Hydrazin  32.2  ccm 
KMnO^  nötig  =24.27  ^/^  N. 

In  diesem  und  anderen  Fällen  beim  Bestimmen  des  Hydrazins 
in  phosphorigsauren  und  phosphorsauren  Salzen  wurde  die  Oxydation 
in  den  Alkalilösungen  von  Kaliumhydroxyd  bei  E]rhitzung  auf  60^ 
ausgeführt  und  der  Uberschufs  an  KMnO^  mittels  der  Lösung  von 


AsoO«  titriert. 

m           O 

Gefunden: 

Berechnet 

1.          2.          8. 

für  NÄHjPO,: 

P    26.95     27.31       — 

27.18 

N                             24.27 

24.60 

Saures  Ammoniumamidophosphat,  NH2P0(0H)|NU3 ,  be- 
schrieben von  Stokeb,^  obwohl  auch  nicht  analysiert.  Die  Darstel- 
lung ist  sehr  umständlich.  Mittels  Erwärmen  von  Phosphorox}xhlorid 
mit  Phenol  erhält  man  erstens  den  Äther  NH,PO(OCgHg)j,  sondert 
denselben  von  anderen  flüssigen  Produkten  der  Reaktion  und  kry- 
stallisiert  aus  Alkohol  oder  Chloroform.     Sodann  erhält  man  aus 

^  LöwENUERz,  Chem.  Ztg,  16,  858. 

-  G.  Bredio,  Zeitschr,  phys,  Chem,  12,  230. 

^  Stokes,  Amer.  Chem.  Soc.  15,  205. 


—     487     — 

dem  Äther  mittels  einer  alkoholischen  Lösung  von  Kaliumhydroxyd 
ein  saures  unbeständiges  Ealiumsalz,  welches  man  mittels  Silber- 
nitrat in  ein  saures  Silbersalz  überführt.  Dieses  Salz  wird  mittels 
Schwefelammonium  in  das  saure  Ammoniumamidophosphat  ver- 
wandelt. Dies  ist  ein  krystallinisches,  stabiles  Pulver,  welches  sich 
bei  ca.  120^,  ohne  zu  schmelzen,  zersetzt,  wobei  der  Rest  erst  bei 
ungefähr  305®  schmilzt. 

1.  0.4157  g  Substanz  gaben  0.4011  g  Mg,P,Oy  =  26.85  %  P- 

2.  0.8827  g  „  „       0.3697  g  Mg.PjOy  =  26.88  ^/o  P. 

3.  0.1811  g  „  „      39  ccm  Stickstoff  bei  22<»  und  763  mm  Druck 

=  24.49  <>/o  N. 

Gefunden :  Berechnet 

1.  2.         3.       für  NHjP0(0H),NH3: 

P    26.85     26.88       —  27.18 

N      —  —       24.49  24.60 

Die  kryoskopische  Beobachtungen  ergaben: 

KjH.HjPO, :  NH,PO(OH),NHj : 

c           t          i  c           t          i 

1.090     0.339     1.88  1.034     0.349     2,04 

2.034     0.609     1.81  2.086     0.610     1.76 

3.022     0.883     1.76  3.065     0.863     1.70 

4.  Saures  Hydrazinphosphit,  N2H^(H3P03),,  wird  aus  dem 
sauren  Baryumphosphit  und  Hydrazinsulfat  oder  mittels  Neutrali- 
sation der  freien  Säure  mittels  Hydrazinhydrat  erhalten;  als  Indi- 
kator diente  hierbei  Methylorange.  Dieses  Salz  ist  etwas  weniger 
löslich  als  das  neutrale,  krystallisiert  gut  und  schmilzt  ohne  Zer- 
setzung bei  82  ^ 

1.  0.2601  g  Substanz  aus  Ba(H,POa),  gaben  0.2939  g  Mg,Pj07  =  31.47  ^„  P. 
2.0.2797  g  „  „  „  „      0.3166  g         „       =31.51  ^/^P. 

3.  0.3045  g  Substanz y  mittels  Neutralisation  erhalten,  gaben  0.3441  g 
Mg,PA  =  31.47  «/o  P. 

4.  0.3616  g  Substanz,    mittels    Neutralisation    erhalten,    gaben   0.4098  g 

Mg8PA  =  31.56%  P- 

5.  0.2328  g  Substanz  fordern  zur  Oxydation  62.2  ccm  KMn04  (7.865  g  pro 

1  Liter),  jedoch  sind  zur  Oxydation  von  Hydrazin  31.1  ccm  nötig,  was  13.97  % 
N  korrespondiert. 

6.  0.2185  g  fordern  zur  Oxydation  58.74  ccm  Chamäleon,  was  14.05%  N 

entspricht 

Gefunden:  Berechnet 

1.  2.  3.  4.  5.  6.  für  N,H4(HjP0bJ,  : 

P     31.47     31.51     31.47     31.66       —  —  31.61 

N        —  —  —         —       13.97      14.05  14.31 


-  -     488     — 

Ammouiumsubphbsphat,  (NHjj^H^PjO^,  nach  Salzee,i  mit- 
tels Neutralisation  der  Subphosphorsäure  mit  Hydrazinhydrat  gegen 
Methylorange  oder  aus  dem  entsprechendem  Barytsalz  erhalten, 
krystallisiert  gut,  schmilzt  bei  170^. 

0.2917  g  Substanz  gaben  0.3299'g  MgjPjOy  =  31.47%  P,  berechnet  für 
(NH,),H4P,0ft  =  31.01%. 

Die  kryoskopische  Beobachtungen  ergaben: 

\,H,(H,P03),:  (NH,),H,P,Oe : 

c           t          i  e           f          i 

1.049  0.350     3.45  1.064     0.310     3.09 

2.050  0.640     3.24  2.018     0.490     2.52 
3.231     0.942     3.02  3.204     0.725     2.35 

5.  Hydrazinphosphat,  NjH^HgPO^,  wird  aus  BaHPO^  und 
Hydrazinsulfat  erhalten,  oder  aus  der  Phosphorsäure  mittels  Neutra- 
lisation mit  Hydrazinhydrat  gegen  Methylorange.  Das  Salz  ist  sehr 
hygroskopisch,  löst  sich  sehr  stark  in  Wasser  und  schmilzt  ohne 
Zersetzung  bei  ca.  82  ^ 

1.  0.3377  g  Substanz  gaben  0.2853  g  MgjPjOy  =  23.51  %  P. 

2.  0.3840  g  „  „       0.3274  g  Mg,PA  =  23.72%  P- 

3.  0.1198  g  fordern  zur  Oxydation  24.5  ccm  Chameleon  (7.801  g  pro  1  Liter) 

-21.21  <"o  N. 

4.  0.1173  g  fordern  24.1  ccm  derselben  Lösung  =21.31  %  N. 

Gefunden :  Berechnet 

1.  2.  3.  4.  für  N,H4H,P04: 

P     23.51     23.72       —  —  23.83 

X        —  —       21.21  21.31  21.58 

Hydroxylaminamidophosphat,  NH,P0(0H),NH30,  ist  von 
Stokes^  mittels  Wirkung  von  salzsaurem  Hydroxylamin  auf  die 
konz.  Lösung  von  saurem  Ealiumamidophosphat  erhalten  worden; 
ist  ein  krystallinischer  Niederschlag,  welcher  sich  in  Wasser  sehr 
wenig  löst.  Bei  ca.  95*^  zersetzt  sich  das  trockene  Salz  unter  Ent- 
wickelung  von  Gasen  und  verändert  sich  leicht  beim  Aufbewahren. 
Wurde  bis  jetzt  nicht  analysiert. 

1.  0.4026  g  Substanz  gaben  0.3359  g  MgjP^O;  =  23.24  %  P. 
2.0.3536  g  „  „       0.3011g         ,,         =23.69%  P. 

3.0.4010  g  ,,  .,       0.3381g         „         =23.46%  P. 

1  Salzer,  Ann,  Chem,  193,  32  und  211,  30. 
-  Stokes,  Amer.  Owm.  Sor.  !#■>,  206. 


—     489     — 

Gefanden :  Berechnet 

1.  2.  3.  für  NH,PO(OH),NH,0. 

P      23.24     23.69     23.46  23.83 

Die  kryoskopischen  Beobachtungen  ergaben: 

N,H4H,P04 :  NH,PO(OH),NHaO : 
c            i          i  c  t  i 

0.9852  0.270  1.88  0.257  0  093  2.55 

1.9969  0.505  1.74  0.500  0.163  2.23 
3.0009  0.730  1.67 

6.  Saures  Hydrazinphosphat,  N2H^(H3PO^)3 ,  ist  aus  dem 
sauren  Salze  33(11^^0^)^  und  Hydrazinsulfat  oder  aus  Hydrazin- 
hydrat  erhalten  worden,  wobei  man  die  Phosphorsäure  auf  zwei  gleiche 
Portionen  teilt,  die  eine  mit  Hydrazinhydrat  gegen  Methylorange  als 
Indikator  neutralisiert,  und  die  zweite  darauf  hinzufügt.  Dieses  Salz 
ist  weniger  löslich  als  N^H^HjPO^  und  krystallisiert  sehr  gut. 

1.  0.4735  g  Substanz  gaben  0.4624  g  MgjPjOy  =  27.16  %  P. 
2.0.4833  g  „  „       0.4740  g         „        =27.12  o/qP. 

3.  0.2282  g  Substanz  fordern  zur  Oxydation  in  einer  Alkalilüsung  26.04  com 
KMn04  (7.801  g  pro  1  Liter)  =12.10  %  N. 

4.  0.2524  g  Substanz  fordern  zur  Oxydation  29.65  com  derselben  Lösung 

=  12.18  o/o  N. 

Gefunden :  Berechnet 

1.  2.  3.  4.  fär  N,H4(H8P04), 

P     27.16     27.12       —  —  27.19 

N        —         —        12.10     12.18  12.31 

Hydroxylaminsubphosphat,  (NH30)2H^P20ß,  ist  aus  dem 
Baryumsubphosphat  BaH^PjOg  und  Hydroxylaminsulfat  erhalten 
worden,  löst  sich  leicht  im  Wasser  und  schmilzt  unter  Zersetzung 
bei  139^ 

1.  0.3104  g  Substanz  gaben  0.3000  g  Mg^PgOy  =  26.90  Vo  P- 

2.  0.3422  g  „  „       0.3306  g         „         =  26.88  %  P. 

3.  0.4125  g  „  „      44.9  ccm  Stickstoff  bei  22°  und  751  mm  Druck 

=  12.18%  N. 

Gefunden :  Berechnet 

1.         2.         3.  für  (NHjO^H^PjOa: 

P      26.90     26.88       —  27.19 

N         —  —       12.18  12.31 

Die  kryoskopischen  Beobachtungen  ergaben: 

N,H,(H,POJ. :  (NH,0),H,P,0,: 

c          t         i  c           t          i 

1.003  0.27     3.24  1.029     0.225     2.64 
2.002     0.48     2.88  2.020     0.382     2.28 

3.004  0.69     2.76  2.990     0.513     2.07 

Z.  anorg.  Chem.  XVII.  33 


-     490     - 

7.  Hydrazinsubphosphat,  N^H^H^P^Og,  wird  aus  der  Sub- 
phosphorsäure  und  Hydrazinhydrat  erhalten,  wobei  man  die  Säure 
auf  zwei  gleiche  Portionen  teilt,  die  eine  mit  Hydrazinhydrat  gegen 
Methylorange  als  Indikator  neutralisiert  und  die  zweite  Portion 
darauf  hinzufügt.  Die  Krystalle  sind  wenig  löslich  (in  100  Teilen 
Wasser  ca.  1.5  Teil  bei  gewöhnlicher  Temperatur),  sie  schmelzen 
bei  152^ 

1.  0  3732  g  Substanz  ^ben  0.4211  g  Mg,P,0,  =  31.62  «/o  P. 
2.0.3003  g  „  „      0.3418  g         „         =31.67  <>/o  P- 


3.  0.3347  g 

=  14.57  o/o  N. 

P 

„            „      43.3  ccm  Stic 

Gefunden: 
1.          2.         3. 
31.62     31.67       — 

skstoff  bei  21""  und  751 

Berechnet 

fttr  N,H4H4P,0e: 

31.95 

N 

—          —        14.75 

14.47 

Ammoniumdimetaphosphat,  (NH^POj)^.  Die  verschiedenen 
Metaphosphorsalze  waren  bekanntlich  der  Gegenstand  zahlreicher 
Untersuchungen,  unter  welchen  die  wichtigsten  Ton  Fleitmakn  und 
Hennkberg^  und  in  der  letzten  Zeit  von  G.  Tammann*  ausgeführt 
worden  sind.  Auf  Grund  der  kryoskopischen  Untersuchungen  und  der 
elektrischen  Leitfähigkeit  hat  Tammann  gezeigt,  dafs  die  Trimeta- 
phosphate  von  Fleitmakn  und  Hennebebg  sich  als  Dimetaphos- 
nhate  erwiesen. 

Das  Ammoniumdimetaphosphat  war  von  Lindboom'  erhalten 
und  analysiert.  Zur  Bereitung  desselben  schmilzt  man  Mononatrium- 
orthophosphat  zusammen  und  läfst  es  langsam  erkalten;  das  er- 
haltene Dimetaphosphorsalz  reinigt  man  mittels  Krystallisation  ohne 
Erwärmen,  überführt  darauf  das  Natriumsalz  in  das  entsprechende 
Baryumsalz  und  bereitet  aus  dem  letzteren,  mittels  Ammoniumsulfat, 
das  Ammoniumdimetaphosphat. 

1.  0.4265  g  Substanz  gaben  0.4879  g  Mg^Ffij  =  n.SS^JQ  P. 
2.0.4730  g  „  „      0.5379  g         „         «31.63%  P. 

3.  Die  Ammoniakbestimmung  mittels  Titrierung  ergab  17.31  %  NH,. 

Gefunden :  Berechnet 

1.  2.         3.  für  fNH.PO,),: 

P  31.82     31.63       —  31.95 

NH,       —  —       17.31  17.58 


>  Fleitmann  und  HEKifEBERO,  Ann.  Chem,  12 j  236. 

*  G.  Tjlmmakn,   Joum,  pr,  Cheni,  [2]  45,  417   und   Zeiisehr.  phys.  Chem. 
6,  122. 

'  LnfDBOOMy  Ber.  deutsch,  ehem.  Oes,  8,  122  Ref. 


—     491     — 
Die  kryoskopischen  Beobachtungen  ergaben: 

N,H,H,P,Oe:  (NH.POJ,: 

c  t  i  c  t  i 

0.285     0.08     2.88  0.399     0.120     8.08 

0.853     0.19     2.29  0.671     0.671     2.56 

1.024     0.245     2.46 

8.  Ammoniumoxyamido8ulfonat,NH(OH)S03HNH3,  war  von 
Fbemy^  unter  dem  Namen  von  Sulfazidinammonium  beschrieben  aber 
nicht  analysiert  worden.  Die  nach  Basohio'  dargestellte  Ealiumoxy- 
amidosulfonatlösung  wurde  einige  Minuten  bis  zur  stark  sauren  Re- 
aktion gekocht,  dann  mit  einen  Überschufs  von  Baryumchloridlösung 
bearbeitet,  abfiltriert  und  zum  Filtrat  Barytwasser  zugesetzt.  So- 
dann erhält  man  einen  krystallinischen  Niederschlag  von  wenig  lös- 
lichem Baryumsalz  der  Oxyamidosulfonsäure,  welcher  mit  Wasser 
gewaschen  und  mit  Ammoniumsulfat  bearbeitet  werden  soll.  Beim 
Verdampfen  der  Lösung  ohne  Erwärmen  erhält  man  eine  krystal- 
linische  Masse  des  Salzes,  welche  im  Laufe  der  Zeit  in  Zer- 
setzung geriet. 

1.  0.3798  g  Substanz  gaben  0.6848  g  BaSO«  =  24.73  <>/o  S. 
2.0.3728  g  „  „       0.6700  g       „       -24.67%  S. 

Gefunden:  Berechnet 

1.  2.  für  NH(OH)SO,HNH,: 

S       24.73     24.67  24.71% 

Hydroxylaminamidosulfonat,  NHjSOjHNHjO.  Die  Amido- 
sulfonsäure  wurde  nach  Baschig'  nach  der  Gleichung  NH3OHCI  + 
SOjssNHjSOjH+HCl  erhalten,  darauf  in  das  Baryumsalz  über- 
führt und  mit  Hydroxylaminsulfat  bearbeitet.  Dieses  Salz  kann 
auch  aus  der  Hydroxylaminlösung  in  Methylakohol  mittels  Durch- 
leiten von  Schwefligsäureanhydrid,  aber  nicht  im  Überschufs,  er- 
halten werden.  Die  wässerige  Lösung  dieses  Salzes  zersetzt  sich 
beim  Erwärmen  auf  dem  Wasserbade,  das  trockne  Salz  aber  kann 
beliebige  Zeit  ohne  Zerfall  aufbewahrt  werden. 

1.  0.3571  g  Substanz  gaben  0.6319  g  BaS04  =  24.27  ^/o  S. 
2.0.4012  g  „  „       0.7158  g       „       =24.50%  S. 

3.  0.2233  g  „  „       42.7  ccm  Stickstoff  bei  22<^  und  756  mm  Druck 

=  21.55%  N. 


^  Fbemt,  Ann,  Chem,  56,  315. 

'  Raschio,  Ann.  Chem,  241,  187;  auch  Claus,  Ann.  Chenu  158,  86. 

•  L  c. 

33* 


—     492     — 

Gefunden :  Berechnet 

1.        2.  3.  für  NH,SO,UNH,0 : 

S      22.27     22.50       —  24.71 

xN         —         —        21.55  21.57 

Die  kryoskopischen  Beobachtniigen  ergaben: 

NH(OH)SO,HNH. :  NH,SO,HNH,0 : 
c           t          i  c         t  % 

0.999     0.30       2.06  1.012     0.28     1.90 

2.010    0.50       1.88  2.002     0.53     1.82 

3.018     0.755     1.72  2.988     0.78     1.79 

Dem  beschriebenen  Salze  ist  auch  das  Hydrazinsulfat 
NjH^HjSO^  isomer.  Die  Untersuchungen  von  Cübtiüs  und  Schulz^ 
zeigten,  dafs  die  Molekularformel  dieses  Salzes  auf  Grund  der  kryo* 
skopischen  Forschungen  ihrer  Wasserlösungen 

N,H,H,S04 
2 

sein  soll.  Dieser  Fall  der  von  uns  beschriebenen  Isomerie  hat 
insofern  ein  Interesse,  weil  hier  drei  Isomere  konstatiert  wurden, 
aus  denen  das  erste  das  Ammonium-,  das  zweite  das  Eydroxylamin- 
und  das  dritte  das  Hydrazinsalz  ist. 

Der  Versuch,  die  elektrische  Leitung  dieser  Salze  zu  bestimmen, 
hatte  keinen  Ekfolg.  In  der  Litteratur  finden  sich  auch  keine  Be- 
schreibungen derselben  für  die  Salze  von  Hydroxylamin  und  Hydr- 
azin.  Zwar  hat  Ostwald  ^  im  Jahre  1891  angezeigt,  dafs  in  seinem 
Laboratorium  die  physikochemischen  Untersuchungen  der  Hydrazin- 
salze  vorgenommen  werdon,  doch  bleibt  ihre  elektrische  Leitfähig- 
keit bis  auf  die  letzte  Zeit  unbestimmt.'  Als  Erklärung  daf&r  kann 
die  Thatsache  dienen,  dafs  die  Hydroxylamin-  und  besonders  die 
Hydrazinsalze  unter  Wirkung  von  Platin  und  besonders  von  Platin- 
schwarz in  Zersetzung  unter  Absonderung  von  Gasen  geraten. 

Bei  dieser  Arbeit  konnten  gewifs  nicht  alle  projektierte  Iso- 
mere erhalten  werden ;  auf  solche  Weise  wurden  viele  andere  Mineral- 
salze des  Hydrazins  und  Hydroxylamins  untersucht,  deren  Beschreibung 
der  Gegenstand  unserer  nächsten  Mitteilung  ist.  Augenscheinlich 
existieren  auch  viele  isomere  organische  Ammonium-,  Hydrazin-  und 


*  CuRTiüs  und  Schulz,  Joum,  pr,  Chetn,  [2]  42,  521. 

*  Ostwald,  Zeitsehr,  phys,  Chem.  7,  93  Ref. 

'  B.  Bach  {Zeitschr,  phys,  Chem.  9,  241)   bestimmte   nur   die   Refraktion 
und  thermochemische  Daten  des  Hydrazins. 


—     493     - 

Hydroxjlaminsalze,  obwohl  man  in  der  Litteratur  bis  jetzt  kein 
Paar  derartiger  Isomeren  finden  kann.  Es  wurden  i^ch  einige  der- 
artige Salze  von  uns  erhalten  und  verglichen;  z.  B.: 

1.  das  Hydroxylaminsalz  der  Ameisensäure  HCOOHNH3O  und 
das  saure  Ammoniumkarbonat  NH^HCO,; 

2.  das  Hydroxylaminsalz  der  Essigsäure  CH^COOHNHjO  und 
das  Ammoniumsalz  der  Glykolsäure  CH3OHCOOHNH3 ; 

3.  das  Hydrazinsalz  der  Bemsteinsäure  C,H^(COOH)2N3H^  und 
das  Ammoniumsalz  der  Succinaminsäure  NHjCOC^H^COOHNHj ; 

4.  das  Hydroxylaminsalz  der  Benzoesäure  C^HgCOOHNHjO  und 
das  Ammoniumsalz  der  Salicylsäure  CQHg(0H)C00HNH3  und  andere, 
deren  Beschreibung  folgt. 

Moskau,  üniversitätslabaraiorium  für  anorganische  Chemie. 
Bei  der  Redaktion  eingegangen  am  22.  Mai  1S9S. 


Druckfehler-Berichtigung. 

Seite  429,  Zeile  18,  statt:  darf  ein  Überschufs  von  Bleiacetat  vorhanden  sein, 

lies:  —  —  nicht  vorhanden  sein. 
Seite  489,  Zeile  9  von  unten,  statt:  Salpetersäure,  lies:  Untersalpetrige  Säure. 


Sachregister. 

R  SB  Referat.    B  =  Bücherbesprechnng. 


A. 

Acetjlen,  Verhalten  gegen  Nickel 
133  R. 

Acidität,  Einflufs  der  Temperatur 
397  R. 

Änderungen,  dauernde,  in  der  Ther- 
modynamik 898  K 

Ätznatron,  geschmolzenes ,  Einwir- 
kung auf  Eisen  180  R. 

Alaun,  volumetrische  Reinheitsbe- 
stimmung 159  R. 

Alaune,  Studium  der  wässerigen  Lö- 
sungen 878  R. 

Alkalihaloi'de,  Färbungen  durch 
ELathodenstrahlen  oder  Metalldämpfe 
382  R. 

Alkoholhjdrate  380  R. 

Aluminium,  Trennung  von  Eisen 
133  R. 

—  Trennung  von  Kobalt  133  R. 

Amalgame  284. 

Ameisensäure,  elektrolytische Disso- 
ziation in  143  R. 

Amide  zweibasischer  Säuren,  Wärme- 
wert 381  R. 

Ammoniumamidophosphat,  saures 
487. 

Ammonium  diamminkobaltnitrit 
477. 

Ammouiumdimetaphosphat  411. 

Ammoniumferricyanid  151  R. 

Ammoniumkobaltinitrit  45. 

Ammoniummalat,  racemisches,  sau- 
res 402  R. 


Ammoniummetasulfantimonit 

119. 
Ammoniumozyamidosulfonat 

412. 
Ammoniumpermoljbdat  76. 
Ammoniumpersulfat  486. 
Ammoniumphosphat  u.  Sublimat, 

Wechselwirkung  im  Lichte  der  loni- 

sationstheorie  397  R. 
Ammoniumphosphit,    primäres 

378  R. 
—  saures  485. 
Ammonium-,  Hydrozjlamin-  und 

Hjdrazinsalze,  Isomerie  zwischen 

denselben  481. 
Ammoniumsubphosphat  409. 
Ammoniumsulfantimoniate  121. 
Ammoniumsulfostannate  128. 
Ammoniumtetranitritodiammin- 

kobaltit  477. 
Analyse,    chemische,    Tabellen    zur 

242  B.  ' 
Anhydrooxypentamminkobalt- 

nitrat  480. 

Anilidbildung  400  R. 

A  n  i  1  i  d  e  zweibasischer  Säuren,  Wärme- 
wert 381  R. 

Anorganische   Chemie,   Lehrbuch 

243  B. 

Antimonite,   Einwirkung   auf  Thio- 

sulfate  418. 
Aquopentamminkobaltsalze  461. 
A  r  s  e  n  i  t  e ,  Einwirkung  auf  Thiosulfate 

409. 


495 


Asparagin,  Änderung  des  Brechungs- 
vermögens  mit  der  Temperatur  365  R. 

Arsenverbindungen,  Verhalten  ge- 
gen Thioessigsfiure  152  B. 

Atomgewichte,  Einheit  363  R. 

—  von  Nickel  und  Kobalt  237. 

Atomgewichtsbestimmung    des 
Praseodidjms  319. 

Atomistik,    Notwendigkeit    in    der 
Naturwissenschaft  377. 

Aurisulfidy  Verhalten  zudenAlkali- 
sulfiden  147  R. 

Autozydation  398  R. 

Azofarbstoffe,    d3mamische    Unter- 
suchung über  Bildung  der,  391  R. 


B. 

Bakterien,  Verhalten  zu  chemischen 

Reagentien  370  R. 
Baryumamalgam  303. 
Baryumdodekamerkurid  303. 
Baryumkobaltinitrit  47  und  51. 
Barjumnickelat  134  R. 
Barjumtetracyanoplatinat  134  R. 
Barjumtrinitrid  22. 
Basen,    freie,  Einwirkung  auf  Salze 

393  R. 
Blei,   Ansammlung  in   Trinkwässern 

147  R. 

—  Bestimmung  in  Mineralien  163  R. 

—  volumetrische  Bestimmungen  156  R. 
Bleikobaltinitrit  48. 
Bleisalze,  Gefrierpunktsemiedrigung 

332. 

—  Konstitution  in  wässeriger  Lösung 
327. 

—  Konzentrationsketteu  339. 

—  Leitfähigkeitsbestimmungen  336. 
— ^  Loslichkeitsbeeinflussungen  338. 
Brom,  Bestimmung  neben  Chlor  129  R. 

—  Einwirkung  auf  Chloride  129  R. 

—  Trennung  von  Chlor  .127  R. 

—  und  ungesättigte  Verbindung,  Addi- 
tionswärme 381  R. 

Br  o  mo  pen  tam  m  in  kob  alt  salze 

464. 
Bacherschau  241  B.,  406  B. 


C. 

Cäsiummanganalaun  361. 
Cäsiumtitanalaun  356. 
Cäsiumtrinitrid  20. 
Calciumaluminat  148  R. 
Calcium  bikarbonat,     Loslichkeit 

170. 
Calciumkarbonat,     Kristallisation 

unter  dem  Einflufs  von  Lösungsge- 

nossen  372  R. 
Calciumtrinitrid  21. 
Cemente,  hydraulische,  Theorien  und 

Experimente  164  R. 

—  italienische,   mikrographisches  Stu- 
dium 164  R. 

Chemie,  anorganischer  Teil  407  B. 

—  Gmelin-Kraut's  Handbuch  der,  Re- 
gister 243  B. 

—  physikalische,  Fortschritte  im  Jahre 
1897  363  R. 

—  und    Mineralogie,      Grundzüge 
der  408  B. 

Chlor,  Bestimmung  neben  Brom  129 R. 

—  Bildung  beim  Erhitzen  von  Kalium- 
chlorat  und  Mangandiozyd  127  R. 

—  Darstellungsmethoden  126  R. 

—  Desinfektionsmittel  127  R. 

—  Trennung  von  Brom  127  R. 
Chlorammonium,  Losungsaus- 
dehnung 368  R. 

Chlorate,  Fabrikationsverbesserungen 

129  R. 
Chlorhydrat,  Dissoziation  in  wässe- 
riger Lösung  392  R. 
Chloride,  Nachweis  durch  die  Chro- 

mylchloridbildung  160  R. 
Chlorion,  ÜberfÜhrungszahl  137  R. 
Chloroaquotetramminkobalt- 

salze  466. 
Chlorocuprite  222. 
Chlorodinitrotriamminkobalt 

476. 
Chlorokobaltite  212.  223. 
Chlorometallite,  Hydratformen  221. 
Chloronitrotetramminkobalt- 

chlorid  469. 
Chloropentamminkobaltsalzc 

463. 


496 


Chloroplatinite  216. 
Chlorperoxyd,  Explosion  128. 
Chlorwasser,  Darstellung  160  R. 
Chrom,  Bestimmung  in  metallischen 

Produkten  168  R. 
Chromarseniat  154  R. 
Chromsäure,    Wirkung    auf  Thio- 

schwefelsaure  158  R. 
Clarkelement,  Untersuchung  404  R. 
Croceokobaltsalze  469. 
Cuprammoniumsulfocyanate  245. 
Cuprirhodant-tetrammin  250. 
Cuprobromid-monammin  245. 

triammin  248. 

Cupro-natriumthiosulfate   1. 
Cuprosammoniumbromide  245. 
Cuprosammonium  sulfocyanat 

247. 
Cuprosulfocjanat-monammin 

247. 

B. 

Dampfdruckdifferenz  zweier 
Flüssigkeiten,  Apparat  zum 
Messen  405  R. 

Dampfdrucke  verdünnter  wässeriger 
Lösungen  bei  0**  367  R. 

Densitätsmaximum,  Einflufs  des 
Druckes  auf  die  Temperatur  des,  185. 

Diäthylammoniumchlorid,  Leit- 
fähigkeit in  wässerigem  Alkohol  384  R. 

Diamant,  Bildung  147  R. 

Diammon  -civpriammoniumsulfo* 
cyanat  250. 

Diaquotetramminkobaltsalze 
468. 

Dibromodiäthyldipyridinzinn 
93. 

Dichloroaquotriamm  in  kobalt- 
salze 476. 

Dichlorodiäthyldiamminzinn  95. 

Dichlorodiäthyldipyridinzinn 
93. 

Dichlorotetramminkobaltsalze 
469. 

Dichte  fester  und  flüssiger  Kör- 
per, Beziehung  zum  Molekularge- 
wicht 144  R. 


I 


Dichtemaximum  einiger  wässe- 
riger Lösungen  136  R. 

Dielektrizitätskonstante,  Mes- 
sung 381  R. 

Dijododiäthyldiamminzinn  96. 

Dijododiäthyldipyridinzinn  94. 

Dimethylamidoazobenzol  als  In- 
dikator 403  R. 

Dimethyl-p-toluidin,  Queckailber- 
verbindungen  276. 

Dinitritooxalatodiamminkobalt 
480. 

Dinitrodiamminkobaltoxalate 
480. 

Dinitrotetramminkobaltsalze 
469. 

Dinitrotriamminkobaltsalze  476. 

Dissoziation,  elektrolytische,  des 
Methylalkohols  und  des  in  ihm  ge- 
lösten Wassers  141  R. 

—  elektrolytische,  in  Aceton  140  R. 

—  elektrolytische,  in  Ameisensäure 
HSR. 

—  in  Lösungen,  Beiträge  398  R. 
Doppelkobaltnitrite,  Reaktion  mit 

Alkalicyaniden  64. 
Drehungsvermögen,  Abhängigkeit 
von  der  Temperatur  865  R. 

—  optisches,  der  Krystalle  und  im 
nicht  krystallisierten  Zustand  376  R. 

Dreieckdiagramm  405  R. 
Druck,  osmotischer  366  R. 

—  osmotischer,  direkte  Bestimmung 
139  R. 

E. 

Eisen,  Best,  im  käufl.  Kupfersulfat 
160  R. 

—  Trennung  von  Aluminium  133  R. 

—  Trennung  von  Nickel  138  R. 

—  Verzinkung  auf  elektrolytischem 
Wege  130  R. 

—  Zerstörung  durch  rohen  Teer  130R. 
Elseukarbid,  Darstellung  131  R. 

—  reines  132  R. 

Elektroden,  platinierte  404  R. 
Elektrolyse  der  Salzsäure,  Apparat 

zur  128  R. 


—     497     — 


Elektrometer  als  Indikator  beim 
Titrieren  von  Säuren  und  Basen 
888  K 

Elemente,  neue  galvanische  389  R. 

Energie,  freie,  Änderung  bei  Bildung 
unlöslicher  Quecksilberverbindungen 
386  R. 

Entwässern  ngsgesch  windigkeit 
krystallisierter  Salze  165. 

Erstarrungstemperaturen  v.  Sul- 
fatgemischen 374  R. 

Essigsäure,  Verteilung  zwischen 
Chloroform  und  Wasser  899  K 

F. 

Ferrichlorid,  Flüchtigkeit  181  R. 

Ferrihydroxyd,  Fällung  132  R 

Ferriphosphat  132  R. 

Ferrosalze,  Reaktion  gegen  Stick- 
stoffoxyde 131  R. 

Flavokobaltsalze  473. 

Flüssigkeiten,  krystallinische  371  R. 

Fluoreszenz,  Abhängigkeit  von  der 
chemischen  Konstitution  365  R. 

G. 

Gase,  Löslichkeit  in  Wasser  und  in 
wässerigen  Lösungen  366  R. 

—  Vereinigungen  390  R. 
Gastheorie,   kinetische,   experimen- 
teller Beweis  364  R. 

Gefrierpunktserniedrigung     von 

Bleisalzen  332. 
Gleichgewichtbeidrei  Komponenten, 

wobei  zwei  flüssigen  Phasen  aufbreten 

können  395  R. 

—  chemisches  und  elektromotorische 
Wirksamkeit  387  R. 

Gleichgewichte  im  System:  Wasser, 
Natriumchlorid  und  Bemsteinsäure- 
nitril  396  R. 

Gleichgewichtslehre,  Anwendung 
auf  komplexe,  anorganische  Verbin- 
dungen. 379  R. 

Goldpurpur  des  Cassius  147  R. 

Gufs eisen,  Reaktion  gegen  d.  Wasser 
der  Hubb-Coal-Mine  131  R. 


H. 

Halogenalkyl,  Einwirkung  auf  Mer- 

kaptide  26. 
Halogenoplatinate,  gemischte 

134  R. 
Haloiddoppelsalze,      Beziehungen 

zwischen  Farbe  n.  Konstitution  207. 
Hauptthatsachen  der  Chemie  241 R. 
Hexamminkobaltfluoride  und 

-fluorodoppelsalze  145  R. 
Hexamminkobaltsalze  456. 
Hydrazinphosphat  409. 

—  saures  410. 
Hydrazinphosphit  487. 

—  saures  489. 

Hydrazin-,  Hydroxylamin-  und 
Ammoniumsalze,  Isomerie  zwi- 
schen denselben  481. 

Hydrazinsulphosphat  411. 

Hydrazin  Sulfat,  Mittel  zur  Bestim- 
mung oxydierender  Substanzen  160  R. 

Hydrolyse  von  Salzlösungen   398  R. 

Hydroxylaminamidophosphat 
409. 

Hydroxylaminamidosulfonat412. 

Hydroxylamindithioxat  486. 

Hydroxylaminhyposulfit  484. 

Hydroxylaminsulphosphat  410. 

Hydroxylammoniumhypophos- 
phit  378  R. 

Hypojodite  130  R. 

Hypophosphite,  Einwirkung  auf 
Thiosulfate  419. 


I. 

Inversionsgeschwindigkeit  und 
Konzentration  der  Wasserstoffionen 
400  R. 

Jod,  Einwirkung  auf  Zinnchlorür  1 30  R. 

Jodwasserstoff,  Bildung  und  Zer- 
setzung 390  K 

lonengeschwindigkeit,  Abhängig- 
keit vom  Lösungsmittel  137  R. 

lonenreaktionen  in  ihrer  Bedeutung 
für  die  Elektrochemie  385  R. 

lonenspaltung,  Bedeutung  für  die 
analytische  Chemie  397  R. 


V^^KHV 


—     498     — 


lonenwanderung,  VorlesuDgaver- 
suche  888  R. 

Isomeriearten  877  R. 

Isomerie,  Ursache,  Wesen  und  Be- 
zeichnungen 377  R. 

Kaliumamalgam  800. 

Kaliumchlorotrinitritoplatinit 
146  R. 

Kaliumdodekamerkurid  800. 

Kaliumhalogenoplatinate,  ge- 
mischte 134  R. 

Kaliumkobalticyamid,  Verhalten 
gegen  Salpetersäure  132  R. 

Kaliumpermanganat,  Einwirkung 
auf  Cupribromide  180  R. 

Kaliumpermolybdat  77. 

Kaliumplatonitrit,  Additionspro- 
dukte 146  R. 

Kalimtetracyanoplatinit  184  R. 

Kaliumtetranitritoplatinit,  Ad- 
ditionsprodukte 146  R. 

Kaliumtrinitrid  19. 

Kapillarelektrische  Versuche 
385  R. 

Karbid  des  geglühten  Stahls  181  R. 

Karbon  atote  tramminkobalt- 
salze  475. 

Karbonylsulfid,  Geschwindigkeit 
der  hydrolytischen  Zersetzung  400  R. 

Kobalt,  Atomgewicht  236. 

—  Trennung  von  Aluminium  133  R. 

—  Trennung  von  Nickel  133  R. 
Kobalt  am  moniaksalze^Darstellung 

455. 

Kobaltborid  134  R. 

Kobaltchlorid,  Reaktion  mit  unter- 
chloriger Säure  128  R. 

Kobaltnitrocy  an  Verbindungen 
35. 

Kobaltocyankalium,  Reaktion  mit 
salpetriger  Säure  67. 

Kobalokobalticy  an  wasserstoff- 
säure 183  R. 

Kobaltokobaltinitrit  57. 

Kobaltoxydnitrite  35. 

Kobaltpersulfid  133  R. 


Kohlenstoff,  Geschichte  150  R. 

Kolloide  in  Wasser,  Wanderung 
unter  dem  Einflufs  elektrischer  Kräfte 
884  R. 

Konstitution  anorganischer  Verbin- 
bungen,  Beitrag  zur  82. 

Konzentrationsketten  von  Blei- 
salzlösungen 389. 

Konzentrations  Verhältnisse, 
molekulare,  physiologischer  Flüssig- 
keiten 370  R. 

Konzentrations  Verschiebungen 
durch  Elektrolyse  884  R. 

Kryohydrate  142  R. 

—  Gefrierpunkt  und  Zusammensetzung 
375  R. 

Kryoskopie,  Einzelheiten  zu  genauen 
Messungen  367  R. 

Kry stalle,  Symmetrieverhältnisse 
875  R. 

Kupferammoniak  Verbindungen 
von  Cyanmethylglutakonimide  150  R. 

Kupfersilberlegierungen  875  R. 

Kupfersulfatlösungen,  Elektrolyse 
882  R. 

Kupfervoltameter  888  R. 


Lawsonit  163  R. 

Legierungen,  feste,   photographiert 

mit  Röntgenstrahlen  374  R. 
Leitfähigkeit,  elektrische,  erwärmter 

Gase  188  R. 

—  elektrolytische,    Bestimmung    mit 
Gleichstrom  404  R. 

—  in  Aceton  404  R. 

—  thermische,    roter   Nitroesedämpfe 
189  R. 

Leitfähigkeitsbestimmungen  von 

Bleisalzen  886. 
Leitvermögen,  elektrolytischeSyfester 

Körper  385  R. 
Licht,  Einwirkung  auf  Mischung  von 

Chlor  und  Wasserstoff  128  R. 
Linarit  von  Sardinien  162  R. 
Lithiumtrinitrid  18. 
Löslichkeit,  erhöhte,  fester  Körper 

in  gewissen  Dämpfen  364  R. 


-     499 


Löslichkeitsanomalien  374  R. 
LöslichkeitsbestimmungCQ      von 

Bleisalzen  388. 
Löslichkeitskurven  873  R. 
Lösungsgenossen,    Einflofs  optiBch 

aktiver  877  R. 
Lösungsgleichgewicht      zwischen 

Amalgamen  und  Elektrolyten  386  R. 
Lötrohr,  C.  F.  Plattn er *s Probierkunst 

mit  dem,  407  B. 

M. 

Magnesit  von  Veitsch,  Material,  be- 
ständig gegen  hohe  Hitzegrade  405  R. 

Magnesi  um  bikarbonat.  Löslichkeit 
170. 

Magnesiumchlorid,  Schwebepunkt- 
emiedrigung  durch  Fremdkörper 
368  R. 

Mangan,  Bestimmung  als  Karbonat 
272. 

~  Bestimmung  als  Sulfat  und  als  Oxyd 
264. 

—  Bestimmung  in  metallischen  Pro- 
dukten 168  R. 

—  Darstellung  im  elektrischen  Ofen 
130  R. 

—  Oxydationszustand  beim  Aus^len 
nach  dem  Chloratver&hren  258. 

Manganalaune  367. 
Manganbestimmungen  InMangano- 

salzen  und  Permanganaten  158  R. 
Manganchlorür,  Reaktion  mitunter- 
chloriger Säure  128. 
Mangankarbid  180  R. 
Manganosalze,  oxy dirende  Wirkung 

400  R. 
Mechanique  chimique  fondöe  sur  la 

Thermod3rnamique,  trait^  ^l^mentaire 

de  407  B. 
Merkaptide,  Einwirkung  auf  Halo- 

genalkyl  26. 
Metallfällungen  396  R. 
Metalllegierungen,       Konstitution 

374  R. 
Metallsulfate,  Zusetzung  durch  HCl 

128  R. 

—  titrimetrische  Bestimmung  11t. 


Methylacetat,  Katalyse  durch  einige 
Salze  398  R. 

Methylalkohol,  elektrolytische  Dis- 
soziation 141  R. 

Mischkrystalle,  hydratierte,  Löslich- 
keit 376  R. 

—  isomorphe  375  R. 
Molekelgewichtsbetimmung  nach 

der  Siedemethode,  neues  Verfahren 
422. 
Moleknlardepression    von    Gre- 
mischen  zweier  Nichtelektrolyte367R. 

—  in  Berücksichtigung  der  lonenspal- 
cung  869  R. 

Molekulargewicht  fester  u.  flüssiger 
Körper,  Beziehung  zur  Dichte  144  R. 

Molekulargewichtsbestimmung 
an  krystallisierten  Substanzen  372  R. 

—  Praxis  der  406  B. 
Molekulargewichtsbestim- 
mungsapparate 405  R. 

—  fär  verdCinnte  Lösungen  189  R. 
Molekularrefraktion  gelöster  Salze 

und  Säuren  369  R. 

—  in  Berücksichtigung  der  lonenspal- 
tung  869  R. 

Molybdänoxyd,  blaues,  Anwendung 
in  der  Mafsanalyse  161  R. 

Mononatriumacetylen,  Bildungs- 
wärme 881  R. 


^-Naphtol,  Reaktion  mit  Pikrinsäure 

394  R. 
Natrium,    Nachweis    in    käuflichem 

Aluminium  159  R. 
—  Verhalten  gegen  Salzsäure  bei  —  80<* 

408  R. 
Natriumamalgam  288. 
Natriumcuprothiosulfate  1. 
Natriumkarbid,   Bildungswärme 

381  R. 
Natriumkobaltinitril  48,  50. 
Natriumpentamerkurid  288. 
Natriumsulfoaurit  147  R. 
Natriumtetracyanoplatinit  134R. 
Natriumtrinitrid  19. 


—     500 


Nickel,  Atomgewicht  236. 

—  Einwirkung  auf  Acetylen  133  R. 

—  Nachweis  bei  Gegenwart  von  Ko- 
balt 161  R. 

—  Trennung  von  Eisen  133  R. 

—  Trennung  von  Kobalt  133  R. 
Nickelborid  134  R. 
Nickeldioxyd  134  R. 
Nickelpersulfid  133  R. 

Ni  trat  open  tarn  minkobaltsalze 

464. 
Nitrite,  Einwirkung  auf  Thiosulfate 

419. 
Nitritopentamminkobaltsalze 

(Isoxanthosalze)  465. 
Nitroaquotetramminkobaltsalze 

468. 
Nitrocyankobaltsilber  68. 
Nitrohydroxylamin  160  R. 
Nitropentamm  in  kobaltsalze 

(Xanthosalze)  464. 
Nitrosedämpfe,     rote,     thermische 

Leitfähigkeit  139  R. 


0. 

Ofen,  elektrischer  404  R. 

—  röhrenförmiger,  elektrischer  162  R. 

O  xalatopen  tarn  minkobalt  salze 

465. 
Oxalatotetr  am  min  kobaltsalze 

475. 
Oxydascn,    chemische    Konstitution 

400  R. 

P. 

n-Pentan,  Molekulargewicht  in  flüssi- 
gem Zustand  365  R. 

Permolybdate  73. 

Phosphate,  Grang  zur  Trennung  in 
der  Ammoniakgruppe  152  R. 

Phosphite,  Einwirkung  auf  Thiosul- 
fate 419. 

Phosphopalladiumchlorid,  Äther 
desselben  und  Ammoniakderivate 
134  R. 

Pbosphorverbindungen,  Zersetz- 
nngsgesch windigkeit  143  R. 


Pikrinsäure,  Reaktion  mit  ^Naph- 

toi  394  R. 
Platin,    Schmelzbarkeit    im  Kohlen- 

gebläseofen  134  R. 
Platinamalgam,  in  der  analytischen 

Chemie  151  R. 
Pia  tinocy  an  Wasserstoff  saure 

Salze  134  R. 
Polymerisation  flüssiger  Substanzen 

in  Beziehung  zur  ionisierenden  Wir- 
kung 385  R. 
Praktikanten,  chemische,  Hilfsbuch 

für,  244  B. 
Praktikum,  das  chemische  408  B. 
Praseodidym,  Atomgewicht  319. 

—  und  seine  Verbindungen  310. 
Praseodidymoxyd  326. 
Praseodidymsuperoxyd  822. 

Q. 

Quarz,  Abhängigkeit  der  Löalichkeit 

in  Wasser  vom  Druck  162  R. 
3-Quecksilberdimethyl-p-tolui- 

din  279. 
3-Quecksilberditoluilen-4-mer- 

kuridiammoniumsalze  281. 
3-Quecksilberdito]uilen-4-tetra- 

methylmerkuridiammonium- 

salze  277. 
Quecksilbermerkaptobromid    29. 
Quecksilbermerkaptojodid  27. 
Quecksilbermerkaptonitrat  31. 
3-Quecksilber-p-toIuidin  282. 
Quecksilberverbindungen  des  p- 

Toluidins  und  des  Dimethyl-p-tolui- 

dins  276. 

R. 

Racemie  und  Wärmetonung  beim 
Vermischen  von  Flüssigkeiten  381  R. 

Reaktionsgeschwindigkeit  in  in- 
homogenen Systemen  143  R. 

—  zwischen  Eisenchlorür,  Kaliumchlo- 
rat  und  Salzsäure  401  R. 

Reibung,  innere,  von  Salzlösungen 
869  R. 

Repetitorium  der  Chemie  für  Medi- 
ziner und  Pharmazeuten  242  B. 


—     501     -- 


Reetstrom,  Theorie  388  R. 
Rubidiumalaun  359. 
Rubidiumtrinitrid  20. 


S. 

Salpetersäure,  Einwirkung  aufKa- 
liumkobalticyanid  132  R. 

—  verdünnte,  Einwirkung  auf  Nitrate 
bei  Gregenwart  von  Äther  899  R. 

Salzsäure,   Einwirkung   auf  Metall- 
Sulfate  128  R. 

—  Elektrolyse,  Apparat  zur  128  R. 

—  gelöst   in   Äther,   Einwirkung   auf 
Zink  402  R. 

—  gelöst  in  organischen  Lösungsmitteln, 
Einwirkung  auf  Zink  144  R, 

—  Verhalten  gegen  Natrium  bei  — 80*^ 
403  R. 

Salze,  krystallisierte,  Geschwindigkeit 
der  Entwässerung  165. 

Sauerstoff,   Kompressibilität  138  R. 

Sauerstoffaktivierung  401  R. 

Schmelzungen  im  elektrischen  Ofen 
164  R. 

Schwefel,  Umwandlung  393  R. 

Schwefelsäurehydrate  380  R. 

Schwefelverbindungen,    Zer- 
setzungsgeschwindigkeit 143  R. 

Schwingungen,  elektrische,  Absorp- 
tion 381  R. 

Seignettcsalz,  Spaltung  402  R. 

Selen,  in  den  Produkten  der  Fuma- 
rolen  150  R. 

Serpentinarten,  Analyse  162  R. 

Silber-Kupferlegierungen  375  R. 

Silbersulfoaurit  147  R. 

Stahl,  Härten  in  Phenollösung  131  R. 

Stahlsorten  163  R. 

Stannite,  Einwirkung  auf  Thiosulfate 
415. 

Stickstoff,  Spektrochemie  365  R. 

Stickstoffoxyde,    Einwirkung    auf 
Ferrosalze  131  R. 

Stickstoffwasserstoffsaure  Salze 
18. 

Strom,  Verteilung  auf  mehrere  Ionen 
in  gemeinsamer  Lösung  384  R. 


Strontiumamalgam  305. 

Strontiumkobaltinitril  54. 

Strontiumtrinitrid  22. 

Strukturisomerie  bei  anorganischen 
Verbindungen  480. 

Sublimat  und  Ammoniumphos- 
phat, Wechselwirkung  im  Lichte 
der  lonisationstheorie  897  R. 

Substanzen,    diamagnetische   und 
schwach  magnetische  139  R. 

Sulfatopentamminkobaltsalze 
465. 

Sulfosalze  117. 

Systeme  mit  zwei  flüssigen  Phasen 
896  R. 

T. 

Tellur,  Vorkommen  in  den  Eruptions- 
produkten der  Insel  Vulkano  205. 
Tetrabromobisdiäthylsulfidzinn 

103. 
Tetrabromobisdiisoamylsulfid- 

zinn  103. 
Te  trabrom  ob  isdimethyl  Sulfid - 

zinn  102. 
Tetrabromomerkurisaures     Tri- 

äthylsulfin  30. 
Tetrachlorobisdiäthylsulfid- 

zinn  101. 
Tetrachlorobisdiisoamylsulfid- 

zinn  102. 
Tetrachlorobisdimethylsulfid- 

zinn  101. 
Tetrachlorodipyridinzinn  108. 
Tetrachlorokobaltosaures     Di- 

äthylendiaminplato  214. 
Tetrachlorokobaltosaures   Tetr- 

amminplato  213. 
—  Tetrapyridinplato  213. 
Tetrachloroplatosaures  Hexam- 

minkobalto  217. 
Tetrachloroplatosaures    Hexam- 

minnickel  218. 
Tetracynoplatinite  134  R. 
Tetrajodomerkurisaures     Tri- 

äthylsulfin  28. 
Tetrammindiaquodiamminko- 

baltsalze,  anhydrobasische  480. 


502 


Tetrammon-Cuprosammonium- 

bromid  248. 
Thermometer    für   sehr   tiefe  Tem- 
peraturen 404  R. 
Thioesfligsäure,     Verhalten    gegen 

Arsenverbindungen  1 52  £. 
ThioBchwefelsäure,    Wirkung    auf 

Ghromeäure  158  R. 
Thiosulfate,   Reduktion  zu  Sulfiten 

in  alkalischer  Lösung  409. 
Titanalaune  355. 
Titrimetrie  einiger  Metallsulfide  111. 
p  -  T  0 1  u  i  d  i  n ,  Quecksilberverbindungen 

276. 
Triammon  -  Cuprosammonium  • 

sulfocyanat  249. 
Tribromomerkurisaures  Tri- 

ftthylsulfin   30. 
Trijodomerkurisaures  Triäthyl- 

sulfin  28. 
Trinitritotriamminkobalt  476. 
Triphenylmethan,  Verbindung  mit 

Benzol  394  R. 

U. 

Überführungszahl  des  Chlorions 

in      verschiedenen     Lösungsmitteln 

137  R. 
Überkaltung  373  R. 
Übersättigung  373  R. 
Überschmelzung,  Einflufs  auf  den 

Erstarrungspunkt  von  Lösungen  367R. 
Unterchlorige  Säure,  Reaktion  mit 

Chlorkobalt  und  Chlormangan  128  R. 
Unterjodige  Säure  130  R. 


Y. 

Volum,  relatives,  der  Blutkörperchen 
und  des  Plasmas  370  R. 


W. 

Wärme,  spezifische,  der  Grase  137  R. 

Wärmetönung  beim  Vermischen  von 
Flüssigkeiten  381  R. 

Wasser  der  Hubb-Coal-Mine, 
Einwirkung  auf  Gufseisen  131  R. 

Wasserstoff,  Absorption  durch  Pla- 
tin 137  R. 

Wechselstrom,    Verwandlung    in 
Gleichstrom   auf  elektrochemischem 
Wege  888  R, 

Widerstand,  elektrischer  der  Lösun- 
gen als  Funktion  des  Druckes  und 
der  Temperatur  135  R. 

—  elektrischer,  von  in  Bewegung  be- 
findlichen Salzlösungen  187  R. 
—  elektroljtischer,   Messung  384  R. 

Wismutthioacetat  153  R. 


Z. 

Zelle,  osmotische  Eigenschaften  370 R. 

Zinkkobaltinitrit  55. 

Zink  Sulfat,  volumetrische  Reinheits- 
bestimmung 159  R. 

Z  i  n  n  a  1  k  7 1  e ,  Molekülverbindungen  82. 

Zinntetrahalogenide,  Molekülver- 
bindungen 82. 

Zustand,  fester,  Grenzen  desselben 
371  R. 


Autorenregister. 

R  SB  Referat,  BssBücherbesprechung. 


A. 

Ab  egg,  R.,  Färbungen  der  Alkali- 
haloYde  durch  Kathodenfitrahlen  382  R. 

Abbot,  C.  G.,  8.  Noyes,  A.  A. 

Alvisi,  U.,  Bemerkungen  über  die 
Beziehungen  zwischen  Molekularge- 
wicht und  Dichte  fester  und  flüssiger 
Körper  144  R. 

—  8.  Giorgis,  G. 
Ambrosen,  H.,  s.  Le  Blanc,  M. 
Anelli,  L.,  Über  die  Absorption  des 

Wasserstoffes  durch  Platin  bei  ver- 
schiedenen Temperaturen  137  R. 

Angel i,  A.,  Ober  das  Nitrohydroxyl- 
amin  160  R. 

Antony,  U.,  und  Benelli,  T.,  Die 
Aufsuchung  des  Bleies  in  Trink- 
wässern 147  R. 

—  und  Lucchesi,  A.,  Über  das  Ver- 
halten des  Aurisulfids  zu  den  Alkali- 
Sulfiden  147  R. 

—  Über  den  Goldpurpur  des  Cassius 
147  R. 

Arendt,  Grundzüge  der  Chemie  und 
Mineralogie.    Aufl.  VI  408  B. 

Arnold,  C,  Repetitorium  für  Medi- 
ziner und  Pharmazeuten  242  B. 

Aston,  £.,  s.  Dutoit,  P. 

—  s.  Guye,  Ph.  A. 

Austin,  M.,  Bestimmung  des  Mangan 
als  Karbonat  272. 

—  s.  Gooch,  F.  A. 


B. 

Bancroft,  W.  D.,  Systeme  mit  zwei 
flüssigen  Phasen  296  K 

—  Dreieckdiagram  405  R. 
Barnes,  H.  T.,  s.  Callendar,  H.  L. 
Baubigny,  H.,  und  Rivals,  P.,  Über 

die  Trennung  von  Chlor  und  Brom 
127  R. 

—  Über  die  Einwirkung  von  Kalium- 
permanganat auf  Cupribromide  130R. 

Beckmann,  £.,  Neuerungen  an  Mole- 
kulargewichtsbestimmungsapparaten 
405  R. 

Benedict,  C.  H.,  Erhöhte  Löslichkeit 
fester  Körper  in  gewissen  Dämpfen 
364  R. 

—  s.  Dennis,  L.  M. 
Benelli,  T.,  s.  Antony,  U. 
Bertrand,  C,  Über  die  oxydierende 

Wirkung  der  Manganosalze  und  über 
die  chemische  Konstitution  derOxyd- 
asen  400  R. 

Bhaduri,  Gh.,  und  Bhaduri,  J., 
Doppelthiosulfate  von  Kupfer  und 
Natrium  1. 

Blitz,  H.,  Praxis  der  Molekularge- 
wichtsbestimmung 406  B. 

Le  Blanc,  M.,  und  Ambrosen,  H., 
Beiträge  zur  Kenntnis  isomorpher 
Mischkiystalle  376  R. 

Blau,  F.,  Über  die  Einwirkung  von 
Brom  auf  chlorwasserstoffsaure  Salze 


504 


und  ein  Verfahren  zur  Bestimmung 
der  beiden  Halogene  nebeneinander 
129  R. 

Bodenstein,  M.,  Zersetzung  und  Bil- 
dung von  Jodwasserstoff  890  R. 

Bödtker,  £.,  Einfluls  des  Wassers 
auf  die  Löslichkeit  einiger  Kiystall- 
wasserhaltender  Körper  in  Alkohol 
und  Äther  894  R. 

Böttger,  W.,  Anwendung  des  Elektro- 
meters als  Indikator  beim  Titrieren 
von  Säuren  und  Basen  388  R. 

Boltwood,  B.  B.,  lonenbeweglichkeit 
von  Kalium,  Rubidium  und  Cäsium 
384  R. 

BoltzmanUyL.,  Unentbehrlichkeit  der 
Atomistik  377  R. 

Bona  via,  L.,  s.  Longi,  A. 

Bonna,  A.  E.,  und  Lekoyer,  E., 
Elektrischer  Ofen  für  den  Labora- 
toriumsgebrauch 404  R. 

Bosi,  J.,  Ober  den  elektrischen  Wider- 
stand der  in  Bewegung  befindlichen 
Salzlösungen  187  R. 

Brühl,  J.  W.,  Spektrochemie  des 
Stickstoffes  365  R. 

Bragnatelli,  L.,Cinarit  von  der  Grube 
S.  Giovanni  in  Sardinien  162  R. 

Bruni,  G.,  Über  Kryohydrate  142  R. 

Bucca,  L.,  und  Oddo,  G.,  Beitrag 
zum  mikrographischen  Studium  eini- 
ger italienischer  Cemente  164  R. 

Buchböck,  G.,  Geschwindigkeit  der 
hydrolTtischen  Zersetzung  des  ELar- 
bonylsnlfids  400  R. 

Bugarszky,  St.,  Beiträge  zu  den 
molekularenr  Konzentrationsverhält- 
nissen  physiologischer  Flüssigkeiten 
370  R. 

—  Änderung  der  freien  Energie  bei 
Bildung  unlöslicher  Quecksilberver- 
bindungen 386  R. 

—  und  Tangl,  F.,  Untersuchungen 
über  die  molekularen  Konzentrations- 
verhältnisse des  Blutserums.  —  Me- 
thode zur  Bestimmung  des  relativen 
Volums  der  Blutkörperchen  und  des 
Plasmas  370  R. 


Burt,  F.,  8.  Carnegie,  Fr. 
Buss,  F.,  8.  Goldschmidt,  H. 


C. 

Callendar,  H.  L.,  u.  Barnes,  H.  P., 
Veränderung  der  elektromotorischen 
Kraft  verschiedener  Formen  des 
Clarkelementes  mit  der  Temperatur 
und  mit  der  Konzentration  der  Lö- 
sung 404  R. 

Camilla,  S.,  s.  Longi,  A. 

Campbell,  E.  D.,  Ein  reines  Eisen- 
karbid 132  R. 

Campetti,  A.,  Über  die  Kompressi- 
bilität des  Sauerstoffs  bei  niederen 
Drucken  138  R. 

Cantor,  M.,  Experimenteller  Beweis 
für  die  kinetische  Theorie  der  Gase 
364  R. 

Carnegie,  Fr.,  u,  Burt,  F^  Wechsel- 
wirkung zwischen  Ammoniumphos- 
phat  und  Sublimat  im  Lichte  der 
lonisationstheorie  der  Lösungen 
397  R. 

Carrara,  G.,  Zur  Theorie  der  elektro- 
lytischen Dissoziation  in  von  Wasser 
verschiedenen  Lösungsmitteln  140  R. 

—  Über  die  elektrolytische  Dissosiation 
des  Methylalkohols  und  des  in  ihm 
gelösten  Wassers  141  R. 

—  lonenspaltung  des  Methylalkohols 
und  des  in  solchem  gelösten  Wassers 
383  R. 

—  Leitfähigkeit  von  Salzen  in  Aceton 
884  R. 

—  und  Rossi,  U.,  Hydrolyse  von 
Chloriden  einiger  Basen  mit  ge- 
mischter Funktion.  —  Katalyse  des 
Methylacetats  durch  Salze  einiger 
Basen  von  gemischter  Funktion  398  R. 

—  und  Zoppellari,  J.,  Reaktions- 
geschwindigkeit in  nicht  homogenen 
Systemen,  (IL)  Zersetzung  einiger 
Schwefel-  u.  Phosphorverbindungen 
143  R. 

CaruUa,  F.  J.  R,  Die  Zerstörung  des 
Eisens  durch  rohen  Teer  130  R. 


505 


Cattaneo,  C,  Über  den  Einfluls 
des  Lösungsoiittels  aaf  die  lonen- 
geschwiiidigkeit  —  (Über  die  Ober- 
führuugszalil  des  Oilors  der  Salz- 
säure in  verschiedenen  Lösungs- 
mitteln) 137  R. 

Cavalli,  A.,  Nachweis  vom  Nickel  bei 
Anwesenheit  des  Robalts  161  R. 

Caven,  R.  M.,  Über  einige  Eigen- 
schaften des  Ferriphosphats  132  R. 

Charpy,  G.,  Konstitution  der  Metall- 
legierungen 374  R. 

Le  Chatelier,  H.,  Einige  Eigentüm- 
lichkeiten der  Löslichkeitskurven 
373  R. 

—  I^slichkeitsanomalien  374  R. 

Chesman,  G.,  Über  die  Sulfide  von 
Kobalt  und  Nickel  133  R. 

Cinelli,  M.,  Über  das  Dichtemaximum 
einiger  wässeriger  Lösungen  und  über 
den  Einflufs  des  gelösten  Körpers 
auf  die  Eigenschaften  des  Lösungs- 
mittels 136  R. 

Clayton,  G.  C,  Chlor  als  Desinfek- 
tionsmittel 127  R. 

Coehn,  A.,  Wanderung  von  Kolloiden 
unter  dem  Einflufs  elektrischer  Kräfte 
384  R. 

Colson,  A.,  Über  die  Zersetzung  von 
Metallsnlfaten  durch  Salzsäure  128  R 

—  Einwirkung  von  freien  Basen  auf 
Salze  393  R. 

Comey,  A.  M.,  s.  Loring,  C. 

Cook,  E.  O.,  Einflufs  der  Temperatur 
auf  das  Drehungsvermögen  des  As- 
paragins  365  R. 

De  Coppet,  L.  C,  Gefrierpunkte 
und  Zusammensetzung  einiger  Kryo- 
hydrate  375  R. 

Cossa,  A.,  Anwesenheit  von  Tellur 
in  den  Eruptionsprodukten  der  Insel 
Vulcano  205. 

Cowper-Coles,     Sherard,    Verzin- 
kuug  des  Eisens  auf  elektrolytischem 
Wege  130  R. 
Z.  anorg.  Cbem.  XVll. 


D. 

Danneel,  H.,  Quantitative  Analyse 
durch  Elektrolyse  von  Kupfer-,  Sil- 
ber-, Zink-  und  Cadmiuodösuugen 
389  R. 

Dawson,  H.  M. ,  s.  van't  Hoff,  J.  H. 

Degen  er,  P.,  Einflufs  der  Temperatur 
auf  die  Acidität  einiger  Säuren  397  R. 

Dennis,  L.  M.,  und  Benedict,  C.  H., 
Salze  der  Stickstofiwasserstoffsäure 
18. 

Dennert,  E.,  Das  chemische  Prakti- 
kum 408  B. 

Dieterici,  C,  Dampfdrucke  verdünn- 
ter wässeriger  Lösungen  bei  0°  367  R. 

Dijken,  D.,  Molekularrefraktion  und 
Dispersion  unter  Berücksichtigung 
der  lonenspaltung  369  R. 

Dixon,  H.  B.,  und  Ilarker,  J.  A., 
Über  die  Explosion  von  Chlorper- 
oxyd 128  R. 

Dolezalek,  F.,  s.  Küster,  F.  W. 

Dorn,  E.,  und  Vollmer,  B.,  Ver- 
halten der  Salzsäure  gegen  metalli- 
sches Natrium  bei  —  80°  403  R. 

Drude,  P.,  Neue  physikalische  Me- 
thode zur  Ermittelung  chemischer 
Konstitution  381  R. 

—  Zwei  Methoden  zur  Messung  der 
Dielektrizitätskonstante  u.  der  elek- 
trischen Absorption  bei  schnellen 
Schwingungen  381  R. 

Dufau,  E.,  Über  die  Existenz  und  die 
Eigenschaften  des  Nickeldioxyds  und 
das  Baryumsalz  desselben  134  R. 

Duhem,  P.,  Die  dauernden  Ände- 
rungen und  die  Thermodynamik 
393  R. 

—  Trait<^  61ementaire  de  Mechanique 
chimique  fond^e  sur  la  Thermo- 
dynamique.     Band  II  407  B. 

Durkee,  Frank  W.,  Einwirkung  des 
Wassers  der  Hubb-Coal-Mine  auf 
Gufseisen  131  R. 

Dutoit,  P.,  und  Aston,  E.,  Beziehung 
zwischen  der  Polymerisation  flüssiger 
Substanzen  und  ihrer  ionisierenden 
Wirkung  auf  Elektrolyte  385  R. 

34 


—     506     — 


E. 

Euthyme  und  Klimcnko,  Boris, 
über  die  Reaktion  der  unterclilorigen 
Säure  mit  Chlorkobalt  und  Chlor- 
mangan 128  R. 

F. 

Fe  mau,  H.  Fr.,  Studien  zur  Konsti- 
tution von  Bleisalzen  in  wässerigen 
Lösungen  327. 

Finck,  Über  Äther  des  Phosphopal- 
ladiumchlorids  u.  Ammoniakderivats 
derselben  und  der  Äther  des  Pal- 
ladiumchlorürs  134  R. 

Foerster,F.,  Kupfervoltameter  383  R. 

—  und  Seidel,  Zur  Kenntnis  der 
Elektrolyse  von  Kupfersulfatlösungen 
382  R. 

—  8.  Mylius,  F. 

Fr  an  Chi,  S.,  Über  die  Anwesenheit 
des  neuen  Minerals  Lawsonit  in  eini- 
gen italienischen  Gesteinen  1G3  R. 

Fritsch,  C,  Elektrolytisches  Leitver- 
mögen fester  Körper  385  R. 

Fuchs,  P.,  Abänderung  des  Beck- 
mann*schen  Siedeapparat€s  405  R. 

G. 

Gautier,  A.  und  H61ier,  H.,  Ober 
die  Einwirkung  des  Lichtes  auf  Gas- 
gemische, speziell  auf  Mischungen 
von  Chlor  und  Wasserstoff  128  R. 

Giesel,  F.,  Färbungen  der  Haloid- 
salze,  —  der  Alkalien  durch  Metall- 
dämpfe 882  R. 

Giorgis,  G.,  Bestimmung  des  Bleies 
in  den  Mineralien  163  R. 

—  Über  die  Bestimmung  des  Mangaus 
und  des  Chroms  in  metallischen  Pro- 
dukten 163  R. 

Giorgis,  G.  und  Alvisi,  U.,  Bei- 
träge zur  Kenntnis  metallurgischer 
Produkte  164  R. 

Giustinjani,  E.,  s.  Matteucci,  R.  V. 

Gladstonc,  J.  H.,  und  Hibbert,  W., 
Molekulam^fraktion  gelöster  Salze 
und  Säuren  369  R. 


Goldschmidt,  H.,  u.  Merz,  A.,  uud 
Buss,  F.,  Dynamische  Untersuchun- 
gen über  die  Bildung  von  Azofarb- 
stoffen  391  R. 

—  und  Wachs,  C,  Anilidbildung 
400  R. 

Goldschmidt,  0.,  Versuch  zur  De- 
monstrierung des  Dampfdruckunter- 
schiedes von  überschmolzen en  und 
krystallisierteu  Substanzen  372  K. 

Gooch,  F.  A.,  und  Austin,  M.,  Oxy- 
dationszustaud  des  Mangan?  beim 
Ausfallen  nach  dem  Chloratverfabren 
253. 

Bestimmung    des   Mangans    ab 

Sulfat  und  als  Oxyd  264. 

Graetz,  L.,  Verfahren,  um  auf  elek- 
trochemischem Wege  einen  Wechsel- 
strom in  einen  Gleichstrom  xa  ver- 
wandehi  888  R. 

Guareschi,  T.,  Über  einige  neue 
Kupferammoniakverbindungen  150  R 

Guglielmo,  G.,  Beschreibung  einiger 
einfacher  Apparate  zur  Bestimmung 
des  Molekulargewichtes  der  Stoffe  in 
verdünnter  Lösung  139  R. 

Gutmann,  A.,  s.  Weinlaud,  R.  F. 


Haagn,  £.,  Messung  des  inneren  Wi- 
derstandes galvanischer  Zellen  384  R. 

Hall,  V.J.,  Studien  über  die  Fällung 
von  Ferrihydroxyd  182  R. 

Hambly,  F.  J.,  s.  Walker,  J. 

Hanns,  J.,  Titrimetrische  Bestimmung 
einiger  Metallsulfide  111. 

Hargreaves,  J.,  Verbesserungen  in 
der  Fabrikation  der  Chlorate  129R. 

—  Verbesserungen  in  der  Fabrikation 
von  Chloraten  und  den  dabei  be- 
nutzten Apparaten  129  R. 

Harker,  J.  A.,  s.  Dixon,  H.  B. 

Harnack,  E.,  Hauptthatsachen  der 
Chemie  241  B. 

Hausmanu,  E.,  s.  Stohmann,  F. 

Hei  big,  ().,  Röhrenförmiger  elektri- 
scher Ofen  162  R.,  404  R. 


507 


HtUier,  IL,  Untcrsiicliiiiigen  über  die 
Vereinigungen  von  Gasen  390  R. 

—  8.  Gautier^  A. 

Hendersou,  J.  B.,  a.  Stroud,  W. 
Hendrixson,    W.    S.,    Beiträge    zur 

Kenntnis  der  Dissoziation  in  Lösun- 
gen 395  R. 

Herty,  Charles  H.,  Über  gemischte 
Haloide  des  Platins  und  Kaliums  1 34R. 

Heycock,  C.  T.,  und  Neville,  F.  H., 
Erstarrungstemperaturen  von  Legie- 
rungen 374  R. 

—  —  Photographien  fester  Legierun- 
gen mit  Röntgenstrahlen  374  R. 

Hibbert,  W.,  s.  Gladstone,  J.  H. 

Hilger,  A.,  Weinland,  R.,  und 
Metzger,  0.,  Register  zu  Gmelin- 
Kraut's  Handbuch  der  Chemie,  an- 
organischer Teil  243  B. 

van't  Hoff,  J.  H.,  undDawsou,  H. 
M.,  Schmelzpuuktsemiedrigung  des 
Magnesiumchlorids  durch  Zusatz  von 
Fremdkörpern  368  R. 

Hofmann,  K.  A.,  und  Rabs,  W.  0., 
Einwirkung  von  Halogenalkyl  auf 
Merkaptide  26. 

J. 

Jackson,  s.  Loring,  C. 

Jakowkin,  A.'  A.,  Dissoziation  des 
Chlorhydrats  in  wässeriger  Lösung 
bei  0*  392  R. 

Jannasch,  P.,  und  Kölitz,E.y  Tren- 
nung von  Chlor  und  Brom  397  R. 

Ihle,  R.,  Über  die  sogenannte  Autoxy- 
dation 398  R. 

Jörge nsen,  S.  M.,  Darstellung  der 
Kobaltammouiaksalze  455. 

Jones,  H.  C.  und  Mackay,  E.,  Bei- 
trag zum  Studium  der  wässerigen 
Lösungen  einiger  Alaune  378  R. 

J  0  r  i  8  s  e  n ,  W.  0.,  Sauerstoffaktivierung 
401  R. 

K. 

Kablukow,  J.,  s.  Louguiniue,  W. 
Kanitz,  A.,  Innere  Reibung  von  Salz- 
lösungen und  ihren  Gemischen  3U9  R. 


Kelvin,  I^ord,  Apparat  zur  Messtmg 
der  Dampfdruckdifferenz  zweier  Flüs- 
sigkeiten 405  R. 

Kenrik,  F.  B.,  Razemieche  saure 
äpfelsaure  Ammoniums  402  R. 

Kerp,  W.,  Zur  Kenntnis  der  Amal- 
game 284. 

Kipping,  F.  S.,  s.  Pope,  W.  J. 

Klein,  J.,  Chemie:  Anorganischer  Teil, 
Auflage  IL  407  B. 

Klimenko,  Boris,  s.  Euthyme. 

Klinger,  H.,  v.  Richter's  Lehrbuch 
der  anorganischen  Chemie  243  B. 

Knoblauch,  0.,  Bildung  und  Zer- 
setzung von  Essigester  391  R. 

Kohlrausch,  F..  Konzentrationsver- 
schiebungen durch  Elektrolyse  im 
Inneren  von  Lösungen  und  Lösungs- 
gemischen 384  R. 

—  Platinierte  Elektroden  und  Wider- 
standsbestimmung 404  R. 

—  Thermometer  für  sehr  tiefe  Tem- 
peraturen 404  R. 

Kolbek,  F.,  Plattner's  Probierkunst 
mit  dem  Lötrohre  407  B. 

Kölitz,  £.,  s.  Jannasch,  0. 

Koppel,  J.,  s.  Rosenheim,  A. 

Krönig,  W.,  s.  Paul,  Th. 

Küster,  F.  W.,  Fortschritte  der  phy- 
sikalischen Chemie  im  Jahre  1897 
363  R. 

—  Wanderung  der  Kupferionen;  Vor- 
lesungsversuch 383  R. 

—  lonenreaktionen  und  ihre  Bedeutung 
für  die  Elektrochemie  385  R. 

—  Pauliugs  neue  galvanische  Elemente 
389  R. 

—  Bedeutung  der  Arrhenius^schen 
Theorie  der  lonenspaltung  für  die 
analytische  Chemie  397  R. 

—  Bemerkungen  zu  Jannasch's  Ab- 
handlung „Trennung  von  Chlor  und 
Brom**  397  R. 

—  und  Dolezalek,  F.,  Elektrischer 
Ofen  für  die  Vorlesung  und  kleinere 
Laboratoriumsversuche  404  R. 

34* 


—     508 


Kuriloff,  B.,  Reaktion  zwisclien  Pik- 
rinsäure aud  i^NaphtoI  in  wässeriger 
Lösung  394  K. 

—  Verbindung  von  Triphenylmethan 
mit  Benzol  394  K. 

—  Beziehungen  von  |?-Naplitol  zu  Pik- 
rinsäure und  von  Benzol  zu  Pikrin- 
säure 395  R. 

Kurnakow,  N.  8.,  Bezieh imgen  zwi- 
schen der  Farbe  und  der  Konstitu- 
tion der  Haloiddoppelsalze  207. 


Ladenburg,  A.,  Razemie  u.  Wärme- 
tonungen  beim  Vermischen  von  Flüs- 
sigkeiten 381  R. 

Landsberger,  W.,  Neues  Verfahren 
der  Molekelgewichtsbestimmung  nach 
der  Siedemethode  422. 

V.  Lang,  V.,  Symmetrieverhältnisse 
der  Krystalle  375  R. 

van  Lecuwen,J.,  Spaltung  vonSeig 
nettesalz  und  der  entsprechenden 
Ammonlumverbiudung  402  R. 

Lekoyer,  E-,  s.  Bonna,  A.  E. 

Leod,  H.  Mc,  Die  Bildung  von  freiem 
Chlor  beim  Erhitzen  eines  Gemisches 
von  Kaliumchlorat  und  Mangandi- 
oxyd 127  R. 

Levat,  Über  das  Härten  des  Stahls 
in  Phenollösung  131  R. 

Ley,  H.,  Hydrolyse  von  Salzlösungen 
398  R. 

Lombardi,  L.,  Versuche  über  dimag- 
netische  und  schwach  magnetische 
Substanzen  139  R. 

Long!,  A.,  Über  die  Wirkung  der 
Chromsäure  auf  die  Thioschwefel- 
säure  158  R. 

—  und  Bona  via,  L.,  Über  die  volu- 
metrischen  Bestimmungen  des  Bleies 
156  R. 

—  und  Camilla,  S.,  Über  die  Man- 
ganbestimmungen in  Lösungen  von 
Manganosalzen  und  Permanganaten 
158  R. 


Loring,  C,  Jackson  und  Comey, 
A.  M.,  Über  die  Einwirkung  von 
Salpetersäure  auf  Kaliumkobalticya- 
nid  132  R. 

—  Ober  die  Kobaltokobalticyanwasser- 
stoftsäure  und  ihre  Salze  133  R. 

Louguiuine,  W.,  und  Kabiukow, 
J.,  Additionswäi*men  von  Hrom  an 
ungesättigte  Verbindungen  381  R. 

Lucchesi,  A.,  s.  Antony,  ü. 

Lunge,  G.,  und  Marmier,  £.,  Di- 
methylamidoazobenzol  als  Indikator 
403  R. 

Lussana,  S.,  Beiträge  zum  Studium 
des  elektrischen  Widerstandes  der 
Lösungen  als  Funktion  des  Druckes 
und  der  Temperatur  betrachtet  135R 

-—  Über  den  Einflufs  des  Druckes  auf 
die  Temperatur  des  Densitatmaxi- 
mums  des  Wassers  und  der  wässeri- 
gen Lösungen  135  R. 

—  Über  die  spezifische  Wärme  der 
Gase  137  R. 

M. 

Mackay,  E.,  s.  Jones,  H.  C. 
Magnanini,  G.,  und  Malagnini,  G., 

Über    die    thermische    Leitfähigkeit 

der  roten  Nitrosedämpfe  139  R 
Major  an  a,  Q.,  Über  die  Bildung  des 

Diamants  147  R. 
Malagnini,  G.,  s.  Magnanini,  G. 
Malm  ström,     R. ,     Messung     grolser 

elektrischer  Widerstände  384  R. 
Marmier,  E.,  s.  Lunge,  G. 
Marolli,  G.  B.,  s.  PettineUi,  P. 
Matignon,    C,    Bildungswärme    des 

Mono-  und  Dinatriumacetylens  881  R 
Matteucci,  R.  V.,  undGiustinjani, 

E.,  Das  Selen  in  den  Produkten  der 

Fumarolen    der    Vesuveruption    des 

3.  Juli  1895  150  R. 
Mazzaron,    G.,    Bemerkungen    über 

den  Nachweis  der  Chloride  durch  die 

Chromylchloridbildung  160  R. 
Merigold,  B.  S.,  s.  Richards,  Th.  W. 
Merz,  A.,  s.  Goldschmidt,  H. 
Metzger,  0.,  s.  Hilger,  A. 


509 


Meyer,  R.,  Einflufs  der  chemischen 
Konstitution  von  Substanzen  auf  ihr 
Pluoreszenzvermögen  365  R. 

Meyer,  V.,  Über  die  Schmelzbarkeit 
d. Platins  im Kohlengebläseofen  ld4R. 

—  und  Recklinghausen,  M.,  Vor- 
arbeiten zu  einer  Untersuchung  über 
Dampfdichtebestimmung  bei  extre- 
men Hitzegraden  405  R. 

Meyerhoffer,  W.,  Anwendungen  der 
chemischen  Gleichgewichtslehre  auf 
komplexe,  anorganische  Verbindun- 
gen 379  R. 

—  Abänderung  des  ßeckmann'schen 
Ge^erapparates  405  R. 

Miolati,  A.,  Additionsprodukte  des 
Kaliumplatonitrits  146  R. 

—  und  Rossi,  G.,  Fluoride,  Fhiosalzr 
und  Fluoxysalze  der  Kobaltammo- 
niakverbindung 145  R. 

Moissan,  H.,  Darstellung  des  Man- 
gans im  elektrischen  Ofen  130  R. 

—  Mangankarbid  130  R. 

—  Darstellung  des  Eisenkarbids  durch 
direkte  Vereinigung  des  Metalls  mit 
Kohlenstoff  131  R. 

—  Bomickel  und  Borkobalt  134  R. 
Mond,  L.,  Geschichtlicher  Überblick 

der  verschiedenen  Methoden  zur  Dar- 
stellung des  Chlors  126  R. 

Monsacchi,  U.,  s.  Schiff,  H. 

Muthmann,  W.,  und  Nagel,  W., 
Permolybdate  73. 

Mylius,  F.,  Foerster,  F.,  und 
Schoene,G.,  Karbid  des  geglühten 
Stahls  131  R. 

Naccari,  A.,  Direkte  Bestimmungen 
des  osmotischen  Druckes  139  R. 

Nagel,  W.,  8.  Muthmann,  W. 

N ernst,  W. ,  Wanderung  der  Ionen; 
Vorlesungsverauch  388  R. 

—  Kapillarelektrische  Versuche  385  R. 

—  Chemisches  Gleichgewicht,  elektro- 
motorische Wirksamkeit  u.  elektro- 
lytische Abscheidung  von  Metallge- 
mischen 387  Ji. 


Neville,  F.  H.,  s.  Heycock,  C.  T. 
Noyes,   A.  A.,   und  Abbot,    C.  G., 
Osmotischer  Druck  366  R. 

—  und  Wason,  R.  S.,  Reaktionsge- 
schwindigkeit zwischen  Eisenchlorür, 
Kaliumchlorat  und  Salzsäure  401  R. 

—  und  Whitney,  W.  R.,  Geschwin- 
digkeit, mit  welcher  sich  weitere 
Mengen  einer  Substanz  in  einer  noch 
nicht  gesättigten  Lösung  lösen  402  R. 

0. 

Ogg,  A.,  Lösungsgleichgewicht  zwi- 
schen Amalgamen  und  Elektrolyten 
386  R. 

O  s m  o  n  d ,  F.,  liCgierungen  der  Silber- 
Kupfcrgnippe  374  R. 

Ostwaid,  W.,  Studien  über  die  Bil- 
dung und  Umwandlung  fester  Kör- 
per, 1.  Abhandlung:  Übersättigung 
und  Überkaltung  373  R. 

0 verton,  E.,  Osmotische  Eigenschaf- 
ten der  Zelle  in  ihrer  Bedeutung  für 
die  Toxikologie  und  Pharmakologie 
370  R. 

?• 

Palmaer,  W.,  Verhältnis  zwischen 
Inversionsgeschwindigkeit  und  Kon- 
zentration der  Wasserstoffionen  400  R. 

Paul,  Th.,  und  Krönig,  W.,  Ver- 
halten der  Bakterien  zu  chemischen 
Reagentien  370  R. 

Pauling,  H.,  Zwei  neue  galvanische 
Elemente  389  R. 

Pesci,  L.,  Organische  Quecksilber- 
verbindungen des  Dimethylparato- 
luidins  und  des  Paratoluidins  276. 

Petinelli,  0.,  und  Marolli,  G.  B., 
Elektrische  Leitfähigkeit  erwärmter 
Gase  138  R. 

Pfeiffer,  P.,  s.  Werner,  A. 

Philips,  B.,  Hilfsbuch  fttr  chemische 
Praktikanten  244  B. 

Piccini,  A.,  Titanalaune  und  Mangau- 
alaune  355. 

Pickel,  J.  M.,  Apparat  für  die  Elek- 
trolyse der  Salzsäure  als  Vorlesungs- 
versuch 128  R. 


—     510 


Pinerua,  E.,  Methode  zur  Trennung 
von  Nickel  und  Kobalt,  Nickel,  Eisen, 
Robalt  und  Aluminium  133  R. 

—  Trennung  des  Nickels  von  Kobalt 
und  Eisen  und  des  Kobalts  von  Alu- 
minium 133  R. 

—  Trennungsmethode  des  Nickels  vom 
Kobalt,  des  Nickels  vom  Eisen  und 
des  Kobalts  vom  Aluminium  161  R. 

Pope,  W.  J.,  und  Kipping,  F.  S., 
Einflufs  optisch -aktiver  Lösungsge- 
nossen 377  R. 

Purgotti,  A.,  Bestimmung  einiger 
Substanzen  durch  Hydrazinsulfat 
160  R. 

—  Anwendung  des  blauen  Molybdän- 
oxyds in  der  Mafsanalyse  161  R. 


R. 

Rabe,  W.  O.,  s.  Hofmann,  K.  A. 

Raoult,  F.  M.,  Einzelheiten  zu  der 
bei  genauen  kryoskopischen  Unter- 
suchungen befolgten  Methode  —  Ein- 
flufs der  Überschmelzung  auf  den 
Erstarrungspunkt  der  Lösungen  von 
Chlomatrium  und  von  Alkohol 
367  R. 

Rebuffat,  0.,  Calciumaluminate 
148  R. 

Recklinghausen,  M.,  s.  Meyer,  V., 
405  R. 

Reuter,  M.,  s.  Treadwell,  F.  0. 

Richards,  Th.  W.,  Geschwindigkeit 
der  Entwässerung  krystallisierter 
Salze  165. 

—  und  Merigold,  B.  S.,  Cuprosam- 
moniumbromide  und  Cuprammonium- 
salfocyanate  245. 

Rivals,  P.,  8.  Baubigny,  H. 

Rosenheim,  A.,  und  Koppel,  J., 
Kobaltoxyd nitrite  und  Kobaltnitro- 
cyanverbindungen  35. 

Rossi,  G.,  s.  Miolati,  A. 

Rossi,  U.,  s.  Carrara,  G. 

Roth,  W.,  Lösiichkeit  von  Gasen  in 
Waspor  und  in  verdünnten  wässeri- 
gen Lösungen  366  R. 


S. 
Sabanejeff,  A.,  Strukturisomerie  bei 
anorganischen  Verbindungen.  L  Iso- 
merie    der  Ammonium-,    Hydroxyl- 
amin-  und  Hydroxinsalze  480. 

—  strukturisomere  anorganische  Ver- 
bindungen 378  R. 

Sabatier,  0.,  und  Senderens,  B., 
Einwirkung  des  Nickels  auf  Acetylen 
133  R. 

Salomon,£.,  Theorie  des  Reststromes 
389  R. 

Schaum,  K.,  Arten  der  Isomerie  377 R 

V.  Schelc,  C. ,  Praseodidym  und 
dessen  wichtigste  Verbindungen 
310. 

Schenk,  R.,  Untersuchungen  über 
die  krystallinischen  Flüssigkeiten 
371  R. 

Schertel,  A. ,  Darstellung  der  Salze 
der  PlatocyanwasserstolFsäure  134  R 

Scheurer-Kestner ,  Einwirkung 
von  geschmolzenem  Atznatron  auf 
Schmiedeeisen  und  GuTseisen  ISOR. 

Schiff,  H.,  und  Monsacchi,  U., 
Lösungsausdehnung  des  Chlorammo- 
niums 368  R. 

Schoene,  G.,  s.  Mylius,  F. 

Schreinemakers,  F.  A.  H.,  Gleich- 
gewicht bei  Systemen  von  drei  Kom- 
ponenten, wobei  zwei  flüssige  Phasen 
auftreten  können  395  R. 

—  Gleichgewicht  im  System:  Wasser, 
Chlomatrium  u.  Bemsteiusäurcnitril 
396  R. 

—  Gleichgewichte  in  Systemen  von 
drei  Körpern,  wobei  zwei  flüssige 
Phasen  auftreten  396  R. 

Seidel,  0.,  s.  Förster,  F. 
Senderens,  B.,  Untersuchungen  über 
Metallfällungen  396  R. 

—  s.  Sabatier,  0. 

S  p  e  z  i  a ,  G.,  Druck  bei  der  Einwirkung 
von  Wasser  auf  Quarz  162  R. 

V.  Stackeiberg,  E.,  Verteilung  des 
Stromes  auf  mehrere  Ionen  in  ge- 
meinsamer Lösung  384  R. 

Stanek,  VI.,  Schwefelsabee  117. 


511     — 


Stohmann,  F.,  und  Hausmann,  £., 
Wärmewert  der  Amide  und  Anilide 
der  ersten  Glieder  der  Beihe  zwei- 
basischer Säuren  381  R. 

Stortenbecker,  W.,  Löslichkeit  von 
hydratierten   Mischkrjstallen   376  R. 

Stroud,  W.,  und  Henderson,  J.  B., 
Methode  zur  Bestimmung  elektroly- 
tischer  Leitfähigkeiten  mit  Gleich- 
strom 404  R. 


T. 

Talbot,  H.  W.,  Flüchtigkeit  des  Ferri- 

chlorids  131  R. 
Talmadge,   J.    M.,    Loslichkcit   von 

festen  Kör]jern  in  Dämpfen  364  R. 

—  Verhalten  einer  Lösung  von  PbJgK. 
2H2O  beim  Eindampfen  8^3  R. 

Tarn  man,  G.,  Grenzen  des  festen  Zu- 
standes  371  R. 

—  Erstarrungsgeschwindigkeit  403  R. 

Tan  gl,  F.,  s.  Bugarszky,  St. 

Tanret,  Einwii'kung  verdünnter  Sal- 
petersäure auf  Nitrate  bei  Gegenwart 
von  Äther  399  R. 

Tarugi,  N.,  Darstellung  des  Ammo- 
niumferricyanids  151  R. 

—  Platiuamalgam  und  seine  Anwen- 
dung in  der  analytischen  Chemie  15 IR. 

—  Gang,  neuer,  zur  Trennung  der 
Phosphate  in  der  Ammoniakgruppe 
152  R. 

—  Thioorganische  Verbindungen  des 
Arsens  152  R. 

—  Verhalten  der  Thioessigsäure  gegen 
Salzlösungen  153  R. 

—  Chromarseniat  154  R. 

Taylor,  R.  S.,  Unterjodige  Säure  und 
Salze  1 30  R. 

Taylor,  S.  F.,  Verteilung  der  Essig- 
säure zwischen  Chloroform  u.  Wasser 
399  R. 

Tessarin,  V.  Z.,  Elektroly tische  Dis- 
soziation von  Lösungen  in  Ameisen- 
säure 143  R. 

Thomas,  V.,  Einwirkung  von  Jod  auf 
Zinnchlorür  130  U. 


Thomas,  V.,  Einwirkung  der  Stick- 
stoffoxyde auf  Eisenchlorür  und  -bro- 
mür  131  R. 

Thorpe,  T.  E.,  Existenz  von  Alkohol- 
hydraten 380  R. 

Tolomei,  G.,  Geschichte  des  Kohlen- 
stoffs 150  R. 

Traube,  H.,  Zusammenhang  des  opti- 
schen Drehungsvermögens  von  Kry- 
stallen  mit  dem  Dreh  vermögen  der 
Körper  im  nichtkrystallisierteu  Zu- 
stand 376  R. 

Treadwell,  F.  P.,  und  Reuter,  M., 
Löslichkeit  des  Bikarbonate  des  Cal- 
ciums und  Magnesiums  170. 

Turi,  G.,  Analyse  einiger  Serpentin- 
arten 162  R. 

Tuttox,  A.,  Zusammenhang  zwischen 
dem  krystallographischen  Charakter 
isomorpher  Salze  und  ihrer  chemi- 
schen Zusammensetzung  375  R. 

V. 

Vater,  H.,  Einflufs  der  Lösungs- 
genosseu  auf  die  Krystallisatiou  des 
Calciumkarbonats  372  R. 

Vitali,  B.,  Volumetrische  Bestimmung 
der  Reinheit  des  Alauns  und  des 
Zinksulfats  159  R. 

Vitali,  D.,  Verfahren  zum  Nachweis 
des  Natriums  in  käuflichem  Alumi- 
nium 159  R. 

Vollmer,  B.,  s.  Dorn,  E. 

Volkmann,  0.,  Notwendige  und  nicht- 
notwendige Verwertung  der  Atomistik 
in  der  Naturwissenschaft  377  R. 

W. 

Wachs,  C,  s.  Goldschmidt,  H. 

Walker,  J.,  und  Hambly,  F.  J., 
Elektrische  Leitfähigkeit  von  Di- 
äthylammoniumchlorid  in  wässrigem 
Alkohol  384  R. 

Wallach,  0.,  Tabelle  zur  chemischen 
Analyse  zum  Gebrauch  im  Labora- 
torium und  bei  der  Repetition  24*2  B. 

Waaon,  R.  S.,  s.  Noyes,  A.  A. 


—     512     — 


Werner,  A.,  Beitrag  zur  Konstitation 
anorganischer  Verbindungen.  Mit- 
teilung XIV  ö2. 

—  und  Pfeiffer,  P.,  Molekül  Verbin- 
dungen der  Zinntetrahalogenide  und 
der  ZinnalkyJc  82. 

Weinland,  R.,  und  Gutmann,  A., 
Reduktion  der  Thiosulfate  zu  Sul- 
fiten durch  einige  Salze  in  alkoholi- 
scher Lösung  409. 

—  s.  Hilger,  A. 

Whitney,  W.  R.,  s.  Noyes,  A.  A. 

Wildermann,  M.,  Molekulardepres- 
sion  von  Gemischen  zweier  Nicht- 
elektrolyte  367  R. 

Winkler,  GL,  Atomgewichte  von 
Nickel  und  Kobalt  236. 

Würfel,  W.,  Mülekulargewichtsbe- 
stimmungen  an  krystallisierten  Sub- 
stanzen 372  R. 


Y. 

'  Young,  S.,  Dampfdrucke,  spezifische 
Volumina  und  kritische  Substanzcu 
des  N-Pentans  365  R. 

Z. 

Zaitschuk,  A.,  Chemische  Gleich- 
gewichte zwischen  Äthylalkohol  und 
Schwefelsäure  380  R. 

Zanardi,  J.,  Quantitative  Bestimmung 
des  Eisens  auf  kolorimetrlschem  Wege 
im  käufiichem  Ku])fer8ulfat  I  r»0  R. 

Zecchini,  F.,  Einwirkung  von  in  orga- 
nischen Lösungsmitteln  gelöster  Salz- 
säure auf  Zink  402  R. 

Zecchiui,  J.,  Einwirkung  der  in  or- 
ganischen Lösungsmitteln  gelösten 
Salzsäure  auf  Zink  144  R. 

Zoppellari,  J.,  s.  Carrara,  G. 


RETURN     CHEMISTRY  LIBRARY                               1 

TO^     100  Hildebrand  Holl          642-3753      1 

LOA^ERIOD  1 

2 

S 

'OW 

5 

'~'^1< 

Wi  nrmi '  min  i  Pirrrrriirn  irirrTfitM 

Renewable  by  telephone 

DUE  AS  5TAMPED  BELOW 

,..  ■>    .^. 

1^ 

UNIVERSITY  OF  CALIFORNIA,  BERKELeY        1 
FORM  NO.  DD5.  3m,  12/80          BERKELEY,  CA  94720 

/' /     HCl  1^5